BR 305 .F55 1835 v.2
Flathe, Ludwig, 1799-1866
Geschichte der Vorl aufer
der Reformation
i
)
b ex
S5or(äufet Steformation
Dr. CutiuJtg i^latljc,
auferorl'. "Profcfior bcr "Pfcilofopbie an \>i\ Unipcriitat S«ipjio.
-^i|>Jtdr 1836.
bei ©eorg ^cacfeira ©pfi^en.
X)ie röraifc^e ^irc^e i'm Streite mit (id) felbj!
uub mit ber SBelt
^n)ctf)unbert ^atixe wann am ^tfnfange be§ bretje^nten
3af)r^unbcrt§ »erpoffen, fettbem bie ^roteftation gegen büä ro'
mifdje Ätrd)entt)um aufgetreten wav mit SSebeutfamfeit , jwei
5al;rl)uncertc waren im Äam^jfe um ©ein unb 9lid)tfein bem
Segteren ba^ingcgangen. 3« bemfetben war enbtid) ein (Sieg
errungen rcorben. Siefer Sieg bejlanb nid>t in Ueberwältigung
teä e»ange(ifd)en ©eifieä , beffen louteä SSefenntni^ bie ©e^
wolt woi)l nieberjubrücfen, rcüä)tn fie aber on fid^ felbjl nies
matS ju jerjloren üermag. X>a$ rümifd)e Äirdjent()um offen«
barte eben in bicfem (Stege feine ganje ©djrcädje. @§ Ijattc
ni^t überjeugen fcnnen unb nid)t übevjeugen »ollen, e3 ^atte
eine «Sadje, bie nur geführt werben fonnte burd) Ueberjeugung
unb burd) bie ^rcbigt, geführt mit ber J^anb ber ©ewalt. 25ic
SSolIEommenen ber eoangelifd)sfatf)olifd)en Äirdje waren getöb»
tet ober jerftreut weit burcl> bie ßänbet ber ©rbe. X)k ©laubigen
waren wieber in ben (Sd)oo^ beä t)errfd)enben Äird)entl)um§ ge»
:preft werben. 2luf bie gürfien war bie §urcl)t gelegt, bap fic
»erlicren würben, waä iljnen baä 2Bertl)efie war, wertn fte ber
Äirdjengewalt ungel;orfam ju fein fid) unterfingen. 2luf bic
9Kenfd)en alle war bie 23eforgni^ geworfen, ba^ greitjeit unb
(Et)xe, ©üter unb ßebcn, Äinber unb Äinberglütf auf ba§ (S^)iel
gefegt werbe, wenn fie ftd) IjerauSbewegen wollten au§ bem
jRreife, weld)en baö mdd)tige ©acerbotium um fie gejogen l^attc.
£)ie Äird^e, nid)t meljr wanbelnb auf ber Strafe be§ ^mn
unb ber 2fpo|lolen, batte ©ewalt gelegt auf bie SJJenfdjen, l)otte
ba§ laute SSefenntni^ ber eeangelifcben greil)eit jum tobe^wür^
bigen aSerbrecljen geftempelt, ^)«ttc bie füllen ©laubenäboten ge;
II. S6eil. 1
[djlageii, mldje ben 'tf^)oj?£>Icn nact)(irebenb in it^xz unb geben
mit bem ewigen 9Borte bet £i«be unb be§ grieben§ burd) bie
SBelt gejogen waren.
2)tefc ©ewatt (jatte nUerbingä ben au^etit, tpobl nidjt mcf)t
aHjufernen , SSriumpI) be§ ©»angeliurnö ju ^inbern »ermodjt,
ober ber ©eijl beffelben war unubermaltiget geblieben unb ba§
r6mif4)e Äird^entt^um wupte e§ wobl, bap berfclbe nod) burd)
bie 2ßelt fdjritt. Sie Snquifttion war beflimmt, jeglidjen ßaut
beffelben aufjufangcn unb in ber '3la(S)t beä a;obe§ ober be§
Werter» ju begraben, ju wem er gefommen. "Ubtx tl)ei(§ war
e5 unmögiid), bie Snquifition aUentt)alben bin ju »erbreiten,
ober, wo()in fie verbreitet werben, fte and) immer fortjuerf)aU
ten, bamit wirf(id) jeber einzelne 8aut be§ ©wangeüi aufgegrif=
fen unb jeber ©ebanfe, welcher wiber bo6 ()crrfcbenbe ©»)fteni
Der Äird)e war, jum (Sdjweigen gebradjt werbe, tbeil§ fonnte,
ba bie Äird^e immer befjauptete unb behaupten mupte, bap fte
auf bemfclbcn (^oangelio ftünDe, weldjeS fte anbererfett§ ju über»
waltigen {Ircbte, felbfi mit ber 3"quifttion nid)t jeber Son au§
bemfelbcn evbrücft werben. Sa^er fel)lte e§ ju feiner geit an
Sbeen, S>orjtelIungcn unb £et)ren, bie, ou§ bem ©wangelio ent;
floffen, gewiffcrmaßcn eine fd)weigfome ^roteftation gegen bie
Äird;e einlegten. 2Mefe »erfolgte bann oft fotd)e S!}?einungen
unb 2cbren weiter nic^t, wenn au§ if)nen nid)t bie (Sonfequen--
Itn unb gofgcvungcn gejogen würben, burc^ weldjen bie ()errf4)enbc
Äirdjenwetfe crjl birect gelaugnet unb eerworfen warb. <3tc
fonnte fie nid)t »erfolgen, wenn fte nicf)t fagen wollte, wa§ fte
ebenfalls nidjt fagen fonnte, baß fie ba^ @t>angelium ganj bei
(Seite gelegt b^be. 25aber mupte bie Äirdje fo 23icle§ überfc-
bcn, wo^, wenn e§ aud) fein offener äBiberfprudj war gegen
fie, bod; Zweifel an ibrer SBabrbeit aufregen fonnte. SBenn
ben 9}?cnfcben gefagt warb, baß unter ben ©eboten be§ .^errn
am i)bd)^tn baö ©ebot tton ber ßiebc unb wenn fie bie
.Kird^e betra'Jbteten, bie immer in Äampf unb ©treit lag, bie
immer JBannflrablen unb SSerwiinfcbungcn im 9}?unbe fütjtte, fo
war eS b'einabe unmöglicb, baß nidbt Sweifel unb IBebenflid);
feiten in bie ©eelen berer geworfen würben, welche ju benfen
üermodjten. Unb fo war eä mit toielen anbern ®aljen, welche
oerfünbet werben mußten, ob fte wobl oucb in biefer ober in
ener 9ßeife in SBiberfprud{) mit ber jei^igen Äirclje flanben.
'iMIfo fonntcn bie Baute t>ti goangeln ntd)t ganj unftr*
btücft werben, »wie fefjr moii fte aud) ju unterbrücfen wünfdjte.
Sie Ijoben immer fortan getonet mitten auö bem ®ci)oope ber
fleifd)licl)en ^ird}? Ijerauä unb bic (Seelen ber SKenfdjen al!frec^)^
ertjalten , baf fte nid)t ganj unter bie 8aj! fanfen, mlä)e tiu
felbe ouf fie gelegt t)otte. libn felbfl ba§ Außere äBefenntni^
be§ Soangeliumä gelang bem romifdjen Äird?ent^ume nid)t ganj
ju unterbrüdcn.
SBalbenfifdje ©emeinen finb bcfonberä im füblidjen grnnf-
reid) unb an ben SJiorfungcn jroif^en gronfreid) unb Italien,
übrig geblieben. ^) Unmittelbar naö) ber großen SSevfolgung,!
welche am ^Tnfange be§ breijetjnten Sal)r()unbertö begann, idyn^
nen fid) bic SBalbenfer (tili gel)alten ju tjaben. 2)ie Eatl)oltfd)en
Äirdjen würben »teber befudjt unb bie fatl)olifc^en ffiraudie bt-
obad^ttt. Hbtr bie reine tti)tt erljielt fid) im Stillen, unb felbft
bie Snquifttion war nidjt im ©tanbe, baS innere ber gami-
üen ju burd)fpäl)en. £)ic ?)dpjie beS breijeljnten Sa{)rl)unbett^-
ijaben fid)tbat ber SEBalbenfer tergeffen, beren 9?ame juwei;
len no(^ in einer apoflolifd)en SSerorbnung erfdjeint. Hui) ber
Tixmen von gpon wirb bann mit gebadfjt, bod) mef)r, um 2flle§
jufammenjuflellen, nja§ an .Sehern unb Äe^ernamen befannf,
al§ um eine noö) je^t lebenbige Äe^erfecte ju bejeidjjiicn. "UU--
raalig tjerltert fid) ber 9f?ame ber "Ktmtn »on gpon gdnjlid). ©ie
ftnb ja niemals etroaf ünbtxtä gewefen aB bie SCBalbenfer unb
ba§ Sntereffe ber römifdjsfatljolif^en &itd}e, bie et>angelifd);fa=
tf)oltfct)e al§ ein vkl^aö) in fid) felbfl ®etl)eilteä barjufleUen, ift
nid)t met)r »orbanben. "Kbtt im öierje^nten 3al)rl)unbert ifl Stom
»icber fel;r beforgt rcegen ber SOBalbenfer. 2)te Snquifttion ijl
1) 9tud) im 3nnern 3tQHcn6 fehlte eö no(% im funfäcl^nttn Sabt^ün»
btrt nid)t on SIBalbenfcrn. SScric^t eine« Äc|{mtrijier«. Transivi in Loöm-
bardiam, nbi continue praedicari in cunctis civitatibas, villis et castus
et ultra, scilicet in dominio Montisferati, praecipue in dioecesi Larinenßl. ^
Eas omnes et singulas Talles hereticorum tarn Waldensiam quam Gata-
rornm per ordinem visitavi praedicando. Cansam reperi in eis praeci-
paam heresom et erroram absentiam praedicatomm : nam ot veraciter
percepi ab incolis illis, triginta anni erant elapsi, ex quo nullus eis
praedicarerat nisi Waldenses heretici, qai ad eos consuetudine veniebaot
de Apalia bis in anno. Raynald. Annales ecclesiac. an. 1404. XVII^
pag. 271. 5ipulien ®i§ Bpolt^njifd)« ©fmdnBen. ccn benen nc(^ Olaik
(cnöbcten ouöge^en.
1 •
in 5v<jnfveid> in 58erfaU gcfommcii, ') bic S5tfdf>üfe finb feijr
nacl)Iäffi9 geworben unb l)aben fiel; um bie Unterbrürfung btcfer
Äe^crct fafl gar nid)t gefümnicrt, ber "KM nimmt ^in unb
vpieber bie SBalbenfer unter feinen ®d)u^ unt> bie gürjten müfs
fen ju neuen SSerfolgungen gegen fte ermal)nt werben. ^) 3n
©aooicn unb ^temont finb SBalbenfer ju ftnben. Sn %xant-
xtiä) fdjeint bie 25auipt)in^ xl)x ^auptftfe ju fein. 2)ie 2)i6cefen
oon 58ienne, S)üerbun, 5j;arantaifc, 58alencc, SSiöierä finb woU
won if)nen. S(il)re 1375 mup bie Snquifition, weldje m-
faEen ijl, in granfreid) wieber f)ergej!ellt werben. X>k SSerfoU
gungen beginnen bann mit neuer Äraft. 3n ^oerbun liegen fo
»iele SBalbenfer im ©efangnip, ba^ man n\ä)t wei^, wie man
ftc ernähren foll, unb bodf) muffen nodj) neue ©efangniffe erbaut
werben. 3>od) unter allen SSerfolgungen crl)ülten fid) bie voaU
benftfcl)en (Semeinen fort, ob woljl iljre aupere Äirdje immer
me()r unb mel)r iufammenfdjmiljt.
€ä »erbient bcmevft ju werben, baß nad) ber großen 58er;
fülgung beä breijel^nten Satjrljunbertä in granfreid) immer nur
wn ben SBolbenfern in ben o^oflolifd;en S)ccreten unb nidjt
aud^ »on ben Äatl)arern bie Siebe ift. 2lllerbing§ betradjtete
ber romif^je ©tu()l beibe gern at§ ibentifd), unb bie 2lcten ber
Snquifition,, üon SJouIoufc weifen nad), bap e§ nod; einjelne
Äatl)arer gab. Sod) la^t fid) au§ bem ©djwcigen ber aipojto;
lifd^en 2)ecretc über bie Äatt)arer in granfreid; woljl fdjliepen,
bap fie überhaupt l)ier an 3<il)l weit weniger bebeutcnb gewefen
aB bie S!ßalben|er. Sie ^at^arer tljeilen ba§ (3d)icffal berfelben
ober ber alten eüangelifd) = Eatl)olifd)enÄird)e. 25er Äatf)ariämu§
üerfd)winbet aümölig au§ bem mittleren Europa unb fd)eint ftd)
bortl)in jurüifiujieljen, oon wannen feine Urfprünge ge!ommen.
Um bie 9J?itte bcö breije^nten Sal)rt)unbertö 5af)lt ^feiner nod)
»iertaufenb SBoUfommene ber Äatt;arer unb meint, bap bie 3at)l
iljrer ©laubigen noc^ fo grop fei, bap fie fid) nidjt beredjnen
1) Limborch. Historia Inquisitionis , pag. 74.
2) Gregor IX. Epist. apd. Wadding. Annalus Minoruin a. 1376. pag.
329 — 331.
3) SSielc €blc in ©aoetcn tulbctcn nid)t, ba§ W Snquifitton bic ^ro:
jcffe gegen bic SSSolbcnfcr begann. Gregor IX. Epist. ad Amadeum coinit.
Sabaudiae a. 1375. Wadding. Annales Minorum VIII. pag. 311.
4) Wadding. Annales Minorum a. 1375 VIII. pag. 315.
licpe, •) 2Cber gegen t»aä ©nbe beä b'veije()nten 3«{)rl)unbcrt6
fdjeint au5 Italien unb au5 Jcanfreid) ber Äat^aviämuä öer^
fc^njunben ju fem, in fo fern er eine größere ©enoffenfdjaft
unb bejlimmte £!vganifation , ober, um nad? feiner eigenen
SSeife ju reben, eine aud) duperlid) erfdjeinenbe Äirdje geroefeu
war. Ginjelne blieben freilid? übrig.-) 25ie ^dpj!e nennen jroar
flud) fpdter bie Äatbarer nod; oftmofö mit, wenn fte im 2(llge-.
meinen bie Äefeet benennen. 9?eben fte aber üon ben Äatf)arern
inäbefonbere, fo jeigt fid), bap fte nur nod) in Ungarn, ©er;
üien , 25almatien unb JBoänien in bebeutenbcr "Knia^ ju ftnben
finb. £)ie ^dpjte nennen fte je^t gewö^nlid) SJfanidjder ober
©ajjarer. ^) 25iefe ^oxm xoax auä) fd)on früf)er bemerft roorben
unb fie war üiellcicbt berjuteiten t)on ber flcincn (Stabt ßaja=
reä bei] SSouioufe. 2Benn man aber biefelbe je^t brauet, fo
fd^eint babei an ba» SSolf ber ßbi^fir^" 9ebad)t worben ju fein.
25ie Äatbarer b^tte man and) ^Bulgaren genannt, »eil ber Äa'
tbariSmuä unter biefem 58ülfe berrfdjen follte. 3ene Äe^er aber
in ben £)fildnbern mögen njof)l etjer ^aulicianer aB rcirflicbe
abenbldnbifcbe Äatljarer gewefen fein. 2)ie apoftolifd^en 2)ecrete
reben »on ibren ©laubenämeinungen nicbt. (Sie ftnben ftd; in
jenen Sdnbern nod) im fünfzehnten Sa^rbunbert, unb, wie e5
fdjeint, in bebeutenber 3abl. *) Sm funfjebnten Sabrbunbert
tuor felbjl ber Äonig <5tepb<in Sboma§ »on SBoänien einmal
biefem S!Äanid)di§mu§ jugetban. ^) Hbtx bie gortbouer biefe»
©ei|ie§ beS SBiberftanbeä fi^et ber romiftben .Kirdjc nidjt an
bem ^erjen unb fdjabet ibr nicbt
^er ®ieg, rodöjtn baä romifdbc Ät*td)entbum über bie5Be=
fenner beS goangelii erfodjten, war fein ®ieg, ber tbm ©icber;
beit gcwdbrte. 25aä SBefen ber Onfidjerbeit unb ber ©efabr
rubele in ibm felbfi. 23enn inbem cö bem (feangelio nicbtganj
entfagen fonnte unb tvoHte, b<itte eS ben ©eifl beffelben immer
1) Reiner, adv. Catharos pag. 175. De La Bigne. Max. Bilil. Patr.
, XXV.
2) Mnratori Antiq. Ital. V. pag. 172.
3) Raynald. Annaics ecclesiae XV. pag. 334.
4) Uli Subroig bct ©rofc SBulgortin crotcrt i)atu, foOcn isort 200,000
9!J?amd)äer im 3a6ro 1366 bcfc^rt unö getauft worbcn fein. Rajnald. An-
nales ecclesiae XVI. pag. 456.
5) Raynald. Annaics ecclesiae an. H47. XVIII. pag. 341.
ju fürd)ten unt> i)at rtud) niemalö üor cenifelben «djte 9?u{)e
gewonnen. 3\vax gefdjal) S3ielc3 gejjcn bie tjeilige ®d)rift, in
roeldjev man, wie wenig e6 ouc^ eingefianben , ja «ie l)oä)
fie ani) g«pricfcn warb, tod) ein fcinbfetigeS ©ein ernannte.
£>en gaten war fie i.i ber ©prod^e, in weldjer fte i^nen allein
frommen fomite, genommen werben. 25enfe[ben 8aien warb
von ©regor IX. Untetfudjnng über bie ®d)rift anjujtellen »er^
boten. 2)et Saie «foUte nid)t meljr fragen bürfen nad) bem
®nmbe, auf bem bie .Rird^e pel}en wollte, weil biefer ©runb
ein önbever war, al§ ouf bem fie ftet)en foUte. "Kiiä) ber Äk:
ruS befd)aftrgte fid) entweber nidjt me^r mit ber ©d)rift, ober
er bet)anbe(te fie in ber feltfnmen fcl)olaflifcl)en SGBeife, bic fid)
tief in bie gelel)rte SBelt eingejwangt (jatte, mlä)t üngefel)en
warb für bie flHein redete ©elefjrfamfeit. Qt beijanbelte fie in
jener 2öeife, welche 2(lleS, waä man eben wollte, je nad)bem
cö notl)ig, f)erau6 unb \)nmn erflaren fonnte. £>od) war felbjt
fülclje 2lrbeit in ber ^eiligen ®d)rift, weldje mit ber ©rflarung
ber bunfcln 'ifpocalppfe fid) om meijlen befdjdftigte, nur ben ei»
, gentlid)en ®ele()rten überwiefen. £)ie ©acerboteä fragten nid^t
mef)r nad) ber ©djrift unb bie .Sirdjenfürfien fa^en eS gern,
l bo|5 fie nid)^ me^r barnöd) fragten. 25af)in fom e§ im öier}ef)n=
|tcn Sv5l)r{)unbert, bap foldje ^rieper, weldjc baS SBort ®otte§
nod) trieben, »etlad)t unb »erf^ottet würben. Sa ba{)in fam e§,
ba^ fie betrad)tet würben alS unnü^e unb felbfl gefäl)rlicl^e SKens
fd)en, bie fid) unwürbtg be6 ©acerbotii mad)ten, ba§ ja in tU
waö ganj 2inberem be|ief)e, a(§ bie i5Kenfd)en ju le()ren unb fie
ju ben äueOen be6 .l^eileS ju füt)ren.^) 3)ie ©d)rift warb in
ben .l^intergrunb gebrangt, fo weit man es ttcrmod)te; oberbaä
ße^te unb 2(euperfte tonnte gegen fie nid)t gefd)c(;en. ^(fo blieb
ber Äird)e immer ein gunbament, welches mit it)r jlritt unb baä
fie barum ju mi)Mtn fud)te.
®a§ 2fuf()6rcn ber eöangelifcl)en ®(aubenöbotfd)aft, weld)e
1) Si quis fortasse pastor surrexerit qni praedicatione animas lacri-
faccre studeat, extemplo in morsas ipsius omniiim dentes acuentiir. lUom
prorsus ineptum nec dignam sacerdotio clamitabnnt. Quippe qui legiiai
humanariira nescius, jura sua defendere non idoneus sit, suos sabditos
regere, mulctare et coercere per canonicas ccnsuras non noverit, nihil-
(jtie aliud didicerit, nisi inerti otio aut sermocinationi incambere. Cle-
iiiangis. de ruina ecciesiae, apd. von der Hardt I. pag. 22.
— 7 —
in fo fd)6nen, fräftigen unb gefunben Tfnfängen »«rtjci^cn t)atu,
ba§ menfd)lic^c ®efct)tedjt jur redjten ^rfenntni^ beä ßfjrilten-
t()uniä, butd> biefe jum nxil^ren d^rtjilidjen ßeben ju füljren, ba-
mit baä Sieid) ^ttea auf ^rben mä) M6QÜd)h\t »crtvirflid^t
werbe, führte ein unermef lid)e§ 9Jefu(tat für bie europaifdje ^SbU
UtMüt i)ttbti, ein Siefultat, mld)(^ erfüllt mit ben Ijerbjien
» @d)merjen unb mit ben trübficn ©ebanfen. 3)enn bie romifcl^c
Äirdje ging nun fort auf i^ren Sahnen, aber warb ftnjierer
unb trüber nod) auf benfelben, alä c5 früfjer gewefen war. (5ä
war fc^on frütjer nidjt Ijelle gewefen auf biefen S3at)ncn, aber
eS wirb ftd^tbar anberä unb fdjlinimcr »om 2Cnbeginn be§ brei«
5e()nten Sö{;rf)unbert», unb biefe» @d)Iimmere bauert mit unge^
mtnberter ^raft fort burd) bie folgenben 3al?r{)unberte. ^ie
Äirdje U^rte nid)t, ober waä fie let)rte, warb nidjt üerftanben
unb bienete aud) nidjt jur (Srfenntnip be» (5^ri(lentbumö unb
baä djrijllioje geben ju forbein. (So oollftdnbig f)atte bie ^re=.
bigt nod) niemalä bei ber weltlidjen ®eifllid;feit aufgcljort alä
jefet. 2)ie Äird)enfürjten fd)ämten ftd) ber ^rebigt unb ber un^
tere Äleruä tljat c§ i\)t\en nadj. ^) "ilbtt bie SBJunber xmi)xUn
fi4> unb bie ber gefie warb gefleigert, bie 9?eliquieu fd;ic;
nen eben, wie man bie ©üangclifdjen ju befdm^jfen Ijatte, auö
ber ßrbe ju wadjfcn. '■Kber bie grommigfeit, bie ßiefce, ber
©füube, fie waren nirgenbs mefjr ju ft'nben. 6ie fagcn eö ja
fetbp, bie im üicr5el)nten Saf)r^unberte leben, unb e3 fagt e3
nid)t einer, fonbern meljrere unb felbfl greunbe be§ Äirdjen^
t()umä fagen e§, ba^ e:» auf baä 2leuferjte geFomnicn fei, bap
bie Äird)e »erwanbelt ju fein fd)eine in eine ^Dl)le beö SSofen,
bap man nicljt me^r auä noc^ ein wiffe unb ben äufammenjiurj
beS ©ebdubeä be6 (5i)rijlentl)umä befürd)te, wenn nic^t ©Ott
bajwif4)entrete mit einem SEBunbcr. ^) @5 fommcn ©timmcn
1) Praedicandi officium ila viluit, nt nibil magis indignum aut ina-
gis suae dignitati erubescendum existiment. Cleuiangis. de luiiia ectle-
siae. pag. 22.
2) Insignis illa Christi aXila, illa olim arx divini cdKus cxioiia im-
maniam spelaaca latronum facta est. Ex nno quideni fonle dcscendit
origo mali. Accedont fönte« alii minores, ex quiljus ingens omnimodae
miseriae floraen exaestuat. Quo necesse est piopediem pereamus ac nisi
bnmanae perfidiae divina pietas occurrerit, triste naufiagiam patiatur ec-
clesia. .Petrarca. Epistolae sine titiilo XV.
— 8
reblic!)er unb d)ri|tltcl)et Scanner ou§ biefer ^t\t, ml(t)t in bem
©tauben an biefe Ätrd?e geblieben finb, »on bencn bie SSrujl
tief ergriffen werben muß. 25ie, welche in^biefem ©tauben
bleiben, mmogen ba§ bereits oortjanbcne SRcttungömittet, baS
ßüangelium, nic^t ju fefjen. 25arum begef)rcn fie n)ieber(;i)It ein
ncueä, unmittelbare^ SBunber ©otteä, büß bie dbri|tlid}e SBelt
t)inwe3gerifTen »erbe »on bem 9ianbe beS Untergänge^, olö fei
baä ©»angelium nod) nid;t gegeben unb baö ,^eil nod^ nidjt
gewiefen.
25a3 ßf)rifientl)um fcbien feine Äraft »ertoren ju ijaUn un;
ter ben ^anben biefer Äirdjc. 03 rcarb fein bcbeutenber ^orU
gang me^r gewonnen. ,'©ie gw^fien ber Sitbauer würben norf)
burd) politifd)e ©rünbc bejiimmt, in bie djrifilidje Äirdjc cinju-
treten, unb fie jogen alimdlig iljr fBolf nad? ftd). ©onj! aber
warb nid)tä mebr erreidjt. ©laubenäboten auf ©laubensbotcn
würben ju ben 9)?ongolen gefenbet, aber bie oft unb laut ge=
rüljmten S3efebrungen, weldje üorjüglid) tjon ben X)ominicancrn
unb granciäcancrn betrieben würben, fonfen fcbnell in nidjtö
jufammen. 2)agegen fdjwanfte unter ben ß^riftcn felbjt baä
(Sbrifientbum l}in unb ^er, fjaltloS geworben, weil auf fei;
nem alleinigen ©runbe, bem Süangelio, in ben ^erjen unb in
ber Ucberjeugung ber SUZenfcben nidjt rufjete. Äatbolifdje ©lau;
benöJbotcn, ju ben SRoölemen gefenbet, traten felbfl jum 3älam
über.") 25ann tröjleten ibre SBrüber in ©uro^ja, bie S)?önd)e,
fid) mit nid)t feiten gewiß crfonnenen gegenben, wie bie "Kb-
trünnigen »or ibrem Sobe jum ßbriPentb""!^ jurüdgefet)rt, aB
SKdrtvrer gejtorben unb große Söunber gctban. JBcfcbrte 9)?og5
lernen unb bcht}xtt Suben traten oft ju bem Söabne jurücf,
auä bem fie ba gekommen, weit i^nen bie Jlirdje nid)tä bot.
2a bie gdlle, baß ütjriften im Subentbume unb im Sölam tu
nen SiJrofl fudjten, ben i(;nen bie Äird;e mä)t gab, fd)eincn
immer b«"f'9«r geworben ju fein. ^)
1) Kaynald. Annales ecclesiae XV. pag. 459.
2) Turbato corde audivimus, quod non soliim qiiidam de Jiidaeae
caecitatis errore ad lumen fidei Cliristianae conVursi ad prioren» reversi
perlidiam dignoscuntur, verum etiam qiiann)lurimi Cliristiani veritatem
catbolicac iidei ubnegantes, se damnabiliter ad rituni Judaeoruni transtu-
k'i'iint. Nicolaus IV, apd. Wadding. Aiinales niinorum V. pag. 192.
^)iid)t mint)« finbet Uebcrgaiig »um 3Slnm flott: Admoduni dolentei- au-
I
— 9
SBo bö§ llüQt fid) i)'mmniitt, ba treten Rimberte öon 3eu(j»
niffeii über bcn entfe^lid^en «Stanb bcr S^ingc ^)ert)or. ^'em
S>oIfe trni^ e§ erjl nod; einäef4)»kft werben, ba0 e§ einen unb f
nict)t mcljrere ®6tter gäbe/) benn unbefannt iji bag crftegun^
bament bc§ djripttdjen ©laubenä genjorben.^) S)te iltrd;e f)at
ba§ ^eibcntbum nt^t ju überwältigen üermod)t. Tiiam wirb/
noc^ angerufen, bie 2Cugurien werben noc^ begangen, unb friebs
üd) fd)einen bie ^eibengotter nod) immer neben ben d)ri(tlid)en
^eiligen gejianben jU ^aben,^) beren immer b^ufiger geworbene
iufptellung unb ^JTnbetung am <5nbe be§ t>ieräel)nten .3«l)rf)un5
bertö tton ©laubigen ber Äirdje felbfl eine ^Tbgöttcrci genannt
wirb.*) Uud) baö norbifd)e .!^eibeatf)um mit feinen iSamonen
unb feinen im Sunfel waltenDen jauberifdien Ärdften ijl noc^
baninb ber ©laube an fie fdjcint vom breijcl^nten Saljrbnnbert
an felb|t gediegen ju fein. Wlit ben 9)?enfd)en liegen biefe 25a;
monen in ftetcm Kampfe, unb befonber§ i)abtn bie 9}?6nd)e üiet
fon iljnen ju crbulben. Sn ben ©fernen fudjen bie ?Ö?enfc^)cn
baä ©djidfal ju lefen unb bei SSielen tritt felbft ber Äultuä bct
.^eiligen öot biefen £)ingen in ben .^intergrunb. ^)
divimas, qnod non solam quidam de Saracena impietate ad Cliristianam
iidem convtrsi, ad eandem sunt impietatem reversi, Tcruin edam quam-
jilurimi CLristiani se damnabiliter ad eorum perfidiam transtulerant. Gre-
gor IX. apd. Wadding. Annales Minoriini VIII. pag. 266.
1) Concil. Vaurens. a. 1368, Mansi. Coli. Conc. XXVII. |). 484.
2) In inultis locis et diocoesibiis quasi sine numero p'.urinii reperiiin-
tur, qai vix de deo aliquid intelligunt aut de articulis necessariis ad sa-
luteni. Francisci de Zabarellis de Reforinatione ecclesiae cap. I.
3) Concil. Trevir. a. 1310. Mansi. CoU. Conc. XXVI. pag. 368.
S^iana unb Iii !luguri<n.
4) Judicate si tanta iuiaginum et pictorarum in ecclesia varietas
expediat et an plures simplices nonnunquam ad aliquain idololatriain per-
vertat. Henrici de Langenstein Consilium pacis. Gerson. Opera II-
pag. 839.
5) SDo* norbif^e .^cibtntfjum (|i nod) am lebcnbigjlen : »on t^m res
bcn bic opoflolifc^cn Äonftitutiontn am boi'jigftfn. 3n fnjicrcr ytad)t un=
tex gicucIooDcn Strcmonicn tucrben bie 2)dmonen angerufen. Alvarus Pela-
gius. de planctu ecclesiae II. 45. ilbtx aud) bcr ©ternenbienll fpiclt ni(fct
uiinbere üRoüc, unb rotrb felOfl mit bem eftriitcntbum 5ufammcngcfd)motjen.
De lege Cliristina dicunt, quod est lex solis et regnum ejus regnum so--
lis et propter hoc celebriorem habet gens Christianorum diera .Solis. Pe-
trus de Alliaco. contra Astronomos. Gerson. Opera I. pag. 780. 9?ücl) im
funfjcl)ntcn 3af)t^unbctt ift bief<r tjeibnifdje Sultuö fcrnilicl) crganirut vcri
— 10 —
2Bie ein Zi)(U ber g]?enfd)en aururffef)it jmn Salam, jum
Subent^ume ober jum ^etbentl;ume, mld)($ lefetere ftd) am
öfterflen auf bie feltfampe SEBetfe mit bem djripUdjen ßultuö
tierfdiwiflert, fo greift ein onberer ju nod) entfe^lidjeren Dingen
unb leljret, c§ gäbe weber ©ott^eit nod> Unfterblidjfeit ber
©eetc,^) ober bie ©ottijeit fümmere fid) rocnigjlenö nidjt um
bie 2BeIt, um bie Äirdje, unb gleid)9ÜUi9 wären oflc menfii)=
lid)e ^anblungen.2) Äe^er, mlä)t \olä}t unb d{)nlid)e S^inge
leljren, finb fel)r l)äuftg jufinben, unb fte treten balb Ijier unb
balb bort, balb in biefer unb balb in iener SBeife auf. Unter
()anbcn. Daemonibos immolant, eos adorant, ab ipsis responsa prac-
stolantur et acceptant , illis lioinagiDm faciont et in Signum desiiper
cbartam scriptam vel aliquid aliud tradunt cum ipsis obligatoria, ut f^lo
verbo, tactu vel signo, nialelicia, qnibus velint, inferant s've tollant.
Bulla Eugenii IV. a. 1445. Raynald. Annales ecciesiae XVIII. p. 317.
1) S)er 'Ut1)it\imui finbct ftcb aUiv Orten in (Suropo, tnSpnmcnunb
in @ng(ant): dicere audent, qnod non sit resurrectio mortuoriim nec vita
alia futura. Conc. Tarracon. a. 1292. Mansi. Coli. Conc. XXIV. pag,
1109. 3n (Sng(ani) i|l befonbcrä ber Wbel bcm Wt^dimu« jug«t^ion. Nam
credebant nulluni Deum esse, nihil esse sacrainentuin altaris, nullani
post mortem resurreotionem , sed ut jumentum moritnr, ita et lioniinem
linire. Tliom. Walsingham. Hist. Angl. Kerum Anglic. Script. Franco-
furti 1601. pag. 266.
2) Quod Deus nihil habet in terra facere^ nec de facti» iiominuni
I nec de mundo hujusmodi intromittit. Item quod ecciesia Homana est
nihil et quaedam barataria, nec vera ecciesia est censenda ; item quod
non sit peccatum spoliare ecclesias Dei et ministros earum. 2)it:fc.Ä'c(jeri'i
xvax befonbcrö in Stalten f)dratfc^ Bulla Joann. XXII. a. 1328. Raynald.
Annales ecciesiae XV. pag. 354.
*pl)ilofop()en lei)xta, md)t eine ©ott^eit, njcld)e nid)t bn fei, fwtbern
92atur!räfte errcirften 9itlii, Sub philosophorum seu naturaliuni doctorum
specie sacras scripturas laborant pervertere. Malunt vocari naturales seu
philosophi, cum antiqui pbilosophi ab bereücis param distent et moder-
norum naturalinm plures haeretica labe sordescant. Attribuunt enim na-
turae ea quae cotidie mira dispositione Dominus Operator. Lucas Tu-
densis adversus Waldens. De La Bigne Max. Bibl. Patr. XXV. pag. 240.
9J?tt einer bem tÄmifdjen .^{trd)entl)ume ganj 9enj6{)nlid)cn 5ntti! mtrb i>a6
(Smporfoniinen beö üft^etiinu« nur in ber Trennung üon ber t)errfd)enben
^ticl)C gefucfct. Wber ber Wt{)et«mii6 unb bie njtrflid)en abfd)eulid)en .ftete:
reien, oon bcncn ba6 brctje^nte unb bofi tiicrjcl)nte 3at)rt)unbert oofl ift,
famen ojfenbnr ba^cr nur, baft bie Äircbe ben OTenfc^cn baS Soongeliuin
verfd)Iü(T<n , ba^ fie nid)t« teerte unb ba§ (ie bie Qemiit^er ber OTenft^en
nic^t bcfricbigte.
Ii —
tem l)üf)fii Ä(cru§, btcf)t in bet 9la()e beä o^)oflollfd)eti ©tuf)«
leö, fd;etnen foldje ße^)ren im üierjefjnten So^r^unberte bereite
fcljr ücrbrettct geirefen ju fein. ^) ®ie rühmen jwar laut ben
^errn unb fte madjen ber 2Borte t)le( »om ©lauben, wirb bemeift,
aber ba§ ift OTeä nur bic entfe(jlicl)(tc ^eudjelei. 25icfe ?)e|t
fdt)eint fefjr tveit »erbreitet gcwefcn fein unter ^riejiern wie
' unter Säten. Sbnjol)l man eö ben Wltn\ä)m fo bequem al§
. möglid? maci)t unb bie 9}?ef[e nidjt lange baucrn barf , bamit
tbnen bie 'Bilt niä)t lang »erbe, fo wirb bod) gcfJagt, ba^ ba§
SJolf bie Äirdjen leer fie{)en laffe, ba^ e6 bie ^riefter ermorbe,^)
ba^ eä wilbe S5(aö:p()emien auäfiope unb ba^ baö geben xo^) unb
cntfe^lid) fei über öüe SSegriffe.')
"Kl^o bic 9Kenge ber SBunber unb ber 9?eliquien^ bie 3al;t
ber SSüpungen unb ber gefte Ratten feinen ßinpu^ geliabt auf
ba§ geben, unb fie t^ermcdjtcn m<i)t eine d)riplid^e ©eftnnung
JU erjeugen. lieber bie eine J^älfte ber 2öeU I)errfd)te ftd^tbar
ber Unglaube, über bic anbere ber Slberglaubc. 3)er Unglaube
war feinegwegc», wie ba§ freiließ) wol)l ju ollen Seiten fein wirb,
ttorl)anben bei einzelnen ^erfpnen, fonbern er war in einer feljr
grofjen Bai)l Sie Äirdjc l)attc i^n felbft geboren, benn fte er»
jeugte in ben SDienfdjen ein @efüf)l, ba^ man ftd) nid^t auf ber
S5al)n ber ^Bai)x^)e^t beftnbcn fönnte. 9lun fel^lte aber bei bie»
fem ®eful}l bie 8eud)tc beä ßoangeliumS , wcldjeö bie Äirdje
»erborgen l^ielt. 25a warf ftd^ bic trofllofe 2Belt ber Ce{)rc ber
SSerjweiflung , bem 2lt^ei5muö, in bie 2lrme, ober fie fudjte
^Rettung im ^^lam unb im Jsubenttjum. Unb trieb ber Bntu
fei an ber Äirdje and) nicl)t bei Hillen, wetdje zweifelten, biä ju
biefer ©pifje, fo war ^r bodj üor()anben, unb wie weit er »er;
1) In regno Avaritiae nihil damno adscribitnr, modo pecunia salva
sit. Futnrae ibi vitae spes inanis qnaedam fabola et quae de inferis
narrantor fabulosa omnia et resurrectio carnis et Christas ad Judicium
ventiirus inter naenias habentur. Petrarca: Epistolae sine titulo XXV.
2) Raynald, Annales ecciesiae XIV, pag. 208. Wadding, Annales
Miiiüruin VI. pag. 218.
3) Tlieodorici a Niem de schismate ecciesiae I. 37. pag. 40. ^olpanbrie
unb 'Pclijgaiiitc ^)crrfd)tc in Stcflanb. Henrici de Langenstein consiliinn
pacis: Gerson. Opera II. pag. 839. Äot^olifdje "Pritfier lehren, bog Un:
jud)t fcin< ©ünbe fit. Actum carnalem etiam inter non legitime conju-
gatos peccatuip non esse, pubiice asserern, et praedicare non verentur.
Bulla Eugenii IV. a. 1446. Raynald. Annales ecciesiae X-YIII. pag. 324.
— 12 —
breitet, ta^t fiel) iiu§ ^en ^fuSfijgen jeitgenöffifdKr 6d)riftjlcUer
fd)lie^en. £>er eine meint, ba^i bie ^älfte ber a)?enfd)cn SBal»
benfcr im ©tillen geiuefen, bap eä felbft Äarbinalc unbS5ifd)6fe
unter i^nen gcwefcn,') ber anbere, bie ^dlfte ber 9Jienfd)eii
waren goUarben, eine befonbera in ©nglanb erfdt)einenbe Äefjer:
fecte, geroefen.-) 2£ud) würben einzelne ®laiibenStef)ren ber
Äircf)e, namcntlidE) bie JJranöfubjlantiation , oftmals angc;
griffen. ^)
Sn bie ©eelcn t)on 9J?ilIionen i)atU bie Äirdie Sweifct iinb
Ungcwi^t^eit geworfen. 2£ber fte würben feltener laut, nad^bem
bie Snquifttion aufgehellt unb bie 9}?enfd)en mit 2(ngfl erfüllt
. worbeu waren. Snjeifel war nod^ nidjt Ueberjeugung, bap eine
SBa^r^cit anberöwo liege, er war ber ©ewinn biefer S33al)rf)elt
nocl) nid)t. 25er §SBeg aber ju biefer SBaljrljeit war ben Wltn--
fcf)en t>erfd)loffen, nadibem xi)ntn bie <Sd;rift cntjogen unb bic
ewangetifdjen ©laubenäboten fajt Ijatten üerjtummen muffen.
25a^er fdjwicgen bie 9Kenfcben jum größeren 3;f)eil, liefen bie
2)inge gelten, wie fie geljen wollten, unb ba§ römifdje Äircben=
t(}um ert)ielt ft(^ fort. So wenig erfüllte bic Äirdje iljr cr(le§
- Zmt, bic 2Belt ju tröffen unb ju erfreuen, fo wenig trat baä
crfie ©rgebnip t)err>or, ba§ eine (^)ri(tlid)e Äirdje bringen follte,
ein d}rifHid^eö Seben unter ben SJ?enfd;en.
2Bie wenig fie aber üermodjfe, ba^ jeigte fie fortwa()rcnb
burd) nidjtS bcutlidjer, all burd) ben Sujtanb berer, wcldje bie
Äirdje im engeren ©inne bilbeten, weldje baä au6erwäl}lte 5Bolf
©otte§ genannt würben, ber ©acerboteö, ber9J?ond)e, berSions
nen. "Küö) l)ier trägt bie 3eit i^re grüdjte unb es getjet "ilUc^
fort in unget^euret SSerwirrung. 2!)aä tiefe ©infen bes clerico;
|ltfd)en ©tanbeä war niemaB fo bemerkbar geworben, alö im
* breije{)ntcn unb im oierjet)nten 3af)r^unbert. SJliemaB waren
fold)c klagen über benfelben gcfommen. 9liemol5 war ber 3»'
jlanb ber Singe fo ergreif eQb "gefd)ilbert worben. ^voax rebete
bie ^riejlerfd^aft »on ftd) felbft in immer tjobcren 2ru6brü(fcn.
2)er f4)(ed)tejle ^riefier war beffer als bic beilige Jungfrau, unb
wenn ein ^ricfier in feinem 2(mte war, fo war er ber Säatcr
1) Jac. du Clercq. XIV. 4.
2) Knyglitoii. de eventibus Angliae pag. 2663. Scriptores dcctm
liist. aiigl. London 1652.
3) Raynald. ad an. 1267. Annales cccicsiae XIV. pag. 147.
— 13 —
©otteä, bev ©cf)opfer bcä geibeä be§ ^errn.») "ttber im ßeben
fat) man nidjtä baoon, bflp b«ä Sacerborium bet ©ottJjett fo
iial)e geftellt fei, man fa^ nur baä rofje 2a|ier unb bie größte
Unroijfen^eit, 2n bem crjicrcn gingen bie ^riefler gleid^fam ben
ßuicn vorauf unb zeigten tljnen bie SSege.^)
2?a§ Safrer ^)errfd)te Bon ben oberen ©liebem bi§ ju ben
unteren. 2öoQte man oUe 8a)ler gleid) perfonificirt feljen, fo
burfte man nur bie Äarbindle tcr romii'djen Äird^e betrad)tcn,
bei benen ftd) fanb, rvaä man nur begel)ren fonnte. ^) 2)ic
S5ifc{)6fe üerjtanben ntdjt§ fo trefflid?, al§ ben 2anbmann ju
quälen mit ©rpreffungen , Sefjnten unb ^'»rojeffen:*) nac^ ber
^Hebigt unb nad) ber IBibliot^ef burfte man nid}t fragen. Qin
äßifd)üf, ber nad; feiner a5ibliott)ef gefragt njarb, füljrte ben gra;
genbcn in feine SBajfenfammer.^) £)ie Äloftcr n?aren bie gercc^n^
lidjen Stätten ber fleifdjlidjen 2u|l geworben, unb eine iRonne
einreiben Ijiep fie ju Qttva^ machen, \va^ bie fittfame (Sprache
nidjt gern in ben 9}?unb nimmt, '^j Unter taufenb ^riefiern
fanb iid) tUva einer, ber feiner ^>flid)t getreu blieb. 2Benn aud)
einmal ein tugenb^after Wlann in baS <Sacerbotium trat, eä war,
ülä wenn ein böfer 3»iiit'2i- auf bcmfelben läge, er warb in für;
5er 3cit, roie bie anbern waren. <£ie würben ftd) frf)ämen,
meint ber 3eitgenoffe, wenn fte no4> xoti) werben fönnten, abrr
1) Sacerdos postqaam officiat est creator corporis Dei. Condepen-
denter praedicant^ qnod pessimus sacerdos est dignior beata virgine ma-
tre Christi. Joann. Hoss cont. praedicat. Pllznens. Opera I. pag. 181.
2) Clemangis. de ruina ecclesiae, pag. 17.
3) Quidqaid inclementiae superbiaeqne , quidquid impudicitiae efire-
nataeque libidinis , quidquid denique impietatis et morum pessimomm
sparsim habet aut habait Orbis terrarum totua istic cumulatiin videas
acerratinique reperias. Petrarca: Epistolae sine titulo XIX.
4i Simplices et paoperculos agxestes, vitam satis innocuam in suis
tDgnriis agentes ei fraudis urbanae nescios, in jas saepe pro nihilo to-
cant. Causas et crimina contra eos sedolo confingunt, Texant, terrent,
minanti'.i. , sicqne eos per talia secum componere et pacisci cogont. Cle-
niaogis. de ruina ecclesiae, pag. 23.
5) Lenfant. Histoire du concil de Pise I. pag. 43.
6) Inde in ore vulgi tantus sacerdotum contemptus, tanta vilipen-
sio. Inde totius ordinis ecclesiastici dedecns, ignominia, opprobrium et
niinis erubescenda, si erubescere scircnt confusio. Sed frons multomni
attrita erubescere non novit. Jam sacerdotio nihil abjectios ant despica-
bilius. Clemangis: de ruina ecclesiae, pag. 13.
— 14 —
i^re (Stirn ijl fre^ genjorben. *) SBenn fte pxeÜQtn, fo ifl eS
oftmals über ben Äejrt, ba^ e5 fe{)r unnü^ unb olbern fei, oon
t^ren ßaflern ju reben.^) 2)ie SSenuS bomtnirte öor TlUem bei
bem iprieflerlidjen ©tanbc, aber eö fe(>tten oud) bie ©enojTen ber
SSenuö niiä)t.5)
®o wenig baS entfefelidbe ßeben ber Saien SBunber nebmen
fann, fo wenig fann oudt) SBunber nehmen ba§ geben beSÄte»
ru§. Sie Saien waren nidjt ba, um belebrt ju werben, unb
ber Ä(eru§ war nid)t ba, um ju teuren, alfo brauchte er aucl)
nidt)t belebrt ju fein, yiux bie 9)?acbt unb .^öbe ber Äirdje foUte
angcflaunt, nur bie Slßunber, mit bencn bie ©ott^eit bie SRacbt
cineö ^eiligen unb befonber§ bie Wl(iä)t ber Äird^e crwie§, foUten
gefeiert werben. 3u ben Äunften, mit benen man bie SBunber
machte, braud)te man fein geiebrteS SBiffen ür\p am wenigftcn
eine ©rfenntni^ »om Soangelio, mld)( felbjl gefdf)r(icb war,
ba fic mtüüiä) fo gar lei^t auf Srrtbümcr itber bie Äircbe
fübren fonnte. T>k SBunber fagten aber freilid) ben fioien fo
wenig alö ben ^riejtern, wie man cbrijtHd) gefinnt ju fein unb
dbrtjlüd) ju leben bobe. Sie Äirdbenfürpen, weld)e felbjt nid)t§
wußten,*) liepen ben unteren Äleruö gern bei feiner ungeheuren
Unwiffenbeit, obwobl fte eö juweilen mit Unwillen bemerkten,
bap berfelbe au§ lauter Unwiffenbeit nichts al§ Äcl^ereien l)tt'
vorbringe. ^)
1) Nain quid, obsecro, alind sunt hoc tempore puellarom mona-
stena, nisi qnaedam, non dico Dei sanctoaria, sed Veneris execranda
prostibüla, sed lascivorum et impndicorum juvenum ad iibidines explen-
das receptacula. üt idem hodie sit pueUam velare, quod ad publice
scortandum exponere. Clemangis. de ruina ecclesia, pag. 38. Oculos
aperite et inquirite, si quae Iiodie claustra Monialium , facta sint quasi
prostibula meretricom. Henrici de Langenstein Consilium pacis, apd.
Gerson. Opera IF. pag. 838.
2) Frequentcr clerui asserit, quod praedicare contra eju» criinina
et inutile. Joann. Husj. de arguendo clcro. Opera I. pag. 187.
3) Petrarca. Epistolae sine titnlo XX.
4) Ubi scientia praelatorum, ubi sapientia. In stultitiam comüiu-
tata est. Quia sapientia hujusmodi stnititia est apnd Deum. Ignorantia
scripturae sacrae plures fecit errare. Theodorici Vpie Hist. Conc. const.
Von der Hardt I. pag. 82.
5) Sane, sicut intellexiraus , in nonnallis Burgundiae partibus ple-
rique presbyteri vel ex imperientia, sive inadvertentia, aut linguae la-
psu, etiam nonnunquam in sermonibus publicis aliqua piarum aurium
— 15 ~
SBcgreifltd) aber ifl e§, wie bte 9?ot)^eit beS 8eben§ bei bem
ÄIeru§ nod) großer fein fornite fllS bei ben ßaien. 25ie St\xd)t
war unermeßlich rcid) geworben. @§ gob beutfdje ^rdlaten,
welche um bie ^alfte me\)x einfünfte l)atten, o(§ ber Äonig.i)
Sebeäfalleä bot ba§ ©acerbotium ein fidjcreä, bequemes unb bei-
naf)e arbeit^lofeä Seben, wie faum ein anberer ©tanb eS bieten
fonnte. X)ai)tt brangte fid) liUtä mit Ungejlüm in biefeS @o--
cerbctium ein. gab aber baffelbe immer nod) einen fct)wcren
Bwang, unb e§ »erponte ber rechtmäßigen greuben be§ gebend
viele. 2)ie 9}?enfcl)en, weld)e ju bem (Sacerbotio cntfdjlof-
fen, glaubten fic^ in anberer SBeife entfdjdbigen ju muffen unb
cntfcbdbigten fic^. 25ie wilbe Su|l trat an bie ©teile ber erlaub^
ten. .^in unb wieder febrte ftc^ aber auch ber Älcruä gar nid^t
an bie ©elübbe. Jßeweibte ^lericer werben oftmals erwähnt. ^
"Änbere l)dHn ftch auf anbere SSSeife unb erfauften ton ihrem
SSifchof formliche ©rloubniß eine ßoncubine ju halten. 2)ie
Äirche aber, welche bie gewähnte .^eiligfeit be§ facerbotalifchen
©tanbeä feflhalten wollte, hat baS niemaB gebilligt, ^ie Siebe
jum (Selbe war bei bem Äleru6 »or anberem an bie ©teile er;
iQubter greuben grtreten. Q$ warb 7lUt6 »erfauft, fein SSer;
brechen war fo fchwer, baä nicht mit ©elbe gelofet werben
fonnte.
©einen .^au^tthron aber fchlag biefe ©udjt in ber bcBors
fJehenben Seit in bem romifchen ©tuhle felbjl auf. 9?om nahm
mit SSerachtung alle bePehenbcn 9f echte, auf beren weitere Zü^:
Übung eä^oS 2(nathem fe^te, ftufenweife bieaSefe^ung betgeift;
ofTensiva et quae omnino catholicae fidei et illius articulis ac sanctorum
patrom et catliolicoram doctoruni traditionibus conformia non sunt^ dog-
matizarunt et praedicarunt. Bulla Nicolai lY. a. 1448. Raynald. An-
nales ecclesiae XVIII. pag. 352.
1) Tbeodorici a Niem. de schismate eccleaiae III. 43. pag. 228.
Argentorati 1609.
2) Si quis bodie desidiosas est, si qaia a labore abborrens, si
quis in otio Iiixuriari Tolens ad sacerdotium convolat. Quo simniac per-
ventum est, fornices et cauponalas seduli irequentant, potando, commes-
sando, pransitando, coenitando, tesseris et pila ludendo. Crapulati vero
et inebriati, pugnant, clamant, tumaltuantur, nomen Dei et sanctorum
snornm polutissimis labiis execrantur. Ciemangis de ruina ecclesia
pag. 26.
3) Clemangia: de rnina ecclesiae pag, 23.
— 16 —
üä)in ©teilen in ^fnf^ru^. 9)?an fonnte gfauben, bie ^"»dpile Wun
biefcä 9?v'cl;t inTCnfprurf) genommen, um redete .^ivten t>m Mix-,
ö^m ju geben, aber eä ift mit Jpdnben ju greifen, meint bei-
^eitgenoftc, ba^ c§ nur um beg ©elbeS willen gefd)el)en i|t. *)
SBie bicfeä nun gcfdje^jen unb e§ gcfd)ie^t damalig burdfj bag
breijef)nte unb t)icräel)nte S«l)rl)unbert ^inbuvd), fo fd)einet bie
wenige £)rbnung, bie ftd) nod) in ber Äirdje fanb, »oHjlanbig
fiel) oufjulöfen. Sefet warb bie Äird)e ju einem grofen ^an=
beBl)aufe. 2lllc6 jiürjtc nad) bem romifdjen ®tul)(e, um öon
i^m bie crfe^nten SScneficien ju gewinnen, äßei biefem romi^
fd;en @tul)Ie aber galt fein 2£nfel)en ber ^erfon, fein 2lnfel)en
ber ©clel)rfamfeit ober grommigfeit. warb nid)t gefragt,
ob einer nid)t etwa mcbr lateinifc^) al§ er arabifd; fonnte unb
alfo nid)t einmal bie ttom SSoIfe fo nidjt »erfianbenen lateini=
fd)en gormcln bcö ©ottesbienjleä würbe l)erüu§(tammp(n fom
nen.^) 9iur nac^ einem warb gefragt, ob ber ©udfjenbe (Selb
genug l)abe, um ber apoftoltfdjen ©nabe würbig ju fein. Denn
warb ein offener ^anbel mit 2lllcm getrieben, waö fiel) nur
öerbanbeln lie(3. ©ie würben om ^»dppiicben ^ofe ben ^errn
unb ^eilanb oerbanbelt Ijaben, wenn fte feiner bdtten ^abljaft
werben fonnen. ^) Der, weld)er baä SSeneftcium errungen, febrte
nun in bie ^dmati) jurücf, umlauert wieber üon 2lnberen, bie
fj)dl)cttn, ob er nicbt etwa franf fei unb balb jlerben werbe, ob
,nict)t bei feiner ©infefeung irgenb ein geiler »orgegangen, bap
bie ©teile i^m boc!^ nocfe entwunben werben fonnte. ©old)c
^rojeffe förberte benn ber romifdje ®tu()l in aller SBeife, wie
1) Clemangis : de ruina ecclesiae pag. 16.
2) Non tantum a stadiis aut icliola, sed ab aratro etiam et servi-
libus artibus, ad parochias regendas ceteraque beneticia, passira profi-
crscebantur. Qui paulo plus Latinae linguae quam Arabicae intellige-
rei|tt. Imo qui nihil legere et quod referre pudor^ [alpha vix possent a
betha discernere. Clemangis. de ruina ecclesiae pag. 10.
Qfm 6c(icn fcrgten nntiirlicl) für fid) bie Äar6tnn(c ber röutifcfecn Äird^e.
Sur Seit iti 'Bd)iima fa^ man bmn, bic fid^ brci^unbcrt gcipiic^cStcHm
ju[amnicngct)rac!)t. Henrici de Langenstein Consilium Pacis. Gerson.
Opera II. pag. 836.
3) Una salutis spes in auro est, auro placatar rex [ferns^ auro
imniane monstrum vincitur, auro salutare lorum texitur, auro durum
limen ostenditur, auro yexes et saxa franguntur, auro tristis janitor
molitur, auro coelum panditur^ quid multa , auro Christus venditur. Pe-
trarca. Epistolae sine titulo XII.
\
— 17 —
ein fluger J^onbclämann befonncn, fein Äüipital fo oft «15 mig;
lic^ um5uf(^Ia9en unb baä S3eneftctum fo oft ol§ mögltd) »on
neuem ju »erfaufcn. Unter ben 7(oignoner tapfren btlDete fid)
ein r6mifd)e§ ''Plünberungöfi)|leni über bic jtireben, eine fo wiltc
Srbnungäloftgfeit, ba^ man eö faum fagt, tvk baö ©anje noö)
jufammenbaltcn tonnte. ^)
5£ro/}lofer üIö eö gebac^jt werben mag, obwo()( eä on ©ins
5elnen ntdjt fet)lte, bie in bem ©d^oo^e ba* r5mifd)en Äatöolis
citdt eine reine ©rfenntnip be» Sljrillenttjumö Ratten unb in bem
d)ri)lltd)cn ©eifte lebten unb wanbelten, war im '2^Ugcmcinen
ber Sujlanb bcr d)ritl(id)en ©cfeUfdjaft ju ber geit gerabc, ba
bie Äird)e am ^6d)rten ilanb, ba fte fa|l'ÜUe» gebtlbet, waö fie
l)atte bilbcn woUen. Scr *Pric|ier war eine unermc§licl}e *Sd}aar,
bie gänber ber (5rbe waren erfüUt mit a)?öncl}§= unb ^ü'lonnen-
flüllern, gei)ilid)e 23ritber= unb v3d)weftcrfAafren gab es in gro:
^cr ^ai)i, bie gaften, bie Se|le, bie (Zeremonien nahmen fein
©nbe, allentDalben in bem iieben ber 3)?enfd)en trat bie
l)erwor gebietenb unb oerbietenb. 2)icÄiru)e bejtimmte fiel} felbjl,
fie felbfi gab ficb il;ve ©efc^e/ giiemanb burfte wagen ju bin=
bem ober ju wctjrcn. Äonnte auf bicfem IBcge ctwa§ evreid;t
werben für ben erhabenen 3wccf, ba|l baä Gl^riRenttjum aud)
unter ben 9)?enfd)cn eine 2BQf)r[)eit werbe, fo mußte eö j.'ljt ges
fd)e^en fein, ober e» fonntc nienialö gefd}i'l;en, unb wenn eä
nid)t gefd;cl)en, |o war burd) Die {5vf.il;rung ein fd)lagenber Se=
weiä gegeben, bafj eä ein faljdjer 2Öeg fei, weldiec eingefd)lagen
worben. £iiefer S3cweiö aber jicUte fid) I)in fo flar unD fo un;
jwcibeutig , olä nur einer gegeben werben fonnte. 3ubaiömu5,
^eibent^um unb '2(tl)ci§muä fd^ienen bem (5t)ii|k'ntl)um feinen
Sieg wieber entreißen ju wollen, unb ba» ßebcn ber ßl;ri|lcn
1) Scfonbcr» in Stalten fcl)i;n Mci in Irüuiincr gcfjen ju rcoden.
Ä"ird)cn unb Äloftcr ccrficlcn. Per Iias deinaedationes et rajiinas ultra
quam dici potest Catheilralfs ecclesiae et monasteria Italiae destrucfa
siint et pauci in eis, scilicet iiionasJeriis , ininistri et monaciii ti'yunt.
Theodorici a Niein Nemns Unionis, pag. 503.
5Die Ocliiinung bcr SSBclt niacl)t fiel) Siift biir* ©pott. SXni ^Papfie
eicmcn« VI. tvnrb im Saljre 1351 ein SSricf bcö icufclJ nugeficGt, barin
il)m s>cr|id)crt warb, bn§ er fe()r gut l>ei il)m (tünöe. 2)iefer SSricf rcarö
in fetjr sieUn Stfrfcljriften uerbrrittt. Fienry: Histoire ecclasiastique XVI-
pag. 122.
"• xe«ii. 2
^ 18 — '
fprod; ben ©eboten beS 6t)n|lentfjumS ben entfe^lidjflen S^o\)n.
3n blefer SlrofKoftgfcit, biefer 3entjyenf)eit aller SScrJ^dltniffe be>
»egt fid) ba§ Seben fort nod) brci SiiJ)rf)unberte lang.
2)ie Äircl)c concentrirte jtd) feit bcm bretje^inten 3a()rl)unj
bert tne^r unb mt\)x in bem römifdjen ^ap(tt()ume. Der fleifd)=
Itd^, grobftnnlidj aufgefaßte ©ebanfc, baß bic Ätrd^e eine @in»
l)eit fein muffe, ()atte btcfe§ ^apjltl)um gefdjaffen. ^Rod} »iele
onbere 35inge platten ba6 ^apfttljum ollmdlig emporgel)oben, aber
bie grobftnnlic^e JtuffieUung jencä ®ebanfen§ roar ber ©runb
uiib JBoben, of)ne ben bie anbern SSaujleine nid)t§ bitten fdjaf:
fett fönncn. 3n bem ^aipjitf)ume war bie ^ird)t ein Q'm$,
ba§ Sfber mit ^änbeti fü()len unb faffen fonnte. ©o f)atte e§
bie Seit begehrt, foUen inoeffen avtä) i)öi)m unb reinere
I ©ebanfen \)'m}jUQttttttn fein nad) SSieler 9ßeinung, ndöjt. mit
> ön bem 2lufbau beä ^ontificatä gearbeitet bdttcn. @tner frdf=
tigen Sbftdjt bebürfc bie rotje 9Belt unb e§ fei gut, wenn bie
Äird)e, um redjt gut unb fid>«r geleitet ju luerben, »on einem
fünfte auö geleitet fei. Die Stidjtigfeit biefer ©ebanfen, mit
»eldjem ba§ römifdjc Äird)entbum fo oft entfdjulbiget worben
t(i, fann tbeilwcife jugegebcn werben. 2llä nad) bem galle beS
r6mifd)en JReidjeä bei ber ffiefebrung ber SSölfer, reeldje bie
Sfdume beffelben erfüllten, einmal ber ungeheure unb folgeroid)»
ttgc SWißgriff gefdjeben war, baß fie nur du|erlid) unb nidjt
tnnerltd) jum (5l)riPentl)um gebradjt »orben waren, ba b^tte
eine fold)e Sbfidjt unb 9)Jad)t, wie fte jenem ©ebanfen ju golgc
in bcm ^apjltbumc liegen follte, unenblid) wobltbdtig wirfen
fönnen. SSon S?om auö fonnte bann geboten werben, baß ba§
SSerfdumte nadjjuljolen , baä Swangelium unter bic 9Renf4)enju
bringen fei.
e§ ftnbet ftd) aber nidjt, baß baö r6mifd()e ^ontiftcat för
einen fütd)en ßwecf jemalä wirflid) gearbeitet. 2)aä ^ontificat
jte^t nid)t allein auf ber ©traße fort, weld^e bereite eingefd)las
gen worben fonbern eä treibt oud) bie 2Be(t immer tiefer ouf
biefelbcn ein. Die ßentralifation ber Äird)engewalt auf ein
.^aupt, weldje, obwohl an fid) fetbfl böd)jl gefdbrlid), bod) un;
ler »erworrenen SSerbdltniffen alä etwaö ®ute§, biä biefe 83er«
^dltniffc gel)0ben ftnb, wenigflenä gebadet werben fann, führte
bie Äivd)e unb bie 9Kenfd)en eben in ben ^li^anb btnein, mU
d>er im 'Allgemeinen gefdjilbert worben ifl, unb fdjitn ibn f6r»
— 19 —
bern unb meieren ju wollen in üUer SBeife. $Da§ ^apfltf)um
fonnte feine greubc ^abcn an bet SSewtrrung, roeld)e ftd) ba:
burd) über bie SBelt »erbreitete, aber e§ fa^ t>oä) ^inroeg übet
fie um ber ^aö)t willen, auä beren Uebung fie tieroorging.
SKocbten bie ert()eilten unb öerfauften Snbulgenjen betnatje bic
SfRöglidjfeit eineö d)rijllid)en Denfenä unb Sebent unter bem
SSolfe Ij'mm^mijmtn , mocbte baä SSerfaufen ber ISBeneficien unb
baä 3ufammenfd)lagen »teter berfetben auf ein ^aupt bieJ^eer»
ben um t^re ^irten bringen, wai fümmerte c§ ba§ ^ontiftcat,
»orb büburd) nur üUiacbt unb »or Willem @elb gewonnen.
@ä ijl im ©anjen genommen immer ein unb bcrfelbe ®ei|l
in ben römifdjen SSifdjöfen, ber ®ei(l ber ^errfdjaft, mlöjtt
in allen ^rie|iern ijt. SBenn fie flreben, ba^ Äirdje unb ^apfis
tbum ooUfommen ibentifd) werben m6cl)ten, unb fie firebten wirf»
lid) nad) biefem ^itit, fo gefd)ie{)et e6, um eine Seitung ju ge»
Winnen, weldjc jum S3ejlen, nict)t be§ ©oangelii, fonbern be§
r6mifd)en ©tul)teä btene. (5ä ijl eine ®et)an!enrei()e feit Bieten
3a^rl)unberten in ber 2Bett, bie fie wo^l ju benu^en »erflehen.
2)ie Äird)e ijt ibentifdj mit bem ßt)ri(tent^um, baö (5^rifientt)um
foU bie SGBelt bet)errfdjen , folglid) mu^ biefc befjerrfdjt njeroen
t>on ber Äird)e. £)ie 'jJäpfle (jaben in bem Saufe ber 3eit nod)
ein 2lnbere§ anjufnüpfen »erjtanben, bic Mix(t}t ift baä ^opji:
ttjum unb boä ^apjltt)um ifi bie ^irc^e. ^) 25arauä folgert
fid) nun wieberum wie »on felbfl, atfo mu^ baö ^üpjltt)um,
weld)eä bic Äird)e ijl, bic S33elt beterrfdjen.
2)iefe ©ebanfenfette brütfet ft(^ in ber ßebre, ba0 e§ jwet "
©ewalten ber ©d)werter gdbe, »on bcnen bie 2Belt bel)errf4)t
werben müffe, ein geijilidjeä unb ein weltlidjeö, auä. 2) 25aS
geijttic^e ©djwert, baö ©djwert ber Äirdje, baS (S(j)mxt beS
^apjteä, (lebet t)od) ergaben über bem weltlidben. Sä war f4)on
lange gejagt woiben, bap urfprünglic^ unb eigentlich» cä nur
1) 5?amentlicl) 6attc g^icclau« III. ben «Pnpjl unb bie r6imfd&« Ä;r^
»onftcinbig tbentificirt. saMlt)c(m Occam bffänipft btcf« ?fnfid)t. Dialogu»
pag. 493. apd. GoUlast. Monaich. Rom. Inip. III.
2) SDiefe ict^ie roar fd)on ju Seiten b« ÄorcHnger com Äferui bet
213clt red)t oft eingcfd)drft mcrben. ©ie würbe j<$t nur tüieber red)t früfc
tig baran erinnert. SSergeffen toar fie niemnlä roorben. «m «nfange be«
}it)c(ften 3af)rt)unbert4 ^atte Geofiroi de Vendome baö 3ilb oon ben 6eib«B
@ct)tvertern aufgefledt.
2 •
— 20 —
eine ®tmU in ber SBclt gdbe, bie ®eit>att bcr Äi'rdjc. 6ö warb
beutlid) unb bejiimmt ju »erflehen gegeben, bag baä n)cUltd)e
©d^wert nur ein fuborbinirteä, belegirtcä fei. (5ö rcar ein iiieb;
lingögebanfe be§ römifcben ®ti:t)Iej>, bic roett(ict)e fDkdjt, wo
nid)t ganj ju eernicljten, bod) fie ju einer 25elegation, ju einem
ßeljn be§ romifdjen @tu()Ie§ ju madjcn. 2)iefer ^lan batte fid)
fcbon fntbeic in ®regor YII. nu'3gefprocl)en, et fprad) fid) nod)
beutlidjer atiä feit 3nnocenj Hl. 2)ie Umtlänöe wirften fid)tbar
biirauf ein. (Sä wac eine Sxegung gegen bie Äirdic unter einige
güvften gefommen, eö rvat felb|l ein nid)t unbebeutenbeä fürfl-
i!cl)eä @efd)led)t von einer Äe^crei ßngefiecft worben, bie in fid)
eine ganjlidjc '^ufbfbung ber facerbotiiltfd^en 2J?üd)t trug.
£)aö ^ontiftcat mupte auf bie äJorjleüung fommen , ba^
e§ notbwenbig fei, bie fitrfilid)e 9J?ad;t unmittelbarer bcm romi-
fdjen ©tuble ju unterwerfen. Sßaö im ■2(nfange ein ©ebanfe
geroefen, entfprungen auä ber ^up ju l)errfd)en, bie in einem
üerfel)rten S5egrt|f oon Äitdfje unb t»on Sbrijientljum t^re SBur-
5el i)attt, baä fd)ien iefjt geboten ju fein burcb bie Slotbwcnbig:
feit, ©eitbem fid) bie-ßage ber Äird^e fo fdjwanfenb unb be»
benfUd) gejeigt, wie im jwolften Saljrbunbert, n?ar nöt^ig, baß
baß ^a^jptbum allentbalben binfdjauete unb aUe 9Äittel berans
jog, Durd) weldje ein .^alt gewonnen werben ju fönnen fd)ien.
SJarum warb feit Stinocenj III. befonberä uerfudjt jum wirfli;
d)en, »on ben gürften fetbjt anerfannten Kecbt ju machen, waS
frübet nur me^r im '2(Ugemeincn ber Sffielt üerfid^ert worben war,
baß bie 9Jeid;e eigentlid) ßeben beä apo|loIifd)en ©tuble» wären,
^er 9)?ad)t beä ©a^eö, baß ba§ ^apfttbum, weil eä tie Äird)e
fei, aud) bie SÖBelt beberrfdjen muffe, oertrauet ber römifc^e
©tubl nid)t mti)x unb ni^t oUein. ') @r wiü aud) ein weltlii
1) ÜJie müüitt OTadbt crfanntc ja bie ©athe nicmnlö fo on, roic d
bcr npotiolifd)e (Stu^l rcoßte. @ö luuptcn alfo rcol)! OTittcl oorauSgtfe^cn
tDcrbcn, ba^ fic bcreinjl gejmungen tucrben (ünntc. SSicl truci ei nid)t
aud, ivcnn einictnc giirllcn in grogcr 5Iot^ bic ©äijc ber ^päpiic jumcilcn
anerfannten. ©o 9efcl)at) cä freilid) in einem ®d)reit'en be6 Äaifer« OTis
(^acl'PaläcIüöUe an3o^ünne» XXII. a)iefer fagte: Suromae supereininentiae
Apostolicae sanctitatis , cui iidelis quilibet in Cliristo subesse non debet
ambigere, spe certa et üde praeclara me totain conlidenter exponens il-
lius imperio , cui servire perpetuo est regnare. Epist. Mich. Imp. apd.
Wadding;. Annales Minorum V. pag. 9.
— 21 —
d)e§ S3anb tjaUn, bmd) trcidfjeä bie 9ieic^e on i^n gefnüpft
wären, unb biefeS war baö 8ef)n§i)erl)o[tmf . 25er romifcbe ©tuljl
foUte ftdj ber SBelt barjtellcn die eine SO?acI)t, wetdjet ®ef)orfam
ju geben fei auä einem boppelten ©runbe, juer|i »peil er bte Äirc^ic
wax, »eil er ber Stattljalter ®otte§ auf ßrben, bann weil et
oud> in wettlicljer ^infidjt ber ober)!e ße^nStjerr. SBie in bem
S3ifd)of unb in bem 'äbt ber weltlidje unb ber geijiltdje ßf)üraf=
ter fo in @in§ jufammengefIo|Ten war, baf bie 9)?enfd)en fi'e
?aum mef)r ju trennen »ermoc^ten, fo füllte ein foldjer Sufam:
menguß weltlicl)er unb geijiiger SSebeutfamfeit ouc^ in bem
^apjtt^um ftattfinben. £)ie ^äpjie wollten bie <Sad)e factifd),
bie @elel)rten follten fte bogmatifd) begrünben. ^ 2)iefe§ ©tre=
ben gelungen, fo war ber le^tmöglidbe ©rab ber facerbotalifd^en
Wtaä)t üerwirElidjt. 9lur einige leife 2lnfängc Ijaben bie ^äp^t
in ber ^vari§ legen fönnen. @djon biefe waren genug, um eine
@rfcl)ütterung ^»eröorjurufen, in ber bie jeitl)erige Äircl)enweifc
unterjugel)en brol)ete. @inc SSerwirrung, eine SSerjweiflung,
ton weld)er eä fd)wer ift, ftd) einen »oUfianbigen SSegriff ju
mad)en, fam über bie SBclt. 2)iefe§ war, wo§ nocl) ju man=
geln fdjien, um bie S3egriffe ber 9}Zenf4)en über baä rümifrf)c
Äircijent^um aufjuflären.
2Bie baffelbe bie einjelnen Zi)eik be§ menfd)licl^en 8eben§
JU JSrofllofigfeit gefüfjrt unb ju Sammer, fo fdjien e$ aad)
einmal ba6 gcfammte 2?afein ju einem Ijeftigen unb wllben 3u=
1) Wn ^offdf)riftjlclIern foniitc ti nxd)t fe()(t'n unb ^at cS ntemalö gcs
fc()It. 5(uf unabtjöngigc 0e(c{)vte »ar fretlt^ nid)t ju jä^lcn. ©eitler
gab e* ju attcr Seit. 3m oitrjc^ntcn 3a^rf)unbert »or bct Unflbf)än;
gigtettSfinii bcfonbcrö rege gercorbcn. <Scl6jl bie (StwaU ber ^pdpfle
übet feie Äircf)C greift er uielfad) an: De principatu ecciesiae Romanae
diversi diversas et adversas affirmant sententias. Quibasdam dicentibus,
quod nec beatus Petrus nec aliqois succcssor ejus nec Romana eccie&ia
super alias babnit a Deo principatum. Imo dicunt, quod nec beatus Pe-
trus ex ordinatione Christi superior fuit aliis Äpostolis nec aliqnis Epi-
scopus ex ordinatione Christi est superior alio. Unde quinquc assertio-
nes probare nituntur: quod beatus Petrus non Labuit ex ordinatione
Christi principatum , quod Petrus non fuit Romanus episcopus, qnod
Petrus ex ordinatione Apostolorum principatum obtinnit, quod ex ordi-
natione Christi nullus sacerdos super alios habet potestatem, quod Ro-
mana ecciesia a Constantino Imperatore prinoipatam obtinnit. Gnil. de
Occam. Dialogus pag. 483. Goldasti Monarch. RomaR. Imp. FIT.
— 22 —
f«mmenfd)Ia9en füljren ju muffen, um fid? bcn fWenfdjen gonj
ju erl)drten. SBo ober bic 2eud)te beä ^»angeliumä fef)l(e, ba
fd)ten aud) bte l)cftigfle 3er»ürfni^, in treldje bic Äird)e mit
ftd) felbjl unb mit ber SBelt geriet^, jur a5elel)run9 ber «Ken»
fd}en im ©anjen genommen nur wenig beitragen ju fonnen, ot§
foUte erwiefen werben, ba^ e6 julefjt nur ein ^eil gäbe, bie
ßrfenntnif ber SBüf)rbeit au§ bem (Joangelio.
2)iefe SSermirrung lag in ber SSerlegung beS apoftolifdben
(5tuf)le6 md) 2föignon unb in bem gropen (3d)iäma ber Äird)e,
roetdjeä ftd) barauä entwicfelte. 9Kit biefen 2)ingen ift e§ fetts
fam unb natürlidj jugfeid) gefommen. 2)ie @oange(if(f)en t)aben
eine jlarfe au§ ber @d)rift gewonnene Ueberjeugung, baf eS ein
^a^jlt{)um in ber djrijtlidjen @efeUfd)aft nid)t geben fönne, ba^
bie Sbeen, flu§ benen eö erwad^fen, falfd)e unb »erfe^rte waren.
2)arum Ijaben ft'e bü5 ^^a^pfttbum oerworfen, fo wie bie ge^
fammte romifdje Äird^e. Sine et>angelifd)e Sßelt, wäre fie nod>
im fJKittelatter gebilbet worben, mü^te in fid) felbft immer »oH^
fionbige Siube jwifd)en (Staat unb Äir^e gel)abt b^ben, bcren
feinbfeligeS Sufammenjlofen biet etwoä rein Unbenfbareä ifl«
25ie htbolifd^e SGBelt i)attt jene Ueberjeugung nidjt gewons
nen, gafi unbebingt glaubte fte 2£IIeä, wa6 bie ^irc^e i^r ju
fagen für gut fanb, ba bie 9K6glid)feit ber üßeurtbeilung ibr
genommen war. £)a aber bie St\xd)t fo SSieleä fagte unb fo
SSieteS tbat, waä auf bie SSerwirrung, ja auf bie S^rjiörung
bc§ £ebcn§ bin^^rbettete, fo war e§ nidjt anberä moglid), alS
baß ein fcbwereä SKi^bebagen fid) unter ben SÄenfcben gefialtete.
SQSie oft preßte ber 3uftanb ber £iinge frommen Seelen a;öne
ber SScrjweiflung auä. 2ßaä aber bie ^äpjte ju fagen für gut
fanben von ben bop^jelten ©djwertern unb oon ber ©ewalt,
weldje fie über bie ganje SCBelt i)axttn, ba§ fonntc wenig ©lau»
bcn ftnben bei ben fürjllid^en ®efd)ted)tern. ©ie fonnten eS
fd}on borum ntcbt glauben, weit fte bann an ibre 9ZuUität »or
bem r6mifd}en ©tuble, ja an ibrcn Untergang geglaubt bitten.
2tud) fagten bie ^ä^jjle unb ibre greunbe eS allein, bag ba§
Jg)errntbum über bie -Belt im ^ontiftcat liege, unb "Unim bat»
ten oft genug gefagt, ba^ bie geijllidje unb bie weltlid)e 3)?ad)t
jwei grunbüerf^iebene J)inge wären, bie in ibre gegenfeitigen
Sefugniffe nid)t einjugreifen bitten. 2llfo erbielt fid) ber ®e=
banfe, baf bie furftlidje SOlacbt etwaä greieS unb ©elbftftänbi'
— 23 —
Qti fei , t>a5 von hm romtfdjen ©tutjle niä)t ob^ange. (gelbfi
bei benen er()ieU ftc^) biefer ©ebanfe, luelcbe nid)t ju beurt^eilen
eermodjtcn, bag ber ^Begriff üott ber Äirdje, flu§ roeldjem ficl>
bie ^ratenfion auf bie mltüd)t fKac^t erJ)oben, ein fiilfcl)er unb
Bcrfefjrter fei, »reldje ni4)t faben, ivie fett Sab^b^n^^rt«"
SixAt bemübt geiuefen, SBelt unb Stixä)t burcl) einanbet ju
werfen.
(I§ waren nun aber mebrere SSorgangc gefommen, weldje
einen tiefen ßinbrucf auf bie Surften macben mußten. 3)at)in ge«
borte, bü^ ^apjl ^nnocenj III. ben .Ronig Sob^nn »on ©ngtanb
genot^igt- batte, fein JReidf) unter bie ßebn^oberbobett bea römifcben
©tubleä JU jlellen, ber gall be§ macbtigen ©rafenfjaufeä a;ou:
loufe unb oor TLÜtm ber um bie fSlittt beä breijebnten 3obrbun=
bertä burd) bie ^dpfte berbeigefübrte ©turj ber .^obenftaufen. SSet
biefem Unteren ©reigni^ war e§ 3eberinann flar geworben, ba^
bie ^äpjle, obwobt fie [immer nur für religiöfe unb firdjlicbe 3wecfe
JU arbeiten bebaupteten, etgentlid) bocb gefdmpft auä einem po;
litifcben ©runbe , bap fte bie .^obenfiaufen gejlurjt bötten , weil
biefe nacb ber .^errfcbaft Stalienä jtrebten unb weil eine folcbe
J^errfcbaft bem apoflolifcben <Stuble unbequem war, 2)er gaU
ber .^obenjlaufcn batte in ben anbern dürften unb befonbcr» in
benen, weldje burd) bie ßage ibrer ßdnber Icidjt in nabcre 35«=
rübrung mit bem römifdjen ©tuble fommen fonnten, baä ®t-.
fübl erjeugen muffen, ba^ bie ^dpfte eä trefflid) »erflünben, ben
Flamen ber .Rircbe ju braudjen, wenn fie ein fürftlidjeä @e=
fdbtecbt jerfd)lagen wollten, ba§ ibnen in weltlid)en 25ingen jus
wiber war.
25ie gürften famen in SSerlegenbeit unb ©orgc. 2Bie foUte
man fid) gegen baS ^ontiftcat fcbirmen? (5ö war fcbwer, ben
köpften JU beweifen, baf fte feine 9)2ad)t \)atttn über bie 2Beft,
nadjbem bie 2Belt unb bie Äirc^c feit fo oiclen ^ab^bunberten
burd) einanber geworfen worben, e§ war nod) fd)werer, eine
ßinie ju jieben jwifcben ben fird)lid)en 2)ingen, über weldje ber
^apft ju walten, unb ben weltlidjen, über welcbe er nidjt ju
walten b^be. Ttlfo fonnten felbfl bie bejien fatbolifdjen gürfien
öon ben ^dpften jeben 2fugenbli(f in bie ©efabr beä Untergam
gcä geftogen werben. 25agegen fdjienen SKapregetn genommen
werben ju müffen. 2)ie fat^olifdje SBelt in ibrem SRifbcfjagen
üb« ben äuftanb ber £)inge, in weld^en fte ftt^ beftnbet, greift
— 24 —
ba[t> f)ier{)tn utib balb bort^in, um ftd) ju fdjirmen »or Sewlr«
rung. "Kbex ba§ angewenbete ©d)ufemittel tfi oftmals nur eine
neue unb größere SSemtrrung.
(Seit langer Seit waren bie ^apjle Staltener, bie ^orbü
näte, von benen fte gcrodl^It, auö bcren 9J?itte fie grD^cntl)ei(ä
genommen würben, ebenfallö ^tolisner. 2)iefeö ijt nun offene
bar um bie '^tit, ba ber Untergang ber «&oben|taufen einen gro?
fen ©inbrucf gemad)t, bem franjofifcben Äönigöfjaufe bebenttid)
»orgebnimcn, unb eä ifl ber ©ebanfe aufgefaßt n>orben, ba§
.farbinalöEoUegium mitgranjofen anjufüUen unb nad) SK6glid)=
feit nur §ran5ofen auf bcn apoftolifdjen ©tu()l ju bringen, um
[icb öor bem ^ontificat ju fct}irmen. Sem franjöfifcben Äleru§
trauet man nationale^ ®efül)I ju unb ^offt oon biefem, ba^
er bem facerbotalifc^icn ®eifte bie SBaage (jalten werbe, alfo
ba^ bann für granfreidf) nid)t5 ju befaljren fei, ba man üor
bem ^ontificat, an weld^eä man glaubt ober on wetdjeä man
bei ©efabr beä Untergänge^ auf eine anbere Sßeife ju t)alttn
gen6tt)iget ift, auf ber anbern Seite bod) beö <3d?ufee§ bebarf.
S)ie ^äpfle in il)rer SSerblenbung gegen bie legten >^o^en--
ftaufen, weldje fie alä ein gefäl)rlid)e6 @efd)(ed)t nod) jlürjen
wollten, alä fie bie ^errfd)aft über 2)eutfd)lanb, über baö obere
unb mittlere Italien aufgegeben unb ftd) auf bü§ untere rebu=
cirt l)attcn, führten bie granjofen felbft nad) Stalien, brad)ten
baburd) eine näljere S3erbinbung b^vbei unb gaben gleid)fam ber
franj6ftfd)en ^olitif bie ^anb^abe, an weldjer fie felbjt erfa§t
werben Eonnten. 9'iad)bem ber ^lan, ftd) felbfl in ben S3ef{^
beä untern St^ilien^ 5" bringen, mißlungen war, warb biefeä
Stctd) — €§ üerfiebt fid) alä ein 2el)cn beä apofiolifdjen ©tut)»
le§ — bem ©rafen Äarl »on '2(n)ou,.bem 58ruber Äonig ßub;
wig IX., aufgetragen. 2)ie granjofen finb jwar felbjl bebenflic^
unb febr bebenflid) über bao SSerfabren beä r6mtfd)en ©tubleä
gegen bie .^obenjtaufen unb gegen anbere gürften geworben,
fie geben ftd) aber jur SSoUjicbung ber apo|lolifd)en Entwürfe
ber, aber nur unter einer Sebingung , bag baburd) bie frans
j6fifd)e dJladjt geweigert werbe, ©erabe bei biefem äufammem
arbeiten mit ben *ipapjlen, weld)e man auf ber anbern ©eite
bod) fürd)tet, ift e§ red)t bringcnb notbwcnbig geworben, Äar=
binaläfollegium unb ^ontiftcat mit grnnjofen anjufüUen.
j\arl *jcn '.'Injou, nid)t ol)ne ^inbernifTc »ielfad)er "Kxt,
I
— 25 —
flber ntdjt of)ne 8ifl unl» ®efd)i(f, füllet burc^ feinen Sinflu^
bül ÄarbinQlsfoÜcgium mit granjcfen an, unt» biird? tiefe foms
men immer baiip^er granjofen auf ben apojtoIif(|)en ®tui)I. ^)
^aburd) rcirb eine förmlidje SieüoUitton fjerbeigefubrt. 25aS
^ontificat fdjcint feine fteie unb unabhängige (Stellung »erloren
ju biiben, n>enn ein granjoä ^apfr fleirorten: e§ arbeitet bann
me^r nad) bcm ^^tcreffe ber fr>injcftfd)en Ä6nigäl)dufer al5 nad)
bem Sntereffe ber Äir(l)e. 3>^if4>fn bem i)oi)in franäöftfd)en unb
bem i)obtn italienifd)en Ä[eru§, ber fid) unnjjUig um ba§ 5>on;
tiftcat gebradjt fielet, bilbet fid) eine bittere »Spannung. Äarl
von 3tniou aber, inbem er eine gute äa^l granjofen in baä
Äarbinaläfoüegium brad)te, ^at babet juerft in bem aügemets
nen ©ebanfen feineä ^aufeä, bann aber aud) in feinem befons
beren 3ntereffe gearbeitet, gr tenEt gropen Entwürfen nad):
ganj Italien rciU er unter feiner ^errfc^taft »ereinigen unb baS
9?eid) ber ^alaologen erobern. 3u flUen biefen 2)ingen foUen
bie franjöftf*en ^'»äpfte bienen. 2fud) get)en bie ©ad)en gut,
wenn granjofen ^^äp|le finb, unb t$ oerbient beadjtct ju roers
ben, ba^ bem facerbotalifdjen ©eifte tüirflic^ ein ©egengewidjt
»on bem S^ationalgefü^l beä tjoben franjcftfd)en Äleruä get)at -
ten wirb. Äommt aber, ba granjofen unb ittaliener fid) ttxva
nod) in gleid)er Stdrfe in bem Äarbinaläfollegium entgegenjlcj
^en, ein Italiener auf ben (Stuf)I, fo finbet ein Streben gegen
bie ^(anc ^art§ ftatt, »or bcm er oftmals wieber €inen Sd)ritt
jurücftt)un mup.
Xiie ^auptlinie beS franä6|Tfd)en ÄönigSl)aufe§ fd)eint ftc^
eor ber ^anb »enig um bie äßemü^ungen Äarlä »on *Äniou
mit bem ^ontiftcat ju fümmern. Sie ^atte aber aud) gar nid)t
nöt^ig, tf)ätig einjugreifen, ba öon Marl fc^jon gefcljat), reaä im
3ntereffe beä ©efammtbaufeä ju t^un tvat unb ba e§ »on bies
fem beffer gefd)el)en fonnte alä oon ibr. Qin 3ufammenf)ang
ber 2tnftd)ten, ber S5ered)nun9 unb ber ^olitif fanb jeben gaU
1) <S6 war bffonij^rä nad) bmi Jobcbcä «Papfic« OlkofauSlII. ini3a^re
1281, bog ber fran;c|ifd)e ^nflu§ bcmcrtbür t)crricrtrat. Äarl son STnjou,
ber f*cn früher mehrere granjpfcn in ba« Äarfcinalffcacgium gebraut
^»atte, cnroang bie aSabt eines gran^ofcn jum ^apft, Sinionä, btä Äar»
binal« , ber früljer eancnicud son Scut« gereefcn roar, unb welker ben
DIanicn OTartin IV. annabm. Sismonde de Sismondi: Histoire des re-
pnbliques italiennes III. pag. 452. 453.
— 26 —
(e§ flatt. T)a$ Einbringen ber granjofen in ba§ Äarbinal§fo(:
legtum, bie barau§ ent|le^enbe Spannung mit bcn Italienern
war ber crfte ©runb ber ftcfj immer weiter gefialtenben 58er;
»irrung.
SGBie aber bie apoftolifd)e ©ewalt beinotje in bie ^anbe
ber granjofen gegeben tft, fo fdjeinet ber ©taube ber 2öeft an
fte etn>a§ ju fdjwanEen. 2)aä jeigt ftd? in einem SSorgange,
ber, weit er fajl unmittelbar folgenb auf ben Untergang ber
^ot)enflaufen, IBefremben erregen mu^. ©icüien empört fid) ge^
gen ba6 ^auö Tfnjou. £)er Äönig ^ebro III. uon 2Cragonien
wirb jum .König biefer 3nfcl gewal)(t. 2)ic franjöfifdjen ^äpjie
fahren mit einem ungef)euren Ungeftüm gegen bie ^fragonefen
unb ©icilianer loä. Züt SO?tttet, burd? weldje fo eben bie S^o-.
^)en|Iaufen gefallen ftnb, S3ann, Ercommunication, Unterbiet,
werben gegen ba§ föniglicbe ^au§ von 2fragonien in Bewegung
gefegt. Q$ bleibt HÜti »ergebend unb ber apopolifd^e «Stubl
fte^)t ftd) gen6tf)igt, ben .Äönig won 2tragonien abjufe^en. &n
franjöfifd)er ^rinj, Äarl öon SSa(oi§, ©ruber ^^ilipp III.,
foU 2Cragonien empfangen als ein apo(lolifcI)e§ 2et)en. ^) X)ie.
granjofen laffen fid) bie 3Bei|e ber ^äpfle wieberum wobl ges
füllen, wenn fi'e nur ju il)rem SSortbeil lauft. ®te beginnen
ben Ärieg gegen 2fragonien. Kbex inbem e§ fid)tbar geworben
tp, bo^ bie .'©onner beg apojlolifdjen ©tubleä für bie granjofen
in SSemegung gefegt werben, fd)einen fie ftc^ jugletd? aud) abs
geftumpft ju Ijaben. ^aö 9^ationalgefül)l ber 3(ragoncfen wirb
oufgcregt unb bie granjofen unb bie ^apjtc fönnen nidjtä bin-
ouSfübren. ^ie (Sad)e jog fid) febr lange bin unb e§ mu^te
tnt)üd) ein 2Cbfommen mit bem ^aufe 2(rögonicn getroffen
werben, burd) weldjeS bie 2lutoritdt be§ r6mifd)en ©tufjleS
faum nod) bem 9Zamen nac^ gerettet wirb.^)
1) 3)urd) Me 3uae OTartin IV., be« ^roinofen, Pom 3rtf)K 1283.
Raynald. Annales ecclesiae XIV. pag. 342. 5)cr neue Äönio t)at 4U
fcl)it>ören : plenum et legium vassalagiam et homagium faciens ab hac
hora lidelis et obediens ero beato Petro et Domino meo Martino san-
ctaeque ecclesiae Ronianae. Raynald. Annalet ecclesiae XIV. pag. 340.
2) 25onifndu« VlII. fd)Io6 im ^at)xt 1303 mit griebrid) oon ©icilien,
einem ©üf)ne fpcbro III. einen Sractat, oermöfle beffen t^m bie 3nftt ali
«in oon Wapd getrennte* 0?cid) oetfclieb. Raynald. ad an. 1303 Annalet
ecclesiae Xiv, pag. 574. 2)te «ragonefen Rotten lautet SSort^eil gehabt
— 27 —
£)tefe§ gefdja^ erff, üIS baä SScrtjdftntf jwifd^en ben grati»
jofen unb ben ^d;p|len fc^on eine feltfame Sßenbung genommen
l^atte. 2)te itaftentfcf)en Äarbindfe muffen mit bem ^odjjlen Uns
»iUen gefeljen t)aben, roaä bie granjofen mit bem ^ontifuat
oorgenommen (jatten. :©ie !D?ad)t beä ^aufes Tfnjou in Italien
jtntt burd) bie Cosrei^ung ©icilien§. @§ gelingt, mit ^ono*
riu§ IV. »ieber eine 9ieif)e italienifd)er ^äpjle ju beginnen.
2(uf benfelben folgte ßolejün V., roeldjen im Sal)rc 1294 580=
nifaciuä VIII. tjom apojlotifd^en @tu()te brdngte. 2}?an Eann
nun baä getragen ber itatienifdjen unb bcr franj6ftfd)en ^art{)et ,
genau untcrfdjeiben. Sene fircbt nad) einer freien unb unbtJ
bingt freien (Stellung be§ ^ontiftcotö , bicfe , ol)ne fi* aller
^)onfiftcaIifd)en Sbeen ju cntf4)(agen unb ol)ne gerabeju üufjus
^6ren für fid) ju arbeiten, »erfolgte bod) nod^ ein anbereä Sn^
tereffe, baö mit bem ^ntereffe bei r6mif(l)en ©tut)leä juweilen
fd)led}tt)in nidjt vereinigt werben fonnte. 2(ber eä fjatte rcieber
eine 9?ei^e italienifdjer ^dpfle begonnen, unb SSonifaciuö xoax
ber er|te unter it)nen, ber bie 83er{)dttniffe ȟrbigte unb \\6)
wieber ganj frei bewegen ju muffen glaubte.
war ben granjofen im 2lUgemeinen nid)t juwiber. 0
@ö ^atte ii)n aber etwaä fel)r bebenflid) gemadjt. «Seit Idnge'^
alä einem 3abrl)unbert Ijatten feine SSorgänger fap |teten .Kampf
mit ben beutfd)en .Eönigen, bie jugleid) ^erren 3talien§ fein
foUten, gel)abt. (Sie t^atten bie ^ilOung eineä fiarfen unb
früftigen Äonigt^umä »erbinbern wollen. £>iefe5 war nun er»
reid)t. Unterbeffcn tjafte man granfreid) auger 3Cd)t laffen müfs
fen. £)^nc 3weifel fo^ SSonifaciuö mit ©djreden, bag e§ fo
»on Im apofioUfd)«n Sorne. 3aco6 ,11., Sriebri^ö Sruber, ^attc jum
©d)ctnc bic 3nfcl ©icilien aufgegtfccn unb »on Sonifaciuö VIII. bas
für bie S8fU()nung mit ©arbinicn unb Äorfifa |crf)attcn. SismonHe Me
Sismondt: Histoire des repviMiques italiennes IV. pag. 90. !J)ic töniglic^e
gainilif oon Wrogontcn ptrilänbtg« ftd) aber in fid) felbff. gricbrid) ^atte
nun bi« ^errfd)Qft ©iciliend übernommen, unb mit btcfcm niu^te fid) ber
fpapft burd) ben 5roctat com 3a^re 1303 ebenfaQö abftnben. ©nrbinien
eroberten bie Wragonefen nun fpäter im 3Qbre 1328, unb nun Ratten fie
aQen opofloltfc^cn l^onnern ^um Sro| itoei £änbei gewonnen, @arbini<n
unb ©icilien.
1) Sonifaciui VIII. toat ti ja bcfonberd, \tx einen Smeig ber ncapo
litanifd)en ^opetinger auf ben S^ron oon Ungarn beförberte.
— 28 —
weit gefommen, baf eine ei9eiitlidt)e <Btc^at^cmU fid) in ^tanh
retd) b'übcn wollte. 9J?ei)rere von bcn fletnereii franjöfifdjen
gürten waren bereits »erfc^)n)unben. 2Die Äirdje felbfl Ijatte bie
©raffdjaft Souloufe ben Äönigen gewiffermapen in bie .^dnbe
geliefert. 9lur einen nümfjaften 9ladt)t^eil t)atte granfreid) et--
faf)ren. Subroig IX, i)atU bem Äönige »on ©nglanb auä un^
:politifd)er grommigfeit einen 5£f)ei( ber englifd^en ^rot>injen in
granfreid) jurücfgegeben, n5eld>e unter ^[)ili^)p ^lugufl bereits
eingebogen worben waren. ^) X)tx Seitgenofje bcö ^a^pfteä ffios
nifaciuS, Äönig *3)^iüpp ber @d}6ne, fdjien bie ©üd)e wieber
gut madjen ju wollen, dr i^at im Sal)re 1294 Ärieg mit
©buarb I. bem^onig »on ©nglanb begonnen, weld)cr benäwed!
Ijatte, bie »erlornen ^rooinjcn wieber an bie Ärone ju brin;
gen. 35er Äönig Ijattc aud), wie ftd) balb jeigte, noc^ anberc
n)id)tige ©ebanfen. 2)er ®raf öon glanbern l)atte ftd) in bie;
fem Äriege mit ©buarb oon ©nglanb gcbünbet, unb ber ,Ä6nig
»oÜte bieä benu^en, um bie ©raffdjaft glanbern ebenfalls an
bie Ärone ju bringen.
2)aä war ctwaS, waä baS^ontiftcat burd)flu§ niäjt bulben
fonnte, wenn eS aud) nur feine gegenwartige Stellung behaupten
wollte. SBaöfoIlte, wenn einer üon^bcn franjoftfdjen gürten nad>
bem anbern »erfd)wanb, einen Äonig »on granfreidj wol)t noc^
n6tl)igen, bem Zapfte gel)orfam ju fein? 2)ie ^dpfte waren bie
«ütürlidjen S5efcl)üfeer beS geubalwefcnä, in bem einer fid) brau^
ä)tn tie^ gegen ben anbern, unb bie natiirlid)en ©egner bet
uneingefd)rdnften ÄönigSmadjt.
SBenn S5onifaciu6 ben Jlampf mit bem .Ronige beginnt,
fo tfl er beS{)alb in feiner (Stellung al§ [^apjt genugfam ge»
rcdfjtfertiget. ߧ galt bie 9}?6glid)feit te§ gegenwärtigen ^ontts
ftcatä für bie Sufunft, unb baS S^b<i)^t wollte an baS J^öcfeflc
gefegt fein. 2)er ^apft fc^eint bie Entwürfe be§ Äonigä befon*
berä wegen glanbern genau gefannt'ju baben. £)er Äonig Ijat
bie 3;od)ter be§ ©rafen als ©ei^el bei fid) behalten. Der ®raf
wenbet fid) beSljalb an ben ^ap(!. S3onifaciu§ begeljrt, bap
1) 25cr fromme Cubmio gaö im 3n^rc 1258 an ^»einrid) III. »onSngs
Innb für bie eefficn ber Olormanbie, Wnjou, Sourainc, OJtainc unb 'Peitou
jurüdC. ©uiennc, ßtmoufin, Querct) unb 'Pcrigorb. Philipp, de la legis-
lation en France a I'avenement de Saint Louis pag. 183.
— 29 —
jene freigefafTen werbe.*) "Kbtx ben Äontg fummert btefeS S5e-
gebren nirfjt. ffionifaciuS, roeil granfretd) unb (Jnglanb bic
Äird^en betleucrt Ijatten, crldpt im ^Qijre 1296 bie S3uUe cle-
ricis laicos, in lücldjer bcr alte @a§, bß^ bie 2ScIt nid)tä an
bem Äirdjen^ute ju l'djöffen t)abc, neu eiiigefctärft ifi. ^) üJJit
ben 4)'Juptä«^'i»ffn beä ^Papfles f^angt biefe S3ulle weiter nicht
jui'ammcn: benn ba ^l)ilipp frurf unb beftimmt bas ©egentljeil
beljaupfet, nimmt fte ber -Papii, in fo weit fie iid) auf %xAnh
reid) bejiet)n, jurücf. Sn allen billigen Singen giebt ber "Papjl
ben granjofen gern nad), aber bie SilDung einer großen fran=
jofifcljen 3J?onat(i>ie fann fein *l)apjt gebulöig anfcljn.
*Pl}ilipp ber Sd)6ne aber »erroirflidjt feine ©cbanfen. Qx
bemciftert fid) glanbernä, nimmt ben trafen im Sabre 1300
gefangen unb läpt burdj feinen 2cl)n5l)of bie ©raffc^aft für bie
,ßrone confisciren. ^) 25er ^ap|l ifr auf 2fÜeä bereitet. (£os
gleid) fenbet er al» feinen Legaten ben ©ifdjof »on ^amierä an
ben Äonig. 3n ber fdjärfften ^Sprache mupte biefer reben unb
beutlic^ mit S3ann unb 3nterbict broben. 2)erÄünig foUe, lau=
tete baä (Sebot , nicht alleitf ben ©rafen oon gtanbern frei
laffen, fonbern auch felb)! nach bem 9J?orgcnlanDe jiet)cn ben
bebrängten 6f}rifien ju ^ülfe. ^Philipp aber ftanb fejt. Di)nt
ftch weiter um beS ^apjieä ©cbot ju fümmern, lägt er ben
ßegaten in feine X)ikbB führen. 2}iefer nun fucht unter bem
ficanjofifchen 2(bel bereite einen Jlufilönb gegen ben Äünig jus
fammenjubringen unb rcbet laut baoon, baf 'Philipp ein Säa-
ftarb fei unb bap jegt überhaupt baS ädjte S3lut jRarB be5
©ro^en nicht mehr auf bera ^i)xont fifee.*) SJamit h»inbelte
ber gegat jebeä Jalles nach bem -SSiUen be§ ^apfte§. 2)üä
ochte Slut Äarlä beä ©ro^en i)atti baö ^ontificat gewig in
bem gürjlen gefunben, ber bem Pappe fein «Schwert geliehen,
um Philipp ben ©chönen unb bie Äapetinger ju l^ürjen.
Philipp / entfchloffen , »on feinen Planen ben pontiftcatts
fc^en entwürfen ju Siebe nicht ju laffen, lieg ben aufrühren-;
1) Capetigue. Histoire constitutionelle de la Erance I. pag. 40.
<!) Preuves du different entre le pape Boniface VIII. et Philippe le
Bei, pap. 28.
3) CLronicon Nangii ad an. 1300.
4) Preaves du different, pag. 627. 633. 640.
- 30 -
f4)en ©Ifd^of greifen unb \i)n tjor ein ®ericf)t fleQen. giun
entfpann fid) ein -Äampf jreifdjen tem ^apft unb bem Äönig,
beffen ^(uägang für bie Äapetinger bebenflid) werben fonnte:
benn eö befnnben fid) »ielc Äeime ber Unjufriebenfjeit in granf;
reid), bie für ben ^a^jjl aufliefen fonnten, wenn er Seit ges
wann, feine SDlittel ju organiftren. Uebcr bie Entwürfe beffeU
ben ober fann man nidjt jweifetbaft fein. ^Die Äa^^etinger,
wenn ^f)ilip^) ber @d)6ne fid) nidjt fügte, foUten gejlürjt wer--
ben wie bie J^ot)enfiaufen , ein getefjrigereö ®efd)lec^t mit wenis
ger (jodjfliegenben ©ebanfen foUte, natürlid^ mit ber gewötjnli»
d)en S3ebingung, boß granfreid) fortan ein üom apoftülifd)en
©tu^le abt)ängiger ©taat fei, auf ben Zi)xon gefegt werben,
eine apojlolif(ie SSuUe berief im Saf)re 1301 bie Siebte, bie
S3ifd)6fe granEreid)§ unb bie Soctoren ber a;t)eoIogie nacfe Stom,
um ju ratl)fd)Iagen über bie Slngelegen^etten beä 9?eid}eä. ')
2)iefe ©pnobe foUte bem ^apjte bie Stbfeljung be§ Ä6nig§ nad)=
fpred^en. greilid) jlanb in ber S3uUe beä ^apfleö fein SBort
t)on ber ßentratifation ber föniglidjen ®ewalt unb üon gtan»
bem, fonbcrn nur »on ben SSebrüdungen , bie fid) ^^iti^jp ges
gen ba§ SSolf erlaubt l)abe unb befonberä wn feiner geinbfd)aft
gegen bie i)eilige Äird)e. Slber ber Äönig unb bie granjofen
wußten, wie ba§ SlUeö genommen werben mugte. ©nblid) mugte
bie SBelt gew6l)nt werben, in ben apo(lolifd)en ©d)reiben unb
25ecreten jwei Singe woi)I öon einanber ju unterfd)eiben, bie
@prad)e, weldje nur »on ber Sieligion unb oon ber\Rird)e rc;
bete, unb bie S^enbenj, weld)e nur auf bie 2Bclt lief.
2)ie beiben ^artt)eien rüfleten i^re SJJittel ju einem ents
f^eibenben Äam^jfe. 9Äan fann nid)t fagen, ba^ eine bon i^)»
nen tl)6rigt unb unbefonnen in benfelben eingegangen ober o^ne
äBere^nung ifjrer SKittel unb Ärdfte. JSBcibe fdmpften für ba§,
um beffentwillen fte ba ju fein fcfeienen. ^l)iliipp ber ©d^öne
für baö Äonigtöum, iBonifaciuS für baö ^ontificat in ber S5e-
beutung , in weld)er eö ju Siom immer genommen warb unb
mit welct)er feine weltlidje SRadjt be)te(;en fonnte. JRafd) unb
1) Tractare, dirigere et statuere, procedere facere et ordinäre,
quae ad honorem Oei et Apostolicae sedis , augmentum catliolicae üdei,
conservationem ecclesiasticae libertatis ac rcfonnationem Regis et regni.
correctionein praeteritorum excessuum et boniim regimen regni ejusdein
Tiderimus expedire. Rainald. Annales ecciesiae XIV. pag. ^7.
~ 31 —
fu^n, in bem Sewuftfein bcr gro^icn 9»ad)t, mld)t ber Äirc^jc
war, tanbelt S3onifaciu§. :£ie SJeformationäfpnobe, bte er no4)
9\om auS9efd)rieben, fommt ju Stanbe unb fann eröffnet trers
ben. 2)enn ob a\xd) ber @d)öne ben Äob ouf baS ©e^
f)en nac^ 9iom gefefet, fo roaren bo* t5iele franäöfifd)e ?)rälaten
gegangen. <2o t>iel war beS iJiattonalgeifleä nicftt in i^mn, baf
pe ftd) beä fird}lid?en ganj ju entdupern oermodjt. SGBie bie
©^nobc eröffnet worben, tönten auf berfelben bie f^rperjlen
klagen über ^^»ilipp, unb Ieid)t i(i ju fe^en, warum ffe tön»
ten. 25er Äönig fei ein Unterbrütfer beS SSolfeS, ein 9iäubet
an ber tjeiligen Äirdje, njürbig ber Ijartejlen Strafen, warb
fc^on oon ber 9^ott)n>enbigEeit ber Slbfe^ung gefprod)en. ^) ^i^U
lipp ber ©d)öne warb »or baä ßoncil citirt, bamit bie Sibfegung
in ber geroöljnlidjen gorm üor ftc^) gef)cn fönnte.
es ijl feine grage, ba§ S5ontfaciul e§ ju biefer Jlbfe^ung
bringen wollte. X)'u Äapetinger fjatten einen fetjr gefä^rlidjen
©eijt gezeigt, unablafftg arbeiteten fie an ber 23egrünbung einer
wirfli^en Äönigämacbt, wenig babei bie greitjeiten ber &'nä)t
beac^tenb. 2)ie ^äpfie Jjatten baä bcutfdje Äönigtfjum auf bie»
fem 2Bege jerjlört. Sie mupten füi)len, eä fei bamit nidjtä
gewonnen worCen, wenn buneben in granfreic^ eine wirflidje
.^önigämadjt fidj bitbe. Sonifaciuä erließ nun bie berüchtigte
Sufle „Unam sanctaoi ecclesiam" g(eid)fam um bie @d)ritte
JU rec^)tfertigen , weld)e gefdjeben foüten. ^) |)enn nad) ben
Behren biefer Sၚi war ber ^apfi ber unbebingte ^err ber
SGBelt, ber in feinem Siechte war, wenn er ^t)ilipp abfegte.
1) Capefigne. Histoire constitntionelle de France II. pag. 76.
2) Unam sanctam ecclesiam catliulicam et ipsam apostolicam credere
cogiinor. In cojus potestate duos efse gtadios, spiritualera videlicet et
temporalem evangelictg dictis iiistrnimar. Dterque in potestate ecclesiae
spiritiiali« scilicet gladins et materialis : sed is quidem pro ecclesia, ille
vero ab ecclesia exercendas; ille sacerdotis, is mann »egom et militam,
sed ad natum et patientiam sacerdotis. Oportet autem gladiuai esse sub
gladio et Cemporalem aoctoritatem spirituali subjici potestati. Est aatem
liaec anctoritas etsi data sit bomini, non humana sed potius dirina po-
testas. Qnicunque huic potestati restitit, nisi doo, sicnt Manicliaeas,
fingat esse principia, qaod fals'im et hereticom esse jadicamas. SabeMO
Romano pontifici omnem hamanam creatnram, declaramus, dicimas et
difünimas omnino esse de necessitate salati«. Raynald. Annales eccle-
siae XIV. pag. 565.
— 32 —
Wxt t)tx ßitatton warb ein Scgat, 3acob 8e aKolne, nadj
granfretd) gefenbet.
£ier Äönig aber mu^te burdf? bie ©djritte be§ ^apfteä in
fdjmere 83er(c9en(}eiten fommen. 3In ein 3urüdfd)reiten war
faum ju benfen. ÜBn§ würbe bcr ^ap^ nicht Siüeä bege^)rt
t)aben, wenn ^^iltpp fid) gcbemütljiget. Daö 3J?üf)en oon 3abr»
ljunberten jur S5egrünbung ber Äonigägewalt wäre verloren ges
wefen. 2)arum (jatte ber Äonig fcl.)on, efje 'bie le^tcrwäljnten
©djvttte be§ ^apfteä erfolgten, eine SSerfainmlung Der ©eneraU
jtaaten naä) ^ariä berufen, ©onifaciuä rief bnö a>olf in ben
©treit I)erein, inbem er üon ^M)ilippö SSebrücfungen gegen bfl§
SSolf rebete; aud) ber Äönig rief eä für fid) Ijerein. äum er;
Üjienmale waren im Slpril bcä "Sahm 1302 bie 2)cputirten bc§
brttten ©tanbeg mit ben ©taaten gerufen, weldje big tai)'m
nur auä 3ibet unb ÄkxuB bcflantcn. ©tarf fprac^en fid) be=
fonberä SIbcl unb britter ©taub für ben Äonig auö. „3n weit;
lidjen Singen fei baö SJeidj 9liemanbem unterworfen, fdjrieben
fte ben ,Sarbindlen^ S5onifaciuä müffe gejüdjtigt wer^en." ^)
SJadjbem aber ber Segat mit ber ßitation erfdjienen unb
^f)ilpp 5lUe§ ernannte, waä bcr ^apft wollte, worb aud) er ju
bem 5?ieuperflen getrieben. Sur ^alfte fdjeint bie SBelt auä bem
Sauber be§ alten ©laubenä getreten ^u fem. !'Pl;ilipp, um ft;
d^erer ben ^Papp ju faffen, greift itjn in bem 9Jamen Der Jtird>e
't an. X)a, wo nad> je^t t)errfii)enber SÄeinung bie Äird?e war,
ba wo baä gunbament beä ©laubenä rul;te, ba foUte Jte^erei
fein. Sjor jum jweitenmale oerfammelten ©eneratflaaten lief
I *3)l)iüpp ben ^apft anf tagen al» einen falfdjen .^irten, einen
i J;efeer. Sie willigen ©eneralfiaaten beauftragten ben Jtönig,
tiefen falfdjen ^apll greifen ju laffen, bamit er ocr ein aüge:
ttieineä ßoncil gejlellt werben fonnte. -)
Siefeö war üiel auf einmal. Sie Söelt bemäd}tigte fid>
wenigjlcnö eines »orlaufigcn Urtljetlä über Äel^erei, felbft wenn
fte in ^äpfien war. Sie SSebeutung be§ ^opfitljuniä, welche bie
^dpftc felbft wollten, warb üufgel}oben, wenn e>o tejerifd; fein
fonnte. Ser ©treit mupte aufwachen, ob bie Äirdje julefet
in bem ^^appe ober in einer ocumenifd^en ©»;nobe rulje.
1) Capetigne. Histoire constitutionelle H. pag. 72.
2) Capetigue. lüstoire coustitutionelle II. pag. 84. ' ^
— 33 —
SSonifariuS ober, md)btm er biefe iSingc erfaljren, fut)r erft
mit ber ©rcommunication , bann mit einer tirt Slbfe^ung auf ben
^öntg ioi. ^) 9^un njarb ber ^apfl auf ben Staaten, bie jum
brittenmale jufammenfamen, förmlid) für einen Äefeer erflart, bie
SJppellation an ein jufunftigeä ßoncil aufgelegt. ^f)ilipp aber
mu^te fid) burcb einen rofd)en @d)Iag auä ber fdjroeren Sage reijjen^
in bie er gefieüt roar. ^er ^apjl mar eine ungeiieure fKad^t, unb
»iel Unjufrieben^eit gegen i^n, ben Äonig, njnr in granfrei^
»orl)anben. 2)er 2fbel bejammerte im ©runbe t>od) ben Unter;
gang feiner alten geubelunabl)ängigfeit. @d}on l)atte fficnifas
du$ an 3llbred}t »on Seftreidj, ben Äonig ber £)eutfd}en, ba§
Sieid; geboten, leicht fonnte, nai)m biefer eä nid)t, ein anberer
fid) finben, ber Äönig »on %xanhtiä) fein wollte al§ Se^nätrds
ger beä apoiiolif(i)en «Stubleä. 3^id)tä rcar ficber, befam ber
Äönig ben ^apfi nidjt in feine ®en?alt, ftopftc er ben 9)iunb
nicbt ju, burd) njeldjen bie ^Tufregung erfolgen fonnte. 2flfo »er»
anjialtete ^b'^ipP/ i'af S5onifaciuä ju Signant am 7. @eö=
tember 1303 ergriffen roarb. 2)abei roar berfelbe förperlid>
f^wer »erlebt roorben. 25a§ SSolf »on 2fgnani befreite itjn
inbeffen wieber auö ber ^anb ber granjofen. ffionifaciu§
fonnte nad? JOfom juriicffebren. übet er jiarb wenige Sage
nad) ber ©cene ju iCgnani am 11. £)ct. 1303 an ben SSerletj
jungen, an innerer 2Butb.
2)af e§ fo Eommen foHte, i)atte ber Äonig nxäft gemoHf,!
ja ber a;ob be§ ^apfteä war für ibn ein ungeheurer @d)lag. SSoni^l
fariuä war in biefer ©tunbe ein redjter ?>ap(t, benn red)tlid) batte
noc^ S'liemanbüber ibn entfc^ieben. Unb biefeä ^opfteä Sob ^att^
ber Äönig betbeigefübrt, wenn er ibn aud) nid)t gerabeju batte ers*
fcblagen laffen. Siel geringere £)inge bitten bie mäcbtigften gürs
flen üom ^i)xont geworfen, ^büipp^ 9iotb unb äSerlegenbeit
mugte unenblid) fein. 2)ie ganje äufunft war bebrobt. X)a$
^apfttbum fonnte jefet gegen ibn, e§ fonnte fpdter gegen fein
1) 2)ie SSuOc, rocicbe nicf;t publictrt ju f«in fcbftnt, fie^t bei Dtaonolb
jum 3abre 1311. ©ic ift ctgcntli* nur iit Einleitung ju ter Sibfe^ung,
tccidjc ncd) folgen foO. ffö ift nocfe auf ©d)rouben geilcDt, ob ^^tlipp fid)
fügen tverbe. Omnes fideles et Ta^allos ejus eique juratos a fidelitate et
jnranieittis^ qaonsque idem rex in excommunicatione permanserit , apos-
tolica aoctoritate absolvimns et ne eidem lidelitatem observent sub inter-
minatione anathematis , quia magig Deo quam Lomnibns obedire oportet,
Raynald. XV. pag. 84.
11. xm. 3
II
— 34 —
®ef(l)(ed)t fpredjen, bnf SiRorber eineö ?)apfiees md)t auf einem
a;{)roitc ft^eti fonnten. 2flle mogltdjc Syorficfjtämöfregeln frf)ie=
nen ergriffen werben ju muffen gegen biefe ©efat^r. X>ann
liegt ber jweite ©djritt jiir SSerwirrung, in reeJdje baä jeitl^es
rige @i;(lem ber Äirdje fommt, ba^ bie J^ranjofen für if)re tU
gene S?ettung genot^iget werben, baö ^apjltf)um gefangen ju
nefjmen unb eg franjofifd; ju mad)en, woju öon ben 'ilnjonä bt--
reitö ber 2infang gemad)t worben.
SBaö erfl nur eine SSevcdjnung genjefen, baä warb öon
nun an, wenigftenä auf geraume ^üt l)inauä, eine unobwciäs
bare S^otljwenbigfeit. @ine Sfegung unter feiner eigenen 9Ja;
tion, namentlicl) unter bcm 'äM, J^otte ?>tilipp ber @ct)6ne ju
fürdjten. Mam fte f)eute md)t, fo fonnte fie morgen fommen.
2)arum orbeifete er anfangt barauf t)in, baß er gerec^tfertiget
werben m6d)te burd) bie Äird}e felbft. ©ine fold)e 9iedjtferti=
gung fdjien faum anberä moglid? ju fein, afö wenn bie Jtirclje
fetbjl erflärte, bap ^apfi S5onifaciu§ ein Äe^er gewefen, baf
ber Äönig in feinem 9iecl}te gewefen, aB er biefen Äe^er t)abe
greifen löffen, über beffen Sob 9iiemanb flogen fonne. Sarouf
beflanb aucl> ber ^onig, fo lange er eine SJolEäbewegung fürd^s
Ute. @vft alj eine geraume Seit, verlaufen unb niÄt§ fid) ge;
regt, Uep er »on ber Strenge ber ■^(nforberung naä). 3Cber un»
ter miä)cn S3orftd)t:5mn0regeln! giel aber jene ©rflärung, ba^
ber ^a:pft ein^eger gewefen, wirflid), fo war bie SBelt für bie
äufunft auf baä wilbe|ie üerwirrt. 2!)urd) bie Snguifitionöge;
fe^e unb bie Snquifitionämaf regeln batte ftd) bie Äirdje, ba§
l)eift, ber Älerue, bie S3equcmlid)Eeit gemadjt, für einen Äc^er
JU erklären, wen fie wollte. 2Die SSerbammung be» 5Bonifaciu8
wdre ein SSeifpiel gewefen, bap bie 2Belt ftd) gegen benÄleruS
biefelbe SSequemlic^feit macljen fönnte. 25enn bie ®rünbe, mlö^t
für Die Äeljerei bcä Jöonifaciuä aufgejiellt würben, fonnten mit
ßeic^tigfeit auä) ouf bie yjJcljrjabl ber^äpjle, ber S5ifd)üfe, ber
Siebte angewenbet werben. 2Bo fanb fidi nict't ©imonie, Un^
glaube, ©ittenlofigfeit, wie fie bem ^opfle S3onifaciuS ©dbulb
gegeben worben waren? X>a tjatten bei jebem äufammenjloßcn
beibe 5£l)eile in 3u^""ft leid)tepen auäjufonunen, ben @eg;
ner am leicbteflen nieberjutretcn meinen fönnen, wenn fie ben=
felben alä ber Äcfeerei »erbdc^tig tobten liegen. S)b aui) bieäJer»
wicfelungen fdjon fd)»er genug waren, in benen bic djriplic^je
— 35 —
®efeUfd)aft fic^ befanb, fo bro(;eten fte boc^ mt\)v oB einmal
ju einem £abv)rintl;e ju werben, au§ bem Wemanb me{)v einen
^luäiueg gcfunben f)atte. Moni^ ^^ilipp ber ©c^öne aber fonnte
faum anberä b^nbcfn, <xB er gcl}anbelt Ijat, unb er fonnte nidjtö
bafür, bap bic Äird)e Ujn t)ineingetneben t)atk in eine 9?otb,
fluä »eldber nur bur^ einen ©emaltfdjlag ()erauöiufommen mar.
2)ie Äarbinäle ber römifdjen ^irdje, unter benen fid) gc^
nug granjüfen befinbcn, bcfj baä ^ntcretJe granfrcic^ä vertreten
merben fann , fdjlagen mä) bem Untergange beä ^apf!eä ißo:
nifaciu'3 fogteidj einen anbern 2Beg ein. «Sie fdjeinen jurücfju--
beben üor ber ^yber ber 23ermirrung, bie fid) üor ifjnen cr()e=
ben will. ®ie rcal)Ien einen mi(ben dJtam, ben Äarbinal 9iij
colaug, jum ?>aipjte, wdä)ev ben Flamen SSenebict XI. an;
nimmt. 2)iefer raiberruft fogteic^ alle SKofregeln, rvcld)t von
feinem S3orgdnger gegen ben Äonig ergriffen trorben rcaren.
2)iefe§ fdjeinet eine ginlabung an ben Äonig ju fein, ba^ er
aud) ffinerfeitä 2lllcä jurüc!nel)men möge. 3iuf ^l^ilipp bem
<3d)cnen aber liegt unoerfennbar eine fd)it)ere Slngjl. @r mei;
net, iraä ftd) jefjt nid)t bewege, fonne fid) wobt in Sufunft be=
tuegen. 2)arum will er bie möglidjftc ©idjcrbeit. ^r begebet
auf bem SJcrlangcn, büß ein allgemeine^ ßoncil »erfammelt
werbe, um ju entfd)eiben in biefer ©adje. ^) (Ein folcbeö fürd):
tete ber römifdje ©tubl aud) in anberen Dingen. Zxo^ beä
©eifteö ber Unterwürfigfeit gegen ben r6mifd)en ©tul)l, ber im
2(llgemeinen in ber .:g)od)prie)terfcbaft war, furd)tete berfelbe bocb,
bap ein fo(d)e§ allgemeine^ ßoncil ben SSoben unterfud)en möd):
tt, auf bem bie ^apjlgewalt ftanb. ®a§ aber, wa3 ^t)i'ipp
ber @d>öne eigent(id) meinte, bic SSerbammung be§ ^a^|te§
Jßonifaciuä aI6 eineä Äe^er», ba§ fohnte bie Äirdje um feinen
^reiä jugcben. SBJo bie ©inbeit beä &iaubtn$ wohnte, wie
fonnte ba .Äe^erei fein?
25ie Untcrbanblungen bnucrn noi), al§ ffienebictXI. fiirbt.
2)iefer ^apfi foU »ergiftct worbcn fein, unb jwar burdb f^'nc'
Äarbindle. -) X)iefe waren jum Äbeil S^'^^jofen, weldje in bem
©olbe ibre§ Äonigä jtanben. Sie ©ad;c i|t wabrf4)einlid) mx
1) Kaynald. Annales ecclcsiae, a 1304. XIV. pag. 594.
2) Giovanni Villani VIII. 80. apd. Muratori Rer. Ital. .Scrij)!. XIII.
pag. 416.
I
— 3t) —
bemfelbcn ausgegangen. S'iad^bem er ()ineingen)prfcn worben in
eine ®efa()r, au» ber er nur einen 3(u§n)eg ju evbiicfen glaubte^
um ntd^t baö SRcid) ju öerlteren für fid) unb fein ©efdjledjt,
fonntc e§ bem 9)?anne, beffen geben aud) fonjt nidjt alä rein
erfd)cint, auf ein SSerbred^en nid^t anfommen.
"KUt. 3tnjtalten, fd)eint eä, waren getroffen. 35ie franjöfts
f4)en Äarbinalc waren unterridjtet, njaä fie tf)un follten. 3n
bem ßonctaoe war langer (Streit jwifdjen ben gvanjofen unb
Italienern. ^) ^Ijilipp ber (3d)önc war fo nalje aB mcglidj. @r
t)atte fid) nad) ßi;on begeben, ßnblidf), ba ba§ Sonclaoe ftd)
md)t über bie SBal^l eineä ^apfteS au§ ftd) ' felbft »ereinigen
fonn — bie granjofen wollten einen granjofen, bie St^liener
einen Italiener l)aben — fc^lugen bie granjofen itjren ©egnern
»or, fie foüten brei frembe Äanbibatcn ernennen, auö benen
bann fie — bie granjofen — ben ^ap^l ju waljlen t)aUen.
35ie Italiener würben überli^et. 25ie granjofen t)otten ftdj,
nadjbem iljnen bie Äanbibatenlifte würbe jugefertiget worben
fein, nod) eine »ierjigtdgige -JBebenfjcit auSbebungen. Sn biefet
3eit l)olten fte t>on bem Äonig Scfe()t ein, wen fte ernennen
foUtcn, unb ber .Rpnig unter^anbelte wieber mit bem, welchen
er für feine ®ebanfen am erjlen gewinnen ju fönnen glaubte,
mitSSertranb bc ®ot, <Srjbifdt)of üon ©orbeaur. SBa6 nun jwis
fd)en bem ^onig unb biefem unterljanbelt worben, i(l nid}t mit
®ewipt)eit ju ermitteln.-) 25er @räbifd)of aber wirb gewal)lt
unb nimmt ben S^amen Giemen^ .V. an. @rft au§ bem, wa§
berfelbe nad)mal§ getfjan, ift äurücfgefd}toffen worben, baf ber
©rjbifdjof biefeö unb iene§ bem Äonig ücrfprodjen fjaben muffe.
1) S)ct apoitotif(^c @tut)l 6(ic6 überhaupt sroct Sa^rc unb bnnoftc cter
SfJlonate Icbtg. Bemardi Guidonis Vita Clement. V. Balaze I. pag. 55.
2) Giovanni Villani VIII. 80. apd. Muratori Rer. Ital. Scrip. XIII.
pag, 416. ©cc^S foUcn btcfcr Scbingungcn gcwcfen fein, baruntcr jie^t
bic aScrbammung bc» Sonifaciu* oben an. 3ntcrcffantcr, al6 Stugniß, tcit
fd)on Scttgenoffcn baö 'Popftttjum bctrad)teten, ifi 9Si(taniö Scfcbrcibuug von
bem SSctrogen beö Srjbifdjof« , ba er scrnimmt, baf? ber Äintg, fein aU
ter Seinb , t^n auf bicfe Sebingungen ;um *papjtc niacf)en rctU. II Gna-
scone convidoso della dignitä Papale, veggendo cosi di subito, comenel
Re era al tutto di poterlo fare Papa , quasi stupefatto d* alegrezzo Ii si-
gitto a'piedi e disse „Singore mio hora cognosco que ni'anii piii die luionio
qua sia e vuommi rendere bene per male; tu hai a comandere c io a
nboilire e sempre sarö cosi disposto.
— 37 —
2)er ^a:pjl warb anQe\t\)tn al^ ber <Statti)aUix ©otteä auf
@rben, aU ber ^ort be§ ®Iauben§, in bem er untrügltdf) fei,
als baä SSanb, burd) »eldjeS bie Äird)e ftd) bar|telle al§ eine
(Sinbeit, burd) rceldje fie mit bem ^immel in SSerbinbung iiel)t>,
ja warb felbfi gemeint, ba^ ein ^Papft, beffen SSa(}l aix^-
Qii)e von bem l)eiligen ©eifte, ein Icbenbigev ^eiliger fei. i) 9?un
füt)lte bie SÖBelt tvoi)l, bap, wo X)inge vorgingen, roic bie eben
beridjteten, ber Ijeilige ©eijl nidjt gerabe nat)c gewefen fein
fonnte. 2(B mit bem gortgange ber geit baä ^a^fttfjum in
immer feltfamere S3cnt)i(felungen fommt, ba (teigert fid) biefe§
®efü()t unb ber 2Siberfprud) wirb bemerkt, in bem man fid»
beftnbet, unb bas SRipbebagen wirb groger. "ilbtx ju löfen m-
mag biefe 9iätf)fel nur, wer au§ bem ©oangelio bie 2öübr()eit
gefunben. SBenige ftnben fie, benn e§ ifl baffelbe ein gcfd;tof=
feneS J^eitigtbum geworben. 2Ber fie gefunben, fd)wcigt fliU
ober bie Mixd)t Idpt ibn alS Äe^er verbrennen. 25arau§ erfldrt
fid) einfad)/ wie trofe ber immer jleigenben SSerwirrung, bei bem
fid) mebrenben SKipbebagcn, bod) bei b«r 9Rebrt)eit ber 9)?en--
fd)en ber (Staube blieb. Sc langer inbeffen bie SSerwirrung
bauerte unb je mt\)x baburd) bie ©efü^le gegen bie Äirdje jiie=
gen, befio fd)wdd)er mugte bod) altmdlig aud; jener ©taube
werben. £)aä ©efübl warb fo flarf, alä bie SJiberfprüdje
fd)reienb bc^öortraten , bag felbfi obne bic 8eudf)te be§ @t»ange-
liumS bei SSielen bie SBeinung ftd) fe|tftellte, i)kx fonne SSabr^
^eit nid)t fein. 25aburd) i)Cihm and) biefe SSerwirrungcn bcige--
tragen, bcn SBeg beä ©eifieä ju forbem,
Die 'Kb\iä}t beö Äönig# aber ging jundd)fi barauf l)inau5,
bap üon bem neuen ^apjie unb einem ßoncil SSonifaciuä nocf)
ocrbammt werben m6d)te aB Äefjer. 2tber man wußte eä aud;
bereitä feit langer Seit, bop es gut fei, baS ^ontiftcat im fran?*
j6ftfc^)en Sntereffe ju i)(iltin, man wupte, bap burd; baffelbe
1) 3ol&ann«ö Ocrfon Oetonipfte nnd^niolS bfc ^crrfdjoft tiefer 9!J?ci:
nung. Ecce ponatur Papa. Kst homo de homine, liiniis <le limo, pecca-
tor et peccabilis, filius ante duos dies pauperis rustici; erigitor in Papani.
Numquid iste absque aliqaa poenitentia peccatornni , aJ)sque confessione,
absqiie cordis contritione fit angelns impeccabilis, fit sanctus, Qiiis uum
sanctum fecit. Non spiritns sanctus quia dignitas non solet trabeie spi-
ritum sanctum seil solum. Dei gratia et Charitas. Gerson. de unieiula
ecclcsia. Opera I. pag. 167.
— 38 —
gar S3iele§ emid^t roerbm fönne ju S'iufe unb frommen be§
fwnj6fifd)en JRetd^eS unb beä fönigüd^en ^aufc5. 2)ie ^apfle
unb bic Äarbtnäle foUen franjöfifdf) werben. X)tt ©cbanfe ber
.■Ztnjou'ä wirb von ber ^auptlinie fräfti^ aufgefaßt. 35er Äonig
f)ä(t ben neuen ^ap^ ganj in feiner @en>a(t. Qx barf md)t
nact) Strtlien. Smmer ifl er von granjofen umgeben, bemad^t
SJergebenä will Slemenö V. einmal nad) ffiorbeaur entweidjen.i)
©iegranjofen laffen if)n feinen 31ugenblitf au§ ben 'itugen, unb
ber ^apji t)öt nid)t ben SD?utt}, ftd) auöjufpredjen unb oielIeid)t
tmä) ein fräftigeä SBort »or Europa ju erElären , bap er ein
©efangcncr beä granjofen fei. 2)aä <Sd)i(ffal beä SSonifaciuS
fteljt bro^cnb »or feiner Seele. Siad) '^oignon wirb enbtid) im
Sa^re 1310 ber r6mifd)e @tul)l gelegt, weld^eä jwar nic^t bem
Könige felbft, aber bod) ben 2rniouä geborte, md) 2(ttignon,
wo bie granjofen immer bominirten.
ßlcmenä winbet ftd) nun i)in unb \)tx wie ein SQSurm, ba*
mit eö gar nid)t jur Unterfucl)ung über bie angeblid)cn Äe^e:
rcien be6 S3onifaciuä fommen möge. ^l)ililplp aber, immer jits
ternb t)or bem SSolfe, »or feinen ©egnern, bie unter bem SSor,
wanbe, bag er ber 9)?6rber eine§ ^apfte§ fei, gegen i^n aufftes
f?en möchten, befielt barauf. ßlemenä muß enblid> ba§ 3lu§:
fd)reiben erlaffcn, in wetdjem jeDod) t>orl(iuftg S5onifaciu§ mit
ben größten ßobfprüdjen überf)auft wirb, ^nbeffen gelingt e§
noä) iu umge()cn , waö ber l^drtefle @d)lag für ba§ ^ontificat
gewefen wäre, ßlemcnä i)<xt fc^on »iel gewonnen, baß bie 3fit
»erlaufen unb ^I)iltpp ruljigcr geworben, benn eö t)at fid) nid)tS
geregt. 2llfo bnrf auf bem ßoncil 5U 58ienne im 3a^re 1311
bic (Srtlärung auägefprodjen werben, baß S5onifaciu§ fein Äet*
jer, fonbcrn ein guter Äatl}olif unb ein red^ter ^apfl gewefen
'ei. X)oä) burfte ba§ nur auögefprod)en werben unter ben groß--
ten SSorfidjtämaßregeln für ben Äonig. lluä) fein ^Betragen
warb auf baS »oUjiänbigfie gebtlliget unb t)ergeleitet auö ber
großen unb reinen ©orge für bie Äircl)e unb für ben ©laus
1) Joannis Canonici Vita Clement. V. Baluze: Vitae Papar. Ave-
nion. I. pag. 6.
2) Ptoleinaei Liicensis vita Clement. V. Baluze I. pag. 35
3) Apolog'ia pro ortliodoxia Bonit'acii, Conc. Vienen. a. 1311. Mansi.
ben. 3)
Coli. Conc, XXVni. pag. 384 - 450.
— 30 —
©ine ^Retigc mi ©efaUigfeiten i)ahm bagegen bem ^önig
cmiefen wertien muffen. 25te (Sinfünfte ber Ätrdje muffen oft--
malä balb unter biefem batb unter jenem SSormanbe bem M-
nige übertaffen werben, ©ein drangen um @elb war oft fo
l)efrig, baf ^apfl unb Äarbtndle bitter unb böfe würben, ftc^>
jule^t aber bod) fügen mußten. 7(1» bie^dpjle bie Äirdjen im
großen ®tp(c ju bejleuern begannen, mußten ft'e nid^t feiten ben
weltlid)en gürften einen Zi)tÜ ber ^Beute überlaffen. ') Unb,
e§ fd;eint, im ®anjen genommen tljatcn fte ba§ nic^t ungern,
benn bie Surften erhielten baburd) aud) ein Snteveffe an ber
2(ufred)tert)altung beä gegenwärtigen Äird)enf5fleme§. @ine foU
d)t ©efäUigfeit war aud) bie 2(ufopferung be§ Srbenä ber SSemps
ler, beffen ®ütcr unb <Sd)äf5e, fo weit fte in bem 9J?ad)tberei(l)
^()ilipip§ lagen, jum großen SJl^eil in feine Safdje floffen.
©ine ^auptfadje aber war, baf ber Äonig ben ^apjl no-.
t(>igte, faft nur granjofen ju Äarbindlcn ju creiren. 2)ie frans
joftfdje ^olitif liegt babei auf fladjer ^anb. ^l)ili^ppd JRed)t=
fertigung ifl burd) bie (3d)lüffe »on SSienne nid^t fo üoUfriinbig
geworben, als fte tjdttc gegeben werben fönnen burd) bie ä^ev--
bammung be§ ^apfieä S3onifaciu§. gür bie ndd)fte äufunft
unb fo lange bie @ad)e in ber ©tinncrung ber S}ienfd)en- ift,
foU e» burd) f>^<injofif4)e ^dpfie unb franj6ftfd)e .Karbindlc jur
Unm6glid)feit gemad)t werben, baf nod) ©twaä unternommen
werbe gegen ba§ foniglidje Sriau^, wetd)e§ ftd) bcfledt l)atte mit
bem aSlutc be§ apofiolifd^en SSater». Diefeä ijt ju ber ©etrad^;
tung Ijinjugetreten, weldje fd)on bie 2£niouä unb bie fruljeren
Äonige über baä ^apfttljum unb über ^iö) i)atttn aufteilen
muffen.
®ie Operationen ber granjofen mit bem ^ontiftcat mußten
grofc 2£ufmerffamfett in ber SBelt erregen. äBalb wirb aud)
bitter barüber geflogt, baf fte baö ^ontificat formlid; in SSc^
fd)lag genommen, franjöftftrt l)dtten. 2)abei frcilid) mad)ten
S'tidjtjStaliener bie S3emerfung, baf eä früt)er italienifd) gcwefen
fei unb baf biefcä ebenfalls nid)t fein bürfe, baf jur ^apft unb
Äarbinalwürbe allen iJiationcn ber Sugang offen fein müftc. -)
1) Clemangii» de roina ecclesiae apd. Von der Hardt I. pag. 30.
2) Primo tollendas esset ille detestabilis abusus , a qno praesens
Schisma originem traxit , scilicet quod una natio sive regntini, aliq\iando
— 40 —
Snbeffen traten biefe Älagen nur aHmottg fjeroor unb iie mün
ben getDtg lange ganj njirfungöloä »erljallt fein, roenn baö gro^e
©c^)i§ma nid)t ausgebrochen »dre. 35er ^ot)e Äleruä füf}tte im
SiUgcmetnen, ba^ er ouf einem fdjraanfenben S5oben jlanb unb
ba ttjollte man feinen Streit in ber gamilie fetbji aufregen.
SSSenn man bie grage unterfudjen rooüte, wie bie granjofen in
ba§ ^a))(it()um unb in baä ÄarbinatäcoQegium gekommen , fo
muftte man ben ganzen SSoben beS ^apfltt)um§ unterfud^en unb
baö wollte mon nicl)t. 2tud) [später mdre e§ fd)tt)erlid) gefc^e()en,
l)dtte nid)t baö ©djigma eine grimmige fßerlegenbeit gebrad)t.
Studf) war fc^wer ju beroeifen, bafi bie Staliener grö^ere§ 9?ed)t
auf ba§ ^ontificat l^dtten, al§ bie granjofen. ©erabe in 2lDignon
würben fid) bie ^dpfte beö SSort^eiB redjt bewuft, in bem fte
fianben. 3)arum fingen fte fo fecf an, bie ©teilen ju befe^en unb
©teuern aug}ufcl)reibcn, weil fie wußten, baß bie anbere ^odjpries
fterfd)aft fcl)weigen würbe. ?lud) rebete fie wirElid) crjt barin, al§
ber 25rucf ber ^dpjle ganj übcrmdßig geworben war. 2Bie in
ber 2lu§übung ber ©ewalt über bie Mx^e fid) bie ^dpfte in
2iDignon feine ©renje mel)r fiecfen ju muffen glaubten, fo wenig
glaubten aud^ ^dpjle unb Äarbindle, ba^ fte mit it)rem geben
nod) einen SiMi)alt ju mad)en nötl)ig bdtten. SCBie flagt
Inidjt Petrarca über ba§ neue JBabijlon ju 2lt)tgnon, welcbeö baä
alte weit übermeiftere an ieglicl)er 3ud)tloftgfeit, an jeglidjer
gred)l)eit. £)er Italiener Petrarca leitet baä SSerberben jum
SSf^eil »on ber SGBegfefeung beä ©tul)leö nad) 3?om ab, ^) ber
ultra, aliquando citra montes, in scandalum residoae Christianitatis iU
diu Papatiini tcnuit, ut posset dicere; Hereditate possideamus Sanctua-
riuni Dei. Petri de AUiaco Tractatas de reformatione apud Gerson.
Opera II. pag. 906.
1) 'Pctrarcaö Scfcfirctf'ungcn bcß SpoUi oon Woignon jlrdubtcn bai
.^aax empor. Nulla pietas, nulla Charitas, nuUa fides. Pessimns quisqae
proveliitiir et innniticiis praedo ad coelum tollitiir, justns pauper oppri-
itiitur, simplicitas amentiae, malitia sapientiae nomen habet. Dens spernitur,
cdoratiir nunimus. Irridentiir boni usque adeo, \\t jam fere nnlhis, qui ir-
rideri possit, adpareat. Civitas simnl obscenissimarum voUiptatum iiiixus
involvit atque incredibilis quaedsm niuliebrium criminam procella. Epis-
tülae sine titulo XIH. Ad cxtrema dedecornm atque ncqiiitiae, quan ut-
ciinqiie oüin steterat, prolapsa res est, ex quo sancta et potens tunc
Romana nunc Avenionensis ecclesia tangit vertice sidera et digito coelum
Vüivit. Epistolae sine titulo XX.
— 41 —
granjofe dtemange ober bc()auptet, burcf> bie romifd^e Mixdjt
md) Winnen »eifert, tvaxm bie Sitten in granfreid) üergiftet
njorbcn. ^) ^dpfie unb Äarbindle t)itUtn fid) burct) bie fo tangc
unb fo frdftig oerfünbete ^eiligfeit be§ facerbotaltfd>en «Stans
beä für l^inlan^üd) gebecft. TLüä) bie 3frt biefer ßef)re warb
burd? it)rc grüdjte ber 2Belt immer mei)x funb.
25ie franjöfifdje ^olitif aber mu^ fortbauernb über baS
^ap^ti)üm nad)tn, wenn auä) ^{)ilipp ber ©d)one wirb gejlors
ben fein. 25ie bonifacianifdje @a(^e mu^te er(l ganj in SSer»
geffenljeit fommen, ef)e bie jwingenbe Slottjwenbigfeit eä fejijus
Ratten aufhörte. 2)arum f)atte ber Äönig geforgt, bo^ unter
bret unb jwanjig Äarbinälen fid) nur nod) fedjä Italiener be»
fanben. 2)iefe aber bilben eine ^art^ei, weldje ber alten unb
üoUen Unabbdngigfeit ber Äird)e jugetf)an i(t , bie nur in
Stölien ju ftnben. S5ei bem franjöfifdjen i)oi)tn Äleruä gejtaU
tet ftd) immer beutlid)er ein gtroaö, ba§ t>on ber ^olitif be§ fo=
niglidjen 4"»iif«^ unabf)dngig, bod) auf baffelbe Biel bin<irbei:
tet, ba5 ^aip|ltl)um ben gronjofen ju behalten. (Sä ift eine
fd)6ne HuSficbt für bie fransoftfdje ^od)priefterfd)aft, .Rarbinaläs
coUegium unb ^apfitl)um ju iljrem @igentt)um ju ^aben. SBa-
rum foHten benn beibe immer unb emig ben Italienern bleiben?
SRur wenn einer v>on ibnen baä J^6d))Ie erreidjt unb felbfl ouf '
ben apoflolifdjen ©tuljl gekommen ip, ba regt ft^ and) in ii)m
tt)ol)l ber (Sinn für bie »olle Unabl)dngigEeit. ©ie modjten na^
SJom jurüif. llbtt fie get)en nic^t, wie oft aud) bie Sfomer
barum bitten mögen. Sie gurd^t Ijdlt fie jurücf, ba^ ein ©djiäma
. fommen möge, ba^ bie gronjofen fid) il>ren, bie Italiener aud)
ibren ^apft wdblen m6d)ten. @in foldjeä 25oppelpap(itl)um
aber fonnte ju ben unfeligjien Singen führen.
Saä ©d)i§ma fdjwebte aud? über bem Raupte ber Äirs
1) Ex illo plane snam cladem imminere praenosse debnit, ex quo
propter snas fomicationes odibiles, Romali nrbe relicta Avenionem con-
fogit. Chi quanto liberios, tanto apertios et impudentius vias soae Si-
moniae et prostitutiones exposnit, peregrinosque et perversos mores,
calamitatam inductores in nostram Galliam invexit, rectisque usqne ad
lila tempora moribus frugalibus, disciplina instante, nunc vero laxa pro-
digioso iisqae adeo solntam , nt merito ambigere possis , otrum res ipsa
andita mirabilior an visa miserabilior. Clemangiis de niina ecciesiae
pag. 64.
— 42 —
1
ö)t, feitbem Siemens ben <ot§ ju Tfotgnon öufgcfcf)!^^?«.
brobte auSjubredjen nad) feinem Sobe. Tflößlemenä V. 1314 jtatb,
toax ble S3itterfett ber Stilliener fd)on ouf ba§ J^6d)|le gefliegen.
35er apojtolifdje J^of war eben in ßarpentraö, no aud) ber
- ^apft geflorben war. 3)ie Italiener befjau^jten fogleid), nur
in Stom fonne bog ßonclaoe gef)alten, nur in 9?om fonne ein
^apft gctt)d()lt werben. ®ie njoUten au§ ber fronjöftfd^en ®e=
walt l)erau6 unb fie bodt)ten rool)! an bie ©eftnnung ber fRö-
mtt, roetd^e fetbfl bie franjöftfc^en Äarbinäle nötbigen mürben,
einen Staltener ju ernennen. 2fber bie granjofcn wollten bie
S5eute ntdjt fahren laffen. 2!)a§ Gonclatte warb eröffnet, aber
eS fam ju nid)t5. S§ wirb erjäblt, wd^renb be6 ßonclaöeä
waren bie 2)iener ber beiberfeitigen Äarbindte an einnnber ge-
ratben, c§ fei ein iia^li(i)tx 8ärm entflanben, bei bem bie<3tabt
6arpentra§ in glommen aufgegangen, ba§ ßonclaoe Ijöbe fid)
jerjlreut, jebod) bitten bie Äarbindle ftd) oerfprodjen , wieberju?
fammenjufommen wenn bie 9fube würbe t)iXQt\itUt fein. ') @8
fcbeint, bie Italiener bitten ben £drm oufgeregt, bamit wenige
jtenä nidbtä au§ ber SSal)t eine§ franjöfifcben ^apjte§ werben
modbte. 2)
Sie italienifd)en .tarbinäle in ibrer geringen 3abl wagen
: ntdjt, etwa§ @ntfd)eibenbeä ju unternebmen, etwo nad) 9?om ju
gelten unb ftc^ einen ^a^^ ju wäblen. ^) @§ »erlaufen faft
jwei Sabre unb e§ wirb fein ^apft erwäblt. Vl)iü^^ ber
©d)öne ifl unterbeffen balb nad) bem SSobe beä ^apfteö GIcj
men§ gcftorben. Subwig X., fein ©ruber i|t Äönig von granf«
reid). 2)iefer unterbanbelt burd) feinen SSruber, ^b'lipp ©ra^
fcn tton ^ottou mit ben Äarbinälen, baf fte bod) wieber einen
1) Amalrici de Augerii Biterris. vita Clement. V. pag. III. Baluze.
2) ?(ud) bie Srnnjofen werben bcfcf)ulbigct, baö S«uer anoelcgt ju l)as
tcn, aber d i\t unrcat)rfd)cinlici)cr. Joannis Canonici vita Joan. XXII.
pag. 114. Baluze.
3) T)a% Tie boran badjten, gefiet fcf)on au« einem ©djrctben Wltpp«
Ui ©Äonen an bie fronüöfifd)en Äarbindle t)mor. Nam si in Avenione
vel Carpentorate, exceptionibus et recusationibus aliorum contemptis ad
electionem ipsis absentibus vos procedere fortasse contingeret, inter eos,
sicut pro certo didicimus, concordi cleliberatione firmatum est, <jHod ad
electionem procedant aliam de persona generis et amicomm suffulti po-
tentia. Epist. Reg. Phil. apd. Balaze. Vitae Papar. Avenioncns. II.
pag. 295.
— 43 —
^apfl n>af)Icn mbd)ttn. Züä) bringt fte btefer, nacfjt'em er gcs
fdjrooren, bap er fie md)t jroingen wolle, fo weit, ba^ fte jTd>
flUe in gpon jur Söabt öerfammeln. 2(bcr bie ©acbe jie^et
ftd) lange i)'m unb e§ fommt nid^tä ju (Stanbe. Unterbefjen ftirbt
1316 ber Äonig gubroig unb ber ©raf üon ^oitou mu^ na^
^ari§, um bie JReidiSregierung ju übernebmen. S3alb barauf be:
fteigt er ben Sbron. Sie italienifdjen Äarbinäle bitten »abrs
fdjeinlicb fortrodbrenb gegen jebe SBaf)! proteftirt, He nid^t
in 9iom (lattftnbe.
Der ©rof oon ^oitou aber it»otIte einen franjofi'fcben ^apjl.
@rji \)attt er ben Äarbindlen gefdjnjoren, fie nic^t ju jmingen.
Tia er über fort mu^te nad) ^ari§, erfidrte er ibnen, baß et
feinen iBntber Äarl juriicflaffen voerbe, njetcber fie eingefpcrt
i)aUin foUe, bt» fte gemdblt. 35a, fd)eint eö, gaben bie italie;
nifd)en Äarbindlc ben SSBiberjtanb auf unb ber granjofe, ^ahb
von £;ffa, »reld)er S3ifd)of üon 2toignon war, warb gen)dt)(t. ^)
£)erfelbe verlegte fogleic^ ben ^of irjieber nnd) 2lbtgnon. 3Da5
®efd)led?t aber ber Äajpctinger ftarb au§ wie »on bem Debatten
bea ermorbeten ^abjle» oerfolgt. ^])bili^>1> ber ©dione war obnc
mdnnlicbe £eibe§erben gefiorben. b^i^fcbten narf> ibm bie
brei äSrüber Subroig, ^^b'l'PP/ -Äarl. 3lucb fte jlarben o^ne
fotcbe @rben unb eä (am bie Seitenlinie SSaloiS mit ^bilipp VI.
auf ben Zi)xon im Sabre 1328.
Se^t »erdnberte fid) ber @tanb ber 35inge. Sie 58aloi§
Ratten baä bringenbe unb unmittelbare Snlereffe nid)t, welcbeä
bie Äapetinger an ben franjöfifd)en ^äpjlen gebabt. (Sie wa^
ren nicbt bie 9}?6rber beä Sonifaciuä unb e§ war feit bicfem
©reignip überbauet eine binldnglid) lange Seit »erlaufen, obnc
bog ficb etroaä geregt b^tte. Sie tibrigen 3ntereffen aber bleis
ben unb franjoftfcbe ^dpjle werben nocb immer gewünfcbt. «Soldjc
^dpfte, ober bie, roelcbe einmal im franjöfifcben ©eifl gearbei^
tet, i)abtn bie granjofen auf bie S^brone »on Ungarn unb S^eas
;pcl geforbert. (5§ ijl ibre ©djulb nicbt geiuefen, wenn fie nidjt
aud) auf ben a;bron eon 2lragonien gefommen ftnb. aJJan
weiß nicbt, woju man fie nocb weiter braueben fann. Sarum
werben biefelben Äünfie fortgetrieben unb nad) bem 3;obe 3o=
^anneS XXII. ber au(^ einmal in ©efabr gepanben, »on bem
1) Joannis Canonici rita Joan. XXII. pag. 116. Balaze.
- 44 -
Äonig füt einen Äefeer erfldrt ju werben, famen ifmkt einan=
bcr nod) brei gran^ofen, ^ßenebict XII. Slemenä VI. unb Sn^
nocenj VI. auf ben a^jofioltfdjen ^l)ton. yiaö) bem a;obe aber
be§ ßefjteren gefdjaf), ba^ einmal ein Italiener geira^tt warb,
ber ben S'iamen Urban V. annatjm. 25ie Umjlänbe waren feljr
günfiig. granfreid) l)attc einen fdjweren Ärieg mit (Jnglanb
ju führen. 2)er ^ap(l fül)lte fid) frei »on ben Sonben ber fran--
j6ft)Tt)cn ^olitif unb ber Italiener fünbigte feinen (5ntf4)(u^ an,
baö ^apjttf)um wieber gu italieniftren, ben ®i^ wicbcr nac^
9?om ju »erlegen. 25iefcä fdjetnen bie franj6fifd)en Äarbinalc
mit bem größten Unwillen aufgenommen ju l)aben. ©ie blei;
ben in 2fmgnon jurü(f. Urban aber gcl)t 1366 nad) fstalien, er
fommt aud^ nad) SRom. 2lber fein ^Betragen i|t ftc^tbar jwci;
fell)aft unb ungewip. Qx jie^et mebr in Italien i)in unb l)er
alä bap er in ber ewigen ©tabt bliebe. 2lud) ibn quält offens
bar bie Jurdjt, ba^ bei feinem 3;obe bie granjofen in 2ft>ig:
non ftdi einen eigenen, bie Italiener in 3?om auc^ einen eige:
nen ^ap^ wdl)len fonnten. Urban V. fc^einet ftd) franf gefii()lt
ju baben fd)on in Italien. 2luf einmal öerfünbct er, ba§ er
nad) 2l»ignon jurüif muffe, um ben .Krieg jwifd)en granfreid)
unb ßnglaub ju fd)lid)tcn. ^) Äonnte er überhaupt gefdf)lid)tet
werben burd) gcij!lid)e 2Baffen, fo mod)te ba& »on 3fom ouä
ebenfo gut gefc^e^en wie »on 2füignon au§. 3lber baä (5d)i§;
ma war e§, wa§ ber ^apfi fürd)tete. Sf^idjt lange war er aud)
nad) 2(üignon j^urürf, alä Äranfbeit «b" übermannte. 'Kn ber^
felben (tarb er. 25ie franjöfifd)en Äarbindlc glauben ftd) ftdjern
JU muffen. ®ie wählen wieber einen granjofen, ben Äarbi;
nal 9foger,- welcher ben SRamen ©regor XI. onnimmt. @ie
batten fid) bod) biefeämal »ergriffen unb waren an ben unred^
ten SO?ann gefommen.
£)enn in biefem neuen ^apjt überwältigte ber facerbotalis
' fcbe ben nationalen ©eift. Sn ber 5£l)at befanb fid) ein fran'
j6fifd)«ö ^ap)lt()um in einer burd)auö falfd)cn (Stellung, weld^c
bem ganjen ^ontiftcat ©efal^r beä Untergangs brol}te. mußte
notbwenbigerweife ber ©laube erhalten werben, bap ber ^apft
1) Suam intenrionem manifestavit super translatione curiac versus
Romain. Prima vita Urb. V. apiid.Baluzc I. pag. 373.
2) Prima Vita Urb. V. apud Baluze I. pag. 391.
— i5 —
a'iB tcr ©tattfjafter ®otte§ unt» Sefu Gbripi auf Örben t>uxä)
ba§ SJirfen be§ f)ei(tgcn ®etfre§ auöerlefen irerbe. ©ine ^te^
Tardj'C, bie einen foldien Su'ammenfjang mit ber ©ottbeit ntcf)t
auf iai Ihcngjte behaupten roollte, lojte ia ibr eigene^ SBefen
auf, unb ne müpte »or ben 9J?enfd)en fofort in 9?icbtg jerfaU
(en. giun mugten aber felbft fran^jtfcbe ^'ricfter füblen, ba^
ber ©taube ber 53elt an ben ^ufammenbang ^»rifcben ber ©ott*
beit unb ibrem Raupte gefcbroädit roerben muffe, trenn ba§
^apfttbum in ^loignon, unD rccnn e3 franjofifd) blieb. 23ie
SRenfcbeH iparen geroobnt, e» in 9?om unb italienifcb ju feben.
5Der ®!aube b^tte bi§ iept feinen 'Injlop baran genommen, bap
eS meijt itatienifcb gerccfen. 3?icfer ©laube mu§te in bem
(gtanbe ber Siube erbalten, er burfte nid)t in SSewegung ge«
bracht roerben» 2!iefe§ aber mupte gefcbeben , wenn ba§
^apfrtt)um eine bauernbe Seranbcrung erfuhr, ©ne foldje nun
war begonnen werben bur* bie Uebertragung bc§ ^ontiftcat§
auf bie Jranjofen. Sie war in einer rohen unb gewaltfamett
aSeife gefcbeben; jebermann wuBte, wie Philipp ber ©cbonc
verfabren unb warum er fo »erfahren. SBlieb baä ^apfltbum
noch lange franjoftcb, fo fonnte felbfl ber höbe Äteruä anberec
Stationen, namentltcb ber Italiener, fcbou burcfa 3?eib babin ges
bracht werben, baa fran^öfifcbe ^^'ontificüt wegen feine» bocb ofs
fenbar weltlicben unb gewaltfamen Urfprungeä ^jugreifen. &n
fol^er 2(ngriff war »on ber böcbllen ©efabr für baä ^ontiftcat
felbj}. Wit welcber Seichtigfeit fonnte in bemfelben bargctbati
werben, ba^ baS ^ontificat einmal nicbt ausgegangen fein fonne
»om bfiliä^n ©eijie, ba eä fo ficbtbar ausgegangen oon ber
franjöfifcben ^olitif. 3ebe Unterfucbung überhaupt, ftc mocbte
beginnen, wo fie wollte, mu^te ben ©lauben an bie ©öttlicbfeit
bes ^apIttbumS erfcbüttem. SJon jener (Stimmung , bie gefürcb^
tet werben mufte, bitten ficb nun wobl fcbon bebenflidje Sti-
eben aufgetban. 9Äit welcher ^Bitterfeit wirb, nacbbem baä
©cbiSma ausgebrochen, geflagt, bap bie granjofen bie Äarbi;
noläi unb ^apfiwürben ju ihrem ßrbtbeil hätten macben woU
len unb nocb wollten. *) 2!>arum fcbien eS bie i)cii)ftt Seit ju
fein, ÄUeä jurücfjufübren auf ben alten @tanb.
1) 2tm tcutlirfiftcn tritt tninier bic ncricnale Scfinnunj) ber Stalitner
^troct. Xlanim mixt notftmale bcm ^apjrc ©reger XII. gcratljen, ja nii)t
auf btn aSDeg \)ix Sß)banfung dnjuge^cn , weil d ba lnd)t Qt\^tUn fönns
- 46 -
Sn foldjen JBetradjtungen lagen geroi^ bte .^au^ptgnmbe,
»cldje ^apft ©regor XI. bewogen, mieber nact) Statten ju ge^en.
es famen aud) anbere ©tünbe nid[:)t geringer 'äxt ()tnju. 3n
granfreid) fjatten bte ^dpfle ntd»t bte minbejle '2fuäftd)t, fid) ein
unmittelbare^ SReid) ju gewinnen. £)ie 9'lot{)n)enbtgfeit, ein folj
d)eö JU beftfjen, fdjeint ben ^äpfien biefer 3eit oUgemein ein;
geleudjtet 5U f)aben. ©ollte bie J^terard)ie nod) oernoUrtanbigct
werben, boä l)ei^t, foUte bie weltlidje 9J?üc^t entireber nod) ganj
t5crfd)n)inben, ober bod) in eine [eljr untergeorbnete ®teüung ju
bem ^riejtertt)uin gebrad}t werben, fo mu§tcn bie ^äpjle not\)i
wenbiger SSBcife tatan benfcn, ein größere» Sanb juerfl fe|t ju
gewinnen, »on bem auö weiter operirt werben fonnte. ^ie xb-
mifdje ^terard;ie wollte fid) aber in biefer 2ßci[e üert»oüflänbi>
gen. 25arauf beutet unenbiici) Stiele» l)in. 3cbc ^ierard)ie miift
bie weltltd)e 9JJa,d)t ganj ju übermctflern fuc^en. @ie iji im«
mer nur t)alb, wenn nod) @twaö neben, nid)t unter i^r fielet.
@ie mup 3(UeS fein wollen , benn [ie ift @ott auf (Srben.
2^ie '»päpjte bitten fid) nun ftd)tbar Italien auäerfeben ol§
fcen 2(nfnüpfung§punft. Sn Stalten bitten fie einen '-ifnfang
9emad)t. 2)a§ 9?eid) oon 9?eapel ging t»om apoftolifdjen ©tuble
jur ßebn, Sicilien utiD ©arbinien follten bemfelben ebenfalls
geboren, nad) allen (Sd)riften unb 9}?etnungcn war bcr Umfreiä
beä nacl)ina(igeiHRird)cnrtaate§ ebenbeffelben @igentbum, obwol)l,
befonber» feitbem ber @tu!)l nad) Jloignon gelegt worben, ^llcä
bort au§ einanbcr gegangen war. Sn ben übrigen arbeiten beS
mittleren unb beä oberen 3talien§ rangen eine 9}?enge S»)ran;
nen unb greiftaaten unter cinanber, bie, ot)ne ba^ eä bei ben
anbern 5Rad)ten alljugropeS "iluffebn erregte, wol)l überwältigt
werben ju fonnen fdjiencn. 2)avauf bitten bte aoignoner ^apfte
immer, obwol)l immer »ergeben» bingearbeitet. 2Bcnn aber nod)
©twaä gewonnen, wenn bereite früber ©ewonneneis ntd)t auf
immer verloren geben foUtc, fo mufte bec ®tubt jurücfgelegt
tf, bog bic Srnnspftn iai ^Pontificnt tctcb« ganj für fid) geircnntn: quod
ex tarn vitiosa renuntiatione , Roma et Italia perpetuo verisimiliter spo-
liaretur sede apostolica et Fetii (ides transferretur acl Gailicos, «julbns
nomen Roiiiatnim semper extitit infestuin, ex scliismatici Gallici in Uni-
versum a liliis hujus saeculi praedicabuntnr prudentes, docti, sensati,
lionoribus digni, liominibus praeferendi. Catholicae Meditationes. Theo-
dorici a Niem Nemus ünionis, pag. 334.
- 47 —
werben nad) fRom. 9Jur in Stallen lief fid) auf Stallen fräf*
tig roirfen.
QBegen fo f)o^cr SMnge meinte ©regor XI. ftd) hinwegfegen ju
muffen über t>ie JBebenflic^feiten, welche feine SJorgünger geljabt.
^r fünbigtc feinen ©ntfdjlug an nad) Stallen ju Q(i)tn, tod)
wie er fagte, nur um bie verworrenen ^änt»el tiefes ^anbe§ }U
fd)tld)ten. ^) 2lbcr bie fronjofifdjen Äarblndle bemerkten fog(eld),
worauf eS eigentlid) abgefeljen war. -) @ed)§ von lf)nen was
ren nid)t ju bewegen mit^ugetien unb fte blieben in 2(üignon
jurüd. Sie Uebrigen folgen bcm .^crrn unb 9}ietfter. 25er ents
fd)loffene ©rcgor XI. jiel)ct nidjt wie Urban in Stallen dngfilii^
l)in unb t)er, fonbern 1377 gerabewegö auf 9?om, wo er bleibt,
immer nur furje Bett abwefenb unb wenn S'iotbwenbigfelten
eö er{)cifd)ten. £)ie 2Belt foU fel)en, baf 9tom wieber 9?om,
bafi eä wieber ber Sife be6 apoftollfdjen @tul)lä geworben fei.
Su ber 3elt, wo blefeä gefdjal), ^atte ftd) baä Sntereffe ber
Könige öon granf'reld) an einem franjöfifd)en ^ontiftcot jlems
Iii) tterloren. "Kn S3onifaciu§ tonnte hin ©ebanfe fein:
bie 3eit l^atte bie Erinnerung an bie ungel)eure gret>eltl)at
beä auögeftorbenen ipaufcS ber Äapetinger tjinwcggefdjwemmt.
9Äan batte 9efet)en, bnp fid) böö ''Pontiftcat auö) ju weiter nidf)t§
ffiefonberem nu^en laffc. ®er ©ebanfe burd) bie aoignonet
^äpfte, wdt)renb biefcä änjijleä jwifd;cn biefen unb ßubwig bem
S3aiern, bem Äönig ber £)eutfd)en, einen franj6ftfd)en ^rinjen
ouf ben beutfd)en Zl)xon ju bringen, war gefd^ettert. 3ule|t
1) at man alle Äraft öufjuwenben gegen ©nglanb, um eä au§
granfreid) ju treiben, wo e§ fic^ fejler alä jemals gefegt. SBd^s
renb beS ©d)iäma'§ ftel)et man e§ beutlid), baf e§ bem ^aufc
SSaloiä ntd)t eben mel)r um einen fran56ftfd)en ^apji ju tl)un
tjl. ©ie nel)men bie franjoftfdjen ^äp(le nur, weit fie ftd) über»
jeugt l)alten, bap bicfe bie red)tcn wären.
25ü§ anbcre Sntereffe f)at ftd) bagegen crf)alten mit aEer
©tärfe, ba§ Sntereffe ber fran5Öftfcf)en .^od)priefterfc^aft, weld)C
bie Staliener um feinen ^rei§ wieber auffommcn laffen will.
2) aä italienifd)e Sntereffe war in bem .Karbinal^foUegio freilid)
faum inet)r »ertreten. gab in bemfelben nur mö) meV5ta=
1) Prima vita Gregorii Xf. Baluze I. pag. 437.
2) Martene. thesauriis anecdot. V. pag. 1081.
l
- 48 -
licner. Zbtx ber ®et|l ^jtaltcnä unb befonbcrS ber ©tabt 9?om
wax für fie. 9?om wollte feine köpfte n?ieber t)aben, mit ben
^ä^)ften ben ©lanj ber ©tabt. ^Rod) war ©regor XI. nicl)t
tobt, a(§ bie Jöenjegung in 9?om begann. 2)ie ^au^tteute ber-
felben, bie S3anneret§, famen jufammen unb bcrebetcn, bop ein
9i6mer jum ^a^)ft genjätjlt »erben müpte. *) 2)iefe6 wax bic
©timme ber ©tobt, befonberS be§ geringeren Slljeileö i{)rer SSe*
ttülferung.
Fl
©regor XI. aber fiarb. 25üfiere ©ebanfen {ianben an fei»
nem <Stexhthdte. ©o genau fannte er bie entfd)iebenc COZeinung
feiner franjoft feigen Äarbtnäle, baö ^apflttjum ben granjofen ju
bet)alten, bag er ein ©cl)t§ma :propl)ejeitc. £)a^ aber baffelbe
werben würbe, wie e§ geworben , baä Ijatte ^apft ©regor in
feiner SSobeäflunbe woljl nidjt gefürdjtet. SÖSer ^dtte aud) wo{)I
Borauäfel)en fönnen, bap in ifjrer blinben ©ud}t mä) ^errfd)aft
bie franjöfifd)e unb bie itaüenifdje .l^odjpricfierfdjaft bie ßel^re
üon ber dinifdt ber Äirdje, bie fo wefentlid) unb fo nottjwenbig
war für Mc§, waö je^t ^anb, factifd) tor ber SDBelt würben
bredjen wollen, ja bap fie bicfelbe aud^ beinafje tl)eoretifd> bre?
djen würben. Witten in bem ©d}iäma warb beljauptet, ba^
man cä nidjt wiffen fonnc, ob ber Ijeilige ©etfi nid)t etwa wolle,
bap wirflid) jwei ^äpj!e für immerbar fein foUten. Äonntc
man jwei f)aben, fo fonnte man aud) brei ()aben, unb man
empfing fie wirflid) einmal. 9J?an tonnte weiter »icr unb bann
immer nod) mel^rere ^aben. 3« bem großen ©d)i§ma war bic
r6mifd)e Mixä)t auf bem beften SBege Daju, fid) in biefer 2Beifc
felbft aufjut)eben. ®a aber eine 3erftörung ber Äird)e in biefer
3£rt ben ©cift beä ^üangelium§ nid)t geforbert tjaben würbe, fo
ift fie aud) nid)t gekommen unb baS ©d)i&ma l)at mä)t ewig
gebauert.
1) Rectorcs saa Tocabalo Baderenses nancui>ati coadnnatis sibi aliis
qoamplurimis civibus, adbuc vivente dicto Gregoris, "deliberaverunt suo-
cedente obitu ipsins omnino sie operari et facere, quod a cetero in Roma
vel saltem in partibus Italiae curia resideret et remaneret. Quod se non
posse obtinere aestimantes nisi per electionem in I'apam alicujus Ro-
mani Tel Italic!. Continuatis et iteratis vicibus sua feccrunt consilia, in
quibus firmiter decreverunt, Cardinales omnibus niodis compcllere. Prima
Tita Gregorii XI. Baluze I. pag. 443.
— 40 —
Äein ereignif i)aUe fdjon fo Hat unb unjweibeutig gejetgt,
ba^ bte Ätrdje auf einer falfdjen unb »crEe^rten Unterfage j!et)e,
ba6 nun auägebrod^ene (Sdjiäma. SBte wenig aud) tiä jcgt
bie S,ixd)t unter ben neuen europdifdjen 586(fern tt)re JSe)lim5
mung erfüllt l^atte, xvk »ie(farf) SSerwirrung , Unglaube unb
2lberglaube auä iljr emporgeroadbfen roar, fo ^attc man @eiten§
ber ^riefterfc^aft tod) immer iti)aupttn fonnen, baf bie red)te
Äirc^e ba fei unb ber redete ©laube burd) fte in ber 2Be(t ^err^
fd)e. 2luä biefer Äirc^e voar baä ^apfttl)um emporgen)ad)fen,
unb eä ftanb baffelbe ie^o an beren ©pi|e. (55 war ber SBelt
unbenfbar geworben, bap ber redete ©laube unb ba§ wai)xt
6^rijlentf)um anber^wo fein fönnte alä in biefer römifd^en Äir=
unter biefem einen ^apft, ber mit ber Äird)c felbft gleidj»
fam in (Sinä jufammengefloffen war. ^
2lber auf einmal erf)ie(t man jwei ^apfie unb jwei ^ir^ |
d)en burd) ein ßreignip ober burd) einen 'B^^aU, weld)er ni^jt
bie <3d)ulb ber ber Äirdje gebord)enben S[)?enfd?en war. ^iefe
^dpftc unb biefe Äirdjen pellten ftd) einanber entgegen unb bt-
^»aupteten, ba^ fie nur bie wahren waren, bei benen ber wabrc
©taube fjerrfcfac, ba^ "KÜt, bie biefeö nidjt glaubten, fid) in eis
ner falfd^en Äirdje befdnben unb ben redeten ©(auben nid^t f)dts !
ten. 2)ie SZÖelt fpaltete fid) jwifd)en biefe beiben ^dpfie, 5wis|
fd)en biefe beiben ,Sird)en gabnidjtä, wobur^ bie eine ober!
bie anbcre fdjlagenb beweifen fonnte, ba^ fie bie redete fcin[
muffe. Seber S^eil aber tjerbammte ben anbern alä fdjiSmas .
tifd) unb fe^erifd). Unb biefer anbete Zi)e'ü t^at bod) nid)t ba§
SRtnbefte, wa§ nid)t audj üon bem getl)an warb, weld;er bie
SSerbommung auöfpracf>, glaubte nid;t§ 3£nbere6, aB wa§ iit-
fer glaubte, nur einen anberen ?)apft na^m man, eon bem felbfl
bie SBiberpart nid)t fc^lagenb beweifen fonnte, bop er ein fal=
fcl)er fei, obwohl fie e§ fagte unb 'bt\)<iüptett. (Sä war ^lleä
jweifel^aft unb ungewtg, unb im ©runbe genommen wupte fei:
ner ber beiben Steile fo fidjer, baf eS über allen Bweifel er^os
ben, ob er aud) in ber red)ten Äirc^e fei.
Ungemein leidjt l)dtte man bie (Sntbecfung madjen fönnen,
ba^ bie d)ri|llid)c SBa^rl^eit gar mä)t mit bem 3lnerfennen be§
einen ober beä anberen ber gegenwärtigen ^dpfie oinb überhaupt
trgenb cineä ^ap(te§ in SSerbinbung jlebe: benn man mu^te ja
füllen, ba^ man ben redeten d?riftlid>en ©lauben beS^alb nic^t
IL se<ii. ' 4
fonnc verloren t)aben , {)atte man bcnfelbeii fonji nur, wenn
mon ftd) auä) bie Wlö$liä)hit badete, bap man ben falfdjen an=
crfenne fll§ ben rcd)ten ^apft. Senn man glaubte ja immer
noä), »a§ man fonfl geglaubt i)attt. 9Jian mufte bemerfen,
bo^ jwifdjen biefem unb bem (Sl)riftent^)um eine notl^wenbige
§8crbinbung gar nicbt »or^anben fei.
SBenn man biefeä gefut)lt, fo fdjeint e§, mu^te man mi-
ter bemcrfen, bap (ginl)ett bcr ^irdje unb Äirdje überhaupt
wol)l nid)t§ ■2leu^erlid)e'o, ga^(id;e§, .^anbgreiflidjeö fein fönne,
weit biefeä, alä fid) in !0?enfd}cn barjieUenb, jur Svoii, jur
2)rei unb ju 5!Rel)r n^erben fonne, fo wit t$ im ®d)i§ma wixh
ltd) gefd)al}. Unb alle btefe ®etrad)tungen bitten im weiteren
gortgange beä 2)enfen§ barauf führen muffen, ba^ bie duperc
unb ftd;t&ar tterbenbe jlird}e ein 9}?enfd)lid)eä, unb nur bie un»
fid^tbarc Äircbe ba3 ebrifientbum, baä ®üttlid)e fei. SBer
m6d;te Idugnen, baß ^unberttaufenbe eben burd) bie lange SSers
wirrung beö ©d;i§ma jit foldjen ©ebanfen unb ibrcn notbwen;
bigcn gotgen gebradjt worben finb. 9Bar bod) ein Sabrbunt>ert
t5or ber großen Sieformation bie SO?einung , baß man auf einer
falfdjen S3abn jlel)e, verbreitet burd) alle Sanbe ©uro^pa'ä.
Snbeffcn bei ber großen 9)?affe ber 9}?cnfd;en b^ben fie fvS)
ftd)tbar nid}t gehaltet, jene ©ebanfen, unb fie fonntcn fid) auc^
fcbwerlid} gejlalten. ©ie beburften eineä 2£nEnüpfung§punEte§,
einer etwa§ genaueren ^Befanntfd)aft mit bem ßbnftc"tb"'"/ jtc
beburften alö £end)te für ibren gortgang unb jum ®ewinn ei--
neä 9fefultatc§ bie öollfie unb flarfle (Srfenntniß beö ©oangelii.
S3eibeä i)inte bie große 5J?affe ber 9J?enfd;en nid)t, unb eä feblte
ibnen an giibvcrn boju. 2)ie romifdje Äirdje \)attt jo ben
et3angclifd)en ©laubenSbotcn ben SOhinb gefd)loffen. 2)aber fübU
ten bie SO^enfdjen wobl unb fte fprad)en e§ au§ in ben ftarfften
tiCuäbrüden, baß eine entfefjlidje Söertoirrung über bie 23elt ge;
Bommen, bafj man in ein ßabprintb gefallen fei, auä bem man
feinen 'iu6weg wiffe,') — war man bod), wie eä fcbeint, alleS
©rn^eö bi" u»b wieber auf ben ©ebanfen gefommen, baß bie
ßinbeit bcr .fiirdje burd; bie ßrmorbung beö einen 5)apfieä t)n-
1) Perspiciimh est in q'iali labyrintlio vix egressibili positi sumns et
vinculis vix cxtricabilibiis irretiti; qur.si videlicet posuerimus in retibus
pedes et in maciilis eorum ambulemus. Gerson. Tractatus de chismate.
Opera II. pag. 22.
— 51 —
gebellt »erben muffe. — Sa^cr fleigerte jict> t»ass SO^ipbetja;
gen, bQ§ fcf)on frü{)er »or^anben gercefen, ober eine 9\ettung,
für (vtld)t man bie SBieberberftellung te§ einen ^apftt^umä unb
fcer einen ^irdje anfab, f)iittc man bamit nun unb nimmermebt
gewonnen, ob man aud) ben 3uben unb ben ?Kö5lemen ncdb
mebr, al§ eS war, jum ^ot)n unb ©pott geworben wdre mit
feiner £lual. -)
X)\t ©elebrten ber bamaligen Seit »erliefen bie 9}?enfd>en
(Sie geborten bem ^riejter« ober bem 9}?6nd)§ftanbe an^ unb
Glitten im ©anjen genommen ein Sntereffe mit bicfen. 2Seil
ber öllgemeinc ©eift be5 Sacerbotii auf ibnen lag , !onnte uon
if)mn wenig ober nicbtä erwartet werben, do fonnte üon ibnen
ferner nicbtä erwartet werben, weit fie ficb tief eingelebt in bie
©d)olaftif, tief eingelebt in bie SSeife ber ©djriftbeutung unb
@(briftbebanblung, mit welcbc- ^Tile» gewonnen unb Jtüe» ges
Idugnet werben fonnte. Sie ijahen aUerbing» wdbrenb be§
©djiSma 9)?ebrere§ gctban unb e§ tbun muffen, wa§ wibec
bie jeitberige Ätrc^enlebre ober bocb wiber bie Sdfee unb Ses
bauptungen war, über benen bie ^äpile ibre SJZacht über bic
SSBelt unb bie Äircbe oufgeiieCt unb bie bif ji^t ongenommeti
worben waren alä le^tgültige dntfcbeibungen. ©ie mupten bie»
feä tbun, al» enbticb bie ^artnäcfigfeit ber ^^apfte ber franjofü
fd)en unb ber italienifcben ^artbei bie Äircbe unb bie .^enfdjaft
be§ übrigen Sacerbotii bebrobete unb ber Jammer ber S^ienfcben
nicbt mebr ju überfeben war.
@ie gingen aber auf nicbtä weiter ou§, ol§ bie ^ircbe wie»
ber berjujieEen, wie fie öor bem ©cbi»mo gtwefen war. 2}a«
bei wollten fie etwa nod) bie ©elegenbeit benugen, bie ^errs
f^aft beä ^apfieS ba einjufdjrdnfen , wo ffe bem anbern Sa»
1) war in granftrid), bog rinigc auf ben ©cbonffn gcfomnien,
bie Unität ber .Rircftc bur* gciraltfamc Jöbtung SSerebtct Xin. rciebetöcr*
tttiufiibrcn. Ocrfon rcbct baren ganj Uax unb be)timmt. Ad secnnJum
similiter in convenientia seqnnntnr primam incommodum saper difficnl-
tate execntionis hajas viae; qaoniam fieri non potent nisi vel de facto
interficiatur. Remanebit nota apnd posteros saltem de facto, qnod Gal-
Mci ant alii Papam sanm interfecerunt Grerson. de restitntione obedien-
tiae Benedicto. Opera II. pag. 33.
2) Quid porro de paganonim infideliamqne fabnler probro et irri-
äone adversos Catholicos. Gerson. Propositio facta coram Anglicig. Opera
n. pag. 125.
4*
— 52 —
ccrbotio Idflig geworben mx. ©te fud)tcn bic SOBett juetjl ju tröjten
unb fügten, baf S'iiemanb burd? ba§ gegenwärtige ©c^iäma in
eine eigcntlidje Äe^eret gefallen fei. ^) (Sä war ja fdjlimm,
wenn ^)ätte jugegeben werben muffen, ba^ bic SBeife ber Äirdje
felbft oi)m alle benfbare ©d)ulb ber tf)r unterworfenen SS)?enf(f)ett
in Äe^erei bringen fonne. 2Beit fie ferner mit feinem ber ^äpfte
ouäfommen fonnten unb felbfi jugejleljen mußten, baf fid) nid)t
erweifen taffe, wer ber redete ^apfi fei, fo geben fte ju, bog
man bie &'n^eit ber Äird)e nid)t fo grob unb materiell auffaf«
fen muffe, wie e§ äeit()er gefd)e^en, bap biefe (5inf)eit eine mo>
ralifd)e unb feine mat{)ematifd)e fei, ba^ ber ^apft unter bem
©öangelio fei, ba^ er fein ©ott aufßrben geworben, über bef»
fen 9?eitte man gar nidjt flreiten bürfe, baf man bie Uti)olU
fd)c Äird)e unterfdjeiben muffe üon ber romifcfjen, unb bap bic
erfie feljr fügüd) o{)ne ^apfl fein fonne.-) ©ie mußten über
bie 2:ef)re oon ber @inf)eit ber Äird)e im ^apjitl)um, weil ft^
in bemfetben bie @inbeit eben jufälliger SOBeife jerriffen ^atte,
eine ^6l)ere SOZadjt jtellen , weil bie ©inbeit nid)t anberö wie«
ber ju ©tanbe gebrad)t werben fonnte. 25arum warb nun
bie Äirdje bargefiellt öon einem ücumenifcf)en ßoncil unb biefem
ber ßl)arafter ber Unfe(;lbarfeit aufgejlempelt. ^) @ie festen aud)
1) Tota res praesens magnis dubiorum involiicris contecta est et
otriusque colorata, sed nec sunt aliqua, quae proprie et nude contin-
gant opposita lldei ; quoniam magis in factis diversis et diversimode re-
ceptis, quam in jure consistant. NuUi idcirco possunt aut vix possnnt*
de Schismata et heresi pertinaces convinci. Gerson. de concilio generali
nnius obedientiae. Opera II. pag. 24.
2) ünitas ecclesiae ad unum certe Christi vicarinm dam procnratnr
per epikeyam seu bonam aequitatem non exigit in sie cpikeyentibas sea
Legnm positivarum interpretibus quod habeant evidentiam mathematicam,
sed satis est si certitudinem moralem attulerint. Gerson. Commonito-
rium. Opera II. pag. 120. Catholica universalis ecclesia constat ex Om-
nibus in Christum credentibus et in hac ecclesia et in ejus fide omnis
homo potest salvari, etiamsi in toto mundo aliquis Papa DOn possit
reperiri.
Ecclesia Apostolica in Catliolica ecclesia inclusa ex Papa, Cardi-
V nalibus , Episcopis, Praelatis et viris ecclesiasticis compaginata solet dici
ecelesia Romana. Et haec errare potest et potnit falli et fallere, schisma
et heresin habere, etiam potest deficere. Gerson. de modis uniendi eccle-
siam. Opera II. pag. 163.
3) Jocobi Almaini Expositio : Gerson. Opera II. pag. 1071,
— 53 —
factifd) bte SBaf^r^cit tf)rev fficljauiptung iüxä) unb beenbefen ju;
lefet baäi ©d)tgma butd; fic.
Semit i)attm ftc aber lueitet nid)t» getfjan, oB bo^ fie
ben SIräumen, burct> rce(d)e bciä ^apjltf)um emporgefltegen war,
onbere SSrdume entgegenfcfjten, weldje bod) nur ben ^'o^P^äW^'f
i)atttn, büä Sop^e(pa^)jlt()um ju überwältigen unb bte früf)er
in einem ^ontiftcüt erfd^einenbe @in(}cit wicber I;erjufleQen. @ine
gro^e unb eüQngelifd)e Folgerung auä t^ren gegen bie unbebingte
^"»üpjigeroalt gerid)teten ©d|en ju sieben, Ijüteten ]id) bie ®e:
letjrten unb ^rdlaten. Sie fpred^en aud) iljre ©ü^e mit einet
gercilTen Surücfhaltung ou§ unb fie feljen fid) immer wx , bap
fic ntd^t§ fagen mödjten, voaä gegen bic ganje fleifd)tid)e Äird?e
laufe. "Küä) blieben i^re 2el)ren, bie je^t roenigfienä neue roa-
ren, immer fd)tt)anfenb unb unbeftimmt, njurben wn SSielen
ganj geldugnet ober nur jur ^dlfte jugegeben. "Knä) x\xi)t-
ten fie auf feinem tüchtigeren ©runbe, oB bic ge^rc üon ber
unbebingten ^apftgemalt.
W\t bem ©c^iäma aber fam e§ fo. 3Bie ?>apjl ©regor
geworben, fam bie ®tabt 9fom in nod) größere SScwegung alä
^ü^er. 2)ic Sanneretä t)telten Suf^iwii^cnfünftc mit ben italie--
nifcfjen .Rarbtndlen unb begel)rten V)on iljnen, bo^ ber o^joftolis
fd)e ©tu^I fortan »iebcr in Siom fein muffe, ba^ es baju fein
anbereä 9J?ittel gdbe, al§ xvtm einSJömer ober bod? rcenigftenä
ein Statiener jum ^apji genjdt)lt werbe. Sie italienifdjen .Rar=
bindle fd)etnen barauf feine S3erfpred)ungen getl}an ju {)aben
unb fie fonnten fie aud) r\iä)t ti)un, ba fie fo fd)tt)ad? waren.
Zixä) ben franjöfifd)en .Sarbindlen tl)eilcn bic ffianneretä baf=
felbc SSerlongen mit. Siefe berufen fid) aber barauf, bag fie
ie^t nid)t wiffen fcnnten, waä il)ncn ber fjeitige ®ei)i im ßon^
claoe eingeben würbe. ®ie warnen cor einer burdj ©ewalffam;
feiten abgen6tt){gten SBabl, weil burd) eine foldje fein waf)rer
^apjl, fonbcm nur ein ginbrdngling an baS SJageälic^ würbe
1) ©c^on Ckmangc tcftaupktc, ia% bic ccuiiKnifdjcii dcncitten Qud)
irren fcnnten. Falli non possunt.promissa Domini. Sed nlii et cum qui-
bus per gratiam in ecclesia sna sit, non nostrum sed illiiis est nasse.
Novit Dominos qui sunt ejus. Nos autem qaomodo nosse possamns. la
Bolapotest muliercula per gratiam manere ecclesia ClemangiisYotaEmen-
dationis. Von der Hardt I. pag. 65.
_ 54
0cf6vt»ert roeiben.') 2)te J8onnere(3 ober, «eldje fretltd> wüp
Un, vok bcr ^eilige ©eijl bei bengranjofen ju entfdjetben ^)fles
ge, trafen i^re 2tnjlalten. ©ie jagten bcn Zt)d, bem fte nidjt
traueten, jur ©tabt t)inau§ unb riefen üom £anbe »ic( gemeineä
83olE t)erein. 2) 25arauf f(^)tpuren fie jebod) ben Äarbindlen in
1 ben 9ett)6{)nlid)en gormen grei^eit unb ©i^crfjeit. ^) 2)ie Man
bindle gingen am 7ten 2fpril 1378 in ba§ ßoncloce. ߧ wa»
ren it;rer eilf granjofen , ein ©panier unb öier Staliener. 3)a§
Gonctatte warb nid^t, wie eä in ber 9?cgel war, jugemauert.
2fB bie granjofen in baö ßonctaoe gingen, fd)iencnjte noc^>
jiemlidf) guten SO?utl)e§ unb fejlen ©ntfcl)luffe§ geroefen ju fein,
iljrer Station baä ^ontificat ju beljaupten. SBie follten fie baS
ttud) md)t konnte il;nen bod) ^liemanb erweifen, ba^ ber l^eis
lige ©eip einen granjofen biefeö dJlal nidjt Ijaben woUte. 3^)«
fKeinungen waren aber get^eilt unb fte |>atten jwei granjofen
im ©inne. *) SBte fie in baö ßonclaoe gingen, i)ktm fte frei»
lic^ fd)on von allen ©eiten ba§ ®t\d)xti "beS rümifcben SSolfcS,
„einen 3?6mer, einen Italiener, ober ben Sgob!"^) (5§ trug
für ben gortgang ber SJinge wenig ober nidjtä auä, ba^ bie
Sranjofen unter einanber felbfi nict)t red)t einig waren. 25ic
ous ^oitou woütcn einen ganbömann jum ^apfle, bie auä
ßimouftn wollten ebenfalls einen iljrer 2anb§leute, bamit er an
fte mit freigebiger ^anb fpenbe. Stacb ctwaä 2£nberem als mä)
®elbe fragten bie gürflen ber Äirc^e niä)t me^r. SBdrc bie ^o;
litif ber fr«nj6ftfd;en Äonige nod) üorwaltenb gewefcn, fo wüts
ben fte gleid) gewußt f)aben, wen fie ernennen follten. Sefeo
aber fanbcn bie granjofen feine Seit, ben ©treit unter fid^ felbfi
ju fc{)lid)ten. lieber bie eingejtofenen 5£t)üren l)inweg flürmten
bie JBflnneretä in ba§ ßonclaoe \)inün, eine beflimmte Grflds
rung forbernb, ba^ ein 9?6mer ober ein Italiener jum ^a^pjl
gewrtl)lt weaben foUe.**) 25ie Äarbindte geben barauf jur '^nt«
1) Prima vita Gregorii XI. Baluze I. pag. 443.
2) Declaratio Cardinalium. Balüze: Vitae Papar. Ävenionens. II.
pag. 832.
3) Acta varia concilii Pisani. Marlene et Durand. CoU. Vet Script.
V. pag. 425.
4) Raynald. Annales ecclesiae XVII. pag. 12.
f)) Prima vitn Gregorii XI. Baluze I. pag. 443.
6) Acta varia concilii Pisani pag. 427. _
— 55 —
»ort, bfl^ fie ju nidjt» [td; würben jwingen lafTcH/ baü "^'"«^
erjnjungcne SSal^i feinen *J»apjt geben würbcs 3)te franjofifdjen
Äarbtndle rcoUten jianbljoft gront mactjcn in 9ioin [elbfi gegen
ben Unge|lüm ber Süomer. ßieber »raven fie freilid) gleid) auS
9?om gegangen, aber fie f)atten nict)t gefonnt, benn mit bem
Äobe ©rcgorä {jatten bie S3anneret§ bie Zi)oxe ber ®tabt fdjlic;
pen unb ben)ad)en laffen. 9?acl) biefer geroaltfamen Scene warb
freilief) im Snnern beä (5oncIü»e tie SJube einige ßcit bc^gf^fK^-
"ilbtx am folgenben 5£age tobte bie «Stabt 9iom entfe^tid) auf.
2)ie ©turmgloife lautete unb alleä S3ülf jlromte nad) bem Gon;
clawe jufommen. Sic Sbürcn würben jum jnjeiten 3}?ale er^
brodjen. 2)aä SSolf jlromte in ben ^alaj! binein unb begef)rte
tobenb einen 9?6mer ober einen Italiener. brobete bie Äar;
binäle ju maffacrircn, wenn fie nicbt auf ber ©teile wablten,
wie t)on ibnen begcbrt warb. Sie nod^malige S3erficberung ber
granjofen, ba^ nur eine ganj unjweibeutigc 3;obeägefabr fie jur
SBabl bewogen i)abt, öerbient allen ©lauben, wenn and) ©cferift-
fieller ber romifcben ^artbei übet alle ©ewalttbätigfeiten, weld)c
ftattfanben, |tiUfd)weigenb binweggeben wollen. 3n biefer S^lotb
wdblten bie Äarbindle SSartbolomo be ^rignano jum ^apft, weis
d;e§ nacb einigen einmütbig,^) nacb 3(nbern obnc ©inmütbig-
feit gefcbaf». Sabei ift eS natürlidb gleicfjgültig, ob gerabe in
bem 2(ugenblicfe ber SBabl ba§ romifc^c SSolf noä) forttobte
ober nid)t. 25fl§ ©anje war bod) »or ficb gegangen unter bem
ftdjtbarjlen Swange.
Sie weiteren S'ladjricbten werben feltfam unb verworren.
SBie biefe SBabl bem S3olEe mitgetbeilt worben, fo i)abt eä baS
SSolf mi^üerftanben, ^) unb erfl gemeint, ber ÄarDinvil ^elruS,
bann ber '.^Cbt ^etruä fei jum Zapfte ernannt worben, 2(nbere
fagen, au§ gurdjt l)dtten bie Äarbindle bie 2Babl aar nid)t
befannt gemacht, weil fie meinten, baä SSolf würbe fie nieber'
^auen, ba ein Siomtx nidjt gewallt worben fei.*) Snbcffcn
1) Theodorici a Niem de schismate ecclesiae, pag. 3.
2) Gersoniana lib. I. pag. 12. Gerson. Opera I.
S) (ii mcxUn crji iScüiiiteK (icrdiigcrufcn, rodeten tk SCDa^l mitöv=
t6«i(t toirb. SDic Äarbtnäle foticn baOct crfldrt haben : «jnod popiilus p»s-
set beiie eos interticerc omnes sed non habere Roinaouin ista vice. Ray-
nald. Annales ecclesiae XVII, pag. 5.
4) ' Gersoniana lib. I. pag. 12.
— 56 —
fdjeinct, ba^ orbnungörcibrig ober uuf bem 9ett)6f)nlidf)cn SGBege
bem SSolfe etn?aö beEannt penjorben, ober md)t bog 3te4)tc, unb
baf cS im ^fnfange gemeint, fei feinem SSerlangen burd^ bie
S5Ba{)t be§ einen ober beä anbern »on jenen beibcn Scannern,
n)eld)e ben iJiamen ^etru§ fütjrten unb bie 9?6mer tuaren, ooUs
jlanbig ©enüge gefd)el)en. darüber entftanb eine »ilbe greube,
unb in berfelben fanben bie Äarbindle ©elegen^eit, au§ bem
ßonctaöe ju entoeidfjcn. ^) Einige gingen auä ber ©tabt, an;
bere flüd)tetcn fid; auf bie ©ngeBburg, mlä)t »on franjofifdjen
Struppen befe^t war. ©eltfam |lel)et bie 9'lact)rid)t ba, bop
fd)on in biefem 6onc(aüe Stöbert üon ©enf, ber nadjmalige
franjüfifclje ^apft, erwd^tt vworben fei. ®ie fdjeint inbeffen uH;
begrünbet ju fein: benn bie franj6fifd)e ^arttjei würbe nic^t
untertaffen l^abm, ftct) nodjmaB auf biefen Umjlonb ganj «or»
jüglicl) JU berufen, 'ilbn e§ gefd[)af) nidjt.
löalb inbeffen erfdf)rt baä r6mifd)e SSolf, baß eigentltd)
ber (lrjbifdS)of üon SBari gett)d()tt roorben ifl. (5§ berutjigt ftd)
babei, weil e§ nidjt fowo^I auf bie ^erfon anfommt unb ouf
einen SJömer, fonbern barauf, baf ber (Stu{)l in 9?om er^ialten
werbe, roaö öon einem Italiener, bei ber ©tdrfe beä t)errfdE)enj
ben 9^afionaIgeifte§, eben fo gut erwartet werben fann. f&ax'
tf)olomeo ^rignano aber, ber früher, wie bie granjofen erjdljU
ten, felbfl gefagt ^aben foß, baß unter folct)en Umftdnben eine
redEjtmdßige ^apjlwal()l gar mä)t 'fiattftnben fonnte, ^at ftd)
barin ünber§ befonnen, feitbem er felb|l ^a^pfi geworben, unb
er lobet nun bie Äarbindle ju ft^ , bamit bie Snt(}ronifation
üorgenommen werben fonnte. TLud) fammctn fie fiel) um il)n.
gefdjal) aber nidjt »on allen in greil)eit; benn biejenigcn
granjofen , welcl)e auf bie ©ngeBburg geflücl)tet waren, würben
nur tutä) ©rol)ungen bewogen, t)erauäjufommen. 25ie granjos
fen t)abcn immer bcljauptet, baß aud) aüeä 9'tad)malige noc^
unter ber ©ewalt beä gwangeä üor ftd) gegangen fei, unb 'rflit'
manb fonnte il)ncn beweifen, baß es anberä fei. ^ier, wo man
ftd) in bem ©ebietc beS ®efüt)leä bewegte, war e6 unmoglid),
JU beftimmen, wa§ grei^eit unb waä Unfreiheit fei. 2)ie 5n--
1) Tlieodorici a Nieni de schismate ecclesiae I. 3. pag. 5. 6.
2) >Uud) fngcii bie graniofcn , fie waren überjcugt gcrocfcn , bog nie;
manb meinen tonne, er fei unter folgen Uinjtänben redjtmä^tg gewählt.
Prima vita Grcgorii XI. pag. 450.
— 57 —
t()ront[atton be§ ^a^jjleä, weldjer ben Siamen Urban VI. an*
naJjm, ging nun ru^ig öor ftd), unb baä f)atte aUerbtngä angefet)en
rcerben Jonnen tute eine freie SSejlätigung ber 2öa()I, wenn bie
gran^ofcn nid)t eben nadjmciB bel;auptet, bap fieaud) je^t nodt>
unfrei gcwefen.
2^ie Jvarbindte fd)reiben nun a\xd) an ii)xt in 2ft)ignon iU-
rücfgebliebenen SSrüber. 3n btefem ©einreiben wirb fein SOSort
gefagt »on einem Uman^e, fonbern bic 2BaJ)I beä Ijeiligen S3a:
ter§ Urban ijl ein 2Berf be§ t)eiligen ©eijleä. ©ie er!ennen nun
aud) ben ^apj! fofort an, fie laffen fiel) Seneftcien üon it)m
jufdjtagen, fie fc()reiben feinetwegen S5riefe an ba§ ^Tuätanb.-)
'^ber alle btefe 2)inge, auf nje(d)e bie rdmifd)e ^art^ei fid) nad^;
' ' inalg jlügte, fielen fofort in SlidbtS jufammcn, alö bie granjo-
fen immer bel)au))teten, fo lange fie in 9iom gewefen, Ijdttett
fie ftd) in bem 3"t^anbe ber Unfreiheit befunben. ^)
Sen franj6fifci)en Äarbindten fam e§ nidjt auf eine ^er-
fon an , fonbern auf bie S3el}auptung beö je^t l^errfdjenben ©^s
fteme§. ©ie t)atten ja noä) ju 2iüignon auänabmäreeife Sta*
liener ju ^ä^fien ernannt. £)aä @t)flem aber begc(}rte, ba^
ber apoPolifd)e ©tubl jurüdgelegt werbe nad) ^»ignon. £)arum
treten bie .Äarbindle balb nad) ber 3nt()ronifation mit biefem
äBege^jr an Urban VI. (jerüor. *)
1) Theodorici a Niem. de schismate ecciesiae, I. 4. pag. 6.
2) Epistola Cardinalium apd. Balaze II. Yitae Papar. Avenionens.
pag. 839.
3) Raynald. Annales ecciesiae XVII. pag. 8.
4) ^apft Urban fclbfl crjdtiltc oon biefem SSerlangen bcm S^oma*
fpetra. Requisiverunt enim nos, ut transferremus curiam Avenionem, et
nos excusavimus no», quod non poteramus nec debeamus, cum praede-
cessores nostri ad restaurandum sanctuaria urbis in parietibus et devo-
tione collapsis et reducendum populos ad devotionem ecciesiae et paci-
ficandam Italiam quod nondom erat factum, et quod si etiam vellemns
non possemus Labere galeas. Tunc ipsi responderunt ad hoc dicentes:
Italia nunquam pontificabitur per Sedem apostolicam et quod non debea-
mus de iis curare et ad tinem dixerunt, quod venderemus totam qnid-
quid habeat ordo Joannis Hierosolymitani in universo toto et tunc satis
Laberemus. Quibus auditis infremuiinus spiritu et respondimus eis, quod
citius paterer mille mortes, quam sie destrueremus brachium fidei chris-
tianae. Haec responsio fuit eis turbationis causa. Raynald. Annales ec-
ciesiae XVII. pag. 11. 2)icfc ©rjatjlung iji aud) bc«^al6 tntcrcffont, mit
man batoiiö tuofil fict)ct, bap bic .^errcn itarbincilc, nndjbcm unter bem
— 58 —
2)er ^apfl fd)ei'net gefül^U ju fjoben, ba^ ber ©oben et;
wa§ f)ot)t fei, auf bem er jlel)e, ba^ gegen bie 9?ecf)tmdfigfeit
feiner SBa^l gar öte(e6 eingemenbet «erben fonne. dt njelfet
bie gorberung ber granjofen wegen 2töignon jroar ab, er weißt
fie aber ftdjtbar bod) fo ab, bap benfelben nod) nidjt alle 2tu§5
ftd^t unb alle SiJJoglidbfeit abgefdjniften war, baß ber ©tubl
burd) ii)n beretnfl bod) wieber nad) 2(tjignon Eommen fönne.
S^a^ war nun ben franjofif4)en Äarbinälen jebeS gaUe§ bie
^auptfad)e, baß fte ernannten, Urbanä ©eftnnung fei 9iom unb
Stalien jugewenbet. @ä war it)mn eine Slebenfad^e, baß ber
^apjl it)nen ii)x ßeben unb if)re ©itte üorwarf in Ijarten 2CuSj
brücfen. ^) ©oldje 2)inge tonen im ©djiöma gar oft unb ganj
erfolglos in bie Sljreu ber Äarbtndle hinein. Sie au§füt)rlid)(ten
25arfteUungen über iljre 58erbred)en unb tl)re Slidjtswürbigfeit fd)ei;
nen fte mit ber größten ©eelenrube angeljort ju Ijaben. ^) SSon
etwaä größerem Einfluß mod)te e§ etwa auf fte fein, baß Urban
fogleid) bie Königin 3of)anna toon ^JZeapel mit ber 2lbfe^ung bt-
bro^te, ba er gern feinen geliebten iJlepoten, ^rignano, auf
ben Sbron wn Slea^pel geförbert ^atte. ©d)on unter bem rein:
franjöftfd)en ^apfttl)um »on 2f»ignon war ber 3'lepotiSmuä feljr
bemerfbar Ijerttorgetreten. 2!)er SSerlujl 9?eapel§ wdre allcrbing§
eine 9'?ationalfad)e für bie granjofen gewefen.
SGSie nun bie franj6ftfd)en Äarbindle cr!annt, baß e§ mit
ber Stü^öerlegung be§ ©tuljleS nad? 2C»ignon nid)t9 werben
aSorroanbe bct Äc^eret ber Orbcn ber Jemptcr jerfiört roorbcn, mai 6efons
ber« bem Äönig oon Sranfr"* fcl)öneä öclb eingetragen f)atte, nun
oud) baran bad)ten, mit ben Sotjannitern ju if)rem eigenen SBeften in glci«
d)er 2Beife ju ocrfa^jren, ©ie waren auf bem befien iSDegc ficf) unter einanber
felbfl aufiujc^ren. SDie Sempier roaren nid)t fd)ulbiger alÄ bie 3c^onniti
tcr unb biefe nid)t me^r alS bie onbercn Orben oQe.
1) Theodor a Niem. de schismate ecclesiae I. 5. pag. 7.
2) aSon iferen aserbrcd)cn werben bie .Sarbinote Dftmald unterhalten.
Culpas vestras tempori, qnaeso, neqac diebus adscribere nolite: sed
scelera vestra abjicite.
Vulnus grande, obsecro, pertimescite, super capita vestra coelo
qnoddam non haesito breviter descendere , hostili mucrone loricam peiit-
trante. ®old)C «Oocutionen bid)t geflcQt neben bie .^üflidjfeitiformcl: Re-
verendissimi patres, nehmen fid) freili(^ fe^r feltfam aui. ©6 ifl bie iXebc
von ben orignonen|tf^en Sarbindlen. Joannis de Varennis Epist. 7. Acta
varia ad Concilium Pisannm, pag. 586.
— 59 —
würbe, fo fuffen jie einen @nt[d)Iuf. 2(u5nat)mgroeife %oXit mon
felb|l tu 2(»ignon Italiener ju ^äpften ertt)dt)lt; aud) ben 3ta=
Itener Urban {)dtten fte gcbulbet, trenn er ft^) nur nicl)t offen
loägeinadjt ^ättc üon bem frQn56ftfd)en ©pftcm. Um bie 9JJittc
bc§ SKateä entfernten ftd) bie franjöftdjen Äarbtndlc einer nacl;
bem anbcrn. ©ie fammelten fid) jii 'ifgnani. 9la(l)bem fte
nun oon bem ^apjte tiergebcn§ oerlangt, bap er abbanfen foUte ^)
festen fte bie 2Belt üon bcr %xt unb SBeife in Äenntni^, roic
Urban ^apfi geworben. Sic t)dtten t()n nur genjdtjlt, weit fte
gefürd)tet »on ben 9t6mern auf ber ©teile niebergef)aucn ju
werben, ©ine folttje 2Bal)l fei natürltcf) nuU unb nid)tig an fid)
fclbft. ^) 2(ntn?orten, weldje bie Äarbindle erf)alten, ftnb eben
nidjt fc{)r ermut^igenb. Ser Äonig oon granfreid) felbjl ent^
gegnet iljnen, über bicfe fc^wierige (Sad)e fonne nur eine ocus
menifdje ©pnobe entfd)teben. ©djroerlic^ fönnten bie Ädrbindle
%x\X\a.%n, 3eugen unb ^\6)izx äuglcid) fein. ^) £)te flrenge Uni-
tdtäleljre wirb burd) bie immer ^duftgere ©rwdijnung ber öcus
mentfdjen ©pnoben gcbrodjen.
^apfl Urban aber, fo wie bie Sran5ofen ftd) au§ STom
entfernt, war nad) Sibur gegangen. (Sr fud)tc mit ben 3ibs
trünnigen ju unterfjanbeln. 2(ud) er wollte bie ©acf)e fofort
einer öcumenifdjen ©ijnobe überwiefen wiffen. ®ern fjdtte er
bie Äarbindle nad) SSibur gel)abt. @ie l;üteten fid) wof)l ju
fommen. ®ie fürdjteten böfen 58erratl). ®ie fannten ftd) unb
t^jrc Seute. *) a3ieUeid)t f^atten fie crp fclbjl ben ^a^jfi in Slom
ermorben wollen, um ben Stalieniämuä auf einem Jurjem SCBegc
wieber nieberjubrücfen. 25a§ 85erbrcd)en iji fo l)eimifd) ge;
worben unter ben .^du^tern ber Äird)e, baf ftd) ein jeber um:
lauert meint t>on bem SSerbredjen be§ anbern. 25ie fd)tauen
granjofen l}aben bieUnter^anblungen woljl benu^t. 2)ie brei tta-
ltenifd)en Äarbindlc, weldje fie leiteten — ber merte Italiener
1) Raynald. Annales ecclesiae. a. 1278. XVIf. pag. 12. •
2) Declaratio Cardinaliuin adversus Bartliolomeum Barensem. Baluze.
vitae Paparum Avenionens. II. pag. 821—836.
3) Kaynald. Annales ecclesiae a 1278. XVII. pag. 20.
4) Venit Tiburim, qui locus etiam distringitiir per Romanos, ad
quem eos saepius evocavit, quasi eos volens prioribns vel aequis peri-
culis implicare. Qui de iis jiiste sibi timentes suae advocationi rationa-
bilitcr obteniperare recusarunt. Declaratio Cardinalium , 1. I. pag. 832,
— 60 —
war geporben — bewogen fie ebenfaEä uberjutrcten, inbem fie
jebem im ®ef)etm oerfidjerten, bap gerabe er jutn ^ap(l emablt
werben foüte. £)cr ganj öertaffene Urban mupte fid) fed)äunb>
jwanjig neue Äarbtndle madjen. Sabei brüifte er feine italie;
nifd)e ©eftnnung jlarf ou§, benn biefe fecbsunbjwanjig waren
faji lauter S?6mer. ^)
2)aä ocumenifcbe ßoncil , weld)e§ t>orgefd)(agcn worben,
papt in ben ©ebanfen ber Äarbinüte gar nicbt i)'mün, fo we-
nig aB e§ in ben ganjen ®ei(l ber papiptifcben Äirdje papt.
2)ie Äarbinäle ftanben fid) treflid) bei ber boben Steigerung, ju
wetd)cr bae ?)aipjttbum gefommen war. @in 6cumentfdje§ (^on-
cit fonnte unterfud)en wollen, auf weldjem S3obcn baffelbe ftanb.
(5ö i)at ftd) feine ©efe^e felbft gemadjt unb bie gefe^gebenbc
©ewalt fid) felbft gewonnen. S^iemanb i)atu fte gegeben, biefe
©ewalt, alä bie ße^re üon ber einen Äird)e. ©iefe 8cf)re fonnte
tiielfad) anberä gewenbet werben aB fte ber romifcbe ®tubl ge^
(iellt. 2)en Äarbindlen fonnte nic^tä gebient fein mit einer fol;
d)en Unterfud)ung.
©aber fubren fie rafdb ju, gingen in ba§ Äonclaee unb
wdblten am 20jlen September bcä Sabreä 1378. ben Äarbinal
Stöbert tion ®cnf jum ^^apfie, welcher ben 9lamen Siemens VII.
annahm. 2)iefer Stöbert war nicbt auf bem S3oben beä fran«
jöftfcben 3?eid}eä geboren. @ben barum wallten fte ibn. ©e»
tabe jefet foUte e§ nid)t ben 3(nfd)ein i)ahm, al§ wollten ft'd^ bie
granjofen ba§ ^apfltbum jum ©rbtbeil madjen. -) 2fber burd)
feine ©efinnung geborte Stöbert ben franjöfifdjen 3tnfid)ten unb
Sntereffen an. 'Uli foUtc e§ niemanb bejweifeln, bap baö
©anje eine S'lationalfadje fei, wetdje jwifd^en Den granjofen unb
ben Italienern üerbanbelt werbe, tobte bie ©tabt Siom entfefes
lid) gegen bie granjofen, al§ bie '3la6)nä)t oon ber SBabl ju
Z^mni fam. SiKdnner, grauen unb .Kinber würben ermorbet,
wo fte ftc^> betreffen liefen. *) £)ennod) b^t eä in ber ©tabt
1) Theodor a Niem. de schismate ecclesiae I. pag. 19.
2) O Caesar non de regno Franciae , sed de solo iinperii, de domo
comitatus Gebennae. Nam aliter fuisset vulgaris opinio, qnod doniini
cardinales Papatum quasi quoddam jure Lereditario in regno Franciae
vellent perpetuare, fagt ber ©cfanbtc bc« ^Popflc« eicmcn« milb genug
um bcutfci)cn.ftönt9 SJBcnjel. Acta varia de schismate Pontiiicum pag. 1122.
3) Theodor a Niem. de schismate ecclesiae. I. 7. pag. 14.
— 61 —
JRom felbjl ben franj6fifcf)en ^Ä^jfien niemoB an ^fn^ängern ge^
fe{)lt, benn jun>ei(en weidet bie 5J{ationalfod;c entocber bem
©lauben ober einem anbeten Snlcrelfe.
<So flanb ba§ ©dfjiäma ba, »onfommen gcrüftet. ^ranf;
nid), Stafliücn, 2£ragonien, Slaoarra, Sicaipel, ©djottlanb er^
fannten ben granjofen, bie anbern curopdifdjen (Staaten ben
Stömtt an. 2)et neue ^apjl ßtemenö war »on feiner SSKadjt
fogleidf) anerfannt «jovben. @§ fanben genaue tlnterfudf)ungen ^
felbfl in granfreidf) ftatt, wo ber ^of fid) öon ber SiationaU
fac^e immer weiter entfernte. 3Cn aUen ^ofen liefen beibe ^appe
tf)rc ©adje ful^ren. 2Bo ber franjoftfdje anerfannt warb, ba
arbeitete für i^n eine Ueberjeugung, fo weit mmüd) Ueberjeugs
ung in biefer Sadje überhaupt jlatt ftnbcn fonnte. 3mmer
waren bie gran^ofen im großen SSortf)ei(, wenn »on bem 9?cd)tc
bie 9febe war. £iie 9?ömer ()atten ben SRamen 9?om unb ein
©efübt unter ben 9JZenfd)en für ftd), ba^ ber ^of)e franjoftfdfjc
Äleruä im ©runbe genommen bod) eine iJJationa(fad)e treibe.
25aä ©d}t§ma ijl öon bem beiberfeitigen {)o{)en Äleruö, öon
ben granjofen unb »on ben Italienern fejl getjalten werben mit
ber cifernften ßonfequenj. greitid) wünfd?t wo()l jeber Zi)tit
ben nnbern nieberjufampfen unb bie SBelt wieber ju t»minigcn
unter feiner .^evrfd^aft. 35a man aber batb gewahrt, bag eä
bamit nidjt ge^en werbe, wirb ber @ntfd)lup jlarf baä 25oppeI=
^püfltfjum feft ju l^alten. £)iefe 9}?einung warb ganj unjweis
beutig auägefprod^en unb üertf)eibigct. ^) ©elbfl bogmatifd^
fudf^te man baffelbe fd)on ju begriinben unb nadjjuweifen wie
eS wol)l in bem gottüdjen SGBiUen begrünbet fein möge. ^) grfl
1) Jjie aSert^eibtget bcS Soppelpapflt^umö fagtcn: Item fortassis di-
vina voluntas est, quod uterque electornra regnet et Papatus sit divi-
sus pro tempore vel perpetuo. Deus propter peccata praesidentium im-
mutat quandoque irrevocabiliter statam populi et regiminis modum. Scis-
sionem regni David , quod Semper ante fuit nnam, 'in duo regna, fem- '
pore Roboam factam , Dens volnit perseverare. Non constat clare de
divina voluntate et in casu istius Papalis divisionis repugnare possent
Deo laborantes ita cito pro rennione ecclcsiae. Henrici de Langenstein,
Concilium Pacis. Gerson. Opera II. pag. 822.
2) SDcn 6eitien ^dpjlen Scncbtct XlII. unb Scntfactuö IX. tcirb
ber ©ebanfc, baö ©oppclpapflttjum fefiju^altcn', offen ©c^ulb gcgcficn.
Et baec omnia secreta coUoquia sine scita cardinalium dant causam sug-
picionis de volendo tenere ecciesiam sie divisam, praesertim quia pro-
— 62 —
t)6d)(l allmdng' unb buvd) bic fc^werfien SSeforgniffe über bie ganjc
Ätrdje gen6ti)i9et, l)at Vücmgfienö bie SO?c^rjal)t beö betberfettigen
Äleruö von bem ®oppelpaipjlt()um abgelüffcn. I^^aä SSerfa^ren
ber beiben ^a^jjle, ber betben fviegfiibrenben 9J?d(i)te fübret felbfi
obne baß fte eigenttt^ wollen b^rbei, büß baä 2>oppeIpapjts
tbum nicbt bauern fann. jßeibe tüpfle tbaten ben ©egner unb
ölle feine ^(nbanger in bie ßrcommunication, beibe, um alle SRit;
tel ju braueben, welcbe bie Uebewaltigung beä ©egentbeilä b«bet=
fübren fonnten, erklärten benfelben für fcbiämatifd^ unb fefeerifcb-
Seber macbte feine 2lnmerEung ju einem ©(aubenäfa^e, jeber
erflärte, baß nur er bie n>abrc unb redete Ätrdje fei. 5J?un war
bie SBelt feit langem gewobnt,, ben ©lauben unb ba§ Sbrijlens
tbum ju ibentifkiren mit bem außerlicben Ätrcbengcrüft unb bie
Äirdbe — bic ^dpjle unb ibrc greunbe bitten eö ja fo oft ge=
fagt — in bcm^apjltbum ju feben, baß eä faum anber§ mog«
Itd^ war, ül§ baß burcb bie SSebauptungen ber beiben ^dpfte
felbjl geforbert unb emporgetragen, 3'vc'fct ""b Ungewißb^it
ftcb über bie SBelt »erbreitete.
@an5 fidber, fo ficber, baß er über alle 3tt>eifel erbaben
gewefen, fcbeinet 9^iemanb gewefen ju fein, baß ber ber recbte
^apft, »üelcber »on ibm erfannt warb. 2)aä beweifen ja fcbon
bie Unterfucbungen, welcbe man anflellte, fo wie bie gäüe, baß
von bem einen binüber gegangen warb jn bem anbern. 3eitges
noffen fagen eä mebrfacb, baß jule^t baä gegenwärtige ©dji^ma
ein @twa§ fei, auä bem man nidjt berauäfommcn fönnte, ein
ßabprinlb/ au^ weldjem ein 2luägang nicbt ju gewinnen, ©cbon
bie lange Sauer be§ 'iintipontiftcatä, baä mit benfelben fübnen
aScbauptungen, mit berfelben äutierftcbttidjfcit auftrat, wie ba§
^ontificat, welcbeä man anerfannte, mußte baffelbe jweifelbaft
unb ungewiß macben. X)a 9Ziemanb ganj ftd)er wußte, ob er ben
red)tcn ''papft bnbe, fo wußte audj 9'liemanb mit fdjlagenber ©idjer^
bcit, ob er in ber redbten Äird)e fei. T)k\t Äirdbe allein war ben
?OZenfcben bie wabre SSewabrcrin beö ©laubenä. übriflcntbum, ©lau=
beunb Äird)e würben nid)t anberä mebr gebadet al§ in ber innige
jlen SSerbinbung. ©5 fonnte baä ßine nicbt bejleben, ba5@ine
cessns alias solitos fieri contra introstnn ab utraque parte snspendenint.
Consultatio >1e recusanda obedientia Petro de Luna a. 1399. Acta varia
de schismate PontUicum, pag. 1177. ^
t
— 63 —
ni6)t ba fein oljne ba§ ZnUn. ') 2)a man jweifette, ob man
ben red)ten ^ap|l unb bie redjte Äird)e l)abc, fo mu^te man
Qud) i^n>eifeln, ob man ben red)ten ©lauben nod) bef%. 25te
Unioerfttät üon ^artä fagt eS felbfl, ba^ bic Sßelt ftd? in bie^
fem äweifel befdnbe unb wag nod) mef)r fagen wiH, fte fd)ei=
net benfelben ju tbeiten. 2) SOBie »iel aud) baö,r6mifd)e Äir=
d?ent()um in ber SCBelt fd)on jerrüttet, wie »icl 3(ntid)rijtltd)eö
e§ in feinem ©djoo^e emporgetrieben, ba§ t)attt eä ben 2Kenfd)en
nod) immer mit 3utterftd)tlid?feit fagen fonnen, bap ber eine
unb redete ®(aube in ber einen unb rechten Ätrd)e üon i\)m ge=
boten werbe. 9iun aber t)atte biefeS römifd)e Äircbent()um fi^
gefpalten in eine Swei. £)ie©paltung mar Ijerüorgegangen auS
ibrem eigenen ©cboo^e, auS ben 2fnficbten, auä ben Snftituten,
auf bcnen eä ftanb, unb jene beunrubigenbcn 3weifei maren bie
grücbte, an benen bie SBelt baffelbe erfennen fonnte.
(5ä ging ein ©d)«ifen burcb bie SBelt gleid) beim SSegtn»
nen be§ @d)i§ma. (Sd)on traten SÖ^ebrcre auf, meld)e e3 beile^
gen »oUten, ber eine auf biefe, ber 2fnbere auf jene Sßeife.
SSon bem ocumenifcben ßoncil marb fogleid) gefprod)en. Äönig
2Benjel öon S)eutfd)lanb unb Äönig gubmig ber ©rope »on
Ungarn befenDeten fogteid) ßlemenä VII. unb wollten ibm »erbie=
ten, §)apfl ju fein. Sie S3oten biefer gürjlen entgingen ben
bartcjlen SJJt^banblungen ntd)t.^) 2)ie beiben ^äpfie unb bic
1) 2)cr flcgcnronrtigc gatl mit bem fpapfitftum betraf na^ SBielcr
lifKeinung ben ©lauben. Et si dicatur quo«! dicta concilia congregata
fucrunt propter caiisas üdei decideiidas et contra liereticos et hereses,
respondetar, quod casus hodiernus est maximus casus fidei, eo quod
tangit Caput fidei in terris. Conradi de Geilenliusen Tractatus de con-
gregando concilio tempore scliismatis. Martene. Ttiesanrus Anecdot. If.
pag. 1205.
2) Movebitur, Dens immortalis, et Semper tarbabitor gens cliris-
tiana, opprimetur in dies magis ac magis ovile tiium, ac saevis lupornm
faucibns devorabitur, laesa iaceraqne Semper fiactuabit navicula Petri,
scopulis atque procellis et pene ad interitam perpetoo concutiotur eccle-
sia. Qiiamdiu convalescet tarn horribilis et tarn paci infesta pestis, magna
et perniciosa scLismatorum sentina? tot mortales sub conscientiarum scra-
piilo perditissimorum hominum scelus detinebit, tot animas fideliam, immo
pene totuin genus humanum quod hac liice fungitar paucorum ambitiosa
libido, fraudis perjiiriisque conscientia in pericnlom aeternae dammatio-
nis adducet? Apellatio interposita per üniversitatem Parisienseni a Do-
mino Bencdicto a. 1406. Martene. Thesaurus Anecdot. If. pag. 1295.
3) Tbeodor a Niem. de schismate ecciesiae. 1. 11. pag. 23.
— 64 —
beiben -KatbinalSconcgien fragen n{d)t§ nadj bem Jammer ber
SBelt. Sie fcf^etnen nur TCUeä ju tfjun, um bte SSernjtrrung fo
gro^ ju mad)en, al§ fi'e nur gebadet werben fonnte. Sie fe^en fid)
über OTeä t^inreeg, wenn eä bte 2fu§ftd)t gilt, bie «nbere ^art(}ei ju
überwältigen. 35ann voax felbfi baä fonfl fo i)od) gehaltene ®as
cerbotium nidE)tä mel)r. Älertcer, bie jur @egenpartl)ei ge^ör,
ten, beljanbelten beibe ^d^|le, trenn fie tfjnen in bie .^dnbe
fielen, mit ber entfe^lidjjlen 2Bilbl)eit. ©ic würben beraubt,
auf bie SSortur gefpannt, ermorbet. (Slemenä liep bie gefange;
nen 2fn{)änger Urbanä inä SBaffcr werfen, (ebcnbig üerbrennen
ober fonj^ auf abfd)euticbe 2frt erwürgen. Um a3i»tl)ünier, bie
üon beiben ^dpjien jugleid) befe^t werben , würben blutige
Äriege gefd)lagen. Sn ber ganjen SBelt fal) e§ abfd)eulid) unb
\>mnä)t auä. 9iad) 9feligion burfte man gar nid)t fragen, befom
ber§ aber bei bem Äleruä ni4)t, am allerwenigjlen bei ben oberen
SDrbnimgen beffelben. Sie Äird^e faulte oben unb unten. ^
(Sin fold)eö ©dji^ma im ^ontificat, ba§ fid) fo tief in ba§
geben ber Äirdic unb beö ®taate§ einfdjnitt, Ijotte bie SBelt
nod) nidjt gefeiten, foldje grüdjte Ijatte i(;r ba§ römifd^e Äirs
d)entl)um nod) nid)t entgegengehalten. 2Bol)l jerrüttete ba§
®d)iäma am meiften bie Äirdje unb ben ©lauben. 'Kbex auä)
für ben ©taat unb bie gürjlen war im böd)fien ©rabe ge»
fdbrlid). @inen ber ^dpfte natürlich fonnte jeber ber gürjlen
allein anerfennen al§ ben red)ten. @ben baburd} aber warb et
in ben 2(ugen beS ^a^^fteö, ben er nid)t anerfennen fonnte, weil
er überhaupt nur einen anerfennen fonnte, jum fdjwer/ten SSers
bredjer. Senn baburd)/ bap er ben anbern anerfannte, war er
in ben ^ugen beö nid)t anerfannten nidjt in ber redeten Äir^e,
er war ein Äe^erbefd)ü^er, welcher in einer jlrengen 2iu?^legung
ber Äe|erebicte bem wirflichen Äefeer gleid) jlanb. 2llä ein foU
d)er nun war er nach bem pdpftlid^en 3?ed)te ohne weitere grage
alle§ feine§ wcltlid)en .^errenthumä oerlujlig.
^ib fich wohl aud) ^dpjle unb Äarbindle aHmdlig an ben
©ebanfen gewöhnten, baft baä Soppelpapjlthum wohl bauern
fonne auf immer, fo fonnten fie bod) ben J:ampf für ben ^illeins
befifj be§ ^ontificatä niemaB ooUftdnbig aufgeben. Saä Sop^
:pelpapjlthum mupte jletä nur alä ein ©chwcre» erfchcinen, bi»
1) Theodor a Niem de schismate ecclesiac. IL 3. pag'. 27.
— 65 —
bem 9?ed>tc, in bcffenJBeft'^ jeber ju fein ht\)aupUte, bet @ieg
werbe geworben fein. JBeibe mupten ülfo immerfort öuf ben
üoUjtdnbtgen ©ieg arbeiten, JBeibe mußten ^IIe§ {jinwegjuräu;
men fudjen, waS bemfclben cntgegenfianb. S)abeimupten bcibe
^dpfie e§ für »oUfommcn red)tmdfig Ijalten, unb eö war aud)
wixUid) in bem 9Jed)te begrünbet, weldjeS fid? bie Äird^e gefcfjaf;
fen, wenn fte alte gurflen abfegten, »on benen fie nid)t aner;
fannt würben, wenn fte alle 9Kittct in ^Bewegung festen, um
biefelben wirflid) ju flürjen. 25aburd) fef)en bie gürjien bev
SBelt ftd) auf einmal in 9Burbe unb S3eft^ o^nt einen ®ä)aU
ttn üon ®d)ulb unb faum mit einer ÜÄöglidjfeit, anberS ju
»erfahren, bebro{)t.
@§ war wa^)r^)aftig nid)t bie Sdjulb ber ^d^fte, wenn ju
ben bereits üorbanbenen SSerwirrungen nid)t biefe neue SSerwiv=
rung in ibrem wollen Umfange l)injutrat. ©ie ^abtn gewünfdjt,
bafi ibrer ©egner 2(n]^dnger auf ben 5£l)ronen entfernt werben
modfjten, fte mußten e§ wünfdjen, wenn fte ^dpjie fein woE;
ten. ®ie maä)tn aud) biefeS S!Bunfdf)c§ fein .^ebl- 3(lä Sobann,
ber Äonig »on Äajlilien, ju bem franjofifdjen ^apjle ubergetre;
ten ijt, tbut Urban VI. ifjn in benSSann, fe^t i^n ab, entbin-
bet bic Untertbanen beä @ibe§ ber Äreue, forbert fie auf, ftd>
gegen iljren .König unb J^errn ju empören, ibn gefangen ju
nebmen. 3a bie Untertljanen werben mit allen ©trafen ber
Äird)e bebrot)t, wenn fte biefeä unterlaffen würben. Äönig So-
bann, nur weit er ben anberen ^apfl anerfannte, ifi ein ©obn
ber a5errud)tbeit, ein infamirtcr 9)?ann, ber nidjtöwürbigfie unb
obfd)eulid)jle ber 9J?enfd)en, ber gebad)t werben mag.
©ewi^ war e§ bic (3cl)ulb Urbans nxä)t unb nid)t fein
2Bunfd), ba^ auf biefe SSulle nidjtä erfolgte, unb Äonig 30=
bonn im ruhigen S5efi^ ÄaftilienS blieb. Sic SSer^dltniffe ge;
ftattcten eS je^t ben Zapften buvd)au§ nt4)t, baS, waö eigents
üd) in ibrem SBillen unb Streben liegen mußte, aud) wirflid)
binauSfübren. ©erabe baS ©djiäma modjte fte abbdngiger »on
ber weltlidjen SKacbt, alä fie eö jemals gewefen, inbcm baffelbe
jebem gürften bie a}?ad)t gab, als ^apft anjuerfennen, weld)en
er wollte. SKupten bod) bie ^dpfte il)re <Sadt)e fübren lajfen
1) Bulla Urbani VI. apd. Raynald. Annales ecclesiae a. 1282. XVH.
pag. 102 — 105.
II. SOcU. 5
— G6 —
wx ben gütfteii wie oov ü{\<S)tnn. (Sie mußten ftd) baf)er l)ü;
ten, fte anjugreifen unb fte fet)eii ju laffen, rva§ baä ^a^sfittjum
etgentlid) für bie fürfilid^e SDZadjt [ei. 2?ie dürften unb <Btaa-
ten blieben meip unbcunru^iget wen ben ©egenpapften unb bie
SSemirrung tarn nicfjt, rvdäjt bnä ^apjlttjum eigentlict) woEen
mußte. 2Baä Urban VI. gegen 3ol)ann »on Jtaflilten get^an,
fanb I;6d)ften§ eine matte S^a^a^mung, bie aber fo roenig frucb=
tete, wie Uvbanö 9}?aaßvcgeln gegen Äciflitien felbjl. 9iur auf
einem einzigen ^Puncte in ©uropa trat eä vpirflid) entfefelirf) gc^
nug ein, waä bie 2?oppctpäpftc im 2{Ugemeinen wollen mußten,
in bem Äonigrcid) "iReapel.
^apjl ßlemenä Yli., ber '2fnfang§ eine J^offnung gcljabt,
ftd) in Stallen ju beljaupten, Italien felbfl feinem ©egner ju
entwinbcn, ^atte biefe balb aufgegeben, war im ^ai)xe 1379
auf franj6ftfd)en ©oben gegangen unb ben <SUi in '^»ignon
öufgefd)lagen. ') 2?er ^apft Urban nun Ijatte in wal^venber
3ett fiel) fcbon einen anbern Äonig üon SfJeapel gemad^t, ba bie
Soljanna ben franj^ftfcben ^apft 6lemcn§ anevfannte. @r l)attc
baju ben Äarl von 2)urajjo, einen ^rtnjcn be§ föniglicben
^aufeö, genommen. X)uxä) biefen Äarl uon £)urajjo, ber ftd;
I aU Äonig Äarl ber 25ritte nannte, fanb bie Sol)anna ibren
* S£ob. ®ic warb erwürgt am 12ten dJlai beä 3al)re§ 1382.
iDer franjofifcbe ^apfi aber fonnte ftd; baä Äönigrcid) i)icapel,
wo nun tton Äönig Äarl bie Sbebienj beä römifcben JBifcbofä
auägefübrt warb, nicbt oljne ©treit entgegen laffen. Qx fiellte
in bem ^aufe 2tniou, einem ©eitcnjweige ber foniglicbcn ^a-
milic ber SSaloiö üon granheid), weldjem audj oon ber 3oI)anna
baö (3ucceffionöre4)t jugefprodben werben war, einen anbern
Äontg auf, ber ttju anerfannte. Subwig wen 'ilnjou fam a\xö)
bereite im ^ai)xt 1382 mit einem ftarfen franjoftfdjen ^eere
naö) Stalien. 6ä entbrannte ein eben fo langer alä b^ftig^t
^ampf jwifdjen ben 2(niou'ö unb 2)urajjo'ä, in bem Unterita^
lien auf ba§ entfefeltcl)fte öerwüjlet warb. £)ie 3tniou'§ nabmen
frcilid) letd)t baö fcböne gürfientbum Provence binweg, weldieä
bie altere Sinie 2£niou »en 9leapel ebenfalls befaß, aber 9?eas
pel ecrmed)ten fie tto^ ber langen 2£n(lrengungcn nicbt ju ge^
Winnen. 3Dicfc§ SSerf)dltniß i)at nun «ud^ etwaö jur geflljaU
J) Kaynald. Annales ecclesiae: a. 1379. pag. 57.
— 67 —
tutig be§ <3dji§ma beigetragen. 25urfläjo iDoUten italienb
fcl)e ^äpjie, um ftdjcr ju fein gegen bic 2(niou'5, iint) bic "iln^
jou'ä wollten franjöfifdje ^apjle, um bie 2fnfürüd)e auf S^eapel
nod) l)inau§fü()ren ju fonnen. SBie e§ ()tcr in ^ieapel ging, fo
Ijatte c§ allenthalben gelten fönncn, nad) bem SBunfdje beic
^äp|te aud) gel)en foUcn. SBie um bie 2Belt jwet ^äpjle (irit--
ten, fo würben bann wieber über jcbeä Sieid) jmei Äonige ge=
rungen l)abcn, jeber geljalten »on bem einen ^apfl unb »on
bem anbern »erfludjt atö Äe^er. litt SBunfd) toar ba, aber
nid)t bie ^raft, fo Ungebeureä allenthalben in ba§ SBerf ju
fefeen.
25a ©laube unb Mixd)t an ^erfonen gefnüpft »orben, fo
waren fie ber (S5efal)r, burd) menfd;lid)e SSerljaltniffe immer wei-
ter auäcinanber gebrochen ju werben, preisgegeben. SSeinaljc
wäre baö Soppelpapjithum gleid) in feinem 2(nfange noch wei--
tcr auöeinanber gejogcn. 25aä italienifchc ^ontificat bro^ete ftd)
wieber in fiel) felb]! ju jerfpalten. Urban, wie e§ fdjeint, ein
wüjler unb unruhiger Äopf, war '^nfangä bem Äarl »on 9iea:
pel fehr befreunbet. Selbjl bie Äirdjen hatte er geplünbert, um
feine ©ad^e ju halten. S5alb aber jerftel er mit biefcm feinem
.Könige, ^'erfelbe fonntc bem S^epoten ^rignano fo »icl nicht
fd)enfcn unb geben, wie ber ^apfl begehrte. Urban ifatU bie
immer unruhige ©tabt JRom »erlaffen, bic auch gegen ihn in
Empörung aufgepanben war.') dt ging in baä 9?eich 9?eapel
mit ber treulofen '^bftdjt, feinen eigenen Schübling .Sari wiebei
ju fiürjen. 35ag JReich wollte er cntweber an feinen 9ie)fen
^rignano bringen, ober eö vielleicht, nach bem SBunfdhe früh«;
rer ^äpfie, für ben apoflolifchen ©tuhl felbft einjiehcn. X>a
Äarl bie Äreulofigfeit bc» ^apjleö wohl gewahrte, fo gab e§ ^
»ielen 3wifl jwifchen äSciben. £)iefer nahm gule^t fo bittere {
SQJenbung, bafj ber Äonig ben ^ap({ in bie @tabt Suceria ein= I
fcljloß unb ihn belagerte, wobei man ben apo|iolifchen 2Sater f
Slag für Stag auf ben -iKauern bot ©tabt erfc^jeinen fah, um ]
bem .Könige unb feinem ganjen .^eere ju fluchen. '
2)aö SSerfahren beä ^apjleä fommt ben Äarbinalen fehl
thöricht unb ungereimt üor. ®ie t)attm ihn metfi oertaffen, wie
ber ©treit mit bem .Äontg fo bittere jffienbung genommen unb
1) Rayaald. Annales ecclesiae a. 1379. XVII. pag. 59.
— 68 —
waren jum Mmc^ Staxl gegangen. Unb bei bemfelben rat^-
fd)(agten fte einmal barüber, ob fie ben ^ap|l für njabnjtnnig
crfldrcn unb ibm einen SSormunb feigen, ober ob fte fofort ju
einer neuen SBat)l fdjreiten foUten. iSarauä würbe fid) nun
iebeä Salles eine Spaltung be§ italienifcljen ^ontificatS ergeben
l;aben. Zudt) i)atte Urban VI. bereits feine 2lnfla(ten • getroffen
unb ftd) neue Äarbindle — bie nicl)tSn>ürbig)len 9?eapotitaner —
ernannt. 2lbcr e§ warb weber au§ bem einen nod) auS bem
anbern etwaä. 2)ie gurd)t oor einer weiteren SSermelfdtttgung
beS ^apfltl)um§ fdjeint Urbans Äarbinäle (eben abgcljalten ju
l)aben »on entf(l)cibenben ©cbritten. @S war l)ier fein großes
9?ationalintcreffc im ©picle. X)k ©acl)e l)attc inbeffcn bod) an
einem gaben beS SufallS gegangen.
^apji Urban fc^ien feinen franjofifdjen ©egner übermeijlern
JU woHcn in iegticl)er 2(bfcl)eulid)feit. 25aS SSerbre^jen war i(>m
üertrout. @inft ^attc fein ^lepotc eine S'lonne gefcl)dnbet. ^6=
nig Maxi wollte if)n ftrafen, ber ^app bulbetc e§ nicf)t.^) Sf)re
SBeife unb «Sitte trugen bie Stalicncr nicf)t minbcr jut ©c^au
als bie üon 3lmgnon. Urban '^atte ctwaS bemerft »on ber83er=
fd)w6rung ber «Rarbindlc. SJZcljrere feiner alten Äarbindle wa:
ren bei ii)m in ßuceria geblieben, ©ic fianben mit bcnen in
SScrbinbung, bic jum ^ontg Äarl gegangen. (5ed)S ber ©eblie^
benen jlie^ Urban greifen unb fte be^anbeln wie bie gemeinden
SSerbred)er, als follte bie SOBelt aufmerEfam gemacht werben auf
ben l)o^en ÄleruS. ©ie würben gebunben, gefd)lagen, gefoltert.-
Urban, ber feinen eigenen gottermeifter t)attt, war babei, wenn
fie gefoltert würben, ©inen biefcr Äarbindle t)at Stidjarb II.,
ber Äönig »on (Snglanb, frei gebeten. 25ic fünf anbern fdjlepptc
Urban nod) mit fid) fort, alS er auS ßuctvia entwid). S^iemanb
fennt bie SBeife if)reS Unterganges, aber untergegangen finb fie.
Urban VI. war juerfi naä) ©enua gef[üd)tet. 2)ann fe^rtc er
nacl) 9fom jurütf, unb er war eben im 25egriff, boS ditid) SHta-
pel onjugreifen, alS er am 18ten iDctober beS 3al)reS 1389 in
großer S3erad)tung jlarb. ©oldje ©cenen wenigfienS gingen an
bem .^ofe »on Slüignon nidfjt »or. T>a\)tt batte ftd) aud) beffen
©bebienj in bem oben angegebenen Umfange auSgebel;nt. 6le-
menS VII, überlebte feinen r6mifd)en (Segner.
1) Theodorici a Niem de schismate ecclesiae I. 28. 29. 31. 32.
2) Theodorici a Niem de scLismate ecclesiae I. 33. |>ag. 3C.
— 69 —
^ie SBett mo*te gefjpfft tjaben, bag fid> buä «odjiSma mit
txm Zeit teä einen ober beS anbcrn ^apfie» beenben »erbe.
€ie iDijrb birrer getäufdjt in biefer Hoffnung. Sdjon roar ber
UnroiQe ber SBelt fo grof geworben roie ifjre 3roeifel. 2^ie St;
lehrten batten fic^ »ielfa^i in S3eroegung gefefet, trie bül <Sd)iäma
»obl beizulegen unb bie dini^tn ber Äirdje n?ieber l)er5ujtellcn
fei. Maüm fonnte bie» anber» gcfdjel^en, ülä rcenn gefünbiget
warb gegen bie jetttjerige papijitfAe Äirc^enlet^re, bn^ ^ÄUeä un;
bebingt in ben J^änben be5 ^apfteä ruf)e, finbet aber fo
roirre^ SBogen ber SÄeinungen unter einanber, fo harter SBtber:
fpruc^ Statt, bap man wct)! erfennet, in gor nic^t» mx man
fejl unb ficf)er. fonnte faum me^r geglaubt werben, ba0
baS f^apjlt^um tille6 fei, n?eil biefer ©laube fid? beinal;e roiber=
legt ^atte burd) bie Stjat, ba man ein 2)oppeI^japfttt>um ertjal-
ten. 5?un rcuptc SJ^iemanb me^r, n?a§ bie Äirdje eigentlid) fei,
wo ibre Unfel^lbarfeit flnben unb wie jle ju ftnben fei. ^)
^er (5ine meinte fo unb ber "Änberc fo. 3ebem fetjlte eä nidjt
an SSeweifen für feine SKeinung, aber fie waren wn ber 2Crt,
bap fie fd)tagenb ju überjei^gen mä)t permocbten. Sarum er=
(fielt fid? immer mit (Stürf bie ge^re üon ber jirengen Unität
im ^apfttfjum, biefelbe, welche bie Äirdje je^t gefpalten, welche
fie nod? weiter fpatten fonnte, welche burc^> baö gactum wtber:
legt worben. Sinbrutf inbeffen auf bie SBelt muffen bie anbem
1) Dnirersalls eeclesia, cujos coRcitinm generale est repraeäeiitati-
Tnm, Bon potest errare nee mortali peccato esse obaoxia, itaque est sa-
pcrior collegio cardinaliam cum Papa.
CoUegiuiB Papae cum eardinahbas nen ridetar magis conünnatum
qoam coUegiom beati Petri et ceterorum ApostolonuD. Petrus ter nega-
Tit Cfaristnin et omnes Äpostoli fugerant a ipso et in fide vaciUaverunt.
Qais igitnr dicere aadebit Gollegiom Papae et cardinaliam impecca-
bile esse, com etiam a Cliristo institaton non invcniatar. Non desant
dicentes, Papaia com eardinalibss saepe indigTiis&imos ad praeeipoas dig-
nitates promoYi«se. In quo ntiqoe boG coUegiesi erravit.
Licet babetor ex scriptnris, quod Christus ex constitoil unoai Apo-
stoloram generalem Vicariom ecclesiae ssae in terris, scilicet beatum Pe-
tnua et Tohaerit sibi saccedere in eadem regitiva potestate aüos usque ad
consaiaatioDem saeculi, tarnen quia Christas non tradidit iktermioatum
rondom constitnendi successores Petri, sed cosunisit hoc ordinationi et dis-
pocitioni eccletiastkae, ideo non uno modo scmper Papa' fuit constitutum.
Henrici de Langenste, consilium Pacia. Gerson. Opera III. pag. 8Q3.826.
' — 70 —
8e()reii oud^ mod)en, roeldjc aufgepeUt »erbm. 2>te Ättdjc,
weldje bod> nidjt imn fann, wirb von einem öcumcnifdfjen ßons
eil bargefieUt. ^apjlc unb ÄarbindU fonnen irren, bfl§ liegt
öuf ber fladjen :^anb, wie l)dtten fte fonfl bie ©d)lecf)teflen fo oft
•ju bcn t)(>d)^m 2Bürben geförbert. 2)a§ GoUegium ber 3lpofios
len, von bem fie abflammen, \)at ja and) geirrt. 2)er ^apfl
ifl jw« baö ^aupt ber Äirdjc, aber er ifl nur ba# jweite
^flupt. ßljrijluö i)at baS ^ap(ltl)um jwar eingefcfet olä fein
^icoriat auf ©rben, aber bie 2trt unb SBeife, wie e§ fortge.
^pflanjt werben foU, ()ot er nid)t benimmt, foabern biefc ®e:
flimmung feiner ^ird)e iüberlaffen.
SSon ^lericern, weld)e bie Ü'lotljwenbigleit, ba§ @d)i§ma
JU beenbigen, füljlen, wirb bie jlrenge Unitdtäle()re angegriffen.
@ie wollen babei fo wenig ölä möglid) au$ bem ®ei|le ber
Äird)e (»erauätreten. 35a^er ft'nb U)xt Eingriffe fo fdjwanfenb
unb fo ungewifi. ©ine ^auptfadje für bie SBeenbigung beS
©d)iöma war, ba^ ba§ ocumenifdje ßoncil, weld)eä bie aUge*
meine Äirdje barjlellen unb in biefer <Streitfad)e 9iid)terin fein
füllte, nid)t »on einem ber ^dp|lc berufen werbe, nidjt abfange
von einem berfelben ober tion beiben jugleid). X)a\)tx warb ges
le^rt, wenn eine S'lotljwenbigfeit fei, »on welcher ba§ gew6f)ns
lid)e ®efe^ burc^jbrocfjen werbe, fo fonne ein ßoncil and) wo^l
t»on jemanb 'ifnberem , namentlicf) »on ber fürfllidjen Wlad)t,
berufen werben. 3n ber 9?egel freilid) müfte baS Soncil üon
bem ^appe berufen werben.
Sebermann fielet bie J^altloftgfeit biefer audj bamalä \d)on
vkl^ad) befirittenen @ä<je ein. iDie <JJot()wenbigfeit, weldje baS
1) Conccditur, qtiod communiter et regiilariter venim est, quod sine
auctoritate Papae Concilinm convocari non debet. Veruntamen ingrnente
neccessitate gingulari, quae frangit Legen' et etiam in multiplici oasa
possibili potest et debet fieri concilinm generale sine auctoritate Papae.
fHun fonimen bic Sdfff unb 95orou6fe(junflcn , n>«nn bo4 g(fd)cfam fönnte
unb nu6 bem OTiinbc bcö ört^obojtn fcl&fl toninicn ©ingc, bic ber ximu
Si)« ©tu()I für Äeffrtien erfldrtn mußte, SB. njcnn ein ^apfl in eint
Äeljcrei gcfaQen fd. Kt nunc patet, non esge de propria vel essentiale
,atione concilii generalis, ut liat per Papam, sed est per accidens. Hen-
r ci de Langenstein consiiiom pacis. Gerson. Opera. II. pag. 83L STiit
fürftlidje OKaAt ruft er jur SJerfammlung bc6 tcncilö ouf, cbenfo St)cobor
0 9!iem unb 'petruft be 9taia(o.
— 7! —
g«n)6[)nlic^e ®cfe^ tiurcf)bre^en foUte, mar nad) ben f8ti)au\i'
tungcn 2(nbcrer gar ntcbt öorfjanbcn. 3ebec ber SBeit
tjatte feinen rechten ^upfi. SQSenigltcnä fonnte fein üJienfd) auf
ber aSelt eä bem einen ober bem anbern fdjlagenb beiueifen, ba^
er ber uncdjte ^apji fei. ^nxä) ©ewatt, nidjt burd) ftegenbe
©rünbe l)at baä romifdje ^ird)entt)um feine ©inf)eit reieber ^ers
jlellen fcnnen. ©erabe wie eä gegen bie ^e^er »erfa^iren mu^,
mu^ e§ oerfa()ren gegen bie SSerroirrung , bie ou» feinem cige^
nen ©djoope fjeroorgefommen ift. 2[ber nod) töneten bie ©tim:
men, bie SSeenbigung beS ©djiäma begehrten, ganj oergebeaS
burd) bie SCBelt. 9?ur bitten unb ratzen glaubte fic ben Äarbind;
len unb ben Zapften ju fönnen unb ben aufge)leüten ©a^ »on
ber ©uperiorität ber 6cumenifd)en doncilien »agte 9iiemanb
ju »erwirflidjen. SBie nun Urban VI. gejiorben, fo waren bie
römifdjen Äarbindlc gleidj jufammengetreten ju einer neuen
SQJa^l. (5ä i)attt fie jroar Äönig .RarlVI. öon granfreid) bit;
ten laffen, bie SGBabl njenigjtenä aufjufd^ieben , aber fie adjteten
nid)t barauf. SSielfad) ^aben fd)on Seitgenoffen ben beiberfetti-
gen Äarbtnäten oorgeroorfen, ba^ fie au§ §urd)t, iljre Sßtntfi-
cien JU »erlieren, nad) bem Sobe eineS jeben ^a^jfieö fogleicf»
reieber ju einer neuen 2Bobl gefdjritten »dren unb baburd» ba§
©djiämn fortgepflanjt bdtten.^) ^Run, bicfer SJoraurf ijl gerci^
unbegrünbet. 2Qie gern n>ürbe bie @egenpart ben ^arbindten
"Süti gelaffen b^ben, wenn fic i^n nur ()dtten anerfennen woU
len alä alleinigen ^apjl. £iie SZationalfadje war eö allein,
tt>eld)e bie beiberfeitigen Äarbindle immer ju neuen SBablen Qi-
trieben ^at, biä fie gewabren, bag baö IJoppelpapfltbum burc^j
au§ n\ä)t met)r ju \)alkn fei. 2)ie 3J6mer wdbtten am 2ten
9iooember 1389 ben .Rarbinal ^cter be Slomacelli, ber ftd)S5o:
nifaciuä IX. nannte, einen Skapolitaner, jum ^apfie.
•Jiun einen foldjen ^apjt f)attt bie SBclt noä) nid)t gefe^en.
1) O coeTestis anlae udnam militcs, nbi tellus est natnque crassa,
perdidonis timor videlicet beneficiornm vcstrorum aut Terius maleficio-
tom, qnae ita cito pedes vestros terrae prae pingnedine declinare non
expavent a pacis recto et saavi tramite. Aliud quoque gestio non aesti-
mare, nisi qnod plas iUa zelatis maleiicia non perdere qaam totius po-
pali Christian! ejalantes animas ut de vestris obmutescam nescius quid
dicere. Joann. de Varennis Epist. 7. Acta varia ad contilium Pisanuni,
pag." 583.
N
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©elb unb ntct)tä als ®ett> fanb ©nabe »or ben Äugen biefeS
neunten S5onifaciu§. SJZitten in ber SOZeffe frug et feine ©ecte:
taive, ob fte ®elb brdd^ten.') 2ü)er romifdje ©tu^t warb ein
großes ^anbeB^ unb SBud)ert)auä. ^ein SSerbrec^en war fo
fdf)wer, für n)e(d)e§ bic 25iäpenfationen nid^t für ©elb ju Ijaben
wären, deiner war fo »errud^t, alö baf er ein S5i§tbum nid)t
l)dtte gewinnen fonnen für ©e(b. Silleä »crfaufte ber ^apft,
unb wenn er tonnte, »erfaufte er c§ lieber jweimal alä eins
mal. ^) 3!)ie SBelt wor gett)eilt jwifdjen jwei ^dpfle, bie 6in»
fünfte fonnten nidjt me^r fo rcic^lid) fliegen; bennod^ foUte
m<3)t^ nadjgetaffen werben »on ber alten ^tad)t unb ^errlid)»
feit, unb ber Äampf gegen baä 2fntipontiftcat mod)te aud) ©elb
genug foften. S^afjer mufte 3tlle§ l^öljer Ijinauf getrieben wers
ben. ffionifaciuö IX. flellte bie 2lnnaten für immer auf unb
crfanb bie gratias exspectativas. (3o fd^dnblid) war ber
9JZi^braud{) , ber mit biefen 25ingen getrieben warb, baf man in
9?om für n6t()ig fanb, bie ßeljre oufjufteüen, ba^ in foldjen
(Sadjen ein ^apft gar nid)t fünbigen unb baf er überl)aupt in
ba§ 5Serbred)en ber Simonie gar nidjt faden fonne.^) SBet fid^
orm gefauft \)attt an fold)en ©yfpectanjen, bie er md)t er()ielt,
emipftng won bem geijigen ^a^jfte nid)t ein ©tücfd)en ffirob. 2)et
SLkxüS fd)lep^ite in 9tom für bie großen S3auten beö ^apfleS
bie (Steine jufammen, lim ftd) if)m ju empfetjten, unb lief in
Stalien l)erum, nadf)äufel)en, ob nidjt etwa ein ©tanbeägenoffe
franf fei, bamit auf feine ©teile eine gute ©peculation gemadjjt
werben fonnte.
Äeinc 9?ü(lfid[)t fonnte ben opojlolifdjen ©tu{)t mtt)v auf»
l)alten in feinem ©ange, wenn eä ©elb galt. JöonifaciuS VIII.
t)atte im Saljre 1300 jum erften SKalc ein Subeljai^r auöge«
fdjrieben. £iiefe gropen ©ünbeniocrgebung^fefle Ijatten erfl nuc
1) Theodorici a Niem de sckismate ecciesiae I. 11. pag;. 86.
2) 3m oicrjc^ntcn 3o^)rc feine« *pontificat« oerfaufte er atte Qf^pectans
sen iiDc^ cininnl inbem et fie rctebertief. Wurf) 2ßanren no^m ber ^Papfl
llatt S3aaria^Iunc). Theodorici a Niem de scliismate ecciesiae II. 10. 11.
pag. 85. 86.
3) Haec eo tempore omni timore Dei et verecundia hominum post-
posita in tarn frequcnti erat usu, qnod Curiales afürmabant, talia licito
lieri, cum Papa in talibus peccare non posset. Theodorici a Niem de
(chismate ecciesiae II. 9. pag. 84.
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nad) bcm 2(blaufe eines Sal)rf)unbert§ gefeiert werben 'foUen. 3)a
fid) aber bie ©adje für ben römifdjen <St\ii)l fefjr lucratio geigte,
fo rvax ber Jlermtn ollmalig immer met)r »erfurjt werben.
(2d)on Urban VI. f)attc ouf ba§ ^ai)x 1398 ein abermalige^
^ubeljobr auägefdjrieben. SSonifaciuä IX. {ie^ c§ feiern. Unt
aber bie (Sadje nod) lucratitter ju mad)en, fenbete er burd) bie
©tattonirer ober 2tb(a^frdmer ben 8euten bie SSergcbung ber
©ünbcn gleid) in ba§ J^auö. ^ie Ärämer beä S3onifaciuS ga«
ben, öer|ict)t fid) für ©elb, für jebc @d)ulb, für jeben greoel
SSergcbung, ofjne nad) einer 9feue beä ^erjenä ju fragen.^)
2tnberö ging e§ nun aud) an bem ^ofe üon 2i»ignon nid)t.
3fud) (Siemens V. ^)re^tc feine Sbebienj um ®etb. Ser "ämQ-
noner mupte ft'd) immer fel()r nad) ber 8uft brefjen, mlö)t am
franjöfifdjen ^ofe mi)ttt, unb ben Röfleuten bie beflen S5ene=
ftcien jufdjiagen. ^) Saö ÄarbinaläcoHegium »erlor unter ßle=
men§ V. in etwaä feinen rein franjofifdjen ß^araftcr. 2!)ic
Sbebicnj war bie kleinere, unb bie (Stimmung ber nidtjt fram
jöfifd)en Staaten wollte gefd)ont fein. 6(emen§ ernannte ^ar»
bindle aud) au§ anbern Stationen. Snbeffen blieb baä granjös
fifd)e bod) nod) immer bominirenb. ©nblic^ gefd)a{) ein ganj
fleiner ©d)ritt, ber eine ferne 2(uöftd)t auf bie SJeenbigung beS
<3d)i^ma bot. S5onifaciu§ IX. cjatU eine ä3uße an granfreid)
gertd)tet, um ben trieben ber Äird)e anjuempfet)len. ') Sn aUs
gemeinen SluSbrüden öerfe^)lten bie 2)oipipelpdpfie nid)t, benfel»
ben immer anjuempfe^len, ober jeber bad)te bei bem SBorte „ber
griebe ber Äird)e" an nid)t§ 5tnbereä, al§ ba^ bie anbere Sbe^
bienj ibn nod) anerfennen follte, ba er bod) ber red)te ^apft
fei. 9'lid)t feiten gaben fie ba§ ganj unjweibig ju üerfiet)en. Slun
fafte aber bie Uniöerfttdt ju ^ariä bie griebenöworte beS 9?6y
merä auf. ©ie fd)lug bem Äonige brei SÖBcge »or, ba§ @d)iäma
JU beenbcn. (5§ foUte entweber gefd)el)en burd) freiwillige^ unb
gleid)}eitige§ 3lbbanfen beiber ^dpfte, ober burd) einen \d)i(t§:
rid)terlid)en Oprucl), weld)er ber red)te ^apfi fei, ober enblic^
burd) eine 6cumenifd)e ®t)nobe. *) (Siemens warb auc^ wirflicl)
1) Tlieodorici a Niem de scbismate ecclesiae I. 48. pag. 73.
2) Clemangiis, de ruina eociesiae pag. 19.
3) D'Achery .Spicilegiam VI. pag. 54.
4) Segen bte bcibcn legten SBege wirb ctngeroenbct, iafi bet Älerud
£>{({ JU vtrbot&en fei, ali. ba§ itwai ©ute« von i^m erwartet tDcrben {önne>
— 74
idjin gebradjt, bo^ er ben SCBeg btr Tfbbanfung ol§ benjenigcn
önerfannte, »cldjer jur SSecnbigung be§ ©djiöma bcr geeig:
netfle fei.^
war fd)tt)er für einen ^apjl, fo etroaö anjuerfennen.
©0 lönge inbeffen ben ^npfien felbfl überlnffen warb, roie bie»
fer SBcg cingefd)logen »erben foUte, fonnten fie th immer o()ne
©efaljr »erfpredjen, ba^ fie i()n im Mgemeinen annafjmen.
liefen fid) ja immer nod) ^inberniffe auf J^inberniffe Ijäufen,
unb man burftc »on beren glücflidjem Erfolge um fo mc(>r über«
jeugt fein, ba man wu^te, ba^ aud) ber 2Cnberc ba§ ©eine
reblid) beitragen vuerbe, ba^ üu§ ber ganjen (Sodje nid)t§ n)er=
ben m6d)te. Unterbeffen Ijatte fid) Siemen^ über biefe ©adje fo
geärgert, ba^ er iplöfelidf) am löten ©eptember be§ ^(ii)xe6 1394
ftarb.
SBie nun ber ^apjl gejlorben, faßte bie SBett noc^ einmal
bie ^^offnung, ba§ ©djiäma »erbe nun. »on felbjl ouf ()6ren.
25on allen ©eiten würben bie a»ignoncnftfd)en Äarbinäte ange;
gangen, bod) nt(^t fog(eid) einen neuen ^ap(l ju wäljlen, bamit
ntan 3eit gewinne, wegen bcr Union ju untcrl)anbeln. 25er
Äonig üon ^ragonien \)attt bcäljatb auäbrücflid) an fie gefdjrie^
ben. 2) "Kbix eS ging in 2(üignon, wie c§ in 9iom gegangen
unb au§ benfelben ©rünben. X)it Äarbindle ei(tcn, um 'UUtm
juDorjuEommen , in ba§ Gonclate unb wäblten ben Äarbinal
^eter be 8una jum ^apft, ber ftd) ben S^amen JBenebict XIII.
gab. Sin guter ©erud) in ber 3Be(t galt ben a»ignonenftifd)en
Äarbindten bod> nod) etwoä. ^cter be Suna l^atte ftd) in ^as
riS felbjl immer om frdftigfien für bie Union auögcfprocben.
Usque adeo corrapti sunt mores et illa verae sanctitatis integritas erannit
et adeo fervet avaritiae rapacitas et adectio lucri , quod vix possint
etiam privatorum judicia vel publicarum rerum disceptationes suspicionis
scropnio munda credi. p]pistoIa Collasji Florentini. Acta varia de schis-
mate Pontificum pag. 1162.
1) Acta varia de schismate Pontificom pag. 549.
2) Lenfant. Histoire du concile Pise I. pag. 62.
3) Missus etiam Parisios idem Petnis per praefatiim dementem ad
regem Francoram et universitatem stiidii Parisiensis, in ejus semionibiis
et actibus Semper innuit, quod si ipse dicto Roberto, postquam decede-
ret, in ejus obedientia succederet, raodis omnibus unionem in universal!
ecciesia facere vellet, ostendens se valde ad boc inclinatum. Tbeodo-
rici a Niem de schismate ecclesiae II. 23. pag. jJZO.
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X>axum wa\)lUn Ujn bie ^arbinale, nidjt, tt»et( fte wußten, ba^
er bie Union roollte, fonbern xveil fte wollten, ba^ bie 2Bclt
glauben foHe, fte tt)ünfd)ten biefe Union inägefammt, ob fte
oud) nid)t§ tueniger aB fte roünfdjten. Zuö) bitten fte 2(lle,
et)e fte tnä ßonclaoe gingen, gefcl)n)oren, bap, roet oon il)nen
^apfl roürbe, ber SBürbe auf Siequifition ber Äarbinale entfa»
gen foUte, bafern nur ber ©cgenpapfl audj abbanfen roürbe.
©ie Ijütten e6 glücflicb gefunben , waä bie ^nnatjme bet
freiwilligen 3tbbanfung »ieber ju 9^i4)tS mad^en fonnte. X)xt
SSetingung war eö, baf ber ©egenpapft aud) abbanfen müg(e.
Sa fonnte nun jeber, weil er bod) ber redjte ^apjl fei unb eä
ii)m ®ewiffenäfacl)e fein muffe, bie SBelt nid)t einem falfdjen
^apjt ju überliefern, füglid) begeljren, ba^ bie 2tbbanfung be6
©cgenvapftcä juerfl »or fidf) gefje, bomit berfelbe md)t etwa,
nad)bem er, ber redjte, abgetreten, ©elegenljeit finbe, ft^ bet
SQSelt ju bemeiftern unb ba§ unerme^licl)e Unglürf ber ^efeeret
bie ganje fatt)olifcl)e SBelt überfalle.
2)te bcibcn Zapfte t)atten einen guten löoben, auf bem fte
o^eriren fonnten. Sie ßaien waren }um guten Zi)til noä} im
ftrengen ©lauben on fie unb barunt fonnten biefelben gegen fte
nur t)anbeln mit Ijalber Äraft. ßbenfo modjte ber l^ol)eÄleru§
gegen fte nidjt l)anbcln mit aller Äraft, weil er nidjt rütteln
wollte an £>em ©ebäube ber ganjen Äirdje. Sie ßeffion, baS
fül)lte man xvoi)l unb fprad) eä aud) au§, mad)te bie ganje
®ad)e be§ ?)apflrt)um§ jweifell)aft unb ungewtp. SBar ber i)tU
lige @eift einmal nidjt bei ber SBaf)l gewefen, fo fonnte er aud)
in 3ufunftnod)| öfterer nid)t bei beifelben fein. Wlan furd)tete, bie
Spaltungen mödjten ftd) raeljren biö in baä Unenbltdje. ^) Sm
1) Lenfant. Histoire da Concile de Pise I. pag. 62.
2) Ex tali renuntiatione certitudo Papatus in dubium vocari vide-
tnr. Tanta fidelium certitudo, de tain radicali üdei calmine, facto ant
dicto, aiit quibascunqne etiam in minimo apnd quoscunque saspicando,
violari debet, quia parvus error in principio, magnas in line.
Ex tali renuntiatione im|ms praeberetnr materia , saepius sascitandi
scbisma in ecclesia militanti in futurum eo quod Papa et Antipapa re-
nuntiarent pro ecclesia pacilicanda; imperii contra Papae scbisma exci«
tarent etjiicjPapa timens et cavens, cogeretur condescendere saepius in-
jostis petitionibus et desistere a multis justitiis exequcndis, ne tanta
mala sibi et ecciesiae inferentur. Catbolicae Meditationes. Theodor a
Niem Nemus Unionis pag. 334. 337.
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Uebrtgen glaubte »om ^o^eti ÄIeru§ jeber on ben ?)ap(l, öon
n)eld)em ber nicijtc SSortbeil ibm ge»T)ä()rt warb. *) 3nbef[cn
übertönete bei 58ielen bie jwingenbe S^ot^tvenbigfeit, ml^e in
bem eingetretenen 25oppe(pai)(ltbum lag, äBebenflid)feiten unb
Sntercffen. 25er franj6ftfd)e Äleruä wm Äönig md) SSene=
biet XIII. SQ3al)f nad) ^ariä berufen, cntfcbieb, ba^ jroar ber
&mai)Ut anjuerfennen alä ^opfl, ba^ aber ju gleicher Seit
beiben ^a^pflen bie ßeffion onempfobten werben foBte. eine
große ©efanbtfdjaft, bei ber fid) md) bie ^erjöge »on SSurgunb
unb Sßexxt) befanben, würbe im Sabre 1395 nad) 2(üignon ab;
gefertiget. 6ine lange ©c^rift wirb berfelbcn mitgegeben, in
»elcljer alle !0?6glidbfeiten ba§ ©d?i§ma ju beenbigen burcbge=
gangen »erben. Swingen fönne ber Äonig t)on granfreid? bie
anberen ÜRdd)tc unb bie anberen ßänber, roeldje ben ©egenpapft
önerfennten, nidjt. 2)abet beftnbet fid) bie für biefe 3eit ges
tt>if auffallenbc 2(eußerung, baß cä überbauet feltfam fei, wenn
man in ®laubenöfad)cn Semanben jwingen wollte. 35er 2Beg
beö9?ed)te§ gebe aud) nid)t, ba ber anbere ^a^pfl eben bebau^jte
im 9?ed)te ju fein unb in biefer ©ad)c fid) mit ©enauigteit
nid)t§ ermitteln taffe. ^in ßoncil fönne leid)t babin fiibren,
ba§ <Sd)iäma ju mcbren unb e§ bliebe nur ein 9Kittel übrig,
bie gegenfeitige freiwillige 2(bbanfung. 25er franjöftfd)e ^of
^at fid) nod) bie t)ergeblid)e SUiübe gegeben, aufiufetjen, wie
bie freiwillige 2lbbanfung ebne ©efabr eingeleitet werben foll.
ßange unb fd)werfdllige Unterbanblungen fnüpfen fid) nun
ju ^»ignon 5wifd)en bem ©efanbtcn beä .Ronigä unb bem apo;
jlolifd)en ^ofe an. £»ic Äarbinäle entfd)ieben fid) für bie Zn-
na^me be6 SEBegeö, ben ber Äönig t)orgefd)tagen \)at. fBlan
Eann fie immer annebmen, um ben Äonig md)t ju reijen.
1) S)ie Obcbicnj Uimi ^popflc* pcdtc fid) in irgcnb ttn<ra ?anbc rein
bor. ^atte bie Dtcgiciung'cineß 2nnbc» ben einen ^Popjl oncrfannt, fo l^if(j
ten bod) »ieU ÄUriccr in bcnifelben oft ben anbern fi'ir ben rcd)ten. ©elbji
in Italien toax ti fo. Miserrima verö Italia etiain in haec doo capita
scissa est , neo pure tarnen omnes , quas praemisimas nationes, suis pon-
tificibDS inbaerent. Nam et Gallioorum et Hispanicornin aliqui Crbano,
Germanicique Clementii Eoque res deducta est, ut quilibet iUi creditu-
rns esse Tideatur, a quo plus emolumenti receperit, Epistoia CoUusii
Florentini. Martene. Thesaurus AnecHot. II. pag. 1156.
2) Acta raria ad conciliuni I'iüanum pag. 437 — 463.
77 —
tvirt) büd) ntittä öu§ ber ©adje »erben. Ser ^apfl S3ene;
biet XIII. fc^cinet mit feinen Änrbinälcn in ©intjerftdnbni^ ge:
tvefen ju fein. 25amit nictjt ju »iel nadigegeben werbe, mu^
einer aü6 bem GoUegio, ber Äarbinal Sacob, ein ©nglanber,
mit ber S5ef)auptung auftreten, fcajj ba öiefer ber unjtxjeifedjaft
Kcfjtma^ige ^ap|l fei, 2(bbanfung von i()m »ebcr geforbcrt noc!j
gegeben werben fönnte. ») 2Ba()renb ber größte Äljetl ber 2Belt
getäuf(I)t wirb unb baS (Spiel nicijt erFennt, weldje» ^apft unb
- Äarbinale mit einanber fpielen, fcl)cinen e§ bod? einige burcf)»
fdjaut unb baS 3icd)te gefel)en ju I)oben. £)ie Äarbindte rebe^
ten »om gricben ber Äirdje jum @d)ein unb um beä guten
Seumunbä willen. Sm ©runbc genommen tljaten fte niöjti bas
für unb oerftedten fid) Ijtnter if)ren ^opjl. -) lieber öcne^
biet XIII. aber vermögen bie ©efanbten nidjt einmal bie Qx-
flärung ju gewinnen, ba^ er ben a5orfd)lag im ilUgemeinen
onnetjme. ^r fd)lagt etwaS 2(nbere5 öor, ben SGBeg ber lieber^
einfunft jwifd)en ben beiben ^apfltljümern, weil er wei^, ba^
ouf bicfe ?5Jeife nidjtä werben fann. ^en SBeg ber 2lbbanfung
»crwirft er in einer SSuHe auSbrüdlid). X>k 3^ot() aber unD
bie SSerlcgent)eit ber !9?enfd)en wirb immer größer. X'tx franjöft's
fd)e .^of gicbt ftdj unfägüd>e 9J?ill)e etwaö ju ©tanbe ju bringen.
Qr unterljanbelt mit ben 2J?dcf)ten feiner unb ber anbern ^'bcbienj,
mit Äajlilien, 2lragonien, 5Zaoarra, 2>eutfd)lanb, (Jnglanb unb
(g^ottlanb. «Sie erfldren fajl alle ii)xt ©encigtljcit, ba§ ba§
@d)i§ma geenbet werbe burdj beiberfeitige freiwillige 2lbban!ung. ^)
2lber julc^t fonnen bodf) weltlid^c 9)?äd)te nid)t» (5ntfd)eibenbe§
tl}un unb man mup immer wieber jurüdfommen auf ben ^apft.
eine jweite ©efanbtfdjoft wirb nad) "^lüignon abgefertiget.
©ic wirb gefenbet öon granfreid?, unb feltfamer 2Beife oon (Jng.
1) Der .^arfcinal »on ^panipclona. Pro fondainento sumsit, quod
Dominus Benedictns sit venis Papa et volus vicarias Christi et per con-
seqiicns tenenuir ipsimi diligere et intnisum odio Iiabcre et expellere.
. Idcirco dixit qaod recta via est ut intrusus expellatur aut saltem quod
de hoc l'aciamus posse nostrom; nec capere posset quomodo prosequendo
pacem ecciesiae, incipere debamus ad viam cessionis , quia hacc via est
contra Denm. Acta varia ad conciliuin Pisanum, pag. 470.
2) Joannis de Varennis Epist. 7. Acta varia ad concilium Pisanum
pag. ;>S3.
3) Acta varia de Schismata Pontificum. Martene. Thesauras Anec-
dot. II. pag. 1180.
— 78 —
latib, mld)($ bod) bcn tomifdjen ^apjl oncrfennf. Da gelten
bic ®ad)cn rcteberum fo, wie fie böö crflemal gegangen finb.
2Dte Äarbinäle cntfd;eiben ftd) wieber metjl für bie Innaljmt be§
gebotenen SBegeö, ber ^ap^ aber i|l nidjtä jii beiregen, ju
nic^jtö, obwohl, roic ber ^onig »on ^aflilien fid) nod)malä
üuäbrüdte, er fupfällig gebeten rcarb, ber Äirdjc unb ben jer«
rtjTenen ©emüt^ern ben gricben rcieber ju fdjenfen. Sie Sadje,
erfldrt SScnebict, fei ju fd)wer; eö müßten erfi weitere Sfafijs
fd)lagungen pottfinben, bann fjoffe er jebermann werbe ju frie--
ben fein. ^) SBeitcr ijl nid?t§ über i^n ju erlangen unb bie ©e*
fanbten ge^en. Diefe ©cfanbtfdjaft fci)eint in baö Saljr 1397 ju
fallen.
3u berfelben Seit war nun auä) wm Äönig üon granfreid)
mit bem Stömer unterl)anbelt werben. S5einat;e wäre etwa§ ju
©tanbe gekommen, nicljt eine Zljat, aber bod) ein SBort. 25et
Eremit 9?obert war ju bem Stomer gefenbct worben. ©ine S5er;
fammlung »on Äarbinälen unb S3ifd)pfen Ijatte fd;on entfcl^ie^
ben, baß ber franjöftfci^e SSorfd)Iag angenommen werben fönnte.
2)aö mod}te bem ^apjte fe^r unangenel^m fein. 2)al)er ließ et
am anberen Sage feine SSerwanbten, ber .Karbinäle unb ber
S3ifdjöfe mebrere ju ftdj fommen unb fid) ben anberen 9?at^
crtbeilen, baß ber SJorfcblag burdjweg ju oerwerfen fei. 2)ie
9Kad)t ber granjofen fei weit, ftelje ju fürd)ten, baß fte ftd)
be§ ^ontificatö ollein bemeiflern wolle: auf ctwaö "MnbereS benfe
üud) bie iparifer Unioerfttdt nidjt mit allen i(}ren 23crmittelungen.
2)a erinnerte fidb S3onifaciu6 wieber baran, baß er o^ne Jragc
ber allein red)tmdßigc ^a^pfl fei unb gab bem Stöbert bie 'iCuös
fünft, baß eä nur ein 9Jiittel gdbe, ben grieben ber Äirdje wie;
ber()erjufiellen , wenn man ibn anerfenne. IBcinabe ^ätte e§
il)n wieber jweifelljaft gemad)t, al5 Siobert l)unberttaufenb X)ü:
caten bot, wenn et ftd) nur erfldre, baß er im 2lllgemeinen
ben SBeg ber 2lbban!ung annef)men. 2lbet julei^t blieb ber 9?6-.
met jtanbl)aft, erfldrenb, wenn er biefen SSorfdjtag anneljmen,
1) Pro finali responsione dictis nnntiis dixit, quod attenta ardui-
tate materiae, nondum repatabat se deliberaturum^ sed colebat adbuc
deliberare plenius oam dictis Dominis regibus^ anteqoiin suaiii intentio-
nem signilicaret et sperabat in Domino quod esset talis, quod dicti Re-
ges deberent rationabiliter contentari. Acta varia ad concilium Pisanuin
pag. 557.
4,
— 79 —
wenn et ctivaS ttjue, raaä mö)t gerecht fei vor ©Ott, fo wolle
er webet me^r effen nod) trinfen. ») X)k Slnficfet Dflß matt nicf)t
n>ön!en unbwetdjen bürfe, ba^ man bie ^ixd)t burd) äurücfge?
()en feljcrtfct) madie, iji oon einem ZtjtUt ber beiberfeitigen SHt-
ricet mit ric^jtiger (Sonfequenj fcfl Qti)altcn worben biä jule^t.
' IBomfacius IX. verbot nun in Siom bei ben ^drtejien ©twfen
üon ber Seffion ju reben.
Da ber 2(üignoner ücrnnbnt/ ba^ ftd) ber 9iömer fo be»
flimmt geweigert unb bop f4>on au» biefem ©runbe eS ju nidjtS
fümmen fönnte, erftarte er gegen bc» Äönigä ©efanbten Stöbert
feine gro^e JßcreitwiUigfeit ju '^llem, »aä für ben grieben ber
Äird)e begehrt werben fonne. 3u ©twaö S3e)!immtem war et
aber niemaB ju bewegen. Äaum fonntc aud) irgenb ein wirf*
lid)er 6d)ritt iefjt »on ibm »erlangt werben, wo ber 9i6mer fo
bejlimmt erfldrte, ba^ er ^"»apft bleiben wollte um jeben ^^^reiä.
2)er franj6fifd)c .^of aber warb be§ «Spielet mubc. ©es
rabe jur Unjeit na^m man (irenge 9Raapregeln gegen ben ^a)()^
SScnebict. gin franj6ftfd;eö iJlationalconcil fünbigte ii)m bic
^^bebienj auf.-) Änllilien unb ^Jiauarra nabtr-n ben ®cl)orfam
ebenfalls jurürf. ^) '2(ragonien, weld)c§ blieb, ermahnte ben
^apfl bod) immer ben üon granfreid) »orgefd;lagenen SBeg an=
june^men. *) 2Bie fonnte man aber jefjt baä begehren, wo ber
9iömer feine gdnjlid)e 'iibgeneigtbeit fo un^weibeutig auögefpros
djen botte. Darum erfldrte aud) S5eneöict jefet nod), bag er
feinem rechtmäßigen ^ontificat nimmermebr entfagen werbe. @ein
(Sntfagen wdre ja ein abfoluter SÜriumpb beä SiomerS gcwefen.
Der Äonig lie^ nun burd) ben 9)?arfd)aU SSoucicault ben ^apjl
in feinem ^aüafi ju 2{oignon belagern, um itjn ju nörbigen,
man weif nid)t red)t woju. ®oUte SJonifaciuä allein abbanfen,
foUte er ben SBeg ber Ttbbantung annehmen. Da ber ©egens
papft erfldrt bitte, er werbe nun unb nimmermebr barauf ein*
geben, waä fonnte c§ frommen. 2fud) feine Äarbindle bitten
ben 'Äoignoner üerlaffen unb ftdj auf bie Seite be§ Königs ge=
jteHt. 2Barum fie bebenflid) geworben, über bie ^tid^tn, bie
1) Relatio Domino Regi per RoLertum eremitam. Acta varia ad
concilicum Pisanum, pag. 591 — 595.
2) 3)ic rcniglid)^ Orbonopj t>ei\)alb ifl vom 27. 3uri) be« 3a^rc* 1398.
3) Acta varia ad concilium Pisanam, pag. 612.
4) Acta varia ad conciliam Pisanum, pag. 630.
— 80 —
fiel) au§ bem ©djiämfl ^cvwortljaten, über bic S'Zationalconcile,
über bie ©tinimen, bic ftd) gegen bic Unfe^lbarfeit bc§ ^apjls
t()um§, gegen bie Unfeljlbavfeit ber J:arbina(c evI)oben, über »tele
anbcre fogenonnte Äe^ereten gegen bie ganje Äirrfje, »elcbe buxd)
ba§ <3(t)U->ma I^eroorgebrad^t würben ober weld;e man bod) nid^t
fo leid)t unterbrürfen fonnte, weil man ftd) im @d;i5ma befanb?
2)ap aber bie dlti(i)t wagten fid; ber Dbebienj ju entjiefien,
bü§ mu^te i[)nen am bebenflidjflcn »orfommen. ^max nidjt
tf)eoretifd) unb für immer, boc^ practifd) unb für einige Seit
warb baS ^apjlt^um bamit öernid)tet, unb alle S3ort()ei(e,
wcldje baä ^ontiftcat ben Äarbinaten fclbjt brachte, waren ba;
burd) ebenfalls aufgef}oben. Znä) in ber Sbebienj beS anbern
^apfteä Um e§ ju foldjen beben!lid)en Seidjen. 2)er Äönig
SBcnjel öon Jßc^men wollte bie £)bebienj ebenfalls auffjeben,
obwohl e§ nid)t baju fam: :Sie SBelt fonnte an ben ©eban^
fen wie an ben Suftanb gewohnt werben, obne ^apjl ju fein.
6S war wo^l fein SQSunber, wenn bie .Rarbindte aHmdlig auf
bie Ueberjeugung famen, ba^ eS mit bem £)oppelpavptl)um
nid)t gelten wert • , weil eS bem ganjcn je^igen 9iat)men be5
6l)riftentlHim§ gro§e ®efal)r bringe. 3nbeffen i|l il)nen biefe
©infid)t fid)tbar bod) nur ganj langfam geworben, ©o lange
bie ®cfal)r, ba^ fiel) unabl)dngige 9iotionalfird)cn, in benen bic
ganjeSSerfaffung leid)t eine anbcre ©ejlalt gewinnen !önnte, bitben,
nid)t ganj naljc unb unjwcibeutig ijl, fucl)ten fte bod) baS
25c!ppelipapjitl)um fefiju{)alten. ffiiä e§ nun bal)in Um, muf;
ten nod) mel;rere 2)ingc gefdje^en , weld)c fte bebenflid)er
mad)ten.
"illfo fam eä nod) ju einigen ©cenen von bcrfelben 2lrt,
wie fie bereits gefe^en worben waren. 25er Äonig Äarl tton
gronfreid) war in Sßabnfinn gefallen, ber nur furje lidjte 'SwU
fd)enrdumc bot. Unterbeffen riffen bie ^artl)eien unter ben
^rinjen beS f6niglid)en ^aufeS baS 3?eid) l^in unb i)tx. 25aö
iüngere ^auS ^Injou ^atfe ftd) in ben S3efi(j ber Provence ge^
fe^t, aber beS 9?eid)eS SJZeapel, baS if)m won ßlemenS VIL ge=
geben worben, t)atte eS fid) nid)t bemcijlern fönnen. S^eapel
befanb fid) im Sßefi^c be§ ÄonigS gabiSlaS, eincS ©ol)neS beS
Äarl öon SJurajjo. 9lun wollten aber bie '•ilnjouS Sf^eapel nid)t
fahren laffen unb glaubten eS nur gewinnen ju fonnen, wenn
bie franj6fifd)en ^dipfte bic S)berl)anb über bie r6mifd)en txi)kU
— 81 —
ten. 2fIfo betrogen fi& ben fdjwadjen Äonig bem ^a^pfte Sße-
nebict XIII. im So^ve 1403 bie SDbebienj »iebcrjugcben. *)
Siefen ©d)rttt entfdjutbigte man bamit, bag ba6 ©ntjie^en ber
£)bebienä feine grud)t getragen unb bie (ftnf)eit ber.Rird)e ntd)t
gegeben f)abe. -) Zuä) fei eben um ber ju gewinnenben 6in;
^eit ber gefammtcn Äirdje »iEen notf^ig, bap bie franjöfifcbe
^artJ)et ficb »ieber barftelle al§ eine gefdjtoffene ©efarnrnttjeit,
»eld)e§ md)t gefdjeben fönne o^ne ben ^apft. ^) Slucf) Äajii-
Iten gab bem *])apfie bie £)bebtenj jurücf, auä) feine Äarbinale
unb bie <Sta\)t 2£»ignon unterwarfen fi'cf) ii)m wieber.
Snbefifen ijattt -Jßenebict XIII. bod) 2(lleö biefeä nur ge=
njonnen, inbem er ben »on granfreid) früf)er worgefd)lagenen
2Beg ber beiberfettigen 3IbbanEung angenommen. *) Maum wat
bie Sbebienj nun njiebcr f)crgefteUt, al§ auc^ in if)n gebrungen
»orb, baf eä nicbt bei bem leeren SBorte „ßeffton" bleibe, fon;
bern bap aud) etroaö bafür gefcbel)e. 9?un überlief man e§ ben
^dpjlen felbft nod), wie fie für baä ©inigungäwerf t;anbeln
wollten unb man fonnte babet fidjer genug fein, baß e§ ju
nid}t§ fommen werbe. S3enebict XIII., nad)bem er nun eins
mal nid)t met)r auäweidjen fonijte, fertigte eine ©efanbtfd^aft
an ben 9iümer ab. 2lber bie einfadje üeffton fd;lug er iljm niö)t,
wie er oerfprod)en, »or, fonbern etwas 3fnbeveä, »on bem üorau§;
jufef)en war, baf e6 ju nidjtä führen fönne. foHte eine Su^
fammenfunft gehalten werben jwifd^en ben beiben ^äpjien. 2(uf
berfelben fei auäjumadjen, weldier ber redjtmägigc ^a^jji fei;
ber unred)tmapige follte bann abbanfen. Sn feiner Snflruction
l;atte eä nun S3enebict XIII. bereits ju erfennen gegeben, baß
1) Lenfant. Histoire da concile de Pise I. pag. 120.
2) Literae Revocationis. Acta varia ad conciliom Pisanum pag. 678.
3) Hoc antem erat nessariuni primum tendendo cum aliis ad unirer-
salem nnionem: nam quo pacto coiicordassemas alios nobiscamet nos cum
eis, si in perpetua discorlia versati fuissemus. Gerson. Sermo de .Sancto
Spirita. Opera i. pag. 39.
4) Nam praedictus Dominus noster papa Benedictas prout nobis pn-
blicis instramentis et alias legitime apparoit illam viam ccssionis longe
tiberios, quam initio ab eo petita fuisset, intraso videlicet cedente at-
qoe casibas aliis ecclesiae anioni profatnris acceptavit. Litera Revoca-
tionis. Acta varia ad conciiium Pisanum pag. 678.
II. zm. 6
— 82 —
ev fid) für ben rccl)tcn ^op|t fjaltc. . 25a^)er ontroortete bet
9?6mer SSonifaciuä XI. bnß in biefer ©odtje gor nic^)t§ weiter ju
tf)un fei, ö(§ ba(5 ber unrcd;tmäpigc, b. t). bcravignonefifd^e ^apft,
mcid^e, unb er, ber redfjtoia^igc, bleibe. 25arauf janften ftd) bie
©efanbten unb Jßonifafiuä XI. nod) etwaä 2) unb in biefem
3anfe entfuhren @r)teren bie SBorte, bag \i)x ^err wenigflenö
nidjt burd} ©imonie feinen <5tul)( gewonnen t)abe. 2>arüber
^ärgerte fid) ber 3?6mer fo l)cftig, baß er frcnf roorb unb om
flcritten a:age flarb (29. (September 140*). ^)
S)ie at)ignonefifd)en ©efanbten waren aud) auf biefen galt
gerüjlet. 2)cnn SScnebict Xül. tiep fdjon burd) fie barauf an=
tragen, el)e nod) SSonifactua jlarb, ba^ fein neuer '3)ap|l ge^
wä()(t werben m6d)te, wenn ber fRömtx mit a;obc übget)cn foll;
te. *) £)ie ©efanbten baten nun bie .Äarbinale feine neue 2Ba()l
JU üeranjlattcn. Sie meinten ber Sufall fönnc benuf^t werben,
um if)rem J^crrn bie ^fnerfennung ber 9iümifd)en ju »erfdjaf;
fen. ^) "Kbiv fie täufd)ten fiel), benn bie 3i6mer, bereu S^bebienj
rul)ig geblieben, \)attm nod) nid)t bie 5ßeforgniffe aufgefaßt,
wie bie aoignoucftfd)en Äarbinäle unb i()r 91ationalgci|t war
f noä) in woUcr Jtraft. ®te eilten in baö ßonclaüe unb wal}l=
i ten ben Äarbinal ©uäman jum ^apfi, weldjer ben 3;itel Snuos
cenj VII. annafjm. Sabei glaubten fte jebod) ba§ alte Sipicl
forttreiben ju muffen. 2)al)er bitten fte üor ber 23al)l alle ge;
fcl)woren, wer von il)uen ^apfl würbe, foHe ber 2Bürbe entfa=
gen, fo wie nur ber ©cgcnpapjl freiwillig baffelbe tl)un würbe.**)
25ie aütgnonefifd)c ©cfanbtfd)aft batte ftd) wäljrenb ber 2Bal)l
bereits nad) Jlorenj entfe-rnt. ©ie wollten neue Unterf)anbhiiigcn
onfnüpfen, aber Sunocenj VII. fdjlug i^nen baä fidlere ©eleit ab. ")
1) Scncbict XIll. £rjdl)U ia^ ?if(cu fctbfi mit einer gcroiffcn iKniiHUit.
BiiUa all Carolin» VF. Regem Francorum. Acta varia ad conciliuin Fi-
sanam pag. 686 — 695.
2) Prasdictae viae per ipsos noetros nuntios oblatae sibi ullatciniis
non placübaiit, neqiie volebat aliqiiam aliam viam offerre scu etiaiii a|>c-
rire, addens quod ipse, qiii potestutcm liaberet a Deo, nolcbat renim-
tiare 1. 1<
3) Theodor a Niem de schismate ecciesiae II. 14. \>ag. 107.
.4) Acta varia ad concilium Pisannm, |)ag. 705.
5) Theodor a Niem de «chismate ecciesiae II. 24. (»ag. 107.
6) 25cr Scbtour. Acta varia de schisiiiate Pontiüciim, pag. 1274.
7) Salviiin conductum dencgaverat atque eos audire super tarn glo-
riosa uiatcria recusaverat absoliito. Bulla Uenedicti IX.
— 83 —
©t'e fe^rten jiiruif unb Senebicr XIII. n<Jl)m ©elegenl^eit nun
aUer SBelt feine Siebe für ben ^rieben, feine S5emü()ung füt ben
- grieben auSeinanbevjufe^en.
9?ömtfcl)e ^Tngelegenbeifen t)efd)dfttgten ben ^apft Snnos
cenj "VII. bie turje S^'t f""^^ ^ontiftcatä f;inbitrd;. ©te ^atj
ten iljren ©runb t()ei(ä in ber gred^^eit feiner 9Jcpoten, tfjeiB
in bem ©treben cineS SlljciB ber 9{6mer bie (£tabt rcieber ju
republicaniftren, t^eiB in bem Streben beS Äönigä gabi»(a^
öon S^eapel fid) ber .i^errfdjaft 9?om§ ju bemei^crn. ^) gür ben
grieben ber Äird^e aber t^at 3nnocenj nid)tö. 9öof;I ober lie^
er eine ßonfultation ^n(ten, ob ber (5ib aucl? gültig fein fonne,
ben er gefd;n)oren ()abe. -)
SSte nun aber biefer ^ap(l 1406 ftarb, »ar ber f)of)e ^Ieru§,
ber nid}t in einem ber Äürbina(5coIIegien fap, bem bie 2(uä:
ftd)t auf bie ^errfdjaft nidjt unmittelbar Iad)te, immer bebenF=
lid)er gen>orben über bie ocrfdjiebenen '^z\<i)tn ber 3eit unb ber
greibeit, bie im ®ct)iyma {)eroorgetl)an. 2)at)er würben bie
tomifdjen Äarbindle üon aUen Seiten mit S3ittfd}riften übct^
fd)üttet, baf fie bod) nidjt ju einer neuen 2Bal)l fd)reiten müd;^
ten. ^) ©ie aber blieben nod) falt unb fejl mitten in bem 3am=
nier ber 2öelt. ©ie gingen in ba§ ßonclaüe unb fdfjrouven aber-
mals, n?er t>on if)nen gen)af)lt würbe, foUte bem ^ontificat ent=
fagen, fo wie eä nur ber ©egenpapjl aud) tfjue. X)a man
VDU^te, ba^ biefe§ aber nid^t gefd)ef)en würbe, fo t;atte ber <Bä)\vnx
nid)t »iel ju bcbeuten unb bas ©djiöma fonnte Sal;rl)un=
berte fortbauern tro^ bicfeä ©djroureS jcbcS neu eintretenben
^apfteS. *)
®a bie 2Belt aber an ba§ SDop^jelpapfltbum nidjt gewohnt
.war unb nod) unterbalten fein wollte »on ber QinUaö)t ber
Äird)e, fo wäblten bie Äarbindle wieber ben jüm ^apfie, ber
ftd} für fte jietä cm befien auägcfprod^en unb nod) im ßonclatte
eine fc^öne Siebe beäl)atb gel^alten Ijatte. ©ewip aber wdl)lten fic
1) Theodor a Niein de scIüSmate ecclesiae II. 25. 29. pag. 125 129.
2) Lenfant. Histoire du concile de Pise I. pag. 132.
3) ®cf)on im 3a^vc 1405 f^ricb ber ^^crjog iion 25crn) einen SSrief-
on bie ronüfc^cn itarbinölc, ba§ fie boc^ minbcftens nicl)t fofort eine neue
-aOSa^f galten fcatcn, roenn anncccnj 'VI. fierben würbe. Acta varia ad
conciliutn Pisanuni , pag. 706.
4) TLeodor, a Niem de schismate ecclesiae III. 3. paa. 148.
6«
— 8# —
iljn nid)t, weil fi'e gtaubteit; ba^ biird) t^n bic ©In^eit bct
SCixä)t wixtüä) erjielt »pcrben würbe. ®iefe a5cf)auptung wirb
oUerbing§ »on bcn Beitgeiioiyen auägefprodjen. ^) '^Ibcr tfl
eine JBef)auptung auä bem ©eifle ber ^it(i)(, bet auä Ärug
unb 3treibeutt9feit befieJjt unb ben bie Zt)at immerfort ßügcit
jhaft. SBenn bie ÄarbinäU ben grieben ber Äirc^ie wollten,
warum wallten jte übcr^au^t, warum f'uüpfttn fie mä)t we=
nigjtenä »or bev 5Bab' £'"2 einzige, fleine Unterljanblung mit ber
2Btber:part an. SBcnn [ic immer nur bie voa\)kn wollten, we(;
d)e für bie @int)eit wixtüä) geneigt waren, wie fam eä bcnn,
ba^ fte fid) immer »ergriffen unb immer nur bie fanben, welct)e
mit l)unbcrt @d}langenwinbungen baä (Sdbiäma ju üerldngern
»erftanben? Äarbinal ßorrario warb üon ben romifdjen Äarbi;
t nälcn jum ^ap(i gewdt)lt unb er gab ftd) ben Flamen ®re;
I gor XII. $ßon it)m fagt ein greunb be§ römifdjen ®tul)Ie5, wenn
r man alle Sdufcbungen, 9^id)täwürbigEeiten unb Betrügereien er:
; gdl)len wollte, burc^ bie er auf ben opjjftolifdjen ®tul)l gefom=
|:men, wenn man alle Sift unb alle Äünjle fdjilbern wollte,
•-■burd) bie er bie Union ju ^inbern unb bie ffiBelt am 9?arren=
feile JU führen gefud;t, fo mü^te man ganje S3üd)er vollfdjretben.*)
Äaum ftanb Jßenebict XIII. unb viel wollte ba§ fagcn,
falter unb fefier über bem Sammer ber SGBett alS ©regor XI.
nur bebadjt fid) bie „^errfdjaft ju be^)alten. S3on allen ©eiten
ftürmen aSitten aufil)n ein, bod)ben Sammer unb ba5 ©d)i§ma
ju enben. ©elbjl auö bem fernen iRorben fommen bie ©oten
naä) 9tom. 9J?it fd)lauer Äunft »erfdbrt ber 3f6mer. foU
immer ben 2lnfd)cin ^aben, al§ tl)ue er etwaä für ben gricbcn,
bamit ber Unwille ber 2Bclt jurüdgeljalten werbe, in SOBabrljeit
barf aud) nid)t ba§ fWinbejle gefd)ef)en. 2lllent^atbenl)in fragt
er um SJatb, bamit i^m bod) aud^ einer ben 9iatl^ gdbe, ba^
er auä @ewiffen§^)f[id)t fein red)tmd^igeS ^ontiftcat ni4)t auf^
geben bürfe unb fönne.
1) In ipsnm vota «ua concorditer direxerunt credentes enm fore
virnm bonae conscientiae et caeteris otnnibos habiliorem promptioremqne
ad faciehdam unionem. Theodor a Niem de scLismate ecciesiae III. 1.
pag. 141.
2) Theodor a Niem de icliigmale ecciesiae II. 42. pag. 139.
3) Theodor a Niem da scfaismate scclesiae III. 12. pag. 160.
— 85 —
J)te gage ber 58er()ältniffe tjt allmälig önberö geworben.
25ie SBelt war t{)re§ eigemn SammerS mübe unb überbrüfffg
gcnjorben unb wollte t)erauSfommen um [eben ^reiS. S5er fran»
jöftfdje J^of l)atte bie Oadje eine§ franj6fi[d;cn ^ontificatä öoUs
jlünbig Aufgegeben. SJtan erftävte balb, nun wolle felbjt nicljt
bie ^äpflc in '^»ignon weiter böben, eS fei einmal ber ©tul^l
beö \)üÜQin ^etruä unb ber muffe wobl in 9?om fein. ^) 25er
Mitxu^ mu^te immer aufmerffamer werben, mu^te bie äerriffen:
beit be§ S3oben6 füllen, auf bem er jlanb. Sief man bod? im
eigcntlid)ften ©inne beS SBorteä fjerum, um bic UnfeblbarEeit
ber Äirc^e ju fudjen, bie ben Caien, ben Äckern gegenüber fep=
gel^alten werben mu^te unb fanb fte nirgenb^ genau. 3nbem
man felbfl barüber jlritt, wo fte nun eigentlich fei, fonnte bie
ßaienwelt wo^l bie (^ntbecfung madjen, ba^ fte ba, wo fte gc=
fud^t warb, nirgenbä ju finben fei. Um beä ©djismaä felbjl
willen t)attt man ben gürfien gar SSieleä einräumen muffen.
2Bar bod) ber @a^ aufgeftellt worben, ba^ gürfien ba^ 9?cdf)t
Ratten bie jerruttete Äirdje wieberl^erjufteüen, ein ßoncit ju be»
rufen. 2) Siie 3al)l ber Äe^ereien über baS ^apfttljum, bie
Äarbindlc, baä (gacerbotium, bie ganje Äird)c mehrte fid) »on
Sog JU 5£ag. ^) 2)ie SO?aapregeln fonnten nicljt mebr gebanbs
^obt mxtxn mit ber alten Äraft, fettbem bie .Rirdie 'in ftd^
felbft gefpalten war. 2)er einbrucf aller biefer üßorgonge unb
3uftänbe auf ben bobe« -Äleruä mupte bebeutenb fein.
e§ war fein Sßunber, wenn er oud) ouf bie römifd)en
Äarbinälc fam. X)k SSeranberung fd^eint t>wd) irgenb ein un--
befannte^ ©reignif jiemltdj fdjneÜ »or fid) gegangen ju fein.
1) Que le roi n'avoit aucun desscin d'attirer la cour Romaine h
Avignon et qu'il aimeroit mieux. la voir sieger k Roma qu'eu nulle part,
tant parce que ce fuit le siege de Saint Pierre que parceque que le soa-
Terain Pontitice est Evesque de Rome et qu'il est bien seant a un eves-
que de resider en son diocese. Meine de Saint Denis.
2) SBi« gefd^rli^ max' d ntd)t, wenn felb^ grcunbe ber Äirc^e onffns
gen, bie £e^re »on ben beiben ©djroertcrn ju täugnen, rccil fie bic fürfHtd)e
SHo^t gegen baö ©c^iöma ^jHlfe rufen muffen glaubten. Fatoe
et adulatorie loquantur iUi, qui dicunt qaod Papa sive ecciesia duos ha-
bet gladios , scilicet spiritualem et temporalem , cum in evangelio Petra
Sit dictum , converte gladium tnum in vaginam. Theodor a Nicm , de
scbismate ecclesiae III. 7. pag. 153.
3) Raynald. Annales ecclesiae b. iS94. XTd. ptg. 184.
— 86 —
aiiiüeid)t mxm c§ bie gvanjofen felbfl/) welche if)nen bte ©es
banEen mitt^eiltcn, bie unter ben Äarbindfcn in TTöignon fd)on
feit einiger 3cit gef)err[d)t {^aben fdjeinen. Ttan ftnbet, b'a§
ftc fe[)r balb mä) ©regor XII. SBa(;I anbcrer ©eftnnung ge;
worbcn finb. @ie uerfpredjen bem Äonig »on granfreidj feinen
neuen ^apfi ju rciäi)kn, wenn bet gegenwärtige jlerben follte.^)
Unb fo eben ()<itten fie ein Snterpontificium nid^t einmal jur
2inFniipfung einer leifen Unterf)anbrung bcnufjen wollen, ginigen
ginbrucf (jatte t>ielieicl)t auä) bie gurcE)t,öuf bie Äarbinate gcmacl)t,
mit bem falfdjen Zapfte mußten am dnbe and) bie falfd)en
Äarbinäle fallen. 25a wöit mtüxüd), ba^ bie Jg)erren Äorbindle
auf ben ©ebanfen famen, fte müßten fid) jebeäfolleä falöiercn,
wenn bag 2)opipel»a)pfttl)um nid)t ju Ijalten fei. ©ie, befonberä
bie Sfomcr, fingen an il;re ©adje öon bet ©odje.beö ^a^jjleä
JU trennen.
25er ^apjl ©rcgor Xlf. ^atte gdnj o^jne feine ©cf)ulb bei
ben granjofen' eine fe^r günftigc (Stimmung über fid) erhalten.
@r l)atte an bie iparifer Uniüerfitdt, an ben amgnonefifd^en
©egenpa^jfl gefd)rieben , er l^atte Jöoten md) granfreid) gefenbet.
Slllent^albcn l;atte er, freilid) unter großer 8Sorftd)t, fid) jur
2lbbanEung bereitwillig crftdrt, wenn nur aucb ber (3d)iSmatis
fer abb'anfe. ^) ©regor XII. badite babci on nid)t§ 81nbcre§
al§ an einen ©d)'''g/ ben er feinem ©cgner beibringen wollte.
25ic granjofen waren eben wieber ganj jerfaUen mitil)rem ^apjt.
©in 9lationalconcil war wieber jufammen, eben wie in 3?om
Snnocenj YII. ftarb. '^uf bemfelbcn war befd)loffen worben,
1) ®a«, mai naä)ma\i roirflid) gtfdfticöt, bog btc ('Ctbcrfcxtigcn Äar;
binfifc fiel) iicvdnigcn [üßten, tai Ijatu ja bieporifcr Uniocrrttat [d)on burd)
©erfonä OTiinb auSgefprod^cn, Gerson. de scliismate tollendo. Opera II,
pag. 78. ©c()on bicfcä, rocnn aud) bcr Untcv()anb(ungcn nid^t ouöbrüctiid)
gebnd)t roürbc, rcicfe barauf Mn, bQ§ bis grnnjofcn in Ofoin i^rcn 3btcn
(Singang ju t)crfd)offcn getrübt t)aUr\.
2) Acta varia de scliismate Pontiflcnm, pag. 1372.
3) 3n bcr SSuII« an aöc e^riftcn fagt er red)t freigebig , ba^ et fclfefl
fein SeOcn laffcn rccffc für bie Union. Quid deniquo jocnndius, quam in
nobis esse tantam facultatein reintegrandae ecclesiae , pro quo cedere
alias dignitate, vel etiam, si opus sit vita in singulas horas nos paratos
offeremus. Kis igitur exsnrglte, iideles Ciiristiani et hoc nostniin pro-
posituin piis adjuvate precibns. Bulla Gregorii Xlf. ad universos Clirist'
iideles. Acta varia ad conciliam Pisaniini , pag. 732.
— 87 —
ba^ ein (Sonett ouä bciben Öbebteiijen berufen werben mu|Te juc
SSecnbigung bcä ©djiöma's. 2(ud) fei bie £)bcbieni bem b«l^-
^arrigcn ©entbiet wiebeifum ju entjiebcn. 2)iefer ©cblii^
warb jtuar bereits am 7. Sanuar 1407 com Äcnig bejldtiget,
ober er(i fpäter n>irf(id) bcfannt gcmadjt.
©icbtbar glaubte nun @regor XII., bap er bic ©pattuftg
für ftd> benu^en fönne, bie in bcr onberen Öbebienj eingetreten
fei. @r boffte, bap fie ju ibm überge(;cn werbe. ©olc^)e Ueber:
gdnge von einem ^appe jum anbern, rooren im ©cbisma ofte
ter »orgefommen. Sarum meinte er, baf er fiel) fo freunblic^>
«nb fo bereit ö(ö moglid) jeigen muffe. "Äber ber franjöftfdje
J^of fapte ibn bei feiner guten ©eftnnung auf eine anbere SSBcife
fllS e§ bcr ^apjl erwartet b^tte. @r fdjlug oor, bap bie beiben
^d^)fie in ©egenwart ber beibcrfcitigen Äarbindle fogleid) abban-
fen foUten. ^) iBiä jefet l^atti man eä ben beiben ^d^jften felbft
öbcrlaffen, wie baä Slbbanfungäwerf einjuleiten fei unb ba war
eö JU gar nid)tö gefommen. Sefet, ba man ba& 2ßie »orauä
bcjiiramte, fd)ien ftd) bie ©adje mit groper ücicbtigfeit machen
muffen.
Sine franjofifiije ©efanbtfdjuft ging erft nad) SOJarfeille,
»0 ficb S3encbict XIII. eben bcfanb. ©te macl;te benu
felben bePannt, fo foUe eä angefangen werben, grtge er unb
feine Äarbindle ftd) nid)t, fo würben fte für Äe^cr er!(drt wer*
ben. (Sä war über ben 2(v)ignoner nicbt§ 5U gewinnen. 9Jid)t
bie S5uUe fonnte man crbalten, bap er biefe 'äxt "Ubbanfm^
annebme. 2)ie ©efanbten aber, unter benen ftcb aud) ber gelehrte I
3obann ©erfon befanb, unterl^anbelten üiel mit ben Äarbindsj
len. @ie gingen nun weiter nad) 9tom.. Sic 9\epubliE
©enua fd)ritt aud) auf. ©te woUte bie ©tabt ©aona berge»
ben jur äufammenfunft, fie bot beiben ^urtbeien aUe mögj
liebe ©idjeibeit. **)
25er ^apfl ©regorXII. war nun gefangen in feinen eigenen
> Siefen, dx bdufte ©d)wierigteiten auf ©cbwierigfeiten. 2)a
aber feine ^arbindte ibm niebt beijlanben in ber alten SBeife,
1) Acta varia de schismate Pontificoni , pag. 1313.
2) Epistola Caroli VI. Regis Ffancorom. Kaynald. Annales eocle-
siae a. 1407. XVH. pag. 306.
3) Lenfant. Hiatuire du eonclle de Pise I. pag. 167. 168.
4) Theodorici a Niem de achumate eedesiae LI. 17. pag. 1^.
_ 88 —
ba er ftd) früf)ct fo befiimmt au59efprod)en, fo fonnte er beit
SQaüptpmct, bap ec ft'd) mä) ©aona' begeben roürbe, boc^>
nidjt ganj umgeljen. ^) 5fber er t^at fein aK6gltd)jleä bamit
mä)t^ »erben möd)te. (5r öerftdnbigte fid) mit bem Äönig Sa«
biälaä üon 9Zeapel, »t)clct)er franjöfifdje ^äp(te fürdjtete. 25er
folltc btc ©tabt 3?om mit Struppen befe^cn unb i()n on ber
S?etfc l)inbcrn. 25ie Slea^olitaner famen aud) in bie ®tabt,
ober bie 9?6mer <'d)lugen fie reieber l^erouä. ^nblid) l)atte er
ftcif) genotfjigt gefefjen , bie@tabt9Jom im SOZonat Sunt 1407 ju
»erlajjen. 3uerfl ^otte er ftd) nadj SSiterbo begeben: bann ging
bie 3?eife weiter mit ungemeiner ßangfamfcit bi» nad) ©iena.
2)te ^arbindle brdngten, S3itten umjlürmten ben ?>aip|l »on oUeit
©eiten, bap er baö ©d^iäma beenben möge. 2(uf ber anbern ©eitc
aberflanbenbie SfJepoten fle^enb, baf er ba§ ^apjtt{)um nidjt auä
ben .^dnben geben mödjte. Sa fann ©regor XII. wie immer,
auf nidjtä 2£nbere§, cl§ bap nicbtä au§ ber Union werben |m6cbte.^
(Sr liep ©c[)riften fertigen, er liep ^rebigten i)altm, bie eä ifjm
tnfd)drften alö ©ewiffenSfadje, bap er bem redjtmdpigen ^onti«
ficat nid)t entfage. ^) SGBer baö ©egentl^eil ju prebigen wagte,
warb in'S ©efdngnip geil)an. Sa er liep »erfünben, bap wenn
er md) ©cona ginge, er fnmmt feinen Äarbindten »on ben
©djiömatifern würbe ermorbet werben.*) S5enebict XIII. ober,
ba er faf), bap fdjon wegen beö römifdjen ^apfteä nid)tö wer-
ben fonnte, glaubte 25ereitwiIIigfeit jeigen ju muffen unb.bes
gab fid) nun wirflid) nad? ©aona.
©regor aber, bie Unterljanbtungen mit bem ©egenpapjte
immer jum ©djcine fortfe|enb, {jatte ftd) oon ©iena nad) Cu^
cia begeben. £)ie Äarbtndle muffen gefiif}(t ijabcn, bap bieSBeft
auf eine duperfte ©pi^c getrieben fei, unb fie war es aUers
bingö. ©ie waren ungemein erbittert über ben ^apfi. ©eine
1) Theodoiici a Niem de scliismate ecclesiae III. 7. pag. 179.
2) Theodorici a Niem de scliismate ecclesiae III. 18. 19. pag,
169 — 173.
3) (Eine fold)« ©chrift roarcn bU CaUioIicae meditationes iti Srjbis
fd)ofd oon Diagufa. $)cr Untüide ber SBclt machte fid) rciebcr ouf eine ci=
gcne iffieife Suft. (£« roaib «in SSricf bcö 5cufel» an bie, roetd)c gegen
bie Union fd)tie6en , aufgefegt. Epistola Sataiiae apd. Theodor a Niem
Nemaa anionis, pag. 445.
4) Tlieodor a Niem de icbismate ecclesiae III. 23. pag. 182.
— 89 —
^erfon galt il)nen ntd^tS, e§ galt bie ganje Äirclje. ©regor XII.
bemcrfte bic ffierbinbung, bie fie mit bc» granjofen f^atten. (5t
warb mi^trauifdf) gegen fie unb creirte oier neue Äcrbinale.
(Sinen \old)tn SSorgang fdjeinen bie alten Äarbinate ewartet ju
l^abcn, um mit bem ^apfle ju bredjen. @ie erflärtcn, bag
fie bie neuen Äarbindle niemals anerfennen «JÜrben. ©ic
»oüten fort, ©regor XII. gebot il}nen bei ben ()ärteften 2(f)n»
bungcn ju bleiben, »erbot tbnen alle Unterfjanblungen mit ber
SQSiberpart. @d)on moüte ber ^apfi jU gewattfamcn SDZagregcIn
gegen fie »erfd)reiten, über ber J^erc ber ©tabt ßucca liep il)m
»iffen, bap er es niä)t bulben werbe.
X)oä) ge^cn einige f)cftige ©cenen öor unb bie alten Äarj
btnale fdjcinen einen größeren Zü^bxnä) beä apofiolifrfjen 3orne§ ju
für(i)ten, ©te ücrlaffen 2ucca unb ben ^apfl unb flüdjten fic^
mä) ^ifa. .^ier legen fie im S!J?ai be§ ^ai)xe§ 14j08 üor bem
^apfie eine 2(ppcUation an ein allgemeine^ ßoncil auf. @t
I)abe il;nen meber gebieten fonnen, in ßucca ju bleiben, nod)
»erbieten fönnen, iljre befonberen S5eratl)ungen ju ()alten unb
Unter^)anblungen mit ben grönjofen wegen ber Union ju pfles
gen.') £)er ©treit jr»ifd)cn ber SSKöiorität ber römifd^en Äar»
binäle mit il;rem Zapfte gewinnt' feljr balb eine grope ^i^eftig»
feit, ©reger XII., ber nidjt Wönfen unb weidjen wollte, wirb
»on feinen Äarbindlen ein ©d^iämatifer unb ein Äe^er, ja «in
SSorldufer bc» ■■2fntidjri|l5 genannt.
S^idjtä 2fnbcre§, aU bap fie gewa{)rt, ba§ ©d)iSma bringe
bie ganje Äirtt^e in ©efa^r, unb bod) wollte iljr ^apft fein
^apfitf)um behaupten ^ucib mit ber ©cfal)r beä Unterganges bet
ganjen .Kirdj)e, brad)te fie fo in ^axni^d). ©ie waren aber
{)6d)fi jweifcll)aft unb ungewiß, wie bie ©ad)en ju »eranfialten
wdren. 2)aä ©djiäma ^atte fd)on fo »iel jerrüttet. X)it ^au
bindle muf ten fid) lauten , ba§ bie litt , wie baffelbe bei*
gelegt werbe, bie 2:tt)xz über baä ^ontificat ntd^t nod) weitet
blopjlelle, £)er franjofifdje .^of bilft il)nen etwaä auf bie ©e*
ban!cn, 2fn bemfelben ijl bie Cebre »on ber ©uperiorttdt allgci
meiner ßoncilien über bie ^dppe, befonber§ in bem gcgcnwdr«
tigen galle, ba man gar nid)t red)t wiffe, weld)er ber redete
^apft unb ob überl)aupt einer »orljanben fei, redjt cingeprdgt
1) Acta varia de schismate Pontificnm, pag. 1395.
— 90 —
worben. 25eic Äintg tton ^anfrcid) Jjat nun bem %i^\ic f8e-.
ncbict XIII. bie SDbebienj w'ixHiö) nuffunbigcn laffcn. 2)cr
SKarfdjaH SSoucicault f)at äSBefef)( cr()alten, ftd) be6 ^cipfleö ju
bcmetfiern. 2)er ^(oignoncr abtx ^ief^t fidf) mit feinen Äarbinds
Un md) ©panten jurürf, »cldjeä öorlaufig nod) in feinem ©e;
^)orfam bleibt. 2)ic ^orifer Uniocrfttal, ben Äönig, ganj granf»
reid; belegt et auf bem Svucfjuge mit ber ©wommiinicotion. ')
25er Äönig ober fdjreibt an bie beiberfeitigen Äarbinale;
er forbert fte ouf, ein öcumentfd)eS ßondl ju berufen. SBie
SSencbict Xlll. in TCragonien angcEommen, uerlaffcn iljn acht
biä neun Äarbindle, »eldje »on bem Äonige von grantreid;
gewonnen worben finb.^) 25ie SRajoritat feiner Äarbindlc bleibt
bei ffienebict XIII. 2)ie SOiinoritdt aber »ercinigt fidj mit bcn
Siomcrn.
X)tn Äörbindlen fonnte ber ton granfreid) öorgcfdjlagene
2öcg, ba§ @d)i§ma burdj ein öcumenifdjeö ßonctl ju enben,
im ©anjen genommen nid^t willfommen fein. ®ie waren bie
£lueUe, au§ ml(S)tx bie fünftigen ?>d^)fte fliegen foOten.
war fd)limm, wenn fie bie unbebingte ^apftgewalt baburd) an:
taften feilten, ba^ fic ba§ ßoncil über biefelbe fiellten. ßange
beliberirten fie ju Sioorno, ob fie baä 9Ied)t ^dttcn, ein ßoncil
ju berufen, ob biefe§ ba§ 9?ed)t Ijabe, ^dpjle ju creircn unb
objufefeen. ©ic entfd)ieben ft^ enblid) beial)enb, bod) nur wenn
bie ^dppe ein ©canbat geben, wenn fte H)tt @ibe nidjt Ijalten
würben. Sweifelnb unb ungewiß nur txakn bie .Äarbindle ge»
gen baö ^ontiftcat auf. ®ie t)dtten eä nidjt getljan, wdre nur
eine anbete 3!Ä6glid)feit gewefen, baä ©d^iöma |ju beenbigen.
®ie fd)reiben ouf ben SOidrj be§ 5of)re§ 1409 eine ocumenifd)c
©Vnobe auä. ®el)t e§ einmal nid)t oljnc ein fold)cö ab, fo ift
am bellen, fie, bie Äorbindle fd)reiben e§ ouä. Soburd) bleibt
ba§ ßoncil bod) noä) gewiffermo^en in ben .^dnben beä ^ontifi»
cat5. 2tber Bweifet ift bet Gljotaftet bct Äirdje , bie ben MtU
jctn gegenübet md)t ein Sota iircn ju fönnen bel)au^)tet. £)ic
Äarbinäle bejweifelten i()te ©ewolt, boä ßoncit bezweifelt feine
1) e^communicationötiuric vom OTiJrj Ui Sn^re* 1409 Ü6cr ottc feine
©tjjncr oon "Perpignan aüi. Acta varia ad conciliam Pisanum, pag.
981 — 985.
?) Theodorici a Niem de schisinate ecciesiae III. 38. pag. 218.
Sötibc "Papfle crnnnntcn fid) fogtdd) neue Äarbindte.
— 91 —
eigene ©malt ebenfalls, bie 2öelt bejwcifett fte mit 'oem (Sondt
unb Tiiemanb iveip genau, roo bie unjwcifclJjaftc Äirc^e cigettN
liä) liege. X>it ^"»äplie ftnb bie einjigcn, bie nid)t an fid) felbjl
ju jroeifeln [d)einen. 6ä njar ju fc^on, bct aHeinige unb uns
bedingte .l^err ber Äirdje unb ber SQSelt ju fein, äIS ba^ fie fetbji
äweifet am ^ontificat {jätten aufregen foUen. ,
5n ber 5!)?itte biefer ßweifel (ianben bie Äarbtnate fidjtbat
nidjt o(}ne grope ffieforgnijTe. X>aä @d)limm|Te, nja§ je^t über»
^aupt bem römtfAen .fiircl)entbum gefdjeljen fonnte, war, wenn
ein ßoncil beibe ^dpfie für Sd^i^matifer unb Äe^er erfldren
mupte, um bie (5inl)eit ber Äird)e rcieber JjerjufieUen. 25enn
bamit mar ja naö) bem «Spfteme, ba§ öon ben Äarbinälen al§
Äarbindlen njobl fepgebalten »erben mu^te, nad> njeldjem bie
Äirc^e in bem ^a^fit^ume lag, erfldrt, ba^ eä einmal feine
redete Äirdje gegeben. 2>enn it>o »ar fte gewefen, al6 in Siom
unb in ^(»ignon jugleicb ®d)i5matifer unb Äe^er waren. ^Slad)
ben ©pftemen, bie ftd) in biefer Seit fo »ielfacf) unb fo unab-
bdngtg gebtlbct l)atten, mar bie re(^te Äirdjc au^ in biefem
galle frcilid; immer corl}anben genjefen. 2£ber biefc ©pficme
fonnten »on bem ©eijte be§ ^ap(ttt)ume6 , ber aucb auf ben
^ürbtndlen ru{)ete, nid)t anerfaniit werben, unb biefer ®eiji bcä
^^apfttljumeä jerflel, wenn bie Äarbindle nid)t in ibm b«nb«l:
ten, offenbar mit fidj fetbfi. ©ie f)aben biefe 9?ot^ ftd>tbar ge--
füblt, unb eben fo ftdjtbar fudjen fte einen 2fu$n)eg. *Beibc
^dpjlc werben eingelaben ju bem Goncit ju fommen, jeber oon
feinen Äarbindlen. iRur ftnbet fid) eine febr auffaUenbe S3er:
fd)iebenbeit. ©regor XII, wirb üon ben 9?omern nic^t mel)r
^apfl bebanbelt unb e§ wirb oud) mit iljm gerebet tn einem
febr rauben Sone./) S5enebict XIII. ober wirb öon feinen
^arbindlen nocb betrad)tet al§ ein redetet ^a\>^ unb ber jtott
gegen ibn i(i in 8Sergleid)ung ungemein milb.^) ©oUte baä
nid)t auf eine ©eneigtbeit ber Äarbindle beuten, ftd) mit SSe^
nebict XIII. auä^ufobnen, foUte eä md)t beuten ouf ibren
1) Literae Cardinalium ad Gregorium. Raynald. Annales ecclesiae
a. 1408. XVIf. pag. 336 —338.
2) P'jnstofa Cardinalium Benedict! ad eundem Benedictum. Acta
varia ad concilinni Ksannm, pag, 925 — 930, 3fl nur Bon fünf Sarbinä;
Icn untcrfc^riebcn.
— 92 —
2Bunfcl), baß Jßenebtct XIII. ^apjt bleiben mocfite buvcb baä
(Soncil? ®te boten t^m offenbar eine ^anb, bie anbre füllte
er ifjnen geben.
es mußte ganj in t(;rer ^otitif liegen, baß nur einer ber
!5)dpfte abgefegt würbe olä Äe|er unb ©d)iämatifer, ber onbere
erklärt rcürbe für ben immer redeten, ©o war bie @inl)eit ber
Äirdje unb ba^, recl)te ^ontificat ju feiner Seit «erloreii geme=
fen. (5§ wäre ein fcl)mereä S^jfer getoefen, boä bie Italiener
bem ©eijte be§ ^ontificatä brauten. Zbtx eä fdjien unobroeiös
bar not^wenbig ju fein, unb wie l)aB(tarrig i)ant fid) nidjt
©regor XII. erwiefen? 2)cm gemäß ijl juerfü baä SSetvagen
be§ römifcben ^apfteä leicht ju beurtbeilen. ©vegor XII. fab,
baß nicbtä für it)n ju gewinnen fei. 2(lfo fudjte er ftd) na^)
5R6glid)feit ju bel)au^)ten auf eigene gaufl. Qx batte fiel) nid;t
lange in ßucca behaupten fonnen unb war auf baä ©ebiet ber
SJeipublif SSenebig gegangen, wcld^e ibn nodj anerfannte. 2)a
fdjrieb aud) er ein (Soncil auö, weld)e§ juSJaüenna ober ^Iquis
leia gehalten werben foUte.^) 2lber eö ging i()m fdjledjt, jumal
in Italien. £>ie JKepublif Siencbig fagte iljm bie SDbebienj auf.
Züä) bie (Stübt 9iom war abgefaUen. SSerfleibet mußte er in
baä ©ebiet beö J;ünigS ßabiälaä »on S^eapel flüd)ten, ber ibn
onevEannte. SSeinalje wore er »on ben ©ewaffneten bca ^a-
triarct)en üon Jiquileja gefangen worben.^)
@d)werer tjl eä allerbing§, ba§ betragen SSenebict XIII.
ju erftdren. 6ä fd^eint bevüorgegangcn ju fein auä ber unges
tjeuren J^eftigfeit unb J^artndcfigfeit feiner «Seele. 25iefe fefete
bie Äarbinäle in eine Siot^wenbigfeit, in weldje fte nidjt wolI=
ten gefegt fein. 25ie romifd)en Äarbindlc l)atttn ©regor XII.
unbebenflid) , wie fte ibm bie SDbebienj entjogen , für einen
Äefeer erfldrt.^) 2)em SSenebict XIII. war üon feinen Äarbis
ndlen bie Sbebienj ebenfalls aufgefagt worben, aber einen Äets
jer t)attc man ibn nid)t genannt, man Ijatte if)n felbft nod) be=
banbelt aB einen ^app. 2)ie Äarbindtc boten i^m eine ^anb.
1) Raj'nald. Annsles ecciesiae a. 1408. XVII. pag. 349.
2) Tbeodoiici a Niem de schismate ecciesiae III. 45. pag. 232.
3) Conventus Praelatorum ad subtrahendam a Gregorio obedientiam.
Acta varia ad conciliuui Pisanum, pag. 938.
— 93 —
Sic wollten ftd)tbar eine Serftanbigung mit ifjm ^)erbeifi5^ren,
nod) ti)t baä QoncÜ ju ©tanbe Eäme, weil bann bte <3ad)en
nict)t meljr allein in ibren ^)anben liegen würben. Sie fonn;
ten nichts bafür, baß S3cnebict XIII. it^ncn aud) nid)t einen
einjigen ®d)ritt entgegenfam unb baburd) alle »eiteren SSer«
Ijonblungen jur Unmoglic^teit niad)te. Qx rcoUfc nidit rcanfen
unb nidjt lucid^en. gern unb jwcibeutig xvax bie 'Kn5\id)t aUtu
btngä, mld)t bie Äarbinale il)m boten. SSenebict XIII. wollte
ft4) feiner Unterfucfaung unterwerfen unb feinem ©eridjt, fRics
manb follte jweifeln, ba^ jemalä ein '-ttnberer er ber xed)U
mäßige ^apfl gewcfen. 3n biefer ©eftnnung l)at er ftanbljaft
»erharrt bi» an feinen Sob, unb bamit fjat er eben aud) bie
.Äarbindle in eine bittere 9?otf)wenbigfett t^erfe^t, weldjer ffe fol)r
gern entgangen waren. S3enebict XIII. fdjrieb aud) eine ocu:
«lenifdjc ©pnote nad; ^erpignan au§, weld)e jiemlid) ^^aljlxtid)
befud)t würbe unb nod) 5ablreid)et würbe befud)t werben fein,
wenn nid)t bie franjofifcben ©renjen waren abgefperrt worbcn.^)
S)aS doncil SSenebict XIII. warb in aller gorm einer ccu-- >
menifdjen ©x^nobe gehalten. war aud) im Tfnfange jabU
reid) »om ÄleruS au§ Äajlilien, 2lragonien, 91aDarra, ®a»
öoien, Sotbringen, jum Ä^eil felbjl auä granfreid) befudjt. .^ier
warb S5enebict XIII. fjod) geebrt, er war allein ber redjtinapige
SSater ber ßbrifien^eit, er allein fteQte bie wal)re Mixd)t. bar.
Snbeffen niad)te ©ewalt ber SSerbdltniffe fidj bod) aud) btfr
geltenb, unb e§ warb oon ber 9?otl)wenbigfeit, bie (Jin^eit ber
.Äird)e wieber h^jujiellcn , gerebet. 25a§ ßoncil fam barüber
in l)axten (Streit mit fid) felbft, wie biefe ju gewinnen fei. 3n
biefem Streite jerjlreuetc fid) ber gröjjte 5£()eil ber ^räloten, unb
es. blieben nur ad)t5ef)n berfelben jurücf. 3lber felbft biefe begehr»
ten noch, bag ber^apft ben SBcg ber freiwilligen "^bbanfung ans
nehmen folle, bap bie .Ratbindle ju $ifa ju befenben wären.
1) 95^ne^ictö ^fpfeang toar in granfrci^ ftet» tcbcutcnb. St« Untws
fitQt jii Scufcufe fmiipfte für ibn ijcgcn ben Äcniij unb bic ^arifcr Unbcr;
fitiit. 2?aä ©cf)rd6en ber Unteren an bic nrjtfrc ift vor^anbcn. C^rson.
Opera II. pag. 88 — 94. ajctbtvtnfcigteit ift ber ^arifcr .^auptgrunb gc:
gen bcn ^apft: potestatem Papalem datam esse in acdiiicationem eccle-
siae, non in destroctionem, quo abusii notorie existente, nonne exem-
plo Pauli , resistere in facie gerenti se pro papa liceret.
2) Lenfant. Histoire da concile de Pise I. pag. 222.
— 94 —
Sie ®i)nobe ju ^ifa wax unterbeljen am 25flen ?Kärj be§
Sa^reä 1409 tüivflid) eröffnet roorbcn. 9?ad)bem biefeä gefdje:
t)en, Ratten bie Äarbtnäle bie Seitung ber 2£nge[egcn()eiten t»crt
loren. S)ev für bie G[)re bc§ ^ontiftcats wacbcnbc &ti\t, ber
in il)nen rut)cn mupte, rcar ntdjt in gteidjem ^^JJaafje in ben
S5ifd)6fen, "iTebten unb Soctorcn, nm »enigfien aber in ben
Sfbgcorbnetcn ber meltlicljen a)?äcl)te ju ftnben, au» bcnen ^id)
bie ©pnobe aUmdlig jufammenbilbete. Sie ^artndcfigfeit bei*
ber ^apfle i)atte ben Äarbindlen fo fd)on ben SßSeg ju bem »er*
fperrt, »aS fte 2fnfangö gerooUf, unb bie Singe na{)men nun«
mel;r eine anbere SBenbung. 9iur aUmdlig geroinnt bie ^ifas
jier ©pnobe eine "Kxt ^ervfdjaft über bie ^rifllidje 2Belt, inbem
au§ ber ^bcbienj ber beiben ^pdpfie eine Wtaä)t mö) ber anbern
fd)e'.bet. Sie 2(n()dnger be§ ^apflcö S3enebict XIII. crmcifen
ftd) im ©anjen genommen getreuer alä bie £)bebienj ©re»
gor XII. S3tä jum '^al^xt 1416 bleiben bie 3?cirf)e ber ^)i)res
ndifdjen ^albinfcl i()m treu. Sie iüignoner i)abm üor ben
9t6mern immer ba§ ijanbgreiflid^e Sfedjt v>orau§. Sie Jfbgeorbj
netcn beä ^apfte§ Sßenebict XIII. werben tion ben ^ifanern
•gar nid)t »orgetaffen, obwoljl ber ilonig »on 2£ragonien für fie
tnteröenircn xviü.^) @» i\l ielb]t beljauptet roorben, bap i()nen
mit bem geuettobe gebrol)t »vorben fei. -) Sie fmben baljer,
biefe "^ibgeorbneten, für nöt^ig, fid) ganj in ber ©title <iu§
i5)ifa JU entfernen. S3enebict Xlli. f)atte intfcer 5£l)at für bie
Union get()an, waS öon iljm »erlangt werben. @r l)atte baS
oUerbingä — fein ganjcä ßeben bürgt bafür — nid)t treu unb
aufridjtig gett)an. @r Ijatte fiel) nur bereit erfldrt für bie 6efs
fion, »eil er gefe^en, bag ber 9f6mer fie n\d)t wolle unb bag
fd)on barum nidjtä barauä werben fonnte, er l)atte nur bann
fid) 9enäl)ert, wenn ber Stomer jurü(fgewid)en, weil er eä ba
o^ne ©efa^r tl)un fonnte. Zbtx ber iWangel an 5£reuc unb
2(ufvid)tigfeit, war tl)m eben fo wenig ju erweifcn, alä erwiefen
werben fonnte, wer ber redete ^apfl fein müffe in bicfem ©djiäs
ma.^) Sfliemanb wirb i>ai)tx begreifen tonnen, warum SSenes
Dict Xlll., bcc nod) furj t>ort)er »on feinen abgefallenen Äar^
1) Acta varia ad concilium Pisanum, pag. 1102.
2) Lenfant. Histoir« du concile de Fise I. pag. 223.
3) Bonifacii Ferrerii Tractatus pro defensione Benedicti XIH. Mar^
teiie. Thesaurus anecdot. II. pag. 1435 — 1514.
— 95 —
binalen felbjl al§ ein x(d)tma^iQCx ^ap^ MjanMt roorbcn,
auf bem ßoncil ju ^tfa ein abfd)eulicl)er Äe^er untf ©dtjiäma--
ttfer werben fonnte.
Zbtx bic Ätrdjenfürpen in ber 9Zotf), »eldje jte ft^ felbji
bereitet, finb gcnöt^iget mit lauter ®ett)altfclt)Id9en ju fjanbeln.
2(iif ber ©i^nobe fetbfl tierrfcbten (tarfe Sweifel, ob [ie aud) ba§
9?ecl)t I)abe ju öUe bem, waö fte getijan unb rcaS fie tf)Utt
»üollte. (Sö tvax eine $artl)et üorbanben, wetcbe meinte, man
■muffe unterfucl)en , weld^cr ber redete ^ap\l fei.^) SJiiemanb
fönnc gegen einen ^ap(l auftreten, »enn er nid^t notorifd) in
©laubenäfad)en irre.^) 'Kbtx bic ©pnobe j^anb unter bem @in»
flu^ ber eifernen Stotfjwenbigfeit ; in biefer gefdjaf) OTeä. X)a
man aber bie ^Jiot^njenbigfctt ntd)t fjinjieUen fonnte al§ ben lefe»
ten unb alleinigen ©runt», unb ba gefül)lt warb, baf baä red)tc
^ontificat ftc^) in biefem ©djiSma nidjt finben lie^e, fo xvax
man wobl genotljiget, bogmatifd) ju begrünben, bap eä nod)
eine 9}?ad)t gebe, roeldje über bem ^ap(itl)um jielje. £)ie
nobe ftanb unter bem ftarfen ©influp ber neuen ße^ren, we!:l)e
fid) auf ber ^arifer Öniöerfitdt gebilbet l)atten. Sobanneä ®er-
fon war ber eifrigjle Sjcrfedjter berfelben ju ^ifa. Siefe 8et)ren~
berührten bie l)öd;)len ©pifeen beo ^apfltljumä unb feine feftes
flcn ©runbfdulen, fie jogen eä ^erab auä bem Greife be§ ©ötts
lidjen in ben Äreiä be§ SOJenfdjlidjen, unb »ernid)teten eä bamit
l^einabe. SBenigjlenä fonnte ba§ ^apfitbum öernid)tct werben,
wenn fpdter au§ biefen ®ä|en bie (Sonfequenjcn gejogen wur;
ben, bie ouä ibnen gejogen werben fonnten.^) Saljer betrad)»
teten bie Äirdjenfürften biefe ßeljrfd^e gewi^ mit ^ngft, unb fte
l)anbelten nad) i^nen nur wegen einer bittern unb jwingenben
S^otbwenbigfeit. 9?od) wöbrenb ber X>amx be§ (Sdjiäma fudjte
man fie baber oud> ju ©unfien be§ ^ontificatä ju ermäßigen
unb bie ©ewalt beffelben wenigftenä neben ber ©ewalt ber
1) S3cr Äoniö b« ©cutfd)cn, j}fuprccl)t, ber no^ ju ©rtgor XIH,
l^tclt, gnb fiel) auci) bie aHutje, bcui gonctl burd) eine eigene @efnnbtf*aft
bficcifcn }U Inffen, ba§ eö jum großen Sl)etl aus ©dbiSmatifern unb Äet;
jcin bcftclje. Raynald. Annatcs ecclesiae a. 1409. XVII. pag. 359.
2) Gersonii Tractatus de unitatc ecclesiae. Operall. pag. 114.
3) Gersonii Tractatus de modis uniendi ecclesiam. Opera II. pag.
166. 167.
— 96 —
ocumemfdjen «Spnobcn ju bel)avtpten. Unter bem einfluffe
biefer 9lort)n)enbt9Ecit unb btcfer neuen So^men fe|te bie
nobe bie betben ?)äpfle ©cnebict XIII. unb ©regor XII. ab.
Sie ^aünaäi^Uit, mit »eld^er fie baä @d)iäma fejlgel^alten,
foUte fte JU Äe^ern gerempelt Ijaben.^)
©inen ^Cugenblicf mücf)te bie 2Belt bie Hoffnung Ijaben,
bü§ bie ^ifaner «Spnobe bie Unitat bcr Äitd;e wirflid; werbe
1) ergcpellt fjaben, einen JfugenbHrf \)attt fte auä) bie .^offnung,
werbe burd) biefeä üoncti ju einer Sieformation ber Äirct)e
fommen. gromme 9)?änner Ijatten fid) im ©djtäma mit bem
©ebanfen getröftet, bap ber Sad)e bie SBenbung ju einer 9?efors
mation gegeben werben Eonnte. *) SSon. aüm ©eiten ertönet jefet
ber Siuf nad) einer fold)en, bie j!attftnben muffe am ^aupt unb
' an ben ©liebern. 25aä SOZipbe^agen über ben ©tanb ber £)inge,
! »te(mef)r bie SSerjweiflung frommer ®emütf)er, bap ba§ (5J)ri=
fient()um qu§ ber Äird^e oerfd)winbe, bap nidjtS »on bem ju
; ftnben fei, waä »or(;anbcn fein follte aUent()alben, brü(ft fid) in
I biefem allgemeinen 9?ufe auf ba5 unäweib.eutigjtc auä. X)k SBett
wanbelte in ginfternip, unb baä SBort „Sfeformation", baä ei=
neu anbcrn nidjt flar gcbadjten 3"fianb »or bie I)offenbe ©eele
flcUte, follte bie frommen tröpen über biefe ginfierniffe.
X>k ©timme ber SBelt nad) einer 9ieformation tönet an
ben Äird)enfürfien »ergebenä üorüber. (Sine ßrmdpigung ber
^apjlgewalt, ba wo fie i()nen brücfenb war, eine "Jlnja^l neuer
2) ecrete gegen bie untern clericatifdjen Drbnungen üon berfelben
"Hxt, wie fie feit üergeben§ erlaffen worben, üon
bcnen man fap ttorauäfef)en fonnte, bap fid) S^icmanb »iel um
fte fümmern werbe, baä war eä, wa§ fte eine 9ieformation ge»
nannt wiffen wollten. iSenn um etwaö 2£nbereo aB um fid)
felbji war eä il)nen niemaB ju t^un. 2Beber bie Äird)e noc|)
ber ©taube flimmerte fte, al§ nur in fo fern, al§ beibe notf)=
wenbig waren unter ben 9}Zenfd)cn, bamit il)re 9JZad)t unb i^re
.^errfd^aft |tel)en fönne. @o urtt)eilen über fie 3e^)nmal 3eitgc=
1) Petri de Aliiaeo de refonnatione ecclesiae. Gerson. Opera I.
pag. 944.
2) Tbeodorici a Niem de schismate ecclesiae III. 44. pag. 230.
a)ie ©cntcnj ronrb am 5tcn 3uni b«6 3a^rcä 1409 auSgefprodjcn.
3) Clemangiis de rnina ecclesiae, pag. 41.
— 97 —
noffen, greunbe t>e§ römifd^en itird)ent^>umä , unb in bemfelben
gidjte jetgen fie i^re Sbaten. ') 0
Die ^rbinäle felbß fjatten mit meler geinbeit barawf on=
getragen, ba§ bei nun ju errodblenbe ^ajjfi fogleidj eine SJes
formation ber Äitd>e üorjunebmen b'Jbe. Sie wollten immer
ben «Sdjein b<iben, baß aud) fte baffelbe wollten, wo» bieSEBelt
begehrte, unb babet trofen ite bie befien "änftalten, baß nidjtS
tverben fonnte unb baß naä^ EDföglid^feit "iCüti oerblieb bei eit^
kr 9ieberei. iSo blatten fte im @d)i§ma immer von bem ^rie«
ben ber Ärd)e gefproc^en unb <5diwüre auf ®d)würe (eijien
(äffen unb geleijlet, unb babei, fo lange eä moglid), alle ^n,
galten fo getroffen, baß ba§ @cbi§ma bleiben mußte. Die (5tim:
men, welche auf bem (Sondl begehrten, baß bie 97eformation
ber .^irc^e vorgenommen werben muffe »or ber g)ap|twabl,
blieben von ben ^arbinälen unb von ber Wiaioxitat ber :93ifd)6fe,
bie mit ibnen gleidjeä Sinnes waren , unbeod)tet ^) Diefe '
©timmen aber ftnb gewiß ^6ä)^ benfwürbig , benn fie beweifen,
baß SStele glaubten, mit einem Zapfte fei eine Steformation ber
^ird)e gar nid?t möglidj. !Kit bemfelben ^apjie, ber an ber
@pi|e ber Stiti)t flanb, ber ©otteS SSicar auf @rben, war t$
n\d)t möglich, aud) nur bie fchrcienbjien Ungebüljmiffe abjus
gellen, ©eldje ©egenfa^e, welche SSiberfprüt^e in bem ©laubem
Den Äarbinälen unb ibren ©.ijleöoerwanbten war e§ bar.
- ouf üngefommen, fo balb alä moglid) wieber einen ?)ap(i ju
baben. Die 8ebre von ber Suprematie ber ccumenifdjen Sp;
noben bing in bfr 8uft. 3Rit geid)tigfett fonnte man ibr eine
aSenbung geben, unb man gab jie ibr, burd) weldje fte ganj
unfd)ablid> warb, inbem man fagte, gegen anerfannt red>tmd:
§ige ^dpjie finbe fie nidjt flatt.') ÜJlan befanb ftd) auf einem
©ebiet, auf bem jeber behaupten fonnte, wa§ er wollte, unb
jeber bot eä reblid) getban. Um bie ginbeit bei ^apjitbumä
wieberberjujiellen , bitten fte f[d> ber bittern 9lotbwenbigfeit
1) Lenfant. Histoire du condie de Püe I. pag. 380.
2) Clemangiis toU emendationis , pag. 69.
3) Licet Papalis dignitas a Deo sit, nnde ab Lomine nec major ne«
minor fieri potest, tarnen usds plesitndinis potestatis, ad exciodendam
abnsom potest concilii generalii aactoritate constringi. Petras de Allia-
co , de ecclesiae et cet. potestate. Genon. Opera II. pag. 946.
u. ttttü. 7
— 98 —
gefügt, ^iracttfcf) @(ke onjuwenben, tmä) wefdje bie ^ad)t
biefeä ^apfitfjunieö gffirodjen warb. @ie woUfen bö§ fo fdjnell
oB möglich TOtebet in fßergejyenljeit bringen unb foUte ein--
fad) '2(Ueä wieber auf ben alten ©tnnb ber 25inge jurücffom--
tnen. din ^apfl, t>on ber ®i;nobe anerfnnnt, wieber ongetban
mit betn S5oUge^alte ber 9JJad)t, foQtc bie SJeformation t>crl)in=
bern, mlä)e bie 2Bclt, unb, fo »ueit ba6^opPt{)um felbfl rcfors
mirt werben foHtc, md) ein SS^eil beä ^oljen Äleru§ begeljrte.
j 2)er neue *])app, ^etru6, ^or'oinal üon Äanbia, weldjer
* ft'd) ben 9?amen ^(leranber V. gab, erfüllte aud) fogleic!^ reblid),
waö feine ©enoffen oon if)m bege{)rten unb er!lärfe, baß bor
ber ^anb nid)t§ öuä ber 9?eformötion werben fönnte. ^) Um
alle «Stimmen ju befd)wid)tigen, t^eilte er freigebig red)tä unb
I linfä reid?e S3eneftcien auS. Unb fro^', flogt ßlemange, gmgen
nun bie S5ifd)6fe ^eim. griebe ber Äird)e l)etpt itjnen nid)t§ '^In;
bereS alä t^re SD?ad?t unb i^r 9ieid)tl)um, mit trügcrifd)en SSBor^
ten reben fte immer »ön bem SBBorte (Sotteä, unb fie meinen
babet immer nur ftd) felbjl. 2) Slur eine weitere ^luäbeljnung
1) Sic <Si)ncbe fentte eine ©cfcrift an ben "Pnpp Wtc^anber V. oufgcs
f«^t tvegcn ber iJfeforiiiation. ©ic fleHen ober borin nur jufammen , mai
bcfonbcrö in ®elbfad)en , bie 5Sifd)öfe unb ben übrigen .fileru« biüeft«.
@ic reben gegen bie Otefertioticncn unb bie gratias exspectativas , tveil
mon bie ©teöen in Dfcm fo treuer bejahten mu|tc, gegen bie Wnnatcn
unb Tgegcn bie fo oft nuägefd)tiebenen Sehnten, gegen bie 9(ppeUatic5
nen nad) ütom. SEBcgen ber Gratiae exspectativae führen fit on: qnia
per eas ingeritnr votiiin murtis alienae , praebetur occasio niaclti-
nandi in mortem alterius et ad hoc viam aperit, nec non et Luneli-
cia vacatura per minas et terrores, per doiia et promissiones, cujus-
modi ratione naturali ac piiblicae utilitati papae potestas 'et aucturitas est
subjecta; et praesertim quia per dictas gratias et ipsarum occasio'ne
I proveneront illaqueationes, intrusiones^ mendicitates et alia innumera
inconvenientia pleiiius, si opus fuerit, declaranda. Singang^weifc fpre:
^cn |le oudb »on ber Äird)enreformation an ipaupt unb ©liebem. S5ic 'Mrt
unb ilßeifc, biefc ^erbeijufübren , recOen fic ab«i" bem ?>apjl übcrlaffen.
©i« tciiTen , bo§ fo gerci§ nid)fö barauÄ werben rcürbe. !tuf baö Oanjc
gicbt fUlcjanber V. eine Sfntroort, bie fo gut njnr Kit gar feine. Libellus
sapplex oblatus Papae in concilio Pisano, continens articiilos reformatio-
nis faciendae cum summi Pontificis ad eos responsione. Acta varia ad
conciliiim Pisaniim , pag. 1124 — 1132.
2) Quae alia res in Pisana congregatione ecciesiam Dei populumqoc
' decepit et clamare fecit, pax, pax , cum nnlla esset pax, nisi quia car-
nales et cupidi homines, qui nbiqae ex refrigeriis charitatis snperabun-
— 99 —
^ätte ttt e\)xü<i)e ßlemange feiner iKeinung nod) geben foUen.
Oeit Wielen 3af)r^unt)erten rebetcn ^dpjie, • SSifd)6fc, "Kibte,
^teöbtjter oon bem SBerfe ®otte§, unb fie meinten immer nur
felb(l. Unb auf foldjen 9}?enfd)en, fdjlic^t ßlemange feinen
©to^feufjer , fo fleifd)lidj, fo nichtig, wenn f:e ocrfammelt finb
in ücumenifdjer Spnobc, foUte ber f)eiltge ©eij! rul)en?^)
2)ie dnbere Hoffnung ber 2Be(t aber, bag ba» <Sd)iöma ju
©nbe fümmen roerbe burd) bic ^ifaner ©pnobe, erfüllte fid) »ot
ber ^anb eben fo rcenig. üBenebict XIII. unb ©regor XII.
bcl)ieltcn eine, wenn aud) Eleiner rcerbenbe Obebienj- Tia bie
roaljre Uebereinflimmung auä) bei einer feljr geringen 'B<ii)i oors
feanben fein, fann, fo tarn auf ba§ Ttii)r ober SBeniger ber
SDbebienj nict)t baS 9Rinbe)Te an. 2{leranbcrV. l)atte mit ©res
gor XII. unterbanbelt, um it)n nod) ju ttiraä ju bewegen. 2£ber
ber unbeugfame 9JZonn i)attt mit einem SSorfd)lage geantwortet,
beffen SBefentlidjcä barin bejtanb, bap bie beiben ©egenpäpfle
»eidjen unb er »on ber SSelt anerfannt werben mödjte aU ber
oUein redjtma^tge ^aipft.
©0 flanben fi^ brei ^äpjfe entgegen unb brei Äird)en, bie
ftdj gegenfeitig für feijerifdb unb fd)igmatifdb erflarten. Unb im:
mer nod) u'upte 9?iemanb genau, weldjer ber redete unb wo bie
wabre Äirdje ju ftnben fei, obwohl bie ©ebanfen ber 9Kenf4)en
reifer würben unb S3iele Äirdje unb ^apfltbum nid)t mel^r in bem
I 9J?aa^e ibentiftcirten, alä eä früher gefd^eljen war. Slur ein 9?e-
fultat peilte ftd) i)txa\x^, über baäSiom fic^ freuen modjte. 2)te
(lant, beneticioriim ardore accensi prorsäsque excoecati, ecclesiasticaci
reformation^ , quam boni et plerique fideles ante omnia fieri volebant,
üupedierunHd novamque mox electionem mox processenint. Qoa facta
et promotionibas nactis , quas concupierant, pacein esse clamarnnt, solu-
toqiie conventu cum ea, quam quaesierant pace, hoc est, promotione,
revtrsi sunt.
Fi-'-to fallacique corde ad sacra Dei negotia accedentes , dicunt se
quae Dei sunt, quaerere, quae pacis et aediücationis secari, cum re-
vera non quae Dei sunt, sed qoae taa sunt, qaaerant. Clemangiis Vota
emendationis , pag. 68.
1) Quid autem alind quam carnales sunt, qui concilii negotia et
iracunde et ciamorose, cum jurgio et amaritudine tractant? Si aulein
carnales, quomodo spirituales? Si, carnales quomodo reruu' spiriiualiiim
idonei judices ? Clemangiis Vota emendationis, pag. 66.
2) Tlieodorici a Nrem de schismate ecclesiae. III. 46. ;'?.g. 234.
7 '
— 100 —
granjofen wann g(ü(flid) nicbergefampft worbcn. 2Die 3taltener
burften Ijoffen, baio »ollfiäntn'g »icber SReijler werben. S3e=
nebict XIII. roar oon bem Ijofjen franjöftfdjen .Rlcru§ boö)
9r6ßtent()ctB aufgegeben worben, au^ gebadeten fie eineS fran=
joftfdjcn ^ontlftcatö nid)t mcljr. ©egen ©regot XII. mußte bet
italientfd)e S'iationalgeijl arbeiten. SBie fonnte ber ()o^e ttalie»
nifc^e Äleruä auf bic gange ber 3eit jwet ^ap(]t(>ünier in 3ta»
lien »oHen?
Saturn würben bic ^arbinäle 7((eranber§ V. freier unb
unbefergter. @ie glaubten nic^t nöt^ig ju Ijaben, tljre SBeife
unb x\)xtn (5inn oor ber SBelt ju bergen. @ie wählten, a{5
f-M^ einem jef^nmonatlidjen ^ontificat Äleranber V. geflorben
|war, ben JBalt()afar ßoffa im 3al)re 1410 jum ^ap^t, tiel»
leidet ben fd)led)te(len SKann, ben fie über^jaupt finben fonnten.
Qt felbfl fonnte boclj nod) rot^ »or ®d}aam werben, baß er
gerabc ^apfl geworben fei.*) 2(ber fo arg wie jefet f)atte e§ bie
r6mifd)e (Surie wot)I faum jemaB getrieben. Unter ä3altf)afar
Goffa, ber ftd) 3o{)ann XXIII. nennt, fdjrieb bie ßurie fef)t oft
an reid;e .Ktericer, baß biefe§ ober jeneS S3eneftcium erlebiget
worben fei, obwohl man in fRm genau wußte, baß e§ nid^t
erlebiget fei. Stun famen bie SlRenfdjen, erfauften bie ©teilen
mit fd)werem ©elbe, empfingen bie apoftolifd^en einfei^ung§bu(-
len unb erfui)ren balb, wie fte auf bag ©robjle l^intergangen
woiben. ^) Huö) in biefem galle eri)ielt fein ÜSJJenfd) einen ^tU
(er t>on bcv 6urie jurucf. 9Bei( bie SSelt immer dleformation
1) Clemangiis Vota emendationis i pag. 67.
2) Piaries etiam contingit, ut scribatur alicui, qaod tal^Beneticiom
▼aeet litqae reservatum, revera tarnen non vacet: et venit Rquis amb^-
tiosDi ac paciscitnr cum aliquo ex mediatoribus ipsis ad hoc deputatis
in ipsa curia juxta cursnm consnetum et deponit pecunias suas, de qiii-
bus pactum factum extitit apud mercatorem, ut traditis illi Bnllis Papa-
libus, ipse mediator pecaniam recipiat; ttipulatam antem statim solvit
illam: sed postquam habuit ipsai Bulla», ei innotuit quod dictum Bene-
ficium non racarit: certe propterea isti nihil restituitur de eo qaod
•olvit.
Sed num liceat etiam Summae Sedi sie liomines decipere etiam
de plenitudine Apostolicae Potestatis mirandnm est. Petri de Alliaco de
neeessitate roformationis. Gefton. Opera IT. pag. 901.
3) aSoB 3o^nn(« XXUI. mürben aud) bie fKtferrattonen ungemein
weit ORlitebeOnt, In prinordi« sni p«ntificatu« reservavit soae dispositioni
— 101 —
«erlangte, t)itU 3o()anneS XXllI. mä}, um fie ju taufc^n
unb fte ^tnjui^alten mit n\d)t6, ju Siom im ^a^xc 1412 eine
fogenannte 9?efotmatton§ftjnobc. 2)iefe befd)afti9te fic^ mitSJin»
gen, auf mlä)t md)t$ anfam, unb ging bann au0 einanber,
als fei n)irfli4> etroaS gefdje^en. •) Wit bet ©e()nfud)t fvommer
STOenfc^en unb mit bem Sammer ber äßelt trieb ba§ römifclje
^ird^enttium ein abfd^eulid^e^ @pie(.
©o befanb fid) am Anfange beä funfjef)nten 3al)r()unbert*
bie römif(i)e ^irdje ni7d> in ber Unm6glid>teit , auä bem Sabp-
rintljc l^erauäjufommen, in weldjeä fie geratfjen mar. ©ie fudjte
fiel) felbfi immer noä) »ergebend, 9iiemanb »pu^re genau, n>o
fte nun eigentlich xnt)e. ^ie S3e^au))tungrn unb @ebanfen,
welche jur äeit bcö ©d^iSma unb wegen beö ©d)iäma aufge^
flellt roorbeuf »on iebem gegeben alä unumjiö^lidje, auf @»an:
gelium ober 3;rabition begrünbete SBal)r (weiten, beren SSerneinung
jur Äe^erci füljre, ftanben im ^>arte|len SBiberfprud) mit einan;
ter. 2)er Äleruä war in fid) felbjl jerfallen unb beflritt fic^j
gegenfeitig mit großer Erbitterung. S)arüber blieben fte freiließ
meift einig, baf fie bie Siixä)i wären. SBer bel>auptete, and)
biegaien waren bie ^irdje^), ber warb übel angcfc^en wie oer^
bäc^>tig ber Äefeerei. äuweilen uerga^ fid) jeboc^ u»oI;l einer, ber
omnes Patriarchates, Metropolitanas, ac Catliedrales Fcciesias: nec non
omniaMonaüterid viroruni, iiroiit ctiant nonnuiii ejus praeducessores sani-
mi Pontitices faeere consueverunt , decernens irritum et inane , si secus,
super hoc, atiquid contingeret attentari. Item, ultra praedicta, otnnes
generales alias reservationes quarumlibet inferioium Dignitatum et Benc-
iicioriini ecclcsiasticoriim , per eiini etiaiii factas, extra »ulilain contuetu-
(linem rexervavit suae dispositioni ; onines Prioratus Conventttales et ma-
jores post Pontiftcales iu Catlie<lralibus , nec non piincipales Dignitate«
in Collegiatiä Ecciesüs ubiciinque vacantes et vacatunts. Petri do AI-
liaco de dilficultate reforniationis. Gerson. Opera II. p;i<ir. 809.
1) In quo paucissimis cancnrrentihiis extraneis, ex aliquibus, qui
afTuerant Italicis, sessiones aliqood tenuit, in rebus supcrvacaneis nihii-
qne ad atilitatem eccicsiae pertinentibus titnipus terendo coiisumpias.
Cleniangiis Vota einendationis , pag. 67.
2) Nomine autein ecciesiae non soliim episeopas , ac presbyteros
ceterosque ecciesiae ministros intclligo. Sed oniiicü reges ac principe«
catholicos, omnes, qiii sensu, scientia, gradu, consiliu, potentia et an-
ctoritate aliqna praeemineat : imo generaliter omnes fideles qiiemqiie Tel
devotio Tel religio Tel probitas Tel zelns Tel Caritas aUrjna conimenrfat.
Clemangiis Vota emendationii, pa». 3i.
— 102 —
fonjl bcm {jervfcftenben ©i;|ieme gcfjorfamte, unb fudjte bie Äird^e
flud) nnberäiDO nod) al§ -in bem ÄUru§ allein, ©anjen
genommen aber l)telten fte feft, belebt von einem ©eijle. 3n
wem aber unter it)nen bie Äird)e ju fudjen fei, barüber (iritten
fie »iel ^tn iftib ^er, aber ju einem Snbe unb ju einer ©ewtfs
^eit oermoc^)ten fte nidfjt ju fommen. 25ie ÜKeiflen t)on bencn,
weldje gegen bie OTgetvalt beä ^apftttjumeä rebeten, wären ges
nji^ gern ftill gewefen, benn fie füljtten, wie ba§Äird)engebäube
erfd)fittert warb t»or bem SSolfe burd) foldje 2)i§cufftonen , a*bet
bie eiferne 5Rotl)ttjenbigfeit beä 2)oip^elpapfitl)umä erjl, beä breis
fadjen ^apptl)ume§ jje^t, jwang jum Sfeben.
3m Uebrigen n>ar am 2lnfange be5 funfjeljnten Sa{)rf)un-
bert§ bei ber großen 9}?el)rt)eit be§ ^leru§ unb beS SSolfeS noä)
2lUe§, tt)ie e§ gewefen war im breijefjnten 3aJ)v^unbert, 25er
Uebergang troftlofer unb »erjweifelnber 9)fenfd}en jum S^lam,
jum 3ubentl)um, jum @6|enbienjl fanb nod) immer ftatt. ^)
Sliemanb adjtete fRom me^r, ^) unb bie ©d)eul unb ©reul,
n)eld)e unter ben Prälaten »ergingen unb in benen bie »oraufs
jtanben , »cldje iti SBürben bie tjo^jlen woren, brad)tcn ben
cbrifilidjcn ®iaubtn unter bem armen SSolfe, baä ununterridjtet
^)erumirrte, in bie ^6cf)|le ®efal)r. 2)enn bicfe a}?enfd)en pflegten
fdjon JU fagen, wenn baä (Sl)riftentl)um, wenn baä ©»angelium
eine 3Bat)rt)eit wäre, wie fo.nnten bie Prälaten unb ^ird^en^er^
ren leben, wie fie leben. SBenn Jefuä (SljriftuS, ber ^err unb
^eilanb wäre, wenn e§ eine allwiffenbe ®ottl)eit gäbe, wie
modjte ber Älcruä 5£ag für SSag feine 83erbred)en »erüben unb
ba§ d'n|ilid)e SSolf »erwirren, ot)ne ba^ erbeflraft würbe. 2luf,
tapt un§ ein neue§ ©efe^ matten, in bem wir bie greubcn be§
Sebent gentefen mögen, unb la^t unä nidjt fümmern um ba§
©efe^, weld)e§ »erfünbet wirb »on benen, bie eö felbft am er-
1) Abiernnt aliiis in legem Tartaricam , alias in Muliainmedicam
alius in legem sch>smaticam , alias in legem idololatricam , alius in le-
gem Judaicani, et dereliqnerunt Dominum Jesuni et recesserunt a Deo.
Anrireae Kpisco])! Meyarensis Gubcrnaculum conciliorum. Von der
Hardt IV. pag. 180.
2) Kt cläre ostendit experientia, qoae in libro sine nomine dicit,
loqnens de Roma. Cui vi vel sponte totus olim Orbis cessit, nunc proli
piidor Tulgiis hominiim insidtant. Andrere Episcopi Megarensis Guber-
naculiim conciliorum, pag. 177.
— 103 —
fien übertrtfen. ^) Ueberficl^t man, m§ »on ^laitbrourbii^eti ätiu
genoffen beridjtet wirb über ben ganjcn ®tanb ber Singe, fo
eifdjeinet bie SSefjauptung, ba^ boä ßbrif^entb""' («l^f^ t»'«^'
9?anbc beä Unterganges unter ben 9)?enfd)en geftanben i)abi>
feineäroegS als übertrieben , Tonbern mon mu^ gefielen, ba baS
Jßolf unbelebrt geblieben im (Swangelio felbfi, unb ba eS bie
SBeife unb Sitte ber Äir4)enfürfien fefeen mu^te, fo war eS
ganj cinfad) unb natüxiiä), bo^ bie @ad)en fo ftanben. 2lber
eS fehlte ju feiner $tit ganj an würbigen Sienern ©otteS,
bie an baS ewige SBort beS ^errn ma^neten. &i waren fort^
wal)renb ber ^errfdjenben ^art^ei ®egen(lanb beS ^ajTeS, felbji
ber Verfolgung. SÖBenige waren berfelben freilid). Unter tau=
fenb ^riejlern, meinte ein B^itQeno\^t, mag wo^l etwa einer
fein, ber wenigflenS feiner ^flid)ten eingeben? ifl.
"Kn bem 2(uSgange beS ßoncilS ju ^ifa war mei)x alS ein
Sal)rt)unbert »crfloffen, feitbem bie Äitcl)e in bie feltfamfie S3er=
wirrung gefommen war, unb noä) immer wufte Uliemanb auS
unb iJliemünb ein. ©eit bem Su^ii^i^ntreffen jwtfdjen ^apfl
JBonifaciuS unb bem Äonig ^^ili^pp bem ccbönen bitten
oUe (Sreigniffe borauf ()ingearbeitet, bie 2}?enfd;en aufjufldren über
ben wahren ©e^alt einer großen 2tnja^l »on ©cbanfeu unb »on
Snjiituten, auf benen baS römifdje Äird;entl)um jlonb. "Küö)
war bie Seit nid)t »orübergegangen in bemfelben, oljne einen
gewiffen ©inbrud ju mad)en. Serfelbe ijl aber immer unenb-
lid) geringer, alS er b^tte fein müffen, wenn eine ßrfenntni^
beS (S^riftentbumS unter einer größeren S!J?ebrjal)l »erbreitet ge^
wcfen. 2Bie aber bie Singe fielen, fo führet bie SJerwirrung
ber Äirdje me^r Sweifel unb Ungewiß()eit, mel;r 3iiiniuer unb
1) Si vera esset et sancta fides Cbristiana et Lex Evangelica, non
sie viverent revera Praelati et ecciesiastici ac majores et sujteriores s|>i-
ritiiales regentes et viventes in ea^ non taliter po|iulum Christianuui
confunderent et scandalizarent per mala opera et pervefsa exeinpla, quin
ille Deus Jesus Christus fandator hujus eccitsiae et Legis evangelicae
eos sie perverse vi?entes puniret quotidie. Si ergo hoc non facit, quo-
raodo ergo seit Deus ista? Et si haec mentia in excelso? Venite ergo
et iruamur bonis , quae sunt super terram, faciamiis nubis leges specia-
les, dijnittamus hanc legem, quam nohis pracdicant hujus legis praeva-
ricatores. Andreae, Episcopi Megarensis Gubeiiiacaluni conciliorum.
Von der Hardt IV. pag. 179.
2) Cleinangiis de ruina ecelesiae, pag, il.
- 104 —
9lot(>/ a($ bte Uebei^eug^ng \)txUi, t>af bie ganjc ^td)e ntc^t
bte fei, tt)etd>e fie fein foUte. !Äuc^) on tiefet fe^lete e§ jwat
ntd)t, aber fte rut)ete me^r auf bem SBat^ne a($ auf ber Sßa^r»
I>eit. 3nbejfen mlo^ö) bie ßeudjtc nid)t.
Slrourig war ber Äampf ber ©ele^tten unter cinanber
wÄljrenb beä ®cl)i§ma, wie fie bie &itd)t unb il)re Unfehlbar*
feit fud)en mußten unb fie beibe§ nid)t.)uftnben vermochten mit
®td(>er()eit roeber ^ier nod) bort. «Sie Ratten ÄUe§ fagen müf»
fen, n>a§ ben mpjiifcfjen SSau berÄird^e jertrümmern, roaä ben
QUaubm ber SWenfd)en fd)n)acl)en fonnte, bie fte \>oö) meijl
felbfi crbalten wiffen wollten. 3e tieffinniger bie Unterfucl^ungen
würben, burd) n;e(d)e fte bem ®d)i§ma abf)etfen wollten, o^ne
bie ©rilnbibeen anjugreifen, auf benen bie SCixdjt jeitijer geflan;
ben, bejto breiter unb tiefer warb baS gabprintf)/ in weldjeS fte
l>ineinfamcn. ©teilte man bie »erfcbiebenen Se^)au})tungen nes
neben etnanber, bie negativen ober bie ^ofttiven, bie auSgefpro«
djjen würben unb »on benen feine einer JBegrünbung ermangelte,
wie fie »on ber l)errfd)enben @elcf)rfamfeit ber Seit begeljrt warb,
fo geben fie ein »oUfommen unentwirrbare^ 6t)ao§. SSalb war
ber ^apfi bie .Sircibe, balb eine ocumenifc^e @pnobe, ba(b ber
gefammte .fö(eru§. S3ei bem einen rubete ber \)tH\Qt @eifi unb
bie Untrüglidjfeit (jier, bei bem anbern bort, unb ein brittet
»ertbeiltc etwa fo jwifdf)en jwei, baß 9?iemanb wiffen fonnte,
wo fte eigenttidt) waren. ^) 2)iefelben, welche bieÄirdje waren,
bei benen ber rechte ©taube tutete, fonnten aud|> einjeln ober
jufammen irren unb ju Heftern werben,
1) S){e ^tt, roie ^cter Vili^ eine 9nad)tt>oarcntmen^(it in tai ^apßs
tf)uni unb eine anbete ober bicfclte OTac^tooHfonrnien^eit in bie dcunienifc^e
@i)nobc unb bie ongemeine\^ird)c fe|^t, roirb fid) imax roo^I, wenn man
auf bie SBotte fielet, begreifen laffen, ba er aber felbfi bie Ecciesia Ro-
mana für ibentifd) erftärt mit ber Universalis ecciesiae, ba* öcumenif^e
eonctl ebenfntlÄ für bie allgemein« Äircfce f)äU unb fein iKic^ter ba ijl, ber
bcfiimnien fönne, roenn ein abosus plenitudinis potestatis fiattflnbc, fo rairb
9?icmanb begreifen , tvie fiel) jroei fcldje 9JJad)tscllfomnient)eiten neben ein=
anber (>ercegen {onncn. Primo plenitudo potestatis est in Papa, tanquam
in subjectü ipsam recipiente et ministerialiter exercente. Seciindo est in
Universati ecciesia, tanqnam in objecto ipsain causaliter et ünaliter con-
tinente. Tertio est in Generali Concilio tanquam in exemplo ipsam re-
praesentante et regulariter dirigente. Petrus de AUiaco, de ecciesia. Ger-
ton. Oper» II. pag. 9&1.
— 105 —
, ®enn baS ß^tijient^um ftdj niä)t$ »erfpredjen fann ober
wenig auä biefer SJerroirrung unb au5 btefen ©egenfd^en, mm
e§ jiemltd) g(etd)güUtg ifl, tveld^e von ben betoen mit etnanber
fampfenben J^auptleljrern, ob ber ?)apjl ober ob eine ocumenis
fd)e ©pnobe bie Äird>e barftelle, fo finb bo^ in btefem Streite
nod? onbere ©ebunfen aufgefommcn, bei benen felb|l, »eldje
ber Äirdje ^ugetljan, bie in bcm gortgange ber Seit n>o^)r|)aft
frudjtbringenb »erben fonnen. 25iefe ©cbanfen finb jwar eine§
Z1)t\l6 ftd)er ^gebniffe ber forfdjenben ®ele^)rfamfeit, »eld^e bie
©d)rift nod^ nic^t bei Seite gelegt t)atte, fie ftnb aber anberen
5£()eiB oud) »oo^t ßrgebnifTc ber SeitereignifTe unb ber 3«itö«=
^öltniffe. 2)er alte Orunbfa^, baf bie Äird)e unb baS @oans
geltum etneä fei, ba^ ba§ lei^tere feine "äutoxitk erfi em)pfange
t)üxd) bie erfiere, fonnte je^t faum nod) mit ber Strenge feflge«
galten werben, welche biefe Äirdje ju i^jrer 2)auer begef>ren
mu^te. ferner fonnte ba§ in ftd) felbfi verfallene @acerbotium
faum no^ behaupten, ba^ e§ 2fUe§ fei. 2)aljer fingen onäwei:
fei [lö) ju regen, ob ba§ Evangelium ntd)t über ber Atrd)e fle:
I)e, unb biefe 3weifel würben bei Einigen jur @ewt^l)eit, baß
eS fo fei. ^) SBar e§ boc^, al§ bammerte bie 3bee auf, baß
bie .Kird)e, wie fte erfd^ien unter ben Sßenfc^en, au^ ttwai
9Renfd)lid)eä fei, menfd)lict)en ge()lem unb 2rrt{>ümern unten
worfen, unterworfen in i^>rer ©eftattung juweilen felbft gAoalt;
famen Ereigniffen, baß e§ eine i)ol>ere ^ird^e gäbe, reiner unb
geiftiger 9?atur, bie allein ibentifd) fei mit bem ßljri/tentljum,
eine Stixd)t, welche ftc^ nid^t mit J^dnben fü()len unb greifen
1) Sed jam venio ad Terbnm Aogastini, qao ecciesiastica anctoritas
▼idetur maxime extolli. Evangelio, inqnit ille, non credierem, nisi me
anctoritas ecciesiae compelleret. Minim sane videtur, quod auctoritas
peregrinantis in terra ecciesiae aactoritati videtur eTangelii anteponi«
Cum in tnultis illa fall! possit, illad omnino et neqaaquam potsit, et cum
ip$iu8 eccleciae auctoritas, quantum ad ipsias radicem ex Evangelio ma-
xime constet. Imo ipsins institutis, potestas, aedificatio, non aliumle
tarn expresse, quam ex ipso iiabeantur evangelio.
Non>certioi antemvidere possumut de ecclesiaatque evangelio, qnod
altero cxcellentioris sit auctoritatis , quam si demus fieri posse, ut ali-
quid evangelio cantrarium constituat ecclesia. Quod otique scio fieri non
posse, sed fingamus gratia melius enucleandae veritatis fieri |iosse. Pu-
tasne in casu illo Aogustinam pro ecciesiastico statuto fidem fuisse evaa-
gelii rejecturum? Clemangiis Vota emendationis pag. 46.
— tOö —
laffe. 2)iefe ©ebanfen ober bod) 2(nna()erung an tiefe ®eban=
fen i)aUe fiel) auägebtücft in bem Unterfdf)iebe, bei nie{)rfad) jwi'
fdjen einer römifcfjen unb einer fat^olifdjen Äirdje aufgefient
»orben war. llbtt bie ßefjre über ben (lattfinbenben Unterfd)ieb
blieb fe()r fdjwanfenb unb unbeflimmt. 2)er ()of)c ÄleruS unb
bie ©ele^rtcn be§ r6mifcl)en .Rircl)entl)umS fonnten fid) baju
nic^^t cntfdjlte^en, eine flare unb unjweibeutige ©rtlärung ju
geben, burd) n>elcl)e einer großen JReformation bet Äirdje b>'t{e
bie ä5al)n gebrodE)en werben fonnen. 25öju l)atten fie ftd) ju
tief eingelebt in bie ^crrfdjenben ©runbbegriffe , baju voax bnS
@efül)l JU ftarf, bag fie felbjit äufammenbräcben mit iörer SBürbe
unb iljrer J^ol)eit, wenn bie Äird^e eine burd)au§ anbere ©ejlalt
empfinge, libtt Äeime einer beffern 3"f"nft warfen bie Ztü-
gerungen bcr Herren beä Äird)entl)um§ bod) in bie Sßelt.
2lud) i)at bie ^öl)e unb SSreite, ju weld)er ba§ g[eifd)lid)e
in ber Äirdje gefiiegen ift, feine 9?ü(fwirfung nidjt üerfeljlt.
wii^ aufmerffam barauf gemadjt, ba^ baö <5öangeltum ber
@runb unb ®el)alt beä ©onjen fei,^) eö ergeben 2{uffürberun=
gen, bnf man jurücffdjreite ju bicfer 8eben§queUe, in welcher
bod) 2tUeä gefuc^t werben muffe. ^) 25aä Unwefen ber 3nbuU
genjen warb betdmpft,^) erwarb geflagt über bie nu^lofe 9J?enge
f) Solebant antiqni PatAs et Theologi, quornm per ecclesiatn ap-
probata sunt scripta nihil Hicere vel adstruere, nisi quod scripturarum
possit testimonio confirmari. Rectiisime plane illi quidem , qooniam in
his, quae divina sunt, nibil debemos temere definire, nisi ex coelestibus
possit oraculis approbari: quae divinitus enuntiata de his, quae scitu de
Deo sunt necessaria, aut ad sulutem opportana, si diligenter investiga-
rentur, nos sufficienter instrnunt. Nunc antem plerosqne videmus scho-
lasticos sacrarnm inconcussa testiinonia literarum tarn tenuis aestimare
momenti , ut ratiocinationem ab anctoribns doctam velut inertem et mi-
nime acutam sibilo ac subsannatione irrideant, quasi sint majoris ponde-
ris , quae phantasia humanae imaginationis adinvenit, quam quae dirini-
tas co'elitus a[>eruit. Clemangiis, Lib. de studio Theologico. D'Acbery.
Spicilegium I. pag. 476.
2) Ascendamns igitur in muntern, ut inveniamus ipsum fundamentnni
ecciesiae, ipsam scilicet sacrae scripturae veritatem. Petri de Alliaco Re-
comniandatio sacrae scripturae. Gerson. Opera I. pag. 605.
3) Fatuae et superstitiosac quaedam intitulationes de indulgentii«
viginti mille annorum : vel tali modo, qui dixerit quinque „Pater noster"
ante talcm imaginem et cet. Et esset per Praelatos proTidendoin , quia
— 107 —
l>ev gcfle unb ber «^eiligen. ^) X)k f)6d)ften Äirdjcnfürjlen , bei
bcnen boä ^nferclT^ bem geflljntten on OTcm, n>a§ einmol
ftanb, om größten war unb bie fid) frei Qmaäjt »on icgtid^em
©tauben, fümmcrten ftd) um foldje ©ä^e nic^t, fo lange bie
ßonfcquenjen, bie barin »erborgen lagen, nid)t {)erau§gejogen
würben, ©ie fcbienen and) um fo ungefäl)rlid)er, biefe ©ä^e, '
ali fte alletbingä an ber bei »üeitem größten 3al)l ber ^rieflet
erfolglos »orüberljallten. £)ag e§ aber Jeineäwegeö bei "KUtn bet
gall njar, baS jeigten ja bie Söerfe met)rercr, befonberä ber fo;
genannten m^flifcben a;i)eo(ogen, bie SQSerfe @bmonb§ üon Gans
terburt), Äoulerö, S^bomaä »on Äempcn.
Äaum war möglid) , ba^ ein SRenfc^ ton gefunbem unb
fraftigcm ©inn biefe jlarfen Ermahnungen ^ur ßiebe unb grom;
migfeit la§, ol)ne, wenn er auf ben'^errfd^enben Unglauben unb
^Aberglauben, auf bie ^eudjelei unb bie nid)tige SBerfljeiligEeit
feiner Seitgcnoffen faf)-, oon bem ®efül)le ubermannt wers
ben, ba^ ein ungeheurer SBiberfprud) üorhanbcn fei jwifc^en
bem (äl)riflentl)ume unb ber Äird^e, ebne ein febnfücbtigeS SSer=
langen nach einer gänjlichen 9icformation ju empfinben. X>k
olte .Kraft aber be§ ©acerbotii fäjien gebrodjen ju werben burd)
bie 2(uf|'teUung mehrerer ©runb^äf^e. 25ahin geborte bie fSttu
nung, ta^ bie .Strebe feineäwegeä bei ben ^rie|!ern aüein, fon^
bem überhaupt bei allem d)ri|ilichen SSolfe ju finben fei, wie
bie ^riefter behauptet, wenn »on ber SCixä)t bie 9?ebc war alä
»on einer ©ewalt, »on einer SSewahrerin unb »on einer dHü)--
terin über ba§ (goangelium. Snbem nun behauptet warb, ba
ber d)rijtltche ©laube überhaupt für alle ßhrij^en »on ber höd)=
jten 2Bichtigfeit fei unb fic alle angehe,^) fo müßten auf ben
ücumcnifd)en ©pnoben nicht allein auch ßaien onwefenb fein/
fonbern fte müßten aud) b«ä Siecht haben mitjujlimmen, war
bie alte SScbcutfamfeit beö ©acerbotii angegriffen in feinen fe(ie:
jten ©nmbfäulen. ^ber biefeS ©acerbotium wehrte fich freilich
c«dit Loc in contemptum et irrisionem indulgentiarnm^ nec continet ve-
ritatem. Gersonii Tractatus de absolationc sacramentali. Opera II.
pag. 408.
1) Gersonii Sermo He nativitatc B. virg. Opera III. pag. 1358. •
'2) Qiiaesito ii'lei ad onines pertinet Christianos et non solum ad
praelatos, imo eliain ad Laicos. Gail. de Occam. Dialugus. Goldast
III. pag. 974.
— i08 —
nod) fo fr^fttg alS eS nur vtxmoäfte, unb bef)auptete, ba^ ouf
folcben ©pnoben ba oon bem gonjen SSoIfe fo nid>t bie 9iebe
fein fonnte, aud) md)t bie Tfbgeorbneten ber Surften unb &e:
lehrten, fonbern nur bie ?)apjte, bie ^arbtndle, bie JBifdjofe
allein fiimmen unb rtd^ten fonnten, ba fte allein bod) bie 97ac^.
folger ber 'ilpoflel waren, ba auf iljnen oUein bod) ber ®eijl
beä Jg)errn tüijt. 2tber bie SSerbreitung entgegcngefefetcr 9J?f i»
nungen unb ber JBeifall, bcn fie bei ber 2BeIt ftnben, bcnjcijl,
baß ber alte ®laube ber 9J?enfd)en ön bie faterbotalifdje ^err»
li4>feit ju id)mr\hn begann.
@in regcreä njiffcnfd)afttid)e§ 8eben begann befonber§ mit
bem »icrjebnten 3<iJ)r^)unbert. £)a§ ©tubium ber flafftfd)cn
@prad)cn unb be§ flafftfdjen 2fltertbunieä belebte bie Seelen,
unb bie ©ebanfen ber SWehfdjen würben immer geller. 9Jid)t
feiten förberten bie ^äpjle biefe S3eftrebungen. 25ie SBiffenfdjaf:
ten foUten aud) ferner ber ^ierordjic jum SDienfte fein. 5ebe
^ierardjie bebarf ber ©tüfee bes SEBiffenö. ^t}xc SWitglieber,
weld)e burd) ben ©eifi über bie 9Renfd)en 1im^d}tn foUen unb
ljerrfd)en wollen, müffen »or ben übrigen SO?enf(J)en ba5 SBijTen
»orauS ^)aben. 3m früheren SRittelalter war fa|t aUe§ SCBiffen
bei bem clericalifd^en @tanbe gewefen. Sm fpäteren aber ge.-
^altete ft^ ein $orfd)en unb ein SBijfen aud) außerhalb be$ fa^
eerbotalifdjen Äreifeä. 3lber nidjt immer blieb ber ©eifi ber ^ox-
fd>ung in bem ^ithl, in bem er, bem ^errfdjenben ©pfleme
gemä^, umfd)rieben bleiben foUte. 3Der neue ®eifi madjte ff(^>
immer mebr bemerfbar in ber ^uffiellung bon (Salden, bie bi>
cect ober inbirect wiber bie ^ird^e waren. 9Iid^t oft inbeffen
trat ber gelehrte Stanb mit S3et)auptungen \)tx\)ox, weld^e birect
gegen bie Äircl>e waren. @§ war ju gefdl>rli(^. Sie waren im
Sntcreffc ber ^ird)e, fie waren »on ber ©djolajlif befangen.
SBie auf einen Z.i)iU be§ S3olfc§ bie ^eiligen, bie Zeremonien,
bie Sefie ber ^atljolicitdt einen jufammen^altenben 3auber au§:
übten, fo übten Surd)t, ^ntereffe, ©ewol^nbeit unb angelernte
©elebrfamfeit iljn ouf bie ©elebrten. JSei »ielen berfelben finb
bal>er bie ^Regungen gegen bie Mixd)t inbirect, juweilen nur
bem fd)drferen 2tuge bemerfbar. <Bold)t oeretnjelte 2(eußerungen
fonnten von feiner erbeblid^en SQid^tigfeit werben.
1) Andreae Kjiisdopi Mngorenais Gubernaoulum concilionim , pag.
291. 292.
— 109 —
"äbtt bfbeutenb mar, wenn offen unb unjwetbeuttg @a^e,
ouf benen bic gegenrodrtige ittrd)e jtanb, befam^jft würben tOcll§
au$ bcr ©djrift, tljetlä mit ®rünben ber SScrnunft. @6 for»
bertc HUt^ ben SCBcg be§ ®eiile§, wa» gegen bie jei^ige Äirdje
gffagt, and) wenn tä in ftd) fclbfl feine wolle äßaijrljeit enthielt,
eS förberte baburd) f4)on, ba^ bie 3weifel unb Ungewi^ljeiten
ber SÄenfdjen immer größer würben. Sang ifl ber SBeg, ber
gegangen werben mu^, unb bie ^ortfc^ritte , bie auf if)m ge«
fdjel^en, ftnb oftmals Ijalb unbemerfbar.
@l ifl nad)gewiefen worben, wie burcf) ba§ ®4)i5ma bie
Äird)e in große Ungewiß()eit gc!ommen war über fiel) felbfl. "Uber
aud) an anberen @rfd;einungen, weld^e gleid^i^eitig au§ anberen
Singen ftc^ entwirfetten , war Die Seit ungemein reid).
fdjien, alä müßte furj »or unb wdfjrenb beä @d)iäma "ilUeS
aufwadjen, um bie SKenfdjen jum 9?acl)b6nfen über bie,Äird)eju
führen. @tner ber widjtigfien Se^rfdi^e, t>uxd} weldje bie J^ie-
xatdfit em^orfommen wollte über bie europdifd^e SBelt, war^
baf aud) bie wel(ltd)e dytad)t bem ^ontificat untertl^an fei. 2)ie
:^ierard>ie tonnte fid> felbfl nidjt benfen o^ne biefen ®a^. dt
beruljete auf ber SSerbrel)ung ber gefunben 3bee »on ber .Rircbe.
35ie SCitd)t war ba5 ßljriftentljum, ba5 6l)ri|Tentl)um foUte bie
SBelt beberrfdjen, alfo mußte bie Äirdje, baS Ijieß in bem ^a-.
^jalfpfiem, ber römifdje ®tu()l, über ber SBelt fein. SBer ben
©a^ beftritt, ber griff inbirect ben ganjcn 3auberf4)mucf an,
weldjen bie Äird)« um fiel) gejogen. war nid)t genug, ju
fogen, baß ber ^apfi bie SBelt nid)t bel)errfd)en bürfe unb foUe,
e§ mußte baS'SBarum t^erauSgejlellt werben, unb !aum war e$
tbunlidj, bie falfe^en ©ebanfen, auf benen bie Äird)e ruljete,
ni4)t ju berül^ren.
^a^jfl 3obanne§ XXII. fjatte im 3al)re 1322 einen «Streit
begonnen mit ßubwig bem JBaiern, bem .Ronige ber 2)eutfd>cn
inbem er unb feine brei 9Zadjfolger bie ganje ©ewalt ber ©d^e
in 2fnwenbung ju bringen gebad)ten, weld)e ber aö)tt ^Bonifa^
ctu§ fluSgefprodjen. X)ic granjofen, unter beren ©nfluß bie
^dplle bamalS fianben, ließen fie gern in bem ^6d)jlen Zont
beS ?)ap(ltbumeä reben, weil fie meinten, ber Äampf jwifdjen
ben 2C»ignonern unb bem beutfcben Könige fonne eine SBenbung
nehmen ju itjren ©unflen, ju ibrer ©roße. "Küä) gegen ben
JBaiern erreid^ten bie ^dpfle nic^t, waS fie erreld>en -wollten.
— iia —
2)er leiste ®e'oan!e bcr J^aupter ber ^ierarc^ie Ite^ fid) in du-
roipa überhaupt nid)t ücrwtrflidjen.
^ier ift ber ©treit nur in fo fern ju beacf)ten, fll§ ftd)
üu§ bem Äleruä l^erauS Stimmen gegen bie 'itoignoner ertjoben.
25er Äonig ber £ieutfc^)en t)atte ba greunbc gefunbcn, njo er
fie, tt)dren nid)t befonbere SJerbdltniffe eingetreten, fdjwerlid)
gefunben f)ätte, unter ben granciäcanern. 2}er ©treit eineä
Ä^eileä ber Jranciäcaner roegen ber reinen unb voUftänbigen
opopolifdjen 2trmutb mit bem ^ontiftcat war ou§gebrod)en, ein
©treit, »eldjer in metjt als einer S3ejie()ung böcl)ft n)icl)tig ift,
unb weldjer nod) tion anbern ©eiten beleudjtet werben mu^.
Erbittert gegen bie "^oignoner, rceldje fie für Äefeer erfldrten,
nahmen fie in bem Streite ^axti)ti für ben Äönig. X)it gran;
^ ciäcaner 9)?icl}ae( »on ßaefena unb 2i3itl)elm Secam, fammt ^Blav-
. fitiuä üon ^abua nnb ^obanneö üon 3anbun, fpielten bie anges
febenjte JRoUe in bem Äampfe. 2)ic ^dpfie oerfe^erten fte, »erbamm»
ten xi)n ßieblingömeinung von bcr reinen apofiotifd)en 2trmut^.
©ic fuct)ten SBoffen gegen ba§ ^ontiftcat unb fanben fie leidet, dt--
bitterung, 9lotl) unb gorfdjung lti)xUn fie i^nen ftnbcn. @ie bitten
bie©u^)erioritdt ber allgemeinen ßoncilien über baä ^apfttf)um unb
bercn Unfei)tbarfeit behauptet, ©ie l)attm gejeigt, rcie aud)
^dpjle Äeljer fein fonnten unb wie unter gewiffen SSerbdttniffen
felbft burd) ßaienbdnbe ^dpjle, bie ber .Kefeerei oerbdd^tig, ttors
Iduftg ergriffen werben fonnten.
Sic ^auptfadjc aber ifl, wie fte unb befonbcrä 9)?ürf[tiu§
»on ^abua fidj ouöbrüden über Äird)e, ^op(t, S3ifd)6fe unb
^riejlcrt{)um. war gewi§ »on bcr ^ßefd)affenbeit, baf c§
einen tiefen ©inbrucE , mad)en mu§te auf benfenbe ÜÄenfdjcn.
Sie r6mifd)e Äirdjc I)ci^t nicbt barum fo , weit fie ein notb-
wenbige§ .l^aupt in 3Jom baben müffe, jebe @emeinfd)aft ber
(Sldubigen ifl eine römifdje Mixä)t, weil in früherer 3eit alle
4 ©Idubige Siömer genannt würben.^) Ser ^apft unb bie S5i;
fd)6fe finb bie 9lad)folger ber 2lpoftel nicbt in bem ©innc , wie
fte eS nebmen. Unb wenn fic eä wdren, fo würben fte alä
1) Omnis [ecclesia Romanoram potest ecciesia Rouiana appellari,
sed omnes lideles possunt appellari Romani. Unde et beatus Paulus ex-
tra totam Italiam natus, antetjuam Romam venisset, se esse Romanum
civein asseruit. Tota congregatio bonorum^ abicunque sint, potest ec
clesia Romana appellari. Guil. de Occam. Dialogus pag. 481.
1f
folAe bod) eine (Bmalt übet bie SBelt nicf)t oiiSuben fonnen.
2)enn ber ^err fam nidjt in bicSBelt, um eine njeltlidje 5Rad)t
üu5juüben. &r entfd^lug ftd) berfelben ganjlidj unb untenparf
fi4> bcr, n)eld)e eben bsilanb. *) 'äud) eine rirf)terttd)e ©ercalt
l)at et nidjt ausgeübt.*) Die abfd;eulirf)|ie unb unetttagtidjfle
SSptünnei, eine fcMimmete, olS fie bei ben Se!ennetn be§ ®e--
fe^e» beS alten 23unbe§ toax, roütbe in ber d)ri)llid)en föefellj
fd)aft jiattfinben, wenn bie geijtlic^e unb bie »ettlicbe ©ewalt
»cteiniget waren in Dem ^ap|!e.^) (16 ijl Äe^ftei, bie taifets
lidje ®enjalt berjuteiten f on bet pdp|llid)en unb fie barjuflellen *)
aB einen 2(u»pu6 terfelben, e§ ift abfd)eulic^,- aud) nut »on
einet »oUgültigen 2Ract)t»oUfommenl)eit be6 tömifdjen @tuf)le§
ju fpred)en. 6t)riftU3 orbnete bcm 2(pojteI ^ettuö bie Ätrcfce
nidjt untet unb es roat fein 2ior3U9 beffetben tjot ben arbern
S3ifd)6fen ba. 2)er ifl ber erfle unter ben SSifc^öfen, njel'djer
am d)ri|ilid)ften lebt unb am d?ri|t(id)ften geftnnt ijl. ^) 35ie
2(utoritdt beä römifdjen @tul)le§ i|l »on menfd)lidjem , nid)t won
göttlichem 9ied)t. ©in öcumenifdjeä Goncif obet bie oberpc
TOeltlid)e SRac^t fann biefe 2(utoritdt ertljeilen. Die Decreta=
len beä romifdjen ©tul)[c5, »eldje »on 9iom auä fo fred) oufs
gefletit werben wie allgemein eerbinblid^e ©efe^e, beinobe wie
©laubenäartifel, jinb nictjtä weitet alä ein fredjer JJrug.")
SQSie alle Sßi\ä)b^i bem ^apjie gleid) fielen, fo lieben a^d)
biefen wieberum aUe ^rieftet gleidj. DaS ^rieftertbum ijl ba
jum Dienen, jum Sieben unb jum 8el;ren. (Sine ©ewalt
1) Marsil. de Päd. Defensor pacis, pag. 94 — 102. 174.
2) Marsil. de Päd. Defeiuor pacis, pag. 332.
3) Si enim hoc esset^ omnes Cbristiani essent servi et nullus esset
liberae conditionis. Omnes enim essent servi siimmi Pontificis. Lex
christiana esset majoris servitutis, qooad temporalia qnam lex vetos.
Guil. de Occam. Dialogux, pag. 776.
4) Guil. de Occani. Dialogus, pag, 896.
5) Qais ergo episcopomm aot saccrdotora magis meretur Apostolo-
rum dici snccessor, is carte, qui eos anijilius moribus et operibus imita-
tur. Marsil. de Päd. Defensor pacis, pag. 205.
6) Marsit. Päd. Defensor pacis, pag. 253.
7) Non enim sunt Decretales lege» divinae ant humanae, sed narra-
tiones ^it documenta et in pluribas Oligargica quaedam statuta. Marsil.
dn Päd. Defensor pacis, pag. 339. Z;k 2){cretalien Ui falft^en Sfitor
»«rroarf er gänjlid).
— 112 —
lehren allein i|! ba§ ^rieflertf^um, ntd)t eine ®mdt ju jwingen
trgent) woju, irgenbwie. *) grei mu^ überljflupt ber ®laube
ftd) ausbreiten, 9?iemonben foUte er aufgebrungen, iJliemanben .
aufgenottjiget »erben. 2)ic ©ewalt ber ©cbluffel ijl nidjt fo
ba, wie fte jei^t bie Äirc^)c m^t\)tt. fflut ®ott allein I6(t be§
roat)r^aft d7euemüt()igen <Sd)u(b unb (ieQt feine 9{einf)eit wieber
^jer. 2)er ^riefier fann nur weifen unb jeigen, wie einer ge»
bunben fei »on ber ®ünbe ober wie er eon @ott wieber von
berfetben erlöfet worben.^) ^ud> bo§ wjrb berührt, baß bie
@d;riften be§ alten SunbeS auf ungehörige SBeife angewenbet
werben für bie- djrijllidje ÄirdjengefeUfdjoft, für weldje bodj bie
©d^rift beö neuen JöunbeS allein gültiges ©efefe fei. 2!»orauf
wirb wiebcrbolt aufmerffam gemadjt, baß ein gewiffer unb ju:
üerläfftger ©laubc nur auS biefer ®d)rift genommen werben
f onnte. ') Unb 3ebermann ftebet Uiä}t, weldje Sonfequenjen in
biefen @a^en lagen unb waS auS ibnen nod) weiter gefolgert
werben fonnte gegen baS romifdjc Äirdjentbum. ©djon wirb
eine ©b^lofigfeit ber ^^riejler betradjtet als nur von SRenfdjjen
eingeführt, unb fie fonne fomit oud> »on SRenfdjen wieber ouf»
gehoben werben.*)
1) Quoniam sicnt omnia camalia in nccessitate sunt posita, spiritaa-
lia antem in voluntate, sie et qui principes sunt spirituales, principatus
eorum id est praelatorum, in dilectione debet esse positus non iatimore.
Decet aateui et corporate ubsequium ab bis, qui praesident, oiferri,exein-
plo domini lavantis pedcs discipalorain. Marsil. de Päd. Defensor pa-
cis, pag. 113.
2) Aliter ipse Deus solvit vel Hgat, aliter ecciesia id est sacer-
dotes. Ipse enim per se tantum dimittit ita peccatuin , qoia et animam
mundat ab interiori macnla et a debito aeternae mortis solvit , non au-
tem hoc sacerdotibus concessit, quibos tarnen triboit potestatem ligandi
et solvendi, id est ostendendi bomines solutos Tel ligatos. Marsil. de
fad. Defensor pacis, pag. 119.
3) Objiciet autem' aliqois imperfectionem evangelicae legis, si per
ipsani, ut diximus safficienter regulari nequeant actas humani contentiosi
pro statu et in statu praesentis ?itae. Nos autem dicamus, quod per le-
gem eTangelicara sufücienter dirigimur in agendis aut declinandis in vita
praesenti; pro statu tarnen venturi saeculi sea aeternae salutis conse-
quendae aut supplicii declinandi propter qaae lata est, non quidem pro
contentiotis actibns bominum civiliter redueendisad aequalitatem, eo quod
Christus in mundum non venit ad bujusmodi regniandos pro vita prae-
senti, led futnra tantummodo. Marsil: de Päd. Defensor pacis, pag. 141.
( 4) Marsil. de Päd. Defensor pacis, pag. 133.
— 113 —
Äeine S^it be» SRittelalterS war fo nid) gerocfen an nli-
gtoa^fttc^tidjen SJeroegungen, alS bie, treidle »om 2Infange be§
breije^nten biä jum Seginnen beS funf3ef)nten rctitef. 2Bol)in
fidj baS tluge wenbet, finbet eä btefe S3enjegung, mlä)i in
tterf4)tebener 'Kxt unb 23eife ben Bweifel ber Sßelr an ber xö-
tntfcfjert SCixdie auäbrutft. S5alb iff eä tjetmlidjer ober offener
2fbfaII »om 6^»rijienti)um, über wetdjcn bie Äfagen ber Seit er.'
tönen, balb i\t eä baS allgemeine Stocfen in fcem SStutumlaufe
bti d^riitltcf)en ©efeflf4)aftäföriper§ , über ben ber 3antmer ber
SBett ftd) fo Ijerbe auäfpricbt, baß ba§ Sqzx'^ bawon ergriffen
werben muf; balb ift e§ ber Streit ber @eUf)rten unb baS 83er=
»irren ber fat^olifdjen 2^octrinen in ftd) fetbfr, »eldjeS einen
allgemeinen SSerfall beä Äirdjent^umeä ju verfünben fdjeinet,
balb tönet ein leifer 2aut be§ eüangelif4)en ©eijte§ roiber bie
et)erne CiRauer SHomi, beä Sacerbofii unb ber fleifd^lidjen ^irdje
an. 'iilod) ftnb biefe SSeroegungen nid)t alle betradjtet, bie ftdj
in biefer 3eit «uä bem romifdjen Äir($ent^ume üortfjun unb feinen
25octrinen fetbfr, au§ ber reidjen güUe ber SBiberfprüctie ent:
wicfelten, weldje in benfelben »orfjancen tparen. @ä trat nod)
eine (frfcbeinung tjerpor, weld)e ftd) ungemein weit eerjroeigte.
lieber einen ber ^au^Jtgrunbfd^e , auf n>cld)em bie ^eilig:
feit beä Sacerbotii fie{)en foUte, ex^ob ftd) in ber .Rirdie felbfl
ber bitterfte Swift, dx betraf einen fet)r wefentlidjen §3unft,
(?tu>a», n>a§ baä Sacerbotium ju einer ipauptjlii^e feiner ^ei-
Ugfeit unb G^rreürbigfeit gemad)t f)atte. Sie S5elt lernte burd)
ben ©treit »ieberum einen ber üort)anbenen Sßiberfprüd)e fui)--
len. Sie warb »ieberum ()ineingen>orfen in ein 2ab>)rint[;
t?on SnJtifJln; benn bie beiben fampfenben ^artöeien oerfdumi
ten üud) hierbei mi)t, fid) gegenfeitig ()in5uf}eUen d$ <Sd)i$'
matifer unb Äefeer. @ä ift in biefer ganjen Seit, aB muffe bie
^vird)e felbft Darauf l)inarbeiten , ba^ bie SBelt ju jweifeln on
ihr genötl}igt werbe, aud) wenn fte biefe ßnjeifel oon felbjl nid)t
auffajjen wolle. @ä fommt eine ©adje nac^ ber anbern, bie
fein etnjelner 2}?enfd) Ijerocrgcrufen, weldje ftd) inägefammt au6
ter ©ewaltfamfeit ber Seröältniffe entwideln, in we[d)e bie
Ätrdje fid) felbft oor ^aör^unberten gejleUt ^at. Unter unb wdf)=
tenb biefe» Streitet feimt eine reiche ©aat te^erifdicr 9)?einun:
'gen aue ber Äird)e ^eroor. Sie ^albe fatt)olifd}e 2BeIt wirb an»
gefüllt mit Äefeerei, unb <Secte auf ®ccte tritt ^eroor, bie balb
II. Z^(il. 8
— 114 —
in tiefer unb balb in lenet SBcife w'xbex bie rimtfdjc ^\x<S)e m-
vtn. 23iefe ©ecten fomen Btd>t auS bem cwangeltfdjen ©eific,
obrooi)i einige oon itjnen i^n unb rcieber von bemfelben, wie
aniti)au<i)t erfdjeinen. @ie famen aus bem ®ei|le beä r6mi=
fd)cn Ättd}entt;umeä , ben fie überfpanntcn ober ben jte barfleU
len wollten in feiner Steinzeit, weil fie fü()(ten, ba^ er in jenem
nur t)orf)anben fei unter SJiberfprüdjen. 2lber fte jeigten burd)
i^r 2)afein unb i(;re SÄeinungen ber 2Bett biefe SBJiberfprüdje,
fte mti)xUn bie SSenuirrung unb bieSweifel, unb baburc^ ^aben
and) fie bem ©eipe t>er 2Bat)rf)eit gebient.
SSirginitat unb apoflolifdje ?irmut() feilten ^aupt|Iüi|en beS
facerbotalifdjen 'ilnfeljenä fein, ©ie waren ijoijt Wlittd jurSSoU»
fommenl^eit, fte waren felbjl S3ollfommen{)eit. Zi)at\äd)liä) war
freiließ bü§ ©ine fo wenig alä baä 2Cnbere ju ftnben. 2)ie S(ixä)t
war unerme^lid) reidj): fte jeigte im breijef)nten unb üierje^nten
Sa(;rl)unbert biefen 9?eid)t[)um in einer prangenben güUe. ©er
^riejler geno^ inbeffen biefeS 9?eid)tt)um5 nur, fein (5igentt)um
war er uitl^t, er blieb ber Äird)e. X)ai)tx modjten bie S5ifd)öfe
fid^ mitten in xi)xm ©tanjc bie Tlxmm be§ .^errn nennen. 35ie
Sßelt inbeffen i)atu gefüllt, bag biefe§ bod) immer eine feltfame
2lrt ber "Kxmut^ fei, weldje jugleidj audj SJeidjt^um wdre. 2)ie
^riefterfdjaft war bod) reid), wenn aud) ba§ ®ut eigentlid) nicl)t
il)r, fonbern bem ^Begriffe „bie Äirdje" angeboren foüte. 25a8
©acerbotium fagte e§ überbem fo oft, ba^ e§ felbfl biefe Äirdje
fei. 9Zun waren bie föifdjofe, bie ^riefier, bie ©taubenäboten
ber ewangelifc^ ; fatf)0lifd)en Äirdje burd) bie 2Belt gegangen,
©ie waren arm g«wefen unb iljre .Kirche war aud) orm gewe*
fen. 2)a§ r6mifd)e Äivd)entl)um war in S3erlegcnl)eit gefommen ^
mit feiner a:(>oftolifd)en Tlrmutl). biefer S3erlegent)eit waren
bie SDrben ber ^Dominicaner unb ber granciäcaner gegrünbet
worben. S3eibe l)atten ftd) gleich au6gejeid)net nid)t allein burd)
bie SSerfotgung ber Äe^er, fonbern aud) burd) bie .^eftigfeit,
mit ber fie bie ßajlcr beö ^leru^ unb ttx anbern -Drben ent-. I
t)nüt. Unter einanber lebten fte in bem ^eftigflen 3»Pifl. griebe
war in biefem Ätrd)entl)ume nirgenbä ju ftnben. Seber bet ^
SBettclorben bel)auptete an J^elligfeit unb ebrwürbigfeit über ,
bem anbern ju fielen. SBieberum lagen fte beibe mit ben Uni» i
üerfitdten, ben Söeltgeijlli(^en, ben anberen Drben, in ewigem .
Äriege. Der öpoftolifc^c ©tu^l aber fjielt einen wie ben onbern o
— H5 —
biefer Serben t)C(^ unb überfd)uttcte fie mit ?)rioile9ien unb mit
Sitä)tcn. Säbel unb Söunber würben tnSSenjegung gefegt, um
bte Srben ju tx\)bi)tn üor ben ^fugen bet aWenfdjen. 2Benn bcr
otten SSKartprer einer über ben l)ct(tgen SwttJ ton^tffiffi gcjtcllt
JU »erben fdjien, fo ert)ob firf) ein furdjtbarer 8arm, unb ber
un»orftd)tige ^riejter, ber eä get^an, warb mit Strenge juredjt
genjiefen. @§ warb [orgfam bie @age »erbreitet, ba^ ber
Ijeilige granj ©tigmota an feinem ßeibe gefjabt, aU mnn
öuc^ er am Äreuje gelegen wie bet ^err unb @rl6fer. (5ö
wirb ber cljriftlicljen 2Belt aufgegeben, ba§ 2)ofein biefer ©tig»
matd für wabr ju galten v»ie einen 2frtifel beä ©laubcnä
fentlidf) notb^enbig jur ©eügfeit. ^) Zui^ ein gejl berfelben
tparb nact?moB ju feiern geboten.^)
iRun bitte au<ä) bie apoftolifdfje 2Crmutf) be§ ^randScaner^
orbenS nidjt lange auögebalten.*) 6r bitte gro^e Sveidjtbümer
1) Wadding. Annales MinornJn a. 1291. V. pag. 26?.
2) 2)aÄ mar fd)on flcfd)e^cn öon Oregor IX. 2)ie @a^e tvarb ahn
nodjntalö ben ©laubigen oftcrfi cingcfd)drft. Admiranda illa salutis Donii-
nicae passionis insignia, quae in ejusdem Sancti corpore, dum adliuc
vitali spiritu foveretar, manus coelestis operationis impressit, viderunt
namque oculi fideliter intuentes et certissime contrectantium digiti , paU
paverunt, qaod in manibus ejus et pedibus expressa undiqne similitudo
claTorum de subjecto propriae carnis excrevit: quam eqnidem idem Sanctus
studiose ab oculis liominum, quorum refugiebat gloriam, dum viveret
abscondebat. Inventa est quoque patentius in ipsius defuncti corpore
{ non inflicta liumanitas nec facta, plaga Tulneris lateralis, quasi aiic^iiid
instar lateris Salvatoris, quod redemptioniä Lumanae in Redemptore no-
stro protulit Sacramentunr.
Si qais vero spiritu temerariae praesumptionis , divini muneris invi-
tus et Apostolici judicii sacrilegus impognator, pracmissa vel alia prodi-
giorum signa, quibus in ecclesiaDei sanctitas pracdicti confessoris eluxit
improbae contradietionis niorsibus crederet obtrectanda^ voluiraus et man-
davimus, ut eum sanae nienti restitueret judicialis severit^s disciplinac.
i Bulla Alexand. IV. a. 1257. Wadding. Annales Minorum IV. pag. 102.
I Bulla Nicol. III. a. 1279. Wadding. Annales Minorum V. pag. 88.
j 3) geft für bic ©tiguicita rcarb 6d bcm Ötben fdbfl im Sa^rc
1304 unter Senebict XI. eingeführt. Unter ©ittuö V. im So^rc 1615
warb tai gefi angeorbnet für bie gonje fat^olifc^e £hriflent)eit. Wadding.
Annales Minorum VI. pag. 39.
4) ©d)on bcr iroeite OrbenÄgcnerof Scnaoentura Ilagt. Pecunia nostri
Ordinis paapertati goper omnia inimica, avide petitnr, ineaate recipi-
8«
— 116 —
gettjonnen in futjet 3eif. 2)ie beibcn Scttetovbcn, weil fie tU
ttHiö 3£nbere§, ctwaS ^öfjereä »erben ju wollen fdjienen, ol§
bie früheren Srben, waren mit reid^en ©aben üon bcr glaubis
gen SSSelt überfd)üttet werben. (Sä loutete aber bie Sfeget be§
l)eiltgen S^nj fe^r benimmt, bag bie SDrbenäbrüber weber im
©njetncn nod) al§ ®efammtl)eit etwaö befi^en foUtcn. ') ^aum
f^icn ber Srben bie 2luöfunft nehmen ju fonnen, mit welcher
ftd) bie übrigen SDrben, bie übrigen ©nccrboteä, über bie apo»
ftolifd)e "ilxmuti) ^inwegl)alfcn. Sie ^dppe wollten baju bie
,^änbe bieten, ©ie (^atten bie ^abc beä Drbenö für ein ©igen:
tbum be§ romifdjen @tubleä crtUut.') 2)aburcl) follte ben gram
ciäcanern auf bie2luäEunft geholfen werben, wcldje bie Ucbrigen
'f)att(n. 25er ^rben felbfl befa^ alfo nic^tä mebr, wie jebct ein;
jelne ^riefier ober S3ifd?of nid()t3 befi^en follte, ba 3llle§ ber
Äirdje war.
2lber ber in ber Siegel beS b^f'S«" S^nj auägebrütf tc ©et
banfe, ba^ ein wahrer 2)iener beö .^crrn in bem Suflanbe bcr öolls
fommenfien unb unbebingtejlen 2frmutb, flüdjtig burd) btefeSSelt
geben muffe, al§ wenn e§ feine ©tdtte gar nidjt fei, i)attt um fo
tieferen ©nbrud auf öiele ©emütber gemacht, aU geglaubt warb,
aud) ber J^crr unb bie 2lpofloten waren in einem foldben 3u*
fianbe immer gewefen, fo lange jie auf ^rben gcwanbelt, al§
bie ganje 9?egel beä i)titiQtn granj angefeben warb al5 ber
tjoUfie unb reinfte ©rgu^t beS ©»angelit. geftaltete fid) eine
% f)etht unb eine milberc 2lnfidbt über bie apo)lolifd)e 2lrmutb in
I bem Drben felbfl, wetd)e fid) mit bemßaufc ber Seit auäbilbete
ju einem f6rmlid)en ©dbiäma. 2)er milbcren '^nficbt tag bei
©ebanfe jum ©runbe, baß.bod) aud) ber Srben ber grancigs
canet ftcb eine dbnlid)e 3lu§funft fönne gefaßen taffen wie bie,
mit welcber bie ganje Mixä)t bie apojlolifdje Slrmutb glücflid)
umgangen t)atte. X>k 2lnbanger ber flrengen 2lnfid)t t)idkn
ftd) feft «n bie SQSorte bcä bf'I'Sß" Sranj pt«n9 <»" bie
tur et incantins contrectatar. Wadding. Annales Minoriiic. a. 1267. IV.
pag. 58.
1) Ex|)Ositm in Regnlam Fratrum Minoruni. Boiavcntnra Opera
VII. pag. 321.
2) Mt 9)äpji«ßon Owgor IX. an Ratten bic ©üter b<« ürbcnfi at« QU
gentl^um t)ti ppoficlifdjcn 6tuf)(cfi betrautet unb b<m Orbcn fdbfi ben ©c;
braucb gdaifen. Wadding. Annales ecciesiae a. I.t22. VI. pag 402.403.
— 117 —
95ef)auiptun9 , au5 mld)ix fte gefloffcn waxm, baft bet ^err
unb bie ^Tpofiolen f einerlei ßigenf^um befeffen, webet im (5in=
jelnen r\od) eine @efammt()eit. ©ie felbjl be()oupteten nun
gar nid)t§ ju befi^en, obwotjl (te e§ alä S^rbenämitglieber boc^
befafen, unb felbjl waä fie »erbraud;ten jum geben, wollten fie
ein njal)re§ ©igcntbum nid)t genannt wiffen. 23te erflere 9)ar;
t^ei entblobete ficf? foga» nid)t ju fagcn, baf bie 9Iegel be$ ^ei--
ligen granj in itjrer ©trcnge ganj unanwenbbat fei.*) ^apjl
iRico(ou6 III. glaubte fte eine§ ©efferen beleljren ju muffen, unb
et t^at eö 1279 in berS5ulle „Exiit, qui seminat, seuiinare
semen suuin." 3n biefet S5uEc brühte ftd) bet l)eilige SSatet
etwas un»orfid)ti9 auS, benn et bebau^)tete' barin cbenfaCä, ba^ bet
.^err unb bie 2lpoflolen gar nidjtä befeffen webet im ©injelnen
nod) otö eine ®efammt{)eit, fo lange fte ouf @rben geweilt. 2)
2)abutd) würbe bie SJladjt ber SSifdjöfe jweifelfjaft, welc^je bie
Äird?e batjlcllten, weldje bie Sjtadjfolger ber^popel fein wollten.
SSon mel)reren ©citen ^er, wenn aud) immer nur auf eine
inbirecte SBeife, warb bie romifdje Äitc^e burdj biefen ©treit
bebrot)et. ©egen bie fiSettelorben traten bcbeutenbe ©egnet auf.
Sie lebtten, ba^ bie 2frmut^ an fid) felbft gat fein SJerbienfl
fti.^) Samit war eine ber ©tü|en, burd? weld^e baä ©acer^
boftum f)eilig fein wollte, angegriffen. ®r6§ere ®efal)t aber
btadjtc bet Äirdje nod) bie 9?id)tung, weldje ftd) unter ben
granciäcanern felbft jeigte unb in ber be^au^jtet warb, baf nut
bie oßerooUfommcnjle 2lrmutl) heilig, ebrwürbig mad)e, ba§ voa^xt
©acerbotium barftelle. SSou biefet ©eite ^tt \)at bie tömif^e
1) &o\d)t klagen, bog bi; IKegct ganj unpracHcabcl fei, roteber^okn
{i4 in bem Orben otrfcftitbentn Seiten. Wadding. Annales Minoram
a. 1279. V. pag. 73. Annales Minonim a. 1331. VII. pag. 120.
2) Dicimos, quod abdicatio proprieUtis omnium rerum tani in spe-
ciali qoam etiam in commoni propterDeom meritoria est et sancta, quam
Cluristus Tiam perfectionüi ostendens verbo docoit et exeniplo tinnavit
qaamque primi ecclesiae fandatores proat ab ip30 fönte hauserant invo-
lentes perfecta vivere per doctrinae ac vitae ipsorum alveos deriraront.
3) ?Iin ^cftigllen gefd^o^ bicfc« oon aBtlbelni oon ©anct Minore in
itm SBerte: de pericolis nov'issimorum teraporum. 0i{c{)arb Otabolp^,
ber ^tima« eon Srlanb, tarn im Ha^xt 1357 cigenÄ beil^atb nad) Wotgnen
um btm papfie iu Icfjrcn, bog «rmutt) unb »cttclei mcf)t ottein fein SScr;
biin(i, fonbern iai leitete felbjl ft^tmppi^ bem e^tijten fei. Wadding.
Annales Minoram a. 1357. VIII. pag. 127.
— 118 —
Mh^t um fo gefa()rli4)ere ^(ngriffe tx^a^rm, je weiter \xd} bie
gwndöconer burd) bte fogenannten SCertiarter unter ten Saien
ausgebreitet. bie fd)wdrmerifci)e 2(n[id)t einiger granciäcaner
t)on ber Siot^wenbigEeit ber reinen unb unbcbingten Zxmutf)
()atte nidjt alletn für bie rpmifd^e ^ix<i)t, fonbern für baS 6()ri«
jlent(>um felbfl eine ®efal)r erjeugt. @in SWann, bec falabrefifdje
2(bt3oad)im|(tl202), ()atte fdjon behauptet, brei ©efe^e müßten
auf einanber folgen ^ baä britte er(l werbe ewig bauern. 25a5
©efe^ be§ SSaterä, »eldjeä 9)tofe6 gegeben, fei vorübergegangen,
baä ©cfe^ beä ©oi^neS »erbe ebenfalls worüberge^en, ein brit»
teS aber, baä ©efefe beS Ijeiligen ©eifleö, roeldjeS unbebingte
lixmuti) gebiete, »erbe ewig magren, ^) Qx t)atte «udE) ein neueS
ßoangelium aufgefegt, weldjeS boS ewige ober baS ©uanges
lium beS {)ei(igen ©eifteä genannt warb. Snbeffen wirb auch
ein granciScaner, 3of)anneä »on ^arma , aB SSerfaffer ges
nannt. fönnte fein, baf ber2(bt Soadjim nur ben ©eban*
fen aufgefteUt unb bie granciäcaner benfetben ouägearbeitet \)äti
ten. 3tuf ber Uniüerfttdt ju ^ariä »ertfjeibigten bie granciäca»
ner baö ewige ©oangelium, unb jene erl)ob im ^ai)xt 1256
Ätoge in 9?om beim ^apfie 3(lerünber IV., weldjer ba§ ffiuc^
ju verbrennen gebot. ^) 2tul bem ©rfdjeinen biefe§ neuen @eoni
gefii bewies SBil^elm »on ©onct 2imore, bop baS SUdö) be§
2(ntid;riflä |)erauffommen woüe.
1) Fingens, qood sicut Pater habuerat soara legem tempore Moysii
et legis scriptae. Filias vero tempore legis gratiae et Erangelicae; ita-
Spiritus Sanctiis legem inspiraretconsuinatam sah paupertate Legis Evan-
gelicae. Gerson. <le libris caute legendis. Opera I. pag. 114. S5otf
cluigc SDangtlium beä ©ciftc* bcftanb aui ferti Sf)dlcn. Liber concordia-
rom , vel conoordiae veritatis. Apocalypsis nova. Psalteriiira decem chor- C,
darum. 2)üju geborte Introductorium in Evangelium aetemom oon rincm ' ,
Oeroiffcn (9crf)nrb. 2[Bi(f)clm son ©cinct Wniore fagt baoon : Aliqui labo- N
rant ad mutuandum Evangeliam Christi in aliud Evangelium quod dicunt
perfectius et melius et dignius, quod appellant Evangelium aeternnm
sife Evangelium Spiritus Sancti. Aeternum congrue dici potest, quia
jam vulgare et <sommune in materna lingua et sie in aeterna memoria.
2) Fratrcs namqae quaedam nova praedicabant , legebant, docebant,
deliramcnta, quae de libro Joachin) Abbati$, cujus scripta Gregorius
Papa damnaverat, extraxerunt. Et quendani libram composuernnt, quem
*io eis intitulare complacuit. Incipit evangeltum aeternu». Matth. Par. ad
an. 1257. Hist. Angl. pag. 807.
— iie —
Daffelbe tfi ebenfalls ein neueä unb fxfeirereS ä^ugnip übet
ben 3u)taBb bet Jitnge unb über bie ©efü&Ie bcr 2}?enfd)en,
rocld)e burd? tbn erjeugt würben. 25er eine fallt vom ßJjrijlen--
tbum ab, bet Änbere be^t\)xt, büf burcb ein unmittelbare»
SGBunber (Settel bie Äirdje au5 bem ßabprint^ gcjOS^" werbe,
in »eldjeä fie gefallen, weil eine anbcre Stettung nic^t fei; bet
25ritte erflärt, bap ein ganj neueS ©efc^ gemad^t werben muffe.
2Ctle biefe 2)inge jeigen ftd) nid)t bei einjelnen 5!}?enfd)en, fon»
bem fie jeigen fic^ immer bei einet größeren ©efammttjeit. &
finb bie 2lu§brüd)e ber SBetjweiffung über ben treftlofen äuflanb
bet Äird)e, eS finb 3nwege, auf weldje bie Äirdje bie SRenfc^en
jum Sbeil felbjl geführt bat. SBaö bie granciscaner in ibrer
@d)wärmerei auSfäeten, baS trug rdd)lid>e §rüd)te unter ben
gaien. 66 b^tte fict) ein ®eijl unter ben granciäcanern geregt,
ber ben Äirdjenfürften ungetnein bebenflic^ erfd)einen mu^te,
wenn et fo, wie et in bem ©«angelio beä \)t'üiQen ©eifteä fidj
bat|lellte, ftd) aud) aOerbingä nur in einjelnen granciäcanern,
nicbt in bem ganjen Drben gejeigt. 2lbet auS bem ^rben waren
boc^ fcbon Stimmen gefommen unb eö famen beren in äufunft
immer mebrere, bap boö wabre unb äd)te Saccrbotium nur bei
tfjnen fein fönne, bie jte bie bie böd)fle ©taffel bet apoflolifdjcn "Är»
mntb erfliegen unb baä anbere eacerbotium ber römtfcb^" Äird?e
olS ein fleifdjlid)e§, uncbriftlidjeä nicbtö fei. Snbeffcn cntwif:
feite ficb biefe Sfidjtung mebr auperbalb alS innerhalb be» tu
gentlidjen granciöcanerorbenS.
2Cber fdjon bcr Streit, weldjen ba§ ^ontificot unb bie
Äird>e mit einem Äbeile be§ Drbenä felbjl ju jlreiten i)attt, wat
»on nid)t getinger SBid)tigfeit. 2)ie Drbenöregel war gebrocben
wotben: nicbt mebt arm unb bürftig, nur com Setteln lebenb,
jogcn bie SStüber burd) bie SJelt, wie eä ber i)ülx^t granj bts
gebrt ^attt. SRicolauä III. in feiner S3uUe i)ant ibnen einge:
fd)ärft, ba^ fie arm unD bürftig leben foQten. 2lber bai geben
mad)te ficb tro^ biefe§ unb Irofe anberer ©ebotc, wcldje »on bem
Srbenäobern felbji ausgingen, immerfort geltenb. 2)ie Srübet
fleibeten fic^ wobl unb lebten gut, fie legten fid) fdjöne .^dufet
unb fd^öne ©arten ap, fie nahmen @elb an unb gaben ©elb
aus, fie baufttn SSondtb« jufammen, fie b|jogen icgelmd^ige
€infünfte t>on ibrem ^abe, fie führten i^re ^roceffe unb ©trei:
tigfeiten gerabe fo, wie eS bie onbem SDtb«n anö) tbun ju
— 120 —
fonnen meinten. 25abei bettelten fie aber immerfort unb bes
baupteten fein ©gentbum ju befi^cn, ba llUt^ julefjt nicbt bcm
SDrben, fonbern bem apojtolifcbcn (Stu()(e gebore.
'31m wax ober feltfam, bn^ bei ben gronctäcanern in
einer SKinoritat fid) ein ernfibafteä Streben gegen iiefcä ^inj
roegfefeen über baä ©elübbe ber apoflolifdben "irmutb jeigte, ba
bod) bei ben nnbcrn Srben Zlk über folcbe 23ebenflicbfeiten
leidjt binweggcfommen ju fein fd^einen. 25ie ^aitbei ber ©ife^
rer wollte nun jwar aucb nidjt, ba^ ber £)rben »teber 2(lIeS
üon jtd; tbun foUte, was er gewonnen. <Sie woren e§ Qud>
aufrieben, bap bo§, tt)a§ bocb eigentlid) ©igentbum beä SrbenS
njar, nid^t ibr ©igentbum, fonbern baä ©igcntbum be§ apo^o-
lifcben ©tubleä genannt werben müffe. 2(ber fte beboupteten,
bag ein armer unb burftiger ©ebraud) »on biefem (figentbum
gemad)t werben müffe, unb einen fold)cn faben fie allerbingS
bei ber SSJiajoritdt ber Srbenäbrübcr nid;t. 2)iefe »erfieberten, bo^
ein fotcber nid)t üorgefcbrieben fei in ber Siegel, unb barin t)aU
ten fie 9?ed)t:') weil in ber Sfegel geboten war, ba^ ber SDrs
ben fid) burcbauä nie etwa§ aneignen foUte, fo fonnte au^
nidbt bic S^ebe baoon fein, wie baS 2fngeeignete gebraud;t unb
angewenbet werben follte. £iiefe milbere ^artbei meinte, bie
S3rüber wären nur gebalten ju einem mäßigeren ©ebraud) unb
ju einem nod) oorftdjtigeren alä bie übrigen 6b"fien.
JBeibe Äbcile fpiclten mit SBorten, fo wie bieganje Äircbe
wegen ber apojtolifd^en 2(rmutb unb ber Äeufd)beit »or berSÖSelt
mit SBorten fpielte. 9Zur ber ©runbfa^, auf welcben bie firen?
gere ^artbei ibrc 2lnfid)t bauete, baf bcr.^err unb bic 2(pofio:
len gar nid)tä befeffen bitten in biefcr 2Belt weber im ^injeU
nen nodj alä eine ©enoffenfdjaft, war »on einer wabrbaften
2Bid;tigFeit, weil, fo wie bie SBabrbeit biefeä @a^e§ crbärtet
ober gtaublicb gemacht werben fonnte, bie ^ierart^ie oll' ibren
Soben üertor. £iaber wünfd)te ber romifd^e ©tubl immer bic
<Sad}e in ber ©üte unb in ber ©tille beijulegen. war ein
fauler glecf, »on bem am beffen ganj gcf4)wiegen warb. 3tber
bie ^dpjte fonnten nicbt .^err werben über bic ©iferer unb fte
nid?t begütigen, wie oft fte e§ aud) »crfucbten.
;Dic SKcbrja^ ber granci§caner »erad;tcte ba5 ©elübbc ber
1) Wadding. Annale« Minorum a. 1312. VI. pa^. 309.
— 121
Tfrmutf) immer me{)r unb bie Eiferer »utben immer erbitterter,
^a^ft ßtemenä V. mu^te fct;en, t»ie ber Srbcn formlid? in jwet
Steile auseinanbcrging.i) 25ie, mld)z baä ©etübbe ber
mutb tjalten ivoUtcn, Q^^)^n ouä ben Käufern, in benen fie ben
©reuel ber Sernjüfiung erbttcfen, unb tbun ftrf) äufammen al§
eine eigene ©efellf^oft. ®ie nennen ftci)Fratres de spirituali- I
täte. Die, Vüeldje eä fid) bequemer gemadjt mit ber apojiolifdjen i
2frmutf), nennen jtd) Fratres de comniunitate. 2) 25ie ©ad)c f
reirb »or ben ^ap^ gebra(i)t, unb biefer fief)et ftc^ genötf)iget
einjufdjreiten. gr erlaßt im Sa^re 1312 bie S5uUe „Exivi de
parailiso." 'jsn berfelben erhalten bie ©piritualen im ©anjen ^,
genommen 9?edbf. 2)ie SSruber follen jtd? ärmer unb bürftiger
fleiben, fie foUen fid) ntcf)tä ju fcf)ajfen modjen mit ®etb unb
mit rceltlidten Singen, fte follen feine präd^tigen .l^äufer fjaben,
jte foUen feine ?ßonhti)t 5ufammenf)äufen. (Sä «irb iijnen fer^
ner oerboten, üon regelmäßigen unb bestimmten ©nfünften ju
leben, ein ©ebot, ba§ in feiner (Strenge ju bellten fo lange un=
möglid) xoax, aB ber Serben ni^t aud) bie reidjen ©djenfungen
jurücfgeben foüte, bie er erbatten. 'B^k^t wirb felbft gefagt/
bap bie SSrüber mä) if)rer JRegel ju einem örmen unb bürftis
gen ©cbraucf) aller 25inge oerpPid)tet »dren. ®ocb wirb beiben
a;i)eilen oerboten, {iä) ob biefer Streitfrage ber Äe^erei ju bc-
fdjulbigen.
2)er §)a^3ft b<»tte bie <Baä)t fid)tbar beilegen »oUen ebne
grofeä ©eräufd). Sie ©pirituaten, boffte er, foHten mit ben
•SBorten jufrieben fein. Slud) bie anbere ^artbei fonnte jufriei
/ben fein. Senn Sliemanb beflimmte ja, naä ein armer unb
bürftiger ©ebraud) fei. Ser £)rben§conöent felbft gab nun ebens
falls nocb ttrenge ©ebote. Saoon aber, baß ber Drben feines
9ieid)tbumä fid) wirflid) entfcblagen foüte, rebete S'Ziemanb.
blieb über 2llle§ aud) naä) ber Jßulle „Exid de paradiso,''
roie eS früber gewefen, unb ber ©rimm ber ©ferer bauerte
fort. e§ jtarb im 3abre 1314 ßlemcnä V., unb jwei ^ai)xe
barauf rcarb Wiäjatl »on Saefena, ein großer ©ferer für bie reine
1) Joannis Canonici Vita. Clement. V. Balnze I. pag. 19.
2) Madding. Annales Minorum a. 1307. VI. pag. 91.
3) Zit SuQt (le^tt bii Waddiog. Annales Minonun a. 1312. VI
päg. 202.
— 122 —
ö^)o|Ionfd)e llxmütl), ©cneral t>e§Drbcn3.0 3of)anncä XXII.
war unterbeffen ^apfl geworben, £)te ©poltung mod^te fic^
Wieberum fe^r bemerfbar in Stalten fowof)l alä in granfreid).
3116)1 fetten jtanbcn bie beiben ^artt)eien mit ben SSBaften gegen
cinanber unD trieben jtc^ gegenfeitig au5 ben S!Bo()n(}äufern. 2)
£)em Zapfte 3of)<Jnne§ XXII. ober fam ber ©piritualtömuä
ber granciäcaner immer bebenflidjer »or. .Konnten bod) foldje
granciäcaner, weldfje jü ben ©piritualen gejd(;It werben mußten,
üor ii)m angetlagt werben, baf fie gelehrt, nur bei it)nen fei
ba§ red)te ©acerbotium ju ftnben, ber ^apfl, ein SO^ann beä
g(ei^d)eS, l^abc ii)mn, ben fOZdnnern beä (Seifteä, 5U geljorfa^
men, benn e§ gäbe jwei Äird)en, eine fleifcljlic^je, weldje ftd) in
ben Prälaten barjielle, unb eine geiflige, weld)e fiel) barfielle in
tl)nen. ©elbfl Uebereinjlimmung mandjer SReinungen jwifd^en
ben ©^iritualcn unb ben SBalbenfern fonnte be^jauptet werben.^)
®et)er unb ^ropt)eten traten unter ben granciäcanern auf. 3o=
l)anncS XXII. furd)tete offenbar eine gro^e ®efa^)r oon biefem
®:piritualiSmu§ unb üon bem ©afee, auf weld)en er fid) jiüfete,
1) Wadding. Annales Minoram a. 1316. Vf. pag. 343. 244.
2) Vi et armis ejicientes ceteros consodales ex suisdomiciliis. Laudo
bonum conatum majoris perfectionis et desiderium approbo perfectae ob-
servantiae regularis, sed non condemnare non possum praesamptionii
spiritnm , contemptom superinrara et tumultaarium in his modum pro-
cedendi. Wadding. Annales Minorum a. 1317. VI. pag. 266.
3) Plurima eis objecerant crimlna coram Joanne Pontitice, accusa-
rnntque praecipae de quinqae heresibns, Tidelicet, quod duas cffinxerint
ecclesias, unam carnalem, divitiis, scelereribus macDlatam, cui Romanum
Pontiiicem , aliosqae Praelatos inferiores duminari asserebant, aliam spi-
ritoalem frogalitate mandam, Tirtute decoram, paapertate saccinctam, in
qaa i])si soIi eoramqae complices continebantor. Secnndo, quod cum
Donatistis asseraerint, venerabiles Ecciesiae sacerdotes omni jurisdictioai
et Ordinis aactoritate destitntos, nisi com ipsis sentirent, apod quos si-
cut spiritaalis vitae sanctitatem , ita aactoritatem dicebant perseverare.
Tertio cum Waldensibns in nnllo casn^ absque mortalis criminis nata,
licere jurare. Qaarto cum eisdem, Sacerdotes, etsi rite et legitime or-
dinales , quibuslibet tarnen criminibus pressos , non posse conficere vel
conferre ecciesiae sacramenta. Qainto Christi evangeliam in se solis illo
tempore fuisse completum atque eo nsque abjectum , imo prorsus extin-
ctam. Alia dicebantur eifatire contra conjagii venerabile Sacramentnm
et somniare de cursu temporum, de Antichristi Adventa, de iine secnli,
qnera jamjam instare dimlgabant. Wadding. Annales Minorum a. 1318.
VI. pag. 312.
— 123 —
baf bcr ^err unb btc ^Cpoflel gar ntcl)t§ befeffen Ratten. ®(et(^>
am 2(nfiinge feiner ^errfdjaft ijl er geneigt, bie ©piritualen
ülä Äe^er ju betrad)ten, wenn fic fid) loäfagten »on ber ®e;
fammtbeit ober fo üble 25mge lebrten. 2fber einen (Streit tviU
er nid)t boben, unb er glaubt bie Eiferer begütigen ju muffen,
bafern fte nur in bem ©eborfam ber Äirdje bleiben. 2)arum
erlaßt er im ^ai)xt. 1317 bie äBuUe „Quorundam exigit." @r
eifert barin gegen bie 5£rennung, aber er gebietet bem ganjen
Srben bcn armen unb bürfttgen ©ebraud) wieber. S)abei ent»
fdbrt ibm jebod) eine 2(euperung , bie er balb barauf gewi^
f(!f)merjlicb bereuete. „Sie Entäußerung alle§ (JtgentbumS im
aSefonberen unb im 2(Ugemeinen fei ein SSerbienjl bei ©ott, fei
beilig. ß^riflus babe fte gclebrt ttl§ einen SBeg ber SSoUfommens jf
beit unb in ibr gelebt, aucb bie (Stifter ber d)riftlicben Äirdjc ^
batten in it)x gewanbelt." (So i)atu au^ ^Jicolauä III. gelebrt
in feiner SSuUe „Exiit, qui seminat." 5iber wenn bie romis
fd)e Äirdje eine »olle .^ierard>ie werben unb biefe bcr SfBett er^
bärten tüolltc, fo war e§ unmöglid), ba^ fte fo lebren fonnte,
ober fte fam in ben fdjneibenbften SBtberfprud) mit ftd) felbfl.
S)arum warb ber ^a»jt balb anbern (Sinneä. S5itter mod)ten
bic anbern ^ricfterfürfien bie gebre bcö ^apfteä »ermerft i)aUn.
(5§ gefcbab, baß im 3abve 1321 eine Negerin üor bem Snquia
fttionätribunale ju S^arbonne; baffelbc bebauptetc, wa5 ber
^a^ft. 25ie 3nquifttoren gerietben in (Streit unter einanbet
fclbji: ber Eine fagte, ba6 fei ht^)oü\ö), bcr 2fnbere, ba§,
fei J:e^erei. £iie ©adje warb t>or ben »Papfl gebracbt, unb
berfelbc gerietb in fcljwere SSerlegen^)eit. €in ©clebrter, Ubers
tino bc ßafale, mußte ein ®üta(i)ttn au^flellcn. ©ne ©ntfdjei»
1) <Sitt fold)cr Sronci^concr, Franciscus e Lutra, tfl im 3a^rc 1321
in SDcutfdjronb iu pnben. GEr behauptet con Oott infptrirt ju fein, ocrs
fünbct «prop^cset^ungcn unb meint, baf bcr ^apfl il^m ju ge^orfamcn
i)aU. €in 2)ecret 3oi^annc4 XXII. gegen t^n. Rainald. Annales eccle-
siae a. 1321. XV. pag, 217.
2) S)er a3iiberfpru(i& biefer SSuffe mit ben nat^moHgcn wirb bem 'papRe
flar nücf)gcre)iefen. (Si i(l feine Wuötunft mögti*, bie Unfe^lOarteit be»
opofioUfdbcn ©tu^Icd JU retten. 3o^onne* XXn. ^atte in ber SSutte „qao-
^ rundam exigit" genau bie ÜtuÄbrtiefe iJIicolQuö lU. öufgenonimcn , btefcts
ben, tvtlcl)e norfimald cineÄe&crci enthalten (ollten, Caesena: Compendian^
errornm Papae, pag. 1338.
— 124 —
biing, Keffer aB er fi'e gab, fonntc fügtid) 9?iemnnb «erlangen.
2)enn ta jeber 3;(;eit ben anbern für fefeertfdj crflörtc unb 9fed)t
fjaben wollte, fo erfldrtc er jcben Zljtii für fefeerifd), unb ba
nun wieber fein a;f)eit fe^erifd) fein wollte, fo erfidrte er aucl>
jeben triebet für nidjt te^crifc^). £iiefeä ^atte er baburdj mög;
lid) gemacl)t, bag er einen boppelten ©tanb in bem ^errn unb
ben 2lpoflo(en, ba fte jugleicl) ^rdlaten ber Äirdje unb -23orbil=
bcr ber SSoHfommen^eit gewcfen, unb eine bbppelte "Kxt be§
(figent^umeä angenommen. 9JZan fielet, wie gern ber römt^
fd)e ©tul)l bie QJartljei ber ©iferer mit SBortcn befd^widitiget
^ötte. Slbcr ber ^a^>fl gewinnt nid)t§ burd) bie ®ubtilitäten
feineä ©ete^rten. 25ie «Spiritualen gef)en nidjt auf bie feine
Sifiinction ein, fie beljauptcn nur immerfort iljren alten ®a^,
bag ber ^err unb bie 3lpofto(en in iljrer 3lllt)oUfommenI)eit fein
©igentl)um befeffen. liüö) baucrt ber ©treit in bem Srben felbfl
immerfort. 25er ^apjl erlöst im 3a^re 1322 eine neue S3ulle
„Quia noonunquam." (5r gebietet, baft ber ©inn ber Srben§=
Tegel nod^ einmal unterfud)t werben folle. 3lber ein Srbenäconj
»ent ju ^erufa wagt ben ?)apfl an feine eigene erft für^lic^ gege>
bcne ©ntfdjeibung ju maljnen, erflärt eä für red)t unb fatf)05
lifd), JU fagen, ba^] ber ^err unb bie 2lpof!el nid)t§ befeffen,
unb fd)liept jcbe milbernbe ^rftdrung auö. Sefet ergrimmt aber
öud) ^ai^ 5o{)anne§ XXII. auf ba§ ^eftigjle, unb er Id^t f{rf>
fortreipen ju einem neuen unüberlegten ®d)ritte. dx giebt nod)
im S(il)re 1322 bie S3ulle „Ad conditoreni canonum." X)a:
mit gebenft er einen ^auptfd)lag auf ben ganjen SDrben ber
granciöcaner ju ti)un, ber ie|t unter ber geitung ber ©piritua»
1) WIö ^rilatttt 6cr Siixdjt fiaUn fie njctit Sigcnt^um 6ef<iT«n: nega-
re, qnod non babuerant isto modo, esset hereticam. fKcbet man 9on
t^ncn ali OTufler bcr 58otttonimcnf)ctt, fo tfi bie @acl)c fc^roierigcr. €6
giett jmei Wrtcn bcö ^ahtni. Primas est civilis et mundanus, qui ha-
bet civilitet et mundane potest defendere rem snam. Et isto modo di-
cere, qaod iiabuerint Christas et Apostoli res mandanas, est hereticom.
SJlun fonimt bie anbere SBcife bcö ^»abenö. 2)ie tfi: quantum ad jus ne-
cessarium et commnne fraternae caritatis. Nec est aliqua professio nec
aliquod consiiium Christi, qaod prohibeat talem modum habendi et di-
cere, qaod non habuerint isto modo esset hereticam. Wadding. Annales
Minorum a. 1321. VI. pag. 362. 363. man fu^t, wie bie ornie Stt^e,
bie bocf) ret^ mar, gerettet werben foHte.
2) Wadding, Annales Minoram a. 1322. VI. pag. 397.
— 125 —
len ilant». dx gtcbt bn§ et9entt)um6rcd)t über bo§ ©ut be§
«Drbcnä, baä bcr npoftoltfdje ®tu()l bi§ jeljt ju baben bcbaups
tet, bemfelben jurücP. Sabuvd) foUte ber ganjeStbcn offeiibat
in bie größte SSerlegcnbett gebradbt werben: bie 2Belt foUte fe«
^en, ba^ audb er nicbt a^jofiolifd) fei, ba fein @igentf)um nun
lieber fein Gigentbum geworben unb bie tierbüQenbcn SBorte
binnjeggenommen waren. 3um Ueberflu^ bebau^jtete ber ^apfl
nod^, bag ber SSraucb »on bem ©igentbum gor ntcbt öerfcbieben
fei unb bag bie ö:poftolifd)e SSoUfommenbeit in ber Siebe rube.
9?icbt weniger üierjebn .Kefeereien fanben bie ©pirituolen in
biefer SSuUe.^) S5ei bem ganjen ©acerbotio erregte ber ©cbritt
beä ^apfie§ ein gropeä unb unangenebme§ 2fuffeben. £)er ^apft
batte ben faulen glecf ber Äircbe auf eine ganj unfanfte Süeifc
krübrt. 2tlfo mit ber apüfiolifdjen '.^rmutb Meö war eö im
©runbe genommen, nicbt§, unb ber ^apji wollte eine anbere
gebre ouffieUen, bie fretlid? beffer ju bem äuftanbe ber Singe
pafte. 2) Sob<inne§ XXII. ift einer »on ben ^äpjlen beä fpa=
teren SERittelaUerä, welche am eifrigften an ber SSoUenbung ber
.l^ierardbie unb bem '^iufbau einer weltticf)en ^errfd)aft arbeiten.
Sie Sebre, baf ßb^^il^"^ unb bie 2fpopolen nidjtä, gar nicbtä
befeffen, tfi tbm taxum böcbfl juwiber. SDBelcbe Folgerungen
würben nun nicbt aücb, wie bereite berubrt, »on ben (Eiferern
unter ben granciäcanern gegen bie ©ewatt ber Strebe, für bie
Unterorbnung unter bie wettlidje 9Kad)t, für bie ^obc biefer
gejogcn! Sobanne§ XXII. fudjte baber ber .Äircbe einen an=
bem ©runb unterjulegen. 3inmer tiefer ging er in ben ©treit
ein unb erlief im ^ab« 1323 bie S5uIIc „Quum inter non-
nullos." ^5 foUtc nun eine Äe^erei fein ju fagen, ber .^erc
unb bie 2tpo|lolen \)atten nidjtä befejjen weber alö ©injelnperfoi
nen nodj al5 ©efammtbeit. din DoUtä ©igentbumärccbt fd)ricb
tbnen ber ^apfi ju, in weldjem fte i)atttn faufen unb toerfau;
fen, fcbenfen unb nebmen fonnen. ©o lebre bie bfiüge ©cbrift.
©ieben Äe^ereien fanben bie ©piritualen in biefer ^uUe, bie
1) Gnil. He Occara. Compendium errorum Papae, pag. 960. 961.
2) Profecto tota hojas argomenti vis, non minus contra alianim re-
ligionnm sectatores, quam contra Minores nrgeri potest. Namque hoc
peculiare non est solis Franciscanis, sed commane omnibus religiosis , ut
dominium non habeant in particulari rerum, quas nsu consamunt, sed
solura usnm. Wadding. Annales Minorum a. 1324. Yll. pag. 31.
— 126 —
in bem ^anb9rcifltd)pcn SBtberfpruc() mit feiner eigenen frü{)eren
„Quorundain exigit" fianb.^) 25a nun bie (Spirituellen ein
unge^)eureä ®efd)rei erl;eben über biefc Zuöfprüdje unb ber^apfl
ben SSoben unter ftd) fcf)n)anfenb füt)(t, fo rafft er ftd) jufam=
men unb erlagt am ©d)(up beä 3al)re§ 1323 nod) bie S3uUe
„Quia quorundain mentcs." X>axin finb nidjt nur bie früf)eren
58ef)auptun3en n)teber()ott, fie merben nod) fdjdrfer unb beptmms
ter auägcbrücft. 25er ^err f)at bem @i9ent{)um§redf)te nidjt ent=
fagt, er l)at von ben 3tpofto(en fein ©elübbe ber 3frmutf) bes
ge^rt unb fie f)aben feineä abgelegt. 25a§ ©elübbe mad)t aud)
nid)t t)eiltg, c§ ftarft ben ©(auben nid)t unb eä madjt aud) baä
£cben nidjt d)rijtlid)er. SSterjebn Äe^ereien fanb ber ©ipirttualiss
mu§ au§ biefer S5uUe f)erau§.^) £)ffenbar l^atte 3obanneö XXII.
ben Söiltjelm IDccam einen graufamen Slprannen nennt, ber übet
bie SKaafen nad) 9Renfd)enb(ut bürfle, nur »on einer Seite ein
Sntereffe an bem (Streite. SBic bie granciScaner lebten, ba6 njat
t^m gewig üoüfidnoig gleid;gültig. llbtx gleidjgültig fonntc eB,
mitten in ber 2lrbeit an bem SBaue ber ^ierardjie, nid)t fein, n-enn
fie ben ©runb untergraben wollten, auf bem biefelbe ems
:porfleigcn wollte. Unb biefeä tfjaten fie fd)on, wenn fie fagten:
ba§ 9feid) bc§ ^errn iji nidjt »on biefer SSelt gercefen, er ^at
nid)tä an it)r ju fd)affen gehabt, unb wer i^m folgen will, ber
barf nidjtS fein nennen auf biefem grbenrunb.
Der ©treit warb injwifdjen immer bitterer. QB Um (jin*
ju, ba^ jwifdjen bem Zapfte SobanneS XXII. unb bem Ä6s
nigc ber Deutfdf^en, Subwig bem 25aiern, ftd) »om 3af)rel322
an ebenfalls ein t)arter 3wift gejlaltete. 25ie Eiferer ou§ ben
granciScanern naljmen in bemfelben ^artbei für bie weltlidje
•gKacfct, 25em (Sa^e tion ber reinen apojlolifdjcn Tfrmutb geben
fie eine practifd)e 2ßenDung. «Sie letjrten ja, bap in weltlichen
I :k)ingen ^äpjte unb Prälaten unter ben Königen fleben müßten,
? fie erfdjütterten ja beinahe alle ©runbfejlen be§ (Sacerbotii. 2llfo
tnugte ber ^aipjt immer bebenflidjer werben, unb ber ungeheure
<5ifer, mit weldjem er bie ßebre üon ber reinen apoflolifcben
Tlrmutf) »erfolgte, lagt [id) feljr wotjl begreifen. ^öd)fl ungern
J)atU er fid) |gen6tl)igt gefebcn, ben ©djleier ju lüften, weU
1) Gail. de Occam. Compendiam errorum Papae, pag. 961. 962.
2) Gail. de Occam. Compendiam errorum Papae, pag. 963. 964.
— 127 —
d^er über bet apojlolifd^en 3frmut{) tet ganjen ^trdje i)'mQ.
"über bte &^txtx, bte in it)rem (Sifer gor n\<S)t mögen bemerft
\)abtn, was fie ber gefammtcn Äird?e fdjabeten, t)attcn tfjn tie-
fer in bie <Baä)t {)ineingetrtcbcn, o(§ er '^fnfangS \)atU eingeben
njoüen. S33tber bie legten SßuUcn be§ ^apfteä l)at ftd) wieber
ein grofjeä ®efd[;rci erhoben, unb wer am meijlen fdjrcit, baä 'ijl
unglücflidjerweife felb|t ber ©eneral beä Srbenä ber granciöcas
ner, SKidjael ßaefena. £)enfelben labet nun ^a^pjl ^oljanneä
XXII. im 3a{)re 1327 ju fiel) nacl) ^Mtjignon, um gewiffe ©im
ge, weldje ben SDrben beträfen, mit if)m ju befpredjen. ^) SSieU
leid)t meinte ber ^aipjt nodj, bap bie ©ifcrer burd) il)E .^aupt
begütiget unb jum ©djweigen, weldjeS oud) ba§ SSejle war,
gebracht werben fonnten. ߧ ijt baju wenig 2(uäfid)t. 25et
©eneral f)at ju ^ariä wieber ein J:apitel be§ Srbenä gehalten,
unb bort i)at er alä dd)te Äat^olicitdt oufjtellen laffen, waö bet
^apjt in [einen IBulIen »erbammt. ^) 3" granfreid) unb in
(Snglanb i)at biefer @d)lu^ bei ben granciScanern unbebingten
SBeifoU gefunben.
®er ?)a^)|l nun citirt ben ©enerat, ber mit einigen ®enof>
fen 1328 ju 2(t)tgnon eingetroffen, üor ftd), wirft ibm feine
2fnf)dnglid)feit an ben .König ber 25eutfd)en, befonberä aber feine
(Empörung gegen ben opoflolifd^en ©tu^l, feine fe^erifdjen Celj;
ren wegen ber a)3o(iolifd)en 2frmutb »or. 9lamenttid? »erbommt
er rtlä .Rederei bie ®d)(üffe üon ^ariS. Saut aber trat ber ©e»
neral auf unb behauptet »on "KUm ba§ ®egentf)ei(. 25er 'papft
fommt in SSertcgenljeit unb gebietet einer Kongregation , bie
©adje nod) einmal ju unterfud)en. Der ©eneral aber wei^t,
wie am römifd)en .^ofe entfdjieben werben wirb. £*arum reid)t
et eine 2lpipellation an bie i)tiliQt römifdje Äirdje ein. Damit
wollte er gefagt ^aben, bap erauS beröbebienj So^anneS XXII.
1) Wadding. Annales Minorum a. 1327. VII. pag. 69.
2) Dicimas quod asserere, quod Christas viam perfectionis osten-
dens et Apostoti eandem viam sequentes atqae exeinplum in alios volen-
tes perfecte vivere derivantes, niliil juris proprietatis et dominii gen ju-
ris proprii in speciali rel in communi liabuerunt, non esse hereticum
»ed Sanum et catliolicum, maxime cum sancta Roniana ecciesla hoc ex-
presse dicat et determinat, extra de verboram significatione, Exiit, qui
aeminat. Caeseaa. Tractatus contra Errores Papac, pag. 1334.
— 128 —
fdE)eibe, weil bcrfelbe abgefallen fei üom red)ten ©tauben.') Wlu
d)ael ßaefena üerftel)et ftd) ntd)tä ®ute§. Gr trei^, ba^t er jum
SBiberruf gejtuungen werben foU. ^) (ix entweidjt baljer auä
Ttüignon unb flüä)ttt nadjmalä ju bem Äonige ßubrcig bem
S3atern. 3u ^ifa wor bie 3(p:pellatton an bie allgemeine jiirdje
n)icberf)olt worben.
Slun erweitert fid) bie in bem £)rben üor()anbene <Spa(«
tung biä jum »oUftdnbigen SSrud;'-- Soljanneä XXII. fcnbet
bem flü4)tigen ßaefena im Saläre 1329 bie ffiuHe „Quia vir
reprobus" mä), in weldjer SBilljelm Secam jn>ci unb bretpig
Äefeereien fanb. ^) ^er bei weitem größere Stjetl bee £)rben§
hltibt allerbingä bem ^apjle anfjangen, SiÄidjael ßaefena fonn
öbgefe^t unb ein neuer ©eneral crwdf)lt werben. *) 3lber eä
würben abtrünnig gerabe bie auägejeid^netjlen SRdnner beä t>r--
ben§. ßaefena betradjteten fte noc^ immer a(§ ©enerat, unb im
iJlamen ber Slrmut^ forberte er bie SSrüber ouf, m<i)t wn ber
Siegel be§ Srbenä unb xl)xtx allein redeten ßrfldrung ju laf:
- fen.5) £)ie (äiferer erfüllten 2llleö mit iljrem @efd)rei, baf ber
f ^apft jum Äe^er geworben fei. ©ic wiefen il;m bie SBiber»
l fprüd)e nad), in bie er mit feinen eigenen frül)eren ©runbfä^en
f. gefallen fei, fie wiefen xi)m mö), ba^ er ba6 ganjc 9JZünd)§üer;
j bienp aufbebe, bap er in bie »erbammtc Äefjerei beS S3igi(an=
' *- tiu§ falle, ber gcle^jrt f)abt, baß man me^r bem ^errn unb
ben 2lpofiolen folge, wenn man fein ®ut bel)alte unb beffen
(Ertrag allmdlig ben Firmen öertl)eile, alö wenn man fiel) bef»
felben entdupere mit einem 9)fale; fte wiefen il)m ferner nad),
bap er in bie Äe^erei be§ Soöinian gefallen, ber feinen Untere
f4)ieb gemacht jwifdjen ben SSorfdjriften , bie allen (ll)ripen
1) Et sie ab ipsiiis domini Joannis obedienlia et coinmiinione recessi
ad instar catbolicorum et approbatorum virorum de clero Romano, qui
ab obedientia et commnnione Anastasii Papae deviantis a veiitate iidei
recesseriuit. Caesena. Tractatus contra Errores Papae, pag. 1335.
2) Wadding. Annales Minoruin a. 1328. VIF. pag. 83.
3) Gnil. de Occain. Compendium Errorum Papae, pag. 965.
4) J)er an eflcfeno'ö ©tcOc gcraaftltc ©cncrnt bicö 0tralbii*. (5r gab
fic!) oicfc Wü^e, ben bifficifen "punct ber Orbcnürcgcl, bfl§ bie Orbciifibrüj
ber fein ®e(b nef)nien fotitcn , ^erauSjuinterprctiren, ober eine apojios
lifc^c 2)töpcnfation ju erlangen, meldtti ober bod) nid^t gelang. Wjdding,
Annales IVfinorum a. 1331. VII. pag. 121.
5) Caesena. Tractatus contra Errores Papae, pag. 1338.
— 129 —
gegeben, unb ben 8Sorfd)rtften, bcnen gegeben, bic nad) einer
]^6l)eren 83oUfommenf)eit ftrebten, ba ber ^apjl bti)au)ptet, ta^
jtrtfdjen Qi)t unb iun9fräulicf)em ©tanbe fein Unterfd)ieb beS
S3erbienfie& fei. 3"'^^^ hii)au)(ikn fie, bag er geratt)en fei in
bte Äe^erei ber SSalbenfer, bo er baä SSerbienfi beä ®cl)orfam§
fluff)eben unb ®ott allein gel)orfam fein njoUte. ©eine abfct)eu:
li(l)fie Äegerei ober nannten fte e§ immer, roenn er fügte, bie
^ttpofioten t)dtten gor fein ©elübbe ber 2frmutb getfjan unb 3c-
fu6 Gbrijluä Ijobe bie 2öe(t, fo weit er ein auf (5rben »onbeln-
ber SRenfd) gen?efcn, beberrfd)t a(§ Äönig, feine obfcbeu[id)jlc
Äe^frei nonnten fie eä immer, n>enn ber ?)a)ptl bemgemd^ be^
^)auptet, bo^ oud) bem ?>ontificat bie ^errfd)aft über bie SQSelt
gebüljre. i) SHod) öiele anbeve Jte^ereien gegen bie OTmodjt
©otteö unb gegen bie Sreieinigfeit rcoUten fie bem ^opjlc
noct)n5eifen, ^) unb ol§ biefer einen Srrt()um wegen beä "Kn-'
fd)auenö ber Seligen ou^gefprocben unb benfelben jurücfgcnom=
men, behaupteten fie fetbjl, ba§ biefer SSSiberruf ein unaufrid}=
ttger unb treulofer gewefen, ber ^opjl im ®runbc feineä .!^er=
jenö oud) in biefer SSejie^ung immer ein Äe^er geblieben fei.*)
@ie »erfolgten if)n mit einem ungeheuren «^offe.
2)er für bie gonje Äirdje bebenflidje Streit bauerte inbef:
fen nid)t. 2)ie ^dupter ber (Siferer ftorben bo^in unb fonben
feine 9tod)foIger. Sie ©runbfd^e, von benen fie ausgingen,
tporen üon ber Hxt, bof baä ©üongelium au§ bem ©treite fei;
nen gropen ©eminn tragen fonnte. ®ie »oren nur eine Ueberi
fpannung berer, ouf benen bos romifdje Äird)cntf)um jianb.
2!5ie Fratres ile spiritualitatc fo^nten ftcb mit ^appt^um unb
Äirdje wieber au§. @ie bilbetcn in bem £)rben eine eigene Zb--
1) Guil. de Occani. Compeni^iiim Errorum Papae, \>ag. 96j — 970.
Causena. Tractatus contra Eriores Pa()ae, pag. 1340 — 1344.
2) Probare conatus est , quoil Deus non posset de potentia sua ab-
soluta, saWare Loiiiinein sine baptismo et quod Deus non posset de
potentia sua absoluta facere, «juod res alio modo evenirent, quam eve-
niant.
Dixit et asseruit , quod in Trinitate lilins non distingaitar a Patre,
nec Spiritus sanctus distinguitur a Patre et Filio: quod er* hereticum
manifeste, quia lioc est, aperte confundere personas divinas, sicut Sa-
bellius liereticus confundebat. Caesena. Tractatus contra e/rores Papae,
pag. 1360.
3) Guil. de Occam. Dialogns, pag. 741.
— 130 —
t^eilung, mlä)t etn)«§ firenger kbtm bie Frafres de commu.
uitate. 2)a§ ^apjttf)um übernaljm bcn Spanien beö S5e[t^e§ bet
Srbenögütcr »teber unb e§ fe()rte 3nieä in ba§ alte ©leiä jjurücf.
3um äerfio^en tnbefCen beä fo fe|Ien Äivcfjengcbdubeä, jur
Tfuffldvung ber ©cbanfen über ^apfltljum unb Mxd)c Ijattc
ber ©trett bod) beigetragen. 3(ber jene fdjritt auä ben bes
reitö ongefüljrten ©rünben ungemein (angfam tormdrtä. 9Ref)t
SSerrcirrung 3fuffldrung brad)tcn fold)e SSorgänge in bie Eö=
tl;olifd)e 2Selt. "^tUeä war lieber jweifeKjaft unb ungewiß ge;
ma(i)t rcorben burd) biefen ©treit. SBeldje 2)inge rcaren nidjt
gegen ^ierard)te, ^ap|itl)um , ©acerbotium gefagt »orben, bic
nid)t ganj an ben t)i)nn ber fÜJenfrfjen öorubertonen fonntett.
2Be(cl)e ©runbfä^e jlellten fte in i^rem (Jifer auf. Sdjicnen fie
bod) beinal)e ju einer S!Ba!)rI)eit madjen ju »ollen/ waä bei
bem 3ufammen(iofen jwifdjn bcm .Ronig ^f)ilipp bem ©djös
nen unb bem aä)ttn S3onifaciuä aufgeftellt »orben i|l al§
eine SSefürdjtung , bic auä ber 9itd)tung, »eldje bcm aU
ten ©treitc jn)ifd}en ben Saien unb bem Älcru§ gegeben
ju rcerben fd)icn, bic SBelt faffen mu^te. £icr Äleruö \)attc
fiel) bie 5ßequemltd)feit gemadjt burd) bie Snquifition , ' eine
in gefe^lidjc formen gefleibete ®ewalt, unter bem SJorwonbe
ber .Rederei üu§ ber gafjt ber ßaicn nieberjutreten, wen er eben
VDoUte. 2!)ie ßaicn ii^rerfeitä fdjienen fid) biefelbc S5equcml!d}feit
madjen ju tuoUen gegen ben .Kleruä, fo ba^ man, ba an
unb §einbfd)üft eine reidje ©aat »or^anben war, in einen forts
rod^renben 23ernid)tungäfrteg im S^amen bc6 red)ten ®louben§
ouf beiben Seiten fid) gefteUt l)dtte. 2)ie ©iferer unter ben
granciöcancrn, in iljrem ^affe gegen ba§ fleifd)lid)c ©acerbo-
tium, wiefcn bie 2Bc(t fd)on gewifTerma^en an, wie fie babet
gegen ben Äteruö aufjutreten l;abe. S5Si(t)elm SDccam meint,
wenn üiele »ernünftige ßeute »erfid^ern, baf; ein ^a^ft ein Äeifeer
geworben ift, fo ijt e§ fd)on ju glauben, unb ein foldjer Äc^cr,
felbft wenn er ein ^apfi ijt, mag bann öor(dufig immer gcs
waltfam »on ber welttidjen 9)?ad)t ergriffen werben. ^) ©eine
^ SSefirafung i)l eigentli^ freilief) @ad)e ber Äirc^e. 5n augerors
bentlid)cn gdUen fann biefe ©träfe benn bod) oud) üon ber
weltlid;en Wlaä)t üorgenommen werben. 2)
1) Gnil, de Occam. Dialogus, pag. 656.
2) Licet crimcD et ecclesiasticum et non saecoJare; tarnen spectat
— 131 —
Sa {jatte t>ie 2Bclt \d)t>n bie gefjre, mit bec fie ^äpflc,
SBtfdjöfe, ^rieilcr, bic ii)x fonfi jmribjr waren, unter bcm SSors
wanbe bcr Äc^erei lcid)t 5«rfd;meitern fonnte. £)te Süd}e f)ntte
nur notl^ig, etraa^ weiter Ausgebreitet i;nb »on ber SBelt mit
groperem @ifer, ülä es gefdjal), aufgefaßt ju roerben, um ju
jenem ^6l)e)3uncrc ber benfbaren Scrnjirrung füJjren. 2ibec
ber ©laube on ba» (Sacerbotium bair^jfte in ber ffiJelt bie £ujl
nieber, >veld)e cUerbing» üor(}anbcn fein mocljte. Zl\o bebicnte
man ftd) bec »on Ätericern fetb|l gegen ben Äteru» baigebote:
nen SBajfen nur in einjelnen unb befonbercn gäüen, wenn n.nrfs
lid) eine Äefjerei üon einem ^ivdienfürjlcn auäjugeljen fd)ien.
2Bie Sol)inne§ XXÜ. bie 2infid}t aulgcfproc^en, bie nac^molä
jur Äefeerei warb, baß fWaria, bi.e '<£porto(en, bie ^eiligen erjl Z
nod) bem S^öge beä ©erid?t§ jum 2infd}auen ©otteä gelangen
würben, woburd) er frei(id) bie ße^re oon ber Sntcrceffton ber
J^eiligen unb oom gegefcuer in iljren ©runbfeften erfd)ü(terte,
lief ^I)tlipp S3aloi§, ber Äönig üon granfrcid), boä) erjl nad)
einer (Sntfdjeibung bcr '5.\irifer 3;!)eologeii, il}n wiffen, wibervufe '
er nidjt, fo werbe er von il)m, bem ^onig, alä Slil^tx ergriffen ]
unb bem gcuer überantwortet werben,
SBenn inbeffen bie bamuligc SBelt auä btcfer güßc »on Qx-
cigniffen, wetdje ju ©ebanfen uno ju ^£[)aten allgemein t)atten
aufregen foUen, wenige foIct)e Sfefultate gewinnt, bie gefd)id)t;
lid) JU erfaffen waren, fo ftaben fie bod) gewijj bei Sinjclnen
folc^c ;@ebanfen aufgeregt. 2ebeä gaüeä erfennt man, wie
bad gcfammte r6mifd}e Äird)entl)um immer auf ber vSpioC eineä
©djeermefferä wanbelte, immer bereit ju fein fd)ien ju fallen,
in fiel) fetbfl jufammenjubred)en. SBie üielfad) unb feltfam tö-
nen bod) bie Stimmen in einem fort, welche biefe5 '^niammen-.
brecJ)en ju »erhuiben fdjeincn. X^tx 2(nticbriil fommt, meint
ber ©ine, ber 2tnberc, er fei fd;pn ba, ber ©ine fürchtet, eä
werbe ndd)|lenä ^Ueä aufhören, wie JBcrnI)arb 23aptifatu5 auf
bet ©ijnobe ju ÄonrrQnj,^) unb ein Ttnberer bef^aupret, e§
ad judiceni sa.cularcin, quia ad jiTdicein saecularem non tantam spectat
crimina saeculari juinire, sed etiam crimine commissa in Deam et in
personas et in res ecclesiasticas. Giiil. de Occani. Dialogus , pag. 620.
1) Giov. Villani. Istcrie tiorent. X. 328. Muratori Sciipt. Rer,
Ital. XIII. pag. 740.
2) Wadding. Annales minorem a. 1357. VIII. pag. 134.
3) Bernliardi Baptisati Invectiva. Von der Hardt j. pag. 879—892.
0 •
— 132 —
^obe fd)on "KUtS öuf9tf)6rt unb btc r6mifd)e Äircf)e fei ntdf)t§. ')
SBSiebet ein 2fnbem beginnt ein neue§ (foangelium aufjujlellen,
unb bel^auptet, §u gleifd) fei ba§ Äircf)entt)um S?om§ gewor«
ben unb ber (Seift müjfe »ieber eingefe^t werben in feine 9fed)te.
3!)iefe (entere SWeinung breitete ftcf) befonberä v>om ttierjebntcn
Sabt()unbcrt an mdd)tig au§ unb mad)te ben dürften ber Äirdje
melc SRotf). @§ trat eine ganje Äette »on ©rfdjeinungen bff»
»or, wetdje bie romifdje Äirdje auöeinanberiujicf)en bro^eten.
3n ben früf)eren 3al)rbunberten be§ SKittelalterä war baS
6ntfie()en ber Äatbolicitöt bie ©adje einer rofjen SJiajoritdt ges
wefen, bie ben ©eijl einer böt)cr gefleflten unb eüangelifd)en Wi-
noritat nidjt jur iJomination über bie SBelt f)atte fommen laf»
fen. Sene SSRaioritdt i)attt ben Äatf)olici§mu5 in fi(^ aufgenom^
tnen alä bunfle unb un!lare SSegriffe. ^\)xe Jübrer, bie im ©ans
jen genommen au§ bemfelben ©tojfe waren wie fie, aber bod)
ju jdf)ten unb ju reebnen »ermod)ten, bitten biefe ^Begriffe auSs
gearbeitet ju bem gegenwärtigen Äirdjenfpjtem. Sbgleid) e§ an
einjetnen Sufd^en aud) fpdter nicbt fehlte, fo war ba§ ©ebdube
in feinem SQSefen bod) »oUcnbet gewefen am Anfange be§ breis
jebnten 3abrbunbert§. SSiä bal)in waren gübrer unb ©efübtte
fafl |tet§ ^anb in ^anb mit einanber gegangen.
X)a§ ganje ©ebdube tfl ju Hlu^ unb grommen bc§ ®a-.
cerbotii geworben, weldjeS bie mitbilbenbe üWajoritdt eigentlid>
miä)t gewollt. £>iefe§ ifi fcf)t fd)arf bcröorgetreten unb ber Uns
mut^ ber 2Bett barüber i|l febr grop geworben unb führet jü
heftigem ©treitc. 5Äan bemerft, bap baS Sufammenwirfen ber
gübrer unb ber ©efübrten, ba wo nod) weiter gebilbet wirb,
im fpdteren SIRittelalter nidjt mebv in bem früberen SOiaape
©tatt finbet. 25ic Stixö)t muß gebieten, baß bie SQSunber nur
notf) üon tt)r ouggeben follten, baß nur foldf)e SBunbet für
wirÜic^e SZBunber eradjtet werben follten, bie t>on tbv gebilliget
werben. 9Ran foU nur bie .^eiligen b^ben, bie ft'e ju .i^eiligen
Qtmaö}t, unb bie ^Reliquien, bie fte ju 3teliquien QttnatSjt ^)
1) Sranj ^ortario, «in Sote iu <Sienn, Iet)rt um bo« 3otir 1396:
totam sanctam Dei ecciesiam leprosam esse, nec sacram^nta rite con- '
ferri adeo ut nullos sacra baptismatis gratia ornaretur. Bulla Bohifac.
IX. Raynald. Annales ecciesiae a. 1396. XVII. pag. 198.
2) Concil. Raven, a. 1311. Mansi. Coli. Conc. XXV. pag. 453.
Concil. Benevent, a. 1378. Mansi. Coli. Conc. XXVI. pag. 620.
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X)xt ^aiovitat wollte fid) bewegen auf 'eigenen JBö()ncn. ©ie
ifl ju einet jlel)ent)en unt> faulenben SÄaffe geworben, bie l)in
unt» wicber mä) einer onbern JRidjtung aufjifdjt, ol§ bie %ü\)i
rer fie »orftdjtig öorfd)reiben ju muffen glauben. 25iefe S?id)tung
lauft oft mit i^rem ?)tinci^) ganj na()e neben ber 9iid)tung be^
Äirdje l}in, aber fie i}at irgenb eine SKobifkation, wcldje gegen
bie schöbt felbfl ifl. @ine folc^je ^Bewegung wirb bann eben=
falls jur Berrud)te|len Äefeerei. 25ie Seit wirb reid) an folc^ien
Bewegungen, in benen bie früt)cr compacte SRajorität ^id) in
fiel) felbft brid)t, inbem ein Zi)til mit ber Mix(t)t fortgebt, ein
önberer eine anbere Strafe jiebt.
2)aö ^erauögepen eine§ Xi)eHt^ ber SKajoritat auf anbere
äöabnen beS Aberglauben^ unb ber ©djwdrmerei , olS bie giirs
flen ber Süxäjt fie be)limmt, b^ngt nun mit bem unter ben
granciöcanern erfd)ienenen ©piritualiämuS jufammen, wenn bie^
fer 3ufammcnf)ang and} nicbt immer ein faplicber unb \)an\)i
greiflieber ifi, unb wenn aucb nicbt 3llle, bie ficb ©pirituole
nannten, ben S^5irituali6mu» bin<>uftncben bi§ ju ber ^öbe,
ouf welker er \)itx SSebeutung gewinnt, (iä war bie ®emer-.
fung gemacht worben, baf bie r6mifd)e Äircbe eine Äirdbe beS
gleifcbeä gewoiben fei. Sarum war man barauf gefommcn,
eine anbere ju fud)en, eine Äircbe beä ©eificS. 2)er ©eift, ber
@eifl! rief balb eine Unjabl »on J:e^erfecten ber romifcbcn Äirdf)e
entgegen, ibr i)abt ibn nidbt, wir b^ben ibn. SSiele nun öon
benen, weldje fie fucl)ten, bie Äircbe be§ ©eifieä, glaubten fte
ju ftnben ober fie fdjon gefunben ju b^ben, wenn fie, waS in
ber r6mifd)en ^ircbc gefcbeben follte unb bocb nicbt gefcfaab, in«
bem man fid) mit einigen 9?ebenöarten barüber binwegbatf, bar:
(teilte in aller 9teinbeit. SBenn man orm würbe wie bie 2lpoflel,
wenn man Äeufcbbeit wirftid) i)abi, bie in ber romifcben Stixäjt
jwar angelobt, aber nicbt gebalten warb, wenn man wirflidfj
büfe, ba in ben itlöftern be§ römifcben .Sircbentbums nur ein
taufcl()enber ©cbcin getrieben würbe, ber bie frecbjle ©ittenloftg:
feit ber SGBelt faum »erbüllte. 2!)ie jablreicben Äe^crfecten, üon
benen bie Äirc^e fidb befonberS mit bem »ierjebnten Sabrbunbert
umftürmt fab, gingen meifl auS biefcr 9iidbt""3 i^txxxix. ®ie
ifl im TlUgemcinen febr wtelfacb unb bunt geftaltet, btefe Äe^e:
rei, welclje ficb in ber Seit, bie je^t betrad)tet wirb, unmittel:
bar au8 bem «Scboope ber Äatbolicität felb/l erbebt. 6§ gab
— 134 —
I iubaijTreribe ßorijicn, welche ß^ri(Ienf()um unb Subcnt^um in
einer nnberen 2Betfe, bie Mixdjt c6 fc(b(t f)oben »olltc, in
einanber roarfen.') ^cibnifd)e3aiiberfun|le würben fo mit djriptid)^
fatf)olifd?en Ißräucijen üerfc^imülscn, bop bnrauS eine f6rmli(^c
Äefeerci entfionb. 2^'ie Snciuifition ivirb angewtefen, gegen fotd^e
ju öerfal;ren, bie Ijcibnifcfje ^auhtxtün\it mit bem ©acta;
ment beä "Küax^ treiben. 2) gine Zxt ^cibendjriften rrörb in
Stallen mi bem ^cipft ^ofjannea XXII. bemerft, fo bebeufenb,
bap er einen itreu5jug gegen ftc üeranjinften mupte. ©ie 'i)ah
ttn fidE) aber mä) nad^ Scutfiiitanb werbreitet in bie 2)i6c6fen
eon S3remen, 5J?ainj, Srier, Jtötn unb ©atjburg. 25ic Äreuji
faljrer jtrjtörten im '^cit)xt 1322 bie Stabt Stecanati üon ©runb
flu§. X>a Ijatten fte ein öbfd)culicl)e§ Sbol öufgefiellt, rceld^eS
fie flbgottifd) veref)rt£n.3) bie .:^eit;eng6tter in bem ©lauben
be5 S3oIfe§ fortlebten, fo i]! eine Sufummcnftellung be§ Qi)xU
[tentt;umS unb be§ ^eibentljumä nici^t un«)al)rfd)einlicl). 25ie
^eu^erungen beä ^aptleä inbeffen laffcn ausi) ber SSermut^ung
9?aum, bap ein offener 2(bfaE com (5l)rittent(}um, offene fRud^
h\)x n)at)rfd)cinlidj jum claffifdjcn .§eibent()um, nod) im »ierjefjn:
ten S«N;unbcrt bei einer ntd;t geringen 3ol;l ÜÄenfdjen «Statt
gcfunben.
Sie jtird)e, \vdä)t ubcrfjaupt feinen 3tugenb[i(f ber STu^e
xnt^x gewinnen Eann, ftcljct ftd) aber ai\d) »on anberroartä l;et
1) Bulla Joann, XXU. Raynald. Annales ecclesiae a. 1320. XV.
pag. 203.
2) ßuUa Jcann. XXU. Raynald. Annales ecclesiae a. 1320. XV.
pag. 205.
3) Documentis veritatis abjectis et ad ohscoenas operationeg et sor-
ilas inquinati, non advertentes quod illa virftis, iiiaque saptentia et illa
est Vera colenda majestas , qiiae nniversitateni miindi creavit ex nihilo
tt in qiius funnas voluit et mensuras tcrrenani coelesteinqne substantiam
oinnipotenti ratione prodiixit, idololatiiae nel'andissimo cultui per profanas
tnperstitiones et lioneiidas se stulta et coeca dementia ingesserun\, labe
respersi pei-til'era Iieicticac pravitatir. Ecce quidein bostes profani ca-
tholicae ii\ati'is adver.' iis Cliristum sponsiini ejus insnrgunt blaspliemiis
lidei catbolicae murum detr.ictionis ictibus iinpetiint, ejusqoe diniere ni-
tuntur orthodoxae structiirani et illain suaruin invasione \iiinin agredi
non Jcrniiilanl. Joannis XXII. Epist. apd. Uaynald. Aniiales ecclesiae a.
1321. XV. pag. 224. Scr .ftrciijuig fällt in iai -M)x 1322. fsricöricf)
roii 9}iüiitcfcrotro frcbt an Oer ©pi^c ber Kc^cr. SDfr .*?nuptfcl)nupla^ \\i
tie Tiaxt Ünccna. Raynald. Annales ecclesiae a. 1322. XV. p. 228.
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auf nicf)t minbec gefa()tlid)e SBeife bti)to\)tt. 3n 3Deutfd)(anb,
Stölien, granfreicb, erljob fidj plo^lid) um böä 1349 in
einer Seit t>er S^ot^, benn eä wüttjete eine arge Mm\ti)dt, ba§
IBolf. Ungeljeutc ©djaaren jogcn üon Srt ju Drt. Sie fdjrieen
äBupe unb geipelten ftd^ immer fort. Scbcr warf ficf) auf bic
©rbe, fo ba^ « bie ©cfialt eineä Äreujeä bitbetc. ®ic gingen
nun oüc über ii)n i)'m unbjeber gab ibm einen ©treid).*) 9}?an
nannte biefe ©cf^roärmer glagellanten. Sm 2fnfange fdjeinen
bie \)o^tn Äirdjenfürften nid)tö gegen bie ®ad[)e gehabt ju ^a-
ben. (5ä geljort in baä ©pfiem ber Äird}c hinein, ba^ bie
fWenfdjen bcfd)aftigct »erben mit foldjen Singen, ffiafb aber
tüirb bie ©adfje fcljr bebenflidj, fte nimmt eine 9Jid)tung gegen
ba§ ©acerbotium. Sie Stimmung ber 9J?cnfcIjen gegen baffelbe
tttaä)t ftd) 8uft balb in bicfer, balb in jener SBeife. Sie g(ü=
gellanten beljaupten, il;re ©ei^ehingen waren üerbtenfilidjer aB
baä 3J?artprert{)um, bie ©acramente ber S,ixi)i waren it)ncn
nidjt mel)r not^ig. ©ie öerad)ten ^riejtcr unb SJJondje, fte pre=
bigen unb U\)Xin, ftet)atten itjre eigenen Sufumnicnfünfte. ^aip|l
GUmenö VI. oerbietet bie ©eijjetungcnl, bie gai)rten unb bie 3u=
fammenfünfte. Sie, welche ge(e!)rt l;abcn, follten ergriffen wer«
ben. Sie wc(tlicl;cn Surften foUen bie ©ad)e mit ©cwalt un:
tcrbrütfen. ^) "Kbet bic Mxdjt Dermocijte lange nidjt biefe 9?id?j
tung unter bem SSo(Ee ju überwältigen.
1) Scrdtö im Safire 1260 fiattcn ficf) folcfjc gtagcaantcn in Otnlitn cr=
^obcn unb Diu nad) ^polcn «ocrbvcitct. ®d)on bamnlä batu-n fic 9Clc(}rt:
Neminem ab omniluis peccatis adsolvi, si in tali secta per munsam non
versaretnr. Raynald. Annales ecciesiae a. 11G0. XIV. pag. 56.
Circuraiverunt unusque post alium in circalo se in mudnm cruxifixi
prostravit, qnilibetque eornm snper quoslibet transenntes passibus et le-
niter prostratos fiagellis tangentes. Uitimis qui se primo straTorunt, pri-
ino surgentes se flagellaverunt flageUiü Iiabentibiis nodos cum quatuor
aculeis ferrei.s, transenntes cantuvulgari invocationis dominicae, habentes
maltas invocationes et steterunt tres in medio circuli sonori valde prae-
cinentes üagellando se post quos alii canebant In quo diu immorantes
ad unum praecentam omnes genuhexi in modum cruxifixi in facics snas
corrnerunt, cam singuitu orantes et transierunt juxta circulum magistri
monentes eos, »t orarent ad Dominum pro dementia super jiopiiluni et
omnes peccatores et in pnrgatorio existentes. Albertus Argentinensis :
Chronicon. Raynald. Annales ecciesiae a. 1349. XVI, pag. 291.
2) Bulla Clement. VI. Raynald, Annales occitsiae a, 1349. XVI.
pag, 192. 293.
1
— 138 —
3lod) im funfjc^)nten Sat)rt)unbert jeigte [lä) bct StögeUaiti
ti§mu5 unb in nod) bebenfltdjerer ©efialt a(ä im metjel)nten.
2)enn ba be^nuspteten fte, ba^ alle ©ewalt bcä^ap|le§ unb bet
^rtejler unb bie ©acramente ber romifdjen Äirdje auf9ct)6rt ^dts
ten if)re Geltung ju ^aben. "Kn bie ©teile bec Sloufe fei bie
©et^elung getreten. 2lud) fei bie ßonfeffio nidjt mel)r notljig,
benrt naä)^ beä .l^erjenS gerfnirfc^ung oerföljne fdjon biefelbe
' ©ei^elung mit @ott. ßben fo bewarfen fie baä gaflen, baä geges
Ifeuer unb bie 2£nrufung ber .^eiligen. 2tud) an bie SJransfubjlantiaj
tion glaubten fie nid^t. ^lux glagellanten waren il)nen etnjaö unb fte
bel)au:pteten , einer i^rer Se^rer, Äonrab @met, nid)t ber ^crr
unb ^eilanb, werbe am iüngjten Sage iu®erid)t fifeen.i) 3tuf
1) Isto anno in marchionatu Misnensi in oppido Sangerhasen multi
Iieretici deprehensi sunt, qui articulos infra scriptos contra üdem catho-
licam tenuerunt et occulte docuerunt. Quod secta eorum originem ha-
beret ex quibusdam scripturis per angelos super altare Sancti Petri de-
^. latis circa annum MCCCXLIV. Hoc tempore Dens Romanum pontifi-
cem ceterosque praelatos licentiavit eosque omni auctoritate ligandi at-
que Sülyendi aut quascunque res consecrandi privavit, nam ut in expul-
sione negotiatorum de templo Christus propter malitiam sacerdotum ab-
jecit sacerdotiujn judaicum, ita in transitu fratrum cruxifratrum propter
sacerdotum nequitiam licentiavit Dens sacerdotium evangelium et sie sa-
cramenta ecclesiae cessaverunt.
Item dicant, quod in transitu cruxifratrum, quando primo flagel-
lando se transiverunt per mundum , lex baptisnii in aqua deponebatur a
- Deo et lex baptismi in proprio sanguine iiistituebatur. Sic post praedi-
ctum transitum nemo verus Christianus fuit nec intrare potuit regnum
coelorum, nisi qui proprio sanguine de corpore per flagellum in memo-
riam passionis Ciiristi sponte excusso fuit baptizatus.
Item dicunt in Sacramento altaris nec verum corpus Christi nec ve-
rum Deum esse et quod ipsum esset ructus sacerdotum afHrmabant. Item
quod ad reniissionem peccatorum nihil prodest conlessio facta sacerdoti
nec absolutio facta per eundem , sed quantuncunque enormia sunt pec-
cata sufficit cum cordis contritione sola flagcllatio corporis proprii, unde
omncs indulgentiae per quemcunqae concessae nuUae sunt.
Item dicunt, quod Conradus Smet, eorum beresiarcba sedebit in
judicio ut judex in novissimo die et non Christus. Item quod post mor-
tem nulluni sit purgatorium, quod exequiae eorum defunctorum nihil pro-
sint defunctis , sed sint solalia vivorum et repleant marsupia clericorum.
Item quod nullius diei festivitas sit celebranda nisi diei dominice et na-
tivitatis Ciiristi ac assumptionis Mariae virginis. Venerationem sanctarum
iinaginviin asserebant esse idololatriain. Gobelinus apd. Raynald. Anna-
les ecclesiae a. 1414- XVll. pag. 441. 3«n<r Äonrüb ©iiitt roar ju <Si-
fuvt ali Kcfecr ccrbraniU tüorben.
— 137 ~
t>tm ßoncil ju Sonflanj rebet So^)anne§ ©erfon im S<Jl>w 1417
mit großem @ifer gegen bie glagcUanten. Wian müfTc bie ®ad()e
unterbrücfen um jeben ^reiä. 25ie 3£u§fd)weifungcn, bie bei beti
©ei^elungen unb Umjugen uorgingen, wären obfc^eultd). Den
Subcn unb ben ©aracenen würbe man jum ©efpött werben,
bulbete man e§ langer.^) £)ie glagellanten Ijaben fid)tbar bie
ganje r6mifcl)e Äirc^e verworfen fammt bem ^riejlertt)um, weil
fte beibeö für fleifdjlid) unb tiefgefunfen anfeilen, ©ie l)aben eine
anbere Äird)e beä ©eijleä gefacht, aber fte ^aben nidjt gewußt,
wie fte oiefelbc fi'nben foüten.
6ä war eine SSerwirrung f)erüorgegon3en au§ ber Wlip
jiimmung, wctdje ber romifclje Äat^olici§mu§ in ber SQSelt aufs
geregt batte, erzeugt üon ber ä5crEe^rt()eit berSSegriffe, mit weU
d)tt »on ber Äirdje bie SO?enfd)en gefüttert werben. @ine beis
nal^e ä()n(id)e ©ifdjeinung trat in ben ^ajloreüen ()er»or. 3«
granfreid^ rottete ftcij mti)xmal^, befcnberS aber im 5a^rel320
gemeine^ 58olf jufammen unb wollte baS ()eilige @rab wiebec^
erobern. 2) 5ßo nur baö SSolf 9?aum gewinnt ju einer freien
S£l)at, ba fielet man oud) fofort eine JRidjtung gegen baS ©a»
cerbotium. Ilud) bie Q)aftoreUen fangen an ju prebigen unb bie
©acramente ju »crad)ten. £)er Äleruä gilt itjnen nid)tä unb
fte meinen, ber ^crr l)abe überljaupt fein 2lngeftd)t t)on ben SSor«
ne^jmen ber ©rbc geifllidfien unb weltlid)en ©tanbeö ab unb ju
il)nen gcwenbet. 2)ie Äird)c nimmt ben weltlid^en 2Crm ju ^ülfe
unb überwältiget aud) biefe ^Bewegung. Dafi eö bei foldjen
ßrcigniffeii an wilben SSorgängen unb äügellofigfeiten nid)t
fel)lte, tann bem Äird>enfct)rift|teller wo^l geglaubt werben unb
eerfiel)et ftd) fdjon won felbp. 2)a§ SSolJ jerbrad) juweilen bie
Sab hoc velamine ac praetextu poenitentiae fiant innumera mala.
Insnrgunt hereses, vilipenduntur Sacenlotes, contemnontor confessiones
et poenitentiae sacramentales, extorquuntur dolosis inodis pecuniae, otia,
quae pigros occidunt, nutriuntar. Silemus de furtis, de stupris, de adol-
teriis^ de periculis quae sunt in falsis fratribus et frandalentis sollicita-
tionibus ad oinne facinus atque llagitium. Gersonii Tractatas contra se-
ctam se Flagellantium. Opera II. pag. 662.
1) Vergere possunt in scandalum Christianornm apnd Jiidaeos, Sa-
racenos et Paganos, tanquam Lex Christi sit anstera , crodelis et id
sanguinibus , non in miserationibus enutrita. Gersonii Trartatos contra
sectatn se Flagellantium. Opera II. pag. 662,
2) Raynald. Annales ecclesiae a. 1320. XV. pag. 202.
— 138 —
Äefte, mit weldjet e§ »om ©acerbotio umjogen mxbm roor;
e§ war auferjogcn »uorben in 9?oI)t)ett unb ^(bergloubcn, unb
btefe fonnten feine anberen gtüdjte tragen aB foldje, wie fte
eben in biefcn SSolfSbewegiingen fid; jeigten. SÖJenn fiel) Äleri-
cer ön bie @pi|e fo(cl)er ^Bewegungen pellten, fo waren c5 meifl
granctScöncr, wefd^cn immer nur ber ©ebanfe, ba^ bie d)ri|ls
lidje aSoUEoTnmen^eit in ber a^jofiolifdjen lltmutl) beftänbe, »or:
gefcl;webt ju ^aben fdjeint. T)uxä) biefe Zxmuti) erljiclten fte
ben ©eift, ber fte frei madjte »on allen SSanben. @ä war bei
tiefen granciScanern felbjl 3(Ue§ SJ?i^öer|lanb unb ganatiämu§,
unb S3tinbe fonnten nict)t %ü\)nx ber SJlinben fein.
3nbeffen jogen bie Flagellanten unb ^aflorellen nur wie
leid)te ^t)anomene an bem ^immel ber M\xä)t worüber. ^Tbet
eine SSKengc anbcre, jiemltd) orgnniftrte ®efellfd)aften ftdtiger
Statur mad)ten berfelben groperc S'Jotl). «Sie werben aufgefii^rt
unter biefen 9?amen: graticcUen, 'ifpofiolifdje, Sßegutnen, Sßt,
garben, Surluptnen unb SoUarben. (gä erfd)etnen meljrere na'
mentlid) angefül)rte .Re^er, von benen man faum fagen tann,
ob fie ber einen ober ber anbcvcn biefer ©ccten ober ®cfellfd)afs
ten angel)6rtcn. 3" ben "Kn^iö^tm biefer felbfi f)errfd)t offenbar
eine grofe SScrwanbtfd)aft. SSorauö uerbient bemerft ju wer=
ben, bap fte nid)t§ gemein Ijatten mit ben SOBalbenfevn. 2)ie
SBalbenfer waren ii)mn feinb. ©ie fd^einen ferner aud; nid)tS
gemein ju Ijaben mit ben fogenannten '3)icarbcn. 2)enn biefe
waren wo^l weiter nid)t§ al§ ©laubenäboten unb SSoÜfommene
ber alten ebangelifd)=fatl)olifd)cn Äirdje, bie jur 'Sdt ber großen
SSerfotgung fid) b'ii nad) S3öl)mcn unb ^olen gerettet Ijatten-
einjelne SSeguinen erflarten ftd) wo^l für ^u^,^); unb gra»
ticellcn unb S5egarben ergriffen freilid) im fed)ä5el)nten Sa()r()un--
bert bie SReformation ; ^) urfprünglid^ aber war ifjre Slrennung
toon ber romifc^) fatl)olifd)en Äirdfjc nid)t burd) eöangclifd(>e
©runbfdfec ^erbeigefüt)rt werben. 25ie graticellen (Fraticelli,
Fraticellae) werben »om breijel)nten Sal)r()unbert an biä über
baä funfje^ntc l)inauä bemerft. ®ie erfd)einen ju berfelben Seit,
1) Heretici qnidem alios rei)robant et condemnant , sicnt Waldenses
reprobant, imnio nauseant Rnncaros et Begardos et alios. Petri de Pi-
lichdorf cont. Waldenses. Dte La Bigne. Max. Bibl. Patr. XXV. p,273.
2) Cochlaeus. Historia Hussitarum pag. 18. Mainz 1549.
3) Mosheim. De Begardis et Beguinabus, pag. 579.
— 139 —
tto ber- ©^tn'tualiSmuS ^d) in im Drben ber ^xamxicantt
geltenb mad)t. oterje^ntcn 3<il)rt)unbert befonberö muffen
fte fef)r ja(;lrcirf) unb weit oiiägefaveitet gcmefen fein. Unaufs
l)bxü(i) tönen, bte klagen, ba^ bie graticellen aUt fatI)olifdt)e
ßdnbec ongcfüllt.^) ©elbfl in bem Oriente ftnb fte ju finben.^)
2)a§ r6mifd)e Äird)ent]^uni, wenn c6 üon biefen ®efeUfd)afs
ten rebet, l;at ebenfalls nact) 3Jtöili(i)hit 2(Üe6 ju werwimn ge»
fud)t. Sie ©efeüfttaften werben gen>6t)nlidj »on beftimmten
^erfonen (jergelcitct, »on benen fie Flamen unb Urfprung t)a»
ben foUen. 2)ie galfd)f)eit unb Ungereimtheit foldjer "KriQabtn
tfl gen)6()nlid> mit ^anben ju greifen. (Sine gewiffe unter ben
S)?enfd)en oerbreitcte 3bee gab biefen @efellfcf)aftcn entweber ben
Ur^^ijrung ober mad^te fte ju ttvoai '2(nberem, olä wag fie früt)ef
gewefen waren. 58ei ben graticeüen liegt ber Urfprung ouf bet ^
flaä)in ^anb unb ergiebt \iä) auä bem SZamen felbft. £)erfelbe
ifi weiter nid;t» alö bie Ueberfefjung be§ 9iamenö „frater ini- |;
nor" f^ranci-ocaner. 3) 25ie @d)riftfteUer, benen e§ galt, eine
angeblidje (5()re Deö £)rben§ ber groncigcaner ju retten, flreiten
mit allen straften, bap bie graticcUen nur erlogen, ba^ fie
Äertiarier bcä £)rbenä üom l;eitigen granj waren.*) (Sie \)abtn
oud) 9?ed)t in bem ©inne, bap bie graticellen ni4)t Slertiariet beä
3;i)eileö beö £)rbene> ber granciäcaner, ber im ®el)orfam beä QJapfleä
blieb, nid)t bann 3;i)eile biefe5Srben§ waren, alä baö ©djiäma
geenbet unb ber Drben wieber ganj in bie Sbebienj beä romi;
fdjen ©tubleö jurucfgetreten war, barum waren fte allerbingä
mit bem Srben felbjl unb mit ben ddjten SSertiariern nidjt ju
»erwed)feln. 2)ie ^äpftc unterfc^eiben aucf) genau bie gratis
1) !Ca (c^ren fie omnem sanctitatem in ecclesia Romana iteriisse,
omnem in sacris ac divinis potestatem in se ipsos transfasam. Raynald.
Annales ecciesiae a. 1314. XVI. pagf. 201.
2) Siö nac^ ÜJnncnien ^in. Raynald. Annales ecciesiae a. 1344. .
XVI. pag. 201.
3) ©0 fetten J)ie SScguinen »on einem Wannt D'Janiend Begninns ^er«
flciniineii. Raynald. Annales ecciesiae a. 1322. XV. pag. 242. JDa ein
Fraticelliis nid)t fuijltd) gcOilbtt ivcrben tonnte, fo mit'o ben grciticetten Urs
fprung gegeben yon einem gcit>ijTcn Punzilupus, beffen frül)er gc&ac^t mox-
iien unb ber ein Sßüilfomniener ber Äat()arcr gereefen toax. Wadding. An-
nales Minoruni VI. pag. 288.
4) Waddiflg. Annales Minorum a. 1317. VI. pag. 279. -
— 140 —
teilen bon be« ad)ten S^rbenSbrübcm. 910^)6 Semönbtfcl)aft mit
ben gwticeUen ^)atten nun auö) in biefcr iitit bie JSeguinen. Sät--
guinen gab eä bereite lange Seit eor ben teltgiöfen SSewegun-
gen, »on benen bier gefprocben rctrb. (5§ roaren grauen, bie,
ebne gerabe bie 9?onnengelübbc abgelegt ju baben, [icb bocb ei=
nem firengen unb floflerltcben geben unterworfen, ftd) jufammen
getban ^attm in ^aufern, gemeinfcboftlid) ju arbeiten, gemeins
fdjaftlid) fromme äßräucbe ju beobachten. ®ie fdjeinen jum
großen SIbeil »on 2t(mofen gelebt ju baben. 2)iefe -JBeguinen
fiefjen i)od) in ben 'ilugen ber 2Belt unb fte werben bei ben
©cl(>enfungen ntd)t »ergeffen. 3m breijebntcn Sabtb"n^"t
cntfieben aud) folcbe SSKännerwereine. Sbwobl nun aud) für bie
Scanner juweilen ber S'iame „Befrnini" tjorfommt, fo »erben
bie 9Jivinner botb in ber Siegel Begardi genannt, ^) wobei benn
bie wetblicbe gorm Begarda ebenfalls nidf)t feiten erfcbeint. 25et
IRame fommt wabrfdjeinltd) ber »on bem nieberbeutfcben „begs
on" betteln.*) 2)ie ®egarben erfdjeinen mebr in £)eutfd)lanb,
bie graticellen mebr in ben (Sübldnbern. @ie nannten ftd)
oud) ©ruber unb <Sd)wefiern ber ffiüpung. Sä fommen fers
ner bie 2luöbrü(fe „SBrüCier unb ©cbwefiern beä freien ®eif}e§,
Sßrüber unb (Scbwejiern beS boben ®eifie6" »or. :©tefe bejeid);
nen bann eine eigentbümlid)e 9Jid)tung, »eldje einige Seguinen
unb S5egarben genommen b<»ben. gab nun immer befonberS
SBeguinen, weli^e ber romifdjen Äirdje treu blieben, weldje fiiK
babin lebten in ibren .l^dufern, unter ibren frommen SBibmun=
gen, o^ne ju bogmatiftren ober ju polemifiren. X>k ^dpjtc
gebieten immer, baß foldje S5eguinen nid^t gejlort werben foU^
ten, wenn ftc aud), ba bie ganje Srfdjeinung »erbddjtig gewor^
1) Wadding. Annales Minorum a. 1317. VI. pag. 280.
2) Mosheim de Begardis et Begainabns pag. 58 — 88.
3) Praecipne in Alemanniae partibns qui volgariter Begehardi quoad
viros et Beginae, qnoad feminas nominantnr. Conrad de Monte Puel-
larum contra Begehardos et Beguinas. Gretser. Opera Xli. II. pag. 98.
4) ©er IJlanie „25cgutnc" wirb nid)t unwal)rf^cinli^ a60clcitcr vom
olt(dd)r>fd)tn ^'cg*"» b'gan, biggan. Colere, servire, obseryare. Mosheim
de Begardis et Beguinabis, pag. 93.
5) (£d fommon ü6crt)nupt fcf)r oicle 9Iamen b«fel6en »or. Secta Be-
gehardonim et Beginarnm seu sdwestrornm conventnalum , quae vulgo
wilge Armen vel conventschwestern dicantur, vel quae simul mendicando
dicunt, Brodt durch Gott. Rdictum Imperat. Carol. IV. a. 1369.
— 141 —
t)«n »erlangen, böf i^v ©faube unterfaßt werben foUte. »)
2Cber um btefelbe Seit, ba bie graticeüen ftd) jeigten, unb biefeS
war, toie ber SptrituoItsmuS in bcm IDrben ber granciäcanet
em^5orfam, war bie größere Sat)l ber S3egutnen unb bie um
eben biefelbe Seit entfleljenben iBegarben von ber r6mifcl)en Äird^e
abgefallen. 25ie SSegarben nannten fid) juwcilen aud) bie UtU
nen ©ruber, wie bie graticellen wollten fie babur^) fagen, bafi
ffe auc^ a^crtiarier vom Örben be§ l^eiltgen Sranj wären. ^)
j£>k Stix(i)t unb ber Srben felbjt tüoren nicljt im ©tanbe, bie
SEertiarier gcl)6rig ju beob[td)tigen. S3icle, welche »ielleidjt wirfs
Ucl) in ben STrbcn aufgenommen roorben, lebten bod) mä) an*
bern äßraudjen, alä Srben unb Äird)e oerlangten, SSiele gaben
fiel) ben 9?amen 3;ertiarier felbjl. «Sie jogen Ijerum, lefjrten,
^)rebigten in SBälbern unb in .i^ötjlen. (15 ijl eine ße^re, c§
ifl eine Q)rebtgt, weld)e bie romifdf^e Äirdje tief in ibrem ^nner«
flen angreift. Sm »ierje^nten 3abrl)unbert jumal ftnb bie 2fns
nalen ber Äircfjc angefüllt mit SSerfügungen gegen bie §raticellen,
bie SScgarbcn, bie ibnen üerwanbten ©ecfcn. 25ie 3nquifttion unb
bie S5ifd)ö|e b^ben eine neue iBefcbaftigung gcfunben. 2lu5 bem
einen Eanbe oertrieben , jeigen ficlj bie (Seelen in einem anbern.
Smmer oon S'Jeuem fcbeinen fte aufjuwacben. 2)ie9?egung ge»
gen bie Äird)e b^t einen guten Zi)eil ber a)?enfdien ergriffen.
^ein« biefer ©ecten warb eine ganj fefte unb beflimmte Drga-s
nifation. Äeine burfte e§ werben, wenn bereinfi ba5 Soange»
lium wieber J^errfdjaft gewinnen foUte unter ben SJJenfcben. Q$
war eine 8ebre, eine «Meinung, Die fd)n)anEenC) bin unb Ijec
ging, bie ficb batb fo unb balb fo geilaltete. @§ fab ungemein
bunt unter biefen ©ecten auS; ©crfon meint, wenn man alle
Slborbeiten berid)ten wollte, bie oon ben S3egarben unb SSegui»
nen gefagt unb getban würben, nimmer fonnte man fertig
werben. ») Tiüd) ijl fidjtbar, ba^ eine ganje glutb ber feltfam^
1) Raynald. Annales ecciesiae a. 1317. XV. pag. 216.
2) Mosheim de Begardis et Begainabis, pag. 262..
3) Addo nunc id, quod evenit tempore meo de qaadam qiiae pro-
phetissa et miraculorum operatrix reputata est a multis quam et vidi et
allocntas sum, haec tandem dixit et scribi jussit, qnod Spiritus suos
deum contemplando fiierat annibilatus yera annihilatione et hinc recrea-
tus: et dum quaeretur qualiter hoc scire poterat, repondebat se exper-
tam. Dies mihi non sufficerct, si numerare vellem innumeras tales in-
— 142 -
fien unb abentf)eiier(td}|len fKcinungen fid) unter tiefen ©ecten
()erumtrieb. Sfiidjt 3Ctte§ mog befannt gctrorbcn fein, aber ba§
befannt geworbene jetgt fctjon l)inlänglicb biefeä feltfame 3n=
unb 2])uvcf)ctnönberflutben, fo wie eö bie ©rünbe jetgt, nxmim
baffelbe wobl cnt(icl)cn muffte.
@§ tft etn>a§ @emcinfd)aft(ic{}eö bei oücn bicfcn Secten obec
@efcUfd)aften mi)l ju erfenncn. ©ie folgen aUe bem ®runbs
fa^e ber fpirituellen granciöcaner, ba^ bie ooUjlänbige opofloli»
Ufcbe "Kxmuti) SBoÜfommcnbcit gäbe, bag ber J^err unb bie
2(poflolen ntd?tä auf @rben befeffen, bap man einen atmen mt
bürftigen ©ebraud) oon bcn ^Dingen mad)en muffe, bie man
unumgänglid) notbig i)ah( jum geben. 2)rtrum l)küm fie bie
* 9?egel beö i)eiligen granj, bie ifjnen ber wabre 3nl)nlt beö Q'oari'
^ geliumä ßbripi voax, fef)r i)OÖ). Sie »erbammten alle 9?eueruns
gen, n)eld)e ber Drbcn unb ba§ ^a^fitbum fid; mit biefcr bei'i-
gen 9Jegel erlaubt bitten ®ie batten bann weitet bie Seb^
ren einiger fpiritualen granciscaner angenommen, wtlä)t »on
einer Äirdje be6 gleifd)e§ unb üon einer Äirdje be§ (Seijleä ge»
fprodjen. @ic ücrmarfen baö rcmifdje Äirdjentbum fammt aU
kn feinen ^dpftcn unb 5)ri^l'iten, bie .Rircbe fammt ibren ©a=
cramenten. £)ie ©emalt ber ^rieflet ber r6mifd)en .Rird)e, btc-
@en?alt beä ^opfteä i}at aufgebort. £)ie romifdje Mixdji ift bie
.Äircbe be§ gleifd)eö. 2)ie Äircbe beS ®ei(leS, bie dcbte Äirdje
tfi bei ibnen, bie tton ber fleifdjlidjcn Äirdje verfolgt werbem
I graticeüen foUen ftd) einmal fogar ibren eigenen ^ap^t gewdblt
' ^aben. @ie fagen mit bem Jranciäcaner £>lit>a, baf bie r6>
mifd)e Äird)e bie 2)irne »on 23abplon ift. ©ie b'Jtten alle bie
Äe^ereien aboptirt unb fie in ein ©pjlem jufammengefa^t, mU
d)e einjeln »on fpirituellen granciStanern au$gefprod)en n>orbett
waren. *)
2)en @afe »on ber a5pofiolifd;)en 2Crmutb fdjeinen obne 2fu9«
nabme ?(lle oon bcn genannten ©cctcn bebau^tet ju b^ben.
25ie graticellen brüden baä baburd) au§, ba^ fie ftcb aud)
bie SSrüber bcä armen Sebent nennen. 25ie SSegatben fd)ei=
nen mebrere ®rabe ber SJoUfommenbeit angenommen ju b«ben.
Sanas amantium, imnio et atiantitiin, quia non secundum scientiain qua-'
|es videntur fuisse Begardi et Begardae. Epistola Johannis Gersooii>
Opera I. pag. 82.
1) Mosheim de Begardis et Beguinabas pag. 5Ü7 — 612.
— 143 —
£)ie, mld)i nad) bem ^cd)fien (irebten, (jakn bie o^ojlo(tfd)c
^trnuitl) aud) bariufrellen gefudjt in it)xex äußeren (Srfd)etnun3,
t>md) bürftigen JSßrauc^) ber notfjmenbigen X>inQt, burd) (intf)alt
X)it ©ecten finb in bcn ^aupt^ügen gcrotj? no^e jufams
mengejlopien/ mm aud) SSerfdjteöenl^eit im ©injelnen t>ori;anbcn
war. (Eine nam()affe 25iöergcnj fdjeint inbeffen, wenigjienä im
»ierjel)nten Sa^r{)unbert, unter 'iLUen fiatt gcfunben ju Ijaben,
rocldje fic^ graticellen unb SScgarben nannten. S5enn ein 3;(;ct(
üon i()nen {)atte ftd)tbar baä neue ©»angelium be§ Ijeiligcn @ei-
fteä an; unb aufgenommen. 3u biefem Steile, wirb bemerft,
waren vom Drben be§ ^eiligen granj »iete njtrfli^e JBvübet
unb t>ie(c SJertiarier getreten. ®ivolbu§ ©agaellu§ i)uttt oer-
fünbet, bfl^ baä ßoangelium (5f)ri(li feine Äraft mit bcm 3al;re
1260 öerliere. ^) 2)iefeä war nur ein @efe^ ber Äncd)tfd)aft
gewefen, ba§ neue (Joangelium war baä @efe§ ber g^rciljcit.
Sie äBerid^te, weldje .au§ ber r6mifd)en Äirdje fommen, finb
md)t ol)ne 2Biberf)irüd)e. 2(uögemad)t ifl, ba^ bie '•^nl)ü!iger
bes neuen ©üangeliumä annel^men, ber SRenfd) fonne einen
StanD ber SSoüfommen^cit erreidjen, auf bem alle menfd)lici^e
^anblungen für it)n gteidjgültig geworben. Siebftal)!, 8üge,
Unjud)t waren bann feine ©ünCe met)x. 25er SÄcnfd; fonnte
fid> }u einem ©tanbpuncte er()eben, auf weldjem er felbfl ju
©Ott würbe, er fonnte bann ba» SSexbienfi ß{;ri|Ii felbjl über;
meijlern ober bemfelben bodj gleid) fommen. 25er SUZenfci^^ »
fd)einen fie ferner gelehrt ju Ijaben, f)abe in fid) fclbfl ein
©efei^ , bem er allein ju folgen i)aU. 25ie SSollfommenen um
ter t^nen »erfünbigten iljre SKeinungen alä g6ttlid)e Snfpiras
tionen. SSon benfelben pflegten ftc ju fagen, bap fie weit bef»
fer waren, alä bie coangelifd^en ä5otfd)riften. SBenn ber5Wenfci>
geflorben i(t, fo wirb er wiebcr @ott: weber ein jüngfleö @e> (
ridjt nod) ein gegefeuer nehmen fte an. 2)
1) Mosheim de Begardis et Beguinabiis pag. 66.
2) Quod in tertio statu erit lex libertatis, quia evangeliam Chriiü
non fuit libertatis et quod Spiritus sanctus plenius dabitur in tertio statu
quia in secundo statu non fuit plene datus et quod ecciesia in tertio statu
purgabitur quasi frumentum a paleis et zizaniis, quia tunc tiet separatio
malorum a bonis et tunc praedicabiturevangelium regni. Guido Carmclita.
Dicunt se credere, quod qnilibet liomo perfectus sit Christus per
nataram. Aliqais bomo posset transcend^re meritam Christi. Item, quod
— 144 —
Sn treld)em 58ett)dltniß fte baS <ä^n^tntf)um ju fid) gebac^jt
^>aben, rcirb ntd)t üollfldnbig Uax. (5ä tfl bod) nod) baoon bie
Stebe, ba^ fic bie d)rifllicf)en ©acramente begingen, obnjol)! fte
btefelben anberö b^nb^jabten unb anber§ betracbteten, alö btc
romifcbe Äirdje. Süangcltum be§ SJinrcuö unb beS gucaä
foUen fte fitr gabcl, baä (Soangelium beö 9Raftbdii§ unb beä
Sol)anne6 bagegen für ^ai)xi)tit er<idt)tet baben. £)aS @üange=
Itum beä ^errn unb ^eitanbcs mufte iJjnen, ibrct ^auptanftdjt
nihil debeat fieri propter pracmium «jaodcunqae etiam propter regnum
coelorum. Item quod Iioido perfectionis debet esse liher ab omni vic^
tote, ab omni actione virtotis, a CbristOj ab ejus passione cogitanda^
a Deo.
Dicant , qnod Judicium extremum non sit futurum , sed quod tunc
est Judicium hominis solum cum moritiir. Item quod non est infernns
nec purgatorium. Item quod mortuo corpore hominis solus Spiritus, Tel
anima hominis redibit ad eum, unde exivit et cum eo sie reunietur, quod
nihil remanebit nisi quod ab aeterno fuit Deus.
Dicunt, credunt et tenent, quod Deus sit formaliter omne quod est.
Item dicunt quod homo possit sie uniri Deo, quod ipsius sit idem posse
ac velle et operari quodcunque, quod est ipsius Dei. Item credunt se
esse Deum per naturam sine distinctione. Item^ quod sint in eis omnes
perfectiones divinae ita quod dicunt se esse aeternos. Item dicunt se
omnia creasse et plus creasse quam Deiim, Item quod nullo indigent
nec Deo nec Deitate. Item quod sunt impeccabiles , unde quemcunque
actum peccati facinnt sine peccato. Item quod sunt ipsum regnum coe-
lorain. Edictum Joannis episcopi Argentinensis a. 1317.
®er iDcminiccincr;9?lond) Sccarb kt)rte: Nos transformamur totalitet
in Deum et convertiranr simili modo sicut in saoramento panis converti-
tur in corpus Christi, sie ego convertor in eum, quod ipse operatur me
suum esse. Quidquid proprium est divinae naturae, hoc totum proprium
est homini jnsto et divino (bem ^oQfcmmcncn). Propter hoc i»te homo
operatur, quidquid Deus operatur et creavit una cum Deo coelum et
terram et est generator verbi aeterni et Dens sine tali homine nesciret
quidquam facere. Raynald. Annales ecciesiae a. 1329. XV. pag. 389.
Item dicunt, quod' homo perfectus sit liber in totum, ratione liujiis
libertatis non tenetur ad serrandum praecepta Praelatoruui. Item dicunt
quod quidam ex eis adeo sunt perfecti, nt non possint deficere nec pro-
ficere in ganctitate. Item quod perfectus homo non indigeat in hac vita
virtatibus theologicis, sicut iide, spe et caritate. Joannes Argentinen.
5(udf) b<t rocltU«f)e ©etjorforn fd)cint für bic aSoatommcncn nufjul)örcn.
Uli qni sunt in praedicto gradu perfectionis et spiritu libertatis non snnt
humanae subjesti obedientiae. Alvarus Pelagins: de planctu eaclesiae.
Jejnnare et orare non oportet hominem postqnam gradum ultimum
perfectioms fuerit assecutus, quia tunc sensualitas ita perfecta spiritui et
— 145 —
nod), mt\)x eine Erinnerung al§ eine SSeripfItd)tun3 fein,
tlar , bap fte mit einer genjiffen SSeradjtung »on bemfelben
fpracl)en. ^)
9Kit voic üiel SKiftraucn man aud) fonjt bic 9iad)ricl)ten
betradjten mufj, meldte über fogenonnte Äeger au§ bem (Sd)OD^e
beö r6mifd;en Äird;ent(;umä fommen, fo fdjeinen bod) gerabe
bic SSertdjte über biefe Äe^erarten aUtn ®lauhm ju »erbienen
tn ben ^au:pt[ad)en, wenn aud) im Einjelnen SSiele5 übertrie--
ben ober falfd) öufgefa^t werben fein mag. £iie Äird^e ijatte
i)itx e\)ix ein 3nteref[e ju fdjweigcn aB ju reben. 25iefe Mti^t-
rei ifl nidjt eiitjlanben auä bem ©oangelio, fte ifi entpanben
ou5 ber romifdjen Äird)e felbft. 2(uä ^fnfidfjten unb ©ebanfen,
ouf we(d)e fte ftd) fe(bjt gejlellt l)atk, ifl fte f)eröorgetreten , fte
ift ein weiterer 3(uSbau unb eine Ueberfpannung berfelben. 2£ber
bie ,Rird)C rcbet bod), unb inbem fte fo gewiffermafen gegcü
ftd) felbft rebet, ijt fein ©runb t)or()anben, iljr nidjt ju glauben.
2lUer benfbare SSiberfinn fonnte ja mi)i unter ben 9J?enfdjcn
öuffommen, mlä)e. man im Söangelio ununterridjtet ju laffen,
weldje man auf ben ©ebanfen üon bem SSerbienfte unb ber
S3oD[Eommenf)eit gewiffer an \i<i) felbft nidjtiger Sujidnbc unb
Jg)anblungen , n3eld)e man auf einem Sauber» unb SBitnberfretS
5u ftellen ftdf) alle mbQÜä)t 9Rül;e gegeben batte. 3?un fprang
ratione snbjecta, qnod potest homo libero corpori concedere quidquid
placet.
Magis homines debent credcre hnmanis conceptibus, qai procedunt
ex Corde, quam doctrinae evangelicae. Joannes Argentinen^.
Afferramus fructom actuum non exterionim , sed interiornm , quos
Pater in nobis manens facit et operatur. 2)cr ©ominicancr Sccarb.
®k Sugcnbcn 6raud)cn nur gciiöt ju rocrbcn in bem ©tanbc ber UnooIIs
fommcnf)cit. Sextus error istoram Begbardorum est quod se exercere in
actibus virtatum est hominis imperfecti et perfecta anima licentiat a se
virtutes. Alvaros Pelagius, de planctu ccclesiae.
aSon ber romifd)en Äitd[)C fagcn: se credere ecclesiam Catholicam
sive Cbristianitatem fatuam esse vel fatuitatem. Joannes Argentinens.
©tc graticcCfcn i^attcn in «pcrufia einen eigenen ^Papji. & firittcn fid)
jraei. Cnus alteri objiciebat nimiam praesumptionem, quod se tanquam
Papam venerari et pro vero Papa coli yellet: ille vero liuic insolc tiam
et sacrilegam temeritatem, quod sibi canonice electo nollet obten?peiare.
Raynald. Annales ecclesiae a. 1374. XVI. pag. 527.
1) Dicunt aliquos ex eis posse meliores libros reparare omnibns
Ubris catholicae fidei, si faerint destructi. Joannes Argentinens.
H, XJct«. 10
- 146 —
t)ie Mtitt einmal, unb bte SOZenf^cn, nacf) einer ^8erul;igung
i)ci^ä)mb, vot\d)i bic romifdje Äirdje nirfjt gewahrte, fudt)tcn ol)nc
giil)vev bic 2Bal)rl)eit unb fnnben auf bcr ©tra^c, wcld^e bie
Äivdje 9eba{)nt, einen un9ef)euren Srrtf)inn.
©er 5£f)eil nun ter graticeUen unb ber SScgarben, mld)et
ba§ neue (Stjangelium angenommen Ijatte, crfdjeint unter
me{)reren Flamen. 2)iefe n3ed)feln überfjau^jt fe()r mannigfaltig,
erftenä werben ft'e einfach mit biefen 9?amen graticellen unb
JSegarben bejeidjnet. @ä ijl aber raefcntlic^ , ft'e ju untcrf4)et»
ben von anberen, bie jwar auä) graticellen unb SSegarben ges
nannt werben, mld)i aber im (5f)riftcnt^um geblieben ftnb unb
baä neue ©wangelium ntcbt angenommen f^aben. "Eingenommen
aber fct)einen eä bie ju l)uben, welcbe S5ruber unb ©djweflern
beä freien ober be§ \)ol)m ©eifteä genannt werben.*) (5ine fetjr
nal;e SÖcnvanbtfcijaft mit bcn S3cgarben jeigt fi'd) baburd), bap
aud) bie 9Zamen Sßegarben unb SSeguinen be§ freien ©cijleä
üorEommen. £)ie römifc^e itird^e liebt e§, wenn üon Äe^ern
gercbct roirb, üielc SZamen jufammenjujtcUen. Seäbatb fann
eö feinen 'Einfloß geben, wenn juweilen wieber bie iJZamen S5e=
garben ober SSeguinen unb bie »om freien ober »om i)o\)tn
©eifte neben einanber gejlcUt werben, aU fei bie Siebe üon jwei
f ganj üerfdjiebenen 2)ingen. ^) eingenommen fd;einen ferner bic
'■ ba§ neue S'wangelium 5U ^aben, welrf)e 2lpojlolen ober 2lpoflo;
lifd)e genannt werben. <Sd)on ®iralbu§ ©agareUuä l^otte 'Kpo'
jtolen au§gefenbet, biefe§ neue @üangelium ju ^rebigen.'^) ©iefc
'.Mpoftolen, bie aud) in il)rem 'Eieu^eren ficb feltfam trugen, fdjet:
nen lange b^umgcjogen ju fein. (Soncilienfdjlüffe gebieten, bap
1) ©ic (enteren ^Jlanicn fcfecincn fic fid) in bicfcm Salle f«I6ji gegeben
t)fl(icn. Nonniilli qui siilt nomine cujusdain lictae et praesumptae ro-
ligionis, qiios vulgiis Bci^eliardos et Scliwestrones, Broil durch Gott no-
ininant, ipsi vero et ipsae se ile secta liberi Spiritus et voliinlariae pau-
pertatis parvos fratres et sororcs vocant. Jidictuni Joannis episcopi Ar-
gentinensis a. 1317.
2) Mosheim de Beg;ird's et Beguinabus, pag. 423.
3) Gcrhardus Sagarelli de Parma secunddiu Kggliardum, novam
sectam inveniens , instituit ordinem Apostolonim , . cujus ordiiiis fratres
nemim subesse deberent nisi solo Oeo. Iii fratres currere deberent per
mundiim evangelicando verbum Dei et soUini viveie dtberent de eleemo-
syiiis. Hcrmanni Cuerneri Chronicon ad an. l'26t. Kccard. Corpus
Script. II. jiag. 906.
— 147 —
ftc nid)t üufgenümmen werben folltcn in ben J^aufem. ©in
füUter "^pojitel \d)dnt auä) ^ükim§, ber Äcl^er, gewefen ju
fettr, bev fid) mit feinen 'Kn\)änQexn in bie ©ebirge bei SRoüarrc
geflüdjtet l}atte. Untev ^apft Glemenö V. mupte ba§ Äreuj
gegen il)n gcprebigt werben. 25er -JBifrfjof von SSercellt fütjrte
ba§ ^reujlKcr im ^aijre 1306 gegen t(;n on. 2)er[elbe wagk
erjl bann in bie ©ebirge einzubringen, olä bereite Äalte unb
junger einen guten Sljeil ber Äe^er »ernidjtet l^atte. Sann
warb fd)onung6(o5 erfd)tagen, waä ftd) nod) in bem ©ebirge
fanb.^) Die Dutciniflcn Ijaben fdjwerlid) eine eigene @ecte
gebi(bet. Me§ beutet barauf t)in, ba^ £)ulcinuä unb feine Un-
langer auf baö neue ©uangeüum beä Ijeiligen ©eijle§ gefd)woren
i)atkn. Zm 2{uögange be§ ü!crjef)nten, am S3eginn beä funf=
je()nten Siif)rJ)itnbert§ wirb baä ^in - unb ^erwanbern biefcr
'^fpoflolen noä) bemcvft unb Sinjelne werben aufgegriffen urib
ben Stammen überantwortet,
2!)aä war bie eine Seite be§ §rüftcelliämu§ unb föegarbiS;
mu§, eine feltfame unb abentljeuerlid^e ©eftatt, wetd)e bem gan-
gen (5f)ri(ientl)um Untergang brol)ete. 25ie Scr^weigung biefeä
Ungtnubenö, namentlich in Stallen, inu{5 fe(;t weit gewefen fein.
Sn Stalten, bid)t an ben (Sd)wellen bcä apo|tolif(^en ®tuf;(eS
iji immer 2tUe§ am gropefien unb breiteflot gu finben, bie gred;-
t)nt unb bie 3ud)t(oftg!eit, ber 2ibcrglaube unb ber Unglaube.
SÖSenn biefe Sppofttion gegen bie romifdje Mixd)e jufammengej
ftellt wirb mit ber Sppofttton, bie ftd; in ben SBatbenfern unb
anberen auftl)at, fo i(! ba§ ein Äunftgriff ber Stomerfreunbe,
ber ju grob ijl, alä ba^ man not^ig l)at, aud) nur ein SEort
weiter barüber ju »erlieren. 'Kn- biefer einen fo gefä|)rltd)en
1) Concil. Trevirens. a. 1310. ©nS eoiicit öon D^nrfconnc bc* 3a^;
xci 1374 ntacl)t bagcgcn bnvaiif aufmertfam, ba§ man bic 2ipüflolen inet'
ben folle, wdäit circa iidem Ocbcnflid) ivaxen. Mansi. Coli. Conc. XXV.
pag. 262. XXVI. pag. 593. & uui§ nlfo rco^l mit ben 3tpüj!o(ifc^cn ge»
wefcn fein wie niil btn Sßcguinen. ©tc iSacI)c an fic^ fctbjl ftcmpclte fic
nic^t JU Äckern, fonberii ber Ocfonbere ®(nu6c unb trenn fie oug« bet
Öbcbicnj b«r Äird)eiio6cvn getreten tcorcn.
2) Raynald. Annales ecclesiae. 1307. XV, pag. V. Ptolem. Lucun-
sis Vita Clement. V. Baluze I. pag. 26.
3) Cum quidam qui se dicunt Apostolos et Religiöses se tingunt,
qni per orbem incedunt vagabundi, in multis nialis fuerint depreliensi,
sicut pericalosi homines circa fidem, volumus qiiud uljicunque cajiiantur
Concil. Vaurens, a. 1374.
10'
— 148 -
Seite be§ gwticeUiSmuä unb Seguint^muä \)attm nun ^an~
ctäcaner fidjtbar tt)eferttltdf)en Znti)til Statten jte ioä) baS
©üangelium be§ '^tiÜQtn @eijie§ entroebcr felbfl oufgejlcllt ober
wenigflenä auägebrcitcf. famen aud) unter ben granciäca;
nern fortn>df)renb feltfame SSorjiellungen unb Äefeercien ouf.
®ie 2(npa(cn ber Äirdje ftnb tooll toon Älagen barüber. X>tt
römifdje ©tu{)l ijl beforgt wegen beä s^rbenä, felbjl md)ttm
berfelbe unter ben ©e^orfam »tebergefefjrt. ®ie »pcrben ermatjnt,
i« ntdf)t§ ju entfd[)etben, waä öon 9?om bereite entfd)teben fei,
unb ju tt)adS)en, baß nidjt irrtf}ümlid)e 2el)ren unter iijnen avip
fdmen.^) 25od) fommen gäEe öor, baß granciöcaner, bic 3n=
quifitoren waren, bie Äe^ereien fetbjl l^atten, mlä)t fie burd>
©efdngniß unb geuer tjernid^ten foUten. SDer ^apft giebt bie;
fe§ oucl) ben granciöcanern beutltd) ju »erflehen,
SJun jeiget fid) aber nod) eine jroeite ©ette be§ graticelltä=
muä, beä S5egutniSmu§ ober 58egarbtämu§. ILud) biefe jweite
©eite entfprtct)t einer SKid^tung, tt)eld)c im ©piritualiämuä ber
granciäcaner l^eröorgetreten, entfpridjt i^r wenigftenS im 2(Uge=
j meinen. 2(uf biefer Seite wirb offenbar baö ewige ©oangeltum
beä ^eiligen ©eifteä nidjt angenommen, fomit aud) ba§ ßfjrifien;
tbum nicbt verworfen. X)ie ^6d)|te ©taffei ber SSolIfornntenf^eit
^ ijl crreid)bar nod) mit ben ©eboten unb Sebren beffelben. ©ie
fann nad^ ben "^(nftd^ten ber Äefeer, wie e§ fd)eint, gewonnen
werben öuf toerfct)iebene SBeife. berrfdjt bei ifjnen feine fejl
begrünbete 2el)te unb fein abgefd)Ioffene§ ©i;)lem. 25er ©ine
meint fe unb ber SInbere fo. ©ie meinen einer innern ©timme
geborfamen ju muffen, bie fie treibt. 2)iefe innere ©timme ifi
eine gütt(id;e Snfpiration. Sie üollfidnbige apoftolifdbe 2trmutf)
fcbeinet nicbt genügt ju i)abm, um bic l)od}fte SSoUfommenbeit
ju errctcbcn. 5ßci bem (Sinen Id^t e§ ftd) burd; gute SBerPc
gewinnen, baß man bem ,^errn unb.^ci(anb glcid; wirb, ^) bei
1) SBeforgniffc über ben £)ibjn fctOjl, it>c(d)cr inbcffcn i>on ben Srotts
cetten ali »cn falfc^cn 3rübcrn genau unterfc^)ic^cn txnrb, biücft eine SöuUc
JBenebict Xlf. bcutlit^au*. HaynalH. Annales ecclesiae. a. 1336. X Vi.}). 44.
2) Nonntilli fratres vestn ordinis , quibus inquisitionis liercticae pra-
v'itatis auctoritate apo&tolica est comniissum, super corrigendis et punien-
dis Fraticellis eisilein super [iraeiiictis ac eisdcm erroribiis et Iieresibus
exstirpandis se reddunt et reddidenint liactcnus nimium negligentes.
Epist. encycl. Clement. VI. Kaynald. Annales ecclesiae XVI. p. 251.
.S) Affirmant qualiter ex jiietate divina iionio ad Dei imaginein crea-
— 149 —
tem Knttxn ifi c§ I)öd)fle Siebe, mlä)t t»ie aioÜforiimeni;eit
giebt,^) bei bem Stritten foQ fte gefommen fein turd) t)ie(5nt-
cuperung jebeö eigenen 2Billenö. -)
tus existat et tantum mereri valeat per exercitium bonorum operum ut
Christo Domino nostro in Lomana anima sua aeque pcrfectos quis effi-
ciatur. Petei de Piliclidorf. advers. Begardos. De la Eigne. Max.Bibf.
Patr. XXV. pag. 376.
1) Inter ceteras Tidentnr errasse Begardi et Begardae, ob indiscre-
tam dilectionem nomine devotionis palliatani. Argumentum Lujus rei est
in qaodam libeüo incredibili pcnu siibtilitote ab una foeinina composito,
fjuae Maria de Valencienncs dicebatur, liaec agit de praerogativa et emi-
iientia dilectionis divinae, ad quam si ijiiis dcvenerit, iit secundum eain
ab omni lege praeceptorum soliilns. Gerson. de distinctione verarnm
visionum a falsis. Opera i. pag. 55.
2) Fait alter error de lege et spiritu übertatis sub qua Begardi et
Begardae nefanda et aboniiiiabil a perpetrarunt facinora. Ponit error iste,
quod anima perfecta reducta in Deum, perdit suum velle, ita quod ni-
hil habet velle vtl noUe, nisi velle divinum quäle habuit ab aeterno in
esse ideali divino. Quo liabito dicunt consequenter se posse agere quie-
quid carnalis all'ectio deposcit sine peccato 'vel crimine, cum ex prae-
ccdenti ron Iiabeant velle et nolle. Diversiticatur autem modus iste,
quoniam sufficit aliquibus nt sub Deo solo suam totaliter vel taliter ab-
negent voluntatem , in qua abnegatione dicunt summam consistere per-
fectionem. Sunt alii rudiores idiotae et simplipes, qui scductis per astu-
tos faciunt haue abnegationem propriae volantatis per modnm profes-
fiionis et obedientiae in manibus illorum. Qua facta promittunt astuti
tales et perversi quod amplius peccare nequennt; sub quo praetextu per-
petrant innnmerabiles nec referendas abominationes. (£ine ©feile, roelc^e
einen f&üd in iai 23erl)dltni^ ber perfecti ju bcn imperfectis Ü)un (äff.
Fuit alter error qnod homo perfectus nullam debeat habere curam de
rebns bumanis qnomodocunque vadant; immo nec de seipso si damnetur
vel salvetur, sed in omnibus et singulis divinam exspectare voluntatem
et sibi in illa complacere sive salvet sive damnet. Qaia etiam quidquid
velit homo , nihilo minus tarnen voluntas Dei üt. Gerson. de iibris caute
legendis. Opera I. pag. 114.
91iid) bic 'liefe bet Sonteniplaticn fAeint bie flJoIIfcmnienkit getrac^t
)u t)aben. Susceptio gratilicans dum visa est apud niultos collegi per
meditationem assiduam Passiunis Jesu Christi, causavit de per accidens
ex superbo usu suo horainibus de utroque sexo durae niultum austerita-
tis in vita^ plurimas hereses et deliramenta et tandem aüqui ex eis in
abominantissima carnis sentimenta prolapsi sunt et innorainaliter macu-
lati. Sunt exemplnm veteres et novi Fraticelli et Fraticellae, Begardi
et Begardae. Gerson. cont. Iieresin de comman. laic Opera I. pag.
455. Hüä) liefe* Siefen ciiebt btefe aSoUfcinmen^cif. Isti miseri Begardi
— 150 —
SBenn nun ber SSRenfdt) bicfe ©tufe ber 8SoirEommenl)cit
mdd}t i)at, fo ifl er fclbft jum @ott, jum (5l)viftitä geworben.
2)(Jä 9)Jenfcli(!d)C Ijat bann feinen Zl)til rceitcr on tt)m. @r t(i
bann frei oon jeber 23or[d)rift unb frei von jeber Sbebienj. 3Die
(Seele, aufcjetojl in ber Siebe be§ @d)6pfcr§, fann obne &m\\:
fen§unruf}e bcnjenigen Singen greifen , wctdje bie menfd)lid)e
S^a^ur begcljrt. 2)te feruatif(^cn ^(uäfc^^veifungen foUen bann
bei biefcn Äe^ern befonbcrä fcbroer gewefcn fein. Die S^atft--
^cit jiellte ben 3uftötib ber Unfd)ulb bar, unb bie ßtdjter voixx:
ben, ttjenn biefer eingetreten war, in i^ren SSerfammlungen auS»
Qels>\ä)t. 3u Main foUen bie SSegarben ein unterirbifct)e5, foge^
nanntet ^arabieS gehabt böben.')
@ie tbeilten ficb ficbtbar ebenfalls in SSoUfommene unb
Uneollfonimene. 'tllaä} ^(nbeutungcn, bie 3tiquifitionäs
acten »on Äouloufe geben, fd^incn bie ße^teren audb ben 'Fla-
min „bie ©laubigen" geführt ju baben.^) 2)ie SSoUfommenen
ftnb e5 allein, inelcbe weber an eine getftlicbe nod; fclbft an eine
welllicbe Untevtl)aneafd;aft gcbunben finb. ©ie finb jur auäges
bebntejten greibett unb üoü|l:dnbigfien Stedjtfertigung gefommen,
fte bßben ba§ '2(nfd)auen ®otte§ nidjt weiter notbig, um jur
<Sc(igfeit ju gelangen. Siefe jweite ©eite beä S5egarbi§mu§ ijt
alfo JU bemfelben Siefultate gelangt wie bie erjte, nur ift fie
baju auf einem etwag anbcren SBege gefommen. Sic ^ö^c
einer gewabnten 58oUfommenbeit wirb ebenfalls erftiegen, unb
tbatfad)licb ifl ba§ ßbrijlentbum unb feine ©ebote für ben S3oU=
ommencn nid;t mel^r t>orl)anben. CoUarben unb Slurlu^inen
quomodo sibi sint contrarii, attentat quisque fiilelis. Diciint se continue
orare et <Iebere orare et ideo non possunt nec detieiit manibus laborare
et iidem dicimt quod perfectus vir orare non tenetur. Alvarus Pelagius,
de planetii ecclesiae. 3n ben ?lnfid)tcn ber Äc^er nicl)tö weniger ali tin
SBiberfprucl). Sie Perfocti iiiiiffen eine grogc ffeiualt ge^n6t t)at)«n. 6te
niiiffen f)oben fogcn fönncn , eure dontcmpliition i)! nun tief genug, eure
Ste6e ijl t}Dd) genug gefliegcn, it)r ^nOt a«nu9 gebetet, i^r fcib nun fel6{i
aSoUtouniicne.
1) Mosheim, de Begardis et Begiiinabijs, pag'. 278. 279.
2) Mosheim, de Begardis et Beguinabiis, pag, 263. Qnoä ipse no-
vtrat esse de affectione et credontia Beguinorum ivirb von einem gefagt,
ber »or bcin iri&unnle gefranben. Liber sententiaruin Inquisitionis To-
csanae, pag. 381.
— 151 —
waren wo^l im ©an5en genommen btefelben wie bie iSe^arben.
S5er 9iame ber Sollarben fcfjetnt fjcrjufommcn wn laUen, M-i
len, b. f). (eife fingen.*) £)ie 5tur(upinen, mid)t bcfonberä in
granfreid) erfdjeinen , jtellt ©erfon fo mit ben S3egarben jufam=
men, al§ waren fie ibentifd). 2)
SBenn biefe <Secten jufammengefieUt werben, fo ift nict)t
behauptet, bag eine abfolute Harmonie unter ifjnen geijerrfdjt
I)abe. @ä wirb nur be{)auptet, bap fie etwa in berfelben SSeife
wiber bie römifdje Mixäft unb baS (StjrifientJjum gewefen unb
etwa benfelben SBiberfinn Qiki)xt. "Kn eine ®Ieid)()eit unb Ut--
bereinjiimmung ip bei biefen Äe^crn im ^TUgemeincn fo nid)t ju
benfen. 25o fie yom ©eifte getrieben fein wollten, ba fie getrie=
bcn waren »om ©eifte ber Unflarljeit, ber Ueberfpannung, ber
@d)n)ärmerei, fo oerfünbet jeber feine ^(jantaämata ül§ S^og^
men unb olä göttliche Snfpirationen. 3)
Sunt unb frauä bewegte fid) 2lllc§ in unb burd) einanber.
25ic römifdje Äirdje war nid)t im ©tanbe, biefe religiofe ober
üielme^r antireligiofe ^Bewegung ganj ju überwältigen, grati;
cellen unb 58egarben waren nod) am 2(nfange bev großen Sth-
c^enreformation t^orljanben. ^od) ^atte bamaB bic Äird)e burd;
eine Unjaljl von ©bieten unb inquifttorifdjen 9)?a0regeln erreid)t/
ba0 bie ©ad)e wenigftenä nid)t nicl}r lebenögefal;rlic^) für fie
1) 2)ie SoDartcn werben nntürttd) auä) ^ergcUitct von einer 6c|limiii:
t«n ^)«rfon , StamsnS SBnltcr Cotlarbu^. SDcrfelbt roar jcbocfc FraticeUo-
rum princeps et haeresiarcha nequissiinus , al\o wax er ein graticedc-
Trithem. Annal. Paderb. II. pag. 250.
2) Deniqne compertum est mnltos Iiabere devotionem, sed non se-
cundam scientiam, qaales procul dubio pronissimi sunt ad errores, etiam
supra indevotos, si non regnlaverint alfectus suos ad norraam legis Cliri-
■ti ; si praeterea capiti proprio , propriae scilicet prudentiae inhaescrint,
spreto alioram consilio. Hoc in Begardis et Torelupinis manifestuai fe-
cit experientia. Gerson. de mystica tlieologia specalativa. Opera III.
pag. 369. Secta Begardoriim , qui alias Turlopini dicontur. Gregor XI.
Epist. Raynald. Annales ecclesiae a. 1373. XVII. pag. 521.
3) Plurimos fefellit nimia sentimeniprum liujusmodi conquisitio seu
capido; hoc in Turelupinis etBegardis, hoc in (juiliusdain dcvotisnon se
cundum scientiam expertum est, qui deliramenta cordis sni pro Dei sen-
timentis amplexantes turpiter erraveiant. Gerson. de consolatione Tlieo-
logiae. Opera I. pag. 174.
— 152 —
war. ©ie fonnte bieÄc^er [djttjcr faffen. (So ganj Iet(^t modjte
e§ ntc^t fein, fetbjl bie üBegaröen unt) Jßeguinen in t>er Äirdje
unt) tl)rcm (glauben ju l^alten, »elrfje regclmä^icj in ii)xen Sgiäu--
fern lebten : benn wer mochte einfleigen in bie Ätefe beä ®eban=
fenä unb »er mod)te iegticl)e§ SBSort erlaufdjen. ^lidjjt feiten
frfjeinen fclbji bie regelmäßigen ^ßeguinen= unb SScgarbentjaufer
üon ben Äckern benufjtnjorben ju fein, um bie römifd^e Äirdjc
ju unterminiren. ^)
SBcr aber wollte bie SSoUfommenen, bie in ber ©tille ()er=
umbogen, «Ue ben)a4)en? <So jogen fie aber l)erum, feltfam
angctl^an mit langen (Seivänbern, o()ne anbere S5efd)äftigung,
als ju prebigen. Sie Sufammenfünfte würben on verborgenen
£)rten geljalten. greilid) foUen biefe ^rebiger ungcle^rte, unge»
fd)icftc, meift gemeine Seute gewefcn fein, weldje won ber ®d)rift
nidjts öerjlanben. 2lber fte legten biefe ©c^rift bod) au§ oor
ben Seuten, unb felbfi fatl}otifd)c ^riefter l)6rten fte an. ^) ©ie
i^atttn (tud) Bieber unb anbere ©djriftcn in ben SSolEäfpradjen,
burd) mldjc fte Eingang bei ben SKenfd^en fudjten. X>k Äirdje
gebietet felbft, gebietet burdj bie roeltlidje SJlad^t, ba^ biefe
®d;riften l;in»eggenommcn unb öcrbrannt werben foUten. ^) Seit
Untergang biefer ©d)riften fann man naä) bem, wa§ man »on
ben JBegarben unb SSeguinen weif, nic&t bebauern , fo wenig
üB i)ermutl)et werben fann, bap eS eine wa^re Äenntnif bet
©djrift gewefen, weldje fte befeffen unb weld)e fie bem SSolfe
mitget^eilt. @ie Ijaben unmittelbar nichts beigetragen jur gor:
1) Wadding. Annales Minornm VI. pag. 279,
2) Sunt enitn kujusmodi viri rusticani et plerique mechanici, cbr-
j)ore robusti et literaram omnino inexperti, ac penitus idiotae, aut si
litnras aliqualiter norant, tenuissimum tarnen est, qiiod sciunt.
Vidi et ego unum illornm , nomine Joanncm de Mechelinia^ qni se
sacerdotem conütens publice verbum Dei in siiperioribus Alamaniae par-
tibns divulgabat, Iiabens crebram populi concnrsum, immo etiam sim-
piicis Cleri , nobiles scquelas; qui eundem propter subtilitatem verborum
tt duiccdinem eloquii sui libentissime andicbant ac ipsuin magistrum no-
iiiinabant. Cui cum me causa experientise, aliqualiter a|)plicuisseni re-
pcri eum sacrac scriptnrae omnino ignarom et penitus idiotam. Conrad
de Monte Pnellarura contra Begchardos et Beguinas. Gretser. Opera.
XII. II. pag. 98.
.3) Conc. Tarracon. a. 1317. Mansi. Coli. Conc. XXV. pag. 627.
— 153 —
Gerung beS eüongelif^jen ©ci|!cS. muf alö ein ®lu.(f fln= ,
gefeiten njcrben, ba6 cä ter r6mifrf)en Äitdje gelang, tiefe SSe-j
»vcgung wenigflcnä in fo mit nieberjul^alten, fcoj^fte eine grü=>
^cve ■•ün^aljl ber 9Kenfd)en nidjt ergriff. 2Baä muxU ouä bem i
ßljrifientbum unb uuö bem geben geworben [ein mit biefer 8et)re S
üom ©eitle unb »on ber greiljeit, bie öu§ bem ©djoope be§ j
romifd)en ^ird)entf)ume§ felbfl b«»orgeEommen »rar, weldjeö ftd) |
immer fetbfl biä l?art an ben S?anb be§ Unterganges trieb. 9Zur
inbem fte bie SSermirrung mefjrten, bie SIroftloftgfeit großer, bie
®el)nfuc{}t md) einer Umgepaltung inbrünjliger mad;ten, l^aben
aud; biefe ©ecten bem ©eijle ber SBatjrljeit gebient.
3wei 3<if)r^nnberte rcaren fo »erfloffen »om 2(nfange be3
breijef)nten biä jum 3(nfange bcä funfjefjnten. 2)ie Äird}e b^tte
fid) gejcigt in einer Serriffcnbeit, 2(ufgel6{tbeit unb ^altloftgfeit
wie no^ nie. @ö war '^Ueö erfüllt worben, wa§ baä ©acer;
botium unb ber SJJenfdjcnwilj in baä g6ttlid)e ©ebaube beä ß^ri;
fientbumS l)ineingctragen 'i)atU. Sommer unb Stotb, S^roftlofig:
feit unb SScrjweiflung, 2lberglaube unb Unglaube, beibe in beis
nabe gleicher Entfernung üon bem ad)ten ©eifte beö Qi)xi^cni
ti)umä ftd) ^)altmi), waren über bie SBelt bereingebrodjen. !Ke^)r
aI6 einmal, burcb mebr at§ einen 2(ngriff fc^ien bie Äirdje auäs
einanter fallen ju muffen. fcbien, eä werbe in biefem um
gebeuren Sali ba§ ßbrifientbum , fo weit baffelbe eine @rfd)eis
nung unter ben SKenfdjen, felbfl mit in bemfelben fortgeriffen
werben. 'Ztber bie .^anb be§ J^ocbflen wacl)te über baffelbe unb
bie Pforten ber .^oUe foUten e§ nid)t erfdjüttern. SIber nod)
immer war bie ^tit nidjt erfüllt, noä} ein Sal)rl)unbert foUtc
er bauern , ber Sammer ber SBelt. 25aä rwnifdjje Äircbentljum
foUte in biefer 3eit um nidbtS fidf) beffern, c§ foHte ftd) nur
immer tiefer in fidt) felb/t einleben unb immer flarer erweifem
wag an unb in tbm war. 2)aä ©aeerbotium follte aud) ni4)tä
I faffen unb nic^^tä begreifen, e§ follte mit bemfelben nod) tiefer
obwdrtS geben. 2^ic SiKenfdjen foUten Seit gewinnen jur SBür^
bigung be§ Einen unb beö 2lnbern, gewaltfam faft follte ftd^
bie Ueberjeugung fOitUionen unb abermals fKillionen aufbrin=
gen, ba^ bie ®abn eine falfdje fei, auf weldjer man jiebe,
weil oHe Uebel, bie nod) torbanben waren, ftd) meljr unb
me\)x l&erauf trieben auf eine du^erfie ©<)ifee, bie ben 2Biber>
— 154 —
i^xüdt) jwifdjen bei- ^irdje unb bem (Sl}viilentf)um fo f(ar jctgs
teit, ba^ er mit ^dnben gefaft werben fonnte. llbtt bereitet
war ouc^ in biefer 3eit baä gropc SBcrf worben. 25ie armen
unb fiiQen ©emeinben ber SBalbenfer, t)tn unb wicber ein
SWann in bem <3cl)oofe be§ r6mifd)en Äircl)ent{)um§ felbp, n>a=
ren mä)t bie @injtgcn geroefen, ml(5)c ba§ ©üangclium gepflegt
in biefer Seit. i)atte nicl)t gefcl)lt an anberen bebeuten:
ben ©rfdjeinungen, unb an biefen waren bie SHSalbenfer fd^wer^
ü(t) o(>ne lint^eH geblieben.
^i)cUffe wnb bie SoHorbcn.
Sßa^renb fo arge 3ewürfntp war in bcm romifd^cn ^ir^
d)cnU)ume, Äef^erct auf Äe^eret cmporfam auf [einciu ®cI;oo^e,
au5 bcn S^)«»/ '2inftd)ten unt> Segriffen, auf benen fianb,
alfu t»a^ ba§ geifiig - religiöfe £cben in bcmfclben immer begriff
fen »Dar in einem wilben Sufammenfdjiagen, rceldje» baä 6(;ri:
llentl)um aufjureiben fd)icn , war aud) ber eroangelifdje ©eift
nid)t unt^dtig gewefen. 3war I;atte bie 3^f)älig!cit ber ®tau;
benäboten ber alten SBalbenfer beina!;e; aufgel)ort. (?§ jogen
(Jinjelne berfelben noä) i)in unb ^cr, unb bie fleif^lid^e Äirdje
bemerkte fte n)ot)l. "Kbzx e§ war nict)t bebeutenb, wag fte erwirf»
ten. ®ä (ag nid)t an il^nen unb nidbt an bem SBorte, wcld)eä
fie üerfünbeten. Und) an ben 9)?cnfcl?en lag c§ nidjt, bie e§
vooi)i noä) get)6rt ^)fltten mit berfelben greubigfeit, mit ber e§
im eilften unb jwolften Sa^rl)unberte toon i^nen begrübt werben
war. '.ilber bie ^riefterfürften ber fleifdjlidjen Äirdje waren wac^
geworben, (5ä war 9liemanben mel)r möglid), baä SEBort beä
^errn lange ungejtort ju prebigen. ®ie griffen il)n auf unb
»erbrannten tl;n. @§ fonnte nid)t§ me^)r gcfd)el)en mit ber ölten
Äraft, in bem Umfange unb ber 2(uSbel)nung, wie fonfi, feits
bem bie r6mifcl)e Äiri^e mit bem breijeljnten Sal)rl)unbert bie
Snquifition organifirt, feitbem 9?om SBelje unb SBaffen aUent;
benl)in gerufen, bamit bie fäumige ^riejlerfdjaft waä) fein modjtc
gegen bie Mt^tx. Seber ^ricfter ^atte ba§ 3itd)t, einen Me^tt
fofort 5u faffen. Zu6) war burc^) bie SSerfolgung bic £)rgas
1) Qiiüd oidinarii possint capere seu capifacere hereticos seu de he-
resi sospectos et etiani judicts saeciilares seu domini temporales ex parte
oi'dinariorun) super Iioc reqnisiti eos capere seu capi facere teneantur
secunduni legitimas et canonicas sanctiones. Conc. Paris, a. 1346. Mansi.
Coli. Conc. XXVI. pag. 21.
— i56 —
nifation ou'oeinaiiber gefprcngt, »ueldje bie alte eüangclifdj^fatljos
lifdje Mnä)e in ben gdnbem t»e6 ©ubeny für bie weitere 'ilu^-
breitung beä ©laubcnö Qt\)abt. 2Ba§ noA) unternommen warb,
warb unternommen uou (Jinjelnen of)nc äuf'Jnimenfjang, o(;ne
größeren ^lan. Sn ben ©üblänbern war cä, waä bic weitere
!ttuäbreitung be§ ©öahgelium6 anlangt, fliU unb trüb geworben,
feitbem bie SSerfolgung'. begonnen, obwoljl e5 nicbt fe^)lte an ein»
jelnen walbenftfdjen ©cmetnben unb an einzelnen ©laubcn^bo:
ten. bie ©teile ber ^rebigt beä Söorteö ©otteö war bet
Unft'nn ber graticellen, ber 5£ur(upinen unb ber Segarbcn ge;
treten.
(5inen fletnen 'B^tiQ aber auS bem Süben t)atk ber Qmn-
geliämuä feit jener S3erfolgung in bie gänber beä ^)lürbenä ge-
trieben, ©in^elne SBalbenfer gab eö nun wot^l in benfelben fci)on
»or ber SJcrfolgung. 3lber biefe trug gewiß bei, fte etwaä weiter
in bic norblidjen ßdnber ju werbreiten. 2ßie üiele ber SBollfommc;
ncn modjten fid) gerettet ^aben burcb bie glud)t. SSiä na^
S56f)men unb ^olen l^in foüen fte entfommen fein. '•iiber
aud) t)ier war xt)x unmittelbare^ SBirfcn nidjt bebeutenb, benn bie
romifdje .Rird)e war wad) geworben allcntl)alben. 25arum fdjeinen
üud) l)icr bie SBalbenfer ftd) fel)r in ber ©tille gel)alten ju l)aben,
baß bie romifdje Äird)e weber ©elegen^eit finbet, oon ibnen ju
reben, nod) fie ju »erfolgen, ©rft im funfjeljnten 3abr^>unbcrt
crfc^eint befonberö in SSo^mcn eine Äe^erfecte, welche bie diö--
mifdjen ^icorben nennen. Siefer )Rürm fonntc juerft öerborben
au§ „SSegarben" entftanben fein, ol)ne baß baburd) bewiefen
würbe, baß bie bol)mifd)en ^icarben wirflid)e S5egarben gewe^
fen wnb bewiefen wdre, baß fte feine SOiSalbenfer gcwefen : -) benn
bie Sixd)t ^jflegte aud) ben SBalbenfern ben 9?amcn ffiegarben
ju geben, gerner aber fonnte ber 9?ame auf bie ^icarbie, b. ().
öuf einen 3;i)eil be§ franjöftfdjen 5}lorbenä beuten, glanbern,
weld;eö ju biefer ^icarbie gel)ortc, war im breijebnten 3<Jbr-
^unbert »oller .Äeljer gewefen, weldje bie Äirdje, bie fo gern
Äatl)arer unb SOBalbenfer burd^ einanber wirft, {Bulgaren ober
1) Friese. Äircl)«ii9cfd)id)tc von 'pdcii , II. pag. 9.
2) 9.1'ort „Scgarben" fei seil tai 3öt)mcii Pikliardi, Pikanli,
Pikarti gcfcbricbcn unb nuö9c[prod)cn worbi'n, Dobrowsky: (3cfcf)id)tc ber
tiöl)iiiifd)i'n 'pifarbcn unb ?Jbamitcn. Wbtianblungcn bct Oö^mifdjen Stfabt;
mie tu a53ifl[cnfd)nftcn , Sa^rgnng 1788, pag. 309.
— 157 —
^atnrencr nannte. ^) Sn JBofjmcn nannte man bie geflüd)tetcn
SBalbcnfer mit bem Uicmen beä ßanbeä, auä bcm fte gefoms
men. ©ie waren aber SBalbenfer, biefe %Mcarben, ba§ betoeij
fen bie ßebren, bie i^nen ©djutb gegeben »werben, fte waren
Weber ©egavben nixS) fonji etwaä 2Cnber''.ä. -) 2)ie romifdjc
4) Inraluit heretica pravltas eornm qui vulgariter dicnntor Paterini
et Bulgares. Ausi sunt fidei paritatem in Finibns Franciae et ^landriae
l)ertiirbando violare. Nomine vulgari Bulgari appeliantur sive sunt Pa-
te-ini vel Albigenses Tel aliis heresibus maculati. @g ^ct§t a(fo
Äat^arcr ober ^potarcncr, (i iiing fcnfl fein, mai c6 wiü. Matth. Paris.
Hist. Angl. a. 1236. 1238. pag. 362, pag. 407.
5) Sic SSofenicn fct)en bic "picarbcn, mit aui einet na^p anjufüOrcns
ben StcHe erteilen wirb, im fünfzehnten Snhrftunbert fi'ir Seutc an, btt
ron Wugen l)eiein nocf) 25öl)uicn gcfommen, ?tencaä ®i)linuö beutet in ber
9erccbnlid)en 5frt unb SBeife ibren Urfprung an. (5r rebet wn einem dHattt
nc, 5JamenS ^iecarbuö, ber aui ®a[!ien nad) 5S6t)men getomuien. Snö
tft etwa, ali man Semanb fügen tüoUtc: mar ein *3Kann, ber l)ie§
Slanbern , er tom ;u un>J aui (Saßien unb von ihn {iauinien bic gtanbrer
ab, bic unter un» «lohnen. Inter baec et alia apud Bohemos nefanda et
inaudita prius eraersit beresis. Piccardns qnidam ex Gallia Belgica in
Bohemiam penetravit, qui brevi tempore non parvam mulierum virorum-
qne plebem ad se traxit, quos nudos incedere jubens, Adamitos voca-
vit. Hic filium Dei se dixit et Adam yocari. Conmibia eis promiscna
fuere. Aen. Sylvius. Historia bohem. cap. 51. ©obroiuSfi) Idugnet bic
9t6icitung au» ©aQien fd)cn bc6^a(l), weil ci in Scbmen ju fort fei ali
baf man natfenb geben tennc. S)a6 %icttge^en fnnb natiirlid) nur in ben
gebeimen Sufanimentiinften unb geivig in rcoblveifcblciTenen Simmern fiatt.
Sie tübnc 25erfAmeIiung , bic ©ulpiuÄ jmifdjen ben ?)iccavben unb Hia.
miten annimmt, ift bie ganj gen)6t)n[id)e Sactif ber Äir^c. SDie 66()mtfd)cn
qjiccarben aber roaren offenbar aDatbcnfcr. ®inc Qfnsa^I berfc(6en rooatt
fid) jU *prag feiife^en. Origo autem et radix hujus maledictae beresis
pervenit ad Bohemiae regnum a quibus'JamPicardis, qui anno MCDVIIf
Pragam cum uxoribus venerunt. Brzezyna apd. Dobrowsky. 1. l. p. 309
5tl'er 'JJiemanb gicbt biefen ?))iccarben (twai ©dfjulb, aai nad) bcm Segors
bicuiu* fd)mecfc, mit bcm man fic bo4 ibentificirt. ©ic (dugnen bie DicaU
gegenmart. De quorum numero (fd^irt Srjejonn, ber eifrige Utraqui^
fort) fuit qnidam .Sigismundus Rzepansky, Gliens prope Rhadek; de
Rzepan mansione, ac pluribus tarn Clientibns quam utriusque sexus vil-
lanis, qni nullam Magistrorum sanam volebant accipere doctrinam sed
infamantes et ratione carentes insaniebant, dicentes: omnes Mao^istros
ac Presbj-teros qui asserunt sub speciebus panis et vini esse verum cor-
pus et sanguinem Cbristi, esse deceptatores et seductores et quod ipsis
nulius fidelis debet adbibere creditivam tidem. 2)ic Unioerfitat ju *prag
\)at bereits 1417 OTagregeln gegen biefe ?piccatber öcrcrbnet, bü roc^l fr«.-
— 158 —
Äirdje bringt fie gern mit ben 2Cbamitcn in SSerbinbung, wcld)c
gut 3cit tet f)uffitifc{)en Unruhen inS5ötjmen üuftaudjten : nidjt
umfonfl will fie bie ^icorbcr mit ben Segavben jufammengea
fdjmoljen l^aben. S)te 2(bömtfen »arm ein ßwetg beä Jöegcr;
biämu6, unb fte Ratten, wie biefer, bte S3oUfommenl)cit Qmon-
nen, we(d)e ben 9Kenfd}en [ünbloä unb alle feine fövperlicbcn
^anblungcn gleid^^gütig madtjte.^j t|i ein ganj genjüfjnlid^eS
ÄunjlfitücE ber fRbmx\d)en, folclje ©ecten, bie it)ren Urfprung auä
bcr Unfenntnip, ber JRoljfjeit, ber SScgriffööernjirrung, in xvtU
f)er in 'Prag corftanbcn , aUx crfl 1418 rccfit bcutttd) 6cmcrft worbi-n imis
rcn, babcr gefngt tvirb, fie roörcn in bicfem Sa^rc gctommcn. 2)ic Unii
vcrfttat mirft i^ncn vor: teiuere tenent et astruere conantur, non esse
purgatorium et consequenter qiiod non sit orandum et eleeinosynandum
pro defnnctis. Qtiodque non sint tenendae in Dei ecclesiae imagincs ;
jmmo assenint, quamvis false, quod habere Christi et sanctoruin iniagi-
nes lege Domini repugnaret. Insuper qiiod benedictiones salis et aqaae
fontis baptisterii erroreni saperent. Et iiinc alias cum aliis laiiilabilibiis
ecclesianim ceremoniis funditus evellere nituntur. Pelzel. 2cben*9<rfd)icl)ti;
be» OiDUiifd^en unb 25ö^uiifcl)cn Äontgä SHJcnccetouo 11. UrtuntcnbiK^
pag. 164.
1) Surrexerunt insuper his diebus Adamitae, qui nudi incedentes,
Tagos coitus Canum more depraedicantes, at innocenles peccare non
posse, quos tarnen Siska armiger quidam ignobilis ipsoruni errantiuin
Capitaneus , ad numerum septuaginta utriusque sexos delevit. TLomae
Ebendorfferi de Haselbach. Chronic. Austriae. Pez. Script. Rer. Austr«
II, pag. 846.
©Dtc^c ?tbntnitcn f)attc man bcrcitö im 3a£)re 1312 ju Ärcniö in Ott
ficrrcid) cntbccft. Anonymi Auctoris brevis narratio de net'anda hercsi
Adaraitica. Pez. Script. Rer. Austr. II. pag. 533—536. Sie rüniifd)C
Äircl)e tDor ben o(ierreirt)ifc[)cn 9lbamtten gar nidjtö nad) bicfer SijiUilung.
Item ut diutias posscnt latere ecclesias tarnen frequentabant e;t cum in-
trarent, dum usqne exirent, haec verba pro orationibus replicabant, di-
centes. (£ä ijt gelogen, rca» man finget, eö ifl gelegen, toai man fagct,
(i ift gelegen, mav man fietief. Item seruiones Immiliter frequentabant,
non tarnen ut aliud quam ut pravitatem raperent in Sermone. In domi-
b'js suis de sermonibus mutuo sie loquebantur. »^'ic fc^cen bcr gelos
gen t)at.
©od) fd)einen fie nidjt ju bem Bmeig teä SBegarbic-niuß geliert ju ^as
tcn, für ben tai g^rirtent^iim gar nid)t uiebr ba mar. Item suos con-
fessores licet laicos praet'erunt Doctoribus universis eorumque. ordinatio-
tiones conservant, utpote divinitus constitutas. Item raro est apud cos
homo, cujuscunque sexus, qui textuni Novi testimenti non sciat corde
tenus in vulgari.
— i53 —
d)ix tf>c Äirdjentbum tie CDlenfdjen getaffen ^lat, ju ibenttftriren
mit teil guungeltfdjen. ^n\)it ba§ {lete Streben, alle ^e^eret, fie
mcge nun evangelifdje ^rotefiation gegen bie r6mifci)e Äir(f>e
fein ober ein graufamer Sntt^unt/ bet au§ einet fat^olifd)en
Sbee fid) ^erauäbilliete, barjujiellen al§ ein innig eerbunbeneS
®anje5. "Kbti ber ÄbfaH jum ©ofeenbienjl, jum Sslam, jum
^eibcnt^um, jum 3!)ei6mu§, bet fid> je^t in Ungarn jeigte, jum
^ät^eiSmuä, ba6 ewige Soangelium unb bie cl^rifHidjeä 2eben Oers
nidjtenbe gebte »on bet SSoQfommenfjeit, nicbt in fcct Äitd)e
waren fie, weldje ba§ b«Öc ""b f'<J" güangelium »ot bie See^
len ber 9J?enfcben jieQte, fonbern in ber, wcldje e§ ibnen barg,
in ber 9J?enfd)en fid> beificirten, in ber, bie einen SBunberfreiS
um bie üJJenfcben jog, fie aber nid)t belehrte. $>etruä üon ^i-
lidjborf, ein ©djrifrileller, ber am ^nbe beä ttierjc^nten ober
am 2(nfange beä funfjepnten 3<i{)tbunbert5 lebte, ääf)lte bie 2anbc
auf, in benen eS SBalbenfer gäbe unb in benen nidjt. ©eine
2tufjä^Iung ift fefjr ungenau. 3n Snglanb, glamanb, glanbern,
SBrabant, SBejipl)ülen, 2)önemarf, ©cbnjeben, ^"»reupen unb
Ätafau foQ e» gar feine SBalbcnfer gegeben i)abtn. "UUx in
Sburingen, S36bmen unb SJiübren, ba waren SSalbenfer genjes
fen.^) 2'abet ftnb benn nun jebeö galleä mebrere 2änber über=
gangen. (5§ gab SBalbenfer in .©ejlerreid). Unb toiele gdnbet
finb alg fold)e genannt, in benen SBalbenfer md)t »otbanben
gewefen, rrie (Jngtanb, wo ftd) bod) ©puren berfelben jiemlic^
unjweibeutig pnben. Socb iji burdj ^^eterä von ^pilic^borf "Kn-'
gäbe bie SSerbreitung ber SBalbenfer nad) bem 9?orben im TCIU
gemeinen erwiefen. 2fIIentbalben aber, wo bie 2Balbenfer noc^
finb, leben jie febr jiiH unb jurucfgejogcn. ®ie brdngen ^lä)
nxd^t beroor unb müd)en bie 2Belt nic^t »on fid) reben. 25ie
S^aboriten machen eä ben etgentlicben 2Salbenfern in SSobmett
jum SSorwutf, ba^ fie fo ftiU unb jutiicfgejogen waren mit ib=
ver gebre, bap fie dugerlicb mit berfelben gar nidjt bertiortra^
:cn. -) 2(uä ben gebraudjten ^iuäbrücfen läft ftd) t»ermutl)en,
1) Pet. de Pilichdorf contra Waldenses. De La Bigne. Max. Bibl.
Patr. XXV. pag. 180. 181.
2) Nihil tunc cum Waldensibns gestum negotii est, neqae illoram
conventus actus est, honiinuin externorum et advenarum, neque palam
coiigredientium. Cum BoLemis et inter Bobemos res onmes tracta-
tae sont.
— 160 —
baf tiefe 9BaIbcnfer ftd) au^txliö) rote Äot^otifcf)e jeigten.
X)a f)errfdf)te alfo woi)l mä) baä alte Softem, mä) bem bie
©laubigen unb in auperorbentlid)cn gällen felb|l bie 23ollfom=
tnenen £)i§penfotion erljalten fonnten , um oUe fat()o[ifd)en
äBräurfjc mitjumadjen. Sn ber alten SSebeutung gab eä wob(
«ud? bie SSrennung in bie ©laubigen unb in bie SöoUfomme:
nen nidjt me^r. 25er ©tanb ber JßoIIfommencn t)atte mit ber .
^Öffnung, bie romifc^e Äird)e oUmdlig ju unterl)Dl)len, flufge=
t)bxt. waren nur bie eigentlidjen ^rebiger, bie Jöarben, ge;
blieben. Stritt ober nun aud) feine bebeutenbe SBirffamfeit ber
SBalbenfer ol§ foldt)e, mit biefem 'iSlamm ober mit ben anbcrcn,
ttjeldjc bie r6mifd)e Äird^e fonjl üon tl)nen gebraudjt, l)eroor, fo
tjt e§ bod) unüerfennbor, baf i^r ©eij^ fljdtig gewefen, ba^ i()re
SKeinungen fid) verbreitet Ijaben. 3)ie englifd^en ßoHarbcn unb
bie b6f)mifd}en SJaboriten l)aben in t^ren 9}?einungcn unb 2ln5
ftctjten offenbar bie gropte S3ern)anbtfd)aft mit ben SBalbenfern,
obtt>ol)l befonberä bie Saboriten bel)aupteten , ba^ fie in feiners
lei SSerbinbung mit ben ^icarbern ober SBalbenfern fränben unb
nid}tä üon i^nen entnommen {)htkn. Ja^lid) unb l^anbgreiflict)
inod}te ber 3ufammen^ang allerbingä nid)t fein, üorl)onben irav
er nid}t§ beftonjeniger. ^er SBalbenftämuä war in S3obmcn
feine Mix^t unb befttmmte, fefle £)rganifation. dx war wieber,
wie frübcr» 9Keinung ber 9)?enfd}en geworben, bie äu^erlidj
fatljolifd) waren. 2)iefe SJJeinung, auf bie ©djrift gegrünbet,
5ni 3Q^rc 1467 roarcn bic SSrubcr mit ben ÜBalbcnforn in Scdnicn
unb in Oeficrtcic^ in einige aScrbinbung getreten , tt?c(cf)e eben bie aSerfd)iei
ben^eit tiar 9emncl)t. Circiter tempus illod audierunt, esse quandain con-
gregationem Waldensium veterum in locis vicinis Aiistriae. llluc duo ex
fratribus tiinc mittuntur, qui de universis, quae acta a frattibns requi-
runt sententiam et Judicium Waldensium. Horum in Bolieniia pauci tunc
fuere delitescentes motu violentiae adversariorum. Ad qiios autem tunc
missi a Fratribus venerunt, ab iis cuncta approbata fuere atfirmantibus
ea lieri ab iUis quae Christi et Apostolorum institutioni consehtanea.
Reversi Fratres de Waldensibus retulerunt, doctrinam esse sanam et
puram, in vita autem quaedam corrigenda esse. Hacc fere ista fuere.
Quod professionem lidei suae occultent, neque audeant fonnidine afflictio-
num ea proferre, quae animis ' habcant concepta: quod<]ue ideo ut inagis
in tuto sint, templa quoqne ipsi Papalium conventuum ingrediantur, ne-
que prohibeant suis quo minus sacra participent et cum iis communia
liabeant, qnoriim neque in doctrina Teritatem ncque in disciplina sancti-
tatem conspici. Camerarius, de ecelesia fratrum, pag. 52. 104. 105.
— 1^1 —
ging hinüber auf bic neuet^ Scctcn, t>t« ftd) nuftljaten unter
niiteren Spanien. & tnarD öinjelnc» oeränöert ober ßuegebrücft
mit aiibercn SSortfu, im ©unjcu genommen aber war eä nodj
immer bicfelbe 9J»cinu!ij unt> tiefclbe rcligiöfe Uebtrjeugung.
iüeri'd;tct>eni)eit in einzelnen wat öHa-bingS i5ürl)ünt)en. X)ie
^Mciirben, fcie 2(bf6muilingc ber ölten 2ßalbenfcr, n?üUtcn bie
SfealgcgeniPiUt nid)t anne[;mcn, voeldje bie 3^aboriten, bie S3d»
fcr ber bobmifcljen ÄBrüDev, mciiT bebauptetcn.
3tt>«i religiöfe iöeracgungen eifd)üttcrn bie Seit, in \vi{d)tv
bc5 romifiJje Jtiri)cnti;um in ber befit;riebcncn SBeife in ftd)
felbjl jerfalltn war. ber SJJitte ber einen ftcf^ct 2ßicliffe, in
ber SOZitte ber anberen ^ujj, ob:ic ba;! Seibe gerabeju 2(lleä
beb'.ngen unb '^Ueö (jeroorrufen, »aä in biefen SSeroegungen erj
fcl)eint. bewegt [icli neben i()nen noä) ein onberer @ci(t, bet
©cijl ber Sffialbenfer, ber mc unfid;tbar, unerfo^ltd) für bie
römifdie Äirdje, immer burd) bie Söelt gegangen ift. SBeber
2BitIi)ffe nod; ^uß Ijaben ber SSSalbenfer, wie eö fcl)eint, ge»
badjt in i()rem ßcben unb in üjren ©djriften. £)ie 8e()ren , in
benen i^r (5#em beS SSiterilanbe» gegen 5?om liegt, fdjeinen
fi^ unabhängig »on ben Ucberjeugungen ber alten eoangelifdjs
fatl)olifd;en ^ird^c gcbilDet ju ^aben. 25iefeä mog weniger ia-
l)tt gefommen fein, ba^ beibe ganj unbefannt gewefen mit ben
SlBalbenfern unb itjren ■Uletnungcn, al» »ielmetjr bal)er, ba^ fie
eine fid)tbare 25erbinbung mit benfelben and} bann nod? »ermeis
ben ju muffen glaubten, aB il)xt religiöfcn 2fnftd)ten ftdj ge;
Idutert uub fte gelangt waren ju berfelben itennfni^, auf wel-
ö)tt jene alte Äirdje geftanben, bap baä ü(;rijlentl)um allein
gefct)6pft werben mülfe au5 be: ^eiligen <Sc^)rift. 2)er 9?ame
„Äe^er" mufjte feit bcm breijcl}nten 3<il;rbunbert furdjtbar in
bie Sljren ber SJienfchcn tönen, unb e§ t)atk fid) erwiefen, bag
nic^)t» ju erreid)en war, wenn man aufträte wie bie alten 2BaU
benfer gteicl? mit ter beftimmtcn S3el)auptung, ba^ bie romifdjc
Mitdjt gar feine Äirclje fei. Sie l>aben bie romifdje Äirclje nie-
mals in bem ©innc »crworfen, wie jene cS tl)aten, fte l)oben
ben 9Zamen Äe^er »ermieben, fie i)aUn in ber itird;e Sfomö
bleiben wollen, fie ^aben nur getradjtet, berfelben nacbjuweifen,
baß SJteleä in iljr anber§ fein muffe alä e§ fei, bap SSiele§ fiir
»ol>r gehalten werbe, waö eä nicljt fei, unb ä3iele& für falfd),
waä md)t fei. Ijaben aud) wol)l bie einbrürfe itjrcr
II. 11
Siigenb cingcwtrEt, ba fte btc SBölbenfer immer nur l;atten fd)i(-.
bevn ^mn al§ t)errud)tc Äe^er. SSorjuglid) fdjeinet böä bei bem
S56f)men ^up ber gaQ gcwefcn ju fein, ml(i)n in einigen fei'
ner ßc^ven fid) oucl) weit t)on bcn SBalbenfcrn entfernt i)ält
aSeniger mag eö ber gaU gcmcfen fein bei 3ol)anneä 2BicIpffe.
3)er ®eijl nber ber SBölbenfer jeigt ftd; aiid) ganj beutli4>
neben ben SSewegungen, weld^e buvd) biefe beiben 5Känner »er;
anlaßt ober gcforbert werben finb. 2)er ®ife nun ber er|Ien
biefer religiofen SScwegungen, tt)cld)e fidj in bic jwcite ^inein=
üerjweigte, tt>ar ßnglanb. (5ö wirb bel)auptet, bap in ©nglanb
im brci5e()ntcn Sat)rbunbert nur ein cinjiger Äef^cr bcmerft wor^
ben fei, Stidwrb ÄnapweQ, ein Sominicanermond) , tt)eld)cr in
unfirdjlid)er 2Beifc über SIranäfubflantiation unb 2iutorit^t ber
(3d)rift gelebrt^), eä warb ferner beljau^^tet t)on ^cter üon ^i^
Ud)borf, bap eö in (5ng(anb gar feine 2Batbenfer gegeben l)abe.
£)amit fann ()öd)ftenä nur gemeint fein, bap eä t)itt formtid? or-
ganifirte walbenftfdje ©emeinben nid^t gegeben \)abt. : benn fd)on
wegen ber na()en ^olitifdjen SSerbinbung mit granf reid) wäre c5
beinal^e unbcnfbar, wenn bie ©runbfdfee ber SOBalbenfer in @ng:
lanb ganj unbefannt gewefen. S5on fold)en SBalbenfern finbet
fi4> jur 3eit beö 2fuftretenä beä SBiclpffe in ©nglanb teinc
©pur. ^od) eine anbere Äcfeerfectc fennt bie romifdje M\x6)c
in @ng(anb, bie SoHarben. ^uf bem geftlanbc öon (Europa
1) Änapnjcll unb feine ^in^ängcr Ictirten. Quod corpus Cbrisli mor-
tuum nnllam habnit forinam sabttantialcm eandeni, quam habuit viviim.
Quod in morte luit introducta nova forma snbstantialis et nova s, ecie8
Tel natura quamvis non nova assumptione tuI unione verbonim copiilata,
ex quo Sequilar quod ülius Dei non fuerit Iiomo sed alterius speciei in-
nominatae. Quod per nnllam formain vel naturani de novo introductam
per mortem facta fuisset transsubstantiatio panis virtute verborum sacra-
mentalium, scilicet: Hoc est corpus meum, si in triduo mortis facta
fuisset consecratio. Quod modo scilicet post resurrectionem Christi in
Tirtute verborum sacramentalium convertitur totus panis in totum corpus
Christi vivura. Ita quod materia panis convertitur in materiam corporis
Christi, et forma panis convertitur in materiam corporis Christi, scilicet
in id quod est aniroa intellectiva secundum quod corporis est et dat esse
corporeum et hoc virtute verborum sacramentalium.
Quod in homine est tantum una forma, scilicet anima rationalis et
nulla alia forma substantialis. Quod qui vult ita dorere, non tenetur in
talibus lidem adhibere auctoritati Papae Gregorii vel Augustini et simi-
linm aut cujuscunqne magistri , sed tantum Bibliae et necessariae rationi.
Knyghton. de eventib. Angl. a. 128ü. pag. 2467.
— 163 —
maxcn bie ßoUatbcn ein Bm'iQ ber JBegarbcn, ober »ielmcbr
SoHarben war nuc ein onberer 9?ame für bie Segorbert. 2)ie
.Äe^cr aber, welche tu ©nglanb SoIIarben genannt werben, jinb
ctwaä burdjauä 'Änbercä aB bie SScgarben unb bie goUarben
beä gejtJanbeä. 25ie goüarbcn, fagcn bie, wel^e in bem ©eifie
ber römifchen Äird}e fc^reiben, waren 2ßicliffe§ 2(nt)dnger.
SJiefen 9?ainen braud;ten jte, ob\voi)l 2Bicliffe felbjl unb bie
englifd^en ßoUarben nicmalä ctwaä won bem geleljrt, wa§ ber
römifrfjen Äircbe an bcn SJegarbcn üer^a^t war. @ie waren
nur, inbem fie bie 2Cnl)änger be§ SßtcUjfe mit bem 9?nmen bet
ßoUarben bejeid^neten, tton bem alten ©vunbfa^e ausgegangen,
bag eine Äc^erfccte fei wie bie anbere, unb gleidjgültig ber bes
fonbere 9^ame, weldjcn man einer gäbe. 25aburd) warb ge:
Wonnen, ba^ ba§ SSolf burd) einen iJlamen, ber einen red)t
böfen Älang ^atte, gctäufdjt werben tonnte, inbem eä natuxüä)
biefelben 2et)ren ba Dermutf)cte, wo c3 biefelben 9?amen gc»
braud)t fa^e. Äommen unter ben SKeinungen biefer ßottarben
einjelne tior, wcldje 2(cl)alichfeit ju ^aben fcfjeinen mit ben
2Jleinungcn ber SBegarben, fo ift baö eben weiter nid)t5 aB ein
bloper (Schein. ^)
Scannten nun bie romifdjen ^riefter wie mit einem Spiele
be§ SufaQs bie Äe^er, weld;e fie eigentltd; SBalbenfer nennen
foUten, ßoUarben, fo wäre benfbar, ba^ SBicItjfe fie gefannt,
bap er burdj fie in einer freieren ^rfenntni^ geförbert worben,
Dijxit bag er fte gerabe laut befannte, ba^ er 3fUeä öon tfjnen
unbebingt angenommen, tljeilä weil e§ feine Ueberjeugung nid)t
geworben, tbeil» weil er bie IReformation ntd)t in ber SBeife ber
SBalbenfer für möglidj Ijielt. 2)ie 9Känner, wetdje nid)t feiten
in SBicliffeö ^Begleitung erfdjeinen, fe()cn gerabe auä wie bie
1) A VDigo Wydyff discipali et Wyclyviani sive Lollardi Tocati sant.
Knyghton. de eventib. Angl. pag. 2663.
2) OÖcr Co maxtn fcldje Sd^c, roetcfec rocnigften^ an bcn (Spirituofi«!;
tttud ber gwn^^toi^r erinnern, ntdjt ancrtanntc Se^re aller SoBarben, fon;
bern nur Sinjclner. ®o her unter i)fid)ar& II. im 'Parlament unter ben
Äegereien ber Sotlarbcn mit aufgcjteOte ©a^. Quod nuUns intrabit regnum
coelorum , nisi Omnibus renuntiaverit ea dando pauperibus, solnm Deum
seqaendo modo ipsorum. Knyghton de eventib. Angl. pag. 1207. SDcm
entgegen fielet bie £e^re beS Olicolauö oon ßcreforb. Quod Christus nun-
qaam expressit in sacra scriptura quod voluit, quod boroo relinquerct omnia
' saa temporalia nihil sibi retinendo. Knygbton. de eventib. Angl. p. 1258.
11'
— m —
ölten ©((jubenöboten ber eoangelifdj ; fatf)o(ifd)en ^nd)t , ble
aud^ in iljrer duneren @i[d;eiiuin9 bcn "^(poflolcn rt(;nltct) ju fein
trad)teten. ©oldje ßoUarben waren bcnn in ©ngtanb
üov^anben gewefen lange wor SBidiffe, wie fic üottjanben was
ren in anbcren ßdnbern Suropaä. (Sie waren aber wenig ^er»
üovgetreten , alfo ba^ bic romifdje Äirclje ftc nidjt bemerkte, ©ie
famen aber Ijeröor unb fte fitlofTen fiel) an einen -BJann an, ber
fübner unb glücflid)cr war mit feiner ßeljre, ber gliicflidjer fein
tnuptc, weil er nicl)t gleicl), wie fie felbfi, mit bem S3erwerfen
beä ganjen romifd^en Äircl)entl>ume6 begann.
SKan fül}lte fidj beiberfeitig angejogcn burd} ein glcid}ürtis
gcä ©treben, aber man ibentificirte \(&) be§l)alb nod) nid)t voUä
fldnbig. SJiele ßeljrer, wetdje üon bcn 9i6mifd)en ^oUarben
genannt werben, trugen aUerbingä ©dge »or, weld;c SBictpffe
gelehrt ^atte, nur mit einer geringfügigen SOiobiftcation ober mit
einem anbern 2iuäbrud 2(bcr ftc letjren aud) 25inge , weld)e
Don SBicliffc nid^t gefagt worben waren, unb fie brüden fid)
babci fajt gerabe fo au§ wie bie alten SBalbcnfer. ©ie tierwer:
fen bic ganje r6mifd)e Äird)e, weldje fte eine ©pnagoge be§
<2atan§ nennen, fte Idugnen bie Äraft aller ©acramente in
berfetben. ^) Sie Ijaben mt) eine anbere 2(nftd)t alä 2üicli;ffe
üom 3tbenbmal unb erfennen meijl bie 9iealgegenwart an.*)
S5iä ju jenem entfdjeibenben ©d^ritt be§ ßdugncnS ber romis
fd)en Äird)e war SBicliffe nid)t vorgegangen. &r woQtc bic
Äird)e rcformiren, aber bic Äirdbe in unb burd) ftd) fclbf!. £)ie
ßoHarben aber, nad;bem fie erftarft waren burd) bie, tuelcbe
1) Qt'i ut suam liercsin caiitins palliarct ac sub cxquisito colore (Ii-
lataret latiiis, cungrcgavit iniquitatem sibi, vidviicct, comites atquu so-
cios unius sectac insiinul Oxonüs et aiibi coinmorantes, talaiibus indutos
vcstibus de russeto, in signiini i)rofectionis aniplloris, iiicedentes nudb
pedibus, qni saos errores in populo ventilarent et palain ac publice in
suis sermunibus pracdicarent. Walsingli. Hist. Angl. pag-. 191.
2) Quod ecctesia nibil est aliud quam synagoga Satlianae et ideo
nolunt adire illam ad lionorandum Dominum neqiie pticipiendiim sacra-
mcntuni aliquot! et praecipue sacramuntum Altaris. Sepicui Sacramenta
non sunt ni<ii signa niortua nec valent in forma qua eis utitur ecciesia.
Walsingli. Hist. Angl. pag. 366.
Quod sacramento Altaris post consecrationem est verus panis et
vornm Corpus Christi. ?ct)rc bc» Sofianiicö von ?lltüii. Knyghton. de
evi'ntibus Angl. pag. 2658.
I
— 165 —
SBicli)ffe'f no^ üewflnbte Seigre ju if)nen trieb, begannen fct)on
ftd> ttJteber ju organifiren dB eine eigene jtird)e. Sie Ijöttcn
it)re eigenen ^reäbpter unb i^re eigenen iBifcl^ofe nid)t allein in
©nglanb, fonbern oud) in ben 9?ieberlanbcn. @ie ftnb biefe
EoHarbcn bei allem 3ufanimen?)ange mit SBSicliffc bod> aud? zU
waä eigentt)ümli(be§ unb ®elb[ljtdnbigc6, ba§ feineäwegeg in
allen ©tucfen von ibm i}mv.i)xt , buvcb »etcbeä ein befonberet
©eifl gebet. Unb biefer ®eijl erinnert fo jlarf unb fo beutlic^)
an ben SQSalbenpmuö, ba^ bie SSermutbung, cä n>aren alte
SBalbenfet, bie ftd) nun aufgeregt füblten burcb -SSicliffc unb
ben 2Cnf)ang, ben feine ßebre unter bem SSolfe fanb, um noc^
einmal (jeroorjutreten mit bem SSerfu^), ob fie ba6 römifcbe
Äircbentbum nidjt jlürjen fonnten , ficb fofl jur ©ewi^b^it fiei=
gert. ©erabe in berfelben SBeife erbuben ftdj aixd) in Jßobmen
bie alten SBalbenfer wieber auä ibrer SSerborgenbeit, ol& burcf)
^u^ unb feinen Sob baä ßanb in grope iBcujegung gefom-
men war.^)
SBicliffe unb bie EoHarben fieben in ©nglanb md)t bö,
1) <3oIc6cr fpriqtcr gcrooljirt bie rcmtfefie Sixi}t erfi na^ !IBicli)ffcd
Sobe burd) SufoO: »orbiinben roarcn fic \voi)l fc^on früher. LoUardi per
idem tempns in errorem sunm pluriinos seduxenmt et tanlam praesum-
pseront andäciam ot eorotn presbyteri mtre Pontificom novos crearent
presbyteroS} asserentes quemtibet sacerdotem tantam conseciitani pote-
statem ligandi atqne solrendi et cetera Ecclcsiastica ministrandi , qaan-
tam ipse Papa dat yel dare potest- Prodita est haec nequitia per quen-
dam ab eis orJinatum qoi stimnlatas conscientiae EpiscopoSarunconfes-
«as est errorem. Walsingh. Hist. Angl. pag. 340. Sie Stfd)öfe t>cr
SoKarben geben fd) iuroctlcn fclbjl tai ändere ?fnfc^?n 'at^olifdjcr *Pticflcr
unb fud)i'n ftd) offenbar einjubrdngcn unter ben fat^clifcben Äleru^. Sa-
cerdotes AVicleffistae palam Episcopos in ordinem redigere conabantor et
liorrenda reram sacrarnm confusio oricbatur. Reus erat bajus sceleris in
Belgio sacerdos pseodominorita Jacobus, qui adnlterato Pontificio diplo-
mate, se Episcopam dixit nec sacris Episcopalibas initiatas sacerdotes
ficto ritu «acravit in plaribns Germuniae Belgiiqae dioecoesibus, ade» ut
labente dccennio plures ab eo profana inanctione delibnti divina ni;steria
tlieatrali ludo i>eregerint Raynald. Annales Eeclesiae. a. 129L XVII.
pag. 64.
2) Ibi quoqiie snrota occasione M'uldenses, qui esque iatncmnt, soas
cenices erexerunt, ])riinuni latenter suos indiicentes errores, postea yero
armata manu defensare et alios ad eosdem nisi snnt eorapeUere. TfaomtK-
Kbendorffii de Haselhacfa Chronic Aostr. i>ag. 846.^
— 1G6 —
wie eine ^tfdjetnung , bie nur ber Äirdje, nur ber SBel-t be§
©laubcnä uub ber ®emütl)er an^ti^öxt. ©ie fplclcn eine rcid):
tige 9?oUe in ben Ttngelegenljeiten be5 ßanbeä. ^\)x 2)afein unb
i^r SBirfen fie^t in bem cngflen äufammen^angc mit ben \>olU
ti\ä)m ereigniffen, »eldje im öterjeljnten unb im funfjet)nten
Saf)r|)unbert ©nglanb bewegten. 25te[e wirEen ein auf bie ©tel»
(ung berßoUarben, bebingen balb if)re®tdrfe, ba(b if)re <Sdjn)o»
6)«. 25er ßoIlarbtämuS roirft feinerfeitä ebeitfaU5 ein auf bie
©reigniffe. ift eine boppelte reformaterifdje Senbenj in ©ng?
lanb ju bemerfen. 2)ie eine jeigt fid; eben in SBicliffe unb ben
8oUarben. ®ie tritt, jumol in ben ße^teren, Ijerüor alä eine
reine unb tjollfldnbige mit ben SBorten auf ben Sippen, bof
bie ganjc romifdje Äirdje nid)tä fei, bo^ ein burdjauä neuer
S3ou ber c|)rifllid)en Äirdjengefellfcboft begonnen werben muffe
Allein auf ber Untcrioge be§ reinen Soangelii. (Sine anbere res
formatorifdje SSenbenj i)at ftct) einen weit engeren Umfrei§ gej
jogen. <^ie bleibt in ber römifcljen Äirdje unb fdjuttelt an bem
©ebdube ber £iogmen ntdjt, an SiidjtS, wa5 mit bemfclben in
SSerbinbung jlei)et. ©ie greift nur nad) Den dupcrflen ©pi^en
ber 9}iipbrdudje ber Äirdje, welche ber 2ßelt om brMenbjten
geworben ftnb in i^iren (Srgebniffen.
®a wiU fie benn nidjt, biefe reformatorifc^e Slenbenj, baf
ba§ ?)apjitl)um über Snglanb bominire unb baä JKeid) plüm
bere, ba^ baS ^apjft^um ©nglanb mit fremben Ätericern übers
fdjwemme, bie eS ebenfalls plünberten, ba^ ber Äleruä eine
freie, »om 9?eicl)e unabbdngige Mciä)t fei, bafi er einen großen
S£t)eil ber 9ieicbtf>ümer @nglanb6 {leucrfrei befi^e, ba^ er über»
^aupt 9ieicl)tl)ümer befti^e, ba^ ba§ ©acerbotium überf)aupt ein
weltlid)e5 ^errentbum fei. 2)iefe reformatorifd)e SJenbenj i(l
beroorgegangcn, fo weit jte gegen ba§ ^Jf^pPt^Mi" Qc^t/
bem (tarfen 9^ationatgefü()te ber Sngldnber, bie fiel) nid)t wofs
len preffen laffcn »on aufen 1)tt. ©o weit fie gegen ba5 Sa»
cerbotium gel;t, ijt fie ^ereorgcgangen ou§ bem allgemeinen
SJlif bebagen', ba^ bie SRenfdjen über bie ocrfe^rte ©teßung bef»
fetben empfanben. 9lur bie ©eite, wetdje gegen ba§ ^apfi»
tbum (duft, wirb von bem englifcl()en Ä(eru6 getfjeilt. 9Zut Dann,
wenn baöon bie 9?ebc ip, bap ber ^apjt nicf)t ©nglanb, bie i
englifcbc Äirdje plünbern unb bel)errfc^)en fülle, jeigt auc^> ber
englifd^e Äleruä nationale ^efül)le unb (d^lie^t iiö) bet refor^
— 167 —
matorifcljen S£cnben§ an. wirb bann öon ifjm ju bem ^ap^i
ti)umt eine fet)r jtarfe unb bittere O^jrac^e gerebet, unb ein
freierer ©eifi roirb gejeigt. @o 9efd)al; e§ im brci3ct>nten 3^1)^'
^junbert »on SJobert ©rofetefl, bem S3tfd)of üon Sincoln, befj
fen aud) SBictpffe gebenft. ^ £)tefer 2ßibcr(lanb tf! jcbod) tm=
wer nur ein fetjr bebingter. S^iemoIS jleigt er ju bcr ©pi^e auf,
böf g6ttlid)cr Urfprung unb göttlidjeö 3?ed;t beS ^ontificatä
geläugnet »orben wdre. dt biefer SGBiberfianb, immer »on
bem ®ebönfen bel^errfdjt, ba^ e5 für bic unabfjängige ©t.'Hung
beS gefammten ©acerbotii trefflid) fei, wenn ein @tattt)altet
©otteö, ber baö Sntereffe beö flericalifdjen ©tanbeä waljrnefjme
al$ baS erjle, ju 9?om mit unbebingter ©erealt über bie SBelt
gebiete. 25er englifdje MUxuä warb oud) burcf) ben anberen
SKJjeil biefer reformatortfdjen SJenbenj immer an ben ©tauben
ön bie unbebingte ^apjlgewatt gematjnt. 9Zur 9?om fann ein
©d)u^ gegen benfelben fein.
25ie jttjcite reformatortfdje 9fid)tung ijl im üierjef)nten 3a^)r=
](>unbert ju bemerfen in ben Äonigen unb in bem Parlament,
©ie ifl balb met)r balb weniger beutlid^ nad) bem 2Eed)fel ber
?)erfonen unb ber SSert)a(tniffe ju gewahren. SJon SSiclpffe
fönntc man beinatje fogen, ba^ er jwifdjen biefen beibcn Süd)-.
tungen auf eine SJeformation wieberum in ber SOZitte fief;e, in»
bem er nidjfaUein roiH, voa^ bie jweite berfetben wiü, fonbern
IBiele§ oud) t)on bem, n>aS bie erfiere er|lrebt, waS ©tauben
unb 8el)'.v betrifft, o()ne gerabe beutlid) ju ber l)6d)flen ©^i^e
berfelben, jum SSerwerfen Oeä ganjen römifd;en Jtird)ent^umeS,
öorjufdjreiten.
' 2)em .Rteruä aber tfi nun fcbon bie erfie JRidjtung fattfam
juwiber. ©ie genügt, if)r entf(^)cibenbe§ ©egenftrebcn Ijcruoriuruj
fen. eines aber mfld)t fte nod) weit bebcnflidjer. ©ie erjle
unb bie jwette reformatorifd)e SSenbenj fd)einen ftd; nid)t feiten
mit einanber t)erfd)melj3n ju wollen, ©ie tjaben einen ^untt
mit einanber gemein gleid) t>om 2(nfangc tjer, ben Eingriff auf
baä ©accrbotium. @ine foldje SJerfdjwagerung fd)eint einjutre^
treten in bem foniglic^en .^aufc feit gbuarb Hl. SQSemgjtenS
1) (Eine ©oiuuiluiii) lt«iiici ©tbtijicn tinb sStitfc tcfielDcB, am iicncn
ein jünHid) freier 0cijl ^cnJor(<ud)tct, bti: ßrwn. Fascicolos Keram cx-
I>e<«iid. et fugient. pag. 245—413.
— 168 —
werben bie fiollarben n\6)t mit bem (5ifer »erfolgt, mit roeldjem
cä bie Äird)e begehrt. 25arum wirb bic Äirrf)e, um in ber
©prodje biefcr Seit ju reben, rewoluttetuir. ©ie jlürjet ba§
föniglidje ®efc^)lcd)t, n)eld)e§ bcn goUarbiSmi^ä beijimjligen
fdjeint, wnb jlcllt ein anbere§ auf, wetc^eö if)n »erfolgen [oU.
Smmer nur unter einer SScbingung i(t ber l)ierard)ifcl)e dJcijl
ein ©tü^punct ber Ät)rone, ba^ biefc ftd) wicberum ifjm unbcbingt
fügen, fid) nicl}t l)erau§ben>egen auä bem Ärcife, mit bcm fie
»on i^m umjogen werben, ©ing bie 9Je»olution, ouf weld;e
1) kx- gebeutet wirb, ber ©turj be§ Äonigd 9Jicl)flrb IJ , oud)
feineöwegeä allein aus ber Äirc^e fjcröor, fo ^atte fie bod) einen
fiarfen Znti)(H an berfelben unb fie war in il)rem Sßunfdje unb
in i^rem ©eif^e.
üermod)te nun jwar ber ÄleruS, ben S5oben beäi JJc»
ben§ in (5nglanb j« jerrcif en unb bie Siert)dltniffe auf baä wiU
bcfie JU »erwirren in bem Äampfe, ben er am Sluägange b(§
SDiittetalterä ju jireiten Ijattc, um bnä tjierardjifdjc *£vftf'"
behaupten, aber einen »olljtänbigen ®ieg fonnfe cv nid>t errins
gen unb bie beibcn SJidjtungen auf eine ^Reformation ber Äirdje
ganj nid)t überwältigen. 2)er golIarbiämuf> erf)iclt fid), bis bie
großen ßreigniffe beö fecf)^jcl)ntcn Sal)rl}unbert bajwifd)en treten,
er erljielt fid), ob mä) nur in einer oerborgcncn, »erfolgten ®e»
meine, erl}iclt fid), obwol)t aud) er fein (Streben, baä romi;
fd)e Äircbcnt(}um in @nglanb ju fiürjen, ebenfallö nid;t erreirijte.
2) urd> fein btofjeä 2)afcin bereitete er bod) »iele ©en-.ütljer auf
bie greigniffe »er, ;weld)e im fed)$jc()ntcn 3al)rfeunberte fom»
men foüten.
■^ud) bie anbere 3?icbtung blieb in (Jnglanb immer »or()auben,
wenn fie fid) mö) nad) ber 3ie»olution, bic 3\id)arb H. ftürjtc,
ganj »oa bcm iJollarbigmuä entfernte unb btnfclbcn fetbft »er»
folgte. £>er .Sleruä mu^tc fid) »ic{en für il)n bitteren ßanbeä»
gefe^en fügen unb er ftanb fc|)on »or ber großen Jird)enrcform.Uion
meljr unter tiefen unb unter ben Königen, alä unter ben '•päpfleu
3{udi bicfe 3Jid)tung unb ber jtete auä il;r e!itwad)fenbe .Ram^jf
iiwifd)cn ber Äird;e unb ber sisclt, ber bie uerfcörte (Stellung
bct^ röiiiifrf;:« ©accvbotii ben 3}?cnfd}cn immer füljfb'iv madjtc,
bicneto, bir ©emütljer »orjubereitcn auf bie tommcnöc 3eit-
Qhx fcltfamcS unb wibcniatürlid)ea Sücri)a:tnif3 wrr am
"Anfange bc5 brcijeijiitcn 3i»ljrt)unbcrt5 jwifd)en ^nglönb unb
— 169 —
bcm rcmifd)en ©tufjle eingetreten, nadjbem 3nnocenj III. burdj
eine SJei^^e nidjtgirürbiger Jtünjle Den .Ronig 3ol)onn gen6ti)i»
get, ftd) für einen SSafallen 9?om§ ju crflaren. @ä fdjeinet
ten römifdien ©tutjl auf bcn ©ebanfen gebrad)t ju t)ahm, ba^,
iraö bie .^jerrfc^aft unb bie ^lünberung bcr cnglifd)en Äirc^e
anlange, bicfeä 8{<id) ftd) nun anä) ttwai meljr muffe gefallen
laffen. Slßenn man errcägt, bag bie mit jenem greigniß glcid?»
jeitig ent|le[)enbe unb fid) allmcälig au6bel)nenbe unb befeftigenbe
partamentarifd}e Jßerfajfung in ber englif4)en Station ein ®efu()[
tjon Äraft unb grei^eit aufregte, fo fdjeinet bcr ©oben, roeld^ett
bie ^cüjle ftd) in ©nglanb neljmen, eben nidjt ganj Qlüdlid)
Qtxvh\)U JU fein. 2)ic ^ä^jfte ftnb aud) niemals befonberc
greunbe biefer freien SSerfaffung getrefcn , unb fd)on Snnos
cenj III. fdjeint e§ ju füf)Ien, bag fte in SuEunft ber Mixd)e
Ijinberlid) werben fönnte. 2)arum er*(drtc er bie magna charfa
für ungültig. 9?id)t feiten l)aben ^apjie bie .Könige öon @ngs
lanb ber @ibc willig entbunben, bie fie auf bie Charte gefdjroo:
ren batten. SSenn fte biefe ©emerfung gemadjt l)attcn, fo Ijat:
ten fie nidjt Unredjt mit berfelben, obwoljl ouf ber anberen
Seite bie parlamcntarifdje JBcrfaffung baburd) etma§ unfdjäbli:
d)er für ben firdjlidjen ©eifl warb, bag ber .Rleruä felbjl auf
bem Parlamente eine bebeutenbe 9?olle fpielte unb bie Äirdje fo
für tbt Sntere'ffe ber Stimmen nidjt wenige in ber Canbeäüers
tretung l^atte, Sa^et; aud) fpiter, alö bie grope Deformation
ber Mixäjt im 2BerEc war, bie bem ©üangelio ©eneigten nidjt
c^er .^err in bem Parlamente werben ju fonnen glaubten, bis
fte nid)t wenigftenä bie "Kebtt aufgetrieben.
25ie lebljaften 2(ngriffe beä PontiftcatS a«f bie englif^e
Äird>e unb ba§ englifdje Selb begannen am 2lnfiinge beä bret»
je{)nten 3a!)ri)unbertä, wie e§ fid) ©nglanb unterwürfig gemad)t.
2)a5 Pontificat bat eine grof e 3üd;ttgfeit in biefem Streite ge*
jeigt. ©anj gelaffen lagt eä fid? bie unerljörteilen 25inge fagen,
pftmaB jmürf gefdjtagen , fängt c§ feine Eingriffe immer »on
Steuern an. Äonig .§)einrid) III. war ein f($laffet Wlunn, bet
für feine Pcrfon ben 'ifngriffen ber Pdpfle jiemlid? ri:big jufat),
jufrieben, wenn ber apoflolifdje ©tu^l t()m einmal einen Sef)n»
tcn juwarf. iit unb bie päpffe jleljen fid) in bcr .<)ieget gut
mit einanber. 2ier Papfi befcbt bie bejlcn .RiwbeiijMUn mit
Staltenetn, »on benen bie mciftcn ^nglanb nic^t ju fcljen be^
— 170 —
fommen, unb ISßt fie fid> öon btcfen mit fdjwcrem ®clbe be«
jflf)(en, eine Cabung o^oftoltfdjer ffiullen folgt ber anbeten, ein
ßegot bem anbeten, in ii)xtx Begleitung ntd?t feiten italienifdjc
2Becl)§ler, bie bem englifdjen ÄleruS ba6 ®elb »orfcljoffcn , baä
er jaf}(en foUte. £iie italienifdjen SBBect)§ler fpiflen je^t übets
lt)oupt eine bcbeutenbe 9iolIe.
Parlament, 2Cbel, Äleru§ beginnt fid) in ffieroegung gu
fe^en, juerjl gemeinfd)oftlic}) gegen ben ^apft. 5m Sa^re 1226
begehrte .^onoriuS III. aud) t>on ©nglanb, ba^ iljm bie ©ins
fünfte von jnjei ^rabenben an jebcr Äotf)ebrolfird>e unb von
jwei Ttbnäß^tUen in iebemÄlojler jugefd)lagen njerben füllten.
25a§ Parlament antwortet, biefe ©adje betreffe bte ganje ßfjrt»
ftenljett unb c§ wolle fid) fpätet nad) ben Sefdjlüjfen ridjten,
bie be§^alb in anbern ßanbern würben gefaßt werben.^) X)ai
^ontificat Idfit bie ©adje faOen. 5m 5af)re 1232 fjat fic^ eine
goberation unter bem englifdjen 2(bet gebtlbet. Sie wollen mit
SBaffengcwalt alle ttalientfd)en Älericer ou& bem ßanbc jagen. ^)
3m 5a^re 1245 fefjen wir bie cnglifd)en SSarone wieber tfjdtig.
6S i{l ein ßegat ^cpjt Sunocenj IV., S'lamens SÄarttn, in
1) Mllkin. Conc. I, pag. 620.
2) J)icfe gcbcration «rlic^ <in Q.itM\ä)mi>en. üniversitas eonim, qol
magis volunt mori, quam a Roinanis confomlij nannte fic fid). :?!)rc^enb
ft^riiben fic ben Sif(f)ofen unb bem Äleru« «i6er bie O'iömtinge. Spoliave-
rnnt Aegyi>tios nt ditarent Hebraeos, inultiplicando gentem suaoi non
magnilicando laetitiain. Sic dolorem dolori nobis et Tobis omnibas ac-
camiilando; ut melius nubis Tideatur mori, qoam viwre sie oppressis.
Cnde licet grave sit nubis contra stiinuloni calcitrare, tarnen quia qui
nimis emungit^ elicit sangoinem; nos severkatem eoram aiiiinadverientes,
qni ab iniito tanquam advcnac^, sunt ingressi Romam , nunc autem nos
non tantiiii) judicare, sed etiam contcnincre intendont; alligai>tc6 oniira
importabilia, quae nec in sü nec in suos digito movere volunt. De com-
muni consilio magis eligimiis^ licet tarde resi«tere qnam eoriim oppres-
sionibus. intoierabilibus amplins subjacere seu majori subjici servhuti. Hinc
est quod vobis mandamus , districte inliibentes, qnatenos com no» eccle-
siara Regem similiter et rcgniim nitamnr a tarn gravi jugo servitixlinia
eripere, circa cos qui de Roniariis vel eorurn redditibus »c introntittitnt,
nullas partes vestras intcrponcre pracsumatis; pro ccrto seilori, qnod ai
hiijus »iandati exstlteritis (ransgri-sseri'S , qyac veslra sunt inecndio sub-
jacebnnt et poenaiu, quai» Roinatii incurreut in penonis, vos m poMCS-
fcionibua vestria, indubitaiiter incurretis. Matth. Paris, iiisl. Angl. ü.
1332, pag. 313.
— 171 —
englnnb. 25ic S5arone kffen bk ^Sfen fd^liefcn, e5 follen
überfjaupt gat feine römtfc^en SSuUen weiter in baä 2ant> ge»
loffen »erben. 2)em Segaten (äffen fie njiffen, er möge fiel)
fc^)leunigfi entfernen : fie brol)cn it)n in «Stufen ju reifen, roenn
€r bliebe. £)al)ei roiefen fie bem Könige md), baf bie ^tdia
ner, wetdjen ber ^opft Stellen in ©nglonb t)erliet)en, jd^rlic^
an ©nfünften mt\)t nu§ ©nglanb jogen, nlä er, ber Äönig.
2(uf ba§ ßoncil nad^ 2i)on fenbeten nun Äönig unb 3ibet fo
bittere klagen über fo fredjen 2)rucf unb fo ungc^)eure ©rpref»
fungen, bap bo^ fogar bem ^aipfle bie "Sdjaamrütlje in§ ©es
ftcbt getrieben njörb, alä er fie oerlefen i)6xte. ILbtt bie Eingriffe
beS ^ontiftcatS cnbcten barum nid^t. @d)on im ^ai)xt 1246
bege{)rte ber ^ap^ wieber bie J^älfte ber Sinfünftc ßUer nict)t
refibirenben unb ba§ S)rittf)eil ber ©tnfünfte aller refibirenben
Älericer. Tlud) biefe ^rdtenfton mup ber ^o^)p wegen ents
fd)loffenen 2Biberjianbeä, ben Äonig, 2lbel unb Äleruö gemeins
fd)afttid) leifteten, aufgeben. 2lber bie Wlaä)t, «Steuern auSs
jufcl)reiben unb ^frünben ju terfaufen, liefen fidf) bie ^dppe
ni^t ne{)men. .^einrtc^ III. in feinen emigen ©trdtigfeiten mit
bem 2lbel ^atte ben ^apjl ju nötl)ig, al§ bap er etwaö Qnt^ö^tU
benbeä gegen ibn b«tte unterueljmen foden. 2lud) be^ Äleruä
arbeitete gegen. biefen immer nur mit balbem ^erjen.
Snbeffen werben bie ereignijfe er(i bann »on einer grofcs |
ren SBicljtigEeit, alä im Saljre 1272 ^einrid) III. gefiorben y
unb fein @o|)n ßbuarb I. Äonig geworben ijl. 25a beginnt i
ba§ foniglidje ^auS jene jweite reformatorifclje 9Jid)tun3 einju^
fcljlogen, beren bereite gebad)t worben ifl, unb jwar fo, baf
e§ biefelbc eben fowo^)l gegen ben Äleruä »on gnglanb alä ge'
gen ben ^apfl ridjtet. 2)ie Unnatur ber SSerbdltniffe war auf
ben t)öd)(ien ®rab gefliegen. £)a§ (gtgentljum beS bereite fo
unermefltd) reichen Äleruä flieg öon Sabr ju Sabr. war
ju fürcl)ten, bap bie Äircbe nod) alleä l'anb oerfdjlingen, bap eä
nur nod) SSafallen unb 25ien|lmannen ber Äirdje geben würbe
wenn eö nocb weiter fo fortginge. ^) £)ennocb wollte ber Älerua
in ber3?egel ju ben ßaflen beä ©taateä nidjtä beitrugen, unb
nönnte eä funb^aft, Steuern wit> @slb ju begehren oon ben
1) Matth. Paris. Hist. Angl. a. 1245. pag. 585.
2) Robert Henry. History of Great Britain. Vlir. pag. 19.
— 172 —
llxmm &)T\^u ®erid)t§bnr!eit bc^ntc bie Äird)e tmmct
weiter au§, uiib immer freier fudjte fte if)re üKitglieber ju ma^
d)fn »011 ber mUüä)m SWadjt. 25ie ©pnobe »on Wltxtm, ge^
Ijaltcn im Sot)« 1258 \>on S5onifflciu§, bem ^rjbifdjof tot»
(Sftntcrbim;, bebro^ete felbjl ben Äönig mit bcn l)ärte|len Äir»
d)cnfirafen, wenn er eä wagen würbe, einen ^(ericer oor baS
weltlid;c @erid;t ju jleUen. 2^<Jä geben fonnte nic^t bejle^en
mit [oldjen oberwi^igen Snpituten. 2)ie SSitterfeit ber weltlt=
d)en ©vopen gegen ben ^leruä war ouf ben f)6d?|len ®rab ge*
fliegen. @ie wollten e6 mä)t mti)x bulben, baft bie erjten @teU
len beä <3toate§ nur mit Älcricern befe^t würben, baber war ber
£önig ber Unterftügung beö weltlid)en Zi)t\ki beä Parlaments
immer fidler.
ßbuarb I. lief einige ©c^ilage auf bcn ^feruS fallen, welche
biefem fonigtidjen ^aufe ben ganzen ^aß ber ^irdje juwenbe»
ten. Da§ ©tatut eon 2Se|lminper tjom 3abre 1273 gebot,
bof ein Älericer, wegen 2ebn^u"treue »erftagt, ebe er bem
fircl)licben ©ert^t übergeben werbe, erji »erbort werben foUc
»or be§ Äonigä ©eridbt. 2)aä betannte Statute of tnortmaia
»om Sflbre 1279 gebot, bag bie Äirdje fürber^in obne befon*
berc ©rlaubntf be$ Äenig3 webcr etwaS ererben nocb erlaufen
nod) ertaufd>en bürfc.^) 2)ie SBelt foUte burdj biefeS «Statut
»or ber Mixä)t gerettet werben. 25ie ^irdbe aber jammerte über
bief^ 2>inge wie über ben Untergang ber 3?eligion. 25a§ Sta-
tute of uiortmain war ibr befonberä febr juwiber, unb mebr
dB einmal warb um beffen Suru^nabme gebonbelt. iRidbt we»
nigcr war ber ©runbfa^ juwiber, ben ©buarb I. tbatfädt)lic^
auffleßte, baf ber Äleruä befleuert werben fonne. SSergebenä
batte bie englifcbe Äircbe nodb »om ^apjt fflonifaciue VIII. fic^
eine S3ulle erwirft, ba^ fie nict)t befleuert werben bürfc obne
befonbere ©rlaubnip bc§ r6taifd>en ©tu^eS, ber Äonig, a{§ ber
Äleruö ftcb flan&baft »»eigerte ju jablen, gtbot im Sab« 1297,
bajj, bi§ bie ^irdje nidbt gejablt, fie ou^er beS ÄonigS ©d^u^
fteben, ba^ Sebermann JRed?t gegen ben Älcruä, aber fein
1) Rex c»m procefibns eiVdit stalutata contra mortuain mannu), ita
wl «nUus deinceps terras, tencmenta , redrlitus daret, YCixleret, legaret,
aiit |>ermataret seu «jiiuvis titolo viris reliRioni» assignarct sine Itccntia
ri'gis. KnjgUton: de cventib. Angl. i>ag. 2463. 3jl »ft umgonain wovtcH.
— 173 —
^(criccr d\td}t gegen einen. Sintern erfjalten follte/) brtß baä
flericalifc^c ®ut biä auf weiteren S5efel)l in Befcl^lag genommen
werben foUte. Sjcrgebenö fprad; eine ©pnobe ju Sonbon bic
grolle Ifrcommuniciition gegen Älle nuä, bie fid) t)er)5reifen rour=
ben an ben geiftlicljen ©ütcrn. 25iefe SBajfen i)atttn fidj obge;
(lum^)ft. 2)ec Äieru§ mupte nadjgeben unb ja()len.
'Kud) gegen ben romifdjen @tul}l wenbete ftd) ©buatb I.
mit feinen S5ertI)cibigungämittoln. 2)ie Eingriffe bcffelben ö«f
ba§ englifd)e ®elb Ratten, wie au§ ben »Parlamentöacten erl^eUt,
feine^roegö aufgebort '2(uf bem Parlamente be§ Sal)re6 1307
tönten bariiber wiebcr fdjwere Älagcn. Äonig (fbiiarb liep üon
biefe^ *})arlamcnte ein ©tatut geben, tt){lcl)e^ bie Öruublage aller
fülgenben Statuten „Praeinimire" geworben ift. 25er ^apji
foU feine ^enftoncn anweifen burfen mif englifdje Ä(öfler, er
füll bic Seneficien beä 9?eid)eä jum ?iad)t()cil bc5 ^6nig§ unb
ber Patrone ntc|)t an grembe, befonberö nic^t an Italiener >oer;
geben bürfcn, er foü bie ©infünfre tei evjlen 3al)re§ oacant
geworbener ffieneftcien nid)t ferner einjieljcn bürfcn. Sicfco
evjte Statut l)at»inbcfi'en fe^r wenig gefrommt. 25cr romifd^e
J^of tümmcrt ftd) um folc^e 2(norbnungcn nic^Jt unb fäljrt ru=
^ig fort in gewol;ntcr SBeife. £)ie weltliche SDfadjt fdjwanfts/
lange l;in unb fter. Uuf ber einen Seite wirb fie getrieben tion I
bem Streben, bie unnatürlidje Stellung ju änbern, in weld^er
ba§ Sacerbotium ju ii)K fteljet, unb auf bev anbcrn Seite wirb
fte feftge^alten »on bem alten ©tauben an biefe§ Sacerbotium, |
ben fie nicljt ganj ju überwältigen tjcrmag. (Sincn ©eijl aber j
i)at Sbuarb I. offenbart, weld)er bem Pcp|le unb bem ganjen |
©acerbotio fet)r juwiber fein mup. |
Snbeffen fließ ber apojlolifclje Stuf)l fa(t mül) allen ©ei« |
ten t)in auf fold)e geicljen ber Seit unb er mu^te vielfad) fe;'i
^en, wie bie weltlicl)en gürjien SSerorbnungen gaben, welcf)e
1) Wahingh. Hist. Angl. pag. 69-
2) Quuil oiniiia luica fuoJa totiiis Cleri et Rc'igiosorum quoriincun-
quc una cum bonis et cateliis in eisileiii inventis sine dilutionu capias ia
inanuin nostram et ea salvo ciistodire t'adas, ita, qaod nec ipsi nec ali-
qois ptir ipsus inanuin ad ea apponant , <loiiec aliud inde percepcrimus.
.Statut. Reg. Edward. I. Brady. History of England HI. Appendix,
pag. 11.
3) Blackstone. Couinientarics ul the laios of England IV. pag. 110.
bm SScrorbniingcn bcr Äircl)e fdjnuvflracfä entgegenliefen, wie,
fte biefe 3un)eilen aud) 511 bet)Giiptcn üerflan&cn. Zl\o fonnte
bic 2(iifuicvffamfcit, weldie bdä ÄiMugöIjöuS öon ©nqlanb auf«
vegte beim npoftolifdjcn ©tul;le, nid)t eben bebeutenb fein. Tlud)
ful;ltc ber ^ap|T:, bafj er an bem €nglifcf)cn Mkxuä, »enn et
bcnfdben nitv nid)t felbjl gar ju Ijeftig ^pre^tc, immer eine ge'
jyaltige ötiüfte fjabe. '^Ifo fünuncrte man f:d) in Siom um jene
äcici^cn beä ©trcbenö mö) greiljcit unb Unabijängtgfeit oon ber
.^ierarcljic wenig ober gar nicl)t unb fu^r immer fort in ber
cttcn SBeife. "iLixä) \\t eä »unberbar, wie fo lange Äönig unb
^Parlament von ©nglanb bic Sonbeägufei^e üon ben ^dpflen
buvd;brcd)cn laffen. 3?ic 3iutorität ber ^dpfie ip nod) iinge>
1) eucr. 9)?an flogt, lärmt unb fojjt ein ncueö ®efeö ab ober
jagt tie Siömlinge einmal fort, aber im ©anjen bleibt bod;
lange Meä beim "^üten.
35ic fd;lajfe unb fturmifctje Sfegierung ßbuarb II. ge()t
worüber, ot)nc bag in fird^lidjer SSe^ieljung etwaä ©cbeutenbeS
gcfd)iel)et. S)od) bemerft man, ba^ ber cnglifd)c Äleruä feine
unabl;ängige ©tcUung mel)r unb mel)r »erliest, ©eine 9Bit:
glieber werben »or bic foniglidjen ®erid;te gejogen unb felbfi
mit bem Xohc beftraft, wenn fie tobeSwüroige 25erbrecl)en bcs
gangen l)aben. Sitter flagt barüber ßlemenä V., weil fo bie
ganje .^eiligfeit bes facerbotalifcl)en ßljaracter» jerftort werbe.»)
2) er ÄleruS |ud;t fid) ju fd)ü^en bmä) neue SSerorbnungen. Sm
Sal)rcl3i6 fteUt er bic fogenannten Articuli Cleri auf: wenn
öud) Älcricer tobeöwürbige SSetbrccljen eingejlanben l)aben eor
be§ Äonigö ©eridjt , fo foUen fie bod) nid;t beftraft werben bür»
fen, bie ^rimlegien ber Mxä)e foUen fic fc^üfeen. war noc^
ber ölte ®etft. ^) S)ai ©accrbotium foUte oiel geben, weil e*
öud) etwa§ üon ben 9J?cnfd)en bcgeljrte. ßinc ©träfe, üon ben
geijtlidjen ®ericl)ten gegeben aud) für nocl> fo fd[>wcre SSergeljun»
gen, war fo oicl wie gar feine. ^)
1) Robert. Henry. History of Great-Britain. Vllf. pag. 49.
2) Concilia Magnac Bitanniae. II. pag. 697.
3) SKie i'>cr()rccf)criid)c Älaiccr »on bcr Äird)c t'c^anbi'lt würben, iai
fcffcbrcibt ©inion bcr €-iäbifd)üf son €antct6un) fclbft. In sueleribus capti
et »eciinduni morem regni convicti coram judice »ecolari, per praelatoi
debite requisiti Deo ac sanctae ecclesiae fuerint cnni reverentia libe-
rati, ita segniter, quin potius favorabiliter custodiae comraittuntnr , sie
— 175 —
Untcrbcffcn gcfloUctc ffd) bct SBibcrPanb gegen rfom ©ci«
Uno bc§ Ä6nigtl)umä fraftiger alg im 3ö^ve 1327 Qr>m\i> II.
rittcrlidjer ©ol)n, Sbuarb III. Ä6riig uon gnglanb geworben.
Unter ber ^errfd)aft beffelbcn bcljnen fid) oud) bic iparlamenta«
rifdjen 3?ect)te unb gretljeitcn bcbeutenb weiter aus. Wtit bcncn
fann bie Unabljängigteit be§ Ä(eru§ auf bie Souer niö)t belle»
^en. "äüt ^(ngelegen^eiten bcä ©toateö werben »om ^ar(a«
mentc in Unterfud^ung genommen, eö mu^ babei notf)»cnbigct:
SBeife oft von bct Äircl)e bic Siebe fein. 3ebc laute Unterfu«
4>un9 i()rcr felbflgefdjaffencn 9?ed)te i|l i^r eine 9?iebertagc.
©buarb III. ijt nid^t allein ein rittcrlidjer SRann, fonbern aucl)
flaren @inneä. Wit bem 9ieid)e mniite eö ganj ju @nbe ge»
t)tn, ginge c§ fort in bema;oue, wcldjer tton 9iom angepimmt
worben war. fünfmal fo viel at§ bcr Jlonig wci§ ber ^a\>^
ouS ©nglanb ju bejietjen, mit feinen ©olblingen uberfd)wemmt
et baö £anb, wollig unbcfümmertbarüber, bajj oon einer ©ecU
forgc faum nod) bie Siebe fein fonnte.
ebuarb III. ftritt, wie fein 'äi)n ©buarb I., einen bop«
pelten .Kampf gegen bcn .Kleruö be§ ganbcä unb gegen ben
^apfi. Sei bcn JBifdjofen wu^te er febr genau il;rcrt weltlidt)en
6l)araftcr üI§ Scf)aötnVgcr ber .Krone, il)ren get|Tlid;en alä .^ir-
ten ber Äirdje, bie fte wenigjlenö fein foUten, »uenn fie e5 auc^
ber a;i)at mö) m<i)t waren, ju unterfd;eiben. 2)iefe Unterfdjeis
bung mu0te ber Jg)ierarcl)ie Ijccljft juwiber fein: benn auf t)cc
SSermifd)ung fianb guten 3;^eil§ bie aBüd)t. Scn ftoljen <BttaU
forb, eräbifd)of öon ßanterburp, ber alä ÄronwafaÜ an i^m
SSerrdtljet geworben war, nötljigte ber .Konig, fnieenb 'iLbbittt
ju teilten.') 2)er Äleruö würbe befteuert, mu^te beitragen ju
ten ©taatSlafien , ju ben Äo|!en ber fdjweren Jtriege, bic
©buarb III. }u führen l^atte. 2)ie 9)ia^regeln gegen ben .Kle»
TuS, wenn er nic^t jaulen wollte, würben in> bem @tt;le
In cibis et potibns lautins procurantiir, qiiod carcer pro eorum ftagitiis
eis non cedit ad puenam, sed magis ad solatiiiin. Nonnnlli etiaiii fla-
gitiosi de quibus nolla suppetitvcritas excusandi ad pargationes suas adeo
facile admittuntnr ut spes iirma tribiiitnr ad vitain pristinatn redeundi,
ex quo pax regni gravissinie violatnr. Literae Arcliep. Cantiiar. pro
clericis ad asperam poenani ponendis. Concilia Magnae Britaniae III.
pag. 14*
1) Robert Henry. History of Great-Britain. VIII. pag. 53.
— 176 —
ßbuarb I. genommen. 35a3 voax freilief) \)axt iinb gcwaltfam,
ober »er anberä voük cö geroefen alö bie Äird^e, ik il)vc ©tel-
lung 5ur SSelt fo oerbveljt I;iitte, bap o(}ne ©eivattfamfeitcn
faum, l;crai:»jufommen war. öegcn tie (Sractioiicn fces '■PapfieS
nimmt er eine (e()r entfdjlüffeiic (3prad)e an. 25em ^apftc 5o'
bannet XX Ii. fc()reibt er, ge^jcn tsen Ijeiligen ®tuf)I unb gegen
oiibere Wlad)tt, mnn [ie fiel;)' etnmifcfjen wollten, »t)üvbe)er fiel} unb
feine 9fecl)te fcl)ul«en »iffeu mit ben 5SBöffen in ber .^anb.
X>it S>erorbnungen gegen bic apofiolifdjen 9Jeferoationen unb
9)roüiftonen werten firenger, l)äufiger. ©o im 3ai)re 1334. SBer
fiel; Oieferüatior. ober '«Proüifion vom apojtolifc^en (Stublc ert^ei=
len lapt jum 9i.icl}ti;eit ber freien 2ßal)l unb be» ^räfentationä*
rec^)teä be» .Königi? ober 'Ünbcrer, ber foU ergriffen werben, unb
wenn er ber Siul;e geilänbig, fo foU er inä ©efdnguifi fommen
md) be§ Äcnigä SSelieben. gerner verfugt ein anbereä ©tatut
wm 3al)re 1344 : SÖer von beä Äonigä ßeuten eine @ad)c, bie
üor beä Äonigä ©crid;t ge.^ört, üu^er ßanoe^ jiel)t, ber foU
binnen jwei ÜJionaten erfd^einen, um fid) bcä!)alb ju »erant;
Worten, tljut er baä niä)t, fo füll er nidjt mel;r in beöÄönigä
©d;ufj fleljcn , fein ©ut foU in S3efd)tag genommen, feine ^er^
fon gefangen gcljalten werben. 2)amit follten bic 2(ppeUationen
nad) 9iom, bic SJerfcbleifung ber ^Projeffc bortl^in, abgegraben
werben.^)
Snbeffen ifi ben piipfttid;en ^roinftonen unb Steferoationen-
bamit feineäwegcy ganj abgel)olfen. 2)er römifd)e J^of oerfucbt
ton Seit JU ideit baö olte Spiel ju erneuen. Sm Saljre 1343
läpt ber Äonig bie ©innebmer jweier Äarbinäle, benen ber ''Papjl
^frünben in (fnglanb »erlieben, jum ßanbe binauöfdjaffen. 3m
Sal)re 1374 gebietet er ju unterfucljen , wo ftd) nocb grembe
unb befonberö Italiener im S3eft^ englifd)er ©teilen befdnben.
2(ber 'äüt^ bicfeö ijl nocb feine 9iabicakur. X)it\t reformato»
iflfcbe 3;enbenä l;at überbauet ba§ eigentbümliclje, ba^ fic felbft
ba§ nicljt, waö fie erreidjcn will, waljrbaft gewinnen fann unb
fidler, weil fic ben ©runb nicl)t jerfiort, auf bem bie Ucbet
:ruben.')
1) Blackstone. Couiinentaries on the laws of Knglsnd IV. p. 110.
2) Brady. History of England III. pag. 310. 316.
3) 2)er rönnfdbc ©Hi^l unterhielt ©picn« in d'nglnnb, welche ad«
(Etlcbigungen eintrögli^er (Stellen fofctt nad) Ütom n mcglicfttler @«fd)Wtns
— 177 —
@g Ijattc ftd) abet au6) nod) ein anbetet (Stteit jwifdj)en
bem Äontg unb bem ^a^jflt^um et^ioben, roeldjet jwat nidjt
gevabe bie SSetantaffung witb bet gto^eten teligioäsfitdfjlidjcii
Sßewegung in ©nglanb, bet abet bod) md)t ol^ne ©nflu^ auf
bie (Stimmung tft, mit »cldjet (5buatb III. unb fein ©oljn 9?i=
^atbll. bie anbete tefotmatctif^eSenbenj/bie in jenet -JBewegung
^)etöoiftitt, bitxa<i)Un ju muffen glauben, ©eitbem Snnocenj III.
©ngtanb ju einem ßeljnöfiaate be§ a^joftolifdjen ©tul;fe§ gemacijt
\)atte, wav, wie e§ fdjeint, bet Seljnöjinä biö @buatb III. üon
ben .Königen üon ßnglanb tegelmdpig, wenn aud^ mit Unwif»
len gejaljlt »oiben. 25en ßeljnäfdjwut, ba§ .^omagium, bat»
tcn bie JKonige »on (Sngtanb abet nidjt geleiftet. (Sbuotb III.
jabltc öu<i) ben Sebn^jin^ S^lun bege^tte im 3a^)te
1367 bet aüignonenftfdje ^ap|l Uiban V. nirfjt allein ben 8ebn§s
jinS »iebetl, fonbetn aud) baä .:^omagium. ©buatb III. t>ets |
fammelte baS ^atlament, unb biefe§ entfdjieb, bap bie üon |
Äonig Sobann bem ai?oiiolif4)en ©tu^le geleiftete 8ef)n§bulbe j
null unb ni(i)tig fei, »eil fic o^ne Suji^bung beS ^atlament§ »
gefdbeben unb bem Ätonungäeibc juwibeitaufe. 2lbel unb ©es |
meine »et^jflicbteten fid), bem ^a^jfte mit allet SfBadjt 5U wxbet- l
fieben, wenn et fein SBegebten wütbe butd;fefeen wollen.*)
S5ei biefet ©elegenbeit batte ein 9J?6ncb füt ben ^a:pj! unb
SobanneS SBictiffe füt bie Siechte be§ .Konigö unb füt bie Uns
abbangigfeit be§ 3?eid)e§ gefcbtieben. Sobanneä SBicliffe, beffen
9lamc aud) -SBuptbctiff gefcbtteben witb,^) «jat ju 9?icbmonb
in bet ©taffdjoft S)otffbite untet bet 3?egietung ©buatb II. um
ba§ Sabt 1324 geboten, ©eine Sugenb wat bem ©tubium bet
^^)toloQk in bet bamaligen fd)olajtifcben 2Beife, üon weldjet et
ficb aud) nie ganj loämadben fonnte, gewibmet, 23odb einiget*
ma^en batte ftd) feine ftdftige Statut unb ein flatet ©inn auS
bet ©d)olajlif bctauögeatbeitet. dx batte bie ©d)tiften be§ gii^=
Slalpi), be§ ^timaö »on Stlanb, lunb beä gelebtten ©lopetejl,
be5 SBifdbofä von ßincoln, gelefen unb auä benfelben mancbe
fteiete 2(nftcbt gewonnen. 2tudbbaä SSibeljlubium trieb et oieU
öigfeit mclbetcn, 2Dann bcfcgtc jic ber?popft fd^nctt obtr »crf)anbctte fie vieU
«ic^r, c^c in Snglonb ttvoai Qt\d)tl)tn fonntc. Brady: History of Eng-
iaiul III. pag. 319.
1) Blackstone. Commentaries on the laws of England IV. p. 110.
2) Polydor. Vergil. Hist. Angl. pag. 399.
II. Zt)<iU 12
— 178 —
fad) unb jettig unb gewann baburd) nad)maI6 bcn SSeinamen
Doctor Evangellcus.^) ®er religiofe unb ftrd)licl)e 3u|lanb
©nglanbä war [o iammerooU, ül6 er überall bamaB war, unb
von ber %xt, bap er ein fräfttgeä ©emütf) jum S'lad^benfen über
bie Ätrdje, jum gorfdfjen, ob btefe Mixä}t eine S!Bal^r|)eit fei,
füijren fonnte. ZUt SSerljdltniffe waren öerjerrt biä jur wilbe=
ften Uwnatur, baö SSolf irrte t)erum of}ne gü{)rer unb o^ne
£icl)t. 2)er Äleruä felbjl (egte bie lixt an ben SSaum be6 Q\}tU
ftentl)um§ unb erfidrte , bie ^rebigt fei gar nidjt met)r not^jig,
fei eine anbere 3eit ge!ommcn. Sie S)ominicancr unb gran^
ciScaner, wetd)e nod) rebeten, wä{)rcnb bie 2(nbern jtunim ge=
werben waren, ^rebigten alberne Singe. 25e§ (güangelii, weldjeö
bod^ bi§ je^t nod) für ba§ gunbament bicfer Äird)e ausgegeben
werben war, fdjiencn fi'c ftd) entlebigen ju wollen. Sn @ng=
lanb warb fd)on mit flaren unb bürren SBorfen gelcbrt »on ben
i SSettelorben, bap bie (^eilige @d)rift eine grope 9JJenge ^efeereien
I entf)atte.^) SBefonberS warb toon bcm ©üongelio beä 3o^anneö
I gefagt, bap e§ falfdf) unb fe^ertfd) fei. ©oldje unb dt)nlid)e
' Singe niupten einen tiefen ©inbrucf mad;en ouf alle benfenbe
unb fromme 9)?enfd)en, jumal ba in ©nglanb neben ber ßel)re
ber ipd^jllid)en Äird)e ?inc beffere ©rfcnntnip immer bemerft
wirb.
e§ war um ba§ Sal)r 1360, aB fic|) SBicltffe aB gellow
be§ ?D?erton'3collegium§ ju Drforb juerfi bemerfbar gemad)t.
waren bamaB viele Stveitigfeiten jwifdjen bev Uniüerfitdt unb
bem Drben ber granciäcaner. Sie Zapfte ertbeilten bem Drben
oftmals Privilegien , weld)e bie Privilegien ber Untoerfität
1) Levis, the history of life and sufferings of John WiclilFe, pag. 2, '3.
2) Augustinus de online rerum saepe piaccipit, quod nemo ctedat
scriptis suis, nisi de quando se fundaverint in .Scriptura. Et indiibie
ideni est Judicium de scriptis aliorum sanctorum doctoruin et multo niagis
de scriptis Romanae ecclesiae et doctorum novorum. Et tunc scriptura
Sacra foi'et in reverentia et hullae papales forent postpositae et dpctorum
novorum sententiae foient in fuis limitibus veneratae. Et ista sententia
rectiiicaret nedum mandata papalia , sed et corrigeret errores novorum
ordinum. Et sie serenaret atquu accenderet cultnm Clu-isti. Unde de-
testandi sunt doctores novein, qiii nituntur assererc, quod scriptura
Sacra sit inter omnia dicta vel scripta falsissima et speciulitur verbi^in
Christi in Evangclio Juliannisj sicut o\ logica sua se putant ciare itcdu-
cere. Tiialugus, pag. 98.
— 179 —
burd)brii4)cn. (So weit c§ oud) in Dxforb. Saju Um, ttag
t»te JBrüber be» Srbcnö bic jlubirenbe Su^enb ^auftg jum (5in:
tritt in be» SDrbcn üei-füljrten, ') fo ba^ bie (Altern il)re Äinber
ungern mtl)x naä) S^rforb fenbeten. 25ie 3i|)l ber ©djüler war
im ^a\)xe 1357 gefunfen bi» auf fedjötaufenb, ba bereri frü^jer
bti breiptgtaufenb gcroefen.-) 2tlfo fal) bte Uniöerfitdt bie S3rü:
bcr Ut}x ungern. Slun ^srebigten bie fpirituülen grar.ciäcancr
noc^ in ber jiueiten ^^älfte be§ werje^nten Sß^f^^nibertä i()re
£iebling§mcinung, ba^ (5{)rijlu§ unb bie ^fpoftoien gc.r fein
(Stgentjjum befeffen, fcnbern a(ä Jßettler gelebt, unb ba^ bein-
gemäß bie d^riftlicbc JöoIlEommenfjeit ju fud;en f;i im Sbitütv-
leben. X>k\t 2inftd;t b«ttc in ©nglanb immer gießen SSiber-
fpruc^ gefunbcn. 2)ic gronciicaner erhoben jtcb mit einem m-
geheuren Uebermuti)e. ^l)U angebUdjc S3tttclarnuit() fe^^cn fte
über büä SSerbicnjl 6(;rifti. Unter ben SOJannern, n/cicbe jel^t
gegen bie granciöcaner auftraten, befanb ftd), auper gi^=9iolp^,
bem @räbifd;of »on 2trmagt) unb ^Mmaä von Srlanb, aud) 3o=
honneä SBicliffe unb fein greunb, SJicolaivä .^erefovb. Seine
erflcn S^riften Of olerk's possessiouers. Of the povertj'
of Christ. Agaiust able bcgirary. Blencss in bc^j;ary,
ftnb bei biefem »Streite unb n>af)rfcbeinlicl) um ba§ ^ai)x 1360
abgefaßt. ^) SOBiclpffe fdjreibt englifd). Sn ber ganDcefpradje
fc^eint er bem 58ülfe felb(l bie ©ad)e vortragen ju »oUen. X>tt
immer Ijduftger rcerbcnbe üBraud) ber Sanbeäfpradje aud; in ©Oi
d)tn ber SJeligion unb in ber Äird)c iji t)öd)jl bebenJlid? für bie
1) Freres drawen Cliildern fro Christ's religion into their private
ordre by hypocrisie, lessings and steling For tiiey teilen tliat their
ordre is more lioly than any orther and that tliey sinillen have higher
degree in the blisi of heaven , than other men that been not therein,
and seyn that men of their ordre shullen neFer conie to hell, but shul-
len dorne other men with Christ at Doomsday. And so they Stelen
Childern fro father and mother, sometime such as been unable, and
sometinie such as shnllen snsteyn their father and mother by the cora-
niandcment of God , and thns they been blasphemers taking upon füll
councel in douty things tLat been not expressy commanded ne lorbidden
in Iioly writ. Of Clerks possessioners apd Lewis, pag. 6.
2) Lewis, tlie life and snfferings of John Wicliffe, pag. 4.
, i|i uniuöglid) bic Bcit genau gU (<cftiiiiuicn, in mcld)er bicfc unb
nnberc Sd)riftcn gcfitrictcn fein mögen. Sins fleine ©c^nft of the last age
of the chiirch rcitb fd)on in fcnß 3at)v 1356 gefegt.
12 o
— 180 —
vomifdje ^xmx(i)ie, imt bod) fann man \i)n mä)t öllcntf)alben
gerabeljin verbieten. 35arauf ponb jum guten S£l)etl bie SD?ad)t
ber frü()cven Seit, bap ber Säten bei weitem großem SJfjeil gar
- nid)t üerjlanb, \va^ »om Ä(eru§, roa§ t»on ber Äirdje in bar;
barifd^em unb fo hnm verflanbtidje ßatein gefagt unb gefd}rie=
ben warb.') Sn bicfen ®cl)riften tabctt SBicliffc mit J^eftigfeit
bie granciöcancr, bap [ie ben ©Item if)ve Äinber ftöblcn, unb
i weifi if)nen nad) auä bet ©ct)rift un: au§ ben alten Äirc^en-:
i wdtern, ba^ »eber (5t)ii|luö unb bie Tfpoftolen SSettter gen»efen,
I nod) ba^ boä SSctteln ein SSerbienfl fei. 25abei becft er nun
audf) bereits auf, ba§ bie ^ranciäcaner etgcntlid) nid)t bettelarm,
fonbern ungemein reid) waren, unb meint, ba^ bie 3tlmofen ben
waljrljaft '^rmen, nid)t aber ifjnen gebüljrten. S^arauf fd)rieb
SBicliffe in ber @trcitfad}e wegen ber 8ef)nä^ulbe für ben äoj
nig,2j unb ber romifdje .^of fanb e§ fdjon ber 9Kül)e wert^,
il)m feinen Unwillen errennen ju geben. SSJicliffe war ^lufs
fe^er ber üon bem ß-tibifd)of Sälid) gefiifteten 6anterbur»):.^aUe
ju SDrforb g.eworben. ©ine @ntfd)eibung beä ^a^jteä Urban V.
t)om 3al)te 1370, weldje beflimmte, bap nur 5D?6nd)e in biefem
ßoUegio foUten aufgenommen werben fönnen, »ertrieb if)n »on
biefer ©teile.*)
2)a§ 2(uftreten aber für bie Unrtb^angig!eit be§ 5Reid)e§
{)atte 2Bicliffe;bem ^ofe beFannt gemadjt. SSefonberä tnbcr®unft
beä ^erjogS »on Sancafier, be§ S3ruberö .König ©buarb III.,
war er ^od) gefliegen. @r erhielt eine ^frünbe ju ßutterwort(>,
warb im Sal)« 1372 25octor bct .^(>eologie unb l)ielt feitbem
1) Snbejfen fd)icnen bie CfJJcnf^cn ou^ ntd)t itiel^r fioren ju tooKcn,
wai fic ntd&t »er|ianb«n. Sic fat^oltf^cn ÄirAcn (lanbcn leer, nngtiSinion,
ber ffrjbtfc^cf fon (Iantcr6uit): propter absentiam fidelium cessat Dei et
sanctorum reverenria, sacra mysteria nequaquam in debita veneratione
habentnr et orantium mutua supportatio niminm snbtrahitur in religionis
christianae contemptum et manifestum scandalum. Mand. Archepi a. 1359.
Concilia Magnae Britaniae III. pag. 43.
2) Lewis: the life and snfferings. Appendix pag. 361—373 t^citt
einen «uö^ug einer ©*rift aBicliffö gegen ben OTonc^ mit, wctt^er für
ben ^Papfi aufgetreten tft. ®ie tfi inbcffcn nid)t bie erfic in biefer <Bad)t
gcfchriefeene, benn eß roirb barin Sejug ouf eine früfjere genommen. 9Iu(^
wirb borin bie (Entfernung aui bet eanterburi) Spaüt tüxd) ben 'papjt 6ti
reit* crrcn^nt.
3) Lewis, the life and suflerings, pag. 14.
— 181 -
mit großem SSetfall SSorlefungen an bet Uniüerfitdt. 5Sicltffc§
fleigenbe ^Bebeutung am ^ofe wirb baburdj ilax, ba^ bcrfelbe
tJ)n felbjl bei biplomatifdien SSer^anblungcn mit bem romifdjeii
J^ofe anwenbet. Sm Sa^)re 1373 l)atte ©buarb III. on ^a^iji
©regor XI. nad) 2tüignon eine ®efanbtfd)aft abgefertiget we-
gen ber 9Jeferöationen , ^voüiftonen unb "Knmtm. war
nidf)t§ barauf erfolgt;, benn] bet romifdje .^of läpt fid) nur
in auperfien 3'?ötf)fdllen etwaä abbingen tjon feinen "Mnma;
jungen! unb ßrftnbungen, bie er feine SJedjtc nennt. 3m Safjre
1374 lief ber Äönig eine abermalige ©efanbtfdfjaft abgefjen, bei
roetdjer fidj nun aud) 3obanne§ SBicliffc befanb. ©ie traf in
S5rügge mit einem apoftolifdjen gegaten jufammen. ^oä) erft
jwei Sal)re fpdter warb jwifdjen ©nglanb unb bem r6mifd)en
.l^ofe ein 2tbfommen getroffen, unb ber ^a^)fi tjerfprad) feine
^eferöationen auf englifdje SSeneftcien weiter auäjut^eilcn. ®urd)
biefen SSertrag war man um nidjtä gebeffert, benn ber {^eilige
©tu^l ^pflegte feine j33erf^)red)ungen nid)t ju i^aUtn.^)
®d)on im folgenben 3fl{)te, 1377, bo biefer SSertrag ge^
fdi)(offen worben war, brad^ ber vomifcbe ®tul)l gegen SBictiffe
lo§. 25a§ (Jinjelne ber 8eben§t)er{)dttniffc beö 9Ranne§, feitbem
er gegen bie granciScaner unb für ben Äonig aufgetreten war,
ijl unbe!annt. 2fber bie dxhmtni^ war gefliegen unb in einem
©eijie, weldber bie römifd^e ^maxii)k unb bie fleifd)lid)e Äird)e
erfaßte in il)ren ©runbfejien, l)atU SBicliffe an ber Uniüerfitdt
gele()rt, ju bem SSolfe ge^prebigt unb gefcbriebcn in ber ßanbeä:
fprad)e unb tateinifdj. @r tjatte laut bcgeljrt, ba^ ba§ einfad)e
Sßort ©otteä gcprebiget werbe, bamit bie ß^rifien lernten, ein
l^eiligeS unb d)rijllidt)eö Seben ju fütjren ; er ^atte bie ^rdlaten
bet .Rirdje »erbammt, weldje felbft gar nid)t ^)rebigtcn, wol)l
übet ßeute au^fenbeten, bie bem SSolfe gabeln unb ßügen ^pxe-
bigten, weld)e bie armen ^riefier nod) »erfolgten, bie baä reine
ßoangelium »erfüinben wollten. 2)er nur fei ein red)ter ^rie;
jler, ber bie beilige ©djrift »erftefje unb fte barjleOe in feinem
geben, ben ßaien uorleud)te wie ein ©lern am girmamente.
©0 bic ßaien ju füt)ren unb ju leiten, baä fei bie befie, bie
wai)re Siebe, ^liö^t in Älöfier follten fie fid) einfperren, prebi=
gen, leljren, 4>rijtlidf) leben foUten fte. 21U i^jren deremonien:
1) Lewis, (he life and sofferings, pag. 31.
- 182 —
bicn|l ().itte er bcfam^ft unb benfett'cn [my mxü unb nichtig et;
flart. '2{r.i öcftigften ()ntte er bte gninci5C;incr tincjcqrijfcn, ftc
unb t()r atinjeä SSrctben für öntidjrifti'id) erflart. Wtcin fkl)ct,
böä ganje andere 3Ser! ber flcifdjUdKn Äirc^e fionb i^m ungf;
mein tief unb bic Sdjrift ungemein l}>x\)J) & war nuf bem
SBege, ju ftnbcn, bop nidjtä fein bürfc in einer d^rifüidjen @e:
fcllfc{)aft, in einem djriillicljen ©otteäbienft, roaä ntrfjt erwiefen
werben fonne au§ t^r, nidjt fjeroorce^e au§ t^rem ®eifie.
iJiun IjQtte fid) SBicliffe ferner über bie SJJitglicber ber xo-
mifcljen Äird)e nuSgefprodjcn mit groficr J^eftigfeir; er i)attc ben
^apft ben ?Cntid}rifl unb bie ^räfotcn bic ©dfjufer unb bte
(56f)ne be§ 7(ntid)ri)l§ genannt. Sr I)ntte nid)t oUein if)re ©imo:
nie, i()ven ©eij, i(}re ^abfud)t unb i^re <Sci)njelgerei ber SBett
gcjeigt, er l)attc biefelbe nidjt allein baraufaufmerffam gemadjt,
böp bie M\xä)t imIBegriff fiünbe oüe ÄönigSmadjt ju jerflören,
2fHc§ an ftd) ju reiben, was fiel) überhaupt gewinnen liefe, ev
1) Tliey preachen not Clirist's Gospel in Word and Dede by wliicl»
Cliristen men sbouUlen live holy life in charity; and tho' they taken
the Charge and oflice to lead the pcople by so perilous ways and ene-
mies by trne preching of the gospel, and ensamble of tbeir own holy
life. Yet they 'siiflern Christians souls by strangled with wolwes of
hell tboroagh tbeir dombness and occupying about tlie world. And to
fullil the fends cruelty, pursuen and ciirsen if any poor priest wole
prech frely Christ's Gospel and deliver Cliristen souls out of tiie fends
bonds, and leaden them the rigbt way to beavcn. They senden other
tliat teilen lessiiigs fahles and chronicles and robben the people by false
beggings and dare not teil tliein tbeir great sins and avoutrie, for fear
of lesen winning er friendship. Of Prclates apd Lewis pag. 38. 39.
Pricsts sliulden study holy writ, and kepe it in their- own life,
and teche it other man trnly and freely, and that is best and inust cha>
rity; and in certain times pray devontly, and have sorrows for their
sins , and other mens. And then they shullen by as the firmament Over
little Stars in comparison of other saints in heaven.
Christ commanded specialiy the Apostles and disciples to preche tlic
gospel and not to dose them in cloisters, ne cluirches, ne Stoves to pray
tlius. Thus preching is algates best ; netldess devout prayer of men of
good life is good in certain time, but it is agenst charity for priesfs
to pray evennore and no time to prech. Of Prelates apd Lewis, pag. 38.
Frcrcs also hon worse heretiks tlian weren Jews, that woulden keep ce-
renionies of the old law with fredoni of Christs Gospel. For tlie Fews kept
reasonablo laws ii)adeofGod,and nedefulfortinm thal God ordeyned tiiem;
but freres heepen newiaws feigned of errors üf nieniiiore tlian God ordey-
ned inold law and niore uuccrtain. Objcctions of freres aiidLewis, p. 22.
— 183 —
()atte md)t flUciit getuiefett, wie fte baö ditid) \>on ßiiglant» ofts
maB au bie gremben t>errietf)en unb il)re ©teUurig mißbraudf);
ten, um be6 Äonig^ ge^etmfie ©ebattfm unb ^läne ju werra;
tf)en/) fonbern er ^ottc (lud) — unb bamit war Ü)nen an baS
J^erj gegriffen unb ii^re gropte S5itterfcit aufgeregt — gejeigt,
böp bic 2tnfprüd)£ be6 ^ö^peä unb beä itlcvuö auf 9^i^tö be=
ruf)eten; er ^atte ber SBelt geratljcn, ju änbern unb ju befjern
mit eigener 9Rücf)t an biefcr tief »erborbenen Äircfce. 'iluä) beren
©etpalt JU binbcn unb ju lofen ^ntte er angegriffen unb mandjc
önbere Ädufd^ung ju jerjtören getracl)tet, mit welcljer fie fic^
umgeben.
25aä war baö (5igentl)ümlicl?e an Söicliffc, bap er ftd) an
jWet 9JJdct)te jugleid) »cnbete, ba(j ft'e Ijelfen unb beffern foU=
ten, juerjt an baö SSolf, ju bcm er in ber frdftigen 8onbe§5
fspradje rebete, bann an bie gürjfen unb an bie ©ewaltigen bet
2Bilt. (Sotd)e 2(ufforberungen ergefjen üon xi)m immix mit ber
get)6rigen S3orfid)t. Äeine jlürmifdje Umwdtjung i)at er begehrt
fonbSrrt eine woi^lerwogene unb rcöfjlb'eVa'f^ene Umgclfaltung.
äm raenigjlen ijl eä if}m aber beige!ommen, baä 9?etn=.Rird()lid)e
ber Mx(S)t ber SBillfü^r ber gürftenmad)t unterorbnen ju wollen.
2)ie englifdjen Siomlinge, bie eng(ifc^en greunbe ber ^ie;
vavä)k ^aben nad) bem 2ib(aufe weniger ^a\)xi bie ®efot)r xvoi)l
erfannt, bie gerabe t)ier in (5ng(anb i^rer @ad)e red)t bringenb
1) AU bishops and possessioners drawn all the winning that tliey
may fro tlie king to themselves, and the proud priest of Ronie, iraking
liim Chief Lord of much part of the rewine , and of the King's power,
niaking the counsel of the king known to him , as they ben sworn to
the pope. That Antichrist and his Clerks seyn, that secular Lords have
no power npon Clerks, but if prelates elepen them to chastise c'erks
when they ben rebell, and wolen not ben araended by tlieir |)relates,
and that these wordly Clerks wolen never cease, if they may, tii! they
liave fiiUy destroied kings and lords and their regalic and power. They
crien fast and writen in their laws, that the king had no jiirisdiction
of their persons ne goods of holy chnrch. And when the king and se-
cular lords perceiven well that Clerks wasten tlieir Aneetres aliiis iiiponipe
and pride, and they wolden take agen the superiiuity of temporal goods,
and help tlie Lond and themselves and their tenants, thcse wordly
Clerks crien fastly that they ben curset lor entermitting of holy
church goods, as if secular lords and the commons weren no part of
holy church. Great sentence of course expoundid , apd. Lewis,
pag. 35.
— 184 —
broi;et, unb fte fjaben fiel) ba^er gewenbet an i()tcrt gewobnli-
(id;en 'Bü^üd)t^i>xt , nad) 3?om.
£)ie <5ad)cti (djeinen um baö Sabr 1377 bebenütd) Qt^an-
ben ju l)oben. SOBtcliffe rebet feljr oft üoit ben armen ^ric=
ficvn, roetdje ba§ ©oangclium :prebi9ten. i) £)ie SSerorbnungen
be§ ©rjbtfdjofä »on ßantcrbun; rcben aud) öon ^riepern, weldje
o[)ne üon ber Äirdje autoriftrt ju fein, tjerurnsögen in bem
ganbe, prebigten unb lehrten. 2) 25a§ fdjeint barauf ju beuten,
ba^ bie @lauben§boten bec SBalbenfev wiebet üufgeroadjt wa-
ren, weldfieä, wie bereite bemerft, baburd) betätiget ju werben
fdS)etnt, böß bie SJJdnner, weld)c oft in SQSidtffeö Umgebungen
gefeiten werben, felb|i du^erlid) angett)an ftnb wie bie 2(pofio(en
ber alten et)angenfdf);fatl^oltfd)en Äirc^e.^) 2)ag unter jenen
t)erumjie()enben ^rebtgern, »on benen fo oft bie 9?ebe i|l, nicl>t
aßein bie greunbe ju öerjteljen finb, we(d)e SBtcliffe auf ber
Unttjerfttdt Drforb gefunben t)atte, üerftefjet fid) »on felb|t: benn
biefe waren nid()t arme ()erumjiei)enbe ^rebiger, fonbern 9Jidn»
ner in 2£mt unb SBürben, SJoctoren ber SE^eotogte. Sie ge»
nanntefien unter it)nen waren 9Zicotauö ^ereforb, ^^ili^pp 9?e^»
^3i;nbon, Sotjanneä 3(ff()ton. 25urdj bie ttt)xtx ju Srforb, burd)
bie wanbernben ^rieflet war ba§ 8S0IE woljl bereite tn eine
1) Our wordly Clerks meyntenen their worJy life by hypocrisie,
by false excusations^ and false expounding of Iioly writ, and tiard per-
secution of poor priests tbat prechen Christ' s weekness , bis wilfu 1 po-
verty, and ghostly bnsincss, and witnessen that prelates sholden sue
Clirist in these three especially. For these poor priests been slander'd
für hereticks, cursed and prisoned withonten answer, forasinnch as they
stondon for Clirist's life and tecbing and meyntenance of the Kings Re-
galie and power of secular Lords, and saving of Christen mens soals
agensts. Antiuhrist's traiterie, and hypocrisie of bis weiward disciples,
tbat envenym and destroien holy chnrch. Of Clerks possessioners. apd.
Lewis. Life and sufferings , pag, 36.
2) Licet secundiim canonicas sanctiones nemo prohibitus, Tel non
missus , absque sedis apostolicae vel episcopi loci anctoritate sibi prae-
dicationis officium nsurpare debeat publice vel occulte, quidam tarnen
aeternae damnationis iilii sab magnae sanctitatis velamine aactoritatetii
«ibi vendicant praedicandi ac nonnullas propositiones hereticas, erroneas
et ialsas tarn in ecclesiis, quam plateig et quampluribus aliis locis non
verentur dogmatizare. Mandat. Archiep. Cantuar. a. 1282. Conciiiu
magnae Britanniae III. pag, 158. 159.
3) Thom. Walsingli. Bist. Angl. pag. 191,
— 183 -
gewiffe Süifttgung gefommen, welche bm ^tetart^enf e^r bebenf-
lid) oorfam. X:k Snqutjttion n?ar in dnglanb nidjt etngeful)rt
unö tu» fraftige 3RitteI, fcen erjien 2aut bet Äe^erei niebcräu>
triiden, bane iJjnen nicbt 5U ©ebore geftanben.
Zit Sifcf?öfe, fiagt ©regot XL, al» et feine SHaptegeln
beginnt, waren fe^ir nac^ldffig geroefen. Zhtx e§ iji unroa^tfc^ein;
lid), ba§ fte bie auffeimenbe ^e^erei, »eld^e fte juer|i bebrotje^
te, fo ganj foUten übetfe^en haben. 2Babrfctietnlid>er ijl, baß
fte nic^t b«inbeln fonnten, n>ie fte roünfdjten. .Äontg ©cuarb III.,
unb fein SSrubet Sodann, bei J^of, bie ©ropen beä ganbeS,
bulbeten nicfct, ba§ Die S5ifd?öfe ettraä unternahmen. 2)a» fo-
niglicbe 5)au5 trat nicht gerabe für bie Äe^er auf, roa^ ^o(i)\l
bd)cnflid> geroefen wäre, aber ii lief bieÄe|erei ft(^ ausbreiten
unb erwartete bertn grüc^te. ®pred?en audj nidji 2(nfu()rungen
jcttgen^fttfcber Sc^rifijieller für biefe SSermutbung, fo fprid^t
bo4> fie febt btuitic^ bet Umjlanb, baf bie ißifcböfe StJb«
lang bie @ac^e i)atttn muffen geben laffen. 2^arum fe^en fic
fi«^ genötbiget, enblidj fic^ nacb SJom ju wenben.
Unter ben 2trtifeln, welche fte bem ?)apjie ©regor XI.
naä) fRom fenben, foü jx* nun aud> bereits befunben b»Jben, ba^
SBicIiffe bie iRealgegenwart im <2acrament beä 2fltarä gelaug-
net*) 2^a aber ber ^apjt in ben neunjebn ^ärtifeln, weld^c
aSä wicliffcfcbe Äeeereien aufgejieHt werben, biefeS fo wichtigen
^unctes gar nic^t gebenft unb fid) nic^t benfen lapt, warum
er benfelben aulgelaffen, fo wirb bie 2£ngabe jweifelbaft unb
eS fcbeint, oI5 babe SStcliffe ie|t noc^ nic^t igegen bie Stanäs
fubjiantiation unb bie 3fealgegenwart gelebrt.-)
1) Qaod Bachamda in altari post saaumentnm non est yerain Cor-
pw Cäüti sed ejus fignra. iJIcA itrn antffc bcr nai> Üicm rcn ben
cngfif^ -TCcmüngen fin9cünt<un Sirtittl übergibt tcr 'papjt mit ©rilt
fi^iMtgtn. Qucxl eTangelimn sutficit ad regulandam in Tita i^a qaemli-
bet Chnstianom et qnod onines aliae sanctoram regolae, sab qaanun
olMerrantiis degiint diversi religio«, non plos perfectionis addant Evan-
gelio, quam addit albedo parieti. Jcrncr: qaod Papa nec alios praela-
tos ecclesiae deberet habere carceres ad paniendam delinquentes, sed
quilibet deJinqnens posset libere qnoconqoe veUet transire et £acere, qnae
sät pUceiet. grribcit in religtcfen OTrinungen gegen bic in^utjücrifc^en
Slafngdn. Thom. Walsingh. Eist. Angl. pag. 191.
2) !^ci) bat «T in b«t ©(^tift Objections ef freies bcrrirä gegen bie
tcn ben 3endi5rb<n cerbrritefe Änftt^t, ba§ bie geiteibele ^cjtie ein ?lcci:
Tiu neiinjctjn Hxtihl fmb, tok t§ von ten 9?6mtfrf)cn
wol)nVnl) 9cfrf?icf)t, oI)ne n)i{[enfc{^ift(id;e SDrbnitng bunt burd)
einander gcroorfcti. 2)icfcn 'Kxtihln sufofge fjat nun 2Bicltffe,
juerft bic wcltlidje ©cwalt bcr Mixä)t geldugnet. ent:
Ratten in bcn bret erflen. S5ie "Kuibrudt, beren bcr ^apji
fid^ bebicnt, fd)einen allerbtngä jiemlidj genau biefelben ju
fein, mit benen SJicltffe rebete, benn fte entfpred)en benen,
bie ftd) in feinen 2Berfen fmben. ©te waren, btcfe 2(u6brü(fe,
t}in unb wieber unworfidjtig unb ungenau, ©ie würben ben
Siomifd^en SSeranlaffung , ^erauöjuinterpretiren , b«^ SGBicliffc
bie %Umad)t ®otte§ (dugne, bie, er bod) in feinen Sßerfen ouf
bo§ feterltd)pe unb f6rmlicl)fte anerfnnnte. 2(ffo ftnb fte üernünfs
tigerweife nur mit S3orbet;aIt bicfer ^nnafjmc ju ücrftec^en. SBenn
2Btc(iffe fagt, ©ott fann feinem 9}?cnfcbcn für ftcf) unb feine
grben bie Sberberrfcfjoft über bie SBett auf ewige Seiten wcrfei;
l)en, fi) foH ba§ nur ()ci^en, e3 Idpt fidt) nidjt benfen, bap eä
fo fei, Sliemanb fann e5 erweifcn, bap e§ iljm fo gegeben
werben. ^)
Qbtu barauf bejie{)t ftd) aud) bcr fünfte ^trtifef.^) 35ie
@ewa(t beö ^a^jjieö unb bcr Prälaten, bie fte über baS^enfeitS
ju tjaben be(}auptcten, wirb in ben 2{rtifc[n üon adjt bt» funf=
jetjn angegriffen. ^Riä)t nad) ifjrem SÖillcn fonnen ^dpfte unb
jtarbindle fammt bcn ^rafaten beteben unb pcrnidjten, baä ^im=
melreid) eroffnen unb ücrfcljliefen. Sie ©ünbe nur oerbammt
benj otjiie untcrlicgcntie (Sufcjlanj fei, gcfprod)cn: freres pervert the right
fait of tlie sacrament of the auter , and bringen in a new lieresie. For
when Christ seuth, tliat tlie breail tliat Iie brake, and biesse<i in Iiis bo-
dy, tliey seyn tliat it is an accident nritliout suget or iiouglit. Aj)d, Le-
wis, pag. 22.
1) I. Totuin genus Iiumanum citra Christum non iiabet potestatem
simplidter ordinanili, ut Petros, iit umne genus suuin dominetur poli-
citer in perpetuum super mundutn. II. Deus non potest dare lioinini pro
se et lioredibus suis in perpetuum civile dominium. III. Cliartae huraa-
nitus adinventae de hereditate civili perpetua sunt impossibilcs. 3n einer
(Jrloutcvun9ofcf)tift aiUcIiffci- i'ibcr tiefe ®d^c, beren fog(eid) e-nin\t)nung
Qtd)an mevben tvivt», fiiib bie garten ^(uöbrüÄe fcfion oerraieben. Dixi se-
cundo (]Uüd probabilc videtur, quod Deus de potcntia sua absoluta non
potest dare homini in perpetuum tale dominiam.
2) V. Homo potest solum ministratorie dare tarn naturali filio, quam
invitationis in i>chula Christi tarn temporale dominium quam acternum.
t>cn 5!)?cnfd?cn/ itht« in}tif)xt)dft ifi rtur ber ettottrHinhicirt, fcct
ftdj bereits in \t'mm eigenen Innern ercommiinicivt f)(it ob fei-
ner ©iinbcn. Sine [0(0)6 ©rcommunication trifft nur, wenn
ffe auf einen ©egnet beä SBorte§ ©otteö fdUt. ©rcommunis
cattonen wegen rein n)eltlid)er Ängelegcnl^citen finb null unl>
nidjtig tn fid) felbfi. ^)
©er fec^öjc^nte ^rtüel t)ef)aupfet bie ®(eicl)^)ctt oller ^rie=
jler in ber SSerroaltung ber ©acramente unb in ber ©ewdlt ju
binben unb ju lofen.^) 25er neunjel^nte ift wo^)l nur ein bürf--
tiger 2luä5ug ouS einer tiefgrcifcnben 8e()rc 2Bicliffc§, burd)
tt)c(d)c baä ©acerbotium, waS bic r6mifcf)e ^rclje ju fein bc=
^Ifluptete, üolljlanbig gelaugnet, baffelbe bem ©»angelio unter;
gcorbnct unb feineänjegeä öl§ beffen aUeinige 9iirf)lerin unb
a5ett)al)rerin nnerfannt n»or. 25er 2frtifel aber fagt nur, ein
^riefier; unb fclbft ber r6mifd)c S3ifcl)of fann eon ben Unter-
gebenen, tton ben ßaien getabelt unb felbft angeflagt werben.*)
1) VIII. Seimus quod non est possibile quod vicarius Christi pare ex
bnllis suis , Tel ex illis , cum voluntate et consensa suo et sui coUegii
vel habilitet yel inhabilitet. IX. Non est possibile hominem excommn-
nicari nisi prius et principaliter excommnnicetnr a seipso. X. Nemo
ad sui deteriorationem suspenditur, vel aliis censuris cruciatar nisi in
causa Dei. XI. Maledictio vel excommunicatio non simpliciter, nis;
qaantum fertur in adversarinm legis Christi. XII. Non est exempliticata
potestas a Christo vel suis discipulis excommunicandi subditos, precipne
propter negationem temporalium, sed e contra. XIII. Discipali Christi
non habent potestatem coacte exigere temporalia "per censuras. XIV.
Non est possibile de potentia Dei absoluta, quod si Papa vel alins prae-
tendatj se quovismodo solvere vel ligare, eo ipso solvit vel ligat. XV.
Ciedere debemas, quod solum tunc solvit vel ligat, quando se confor-
mat legi Christi.
2) SDtc St)eo(cöcn auf ber ©t)nobe }u Sonflanj faffcn bngcgcn bti ber
ajerbaminung ber rcicliffifd^en ^c^creien bic Sinbirng«; unb fofungugctvalt
ber ivitd)c fo ber6 auf, ali fie fid) nur fagen Iie§. Autorizat et certiücat
Christus , ut quicunque a judicibus suis ecclesiasticis in foro ecclesiae
per sententiam excommunicationis alligantar in terris , quod iUi sint
ligati qnoad talem sententiam in coelis, sive tales demernerint illam poe-
nam, sive non et sive sententia sit jnsta sive injusta. Theologor. diffusa
, condemn. XLX. articul. Wicl. Von der Hardt. II. p. 239.
3) XVI. Hoc debet credi catholicc , quod quilibet sacerdos rite or-
£natas habet potestatem snlficientem sacranienta quaelibet conferendi et
per consequens qnemlibet cantritum a peccato quolibet absoivendi.
4) XIX. Ecclesiasticus immo et Romanus pontifex potest legitime a
subditis et laicis corripi et ctiam accusari.
188 —
Sic HttiM fed)§, fieben, fiebje^in un& öc^>tje{)n bef(i)dfti3en
mit bem weltlid^en ©utc ber Äir4)e. 3« ber SQSeife, wie
e§ gefaft ijt in tiefen Zxtihln, i)at fid) SBicliffe audS) anber-
wörtg auögebmrft. Sn ben übergroßen 9Jeicl)tl)ümern ber Äirdjc
I ^at er einen ^auptgrunb ber Uebel berfelbcn erfannt. @r meint,
baß bie ^ird^c ftc mißbraud^e, bap ftc bic ©oben, bic i^r tu
früf)eren Saf)r^unberten geworben, nidjt »erwenbe ju benSwef»
fen, für weld^e fte gegeben, er wünfdjt, baß bic »eUlidje ^ad)t
eine 2£enberung treffen möge, bod) nurnadjbem fte eine genaue
Unterfudjung ber @ad)e angejlellt, über wdä)t er felbft alä
lefete Snjlanj mä)t entfdjeiben will. (5r meint jebod) t)or=
Iduftg fdjon, baß fte, wenn fte ben 6ntfd)luß ju biefer 2ten»
berung faffe, fid) uon berfelben nidfjt baburd) bürfe abfdfjrecfen
laffcn, bafi frü{)er fcl)were Äirdjenjlrafen auf ben Eingriff gegen
baä Äirdjengut auögefflprod)en werben, eben weil bie Äirc^e bie
gefc^enften ©üter nidjt mel)r braudje nad) if)rer urfprünglid)en
äSeftimmung. ^) ©pdter ifl er fü^ner geworben, unb im Sria;
logu§, furj »or bem @nbe feine§ Sebenä, wie eä fd)eint, ges
fd^rieben, t)at er bie weltlidje ^aä)t unjweibeutig öufgeforbert,
ju biefer SSerdnberung ju fdjreiten.^)
1) VI. Si Deus Domini temporales possunt legitkne ac meritorie au-
ferre bona fortunae ab ecciesia deliqiiente. VII. Numquid ecclesia est
in tali statu vel non, non est meuin discutere, sed dominorum teiupo-
ralium examinare, et posito casu conlidenter agere, et sub poena da-
mnationis aeternae temporalia auferre. XVII. Licet regibus auferre tem-
poralia a viris ecdesiasticis ipsis abutentibiis liabitualiter. XVIII. Sive
domini temporales sive sancti Fapae, sive Petrus, sive caput ecciesiae,
qni est Christus, dotaverat ecciesiam bonis fortunae vel gratiae et ex-
communicaverit ejus temporalia auferentes, licet tamen propter conditio-
nem implicitam delicto proportionabiliter eam temporalibus spoliare. 2)tc
^Jxtitd jie^ien bei Thom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 204. 205. 2)cr vierte
^Mrtitel ifl: Quilibet existens in gratia gratificante linaliter, ne dum ha-
bet jus , sed in re omnia dona Dei habet.
2) Nos antem dicimos illis, quod nedutn possunt auferre temporalia
ab ecclesia babitualiter delinquente, nec solum quod illis licet hoc facere,
sed quod debent sub poena damnationis gehennae, cum debent de sua
stultitia poenitere et satis facere pro peccato, quo Christi ecciesiam macn-
larunt (nämlirf); mcil fic unb i^rc aSorfa^rcn fo ttiorigt bic Äircf)c Rotten
rci^ rocrbcn lafftn). Si volunt Labere dominia sua integra, non diabo-
lice lacerata , pacem ecclesiae reformatam et tenentes suos secundum le-
gem Domini validos non rebelles, studeant proprie et attente ad ordina-
— 189 —
T)ai waren bie üxtiM, wclcfje/wie ei fdjeint, ber romifdje
®tut)(, biefeä SIRal lualjrtjaftig, ouffe^te unb nad) ©nglanb fem
bete, ©regor XI. erlief fdfjneU Ijtnter einanbcr mefjrere SSuUen
unb SSriefe. dine nar gertdjtet an bie Uniüerjitdt Srforb. @ie
foUte nidjt bulben, baf biefe geljren mit biefen ober mit onbe^
ren SBorten weiter vorgetragen würben, fte foHte ben 3ot)anneS
SSSicltffe gefangen neljmen unb il)n bem grjbifd^of »on 6anter=
büxx) unb bem S3ifcfeof »on Sonbon überantworten. SBet ffd)
biefer Sfßafregel wibei-fe^en würbe, ber foUtc ebenfalls gefan=
gen werben. £>rei anbere S5ullen finb an ©imon, ben (Srjbis
fc^of eon (Santerburp unb SSil^elm, ben ffiifdjof üon Sonbon,
gert^jtet. ®ic werben ju 2?elegaten be§ r5mifrf)en (Stuf)te§ in
biefer (5adf)e ernannt. 2)aä SSerfat^ren foU fc{)r furj fein. SBi^
cliffe foll in ()arte5 ©efdngnif getf)an werben, bi§ weiterer S5e;
fel)l »Ott 9?om fommt. llüc feine ©djriften foUen ^)inwegge-
nommen, forgfam eingeftegelt unb nad) Stom gefenbet werben.
2tUe biefem fummarifdjen SSerfafjren etwa entgegenfie'^enbe ^ri»
»ilegien finb null unb nidjtig. 2)er ^app i)at feine 2ujl ju
einer Unterfudjung in ©nglanb, ob bie Äe^ereien aud) wo^l
»irflidje Äe^ereien waren. S3emcrft ju werben »erbient, bap
eine biefer äSulIen blof baoon (janbelt, baf bie S3ifd)6fe ben Äö;
nig unb aUe ^rinjen unb ^rinjeffinnen be§ föniglidjen ^aufeä
ia red)t gegen bie Äe^erei einne^)men follten. ©nblid) wirb ein S3rief
gefdf^rieben an (Jbuarb III. 2)ie getrofenen SJiaßregeln werben
t^m l)6flid) bcfannt gemad)t unb er wirb um beren Unterflüfeung
gebeten. .Rein 2Iuäbru(f oerrdtt) ein 9Kiptrauen gegen ben Mb'
nig. 25er r6mifd)e <Btüi)l weif ju fcl?weigen wie ju reben jebeS
jur red)ten ßeit.*)
^(llc biefe Sdjviftcn fdjeinen er(l im ©^jdt^erbfi beS Sa()re§
1377 in ßnglanb.angefommen ju fein, wie ßbuarb III. be^
(ionem Christi, qao ad snam ecclesiam^ qaantnm sufficinnt reformare,
' ijuia ex fide sopponere habemas, qood sab iUa ordinatione forent pro-
sperrime regulata. Tunc exstingueretar symonia et cessarant bella et,
quod maximum est currente libere et spissim sermone Christi, plares ad
liatriam volitarent. Tunc cessarent blasphemiae de spiritaali potestate
l'aparnm. Trialogas , pag. 131. 132. IDic gan jc Ätr^c foacn bie gür<lcn
icfotmirt'n, nid)t allein bie Scmporalien.
1) Concilia Magnae Britaniae HI. pag. 116 — 120. Thom. Walsingh.
liist. Angl. pag. 201—204.
I
I
— 190 —
rcit6 gejlorbcrt unb fein <Sof)n 9itd)arb II. cuf ben cngllfdjcn
^i)xon gcfommen war, woüon man in Siom nod) feine Äunbe
Qtl)abt ^attc.^) 25ie Uniüevfitat Djcforb bcbattirte tonge, ob ftc
bie opoptolifdje SSuUe gegen SBicliffe auci) nur ann^^^men füllte.^)
©nblid; mi)m fie biefelbe jroar an, fummerte fidi aber um bie
S3onjie(;ung nid)t im 9Kinbe(ten. 25ie neue 3tegierung unb bo§
Parlament flimmerten ftd) eben fo wenig barum unb beibe tters
langten, gerabe wie bie IBuUen bc§ ^apjteö angefommen, toon
SGBicliffe fogar ein @utad)ten, ob man bie (Selber, Vücld)c nad>
S?om gefjen foUten, recl)tmapig jurü(fbef)a(ten biirfe, wenn man
fie für ba§ 8anb braud^e. 2)a§ ®utad)ten 2Biclijfe'ö war beja--
^cnb aufgefallen. £)affelbc Parlament erl^ob abermals eine bit;
tere unb flogenbe (Stimme gegen bie v6mifdt)en ßrprejjungen. ^)
Unter foldjen Umfianben getrauete fid) bcr ßrjbifdjof wn ßanter:
burt) nicljt, bie a^5o(tolifdje S3uUc naä) xt)xcm Jßud^ftabcn ju er*
füllen, (ix fa^e, e§ gcl^e nid^t fo, wie ber ^apf! cä verlange,
bap man ben 2ßicliffe ol)ne SSeitevcä ergreife. 25al)cr begnügte
er fid), bie Uniöcrfttdt Dvforb aufjuforbern, bap fie ben Äcfecr
JU ßonbon in ber ©anct ^aul5fird)c üor il)n fielle, bamit er
fid) verantworten fonnte.*) <5d)on mag bem ©rjbifdjof üon
ben weltlidjcn ©ropen gefagt worben fein, cä müffe eine "Ku^--
fünft getroffen werben, SBicliffe bürfe nid)t nad) Siom. ^) g§
waren ^arte 2Borte unb 2)rol)ungen gegen bie S5ifc^)6fc ge^
1) Lewis, the life and sufferings, pag. 50.
2) Cnjus universitatis nioderni procuratores quantiim dcgeneraverint
a sapientia antiqnorum per lioc facitu conjici poterit , quod aiidita causa
adventus dicti papalis quntii, diu in pendulo lierebant, utrum papalem
bullani deberent cum honore recipere, vel omnino cum dedecore refu-
tare. Tboni. Walsingh. Hist. Angl. pag. 201.
3) Lewis, the life and sufferings, pag. 51.
4) Citetis seu citari faciatis dictum Joannem qncd tricesimo die ju-
ridico post citationem in ecclesia Sancti Pauli London, compareat coram
nobis super conclusionibus et propositionibus suis responsnrus ac auditurus,
iilteriusque facturus quidquid auctoritate apostolica fieri dcbeat in liac
parte. Mandat, ad ünivers. Oxon. Concilia Magnae Britanniae UI.
pag. 124.
5) Kpiscopi quam tantae dignationis favorem suscepiescnt , aniniati
plurinium nec immerito, profitübanter se nullius precibus, nullius minis
vel inuneribus esse fiectendos, quin in ista causa rccta justitiam sequc-
rentiir, ctiamsi periculam capitis imniinerct. l'boju. Wdlsingh. Qist.
Angl. pag. 205.
— 191 —
füllen, mld)c ben "Ku^raq beä ^aipjicä empfangen Ijüttcn. 3^tc
SBifdjöfe Ratten barauf geantwortet, ba^ fie lieber fierben xom-
ben ol§ t()re ^flid)t nid)t erfüllen.
%l$ aber ber ZaQ tarn, ba SBicliffe crfdjeinen foUte, be-
gleiteten ibn 3ö^ann, .^erjog von Sancajter unb 2orb ^einrtdj
|)erc9. fielen tjarte SBorte jroifdjen ben 2orbä unb ben S5i=
fd|>öfen, unb bie SScrfaaimlung lofle iiö) auf, o{)ne ba^ e» ju
irgenb einem 23efct)Iup gcfommen war. S^ie '^uflofung ber SSer:
fammlung füll md) 3lngabe cineä ©efd)id)tfd}veibevä baburdj ^ler^
beigefü^rt werben fein, ba^ bie Sonboner SSürger einen ßarm
aufgeregt, inbcm fte gemeint, ber Äifdjof werbe öon bem ^ers
joge befct)impft. 2tber bie ©adje fd;einet gerabc umgefefjvt gcs
wefeii JU fein. ^) 3?id)t für bie 58ifct)üfe, fonbern für 2Bicliffe
lärmten bie Scnfconcr empor, geltet auä bem gortgangc
ber ^Tcigniffe gonj unjwcibeutig l^eröor, ba^ ftd) bie S5ifd)6fe
t»or ben Sonbonern furd^teten. @ie fe^en eine anbcre SSerfammi
lung an in bie ÄapeUe ju Sambit^. 2lber bie <2ad[)cn ge^cn,
tDie fie ba§ erjtemal gegangen finb. SBicliffe erfcfccint wicbet
t)om ?lbel gefd^ülät. £crö Subwig 61t)|orb »erbietet ben löi\ä)bi
fen gerabej.u, irgenb eine ©ntfd}eibiuig ju faffen. IBüvgcr unb
SSolf »on gonbon umfiürmen bie Sjcvfammlung fo, bafj fte ol^
ten Wlütf) »jrlieren. 6ä wirb obcrmulä gar nid)t$ bcfd)(ojifen.^)
1) Thom. M'alsinh. Hist. Angl.'pag. 192.
2) J^cmn-i i2?arfin9^ani f)at eine anbcrc ^Unerbnung ber (Jrcigntffe.
(5r bat brci Scrfauimlungcn, trclc^c ron ben 35c(t'airtcn tci ^popjtcp iDcgcn
SHJicIijf gcfealrcn roerbcn tpörcn. 2)ic «fte fe^t er in bie Ie|te 2c6enc-jcft
Äöntg gbuarb III., radier am 21. Sunt) 1377 ftarb. Srei unb üwanjtg
fegerifc^c 2iriifcl bc6 2Btcliff ^oOe fcer ^papft nad) Snglanb gcfenbet mit
mehreren Süden an ben <Srjtnfcf)of von €anterburt) unb ben Sifc^of tjcn
Sonben. Siefc Kitten bann bie SSerfammlung gebolten, weldje burcft ben
.^erjcg ocn Snncafter unb Sorb .'öeinric^ fperci) erfolgte? gemadjt trorben.
S3ann aber unter ber i}ie5ierungrgefrf)icf)te 0?icftarb II. töeilt er erft bie Söul;
len beö ^papfteö ©reger XL louuiit bem 25riefe on Sbuarb III. mit, lägt
eine jnjeite iSerfamnilung jU Ceol^on unb barauf bie britte ju Samtnt^ fot
gen. Sa» 5^atum ber SuKe Siuien», be» Sr^bifdiofr von ßanterburi), in
mele^er SBiclijf citirt ivirb fid) Derontroortcn , tvie bie concilia Magnae
Britanniae ci ftetlen, i'cni 3anuar bee Satireä 1377, fc^etnt ber^ Gang ber
Singe, ten aSatfing^nm aufgefteflt ^at, beftatigen. 5tber biefed Satuni
ift wetit ci\t nad) bcffen (ä:rjd()lung gebilbet unb e» f)ie^ erft: Sanunr 1378.
Senn bie SSurten beä 'Papfte» wegen SZÜicUtf finb scm Sunt) bcö 3of)vc6
— 192 —
2)iefe jweite SSerfammlung fanb im Snnp beS SatjrcS
1378 itatt. Zm 27. mät^ beffelbcn Sa^reä war ^apjl ®re>
gor XI. ju 9?om gcfiorben. Sm ©eptember brod) ba6 gro^e
(Sd)iönia im ^onttftcat flu§. 2)tefe§ blieb nid)t ol)ne Einfluß
auf SBidtffe, bie S3i[dj6fe »orcn mit einem anbern ^od)n)id)ti;
gen ©egenftanbe befdjdftiget unb e6 »erlief einige Seit, ba man
in Sngtanb mä)t red)t genau gewußt ju fjaben fdjeint, ob Ur*
ban VI., ber anerEannt »orbenwar unb aud> anertannt bleibt,
ber redete ^apfl fei.
Snbeffen fd)eint SeStdiffe unb ber \i)n befdt)ü^enbe 2fbel be^
griffen ju t)aben, bap mit foldf)en ©ewaltfd^ldgen, wie bie, mit
bcnen irgenb eine (5ntf4)eibung auf jenen beiben SSerfammlun=
gen gel)inbert worben, nidjt auf immer ausjuEommen fei. 9J?an
will ben S5ifd)6fen bie SKoglicbfeit an bic SQanb geben, bie
'Baä)t vüi)tn ju laffen, of)ne fid) in 3Tom ju feljr bloßjufiellen.
. SBicliffe mup be§()alb eine lange ®d)rift auffegen, in weldfjer et
i einen SSljeil ber xi)m ©djulb gegebenen unb uon iljm nie vti-.
I Idugneten (Sdfee fo erläutert, ba|l fte weniger gefdljrlid) für bie
' Äir(^enf)errfd)aft würben. Siefe ©d^rift ifi wa^rfd^einlid) balb
nadj ber jweiten SSerfammlung in ber Capelle ju ßambit^j,
toielleidjt aud) fdjon auf berfelben , »on ibm ben ©elegirten be3
^apfteS übergeben worben.^) 25iefe ©djrift, in weldjer nic^jt
ein einjiger ber auägefprodjenen ©di^e wirflid) wiberrufen wirb,
l^ebt mit ber S3erftcl)erung an, bap ber SSerfaffer ben djriftlidöen
©lauben biä jum legten ^aud;e feineä Ceben» üertl^eibigen wer^
be, unb baß er, worin er ftd^ wirflid) geirrt l()aben follte, ftc()
ber ©ntfdjeibung ber l)eiligen Äird)e unterwürfe, darauf folgt
bie Erläuterung ber ©d^e. 3u ben fünf erlern fagt er, baß,
was ben erften anlange, bie ©ewalt ^etri unb feiner 9^ad)fols
ger bod) aufl)6ren müffe, wenn ber .^err unb .l^eilanb ju ®c=
tid^t fomme, alfo Eönne fte md)t auf immer gegeben fein. SQSa§
1377, anbete »on bcmfelöcn in bicferSa^e nid&t 6c(annt. aBolfing^am irrte
cffcnöar, tnbem er crjl oon einer SSerfammlung furj cor bcm Sobe (Ebuarb HI.
unb bann rcieber »on einer onberen im erpen 3Qf)re ber SKegietung Diu
d)ait> II. rcbet. 2)ie ?fnorbnung im Se;ct ijl ba^er gemalt nad) Lewis.
History of the üfe and snfferings of John Wicliffe, pag. 42 — 55.
1) Idem poncndo intellectum in suis nefandis propositionlbus favore
et diligentia Londiensium delusit suos examinatores, episcopos derisit et
evasit. Thom. Walsingb. Hist. Angl. pag. 208.
— 193 —
bie übrigen auf bie recltlid^e ©etualt luufcnben 2irtifel betreffe,
fo babe er fte nur «erflanbcn tton ber roeltlidicii Wlcid)t bcr
»Dcltlidjen Surften.^) Wlan mup geflcbcn, bflg biefe Srläuterun; |
gen eben nicbt fein finb. ^tx ^a)p\i Ijaltt aus ben Sd)riften }
unb ben ^rebigten SBictiffe'ä nid)t barum bie erften fünf "KxtU
fei tjerbümmt, njcil bic njcltlid)c 9JJad;t bcr weltlid^en ^erren,
fi>nbern weil bie »eltlidje 9)Jad)t be§ ^^apftcS unö cer M'nd)e
öon ibm ongegriffen roax. 2)ie Sifd)6fe foHten fid) mit einer
Erläuterung berut)igen, mlä)t t»on ber eigentlid)cn Streitfrage
ganj abging unb biefe gar nidjt berührte.
S3ci ben 2trtifcln, xvdAit bie firdjlidje ©eiüatt beä ^apftcS
unb ber Prälaten unb bas Tfmt ber ©d)lüffel betrefren, giebt
fid) SQSicliffe bie dJlübt einer fold)en banbgreiflidien §ßerbrebung
nid>t, fonbern, ob er n)o!)l fagt, bap er bem ^apjle unb ber
Äird)C nid)t ju nabc treten wolle, bebauptet er bod) nllc i!)m ülä
Äe^ereien vom ^apftc angered)nete ®äfee alä ftrcng fatt)olifd),
d}rijilid) unb euangelifd) , fögt, ba^ bic entgegengefe^te SÖZei--
nung, bie grobe QTuffüffung einer unbebingten SSinbunge«: unb
Cofungägenjalt baä ßt)riftcnttjum fclbp aufbeben würbe. SJei
1) Prima concliisio. To(um genas Iismannm concnrrentiuni , citra
Oiristum non lialjet potestateni onlinandi sinipliciter ut Pctius et oinne
genua siinm Hoininetiir in j)eri)etmiiii politice super miindiim, patetque
non esset in hoininnin potestate impcdire a(!ventnin Christi ad linaie jii-
diciuin, quod oportet credere jnxta illum articulum lidei. lüde veiitarns
est judicare vivos et inortucs. Es liinc enim secundnm fidem scriptorae
cessaLit honiiniiBi [»olitia. Inte'.ligo antein douiinationem polilicain vel civi-
lem dominatioaem saecnlarein, pertinere laicis activis vivantil>as dum pe-
tegrinantur a domino. ^gd fccn fclgcnbcn ?lrtitcln niranit er üiif bic Äird)e
unö «pctruö aar feine ;){iiif|id)t unb rcbct fc, als tcrfntnbc cr ficf) rcnifcU'ft,
bog feine ®d§e nur ouf bic rceUlid-e OJJndit ber (rclr!irf)en .^^eiren gingen.
2) Buni sierjebnten 9irtife(. Non est possihile de Del jiotentia ab-
solata quod si Papa alius vel Christianus praetendat se quovisniodo sol-
vere Tel ligare, eo ipso si • s dvit vel legat. Oppcsitniii istiiis destrue-
ret totani tidtm catholicain, t menve implicaret hia^plieiniam iiitti pant^'m
talein ausolutam potentiam domini, siippnsitnm Iiabenius tertioiieciinae.
Per istam conclusicnein noii intcndo dtrogare potestati pa|)ac vel cujus-
canque praelati ecclesiae, qain possuut in ^virtute capitis ligare vel sol-
▼ere. Intelligo antem conditionalem iii-gatani , nt impossibilem ad hanc
sensum, fpiod non potest esse quod Papa vel aliiis praelatus eccl»>siae
praetendit se quovismodo solvere ve! iigare^ nisi eo ipso sie solverit vel
ligaverit et tunc non potest esse p!>ccahilis.
n. Zf)<H. 13
— 194 —
ben "KxtiMn, weldje bie mMd)cn 9?eid)t^üm« bet ^irdje unb
böä ben Surften ongcrat^ene ^inwegne^men berfefben betreffen,
erftdrt er juerfi, ba^ er nur im ^tUgcmeinen bie WloQlxd^hit,
ba^ btefeä bereinp nacf> @ofte§ SBillen 9efd)ef)en fonne, be^aupi
tet f)abe. 2)enn ba ©Ott anmdd)tig fei, fo muffe e§ aucf> mog»
licl> fein, baft er bermalcinfl ein foldjeä ^inmegne^jmen be§Äir=
djengutcö gebiete unb baä burdjfüljre. £iann bef)auptet er, baß
er fctncöwegä gefagt f)abe, ba^ bie gürjien auf \i)xt eigene
2}?acljt unb 3(utorität bie ©üter bcr Äircl)e l^inroegnefjmen foUs
ten. ®a er füf?lt, bap l)ier ein ^unct fei, auf ben e§ ben
Äivd;enfürpen gar fe()r anfomme, fo fagt er je^t, baß ein foU
cl)e§ Jg)inn)egne^men nur gefc^ieljcn fonne in allen gormen be§
9fed)teä unb bcfonberä burc^ bie llntotitat ber ^ird)e. ')
'vti(i)t ju bejwctfcln ijl cä, bajj eä {)ier üon ben weltHdben
I ©roßen unb »on 2Bic(tffe fclbp abgefeben wax auf eine Sau*
' fd)ung. ®o botte er in benen ^uncten gerabc, auf rcelcbc eS
ben ^riefterfürj^en böuptfäcblid) anfam, nidjt gelebrt unb lebrfe
audb in 3"f""ft ni^t fo. X)k S5tfd)6fc tvußten e§ gewiß red>t
genau, baß eä eine SSdufcbung mar unb baß fte einige leere
SGBorte i)mm\)mm foUten für Stwaä. 2tber eö lag auf ibncn
eine eiferne S^otbwenbigfeit, wel^e fte »or ber ^anb nicfjt
burd)bred;en fonnten, barum ließen fte bie eigentlichen ©ebotc
1) Si Dens est domini temporale* possunt legitime ac meritorie an-
ferre bona fortunae ab ecclesia delinquentc. Ista est correlativa primo
articulo lidei. Credo in Deum patrem omnipotentem. Intelligo autem
posse modo scriptnrae concedentisj quod Deus de lapidibas potest susci-
tare filios Abrahae. Äliter enim omnes Ciiristiani principes forent Iiere-
tici. Pro prima conclasione formatur sie ratio. Si Deus est ipse est
omnipotens. Et si sie ipse potest praecipere dominis temporalibas^ sie
auferre. Et si sie, possunt legitime sie auferre, ergo a primo unde in
virtute illius principii christiani principes practicaverunt illam scntentiam,
sed absit ex illo credere, quod intentionis meae sit, saeculares domi-
nos licitej posse auferre, quandocunqne et quojnodocunque volaerunt
Tel nuta auctoritate sua, sed omnino auctoritate ecciesiae in casibos et
forma limitatis a jure, yiun fom c» frcilid) tvicbcr barnuf an, reo man
bic •Jfiitcrität bcr Äircbe finbcn au^tltc, reo» bie Äird)c rear.
3um Qd)t5ct)ntcn ?irtitel gicbt er bicfc crläutcrnbc aScrtt)eibi9ung: pa-
tet ex boc quod nihil habet impedire a praecipuis operibus charitatis ne-
cessario, quod in omni opere humano debet subintelligi conditio divini
beneplaciti necessariaque lege civili coUationes decorandi. 2)ic gfltlJC
@d)rift ßclict Ui Tbom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 206—208.
— 195 —
be§ romtfdjen <Stuf)leö unerfüllt. 3»« S<»f)rc etwa üerloufett,
unb c5 9efd)ie()t ntcl}t5 ©ntfd;eibenbe5 gegen SßJicliffe. 2)aä
©dtjiöma war eä ntdjt, ttjelcl)e§ bie Ärdfte bcr ffiifdjöfe brad).
3(iic{) anberroärtä mar ba§ <Bd)iima, unb borf) '»purbcn bie ÄeU
jer ju .^unberten »erbrannt. @§ war bie ©eft'nnung 8iicl)arb§ II., \
bie ©eftnnung cineä mddjtigen Äfieileä be§ !)ol)cn cnglifd)en
2(bel6, n)clc()e t(;nen ju Ijanbeln n)ef)rte. 2?aä mögen fie nad)
Siom gemelbet (^abcn, bo^ je^t burdjauö ni(^tä ju tfjun fei unb
ba^ eine anberc Seit abgewartet »erbe muffe. 3n 9Jom war
man aud) ju flug, ju einer Seit ju f(^reien, wo man wuptc,
eä würbe nid^tä l)e(fen. Sn 3?om füllte man fid; atlerbingä bie
J^dnbe etwaä gebunben burdj ba§ ©djiöma. Urban YI. burfte
ben Äönig t?on ©nglanb nid^t beleibigen, bamit er nidjt etwa
öbfalle ju 6(emenä VII.
£iie ffiifd)6fc l;atten e§ nun bem So^)anne§ SÖicIiffe, alä
(te feine (Srlduterung l)inne()men mußten, jur ^pid;t madjen
wollen, alDlc foldje ©dl^^e nidjt weiter ju (eljren Weber ouf bcv
Äanjel nod) auf bem Äatljebcr. 2)a fie i^m aber niä)t wibcr»
legt worben unb ba er eben bef)au\)tct, baf ber redete @(aube
in il)nen entljatten fei, fe^rtc fid^ 2Bic(ijfe an bicfcö SScrbot
nicf)t, le^jrtc unb prebigte fort. Sa, f(agt bcr ®efd)id)tfd;reiber,
felbft neue Äe^creien t^jat er l^tnju. Sie fmbaber offenbar wci^
ter nid[)tä al§ bereite gejagte £)inge mit anberen SBorten. ^)
1) Memoratiis liypocrita cum ab episcopis inandata ccpisset, ne ul-«
tcrius in scbolis seu sermonibos propter laicorum scandaluin tales pro-
positioncs freqaentaret, obstinatus et inobediens alias novag conclusioncs
ponere non omisit. I. Dominium civile, dominium proprietarium actum
Tiatoris super bonis plene secundum leges liumanas. II. Non stat pure
clericum absque mortali peccato civiliter dominari et intelligit per pure
clericos, Papam , Cardinales, Episcopos, Diaconos et alios sacerdotes.
III. Papa non potest dispensare contra Apostolum sicut nec cum clerico
«t habeat civiliter proprium. IV. Dominium civile formaliter dictum sa-
pit inseparabiliter peccatum (b. 2i}ot)l unniögtid), fiinblo» l'tct;
Un unb auf bcn Stehen bcu ScDcii» unb tKx J?mfci&aft ftclien). V. Actus
civilis est actus rationalis creaturae factus secundum legem Iiumanam.
VI. Sicut Deus non potest exercere actus civiles nec homo in statu in-
nocentiae, sie illicitum est alicui pure clerico actus civiles exercere.
VII. Quodcunque collegium clericoram quod acquirit bona fortunae, red-
ditus vel proventus , nec eis civiliter dominetur, peccat mortaliter. VIII.
Est impossibile de Dei potentia absoluta Christum regnasse civiliter.
IX. Monacbi sicut Apostoli Clirisli nihil haberent civiliter ut plane pot-
13 •
— 196 —
Uni? 9ltd)ov^ !!. tl)ut ntd)t baä 9J?inbefle, ob aud) gewig
bie ffiifd^üfe n:d;t (liU geworben ftnb mit t(;ven Älagen. @§
wirb immer 6e3reiflid)er, wk bie Äivd)cnfür|len erbittert werben
muffen gegen biefeö jtünig6(}au§ , n)eld)e§ in ben ©d)U(cn unb
unter bem SSolfe bie Äe^erei immer weiter um ftd) greifen lief.
Sn ben ndd)|Ten Sflf)ren würben bie f)erumjie^enben ®lau--
^benSboten immer beutlirf)er bemerft. SBicliffe, wirb geftagt,
I J)abe ft'c auögefenbet. Sie leljren (lUerbingö, biefe ©laubenö^
boten, üon »ielen S)tngen, wie Söiclijfe lehrte, ^ber fie madjen
nocb weniger Umfd;wetfc aB er. ©ie erflaren runb Ijerauä, baf
man eine Siefovmation bamit beginnen muffe, bem Ä(eru§ bie
weUnd}en 9?c!cl)tbümcr ju nel;men. ©ie fudjen biefe ßel}re bem
Äonig, bem "^Ibd, bem S^olfe anne()mlidj ju mad>?n. ©ie er:
flären alle romifdje ^rtejler für fc^eiifd), bie ganje Äirdje 9fomä
für eine fel^erifdje Äivd)e. @ie üernjerfen oHe nienfd)lid;)e Ära:
bittonen unb meinen, bap bie d)rilllid)e Äird}c nur auf bem
©üangelio ruljen bürfe. Sie alte &ct)re ber SQBalbenfer ift e§,
jbie fid) öeriüngt in (5nglanb erbebt, fid) mit 2Bicliffe'S ^tu
|nungen oerfdjwagert unb oerfcbwtjlcvt, aber bennod) eine won
mm im ©anjen genommen unabl)ängigc @rfd)einung ift, fo wie
jaud) ev jicmltd) unabljängig uon il)v ftd) entwidelt l)aben mag.
jSBenigftenä ift ber Sufammenbang bem 2luge nidjt fidjtbar unb
*|5em £>bre nid)t bi^rbar geworben.
3tlfo fam eine furje Seit ber Siube, in welcl)er bie romi;
fd)en ^rieficrfürilen fcbrotegen, ob ficb oud) bie Äeljerei auä=
breitete, ob fte aud? fül^ner auftrat. 3n biefer 3eit mag ^BU
. cliffe begonnen baben, bie ffiibet in bie englifdje ©prad)e ju
überfefjen. 2)af biefe§ gefd)e[)en, ift feine grage. 3obanne§
^\x$ bezeuget eä. jtni;gbton, ber ®efd;id)tfd)reiber im ©inne
ber römifd)cn Mhti)t, jammert barüber, baf eö nun Saien
unb felbft grauen unter benfelben gäbe, weld)c beffer in ber
(Sdjrift befd}lagen wären alS öiele felbp toon ben geleljrteren
pst elic'i ex regiila et professione unanimi Monaclionim. X. Major ])ars
acciimulationis bonorum fortuiiac, in manibus religiosorum esset ilissn-
liita si jnra regna An'gliae essenl debite executa et intelligit ]>er illnm
terminoni reliftiosornm in dicta conclusione Episcopos, sacenlotes , mo ■
naclios et canonicos et oniiics pure clericos. Tlioni. Walsingl». Hist.
Angl. pag. WO.
1) Tlioin. "VYalsingh. Hist. Angl. pag. 283.
— 197 —
^(ericcrn. 2)ie ^ttk, meint ev, fei nun »ot bie Säue gewor^i
fen Würben." ©einen ganjen Umuiüen über biefe Ueberfefeung,
fcl)üttet er in ber albernen 2£nnal)me au^, ba^ bie ^rop^ejeti
()un9 be§ SBi(f)tto »on ©anct %moxt, bap baS eüangetium
be§ (jeiligen ©eijleä furj öor bem Gnbe bcr Sage baä (goange;
lium beö ^cilanbeä unter ben SO?enfd)en überwältigen werbe,
auf bie goQarben unb biefe Ueberfeljung ju beuten fei.*) 91un
t(i unter SBicliffe'ä Stamen ju £onbon im '^a\)xt 1550 eine Ue>^
berfe^ung ber t)eiligen ©djrift on baä ßic^t getreten. 2)er Ut\
berfe^er ^at feiner 'Arbeit eine jiemlid) lange Einleitung »orauäs
gefenbct. 2)erfelbe erflärt e» für Äe^erei, ju fagen, baf bie
©djrift nid)t genug jur äßefeligung beä 9)?enfct)en, bap md)t§
anerfonnt werben fönne, wa§ wiber bie (Sdjrift, bie SSernunft
uno bie Siebe fei, unb wenn ein @ngel »om ^tmmel Eäme unb
wollte eä öerfünben. (5r bel)auptct, bag bie ©djrift beä neuen
äßunbeä leidjt üerftänblid) fei nudt) für ben einfältigen SSerfianb,
bop fte gelefen unb erfannt werben müffe »on aJJann unb grau,
t)on 2£lt unb 3ung. Er bebau^ptet ferner, baf ber Äteruö, oer^
funfen in S5linbl)eit unb Äe^erei, gar nid)t rael)r im Staube
fei, bie ©djrift red)t ju »erflehen, dt nimmt 3iü(Jftd)t auf
bie Sieben, welct)e fte bamalä gegen bie >5cd)rift füljrten, barauf,
ba^ fte überlaut beljau^steten , e§ fei Äe^erei, bie ©d^rift in bie
englifd)e @prad)c ju überfc^en. Sa bocf) bie ©d^rift naö) bem
SSebürfnip einer früljeren 3eit in bie tateinifdje ©pradje über;
tragen werben, fo muffe ffe rndt) bem SSebürfnip wieber einer
anbercn übertragen werben in bie englifdje, wie biefeä fd)on in
bie franjöfifdje , bie brittifdje, bie botjmifci^e gefd)el)en fei. 25er
1) Hic magister Joannes Wycliff Evangeliüm, quod Cliristus conto-
lit clericis et ecclesiae Doctoribus, ut ipsi laicb et intirmioribos perso-
uis SBuundum temporis exigentiam et personarom indigentiain cum iiien-
tis eonim esurie dutciter ministrarent^ transtulit de Latino in Anglicam
linguam non angelicam^ unde lit per ipsum vulgare et magis apertüm
laicis mulieribus legere scientibus qaam.solet esse clericis admoduin lit-
teratis et bene intelligentibus , et sie evangelica margarita spargitur et
a porcis conculcatur.
Quae qaidam applicant ad (ratres inendicantes magis tarnen cun-
grunnt istis novis popiilis Lollardis, qrii nmtaverant t'^aogelium Christi
in evangelium aeternuiii , id est, vnlgareni linguain et coinmnnera ma-
(reni; et sie aeternum qnia laicis reputatur nielior et dignior quam lin-
gua Utina. Knyghton. de eventib. Angl. pag. 2644» 2646.
— 198 —
SSerfaffer bcfAretbt auä) baS S3crfaf)rcn, weld)e§ er J)etm Ueber^
fe^en bcobadjten ju muffen gegloubt. "KUt ßobiceS biefer S3t»
belüberfe^ung tragen nun oudf) bcn iJ^amen be§ 3o(;anneä SBi^
cllffe an bct ©tirn. ®ic wirb inbcffen nidjt i^m, fonbcrn fci^
nem ßeitgenoffen, bem Sof)anne§ wn Äreöifo, jugefdjriebcn.^)
@le tfi md) einer Unterfdjrlft, »eldje fid) in einem Geber bes
fi'nbet, er)! im Saf)re 1387, alfo mef)rcre 3Q^)re nac^ SBicliffe'S
SSobe, üoUenbet werben. 3) 2)ie Ueberfdjrtften ber dobiceä finb
otfo falfd) unb erft fpater t)injugct^an, um be§ größeren JRul)»
aneä »iUen, weldjcn SSSictiffe erlangte. Sie rcicliffitifcbe Uebers
fe^ung aber, n?etd)e ebenfalls baS alte unb ba§ neue SJeftament
umfaßte, liegt nod^ ungcbrucft im ©taube ber Sßibliotbefen.
©eine Ucbcrfefjung foU Sßicliffe beenbiget tjaben um ba§ Saljt
1383.
25ie ©runbfi^^e aber, weldbe er in me^)reren fleinen ©df)rtf:
tcn über bie ©cbrift in ben &anbe§fiprad)en ou§fpricbt, lauten mit
benen be§ Sol)anne§ üon Sretjifo gleicb, unb in berfelben SBeife
etwa tabelt er bie antieoangclifcben ^rieflerfürften unb ^rieftet
feiner 'B^it ©ie finb Äe^er, bie ba fagen, baS müpten bie
ßaien t)inncl;men, waä bie ^riefter iljnen fngen wijrben ou6 ber
©djrift.*) Sie Schrift ifi ber ©taube, je weiter fie ftd) toer;
breitet, bcjlo beffer. (i$ ip bem Äleruä nur ju glauben/
1) Apd. Lewis. The life and snffering«, pag. 66. 67. 72. 73.
2) Wharton. Äuctarium Hist. Dogmatic. pag. 426.
3) Ista translatio finita est die Jovis decimo octavo Aprilis die anno
Domini MCCCLXXXVII. decimo Kichardi II. post conquestum anno, anno
autem trioesimo qiiinto aetatis Patroni mei Domini Thomae Baronis de
Berkely, qni me translationem istam aggredi fccit. Wliarlon, Äuctarium
Hist. Dogmat. pag. 439.
4) Hodie vero lieresin esse clamant Saaras scripturas anglice prae-
dicare adeoque eliam condemnant spiritum sanctum , qui lingaas Christi
Apostolos donavit, ut in omnibus dialectis totius orbis a Deo oonstitu-
tis, Terbum divinum praedicarent. Videte annon idem sit Christi verba
hereseos incnsare ac Cliristum ipsum hereticum eflicere. Tractatus adr.
Transsubst.
5) Veritas fidei eo phis rntilat, quo phis plane cognoscitar. Ut ve-
ritas sit nota planius, necessitantur iideles sententiain, qnam promunt
enuoloare tam in latina lingua quam in vulgari. .Scriptura est üdcs ec-
clesiae et qnanto est nota plenius in sensu ortbodoxo, de tanto est me~
lius. Ideo sicut seculares debent fidein cognosoere, sie in quacnnque
lingua plus nota fuerit est docenda. Speoulum secularinm dominorum*
— 199 —
wenn er mit bet Sdjrift rebet.») 3e^t über ifi e3 fd)dnbltdf),
roie fie mit bet ©djtift oerfaljren. ©te laf[en bie ©teöen ^im
weg, bie x^nm mä)t pa^tn,"^) fie fagen, eine cngKfdje Ucber=
fegung fei eine Äei|erei, unb fie fagen bamit nic^t met/t unb
md)t weniger, alS ba^ SefuS 6()riftu§ ein Äeger gewefen fei:
benn :prebigen unb auffcl)reiben ifl bod) gewi^ ein unb boffetbe,
unb er ^at bod) geboten, e§ ollem SSolEe ju prebigen unb l)ot
c§ feinen Jüngern »erfünbiget in ber Qpxaäjt, in weld)cr fie
c§ üerftanben. 3) ®ie wollen e§ jegt freilidj bergen, baä @öan=
gelium, bamit 9liemanb bie Sdufctjungcn burdjfdjaue, mit be»
nen fie bie 2Belt umgeben i)aUn. Sä fommt aber barauf
ßn, ba^ ba§ 2Bort »erfünbet wirb, unb e§ i|l babci »öllig
gleid)gültig , in miä)tx <B^xa<S)t eä gefd)ie^et; ba§ gefjet ^ereor
fluS bem S3erfal)ren beä ^errn, wie er ben^ungern baä SSater
unfer le^irte. 25erÄ(eru§ foßte fi^) nur freuen, wenn bießaien
bur^ bie Äenntnif ber @d[)rift in ben ©tanb gefefet würben,
1) Non igitur captendae snnt ut fides leges , qnae Praelati fabricant
nee credendum est suis vivis vocibus, nisi de qaanto fandatae fuerint,
ex scriptura. Specolum secularium Dominoram.
2) Multi etiain Praelati sunt scripturae nimis ignari et alii celant
pnncta scripturae, quae sonant in humilitatem et paupertatem cleri. Spe-
culnm secnlariom Dominorum.
3) Et ita qnidem Christus Apostolos integram istam orationem Jo-
cuit. Scitote aatem, qaod nec latine nec gallice, sed liogua Ulis tuI-
gari et usitata. Ecce regulam omnihus Christianis positam, nimirum
gratnni esse Deo sacrificiuni, scire orationem Doininicam et Evangeliam
et juxta iUam vitam instituere; sive illis explicentur latine, sive anglice,
sive gallice, sive belgice, sive quavis alia lingaa, quam populus intelli-
git. Clero itaque laetandam esset, si populus legem divinam sciret et
laborandura omnibusjquibuscunque possent, mediis, ut populam sibi coni-
missnm veritatem scire efficerent: Exposit. in Orat. Dominic.
4) Impia autem ista secta otiosnm dormire Evangelium ctipit et li-
cet Christi nomen praeferat parum tarnen de illo praedicat. Vitam enim
praeceptis ejus contrariam ducunt. Prolog, in Expos. Orat. Dominic.
Christum veriti sunt Pontifices et Pharisaei, ne si verba ejus in vulgus
propalarentur, Romani venirent et eos male perderent. Similiter praesules
et Pharisaei juncto hodie consilio dicant. Occultemus legem Dei , nc
secalares proceres veniant et Baronias nostras reditusque auferant. Cliri-
stnm itaque in populi sui animabus eflicaci fide vivere non sinunt. At-
que hoc modo Christum interficere crudelius longe est, qnam propriam
ipsius corpus interfecisse. De Quaestionibus variis cont. Clcrum.
— 200 —
K'Ib|l ju beurtftcticn, bap i(jnen auci) baä 9?e^te gcte^irt unb
initgetl)i'ifi rcerbe.
©cljoii tie SSerbreitung anbet?er (Schriften in ben ßanbe^?
flpracl)en battc gewtp bie SSeforgntffe bcr Ätrd)enfütjleii aufge*
regt. Dtefe S5e|'orgniffe l)äbtn \iä) nun [ictjet auf einen {)6l;eren
©rab geireigcvr, a(§ i()nen ?unb u»itb, bap eine lleberfef^ung bet
l)eiligcn <Sd)nft bereitet werbe. '^Die SSeforgnijJe »egen SSerbrei«
tting berfclben finb immer ungemein grof unb muffen ungei
mein grop fein, gdngt njan bod) felbjl fd)on an, fie bem de?
rica!ifel)en ©tonoe ctwaö unjugdnglicl)er ju madjen. ßwar re?
bet nod^ in biefen Sat)tin eine Sierorbnung teS Srjbifcf)ofä
won ßanterburp baooH/ ba^ alle ^rieflet bie l)eilige ®(i^rift ia
eifrig treiben folUen.*) 2(ber bie ^riejlerfürften rouften wo^t,
bafj eö mit fold)en SSerorbnungen nid)t viel ju fagen babe, ins
bem [tcb fo wenige barum fümmern mürben. 25ie 2£nftalten,
bem ctericalifcben Stanbe felbft bie ©d)rift unjugdnglidf) ju mos
d)en, f^jredfjen fid) auf ber anbcrn ©eite bod) ganj unjweibeus
tig aus. "^uf ber Uniuerfttdt ju SDrforb warb geboten, baß
! ^riefter erjt nad) jel)n Sabr^n follten bie ©djrift lefen burfen.'-*)
'^ber aud) balb nad) jenen SSorgdngen, bie «Simon, ben
6^ribi|d)of »on ßantefburip, notl)igten bie Verfolgungen gegen
SBtfliffe unb feine greunbe einjujlellen, war berfclbe beroorge?
treten mit feiner Sebre üom ©acrament bcS "illtarö. 2)iefeä
i foll im Conimcr be§ Sab«^^^ 1381. gefd;e()en fein. Sn biefct
55el)re ifl ficb 2öicliffe immer gleid) uno {lanbhaft geblieben,
2>ie 8{6mifcben b^ben freilid) bebaupten wollen , er
wiberrufen. Slber fic jlrafen ficb felbjl c;!gen. Senn wa§ fi«
anfübren al§ Sßiberruf, baä ijt nicbtä aB 5Seftätigung ber
vorgetragenen ßebre , begleitet nod) obenein üon einet
feierlid)en lüerbammung ber öebre ber romifd^en M\x<i)t. Sie
5£ranäfubiiantiation$lel;re , befonberS wie fie aufgejlellt wor?
1) Omnes quoqne pastores animaruin et saceidotes pnrocliiales ora^
tioni et kctioni sacrae sci!i)tura(; diligeiKcr iiuenilant, \)t [icr scri|)tiirae
int(:l!igf'iUiam , siciit ail fcoriini pertinet oÜiciiim, parati .sint a<l satisfactio-
neiii omni poscenti ralioneiu de spe et liile. .Sintijua eempcr intuiili in
doctriiia i-t üpOralionu scriptiirao tanquaui virtis in aiiniilis inace, ut assi-
dua loctione vclut quotiiüano cibo alaiiir et pi;igtics('at oratio. Acta Sy-
iiorli a Siiiioiic Kliensi liahitt-. Concilia iiiajiuae liiitaniiiae, III. pag. 59.
'-') Lewis. Tlie life aml suH'erings, pa^. T2.
^ 201
ben weit »oii beii SScttelorben, war it)m eine orge Äe/jerci, bie
er oftmals betdrtn)ft. gab ibm feine größere] SSerbre^
bung ber 2öoite ber©d)rift, alä ba| im tSacvament be§ 'üitax^
ein '^fccibenä üütl)anben fein foüe o^ne ©ubject, unb ba^ burd)
bie 2ßorte beä ^rieft.er» baä JBrob .gemanbelt werbe in ben Ceib
beä ^)errn.
©eine 2£nfid)t von bem ©acrament be§ 2fltarS beruljetc
juer|l ganj ouf ben ginfeifeungäworten, baä ip mein Seib unb
baä ijl mein SSlut. dfjrijluö fann feine 8üge fagen, er fagt'ö,
e§ ifr. 5?iemanb fann e6 wanbeln. -) Snbcm ober i)ier Ceib
unb S3lut be$ ^errn.ijl, i|i boclj ni(i)tä befto weniger aud) baä
S3ro£) unb ioer Sße.tn. ^<^elb)! wenn bie SBorte ber ©cgnung
barüber au^gefiprpcben finb, bleibt bie ©ubjlanj bejfelben worljans
ben, obwol)( fte in eine bö^^re überge{)t. ^) SGBie fönnte ^au^
(uS eö fo oft baä SSrob nennen, wenn eä nicbt boä S3rob bliej
be, wa§ eä gewefen. *) 2Cber ben jidrfjlen Jöeweiä bafür ft'nbet
SBicliffe in bem ©inne unb in bem ©efüijle beö SSKenfcbcn.
SÄan mü^te feine ©inne aufgeben, wenn man glauben woUte,
ba^ e§ nicbt meljrSirob fei. 5) 2)oä ffirob fann unmogticb öott
geworben fein, fonji mü^tc ®ott alle S5erdnberungen mit erfa^s
ren, welche baä S5rob bocb erfa()ren fann, wetc^eä ju glauben
unb ju fügen eine Jßlaspfjemie wdre. ^) berfelben SBeife,
1) Trialog. lib. IV. pag. 102. 104. 109. :„ ;.pa„j
2) We believe that the sacranient of tlie auter in verray Gorfdus
Body in founne of bread and if it be broken everylk of tliese parties
is the sanie goddus body. Confessio apd. Knyghton de eventib. Angl,
pag. 2660. Cum autem omne dictum Christi sit verum et summe ca-
thoUcnm, Christus autem dixit, quod iste panis sit corpus suum, ser
qnitur manifeste, quod hoc sit verum. Trialog. lib. IV. pag. 104.
3) Quod Loc sacramentum est corpus Ciiriiti et non soluiu , qnod
erit, vel ligurat sacrataentaliter corpus Christi, sie concetlatur eadem
anctoritate simpliciter, quod iste panis, qui est hoc sacramontum est ve-
raciter corpus Christi. Et non dubium etiam laico idiotae, quin sequi-
tur. Iste panis est corpus Christi, ergo iste panis est, per consequens
manet panis et sie simul est corpus Christi et panis. Trialog. iV.
pag. 105.
4) Trialog. IV. pag. 131.
6) Mnres enim ac aliae besliae istud noscunt. Mures habent sibi
innatani notitiam de panis substantia, scd istis iulidelibus istud deest.
Trialog. lib. IV. pag. lOe. 107.
6J Trialog. üb. IV. pag. 113.
n>ie in bem ©riofer bie gotttidje unb b(e menfct)lid)e Statut öer=
einiget waren ouf eine bem STOenfdjen nic^t fa^ltc^e JZBeife , fo
finb oucf) im ©acrament beä SKtarä Seib beä ,^errn unb SBrob
in einer SDBeife »erbunben, voddjt über bem menfd)lid)en gaf»
fungäüermögen ^inaugtiegt.») 25ie ©egenwart aber be§ ^errn
in ber ©eftalt be§S5robcS ift mef)r alä ein Scid^en: fie i|l eine
' SGBo^rbeit unb ein ^tiö^tn."^) 25er ganje 6f)rijlu§ wirb borge;
reid)t in feinem ganjen SBefen ber Siebe unb bem ©lauben. ^)
2fber nidjt ber ßljrijtuä wirb bargereidjt, ber gtorificirt bei bem
/ SSater im Gimmel i|t.
ift nid)t eine forperlicä^e unb fubpantieHe ©cgenwart.*)
2(uf eine breifadje 2Beife iji ber J^err gegenroclrtig im ©acras
ment, auf eine SBeife, t)on »eldjer bie fleifdjlidjen 5Wenf(l)en
nid)t§ t)erftef)en. (Sr ift anwefenb virtualiter, spiritualiter
unb sacrameutaliter. Sn ber erften 2Beife, in fofcrn bic Äraft
feiner ©nabe ftd) ausbreitet tuxd) bie ganjc 2Be(t. Sn ber ^mU
ten ift er anwefenb für ben ©lauben in feiner ©nabe. 25a
»vereiniget fid) ü^riftuS gleiö^fam mit bem gläubigen ©emütlje
unb fommt x\)m um öieleS nal)er, alS er bemfelben fd)on nal)t
ijl burd) bie aUgeraein »erbreitete Äraft feiner ©nabe.^) gr
1) The eucharist is the hoäy of Christ in the forme of bread ; the
right faith of Christen men is this^ tliat this worshipfal sacrament is
bread and Christs body , as Jesa Christ is Ter; God and Tery Men ;
and this faith is groiinded in Christs own word in the gospel. Of fey-
ned conteniplatif Life. apd. Lewis, pag. 78.
Teneamus ergo , quod virtute verborum Christi panis iste fit et est
miraculose corpus Christi nltra possibilitatem signi ad hoc humanitus in-
stitati. Confessio^ apod Lewis, pag. 275.
2) Cum Sit simul veritas et ügura. Confcssio, apd. Lewis, pag.
273.
3) Also all men that ben in charity ben partners of Christ's passion
and of all good dedes fro the beginning of the world tili the last end.
Of prelates, ajid. Lewis, pag. 137.
4) I Knowleche that the sacrament of the autar in Tery Goddus
body in fourme of bred. But it is in another manner Goddus body then
it is in hevene. For in licvene it is sene fote, in fourme and figiire of
fleslie and blode. But in the sacrament Goddus body is the miracle of
God in fourme of bred. Confessio apud Knyghton. de cventib. Angl,
dag. 2647.
5) Crcdimus enim, quod triplex est modus essend! corpus Christi
in hostia coiisecrata, scilicet virtualis, spiritualis et sacramentalis. Vir-
203 —
fommt, wenn ber ©faube unb bie Siebe jtd) tief eingefenft f)aben
in bal J^erj be6 9)?enfdjen. 2)te factamentalifdje ©egenmart fallt
nun bei SSicliffe faft ganjlid) jufammen mit biefcr geiftigen;
nur bem Staubigen roirb ber ®enup berfelben ju Sfjeil.
S^iefe facramenlalifdje ©egentuart iji nun eine n?üt)re unb toixh
lid>e, aber fie ijl bod) fein fleifcl)lid)el Q\\en,^) wcld)e§ ju g«t
nittjtS nü^ wäre obne ben ©lauben.')
6r befinirt nun nit^t, waä biefe n?af)re unb tt)irfli4>c
©egennjart fei , rceldjc biefelbe ifl wie bie geiftige. 25o
nun öber njiebert;olt unb au^brücflid? gefagt wirb, ba^ e§ eine
for^jerlidje ©egenroart nidjt fei, fo bleibt nur übrig, ba^ er
flnnatjm, wie bem ©laubigen im ©eijtc ber ^err beiwofjnenb
»erbe, wenn er baä Sacrament empfange. Qx bad)te babei
afferbingS nod) an eine ©egenroart, aber fie war weber eine
materielle, nod) eine im menfdjlidjen SSerftanbe red>t fa^lid^e,
obwohl man burd) bie SDBorte ber ©c^rift genöttjiget warb, fefl
baran ju t)a(ten, ba^ eine ©egenwart übertjaupt ftattftnb
©eine römi|d)en ©egner geben fidj bie ?Kül)c nid)t, auf biefc
©ubtilitäten einjugeljen. ©ie begnügten fid), wenn fie Bon bie*
fer wicliffttifdjen ^e^erei Ijanbelten, ju fagen, bap er bebaup«
tet, bo§ S5rob, aud) nadjbem bie facramentalifc^en SBorte bar^
über gcfproc^jen worben unb ba§ er bie ©egenwart beä 8eibe§
tnalis , quo benefacit per totnm sxmm domiiiiam , secandnm bona nata-
rae vcl gratiae. Modus autem essendi spiritoalis est, qao corpus Clirisd
est in KucbariBtia et Sanctis per gratiam. Et tcrtios est modus essendi
■acramentalLs quo corpus Christi singulariter in hostia consecrata et sicut
Eecundos modus perexigit primnm; ita tertins modus perexjgit secun-
dnm, qaia impossibile est priscitum carentem Ilde secnndum justitiam
praesentem conücere. Qui ergo credit sire conficiat, sive non coniiciat
mandacarit. Confessio . apd. Lenös. pag, 272.
1) Perdpit autem ex fide, fidelis scilicet qaod plenum corpus Chri-
sti et sangnis et omnia fit ex integro ad omne punctum hnjas sacra-
aienti , quod inter omnia mysteria videtur difGcillimum Christiano perci-
pere. Sermo de festo Paschae, citirt ccn SiJCob scn OTifa. De vera exi-
ftentia corporis et sanguinis. Von der Hardt III. pag. 926.
3) Corpus Christi non existit in sacramento altaris in soi existentia
fei natura, citirt von S^ccb ron OTifa 1. I. pag. 926.
3) Nec sententia carnalis nec manducatio corporali» corporis Domini
qoidqnam prodest. Confessio apd. Lewis, pag. 277. The bodily etying
ne Profites nonlh to soul, bat in alsmykal (as mach) as the soale is
fedde 'nith carity. Confessio apd. Knyghtoa de eventib. Angl. p. 2647.
— 20* —
unb be3 Stuten ntdjt in bcm <3mne ber romifd^en Äird)e, i^iU
bem bie SSranäfubpantiattoiiäle^re in bcrfelben t)err[d)te, angc«
Wommen Ijabe.
g§ begann obetjber ©acramentöftteit ju Öjcforb bdmit,
bßf SBicliffe fedjäjel^n SSbefen begannt mad)te, in benen feine
ß«t)re auöetnanbergeregt »t»ür. wollte über biefe^()efen ojfents
lic^ bi§putiren. 25te Untoerfität aber ijinberte biefe 2M6^utation
«nb 2Bic(iffe : mad)te eine üonfeffion in engtifdjer ©pradje be--
fannt, wdä)t eben mit unter bcn Siuellen, bie feine 9J?ctnung
cr()drten, an9efüt)rt. (5ö Ijtngen nun itoax met)rcrc 8e()rer ber
Uniüerfitat, namentlich raicberum 9licolauä ^ereforb, *'3Jt)ilipp
JReppnbon unb So^anneö W^t^p feiner SÄcinung an, im ©an^
Jen aber war bie tUiiüerfttdt wiber blefelbe. 2)aä ßdugnen bet
Sran§fub(iantiattationölel)re »ernicbtete »ieber einen ju großen
Sl^eil ber facevbotalifdjen J|)errlicl)feit, alö bap fte großen SJeii
fall bei bem ©acerbptio felbfl Ijdtte finben fonnen. 'Küö) wor
feine ße^re ju fein:unb ju geifiig, alä bap fie »on feinen
fieifdjlidjen Umgebungen l)ätte mit geuer erfapt werben Jonnen.
©d)eint bod) felbp ber^erjog tjon gancajler, ber alte greunb
unb fiele S3cicii)ü^er, biefer ßcl}re fjl)r raeiüg geneigt gewefen ju
fein, ßr wollte bem 2Bicliffe oevbieten, 'oon biefer «Sacfec weis
tcr ju fpred^en. 9'lad)bem berfelbe jene ©d^rift befannt gemad[)t
in weldjer wal)rfd^cinltd) jum erften dJlak feine ganje 5J?einung
t)om ©acrament .be§ ^lltarS aB bejttmmtc S3el)auptung aufge=
pellt worben/-) liep 3Bill)elm üon SSarton, ber Äanalet ber
Uniüerfität, bie 2)octoren berfelbcn sufammenfommen. ©ie fpiM*
d)en bie ©acrofanctitdt ber •Äird)enlel)re; weld^e SBicliffe aB bi«
gropte Äe^erei »erbammt l)ütte, abermalä au§ unb geboten,
bap bei ©träfe ber Entfernung oon ber Unioerfttdt, ber e«om:
munication unb beä ©efdngniffeö feine f cfeerifd;e 9)?einung , »om
(Sacrament beö 2£ltarö gclebrt unb gel)6rt werben foUtc. • 2Bi=
cliffe felbjl war jugegen, aB feine ßei)re aB fefeerifd) »erbammt
warb. 2Bal)rfd;)einl!a) be()auvtete er, bap in ®lauben§fadf)en nidjtS
burd) ©ewaltf^jrücbe entfd)ieben werben fonne, unb aud) ber
©prud) ber Uniüerfitdt, weil fie nur üerbammt, o^ne ju wiber=
1) Lewis. Tie life and snirerings, pay;. ,76— 80.
2) Stic gonfcffion in cnglifrficr @prfid)c fluö ber . ©cfirift. Of feynetl
contemplatif life apd. Lewis, pag. 78— 80.
— 205 =^
regen au§ ber ©d^rift, on ftd) felbfl null unb ungültig fei. (5§
[d)einet bet ©prud) ber Unit>erfität nod) in ba6 1381
ju fallen.*) @eiten§ ber Prälaten fonnte in biefem Safj«
nicbtä gegen t^n gefd)ef)en: benn bie Äirdje ^)on Snglanb rcar
^auptloS geworben, ©imon, ber grjbtfdjof »on üanterburi),
war in bem gropen SSauernaufjtanbe biefeä Saf)re§ erfdjlogen
» worben. SBilfjelm, ber 5eit()crige ^tfdjüf »on gonbon, warb
ouf ben «Stu^t üon ßantcrburp geförbert. dv erl}ieft im Scto=
ber be§ Sa^reä 1381 von 9itd)arb II. bie S3elcf)nung mit bem
S33eltlid)en. "Kbix er iibtc in biefem '^at)xt nod) feinen "Kct fei^
ner erjbifd)oflid)en ©ewalt auä, weil er baä Radium üon 9fom
nod^ nid)t emipfangen tjotte, weld)e§ er erjl im SOtai be§ Sal)-
reä 1382 erl^ielt. 25ann erfl beginnen bie SSerfolgungen ber
Äirdje.
25er groge SSauernaufftanb be§ Saf)re§ 1381 in ©nglanb' A
l()dngt eigentlid) freiltd) weber mit ber £el)re SBicliffe'6 gegen bie |
tomifdie Äird)e, nod) mit ber ße^re ber alten tt)albenftfdf)en f
©laubenöboten jufammen, aber er ift bod) in ben legten gebend; |
ial)ren SBicliffe'ä beät)alb üon einer SBtd)tigfcit geworben, weil |
bie ^riejlerfürllen i^n ju benu^en oerfianben gegen SOBicliffe. z
Siedet beutlid) tritt Ü)t S3e|lreben l)erüor, bie Sritmnmadjt mit •
ber SSeforgnip ju erfüllen, ba^ eine SIcform ber jtird)e aud)
mit 9?otl)wenbigfeit einen Umflurj be§ (2taate§ ^crbeifül)ren
muffe, red)t beutlid) ift il)r (Streben, einen gewiffen 3"foninien--
]()ang 5wifd)en ber 8e^)re SBidiffe'ä unb biefem 2£uf|lanbe l^crbei:
jujwingen, unb nid)t minber beutlid) ijt il^r 9J?üben, bem 2öi:
■ tliffc £el)ren Odjulb ju geben, burc^ weld)e bie 9}?ad)t ber Äo:
nige unb ber .^erren fid) bebroljt füllen follte. ©ie ^aben frei^
lid) nid)t oermod^t, etwaä 2Sal)reä unb 2ßtrFlid)e§ aufäujleHen,
jie ^aben nur einige ^anbgreifltdje Unwal)rl)eiten fagen fonnen,
aber fie t)aben bod) einigermaßen il)ren Swecf erreid)t unb einen
ßinbrucf gcmad)t bei ber SEBelt. 9J?e^r begcl)rten fie nid)t.
3m üierje^nten 3ol)rl)unbert ijl bdm\)e allgemein in Qu-
topa ba§ ©treben beä gemeinen S3olFe§ bemerkbar, frei ju wers
ben von ben Saiten unb oem 2)rude be» Se^nSwefens. 25iefe6
1). Sie ConriÜa Magnae Eritanniae III. pag:. 170. ^aitn iai SJerfiot
in bo* 5abr 1382 gcftcnt. Äd)on gor fcl) richtig, ia% ci in tai 3ü^r
1381 ge^i^re. Commentar. rer. in ecci. gestar. yisg. 13.
— 206 —
©trcben tf)vit ftd^ tn mand)cm witbcn unb bdttigcn Tfufjfanbe
funb. X)ie M.\xä)t f)at ftd; in ba§ ecl)n§wefen etngcbrangt in
frül)et:en 3<i()tl)unberten, unb fie njnr ein Sljcil Don bemfelbcn
geworben, ©ic fonnte in \i)xn jefeigen ©eltung nur jlel)en mit
bem Sel^näwefen unb fie mujjte fallen mit bemfelbcn. war
Jiütürlid), ba^ ber Unwille bc§ SSolfeä grofj über tie Unjaf)!
ber 9?ed)te, welrfje bie rein weltlid^en ^crren bcfapcn, nod) grö^
fer war über bie 9?ed)te, bie 9JeicI)t()ümer, weld)e bie geiftlidjen
Herren, we(d)e bie.Kird)e fid^ gewonnen Ijattc. Senn ber SSeftfe
biefer 9?ed)tc war ein 2ßiberfprud) ju bem, wa§ bie Äirdjc ber
SBelt fein foUte. 2)iefen SBiberfprudj) fütjlte ber gemcinffe SÄenfdj,
wenn er ftdf) bejjelben aud) ntc^t bewupt worb mit aller Älar*
^eit. Qx war felbjl ein SSSibcrfiprud) ju bem, wa§ bie Jtirdje
felbft JU fein U\)avi)(iktt unb bod), wie Sebermann wicberum
fül)lte, nid)t war. Sngtanb aber waren je^t bie Seiten be=
fonberä fdf)wer. 25er gropc Ärieg, weldjer feit ©buarb III. ge»
gen granfreid) gefiif)rt warb, tierfd)lang unermcplid)e Summen.
2)a§ Parlament t)atte eine Äo;pf|teucr auöfd;rciben muffen. Sicfc
Äoipffteuer, weld)c tton allen ^crfonen gejal)lt werben foUte,
weld)C baö fecl)Sjef)nte '^a\)x übevfd)ritten l)atten, warb eingcfor=
bert mit großer Strenge. ^Darüber empörte ftd) ba6 SSolt unb
befonbcrä bie 5Sauerfd)aften. ©ie trotten bem .Könige 9fid)arb II.
Freibriefe ab, weldf)e wieber jurücfgenommcn würben, nadjbem
man be§ 3(ufftanbeä ,^err geworben war. biefen Freibriefen
ifl nur uon reinweltlid;en Singen, von SeMbatlaflen unb geus
baljinfen, »on 3e^)nten bie 9?cbe. (S§ wirb 2£Ue§ wieber einge^
fütjrt, wie e» üor bem 2tuf(tanbe gcwefen, unb in fur^tbaren
©trafen räd)t fid) ba6 fiegenbe .^ctrentfjum.
9lun war ber 2(uffianb ganj befonber§ gericljtet gewefen
gegen ben Älcruä. Sie ^du»ter be» 2(uf{tanbc§ l^atten fid> auä»
gefonnen, bap fie alle Älericer erfd)lagen wollten; nur bie S3efi
telmondje foUten übrig bleiben in bem S3auernreid)e, weld)e6 fie
JU begrünben badeten, auö bem ©runbe, weil biefe nidjtä be=
fdpen. SSon SBicliffe unb feinen greunbcn ift babei mit feinem
SBorte bie JRebe.i)
1) Dominos mortificassemus^ regem occidissemus et canctos posses-
sionatos, episcopos, monaclios, canonicos, rectores insuper ecciesiarum
de terra delevisscmus. Soli mendicantcs vixissent super terram, qui
— 207 —
9?uti Ratten ahtt avö) btefc gegen ble Sehnten unb gegen
bic ttjcltlidjen 9?ed)te be§ Äteruä mit großem ^ifer ge^jrebiget.
25ic ^rieficrfürfien benufeten ben Umjtanb, um ben ganjen 2(ufs
jlanb ben Sßicllfftten ©d)utb ju geben, mt baö freiltd>
fd^mer unb etwöä gejwungen: benn SBicliffe bitte immer nur
gclebrt, boß bte gürjien ben übermäßigen S?eidt)tl)um ber Äird;e
mik^m foUten ^um SSejlen be§ ®taote§. £)ic ■mtüliö)t SKadjt
felbfl, weld)e bieS3auern bocl> oud) tjatten jertrümmern woEen,
war üon ibm immer ungemein i)o<i) unb felbft über ben Stia
ru6 in »ettlidjen Clingen gefieUt »orben. 25ie "Kxt beä SSerfof)s
ren§, wetdjeä eingcfd^lagen warb, jeigt fidf) nod) in ben ©djriften,
mid)t auf un§ ge!ommen. ©ie ^ngen bamit an, baß ftc be»
^au})teten, einer ber ^auptanflifter beS 2(ufrubt5, ein 9Kann,
S^amenö Sobanneä S3all, fei ein ©d)ü[er 2ötc(iffe'§. 0 @cgen
benfelben bitte ©imon, ber @rjbifd)of üon (Santerburt) , bereite
im 3i^« 1365 eine SSerorbnung erlaffen, baß er gefangen ges
nommen werben foUte. @ä wirb in ber SSerorbnung einer ge;
nonnt, ber fid) fdlfdjlid) für einer ^regbpter aulgegeben, 3ut
Seit be§ IKufjtanbeö foUen e§ bereite jwanjig ^ai)xt ber gewe^
fcn fein, baß er bemn^g^jogen unb unter bem SSoIfe gelehrt.
23or bem 2fuöbrudje beffelben aber war er in .^aft genommen
worben , unb ba§ emjjörte SJoIf befreietc ibn au§ berfelben. 25ie
SSerorDnung beö @rjbifd)ofä Bon Santerbun; rebet oHerbingä üott
Srrtt)ümern, welche biefer So{)anne§ S3all unter bem SSolfe »er=
breite, dt nennt fte aber weiter nid)t unb führet im ©injelnen
iit(f)tS on. 25ic ©päteren erfl fagen, eä waren bie wicliffttis
f4>en Srrtt)ümer, bie er lehrte.
2Ba§ ftc nun aber »on feinen gebren wirf(icf) anfü()ren,
ba§ betrifft gar niö)t bie Äirdje, fonbcrn bie SBelt. 2)a§ SSolE
möge bie gürften, bie .lg)erren, bieXmtleute unb aHc erfdjiagen,
fceren Safein ber greibeit unb ®teic^)f)eit entgegenftebe ober bem
neuen ©emeinwefen ©efabr bro^e, weld)e§ aufgerid[)tet werben
snfiFecissent pro sacris celebrandis. lUIfo gcrabe SBicItffc'ß öto§tc Ocgner
»oUtcn fie fd)oncii. Thom. Walsingli. Hist. Angl. pag. 265.
1) Ober ÜBicliffc ijl rciebcr ber ®d)iilcr bcö 25nrf. Magister Joannes
Wiclilf LahnitJoannem Balle suae pestiferae inventionis praemeditatorem,
discordiaruni inter clericos et laicos suscitatorem et christicolae ecclesiac
pei'turbatorem. Knyghton. de cventib. Angl. pag. 2635.
2) Concilia Magnae Britanniae III. pag. 64.
_ 208
foUtc. Sof)annc§ ffiatl crflarfe alfo gewt^ oITe ^urfJc)imßd)t, flllc
gürj!cn= imb ^errenrc^fe für unreAtmaßtg. Unb t)n wax nld)t§
natürlid^er, bcip er aud) tk S?cd)te angriff, rocld)c bie Mixä)t
ft'd) über baä S3olE genommen unb n)eld)e bic ^Viefterfür(len
öuöübten, tnbcm tn bem neuen 5RaturPaate, bcn er unb feine
©enoffen »uat)rfci^ein(id) begrünben wollten, eine ®abe bcä einen
ön ben Unttxn nid)t jlatt ftnben foüte.^) 25ie SSnuern tjatten
ba^er oud) befcl)loffen, ben ganjcn :poffefftonirten SXkxu5 eben fo
ouöjurotten wie bie »ettlid^en .i^crren. -■
25ie ^rdtnten gtoubten nun ben ^unct ber 2rel)n(id)?eit 5^1»
fd)en SoljanncS SßaU unb SBicItffe gfüdlid) gefunben ju fjaben.
Sie fügten, Serftörung ber Äird;e lef^rt ber eine, 3crftörung btt
Äirdje ber anbere, folg(id) gefrören ft'e jufammen. Da^ jebcr
itwa§) 2(nbereä meint, barouf fommt eö nid)t on: man weiß
e§ tx)0\)i, ober man will eä nid)t wiffen. 9?un legte man, nad)=
bem ber 3{ufjlanb überwältiget war, bem 3ol)anneä 5ßaU 2Borte
unb 8cf)rcn in ben fOiunb, bie ^Te^nüdjfeit mit ben SKeinungcn
SSBicliffe'S l)atten, wo er bic Sinfünfte, bie 9ieid}t()ümer unb bie
^aä)t ber Äird^e angegriffen fjatte. Sefonberä ober fagte man,
baß ba§ ganje unge()cure Unglürf beä '^(ufflanbeä ba()er rüJjre, baß
SQSicliffe bcn gegenwartigen SSeftgfianb beä Äleruä angegriffen.
25ot)er fei baä SSotf in bie SBitbl^eit ^fneingefommen, we(d()c e§
in biefem ,2(ufftanbe gcjeigt. 9?un fei überf)au^)t aller 5Bcft^
gefdljrbet worben, unb bie dürften s unb ^errcnmacf^t am
meifien, wie fid) offenbart I)abe in eben biefem ^uf|lanbe.
SBeil nun aber noä) immer ju beforgen war, baß bie ^er^
rcn nid)t xtä)t baran glauben mochten, baß bic ßeljren be§ 9Kons
neä , ber bisher immer nur »on ber SJJinberung bes 9ieid)tt)umä
unb ber 9)?ad)t ber Äirdje gcfprodjen, ber bie 9ied)te be3 Ä6nig§
unb bie ©efefee be§ ßanbeä gegen bie 3lnmaßungen ber fiotjen
^riefterfcljaft üertl)eibi9et hattt, auf einmal fo gefaljrlid) gcwor»
!• -..'f..
1) Thom. Walsingh. Bist. Angl. pag. 275.
2) Monuit, ut niore boni patrisfainiliae excolentis agrnm siinni ipsi
facere festinarent, majores regni dominos occidendo, deinde juridicos,
justiciarios et juratores patriae ])eriiiiendo , ut snblatis inajorihiis esset
' inter eos aequa libertas , eudem nobilitas, par dignitas, siinilisque po-
testas.
Docuit plebein decimas non esse dandas, docuit et perversa dogmata
Joannis Wicliffe. Tlioin. Walsingh. Ilist. Angl. pag. 275.
— 209 —
beti fein foUte für dortig, Herren unb Staat, fo fdjmiebctett
fte einige angeblid? roicliffitifdje <2ä^e, \vüd)i tie mlü\ä)t S!)?ad)t
betroljen follten. ©ie fcbmicben fte offenbar barum, bap bcr
SSauernaufflanb in eine ndbcre SSerbinbung mit SBicIiffe'ä ße'tjrc
gebracht «erben fonne. 2)af)in gc|)6rtc, bag SBicliffe gefagt ^abett
follte: gürften, wenn fte fid) vergingen, fonnten »on ibren Unter--
gebenen recbrmapig jut Siebe gefießt ttjerben, imb SOfdnner, bie
eine 5£obfünbe begangen, fonnten nidjt gürjlen fein. <So(cbe
SJingc rcaren ent>t>eber üon SSicIiffe gar nidjt gefagt reorben,
ober bod) in einem «Sinne, in mlöjm fte ber weltlidben Wta(i)t
ganj ungefdbrlid) waren. Unb weil and) iaxan nod) nid}t gc^
nug ju fein fd;ien, fo erfannen fie ned) einen Sa^j, welcher
büö ganje 2BeItgebdube über ben .l^aufen werfen ju woUen
fcbien. SBicIiffe foUte gelehrt i}aben, ©ott müffe bem Scufel'j
geborfamen. SScrbrebung ber 2ef)ren ber .Seger ifl tttvaä gan^
©ewöbnlidje». Äonnen ftd) aber bie gürften ber Äirdje gar nid)t
onberS b^'fen, fo nehmen fte aud) wot)l ju einer offenbaren 2üge
il>re 3uflud)t. SSei ber großen 3(ufregung, njeldjc unter bctn ge^
meinen SSolfe in ©nglanb aud) nai) ber Unterbrücfung beä 2(uf-
jianbeä war, bei bet großen ©efabr, weldjcr bie .^erren faum
entronnen , fdjeinen bie ßügen ber ^>rätaten mä}t obne din^
brud geblieben ju fein. ift nod) l)injugeEommen, bap
SSicIiffe feine freiere geiflige ^nftd)t »om ©acrament beä 2lltarä
äufgejleUt f)at, njeld)e bie ^txxtn nid}t yerfranben, bie eä frei^
lic^> febr wobl begriffen, wenn er gegen bie 9?eid)tbümer bet
.Äirdje unb uon ber Unwürbigfeit ber jegigen ^riefler rcbctc^
S^ttt bod) ber .^erjog tton ßancafter felbfi bem SSicIiffe feinej/ --
©unft fafl entzogen.
SBicliffe bat nun in ber äwifd^enjeit, nad;bem feine ße^ire
»om Satrament beä 2lltar§ t>on ber Unioerfltät ju Srforb »er»
bammt worben, wal)rfd)einlid) bie in lateinifd;er ©praclje ge--
fdjriebene Confessio befannt gemad^t. ^) Offenbar i)at nun
SBicliffe bie Bewegungen burdjfcfjaut, weldje nad) bem @nbe
beS 2iufftanbe5 unter bem \)o^m Äleruä gegen i^n unb feine
©oclje waren. 3" feiner Seele war lange ber ©ebanfc an eine
Steformotion bcr Ätrd^e gewefen. Qt wollte eine foldje ie|t
ficijtbar einleiten, unb biefe Einleitung felbfi follte ben ^6nig
1) Apad Lewis. The life and suöerings, pag. 272—281.
— 210 —
unb feie »cttlid^cn ^cvren überfü()ren, ba§ e§ (ugnerifd) fei,
wenn ber Ä(eni0 fage, er habe gegen bie Sür|ien= unb Herren*
mad)t Q(kl)xt. SBicliffe t^ut einen ©djrttt, in mlä)tm eine
ungeheure Äütjn^eit liegt. 2)em Äonig unb bem Parlamente,
mlä)t^ fid) um Si>()anni be§ Sal)reö 1382 ju ßonbon üerfam«
jnelte , reidf)t er eine ©djrift ein. Sn berfelben fprid)t e§ fid)
flar unb bejtimmt au§, baß SCBidtffe eine Sicformation in ber
Mxä)t »orgcnommen rciffen will, tvenn aud) biefe Sfeformation,
tt)ie eS fdjcint, »orläuftg niä)t 'ilUtä, wa^ eine 9Jeformatton ers
faf)ren foü, fonbern nur ©inige§ betrifft.
25iefc ©djrift i(t feineöwegeä eine ■i(:p:pellation wegen be§
©treiteä über bie 2e()rc wm ©acrament beö 2lbenbma^B toon
ber Unioerfttdt an Äontg unb Parlament gewefen. Siidjt on
ben Äleru6 wenbet fid), ganj wiber bie ^Begriffe feiner Seitgei
noffen, SBicliffe mit bem SSerlangen, baß bie ^nä)t reformirt
werben foüe, nid>t an ben Äleruä, beffen SOiitglicber in \t)xtv
SJiaioritdt er nidjt al6 a(i)tt ^riejier Q.i)ti^i anerfannte, fonbern
on bie wettlidje [^a<i)t 25iefc iff eingefe^t »on ®ott auc^>
um bie ^ixä)t ju beobftd)tigen unb ju wahren , baß ba§ d'oam
gelium red)t in il)r gelehrt unb baß eoangelifd) in i^r gelebt
werbe. ift ein |tarEe§ ®efül)l in i^jm, baß bic weltlidjen
Herren ^iä) fdjwer üerfünbigten , wenn fte bie Stixö^t nod) Idn«
ger auf bem 3uge fortgeben ließen, auf weldjem fie je^t ift.
25ic SBelt gebt unter burcl) (Simonie, ^efeerei unb Sajter, 2(Ue§
wanbelt auf ber Straße ber SSerbammniß.^) Senc bem Äönig
unb bem Parlamente eingegebene @d)rift ift nidjt üoüfidnbig
befannt. ©ie bebt mit ber äßitte an, baß ee bem Ä6nig unb
bem Parlament gefallen möge, bie 2frtifel, bie er oufftellen
1) Thom. WalsingL. Hist. Angl. pag. 283.
2) And tlius it seenieth that botli prelates and Lords commonl;
maken a cursed antichrist, and a quick fend to the master of Christ'»
people; for to leaden to bell to Sathanas their master; and soffer not
Clirist's disciples to teche Christ's Gospel for to save their sonls. And
so they traveilen to exile Christ and bis law oat of bis heritage.
It is great wonder that God solfreth so long this sin unpanisbed
openly, namely of prelates courts that been Dens of tliieves and larders
of bell : And so of their ofificers tbat ben sotil in malice and covetisse,
and of lords and mighty men that shulden destroy tliis wrong and other
and meyntenen truth and Gods servants and new meyntenen Anticbrists
falsness. Wby poor priests have no benefices. apd. Lewis, pag. 291.
— ni —
vooUt, beren SDBafjr^tlt twxä) bte ©djrift unb burd) bie SSernunft
beriefen fei, ju billigen unb aufredjt ju (galten. *) ^utx\t mbä)te
öUen ^erfonen, roeldje einer befonbeven Steligion, b. nac^
ber ©prad)e bet 3eit, einem lS}?6nd)Sorben angehörten, gemattet
fein, benfelben ju oerlöffen: benn biefe 9Jeligionen, b. b- biefe
£)rben, feien fKenfdjenwerf. @§ foHten Me nur auf ber ©träfe,
weldje ßbrifiuä unb bie 2r^ojlel üorgejeicbnet, geben.^) 25aä foUte
eine Einleitung fein jur 3(ufbebung beS ganjcn 9J?6ncb5tbume§,
TOclcbeS von SBicliffe ol§ antidE)rifllid) betracbtet warb. SGSer eS
wollte, ber follte bewuägeben bürfen au§ ben büfleren 9)?auern,
üerlüffen baä oon SKenfcben erfonnene ®efc§ ctneä tl)6ricl}ten unb
unnatürlicben 3rcangeä, um ba§ i)eittKt 2:tbtn »ieber ju umar*
men. 25er jweite 2lrtifel ftebet mit bem erflen in gcnouer SSer*
binbung. 23er brittc fagt, baf bie ^ti)nUn üon nun an nur
gejablt unb genommen werben folltcn nocb ben äwerfen, für
weld^e fie urfprünglid) benimmt gewefen. ^) 25er »ierte, baf
tn ber ßebre öom ©acrament be§ 2lltar§ fortcn nur ba§
SRtä)tt üertünbet, b. b- t'if ßebre, bie er aufgefteUt, unb bie
Seilerei, b. 1^ bie 2e()re ber romifd)en Siix(S)t, »erboten werben
füllte.*).
©0 weit geben bic 2fnfü^)rungen in englifd)er ©prad^e, bie
öuö einem SKanufcript mitgetbeilt werben. @in ©efdjicbtfdjreibec
ober »eroonjidnbigt ben Snbalt ber eingegebenen ©djrift burd)
Einführung nocb onberer ©d^e. 35er Äonig unb baS ^arla»
1) To there assent and meyntene the few articles or points tliat
ben sttt witbin tbis writting and proved both by aatority and reason ;
that Cbristen faitb and Christen religion ben encreased, meyntened and
made stable. apd, Lewis, pag. 84.
2) That all persons of wbat hynne , private secks or singuIar reli-
gion niade of sinful inen may freely, witiiout any letting or bodily pain
leuve that private rule and stably bold tlie rnle of Jesa Christ taken and
given by Clirist to Iiis Apostles, as far mor perfect than any such new
religion iounden of sinfull men. 1. 1.
3) That both tithes and offrings ben given and paid and received
by tJiat intent, to which intent or end Gods law ordained them to be
paid. I. I.
4) That Christs teching and believe of the Sacrament of bis own
body that is plainly tanght by Christ and his Apostles in Gospels and
epistles may be taught openly in churches to Christen people, and tlie
contrarie teching and false belief brought up by cnrsed hypocrites and
hereticks and wordly priests nnknnnhig in God's law (desnnt plura) 1.1.
14«
— 212 —
nicnt, bmd)kt er, f)abe SOBicliffc gebeten, foKte feine neuen unb
ungewüljnlidjen «Steuern auäfdjreiben, fo lange nod^ Ätrd)en=
gut t5or()anben, wel^eö \a baö ©ut fcer Tlxrmn fei. Set Äonig
foüte bie ^emporalien jebeä S5tfd)ofä unb iebe§ ^farrljerrn, bet
offenbar ©Ott uxaä)U, einjujie()en gef)alten fein.^) Sä ifl f)öd)ft
tt)a^rfd)einlict), baft <3a^e biefcr 3frt, rcenn and) mä)t gerabc
ouägebrücft in biefev angefiif)rten SOBeife, in »eldjer fic einen
SSiberfprud) mit ftd) felbft cnt{)a(ten, in bem 2fntrage SBtctiffe'ä
gcjlanben Ijnbcn. Sm Sriatoguä fjat er ja bie ©injiet)ung ber
n)eltlidt)en ©litcr unb 3?ed}te berÄtrcfje ben gürften fclbft ju tu
ner (^eiligen ^fliä)t gemad^t.
@r voiü, bap bie ^riefter auft)6ren foUen, ber SBelt anju-
get)6ren. 35aä mltüä)t @ut t)(it fte jur SBelt gebradjt unb fie
flbgewenbet t»om ßoangelio, bem fie ganj angel)6ren follten:
barum mup baS weltlidje ©ut »icber l)innjeggenommen werben
t)on ber Äirc{je. @ä ift ber ©runb, ba^ nur ftnn(iciE)e unb
fleifd)licl)e SO?enfdjen ftd) jum clericalifdjcn ©tanbe rcenbcn ober
bodj in ber Äirdjc emporfommen unb bie l;6d)flen ©teilen ges
Winnen, auf benen fte mit ber 2Bclt unb tf)ren Äünften am
metften fd^affen f)aben. 35a§ weltlidjc ©ut ift ber ©runb
üUer ©imonie, aller Äe^erci, olleö ^aberä unb 3»i|le5, aHe§
SSergeffens be§ Soangelii. 2Bicliffe tjofft, wenn bie SSempora»
lien ber Äird)e genommen würben , fo wcroe bie ^aupturfad)e
öUer Uebel binwegfallen, inbem bann bie 9J?enfd)en beä gleis
fdje§ fein Sntereffc meljr i)attm , ftd) jur Äird)e ju brangen. 2)
Sr t)offt, bü|j bann 2(Ue§ anberä unb beffer werben, bafj eine
1) Quofl regni comninnitas non oneretnr tallagiis insuetis antequain
totum Patrimonium, quo clerus dotatur deficiat, quia omnia ista sunt
bona Pauperom. Quod quociinqne Episcopo vel corato donato in con-
temptam Dei notorie incidente, nedum liceat regi, sed teneatur sua tem-
poralia eonfiscare. Tliom. Walsingh. Hist. Angl. j)ag. 283.
2) And it seemeth that tliey sbuUen most easly fuUlil tbis by gene-
ral eure of charity as did Cbrist and bis Apostles, tbo' tbey binden
them not to one singuIar place as a tey dag. And by this they most
sikerly save tbemselyes and tbeir brethren. Por now they ben free to
go and dwell among tbe people, where they sballen most profit , and
in convenable time come and go after stirring of the boly ghost, and
not Le bounden by sinfull mens. And by this manner might and shulde
die people give freely their alms to true priest«. Why poor priests have
HO beneficc. apd. Lewis, pag. 295.
— 213 —
ganj neue £)rbnung in bet Äirdje (eidjt unb wie von fefbjl
werbe ()erbei9cfüf)rt tuerben.
3nbem er nun »erlangt, ba^ bte $ti)nttn trieber üerwens
bet werben foUten naö) ii)xtn urfprünglidjen äwedfen, meinet er
offenbar, ba^ fie nur ben recf)ten SSerfünbigern beä @öangettuni6
gegeben werben foHten. (}at eine neue Drbnung ber Äird)C '
ntd^t öorgejctdjnet, aber er f)at fie angebeutet. Sn einer frül)e:
ren ©djrift (jatte er gemeint, am befien fei e§, wenn bie wal)*
ren ^rteftcr, bie SSerfünbiger be5 ©oangetiumä, ftd) gar nid}t
ön willfüf)rlid)e Ätrcl?engefe|e, gar nicfjt an einen beftimmten
£)rt bdnben, fonbern frei l)erumäogen üon S)rt ju Srt wie bie
2fpojle(, le()rcnb unb :prebigenb, nur (ebenb üon ben 3tImofen,
welche bie £iebe ber ©laubigen if)nen freiwillig reic^)cn würbe. ')
Se(5t aber i^at i^m offenbar fdjon baä S3ilb einer beftimmteren,
obwoljl anberen Äird^enüerfaffung, ölS bie römifd^e war, vor-
gefdjmebt.
25ie übrigen Slrtifel, wettl^e, bem ®efd)id)tSfd)reiber ju ^oU
ge, üon 2Btcliffe nod? eingercid^t worben fein foUen, üerlan»
gen, ba^ ber Äonig bie weltlidje 5Kad)t über ben Äleruä
MjaupU, ^yiiemanben gebord;e, alä wer ©eljorfam begeljren
fonne nad) ben eüangelifd)en ©eboten, ba^ er tein ©elb auö
bem 3?eid)e ge^en laffe, wenn ba§ SSerlangen baju nid)t cben^
fallä erwiefen werben fonne auä ber @d)rift.-) ^nblid) foU er
nod) b€gel;rt Ijaben, ba^ ber Äonig ba§ S?eid) üertl)eibigen unb
bie (Seinen fdjirmen foUc tjor i^ren geinben.') Siefer %xtihi
- iji üieler Deutungen fd^ig. Unter ben geinben be§ 9ieid)eS j
fönntc 3Jom unb bie ^riefterfürflcn , e§ fonnten aber auä) bie I
SBauern barunter tierftanbcn werben, bie fo eben gegen bie bür^ (
gerlidje S?rbnung aufgeflanben waren.
2fber bie 3eit war nic^t reif für fold)e Entwürfe. Äenig
unb Parlament mog erfd)rüifen fein über bie ungel)eure Mü^n-
f)iit, mit weldjer 2Bicliffe .^anb an baä ©cbdube ber Äirc^ie
1) Vi'hy poor priests have no benefice. apd. Lewis, pag. 295.
2) Quod rex nalU sedi vel prelato. obediat nisi de quanto ex lide
scriptnrae sonat. Quod nec curiae Romanae emittatiir regni pecuiiia:
nisi doceatiir hoc esse debitura ex scriptnra sacra. Quod rex nullum
Episcopum vel curatum mancipiet suo ministerio seculari. I. ).
3) Quod rex et regnum tcnentur dusliaere regni proditores et snoä
a feJocibus inimicis defenderc.
— 214 —
legen wollte, mit mlii)tt er ft'e «ufforberte, ^anh ju legen an
baffelbe. Sä war oUen ^been, mld)t bie Seit betjerrfc^ten, ju^
wiber, ba^ bie Äircl)e reformirt »erben fonne burd) Saien. gü^lte
man aud) ben I>rucf, füllte man auä) ben SQJiberfprud^ btefet
Mixd)i, i)bxtt man je^t and) freilid) immer lauter baüon reben,
bo^ bie Äird)e nid)t auf bem ^üangelio |let)e, auf bem fie t>oä)
ruljen follte, fo übte ber alte Sauber bod) aud) nod) feine Äraft.
Uno meldjer ®efal)r l)dtten Äönig unb Parlament fid> üieUeidjt
blo^gejtellt , waren fie eingegangen auf SBicliffe'ä ©ebanfen.
2Bie tl)atig ober mag bie i)ol)t ^rieperfdjaft, bie \a felb(l m
bem ?)arlamente war, entgegengearbeitet, wie tl)ätig mag ie^t
bie SSertdumbung unb bie ßüge geworben fein. 2(lfo gefdjietjet
auf SBicliffe'ä eingäbe nid)tä, gar nid)tö. Sa Juni erflen ^ak
bietet ^önig 9?ic|)arb II. ben ^riefierfürflen eine ^anb gegen
bie Äe^er.
Sn bem ^aufc ber 8orb6, wo bie 23ifc^ofe felbjt @influ^
unb ©timmc bitten, war ein ©ebot gegen bie Äe^cr burd)ge=
gangen. Sn bem .l^aufe ber ©emeinen ober war eä »erworfen
worben. 2llfo fonnte baä ©ebot gegen bie Äe^er eigentli4>
nid)t ausgeben otä ein ganbeögefe^. 2lber bie S3ifd)6fe brdngen
ben .König. 2)ic parlamentarifdjen 9?ed)te werben bamolä nod)
oft i>on ber felbPberrlidjen ©ewalt ber .Ronige burdjbrodjen. fR'u
d)arb II. pflegt überhaupt ftd? wenig ju fümmern um baä ^ors
loment unb bonbelt oft ouf feine eigene !Kad)t im SÖBiberf^jruc^
mit ben iparlamentarifdjen SSerorbnungen. 3llfo gebi^te^ Siu
df)arb II., bap, wer bie @d^e lel)re, bie SQSilljelm üon Ganters
burp oufgefleUt oB .Ke^ereien, in .^aft genommen werbe, biä
«r wiberrufe ober biä ber Äönig weiter »erfügen werbe. Sine
ganj freie S3al)n wirb alfo ben inquifttorifd^en 9Äagregeln fei^
neäwegeä erfdjloffen. "ilüä) an bie Unioerfttat ju Dpforb ergebt
ein föniglidjeä ©ebot. SBer biefc ober dbnlid)e Äe^ereien lebre,
wer bie .Se^cr 3obanne§ SBicliffe, ?Hco(au§ .^ereforb, ^b'^i^'P
Slep^jpnbon , 3obanne§ 2(ffbton in fein ^au^ aufnehme ober fie
fd)irme, ber foUe öor ben ©rjbifdjof eon (Santerburp gefieüt
werben, bamit er fic^ reinige. Die S5üd)er unb @d)riften ober
biefcr Scanner foUten allcntljalben ergriffen unb bcmfelben dx^-
i) Lewis. Tbe life and sufferings, pag. 92.
— 215 —
bifd)of eingeliefert werben. £)iefe beiben SSerorbnungen fxnb im
Suli beä Saures 1382 erlöffen.
SEBilt)elm »on ßanterburp i)l fdjon früher [x^it gewefen,
ba^ ber Äönig biefeS 5Kal etwa§ t()un toirb. £)bet er t)at e§
jur Unmoglidjfeit ma(^en »oUen, bof Äonig unb Parlament
auf bie Petition adjteten, bie SBicliffe eingeben »oUte. (5r ))attt
bereits im fKui 1382 eine ^rooincialfpnobe in Sonbon jufam-«
menberufen^) unb auf berfelben bie 2)inge, bie SSicliffe begeb=
ren wollte, aB Äe^ereien »erbammen lajfen, ülfo ba^ Äonig
unb Parlament einen offenen Äampf mit ben ^riejlerfürfien
»orauäfeben muften.
2(uf biefer «Spnobe waren je^in wirflidje ober ongeblidjc
Ärtifel beS SBicliffe üerbammt alS Äefeereien unb »ierjebn on=
bere aß Snrtbümer. SSon benfelben betreffen bie üiet erjien ba§
eacrament beS 2«tarl, ber fed)pc bie 3)?effe. SEBicIiffe foUte ge^
fagt baben, ba^ fie nidjt crwiefen werben fönnte auS ber ©djrift.
£)er jebnte unb ftebenjebnte bejiebt [vi) wieber auf bie 5£empo;
tülien. 2)er eilfte, jwölfte unb breijebnte ouf bie ßrcommuni;
cationcn. iRur ber lefete 2trtifel enthalt etwaä Steueö. SBicliffe
foU ben ^rdlaten einen Jßerratber on ©Ott, Äönig unb SSüter=
lanb genannt b^ben, ber Semanben ercommunicire, weldjer an
Äonig unb Parlament a^jpellirt l)abe. £)cr eierjebnte unb
funfjebnte betrifft bie greibeit ber ^rebigt. SEBicIiffe erKdrte ben
felbji für ercommunicirt, ber wegen einer ßrcommunication be6
Oxalaten, bie ^rebigt be§ ^angelii einffelle. 5Wod) bem jwan.
jigjien, einunbjwanjigjien unb breiunbjwanjigjten oerwnvf ^Bi-
diffe baS 9Kön4)§tbum in ben b^Jtefien Siulbruden. *) 25er
üdjtsebnte erfldrte bie S^i^nttn für 2(lmofen, weldje wegen (Sünb:
^oftigfeit ber ^faner jurüiibebalten unb ben red)ten ^rebigern
beS goangeiiumS gegeben werben fonnten. £)er breiunbjwan:
1) Concilia Magnae Britanniae III. pag. 155. 166.
2) Coneilia Magnae Britanniae III. pag. 157.
3) Qaod prelatos excommanicans clericnm qai appellaTit, ad regem
et concilium regni , eo ipso traditor Dei est, regis et regni. 1. I.
4) Qaod eo ipso qnod aliquis ingTeditor religionem privatam quani-
conqae redditar inhabilior ad observantiam mandatornin Dei. Quod
sancd institnentes religionesprivatas tarn possessionatoram qaam mendi-
cantium, peccavernnt. Qaod religiosi rifontes in religionibas priTatis
Don sbt de religione christiana. 1. I.
i
— 216 —
jigjte unt) ber uierunbjwanjigjle betraf oud) bie SBetWntöndje. ©ic
füllten arbeiten unb bei ©träfe ber ßrcommunication feine TIU
mofen meiter nel)men. Ueberbem fagte nad) bem fünften 2frtt;
fei 2Bic[iffe, bafj ber innerlid? ^erfntrfcbtc SDZenfdtj bie auperlid^c
ßonfeffto ni(i)t nötljig Ijobc. 9?ad) bem adfjten foll Sßicliffe ge^
lef)rt l)aben, bop ber ^apft feine ©ewalt won ßljrifiuä empfans
gen ^abe, wenn er ein praescitus unb ein böfer SKenfd) fei,
nact) bem neunten, bap man feit Urban YI. gar feinen ^a^^fi
me^r n6tl)tg i)ahi, fonbern nad) Sßeifc ber morgenldnbifdjen
Mitd)t leben foUe nad) feinem eigenen ®efef^ 9iad) bem fecb§=
jebnten, bap iücber ein tt5e(tlirf)er ^evr nod^ ein S3ifd)of b«r feir
welker eine 3;obfünbe begangen, ein fold)er fei, nad) bem fie=
bentew, bag ®ott bem Seufel gcl)orfam fein muffe,
25a man annehmen mup, bap jefet, furj »or bem ©nbe
bc§ ßebenä SBicliffc'S, bcn ^rieperfürften beinabc aEe (Schriften,
bie er »crfaf^t, vorlagen, unb fte fomit oHe feine SReinungen
«nb öud) bie, an bencn bie Äird)e ben b«rteften 2lnfiop nehmen
ttiupte, fennen fonnten, fo mup man gegeben, baf? üiete biefec
2lrtifel nod) fe()r mib geftellt finb unb weit b^iter bitten ge^
wenbet werben fennen. ©ntwebcr i)\tUm bie ^rdlaten eö nid)t
ber 9)?ul}e für »ertb, 3llleä aufjufud)en, unb nabmen ba§ erfic
befte, njaö fie fanben , ober fte fannten feine fubtilercn Wltu
nungen gar nid)t unb mußten fid; baber balten an baä , waä
tbnen von 2lnbern gefagt warb. v5onft bätten fte Icicbt finben
fonnen, bap SBicliffc eine 2(nfid)t von ber Äird)e aufgcftcUt, btc
fie für fefeerifd) balten mußten, unb ba^ er ba§ ganje ^a^pfti
tbum t5crworfen.
25er Äird)C ift c§ aber ieljt b^'u^^tf^^cblid) nur barum ju
tbun gewcfen, ba^ SBicIiffe bcn weltticben ^erren üerbdc{)ti3
würbe. 25arum b^ben fie i^m ben ®a^ in ben 9}?unb gelegt,
ba|3 Sewoiib, ber eine 3;obfünbe begangen , fein welt[id)cr ^zxt
fein fonne. Sie wollten bamit ju tjerpeben geben, SDSicltffc
babe ba6 SSolf aufgeregt, bap eä aufjlebe gegen fdjlecbte unb
fünbbafte Herren. 25abei bitten fie gewip ben SBunfd), bap
eine ajeranlaffung ju bem legten 2lufpanbe in ber wicliffitifd)en
1) 5Dcr iii'Unjcfjntc ?irtitcl Inutct: Quod speciales orationes applicatao
nni perüonae per praclatos vcl rcligiosos , non plus prosunt eidem per-
sonae, quam orationes generale»,
— 217 —
^rebtgt möge gefimben werben. "Khx eine foldE)e Tfufforbcrung
Ijrtttej er aud)] im entfernteflcn nie «ßicliffe an ba§ SSolf ges
ficüt. 2Bo()( aber f)atte er gelct^rt, bajj 6f)rijlu» unb bie 3(^05
ttel bcr ȟeltlid;en Wladjt immer untertf^an gero^fen, ba^ bet
6I)rt|l ifjr unterttjan fein miiffe, weil fie au§ ©Ott fei, oiic^
wenn fte nicl)t (janble, wie fie f)anbeln foUte. ^) 2Bof)l ober
I;atte SBicliffe in einer d)rifrti^:p^ii(ofo^f)ifd)en Unterfucbung ge:
fagt, ba^ ber »eltliclje ^err, ber in ber ©ünbe gefangen fei,
oor ©Ott fein ^err mel;r, fonbern ein Änedjt ber «Sünbe, et
l)Otte gefagt, ba^ eine ungered)te unb tprannifd^e J^errfd^aft
leine wa^re J^errfdjaft fei »or ©Ott, weil ©ott nur nad) feinen
©eboten gcl;errfd)t wiffen wolle. @r l}atte babei gefagt, baß
eine folc[)e ^errfd;aft, wor ©ott gefallen, nad) mcnfd)lid)en
Sfedjten bodj immer eine ^crrfd^aft bleibe, konnte bie fatlplis
fd?e Mixä)t etwa» 2(nbereä Icljren wollen?-) Den ©afj aber
»on ber ^errfd}aft bcä SeufeB über ©ott (galten fie rein auä
ber 2uft gegriffen. «Sa nun aber bie ßorbä biefe (Subtilitaten
md)t üevjlanbcn unb nur wenige »on i^nen fid) um bie wiclif;
fttifd)en ©d^riffen gefümmert l)aben modjten, fo finb bie Sers
brel)ungen unb bie 2ügen ber ffiifct)6f« gewiß nid)t ganj o^ne,
wenigjlcnä »orübergeljenbe, -SBirfung geblieben.
S'er ©rjbifdjof üon ßanterburp Ijatte nun bereite im SKo«
nat Sunt bcn SoljanneS 3(ffl)ton, ^f)ilipp 9iep^>i;nbon unb SRU
colfluS .^ereforb cor feinen ©tul^l citirt. ©ie Ijöttcn aUe ©dl^e,
1) Sanctus Peter comroandcth in God's name Christen men to by
saget to every creature of men either to King as more higli than other,
either to Dukes as sent of him to the vengance of misdoers and 'prai-
sing of good men. Also St. Paul conimandeth by antority of God tbal
every soul by suget to higher powers , for there is no power bat of
God. Princes ben not to tlie dread of good Avork, but of wil work.
M'ilt thou not dread the potestate do God and thoa shalt have |)raising
thereof. For he is God's minister to them to Good. Pay to all meij
debts , both tribute and castoms for things born aboat in the Lond,
and dread and bonor and love. Great sentence of curse expounded apd.
Lewis, pag. 117.
2) Manifestum videtor, quod nullus in mortali habet aliquarum crea-
torarom dominium verum apud Deani: sed tyrannus, ut für sive r?ptor
et vocandus ; quamvis nomen regis Tel principis proptei aliquam legem
Lnmanam retineat. (Stctlc cititt in Wodlbrd cont. Wiclilf apd. Brown.
Fascicul. rer. expetend. et fugiend, pag. 240.
— 218 —
mld}e bcn SBifd^ofcn at§ Mt^mkn aufjuficUen beliebt, öner=
fannt fo(d)e, aber fie \)atten bei meuteren, unb namentlid)
bei benen, miä)t baS ©acMtnent be§ "Kltat^ betrafen, ©rtdu;
tetungen angebradjt, »eld^e bem erjbifcbof SSorbeboU bec Äefee^
rei ju fein fd)ienen. ®iefe ßrldutcrungen toeigerten ftc ftdf) jus
rücfjunebmen. e§ warb if;nen ein neuer Slag gefegt. 25a fte
auf biefem, »eld^er im 9Ronat 3uli ju Sonbon gehalten wirb,
nid)t erfd)einen, fo f^^ridjjt ber ©rjbif^of bic ©ycommunication
über fte a\x$ unb entfe^t fte aüer i()rer ©teilen. 3m Dctober
aber f)ebt ber ©rjbifdjof bie ßrcommunicotion gegen ^tffbton
unb JRepptjnbon auf unb fefet ftc in alle tf)re 9?c(^te »ie*
ber ein- ®ie Ijdtten ftd) ber b^ilig«" Äirdje »ieber gcj
fiigt unb waren nod) »or bcm erjbif(^üflicl)en ©tubl erfdjie.
nen.*) Änpgfjton, ber @efcl)id)tfd^reiber, giebt jwei 2(cten(iücEe
in englifd^er ©pradf)e. Sn benfelben »erben S^icolauö J^erc»
forb unb So^anne§ 2£fff)ton rebenb eingeführt- @ie nennen
ftd) felbfl. S5ie 5£ranöfub|iantiation§lebre »irb »on i|)nen ol8
Srt^oborie anerfannt. gurcl)t be§ SobeS, fügt ber ®efd)id)tSs
fdjreiber binju, bewog fte ju biefem SStberrufe. -) fdjeinet
alfo, ba^ fte äße brei bie ßeljre ber Äirdje nod) anerkannten.
Sie Uni»erfitdt aber b^t geboten, ba^ bei ©träfe ber grcom»
munication unb be§ ©efdngniffeö Slicmanb weiter gegen bic
SJranöfubfiantiation lehren foUte.
©eltfam aber ift eö, ba^ bei biefen ßoncilienwer^anblungen
SBicltffe gar nid^t genannt wirb. Änpgbton Id^t i^n jwar ju
£)rforb üor bem (Sribifd)of erfd)einen unb fagt, ba^ ba ein 30«*
berruf feiner SKeinung »om ©acrament beS 2C(tarä »on ibm
gegeben worben. 2)iefer angeblid)e SGBiberruf, ben er iwei
SOial, ba§ eine 9Jtat in einem fürjcren, baS anbete SSRal in ei»
nem längeren ©tüde, beibe in englifd)er ©^)rad)e, anführt, ent--
l^dlt nun bic reine n)icliffttifd)c Se^re, unb auf erbem ba§ Idngcre
©tüd aud) noö) eine feierlid)e unb f6rmltd)c SSerbammung bet
fatf)olifd)en a;ranöfubiiantiation§let)re. *) 2)a e0 nun ni6)t
1) Concilia Magnae Britanniae III. pag, 158—169.
2) Knyghton. de eyentib. Angl. pag. 2656.
3) Knyghton. de eventib. Angl. pag. 2647. 2650.
4) Owe Lowe grate diversite is betwene us that trowes that tliig
lacranient is veray brede in bis Kynde, and betwene heretikus that teil
US, tliat this an accident withonten a siibjecte. And Lowe grete diver-
site is betwene us that trowes that this sacramento that in bis Kynde is
— 219 —
tt»ai^rfd)ctnlid) ip, ba^ ber @rjbtfcI)of fid) biefe§] würbe i)ahm
in'§ ®eftd)t fagen laffen, ot)ne etwaS SBeitereS ju tf)un, fo
fdjeint SBicliffe — in ben «Spnobalacten fo gar mö)t crn)df)nt —
üor il)m nid)t eri'c^)tcncn ju fein. X>k a;t)orf)ett be§ ®t[d)id)t6;
fdjreiberö, ber eine SSerbammung ber fatf)olifd)en ße^re anführt
wie eine ffiefiatigung berfelben buxö) SBicUffe, tjl freilid) beis
mt}t unbcgreiflid).
X)k Uniüerfttat ju Srforb fa^ imSal)re 1382 nod) einen |
©djlu^ gegen SBicliffe, ber in einer ßufdjrift an 2öil()elm ßourts 1
nei), ben Sribifdjof »on ßanterbur^, au6gebru(ft wirb, ©eine
©Triften waren beS geuer6 wertb- 3w6lf Äefeereien unb jwolf
Srrtbümer bot fte au§ biefcn ©d)riften auSgejogen. ©iefenbet
fte bem grjbifcbof ju, um feine ©anction auäjufprecben, ba bic
Zutoxitat ber Uniöerfitdt je^t nid)t öiet me^r gelte, 2)ie Uni^
öerft'tdt felbft war ben ^rieperfürfien febr öerbdcl)tig. 2fuper
^creforb, 2(ffbton unb 9?eppi)nbon botte ber ^rjbifcbof nod(>
mebrere onbere SDoctoren in 8Scrbad)t gebabt unb fie genotbiget
onjuerfennen, baf bie wtcliffttifdjen ©ö^e Äe^ereien waren. ^)
35iefe5 fcbeinet baä ße^te gewefen ju fein, waS burd) 35robuns
gen unb ©ewalt ber ©rjbifcbof erreicben fonnte. ©o nur fann
e§ gewonnen werben fein, ©pdter, im Sabre 1406, <ielltc I
bic Unioerfttdt ein bodjfl tf)xtwoUt^ Beugni^ für 2Bic(iffcl
«u§. 3)
verray brede and sacramentaly goddns body and be twe [heretickes that
trowes and telles that this sacrament may on none wyse be Goddus
body. 1. 1. pag. 2650.
1) Concilia Mageae Britanniae III. pag. 171.
2) S)er Äanjter SJfo()ert3ii)99C unb Stomas Srigi^troetl waren auf ber
«r{i«n©t)nobe üuüonbon »om ®rübifd)of oon dantcrburt) iUi)tefcm;2(ncrtennts
ni^ genütfeigt rccrbcn. Wulerbcm rcaren ber Seijerei ocrbat^ttg Saurentiuö
SBebemann, "Petcr ©ton«, ber ei|lerjtenfet .^etnric^ Srumpc unb ber €Qrs
nicliter Stephan 'potrington. Concilia Magnae Britanniae III, pag. 159.
167. 168.
3) Qnia etiam sagax hnmanae natarae discretio hominnm cradelita-
te pensata contra blasphemantes alternos insultus hnnc modnm referendi
et hnnc clypenm defensionis institait, nt, cum vocale testimoniam ubi-
que adesse non potest, suppleat calamas per scripturam, Jiinc est qnod
specialis benevolentiae anitnum , ac teneritatis coram sapcr Üniversitatis
nostrae qaondam iiiio Joanne WicIilT sacrac Tbeologiae professore se«
cundam morain snorum exigentiani possidentes , corde, voce et scrip-
tnra, saas conditiones in vita laudabiles fuisse attestamar. Cojas morum
I
— 220 —
darauf iji MeS wieber jliQ öon. ber SSerfoIgung bcr Äet--
jev. Sic Umftanbe (jflben ftcl) nod) im Saljre 1382 fef)r ge»
önbert. 2)a§ Parlament i|t im Setober wieber jufammengej
fommen. 25aä untere ^au§ t)at bic S5iU nid^t öngenommen,
burcf) tt)e(d)e ^inf'erferung ber ^e^er angeorbnet unb bem ßr*
meffen ber S3tfd)6fe an{)etm gegeben wirb, ju bejlimmcn, wa§
Äe^erei fei. Sa6 untere ^auä crljebt Älage über ba6 fcnigs
ltd)e ebict. 9?td)arb II. wiberruft e5. £>tc 9Kacf)t bcg erjbi=
fcbofg bette ölfo nur fel)r furje 3eit gewährt, etwa ein IcjoXhti
Sflb»^. Tfuffallenb bleibt eä aber bod) immer, ba^ 2Bi(betm
ßourtnei) biefc Seit bcnu^en fonnte gegen .^ereforb, '^fftjton unb
Sicppvnbon, ba^ er fte nidjt benuf^te gegen SBicliffe. £)a§ ifl
gewip nid)t anbcrä ju erflären, alä baß er e§ nicbt fonnte. Unb
fragt man, warum er e§ nidjt fonnte, fo mup bie 3£ntwort
fein, weit 9?icl)arb II. nid;t woüte, bap gerabe SBicIiffe , ein
SJfann, ber immer gegen ^apjl unb .Sirdje für baä .R6nigt{)um
ftanb , öerfotgt werbe. Unb »tele SorbS badeten wie ber .König.
Änpgbton jammert barüber, ba^ bie SoUarben »on bieten ^tX'
gögen, ©rafen unb 8orb§ gefdjirmt worben.^) Unb mit biefem
©d)irm fdjeint e§ feine Sfid^tigfeit ju )^(Cotn.
SBictiffe, unentwürbtget burd) einen SBiberruf, mag feinen
SSerfotgern au§ bem SQ3ege gegangen unb ftdb auf feine Pfarre
ju ßutterwortt) jurucf^ejogen traben. 23ort i|t er geblieben,
aud) nad)bem bie SSerfotgung toorüber war, toielleidjt allein au5
bem ©runbc, weit er bie ^rcbigt an feine ©emeine für feine
erfle unb b^itigfie ^fltd^t anfaf)- 25er ^rebigt wibmcte er fid>
honestatem sententiaram profunilitatem et redolentis famae saavitatem ad
communem lidelium notitiam eo ferventius capinius pervenire , quo suae
conversationis inaturitas ac laborum assiduitas ad Dei laudem, proxinio..
ram salutem ecclesiaeque profectum evidentius tendere dignoscatur. Vo-
bis igitur jiatefacimus per praesentes , quod ejus cpnversatio ab annis
teneris in tempus sui obitus continuata, sie praeclara exstitit et honesta,
ut nunquam de ipso irretitio vel suspicionis sinistrae ac infamiao nota
respersa fuerat, sed in respondendo, legendo, praedicando, dcterniinando
laudabiliter se Iiabnit , velut üdei fortis athleta singiUos niendicitatc
spontanca Cliristi religioncm Llaspheinantes , sacrae scripturae sciitentiis
catliolicc expiignavit. Testin-on. Univers, O.xon. de doctrina et vita
Joann. Wiclifl'e apd. Lewis, pag. 305. 306.
1) Lewis. The life and suiferings, pag. 92,
2) Knyghton. de eventib. Angl, pag, 2661.
7-
— 221 —
bi6 jum legten Süage feinet 2ebcn§. Sie Äran!^cit, mld)t if)m
t>cn 3;ot) gab, fdjctnt crfl ganj furje Seit üor biefem eingetreten
ju fein. Sa^er e§ unridjttg i^ ju fagen, weil SBiclijfe franf
geworben, fo l;abe bic Äivdjc eä nidjt bcr SSRü^e weiter für
rvtrü) gebalten , i(;n nod) »erfolgen. 3fud) bcn franfen
Äe^er Rotten fte gern öerbrannt, wenn fte eä nur \)ermod)t
fjdtten.
'Küö) war JU 2utterwort() 2BicHffe feineäwegeä fiiU, fon=
i. bern ma^k fidj ben ^rtefierfürften fef}r mi)l bemerkbar, dt
fdjrieb nod) eine SBibertegung unb Erläuterung ber ©a^c, bie
t^m julef^t üon bcm grjbifdjof aB Äe^ereien <Sd)ulb gegeben
worben. 25abei bel)anbelte er fie obnc alle ©c^onung unb fögte
ber 2Bclt, bap fie fold^e ©ä(je, wie: ©Ott muffe bem Jleufet
.ge^orfamen, ttnb : Äein wcltlidjer ^crr, ber eine Sobfünbc
begangen, fei ferner ein folcfjer, i^m ®d)ulb gaben falfd) unb
lügnerifd; , bamit bie ^rebigt bcä Göangclii bem weltlicben ^er«
rentl)um wcrbddjtig werben follte. 2(ber, fugt er l)in5U, bie
örmen ^rebiger bc§ @oangelium§, bie finb e» eben, welche bic
Ttufftdnbc gegen bie weltlidjeh ^errcn weljren unb bie ruhige
Untertbanenfcbaft lehren. ^) Unb bamit gab er wiebev ju »er»
lieben, nid)t ibr fcib eä, bie fo wehren unb fo lehren, bie ibv
^ felbfi bie weltlichen ^erren fein möcbtet. Tlud) bcn »ierten livi
tiht erläutert er. 2fud) ein fünbiger ^riefier fonne be^ @acra=
menteS wol)l red)t warten, ba er baffelbe nid)t eingefeljt i)übi.
@ä fomme woi)l benen ju ©ute, bic cä genöffen, iljm felbfi
ober, bem ©ünbcr, gereicbe e§ jur SSerbammung. -)
S)er 6rjbifd}of üon ßanterburt) jwar, welcher um bic^cit
be§ Sübeä 2Bicliffe'5 mit feinem Äonig wieber in einen febc
Ibcftigen «Streit »erwidelt warb, war fiiU geworben, ober bic
Qtufmerffamfeit beä römifc^en -Sifd^jofä war burd) bie englifdje
1) He observes that: poor priests were slandred with this error,
and tliat tliese false lessings were put upon tiiem to make Lords to bäte
tüem, that these poor priests destroien most by God's law rebelly of
servavts agensts Lords and Charge servents to by söget to Lords by ty-
rants, apd. Lewis, pag. 96.
2) Sophisters shulden know well that a cursed mew doth fuUy the
sacraments tho' it be to Iiis damning, for they ben not autoors of these
sacraments, but God Kepeth that divinlty to hiinself; but of prayers is
al the contrary. Lewis, pag. 96.
— 222 —
Äe^cret Aufgeregt »orbeti. ©ic ^atte fd)oti eine fef)r bcbcnflidje
©cfialt gewonnen. Äaum fonnte man mit jwel SiReufdjen re--
ben, fagt Jlnvgt)ton, oljne bafj nid^t ber eine ein SOSicliffit ge=
luefen. 2(lfo citirte Urban VI. ben SBicliffe Bor feinen ©tut)!
nadt) 9iom. ^Der ^ap(l fd)eint es nid)t gewagt ju ^aben, »on
bem Äonig 9itd)arb II. 9)?a^regetn gegen bie Äe^er ju begeb»
ren. "^mi Umftdnbe fpredjen bafür, ba^ eine foldje 6ttatir»n
Wirfltd) ergangen, ßuerjt ber SSrief 2Bicliffe'ä an ben ^ap\t in
cnglifdjer ©prad^e, welcber nod) »orbanben tji unb in bem
ganj unjweioeutig »on einer fotdjen ©tation gefprodjen wirb.
25iefer SSrief tft »on bem bocbften Sntereffe. @ern, fdjreibt
SBicliffe, wollte td) meinen ©lauben »or üEer SBiSelt offenbaren,
gern »ollte xä) e§ and) »or bem ^a^)fte. '^un entroidfelt et
öber bie ©rünbc, warum er niä)t fommen fönne, unb »ergibt
bei biefer ©ntwicfelung nidjt, bem ^opfle einige gute ßet)ren
gu geben. 25aä ©»angelium, b^bt er an, ftebt über allen ans
beren ©efef^en, unb an baffclbe i(l ganj befonbcrä ber ^apjl
gcbunben, ba er ber bödjftf SSicar ßbrifti auf örben iff. X)it
©rope aber ber (5d)iiler (Sbtifii «fi nidjt ju meffen nad) tf)ret
»eltlicben 3)?ad)t, fonbern barnad), »ie ft'e bem ^errn folgen im
geben, ^iefe SßSenbung war eben n\ä)t fein, benn ft'e fagte bem
^a^j!e eigentlid), ba^ber ber böd)fic SSicar 6b"fti Wh ber ba§ SBort
beffclben am bejlen erfülle, ft'e fagte, bap and) er allerbingS eö fei,
wenn er biefe S3ebingung erfülle. 2) 25arauf erlaubt ftd) fBU
cliffe eine f leine 2fuäbeugunä, bie md)t cigentlid) jurSad^c ges
^)6rte. Zn^ bem ßoangelio babc er and) gefunben, bap &t)xU
jtuö, wie er auf ©rben gewanbelt, ein armer Wlm^d) gewefen,
ber nid)t§ ju fdjaffen gehabt mit bem weltlidjen .^errentbumc.
2Clfo möge ber ^ap^ and) tbun unb allen Älericern baffelbe
bringenb anratben.
g^ad) biefem guten Siati)t fommt er wieber jur <Ba^e. 2CuS
bem ©ttangelio 't)abt er weiter gefunben, baß man bem ^apjlc
nur bann ju folgen ^aht, wenn biefer wieber bem ©»angelio
1) Snglifd) bei Lewis, pag. 283., lateintfcb 6ct Fox commenlar« rer.
in eccl. gestar. pag. 16.
2) Quicunqne est hnmilior, ecciesiae serritivior et in amore Christi
qaoad suam ecclesiam amativior^ ille est in ecclesia militante major et
proximus Christi vicarius. De Simonia, citirt »on ber Unioerfitdt O^s
forb, 3a^r 1412. Concilia Magnae Britanniae III. pag. 345.
— 223 —
folge. Vlim waxz er gern nad) 9?om gefommen , Wk bie
(5ad)e bei i^m ollcm gejianben, aber ©ott t)«be e§ anberä ge-
wollt unb bcm muffe er biencti. ») ^ier meint SBictiffe nicl;t§
2fnbere6, alö ba^ fein ^rebigeramt, ifjm »on ®ott gegeben, tbn
feft()alte in ^nglanb. @ä iji feine t)eiligjle W^M, « barf fic
nid)t t)ernod)ldffigen , um nacl? 9fom ju ge^en. 25er S3rtef
fd)Iiept nun mit einer ©rmabnung, ba^ ber ^npji unb feine
Äarbinfli'e mod^ten naä) bem @t)rtngelio (eben unb baä (5oan=
gelium letjren. ^Jlicljtä beutet barauf{)in, ba^ Äonig 9?idjarb II.
eingegriffen unb 2Bicliffe t)abe not^iigen rcoUen, md) 3?om
au geben.
S5ie SBenbung ober, wtidjt SBicliffe in feinem (Sdjreiben
nimmt, ift feineöiregeö eine feige 2fu§fluct)t, um ber ©efaljr ju
entgegen, obwohl e§ menfd)lid) i|l, nicl)t bat)in ju geben, »o
man wei^, ba^ ber SKob wartet. 2Bicliffe unb feine greunbc
fd)einen wegen ber ßitation be§ ^apfieS in Unterbonblung ge^
treten ju fein. Q§ wirb gefunben, ba^ SBicliffe's ^rebigt in
(5ngtanb notbwenbig fei. 2Cber ein 2(nberer t|l weniger bringenb
nötbig für baö 8?etd) ®otte§. 9licotau§ ^ereforb foU nad) 9?om i
geben, um bie Cebre ju oertbeibigen öor bem ^a;p|ie. ©o gro0 /
ift ibre Eingebung, ba^ fte ben a;ob nicbt fd^euen, freiwillig,
ungejwungen fid) Peüen in 9iom, fo gro^ tfl if)re eüangelifdbc
Einfalt, baf fte meinen, in Süom werbe man auf bie ®4)rift
unb auf bie 2Babrbeit adjten. 2)iefeS if^ ber jweite Umjlanb,
welcher bafür fpric^jt, bag toon 9iom au§ eine ©tation ergans
gen, ba^ 9Zicolau5 J^ereforb bortbin reijt. 25er ©efd^id^tfcbrcis
ber berid)tet bie ©adje bürr, obne Slebenumfidnbe. 2tber man
begriffe mä)t, wie 5WicoIauö ^ereforb barauf gefommen, naö)
fRom JU geben unb feine unb 2BicIiffe'§ 8ebre ju »ertbeibigen,
wenn nicbt eine ßitation be§ römifcben ©tubteä »orauägegans
gen. Sn 9?om wirb S^icolau^ »on ^apft unb Äarbinaten »ers
bort unb natürlicb »erbammt. @ie feigen ibn aber nur gefan*
gen, benn fie wagen nid)t ibn ju »erbrennen, weil fte ben Äos
nig 9ticbarb ju erzürnen furd^ten. iRacbmalS, alS ba§ Solf in
dtom ftdS? gegen Urban em^jort unb bie ©efangnijfe aufgefd[)las
1) And if I miglit traveile in ray own persoon, I wolde with God's
Will go to the pope, But Christ has nedid me to tlie contrary and taught
me more obeis tie to God than to mon.
— 224 —
gen werben, ijl S^icolnu^ frei geworben unb nad; ©nglanb juj
rücfgefel)rt. i)
SBtcliffe aber trat auf ber SSüljne bcr Gretgntffc niä)t mU
ttx auf. ©ein geben mag ftill unter 8el)ren unb 'ä^rebigen bal)in
(jegangen fein. @ine§ Sageä, ba er eben prebigen wollte, er*
griff ii)n eine allgemeine ^aralpfiä, unb balb barauf flarb er
im Sal)re 1384. @r l;abe, erjafjlen bie Sfomlinge, <5erabe ge-
gen ben Ijciligen SSl)oma§ üon S3ecfet an beffen gejltagc prebi=
gen wollen. 2)eäl)alb l}abe iljn ©ott geftraft. 2fucl> fugte man
nocljmalä unb befdjwur e§ felbft, fd}on jwet Safere »or feinem
5£obe babe er bie ©prad;e verloren. 2lber au§ Sßalfingf)am§
©rjdblung ergiebt ft'd} flar, bap Äranfl)eit unb SSob jiemlid)
fd;neU auf einanber folgten. 2)
Sn ben legten Si^bren feineä Sebenö, in ber Surüdgejogenj
l)eit ju Sutterwortl), bat SBicIiffe auper ber Ueberfetjung ber i)d'
Ilgen ©cbrift wabrfdjeinlid) aud) baö berül)mteftc unb befanntefie
feiner SBerfe, ben Srialoguä, »oUfnbet. iDie 3a^t ber wicliffiJ
tifd)en @d)riften tft ungemein grop gewefen.') ©ie beflanben
in ^"»rebigten, S^ractaten über einjelnc ©egcnftdnbe beä ®tau=
benä unb ber Jtird)enbi§ciplin unb Erläuterungen ber S5üd)er
ber l)eiligcn @d)rift. ©ie waren tbeil§ lateinifd) unb tbeilä in
englifd)er ©pracbe gefd)rieben. 2)ie cnglifd^en ©d;riften finb
aucb beäl)alb wn einem großen SBertbe, weit fie in ber Seit
gefd)ricben, wo bie alte angelfddjfifdje ©prad;e ftd) in bie neuere
1) Knyghton. de eventib. Angl. pag. 2657.
2) Dum in Sanctiim Tlioraam , ut dicitar eodem die in saa praedi-
catione , quam dicere praeparaverat , actiones et blasphemias vellet evo-
merc , repente judicio Dei pcreussus sensit paralysin omnia mcmbra saa
gencraliter invassisse. Os nempe , quod contra Deum et sanctos ejas
sive sanctam ccciesiam ingentia locutum fuerat, a loco suo niiserabiliter
distortum liorrendum cernentibus spectaculum exhibebat, lingua efl'ecta
muta confulendi vel testandi copiam denegabat, caput tremulum maledi-
ctionem, quam divinitus in Cayn fulminaverat, in ipsum latum etiam
patulo denionstrabat. Kt ot nulli veniret in dubium eum Cayn consor-
tio deputandum, nt ferunt Iii , qui aiTuerunt morienti per signa forinseca
moricns despcravit et quidcm tutias malitiae saae conclusio talis erat.
Thom, Waisingh. Hist. Angl. pag. 312.
3) 2)ae a5crjcicl)ni^ bcr iSct)nftcn SIBtcliffe'ä hn Lewis, the life and
sufterings, pag. 143—174. ift in neuerer Bcit ncd) öcn Baber Oci öct
ISlO tviebcr ^crau^ßCflc&cncn SJBicliffifd^cnJöiOcliiOcrfcijung ocrmcl)tt rooröcn
— 225 —
cn9lifd)e umbitbete. «Seine ©cfcrtften in ber SSolBfpradje wa~
ren oon einem gropen Hinflug auf baä SSolf , barum ben Sib--
mtfd)en ungemein üerbo^t.^)
äwei Singe finb e§, wetdje SQSiclijfe burd) fein Sebcn unb
feine ©d)riften butd)fül)ren tooUte, einen reinen eüangelifdjen
©lauben unb eine reinere, mit ben SGBorten unb bem ©eijie ber
©d)rift, mti)t atä bic jcitljerige übercinfiimmcnbe, «Drbnung ber
Äird^e. 2)eutlid) fprid)t e§ fid) öul, ba^ er bie 9?cformotion
in einer ganj anberen SBeife f)erbeifij{)ren wollte bie alten
SBalbenfer. 25iefe wollten bic r6mifd)e bafcurd; unters
f)6^kn, bap fie im ©ttUen baä ©oangclium ouöbreiteten unter
bem SBolEe. 25ie[eä follte Qt^tn, biä bic 3eit erfüllet unb bie
3abl ber ©laubigen fo gejliegen fei, ba^ bie pa:pijlifd)e Äird)e
»on felbp auffjoren muffe. SBicIiffe will feine Sveformation swac,
ebenfalls inncrlid) begrünbcn burd) ä^erbreitung beä (Joangelii
unter bem 83olfc, ober e§ ifr bie n)eUlid)e 9J?ad)t, ber MbniQ
anb baä ^^arlament, t»on benen er begehrt, bap fie bie Stefor»
mation gewifferma^en gleid) fertig aufilellen follten. meint,
man bürfe nur für ^rebiger beä ©cangelii forgen unb bie ins
nerlidje äBegrünbung ber SJeformation unter bem SSolfe rnüffe
ftc^ bann leid)t unb »on [elbfi ergeben.
©ann leud)tet ein, baf feine Sfeformation bod) eine anbere
tfl, aB bie SBalbenfer unb 5öie(c »on benen, wcld^e ßoUarben
unb feine ©djülcr genannt würben, fie wollten. £)bgleid) audj
SBicliffe bie 9)?ajoritdt ber je^igen ^rie(!crfd)aft bie ©öl^ne beä
2lntid)rijl§, Die romifd^e Äird)c eine ©pnagoge beä @atanö
nennt , bie SRad)t be5 Sacerbotit unb ber .Rivd^e »erwirft,
weld)e bie Stomifdjen bebaupten, fo fagt er bod) nid)t, bap bi§
je^t gar feine Äirdje »orl^anben gcwefen fei, bap gar fein ©a;
cramcnt in berfelben redjt »crwaltet worben fei,-) wie bie 2oU
larben gleid) b?n alten SBalbenfern meinten.
1) Non contentas Codices latine scrii)tos de sna Iieresi iniplevisse,
etiam ex illis commentarios patria lingua conscriptos fecit, ut etiam
agrestes inaleiicae saperstitionis peritos redderet. Certe cum non fefel-
lit sua opinio, etiam nunc e manibas plebis adferri nequcunt. Polydor.
Vergil. Hist. Angl. pag. 400.
2) SKcntgficiio ließ er iai noc^ probtcmcitifd). ünbitare debent tide-
les, an moderni heretice conficinnt vel rite ordinant vel ministrant alia
sacranienta. Quia non est evidentia qcod Christus assisiit tali pontifici
U. S^cÜ. 15
— 226 —
2)ie romifdf^e Äirdje tft einer folcljen Steinigung faf)ig, boft
fte eine eüangelifd^e unb oipüfioltfdjc tüerben Eann. SBicliffe roill
nidjt, ba^ fid) jmei Äirdjen entgegentreten foUen, fonbern ba^
btc gegenn?artige bleibe unb von ftd) tf)ue, toaS in fte wibcr
ba§ ßoangelium eingefommen fei. Smar rebet er immer nur
tton ©nglonb, aber feine Meinung fdjeint nidjt geroefen ju fein,
bap ft^ eine bcfonberc englifdbe JCirdje bitben folle. Äirdje tfl
tt)m bie ®emetnfd)aft aller wahren ©laubigen, wo fte aud) im;
mer ftnb. <it rebet üon ©nglanb nur, »eil er anbcrärco nidjt
trirfen fann aB in ßnglanb. SBcil er eine foldbe Steformation
mU unb eine foldje nur für moglicti t)ält, »crnjirft er mand)e
Sebren ber iefeigen Mixä)t nid)t gerabeljin, obwohl er fie ftdjt;
bar nicbt für eüangelifd) t)ält.
£)ffenbar meint er, ^abt man nur er|i bie ^crrfc^aft bc§
oberjien ©runbfa^eä, bap ba§ ©»angelium 2flle§ fei, geironnen,
fo ttjerbe ftd) im Saufe ber Seit 'oon felbft abtbun, n»a§ roibcr
baffelbe fei. JBiö babin möge eö getragen werben, rcenn e6 an
fi^ felbfl gleichgültig ijl ober wenn man eä in bem ©otteäs
oienjle fo mobiftciren fann, bap e>3 gleichgültig wirb. Sarum
glaubte er aud^ feine ©runbfa^e über bie ©djrift ntd)t oft unb
riebt beutlid) genug au§fipred)en ju fonnen. £)ie ©cbrift be§
neuen S5unbe§, »relclje er für allentbalben infpirirt gehalten ju
baben fdjeint, ifi üon OTem, waä in bem ©tauben unb in bem
SJtenPe beä ßb^iften fein foll, bie alleinige ©runblage; eö liegt
ent»t>cber auäbrüd'lid) ober ber natürltd)cn Folgerung nad) in
i\)xJ) 3n Wielen 2lu§brucfen unb 2Benbungen finbet man im*
mer biefelbe SRadjtüoUfoirtmenbeit ber ©djrift auögebrüdt. X>k
Äircbent>ater finb ju beurtbeilen nad) ber @d)rift, bem ^a:pjte
unb ben ^rdlaten tft nur ju glauben, »renn fie mit ber ©cbrift
reben, bie ^riefter follcn nur ba§ ©oangclium :prebigen. ift
Äcljerei, baoon ju fpredjen, bap eä eine 2iutorität ber Äirdjc
gdbc, weldje über ober neben ber @d)rift fiünbe.-) Unb wenn
propter haec, quod tarn hianter super illam bostiam sie mt-ntitiir. Arti-
cuH Joan. Wiclylfe, apd. Brown. Fascicul. rer. expetend. et fiigicnü.
pag. 267. unb Concilia Magnae Britanniae III. pag. 3J6.
1) Cum omnis veritas sit iti scriptura sacra vel exj)licite vel impli-
cilc , patct (juod nulla alia scriptura capit auctoritatein nisi de quanto a
scriptura sacra sit derivata. Trialog. lib. IV. pag. 98.
2) The dcvil Satanas castcti» by Antichrist and Iiis wordly false
— 227 —
ein ©nget vom ^immel l^erabpicge unb Ief)rtc etwö», ba§ iiid)t
in bet ©cfjrift, fo wärt U)m ntdjt ju glauben. 2)anim meint
er nid}t genug barauf bringen 5U fonnen, bafi bie ^auptpflicf)t
be6 ^riefiertl;ume§ in ber^rebigt beftel^e unb bap nidjtS 2(nbe=
bere§ geprebiget »erben bürfe olä bie reine Sefjre be§ ©üangelii.
<So ben oberjien ©runbfafe feiner 9Jcformation in ber 25e=
^auptung ber 3(nüolI!ommen{)eit unb 2(llgültt9feit beä ®e[e(je§
G{)rifli aufpellenb, weldjeöbaä reinfle, »oUfommcnfle unb l;üdE)pe
©efe^ tfi, wtlä)tä gebad)t werben fann, jerflürt eraud) bie fas
lf)olifd)e 3bee öon berÄird)c alä eincrwie frei unb felbfr^anbig
neben bem^üangelio fid) bewegenben Äraft, tvdä)tx bie 5J?ad)t
einer weiteren 2tuäbilbung innewoljne. ift offenbar, baf er
bie neueren SSrabitionen »enrirft, nur bie alten unb üd)t apo-
Oolifd)en anerfennt, unb ber Äirdje bie 9}?ad?t umjubilben, trei;
terjubilben, abfpricbt. ®ie Ätrdje, wetd^e im füt(;olifdjen
©ppeme, wenn e§ bejicljen foUte, mit 5?ot()n>enbig!ctt auf bie
^rdlaten ft'virt werben mupte, ift iljm bie ©emeinfd^aft ber (Blau-
bigen, beren ^aupt allein Sefuä ßljrijluö ift. dx nennt e§ einen
fe^r fd)dblid)en 3rrt()um, wenn bie ^rdlaten unb bie ^riejicr
in einem norjüglic^^en (Sinne bie Äirdje fein woGten, fd)on be6=
't)alb, weil baburdj bie ßaien auf bie SSorflellung gebrad)t wer«
ben fonnten, bap bie®ebote bcä .^errn für fte nii^t in bemfeU
ben SRaape üerbinblid) wären.-)
Sm firengen ©egenfa^e ju ber 3Berf()eiligung ber M^olU
Clerks to destroy holy writ, and Christen mens belief, by asserting that
the churcli is of more autorJty and credence tlien is any gospel.
1) Omnes humanae traditiones qiias lex evangelica non docet face-
re, sunt supcriluae et iniquae. De arte sophistica, cirirt von ber ö.vfor;
ber UniocrfitQt, Safir 1412. Concilia Magnae Britanniae III. pag-. 347.
Nescio excusare peccala sanctoruir, qui traditiones illas invenerant,
cum melius occuparetor ecclesia ac devotius Denm coloret libere ser-
vando consuetudines Apostolicas. Ad argumenta Monaclii de Salley. 1. 1.
pag. 349.
2) When men speken of hoty cliurcb they nnterstonden prelates and
priests, monks, cannons and freres and all men that have crowns Iho'
they liven never so cnrsedly agenst God's law , and clepen not ne hol -
den sccular men of holy church tlio they liven never so truly after God's
law, and enden in perfect charity. Bat nethlcss .ill that shullen be sa-
ved in bli m ot heaven ben membres of holy church. apd. Lewis, p. 126.
15»
— 228 —
(d)eij Ätid^e beru()et i\)m Ulltä (luf bcm ©laubcn , ') ber ©nabe
©otteö, bcm geben unb bcm 58erf6f)nung5tobe be§ ßrlöferS,
otjne welclje bic SSergebung ber ©ünbc nid^t gewonnen werben
fann.-) ®er ©laube, bfl§ fromme ©cbet, baS redete geben
finb unenblidj beffec bicfer dupevltdje ^ienp. ijt bejjer,
/ md)t ju funbtgcn ö(ä ju fapen. 25ie ^ilgerf(if)rten mog man
mi)l gcfiatten, aber wenn baö SSolf babei fein SSertröuen auf
falte unb tobte S5i(bcr jlellt, fo t(i e6 eine offenbare "Kb^bttt^
rei.3) 2)ie Snterceffton ber ^eiligen t)at er gdnjlid) »erworfcn.
©ie (jaben feinen ©nabenfcf^afe übrig gelaffen, wclcljer berÄird;e
JU öert()cilen fd. *) äwar füt)rt Soljanneö üon ^rjibram , um
JU beweifcn, ba^ SBictiffc bie Snterceffton nodj) angenommen
au6 bem scrmo de assuinptione beatae virginis eine ©teUc,
nad) wefdjer er ganj unjweibeutig bie 2e|)re von ber SKadjt ber
Snterceffion 9)?arien§ au§fprid)t. 3(ber wenn bicfe ©teile dd)t
ifi, fo mu^ jene 2teu^erung in eine fel)r früljc Seit fallen unb
SBtctiffe mit ber fteigenben ©rfenntni^ feine 9}?einung gdnjlicl)
gednbert f)aben. 25cnn nadjmolä verwirft er bie £el)re »on bee
Snterceffion (iarf unb auöbrudlid). (Sö giebt nur einen WitU
ler, wclttjer anjubeten ifi, ben ^errn unb .l^cilanb. £)ie ^ci=
ligen ft'nb nur ju loben, wenn unb wo fie 6^riftu§ nad)geaf)mt
t)abcn. Sn blefem galle mag ber Q.t)u^ allerbingä auf it)x geben
fd)auen unb fid> an bemfelbcn erbauen. 2)ie Äirc^e ruft aud)
etgentlid) in ben ^eiligen nur ©ott unb (Sl)rijlu# an. SBo gei
funben wirb, ba^ bei ben geften ber ^eiligen etwaS 2lnbereS
1) The ground of al goodness is stidefast feith eitlier believe.
2) Non potest fieri satisfactio pro peccato nisi per mortem Christi.
Trlal. IIb. IV. pag. 118.
3) Tliough it mygte be suffrid that sike men go a pilrimage in the
lewme in visitynge the placis of Seyntis to eschewe synnis and to geve
god is to nedi nieD^ so that they sette not Lope of helthe in tlie forfeid
ymagis. Articles, apd. Lewis, pag. 350.
4) It is never taagbt in all the gospel, that saints diden niore holy
merits than were nedefut for their own bliss. Of prelates , apd. Lewis,
pag. 124.
5) Quod si isti heretici nolunt credere, saltem credant Joanni Wi-
cleph, magistro eoram, in quodam sermone de assumptione Mariae, sie
dicenti. Hic videtar mihi, 'jnod impossibile est nos praemiari sine Ma-
riae saifragio. Joannis de Przibram üb. cont. novas sectas, pag. 513.
— 229 —
Borgeftt, bo foHte man jie liebet öbfdjaffen unb nur bic %t^t
(S^rtili beibct)aUcn. ')
Snbeffen glaubt 2Bicltffe ftd^tbar mit einer öotitd)ti9en SJücf;
fid)t auf eingetüurjelte SJleinungen be§ 2Solfe§ üerfa(>ren ju müfs
fen. 25en SSilbem felb|t, »elcbe bie ^eiligen barftellen, tann
ein gewiffer Stenft genjibmet »erben, weil jte bicfelbcn bars
fiellen unb rccil fie rote ein Sßui) finb für unnjififenbe geutc.
S)od) foUen fte nid)t V)eret)rt werben wie ö^riftuo unb bie ^ei;
ligen felbjl. ^) 2!)iefe 2teu^crung, welche mit benen, bie im
Srialoguä entf)alten finb, nicf)t in rcd)ter Harmonie jtefjen,
fdjeint, wenn fie nid)t etwa ebenfaUä ou§ einer früberen 3eit
jfammt, bafür fprec^en, bo^ SBicliffe tjor ber ^anb eine ge^
wiffe S3eref)rung ber .^eiligen beibebalten wiffen wolle, bi§ baö
SSolf, reit unb burcbauä i)ek\)xt im ©oangelio, biefelbc öon
febjt fallm laff^-. ©onfl fpridjt et fid) immer bafiir auä, baf
bie ganje 9JJü|Te bet detemonicn, SBeil)ungen, SBrbmungcn,
Umgänge unb ©efänge, weld;*e ta§ ©üangelium übertönten,
duS bet ÄirclK getban werben müßten. 3) Sen ©lauben an
ba§ ^urgatorium f^eint SBicli|[e ebcnfoHö nod) fejtgebalten ju
büben,*) unb wir wiffen nidit, ob er es in einem l)6i)eren unb
1) Foret expediens Christnm singulariter inter homines adorarCj
qaia ipse est mediator, intercessor optimus, paratissimns et benignissi-
nius ratione charitatis et misericordiae intinitae. Stultus ergo foret, qai
alhim intercossorem iiqnireret , qnia propositis dnobus eligibilibas^ qui
minns eligibile sine causa praepontret^ foret stultos. Cbr'stiis enim est
icmper viyens apud patrein, ünde non oportet ad captandom ejus col-
loquiura^ sanctos alios mediarc.
Miilti putant proJesse ecciesiac, qnod cessantibus istis omnibus fe-
stivitatibus sanctorum, solum Christi festivitcs observetur, quia tunc
Christi memoria recentius haberetiir et plebis devotio non sie in membra
Christi indcbite spargeretor. Trialog. üb. III. pag. 95, 96
2) Thoog jmagis moun be worsliipped in a manere as for signis of
seyntis or as bolas of lewid ucn, oi as a wyfe kepith cherli the kyng
of hir «eddinge iur loTe of hir busbonde« Nevertheles (o worsliippc
Üiem as Christ or bis seyntis is op« n Idolatrie.
3) Of prelates , apd. Lewis, pag. 133.
4) Christis Cliirche is Iiis spouse that hath Ihree parties ; the first
part is in hliess with Christ and conteyned uungels and blessed men that
now be m hevehe; the secunde part of the ehurche by seyntis in pur-
gatoric and these syncn not of newe bot purge theiroldsjnnes. apd. Le-
vis, pag. 152. Siud) im Trialog. üb. IV. pag. 159. ijt ico ^purgQtoriuui
oiwtfonnt.
— 230 —
geifiigmn ©inne auffaßte, ülä e§ \>on bei Äirdje gefd^a^, obs
wof)( fid} btefeä nadt) ber '^(nafogtc feiner übrigen ßebren »er»
mutben läpt. 2)a mon üllentbalben ba» ©treben bemevEt, ntcbt§
jujulöjTen, waä in ber ©c^rift nicl)t begvünbet fei, ba er ober
bod) nocb mancbeä flehen (äffen ju muffen glaubt um ber
(3d)wacl)en wiEen, bl5 bie Seit ber ©tdrfe gefommen fei, fo
fud)t er offenbar ben ^rcbigern an bie ^anb ju geben, »ie fie
fid) über foldje ©inge auäbrüden müßten, bamit baä SSolE ber»
einjt felblt faUen laffe, tion bem eä bie SBebeutungSloftgfeit er^
fennen (ernen.
^cin fielet, ba^ nad) 2Bidiffe'§ ©cbanfen bie SKeforma«
tion langfam auffdjreiten foU. SSor ber ^anb foU fie nur bic
^6()en ber Wi^btmä)i binwegnebmen, baä Uebrige wirb bann
öon felbfl nad)folgen. 3» berfelben SBeife, wie oon ben ^eili«
gen, ben Jßilbern unb bem gegefeuer, rebet er auä) von ben
fieben ©acramenten in ber fotbolifdjen Äird^e. dx erfennt ft'e
nidjt alle an alö in ber ©djrift begrünbet. @r bot biefe§ unb
iene§ auäjufiellen an bencn, roelcbe er im ^rincip anerfennt.
3tber er verwirft fie nicbt gerabc^in unb meinet offenbar »iebcs
rum , bap man fie bulben fonne , bi§ bie eüangelifd)e ©infic^t
ber SBelt t)oi)ix geflicgen.
2)ie 8ef)re von ben ©acramenten wirb befonber§ im S^rtas
loguä abgebanbelt. 9Zur in ber jweiten ^alfte biefeä 2BerfeS
üon ber 9J?itte be5 britten SSud^cä an fprid)t Sffiicliffe alä Sin
fovmator ber Äirdje. 25er Strialoguä ift ein ©efpräd) jroifd)en
brei fingirten ^erfonen, "iditbeia, ^feubiö unb ^b>^oneftä. 2)ie
erflcre jtellt bie 2)iöputationSmaterie aüf, bie britte giebt bic
"Kntrooxtj bie gntfdbetbung, bie SO?einung beä S3crfaffer§, ^\tü:
biä maä)t bie (Einwürfe, weldje gewöbnlid) wieber öon bec
^bronefiS wiberlegt werben. 2)ie S3ebanblung§weifc ber aufge»
(iellten ©egenfldnbe i)t bie fd)ola]lifd)e. S)ie ©prad)e ift fdjwer
unb fd)wülflig, bie JBebanblung bunfel unb »erworren. 25ie
@abe einer 1:)tittxen, frdftigen unb flaren 25arfiellung fdbeint
5ffiicliffe überbauet ntcbt befeffen ju baben. 25a§ 3fufftnbcn be§
©inneö ifl oft ungemein fdjwer obne fid) burd) überrafd)enbe
SBabrbeit unb ÄrdfttgEeit ber ©ebanfen be§ SScrfafferä befon»
berö ju lobnen. Sn bem crften Sfjcile biefes SBerfes bebanbelt
SBicliffe pbil'^fopbifc^)^ unb religiofe ©cgenjlänbe fo, bap fie ibn
in feinen Gonflict mit ber ^xxö)t bringen. 2)a0 crjic fdüd)
— 231 —
f)anMt wn ®ott unb feinen ^igcnfdjöften. 35er SnfjaU be§
gweitcn ift feljr manm,qfaltig unb bic ©egenjtanbe jieljen otjnc
eine redete »crbinbenbe Srbnung neben einanber. @S wirb l)ier
bic SRaterie üon ber SBelt unb ber ©djöpfung, ber ©eele unb
ben intectuellen Gräften beä SOZenfdtjen, bie 8el)re »on ben Qn-
geln, üon bem ^immet unb feinen SSi^eiten ab9ef)anbelt. S)a§
britte S3ud) i^anbelt öon ben Sugcnben be§ !Wenfcl)en unb üon
ben ßafiern, roobei bie ©prad^e immer büvr unb fd)o(aftifd),
oi)m @r{)ebung unb oi)m SSegeifterung bleibt, gerner (;anbelt
biefeä britte Sßüä) üon ber Sncarnotion unb »on ber ©rbfünbe.
©egen ba§ @nbe biefeä Jßud;eä tritt ber Sieformator berÄirdje
^crooc, inbem bic Sc{)re »om SSerbienfic (5f)rifli unb feinem
5Kitttevamtc ben SSerfoffer auf ben 35icnft ber ^eiligen füf)rte.
@§ i|t Äird)enlet;re, rceldje ber SSerfaffer üortrdgt. Zhtx mä)
SBeife ber @d;olafiifer »erliert er fid) in bem <Stxthcn , eine
9Renge müf ige unb unnü^e fragen nufjulöfen unb Singe entfc^ei--
ben ju wollen , bie über ber (5ntfd}eibung beä SKenfdfjen {)inou§
liegen. SSBicliffe fd)eint e§ aud) ju füllen, ba^ er mit foldjcn
Unterfudjungen ftc^ auf einem ©ebietc beroege, ouf bem er ftd)
gar nidjt bewegen follte.*) "Kud) ^proteftiit er, ba^ er fold;e
gragen mä)t in le^ter ^nfianj entfdjeiben wolle, fonbcm im
SSorauö jurücfneljme, waö etwa wtber ben red)ten ©tauben
fei.^) ©oldje müßige Unterfud)ungen ftnben ftd) befonberä
bdupg in bem erpcn S5ud)e. £)b ©ott »erflehen fonne, wa6
feiner Statur nad) nid)t »crpanben werben fonne, ob ©ott ein
Xi)kr werben fonnc, wenn er eö woHe, unb d()nlid;e £)inge.^)
25abei entfd)lüpfen t^m 2lu§brü(fc unb 2Benbungcn, bie, befon^
berä wenn man fie auä allem 3ufammen|)ünge berauSriß, in
gro^e Äefeereien umgewanbelt werben fonnten. X>it römifdje
Äird)e l^at bicfeä reblid) getban, nid)t weit ftc glaubte, ba^ bie
©djulb gegebenen Äe^ereien SBicliffc wtrflid) gehabt, fonbcrti
1) Scio, qaod saepe lapsus sum in altitudinc niaris, raiilta balbu-
tiens qiiac non valai clare fuiidare, et in aliqnibus est illud facilius, in
aliis aiitem difKcilias. Trialog. IIb. I, pag. 16.
Vellern libenter abbreviare ragationem infractuosam et eligere difti_
cultates plus utiles ad tractandum. Trialog. Üb. III. pag. 58.
2) Paratus tarnen Semper suui revocare, qoidquid dixera, qnod sit
contrariiim veritati. Trialog. lib. I. pag. 16.
3) Trialog. lib. I. pag, 16. UI. pag. 91.
— 232 —
weil eä if)r barum ju t{)un war, bie Äcfäcrcien gegen bie mlU
üd)t 3?Jacl)t bcr ^riefier, bte Äefeerei wegen ©infütjrung einet
anbern et>angclifd)en '5)rie|terfd)üft, bie bei aUen gaien leidjt groge§
a5ei)n9cn ftnben fonnten, ntdjt fo nacfenb unb allein bajte^en
ju latJcn, fonbem noä) etraaä red)t ©rimmigeä baneben ju jtcU
Icn, boä einen tiefen ginbru(f ouf bie gaien machen fonnte.
(So laffen fte eö unbeadjtet, ba^ SBicliffe bie uneingefdjrdnftefic
Ömnipotenj ©otteö lel)rt, unb reiben einjelne ©ä/^e auö bem
3ufömmen^ange ^erauä, au§ benen l)etüorgel)en foU, ba^ bic
ZÜmaä)t ©otte^ von iljm geläugnet tvorben [ei. ^) ijl je^
bod) nidjt in 2£brebe ju ftellen, baf SBicliffc burd) ba§ ©tre»
ben, 2)inge ju ergrünben, n)eld;e nict)t mcl)r ju ergrünben finb
unb burcl) 'ilufpellung [cttfamer unb einen 2Biberfpruct) in fid>
[elbjt cntöaltenber ©di^e feinen ©egnern SSeronlaffung gab p
fagen, fte fagtcn. ^oä) tvax fein SSerfal)rcn ganj in
ber Sßeife ber (Sdjolojlif bet bamaligen ^tit. 9Kc^r ifl über
biefe ©pi^finbigfeiten ju fagen nicl)t 9?otl).
Sn bem vierten SSucl)e beä Srialoguö abev bcl)anbelt SQ3i«
cliffe bie ficben ©acramente ber römifdjen ^ird^e. 3uer)l unb
am au§fül)rlid)ften baä ©acramcnt be§ "illtarä. (5r fragt bic
ßel)re üor, bie bereits bargefteüt ijt. Unb eS ift nur nod) ju
bemerfen, bafi er bie 2fboration beä ©acramenteä nod) jugelafs
fen,^) ba§ £)v»fer ber SKeffe aber »erworfen. Dann Ijanbelt er
t>on bem ©acrament ber 5£aufe. Slur baö 2(euperlid)e beä ©a»
1) }.33,Deus nihil potest annihilare. Deuf non est alicujas potentiae
intensive. Articuli Joann. Wicliff. Brown. Fascicul. rar. expet. et fu-
giend. pag. 266.
2) Sffiic bte ©a^c, aui benen bte Äe|etei ü6et ba« gatum gejcgen
tvotbcn ift. Quantum ad libertatem divinae potentiae patet, quod est
sanime libera et tarnen quidqnid facit necessario eveniat, sicut Dcus
pater summe libere produr.it lilium et tarnen necessario absolute. Tria-
log. Üb. I. pag. 17.
Ex ista radice pallulant nimis multae varietates erroris. Nam
seota iio.stra adorat sacrainentum, non ut panis aut vini substantiam, sed
nt corpus Christi et sanguinem. Sed secta cultorum accidentium , ut
rre<lo, adorat lioc sacramentuni non ut est accidens sine snbjecto', sed
•it est Signum sacramentalc corporis Christi et sanguinis. Signa autem
chUiis sui ostendiint, luod adoraiit crucem et alias imagines, quae ha-
bent minorem ratiunum adorationis , quam hoc vcneiabile sacrameiitam.
Conffssio Mag. Juann. Wycljfl'.
— 233 —
cramenteS tfjeilet ber ^ricfler mit, bie ©nabe fommt öon bem
,^errn. £)b ungctaitfte Äinbcv feltg werben fonnten, baS wiU
er nid)t cnti'rf)ciDcn, ba feine Sinftd^t nidbt fo weit tctdjc. (5S
fei aber ju glauben, bap, n)a§ ®ott tl)ue, gerect)t fein »erbe.
Unter feinen Äe^ereien wirb eä nun mit aufgeführt, bop er bie
für tl)6rid)t erflart, welcbc biefc Srage mit SSejlimmtbeit ent*
fdjieben, ba fie e§ bod) nicl)t triffen fonnten.i) SSom ©acros
mente ber (Sonftrmation glaubt er nicfct, bag eä auf bie (Sd)rift
gegrünbet fei, audj i)ait er baffelbe für nid)t not{)n?enbig jur
©eligfeit. ©benfaUä meint er nid)t, bofi e§ bie S5ifd)6fe allein
ertbeilcn fonnten. ^) @r werwirft aber aud) biefeä ©acrament
nicbt, obwobl er e§ nidjt in ber ©cbrift begrünbet ft'nbet, fidjts
bar njeil feine Sieformation nur bie 2)inge \)invot$xaurmn will,
bie binttJcg^ur^ufiien unumgängticf) 'Sloti).
S'aä ©acramcntum S)rbini§ Berwirft er ebenfalls nid)t. 3)ie
?)riefterfdbaft war angeorbnet »on ©Ott. £)ie ^rieflcr foUten
on bie ©teile ber 2tpo|tet unb ber @cl)üler treten. ') 2lber in
ber primitiven Äird}e gab es nur jwei ^)riejlerlicl)e Srbnungen,
bie ^reSb-oter unb bie X)iaconen. 2)aä wettlidje S3i6tf)um ift
eine neuere ©rfinbung be§ 2lnticbriftä. *) 2iuf bie dufevlidjc
§)riefterweit)e giebt Söicliffe ftcbtbar aud? nicbt »iel. 2)ie ^au^U
yflicbt bc§ d)vifttid)en ^riefier§ ifl bie ^rebigt. £)iefer muffen
olle 2)inge nad)(lel)en; wollte einer ber ie^igen 23ifd)6fe einem
^rebiger bie SBeibe oerweigern, fo mag er prebigcn obnebicfe^)
©eine 2lnforberungen an ben priejlerlidjen ©tanb ftnb febr i)o<i)'
gejtellt. ©in d)riillid?er ^riepcr follte leben wie ein gngel.
©ie foUen aud) in ber 3lrmutb bem ^etrn folgen unb barin,
bog fie um weftlidbe 2)inge ftd) nidjt fümmern. ') SSie weit
t)ier ber ^Begriff 'Ärmutb ftd) erftreifen follte, fagt er nidjt.
1) Trialog. lib. III. pag. 120. Articnli apd. Brown, pag. 269.
2) Trialog. lib. IV. pag. 123.
3) Prt'lates andspriests ordeyned ofGod comen in the stead of Apo-
stles and disci|>les, and Christ ordeined Priesthood. Lewis pag. 129.
4) Trialog. lih. IV. pag. 124 — 132.
5) Wliy poor priests have no benefice. apd. Lewis, pag. 295.
6) Also then (ifcnii fie fid) bc» S25clt(tcl)cn cnt[c^(iigcn) slmlden priests
live like to en angel, as tliey been angels of ol'fices, wlire they liven now
as Swine in Itesldy lusts. Wby poor priests have no benelice. apd. Le-
wis, pag. 297.
7) Trialog. lib. IV. pag. 128.
— 234 —
Qt w'xU woi)l weiter mdE)t§ fagen öl§, ttjenn i^v SZafjtung unb
Mkibtx \)a% fo laffet eud) genügen. *) 25er ^rfejler foUte ntdf^t
trad)ten mä) ben 9{etd()tf)ümern biefer SCBelt.^) £)af alle Tins
füljrungen fo »erfianben irerben muffen, baö geljet fd)on bör^
au§ l)ereor, bap er bie (5l)c bcr ^riefter für julaffig Ijielt. ')
25ie ^rteper ober »telmel)r bie ^rebiger follten bie 3e()nten ems
^fangen. 2)te 3el)nten finb jwar ein 2llmofen, aber e§ ifl eine
^flic^t bc§ ©laubigen fte ju geben. S^ur bem unwürbigen ^rie;
^fler unb jumal bem, n)eld)er nidjt ^rebigt, fönnen fie üorents
'i)aUtn werben.*) Sn rein weltlichen ©od)cn Ijatte ber Äonig
©emalt unb 3uri§bictton über bie ^rtcfler, wie über anbere
fKenfdjen. 5) 3jl ber ^apjl ber SSicar 6()ri|li auf ©rbcn, fo
tfi ber Äonig.ber SSicar ©otteS.e) 25a§ ^apfltbum fd^einet
SBicliffe jute^t mit unter bie neue (5rfinbung be§ S5i6t()ume§
geredjnet unb für ganj entbebrlidj) angefel)en ju l)aben. ') 25ic
ganje duperli^, grobftnnlidj aufgefaßte ^a<i)t be§ ^)riejlerlid)en
1) 9Hco(quS ^ercforb lc£)rtc: nulli viti ecclesiastici pIns habere de-
bent, quam nudum dictum et vestitüin. Knygliton. de eventib. Angl,
pag. 2658.
2) Omnes cliristiani sacerdotes tenentur imitari Chr!$tani in specie
altissiraae paupertatis et per consequens omneni dominatioaeni pro suo
perpetuo abdicare.
Omnes puri clerici debent esse pauperes evangelici in specie altis-
simae puritatis, quia debent rennntiare omni proprietati civili pro sdo
perpetuo. De arte sophistica, citirt t>en !?er Uni'ocififdt Üjrfüvb, 3a^r
1412. Concilia Magnae Britanniae III. pag. 347.
3) God ordained priests in tlie old law to have wiwes, and neyer
forbid it in the new law, neither by Christ ne by InsApostles, but fatber
approved it. Order of priest hood. apd. Lewis, pag. 135.
4) Of Clerks possessiones. apd. Lewis, pag. 121.
5) The more tlian a sin is, the more owen Lords to punish it.
But the sins of Clerks is more tlicn the sin of other nien, then Lords
Owen more to punish sin ot Clerks then the sin of other men. Of ser-
vants and Lords, apd. Lewis, pag. 126.
6) liüd) übet bie Äird)e \db\i r^umt er ,bcr t»eltlicl)cn OTad^t einig«
©ctucilt dn. In adulterio heresi et quolibet tali possnnt judices secula-
res cognoscere. De arte sophistica, citirt t?on ber Unioeiftät £>^f»rb, 3.
1412. Concilia Magnae Britanniae III. pag. 347.
7) Certum videtur ex chronicis quod non a Christo sed a Caesaro
Constantino Ronianus episcopiis acccpit vel usurpavit potestatcni. Quod
ex fidc cvangelii papalis potestas cepit ortani, est falsum. De Anti-
christo. i' 1. pag. 344.
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©tanbeS i{l ^innjeggefallen. S)iefe5 wirb in fdjon angegebener
SSetfc ausgeführt in bem Äapitel tjom ©acrament ber Jßupe.
2)ie innere Supe iff baä S[iBe|'ent(id)e, unb ol)ne biefe wäre bic
äußere ju gar nid)tä nufe.^) 25aö (gacrament ber legten Öe=
lung fiinbet er nid}t in ber <Sä)xi\t bcgrünbet, unb beim ©a--
ctament ber bcmerft er, ba$ nur eine fot(^c anjufet)en fei
für eine red)te eije', raeldje Hoffnung 5um Beugen unb ©ebären
gdbe, eine S3e()au^)tung, bie ebenfalls mit unter bie Äcfeereien
giEpeüt tt)orben ifr. ^)
S3ieleä 2(nbere auä bem bamaltgen Äird)entf)ume t)at 2Bt=
cliffe nod) befämpft, weld^eS »on einer geringeren S!ßid)tigfeit
ifl, alä bie ©egenftänbe, üon benen gefprodjen worben. ©o
i)at tr baä 2lf9[red)t ber Äir^cn angegaiffen unb nadjgewiefen,
wie büffetbe nur jum 9iu^en unb grommen be§ S5erbred)enä
unb jum großen ^^la(^)ti)t'ü beS georbneten gebend befte^e. «Sein
et)angelifd)er ©eijl giebt ftd) ju erfennen im ©ropcn wie im
Äleinen. 2Der Srialoguä ober enthielt aupcr bem 2Cngefübrten
nod) met)rere anbere unb jum Sbeit feltfame SKeinungen. 'Slaä)^
bem in bem vierten S5uci)e bie ße^re öon ben ©acramenten abs
ge^onbeU werben, fommt SBiJliffe wieber auf bie S3ette(orben
ju fpredjen, weld)e er immer mit ber größten J^eftigfeit bt-
fdmpft. "Kxmuti), meint er^ unb SSeftelet muffe man wof)I üoit
«nanbcr unterfcbeibcn. 25ie erficre fei »erbienjitid^ , bie anbere
nic^t. 2Senn er »on einem Serbiepfte ber Zxmuti) gefprodjen,
fo ijt tai nicf)t in bem ©inne ju faffcn, in weldjem bie römii
fd)e Äat^olicitüt ton SSerbienfren rebete. @§ fommt in ben
©djlu^fapiteln , bie öon ben SSettelorben £)anbelten, ZUt^ noä)
einmal üor, waS bereite gefagt ifl, bie Äe^erei ber Sranäfubs
flantiation, bie SSerwerfung ber Snbutgenjen in bem ©inne ber
r6mifd}en Äirdje, ber diati) an bie 'wettlid^e gürfienmo(^t, ber
redeten Äir^e ju Ijelfen au§ it)ren 915tl)en unb baä SSoIE befon-
ber§ ju retten »or ben SSettelorben. 2)abei fagt er jebod) aud>,
ba^ fie ja ni(±)t jufabren foHten mit roljer ©ewalt, ba^ ftc er|l
nod) unterfud)en mögten, ob ©laube, 8ebre unb fiebcn ber SSrüi
ber ouf bem ©wangelio jlünbe ober nidjt. 25ie fed)§ (e^ten
Äapitel beä vierten S3uc^)eä Ijanbeln audj von ben legten 2)in?
1) Trialog. lib. IV. pag. 129. 153.
2) Trialog. lib. IV. pag. 133—138. 162.
— 236 —
gen. e§ wirb ein SJag beS ©eridjteä fein, bem bie «Seelen
öUe fommen werben auö bem Purgatorio. 35ie Seligen wie
bie SSerbammten werben eine llxt Äorper beftfeen.
3Cn brci oerfdfjtebenen ©teilen be§ SSrialoguö, im jweiten
S3itd)e in bem^a^ite(: de praedestinatione et praescientia,
im brttten in ben Kapiteln: de gratia unb de nuinero sal-
vaudoruin fteHt SBicliffe feine SSKeinung über bie ^rdbe|tinofion
fluf, wefd)e nodj ju betradjten übrig geblieben ifl. S^iefc gel)rc
war überhaupt in ber jlird)e nod) feineäwegeä abgcftorben. JBielc
öber, bie eben im ^Begriff ftanben, fid) berfelben ju ergeben, gingen
öon il;r wieber ab, wenn ftc gewahrten, wie burd) fte ber ganje
SBertl) ber firdi)licf}cn SBibmungen untergraben werbe. *) Stiele
.Re|er, öon benen gcfagt wirb, fte i)atten baö gatum gelehrt,
mögen nur einer firengcn ^rabepination§lef)re ergeben gcwefen
fein. 2)er Äirdje fommt e§ auf eine SSerbret^ung niemals an,
unb gegen Äefeer muffen immer bie barteflen ^fusbrüdfc gebraudf)t
werben. & ift beinal)e feltfam, baß bie ©tjnobe ju jtoltnilj
bei ber SSerbammung ber wicliffitifdjen .Redereien ouf bie ^xa-.
beftinationSlebre feine auäbrücf[tijf)c 9iücfftd}t nimmt, ©ie er;
faßt fie inbeffcn bod) in einer ifjrer bebenf(td)ften Folgerungen
unb öerbammt ben von SBicliffe au§gcfprod;cncn ®a(}, baß ber
^apjl fd)on auö bem ©runbe feine Snbulgenjen er-tl)eilen fonne,
weil er nidjt einmal üon ftd) fclbfl wiffe, ob er ein äierbamms
ter, ein Praescitus, fei ober nidjt.
25ie ^rdbeftinationälebre bebanbelt SBicliffe, wie ZUti im
S£rialogu6, in fd)olaftifd)er, bunflcr unb verworrener SBeifc,
welche bin unb wieber felbft nid)t obne 2Biberfpritd)e i(i. Die
^rdbejiination bat bei ifjm, wenn man bie (3ad)c genau be^
tradjtet, nidjt bie Strenge, weldje ffe auf ben er|len Tfnblict
öHerbingS ju Ijaben fd;cint. @§ giebt praedcstisiati, wcld^c
mä) biefem Seben beflimmt finb jur ^errltdjfett, unb prue-
sciti, welche nad) einem elenben Seben beftimmt ftnb jur 5Ser=
bammniß, bie ewig bauern wirb. 2)ie Urfadjc ber ^rdbefti;
nation unb ^rdfcienj i(l ot)ne allen Sweifel ©Ott, bcnn fein
gcfd^rtffene6 2Bcfen fann @twaä t)crurfad)en. SßJenn man fragt,
juaä bie 7lnorbnung ®otte§ jur ^rdbejtination ober jur ^rd:.
fcieuj, bie i>on gwigfeit an war, erwii;ft {)at, fo fann man
1) Wuililiitp:. Annales Minonim a. 1279. V. pag. 221.
— 237 —
nur antworten, bcv SIBille ©ottcS ober ©ott j"e(b(l. Sn biefcn
^feu^erungen fdjeint ik ^ratie|ltnatton§le()re in i^jrcr t>6djfien
©trenge unö Unerbtttltd)feit aufgejteüt ju »erben. 2(ber baä •
^erbe biefer 'än\i(i)t wirb glcidtj^eitig baburd) bebeutenb ermdpi»
get, bo^ er annimmt, iSBelobnung unb ©träfe tjdngc bod) ge;
TOifyermapcn oud) nod) »on bem SO?enfct)en ab, unb baö in bem
jeitlidjen ßebcn ©etfjane fei and) eine Urfad)e ber ^rdbefiination, |
obgleid) bancben eine ewige Urfadje fiatt{)abc. Qv nimmt eine*
flctioe ^rdbejlination, roclcbe von ®ott fommt, unb eine pafs
fioe, auf wclctje er bem SRenfrfjen nod) ein ©inwirfen geflattet,
on. 2Bie SBicliffe an anbern ©teilen unbebingte greiljeit unb
Uneingefd)rdnft^eit ber g6ttlid)en SJfa^t ju ttcrbinben jlrebt mit
einem gewiffcn ©tmaä, mö) bem 2(lleä gefdjeljen muffe, woburd)
er ^Begriffe bereinigen will, bie gewip jufammen nidjt üerfianben
werben fonnen, fo will er aud) l)ier SBor^erbeftimmung unb
greibeit ber menf4)ltcben ^Bewegung in einonber »erfcbmeljen.
Unb e§ gefd)iebet in einer SBeife unb in SBenbungen , bie 9Jie;
manb \)erjlel)en Eann.i) Sn bem jweiten Jßucbe fagt er nun
nod;, ba^ man anncbmcn muffe, bap ©ott ein ©uteä bejwef>
Ee, intern er bie ©träfe unb bie J^anblung, au§ wtiö)it fte
fliege, ^prdbeftinire. . , .
Sm britten Jßudje geffatfet ftdf) bie ^rdbefiinationälebre nod^
um SSieleä milber, md)t obne SBiDerfprücbe. ^ie Praesclti
finb bie, weld)e nid)t fep finb im ©(auben. Seber Praescitus
1) Deos necessitat creaturas singalas activas ad qaemlibct actum
8uum. Et sie sunt aliqai praedestinati , hoc est post laborem ordinati
ad gloriam. Aliqui pracsciti, hoc est post vitam miseram ad poenam
perpetuam ordinati.
Praedestinationis aut praescientiae divinae est causa indubie ipse
Dens, cum nulla creatura causat, formaliter intelligendo hos actus, sire
notitias Deo intrinsecas atque aeternas. Intelligendo autem passive prae-
destinationem vel praeparationem ad poenam, videtur quod ille sunt a
Deo abesse intelligibili creaturae et a faturitione terminis concausatae.
Et sie veritas prior naturaliter in ista materia yidetur causare veritatem
sequentom, specialiter intercidente actu hujus veritatis, nt qnia Deus or-
dinat tale praemium sive poenam, et lionio sie raerebitur vel peccabit,
ideo de facto sequitur talis punitio vel praemiatio, et ideo concedendum
videtur, quod temporale sit causa praedestinationis aeternae, praecc-
dente tarnen causa aeterna, tarn ex parte Dei taliter ordinantis quam ex
parte foturitionis creatnrae taliter ordinatae. Trialpg. IIb. II, pag, 41.
— 238 —
tfl mit S'?otf)TOcntit9!ett juc^leici^ auä) ein Äcfeer, bie dimt be§
^rdfcitt tjü feine »oHe: immer fef)rt er jur <2imbe jurucf. 25ie
@nnbe @otte§ mad)t bie Sfeue fo öoUflänbig, olä *i'e fein muf,
bamit ber SOfcnfd) in bcmfelben 9}?ca^e jum ©uten geflimmt
werbe, a(§ bie ©ünbc i^n üon bemfelben entfernt Ijatte. dB
iann aber f,ein Wlen\d) wiffcn, ob eine Sieue tooUllnnbtg fei ge:
geben roorben burd) cie @nabe ®otte§. £)Q()er ift e§ auö) eine
SStaepIjem'ie, menn bie Prälaten ber romifcfjcn Äirdje Snbu(5
genjen ert{)ei(en. Sljnc Sieüelation fann c6 9Ziemanb »iffen,
ob er wirÜid) tugenb{)aft fei. @§ fann nun jwar feine ©ünbe
ungejlraft bleiben, ge()6rt aber bod) ein gan^lid)er 2IbfaU t>on
jener SOBeife baju, »on «»eldjer ©Ott begcljrt, b«^ fte bie im;
mertt?äf)renbe be§ ?D?enfcl)en fein foU, um ber ewigen SScrs
bammnip anf)eim ju fallen. SCBicliffe fudjt ftd)tbar einen 3fu§i
weg au§ ber ^erbe ber fnil;er aufgeftellten ^räbeftination§Ief)re,
|)ebt öber bie JRcdjtfertigung unb 2[>erf6{)nung burd) 6f)ri(ium
toiel ju wenig f)erüor, um ju etmaä (5id)crem gelangen ju fon;
nen. Qv nimmt nun njeiter an, bap e5 eine bop:pelte 2Beife
ber ©nabe ©otteä gebe, juev(l eine für bie ^rabcflinati, beren
(5t)aracter unauälöfc^lid) fei, bann eine anbere fitr bie ^räfciti,
weld)e ein Seben gefüljrt, baä ©ott i()nen niä)t ju ewiger SSer.:
bammnip rcdjne. ^) Offenbar wirb in biefer Stelle eine neue
Unterfd)eibung unter ben ^räfciti angenommen, giebt aud)
für fie eine ©nabe ©otteä, tie il)nen erbarmenb il)r ßcben nicljt
önred^net jur SSerbammni^, obrooI)l c» ibnen baju angcrcd)net
werben fonntc. @§ bleiben nod; ^rafciti übrig, wcld^e berSSer:
bammnip nid;t entget)en werben, "^ber il;re Sal;l i|l ungemein
gufammcngefd^moljen unb ijl befd)ränft auf bie, weldje ber 9icue
ii)X ^erj ju wenig erfd)loffen l^aben. £)te ewige SSorl)erbc|lim;
mung wirb gemilbert burd) bie ©nabe ©otte§. 25ic ^räbeftis
1) Trialog. lib. III. pag. 46-48. 55.
2) Et videtur mihi , quod gratia ista, qiiae dicitiir praedestinationis,
vcl Caritas iinalis perseverantiae, non potest a quoqnatn excidera, qiiia
si excidit, non est illa. Gratia autein praescise secundmn praesentein
justitiam, est acceptatis, qua Dens acceptat liominem non ad poenani
perpitnam, iit praesciti qnondoque vivunt talem vitam, qiiod Dens illcm
Titam non iuiputat ad daninationeni perpetuam et talis gratia manebit in
Deo pei petuo et in Lomine solumtnodo quoad teiiipus, cum sit illum lio-
minem sie essein Tita dispositum ut Dens eurn non imputet damnationem
quod nianet per tempus nimis modicum in praescito. Trialog.lib.III.p.55.
— 239 —
nationäle{)re münt irntd) biefe SBcnbung if)ren büfiern ßf)arac>
-ter. fdjeinet t^m babei, bap fo üiele ©eelcn wütbcn emU
-tet rocrben, alä ©ngel gefallen unb e§ bcburfe, um ben
©tanb ber Utifdjulb rcieber Ijeräuftelltn. SteSünbe ber ©ngel
.unb bie ®ünbe bc§ erjien !Wenfc{)engcfdjIecl)tcä lauft jum 5ße;
jien unb tuieber bcrgeficllt tpirb baä l)tmmltfd)e 9ieid}.^)
la^t iiä) nid)t »crEennen, bap ber nadjmalä in ber eng;
lifdjcn Sieformation be§ fed)äjel)nten 3al)rl)unbertä burd)gcfu()ne
©umbfüfj, baß ber Äonig baS ^aupt Der Äitdje fei, in feinen
''Änfängen bereit» in ber n?icliffitifrf)en 9{eformation »orbanben
t(t. X)k ganje Strenge jencä ©runbfa^eS, »on ben Puritanern
befämpft mit großer ^cfttgfeit, mä) iDeld)er ber Äonig au<i)
über bie 2lrtifel beä ©laubenä ju entfcf)eiben ^at, nad) weldjer
f)ierauf bejüglidje ©djlüjje ber Äirdjenoerfommlungen öon bem^
felben bc|ldtigct werben muffen, ijl allerbing^ birect Don SBicliffe
feineäwegeä auägebrucft morben. Snbeffen ftnb üon ii)m bod)
bie Sbcen aufgejlellt worben, au§ benen baä ©upremat ber
n)eltlid)en Wtaäjt über bie Äird^e ertrad^fen fonntc. 2ßeil if)m
eine Sicformation burd) ben tiefuerborbenen Äleruä felbfl, in ber
Siebemeife ber bomaligen 3eit, burd) bie MirÖDt felbjl, ganj un=
moglid) fdjcint, will er, ba^ bie roeltltd^e Wtaö)t, ^onig unb
Parlament, fte burdjfü^ren follten. dx mup i^nen alfo bie ^e=
fugni^, felbjl bie Pflidjt, nidjt aHein über bie Srbnung ber 1
.Rirdje, fonbern öud? über baä 25ogma ju urt^eilen, ja baffeIb^ j
nadj ber ©djrift ju beftimmen, jufdjreiben, 2)er ©laube i|t '
überhaupt eine 2ad)e aller ßaien eben fo gut, roie ber Priefter,
eä fann aber S^iemanb glauben, »rer nidjt jugleict) urtl)eilt.
£)bn)ot)l nun bie Prief}er üon ©Ott cingcfe|t ftnb unb alä 9lüd)j
folger ber 2lpoj!el betrad)tet »erben muffen, fo ruljet auf i^nen
bod) eine Äraft ber Untrüglid)feit in ber Qxhmtni^ niöjt. Sn=
bem nun SBicliffc an bem SSeifpiele ber SSergangenbeit unb ber
©egenwart fab, bap ber Äleruä baä (Sbriftentbum in bem ©rabe
JU einem 9lu^en für ftd) gemadjt , baf e§ bei ber SKajoritat ber
2Kenfd;en cigentlid) alä untergegangen betrautet werben fonnte,
fd>eint er SBieberfebr einer foId)en ©efabr am meiften gefürd;tet
JU boben. Saber glaubte er fi^ wenbcn ju müffen on ben
Zi)til beö menfd?licl?en ©efcl[)led()t§, bem eine SSerbilbung ber
1) Trialog. Üb. UI. pag. 102.
— 240 —
Ätrd)e fetnett utitJtittctbaren 58ortI)ci( geir>a6reti fotitite, an bie
Saien. I)al;cr rebct SfBicliffc jwat oftma(§ t)on ttx SSerpflid)*
tung bet ^vicjler, bcjä reine eoangeltitm ju ocrfünben, oon if);
ttt §)fltd)t abetr, ju wadf^en, böp2iUcä gelje, wie eä ge^en foU^
le, rebet er nidjt, itnb Idpt, wie eö fdjeint, btc üoncilten ganj
unertüdf)nt. SBo^t ober rebet er t)on einer füld)en ^fltd^t beS
Äonigä, ber ßorbä, bc§ ^arlamentä: bcnn bie Säten müjyen
oudt) t)ier eine ßettung ^abcn unb eö mu^ ein ^unct ber "iln-
orbnung unb ber 3icge(ung üorijnnbcn fein. 25iefcr wirb am
beflen genommen in bem tt>eWicJ)cn ^errcntt)ume, roclCi)eä eben=
fallä auö ©Ott ift, WJtc ba$ ^rieflevt^um. 9J?an fann annel);
men, bap folcl)e Sbeen in ©nglanb fortgewuc^ert, bt§ fte im
fed?äje()nten S(i()ic{)unbert v>cvtt>irf(tct)t werben.
SBicIiffc'ö SSob aber war ber rumifc^en Äirdjc ju feigem
9Zit^en. 25ie SJJapregefn , bie von 5iicf)arb II. im 'Sal)xt 1382
ergriffen worben, waren vorübergegangen. »erlaufen feitbem
mehrere SobrC/ «»b ©eitcn» ber SJegtcrung gefd)tel)t gar nicl)t§
gegen bie Äei^erei. 9J?inbe(lenö nic^t ab(;otb jcigt fiel; bie fonig-
licbe gamilie ber SIeforniatton , wenn fte biefetbe oudb burd)
tbätigeä Eingreifen nocb ntd)t förbern ju fonnen meint. 5Ras
mentlid) wirb bie ®emal)lin 3itd)arb Jl., 2fnna, btc 5£od)tec
Äatfer Äarl IV., mit weldjer fid) ber Äonig von (gnglanb im
3al)re 1382 ücrmdblt bitte, wegen ibreä eüangclifd;en ©inne§
gerübmt. X>k (Sadjen flanben in ©nglanb fd}wer fiir bie
romifcbc ilirdje. Saä Ä6nigtl)um fd^ten ju wollen, bafj bie
Äefjeret er|l mdd)tig werbe, um ftcb bann auäjufpred)en; bie
betben reformatorifd)en Äenbenjen fd)icnen fiel) umarmen ju
wollen. 25em freien SSolfe von ßnglanb bitten bie inqutfitori;
fcben SÄapregeln ntd)t aufgenotbiget werben fonnen. fd)eint
bier unerhört gewefen ju fein, bag ^e^er verbrannt werben
mupten.
25ie SSeforgniffa ber r6mifd)en Äird)e müffen fid) jleigern
burd) ben ©ang ber 25inge nadj aStcliffe'ö Sobe. 25ie 2Biclif'
ftten ober goUarben fangen ön im (Stillen ibre eigene Äircbc
ju organifiren, ibre eigenen ^riefter ju weiben.') 2)a§ «Spflem
ber alten SBalbenfer fd;eint wtebergefebrt ju fein: e§ ift, ate
1) Lewis. The life and sutferings, pag. 198.
2) Thom. Walsingh. Eist. Angl. pag. 339.
— 241 —
fönte bie römifdjc &ixd)e unterl)ül)lt «erben burd? bie ^rebfgt.
SStele ^Heiliger jte()en fjerum, anQtti)an tüte bie ^pofiet. Sie
le()ren balb im ©tiUcn, balb lauter, je nad)bem bie Umftanbe
finb. SSiele 2orbä unb ^erren fd}ü§en ftc. Surceilen tverben
bie SSerfammlungcn, rceldjc bie ^^rcbigt ber eoangclifcben ©lau^
benäboten i)bnn njoDen, »on biefen £crb§ mit S3cn)affncten ge:
fdiüfet. ^) £)ie ^Tufregung be§ aSolfe§ foU weiter oerbreitet werj
ben. 9?id?t feiten ftnb on ben Sl^üren ber fatf)olifcf)en ^:rd)en
(Sd)riften »oll fd)n)erer S5efd)ulbigungen gegen ben romifdjen
Äleruö angel)eftet. Unter ben ®Iauben§boten, bie in ber nädjflen
Seit naä) SBicliffe'ä Äobe genannt «erben, ftnb bie bcbeutenbfien
Slicolüuä ^ereforb unb 3o^annc§ 2£ff^ton, bie 'ü)xc (Stellung an
ber Uniöerfttat aufgegeben ju ()abcn fd)einen, 3of)önne§ ^"»ernevj,
So{)onne§ ^^arfer. Stöbert *2n)inberlp, SBilljclm ©«inburbp, SBaU
ter 25iffe, ber Karmeliter, ber bie ungeljeuren SSerbredjen, «eldje
in ben Älöjiern begangen «urben, «cobomiterei unb SKorb,
felbp ungefdjeut aufbedte. ^) 2)iefe @Iauben§boten ftnb ber fKei»
nung gewefen, ba^ ein SBibcrruf i^rcr religiöfen Ueberjeugung,
«eld)em fie üon ber romifdjen Kird^e genörljiget «orben,
baä ®e«ij|"en nidjt binbc, ba^ bie ^flidjt ju prebigcn unb ju
Ie^>ren unenblic^ bol)er flet)e. ^arum bradjen J^ereforb unb j
tttff^ton bie geleifleten ©d;n)ure , «cnn anberä bie »on bem I
@ef*idjtäfd)reiber Knpgljton mitgetljeilten ffiiberrufäacten nicf)t 1
»erfdlfd)t finb.
2;iefe ^rebigcr flimmen in iljrerSebrc ttn SBcfentlidjen mit
SOBicliffe unb unter fidj felbft überein. @ie kljxtn mit SBicliffe
gegen bie 3;emporalge«alt ber .Sirdje, fie »erwcrfen baö ?)app5
tl)um, baä ©acerbotium im romifdjen «Sinne unb bie römifdje
Sbee Don i^tr Äird^e. Sie erfldren ba§ fKönc^ätbum fiir anti^
c^riftlid) unb ftc «oüen, ba^ Jllleä l)inauögeit)iefen «erbe ou§
ber Äird)e, «oä nid)t ju er«eifen fei ou§ ber Sdjrift. Zud)
fie forbern bie «eltlic^e ^Slaä)t auf, eine Sfeformation berÄirdje
JU er«irfen.^) Sb nun «o^l aber (Jinietne tton iljnen fid) nat)
an SBicliffe mögen angefd)lofJen l)obcn, fo geljet bod) bitrd) ba$
J) Knygtlion, de eyentib. Angl. pag. 2661.
2) Thom. "VValsingli. Bist. Angl. pag. 327. 328.
3) 2;ie Sefirc Äcrcforbfi apd Knyghton pag. 2657. Ütff^tonfe pag. 2659.
^urnci)6, 2661. SSjU^cIm ©mct^« pag. 2661. sß-il^ctm von ©roinburöt),
pag. 2666. 2670.
U. Zt)ti\. 16
- 242 —
©efammtBeftrebcn biefev SJZdnner nod) ein finbcrer ©eip. 68
tjl eine freiere JKeformation, >t>eld)e fte woHen. Sie üermcrfen
bie Sntcrceffion ber ^eiligen unbebirc^l, fte »oUeti feinerlei S5tU
ber bulbctt unb aufgepellt wiffen. ©tc glauben nidjt an baS
^urgatorium unb fic fagen, ba^ bie jel}igc römifdje Äird)e ga^
feine fold)e fei, bop bie ©acramente in ü)x gar nid)t gegeben
würben.^) Unb biefcä ijt c§, waS an bie Seigre ber alten SBaU
benfer beutltd) erinnert. 3luf ben Sufammenbang mit l»enfelben
beutet noä) mebrercä 2lnbcre bin- ®ie foUen ben gibfdbrour
toerroorfen b^»bcn , waä mit benfelben ^infcl)ränhmgen wie bei
ben SBalbenfevn felbft ju öcrflcben ijl.-)
SSet biefer Harmonie im ©anjen fe()lt e§ nid)t on SSer^
fdjiebenbeiten im ßinjeincn. Sie ttjefentlicbfie 2)iüergenj mag
tn ber ßebre über ba6 ©acrament bc§ 2lltarä be|lanben l^aben.
Sie ©inen fd;einen an ein blo^eä 3eicbcn gebadet ju b^ben, wie
e§ SBicliffe nid)t gemeint, nnb bie '^Inbcrn eine forperlicbe ®e=
genwart angenommen ju baben, bie er ebenfalls nicljt gewollt.
"Kuä) bie ^rdbejlinationölebre fcbcint nid)t bei "^Uen Eingang
gefunben ju \)cihm. ^)
•Die cngUfcI;en Äircl^cnfürflen woGen ftd; nun wobl belfen
gegen bie .Kefeer, ba aber ber weltlid^e 3lrm fte nid)t unters
jliU^t, iljuen felbft unmittelbar entgegenarbeitet, fo frudjtct tbr
gjjüben nid)tä. 25er ffitfcbof won ßincoln bat ben iteger SBit-
belm ©w^nburbi) vor feinen 9?id)tcr|lubl im Sa^re 1382 ges
brad)t. (^r will ibn verbrennen laffcn, aber ber ^erjog wn
8anca(ler bulbet e§ nicbt. ®er Jßifd;of mu^ fid; mit einem 2Bi»
1) Quod Septem sacannenta non sunt nisi signa mortua nec Talent
in forma qua eisdem utitur ecciesia.
Quod ecciesia nihil aliud est, quam synagoga Satanae.
Quod non est purgatorium post Lanc vitain ncque quod oportet agere
majorem poenitentiam pro ullo peccato quamquaui viiissimo, sed tantum
ut committentes illud deserant et apud se poenitent. Thom. Walsingh.
Hysodigma Neustriae, pag. 558.
Quod imagines cruxifixi hcatae virginis aliorumqne sanctorum nnllo ,
modo sunt venerandae. Quod non est supplicandnm Sanctis orare pro
viventibus. Alürmant enim Deum omnia facere, ipsos nihil facere posse
sanctos. Knyghton, de eventib. Angl. pag. 2707.
2) Knyehton, de eventib. Angl. pag. 2707.
3) Sn ber lorinrbifclji'n (Scl)rift: the laterne of ligbt tjl bic 'präbejlinoe
tioniMet)rc jcboc^ aiiiägcbrürft. Concilla Alagnae Britanniae III. pag. 374,
- 243 —
*muf begnügen, ©iefen btad)M «STOtjnburb») nod) furjcr 3««*
mä)t weiter unt> iprebigt rvit \>oxt)Cx. 0 SSom erjbifd^oflidjen
©tubfe ju Sonterburp e '»ebt im '^ci\)xt 1383 ein (Srla^ , bc^
S^iemanb bie »on ber Äircbe »erbammten ßebren iprebigen, 'Slk»
manb foldje ^rebiger fcf)ü^en follte bei (Strafe ber ©rcommunU
cation. ^) 2(ber oud) um biefeä ©ebot fcbeint ffcb ^^iemanb ge-
fummert ju b^ben, unb ber ßr^bifcbof mag tiermtcben \)ahtn,
nu^lofe ©rcommunicationen auäjufprecl)en. SS mu^te wieberum
eine beffere Seit erwartet »erben.
^in unb rcieber fangen ßorbS ort, bie S5i(ber unb bie
Äreuje au§ ben Äirdjen fcbaffen ju laffen, l)in unb wieber
fommt baä SSolf in S3enjegung unb bie SSitber werben auf eine
geroaltfame SBcife au5 ben .Kircben genommen. S)er immer bc«
benflicber geworbene .Kleruä trachtete i)(>ü)^ wat)vfcfeeinltd)crweife
baxnaö), ßinfluf auf bie SBablen ber S!}?itglieber be» Unterbau;
feä JU gewinnen. Einmal ifl biefeä aud) gelungen. 25aö ^ar;
lamcnt be§ 3<ib^2ö 1387 bat einen anberen 2(niTticb al§ gewöbn^
lid). Dber; unb Unterbaut begebrcn je^t einmütbig 9v?a§regelrt.
gegen bie SoUarben. 9^un fe|t ficb .König Siicljarb II. wieber
einmal gegen bie .Äe^er in SScwegung. ergebt ein fonigti:
d)cr SSeftbl/ bap untjerjügtid) alle ©cbriften be» Sobanneä Sfßi:
cliffe unb beä 9?icolauä ^ereforb an bie fönigltd;e .Äammer etn=
geliefert werben foQiten. äBer btefc§ ®ebot nid)t acbte, ber foHe
gefdnglid) eingejogen werben; alle .Klericer unb beamtete foßen'
über bie SSoUjiebung beffelben wai^ben. Ser Äönig nennt ftcb
in biefem ©rlaffe einen S5ertbeibigcr ber .Sird)e unb be§ fatbO'
lifd)en ®lauben§. ^) 'Kud) werben bie ©berip ber ©tabt gon^
bon beauftragt, »on Seit ju ^dt bie gebeimen Bufammenfünfte
ber Sollarben ju »erbieten.*) 2tber mit allen biefen SSerorbnun;
gen fcbeint eä eben nid)t febr ernjllid) gemeint gcwefen fein.
e§ wirb im fird)lid)en ®ei|ie geflagt, bap fie bcinabe gar nid)t
toUjogen worben: benn bie ©tunbe ber Südjtigung fei nodb
ni^t gefommen gewefen.^). £)ie ©ebote fdjcinen fa|l gar fei*
1) Knygliton. de eventib. Angl. pag. 2668,
2) Concilia Magnae Britanniae III. pag. 183.
3) Concilia Magnae Britanniae III. pag. 204.
4) Brady. History of Kngland III. pag. 463.
5) Sed exceoutio tarda et quasi nulla fiiit, qiiia non-lum Lora cor-
tectionis adTenit. Knygliton, de eventib. Aagl. jag. ',';08.
— 244 —
ncn ©nbrucf 9cmad)t l)oben. S'ie Gompofttton itnb bte ®c«
finnung ter folgenben ^arlomcnte war cnberä. Sni S<i^)re 1390
wirb barauf angetragen, bie englifdje S3ibel jii tierbieten, ober
Öbers unb Untett;au§ »ermerfen bie S3iU.
25agegcn jeigte ftd) bie erflere reformatorifcf)e Scnbenj in
bcn nddjjten Sa{)ren wieber bebeutenb, bolb auf eine nur bem
tömifdjen .^ofe, ba(b auf eine bem gefammten ÄIeru§ von ©ng»
lanb iriberwartige SBetfe. 9}?an l)otte noä) immer nidjt gcmins
nen fonnen, ba^ ber romifdbe ®tu(}t nad) ben cngUfcl)en Sans
beägefe^en gefragt, ©elbfl ba§ Parlament von 1387 Ijatte bitter
über bie ©teuer« geftagt, weldje 9fom nod) immer üon ber
englifcben Äird)e einfammle. Sa gebot 9?id)arb II. ftreng rote*
berum, bop feine ^jdpfilidje S5uUe jugetaffen werben foUte ol)ne
befonbere fonigtidje grlaubni^, bap 9?iemanb ol)ne ebenbiefetbe
crfci^einen foUte in bem JReidje aB pä:pjitid)er ©innebmer, bei
©ttüfe, als Sanbeöoerrdtijer be^anbelt ju werben.^) S5er cng^
Iifd)e Äleruä ifi je^t redjt jartlid) beforgt für bie ^aö:)t bc§
^a^jjleä. Sm Sab« 1389 reidjt ber ©rjbifcbof »on ßanterbur»)
eine ^rotejlation gegen alle Statuten ein, njclcbe ben Sfccbteit
beä ^apfieä unb ben grei^eiten ber Äird}e juwiber waren. ^)
'Ubtt fo wenig bie Äirdje für gut finbet, fid) um bie eng:
lifd)en ßanbeögefefee ju fümmern, fo wenig fümmert ftd; Äö=
nig unb Parlament um bte 9ied)te, bie fid) wiUfübrlid) bie
Äird)e felbft mad}te. .Konig unb Parlament »erorbnen im ^a))vi
1392, ba^ fürberljin i)itemanb nad) Siom gelten foUe, um fid)
SJeferijationen unb ^vowifionen üom rüniifd)cn ®tuf)Ie ju \)ckn,
bei ©träfe, üly Siebell beljanbelt ju werben. liUt gngldnber,
1) Parlainento Ricliardi II. libellus exliibitiis est de tollendis Bibliis
in linguam Angelicani translatis; qui a Nohiiibus et infeiioris domus
congregatione prorsiis rcjectus est. Et acriter respondit Joannes Diix
Lancastriae. Noliimns faex esse oiiiniiim hominuin, q'iandoquidem aliae
nationes legem sua lingua exaratam liabent. Addideriint alii: Si Evan-
geliam in lingua Anglicana adinissum liominibus errandi ansam sit prae-
bitunim, scitote intcr Latinos plures inveniri hereticos, quam ex aiia
qnacunqne lingua. Decreta nainqne sexaginta sex hereticos Latinos re-
ceosent. .loan. Fox l'rael'at. ad livangel. fiaxon.
2) Pioliibitio regia contra imjiositiones papales. a. 1289. Concilia
Magnae Britanniac III. pag. 207.
3) Concilia Magnae Britanniae III. pag. 208.
— 245 —
bfe fid) t>eäf)aü) in 9Zom befdnbcn, foUten öuf bet @teUe jU;
xMtti)xin. "äüö) \old)(, bte bereite Seneftcien befdpen, mugten
ouf ber ©teile in bie ^eimatl) fommen bei SSerlufl biefer S5e»
neficien. @ä tuaren aber ütele en9lifcf)e Älericet in SJom unb
e§ foUten mit SSeradjtung be§ Äonigä unb beä ^arlamentä me-
ber neue S3ullen jum <Si)aten bcS ßanbcä 9efd)miebet »erben.
2)tefe S5ütf4)aft trifft 9?om rote ein £)onnerfd)(üg. ^ap(i ^o-
nifaciuä IX. fenbet einen ße.qoten nadj ©nglanb. 25er ^apft
»olle bie @t)rc beä Äonigö nid)t minbern, fonbern erf)öl)en^ aber
für baä .l^eil ber Seelen muffe er forgen. £)ie Ijd^lidjen ©tas
tute „praemunire" möge ber Äönig bocf) ja abfd)affen, fon<i
»erbe e§ ju groper SOZtnberung beä ©lanjeä beS cnglifdjcn SitU
djee gereidjen. ^) 2!)iefe gcrabeju »iberftnntge ©^jrad)« fdjetnet
flber <rtjd) oon ber SSJclt immer beffer öerfianben »orben ju
fein. Äonig unb Parlament nefjmen barauf nic^t bie minbefie
Stüdftdjt unb bleiben bei ber n)icliffttifd)en Äe^erei, ftcf) nidjt
gebulbig :plünbern ju (äffen, lind) \)at ber englifd^e Äleruä
einen unmittelbaren ©djlag er{)alten. &n Statut öom Saljre
1391 ijl abermolö barauf bered)nct, bie »eitere ^usbeljnung ber
SSefi^ungen ber Äirctje ju l)inbern. 2) SBer eine SSuUe beä ^ap=
jleä in baä ßanb bringt, »er einen ^rojep nadj SJom üerfdjleift
l^at, beffen @ut foH ergriffen unb er cor be§ Äcntg» @ertcl)t
gejlem »erben.
2>aä .^eröortreten biefer reformatorifdjen Äenbenj f4)einet
ben ßoUarben neuen SO?utt) gegebeq ju ^aben. ©egen fie ift
»enig gefd)eben feit bem 3al)re 1387. 2)er Srjbifd)of üon ßan^
terburi) l)at im 3a{)re 1389 ben 2Bitt)elni S^ailor unb onbere
Äefeer citirt. Sie finb aber niä)t gefommen unb ber (Jrjbifdjof
^ot bie ©rcommunicütion über fte auägefprodjen. "äud) bie
©tabt ßeicejler Ijat er mit bem 3nterbtcte belegt. 2)en 2ßill)elm
©metb I)at er anä) citirt, aber er ift ebenfalls nidjt gefommen.
©nblid) ijl ber (5ribifd)of beffelben l)abf)aft geworben, ^r l)at
«He feine ©cljriften unb Äractate, beren er fe(?r ütele abgefaßt,
1) Thom. M'alsingh. Hist. Angl. pag. 344.
2) In isto parlamento edituin est profanain statiitiiin contra ecck&iam
et ecclesiae persona», videlicet, ne quaevis personae ecelesiasticae pos-
sideant nianeria, glebas, domos, passessiones , terras^ redditus quoscan-
qua per manus tisfatoris absque lieentia regis et capitalium doniinoram
Knjgbton. da eventib. Angl. pag. 2738.
fljiSliefcrn «nb einen SBtberruf abgeben muffen. ^) W\t fold)en
SBiberrufen Ijatte e6 immer nic^)t oicl ju fagen. X>tx (JrjbU
fdjof, »om n)eltltd)en 2frm »erlaffen, fonnte bie Äefeer nidjt
burcf) eroigeS ©efdngntg ober bte gtammen jum ©djroetgen
bringen. 25er gropte SS^eil ber genannten ®lauben§boten, fo
öiel tt)rer ntd)t unter ber fotgenben Sfegierung J^einrid) IV. ben
SDidrtprertob fiarben, fdjeinen in ^rieben l;inübergcgangen ju
fein. '3lüv 9licotauö .^creforb foll in ber ^aft beä ©rjbifdjofS
üon ßanterburp gcjlorben fein. 2) ©ingcjogen warb berfelbe oer;
muttjlid) aber erjl unter ber folgcnben 9?egierung.
Unter foldjen Umjldnbcn gefd)iebt »on ben ßoUarben ein
^6d)ji bebeutfamer (odjritt, ber einen S3(i(f in bie jiattfinbenben
SSer{)dltniffc tfjun Id^t. £)ie SoUarben xdä)tn bem Äonig unb
k bem Parlamente im 'Sai)xe. 1394 einen SSorfd)Iag ju einer 3Je--
I formation ber Äird)e ein. ©ie muffen alfo »obl gerauft Ijaben,
bap eine beterminirtc geinbfc^aft gecjen fie unb eine gdnjlic^c
2tbneigung gegen bie Ofeformation bei bem .Rönige unb rcenig»
ften§ bei einem SSfjeile be§ Parlamentes nidjt ©tatt ftnbe. 2)enn
fonjl l)dtten fte ben ©cpritt juerfl für »oüfommen unnü^ eracf)s
ten, bann aber bie ©efal)r fdjeuen muffen, ber fie fid) burd>
bie Eingabe au§fe|ten, ba fte ober bod) Einige üon iljnen ba*
tüxä) mit ber fogenannten Äefeerei ganj unjweibeutig tjerüorj
txattn.
25ie eingäbe bejletjt in 5w6lf 2£rtifeln, unb bie 2fufforbe«
rung jur Sieformation ift in il)nen nur inbtrect auägefprodjen.
25er TOefentlicbile Snbalt berfelben ift biefer. Seitbem, xi)xet
Stiefmutter, ber romifc^cn Äird)e folgenb, bie englifdje bem
^leru§ raeltlidbe '>Staä)t unb 9{eicbt()ümer gegeben i)at, ftnb
©laube, Hoffnung unb ßiebe au§ berfelben geroicben. *) 25a§
romifcbe ©acerbotium ifl fein fold>e§, »oic eä ©bi'ifiuä angcorb»
net. 25ie 9?iten, mit benen fie ft'd) weiljen, finb nicbt ju be-
grünben au§ ber ©dbrift, unb mit fo beharrlichen ©ünbern i|l
ber beitige ©eift nid}t. 2)a6 ©elübbe ber 6-ntf)altfamfeit, »on
ben Prieftern begel)vt, tt)ut weiter nicbtä, aB baf e§ bie unges
()euer|ien unb unnatürlid^ften SSetbrecben erjcugt. ^ieröon {jam
1) Concilia Magnae Britaiiniae lir. pag. 208. 209.
2) Knyghton, de cvenüb. Angl. pag. 2667.
3) Concilia Magnac Britanniac III. pag. 221.
— 247 -
belt bet britte "Kxtihl, naä)ma[^ aud) nod) bet cilfte, weiset
ba§ ©elübbe bet ßonticnj bei ben grouen befdm^ift. 25oS Sßuns
ber ber S^ranSfubflantiation fei crfonnen unb erbid)tet unb vev-
teite bie 9J?cnfd)en jur Slbgotterei. 25ie redete 8e{)re üom @a»
cramcnt beä 2fbenbma^t§ fei oufgefieUt »orben öon Soljans
neö SBtcliffe. 2)er (Swciämuä unb bie in ber romifdjen
Mitä)e genjoljnlidjen Segnungen be§ Delä, beS <Salje§, bet
©teine u. f. w. rcaren nid)t (Stjrijlent^um , fonbevn 3aube=
rei. £iie ©ebcte füt SSetflotbene in6befonbere waren »x>ibet ba§
@efe§ ber d)rijllid)en ßtebe. Sie ^tlgerfül;rten, bie 2inrufun9
tobtet SSilber unb beö J)6ljtrnen Äreujeä fei reine SJbgöttetei,
2!5ie 0()renbcicl)tc unb bie ©cwdlt ju binben unb ju lofen toa>
ren nur erfonnen, um bie Wtad)t be§ ©acerbütti ju crljoljen-
25ann folgen noclj jmei 2trtifel, rceldje et»t»a6 feltfam lauten.
£)ie jSöötung eincö SUenfdjen fowo^l im .Kriege aiä buxd) eini
©taatägcfe^ fei »iber bie ©ebote beä neuen Äejiamenteä , mU\
d)eä ein ©efefj beä Srbarmenö fei. Stiele Äünfie, mlä)t inl
ßnglanb betrieben würben, nat)rten bie ©ünbe. Sie S'iatur
lojfe ftd) mit SBcnigem genügen, unb bie Sd)rift fage: n>enn
\i}t iJJafjrung unb Ä(eiber t)abt, fo loffet md) genügen: barum
möge man befonberä bie ©otbarbeiter unb bie 2Baffenfd)miebc,
überf)aupt aber alle unn6tl)ige Jtünfic abtijun. £)ie (enteren 2fr«
tifel bettjeifen freilid), baf bie ©ingebenben feine grope ßeben§=
n)eiöf)eit befafen.
^'Jicmflnb fagt, wn wem biefe Eingabe ausgegangen; üiets
Uiäjt wac jobn Stbcaftte, ßorb ßobijam, nrd)t oljne 3fntfjeil an
ber ®ad)e. 23on bemfelben Ijoren wirnid;t allein, bap er 1389
in bem ^arlomente l)eftig gegen ben 5)apft fprad), fonbern ba^
er auc^ 1395 in bemfelben einen '-Antrag auf eine 9;e(ormation
ber Äird)e ftellte, wa6 wol)l alä SBieber^olung beä fd;on einmal
getljanen ©djritteä gefapt werben fönnte. ^) 3tber ju ber Äüf)n;
^eit einer ^Reformation, wie bie SoUarbcn ft'e begehrten, Jommt
baä Bierjeljnte Sal)v()unbert nod) nidjt. 2fud) finb bie Snteref=
fen im ^axlamtnti gct^eilt, unb SJid^arb IL, l;dtte er etwaä
ti)iin wollen, l;dtte nid)tä tl;un fonnen. 3£ber wie erbittert mag
bet Äleruä über ein ©ouüernement geworben fein, weld^eä fold)e
2)inge bod) onljörtc unb nidjt mit geuer unb ©djwett auf bie
1) Lewis, tbe life and sulferings ^lag. 201.
— 248 —
Äe^er (oäfii()r! 25er Äteruä ^üt ter ©ngabe bet ßollorben
ftd)er tud)tt9 entgegengearbeitet, ©ine (Kongregation t>er engli=
fcl)en ^mlaten t?om Saf)re 1394 bittet ben (5rjbi[d)of von Sana
terburi), ba^ er bod) bem Äonige Oie ^6f)e ber ©efa^r red)t
bringcnb tiorfielle, bamit berfelbe feinen roe(tIid)en 2Crni jur SSer»
fotgung ber SoUarben retdje, auf bap beren Äraft ntd)t etwa
im ©tiUen fo (Teige, bap i^r fpäter nid)t mti)x njiberjlanben
roerben fonnte. ') !D?an fielet, ber Äteru§ Ijat bie Sage bec
£)inge »o^l begriffen.
SDb nun aber aud) geraip 2Bilt)elm üon ßanterburp ben
3(uftrag ju erfüllen nid^t tserfäumt, fo gefd)tel)et üon bem Stbi
nige bod) nid;t§ »on SSebeutung. 9]id)t eine einjigc allgemeine
unb fomit allein rec^)t tvirffame 9}?apregel wirb ergriffen. S5itter
flogt im Sabre 1396 ber ©rjbifcbof, bap auf ber Unioerfitdt
ju Drforb bie raicliffitifcben Äeljereien nod) immer fortgeleljrt
würben. 2) 2Baä t>on JRicljarb 11. gefd)iebt tn ben leisten Sa^»
ren feine§ 2eben§, ba§ fd^eint er nur ju tbun, um nic^t ganj
mit ber Äirdje ju bred)en. gel)t gegen einjclnc ^erfonen,
bamit bod) etnja§ gefd)ebe, um bie ^riefterfürjlen ju begütigen,
ciber eä gebet nid)t gegen ben ganjen ßoUarbiämuä, al5 folle
ber ftille gortgang beffetbcn unter bem SSoIfe nid}t gebort wer»
ben. 2ll§ im '^ai)xe. 1395, wdbrenb ber .König in Srlanb i%
Die lollarbtid)en ßorbö 9iid)arb ©tun; , ßubwig ßlifforb, Zi)o-,
maö Satpmer, Sob^nneä fOZonteacubo auf eine (Sd}tlber()ebun9
gegen bie r6mifd)e .Kird)e ju finnen fd)einen, ba eilt 9iid)arb
aUerbing§ fd)neU ou§ 3rlanb b^^bei unb unterbrüd't bie begin:
nenbe ^Bewegung, wat)rfd)einlid) weil er fte für unjeitig i)itU,
brobet ben itorbä, wenn fie bieCollarben weiter begünjtigen
würben, er nimmt aud) bem 3?id)arb ©tun; einen ©cbwur ab,
bap er bie loEarbifd)cn Äe^ereien nidf)t mebr glauben woUe, er
1) Quatenas digneniini in sustentationem fidei cathoKcae et expag-s
nationein liereticae pravitatis in regno AngUcae per sectam perfidain Lol-
lardoriim nimiuni dilatatae, iiiforinare efficaciter dominum nostrum regem,
ut in ipsorum periidorum confusionem dignetur extendere cum eifecta,
bracliiuin siiae regiae majestatis , ne, qiiod absit , longae taciturnitatis
ailentio invalescat , et eorinn forsitan tanta crescat multitudo, cui pro-
scessu teinporis difticilius resistatur. Concilia Magnae Britanniae III.
pag. 223.
2) Concilia Magnae Britanniae Iii. pag. 229.
— 249 —
btotjet if)m mit bem Zobz , wenn et btefen (Sdjirur bredjc. »)
Xber cttraS ©nnAeiDcnbe» gefc^ie^et ntd)t. 2)er ^ontg n6t^)ts
get üud) im ^a^re 1396 einige Äefect nor it)m unb »ot bem
eT5bif*of ab5ufd)n)ör£n. -) 2)od) bie ^rie]lerfütftcn fonnten fiic^
nic^t tiufcben über bie S5e?ieutungSloftgfeit foldjet »cteinjelter
SKafregeln.
Unterbeffen war S03ilf)e(m Sourtnep, ber (5rjbifd)of »on
Canterburp, im %o.^xt 1396 geftorben, unb Sbomaä 2frunDeI
war oon bem v5tul}Ie ju ?)otf jum Primat t>on ©nglanb ges
forbert werben. 25iefer war ber tjeftigjie ©egncr ber Sollarben.
2Iber fcbon im 3abr£ 1397 Idpt ber Äontg bicfem S^bomaS
2frunbet ben SSefebt jufcmmen, bo^ er ftd> ouä bem 9?eicbc
entfernen moge.^) ßbcn bamalä werben »on 3?icbarb »or bem
f)arlamcnte mancbe @Dle angeflagt ^ocboerratber gegen tbn.
Sn biefe Serfd-worung fcbeint SSbomaS 2trunbet öerroicfelt ges
wejen ju fein, ffieinabe feltfam iji eä, bop ffionifaciuä IX. fein
SBort Derliert über baä gewaltfame SSerfabrcn be^Äönigä gegen ben
ßrjbifcbcf. Siubig geftatteter, baf ein neuer ßrjbifcbof, Sfoger
ton SäJalben, eingefeßt wirb. '21ber nad) ber 3\eoolutton, bie
S?id)arb II. fiürjte, ijl öud) Sbomaä 2(runbet üom ^^apfte wies
ter eingefegt werben. Se^t fcbeint ber ^apf! burd) biefe ißac^js
giebigfeir etwaä 2fnberc§ erreichen ju wolkn. 3m Sabre 1398
erfdjeini ein apo)loItfd)er Segot in gnglanb mit ber bringenben
SBitte, bo|3 ber Äönig bie pdpjtticben ^rooifionen bod) wiebet
geftatten mocbte. 2tber eS war bamit wieberum nid)t».*)
D'iun \)(iX\t fid) JHicbarD II. bie geinbfdjaft ber .Rirdje im
^ocbften S)?aape oertient. 2)ie ^apftgewalt foüte in @nglanb febt
«ingefd>ränft, ber .Rteruä um feine unabbdngige ©teQung gebradjt
»erben , baS war bie Äenben j be-^ ©ouoernementä befouberä feit
6Duarb III. SSor 2tnberem aber fonnte bie b^i^ide Strebe mit
1) Thom Walsingh. Hist. Ajigl. pag. 328.
5) ÜBilbclm Deynot, gticolau* Saittaur, Ofi(f)arl> ^ouc^cr, ESif^eni
Stotjcur. Concilia Magnae Britanniae III. pag. 225.
3) Thom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 364. SDcr Srief bc« Äöntg*
brtbülb an fccn ^P^ipit/ [agt „Tomas, proditionis non expers nostrae re-
giae majestati insidias fabricavit. Amicus nobis benevolus esse non po-
tent, qni notoriis inimicis dextras exhibet." Concilia Magnae Britanniae
, in. pag. 232i
4) Tbou. Waisingti. Uist. Angl. pag. 356.
— 250 —
^dnben greifen, ba^ unter JRtdjarb II. eine Keformation cor«
berettet »erbe. Siu^iQ Ik^ man bte gollftrben \id) mittx au§s
breiten. Wlan gab ft'd) juwetten baö 2fnfet)en, al§ ttjue man tU
tt)aS gegen fte, aber eä war faum anber§, a(§ wollte man ben
S5rud) mit ber römifcben Äirdje nic^t ju frü^)jeitig berbeifu()ren,
fll§ fönte bie «Kajorität bc§ unb bce SSolfeä erfi für bie
Steformation gewonnen »erben, bamit baS .S6nigtl)um fidj bann
crfldren fonne mit aller ©idjert)eit. S^iun war JRidjarb II. nod)
ein junger unb fräftiger Wlmn, ber nod) lange leben fonnte.
@ing eä ober mit bem ßoüarbiämuö fort, wie eä bisher gegans
gen, fdbien eine gro^e @ntfct)eibung in ©nglanb gegen ba3 ro*
mifcbc Äird)ent()um fallen ju fönnen.
2llfo war |)o^e Seit einzugreifen, unb eine 9?e»olution mu^tc
auöt)elfen. Sn ben @cfd)ic^täbücbern , bie im ©eifte ber Äircbc
gefcl)rieben finb, ift aHerbingä ber 3lnt()eil, ben bie ^riefterfurs
fien unb bie ganje .Kirche am Umfturj beä red^tmä^igcn , on
2£ufricbtung beä reüolutiondrcn Ä6nigtt)umeä, baä unter bec
Sßebingung, im ©pfteme ber Äird)c ju bonbeln, emporgetragen
wirb, üerbecft. 2)oct) leuchtet ber 2lntbeit ber Jirdje an biefer
JReüolution immer nod) beutlid) genug i)cx)>0Tc. 2lud) mu^te
2llleä bie Äird)e aufforbern, bie§ J:6nigt()um ju (iürjcn, "Küt^
fte aufforbern, ein anbere§ aufjuflellen unb fte, bie ft'd) felbfl
immer al5 baä Sg)bd)^e. unb 2lUeinige betröd)tete, waö in Zn--
fcblag fommen fonnte, war nidjt gewoljnt, foldje 2lnforberungen
von ber .^anb ju weifen.
Sie 9iei)olution ijt in geheimen gaben gelaufen unb »or»
bereitet worben burd) geheime SSerbinbungen uitb fBerljanblunj
gen, weldje baä 2id)t ber ®efd)id)te niemals erbliden werben.
25ie SSerbdltniffe fommen ber Äircbe ju ^ülfe. ffiidjarb II. t|t
unbeliebt unb ungead)tet bei 2lbel unb SSolf. ©eine Siegierung
war »erfd)wenbcrifd), er war bcm SBein unb ber ßiebe jugetpan
unb bie friegerifdje 2ld)tnng ©nglanbä nad) 2luf en ju war gefum
fen. Sftmalä "ijatu er bie iparlamentarifd)en SJedjte nidjt beadbtet,
willfü^rlidje SSerfügungen ertaffen unb willfü^rlidje Steuern
ouägef^rieben. 2lber waren aud) »iele feiner .^anbtungen -wills
fü^rlid) unb felbfi blutig, fo waren fte bodj, wenn aud) nid)t
gered)tfertigct, bod) entfd)ult)iget burcb eigcntbümlicbe S5erbdtt--
nijfe. Sebcä galle» aber war 9iid;arb II. fein S£i;rann, unb
bie 9?eüolution, weld^e it)n fiürjte, bie SJeformation fjeramte
— 251 —
unb unerme^tid)e§ Un^lM über^nglanb bxa6)tt, w(ivm(S)t t>flS
SBerf einer unobn)et§baren SRotljnjenbigEeit, oB t)ätte mon fi^
eine» 9Ranneä entlebigen muffen, mit bem nid)t auöjufommeit
genjefen, ftc war ba§ SBerf einer gaction, n»e(d)e fie woUte.
2fbel unb SSolE lief Stidjarb II. faKen, weil er fiel) felbjl nid)t
ju Ijalten »crflonb in ben Slagen ber ®efat)r, weil cä gleich?
gültig tvax gegen tl)n unb weil eS jum SSt^eil bie befonberen
Entwürfe ber gactton m<i)t fannte.
@ä fam ben Sfeöolutionämannern jum SSeweiä, ba^ ftc
einen befonberen 3we(f ücrfolgten, aud) feineäwegeä allein bars
fluf ön, 9iid)arb II. ju entfernen, fonbern eben fo fel)r, ben
tedjten 50?ann ju finben für ben Sljron, ber fiel) l)ergebe ju
ibren Entwürfen. 2)iefen redeten SOiann l)üben bie ^riejierfür»
jlen gefunben ouf eine beinahe feltfame SBeife, bod) nur fo,
bog fte ftd) ber 9?öd)welt tjcrrotben mußten aB tbronerfcbütfernb
unb reüolutiondr. Äonig ©buarb III. t)atte »ier S3rüber ge;
bobt, SioncU, ßancafler, ©orf, ©loucefter. Sionell war öer^
ftorben »or bem Äonige unb Ijatte einen ©obn Ijinterlaffen,
SJoger SD?ortimer genannt. 2)tefer Sioger SRortimer, weld)ec
anä) fdjon öon 9{id)arb II., wenn er obne 8eibe§erben jlerben
foUte, ber ©ucceffionäorbnung gemdg btieid)mt werben war
fll§ fein Siadjfolger, bdtte nun, Ijdttc bie gaction nur ben Strang
gel)abt, ftd) eineä SIprannen ju" erlebigen, auf ben 3;()ron gcs
fieUt werben muffen. 2lber fie neljmen nid)t biefen, fonbern, et'
nen 2lnbercn, bem bie Ärone, »orauägefe^t, bap bie SJewolus
tion gegen 9Jid)arb II. ju entfd)ulbigen gewcfen, gar nidfjt ge^
biii)xt, weil er ber redete 9)?ann ift.
25ie Äird)e finbet iljren SO?ann, wa3 beinahe feltfam iff,
in bem ^oufe ßancafier. 2)er alte ^erjog üon Sancajler ift
ba§ ©lieb ber toniglidjen gamilie, weld)eg om beutlid)(ien Ijers
vortritt mit feiner eoangelifd^en ©eftnnung. ein Äe^er ben
SBifdjöfen ju entreißen, fo ifi ^ancafier ba, muß bie lieber»
fe^ung ber l)eiligen ©djrift in bie englifdje (Sprad^e im Carlas
mente »ert^eibigt werben, fo ifi ßancajier wieber ba. 25arum
ift aud) ber ^erjog Da§ 3iel mand)er, jebod) erfolglofer, SSer»
folgungen. 2)te ■^nl)dnger ber Äird)e wollen ßwift jwifdjen beu
Äönig unb gancajtcr fden. 25er SDl)m wirb befdjulbiget nad>
bem S£l)ron unb mä) ber ^errfdjaft beä Sleffen ju jlreben.
©leid) in bem erfien Parlamente yjidjarb II. wirb ber ^erjog
— 252 —
tm Unterlaufe be§ SSerratf)eä an bem Äontge be5Üd)tl9et. 25a§ ^ars
lament fdjldgt bte '^nffage alä »erldumberifd) nieber.^) SÄan ftnbet,
bap fdjon t>ter 3a^re barauf in ©nglanb gegen ben ^erjog »lebet
ettt)a§ angcfponnen wirb. @§ fc^etnt, e§ war gelungen, einigen
SSerbadjt in bie @ee(e beö jungen .Rönigä ju bringen, ßancalter,
nirgenbS mei)x ftdjer, baä ßeben bebrot)t, flief)et nad) ©d^ottlanb.
2(ber bie ©ad)c flärt ftd) balb ouf. 9ii(i)<irb II. ruft ben ^erjog
jurucf, gebietet, ba^ jebermann it)n fc^ü^en follte. 55aä fd)önflc
8ob fpenbet babet) Änt)gf)ton bem ^erjog: ein frommet unb
gottergebner SJJann, friebfertigen ©inneö, »eldjet bet UnbiU
feiner geinbe niemals gebadet. 2) SßSieberum üier Sol)re barauf
(1384) tritt ein Garmelitermond) t»or bem ^aüammtt auf, 8an*
cafler ^abc eine 58erfd)tt)6rung gebilbet, ben J:6nig ju ermorben
unb ftd) bie Ärone ju gewinnen. Sancajicr tragt fogteid) ouf
Unterfud)ung an, bi§ ba£)in muffe ber Äarmelit gefangen ges
]()alten werben. 3tber e()e ber ZaQ ber Unterfudjung fommt,
wirb ber Äarmelit im ©efdngnif crfdjlagen. *) Sie ^art^ei,
wel(ä)e ben ^erjog »erfolgte, fd}affte, wie e§ fc^eint, \i)x eignet
SBerfjcug fort, ba fte fal), bie ©ad)e gelje nid)t. 'Und) mod)te
bie ©rmorbung beä SOZönd)eä notljig fein, um bie Unterfud^ung
öbjufdjjneiben, öon wem er ben 2tuftrag em^jfangen, bie SSer^
Idumbung gegen ben ^erjog auäjufpredjen. 83on ber angeblti
ä)m S3erfd)w6rung Sancafterö gegen ben Äönig ftnbet ftdf) nicftt
bie minbefte weitere ©pur. 3wifd)en ßancafter unb 9ti4)arb
^jerrfd)t baä größte SSertrauen. ^)
Zn biefen SJorgdngen mag erfannt werben, wie bie Äirdje
gegen il)re ©egner üerful)r. Sodj nun ^)6ren bie SSerfud^e, 3wift
jwifd)en ben Äonig unb Sancafler ju fden auf. Sie Äird)c
wenbet fic^ nad^ einer anbern ©eite, wo ber Erfolg großer fein
muf . Sie Unjufriebenljeit ber iJlation mit bem Äonig fteigt, befon»
ber§ nad)bem mit bem Sa^re 1389 9?id)arb II. jum WlaniK Ijeram
8ewad()fen, felbfijldnbiger regierte. Sie SSer|)dUnijfe gepalten fic^
1) Lewis, the life and sufTtrings pag. 196-
2) Knyghton, de eventib. Angl. pag. 2640. 2641. 2642.
3) Tbom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 309.
4) Thoni. Walsingh. Hypodigma Neustriao, pag. 536.
5) Sange ging bdd ©ouDcrnciiicnt nur unter tcm 9Jünicn DJit^arb*,
Öcr «in ÄnaOe roar ('eim iobe Sbunrb III. 2>ie für ben 2oIIarbiÄniu» gün^
ftige Scnbenü bce @ou9crnementd rührte befonberu »oii Samafici; I^er.
— 253 —
, gfinjltgcr. T>tr 3t»tfl, mlAer jtrtfdjen Cancajier unb 3?td)arb II.
md)t aufgeregt werben fonnte, wirb emgt jTci'cfaen bem Äonig
unb bem ^crjog non ©[ouccjler, bem jüngeren £)^m. £)iefeä=
mal ijt über bie SBeife ganj unberä. ©loucefter (oll bcn S-ö-
nig Siic^arb enttf)ronen: bie Äird)e roiü ben ftillen ffiefc^ü^er
ber Äe^er weg boben. <5ct)on im S^bre 1388 frf)eint bet
^lan entworfen worben ju fein. Siic^arb foU ermorbet ober
einge!erfert werfen, (gloucefier ober 9ioger SJfortimer foU Ss>i
nig werben. 2Cber ber ^pian fommt nid)t jur ^luafü^jrung, man
wei^ nid)t warum. 2>er J^erjog gejlanb nacbmal», jwei Slage
lang b^be er an bie ©nttbrcnung be» Königs gebadit. i) 2)as
tnalö, wie bie @ad)e gefcbmtebet wirb, fcheint bem Jlönig
Sitdjarb II. nicbto ©enaiieö »on ber SSerfcbworung befannt ge;
werben ju fein. T>uxd) irgcnb einen Sufall mag 9iid)arb II.
plö^Iid) nad) vielen 3<ibren fidlere Äunbe »on biefcr SJerfd^wös
rung erhalten ijahtn. Sm 3al}re 1397 laßt er ben .^er*
jog von ©toucefter greifen, nad) (lalaiä fübren unD bort nies
berbauen. ©ine bebeutenbe ^tn^abl anberer ßorbä Id^t JRidjarb II.
JU berfelbcn 3eit ergreifen unb babet befannt machen, bap nid)t
biefeä gcfdiebe wegen S^ingen, bie langft »ergangen, fonbcrn
wegen ganj neuerlidjer. (Sie wären SJerrättjer an i^m unb
ön bem S\eid)e. -) 2?a§ ^Xtrlament »erurtbcilt ben ©rafen
»on 2irunDel unb ben ©rufen oon SBarwic jum SoDe.
SBarwic erflärte jidj felbft üor bem Parlamente beä ^Stx^
bred)en§ ber beleibigten fKajetlat fd)ulbtg. ^) S^a» 3;obesurtbeiI
wirb inbeffen nur an bem ©rafen "tonbel ücUjogen. 25amal5
war'», bap jHidjarb II. bem ^Bruber beiJelben, Dem ©rjbifcbof
SKbonifl^ 2lrunbcl, au6 bem 9Ieid)e ju gelten gebot.
ffiiele 2)unfelbeiten liegen über bicfen (Sreigniffen. 2)aß
eine SSerfdjworung Statt gefunbcn, bie 9iid?arb II. au§ bemSBege
räumen foUte, ift flor unb ben böd)j!en ©raD »on SBabrfd)ein=
liebfeit ^at eä, ba^ biefc SSerfd)WÖrung geleitet worben i|t von
ber Äirdje. 9iid)arb foüte fort um be» SoUarbismuö wiUen.
SSijle aber, bie mit in Die a3erfd)w6rung i^erwicfelt waren, mos
gen allerbingä nicbt gewußt l;aben, waö bie .^äupter trieben
1) Tnrner. History of England II. pag. 286.
2) Tliom. Walsingh. Hisf. Angl pag. 354.
3) Walsingh. Hypodigma Nenstriae, pag. 651.
254 ~
unb bacf)tctt, bie 9?id)arb§ an^ihliä)t Sprannei in ben SSorber»
grunb flellen. ') (Sfjaractcrifltfd) tft e§ babet, wie ber®elft bet
^trd)e tion benen tebet, bte für feine «Sadjc gefallen finb. Sc*
ner Äarmelit, ber 'ben ^erjog »on ßancafier angeftagt, i)at
SBunbev Qttt)an naä) feinem Zoit, ber @raf üon 2(runbel tjl
ein ^eiliger 5Kartprer. 2) Sener etnjelne 3ug in btefen Sorgdn»
gen meifl ouf bie ^rie|terfür|len !)in, bie {)inter bem S3orf)angc
tianben unb bie DJewolution leiteten. 3)
9Jicl)flrb II. ober ifi nod) jenen SSorgangen fel)t beforgt.
6r \)at feine 9?ul)c me^r. ©r mag erfannt l}aben, ba^ bie ®e«
fal)r nod) nidjt toorüber fei, ba^ um it)n f)er nod) gar S3ieleS
im ©tillen betrieben rcerbe. Unter ben ©rofen, bie i^m befon;
berä t»erbddt)tig finb, befinbet ftd; aud) .^einrid», ber Soljn be§
J^erjogö So()ann tion Sancofier. 2)er alte ^crjog, ber greunb
beö ©oongelii unb ber ßoüarben, fjat an ben SSirren ber k^-
ttn ^t\t 9{id)arb II. feinen llntijtU metjr genommen, dt tjl
«od) öor bem 2luäbrud}e ber 9?eüolution am 3. gebruar 1399
geflorben. ©eineö ©ol^neö .^einrid) fd)eint bie Äird)e ftd) jei*
tig bemdd)tigt ju ^aben. ®te erfennen ben red)tcn 9}?ann in
it)m; er wirb bie Äird)e galten, wenn er burd) eine 9feüolution
auf ben X\)xon geförbert wirb, .^^cinrid;, nad) bem Sobe feineS
SSaterä ^erjog t>on Sancaper genannt, war bem ivöntge Sfidjarb
lange t)erbäd)tig unb er wünfd)te xi)n fort ju Ijaben auä bem
9?eid)e. 9iid)arb benugte eine @elegenf)eit, ba SQtinxiä) von
Singen gefpred^en, üon benen ber Äonig wollte, bop ni(^t ge»
fprocben werben füllte, um il}n auf jel)n 3at)rc auä (Jnglanb
ju üerbannen. 25iefe§ gefd;iel)t nod) im S«!)« 1398.
9la4)bem nun ber alte ^crjog »on Sancafrer geworben,
wirb biefe jel)niä(;rige SSerbannung in eine immerwd()renbe »er»
1) 3)afür fpricl)t, bag unter ben Sorb*, roc(cf)C ber Äcnig cinjk^cn
Id^t, fid) aud) Süliamic» i!e inonte acuio Dcfinbet, ber ju ben eifrigften
SSefd^Ü^'Crn ber Soßarbcil gct)ört, qni tantam incurrit amentiam, ut ima-
gincs, quas Iiabcbaf, in capella sua deponi faceret. Thom. Walsingh.
Hypodigma Neustriae, pag. ö40.
2) Thom. Walsingli. Hist. Angl. pag. 310. Hypodigtna Neusfriae,
pag. 562.
6) i){id)arb fürrf)tctc glcid) bie 'Prälaten in6cf)ten für bte »er^nfteten
Sorb* arbeiten. Rex vero nescitur quid inetiiens, per idem tempus vetuit,
ne pontifices aliive praelati facerent processiones sive detentiones pro pro-
cerum ereptione ditentoiuin. Thom. Waisingb. Hypodigma Neustriae, p. 550.
— 255 —
wanbelt. •) 9iicl)arb fc^jeint fid) nun ttcoai (td)ct gcfu^itt ju
^>aben. Sm 2tpril 1399 jiel)t er nad) Stianb. 3fuf einmal iji
in 2onbon JlÜeä in SSenjegung. ©ne neue SSerfchwörung biU
bct ild). 2)er 2fnt()eil ber Äirdje tritt fefjr fdjarf (jenjor. 5j;t)0«
maä 2(runbel i)l roieber ba. ©r madjt bie SJZitteläperfon unb
ben JBoten jroifcfjen bcn 83erfd)n>ornen unb bem ^crsoge öon
gancajler, ber ficf) ju ^ariä bcftnbet.^) liUti gefjt mit gropet
©djnelle. ^einrid) fommt im Sulp nad) ©nglanb unb Äau=
fenbe eilen fogleid) jn feinen 5at)nen, fßiele gerci^ in ber WltU
nung, eS Ijanbte fid) nur um bie 3?ettung ber greiljeiten beä
ganbeä. Ungiin|lige SBinbe liegen lange feine 9iad)rid)t nad)
3rlanb fommen. 9iid)urb f)atte nidjtä erfaljren Don ber SSer»
fc^TOorung. 2£l§ er von 5)einrid;ä ßanbung l)6rte, fam er eis
lenbä nad) gnglanb. war JeineSwegeö 2lUe§ üerloren. ©in
onberer 9Wann ^atte bic legitime ^artfjei gegen bie Sieoolutionös
männer woljl gctjalten. Siic^arb aber »erlor ben SDJut^ unb jog
fid) nad) SSole» jurücf. 2)urd) ein ©enjebe üon Slreuloftgfeiten
unb 9Jieberträd)tigfeiten bekommen bie Empörer ben Äonig in
i^re ©enjalt. S5er (5räbi)'d)of fpielt in benfelben immer bie b(-
beutenbfte SfoHe. Sie führten i[)n nad) Sonbon unb n6tl)igten
tl)n bort, eine Sntfagungäacte ju unter^eidjnen. Sabei muptc
ber unglu(flid:)e SKann nod) Äeinrid) von ßancafter ju feinem
i)Zad)fo(ger empfel)len. ^) Qin ^^arlament warb in ber @ile be-
rufen. 2^icfe§ warb jum SSerrdtper an ßnglanb unb an bem
Äönig. ©5 erftdrte 9Jid)arb II. für abgefegt. Unter ben ©rün^
ben ber 2lbfefeung finb nun aHerbingä oiele ungefef2[td)e unb
will!üi;rlic^e ^anbtungen 9xid)orbä angeführt, bie ^auptfad)e
aber, ber goüarbiSmuS, wirb flüglid)er ffieife ganj mit StiQä
fc^weigen übergangen. 5Bor biefe» Parlament tritt nun .:^eins
rid) öon Sancajier, unb baffelbe erfennet ein fF.eäit beffelben auf
ben a::i)ron an, weld)e6 gar nidit »orf)ünben ifi, inbem bet
a;t)ron nur ben ^Ibfömmlingen gionelö gebührt. 2Cber biefe mag
bic Äird)e untauglich gefunden f)aben. 9\id)arb II. aber wirb
balb nad) biefen -SSorgängen im ©efängnif erwürgt (23. Scto*
ber 1399).
1) Thom. Walsingh. Hypodigma Nenstriae, pag. 553.
2) Tnrner. History of England II. 306.
3) Les records et proces del rennndation da roi Richard. Hiat. '
▲ngL Script Antiq. London 1652 pag. 2745.
— 256 —
35i'efc 9?eöoIutton n>ar. ein imcrmep(td)er SSorf^etl für bie
Äird)e. ber Zt)at wat bie t)öd))le Seit genjefen, in bet
5j;f)at ^atte man fid) faum onberä l)elfen fonnen al§ auf biefe
SBcife. SlUeä gewinnt in ©nglanb fogleid) eine anbere ©efialt.
£)ec gortgang be§ goIlarbiSmuä wirb aufgeljatten, e§ ifl feine
9?cbe mii)t oon einer bmä) ÄonigtJjum unb Parlament ju er»
wirfenben 9?eformation.
war in ganj ©uro^ja fein ßanb gcwefen gefd)icfter alS
©nglanb, bie ^Reformation ber Äircfee ju beginnen unb i()r ei»
nen erpen fejien gug ju geben, 'äbtx Siid^arb II. (jotte 'Mt^ »erj
borben. Qx wünfdjte, wie man fonnenflar fteljet, bie SJeformo»
tion, inbem er bie ßoUarben fdjatten unb walten lie^, wie fte
wollten. £)ie ®efa£)r, weldjer er baburd) baä Äünigt()um auä=
fe^te, ob er auä) nod) niä)t ganj offen Ijcrüortrat, war ungc*
J)euer. @r burfte alfo bie ^iation nidt)t unjufricben mad^jen in
cnberen 2)ingcn, er mupte naä) S[)?Dg(id)feit fiel) mit berfetben
JU ibentiftciren jireben. £)ann wäre bie SJeüolution nidjt ge^
fommen ober fte wäre mißlungen. 3n wenigen ^eccnnien \)äu
ten bie eöangelifdjen ©lauben^boten bie SKajorität be§ eng(ifcl)en
SSoIfeö gewinnen fonnen. Züt biefe SDinge waren üon ben
^rieperfürfien bercd)net worben. ©ie {)atten gefeben, e§ fei bie
I)64)Pe 3eit; barum i)abm fte bie 9fe»olution loäbrcd;en laffen.
25a§ rcüolutionäre ^onigätjauä ibentiftcirt fid? burdjauä
mit ber Äirdje. ©ie ift wieber "UUt^, ber ÄleruS nimmt wie»
ber bie obcrpen ©teilen bcö ©taateä ein, au6 bem Parlamente
»erfd)winbet bie jweite, bie freiere, bie eoangelifd)e 9iid)tung
fluf eine 9ieformation, unb bie erjlere erhält fid) mit 9J?übe.
©rogen ©influp fd)eint fid) bet Äleruä auf bie SBabl ber
glieber be§ untern ^aufeä oerfd;afft ju l^aben. Äbomas '^run»
bei, ftdjtbar ein ^au^jträbelSfubrer ber Sfeoolution, wirb fogleid)
wieber in bas ^rjbiötl)um ßanterburt) eingefe^t. (5r fdjeint
feine ilnfprüd)e auf baffclbe niemalä aufgegeben unb fid) immer
aB redjtmägigen grjbifdjof betrad)tet ju ijcibin. ©leid^ läßt
i\)m ber neue Äcnig wiffen, er werbe nidjt, wie feine SSorgän»
ger, immer (Selb »on ber^irdje begel^ren, nur in benbringeub*
jten gällen follte cä gcfcljeljen. 2)ie l)eilige Äird;e möge itjn i^»
res ©d)u^e§ unb il)reö ©ebeteö würbigen, bagegen werbe et
alle Äraft auf bie S3ernid)tung ber Äc^er wenben. 0
1) Goncilia Magnae Britanniae III. pag. 238. 239.
— 257 —
©et ^ülfe be§ mltiid)tn Tlxmt^ tvat bet Äl«u§ nun ge-
wif . 6ä fam jebt barauf an, ba^ bie ©cfe^e bet 3nquifition burc^
^arlam£nt3fd)lüj|'e ju ©efefeen ©nglanbä erhoben würben. v3d)on
auf bem jweiten Parlamente .^einrid)» IV. im Safere 1400 tritt
ber Äleruö auf. @§ fei bie l)üc^fte Seit einjufd)rciten, wenn nic^t
bie Äe^er bie Äirdje jerjloren foUen, ber mltüd)t "äxm müfife
eingreifen. "Kudt) baä Parlament ifi wie umgen?anbelt; boüjläns
big wirb ber Äird)c nadjgegeben. 25ie Äirdje foU baä Sitä)t
^aben, bie-Äe^er ju greifen, wo fte biefelbcn finttt, fte jum
©efianbnip ju bringen unb in ^aft ju fjalttn, fo lange es i^t
gut bunft. 2(ud? rcirb in bem ?>arlament§fd)lufre ausbrÜ!flic^>
gefaqt, bap Ijartnäcfige .Re^er nad? ben allgemeinen .Rircl;engej
fefeen bem trcltlidjen Zxm überlaffcn, b. fj. »erbrannt werben
müßten. X)k, fagt berfelbe, wel^e biefcä nid;t trifft, fei-
len in ®elb|trafe genommen werben, bie ©elbftrafen ftnb an
ben Äönig ju ^aljlcn. ©innen üierjig Sagen foüen ferner bei
©elb: unb ©efängni^jlrafe alle fc^erifd)C @d?riftert eingeliefert
werben. 1) 2IQmälig werben nun fafi alle inquifttorifd)c fSla^i
regeln tbeiB burd) formlidje Parlamcnt»fd;lüffe, tf)eilä burc^
SSerorbnungen beä Äonigä unb ber Äird)e in (Sngtanb eingej
fübrt. 2)ie Siocefen foUen burd)fud)t, ben EDiagijlratsperfonen fol^
len ©djwiire abgenommen werben, bap fie bie Äe^er an ba§
Sageältd)t sieben wollen, bie foniglid^en ^Beamteten foHcn fie
füjTen unO ber Mixilji. überliefern. Sie Äennjeid^en werben auf-
gejiellt, an bcnen man bic Äcf^er evfennen foQ. 3(lä oerbddjtig
ber Äeberei foU angefef)en werben, wer nidjt üot ben .i^eiligen«
bilDern nieberfdOt, wer fte nid^t fügt, wer fte^en bleibt, wenn
:ttnbere oor bem Äreuje nieberfallen, wer fein Seichen »on S3er:
e^ning giebt, wenn eine ^rojefnon üorüberjiebt, wer »erbddj--
tige Perfonen befud)t. 9Ber ein englifcbeä ffiud) befigt/ wer eä
»orlefen b^rt, wer S3efanntfd)atc mit fodben \}at, bie englifdje
SSüdjer b^ben, ber foU für üer^äcbtig ber .Regerei angefef)en
»erben. Unb ein „suspectus de heresi" fonnte nad) ben all:
gemeinen Snquijitionogrunbfdgen unb 3J?a^regeln febr leid)t in
einen wirflidjen .Reger Dcrwanbelt werben , wenn man firf) fei^
net fonjl cntlebigen wollte S)er @räbtfd;of Sbomaö 2trunbel, bi§
an [einen Sob, ber im 3a^re 1414 erfolgte, unermüblid? in
1) Conciiia Magtiae Britaniae III. pag. 239.
II. XtieiU 17
— 258 —
SSerfoIgung bev Äel^er, ftellt t% ald einen l)intdnglid)en ®runb
jut 2(njctge tjor bem SBifctofätribunal auf, wenn Semanb in
feiner 'kxX unb SBeife zivooA S3efonbere§ unb SigentljümlidjeS
l)abe. S5erfelbe »evorbnet, bap Slicmanb mef)r übet bie @(au>
benöartifel anberö al§ in bem ©inne unb nod) ben @ntfd)eis
bungen ber Äirdje biäputiren, 9liemonb bic Secretc bet Äircjje
bejweifeln, S'liemonb, alä «jer baju üon ber Ätrdje beauftragt,
bic Äinber in ©egenftdnbcn ber Sieligion unterweifen, 9?icmanb
bie ©djrift ober ^()eite berfelben in bie englifdfje @prad)c über;
fegen foUtc. 25agegen ifl ber (5rjbifdt)of fef)r eifrig in ber 3fn»
orbnung üon ^rojeffionen unb .|)eiligenocrel)rungen. i)'lad)moB
finb SSicle verbrannt »orben, nur weil fte bie englifdje SSibel
im ^aufe geljabt, wenn fie biefetbe aud) nicl)t gelefen Ratten,
©tattonen folgen auf ßitationen allentf)alben. 2)ie 2fcten ber
©pnoben füllen ftd) mit SBiberrufen ber Äeger. 2lber aud) an
SKärtprern beä ceangelifd^en ©laubenö fe^lt eö nid)t. SBit()clm
©aüoutre ijt im Sal)re 1401 ber @rfte, weld)er ben S^ob in ben
glammen ftnbet. Söie^rere 2(nbere folgen nod) unter ber SJegies
rung ^einrid)S IV.
2)er Äonig ifi immer bereit, ber Äirdje ju bienen, aber
er forgt aud) für ftd). @in jirengeä ©biet üom S<il)rc 1413
gegen bie Äefeer oerfügt jugleid), ba^ bie ßonftäcation ber ®ü;
ter berfelben ©tatt finben foUte jum S5efien be§ Äonigö. 2)
S)iefeö ifl nun in@nglanb immer ^rartS geblieben, ba^ bie Göns
fiäcation ©tatt l^atte nid^t für bie Äirdje, fonbern für ben Äonig.
Snbeffen im Slnfange gewinnt bie Äirdje nidjt »iel burd) bie (Jim
Jüljrung ber inquifitorifdjen 5)iapregetn. 2)ie Äeger, wirb ge=
llagt, breiteten nun il)re Sebre. im ©tiUen weiter auä. ^) <2ie
mußten crft eine geraume Seit gewirkt l)aben, et)e man einen
nam()oftcn ©rfolg feben fonnte. Sine J^auptfad)e war für bie
romifdje Äirdje boc() fd)on gewonnen. Sie gerabc ©träfe, weldjje
1) Concilia Magnae Britaniae a. 1408 III. pag. 317.
2) Que toute persons convictes de lieresie, de qiieconque cstat,
condition oa degree quils suient, par les dite ordinarizs ou loor coni-
missarieSi relinquenz a seculer main solonc les leies de seint eglise, per-
dent et forfacent touts lour terres, et tenenients, quex ont en fee sim-
ple, en manere q'ensint, cest assavoir, que le roy eit toutz les terres
qaeax les ditz convictz cunt en fee simple, et qaeax sont tenus de luy
immediatc, come forfaitz.
3) TLom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 366.
— 259 —
fid) bic [Reformation gebahnt i)aite, um burd) baS gcfei^mapige
Äönigtljum unb butd) baö Parlament ju tljrem @nbe ju fommen,
xoat burdj baS reöoluttondre Äönigttjum burc^groben werben.
ILuö) bie Uniöerfttät SDrforb reinigte 5lt)oma§ 3trunbel üon
ber tt>iclifftttfd)en Äefeerei, mit ber fie angeftccft war. 2)ic Unii
»erfitdt t^at im ^ai)xt 1406 einen fef)r fufjnen @d)ritt. ®ie
flelltc baä e^ircnüoUe 3«"gn'^ f"^ Sßicliffe auä, beffen bereits
©m)df)nung gefdjefjen i% (5§ ifl bti)auptet werben, ba^ biefeä
geugni^ falfdj fei. ^eter ^apne, ein greunb SBicttffe'ä, ber
fpdter in S36^men auftritt, l)abe ba§ (Siegel ber Uniöerfttdt ges
fie{)len unb baä S'^ug"'^ gefertiget.*) £)ie<Si;nobe ju Äojlni^
fagt jwor auä), e§ fei ein falfdjeS Scugnif, aber wn bem
©teilen be§ ©iegelä fagt fie ni(i)t#. ga(fd) aber ifl, wag jum
Sßejlen ber Äe^er lautet. SBicliffe'ä greunbe auf ber Unioerfts
tat, fagt bie ©pnobe eigentlicb nur, (jaben ba§ 3eugni^ geferj
ttget. "Äber biefe greunbe bominirten eben bamaB ned) an ber
Unioerfität. @ä fann auä) nid^t jur @ntftäftigung beä geug»
niffe§ bienen, wenn man fagen wolle, bie Uniwcrfität fönne ein
foldjeö iefet nid)t füglid) ib^ben ausgeben laffen, ba fo eben bie
l&atten ©efe^e gegen bie Äe^cr erlaffen werben; benn wenigs
^en§ in ben ^arlamentöfcblüffen war SBicltffe nicbt namcntlid)
genannt. 2fucb gebietet ber ©ri^bifcbof erfl im Sabrc 1408, baft
Sßtcliffe'ä JBüdjer auf ben Unioerfttdten ju Srforb unb ßam»
bribge nidjt weiter gelefen werben feilten, biö fte unterfudjt wors
ben. ^u§ ber üenflitutien beä ©ribifcbofä üon biefem Sab«
fiebet man beutlicb, bap wicliffitifcbe ßebren auf ber ganjen
Uniüerfttdt t)m\<i)ttn. Selbft im 3abre 1409 wurden fte ju
SJrforb nod) ganj offen vorgetragen. Sn einem S3ricfe an ben
Äanjter be§ Äonigö »om Sabre 1411 flagt SSbomaä 3lrunbel,
ba^ bie Uniöerfttät »oüer Äefjerei fei. 2llle biefe 2)tnge fprec^en
für ba§ 2)ocument ber Unioerfttdt »em Sabre 1406, obwohl
1) Lewis, the life and sufferings pag. 184.
2) Concilia Magnae Britaniae II. pag. 318. 322. 339.349. 350.351.
3) DictusHierunymusadconünnandaru faiiiam etsanctitatem siaiulatam
ipsius WiclelF, ut falsarius litterarnm studii Oxoniensis in favorem Wi-
defüstarum qiiandam literam falsiücatam legit et pronuntiavit asccndens
ad catheHram, sigillatam sigillo Universitatis studii Oxoniensis, nt ipse
asseruit , licet talse. Quae tainen litera fuit acquisita false et sarreptitie
et per Wicleflistas confecta et fa!:rii:ata. Articuli cor.tra Hieronyi lum
de Praga. Von der Hardt. IV. I. pag. 644.
17 •
— 260 —
baffelbe niä)t toon allen S)?itgliebcrn bcrfclben mag ouSgegangcn
fein, llbtx ber ©influfi ber »cranberten Seitumfldnbc bleibt oud)
bei ber Uniwetfitdt nk\)t aul 5luf ®ebot be§ @rjbifd)of§ wom
3at)fe 1408 Ijat eine (Kongregation öon jwölf ^octoren unb
SKagijiern muffen niebergefei^t werben, bie »icliffttifd^en Sßüä)ev
ju unterfud)en. 9lun bringen fte auä benfelben, nad)bem fic
lange gefuct)t, erfi in bem Saläre 1412, nidfjt weniger al§ jmei^
Sunbert unb ftebenunbfedjäjig Äc^ereien berauä. "Sinn läpt ber
©rjbifd)of auf baä firengjle gebieten, ba^ folcbc 8el)ren nid)t
, weiter oerfunbct werben foUten. SBicliffe'ö iieidje aber wirb auä=
I gegraben unb »erbrannt, bie 2ffcbe in bießüfte jerftreuet. ©eit=
bem fdbeint ju Srforb Slicmonb mel;r gewogt ju \)abtn, Äefee;
reien laut ju üerEünbigen.
"Küä) bie erfiere reformatorifcbe Senbenj, weld^e allein ges
gen baö ^ap|ltl)um unb bie weltlicb unabhängige (Stellung beä
Äleruä gerichtet war, blieb füll flehen, obnc be^balb gerabe
jurücfjufdjreiten, 2)enn felbjl bie reüolutiondren Äönige woren
JU flug, um ba§ ^eft ganj wieber au§ bcnJ^dnben ju geben.
"ilnä) l)citt(. man bie beiben ^jarlamcntarifcbe.i .^dufer unb be;
fonberä ba§ Unterbaut nid;t immer fo in ber ©ewalt, ba^ biefe
crftcre Scnbenj fiel) ntcbt juweilen beröorgetban i:)attt auf eine
für ben Äleru§ fcbr bcbenflicbe SBeife. SSenn aber ber SRi^
fomnien will, fo jteben bie Sieüolutionäfönige immer für bie
Äivcbe. S3ereit§ im Sabre 1403 rebet baä Untcrbau§ baoon,
bap eine beffcre £)rbnung in ber Äirdje gefdjaffen werben müffe.
Sm Sobrc 1404 aber ijl: inelcr £drm auf bem Parlamente. @ic
flageu, ba§ £anb müffe fid) aufjef)ren, aber ber Äleruä ft^e
rubig, cv tl)ue nicbtä, er jable nid)t§. 6ä werbe gut fein, wenn
ein ^b^i' übecflüffigen S?eid)tbum§ ibm genommen würbe.
"Khtx ber ©rjbifcbof wcnbet fid; an ben Äonig, unb ber gelobt,
bie Mixd)t ju fdjirmen bei ibren Siedeten. 25a§4)''U§ ber
Sorbö flimmt mit bem Äonige überein, unb bo5 Unterbaut mu^
ben @rjbifd;of nod) obencin um SJerjeibung bitten. 0 3m
3abre 1409 aber wiebevbolen bie ©emeinen bod) ibren 2(ntrag auf
eine noi^ freiere unb bebenflidbere SBeife. ^er Äönig foUe ben
überflüfftgen Sfeicbtbum bcä ÄleruS einjieben, ber nur baju bie»
ne, ba^ berfelbe in ©auö unb SSrauä lebe. 9Rit bem eingejos
1) Tüom. Walsingii. Hist. AJigl. pag. 371.
-. 261 —
geneti ®ute würbe er funfjefjn ©rafen, funfje^nl^unbert Siitter,
über fedjätaufent» ©quire'S auäflatten unb belet)nen, auä) l)un=
bert ^o^itakx txi)alttn fönnen. ^uä) be9el)ren fte, bag ber
Äleruä bcn weltltd)ett SIribunalen unterworfen werben tnüffe. Sa
fte »erlangen, baß bie ©trafgefeöe gegen bießollarben cntweber
ganj oufgef^oben ober bod) ermäßigt werben mödjten.*) Zl\o
ber SüIIorbiämuö felbft mad)te fid) wieber auf bcm Parlamente
geltenb. ©5 wirb aber wieberum 'Küe^ abgewiefen mit Strenge.
Äonig unb DberIjauS fieljen jufammen. ^einricl) IV. antwM»
tft ben ©emeinen, nicljt gemtlbert, fonbern gefdjarft (oUten bie
©efe^e gegen bie ßollarben werben.
25ie SSerfolgungen aber gegen bie jweite, CDongclifdje 9?c=
%mation§tenbenj gel)en fort. £)er SKitter 9Jogcr 'Äcton, bie
' ©laubenäboten 2Bill)e(m 5£ai(or, Sobanneä üle»)ton, 3of)anne§
äßrown^ S!Bil()clm Zi)orp, So{>anneä SSeberlev, S£i)oma§ SSubb»;
f}arben tbeilä unter ^einrid) IV., tljeifä unter ^einrid> V. -)
ben SSRdrtprertob , 9iubolp() Sntribe, 2Btll)elm Soneö retten
baä ßeben burd) 2(bf(^)wören ber fogenannten Äe|erei. Zbtt eä
ifi immer nur (Sinjelneö, wa§ gefd)iel)t. 9Äan fdjeinet eä nid)t
ju wagen, bie Äe(jer in SRaffe jü faffen unb in Wla^t ju »er;
brennen. 2)aä freie 58o(f »on €nglanb \)attt eö nid)t getragen
unb bie 9?eoolution6Eönige glauben mit SSorfidjt t)erfat)ren ^u
muffen. 2)aber gewinnt benn bie Äirdje weiter nid)t§ alS ei:
nen ©tiUjlanb unb ber SSoben beä 8anbe6 bleibt, wenn bie
Deformation aud) nidjt erreid)t wirb im fünfjef)rtten 3abif()"n=
bert, bod) gebüngt für bie SJeformatton be5 fed)äjel)nten. 2)ie
3a^l ber goUarben ijl noä) fel)r bebeuten^. «ie fonnen am
^tnfonge ber 9{egierung SQtinxiä) V. (Sal)t 1413) t>erfid)ern,
im IJlotbfaUe waren t)unberttaufenb Scanner bereit aufjufteljen
mit ben SBaffen. ') Unter biefem SQtimid) V. erbalt fid) ganj
ber ©eijt ber 9?egierung, weld^er unter feinem 23ater gewcfen.
<£d)u^ ber Äir^e in il)ren 2inmaßungen , weil bie gamilte em-
porgefommen ijl burd> bie Äird^e, Verfolgung ber goQarben.
2)ie Seit biefel SQtinxiä) V. jeidjnet ftd) baburd) auä, baß bie
8:oUarben eine bewoffnete ©c^^ilberljebung mac^)en ju wollen fcl)ei=
2) Thom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 379.
3) Fox. comm. rer. in eccl, gest. pag. 60. 72. 83.
4) Thom. Walsingh. Hist. Angl. pag. 382,
1
— 262 —
mn, ttjenigflcnä finb ft'c foldjcr ^(ane unb S3erfud)e »on beneti
befcfeulbigt trorben, welcf)e im ©elpe be§ romifdjen Äir(})entt)um§
gcfdjncben t)aben. i3)roteftanten bagegen tjabcn c§ für eine :Mvt
ef)rcin)unct geljaltcn bie Sollarben »on foldjen TTnfdiulbigungm
frei ju macben. ^) ©iner fold)cn gntf^ulbigung bebürfen ober
bie ßoUarben ntd)t Qud) wenn ft'e ben ©ebanEen gehabt ^aben
foKten, ftd) bicfe§ Äönigätbumö burd) bie SSSaffen ju erlebigen.
25ie S3ert)dltniffe redjtfertigen fid) bin(dnglid). 2)a§ je^ige Äo*
uigäbauö rcar burd) eine 9feüotution entftanben, inbem bie \)tu
lige Äirdje eine illegale Snfurrection gegen ein legitime^ Äönig§5
gefcblecbt anfliftete. .Kein @d)lup eineä feilen unb feigen ^or;
(ament§ fonnte baä reöolutiondreÄonigtbum ju einem red)tmä*
^igen mad)en. 2Benn bie ßoEarben ctn)a§ unternommen bitten
gegen biefcö .KönigSbou^/ w^te bas nur eine legale Snfurrec^
tion gegen bie 9ieüolution gen?efen. 2£uf biefe Umfidnbe fel)en
bie 3?ömifd)en freilid) nid)t wenn fte eon ben ßoEarben fagten:
febet ba, fte emiporen ftd) gegen bie »eltlicbe 9Jiad)t. Sm
Uebrigen ifi e§ nid)t mit ©enauigfeit auäjumadjen, ob bie CoU
larben fold)e ©ebanfen gebabt. Untt>obrfd)einlid) aber ifi e6 fef«
neömegeä. Steligiofe unb ^politifd)e ©rünbe muften fte treiben
auf ben (3turj biefeS Äonigäbaufeö Ju benfen.
25ie <5ad)e i)anQt jufammen mit ber @efd)id)te elneä SWar;
ti)rer§ beö ©laubenä, beä 2orb§ ßobbam. 2)er ift ein mdd)tts
ger, felbft bem Äonig SQtmiä) V. befreunbeter SRann. @r ift
erjangelifdb unb eoangelifdje ^rebiger fielen unter feinem ©cbu^e.
S^em Äleru§ ift er lange »erbapt, aber Slf)oma§ 3lrunbel fürd)^
tet ben mdd)tigen ßorb anjutajten unb wenbet ftcb an ben Mo^
nig, bap biefer tbn abbringen möge öon ber .Rederei. 25er
Äonig ermabnt ibn, aber ber 8orb bleibt feft unb öerldugnet
feine Ueberjeugung nicbt. '31m giebt ^einrieb V. ber in fold)ett
25ingen nicbt anberä b'^n^'f^n will al§ bie Äird)C begebrt, ben
ffiefebt, bop ber ^rojef gegen ben 8orb begonnen werben foEe.
einmal citirt fommt berCorb ntc^t: er i)at ftd() auf fein ©cblop
(Somlpni) getlüd)tet. 3)o ober ber ©rjbifclf)of ben 8orb nod)
einmal citivt unb bie .^ülfe beS weltlicben 2lrme6 gegen tbn
önruft, ldf,t ibn ber Äonig fangen unb ber gorb wirb in ber
©anct ^auB Äird)e ju gonbon üor ba§ Slribunal bc§ @r5bis
1) Fox. comin. rcr. in ecci, gest. pag. 99,
— 263 —
bifdjofä gefleirt (3(J^)r 1413). X)a äußert jid) 6ob^)om übet
t>a§ (Sacrament »om ZUax, bte ©ewalt ju binbtn unb ju los
fen, bie J^eiligen unb bte SStlberoere^rung franf unb frei fo
öntiromifcl) , bo^ ber erjbi[d)of bte (Srcommunication über i|)n
auäfprtd)t. 2)er 8orb aber fagt i^m, ba^ er um feine grcom;
munication fid) nic^t Eümmere, benn t3or (Sott fei er frei, da-
rauf »irb Gobbam al§ b^^rtnadiger Äe^er »erbommt unb bem
weltlidjcn 2Crm übergeben. iSer ©rjbifcbof ober ijl milb geworben:
er bittet ben Äonig bem Äefeer nod) eine fünfjigtdgige iBebenfs
jtit ju geben. 0 SDffenbar furcbtet man bie 2orb§ unb ^erren
ju beletbigen burd) bie SSerbrennung eineä fo mächtigen SWanneä.
2)iefe ®ebenfjeit ober benu^t ber Corb um ouä bem Zomx ju
entaetdjen, in welchen er gebracbt worben. ^orouf nun, wirb
er^öblt, fei eine gro^e S3enjcgung unter ben goUarben ent|lans
ben. ©elber unb 2Saffen waren öertbeilt, bie ©enoffen jufammen
berufen »orbcn ouf einen gewiffen 5£ag. 25en Äonig unb feinen
S3ruber bitten fie ermorben moUen, ba biefe ju ßltbom bei
Sonbon gewcfcn. Unwabrfdjeinlid) ifi ba§ 2(Ileä feineäroegeä, wenn
oud) nicbtö al6 ou6gemod)t unb bejtimmt nadjgewiefen, fonbern
nur ül6 ©erüd)t erfdjeint. SSSarum follte ßobbomä ®efaf)r, baä
Slut ber unfcbulbigen SKartprer bie SoUorben nicbt in SJien-
fcbenwetfe auf boä böcbjte erbittert baben gegen ben Äonig, wel^
cber, Äinb einer »errucbten JReüolution, fredt)er 9?duber ber ^trx-
fd>aft, fid) i)ex$ab jum SBerf jeug ber. »erfolgenben Äird)e. .^ein=
rid) V. t)at 3eit unb SDrt erfabren, ba bie Sierfcbworenen ftd)
fammeln wollten, ^r i}at bie jlijoxt tton 2onbon fd)lie^en lafj
fen, bomit jenen feine .^ülfe üon ber ©tabt ou§ fomme, wor;
auf fie gerechnet b<»ben foUen. 9Ritten in ber 9?ad)t fiürmt
er in ein ©ebölj mit feinen ©ewaffneten, boä ibm olä ©ammels
plo^ ber 83erfd)Worenen bejeid)net werben. SSiele werben ouf
ber ©teile, tjiele im SSerfolge ber Untcrfuc^ung, goien fowobl
al§ ^rieller gefangen, bie olle gebangen ober berbronnt werben. -)
S3ei ber Unterfucbung fdjeint man einer weiteren SScrjweigung
ber SJerfcbworung jebod) nidjt auf bie ®pur gefommen ju fein.
Siefer aSorgang fällt in'ö ^a\)x 1414. £)eä 2orb§ ober botte man
nid)t b^bbaft werben fönnen. Sange jog er im SSerborgenen
berum, flüdjtig »on £)rt ju Srt. Zlä er im Sobrc 1417 ge;
1) Concilia Magnae Britaniae III. pag. 353 — 3&7.
2) Thom. Walsingh. Bist. Angl. pag. 385.
264 —
fongen wart» fammt einem ^ticjler, öertljeibigte er fidf) nod) tt)le ein
SOZann unb SJttter. <Ste bradjten ben fdjwer SJerrounbeten nad)
ßonbon. (Sr warb »or ba§ Parlament gefufjrt unb befonberä
wegen beä 5ßerrat()cä an ben Äonig angesagt. 6r »ertljeibtgte
fid) nid)t unb bat nur, fte m6d)tenä furj mit if)m madjen; er
traue auf bic göttlld^e a5armf)crjtgfeit. ©te erfannen für ii)n tU
nen redf>t graufamffangfamen geuertob. ®ie fingen t^n'auf wie an
®abe(n unb liejjen baä geuer üon unten anfd)lagen. 6ä wirb nod>
bemer!t, er ^abe bo5 @ericl)t gar nid)t anerkannt , fonbern ftd?
berufen auf feinen redjtmapigen Äonig unb ^errn 3?id)arb, bct
in ©d)ottlanb lebe. 35emgema^ fdjeint eine ©age gewefen ju
fein, weld^er bic SoUarben natürlid) gern glaubten, ba^ bec
red)tma^ige Äönig 9Jid)arb, ben 3JJ6rberfdufien entronnen, nod^
lebe unb fid^ in ©djotttanb »erborgen ^alte.^)
fortan b^ben bie ©reigniffe in ©nglanb btä jum ^tuägang
beS S[l2itfelalterä feine befonberc fird()engefd)id)tli^c S33id)tigfeit
mebr. 2)a§ ©oangelium t)at \iä) in SBicliffe unb ben SoHarben
Elar aufgetban. ijt burd) bic fIeifd)lid)eÄird)e, unb wie biefc
im fpdteren SKittelaltcr immer ftegte, burd) ©eroatt aufgcbalten
worben auf ber Ißabn, ouf weldjer eä im S3egriff ftanb, bic
.^erjen ber SJZenfdf^en ju gewinnen burd) bie Ueberjeugung.
25od) bkibtt ber 8olIarbi6muä unb bünget fortwd()renb ben S5o;
ben, wenn feine ^ant> mä) nid)t me^r fo weit reidjt wie jur
3eit ber .^errfd)aft ber alten Äontge. 3Dic r6mifd)e Äird)e i)at
nur eine grijt gewonnen, weld)e bie S!Se(tgefd)id)te eine furjc
nennen mu^, unb nirgenbS finb bie 9JZittcl, mit benen fie if)rc
©iege ju gewinnen ipficgte, wcltlid)er unb gcwaltfamer gewefen aB
\)'m. Sie ßoUarben tierbreiteten unter bem 23olfe tit^e ©dS)riften
Unter benfclben waren bie genannteren : The laterne of light.
Of wiked matnmon. The suin of scripture. The book
of beggers. Kalender of the Prymar. Expositioa into tho
swenith chapitre of the first epistle to tbe Corinthians. 3«
btcfen ©d)riftcn crfd)cinen bic ©runbfd^e SBicliffe'ä über bic
(Scbrift, bic 3uftiftcation, bie guten SBcrfe unb bie ^räbe|lina:
tion wiebcr mit Bielen anbern fd)ünen unb ct)angelifd)en ©e--
banfen. 25ie Äird;e ber SSerfolgung, fo viel fte aud) brannte,
fonnte bodf) nid)t alle biefc ©ct)riften bem SSolfe entreißen,
1) Respondit, se non habere judicem inter eos vivente ligeo domino
suo in regno ScotiaercgeRicliardQ.Tltoin, Waljingh. H'st. Angl. pag. 400«
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wcld)tB begierig war nadf bem ©öangelto. @{e lebten noä) im
fecbäjefjntcn Sflf)rl)uni>etf- Scr eüangetifd^en flWdrtprer »tele
fallen noä) unter ben J^dnbcn ber fletfc{)ltd)en Ätrdje. Unter
benen, 'toilä)t genannt werben, erf^einen nid^t SSSenige, bie
du^erlid? ^riefler ber romifdjen Äirdje finb. 35te ^flidjt, baä
SDSort ju »erfünben, erad)tcn fte für i)bi)tt alä ben ©e^orfam
unter bie ^rdlaten. S<Jl)rc 1*57 fel>en bir felbjt einen S5t*
fd^of, SJegtnalb ^rococe, öor bem S^ribunal. 25ie SSerfolgun*
gen gegen bie ßoUarben »erben »on Seit jU 3eit »ieberljolt.
S3ct ber Äronung be§ jungen Ä6nig§ jQtmxö) VI. im Sofjrc |
1429 wirb jur geier ein 2lutobafe gehalten, ©elbft bie X)id)U '
fünft wirb in ^Bewegung gefegt, um bie ©»angelifdjen ju ^öi)i
nen unb ju öerfipotten. 25a fonnte ba§ ©laubenäracrf natürlid^
mä)t fortgefefet werben in früherer SBeife. 2)er Sollarbiemuä
erhielt ficb, aber er breitete fid) nid)t weiter au§. Saljre
1430 finb bie ßollarben nod) fübn unb fdjeinen ii)xn Saljl ju
ttertrauen. @ie foUcn bamalä S5oten t)erumgefenbet t)oben in
bem ganbe, um einen allgemeinen 3lüf)!anb gegen bie .RlDjier
JU erregen, äu 2lbbington bridjt ein foldjer 2(ufflünb mxUid)-
a\x6, wirb aber »on ber ^Regierung leidjjt erbrürft. ^al^arln--
ment öon 1431 flagt auä) , bag bie Äirdje im galle fei unb
bie .Refeerei ba§ Stäupt noö) immer emportrage. SZa^malS aber
jieben fid) bie fioUarben in bie «Stille jurü(f. 2)ie romifdjc
Äirdje aber dnbert ibre 2Beife fo wenig in Snglanb al§ onber»
wdrts. ^em Äleru^ ift e§ nur barum ju tbun, frei unb unabhängig
JU fein »on ber 2Belt. 2)er ©treit ber weltlidjen ^ad)i bauert
fort , unb iebc§ 3abr bringt ber lefsteren eine neue ^ein. 2)em
r6mifd)cn ©tublc ift eä um weiter nid)tö ju tbun, alä bafj er
bie englifd^cn SSeneficien »erfaufen unb Die englifcbe Äirdje be;
jieuern fann. 3ft biefeä ber Sali, fo ift für ben romifcben
©tubl ba§ ßbriflentbum ba, weigert fic^ Semanb beffen, fo geben
md) ber 5Keinung beS ^ap|le§, ober »telmebr md) ber Unwobr*
beit beä ^a^jjleä, weldje «r ber SBelt aufbringen will, bie ©ee^
len ber ewigen SSerbammnig entgegen, ^apjl 9Rartin V. giebt
ftd) in bem Sabre 1426 unermeplid)e 9}?übe, baß bie abfcbeuli^
dben unb »errucbten Statute „praeumnire" möcbten jurücf;
genommen werben.| 2)en (^r^bifcbof, ba» Parlament, felbfi
ben Äönig bebanbelt er babei mit bem fred;fien Uebermutbe.
2)er englifdje Äleru§ felbft^ ber boc^ früher and^ Seieben eineä
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unabl)on9t3en ©eifte§ gegeben, tv'iü nun iei|t felbjl »enigflenS
eine SWobiftcation i>tx Statute, »eld^e t»ie ^JJapfigewalt in
gnglani) etnfdjrdnfen. ©ie fü|)len t»eut(id)er, je t)o^)ler, bec
äBoben wirb, worauf bte Mixä)i rut)et, wie notl)n5enbi3 tfjnen
bte ^apPgewalt fei. 25a§ rcöolutionäre ÄöniQ§f)auä aber, mU
d)c§ fred) bie ^dnbc nadfj ber Äonigäfrone auSgefirerft t)atte,
warb tton ber ^anb ©otte§ gcfdjiagen. 2)a§ .^auS 8ionel6
fonntc bemfelben nid)t gefdf)rlid) »erben, benn e§ war auäges
fiorben. "Kbtv eine 9?ct)olution Edmpfte gegen bte anbere an.
Unter ber ^errfd^aft be§ fci)n)ad)en SQÜnxiä) VI. )tanb 9iid)arb,
^erjog »on §)orf, mit 2(nfprüd)en on bie Ärone auf (1455).
©ein ©ot)n führte biefelben i)imu^ unb ftellte ftd) aB ©ouarb IV.
ouf ben S^ron (1461). ILn biefer ©egenrewolution f)atten bte
fircbtidjen SSert)dItniffe wieberum einen namt)aftcn 2(nt()ci[. &n
5£^eil beö engltfd^en Solfeä ftreitet in ben »erfd^iebenen .Käm«
ipfen, »on bencn biefe ©egenrcüolution begleitet i(t, nict)t fotDo{)l
für bie ßancajter unb für bie ?)orf , aB ütetmet)r für unb wibec
bie Äircl)c. £)ieiemgen, wetdje eine 9feformatton ber .fiirdjc
wollen, Raffen bie ßancafter, weil fte ftd) fo ganj ber Mix<i)t in
bie llxmt geworfen unb wenigjtenö einen Sfjeit ber 3nquifittonäs
gefe^e in gngtanb eingefü()rt t)aben. Sie fdjeinen auä) bte
^Öffnung gehabt ju l()aben, baß bie S)orE ftd) für bie 9?efori
mation, wie bie legten ©lieber be§ alten re^tmdßigen .RonigSs
l)aufe§, ou§fpred)en würben. £)icfe .l^offnung fjat inbcffcn ben
S£()eil ber Station, we(d)er auä biefer Urfac^e ju ben ?)orE ge=
jlanberi ju l)aben fcl)eint , getdufdjt au§ inet)reren ©vünben. 3u;
erp war bie 'Bcii)i ber SoHarben, weil ba§ ßoangelium aufge^
f)aUtn worben war in feinem Saufe, ju unbebeutenb, al§ baß
bie S)orf im SSertrauen auf fic ctwaä ju unternet)men üermod)r,
bann war bie .|)errfd)aft ber .Konige au§ btcfcm .i^oufe burd)
önbere 2!)inge ju bewegt unb ju unftdber , al& baß fte mit ber
r6mifd)en Äirdjc ftd) Ijdtten entzweien fonnen. ©buarb IV.
fdjeint audj gar md)t ber 3!Kann gewefen ju fein, ber eine§ tie=
fern religiöfen ®eful)leS fäf)ig. 2Bir fe^en, baß er fid) e\)tx für
fltä gegen bie r6mtfd;e .Rirdje erEldrt, inbcm er im 3o()rc 1462
ber Ärone ba§ 9?ed)t beilegt, »on ben Statuten „praeimtnire'*
JU bi§^)cnfiren. Äef^er fdieinen jebod) unter feiner {Regierung
fefjr wenige »erbrannt worben ju fein, ^lux ein einziger wirb
genannt, ©ein SSruber 9?id)arb III,, ber balb nad) feinem im
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Saf)re 1483 erfolgten Zobt feinen Steffen Qimxb V. jlurjte,
^enfd)te ju furje 3^'^/ SSejte^ung auf bie Äirdje eine
§)olitif entn)tcfeln ju fönnen. Unter bem J^aufe SJubor, ml6)t^
mit ^einric?) VII. im ^ai)xt 1485 über ben ©turj beä britteti
SJidjarb fid) auf ben englifdjen 5£^ron ert)ebt, roirb 2infangS
ouf ber ©trage ber Äirdje fortgefd)ritten. SSiele SoHarben ftars
ben unter ^dmid) VII. ben Sob für ben reinen ©lauben.
SSon einer ^Reformation ber Äirdje ip inbeffen in ©nglanb forts
tt>ä{)renb bie 3?ebe. £)er (Sinflup, »eldjen bie Könige auf bic
^ird)e gewannen, warb immer bebeutenber. ^apj^ Snnos
cenj VIII. mupte im 3a{)re 1489 ben Äonig ^ünxid) VII.
beöoIImdd)tigen , bie englifdjen Älofter ju reformiren. <5o fam
bie benfroürtige ßeit ^einric^ VIII. {jeran, unb auf eine felts
fame äßeife warb bie Äirdjenbefferung in ©nglanb begonnen,
©in 3ßann, fat^olifd) in feinem ©lauben, wirb burc^ an ftd)
felbfi unreine 2)inge bejtimmt, bie 5£rennung SnglanbS t>on
bem romifdjen ©tu^fe l^erbeijufüf^ren , unb wiber feinen SBillen
wirb er genot^iget, einen @d)ritt naö) bem anbern ju tljun,
ber ju einer Sieformation, wie er jte nidjt gebadet unb nid>t
gewollt, in bem gortgange ber Seit gefül)rt l)at
^ur^e 3cit nadjbem in ^nglanb SBicliffc unb ble ZoUat-
ben »erfud^t burd) bte weltliche Wlaö:)t eine 9?cformation ber Äirdjc
{)ert)eijufü:^ren, ba unmoglicf) fdjien fte burdj bic Prälaten ju gewin--
nen, wcldje ftd) bte Äirdje nannten, cntflonb eine anbete Sßt--
rcegung in bem 9feidje S56f)men, nidjt weniger gefdf;rlicl) füt
SRom, bic ^rdlaten, ba§ ganjc ©acerbotium unb überwöltiget
cnbtid) mit öiel größeren ©dircierigfeiten, übemaltiget aud) nur
in bcm ©inne, bog jte oufge^alten warb in bem Streben, bie
SBelt bem römifd)en Äirdt)entl)ume ju entreißen, nid)t ganj jerjtört
in if)rem 25afein.
£)ie r6mifcf)c ^ird)c finbet feine 9?u^e mef)r, feitbem baä
cilftc 3a^)rl)unticrt baS ©oangetium wieber en^jorgeljüben l^atte
unb ob aud) bie unmenfd^lidjen SJia^regeln, bie fie ergriff, um
ftd) ju fd)irmen, bic Seelen ber aJZenfdjen erfd)üttern, unb ob
6ud) i{)re SKadjt eine 9J?aucr »on @rj um ba§ (Joangelium ge^
jogen, fo breitet [id) bodj ber ®eifl be§ SBtberjlanbeä gegen fie
met)r unb m\)t unter ba§ SJotf auä, je weiter bic 3eit »erlauft
unb ein e»angelifd)eä SBort ftnbet 2CnEldnge in taufenb^ unb
abermals taufenb frommen ©emüt^ern, fo wie e§ nur Semanb
ju tocrfünben wagt, ©djon im brcijebntcn Sal)rl)unbcrt war
äSo^men ein £anb ooUer Äefeer. Äonig ^r^emiSl Sttocar bat ben
^o^?fi ^(leranber IV^., bap er Äe^ermeifier nad^ 23öl)mcn fenben
modjte. ^) Äatljarer unb SOSalbenfer fjatten ftd) au§ ber a5er=
I folgung, bic fie im ©üben traf, gerettet nad^ bcm Sj!cn. 2Bic
fte aud^ {)ier bic »erfolgenbc J^irdjc ju tmiä)en bro^te, jogen
fte fid) in bic ©tillc jurüif unb wirften nur in fo weit eö gcs
fd^)e{)en fonnte ol)nc 2(uffel)cn ju erregen unb baä geben ^reiä
1) Raynald. Annales ecclesiae «. 12^7. XIV. pag. 29.
— 269 —
ju flellen. Sn tief« 2Beifc fonnte aber nur Unbebeutenbc§ ge^
wixh unb 9efdf)affen werben. Q§ war mcnfd)lid) unb fJug fo
ju böubeln unb ba§ 9)?art9rertf)um mä)t mit ©ewalt auf fid)
ju jieben. @§ muptc bie g^'t erwartet werben unb bte Um«
jldnbc beredjnet. 9J?an mufte fidt> begnügen, bie reine ßef)re
nid)t ganj untergegangen ju fe^en, ftd) begnügen, bo^ fie fort»
erbaUen warb ß'intgen, welche laut beröortreten modjjten, wenn
bie Bett erfüUt war. 2!)arum fdf)wtcgen bte SBoIbenfer in Säoi)-
ttien unb ben benad)bürten ßanben unb bie romifdje Äird)c bc*
merfte fte faum. Sic waren ju um fo größerer SSorftcbt ge«
n6tf)igct, aI5 fie frember Sungc waren in bem fremben ßanbc.
!Mber wie fie in ©nglanb bet»orgetreten al§ ßoEarbcn, fo wie
eine üon anbercr Seite cntfprungenc ^Bewegung gegen bie ro;
mifdje Äirdje ftd) jeigt, fo traten fte, aB ein gleid^er galt in
S56f)men gefommen, unter bem Siamen 3;aboriten, weldje, im
(SJanjen unb in ben ^auptfad)cn genommen, bie Sünger i^rer
SOieinungen waren, ob fte wot)( aud) fid)tbar unb greiflici^ nid)t
mit ibnen jufammenbingen bie ftd), wie üon einemun ftd)tbaren
©eijl geprebiget, burd) bie SBclt mebr unb mebr verbreitet. 9lur
bunfle Äunbe mag 9iom von xi)xm 2)afein in S36(;men gehabt
Jjaben. ^a^jfi JSenebict XII. fc^reibt an ben Äonig 3obanne§
ba^ ftd) t)iele Äefecr, bie »ielerlei irrt^ümlid^c SOZeinungen wen
fünbeten, in fein Sitiä) eingefd)lid)en. 3iber er fd)eint mit bic=
fen "Äuäbrüifen, bie er nid)t weiter erläutert, met)r an bie fpi=
rituellen granciäcaner, bie SSeguinen unb ^Segarben, bie burd)
ben ®eijl freigeworbenen SSrübcr unb (Sd)wefiern, bie bie Äir^
d)e, um Meä geborig burcbeinanber ju werfen, aud) SCBalbens
fer unb ^icarber nannte, als gerabe an biefe felbfl gebad)t
l[)aben. 0 2)ie rcligiofe ^Bewegung, bie über ffiobmen Um,
ging aud) üon if)nen nid)t au§. ©ic traten nur in bem SSerlaufe
berfetben b^öor.
25a6 r6mifd)e .Äird)entf)um war ein ©pflem, baS nur bes
fieben fonnte unter vielen SSorauSfeliungen, baö einer 9?cibe »on
3u|lanben beburfte, bie wiber bie 9Zatur unb ba§ 5Kenfcbenlebeit
»raren, um nid;t ju fd)wanEen. Beigte fid) aber eine ßüde in
tiefen SSorauäfe^ungen unb in biefen ßuftdnben;, trat aud) ju=
gteidS) jeneä ©c^wanfen ein, we(d)e§ na»)enben gaU ju verfuns
1) Raynald. Annales ecciesiae a. 1335. XVI. pag. 16
— 270 —
ben fd)ten. Sn bcn ganbcn bct f(aütfd)en Stamme f)atk jtdt)
SWand()c§ evl)«(ten, wag eine fotdje Surfe in bem ©pfleme offen
llielt. ®ie lagen bem ©i^e beä ^aupteö ber Mixd)e, ba§ bie
facerbofalifdje Sbee am bejten aufgearbeitet unb fte am confe^
quenteften \)antl)abtt, ju fern; fte waren in üerfjdltnißmä^ig
fpäter 3«it befe^rt »orben unb nod) bßtte nidjt 2fUeä in fie ein;
9ebrad)t »erben fonncn, »aä baä «Sacerbotium beburfte ju feftem
äBefleben. Sie ©latien in 236bmen bitten eine uralte Ueberfefjung
ber ^eiligen ©djrift unb fte i)atte ibnen nidjt cntriffen werben
fönnen. bie ^rebigt in ber ßanbc&fpracbe mu^te öfter
gebulbet »erben al§ gut war unb bie (ii)t ber ^riefler war
felbft im fünfjebnten Sab^b^nbert nid^t uncrbort.
-SÜBenn jje^t eine Steformation oon neuem bcginntn wiö, fo
fangt fte bei ben größten SOBiberfprücben unb bei ben \)axte^tn
SDZipbrdudjen an, welche fid) in ber Äirdjc ftnben Sie ifit im
2lnfange weniger lebrenb, weniger bie 25octrin ber Äircbe an=
greifenb al§ flagenb über ben Supanb ber Singe. 2Bie bie
ct)angelifd?e Äenntnip beä S!JJanne§, »on bem bem biefe klagen
öu§geben, weiter [(breitet, wirb nud) bie Soctrin ber Äirdje 3lnj
fang§ nur leife berüb^t, beflimmter angegriffen. S3or >l^u^ fd)on
ttjirften in SSobmen brei 9Kdnner inbiefer 3Beife. ^onrab-@tefeiL.
n)etd?erftd)jlange3eit5u SBien aufgebalten batte. ^r ^jrebigte mit
großer .^eftigfeit gegen STT ßapcr be6 Äleru§. 2lber bie SBeife,
in weld)er ba§ ©acerbotium ton ibm befdmpft worben fein mag,
tfl unbefannt, benn e§ ruben feine (Sd)riften nod) in bem ©taube
ber S3ibliotbefen. 3lud) gegen ben 8uru§ befonber§ ber grauen
foU Äonrab geprebiget b^ben mit eben fo großem ^ifer oB Qt~
folg. Untterfolgt toon ber Äirdjc jiarb er im Sab« 1369. 0
SSebeutenber fcbon war 3Pb<>"neg ^Kilicj. dt war 2lrd){s
tiaconuö 5U ^rag unter bem VrjbHd^dr©:njl, legte aber biefe
©teile nieber. dt wibmet ftd) ber freien ^rebigt unb prebigt
bobmifdf) ben SSobmen, beutfd) ben Seutfd)en. Sie 2Beife feis
ner Äei^erci Id^t fid) ebenfalls nid)t beurtbeilen, benn oud) feine
@d)riften liegen nod) in ben ©ibliotbefen. ^) Sie ©ad)e ift fo
bebeutenb, baf fte nad) 9tom gemelbet werben mu^. SJZilicj
foU jwetmal nad) Sfom citirt worben fein: einmal fei er aud)
1) Historia persecut. ecci. boein. pag. 20. Baibin. Epitome rer.
bohemic. pag. 406.
2) Baibin. Epitome rer. bohetn. pag. 408.
# _ 271 —
t>al)in9C9an9en, aber t)om ^a^jfte freigefprodjen »orben. ') SBc=
ber über Äonrab ©tiefen nod) über Wüiq roav eine ©rcom*
munication gefdjleubert werben. 2) SnbefTen wirb ber xbmu
fd)e @tut)l fpdter bod) wieber fef)r bebenfli* über 9)?i(icj unb
feine greunbe. S§ wirb eine neue ©ecte gebtlbet, flogt ^apfl
©rcgor XII. im SaJjre 1374 ©laubenSboten, greunbe beö dHU
(icj, jieben Ijerum in S3ö^men, ^ai)xtn unb ^oltn unb leb=
ten bem SSolfe ungeljeure .Redereien. £>ie Siifcbofe »on ^rag
unb S5re6lau, »on ©nefen unb ßlutomifd)! werben ongewiefen
ber Äe^erei ben 2Beg ju fp<rren. ®er Äaifcr Siaxl IV. wirb
flufgeforbert, feinen welttidjen "Kxm jur UnterbrüdPung berfclben
ju leiben. ^) 2(uc^ i^kx wirb eine ©rcommunication nidf)t auäs
gefpvocben. S)er ^apji befteblt ben S3ifcb6fen bie'Soclje er(i
nod) genauer ju unterfuc^en. Snbem bie iBuIle be§ ^a^jjleä
©rcgor XII. gegen ibn auSging, war SOiilicj fcbon oerflorben,
benn fein SSob muf gleid) in ben 3(nfang be§ '3ai}x$ 1374 fal-
len, ba in einem ©biete Äaifer Äarl IV. »om Januar 1374
SRilicj aU fcbon t>erftorben erwaljnt wirb. *)
äeitgenoffe biefer beibenl9)?dnner,bo^ lange fte überlebenb, war
flud) ^rtt^^iflg »nn^anom. ber, weil er lange ftd) in ^ariä aufge-
!)alten, ber ^arifer jugenannt warb. Qx war^^ei^^tg^r^^^^i:
ferg Äarl IV. S3on biefem 9J?annc befi^en wir eine auf^aQenbe,
jebod) wenig oerbürgte (5rjdt)lung. ©r unb feine greunbe foHen ben
Äaifer einjl aufgeforbert Ijaben, eine öcumcnifcbe ©pnobe ju be=
rufen, bamit bie Äirdje reformirt werbe. 2)er .Raifer abtx])abt
geantwortet, ba^ er für ftd) biefeä nidjt fönne, bap er aberßu;
fammenberufung einer fol4)en ©i^nobe »on bem römifcben SStfcbof
begebren wolle. 25er ^apfl aber fei barüber ergrimmt unb babc
»on bem Äaifer begebrt, baf er foldjc .Re^er öon ftd) entfernen
1) Baibin. Epitome rer. hohem, pag. 409.
2) Olim Joannes Milicius et Conradns de Steken, alüqne plures
Sacerdotum et Monachorum vitia repreliendebant , nollus tarnen eorum
fait excommonicatos. Andreas de Broda.
3) Quod quidam Mileczius presbyter snb specie sanctitatis multos
errores tcmerarios, hereticos et scbismaticos publice praedicare in regno
tao Boeroiae et in aliis terris tuis praesampsit et praesnrait, nonnullas
personas ad ejus sectam, quam damnabiliter inchoavit indacendo. Quare
derotam serenitatem tuam requirimas , ut prompte praebeas tuam sae~
calare brachium. Raynald. Annales ecclesiae a. 1374. XYI. pag. 526.
4) Baibin. Epitome rer. bohem, pag. 409.
— 272 ~
möge. Äarl IV. l)abc barauf feinen S3eid)t»üter wtrflid) auS
fcem Sieid)« verbannt. 9?odjma(§ aber fei berfelbc wieber jurütfgcs
fe()rt unb im 3fl{)te 1394 ju ^rag üerjlorben. SBorausgefefet
nun, ba^ biefe ©rja^lung fBa\)x^)dt tnti)ält, fo »are [ie nid)t
unmcrEwürbig; benn fie wiefe bie »eitere SSerbreitung be6 @e;
banfenä nfld), bap bet Äirdje ge()olfett »erben muffe burd) bie
ßater. ©ine folc^e 3fnfid)t pimmte nun auö) xvoi)i jufammen
mit ber tiefen 25erad)tung, mlä}e SWatl^iaä Sanen) anberwdrtä
befonoerä gegen bie t)6J)eren Srbnungen beä fecerbotalif4)eu Stan=
be§ ouäfpridjt. dJlaüM^ x>on S^no» foU aud) für ben Äcld; im
tttbenbmat)le geprebigt traten. Sm breijtljnten Sat)rl;unbert l)atte
bie Äirdje bie tjorlaufigen '•itnfiütten getroffen, um ben Säten
ben Süä) ju entjiefjen, inbem fie l;crt)or^ob, Oa^ üeib unb SSlut
be§ ^errn gteidjmdpig in bem S3robe gegeben »erbe. 3m oier;
jei^nten Sat)rt)unbert entjog fte nun beiifelben ben Saien »irflid).
3« ä}6()men gefd)ab biefeä um ba§ 3al)r 1350. f9?ütl)ia» »on Sa^
no» t)Ut mehrere <Sd)riften abgefo^t, de vita Christiania. De
crebra coinmundone sacrameutt corporis et sauguinis, de
Aütlchristo, de Hypocrisi, Liber vitioruui, de uaitate
ecclesiae, de abobiiiinatione in ccclesia Dei, Kegulac
veteris et novi testaineud. 2)aä üBud) üom ©acrament beö
SUtaräiiat bie UnterfdE)rtft, fcl)rieb'ä aßagifier a)?atl)ituö ber
rifer, ber fromme, »elcl)er »eil er immer lel;rte unb prebigte
ttiele Verfolgungen ju erbulben gehabt unb baö 'Kütä »egen ber
e»angelifd}en 2ßat)rtjeit. 2)iefe ©djriften ru(;en ebenfalls in
bem Staube ber Jßibliotljefen mit '^uänaljme einer einjigen unb
»ieUeid;t eineä gragmenteä. Unter bie 'od;riften bc6 3ol)anne§
^u^ ifi ^ud; eine mit bemSitel: de saourdotum et inouach-
orum carnalium aijomiuatioac geflellt »orben. i){un citirt
aber 3ot)anneä ^Prjtbram in feinem Jöudje, contra uovas sectas
im soften Äapitel eine ©teile, »eld;e ftd; im 82iien ber angefüljr--
ten, angeblicl) üon ^ufj Ijerrül^renöen (Sdjrift, »ortlidj »ieDerftn=
bet a\f> ein Sßerf beä ^Parifer», b. l;. beä SßatljiaS üon ^anow.^)
1) Hist. persecut. eccl, boliem. pag. 22.
2) Sub Arclue[)iscoi)0 priaio tDrnesto de Bardubitz sacacilcga Kucba-
ristiae sub una administratio iti Qobcniia priinum aadita et visa est. Hist.
perseciu. eccl. bohem., pag. 18.
3) Magister nosler Parisiensis, libro stio de abouiinatione cap. 83.
quod incipit: Et vidi mulierein ebriam, si« dieit et eet< Joann. de Przi-
bram, contra novas sectas pag. 523.
— 273 -
Unb ba ^rjibram ber äettscnoffc fidj barin fd)werlic^ irren fonnte,
fo ifi mit @enjigt)eit anjunef)nien , ba^ ba§ 25ud) de carnalium
abominatione m6)t bem Sol)anne5 ^uß, fonbern bem SOJatbtaS
von Sonott) jugefdjrieben werben muffe. £)b nun oberaud) bic bei»
bcn unter ^uffenä SSäerEe mit eingeteilten Fragmente: De my-
eterio iniquitatis Antichrist! unb de reveldtione Christi et
Anticbristi eben bemfelben beijulegen, ijl md)t mit ®etüipf)eit
3u ermitteln unb beruht nur auf SSermutfjungcn.
Sene ober bem ^arifer unjweifelbaft angel)örenbe <S(i)rift,
tfi ein \)i>ä)^ merfraurbigeä ßengnip, wie »or fcljon vom
böbmifcben Äleruö öielc über bte ganje Äird)e, über bic ^rie^
fterfdjaft bodjten, wie tief 2lllcö gcfüljlt warb, wa§ bie römifdje
^ixd)t auf bic SKenfcben gelaftet Ijatte, wie b^i^ "nb innig baä
©ebnen geworben, baß c§ anberä werben modjte. 25ie fe^t
lange ©djrift bes Sßatfjiaö ift fein birecter 2lntrag auf eine
9Jeformotton. ©ie ifl and) feine äSBefämpfung ber fatbolifcben
jDoctrincn, auf weld)e er gar nid?t eingebt unb weldje er nur
im SSorbeigebcn berührt, fie i|l nur eine lange, webniütljige, tief
ergreifenbe Älage über bic Ätrdje unb fa(l ben ganjen gefell»
f4>oftlicl)en 3u|ianb. ^drter alä ^»ier ein ©lieb ber fatbolifd^en
Stixd)t ftcb über ft'e auäfpricbt, fonnte ibr erflärtefter ®egncr
nid)t »on i^r fpredben. 3n bunbert üerfcl)iebenen SSetfen, in ^un*
bert SQSenbungen fagt Wtaüfia^ üon 3<Jnow immer ein unb baffelbc.
25aö ganje ©acerbotium ift ein Srug unb eine Sloufdjung. 25ie
laut gerübmte .^eiligfeit ift nirgenbä ju ftnben, wol)l ober bo§
Saficr allentl)alben in feiner obfcbrecfenbjlen ©ejtolt. Wit allen
ßeremonien unb dufiercn 2Berfen erreicfjt moTi nid)t3, gor nidjtä,
flt§ baß man auf einen ^unct fommt, auf bem man »eber
2lu§gong nod) Eingang ju finben weiß. (Sä ift 2lllc§ ein unge*
beurer äßiberfprud), welker bie 2Belt ju üerfdjlingcn brobt.
i|t bie große ^ure »on SSobplon, bie »erbammt fein wirb.')
1) Hass. Opera I. pag. 473—596. Duo mala liypocrltamm sacer^
dotum, unnm quo iuipediunt praedicantcs veritatem et odio liabent et
persequuntur praedicantes et secundum nialam est, quod ipsi quidquid
praedicant Tel .juidquid faciant, in oinniLus qoae sua quaerunt, non quae
Jesu Christi, pag. 489.
Licet cantent, orent, missas suas multipliccnf, lioras suas singulas
et cerimonias et doctrinas hominum rite et Ordinate exerceant nisi aver-
tantar ad vitam Domini, sunt omnes in via et vita Antichristi. Et quanto
£0(U. 18
— 274 —
3utt)ei(en nur, mitten unter biefen ÄlagetJnen, fdjeint ber
SSerfaffcr auftreten ju wollen, um nun and) ju lefjren, wie e3
tt)of)t anberS werben mödjte. "Äud) id) bin lange, jammert er,
von ber ftarfen Wlantv umgeben gewefen, bie mid) nid)f§ fe^en
lie^, aud) iö) tag tonge ru^tg unb unbefümmert in biefen ^in-
fterniffen, bi5 ber J^eilanb felb|l mid) ju ber ©djrift führte unb
mir ba6 redete SSerflänbni^ berfelben erfd)lo^. 25a ijl e§ in
meine S5rufi gebrungen wie ein geuer, aber wie ein fanfteä unb
erwärmenbeä geuer, unb td) f)abc feine 9iut)e mcl)r get)abt, at§
im ^rebigen unb im 8cl)ren ber 2Bat)rt)eit, weil mid) baju ber
^err gerufen. Wlan foHte erwarten, baf nad) fütd)en "Ktü-
Gerungen S)iatl)ia6 toon Sanow aud) bie SDoctrin ber Äirdje an=
greifen würbe unb fte befef)en mit ber 8eud)te ber ©djrift. 2lber
e» gefd)ie^t nic^t unb er hi)xt ju ben langen unb jloljnenben
lÄlagen wieber. Qbtn fo ijl nur leife »on einer 9?cformatton
bie JRebc. 9^ur on einer ©teile fagt er, eS fonne nidjt e^icr
fid) beffern, al§ Jbiä burd>au§ llUtä anber§ werbe;^) ju tief
})a'bt fid) allentl;albenl)in ba§ Uebel eingefreffen. libtv bie 2lrt,
in weld)er eö anbers gemad)t werben füllte, giebt er nid)t an.
:©ie lange ©d^^'ft bre^et ftd) befonberö um biefe ©cbana
fen , weldje auf l)unbert »erfdjiebene SBeifen auägebrüdt wer«
ben. gicbt einen grieben ber SSofcn unb einen grieben ber
©Uten. S5ie je^igen ^riefter fdjirmen nur ben erftcren, weldjcn
man jerftoren muf, wie ber ^err unb J^cilanb iljn jerflört i)at.
magis ea, quae jam dicta snnt, cnmulant hajosmodi tanto magis in fer-
mento siiae hypocrisis contirmantur, pag. 522.
Dico, quod omnis scriptura in veritate nos Christianos hypocritas
pessimos et primtim clericos et sacerdutes rcspicit sinipticitcr et de pia-
no, r]uia non gentiles non Jodaei unquam feceriint aboniinationes tantas,
quemadinodam nos Christian! et primum sacerdotes carnales. i>ag. 504.
Minor est daninatio Sodomae et Gomorrae; minor damnatio Jndae
proditoris, Simonis magi scelestissimi, quam damnatio bujus meretricis.
pag. 537.
1) Qntun perfodissem parietem, aparuit ostiam unnm, id est, in-
veni mihi dilatatam notitiam veritatis in sacra scriptura. Kt ingressus
est in pectas meum ignis noms et fortis, sed valde duicissimus. Non
habni requiem -spiritai meo , praedicando , scribendo instando , importu-
ne , opportune in medio summorum sacerdotum et clericorum. pag.
502. 503.
2) Advertc, quod Dei ecclesia neqait ad pristinum snani dignitatem
rcducij nisi prius pmaia fiant nova, pag. 526.
— 275 —
S^rc Wlad)t, i[)rc 9feictjt^ümer , tf)ren @tnflu§, baS nennen jie
ben ^rieben , ber ntd)t gejiort rcerben biirfe. Um ben grieben
G^rifli fümmem fte fid) nid)t unb eben fo njentg um baö (äbrt:
flentljum felbjl. ©te glauben an ßbriPum md)t au» Ufbcrjeu-
gung. ©te fcbcincn nur an ßbrifluin ju glauben, weil c$ [o eine
ölte ©eroobnbeit ijl, befonber5 aber weil ibre wcltlicben SSor-
tbeile »ergeben würben, wenn fie fic^ nicbt wenigftenä baä "Kn--
feben gaben, alä glaubten fie nod). £)abei üerweilt er immer|
am Idngjten, ju jeigen, bag bie ^rdlaten bie SBclt betrögen,
ba^ fie ^ppocriten wären, ba§ fie eigentlid) gar nid^tä glaubten.
6r meint babei unb giebt jn öerfleben, waä ^'»etrarca flar auö;
fpridjt, baß fie cigentlicb 2(tbeiflen waren, ©ie lebren unb pre;
bigen etwa nur nod?, waö fie felbfl gemadjt unb baä, woburc^
fie groß unb i)txxüd) erfdjeinen mochten. 2)aä ©oangelium foQte
geprebiget werben, aber e§ gefd)iebet nid^t. ©ie Ijabtn baä
^funb »ergraben, unb wenn Senianb baüon rebet, wenn 3emanb
t>on ber 25cmutb unb ber ßiebe b£§ ßbrifien fpridjt, fo »erfoU
gen fie ibn auf ba§ bartejte. 25aä i(l aber ba§ beutlidjfle 3ei=
cl)en, baß ber 2(ntid)rt|l i)m\i)t, baß bie ßüge jur SBaljrbeit
geflempelt unb bie SBabrbeit erachtet wirb für eine £üge. 2)aS
innere ßbriftentbum foQte bfi^f4)«n, ober e§ bf"'fd?t nid)t-*)
8eid)ter fommen fie weg , inbem fte eine große Spenge nu^lofer
Zeremonien üben. 25amit werben fie leidjt fertig , ba§ mad)t
t^nen feine SSRübe, fon&ern bringt ibnen nod) obenein ®elb unb
®ewinn. (Sbriplid) leben unb b<»nbeln, auf ber ©traßc beä
4)errn geben, baä ifl fd)wer. 2)arum unterlaffen fte eä wobl.
2)ie »ielen Zeremonien, gelle unb gabeln, mit benen fie bie
Äirdje angefüllt b^ben, finb wie baä 9Ze^ beä 2(ntid)rip§, ba*
rin bie ÜÄenfd)en gefangen unb vom wabren, inneren (ii)ri\tm=
t\)um abgejogen werben. 2ille biefe 2)inge, befonberä aber baä S3er-
1) Qaia nobis talia adjacere videmus et nos licet solum sensualiter
delectari in illis ipsis nobis blandimur, in ipsis nostrain alutem set jn-
stitiam stataentes , mortao Domino Jesu a corde existente et penuria
ipsios fervidae charitatis^ pag;. 663.
Excessiva muUitado traditionam et doctrinaram atqae mandatornm
hominnin carnalium non expediant, imo ofTiciunt. Minus sumus solliciti
ad praecepta divina itnpleiida et sacramenta inteliigenda. Qaanto pltires
adinventiones tales in popalo cumulantur tanto plures occasiones trans-
gressionis adaugeutur^ pag. 592.
18*
— 276 —
faufen ber ^nbulgenjen, führet bie 9Äenf4)en in bte cntfefelid^-
jlcn 3rrtl)ümer, füljret fie immer mittt von Qi)n^o ah. 2)er
^riejlcrf(f)aft bienen ftc nur, entweber ftdf) ju er^oJjen ober fid(>
ju beretd)ern. 25er @eij tjl ba§ Uebel, weldjeä ftdj am tiefjlen
in ba§ ©acerbotium cingefreffen i)cit
9?ur um fid) ijl cS i^nen ju tf)un mit 2(ßem, waS fte and)
f4)affen. @ic wollen fein anbereä ©efc^ i)aUn alä baä, ma^
fte ftd) felbft gemadf^t baben. ©ie woUcn angebetet fein. 3Ber
fic nid^t anbetet, ben laffen fte tobten. Sb« ^anbe raudjen »on
SBlut. SBeil fle fein »oüen, wie fte ftnb, fo fagen fie, in ber
®cbrift fei nidjtä mebt al§ ©trob, feitbem bie Äirdjengefe^c
barauä gebogen.') 2fuf bem gegenwärtigen ©acerbotio rubet
ber ®ei(t ®ottc§ nid)t mebr. giebt nod) rcürbige, fromme
«nb ewangelifdje SO?anner, ba§ ftnb bie ^rebiger beS ©oangelii.
2tber bic bei weitem größere gabl biJbet ba§ 9?eid) beä 'äntU
d)rift§, ijl ein 2(bgrunb be§ Sammerö, be6 eienbä unb be§
5Berbre(benö. Sbr SBerE i|l baä SBerf eine§ ftebenfad)en 3;eu=
feB, ber bic SKenfc^en glauben mad)t, fie fönnten befteben mit
biefem SBerfc obne ben ^errn. Sn ber ©djrift »dre 2tllc§ ent;
balten, bamit biefeö ©ewebe öon Slrug unb Slaufdjung jerftört
werben fönnte. 9Ran foUte e§ jerfioren mit beafelben unb einen
gdnjlicben Sieubau ber Äircbe anfangen.
©0 berb batte fKatbiaä öon Sanow ju ibnen gefpro^en, unb
bod) bitten fie ibn frieblid) binübergeben laffen, fei e6, baf fie
tbn nid)t erfaffen fonnten, fei eö, ba^ fte ibre .^errfcbaft fiic
ju fidjer begrünbet eradjteten, ol§ ba^ fic gejtort werben fönnte
burd) bie 5Kad)t ber 9tebe. 2£ud) mag baä römifcbe Äird)en;
tbum bie Siotbwenbtgfeit , bie ßabl ber eöaugelifcben SKärt^rer
nicbt ju bdufen, um ber ©timmung ber 9Renfcljen willen, tx-
fannt i)ahtn.
1) Verbum Jesu solum panperes et devoti qaaerant stadere, qui in
hoc niando sunt abjectinec faiite quisquam potcst ditari assecia scriptu-
rae sacrae. Magis insoper praeterit impunitum homini Cbristiano , qui
Jeium et scripturam ejus, vel qnaevis verba divina, irrideret, blasphe-
maret vel contemneret, quam qni blaspliemaret jura canonica. Dicunt^
quod solum jam paleae in Biblia remanent^ praeter ea, quae ad jns ca-
nonicum sunt extracta. Nesciunt hoc hi tales infelices, quod quidquid
est in canone bibliae est totom granum picnum eeterna salute et Teri-
tate. pag. 544.
SebeS g^n«« 1)m\ö)U eine n\ä)t unbebeutenbe religtofie IBe»
wegung in S6l)men fd()on öor bcm 2(uftreten beS e^mürbigen
3oJ)anneS ^u^. (5inc tüdjttge Unwaljrljeit entfjält bie ^(ngabc,
ba^ e§ in iööt)men öor btcfem Äefeerci nid>t gegeben t)abt, bag
2(lle§ barin befianben, baf bie S56[)men nid)t gut auf ben Äte«
tuä ju fpred)en gewefen. 2)aS waren bie Wenfdjen aller«
bingä t)iev aud) niö)t, fo wenig ol§ anberwdrtö. Zbtt bie @e*
finnung gegen ben ÄleruS Ijotte in JBo^men eine fefie ©eflalt
gewonnen unb fpra4> ftd) fo au§, ba^ baä romifdje Äir4)ens
tt)um, woUtc t$ confequent l)anbeln, fte notbwenbiger SBeife
für Äe|erei erüdren mu^te. S'Jun war aber ber Äaifc» Äart
geworben lange fdjon ttor 5Rat^iag öon 3<Jnow im Sat)re 1378.
6r ^>atte nod) eine Uxt Snquifition in J86t)men orgonifirf, welche
jebod) in ber 3fegel in ben J^änben ber 8anbeöbifd)öfe war.
35a§ Sieid) S56^men, auä) ba§ beutfdjc Äönigtbum, ging wber
an feinen @o^n, ben jungen SBcnjcl.
S36bmen war bamatä ein mdd^tiger ©taat. ^ai)nn, <Bd}k--
ffen unb bie SaufK^ bilbetcn bie 9Zebenlanbc. 2lud> ipolitifd) bes
fonb ftd) biefeä 8anb in einer gewiffen ®d()rung. ,Raifcr
Äarl IV. l;atte unjweibeuttge 2fnjlalten getroffen, bie ftolicn
böl)mifd)en S5arone um if)xe ritterlic|> ^ freie unb unabljängige
©tellung ju bringen. ®arau§ gingen unter Äönig SEBenjel eine
SitH)t innerer ©türme ^»eröor, weldje jeboc^ mit ben 2fngelegen»
Ideiten ber^ird}e nicbt in benfelben 3ufammenbang fommen wie
in (Jnglanb. 25ie unabhängige Stellung, in welcher fidf) ber
bobmifdbe '^bel ju bel)üupten »erjtanb, bie »on ben großen
©tdbten beä Canbeä getf)eilt warb, war bem gortgangc einer
SJeformation nic^t ungünfiig. 2lud) ^onig SGBenjel unterfiü(jte
benfelben. 3war war SEBenjel, wie e§ fdbeint, »iel ju lap unb
unbebolfen, um eine großartige SSerec^nung anjuPellen, Diel ju
weltlid) geflnnt, um üom ewangelifdjen (Seifte burcbbrungen ju
fein, »iet ju üerwitfelt in <)olitif(l)e 2)inge, um ficb febr um bie
Äircbe fümmern ju fonnen. 2lber unem<>fdnglid) mag er bod)
oud) mä)t geblieben fein gegen bie Sebre, weld)e in feinem
Sieicbe bem römifdt)en ^ircbentbume gegenübertrat, ©r fcbeinet,
wie bie alten Könige üon ßngtanb , bie fogenannte Äe^erei tbre
©traße böben wollen jieljen laffen, bi§ bie Seit erfüllet fei.
1) Dubravius. Hist. Boiem. üb. XXIII. pag. 192.
— 278 —
9Zur wenn er nid)t nnberS fann, ti)üt er etn)a6 gegen bic Äet^
jeret. SOlit SIedjt fielet biel Äircfee il)n al§ einen S3efd)ü^et
berfelben an unb beginnt üon ber 9?otf)n)enbigfeit feiner Jßeflras
fung ju rebcn. ^) 2)em büjiern oiittelatUrlidjen Äatboliciömug
jlanb Äonig SBenjel fern; »on gajlen, ßeremonien unb d()nli»
c^en 2)ingen {jtelt er nidjt viel,
2!)aö 9tci^ ber 3been, n)e(d?eö in ©nglanb SBicliffe unb
bie CoUarben roieber oufgetl)an, ^atte üielen ^fnflang in ben
SlicDertanben unb in ®eutfd)lanb gefunben. Die wicliffütifd^en
2e()ren unb ©djriften ftnb befannt eieler £)rten. Swifdjen S56lj3
men aber unb (Snglanb war nun nod) eine befonbere SSerbini
bung eingetreten. 2tlö 1382 bie ^rinjeffin 2tnna, Zod)Ux Äai;
fec Äar(ö IV., naö) @ngtanb gefenbet «irb, um ftd? mit Mo--
nig Siidjarb II. ju öermäl)ten, finb eiele S36t)men in i{)rem
©efolge. £>iefe blieben, worüber bie ©nglanber felbji flagten
über eine Unocrfd)dmtbeit, lange an bem englifdjen J^ofe. 2)
£>ie SSerbinbung ber beiberfeitigen £anbeöuni»erfitäten mag burd)
bie ^otitifdjen SSerbdltniffe »ielfad) erteid)tert »orben fein. SSor»
nef)me JBofjmen jlubiren ju Örforb unb (Sngldnber fommen naö)
^rag, mlö)t Uniuerfitat im 3a()re 1348 üon .Raifer Äarl IV.
gegrünbet unb mit großer Sorgfalt gepflegt warb.')
9iun warb ju Drforb bie Setjre 2Bicliffe'ö offenbar frei wers
fünbet biö über boä 3af)r 1409 Ijinauä, Die wicliffitifdjen
©driften fommen auf einem kiö)ten SBege md) Sbbi)mtn. @ie
fdjeinen nid)t alle jugleic^ bal)in gelangt ju fein. Den Zxia--
loguö foü erjl ein ebler SSöbme , waljrfdjeinlid) J^ieron»)mu§,
md) ^rag gebrad)t t)aben;*) barauf waren bie übrigen ©djrifs
ten öon bem ßngldnber ^cter ^apne, ber nadjnialö jeboc^ mit
1) Bohemiae regdta mulctandum pronuntio si fautor illoram impio-
rum bominuin fuerit adinventus. Nam et miilta bona a multis efficta
param prodeiunt si heresnin aut errorum favor ab eis processerit et per
maxime si Principes , quorum interest etiam nsqae ad mortem pro ec-
clcsia pngnare in tarn pericnloso crimine eam derelinquere non abhor-
rcnt. Tlieod. ab Uric, Hist. Conc. Const. Von der Hardt I. p. 123.
2) T!>om. Walsiiigli. Hist. Angl. pag. 312.
3) S)icfc aStr&inbuiig rca^rct Innge. 91o^ im 3a^rc 1431 wirb ein
iöiJ^mc, ^Pftor ©royurS gcnnnnt, j^u Öjcforb ol6 Se^tt gefaßt unt» ms
brannt. Fox. oomm. rer. in ecci. gest., pag. 72.
4) Jacubi Piccolomini de Hussitis, apd. Frehcr Scripte Rcr. beb.
pag. 206.
— 279 —
jieinli4» abujeidjenber teltgiöfet Uebetjeugung unter ben ^dup=
tern ttx Utraquijien genannt wirb, eingefu^irt unb befannt ge^
mad)t worben. •) 2)ie ©cmütijer ber grommeu mögen ftd) bo^
malä in einer grofen 2fufregung befunben l;aben. 2>aä 3ubcl=
ifl^r tjl eben im 3at)re 1390 gefeiert roorben, unb Äöntg 2Beiu
jel ^at oom *Papjte bic ßrlaubniß er^jaltcn, e§ in ^rag felbji
feiern ju laffen. 2)er 2Bu4)er mit ben Snbulgenjcn unb alle
feine »erberblic^en golgen finb nabe vor bie ©eclen ber Den«
fenben getreten. 2^er ßrjbifdjof oon ^rag, iRtcolauä ^ud?nif,
berüchtigt burd) feinen ©eij, ij! im ^at)xe 1402 geflorben, unb
©binco »on ^affemberg ifl im 2(uguji ober ©eptembcr be§
SabreS 1403 auf ben erjbifd>6flid)en ®tu|)l beförbcrt worben.^)
£)icfer (Sbinco n?ar wegen feiner Äenntni^lopgfeit fe berüchtigt, |
baf if)m ber <Sv»cttnatne 2tl))f)>ibetariu§ beigelegt warb. T>oi) '
fiellt ibm ^uf , welcher fonjl feine Urfaci)« bötte, mit ibm ju=
frieben ju fein, ba§ ebrent>oUe 3'"9"'^ fl"^/ bem roben
2fberg(auben unb ben falfcfjen SBunbern juwiber geivefen. ^) 3n
ber äwifdjenjeit, rodbrenb ber erjbifd)6flid^e Stubt teer jtebt, ift
ber facerbotalifcbe ®eiji bebcntlicb geworben über bic SSerbrei:
hing ber »icliffitifcben ©dfee. SQSenigjienä foH ein gonftftorium
ber gebrer gehalten unb ouf Demfelben am 8. 5)?ai 1403 fcie
SSerbammung über fünfunbwierjig wicliffttifchc ©d^e au§gcfpro=
eben unb bie wettere SSerbreitung berfclben tjerboten worben
fein.*) j35ei ber fpdtercn JSerbammung ber widiffitifdjen 2ebre
im Sahic 1468 wirb inbejfcn fein ®e5ug auf eine fdjon 'oor-
ouSgcgangene genommen. Sebeä gaOcä ift fie obnc weiteren
^folg geblieben.
21)amal§ lebte ju ^rag ein ebrwürbiger ^riefler, ber Siebe
unb be§ ©trebenS nach 2Bahrheit üoQ, wie cä beren nad; 9Bi:
1) Cocblaeus, Hist Hussit. lib. I. pag. 8.
2) Bai bin. Epitome rer. bohem. pag. 410. 411. 412.
3) Huss , de sangaine Christi Opera L pag. 201.
4) Quod diiJura de anno Domini 1403, mense Maio Pragae in col-
legio Caroli fuit facta plena conTocatio omninm Magistrorum stodii Pra-
gensis. Ibideoique articuli Joannis Wicleff damnatae memoriae faenint
publice lecü et condcmnati. Et mandatum foit per rectorem univt'rsi-
tatis, qnod nuUas de dicta universitate , eosdem de cetcro teneret^ do-
gmatizaret aut defenderet sab poena prae*tUi juramenti. @0 bcricbtct-bic
©pnobc iu ^ojtni^. Aiticali cont. Hieronvmom de Praga. Von der
Hardt IV. pag. 652.
— 280 —
citffe unb 9J?rttf)ia5 oon Sanow t»orf) nod; immer t>tete gab. @r »at
im ^ai)xe 1373 ju .^uffineci geboren, unb 9)Zagifier unb 2)oci
tor bcr a^^cotogie geworben, üud) ffieidjtwater ber ÄöntgtniSos
^l)ta. grü^ jeid)nete er ftdf) au§ burd) ben (5ifer feiner ^rebigt
gegen bte ©unbljaftigfeit unb baö gottlofc 2Befen ber ßaien fo»
roo^l aU bcr ^riefJer. @r war beäl)alb aud) bereite »erftagt
worbcn bei bem (5r5bifd)of 2Bolfram, auf weldjen im Sa^re
1402 iJitcofauö ^udjntE gefolgt war, ber nod) in bemfelben
Satjre »erjlorben. "-itber ber ©rjbifdjof fjatte geantwortet, ba^
man ben ^rebiger rutjig laffenmoge, ber bamit nur feine 5)fli4)t
erfüUe.»)
3oI)anne§ .§uf war ein einfad)er unb geraber ÜRann, ganj
^rfuUt »on ber ^eiligfcit feineä sBerufeö, »on weldf^em er wie
SBicliffe bte bod)ftfn Sßorjlellungen l)atte, an ben er bie l)öd)#en
Ttnforberungen jleUte. ©ein geben war fo rein, ba^ felbfi feine
erbittertjten ©egner, bie fonfl fo gern jur Unwatjr^eit itjre 3u»
flucht naf)men, nid)t ben fleinjlen Wlatd auf ibn bringen woUs
ten. 2)ie Streue unb bie 2(ufrid)tigteit, bie f)eilige ®lutb nad^
SBabr^eit unb Sfedjt »ermutbetc er allenthalben, wo fid) baä
©egentbeil nod) nid)t unjweibeutig au8gefprod)cn \)attt. SSon
ber 2Beiöt)cit unb eon berStürfe biefer SSelt »erfianb er n\d)t§.
25iefe§ i|l'§, waö i^n in ben gtammcntob gefübrt i)at. (5r ging
nad) J:o(tni^, weil er eermeinte, bort waren oud^ nod) ©efüble
jur 9?ed)t, Sugcnb unb doangelium. ©r fanb nur bie Slütfe
biefer 2Belt unb ben Sob. 3obanne§ ^up i|t nid)t ju bct
\ ^bt)t ber greiljctt gcfommen , wn weld)er 2Bicliffe ba§ r6mifd)C
I Äird)entbum betrad^tet \)<xttt. dx ip fatt)olifcber geblieben al§
biefer, ber felbjt nod) 9)iand()e§, wa5 binweggetban werben muß*
te, beibehalten um ber .^drtigfeit ber 9Kenfd)en willen. 2lbec
bie ©rfenntnip mebrte ftd) »on Seit ju 3eit, unb l^ättt er Idns
ger wirfen unb forfd)en fönnen auf biefer (5rbe, fo würben aud)
feine 3been flarer unb reiner geworben fein. £)enn baä guns
bament, weld)e§ er legte, war rein unb eöangelifd), ba§ ©tre»
ben war tüchtig unb bie .Sraft ber ^inficbt, wenn fie eben
1) Hist. persecut. ecol. boh. pag. 26f
2) Joannis Cülum. Hist. Sanctissinü Martjris, pag. .17. Huss.
Opera toni, I.
— 281 —
feine ungcn)6f)nltd)e gewefett ju fein fd)eint, war t>0(S} baju ba
in t)in(anglicf)em 9J?aafe.
2)er ©ang fetner Sugenbbilbung ijl unbefönnt, aber bie
fpateren (3d)riften öerratf)en eine genaue S3efanntfd?aft mit ben
t)eiligen j53ücfjern unb jeigen, wie weit ^uf ftd) öon ber müfs
ftgen ©d;o[a|liE feiner entfernt, wie wenig er eine anbere
Tfutorität, oB bie 2(utorttdt ber ©djrift felbfl anerkannte. SQSer
bte ^x(ii)tit f)tneingeworfcn Ijat in biefe «Seele, ba§ tji unbe-
fannt. 3P «ud> gletdjgültig, wofjer fte gefommen, genug, ba0
fie Da war. ©(ei^gülttg ift e§ bot)er aud), ob fie au§ ben wis
cliffitifd)en @d)riften tarn ober nidjt. 3Cber er befa^ biefe unb
t)atk fie ftutirt, crft bie ^l^ilofop^ifd^en, bann bie tf)eotogifd)en,
bod) wa^rfdjeinlid) nur bie, weldje in lateinifd^er <Sprad)e ah
gefapt waren, bcnn ba§ (S'ngltfdje m6d)te ^u^ fd^werlid) »ers
ftanben t)abm. Einige biefer ©djriften, befonberS ben Slrialo-
guä, l)at .^uf ou§ bem ßateinifdjen in ba§ JB6f)mifc^>c überfe^t
unb fte bem 9JJarfgrafen Sobfl von SWa()ren, 5Better be§ Äö«
ntgö SBenjtt, gewibmct.
Sot)anne§ .lg)u^, weldjer feit feinem 'Zfuftreten in ber SBelt
bei bem ^ofe im größten 2(nfel)n gefianben ju I)aben fdjeint,
war im ^ai)xt 1402 ^rebiger an ber Äajpelle ju SSet^leljm gej |
»orben. 2)tefewar im Sa^re 1392 üon einem frommen 9Äanne,
9lamen§ ^üi)li)tim gejiiftet werben. @§ foUte i)itt bötjmifd^
geprebigt werben unb ber ^apfl ^atte baju feine ©inwiUigung
gegeben. '^olö)t ÄapeUen/'.in benen bo^mifdjlge^^rebiget warb, gab
met)rere in bem Canbe. SD?an mußte ben ©laüen etwas nacfcs
fel)en. 3iber man tt)at eS ungern, 3Die ©laoen waren erbittert.
S)er größte Sf^eil beS .Rleruä in S3öt)men bejlanb ou§ 2!)eutfd)en,
weld^e toon ben ©ingebornen fe^r übet angefet)eti worben. Sn
ben .I^auptfirdjen war ber @otte§bienft latetnifd).
mag um ba§ Sa()r 1400 gewefen fein avaS) bie ©pnobe
JU Äojlnii^ nimmt biefen ßeitpunct an^) — baß ftc^ bie retigiofe
2tufregung, fd)on »orf)anben unter ber böljmif^en Sfiation, flcigerte,
fo baß ba§ r6mifd)e ,Rird)entt)Um bebenflid) werben mußte nac!^
bem 2£b(aufe weniger 3a^re. 2)amal5 fam .^ieronpmuä Saulfifd),
1) Gocblaeus. Eist. Ilnssit. Üb. I. pag. 12. 38.
2) Cocblaeus. Hist. Hassit. I, pag. 27.
3) Articuli cont. HieroDymuni de Praga. Von der Hardt IVt I.
pag. 637.
— 282 —
befjen »eifere Sugenbgefc^id^te unbefannt tfi, aul ©ngtanb, wo
er ftd) ütel mit ten ttiictiffitlfd)en SSdjriften befd)dftigct fjatte,
iBöf)men. ^) @in a^rtumtoirat gegen baS römtfdje ilircl)entt)um
entfianb, weldjeä »on tiefem ^ieronpmu§, Sacob oott SKifa unb
3ot)anne§ gebUbet war. £)iefeö 3;rium»irat war Äefeerei,
»eil Siom Eingriffe auf bte neugema^ten airabiticnen, auf bie weit*
(it^e ®ewalt beö ^riefiert{)um5, ^ervorfjcbung beS inneren ßtjrijleni
t{)um§ unb bes ßoangclii, jumol wenn babei baä jefeige Unwes
fcn ber Stitä)t tlax, unjweibeutig unb in feinen ^rincipien ge»
Idugnet warb, immer für Äefeerei erf(drte. ^ieronpmuä, ber
ßngtanb oertaffcn ju ^aben fdjeint, weit burd) bie 9ie»)olution
öon 1399 bem gortgange be§ eöangelium^ ©tillflanb geboten
worben, madjte ftd) in ^rog balb bemerfbar. dt fleUte öffent^
lid)c Sifputattonen über <2äfee, wetdje 'M>nlid)feit mit ben
wicliffttifd)en t)atten, an. 2)ic bcutfdjen ®elet)rtcn an ber Uni;
»erfttät Rieften mit bem ^ap\t unb bem ^itdjenwcfen. 3n()aU
unb3fuägang b.iefer£)ifputationen warb unter bem SJolfc befannt
unb bradjte ^Tufregung ^eröor. ^) 2)ie fatl)oUfcl)e Äird)e war
auö) in bem Äampfc mit biefen neuen «Schern immer fel)r un^
gtücflid), wenn e§ oufba§2Bort unbS5ewei5, nid)t auf ©djwert
ober baä geuer anfam.
^ieron^muS, wetdjer bie SactiE ber englifdjen ßollars
ben fanntc, arbeitete auä) audbruilid), bie iSad^e unter baS
SSolE JU bringen. Qt üerfertigte bof)mtfd)e Sieber, welche ben
Sn()alt ber ©4)rift wiebergaben unb anbere, weld)c Eingriffe
entbleiten auf ba§ r6mifd)e Äitd)entl)um. 25iefe gieber famen
in ben SOJun'o ber SSolfä unb felbfi bie t)anbarbeitenbc klaffe
warb fo eertrciut mit bem ©eifie ber ©djrift. *) 5« S5öbmen
unb in Sßdbrcn jog ^ieron^muä »iel l)erum unb obwohl jum
^riefter niemaB geweift, ^>rebigte er bocl> üor 2lbel unb öov äiolf.
jDenn bic^rebiflt era^Jtetc er für frei unb meinte, ba bie ^J>rie:
1) Cam eram adolescens Gabens ardorem discendi , perveni in An-
gliam et aodiuns fainam Wicicif, qaod fuit vir subülis atque excellentis
ingenii, dam exemplaria habere potui, Dialogam et Trialogum trans-
scri|K-'i et meiim in l'ragani trudnxi. Articuli, pag. 635.
2j Ficri non potuit, quin miilta in propatuliim emanarcnt, qnae in-
ter paricics disserebantur. Diibravius. Uist. Bocm. XXIII. pag. 193.
3) Articuli cont. HicroRyoiuni de Fraga. Von der Hardt IV. I.
pag. 669.
— 283 —
fletfdfjnft fdjnjtcge »om ^»angelio, fo müßten tt>o^)l bie funbtgen
Caien fid) bem £el)ramte untcrjtd}en. Einmal iprebigte er in
Ungarn felbft t>or bem Äonig ©tgiömunb, öor beffen ganjem
^ofe, öor »ielcn S3if(i)öfen unb Prälaten. ®abei wax er an»
Q(ti)an mit bem c(ertcalt[cl)en ©ewanb. dt eradjtetc ftd) für
einen öon ®ott eingefe^ten ^rebiger, n>eld)em ber Sßangel ber
firc^lidjcn SBei^e nt(i)t fdjabe. ^)
Snbejfen fdjeint ^teronpmuö nur wenige ^ai)n in einem fort
in 23ü^men ober in 9Jlal)ren gewefen ju fein. @r befud^tc noc^^
bie Unioerfitdtcn »on ^ariö unb ^eibelberg. 2(uf bciben Unioerft*
taten ^atte er wicliffttifdje gefjren frei »erfünbiget unb auf bei;
ben SCßiberfad^er gefunden, gr follte oB Äeifeer ergriffen werben
JU ^ari§ wie ju ^cibclberg, aber er entjog Hä) iebeömat burd^
%l\xä)t ber ©efal^r. 3u ^ariä war befonberö ber befonnte 3o()an;
neä ©erfon wiber it)n. 2)ic Sfeifen na4> ^ari§ unb ^eibelberg
fcbeinen in bie ^af)xt 1407 unb 1408 ju faUen. 3m Sa^re 1409
ijl ^ieronpmuä wieber in ^rag ju finben, bie wicliffitifcbc ßefjrc
tjon ben @rcommunicationen ber f[eifcl)licben Äircl)e »erfünbenb. Die
in S36[)men bamal§ ouäbred)enben Unruben mögen ibn bewogen
baben wieber ju geben. "Km 3(nfange beä 3abre6 1410 iji er
jwar nodb in ^rag, aber in bemfelben Sabre finben wir tbn
auf ber Uniüerfitdt ju Ärafau, bann in Ungarn. 3n Ärafau
bat er aucb auf S3etrieb beä S3ifcbof§ ergriffen werben foEen.
^ber bie ^ai)l feiner 2£nbdnger unb greunbe mu^ ollentbalben bes
beutent) gjwefen fein. Sebeömal wenn er gefangen werben foU,
weif er e§ üorber unb bie SSRittel jur S(ud)t febicn ibm niemals. *)
Untcrbeffen i)at ©binco,' ber (5rjbifd)of r>on ^rag bie (^x-
communication über ^ieronpmuä auögef;procben, ßitationen beS
ÄefeerS ftnb aUentbalben in S36bmen unb in fremben ßanben
angefd)lagen worben. lin bem Mn\Q x>on Ungarn i)at ©binco
1) Qnod lioitnm est cuicnnqae laico litterato ve! alias intelligenti
nbiqae sine cujuscnnque licentia praedicare verbnm Dei. Articnli,
pag. 673.
2) (Sinitiol eine furje Seit W Äontg SEBcnscl if)n gefangen fe|en taf=
fen, weit er aU Mc geprebiget. Cochlaens. Hist. Hussit. VI. pag.135.
3) Notoiie laicas existens. Articoii, pag. 673.
4) Portas civitatis claudi procararunt, ipsum'diligenter inqnirendo;,
nescitur unde avisatus , furtivo a dicta civitate recessit. 3u .f rofau. Ar-
ticuli, pag. 68J.
— 284 —
eigene gefd)rtebcn, bog btv Äefeet bod) gefönt werben möge.
^©igiSmunb t)at bie ^rebigt beS Jg)ieronj)mu§ bod) ongeljort, wie
e§ f4)elnt, of^ne grofien Unwillen barüber ju empfmben. ©igiäs
munb la^t aud) ben ^teront?mu§ gefangen neljmen, aber f^on
nad) einigen Sagen wirb er entlaffen. Qv fommt nun noc^
SBien, wo fte iljn wieber greifen. Qr muß fdjworen, fid) nidjt
öu§ ber ©tabt ju entfernen bi§ er fidf) »erantwortet wegen ber
Äefeerei. "Uber er entweid)t wieberunf. 2luf ber ©pnobe ju
^ojinii^ entfdjulbtgte er ftd> ob biefer %lud)t bamit, bof gegen
i^in JU 2Bien mit lauter ©ewaltfamfeiten öerfabren worben.
(Sie bitten bort gar fein 9?e(^t über ibn gehabt, ba er ou§
einer anberen 2)i6c6§ gewefen. 25ie ©rcommunication fei i^m
nid)t befannt gemadjt worben in red)ter gorm
©binco, ber ©rjbifdjof, gefjt im Saf)re 1411 nad^ Uni
garn. 2)ie buffttifdje ^c^erei jteigt in Jßöbmen bebenflidj
empor, aber Äonig SBcnjel ti)ut nid)t§ ©ntfd)eibenbe§. ©binco
gebt nad) Ungarn um ^ülfe ju bolen beim; Äönig ®igi§munb.
Unterweges jltrbt er. ^) .!^teront)mu§ fommt nad) ^^rog JurücE.
SOBir feben ibn nod) im ^ai)xt 1411 mit großer ^eftigteit gegen
bie 2lblaßframer bea ^apfteä Sobanneä XXIII. auftreten. dU
nen ßügner unb einen JBetriiger fdjalt er ben ^ap|l unb feine
Ärdmer, weld^e mit (3d)impf unb ©djanbc bie ©tabt räumen
muffen. 2)ie ©pnobe ju Äojlni^ warf ibm »or, baß er bic
2Cblaßframer felbfi mit bewaffneten angefallen unb bie Jßullen
in ber S^eufiabt b^be verbrennen laffen. ^amalö prebigte a\x(S)
^ieron^muä mit großem ©ifer gegen bie 3nbulgenjen. 5Run
fdjeinet ftd) bcrfetbc, beoor er auf ba§ ßoncil ju Äoftni^ gebt,
nur nad) einmal au§ SSöbmen entfernt ju böben. Sab«
1413 ijl er wieberum in flamfd)en Sanbern, in ßitbauen unb
in 9?ußlanb. ^lan unb 2lbftd)t babei ijl im ©injelnen unbe»
fannt, im 2lllgcmeinen üerfid)ert bie ©ijnobe ju Äofini^ feibe§
^ieronpmuä Streben immer barauf gegangen, bie SÄenfdjen unb
befonberS bie gürften aufzuregen gegen bie ^)rie|ierlid)C 2Rad)t.
1) Articali cont. Hieron;inam de Praga. Von der Hardt IV4 I. pag.
636-638.
2) CochlacDS, Hist. Hussit. lib. I. pag. 19.
3) Excatis vos viri mendaces com vestris niendaeiis. Nam Domi-
nus Tcster Papa mendax bereticus et usuarius est nuUamque potestatem
indulgentias conccdendi babet. Articuli, pag. 673.
— 285 —
£)a lcucf)tetc »ieber bic SScnbenj SßicltffFe'ä unb bcr 8oIIar=
ben l)intiurd), baf bie ^Reformation begonnen werben miiffe
burd) S5red)un9 bet a;emporal9ett;alt be§ ?>ric(lertl)um§ , bap
feine Hoffnung fei, bie ^rdlaten würben eine Sieformation in
fcem ©tauben, im Äultuä unb ber 2)ifciiplin bulben, ba^ ftc
üorgenommen »erben muffe uon ben ßaien, befonber§ »on ben /
gürjlen.
eigent^ümlid^e Äe^creien be§ ^ieronpmua fteUt bie r6mifd)c
Äird)e nicbt auf. 3war rebetbie ©pnobe ju Äojini^ »on Seijs
wn über bie SSrinität, n)eld)e »eber »icliffttifdje nod) l)uffttifd)c
finb, aber fie will nidjt entfct)eiben, ob biefe gerabc Äefeereien ftnb.
25ic @i;nobe lie^ t^n obne 'Kn^mi)mt nodjmalö alle wicliffttifd;e
unb l)uffttifcl)e Äefeereien wiberrufen. (Sö erfd>eint nun aud) etwa
baffelbc bei .^ieronpmuä won ^rag, wa§ bei biefem. SBenn »on
feiner ^rebigt bie 9?ebe ijl, fo fagen fie gegen ben^ienjl ber ^eiligen
unb ber ÜKaria, gegen ben ^apft unb baä ©acerbottum, gegen bie
Snbulgenjen unb gegen bie ©ewalt ju binben unb ju löfen, lef)rtc
er unb meinte, ba^ wobt aud) gaien ^)rebigen unb bie ©acramente
auötbeilen fönnten. &x batte oor SBicliffe eine gro^e ^oclbad)tung. •
3n feinen äimmern ^atte er ba§ JBilbniß biefes ef)rwürbigen ÜKdr-
tprer§ aufgehängt , weld^eä er mit J^od)ad>tung betrachtete. 2)ie
@»jnobe JU Äojini^ machte barauä eine formlicbe 3lnbetung.
2lucb foll ftd) .l^ieronpmuä oftmals be§ 2luäbrucfe§ bebient b^ben,
ba^ 5Jliemanb feiig werben fonne, wer md)t mit SGBicliffe glaube. *)
25od) waren nid)t alle bogmatifcbe !Keinungen beffelbcn oon ibm
angenommen worben. Slamentlid) erfldrte er ju Äo(inife furjuor
feinem SJobe, ba^ er bie 2lnnabme SBicliffeä, baf nur eine fpirt»
tueHe ©egenwart beägeibeö beö ^errn im@acrament be§3lltar§
jtatt finbe, nid)t billige, fonbern eine wahre unb förderliche ^fn«
wefenheit annehme, wobei er benn alfo ben S3or(Iellungen ber
meijien Sehrer ber englifchen goüarben folgte, ohne bie fatholifchc
3:ran§fubflantiation§lehre anjunehmen. ^) X)tn SohanneS
fcheint ^ieront)mu§ beinahe ebenfo betradhtet ju hoben wie ben
SGBicliffe. 2)a§ Sidhere ber SSerbinbung beiber SRdnner ifi jwar
unbekannt, aber im ^a^xt 1410, wo J^uß gegen bie ^Iblaf«
1) Articali cont. Hieronymum de l'raga. Von der Hardt. lY. I.
pag. 668.
2) Theod. Vrie. Hist Conc. Conit Von der Haidt I. pag. 183.
^ 286 —
frdmeret öufflcfjt, finbtn wir md) ^terc««i;mu§ tfjStig für ben«
felbcn 3n)crf. '^ud) t^n bettaö)tttt 4)icroni)mu§ al§ einen ved)U
gläubigen, frommen unb f^ctligen SKann, ber bie SSoljr^eit be=
ftegett f)abe mit feinem Süobe unb fprad) ba§ fü^n »orebenben-
felben au6, wefd^e i^n »erbrannt Ratten. @ine genjiffe unrul^ige
S.i)atiQhit, juweilen auö) rool)l eine J^eftigfeit, mlö)t niä)t ge^
billiget werben fann, fd)eint im ^ieronpmuä gelegen ju Ijaben,
wenn t$ nid)t etwa lauter Unwaf)rf)eiten finb, mit benen bie
©pnobe ju Äofinife rebet. Äl6|ler greift er mit bewaffneter
^anb on unb bie Silber wirft er jlürmifcl) auS ben Äirdjcn
X>tt Sweite in biefem Sreigeflirn ber mtl)t ober weniger
breit aufgefaßten 9?eformation war 'jjacob »on 9JJifa, einem
fleinen <Stäbtd)en in S36l)men. 25erfetßf war ^riefler an ber
©anct 9Äid)aeli§firdE)e ju ^rag. Sbn fonnten bie Utraquijlen
nod) am erften at§ il)rcn SSater betrad)ten , obwohl fte im ©an»
jen i^)n audt) nid)t »erjtanben ^aben. Um_wetdt)e 3eit Sacob
üon 9Äifa aufgetreten mit einer reformatorifdjen SSenbenj, ifl
jweifeltjaft. 2)od) fdjeinet au§ einer Eingabe t)eri>orjuge{)en , baf
etwa um biefelbe 3eit, Iba ^up unb ^ierontjmuS gegen ba§
römifd)e ^ird)ent()um aufjutreten begannen, auö) Sacob »on
SOJifa bemerfbar warb burd) feine ^rebigt gegen baS ©acerboj
tium. 2lud) ijl ni(l)t mit ©enauigfeit ju ermitteln, ju weld^er
Seit er feine 8e{)rc »on ber 9^otf)wenbigfeit be§ Äelcljeä im
2lbenbmat)te werfünbete. 2)iefe§ foU einer Eingabe jufolge er|t
um baä Sat)r 1413 gefd)el)en fein, fdjeinet biefelbe iebod)
l()au^tfad)licl) auf ber 2£nnal)me ju berul)en, baß 2acob »on
SRifa erft bnrd) einen Tinbern, ^etru§ genannt au3 25reäben,
auf biefe 8el)re gebrad^t worben fei. 2) 2)iefe 2tnnal)me foUte
ben ®d)ein geben, al§ fei bie Äe^erci urfprünglid) toä) nid)t
in S56f)mcn entjlanben. 2lber Sebermann, ber bie ©d)rift unb
bie alte Äirdje fannte, fonnte barauf fommen, baß ber Äeld) ben
8aien nidjt entzogen werben bürfe. Sn S56i)men war bie ßef)re
auä) gar nidjt neu, unb fdjwerlid) mußte Sacob »on 9Wifa erjl
buxö) einen ©eutfcjjen auf fie gebradjt werben. 3weifell)aft, wie
bie 2Cnnat)mc, auS ber fte Ijertjorgegangen, bleibt alfo aucfa bie
1) Cochlaeos, Hist. Hassit. lib. I. pag. 16.
2) Cochlaeus, Hist. Hassit. lib. I. pag. 41.
— 287 —
JTngabe, bö^ Sacob fo fpat mit Ut itf)xt wn ber Slot^wen--
bigtctt be§ ÄelcfjeS hervorgetreten. ®te fonnte fd>on lange ge;
prebiget worben fein, efjc bie wirflidje 2(u§tt)cilun9 unter beiben
©eftalten in ^ta^ wieber begann. 2)iefc§ gefd)a() erjl im 3af)rc
1414. ')
25ie @treitfd>riften, mld)t S<»cob »on 5Rifa mtt bcn ®e=
(ebrten ber ©ijnobe ju Äojlni^ gemedjfett wegen bto Äetdjeä
im 2(benbmal^t, ft'nb mm aud) fonft »on großer 2Bid?tigfett,
weit fie jugleid^ feine '2fnftdf)ten über Deformation ber Äirdje
ju erfennen geben, ©ie ^aben eine nod) weniger breite S3a--
ft§, alä SQ3ic(iffe unb ^u^ \id) legten, gr l)dlt nocf> fefier al§
jte an mandjen fat^olifdjen 3been unb »ermag md)t, .ft'd) jut
wollen eöangelifdjen greiljeit ju er()ebcn. Xioi) fdjeinet 3acob
von 9}Jifa ju füljlcn, ba0 feine JReformotion ntdjt evangelifd)
genug ifi. einmal fagt er, bie ße^re üom Äeldje im Tlbenb^
mabl »erfiinbe er bcäljalb befonberg, iamit baä 3?eicl^ be§ 2fn=
tid)riftä, unter weldjem er bie r6mifd)e Ätrcbe toerfle^t, bod)
winigflenä in einem ?)uncte erfd)üttert werbe. ^) d'm anbcre§
Tlai fprid)t er e§ auS, baß ba§ ©üangelium ber @runb unb
SQalt »onTtllem fein muffe, roa6 in ber d)rifKid)en Äirc^c fei,')
unb baß bnffelbe änbern wollen ein beutlic()eS ©rfennungä^
jeid^en beö "Änticljrijlä fei.*)
1) Brzona , Diarintn Belli Hnssit. pag. 14.
2) Ad hoc hortor^ ut regnum capiditatis et Antichrist! in aliqao
purgetur et Spiritus fervoris et devotionis in popalis Christianis ab anti-
ijuo exstinctns resuscitetar. Et ut saltem aliqai inoreantur ad sanctuni
zelum Dei pro decore et |reaediiicatione domus Dei. Jacobeilus contra
Brodan). De communione sab utraque, pag. 584.
3) Si ad morom correctionem evangelio Christi non ereditur, despe-
randum est, cai alteri melius credatar. Supterfugia sunt, excusationes
sunt, lidem nolle simpliciter servare, nolle a criminibus explicari. Nam
si omnes angeli evangelizarent , si spiritus mandi linguis humanis prae-
dicarent, si omnes mortui revocarentor ad vitam cum scientia et pote-
state loqnendi, si ostenderentnr ocdHs humanis supema bona et infema
mala. Ad haec oninia plus et Christus, cai prae omnibns adhibenda est
fides. Jacobeilus cont. Conc. Const. Theologos, De communione sab '
utraque, pag. 595. ©ein !princip mx: Scriptura sacra est fidei regula,
pag. 766.
4) Est enim hoc Antichristi patare le posse niutate legcs et ten-
pora, I. 1. pag.599. ■.. ^^^^^ u-.i.^..
— 288 —
"Kbtx bie 2fnwenbung, miö)t er biefcn 2feuperun9en giebt,
ifl immer nur eine fc^r begrenjte. SSorlaufi'g tviU. er nur ben
Äetd) im 2(benbmal)l für bie ßaten jurürf()aben. ©r »erfpricbt
fid) baüon einen feljr grofen Erfolg unb f)offt, baä (S^rijleni
ti)üm, je^t unter bem SSolfe beinahe öerfdjnjunben, werbe bann
wieber aufnjad)en unb bie ©ecten ber 9)?enfd)en »ieber burdjs
bringen mit geuer unb Äraft. X>amit meinte er fidjtbar baö innere
(S^rijient^um. Senn an ben duneren 3eid}en beffelben fef)Ue eä ja
in ber Äird[)e nidfjt.^) go^t man biefe 2fcü^erungen beä 2acob
»on 9Kifa jufammen, fo mup [man ber Ueberjeugung werben,
baß er e§ nur für moglicf) f)ielt, eine] Steformation ber Äird}e ju
gewinnen, wenn fic auf eine langfame unb aUmalige SGBeifebes
reitet werbe. 25arum glaubte er nict)t mit OTem ^eroortreten ju
bürfen, wa§ gegen baö r6mifd)e Äirdjenwefcn gefagt werben
fonntc, t\id)t alle ßonfcqucnjen jieljen ju Imüffen, bie auä fei»
nen 2iu§fprücl)en über bie ©d)rift eigentlidj ge3ogen werben folls
ten. @r glaubte ferner, baß SöieleS »or ber .^anb beibeljalten
werben fönnc auö bem fatbolifdt)en 6ult, baß ba§ SBiberd^rift»
lid)e au§ bemfelbcn im £aufc ber 3eit »on felbfl »erfdjwinben
muffe, wenn ba§ SSolf wieber gelefjrt werbe unb nur geteljrt
werbe auS ber @(i)rift, wenn ^auflptfadjlidb eine reinere unb
cöangclifdje ^riefierfdjaft l)erangebilbet worben fei. @r wollte,
feine 9iacl)folger feilten allmälig weiter geben auf ber betretenen
Straße. £)aß eS ober Sacob von 9)?ifa fo, wie angegeben,
meinte, baä get)t au§ »ielen «Stellen ()er»or, weldje ftd) jerPreut
in iencn ®treitfdf)riften ftnben.
Sn bem geben unb in ber ^rcbigt mag er eben fo gcfpros
4)en ifobtn wie \)kt, einfübrenb, »orbereitenb. £)ie le^jige, bie
l)errfcbenbc ^riePerfdjaft ijl if)m nicbt§. Sb^e 8«b« filfd)/ ib^
geben ift SSrug. ©ie bilben jufammen einen großen Körper,
tt)eld)eä ber 2lntid)rip ift. ^) e§ füllte eine ganj anbere ^rie»
fterfdjaft geben, mld)t nidjtä ju fdjajfen b^be mit ber Sffielt,
weld)e in 2(rmutl) lebte, weld)e 2llle§ »on fid) ^alt^, wa§ fic
entfernen fonnte öom apojlolifdfjen geben unb com 25ienfte beS
1) Jacobellns cont. Brodam. De commnnione siib utraqiie, pag.570.
2) Tota ergo multitudo liypocritaruin, qoae sol) specie religionis ni-
titnr destruere, ne fldeles sint nnum in Christo per imitationem ejus
vitae, babentes supra se uaam caput sunt unus Anticbristas. Jacobellus
contra Brodam. De communione sub utraque, pag. 517.
— 239 —
^ertn. 2>ie {)6d?j!e SSoÜEommcnf)ett wäre bie, mlä)e tox^a
jeidjnet njortien »on ßt)rtfio, wenn fie üon bcn ßaten nur 'iRaly-
rung unb Äletber ndfjmcn. 3u billigen vodre e§ auci) nodtj, rcenn
ftc »on ben Seljnten lebten. 2Cber ganj ju verwerfen ijt es,
.»enn fie rocltiidjeö ^errentljum befi^en unb boffelbe für ^Imo»
fen auggeben, ©erabeju l;eibmfd) [ifl eö, wenn fte , üergef,
fenb t^rer prie|ierli4)en ^flid)ten unb ftc |)intanfefeenb, weit*
ttd;e ^errcnredjte ausüben.^)
2llfo eben bei, wo SBicliffe, meinte anä) ^acob uon 9J?tfa,
bap bie Äirdjenreformation begonnen werben mü^tc, burdf) ^in^
»üegneljmen ber tt)eltliiä)en 9icict)tl)ümer unb ber rceltlidjen 9}?ad)t
oon bem priefierltc|)en ©tanbe. S)aä ^rieftertf)um foUte einjig
unb oHein gewiefen fein an baS SßSerf ®otte§. S5ie grobfinn;
lid) aufgefaßte ©eroalt be§ S3inbenö unb beä26fen§ eine§^rie=
ftert^umeö Idugnet er ebenfalls, unb beruft fiel? babei auf "Km-
broftuö unb ^ieronpmuä, rote auf baö S3ud; über bie ^terar;
ä)it, roeldjeä bem 2)ion9ftuä beigefcl)rieben roarb. ©ine unrecljte
©rcommunication binbet nidjt »or ©Ott. Sfliemanben ifi ju
9el)orfamen, ber roiber baö SBort ©otteS gebietet. @§ giebt ei=
nen roa|)ren unb einen falfdjen grieben ber Mixä)z. Sn bem
lefeteven ijl ba§ ^riejiert^)um mit feinen 9ieid)tl)ümern , feiner
©djroelgeret unb ben ©eroaltfamfeiten, mit roeldjen eä
t)hU. Sie Beobachtung be§ ©oangelii fiöret ben ronl)ren, ben
redeten grieben nidjt, roenn fte aud> jenen jerbrid^t. 2) £)te
©eroalt, roeldje fic^ bie Mk(i)i, baä l)etßt , bie ^riejierfürften
nehmen nad) il^ren iebeämaligen Sntereffen, an bem doangelio
ju beuten unb e§ ju »erbeuten, greift er auf Da§ ^eftigjle ort.
@ie jtellen ftd) bamit felbft auf al5 eine ^(utoritdt unb madjen
ftd) felbpt bag ©efe^. 25arum l)üufen fte Srrtl)um auf Srtt[)um.
£)ie Ärabition, in bem ©inne, in roeldjem ba§ römifd)e Ätr-
ct)entl;um fte bet)au:ptete, bie für a:pofiolifd)e Srabitton ausgab,
roaä ibr eben ju bilben unb ju bet)aupten bequem roar, oB fei
e6 etroaä Urfprünglidjeä geroefen, roa§ jc^^t nur burd) bie "Ku--
toritdt ber Äird)e an baS 5£age6lid)t geforbect roerbe, »erroirft
er burdjaug. 3(ed)te unb eoangelifd;e Ärabition ift ibm nur,
rooä t)on bem ^errn unb ^eilanb fommt, unb barin barf
1) Jacobellus contra Brodam. De commnnione stib iitrague, p. 437.
2) Jacobellus contra Brodam. De comoiunione sub ui raque , p. 512.
II. ZdtU. 19
— 290 —
iu(l)t§ gednbert werben btä an bnö ^nbe ber S^age. liud) bie
fleinfle anbere Svabition fonntc t)iev unerme^Iirfjen ©djaben
bringen. *) S^ur in au^erlid^en unb unbcbcutenben S)in9en m^g
ber Äird)e boä 9?ed)t eingeräumt werben, auf gewiffe ^eit QU
Wü§ ju bepimmen a(ö SSrabitton. 3e(^t ftnb bie Berfd;iebenen
airabitionen nur ia, um bn§ innere ®)rif!entbum in ben .l^in^
tergrunb ju brdngen. 9J?an foüte fte abfd)a|fen, fie ftnb nidjt
auä bem ©eiflc ber 2Bai)rI)cit, fonbcrn auä bem ©eiftc ber
8ügc. 2) Wlan foUte fic abfcljaffen fammt allen ben unnüfjen
Zeremonien, n)elrf)e bie 9J?enfd)en beladen. Sie fiegenben ent»
*( tjüUm aud) wiele tf^örigte unb alberne Singe, bie man fiteben
foUte wie ©irr. 2lber bie ^eiligen will 3acob üon SWifa nod)
Angerufen wi)7en. ^ä} leite ba§ SSolf, fagt er, baju an unb
id) ttercbre fte felbjl wegen meiner ©djwad^beit. Sod) fage 'vi),
bo9 fte ntcbt allein du^erlid) angerufen werben muffen, fonbern
■ audj nacbgeabmt in ibrem ßebcn.^) 3lbcr gegen ba» äjerfaufen
ber Snbulgenjen eifert er mit .^eftigfett. Sie Äircbe b^lt i^m
bie ßebre von bem ©nabenfd^alje ber ^eiligen entgegen.
SSo nun aud) Sacob t)on 9}fifa reformatorifcbc ^rinci^ten
üufftellt, ba werben fte bod) nur obenl}in bebanbelt, unb 'Kn-
wenbung lüirb il)nen gewoljnlid) nur auf bie Scbre vom ©acta»
ment be§ 3(ltor§ gegeben. 9lur baä roniifcbe ^ricftertbum bi-
famipft er auäfiil)rlicb, weit er allen weiteren gortgang für ab-
l)angig l>Ut »on bem ©turje beffelbcn. SSet ber 8ct)re wom
©acrament be§ "iHtax^ erfennt er bie Eatl)o!ifd)e SranSfubfian»
i tiation an alö Srtboborie. Ser ßeib unb baä S3lut beä .i^errn
foU üon ben übrigen ongebetet werben inncrlid? im ©eifte unb
in ber SBa{)rbeit, aber btcfe 2lnbetung foU aud) öuägebriicft
1) Concedo etiam hoc, quod ecclesiaCliristi sanctoriim aliquas cer-
tas traditiones potest institaere rarionabiliter ad tcinpns permaiisuras et
postea potest eas deponere ex certis causis, videlicet accidcntaics et
extrinsecas. Sed evangelicas traditiones a Domino Jesu rationabilissime
institutas ad tenendum usque ad finem saeculi^ non potest rationabiliter
nec debuit deponere ecclesia vel immutare. I. 1. pag. 540. Minima tra-
ditio excessiva valde impedit observantiam legis Christi, 1. 1. pag. 474.
2) Quae sunt ad fastum saecularium et avaritiam cleri adinventa,
quibns carnales clerici et sedacti laici phis innitnntur, quam scquelae et
legi Domini. Kt quid esset inconveniens , si talla superiiua et iinpedi-
tiva salutis sub hypocrisi, deponerentur , 1. I. pag. 527.
3) Jacobellus contra Brodam, De coramunione sub utraque, p. 494.
— 291 —
»üerben curcl) duperltcfje 3ctd)en. llüzbxnäüä) hdamp^t er bie,
tt>cld)e niä)t an eine \vai)tt unb fürperltcf)e ©cgenwart glaubten.
"Khtt auä) baä ©eifiigc fud^t %uob von 5Kifa mit biefer '^ufs
faffung ju ücrfd^meljen. Soä ©cKvamcnt lüirb nur xtd)t woit
bcm empfangen, ber fidf) mit bem ®{ai!i)en nafjet. Der ©taube
jieljet überbauet über ben SBcrfen. @ä giebt eine 2(njobl reis
ner, geijTiger unb l;eiltger SO?en[dben fd)on in biefer Söelt, wel^e
ben 2ctb beä J^crrn nur im 0ei|^e genießen,
2)er über »on bcm 2)reige}tirn, irclrber ben gropfen unb
fdjonflen ittang gewann bei ber eöangeüfcben 5?acl)tt>e(t, vrar
gcjjianncä ^u§. 3n ber SIKitte eine§ oielbewegtcn gebend finb
bie ©d^rtften, rceldje feine ©ebanfen unä barlcgen , gefd^rte»
ben Würben. 2)tefe ©cbriften befief)en in ^rebtgten, "Kbijanbi
lungen über bie firdjiicten äuftdnbe feiner Seit, ^rldutcrun=
gen öon Sücljern ber bfitige» ©d)rift unb Briefen. (Sine nid}t
unbebcutenbe 2rn5abt berfetben ift nod; in bem ©efdngnip ju Mo^-> '
ni^ gefd)rieben. 25ie r6mifd)en ^riejierfürllen t^atten in i()rcm
<Si;jleme, nad) bem ber SGBiberfprud^ fd^on gegen fte Äefjeret
war, pollfommen fRtä)t, ba^ fte biefen ^u^ für einen .Ke^er
erad)teten, unb 9?ed)t, ba^ fte ibn uerbammten aI5 einen fotcbcn,
ba geucr unb @d)ire;t für fie bie einjigen Wlittä fein mußten,
einen SBiberfprucfj ju bdmpfen. ®o itutliä) aber unb fetbfi fo
{jeftig waren fte feit langer geit oon Stiemanben angegriffen
werben. ®o i)atte feit (engem .Keiner jebe if)rer Stoßen aufj
gebecEt unb ba§ t)icrarci)ifd)e ®i;jlem ßufgefud)t in feinen le^s
ten ©d)fupfwinfcln. <So flau battc feit langem S'Jiemönb gewie»
fen, wa§ fie waren unb waä fie nid^t waren, fo d)rilUiü) war,
feitbem ben alten ©lauben^boten ber 9JJunb gefdjlcffen werben,
eä ber SÖäelt nidjt wieber gcfagt werben, wag eine cl)r!{tlic{)e
Äirdbe, wa§ eine d)ri|tlid^e ^viefierfd^aft fein foUte. £)al)ermufs
ten jte in gewöbnlid)cr 2Bcife eilen, ben Wtunb ju fiopfen, ber
fo gefdb^li^)^ SÖSabrbeiten fprad). .^u^ war il)r bitterjler geinb,
benn aEe ©dulen ber .§icrard;ie b<'tte er angegriffen unb fte
jerfiort mit ftegenben ©rünben. S^un eilet öb« ein Seber, ber
1) Aliqui Sancti in hac vita siipra humanuni niodam viventes,
per mentis *excessum modo angelico mandaciivernnt et biberunt corpus
et sanguinem Christi interdum spiritualiter et non sacramentaliter , l. I.
pag. 429.
19*
— 292 —
1—
öon biefet SBett bcr iüdjt§ !enn( imb nid)t§ adjtet alS bie
^mü(i)hit biefer SBelt, feinen getnb p jcrpören.
SBenn jicar öon ben fre(^en ßafiern be§ i)bi)txtn
Äleruä befonberä unb bec SÄönc^e rcbet, wenn er »on berSGBir»
Eungäloftgfcit ber ganjen Äotfjolicität fpridjt, fo flimmet et nur
ganj mit SSieten, felbfi von benen überetn, auf weldjer ®c{)et^
er »erbrannt warb. 2Ber wdre im @tanbe, fid) frf)drfer unb
fdjneibenbcr über bie Äatboltcität auSjufprecben , al§ nicl)t S!öe;
nige »on ben SSatern ber ©i^nobe ju Äojtni^ felbfi eä tl)un.
Sfßarb i)0(t) bort runb unb gerabe (jerauä erfldrt, eö ift nid)tö
mitunä, ben ^rieficrfürften unb ben ^riejlern, e§ ift nict)tä mit
ber Äatf)o(icität, roenn mx baöon fpredjen trollen, bap fie im
waljren ©lauben, in 8tebe, im ^offen unb im 2eben wirffam
fein foUte unter i>tä) SSolEe. 2lber fte mußten ibn bod) »etJ
brennen trofe biefer Uebereinfiimmung, benn c§ blieb ein großer
Unterfdjieb. ^up wollte bie Wütä nac^weifen, burd) rceldjc
bem Uebel gtünblid) unb »aljrbaft ab9ef)olfen »erben fonnte,
unb biefeö war nict)t onberö möglicb als burd) eine Sfabicalcur,
«)e(d)C SSortbeilc unb ^aä)t biefer SBelt, bie baö ©acerbo«
tium ie^t befap, nieberbrad). 2)ie Sßdter aber, benen ju S,ofu
ni^ balb wioer i()ren -Söillen ber enifeljlirfje Suftanb ber 25ingc
ba§ ©eftdnbnip, ba^ eä nid)t meljr au§jul)alten fei, unb
ben 9Jatb abnötbiget ijat, bap man bod) beffern, bap man
bocf) reformiren möge, bie \){itin fid) wobl, eine foldje 3{abical:
(ut anjuempfeblen unb ben eigentlichen ©runb oHcä Uebe(§
aufjubeden. S)ie Äüt)nt)eit unb bie Siebe jur 2Babrl)eit, wclcl)e
baö JU fagcn gebot, ba§ »ar'ä, waä jum Äe^er jicmpelte. 25ic
reformirenben SSdter ju Äoftnil^ begnityen ftd), Stcformen oors
juf4)lagen in bem ®tt)[e, in bem engen Greife, in weld)em bie
Äirdbe nun fd)on feit ad)tbunbert Sal)ren ibre SSefferungäbecretc
erliep, burdj) weldje nidbtä gebeffert, wobl aber ^lle§ fd)limmet
geworben »on Sab^bunbert ju '^abrbunbert. ©ine fold)e Stefors
mation »erlebte Siiemanben. X)it blofen Sammertone unb
Älagen fonnte man ja wo^l rubig boren.
2)er Eingriff beä Squ^ auf bie ^icrard)ie war ben SSdtevn
JU Äojlnifj bie ^auptfad)e. 2Benig flimmerte fte baö £)ogma,
müpte benn fein um ber ßonfequenjen willen, bie gegen bie
priejlerlidbe 9Rad)t auö bemfelben gejogen werben fonnten, ober
c§ müpte ein fold)cä barauf binarbeiten, bap eine reinere ©ot-
— 293 —
teäoerc|)riin9 unb xoai)xi)afte ^inftrfjt in bcn ©eifl t>e8 ßfjrijlen«
tI)umeS, mit tDcldjcr bie ^ierord)ie ouf bieCange ber $tittbtn-.
fallö nicbt befle()en Fonntc, unter bem SJolfe gegritnbet werbe.
SOBie fönnte man meinen, bap, cuper in ben angegebenen gd(|
len, fte unb aöe ^rieflcrfürpen fic^ üiel um baä 23ogmo ge-
fummert, wenn man ftel^et, wie ein ^apjl, 3J?artin V., bie adjt
tatf)olifd)e Seljre »on bcr 9iatur be§ .^eilanbeä bt\)anMt, olS
ob fte eine Äe^erei wäre, ot)ne bap in ber ganjcn Mixä)t fic^)
aud) nur eine einzige Stimme ergebt gegen bie ^egerei be§
^appeS.
Sn ben ©djriften aber be§ Soif)anne§ .^up, abgefaßt ju fo
t)erfd)iebenen Seiten, tjerrfdjt mä)t in allen ©tücfen eine wU-.
fommene Uebereinjlimmung. ©eine ©rfenntnifj tfi gewadjfen
mit bem ßaufe ber 3eit unb beö ©tubiumä. @ö i|l i()m ergan;
gen, wie bem 9JZatl)ia§ öon Sanow, unb aömdlig ijt bie 9?öt^)t
»erfdjwunben, weldje fein 2luge um^üüte. 2)a()er dupert er in
ben fpdteren ©djriften über »icle '»Puncte fid? mit ungleirf) grö=
^ercr eüangelifctjen grei^ieit al» in ben frütjeren.
Ueber jwei2)inge aber [dicinet er, batb nad)bem baB^tw-
bium ber wtcliffttifdjen «Sdjriften, weldje wieberum auf bie Jßi--
bel wiefen, begonnen, einig geworben ju fein mit fid) felbft.
3uerjt ba^ bie Mtä)e einer grünblidjen Sfeformation bebürfe unb
wie biefelbe begonnen werben muffe. S^amit will er bie 9Jefor;
mation begonnen wiffen, womit aud) SBicliffe e^woEte, mit ber
^inwegrdumung ber jefeigen ^ricperfd)aft. ^) 2)ic ^erfonen,
wcldje fic btlbeten, waren in i^rer bei weitem größten ^ßtaiotu
tat ju tief wcrborben, aB bap mä) etwa§ S£üd)tigeä »on il)nen
JU erwarten fei. 25ie Snfiitute, mit benen e§ umgeben, waren
fatfd^ unb bie Sbecn, burd^ weldjc e§ ftd) aufgefdjwungcn in
ber SQJelt, waren werfe()rt.^) ©ne6 wirb cor allem 3lnbern
1) De jierfectione evangelica I. pag. 605.
2) ©ic finb SRcrbcr unb ^Dicbc. Sermo babitas Piagae in sjnodo
ail Clenim II. pag, 38. 3()re STBctÄ^dt i|i orge a5cifc^rtt)cif. Ex illo
dicto Christi ,,supra cadiedram Mojsi sederunt Scribae et Pliarisaei,
omnia ergo quaecunque dixerint vobis, facite , etnungunt^ quod debet
eis quill bet subditus in omnibus obedire et sie ipsi sacerdotes quidquid
sonat eis ad libitum in Cliristi evangelio, sine correspondeiite cbarita-
tivo ministerio, pro sua gloria clamorosi stbi adscribunt. 8ed qnod so-
nat in laboreni, in abjectioneni miindialem, et in sequelam Jesu Christi,
— 294 —
Öeri)ov9ef)obm. Sie iprebigten unt) Ie{)vten mrfjt nad) i>em(5üan;
gelto , 1) fte wel}rten bemfetben fogar mit aller il^rer S)fad)t. ^)
@ä irar uid)t eine bbpe S^crdnberuag ber ^evfonen, weld^e bcr
Ätrd)c beä iQmn i)tiün- fonnte. @ä mu^te eine gdnslid)c Um*
gejlaltung bc3 SBirfenä unb be§ ßc&en§ be§ facerbotalifcfjen
Stanbcä f)erbc!gcfül)rt werben. £)aä (5t)angelium mu^ wieber
baä üeben, baö 2fUeä beffelben werben. Sie je'^ige J^odjpricfier;
fd^aft, bcn ^a^jl an ber ©pi^e, bulbet bie ^rebtgt ntd)t me^r.
Sie unb er ftnb ber 3(ntid)rifit. ®aä ©eltfamfle auä biefer 3eit
unb waä bie grcjjte Verwirrung in bie SBeft bringt, tfi, ba^
biefir 2£ntid)rift t)ie 'Hpojlo(ifd)cn unb @üangelil'd)en »erfolgt, a(§
waren jtc bie Soten beä 2fnt!djriji§. ^) llhtx man mup biefen
waf;ren ^(ntidjrtft tierfofgen unb angreifen im iJlamen be§ Q'oan-
gelti, wie ()oa) aud) immer [eine 9JZad}t jiebe. einer felts
(amen 2Beife befdjreibt er biefen ^fnticbrip. 2)ü§ ^aupt wirb
gebilbet burcl^ ben Sifdjof »on diom, bieJ^aare ftnb bie fleifdj^
liä)m Süjle, weld^e in ber .Rircbe l)m\d)tn, bie SiKondje finb
ber öium^f, bie 2irme bie apoftoltfd)en Segaten, bie gü^c bie
SSettelmoncbe.^) Saju ij! ^u0 enblicl) t)orgef4)rittcn, ba^ er
ba0 ganje ?)apfttJ)um unb bie ganje Äircbe, tüie fie fic^ bi§
nun organifirt 'i)atk, üerwarf ßtä eine B^tfiorerin be§ Sbriften^
t^umö, mä)'otm er in früheren @d)riften eine gewiffe ^apftge--
walt eingeräumt i)ixtte.
"äüt 3been werben befdmpft, auf benen ba§ (Sacerbotium
emporgefliegen ift. ©ine folcl)e Wa<i)t, wie fie oun if}nen crbod)t
illud aspernantur, tanquam sibi contrarium ^ vel üngunt se id teuere et
noii tenent.
Quod videtur eis sonare ut essent divites delicati , mundo inclyti
et nihil patientes pro Ciiristo improperii, id raiiiinant, proclamant et
extendunt nimis late. Quidqiiid autem sonat in sequelam Jesu Christi,
iit paupertatem , mänsuetudinem, huir.ilitatem , id supprimunt vel glos-
sant ad suum libiüinem vel expresse repndiant tanquam inipertinens ad
salntem, Diabolus seducit eos per consequentiarum ignorantiam. De
ecciesia !. pag. 270.
1) Quia sunt iniitiics in docendo. Sermo habitns Pragae in Synode
ud clsiiim ir. pag. 51. ©cätjiilb t)a6cn fic nuci) bie apoftclifc^c ©ciunlt
vtalüiert. Ad scripta Stepliani I, pag. pag. 382.
2) Anatomia Menibroruin Antichrist! I. pag. 429. 430.
3) De vita et moribus Antichristi I. pag. 466.
4) Anatomia Membroruni Antichristi I. pag. 463.
5) Anatomia niembrorum Antichristi I. pag. 424. 427. 452.
— 295 —
»ovben tjl, warb beit 2(^)ofto(en mrf)t gegeben. 9'lur in beK
8el)re bepanb bte ©ewolt berfelben. ^) 3n biefer ©ewalt ju letjs
ren tjl fein Unterfdjieb gewefen unter ben 2(poftoten. ^) @r be=
fdmpft mit ,:^eftigfeit bte grobe 2Cnfid)t üon ber ^apj!ge«>alt,
mld)t von ben <5d)olaf!tfern aufgejleUt morben wax.^) @ä
giebt brci gro^e Unn)a()rf)eitcn. 2)ap ber ^opp baä ^aupt bei
^irclje unb ber ©tattljalter ©otteä ouf grben fei, bap feine
S)ecrete marcn trie ba§ ©üangetium, bap fte fe(b{i nod) njid)ti=
ger waren aia biefeö.*) £)ie ©teile, ba§ iji ^etni§ unb auf 1
bid) will id) meine ÄirdE>e bauen, fogt ber ^eitanb üon fid) f
felbp:. Siefer ift baö ^aupt ber Äird)c, Stienianb weiter. 2?ie *
©teile „weibe meine ©djafe" iji ju »erfteljen »on allen wahren
2)ienern be§ .^errn unb üon allen redeten SSerfünbigern feinet
SBorteä.s) ^äpfte, Äarbinäle, S5ifd)6fe biefer 3ett finb
bie 9'{ad}folger bec 5lpo|tel nid)t in jener ©ewalt ju lel;ren. @ie
geigen cö nict)t ourd) tl)r geben. @tc fonnen unmoglid) baiä ©alj
ber (Jrbe fein, üon weldiem gefd)rieben fteljt. (i^ iji nidjt
genug, baä SBort be§ ^errn ju glauben, eä mu^ fid) aud)
barftellen in bcm Seben be§ Gljriften , befonbers beä ^riefter§.
foUte nun ein ganj anbcrcS ^riejiertl)um geben, beffen ©es
walt nur barin bepanbe, ba§ ea baä SJolf leljre unb bie <3as
cramente üertt)eile. SlUe, weld^e biefeä tl)un unb djrijllicl) babei
leben in b«g ^erjenä Einfalt, bie finb üu^ bie 9?od)folger ber
•ilpojiel.
Qx jcrfiort bie Sbee, bap bie ^riejierwet^e , wie fonft öud)
ber 9)?enfd; fei unb lebe, auf bem fte rulje, eine überirbifdje
Äraft gebe: benn obwol)l er bie S5Beif)e beö ^riejiertl)ume§ nod)
für fc^r bod) unb l;eilig l)dlt unb niemals le^iret, ba^ biefelbc
fein ©acrament fei, fo fa^ er bie Wlaä)t be§ priefterlidjen ©tarn
_ bcä bod) nid)t fo grobfinnlid) auf, wie e§ je^t in ber r6mifd)en
Äird}e gefc^alj. 3Jur baä ©eifiige i|i juerfl ber SSereid) biefeö
pricftevlid}cn ©tanbeä unb bann gelten aud) in biefem \l)xt blo«
fjen SBorte nid)t, fonbern nur, wenn fie aus ber @d)rift finb.
9Jid;t fie verfdjliepeu unb eroffnen ben .^immel, fonbern ber
1) Adversn.« iiidiilgentias Papales I. pag. 225.
2) Ad scripta .Stepliani I. pag. 3.44.
3) Ad scripta Stophani I. pag. 342.
4) Anatornia Meinbronim Antic!:risti I. pag. 457,
f)) Ad script.i Stepliani I. pag. 353.
6) Ad scripta Stcpliani I. pag. 351.
V
— 296 —
^err.») 25er ?>ricf{cr i)at nur bte 9Kart)t, beä ^errn SBillcn
ju öerfünbigen. gine rceltlldje ©erealt foU biefeä ^nc|lertl)um
nid)t (S§ ifl ganj fetner 9?Qtur jumiber. 5(ud) er
tt)tU, ba^ btc SJemiporalien »on ber Jttrc^e genommen werben
foUten, aud) er i)at, gleid) SStclijfe, barin ben ©runb alle§
SSerberbenä erfannt, bog bie Ätrd^e fo reid) geworben. 25o^
berü()rt er biefcn ^unct nic!)t fo oft ber cnglifdje 9?eformator.
Saä 5Jrtcfierll)um füll bem ®ei{!e angef)6ren unb je weiter
c5 fidj t)on ber Söett entfernt, bejlo üoUfommner ijl eä.') ©ie
foUen bienen unb lel)ren, wie bie "iCipoj^el, tebcnbig fein in bet
ßiebe, jtorE im ©tauben, fie foUen ftd) bem ^errn oflpfern, fie
foUen büä ^au3 be§ grieben§ unb ber ^eiligfett fein.*) 25reiet
2)inge foUen fie warten, ber £)emutl}, ber 2(rmutb unb ber
^tu](i}i)dtJ) Sn foldien 2feu^erungcn, jumal in ben ©djriften
9cfd)rieben in frut)crer 3eit, leud)teninod) mandje fatf)otifd)e 3been
burd) unb üon mandien i^at er ftc^ nic^t loäwinben fonnen fein
gebetang. 6ä giebt 3ujlanbe ber SSollfommentjeit unb UnüoIl=
fommcn{)eit. Sie "Kxmütt) unb bie Äeufd)t)eit get)6rcn ju ben
erfleren. ßbrifiuä ()at bie Tfrmutf) feljr geliebt. Sie ©elübbc
werben aB »erbinblid) betrad)tet unb felbfi baä 9R6nd)ät{}um
wirb an fid) felbfJ nicljt bircct angegriffen. Sn ber ©ewalt aber
üu k\)xtn fann eä feinen Unterfd)ieb geben: baf)er follten bie
^riel^er etnanbcr wieber g(eid) werben, wie c§ in ber primitir
ücn M\x6)(. war. Sie ©ewatt beä ^ap)!e§ flehet nidjt ()6f)er
üB iiberl)au!pt bie ©ewalt be6 ^rieperä. Ser, wetd}cr
am beften lel)vt unb weldjer am wurbigften , am meinen
eüangclifd) lebt , ber fei auä) aB ber ^6d)jle unter if)=
nen erad}tet. Saä neue ^rieftertt^um foll feinen .^anbel trei-
1) Impossibile est, quod aliquis Lomo sülvatvel ligatlioininem, nisi
de ([uanto conformatur capiti , fonti et sponso ecclesiae Domino nostro
Jesu Christi. Ad scripta octo Doctoruin I. pag. 387.
2) De iiiysterio iniqnitatis Atiticbristi I. pag. 606.
Optima pars ecclesiae est clerus, dam clHcaciter praeest officio
(piod incumbit. Debet enim mundiim relinqiiere , ecciesiam vivificare ut
Spiritus et undiqiiaque proxime sequi Christum. Sermo habitas Pragae
in Synodo ad Cleriim I. pag. 41.
4) Explicatio in I Epistolam Petri II. pag. 249. De qtiinqne Offi-
ciis Sacerdotii I. pag. 191.
5) Sermo habitas Pragae in Synodo ad Clerum II, pag. 37.
6) Ad scripta octo Doctorum I. pag. 371.
— 297 —
ben mit bcn Siibulgenjen, cö. foU nidfjt ^jrebigcn tüte ba§
fat^olifcfie ti)ut, mm e§ über{)aupt noc^ ^»rcbtget, bap bic ^u=
reret feine ©ünbe fei, bap man nid}t reben foHe won bcn Cafiem
be§ ÄleruS, c§ foH fid) nidjt bergen hinter eine fälfdjiid? be^aup=
tete ^etligfeit, fonbem c§ foU in fünf Singen feine ©rfüHung
ftnben. ^rebige baä ©üangelium in bcr 2ßa^rl)eit, eö bete
für ba§ SolE, eä oertf)eile bie ©acramente, e§ flubiere bie l^ei;
lige ©dirift unb eä teudjte öoran in gutem SSeifpiel.
3ucrj! wollte Squ^ al\o baä iefeige 5)ne|iertl)um öufs
gehoben wiffen. Saä ©acerbotium felbjl foUte nid)t jerport
«jerDen, cä foUte nur önberstro^in getragen werben. 3tnbere
^flid}ten foUte t?> jum 3;(;eil ^aben, eine anbcre SBirfung auf
bic 9}Jenfd}en, ein anberer SSegriff foQte bemfelben jum ©runbe
gelegt werben. £)i)ne bie 2tu§übung biefer ^flidjten fonnte
ein cl^rijltid)eä ©acerbotium gar nid)t gebad)t werben. 2)aä je^ige
ftem^pelt fid) baburd) befonberä jum 2(ntid)rifl, bap e§ nid?t al-
lein bae (Süangelium nid)t »erfünbete, fonbern nod) ber 23er:
fünbigung beffelben wel)rt.
@ä war aber nid)t genug biefe 2fnforberungen aufjuftellen,
wenn eine waljre DJeformation gebeil)en follte. @ine grope 9J?engc
üon ©ebanfen unb 9Jfeinungen, üon SSraudjen unb Snflituten
ou§ beren Sufammenflup ber wunber= unb wanbelbare SÖan beä
gegenwärtigen Äatl)oliciämuä beflanb, mußten oufge^oben unb
jerjlort werten. 3n biefem 2luf()eben ift nun Sq\x^ allerbingä nid)t
öllentl^albcn jur wol)ren ^6t)e ber redeten eoangelifdjen greil)eit ge;
fommen. 3lber e§ war bocf) nur ^JZebenwerf, waä jurücfblieb unb
inconfequent jurüdblieb, ba e§ bie oberflen ^rincipicn wiberlegten,
weld)e er fclbfl aufgejtellt b'^tte. 25a§ ßeben ip ibm ju flüchtig
vorübergegangen unb wa§ im ©ropen aufgebaut warb flar unb
benimmt, baä Ijat nod) nidjt auf baö ©injelne angewenbet werben
fonnen mit berfclben Älar^eit unb mit berfelben JSePimmtbeit.
^Ifo baö @t»angelium foU geleiert werben in bem neuen ^riefter=
tt)um. @ä ijl ein ©lücf, ba§ biefelbe nod) niö^t ganj in SSer:
geffenbeit gebradjt werben burdf) ben äBibcrcbrifi, b. b- burd)
baä r6mifd)e Äird)entbum. Sn biefer ©cbrift ift^lCeg entbalten,
wa§ bem 9)?enfd)cn ju glauben unb wiffen not^wenbig jur Se*
ligfeit unb nidjt minber fcbreibt fie ibm baS wal^re Seben »or.
83on ben Singen aber, mit benen bie r6mifd)e Äird)e bieSBelt
»erwirrt bat, ftebet fein SBort barin. %Ut$, waS nidjt in ber=
— 298 —
fclben entgölten, mog in einer: gewiffen ^tnficf)t gabel gt:
nannt njert>eti. @§ giebt feine 2£iitorität, roeldje über ober ne=
ben biefer <£cf)rift f^etjet. Sebermann fann irren, ber romifdje
^a:pjii unb bie ganje römifd)e Äirrf)c, nur bieOdjrift irret nid)t.
©5 ijü eine '^nnal)me ^jerborgegangen au§ bem ©eijle be§ SBts
bevd)rip§, bap biefe ©d;rift unooUjlonbig fei, bap e§ nodf) etrcoä
■^(nbereä baneben gebe. Sie itirdje, bie ffiuUen, bie Airctjen^
»dter, 2((leä fdjopfet feine 2ßa^vl)cit erji ouä biefcr alleinigen
SebcnSquelle, ber ©djrift. ^) Samit ijl bie iaÜ)oi\\d)t 3bee »on
ber Äirdie aufge{)oben unb {)inn)eggenDmmen jene berfelbcn bei=
vx)ol)nenbe Äraft fid; weiter auöjubauen, rceldje bie Srubition
genannt raarb.
Sn biefem ©inne wirb bie Srabition cbenfallö für ein SBerf
be6 2tntid)rij!S erJldrt. 2)ie otelen (Zeremonien, SSräudje unb
1) Scriptara sacra, quae est Cbristianoram omniiip irreprehensibi-
lissinia et sufüciendissiDia] vivendi rcgula. Nondura in loto est per, An-
tichristum corruptam. Scriptura soluni fidei culliditate diaboli per Anti-
cbristmn est concultata, sie, quod adveniente Domino, fidem mininie
reperiet in terris. Scriptura vero moralis non est laesa. Anatomia fllem-
brorum Anticbristi I. pag. 433.
Scriptura sacra est sensns spiritiis sancti , quae per nullani siigge-
stionem falsiiicari poterit], eo quod a spiritu sancto inlringibiliter et a
veritate Domino Jesu Cbristi, qui nee falli nec fallere potuit est pro-
lata.
Scripturae sacrae plus quam Sanctis vel eorum rationibus est cre-
dendum. Explicatio in VH epistolas canouicas II. pag. 168. 169.
Tenetur quilibct Cbristianus credere explicitc vel implicite omnem
veritatem qaam spiritns sanctus posuit in scriptura. Et isto modo non
tenetur liomo dictis sanctorum praeter scriptniam nec bidlis Papalibus
credere, nisi quod dixerint ex scriptura. De ecclesia I. pag. 260.
Scripturarn sacram consulite si praeci))iunt rconforiiiiter ad Cliristi
consiüusi et secundum boc credite eis vel discredite secunduni ejus op-
positnm. Do ecclesia I. png. 2991.
Omnes aliae scientiae dicuntnr quod;immodo fabtilae, excei>ta sacra
scriptura. Explicatio in II Epislala Petri II. pag. 388.
Doctrina evangelica juxta cai)acitatem sensns cujuslibet lidelis, lide-
liter et attente dcbet suscipi , soi)icndo omnes inutiles circa candem in-
vcstigationcs. Quando excessive sumitur ea, scilicct investigando, quae
non couveniunt, bomiiiis ani*jni hac subtilitates ad supeibiam inflant
et coMscientiae torsiones gencrant et Hualiter graves dolores. Secta An-
tichrist! stiperabundanter et excessive snscipit cibiim faisae doctrinae.
omninm ipsius codicum satagens jussum explere, divinis tarnen [institu-
tionibus Semper parvipensis. Anatomia Membrornm Anticbristi I. pag.
450.
— 299 —
SBibmungcn, rveldje imd) bie Srabition l)zxt\n$tbtciä)t trorben,
finb bcfonberä beä()alb fdjäblid), ireil fte ben 9)?enfd)en üotn
n)ö(;rcn ßi)riilent[;um entfernen, U)n mit ber SSorfleUung erfül;
len, ba^ er bur* fie gerec^tfertiget ttjevbe, woburd) bann ba§
«Berbienll ß^ifü auf3el)oben, böäganje (Sfjviflentfjum jerflörtwtrb
in feinem inner|len unb f^eiligjlen gunbamente. (§§ giebt aber
(lud) nci}te unb apoiiolifdje Srabittonen, miä)t man »on benen
2U untcrfd)eiben, bie bie Ätrd;e, wetd^e ben ®ei|i jum Äörper
TOunbcln xviU, ftd) felbl^ gemad)t l)at. Sene finb auä bem tjeilis
gen ©ei|Te, fie finb in berSdjvift fe(b|l unb fonfl ntrgenbsrco.i)
S^te @d;rift ijl fo eingertd?tet, ba^ fte »on jebem ©laubigen,,
ber mit gefunben ©innen ju if)r tritt, ml)l gefaxt »erben fann. ]
25erfelbe finbet bann bie feltfamen unb obenbtfjeuerlidjen Singe
nid)t barin, mld)t eine öcrroorrene @elel;rfam!eit {)erau§gefun--
ben f)aben witt. Siefe ©djrift foUte baljer »on 2(llen getrieben
werben mit allem gleif.
25ie ©^rift bcä alten unb bie (Sd)rift be§ neuen SBunbeS
finb ntd;t auf gleid}e ginie mit einanber ju ftellen. ©ie finb
nic^t fo in unb burdjeinanber ju werfen, wie e§ öon ber romiä
fdjen Äirdje gefd?el;en ifl. Sic Seoboc^tung beö @cfe^e§ bc§
ölten S5unbeg red)tfertiget nidjt mcl)r. Sie ginfferniffe beä ölten
«Bunbcö finb t>erfd;wunben toor bem gid;te beö güongelii. See
aijrijl wirb geredjtferfigct burcf) ei)ri(Iiim, nid)t burd) boä ©efe^.
1) Cnnvenit Christianis in doctrina evangelica contentari , resecatis
traditionibns liumanis, nirais S])issini multiplicatis. Quidquid de scriptu-
ris non liabet aiictoiitatem ex facilitate contemnitur, qua probatur. Ana-
tomia Membroruni Anticiirisü I. pag. 450.
Quia in exercitiis talium adinventionum, qaamvis corporalinm pec-
catores justilicationcs saas constitiiunt et ad Dei justitiam et misericor-
diam, videlicet ad crucem Domini nostri Jesu CJiristi miniine festinafe
satagunt, vel in sola crucis ignoniinia cruciari. Et sie soam volentes
justitiam constituere, justitiae Dei non sunt subjecti. De abolendis se-
ctis et traditionibns I. pag. 593.
Diabolus inde magnam potestatem accepit liomines ad majores rea-
tns inducendi, quia accipit occasionem ipsos tendandi per aniplius et quia
valde ccnscientiam involvit et peccata aggravat et a poeiiitentia deter-
ret. Mala haec in ecclesia introdncta fuisse sohim per hominem, non
est credenduni: sqd et per operationem Satanae, qui diu ab ante dispo-
sitionem hujus raali introducens, dUatavit et firmavit, donec his tempo-
ribus summuni gradura attingens, conclusit, nunquam in posternm si-
niile effecturus. De pernicie traditionuni Lumanarum I. pag. 595. 596.
— 300 —
2Daö 6()rtftent^um ift ein freiem ®tU^, weld)e§ bicfer Uebertajl
von Gcremonten unt> SBibmungen ntd)t aUetn nidjt bebarf, ja
mit beffen ©etfle fte in bem f)ärtejten Sßiberfprudje fiebcn. 2)ie
S^cit ifl erfüUt. 2)ieSBeIt foUftd) wieber rcenben von bem Möxpcx ju
bem ©eifte. ') 5Jlun ift aber bicfcä oberjle ^rincip Bon ber @d)rift
unb von ber 9?ed)tfertigun3 nidt)t aHentljalben mit ßonfequeni öuf
cinjelne S^inge, wäii)t in bem Äatf)olici§mu§ bciftefjen, ange;
njcnbet. 2)iefcä ift jumat in ben ©cljriftcn, xodd)t ber frübcren
3eit angel^oren, ber gall. ßwar ben roljen SBunberglauben feiner
Seit beftreitet er franf unb offen. @§ ift f)eibnifc^ unb jübifcf),
nad) 2Bunbern ju t^afdjen unb fie ju begehren. @§ ftetjet ie!^[ fcblim;
mer bei ben ßt^riften oB bei ben Suben, benn [ie begel)ren ber
3eid}en immer mcbrere. (Sä finb aber in ber primitiven Äirdtjc
SCBunbej: gefdjeben, bamatä alö fte notJjwenbig roaren bei bet
3tuäbreitung be§ Sl;riftentbume§. @ö gefc^eben ie^t Feine njirfli=
d;en SBunbcr me^r. Sie, n?c(d)e nod) 9efdf)eben, finb nur baö
2BerE bofer Samonen. -)
2Ba6 aber ben Sienft ber ^eiligen anlangt, fo ift ^ufj
j nid^t fefl unb ftdb^»^ geworben unb nic^t jur voUflanbigen grei:
^eit beä ßoangelii gefommen. J^ier bat er bie Sieformation
nidjt Borgcjeid^net in ber 58olIenbung, in tvcld)er fte gejeid;net
worben uor unb naä) feiner 3eit. 3war eifert er gegen bie 2fn;
rnfung unb '2fu§{icUung ber Sieliquicn. dt tciMt e§ mit ^ef-
tigfeit, bafj fte in 9Iom fo(d;e £?ingc aufftcltten jur SSerebrung
ber ©laubigen unb ftd; babei ber tbortcbten ^Tuörebe bebienten,
bap baburd; bie ©emütber lebl^aftcr ergriffen roürben. ^) ^r ei;
fert mä) mit großer ^eftigfcit gegen "^fufftellung unb 'Anbetung
1) Tenübi-ae veteris testameiiti transierunt et verum Iniuen jam Iii-
cet, id est, veritas ovangelii. lixplicatio in I epist. Joanii. Ii. paa;. 321.
Lex Christi est lex perfei tae lihertatis, qtiia supra legem anticjoam
liberal Iiominem^ iit post mortt iii transeat ad gluriam. Et siipra omiies
lege« huinanas liberat. CLristus enim, qni non est acceptator persona-
nim , iiiiliflerenter dat gratiam, qiioad lociim, quoad signum et qiioad
sitiim. Kxplicatio in epist. Jacob. II. pag. 193.
Tempus est faciendi spiritiialia et tacendi legalia. Explicatio in
Psalm. CXVIII. II. pag. 489. 'i^apfl unb icmifd)C Äird)e anirbf jum '?tn;
tid)rifl: ea, qnae suut spiritiialia ad carnem relorquendo. AnatomiaMem-
broriiiii Aiiticliristi I. pag. 4'24.
'i) Ex|i1icutiü in primum cap. epist. ad Cor. Iii pag. 197. De san-
guine Christi 1. pag. 197. 199.
3) De saiiguiiie Christi I. pag. 193.
— 301 —
bet JBilber. Tiefe» ifl xt)m flare§ unb offnes igtiiznti)um. >)
Sen ©niiib unb Sgalt biefeä Sicnjleä aber, bie 2ef)te von
bet ^nterceffton ber J^eiltgen , taflet er in oielcn (gteüen
unb Scbrifren nidjt birect an. -) Ssao ©oangelium ift freiließ
befTer cIS bie ^^eiligen, mon foU in ben 5)eiligen Borjüglid) ®ott
onrufen,') man foH ©Ott tie Satreia unb ben ^eiligen nur
bie Souleia geben. ■*) 3n ber Seiire eom ^urgatorio wirb ben
^eiligen eine ^rt Snterceffion jugeftanben. )Run frebet aber
biefe 8ebre, roeldje er bod) »enigf!en§ nid>t ffar utrvixft, mit
feinen eigenen 2fnfiditcn über bie 5ieil)tfertigung unb über bie
©nabe in gerabem SSiberfprucb. Senn e» rechtfertiget allein
3efu§ Gbrifius, eö giebt ber ©laube bie «Seligfcit o^ne bie gu^
ten SBerfe, ©Ott fdjoffet in bem SKenfdjen 2ineä burd) feine ©nabe
unb ber 9?ienfd) fdjaffet nid)t§ burd? jid) felbfl. SBoju foUten
alfo bie ^eiligen nod? bienen, wai foUre ibnen bie 9J?ad)t ber
Snterceffion gegeben f)aben, roaä bem ©djofe ber ©naben, vcn
bem bie romift^e Äircf)e rebete. S3ieEeid)t i)at aber aud) ^u0
fid) nur gefdjeut TLÜtxi mit einemmale ju befdmpfen, rcoran bie
2)?enfd)en fid; einmal gerootjnt ftit »ieten Sa'9r{)unberten. Sn
ber ^i)at fi'nben ftd? einzelne 2(euperungen, weldje im SBiberfprud^
mit ben angeführten, aud; in biefem fünfte eine reinere Srfenntni^
»erratfjen. <So mehrere, in roeldjen bie flreng gefabelt rcerben, rueld?e
Vertrauen auf SRaria unb bie J^eiligen fe&en. (Sie werben Sünber
gegen ben ^errn genannt, 2)ie ©teile fdjlie^t ein ßdugnen
ber 8et)re oon ber Wlad^t ber Snterceffion ber ^eiligen in ftdj.
^ber fcldje 2teußerungen erfd)einen tx>ie oereinjelte iid^U
frra^len, »etdie mitten hinein fallen in eine 9^ad)t »oQ Sweifel
unb üoQ Ungen)ipt)eiten, mögen biefe nun heraufgegangen fein
äu§ bem ©ebanfen, bap oom fat[jolifd)en SSBefen nod) einiget
1) De pernicie traditionam hamananun L pag. 596.
2) Caate sunt bonoranda sanctorum corpora, ne propter cleri ava-
ritiain commitatnr error et idololatria. Esplicatio super Psalmam CXVI.
U. pag. 420.
3) Senno habitns Pragae in synodo ad Clernm I. pag. 81. Ad
scripta octo Doctorum I. pag, 387.
4) De imaginum adoratione. II. pag. 512.
5) Et Lic sont increpandi, qoi plus sperant de auxilio matris Chri-
sti, qoam ipsins Cbristi et praesertim illi, qni divcrsis sanctis affecti
peccant contra Dominum in Sanctorum aaxilio conüdentes. Explicatio
in Pialmum CXVU. pag. 420.
)
— 302 —
muffe getöffcn werben um ber ^axtia,hit bcr g}?enfcl)en »illen
ober mag eg baf)er ge?ommen fein, bag bie @infid)t nod) nidjt
getangt war ju t^)rcr red)ten >^ö(;e. 2)te ^eiligen fclbj! f)flben
ntdf)t fo üiel ©nabenücrbtenfl gewinnen fonnen, al» [te beburf:
tm 5U if;rer eigenen (Seligfeit. ^) Unb bod) ift wcntgftenä t^on
einem gewiffen SKitKeramte biefer «^eiligen nad) Dieter Crten bie
Sfebe. '^tfo ging \)in nur »oran mit einer fjatben, gwei» ,
feO^aften unb ungewiffen Steformation unb nad) i()m fd)vitten ba»
tin bie Utraquiften nidjt üorwdrtä, fonbern fte gingen juvüd.
ebenfo wenig fonnte fid) loowinben üon bem ©lauben
ön baä gcgcfeucr. & giebt eine breiföcl)e Äird)e, eine bie fdm^jft
unb ringt auf biefer SBcIt, eine anbeve, bie in bem ^urgatorio
fdjlaft, eine britte, eine triump&irenbe im ^immet. 2) 3n brcierlei
Sufldnbe fann baä menfd)li({)e ©efc^ilcd^t wiebcrum gefeilt werben
nad) bem 5£obe. Senn wenige fonnen nodj in biefem fo ergriffen
werben »on ber Öicbe 6()rifti, bajj fie mafcUoä I)inübergef)cn,
wie bie .^eiligen (hinübergegangen finb unb bie 9}?ärti)rcr. Siefe
gelangen atäbalb jur ©eligfeit. Sn "vmberen aber ()errfd)te nod^
mit ber ßicbe ju ßt^rijlo ßuc^ bie Siebe jur Söelt unb biefe müf=
fen in baä ^urgatorium wanbern. Sulel^t aber wanbelen bie,
welcl)e bie 2Be(t mef)r liebten alä ßbriRum in bie ewige SScr=
bammnip. 5Rur benft ^up babei nidjt an einen materiellen,
fonbern öllein an einen geifiigen Sdutcrungö^^roje^. 50?an fonn
aber nid)t fagen, baft mit ÄUuI^cit befdjrieben fei, wie berfelbe
»or ;ftd) ge^e. 25ie ßäuterung fommt au§ bem ju Säuternä
ben felbfl: bod) fann er nid)t§ mel)r gewinnen burd) ^anbeln,
bie Seit be§ ^anbelnä i(t worüber, fte war nur «uf tiefer SQSelt.
2)ie ^eiligen bitten unb wirfen jwar für ii)n unb üben einen
gtnflup auä auf bie l^^uterung. 2lber man foU ouf biefe» Qm--
wirfen nicl^t vertrauen, juerfi weil bie ^eiligen nur in fo weit
JU wirfen vermögen aB bcr 9}?enfd) e§ oerbient l)at in biefem
geben, bann weil eigenttid; allcy S^crbienft in ber Äirclje nur
V>on bem ^errn unb ^eilanb fommt. ßl^riftuä ift eigentlid; bie
einzige ^ülfe, auf weldje ber 9)Jenfd; ju ja^den t)at.^) 3cber=
1) Explicatio super Psalmnm CXVIII, pag. 430. 431.
2) De ecclesia cap. II. I. pag. 245.
3) Pensandum est, qiiod oportet, ut purganili hominis capacitas,
procedat ex propria dignitate. Nemo recepit de iiiercede post lianc vi-
tam, nisi secundum quod merait in Lac vita.
mann fie^t, ba0 t)kx SBit)€rfprüd)e »orljanben ft'nb, weit
nid)t jur Boßen Älarl)cit beä ©»angelü ju fommen »ermag.
Süd} fdjetnet er tiefe feine ^JJeinung über ba§ ^uvgatorium, rcie
wenig fte aud) tUva$ S5e|timmteö ausbrüdtc, feftgetjatten ju
t)abin bi§ jule/^t. 2)ie Snbutgenjen beä §)a^fieä werben aud)
üu§ bem ©runbe mit verworfen, weil baburcl) ba§ ^urgatorium
öufgcI)oben warb. ^) .
2)ie eöangelifdje S?ec!}tferti9ung§(ef;re erfd)eint jwar bei ^uß |/
oftmals ba(b in flaren unb bejiimmten 2Borten auSgefprodien,
balb burd)Ieuditcnb in Sßcnbungen unb @d|en, bic auf ber anbe^
ren Seite nocf) piclÄ at()Dlifd)eä entl^alten. 2)urc;^brungen aber ijl
er »on i^r nid)t worben unb fte l)ai iljn nid}t überall l)in geleud);
tet, wül)in fte il)n tjdtte leud^ten füllen. Sie liegt bei il)m nod)
im Äantpfe mit ber fatl;otifd)en 2el)rc oon bem SSerbienjle ber
SBerfc unb man fann nid;t üerfcnnen, büß fid) fiarfe 2Biber=
flprüdjc nid;t allein in ben "^tnftdjtin ftnben, weldje au^gefpro»
d)en worben ftnb ju t>erfd)iebenen, fonbern aud) in benen, weld)e
ber Seit nad) bid;t neben einanber fieben. 3" Dielen ©tücfen
finbet ftd) nid;t einmal ber ©rab Oer greiljeit, welct)en bie wi--
cliffitifd)e Sieformation b''tte. Unb ob er auc^ oftmals meine,
bie Seit ber ^errfdjaft Deä ^orperlidjen fei vorüber gegangen
unb bie ^ttv\(i)a^t beö ©ciileä fei gefommen, eröermag eä nicl)t
ftd) loöjuminben üon biefem Äorperlidjen, weld^eä nod) l)errfd)t ring§
um i^n i)tx unter ben SJienfc^en. giebt nod) äufidnbe, wcld)e
^eiligfeit geben unb forbern, wie 2lrmutl), Mcix\d)i)tit, ®el)orfam.
^orperlid) rein üon ferualifd)cn S3erl)dltniffen foU ber ^rtetier
fein, weld)er ber ©acramente wartet, obwohl er t>abti aud) bic
S?einl)eit be§ ©eifieä unb beä .^erjenö ju bctrod)ten t)at aß ba§
nod) 5öorjüglid)ere. 2)
Sancti suifragantnr in pnrgatorio homini proportionaliter nt mernit
Lic in vita, qnia soluin Lic est locus merendi, loquendo de merito, quod
est libera sui digniiicatio ad beatitudinem.
I Oportet sapponi, quod Christus Dominas noster est basis totius me-
riti meinbroruni ecclesiae. Sermo habitas Pragae in synodo ad Clernm
I. pag. 79. anno 1411.
1) Adversns Indulgentias Papales I. pag. 229.
2) Sacerdos ad continentiam est obligatior ex voto et ex dignitate
sacerdotii, tum quia digne debet tractare sacramenta Domini et praeser-
tim manibus et ore iinpollutis contingere sacramcntum corporis Christ.
Ad scriptum octo Doctorum I. x'^g- 400.
— 304 —
25er ®eb(m!e, ba^ üüö) ^rtcjTcr »ere^elidjt fein fönnten,
fd^eint biö gegen baS dnbe fetneä Sebenö bei gar nid)t
flufgefommcn 5U fein. £)te ©elübbe betrad}tet er mit e{)rfurc^t.
Äcinc ©pur t>on bem fran!en unb offnen 2{uftreten beä So:
tjanneä SBicltffe gegen baS 9}J6nd)ätf)um. ^itp tabelt fie jnjar
mit ^cftigfeit unb wcifl bic SBiberfpvüdje nad), in weldje fie
jerfaUen, ober ba§ 9}?6ncl)ltt)um felbft tajiet er nidjt bircct an. 0
Mmdlig ober mag aud) t)ier bie einftdjt gcjliegcn fein, obwohl
fie immer nidjt jur tooUjien maxi)dt unb S3ePimmt()eit gelangt,
ßr empftel)lt enblid) bie SSerfdjmeljung ber 9}?6nd)e mit ben iib=
rigen ^rieftern.^) ®abei i(i jeboc^ noc^ öorauäjufcfjen, ba^ bie
©d)rift, barin biefer S3orf4)tag entf)a(ten, »irfUcJ) bem Eobans
ne§ ^up unb nid;t bem 9J?atbiaä tjon S^not) ange()6re, njeld)eä
jweifelfjaft ifi. 2(ber ju ^oftni^ ift mttüö) üon ibm eine fleine
®d)rift aufgefegt worben über bie ^bc, in welcber ber ^)64)f^c
©rab ber eoangelifcben greibeit erfdjeint, biä ju weldbem er in
tiefem ^uncte gelangte. 2)ie ©be wirb in berfelben mit ben*
felben ®rünben unb mit benfelben «Stellen ber ©cbrift, mit mU
eben ftc im fecb^^ebnten Sabrbunbcrt »on ben großen beutfcben
9Jeformatoren gegen ba§ ßölibat ber römifcben Äirc^e üertbeibis
get warb, in ©djug genommen unb gepriefen. ©leid) am ©im
gange biefer furjen ©^rift fagt .^u^, fo b^iliä unb ebrnjürDig
fei biefe fo werbe ber fÖZenfcb auf fie gewiefen burd) bie
©ebote ®otte§, baf felbft ein ©elübbe ber ßontinenj fie nicbt
l)inbern fonne. SBeiter aber fommt er nidjt al§ biä' ju biefem
2luöfprud)e unb eine 9iuganwenbung gegen baö ßolibat ber
^riejier ber romifdjen Mixd)t wirb nicbt gemad)t. JBSobl
öber wirb geflagt, ba^ ber ©eifi ju fcbwadj fei, um über ben
wichtigen ©egenjianb fattfam ju \ö)mben, jumal ba er nie^
1) Detestabilissimam est, quod religiös! possessionati divites sive
pingues Domini , Monachi ex avaro fundainento fraternitatis , iabricant
literas , quibus magnificant sua opera , contra illud sulvatoiis : cum fece-
ritis omnia, quae praecepta sant vobis^ servi inutiles sumus. Sermo
Labitns Pragae in Synodo ad Clermn II. pag. 43.
2) Monachoram in ecciesia potestas est rota quinta in quadriga.
Utilius foret pro tote corpore ecclesiae si Religiosi et Monacbi Sacerdu-
tibns plebium adjungerentur, cassatis, quae unam inter Sacerdotes et
religiöses ponunt dissimilitudinem et scissionem habituuin, protessionuin,
adinventionum et doctrinarum. De Mysterio Iniquitatis Anticl:risti I.
pag. 608.
— 305 —
feergebrüdt fei »on ber ^cin beS ©efangniffciJ unt) ber Untere
jlüfeung ber (Sd)riften 2(nberet entbc()ren muffe. ^)
2flfo war fd>on in .^u^en» ©djrtften fetbjl ber Sttiefpalt
öuägefpro^en; roe(d)er \id) md)malä fo üerbcrbenbringenb flu§j
brücfte unter feinen Büngern unb feinen greunoen. ^ie ßiren
bauten »orwart» auf ber coangelifd)cn ©trape, bic er i^nen, bodj
bunfel unb unflar, gcnjicfen, bie 2(nbcren blieben fleljen ober
bauten felbft rüdwdrtä wieber nad) ben Sabnen be§ römifdjen
■Äircbentfjumeä ju. Unb weber ben ©inen nocij ben "Knitxn fef)ltc
an ^Berufungen auf ,5(u5fprüd)e beä 3oJ)anneä ^uf. S)ie
©acramcnte ber römifdjen Ätrd;e waren üon i^m cbenfaUä nidjt
öngegriffen werben. 2)aö ©acroment i(l i^m ^tiöjm einer Ijeis
ligen ©adje. 2Senn er beiläufig auf ©acramente ju fpred)en
fommt, wie auf baö ©acrament ber 5£aufe, fo lefjret er barin
tedjtgldubig; Siur über ba§ (Sacrament be§ 2(benbma{;B f)atte
er eine anbere SSorftellung bic römifcbe .Rirdje. be;i
^)ä(tiwarbüä SBort SSranäfubftantiation bei, ober bie !ot^olifd)C i
SKranäfubjlantiationälebre ijl eä nid)t, welche öon i^m vorgetras |
gen wirb. Sn jwei 5U tterfct)iebenen Seiten gefdjriebenen ©djrifi '
ten finbct ftd) eine nidjt unbebeutenbe Sioergenj. Sn ber erjlcn
Qtt)t ^uf üon bemSSegrtffe „fdjaffen" au§. S^iemanb fann du
wa§ fd;affen aB @ott unb wer fdjcffen fann, mug not^wenbis
gerweife ©ott fein. Der ^riejler fdjafft alfo feincäwegeä, wie
fie ie^t fagen ben 8eib unb baä S5(ut beä ^errn, benn fonfl
müßte er ©ott fein. 3)er 8eib beä ^errn wirb nidjt erfd)affen,
nidjt erjeugt im ©acroment, eä ijl fein Beitflpunct ba, wo et
ju fein beginne. ^) 25omit ijt auci^ bie Sranäfubjlantiation,
weld)e§ 2Bort ^u^ nidjt» beflo weniger beibef)dlt, aufgefjoben.
J^u^ nimmt nur bie SJcalgegenwart an. 3n bie feineren JDfjtincj
tionen beä Sof)anneä SBicliffe »erliert er fid) t)'m nidjt
Sn einer fpäter, noi) im ©efüngni^ ju Äojlni^ abgefap«"
Un ©d)rift, gehaltet fid) bie 2fnfid)t onberS unb rüdet ber fa«
1) Nec votam eontinentiae nec affinitas Tel consanguiiiitas vel alte-
lias conditionis iinpedimeritum, obstat, quin possit eam in matrimonium
Kcite acceptare. De Matrimoniu, Ii pag. 42.
Ingenii nie impedit parvitas, quae clausa ip carcere, nalüus libri
«opia adjuvatur. De Matrimonio 1. pag. 41.
2) NuUus sacerdos non Dens creat corpus Christi. In transsubstan-
t'ratione panis in corpus Christi non incipit esse corpus Christi. De cor-
pore Christi. Hist. et Mon. IL pag. 6J12,
— 306 —
tljoltfc^en 8e^)rc um ctmaS na^er. 3eber 5)viePer, er möge fon(i
ein guter ober ein fdjledjtcr fein, bafern er nur ben redeten ®[au=
Den ^at ob bicfeä ©acramenteä unb ju t()un ben SBillen, n)a§
SefuS (5^)ri(tuä geboten, »errcanbelt mit ben (^infei^ungäroorten
SGBein unb SSrob in ben ßcib unb ba§ fQiut beä ^errn. dx üoUen»
bet ba§ \tboä) nxäjt burdb fic^ fe(b|l unb au§ eigner 9)iad;t, fon*
bern nur in fofern er ein X>kmx beä ^crrn ijl. 25enn c§ ftnbet
babei nod) eine onbve eigentlid? fd;affenbe Äraft beä ^eilanbä
felbjl jiatt.^) 2)a;nit war bie Eat[)o[ifd)e Sran»fub{tationä(el)re
nur nidjt gerabe in iijrer bcrbepen SluffajTung gegeben. S5ei bcm
f)oi)tn 5Wutbe unb ber großen gteif)cit, weldje Sgu^ ju Äojl»
niij fe(b(t im '^(ngefic^t beä 3;obeä bef)auptet, ijt eä unbcnfbar
brt^ er feine 2(nftd)t Bom (cacrament um irbifcljer 9iütffid)ten
l)a(ber foüte gcwanbelt ^)aben, ba et nod^ obenein rou^te, ba^
eine anbere 2ebre v>om Söcramente be6 2fttar$ alä er fie früher
aufgefiellt in S56(;men, il)n nid)t »om Sobe retten würbe. £)ie
2(boration be§ Sacramc-ntä t)at er ju ollen Seiten \)ert()eibiget2)
unb wenn er aud) erft im ©efangnip eine eigene ©d)rift abgefaßt,
um ben Äeld? im 2Ibencmabt ju wevtbeibigen, wobei er bie
2(u§tl)ei(ung in einer ©ejlalt ein ®acri[egium nennt, ^) fo I^attc
er bod) aud) fdjon früi)er bie 2Cu§tbeitung unter beiben ©eflal»
ten immer alä bü6 allein redete betrad;tet. *) @ine beinahe aettt
wictiffttifdje 2lnftd)t oom ©r.crament bcä 3lltarä wirb, wie fpus
ter ju bemerfen, jwar aufgcfteüt, aber balb wiiber aufgegeben.
2llfo füllen bie ©acramente ber romifdicn ^ird;e bleiben,
bleiben fclbft ber ©laube an eine gcwiffe Äranöfubjiantiation
unb bie 3lnbetung beä ©acramentä. llnoerfennbar wirf'cn auf
Sqü^ bie Umgebungen nod) ein unb bie ©inbaücfe, unter benen
er üufgewad)fen. 3nbem er nocb fo oietcS Äntbolifdje beibehält,
fd;eint er faum ju füllen, wie grop bie SSiberfprüdje, in welche
1) Facit ministerialiter, qnia tanqnam Minister Christi, qni po-
testate et Terbis Christi facit , quod facit Christus potestate propria
et verbis propriis transsubstantians panem ii» corpus saum et vinuni in
sangoinem snam. De coena Domini I. psg. 48.
2) Caro Christi sive huiiianitas Christi in se considerata non est
adorationc Latriae adoranda, qiiae soli Deo debetiir. Ac tamen caro
Christi , quia est verbo iiiiita stippositaliter est liyperdulia adoranda.
De Adoratione imaginum. II. pag. 513.
3) De sangiiine Christi sub specie vini a laicis siitnendo I. pag. 53. 5i.
4) Explicatio ^uper Psaiiuum CIX. II. pag. 383.
— 307 —
er mit-^ien oScrftcn ^rinctpicn Farn, ml<i)t er bod) felbfl aufs
gePellt i)aiU. ®crit folgt er fcem tjciligcn SScrnarb üon ßlah«
t»aur, bffftn SSerfe ebenfalls ooU ton fold;en SSiberfprüdjen
»aten. Stmm tarn man gröpere fel}cn, al3 fte bei in
toielen ©teilen, j. S5. über bcn ßu(tu3 ber J^etligen ftnb. grei«
lid) fiebet baä @»angeltum »ot 2(llen, unb genau genemmen
giebt e§ foldjc .l^eiltge nicf)t, wie bie r6mifd)e Ätrc^e fie ^at.
2)enn 9Zicmünb »erbicnet fo »tel bei ©Ott, als er bebarf ju fei«
ner eigenen ©eligfeit. liud) giebt c§ nur einen ?OHttlcr in ber
^crfon bc§ ^etlanbcS, nur eine Siedjtfertigung bUrcb iljn. Unb
bocb ijl fo oft unb an fo oielen ©tcUcn nod) bie 9tebe »on
biefen ^eiligen, ibrer ^Tnrufung, ifjrer Snterceffton. -) Sic
boUe Älarf)ctt bridjt nur jurceilen burc^ unb eiiifam jteben foId)e
©teilen ba mit Seudjten in bem ^albbunfel ber Ungeroißb^it-
2Bie ober feine 9}?einung über bie ©d}rift bod) tie tomifd)e
Äird)e in ibren gunbamenten erfaßte, ob er aud} Sinjelncö nodJ
belieben lieg unb über 2tnbereä jnjeifelljafr unb ungewiß blieb,
fo waren für biefelbe nid)t minber crfd;ütternb feine "ilnfidjten
über bie 5Red)tfertigung, bieÄirdjc unb bie ^rabejiination. ®ab
man ibnen bereinfl 2lnn)enbung unb gingen fie in ben ©tauben
unb in ba§ geben ein, fo mu^ttn bie büfleren SSilber t5on tem
i|>immel ber Äird)e öerfdjwiuben, mit benen fte auögefiattet njor^
bcn oon 3iom unb oon ber fletfd;lid)en fKajoritot. *
ßbiij^uä roar gefommen in bie SSelt, baä ganje 9J?enfd)en-
gefd)led)t ju etlofen auä ber ^Sla<i)t ber <2ünbe. 3n biefer Sßf
jiebung ffinnte man fagen, bag bie Äirdjc ftd) ausbreite übet
bie gauje SBelt.') b^ttc nun ®ott in feiner '^llliradit btefe
©ünbenerlcfung aud) erreid}en fonnen tmd) einen 3)?enfc^en,
1) Explicatio snper Psalinum CWVni. II. pag. 428—431. De evan-
geüca perfectione I. pag. 602.
5) Qoae cam ita sint honoremus beatos niartyres , principes fidei,
Üitercessores uiundi, praecones regni, coliaeiedes Dei. Jixpiicatio super
Psalnium CXVI. II. pag. 416.
3) Ecce Christus est propitiatio peccatornm nostrorum. Non tarnen
nostrorum sed et totins mnndi, Ecce liabes ecclesiam per totuni ninn-
Aüxo. Noll sequi falsos justilicatores, sed veri participatores. In illo
Eionte esto , qui implevit orbem terrarum , ^oia Christus est propitiatio
peccatornm, non tantum nostrorum, sed et totius mnndi, quem snu saa-
gnine comparavit. Explicatio in primaiA capat epist. a<! Cor. 1!. pag.
• 137.
10 •
— 308 —
burd; ein gefd^affenc§ SJBefcn. S§ war aber bod) eine gcwtffe
9'?ot;;n)cnt'i9fcit , Dap ftc »or fid) gcfje t>urd^ ben eingeborenen
@o{)n ©otteä. Senn eä war juerft bie ©ott^eii ()art beleibiget
burd; bie ©unbe beä 9}?cnfd?en, unb cä beburfte beöljolb eineä
unbegrenjtcn 25erbienf}e3, bamit bie £6fang gewonnen werbe,
©in" fold)e§ ober befap Feine erfd)afffne Äreatur. £)ann aber
war anä) bie menfd;Iid)e Statur üerborben unb fein SO?enfd) t)dttc
2(n&ere redjtfertigen fonnen, ba aud^ ber 9{einfte ftd) nid?t eins
mal felbfi ju reinigen ücvinag. 3u>n ©ritten fonnte ba6 menfd):
lid)e (Mefd)led)t mit ber ®ottl)eit nur wieber auögef6f)nt werben
burd; einen 9)?ittlcr, unb biefer mußte SI)cil l^aben an bergött^
lid;cn fowo^l als aud; an ber menfd?lid}en 5Jlatur, bamit bic
gottlid)c 9?atur ©ott üerfoljne unb burd; bie menfd)lid)e 9iatur
bie 9)?enfcl)l)eit ouSgeföfjnt werbe mit ©Ott. 25ie 9?ebemption
öber burd) Sefuä ßljrifluä ifl barum fo tooUfldnbig, weit er fo
fd)wcre ßeiben für baö men[d)lid)e ©efd)led)t gebulbet, ba fd}on
ein Sro^fen [eineä S5lute§ Ijdtte erlofen fönnen, weil er geljor?
fam war biä in ben Sob, weil feine ©ünbe an it)m erfnnben
warb unb weil bie @rbfünbe nid}t an it)m Ijaftete.^) 2)ie Sieii)U
fertigung be§ 9}?enfd)en erfolgt allein burd? ben ^crrn, burcl)
ben ©lauben. ^) Unb bod) Id^t eö ftd) md)t werBennen , ba^
öud) l)'m gro^e 2Biberf^5rüd)e ©tatt finben unb bap bie ecanges
lifdte 3fli^tficationölef)re nidjt üoUftdnbig burdjgcbrungen i%
2)cr DJJdrtprertob eineä 9J?enfd}en für ben ©lauben i|l auc^ eine
Suflification. 5) 2)aS S5erbienjl ber Sßerfe wirb nid)t bejtimmt
geldugnct, obwol)l bie ©elegenl)eit fid) gerabcju in bie ^anb
gab, *) unb ba§ £)pfer ber SOZeffe foU auä) nid}t geldugnet fein. ^)
inbercrfeitä fann nid)t einmal ber SJZenfd) flar erfennen
aus feinen Söerfen, ob er ju ber ©d)aar ber ^rdbejlinirtcn ge=
1) Explicatio in I epist. Pet. II. pag. 243. 204.
2) Fides, quae sine operibus salvat. Explicatio in II epist. Petri
II, pag. 280.
3) Pretiosum est mortem pro Christi nomine pati ac subire. Mors
enim talis omnia delet peccata, cnm mors sit peccati retributio. Expli-
catio in Psalinum CXV. II. pag. 415.
4) De ecclesia cap. XIX. I. pag. 296.
5) Nolo missartim in aliquo detrahere sacrificio, sed salotaris hostia
est me^ces sufiicientissinia omnium purgandorum. Semio liabitus Pragae
in synodo ad clerum II. pag. 42. anno 1405.
— 309 —
^ore ober nidjt. £)ic ©nate @otte§ wirft unb fdjofft in bem
5Wcnfc^)cn, »aS auc() immer au§ il)m ijtxwxQti^t^) ©elbji bie ,
AeiHgcn l)aben nidjtS gewonnen burd) tl^re SSerfe, fie haben eä
gewinnen muffen burd) bie ©nabe ®otte§,
S^idjt burd;9etuf)rt, aber aufgeftellt ijt eine fireng« Sufiift=
cation5!el;re, weld^e bie Se^rc öon bem SSerbienfle ber SBcrfe,
bie in ber fat{jolifct)en Äirdje biencn muptc, fo öieleä ju erijdr-
ten, nai wiber ben ©eiji beS 6i)rijlent{)um6 war, ganj auä;
fdi(o0, jog man bie not^igen ßonfequenjen au§ ifjr. X>aä
gropte SSerbienjt biefer Seljre, bap ber ©laube redjtfertige oI)ne
bie SScrfe, fo füarf aud) au§gcfproc^)en t>on ben 9ieformatoren
fce§ fed)§jel;ntcn Sa()r()unbertä, war, taf fie ßljriftum gleidjfam
wieber in bie 2Selt cinful)rte, ou» weldjer er burd) ben SBaijn
ber 9}?enfd)en »erfd^wanben, weld)e meinten, i()rc SSet^ungen,' if;re
SBibmungen, ii)re S5üpungen red)tfertigten fie aud) oor ©Ott. -
Unb ^uß fprad). bie eüangeltfc|)e 9?ed)tfertigung§(el;re fd)on ftarer J
unb beftimmter au§, aB e§ gefd)ct)en war von 2Bic(iffe. '
2)ie Sbee ober ber Äirc^e, weld)e er aufftellte, ^ub bie
römifd)e 3bee wen ber Äird)e üoUfidnbig auf. 2)ie Äird)e war
bie ©emcinfd)aft ber ©laubigen unb ber (Seligen ober ^rdbes
fiinirten. ^) <5ic war üorl)anbcn in einer breifad^en ©efialt.
Bucrft war fie bie fdmipfenbe, b. f). bie 3al;I ber ^^rdbejlinirten,
bie burd[) biefeä geben nad) il)rer ^timati) gel)en. S)önn war ftc
bie fd)lummernbe, b. l). bie ^rdbepinirten, weldie im ^urga^
torio, nad)bem fie ber ©nabe @otte5 fd)on tt)eill)aftig gewefen
im ßeben, audf) bie nod) gewonnen, baf fie burd) baä ^urga;
torium jum .^immet gelangen follen. 25ie triumpl)irenbe Äird)c
wirb bargcftellt »on benen, weld)e, ben Äampf auSgefiritten, in
ber SQ$Khaxi) finb. ^m SSage beä ©erid)tel werben biefe brei
©lieber ber Äird)e «ine üoUenbete (Sinl)eit bilben.')
9Rid)tä Ä6rperlid)eä unb 9)?aterieUe§ bilbet bie ©nl)eit bie^
fer Äircl)e. @ine @inf)eit fonn man fte nennen, in fo fern e5
eine 3al)l unb (Sd)aar ber ^rdbejlinirten giebt, einen ©lauben,
1) Kxplicatio in VII. epist, canon. II. pag, 168,
2) Congregatio in charitate Dei aliqiiorum Loniinum. Explicatio in
VII priora capita I epist. Paul, ad Cor, II. pag. 131. Ecclesia catholica
est omniuDi praedestinatorum unirersalitas. De ecclesia I. pag. 244.
3) De ecclesia I. pag. 246. 246.
— 310 —
eine Siebe unb eine Sugenb. 2){efe Äircf)e ru^)et allein «uf
6t)rirruö5 fte xui)ttt auü) auf ben 2(po(tolen, aber nidjt in benx
©inne, wie fie auf (5t)rtjluö ru^t.*) 2)ie fireitcnbe Äitdje ouf
(5rt)en l)at feinen SSicav beä ^errn, eben fo wenig, alä bte
fdjlummcrnbe einen foldjen i)atJ) Sie (Sf)re biefet Äird)e be»
|tel)t barin, bap fie (S^riilum folge. 5D}an braudtjt nidjt an bie
fat()olifct)e Äird}e ju glauben, benn fte iji nicljt ©Ott, fonbern
nur b(?§ ^auä ö5ottcö. 2(ber glauben mu^ man, baf biefe
^irdtje bie ffiraut be§ ^errn ift. 3u biefer Äirclje geborten bic
SBöfen nidjt, fie ftnb jraar in ber Jlirdje, aber fie geljorten nidjt
au ibr.*)
25ie itircbe befap nirt)t, wie bie 9?omifd?en fagen, bereit
ganje (gopbiftif »om S3ater beä SSofen ibnen eingegeben war,
eine Äraft, fid) irgenbwie anberä ju bilben, e§ gab feine 3:ra»
bttion, unb ber billige ©eijl »etfünbete m<i)t burcb ben Tlunt)
trtenber unb fünb^after 9J?enfd)en, ob biefe e§ wobl bel)aupte»
ten, Weber burcl) ben ^a:pft nod^ burd) bie (Soncilien, ba^ bie*
feä ober jeneä SBiUe ©otteä fei. ^) ©ie l)aben bie 2Belt ge»
tdufd^t mit fplcben S3ebau:ptungen unb burcf) biefctbe 3(lleä an»
georbnet ju ibrem irbifdjen uno fleifcl)lid)en SSortbeile.<^) SGBaä
fein mu^, ruljct in ber ©djrift, bie t)on bem .^eilanbe !am,
ber tiefen unb unerfd)6pflicben £lueüe aller SBei^beit unb alleS
ßebenS.'') Sie Äirdje l^at fid) nid)t üerförpert unb fie xufj^t
mä)t auf biefem ober auf jenem, weber auf bem romifdien ^on»
tifejc nod) auf fpnp Semanben. Sefuä 6f)rijluä ip biefer ^on»
1) Cnitas ecciesiae catholicae consistit in nnitate praedestinationi^.
In pr^esenti etiam ejus unitas consistit in unitate lidei et vjjj^tum et
charitatis* De ecciesia I pag. 246.
2) De ecciesia I, pag. 262. 264.
S) Ad scripta Stxnislai I. pag. 355i
4) Qaoniodo est oinnis CLristianns praespitns, de ipso corpore tan-
quam Stereos tinaliter egerendus. De ecciesia I, pag. 247.
5) Lex Jesu Christi continet in se oinnem veritatem, omnem legem
particularein. De sufiicientia legis Cliristi I. pag. 58.
6) Ex ogitaverunt quasdam religiones juxta hominum statuta , ut
Minplices homines post se ducant. Kpistol^e IX. I. pag. 122.
7) Non perfecte inederetur animamt nisi rclinqueret sibi nnain le-
gem sufticientem pro regiraine debitae sanctitatis. Ergo reliqnit Chri-
stus log9in sufficienteui ad regendum tarn corpus, quam animam. De
sufficientia legis Christi I. pag. 5^.
/ — 311 —
Hfej:. (it tj! baS gunbament, «uf welkem bte "Kpoflel bte Ätr4)e
erbaut t)aben.»)
©orgfam max ^uf bemüht gewefcn, bie 9)?ad)t menfc^)(i=
d)er Dinge unb menfcl)licJ)er S3er{)ältnijTe auf biefe Mixä)t abju=
graben, ber SSerförperung cntgegenjuarbetten, welche bie Präla-
ten ollmäQig ber Sbee „Äird)e" gegeben battcn. 25ie i)kx auf
gerben unftd^tbare ©einctnfdiöft ber ©laubigen unb ber ^rdbefli^
«irten war feine Äirclje. Siefe liebten ben ^eilanb wie er ftc
Hebte, bie ©nabe ©otteä tvor in il)nen unb ber l^etlige ©cift
leitete fte auf ben redeten SSabncn. ©ie waren in ber ©enof-
fenfd)aft, n^eldje bie ftdjtbar erfdjeinenbe Äircbe tx»ar, aber fein
!Wenfd^ »ermodjte fte in berfelben, fte felbfl ftd) nicf)t flar ju
erFennen. Snbtffen !onnte biefe dunere ©enoffenfrf^aft, in mU
cber auc^ bie Sofen unb bie ^rdfciti waren, nur infofern eine
Äird;e genannt werben, alä bie ©laubigen unb bie ^räbcfünir;
ten fic^) in iljr befanben. ©ine ©ewalt über fte l;atte nur ©ott,
ber| il)re ©nabe war, ber ^eilanb wetdjer fte erlöj^ unb ge:
re^tfertiget. gaffe man aber bie Äirdje wieber alä eine dufere
©rfd^cinung unb woüte man ibr eine ©cbwertgewalt beilegen,
fo fonnte man fie il)r in einem gewiffen <3inn geben. 23er
5£^eil ber Äircbe, welche bie ^riefler waren, i)attt baä gci|iltd)e
©cf)wert, bie ©ewalt ju lehren unb bie ©acramente ju geben
unb ber S^eirter .Kirche, welche bie ßaien waren, ^atte ba§
weltlid[)e ©cljwert, b. b- bie weltlicf)en £)inge ju orbnen tn welts
lxä)tx unb menfcblid;er SQSeife. @o fonnte man fagen, bap bje
Äirdbe jwet @d)werter beft'^e. ^) Wit fofdjen ©ebanfen, wie
fte an ftd) felbjt immer fein modjten, muften bie ^riefterfürflen
ben S5oben unter ftd) fdjwanfen füllen. S5arauf beruheten fte
ia, bap bie Sbee öon ber Äirdje, bie SDZadJjt ber Äircbe, beö
Gbtift^ntbumä, bcä .^eilanb^ unb be6 SSaterä in i^nen ftcb m--
fordert, in il)ncn ntebergelaffen fein foEte. SJ;ief mupfe ber
fierrfdjenbe Äleru§ bie alfo gefd)lagcne SSunbe füllen.
2)ie Sbce über bie .Kird)c ftanb in einem feljr naben 3u;
fammenbange mit feiner ^rdbefrinationglebre, aufweld)e ergern j|
jurüiffommt. T)oii) mag ju 'berUnflar^eit. in wcldjer biefelbc
crfd)eint, beitragen, bafi fte ni^t in einer cigen§ il;r gewibme^
1) De ecciesia I. pag. 273.
2) AdversQS indiilgentias Papales I. pag. 219.
— 312 —
ten <5d)rift aufgefieüt wirb, fonbcrn immer nur beiläufig, roenn
cä ber 3ufammenl)an9 mit anbeven ©egenfidnben, bie er be*
^anbert, ju erforbern fd)eint. SSorjügdd? ijt fte iebod) bcl)anbett
in bem Eingänge beä 23ud)cä De ecclesia. 2)a§ menfd)lidjc
@e[d)lecl)t jerfdUt in ^räbejltnciti unb in ^rafciti, »on benen
jjene jur (Scitgfett unb biefe jur a>erbammni^ bejiimmt ftnb von
©njigfeit i)tx. Sliemanb fann baran etwaS dnbern unb felbjl
ber ^err Sefuä ßf)ri(tug fonnte einem ®ünbcr feine Snbulgenj
gemd^ren, rceld^e fein ®d)itfj"cil anbcrä bcflimmte, al§ e§ »otx
©Ott nai) weifem unb geredetem Statö bejiimmt werben üon
ewigfeit ^)
£iarum ijl c§ a\xä) eine fo gro^e S3la§pt)emie/ wenn ber
r6mifd)e ^ßifd)of Snbulgcnjen üert()eilcn wiH,^) ba er e§ bod)
nicbt einmal t)on fid; felbfl weip, ob er ju ber ©d^aar ber ^rds
befttnirten ober ju ber ^atil ber ^rdfciten getjort.^) ^enn wes
nigftenä mit ©idjerljeit mag e§ S^iemanb ergrünbcn, ob er üott
ber einen fei ober «on ber anbern,*) ba bie ^rdbefiination eine
freie ©nabe ©ottcä ip, weldje nidjt burd) baä SSerbienjl: be§
9Kenfd)en gewonnen werben fann. 6§ fann ber S!)?enfd) wobl
wiffen unb uberjeugt fein, ba^~ er gute 2Berfe ber Siebe, ber
@erecl)tigfeit unb ber ®tdrfe tljue, ob er aber tugenbt)aft fei,
ob in ber ©nabe be§ ^errn, ba§ fann er mit ©i^erbeit nic^t
wiffen. ^)
£)ie aber, njel^e berufen, gercd^tfertiget unb er|)6bt ftnb,
•
1) Nec papa nec Dominos Jesus Christus potest facere dispensatiu-
nem cum aliqno, nec dare indulgentias, nisi ut aeternaliter Deus patec
justo consilio detinivit. Adversos indulgentias papales I. pag. 229.
2) Ad scripta octo Doctorum 1. pag. 387.
3) Ad scripta Stepbani I. pag. 322.
4) Nemo nisi praedestinatus tempore suo, sine n^aoala yel rqga est
membrum ecclesiae. Sed nemo sine formidine vel revelatione assereret
quod ipse sit praedestinatus ac sanctos sine macala ac ruga. De eccle-
sia I. pag. 254.
5) Haec autem certitudo non est simpliciter scientiae, sed conje-
cturae, non rei sed spei. Sunt autem quatuor signa qnibns aliqnis pot-
est pTobabiliter conjecturare , se esse vocatnm et electum. Divinoruiq
verborum delectabilis inteUectio et audiendi devotio. Bonorum operuin
prompta et delectabilis executio. Vitiorum detestatio. Peccatorum prae-
teritorura vehemens dolor et cont^itio. E)^plicatio in U epist. PetM II.
pag. 286.
/
— 313 —
t)a§ jtnb tod) bie, ttjeld>e on bte SE5a^)r^eit glauben unb in bet
SBaljrtjeit leben, bic bei benen bcrölaube fid) abfptegelt im Ce»
ben unb in iljren Zl)aten, bie @tanbl)aften , bie 3;u9enb()aften
unb bie 9?e*tfd)ajfenen. ^) 2)ie Äroft jur SSugenb wirb
bem S0?enf4)cn jnjar burd) bie ©nabc ©otteä unb burd) 3«funt
ßbrij^um eingeflößt, fo wie ber an fid) felbjl regung§tofe Äcr^
per fein geben burdj bie @ee(e emipfangt, aber eä ift aud) biefe
Äraft unb il;re Bewegung nod) dtma^, ba§ in bem SBillen beS
SKenfdjen begrünbet, ba§ üerbienjllid) unb ©nabc gewinnenb. 2)
2l(fo ft'nbet bie ^rdbejlination jnjar jiatt »on (gwigfeit, fte
ift nad) bem ^eiligen 2lugujlin, bie freie unb gnabenüoOe
njdf)lung ©otteä, aber fte ridjtct fid) bod) nad) bem ©laubeti
unb nad) bem geben beä 9J}enfd)en. Sie Äraft be§ ®lauben§
unb ber S^ugenb ift jipar wieberum eine ©nabe ©otteä, ol)ne
»eldje überbauet nicbtl gewirft unb gefdjaft rcirb im SRens
fcljenleben, aber ein gewiffeä SSerbienfl bleibt bem 9)fenfd)en ba^
bei bod) aud) nod>. 25a6 ^anbeln beä SJJenfdjen errcirft jwar
bie ®nübener!rdl)lung nid)t unb bie auS berfelben flie^enbe ®es
Itgfeit, aber ©Ott in feiner ©ered^tigfeit beruft nur bieSSugenb;
^aft: ©laubigen ^um ewigen geben. (i6 fallt and) bie SJSorl^ers
beftimmung ©otteä gdnjlid) jufammen mit ber Sigcnfdjaft, »ers
möge «elcber er oorau^njeiß, wie aße 25inge fommen werben.
Senn er wußte »om 3lnfange an, wer ein ©laubiger fein würbe
unb »on wem er würbe oerrat^cn werben. 25er ^rdbejtinirte
warb prdbeftinirt, weil ber .^err wußte, wetdjer 3ieue er fein
.^erj erfd)ließen würbe, aud) wenn er gefallen in biefem geben,
unb weldjen 2[u6gang ber ^rdfcituS netjmen würbe. ^)
1) Inter testes Teritalis , qui ab aeterno praedestinati , in tempore
vocati , justificati et magnificati sunt , conscribuntur , qui perfecte verbo
et facto praetuleront ac praeferunt veritatem , viros constantes , magnae
et probatae virtutis. De abolendis sectii et traditionibiu üominum I.
l'ag. 594.
2) Licet membra eeclesiae Labeant virtutes inflaxas a CLristo, sicut
membra corporis habent virtutes infiuxas ab anima, a quibas ponuntur
in esse inembrorum, tarnen inüoentia prior et membrorum operatio est
volontaria et gratiosa et meritoria. De ecclesia I pag. 247.
3) Cum enim Deus plene seit qualeni finem quicunquo praescitus
cum ipso faciet, et quantam poenitentiam facient qaicunque praedesti-
nati casuri; post inodum perpetuo Deo grati, patet, quod qoemlibet
praedestinatum crimiaosum (plus diligit , quam aliquem praespitam in
— 314 —
"Küä) tjl bie ^rabeflinatt'on eine jtütefad)«. 25te eine be«
tjiimmt jum ewigen Seben, ba§ in ber 3ufunft gewonnen »er»
ben foU, bie anbere giebt nur eine ®erecI)ti9Eeit in biefer SBelt.
25icfe tjt benen gegeben, n)elct)e nid)t auäbauern. ^) ^abei tfl
fllfo wieberum an ein wenn audb nid)f ganj frcieö ©inwirFen
beä 50?enfd)licl)en gebarf)t. Q?> giebt nun auc^ ^rafciti, mlä)i
I bie ©ered^tigfeit biefer 2Bclt bcft^en. Sie ^rdbe|!in«tion§(e^re
' bc§ ^ug nimmt nun baburd) eine t)erbere ©eflaft an bie
tt)icliffttifcf)c, bap biefc ^räfciti bod) ber SSerbammnig anbeim
gefallen bleiben. 2) & fehlet bie SScrftcberung, ba^ aud) nod)
für bie ^räfciti eine ©nabe <Statt finbe, wenn fte bem ©uteri
unb ber Sieue nid)t mit 5« arger 58cf)arrlicl)!eit ft'd) »erfd^Ioffen,
eS fcl)Iet bie SSerftcberung , bap baö S56fe nid^t b«beigefübret
werbe burcb bie ^rafcienj ©otteg unb baf bie 9}?enfdben oHe
jur ©eligfeit berufen ft'nb. SBte ein büjlere§ S^ebetbitb fdt)webt
bie ^räfctenj über bem mcnfd)licl}en geben, S^iiemanb weip, wos
i)in er fdjreitct, unb jegtidber mup einen 't)oi;hn ffioben unter
ft^ fübten. 25ie ^räbeftiuation§(eI)re nimmt aud) i^re ©teile
ein, wie er öon bem ©atrament ber ^onitenj fprtd)t. dt t)at
babei nid)tä an bem ®a^e ber Äirdbe auSjuflellen, bag biefe§
©acrament au§ brei ©tücfen beflebe, ber ßontritio, ber ßon?
feffio unb ber ©atiäfactio. Sie 3?eue unb bie guten S!Ber!e
folgen ölfo md)t auf bie im ©acrament empfangene 9?ed)tfers
tigung unb ©nabe, fonbern fte finb im ©acramente fetbjt
miterjeugenbe SBirEungen ienec. Qt bemerft inbeffen babei, bap
•bic rec^tfcrtigenbe ©nabe aufgebe au§ ber 3tllmad()t unb bem
Erbarmen ©otteö, arbeitet auii) bic ganje Sebre nidt>t weitet
qnacnnqne gratia fuerit temporali, qnia praedestinatnm vnit habere per-
petoam beatituflinem et praescitam vult habere ignein perpetuain. De
ecclesia I. pag. 250.
1) MuUi enim fiant participes in praesenti jnstitiae,' sed propter
defectnm perseverantiae , non fiunt participes vitae aeternae. Mniti vi-
dentur praedestinati merito praesentis justitiae, non antein praedestina-
tione claritatis aeternae. De ecclesia I. pag. 248.
2) Aliqni sunt in ecclesia solum secnndnm fidem et gratiam prae-
sentem, nt justi praesciti, qui non sunt in ecclesia secundum praedesti-
nationem ad vitani aeternani.
Aliqni Sücundum praedestinationem et praesentem gratiam, ut omnes
Christian! electi, Christnm in moribus imitantes, qni adhuc possnnt in
hac vita fluente gratia excidere. De ecclesia I. pag. 262.
— 315 —
ou§, fonbern begn^tgt ftd) ju jeigen, t>ag bem itleruä nidE)t bre
©enjalt binben unb ju löfen fönne gegeben fein, roetd)e bic
tömii"d)e Ätrdje ^aben behaupte, ba eben f)tet 2((le§ abbans
gig fei von llümaö^t , (Erbarmen unD 2BtUen ®otte§, weld)«
Bom 2£nfange an baS 2tUe§ präbej^tnitt tjabe.^)
©0 jicUte ftcf) baS S5ejlreben be§ 3o()anne§ >|)u^ bar, eine
onbere Ätrdje aufzubauen unb au§ berfelbea bie 25tnge ju ent;
fernen, n?efcbe er alä antieoangctifd) erfannt i)attt. TLm beflen
unb am fräfttgften fprtdjt er, rcenn er tion bem S3erberben be§
Äleruä rebet unb öon ber unnatürltdbfn (Stellung, in »reldje
bie Äirdje gefommen war. 25a flctjet bis SBabrIjeit unb ba§
geben fo tief eingreifenb »or feiner Seele, ba§ e§ unfcfjroer tcar,
minber crgreifenb ju reben ju ber Sßelt. SGBaä .^up i)kx fprad),
ba§ fprüd)en tanfenb 2fnbere mit ii)m auS, ob fie auä) ^aft
unb SJerfotgung ju fürdjten l)atten unb fetbji ben Sob. dbeti
baffelbe fül}[ten Slaufenbe unb abermafä Saufenbe, bie eä jebod?
für fieberet unb bequemer cracbteten, ju fribroeigen, über biefe§
!Berbeb|eu ber SBatjr^eit fid) troftenb mit bem ©ebanfen, ba0
ibr Sieben bod) eine ©timme in ber SBüjle bleiben rcerbe, ba^
ba§ Uebcl ftd) t>iel ju tief eingefreffen i)abt in olle Bui^änbe ber
SBelt, ba^ eä fonnercteber geboben «erben. @ben baffelbe
brücfte ficb bei bem grofen Raufen, weldjer gebanfenloä in bic
SBelt binsinlfben mu^te, n>eil in feine ©emütber niemals ctwaä
2(nbere? gefloffcn, alä njaä bie ^riefterfürften eben bitten rooU
len b'neinpiepen laffen, in einem balb bumpferen, balb lauteren
SOJt^be^agen au§; e§ brü(f te fid) ^ule^t auä in bem ganjen öers
»orrenen 3i;itanbe ber SBelt. Unb aud) biefe SSertüorrenbeit
warb roobt gefüllt »on ben 9J?enfd)en. ^§ fdjien aber unmög»
lidb, fte JU löfen.
^anbelt eä fid) ober borum, baf gegen bie ge^re ber ro»
mifd)en Äird)e, njeld)e fid) burd) bie ©4)olajiif unb burdf) bie
ollmälig ju bcfiimmten @d^en geworbene SD?einung ber fKajo»
rität ber fleifd)lid)en SKenfc^n, eine cüangelifd)e ftarf unb be?
flimmt cntgcgengefeljt »erben foH, fo finbet man nid)t5 wenis
ger al§ ein fcfieä unb abgefd)loffeneö ©pfiem, rceldjeS oufju*
jlellen Sob^nnt^ -^up f^i"« Seit unb ®elegenl)eit gewann. SSer^
gebenä würbe man Uebereinfümmung ber Seigren, (onfequente
1) De ecciesia I. pag. 266. 267.
— 316 —
S)urd)fü^)run9 unb Tfnwenbung bec dufgejlcUtcti ©dfee fud)en,
tre(d)e§ jcbod) mit ben bereits angegebenen S3er()al(nijTen geredjts
fertiget »erben mup. £)aö (Streben nad) 2Bat)rbeit fprid)t fid^
bod) fräftig au§, unb ba§ reine unb gebicgene @olb beä ©öon»
geltumä war bod? aufgefunben, wenn c§ audh nod) nicljt auä:
geprägt. £iie 2)arfleüung beä .^u^ ift immer fel)r in bieS5reite
gejogen. 9J?it I;unbert werfd)iebenen SBenbungcn wirb immer
ein unb baffelbe gefagt. 9^id)t feiten aber giebt er, fogor in
berfelben <Bä)xi\t, fi'd} bie SKube nid;t, ba6 bereits ©cfagte oor»
jutragen in einer neuen SBenbung, unb wieberljolt e§ einfad).
©aber fmb trofe ber großen '-itniabl feiner (Sd;riftcn, ber niä)t
unbebeutenben ßange einiger berfelben, bod) nur wenige 3?efuU
täte ouo ibnen ju gewinnen.
SiefeS liegt flar toor, bap in So{)anneS bie Äat^olis
)' citdt nod) in einem Kampfe gewefen ifl mit bcm ewangelifdjen
Gljrijfentbume, weldjer gewäljrt i)at fein ganjeS ßeben binburdf).
ip aber für gut eradjtet worben, gleid) üom 'Anfange (}ers
ein ju äcigen, bis ju weldjer ^6be ber Srfenntnip unb ber
grcibeit er gelangte, bamit begriffen werbe, wa§ fcer SStam in
feiner ganjen (Jrfi^einung ber SBclt unb bem ßl;ri(tcntbum ges
worben. Sie ©ntwidelung aber ift in il)m felbfi nur allmälig
t)or fid) gegangen. @a war gut, bap fie nur fo »or fid; ging,
; benn waren feine 9J?einungen fogleid), mit aller ©djärfe, weldje
fie nadjmalä gegen bie röm'ifdje ^irclje gewonnen, fymoxQdxt:
ten, fo würben bie ^riejterfürjlen i^n audt) wol)l fofort niebers
geworfen Ijaben. ©purlo6 wäre bann eine furje 2Birffamfeit
vorübergegangen. 2tber berSSoben foUtc gebüngt unb üorbereis
tet werDen für bie glücflid)ere 3?cformation beS fed)äjel)nten
3abr()unbert6. Sm 2£nfangc fonnten bie ^riefterfürften nidjt
meinen, ba^ bie ©adje auf einen ganjlidjen S5rud) mit ber ro*
mifdjen Äird)e laufe, ©oldje klagen, über ben 3u{}anb ber
S)inge, wie fie au§ bem 93?unbe beä SobanneS Sqü^ tamtn,
würben ia gebort »on allen Seiten, »on allen Sxeblidjen, »on
5lllen, äu benen ein 8aut beä eoangelii gefommen. 2(ud> foldjc
SO?abnungen, bop ba§ ßbriftentbum unb bieÄird)e bod; wieber
gebaut werben modjte auf bad ©öangelium allein, fie würben
ia, b^lb wiber it)ren SÜSiaen, felbft benen nicbt feiten auSge»
preft, weld)c im Uebrigen ber gro^e, feit S«^rb"nberten einge-
wurzelte facerbotaltfd)e ©tanbeägeip feflgcbonnt (;telt an tut
— 3!7 —
<S(iä)t bcr SQ'mcixd)k. Unb bod) »raren oUc biefc göute öorübcr=
gegangen imb [tc Ratten ju nidjtä gefrommt. Sia§ ©acerbotiiim
l)atte fidi eine eigene 2Bet§l)ctt gebilbct, mit weldjer c§ im ©an;
Jen genommen glücftidf) alle '^fngrtffe abgenjefjrt, md)t wtU biefe
SBei»f)cit «n ficb felbft gtwaä gemefen, fonbern weil fie geflutt
warb burcfj baä tveltlidje <S(i)mvt. 2?er ©eborfam ifi beffer alS
bie 8iebe. '^Ifo barf iRieliianb etwaä 2(nbereä rcoflen al§ bic
5)riejlerfürpen. ^) Sie Siebe »erbietet, ben ^rieben ©otteä, ber
Mixd)e, ber SOJenfdien ju fiören. Zl\o barf S^iemanb ben ^rte-
tierfür|len miberfprecfjen , wenn fte befjaupten, ira§ fie eben be~
Raupten wollen, unb »oHfii()ren, waS fie eben üolIfü(;ren woU
len. '.^(Ifo fonnten fie einige 3eit meinen, bap oud) biefe 2autc
»orüberl;aUen würben.
es »erlief barum eine geraume Seit unb fte fdjritten ju
auperfien 9Bitteln nidjt. Solj^nneä ^ug ober fprad; eine ganj;
licl)e S^rennung üon biefer Äirdje, bie in 9?om unb in bem ges
genwdrtigen ©acerbotio liegen wollte, audf) er|l mä) bem^a^rc
1412 au§. £)ie @t)nobe ju ^ifa Ijatte eä noä) gar nidfjt ber
Wlüi)t für wert^ erachtet, »ort Spu^ ju reben. SBeld) anberen
3;on fiimmte aber bie ©pnobe ju Äoflni^ an. 25iefe m\)m
baä Sal)r 1400 oB ben 3(nfang ber antir6mifd)en ^Bewegung
in S36t?men an. 25iefeä flimmt nun jiemlid) mit ber 2tuäfage
beö Squ^ felbfi überein ,• weld)er baä Sa^r 1401 alä ben lln^ t
fangäpunct feiner SSeftrebungen bejeidjnet. biefem 3af)rc ift ^
er aufgetreten mit feiner erflen ©djrift: De corpore Christi.^)
©leid) in biefer bemerft man einen großen ginflup SBicliffe'ä.
Qt rebet ^ier »on bem ©acrament be§ 2l(tarä ganj wie S55i;
cliffe. 6§ ifl eine JReolgegenwart, ober man barf babei nid)t
on eine forperlidje benfen. <5ä ift ein geiftigeä ©ffen für bie
giebe unb für ben ©lauben. 2)iefe 2(nftd)t i(t bei ^up nur
eine »orübergeljenbe gewefen. dt »erldpt fie balb wieber unb
fd)liept fid) in ber bereite befd)riebenen SBeife ber fatl)olifd)en
Celjre ndljer an. Sie politifd)en 3u|idnbe ftnb einer religioäs
firdilid)en Bewegung md)t ungünflig. Äonig 3Ben5el, im 3a^re .
1400 »on einem Z\)tiU ber gürften be§ beutfdjjen SJeidjeä befs I
1) Stephani Prions Cartosiae. Antihussns. Pez. Thesaur. Anecdot.
IV. pag. 378.
2) Wessel. De sacramento poenitentiae , pag. 54,
3) De coena Domini I. pag. 49.
— 318 —
felBen für uitTOÖrbtg erffart unb ßbgcfefjt, fiefjct öud; in feinem
@rbrcict)e SSötjmen \ö)mxt Singe. Sm 3«ti"e 1401 wirb er
gefangen genommen, ent»eid;it jebod) fit)on 1403 unb bcmeijlert
fid) bee ®i)u»ernementö wieber. Unterbeffen ift ju ^rag im
9)lai be§ 5a^re§ 1403 bic SSerbammung über bie n)ic(iffitifd)en
®d;riften, ba§ SScrbot ju (e{)ren,tt)ie fie, ouögcfproct>en TOorben.
9Ziemonb Ijat in bc6 9?eid?eä SSerwirrung auf bie ä5olljiel)ung
beffelben ju ad)ten bie Äraft befeffcn. 23er freigeworbene SDBen»
jel fümmert fi4> um ben ©treit wegen biefcr @d)riften unb
wegen ber fortbauernben ^rebigt nid)t. 35er ©influf aber jener
©(^riften auf 3of)nnneä Squ^ wirb, wenigftens in ben ©ct)rif=
ten, weld^e ben nddjpen Sat)ren ange{)6ren, nimmt man bie
tton SBicliffe entnommene, balb wieber aufgegebene "^nftdjt öom
©acrament bcö 2fltarä ^inweg , wenig bemerfbar. Sn bie mä)^
ften Saljre fdjeint bic ©djrift „de omni san(>;uinc Christi
glorificato" ju ge^)6ren. Sn berfelben befdm)pft er nur ben ro*
l^en SBunberglauben feiner 3eit. (Sr ifl einmal felbft bei einer
ßommiffton gewefen, bie ein SBunber unterfuc^en feüte, unb
f)at gefeiten, wie fte bie 2Bunber mad;tcn. ^) Sn ber Qd^ti't
foUten fte bod) ruljen, nidjt in ben $ti(i)tn. gerner gehören in
bie näd^flen SaJjre »ier 9?eben, an ben ^(eruä gef)alten. 2)
fd)e:net öor ber ^anb nur bie (;erben SBiberfprüdje ju füf)len,
weld)C in bem ©acerbotio finb, er will fte au6fpred?en, er wiH
fie geljoben wiffen. "übet baä gc^et burd) biefc Sieben nur wie
ein Icifer SSJunfd?. Qt fogt noc^ nic^t, baj? fie gei)oben werben
wüßten burd) .^inwegräumung biefer ^riejier, weldje ftdj bic
Äirdje nannten. @ie foUten arm, bcmütt)ig, fcufd? fein, fte
foUten bic ßaien lieben unb fie leijren. 2lber fte finb oon 2lllem
baä reine unb »oUe ©egent^eil. @ie quälen bie ßaien mit un«
geheurer gred)^eit. @o weit ift'S gcJommen, bap, wo nur ir^
genb ein äwijl entfianben jwifd;en fcaien unb Äleruä, bie
fieren ftd^ faum anberä ()ctfen fonnen, alö burc^ bic roljeflen
©ewaltfamfciten. Sie finb ein '^Ibgrunb beS l^aftcrss unb bcä
SSerbevbenä, (56^ne beä Seufel^, bie an ben fd)ted)tejien «Drten
1) Vere et realiter veram corpus et verus sangnis Christi non sab
propriis speciebus sed sub alienis manducatur et bibitiin De corpore
CLvisti [. pag. 207.
2) Opera II. pag. 35-62.
— 319 —
ju pnben finb, wo ffc bie SJietficr fpiclen.») X>tx 9fetd)t^um
unb bie aicmpovölgcroalt, meint er, ifl ber erfie ®vunb »on
aU' biefem Sjcrberbcn. %btx tx wagt nodb nidjt ju fagen, ba§
bcibeä ^imveggcnommen wetten niüffe üon bct Ätrdje. <3tc
bro^)en bie ganje 2Bett ju öerfc^lingcn. ÖDeina^e uUeö Unljeil
in ber äBelt, oUe (Spaltungen in ber M\xd)t, wn roem finb ftc
ausgegangen? S3on i^nen, wn i\)x<x ^abfudjt, ifjrer ©ier, il)^
rem ©tolje, iijrer ^errfd)fucht.
ift nid)t genug ju fagen unb ju fingen, wir glauben,
nic^t genug, bie duferen ßreemonien beä ©etteäbienfleä ju
obad}ten. ßcben mufj ben ©lauben beweifen. ©ie foUten
nidjt in 9{ebcn6artcn (ic^) ^«vumwinben, bie nidjtä bebeuten, fte
foUten wirflid) arm fein, wirflici) bie SSett werlaffen. @ie foH^
ten bie Äirdje erlcucl)ten, ben ®ei)l in jtd) erleud^ten unb tjon
auf fteljen in bem ©treite,. ben Ijier auf ßrben baö menfd?lid?e
6>efd)led)t ju jtreiten t)at mit ber ©cwalt beö ®atan§. SBeil
biefeö ieljo ober nidjt gefd)iel)t, ift eben bie SBelt überwältiget
»om Sleifct)e unb von feiner Sufr. -) Qx glaubt iljnen fagett
JU rnüffen , wie ein d)rijilicbe§ 2eben gefuljrt werben muffe, ba
e6 ie^t fo gar wenige wüßten. 'Uu<i) ber Snbulgenjen , ber fRc-
liquien , ber Silber gebenft er fd)cn. "Ubtx bie Sel)ren greift et
ni4>t an, auf benen tiefe 2)inge ftanten. Qx meinet nur, bet
J^antel bamit tien?, tie 9}?enfd;»cn um ii)x Sgaht unb ©elb ju
bringen. 9)?anc^e anbere 25inge fommen in biefen ©pnotalre^
tcn Bor, wcldje unangeneljm bie ID^ren ber ^riefierfürflen be*
rubren mußten.
25aö @»angelium foHte eigentlich bos gunbament öon Wil-
lem fein, bie gürjlen waren t>or ®ott üerantwortlid) wegen bec
großen 9J?euge üon ©ünbcn, welche ber gegenwärtige Stanb ber
2)inge unter bie SRcnfdjen brdd)te. "Kbix im ©an^en genoms
men waren eä bod) nidjt mcf)r alä .Riagen, nod) feine birecten
SWeinungen jum 2(enbern. Zbtx bie ^retigt be§ ^uß an ba§ Qi
SSoITmag ben SBiberfprud) ber Äirdbe mit ffd) felbfl ben ßaten
ted)t flar gemadjt, in geleierten 2)iäputationcn mögen, befontcrS
1) Testentnr laici, qni sant in suis tabemis propter eos varie im-
pediti , et qnid si qnaerunt absentias, nt exerceant liberias in Praga,
aut alibi meretricias neqaitias sab fiico studii II. pag. 45.
2) Haec est euim ratio, quare Christianus exercitus est tantam ho-
die a carne, a mundo, a diabolo et a genlibus superatus II, pag. 47.
— 320 —
burcf) ^{eron»)mu5/ fd)on bebcnf(id;ere (S5f^e oufgcpellt unbtoer«
tljcibigt u^orben fein. 2)te ^vte(!erfüv|len tuerben beforgt. 2(n
S)ienern, bie fic dufmerffam maä)tn öuf bo§, wa^ gegen jic
fiel) regen xviU, fcl)let e§ niemals. gc^et ein grofjet fefl jus
fammen()(jltcnber ©tanbeSgeij! buxä) fte. 8cid)t ifi eS^ Seniani
bcn jum Äefjet ju madjen. 2Btc(tffiämu§ tp, wo man it)n eben
Ijaben will. X>it 3eit ber 9?ul)e enbet für 3ol)anneä ^up mit
tem Sflljvc 1408.
©binco, ber ^rjbifd^of^ glaubte cnblid) «uftreten ju mfifs
fen gegen bie tueiterc 2(ugbrcitung ber »ictiffitifdjen 2e^re. SJar»
unter vcrflanb man jiveierlet. Suerjl biefe 8el)re felbft, jraettenS
2llleä, waö überljaupt gegen bie facerbotalifd;e .^errfcbaft gefagt
warb, weil fold)eS auä) eine ^efeerei ift. SBicliffiti6mu§ ijl
Äe^crei, unb jebe Jfefeeret ifl wicliffitifd) unb nadimal» ljuffü
tifc!^. Äefeerei ifi wieberum 3llle3, wa§ baö ©ciccrbotium ober
oud) nur ein beffelben nidjt will. SQ3ic auf ber Opnobe
5U Äoftnife Äonig ©igiämunb unb bie beutfc^en ^rdlaten be»
getreu, bap bie Sieformation ber Äird)C beenbet werbe öor ber
2Ba{)l eines neuen ^apfteS, fo erflaren bie .farbinate unb bie
italieni[d)en ^rdlaten ein foldf)eä SSerlangen für {;uffitifc^)c
Äefeerei.^
giad) btcfcr ©ebeutung be§ ^fuSbrucfeS ile^cret, nad) weU
c^er c§ eigentlid) gar nid)t§ mel)r bebeutet, War aucb je^t fd)on
3ot)anncö ^u^, ber wol)l um ba§ Sal)r 1408 bie wicliffttifdjc
2tnftd)t ttom ©atrament be§ 2lltar§ wieber aufgegeben, ein wt»
cliftfiifd)er .Ke^er, ob er auc^ üon ben befonberen fWeinungen
bcö SBicliffe nod? feine einjige öffentlich» auggefprodjen, fonbern
nur, wie SBicliffe unb Saufenbe mit i^m, über baä Serberben
ber Äirdje gesagt unb bie SSerantaffungen beffelbcn ongegeben
^atte. Snbeffen gerabe weil nur biefe 2lrt ber wicliffitifd^en
Äetjeret bei ii)m ju fmben, ifi ©binco, ber eräbifd;of, auper
etanbe, unmittelbar gegen J^up etwa# ju unterneljmen. Um
tnbeffen etwaä ju tt)un, ftellt er bie fünfunboierjig wicliffttifdjen
®ä|e aüf, weld)e aud) nadjmalä »on ber ©pnobe ju ^oftni^
anatbematifirt werben finb. ^rei 58crfammlungen i)inkx ein»
anber foUen beä^alb gebalten worben fein, ber Uniücrfttdt, bann
t)tt tljeologifd^en gacultät, bann aller £)octoren, SÄagifier,
1) Von der Hardt IV. 1. pag. 637.
— 321 —
SSaccalaurcn uitb ©tubiienben ber b6{)mifd^en Station.*) 2£uf
tiefer leiteten SSerfammlung foU nun aud) 3of)anne§ an«
»cfenb gemefcn. 25erfelbe foU im miubeflen nid)t wiberfprodjen
Ijaben, wie bie ©äf|e alä ^e^ereien »erbammt, wie bei (Strafe
ber 'ituäiloßung au§ ber bü()mifd)en iliation »erboten roorben,
fie weiter ju Icljren unb befonberä bie 2Berfe 2Bicliffe'5 über
brt§ ©ocrament be» 2(Uar§ unb ben SSrialoguä and) nur ju
lefen. So bcrtdjtete ber Utraquiit 3o(janneä ^Prjibram in einer
©djrtft, bie etwa jweiunbjwanjig 3abre naä) bem SSorgangc
felbft aufgefeilt worben.-) 6od)tduä l)at eine längere «Stelle au§
biefem SBerfe bem feinigen einüerleibt. ^up fei bei ber SSers
bammung burcf) bie Uniüerfitdt unb burd) bie tljcologifdje ga=
cultdt jugegen gewefen unb Ijabe mit feinem SBorte bagegen
gefpiod)en.
(Sä oerbient aber Sobanneä ^rjibram felbf^ wenig ©laus
ben. 3'^«r fd)wur bcrfelbe feineSwegeä, wie bie Äatbolifdf)en
beljauptet t)aben, bie £el)re üon bem Äeldje wieber ab, jwar
trat er feineäwegeö formlid) jur fatl)olifd)en Äirdje jurücf. 2lber
}u ben utraquiftifd)en ^riejicrn gel)6rte er , bie if)re Äird)e fdu:
bem wollten öon allen freieren 3lnf{d)ten, wetd)e ^up gel)abt
unb weldje »on bemfelben, ber gew6bnlid)en 2lnfid)t ju golge,
au§ ben witliffttifc^ien Sd)riften gefd^opft. Sn feinen SGBerEen
^sreift er wieber bie Tlutoritdt ber Äirclje, fapt bie ©inbeit ber^
felben wieber moteriell unb finnlid) auf, ^jreijl bie 2lutoritat ber
3)octoren, ol)nc ber nod) ^oberen be§ ©»angelü ju gebenfen,
rebet in ben ungemeffenftcn 2luäbrüden »on ber 2Bürbe unb
^ol)eit be» facerbotalifc^en ©tanbeä , nimmt bie fatf)olifd)t
3:ranäfubftantiation5lel)rc wicber an , »erttjeibiget bie Sebre üon
ber Snterceffton ber ^eiligen unb bie 3lnbetung ber jSßilber.
Äurj er fud)t bie Äirdje ber Utraquiften bem Äaff)olici§muö wies
ber fo nalje alä möglid) ju bringen. Selbjt ben ?)ap|l erfennt
er wieber an fammt ber Semporalgewalt ber Äirdje. ©egcn
SBicliffe tft er heftig unb üon ber £e()re be§ Sof)anne§ ^up unb
be§ 5Katbia§ üon Sanow will er nur annebmen, waä t5on ©Ott
ongenommcn wirb, »on ber fatboIifd)en Äird^e unb »on iljren
ßeljrern. ^rjibram ^atte ein gropeä 3nterejfe baran, bie ©a»
1) Coclilaens. Hist. Hass. pag. 12.
2) <äüi \)tt <Bd)n\t : Ardculi Wideffi Co hkeas Bist. Hass. p. 12.
II. Zf)tif. 21
— 322 —
df)en falfc^) barjutieCfen. X)\t Utwquiften, roeldje er jur Äattjo*
licitdt jurudfü^ren wollte, foQten meinen, So^annc§ ^up, ben
fte »ere^rten wie ben Urfjeber, wie einen üJidrtprcr i^rer Äird)e,
, l)übe alle SKeinungen l>e§ SBicliffc, we(ct)e bie Äirdje »erbamins
tc, ebenfalls »erbammt.
35ag ober ber ©ang ber 35inge ganj onber§ war, o(3
ßodjlduä unb ^J^jibram bcridjten, Qd)t au§ ^upenö (3d)riftctt
flar unb unjweibcuttg bc^öo''- 9?icbt bie Unitjcrfitdf , fon;
bern nur adjt £)octüren, welche fid) bie tbcologifd^e gacultdt
nannten, (jaben bie fünfunböierjtg '2lrtifet toerbammt unb i^rcn
5Befd?lu^ auäget)en laffcn wie einen allgemeinen.^) @S ijl bar^
auf eine ^^auptüerfammlung ber Unioerfitdt gehalten werben.
2)iefe Ijat ifjr Urtfjeit über bie wtcliffttifcl)en @dge aufgefdjoben,
von ben ^Doctoren aber, welrt^e bie Serbammung auägefprodben
bege()rt, ba^ fte bie ^frtifcl wibcrlegen modjten auä ber ©c^rift.^)
S)ie Uiiioerfttdt l)at bicfes 2Cnfinnen an fie oftmals wieberl)olt.
!2iber mä) im ^ai)xt 1412 b^ben bie J^erren nidjtS wiberlegf
untf bie ©adje ijl noä) immer nid)t auagemadbt. ') ^in§ nur,
baö won ^u^ mit Still fd;weigen übergangen wirb, m6cf)te auS
^rjibram alö eine SBa^rbeit ju entneljmen fein, ba^ bie gan5e
tbeologtfd)e gacultdt bic ße^re SQStcliffe'ä öom ©acramcnt beä
tJlbcnbmabB alä falfd) tierwarf unb bog aud) Sobanneö J^u^
in biefe SScrwerfung cinftimmte, weil er um biefe 3eit gefunben
ju t)aben glaubte, bap fte wirf(id) falfd) fei, weil er bie anbere
2lnftd)t aufgefaßt, weld)e bei ber 3ufainnienftellung feiner \)aü)pU
fdd^lid)ften SUJeinungen mitgetbeilt worben ijl. *)
25aran aber fdjeint fein äweifel ju fein, bap auf feine eigene
.|>anb ©binco, ber (Srjbifcbof, ein SSerbot ber wicliffitifd^en @c^rif=
tcn ei"get)en lieg, unb eben fo wabr mag e§ fein, baß er babet
burd) bie (5ntfd)eibung einer ßongregation be§ Äleruö unteaflü^t
worben. 2lber ber SBiberfianb ber Unioerfttdt ip nid)t minber flar
unb gewip. ©dbon fonnen bie S3ewegungen in JBcbntcn nidjt un^
bebcutenb gewefen fein. ®ie fangen an ben Äonig SBenjel
beforgt ju madjen. SBenjel ruft enblid) bie SSarone be§ 3?eis
1) Ad scripta Magistri Stanislai de Znoyina I. pag. 331. 332.
2) De Oecimis. I. pag. 146.
3) Du ublatione teniporaliam a clericis. pag. 146.
4) Joann. Przibram. contra novas sectaa. pag. 539.
— 323 —
d)e§ nad) ^rag, fcamit bie jlveitentien ^aitljeten beS Äleruä
frtcbltd; oer^ltdjen njürben.
Sb SGBenjel ben ©ad;en ouf ben (Srunb faf), ob er, tute
bie ölten redjtmdpigeu Äönige »on ©ngtanb, einer 9?eformation
ber Äird)e im StiÜen ben SBeg bereiten woUte, baä Id^t fid)
flUerbingä nidjt mit ©ewi^fjeit fagen, weit fein betragen nid)t
fo franf unb offen ift, wie ba& betragen jener, bie SSefd^üfeung
bec fogenannten Äe^er niemaB ganj l)anbgretflid) t)erüortritt.
SBar tnbcffen in i^m and) nid)t ber flare ©ebanfe, baß er
l}anbcln niöffe tüie bie .Könige ©buarb III. unb Stidjorb IL,
fo war bod) in il)m n)o!)l ber ftide SBunfd), baß bie Äe^crei,
ttjeld;e in il)ren 23trfungen für bie fürftltd)e S)fad)t fo erfpriefs
üä) werben oerfprad), nid}t möge unterbrücft werben. 2)ie
Se^ie, vocld;e je^t öerfünbtt warb in S3ö()men oon unb
Sacob üon SlJifa' mag nod) nid)t gegen bie ganje römifdje
Jtirdje gelaufen fein, aber eä jlanben anbere Tlhnntt neben
nen, welcl^e bereitä einen l;6l)eren Xon angeftimmt. Unter ben^
fetben worauf ^ieronpmuä t>on ^rag. Seren 8el)ren unb Me'u
nungen faljen bie SJömlinge gewi^ an al§ »oUftdnbige Äefeereien.
Äönig SBenjel will nid)t, bap biefe Äe^ereien unterbrücft wer*
ben follten, aber er will, baß gefagt werben möge, Äe^erei ijl
im Sanbe 5ßöl)men nic^t ju füiben. SBal)rfd)cinlidj in golgc
ber Sufammenfunft ber b6bmifd)en S5aronc muß ©binco, ber
grjbifd)of, in feierlid)er SJerfammlung aller ^rdlaten, ©octoren
©tubenten unb wer fonfl öon ben ©laubigen ftcf) l)attc cinfi'ns
ben wollen, crfldren, baß eine forglidje Unterfudjung ergeben,
wie Äe^er im Sieidje S5öl)men nid)t ju finben. 2)tefe Qxtla-
rung warb im 3uli beö "^aijxt^ 1408 ertaffen. ^) ©iel)et bas
bod) faft au§, alä l^abe jtönig SBenjel ftd^ unb bie freie Se^re
ftd)ern wollen »or üJJaßregeln bcä romifdjen ®tul)le§, fielet c5
bodj fafl au§, ol§ t)abe er ber tefjteren fagen wollen, breite
bid) nur erft au§ unter bem S5olfe, bamit Äonige unb Surften
fid) für bid) erfidren fonnen, o^ne fürdjten ju muffen, olS
.Se|erbefd)ü|er burd) bie ^riejterfürfien um 2anb unb Seute ge«
hxa&/t ju werben.
1) UrFunbe ^JIc. 216. !pelje(. IBe6enö9efd)ic^tc be» roniifc^cn unb 60^5
tnifd^cn Äöiiiijö QSenjet I. pag. 124. 125.
2) Tenor Appellationis Joannis Huss I. pag. 14.
21*
— 324 —
©btnco nun ^atte gewl^, wenn er aud) üon ©ele^rfnmfeit
nid)tö üerltant», boä) bie Saftif be§ ÄonigS unb etneö guten
5£(;etle§ ber bö()mifd^en ffiaronc tt)oJ)l burcl)fci)aut unb nur un=
gern unb gejroungen feine ^anbe geboten. SSalb barauf brac^
ein «Streit auä jwifc^en bem Äonig unb bem ©räbifcljof. &ta
foUte baä (Sd;iöm« ber .Rircbe burd) bie Äarbinäle beenbet weu
ben. 2)iefelben [einrieben an Äonig SSenjel wie an anbere gür*
fien , ba^ er bem ^npfie ©regor XII. bie £)bebienj entjieljcn
mb(i)te. ©ie marf)ten i(}m .^offnung in bem ©cbreibcn, bap
»on .einem neuen ^n^^ oud) feine faiferlidje 2Bürbc über
2)eutfd)lanb m6d)te onerfannt werben, ©regor XII. fjatte ben
©egenfönig SJuprec^t anerfannt. 2Benjel erfldrte Darauf aud)
wirflid) ba» SJeid) i!8ö()men neutral; weber ©regor XU. nod>
SBenebict XIII. foU vorläufig in bemfclben üB ^apft angefe-
|)en werben. £iiefer ©ntfd)eibung beä Äonigä wiberfe^t fic^)
©binco unb ein guter SSfjeil be§ Ä(eru§. (Jä ent|lei)en barauä
lebtjafte Sfeibungen jwifc^en ber wettlidjen unb ber gei|llid)en
©ewalt.*) So^anneä Squ^ aber, »iel anbere üe^rer unb ^rebi*
ger arbeiten für baS ^ifaner ßoncil, weldjeä eben norbereitet
wirb. Men biefen nun, namentli^) unb ouöbrüdlicl) bem ^u^
Id^t, weit fie »om i)eiligen SSater ©regor XII. abgefallen,
©binco bie 2(u§übung aller ipriefterlidjen S3errid;tungen »erbies
ten. ^) 2)er (Jrjbifdjof, weldjer mit ber Äef»crei ntcbt an ben
5Kann |)atte fommen fonnen, fud)t an ifjn ju gelangen in ei«
ner anbern SBeife. @ä bleibt aber baö ©ebot ganj unbcadjtet.
9lun fd)webt aber noc^ immer bie @ntfd;eibung einer anberen
gragc ob. £)ie Unioerfität ^at nid»t eingewilligt in bic SScr;
bammung ber wicliffitifd)en ©Triften, welche oon ©binco unb
bem Äteru§ auSgefprod^en worben. ©ie l;at begehrt, bag eine
Unterfudjung wcranjialtet werben foUte. ?iun wirb jwar nidjt
gefügt, tjon wem fie gefütjrt wcaben foUtc, aber e§ fdjeint, .^up
unb feine greunbe wollten, bap fie gcfüt)rt werbe »on ber Uni»
»erfitdt felbfi. SSon biefer ©ntfd^eibung nun war gewip noä)
immer bie 3?ebe. £)ie £)eutfd)en an ber Unioerfttät waren meifl
Igreunbe beö ^apjltljumeö unb bet Äirdje. ein groper 5£^eil
1) Secundam exameii publicum Joann. Huss in Conc. Const. Von
der Hardt IV. 1. pag. 312.
2) Epistola Joann. Huss ad CoUeg. Cardinal, a. 1411. i. pag. 11
— 825 —
über ber S36l)men ^ötte met)r ober weniger bte »ic(ifftttfd)en
SKeinungen ergriffen. 2)ie geinbfd)aft 5n)ifd)en ben 2)eutfd)en
unb ben <S(aoen bnd)t bei jeber SSeranlaffung bfwor. 'Sinn,
xvtü bte ©ntfdjeibung bcr Srage über bte wicliffitifdjen @d)rtfi
ten beöorjujle^en fc^ien, war eS für unb feine greunbe
»on 3Sid)tigfeit, ber bö^mifct)en Station ein Uebergen)id)t an
ber UnioerfitiU ju »erfdjaffen. Urfprünglid) ^atte Äarl IV. bei,
Stiftung ber prager Unioerfttdt oerorbnet, ba^ bie S56bmen'
brei unb bie fremben Stationen nur eine Stimme l^aben foüten
in allen 25ingen. ^) Snbeffen i)attt fid) bie @ad)e anber§ ge^
jlaltet, unb bie fremben Stationen, bie Saufen, bie äßaiern,
bie ^oJen b<itten fid) breicr Stimmen angemapt unb ben Söl^s
men »ar nur eine geblieben. S^un arbeiteten ,^u^ unb ^ieros {
npmuä bei bem Äonige, bap er ba§ urfprüngli4)e SSerbaltnip 1
wieber l)tx\ttUtn möge. Unb Äonig SBenjel entfdjieb im 0
Sonuar be§ 3at)re» 1409 für bie S56bmen. -) 2Seil bie ®ad)c f
jufammenbing mit ber @ntfd)eibung , bie über bie wicliffitifd^jen
SSüc^er gefaxt »erben foQte unb weil baä Uebergewidjt ber
SSobmen fie b^tte ju ©unjlen ber Äe^erei wenben fonnen; wirb
begreiflieb, wie bie ©pnobe ju Äojlni^ bie S5e|lrebungen be§
^u^ in biefer 2fngelegenbeit ibm fafi anrechnen fonnte aläMeU
jereien. Sn ^rag ober entheben grofe Bewegungen über be§
Äönigä ©ebot. X>ie S5ürgerfd)aft nimmt ^artbei für bie S3üb=
men , unb am 2tnfange be» ©ommerä 1409 »erlaffen bie
2)eutfd)en meijl bie ©tabt.
3n bemfetben Sabre ijl 3obanne§ S^u^ SJector ber Untoer-
fttdt unb bält acabemifd)e SSortrdge über bie libri senteatia-
rum. ^) (5in aber ber SJoctoren böbmifdjer Station ijl
gegen bie wicliffttifcbe 2ebre geftimmt, weldje nun auä) bei^l^ug
fclbjl immer beutlicber b^^ßortritt. Snboffen wirb bemevft, bag
bie Entfernung ber £)eutfcben üon nid)t geringem ©influp ifj,
greier unb offener treten bie ^rebiger auf, ibre 3abf w^b tm=
mer groper. SSom fatbo[tfd)en Äleruä treten »iele ju ibnen, unb
1) Secnndum examen pabticam Joan. Huss, in Cunc. Const. Von
ier Hardt IV. I. pag. 312.
2) Urtunb; D^o. 226. ?pclie(. 2e6cn69ef*/i4>te &<S touiif^cn unb 6ö§5
mifc^en fiontgä SBcnjcl II. pag. 125,
3) De coe a Doinioi I. pag. 49>
— 326 —
man fann fte bereite <infe{)en ol5 eine formtrte ^artl)ei.») ^ug
felbfl bejctd)nete fte eine foldje im 3a^te 1411. Unfere
^artf)ei fefet er [i^on ber ^nej!erfd)aft Sfomä entgegen.-)
iDer facerbotalifcbe ©eifi wirb beforgt um feine .|)etrfd^aft.
3£nbreaä »on Sßrobe, SSaccalaureuö ber Sbcotogie, fdjreibt an
©binco, ben ©rjbifcbof, e§ fei bie i)öd)p Seit, einjugreifen,
immer weiter unb weiter »erbreiteten ftct) bie wicliffttifcben Wlei'-
nungen. Unter benfelben waren nun oud) fold)e, welche üon
^up unb ^ierontjmuä nicbt aöoptirt voorben, wie bie '^nficbt
beä ©nglänberä »om ©acrament be§ "^benbmablö. ^) war
aber wo!)l faum nöt^tg , ben ©rjbtfcbof jur Unterbrücfung ber
fogenanntcn Äe^erei oufjuforbern. ®ewip 'i)am er fc^on mit
©regor XII. in Unterl)anblung geftanben, baf etwaä gcfd)ct)en
muffe.*) 3!)iefer ^apji aber war »iel ju befcbäftiget mit ber
®orge um bie ©rbafung feineä ^ontifkatä, a(§ bap er ftcb oiet
um S56bmen i)atU fümmern fönnen. 9?un \)at aber bie
nobe »on ^ifa am 26. Suni 1409 3£(eranber V. eingefe^t unb
©binco t)at bie Sfiot^wenbigfeit, benfelben fofort anjucrfennen,
begriffen, bamit bie Operationen gegen bie Äe^er beginnen
fonnen. ^) 9iun ift fidbtbar «Sbinco »on bem neuen ^apftc
gleid) bei bem 3fntrttt feiner SJegierung ermuntert worben , et;
waä Sflambafteä gegen bie Äe^erei ju unternebmen. SBabr»
fcljeinlid) ließ er eine neue SSerfammlung beö ÄIeru§ b^lten, ber
bie ©ntfcbeibung über bie wicliffitifc^en «Scbriften gab, wcld)c
bie Unitterfitdt jurücEbielt, ba fte weber SBictiffe'ö ßcbre »eri
bammen, md), bem romifcben Stuhle gegenüber, 9JJeinungen
für orttjobor erfldren wollte, bie biefer für fefjerifcb erachtete.
'Slad) ber ©ntfcbeibung jener SSerfammlung nun erließ ber @rj:
bifcbof ba§ erjle @ebot, baß alle wicliffitifcbe ©cbriftcn, bamit
fte »erbrannt würben, an ibn abgeliefert werben foUten. Siefer
erjle <S>ä)ntt be§ grjbifcbofä fd^einet fid) nidjt auf eine aus;
b'tütflid()e SSuUe be6 romtfcben @tul)leg ju ftüfeen. Hbtx bie
1) Cochlaens. Hist, Hussit. [tag. 16.
2) Pars nostra. Replica tontra Joan. Stokes 1. pag. 137.
3) Cochlaens. Hist. Hussit. pag. 17.
4) ©d)on in ber testen 3"t OrcgorXlI. featte er ctnmnf gebeten, bfl&
bie rcicliffitifchen !5iicl)cr ocrOrannt rocrbcn foOten. Oido pioce.lendi in
causa Joann. Hlss per ipsumniet signatns I. pag. 109.
5) Epistola Joann. Huss ad coli. Cardinal, a, 1411. l. pag. 116.
— 327 —
fWa^regel ifl ganj in t)cm ©etjle unb iti bcm SBillen bcffelben.
Sqü^ übet unb feine greunbe legen eine 2(pjpcUation anf cn biefen
römifc^en <2tuf)l. @te fenben felbji einen SKann, 9Zamen§
SQt'mxid), nad) Siom, bet bort ii)xe ©acl)e füfjren foU.*) ^apjl
'Ülepanber V. aber nimmt feine 9iurfftct)t auf biefe 2fpipcUation,
fonbern erldft an ©binco am 20. 35ccember beä 3at)reö 1409
eine feierlidje 2}uUe. S56^men, Sßdl)ten, bena(|)barte ganbe
finb angefüllt mit wicliffitifcber Äe^erci, befunberä über ba§
©acrament be5 "Kltax^. @ä foll fortan nur nod) ge:prebiget wer:
ben in ben Äötl)ebralen unb in ben Älo(}erfird)cn. SBicliffitifd)e
Äe^erei foll 9Uemanb mel)r weber prebigen nod) auf bem Sebr^
jiul)le »erfünbigen. 2Ber e» ferner nod) t^un n»trb, foU erad)»
tet werben für einen Äei^er. £)ie S3ulle i\t jumeifi barauf be;
v((i)mt, bem (Srjbifd)of moglid) ju mad)en, bie b6t)mifd)e
^rebigt in ben Capellen ju »erbieten. ^) Senn l}ier war e§,
«0 bie ffd) bilbenbe eüangelifd)e ^Priejterfd)aft oon bem SSolEc
ecrftanben warb, wenn fie »on bem gefuntenen Suftanbe ber
T6mifd)en Äird)e, wenn fte üon bem ©»angelio rebete. 2Benn
aber geftagt warb über bie Äird)e, wenn gemül)nt warb an baä
©wangelium, wenn bie ße^ren beffelben auöeinanbergefei^t wurs
ben, fo foUtc eä wenigftenS in lüteinifd)er @prad)e gefd)el)en,
bamit baä SSolE es nic^t fajje, bamit biefe Äöne wirEungsloä
in ben ßüften »eri^allten.
©binco aber, ber @rjbifdf)of, Idpt, na(I)bem er bier6mifd)e
SSulle erl)alten, einige äüt »erlaufen, ef)e er berfelben 2(nwens
bung giebt. 2)iefe geit biente if)m wa l>rfct)einlid) , ben Äonig
unb feine Umgebungen ju bearbeiten, ^nblid) im SDionat Sunt)
beä 1410 »erfammelte er eine "ilxt ©^nobe. 2)iefe nun
verbammt bie wicliffitifd)en ©d)riften al§ Äe(|ereien entt)a(tcnb
jum geuer. Wid)ad von S)renowi^, betrug üon Sialentia,
Sol)annc!ä oon ßangficn, 9)?arcuä t>on ®re|, welche fiel) allem
SL^erfa'qrcn beS (^rjbifd)ofö gegen bie Ee^erifd)en ®d)riften f)ürtnäf=
fig witerfefjt, werben namentlid) unb auSbrücflic^ in bem @d)luff<
ber Syiiobe «ufgefoibert, binnen fed)ö Sagen äBicliffe'ä (Scl)rif:
ten einjuliefern. Sobanneä .^u^ aber wirb nicht mit genannt,
wol)l ein neuer S5eweiö, bap er unter bem befonbern @c^)ufee
J) Tenor Appellationis Joan. fliiss i pag. 115. 117.
2) Baynald. Annales eccle&iae WW. pag. 396. 3ft7.
— 328 —
be6 ^6ni3§ ftant» , mii)Alb man iijn fd)onen muffcit
glaubte. S)arauf Inpt bte ©pnobe t>a§ SSerbot bet ^rebigt
in ben ÄapeÜen folgen bei ©träfe ber ©rcommunication unb
ber ^aft. ^u^ fclbjt tt)et(et biefen ©pnobatfdjlup mit.') (5§
ift ,bet (e^te unb cntfcbeibcnbe ©djritt, raeldjen ber ©tjbii
fdjof tbut.
S3iete§ "Jfnbere ijl oorauSgegangen, wie ^up ebenfalls felbft
öuf ber ©pnobe ju ^o)lni| erjäljlt. ^ßalb md) bcm Empfange
ber SSuUe b<>t ber @vjbifcl)of gebieten (äffen, bop bie wicfiffitts
fdjcn ©cbriften iljm eingeliefert rcerben foUten. SSiele baben fte
Abgegeben, anbere nid^t. i)at feine ©remplare bem @rj.
bifd)of übergeben, babet ober gebeten, baf , ebe ein SBeitereä
gefcbebe, erjt unterfuc^t werben möchte, ob aud) wirflid) Äegereien
in ibnen entbalten. Einige tion ©binco berufene S^beologen
baben bie wicliffttifdjen ©Cb^ift^i ^eutx »erDommt.^) Ses
ren SSerfammlung barf nid)t »ernjccbfelt werben mit ber ©pno«
bc, n)etd}e ber ©r5bifd)of fipater bielt- S^ft alle 2)octoren ber
Uniwerfitdt, einige ausgenommen, »elcbe ©binco mit ju jener
erjlen SSerfammlung gejogen, geben barauf ben Äonig SBenjel an,
ba^ er bie SSerbrennung ber n)icliffttifd)en ©cbrtften b'nbern
möge. Sebenfallä beriefen fie ftd) immer barauf, bap beren
.Ke^ereten nod) gar ntd)t erwiefen unb baß barüber ein gültiges
Urtljeil nur »on ber prager Unioerfttdt felbfl gefprodben werben
fönne. 2)arauf fenbet ber Äonig jum @rjbifd)of, ftd) ju erfuns
bigcn, wie e§ (lebe, fagt ^u^ in ber Äürje. 2Babrfd}einlid)
ober liep SBenjel ben ©binco wiffcn, er möge ba§ weitere SSer»
fahren einjlellen, biä baä Urtbeil ber Unioerfitdt gefommen.
©binco antwortet, er werbe nid)t» wiber ben SBillen beä Äo;
nigä tbun. er glaubt nun eilen ju muffen. 2)te ooUe 2luto:
ritdt ber Äirdje foU ber ßntfcbeibung ber Uniüerfttdt jUüorfom=
men. dt bdlt bie (Sv)nobe, beren bereit» get)ad;t worben. 9?un
bat ber romifcbc ©tubl entfdjieben fammt ber prager ©pnobc,
bap in SBicliffo'S ©d)riften wirflid) Äc^ereien ftnb. SBer will
nod) bawiber fein unb fagen, bap fte nid)t barinnen ftnb. 3n
biefem @pnobalfd)lup tritt nun oud) ©ettcnS be§ ©rjbifd^ofä
baä SSerbot ber ^rebigt in ben ÄapeHen juerfi t)mox.
1) Tenor Appellationis ab Archepiscopo ad Pap.im f. pag. 113. 114.
2) Secundum exaiuen publicum Joan. Huss. Von der Hardt. IV.
I. pag. 309.
• — 329 —
©binco'ä Setwgm aber jetgt immer von %\xxd}t unb Un=
gewt^tjett. 2>tefe fönnen faum onbcr§n)of)er gefommen fein, als
t)on bera S3enel)men beä Äonigä unb beä '2£Del§, n)eld)e§ ber
Äegerei meljr alä ber Äird)e fid) geneigt erwie^. ©binco tjat
bie IBüd}er jum Jeucr ocrbammt, aber er wagt nidbt fie oud)
fofort »erbrennen. @ä fommt inbeffen auä Staticn bie 9^ad);
ridjt, bfl^ ^^apjl 3ller<jnbcr V. gefiorbcn, tt)eld}e5 im 9)?ai bies
fcS 3ö{)reä gefd)eben war. ©btnco fürdjtet, ber neue ?)a^)jl
ni6cl)te bie SuUe etwa jurücfne^men. ©anj in ber Stiße, im ^ofe
beS erjbifdjöflidjen ^olajle», bej"d)üfet öon Jßemaffneten, läft er
enblid^ bie -93üd}er verbrennen.^) Sweibunbert ©rcmptare finb
ifjm eingeliefert njorben, nllc vracbtooU eingebunben.-) ©o mt'-
nig war Äonig SBenjel jutricbcn mit biefem ©djritte, bap er
ben ©rjbifd}of ucrurtbeilte, ben SBertb ber »erbrannten SSücber
ju erfe^en. 2Benjel will burd)auä nid)t, bag e§ i)ti^tn foU,
Äe^erei l)errfd)e in S5öbmen. <Bo ld§t er ftd) »erlaufen in einem
SSriefe, an bie Äarbinale Sobannä XXllI. gefd)rieben. ga(t
fd)cinet cä, einen etwa§ anberen SBeg will er geben, al6 bie
Äonigc »on gnglano. £)aburcb wiH er baä ©mporfommen ber
Äe^erei bcgünjiigen, ba^ er behauptet, wtcliffttifd}e 9J?einungen,
bercn Safein ibm bocb gewig wobl befannt war, feien gar nidjt
Äe^ercien. S)a nun ^^apfie unb ^riefterfürflen e§ fcf)r oft »er;
fidjert battcn, bag fie Äe^ercicn waren, fo war eä ein nidjt ges
ringer ©raD »on greibeit unb »on Äübnbeit, wenigjlenä inbis
rcct }U bct)auptcn, bap fie feine -Redereien waren. 25er Äönig
bittet bie .Rarbinale in bem SSriefe , fie möd)ten erwirfen , bag
ber drjbifdjof feine ©etrcuen nid)t weiter quäle. ^) Unter bie;
fen ©etreuen fann 9Ziemanb anberä ncrllanben fein olä ^ug
unb feine Jrcunbe, bie Barone unb bie J^erren, wcldje ibnen
onbingen. 2)ü§ ajolf ober fam in ^Bewegung. @ä würben
©pottlieDer auf ben (grjbifd)of, ber S3ud)er l;abe »erbrennen lafs
1) Clam convocatis suis, curia nndiqae clausa et armatis militibus
munita 1. i.
2) DubraTins. Hist. Bohem. apd. Freher, pag. 193.
3) Paternitates vestras aifectnose rogainus , ut a nobis concepta di-
scedat tnrbatio, temeritas Arcliiepiscopi inconsulta subjaceat, nostorum
fidelium indebita cessct vexatio. ^peljcf. Sctcnsgefe^idjtc tci romifdjfn unb
tc^niife^tn ^vonig« aBenjel, Urfunbe SKo. 221. Ii. pag. 131.
— 330 —
fen, bte er webev gelefeu noä) oerpanben, auf ben ©äffen ob-
gefungen.i)
gut 3o^annc§ ^up aber ifi bte bobmtfcbe ^rebigt bte
^auptfad)e. Sie ift ber 2Beg, burd) wctd^en er allein bem
a3olfe gelangen fann. @d)on an ben ^a:pft "^teyanbet V. J)at
er eine 'ifppeUation erge()en laffen wegen jener S3uUe, rvdd)t bte
^rebigt »erbot, gie lief »on bem iibelunterrtd}tetcn an ben
beffer ju untcrridjtenben ^apjl. S^adjbem aber bie S3üd)cr S!Bi=
clijfe'ä »erbrannt werben ftnb, »eretniget er ftcb mit mel)reren
greunben. ©ie appetliren an Sol)annnä XXIII. ®ie reben
mit groger Müt)ni)e\t 2)aä 25erfal}ren ^apfl "Jderanber V. ift
falfd) unb ungültig gemefen, ba er feine 9iücfficf)t genommen
i)at auf i^re bereite frül)er eingelegte '2i^3peUation, bie Sierbams
mung ber n>icliffttifd)en ©djriften alä Durd)aug fe^erifdj ijl SBis
berftnn, ba »iele Singe barin enthalten, über bcren SBa^r^eit
fein groeifel. Sie ^rebigt in ben Capellen fann i\iä)t »erboten
werben, grüljere ^dpjlc Ijaben fte erlaubt, bie 9ied)te berer,
welclje fte gegrünbet, werben baburd) gefrdnft, baS SBort ®ot-
teä barf nid?t gebunben werben, unb feine 'Madjt fann feine
SSerfünbigung Ijemmen. 25ie ftarfe ©pradje ber '^^pellation
wirb burd) bie SSorauSfe^ung ber SSerfaffer, bap ©binco ben
^a^jjl getdufdjt unb bie S3ullc nur erfd;lic()en, wenig gemiU
bert.
SRtt biefer ^fppellation wirb nun ein S5e»oD[mdd)tigter beö
Sq\x^ unb bercr, bie ju il;m jtanben, an ben .^of '$)apfl 3oban;
nc§ XXIII. gefenbet, um iljre (Sad)e ju führen. Äönig SÖJcns
jel fdjreibt ben fd)on erwäl)nten Srief an bte jlarbinäle. Qx
wünfd)t, bap 3(Ueä möge beigelegt werben, bug JRom rul)cn
möge unb ft'd) fteUen, al6 glaube eä, bag feine .Rederei »ot;
^)anben. Sotjanneä XXIII. aber fd)eint in fd^were Sicrlegen^eit
gefommen ju fein, ©ein ^ontiftcat flehet fc^wanfenb unb un^
gewig. @r will ben .König nid^t erjürnen unb bie Äe^erei fann
er bod) auä) nid)t gelten laffen. @r fudjt einen '2(u§weg, ber
»or ber <^anb ben Äönig begütige unb bod) gegen ba§ Snte^
treffe ber Äirclje nid)t5 entfdjeibe. Einigen 2)octorcn juSßologna
1) Cochlaens. Hist. Hiissit. pag. 15.
2) De ecclesia cap. 18. I. pag. 294.
3) Tenor Appellationis ab Archepiscopo ad Papam II. p. 112 — 116.
— 331 —
tragt er auf, bte a5üd)cr SBicIiffe'ä ju untcrfucl)en. g^ie
fc^eibung berfelben roax fet)r bürr unb trocfen, fid)tbar \o, wie
ber ^iipft fie i'onen üorgefdjrteben in feiner I8ertegen^eit. X>k
wicliffitifcben S3üd?er l)ätten »on Dem ©rjbifd)of nidjt follen |
üerbrannt werben, @ic fagen babet nirf)t, ob fte fefeerifc^
ober nidjt. Sicfe nicijt^fagcnDe @ntfd)etbung fommt nod) in
bem ßaufe bcä 1410 mä) S56t)men. Sen S3eüoUmdc^;
tigten aber ber 2(ppeIInnten lajjt 3oJ)fnne§ XXIll. nid)t üor
fid). Stwa jwei Sat}re ifl berfelbe an bem römtfd)en ^ofe,
o^ne Korgelaffen ju werben. 2) Offenbar wtU ber ^apjl felbft
nidjt gern etwa§ ^Romtjafteä tf)un in biefer ©adje, um ben
Äonig SCBenjel nid)t ju beleibigen. ©orgfam fud)t berfelbe übers
^)auv»t nad) allen Seiten l)in feinem ^ontificat Jreunbe ju ges
»innen, weil eä auf fe^r fd)wad}en gü^en fteljet. (St »ertrauet
auf ben @rjbifd)of Sbincc, ba^ biefer fdjon aUdn tt)ün unb
burdjfegen werbe, wa§ nötl^ig in ber @ad)e ber .Äe^erei.
Sooanneä ^u^ aber, feiner ^Ippellation »ertrauenb, {)at
nod) einige gcit fortgeprebiget in ber ÄapcUe ju J8etl}le^em,
wie c§ fdjeint, ot)ne (3d}onung beä @rjbifd)of§. Qx freuet fid),
bap ba§ SBort be§ .^errn i()m l^otjer gejlanben, alä ein ®ebot
ber 9}?enfd)en wtber bte <Ba(i)e ©otte».^) 2)er (Sribtfdjof aber,
fül)lenb, bay fo mit ber SSerbrennung ber wicliffttifdjen Sd)rifi
ten gar nic^iö gewonnen fei unb bic fiagc beä romifdjen ?)aps
peä errenneab, bap berfelbe nict)t wol)l t)anbeln fonne unb wer«
be, platte, wa^rfc^einlid) fdjon im '^aljxt 1410 unb nod) el)e
biefe 2trt (?ntfd)eibung burd) Sol)anneö XXIII. erfolgte, einen
weiteren ©djritt getljan auf feine eigene ^anb. dx legte ba§ 1
Unterbiet auf bie .Sapelle öon 5Betl)lel)cm , in xvdd}tx J^up pres f
bigte. 2)er (£rjbifd)of mag fd)on gebreitet ^aben mit nod) ans
bern SKa^regeln. '.iluf ba§ ©ebot beä Äonig», ber ©trett unb
befonberS 2luffel)en üermciben will, Sbu^ wal)rfd)einlid) au6
^rag gegangen unb t)at ftd) jurucfgejogen nad) feinem ©eburtä»
1) Ordo proctclendi in causa Joan. Huss per ipsumniet signatns 1.
pag. 109.
2) Qiuim feie bieniiium per meos advocatos noii essem admissus
ad defensioiiem , ad suminum judicem Christum provocavi. Secundum
exanipn iiubliciini. Von der Hardt IV". I. pag. 311.
3) Actus pro defensione libri de trinitate Joan. Wicleff. I. pag. 132.
— 332
ort ^uffiitccj , wo er unter bem ©dfjufee beä ©utSberrn
lebte.
Sn btefer 3"t finb mc{)rere SBriefc gefd^rleben, welrfje unS
ai;fbc()a(ten werben, burcf) bic mancbe§ Stc^t über ben äujtanb
ber Singe üerbreitet wirb. Sr ijl gegangen, bamit bie ^rebigt
in bü{)mifcl)er @<)rüd)e nid)t ganj müd)te get)inbert werben. 2(lfi>
warb fortgcprebiget in berfelben unb ber ©rjbifcbof I^atte weiter
nid)tö burd)fc^en fonnen, al§ eine »ereinjeltc 9}?a^regel gegen
Jg)upenä ^erfon. ®ie %abtn baran gebadjt, alle biefc jtapeUcn
nicberjurei§en, aber fte ^aben e§ jule^t bod) nid)t gewagt. Sie
mcijlen biefer Sriefe finb an feine (Semeine ju ^rag gericl)tet.
er lobt fie, bag fie mit fo großem ©ifer baä Sßort ©ottes
borten. ®ie mögen barin »crbarren unb fid) burd) nidjtä irren
laffen. ©rcommunicirt üor ®ott finb nidjt bie, weld;e baö SBort
@otte§ l)6ren mit glaubigem ©emütbe, fonbern nur bie, weld)e
bie '5)rebigt beffelben »erbieten, ©ein ©emütl) ifl ruljig. @r
bofft, ba^ biefer ©türm balb t)orübergef)cn njcroc unb er ju;
rüctfommen Jonne nadj ^rag. 'VAtx. baS 9)?drti;rertl)um fcbeucf
er mc^)t. @r ift nicbt au§ ^rag gegangen, um bemfelben ju
cntgeben. ©r ift gegangen, um ibnen eine ©ünbe mel)r ju ers
fparen unb um bie ^re^igt nidjt ganj gebemmt ju fe^en. gr
ifi ungewiß, ob fein ßeben üon größerem ^^u^en fein werbe ober
fein sjjdrtprcrtbum. ©ern will er aber fterben für baä ©oanges
lium, wenn eö ber SBiUe ©ottcä fo erbeifdjt. Sn feiner ®eelc
tjl cä ßid)t geworben über baä romifdje Äirdjentljum. Sa^ fie
bic ^rebigt verboten baben, ba§ bit ib'ii bie "^tugcn geöffnet.
ift mel »om !ffiibcrd)rijl bie Siebe in biefen ©riefen, unb
bie romifcbe &\xA)t ift e§, weld)e baruntcr üerftanben, obwohl
fie nod) nidjt genannt wirb. @ie b^ben ba6 (Sbriftentl^um Oers
mengt mit mcnfd;lid)en Bufa'ifn unb eine 9ieligion jufammens
gewoben, beftimmt, bie 9J?cnfcben ju tdufd)en.i)
1) Christi nionitione et excmplo ductus discessi , ne inalis sim ad
aeternam damnationem occasio. Deinde etiam ne inipii sacerdotes pcni-
tns praedicationem verbi Dei impedirent.
Oiiinilnis niodis verbum Dei oppriraere conantur. Invaseriint qiiae-
dam ti-mpla et saceUa, ne in illis verbumDei praedicaretiir, veruntauien
tale facinus Cbiisfus illis perpetrare non permisit.
Libenter propter Cbristum veliin mori et rursus libenter vobis ver-
bum Dei propter vcstram salutem praedicaee cupsrein, verum nescio quid
mihi eligendum, lipistolae aliquot Joan. Huss I. pag. 117—127.
— 333 —
Unter biefen <Sd)reiben befmbet fid) aud) eine 3fntwort oitf
ttd§ Srofrfd;reiben, n)cld)e§ bte prager Unicerfftdt t(;m äugefen^
bet. Qx bcbavf eineä Srofleä nid)t. Äeine Serfotgung wirb
itjn abnjenbig madjen von ber ©adje ©orte», mlä^x er mit
greubigfeit jugettjan. '^(ngefugt tjt ein <£d)rciben cineä loIIar>
bifdjen '■prebigerä, batirt gonbon im '^ai}n 1410. eine d)rtft=
lic^e Scrmahnung jur (2tanbl)aftigfeit, eine jarte ^infccutiing
(luf ba» VMeUcicl}t bevorftcbenbe SJfart^rertljum. Sn bemfelben
(5rile, aber erjl- im 3aJ)re 1411, i'd)cint aud) ber ^örief ön bie
Äarbindle So()anneä XXIII. gefdjrieben ja fein, dx erbietet
fid) feine 2el)re ju vertfjeibtgen im ^Tngefid^t beö gtuerä »or
ber prager Uni\)erfitdt, vor allen ^rdlaten, cor allem a^olfe.
Qx iit überjeugt, fold^e 2el)re fonne 9?temanb Äe^erei nennen.
ioar biefelbe Ueberjeugung, »eld^e if)n nadjmalä frei»r)illig
nad) Äoflnif^ fäfjrte.
2)er S3rief an bie ^arbindle t)om Sa^?« 1411 fdjeint fd)on
in eine anbere Äette »on (Sreigniffen l)ineinjugel}ören. 2)er Sni
grimm be§ @rjbifd)ofä mag balb gejtiegen fein. Qx t)at, weit
bie ^rebigt in ben ©aceUen nid)t aufl)6rte, bas Unterbiet auf
bie ganjc ©tabt ^rag unb auf baä ßanb jtrei WlcUen im Um-
freife auögebebnt. Äonig SSenjet aber ifl bem 6ribifd)of fdjarf
entgegengetreten, (ix i)at bie ?)rierrer gen6tl;iget fort ju prebis
gen unb alle gotte^bienftlid^e ^anbUingen ju oerridjten, n>e»balb
er »on Sqü^ feljr gelobt wirb. ^) Offenbar iji and) S^u^ »dl);
renb feineä ßrilä me^rmal» in ^rag gemefen. dx t(l bort felbft
mehrmals ganj öffentlich aufgetreten. SKeljrere Sieben an ben
Äleruö geboren in biefe 3eit, tljeil» in ba^ Sat)r 1410 unb
t^eilä in ba§ Sabr 1411.^) £)ie SSermabnuna an ben Äleruf,
t)a^ eä anberö »erben muffe, »irb in bicfen Sfeben immer biU
terer. 2>ag bie ^rebigt beä ©»angelii bie .^auptfad)e fei, be=
ren ber priefterlidje @tanb ju warten bobe, njtro in benfelben
nun ganj unöer^ofjlen erfldrt. Unb bamit tfi benn nun aud)
fd)on beutlid) genug ju »erfleljen gegeben, bap bie J^ierarcljic
öufljörcn mütje.
2)cr ganje 3"^''"^' ^^"^ 3Dinge muf einen tiefen (Sinbrutf
machen auf ben facerbotolifctjen ©eifl. Äönig SBenjel tf)ut
1) Senno Dominicae Secnndae II. pag. 74.
2) Opera II, pag. 67—84.
— 33* —
nt(^t§, la^t bte ©ad^en ge^cn, tute fte ge^en woüen, ^)tnbert
tte Äirdje überall an fc^)neUer Uebevtrülttgung ber Jtei^erci. S^k--
ronpmuä woii ^rag jieöt Ijerum in allen f(aoifd)cn ßanben,
bem SSolEe baä ©oangclium »etfünbent), bcn giirjlen unb ^er^
ven lcf)reno, baß fte ftd) nicl)t länger mccl)ten »ergemaltigen
taffen Bon einer flolicn ^Prieperfdjaft, Squ^ fängt an n)icliffiti=
fdje SKeinungen, njelrj^e bod^ alä Äe^ereicn üevbammt irovben
\ ftnb, offentlirf) ju ttertf)etbigen. 3tn 3al;re 1411 faßte er bie
©d)rift gegen 3oi?anneö ©tofeS ab, üon weld)cm SBicliffe an;
gegriffen morben. 2)ie SBalbenfer beginnen fiel) ju regen unb
{)in iinb wieber fd)einen jef^t fdt)on Ätofler flünnifcl) von bem
SSolEe jerflort worben ju feinJ)
(56 ift eine ®eTOegung t>orl;anben unter ben SE)Zenfd)cn, bie
fcl)r gefäl)rlicl) ju werben brol)et, rocnn fie nod) lange ritl;ig unb
ungepört fortgcI)en barf. £)iefe ^Bewegung i|I fo »ielgellaltig
unb fte l^dlt ftd) jum SJfjeil nod) fo im Verborgenen, boß ber
facerbotalifd)e ®eifi nidjt weip, wo er fie faffen foll. @r greift
nad) Sol)anneg -^uß/ welcher il)m bie l)erOür)!ecl)enbjle »on ben
gefäl)rlid)en ©rfc^cinungcn ju fein fd)cint, obwol)l e§ in ber
SSljat anbcre giebt, bie weit gefäfjrlidjer finb. J:iagcn auf Äla:
^en über bie Äefeerci biefeä ^up (Irömen ju 3ol)annc§ XXIll.
S5i§ je^t bort in 9to»n feine Siebe getüefen non ber Äefjerei
be5 Sol)ann ^up. @§ ift biS jegt nur ge^anbelt werben um
bie wicliffitifd)en ®cl)riften unb bercn äJerbrrnnung, gegen bie
^li^ unb feine greunbe protefiirt l)aben, um baä Serbot
ber ^rebigt in ben ©acellen, gegen weldjeö fie ebenfalls ^^rotes
jiirt. ßiner ober meljrere ^rocuratoren bcfinbcn fid) bcät)alb an
bem r6mifd)en @tul)le. 2)er bebrängte 3ol)anne§ XXllI. glaubt
bod) etwaö tl)un ju mülJen. @r beauftragt ben Äarbinal 6o»
lonna mit ber Unterfudjung, ob ^uß ein itef^er fei. 2)tefer
cntfdjeibet bie grage mit einem unb läßt bem 'Auftrage beä
^apfieö gemäß eine Sabung crgel)en, baß^uß ftd) fiellen möge
in 9?om. £)ie ^rocuratoren be» .^uß wollten, wie e§ fd)eint,
ben ©egenbeweiä füljren, aber fie würben nid)t jugelaffen.
Die ßabung muß am 2lnfange beä ^ai)xcä 1411 mö)
äB6l)mcn gefommen fein, ©ie ifl ein Sd)lag für ben Äönig
SßJenjcl, feine ©emaljlin ©op^ie, bie ^jrager Unioerfität. '^ber
1) Cocblaens. Hist. Hussit. pag. 16.
— 335 —
e§ fiiibet eine fcfie ©eftnnung unb ein entfcl)iebener SBiHc fiatt,
ben ongeblid^cn Äcfeer n\(i)t bem r6mifd)en <Stni)U ju opfern,
gafl fcl)cint, fei bie ©odjc befprocben njorbcn auf einem
SSage beä 9?eid)e§ S35f)men. Senn c§ raivb bcridjtct, buf nidjt
aliein ber Äonig, fonbern auü) bie Sörone beä 9feid)eä famrat
ber Untocrfttät ^rag eine ®efanbffd)aft abgeorbnet nad) 9?om.
3of)nnneä Squ^, foUen biefe S3oten fogen, fei mit Unved}t m--
Dämmt «orben unb nur nad} uerlaumbcrifdjen 9ieben, nac^
9fom fönne er nid)t fommen, benn feine ^einbe bereiteten il)m
auf bem SBege 9?ad)lleUungen,. ber ^apjl möge einen Segaten
nad) S3üt)mcn fenben unb forfd)en laffcn, ob t)ier Äefjereten t>or*
banben, eä waren aber berfdben feine ba. Buleljt foUen fie
bitten, ba^ ber ^Popj! ba» SSerbot ber ^rebigt in bcn ©acellen
jurücfnetjmen möge.
eine fo(d}e @prüd)e mujjte t)on bem fncerbotalifd)en ©eifte
leidjt »erftonDen werben. Sn S36i)men, lautete fie, will man
ber Äird)e nid)t me'or abfolut gef)ord)en, man flellt bort anbere
^Begriffe üon Äe^eret auf aB 9?om fie fennt, was bie bdrtejie
Äe^erei ju aüen Reiten gemefen ifi: in Siom unb in feinem
©acerbotio, baä iji in 5ß6[)men feine Äe^eeet mel^r. S)ie SÖfans
ner, bie biefe Äefeeret üerFünben, will man ben SSerfoIgungcn
ber romifdjen Äird)e entjiet;en. £)ie ^ircije foü getaufd^t, fie
foü in iSdjlummer gewiegt werben, bi§ bie Seit erfüllt i% Un;
terbeffen, fo fd>eint e», i)abtn ^u^enä ^rocuratoren in 5Kom
tton bem 31uSfprud)e be§ Äarbinatä an ben römifdjen ?>aipjl
felbjl appeüirt. "übet biefeä i(! unbeadjtet geblieben. S)er Ser=
min ift abgelaufen unb ber Äarbinal Ijat bie ©rcommunication
über auägcfprodjen, weil er nid)t erfd)tenen. ') Um biefe
Seit mögen bie b6l)mifcl)en S3otfd)after in 9iom angelangt fein.
®ie brad)tcn bem ^apjle 3ol)anne§ XXIIl. eine aberma=
lige fcl)were Sierlegenljeit. ^icr griff baä @d)i§ma bod) nidjt
unbebcutenb in bie ©adje ber fogenannten Äe^erei ein. Äird)e
unb .Äird^engewalt waren üerförpcrt worben in ben ^erfonen
ber jebesmaligen ^dpfte. ©eitbem eä nun mehrere ^dpfte unb
in bem «Sinne biefer ^äpfle felbft mehrere Mud)en gab, eine
mi)xt , wofür ber ^apfl fid; felbjl, unb eine falfdje, wofür er
1) OHo procedendi in causa Joan. Huss per ipsummet signatns I.
pag. 109. 110.
_ 336 —
itn anbcrn ^apft crfldrte, fdtbem jeber'J^npjl bte tt>af)re Äircl)e
ntd)t allein in ber Sbee, fonbcrn aud) factifd) fein wollte, »aS
ober nur ju gewinnen war burd) bic 2(nerfennung ber 2Belt,
bie je^t wablen I;attc unter mehreren Äircfjen unb mcljrcren
^ap<itt)ümern , war natürltcl;, ba^ bie ^apjlc nic^t mel^r (jans
beln fonnten in bem rein fircl)Iic})en ©eijle. £)enn fie woren
genotfjiget, bei jeber .^anblung er]! fidj felb(l ju frogen, ob
bicfe nid)t etwa einen 5£()ei( ber SBelt bcicibige unb benfelben
bewegen fonne I)inübcrjuget)en ju einem anbern ^ap(te unb ju
einer anbern Äirdje. ©eit bie übrigen ^lieflerfurllen erfannt,
bap ein üerbo?)pelte§ unb oerbrcifacl;te§ ^.ipjlt()um in fotdjcr
SBeife bie 2Birf|amfeit beö firct)tid)en ©eifleä l^emme, waren bie
SSer(idnbigen alle wieber für baä eine ^ontificaf, wie wünfcljenä»
wert!) eö ibnen aud) fonft erfd)tcnen, ben ^TUcinbefiij ber obers
jlen Äird)enmad)t ben Italienern ju entreif?en unb überf)aupt
bie 2£uäftd)t auf ben ©ewinn berfelben etwaä breiter ju madjen.
S5ci Sot)anne§ XXIII, tarn nun nod; bie Erinnerung an
feine äa()lreid)en ©ünben ^inju, ob wetdjer er in jleter 2{ngft ben
opoflolifdjen ©tufjl wiebcr ju verlieren fürd}tete. 2llfo modjtc et
ü\xö) biefeä, !Kal nid)t an^open bei bem Äönig SOSenjel »on SBo^s
nten, unb fdjeuete ftd^) einen duperfien ®d)ritt ju tt)un gege»
So()anneä J^up. äurücfgenommen .fonnte inbeffcn bon ben er*
griffenen 9}?afregeln aud) nic^)tö werben. SBie l)dtte ber apofto*
lifd)e iStuf)l bic Slugen ganj jubrücfcn fonnen über fo grofc
Äe|ergefal)r. 2llfo fc^te ber ^apfl eine neue ßommiffion von
t>ier Äarbindfen nieber , we(d)e bie ©ad)e unterfucfeen foHte.
SSon biefer (Sommiffion get)et bie @ad)e wieber an einen Äars
t)inal über, unb bei bemfelben bleibt fie anbert^alb Sal)r fdjwe*
ben, ol)ne bap weber ba§ Urt^eil über^u^ beftdtiget nod) aud)
onbererfeitö eine »on ben ergriffenen 9)?aprege(n ^urüdgenoms
men warb.^) 2Deutlid) ftel)et man, ba6 ©anjc ij! bem romi;
fd)en ©tut)le juwiber. Er f4)webt jwifd)en ber Unmoglid)feit,
fcie Ttugen jujufd)(iepen übet Äefeerei unb ber gurd;t, anju|lo=
^en bei Äonig Söenjet.
1) Probatio dictis articulis dominnsPapa mandavit Registrnm prae-
sentare Domino CardLnali do Brancatiis, corain quo fere ono anno cum
Biedio fuit de singulis disputatuni. Nec tarnen ipse Cardinalis volcbat
ad uUeriora procedere Tel citationem et excommonicatioDem tolleie et
relaxare. Ordo per ipsummet signatus I. pag. 110.
— 337 —
S)em Äonig tjon S36l)mcn ober tjl »tebetum biefcr unge^
»iffe @tant) bet Singe juroiber. @§ tfl tl)m ntd)t gelungen,
üon 9?om eine (SrRdrung ju erf)alten, Da^ in S56^men feine
Äe^erct fei, ofjne ^up preiäjugeben. Qv fudjt einen anderen
^Tuäroeg unb unterl)anbelt mit bem @rjbifd)of ©binco. SDicfer
beftnbet ftd) ebenfaUä in einer fdjwiettgen £age, ba er nidjt ers
warten barf, oon bem ^ap^t fraftig unterflü^t ju »erben. (5r
muß feinen ©rimm bejä^men unb ber Äe^erbefdjü^ung beä M-
nigä jufel)en. @in S5d)ieb§geric^t, vom Äonig aus weltlidjcn
unb geijilid)en ®ro§en jufammengcbitbet, t)at er nef)men müfj
fen. 3)iefe6 ®erid)t fe^et bie ^uncte auf, burd) mld)t in Sßöi):
men ber ©treit jroifdjen bem Äonig unb bem @rjbif4)of, bet
3n>i)i in ber Äirdje felbft, auägegtict)en werben foU. ®a§ ©erid)t
I)at ganj nad) bem Sißißen beö ^6nig3 »crfaf)ren muffen, beffen
Äe^erbcfd)ii^ung fafl unjroeibeutig ^eroortritt.
2)ie aufgefegte UrEunbe i(l un§ in büf)mifd)er ©^jradje auf»
befjalten roorben.O 35er @rjbifd)of foU an ben ^apfl fdjreiben,
baf in S36bmen feine Äe^ereien ju finben wären, er foU ferner
bafür forgen, ba^ ber Äird)enbann, ber etwa auf S^manben
liegen mödjte, com römifdjen <Btui)k aufgehoben werbe, bie
SRapregeln, bie öon if)m felb|l ausgegangen, foU er eben»
faU§ wiberrufen unb bie 3?ecbte ber Unitierptat ungefränft
laffen. £>iefe ^uncte fagten im ©runbe nichts 2fnbcreä, alä
baf ber @rjbifd)of bie ^Tugen ganj jumadjen foUtc über bie
Äefeeret. SBenjel bewilliget bagegen bem @rjbifc!)of nidjtä wet*
ter, al§ bie ^lericer, weld)e »on tf)m, weil fie baö Snter»
biet beä erjbifd)6flid)en @tuble§ gel)alren, waren gefangen gefegt
Würben, wieber ju befreien. SRun wirb ber Srjbifdjof, unb ge^
ttif mit feinem l)öcl)flcn 2Biberftreben, noö) gcnötbiget, einen
äBrief an Sobanneä XXIII. ju fdjreifaen. ijt feine Äe^erei
in ganj SSö^men gefunbcn, SJliemanb ber Äe^erei überfüljrt
worben, ba^ eine Äird)cn|Trafe gegen if)n gered^tfertiget werben
fonnte. 2Cud) aller anbere (Streit jwifd)en ber Uniuerfitdt, So*
l^anneä J^uf unb bem ©r^bifd^of ift ausgeglidjen. Ser ^apji
möge ba^er alle ergriffene 9Rafrege(n annuUiren unb befonber§
bie ßitation gegen ben e^rwürbigen ^u^ wiberrufen. Äönig
1) ^cljcf. Sc6en«9€fd)t^te &c6 römifc^cn unb fecOmlftfet-'n Äcnti)» 2CQen«
id. Urtunbc 221. U. pag. 121.
0. £$cit. 22
— 338 -
SBcnje! aber fclbjl f(t)retbt obermalS md) 9iom. 25o^ in JKom
ouf fold)e <S(i)raben ntcbt§, fein 9{ü(ffd)reiten gegen bie Äe^es
tei erfolgte, war natürlid^) genug. SSßie bitter war e^bod) frijon,
einen Äonig fo walten ju feben wie einen ®d)irmer berÄe^erei.
Sem ©rjbifcbof ©binco waren nun aber aud) um biefc
Seit, unb auf feinem ©tanbpuncte mit allem 9Jed)te, bie gäben
feiner ®ebulb üoUfiänbig gerijT^cn. SBenjel tfjat nid)t§ gegen bie
Äefeerei, fonbern fcbivmte fte gar, 3ol)anne§ XXIII. fdjien
ebenfalls jujufcben. 25a »erliep ber ^rjbifcbof ^rag unbSSof)'
^men unb wollte ju ©igtSmunb, SBenjelä JBruber, bem Äonig
von Ungarn, bamit biefer bie Äird)c rette »om gaüe. Unterwe»
: geS aber jlarb ©binco. ^) Unmittelbar nad) ber 2(breife beS
@rjbifcl)of§ treten .l^u^ unb ^ieronpmuS wieber in ^rag auf^)
unb fein fWenfdb fümmert ftdb um bie SRapregeln, welche öon
ber Äircbe angewenbet worben ftnb. Ser erjbifdjoflicbe ©tufjl
ober tjon ^rag Utibt geraume Seit leer peben. SBenjel »erfauft
benfelben enblid) an einen SSöbmen, ^nmen^ ?((l?ifii^; weldjec
Ceibarjt feineö S3ruber§ ©igiömunb gewefen war. S^iefer ILU
bicu§, berüchtigt burdb feinen @eij, bejablt aud) ben ^a^fl
Sobanneä XXIII. für bie S5ejiätigung. Sn bem ßaufe be§
Sobreä 1412 warb 2(lbicuö eingefe^t, ober notH) »or bem @nbe
biefeä S^breä befd)lieft ba§ Äa^)itel t)on ^rag, ibm in ber^ers
fen ßonrabS, bee S3ifd)of§ »on SUmü^, einen 2tbmini|lrotor
ju fe^en. 2)enn 2tlbicu§ fümmerte ficb burd)weg um nid)t§
unb bie erjbifc^oflidjen bieten fonnten gor ntdjtä »on i^m be«
tid)ten. *)
Zi^o batten bie Äe^er wieber eine Seit tJoUfommne 9iube,
unb bie SSewegung, weld)e fo eigentlid) niemald unterbrod)en
worben war, jcigte ftdb wieber in oU' ibrer ©tdrfe. 25ie 5)res
bigt war wieber ganj frei. SSRebrere wid^tige <Sd)riften beä Squ$
fallen in biefe Seit, tbeilS in baä @nbe beö 3üt)ve§ 1411, tbeilö
in ben 'Anfang beä folgenben.*) 3" benfelben treten bie wiclif-
1) Ordo per ipsuinmet signatus I. pag. 112.
2) Cocblaeui. Hist. Hussit. pag. 19.
S) Dubravins. Hist. Bohem. pag. 194.
4) Cochlaeus. Hist. Hussit. pag. 28.
5) De ablatione teniporalium. De decin)is. Contra occultum adver-
sarium. Contra praedicatorcin Plznenseni. De arguendo clero pro con-
cione. De quinque ofliciis sacerdotis. De omni sanguine Christi glori-
ficato. De tribus Dubiis. De credere.
— 339 —
fitifdjen ©ranbfä^»; in SBejic^ung bcfonberä auf 3Iemporalgett>alt
bet Äirc^e, ©acerbotium uub ^apjltt)um jlufeniDeife immer
beutlidjcr f^croor. 65 wirb nun auägefproc^en, ba^ ba§ Sa:
cerbotium ganj unb butd)auS umgcfioltet werben muffe, ausge^
fpcod^en, ba^ eine SSrennung \>on bec romifd^en ^ird)e bereits
»orfjanben fei. @S war bat)er nid)t anberS möglid), e§ mugte
über Jurj ober über lang , bei irgenb einer SSeranlaffung , ju
einem großen Jluäbrud) fommen. Ttber fcl)neller olä e§ fonfl
wobt gefdjeben, warb ber Äuöbruc^ Ijerbeigefüljrt burc^ biefe
Serl)ältnif[e. ^apfl Sobnnneö XXIII,, ein SKann, oon bem
man nid)t begreift, wie erju leben Dermod)te mit bem ffiewußt-
fein ber ungel)euren S3erbred)en, weldje öon \t)m begangen wor«
ben waren, jdblte ben Äönig gabiäloS »on 9leopel ju fei*
nen bitter|len geinben. 25iefe geinbfdjaft ^atte ber ©rünbe
me^)rere. ßuerP erfannte gabiölaä nod) Tregor XII. al§ ben
re4>ten ^apfl an unb So()anne§ fa^) fid) baljer bebrobt in Sta-»
lien felb|l. SweitenS war befonnt, baf ber Äönig nod) immer
nad) bem JBeHße ber ©tabt 3?om unb bei ganjen .Rtrcl)en|iaa»
teS trad)tete. 3um Dritten (jattc ber .Ronig früher jwei S3rü= (
ber beä ^apfte§, weldje, fo wie er felbfl, Oeerduberei getrieben,/
auf eine "Ärt binridjten laffen, wie fte gemeine 58erbred)er t)er>|
bienen. Wiefel tonnte ber ^apft 3o()anne9 XXUl. bem MniQ
nidjt wergeffen.^)
2)ajj er ben ^Papfi ©regorXII. anerkannte, baä ^atte ben
Äonig Sabislaä »on 9ieapel in eine f4>wierige £age gebracht.
@d)on »])av(l 2(leranber V. i}attt il)m baä jüngere .^auä 2lniou
entgegengefefet. 2tber ben Äönig fdjien biefe fd)wieriqe gage
wenig ju fümmern, ba gerabe ber .Krieg gegen bie ^dpjle tti
pifanif^en GoncilS auf ber anbern Seite i^m bie 2(u§fid)t bot,
fict> in ben 33efi^ ber ©tabt 9tom unb be§ r6mifd)en ©ebieteä
JU fe^en. 3n bem Söljre 1411 Ijatte er fid) in ben ffiefife ber
@ampagna, ber wid^tigen ©tdbte 9ieatine unb ^erufta gefegt.
9?om felbfl war oon ii)m bebro^t. Da warb aber aud> ber
ganje ®rimm 2ol)anne§ XXIII. unb all' fein Slfer aufgeregt.
Der ^apji eilte tjon SSologna, wo er fid> etwa bis ein 3abt
feit feiner 2öal)l aufgeljaltcn, felbjl nad) 3?om, bie ©tabt ju
1) Theodor a Nienj. De Tita Joannia XXIII. Von der Hardt II.
pag. 346.
22»
~ 3^0 —
fd^frmen. fd^rieb nod) ^xmhtxd^, inmiU bic "Kniou Prdftig
iinterflü^t mxom mödjten, er !nüpfte in bem 9?cid)e 9?capel
felbjit üenätt)eiifcl)e SScrbinbungen on, um Sabiäloö ju flurjcn,
wobei eö ungewiß bleiben mag, ob ber ^a^|l bem ßubwig üon
2fniou baä SJeid) ^JJeapel wirflidf) geben wollte, ober ob er nid^t
eber e§ bem opojlolifdjen ©table felbfi gewinnen wollte. @8
würben jwar einige Erfolge über ßabiiälaä gewonnen, aber 8ub=
wig oon ^tnjou uerftanb fie nidjt ju benufecn. 2(ucb mag fein,
top er bie äweijüngigf'eit beä ^apftes erfannt. dt fel)rte noä}
in bemfelben Saljre in bie !3)ro»encc jurücf , in beren SSeft^ fid^
bo§ jüngere ^auä Tinjou gebradjt i)aite. ^)
25er 5Ktt()älfe ber ^tnjou in bem Kriege gegen 8abi§la§
beraubt, mupte Sobanneä XXllI. auf anbcre Wlittd bcnfen,
fein .^eer ju üerjtdrfen. £)ober erfldrte er ben Äönig ßabi6laS
für abgefegt unb befd)lo0, ba^ ba§ .Rreuj gegen i^n geprebtgct
werben foUte. 3»" September beä 3ab«^ 1411 crfdjeint in
9Jom bic ÄreujbuUe. 2{llentbalben foU ber gludb ber Äird)e
über ben Äonig auögefprodjen werben alö über einen ©djiämos
tifer unb Äe^er. "ilüt feine 3fnbdnger foHen bemfelben gludje
öcrfallen fein unb ein d)rijtlicbe§ S5egräbni^ foU ibnen nid)t ju
5£betl werben. SBer fie bennocb wiffentlid) beerbiget in biefer
SBeife, ber foU unter bie ©rcommunication fallen. "KUt ©lau«
bige foUen fid) erbeben gegen biefe Äef^er. 2)er ?)ap)!, wenn
fie reuemütbig ftnb unb gebcidjtet l)abtn, exti)tUt ibnen »olle
SSergebung ber Sünben. ^) @§ braud)t aber nidjt ein jebet
felbjt auäjujiebeK, er braud)t nur einen Wlann auf einen fKos
not JU jlellen unb auäjurüjten in biefem beiligcn ©treite. 'Kud)
biefe ©efteüten werben ber ©ünbenwergebung bann tbeitbaftig.*)
Sn granfreid), dnglanb. Stallen, 25eutfd)lanb, Ungarn, ^olen,
JBobmcn, 25üncmarf, @d)weben, SJorwegen unb dppern foU
ba§ Äieuj gepvebiget werben.*)
S3efon&ere ßommiffaire werben für bie einzelnen Siprtcte
ernannt. £)ie SSuUe für bie ßommiffton für bie ©rjbiätbümet
1) Raynald. Ännules ecclesiae a. 1411. XVII. pag. 411. 412.
2) S)nn'iDcr fngt Äug : In bulla nulla est inentio , ut popiiliis caveat
sihi a pfccatis, praeli-r qnoJ ibi sonat confeisis et contritis. Contra
Bullam Papae I. pag. 235.
3) Bulla Indulgentiaruin. apd. Hussii Opera I. pag. 212. 213.
4) Haynald. Aonales ecclesiae a. 1411. XVII. pag. 414.
— 341 —
«Ort SPfagbeburg, ©aljburg unb ^rog i|l un§ oufbe()aUet». £)iefe
befonberen JöuUett rüdften nun ber eigenttidjen 2tbficbt t»e§ ^aps
fte» weit nä(;er al§ bie .^auptfreuibiiUe. @ä war nid^t ju er:
»rotten, bop bie 9Renfd)en für bie o^jojlolifdx ©ünbentiergebung
fid) fo anilrengen würben, um felbjl baö Äreuj ju nel)men ober
einen 3Rann ju jlellen. X)ai)n foUen aud) bie ber oerEünbeten
©nobenoertbeilung tljeil^aftig werben, weldje nod) i()ren Gräften
gtwaä von ifjrem Sjermögen beitragen ju biefem Kriege.*) 25er
^apjt will @elb i^ahm, bamtt er ein ©ölbnerfjeer gegen Sabiös
löö aufteilen fann, weld)e5 feine (3ad)e fdjon l)inauöfu^5
ten wirb.
Sm ©ommer beä Sa^reä 1412 treffen nun jwei 2tblapfrd=
mer in ^rag ein. ßtwaä früher war ein opo)lolifd)er ßegat ge»
fommen. Äönig SQSenjel (jatte [a in ber mva\)nten SSotfdjaft
felbft gebeten, bap ein fold)er naä) SSöbmcn gefenbet werben
möge, bamit er fidf> überjeugc, ba^ Äe^erei nicfct oor()anben
fei. SJiit bemfelben fdjeint Squ^ »icl »erJjanbeU ju ^aben wc»
gen be§ nod> am rpmifdjen ©tul)(e obf4)webenben ^rojeffeS.
^ug rebetc nod) eine ehrerbietige ©^)rad)e. @r {jat bie ©vcom-
munication unb bie Gitation mä)t t)erad)tet, aber iß il>m
eine Unmüglid)feit, nad) 9?om ju fommen, weil feine geinbe
i{)n unierwegeä üerberben würben. @r erbot fid) entweber »or
einer boi^mifdjen ©pnobe unb oor bem Srjbifd)of ober »or einem
Snquifttor ju erweifen, baf feine ^e^erei in tJjm fei.^) Sebe§
galtes aber erftärte ^up, bap nur baö Äe^erci fei, waS wiber
ben flaren ©inn ber @d)rift. X)a war natürlidj , bo^ ber ße»
gat bie gebotene 2fu§funft nid)t anneljmen fonnte.
ßine onberc unb bem apofiolifd()en ©tuble »or ber ^anb
tt)td)tigere ©ad)e, ba6 auS S36l)men für ben "Kbla^ ju ^)offenbe
®e(b, brängt aud) bie erfie in ben ^intergrunb- Ser Segat
war nid}t ot)nc äSSeforgnip, ba^ .l^up auftreten möge gegen bie
2fbla0främeret. SJa^er citirte er benfelben t)or fid) unb »or bm
erjbifd)of '^Ibicuä unb frug i\)n, ob er ben apojtolifd)en f&i-
fehlen fid^ gel)orfam erweifen werbe. J^up, wie er felbft erjdl)lt,
antwortete |tanbl)aft, baf er fol(^)en ©eboten oUerbingä ge^or--
1) Bulla de erectione crucis contra Ladislaum. apd. Uussii Operal.
pag. 213. 2i4.
2) Ordo per ipsummet signatus. I. pag. III.
— 342 -
6)tn mtU. Unter ben apoflolifdjen S3efef)Ien öcrjlef)e er ober
nur bie ße^rc be5 J^errn unb ber Tfpoflel, flimme ba§, roaS
ieifet cnoartet »erbe »on bem r6mifd)eii Stuhle, bomit überetn,
werbe er ©eljorfom letzen, wiberfprecbe e$ ober jener 2e^re, fo
»erbe er flonb^aft bowiber fein.*) "Kud) fjotte 3o^anncö J^u^
f4>on, e^)c bie SBuHe in ^rog erfdjien unb bie 2(bla^framcr ans
longten, offentlid) in feinen SSorlefungen gegen biefe§ Unwefen
gefprodjen. ^uä) ©tepl^on ^aU|, nod)mol§ ein fo bitterer
*,0einb beS ^u^, Ijotte f{ct> bogegen auögef^)rod)en. 2(nbere
©octoren ber Unioerfttat rebeten im ©tiUen gegen fte, wagten
ober nid)t offentlid) mit if)rer SSÄeinung t)erDorjutreten. Q'm
©emurre beä Unwillen^ ging i4bert)aupt burd> bie 2Belt, wenn
iefet eine fotd>e "Äblaf bulle erfd)ien. ')
SBie fte nun ober erfc^ienen unb bie Ärdmer ju ^rog auf*
getreten mit gewoljnter gredb^eit, nodbbem Äönig 2Benjel, weil
in ber S5ulle ollen benen, fo biefe Tlbloßprebigt b'nbern wür^
ben, gebro^et warb mit ben ^rtejten Äircbenflrofen , feine fo*
ntglidbe Srloubni^ gegeben unb geboten i)attt, bof 9}temanb
wiberfpre(i()en follte, lie^ ^u^ bod), befonnt mit ben ©eftnnuns
gen beö Äonigä, ber nur gejwungen bem ^opfle einmal nod)»
geben ju muffen glaubte, betonnt madjen, bof er eine 2)iä^>u»
totion onjteDen wolle über bie ??rage, ob ba§ ©üangelium, bie
ebte ®otte§, ba§ .^eil be§ S3otte§ unb ber SRufeen beS 9ieid>e§
S3öbmen bie ^reujbulle gegen ^onig Sobi^loS onjunel)men unb
JU billigen geftotte.') 35ie 9febe, wetdje ^u^ bei biefer ©eles
genbeit vor einer grofen 58crfommlung gel)alten, fdjeint biefelbe
JU fein, weld)e unS unter bem 5£itel „Disputatio adversus
indulgentias papales" oufbebolten worben. ($r ift nic^t ge?
raeint, ben Äönig 8:abt§la§ ober ben ©egenpapjl (Sregor XII.
i) Ego iHx'i, quod affecto cordialiter implere mandata Apostolica et
ipsia omnino obedire, sed voco mandata Apostolica, doctrinas Aposto-
lorum Christi, et de qn^nto mandata Romani Pontilicis concordaverint
cum mandatis et doctrinis Apostolicis secundum regalam legi« Cbristi,
de tanto volo ipsis paratissime obedire. Sed si quid adversi concepero,
non obediaai , etiamsi ignem pro cumbostione mei corporis oculis prae->
ponatis. Ad scripta octo Doctorum I. pag. 367>
3) IVIiirninr pnr totiim Christianismum resonat- Advenus iodulgen-
tias papa'e«. I. pag. Yifi.
3) Ad scripta octo Doctoinm I. pag, 367.
^ 343 —
in <Sd)\it\ nehmen, nur eon bcn Snbulgenjen felbfl voiü er
Ijflnbeln, obroof)t eö ganj »tber bie 2Bürbe eineö ^ricjlcrä uiib
eines S3ifd?ofä ift, ber bemütf)i9 unb arm bem SQtxtn folgen
foU, eine <3ad)e ju fut)ren mit ©d^wertcSgemolt. 2(ber biefe
ffiuUe entl()ä(t 8üge unb Unüerfdjämt^etf, fie ifl nur borauf be-
redjnet, bog S3olf ju plünbern, cä um bcn wahren ©lauten
ju bringen unb ba§ ^»angcUum ju eerbunfeln. 25er ^apjl
fonn in feiner SBeife erf)drten , ba^ er ein S?ed)t {)abe , foId)e
Snbulgenjen ju ertbeilcn. 9liemanb fann e§ , benn 9iiemanb
weif t)on [id) felbjl, ob er ju ben ^rabejlinirten ge{)6rt ober
ju ben ^rdfciten. ©er ^a^jjl fann irren unb ifi eineSIaS*
^jljemie, wenn man meint, bag er fid) nic|)t irren fonne. 2)ie
ganjc romifdje Äird)e fann irren unb fte t)at ft^^ oftmals geirrt.
jRict)t blinber ©e^orfam braucht bem romifdjen <Btüi)le ju n>er=
ben, e§ fann iJ^m ©el^orfam nur »erben, wenn er mit bem
©öangelio rebet. £)iefen ganjen 'Angriff auf bie Snbulgenjen
fann man in fo fern einen matten nennen, olö ^uf bie ßet)re
»on bem ®nabenfd)afee ber ^eiligen, auf »eldje bie papijlifdfje
Äirc^e ftd^ bod) bie 9Rad)t, bie Sufulgenjen in biefer SBeifc
auszugeben, aufgebaut, nic^t anjuta|ien wagt. @ine anberc
Reinere ©djrift: „contra bullain Papae" enthalt öon biefem
.|)öuptpuncte ebenfalls ntd)t ein SBort. SD?ebrere Spctoren ber
Unioerfttdt foUen ^ufi lebhaft wiberf^jroc^en, «|)teronpmuS »on
''Prag aber eine lange Sitte im ©inne ^u^enS gehalten, bic
©tubirenben beibe mit großem S3eifall gehört f)aben.
Die faccrbotalifd)e ©eroalt ju binben unb ju lofcn 'fjatte
J^uß in biefen £)iSputationen ganj anberS oufgefagt als bic /
romifdjc Äird)e. 2luSbrü(fltdt) l)atti er bie grobe '2(uffaffung ber«
felben befämpft. 9Äan fann überbauflpt annehmen, baß etwa üon
ber iefeigen 3«t an bie airennung oon bem römifdjen Äirdjens
tbume, fo roeitJ^uß fie t)erbeifüt)ren njoUte, beginnt. (5r ift eS
fic^) bewußt geworben , baß bie ©emeine feiner greunbe unb 2Cnbans
ger im S3egriff ftdnben, etroaS 'iinbercS ju »erben. 25ie ©egner
werben eS fid) ebenfalls bewußt, baß eine anbere Äird)e, aud)
dußcrlid), entfieljen wollte, ©o lange .§uß gegen bie ^)onbs
gretfüd)en gafier beS ÄleruS eiferte, batte er an ber Unioerfitdt
Dielen Änbang gefunbcn. 3cfet, wo er bem gonjen ©acerbotio
an baS ^erj ging, minbert ficb bie greunbfcbaft , weldje jwi=
fdjen ^uß unb ber Unioerfität berauben t)at, bebeut^nb. X)xi-
— 344 —
felben Tiä^t, mli)t [x6) fdjon bei ber SSerbammung ber tuiclifs
ftttfd)en ©cbtiften bemerfbar gcmacbt, regen fid) wieber. 2)ie
tbeologifcbe gacultdt, in welcber fie jefjt iie 9J?ei(ter gefpielt ju
^)abcn fd)etnen, begcbrt, bag J^uf bie eben gebaltene £)iöiputas
tion it)rem Urtbeil unterwerfen foUte. Sqü^ mad)tt i^nen einen
S3orfd)lag, welcber wl 'ituffallenbeä bat- Stiebt bie tbeologifcbe
gacuUat, fonbern be§ Ä6nig§ Stall!) follte über feine ©djriften
entfcbeiben. SBe(dljcr nun be§ 3rrtbum§, ber Äei^eret
überfü()rt »erbe, ben foIIte bie ©träfe beä geuertobeä treffen.
@ntn>eber müf te bonn er ober fte, jene adbt, »erbrannt werben, fo
meinte e§ ^u^. Die 2?octoren wollten ftcb aber baju nidbt oerfles
ben, fonbern nur einen »on ftcb alö ©egner be§ ^up auffleüen.
Sabei nebmen fie, wie eö fd)eint, bie übrigen SSebingungen an,
n)eld)e geflellt. 2)er Äonig aber wollte mit ber ©adje
notürlidj nicbtä ju ti)un i)abtn. 3)er Äleruä, entfd)ieb fein
ütati) , muffe bicfe Streitigkeit unter ftdb felbjl beilegen. ^) ©ca
wiß ifi baburd) erwiefen, baß^u^ berechtiget war, in benÄos
nig unb feine Umgebungen ein großes SJertrauen ju fe^en. 2)ie
Zö)t baben fpater eine ©cbrift gegen ^up aufgefegt, in weldjet
fte bie Äbatfacbe etwa§ anberö erjdblten. 25iefe (Scferift, au8
weldjer ^ug S3rud)fiücEe in feiner 2(ntwort mittbeilt, fdbeint
febr unbebeutenb gewefen ju fein. S^ei 35inge nur ftnb in ber»
felben tjon Sntereffe. Suerft geftebcn bie 2(d)t ein, bag au» bet
©d)rift bie S3uUe be§ ^apjleä nidjt »ertbeibtget werben tonnte.
2)aber ift eä ein alberneä unb tboridjteS SSerlangen, einen foU
eben SSeweis ju forbern, unb ber Äönig foUte gor feine Siücfs
fid)t nebmen auf eine fo nidbtige ©inrcbe. 2)ann tjl ju bemer=
fen, ba^ ber Siame „SBalbenfer" i)kx wieber einmal genannt
wirb. 2)ie 2tcbt nennen eä eine walbenfifd)e Äe^erei, ba^ ^u^
gegen bie Snbutgenjen beS ^a:pjleä lebre.^)
2fber Äonig SBenjel fdjeinet ber Cebre, ba^ man auf nicbtä
JU aö)ttn babe, al§ auf bie 2lutorität ber ÜKajoritdt ber ^/rie»
jlcrfcbaft, febr wenig guganglid) gewefen ju fein. 2Bie SSitle^
Id^t er bodb in ffiobmen fiel) g^gen bie.Äircbc bewegen, gür fte
erfcbeinet S^bat unb (Sorge offenbar nur bann, wenn e§ ibm
unabweisbare SZotbwenbigfeit ift, bamit er nidjt in offnen .Kampf
1) Ad scripta octo Doctorum I. pag. 366.
2) Ad scripta octo Doctorum I. pag. 371.
— 345 —
mit tf)t Qtxati)t. Tiaxum fonn auä) Sgm^ auftreten tro^ teä-
Äonigä ®€l)ot wegen ber Snbulgenjen, mxl er weiß, ta^ eS
bamtt nic^t eben ernjiltd) gemeint fei. ^n ber ©tabt ^rng ift
eine gro^e SJewegung, fo lange bie Ärdmer be§ ^a^3fie§ ba
finb. 2)rei junge Scanner riefen offentlid) auf ben ©trogen, _
ber ^apjl fei ber 2(ntid)rifi. 25er Statt), weldjer auä £)eutfd)en
grö^tentljcilö bejlanb, licp biefe SOJänner greifen, n>enbet
an ben 3?atl), um eine 58otbitte für fte cinjulegen. £)cr
9vat^ aber läpt fie l}inrid)ten al§ 9idbeläfüt)rer ber Unrul)e. ^) ■
9lun wirb auf ber ©i;nobe juÄojlnife beijau^jtet, ba^ Squ^ bie
Ceidjen biefer Scanner mit »ielcm^omp jur ^rbe beftattct unb
fie babci gepriefen l)abe aU SOfärtprer. ^ug aber beijauptet,
bog er niä)t einmal bei bem 2eict)enbegdngnig gegenwärtig ge»
wefen. ^) 9Zid)t alä aJiärtprer preijl er fie in feinen ©djriften,
aber er fagt, bag fie für bie 2Bal;rl)eit gcftorben unb weil fie
bem 2lntic^ri(l wiberfprodjen. 3tudj weifet er mä), baß bie
J^inridjtung oor fid) gegangen ol)ne auSbrMlidjeä ©ebot beä
Königs.
einige Seit lang mag ber Stat^ bie unrul)ige Bewegung
gebdmpft unb ben '^bla^frdmern freien 4>ont'^^ toerfdjafft t)a-'
ben. ßange inbeffen fd)einen fte i^r SBefen in ber ©tabt nidjt
getrieben ju Ijaben. S5alb fingen ^\x^ unb befonberä J^ieron^s
mu6 wieber an gegen bie 3nbulgenjen ju ßreiten. 2Bo ^ieroj
npmuä bie ^Iblapfrdmer traf, ba fdjalt er fie unb ben '»Papfl:
Sügner. Einmal laßt er felbfi bie pdp(ilid)e S3uUe »erbrennen.
Qin anbereä 9J?al foU er ben argen Unfug getrieben tjaben, bie
:pdpfilicl)en S3uüen unjüdjtigen grauen anju^dngcn unb fte fo
äum ^oi)n unb ©^)ott in ber ©tobt herumtragen ju laffen.
es fdjeint, baß im '^uguftmonat 1412 bie 3lblagfrämer für ges
ratbener fanben, bie©tabt^rag ju meiben.*) Untcrbeffen l)atte
Äonig SÖSenjel, wie eä fcbeint, bereits im 5uli, feine SJJaßregeln
ergriffen. Sinen fel)r parfen S3rief fdjreibt er an ben S3ifd)of
öon SJom. 2)er Äonig befd)wert fiel; nid)t allein über bie gren>
jenlofe gtcd^^eit, mit weld)er bie 2fblaßfrdmer auftraten unb
1) Cochlaans. Hist Hassit. pag. 39. 40.
2) Tertiuni examen publicum. Von der Hardt IV. I. pag. 327,
^ 3) De ecclesia I. pag. 295.
4) Articuli contra Hieronyranin de Praga. Von der Hardt IV. I.
pag. 671. 672.
— 346 —
feine UnteitOonen um t^r ®elb brd^Jten, fonbern et wagt «ud)
ba§ ditd)t be6 ^apjle§, foldje ^nbutgenjen ju 't)ert[)ei(en, ju be=
(Irelten. 2>enn er fagt bem ^a^)jie, beinc llbfofframet »erfau:
fen für @elb bie JBergebung ber ©ünben, unb eö l|l un$ bod)
befannt, ba^ btefc nur benen ju STl^eil wirb bei ©ort, tt>etd)e
fte »erbienen. 25ic SRniejiät ©otteS rcerbe beleibigt burd^ foldfje
^(bfafprebigt unb eine @ünbe begangen, weldje mit md)t$ ^att
genug gejüdjtiget »erben fönne. 35te ^tbla^prebigt rnüffe aufj
I)6rcn. JBei ber ©tdrfe biefer ®prrtd)e fidjert ftdj SBenjel ba«
burd), ba^ er oon bem ^apft unb feinen SSuUen nid)t au§5
brücflid), fonbern immer nur »on ber§red)beit ber 2(bla^frdmer
rebct, ba it)m bod) fel)r njo^l befonnt fein mu^te, ba^ biefe
nur im Tfuftrage bes r6mifd)en <Stut)le§ ^onbelten. "äuä) ge^et
ou§ bem Jßriefe beä Äonig» \)ix\>ox, bo^ »on ber Uniuerfitdt
nnb »on ber progcr ®ürgerfd?aft dl>nlid)e ©cbriften an ben
^a^jji erlaffen werben. ^)
2flfo waren .^u^ unb .^ieronpmuä nid)t bie einzigen, weld)e
bem 2Cb(op juwibcr, fonbern eä war ein ©efubl in allen 2)en;
fenben, SSer^dnbigen unb 9?eblid)en. 25a^ aber ein namhafter
SEl)eil ber ))xaQtx Uniwerfttdt ein in bem "Sinne foldjer Scannet
unb beä Äonigä an ben römifdjen <2tuf)t gerid)tete§ ©d)«iben
nur unwillig mit unterjeid^net f^aben !ann, ge^et auS bem
gortgange ber ©reigniffe beutlid) f)txt>ox.
^apft So^anne§ XXIII. aber möd)te burd) bie Sdjreiben
t)on SSö^men abermaB in fdjwere SSerlegenfjeit gefommen fein,
wenn fid) nid)t ein 3lu6weg bargeboten, weldjer ii)n t>on fetbjl
IjerauSgejogen. 8abiöta§, ber Äönig tjon ^liapel, war bebend
liö) geworben. Wlit ber (Eroberung JRomö unb beä «Rirdjen»
flaateS war e^ üor ber .!^anb nid)t5, woljl aber fcfete iljn, bap
er ©regor XII. anerfannte al§ redeten ^apft, in ©efaljr, iWa»
mens unb 2luftrag§ be§ romifdjen ®tu{)le§ nod) »on ben 2lniou
fluö S^eaipel felbjl »ertrieben ju werben. 25arum i)attt et Un»
1) In inferno positis redemptionem promittant et coeleste regnum,
qaod nun nisi pronierentibus dari posse cognovimiis. In qao sie divi-
nani credimiis inajestatein olTensam, ut nostro judicio nec infamiae culpa
conTcnitns nec delicto poena sufRciens videatnr. Sricf bi'i} .KinigÄ. fitU
icl6 Scbcni>bcfcf)rcibung bcö röiiiifd)cn unb 66^mift^«n Äönigd 933«njcl. Ur;
lunbc 3Jo. at. II. pag. 151.
— 347 —
t£rf)anbtun9en angefnupft mit 3ot)rtnnc5 XXIII., mlä)e oon
bemfelben feljt bercttrciUig aufgenommen morben ju fein fdjeinen,
ba ibm öicl b.nan gelegen, feinen ©egner ©regor XII. ber
mad)tig|len ©tüfee, »refdje er noc^) in Italien Ijötte, 5U berau:
ben. 2)arum oerfprad) er bem Äöntge nid)t allein eine jlorfe
©umme ©elbeö, fonbem gelobte aud) eine ■Änjaf)( ^frünben in
bem Stei(t)i S'ieapel teer ju mad)en, bamit fte naä) bem Söillen
bc§ Äönig§ neu befe^t werben f önnten. Älä nun beibc jli)dli
einig geworben über ben ^anbel, Iie§ Äönig ßabiäla§ eine 3al)t
®elel)rte üerfammeln, unb biefe mupten auf einmal finben, ba^
nid)t ©regor, fonbem 3of)anneä ber »at)re unb recf)tma^igcj
^ontifer fei. S3ei a;rompetenfc{?all wirb burdj bag fReid) ba
fannt gemad)t, ba^i 3fbermann bei ben Ijärteften ©trafen nun
mit bem Äönig biefen ^apfi ju nehmen Ijabe. £abi»la§ ric^=
tet nun ein bcmütl)ige§ ©einreiben on ben ^apfl, in roeldjem
er um S3erjeiJ)ung bittet unb bie Tfnerfennung auäf^jrictjt. 2)
9lur eon ber SBatjrfjeit unb bem ßfjriftent^um ift bie 9?ebe in
biefem ©cbreiben. 2)ie SKenfdien tjatten fic^ gen)6l)nt, if)r
©piel ju treiben mit bem .^eiligjien. 9Jlit 2tu§na{)me ber un=
wiffenben 9Renge wußten TLÜt, biefe Steben ju bebeuten
Ijatten. 2(ber jeber gab (id) baä "KnW^n, al§ glaube er bem^fn«
bem, unter ber äßebingung, ba^ biefer fid) roieber ba§ 2(nfel)en
gebe, al§ glaube er i^m. 2)er arme ©regor XII. mupte nun
fd?neü entit)eid)en, um mcf>t »on 8abiäla§, wie biefer feinem
neuen greunbe eerfprodjen, gefangen genommen ju »erben.
&r entflot) ju ©d)iffe nad) Dalmaticn. 25er S3rief be§ ÄonigS
an ben ^apjl ift »om SDctober be§ Sa^rcä 1412. Zl\o im
^erbft roar bie SSeranlaffung jur ^rebigt beä 2Cbtaffeä f)intt)egs
gefallen unb fie tjörte »on felbft auf. Sol)anne§ XXIII. fam
baburd) auä ber 58erlegenf)eit, eine 2fnt»ort geben ju muffen
auf ba§ ©djreiben be§ Äönigä »on S56f)men ober mit bemfeU
ben in einen Sonflict ju geratben »egen ber Ärämerei beä
Äblaffee.
25er ©treit, weldjer fid) in 586l)men erhoben (»atte gegen
bie Snbulgenjen, bic ©ewalt, mit roelc^ier er »iele SRenfc^en
für fic^ gewann, mu^te einen tiefen ISinbrucf mac^jen ouf bie
1) Theodor a Niem. De vita Joannis XXIII. cap. 24. 29.
2) Kajnald. Annales ecclesiae a. 1412. XVII. pag. 419.
— 348 —
furflltdje ^riejlerfdjaft unb auf "KUt, rceldje ju fcet ©ad)e ber*
felben ftanten. SBar büd) feincSnjcgcä allein bie ^aä)t beä
^apfleö angegriffen »orben. 2)a§ ©atcrbotium in feiner je^i^
gen ©eflatt rcarb erfd)iittcrt, baffelbe, an bem taufenb unb
öbcr taufenb weltlid)« Sntereffen unD Erwartungen l)ingen. 3Cuäs
breitung fold)er ©ebanfen, wie ^u§ fte aufgejlcUt, brarf) ba§
ganjc feltfame ©ebaube jufammen, reeldjeä ber SiÄipoerflanb
ber frul)eren unb bie S3erec|)nung ber fpdteren 3«f)tl)unberte beä
5)?ittelalterö aufgebaut i}atte unb baö mit feinen "äxmtn bie
SBelt nun umfc^lungen l)ielt. 3)ie SSewegungcn in S5öl)men
würben immer bebenflidjer. SBtlber vnh Sfeliquien würben jer*
trummert. 2)er ©ebanfe war unter bie 3)?enfd)en gefommen, ba^
man fic^ Ijelfen muffe burd) ©ewalt, nad)bem S^u^ unb feine
greunbe, obwpt)l fie fotdje ©ewalt nidjt onriettjen, boc^ ge*
lebrt, ba^ biefe 3)inge ein ^inberniß wären für ba§ innere
6f)riffent^um, weld)eö ba§ oUeinige. gür biefeä aber l)atte3?om
unb bie ^riefferfd)aft, weld^e in feinem ©eiffc arbeitete, nie tU
wa§ getban, aber baä äußere gad): unb glitterwerf war \i)xt
2(rbeit, berS3oben unb bic .^obe, auf wetd)er fie ftanben. 3)a§
^eroortreten beö ®eiffe§ fonnte bie römifdje ^ricfferf^aft nic^t
bulben, fo lange fie bejleben wollte in i(;rer ie^igen 2Beife.
^apfl Soljanneä XXIII. aber l)atte fid) tap unb träge erwie*
fen in ber S3erfotgung ber fogenannten Äefjeret unb nid)t mit
Unrc^t fonnte geflagt werben, baß er e§ gewefen, ber burc^
©d)weigen unb Sufeben ba§ 2(uffommen berfelben geförbert.
2)arum mögen bei bem Snbulgenjenflreite bie 2lufforberungcn
an ibn, ba^ etwaä 9efd)el)cn muffe, immer bringenbet gewor^
ben fein.
^Jtlfo beginnen nun bie fräftigeren Operationen be5 romts
fd)en ©tuljleS. Sobanneä XXIII. fann fein perfönlidbeö Sntea
refjc nid)t länger über baä Sntereffe ber gefammten Äirdje fiel;
len. 9lun l)atte biefer ^apff bereite im Sabre 1*11 «nc
formationSfpnobe nodj 9?om auögefdjrieben. 2tbcr auä ber
Steformation ifl nidjtS geworben unb fte treiben fortwäl^renb
mit ber beilis«" ©el)nfucl)t frommer Wltn\ä)tn, baß eö anberS
werben möd^te, il^x unl)eiltge§ ®pte(.
1) Haynatd. Annales ecclesiae a. 1411. XVII. pag. 415.
— 349 —
Ithtt ju etw«§ 3(nt>erem Um bicfeS 9?eformation§concil,
ungevn berufen unb fdjieunigfl wieber nufgelojt, m\)l btcnen.
S^er ^apjl fefet eine Kongregation jur Unterfudjung ber (5df)rif5
tcn 2Sicliffc'§ nieber, n)ctd[)e natürlid) Tautcr Äcljereien barinnen
ft'nbct. JDemgemdf »erbammt ba§ ßoncil, wie eS fd)eint,
ntd^t allein bie fünfunbüt'erjig Zxtihl, welcl)e feit einiger 3eit
au§ ben S}iict)ern ()erüorget)oben , fonbern bie wiclifft'tifdjcn
©d)riften überljaupt. £)iefe ©ntfd^eibung foH nad) jwei ©citen
f)in wirfen. Sn ©nglanb foll fte ben begonnenen Sieg über
bie ßoUarben boEenben, in SSof^mcn foH fie bem Äam^^fc gegen
bie Äe^er unb bem geljofften ©iege jur ©riinblagc bienen.
3m 2lnfange beö 1413 erfdjien bie Sßulle ^apft
Sol)anne§ XXIII., weldje biefe 2Serbammung bcr 2Belt tunb
mad)te. 0 ©el)^ beutlid) iji in berfelben SJücfftdjt auf SSöljmcn,
auf ^up unb feine greunbe genommen, obttJof)l S'Jiemanb ge«
nannt wirb. ®ie S5ücl)er 2Bicliffe'ä finb unbebingt Äefecrei,
Senn, wa§ aud) an fid) felbfl SGBaljreö barin entl)alten, i(t bod)
angeftedt unb üerborben wn bem @ifte. ©ie follen alle »er»
brannt werben, 9liemanb foll nad) \i)mn le(}ren, fie lefen, fie
beft^en. 3Ber e§ tljut, foll angefeljen werben aU ein S3egün)lis
ger ber Äefjcr, beffen ©laube oerbddjtig, gegen ben Unterfu-
c^ung eingeleitet werben muf. SBer baä 2lnbenfen SBicliffe'ä
ju t>ertl)eibigen gefonnen, ber foH »or biefem Soncil ober bod)
in 9fom erfd)einen. ©nblid) wirb bariiber geflagt, ba^ fo viele
fromme Seelen »erborben würben burd) ibie wicliffttifdje 2cl)re,
ol)ne ba§ angeführt, wo unb üon wem.
braud}te nidjt genannt ju werben in btefer S3ulle,
weil ju g(eid}er S^it «in unmittelbarer Eingriff auf iljn gefdje*
ben. 2lnbertl)alb 3a^re t)atte fein ^to^i^ in 9?om gelegen, war
md)t üorwärts , aber aud) nid)t rücfwdrtä gefcl)ritten. 2)er ^ros
curatorcn, weld^e Sqü^ in üiom i)klt, l)atte man ftd) baburcf>
cntlebiget, ba^ man fte in J^aft genommen, ^lo^lid) erinnert
ftd) ber ^apft biefeä ^rojejfeö. 2?em Äarbinal eon Solonna
wirb eine neue Unterfudt>ung aufgetragen. Siefer entfd)cibet
fdjnell. Sie @rcommunication wirb über ^uf , feine 2lnl)änger
unb (Sdjüler befinitiu auägefprodjen. Sa§ Unterbiet wirb auf
bie (Stabt ^rag unb ouf jeben IDrt gelegt, ba ftd) ^u^ auff)atten
1^ Raynald. Annales ecclcsiae a, 1413. XVII. pag. 415.
I
— 350 —
möge. *) Unb aud) mnn er fid) entfernet, foU tiefet Unterbiet
noc^ brei üoUe Sage bauevn. ^) 2)iefe ÜJia^regcIn fdjetnen ge»
gen ben 2(uägang beä ^ai)xt$ 1412 ergriffen worben ju fein,
©leid) barauf, jur 3eit, ba bie ©pnobe bic wicliffitifd^en
@d)riften bereite öerbammt l)atte, fd^rcibt bet $ap|i einen
Sßrief an ben .König von Seemen, worin er il;n aurforbert,
feinen njeltlidjen "Kxm l)erjugeben jur Ueberwältigung ber Äe^es
rei, bamit fein Sieid) mä)t ©efaljr laufe. d)lan muß eä ben
Surften immer in Erinnerung bringen, baß fte nur unter bet
JBebingung, ben Äircbenfürflen ju get)orfamen, Sürjlen finb,
man muß iljnen bie ©efatjr ber "iCbfe^ung immer in bet gerne
aeigen. »)
'äüt§ iji ie^t in S^dtigfeit. 25er geleierte ©crfon fdjreibt
an ben erjbifc]()6flid)en ©tutjl oon ''Prag. Wian foU fid), meint
er, nid)t mit 2)iäputationen unb Unterfud)ungen , bei bes
nen nid)tä ^erauöfommt, einlaffcn, »eldje nod) ofaenein gegen
ba§ ©ebot ber Siebe laufen, man foll ftd) auc^ nid)t auf
SBunber eerlaffen unb auf bie Äraft be§ fatl)oIifd)en ©loubenö,
fonbern bie .Reger foUen getöbtet tperben fo balb al§ moglid).
SBBte nun biefe ®od)en alle nad) Bommen gelangen, n)cld)e§
meifi nod) t>or beut Snbe beä 3abreä 1412 war, fo fdjeinet
2fnfangä ber ©inbrucf, ben fte befonber» ouf ben Äönig ma*
djen, nid)t fel)r bebeutenb geroefen ju fein. Jg)uß fann nodj eis
nige Seit ruljig fortprebigen. dB wirb barüber gcftagt, baß
bie Äeger 2Cnfang§ oller biefer SBaßregeln gefpottet unb baß,
ttjenn eä auf 3)iäputation unb Unterfud}ung 'angefommen, bie
Äatl;oltfd)en md;tä l)ätten errcid)en fönnen.
SBie ^uß fid) üerbammt fie[)t, legt er wor bem ^apjic
eine Appellation an 3efuö ßljrijiuS ein.*) Siefen ©d)ritt fonn*
ten bie SSdter ber ©pnobe von .Roflnife, »eil fte feine 2(l)nung
l)atten »on bem tiefen religiofcn ©innc biefeS 9Kanneö unb fei--
net frommen ©ottergeoung, rooljl beladjen, wie fie benn bort
überljaupt unter gad^en unb @d;erjen it)re ®aat mit bem
äBlute ber Unfc^ulb büngten. 25iefe Appellation foUte bei J^uß
fagen, boß er feine @ad)e ouf ©Ott gejiellt, ber allein übet
1) Ordo procedendi per i|isummet signatus I. pag. 110.
2) De ecclesia I. pag. 316.
3) Cochlaeus. Hist. Hussit. pag. 21.
4) De ecclesia I. pag. 312.
— 351 —
fein geben »crfügen trerbe, bog er rolUig über fiel) werbe erge»
t)en laffen, waS ©Ott über iljn befd)lof[en , bap er ftd) aber
bem 9\ömer un^ejiDungen nid}t überliefern werbe, weil berfelbe
feine @ad)e fül)re nnb nidjt bie @ad)e ©otteä, baß 9iiemanb
gehalten fei, bortl)in ju ge^en, wo man nict)t unterfu*cn, fon--
bern nur ben Äob geben wollte, bap jcber nur gehalten fei ju
ge^en, wenn bie @timnie ©otteä it)n rufe.') Um biefelbe Seit
mag ^up aud) ba§ ©laubenäbefenntnip befonnt gemadjt b^»
ben, weld)e§ »on il)m angeführt wirb. 2)affelbe war be|limmt,
einige 2Serbrel)ungen ju wibcrlegen, weld)eüber feine Sebre üer=
breitet worben. @ä fei falfd), bap er ber wicliffitifcben 2Cnitcbt
Bom ©acrament beS 2(benbmablä folge, falfcb, bag et fage,
ein ^tiejler in berSSobfünbe fonne bepben nid)t warten, falfc^
ferner, bap er gegen bie SSergebung ber «cünben überbaupt
lebre. galfd)licb werbe enblid) bebauptet, bap er bem S3olfe
,lebre, ftcb ber ^riefterfd)aft mit bem weltlidjen Schwerte ju er*
lebigen , bap bie äebnf^i gerabel)in nicbt gejablt unb bie welts
lidjen .^erren ebenfo bem Äleruä it)re @üter nebmen foüten. ')
2tber natürlid) wjr, bap olle geinbe beä goangclii fid) reg»
ten, wie fte faben, baß ber römifcbe @tubl enblid) fraftig
auffdireiten wollte. (5d?on etwa5 früber mögen bie 2tcbt bie
©dirift gegen Squ^ ausgegeben baben, beren Snbalt er «n§
felbfi in ber SBiberlegurg mittbeilt. Sefet aber fommt bie tbeo-
(ogifcbe gacultat ober bod) ber größere Sbeil bcrfelben jufam^^
men unb fie faffen einen ffiefd)lup. Siiemonb foUte fortan tU
wa§ 2(nbere§ glouben unb lebten, olä bie römifd)e Äirdje e§
tbue, beren ^aupt ber ^apft unb bie ^arbindle, jebet foUe ge»
flcben , bop et ber tömifdjen unb apofiolifcbcn Äirdje folgen
muffe in allen ©laubenä- unb Äird)enfad)en , baf er ben $rds
loten unbebingten ©eborfom ju leijten b^be, eö fei benn, bog
ibr ©ebot etwo§ offenbar @ute§ öerbinbere ober offenbar S56fe§
beige, getnet foUte 3«bcrmonn fcbwören, bof bie SReinungen
SBicliffe'ä, befonberä über bie fteben ©acromente, falfd? waren;
bei ©träfe ber (Jrcommunication unb SScrbonnung ouä bem
Sieicbc follte weiter IRiemonb S)inge, wie -SBicliffc gelebrt, leb'
ten. 3obanne» ^ug aber foUte fidj au§ ^rog entfernen, um
1) De ccclesia I. pag. 304.
2) Kayoald. Annales ecclesiae a. 1412. XVII. pag. 421.
— 352 —
tem apo^oü\ä)tn ©tu()te ®ef)orfam ju erwciftn. SBenn berfelbe
bie fatf)oIifci)e ßel)re eon bec Stndjt unb »on bem ^appe, eon
ben ftcben ©acromenten unb üon ber Sbebienj gegen bie ^rä»
loten annef)me unb bie SSerbammung ber wicliffttif^en SReinuns
gen billige, fo wollten fte iljm ein Scugnip au^flellen, baß fte
in allen übrigen ®Iauben§fad)en mit it)m übereinfiimmten, fonfl
fönnten fte eö aber nidbt, benn fte würben ba ben Äönig unb
bie ganje SGBelt belügen. Sn bem erjleren gaQe aber wollten
fte über an bie rümifct)e ßurie in ber billigten unb bejien
2Beife fdjreiben.
3Cuä biefen SBorten wirb flar, baß bie 58erfammlung ge*
\)dtm werben ip nadj bem S53illen be§ Ä6nig§ SBenjel. Serfelbe
{)atftd)tbar eine 2fuäfunft gefud}t. Sn einen offenen Äampf gegen
bieÄird)e fann unb will er ft'd) nidjt einlaffen. 2)aä Unterbiet,
weldjeä ber ^a:pfi auägefprodjen, i(t ibm i)axt unb brürfenb.
S'lacbbem ber JSifdjof ßonrab »on SDUmüg 2tbminif[rator beS
ßrjbiötbumä ^rag geworben, })at er baä päpjllidje Unterbiet
über ^rag auäfpred)en laffen. SBcnjel ^at biefeä fSlal nid^t
gewagt, ben Äleruä ju jwingen, eS n\6)t 5U galten. 3lber bie
©efinnung be5 Ä6nig§ unb feinet .|)ofe§ blicft allentbalben
burd). SBenjel laßt bie Siebten wäbrenb beä Unterbietet burd)
feine ^ofbienerfcbaft beerbigen. 2(uf bie 25auer aber ift mit fofc
d)en fWitteln nidfjt auäjufommen. X)ix Äönig muß wunfd)en,
baß baö Unterbiet aufgeljoben werbe, baß ber Äampf jwifdjen
ben beiben ®lauben§= unb Äircben^artcien in feinem Sfeid^e
mä)t jum 3fu6brud)e fomme. (Jr meinet, wie er früher ^er*
auägefommen o^ne ben 3(uäbrud) eine§ offenen Äriegeä mit bet
Six<i)t unb obne ben So^anneä .^uß unb feine greunbe aufju»
opfern, fo werbe er \auä) je^t berouöfommcn. 2)enn baß bet
Äonig bie neue ße^re, wie bie Sfomifcben ZUt^ nannten, wa§
ba§ urfiprünglicbe (5^rijlentf)um war ober ftd) bemfelben näherte,
ftiU begünfttgte, liegt auf ber fladjen ^anb. 2)ie tbeologifd^c
gacultat foll ii)m bie CDJittel an bie .^anb geben, ben ^ap|t
JU begütigen unb wiebcr jum ©djweigen ju bringen, fo wie
er früher jum ©d)weigen gebracht warb burd) ben Srjbifdjof
©binco. 'Kbtt ber ©tanb ber 2)inge l)ot ftd) wefentlid) öerdn»
bert. 2)ie neue Sebre, iamal^ in itjrem Äeime, \)at ftd) jefet
entwicfelt in ibrer ganjen @efdbrlid)feit für bie fleifdjlicbc Stiv
^t. 25ic romifd^e Gurte i|l barum entfd^loffen, eine SSerfolgung
^ 353 —
ju bejjinnen unt> bie präget 25ocforett, htn ©ebanfea beS Ä6»
nigs n)of)l burdjfdjauenb , liellen tie @öcl)e auf bie ®ipi|e. di
gtebt feine anbere 2Cu5funft, fll5 wenn 3o^anne5 ^uf bie Zt\)xt
äBictijfe'ä felbjl üerbammt unb wenn et 9fom unb ben ?)tola»
ten ben olten, fdjweigcnben ®ef)orfam »erfprid^f. 25ann wollen
fte fet)en, xoa6 (iu§ Erbarmen füt bert reumütl;igen Äe^et ge»
tf)an werben fann.
^Ifo war bet ^lan beS Ä6nig§ gefd)eitett. 25enn e6 tet»
ftanb ftd) oon felbft, bog Sol)atuie5 ^uf unb feine grcunbe
nidit eingeben fonnten auf bie üorgelegtcn 25eöingungcn. Xiit
Uebcrjeugung wat ba, bag bie Äircbe teformirt werben muffe,
wenn baä ßbrißentbum nidjt untergeben foUtc, bet (Sntfcfelug
wat ba , biefe 3?efotmation im 9?amcn ©otte§ ju beginnen unb
baS 9Ädtti)tettbum nid)t ju fdjeuen, wenn e§ in bet (3ad)e
®otte§ erlitten wetben muffe. 2)ie Sebingungen abet bet ©eg-
net biegen, ibt foHt fd)weigen unb ba» 2llte laffen, wie aud)
@(I)tift unD SSetnunft, Sammct unb S^otb bet SBSelt bagegen
rufen mögen. ^Ifo i)itlt aud) Squ^ mit feinen gelebiten gteutis
ben eine Songtegation , bie aud) oon »ielen Ungeleljtten bes
fucbt watb, welche bie ©tteiter füt ben wöbren ©lauben burd)
ibren SSeifaU ermunterten. 2!)ie|e Kongregation madjtc anbei
SSetgleidjäüotfdjlage. 61 foUte eine groge SSerfammtung öon
cHem .Äleru§ gebalten werben. 2luf berfelben follte ieber auf«
tteten fönnen, bet ben 3obtinncä S^u^ einer .Rederei jeibe unb
bie 2Cnfcf)ulbigung beweifen, Tille, bie nacb SJom gefcbritben,
tag in SBöbmen .Redetet bctrfcbe, foQten ebenfalls biet erfcbeii
nen muffen, um ibre ©acbe ju beweifen, eben fo jebet 2lnbett,
weichet gegen itgenb 3emanb ftd} beä 2£u6bru(feä Äe^erei be*
bient. SÖJenn nun aber ni^t§ crwiefen werbe, fo follten Äonig
unb grjbifd)of ein ©ebot ergeben laffen, bap 9?iemanb weitet
ftd) bc§ 2lu6Drucfeä Äe^erci bebiene. 2)arauf follte öon bem
^öntg, ben IBaronen bc§ Steidje?, bem Äleruä, üon be«
nen , weldje bie falfd)en S5erid)te nad) 3?om gefenbet, eine feiet
Iid;e ©efanbtfd)aft an ben apofJolifcben ©tubl erlaffen werten'
an^ujeigen, tag in S5öbmen feine Äe^crei üorbanben fei. 3u-,
lefet erflärt biefe dongregation nod), bag, weil SoJjanneö
' V^^ebige unb lel)re, fein Unterbiet ©tatt fi'nben bürfe, ba eä
ganj wibcr bie Sl^rbnungen unb bie Salbungen bet bei'igcn
Äirroe fei.
354
3^eut^id; crPennt man in biefen (Sdjlüffen wicbcvbie Spanb
be§ .RünigS SSenjel, welcher immer wiü, bap e§ nicl;t l;eij;en
füll, in bcm 9ieic()e 23ö^)men ifi Äe(|e«i. SBcnjel mog gcgloubt
Ijabfu, bap bod) »iclleidjt nod) eine 2(uäfunft gewonnen werben
fonnte. -iBcnn ber fnt(;Dlifd)e Äleruä btefe ^cr9leid)äDorfd;lage
am\ai)m, fo njartiorauö^ufcl^en, ba^ [tc nid)t§ würben bcweifen
fonncn, ba ^it^ unb feine greunbc anbere S3eweife ßlä auS
ber (Sd;rift entnommene nid)t juliejien. 9}?an fonntc t)offen,
bap fie [ii)wei3en unb burdf) bie "Autorität beä Äonigä baf)in
gebradjt würben, fetbft ju bezeugen, baß in S5öl)men feine
lÄe^erei »orfjanben fei. Wit einem foldjen Seugnip fonntc man
bann üielleid)t ben ^apfl fetbjl, ber in Sfom unb feinem ®tul)lc
fd)wanfenb unb jweibeutig jtanb, btc greunbfd;aft be» Äönigä
braudjte, weranlaffen, bie laugen wicbcr nuf einige Seit äuju'
fd)lie0cn tro^ beö gortgangeS ber fogenanntcn Äef^erei. 'Kbcv
ber fatI)o[ifc^e Äleruä wicl) bem (3d)lage auä, auf weld)cn bec
Äonig offenbar bad)te. ben SSevglcid)öüorfd;lagen ber ßon»
gregntion ber ^uffiten tcnete ein SBort i)ixciuä, baö fie nidjt
1) 6ren fonnten ,,95eweifcn unb auö ber ©cprift SScweifen". 2)enit
baß ^iip baä SSeweifen fo üerftanb, wußten ftc. dx l)attc e§
i()nen ja fd)on oft genug gefagt. (Sie wußten, baß bie 2lutüritat
ber Äird)e, b. l;. il;re eigenen wirfltd;en ober angeblidjen 'SJltU
nungen, bei iljm nod; lange fein S3cweiä war. ©ben fo gut
wußten bie Älügeren unter il;ncn, baß fie au5 unb mit ber
(Schrift il)re ©ad^e nit^t \üi)xen fonnten. 9?un verlangte gewiß
ber Äönig »om '2£bminiftrator unb »om fatl;olifd;en Jlleruö, baß
fie bie S3orfd)läge ber .^ufftten anne()men unb beweifen foütcn,
baß baä wirflid; Jtef^crei fei, waö fie Äef^erei nannten, ba bie
SBiberpart beljaupte, c§ fei feine Äcfeerei. 'Kbix ßonrab unb
ber Äleruä, 3llleä burdjfc^auenb, waä ber Äönig wolle, weifen
biefeä ffiege()ren ab.
9Iun ifi eä üon feiner großen 2Bid;tigfeit mel)r, baß fie bö§
SSerlangen 2BenjeB nid)t unbcbingt abweifcn, fonbcrn bie bci=
berfcitigen S3erg(eid}öüorfd)(agc noä) bcm S3tfd;of uon 2eutümifd)l
einreid)en, um einen ^aupt= unb ©cblußuergleid; aufjufcl^en.
2) enn biefcr, ber ^avtbci, bic für baS 2llte fireitet, angel)orcnb,
billiget alle 2lrtifel, weldje ber Äleruä aufgefegt, unb verwirft
bic wefenttidien, weld)e üon ben ^uffiten aufgejlellt worben
ffnb. aöie fonne benn in S6(;incn gefragt unb geforfcl)t werj
355 -
l>en, ob Äe^erel wirFtid) »ortjanbcn fei, ba 9?om btxtitä barubcr
ent|"d;ieben ^abe. S5tefc Ic^te ©ntfdjetbung , mld^t unbebtngte
Unterwerfung unter ben romifcben <Stubt prebigte, tji im ge»
bruar bc6 Sabre§ 1413 gefaxt. 3ei^o ftnb bie g^tttcl bc§
Ä6nig§ crfd)öpft, wieber eine 2tu§funft ju gewinnen, wie er fte
burd) SbincD ermatten, ©r i)l an bem bcterminirten 2Billeii
beS römifd^en ©tu^Ies unb bc5 Eatf)olifd)en Äleruä inS6()men,
fid) nid)t langer taufdjen ju laffcn, gefdjeitert. dx mup etw(i§
t{)un, um nid)t in offenen Äampf mit bcr Äivct)e ju fommen.
S2Jn§ er aber t()ut, wenn er mit ber Äirdje b<»nbcln mug, ba6
i|l immer ungemein wenig. Qt gebietet jegt nur, ba§ Squ^ bie j
©tabt ^rag meiben follte. J^ätte er i^n nidjt fangen unb auf '
ber (Stelle muffen »erbrennen laffen, wenn er in 9iom angefes
^en werben wollte aB ein guter unb red;ter ®ül;n bcr Äird;e?
®aä ©ebot beä ÄonigS, ba^ ^up bic (Stabt ^rag met:l
ben follte, ift am Anfange bc§ Sal)re§ 1413 erfolgt. war|
feit langer 3eit wieber ber erfte Stritt üon SSebeutung, weldjen
SOBenjel für bie alte Äircl^e tf)at. 2tber er i)citt( il)n getf)an uns
ter fid)tbarem Bwange, wiber feinen 2Billen, ber immer bem
grcunbe be§ 5oangelium§ jugewcnbet blieb unb ollen benen,
bic im ©cifte beffelben Ui)xtm. 25iefe batten unter ben erwabn^
ten (Streitigfeiten ibre Trennung t»on bem xomi\6)tn Äirdjen-;
tbume fübn au6gefprod)en unb bitten ftd) einen anbern 9?amen
gegeben, bamit bie SJZenfcben erfennen müd)ten, ba^ bie Seit
erfüllet fei, wo e§ anberS werben müpte. £ien eoangelifdjen V
Äleruö nannten fte fidb. 25emfelben war ba§ ^8o^t geneigt unb '
^orcbte bod) ouf, wenn er tjon bem SSorte ®ottc§ ^)rebigtc.
2lucb Äönig SSenjel war auf biefe Seite getreten unb gab bem
fatbolifdjen ^leru§ feine fficfinnung fd)on üielfältig burd) d'mi
fcbranfung ber weltlidben SJedjjtfame ernennen, weld)e fiel) bie
Äird)e genommen.-) •
2lber ben offenen S5rud) wit ber romifdjen Äirdje \)attc er
nicbt wollen fönnen. Darum l)attt er geboten, bof Sqü^ geben
möge. 2>er fatbolifdje Äleruö b<Jtte biefe SJJapregcl erjwungcn.
2)enn nodj wabrenb ber SSerfudbe bc§ Ä6nig§, einen S5ergleicb
1) Die fämmHi^cn ^icrl;er flc^oiigcn Wctcnflürfc bei Coclilaens Hist.
Hussit. pag. 29 — 36.
2) Cocblaeus. Hist. Hussit. pag. 62.
23 •
356 —
l)ct()cijtifii()rcn, 'roatcn bie 'Hd)t jufammcti^ctretcn wnb tjatttn,
ganjiute fdjfint auf i(>ve eigene gaiijicineu S3efd)Iuß &«fi<^t.
2?ic über Sol^onncS Sqw^ auägcfptodjencn Ätvcbenftrufen mü^Un
fllö oon^ülHij bctrad)tet »tvbcn, bo c6 nidjt bie Sadje bc5 Äle»
ni& üon ^rag fei, ju untcrfuc^cn, ob fte geredet ober ungercdjt
anuen. Siefem 58cütlu0 war ber 2l!bminijlrator ßonrab unb
bei- gefammte Ä(eru§ öon ^rag fommt b»r jurifiifdjen gacultat
beigetreten. ') 3ol)ainie§ »on Seffeni^ ober, 2)octor beä cano*
nifcben 9?ecf)tö, (jatte eine ?(p^)eUation eingelegt. 9ladj ben ^xU
oilegien ber Unioerfitat bürfc fein ©lieb berfetben in irgenb einet
©adjc ungef)6rt \)erurtf)eitt werben, eine SUert()eibigung fei felbP
bem gurficn ber .^oUe ju gefiotten. ^) Diefe Appellation nwr
norf) im ©ccembcr bc§ Sol?re§ 1412 eingefegt worben. 2)a
nun ober bolb bavauf bie @ntfd)eibung beä 58ifcI)of§ »on tili«
mü| einlief, fo n?ar SBen^el nid}t im «Stanbc gcwefen, ber
Äirdjc längeren 2Biberfinnb ju leiten. Einern neuen ©djluffc
ber £)octoren ber S^l^ologie, baß alleä Unljeil in S3ol)men nur
bal;er fomme, ba^ üon ©inigen bem romifdjen <Stu()le unö
ben ^rälateii^ fein ©e^orfam gelcifiet werbe, ba^ bie wfcliffitij
fd)c 8e{)rc befonberö über bie fieben ^cacramente öerfünbet n>ür»
be, tt)eld)e$ von nun on aufljoreu mülfe, i)atte. ber .Röntg feine
Sujlimmung geben unb ii)n muffen befatmt m<icljen laffen wie
ein föntglidje» Qkict. Umfonfl Ijatten bie .|)ufyiten adjtje^n 2tr»
tifel entgcgengeftellt, um ju fccweifen, bap bie ßkgner »on »er»
hi)xtin Segriffen über Äirc^e unb .Äirdicngewalt ausgingen.
2n biefen 5lrtifeln nennen fie fiel) felbjl ben «oangelifdjen
Äleruä.
5[Ben5ct Eonnte ftdj nid;t tn einen offenen .Sarttpf mit bet
Äird[)e einlaffen, unb fo gebot er, b*^ ^u^ bie ©tabt ^rag
meiben foUte. Sn biefer 3<it waren x>on feine üorj«glid>»
fien ©djrtften an ben Sag geförbert worben, bie, t« benen bic
Trennung »on ber romifd^en Äirdje unb beren SSerwerfuttg be;
flimmt auögefprodjen. 9?od) in bem Sal)re 1412 war bü3
fQud} De tcclesia erfd)icnen. SBa^rfdjeinlid) «m 3(nfange beä
fütgenben bie ©djriffen Ad scripta Stepbani Palet/, Ad scripta
1) Cochlaeus. Hist. Hussit. pag. 47.
2) Joannis Jessinetz pro dcfensione causae Mag, Joan. Huss. Ope-
ra I. pag. 408-419.
3) Coclilaeui. Hbt. Hussit. pag;. 50— M-
— 357 —
Stanislul do Znoynm, Ad scripta octo Doctoriini. Un<)e<
fa[)r in icnfelbeii '^dtm mujTen bte @cl)nften : He Auüchrisio
ut niembroruiii ejus aiiatoinia, De aboleiidis 80ütiä et
traditiouibiis Homitiuiii, De perniciu traditionuiii luiiiiuiia-
ruin, De unitate ecclesiue, De cvangclica perfuctioue
De adoratione iinagiiiuin unt) bie Serinonos de Aiiliohristo
tifcbieneii fein. S5enn in allen tiefen ivo^nt im ©«njen g<:
nommen ein unb berfelbe ©eift, ein anb biefeloe Sic-nuerfun^
be§ romifdjen Äird)cnt!;unicä.
Snbem aber ^er Stbni^ ben So^i^nne» fluä ^rag ent-
fernte, wollte er eigentlidj nicl)t§ gegen biefen unternet)mcn,
fonbern er wüHte bamit nur erreid)en, ba^ ba§ Unterbiet »vie;
ber auf{)et)oben werbe, »veldjeS auf ber ©tabt ^rag lag, weit
t>iefeö ju IBeunruljigungen fü!)ren fonnte, unb er, entfernte er
^up nidjt, aB ein offenbarer ^e^erbefd)ü^er unb S3erad?ter ber
oberjlen fircl?ltdf)en 2(utoritöten erfdjeincn mugte. 2)er Äönig
crreidjt feinen äwer!, ba§ Unterbiet wirb aufgel^pben. S3on bem
r6mifd)en ©tu^lc f)at er iefjt weiter nidjtä ju befürd)ten, ba
Soljanneö XXIII. balb in fc^wcre 5ßcrl)ältntffe fomtnt, "ck ifem
gebieten, bie klugen jU V)erfd)lie^en bei OTcm, voci^ mä) in
S56l)nien gcfcl)e|)«n mag. 25arum bleibt er fogleid) wieber fte»
" l)m unb nicJ;t» erfolgt weniger al§ bie Scvfolgung beä cwange;
Iifd)en Äleruä, weldje ber fatl^olifclje naä) ben erfien Schritten
SBenjelä erwartet {)oben mag.
2)ie (Entfernung be§ ^u^ bleibt bajle^en aB eine üerein^
jeltc, unb wie fic^> balb erweift, fclbfl alä eine nid)t§fagenbc
!Wapregel. .^up ^at fiel) jurücEgejogen naä) ^ufftn^cj, feinem
©eburtöorte, wo er ^)rebiget wie juüor. ©eine gteunbe unb
©laubenäbrüber prebigen ebenfalls ganj rubig fort in bem al:
ten a;one, unb nad) bem ©ebote beä .lonigS, !eine wicliffiti:
fd)ert iKeinungen weiter ju »erfünben, fdjttnen fte gar nicbt
fragen, ^^iun wirb SSenjel eon ben 3i6iJÜfd)ea gern gcfcijütert
clö ein 9JJann, ber ftd) um nid)t5 gefummcrt unb 3i'Ue'5 ()abc
ge^en laffen, wie e§ eben l)abe gelten wollen, i) ift betet:?
bemerft worben, ba^ ein ganj fici^eres unb bejiinimte» Xhüyiil
übet il)n ficb üüerbiiigä nidbt fallen lafit. Sein ubrigce; £eben
fprid}t in SBatjrbeit nid;t bafür, böß er emvf^'ngiic^ gewcün
1) Dubravins. Hist. Boltem. pag. 19(i.
— 858 —
für tiefe unb veine ©efü()le, für ben waljren ©tauben imb bcig er
in tt)eltlicf)cn ingen gcredjnet mit ®efd)icf unb mit ^lugfjeit.
3nbeffcn fc^cinet eä iod) , baf er bem ^ufftti§mu5 geneigt ge^
tna(i)t', üiclleidjt nur, weil berfelbe eine Äirdjenreformation »er=
fprad), mld)t jum 58ort()eil ber n)clt(id}en Wlaö^t nu§fd)lagen
niupte, gerabe in bicfen 3(ngelegenf)citen redjnete, unb redjnete
in einer wirfücf) nid^t unfeinen SBeife. Qr l)atU bie ^rebigt
ber »icliffitifd^en ßef)re verboten unb fid; baburd) geftdjcrt auf
alle Salle. Qx mUk aber nid)t, ba^ bie Sfeformation oufgcljal-
ten werbe. 2)arum bulbete er, ba|3 tro^ fcineä SSerboteiS ber c»ans
geli[d)e Äleruä fovtleljrtc in feiner 2Beife. ©ing fo aud) bie
Äe^erei üorreartä, fo xoat eS il)m bod^ öon 9iom ^djvotx ju
beweifcn, bap fie vorgegangen fei burd; feine S3egün)]igung.
Sa^u modjte SBenjel fül)len, bap bie geit, in welcher ber rö^
niifd)e ©tu^l burd; fein blope§ 9}Jad)tgebot aud) auf ben bloßen
SSerbad)t ber Äe^erbefdjü^ung einen gürjten »om Stjrone wer;
fen tonne, worüber, fei, unb in biefem ©efüfjle fonnte er eine
neue 23crul)igung finben. Unb inkt^t i)ätu er aud) , wenn er
gewollt, nur ©eringcä »ermodjt über bie mdc^)tigen .^errcn unb
S5arone, üon benen bie et)angelifd?e ^))riefierfd)aft gefc^ü^t warb.
£)icfe aber wu^te, wie e§ gemeint fei mit ben ©cbotcn be3
Ä6nig§, wujjte, baß fie benfelben ge^orfam fei in iljrem Unge^
t)orfam. SBenig ^Sli\i)t gab man fiel) in ber %,t)at, e§ »or ber
Äatt)olicität ju tjer|)eimlid}en, wie2llleö gemeint fei. X)tm^axuS^
Mp^j-ynb btefeg fjweiten gritg fam felbfl n\d)t feiten, Uüjjj)
i^rag jurüif unb :prctigte in ber Äa^jelle ju S3etl)lel)em, ol)ne
b"af7^5"g'fwT^ wegen beö .R6nig§ unb ber SSarone, ber fa;
t^ülifd^e .SlcruS baö 9J?inbeftc bagegen ju t^un »ermodite.*)
war alfo eben fo gut, alö wenn gar nid)t>3 gcfd)cl)en wdre.
2)ie Äc^erci, wirb geftagt, gewann nid)t allein in ffioljmcn,
fonbcrn aud) in ben ßanbeit, wcld)e jum b6l)mifcl)en 5ieid)e gc;
Nörten, immer größeren 2lnl)ang. Sie fanb biefen 2ln!)ang aud)
oußcrljalb. 9iid)t, wie ber greunb bcö r6mifd)cn jlird)entl)um6
will, war eä allein Sgci^ unb 9^eib gegen bie übermäd)tige
^riejlerfdE)aft, weld)e unter bem $öolfe geneigte £il;ren ber fcfee-
rif(I)en ^rebigt fc^uf, eä war cud) ber 2)rang ber SKenfcl)en
nad) bem reinen ©»angelio, fo wie fie wieber bie crficn gautc
üon bemfelben »ernommen.
i) Cocl»laeu3. Uist. Iliissit. pag. 03.
— 859 —
2(lfü ivar bie ©teUung ber romtfdjen Äird)e iüiebcnim fc(jr
b'cbenHtd^ geworben, ©ie war je^o bebroljet t»on üic(cn ©eiteti
l)er. Sufffl bemcrfte man wieber, wie bie ölten 2Bn(fccnfcv
laut würben, bann Ijatte man ju ringen mit bcn ßoUarbcu in
©nglanb, ju ringen mit ben SfJcfien bcr glagellanten unD ber
jßrüber unb ber (Sd;wcjtcrn beä freien ©eijleS, unb cnb(icf) fal)
mon, wie »on S56l)men auä eine eoangcIifd}e Äird)e ftd) bilbcn
wollte. S^aju bemerf'te man bie ©efinnung ber gürten unb
ber SBclt, ber bie .§ierard)ie immer wiberwärtiger. Sie Äirclje
aber fonnte biefen »en öerfd;iebenen ©eiten, »on üerfdjiebenea
S(nftc!)ten (}er fommcnben 2(ngrifen nod; immer nid;t i()re trium«
^j{)irenbe ©inJjeit entgegenfc|3en.
25ie brei ^apfle 3oI)anncä XXHI., ©rcgor XIL unb 5Be^
ncbict XIII. tljeilten fid; nocb immer in bie Sbebienj bcr ffiJclt.
e§ gab nod) immer brei Äird)en, unb nod) immer wufjte 9Iie-
manb mit ganj fd)(agenben ©rünben ju bemonftriren, wekbe
bie wal;re unb bie redete fei. @§ waren jwar, wie bemeift
worben, »on bcn ©clel)rtcn anberc Segriffe über bic Äircl)e nuf^
gcftcHt werben, alä bie ^npjle fie Ijatten unb Icl)rtert, weil fie
fiil)lten, ba^ man nidjt jugeben Eonne, baß ofjnc bie minbefic
©cl)ulb ber 9J?cnfct)en , oi^ne bie minbepe 2lbwanblung uom
tomifdjcn ©lauben, ein 3ufall auf einmal jwei ober mel;rere
^irdjen fd)affen fonne. '.über biefe feineren Erläuterungen, welche
ba6 morfcfje ©ebäube be§ römifdjcn .^irdjentfjum^ jtüi^en föU;
ten, Ratten weber Sugang nod; überjeugenbe .Rvaft für bie
5Waffe ber 5D?cnfd)en. Sie, bei bcnen, wie bie SGBelt meinte,
bie facerbotalifd)e Ärnft unb ^errlid)fcit am t)6c})fien geweigert
war, bie'JJäpjle, bie be|)aupteten ja alle brei, baß fie bie allein
rcd)te Äirdje barjiellten. Sarum war ber Jammer, bie 9Jotl?,
ia bic SSerjweiflung ber ©laubigen ber römifdjen Äirdje om
2fnfange beä funfjeljnten Sabrbiin^«rt§ immer noc^ üorbanben,
ia Ijatte ftd) noc^ geweigert, feitbem ba§ pifaner ßoncil baö '
Soppelpapjltbum in ein brcifad)eä ücrwanbelt Ijatte.^)
3wci Singe gingen IjcrauS au§ biefer ßage bcr Äicdjc.
Sucrfl bic ßeibenfd)aftlid)Ecit, mit weldjer bic ^riejlerfürfien unb
bic @clel;rten, bie mit il)ncn auä einem ©ciftc waren, gegen
Sof)onneä ^uß ^anbelten. Sicfe 2eibcnf4)aftlid;feit war um fo
1) Tbeodonci a Niem. Fnvcctiva in Joannen» XXIII. F. cap. 2.
— 8(i0 —
gvöfer, je gropet bii: ©ffat)r, je grojjev ber raigcbroIjcU SSsrliill
mltliä)tx ©üter unb trelttidjer ^mlic{)feit, je geringer bei i^^
nen (S()riflcntl)iiiti uiib ©löube war. 2)aö SJiaaß beö ®laubcn5,
mld)i5 unter bcn SSotern üon Äoftni^ üorJ)önt>en, war genjif!
jel^r unbcbeutenb, £)ie 2Borte, »eldjc fte f^jredjen, tönen »ie
l^ol^lc klänge aii3 ifjrer jSBrufl, fie treiben ein (Spiel mit iljren
eigenen 9?eben üon Äirdje, ß!)ri(ient{)um , ^eiligfeit, grömwig'
!ett. @ie wollen bie SBelt betücfen mit biefen klangen, |fie
felbil glauben nid)t an ii)ren 3nbalt. (Stimmen, bie ganj un--
tjerfanglid) ftnb, benn fie fommen öon 9Jldnnern, bie bem rö^
mifd)en Äirdf)ent()ume feineSwegeö feinb, beweifen, ta0 bct
jl !Ätl)eiömuä befonbcrä unter bem ^o^en Ä(eru» febr toerbreitct
IR gewefen. Sa man fann fagcn , gewiffermaßen flellen fie ein
folcl;eS 3>^"g"i^ "^»««^ ftt^ f^l^P o"^- 3n früljeren Sab^b""^«-
(en iji gefagt worben, ba^ bie facerbotalifd^e Äraft aud) bur4)
ba§ unvüurbigfte geben, unb bie unwurbigfie ©eftnnung ntd)r
beeintrddjtiget werbe, eine ßebrc, bie fo fiarf ber^^orgebobcn
werben mu^te, weil ^flicbt unb geben bei ber üRaioritat bec
5)riejlerfc!)aft fid) im b«rteften S[Biberf\>rud) jeigte. 3u Äofhii^
\ aber bebaupten fie, ba^ man gar fein @bwfi iu fein brauet)?,
um bocb ein red}tcr ^apfi, ein redjter S5ifd)of, ein redjtcr ^rie»
fler ju fein unb ©eborfam, unbebingt^n ©eborfam, begebren ju
fönnen alä foldfjer. 2)arin liegt ba§ (Singejtänbnif, ba^ e§ öon
ber SBelt bod) ju öiel begebet fei, wenn fte von berfelben für
wirfliebe ßbrift^" gebalten werben foHten. 25arum bie 'j(uö>
fünft, ba0 biefeä oud) gar md)t nötbig fei, ba^ felbft ber gdnj»
lid)c SBangel be§ Qi)xi^tnQlaubm^ bie facerbotalifdje 9Rad)t
nicl)t beeintrdcbtige. ^) eben barum meinet oud) ßeonarbo Hxtt
tino, ob fie nid)t lad)en müßten, wenn fie fidb anfäb«n, wenn
fie bebdd)ten, wer fie wären unb i(}rc eigenen Sieben iibcrÄird)e
unb ©lawben, übe« iSugeiib unb 9?ed)t borten, ^apfl 3o=
l I)onneä XXIII. war ein beclarirter 'Kti)t\^, fein geben jcber
!■ benfbören S3erbred)an »oQ,') 2)ennod) tonnte »ermutiget wer»
1) Von der Hardt IV. 1. pag. 537.
2) Leonardi Aretini contra Hypocritas Lüieltus, j>ag. 308i apd.
Brawn. Fascil. Rer. expcteiid. et jTugiend,
3) Quidquid nnqaam mali in toto orbls fere amijita »it, vel factum,
ex te, tanqnam cx adipe ac fönte iinico dicitur prodiissc. Sic etenini
ditcordiarum sceleramqiie oiigo tunc vorabcrii.
l>cii, bfl<5 fr üon ti«n Äarbinalen, bic \i)n Qt\xiai)lt, immer nocb
btf befie gewcfen. 2)cr ?S?cmcit> l)errf(i)te gcrabe unter be« an;
gefeljcnjlen S>atetn be» ßonciB. ©ie ijutkn gffd)n>ore» on bca
^a;pfi, n)at)ienb über beffen ^(bfe^ung bcrat(;cn warb, nic^tä
5U offenbaren, n)ü§ cuf bem ßoncU feinetljalber gefcl)c()C. 2(ber
ter ^>ap)i braucfjte nur ®e(b ja geben, um oon i^ntn felbjl ju
€rfa()ren, roaö er nur wiffen wollte. ^) @te Io(^>en, fi'e lad^en,
wenn ber eljrwürbige Sol)atineä boöon rebet, ba^ er in fei«
ner ©ad)e ajfjpellirt ^abc an ScfuS ßl)ri(iu3, b. {>. ba^ er fein
SJerf auf ®ott gejleüt Ijabc unb ouf ben gottlldjen «Stiftet bet
^irdje.
'^nberc «Stimmen, bie wn ©liebern bc§ Äoftnt^er ßoncilS
felbfl Eommen, beren Sreuc unb SBabr^jaftigfeit [amit fdjwerlicb
in 3>T«ifJl gejogen werben fann, nennen bic S3atct .^eudjler
unb ?)(;aritaer, unter bencn man ber wirEligcn Gt^rifien gar
wenige ftnben würbe. ^) ^err, worum üernidjtefl bu fie nid>t
In beinern gered)ten 3orn? ruft ein 2lnberer au5.*) ©ie ftnb
alle tief in bie Sünbe gc[unfen; eö finb nur SSenig« unter il}»
iicn, ucn benen ju Ijoffcn, bap fie ter eiütgcn ©cligfcit werben
tbeiU)öftig werben. ^J^r ßebcn ifl nadb benfelben SeugnifTcn,
wie mau cö erwarten fann ton SKcnfdjen, bie ficb alleä ©lau^
benö ericbiget ^)abcn.'*) (Sie rü(;men ftdt) felbfl unb nennen ficf)
felbft ^eilige, aber Sebcrmann »eig, ba^ 0e üoüer ßJerbrec^jen
Non enini rccolo me au<1issc tet detcstabilia Je alicujas Incontinen-
tia, incestii, aduUerio, stnpro, qnam ex illo , qoi Qxorem fratris sui gt:r>
mani liube'ut Romae in conciibinain. Tlieodorici a Nitm InTcctiva in
Joannen! XXIlF. I. cap. 23. II. cap. 1.
1) T!\eoilorici a Niem De vita Joannis XXHJ. If. cap. 2.
2) Panel veri Praclaü atqiie etiam Christiani reperiuntor. Theobald]
piihlica contjuestio. A'on der Hardt I. pag, 899.
3) Cur n'-;n cacdis iltus iiiipurtiinos atrjne tibi rebclles tyrannos, qni
non modo palriinoniam tiiuin , sed et teiiipla sancta Ina profanant. Noli
differre qiii luiciisque distulisti, vindicare tarn grande scelgs, tarn iui-
mane facinus , tainque liorribile crimen. Tlieod. Vrie. Hist. conc. const.
Von der Hardt i. pag. 74.
4) Quid valent nostrae proccstioncs ant quid prcficiunt nostri ser-
mones. Udi tot ubiindant deceptiones, ubi tot snnt lupi, oviuin conir-
stfstatores. Totos coetus concilii generalis a peccatis non emdndatiir.
Ideo panci salvantur. Bernardi Baptisati Invectiva in clufuni. Xon
«!er Hardt I. .p»g. 887.
— 862 —
unb Dotier Süfie finb.*) 2Me (Simonie i|l baä gropte SScrbre;
ä)en, fd)limmet al§ Äefecvei, fic ftno alle <3imom(teiT üom
^apfie an t)i§ ju bem ©eringften. S^id^t einmal auf bem ßon»
eil beobacl)ten fie auä) nur ben äupcrcn '^njlanb. S^rc SSui)--
lerinnen t)abtn \k mitgebradjt, bic ©djanbe fann nid;t »erbor-
gen bleiben, benn bie S3uf)lerinnen rüljmcn fid). fcf)einct,
bic SÜxä)i fönnc feine ©oljne niel)r f)eroorbringcn, fonbcrn nur
SSipern nod). ^) Sic ßaper werben angebetet, bie ^Begriffe finb
l^erumgebrel)t, bie Slugenb Ijeipt 2after unb ba6 ßafier wirb
Sugenb genannt, auf nicl)t§ ijl bcr Eatl)olifd)e ©laube l)crab3Cs
bxa(i)t. ^) Sie ^riejterfürjlcn biefeä ßoncilä ge()en üorauä in
bem Unglauben, ba ifi natürlid), bap bie Saien mä) nicf)t
mef)r glauben unb fidj md)t meljr fummern um biefeä ßoncif,
ouf tt)eld;cm frei(id) aud) nicbtä weiter ül5 ein groper ^anbcl
mit allen Singen getrieben wirb. *)
©0 tincn bie Stimmen ber ©iferer auf bem ßoncil. Sie
$8ater fufjlen wol)l bie S3itterfcit Diefer ' 2lrjenei , of)ne iebo4)
ctwaä 2lnbcreä ju t()un, als bap fie »on anbern Sfcbnern i[)re
Wla(i)t, ©ewalt unb .^errtid^feit preifen laffen, weil fie bodj bie
ollgemeine Äirdje barpellten, weil ber ^eitanb unter ibnen
wobne, weit bcr (jetlige @ei|t bod) auf ifjnen rulje. Sod) fcli)fi
bie beftellten unb bejablten ^anegprifcr ^aben nidjt umt)in ge»
fonnt, bie bitterften ©eitenblid'e auf ben wal;ren ©tanb ber
Singe ju ti)nn. ^)
SBenn man nun burd) alle biefe Singe fid;er wirb, bajj
unter ber bei weitem größten fWeijrjalil bercr, weldjc ben J^el»
1) Dicantar virtutibus omnibus clarerc, qaain tarnen constct eos
omni si)nrcitie plcnos. Theobald! publica conquestio. Von der Hardt
I. pag. 904. 909. 910.
2) Nam cum oHin mater ecclesia r,um dclectationo peperisset egre-
gios et spectabiles iilios adoptivos, nunc vero quasi stcrilis effecta vi-
pereos concipit lilios, quos non sine gravissimo dolore utique niptura
parturit abortives. Mattliael Roederi Oratio. M'^alch. Moniiuenta inedii
aevi II. pag. 37.
3) Fides catholica ad niliilam est redacta. Bernliardi Baptisati In-
vectiva. Von der Hardt I. pag, 880.
4) Jacobi Laudensis Idea inelioris pont. eligend. Von der Hardt
I. pag. 935.
5) Thoodorici de Monasterio Pancgyricas. Bertrandi Vaqueri l'a-
ncgyiicus. Wakli. Moninienta oiodii aevi II. pag. 82— 12Ü.
— S63 —
bcn beS ©oangclü, Soljnnneä ^u^, f(^msrjcnvoIlem geuer^
fobe üerbammten, bct ©laube an baffelbe m<i)t »orljanben roar
iinb fie i^n olfo »erbrannten, nur »eil fte SSerlujl if)rer trbts
bifdjen ^errlidjfeit burd) feine Sefjre furd^tcten, fo nafjmen bie
ajorgdnge ju ßojlnt^ allerbingä eine @ef!«lt an, mld)t btc
tnenfd)ltd)c S3rufl tief ergreift, ^ber 'eben biefer unter ben SSd»
tern »orfdjfagenbe Unglaube unb bie Surd)t beä beoorjieljenben
SSerlufieä macbt bie ßeibenfd)aftlid)feit unb ben J^af begreiflid),
mit weldjem fie gegen ^ug unb feinen greunb ^ieron^mu^ ^an«
beln. SJjre ganje ßeibcnfdjaftlidjfeit, ii)t ganjerJ^a^ war auf»
gefladjelt burd) bie ©rö^e bcr fie umgcbenben ©efafjren unb ber
S}?ange( an d)riillid)em «Sinn unb d)ri|llicl)em ®(nuben fefete ftdf)
leid)t über bie ^Trt unb SSScife ber 9)?ittel, bie jur SBcrnidjtung
be§ geinbcS ber irbifd^en ^err(icf}!cit führten, fjinweg. ^) S)aä
Breite aber, n)a§ mit S'Jotljwenbigfeit auä ber Sage ber Äirt^e
fid? ergab, war ber ©ntfilup ber SOIajoritat bcr ^rieficrfürjien,
ba§ breifa^c ^apfttfjum nid)t langer ju bulbcn. 6» gab ben
Äe^ern ein freiere^ Spiel, unb bie 3wcifel, ttjeld)e bie Matt)0-
lifc^en qudtten, wo unter ben breien bie redite Äird;e ju finben
fei, brol)cte aud) unter biefen ben alten ©laubcn ju bredjcn.
I 25ie beibcn ©egenpcpfle JBenebict XIII. unb ©regor Xil.
I ()attcn fid? feit bcm ^jifancr ßoncil be^aupttt mit »ielcr (Stanb;
l^aftigfeit unb alle 2(uägleid)ungäüorfdjldge jurürfgenjiefcn. 25ie
brei ^dpRe »erbammten ftd) unter einanber oB Äe|er unb
®d?iämati!er. ^Sliöjt feiten ftelltcn fie bann ^atarener, SBaU
bcnfer unb anbere Äefeer bid)t neben bie bciben ©egenpdpfie,
unb überreifen fte alle äufammcn bem Tlbgrunbe ber ^6Ue. ^)
SSencbict XIII. befanb fid) nod) in einer äiemlidj günfiigen
Sage. Sl)« erfannten nod; .Saftilicn, Slragonicn, 9?aoorra,
Sd)ottlanb unD bie nid)t unmäc^itigcn ©rafen t?on goir in
, granfreidj an. Xiai)tt fül)rte er benn Q\iä) nod; eine fe^r f)ol;e
1) Nec vero gens esf nlla ad crodelitatem propensior, si ulciscendi
liccntiam nanciscantnr. Qua in re ahnntJarem exemplis nisi ab initio
proposoisscni neminem nominare. LeonarHi Aretini contra Hjpocritas
Liliellas. 3n tcr !5f)nt Por|ic!)ti3 nennt] tr ^JJieitiQnb, au^ bcii ÄleraS
nid)t, ben er weint, unb bocf) rcbct er burrf) bie ganjc f leine «S^rift auä)
wieber fo, br.jj nmn fie mit ^dnbeu greifen fann.
2) Bulla Gregoril XII, apd. Raynald. Annales ecciesiao a. 141»
XVII. pag. 409.
— 364 —
©prad)e. dt l)&tk QtU\)xk %e.bitn für fid) in Scwcc^ung qc- i
f€^t unfc gegen baS :pifanifd?e SoncU fdjrcibeii laffeit. 5n btefeii I
<Sd?riften Ijatte et crfldreti laffcti, bofi ber ^eitanb unb ber ^
^opfit ein unb baffelbe ^aupt ber Äircl?e wären, 2)amit
l)atte er ben »on ben ©elcf^rten oufgcjtelltcn Untcrfil)ceb einer
fatt)olifcl^en Äirdje, beren ^awpt 3efu§ 61)rijluö, unb einer x6:
mif^en, in «rjlerer entljnttencn Äirc^e, beren J^aupt ber ^opft
fei, untergraben woDen. Sn biefen ©djriften waren mä) ben ^
SSe^ouptungen feiner ©egner ungemein toielc .Redereien ju fin»
ben. ©d)limmer fianb e§ mit ©vegor XII. ^ladjbem Äönig
£abi§(a5 ii^ti »erratfjen t)atte, wax feine £)bebien5 ganj unbes
beutenb geworben, ©o [jartndrfig er aud) früher oewefen xoax,
fo tjatten bie 3eit unb bie (freigniffe i^n bod) mürbe gemadjt.
Qx fanb wdtjrenb beä Äofinitjcr ßoncilä, bap ein ^pap^Ü)üm,
wel(^)cä fajl 9?iemanb mef^r anevfenne unb wcld;em befonber»
S'liemanb mti)x jable, toö) im ©runbe genommen nidjt met
roertl) fei. 2{tfo erfal) er nadjmalä bie 3eit, fein ^ontificat nod^
für einen guten ^rei§ on baö Äofinif^er ßoncit lü5jufd)Iogen
unb auper bem ©elbe nod) noml)ofte ßobeäer()ebungen ju ge^
Winnen.-) 25a§ ©elb war unter ben ^riefterfurilen baä ßim
jigc, was in "ifufd^tag Qthxaä)t warb, c§ modjte bie 3?ebc fein
wo»on eS woUte.3)
2)cr brittc ^apll, 3o^anneä XXIIL, fianb freilidj feinen
beiben ©egnern dufer(id) \et)x überlegen entgegen, ba feine SDbe»
bienj "bie bei weitem größte war. Snnerlid; aber jlanb et fefjv
fd)leci)t begrünbet. S)avum t)atte er fid), wie bemerft, nad)
oHen ©ei.ten gteunbc ju erwerben gefud;t. äBefonberä tradjtete
er bie ©unjl ber parifer Uniuerfttät ^u gewinnen, we(d>c bei
geklärten ©treitigfciten oftmals ben 2(uöfd)[ag gab. SJielc »or^
1) Gersoiiii Demonstratio contra Petram de Lima. Von der Hardt
II. pag-. 581. ■
2) Sl)cobor oon <J2ura fd)ilbcrt ben ^apti ©rcgor XII. in ben 3n','cc* |
tiocn roie ben »crrucf)te|T«n ber 9Jii'nfcbcn, nncf) feiner ^itibiinfuno in ba 1
Sc()end()cfd)rcibung Sobanneö XXMI. niac;)t n einen (Sngcl au* ihm. I
3) Hodie, i»roli dolor, i>cciniia tincit, pcciiniu i;r|icrat universi», m
Lodie pecnnia', dissoiianlia et iuiconn>atii)ilia consonat, ina<'qn3!ia an- M
i[iiat, ima siunmiis conjiin^it. Hodii; jicciinia isnpios jusl:lirut, im-.fl
nicritos et iniiigiios jiistilicat et exaünf, rcprobo.v acco.y.tst et coMiiieml;it. m
Auctoris Anonymi oratio in C'cnc. Coiist. Walcli. ftioniinenta iiie.üi acvi^
II. pag. 132.
363
nef)me uixb nn3cf«f)ene 9}?anncr t)aUt et in taS ÄarbfiwfScoUe*
(}inra ^bcu fotip «)irf)ti9en <BttUm gefördert, banttt fie wie»
Oixum ii)n Italien foUteU; fünttcnl)/ t>ap fte felbfl mit i^m fa(=
(eit m6c5}tcti. ')
war bcr S5licf ouf fein teUn, mld)tt if)n mit ber im».
nienva{)venbcn '^(ngjl erfüllte, ba^ er fein mit fdjweren SSerbre^ '
d)cn errungene^ ?>ontific(it boct) wicber verlieren Eonnte. !Äuf
bem ßoncii ju Äo|!ni^ fonntc \>on ii)m gefogt werben, bap et
von frül)eftet Sugcnb an burd) ©djamloftgfeit, Unjüdjtigfeit,
ßug, SSetrug, Ungeljorfam gegen feine ©Item ftcfy in ben aU-.
gemeinen 9iuf einer grenjenlofen ^lidjtänjürbigfeit gebradjt, ba^
*r barauf @ccrduberci getrieben unb bann, wie Sl)eobor tjon
Sliem fagt, unter bem 9?amen einc§ ©tubenten ftd) längere
Seit in S5ologna flufgebolten, aber nid;t§ gelernt unb weitet
mdbtä getljan, al6 bie Siädjte in wilben @cl)temmereien f){njue •
bringen. Serner, wie er, nad;bem er üon iBonifaciuä IX. jum 1
ßubiculariuä unb 3fr(I)ibiaconuä ernennt worben, in beffcn9Zas
tnen bie Äird)endmter öerfauft, »iete {Betrügereien babei began»
gen, bie (Bsplünberten nodb »erf:pottct unb fteSSarbaren gcfd)oI»
ten, mit bem jufammengefdjarrten (Selbe 2Buc^>er getrhben. SBic /
er ftd^ fpdter bie Äarbinalöwurbe üon bemfelben ^o^pjic erfauft, V
wie er fid) jum Segaten oon S5ologna ^abe ernennen laffen, wie -
er bie «Stabt, bie ftd^ bamalä gtgen ben ^ap\t empört, belas
gert unb eingenommen unb bann fo »icle a)?enfd)cn, baf eine
Reine ©tnbt mit i^nen angefüllt w«rben fönnte, wenn fte leb*
ten, babe binrid)ten laffen, nidt)t weil fte eine @d)ulb, fonbera |
weil fte ®elb gehabt, beffen er ftcb b^be bemcijleen woÄen, wie ] ,
er bie ganje ©tabt, aUe ©tdnbe in berfelben metbobifdj ge^plün; ; !
bcrt, eine ©teuer felbfi üon ben gemeinen grauen cincafftrt |
^abe, wie er in biefer ©tabt Spönnen, SGBeiber unb Jungfrauen j
— man fonne beren me^r al§ jweibunbert jd^len — QtmaiU \
fam gcfd)dnbet, in 9?om Unjudjt getrieben mit feineä leiblidjen |
Sruberä ®attm, wie er feinen Sorgdnger, ben ^a^jjl "Ultvarii i
ber V. unb beffen Ärjt b<ibe oergiften laffen, wie er burdjJBes j
jiedbung auf ben apoftolifcben ©fubl gcfommen, wie er auf
bemfelben bie Äirdjendmter an feine SSafiarbc, an fleine Mm- I
1) Theodoriei a Niem de vifa Joannis XXni. lib. I. cap. 23. Petri
Alliaco: de reforaiatione ecclesiae, ai)d. Gerson. Opera p^. 305.
366 —
ben, an Caicn mfd)aci)erc, wie et tic ganjc ^it^t unbarm^ier^
(jig ^ilunbere unb OTeä in @clb umfcl)ta9e, waS ftd) baoon um^
fe^eit liepe, rcie er, ber beclarirte unb beterminirte ^ftf^eijl, bic
Unflerblid;feit ber ©ecle, 2£uferfte()un3 unb jüngfteä ©eridjt
Idugnc, t>erftcl)erc , bafj mit biefem ßeben "äiltä (iuägemad)t fei.
2)arum nennen tljn bie 2Cnflagcacten ben ^(bgrunb aller
©ünben, ben ein9efleifd)ten unb unverbefferlidjen @obn öUer
benfbaren 23erbrecl)en, einen ©iftmtfcber, SSobtfcbläger, 9?üuber,
Jtefjer, ein ©canbal für bic ganje SBelt. 2llle biefe Singe mn
ben übet baä SDberbaupt ber Äird^e nid)t allein gcfagt, fonbern
fie werben aucl; erliefen, ©ie ftnb entweber, wie bie SBergifs
I tung be§ ^apfteö ^Hcranber, fo notorifd) unb bejeugt, bap 9Jies
manb baran jweifelt, ober ftc werben burd) einjctne, auäbrütfs
liebe S^usniffc »on Äarbindtcn, S3ifd;6fen unb anbern Jltcricern
crf)drtet. ^)
SBeld)e SSürfteQung foH man faffen toon einer Seit unb von
einem «ötanbc, ber fold)' einen SOfann binaufitellte al5 baö
Cberbauipt ber Äird)e, alö feinen ^errn unb 9tegierer! SÖSeldje
S5orftellung foU man eublid) faffen üon bem ©eifte bejfelbetx
®tanbe§, wenn bie @cfd)id)te bie Ueber^cugung an bie J^anb
gicbt, bap ber SO?ann öon feiner boben Stellung entfernt warb,
ui^t weil er bie S3erbred)en begangen, fonbern weil bie SBelt
ftd) anfing ju üerwunbern , wie eä bod) fomme, baß man oudj
mit fotd;en a>erbred)en betaben ber S^adjfolgcr bcö oberjicn ber
3lpo)lel fein fönne.^) 2)ie ganje Stellung ber Äirdjc war in
biefen Tlugenbliden l)6d)ft bebenflid?. 25ie btei ^dp^e jerriffen
bic alte 3Iube unb ©id)erbeit beö ©laubenä ber großen SRenge,
bie Äefjer ^prebigten »on bem ßoangelio unb bic ©roßen bet
SBelt fingen an unterfud;en, auf weldjem ©runbe benn
cigentlid) bie .Rirdjc jlcbe. 25aä war fo fd)limm, wie aud)
ein SJebner ju Äoj!ni^ bemerft, baß man anfing, bet Äitcbe,
1) Von der Hardt IV. I. pag. 228 — 255. Sessio generalis XI, in
qoa Joannes Papa publice accusatus, pag. 228 — 237. Articuli LIV.
puqlice oblati contra Papam Joannem pag. 237 — 248. Articuli contra
Joannem Papam probati, sed ob honorem ejus non praeiccti, p 248—255.
Theodorici a Nicm. de vita Joannis XXIII. IIb. I. cap. 1—15.
2) ©cn Äarbinälcn wat gernbc bicfcr '))npil rcc?)t, fic miinfcf)tcn unb
Ocgefjrten fnncn anbctn. Gerson. de reformatione ecciesiae. Von der
Hardt I. pag. 94.
— 367
b. i). btx ^icrard^ie, ©rünbe entgcgenjubalten, auf m\d)e man
bk Antwort fdjulbig bleiben mupte.*)
2>aju fonnte man nid)t länger bulben, bap ein S5?ann
wie Sofjanncä XXIII. ben apoflolifcljcn (Stut)! länger befä^c,
ber bcn ©tauben an bie ^eiligfeit beffelben unter ben 5Kenfd)en
jcrjloren mußte. 25arum warb jefet »ielfadb barauf aufmerffam
gemacbt, ba$ bie .Rircbc bringenb einen 9elef)rten, njeifen, gu:
ten aJZann jum ^apjle erbalte, ober roenigjtenä einen foldjen,
bciJen geben fein öffentlidjeä (icanbal gäbe.') £)ie £)enfenben
unter ben ^ric|lerfürflen unb iljren greunben mußten bariiber
einig fein, bajj biefer ^apfi ^inweggefdjafft werben muffe
Ueber bie SJot^wenDigfeit ber ^igjinwegräumung be§ 2)oippelpaptl»
tl)um» waren fie längfl einig gewefen. 5(lfo waren fd)on öoc
bem .Koftniljer ßoncil ®d;riften erfd^icnen, in benen bie ße^re
öon ber Suprematie allgemeiner Soncilien über ben ^apfl üon
neuem eingefdjärft worben. ^in unb wiebcr gab man e§ bem
Zapfte aud) fd^on ju üerjte{)en, baf ba6 ^cil ber Mxd)t wo^l
begehren werbe, baß er feiner SSürbe entfage auf biefem 6ons
eil, 2) bie Ärone bec 2)emutt) gewinne unb fid) opfere für feine
.l^cerbe.
2)ie ©emütljer ober ber weltlid)en ©rofen unb Herren
würben »ielfad? bearbeitet, unb ba^ allgemeine ßoncil, weld)e§
bie ©inbcit be& ^apfttljumeä unb ber Äirdje wieber i)ex\ltUtn
füllte, wirb ben ßaien aud) angepriefen al§ ber befte unb ftd;er|lc
2Beg jur allgemein gewünfd)ten Sieformation, ift ftd)tbar,
ba^ unter biefem ^uäbru(f beibe 5£l)eile, bie ?)riefterfürfien unb
ber beffere, benfenbe, öufgef'lärtere, uneigennü^ige Zi)tii bet
8aien unb beö niebrigen Äleruä, an etwa§ 3Cnbere5 bad)ttn.
®ic ^riejlerfürflcn »erflanben barunter weiter nid)tä, al§ baS
.^inwegräumen einiger 2(nmaßungen unb ©elberpreffungen be§
römifd)en <Stut;leä, bie if)nen befonberä läjlig wären, ber anbrc
1) Proh dolor Dianas nostra, qiiae olim libera erat et regina, oppri-
niitar iinpugnationibiis tyrannorum, vexatur argumentis et cavilationibus
hereticorum. Auctoris anonymi oratio in Conc. Const. Walcl). Moni-
menta nicrlii aevii II, pag. 126.
2) üllerstoni petitiones quoad reforniat. ecclesiae. Von der Hardt
I. pag. 1130. 1144. Petri de Alliac« ile necessitate reforniationis, Ger-
son. Opera pag.
3) Gersonii de modis nniendi ecciesiam. Opera II. pag. 183.
^ 368 —
I)fl(^)te bobcS an eine jyfegcnerotion bcr ganjen Ättd^C; a\\ bie
"ifuflleUung bcc 58?ittel, watjrtjaft cljriftlidjen ©Inuben unb mit
t()m ^rt(ilicf)eö geben unter baSSSolf ju bringen, an eine ^ins
roegraumojng bcr Singe, weldjc pdjunnüg, gEfd(;tlid) bcr \va\)>
ren Ätrdje erwiefcn. 25er eine büd>te biefcö mit größerer , ber
anbere mit minberer Älarbeit. SBer eö bad)te mit ber größten
Älarbeit unb wer mö) bem @t>ongelio bie SOiittel nad)n)eifen
wollte, mit bcnen fo @ro^e§ gewonnen werben fonnte, ber eben
war ber Äc^er. ®arum fonnte audj gegen ben '^uägang be5
5Kitte(alterä mit 9fcd)t gefagt werben, bie ^alfte ber 2Belt U*
jlanbe au§ Äe^ern.
£)ie 2Cngjl aber be§ ^ap^t^ 5o()ann€S XXIII. war gejlie*
gen, wie er bie ^Bewegung unter ben ^rieftcrfürjten gewahrte,
t>a§ ©djiSma aufju^eben in ber SDBeife, ba^ nidjt allein bie
©cgenpopße, fonbern auä) er, ber wa^re romifd^e ^"»ontifer,
wid^c tton bem ®tiif)le bcr 2rpo)Tel. £?arau6 wirb aud^ begreif»
liä)f wie eS fam, ba^ er ben ©act)en in SSobmen feine au§j
bauernbe 2iufmcrEfamfeit wibmete. SDer allgemeinen ©timmc
ber ^od)priefler|'d)aft, wcld^e ein Soncil begehrte, um ba§ brei»
fad)e ^ap)ttl)um auf^utöfen, bcr allgemeinen Stimme ber Saiens
weit, ml(S)t baö ßoncil be9ef)rte ob ber allgemein erfel;nten Äir^
d)enrcformation, '^ättt Sobanneä XXIII. fct)werlid) lange au§t
wetdjen fonnen. 25ie Umfidnb« befdjleunigten cä. Unter be«
gürjten ber SSklt begeljrte ba§ ßoncil am eifrigften ®tgi§munb,
ber Äaifer, ber .Röntg ber 25ewtfd)en unb ber Ungarn.
floffen bei i^m bcr bcftimmcnbcn ©rünbe mehrere jufammen:
benn ou^er ben allgemeinen wollte er aucb barum bie ßljriftcn:
^eit vereiniget feben, ba^ .Kraft gewonnen würbe gegen bieDS*
manen, welc^>e fdjon an bie Sbore Ungarns pochten. 25anr»
mag er aucfj an iBöbmen gcbad)t baben. war öorauSjufet
Ijen, bag SBenjel, fein ®rubcr, tinbcvlo§ {lerben würbe. Qv
wollte 9?ul)c baben in ®übmen, bie am befien burcb ein 6on»
eil b«geP«Ut werben fonnen \ä)im, bomit ferne ©ucceffion
ficljer geftellt würbe,
@§ gcfdfjal) aber, ba^ bie übribcgrünbete greunüfcbaft jwis
fcl)cn bem Äönig Sabiälaä von '^tapd unb bem ?)a!pfle ^oS^m*
neä XXIII. brad). £)ie lücranlaffung war unbebeutcnb, ber
^auptgrunb war, bap ber Äonig boä «Streben md) bem üBcfils
be5 Äir4)en|i«ateS nidjt aufgegeben. 2)c6 Äonigä Gruppen
— 369 —
bemeijlcrtcn fiel) pWid) bcr Stobt Siom. 25er ^a^^, bie
Äarbinatc, bie ganje Äurie ijermod)fen nod) ba§ SSeite ju qv
Winnen. 2?er ^apfl flol) nncf) bem o&crn Stalten. J^iev traf
er jufammen mit bem Äaifer «Sigiämunb. grül^er fdjon \)atte
berfelbe ben ^apft aufforbern laffen, eine ocumenifdje Spnobe
öuöjufcljreiben, beten SBteDerIjolung ba§ pifaner Sonett beftimmt,
büxd) n)eld)eä baä ©d^iiäma nllcin beenbet werben fonne. Sn
einem unbenjad;ten ^fugenblicfe Ite^ fid) ber ^apfl ba» SSerfpre^
d)en abgewinnen, bie ©pnobe auäjufrfjreibcn. 2)ccember
be§ 3a{}teä 1413 erfd)ien bie SSufle.^) 25aä ßoncil war ein=
berufen auf ben SRoüembcr bea folgenben Sa^veä. 2)er ^apjl
erfctjraf ungemein über feine Unoorffd^tigfeit. Qt wollte 2(Ue§
wieber juritcfnel^men. 2fber fclbp bie Jtarbinäle, wclct)en fon|l
an bem ßoncil aucl) nicl)t »iel gelegen war, t)erftd;erten, bap
biefeä nid)t gelje. 2Cud) befanb ftd) So()anneä felbft ^jolitifd)
bi§ tief in ba» 3al)t 1414 Ijinein in feljr fdjlimmen SJer^dlt:
niffen. Äonig 2abi»la§ fe^te ben Ärieg gegen ben ^a^fl fort.
mad^te 3injialten, benfelben in SSoIogna ju belagern. 3ti
biefem Unternel)men unterbrach aber ben Jlonig eine Äranfljeit,
weld;e feinen Sob (;erbeifül;rte. ^)
2)aburd) warb Sofjan'ieö jwar »on biefer ©eite frei, aber
e§ l^alf nid^t mel)r. 25enn ber Äaifer ©igiömurtb l)atte, auf
ba§ ■2(uäfcl)reiben be§ ^apjleä gefiüfet, alle 2Belt bereits einge^
laben jum ßoncil. 25ie ffieprcbungen be§ ^apjleä ©regor XII.,
ba^ nidjtS werben mo^te au3 biefem Soncil, waren ganj m\--
beaditet geblieben. ^) 25iefer t)atte beSljalb »ergebend eine S3ulle
an ben Äaifer ©igiämunb erkffen. "Knö) 8abi§laö Ijattc eben
fo »ergebend in tiefem ©inne gearbeitet. 25ie Stimmung ber
Söelt war für ba§ ßoncil, unb fte jeigtc fiel? ali eine dJlad)t,
weld):r nidjt immer mefjr wiberftanben wcroen fonnte. Qint
golge ber gejieigerten ffiilbung unb ber erweiterten SSerbinbung
unter ben 3Renfd)en. S5at)er f)atte ber ^apjl, wcldjer feltfam
in feine eigenen 9Ie^c uerwicfelt werben, fid) genotfjiget gefeiten,
bie ^njlalten jum ßoncil ernftljaft ju betreiben. Qt Ijattt nur
nod^ eine .|)offnung, baS ßoncil fo ju leiten, baf üon i(;ni,
I 1) Rayuald. Annaics ecclesiae a. 1413. XVII. pag, 4.31.
I 2) TüeoHorki a Niem de vita Joannis XXIII. lib. I. cap. 39.
■ 3) Raynald. Annales ecclesiae a. 1413. XVII. 434.
I II. ZtitiU 24
— 370 —
feiner 9?ecl)tma§i9feit^ feinem Seben auf bemfelbeii nid)t gefpco«
cl)en würbe. 2)aju foHten i()m bie ®c^d(je bieuen, welche et
jufammcngepvept Ijatte, bie er mit nad) Äoflnife na(}m, mit
benen er bie citlbern ■SirdjcnfürPen ju bcflccljen büd;teJ) (Sc
fannte fid) itnb feine ßeutc. ®oct) bad)te er nod) an anbere
@icliev^)eiten unb ernannte ben ^erjog griebrid) von SDefterreid)»
.'Jirol, bem er eine tiidjtige Summe auöjal)(en liep, jum ®on»
fübniere ber ,Ätrd)C. ^) @o geftdjert, immer aber üoU gurd;t
unb Umrißen , gelangte 3o5anneä XXIII. am 28. Dctober beä
3al;re5 1414 in bie ©töbt ^ofini^^) gtitja um biefclbe 3eit
irarb ber ?>ap|l and) lieber .^err ber ©tabt 9iom, ba burd)
ben Äpb beä .Äonigä gabiyfaä bie ^(nne be§ .^aufeä S^ieapel
auf ben .Kirdjenftaat öor ber SQani» jufammengebrod}en waren.
£'er 2(nfan9 be§ (5onciI5 mn^re aufgefdjoben »werben.
S)ie 2£u6ficf}ten für ben ^'*apft l)atten ftd) bereite trübe ge»
fiattct. Äaifcr ®igi6munb l)atte \id) fe^r ttiel I)crau6genommen.
S'r hatte bie bciben ©egenpäpfte eingelaben, buvd) "^ibgeorbnete
nuf bem (Sancil ju erfd}eincn, a(ä wären fte nod) anerkannte
W,äd)te, ba bod) ba§ ipifancr ßoncil bereite über fte entfd)iebe"n
l>Ute. S)ie ©ntfcl)eibung beflctben, il^re 2{bfe^ung, warb burc^
fold)' Sierfal;ren gewiffermafien iriberrufen. SBie nun bie S3i»
fd;6fe, bie Soctoren ber Uniüerfitäten , bie '^(bgeorbneten ber
wcltltd}en gürflen, enb(id) ber Äaifer ©igigmunb felbp am
14. Siooember allm^lig anlangten, würben einige präparatoris
fd;e ©if^ungen gei)alten, unb baä ßoncil felbfl war am 16. S'Züj
»ember eröjfnet worben. ©leid) am "Anfange na()m 'KÜci eine
feljr ungünftige Söenbung für ben ^apft. Qx wollte bcfonberä
burd) bie Staliener ben ©runbfafj burd)fe4)ten laffen, bap ba»
gegenwärtige ßoncil nur cngefel^en werben fönne alä eine gortt
fefjung beö pifönifdjen. £)iefn- ©runbfa^ war für i^n »on bec
l;6cl)jien SBidjtigfeit. 2)enn eö folgte nun üon felbji baraui',
büp bie beiben ©egenpäpfle gar feine ^dpfle wären, bo§ von
il)neii gar nid;t meljr bie Siebe fein fonne, er aber ftet)en bleibe
clo ber redete ^apfi, ba er ber Sladjfolger, ber canonifd):red)t«
mäßige 5)iadjfolger beä von jenem ßoncil ernannten, 2t(e]can=
1) Tlieodorici a Niem de vita Joannis XXIII. lib. II. cop. 2.
2) Von iler Hardt II. pag. 146.
3) I/enfuiit. Ili&tuirc du concilu deConstance. I. pag. 19.
bev§ V. fei. 2)te grcunbe te§ 9)appe3 3oI)anne5 XXIII.
be()aupteten bal)er oud) , bap gegen bie beioett falfdfjen
'3)dp]le unt) xl)xt ^Tnfjnngcr njeiter s'^'^ md)t§ übrig blei=
be, ala bie SBaffen ju neljmen, wenn fie ftd) nid)t fofort fügj
ten. 2)tefer tric^tige ©runbfa^ b^itf« "'"^^t burd^gcfe^t trerben
fonnen, »eil ein groger 3;f)eit be§ Ä(eruä überjcugt war, bag
bie itirclje nur bann raieber ju 3(nfel)en unb 2(d^tung gelangen
fonnte, wenn ber ganj unwürbige So^anneS XXIII. entfernt
würbe. 2)af)er be(;auptetcn fte jefjt, bag feineSmei^eä Untrüg=
licl}fcit einer öcumentfd^en ©pnobe, nicbt einmal in ®lauben3«
fud;en, angencmmen ju werben braiid^e.
^ricjlerfürfien formiren fiel) bie £)ogmen über ©cwin^
nung unb geftficßung ber ©inljeit ber Jtircbe, wie fie bicfelben
jebeämal braueben. @ö fehlet il;nen übcrl)aupt nirfjt an einer
gewiffen .Runfl ber Interpretation, welche b^^au^bilft auä allen
Siotben. Sie (Simonie ijt baä fcbwärjelle unb abfdbeulidjfle
öUer 23evbrecl)en, baä oiel fd)limmer no6) ifl alä .Kefierci. ^)
2)0 fie nun aber jum bei weitem größten S^beil burd) Simonie
JU iljren Stellen gefommen finb unb ftd) bod) unmöglidicr 213eife
felfcji jum geuertobc »erbammen fonnen, wie fie mit ben MtU
jern bcfonber5 t^un, weld;e gegen bie ^ierarc^ie reben, fo i|l
biefe ©imonie aucb wieber fein S3erbrecbcn, wenn man fte ge;
trieben bot mit einer guten Tlbftdjt unb einer guten ©eftnnung.
25a ijt nun bie Interpretation glürflicb ba, burcb welche fie fiel?
öUe fjloiren fonnen. ©o in allen S^ingen unb and) biefeä SKal.
■2llfo wirb burd^gefef^t, bag bie ©efanbten ber bciben ©es
genpäpfle angenommen werben müßten. 2)a5 3lllerfd)limmfte
aber iit/ bög fogleid) öorgefd)lagen wirb, wie bie ©intracbt ber
Äirdje am befien erreicht werben fonnte, wenn alle brei ^\vp{le
juglei^, mitl)in aud) ^ol^anmi XXIH., freiwillig obbanften,
ein 2lnfinnen, gegen wcld;eä bie pdpjilidjc ^artljei fid^ mit ber
duferjten SSer^weiflung webrt. @ben fo fct)limm ift, bap bie
S3ifd)ofe bas alte JRcdjt beä Stimmend auf bem Goncil nicbt
allein behaupten fonnen, ba burdjgefe^t wirb, bag über(;aupt
oUe "^nwefenbe foUten mitflimmen fonnen, unb jwar fo, bap
1) Mauritius de Praga. Consiliiim dt» oinendanda ecciesia. Von
der Hardt I. pag. 86S.
2) Gersonii de Simonia abolenda. Von der Hardt F. paq. Ii.
24 •
— 372 —
md)t tie Jtöpfc, foiibern bie Stationen 9C5df)It würben, ^icfeä
war bcn "»prieflerfurflen be§f)alb üon einer grof^en 2Btdf)tt9Eeit,
m'ü fte cä bicfeä wirÜid) abgefel^cu I)attcn öuf eine 'ilxt
von Sxeformattün. Sic wollten bie übermäßigen Sitä)tc ein«
fd)ranfen, weld)c fid) bie ^apfte über bie Äird)enamter angc»
maßt ()atten. 2)ie ^(uäübung biefcr 9ied)tc fiel guten Xi)tM
jum S3ortl)ctt ber Italiener. 2)er Staliener war eine große 3a()t
auf bem (Sonci(, weldje auä bem angegebenen ®runbe bie <3ad;e
be§ ^apficö üerfed)ten mußten wie eine Sflationalangelegen^eit.
'2{l[o wollte man bie Italiener um bie 2(uäfid)t auf bie S0?6gj
lidjEeit be6 ©iegeä in bicfer @ad}e bringen.^)
Sn biefer SOBeifc Ijatte ftd) ber 3lnfang be» ßonctlä von
Äopnifj gemattet, ©ie bewegte ftd) fort unter uielen unb l)efi
tigen ©türmen, unb bie SSötcr tjielten eö nirgcnbä nid)t einmal
ber 9}lü()e wertl), ben äußern 2ln{lanb ju beobad)ten, webcr,
wenn fte auf bem ßonctl über etwaä jlrittcn, nodj in itjrcm
fieben. @o viele SSerbreij^en würben in Äoflnif^ begangen, baß
eine lange 3ett nid)t Ijingereidjt l)aben würbe, bie <Stabt jn
reinigen von allen ©reuein. ^) Sn ?3obmen aber fcbeinet feit
bcit julel^^t crjaf)lten ©retgniffen nicbto von S3ebeutung gefdjc^
^)en ju fein. Um bie 3eit, wo über bießroffnung beö ßoncilö
ge'banbelt wirb, finb, aber man weiß nicljt von wem juerfl,
Unterf)anblungen eröffnet worbcn mit Sobanncä .^uß, baß er
fid) ju Äoflnifj einftnben möge. (5§ ift barüber viel l)tn unb
\)tt gefd^rieben worben. Sn biefen ©d)riftcn unb burd; biefc
Unterbanblungen ift ber eljrwürbige ^uß getaufd)t worben auf v
bie fd)anbbarpe unb abfdjculidjjlc 2Beife. £)ffenbar bringt man
il;m unb ben SSöbmen ben ©lauben bei, baß ju Äofinifj eine
orbcntlid)e tlnterfud)ung angcfiellt, baß mit J^uß nur burcl)
©rünbe, auä bem Svangelio entnommen, gellritten werben
foUtc, böß man felbfi ber SBabrljeit auf ben ®runb ju fommen
wünfd)e, baß man nur biefe fudjc unb erfirebe unb nur mit
ben 9}?itteln allein , buxd) wcld;e fte gewonnen werben fonne.
^uß Ijat fiel) nun immer bet'cit erflärtju fommen unb 3fntwort
ju geben über feine Seljre, fo wie nid)t von roljer, jufa^renber
1) Von der Hardt H. pag. 185-226.
2) Si Constantiae fuissetis, concilii illius , qiiod se Tocat sanctissi-
muni, taleqiic, «inod errare non possit, illius, inquain, abominationcm
iDaxiinam conspcxissctis, Epistola ad ßoIieiDOS. Opera i. pag. 77.
— 373 —
©ewntt t)ie Stebe geirefen, fonbern »on Unterfud)ung. 3laä)
9?om l)atk er nid)t gefjen mollen, weil er wupte, cä erwarte
i()n bort nid;t§ aB ber S^ob, beim er fanntc fflom, unb n?er
tannte cä nicl)t? "Äber ju Äoflnife, meinet er, bei fo groger
Bal)l mUü(i)a unb 9eijllid)er giu-jlen, würben bod) einige fid)
finben, wetdien (Sfjrijlent^um unb 2ßa^rf)eit lieb, unb ba gebort
unb unterfud}t «erben foUte, würbe bie Äraft ber ffiSa^)r|)eit
nod) '.Jfnbere gewinnen. 2(lfo glnubt er ben ©treit wagen ju
rnüffen im Salomen ©otteä. (5r r»erfprid)t mä) Äoflni^ ju foms
men frei unb ungezwungen unb ot)ne bap eine f6rmlid)e gabung
an ii)n ergef)ct. ߧ maä)t i()n nidjt irre in feinem S3ertrauen,
ba§ fid) balb bofe 3cid)en auftljun. ©eine erbittcrtl^en ©egner
auä bem bofjmifcl) sfat^oüfdjen Äleruö, @tept)ün ^elec^, SWt:
d;aet be ßauftä, 2fnbreaS S5roba iinb 2tnbere eilen naä) Mop
ni^, um bie ©adjen gegen i^n einjuteiten. '^nbere fenben ®elb
nad; Äojliu'fe, um bie Äarbindle anzufeuern gegen ben Äe^er.
Sljne ®e(b wirb überljaupt nid)tö gefcljaffen, unb felbft für ba§,
was fte ju t()un i)ahtn in if)rer eigenen ®ad)e, müffen bie
^rieflcrfür(ien S3e5al)lung empfangen.^)
2Ba^)rfd)ein(id) fo wie bie ©rHdrung beä Sofjanneö Squ^
gefommen , bap er ftd; in Äopni^ einftnben werbe, fjatte ^ap|i
Sol)anne§ XXIII, bie über ii)n ausgefprodjene Srcommunication
aufgeljoben ober fuäpenbtrt. -) ^uj^ i(t öffentlid) unb ungef)in;
bert in ber ®tabt ^rag. @ine böl)mifd)e Äirdjenterfammlung
foll eben ge()alten werben im ^ßlomt "^ugufi beS Sat)reö 1414.
^u^ mad)t worf)er burd; cffentlidjen 3Cnfd)Iag befannt, baf,
wer if)n ber Äefjeret bejüd)ttgen woUe, tior bicfer Äird}enoer;
fammlung erfdjeinen m6d}te. 2!)ort, wenn er, ^u§, einer 2(b=
weid)ung »on ber wahren d)ri)l(ic^en ßefjre überwiefen werbe,
wolle er gern bie ©träfe ber ilcl^eret erleiben. 2lud) faget er
l;ier, bap er md) Äojlni^ gel}en werbe jum ßonctl. 2fud) bort=
i)in modjten alle mit i^m fommen, bie feine Seigre für falfd;
gleiten. ®old}e S3efanntmad)ungen lägt.^up in ganj SSöbmen
ouSgeben. 2Bie nun bie böl)mifd)e Äirdjentterfammlung ^ufam^
1) Brzona. Diariain belli Hussitici , pag-, 13ü.
2) Quia papa de plenitudine potestatis suspendit jam dictum Inter-
Jictuin et sententias excommunicationis contra Joannein. Kpistüla Joan-
nis de Jannoviz Opera I. pag, 73.
— 374 —
men ifl, fo tritt 9?iemanl) t»on beti Seinern fcc6 öuf. (Sie
l)ütetcn ftd) it)of)I, ^ier ivettcr über eine @ad;e ju biäputiren,
bie ju Äpf!ni(| mit geuer ober (Sdjnjcrt ju ^nöe 9ebrad)t rcer«
ben foUte. Sa 9^tcmanb f'ommt, fo gcljct ^ufj einige S5arone
m, bie ftd) bei ber Ä!rd[)cnoerfammtuii3 befinbcn, baß i^m won
Äonwb.ein günfit^eä Ssugnijj auSgcfleUt rcerben möge. Unb bicfet
jieütmit ber größten SiereitrciÜigfcitcin Scugnip quS, bap erben
nid)t Viox bie Äircl}ent>erfammtung gclaffcn, weit fein jtlä«
ger gegen iljn aiifgclretcn, ba^ er von einer Äef^crei biefeä So»
1) annc§ Squ^ ntd}tä rciffe. 9Jico[au§, JSifdiof oon 9?oj(iret(v
tt)eld)en ber ^"»apft üor einiger 3«'t jum Snc|ui)'ttor über bie
2) i6c65 üon ^rag gcftellt, giebt bemfelben ebcnfallä ein 3c"9'
nip, n)eld)e§ nod) weit gunlliger lautet. Sftmalä tjabe er mit
^uf über bie ©djrift unb üijer bie ^trtifel bcä ©Joubenä ftd)
unterljalten, niemaB tjabc er etraaä '2{nbcre§ a(ä reine fotboli»
fd)e ßebre, niemaB eine ©pur »on Äefeeret in iljm erfunben,
(iu4) fei niemaB ein2(nf[ägcr gegen .^up »or it)m, bem 3ti<iui5
fttor erfd)ienen , obraobt t»on jenem felbji '^ufforberung baju er;
gangen. 2)iefe beiben äc'Jgniffe ftnb nod; im SJionat 2(uguft
fluägefertiget. 0
3tUe biefe S^inge eiftärcn ftd) teicfjt unb »on fctbft. ffiöfe
®erüd)te gingen unter ^upenä greunben um. ©ie warnten
ibn, unb fetbft nadjbem ber ©eleitäbrief ©igiämunbä üerfproj
djen, waren fie »oU SO?iptrauen. ^) ©ie fagten ibrem Sreun=
be, bap er würbe betrogen werben, bafj er feinem Untergange
entgegeneile, wenn er nad) Äojlni^ gebe. Unb .^up fetbfi fdjeis
net feineäwegeä o^ne fdjwere SSeforgniffe geivefen ju fein. T>a
man mit ©cwolt ben 5)?ann nid)t ^aben fonnte, fo tnupte 'äU
Icä get()an werben, tbn ju berücfen, bap er freiwillig !ommc.
!Klfo mag er »erantapt worben fein, jene 3eugniffe fid) au§:
fertigen ju laffen, alfo mag' i^m bie SJJeinung beigebracht wors
1) T)'k bierfecr gc^övtgcn ^(ftcnflüctc. Opera I. pag. 2—5.
'2) De rege Sigisinundo dixerunt mihi quidam in Bohemia , (]noi
cavbre deberein a suo conducta et alii dixerunt. Ipse te dabit ininiicis.
Et Dominus Myksst Dvvoky dixit milii coram Magistro Jessenitz. Ma-
gister scias pro certo, quod condemnaberis. Existiino, qiiod ille scivit
intcntioneni Kegis. Existiuiabam quod saperet sibi Lex Dei et veritas,
modo conciplo, quod nun aiultum sibi supiat. Epistola ad incertum.
Opera I. pag 87.
— 375 —
t>:\x fein, ba^ cv ju"Äo(lut§ gar nidjt b<trad)tet njcrben foHte tpie
einer, r.?elu)er bcr Äe^crei oert)äd;ttg unb bei bem ju unterfud)en,
ob er ein wivflidjcr Äe^cr fei, fonbevn luie ein 9J?ann, ber 9J?et»
nungen über ©lauben unb Äirdjc aufgeflellt, »on benen eö noc<)
jTOcifelöaff, ob fie in bcr ©djrift begrimbet ober nid)t. 2)ie
römifctjcn Äavbinale mögen e§ befonber§ gewefen fein, welche
bic ^ebct in J8e»t)egimg festen, bie ^ier tvirffam rtaren. (Sic
wollen ben ^up in ii)xt ©ewolt I)aben, um i()n fofort verbren-
nen JU fonnen oljne bie minbeffe Unterfudjung. <3ie l)aben bei^
getragen , ben ,König SBenjet, bie ®arone unb ^upcn felbfi in
tljrer Säufdjung ju befiärfen. 2)oc^ f4)einen le^tercn bü|lcre
2t()nungen beö beöorfie[)enben 9}Jarti)rert()um§, CWi^trauen gegen
8ug unb Srug ber ^f)arifäer niemals ganj »erlaffen ju fjabcn.
TLbtx er «rbeitet bod) nod) mehrere JReben auä, bie er in Mo^--
nt^ »or bem (Soncil ju \)aUin gebenft, unb furdjtlod glaubt er
feine anbere Jie()re unb feine onberc SKeinung über ben je^igen
Äteruä au6fiprcd)cn ju muffen, ol§ er fie auägefprod)en im 3u'
(ionbe ber »oUjten grciljeit. ^)
2Beld)en 2rntl)cil nun aber <3igi§munb an biefen Zaw
• fdjungäfünften genommen, ba§ lapt fidj nidjt ermitteln. 25a§
aber iji gcnjip, bag unter .^upenö greunben gteid) großes 9}?i0s
treuen gegen i^n {)errfd)t. 35iefeä SJZi^trauen follte befd)micf)ti=
get werben burd^ ben ©eleitäbrief, wefdjen ©igiSmunb ju ©peict
im Dctober ausfertigen lapt. ©igiämunb nimmt ben e^renwers
tl^en Sol)anne§ ^up, fo wirb er genannt, unter feinen befon=
bem unb auäbrü(flid)en ®d?u^. 'iLUt ®et)orfame beä SJcid^eS
»erben angewiefen, if)n frei fommen, bleiben unb jurüdrcifen
ju laffen. 2fber er felbfl, ©tgiSmunb, fagt nid)t, bag er ben
Sqü^ frei wolle jurüiJreifen laffen nad) S36l)men, e§ möge mit
ber Unterfud)ung fommen wie eS wolle, olfo bop eine SBenbung
unb @rfldrung je^t fd)on offen geljalten warb. ^) 2)tefer ©c^
leitäbrief ift ben Begleitern bcä Sgm^ crft, wie fie balb na4»
Äopni^ gelangt finb, auägcantwortet worben. 3n SSö^men
fd;on wupte ^up, baf er einen ®eleit§bricf er|)ülten wuvbe.
4) De sufficientia legis Christi ad regendam ecciesiam. De fidei
■uae elocidatione. De pare. <SU xoattn beftimnit, beiu Soncit ju ^oftni^
aorgclcfcn ju lucrbcn.
2) Omni prorsus iinpedimento remoto traniirc, itarr, mc*«« et
redire libeie permittatis.
— 376 —
a>'ieUeirf)t f)atU man t^m gelobt, ia^ et anberä lauten würbe,
alö eä fid) nadjmaB fanb. finb Um ©riefe üon ©igi^s
munb übergeben worben, mlä)t bie befien SSetfpredjungen möj
gen entgolten l)aben. ©igiämunb felbji gebcnft auf bem Qon--
ctl biefer Jßriefe unb fü()ret au§ benfelben baä SSerfpredjen bec
vollen 9iebefretl;eit fiir ^uiß ouf bem Soncile an.^ 9ln--
bereS aber mag »erfd^wiegen werben, waö l)tec oerfpros
6)m worben. äwet böi)mi^d)e SSarone, 3ol)anneä üon ß^lum
unb SBenjel »on 25ubna, finb üon ©igismunb felbft beauf=
tragt worben, ben ju geleiten unb ju fdjü^en. !Diet)=
rere anbere geben tl)m ein (5m^)fel)Utngöfd)reiben an ben Äonig
mit. -) Squ^ geltet fort auf bem einmal betretenen SBege unb
reifet won ^rag ab, obn)ül)l feine 91f)nungen immer trüber gc*
Würben ju fein fdjeinen. @r l)interlafjt einen SSrief an einen
Sreunb, 9Ragifter 5Wartin. 25tefen SSrief foU berfelbc erjt off^
nen, wenn ii)m fidlere j;unbe üon feinem Sobe geworben.
Sarin betradjtet er fid) fd)on wie einen tobten Wlann unb be»
ftimmt, wie feine Kleiber au»get^eilt werben foUten unter bie
greunbe. ©en SKartin, einen '»Priefter, ermat)nt er, abjulaffen
üon bcr .Rleiberpracl}t unb überhaupt üon allen weltlidjen Dins .
gen. Q'm anberer S3rief bleibt jurüif an alle SSöbmen, bie
feine ^rebigt get)6rt. Sarin SSerficberungen feiner Ciebe ju ii)-
nen unb wie er forgen werbe für fie, wa§ er fonne, fo lange
er baö 8eben habe, barin bie S3itte, bap fie beten möd;ten für
i^n, bap er ftarf erfunben werbe in bem SScfenntnifj ber
SBal;r^ctt unb bap ®ott il)n tröjten möge in feinem 9)?arti;rcr;
tl)ume, wenn eä gelitten werben muffe. Senn ibr werbet mid)
wobl nid;t wicberfel)en in ^rag, fd}reibt er iljncn ^ropbctifd).')
1) ©igiiiiumb fugt jii .Ouß im SSerfjcv: Nos niukonim principum
testiiDonio [irobare püssunius, te [iriiisquam Pragam desereres, eas lite-
ras a noliis accii)isse ptr Doininuin Wenceslaui» <le DiiNna et Joannom
de Cliluni , quoriiin nos liilei te cominendaviimis , ne qua tibi fierct in-
juria, sed libere tibi coraiii toto concilio dicemii potestas esset et de tua
lide atqiie doctiina respomlendi. Von der Hardt IV. I. pag. 313.
2) Opera I. pag. Ü6.
3) In ips!> concilio [iliircs erunt iniinici niei , quam fuerunt advcr-
siis salvatorem nostriim. Primiim ex Episropis et Magistratis, drinde
etiani ex Principibus Liijiis raeciili et cx Pliari&aeis.
Jaul forte Prayae nie poiro non visuri estis; si auteui omnipotens
Dens pro siia voluiitatö dignabitur, me reddere vobis aninio co liilariorc
in Iigc Dei piolicitmus. l<)pibtola ad Bolienios. Opera I. pag. 73.
— 377 —
25ie 9?eife naä) Äofini^ 9efcl)al) mit einem gewiffen ^ompe.
SBSenjel unt> bic t)üf)mtfd)en S5avone wollten bie 2Belt darauf
aufmerffam mad^en, baf c§ ein ©ro^es fei, xoai von it)nen
ouSgegangen. 3(ber bie 3ßelt voat fcf)on aufmerffam geworben.
2Btc fic auä Söfjmen ^inau§ waren, ritt So()anneo im=
met mit unbebedtem unb unoerf^utltem ®eficl)t, bamit Scbejs
mann öuf bemfelben feinen Wlutt} unb fein ©ottoertrauen lefen
fonnte. 1) 2Bol)in fte gelangten, ba war grope '2lufrcgung um
ter bem SSolfc. IlUt ©trafen tmb ^Id^e waren mit SOfenfcljen
angefüllt, S3oten eilten »on ®tabt ju ©tabt, ju »erfünben,
ba^ ber eljrwürbige ^"»rieflcr fomme. ^) Sn ben bebeutenbjien
©tdbten erlief eine 23efanntmad)ung , baf, wer i\)n einer
Äefjerei äeif)en wolle, mit il)m gen Äojlnilj jiel)en möge. SDft»
malä fdjeint er geprebiget l)aben; in ^flürnberg gef(j(jal) eä
gewip.^) Dag S5olf, wie immer, wenn nur in biefem ©eifte
ge^)rebiget warb, l)ord)te bem (5oangelio. iJiirgenbS erfuf)r,^uf
ein SBiberftreben be§ fat(}otifcl?en Äleruä, eine feinblidje ^Cnorb?
nung ber weltlid)en S)brigfeit. £)arüber freuet er ftd) ungemein
in einem ^Briefe an feine ^rager gefc^rieben : in Deutfcl^lanb
ftnbe er feine ©egncr, nur in iBoljmen ^abe er fte gefunben.
2)er 3(rme falj nicl)t, baf ber ©corpion unter ben ^BIu*
men lag, baf biefe 9}?ilbe »on Sfom nur beäljalb geboten wor=
t»en, bamit er ftd) md)t anberö beftnne auf bem SBege, naä)
S5öl)men fet)re unb bem 83erberben entffcmme. 3lm jwanjigjlen
Sage, nad;bem fte ^rag »erlaffen, gelangten bie ^öljmen nad>
Äoftni^, unb fte feierten bei einer SBittwe ein (am 3. Siowems
ber 1415), wetdje giba geljeifen war. S3orl)er f)atten fic nodf)'
ein freiestSelette »om ^apfle empfangen. 9J?id)ael bc (5auft6
war fd)on ba. 3lnbere S36f)mert, geinbe beä ^oangelii, würben
nod) erwartet. Sener aber lief fc^on am erften 5£age nad) ber
2lnfunft eine ^Inflage gegen Sqü^ öffent(id) anljeften. Darin
nannte et benfelben einen ©rcommunicirten, einen 9}ienfcf)en,
»erbdd)tig ber Äe^ecei. Wit foldjen 2lnfd)ldgen fu^)r Wid)ati
be ßaufiä fort von Xaq ju a;ag. Siefen SDiann Ijattc ber
1) Epistola, quam Noribergae scriptam Pragam trainisit, Opera I,
pag. 73.
2) Historia Sanctiss. martyr. p_ag. 5. Opera I.
3) Epistola^ qaam Noribergae scriptam Pragam tramlsit. Opera I.
pag. 73.
— 378 —
vömifdje <3tul)t in bett Sjorbcrgvunb gefreßt. Um gemeiner Se=
tmgcreicn Ijalbcv wat er auö bcm Sfcidje SSbt)mm »erjagt raor*
bcn.i) Scr romifdje @tul;I, bie Äarbindle, fie [einwiegen nod).
Unter bcn ief^igen fo oertuorrenen Umfidnben fc(;(te bod) bec
dJliüi) , fid) beä Äe^erä fofort ju bemäd}tigen unb t^n ju oer»
brennen. 3u bcm ^o^^fte waren ßtjlum unb ßel^nbog gegan^
gen Qkiä) nadb ber 2fnfunft. 3oI)anneä XXlIl. l;atte gefd)n)o=
ren, fo Biel in feiner 9}Jad)t fielje, foUte bem ^iig in ^io|lni§
fein ^aar gefrümmt werben, unb wenn er feinen (eiblidben
äBruber crfd}(agcn ^ntte. Qin anbcreö 9)?a( üerfprad) berf.-lbe,
bap in biefen "^ngelegenljeiten burc^auä nid)t§ mit (Seivalt ent»
fd}ieben werben foüte.^) Bnm Äönig ©igismunb/ ber fd)on
früher in Äenntni^ gefefet worben, ba^ ^up naä) Äoftnifj reife
fetbfl oljne ba§ freie ©eleit empfangen ju f)aben, worb ^einri4>
»on 2a|enbog, ein boi)mi\ö)tx (iikx, gefenbet.
25ie feinb(id)e ©efinnung ber .Karbindle trat aUmätig, aber
im 2fnfangc feljr teife Ijeroor. ®ie fenbeten ju SobanneS ,§up.
@ä b^be ftd; ©treit erljoben jwifd^en bem ^opjle unb ben Äar=
binälen wegen ber ^rcommunication, bic Srficrer aufgehoben.
S)b nun xvot)l biefe (?rcommunicntion üli wirflid) aufgehoben
ju bitxad)tm fei, fo mochte ftd) bod? ^up, um 2ruffe(;en ju
vermciben, bei 5!}?effen unb anbern geierlicf)fciten nidjt feigen.
Sm Uebrigen foUte er ier uneingcfd)ränfteften grei^eit genießen,
^liefern TTnfinnen fdjeint ftcf) Sqü^ gefügt ju i)aben.^) SDffens
bar woUtcn bie Äarbinäle, bap bic 2(ufbcbung ber ^rcommu=
nication bereits alä i)alb jun'icfgenommen erfdjeinen möge, ©ros
fiere Sorge Ratten fie aud), bog So^anneS ^up öffentlich V^^-
bigen werbe, ©chon fünbigtc S^manb von ber Äanjcl berab
an, bap biefeä ndd)fienä gefd^c^en würbe. Squ^, ber eä felbft er:
jdblt, fögt nidht, ob mit ober wiber feinen 2BiUen biefe llnfmu
bigung gefdbeljen. 3wei SSifchöfc unb ein 2)octor inupten mit
Sol)anneS tfpta, einem b6t)mifd)en greunbe be§ ^up, i)täl)db
hanbeln. 2£uch fügte ftcb, wie c§ fct)etnt, ^ug fogleich
bem S5er(angen. 9JJit ben SHäthen ©igiämunbä war überhaupt
1) Hisforia sanctiss. martyr. pag. 6.
2) Epistola ad Ainicos Oper« I. [yag. 74. Historia sanctis». niai-
tyr. pag. 5.
3) Ki>islola Joannis de Janovvitz Opera I. pag. 72.
— 379 —
fluägemac^t tvorbcn, bap üor ber ^nEiinft be§ ÄontgS burdjauS
nictjt^ unternommen werben foUtc.
@ed}ä unb gwanjig 5£oge »raren »erlaufen feit ber ^Cnfunft
in Äojlnif^ ^u^ Ijatte fic in ber ©tille »erlebt, befd)afti9et
waljrfcljcinlicf) meip mit bcm ©ntroerfen ber fleinen ©djriften,
bie im ©efängni^ nadbmaB »oUenbet rpurben, alä ptofelid), S5o;
ten beä ^a<)(leä unb fdmmtltd}er Äarbinäle, bie S3ifcl)üfe üon
2(u9§bur9 unb Sribent, ber SSurgcrmeijier »on Äofini^ üor
i^m (am 28. SZotjember 1414) erfct)ienen. SSor i()r beiligeS
Kollegium foUe er fid) jleUen, Sieb' unb Antwort über feine
ßef)re geben. Sie rcdren bereit i()n ju l}6ren; ge()6rt ju werben
l;abe er ja fetb(t immer begeljrt. S^arauf SoI)anneä ^uf^ dt fei
gefommen 9?ebe ju jlet)cn nid)t bem '•papt^e unb ben Äarbina=
Icn allein, fonbern bem ganzen (Soncil, bod) wolle er nicJ^t weis
gern, aud) iljnen insbefonbere ju antworten, bcnn obwol)l er
übel »on t&nen aufgenommen worben, wolle er boc^) bem ^eis
lanb üertrauen. gurd)t beä Äobeä werbe i()n nie bewegen ju
wiberrufen , wa§ er alö 2Bal)rt)eit erfannt burd) bie ^eilige
©d)rift. Sann folgt er ben Scannern, bie iljn »or baä ßotle-
gium fül)ren, begleitet »on bem 3f Itter ßblum. 3^ ^^^r^
fprod)cncn Unterfudjung aber Um e§ nid)t. Sie ^arbindlc
fagten nur, fte l)dtten gehört, er fei ein großer Äe^er, t>töi)aih
fei er gerufen worben, bamit fte erfüljren, wag an ber ©ad)e
fei. ^up entgegnete, er fei fein .Ke^er; barum fei er gefoms
men, ba); er biefeä erweife »or bem gefammten ßoncTl. Sic
Äarbindle entfdjieDcn, bap il)ncn foldjeö woljl gefalle unb fte
gingen, i)
aber unb ß^lum blieben jurücf, umgeben »on Sßti
waffnetcn. Sie Äarbindle l^attcn feit einiger Seit in ber ©tiße
»iele iSßewaffnete in bie ©tabt fommen laj^en. Sie »erfprod)ene
Unterfud)ung war abermals weiter nid)t§ al6 eine ildufdjung
gewefen. ®ie |atten fid), of)ne 2fuffef)en ju erregen, ber ^er»
fon .^u^enä »erfidjern wollen. S?on biefem S^age an begann
bie @efangenfd}aft, au§ weld)er it)n nur ber Sob erlofle. Sie
Äarbindle bcfanben fid) aber in großer 23erlegenl)eit. ®ar S3ie»
le§ war benfbar, weldjeS fold)e 23erlegenl)eit aufregen mu^te.
ßin .^aupttl)2il ber t)uffttifd)en M)xi lief gegen bie weltlid)e
1) Historia sanctiss. inartyr. pag. 6.
I
— 380 —
^rie|Iermad)t, tt)elcf)etr bte Surften utib .^erren {)6d)jl ungeneigt.
Vfuf biefcm ßoncil, bnä fonnten bte Äarbinale n)ot)l fdjon bt--
merfen , würben biefe eine ©ttmme füt^ren neben ben Sifdjöfen,
neben bem ^tiejievflanbe. 2Bie leidet fonnte bie mU\iä)t ^aä)t
l)u[fitifcl)c Sbeen benui^en bei ber JReformation ber Äirdje, njeldje
»orgenommcn werben foUte. Sie gurd;t vox ben njiclifft'tifdjs
()ufftttfd)en 3been war e§ gcwt^, weldje auf bem Äoftnifecr (5on=
eil bem ^rteflerftanbe gebot, bie Äircfjenreformatton mit fo we;
nigem (Srnfle ju betreiben. &n «Stein auä bem ©ebäube gc^
nommen, unb 2(Ueä fdjien ^ufammenfturjen ju muffen.
Z[\o berictfjen bie Äarbinate, nadjbem fie biefcn erffcn
©djritt gegen Sqü^ getljan, ob cä nid^t beffet fei, i\)n geben
ju (äffen, bamit oon ibm gar feine Siebe fei auf bem 6onci(.
@in neuer unb fdt)(agenber Jßemeiä, bap bie 2e{)re be6 ^up an
fi'd) felbfl \i)mn üoUfommen gteid^gültig war. 2(ber ©tepf)^"
^alec| unb 9JJid?ael be ßauftä, weldje ju biefer SSerbanblung
gejogen werben, waren auf baä '•üen^erfle juwiber. Sie 9)?ebr=
|)eit entfd)ieb für ibre 2Cnficbt unb wobl mit Kedjt. i) ©tanb
bod) Meä weit gefdt)tltd)ct öuf bem ©piele, wenn man ber
Äe^erei ganj freie SBabn gejtattete, als wenn nur baä ferne
^inwirfen ber Sbeen berfelben auf bem ßoncit ju befämpfen war.
?ßor bem ©inbrucbe ber S^lad^t war 'Mt§ entfd)ieben. Sem
S?itter ßbtum warb geme(^et, bap er frei fei unb gcfjen fonne,
wobin er woUe, ^up aber warb ad}t 5£age lang »on ben ®e=
waffneten balb i)kxi)in unb balb bortbin gefübrt. Snblicb bradjs
ten fie ibn in ba§ J;(ojler ber ^rebigcrmondje, am Ufer bc§
SJbsinftro'iic^ gelegen. Ser 9?ttter ßblum aber fcbric üergcbcniJ
über SJreulofigfeit unb §ßerratb, unb wenbete ftd) »ergebend
balb an biefen, balb an jenen. Sie ^aft aber beä ^up war
2lnfangä jiemlid; gelinbe. @r burfte »erfebren mit feinen bobmi-
fdben greunben, eä war ibm moglicb, ^Briefe nad) S55bmen ju
beforbern, er fonnte mehrere ©cbriften fertigen, unb bie gurdbt
t)or bem 5Kdrtprert{)ume war nidbt im ©tanbe, bie grei^eit fei--
neä ®eijle§ ju überwältigen. Senn er lebrte in biefen ©d^rif^
ten, wie er gelehrt fein ßebenlang. -) Siefe iBüc^er würben
1) Corpus Actor. Conc. Const, Von der Hardt IV. I. i>ae:. 21.22.
Historia sanctiss. iiiartyr. pag. 7.
2) De iiiatrimonio. De poenitentia. De oratione Dominica. De dl-
— 38t —
gcfdjricbcn ntd)t unter ben ©orgen be§ ©efdngnlffeS «Hein, fons
bern jum Sfjcil oud) unter ber Sa)! förperlidjer geiben; benn
gleid) im ^(nfange ber SQa\t ftel J^u^ in eine Äranft)eit, unb
^'e ttJrt^rete geraume Seit, "-^rber ©ottocrtrduen, SUuti) unb
©tanb^aftigfeit »erliefen ben Sliärfprcr bcä ©laubenS nie. Sion
ben <Bd)Xidtn beä 3;obcä umgeben i}at er nod) Äraft genug,
bie ©einen ju trollen, fiiebaib, ern.unternb, maljnenb tönet
feine ©timme nad) S3ü()men bin. S^id^t i^n füllten fte ^oren,
auf il)n nid}t bauen, nur bie ©cljvift foütcn fte Ijören, bauen
nur auf fte, aber t»on ber anerfannten SBabrbeit nicbt laffen.
5nid)t irren möd^ten fte ftd) laffen, ba^ bie SBett baä SOBort bcä
.^eilä »erfolge, rocldjeä wiber bie tü\ti biefer SQSelt -fei; e§ fei
JU allen '^titm »erfolgt njorben, jumeift tton falfdjen ^ricficrn
unb ^Ijarifdern. 2>ie SSarone ermaljnet er, baß fte bie falfd;cn
^rieper meiben, aber bie eüangetifdjen fd)irmen unb fdjii^en
foUten in il)rem SBerfe. 2)er ©laube follte tl)dtig »erben in
ttjrem 8eben; fte mcd)ten beffen gebenfen, wnä ft'e üon iljm
get)6rt uiib gelernt, er meine, baß er nie etn»a§ gefagt, rcaS
tüiDer ©otteä SBort fei. SOJit grcubc bemerft er, baß ber ©laube
fd^on tt)dtig geroorben ift in bem Sanbe 586l)men , wo reinere
©itte »raltet als anberwdrt». Mcn banft er oft für bie große
Siebe, bie fte iljm ermiefen, äumeifl bem .Könige unb ber Äo«
nigin üon S3ü^men unb ben JBaronen. Dftmalä, mitten unter
ben menfc^ltd)en ©djrecfen beä JSobeä, fpridjt er ben unerfdiüt=
terlid)en ©ntfcfjluß, ju fterbcn für bie 2Ba Arbeit, wenn cä fein
muffe, nid)to jurürfjunetjmen, waä er auä ':er©d;rift entnonis
men, aus.*)
SOlidjael be ßauftä aber, um ben ^riejlerfürjlen redjt ein»
feudjtenb ju mad)en, wie gefäbrüd) bie l)uffittfd)e 2el)re fei,
f)atte bem ^apjic Soljanneö XXIIJ, eine ©d;rift über biefelbe
eingegeben. 2)ie {)auptfdc{j(id)jlen .Ke^ereien l)attt er in ben
SOJeinungen beä .:^uß gefunben, burd) rocldje bie ^riejlermacljt
unb befonberä bie weltlidje ^rieflermadjt angetaftet rcorben. 2lIfo
ift l)ier befonberä ^>ert)orge^)oben , baß nad)\^uß bie Mxd)t nicbt
m$ bem Zapfte, ben Äarbinälen, ben ffiifd;6fen befiel;e, baß bie
leetione et cognitione Dei. De tribos hostibns hominis. De peccato
mortali. De sanguine Christi. De sacramento corporis et sanguinis
Domini.
1) Epistola ad Pragenses. Rpistola ad Dominos Boliem. et cet.
— 382 —
^ird)e feine njcltltcf^e ?!JZfldjt beft'ßen bürfe, ba^ biefc ii)X «ieber
genommen werben miifje, ba^ bte opojloltfdje ©ewalt anberä
5U ftiffen [et, a(§ 9iom ftc üerflefje, ba^ bic ^rieflet an SBürbe
etnanber gletd), bo^ 9iiemanb bte ^vebigt üerbtcten Eonne. X)oA)
tfl aud), bamit baä, nja§ bcn ^riefterfiirPen jtveifeläo^ne bie
^auptfacfje tuar, nid)t aCletn {)eröortrete , am ©tngange gcfagt,
ba^ Sqü^ bie Siealgcgenmnrt Idugne unb be()aupte, ein ^riefter,
mit einer Äobfunbe belauftet, fonne bcr ©acramente nidjt
warten. ^)
Sie @efd^rlicl)fcit ber erjteren ^uncte (jütten fte teldjt bc^
griffen, unb wenige Sage mä) ber ©efangenncljmung f)atte
Sü^anne§ XXIII. eine Unrerfudjungäcommiffton, auä brei S3i'
fdjofen beftel)enb, über ^up angeorbnet. 2!)iefe bcfdjäfttgten
fiel) nun jundchft bamit, Seugniffe ju fammetn unb «Stellen
auS <|)u^enö 5Sud)ern, befonberS auä bem S3ud}e De ecclesia
jufammenjuftellen. Sin SSertf)eibiger, wc(d)en ftd^ erbeten,
warb nidt)t bewilliget. Se'jt fagtcn fte eä l)erauä, waä ftc nicl^t
Ijatten fagen wollen, fo lange er in 586(;mcn war unb unter=
wege», ba^ er ber ite^erei verbdd)tig fei,
5Rid)t lange barauf traf ©igiämunb in .Äoftni^ ein. «Si;
giSmunb f)atte fcbon bcn ^efeljt gegeben, ba^ Sqü^ auf bcr
(Stelle lebig getaffen werben foUte. 2lbcr er warb fet)r balb
umgeflimmt, unb bie ©adjen blieben in ber Sage wie »orljer-
3wifd)en ^apj^ unb Äarbinälen einers, unb ©igiomunb anbe-
rerfcitä fcpcinet wegen Squ^ m{ uerl^anbett worben ju fein. Set
^apft bnt bcgeljrt, ba^ ^ujj auf ber ©teile atä .Selker tjinge:
ricl)tet werben foUte. ©igiämunb aber begehrt immer, ba^ eine
orbentlid)e Unterfud}ung ©tatt finben miiffe, »erftünbiget fiel)
jebod) mit bem Rupfte unb ben Äarbindlen balb barüber, bap
nid)t freigelaffen werben barf. 2{lfo flagt aud; ber eble
Sol)anneä üon ül)lum umfonft in öffentlid)em 2fnfd)Iag barüber,
bap ber ^apft beä .Sönigä ®ebote nid)t ju »olljie^en wage. ^)
©igiämunb war, obwohl, wie eä fdjcint, frül)er ber ewans
gelifd)en ^rebigt nid)t ungeneigt, bod) ol)ne tiefere religiofe ©e^
fü^le unb ol)ne @inftcl)t in bie •2Bal)rl)eit. 2(ud) panben feine
ipolitifc^en SSerl)ältniffe ju »erworren, alä baß er einen Ärieg
1) Historia sanctiss. martyr. pag. 7. 8.
2) Literae querimoniales de injuria Papae. Opera I. pag. 95. 96.
— 333 —
mit ben ^rie(lcrfürf!cn. irolleti fonnte. SDIine Ävieg ober, tai
war fdn-, un'ivbcu ft'e nidjt lueidjen oon \i)xtx SQÖt)e. %lio ließ
er fic öuf berfclben, obwol)! er i)ic ©cbanEen an eine 9icformfl=
tion ber Äircl;e, um we(d)c fie i()n nacl;maB betrogen, nidjt
oufaab, unb fuc^te, wag i()in alC- gvieben luit» ginbeit bev
S.ixd)c erfCi)cinen mocbtc, bie (Sinbeit bes roniifd^en ^apiltbumeä
wieber beröufrelJ'C«- 2(n Sobönneä ncib!" er fein Sntcreffe
unb er opferte ibn bi'i/ ^veit er :neinte, er mutJc ben Äarbiiiaj
len unb 23ifd}6fen öucI; @ine6 bcirilligen, bamit il;m ■^(nbereo
uon ibncn bewilliget lüerbe.
(3;ia S3rubcr aber, a^ensct üon S36f)mcn, war au» ben
a5crl)ältniffen l)crauogetveten, wivfte nid)t mcbr auf bicfelben ein.
■^bcr bie erflcn 'i}?au}rid)tcn üon ber SBeife bc» 23erfal)rcnö be§
Goncil» gegen S^u^ batten 2(ufregung unter bie ffiöbmen gebrad)t,
weld)er mebrere Siarone Stimme gaben. 6ä liefen juerji jwet
©cbrciben ein an Sigiämunb, ba§ eine meift üon b6bmifd)cn,
ba§ anbere mei]! von mäbrifd;en 3;ittern unb Saronen untere
fd)rieben. SSitter flagen fte, bap bü§ föniglidbe SBort fo übel
erfüllt, bcr ebnrürbigc ^up ungebört tnä @efängni§ geworfen
werben, ©ie nennen c» SSerlaumbung, wa» gegen ibn üorge-
bradjt werben, fie begebrcn, baj? ba§ (äoncil ibn boren foUc
mit SDffenbeit unb 9\eblid;feit. ^) 2lebnlicbeä begebrt ein britteS
©direiben, üon brei SSoronen unterjeidinet. 3(uä bemfelben
gebet bcroor, bafj ftd; ^up au» bem ©efangnip l}txaü^ an feine
böbniifcben ^rcunbe gewenbet. £)iefe ©cbritte aber fübrten nur
berbei, bap ba§ ßoncil ftrengere SKapregeln ergriff, ^up worb
in ba» Ä!o|ler ber Dominicaner gebradjt unb ungleidj (Irenger
fllö früber gebaltcn. -) Das gefdjab gleid) am 2Infange beä
Sabrc» 1415. 2!)iefer (Sd)ritt fübrte ein abermalige^ @d)reiben
bcb"iit'*i)fr Sblen an ©igiämunb berbei, nidjt minber wie bie
frübercn öergeblid). 2)ie ©pradbc wirb bitterer in biefem ©cbreis
ben. ®ie fragen ben Slbni^ , waä au§ Äreu unb (Biaubm,
waä üu§ feinem fürrtlid}en 2Borte werben feilte, wenn er nid^t
für .^upenä gvcibeit forge. S^idjt allein b6bmifd)e unb mdb»
rtfd)e, fonbern oud) polnifcbe gbtc nebmen ft'd) ber <Bad)t beS
^up an. SJiebrere bevfelben batten fid) ju Äo^ni^ eingefunben.^)
1) Opera I. pag. 96. 97.
2) Von der Hanit IV. I. pag. .33^
3 ) Epistola ad consolandum R egem et Regnum Bobeniiae. Opera I. p. 77,
— 384 —
2)er ^roce^ wüx inbcffen bi§ in ben Stnfang beS Saf)re§
1415 Ijincin nidjt bcbcutenb üorgefdjrttten. S5ie Gommiffton
{jafte ft'ebenunboierjig ^(nflügepunfte oufgefe^t. 2)ie ßommtf=
faire unb it)re SJe^Jutirten waren nidjt feiten im ©efdngni^.
SSietcä unb ®ro^e§ fdjetnt i^in geboten worben ju fein, rcenn
er wiberrufen wollte. 2)te SSefonnenern unter ben SSatern be§
(SonciB mer!ten, bap bie Betten fiel) ju dnbern begonnen, bap
^c^eröerbrennungen Tluffefjen erregten, weldje» man öermeiben
muffe. Sal)cr wünfdjten fie, böp bie ©odje in bcr ©tille bet-
gelegt werbe. 2tber foldjeä 2lnfinncn an Sqü^, um irbifdjer
^errtic{)!eiten willen bie ©adje ©otteö aufzugeben, war an ber
übelftcn ©teile angebradjt. 25a ^up wobl wupte, bap öon ben
©efdbopfen bcä Q)apjTe§ unb bcr Äarbindle nxä)t^ ju erwarten
fei, fo berief er fid) immer auf bie ©ntfdjeibung be§ ßoncilä.^)
2)arum aber war biefer ^^rojep fo langfam vorgegangen,
weit ba§ ßoncil onbere 2)inge ju tf)un (jatte, welche, nac^bem
man fid) einmal be§Äe^er§ »erfic^ert, bap er md)t wieber enti
rinnen fonnte, aB von gröferer SBidjtigfett erfd}ienen. ®ie
wollten bie Sinbeit bcä ^^ontificatä wieber b^rf^cllen unb ^iö)
aller brei ^dpffe entlebigen. 2)ie Stellung bco ^apjleS So^an*
ne§ XXIII. war immer fd)wieriger geworben, ©rft in ber
Stille, allmdlig öffentlid), war eine 2lufjä[)lung feiner SSerbre-
ä)tn umgegeben werben, weld)C ein Italiener aufgefefet batte.^)
®ie Cegaten ber ©egen^äpfte waren üom Goncil angenommen
unb ibre- .^crren unb 9Äetfier baburd) beinahe auf gleidje ßtnie
mit bem r6mifd)en ^ontifer geflellt, bie ©upeiiorität ber ocus
menifcben ©pnofcen über bie romifdje Äirdjc warb immer beuts
ltd)er aue>gefprod)en unb bem ^a^)fte immer ndljer gerücft mit
bem SSerlangen, bap er jum grieben ber Äird)e abbanfen muffe.
"ilUt S!Bünfd)c be§ ^apftes unb feiner Äarbindle, ba§ Goncit
wieber aufjulofen, waren vergebens. Snblid) mupte Soban-
neS XXIIl. baä SSerfpredjen ablegen, unter gewiffen S3ebin-
gungen abjubanfen. ^) 9iun fud)tc er 2tu§f[üd;te vielerlei 2lrf,
unb baä srötptrauen gegen ibn fieigcrte ficb. & war fd)on bie
9?ebc bavon, bap man fid) feiner ^erfon öerftcl|)ern miiffe.*)
1) Responsio ad Articulos Opera I. pag. 92.
2) Tlieodorici a Niein de vita Joaiinis XXllI. II. cap. 6. 7.
3) Von der Hardt IV. I. pag. 53.
4) Lenfant. Histoire du concile de Constance. I. pag. 120.
— 385 —
Xia entrann ter 1)a)(>ff ou? Äoftnt^ (am 21. üRarj 1415) unb
flüArete fid) unter ben Schu| griebticbS, be» ^erjogä üon
Ceftreic^^Stirol. 3&ni folgte ber grögte Sl^ieil ber Äatbtnäle.
9?ocb trat feinet ber betben ©ey^enpäpfte abgetreten unb eä f jnn
gefagt n?erben, ba^ bie tbrifrltive SBelt einen ^fugcnblicf in ©C'
fa^r jianb, einen eierten ^apft erhalten. Senn So^anne»,
unter heftigen .Riagen über Sigtämunb unb baä doncil, wen-
bete ftc^ an ben franjöfifdKn ^cj unb mad^re Witnt , ben
©tu^l nac^ Äoignon ju cerlegen, roeldjeä eine neue Spaltung
be5 fdjon breifad> gefpalteten ^apftt^umS leidjt Ijdrte Ijerbeifu^-
ren fonnen.^)
S^er ©ebanfe bc§ ^apjte», rcieber ein fransoftfc^ey ^apjTi
tfeum 5U grünben, bamit bie granjofen für feine Sadje geroons
nen würben, bat feine 2(uäftd;t jum ©elingen. Sie granjofcn
fonnen i^n ni*t auffaffen, weil ihr Sveid) eben in ben ärgjlen
politifcben Serrcirrungen liegt. Sie '5)riefrerfur)lcn, fo roeit fte
btnfen unb überlegen, haben alle Xufmerffamfeit auf bie SSie^
berfjerjieüung ber ginbeit bc» ^ontificatä gerid;tet, roeil jie fütj-
len, obne biefe werbe itjre ÜJiacbt balb vergeben. Tb nun woljl
bie .RarbinaLe , befeclt »on temfelbcn SBunfcbe wie 3ol;an»
mx> XXlü., bag gar nidit» auä bem Goncil roerben modjtc
unb am roenigjlen eine EUeformation ber Äirdje, ibm anJ}ingen
unb ibm auc^ gezeigt »raren auf feiner glu*t, fo war bod)
gegen bie Stimmung ber 23elt unb bie Stantfjaftigfeir bc»
ßancilä nid>t6 ^u gewinnen. Unter{iü|t pon Sigismunb, ange=
feuert von bem gekörten ©erfon unb con ber parifer Unii?er|t=
tat, balt bie ^rnote an mel^reren ®runbfa|en fe)t, roelch: ii-.
Rauptet trerben müffen, bafem je^t nid>t TlüeS auöcinanberbre;
iljcn foU. Sa§ bie Autoritär eines ccumenifcben ßoncil? über
ber tKutoritat bes ^pileS ftebe , -) bag burd? ben -SBeggan^
bes *)?apiteä bie »erfammelten 23ater nid;tä oerloren an ä^ac^t
unb isBefugnif.
1) TtieoJorici a NIem de vita Joannis XXIII. II. cap. 12.
2) Quod ipsa syncdas in spirita sancto congregata legitime eccle-
mm catholicam militantem repraesentaus ,' potestatem a Christo imme-
*ate habet, cni qoilibet cujoscanqoe statns vel dignitatis, etiamsi Papa-
> Es exisfat, obedire tenetur in his, qnae pertinent ad Jidem, ad ex-
' atirpationem dicti scliismatis et ad reformationem ecclesiae in capite et
im membris. Voa der Hardt IV. 1. pag. 86.
II- sxii. 55
— ä«G —
9Äan würbe fe()i' tmii, wenn man in bicfen Idingen ein
3eic{)en toon greit)ett bcr ©ebanfen ber ^riePerfürfien ober eine
Senbcnj «uf eine tt)irflid)e Sfeform ber ,Sird)e txUldcn mUte.
5?tdt)tä fie^«t i{)nen ferner. Siur bie feltfamc Sicrwirrung, in tt)eld)e
baö ^ontiftcat fett einem ^a[biaf)rt)unbert fjtncin gerat^tn i|l,
l)at ft'e bewegen fonnen, gegen boffclbe aufsutrctcn mit einet
2cf)re, bie tiielletdjt nidjt einmal Ueberjeugung war. 25ie 'otx-
fallen in bie fd^werjlen 3rrtf)ümer^ we[d)e bie in ben mittleren
3a^rf)unberten von ^rieficrfürfien , dJlbnä)tn, 2)octoren auöge=
fprodjenen ßel)ren imb SKeiuungen unbebingt für waf)re Uebers
jeugung berfelben anfef)en.
2tn alle gürjlen unb >^erren fd)reibt ba§ ßoncit, unb bie
3Beft erflart fi'd) für baffelbe unb gegen ben ^ap\l 3ol)ans
ne§ XXIII. 25ic beffercn 9)Jcnfd?en werben abgcjlo^en von
ber ^erfönlidjfeit biefc§ 9)?annc§ unb angezogen öon bem 5ßer=
fpred)en ber Äird)enreformation , mit weld)cm bie SSater bcr
@i)nobe fortwa(;renb ju tdufdjen bmiii/t ftnb. 3£[fo wirb ein
neueä (3cl}iäma glücflid) »crmieben. ^apfl unb Äarbindlc mup=
ten ben Jtampf, ben fte unbcfonnen begonnen ^»atten, balb ouf^
geben. ®er einzige 9)?ann, weldfjer i^re ©ac^e l^atte führen
wollen, griebrid; uon £)ejlreicl):5£irol, brad;te fid) baburd) in
fd)wercS 3)?ipgcfdE)icf. 2>ie Äarbindle würben bebenf(id), liepen
bea ^apfi fallen unb feierten aUmall^ jum ßoncil jurücf.
waren bofe 25tnge über fie ouf bem ßoncil gefagt worben.
fte würben SOicineibige unb 9'iicl)t§würbige genannt, wcldje
ba§ [)etlige ßoncil l)atten auSeinanberfprengen wollen unb bie
bamit in fd)weren Svrtljum gefallen.^) Unb ba bie ©ynobe,
ba c§ eben fo pa^te, greoet unb SSerbredjen ju einem ^intäng^
lidjen ©runbe ber 2lbfe^ung mad)en wollte , fo glaubten fte
burd) 3lu5f6f)nung mit bem ßoncit, burd) 2lufgeben be§ ^ap=
jteä ftd) falüiren ju müffcn. 25a§ ßoncil naljm fie wiebet auf
1) Benedict! Gentiani Oratio. Von der Hardt IV. II. pag. 280.
2) Cum ipsi Cardinales Dominum Joannein scientes eum talem es-
se, pront est, nihilominus elegerunt in Papam debent privari electione
et sunt alias graviter punieiidi.
Cum ipsi Caidinales dictum Joannem post ejus turpem fugam secnti
sunt et liic reversi publice asseiuerint, quod per recessura dicti Joannis
dissolutum fuerit c.oncilium videntur enormiter errasse. Conclusiones
contra l'apam et Cardinales. Von der Hardt IV. 1. pag. 121.
— 387 —
wie 9ieine, ü(fo Daf 3o{)anne§ XXIII. bafferen b(icb al$ ba§
caeintge Dpfet. Sitermal ergingen an ii)n bie ditationen beä
6oncit§; toi) tarn er nic^t, obxüo\)l feine @ad)e rettungäloä
»erloren voat, um nid^t S^ug^ f""^'^ Sdjanbe ju fein, ©ein
^roje§ be(fte bie .2(bf4ieulic^feiten feineä ßebenö auf, beren bt-
reit» ßrreabnung getf)an trorben ift. 2)ie ©uöpenfion warb am
14. !Wai, nacbmalä bie 'irbfe^ung am 29. Wlai über ben un--
glücffetigen SKann auägefprodjen. Qx warb, nacbbem er in bie
^änbe @igiämunb§ gefallen, einige Seit auf ber SSefte ©ottles V
ben aufbebalten, nad)mal5 in baä innere 2)eutfcblünb§ gefübrt/ \
xoo er üerftorben.
Unteröeffen batte ©rcgor XII. fein ^ontificat, ibm ju
ntdjtä mebr nüfee, für einen guten ^reiä an ba§ ßoncil lo§ge=
fcblagen, SSenebict XIII. aber rcetj^'te fid) mit ber grogten
©tanbbafdgfeit, unb bie frucbtlofen Unterbanblungen mit ibm
jogen ficb lang uno fcbmerfdUig bin. 25aä .pinwegräumen bie-
feä ^a^pe» »arb nun für bie .^auptfadje eradjtet, »eldje bie
©pnobe nocb äu erreichen Ijahi. S3on ber Sieformatton ber
Äircbe war wenig bie Siebe, fo bittere .Klagen cud) fcbon bin
unb wieber ertönten, ba^ ftc ju lange binflu^Sefcboben werbe.
fBenn ton biefer SJeformation gerebet warb, fo bif^ „9Ror=
gen" in einem fort. 2)ocb brad^en bie .^auptftreitigfeiten bar;
über erft bann auä, alo man mit SSenebict XIII. ju @nbc
ober ttielmebr nid}t ju Gr.be gekommen war. 25amit, bap öor
ber .^anb beffen ©ad)e er)! ju ©nbe gebrnd)t werben m.upte,
fcblugen bie ^cieiierfürficn je^t am beften bie eintrage auf bie
JRcformation ber Äirdie nieber. SBegen ber ^apilwabl aber
bfcretirte bie Spnobe immer, bag fte biefeä 9)?ot nid)t @tatt
finben Eönne obne Einwilligung unb 5)?itwiffen beö ßoncilei.
2Ba§ über bie .Refeerci anlangte, fo war fte wäbrenb biefer
ereignilfe feineswegä oergeffen worben. Snt 9J?onat 2(pril iiiS,
alä eben wegen ber §lud)t beä ^apftcä ju Äoftnife 2llleg in
groper ©dbrung war, l)atten fie ben S^u^ auf bie gefle ®ott=
leben bringen laffen, wo er mit fteigenber .^ärte bebanbelt
warb.') Um biefelbe ßeit wor aud) .^ieronp^^uä »on ^^rag
1) Theodorici a Niem de vita et fatis Joannis XXllI. II. cap. 23.
2) Vitalis Episcopi Tliolonensis Oratio. Von ^er Hardt IV. II.
pag. 1360.
3) Lenfant. Histoire du concile de Constance I. pag. 156.
25 •
— J8S —
am 4. 'ilfitil in Äojtni^ eingetroffen. ') einev anbern
9lflc[)rid)t Um er nur in ein Dorf, tüeld)eö; bcr <StaDt benacl)»
bort. ^) 2)aö ganj freiwillige ©rfc^einen biefeä SJianneä ^at
immer eüuaä ^(uffaEenbeä, nacl)bem man gefeiten, wie baö ßom
cit mit ^up »erfufjr. @r foll eä bem grcunbe S^ü^ tjcrfpro^en
l)aben, it)m jur Unterftu^ung ju tommen unb feine 2ef)re mit
t>ert()cibigen, fo wie er urt^eile, bag eine folci)e Unterflu^ung
iJloti) fei. ©laubte ^ieronijmuä wirflid), glaubten bie S56l)men
wirflidj nod), bap bie äiäter in itoi^nifj uuterfu(i)en wollten
unb unterfucl^cn nact) bem (Soangelio, fo ifi ber glaube fcltfam
unb ein S5ewei§ üon ber (Einfalt il)rer ^erjen unb xi)m Un=
Eenntnip beö waljren @tanbe§ ber £>inge unb ber waljren ®t-
finnung ber ^Jenfd;en, benen fte gegenüber ftanben. 'ilber er
fd;einet in ber ^l)at ©tatt gefunben ju l)abcn, biefer ©laube.
Äam ^ieronijmuä wirflid) in bie, 'Stabt, fo blieb er bod) nur
v>erborgen in berfelben. S36i)mifc^e ju .Koftnifj anwefenbe Sba-
vone baten juerft ©igiSmunD um freie§ ©cleite für ^terony;
mu§. ©igiömunb wiep aber bie <Bad)t ganj ab. 2>ie £)eipu=
tirten ber 91attonen beä ßoncilä, an weldie bie S3aronc fid)
nun wenbeten, wollten baä ©eleit geben jum kommen, nidjt
jum @et)en. X)a fte nadjmalä auf ber @»;nobe becretiiten, baß
Äe^erei fei, einem Äc^ev bie gefd^worene Ärcuc ju balten,
fo muß mon ft'd) über btc l)ier waltenbe S)ffenl?erjigfcit woljl
wunbern.
2luf fold)c ^ßotfdjaft entfernte fid) .^ierom;mu§ in ber «Stille
wie. et gefommen, fogleid) wieber auä Der ©tabt unb begab
fid) jundd)jt nad) Ueberlingen. Sie b6l)mifd)cn SSarone aber
forgten bafür, baß eine@c^rift öon ibm angefd;lagen warb an
ben Sl)üren ber Äird)en unb ber Sßol^nungen ber Äarbinale
unb ber anfel)nlid)ften Prälaten. Sn berfelben erbietet er fi'.t,
vor ba§ ßoncil ju fommen unb bie S)rtl)oborie feinet ßebre ju
crweifen, wenn er baä freie ©cleit nod) erhalte, itonne et ba'j
nid)t crweifen, wolle er bet ©träfe ber Äe^erei verfallen fein.
Äefeerei nennen biefe (S»angclifd)en nur, wa§ wiber ben
flaren ©inn ber ©djrift. .^ielten fte aber, fügt jene Sd)rift
nod) l)inju, baö freie ©eleit nid;t, fo würbe ja wol)l aller Sßclt
1 ) Narratio de .Alag. liienoDynio. Opera II. pag. 522.
2) Alia nariatio de eodcm. Opera II. pag. 528.
— :?80 —
offenbar werben, ba^ bie <3adf)e bcä (Sonci(§ nicbt in ber @e>
rcct^tiv^feit rut)c. ®od) wo'dt er von einer \o erf)abenen S^er-
fammlung foldje Sinqe nicf)t glauben. 2)a aud) barauf ridjt»
gefd^at), roaä etwaä @iite§ erwarten liep, fo reifete ^ieronpimtä
md) -Jööl^men jurücf, begleitet wn einem Beugni^, njeldjeä it)m
bie Sßarone auägcftellt. 2)icfe§ Seugnifj foüte xi)m njat)rfcbcin-
lid) jur 3ied)tfertigung bei ben S36t)men bienen unb biefen er»
(fürten, bap er ipirf(id) in i£o|lni(} gewefen unb feine ge^re
»ertl)eibigen fid) erboten. ^)
2)aä ßoncil aber, ba§ fruf)er fid) um J^icronpmuä gar
md)t geflimmert, war baburd) aufmerffam geworben auf ibn
unb l>atte il)n a(§ einen 9J?enfd5en, weld)er wictiffttifdjer ,Kelje»
reien fel}r oerbödjtig, citirt. 2) .:^ieroni;muä aber warb ju .^tr^
fd)au üon ben Sßeaniteten beä ^faljgrafen 3t>l}t»nn t>on ©ul^^
bad) (am 25. 'iTpril) ergriffen unb auf Sfequifttion beä ßoncilö
fluägeliefcrt. ©ebunben unb mit fc^)weren Letten befaftet warb
er (am 23. 9}iai) nad) Äojlni^ gebrad)t unb in baä Älofter ber
SDominicancr getljan. @(eid) wie er fam war er in ba§ t»er= -
fammclte (»oncit gcfüljrt worben. 25od) fann man- nid)t fagen,
ba^ an biefem Sage ein ürbent[id)cä ^cttjix ©tatt gefunben.
@ie fd)rien nur bunt burd; einanber auf ii)n l;incin, ber ßine
biefc§ unb ber ^Tnbere jeneä. ©ine ©timme aber erf;Ob ftd),
man muiJe ii)n auf ber ©teile werbrennen, ^ieronpmuö ent=
gegncte barauf gefaxt, cä fei, wenn eä ©otteä SBilTe ift. Daä
war wo{)l Tlütt aßeinung, bcp man am beften l)erauäfomme,
'Wenn man bie fogenannteu Äefeer ebne SBeitereä oerbrennc.
^ber nidbt ^He meinten, baf man mit biefer SSJZeinung fo frant
unb offen Ijeroortreten bürfe um ber SBelt willen. £)arum ver»
ftdjertc ber erjbifdjof »on ©aljburg l)eud)lerifd), bap biefcä
nicl)t alfo gefdjeben foHe, weil ®ctt nid)t ben 5£ob beS ©iui=
berä wolle, fonberu bap er ftd) befebre. Unb fo warb ^kro-
npmuä in baä ©efangnig gebracht.')
grüber fd;on batte bic ©ynobe, weldje auc^ über .Reijerei
ftd) als oberpe SRi4)terin tjingejtellt, ein neueä SSerbammungö.
7) Narratio de Mag. Hieronymo. Opera II. pag. 524.
8) Von der Hardt IV. I. pag. 119. 134.
9) Narratio de Mag. Hieronymo. Opera H. pag. 523. 5?3. Von
der Hardt IV. 1, pag. 217 218.
— 390 —
urtf)eil über SBicIiffe unb feine ße^re auSgefprodjen. 2fIIe SSer:
orbnungpn, roeldje bie legte r5mifcl)e ©ynobe in biefer ^inftdjt
erloffen, rourben wieber^oft unb eingefcbarft S)a3 3tnbenfen
Sötcüffe'ö warb »erfludit, feine ©ebeine follten ausgegraben unb
öerbrannt werben, n)eld)e§ aber bamalö bereits gcfc^eben, unb
ouper ben geroöljnlidjen fünfitnbttierjig Äef^ereien liep bie <S\)'
nobe nocb jn)eil)unbertiinbfed)§äig anbere in ben rcicliffttifc^en
@d)riften aufft'nben. ©eltfam war babei, bafj bieSpnobe am
SSage voxi)tt alle ^Inl^änger n)icliffitifd)er 5f)?einungen, "äUt,
mld)t mit fopf)i|lifd)en ©rünbcn fte ju öertl}eit)tgen ^pflegten,
öufforberte, annjefenb ju fein bei biefer SSerbammung.
Unterbeffen b^tfe .^u^ im ©cfängnig gelebt unter »ielen
£lualen. S56fe SJraume beunrubigten ibn, bie er nad) ber ©ittc
ber Seit wadjcnb ficb ju beuten fucbte. 2)ic "Kncß bcä qualüoüen
^obeä, njeldjcr bewcrjlanb, raar immer an feinem Säger. 2)ie
Unterbanblungen mit ibm gingen fort. Saä ßoncil l)atte nur
ein S5egebr, er follte jebcn einjelnen ber 2trtifcl, iretdje au§
feinen ©cbriften gcjogen worben, für falfd) erflavcn. ^up batte
immer nur eine 2lntn)ort, fte foUten'S i^m erweifen au§ ber
<S(t)x\\t ^ale^ fam oftmalö inS ©efdngniß, um iljn ju qua;
len, unb ganj df^aracteriflifd) ijü e§, ba^ bie ßommiffarien beS
(Soncilä nadb ®elb bei bem (Befangenen fpa^eten. @ie meinten,
er müffe beffen febr üiel Ijahm. £)ocb waren nid)t alle ^rie|ter=
fürftcn üon biefem böfen ©eijtc bcfeffen. :©er Äarbinal üon
Sflia nabete fid) bem ©efangenen wenigflenä mit trojtenben,
freunblicben unb milben 2Borten. ®od) ben SBiberruf, ben un-
bebingtcn Siberruf begebrte aud) er. X)k bobmifd^en S3arone,
befouber§ 3obanne§ »on ßblum, mübeten fid) auöjuwirfen, ba^
.^u^ cnblid) tjerbort werbe. SJZit biefer 2{nforbfrung würben fte
lange abgewiefen, balb »on ©igiämunb, balb üon bem Qon-
eil. Sßenn ba§ le^tere einmal einjugeljen fc^ien auf ba§ S3e=
gebr, fo warb Bor 'Mem @elb begebrt von ben SSobmen, um
bic ßngeblicl)en Äoften ju beden. Sie böbmifctjen SSarone ju
1) Von der Hanlt IV. I. pag. 124.
2) Von Her Har<It IV. I. pag. 149 -15i).
Kpistola 41. Opera I. pag. 90.
4) Kpistola 48. Opera l. ^wg. 92,
5) P:pistola SS. 39. 40. Opera I. pag. 89.
V
— 391 —
Äojtni^ beftnben ficf) ober in ®e(boerfe3enf)eit, mU ft'e fcfjon fo
Siele» I)aben öufrocnben muffen.
Smmer nodt) ^)aben jte fi'djtbar wenigfienö einiget äjer^
trauen auf ein S3er(;ör wx bem ganjcn ßoncil, (^ie fonnen eä
fid) nicf)t anberS benfen, oB baf;* biefeä jug(eicl) eine wirElidje
Unterfudjung fein muffe, unb fte meinen trauen ju bürfen auf
bie Äraft ber SBal)rf)eit, Eurj, fie fiiunten bie ^rte)lerfür)len
noä) nid}t gan^. Unterbeffen war bie 2(ufregung in bem Sanbe
SSc^men großer geirorben. SBer fennet bie ä5erfpred)ungen alle
unb bie SXaufcl}ungöhm{!e, tt)elcl)e von bem ßoncii angewenbet
jDorben fein mögen, ben bol)mifd)en 'KM bewegen, ba^ fte
ben Soljanneä nad) Mo^niii gef)en liepen. ^) Sefet fennet
baä ßoncit feine biefer SSerfpredjungen mc[;r. f)at nur jn>ei
2Borte, jwifc^en benen eö bie 2öaf)( (dpt : „SBiberrufe ober
ftirb." Unb 3rileö foIUe er wiberrufen, waä bie ßommiffarieu
aufgejicllt, es mod)tc in feinen ©d)vtften fief^en ober ni6t. ^)
£)ie mcifrcn Später be§ ßonciB, nur f[üd)ttg ben ©tanb ber
£)inge betrad)tenb, mögen gei)pfft l}aben, bap mit bem ©diwei»
gen ober mit bem 3;oöe ber ,.^cre[iin\t,en aud; bie ^auptfad;=
lii^)jie ©cfvjJ)r für bie ^ird}enmacf)t werbe uberwunben fein. '
2Cnbere ober, we(d;e bie ä>cri)dltniffe beffcr fenncn, finb fd!we=
rer ®ebanfen »oU, benn fie wiffen, ba^bamitgar wenig würbe
gewonnen fein. Sarum fagt ©tepfjun ^aki^ ju ^u^ fclbft im
©efangnifj , baf fie alle nad) Äo.jlnifj Sefüt;rt werben niü(iten,
Yüclcbc feine ^rebigt auc^ nur ange(}ört.^) Unb er trotte wa^r=
l)afttg SRccl^t, fie mufMcn 21 Ue nad) ^tojlnife gebrad;t unb burd)
Sob ober ^aft ju ewigem <Sd;weiä.en gebrad^t werben, j.u be^
1) ©0 gcbciift y?in} bcö iBcvfprci)«!? , bciö er nuf jcicn gcitt nacf)
95ü£)incn ^KaicEäCla)7i'n ivcrbi'H folltc. Uiiod sahem seniel potsem lotini
Kegi, anlei}<iaiu conileinner , cii'ii ad suaiii vo'.untateni luic venirtiii tt
sub sua promissione , iit salviis ail Boliemiaiii redirem. Epistola 54.
Opera 1. pag. 93.
2) Narratio Historica de condemnatione Joannis Uuss. Oj'era I!.
pag. 516.
3) Nnllns milii plus nocet qnam Paletz, parcat sil>i omnipoleiis
Deus. Ipse Paletz omnium ductor. Kt instabat, c^nod oiiines adliereii-
tes citentur et al juverit. Koistohi 54, Opera I. pa?:. 91. Itein dixit,
quod omnes, <|ui meiiiii sermoneni visitaveniiit , iiifecti sunt heresii.
Epistola 38. Opeia I. pag. 87.
— 392 —
nen baS ©»angelium gebrungen, follte bie Äirc{>enmad)t ficfjer
fortan befielen.
2fber aud) bte, m\d)c raupten, njenig txjerbe fo gewonnen
TOcrben, njoUten, baf ein "Anfang gemad)t werbe mit ben MtU
5ern, ein^fnfang mit ber SSIutfcene, burd^ rceldje fie ifjre 9iuf)e
ftnben wollten. Söenn ber a;ob ^up nod) nic{)t getroffen, fo
war nur baran Sd)ulb, bag fie nidjt wußten, wie fte benfeU
ben ^)erbeifüf)ren foUtcn. ©igiSmunb warb ficbtbar bearbeitet,
bap er feine Einwilligung geben follte jum geuertobe beä ^ßlan-~
neö, »on bem eä ja fdpn au§gcmad}t, ba^ er ein Äefjer fei.
"Kbix ©igiömunb t)at nidjt bewogen werben fonnen, feine @in=
willigung ju geben, unb er l)at immer geantwortet, ba^ bod)
er|t nod) eine Unterfud)ung ©tatt bo^'sn muffe. ^)
3flfo mögen bie ^rietlerfürften allmdlig crfannt Ijaben, ba^
fte nic^t Ijerauäfommen würben obne ^u^, ob audj nur bem
(Sd)eine unb bem 9iamen nod), gcfjort ju l)aben. @ö war aud)
im ©runbe genommen, ein foldjeä S>erf}6r für fie ganj gefabrs
Io§. ßinen JRid^ter in biefcr ©ad)e erfannten fie ja nidjt an,
am wenigf!en ernannten fte bte ©djrift an al§ einen fold}en üiidy.
ter. @ie erfunnten al» Siidjter nur an xijxm eigenen SBiUen,
welken fie bie 'Autorität ber Äirdje nannten. (5ä war bei il)-
nen auägemadjt, bop 3Cuflel)nen gegen biefe, S'Zid^t^^tnerfennung
berfelben ba§ größte unb ungeljeuerfte oller S3crbred)en fei. Unb
9Ziemanb t)on ben gurflen unb .^erren, bie mit auf bem (5on«
eil waren, fonnte iljn lau^ncn, biefen ©af^, of^ne mit ber^ir;
(^enmad)t fofort in offenen Ärieg ju geratljen.
Unter folgen SSerljaltniffen fann e§ ben SSatern be§ 6on:
cilä nid)t einmal ganj unangenehm gewcfen fein, bap oon
Sßbl)mm eine abermalige 2lufforberung, ben ju bören.
Um. S5ol)mifct)e unb polnifclje Sble, welche ju Äoftnife anwe=
fenb, reid}ten, wabrfdjeinlii^ auf 2luftrag, ben fie auä ber .!^eis
matlj empfangen, an bemfelben vierten VJtai, an beni SQSicliffe'ä
2ei)re abermals ocrbammt warb, bem ßoncil eine ©d^rift ein.
S)er Snl)alt berfelben begeljrte, bap baS freie ©cleit gcbalten
unb.§up gebort werbe, bamit, wenn er ettuaä wiber bie ©d)rift
gele[}vt, es gebcffcrt werben ?6nne, wie eä aud) ber .König felbfl
üorlangft werorbnet. äugleid) erwdbnet bie ©d;rift, bap auf
1) 2)arü6fr tlcigtc tjcftifl nad) feiner 5"lucl)t ^apji Ool&nnnf» XXIII.
Von der Hardt IL pag. 155. /
bem (Soncil wn einigen »icte mmt)xt S^inge ukr ffio^men
crjä^lt würben, me, bap bort J^anbwetBleute ber ©acramente
tücirteten unb bap baä 9ett)eil)cte S3Iut in glafd)en ^erumgetra:
gen werbe üon einem bem onberen. £)er S5ifd)of üon ßeu:
tomifdjt trat nuf, nad?bem bicfe ©djrift »crlefen »orben, „ba=
mit fei er ♦cfonberä gemeint, unb er »erlange einen 3;ermin,
um beweifcn, waä er über S36t)men gefagt. Zl\o würben
bie ffiöJ)men wieber »orbefdjieben ouf ben fcc^gjeljnten 9J?at.
"Kn biefem Sagel lic^ baö QomU benfelben jucrft eröffs
nen, bap ba§ freie ©elcit bem ^u^ gar nic^it gebrodjen wor=
ben. 25enn e§ fei it)m baffelbe erjl jugefommen, nadjbem er in^aft
bereits genommen gewefen.äweitenäfei er m(i)t unge^ort oerbammt
worben,benn früfjev, unter ^apft 3of)annc§ XXIIL, wären feine
^rocuratoren »erljört worben in 9?om, unb ba fei er bereits
aläÄeger erfunben worben. gum britten i)abt er aü6) md) ges
wagt, ju Äojlni^ ju prebigen. 2)rei Unwal)rl()eiten auf einmal
^jrepte bem ßoncit ba§ SSerlangen, mit ^u^~ of)ne weitere Un-
terfud)ung fertig ju werben, auä. Sarauf trat ber JBifdjof üon
geutomifct)! ouf unb benuneirte ben in S36t;men immer l)dufü
ger werbenben ©ebraucf) be§ Äeldjeä im Tfbenbma^l aB eine
Äefeerei. ®iefe§ war baö erjle Wlal, bap tton biefer 2(ngeleger>«
l^eit bie 9icbe war auf bem ßoncil. -) 23ie( Streitet war in
®ö^men über fte, unb üor furjer Seit, fo fdjeint e6, l^atte ftc^
Sof)anneä oon ßblum an ^uß um eine ©ntfcljeibung be^alb
gewenbet. ^)
3wei 5£agc barauf burften bie S36^men »or bem ßoncit
wieber erfdjeinen. Sie wiberlegten bie brci Unwal)r()eiten be§
ßoncitä mit fd)(agenben ©rüuben, übergingen aber ben neuaufs
gejlellten ^unct wegen beö Mää)t§ im '2(benbma()( ganj mit
©tiüfcljwetgen. Sie SSdter aber fd)einen ba§ S3efie get()an ju
Ijaben, waö auf bie 2Bibcr(egung berSSo^men gefdjet^en fonnte.
©ie antworteten gar nid)t§. Sie Sotjmen aber gaben am Ie|s
ten 9}?ai eine neue ©djrift ein. ©ie begehren nodj einmal, ba^
J^up freigetaffen werben foUte, fie werlat^en, bap ba§ ßoncil
tt)n ^ore mit Sitäjt, S3iUigfeit unb £iebe. ®ie nennen bie
1) Historia sanctiss. martyr. pap. 9. 10.
2) Von der Hardt IV, I. pag. 212. 213.
3) Qnia fratrum adhuc aliqoalis est scissio et propter illnd mülti
turbantur. Kpistola Joannis de Chluin. Opera I. pag. 91.
— 394 —
^uncte, n>tld)e tion bcr Gommiffion aitf^cfe^t tt)oib;n, jum
S^cit fatfcf) unb lügnenfd). (?g muffe bfl^ier^über'fie^cine genaue
Untcvfucl^ung »or bem Sonett Statt fi'nben. "Kn bcmfetben Sage
Ijaben fie bei ©tegmunb eine icuplif eingcreicljt, bnmit er fid;
bei bem ßoncil für bie <Saä)c »ernjcnbe. ©ie maf)nen ifjn bars
an, bap er ber ©rbe tf)re§ 9ieicl)e§ fein ttjollc unb*fomit audj
für äBofjmen ju forgen gel)a(ten fei. Sic S35f)men aber cr(ja(;
ttn ebenfalls noä) an bemfelbcn 5j;age x>on bem ßoncit bie 3(nti
tt>ort, baf t()rem SSegel^ren in fo Tt»eit getriHfaljrt fei, bag auf
ben fünften Suni Sof}anne§ üernommen werben foUte oor
bem gcfammten ßoncil. ^)
£)btt)oI)l fie eigentlicif) gar nid)tä babei tragten, fo ifl ben
SSdtern beö ßoncilä hod) bie Sßenbung feine§wege§ angene{)m,
mld)C bie @ad)e genommen. SBatjrfd^einlid) l^otte nur ber
flUöbrM(id)e SBille ©igiämunbä fte ju bem ©ntfcbluffe bewegen
fönnen, bap^u^ orbentlid) »crnommen werben foUte. 2)ie3wij
fd}enjeit bi§ jum SSer^orgtermine wollten fte bcä()alb nod) be^
nu^en, um bie ©acl)e in ber ©tille beijulegcn. Sie früfjer
beftellte ßommiffton, wcldje bie l}ufi'itifd)cn Äc^ereicn au5 ben
©d^riften au^ki)m follte, war beöcutenb ücrjlarft worben. ®ie
bepanb jei^t auä nidjt weniger öIö ' fuufjtg Soctoren. Sine
Sici^e olS ^c^ereien aufgeftelltcr ®ä(^e, brei^ig uub einige an
$al)l, gutentl)eil§ biefelben, weld;e nadjmalä in ben 25erl)6ren
üorgebrad)t worben finb, waren an Squ^ üorlangfl gegeben wov^
ben, bomit er fte wiberrufe. ©ie maditen ju Nottleben nod)
einen SSerfud^, il)n ju einem fold^en 2Biberruf ju bewegen.
Sa er aber bei bcr gewul)nltd)cn Antwort be()avrtc, fo mujite
ber ©efangene nac^ Äoftni^ gebrad)t werben.-) Saö SUert)6r
fanb inbeffen nidjt an bem bcftimmten 5£age, am fünften Sunt)
©tätt. Senn nod) einmal üerfud}tcn bie ^>rteflerfiir|len, unb
awar auf eine fel;r plumpe SBeife, ob fid) ba§ ä5erl)ör nid;t
umge[;en lie^e.
©ie famcn an biefem Sage in bem Älofter ber 9J?inbcr-
brübcr jufammcn, liefen bie fe^ertfcl)en 'ilrtifel üorlcfen, unb e5
warb flar, bap fic ba§ a?erbammungäurtl)eil au§fpred)en wollten
ol)nc ^upenä 2lntwort üernommcn ju l)aben. ©igiömunb wufU
1) Histona sanctiss. iiiarljr. iiag. i3 11. Von ilcr IJühU IV. !.
pag. 289-290.
2) Von der Hardt IV. I. [)ag. .306. 7
— 395 -
md)t^ 5?on bierem SSerfafjrcn. Qx meinte, ta^ ^uf 9ef)oIt
worben frt, tric eS befrimmt. £)a§ Goncit njoUtt' xi)n mit
einem formlidien ScMu^ überraftf>cn, bap bie Äe^erei Tittf-im
I enoiefen fei, unb hoffte bcnn mit feiner 2(utorität baä SJerlani
gen <2igi?munbS, bag ^up gefjort werben muffe, nod) nieber;
ju^alten. 2tber — mon mi% ni*t wie e§ fam — ein S6f)me,
ber Squ$ befreunbct, ^etrul 5!??[obannettji&, befanb fid) bei bet
SSerfammlung. 23te er bie 8ifi ber ^^rälaten bemerfte, eilte et
fort unb fegte bie 25arcne ^ubna unb (ii)lum in Äenntni^.
^'icfe fcbneC ju «Sigifmunb. 2?iefer ober fenbete Sutwtg , ben
^V'aUgrafen rem Sfbein, unb ^riebricfi, ben Burggrafen von
?lürnberg, in ba§ (Scncil ynb lic^ gebieten, baf üor ber.|)anb
niditS weiter gefc^)ef>e. Sgn$ muffe burdiouS getjort werben.
9?pn fem großen Unwillen ©igt^munbä über bflä etenbe S5e-
neimien ber ^ralüten giebt ber freilich nur terubergehenbc QnU
fd^luf , bie ©ntfcbeibung in biefcr «Sache cnbem würbigern Süans
nern ju übertragen, äeugnip. SSegreiflic^ wirb biefer rtugen^
blicfliche dnrfdiUip bei biefem elenben ffienebmen be§ ßoncil»,
begreifliclj wirb ta» rofcbe SBiebcraufgeben beffolben, wenn man
bie ganje 8age ber S^inge überbenft. ^) 3laä:) guten Seugniffen
ifl nun an biefem Sage nichts weiter in ber Sacfje gefct)e^en
in bem Gcncil feJbft- 'än bemfelben geben bie bc[}mifcf)en SSas
rone eine foldie 2fbfdirift ber Sdjriften bes ^up ein, weldje
biefer felbji für eine ad?te unb aut^entifclic cnerfennt. 25enn
bie ©elehrten be§ gcncilä b"tten eiele ^aU faifch gefopt. 3u
eben bemfelben a;jge gebort nod) ein anberer SSorgang. S5iet
äBifd>öfe verfügen fich ju ^up , begleitet üon ben S3aronen
S^lum unb 2}ubna. SZoc^ einmal fragen fie ifjnunb {äffen if>m
bte SBo^I jwifcfjen 5wei fingen, ^ntweber foH er »er ba§ üon=
eil üc^ flellen uiib bie gebren tertheibigen, weld?e ihm «Schulblges
geben würben ober er fotte wiberrufen unb fid) anijeifdjig madien,
ine künftige ba§ ©egentbeil »on bem, waä er bil jefet gelehrt, ju
fchreibcn, ju prebigen unb ju Icbren, atte? na* -Sorfc^rift beä ßon^
ciB. ^arouf ermabnet itjn Qi)lum, er möge na*gebcn, wa§
1) Ut in caosa Joannis Huss praefecd concilii nihil decernerent,
pnasquam ijjsum et quidein aequo aniu:o, aiidivissent et quoscunqne in
eo articulos erroneos , deiTehendissent , ad se ot mitterent. Nam se
datonim o;>eram, ut 3 viris doctis et bonis examinarentur. Historia san-
ctiss. martyr. pag. 12.
— 396 —
nad)9cgebeti werben fonne, ermuntert tön ober jug(eicf), niAtji
gegen bie SOBa()r()eit ju tt)ün, fonbern für [te, muffe eä fein,
fierben. S^n^, jraar unter S^ränen, aber ftanbl^aft, entgegnet,
l^abe er etn?a§ getel^rt, waä wiber bie ©djrift fei, fo woüe er
e5 gern wiberrufen. ßiner ber S3ifd)üfe aber fdjrie barouf mit
Unwillen: „Ätüger alfo wiU er fein alä t>a$ gefammte doncil?"
Squ^ entgegnete barauf mtt berfelbcn ©tanbtjaftigfeit unb SBürs
be: nicljt Etüger bünfe er fid) ju fein alä baä gefammtc ßoncil,
bem iJZiebrigflen au§ biefem ßoncit wolle er fiel) untcrorbnen
mit greuben, ber il)n qu§ ber ©d}rift ju wibertegm im «Stanbe.
25arauf ^atte jener nur bie 2lntn?ort: wie ^artncicfig ijt er tod)
in feiner Äefeerei! 25amtt cnbeten bie ©reigniffe biefeä Äageä.*)
(Srft am folgenben, fo fdjetnt e§, fanb ba§ $yerl)or ©tatt.
ß^lum unb 2)ubna begleiteten ^u^, ©igiämunb war jugegen.
@ö gefcbal) aber an biefem SSage etgentlid> gar nic^tl 25ic
»on ben S36l;men eingegebenen (2cl)riften würben öor ^up öor;
gezeigt unb er erfannte fie als bie feinigen an. £)arauf warb
ein fe^erifd)er ZxtiUl ijerlefcn, welcher bie Setjre »om <Sacra=
ment beä Tlltarä betraf. war ebenberfclbe, ben ba§ Soncil
nacl)malä, weil e§ fid) in ben meiflcn ©djriften beä .^u^ an;
bcrä fanb, alä bie ßommiffarien eä aufgefaßt, felbp mu^te
fallen laffen. Äaum war biefc» gcfdt)el)en, alä fid) üon allen
(Seiten ein witber ßarm unb ein ungebeurcä Äoben erbob,
alfo ba^ faum Semanb fein eigene^ SBort »erjieben fonntc.
Squ^ öerfud}te einige fKale ju reben. dö entfielen ibm bie Söors
te, er Ijabe gemeint, in einem Soncil müpte 2(n|lanb unb SBürbc
l)errfd)en. '^m ©anjen fonnte er nid)t ju einer jufammenl)än=
genben 9febe fommen unb befd}lo^ ju fd)weigen. fie itjn
fo niebergefd)rieen, triumpbivten fie: feilet, ber Äe^er fct)weigt,
er ifl überführt, wa§ brauchen wir weiter S^ugnip? ^'n
binal »erfudjte auä) bem ^up bie red)te ßeljre wm ©acramcnt
beä ^Itarä ju bemonjiriren mitten burd) ben wilben 8ärm l)in;
burd), »erwirrte fid) aber wegen beä ßdrmeö, wegen feiner
Sgnoranj unb fd)wieg. 25iefe unwürbigc ©cene fdjeint geraume
3eit gebauert ju i)ahm. @rjl baben fieMeä ^etban, waä mi
©ewalt ober 8ift fid) tl)un liep, um eä baljin ju bringen, ba
^ufj ungel)6rt öcrbammt würbe. 9'iad)bem eä nid)t gelungen
1) Narratio Historica de condemnatione .Joannis Huss. Qi)eru II.
pag. 516.
— 397 —
unt) ein «?i'rflid)eö S3erl)6r l)at nngeorbnet «erben muffen, wer-
fudjen fie bcn ^up nieberjufdneien. 2öe(cf)eä SSertrauen müffcn
fic geljabt tjaben ju tt)rer ©elefjrfamfeit, ju tf)rem ©df)arfftnn,
ju tbrcn 2futoritaten. ^nbeffcn wart» ber unwurbigen ©cene
baburc^ ein (5nbc gemocht , bap ber Äaifer 9?ii{)e gebot unb
ein S3efonnenef ben Eintrag pcUte, bte ©tfjung auf ben fotgen--
ben ^ag ^ öerfcbieben.^)
I ^ 9?un mog @igi§munb, em:p6rt über bie Unwürbigfeiten
tiefet 5£ageö, ben Prälaten ju erfennen gegeben Ijaben, ba^
e§ nicbt fortgeben fönne in biefer Söeife .3)enn bei bcm SSerljor,
roelcbeä roieberum am folgenben 5£age, am ftebenten Sunt, ge^
Ijalten wirb, gebet eS mit etwaö größerem 2(n(!anbe ju, obwol}!
üüä) je^t feine Srbnung bervfcbte rueber in bemS5enebmen noä)
in ben 'Eintragen unb '^Tnfragen, roelcbe an ^up geftellt würben.
S^idjt bie neununbbrci^ig "KxtiM, welcfje bie ßommiffion aufge^
[e^t, nebmen fie an bicfcm Sage t>or, fonbern einige anbere
©egenftänbe. Bütx\t wirb von einer Sdjrift üorgelefen, bie erft
feif turpem eingegeben unb »on Wiä)ati bc ßaufiS entworfen
worbcn fein foUte. SSom ©acramcnt be§2((tar5 foüte ^u^ ge--
lebrt babcn gerabe wie SBicliffe. '^Ingefübrte Beugen bewiefcn eö.
9Zun ift nicl)tä feltfamer, alä ba^ bie bufftfc^e ©djrift, in weU^er
fajl ganj bie widiffttifc^e 90?einung vorgetragen worben, nicjjt
alä äeugnif angefüf)rt wirb. 35te[eä ifi nun woI)l ein flarec
JBeweiö, bap nicfet einmal fKicbaet be ßaufB bie SSücber beä
Squ^ wirflid) ju fennen ft'd) bie gegeben. 25er ©nglän^
ber (Stofeä beruft ftdfj jebod) im Saufe bcä ©treiteä auf biefe
®cf)rift unb bebauptet: bort jtdnbe, bag aud; nad) ber ßonfe;
1 tration baä natürlidje SSrob bleibe. '3lm\ lagt eä ftd) ntc|)t >
1) Tanta erat confiisio et perturbatio , ut iminanium aliqaot belua-
rnm tumultum, non Lominuni dixisses, nedutn liiijusiiiodi Tirorum con-
gregationeni,qui ad judicanduiii de rebus maxiiiiis convenissent. tlisturia
sanctiss. martyr. pag. 15. Jpug fcl6(l fagt: Quantus autem clamor,
quanta siibsannatio derisio et blasplieniis liebat in ire a congregatione
illa, sciunt Doniiiii Dubna et Clilum. Unde et ego tantis obrutus saepe
dauioribiis dixi ista Verba: existimabam , qiiod in concilio isto esset
major reverentia, pietas et disciplina. Et tunc audiebant oinnes^ quia
rex (iracceperat dare silentiuui.
. Quam in publica audiontia adducebam scriptiiram Christi vel san-
ctorum doctoruin concilium vel deridebat, vel me male intejligere dice-
bat et Doctores me impertinenter allegare. Epistola 15.
— 398 —
laugnen, bap in bev <Bd)xl\t De coena Domini ^fus^brude
ent()atten ftnb, weld^e btefe SSorflellung ju bebingeii fd^einen,
ober antwortet, bop baä Eingeben eine Unn)ot}i:l)eit fei.
Keffer wäre e5 gemcfen, ju ge(icl)en, baß er feine S3ov|leÜun=
gen fjierin in bem 3Ib[aufe bcr Seit geanbcrt. 9bd;bem ber
Streit einige Seit gebauert unb bie gegen Sqh^ 2(uftretcnben
ftd) fid)tbar »erwicfett unb \nd)t weiter fonnen, ge(!e<)t ein eng»
lifd;er ffiifd)of ein, baß .^upen§ SO?einung «om ©acrament be§
^Itarä ganj red)tglaubig fei. SKan möge olfo biefen ^unct
foUen laffen. ©in bül)mifd)er ^vicjiev, Soljanneä ^rotiw«, fc^rie
nun ouf. {)abe ben ^eiligen ©regor etimiat einen )ilax-'
ren gefd}oltcn. fd)eint, bie SSater wollten, ei? foUte wieber
ein großes Carmen entfielen, bamit fie bet Unterfud;ung unb
beö 25ifputiren§ über()oben würben.*)
3(ber bie ©ad;e warb befeitiget, unb bcr itarbinal yon
glorenj naf)m ba§ SGSort unb la^ einen Itxtihl t)or, in weld;em
gefagt war, büß ^uß bie wicliffttifdjen Äe^creien in S36f)men
gcte()rt l)abe. Ser ftare Scweiä baoon fei, Oaß er bie SSerbam^
mung unb SSerbrennung bcr (Sdfjriften bc§ Söicliffe nid;t gebiU
liget bobc. ^uß entgegnete barauf, allerbingS l^abe er biefc
SSerbammung gewiffermaßen nic^t billigen fönnen, ba mehrere
widiffitifdje ©ä^e burd)auä ortl;obo): wären. 3u biefen oxtt)0:
boren Sebren red)netc^uß, baß ber ^apfi feine weltlicbe 9)?ad;t
fei, baß bie Sehnten 2llmofen waren unb böß ein ^riefter in
bet JSobfünbe ber ©acramente nid}t red)t warten fonne. Qv er*
läuterte, wie man eä üerfteben muffe. 25aä ©acramcnt fei guU
tig, aber ber unwürbige ^riefier »ollsie^e eä jum ®d)aben fcis
ner ©eele. 2)ie 3el)nten wären jwar 2llmofen, aber e§ fei eine
^flidjt ber ©laubigen , fte ju jal)len. Selten ließen fte ibn
auäreben. Wttijx alä einmal warb baö SBort i^m abgefd)nitten.
SBegen ber wicliffitifd)en ©djrifren bulbeten fte inbeffen, baß er
ftd; weitläufiger ücrt^eibigte. ®binco t)abt bie SSitdjer öerbren^
nen laffen einer S3uUe gemäß, bie er »on ^a^jft 3lleranbet V. nur
erfd)lid)en. Qx aber \)ahc immer nur barauf befianben, baß
angeblidt)C Äegereien auä ber (Sd)rift erwiefen werben müßten.
SSJegen ber greibeit ber ^rebigt b^be er an ben ^apfl "^llerans
ber felbp appcllirt, bann an Sobannc» XXIII., unb erft m<i)'
1) Historia sanctiss. maitjr. pag. 15. 16.
— 399 —
bem jwei ^ixi)xe oerlaufcn unb feine ^vocuwtoren in 9\om nid^t
gcf)ürt tvovben, an Sefuä 6t)rijlu§ felbft. 2)a fuhren fte oUc
auf unb fru^cu, ob mttn eine ved^tma^ige ^fppellation on Se=
fuä einlegen fönnte. "Kli biefeä bejahte, mil bod; bec
^eilnnb ber oberfte 9Itd;ter bev d)vifl[td)en SBeft, ging ein fdjaU «
Icnbe» ®eläcl)tcr buidf) ben ©aal. SlJaffelbe ertönte njteber, a(§ {
^up öon bem Seben jenfeitä fpvad) unb meinte, 2BicIiffe werbe ^
nid;t bei ber ©djaar ber SSerbammten fein, er f)offe an benfet-
bm Drt 5U gelangen, woi)in biefcr.
@ie liefen barauf nod) einige 2frtife( ocriefen, mlä)t fclbp;
gefd)affene ©erüd)tc, unbcfiimtnte 2(ngaben ober SSerbreljungen
entl;ielten. @r Ijabe toon SSunbern gcfprod^cn, bic in ©nglanb
für ben SBicItffitiämuä gefd)e()en, er l;abe ba§ SSolE oufgcfor;
bert, mit ben SBnffen über ben Äferuä ^erjufallen, er fei an
ben Swijligfeiten (5d)u(b, bie 5tt)ifd)en ©binco unb bem Ä6=
.nig SQSenjel entftanben, rceldje nur baf)er gefommen, weit in
ber gem6()ntid)en 2Beife ber ^rdtaten ber @ribifd)of feinem Ä6=
nig unb ^errn tro^ig in '^n9clegcnl)eiten entgegengetreten, bic
^upen nichts angingen. 25er ^arbinal tjon ßambrat wollte
üuä) nod) ben "Zlbsug ber 25eutfd}cn »on ber ^jrager Uniüerft'tdt
atö eine SSertrcibung be§ Äleruä, bie |)up bewirft, barflellcn.
Semanb Ijabc eä il)m fo eräd[;lt. £)ftmalä mufj ber unbejlimmte
Semanb 3euge gegen ^up fein. SBirb baxnaä) gefragt, wer
biefcr 3emanb fei, fo l)ei^t eä, er fei unterbeffcn gefiorbcn.
Rügens SBiberlegungen biefcr ^lnfd)ulbigungen nel)men fie, weil
ftd) in ber Sbcit nic^tä bagegen fagen liep, l)in, oljne weitere
Sßorte ju madjen.i)
£)amit enbete ba§ S3cr{)6r biefeS 3;age§. iJiun crfd)eint
c§ auf ben erjlen ^nblicf fajl feltfam, bap fte an biefem 5^age
nur ganj unbeilimmte 2lnfd)ulbigungen, mit3luänal)me ber an^
gebli^n Äefjerei über ba§®acrament bcä2lltarö, feine ^aupt;
fad)en, nid^ts auS ber langen fKtii}t ber Äe^ereien anfütjren,
bie fte au§ ben @d)riften l)attcn auäjieben laffen unb bie, wcs
nigpeng jum Äf)eil, nad) ben je^t fjerrfdjenben ■^nfid)ten unb
^Begriffen, atä wirflidje Äe^ereien angefcljen werben mußten.
®o feltfam biefeS auf ben erpcn 2lnblicf fdjeint, fo lcid)t erfldrt
1) Von der Hardt IV. T. pag. 306. 307. Historia sanctiss. marlyr.
pag. 16. 17.
— 400 —
eS ftd). T)k ei9entiid)en ®tki)xUn auf bem ßoncil, c§ mag
gcwcfen fein auä we.djem ©runbe e§ rcolle, mocl)ten offenbar
nid()t§ ju tf)un l^aben mit biefec ©adje. ^ein ^injiger üon
if)nen tritt auf gegen ^u^ unb für bie gef)re ber" r6mifd)en Äir^
d)e, nicl)t ©erfon, nid}t 'Küiaco, nid)t fo üiete anöere berütjmtc
Flamen, bie fid) auf bem ßoncil finbcn. (55 ftnb Äarbinafe,
Sifd)6fe, untere böl^mifc^e ^rieflet, unbefannte Seute, bie ges
gen iljn fpred)en, mit beren ©eleljrfamfeit eö fefjr fdjlec^t beflellt
tft. 25aä 2)iäputiren ijl iljncn ungemein juroider. S5eim erften
S3erf)or f)aben ginige ben SSerfudf) gemadjt, etmaö ju bemons
ftriren. ©ie ftnb babei Derwirrt geraorben unb Ijaben fd)n)eigen
muffen. Siefe Seijre ift für fte fo ftarf geiüefen, baf fic üon
nun an, wenn eä nam(id) auf ge(ef)rte SemonProtionen anfoms
men foUte, lieber gar nid^tä me(}r fagen. Saä Surdjgefjen bec
einjelnen "iLrükl, mld)t alSÄe^ereien aufgeftcüt njorben, fürd)>
teten fie nod) immer. Denn c§ rcar bod) wegen ber »ielen ans
TOefenben ßaien fd}ltmm, wenn man gar nid)tä weiter bagegen
fagen fonntc, at§ ba§ ijt nun einmal eine «Ke^erei. 2(lfo
gloubten fic nod) einen 93erfud) mad^enju müffen, ob fid) nid)t
üon Sqü^ ein SBiberruf gewinnen liep, obne bap auf bem Qon-
eil felbj^ üon ienen Äcfeereien weiter, bie Siebe. Siefer 8Serfucf>
war nun bal jweitc SSerl^ör gewefen.
(Sie madjten t^n mit großen Hoffnungen, benn fte tjatten
ben Äaifer Sigiämunb ganj gewonnen. 2)ie ©efinnungen bie^
feä 3)lanncä ftnb offenbar anberä geworben binnen wenigen Sa«
gen. ©rft ^attc et immer begeljrt, bap eine förmlid)e Unterfus
d)ung vorgenommen werbe. 25ap eä nun nicbt unterfud)en ge^
nannt werben fönne, wenn man bem ^up feine angeblid)en
.Äe^ereien »orlafe, feine ©rünbe au5 ber ©djrift, auä benÄirs
d)enwdtern, auö ber SScrnunft anf)6re, fte nidjt mit einem ein»
jigen 2Borte wiberlege, fonbern ganj trocfen nur fage, es bleibt
bod) eine .Äe^erei, wupte unb füllte ber Äaifer gcwip eben fo
gut, wie jeber anberc benfenbe 9JZann. Sennod) läpt er jefjt
bie ©ad)c in biefer SBeife gel;en, oljne ein SSort gegen fie ein-
juwenbcn.
2lber ber Äaifer, weld)en bie veligiöfe 2(ngelegenl)eit falt
gelaffen, will, ba^ bie ©adje ju (gnbe gebrad)t werbe. @r
l)attc erfannt, baß bie ^riefterfürften in bem Streite mit Sqü^
fid) nt4)t fonnten überwinben laffen, o^ne fid; felbjl unb iljre
— 401 —
^o^e «Stellung oufjugeben, bog jte aud) nld)t unterfudjen fonn^
ten, eben rcetl tie Unterfud)ung ttjre Weberlage war, unb
ba^ nidjtä übrig bliebe al§ ein Ärieg mit ber rooblbegrün«
beten ^aäjt ber Äircbe ober ein Burücffcbreiten beä SÄeforma»
torä. 25en Ärieg aber wollte er nidjt unb fonnte ibn nid)t
»ollen nad? allen feinen SSerljdltniffen. 3u biefem Kriege aber
Ibütte eä fommen muffen, wenn ber Äaifer ben ^rieflcrfur|ten
entgegentreten unb ^u^en unb feine ge^re i)atU fcbü^en wollen.
2llfo blieb nid)t§ weiter übrig al§ ben 9Rann oufjuo^jfern, wie
bitter baö audf) bem Äaifer in feinem ^erjen gewefen fein mag.
2tn bem (5nDc be§ SJerborä t)itlt ©igi^munb bal)er eine JRebe
on ^u^, bie nod) bem ©cijte ber ^riefterfürflen war. S^ix^
follc fid) ber (5ntf(l)eibung be§ 6onciB unbebingt unterwerfen,
fcann werbe er, ber .Raifer, bafür forgen, ba^ er entlaffen
werbe mit einer leidsten ©träfe. SCBo nid)t, fo werbe feine
Jg)artndcfigEeit von ii)m nid)t gefd)üfet werben, er werbe biefe
Hiebt länget bulben, ebr felbjl feinen «Sdjeiterboufen anjünben ').
4>uf entgegnete mit aller £)emutb, ba^ er ja gar nid)t Ijart»
ndcfig fei, fonbern bc§f)atb eben auf baä ßoncil gefommen, um
belehrt ju werben. 2)arauf wirb er obgefü^rt. ^n biefem
Äage überlief fid) .l^u^ einiger Jg)offni'.ng. Qt freut ficb in
einer jurürfgelaffenen ©djrift, ba^ baä Soncil bereit? jwei 2lt»
tifel b>Jbe muffen fallen laffen, er bofft, baß eS mit nod) met)»
reren fo fommen werbe. V, ruft er au§, wenn xä) nur rec^>t
JU SBorte fommen fonnte, wie wollte icb fic jum @(l>wei3eit
bringen^).
25a nun ftd) bem Verlangen bet ÄaiferS nit^t ge<
fügt unb fein le^teS SBort gewefen, baß er belebrt fein foQte,
fo bejlimmte ba§ 6oncil ein neueä SSerbör auf ben folgenbert
S£ag. Sigentlicb war baffelbe eine ganj nu^lofe äBeitlduftigfeit/
1) Nos qiiidem tnis erroribus ef pertinaciae nunquäin patrocinabi-
mur, imo nos liisce manibus ignem parabimus potias tibi, qnaln nt ea^
qoa bactenus, pertinacia te diutius ati patiamor.
2) Deleti sunt articuli Hiio, jain spero de gratia Dei, qaod plares
delebantur. Clamabant quasi omnes quemadmodam Jadae adversas
Tesam.
O si mihi daretar audientia, nt respondereni argunentis ipsorninj
quibus vellent impugnare articulos in Tractatis positos, aestiuo, quod
niilti, qui clamant, obmatescercnt. Epistola 35. Opera I. pag. 88.
— 402 —
mlä)t bte SSater ober bod) \>oxna^)mm, um fid) ben (Sd)ein ju
geben, at§ Ijdtten fte nid^t werur%i(t o^ne eine ernfle Unter«
fud)ung. @ä gefd^at) in biefem S3ert)6c trciter nidjtä, a(ö ba^
ein 3;()ei( ber ZxüM, »eldje bem ^uf fd^on im ©efangni^
üorgelegt, nod) einmal »erlefen unb barauf bie iueitcren 'Hui-
fül^rungen, SSert|)eibi9un9en ober S5erid}ti9ungen, mlä)t
ftc^ eben bort aufgefegt unb tueldje fid) bereite in ben ^änben
ber ßommiffaire befunben l)flben muffen, jum Äbeil münblid)
üon bemfelben nod) einmal »orgetragen werben bürfen. ''Jlut
@te:pl;an ^ate^ toerfitdjt einmal einen geletjrten (Streit onjufan^
gen, oi)nt bamit weit ju fommen. Sie Uebrigen bören S^u^
gonj rubtg an, wiberlegen ibn nid}t mit einem einzigen 2Borte,
tt)eld)e§ S5ead)tung tjerbiene, erflären ibn aber ber Äefjerei für
überführt, al§ baä ©anje öoUenbet. 2)ie ©i;nobe i)attt 3luö.
5Ü9e auä mehren @d)riften beä .^u^ madjen laffen, au'5 bem
55ud)C de ecclesia unb auS ben @d)riften gegen Stephan
Paletz unb gegen Stanislas Znoyiiia. £>iefe '^iuS.^üge maren
nidjt obnc eine fleinc ^unft gemacht. 2!)iefelben Äc^ereien erj
fd)ienen an öerfd)iebenen ©teilen wieber mit anDcrn SBorten
unb SBenbungen, fo bap bem trüben äBlicfe ber l^aicn bie 2tn5
jabl berfelben nodj um etwaä großer erfdjeinen fonnte, als
eö ber gaU gewefen, wenn n)iffenfd)üftlid) unb fpjiematifd) üer^
fahren tnorben.
S)aä SSert)6r fann nur fur^e Seit gerodljrt b^ben. £)ic
3(rtifel werben »erlefen unb erläutert fte mit einigen Bus
fd^en. 2)ie SSäter be§ ßoncilä' boren in ber 3?cgel '2tllc§ ganj
rubig an; nur einigemal toben unb fd)reien fie auf. 2£uper
einmal ©tepb^n ^olej madbt fein SOienfd) ben SSerfud), einen
©egenbeweiä ju fübren ober auf eine n)iffenfd)aftlid)e 2)emon;
ftration einzugeben. 3iid)t§ befto weniger t6net om ©d)lufre
beS SSerborä bem armen Sqü^ ber allgemeine 9?uf entgegen
„bu bifl überfübrt, wiberrufe". 3uerjl nabmen fte bie 'Kxtihl
au§ bem Sß\xd)t de ecclesia üor. 3Die erjten ad)t betrafen
bie ^rdbeflinationölebre unb bie bamit jufammenbangenbe T)t>
ftnition üon ber Äird)e. Sie S36bmen bdtten nid)t fo ml fla=
gen foUen, baf bie SSäter J^ufjenä Sebrmeinungen abftd)tlid)
entfiellt aus feinen ©djriften gejogen. 2Benn eö ftd; um Zn»
fid}ten über baS Sogma banbelt, ifl biefeä mcift nid)t ber gaU.
3war nid)t rvottüö), aber bem ©inne nad? jiemlid) treu, finb
— 403 —
bie 2fnf{d)ten ^ugenS »tebergegeben. 2)a5 ßoncil fonntc ft(^
aud) ifiix SUetbre^ungen Ieid}t crfparen. 25ie fiaien »erjlanben
ja nidjt, roooon bie 3?ebe fei, unb ba§ ßoncti bott« 9« fein«
£ufl ju bifputiren; eä wollte jule^t nur rufen „ba§ tft Äe^erei"'
^uf fübret gercöbnlicb bie «Stellen feiner (Schriften wörtlicb an
unb erläutert fte burcb 2lnfül)run9en auä ber ©djrift unb auS
ben Äird)ent)dtern. 2)ie ^räbeftinationölebre gelit Borüber, ol)ne
baf bie SSäter ein SBort borüber verlieren. X>ie Zxtitd neun
bis fecbjebn betreffen apof!olifd)e SKadjt, ^apjlgeroalt unb ba«
bin gebörige 2)tn9e. 3tlle§ lä^t baä ßoncil tubig »orüberjiei
ben. £)er ßarbinal »on (Sambrai, bamit ba§ ©djaeigen bet
gelebrten SSäter bod) md)t gar ju tief fei, ruft nur einmal üu§,
baf bocb ba§ ^oncil ju fRkäa bie ^ap|lgen)alt anerkannt bo^£>
äBeim jebnten Ärtifel bxaö) ein ßärm oug? „SBet nid)t auf
bem IJBege beS ^errn njanbelt, »en ®eij unb ^abfucbt bes
feelt, njer bie ^cerbe ^)lün*bert, ber ifi nicbt ein D^acbfolger beä
^enn, fonbern 3uba be§ SSerrdtberä." 2)ie äBö^men, njcldjc
bie ZttiUl jufammengefcbrieben, finb offenbar etroaä tüd\\d)
gewefen gegen bie SBöter be5 ßoncil§, bie boben ^ircbenfürjien
überbauet, unb fie b^ben gern fold>e <Za^t ^u^ens aufgenoms
men, in benen biefen eine berbe SBabrbeit gefugt rcarb. 25te
SSdter, wie biefer 2lrtifel üerlefen warb, fd)ütteln mit ben
Äopfen unb brecben in laute6 gacben auS. «Sie belac^jen ben
guten dinfaH beS tucEifdjcn ®öbmen. 2)er Äarbinal »on 6am»
brai aber ärgerte fid) über tiefe SDinge, füblenb, baf, in ©e»
genwart ber gaien burcb lautet Sacben erfennen ju geben, wie
febr man ficb über 2tUeä binwegfe^e, Übeln ©inbrucf bei bens
felben madjen müffe. 2115 baber ber ftebiebnte 2frtifel »erlefen
warb, welcber fo gefaßt: Äarbinöle, weldje nid)t apoftolifcb Ic»
ben, finb bie S^acbfolger bet 2l^o|lel nidjt, nabm et e§ glei^
fo auf, baf eä gegen fie gefagt, unb rief, eS fei bod) fd)dnblid>,
bie Äarbinäle fo ju »erläfiern, wenn fie ni^it babei waren,
fid) nidjt »ertbeibigen fönnten. SDb et nun woi)l öbet eben
je^t bie fcbönfie ©elegenbeit bitte fie ju »ertbeibigen unb mä)i
juweifen, bap fte wütbige Stacbfolger ber 2lpoftel waren, tjer;
lor er tod) barüber fein SSort. 2)er «djtjebnte 2lrtifel fagte,
baß Äe^er n\d)t eerbrannt werben foCten. S3et weiterer 2tu3s
fübrung entfielen bem ^uß bie 2Borte, baf bie ^riefler ^b"»
tiföet wdten, welcbe bie gürjlen brängten, baf fte Unfdjulbige
26-
— 404 —
»erbten iicn Hepen. ®a töbten fte alle empor, mn er unter
ben ^^arifdern »erjtel)e. SSon ben iljnen bcfreitnbeten ffiö^men
mocbten [te fid) folcfce ^inge fagen laffen unb xooi)l barübet
ladjen, ober nidjt üon J^u^. 2)iefer entgegnete, ^^arifdet
ftnb, ttjcldjc bie Unfdjulb verfolgen. 9?etn, nein, riefen fie, et
meint bie 2)octoten. 25ie 2lrtifel neunjcfjn biä fecl;6 unb jrnan»
jig l)anbelten »on ber greif)eit ber ^rebigt, bem gci(llid)cn @e>
^orfam unb ber ©ewalt ber (3d)[üf[el. '-iluc^ biefe liegen fie
ruf)ig üorüberjieben, nur ber Äarbinat »on ßambrat rief einis
gemal bajwifdjcn, bag in .^ufenS ffiüd)evn 2llle§ mit weit
t)cixtmn 2tuöbrü(fen jiel^e, aU in ben ^rtifeln').
iJlun famen bie 2lrtifet an bie 9?eif)e, tt)elcf)e ou§ bem
S3ud)e gegen ©tejpban ^alc^ genommen: eö waren ibrer ftcben.
©leidb bet erfte enttjielt eine arge SSerbrcbung. &n ^rdtat,
ein §ür(t, ber eine Slobfünbe begangen, fei . fein folcber mebr.
@ilt eö bic gürflenmadjt bebenflid) ju mad)en über bie Äe^erei,
ftnb foldf)e SSerbrebungen febr an iljrer ©teile. Sqü^ öertbei»
fcigte ftd), fteHte feine »abre SIReinung i)tx'oox, md) weldjer,
fo ttjtc nur ber ein red)ter 6f)ri(l fei üor ®ott, tt)eld)er nicbt
ber ©unbe verfallen, fo aud) ber ^rdlat unb ber gürfi, wab^
rer unb d^ripdjer ^rdlat ober gürfi fei oor ®ott, ber ftd) bet
©unbe mä}t ergeben. Siefe 50?einung unterftüfete er burd) "Km
I füljrung ber ©teilen alter Äird)enodter. ©tepbm ^«^Isj niöd)te
SRiene ftcb auf eine Sifputation einjulaffen, befann fid) aber g(eic^>
cineö Seffern unb crfldrte, bag c§ albern fei fid) auf bie Ält*
d)entidter ju berufen. 25abet entfubr ibm aud) ber 2luäbrucP,
I baß man gar fein 6f)"(t ffin braud)e, um bod) red)tet
\ S5ifd)of unb red)ter ^apft ju fein'). 2)ie SSdter be§ (Soncilä
l)atten nid)t baS 5Kinbefie einjuwenben gegen biefe ßebre. 2)ie
übrigen 2lrtifel betrafen befonberä »ieber ^rdbejlination unb
^apjtgenjalt, bie jiill worüber gingen wie bie früberen. 25et
le^te Pellte al§ Äe^erei ^ugen§ 9)?einung ouf, baß bie S3er»
brennung ber S5üd)er SBictep wiber SSernunft unb 3?ed)t fei.
1) Historia sanctiss. oiartyr. pa^. 19.
2) Videte, quanta in eo sit stultitia, qu! allegat ea, qoae nihil ad
rem faciunt. Nam etiamsi aliqais non sit vere Cliristianus, an propterea
non sit veriis Papa vel Episcopiis, vel Rex, cum ista sint nomina of-
ficii, Cbristianus Tero nomen meriti. Kt sie aliqnis potest verus esse
Papa, Episcopns vel Rex etiamsi non sit verus Christianus.
— 405 —
iRun famen fecf)3 ZxtiUl auä bem JBucf)e gegtn ©taniälouS von
3nopma, njiebmim r>or5iigItd) über ^"»rabcj^ination unt) ^abjt;
geroalt. ^ug, inbem er gegen baS ^abfitfjum fpracb, fü{)rte
einmal an, fe^et, bie Äird^e i)at je^t feinen ^abfl unb bodf)
Ijdlt fie ber ^err jufammen. Sie bradjen rcieberum in ^allen^
bt$ ©eläcfcter au§. ©ie moc^)ten roo^I meinen in i^rer ^er=
jenäb^rtnäcfigfeit, bie Äirdje, barunter ffe etroa§ 2(nbere§ »er;
jlanben alä Sqü^, \\)xt 9J?ad>t, if)re 9{etc^)tf)ümer, if)re J^errlidjfeit,
werbe ja nur jufammengef)alten burd> t{)re .Runft. ;Ciefen 2(ri
titeln warb abermal§ fein SBort entgegcngefe^t ').
©0 waren im@anjen neununbbrei§ig "Kxtitd Beriefen roorben.
S)?el)rere anbere, bic mit biefcn bem .^uf bereitä im ®efängnifj"e
waren übergeben wwben, würben ganj mit «Stilifcbweigen über^
gangen. 9iun jlanb ber Äarbinal t>on ßambrai auf. ^u0
^abe bie ungel)euren SSerbred^en alle oernommen , bic if)m
@d)ulb gegeben. Sroei SBege jlänben if)m offen : entweber foQe
er fid) unbebingt bem Goncil unterwerfen, weld^eä bann bei
©igiämunb unb SSenjel ju feinem Seiten fid) »erwenben woQe,
baf er mit großer 5Kilbe bel^anbelt werbe, ober er foHc eine
weitere Unterfud)ung begeljrea. 2)er ^arbinal warnte if)n ober
»or biefem lc|ten SBege. 2)enn fefjr »iele unb feljr gelel)rte 9San'
ner wären bereit, if)n »oUflanbig ju wiberlegen. 25a nun ober
b«nnod> biefeä erwäfjlt unb belel)rt ju werben begeljrt,
flnbert fid) plo^lic^ bie ©pradbe. 25a§ ganje ßoncil ruft auf,
febet ben Äe^er, er »erlangt SSete^rung; ni4)t löele^rung, 3^»
rec^tweifung foE bir werben, darauf ^u^, fie möc^tenä nen»
neiv wie fie woUten, S3elebrung, Burec^trotifung ober fonfi wie,
nur bic ©ad^e foüten fie geben, bie Unterfu4)ung »eranjlaltcn,
!ttber t>on ber großen 3*1)1 gelehrter 9J?anner, bic belel)ren,
unterfud)en, juredjtweifen ober fonjl etroa§ tbun follen, ift mit
feinem 2Bortc bie 3febe mebr. Scr Äarbinaf öon ßambrai
»erliefl nur einen bereite gefaxten ®d)lug ber ©pnobc, baf
fid) unbebingt unterwerfen, bog er wiberrufen müffe. iRun
brängten fie aHe auf it)n ein, baf er wiberrufe,^ felbjt ©igiS^
tnunb. "äbtt bajwtf^en Ijörte man fd)on cinjelnc ©timmen, bie
Äefeergefefee wären ftar, man bürfe ii^n niä^t jum SBJtberruf
1) Von der Hardt. Acta Conc Const. IV. I. pag. 308 — > 32S.
Historia sanctiss. martyr. pag. 19 — 33.
— 406 —
lalffit, man muffe ü)n öerbrennen. 2)a fiel) nun ^rx^ be§
SBiberrufeS weigerte, fo meinte ©igiSmunb enblid), er muffe
»erbrannt »erben. 2)amit warb jururf in ba§ ©efang^
nif geführt.
trat nun eine lange ^aufe ein, beren J^u^ fid) freut,
»eil ©Ott i^m unb feinem ßetbenöbruber .^ieronpmuä Seit gc=
fiatte if)re J^erjen ju reinigen in IBuße unb £)emutf), el)e ftc bie
Ärone be§ 9}?drt9rcrtl)umä gewönnen, unb erfennen ju lernen,
bo^ nicljt um leidsten ^rciö bie grcuben bes .^immeB gewoni
nen werben fonnten'). 25iefer ©tiUflanb aber fam befonberS
bal)er, ba^ ©igiömunb fdjwer baran ging feine Einwilligung
ju Jg)ufen§ SSerbrennung ju geben, ©inen ©treit mit ber
Äirdje will er m<i)t, einen 2lu§weg wci^ er aber aud) niäft ju
finben. 2lm bebten wirb bie ©adje beigelegt, wenn .^u^ wis
benufet. @§ ijt wol)l Eaum ju bejweifeln, ba^ ©igimunb,
wenn wiberrufen, bafür geforgt ^aben würbe, bap er mit
9)?ilbc beljanbelt werben wdre').
3llfo werben tiiele Unter^anblungen mit Sof)anne§ Squ^
gepflogen. 2?aä Goncil begcljrt ftetä, baf Squ^ ol)ne Unters
fdjjicb 'Mt$ wiberrufe, wfi§ i^m öorgelegt worben fei, e§ möge
nun in feinen ©djriften fo entf)alten fein ober nid)t, e§ möge
nun fo, wie e§ in ben Ttrtifeln aufgefaßt, t)on il)m oerjtanben
worben fein ober nidjt. Sqü^ begehrt juerjt, bap bie 25inge
herausgenommen würben, weld)e ftd) in feinen SSüdjern ganj
anberS ober gar nidjt fanben. Er flellet eS ferner alö eine
9Röglid)feit auf, bap er geirrt ^aben fönne in einem ober bem
önberen ^uncte. 2ßo biefe§ ber gall fei, werbe er nid)t wiber
bie S!Ba^)rt)eit fein. <Sel)r gern wiü er ieben Srrt^um wibers
rufen üor ber ganjen SCBelt , fo fagt er in feiner ßrfldrung üom
1. 3uli 1415. Qt fe^et babei natürtid) üorauä, baß man eä
ibm erfl beweifen müffe. Snbeffen weiß unb füljlt er, bap feine
Srrtf)ümer, wenn fte überljaupt üorl)anben, nur ba§ Unwefent»
üä)ttt feiner ßeljre betreffen fönnen. 3llle§ fann er nid)t wiber»
rufen, iji tief gefül)lte unb flar erfannte SBa^jrbeit. dt
würbe falf^? unb treulos fein gegen ®ott unb gegen S^enfc^en,
1) Epistola apad Von der Hardt. IV. I. pag. 343.
2) S)Q« goncil fiatte freilieft für ben gaD, bog er »iberriefe, Me
immertod^renbe immuratio beeretict. Von der Haidt IV. I. pag, 434.
mnn er wibetriefe^ tt würbe bte 9)?enfd)ctt, mid)i er erfüllt
mit bem ©vangelio, wieber inäweifel unb Un9en)iß{)eit führen:
er will wie bie SKartprer beä ^(tertf)umä nid)t jum S3errdt()ev
werben an feinem ©tauben, et erwartet nirf)t§ weiter aB
ben SEob ').
^ie ©rfidrungen, weld)e befiimmt unb jlanbljaft gab,
waren ollerbingä nidjt tion ber llxt, ba^ fte ben SSdtern beS
ßoncilä, wenn aud) fte 4>"P ">fi}t 5« verbrennen 9ewünfd)t,
SSeranlaffung jur auägleidjenben SSer^janblung Ratten bieten
fonnen. 2)enn er liep fte f(ar feigen, bap er feine S^aupttd)*
■ ttn, mit benen bie Äirc{)e nid;t bejle^en fonnte in if)rer je^igen
SBeife, nid)t aufgeben würbe, ©ie wuften nur ju genou, bap
fie biefelben nidjt wiberfegen fonnten. 3fber bte Später wün=
fc^eu nid)t§ weiter, atä bap Squ^ möge »erbrannt werben. Xxi-
t)ev ge()en fte auf gar nidfjtö ein unb bege^jren immerfort, bap
^up 2tlIeS wiberrufe, waS einmal gef(l)rieben ftef)e. «Sie mei»
nen, ber Äob be§ ^erefiardt)en werbe ein großer ©djlag für bic
Äefeerei fein, ©ie benfen aud) fcl)on weiter. 3n S36l)men ft'nb
folcl)er Äcf^er nod) biele anberc; bie mup man faffen. Sarum
wirb am 15. Suni bic Communio sub utraque »erbammt,
t)on weldier man freilid) eingefiel^en mu^, bap ft'e in ber urs
fprunglidjen Mixd)e gewefen; nadjmalä aber i|i fte für bie ßaien
ntd)t gewefen unb fo t|i e§ in ber .Rird^e loblid^er Sßxauä) Qt-
worben, »on bem o^ne ©rlaubnip ber Äirdjenobern niemanb
weid)en foU. 2)ie Utraquiften in S36^men unb SO^tljren nen;
nen ba5 Sntjiel;en be§ Äeld)e§ eine Äe^erei. SSiete biefer Utra*
quiften Ijaben nun nod) anbere bofe 9)?einungcn, wetd)e öuäs
gerottet werben müffen mit ber SBurjcl. ®al)er wirb gefagt,
bap biefe Utraquiflen, mläft ben ie^igen Sßtauä) ber xbm\\ä)tn
Äir^je ganj, bur(i[)auö unb ftanb()aft oerwürfen, Äefeer waren,
1) Nolo articulos, qni vere extraeti sunt, confiteri falsos, nec volo
abjurare articulos per falsos testes mihi iaipositos. Quia abjniare est
confiteri, se errorem tenuisse. Quia seit Dens, qnod niinquam praedi-
cavi illos errores, qiios inaltis snbtractis yeritatibas et appositis falsitati-
bas confinxerant. Libentissime aatem, si quem scirein de meis artlcu-
lis Verität! esse contrarium, emendarem, revocarem et ejus appositom
docerem et publicarem. Sed aestimo quod nallus est Isg> Christi et
sanctoriim Doctoruui dictis contrarius. Epistola apud Von der Hardt
IV. I. pag. 342.
— 408 —
weld)e bet ^Tnwenbung ber Snquifttionägefefee verfallen. 3!)o§
foUte ber trfle (Schritt fein, bie onbern S56t)men nod) ju faffen').
35a ülfo iSigiämunb ntcl)t§ über ^uß getuinnen tonnte unb
bte ©pnobe nid)t§ über ifjn gewinnen »oOte, fom am 6. 3ult 1415
bie (5ntfdjeiDung, nad)bem S^ageS »orljer |^u^ nod) bic "äxt
be§ 2Biberruf§, »eldjc boö ßoncit begeljrte, jlonbf)aft jurürf=
gewtefen l)atte. &n S3ifd)of l)telt bie ©röffnungärebe in
biefer ©t^ung unb S^xad) über bic ©rd^lidjfeit beö Uebelö
ber Äc^erei, ber Äefeerei', weldje ben gürjlen if)re redjtj
md^igc ©ercatt, ber ^ric|ierfct)aft ifjre red)te «Stellung, bent
SSolfe Äenntni^ beS 6t)ri)lentt)um§ unb d)rijllid)eö geben ju--
rücfgeben foUte. £)arauf n>urben bie 2frtifet wieber alle \>txt
(efen. @ie bitten nod) ©inigeä neu eingcfteHt. ^u^ 'i)abt
einen üierten ®ott ge(el)it. SBa§ fte aber babei fi^ gebad)t,
ba^ fie eine gute unb ortbobore 2ebre, bie ßebre t>on ber SSer»
einigung beiber 9'laturen in ßf)rifto, aufjleHen unter ben !Keis
nungen .l^upenS, unb bap fie biefe ortljobore ßebre für eine
Jte^erei ertldren, m6d)te fd)tt)er ju fagen fein. Unmöglid) ifl
onjunebmen , ba^ wenigftenö nid)t eine flcine 2(njat)l ber 58äter
geroupt, baf biefeä Srtbobojie fei unb feine Äei^erei, bap ebeni
biefelben nid)t gefüllt, ba^ ba^ßoncil ftd) entfei^lid) bloft fiellc,
n^enn e§ 9?edf)tgläubigfeit für Äe^eret crfldre. 2lber »arum
fc^)n>iegen bie, »etd^c c§ wußten, warum erhoben fte \)m
mä)t xi)xt Stimme, warum riefen fie biet nicbt, wenn fie
2Bobrl)eit fud)ten, wenn fie für gefüblteö unb erfannteS
S?cd)t ftanben, warum riefen fie t)ier nid)t, i)at SQuf biefeS
gelel)rt, fo ifl er barin wenig|len§ rechtgläubig unb nic^t
^erif^). ^beir fte fd)wiegen, uiib warum fd)wiegen fie? SBeil
— eä giebt i)'m feine anbete Tintwort — e§ ibnen allen nur
borum JU tf)un t|l, ba^ bie 9?eil)e ber Äefeereien beä ^u^ ben
gaien, bie ni4)tS baoon verfleben, etwag langer unb grä^Iid)er
erfd)einen möge, bamit fie williger bie ^dnbe bieten jur ä3er>
brennung beS SU^ttS, SGßo ber SSerbrebungen ntd)t wenige
1) Quapropter dlcere, qnod haue consuetudinem ant legem obser-
vare sit sacrilegum ant illicitum, censeri debet erroneura. Et pertina-
citer asserentes oppositam praemissarum, tanqnam heretici arcendi sant
paniendi per dioecesano« aut inquisitores lieretica« pravitatis. Von der
Hardt IV. I. pag.
— 409 —
fielen, ba mag aud> eine »ort bet Mnd)t fetbfl al§ recf)tglau»
big flnerfannte ße^re etngefdjoben »erben oB eine Äe^eret.
^uf ober burfte nidjt mcbr antworten. Einmal raenbete
et ftd) on ©igiämunb unb mahnte it)n baran, wie bei faiferli^
djem SBort i^m freie Siebe üerfprod)en »orben. Sigiämunb >
warb rotf) »ot ©cbaam, ober ju t)e^en tvü^U er ftcb nid)t. \
Vorauf warb über bie ©cbriften unb'ibren SSerfaffer bie S3er>
bammung ouägefprodjen. 25obei fdjrie Squ^, wie fie bic ©djrif*
ten öerbommen möcbten, bie fte nid)t mit einem SBorte wiber*
legt, bie fie jum Zi)e'ü gor nidjt »er|tünben, bo mondje in
böbmifcber ©pradje »erfaßt. ZU über ibn felbft bie SSerbom»
inung ouägefprocben njorben, fiel er ouf feine Äniec unb betete
ju ©Ott, bo^ er feinen geinben biefe S!J?iffetbat »ergeben möge
um feiner S5armberiigfeit willen, ©ieben JBifcböfe entflcibeten
tbn borouf beä priefterlicben ®etponbe§. Vlod) bobei jonften
fie fid) unb fdjmöbeten fidj unter einonber felbfl, bap Squ^
rief, barübet finD fie einig, baf fie grouforn fein wollen, ober
batübet nicbt, in wetdjet SBeife. 9?un ber facerbotalifd)en SBürbe
enttteibet, warb er bem weltlichen "Kxm übergeben unb binauä»
geführt »or bie ©tobt, wo olle 2tnjlaltcn bereite getroffen was
ten. 3uerft muf te er bie SSerbrennung feiner ©cbriften onfeben.
25arauf warb er felbft bem geuer überantwortet. Qt erlitt ben *
SRartprettob mit groget ©tanbbaftigfeit. SGBebet bet ^obn
feinet geinbc no^ bet Sdjmetj »ermocbte etwoS über ibn. I
©eine legten 9?cben waren ©ebete ju ®ott, bog er t^n ftdrfen
wöge in feinem SJJartprertbum, bo^ et feinen geinben vergebe'). !
6§ fehlte nicbt an einzelnen 3ügen be§ blinben ^onatiSmuS
gegen bie Äe^er, welchen bie Äird)e ju fdjoffen bemüht gewefen.
Sm ©onjen jebod) mad)te ber SSorgong einen tiefen ©inbrucf
auf ba§ SSolf. Sie fpradjen unter einonber, wir wiffen nidjt,
»oS biefet 9Rann ftübet gelehrt, ba§ obet feben wir, ba^ er
betet, bap et flirbt wie ein abrijl'). £)ie z\ä)t aber beä Äöt»
<5etä unb felbji bie 2lfd)e ber bleibet liepen fie in ben SJbein»
•
1) Historia »anctiss. martyr. pag. 33 — 37. Von der Hardt. IV, I.
pag. 389 ^ 450.
2) Nobis non est compertum, quid hic Hassins antea docoerit vel
concionatus sit , ceteram nwt\. videniDs et andimos ex eo sacra eloqaia
ac piac preces. Narratio hUtorica de Joanne Huss. Opera II. pag. 519.
— 410 —
flroi^i jerjlreuen. <Bä)mxli(i) i|i biefeä gefcl)ef)en, weil m«n
fürchtete, ba^ bie S36f)men bte "•Mfclje ju gewinnen fitdjen rour»
ben. e§ mog gc[dt)ef)en fein, mU man furdjjtete, baä beutfdje
5Bolf, ^ier in Äoftni^ unb in ber Umgegenb felbft, fönne fid)
biefer §lfd)e bemadjtigen unb fie möge aufbewaljrt werben ein
3eugnip gegen bie Äirdje, eine 9feliquie beS e()rtt)ürbigen dJlaxi
tt)m§. £ienn bitter war allenthalben, bitter im ]höd)Pen ©rabe
bie Stimmung einer nidjt geringen 3lnjaf)l »on 9Kcnfd)en ge»
gen bie ^riejlerförjten , unb \>pn biefer (Stimmung waren »iel«
Ieid)t bei ber graufamen Zeremonie bebenflidjc 3eid)en l^ers
vorgetreten.
SSernicf)tung tjt ba§ gofungSwort, weld)e§ bie Äirdje ge»
gen bie Mt^mi fennt. S)a^ ^upenö SSob allein i^re Sadje
nic^t tiiel weiter führen werbe, fü()lten wol)t bie meiflen SSater
be§ GonciB. 3tbcr eä folltc biefer aucl; nur ber 2(nfang fein.
fWan wollte fie nod) alle faffen, bie in S36l)men unb 9Ral)ren
üerbädjtig waren, fie waren alle jum 9J?ärtorertl)ume beftimmt.
25aS wupten bie SSdtet wol)t, bag 9?iffe gefommen waren in
ben S5au ber Stixä)t, unb baf bie freien ©ebanfen ber Wim--
fd)en wieber gebunbcn werben müßten aUentfjalben, wenn biefc
9Jiffe nid)t immer breiter werben foUten. Tiber biefc§ ©eignen
nad) S3ernid)tung fonnte nur nod) gcfättigt werben an einem
Spanne. ^ieronpmuS »on ^rag fcbmad)tete nod) in l)artem
©cfdngniffe, al§ fein greunb ben fKdrtprertob (tarb. S3arba.
rifd)e ^drte warb an biefem 'Kxmtn geübt, (ix lag in einem
finfieren 5i;i)urme, bie güffe gefeffelt an einen fd)weren Ä'lo^.
Suweilen warb nur SBaffer unb SSrob al§ <Qpti\( it)m gereid)t,
juwcilen würben bie geffcln fo um feinen £eib gefd)lungen, baf
er fid) nid)t fcfeen, nid)t ba§ mübe ^aupt jur SJube legen
fonnte. Einmal, ba er fd)wer erfranft, war nur mit großer
Wlüi)t ba§ ßoncil ju bewegen, einen S3eid)tiger ju il)m ju lafj
fen'). Snbeffen waren bie SSdter im ©treit über fein (Scf)i(fs
fat. (S§ waren nid)t wenige ber 5Reinung, ba^i bie ©cenen,
büxd) weld)e in ben SJob getrieben worben, ber SBelt
nid)t öfter öorgefiiljrt werben biirften, weil ß ben ü)?enfd)en
ju benfen gäbe. 2)ie 2lnftdf)ten biefer Partei bei^öu^^tete« ö"'
fang§ ba§ Utbergewid)t auf bem ßoncil, vkMdjt md) barum,
1) Narratio de Hieronymo Pragensi. pag. 524. 529.
— 411 —
»eil bei ^u^tni Wlaxtx)xextott eine gewiffe JBemegung unter
t)em 58olfe, unter ben ßaien gcnja^rt njorben war. 2flfo gin«
gen S5otf)en auf S5ott)en in t»a§ ©efängnif ju ^teront)mu6,
einen SZBiberruf von i^m ju gewinnen, ©ie dngjligten i^n mit
ber JBorfleüung beS furchtbaren geuertobeä, unb fic gewannen t
enblid) einen Sieg über ben ^rmen, ber einen 2(ugenblicf »ot i'
bem 9)?drt9rertf)ume erbebte unb »on bem mcnfcblid)en SScr;
langen ju leben, bo§ ßidjt ber ©onne ju fdjaucn, übenraU
tiget warb. 2(lfo willigte .^ieronpmuä, waä fic »on iljm be»
3cf)rten.
3uerfl warb er nun am 11. September 1415 oor einen
engeren 2fuSfd)ug be§ ßoncilS geführt. SSor bemfelben erflärte
er SBicliffä unb .^u^en§ 2ef)re, beren er felbjl oerbäd)tig gewei
fen, für Äe^erci, erflärte ferner feine üoHftänbige Uebereinftimj
mung mit ber romifdjen Äirc^c in aUen 2)ogmen, Snflituten
unb S5rduc^en'). 25ie 83äter erachteten e§ jebocb für n6tt)ig,
ba^ er auch noch in fin« allgemeinen @i§ung erfcheine. 2>ie»
feä gefchah am 23. beffelben SWonatä. £)er erfie SBiberruf
warb wieberholt, aber noch mehrerei Tlnbere hinjug^fügt. ^ie-
ronpmuä mußt« erfldren, wie eS gefommen, baß er in bie huf«
fttifche Äe^erei gcrathen. ©r h<>bc J^uß in ber Äirche unb in
ber ©chule gehört, unb habe feiner münblichen £ehre unb ^re«
bigt nach ihn für einen frommen üßann gehalten; er habe auch
beähölb nicht geglaubt, baß bie ihm ©chutb gegebenen Äetje«
reien in feinen S5üchern enthalten. 2)a er fleh nun aber batjon
überjeugt, baß fie wirflich barin, fo ftimme er in Willem ber
SSerbammung ^ußenS bei unb werbe auch ferner alle für »ers
I bammt erachten, welche meinten wie J^uß unb SSicliff. darauf
, würbe eine 9ieihe wirklicher ober angeblicher gehrfdge bie|er bei;
ben 5Känner »erlefcn, welche ^ieronpmuS noch einjeln »erbam-
men mußte'). &\t noch biefem jweiten SBiberruf warb bie
^aft etwas milber.
jJiun über entjlanb unter ben SJdtern heftiger «Streit.
25ie ^arthei, welche meinte, baß man ber fKärtprer nicht ju
üiele machen bürfe um ber 2Belt willen, begehrte, baß nun
1) Von der Hardt. IV. I. pag. 497.
2) Von der Hardt. IV. L pag. 499 —
njmo Pragensi, pag. 525.
614. Narratio de Hiero-
— 412 —
^ieronijmuä oud? frei gelaffen werbe. (Selbft »tcr ^arbtndle
waren biefcr SKeinung. "Jtber eine anbere unb {jdrtere "2£nfic{)t
marf)te ftd) fd)arf neben ber milberen geltenb. 2)ie 3)Jänner
berfelben i)atkn fd^on ungern gefef)en, ba^ ^ieron»)mu& jum
SEBiberruf jugetaffen werben: nur SSernid^tung gtebt üolle @i=
(i)txi)t\t, war i()r S!Bal)lfpruc^. 2(n ber ©pifje bicfer ^art^et
jianben <Stfpi)an ^alej unb CDIidfjael be ßauftä. (Sie [)atten
SK6n(f)e auä S36f)men fommen la|[en, beren erjdljlungen ben
fßdtern red)t flar madjen feilten, wie gefdf)rlicl) 8e()re unb Se»
ben bcö J^ieronpmuä für bie für|!^rie|ierlid)C fWadjt gewefen.
®ie laffen eine 9?eii)c 3frtifel gegen Jg)ieront)mu§ auffegen, weldje
gewiffermaffen ba§ ßeben beffelben ent()telten, bcfd^rieben, wie
unb waä er ge^prebiget ^ier unb bort. 25icfe würben bei ben
SSdtern beä ßoncitä herumgegeben').
3fud) ber gelehrte ©erfon ftanb «uf (Seiten ber ftrengerge»
ftnnten ^axti)cl 6ine eigene (Sd)rift fa^t er ab, um ben 8Sd>
tern beä ßoncitä ju beweifen, baß man fid) burd) ben erflen
SGBiberruf beö ^ieronpmuä nid)t bürfe ^inbcrn (äffen. 3uerft
beruft er fid) auf ben großen ©runbfafe ber Sn(?utfttion , baß
Semanb, ber ber Äefeerei übertjau^pt einmal »erbddjtig gewefen,
ganj frei unb rein, ganj öerbadjtloö niemals werbe. (5r bes
Qti)tt <iber , of)ne e§ auöjufpredjen , of)ne ben .^ieronpmuä
»on ^rag and) nur ju nennen, weit mebr, aB baß berfelbc
für nid)t un»erbdd)tig gef)alten werbe. @r »erlangt md> feit
nem ßeben. 2)ie «S^rift l)anbe(t beäljalb oon ben ©runbfd^en, j
nad) bcnen man 3Kenfd)en, weld)e bie Äe^eret obgefdjworen, I
unb .Refeer überl)aupt ju bel)anbetn unb ju bctradjten babe. 1
Unb biefe ©runbfdfee finb fo furd)tbar breit gefaßt, baß übcr-
l)aupt ieber, ber t>on 2lnbern jum Äefeer nad> ibrem JBelieben
gemad)t werben foUte, ou4) baju gemadjt werben fonnte. ®er;
fon füllet c§ aud> felbft, baß feine 2Bei§f)eit ba§ ganje ßeben
zweifelhaft unb ungewiß madje, wenn er fagt, baß ber drgfte
St^tx für ben beflen Äatbolifen gehalten werben fonnte, weil
über^au^pt bie Kriterien ber S3eurtbeilung fo fein wären, baß
man fie faum ju fe^en üermoge*). 2llfo fonnte aud) i)mmt-
1) Articuli contra Hieronymum de Praga. Von der Hardt IV. I.
pag. 643 — 693.
3) Huoianum judioiam id spectat, qood foris est et ande certificari l
potest per signa, teste«, voces et opora. Quo fit, ut vere credens in-
— 413 —
betum ber befle Äatf)oltf angcfeljen werben für einen Mef^tr.
9ltemanb fann ftrf) baburdf) retten, ba^ er fcigt, er i)ahi ben
©touben ber Äircbe. Wlan mug eä nad) bem ©rabe tbrer S3tt»
bung beurtbeilen, »aä fie eigentlid) 2rUeä bitten glauben follen.
fann tljnen ntd)t frommen, wenn fie fagen, fie würben ba§
geglaubt ()aben, wenn fie eä nur gewußt. @te b^itten e§ fd)on /
wiffen miif[en, ebe fte e§ gewußt, gerner iJJtemanb alä ®ott
fann wifien , ob ein gefd)ebener SQStberruf im ^erjen aucb jum
SBiterruf geworben fei. £)b nun auf ber einen ©eite baä ei=
gentlicb 3iiemanb wiffen fann atä ®ott, fo giebt bodj auf ber
flnberen ©eite wieberum gewiffe Seugniffe, woburd) eä aud)
SRenfcben erfahren fonnen. S3ei mancben SSerbd^tigen ifi oft
ein einjigeä SBort, weld)e5 eigentlid) an ftdj felbft, bei einem
önberen 2)?enfcben gar nid}t§ iji, ber ttoIIf!änbigf!e SBeweiä').
SRit foldjen ©äljen fonnte gewi^, fo wie fid) nur jemanb fanb,
ber fie alä ber Äe^erei wrbdcbtig ju »ernennen ßufi unb ^Slaä)t
i)üttt, bie gefammte SBelt »erbrannt werben.
S)ie jirengere ^artl)ei aber gewann, wie e§ fdjeint, obnc
groge 9JJül)e einen ööUigen @ieg über bie milbere. ^ieronpi
muä warb am 27. !Mpril 1416 wieber jum crjlenmale »erhört.
äBei biefem erjlen SSerbor bcmerft man nod), wie Bon Sobeg:
furd)t geängfiigt, ^ieronpmuä burcb 2iu5flücbte unb ^nterpre^
tationen i)txa\i^ühmmtn , ficb, feine 5£f)aten, feine ßel)re we=
nigftenä in einem milberen 2id}te barjujlellen jlrebt. ©eine
Sretbeit aber jlieg, je näber bie ©tunbe ber ßntfd)eibung,
terms et explicite qnandoqne non possit hoc ostendere contra Signa et
testes. AUquando autem fit e contra, ut qni veraciter est hereticas in
Corde, ille humano testimonio per allegationem ignorantiae catliolicos
tenseatur. Gersonii judicium de protestatione et revocatione in negotio
üHei.
1) Non salvat Semper hnjosroodi protestatio: suflicit mihi fides ec-
clesiae, non salvat, etiamsi non errant. Quia non safficit sola Ades ge-
neralis et implicita, sed explicita reqniritar, apud istos qaidem minas,
apud alios amplius. Sunt multa de tide per nniversos pene Christianos
promulgata in praedicationibus, in picturis, in mutuis relationibus sea
collationibus , in obscrvantionibus autbenticis celebritatum sanctorum et
ita de reliquis. Haec aatem talia, quae publice fiunt, non est licitam
ignorare.
Evenit» qaod verbnm annni dabit suspicionem heresis in üeo loco,
qnod in alio luco vel persona nihil reputabitor. loc. laud.
- 414 —
Sn bem SScrf)6r üom 26. Wlai nannte er ben So^)anne§ |)uß
einen frommen unb e^rnjürbtgen SKann, mlä)tt ber fBai)xi)tit
ntemaß ungetreu geworben, rebete von ber burd^auS üerfel)rten
(Stellung, in weldje bie Ätrc^)e l)ineingerat()en, ttjiberrief enbli^
feterlid), n>a5 er nad) feinem SBiberruf über SBicltffä Cebre auf
©ebot bc6 ßoncilä an bie S36f)men l)atte fdjreiben muffen'),
gr fügte aber aucf) l)inju, bag er .^ufenö unb 2ßictiffä ^ti)tt
»om ©aframent be§ 3lbenbma(ä nic^t ju ber feinigen mai)en
wolle, fonbern ber anljange, »elcf^e bie Äirdje je^t ^abe. ©er
gelct)rte Florentiner ?)oggio l)at biefer unb einer früljeren ©i^ung
t)om 23. SJiai betgenjoljnt. gr fann nid)t genug befcl)reiben,
wie groß unb l)errlicb .l^ieronpmuä feinen geinben entgegenge*
fianben. ©ie gaben xi)m nun noä) jwei Sage Jbebenfjeit. <£ie
Verlangten nodt) einmal SSJiberruf. Äaum vermag man ju fa»
gen warum. 2Bolltcn fie bie SJerbadjtigfeit biefe§ jweiten SBi»
berrufeö fid) auä) nod) ju ermitteln bie 9}?üt)e geben. 2lber .^ie*
ronpmuä »erfdjmäljete, waä fte ii)m boten. 2tm 30. SSJiai l)6rte
er fein Urt^eil unb empfing ba5 SD?drtprcrtbum an bemfelben
SSage. ijl nod) fein floifd)er ^bilofopl), fagt ^oggio, ge«
fiorben fo freubig, fo gefaxt wie biefer 9Kann. (ix parb unter
bem S^one frommer ßicber unb ©ebete. 2lber c§ war ein langes
SO?ärti;rert^um. bauerte eine SSiertelflunbe elje bie glamme
bie £luelle feineä ßebenö »ertrodnete. 2lüö) feine 2lf(J)e war»
fen fte in ben üii)im'').
SÖ?it fo Ijarten ©dalagen woren bie S3dtet »on ^onflanj
ouf bie fogenannten Äe^er gefallen. 2)a^ fte aber ju biefen
©djritten ©igilmunb unb viele anbere Surften gewonnen, baju
I)atte wol)l nid;t wenig beigetragen, bo^ auf ber ©pnobe jefet
nod) immer von ber 9?eformotion gercbet, weld)e mit ber Äird)c
vorgenommen werben follte am .Raupte unb an ben ©liebern.
T>k Ueber^eugung, ba^ ber gegenwärtige 3uj!anb ber Äirdje
nid)t fortbauern tonnte, war allgemein, ^ie fogenannte Äe^erei
SCBicliff§ unb .l^u^enä war weiter nid)tä alä ein jlarfer unb
beftimmter 2luöbrucf biefeä in ber SBelt f)«trfd)enben ©efüljlö.
3)iefe§ ®efül)l war fo ftart unb ber Sufiönb ber Dinge, au5
1) Von der Hardt. IV. I. pag. 751 — 773.
2) Narratio historica de Hieronymo Pragensi, pag. 531. Vrie. Hist.
Conc. Const. VIII. 3. Theodor a Mem. de vita Joannis XXIII. III. 34.
— 415 —
bem e§ ^«öorgefproffen, trat fo fd^rcienb i)twox, bap btc ^tk»
fterfürften felbfl nid)t mel^r «ogten ju bet)aupten, c§ bebürfc
bte .tirci)e im ^(Ugemetnen feiner 9ieformation. 5Jlur in ein»
jelnen gaßen, wie bei bem Streite über bie beiben ©eflalten
im 2tbcnbmale, wagte man ttm nod) ju fagen, ba^ man
boffer unb «eifer geworben fei wie bie ^»rimitiüe Mitö)(. 25ie
Sieformation, welche ^uf gewollt, Mte weniger a(S bie Sie«
formation, weldje SBicüff erjirebte, bie 2)ogmen bnüifxt. 25en
facerbotalifdjen ©tanb i)attt er wieber jU einem ße^rftanbc
möcben woUen, unb e§ war baju notbig gewefen, baä mijjlifdbc
©ewanb ju jerftoren, mit bem ftcb baä ©acerbotium umgeben.
Hbtt gcrabe bcn ^up ^atkn bie ?)rieftcrftirf}en »erfolgt mit
einer btinben geibenfcbaftlicbteit. 5Bei bcr SKebr^ab^ i>er Saien
nun fnüpften fid) an taä 2Bort „9?eformatton" bunfele @cfitl)le
unb SBünfcbe, baß e§ anbcrä werben muffe, aB eä je^t war.
"Km meifien war i^nen bie je^ige ©eftalt ber (gacerbotii ^uwis
ber, unb ba§ eä anberS werben mochte in unb mit bicfem, ba§
war baä ftdrffle »on ben ©efüblen unb ber fldr!|le oon ben
2Bünfcben, welche man mit bem SBortc SJeformation »erbanb,
S)ie ^riefierfürjlen befanben fid) in ber feltfamjten unb
»erworrenjien 8age. 3uerp mußten fie eingegeben, baß bie
Äirdje einer ^leformation bebürfe, baß eä furdjtbar in bem
^)rie|}erlid)en ©tanbe jugebe, baß fein ^njlttut ber &h<i)t fei»
nem Swecfe genüge, baß faftifd) ba§ uolle ©cgent^eil ber fa«
cerbotalifdjen ^eiligfeit, wcldje bocb bie große 9Rouer war, auf
wel(^er bie Äird)ent)errfcbaft ftanb, »orbanben fei. ©ie mußten
aud) üon biefer SJeformation reben unb 2lnfialten ju i^r tref«
fcn, weil bie SBelt fie mit lautem Ungeftüme begehrte, 'iibtt
fie mußten fo werfabren, baß au§ biefer Steformotion in bem
Sinne, in weldjem bie SEelt fie erfebnte, bod) nicl)tä werbe.
'I}k 2Be(t war ber ^riefierberrfdjaft mübe unb febnte ftd) nadj
einem eoangelifd)en Sujlanbe ber Äirdje. 2)ie Äe^erei lag in
ber flaren ßrfenntniß, baß e§ fo fein müßte, unb in ber 9?acb»
weifung, wie eä gewonnen werben fonnte. X)ie ^rieflerfürfien
faben ben gall ibver 9?eid}tbümer, ibrer weltlid)en COZadjt, ibrer
ganjen .^errlid)feit in einer foldjen 9?eformation. £)er ®eifi,
ber in ibnen war, webete fajl burd? baä gonje ©acerbotium
Ibinburd): benn aud) in ben unteren ©raben beffclben genoß
man bodj baö £eben ot)nt "Uxbtit, fianb wie ein SBefen Ijof^erer
— 416 —
litt über bem Raufen bet 5Wenfc!)en, fonnte bet gürilenniad)t
felbjl S^rofä bieten unb fidb unter bie glügel ber geijllic^en ®e»
tidjtäbarfeit flüd)ten, mld)t bic S()ri9en mit ber größten SKttbe
bebanbelte, ob fte aud) aller SSerbrcdjen »oU waren, war enb;
lid) üon ben ©elübben im oftmals wilben ©enupe ber ßebenö=
freuben nidfjt gejiort. X)k ^rie)Ierfur|ien wollten ober jene 5Re=
formotion nidjt, unb ibnen war ber grimmigjle unb unge»
Ijeuerfte Äe^er aud) wer ber SBelt bie ^Wittel angab, wie fie
ju gewinnen, unb wer nacbwie^, ba^ biefe 9)iittel c^rijtlicb,
eüangelifct) wären. X)\t ^Reformation, weld^e bie SBSelt erfe^nte,
follte t^r nic^it werben. 2lber biefeä Seinen war, wie bemcrft,
§u jlarf, alö baf eä ganj Ijdtte abgewiefen werben tonnen.
2llfo mufite, wdtjrenb bie, üon benen bic wa()ren SÄittel für
eine wirflidje Sfeformation bargeboten würben, alä .Re^er »er;
nid)tet würben mit geuer unb ©djwerbt, toä) immerfort ge»
tebet werben »on biefer ^Reformation , olS foUe fie nodj gefdje»
l()en, ot)ne baß jemals wirflid) etwaö gefd)el)c.
i2o lange nun bic SOBelt trolj i^re» @el)nen§ mä) einer
^Reformation nod) in bem ©lauben war an bie .Rircbe unb
an bie ^riejlerfdjaft, welche jene bilbete, fonnte biefeä ©p*
flem ber 3;äufd)ung angewenbet werben. £)enn fo lange bie
SQBelt an bie Äird^e, an bie ^rie(lerfd)aft glaubte, mu^te fie
öucb alä £aiin, weldjer feine Stimme in 2tngelegen^eiten ber
JReligion, für weldje felbjl ba§ ©»angelium er(i feinen ©inn
unb feine JBebeutung burd) bie Äird)e empfing, eS ru^ig fid)
gefallen laffcn, wenn »on ber 9?eformation immer gefprodjen
warb, unb wenn fte nimmer fam ober wenn it)r als Stefor»
mation (5twaS geboten warb, waS fie gar nidjt erfel)nt ober
was »on bem ©rfel)nten baS 2lllerunbebeutenb(le war. 9iun
war aber aud) ber ©laubc an bie St\xä)t burd) baS (gdjiSma
mddjtig erfd)üttert worbcn. Smmer nodj wußte ^Riemanb ges
nau, wo bie wabre Äird)e ju finben fei. 9Zod) fd)limmer war,
baß baS <3d}iSma nur burd) 2(ufflellung einer Ce^re gehoben
Werben ju fönnen fdjien, weld)e jefet wenigjlenS eine neue £et)re
war, burd) bie ßebre »on ber ©uprematte ber öcumenifd^en
©pnoben über bie Mixä)t unb über ben ^abfl. Denn eS war
baburd) wieberum bie 2el)re »on bem ^ontiftcat in boS äwei;
felbafte unb Ungewtffe ge|leUt. iSiefeS ''Pontificut war auS be»
reitS ongegebenen ©rünben in ben früheren Sa^r^unberten be§
— 417 —
5)?itfelalter3 t>on bem großen, innig gcfdjtoffcncn ©eijle bej^
©acevbotii ungemein (;od) gcftellt roovbcn: war gut fiit alle,
ouc^ für bic, reeld^e in ben unterften ©raben ber facetbotaltJ
fdjcn ^erTfd)aft unb ^errlidjfcit jlonbcn, wenn on ber ©pi^e
be6 ganjen *Prieftert{)um§ ein untrüglict)cr SSicar ®otte§ unb
be» .|)eiianb§ ftanb. 3« {)öl)cv feine 9J?ad)t ftanb über ber
Äird)e unb über ber 2BeIt, befto fefier, bcflo gefdjloffener fonnte
bie faccrbotalifcf;e ^errfd;aft werben, befio beffer fonnte immer
geljanbeCt werben in einem ©eifte, bePo fraftiger ber SSiber--
jtanb ber SBelt beftegt.
9?iemanb fann fagen, bop bie S3ifc^öfe von fRom ber S3e=
bingungen, unter bcnen fte erl)oben worben, jemals ganj um
eingeben! geworben: benn wenn fte auä) in ben fpatcrn ^al)x-
^unberten bc§ 9}Jitte(olterS ftdf) fetbft me^r l)eroor()eben, ijl bod)
bic SWacbt, bie grei^eit, bie Unabf)angigfeit ber Uebrigen md)
9R6g(id)feit fefi gehalten werben mit allen SKitteln, welrf)e ju
©ebote jlanben. 25ie ©rünbe,, mä) weldjen ba§ ^ontificöt fo
boc^ gejlellt worben, bauern aber niä)t allein fort, fonbern fic
finb aud) in einem nod) bringenberen ©rabe atä früher üorljans
ben. £>ie gcinbfcbaft ber SBelt gegen bie «Sirdjc ijl bit=
terer geworben. 25ie .Rirdje, wenn man fte fa^t nlä ben ^n-.
begriff ber greiljeiten, SRecbte, einfünfte, wtldjt bie befafen,
von benen fte ftnn(id) bargefiellt warb, fonnte gegen biefe geinb;
fd)aft nur nod) gehalten werben burd) bie unoerfürgte 2Cutorts
tat be§ r6mifd)en ©tul)[e§. 25ie neue üetjre üon ber ©upre»
matic ber öcumenifdjen ©pnoben, aufgepellt in ber S^otb, ein
SQSerf weniger ber Ueberjeugung alS eine» gebicterifd)en 25ran=
9e§, fonnte von ber .^od)pricf}erfd)aft, um il)rer felbfl willen,
nid)t behauptet werben. 2)arum i)at man fte aud; nadfj cini^
gen matten SSerfudjen, fte in ba§ ßeben ju führen, wieber fal:
len laffen. ©ie |te()et auf eben fo jweibcutigem ^Boben al§
bie gebre öom unbebingten ^ontificat. X>k SBclt ift an bic
lefetere gewöhnt feit Saf)tb"ni>«ten ; warum S^eifcl in iljr aufJ
regen baburd), ba^ plöfelidj ctwa§ S^eueä an bie ©teile be*
tttlten gefegt wirb!
Dbwobl fclbft auf bem ßoncil ju .Roflni^ cS biefer £el)re
ffine§weg& an ©egnern fehlte, welche bie unbebingte *Papflgc;
walt be^au)3teten '), fo mu^te e§ bod) im ©anjen genommen
1) Ktiamsi Papa ratervatim aü Inferos dcdiiceret, nulhis niti Deas
II. Jfxil. 27
- 418 -
an berfclDcn fejt^alten, fo lange baS ©djt^ma nldjt ju @nbe
gebrodjt. SUnn tvax l)a§ (Soncit fertig geworben mit jwei ^ä^p«
jten, mit So^annes XXIII. unb QJregor XII. !Mber SSene»;
bift XIII., tt)e(d)er nod^ immer tton.Rnftilien, 3iragonien, 9?öe^
»arra, !Sd)Ottlanb unb goir anerfannt warb, fe^tc einen üer»
jroeifetten SBiberftanb entgegen. 25aä ßoncit ijotte oud) mit
i^m fd)on feit langem Unterl)onblungen angefnü^jft. jvot
i^m »iel toerfprodf^en worben, bie Äarbinal^würbe, reidje ©infünfte,
wenn er nur t?orl)er burd) freiwillige 2(bbanfung feine ßiebe
für ben griebcn ber Äird^e, feine Untcrtpürfigfeit unter bü§
öcumenifdje ßoncil alä ber oberften Äirdjcnautoritdt erliefen.
SSenebict XIII. aber l)atte vion ftd) immer in bem l)6d)(ien
Sonc gefiprodjen. ©eine göttlidje SBürbe, feine grope giebc
für feine gei(ilid)en Äinber geftotte itjm ja mä)t, feinem redfjt»
mdßigen ^ontiftcat ju entfagen unb bie .l^eerbe ju laffen o^ne
i^ren realeren unb redeten ^irten..
£)en t)orgefd)lagenen 2Beg ber freiwilligen 2lbbonfung wieä
er tnbeffen babei eben fo wenig ganj ab, öl§ biefeS »on frü-i
1) eren fd)i§matifd)en '5)dpflen gefd)et)en war, ober er »erflaufu=
Itrte benfelben fo, ba^ man leidet erfannte, cä f6nne auf biefe
^rt JU nicf)tö fommen. Cieber rebete er Bon bem SBege ber
©ered^tigfeit, wa§ in feinem ©ebanfen weiter nid)tä l)ie^, aU
ba^ unterfud)t werben foUte, wer üon ben fdjiämatifdjen ^dp»
flen ber red)te gewefen, unb bog bei biefer Unterfud)ung Ijerauä«
9ebrad)t werben foUe, ba^ er eS gewefen fei. 2)a bicfeä nun
ntd)t JU gewinnen war, fdjlug er balb biefe§ unb balb jeneS
x>ot, nur bamit bie ©a^c immer weiter »erworren werbe').
2) a§ Goncit fonnte bie ?lu§?unft, mlö)t fid) ju bieten fdjien,
bie (5int)eit ber Äircl)e burd; bie 2fnno{)me äßenebict XIII. jum
^apjt wieber l)erju|leUen, au§ jwei ©rünben ntcf)t ne^>men.
äuerft weil baä Soncil ju ^ifa SBenebict XIII. fd)on abgefegt
f)atte ölä Mt^tx unb ©djiämatifer unb ba§ 2lnfel)n beffelben
nicl)t toernid)tet werben burfte. Sarum begefjrte aud) ber 5)ap|i
bei ollen feinen a3orfd)ldgen immer juerfl, bap jener 2(uäfprud)
hanc cnlpam in hoc mundo redarguere potest. A Papa procedit virtus
et auctoiitas concilii. Joannis Patriarcbae propositio de jure i'apae.
Von der Hardt. II. pag. 298.
1) Vrie Hist. Conc. Const. VIIF. 5. 6.
Acta de cessione Benedict! XIII. Von der Hardt. II. pag. 488 — 562.
— 419 —
t>e§ ^ifaner SoncilS für null unb r\iä)ÜQ erflart werben mü|Te,
weit er wupte, bag bie Äojlnt^er biefeä nid)t fonnten. Xiann |
wollte man mit btcfem alten ®efd)Iecl)t ber fd?iömatifd)en ^dpfte,
weld^e baä ganjc ^ontifkat in übten ®erud) Qzbxai^t, ju @nbe
fommen. ©in neue§ ^a^(tgefd)lcd)t foUte beginnen, bamit bie
SBett, wenn auä) öuf furje Seit nur, fi4) mit ber >|>offnun9
trojie, e§ werbe nun 2(lteä bcffer werben. @§ war and) fd)on
Idngfl be§t)alb ein 2)ecrct gefaxt, ba^ feiner üon ben S^reien
wieber jum ^apfl gcwät)tt werben fönne. fam bcfonberä
barauf on, bie Könige »on 2fragomen unb Äajiitien abwenbig
ju mad)cn oon SScnebict XIII. £)eät)atb ging ©igimunb fetbjl
nad) Spanien. @§ warb eine Unterljanblung ju ^erpignan
ge^jflogen, bei ml<i)tx bie Könige öon Tfragonien, Äajiilien
unb 9laüarra anwefenb waren. Sieben ©tunben lang :prebigtc
^ier ber alte ^apfi, um bem ©igiämunb ju beweifen, ba^ et
red)tmd^iger ^a^pft fei. Sie SSertjanbtung füt>rte ju nidt)t§').
e§ entflaj\b ein t)efttger ßärm in ^erpignan. 2)ie ^artt)eien
fuj; unb wiber ben ^apfl gerietben unter ben (Spaniern fetbfl
mit ben SBaffen an einanber. 2tuf ber einen Seite wor ba$
Ceben ©igimunbä in ®efat)r*); auf ber anbern ba§ geben be5
^apjleä, welcher auf Stati) be§Ä6nig§ öon 3(ragonien ftd) ou§
bet ©tabt flüd)tete, bie jum 3;^eit nieberbrannte'). SSene*
biet XIII. flücbtete nadb ^enifota.
2)aä ßoncit fing nun am 5. 9io»ember 1416 bjn ^to--
je^ an gegen ben ^apfl, brot)ete, untertjanbelte, cifirte, ob et
ftdj noc^ fügen werbe. 2(ber obwol>l bie Äontge, wetdje itjm
biö ie^t Dbebienj geleijiet, fid) bem ßoncil anfdjtoffen, enbtidi)
t^n ganj aufgaben, war bod^ nid^tä ju gewinnen über ben
unbeugfamen üRann. 2)a§ ßoncil tie^ ftd^ nun won bem gcs
1) Von der Hardt. II. pag. 491.
2) 3n bcrfclfccn SJBcilc i)uh <i an ju prcnncn ju ^erpcrgan, bfl
ttugte bsr roinifd) Äonig unb aü fein 58olf nit onbcrS, benne boö fie fotfs
tcn crfd)(a9en rccrbcn, unb 6crattcn |id) in aüt iftre .^nrnefc^, Unb ber
.^cnig fdbcr, rccnnc bic Äot^cloniger unb bic .^ifponigcr ftugen gat fet«
pn cinanbct in ber finbf. Wlfo fom be4 Äonigc« <Sun »en Wragon gcrit«
ten JU bcni romifcben Äonige, unb fnvetc cor im niber unb fprad^, gn«*
big« über ^erre, 3r follt cudfe nit beforgcn, unfcr SSotcr unb wir motten
£cip unb ®ut bei fud) laffcn. SfflinbcdE Hist. Imperat. Sigism. Menken
Script. Rer. Germ. I. pag. 1098.
3) Tlieodor a Niem de vita Joannis XXIII. II. cap. 17.
27»
— 420 —
Uf>tten ©crfon bereifen, baß Senebict XIII. ein (jartnddigcr '
Äefeer fei. 2)abei führet berfelbc einige ©teilen au6 ©djriften
an, bie ber ^apjt entweber fetb|l gefertiget ober üon anbercn
für ftd) f)atte fertigen loffen. „ß^rijluä unb ter ^apfl ftnb eine
üoUfommene @inä, fie bilben jufammen ba§ .^aupt ber Äirdje.
2)a§ Urt()eil, ob er bem ^aipjltf)um ju entfagen t)abe ober nidjt,
berulje auf t()m aUcin: e§ würbe feine roa^re Äird)eneinf)eit
entjlel)en, »renn er, ber ^apfi, aud) auf baä aSerlangen ber
ganjen 2Belt bem ^ontiftcat entfage, unb es Qt\d)ti)t bicfeä roibet
feine Ueberjcugung')." 25aS (Soncit fefete i\)n nun aberma[ä i
am 17. Suli 1417 ab ol§ einen t)artndcfigen Äe^er. 25amit
erad)teten nun bie ^rielterfürjlen baä @cl)i§ma für grünblid)
9et)ei(t. 9?id)t fo SSenebict XIII., weld)er tjor feinem Sobe,
ber im ^ai)xt 1424 erfolgte, bie Äarbindle, bie bei if)m ge*
blieben, fd)n)ören ließ, baß fie einen neuen ^ap^ ernennett
würben'), ©inen au§ ftd) ernannten fte wirflid) jum ^ap%
unb biefer, ber Äorbinal 2legibiu§ 5Wunoj, gab fid^ ben Settel
ßlemenä YIII. ^flanjte ftd) ba$<Sd)iäma fo nod) fort bi§
5um Sabrc 1429, wo ßlemenö VIII. fein fleine§ ^ontificat
on ^apft SSKartin V. üerfaufte'). SSeweifen Eonntc nun gewiß
9?iemanb, baß biefe franj6ftfd)5fpanifd)e ^vH)(üfamilie nid)t bie
ted)tmä^igc gewefen. äweifel unb Ungen)ißl)eit waren aud>
noc^ lange in ben @emütl)ern ber 9Kenfd)en in Spanien, wo
öon be^ Soncil unb bem neuen römif(I)en ^a^3(lgefd)led)t fet)t
wenig get)alten warb*).
3nbcffen fd)on nad) ber 2fbfe^ung S5enebict XIII. betrad^s
tete bie ©pnobe bie (Sint)eit ber Äird)e atS wieber be^gef^eHt
unb bie 8el)re t>on ber (Suprematie ber 6cumenifd)en ©t)noben
i)Cittt bie grüd)te getragen, um berentwillen fie aufgejlellt wor» ,
ben. £)ie gurdjt, wcld;e bie SBelt frül)er gel)abt, bie Äird)e
1) Cicrsonii demonstratio contra Petram de Luna. '
2) Cardinalibus sub gravissimis poenis injunxit, ut eu decedente 'I
aliani cligetbnt in Papatu loco sui. Theodor a Niein de vita Joan- i
IM XXIII. H. cap. 26. il
3) Bulla Ct^ssionis Clement. VIK. Bzovius, Annales ecciesiae XV« .
pag. 713. ,
4) yicnfo V. oon Siragontcn no^m btc ®c3cnp4pftc SBcncbift XIII.
unb eUnienö VIIF. roicbcr unter feinen ©cf)u(i., tinb miü fie Sdifangö nur '
für ungeheure "Prcife an OTortin V. cerfaufen QCQtn ^Mbtrctung nflcr Ätrs
(^entinfünfte in tMrngonien. Bzovins, Annales ecciesiae XV. pag. 690.
fönne gefpalten »erben in »ter, woljl nod) meistere ^a^pfitljümev
unb "Hütt m6d)te unter3el)en in einer ungeheuren aSernjtrrung,
ijl nun bod) »erfdjtpunben. 9J?ef)r ü(5 jreei 3fll)re »arcn jefet
öerfaufen feit bem 2tnfange be6 6oncil§. 3n biefer S^'t waren
nicl)t feiten (Siferer für bic Sieintgung ber Äirdje aufgetreten,
weld)« balb baä ßoncit felbfi, balb ©igtämunb an bie Siefori
mation ber Äird?e möljnten, bie balb broljeten, balb flagten
unb bie ©emütljer burc^ bie ©cl;i(berung beö Sufianbeä ber
S)inge ju erfc^üttern fud)ten. 25iefe (Siferer verfuhren nicbt »ie
SQSicltff unb ^u^. ©ie mal)nen nur, ba^ baS (5l)rijienthum,
4>rifilid)e 2Beife, Suc^t unb ©ittc vricber Ijergefiellt »erben
mbä)tm unter ?>rieftern unb SSolE. ".iCber bic SDJtttcl, bie oUein
■ t)a\)\n fuljren fonnten, gaben fie nidjt an. @ie wären ja fonjt al§
Sit^it öerbrannt »orben. ^6d)jtenö mag man, »ic ber ge; [
lehrte (Serfon fo oft in feinen @d)rtften t^ut, leifc bcn Urgrunb |
' aller Uebel berül)ren, flogen, ba^ bie@d)rift »ernadjlaffiget »erbe,
baf bie 2)ecrete ber ^äflpjte über fie geflellt »ürben, t>a^ ber J^ci-
ligen^unb SSilberbienfi;, baä 3nbulgenjen»efen aQjuüiel um fid^
gegriffen. 'Kbix tiefer unb grünblidjcr barf man nid>t eingeben ouf
biefe ^inge unb am »enigjten bie 2(utorität ber Äird^e, b. \). ber
[ ^rieflerfürjlen Idugnen ober gar fagen, ba^ i^rc »eltli4)e 9Kad;t
i baä @rfie fei, mld)t^ buxä) eine S?eformatton {)in»eggebrad)t
I »erben muffe. Siefe beiben £iinge finb bie ungeljeuerpen aller
Äe^ereien, »eldje gefagt »erben fönnen.
9Kitten in jene 3Rat)nungen, jeme klagen t)inein, »eldje
umfonfl üorübertonen , fcljaüen nun uon '^ät ju 3eit aud)
fd)on onbere (Stimmen , »eldje ton ber S3erj»cifelung au§=
gepreßt finb. §6 »erbe nidjtä, gar nidjtä fjerauöfommen auS
öUen biefen Sieben üon einer 9ieformation. X)k i)oi)m ^tx-
ttn, Don beren "itutoritat 9lUeä obljdnge, »oUten nidjtä refot«
mircn: ju tief fei '^lleS oerfault unb »er»e|l, al6 bap nocf>
Jg)ofnung auf et»aö Südjtiged gefagt »erben Eönnte. £)iefe
(Stimmen nun oerfünbeten, »aä »irflid) »ar. 3n bem (Sinne,
in \vtlö)m bie 2Belt e§ meinte, »aren bte ^riefierfürfien nidjtS
• iü reformiren feft cntfcl)loffen '). ®d)on baS 2ßort iji i^nen
ungemein »erl)a^t. SScnn oon ber 9ieformation auf bem ^om-
ni bic Siebe ifl, tönet boffelbc »ilbe Sdrmen, mit bem ber
1) Gersonii lib. de reformatione in ecclcsia Universali.
— 422 —
etjwürbige ^uf nict»ergefd)rien werben '). £)ber fie fagen jebcn
Sag, morgen, pur ^eutc ni^t, foU baS SJeformationäroctE
beginnen.
Snbefyen voax bem 9?ufe ber SBelt nad) einer SReformation
mä)t ganj auöjubeugen. @o lange aber bie Äird)enfurjien
eon ben gläubigen 8aten anerfonnt würben olä bie allein ent»
fdjeibenbe unb orbnenbe Zütoxität, xoax i\)ntn natürlidj) audj)
bie ^Slaä)t gegeben, waä fie wollten, md)t waö ben ©efü^len
ber Sßelt entfjprad), für eine »olle unb gcnügenbe 9ieformation
auäjugeben, SQSenn fie nun, fo wie eä feit ad)tl)unbert Sauren
in einem fort gefd)el)en, wieberum einige 2)ecretc erliefen, baf
9JJ6nd)e, Slonnen unb ^riejlcr i^ren ©elübben gemäß leben,
bap (^ittc, 2lnjtanb, 3u^t, Sugenb l)errfd)en foUte, baß fein
^onbel mel)r ju treiben fei mit geifllid^en 25ingen unb mit
geijtlid()en "Ktmttxn unb d^nlidl)e 25inge meljr, fo ließ fiel) fd)on
mit einigem 2(npanb bel)aupten, ba^ biefe§ eine Sfeformation
fei, obwot)l man genau wußte, baß biefe 2)ecrete eben fo wes
nig etwa§ frommen würben, alö burd) bie alten unb uralten.
baS 5SRinbeftc et!reid)t worben war. Uebcr ben Sommer ber
2Belt aber fonnte man fiel) l)inwegfe^en, fo lange fie nur nid)t
bie Srfenntniß gewonnen, baß reformirt werben fönne üon einer
anbern Seite i)tx als burd) bie ^riefterfürjten felbfl, fo lange
bie 2lutoritdt ber @d)rift nod) unter ber Autorität ber Äir»
d?c fianb,
war aber bod) aud) eine (Seite ber a3erl)dltniffe uorl)an=
j ben, barin ein Zi)tU ber ^riefterfürjten, ein SK^eil ber 2>dter ber
i ©pnobe felbft, ^Deformation wünfd)te. £)ie ^apjlgewalt war
it)nen über ben Äopf gewad)fen. $t)euer mußten bie Äird)ens
I dmter öon ben ^Jdpjten crfauft werben, t)oi)t Steuern waren
oon il)nen ju jol}len, ^ie Italiener, bie ^ofleute be§ ^apfle6
! l)afd)ten bie beßten ''Pfrünben fi(^) hinweg, fd)lugen mel)rere ber?
i felben jufammen, alfo baß an eine Seelforge gar nid)t mebc
1) Sathan verissime in oongregatione Constantineiiji «lognoscitur
guerras et ri^as concitare, ne inter se concordare valeant ad quos
sanctae reforinationis onus et opus spectare videtar. Sunt enim alterius
contra alterum clamores, jurgia, contumeliae et hujusniodi, quue sine
diabolico instinctu esse nequaquam posscnt. Per quae tantum rerorma-
tionis negotium in capite et in meiiibris suminopero retardatur. Vrie
Hi»t. Cop.c. Const. VII. 8, ,
— 423 —
^ ju benfen war. 25arum njünfdjte ein Zt)t\i t>et ^rie|ierfürj!en,
ba§ bie Äarbindle fütbert)in au§ allen Stationen genommen
ȟroen, bo^ bie Rupfte bem Stedtte ber 2(nnaten, ber 5Refer=
üiUionen, ber ^roBljtonen, ber ßommenben entfage. Sfefornid-:
th)n in biefen fingen nannten fte 3iirü(ffül)ren ber firc^ltc^en
SßerfjdItnijTe auf i^ren primttben Sujtanb.
gür bie SBifdjöfc rcaren biefe Singe von einer t)o()en 5!Bid)tig:
Feit, für baS ßfjrillentljum roaren fie beinafje gteidjgültig. 91od)
gfeidjgültiger war e» für fte, ob bie oberjte ^irdjenautorität in
ben ^änben eineä römifchen S3ifd}of» ober in einer ocumeni^
fc^en ©pnobe ru()cte. 2)ie Sbee, bie J^errfd)aft übcijutragen
auf "KUt, {jatte gen>i§ einen äauberifd)en JReij für oiele &t-.
mütf)er. @5 rooren aber groge ^ebenflidjfeiten babei. X>ie
SSSelt war in Seroegung, unb bie Äirdjenautoritdt fing an be»
(kitten ju werben üon »ielen Seiten f)er. <goUte ber alte
©laube ber fDienfc^en, ntl<i)t an baö ^ontificat gerooljnt rea»
nod) erfdjüttert rcerben burd) eine Steuerung ber Äirdjc felbft,
jumal ba fo fräftige ©efammtintereffen für ba§ ^apfltl)um in
feinem Botlilen Umfange fpradjen. 2)arum war ein großer
a;^eil ber ^riejterfürjlen immer für biefeä unbebingte ^a:pfi;
tt)um, unb bie, weld)e eä angriffen, griffen eä nur an, roenn
eä JU brücfenb warb, unb fdjwanf ten in i^ren ^Tnftdjten Ijin
unb ber. £)iefer 2frt waren befonberä bie 3(ngriffe, welche baS
^apptöum auf ber Spnobe |u ^ojinifo erfut)r, fdjwanfenb,
jweibeutig, unbeftimmt. SebenfaHes badjten bie meijlcn ber
SSäter, weldje überbauest auf eine ^Reformation fannen, nur
auf eine foldje, weld^e in ®elbfad)en ju i^rem unb il)re6 ©tans
beS 25ejlen auäfdjlagen fcüte. Snbeffen war an einer flippe
üoruber5uf4)iffcn. Sigiämunb, welcher auf baä ßoncil jurürfs
gefcbrt, begctirte jlarf eine 3?eformation. S3iä je^t war baS
Jfnfinnen immer bamit »on bem ßoncil jurücfgewicfen werben,
bap crjt bie (Sin^eit ber M\xd)t wieber f)ergefteüt werben müffe.
X>it]e galt nun für wiefcer ^ergefteüt, nadjbem S5enebtct XIII.
abgefegt worben. iJlun mußte ein Äampf beginnen, ber, wa;
ten fie einig, ungefä^rlid) für bieS5ifd)6fe war. ©o lange bie
SBelt an bie ^lutorität biefer Jtird)e glaubte, wa» fonnte jie
tbun? 3Kußte fie bod) 2(IleS al§ eine wafjre ^Reformation i)in-.
ne^imen, wa§ it)r geboten warb alä eine fold)e. 65 wor aber
feine red)te ©in^eit unter i^nen, weil ein Zi)tÜ ba§ ^apfittjunt
— m —
in t»et befd^rtebenen 2Beife reformiren wollte, ber «nbere bicfeä
für fef)r bebenflic^ );)\tU, weil ba§ 9?eformatiün5t)erIanöcn bet
fiBelt bann weitet greifen mbä)tt naä) ^jingen, weld)c in aller
3ntereffe waren'), darüber, ba^ bie 2Be(t getäufd;t werben
foUte in i\)xtn eigentlidjen Erwartungen, waren beibe Äl)ei(e
vollfommen einig. ®o fonnten fte gegen ben eigentlid)en geinb,
gegen bie SBelt unb bie beilige Setjnfudjt berfelben, am Enbe
fid) bod) leid)t jufammenftnben.
@ä war enblid) eine (Songregation niebergefeljt worben für
bie Steformation unb nun entfianb bie Srage, ob bie 9?efors
mation üorjunebmen fei »or ber ^apjlwal)l, auf weldjc fid>
bie ©pnobe für biefeämal einen gewiffen Einfluß fd)on auöbe»
bungen, ober ob bie ^a^ftwat)l öor ber Sieformation*). SSro^
ber neuen £ef)re üon ber (Suprematie ber ocumenifcben ©pnos
beu, j!anb bie ^säpftlidje 2lutoritdt nod) fel)r i)o<i) in ber 9)?ei»
nung ber 9)?enfci)cn. 25ic felbjl, weldje ftc aufgejlellt, böttett
fie üie(fad> etngefdjranft, fü^lenb, wie notbwenbig für if)r ^n*
tereffe bie unbcbingte, bie g6ttlid)e 2£utorität beö römifcben
®tul)le§ fei. ©0 war gefagt worben, gegen recbtmd^ig er»
wählte ^ä^jfte gelte bie 2lutoritdt ber ocumenifcben @»;noben
gar nid)t. 35ie unbebingte, bie gottliebe 9Kad)tfülle eine§ ro;
mifd)en S3ifd)of§ allein fonnte ba§ bo^fl bebenflicbe, immer
jiürmifcbet werbenbe 9feformation§oerlangen ber SBelt nieber»
fdjlagen. 3llfo mufte ber ^apfl juerfl gewählt werben, bamit
eine oon ben Saien no^) geglaubte ober bod) gefürcl)tete 9J?ad;t
1) S)o6 bicfe Surc^t ber ^völoten in einem l)ot)cn Orabe gegrünbct
mx, bflg auf bcm ßoncil fe(6il, b. ^, unter ben gürjlen unb Herren auf
bcnifclben, rcicliffitifd) s tuffitifd)e aSorfleClunöen , rcie nion bie Dfeformatton
ntad}en niüjfe, laut getoorben, deroeifen bie jmölf grogecapitel, roeld)e ouf
' beut Sontil »on ber facerbotalifd)en 'Pflrt()ei aufgeiicDt unb natürltd) in
i^rem Oeijie beanttportet routben, ©enn bet eilfte lautet: ütrum dicere,
qnod Roniana et universalis ecciesia non possit debite ac pcrfcctc re-
formari, nisi per subtractionem bonorum temporalium , quibus a prin-
cipibus superflue est dotata, sit erroneum et expresse sapiens bercsin
Joannis Huss per hoc sacrnm conciliam condemnatam. Von der Hardt
I. pag. 924.
2) ?)ccret com 4. 3uli 1415. Sacrosancta synodus ordinal, quod
ad electioneni futuri summi Pontiücis nullatenus procedatur sine dcl»-
beratione et consensu hujus sacri concilii generalis.
— 425 —
ba fei, (reld)c fpredje, ba§ ift t»ie 9\eforniation, ober, wir braus
ö)tn feine 9ieformation 'j.
Ztx größte Äl^cit ber SSater Don Äojlni^ begriff baä nun
au(^ red)t n)Ot)l unb ki) ein, ba^ einem neuen Zapfte, bem
fo ©rofeä »DÜrbe »erbanft rrerben, baS tapfer gebrad^t »erben
muffe, bap öud) üon feiner SReformotion md)t bie 3iebe fei.
"KÜt begriffen e§ abcrjnic^jt fogleid) : ba^er bcr ©treit*). Sie Äar*
binäle aber ffanben an bec ©pifee ber erilcren ^axti)d. ©ie
proteftirten fogteidj am 9. unb 11. ©eptbr. 1417 gegen jebe
Sieformation, bie »or ber ^apiln)at)J gefcftetje. Sie fd)einen mit
groper ©djtaufjeit werfatjren ju fein. Sie jeigen ben übrigen
S5ifd?6fen, wie an bem Sieformationäoerlongen ber SBelt nur oor«
überjufommen fei burd) ben QJabft'). S3alb erl)eben bie italies
nifd;en, bie fran56fifcf)en, bie fpünifd)en 23ifd)6fe ein einmüt^is
geä ©efc^rei, ba^ »ot allen Dingen ein neuer ^apff ju njdf)s
len fei. 2!?er Äarbinal "HUmo , ber eben erft gegen bie unbe»
bingte ^apftgeiralt geeifert, t>erfict)ert, ba§ o\)ne' einen ^apfl
gar nid)t ju teformiren fei. ©ie fagen gar, ba§ fei eben bie
3?eformation, wenn man roieber einen ^apjl ^labe.
1) 64on Olli 9. Sanuor 1416 ^ott«n bic Äorbinale i\ixd) ixt ÄontJ
gtn 3o^anna von 'JJeapel ben Stnrrag an ba« goncil ^tütn laffen, ba§
fd)(<untg tnUber ein ^apjl gemd^It tcerbc.
2) Jniher ift bcr Äarbinol Sittiaco fogar ber OTcinung gerocfen, bog
bicfeemol bie Äarbinale Den ber 'papfinja^l auÄgefdjlcffcn rccrben mü§tfn,
fonft rcürbe ou« ber iKeformaticn getci^ nid)t8 tcerben. Dicti cardinaies
in statu eoroin nibilominus remanentes, dicerent, qiiod ad eos dnntaxat
»pectaret electio sammi Pontilicis. Qnod si obtinerent, non est dabi-
tandum, quin nnam ex se ipsis eligerent, sicut fecemnt in Pisis. Sic-
que nülia reformatio efficax et frnctnosa seqoeretur nisi Tocalis et uniaa
personae mntatio tantnm. Et bi quidem electus et electores jnxta mo-
res veteres eomm , similiter perpetnnm errorcm in ipsa ecclesia con-
tinuarent, qooasqae udds eorum in eodem stata in ipsa ecclesia rema-
neret. Petri de Alliaco lib. de didlcoltate Reformat. in Conc. Univers.
3) Talis raorosa dilatio procedendi in negotio electionis non caret
scmpulo fautoriae scliismatia. Nec ullam causam allcgant, nisi qood ante
electionem tiat reformatio. Quae causa nuIla est^ quoniam et fieri re-
formationeni dictae tres Nationes et Cardinales voiunt. Si reformatio
fienda est de deformatis , qaae major est aat esse potest in corpore de-
formitas, quam carere capite. lUa igitur prior tanquam magis neces-
saria debet esse retormatio quae corpus ipsum ad capot reformet et in-
formet. Protestatio cardinaliam. Von der Hardt I. pag. 919.
— 426 -
2)ie 35eut|'4jen aber unb bie ©nglänber begriffen e6 im
Jfnfangc nid^t. ©ie jtanben mit ©igiämunb unb begehrten,
bafi bie Sfeformation ber ^apPn)a{)( t5orau6gel)en müfife. ^eftig
tobt bcr ©treit i)'m unb l;er. ©igiömunb njiU bie Äatbindte
gefangen nehmen'). 35ie Äavbinäle erfldren fein SSer(angen
für ()ufTitifcf)e unb n)icliffitifd)e Äegeret, fie fd)»6rcn a(ä 9J?är.
ti)rer ju fievben in biefet <Bad)t^). Sf)re aSorjleUungen, it)re
9)?ad)inattonen wirften im ©tiUen auä} unter biefen beiben '^a--
tionen wie fie gewirft Ijatten bei ben 3fomanifd)en. ^ie §ng»
länbcr traten jurütf. 2)ie 25eutfctjen mögen aiid) bebenf{id) ge»
werben fein, waä benn «Sigiämunb 'Mei reformirt haben rooUe.
©ie felbjt wollen nid)t§ weiter reformirt t)iben aB xi)xt ®elb=
fad)en. ©igismunb, tdglid) mebr »erlaffen, ftebt ftd) ju einem
'^bfommen genötbiget. 25er ^apfl foU juerfi gewäblt werben,
ober berfelbc foU gel)alten fein, bie- Sieformation fogleidj» Borju^
net)men unb bie ©pnobe ntdbt ju entlaffen, beoor fie geenbet.
2)ie S3ifd)öfe (teilten nun bie ©adjen auf, welcl)e reformirt
werben foUten. @ä finb bie oben berül)rten, bei benen baä
6t)riftentl)um faum ein 3ntereffe l^at. 2)ie Äarbinäle aber
wdl)len ben Äarbinat Äotonna jum ^apjlc am 11. '^floxtem»
ber 1417. £)iefer Wlann foll einen 2Bal)(fprucb gehabt l)abm,
weldjer md)t allein il}n, fonbern auä) bie meifien '$)ri(terfür|len
treffenb d^arafterifirt'). SBer nidjt tdufcben fonne, »ermögc
} üud) nid)t ju l)errfdien. @r fcnnt feine 8eute unb mact)t gleicl)
nad) feiner 2Babl befannt, wer ein ^eneficium );)abm wolle,
möge fid) nur bei i()m melben.
2)iefe§ gefd)a^ natürlid) aud) nid)t umfonft. Sa6 ganje
ßoncil war ia ein gro^eö Äauf^auä; nid)t^ alä ©etb unb Q5tU
beäwert^ fam in ffietrad)t unb nidjtö Ijatte bagegen SBertb-
©ie foUten nun oud) nid)t auf bie Sfeformotion beä a^jojiolifdjen
1) Von der Hardt IV. II, pag. 1417.
2) Tale scriptum erat hoc tempore publicatiim, quo Caesar et Ger-
iiiani atqne Angli ob Refonnationeni tarn impense quaesitam ante novi
Papae election^m, hereseos et quidem ob majorem invidiam, Wicletiti-
sticae et Hiissiticae sectae accusabantiir. Von der Hardt IV. II. pag. 1414.
3) 3tm wart niicjcijffijn , öa^ er ber armefl unb einfaltigili« Äarbinat
»cre unter atlcn Äcrbinalcn, bie ju JCojtani barjumaU ivarent. 25arna<l)
»ort er ber atterreidbeft unb ber ciOergutigipe, baö man meinte mnn funbe
einen Surnen octt ©olbnin unb JJufaten ^intcr im ba et ftaxb. Windeck.
apiid Menkcn, pag. 1118.
- 427 —
©tuf)le§ bringen, fie foUten fef>en, bap bie allgemeine ©eraatt*
fülle beffelben, ba er bie S3eneftcien oergab, mm er wollte,
ba er auf bem Raupte eine§ fo »iele berfclben jufammenfcljlug,
al§ er wollte, bocf) aud) für fie felbji juweilen »on er^eblic^)em
9?ufeen fein fönnte. ging aber i)OÖ) nict)t ganj »ie ber
^ap(t gebadet. Sie Otimmung unter ben S3:fd)öfen, ba^ bie
'Pnpftgemalt in 2lemter = unb ©elbfacljen ermäßigt werben muffe,
fonnte nidjt ganj niebergebrücft werben. Zuä) wollte bie SBelt
wenigflenä ctwaö üon einer 9teformation l)ören. 2)ie 2)cut-
fdben bewegen ftd) noä) immer für biefen ßwecE; fte rcidjen
^roject auf.^roject ein'j: felbft bie granjofen unb ©panier
ftnb biefen ^Bewegungen nicl)t fremb. 25er ^apjl ^)at fiel) ge>
nött)igt gefel)en, eine Kongregation für bie ^Reformation nieber*
jufe^en. ©ie arbeitet lange unb eä will nidjtä l)erauäfommcn.
Um bie ©potttieber, weictje oon ben granjofen gegen ii)n m--
breitet werben, fümmert ft^) ber »erftänbige ^ap|l nicfjt. -Dem
ßoncil ftnb bie ^änbe gebunben, feitbem eö wieber einen xtäfU
mä^tg erwählten '?)apft l)at. @ä läpt fid) aber aud) ftd^tbar
nic^t ganj ungern bie .^dnbe gebunben fein. 9?iemanb rcbet
met)r »on ber Suprematie ber ocumenifcljen ©ynoben, welche
über ben ^apfl flet)enb woljt eine ^Reformation felbft madjen
Jonnten, wenn c§ biefer an ftcb ermangeln laffe.
gnblid) lä^t ber ^apfi eine Sfeformation auftlellen, weld)e
iammerooU unbebeutenbe Singe entt)dlt, jebeä noä) »erfefeen
mit ber Älaufel, bag fortan ber ^apfi fo tl)un foUe, wenn er
nid)t gerabe triftige ©rünbe l^abe, anberS ju tl)un'). @ä batte
bereite früt)er ©erfon barauf aufmerffam gemadjt, ba0, wenn
eine Sieformation etwa ju ©tanbe fommen foUte, man bem
^apjl bod) [a nidjt bie 9Rad)t laffen möge, ftcb üon ben JRe-
formationäbecreten wieber ju bifpenfi'ren, weil man bann ges
nau wieber auf bem alten glecfe fein würbe*). Saran benft
1) Germanicae Nationis Aiticuli de reformatione supremi Status ec-
clesiastici. (£bcnfaQ6 lauter ©clD unD Wemtcrfacfecn. iJIut bie ungeheuren
Snbulgcnjen, feie aUt mögliche «Sünben »ergeben, foflen rcibetrufen roers
ben. Von der Hardt. I. p. 999 — 1011.
2) Martini V. Reformatio in capite et curia Komana, Von der
Hardt. I. pag. 1021 — 1045. Statuta de refounatione ecciesiae. Von
der Hardt. IV. II. pag. 1532 — 1542.
3f) Tunc caveat universalis ecelesia snper omnia ot nanquam sob
— 428 —
je^t 9liemanb, unb 2(Ue finb wiebet in bem tiefiten ©et)orfam
unter bem ^apjt. X)m ©runbfa^ aber, weld)en bic ©pnobe
frü()er aufgejteUt, ba^ »on nun an forttt)d{)renb ocumenifdje
Goncilien 3cl)a(ten »erben foUten, ba§ evjic in fünf, ba§nddt)ftc
in fteben, bann »on jet)n ju jet)n 3a{)ren, bejtdtigct SWartin V.
jttjar nid)t auäbrüdltd), aber er »erftanbigt ft'd) bod) mit ben
SSdtern baruber, ba^ bie nddfjfte ©pnobe in ber ©tobt ^a»ia
geljalten »erben foUte mä) bem 2(btaufe üon fünf 3«l)ten').
X>m ©a^e »on ber ©uperioritdt ber 6cumenifd)en ©pnoben
ijl fonjt SJ?artin V. gar nidjt f)olb. 2)ie ^olen appellirten in
einer ©treitfadje, miä)t nidjt ()ierf)er ge()6rt, an eine foldje
ocumenifdje ©tjnobc. 25er ^a^jjl erließ eine ßonjlitution, baß
in feinet ©ad)e an einen ^apjl appellirt »erben, 9?iemanb in
(Slaubenöfa^en gegen feinUrt^eil fid) ertjeben bürfe'). darauf
fd)loß er am 22. 2fpril 1418 bie ©pnobe unb gab if)nen allen
grofe Snbulgenjen umfonjl mit auf ben 2ßeg. ©igiämunb, in
\ oUen feinen @r»artungen getdufd)t, l;dtte ben ^apjl gern in
2)eutfd)lanb be()atten, um »enigfienS fidjer ju fein, baß au§
ber ©pnobe ju ^aüia et»a§ »erbe. 2fber SWartin V. maä)tt
fid) eilenbä auf nad) Italien. <Bo würbe bie SBelt »ertröfiet
»on einer 3eit jur anbern mit ber JÄeformation. Unb fo tange
rooUte man fie offenbar üertrofien, bis fie felbjt ber ©adje über*
brüßig geworben unb ber 9ieformation »ergeßen.
qaovis colore conccdat Papae potestatem dispensandi seil immutandi
propter varietatis temporum et novos supervenientes casus, sed qaod
solum illa debeant immutari per aliud conciliain generale, iiendum de
tempore in tempus propter reforinationem ecciesiae. Gersonii üb. de
reformatione ecciesiae in Concilio Zniversali.
1) Von der Hardt. IV. II. pag. |549. SDcctct t)om 22. «prit 1418.
2) Von der Hardt. IV. II. pag. 1532.
trüber* S^a$ ^oncil ju ^'afd.
ßondl ju Äoflnii^ fal) ben ^(nfang bcr b6^mifd)en
Unrul)en, bod) bett »oHett 3(uäbrud) berfelben erlebte eä ntdfjt
mebr, bereitete i^n ober vor, in einem ©eific mit bem ^on-
tificat ()anbe(nb, wenn e§ Ueberwdlttgung ber ^e^crei galt,
©eitbem bie S36tjmen, welcbe ber 2el}re, bie Bon ber römifc^eit
Äirc^e eine neue genannt warb, anfingen, fü{)en, wie bitter fte
getäufdjt vrorben, aB fte ben fd)6nen S33orten geglaubt, weldje
bie ^rieflerfürjten ju i^nen gefprodjcn, al§ wolle man fid) mit
^u^ nur üerllanbigen, ober it)n bod) unpart^eiif^ Ijören, waren
fte in Ijeftigc ^Bewegung gcfommen. ^i)xt Stimmung madjt
ftd) ßuft in ben b^ftigen iöriefen, welche fte an baä ßoncit ^
fc^)reiben. 3n ben fiärfflen 2(u§brü(fen fpradjen fte i^ren Uns
willen, il)ren 3ngrimm au§. 2)er Sauber ber 2tutorität ber
Mxä)t i|l t)erfd)wunben. X>k S56l)men fat)en in ben SSas
tern be5 GonciB nur SSenfdjen, bie t>oU blinber ßeibenfdjaft:
lid^feit, weil H)xe wcltlid)en Sntereffen angetajlet waren, ^u^
unb .^ieronpmuä üernidjtet |)atten.
Zn biefer Stimmung nimmt audj Äönig SBenjel Z^ziL ^
9?id)t allein weil ba§ freie ©eleit gebrodjen, weil ber böi)mi\d)t
SRame gel)öl)nt worben war, aud) weil baä ßoncil Mcä ju;
tücfweijl, waä einer wirflid)en 3?eformation audfj nur t>on fern
al)nlid) ftel)t, ijl er beftig erbittert, ©ein ©ebanfe, jener ©es
banFe, ben er mit Qbuaxb III., Sobann üon gancafter unb
SRic^arb II. gemeinfdjoftlicb gef)att ju l)üben fdjeint, bap bie
fogenannte Äe^erei, unüerfolgt von Siom, im ©tiUen gebedt
t)on ber weltlidjen ^aä)t, einen breiten S3obcn gewinnen möge
unter bem S3olfe, bamit bie Könige unb bie .^erren ftd) nadj«
mal§ für bie SSeriiingung be§ eüangelifc^en e^rif[entf)um§ er;
- 430 -
fldren f6nntcn of)nc ©efal)r cinc§ garten Äampfe§ mit Stom,
tjl burd) beti ©ang ber ^inge gebroc^jen worben. 25tc SGBclt
betradjtet aud) biefen SQSenjel alö einen jiem(idf) offen l)er»or-.
tretenben fficgünfitgcr ber Äefjcr. @§ ifl ju Äojlni^ baoon bic
S?ebe genjefen, bcn^rojep gegen il)n ju beginnen, ©igismunb
t)at bie 9J?a^regcl öufgcljalten'). 3a man g(aubte, bie ercom^
munication fei über xi)n, bie Königin Unna, bcn ganjen ^of
bereits au»gefprod)en werben 2(ber e6 ift nid)t ber gall.
giidjt täufd)en bürfen bie 2obfprucbe, weld^e baä ßoncit bem
Äönig nod) ijin unb wieber ertl)eilt. (5ö foU bamit nur ge=
fet)en werben, ob für bie ©adje nocl) etwa§ öon i\)m ju bof'
fen ober ob er ganj aufgegeben werben rnüffe.
"Kbtx ber 9J?ann, »erworrene ©adjen ju leiten, war SGBen-
jel niä)t ^r fdjaut in bie witben ^Bewegungen binein, btc
befonberä mä} ^u^en§ unb ^icronpmuö 3;obe, I336bmen burdjj
jlürmcn, er »erliert bie ®c:icigtbeit nid)t für bie ite^erei, aber
ju leiten »ermag er biefe ^Bewegung nidjt; fte übermannt i^n,
er war ein SJiann, ber aud) von einer geringeren ^Bewegung
überwältiget werben wäre. <2cin 2eben, fo lange e§ nod)
bauerte, blieb ebne bebeutenben ^influ^ auf ben @ang bet
Singe. @§ Eommt über entfei3(id)eä 9JJi^gefd)irf über \>a€ Sitiä)
SBöbmen, unb in einem wilben Kampfe gegen 3?om unb gegett
bie fatbolifcbe Ätrdje wirb nidjt gewonnen, wa§ om 2tnfange
ber ©reigniffe, beren SSrdger ^obannes ^u^ gewefen, erwartet
werben fönnen fd)ien.
2)a§ SO?i^gefd)i(f , wetd)eä S56bmen traf, bie entfe^Iid)e
SSerwirrung, weldje ftd> über ba§ 8anb verbreitete, bie ©ering»
fügigfett be§ Siefultateö, Daö enblid) für ben gortgang be6 eoan«
1) Hoc sacram conciliom decreverat bis diebus contra fratrem no-
struin, veluti dissimulantcm pracdicta. Suspicantur enim quam plnrimi
et argumentantur nonnulli manifeste, qnod in terra et regno Regis tarn
potentis tantiim sccins et facinos sine ipsiiis conniventia non poterit sub-
repere. Modo, interventu nosfro, qnod fratris nostri honorem scmper
defensare disposnimns, ab luijns procesBu aliquamdiu siipersedere pro-
ponit. Kpistola Sigismandi ad Lnnienses. a. 1417. Von der Hardt.
IV. II. pag. 1412.
2) Wlfo bic Srung So jluni) , in bcmfctbcn wart Äom'g aBtnulcn von
Sefjcim unb bie Äoniginnc unb (inb«r oil .e><rrn, bic bnmit befcv Äcjcrig«
Gilten in bcn frccrftcn *Pnn getan. Windeck apud Menken. I. pag. 1128.
— 431 —
geliömuö fid) ergab, alle biefe 2)tn9e floffen jufammen auä
mel)vcven ©vunben. Sucrft voar S3öl)men nod) in ftd) felbft um
bie ^au^ptfrage getljeilt. ©eit Äaifer Äarl IV. tuaren »tele
,2)eutfdje fej?t)aft SSöbrnm, ein Ä^eit be§ ßanbc§ njor ger»
maniftrt werben. S3öl)men unb 35eutfd)e l^aften fid) furd)tbar,
2)ie 25eutfd)en t)ieltcn meijl ju bem ^apfttbum, tbeiB au§ al;
tem ©lüubcn, tbeilä üu§ ^a§ gegen bie ffiöbmen. 2)od) auci)
ber eigentlicben S36bmen nidjt wenige woren nod) in jenem aU
ten ©lauben. £iag ©»angelium batte nod) nid)t ba§ ganje SSolf
gewonnen. ^Diefen 9)?oment, wenn ba§ SSolE nod) in fid) felbjl
getbei(t, wenn bie SBabrl^eit nod) nid)t allen gebrungen,
battc bie romifcbe J:ird)e biö je^t jebeSmal !lug unb glücftid)
erfaßt unb baburd) waren bie (Siege gewonnen worben. Sit
bem eigentlid)en Sßöbmen war bie neue ßebre am weiteren »er»
breitet, in SKäbren fd)Dn in »iel minberem ©rabe, in <5d)leften
fo wie über ben 5ßercid) beä b6bmifd)en 9?eid)e§ t)mau^ nur bei
ßinjelncn. nun aber bie SBaffengewalt, weld)e bie S36f)=
men nieberfämpfcn foUte, »ergebenä jlritt, \)attt biefer innere
(Streit baburcb nod) beigelegt werben m6gen, ba^ ba§ Qvarii
gelium, beffen Verbreitung in biefcn Sabrbunberten tro^ ber
unermc§lid)en ^inbernifTe, weld)e bie Mixö^e in ben 2Beg legt,
mit einer unoerfennbaren ßeid)tigfett toor fid) gebt, nod) bie
übrigen S36l)men bdtte gewinnen fonnen. 2(ber aud) bicfeS
Eonnte nid)t gcfdjebcn, alä bie 2lnbonger ber neuen ßebre fic^
gefpaltet, bie 3ieformation ber Utraqui|len, weil fie eine b^lbe
war, bie ©emütbcr nid)t ergreifen fonnte unb bie 3;aboriten
mit ibrer SButb jurürf fliegen , wa§ nod) fatbolifcb war. ßwei»
ten§ feblte eä an ieglid)er Oberleitung, weltli^cr fowobl alä
9eijllid)er. SBenjel, üon bem (Sturme übermannt, jog ficb balb
jurü(f , unb bie, weld)e nad) feinem 5£obe an feine ^Stelle tra*
ten, ttermod)ten obne f6niglid)eä ^nfcbn nid)t ju orbnen unb
JU lenfen. £>ritten§ war am »erberbcnbringcnbften ber 3wie-
fpalt, weld)er unter bie 3lnbanger ber neuen Cebre fam unb ber
fid) in bem Saufe ber Seit ouäbilbete ju einem f6rmlid)en
©d)i§ma.
gcfd)ab, bap eä nad) .^upenä Sobe on SKännern fel)lte, •
bie mit groper, flarer, eoangelifd)er 2lnftd)t grofeä Zn^n »er.
banben, um fein SBerf, ba§ er unwollenbet gelaffen, au^j^u^
bauen, ip angeführt worben, wie fd)tt)anfenb ^upen§ 2fn:
— 432 —
fidjten in toiclcn ©Ingen noä) waren/ wie jweibeutig er ju=
roctlen ftanb jn)ifd)en ÄaffjoliciSmuä unb (Süangelt^muS. ßan«
ger {)atte er leben foüen, bamtt ba§ 8idbt t^m würbe nad) allen
«Seiten t)'m. "Kbtx fdjon bei feinem ßeben war fein '^nfe^n
ntd)t baö aHein geltenbe in 236f)men gewefen. @§ jlanben «n^
bere 5ERdnner neben if)m, beren 9feformation§gebanfen noä) we»
niger umfangreid) waren. Äatl)o(ifd)e ^lieper, wcldf)e üon bet
liebgeworbenen 3bee ber facerbotalifdjen ^errli(^feit, ber allges
wattigen Äird)c, fid) ni^t trennen mod)ten, bie aber bie SJe^re
vorn Äetdfje erfaßt mit Reifer Snbrunft, bdmmten in il)ren ^re=
bigten unb in il)ren Sdjriften mct)r unb me^r bas (5öangelifd)c
jurürf, weld)eä in ^upen§ (3d)riften lag. entftanben jwei
^au\)tpartl}eien unter benen, welche fic|)J^u^enä ©c^üler nanm
ten. Sie Utraquifien, weldje im ©treite gegen bie 9?6mifd)en
immer weiter jurücfgcfüljrt würben jur Änt^olicität. SOBeil ii)xt
^riejter fie ba^tn bröd)ten, baf bie Sürennng t>on 9?om nid)t
franf unb frei ou&gefprod}en, weil bie 3lutoritdt berÄird)e ons
erfannt blieb, mußten fte enblid) biefer 2lutoritdt ftd) fugen.
25ic greiljeit fonnte nur gewonnen werben burd) gdnjlidjeä 8oäs
reipen üon bem rümifd)cn Äird^entl^ume. ©ine anbere .^au^pts
^axti)ti aber, wetd)e bie 5£aboriten nadjmaB genannt würben,
wollte bie Folgerungen, weldje au§ J^upen§ Sdjriften gewons
nen werben fonnten, alle gewinnen, ©ie wollten eine \>oU>
jldnbige, ev)angelifd)c 9teformation,. aber fte wollten biefe l)er*
beifübren in einer uneuangelifdjen SÖeife, in einer 2Beifc, weldjc
entfcfelid) war über alle SSegriffe.
b6bmifd)e ßanb war in groper ©di^rung um bie geit,
ba ^u^ ba§ aJ?drtJ)rertt)um erlitt. SBenjel ttjat nid)t§, alä
baß et bem ©trome nad)ging, in weld)en bie ^Jlation geratben,
unb Bon ber 9?ad)e rebete, bie genommen werben müßte').
1) 5l6cr genug t^at aiBcnjel tcr extremen ^Portl&d fcincäroegc«. ©ie
»oUte, ba§ er bcn cftenen .ftrieg mit bcn Dtcniern beginnen füllte burd)
.^inroegna^mc ber Semporalien. Hoc cnim constat, (jnia publice prae-
diacastis, qiiod Dominas Rex Wenceslaus , qiii neqiiaqnam vestras ina-
nes et falsas exliortationos sequitiir, si ntillam aliam occasionem siiae
perditionis haberet, hoc solum snlficeret ad suam damnationem, qiiod
possessionus ecclesiasticas non aiiffrat Clero circum circa. Stephani
Prioris Cartusiae Epistolae ad Iliissitas pag. 596. 2)fr aSerfoilcr er«
roäl)nt gleid) barauf, fo roie nucb nn mcbrercn onboren Stellen, oaß er
im 3a^rc 1417 ftt)rei6t. Pez. Thesaurus Anecdot. IV.
— 433 —
2)ie iBarone fobcrirten fid) jur SSert^eibigung beä ®(aubcn§'),
fingen aber au<i) fd)on uii bie @utev bcr Äird)e an fiel) ju «ifs
feil. ^at^olif4)e ^riejler »üuiben »crtrieben wo bie SReugläu:
bigen l)crrfd)ten , unb graufam gemigijanbelt'). ^önig SBenjel
ti)at nid)t§ für fie tro^ aller 9J?ol)nungen. "Kbtx ber Bwiefpalt
unter biefen i)?eugldubigen war \d)on üorfjanben. 25er eine Sljeil
ber ^rebiger unb mit i^m ein ^i)ül be» S3o[fe3 erflärte bie
Äut^ülifdjen nur barum für Äe^er, weil ftc bcn ßaien ben
Äeld) »erweigerten unb ctraa nod), weil itjre ^riefter weltlidje
fBlaä)t befäpen, weil bie offentlidjen <3ünben nicfet auä) öffent^
lid) bei i^nen« geftraft würben. 2)er anbere ^Ijeil bcr ^ries
jicr aber unb be§ S3olfeä lel)rte gegen bie ganjc Äat^olicitdt,
nannte ftc eine neue Äirdjc, werwarf fie ganj mit iljrer 3(uto»
titäc, il)rcn S3ilbcrn, it)ren ^'ff'Sf"- Unter bicfer ^artljei bt'
merfte man fd)on bic Spuren bcö ©eiile», bcr ftd) md)mal§
in aller Äraft unter ben Äaborttcn jeigte. X)ie ^xtii)tit ber
^rcbigt, wn weld)er Sqü^ gcfprod)cn, warb nü-^üerftanben.
Scanner prcbigten o^nc ju XJiencrn beö ^errn berufen ju fein,
grauen felbfi ^prebigten unb ßaien »ertf^eilten bie Saciamente*).
ßincn gaien licp ^6nig SBcnjcl beSljalb l)inrid;tcn. X)k ^cf;
tigilen ©türme gegen bie Äatljolifcljen gingen üon biefcr ^ar>
t^ei au». Äl6|ler würben gefiürmt, äBilber unb .Äreuje jcr^
fd)lagcn, fatl)olifd;e ^ricficr crmorbet. 2lOcntl;alben SBcrwirs
rung in weltlidjen wie in geifllid^en £)ingen, nivgenbä eine
orbncnbe, leitcnbe ^anb.
2)a§ ßoncil ju Äoflnife wäre am liebficn in biefe SJerwir»
1) Cochlaeas. Hist. Hussitar. pag. 155.
2) Divina profanantur et ad profananduDi der us obedieiis Cömpellitun
Majoruin et parocliialium ecclesiaruin et alii beneliciali de suis beneficiis
laicali potentia et severa opprobriose capelluntiir, nonnulli etiam ex
ipsis aciitis ecciesiasticis perjariis lacessiti cäptitantar, per laiCos exactio-
najifiir et crndelissiroe crnciantur. Epistola Sigimündi» ad Lanienses. h
I. pag. 1411.
3) Factnm est in Praga ut quaeddni malier ad Popolum praedicabat
in ecclesia.
Hoc enim (bic ©acramcnte geben) non a laicis, non Begutisj ser-
vis et ancillis , sed a sacerdotibns fleri pracceptam est.
SJQÖ <?ntfc^lid)(le bog fie ik bö6iiitfd)e ©pracbe beim ®otte«Men|!c
(raiK^en. Nova et inaadita Ribaldia Alissas in Bohemico sermone caa-
tatis. Cujus licentia haec agitis? Stei)haD. 1. I. pag. 519. 637. 556»
II. zf}tii. 28
— 434 —
rung f)tnem9cfal)ien mit ber ®dt)drfe beS «Sd^werteS. 2fber
S36()men voax mad)ttger nlä 3;ouloufe, unb bie (Stimmung ber
9)?enfd)en war wefentlid) onberä geworben, feitbem ba§ ©djiöma
ben alten ©lauben an bie Äircfae »anfenb gemad^t l)atte. 2tud)
ffanben bie Dömanen bro^enb on ben SJ^oren ber obenblanbi^
fcf)en ß^rijien^eit, unb e§ modt)te bebenflidf) crfd)einen, einen
Äreujjug unter ben (5()rijlen aufzuregen in fo fcljwerer 3ett.
2)iefe Sämanen t)aben nadjmalö im fedjgjeJjnten 3af)r()unbert
mef)r alä einmal btefe(ben ^rotejtonten gerettet, »eldje mit fdjö»
nem, d^rifilid^en @ifer bie (S^rifienfjeit gegen fic unter bie SBaf^
fen rufen unb if)r S3lut gegen ftc oerfpri^cn.
2flfo 'otx\\xä)t bie ©pnobe juerft, »06 fidf) gewinnen laffe
mit t)of)len 9Jebenäartcn unb großen SCBorten. 2)arum juerft
(am 26. ^uli 1415) ein Srief an ben Äterus ber ©tabt 9)rag.
W\t affectirtem 3orn reben fte junödjjl »on ber grdpti^en
Äe^eret 2Bicliff6. Sann erjäfjlen fte, wie fie fanft unb mit
großer ßtebe ben Sof)anneä Sqü^ {)dtten be(e[)ren woUen, wie
oUe überjeugt, welcf)e anwefenb gewefen, unb buvcf)brungen tion
ber SEBurbe unb ©tanbfjaftigfeit, mit weldjer ftd) bag (Soncil
in biefer ©ad)c benommen. 3ebe Seil«/ Kbeä SIBort, mä)t eine
©elbjitdufdjung, fonbern eine Unwabrf)eit. 2fbcr eä f^abe 2tEeä
nidjt gefrud)tet; fie Ratten if)n muffen verbrennen (offen, weil
et nxäjt belet)rt l)abe fein wollen. 23ürauf 2fufforberung an ben
Älcruä, bop er nun bafür forgen möge, bog bie .Rederei aus
ganj S36f}men üerfd)winbe. ®ie mod^ten fid) beäljalb befon:
ber§ an ben Äonig SBenjel wenben, von bem fie gel)6rt, böß
er für 2lufred)terl)altung ber fat^olifd)en Äirc^e fcl)r eifrig fei.
3umal bie fefeerifdje ^rebigt foüten fte ja nidjt meljr bulben
unb überbauet, wiefern fte nidjt felbft bie l^ärtejlen Äivdjenj
{trafen erfal)rcn wollten, nidjtä »erabfdumen, was jur Unter-
brüdung ber Äe^erei biene. Tin bem ©d)luffe ^ti)ti bie 2)ro
tjung, bap gegen bie Äc^et unb ifjre S3efct)üljer bie gonje ©trengc
ber SnQuifltionägefe^e in 2(nwenbung gebradjt werben follte*).
1) Scientes, si qai ansu temerario hanc nostram sententiam Deo
gratissimam quoquomodo impugnare tentaverint et in eaileni damnatissiina
heresi perstiterint, aut in ea persistentes juverint quomodo Übet rel de-
fcnderint, ultra divinam vindirtam, nos in eosdem debito modo et juxta
canonicas sanctiones processuros. Epistola Conciiii ad Bohemos. Von
der Hardt. IV. I. pag. 485 — 490.
— 435 —
3ol)«nneä, bei SSifc^of t)on ßeutomifd)!, fjatte tiefen Sricf
mö) fSb^men ju bringen. @6 geljorte berfelbe 5U benen, wel;
d)e fic^ auf ber ©pnobe am fredjfien unb ungejlümpen gegen
4)u§ betragen l)atten. ©eine 2Cuftrdge lauten feine§n)ege§ allein
auf ba§, n)a6 in bem S3riefe gefd^rieben fte^t. Die fdjonen,
gegen ben Äönig SGBenjel auggefprt)d)enen SGBorte ftnb {)Ol)te
©leignerei. 2)aä Soncil, ober ttelmebr bie, unter beren ßettung
baö ßoncil panb, Ijatte mit if)m ganj anberc ©ebanfen. ©ie
t)altm offenbar bie $ai)l ber Äai^oltfi^en ober bie Sat)l bet
blinben unb unbebingten '£)\tmx ber Äirdjenautoritat in S5of)s
men für weit bebcutenber, al5 fte roirflid) war. 25a fie wif»
fen, bap SBenjel ourf) jegt nid)t§ tl)un werbe gegen bie Äe^eret>
Ijatte Soljanneä, ber S5ifd)of, nod) einen anbern 2(0ftrag ems
:^fangen '). Sag Stücf, weldjeä gefpielt reorben ift gegen Äonig
SJidjarb II., foU n>tebcrt)olt werben gegen SBenjel: aud) biefec
^e(^erbefd)ü^er ijl »om 3;t)rone ju flogen, modjte bem
ßoncil fd)einen, baf in S5öl)men bie @ad)e ftd) nod) »iel leid()s
ter ma(l)en werbe alö in ©nglanb , ba ©igiämunb bereit ftanb/
fog(eid) mit feinem ©djwerte barein ju fd)lagen. diit ju einer
Äreujptebigt gefct)ritten warb, wollte man erfi feigen, ob nid)t
fonber eigene 9}?üt)e unb @cfal)r bie Äe^er ftd? überwältigen
ließen burd) SSöbmen felbfl. Merbingä fagt c§ S^iemanb au6s
brücflid), baß bie l)eilige Äird)e abermaB eine unl)eilige 3?eooi
lution gegen SBenjel angefttftet, and) tritt baä @anje, weil e5
nid)t gelungen, mit minberer Älarljeit \)n'oox aB in ©nglanb.
2lber eS ijl nod) immer flar genug, baß man eä fe()en fann.
2)a§ ©d)reiben be§ ßondlS mad)te nid)t ben minbeflett
ßinbrucf bei ben S5öl)men, weld)e ber neuen £ef)re geneigt.
25ie SSarone, fd)on me^rfadj unter einanber foberirt/ finb ent*
fc^loffen, ©ewalt ber ©ewalt «ntgegenjufegeni 9lod) ifl eine
Trennung jwif4)en ben Utraquiften unb ben a;aboriten mä)t
eorljanben, bie SJitaffe gat)rt nod(), aüS weld)er fid) biefe Srem
nung geftalten foll; 25ie S3aröne fürd)ten nid)t bie minbejle ©es
fa()r für ba§ wcltlidje ^crrentbum auö ber ©efferung ber Äirdje.
^uß Ijatte immer mit ber größten 3(d)tung üon bem weltlidjen
Jg)errentl)um gefprod^en, wo^l aber bie Herren ttmal^nt, U)xt
1) 3wci (Smpfc^tungäbrtcfe für 3o^anne« dn bie SSö^mtn unb ÜJla^i
wn in Hussi Opera I. pag. 100 — 103.
28«
- 436 -
Untergebenen ju bc^anbeln mit d)nfiltd)et SD?t(be, wie er bie
Untert^anen ermahnt, untert^an ju fein mit ä)xi^ü(i)tt 25es
mutl>*). 25iea5arone feigen, waä bfl§ Sonci{ will. 2)a§ Ärcuj
foU gegen bie i53öl;men geprebigt wtxtm, rvenn fie ftdj nid)t
fügten in fdjweigenbem ®ef)orfam. 2f(fo mafjnen fte ben Äönig
SßSenjel, ba^ er einen 9?eid)ötag berufen möge, bamit gemein^
fame SOZa^regeln ergriffen «werben fonnten. SSenjel erlaubt ib=
nen ju tf)un, ju befd^liepen, toaä fte für gut fänben. (Sinen
cigent(id)en 9?ei^ätag will er nid)t galten, bamit er nid)t fclbp
genötljigt werbe, flor beworjutreten mit ber Äeljerbefdjüfeung.
25emgemd^ tjerfammeln ftd) bie Sßarone unb JRitter ber
SWeugldubigen in ber Äopelle »on SSet^tebem ju ^rag.
wirb am 2. (September 1415 ein ©d)reiben an baö ßoncil auf-
gefegt, bemfel^en mahnen fte cä juerft an einige 8ef)ren
beö (5f)rijientl)uiTi§, weldEje ganj tjergeffen ju baben fdjiene.
SBa§ bu willfl, ba^ bir gcfcbeljen foU, ba§ tl)ue anbern aucb,
unb: bu foUfl beinen Sfldcbfien lieben alä bid) felbil. Sarauf
fagen fte, ba^, waä ba§ ßoncil »on Sob^nneg Squ^ gcfcbric;
ben, eitel 8ug unb ^rug fei; nidjt belebrt, nicbt überfü()rt
l)dtten fie ifjn, fonbern »erldumbet. :£)iefer 3obanneö ^u^
öber fei ein el)renwertl)er, würbiger SOZann gewefen, weld)er ^
nid)t§ getban, alö baf er baS Seangelium »erfünbet unb auöi
gelegt, wie c§ bie wa^re jlird)e begebrc, ber ju Siebe unb gric^
ben bie 9J?enfcbcn geführt, 'ilUen üorangegangcn burd) eoange;
lifd)eö ßebeu unb eifriger SBiberfacber jeglidjer Äe^erei geiuefcn
fei. Äcfecrei fei in SSöbmen nidjt ju ftnben, nur nieberträdj:
tige güge unb SSerldumbung fönnc baä fagen. äßer baä fage,
ber lüge auf feinen Äopf unb fei ein SScrrätber be§ b6l;mifcben
9?ei(beä; ba»on wollten fte Siiemanb auäriebmen al§ @igi§:
munb, ben erben beä 3?eicbe§, t5on welchem fte bofften, baf;
er iPeinen Zi)t\l babe an allen Singen, weld)e vorgegangen.
@te waren immer red)tgläubig geblieben unb untertban ber
wabren, römifcben Äird)e, wollten aud) ibre SScrtbcibigung, fo
wie bie SBelt wieber einen unjwetfelbaft recbtmdgigen ^apft
t)übtn würbe, weitlduftiger führen. Se^ungeacbtet fügen fte
1) Obsecro Dominos ut suos snbditos panperes tractent hninaniter
regantque juste. Obsecro serVos , ut suis lieris fideliter serviant. Flpi
tlola ad Kegnum Dohemiae. Opera I. pag. 76.
— 437 —
tiod) fojjleic^ I;tn5u, aber bic aSerbrcitunß bc§ ßüangelii uiib
t>effen Sierfünbigcr würben fte nptl)igenfaUö fc^üfeen mit bcn
2Baffen in ber ^anh unb um menfd;li4)e, bartvibet (aufenbe
rrbnungen ftd) nid)t flimmern')-
£)arin erfcfjeint ^d)on bie llngc»»if(;eit, in »eldjer bie nun
baib cr|d?einenben Utraquiften fianben. 2(uf ber einen ©ette
2(nerfennung ber 2futorität ber Äirdje unb felbfl fccä
t^um», auf ber anberen ©treben mä) freier, eüüfljelifdjer S3e»
njegung. 2)arauf fdjliegen bie äßaronc ein SJerÜjeibigungöbünbs
ni^ auf fed)§ ^ai)Xi, mld)t^ »on SBenjet ebenfalls gut geljeif en
»irb. ^ie ^rebiger beä göttlidjen 2Borteä foHen gefdjirmt wer»
ben, bie SSifdiofe fie nid)t |)inbern bürfen. 92icf)t biefe, fonbern
bie proger Uniocrfttat foU bie le^te @ntfd}eibu;ig i)ahen, n>a»
^e^erei, waä nict)t Äe^erei. S5ann unb (Srcommunication auS*
i) timi\d)tx S3ifd)6fe foH ni^it beacf)tet werben, bem neuen, redjs
tm ^apfl, wenn er wirb evwdf)It fein, will mart fid) unter»
werfen, w<nn er nämlid) nid)t6 tljut unb nid)tö begehrt, wa8
wiber ba§ SBort ©otteö. SBenjel gab aud) förmlid) ben S5ü»
ronen bie (5r(aubniß, ba§ 2fbenbma()t unter beiben ©ejlalten t>on [
ii) xm Pfarrern au§t()eilen ju laffen unb bie Pfarrer ju »erjas j.
gen, weldje e^ nic^t fo. au§tt)eilen wollten. Hü6) in ^rag unb f
anbern ©täbten würbe ber Äeld) ben Saien gegeben, unb wec |
nid)t fatbolifd) geblieben, fragte nidjt nad) bem Snterbtqt, mit*
bem ber @rjbifd)of bie ©tabt ^rag belegte.
So^anneä abtx, ber S5ifd)of, modjte jeitig erfannt ^abtn,
bag burd) bie £)rol;ungen beä ßoncilä nic^tä ju gewinnen fei,
am wenigften über ben Äönig Söenjel. "Ul^o brad;te er am
3(nfange bcö J^erbjteä beö Sa^reä 1415 eine ^Inja^l fatljolifclje
^rren jufammen, weld)e bie Sßajfen gegen ben Äonig ergrtf»
fen. 2tber SBenjel, unb wo^l noä) me^r bie greunbe be6 neuen
©laubenä entroideltcn gro^e 5Jl)ätigfeit. 2)ie ©tdnbe werben
berufen unb bewilligen eine allgemeine Äriegöjleuer. Die 9?e*
»olution wirb in it)rem 2(uffeimen niebergebrüdt. 2!)ie rebel»
lifdjen iBarone werben aUmdlig in ii)xm ©d)loffern überwdts
1) Praemissis enim non obstantibas, t«gem Doinini nostri Jesa
Christi, ipsiasqae devotos, buniiles et constantes praedicatores, usque
ad effusionem sanguinis , omni timore et statutis liumanis in contrariam
editis piostergatis, dcfendere volunius et tueri. Boheinorara et Mora-
rorum Epistola ad Conciliani. Vod der Hardt IV. I. pug. 494 — 497.
— 438 —
tiQt, nid)t wenige berfelben nad) ^rag 9efül)rt unb mit bem
3;obe befirafet, cinbere won SBenjel nad)maB begnobigct. 2)er
^Tnjiifter ber 9?eoolutton, bet S3ifcf)of, b<Jt ftd) jeitig ouä bem
©taube gemod^t unb bie trübe SSotfdjaft ben Siätem be§ ßon»
ctt§ gebrad)t, bo^ e§ für biefe§mal nidjtö fei').
2nbe(fen Ratten bie ©emegungen in S56bmcn eine geraume
3eit gebauert. 2)o§ ßoncit gab nidjt foglcidb alle Hoffnungen auf.
S)ober gef(^)af) iiemlid)e 3eit nirf)tä gegen bie Äeljcr in SSobmen.
SDian wartete auf iRacbridjten, ob bie 3?cwolution nicbt beffet
weiterlaufen werbe, al§ fie begonnen. 6rjl al§ eä flar erfannt
worben, ba^ eS nidjtä ijl, wirb wieber ein ©d)ritt getban,
Buerfl ift am 23. ©eptbr. 1415 eine ßommiffion niebergefefet
worben, welche ju feben i)at, waä in ©adjen ber bobmifdjen
Äe^erei weiter ju tbun fei'). 25arauf werben wieberum er(l
naö) geraumer Seit am 24. gebruar 1416 im ©anjen fünf^
(junbert unb fünfjig Sßöbmen unb 9Räbren al§ Äe^erbefdjü^er,
barunter eine gro^e 2(njabl S5arone unb 9?itter, öor ba§ ßon:
eil geloben*). 2tuf jene Sabung aber fam fein SSKenfcb, unb e§
»erlief wieberum eine geraume 3ett, obne baf ba§ ßoncit etwa§
S3ebeutenbe§ gegen SSöbmen tbat.
SKan war »iel mit onberen 2)ingen befcbdfttget. 2)a§
<Sä)i^ma muftt grünblid) geboben, bie SBelt um iljre Sfefor^
mationöboffn""g«n getdufdjt werben. 2)iefe J)inge waren für
bie SSdter minbeftenä »on eben fo großer SDBidjtigfeit, al§ bie
böbmifdbe ^efeerei. 25arum mu^tc man fie fet)cn, obwohl fie
immer ftärfer warb, je langer man fie rubig anfab. "Und)
wu^te man nod) nicbt redbt, wie man fie faffen foUte unb ijattt
©igiSmunbä 3ntereffe ju beacbten, ber nod) gütliche Beilegung
^offtc. @§ fd)eint, ba^ ein S3rief ©igiämunbä, gefcbrieben an
bie föberirtcn SSarone, in biefe Seit gebort, balb nad)bem bie
erfle ßabung be§ ßonciß on bie S3arone ergangen, »on bencn
ba§ ©djreiben an ba§ ßoncit unterjeicbnet worben. SRebr für
fiel) a(ö für bie Äird^e forgt ©igiämunb in biefem ©einreiben,
1) Pelzel: 2eben*9cfd)id)te t>ti röunfcfecn unb böfemifcftcn ÄJnig* ÜDens
}{I II. pag. 641. 2ln bcni Urfunbenbucbe fielen iroct SScrotbnungen Wtm
jeW; barin roctbcn aüt ©ftrcue ju bcn SDaffcn gemannt.
2) Von der Hardt. Acta Conc. Const. IV. 1. pag. 528.
3) Von der Hardt. Acta Conc. Const. IV. I. pag. 840. 3|l om 4.
September 1416. roieber^olt »erben.
— 439 —
ioä) iji i^m bie Mt^mi aud) juroibcr, weil fie feine poütu
tifd^en 2ibftc^ten jiort. 3uer)l ttagt er, bo^ tiie S3arone fid)
unter cinftnlser foberirt, mlö)c^ o^ne befonbere föniglidjc @r=
laubni^ nic^t 9cfd)et)en bürfe. Qx ffellt fid), aB tüü^te er nid;t,
büß fein SSruber SSSenjel bie @r(üubni§ ju biefem SSunbe ge;
geben. S^onn fommt er fogleid) auf So^anneö ju fpre-
djen. "Kn ber 58er[)üftung beffelben l)übe er nid)t ben minbejien
Zntt)(iU i)atte nur ju il)m fommen unb ntd^t gteid) al-
lein nad) Äo^ni^ reifen foUen, ba würben bie (gadjen ganj
onbers gegangen fein. 2flle S56t)men, weldje auf bem (Soncil
genjefen, fönnten it)m bejeugen, wie oft er für ^u^ gefprod)en,
wie oft er baä doncit üoUer 3ngrimm berlaffen Ijabe. 3<J, er
fei einfi entfd)loffen gcwefen ganj Ijinwegjugeben. X}it fßakx
Ratten t^n aber gefragt, ob er ben ßauf ber ©ered^tigfeit l)em-.
men wolle. 25a tjdtte er bod) ber 2lutoritdt ber ganjen Mixi^t
unb fo oieler ©ele^rten, gürficn unb Herren ntdjt entgegentre;
ten fönnen. Sarauf aber fommen bie 2)ro^ungen. 2lud) fte,
bie SSöljmen, würben n\<i)t gegen biefe 3£utoritdt flel)en fonnen
unb wenn fie e§ tljdten, fo würben grd^lid^e unb ungeheure
2)inge barauS l)ert>orgel)cn, baS Äreuj würbe gegen fte ge^re^
bigt werben'). 2)aju nun fei bie @ad)c wo^l gar ntd)t einmal
tt)id)tig genug. Qx forbert inbeffen bie citirten Sarone nid)t auf,
fid) wirflid) »or bem doncil ju jteHen, fonbern bietet Üyxien feine
SSermittelung an. Qx meint babei natürlid), bap fte il)r Sit-
formationäwerf unbebingt aufgeben, ftd) unbebingt wicber ber
t6mifd)en Äirdje unterwerfen müßten of)ne ben bebenflidjen 3u-
fa^, weld)en fie gemad)t, wenn biefe römifdje Äird)e mit bem
(Soangelio ib^nbele. gür einige {)o^le !Rcbenäarten unb ganj
nichtige J^offnungen foUen fte ibre Sieformation aufgeben, grei:
ltd) jtcl)e e§ mit bem Äleruä fe^r fd)led)t, freilid? waren neue
ßrftnbungen in bie Äirdjc gebradjt worben; man müffe be§:
fjalb, wie au4) er ju tt)un gefonnen, immer ber wahren Mixd^t
önljangen unb Ijoffen, baf ber Äleryä ftc^ beffern werbe. Q$
Ijabe berfelbe bod) feine gcfe^md^igen £)bern, bie kffern fönn^
ten, eä Ijabe berfelbe and) bie '^d)xi{t, au§ mld)tx bie SGBal)r=
1) Et fortassis rigore juris contra tos procedetur, Kt si non ob-
temperabitis , sicat obedientes tilii fortassis et crucem contra vos obti-
nere poteritis. Epistola Sigismundi apud Cocbl, pag. 155,
— 440 -
i)txt gefunbcn werben m6d)te. 'Slux bürftcn bte ßaien bcm Ä(c=
ru§ tii<S)t »orf4>reiben wollen, n»aä er ciuä biefer ©dfjrift unb
wie ju fmben Ijabe'). ©egen fotdje nu^lofe 9?ebnerei folUc
ta$ begonnene b6l)mtfd)e Sfeformattonäwcrf Aufgegeben werben
imb bte 6{)rifienlöeit ouf ben mit 9Kärti;rcrb(ut gebüngten fBo-
bcn ber 3futoritdt ber ^riefierfürfien treten. 2)ie S56()men lafs
fcn biefem 33rtefc fein 9{ed)t wiberfa^jren unb tt;un ntd)t bn§
QKinbefie barauf.
Sie (Stimmung aber gegen ©igi6munb wirb immer bits
tcrer. ©eine @ntfd)ulbigungen wegen SQu^tni Sobe madjen
feinen ©inbrnrf: mon betrad)tet if)n alö einen entfdjiebenen "Km
f)nnger ber Äird)c, obwot)l er e§ im .^erjen fc|)werlid) war,
weil er ba§ 3rbifd)e fe^te über ba§ ©eiftige, weil er nid)t wie
bie S56t)mcn bredjen wollte mit ber Äirct)e.
Unterbeffen woren bie fünfjig SSage »erlaufen, weldje bei
ber legten ßabung ben b6{)mifd)en SSaroncn gefeilt jum ©rfdjei»
nen auf bem (Soncil. 2)ie ßitotion war nur in Äojlnife, 9Jes
genöburg, SBten unb einigen anbern ©täbten bcö beuifd^en
S?eid)e§ ^jublicirt worben. war ben ©tirten auct) gefagt
Würben, bap fte, wenn fie nidjt erfd)ienen, in Contumaciam
würben tierbamml werben. 3llö bie Seit aber fam, naljm boä
Goncit bie ©ad)e bodt) nur ber ßommiffton ab, welcl)er fte frü;
^er übergeben worben, unb übertrug fte bem ^otriardjen 3o«
Ijanneö »on ßonjtantino^el ju neuer Untcrfudjung, als ob nod>
gar nid)tö gef(^ef)cn fei. 25ie ^riefierfürjten fommen erfi mit
ber SQSabl SÖlartin V. ju ©tanbe, ef)e fte ber S36^men wieber
gebcnfen. ©igiömunb fd)reibt ©riefe mä) S3ot)men »oller bits
terer klagen unb 25rol)ungen. Sliemanb fd)eint ii)xn gead)tet
ju f)aben, al§ bie, welche fat^olifd) geblieben unb auf weldjc
e§ nid)t anfam.
2llä aber bie <Ba(i)tn beenbet, weldje ben ^riefterfürften
bie wid)tigflen finb, fegt ba§ ßoncil furj »or feinem «Sdjluffe
1) Ecclesiae sanctae Dei adliaerere volumns, non advertentes quas-
canque novas adinventiones. Tunc Clerici inter scmetipsos se corrigent,
prout srinnt; habent ipsorum Superiores, ad quos talis correctio per-
tinere dinoscitar. Etiam babent scriptnram sacram prae oculis, cnjas
interpretatione ipsorum est intendere, nobisque simplicibas non licet,
prout neque possumas, scripturae sacrae profunditatem investigare. Epi-
stola Sigimundi apud Cocbl. pag. 156.
— 441 —
om 22. Sebruar 1418 ticr unb anjanjtg 5(rtifel ouf. ^te S^ee,
bie Äe^er alle nod) auf baö Scncil ju taten, war aufgegeben,
^ie tier unb jTOanjig ^rtifel [inb eine 2frt SSefebl an bie ffiö^j
men, in »elcbct 9Bcifc bei ibnen bie Äe|crei unterbrMt unb
bie fircblid)e Drbnung wieberbergejlellt merben foH. S5cr Mb--
nig foD alle gretbeitcn ber Äitd^e befcbrcören, alle njicliffitifcb=
{juffttifcbe Äe^cr, Die ^^rebigcr foroobl al^ bie ßaien, bcfonberS
bie Gitirten, »eldje nicbt erfcbienen, foüen bie Äefjerei abfcbwo»
ren, bie ®cl)lüffc ber Spnobe gutbei^en. ^Tucb bie, n)etd}e ba5
"Zfbenbmabl sub utraque genommen, follen biefe Äc^erei ab-
fd;tD6ren unb fcbnjören, eine foldje 2Cu§tbcitung nid}f mebr ju
bulben. ©rfl ijl nur baS bi«rtndifige SSebauptcn, ba§ bie^fuS«
tbeilung sub una n)iber bie ©ebote ber ©d}rift fei, Äe^erei gts
nannc njorben; je^t ift fcbon baä Smpfangen sub utraque
felbfl Äc^erei geworben. £'ie Unitjerfttät ^rag ift ju refor;
miren, bie 2Bicliffi(len muffen entfernt werben, bie freie ^re=
bigt foU nicbt weiter gemattet werben unb bie bobmifd^en SSoIfg;
gefänge gegen bie Äirdje finb ju unterbrü(f en , .bie «Sduiften
beä 3obanne§ Sb\x^ unb beä Sacob Bon 9)?ifa, befonberä bie
in böbmifdjer Spracbe, finb auSjuliefern. 2)ie Äird^enguter
muffen wieber i)txüuiQiQihtn , bie geiil(id}c ©ericbtäbarfeit bci-
geftellt, alle fatbolifcbe SJiten unb ßcremonien, Borjugsiwcife
bie 2Cnbetung ber J^eiligcn unb 9feliquien wieber eingefübrt
werben. SBer nun fortan nod) prebigen ober bogmatifiren wirb
in wicliffttifcb^buffitiftbst 2Bcife, ber foü a(§ ein reuelofer Äe^er
betradjtet unb obne 2Bcitere§ oerbrannt werben. 83on ber ©nabe,
weldje baä ßonctl ben übrigen Äe^ern angebeiben laffen will,
bag fie nocb wiberrufen fönnen, obne fogleid) verbrannt ju
werben, finb folgenbe ^erfonen au&genommen. 3''cob »on
!Wifa, 3obanneä 2effini^, Simon von Sifna, 3obannc§ oon 9?o;
fvcjana, ßbriPian »on SSrocbeti^, Sobanne» Äarbin«li§, ßbenfo
ton £oben , äoi^lauä »on Seiertig unb 9J?icbacI »on ßjigfo.
2)iefc foUen genötbigt werben, fid) »or bem apoftoIifd)en ©tubt
cin5ufmben ').
S3om hüpfte SSKartin V. aber ergebt cbenfollä nod^ bor
bem @d)luffe bc§ ßoncilä ein (Jrlap an alle SBelt. Serfelbc
9}?artin, welcber ben abgefegten ^apfl Sobanne§ XXIII., ben
1) Von der Hardt. Acta Conc. Const. IV. II. pag. 1514 — 1519.
— 442 —
notorifd)en 2(tf)etften, roiebcr jur Äarbinatäwürbc cr()ub, hxid)t
in tiefem ©rlap in evl)eucl)elten Jammer auä über bie Äefeer,
bie ftd) fdjon über bie ©renjeti S36^)men§ ju »erbreiten begon=
hen bitten, unb fagt, biefe rcdren cö, mid)t bcn 9?amcn ®ot=
tc§ unnü^ im 9}?unbe führten, unb Äinber ber 8üge nennet er
ft'e. (Sr fcbarft bie alten Snquifttionögefe^e »ieber ein. ^in
Äe^er foU betrad)tet werben, wie «uggeflopen au§ bem menfd):
lidjen ®efcl)led)t '). 5!}?artin V. füt)rt nun breij^ig Äefeereien
ouf, benen befonberS nadjjufpüren fei. Unb babei begegnet eä
«ud) ibm, ba^ er bie ßef)re »on ben beibcn iJiaturen in (^i)xi^o
mit unter bcn Äe^ereien oufjdfjlt, o^ne ba^, wie bemerft, ir;
genb Setuanb eö ber SRüfje für wertl) eradjtet, über biefe Äeljerei
beä ^a^fteö aud) nur ein SSort ju eerlieren, ba eä fid) babet
»eber com ®e(be nod) »on 3femtern ^)anht^t, nod) uon bem
2Cnfebn be6 ^rie(lerlid)en ©tanbe§. 25er ^apft bf't feinem 6r-
la^ nod) eine Unterweifung angefügt, wie bie Mt^tt ausgefragt |
werben follen. i
Sie Surjlen ber Stixä)t fannten fi'c wobt bic (Stimmung
ber SBelt unb wußten, ba^ »on ibr im fünfjet)nten 3(ibrbun=
bert nid)t mebr ju begehren fei, wa§ fie bereite im breijcbnten
gegeben i)attt mit b<itbüerbaltenem Unwillen. fdjcint, man
erwartete im SSorauä feine gldnjenben (Erfolge mebr »on einem |
^reujjuge. ^apft SOiartin V. fagt in einem 2)robf^reiben, baö |
er im '^a^xt 1418 an bie böbmifcben äBaronc fenbet, bof nur ^
bie S3ittcn ©igtämunbä baä (Scbwerbt ber Äircbe nodb jurücf= j
get)alten I)dtten^). 25iefe {Bitten ftnb gewi^i eingelegt worben.
2)enn ©igiSmunb i)attt fdjweren Ärieg mit ben SDSmanen, fürc^>; j
tete, burd) bie duperflen SDlittet bie S56t)men and) gegen ficb auf ,
ba§ ^6d)fte ju reijen, l)offte offenbar nod?, ba^ bie S36bmen
fid) würben cinfdjüdjtern laffen burd) £)robungen, erwartete
t>ielleid)t iefet fd)on, wa§ fid) nad)mal§ oerwirf lid)te, bap bic
Utraquiften in ibrem ©treite mit ber beterminirten 9?eforma- ,
tionS^jartbei nod) ju bem römifdf)en Äird)entf)umc jurücfgejogen ^
werben fönnten. j
1) Nec eosdcm domicilia tenere, larem fovere, negotiationes et mer- "
cantias quaslibet exercere aut homanitatis solatia com Christi fidelibus
habere permittant. S5ie ganje SBuHc. Von der Hardt. Acta Conc. Const.
IV. 11. pag. 1518 — 1532.
2) Coclilaeus. Hist. Hossitaruin. pag. 174. I
Tibtx bie Ätrdje ^dtte öuf biefe JBitten md)t geadjtet, weit
jebe, aiid) jebe f leine Serjogerung t(}re gefäljrlicbe Stellung vtx--
fchlimmerte. @ie I)ätte baä Äreuj fofort geprebtget, wenn fte
felbjl fdjnelle unb gro^e Erfolge booon erwartet. 25arum wirb
bie Äreujprebigt aufgcfpart für einen legten unb auperften gaü.
SDie :S)rot)ung aber mit einer Äreujfaf)rt wirb ben SSö^men
unaufl}6rlid) l)in9e[)alten. 2)ie fatl)olifd)en ffi6f)men foUen ju
ben SBaffen greifen, ©igiämunb fagt baä faft lunb l^erauä in
jenem ©riefe öom Snl)re 1417, bejjen bereite gebadjt worben.
S)ie felbjl, weldje fatf)olifd) geblieben finb, fagt er, unb fid)
gegen bie Äe^er nidjt regen, verfallen in fd)tt)ere ©d)ulb, man
mu^ meinen, baf fie felb|l bie Äefeerei im (Stillen begüniligen:
wirb e§ nidjt anberö in S56f)men, fo wirb er, ©igiämunb,
ni^t f)elfen fönnen: ber ganje 3orn ber Stixä)t wirb in einem
Äteujjuge gegen baö 8anb loäbredjen. Sn ötjnlic^er 2Beife laus
tet ber ©rief, weld)en, wie oben gebac^)t, ber ^abfl an bie
@efammtl)eit be§ b6t)mifd)en 2Cbelö ricl)tetc. @ö fd^eint, biete
Jg)offnung fefete man immer nod) auf bie fatf)olifd)en S36()meti
unb it)re SBaffen. llud) an Unterl)anblungen mit ben ^riejtern,
welcf)e befonberS an ber 8ef)re »om Äetd)e fejlljietten, mag eS
fd)on jefet nid)t gefehlt l)aben. 2(ber fte fd)einen in biefer 3eit
nod) feine 2Birffamfcit gel)abt ju l)aben. 5m 3a()re 1418 er^
fd)ien ber Äarbinat »on @t. ©irt al§ apo|lolifd)et gcgat in
S56f)men. ßr ^atte volle ®ewalt, bie reumütt)igen Stt^tt in
ben ®d)oog ber Äirdje wieber aufzunehmen. 2tber bie 2(rbeit
be§ Äarbinalä war aud) bei ben Utraquijlen öergeblid£>, fo un;
begreiflid) bie JRomifdjen e§ finben mod^ten , ba^ bie ßel^rc
vom Äeld) im 2lbenbmal)lc mit folcljer Snbrunfl erfaßt werben
fonnte').
25eutlicf) fprid^t e§ für ben alten ©ebanfcn ber ^irdje, bfe
SSö^men burd) S36t)men ju befampfen unb ben fe^erifd)cn SBem
gel JU ftürjen, bag gcrabe wdljrenb ber Tfnwefen^eit biefeä 2e;
gaten in SBoljmen eine neue Sdjilber^ebung fatf)olifd)er ^Barone
gegen SSenjel 9efd)tel)t. "Kbtx fie ifl nod) fd)wdd)er alä bie
erjlere, unb wirb leidjt überwältiget. 9J?it 5Benjel felbfl fc^eint
berÄarbinal gar niö)t t)erfel)rt ju Ijaben: man erwartete nidjtä
1) Pelzel : «e6cn#9efc^id|te ^e« 6cf>raif(^en unb toimft^cn Äönigö aSkn=
|el II, pag. 675.
— 444 —
mef)r von tl)m. 35er Q^of!olifd)e ßegat »crfdjwinbet nad) bie;
fem abermalä üevunglüdten SSerfuclje fpurtoä au§ S56l)mcn unb
begiebt [td) nad) Ungarn ju ©tgiämunb.
S)tefer fdjeint ber SSeracgung nid)t fremb gewefen ju fein,
mli)t bie fat[)ottfd)en S3öl}men getban. (Sr i)at mit mebreren
58aronen »erabrcbet, bop im 2£nfange be§ Sab»^^^ 1419
(Sfclicj eine SSerfammlung gebalten werten foll, wo bie 9J?ittel
ouöjumacljen, wie bie fe^erifdjen Sobmen ju unterbrüden. SQSens
jcl aber, mitten in ber Verwirrung, bie ibn bamalä fdjon um^
giebt, tro^ ber ©paltung, weld^e [id) imter ben S^eugläubigen
JU ergeben beginnt, bleibt feinem alten ^tane treu, ber foge^
nannten Äe^eret rubige ^iuSbreitung ju geftatten burd) fdjlaue
5ßerfteIIung gegen 3?om. 25ic Seit baju war jefjt freilid) öor=
über, ba fte in 9?om flar unb unjweibeutig erfannt, bap bie
gebre, weld)c in S56bmen »orwaltete, ibre ganje 9)?ad)t ju jerbre«
d)en brobete. X>a fi'c aber feit geraumer '^tit gebrobt unb im-
mer niä)t loägefcf)lagen, ibrer ©dfjwadfje fid) bewußt, mag Äb--
nig SBenjel gemeint i)aUn, fd)aben fonne eä aud) nid)t, wenn
man fübnlid)/ wie fruber, immer noä) bebauptete, eä fei gar
feine J:e^erei in S3öbmen, unb beffer jebeä gaUe§, al6 wenn
man flar unb unjweibeutig auäfpredje, bap man einem neuen
©tauben, wie bie 3?6mer eä nannten, ffcb ergeben bobe. '2iuf
feinen gall war baoon in trgenb einer SSejiebung ber minbePc
SSortbeil ju erwarten, ^c^aib fdjrieb er an feinen ©ruber
©igiämunb, e§ fei gor feine Äe^erei in SSöbmen »orbanben
unb er möge bafür forgcn, bap alle SKaapregeln ber Äird)e
jurücEgenommen würben. SBenjel wupte unb mußte wiffen,
baß iefet fd)on außer ben Utraquijlen eine anbere mdd)tige ^ax-
fbei ftdb inS3öbmen bewegte, bie fid? ganj loägcfagt oon 9iom,
bie bur4)greifenbe Umgepaltung ber Mixöjt erfirebte. SOBir wif^
fen md)t, ob SBenjelä Seele mebr ju ben Utraquiflen ober mebr
JU ben SSaboriten fid) neigte, ba§ aber feben wir, baß er bie
Äefeer inägefammt beden will, inbem er immerfort fianbbaft
beljauptet, baß Äe^eret in ä36bmen gar md)t ju finben fei.
■^Cud? wunbert fiel) ©igiämunb in feiner ^Mntwort gewaltig, wie
man eine fold)e S5ebau<3tung nod) oufpellen fonne'). ßr be^
1) Continet autem inter alia consiliariorum relatio, qualiter idein
frater noster nesciat in Regno luo aliqaos eironeos homines, inio si
— 445 —
gctjrte, baf fein ©ruber ©oten ju \\)m fenbe unb gemem;
fd)aft(id)e fDfaapregcIn jur Ueberwatttgung ber Äe^er getroffen
würben: er »erbe fonft alle SSerbinbung mit \i)m obbredjen,
2(ber SSenjet tfl aud) Drof)ungen unjugdngltd). dx frf)retbt
einen Sanbtag auf ben SRai beä 3at)reä 1419 au§, n)af)rfcl)ein«
lid) wegen ber S3ertf)eibigungämaa^rege[n. Siefer ganbtag
fd^eint inbeffen md)t ju ©tanbe gefommen ju fein. JTber
©igiämunb unb bic romifdje Äirdje bro^en fange nur, t^un
jebod) nicf)t§.
Unterbeffen treten bie ^artl)eien ber Utraguiflen unb ber
Saboriten aB bcfitimmtere ©efialtungen {)eroor. 25ie fd)arfe
unb genaue ©onberung ifl inbeffen erjt ba§ 2Berf fpaterer Seit.
£)ie Utraquiften nannten fid) J^uffiten unb bet)aupteten ^upen§
dd)te ©djüler ju fein. 2(ber c§ ru^ete ^upenö ©eijt nid)t auf
tarnen, ©ie würben md) ^upenä Stöbe üon Scannern, wie
Satob oon SRifa, So^anneä Äarbinaliä, So^anneä ^rjibram, So^
^anneö Siofi^cjana geleitet, beren 9feformation5gebanfen weit enger
unb befdjränfter waren, alö bie Sieformationögebanfen »on S^u^.
©ef)en wir biefen aud) nod) fd)wanfenb unb unbeflimmt in nidjt
unbebeutenben £)ingen, ^ielt er bod) an bem grofen ©runbs
fo^e, ba^ bas @t>ange(ium genüge für ©lauben unb Äirdje,
bop e§ üufer bemfelben feine 3(utoritüt gdbe, unerfdjütterlid)
fefi unb fprad) fte mit einer S3ejlimmt[)eit auä, weld)e feinen
9iü(fent)alt übrig lie^. S^un finben fid) jwar bei biefen ^uf»
fiten nod) lange bic (Spuren feineö ©eifteä unb feiner 2ef)re,
aber in ooUer Älarljeit ijl beibeS nid)t »orl)anben gleid) tjom "ilrii
fange an. Sene ©puren aber jeigen ftd) batb in einjelnen, balb
in SÖJc^reren, in bem balb bunfler, batb beutlidjer auägefprod)enen
SSerlangen, ba^ bie Äird)e ©otteö weiter reformirt werben muffe,
olfo ba^ fie mit ifjren ©egnern, ben Saboriten, oftmals in
©inä jufammenfliepen ju wollen fd)einen.
2(ber g(eid) md) bem Äobe ^u^enö finbet man ©runbs
fd^e unb 2(nftd)ten bei biefen Utraquiflen, weld)e eine e{)erne
qxxi tales essent, paratns esset eisdem contrariari et eos delere, de quo
plorimnm admiramur, com tarnen Regnam ipsam infamatum sit, et cla-
mor sit et fama pablica de erroribns et infectione Regni illius in toto
nniverso. Epistola Sigimnndi ad Wenceslaom. fp^ljel If. pag. 170. Urs
lunbenbud).
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©d)etben)anb j»tfd)ert betten bUben, mld)t xt)xt 9?eformation
über furj ober über lang rücfgangtg maä)tn mufi. ®ic erfennen
^bie "Kütoxität ber römifcben Ätrdje an, of)ne bie 2Cutoritdt ber
I ®cl)rift fd)arf unb auöbrücftid) über fte ju jleUen, ofjne befom
ber§ JU bt^ti)un, ba^ im ©tauben ober in ber Äircf)e nicl)t§
fein bürfe, waä mit ben SQSorten ober mit bcm ©eijie tiefet
©d^rift in Söiberfprud) flebe. ijl n>af)r, fte fieUen fefjr balb
fdjwere ^(nforberungcn an tiefe römifd)e ^ird)e, ^(nforDerungen,
burd) tt)eld)e baä 3{nerfenntnip »ieberum gebrodfjen ju »erben
f4)etnt. (Sie begehren, top 3?üm nicbtä 2tntere» lebre unt ge»
biete, aU tt)a§ nad) tem ßtjangelio fei, fte »erlangen ben Äel(^>
im ^Cbenbmable'), fie bcgeljren, bap bie ^rtefierfcbaft feine »elt*
lidje ^errfdjaft beft^e, fonbern in apofiolifdjer 2lrmutb lebe,
bap bie ^rebigt teä göttlicben Sßorteä frei fei').
SBenn aber in folcbem S3ege[)ren unb befonberä in ber ^ors
berung, baß tie Äircbe ftd) nadj tem ©tjangelio ricbten muffe,
ein großes reformatortfdjcS ^rinjip liegt, «elcbes weitere grüd^tc
tragen ju muffen fdjeint, fo tdufdjen bod) alle ©rttjartungen,
iuetdje auf bie Utraquifien gefegt rocrtcn mögen. 25enn ibre
^riefterfdjaft , um nid)tS einjubüßen an ber facerbotalifdjen
.^errlid)feit, ift ftd^tbar unabldffig tbdtig, ben (Safe »on ber
oberjlen 2lutoritdt ber Äird;e einjufdjärfen. £iie Sebre üon ber
9?otbtt)cntigfeit tcö J^intueggebenä ter »cltlidjen Wlad)t fdjeint
tbnen febr unangcnebm gewefen ju fein. £»aturd) unt turd)
tie tie fd)lauen Äünjle ter Sibmtx unt baä tolle Stafen ber
Saboriten, weld)e§ in bem gortgange einer Sfeformotion nur
Berftörung unt SSerwirrung fel)en ließ, gefdjab, baß tie Utras
quijlen immer weiter rüdwartä gejogen wurten. Sb« ©runts
fdfee bleiben fdjwanfent unt jweiteutig, wie fte ftd) fdjon in
ben ©(^)riften ber S3arone an bie romifdje Äirdje auSgebrüift
^aben.
2)arum tuar mtüxlx^, baß fid) neben bem ibrigen nocb
1) Jfür ben Äcld) im Wfccnbmat fa§t bie Unioerfität »on ^rag im
gjlai 1417 «inen ©djiuf, 6<irin iai ©afcin iti 2)ectet6 ber ©onobe con
jKo(ini^ gani ignDrirt rcirb: quod si huic sacratissimae Christi Constitu-
tion!, liumana quaevis obstet constitatio, quae pridein in sacris Cano-
nibus nondura est reperta, nec de postj nt credimos affotura. Coch-
laeus. Hist. Hossitar. pag. 161.
2) (Ein jroeitet a5ef(l)lu6 ber Unicerfitdt unb be« Äleru« oon ?>tfl8
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«in onbereS Streben entnjtcfelte, n)eld)e» ouf eine freie unb »oIU
ftanbige JReformotion 9ericl)tet war. Siefe§ war im TTÜgemeis
nen in l>en SSoboriten »or{)anben, obwof)! nicljt jeber einjelnc
f)ot, ber mit biefem 9^amen erfdjeint. 25iefe6 Streben, bic
©runbfä^e, bic 2inftcl)ten, ouf mlä^t eö gebout, finb, mit
Äuänaf^me einiger cigentfjümlidjcr SSorfiellungen, ouS ben 8ef)s
ren SBiclip, ^upen§ unb ber alten -SBalbenfer jufammenge*
floffen. SReben ben Saboriten erfdjeinen bie fogcnannten ^i*
wrber, beren S3ertx)crfen ber S3ilber, ber ^eiligen unb ber Sie-
liquicn bie utraquiflifd;e Unioerfttät ju ^rog fofort für Äc^eret
erfldrt, wie fte ^rag ftd) jeigen. 2)iefe ^icarber, fonfi mit
ben SXaboriten übereinfiimmenb, weichen üon ibnen befonberJ ,
in ber geljre üom ©acramente bcS Tlltaxi ab. ©ie benfen ba*
bei nur an eine geiftige @cgenn?art, unb bie S^aboriten, mld^e i
bie 9?eaIgegenn>ort anneljmen, »erfolgen fte beö^alb auf taä ^
^eftigfte').
war eine wilbeßeit inS36f)men. Äatbolifdf)e unb Utra=
quifien lagen in offenem Kriege unter einanber, »on allen ©eis
ten l)er bro^ete ©efabr befonberä für bie, reetcbe nidjjt ju ben
Utraquifien gef)6rten unb unter bem ©c{)u|e ber foberirten SSa»
j rone panben. X)a tarn in bie ©eelen einiger 9}?dnner, bic
' fübtten, ba^ bie 9?eformatton ber Utraquipen auf l^albem SBege
(ieljen bleibe, ber ©ebanfe, md) fiel) in fo wilber Seit fefi ju
ftc^t Huss. Opera I. pag. 104 — 106. fc^eint einige 3eit nad) bem
erjitrcn gefaft ju fein, ba lai Sebütfnig gcfü^ft maxi, aud) no* anbete
©runblcferen sii fccfiimmen. 3n bemfelbcn tpirb juerft bie Se()re com ©os
trament beö libtnimatjUi 6c()nnbclt, SSon ben Äofinißetn »irb bafici ges
fngt: Non obstat insanum Constantinensis synodi decretum, quo legem
Christi in hac parte impio inore damnavit. Sonn folgen bie brei am
beren Ce^ren, bie noc^mali mit 6ei ben 4 'Präger «rtifeln erf*eincn. !J)o=
inolÄ toiü ber utrQquiflifd)e Äleru« baö roeltlid)e ^crrcnt^um nci) ganj
Öinmeggenommcn toijfcn. Ut sacerdotes ecclesiae, sicut ex Officio sont
Vicarii Apostolorum, ita juxta formam illoram in voluntaria paupertate
vivere studeant, temporaliom rerum temporali dominio abdicato. ©pds
ter, ali fie fi* befonnen, brücfen fie fid) »orfi^tiger au«.
1) Omnes Magistros et Presbyteros, qui asserunt sob speciebus
panis et vini esse verum corpus et sanguinem Cliristi esse deceptatores et
sedactores. Brzezyna apud Dombrowsky @cfd)i*te ber bo^mifc^en ^icor;
ben. "Ib^anbl. b. böfem. ?(cnb. b, SffiiiTenfdjft. IV. pag. 311. ®iefe ^pi;
I corbet »cröargen fidj nad) SrjejQna oftmal« unter ben Snboritcn.
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jiellen, ju fidjern, ju waffnen. Sie nahmen ben IBerg S^xa^
^>if[■tin ein, auf bem nod) alte SSefeftigungen übrig waren unb
Plannten i(}rt Xahox. ®ie befefligten fid? I;ier, unb auä bcn
SBefcjligungen ernjudfjä allmdlig eine ©tabt. Sn ben religio-
fen 2£nftct)ten ber 9J?cnfdjen, mlä)e ftd) l)ier jufammenfanbeu,
mag e§ im ^Tnfange fe^r bunt auäge|'ef)en Ijaben. 25cr eine
fam, um be§ befeligenben Äeldjä in gricben ju genießen, mä^
t)alb xool)l gefagt werben fonnte, bap bie urfprüngtidjen Sabo=
ritcn ßaUirtiner ober Uttaquipen genjefen'), ber anbere, um
äStlber unb ^eilige nid)t »ereljren ju muffen, ber britte, weit
baä ^obe 2ßefen ber foberirten SSarone il^n ab(}ie^ unb er lie=
ber unter bcm 2Baffenfcbu^e gemeiner 8eute jieben rcoUte. Zn--
beve festen ficb auf anbere Serge unb nannten fte SDreb unb
S3arancf. 6ä waren ober bie £)rebiten unb bie S3rüber be§
ßammeä, wie fie mä) i^ren bcfefligten äbergen fid) nannten,
t)on ben SKaboriten, wie e§ fd)eint, nur baburd) ocrfcbieben,
bap fie, wenn ber Äampf gegen bie ÄreujbeefC/ gegen bie Äa*
tboltfcben alle geführt, alö befonbere ©djladjtljaufen flritten,
unter anberen Tlnfübrern a(§ bie Saboritcn, bei benen 3'^^'*
üon SSro^now unb Sflicolaö »on ^uffinej bie angefel;enilen gclb^
l)auptleute waren.
J:eincäwege§ ift bie ©tdrfe biefer 9}?cnfcben bcfd)rdnft auf
ben engen Umfretö ber S3erge, auf benen fie ficb fefigefei^t i)<u
ben. ^ier ijl nur ber ftreitbare Äern, an welchen ftdj anber»s
wo 52Bo^nenbe anfd)(te^en in ben SSagen beä Äampfeö unb ber
®efaf)r, wie fie beren ©enoffen finb in reltgiöfen "Auflebten unb
in ftrcblicben äwecfen. 2)ie ÜJ^eufiabt \>on ^rag war faft ganj
taboritifd).
Siefe SSaboriten baben einen böfen .Klang bei ber Vlad):
weit crbaltcn. guerft burd) bie entfcfjlicbc 2Butb, mit weichet
fie ben .Kampf gegen bie Äatbolifd)en fübren. (5S ift wabr,
bie Äabortten finb furd)tbar gewefen in biefem ©tteite inner»
balb fowobt a(§ au^erf)a(b S56bmen. SBobin fte fommen, wer^
fen fte fatboüfcbe ^riefiet unb SÖZöndje in bie glammen ber
brennenben Äird)eh unb Älofier. Sftmalä, wenn eine fatbolifd)
©tabt genommen wirb, mu^ alle§ 9)?enfd;lidbe, wa§ fidb t
berfelben ftnbct, «Känner, grauen/ Äinber, bie bunfele «Stra
1) Dubravius. Hist. Boliem. pag. 217.
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bc§ S£obe§ jie^en. 3)ie grauen bet Saboriten cvft^ilogen fa^
li)ülii'd)e Sraueti unb Äinber').
Saä '^uftretm einer ©enoffenfd)aft, bie ftd) eine evange«
lifdje nannte, in foldjev SBetfe, {)at gewip bem govtgange einer
9ieformation unermeplidjcn ©djaben Qiti)an unb Uliemanb wirb
baran benfen, biefe ©räucl ju entf^ulbigen ober ju bemänteln.
3Bol)l aber fann erfldrt roerben, mit biefe »ernicfjtenbe S33ut^
in bie ©eetÄ ber SOienfdjen gekommen, unb baä fann bel)aup=
tet werben, bap S'Ziemanb anberä t)ierüon bie <Sä)VLlb trägt
bie fat^oIifc!^e Äirdje felbf!. gurd)tbor lajiete bie Snquifition
auf ben 9J?enfd)en. SSut^ unb 5ßer5n)eiflung trug ftc in bie
^erjen berer, bie einen SSater, einen S3ruber, einen greunb,
einen ©laubenägenoffen (;atten umfommen feben muffen in ben
Stammen ober in ber Slml eraigen @efängni)fe§. S)aö gurc^ts
barjie fprad; bie Äircbe gegen ibre ©egner aui. <3ie jliep fic
binauS ou6 ber menfdjlicben ©efeüfdbaft, ft'e erklärte fte für
ou^er bem göttlicben fowobl alä. bem menfcblicben ©efefe, fie
:prie^ SScrnid)tung ber Äe^er unaufbörlicb atä baä ©ott rooijU
gefäUigjle SBerf. 2)iefeä bitten fie getban im ©treite für baä,
i»üä fie Sßabrbeit nannten, ©ie l)atten felbft robe SOZcnfcben
mit bem ©ebanfen erfüllt, ba^ gewürgt werben müffc, »er
ttjiber bie göttlicbe SSal)rbeit fei. 3bre Söabrbeit aber fonnten
fie, wie bie Spnobe Bon Äoflni^ erwiefen, nid)t einmal mebr
beweifen. 2)te Saboriten waren nun überjeugt, eine anbere
SBabrbeit gefunben ju b^ben, wetd)c bie fatbolifd)e SBabrbeit
jur Unwabrbeit madbte. S5ie roben unb wilben, burd) ©rauj
famfeiten ju ©raufamfeit aufge{lad)elten ©cmütbcr wenbeten
nun bie 2ebre ber fatbolifcben Äircbe nur gegen biefe fetbjl on.
©ie firittcn für ibre SBabrbeit, beren wefentlicbe Steile ftc wc^
nigjten» beweifen fonnten, mit benfelben SBaffen. ©ie »er»
fannten bamit eben fo graufcm wie ibre ©egner ben ©ei(l beä
(SbrifientbumS. ©ie geborten in biefer.lBejiebung gar ntcbt bem
©oangcliämuä, fonbern bem Äatboliciämuä an.
3m Uebrigen wäre fcbwer ju fagen, wcldje ^artbei bie anbere
on ©raufamfeit überboten, welcbe fte in tiefem ©treit gerabe
juerp begonnen b^t. 2Bo bie Äatboltfdben berrfdjen, gebet eä
nid)t minber wilb ju, wo bie iSaboriten bie 9Reijier fpie«
1) Brzezyna Diariam bell. Hus^it. pag. 142.
II. Zt)(ii. 29
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len. S)ie 25eutfc^)en tn Battenberg faufen gefongene Slaboriten
unb iDetfen fie tn bie (£c^ad)ten \i)xex öergtvcvfe. £)ie Äreuji
fa^)rer, bie nad)ma(S in 256l)men cintrad)en, movbcn, \va^
nen in bic ^anbe fallt, S)?anner, 2Bciber, Äinber, Sciborifcn
unb Uttoquipen o^ne Unterrd)icb. ©tc laffcn ifjre ^ferbe nuS
ffbcn Äeldjen faufen, ouö benen bie Utraquiflen baä ffilut bes
;(^crrn getrunfcn'). 25ie ©raufamfeit auf bcr eyjen ficigerte
bie ©raufamfeit auf bcr anbern ©eite, unb jule/jt blieb nur
noä) übrig, bap 50ienfd)cn, ß^riften, fid) gegcnfeitig mit ben
Säl)nen jerriffen l^dttcn, wie bie wilben Sbicre beö SöalbcS.
S3i§ ju biefem ©rabc waren bic ©runbfa^e beic SIcligion ber
reinpen Siebe eon ben SOJenfcljen »erbre^t worben.
25aä 'ilnbere aber, weld^eS ben JJaboriten einen Übeln
itlang gab bei ber jJladjwelt, ber fatl)oIifd;en fün)ol)l alö aud)
ber eöangelifdjen , waren bie feltfamen 8cbren, bie einige ifjrer
^rebigcr ju bem ßoangelio {teilten. (Sintge i^rcr 8el)rer wirb
l)ier mit Sic<i)t gefagt. £)enn man barf fid) bie SJaboritcn nidjt
benfen alS eine fir4)lid)e ©enoffenfdjaft, in weld)er ©laubc unb
9?ituä üollfommen gleid) gewcfen. Sie Stnboriten ftnb, befon«
berö in i(;ren 2lnfängen al§ eine 9Jfaffe üon dJUn\ä)m ju fafs
fen, weld)e nad) bem (Sttangelio firebt unb bic ©runbübel ber
tömifd)e Äirdje begriffen i)at, über ber aber jum Zi)e\i ber fa«
tt)olifd)e ©eifl nod) ^(i)mht unb weldje oon bunfelcn ®efül)len,
bie auö bem verworrenen ©tanbe bcr fatl)olifd)en SBclt erzeugt
roorbtn, »on einer wilben ^{)antafte fo wie ju Untbaten fo an<S)
ju feltfamen unb abentbeucrlid;)en Süeinungcn getrieben werben,
bic iebod), weil ba§ ftare, eöangelifd)e ßicl)t immer ancrfannt
bleibt al6 alleinige ßeiterin, nur »orübergetjenben (Sd)abcn brin»
gen Eonnen. ©o lie^ 3iöca, ber unter ben S^aboriten bod) eine
I fo bcbcutenbe 9?ollc fpielt, bie Batf)olifd)e 9J?effe Dor fid) feiern,
unb feine ^riefter würben baber »on ben eigentlid;en taboriti-
fc^jen ^rieftern gebaut unb üerad)tet').
aiaboritifdje ^riefler leljrten, bic Stit fei erfüllt unb ba3
taufcnbid^rige 9?eid) l)erangefommen: bec .^err unb ^eilanb
1) 3n Seutmcrtfe loft ber Sürgermeifter ciet unb jrcanjig ebcOcut«,
bU Scßerfinb, in bic (£lbe rotrfcn. ©eine Süd)tcr fpringt bem (SotUn
Mi). Historia pcrsecnt. eccles. Boheni. pag. 37. 42. 45.
2) Baibin. Epitome reruin Bolieiuic. pag. 466.
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würbe wieber auf Srben erfd)einen. SJarauf rcürbe eine an»
bere S^vbnung in ber 2Be(t ent|lel)en, alle S35fen »ürben un»
tergeljen iinb nur in fünf ©täbten bie 9J?enfd)en errettet wer»
ben: biefe nannten fte "»pilien, Satecj, guna, 6Iana unb ßans
towia. ©teßen ber ^ropf)eten unb ber 2(pocah;pfe legten fte
in biefem (Sinne auä'). @ä ift aber ju bemerfen, ba^ biefe
€el)re t>om taufenbjafjrigen 9?eid)e niemals allen taboritifdjen
^rebigern gemeinfam, bap fte 3rrtl)um ©injelner, nirf)t eis
ner größeren ©efammtfjeit. 'Kud) fdjetnt fie nur !urje Bett
oerfünbigt roorben ju fein. Sie warb oufgepeQt in ber
riobe ber größten ®efal)r, alä e§ galt, bie ©laubigen für
tien betoovflet)enbett Äampf ju fanatiftren. 2l(fo »erfdjwinben
bie ^nfdjulbigungen jroar nid;t, weldje ben SSaboriten gemacht
werben, aber fte erfUiren fi4) au§ ber Seit unb ben 5Berl)dlt5
niffen. (Sie famen auä bem jtat^oliciömu6. 2}ie 2ti)xt 'oon j
ber 9?otl)»enbigfeit ber Jßernidjtung ber Ungläubigen war bie
römifd)e 3nquifition gegen bie Äe^er, bargejiellt unb gel)anbs
()abt in einer anberen Söcife. S)ie flüdjttg üorübergeljenbe 8el)re
vorn taufenbidl)rigen 9?eic!)e war ber 2(u§bruif be§ irvegefjenben
©efüblä, ba^ bie SBelt einer nioralifdjen 9Je»olution bebürfe,
bag eS nidjt weiter gef)e wie eS biä je^t gegangen, ba^ baS
S5öfe ftd) breit unb tief eingefreffen l)abe in bie 2Be(t, ba^ es(
öuägereutet werben muffe, wenn bie Äirdje ©otteä nid^t unters
gef)en follte. Tlufi) bie ^atf)olifd)en geflantcn e6 ein, ba^ fein
^rijllidjer ©taube unb feine d^rijllicbe (Sitte mefjr öortjanben,
ba^ bie SBelt im Qlergflen liege, ba^ man an bem Sianbe ber
SSerjweifcIung jte^e. Sie SEaboriten, aufgewacbfen im SBun;
berglauben ber fatljolifct^en SBelt, erwarteten baä wirflid), waä
»erjweifelungävoU Petrarca vom ^immel Ijerab geflef)t, ein
SBunber jur Umgejtaltung ber SJelt.
1) Brzecyna. Diarinm belli Hnssit. pag. 1/J5. 156. 2)ie £a6ortt«n
tcaren bic Dfadjceng«! jur Serflörung ber SSöfcn. Concionatores Thabo-
ritae conciones prorsDS sanguinarias de pltione habebant ; plnra de lege
noya veterique detorquere solebant. Jain in hoc ijisorum praesenti saC"
culo consnmmationem instare asserebant, in qua Christas occalte sicnt
fnr, Tentnrus esset ad regntim SDuni hic in terris reparandam. Thabo-
ritas autem esse angelos ad exequendum a Deo missas. Sic rarsQs ad
desolandas villas , pagos , civitates snos animabant. Dabravios bist. Bo-
hem. pag. 213. 214. So^cnncö gccipto f^ricb ein eigene« ilDcrt baruSer,
tag üüt f&o\t erfd^togen toerben müßten. Cochlaeus. Hist. Hnssit. pag. 234.
29»
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9Jod> floffen UtraquiPen unb SSnboriten in ctnonber. llbtt
- bie üerljdngntgooUe ©tunbc ber Trennung röcfte immer näfjer
l;eran, ber Trennung, mläjt bie 9ieformation, auf bie bet
eljrnjürbige 3o^anneö gefonnen, für bie b6^mifd)en Sanbe,
t)ieUei(l;t für bie 2Be(t, t)inberte. famen bie legten £eben§s
tage ber Ä6nig§ SBenjel. Selten erf(^eint er {)anbe(nb, abet
xvo eä ijl, fo ifi eä für bie 9?eiigläubigen. ^rog fte^en
bie ^orttjeien ber 3?eformation unb ber römifdjen Äirdje i'id^t
neben einanber ewig in Äampf unb ©treit. 2)ie f«tboli[4)cn
^riefier mögen ifjren ©rimm über bie S^eugldubigen nid)t ber^
gen. ©ie gießen ba§ {)etlige S3lut au§ unb werfen ben £eib
beä ^errn weg, welchen bie neuen ^riefler gemad)t. Älagenb
über bie Äatl)olifd)en erfdjeinen im gebruar beä ^al)xt^ 1419
bie brei ^rager ©tabte »or bem Äonig. Unb SBenjel »erfpricbt/
i{)re Älagen obiu|leUen. £)ie UnbitDen ber r6mtfd)en ^Priejiet
foUen bejlraft »erben. £)ie iteld)ner follen üoUe grcibcit i)abtn
unb auf bem nädjflen ßanbtagc, n)eld)er nid)t ju <2tanbe ge-
fommen ju fein fd}eint, foU unterfudjt werben, ob bie fSann-
flüdje ber romifd)cn .Sird;e gegen S361)men gerecht ober unge»
xtd)t. 2!al)ingegen foUten fiel) bie ^eldjner aber aud) aüer Uns
ru()en enthalten. Qtxvai fpäter, im ©ommcr, «erbietet er ib*
nen aud) bie öffentlidjen Umjüge, bie ®elegenl)eit jum Streite
mit ben Äatljolifen gaben '). Zütä biefe§ war ganj in feinem
alten ©pjleme, 'Kü\^tt)m ju »ermeiben, bamit ben .*){üinifd)en
weniger SSeranlaffung würbe t»on ber böl)niifd)en Äe^erei ju
fpred)en. £)ie Äaboriten aber, bcfonber» in ber SReupabt, bie
Utraqui)len, bie 3?6mifd)en, alle wollten berrfdjenbe, nid)t to»
terirte ^art^eien fein. SJJun b«tte 2Benjel cbenfaUa im Soms
mer be§ S^br^ä 1419 einen neuen Siaü) über bie Tieupabt qcj
fe^t. 2)effen 9J?itglieber waren bem jleld^e juwiber unb
berten in aller SBeife. S5er furd)tbare Siäca war eben in ber
©tabt, unb ber ^aufe hxaä) am 30. Suli lo§ gegen ben Siatf).
h<S>it würben ber roljen b6bmifd;en ©itte gemdjj auä ben gen=
2flern be§ JRatbboufeä geworfen, unten üom rafenben SSolfe mit
l©piefen aufgefangen^). £)a foU SBenjel einen 2lugenblirf entj
1) Pelzel: CrtcnÄ&cf^tcibung beö 9fßmif(^cn unb Sö^raiff^cn ^öntgi
aBenjet II. pag. 467.
2) Historia pcrsecut. ccci. Bohem. pag. 34.
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fdifoffen gcwcfcn fein, die >^uf]"tten ju bcrnid)ten. ©clbji üoit
feinem S5ruber ©tgi^munb l;abe er baju ^ulfe begeljrcn woU
kn. Hbtx wie bem aud) fei, eS gefdjiefjt nidf)t baä SJiinbepe.
SEenjel lüirb »on feinen Umgebungen fogleidj wiebcr begütiget.
X>h S'leufläbter bürfen ftd; felbft ciifen 9}?(?giftrat ttiai)kn, ber
fluä Utraquijlcn bejle^)t, bie SBcnjel befidtiget '). Sn ben le^=
ten Sogen trifft er friegeri[cf)c TTnfialten, tt)al)rfd)einltd) um ftc^
ju üertl;cibigen, »cnn er üon ber Jlird)e foHte angegriffen rotx>
ben. Unerwartet jlirbt er am 16. 2(ugu|l be§ '^ai)xe^ 1419.
£)iefeä gefcf)o^, wie ©igiSmunb ftd) eben ju Sfen bcfönb^).
25ie Sage beä b6l)mifd}en 9ieid)e§ war feltfam, »evworren.
S^ur in bem eigent(id)cn 5Böl)men behaupten bie D'ieugldubigen
baö Ucberge>r>id)t, oI)ne jebod) auf allen ^unctcn be§ Sanbeä
JU lKrrrd;cn. SSon ©igiämunb, nun Srben bcö Sieid^eö, war
nidjtä JU erwarten. (Sr l)atte eine anbere Stellung aB 2Ben«
jet, anbere ^lane. SBenjcl (;atte ft'd) nur gefümmert um S56f):
men unb S36{)menä .^errfdjaft Ijattt i{)m genügt. «Stgiämunb
l^attc eine weite .§ierrfd)aft, glaubte ftd) nid)t in (Streit einlafs
fcn ju bürfen mit Siom, yermodjte e5 aud) nidjt, fo lange er
Äonig in Ungarn unb in Seutfdilanb bleiben wollte. Qx war
ganj im 2nterefj"e ber rcmifd;en Äird)e; e6 flanb ju erwarten,
ba^ er bie 9'ieugldubigen nur in bem ©eijle berfelbcn bc{)anbeln
unb bctrad)ten würbe. S^arum tobte boä SJolf in ^rag fo
furdjtbar empor nad? SBcnjelä SSobe, bag es jeige, eS wotte
feinen ^rieben mit 9\om. Sie wilbcn Saboriten ftrömten in
bie ©tabt. S)ie Äloftcr würben crftürmt, bie Wlönä)i erfdfjlas
gen. 25ie 9Jomifd)en erl)ebcn bicfe ju 9}Jdr(t;rern'): man l^at
gefe()en, wie fie jum ^immcl gc()oben würben. £)ie Königin
®opl)ia, beren ^u§ mit großer Siebe gcbenft, ©benco »on
ÜBartembcrg , ber SSurggraf üon S36l)men, »iele anbere S3aronc,
ungern baä 2luf|lürmen beä gemeinen SSolfeä fe^enb, l;atten
tt>el)ren wollen. 2tber bie Äüniglid;en l)atten bie anfongä »on
tljnen befe^t getjaltenc Äleinfeite nicl)t bel)aupten fonnen. <So-
^i)\a unb bie IBarone, mit benen gewif aud^ bie ^rie|ier ber
S'ieugläubigen arbeiteten, weldje, wie ftd> balb crwief, nod)
1) Brzecynu. Diarium belli Hussit. pag. 144.
2) Windeck, apud Menken, Scriptor. Rer. Germanic. I. pag. 1129.
3) Balbin. Rpitomc rerum Bobemic. pag. 433.
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üoHet fatf)olifd)cr ^hitn waren, wollten milbern unb »erfofjnen.
©ie fd)tofTen einen ^rieben mit ben ^rogern. £)icÄl6jter unb
bie SSilber füllten 9efd)ont werben, bagegen wolle bie Äonigin
(Bopi)ia md) Gräften orbeiten, bop ben S56f)men ba§ <5oans
gclium unb befonbcrS berÄeld) bleibe'). Die S^aboriten jo»
gen wieber ab. "Kud) ©o;pt)ia entfernte ftd^ balb. ©ie ging
ju ©igiämunb unb l)attc weiter feinen ßinflu^ auf ben ©ang
ber £)inge.
SSon (Sigiämunb waren ®otf^after in ber ©tabt, 2fners
fennung al§ @rben be§ boljmifcfjen 9f?eid)e§ ju begef)ren. S)ic
fatljolifd^en S36ljmen erfannten il)n ofjne SQSeitereä an, aber bie
9leug(dubigen wollten ©id^erung iljreä ©lautend, ©igiämunb
^atte einen b6l)mifd)en unb mäl)rifd)en ßanbtag nad) S5rünn auä^
gef4)rieben, ju bem aber au§ S56l)men nur bie Äatl)olifd)cn
gefommen ju fein fdjeinen. Die utraquijlifdjen S3arone liefen
eine S3otfd)oft nad) JBrünn ge^en. ©ie f^rieben bem Könige bie
JBebingungen t>or, unter benen fte i^n aner!ennen wollen. 25ie
greit)eit be§ 2Borteö ©otteä unb beä Äeldjeä foU bleiben wie
fie öon SBenjel bewilliget worben, wer ba6 Äe^erei nennt, foU
auö bem ßanbe getrieben werben. Daö (Joangelium foU in
b6l)mifd)er ©))rac^e 9elel)rt werben, Äcfecrei foll nur fein, wa§
wibcr bie (Sdjrtft ifl^). Dem ^a^pjle ijl ju melben, bap eä fo
geljalten wirb in SSö^men, unb er foll baä beflätigen unb gut»
Reifen. Da§ wettlid)e .l^errentf)um beä priefterlidjen ©tanbe§
ijt abjujlellen, unb fein Jrfwber foll in a56{)men eine ^ftünbe
ober ein anbereö ^mt erl)alten, weld)eö von einem JSöfjmen »er«
fel)cn werben fann. ^nbere 3(nforbcrungen, weldje bie 3561)»
men nod) peilten, betrafen nidjt ftrd}licb=religi6fe, fonbcrn weit«
2tngetegcnl)eiten. Die ©tabt ^rag ^atte ftd) angefcbloffett
an bie JBotfdjaft ber iSßarone.
©igiämunb aber antwortete, ba^, waä bie firc]^lid)en ©o?
cf)en betreffe, bicfe§ ii)n gar nid;t angelte. 9?id)t an il)n, fonbern
1) Brzeeyna. Diarium belli Hussit. pag. 147 — 150.
2) l5cud)tc i)cmanb ober mxtt mon ctfcnncn , bofi in b<m fonbt
t)rgent ein Srrungc mxt tuibcr b«n glawben, unb bcö inai|lcr ju feefe^cn
boburd) geben, unb beö bic, bie bauen routben befaget, oerbörct unb aui
ber ficiligen @d)rift obgcrceifet unb gclait rourben, unb bie bann ber lere
nit Bolgcn tuotlten, ba« uOcr bie fori orbentIid)en gerichtet roetben. Win-
deck apad Menkon. Scriptor. Rer. Geruanic. I. pag> 1133.
— 455 —
an baä ßoncil öon Äoflnife (juttett \>k S36()m<n ftd; mit \ol(f)in
2(nfori>crunc|en »penbeti rnüfftn. Uebrigen aber woUe ec "HU
leä tterjei()cn, wenn er fofort olä itöntg anerfannt würbe. 25ie
geflüchteten Äat[)olifen müßten jurücf berufen, bie SBajfen aui
ben .^änben gelegt, bie Äctten auä Den ©trogen oon ^rag
genommen werben, ©igiämunb gebot fo ben SSö^men ben §rie:
ben wieber, weldjer ber griebe @oite§ nid)t war, jenen falfdjen
grieben, ber baä weltlicb^firc^licfae Sptxxtnti)\im begeljrte, gegen
»velc()en fid) ber ®et)i bc§ eoangeltfdjen gvtebenä üielfad) ge^
regt f)atte unter ben ffi6f)men. ©igi^munb, nodjbem er bie
S3oten entlaffen unb oon ben Äat()oltfc^en alä Äonig aner;
fannt worben, begab ftd; wieber nad; iSßreälau. 3» feiner ^Be-
gleitung war ein ü))ojiolifd)cr 8egat, ber in 58reS(au »olle SScr^
gebung ber ©ünbe unb ber ©cl^utb allen üerfünbete, mlö)t
bie SBaffen gegen bie Sßb\)xmn nebmen würben. 2)arüber fpet^
teten bie SSöbmen gewaltig, weldjc in ben Umgebungen ©i»
giömunbä waren Siefer aber begann bie ffiöl^men fe^en
ju laffen, wa§ oon i^m ju erwarten war. @d)on mupte ein
SSöfjme ju aSreglau, 2o&anne§ Ärafa gebci^en, ba§ Wläxt^--
tertbum erbulben^). Sn ffiöljmen aber unb in ^rag trat ein
"ilugenblid ber SSerjagtbeit ober bod) ber Ungewipb^'t
@d>on lie^ ber 9fatb »on ^rag befannt madjen, bag bie »er;
triebenen Äatbolifd)en, bie ^riefter unb bie 9K6nd)e jurüdfelb'
ren fönntcn, niemonb bürfe fte befdjäbigen ober tf)rer fpotten.
25ie SSaboriten jogen auä ^rag. SBie nun ©igtämunb biefen
guten gortgang faf), fo fdjrieb er »on ©reölau, ba^ bie S£a»
boriten üerntd)tet werben foUten. Xiit Äatbolifdjen trium^>b'r»
ten, befonberä bie jurüdgefommenen Wlbnäje. 35ie 2)eutfd)en
in j?uttenberg fingen Utraquijten unb S^aboriten unb warfen
fie in bie @(had)ten*). ©igt^munb, fo fdjeint e§, wollte iefet
fd)on bie Utraquiften »on ben Saborlten trennen.
'ilber baä angejlimmte S^riumpbgefdjrei war »oreiltg gewe-
fen: benn beibe ^artbeien gewabrten je^t, wa§ ibnen gemeins
fam be»or fiebe. 2)ie ^rebiger ber SSaboriten entflammten bie
1) ©t< ÄrcuibuIU SKartin V. gegen bic Seemen war im OTdrj 1420
cift^icnen. Apad Cochlaeum Hist. Hussitar. pag. 183 — 186. (Si war
alfo nur auf SBeniel» Sob gewartet roorben.
2) Hist persecat. eccles. Bohemic. pag. 39.
3) Brzecyna. Diariam belli Hossit. pag. 151 — ir>4.
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®emöt£)er mit ber ßel)« öon ber 9idf)e be§ !^tmmltfd)en 9?eid)e§,
3t§ca unb bie anbcm gü()rer riefen ju ben SBaffen, ^rag rüs
ftete unb foberirte fid^ mit ben neugläubigen ©tabten unb bie
SSarone [äumten ebenfaEä nid)t. 2Bte ba^er ©igismunb, nad):
bem er fid^ be§ ®e()orfam§ bcr ^roüinj ®d)Ie[ien geroi^ ge^
maä)t, l()erangejogen fam mit einem ficljen .^eere, ouö Ungarn,
ffiofjmcn unb Seutfcf)en bejte^enb, fo »ermodjte er nid)tä ju
gewinnen gegen bie ©tabt ^rag, nje(d)e bie SSaboriten lieber
oufnaf)m, obwohl er in bem S3e[t^ ber fefien ©djtöffer nxir,
obmi)l er fidj bie botjmifdje Ärone auf bem 2Biffebreb aufs
fe^en lief. £ier ©egen beä ^a^fleS unb bcr Äirdje Ijatf bem
^eerc ©igi§munbä nidjt. S)ic S3elagerung öon ^rag muftc
oufgel)oben, ganj S56f)men enblid^ »erlaffen werben.
waren öiele SSerfud)e ju einer' 58erf6bnung gcmad)t,
ober nid)tä war ju ©tanbe gefommen. 2)enn wenn bie Sßöt)^
men auä) nur ben Äcld) begehrten, fo wollte unb fonnte ©i^
giömunb baS nid)t bewilligen, ba er in Äircbenfad^en nidjt cnt;
fcl)eiben ju fonnen gloubte, unb bie Äird)e nod) meinte, baf
ibre 2Cutoritat in SSö^men befScI^tJUt werben fönnte mit ben
2Baffen. £)er S^^bjug ober ©igi§munb§ »om 'Saijxt 1420
macbte einen tiefen ©inbrucf auf bie neugläubigen S36bmen aüe.
25enn ba§ feinblicbe J^eer war mit ber entfe^licbflen S3arbaret
aufgetreten mit SSranb, föforb, ©dj^änbung ber SBBeiber unb
Sungfrauen. 2Da meinten bie S36l)men, bap ein 9)?ann, bcr
fo tierfabren laffe gegen baä ganb, nid}t Äönig beffelben fein
fonne. X)tx böbmifc^e 2(bel gab bem ©igiämunb fogar ben
©cbanfen ©djulb, fte alle ou§ S36bmen ju treiben unb burd^
ungarifd)e @ble ju erfe^en'). 2tlfo trat ba§ ganje 2anb ge=
gen il)n auf, fo weit c§ utraquiflifd) unb taboritifd) war. ©elbft
bie fatbolifdjen ^Barone jeigten fid) fdjwierig. ©igiämunb fe^te
ben Äampf in bem folgenben S^b^e nicbt gludlid}er fort, ©clbfl
©ct)leften unb 9Käbren fdjwanften. 2)ie SKaboriten jieben fuvd;t=
1) 2ßtr clagen oud) ü6er ©igtmunbe »on Ungtrn, ob et fein wert
ifl JU einem Sonig, ber It* ^at »crgcffcn an feiner aclgcpornicfcit unb
bie gubig unb genabig Sctfpielbc feiner gorfern i^at von im getrieben, unb
l^at fid) ergeben auf ungerifcl)e €rbarfeit, bie er beni toni9rei(i)e ju Scj
^eim berceift mit prantc unb 3ungfrait>en unb groroen gro§e S^otiocftetung
mit morben ber lernte unb finber. 95rief bcr Marone an bie ©tabt Saban.
Willdeck apud Menken. Scriptor. Rer. Germanic. I. pag. 1141.
- 457 —
bar ^crum, verljeerent» unb vernic^fcnb. ®a§ wn ber xmu
fd)en Äirc^e gc^rebigte Äreuj cmcift ftdj fieglo^ in offener
gelbf*la*t.
2fbcr ber religiofe Streit jnnfd?en ben Saboriten unb Utra- j
quiften fcmmt nun cbenniU» 5i!m offenen 2(uäbriid)e, unb bic I
i>artt)eien treten fi6 fdjrojf cnr^cjcn. S'er ©ang ber ^reigniffc ^'^
tjt burchaus abb^ingig t>on tcn ©efinnungcn ber SJiünner, mts
c^c an ber Unioerfität ju ^>rag eine ^auptrclle fpielcn. ®ie
finb gcTOilfcrmfl^cn bie Schöpfer ber utrdquijnfcbcn ^art()ei.
©ie finb du§ bem alten Sacettotio unb ()aben ben ®eifi be»;
I felben be|)atten: fie wollen feine Steformation , roeldje bie fas
cerbotclifcbe .^errfcljaft jerilöre. @ie fud)en ben ©eifi ber greunbe
beä Äeld)», reeller nad) einer weiteren Sicformation bor «Kirche
brängt, eon berfelben cUmälig binnjegjulciten, weil eine weitere
Siefcrmation audj ber Umiturj ber alten facerbotalifcben ^jerrs
li4>feit ifr.
25tefeä Streben wirb ibnen nidit leidit. X>inn unter ben
Eaien, bie ibnen ge^orfamen, regt fid) jener ©eijt nad) einer
weiteren SJefcrmation juweilen fräfttg unb jeigt fid) un» in
ftaren unb unjweibeutigen Spuren »ieler 3(rt. Sie Spradjc .
j ber utraquiftifcben ^"»rieftcr unb bie Scrad^e ber utraquifrifdjen j
I güien lauten oftmals ^odift oerfdiieben. 3n ber erfteren ge;
»obrt man tai bcutltc^e Streben, llüt^ ju entfernen, wag bie
j 2Bürbc, ^c[)eit unb 3futoritat be§ faccrbotalifd)en Stanbeä
fdjwdc^e. S'ie Seljrc, weld>e bie S3arone au» ^uffen§ ^rebigt
gejogen, bap ber ^Priejterjtanb fein weltlidjca ^errcnt()um bt-
. fi^en fönne, baß eä ber Einfang oller 9\eforniation fein müffe,
ba^ ein ganj anbereS Q)riejlertbum , ein einfadjcr 2ebrpanb ges
fd)affen werbe, ift ihnen ftc^tbar au^erjl ^uwiber. S^al)er brürfen
fie fid) über bicfen ^unct immer i)ö(t)\i jweibeutig unb unbe»
flimmt au§, wäbr£"b ti« 58arone franf unb offen baüon res
ben*). Sie m6*ten eine Interpretation ftnben, burd) weld}e,
wie bei ben Jatbolifc^en , bie apoftolifcbe 2lrmutl; oereinigt
werbe mit bem -JBefi^e beä weltlicl^en ^errentt)umS, ba fie pd^
1) Unb b«t britte Sfrtbitel ift, boä ber oOer ^errfc^aft oon brat f)oi)i
Pen ^^riftcr, cä fri ber ^pabcft, uitj an ben minbften unb clmnjien, ni^t
geloit werten, <i fej guter ober Stnfe unb t>ai bie sergenannte ^erfd^aft
ber geiftlichen mit ber .^ulfc ber n)ernilid)en yertifgt n-erbe. Srief ter
95arone. Windeck apud Menken. Scriptor. Rer. Gennanic. I. pag. Hol.
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offen für baffclbe nic^t öu§jufpred)en wagen, ^atte nur 9?om
ben Äeld) nadjgegeben, fo würben fie 'Mtä 'Knbtxi gern ^aben
fallen loffen. nimmt 2ßunber aud) ben Sacob von SKIfa
in biefer Siidfjtung ju fmben. ©eine ©tanbeSgenoffen mögen
feinen ©eifl überwältiget unb bie 9?efürmation§ibeen, bie er
früljer ge()cgt, erbrüdt t)abtn.
Siefe 3?icl)tung nun ber utraquif!ifd()en ^rief[erfd:)aft ifl
fdjon früljer bemerfbar gewefen, aber ft'e jcigt fidj fortan tm^
mer beutlid^er. 25ie Q)rebiger ber Äaboriten traten i(}r entge-
gen. JBcreitä im 3al)rc 1420 mad;en fie eine Zxt @lauben§»
befenntnip befannt, in bem au^er ben großen eüangelifdjen
^rincipien allerbings aud) einzelne Büge beä rol)en, bamalä
unter ben SSaboriten waltenben ganati§mu§ bemerfbar werben.
£ia§ eoangelium be§ neuen S3unbeö allein, fagten fie in bie*
fer ©cljrift, fei ju glauben. Sie £)ecrete, Srobitionen, Sn»
jlitute, ffirdudje, weldje bemfetben juwiber, müßten ju ^nbc
gebrad)t werben. 2Beber an bie .I^eiligen nodj) an ba5 gege-
feuer foUte ber S^rijl glauben, noä), mit 2Cu§nät)me beS <2onn=
tag§, bie neuen gefte feiern ober bie gaften Ijatten ober bie
£)f)renbeid)te bead)ten. Tlan follte weber fingen in ben Äir*
dben, mä) bei ber Slaufe ben Teufel ouätreiben wollen, no(§
mit gcweiljtem SBaffer taufen. @anj einfad^ follte ber 25ienfl
ber Äirdje, fern öon allem ^om;p unb oon aller ^xaä)t fein.
@ie begehrten, bap bie SJZepbücljer unb bie 9)?epgewänber, alle
onbere unnü^e ©egenftanbe berfelben ICxt »erbrannt , jerrif:
fen, jerftört würben, ©ie wollten aud), bap alle S3üd)er unb
®d}riften, mid)t bie menfd)Iid)en ©a^ungcn unb SSrabitionen
entbleiten, alä SOSerfe beö ^ntid)rifiä oernict)tct würben, ©ie
erfldrten, bap bie S3efc^)dftigun9 mit ben fogenannten freien
fünften wiber baä ^oangelium fei'). @ie erfldrten fid? cnb^
1) Nulla scripta aut dicta quoruncunqoe doctorum a fidelihus sunt
tenenda aut catholice credenda, nisi quae in canone Libliae explicite
continentur, quia omnes libri talium sunt astutiac anticliristi et abji-
ciendij destruendi aut combnrendi.
Nulla decreta sanctorum patruin aut seniorum instituta, nnllus alt-
qnis ritns aut traditio humanitus inventa, sunt tenenda, sed omnia talia,
sunt abolenda et destruenda , Telut Antichristi traditiones, cum Christus
et ejus Apostoli ea fieri nnilibi in novo testamento expresserunt.
Omnis homo in eOi quod studet in artibus liberalibus, aut gradus
— 459 —
lid) über bie apoflolifdje 2Crmut^ in einer SDSeifc, »eldje ben
utraquijlifd^en ^riejiern l;6d)fi unan9enel)m fein modjte. 5Rit
allem SJedjt — eS rcor bamaB in Böfjmen fdjon »ielfad) ges
fd}c^en — f)dtten bic roeltlidjen ^erren ba§ roeltltdje ®ut lie-
ber an fid) genommen. SRiemanb foHtc bic ©acramente tton
einem ^rieficr neljmcn, ber aSeltlidjeä beft^e: ein ewangelifdjer
^riefter cürfe m<i)t einmal in bem ^aufe wohnen, tt)eld)e§ bic
gaien i^m alä ein 2llmofen gegeben, ©ie rcoUten wanbernb |
leljren, rcie bie 3fpofiel getljan. ^ie einfad)e SBeife ber tabo^
ritifdjen ^riefier, öon n)e(d)er fte rüt)mten, bap fte bie apoflo»
lifd)e Ware, Ijatte einen großen 9Jeij für bie ©emüt^cr ber 9J?enge.
SSon bem i)bi)^tn ^omp beö fatfjolifdjen ßultuä einft angezogen,
würben fie je^t wieber angejogen von bem Dollenbetjlen ©egen«
fa^e. aiaboritifdje unb utraquiftifd^e ^riefler befdm^jfen fi4> iit
^rebigt unb ©d^rift. Wlit Jammer fte^t bie utraquifiifcbe ^rie»
fierfd)aft, wie ber Untcrfd)ieb jwtfdjen bem ®acerbotio unb beni
Saienjtanbe ganj ju toerfc^winben brol)e. @ie glauben ibre
9Raa^rege(n treffen ju müffen. ^er ©rjbifd)of Äonrab ijl
ben Utraquiftcn übergetreten, v 3m 3uli be§ Sabreä 1421 »er*
fammelt er eine utraqui|iifd)e «Spnobe ju ^rag'). 2obanne§
»on '^Jrjibram, 3acob t>on SKifa, Sobanneö üon Sieujtabt, ^ro*
copuä oon Hilfen baben ben SSorft^. 2)ie Spnobe wdblt bic
genannten »icr 9J?änner ju 3)irectoren beä Äird)enwefenS, ju
einem ßonft|iorium ber Utraquifien. 25aS £)ecret legt ibneit
eine grope ©ewalt bei, obne jebod) bie ©renken berfelben fd)arf
unb genau ju befiimmen.
25ann werben bie ©runbfd^e einet i)ali>tn unb jweibeutis
gen ^Reformation aufgehellt. 25a§ ©acerbotium foll bleiben in
feiner alten ©eftalt; e§ foll fid) fdjon im 2leu^eren fdjarf un>
terfdjeiben öon bem ©tanbe ber ßaien unb nur unter ber geift»
lieben ©eridjtäbarfeit fteben. Siefe 9?eformatoren benfen n\ä)t
baxan, ben ^rieftern bie ju gcjlatten. 2)ie utraquijlifcben: j
^riefler foll nidjt mit grauen jufammenwobnen, nid)t mit ib^ »
nen fpredjen, nic^t ju ifjnen in baS ^au§ geben außer in
in eisdem acceptt, est vanus et gentilis et peccat contra eyangeliam.
Brzecyna. Diarium belli Hussit. pag. 191.
1) bereit« im SIoDember 1420 roat bort Ut 9tütö , mlijtt ben Sa; .
boriten günjitg, obgefcjt werben. Baibin. Epit. Rer. Bohemic. pag. 443-^,
— 460 —
gdüen ber fevingenbliten «J^otf^wcnbigfett. foH bcr canoni-
fd?cn ^orcn warten tinb t)k fiebcn ©acramenfe ben gaien um;
fonjl geben, bleiben fte bann bem Äatl;oticiämn§ treu, cnt=
fernen fie fiel) bod) öon bemfelben in anbern n)cfentnd}en ^un-
cten. 25er ^rtcjicv foU bte ®cf)rtft, befonberö beä neuen SSum
be6 iroI)t inne t)aben unb bie ^rebtgt beä SBorteä ®otteö, bie
2)arftellun3 beffelben in • feinem eigenen geben foU er für feine
erjle ^flid)t eracl)ten. @r foU nid)t§ teuren »iber bie @d)rift,
bie ölten Äird)ente^rer unb bie tt)o(}tbegrünbeten alten ©cbluffe
ber Äird)e. ©r foU ben ©ntfdjeibungen ber ©ubernatoren beS
9feicl)eö, ber £)ircctoren ber Mivd)i ober einer ©ppobc fiel) un=
terwerfen Unbejtimmt laffcn fie Ijier baö 2BtcI}tigftc in ber
Suft fd)n)eben. S!Belc|)e 25inge finb wiber bie ©cbrift ober bte
alten Äird}enlef)rer ober bie alten ©c{)lüfre? ®ie wollen n\ä)t
xüiffen, bap fold()e öorf)anbcn gewefen ftnb in ber !atbolifd)en
■Äirclje, benn fte emäi)mn ja ntcl)t§. ©in .^auptfdjritt ober
fd)eint gcfd)et)en ju fein. 2)ie oberfle Tfutoritdt ber ©cljrift wirb
gewiffermo^en anerkannt, unb bie 3tutontät JRom§, an beren
©teile eine anbere gefegt, wirb gar nid)t erwähnt. 3(ber im
©runbe genommen war baS wenig ober gar ntd)t§. £)ie ^ers
ren t)üten ftd), Bon ber reinen unb alleinigen 3futoritdt ber
@d)rift ju reben. ©ie jtellen ein unbeflimmte§ @twa§ baneben,
burd) weld)e§, wenn nur bie 2aien ben ^rieftern wieber allein
bie SSejlimmung überlaffen, wa§ üon alfer Äircbcnlel^re unb
alten ©d)lüffen angenommen werben muffe aujjer ber ©cljrift,
bie ganje je^ige Äatljolicttät gerettet werben tann. 25ann fcl)ärs
fet bie ©v)nobe ben ©ebraud) be§ 2fbenbmal)le§ unter beiben
©eftalten ein, obwof)l unter einer ©efialt ber 2eib be§ .^errn
ganj enthalten fei, gebietet, bap bie 9}?cffe gefeiert unb bie
äaufe 'gebanb^abt werbe in l)ergebrad)ter SBeife. 3n beiben
2Crtifeln i|l fid)tbar ffie5iel;ung auf bie 2el;re ber SSaboriten ge;
nommen.
gnblid) bef)anbeln fie aud) ben fd)wiertgen ^unct oon bet
mMä)tn 59?ad)t unb ben weltli4)en (ginfünften. £»ic ^rieftet
2) Niillns clericornm aliquam novitatem inconsuetani contra evan-
geliuin aut antiqua sanctorum patrum praecepta audeat docere. Sed
ipsam ad praedictos regni gubernatores et directores aut ad synodnni
provincialem deferat. Apud Cochlaenm Hist. Hussit. pag. 188,
— 461 -
foUeu mä) hm ©cbot beä (Süangclii leben in o^^ojtolifdfjet lix-.
muti), jufr'icben wenn fie S^cil^ning unt) Äleibev \)ahin. «Sie
foUen ©ütcr, J^aufer, 3infen, 9ied)te nid)t bcfi^en nad; mlU
lid)tm Siedete, aber bic tt>eltlid)e 9}Jad)t foU baä ©ut ber Äird)e
oud) nic^t l)inwegne()men büvfen'). 2)te utraquijlifdje ^riejleri
fd)aft ftei)t in einer büfen geit 2)ie 9Keinung, ba^ bic Ste»
formotion gleid) bamit begonnen werben miiffe, ba^ bic ^ries
jierfd^aft aller meWidjen .^crvenred)te entfleibet werbe, l^at tiefe
SSSurjel gefaxt bei ben Maronen, felbft bei fotdjen, bie f'atfjos
lifd) geblieben^). SStele baben auf ibren ©ütem bie Siefoimation
begonnen in biefer 2Beife, ©elber, Sinfen, ©uter an ficb gcs
nommen;. £!ie ©iinobe fann unb mog ber ßebrc.uon ber o^o«
jiolifd)cn 3(rmutb ntcbt wiberfieben, fo wenig alä fie bcn ©e=
waltfamEciten ber ^Barone offen entgegentreten will. 2lber fie
fud)t einen 2lu§weg, mit bem für bie äuvunft Me» wieber ge-
wonnen werben mag. Sie unterfd)eibet beSbalb einen ffieft^
mit weltlid;em unb einen JBeft^ mit einem anbern 9Ied)t. ®ic
»erbietet baä 9iebmen, unb fagt fein SBort, wie ba§ überreicbe
Äirdjengut, ein .^auptgrunb aller Uebel, anberä alä jeitber an=
gewenbet werben möge.
SBie anberä lautet e§ bodj, wenn S3arone »on biefent
^uncte fpred;en. 2)a foU bie weltlidje Wlad)t eä fein, welche
»om ^apfi, üon ben S5ifd)öfen, üon ber gefammten Äirdje baö
weltlidje Jperrcntbum unb ben großen SSeftfe binwegreformirt.
^ie ^riejicr follen nun ferner, mä) ben ©d^lüffen ber
©pnobe, alle Sobfünben, bie naü) flarem ©efe^e ©ottcy üer»
boten finb, bei fid) fetbft unb bei ben ßaien auäreuten. 3lucb
über biefcn ^unct reben bie S3arone gan^ anberö, bie fid) übers
Ibaupt ber 2lutoritat ibrer ^riejler lange nid)t fügen wollen unb
fie überbauet ntd;t alä allein entfcbeibenb betrad)ten. Sic ©ps
nobc aber fögt jule^t, baß bie 9iiten unb S5rducbe, weld;e man
au5 gewiffen ©rünben ju ^rag je^t abgefdbafft, »or ber SQan^
1) Nallns sacerdos CLristi super praediis, agris, dotnibus aat qui-
bnscDnqae aliis proventibus et possessionibus civili et seculari jure do-
minetur, sed verius et ad norniam evangelicae paupertatis, victu et
amicta moderato contentetur. Ipsas autem eleemosynas et facaltates ec-
desiae approbriatas et dotationes nemo seculariam dominoram per se
nsarpare debet aut auferre. 1. 1. pag. 189.
2) Windeck apud Menken. Scriptor. Rer. Gerraanic. pag. 1140.
— 462 -
•obgefcijofft bleiben mocfjten, bi§ e5 au^^maö)t fei, ob e§ md)t
Keffer, fte vüicbec aufjunel^men. Unb aud) mit biefcr Tfeugerung
T)aben fte fid) bic 9?ucffe(;r juin Äatt)olictämu§ ftd?tbur offen
Ijalten woGen').
2)ie fraget ®iki)xten über jwetfelten, ob burd) biefe
©dblüffe ben Slaboriten unb befonberö ibreit ßnicn 'KUt$ genug»
fam flar werbe'), ©te feilten bo^er nocb brei unb jwnnji^' i
'Kxühl auf. 25arin banbeln fie juevjl üon ben fieben Eat^oUs
fdben ©acramenten unb fd)drfen bie 2Cnbetung ber J^oflie ein.
©ie »nrnen Dor bem Eingriffe auf bie Äird)engüter, ba man
SZiemanben ncf)men bürfe, xoai er mit 9fecl)t befil^e, ba nid)t8
äSBofeä gctf)an werten bürfe, bamit etroaö ®utc6 barauS Ijer*
»orgelte, ©ic behaupten auö ber ©djrift gefunben ju i)abm,
t>ap bie ^eiligen bei (Sott für ba§ menfcbtid^e ©efdjiedjt intet* j
cebirten unb ba^ fte bt^alb angerufen werben müßten, obwo^jl
bie ßatreia nur bem bm^^n SBefen gebüfjre. ©ie tjaben auö)
im ©lauben an baä gegefcucr für redbt unb »abr erfunben, -
fte fdjarfen bie gaften ein unb bie alten Jßraudje ber S\x<S)t
aUt. Sftmalö reben fie gelegentlidj oon ber b«itig«n .Kird^e,
efter nod) üon ber facerbotalifd)en SKacbt unb ^errtidjfeit. 2)«
ftnb bie }^bf)txm, e»angelifd)en 3been Sgm^tni alle wieber tjets
fcibwunbcn. Obne 3"föfe^ o()ne SSebingung bat baä ^rieflet»
t^um bie @d)Iüffe( ber Äird}e unb bie ©ewalt ju binbert
unb ju löfen, unb ba§ ^rief!ertbum fann nur oon ben SöU
fc^ofen gegeben werben, ^nkt^t jlebet bie SO?abnung an bic
©laubigen, biefen SSifdjöfen gcborfam ju fein, benen ^rieftet
unb £aien unterworfen, aud) wenn fie nid)t waren, wie fie
fein fpUten. @d)led)tc J8ifd)6fe bürfe man nidbt leidjtfin»
nig »erf lagen, fonbern müffe fie tragen, wenn fte nidjt im
©lauben irrten, 3(Ue§ um ber Siebe unb um ber ©inbeit ber
Äirdjje willen').
1) Circa ritus ecciesiasticos , illa, qaae sant radonabilitcr ex certis
causis amissa, quod haec liabeantur et teneantur pro omissis. Nisi ma-
gis rationabilis et magis utilis causa interveniret pro tali ritu resumendo.
2) Sereitö im SDcccmbcr 1420 ^ottc bic ^Piagcr Uniocrjttöt unter bem
0?ector^procop oon?>ilfen fcd)«unb|ie6«nji9Äc^ereicn berSaboriten oetbammf,
1. I, pag. 191.
3) Res alienae a quantuncanque jnstis de commnni lege non sunt
avare invadendae jaxta docamentam Pauli, mala non sunt facienda, ut
— 463 —
9?od) trat eine Statte jwifdjcn bem romifcljen unb bcm
utrciquijtti'rf)cn ^rtcjlertljum. 3" ber Ueberjeitgung bcr Utra-
quiflen Ijnbcn fctc 9Jümifd;en geirrt im ©tauben, atä [ie ben
Äelclj tterroorfeit. SBcnn fie wn ber unermc^lidjen '2(utontät
bcr Äird^e iinb beä ^riefiert(;umö reben, mtd)tx bie öaicn fid)
fd^njcigfam ju fügen l^aben, fo gcbenfcn fte ber Slbmtx nod)
md)t, unb fte frfjeinen junddjfl nur fid} felbft ju meinen. Zbtx
ftc üer»t)erfen jene audj nid;t gerabel)tn, unb fie fdjeinen ju
füllen, bajj fie ftd) nid)t be{)aupten fönntcn auf eigene ^anb
©te treten bem ©lauben, ben 9?itcn unb S3raud)en ber 3iömer
fo naf)e, a(ä fie nur fönnen. ®ie 5ei9en ftd) mel)r a(5 geneigt
wegen be» njeUlidjcn J^errent()umä, worauf ben Siömern fo wiet,
»0 n{d)t ?(Ueä anfommt, ju paciSciren unb fid) jufricben ju
(teüen mit einigen neuen gcrmetn unb JRebenäarten, bei benen
bie SBelt ftd) berul)igen, mit benen 3(llc§ beim 3f(ten bleiben
foUte. 2)aö ©anje ijl fo bcutlid), alä nur etwaS fein fann.
£)ie facerbotalifdje .^errfdjaft wöt i^nen leib geworben unb fie
wollten jurü(f; nur bcr Äeld) unb bie ®tarrf)cit ber 9?6mer
unb nod? me^r bie ©efinnung ber S3arone madjte i(>nen ©djwie»
rigfetten unb S3ebenfen.
Siefe S^ic^tung unter ben ^auptern ber utroquipifdjen
^riefierfdjaft gewaijrt man um fo bcutlidjer, je länger bie 3eit
Berlduft. 'Jßorljanben mag fte bei 9}?el)rercn fd)on je^t gewcfen
fein, wenn man aud) nur langfam unb jögernb bamit Ijeroors
trat. Sie ©emiitljer muffen ja erjt bearbeitet unb bie S3arone
juru(fgebrad)t werben t>on il)ren fül)nen 9?eformationöerwartuns
gen.^ X)arum laffen fte nod) eine geraume 3«it t>ergef)en, el)e
fie fagen, ba^ mit bem ©e^orfam unter bie ^rdloten unb bie
Mx(i)t ber ©eljorfam unter bie r6mifd)en Prälaten unb bie ro*
mifd)e Äird)e gemeint gewefen fei.
3i:m 2)eutlid)jlen fprid^t biefe§ im Sa^re 1430 3of)annef
^rjibram auä, welcljen wir je^t fd)on alä einen ber .^auptlen»
fet ber ■^ngelegenl^eiten erblicf ten. Qx fd^reibt eine eigene Sd)rift
bona eveniant. Omnes sacerdotes et Christi fideles sobjecti tcneantar
episcopis etiam discolis. Etiatnsi ipsi aliter agant quam debeant. Juxta
praeceptara domini, qui dixit. Quae dicunt, facite, qnae autem faciunt,
facere nolite. Et qaod tales episcopi non leyiter sunt arguendi, sed
potins supportandi niii in fide erraverint. Apud Cochlaeum, pag.
194. 196.
— 464 —
gegen bte 9?eucvcr»). £)b>üot)I öbcr ber Zahoxitm unb t^)rer
£et)rcn einigemal in berfclbcn gcbad}t wirb, fo tfl fic bod^ roeit
weniger bejlimmt, fie ju »ibevlegcn, olä üiefmeijr bic Utraqui^
jlen in allen <BtMm, mit 2fuänat)me ber 2cf)rc »omÄeldje im
!M(jenbma^[e'), jur Äat()olicitat jurucfiufii()ren, baä ^apflt^um,
bie ^rie(letfd)aft, bie ^riejiermad)t ju fluten, bie 9Jtipbraud)e
^)injuftellen tti§ alte apofto(ifd)e Snflitute unb mit I)ol}(en 9?es
benäarten bie SJeformation nieberjumerfen. Ttan foUte fic^
nicljt trennen üon ber romifd^en Äirc^e, weldje jugleid; bie ia^
t^olifd}e ijt: mit @d;mad) unb ©i^anbe bebedt fid) jeber 3;i)eil,
ber ftdb trennt üon ber ©efammt(}cit, »on ber @inl)eit. (SS
giebt i^m feine Äirdje me^r, mictn im redeten ©lauben unb
im redeten ßcben rubct. itirdje iji nur nod) Siom, beffen "Knt
erfennung, beffen 5J^ad)tbereid) ficb äuficrU4> über bie SBelt üer^
breitet. 2)ie ganje ^ierard}ie ber Äirdje i(i wiebcr öortrejflid)
geworben'). Ser ^^apjl bat einen ©tanb ber SSorjüglicbfeit
in ber ^ird)e unb bie ©ewalt ber ©cblüffel er in einem auSs
gejeid;netcn ®rabe. 9Jicbt greibeit unb freieä gor[d)en iprebigt
^riibram, bemütt)igc§ Unterwerfen nur »or ber ©ewalt, »clcbe
eben ieljt bcficbt. ©cborfam mil er fein biä jum Sobe ben»
^apjte unb ben Prälaten, felbfl wenn fte ©djrciber unb ^b^-
rifder finb, wenn fte nur t>on ibrcm ©tub(e gebieten: benn e§
giebt feine ©ewalt, al9 wetd^e t>on ©Ott £)er 3«ff^/ bö^
biefe Prälaten nad) bem göttlicben ©efelj gebieten mußten, will
md}tö met)r fagen. Denn baä Uvtbeil, was cä fei, waä nicbt,
iji ja biefen felbjl anbeimgegeben. S^iemaB barf man oud;, fo
fügt er auäbrücflidb, einen tbätigen SÖSiberfianb entgegenfe^jen :
biefer SSBiberftanb fcU immer nur ein bemütbiger unb tbaten*
1) Contra novas sectas, hinter ber ZtüiQaht i(i Cocblaeus »on 1549.
pag. 503 — 548. Sluc^ bei Bzovius. Annales ecclesiae XV. pag. 741
— 756.
2) 3Bo6ei er fi(^ jebod) ebenfatld fe^r bcniüt^ig ouSbrücft. Profiteor
vere et calliolice, salva Semper subjectione, reverentia et obedientia
sanctae ecclesiae Catliolicae et Romanae in omnibus licitis et honcstis,
quod omnes iideles possunt licite et catliolicae de illo pane edere et de
calioe bibere. pag. 419.
3) Approbo et approbanda dico omnia oiHcia ecclesiae, grados,
dignitates et ministeria ecclesiastica et quoad statum saom esse ecclesiae
catliolicae valde licita et expedientia, tanquam a lege veteri et Hierar-
cliia coelesti praesignata, pag. 522.
- 465 -
lofer fein. <Bo nur barf man t»ie ©teile ocrjle^en, ta^ ®ott
tntl)t ju getjorfomen fei ölö ben 9Wenf4)en*). @ol^e 8ef)re
mußte natür(id) in Stom, baä für Slotljfdlle einen SBiberftanb
ertaubte, welcher fein SBiberftanb war, ungemein tviUEom-
men fein.
3(uctj über ben fd)tt)ieri9|!en ^unct vom weltli^cn Sep^
unb öom n>ettlid)en .^emntt^um ift ^rjibram glucEtid) l)'mmQ:
gefommen. SGBo()t Eann berÄleruS wieber beibeö beft^en. X)k
^eiligen unb bte SKiutprer l)aben biefcö ©ut erworben burd?
ibr IjeitigeS ©tut. SBie üiet audb Ueberflup, ^rac^t unb ^crr;
licbfcit bem priefierlid^en ©tanbe boburdj werben mag, eö ift
ber Söelt unantafibar will ftc nidjt bie fd)wer|ie ©ünbe bege^
I)en, bie mit ber ^rcommunication betraft werben muß'). 25ie
SSifdjüfe baben nur nötbig eine 9iebcn§art anjubringen unb
3llle§ ip gut. ©ie braueben fid) nur mä)t .^erren, fonbern
^rocuratoren beä weltlicbcn @uteä ju nennen, greilid) wdre
c§ beffcr, fie entf4)lügen fid) aUer biefer SJinge unb lebten wie
(5()rijluö unb bie 2lpofieln. 3lbcr aud) bafür weiß er eine "Ku^t
1) Usque ad mortem meam volo humiliter esse subjectas ecciesiao
sanctae Romanae et ejus summo Pontifici et omnibas aliis praelatis
raeis in Omnibus Ileitis et honestis Deo et legi ejus non adversis.
Addo Jiis notanter, qnod obedientiam negans super causam justam
non addat violentam et rebellem proterviam, sed immilem, modestam
et omniquaqae virtoosam renitentiam, pag. 525. 526.
2) Qaod divitiae et bona temporalia sacerdotnm, sunt omnia per
mortem cradelem et effusionem copiosi sanguinis et Martyrum et labo-
rem ipsorum per mundum Universum acquisita et quam varie et quam
diutine elaborata et expngnata. Ita, quod quidquid pro nunc nos sa-
cerdotes habemus quietis , quidquid abundantiae rerum omnium , quid
quoqae splendoris , gloriae et honoris, omnia sunt Patrimonium et mer-
ces sanguinis Jesu, pag. 529. Sei bitfcr ©tetlc niu§ man auf tit Wrt
oufmtttfara mad)tn, mt ^prsiOrnn feine ©ad)e fü^rt. i(t grobe unb
^anbgreijiidje SSetrügerei. aSon bcr nngefübrten ©teile fogt er nmüd),
er ^nbe jie entnommen aui bcm 83 Sapttct bcö Sudjeö de carnalium ab-
ominatione beö OTatttiduö üon ^pari«. ©ie Cflt^ntte bte OTcinung beffelben
Ü6er tai mUüd)e S5ominiuni bet Ätrd)o. 9Iiin finben fJc^ bie angebogenen
SBortc aHerbingö beim OTatt^u«, nic^t aber al6 feine 9Weinung, fonbern
o(« bie Dfcbe, bie ©op^ifiereien ber "Prieller, bte er »iberlegt, ©orum
^lat ^PrjibraiJi aud) ba6 aUott „bypocritae" (liigli^) tctggelajfen. Uncers
fc^ämt fö^rt er bann fort. Quamvis autem Magister iste verum dicit,
tamen ex alliis causis melius esset, si vellent sacerdotes Christi posset-
sionibus hnjnsmodi carere. pag. 529.
II. %t)tn. 30
— 46G —
fünft: benn eä giebt btev öerfd)iebene (Stufen beä ©acerbotü.
"Äuf ber erjlen lebt man rote 61)rtftu§ unb ijl bann allerbing^
am ttollfommcnjlen-. Zu^ ber wiertcn lebt man wie bie ^rd;
latcn ie^t unb bcljerrfdjt 2Beltlid)e§ naä) »eltlidjem 9?ed)t. 3n
ber facerbotalifd;en SBürbe unb Äraft fclbfi aber ftefjet bie mcrte
©tufe ber erften tocJ) gleicb'). (Sbenfo irirb bie geijllidje Qdt-
rid}töbarfett gegen bie SBelt in @d()u| rfjcnommen. (3oId)c In-
terpretationen liefen fte ftd) nun in Sfom getüi^ fel^r gern ge-
fallen, ba bamit bie ©ac^e ganj beim Gilten blieb, unb ebenfo
gut ben äufag, Dq^ ein SSl^eil beä Äirct)engut§ bcn 2trmen ge:
t)(>r(. 2Bir crfu^vcn bereits burclj bcn b^i'igcn 33ernarb »on
Glaivüeauic, baß bie 2lrmen im ©anjen genommen fo gut wie
nicl)t» empfingen.
(^nblicl) füellt ^rjibram bie ©djrift inieber gehörig in ben
.^intergrunb. ©eine S3en?eife ftnb auä ben jüngevn Äird}en=
üdtern, auS ben ®d)olaftifevn , ben 25ecretiflen unb ben ®ecre=
talien genommen. ®§ ijt nidjt n6tf)ig, bap 2llle§ in ber (Sd;rift
ouSbrudlid) ftebe. 25a{)cr will er alle 9?iten, SSräudje, 3n(ti:
tute, ©acramente, bie fici^ je^t in ber fatl)olifd)cn ^ixd)t ftn=
ben, anerfannt triffen aB apoftolifdj. Wit bcfonberem @ifer
rebet er für Snterceffion unb 2lnbetung ber J^citigen unb fuctjt
auö Slöiclip S5iid)ern mübfam ©teilen, in früherer Seit von
biefcm SJeformatov, ba er fid) in bcm ®ei|ic bcö (5()ri|lentl)umö
nod) nicbt ganj flar geworben, bafür unb für baö £)pfer ber
SReffe jufammen, um bieÄe^cr ju wiberlegen burd) '^lu5fpi-üd)e
il;rer eigenen ßeljrer. 25er ebnvürbige ift ebenfalls wiebcr
jum Äefjer geworben. Soweit fd)ritten bie utraquijlifd;en .^od);
priefter jurücf „ bap fte gegen bie SJomer nur nod) bcn Äcld)
beljaupteten, iebe§ galleä mit fid) fclbft in SBibcrfprud) : benn
evEannten fte bie '-M^utorität ber r6mifd)en jtirdje im 2(llgemcincn
an, fo mußten fie fid) aud; einem 2(u§fprud)e berfclben im Säi-
fonbcvn fügen, ©o fucl)t bie ''Priefierfd)aft bie Utraquijlen ju=
rüdjuleiten tangfam unb üorftd^tig. 25od) bie SBirffamJeit il):
reä @ei|te§ unb tbrer 2tnftd)ten fprid)t fid) febr beutlid) ouä.
@ö fommt ein SJag ber bö^mifcbcn ^erren unb ©täbte ju
1) Ad intenlionein sanctomm doflonim dico, Praelatos «ti-lesiac su-
per bonis teiiiporalibus non ilebere duininari , nec do ninos dici, sed ec-
cleaiaüticaniin reriim |irooiiratorej> et dispensatoree. pag. ,'»21.
— 167 —
ßjaälau jufammen. mag jum größten Sfjetl nur uon t)et
jeljt ^lerrfd^cnben ^artl)et, »on bcii Utraqui)1cn, 'cc\ü6)t »erben
fein. S>on ben Söfjmcn ftnb auä) bie SJJäljren etngelaben wer-
ben, biefen 9icid)5tag ju befudjen. ©te finb aber in Streit
gefommen. iSenn bie ÜRat)ren wollen nid)t üon bem @ibe laf«
fcn, tx)eld)en fte Sigiämunb fi^on gefc^woren. 2)ie S36l)men
ober eradjten bai 9ieicl) a(ä erlebigt. ^» ererben jwanjig ®u=
bernatoren ern)äf)It, bie cber in ber wilben Seit, welche folgte,
wenigen ©e^orfam fanben. fann »on einer S!Baf)l Sigiä^
munbo bie Siebe fein, wenn er bie religiöö:firdi[id>cn unb bie
politifchen gorberungcn ber Station 5iigefiet)t. 2luf btefcm 3ieic[)§i
tage ßjaälau nun werben bie fo^annten »ter ^y^fiet 2tr»
tifel entn?orfen, fo genannt, weil fie wal)rfd)einlid> fd?cn »or
hm 9iei*ätage ^u ^rag jwifd^en ben SSaronen unb ben Sßbi)--
men üerab*-ccet werben. S'iacbmal» werben fie »on fRati) unb
S5ürgerfd)aft ju ^^rag ebenfalls in einem befonbern (3d)lu^ an^
genommen, äuer)! ber 3n()alt biefcr ^'»rager ^Irttfel. 2>a§
2Bort ©ctte» foU in S35bmen frei »crfunbiget werben, jeboc^>
nur öon orbinirtcn ^rtciicrn. 3ni ©acrament beä 2lbenbma{)lö
foU S5rob unb Äeldj allen ©laubigen gereicht werben, bie feine
SSobfünbe begangen. 25a§ weltlicf^e ^errentpum, welcl)e§ ber
Äleruä bcfifet gegen bie ©ebote ©ottcä, ^um 9?ad)t^eil ber SBelt
unb jum ©c^jaben feine§ 2£mteä, foU bemfelben genommen unb
et baburcl) jum eüangelifcfjen unb apoflolifcfjcn Seben jurücfge«
füt)xt werben. @nbUcl> foUen bie Slobfünben, unb befonberS
wenn fie öffentlidt) begangen worbcn finb, unb übefl^aujpt alle
anbern SScrge^ungcn, welche wiber bie ©ebote ©otteä ftnb,
burd) bie, beren 2lmt e§ i|l, gebinbert unb gejhraft werben,
olö ba finb Sobtfdfjlag , Unjucljt, ^Weineib, 2i)iebftal)l, l^üge,
©reffen unb ©aufen, 2Bucl)er bei ben Saien, biefelben 2)inge
bei bem Äleru§, bei weldjcm noä) ©imonie, ©elberpreffen für
©acramente unb anbere Äircbenbienfle, doncubinat, ^Betrügerei,
3anf unb ©treit ^injufcmmt. 2luf ben erfren S3ii(f fic()et man,
bag bie ^rager "ilrtifel nidit unbcbci'tenb »on ben ©cl)lüjfen
abwcidjen, weld)e üon Älericern früljer allein gefaxt werben
finb. 25ie .^auptoerfcbiebenbeit aber betrifft ba§ weltlicl)c ^er^
rcnti)um. S5cm .Sleruä foll'ä genommen werben: e§ wirb rvtu
ter feine Snter^etatien geftattet").
1) QdoiI dominium seciilare, qaod contra j'raecephim Chrbti Cle-
30 •
— 468 —
J)ie öict ^Präget llxtiM rut)en ouf einem @runbe, rotld)»
Uüt)tt fd)on unb ebenfalls üon utraqui^ifd^er ^riejterfd)aft aufs
gefiellt roorbeti. ^rieper fiptetcn auf bem Sicidjätage ju ß^aäs
lau wieberum bie ^aiDptxoUt, mm »on ben fircl)ttd)jreli3t6feit
■-ttnforberungen be§ 3?eict)eö an ©tgiämunb bie JKebe ifl. Äons
rab, ber fraget ©rjbifdjof, unb 3ot)anneö ^rjibram. ®iefe
fagen ben ßaien, »aä fei e§, ba§ man begel)ren fonne, nic^t
me^r unb nid)t weniger. @ä mag it}ncn babei ml Ueberwin*
bung ge?opet f)aben, ben ZxüM über ba§ welttidje ^crrcntljum
fo jlellen ju laffen, wie er geftellt warb. ?T?icl)t umfonft {jaben
ft'e, feitbem ^up au§ JB6(;men öerfd)n)unben / immer »on bet
Äirdte, ba3 l^eipt, »on iljrer 2(utoritdt gefprocl)en. ©ie wenben i
biefe Zutoxitht je^t baju an, ju bejiimmen, wa6 ber »o()ren
Mixd)t 9iotf) fei unb wa§ nid^t. 25ie S3arone unb bie Saien
alle {)aben bie redeten ßinfic^ten nod) nid)t gewonnen; ft'e lafs
fen fid) leiten, »ol)tn man fte leiten will, ©ie begreifen »ieU
leidet gar nid)t, warum ber Äleruö bie 2trtifel fo unb nid)t •
anber§, warum nid)t me^r, warum nid^t weniger, j!eUt. Sic
borten oon ber freien ^rebigt beä ©eangelii reben, üon ber
3(b|lellung ber übermäßigen ^ricftermacl)t unb »on ber ©orge,
weld)e genommen werben foHte für bie ^arflellung eine§ ä)xip
üd)en, eine§ beffercn unb ftttlid)eren Sebenö unter bem SSolfe.
2)iefe Singe gefielen i[)nen wol)l unb befriebigten bie ©efül^le,
weld)e in il)nen waren. (Sie geben im ^lUgemeinen ben SSlitf
öuf eine anbcre Butunft ber JRirdje. 35arauf nun fd)einet e5
flud) abgefe^en gewefcn ju fein »on ber utraquiftifdjen ^ricfter«
fd)aft, bie @efü^)le ber 9)?enfd)en öor ber .^anb ju befriebigen.
äugleid) aber wollen fte nud^ biefe ©efü^te tdufdjen.
mn ben SKenfdjen ^rfe^inte foU i^nen nid)t werben. iSie, bie
@elel)rten, l^aben t>^nt allen 3weifel gefüf)lt unb gewußt, ba^
eS TluflleUung ganj anberer 8el)ren unb ©runbfdi^e bebürfe,
»enn man ju einer wal^rcn ^Reformation ber Äird)e gelangen
wolle. 9?ocpcjana weiß e§ wenigjlenä fpdter unb fagt ber
IBrübergemeine, er wiffc wo^l, bap bie 9?eformation ber Utra^ i
quifien nur eine ^albe fei, unb bap weiter gefdjritten werben
TOS occnpat in praejudiciuni sui officii et damnum brachii secularis ab
ipso auferatur. Et ipse clems ad regulam evangelicam et vitam Apo-
stolicaiB reducatiir.
— m —
muffe"). SßiU'um foüten fte nid)t gewupt f^obcn, baß mon he-,
vfltmmen muffe, roa^ ©üangeltiim fei, mnn eine anbere Ätrdje
ol§ bic fat()oIifcl)e bargejlellt werben folltc, »arum feilten fte
n{cf)t gewußt Ijaben, bop mon ju nicbtä gelangen fönne, wenn
man nidjt fo beutltd) unb fo flar, aB es nur gefd)et)en lonntc,
bcnjeifc, baf bte 2lutoritat ber romifc^en Äirdje nidjt§ fei gegen
bie ©djrift? 2lber fte wollten alle biefe 2)inge nid)t wtfftn,
weil ber ©eift biefer 2Belt fd)on über fte geftegt ^atte. (Sie
befdjrdnFen bie ©egcnfä^e auf ba§ möglidjji SBenigjle. @ie
' jieüen bie Slot^wcnbigfcit ber 2tufl)ebung ber Älojter, roeldje
boä) fd)on burd) bie utraqui|tifd)en S5arone unb ©tdbte öot
ftd> gegangen ifi, nid^t mit unter ben 2tnforberungen ouf.
SSJenn fte oUcin reben o^ne bie S3arone unb ©tdbte, mü^en
fte ft'd?, bem Äat()o(icigmuö fo mi)e al6 moglid? iu rücfen.
SBer crfennt barin nid;t baä Streben, bie Utraquifien »ieber
fatfjolifd) JU mad)cn, ein (Streben, n)eld)eä bei ben ^duptern
biefer ^riejterfd?aft eingetreten ju fein fdjeint, fo wie fie flar
erfennt, baß ^Reformation juglcid) Untergang be§ (Sacerbotit
in feiner jeit^erigen S3ebeutung fei. »dre gerabeju t\)bn<S)t,
JU beget)ren, baß ftd) biefeä (Streben beutlidjer barlege, al§ eS
bmä) Xi)un unb 3liö)it\)ün biefer ^riefter, burd) ben ganzen
®ang ber ©reigniffe, tvtld)tx offenbar gelenft n>irb, gefd)ief)t.
2BiU etwa Scmanb begef)ren, baß, tva$ nad) SO?öglid)feit ju
bergen, alle Sntereffen gebieten, flar unb mit beftimmten SBor^
ten auägefprodjen werbe, bamit baä erfcl)nte 3iel ftd)er nic^t
errcid)t werben fonnc? 25ie utraquijlifdje .^odjpriejterfdjüft ^atte
ben SRcformationäeifer ber SKenfdjen ju beFdmjpfen, unb fte
mußte benfelben ^anbt)aben unb lenfen mit großer S3orft4)t.
£)al)er fo mand)c 3">fil'«uti9f«it Ungewißljeit.
2)at)er aud) fo große 83erfd)iebenl)ett in ber <B^xa<lt)e, wenn
1) S)ic Srübcr fccrufcn pc^ in einem (Sdjreibcn an i^n fluf feine tU
gcnen C(eugcrunc|en. Practerea testabaris diabolum omniam sacramen-
torum abosum iiitroduxisse, miseriim vulgus falsam salutis spem in iis
reposuisse. Monstratias den'qiie quoniodo pii et veri Christiani sacra-
menta ad salatem suam percipcre debeant idqne scriptis apostolicis et
exeniplis primitivae ecciesiae coniirmabas. Scio, inqaisti, tos vera sen-
tire; sed si milii suscipienda est causa vestra, eadeni perferam convitia,
in idem incnrram dedecns parique ignoininia afficiar necesse e«t. Ca-
merarins. De ecclcsia fratrum. pag. 63.
— 470 —
iitraquiflifc^c ^rieilcr unt» ivenn utraquiflifcl;e ßnien reben.
SBie tirürfcn [td; bie gelteren, 83arone, »x)eld;e an ben beut-
fct)cn jReidjgtag ju iJtürnberg im S^ljre 1431 fd^reiben, bod)
ganj anberS auä. 3'ltd)t »on ber 'Kutoxitat bei Äirdje reben
fte, fonbem von ber 2(utontät ber ®d}vift. "^luä biefer allein
fönne beriefen werben, wa^ djrijllid? fei, xvai nidjt. 25ie
^eutfd)en mödjten ftd) ntd)t tdufd)en [ajjcn buvd) i()re Pfaffen,
bte meinten, 2öien biirfren in foldjen 2)ingen gor nidjt f^jrcj
djen. (Sie reben nid)t »on ber itirdjengcnjalt, ober fie nennen
ben 2lbla^ beä Zapfte» 2u3 unb Snig. ®te iroUen fid) nidjt
fummern um ben Bann beä '»Popjlcy unb ber ilird)e, baoon
fte reiffen , böp er ber Seele nid)t fd'nibe, unb ben 2eib wollen
fie fd)on mit bem ©d^werbtc fd}i'i^en gegen Unrecht unb ®e=
»alt. @ie nennen bie SOieffe Äe^erei, ben ^a^)jl einen Äef^cr,
unb bie ^lojier 93ejlcn beö ileufelö. <£ie mnt)nen bie Deut:
fdf)en, bie bofen ^riefter fortjujügen, unb fd)ilbern ben ^riefiers
Unfug mit flaren 3ügen').
llbix bie ßcitiing ber Singe, bie 2fuf(teUung ber ©runb:
fd^e, wa§ man ton ben Sfömern begel)ren muffe, überlaffen
fie boc^ ben ^rieflern, unb fte gel)en auf bie 9)?einung berfel:
ben, bap man überhaupt etmaö »on i^nen begeljren, fomtt fid;
nid)t trennen burfe üon il;nen, immer me^r ein, je länger bie
3eit «erläuft.
2)ie üier ^rager 2lrti?el nun werben üon bem J)ieid)§tage
an ®igi6munb gefenbet, noä) mit einigen anbern S3efd)wcrben
begleitet. 2)ie erjicren foll er ben S36l)men willigen, bie an»
bem abfieHen, wenn fte iljn erfennen foUen alö Äönig. ©i:
giSmunb, immer oon Prälaten umgeben, bie iljn in bem ©eijlc
1) 25flrum6 U6et .^«rr unb Scrgcr laffct fie (bie roinifdf)cn ^pticjier)
mit ben unf«n ©trcitcn mit bcw üöort ©otiö unb ^oxtt ir unb mit ju
unb ni)mmct ubettüi)nbe ben anbern mit ©cronlt ober mit befcr ^iftigtcit,
funbet oflcin mit bem aSott @oti«. 3|t e*, b(i§ croct a5ifd)cjf bciler bts
rcerunge t)an in bem gloiübcn aui ber ^ciliijcn ö'Wrift, bcnn rcir, boB
unfer gInroOen wir funbcn ungercd)t, rcir njDQen puffen unb pefferen.
SBurbcn aber ercer Sifdjcffe uberrcunbcn nu4 ber ^eiligen ©efcftrift oon
ben unfern, fo tretet nu un«. 3fl eS ober, ba§ cwre "pfAfren fpred^en
unb leren, ti getjorct ben Eaien nid)t, botet) ),u fein unb iu fcor«", ba4
fuHct ir nit anbcr« furnemcn, Senne tai fie forc^ten, fie roerben uDerrcunben
unb gefd)empft oor aller rcerlbe, Svief ber Söf)men an bi« 2)eutfcl)en
von 1431. Windeck apud Munken. Scriptor. Rer. Gennanic. I. pag. 1231.
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ber Äird)e \t^\)aitti\, 5cfinbet ftd) in ber Unmögltcljfeit, baiSät--
gebrte ju rpifli^cn '). 3Bie fonnte ber 2ate entfd)etben übet
fold)e Singe. 25ie Äirdje aber fjofft, nod; 3flleä ju nbtxxväU
tigcn mit bem Sdjwerte. 2(lfo geltet ber Äampf fort, in mU
d)em bie Äreujfal;rcr, fcie greunbe ber romifd^en Äirc^e, rote
cd6 ©otteourt^eil übet \l)xt ®ad)e, S^ieberlage auf 9iieberlage
erfafjrcn.
2)ag aber unter ben J86()men felbfl, jroifdjeti ben Utraqui^
fien unb ben Saboriten, feine ^Bereinigung geroonnen werben
fann, ijt unter ben oL'uialtenbcn Umfianben nafürtid) genug.
£>ie utraquillifdic .^od)vrie|lerfd)aft ^dtte fte gewonnen, biefe
SSereinigung, burd) weitere^ @ingeJ)en auf teformatorifdje ^rin;
cipien, baä t)ii^t, buvd) ba», roaö fie eben gerabc nidjt rooUte.
£)ie DteligionS^ejpradje jerfdjtagen fid) gleid) bei ibren "Kn--
fängen'). Xtit romifriie Äircbe aber nötbiget bie Utraquijten,
mit ben Äaboriten ju (leben, roeil fte beiDe a(ä Äe^er bcfetjbet,
bie- 3;aboriten jroar oertudjter, bie Utraquifien bodj nicbt min»
ber Untergangeä roert^ finbet. 3Benn baljer bie romifdjen >:^eere
fommen, fo fteben beibe jufammen, roie feinb fie \vb md)
fünft immer fein m6gen. (55 fommen auä) anbere 25inge biiä"/
»eld}e bie religt'öfe 'Spaltung erroeitern. .Sie Utraquiften er-
rodbten einen neuen ^onig unb bie S^aboriten erfennen i^n
faum an'J. Sie batten babei üon ber greibeit gefprocben,
weldje bem freien 23olfe ber SSöbmen gebübre*). 25iefe§ 2Bovt
1) 'i"!;L'(>!>al(l. Uist. Hussit, pag. 3b'J.
2) B. S. ^ai OtdigicnÄgcfprocI) v>cn 142S ;u 35crnun. Lent'atit. Hi-
stoire du Htissilisme et du concile de Basle. I. pag. 266.
3) 3iaca bartc bei ber ÄcntgätraH ctngcwenbct, bic öjobitiin, ein
freie« aSolf, bctüiftcn eine» Äeniaö ntclit. 'Zk Snrcne unb Prag Ratten
borfluf entgegnet, Quii) unrer bem ÄL^nigt^uine fei Söbmen immer frd ge;
wefen. Ball>in Kpit. Rer. Bohemic. pag. 453. ?ia^bem aber jfiie ben
Äonig genjdfclt , n?ar bet .ft'rieg mit ben iaboriten auÄgebrccl)en 1423.
Sieca brcuete 'Pr«g jU jerjicrin. OJber Si»ca fcl)e*t ficb billig, bie Sr.ciic
auf« ^leugerfte tteiC'.-n. (5r fcf)lie§r 1424 ;^rieb«n, unb <r niuü babei
bns .«cnigt^um Sigifmunb gcributd anerfniini ^aben. 'JUii fef)en biefeii
fdmpftnb 1426 an ber ©pi^e ber Joboritcn. Baibin. Epit. Rer, BoLe-
7nic. pag. 45ü.
4) gehen 1420 iinfer^anbelten bie ^c^men mit aEBlabiSlauß oon "Pc-
Icn unö -Sß-itclb rcn Sitbauen, unb begehrten einen oon ifjnen jum Äönig.
BJitolb jeigte (id) am gcncigtejlen unb bit S66men nannten ifen fdjcn ib^
— 472 —
niav) unangenefjm in bie Dljten bet äSarone unb bet wxnti)-- i
meii (gtüt)tl)cmn getont l)üben. @ä maljnte an bte »uilben j
5ßotSauf(lant)e gegen '.ttbel unb ie9lic{)eS mUüd)t ^errent^um, i
bie fid) in bet legten 3eit beä SO?ittela(terä [o Rauften.
£)aju fam, baß bie SJaboriten fovtfuf)ten mit einer 2But^
ju f)anbeln, raeldjc baS geben ju jerjiören brof)ete. ^lieSiege,
über bie Äreujfaf)rcr erfodjtcn, reiften fte, bie Reiben unbdJto-
f)amniebaner, roie fte bie Äatf^olifen nannten, auä) in iljrcr
Äeimatf) aufjufudjen. <3ie bradjen naci) aUen Siiditungen [)in I
|ouö S36f;men ^erau6 unb S5(ut unb namentofe ©räuel »raren u
sin it)xtm ©efolgc. X>k SSarone mod)tcn [o i)bd)\i ungern ge> a
fe^cn Ijaben, boß gemeine 2eute bie SBaffen genommen für ben f
©lauben. traten nun biefe Slaboriten aud) jc^t mä) nidjt n
gegen bie Utraquijlen ouf, »peil fte biefelben braudfjten, fo war J
bod) für bie 3ufu"ft 2(Ueä »on it)nen ju fürdjten, ipenn bie j
gemeinfame ©efafjr burd) bie JRomifdjen enben folltc. 25a l^a= i
ben bie utraquiftifdjjen ^riefter freie J^onb gewonnen ju Ief)ren, j
foldje 3erjtörung beö ßebenö, fold)e SBilbt)eit, foldje ®efa()r
fomme allein bot>on i)tx, wenn ber SKenf^ auö bem @et)orfam
gegen bie Äirdjenobern trete, wenn er bie ^eiligen nidjt adjte
unb anbere 2)inge mef)r. Unb wie wenig bem aud) SBat^rljeit
jum ©runbe lag, fo war eö bod) fein 2Bunber, wenn e§ oll»
mdlig ©inbrucf modjtc auf bie Utraquijlen, roeld^e toom 2(nfange
on gew6f)nt worben, baö 2fuflel)ncn gegen bie Äirdjenmacbt alä ;
Äefeeret ju betradjtcn, ob fie aud) fetbft gegen 3?om aufgeftans
ben waren.
Sie fat{)olifd)e Äird)e aber befanb fid), ben Utraquifien
gegenüber, in feiner günftigen 2age. Ärofe wiebert)olter S3ann;
ftral)len wor gegen bie 236(;men nichts ju gewinnen. 3e ntebr
bie SSaronc unb bie ©täbte »on it)ren ^riejlern um bie anberen
ren nncreertangtcn Äinig. fenbetc im OTorj 1422 feinen Cleffcn ©ts
giiraunb ffortbut ali SÜtrrocfcr bcfi 9feid)eS narf) Softnien. SnbejTcn fd)on
1423 roorb et auf 5)ro^en be« ^papfic« jurücfgcrufcn. Die 3öf)m«n rie=
fen nun aber ©igiimünb (Soribut nod) einnicil l&erbci. !JJun tpofffen fi«
t^n fel6jt jum Äontg nehmen. (Sigt«munb fforibuJ fcf)Ic§ nun 1424 ben j
Stieben mit ben Snbotitcn. ©eine ©tcllung blieb fe^t jroeibcutig. ^
f^eint nad) COiattinö Söttcfen Raynald. Annales eccieciae. a. 1427. XVIII,
pag. 60, baß et aBetOinbungciT mit SJfom featte. SDtefe« wutbe ju ?pra9
befannt unb et mu§t{ fliegen.
— 473 —
9iteformation§{)offnun9cn Qtbxa6)t würben, bcfto eifriger (hielten
fie an bem Äeld^e unb m ben übrigen bürren J^offnungen,
roel^e iljnen nod) gelaj^en waren. 2Bie lange foUte fRom baS
Äreuj fortiprebigen laffen, wnb wie oft nod) wollte e§ feine
Äreuj()eerc mit ©djimpf unb ©djanbe flieljen fe^en üor ben
Äe^ern? £)ie S36l)men flellten ii)xt ©iege aB eine 2frt ©otteä;
urtfjeil bar. 2?ie Äefeer waren feit ber ^Bewegung ber Sßcii)mm
melfac^ auf anberen ^uncten ftdjtbar geworben'). 2Balbenfer
bemerfte man wieber bi6 nad) Bommern l)inauf, bie .^liffiten
öUec garben würben in ben S'iieberlanben unb in ®eutfdj(anb,
am meijien aber in Ungarn unb in ^olen, gewaf)rt^). 2)aä
f6nigltd),e .^auä in ^olen jeigte gar feine beterminirte ©eftn^
nung gegen bie b6fjmifd)en Äe^er*). <5ä war, als ob nur
Surd)t baffelbc fjinberte, ftd) ganj offen für bie 5S6^men au§-
jufprc4)en. Sule^t ging burd) bie ganje fatl)olifd)e SSelt ein
<Sä)xti beä Unwillens, ba^ bie ^Reformation öon ben ©pnoben
ju ^ifa unb Äojini^ fo fd)mdf)lid) l)intertrieben worben.
2)aö 3?ufen ber SQBelt nad) einer w{rflid)en 9?eformation§j
©pnobe iji fo ungejlüm geworben, bap felb|i ein SJJartin V.
nidjt ganj wiberftel)en fann. 3m Saljre 1423, wie bie »on
ben SSdtern beftimmten fünf Sal)re abgelaufen finb, mfidjert
et nad) allen ©eiten l)in, ben SSifd^öfen, ber ^arifer Uniüer;
\ität, bap er ©ynobe unb .9feformation nidjt Ijinbern werbe.
25ie SKeinung ber SEBelt glaubt er begütigen ju muffen, weldje
1) ®c6r glauSIid) i|l laUi, roni "papfl OTortin V. fil6fl 6crtd)tct,
ia% l)ic Äc^cr, obreofcl butd) bie CRamcn tierfd)ieb<n, bod) unter cinanbcr
in SScrbinbung gcjinnbcn. A lide dignis accepimus, quod saepenumero
a Wicleifistis in Anglia latentibus, in Bohemiam proficiscuntur nantii
illos in saa perlidia confortantes et praebentes eisdem auxilii et snbsidii
gpem. Martini Bulla ad Anglos. Brown. Fascicul. Rer. expetend. et
fagicnd. pag. 616.
2) Rajnald. Annales ecciesiae a. 1422. XVIII. pag. 48. a. 1425.
XVIII. pag. 77.
3) Quae quidem res satis horrenda apnd omnes arbitrari potest,
qnod Iii qni fidelcs censentur, cnm perfidis bereticis in suppressionem
catbolicoram sie se connectnnt et jam apertias monstrant ea subsidia,
qaae ipsis hercticis a prima puUuIatione bujus pravitatis Semper dedc-
ront, quemadmodum constat omnibns nationibus convicinis, quod nisi
fnisset adhaerentia Polonoram, ipsi heretici dadum ad alia fiiisse deflcxi.
Epistel« ^igimandi. Mansi coli, concil. XXIX. pag. 194. Id5.
— 474 —
überjeugt tjl, baf? ber <3tatti)aUn &oüt^ auf ©rbcii auf nidjtä i
njeniger, alä auf bie ^(bflcllun.i^ aud) nur ber brütfcnbfien j
Uebel ftnne, fo wie biefelben etwa in feine tvettlidjen Snters f
cffen eingriffen. Snbeffen, gteicljfam um ber SQJelt etroaS l)m \
juljalten, rcomit fte fiel) befd;dftigen fonne, befonberä aber um i
bie oon ber Äoftni^er ©pnobe angefe^ten S^ermine ju
^ ten, tpirb enblid; eine @i;nobe nad) ©iena berufen, weil in
^aoia bic ^efi Ijerrfd^t, unb am 22. 2(uguji 1423, aber ntd)t
t>on bem ^ap^e in ^erfon, eröffnet. ,
Sort werben wieberum nid)t wenige Steben gebülten. 25et (
©ine mabnt an bie ©d)rift, bie üon ber Äirdje »ergeffen wor- {
ben fei, ber anbere fto^t i)txiiixui^ini)t Ätagetone aus übet j
ben äuftanb ber Äird^e, beö Sßolfeä unb befonberä ber SQoä)>
^priejlerfd)aft. £)ie Reiben lie^e biefe, überl)au^t ber Äleru§, \
an ®<i)mlQ,mi weit binter fid) jurüd. SBaä ftd) jerfioren laffe, t
bie 2Be(t, baä d)rijilid)e ßeben, bie wa^re Äird)e, baö Ratten f
I fie jerftort, fo weit baä in il)rerÄraft. 2Bcnn fünfjebntaufenb j
fatt)olifd)e ^riejier in ^6()mcn öon ben Äe^ern erfcbtagen wor^ n
ben, fo fönne man baä nur anfeilen atä geredete ©träfe für
fold} Uebermaa^ ber ©ünbljaftigfeit. ^an möge fid) nidjt täus
fd)en laffen üon bem iHamen ^riefier, ben fie fidj tnägefammt ,
gäben, fie wären cigentlidj ©elcbrte, Äünjiter, Äaufleute, ®oU ;
baten, wetdje fid) ^riefter nennten, gewiffe bleibet trügen, in i
gcwiffen Sufianben lebten, gewiffe Zeremonien übten, weil obne (
biefen S^ang bie SSovtbeile be§ ©tanbeg, weld)en fte ju biU d
ben bef)auvteten, einmal nid)t ju gewinnen wären, ©ie ent=
fd)äbigten fid) aber für biefen 3wang auf aQc anbere SZBeife.
2)a§ geben beS Siolfeä fei öerwirrt, obne waf)re [Religion, o^ne
©lauben').
©0 tonen abermaB übet bie ®efammt()eit bic Stimmen
einzelner 9}?änner oon 3'Jeblid)Eeit unb Jßefonnenbeit. ^n ben
SSätcrn aber tonen biefe Stimmen vorüber wie leere ßaute.
^iefe6mal fdjeinen bie Prälaten bem ^'»apfte felbfl baä SSJort
gegeben ju l)aben, bap nid)t5 aud ber ganzen Sfeformotion, ,
alfo aud) ntd)tä au§ ber [Reformation be» ^apfteö werben follte. i
Sleun StJtonate t>erlaufen. 25er größte S^eil ber gelabenen ^rä= i
loten fommt nidjt. 2(nbere bic ge!ommen, entfernen ftd) unter j
I
1} t-infiint. Histoirc du Coiicile <lt: Uaatu. I. pag. 225. — 228. |
— 475 —
biefcm ober unter jenem ä^orwanb?. £iie äuriidgebliebcneii
' fdjetnen gelärmt unb gerobt ju i)abtn, ba^ nur md;t§ ju <Stan'i)t
I fomme. 35iefe erroünj'cljte SSeranlaffung ergreift [clbjl fßtaxün Y.,
um am 12. a3^^rJ 1424 bie ©pnobe für gefdjloffen ju erf{a=
ren, welAeä er noä) obenbrein aB einen großen SDienfl ber
Äirdjc unb ber 9?eformation cvmiefen barfteUt. 25er üorfidjtige
^a'fit oerbittet üon nun on bei «Strafe ber Srcommunication
nod) irgenb einen S5efd}lug ju faffen')- 9'iicf)t§ i\t ju ©tanbe
gefommen, ober fieben Sa^r« Srifl ftnb lieber gewonnen,
©leid; in biefer ffiuüe bejiimmt SJJartin V., ba^ ba§ nddjfie
(Soncil, rok e§ bie Äoftni^er aud) bejlimmt, ni<i)t friil}cr al§
in fteben Sauren ju SSafel gehalten werben foUte.
2)iefer SSorgang madjt abermalä böfeä S5lut unter ben
SBenfdjen gegen bie 9i6mer. S3on (Snglonb fommen mel)rere
berbc S3orfieIIungcn. SOBarum bie Sfeformation abermals um
fteben 3al)re aufgefdjoben , warum bie . (St;nobe nid)t fo-
gteid) nad) 33afcl berufen worben? 9J?an fei nun wn bem \
^ifaner ßcncil auf baö romifdje, »on bem vomifdjen auf ba§ |
Äojini^er, »on biefem auf baä ftenenifd)e üertröfiet reorben unb |
t)on biefem »erbe man nod) weiter gewiefen. Sine biefer (Ein-
gaben »on Äönig SQtlnxiö) VI. felbft ifl üoller bebcnflid^er
Äeu^erungcn. @ie fommt im Dramen eine§ Äönig§böufe§,
weld)eä burd} bie Äirdje auf ben X\)von oon ©nglanb geforbert
worben, unb bod) i)at fte berbe 2£nfpielungen auf bie ^feubo=
djrijten, wcldje nod) weit fc^limmer wären al§ bie Äe^er unb
1) Ad fiuüd neque jiraelafi et ceferi, i|ui biijiistnodi coiicilio Inter-
esse Hebebant, per iiovem nienses evspectati , in tanto niimero conve-
neriintj quantiun reruni agendarom pondus requirere videbatur, ipso-
rumqiie praelatorum paucitate pensata, animadrertentes , qnod plures
ex iUis, qui ad conciliuni ipsum vencrant, inde recessisstntj siciit quoti-
die recedebant, propterea inter se praemissa considerantes ac sentientes
ex longa mora statui universalis ( cclesiae ac to!i Clirijtianitati pericula
quam plurima imminere et in codem conciliu per nonnullos tales modi
indecentes et inlionesti tenebantur, quod neque ibi sessio publica te-
neri , neque conclusa et concoidata poterant ex(>Iicari, ex quibus optata
ecclesiae reformatio juxta desiderium cordis nostri. et cet. Hui aüen
brefen ®tünb<n luiil er bic @i)nobe aui {iiiontcr gci)cn l^tffcn. S)i« ?tuf5
lofungSfeuflc ÜJlortin V. Raynald. Annales ecclesiae. a. 1424. XVfIl.
pag. 64.
— 476 —
fcic man gar nidjt lange ju fucben braudjc'). e§ fommcn
ou(i) anbcre »arnenbe (Stimmen mä) Siom. 9?eformirt bic
M\xä)t \iä) md)t fcalb felbff, fagt Semanb ju ^apfi Wlaxün \.,
wirb bie roeUlidje SOiadjt balb reformiren of)ne bie Äird)e*).
2(ber bie JRomcr rcic bie ganje J^odjpriejlerfdjaft fümmcrn
alle biefe 3eict)en ber Seit nicht. 2Baä wollen bie Saien t^un,
fo lange fie bie unbebingte 2futontdt ber M'nd)t anerkennen?
®ie fonnen jammern, f lagen, bitten, worüber man ftd) \)m
wegfegen fann. ifl unter SJZartin V. nichts weiter für bie
^Reformation gefcf)e^en. 9?acl) beffen Sobe, ber am 27. gebr.
1431 erfolgte, wirb ber .Karbinal ©abriel ßonbolmerio jum
j|'5)apft gewaf)lt al§ @ugenIV., üon bem bie SBelt wieber fagte,
'^man fonne nicljt faffen, wie bie Äarbinäte ben bitten wdt)len
fonnen. ßugen IV. rafft ficb nodf) einmal gegen bie S56bmen
auf unb Idpt ba§ Äreuj ^jrebigen. Sdmmerlidjer aber war md)
fein .Rreujfjeer uor ben 236f)men ju ©c^anbe geworben, ol§
biefeä im Sabre 1431. I
3llle CWittel ber Äircl)e im gewobnlicben ©tple waren nun '
crfd)ö?pft, unb eä mupte auf anbere gefonnen werben, ©igiö»
munb \)atk fcbon feit Satiren fcen ©ebanfen gehegt, ba^ man
fid) frieblicb mit ben S56bmen, werficbt fid) nur mit ben Utra:
quiflen, »ertragen müffe. ^apjl 9J?artinV. \)attt ibn i)axt an- ^
gelaffen wegen biefeä ©ebanfenä. £)od) ^attt ©igiämunb üiel=
fad) unterbanbelt, felbft mit 3i^ca unb mit ^rocop bem ©roßen, i |
ben Sübrern ber SSaboriten. X)k Äirc^e mupte nun aber cnb^
lid) felbjl einge{)en auf biefcn ©ebanfen. Sßie foUtc bie <Baä)t
aud) anbcr§ ju 6nbe gebradjt werben. 2)ie Äirdje begriff,
t
1) Sed et Rege ipso dissimulante et nsqae ad terminnm in Senensi
praeüxum, concitii generalis celebrationem exspestante, postqnam sta-
totis concilii Constantinensis super ecclesia Dei reformatione editi* satis-
factum esse non videt, magis autem ipsam Dei ecclesiam continne videt
exponi periculis hereticorum et quod lamentabilius est periculis Psendo-
Christianorum per saos detestabiles corruptosque mores ipsam ecclesiam ^
enormiter notorie scandalizantium et eet. Propositio super acceleratione
generalis concilii. Brown. Fascil. Rer. expet. et fugiend. pag. XIV. S
2) Revera, pater beatissime, nisi salnbri et celeri occuratur reme- B
dio, timendnm, quod in brevi Rcformationem , quam negligit ecclesia, , |{
in ejus defectu perficiet secularis potentia et mornm correctionem, quam
dissimiilat Flcclesia facere per se et volnntarie, a braciiio secnlari pa-
tiatur invite. Propositio Willielmi Sulbnry Brown, pag. XX.
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wai in 856f)men no^ ju gewinnen fei. £)er (Streit jrcifdjen
ben STaboriten unb ben Utraquiflen l)attc ftd) n\ä)t gelegt. (5t
ttxjr felbjt bitterer geworben unb bie Söarone bebenftidjer. 25ie
fRomer, bie Prälaten überhaupt, mußten fefjen, wie bie utra?
qni|tifd)e ^riejlerfdjaft \i)nm entgegen arbeitete, ©ie woUten
ben Utraquipen nid)t§ jugejlet)en, nid)t einmal bcnÄetd): benn
c§ galt baä 2rnfef)n ber Äird?enau§fprüd)e im ^gemeinen.
Zbet fie wollten ben S56l)mcn bie SBaffen auS ben .^änben
roinben, bie Saboriten burdj bie Utraquifien nieberfämpfer,
biefen bann wteber nel)men, Yoa6 i^nen für biefe Sweife etwa
2(nfangä jugepanben werben muffe. 9lun tjatte baä ?)apftt^um
baS aSertrauen ber 9Äenfd)en »erloren. war allgemeine
SDieinung, bie ftc^) freilief) auf gar nidjtS grünbete, bag 3Jefor=
maticn ber Äirdje, Beilegung ber Äe^erei nur erwirft werben
fönne burd) eine öcumenifdje ©j^nobe. 2)a nun bie ffeben bür?
ren 3at)« abgelaufen, brang ©igiämunb bei ©ugen IV. auf
Bufammenberufung beS ßoncitä, unb fc{)on 2(nftanbe§ falber
tonnte ber ^apjl nidjt auäweidjen. Saä ßoncil warb einbe:
rufen unb bie ©i^ungen beffelben würben ju äBafel am 23.
2uli 1431 eröffnet. Ungern f)atte (fugen IV. baö ßoncil be=
rufen unb Ijdtte lieber gleid) 2(Ueä wicbet jurücfgenommen.
Unb eben fo ungern fcbeint ein nidjt fleiner SÜ^eil ber SJdter
gefommen ju fein. 25ie Seutfdjen mupte ©igiämunb bei al;
len ©trafen beä 9?eid)e§ mahnen , nadf) SSafel ju ge^en'). ZU
le§ fürd)tet l)ier bie 9feformotion, welcl)e bie 2Bclt begehrte.
2)ennod) l)atte bie ©pnobe faum begonnen, al§ au6) fofort
wieber ein mdcl)tiger ©treit auäbrad). £)ie SSdter glaubten ju er^
fennen, ba^ eä biefeSmal nidjt ol)ne alle Sfeformatton abgelte:
baber wollten fie wenigflenö etwaä reformiren, ndmlid) bic
bie ^apftgewalt. S3ielleid)t fd)ien e§ ibnen gewögt, bic SBelt
ouf baä 2feuferjle ju bringen unb gar nid)t§ ju t^un. ©te
meinten am beften berauSjufommcn, wenn fie baö einigermaßen
reformirten, wa5 i^nen felbjl brücfenb geworben. 2)iefeö war
gut juerft an fiel) felbjl, jweiten§ aber unb befonberä, weil
man bann gegen bie Sßelt auftreten fonnte unb fprecf)en, fe^et
baö nun ift bie grünblidje ^Reformation ber Äird^e an ^aupt
1) S5ti<f ©igiimunb« on bie lieutf^cn fPrdlaten. Windeck apud
Henken Scriptor. Rer. Germanic. pag. 1251.
1
— 478 —
unb ©(tebcrn, n>eld)e ii)x beQtl)xt i)dbt. 9J?an wollte etwa nod) |
einige Sccrcte berfelben "Kxt l)injutl)un , wie fie feit adbtljunbert 1 1
Saferen üergebenä erlaffen werben waren, bap bie S3ifc{j6fe qc-
k\)xt, bie ^rie{!er fromm u. f. w. fein follten. i
"ZClfo warb ber ©a^ öon ber Suprematie ber öcumenifdjen i
(Soncilien gteidf) wiebcr ^axt auögefproct)en. ßugen IV. wat
barübcr geuer unb glammen, unb e6 wäre gleid) entweber ein 1
neueä ®d)i6ma auSgebrodjen ober bie ©pnobe auä einanber
gefprengt worben, wenn nidjt t5or ber ^anb (gigiämunb baö i
(Sine wie baä 2fnbere ocrf)inbert. 2[lfo blieb ba§ ßoncil unb t
fonnte bie S3er()anbtungen mit ben S5ö^men beginnen. 3Der (
©eifi ber Äirclje, wie er befcf)rieben worben, fd)webte iiber if)r. i
2!)ie S56l)men follten beruht werben, nadjbem bie gew6l)nlid)en i
SBaffcn ber J;ird}e, geuer unb <Sd)mxt, ftcf) wirfungäloä ers i
wiefcn. SSovfid^tig wirb juerp eine allgemeine ©inlabung auf i
ba§ Soncil fommen unb fiel) ju red)tfertigen wegen il;re§ i
©lüubenä, on bie S56()men erlaffen'). ©ie foU mit greuben i
aufgenommen worben fein. 2lber bie S56l/men finb üoU Tlx^-
trauen: fie bcgeljren, ba^ S5otfcl)nfter beä ßoncilä ju il)nen gc^ |
fenbet würben nad) @ger=). 2tlle gürflen unb ©tdbte, burcb 1
bejcn (Sebiet bie 9ieife ber 95öl}men laufen wirb, muffen fid)
üerpflid)ten, fo wie aud) bie ©rjnobe unb ©igi^mimb felbft, |
i
1) 35Gtc t>ai dottcH fd)on begonnen, tji bie ©timiming ber 95arone f
nod) fe£)v fcfjivicng, Sie iiabtn iiiiterftnnbelt, boi; fic ouf bem Scncil crs i j
fdjciiicn rennten. ®ic fjafcen tcgc^rt, beiß bie ©cl)rift jur Orunblagc ber ; j
Untcrl)anbtung gcnoninfen rocrbe. SDicfcö ifl jurüclgcrciefen rcrben. Sie
aSarone finb barübcr cntrüftct. Optuvimus et optamus, ut divinarnm '
scripturarum rectissima et inefTabilis regiila per justissimom judicem,
justitias et veritatem diligentem derelicta in terris, quae nec fallere pot-
est nec falli, in medium concilii proferatur. Sed lioc ipsi nulla tenns ac-
ceptare voluerunt. Sc snpra se enormitcr erigentes infringibilis divinae
veritatis doctrinas jnxta suam libidinem jiidicando variare volant. Quid
Lac temeritate stultius, quid hoc errore nequitiu», quid Lac peste per-
niciosius potest inveniri. Litera missa a Boliemis ad Christi fidele«). a.
1431. Mansi CoW. Concil. XXX. pag. 57. SJie ©cfinnung inug fid)
6alb gednbert ftaben.
2) Sil Grger niirb paciocirt, njic übet bie 4 Wrttfel auf bem goncil ,
gcfianbelt rocrben fotl. Lex divina, praxis Christi apostolica et ecciesiae j
primitivae una cum conciliis doctoribnsque, fundantibus se veraciter in j
eodcm pro veracissimo et indi(ferenti judice, Mansi Coli. Concil. XXIX. j
pag. 146.
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bo^ fte frei unb fidjer fein foUten i)in unb jurürf')- 25ie ©6!)--
men laffen jwei Äunbfc{)after nadb SSofel gef)en, nad}jufef)en,
ob'§ wol}l aud) ^rnfl mit QlHem fei. 2)iefc gcute »erben mit
ber größten SSorjicbt be^anbelt. Semanb, ber einen ber SSoten
einen Äeljer gefd^olten, wirb' in'ä ©efangni^ geworfen*).
2)arauf ronrb ein ganbtag gel^alten, rotl&iex von allen
^artbcien befiid)t irorbcn fdieint. 2?ie Soboriten flanben
ju ben Utrnquijlen nod) immer in bem ölten SSerl)äItniffe , ja
e§ war bi«fe6 nlte a3€rt)altnip baburd) nod) »erf^Iimmert wors
ben, ba^, wie man an So^anneä »on ^rjibram fteljet, wenige
(tenä ein großer S^eil ber utraquiiiifd)en ?>rieflerfd)aft immer
weiter jum jtüti)olictömu§ jurücfgefdjritten war. 2(uf bem
ßanbtage war bie grage, ob man baö ßoncil su befenben Ijabe
ober :üd)t. 25ie S'aboriten unb i^re SSerbünbeten entfd^ieben
mit 9iein. 3lber bie Äat^o[ifd)en unb bie Utroquiflen entfd)ie=
ben mit 3a. SSeibe j?anben unter ber geitung be§ SJJain^arb
üon SJieutjaul, weldjer mit bem ßoncil im 9el)eimen" Bufam:
menTfötTge war. Sßie nun bie Utraquiften ferner befd)loffen,
bap itber bie öier ^'»rager 2lvtifel mit bem ßoncit gel}anbclt
werben follte, unb ba überhaupt ba§ Unterf^anbcln befd)lolTen
worben, meinten aud) bie Saboriten, bop fie ftcf> md)t au§j
fd)lie^en bürften. rsl;re ^aupter muffen unter ffdf) übereinge--
fommen fein, bo^ man anf bem ßoncil mit ben Utraquifien
fteljen, tf)re "^Irtifel mit »ert^eibigen, bie 2lnnül)me berfelben für
JBoljmcn mit fud)en wolle. Sic Saboriten mögen gefüllt l^a« |
ben, ba^ fic gegen bie Siereintgung bcv .Äat^oüfdien unb ber '
Utraquijten nic^tö t>evm6g«n würben, bic äßefonnencn unter tf); 1
ncn waren be§ wilben SSreibenä felbfl mübe geworben, ©ie i
l)offten Sulbuiig für iljre ganjc Sieformation, wenn bie i)aibe l
Steformation ber Utraquifien in S5cl)men l^errfd)c. 2l[fo ging ■
üon ibrer «Seite ^Vocop ber ©vo^c, ber gefeierte @nglanber
^etru§ ^awne unb 9?icülauä t>on ^cle^co mit auf baä ßoncil. I
Soljanneä üon Sfecpcjano ging für bic Utraquifien. SSiete an= j
1) 2>tc Sotcn bc« gcncile t)ahen \d)on auf ben gonocnt ju fifgtr ti-
ncn @«Ifit*&rfff b«ficI6<n «litgcbracbr. SDqö @c(dt ifi btefcSmal „pura
lide et integro corde" gegeben nidjt allein flu ba« Äenimen, fonbcrn auä)
für bo« Surürfgeften. 2)er 95rief flc^t 6ei Mansi Coli. Concil. XXX.
pag. 418.
2) Cocblaeus. Hist. Hussit. pag. 246.
— 480 —
ticre ©cle^rte, ^emn unb Si'ükx jogen mit. 2tm 4. Januar
1433 famen fie nad> S5afel. 5§ »areti im ©anjen über breie
^unbert ^erfonen.
2)aö ßoncil empfing fie mit cinfc^)einenbem S3So()(n)olIen.
@§ öertrauete baöfelbe feincänjegeS »ebet feiner ®ele()rfamfeir,
mä) ber Äraft ber Äat^oltcität, fonbern feinen SJaufdjungö^
fünften unb ben Oingen, mlä)t fid) in S56{)men entfpinnen
würben, ©ine 3tnjal)t SSifdjofe, befonbers ober beö ©elbeä
Biel warb naä) S5öf)men gefenbet, um SSRoinfjarb »on Sieufjau^
ju unterftü^en. 25er Streit jn)ifc^)en ben SEaboriten unb Utra^
quijlen foUte jum offenen Tlu^bxuä) gebrad)t werben. '2tuf t>em
ßoncil «urben bie böfjmifd^en Jßotfdjjafter üom Äarbinal Julian
mit einer madjtigen Siebe begrübt. 2)er Sinn berfetben xvax,
fie m6d)ten bie SBJaffcn nieberlegen, fidf) ber allgemeinen Äirdje
VTjiebcr unterwerfen, bie 3{utorttdt berfelben anerfenncn. £)ar:
öuf bie S56f)men. ®ie (jdtten ftd) »on berfelbcn nidjt getrennt,
ber redete ©loube, ber im ßoangelio ru^c, fei in JBöl)men.
25iefen ju üert()etbigen, waren fie gekommen. 2)ann werben
fie befragt, in wetdjen unb wie üiel ^uncten fie anberö le\)xttn,
ol§ bie r6mifcl)e Äirdje. ©ie antworten einmütf)ig, in »ier^r^
tifetn. '.^Ifo waren aud) bie SSaboriten gemeint, mel)r nidjt
aB biefe ju be9el)ren. Buerft bifputtrtc Stocpcjana übet bie
£el)ce t)om .Keld?, bann 9^icolaö, ber SSaborit, über bie SSeftra:
fung ber ©ünben, bann Ubotric, berSöaife, über bie freie ^rcs
bigt unb ^etru§ ^apnc jute^t über ba6 weltlidje 25ominium
ber Äird)e, jeber met)rere, Sage lang. SQSenn bie Äoboriten
reben, brüifen fie fid) auf eine bem Goncil {)6d)ji unangeneljmc
SBeifc au§, ^up unD ^ieronpmuä werben eüangelifdje Scanner
t3on iljnen genannt'), iöic Äat{)olif^en antworten wieberum
mehrere SEöge ()inburd) , ober ein 9?efultat wirb nid;t 9C=
Wonnen^).
Sa§ Qontii modjte gern gleid; i)kx in SSafel ben «Streit
jwifd)cn ben Utraquiften unb SSaboriten jum ^uöbrudje brin:
1) JWansi. Coli. Concil. XXIX. pag. 262— 485.
2) So^annc« oon OJagufio übet ben Äelt^, «egibiu« Sorteiiu« ü6et
bie ©träfe ber ©ünbtn. .^cinric^ Äalteifen Ü6er bie freie ^>rcbi9t. 3oj
t)annc6 'Poloraat üOet t)ai roclUicfje SDominium. Mansi. Coli. Conc. XXX.
l)ag. 702 — 1167.
— 481 —
gen. 25orum mu^ .Äarbtnat Sultön, ^rafibent be§ 6onctI§,
om 28. Sanuar bemerfbar maä)tn, ba^ bic t>ter "Kxtihl \a gar
md)t bie alleinigen waren, in bencn asöt^men öon ber Seljre
Storni abmid^c. 9?oct) anbcre »tel fdjreerere .ße|ereten wären
in S36l)men »otbanben; adjt unb iwanjig berfelben f6nntc baS
ßoncil nad)tt)eti'en'). 2tber bic S56^men beugen bem ©daläge
<»u§. ©ie wären gefenbet, nur um bic öier 2lrttfe( ju »ert^cts
tigen, ftc flänben i)kr ein jeber mö)t in feinem, fonbcrn in
bem Flamen beä b6l)mtfd)en Sidäjt^. 3ule^t fd)lägt ba§ 6on=
eil ttor, ba feine SJerflanbigung iefet gewonnen werben fönhe
über bie »ier 2lrtifct, fo möge bie SScreinigung erp gefdfjloffen |
»erben, bann bic Unterfud)ung wiebet beginnen. Wit anberen I
SBorten, bicJSobmcn foUten bie 3lutorität ber Mixö)t erfi ancr*
fenncn, um fid) bann »on berfelben fagen ju taffcn, ba^
.Rederei fei, wa§ fic begehrten. ^iefe§ 3tnftnnen nennen bic
a36t)men ti)mä)t. @ie mögen nun crflärt böben, ba^ ibrc
s8ollmad)ten ju ^nbe, unb traten bic S?ücfreife mä) 2301)*
men an.
25a§ üoncil aber fertigt eine grope ®efanbtf(J)aft ab, an
beren ®pi^e Äarbinal ^olomar fief)t. SSor einem Sage ber
bßbmifcben S3arone ju ^rag wirb bic SSotfdjaft be§ ßoncilg
im SRonat 3uni geljört. ^olomar rcbet m'cl öom grieben, oon
ber ßiebe, bie ba§ ßoncil ju ben 236^men trage, befonberä aber
üon beffen uncrmeplidjer 2£utorität; bie (Streitpuncte überge{)t
er mit ®tillfd)weigen^). 2)ieS5aronc aber antworten mit groper
®d)ärfe. ©ie mahnen an ba§ S5l"t ber unfdjulbigcn Wlattx)^
rer, ^up unb .^ieronpmuS. SSon ber 2lutorität be§ 6oncil§
fei bie Siebe nicbt: im übrigen t)äUen ocumenifcf)e ©pnoben
öielfad) geirrt im ©lauben wie imgeben, S^iemanb, weber ber
^apjt nodt) ein ßoncil i)abt eine anbere 2futorität, alä in bem
SBortc ©ottcä beruhe: nur einer foldfjen wollten bic 23obmcn
unterworfen fein. 25ie SSarone feigen eine @d)rift an ba§ ßon-
cil auf. 25ic 2lnnal)me ber öier Präger 2frtifet foUe bic grie-
ben§bebingung fein, ©ie ftnb fcbon etwaä milber für bic ro» \
mifd)c Äird)c gefaxt. €ine ^ntfcbeibung ber 5)rager Untoerfttät
tjl nid)t obne einflup auf bic SSarone geblieben, ©ie begel):
1) Mansi. Coli. Concil. XXIX. pag. 258.
2) Mansi. Coli. Concil. XXIX. pag. 590 — 593.
II. Zt)t\l. 3t
— 082 —
xtn ie^t f(!()on nxdjt mc^r, bap ba§ mMä)c ^txventi)üm tcn
^riejicm entrijjcn werbe, fonbevn fie brucfen bicfcn, füj bic
rüinifcl^c ^ocl)^)riepetfd)aft fo Vüidjtigen @afe nur fo auö: bev
jtlcru§ [oUe über tpeltlidjc IJinge nid)t f)errfd)«n mit roeltlidjem
Siedjt. ©ie fdf)rclben aber babei borf) nod) anbere SSebinguni
gen wx, bte auf bem üoncil, in 9iom, einen fel)r bofen Ätang
t)aben müjjen. ®ie wollen ben ^rtefiern, ben Prälaten, ben
ßoncitien, ben ^d^jlen wtebcr geborfom fein, wenn btcfc nidjtS
gebieten würben, wag wibcr bie ®cl)rift fei. 25a§ (Soncil foütc
a\xä) eine (Srfidrung an bie SBelt erlaffen, ba^ S^iemanb ein
Äe^er fei, ber wie bie S3o()inen glaube, ba§ ßoncil foÜtc felbjl
bafür forgen, baft nod) alle ^riejter in SSobmen bie £et)re öom
Äel(J)e anndfjmen, unb jule^t foUte ebenbaffelbe eine allgemeine
unb burd)greifenbe Sieformation ber Äird)e in§ 2BerE fe^en').
Sicfe 3(nforberungcn waren t>on einer bo^en SBicbtigfeit
unb öon feinem ©tanbpunfte au§ war eä eine Unmoglidjfeit,
bag fte üon bem ßoncil bewilligt werben fonnten. 2ßie fonnte
man jugebcn, ba^ bie Ätrcbc fiel) geirrt ju Äofinig, alö fie
ben Äeld) werbammt, wie fonnte man ttor aller Sßelt erflären,
ba^ bie Untrügtidjfcit, beren man fid^ gerühmt, nict)t »orf)an:
ben gewefen fei. Se^t, ba ber ©laube an bie Äircbe, wcld)c
bic ^riefterfdjaft immer für bie alleinige erftart \)at, fo üon
allen ©eiten ju wanfen beginnt, jefet barf man am wenigjten
tbn felbfl crfd^üttcrn. Unangenebm war cS aud;, ficb üon ben
SBobmen an eine burdt)gretfenbe Sieformation ber Äird)e mabnen
ju laffen. 3u S3afel wie ju Äojini^ waren bie SSatcr ent^
fcbleffen, ni4)t in bem «Sinne ber SBelt, fonbern nur in ibrem
eigenen ju reformiren. 2l(fo würben bie 2(nforberungen ber
S56bmen ju S3afel mit bem grofjten Unwillen aufgenommen. ■
25aö fei feine ©inbeit, ba§ werbe eine gefpaltene Mxä)t geben.
Qk fel)en, gaben fte t)kx nad), fo würben fte balb mit 3(uf»
forberungen jur Steformation »on allen ©eiten bcjlürmt wer=
ben, unb fiüiJweife werbe ber löau ber facerbotalifcben SKacbt
fluäetnanberbred;en, jiürfweife bie Snjittute, bie ffirdud^e f}in=
weggenommen werben, welcbe an ber ©teile beS ßb'^'P^"^')"'"^
bem SSolfe gegeben worben waren.
^ie 2fnforb€rungcn ber 23öbmen würben nun bie S>dter
1> Coclilaciis. Uist. Hussit. pag. 267. 268.
— 483 —
tn fdjwcrc SScrte9cnf)eit gefeilt l^aben , wenn ffe nx^i bem
Ctanbc bev SJtngc in S36i)men f)atten »ertrauen fönncn, bec
fjtxvi^ burd) it)rc Äüujte nod) verworrener Qtmaä)t »orben, alä
er fd;on nn ftd) felbfl war. Sine neue ©efanbtfcbaft tuarb nadf)
.•äBöbmcn beorbert, rceld^e jundcl)ji mit ben S)efenforen ber öier
^rager 2frtifel ju »erl)anbeln b^tte. 25ie ©pnobe b<>tte 9J?oin;
•^orb üon 9leubauä gewonnen, welcbcr batb ein Utraquijl, balb
'ein Äatboltf genannt wirb, aber wo^l baö geltere war, ftc
^atte Sobanneä üon .^oc^cjana gewonnen, welcbem baä utra:
•quifiifcbe ©rjbiätbum »on ^rag tierfprod)en worben. SWun batte
«ucb biefer eifrig in bem ©inne ber utraquiftifcben ^ocbprie=
flerfdjaft gearbeitet, welcbe feit bem SSobe ^upenä unabldffig
bemübt, ibre ^uffiten ju ben fatbolifdbcn SSorfleUungen luxM-
jufübren. ®ie bitten beöbolb einen borten Äampf mit ben
95aronen ju bcjleben, weldie, wie nod) iüngjt, immer tton ber
oberjlen Autorität ber Scbrift fpradjen.
Sie S5arone waren aber allmdlig mürbe geworben, unb
bie Saboritcn trugen baüon befonberö bie ®d)u{b. 25iefe bö^'
ten bie SBaffen nod) nicbt auä ben ^dnbcn gelegt, feit bie
frieblid)en Unterbanblungen mit bem ßoncil begonnen, diau:
benb unb ^lünbernb ftnbet man fie nod) aUtnti)albtn. 25ie
^ämjter ber Saboriten mod)ten bemerfen, ba^ fie in ben S3ors
au§fe^nngen, unter benen fie ^i)tU an ben SSerbanbtungen ju
SSafel genommen, ftd) gdnjlid) getdufd)t. ©ie begriffen, ba^
8?om ben Utraquijien Sinigeä nadbgeben würbe, ba^ eine SSer:
einigung ju ©tanbe fommen, bie '2tutoritdt 9tomg wieber l)et'
geftellt, fie aber t>on ben Utraquiften ^reiö gegeben würben.
SQSutb unb SSerjweifetung b^tte fid) ibm bcmdd)tiget. Sbr J8e- ,
tragen gegen bie S5arone mag gan^ rü(ffidE)tälo§ geworben fein. |
(Sie bad)ten nun oieUeid)t baran, ftd) mit ben SSSaffen ju be^ ;
boupten gegen bie Utraquiften wie bie Äatbo(ifd)en. ©ebanfen
nid)t allein an religiöfe, fonbcrn aud) an bürgerlid)c greibeit I
waren unter ben Saboritcn, guten SJbeilä 5Wenfd)en au§ ben
unteren ©tdnben, bie feit ^ai)xtn ii)xtn SBoffen einen furd^ts
baren Älang in ber SBelt gemad)t bitten, aufgepiegen. ^ro<
cop ber ®ro^e foU julefet gewiliet gewefcn fein, aüt Saronc
jU »ernid)ten. 35en Utraquijlen ift e§ nun fafl unabweisbare }
Slotbwcnbtgfcit geworben, ftd) ganj mit 9?om auäjuföbnen.
2)ie 2(nbdngcr beS ßoncilä benü^en bie Umjldnbc mit
31"
— 484 —
©efd^'cf. ©n Sanbtog wirb im Sanuot 1434 ju ^rag 9e{)a(=
ten. 9)?an müffe einen obcrjicn gelb|)auptmonn unb 2(bmts
nifirator ernennen, btc SCBaffen gegen bte übcrmddjtigcn unb
übermüt^tgen Äaborttcn ergreifen. &n folc![)er wirb nun öudj
erwdblt in ber ^erfon beä "Ki^a^ 9?tfenburg '). Set SSruc^,
ben ba§ ßoncil gewoEt, ift ba. Sn biefem 2fugenblitf trifft
bie ©efanbtfc^aft be§ ßonciB ein. 2)er Äarbinal ^olomar unb
sin fd)tüuer SRonn, ^{)ilibert, S3ifd)of }u Äoflni^, ift wieber
babei. ®ie bringen eine öon bem ßondl aufgefefjte gintradjtäs
formel mit, rceldje toon bem nodb üerfammelten ganbtage für
Sßöl)mtn unb 5J?dl)ren of)ne 2Beit(duftigfeiten angenommen wirb.
Sn biefer Sintrad)t§formel ift nim ben Utraquiften wenig
unb biefc^ SBenige nur jweibeuttg gegeben worben. @ö iji eine
bittere .9'loit)wenbigfeit für bie SE5afeler genjefen, aud) biefeS
SSBenige nadjjugeben, bamit bie Saboriten unterbrüift, bie 3(u=
toritüt bcr Ätrdje wiebergeftellt, ber gortgang ber Sfeforma:
tion§ibeen flud) bei ben Utraquiften gef)emmt merbe. 3enc
\ ©ntrad)t§formel nun, bie ßom^actaten genannt, nimmt bie
5B6f)mcn .roieber auf in ben (2d)oo§ ber fatbolifd)en Äircbc,
l)ebt aGe Äir4)enftrafen gegen fte auf, »erfünbet oUgemeinc
!ämneftie. 2)en SSo^men, Wlai)nn unb allen, bie iljnen in bics
(er Sad)e anf^angen, foU ber ©ebraucb beä Äeldjeä im Uhmb'
ma()le bewilliget fein, bafern fie fonfl in allen Singen ficb i)kx
m <^.ac|ramente be§ 2lbenbmable§ mä) bem ^ßraudje ber Äirdjjc
ti^e». ; . Sliemanb foU bie Utraquiften ferner Äefeer nennen,
unb bie ©pnobe ju JBafel wirb beö^alb eine eigene Jöerorb--
nung erlaffen.
•@ie ifi ben SSafelern fauer geworben bicfe ßonceffion, unb
ef ift:;beSl)alb nod) eine feltfame Slaufel angef)dngt, weld)e eine
i^intertt)ür offen lief. X>aä \)t\ÜQt ßoncil wirb unterfuc^en,
weldi)eö nun aud) baä wat)rc unb red}te fei, ob sub una ober
sab utraque. 25arauf werben bie SBorte ber formet ab\i(i)U
tid) bunfel unb üielbeutig geftellt. SSSenn nun aber 3llle§ ge»
|)örig erwogen unb bie S36()men bod) um ben Mdä) bitten foU;
ten, wirb i^nen »?on bem ßoncit bewilliget werben. 2lbf{d)iJ
lid) ift bier ni^t gefegt, wa§ nad? ber SKeinung ber S3übmen
gefegt fein foüte, wenn bie ©pnobe gefunben l^at, baf sub
:i tl) B^bin. Epit. Ker. Bohemic. pag. 482.
Jil
- 485 -
uua t)<jS 9Jed)tc fei u. f. fonbern nur, wenn bte©öd)e er--
ttjogen ijl. Offenbar gefdjtel^t biefeS, um fpdtet bei günjltgev
©elegen^eit ben J86f)men ben Äeldj »icber »erbieten ju fonnen,
ha tiefer S?if in ber Äird)e auf bie £)auer niä)t gebulbet »er;
ben fann'). gerner l^at baä ßoncil ben Ärtifel über lie S5e>
ftrafung ber (Sünben fo angenommen, ba^ bomit OTeä beim
2(ltcn bleiben fann. 23ie ©ünben follen natürltdt) befiraft wer»
' ben, aber nur »on benen, tvelöjc bie f)erEümmlid)c Suriöbiction
beftfeen. ^ie 5B6t)mcn l)atten mit biefem "äxtiM urfprüngtid)
gemeint, ba^ ba§ ßeben beffcr unb djrifiUdjer gemadf)t werben
foUe, befonberä baburd), ba^ ber Ä(eru§, ber nad) ber fe^igen
SSSeifc faft ganj |!raf(o§ blieb, wirflidf) beflraft werbe, wenn
er fid) »ergebe. Sie i)atten bie geifilidjc Sun^biction beSfjalb
aufgp()oben wiffen wollen. Sl;re ©cleljrten aber i)attm ben
(So^ toerbrel)t unb »evrenft. 2)te (S»;nobc bref)ete it)n nun nod)
weiter, alfo ba^ nidjtä weiter l^erauäfam, a(§ wa§ bie Slomer
felbjl niematä geläugnet unb wobei fie fid) ganj tjortreffiid) be=
funben.
Sann bewilliget bie ©Jjnobe bie gorberung ber freien ^r«;
bigt in it)rer SZBeife. ünä) bei biefem 2lrtifel l)atten bie JBaronc
an Stwaö 2lnbereä gebad)t, unb bie ©eleljrten eä anberä auä:
gebrücft. 3)ie äßarone Ijatten gemeint, ba§ wa|)re ©oangelium
muffe frei geprebigt werben, anflatt ber 2!)inge, »on benen
in ben romifdjen Äird^cn gefprod)en ju werben ^Jflegte. S5ie
utraquijlifdjen ©eleljrten — unb e§ ijl wol)l anjunet)men, baß
öud) bann ©eleljrte im ©ipiele ftnb, wenn bie ©arone in ii)-
rem eigenen Flamen ouftreten unb bie üier ^rager 3frtifel eU
wa§ anberä lauten, atä wenn fie ücn geijllid^en Üor^porationen
fluägegangen — bdben barau§ einen ©a^ gebilbet, weldjen bic
Siömer nid^t ju laugnen braudjten unb bod) 2llleä beim 2llten
behalten fonnten, ba^ ba§ (Joangelium, wobei fic • '"^t extiär-
Hn, waö biefeä nun entljalte, frei »on ben orbinirten ^rieffern
1) Et articnlos ille in sacro concilio discalietur^ quoad materiaui
de praecepto ad plenum. Et videbitur quid circa illum articnlum pro
Teritate catholica sit tenendum et agendam pro utilitate ei salate po-
poli Christiani. Et omnibas mature et digeste pertractafis nihilominus
si in desiderio habendi dictam communionem sub duplici specie perse-
veraverint sacram conciliam sacerdotibus dicti Regni communicandi sub
ntraqne specie popniam facoltatem in domino largietur.
- 486 -
»crfunbet mxtxn muffe'). 2)tefe5 nimmt bie ©pnobe an nur
mit ber f leinen ßlaufel, bop e§ natürlid) üon bec tomifc^en
Mvä)e orbinirte, vom Zapfte abf)an9ige ^rieflet fein müßten.
äBeim oierten unb tt)id)tigflen "ilxühi, »om weltlidjen ^erren«
t\)VLme, t)aben bie utraquijlifdjen ^rieftet ben r6mifcl)en fdjon
tüdjttg oorgearbeitet. 2)ic Siomcr nef)men i{)n an in biefer
Saffung. ^ic Äirc^e fann n?eltlid)e§ @ut beft^en, nut ijl fte
nidjt ©gentl)ümerin, fonbern blo^ SSerrcolterin^). 2)abci bleibt
natürlid) 3(lle§ um fo met)r beim 2llten aB ba§ ^inwegne^»
men beS »cltlicben ®ute§ nod) auäbrüdlid) »erboten roirb.
2)a bie SSoljmen fid) aber nid;t »erocblen fonnten, ba^
"KUtS, »a§ befonberö in SSejug auf bie brei leisten 2trtifel in
ben ßompactaten fiebe, ein leeret ©erebe fei, ba fte bie ^tn-
benj bet ^riefterfdjaft, 2lüe§ beim 2llten ju erhalten, n^r ju
gut burd)fd)auten, unb fie bod) ben ®rang iljrer ^erjen nad)
einer weitem Sfeformation nidjt aufgeben wollten, fo nahmen
f(c biefe brei legten "Uxtihi in ber gaffung, wie fie nun flanj
ben, i)t)d) nur nod) mit berÄlaufel an, ba^ ftd) in biefen2)in»
gen bofe 9J?ifbraud)c in bie Äird'e ein9efd)lid)en bitten, bie ve-
formirt werben müpten, bafi fie fid) »orbebielten, auf eine fold)e
9?eformation anjutragen'). Unb bod) war eigcntlid) aüeö 2Be>
1) aSon einem ^öfteren ©tanbpuncte faffcn txe ^Prieftcr ber 5aboritcn
biefe ©tnge in ber SDiSputatton iu Sofet ouf. Ulridj eerbtnCct bie fie^re
Don ber Sr(i()eit ber ^rebigt mit ber dfefonnation. Media autem elficacia
pro reformatione ecciesiae videntar ad piaesens, esse dno. Primum
suscitatio Ordination! Christi. Secunduni exstinctio traditionis contrarias.
Non intendinius loqui in articalo nostro de liberalitate generaliter,
ut unusquisqae nsarpet sibi praedicandi officium sed loquimiir de facal-
tate ab ipso Domino concessa, qnam quisqae suscipere dicitur, qnando
ad ordinem diaconatus legitime est sosceptos. Mansi. Coli. Conc. XXX.
pag. 321. 323.
2) Qnoniam doctrina ecciesiae non est verbis ambiguis pertractanda
propterea daximus exprimenduni praeniissas cunclusiones esse v(!r;.!>, vi-
delicet, quod ecciesiastici viri bona ecciesiae, quornm sunt adininistra-
tores, debent iideliter administrare.
3) Veram, quia circa ipsorum trium articulorum, nonnullis videtiir,
abnsiis plnres et deordinationes aliqaas currere, est intentionis ipsius
congregationis, qood super reformatione dictorum abiisuum et deordi-
nationnm, intendit in sacro concilio per suso Ambasiatores instantiani et
solicitudinem adhibere. Et qiiod si quae etiam singiilares personae tales
reformationes vellent in sacro concilio proraovere modo debito et ho-
— 487 -
fentltd^e, tuaä wenigllenS tic Säten bec Utraqutflen t>om Kn*
fange an erflrebt, aufgegeben. 9lacl)bem fte nun bie ^(utotitat
beä ^apfieä unb ber ^tdtaten, ber Mxä)e, wk man c8 nonnte,
roteber nnerfannt, babutc^) wieber fatt)oü\d} geworben waren,
(ianben fie aud) mit ben ÄatboUfdjen in gleid^em SSerl^altntfi.
©ie Ijattcn ju erwarten, ob biefe Ätrdje unb wie fte rcformi^
ren wollte. (5ä i)at t)tellcid)t mä)t geringen 2(nt^eil an biefer
SÖenbung ber (Sadje, ba^ Sacob »on fWifa im Sal)re 1429
»erfiorben unb bic geitung ber geifilidjen 2(ngc(egen()eitfn be-
fonberö in bic ^änbe bc§ 3ol}anneä üon ^rjibram, beffen ©eifi
bereite aü§ feinen ©djriften f(ar geworben, unb bc§ Sotjam
ne§ 9Joci)cjana gefommen if}. 2)iefer ifi ein SKann, gonj mit
bem ©eifie ber r6r!iifd)en Prälaten erfüllt. S)aS utraquiflifdje
erjbi'3tl)um ju ^rag ijl il)m üerfprocl)en, baö l)at feinen refor;
matorifdjen @ifer niebergefänipft. @r wei^ e§ genau, bap bie
9Jeformaticn ber Utraquijten nidjtä ifl, unb fdfjeut fid) nid)t,
eä auöjufpredjen, wenn H)n bie Hoffnung oerlaßt, jeneö Srjs
bi§tl)um von ben SJömern ju gewinnen. 8cud)tet aber biefe
J|)offnung wieber, fo »erfolgt er bie äßrüber, bie er früher ol§
©eangelifd)e anerfannte, mit aller .^cftigf eit 2)aß aber in
ben ßompactaten wicl)tigc 25inge gonj mit @tillfcl)weigen über-
göngen waren, wie ber fBxauä) ber bül)mifd()en ©prad)e, ben
bie Utraquipen bei iljrem @otteöbicn|i eingeführt, bic Äloficr,
weldjc fie jerfiort, baä mltüä)t Äird)engut, baä fie an ftd) gc;
nommcn, aixä) ba§ fonnte il)nen wenig frommen, nad)bem fte
fidS) einmal wieber unter bie 2lutoritat berjtirdje begeben, wot)l
öber fonnte e§ führen ju 3anf unb (Streit.
2)ic Söboriten aber fdjeinen »on ben ©reigniffen über-
rafd)t worben ju fein unb {»aben ftd) jeben gaUcS ol)nc Ätug=
^eit benommen, ^rocop ber ©rope war auögcjogen, um bie
fat()olifc^ gebliebene ©tabt ^ilfeii ju belagern^), foü iljr
nesto, qnod eis hoc liceat et sit concessa facaltas. Praefatis vero Legatis
sacri concilii hoc placuit, qaoniam sacrum conciliom ad morum refor-
mationcm intendit et vult stadiam et sollicitudinein adliibere, Ipsique
legati, qiium omnem bonam reformationem in ecciesia Dei fieri, toto
desiderio cupiant, ad omnia, quae bonam reformationem ecclesiae con-
cernunt, adjatores et cooperatores esse volunt et pollicentur.
1) lüst. persecut. eccles. Bohem. pag. 61.
2) Balbiii. Epitome Rcrum Bobcmic. pag. 471-
— 488 —
ergefien, tüte fo oictcn anbern. ^roco^p fdjetnt «5 faum »et:
mutf)et ju t)oben, ba^ btt %b]ä)lu^ jwtfdjen ben Sfömifdjen
unb ben Utraquipen fo nai)t be»orpef)e. 2)iefe aber finb vooi)l
gerüfitet unter ben SQJaffen. «Sie befc^en bie ©tabt ^rag, rocldbe
Itetö ber ^eerb beä ^fufftanbeä gegen 9{om gcwefen. 3n ber
2lltfiabt finben fie feinen SfBiberjlanb, mU fie meijl »on Utra=
quijlen bewobnt. ^ie 9leujlabt aber, angefeuert »on einem
^riefier ber 9leug(dubigen, ßupuä genannt, wiberpe^t unb will
j bie ßomptactaten nidjt anneijmen. £)rebiten ftnb e§, tt)elcl)c
|%en ©i^ in ber Präger Steuf^abt l)aben. eine furchtbare
|9Raf[acre ftdjert t)ier ben ©ieg ber 3i6mer. ^mci unb jwanjig Sau^
ffenb Äefeer tuerben erfd^lagen. 2)arauf rcirb bie Sieujiabt rut)ig ').
iJlun erji ^)ub ^roco^j bie ^Belagerung üon Hilfen auf, jog
^)cran, als ein ^auptfdjlag ben SJomifcben fd)on gelungen.
foU nun feine 2lbfid)t gewcfen fein, aUeS3arone ju »ernicl;ten').
"Kbix in einer furdjtbaren @d)lacbt, bei SSroba in ber iJidbe von
^rag am 30. SSTdai 1434. gcfc^lagen, fiel bie entfdjeibung ge^
i gen bie 3;aboriten. ^roco^) felbji unb mit il)m bie tapferften
üRdnner ftnben ben SSob; 9J?ainl)ürb üon S^eubauä, mlöjtx
aud) unter bem ©ubernator Siifenberg bie ^(ngelegenbeiten nodb
leitet, lie^ bie gefangenen 3;aboriten lebenbig »erbrennen. Sßti
fd)6niget würben biefe SSarbareien burd) bie 3?ebe, ba^ mit fo
ttjilben 9)?enfdben, »ic bie Saboriten waren, ba§ menfd)lid)e
geben m(S)t bejiel)en fönne. SBo nun fonfl nod^ bie romifctien
bie SOieifter ju fpielen üermod^ten, ba würben bie Saboriten
t)ernid)tet mit gleicher ©raufamfeit^). £)ie 9Zamen ber SJabo;
riten unb felbft ber£)rebiten erl)alten fid) tnbeffen nod) geraume
Seit. ®ie ftnb aud) t^o^ ^i^fer iJiicberlagen nod) mdd)tig ge;
nug, um gefürdjtct ju werben. Die S3arone muffen eine 2rrt '
grieben mit ibnen fdjliefen, weld)cr ju einer ^acification we^ j
gen be§ ©laubenä jwifdjen ben utraquiftifd^en unb ben tabo^ I
tttifd)en ^rieflern benu^t werben foll. Diefe ifl ober wie \
natürlid), nid)t ju ©tanbe gefommen*). (Sigiämunb, trol)
feineö r6mifd)en ©inneö, finbet eä, ben 3luäbrud) eineS neuen
1) Cochlaens Hist. Hussit. pag. 276.
2) Baibin. Epitome Rer. Bobemic. pag. 484.
3) Cochlaeus, Hist. Hassit. pag. 276. Baibin, Epitome Rer. Bo-
hemic. pag. 486. 493.
4) Cochlaens, ffist. Huss/t. pag. 280 — 282.
— 489 —
Kampfes ju »ermeibcn, für nottjtg, ben Saborttcn eine fünf»
jd{)ngc 9?eli9ionäfreil)eit ju gejiatten'). ßange nod> bleiben bie
S^aboriten unter ben SBaffen. 3feneaS «Sploiuä fiel)t fte im
Saljre 1451 in i^rem ^auptfi^e, in ber ©tabt Zabov, ein
roilbeS unb fü^neö ®ef4)ted)t. @ie erfd)eincn auiS) juweiien
nod) mit ben 2Bajfen unb üerjieJjen Angriffe rußig flbjumeifen.
2fber oQmälig üerliert fiel) bie ©eftnnung für Streit unb Ärieg
fammt ben ^)^anta|iifd^cn S3or{leUungen ber früfjeren gcit, unb
au6 ben rcilbenSaboriten getjt bie fttlle@emeine ber ffirüfcer fier»or.
25ie ^Reformation ber Utraquijlen, bie cigentlid) aufget)ört
l^at, 9teformation im wahren unb üoülldnbigen Sinne beö SZBors
te§ ju fein, nad)bem fte wieber eingegangen ftnb in baä romifd)e
Äird)t{)um, brad)te nur Sammer, SZotJ) unb fßerwirrung über
SSofjnen. £)ie r6mifcf)e Äirdfje fonnte baä SBenige, n)a§ in
ben 6om^5actaten gegeben rcorben, nicljt butben: benn e§ war
ein in bem ©pfieme. @§ war nidjt gegeben worben, ba^
mit eS gehalten werbe, fonbern nur um bie ^Tnerfennung ber
Äirdjcnautoritdt wieber ju erfjalten unb bie SSaboriten burd;
bie Utraquiften ju erbrücfen. 2)ie ßompactaten waren aud)
foum gefd)Io|Ten, a(§ ftd) neuer ©treit erl^ob jwifcl)en ben ßegaten
unb ben utraquijlifdjen ®ele{)rten über ben Sinn ber gebraucljten
gormein. Sn bemfelben erfldren bie ßegaten f4)ün runb Jjerauö,
baf ber ©ebraudj) beö Äeldjeg im 2Cbeni)maf)tc bodj) eigentlich)
.Äei^erei fei.
X>ic romifd^c J;ird^e mu^ ^ße§ boran fc|en, bie Qom'-
ipoctaten wieber ju jerjtoren , unb fte i)at reb(id) get{)an,
wa§ fie üermod)te, ot)ne ju fragen nad) bem äBtutc, weU
4)eS borum wergofCen unb nad) ber SSerwinung, mlä)t bor^
um aufgeregt werben mu^te. S)ie ©pnobe ju SSafct inbef=
en, in i^rer bofen ©teüung ju ber SBelt unb ju bem ^app=
ti)um, wagte bod() nid)t mit ben b6f)mifd)en Utraqutflen ganj
offen JU bred)en. SSon ben S36^men würben bie SSdtcr balb
mit ber 3(nforberung gebrdngt, bap ber Äeld) in ganj fBbi)--
men eingefütjrt werben folle, balb ftellte man an fte baä noä)
unangenehmere SSerlangen nad) einer gdnjtidjen unb brnd)--
greifenben 9?eformation ber Mixd)e. ®ic mupten wenigjlen6
1) Hos sacrüegos bomines Sigismnndus civitate donavit et qaos ex-
tcrminare decebat, libeios fecit. Aen. Sylvius.
bte ßom^jactaten befidtigcn. 25ie ISßejlnii.quug roaib ben So()j
raen im Safere 1436 jn Sglau üuSgeljdnoiget ').
©te fonnten oud) ntdjt umfjin, bie (Jntfdjetbung ju faf-
fen, mlä)t in benfelben eerfprodjcn worben xvat, bie (Sntfdjeis
bung, ob ba§ sub una ober sub utraquc t)a6 9{ed)te unb
SBa{)re fei. 25ö ft'e nun bie Unfeblbarfeit bei ©pnobe Äofl=
nig eben fo wenig beeinträdSjtigen wollten, olö ben itanusf mit
ben S36bmcn jum 2lu§brud) bringen, fo fafjtcn fic einen S8e>
fd)lu^, raelcber fo »icl wie gar nid)t6 fagte, eä ber Äirdje aber
für bie Sufunft offen liep, ben Äelcf) im 2lbenbmat)l bod) nod)
für Äel^erei ja etcldren. 5Wacl) langen unb gelehrten Unterfu=
tbungen bätten fie gefunben, bap bie £aien nad) bem göttlicben
©efe^ nicbt üerpflicbtet wären ben Äelcb ju nebmen, ba§ ©ai
tramcnt 6ub una aber fei eine uralte unb febr löblicbe ®ej
tüobnbcit, für weldbe ftd) bie gelebrtcftcn SJZdnner entfcbieben.
6ö fei baber S'liemanben gejlattct baö ju mißbilligen ober obnc
bie 3lutoritdt ber Äircbe etwaS baran ju dnbern*). 2)ie a56b=
men werben in biefem 2)ecret ganj mit SttUfd;weigen über=
gangen unb baö ©anje war für einen klugen weiter nid)t§
öB eine laute ^rfldrung, bap man gcrabe icfjt ©rünbe b^^be,
nid)t mit ben SSobmen gonj ju brcd)en, e§ ober tbun werbe,
fo wie baju nur S^it unb ©elegenbeit. Unterbeffen tief mon
e§ burd) onberc (Stimmen nad) allen Seiten bi'i oerfünben,
bof bie Utraquijien Äe^er waren.
3tlfo fielltc bie gegebene ©ntfdjeibung 'Mt$ in baS Unge»
wiffe Ijxmn^. Sie Äirdje weid)t au§, wo fie nidjt gerabebin
ju verneinen wagt, biö eine beffere 3eit werbe gefommcn fein.
e6 ift biefelbe Äunfi, mit wetd^er immer eon ber 9?eformation
ber Äird)e gefprodjen wirb, weil man e§ nod) nid)t ju läugncn
•wagt, baf eine SJeformation notbwenbig fei, unb womit fie
l)inau§gefd)oben wirb auf fteben batb unb balb auf fünf ^'Jbre.
X>tn Utraquiften aber finb bie ^änbe gebunbcn, eö mag mit
1) Cochlaeus, Hist. Hussit. pag. 294. '
2) LaiiHabilis quoqiio consnetudo cominunicandi Inlconi populum sub
nna spccie, ab ecclesia et sanctis Patribus rationabilittr introdiicta et
liactenus diiitissime observata et a doctoribns divinae legis sacraram
scripturarum atque canonum muUam peritiam liabentibiis, jam a longaevo
tempore coininendata, pro lege habcnda est. N(!c aliciii lichum est eam
rei>robare aut sine aotorittite ecclcsiac istam luiuiutdii..
— 491 —
it>nen t>erfal)reii werben, wie ba will, ©ie l)abctt bic ZxitoxU
tat biefer Äirdje wtebet anerfannt, i()re ^riefier Ijabcn t(>ncn
9elet)rt, wieber an biefc ju glauben, unb fie müfTen in ben»
felben Bwiefpalt mit fiel? felbft jerfallen fein, wie bie Äat^oli»
f4>en aUe. 2(uf ber einen ©eite ba§ ©efüf)I, bof faum etwaä
fei, wie eä fein foUe, ber innere ADrang, ba^ ba§ reine ß^ri=
fientf)um wieber lebenbig gcmadjt werben möc^)te in bem ße^
ben, ouf ber anbern Seite baä 9}iad)t9ebot ber Äirdje „fdjweige,
fuge t)id) unb l)altt ba§ für ba§ waf)rc ßt)rtfientf;uin , wenn
wir neue ^eilige auf)leüen, neue SÜBunber mad)en ober fie »er^
' fünben, bic 2e^re »on unferer greil)cit, Unab{)dngigfeit unb
^errfdjaft neu oerfünben, unö felbjt aber, baö S3olf, boä ge^
ben fortgeljen laffen in ber atten ungebeuerrT SSerwirrung."
3^ie S36bmcn madjten fid) bem Soncil im ^ai)xe 1438 un^
angene()m mit bem SSegetjren einer allgemeinen unb burdi^reis
fenben Deformation ber Äirdje. 2)aä S>erlangen ober bie JSitte
fann fo wenig etwoä frommen, ob fie »on biefer ober ob ffe
»on jener ©eite fommt. X)ie SSöl^men erf)alten eine 2(bfertis
gung wie aQc anbern. ift ju einer foldjen 9feformation
nod) nid)t 3eit unb ©elegenl^eit; bod) benft bie ©pnobe baran,
ober nod) b'nbert ber böfe geinb Zütä. "Kn Stebenäartcn wirb
nieinaB ein 3)?angel oerfpürt
2tlfo in t^ren ©runbprincipicn ganj öerfe^lt, fonnte, oljne
bem Qf)n^tnt\)üm ein jJZamljafteS ju frommen, obwol)l eine
SBaf)r^)eit, bie Seljrc »om Mtld), fefigef)alten warb, bie 9iefors
mation ber Utroquijten, wenn biefer 2(u»brucf anberä nod) ge»
bxauäjt werben barf, ju nid)tS 2fnberem fül)ren al§ ju S3erwirs
rung. 25ie Utraquiflen waren, inbem fie ber JTutorität 9?om6
juwiber ben Äeld) beljaupteten, eigentlid) in SBiberfpruc^) mit
fid) felbft. 25ie Mixä}t mu^te biefen 2Biberfprud). erbrüten wols
len. SSon ibrem ©eifte waren aud) bie gürj^en geleitet, weldje
S5of)men empfing, bafcrn biefe nidjt ouö ben Utraquiflen felbft
licroorgcgangen finb. 3(1 e§ nid)t ber ©laube, ber bie gürfien
mit bem ©eifte ber Mix<i)t erfüllt, fo ift e6 bic 9iotb'.renbigfeir.
Äirdie unb geben finb fo eng in einanber gefugt worben feit
»ielen Sat)rl)unberten, ba^ 9?iemanb meinet obnc ©djaben ober
bod) o^nc SSerwirrung baä ©anje umbauen ju fonnen. ©i:
giämunbä Sntcreffen finb febr eng mit ber Äircl^e ücrwad;fcn.
'2iner Surften Snterejjeji finb überJ>aupt mit ber Äirc^je oerfloc^ten.
— 492 -
fo (önge ftcf) ntd^t eine Ucberjatjl tt)rer SSotfet für eine burd)-
greifenbe Sfeformation ftarf nuggefprodKn t)aben wirb, din
Zü^txzttn gegen bic Äirdje tjl jugleid) eine gwge um ©ein
unb 9'lid)tfein.
©igiämunb tfl enb(id) oon üüen äBö()men i\)x MbniQ
cnerfannt itjorben. ©d^werc ^ßcbingungen ^ot er cingeljen
ttiüjTen, bie mit ben in 9?üm {)errfd5enben Zn\id)Un unb dJitu
nungen ganj unttertragltd) finb. Äein 2fuämartigcr foll ein
ßoUationsrec^t in Sötjmen i)abm, fein S56f)me »or ein frem*
be§, geifflidjeä @erid)t gebogen werben, ©elbfi ba§ nal^mcn
ftd) bie SSarone auä, bap fie bie eingejogenen Äirdjengüter
nid)t jurücfäugeben bvaudjten, bog bie Vertriebenen, befonberS
bie 9}?6nd)c, bie fa|t üUent^alben au^gewiefen, nid)t jurütf=
feieren bürften. ®d}on ©igtömunb will eigentlid) 2tlle§ wieber
ouf ben ölten ©tanb jurücffüf)ren. @ä wirb aud) l)in unb
wieber ein2(nfang, ein SSerfudt) bamit Qtmaä)t. ILbtx Hat i)tX'
»ovjutreten wagt er unb bie Äirdje bod) noä) nidf)t, bamit ber
füum beenbcte Ärieg nid)t öon S^euem wicber auäbred)e.
©igigmunb jlirbt im Saf)re 1437. ©ie fatl;olifd)en unb
bie utraquijlifd)en S3arone jleben fici^ feinblid^ entgegen. SBobl
fd)miljt bie 3af)( ber Utraquipen jufammen. 2fenea6 ©ptoiuä
fanb, ba|t bei ben SSaronen ber ^atboHciömuä, bei ben (Stäbs
tcn unb auf bem gonbe bie Sef)re ber Utraquifien ober Sabo;
riten uorwalte. "ilbtx baö gufammenfcbmeljen ge^)t nur alt;
malig öor fid), fo wie fid) aud) bie weiteren 91 efornationäibeen
cr(t allmdlig üerlieren. 2{lbred)t »on Seftreid), ©igiämunbö
5£od)termann , wirb t»on ben SKcijien jum Äöni^ genommen.
6ine beterminirte utraquiftifcbe ^artf)ei, geleitet oon einem
QUtn, iRamenä ^ta§co, jte^t i^m entgegen. Siefe ^art^iei
folgt aud) anberen, nationalen Sntereffen. deinen 25eutf4>en,
einen ©laoen wollen fte jum .Ronig. 25aä föniglidje .:^auä
üon §)olen unb ßitbauen fann baä fdjone Sieid) SSöbmen nod)
immer nid)t »ergeffen. ^tagco6 ^artljei wirb inbeffen »on
2tlbred)t niebergefämpft, oljne ganj ju nerfdjwinben. 2tlbred)t
jcigt fid) abgeneigt wie ©igiSmunb.
©ein balbiger SSob im Sal)r 1439 jlürjt S36bmen in neue
SSerwirrung. Sabi§la6, fein©ol)n, wirb crji nod) feinem Slobc
geboren. @§ tft bic ^xao^t, ob btcfer Änabe jum Äönig ge»
nommen werben foß. Sie Utröquijlen finb ber Ueberjeugung
— 493 —
.Ißtttjorben , bof fte nur ftd()ct toaxin unter einem Äontg, ber
fclbjl ju t{)rer Äird()enpartf)ei gebore. ^ta6co begcbrt einen
;<5(aöen jum Äönig. 2)ie *partbeien fonnen fiel) ni^t »ereini«
gen unb eö werben jwei ©ubernatoren errodblt, ein fatbolifdjet
unb ein utraquifiifdjer. r r, ;
2)a ber utraquipifdje g)ta§co im Sabr ^^^^ pirbt, crf)e--
ben bic Äat(;olifcben unter 9J?ainbarb baä ^au})t. Ser romi:
■fc^ie ©tubl/ mit SKainbarb eintjevfianben, faft bie Hoffnung,
bflfi bie S56f)men ben Äetcb unb rcaS fonjl nodf) (ireitig , fricb^
\i(f) aufgeben würben. ^Jlicolauö V. fenbet einen ßegaten über
ben anbern nacb Sßbl)mtn, 3tcnea§ Sijtöiuä, Sfiicolauä ßufa,
3ob<inne§ ßapifirano. "Um meijlen i(i eä bem rümifd)en ®tubl
> um bie 2Bieberaufri(i)tung ber mltüä^tn ^errlidjfeit beä ^jrager
erjbi§tbum0 ju tbun. ift »or ber .^anb nid)tä mit biefen
Hoffnungen. 2)ie Utraquijlen aber werben fe^r beforgt. ®ic
(teilen ftd; unter ©eorg ^obiebrab unb neJ;men ?)rag 1448.
^er junge 8abi§lauä wirb jwar enblid) im Sabre 1449 atä
Äonig angenommen; aber feine ©ewalt i|i gering, ©eorg leis
tct bie weltlicben, 9Joci)cjana bie geijtlicben 3(ngelegen freiten.
8abi§Ia6 flirbt unb bie Utraquifien bringen burd). ©eorg ^os
biebrab Wirb jum .König oon S3öbmen gewallt. ^iuS II.
willigt ein, meinenb, bap ©eorg für eine fiebere Äonigäfrone
ben .Seid) wobl aufgeben werbe. (Sal^r 1459.)
(Seorg jeigt ftd) bemütbig, unterwürfig bem romifcben
©tuble. ^r will Meä nad)geben, nur ber Äelcb foH ben SSob*
men gelaffen werben. 25er römifcbe ©tubl ^Jlagt unb martert
tbn in öUer SSeife, ba^ er ftd) feiner Autorität unterwerfen
foU obne fiHen SSorbebalt. 25iefeä fann ©eorg mä)t, obne auf
ber anbern «Seite mit ben ©einen ju jerfallen. 2lucb fielet
ibm JRocpcjana jur (Seite, immer mabnenb, baß er fcjtbalte
on ber »obren Sebre öom Äeld)e. SSielen tttraquiflen waren
bie Som:pactaten um fo tbeurer geworben, ie größer bie ®e=
banfen gewefen, oon benen fte ben 9ie)t entbielten. £)er ros
mifd)e ©tubl aber, am <5nbc beä «0?ittelalter§ fo fdjwanfenb
ouf allen Seiten geftellt, will biefen Streit beenbet wiffen um
ieben ?)rei§. ein Segat ^apftS ^iuä II. erfd)eint t5or bem
Äonig. Sie S3öbmen waren c§, weld)e bie (5om^)actaten md)t
Qtl)aikn, fie waren ferner of)ne ©eltung. Sabei beträgt ftd)
- 494 -
ber 8cgat Jiiit fo großer Un»crfd)dmtf)eit, baß ber Äonig tf)n J
mu^ gefangen neljmen (äffen. ^
SBcnn barauf ^tu§ II. md)t fogteid^ mtt ber Äreujprebtgt '
fluf ben Äontg ©eorg loöfdijrt, fo liegt ba§ nur baran, ba^ '
bcv r6mifd)e ©tul;l eben grope ©orgen icegen ber SDämanen 1 '
^at, unb ba^ bte frü()eren .Äveujijeere nld)tö gegen bte 586^men
gefdjaffen ijattm. Znä) rcbet ©eorg forfwaf^renb eine bemü^
tljigc ,(Spracl;e. 2fbcr ben ^auptpunct fann unb mU er nidjjt
fiufgcben, unb ^aul It., 5^a4'foIger ^iuö II., ftef)t ftdf) ge=
nott)igt, ba§ Äreuj gegen t{)n prebigen ju läffen. 35ie Ungorn ^
fiub eben brtngenb not^wenbig an ben (Srenjen ber dfjrtjiltc^cn S
SBelt gegen bte S3arbarei ber £)ämanen. 2)ie ^dpfte muffen ^
bcinabe fetbfi in Sfom jittem. 2(ber ber <Stu(}l fe(ite ft'd) über ^
I rtUc a5cbcnElid;fetten (}iniüeg, unb S5fattbia§ ßoröinuä, ber Mb^ '
nig »on Ungarn, inirb bewogen, gegen ®eorg ju ben SBaffen
ju greifen, ben Äe^cr »om 3;f)rone unb fi'dj felbft auf ben^ f
*(fclben 5U ftellcn. ®urd) ben grdulid^en .Krieg, ,ber nun ents f
brannte, warb roobl ber allgemeinen ©ad)e ber (5brift*:nbeit
großer ©cböben, unb bem romifdjen ©tu^te fe(b)! baburd) SSer; '
floji g.'bvacf)t, ba^ ffiebenflid)feiten ber gürfien gegen ibn aufs
geregt werben mußten; ba§ aber, wa6 ber r6mifd)e ©tu()( ges '
wollt, ^ernicl)tung ber 2lnbdnger ber ßcbrc vom Mtld), warb '
nic!)t gewonnen', oie be()ielten ilin in fficljmen fammt bem
SSrau^e ber Sanbeäfpracbc in ben Äird^en ber Utraquiffen. Sns ^
bcffen 'i)attt bie .Sirdje bod^ ba§ nocb gewonnen, ba^ fie frei ^
auftreten fonntc unb fpredjen, bieSel)re üom Äelcbe fei Äc^eref. ^
25a6 JU t^un üerfdumten bie bebten romifcben 23ifd)6fe be§
sjRittelolterö feine ©elegen&eit, unb fo fonnte benn TOot)l gefogt ^
»erben, ba^ tro^ ber gortbauer ber fefeerifdf^en Utraquiflen, bte
ginbeit ber Äird)e bod) »orbanben fei.
Unterbeffcn batte ber Salome ber SSnboriten notf) geraume
3eit fortgebauert, unb e§ wirb mebrerer kämpfe gebad)t, weld)e
• mit ibnen gefdjlagen worben. ^i)xt ^al)i fdjeint inbeffen mebt 1
unb mel)r jufammengcrücft ju fein. Obwohl '^teneaä @>;löiu§
fte nod) in ber fWitte bcö fec|§jet)nten 3al}rbunberteä weit auf
betn ßanbe jerjtreut finbet, muf bennad) i^re 2fnaabl weitet ^
jufammengefdjmoljen fein. ®a§ geuer, weld)eä in ben Zaba g
rcten aufgelobert, war ein wilbeö gewefen, burd) bie ^l)antm »
fte mcbr angeblofen, öle burd> ruhige unb flore SSernunft cnt*
m
- 495 —
junbct. 25ct ganott§mu5 mxauö^U, Ucberjeugung mar burd)
gc^rc unb goangeltum »ieQeic^t gar nidfjt gemonnen njorbeti,
unb fo Witt ber Siüifweg jum Äatt)olict§muä gebahnt. 2(ber
eine 2ai)l, irclcbe mitten in ben h-iegerifcben ©türmen ber Seit
eine Ueberjcugung ou» bem ©oangelto gewonnen bitte, blieb.
2)iefe rauften ben ouäfcbroeifenben ßebren ber früf)ercn S^ßboris
ten entfagen, fo wie fie mit eoangeIifd)cn ©eifie erfüllt würben,
©ie legten bnö ©djwcrt auö ben J^dnben, nic^t allein weil,
nacbbem Äotbolifcbe unb Utraquijlen ftcb »ereinigt bitten, tbr
©treit ein bofFn^S^Iofer war, fonbern aud) weil ftc erfcnuen
gelernt, ba§ bie SBabrbcit burd) baS SBort, nicbt iuxd) ba§
©d)werbt jur ^errfdjaft gebracht fein woße. ©ic fübrten bic
SBaffen nid)t weitcv, um ^atbolifd)e unb Utraquiften ju tobten
fie fübrten fie nur nod), wenn fte angegriffen würben.
©0 fanb fie '^fcneaä ©plvius, wie er im Sabre 1451 al§
opojtolifdicr gegat nacb S3öbmen fam. ©in Unwetter notbigte
iljn mit feinem ©efolg'c, bie ©aflfreunbfdjaft ber ©tabt S^abor '
in "Jrnfprud) ju ncbmen. dx befcbrcibt bie ©la>f, ©Tffe unb
©lauben ber SSewo^iner. "Kn ibrem lieu^mn fcbe man nod)
bie ©puren ber früberen Seit: fte fdben nod) auä, wie ein wiU
be§, fricgorifd}eä ®efd)led)t. gür ii)xe ^riefter trugen fie in
ein öffentlicbeö ©ebäube jeber einen ^t)iU be§ (5rtragcä feiner
2frbeit ^ufammen, weldjeä bönn monatlid) unter jene au^c-
tbeilt warb. 2(ufevbcm empfing jeber ^"^riefier nod) eine flcine
©umme ®elD'). ©o meinten fte bie Einfalt ber primitioen
Ätrcbe wieber bergejtejleüt ju b^ben.
SBaä tbren ©lauben unb tbre Äircbe anlangt, fo erfldrt
ber SRömling beibe natürlicb für ben TTbgrunb ber SJerworfen:
beit. ^ber bic au6fcbtt'eifenben taboritifcben gebren ber frübes
ren Seit, welcbe er, wenn er öon ibnen aud) nur bie minbefie
©pur nod) gefunben, aufjujdblen nidjt »ergeffcn ."jaben würbe,
ftnb ganj »crfcbwunben. ©ie erfennen baä Primat ber römi:
fcben Äird)e nid)t an, fie woüen nicbt, baf ber Äleruä ©igen:
1) Voluernnt hi ecclesiae more primitivae in omnibus vivere et in
commoni tenebant omnia. Frumerito, cervisia, lardo, leguminibiis, lio--
lüs et omni supellectili necessaria publice domum complent et addunt
in singula capita singnlis niensibns sexagenam, ex quo pisces, carnes
i recentes et Tinum emant.
— 496 —
tl)um beftfee, ft'c glauben webet an baö Fegefeuer nod) on bic
^ciÜQtn, noä) an bie Äroft ber gajlen unb ber SfJZeffc. ®aS
^onrf)§l()um nennen fte eine ©rftnbung be§ ^eufelö, bie fieben
©acramente ber r6mtfd)en Äird)e nebmen fie nidjt an, fte ja^s ;
len bie Sehnten unb bie ©rjtlinge md)t 2)rei ©acraraentc nur
t)oben fte, bic Saufe, ba§ 2ibenbma^l unb bie g^e. (5r giebt
il}nen (Sd)ulb, bap fte nidjt einmal an bic 9?eal9egenn)att glaub;
ten, fonbern ber »icliffitifdben 3inftcl)t üom ©acramente be§
2lbenbmablcä folgten. 2lufallenb aber finbet et eS, ba^ biefeä ^
I fenji fo oerrudjte ®efd)led)t bocb bem ©tubiren fef)t ergeben |
fei'). Sf)re Äird)e ip ein unanfebnlid)eä t)6ljerne§ Sqqu^, in (|
»etcbem nur ein cinjiger 3lltar jieljt. 25a wirb immer ge^prc» (
biget unb baö SSSort ©otteö aufgelegt. SZicmanb barf fdumig | \
ju ^üufe bleiben unb ben ®otte§bienfl »erfäumen. 2)er ©aus
(migc wirb mit SKut^enfdjlagen fogar in baä ®otteöbflu§ ge* i
trieben'), dnbltd) um bod; etwaä ju fagen, n)a§ ben SBorwutf \i
ber S3errud)tbeit begrünbe, meint 2feneaä ©plüiuö, fte nättn j
gar nid}t einig in i^rem ©laubcn, jeber benfe unb lebe nac^> Ii
feiner eigenen SBeife^). Qv war jweimal in Sabor. Daä er» j
j!emal wie er i)in nad) ^rag ging, ba§ jwcitemal, wie er jm 1
rücffam. 25abei Ijielt er aud) eine' 2)i3putation mit 9?icolau§, |
weld)en er SSifd^of ber Saboriten nennt. i
2ieneaö ©plüiuä traf bie SBrüber eben, wie fie mit TTuf« \
rid)tung einer wirflidjen Mixä)e befdjdftiget waren, wie bie aU t
ten Saboriten in bie ©emeine ber ©ruber iibergingen. ©ie J
Ijatten trübe ©d}idfale gehabt wdljrenb ber geit, ba^ bie Utras d
quiften il)ren muffeligen Streit mit Süom fortfe^en mußten, "\&
äuweiten ndljerten fid) bie Utraquiften unb befonberS Slocpcjana 11
1) Perfidum hoo genus hoc solnm bonum habet, qnod literas amat. ^1
Aen. Sylv. Epist. 124.
Pudeat It.iliae sacerdotes, qnos ne semel quidem novam legem con-
stat legisse; apad Thaboritas vix mnlierculam invenias, quae de novo
testamento et veteri respondere nesciat. Aen. Sylv. de vita Alfonsi, i,
lib. ir.
2) Hic popu!o praedicant, hic legem per omnes dies exponnnt.
' Nulla major his cnra est, qaam sermones audiendi, si quis negligens jjo
est domiqne torpet, ant negotio ludove vacat, dura sermo est, virgis
caeditur et intrare, ut verbam Dei aadiat, compellitur. tu;
3) Non (amen concordes sunt in ona fide; sed aliter isti, aliter isti
sentiunt. Velle suum cuiqae est, nec voto vivitnr nno. ä
i
— 4Ö7 —
ttn Saboritcrt wiebcv, wenn fte eben ttiitSiöm jetfoHen waxew.
3m %ü)xt 1443 warb swifdjen betben ^arttjcien ein 9?cIigion§=
gcfpidrf) 3U Äiittenbcvg gehalten. Sie jerfteten föglcidj über
bic 2et)re wm <Sacrahient beö "Kltax^. ^oä Sfeligionägct
fpräri; l6jte ftd; in nid)t§ auf). 9?ocpcjana wollte bie 2)inge,
um bcrentwillen bie iSoboviten flu§ ber Äird)e fdjeibcn ju inüf:
fea glaubten, nur Zeremonien nennen, auf weld^e nidf)t tiiet
iinfomme. 9foo)C3ana wollte ftd) tl}eil§ Serbienjie erwerben bei
Si'om, ba^ er bie Saboriten unterbrMte, unb t(;ei(» woöte er
gegen 9Jom bie ^art^ei jlarfen, an beren ©pi^e er jlanb. 25ic
©inigungäüerfudje würben im '^ai)tt 1444 erneuert. (§x na-
()ctc fiel) ben Äaboriten wieber mit freunblid;en SBorten. "Hüf
weffen Seite bie 2Bal)rt)eit fei, ju ber werbe er fommen. 25te
Äaboiiten wuroen bewogen, ©cl)ieb6rid)ter anjunef)men, »on
beren 3{uöfprud) feine 'iT^pcKation weiter gejlattet fein foUte.
Siefe (Sd)ieb§rid)ter nun, fo fdjeint cä, beflimmten, bap bie
Se^rc ber Utraquiften bic redete fei, unb bie ^aboriten ffc^ mit
iljnen einigen müßten. £)abei ftnb aber ©eitenä ber Ufra=
quifien SSerfpredjungen getban worben, bap il^re Äirc^e weitet
reformirt werben foUte. ®ie S^aboriten gelobten barauf^ in
ben S3rdud)en mit ben Utraquifien üortäuftg einig ju fein.
iRun fam ©eorg ^obiebrab, ber ©ubernator, unb belagerte
bie ©tabt Sabor. 2)enn bie Slaboriten i)atkn wabifd)einlicl)er;
weife, aB fie erfannt, baf fte t?on ben Utraquifien mit bem
SSerfpredjen einer weiteren Sieformation getäufcljt worben, aud^
baä if)rige jurücfgenommen. SJabor warb genommen , unb
©eorg führte viele ^riejier fort in bie @efan9enfd)aft. 25ie
Staboriten erjdl)lten, ba^ fie aB SOJärtprer gejiorben Waren*).
I £)ie gefäbrlid)e unb 5weibeuti9e Stellung, in weld^er ftd(>
1) Caiherarius. De liistoria fratrum. pag. 60.
2) übi post inultas disceptationes arbitri delecti, qui definitivam
"errent sententiain, coniitiüruin auctoritate ita contirniandain , ut neatri
parti amplias provocare liceret, sed illico se alteri parti adjiingeri tene-
petnr; qui cum pro Rocyczano, res enini composita erat, pronnntiassent,
|>oni et simplices Taboritae dolo se circuraventos tandfm agnoverunt.
I'actis tarnen contra ire non andentes, consensnfn in ritibus poUiciti
Innt. Cum tarnen illi domom reyersi ecclesiam reformare different,
l*rorcx Georgias cum exercitu interveniens urbem obsidione cinxit.
Ilist. persecnt. eccies. Bolieni. pag- 67. 58.
I II. ä2
— 498 —
bie Utiaquiflcn felbfl befinben, ()cipt fic jebod) abfielen t>on ber
©eivalt gegen bie Saboritcn. 25ie ©tnnaf)me bcr ©tabt SSo--
bor l)at ju nid)t8 gefuljrt: bie fird)ltc})e ©cfellfc^aft Ijot fortge^
bauert. fllö ßabi§[a§ enbticl) Äonig in asöfjmen geworben
unb bie Utraquiften ftd) unbebcglid) füllten unter bcm fatl)o=
lifdfjen ^errn, jeigte fid) Siocpciona ben SSdboritcn ober bcn
25rübern, wie fte ftdf) nun nannten, n)oI)l geneigt unb unter-
t)flnbe(te mit ifjnen »on 9?eucm'). 2tber eä warb nidjt» gewon:
nen, benn ber faccrbotalifdje ©eijl waltete über SJocpcjona unb
feinen ©enoffen.
3)ie SSruber Ratten unterbeffen erFennen gelernt, baf; eä
n6t()ig fei, fid) bcftimmt »on ben Utvaquificn ju trennen unb
eine fefie Äircljenorbnung üufjurid)ten. einer foldjen fel)lte
c§ unb eä gefcljat) baljer, ba^ bie S3rduci^e in ber einen itirdje
fo, in ber anbern anberä waren. iSiefeö modjte um fo meljr
über^anb nel)men, je meljr bie ©emeinben ein äufammcnflup
üon SSaboriten, ^icarbern unb SBalbenfern waren. ^§ famen
1 batjer im Sa^te 1457 fecl)jig Scanner au§ allen ©tänben iiu
\ fammen. 3Cuä biefen würben burcl;» ßooä brei 9)?dnner auä:
9cfd)ieben, weldje bie neue Äirdje orbncn foUten. £)enn fie er-
odjteten ftd) nun »öUig t)on ben Utraquijlen getrennt'). 2lud}
ber SRame ber Slaboriten t)erfd)winbet nun ganj. <5ie nennen
ftd) äßrüber unb werben auä) »on anbern fo genönnt. S5alb
barauf warb ©eorg ^obiebrab Äönig »on S36l)men. 2)ie ffiru^
ber würben ou§ ^rag gewiefen unb i^nen ein 2(ufentf)alt in
^er 9lät)e t>on Seutomifd)l gegeben*).
2>ie ßeitung ber 2fngelegenl)eiten ijl nidjt meljr in bcn
^dnben ber SSewobner ber ©tabt S^abor, fonbcrn bei biefer
^ager ©emeine. 25ie 2(norbnungen tjom ^ai)xc 1457 füt)ren
noc^ ju feiner beflimmten ©eflaltung. 2)arum lüarb im 3«brc
1467 eine abermalige Sufammenfunft get)alten in bem ^xtt
ß^oto, wo aud) bie erfte bereite ge{)alten worben'). Sä war
bamalS »on allen unmittelbaren ©djülern be§ Soljanneä ^u{j
nur einer nod) übrig, !l!Kid;ael Samberg genannt. @ö werben
1) Camerarias, <le historia fratrum, pag. 68. 69.
2) Lasitius, de fratrib. Bohemic. pag. 191.
3) Caraerarius, de ecciesia fratrum. pag. 87. d
4) Camerariiis , de ecciesia fratnin). pag. 97. r
ä
— 409 —
nun neun 58cvfiel)er ter Äircbe ernannt. 3Me ffiritfcer woUtcn
bc.malä fluc^ itircbengemeinfcliaft mit ben SBalbenfcrn in £)eft=
rcid) fd)lic^en, welche teö^alb von i!)tien befenbet werben. 2Cbcr
bie örübcr finben jroar ben ©louben rein, tabeln jebod), bö^
man fid} toor ben Äatfjolifd)en t?erberge'). Kuä) fann bie SSor^
Einigung fd)on be5f)iilb nicht ju <3tanbe fommen, weil balb
barauf über bie e|lrcid}ifd}en SSalbenfer eine \d)\vm Verfolgung
fluäbrid^t, tuxd) n)el*e fie genct^iget werben, ftd) in ba» IBxam
benburgifdje ju flüd)ten. SSiele SBalbenfer fommen aber aucl)
nad) ^öl}men unb oerfchmeljen mit ben SBrübergemeinben^).
£)arau§ Qtl)tt fd)on Ijeroor, ba^ bie Sel)auptung ber JBrüber,
fie Idingen mit ben SBalbenfern gar md)t jufammcn, fie Ratten
üon biefen gar nid)t§ gewußt, ber 2Sal)r^eit nid)t gemäß if}.
(Sic glaubten aber biefc§ aud) nur barum behaupten iju muf:
fen, weil bie 9?Dmifd)cn bie 23a[benfer für ibentifcl) mit ben
^Mcarbern erklärten unb weil biefen fälfd^lich bie ßeljren unb bie
2(u§fd)weifungen ber in ber Äat^olicität felbfl erzeugten Äe^er;
fcctcn «Scljulb gegeben würben. 2)ie SBrüber waren offenbar
I nidit ol}ne JBcbenfen baran gegangen, eine ganj eigene Äirr
i die ju grünbcn. ®ie l)ielten nod) etwa§ auf ben ftditba;
Ire:-; Äirdjcnbau, ber audfr dußerlicf) »on ben 2tpo|ieln flamme.
' Sic hatten baljcr balb mit ber gried>ifd?en , balb mit ber mal:
tiii-'ifdien Äird)c in Sßerbinbung ju fommen gefrrebt. (Sie
liepen barum aud) i^re erfien £el)rer üon einem ffiifd^of ber
2ßalbenfer, einem SSifcfjof ber Saboriten unb einem fatl)olifc$en
^Tieftcr weihen, gleiciifam um ganj ficfjer ju fein, baß bic apo-
ftolifdje (Succeffion auf it)ren ßehrcrn rul)e').
S5et ber .§albl)eit, in weldjer ftd) bie Utroquifien l^altcn,
ijl bie (Stellung ber äBrüber gleici) bei ifjrem @nt|Tchen höd)|l
9efäl).rbet. ©corg ^obicbrab ift eben Äönig geworben, wie fie
fic^ alä eine befonbere jlivd>e conftituirt. ^obiebrab if} ein cif;
! ciger Utraquifi unb glaubt, bie JSrüber unterbrücfen ju müffen,
i 5amit er für fid) ©nabe »or bem r6mifd?en (Stuhle finbe.
1 ttuf einem Sage beä 9iei*e? wirb im Sahre 1468 eine a^er=
»rbnung gegen fie erlaffen, baß jeber gbelmann auf feinem
1) Camerariiis, He ecciesia fratniin. pag. 105.
2) Hist. (lersccut. eccles. Bohemic. pag. 73.
32"
— 500 —
SSerritovio [o ötel ^Icürbev, al§ er fonne, ergreifen unb iiod)
feinem ©utbünfen unt) nacl; S5efd}offenI)eit ber Umftanbe it-
flrrtfen folle, bamit biefe abfdjeulidje Trennung von ber Äird)c
ge{)inbert werbe. 25er Äonig (jatte fdjon früljcr auf feine ei=
gene ^anb ber S5rüber üiele gefangen nehmen (äffen unb fie
in l)arte ©efangniffe geworfen, barin »tele ben 5£ob fa^en').
Snbeffen befd^dfttget ber Ärieg mit bem i?5nig »on Ungarn,
tt)e(dt)er i^m üon bem ^apfl aufgeregt werben, bod) ben ©corg
ütcl ju fe{)r, bap er an ber Siernidjtung ber S3rüber mit
altem @rnfie arbeiten fonnte. 2)ie fromme Äonigin So^anna
fdjü^t tiefelben, wo fie !ann. SSiele SeiCen muffen fie inbeffen
erbulben, \vk fie in einem S5riefe an Sxocpcjana flagcn'); fie
i)abtn ein @Iaubenäbe!enntni0 aufgefegt unb eä bem Äontg
jugefcnbet: S'iiemanb t)at bie 9?einbeit beffelben beadjtet. 2Bot)l
aber verbreitet man bie obfd^euIic^lTen 58erlaumbungen gegen
fie, nennt fie ^icarber unb 2lbamiten, um iijnen "iLüti <Sd)utb
geben ju fönnen, waä man von biefen wu^te.
St)re gctnbe, ?)obiebrab unb 9xoc»Kjana fiarben inbeffen
im Saf)re 1471, unb nad) attbö^mifcfjer ©ittc werben beim
5£obe be5 Äonigs bie fammtlidjen ©efangenen in grcibeit ge:
fel|t.- £)ie vereinigte SSerfoIgung ber Utraquijlen unb ber Äa-
tt)oIifcben nott)igte wobl fd)on in biefer Seit viele JSrüber, fid)
,in baä 2(uälanb ^u flüd)ten. ^olen wirb xi)t ^auiptjuflud)tä=
ort, ^olen, wo ^u^enä Seigre gleich) 2infangä nidjt unbebeu=
tenben 2(nbang gefunben. ©ie organifiren if)re ©cmeinben Ijier,
jwar in ber ©tille, aber bod) o^ne bap bie weltlidje 9Jlad)t
eine J^auptoerfoigung über fie erge()cn tä^t. Sn ^olcn unb
übert)aupt im Ttuälanb nannte man fie nun bie bo^mifdjcn
SSruber, ba fie in ber ^eimatl; etnfad) bie Srübet gel^eifen').
Sn JBöf)men unb aßabren blieb ber ^auptfiamm jurüd: e§
gab l)ter im 3ai)re 1500 bei iweil;unbert fieine ©emeinben*).
SSon ben betben Surften, bie nad) bem Xoit ©eorg^obiebrabä
1) Cameiaiius, de ecclesia fiatryiii , pag. 189. Hist. pewecut. ec-
cles. Boheinic. pag. 71.
2) Ulis tarnen praeteritis annis iiiaxiinos dolores et acerbissitiios
cruciatns pertulimas coactique siiinus edere confessionem lidei nostrae«
Camerarius, de ecclesia fratruin, pSg. 63.
3) gricfc, .ftirdjengefc^idjtc fon Ißokn. I. pag. 274.
4) Hist. persccut. eccics. Boliernic. pag. 74.
1
um fficbmen fänivften, 9)?att[)iüä ßoryinu» üon Ungarn unb bem
^Prinjcn Sßlabt^dutS tton '»Polen, erl)telf Se^fever bic Äonigäfrone.
^ie 23rüter rühmten oon ifjm, bn^ et pon bet Univa[)rf)eit ber 2rn=
fdjulbigungen, bie von ben Äot!;o(ifd}en gegen ftc erfjoben ju trer^
ben pflegten, ficb überzeugt f)abc. Siüor ivrtrieb er ftc inj ja^re
1481 auö 5D?ä{)rt'n, unb t?iele ffiriü'cer mu§fen bi» in bie üKolbau
unb SBalladjci flLid;ten., er gab i^ncn fiber aud) formlid) bie
(Jrlaubni^ jur SJuiffctir. SSie ober naä) bem Sobc beö ^aU
tl}ia» ßoroinuä bie Äronen üon Ungarn unb S3ü()men auf bem
Raupte beä SBIabiSla» vereiniget iperfcen, wirb i'c)t Sujlanb
bebenf[id)cr. Sm Sa^re 1503 »rirb barübcr beliberirt, ob man
fid) ber ffirüber nicl^t burc^ einen gropen @d)lag crlebigen foöe.
2^ie fatbolifc^cn SSifdjöfe forbcrn unauff)ür(id) ju ben unnienfdj;
(idiften SJJaapregeln auf. @» ergel;et ein f6niglid;eä ©ebot, ba^
irie S3rüber au5 ollen ©tdctcn gefrieben, üon oUen 2temtern
gejagt, bog fte jur ^ottjolicitat gezwungen, bof gegen bie ^alä^
{larrigen bie Äe6ergcfc|e in 2(nn)cnbung ge&iac^)t n)erbcn foQ;
ten '). £)iefe Serorbnungcn »rurben in ben 3a{)ren 1508 unb
1510 bereite \vkbexi)olt, unb mon fte^t fd?on borauä, bop e§
mit ber a>oUjiel;ung nid}t olIentf)a(bcn üie( ©rnfi gewefen fein
Fann. '^üerbingä feljlte eö nid)t an ßinjelnen, rceldie aB Wlar-
tiner jlerben mußten, aber bie ©emeinben, \Vild)c unter bem
Sdju^e mäd^tiger JBarone ftonben, waren immer üor bem 2feuf-
ferflen ftdjer.
©0 lebten bie S3rüber bi» in baä 9?eformatton§ialjr^unbcrt
l)inein, jvoar immer beunrul}iget, ober ntemoB erbrütft, jwar
oljne großen ©inffuß auf bic SBelt, ober bod) ein Beugnip für
bie SSobr^eit in ber ginfterniß. 63 ivirb an ben SSrübern gc; ,
rü^mt, büj} bog (5t)riftentt)um bei iljnen in einem feljr l)o^en i
©rabe lebenbig geworben fei. ^rvax fcl)le oud) l)ier, fo wenig t
VW irgenbrco unter 'yÄenfdjcn, an Sßufen, im ®an5en ober fei
^l^5 2cben wie bic 2el)re, wooon ein jeber fid) liberjeugen fonne,
:cv einige Seit unter i^nen gelebt. @ä finbct fid) oud) biefeä
nimer, boß coangelifdie ©emeinben, weld)c unter ben ©cgncrn,
inter 25rucf unb SJerfolgi-ng leben, burc^ eifrigere Uebung ber
1) Oratio excnsatoria fratrum ad Ula<1islaum Regeui. ßrown. I.
lag. 162.
2) Hist. persecut. eccles. Boheraic. pag. 81 — 86.
— 501 —
religiofen SDblic9ei»{)eiteti , burd) @infad}l)eit unt) ©ittenfirenge
fi'cf) fc^ir auSjeic^nen, m'ü ber 2)ru(f unb bie ©efaljr allen tie^
feren unb reineren ©efüfjlen einen frdfttgeren '2(ufflug gicbt').
Seben ber ©ruber = ®emeinben bejlanb unter einer
jirengen 3ud)t. Sn treltlid^en Singen flanben bie fogenannten
vt>e(f(id?en ©enioren über ifjnen. @ä gab befonbere (Senioren
männlichen ®e[d)led}tö für bie 9}?anner, unb weiblidje für bie
grauen. @ie folltcu über ta§ Sieid) ber ßiebc rcacben unb
jürn £)ienfie ©otteS ermuntern, ©ie gingen üon Seit ju Seit
ih bie J^iVufer unb fallen, ob ^TlleS njo()( in ben gamilien pe^e.
©ie forgten für 2Btttroen, Sßaifcn i;nb ^ranfe, fie njoren fclbft
bei ben ^od}jcitcn jugcgcn, nad)jufet}en , ba^ nid)t§ Unanftdn;
bigeS oorgel)e, nid)t getanjt werbe unb jeber jur redeten Seit
nad) ^aufe gelje. SBar ©treit in ben gamilicn entftanben, fo
fi:^(id}tctcn fie il)n oft, unb lieber an fie rcenbeten fid) bie Srü-
btr, qIö an ba§ ®erid)t. roeiblidien ©enioren Ratten be;
fonbcrö äu tt)ad}en/ bag i()re Untergebenen Oer Äeufdj^eit njars
teten. gab »iete graueu, mlä^e ben ebelofen ©tanb er=
voht)lUn, rtid)t weil man gemeint, ba^ burd^ fcenfelben ^eilig=
feit 5U gewinnen fei, fonbern er roorb frei mvhi)lt, um weni:
ger ge^inbert ju fein in ben Söerfen ber Siebe, in ber ©orge
für ^inber unb für ^ranfe. 25er ©peife unb be6 JSranfcä
warb mit SJfa^igfeit genoffen, gaften u\-rcn nidjt ungewoljni
\ lid), aber fie waren frei. SCBer ba meinte, ba^ eä eine Sfucf:
wirfung auf fein ©emüt^ Ijabe, mod)te faften. SBae bie Äird^c
anlangt, fo blatten bie Sßrüber grcil)eit unb Srbnung mit ein:
anber »erbinben gcfliebt.
(?ö gab eine Äird)engewalt, aber fie war fo georbnet, ba^
bie ^D?ipbriiud}e, an benen bie r6mifd;e Äird)e litt, Ijicr fd)weri
lid; üorfommen fonnten. S3el)arrlid}e ©ünber würben erf! t>on
ben weU(id}en (Senioren unb r>on it)rcn Pfarrern ermahnt, bar;
auf, wenn biefeä erfolglos blieb, in einer SScvfamnilung aller
1) Sunt ubiqiie, fateor, ut niali ita Loni : at ego millo alio in loco
plures simul et conjuncte vere \nos Deumque revcrentes videre (lotiii,
licet inuUas jam per tot annos adierim videiiinqiie in Europa ecclesias.
Uuod noii He lionct'tis tantuni factis ipsoruui^ verum etiani ile vera ac
Viva ia Clirisfum lidu opeia produceiite bona inteUiyemium est. Isani
sicut creilunt, ita ctiaiii vivunt äunimo i\i&u ail oninia Dco natis injtincta
aspirantüs. Lasitiiis, de fratrilj. Bohcniic. |>ag. 4.
— 503 —
(Senioren, ber »veltlidKn unb bcr geifiltdjen, oon ber Äiidjem
gemeinfctaft öuögffrfjIolTeti. 3u tiefem '2(eu^crjlcn warb aber
feiten gefdiritten. ©enjö^nlidjer »par bie '^(uftegung einer S5u^e,
mld)e borin befianb, bafj bcr ffiügenbc eine Seit lang nidjt
jum '^(benbma^Ie gelaffen rcarb unb ben legten ^(a^ in ber
Äirc^e einnehmen mu^te. S5ei ber gänjlidjen 2(u§fc^tic|3ung,
wie überhaupt bei manc!}en febr withtigcn Äircbenangelegenbct=
t«u ifl ba§ Urtbeit ber ganjen (gemeine aufgerufen werben.
3n bcr 9iege( aber rubct bag Sfcgiment bcr Äircbe in ben
^nben ber S5ifd)6fe uuö ber ©pnoben. 25er S3ifcb6fc giebt
e§ geroöbnlicb »ier, einer in ^J)olen, einer in ^Bobnien unb jwei
t'rt 9)?äl)ren. 2)er ©pnoben, bcren (gntfdjeibungen ber Qm-
jelne ]id) unterwerfen mugte, giebt eö eine jweifad^e ©attung.
Iiie eine äxt ber ©pnofcn wirD in Der Siegel alle Sab« ge=
l)i3(ten unb fic wirb nur üon bem geijllidbcn ©tanbe befud)t. (iU ;
wa3 fe(tenev olö alle ^ab^c einmal werben ©pnoben gebalten, ouf i
bcnen nicbt allein ber gcifilicbe ©tanb, fonbern aud; bie weit; i
li'd;en Senioren ber üerfcbiebenen ©emeinben anwefenb ftnb. j
2;aburd) ijl »orgefebcn, ba^ nid)t bie @ntfcbeibung aller Äir;
(l)cnangelcgenbeitcn in bie ^änbe beä Äleruä allein fommen
fann. I)n S5ifd;of foü ber allgemeine ä3ater ber Äirdjen bcö
£)iflritf§ fein. Qx i)at bie Äird)en »ifitiren unb bie ßebrc
burd) ©cbriften gegen bie geinbe ju »ertbeibigen. 3eber f8u
fcbof ijt von ^irölf biä jwan'ig 'preäbptern umgeben, weld)e auf
ben ©pnoben erwabSt werben, unb auä benen burd) ebenbiefelben
in ber Siegel bie 3abl ber Jßifcböf.e ergänzt wirb. 2)er ^reöbp;
ter fyxt üorjüglid) ber ^rebigt unb ber Sacromentc ju warten.
3" ben J^aufern ber ^.resbpter werben junge Seute unter
ehier febr firengen 3ud}t für ben gei(tlid}en ©tanb i)txanQt--
bilt>et, in ber^cnntniß unb in bcr@rflärung berScbrift geübt.
3)tc wabre ©elebrfamfeit wirb fcineärocge^ peradbtet'). 2)aö 4
©tubium wirb immer mit ber 2lrbeit oerbunben unb eine ^unfl ||
ober ein ^anbwevf wirb in ber Siegel babei nod) erlernt unb"
betrieben. Die ®emcinbcn finb gewobnliclj ju arm, um ben
.Diener ber Äird^e ganj ernäbren ju fonnen, alfo ba^ er beä
SBortey allein ju pflegen vermöge. 2luä bemfelben ©runbc
unb weil ben ^rcbigern bie ©efabren ber äSerfolgung immer
1) Plus iaciunt illiteiatum pietateiii , (juaiii paruin (lurani liberatu-
luiji. Lasilius^ de Iialrib. Oohemic. pag. 93.
— 504 —
, juetfi bro()cn, bleiben oudf) »tcte üon biefcn im ctjetofcn ©tanbe, \^
ober ein Swing ober ein ©Inube an eine befonbere ^eiligfeit
ft'nbet babei nidE)t (latf). Die jweite ^ricftcvef)e wirb ungern
gefeben, aber ber menfdjlicljen ©djwacbbcit nacbgefc^en unb
nacbgegcben. Sier i^tvan^tb'übttt Si'ingling wirb Diaconu§.
Saju \vai)lt ibn bie ©pnobe, unb fie wdblt nur, für mn bie \
unjttjeibcutigjlen ffieweife ber 9?einl;eit unb ber @itten|lrengc
f^jrecljen, Der Diaconuä tbeitt bie S3erufägefcbaftc bey ^reä; i
b»)ter8, bleibt jebod) ber ^ibficbt beweiben unterworfen. 25er «
2Ccolutb, mid)tx nocb ben eigentlid;en Untercid)t be§ ^rc5bi;terä >
empfangt, l)at jugletd) beä Unterricbt-S ber 3ugcnb ber £aicn S
erwarten. S3ei bem Eintritt in bo» geiillidje 2tmt wirb ber u
I Slame »evanbert.
SQB&f)renb bie Utraquiften fid) qucUen mit ber römifdjen (
Äird)e unb wä^renb in befcl)ri€bener SBeife bie ftiUc ©emetne I
ber JBrüber entjlanben war, battc baä ßoncil ju S3afel Idngfl j
feine ßaufbabn befdjloffen unb feine anbcren Söcrfe, weldje eä n
öufricbten wollte, ob aud) unöergeffen, i)atUn fid) bod) practifd)
in nicf)t§ aufgeloj!, Siefer Dinge ift nocb ju gebenden. Die
©pnobe ju S5afel ^atU bie Äirdje reformiien wollen unb e» war
(luö biefer SReformation abcrmalä nid}t§ geworben, ffitelc l;aben i
bie ©pnobe eine§ rübmlid;en '2(nbenfcn§ in ber ©efdjicbte wertl)
gebölten, ibr ©erf für ein gro^eä, beben tfumcS^ bfi^f'»'"«^
Hart, Die ©efinnungen, wetdje unte? ben Spätem ju 58afel geanil;
tet, ftnb für ad)tbarc, unb bev ©eijt, ber in i^nen war, ifl alä ein j S
freier unb guter angefetjen warben. i(t, a(6 ob man ju be= ' «
fcauern b<»be, bap iljre SBerfe nicbt in övfüUung 3C3ongen. '
Die ©efcbid^te fann weber in ieneä Sob einftimnien , nod) i '
in biefe S^rauer. Die SSater be§ ßoncilö juSafcl waren m<bt
anberö alö bic SJdter üon ^ifa unb »o,n 9iom, won <5iena unb
»on Äojinife gewefen waren. Stiebt ber ©eift bcä (SbviftcntbumS
fd()»cbte über i^nen, fonbern ber ©eiji ber ©clbftfud)t. Dev
^apft war iljnen ju überniqd;tig geworben, er riß in ju gropem
' i
1) Inter fratres auteiu muUi sqnt ex ministris, antiqua coosuelu- i
dine coeliljes, imo perpauci non coelibus, si eos qiii sunt in libera tuta j
( Polonia excipias; i<| autew ob eas causas, «[iiod supcrioiibiis teniporibus
mu'.ii pericula adierint, niultaque exilia expciti sint, quae etiam nunc
extimescunt, dum idein vivit gcnus hominum, qiiod evangelii prufesso- '
res summe odit, Lasitius, de Iratiib. Bolicraic. pag;. 98. I
^ 505 —
9Raape %Ut^ an ftd) aUein, fie mußten it)m ju ütet jvif)len.
25iefc§ wax iljneu wiberwävtig geworben unb [ie tvollteti e§ ab-
tt)un. Snbem fie fo gegen ben r6mtfcl)en ©tu()( arbeiteten, ge;
wann e§ allerbingä ben "Kn^djtin, al§ arbeiteten fie im Snter=
cffe bcr greiljeit jeber einzelnen curo^jaifct/en S^lation. "äud)
Jonnte man ben 3u|Ianb, we[d)cn fte gewinnen wollten, in
SSergleid) mit ber je^igen brücEenben >|)crrfd)aft 9?om6 woljt
grei()eit nennen. 2)k Süater ju Jßafel arbeiteten aber eigentlid)
md)t bafür, nicl)t für ba§ Sntereffe ber Äönige, ber SSöÜcv,
ber einzelnen 9?ationalfircl}en, fonbern fie arbeiteten für ficf).
ijl ber alte facerbotalifd)e ©tanbeögeift, weld;cr fte leitet
unb fül)rct.
®ie 9?6nier (};iben immer fo f)od; gejlanben in aller 'Kü-
gen, weil bie ^ffegimg unb SBartung ber SSortf)ei(e biefeä ©tan-
be6 fo Mftig gel)anbt)übt warb. 3(ber e§ ift fcf)on geraume
Seit, ba0 man ju bemerfen glaubt, bie Sfömcr l)attcn fiel; felbft
an bie ©teile bcS ganjen ©tanbey gefeilt, ©eitbcm ift ber
Unfrieben in baS dhki) gefommen. 9?acl) vielem ^in^ unb
^erbenfen, ob e§ wot)l geratljen fein modjte, einen S£l)cil bc§
gefd;affenen ©laubenä wieber ju jerftoren ober nid;t, bridjt ber
Unwille gegen ben romifd^en ©rul)l- enblidf) einuial burd). '^ber
cä ift nur üon ,^errfd)aft, üon ®etb, öon 2lemtcrn, üon ^ro;
jcffen bie Siebe unb fonft von weiter nid^U. Sie ©pnobe fd)lo9
eben fo gut wie bie Siomer bie 2lugen üor ber ungel^euern
SSerwirrung, bie t>or i^r flanb, vor bem SScrfd}winbcn beä
wahren (5l)riftentf)umö au§ bem ßeben unb au§ bem -äJolfe. /
Sl)re (53emütl)cr waren eben fo üerl)artct wie bie ©emüt^er ber
SJomer eä waren, e§ waltete bei il)iu'n bie ä3ered}nung um ir^
bifd)e SDingc allein in bemfelben Maa^i üor wie bei biefen.
%uä) bei it)uen war c§ gut, wenn S?o!)beit unb Unwiffenljeit
beö 58olfeä, auf bcnen bie ^errfd)aft rul;ete, über weld)e jwi-
fcljen 9iom unb bem ßoncil gefiritten warb, fortbauerte. 2)arum
gewannen fie feine Seit ju einem ©djluffe, bap ba§ S3olf wie=
ber betel)rt werben follte, wal)renb bie geit gewonnen wirb für
bie irbifd}en ?5inge, über bie fie mit 9;om jtreiteu, eine nid}t
unbebeutenbe 3tnjal}l fold)er ©d)lüffc aufjujieUen. 9?ur bie <iU
lergrolijlen ajJipbrdud^e in ber Äird)c fonnen iljre 2iiifmcrffam:
■feit etwa einmal auf fid? äiel)en, weil fie nid;t 5u bulbcn finb,
bamit ber lefete Stefi ber 2lc|)tung nid)t üergel)c, weldjc bie
— 50Ö —
^ird)e nodj unter beit SO?enfcl)en geniest, 'äbtx SJeid) bet
SBiin'oer wirb wn iljneit gemeljvt, fo gut \vk von öeti ^Römern,
übn)o()t ein ftareS ©efütjl fugen mu^te, trn^ ntd)t burd) btefe
SBunbet baä ßeben ber 9J?en|'cI)en d^rifllid) gemad^t werben
fonnte, fonbern burcl^ bic £el)ve aUein. @ie {IcUen baö Jeft ber
unbcfledten ©mpfangnip ber Tlax'ia auf. Sie reben von ber
Äird}e nid)t anberä alä bie Stomer; bie .Ktrd)e, b. l}. bie ^rie;
jter ft'nb eine ünQii)zuxe 3J?ad)t, njeld)er fid) 2rUeä auf baö uns
bebingte|!e fügen mu(j. Unb (agen bie griicbte biefer liefjrc nidjt
üor, unb waren biefe grad)te nid)t 3iunmer unb äerftorung
alier 9lrt? 2tber ®efül)le für baä (51)rijtcntl;um unb für bie
2Be(t ft'nb bei ben Siätevn ber Si^nobe nid't ju ftnben. 2Bo§
bie irbifd)en Sntercffen beä ©tanbeä berül^rt, mu^ lleljen unb
füllte bavübcr eine (jatbe 25clt ju ©runbe gefjen. T)a$ geben
ber Äjater ijt eben fo wenig rein wie bie ®cfinnung unb Eaum
onberä alö eä jju Äoflnifj gewefen war.
'^Ifo fd)cincn bie Siiiter wn S3afel eineä wafjren ßobe^
nid)t würbig ju fein. 53enn man aiid) üteUeid)t jugefte^en
fonnte, ba^ auä bem 3u(ianbe ber 35inge, ben fie in i()ren
©ecreten l)ingejteUt (;atten, eine Der{)altniiimä§ige Sreil)eit ber
S!)?enfd)en üon einer beäpüHfd}cn .Rirdjengewatt l)dtte entfte()en
fonnen, fo log e§ gewi^ nidjt in il)rer ■^t>ftrf}t, ba^ fie entj^c;
l)en follte. Unb »on ctwnä "Hinterem al» wn bem äußeren ©e?
rüfte ber Äird)e war bei i^ncn gar nid)t bi« 9(ebe.
©eltfam unb auffallenb l}aben eö inand;e gefunbcn, bafi
bie Äünigä= unb gürfienmad^t fid) fogar wenig um bie ^öo.feler
gcfümmert, feltfamer nod), bay bercitö acceptirte ^Decrete bev;
felbcu nadjnuilö wicber aufgegeben werben finb. gefjtereä iji
freiließ fletö burd) befonbere Sitrbaltniffe l)erbeigefül)rt werben,
burc^ @d)lau^eit beä romifd)cn @tul}leö, burd) 9ia4)giebigEeit
gegen bie 3ntere)Ten ber gürfien, benen, je näl)er baö Qnte
be» SÜlittelalterä fommt, befto me(;r ungern nacl)gefel)en werben
mu};. (Srftereä i}<M aber gewiji einen eben fo tiefen alä natüi>
lid}en ©lunb, ber gewijj unb wal)i1;aftig ba gewefen wenn
er aud} oon feinem ®d)rift)teller auä jenem S<i(?rl)ii»t'crt auä;
cinanbergefef^t wirb. ®ie ergeben fkl) auä ber ganjenüagc ber
a5ert;ättniffe unb ber Siatur ber 25inge. 2)ic SÜelt war in
grojler ^Bewegung. 2)ie ÜKciniingen beä 3ü^)anneä unb
feiner greunbe l;atten ein inad;tigeö '^uffel^n erregt, nad;bem Da»
1
— 507 —
■^{uffe^n, weldjeä burd) bie SO^einungen SBiclip ^etuorgebrad;t
wovben, nocl; nid^t worüber war. Süicleö war auä ben £et)reit
btefer 9)?anner felbjl in bie ©eelen fotdjer (jineingebrungen,
»ucldje ftd) fclbft alä gute, romifdje Äat()olifen betradjteten unb
ion ber SBclt aud) alä fold^e genommen »verben mupten. £)ic
sDppofition gegen bie Äird)e war immer uorl^aiiben gewefen.
@ie t)ot ie^t eine fejlere unb bcfiimmtcre ©eivalt gewonnen.
2)a>o @ef)nen nad) ber 3?eformatton ij^ in Stielen fidj ftarer
unb feiner felb|l mcl)r bewußt geworben. Wlan fing an, fid)
bie ©egenjldnbe ju benfen, auä benen biefe S?eformation wol)l
beftcl)en mü^te. Sie ©ebanfen, we(d;e burd) bie fogenannten
Äe^er, bann aud) burc^ bie 9J?pftifer in Umlauf gefeilt würben,
führten bie 9)ienfd)cn barauf, ba^ bie Sfeformatton wol)( nicbt
allein in ben JBejlimmungen gefudjt werben muffe, ob bie 'Km-
rcr ju bcfef^cn üon biefem ober oon jenem, ob etwaS ober nid^tö
bafür gejal^lt werben miiffe, unb ä!)nlid)er Singe mc(}r. 9J?an
[)otte an baS wal)re unD innere ßbi''f''>!»t')"fi benfen ternen unb
wenn- Saufcnbe nid;t wußten, waö btcfeö eigentlicl) fei, waren
fte bod) bariiber einig, bap e§ jefjt nicbt r»orl)anben. S3on ber
Gmpfinbung, batl e§ woljl eigeni(td) I)ier fein möge, wo ber
I}auptfad)licl;|Ie Zl)c'ü ber Sfeformation erfolgen mü\\e, biä ju
einer Haren ßrfenntni^ baruber, war nod) ein weiter 2öeg.
3rber »orbanbcn war jene unb ungemein gefa(;rlid) für ba» iel^ige
Äird;enfi;ficm.
Äaufenbe unb abcrmaB Saufenbe waren febr weit bnüon
entfernt, ju ben .Sel^nrn ju treten, aber fie tl)eil£en, ol}ne eö
felbji 5U wiffen ober eä fidb ju gefte^en, bie ©ebanfen unb bie
©efiunungcn berfclbcn. Äef^er ift, wer »on ben l)6d)|len unb
tbcuerjlen Sntercffen berSBelt flar unb unjweibeutig rebet. Sie
asSelt, welche nid)t fcfjerifd) fein will, legt il^r SKerdmgen in
unbcfiimmten '.ifuSbrüden oor. (5ine allgemeine, eine burdjs
grcifcnbe 9?eformation, eine Steformation an ^aupt unb ®tie-
tern wirb begehrt. Siefe erwartete man nod). Äeine ber 9fc-
formation§fi;noben, fo üiele berfelbcn aud) bereit» geljalten wor--
ben waren, batte etwaä SBefentlicbeä bafür getf)an. Saruber
waren alle cinocrfianben.
S3on ber ©ynobe ju SSafel fonnte nod) "itllcG erwartet
werben, unb fie warb bc^b^lb gcwi^ üon ben größten Qxwax-
tungcn ber 5jJcnfd;en begrüpt. ^oä) fonnte unb wollte bie
— 508 —
SBclt bem ÄleruS md)t vorjci^nen, njte rcformirt werben muffe,
nod) erttincrte man fid) nid^t bavan, ba^ dUe (5()rijlen ju ^J)rie.
fiern unb £)ienern be§ ^errn berufen, bop auä bem goangelto
ieber feijen fonne, wie Mcei fein müpte. Saä üoncil ju S3a=
fei njurbe nun gewt0 baä allergvol^te SntcrclTe für ficf) l;eroor=
gerufen t)abtn, wenn e§ im eynnßclifrf}en ©etfle reformirt l)ätU.
2)ie $ecrctc beffctben, mlä)t auf ßinfd^vanf'ung bet romifcljen
^a^jftgewatt liefen, würben cudb '^nfongä wirtlid) mit 2ebl)afj
tigfeit ergriffen. S)te jefjige ©cjlalt i>ti> i''aprttl;ttmcg war ja
flud; etwaä üon ben unernuglid; vielen S)ingcn, burd) wcld}e
man fid? gebrüdt fiiljltc. ©o lange intereffivte fid) bie 2Belt
für bie @i;nobe ju JSafel, alö, \va$ [t'c t^nt, wie ber 2(nfang
ber erwarleteten gropcn Sfeformation befrad;tet werben Eonnte,
alä man meinen Jonnte, ber ljaiip!fdd)ltd)rte, eoangelifd^e ^t)t'ü
berfelben werbe noä) folgen. 211» man aber ju bemerfen ons
fing, bafj weiter nid}tä l;erau^fDnimen werbe unb nur Ijinweg^
reformirt werben foUte, wag ben ^rdlaten in if)rer Stellung
jum ^a^f!tl)um unangeneljm gcwcfcn, muj^tc fid) alle§ Snter=
efff für bic JBafeler öerlieren, unb e§ perlor fiel) aud). Sarum
flirbt bie .9icformationäfi)nobe cincö langfamen unb ädl)en Zo--
beä bol)in, oljne bap fid) jcmanb barum l'ümmert.
2Bie laut, wie ungefiüm [)at nidjt erfi bie SBelt begel)rt,
bap biefe ©pnobc beginnen foüte, unb wie gleichgültig Idpt man
fie fpdter fallen. ߧ tfl unmoglid) biefe§ anber§ aly eben ba-
burdi) ju erfldren, bap bie SGBelt il)re (Erwartungen »on bev
®t)nobe nid)t befriebigt fanb, unb bap ibr bie 'ilemtcr unb
(S5elb|ad)en, über weldje bie Äird)cnfür|lcn unter einanter felb)!
in Streit geratljen, jiemlict) g(eid)giiltig waren, wie fie il)r aucl)
gleicl)gültig fein mupten. £)icfe ©limmung ber Sßeit nun gc=
gen bic ©t^nobe tritt für unä befonberä in bem üBctragcn ber
gürPen gegen fie Ijeroor, bie bocl) frül)er nod) lauter al3 bie
Uebrigen fiel) nad) ber 9feformation-ofvnobe gefel)nt l)atten. ©ie
finb ungewip, ob ba», wa§ bic ©ynobe il)nen bietet, aud)
wirElid) etwaä fei. Einige acccptircn bie 2)e(rete, anbere wer;
werfen fie, unb jene befinnen fid^ md) bem 2tblaufe einiger
Seit ebenfalls wiebcr anber§, inbem fie baä ■Angenommene fal:
len laffen.
©ie l)aben bie JBemerfung gemad)t, bap ba§ üon ber©i)^
nobc ©egebene baä (Erwartete gar nid)t fei, unb bap iljnen in
— 509 —
ben 9iefüvmation§becretcn ein i)bd)^ jwetfctfjaftcS ©efc^jenf ge^
roorben. ^lenn bte ^au:pt[ad)e bcrfetben fagte, bfl^ fie rüa(;(cn
foUtcn gwifcljcn ber ©u^)rematie be§ SiWofä »on 9?om unb bcr
©uprcinntte bcr cciimentfdjcn <2i;noben. Dk\z i)it^ aber md)t^
2(nbcreä n(5 bte (Suprematie ber Jßifd)üfe; benn rcenn [tclj auf
bie Ie(5ten ocumenifdjcn ©i)noben and) anbere ®timmfu(;renbe
ctngebrangt Ijattm, fo ^atte bie roa\)xi)a\t facerbotalifd;e ^ar--
t\)d bod) immer eifrig gegen biefe Sfleucrung gefprodjen, unb
e§ war batjer i)bd)^ zweifelhaft, ob man fie auf bie 2)auer
würbe be^)au)^t^n fonnen. SSon jener Suprematie aber ber
äBtfdjöfe glaubten bie gürften, unb 'woljl nicfjt mit Unredjt,
nod) weit mcbt fürdjten ju muffen alä »on ber Suprematie >
be§ romifdjcn Stufjleö. Sat)er wiefen fte bie ©runbfd^e ab,
welche if)nen alö baä 2öefentlid}fte unb .|)auptfad)lid)fie ber er»
fetjnten [Reformation entgegengel;alten würben, nadjbcm fte nur
3cit gewonnen, ftd) auf bem neuen SSerrain um5ufd}auen, auf
weldjeä fte burd) jene ©runbfafje gebrad)t worben. X)ann war
auct) natürltd), baf bem Zapfte jurücfgegeben werben mu^te,
was tl)m md) jenen ©runbfdfjen cntvtffen worben war. S)aä
bittere ©efü^l aber, ba^ man oon allen Seiten mit ber dit-
formation getdufd;t worben, mufte bleiben.
S)iefe6 waren bte ©rimbc öon bem ®ange ber greigniffc.
25te ©efinnungen, mit benen bie ^rdlaten auf baä ßoncil !oms
men, finb immer in einem nicljt geringen ©rabe jweibeutig unb
ungcwip. 25a§ ^anbeln gegen ben ^apjt gefd)ie^t bei Den
Ttz\\tm nur mit Ijalber Seele unb mit l;albem entfdjluffe.
@ä wdrc beffer, wenn biefe ganje Streitfrage, wo nun eigent;
liö) bie Suprematie, wo nun eigentlich bie Mud)t unb iljre
Untrüglidjfeit ju finben fei, nid)t tjor bie S^ven ber üJJenfd^en
gebracht ju werben braud)tc. 9?ur baö ()üd)(ie Uebcrmaap ber
^apftgcwalt ober metmel)r ber le^tmoglid^e ©rab beö 9}ii^braU5
d)e6 ber ^apftgewalt, gegen weldje man fein anbereä SDiittet
ftnbet, fonn bie 8el)re von ber Suprematie ber ocumenifdjcn
Spnoben auSpreffen, fo wie fte früher »on ber enblofen S5er=
wtrrung be§ Sd)t§maä auägepre^t worben ip.
£)ie^rdlaten ftnb aud; gar nidjt eifrig, ju ber auSgefd^rie^
benen Spnobc ju fommen. 25aä btof-e SBort .Reformation l)at
eine fd^rerfenbe ©etralt über fie. €ä bebarf bcd) einiger fünfte,
wenn einmal eine 9?eformcftiongfi;nobe nidjt 5U oermcibcn ijt.
— 510 —
tiefe 9?cformation fo ju leiten, wie man fte ^aben will. 3)ic il
®ifc(?öfe muffen müt)fe(i3 üon ollen ©citen jufammengelplt ifi
werben unb bie gürpen muffen fie er(t ermal^nen, bajj fte bodj ö
gelten foUten. 2)ie Später beginnen ba§ 5)apfitl)um ju refor^ i
miren, weil bcr 2Bett nid)t langer ou§jubcugen ifi unb enblidj fi
einmal wirflid) etwa§ reformirt werben foU. ©ic finb aber j
felbp in biefem SBollen ftdbtbar »on 3wcifeln unb Un9ewi^l}ei-
ten gequält. 2)er ^apfl aber weif beftimmt, waä er will. i
25ie ganje je^ige Äird;e foU aufrecf)t exi)aUzn werben mit aQen l
il)ren S!J?i^bräud)en , mit allen \i)xen '.iluäwuc^fen , befonber§ .i
wenn fid) «u§ benfelbcn für bcn romifdjen ©tubl ein erHccfli: ^
d)er weltlid)er S3ortl)eil crgiebt. äSeibe ^artl}ctcn finb nur barin fi
»oUfommen einüerjlanben, baf bie SBelt um tie .^offnung auf i
eine wirHidtje Sfeforniation, weld)e fte big jc^t getroftet in tlj-- I
tem Samnt«/ gebradjt werben foQ.
©0 fielen fid) bie ^artl;eien entgegen unb fo j!ef)en fte 1
Wieberum ber SBelt entgegen, aB bie S3ätev fid) allmälig ju (
äßafel JU üerfammeln beginnen, im "^Infange gering an 'Bcii)l, '
oHmälig fid; mel)renb. @ä ift bereite bemerft werben, wie
bie b6l)mifd)e 2lngelegenl)cit l;ier eingcwirft. @ö wiirbc jur Sße--
rufung biefer neuen 9ieformation&ft>nobe gewip nid)t gcfommen
fein, wenn ber romifd^e @tul)l burd) ben übelen ©ang beö
Äam^feä gegen bie Äe^er nic^t in fo fcbwere 23er[fgenl)eit gc; i
brad)t worben. Seätjalb crfl l)atte böä ©rangen Sigiämunbä i
einen (JinbrucE gemad)t, weil man bie SSclt nid)t weiter erbit: '
tern wolle, bamit nidjt immer mehrere Steile bcrfclben gemein:
fd)aftlid)e ©a4)e mad}en m6d)ten mit ben Äefeern, weldje mit \
bem ©djwerte, bem einzigen 2lrgumente, baä man Ijatte, nic^t
ntel^r ju beftegen waren.
3m Suli beä ^ai)xt^ 1431 ip bie ©pnobe eröffnet wor-
ben. tjl ben SSätern barum ju tl)un, eine gute SOleinung
bei bir SBelt gu gewinnen. 2)arum erlaffen fte ©d)reibcn an
bie SBelt, in welAen grofe .l^offnungen erregt werben, ©ie
gefieljen ein / bap ber ßufianb ber Singe entfc^Iid) fei, baf bie
Ätrdje ganj bid^t an bem 9?anbe beä Unterganges, baf won )
bem 6^rijlentl)ume faum md) ctwaS ju finben, bag alleä »oller '
Srrttjümer, ^eibcntl;um unb gräflid)en 'Aberglauben^ fei. ©ie
fagen ber SBclt, bap fie eingeben? wären it)rer l)ol)en unb cr--
babenen ^flid)ten, M\xä)t unb d)tifllid)e SBelt ju retten wom
- 511 -
Unterfange; fie geben ju t)erf!el)en, ba^ ^e§ önberS rrerben
foHe unb muffe, wenn fic ftd? auä) nod) nic^t genauer barüber
au§^r^lcfen, in »clcber 3(rt unb SBeife biefe? gefc|)el)en foU.
Sarum »veil bie Umftänbe brnngen , l)aben jte ba» Goncit öud)
f(t)on eröffnet, tro^ bem ba^ ber SSerufeneii erfl fo wenige er;
fdjienen ftnb').
£)iefeä xoax ganj bie @pra(ie, njeld)e gerebct werben mußte,
n?enn bie 2Belt mit Hoffnungen erfüHt i^?er^cn, ivcnn fie ju
bem ßoncil gereenbet werben füHte. 9Ran beburfte ber guten
Stimmung ber 2öelt für ben ©tveit gegen ben römifdjen ®tubl.
©ewip fehlte e§ ju S3afel fo wenig, a(» auf ben früf)eten
formotion^j Spnoben an guten unb d^rijltid)en Scannern, bei
benen bie gefproc^enen 2Borte 3(uäbrud eineä wal)ren ®efüt)leä
ftnb, bei benen ber ©ntfcblu§ ba tjl, Sßieleö ju beffern unb
TiUtä cbriftlid^er ju müd)en, wenn für ba» (5()rirtcnti)um ge^
fprod)en unb ge^anbelt werben fann oljnc ©efat)r beö SeibeS
unb be§ gebend ^). 2tcer fo gewi0 biefcä ift, ober yielmel)r, fo
fct)r eä bem menf*ltd)en ^erjen ^Bebürfni^ ift anjuneljmen,
bap e§ fo gewefen, eben fo gewt^ unb fidler tji aud), bop biefe
3Ränner nur in einer fleinen 9J?inberjat)l üor^anben waren, bi«
1) Diebas nostris, proli rlolor! supra modam bereses et errores,
bella, odia et contentiones, nioruin ac dissolulio vitae, et divinornm
praeceptorum transgressio totam undiqae ecciesiam vexant ac deformant
et qaasi morbos contagiosas in dies inagis augentar. Si txndiqne Cliri-
Btianam religionem consideremus, ita ipsain multis modis conterniinatam
reperimus, ut in ea nec decor nec species esse >iileatur. Quis enira
locas aut patria, ubi i)lnrinia, qnibus offenditur et irritatut Deus, quo-
lidie non perpelrentur. Quam rarae et paacae personae sunt, quae ea
aheant vitae puritate, qua decet. Jam igitur ij/sa ecclesia tot procellis
undiqoe commota est et a fandanientis concnssa, ut roinam pene mi-
nari videatur, nisi di?ina misericordia ad nos oculos saae pietatis con-
vertat
Qnis enim non videt flebilem ecclesiae statum , jilerisque in locis
variis exortis erroribos, sortilegiis et variis superstitionibus, ita ut plo-
rimi a sinceritate sacrae lidei deviaverunt et Petii navicula borribili de-
jecta tempestate adversis üatibus adeo concatitur^ ut ruptis jam magna
ex parte couipagibns, vis sibi paucae admodum partes solide cohaereant.
2) Ad hoc cnim congregati sumus, ut exstirpatis heresibus, de-
jectis perversis eredulitatibus , et eniendatis fidelium liotiiinibus , utrius-
que Status, ecclesiastici et secnlaris pacem et concordiain demas et re-
gionibas pacatis, di^cordiis et dissentionibas semotis.
— 512 —
woi- bcr ?!}?e()rjö()t tl;re Erwartungen unb il)rc ©ebanfcn nicht
laut biirfte »ücvben (äffen, bnp bie SDfcl^rjal}! fid) biefcr 9ccben
nur bebtcnte ntä tdufdfjenber fünfte, burcl) wcld;e ein gcwiffer
onbcrcr Entwurf erreidjt werben follte. £)iefet nun war fein
onberer, als ba^ fte, waö i{)ncn toon bcr ^^apftgewatt laflig
geworben, (hinwegräumen wollten. (Sä war nad) bcr Uebcrjeu--
gung SSicIer, mlä)( ju biefer bominirenbcn SD?eI)rl)eit ge()i3rten,
biefcämat nicf)t Ijerauöjufommen wie auf ben ©i^noben ju ^ifa,
Sfom, ©iena unb itofini^, bamif, ba^ gerabeju gar nid)tä ge^
fd}cl)e. Sa§ SScrlangcn ber 2Bett war ju ftünnifd) geworben;
wenigfienö etwa§ nutzte i()r gegeben werben, i|i eö nun
am beften man rcformirt ba§ ^öpfttf^um in fo weit e§ ben
Uebrigen Idfiig geworben ifl. greilid; wirb bie SBett baburd)
in i()ren eigentlichen Erwartungen auf baä bitterfte getdufcljt,
aber e§ ifi bodE) etwaä unb fie mag immerl;in l;offen, ba^ md)-
fommenbe 9teformationö = Spnoben bie fel)lenbcn .^auptfadfjen
nad)t)oten werben.
^apjl Eugen IV. aber fennct fiel) unb feine Seute. Um
Hillen juvorjufommen, giebt er bem Äarbinal Julian, ben er
ju feinem ßegaten beim Eoncil beftcllt, bereits im 9?oüembcr
'oeä 3al)reS 1431 ben S5efel)t, ba§ Eoncil foglcid) aufiulofen
unb ju orbnen, ba^ «ber fiebcn Sa^re ein anbereä nad) f8o--
logna »crfammclt werbe. Eine gortfe^ung be§ nun \<i)on aU
ten ©piele» mit ben fünf=, fieben= unb jel^njdfjrigen grijfen,
n)eld)e baS ©an je in S3ergeffen()eit bringen follen. "^ber fielje,
I ber Äarbinal Julian wagt, bem ©ebote beä ^ap(te§ nicl)t ju
' gel)orfamcn.
Einen 25rief erlaßt er an ben ^apjl, welc()er einen tiefen
*Blic? in bie Serljdltniffe 5wifd;en ben Üaien unb bem ÄleruS
t^un Id^t, weldjer jeigt, bap bie Spannung furcljtbar gewor=
ben, aud) wenn ber Äarbinal nid)t ol)ne Ucbertrcibungcn reben
foüte. 25ie 2aien fteljen auf bem ^uncte, ftd) burdf) einen Sdjritt,
ben nur bie wilbeffe SSerjwcifelung eingeben fann, ju l)elfen,
baburd} ndmlidt), bap fte ben gefammten Älcruä nieberl;auen.
<2d)on reben fte ganj offen t)icrü0rt, fcljon fögen ffe, ba^l bie--
fe§ ein ©Ott wofjlgefäQigeä Sßert fein werbe. S3i5 ju biefcm
©rabe alfo war ba§ Cl^riffentljum au'3 ben ©eelen ber ^ei)x-.
jatjl ber SJtenfcljen »erfc^wunben '). - ,
1) Yalde tiinendum est nisi se eraendant, ne Laici more Hnssita-
— 5f3 —
Sann berührt ber Äarbtnal nod) einen anbetn ^unct,
wcld)or bie S3erf)ä(tnif[e j^rifdjen bem (Sonctl unb ber SBeft bi-
nifft, unb jeigt, üou »ueldjen Seforgntffcn oiid) bie SSdter ju
S3afel gequält waren, baß ba§ bloße SBort ^Reformation unter
ben Caien ben ©ebanEen Ijeroorbringen luerbe, bem Äleruä feine
übenndpige @en»alt unb feine übermapig großen 9ieidn[)iimer
\n nebmen, ipe»balb benn auA Sjicle, wie ber Äarbinal meint,
von einer 9ieformationä:@i)nobe gar nidbt§ i)bnn wollten. Ju-
lian über glaubt, baß man fi'd) barin irre, ©erabe ein ßoncil
fei baä 9J?ittel, bie treltlidje ©emalt ju behaupten. (5§ bejiünbc
i.i auö ßlericern unb biefe würben bod) gewiß nid)t§ becretiren,
wa» gegen il)ren 23ortf)eil fei, bringe man aber bie ßateti auf
ba§ ieußerfie unb ^atte gar feine 9?eformation§:!Spnobe, bann
wdre ju fürdjtcn, baß über baä weltlid^e @ut große @efal)r
fomme. S^iefe» le^re er SSielen, aber er finbe S3linbe unb
3;aube').
rnm in totnm clerom irraant, nt publice dicnnt. Rxspectant gentes, ut
ex lioc concilio seqiieretur aliquis frnctns. SeJ si sie dissolvatur, dice-
tor, qnod nos irridtJiios Deum et homines. Et cnm jam nnlla ^les
siipererit de no&tra correctione, irrnent merito Laici in nos more Hos-
sitarnm, et certe fama publica de hoc est. Animi hooiinam praegnantes
sunt , jam incipiant evomere venenmn , quo nos perimnnt. Putabunt se
sacriticium praestare Deo, qni Clericos aut truci dabnnt aut spoliabnnt,
quoniam reputabuntur jani in profundum malorum Tenisse^ tient odiosi
Deo et mundo et com modica nunc ad eos sit devotio, tone oinnis
peribit.
1). SeJ audio, quod nonnulli trepidant, quod in hoc concilio debeat
auferri temporalitas ab ecclesia. Mira res; si hoc concilinm non fleret
per vires ecclesiasticos , forsitan dubitandum foret. Sed qnis erit iste
ecclesiasticus, qui huic deteriiiinationi consentiat? Non solum qoia esset
contra fideni, sed quia redundaret in detrimentum eorum. De laicis
quis erit? nuUi aut paucissimi. Et si forsitan aliqui principes mittant,
I mittpnt plerumque ecclesiasticos ^iros^qui nullatenus consentirent. Nec
, illi pauci laici, qui eront, admittentur ad vocem, obi agitnr de rebus
;cclesiasticis. Et \ix puto, quod deceni in toto domini secolares hie,
iTont personaliter, et forte non quinnoe. Deinde non pnto, quod hoc
•»ncilium sit futurum niajns quam Pisanuni vel Constantinense , nec ta-
nen ibi fuit tractatum per concilium, an temporalitas debeat ab eccle-
' Aa. auferri. Quomoilo tiniendum est, quod in isto debeat auferri? Nec
;: ;nim unqnam fuit aliquod legitime congregatum concilium, in quo spi-
itus sanctns permiserit aliquid contra üdem dcterminari. Cur timen-
lam est contrarium in lioo? Hoc est diffidere de spirito feancto. Sed
II. S^eil. 33
— 514 —
Sulittti gef)t babei toon bem ganj ridjtigen ®efid)t§punctc
öuä, böß bie Äirdje je^t üor 2Ctlem 2fnberm fireben muffe, bie
SEBctt bei ber ^(nerfennung ber 2(utontdt bev Äirdje ju erhalten. i
Saburd) bet)alte man bie ©eroalt in ben ^dnben unb fonne, i
wenn einmal reformirt werben muffe, bod) nodj reformircn, i
wa§ man wolle, unb unrefovmirt laffcn, ebenfalls xvai man
vcoUi. X>üxd) ^(bnjeifung oller gorberungcn ber 5ße(t aber, unb
ttjcnn man felbfl ben (Sd)ein, alä gebe man auf ba§ 3?eforma;
tionäöerlangen ber Sßelt ein, ablege, würbe erft SllleS Werber« i
ben unb baö '^leu^eriie berbeigefübrt werben, ba^ bie gaien bie i
Ttutoritdt ber Äirclje gar nid)t mebr anerkennten. 2)iefe§ ift ;
ein ^au:ptgrunb, ben Julian auffMlt, welcher ben ^a:|)ft be= i
wegen muffe, fein ®ebot jurüifjunebmen. S)ann gebenft er j
ober aud) nod) befonberä ber S3öl)men. 9}?an würbe fid) üor
biefen bloäftellen, ja man würbe fid) ber ©efol^r ouäfe^en, bic ' i
b6l)mifd)e 2ebre über bie benadjborten SJolfcr ausgebreitet ju (
fel)en, ba bic 9)?enfd)en, würbe boä Qondl oufgeloft, meinen (
würben, bie Äirdje weid^e befiegt »or ben S56l)men jurücf. 'äuä) '
l)ier fomme eä, wie bei ben wettlid)en ©ütern, iefjt.befonberö
baijpuf an, bic 2Cutoritat ber Äird;e ju retten.
vereor, iie contingat nobis, sicut contigit Jiidaeis, qni dixenmt , si <li-
iiiittimui; liiiiic, veiiient Romani et tollent locum nostium tt geiitüin.
Ita et iios (licimiis. Si adniittiniiis lieri concilium, venient laici et toi- I
lent tennioralitatem nostraiii. Sed sicut justo Uei judiciu factum fiiit, |
quod Jufiaei ]ierdl'lernnt lociim siiiiiii, rjuia noluorunt diinittere Cliristiim ;
ita et justo Dci judicio fiet, quod quia nolumos dimittere concilium iieri, " ,
perdeinus leniporalitatem nostram et utinam non corpora et animas. j '
Quando Dtus vult alicui populo infurtunium immittere, primo disponit
ut pericula non intelligantiir. Ita videtur nunc contingere viris eccle-
siasticis, quos sacpe redarguo esse coecos, qui vident ignem et niiiilo
minus currunf versus illum. Iste sonus dissolutionis concilii sermoncm
habet mali et suspicionein gennat et liomiues irritat. Mira res! l'er
concilia invenis rohoratam et auctatn Semper potestatcm ecciesiae, et
nunc timeums debere tolli. Sed esto, dccernendum sit, ut tollatur tem- '
poralitas. Adhiic niajiis perioulum est (idci, si dissoWatur concilium. i;
Forsitan quod jiraejudicabitur auctorltati summi Pontiücis in aliquibus: ^
non puto aliquem «lehere consentirc contra canonicas sanctiones decre-
taque sanctorum Patrum, nec Spiritus sanctus illud pptinitlet. Nun-
quam fuisset culcbratum aliquod concilium, si liujusinodi liuior invasisset
corda putruni nostrorura, sicut invadit nostra. Juliani Card. Epistola >
ad Kngcnium Ponlif. Brown I. pag. 00.
— 515 —
Tthn oUc biefc ©runbe, wie gewtdjtig unb wa\)t fte oud)
fein mod)ten, madjten Feinen ©inbrurf auf ben ^a:pfl. JDiefer
fürdbtct nur ©in§, ba^ bic ^appgcwalt gefdjmdlert werben
möge. 2}a§ tfi eine @efa()r, gegen mlä)t nidjtä auf bet SSJett
in '■2rnfd)(ag fommt. @r »er{)arrt baf)er bei bem gefaxten QnU
fdjluffc, unb im Sanuar bes 3al)reS 1432 tptrb bie ©uße m--
gen ber 2(uflöfung beä ßoncilä formlidt) inSfom publicirt. 2ü)aS
ßoncil ju Jßafel aber f)at ftd) biefc§ 9Ral um ben SSillen beä
römifdKn ©tuljleä nicl)t gefümmert, unb am 14. Secembet
1431 feine erfic feterlid)e Sii^ung gel)alten. 3war vpagen bie
^Dominicaner in,S3afel felbft bie apofiolifdje S5uUe ju publiciren,
unb gewi^ fanb fie ^cifaÜ bei benen unter bem Ä(eru§, wdd}t
fitr(l)teten, eine irgenbrcie begonnene 9?eformation ber Mxd)t
»erbe ben 83er(u|l ber Semporalgenjalt berfelben nad) fid) jie=
l^en. llbtx mk gürpten unb ^erren unb üor allen anbern ©i;
giämunb, ber befignirte Äaifer, cr!lären fid) nidjt aEetn für bal
ßoncil, fonbern fie begeljren aud), baf bie SSdter fortfaljren
foUten fid) alä Soncil ju bdxaä)ten, trofe beä @ntgegenn)irfen§
be» ^apfteö. @ö ifl bie fd)6ne 3eit, ba nod) eine grope unb
burd)greifenbe Sicformation »on bem (5oncil erwartet wirb. SSiele
9)}itglieber be§ (SonciB unter5eict>nen eine 2lppellation gegen baS
S?erfa()ren bes ^apfteä. Wlan fonne e§ nid)t glauben, baf bie
9j?cinung be§ ^apfleä gewefen, baä (5oncil foöte aufl)6ren, e§
würbe ja ein ©canbal, jaeä würbe ld4)crlicf) fein; follte eö inbef=
fen bod) fein, fo t)abt ber ^apji baö 9?ed)t baju nid)t gel)abt.
Sigiämunb bringt ben ^apjl in fd)were 83erlegent)eit. (fr
übernimmt bie 9ioHe be§ Unterl)dnbler§ jwifdjen bem ^apfic
unb bem ßoncil, Idpt aber ben ^apji wiffen, ba^ er in bie
'2(ufl6fung bcö ßoncilä burdjauä nidjt willigen werbe, ba c§
il)m (Mewiffenöpflidjt fei, ben Untergang ber Äirdje unb beS
6l)riftentf)umg nid)t gelaffen mit anjufe^)en. @o weit ge^t ©1=
giämunb, ba^ er felbfl bem ^apjle üerfprid)t, wenn er fid)
nur fonjl aB ein gütiger SSater ber Äirdje erweife, folle bafur
geforgt werben, ba^ bie apojiolifdje SRadjt burd) baä ßoncil
ntd)t geminbert werbe '). ©ollte barin nidjt ein ganj birecter
1) Si aufem Vestra Sanctitas hoc mininic faceret sed persistere in
dissolutione intenderet et esse, quod absit, causa tanti mali, ex tone
e^a Majestas per expressam Vestrae Sanctitati per nos coramisit ex-
33 •
— 516 —
a5ewei§ üc\yn, ba^ e§ ivenigjienä bem ^aifer auf bte dttfox--
mation bev ©etbcr unb ^Temterfadjen, wctdje ber ©tul)l an fic^> |
geriffen, auf bie Sicformation , we(d;e bie $8dtev be§ ßonci(3
wollten unb nad)ma(§ auöfül)rtcn, tvcit weniger anfam, alä
auf eine anberc, bie »ieüeidjf nuv bun!el öov feiner ®eelc ftanb.
3wei geinben, bem ßonctl unb bem Äaifer glaubt ßugcn im
offenen Äam:pfc nirf)t gewadjfen ^ju fein. (Sr ge()et ba!)er auf
bie Unterf)anbUin9en ein, welche i()m ©igi^munb üorgefdjlagen.
@r benü^t bie ßeit, um bie 2(ufI6fung beS 6onci(ä auf^anberc
■Jfrt f)erbeijufii^ren unb bcn Äaifev ju ubediften. dt fenbet an
bie Surften, fte ju gewinnen, baf? [te il)re S3ifcl}öfe nidit auf
baä ßoncil fenben mod^ten. 3!)ic ^Bifd;6fe, bte nod) nid)t gegan=
gen, Id^t er bearbeiten, ba^ fte baf)eim blieben, felbfi bie fdjon
iu SSafel SSerfammelten werben bearbeitet. Me biefe 5Dinge
werben, wie ©igiämunb felbft an bie SSafefer fd)reibt, o^nc
@d()eu unb ©djam betrieben').
25te ©pnobe aber fa^t in ifjrer jweiten <l^auptftf^ung am
15. Scbruar 1432 ben iSd)(ug, bap bie gegenwärtige 6cume=
nifdje ©pnobe eine reditmä^ig öerfammette fei. ©ie wicber=
l)olte babet bie @d)lüffe ber ©pnobe won Äoftnifj, bap fie bie '
Äird)e aufßrben barfieße, iljre ©ewalt unmittelbar üon Qi)xi^o
empfangen, bap berfelben fid) 3ebermann unb ber romifd^e SBi*
fdjof ebenfalls unter5uorbnen babe, wenn e§ ftd) um @lau=
benSfad^en, um 2)ämpfung einer Äct^crei, eineö @cbiäma§ ober
um eine JHeformation banbele. 25ie ©pnobe crfldrte ftdi bar-
auf für berufen ju einer Sfeformation unb befd)lop, bap fie von
ponere, quod eadcm Majestas sacro concilio per spiritom sanctiim con-
gregato et conimunitati Christi fidelium, toto posse adhaerere vult et
intendit: quia nullatenus posset videie eversionem fidei et ecclesiae
ruinam.
Et piomittit Majestas regia Vestrae Sanctitati si cadem conciliiim
continoabit, et indifferens, aequalis et communis pater in rebus agendis
erit, uti debet, quod vult Papae in omnibus usque ad mortis passio- |
nem adhaerere et assecurare eandem sanctitatem , quod ibi nihil tracta- i
bitur in diminutione sedis apostolicae ac Vestrae Sanctitatis. Proposi- 1
tiones Sigismund!. Mansi coli, conc XXX. pag. 114.
1) Dominns noster Papa ad dissolutionem hnjusmodi concilii, tan-
tuni laborat, non attendendo pericula et scandala^ qnae cvidentissinie
in subversionem fidei imminent. Litera Kegis ad concilium. Mansi
coli. conc. XXX. pag. 104.
— 517 —
9iiciiianocn aufgcloft, ücrta^t ober werfest werben föiine, ba0
ii)xc SJJitglieber unocrlefjlid) unb bap 9?iemcinb fie verlaffen
fönne, bi» bie ©i;nobe red)tmaßi3 gefd)(of[en darauf tji
bet SJifcljof öon Saufanne an ben ^np^ toon bcm ßcncil ge-
fenbet worbeti, bag er bie ^uflofungäbiiUe feierlidj wtbermfc.
2>ie SJJadjinationcn ©ugenä t)aben feinen redjten Fortgang ge^
Wonnen, ^nbeffen tjl eä immer nod} wenig, voaä er bem Äai;
•fer unb bcm Soncil anbietet. Ijabe ba§ Goncit ju SSofel
oufgclöfi, weil für ba§ gro^e SBerf ber Sieformation bort viel
ju wenige »erfnmmell' gewefcn. SSei biefer 2(ufI6fung muffe c§
jwat bleiben, inbeffen fei bie S3erpflanjung md) ^Bologna boä)
eigentlid) nur eine gortfe^ung ju nen,nen, wenn fie aud^ erft
nod) geraumer '^iit gcfd)cf)e; biä ba^)in werbe auö) er, ber
^apji, wieber »oüfommen gefunb fein unb biefem ßoncil bei;
wohnen fönnen'). £tie Safeler foUten fid) alfo eine steine Sn^
tcrpretatien gefallen laffen unb Sluflofung ifjreä Goncilä unb
Einberufung eineä neuen nad) S3ologna für g(eid)bebeutcnb er^
Haren mit ber gortfe^ung beö Safeler ßoncilä. 2)em ^a^pfie
fam eS auf weiter nidjt», ol§ auf bie anbertfjalbjd'^rigc Sriji
an, in weld)er neue ©rünbe gewonnen werben fonnten, ba§
ßoncil nciö) SSologna entweber gar nidjt ju berufen ober ba§
berufene qUiö) wieber ^iim ju fenben.
.Raifer unb ßoncit aber gc[)cn auf bie ^^antafien be» ro:
mifdjen äöifdjofä nicl^t ein. Sn feiner britten .|)au!ptfi|ung om
29. 'Kpx'ü 1432 erflärt ba§ ßencil tic 2(uf[üfung be§ ^apfieä
für null unb nid)tig, bege^jrt »on tl)m, bap er bie be§()alb er;
laffene S3uUe feierlic^ji wiberrufe, wo ntd;t, fo werbe bie <2i;nobe
lud) ben ©eboten beä ()ciligen ©eijleö audi; oljne ben S3icar Qi)xi{ti
lUif ©rben gehalten werben. 2?arauf werben oud; bie .ßarbindle
bc§ romifdjen Stuljteö, öon benen fid) bereite mel)rerc an bie
Spnobe üngefd}loffen, ermal)nt, fiel) fpätejtcnä binnen brei 5Ä0-
1) Mansi coli, conc- XXIX. pag. 23.
2) QTod in Basilea [ler annam et ultra paacissimi convenerint I'rac-
laii^ qai aJ tilia ac laula non sufTecerint, dictum concilium qQO ad lo-
cum taiiilaiii dissulvit, ülud in Bonnonia assignando , quac comuiutatio,
continnatio potius diel [zotest -qnam dissolutio; quia Bonnoiiiam in con
valescentia^ in qua est, potcrat venire et medio tempore plmiaui recu-
perare sanitatem. Äcticuli propositi por dominum Papam domino Regi.
Maiisi coli. conc. XXX. pag. 119.
naten bei berfelben einjufi'nben, fonji roerbe bie <Sv)nobe md)
Qbttü(S)tm unb menfcl?li(i)em 9fed)t gegen fie »erfat)ren ')•
Sie JBafeler geben ber neuen im (Sd)iäma aufgefiefltcn
8el)re üon ber ©ewalt ber ocumenift^jen ©pnoben eine ungemein
weite 2(uöbel)nung. ©ine erfjabene Äircl)enmad)t, üor weld^er j
felbfi baä ^a^jtt^um üerfdjwinbet, erfdjeint in it)nen. SBenn i
e6 für bie SOBelt auf ber einen ®eife angenehm war, bie ^apfis
gewült fd^meljen ju fe^cn, fo fonnte baS ©mporftcigen biefer '
nod) gropern öietfopftgen Wla(S)t unmogtid) rctüfommen fein.
50?an mupte ftd) i)m auf einen S3oben gejlellt fü[)(en, miä)et >
f)6df))l fd)n)anEenb unb gefd()rlid) war. 2!Ba§ war benn eigent»
lid^ eine 6cumenifd)e ©pnobe ? wann fonnte eine gcwiffe
2£nja^l S3ifd)6fe fid) fiir eine fo(d)e, bie nur ftd) fetbfl jum
®efe^ f)atte, erflären unb wann fonnte ftc e§ nid)t? Snbcffen
bie Söelt erwartet je^t eine 9?eformation ber M\x<S)t von biefer
(Spnobe unb nur SBenige mögen ftd) mit fold)cn JBebenflidjfeis
ten gedngjliget {)aben. £)er ^apft aber wanfet unb weicht
nid)t. ©eine SSotfdjafter unb Unter^dnbler ftnb allenthalben :
5U ftnben, unb bie SSdter bes ßonctlä laffen fie allenttjölbcn '
burdj) bie i^)rigen befdmpfen. S^r S£on wirb immer i)oi)tx. 3n
ber eierten ^auptft^ung am 12. Suli 1432 gebieten fie, bag,
wenn ein 3nter^)ontiftcium wdljrenb be§ (Soucilä eintrete, bie
S!Bal)l nirgenbö anberä al§ ju S3afel, in Gegenwart be§ don-
ciB ttor ftd) gel)en fonnte, fie annulliren im SSorauä jebc am
bere 5!Bal)l, fte löfen alle @ibe unb Säerf^sred^ungen , weld)c 3«-
manb modjte abgegeben l)aben, nid)t auf baä Soncil ju ge;
l)en, fie gebieten felbfl bem ^a:pjle, bap er, fo lange baä ßons
eil bouere, bafern er üon bemfelben abwefenb, feine neuen
Äarbindle ernenne*). Um biefe Seit t)at enblid) ©ugen IV.
gefe^jen, ba^ burd) feine 9Kad)inationen, baä ßoncil aufjulöfen,
üor ber ^anb nid)t6 erwirft werben fönne. Qt \)at eä für gut
erad)tet, »orldufig nac^jjugebcn, unb am 29. Suli ift ber gviebe
jwtfdjen bem ^J)apjl unb bem Äaifer abgefd>loffen werben. I^ci-
mit wollte ber ^a:pjl weiter nid^tö al§ Seit gewinnen.
25ic innere Sfeformation ifi e§, weld)e für ©igiämunb wie
überhaupt für bie 2Belt »on bem größten, ja »ielleicf)t »on al;
1) Mansi coli. conc. XXIX. pag. 25.
2) Maosi coli. conc. XXIX. pag. 32 — 34.
~ 519 —
leinigcm Sntcreffe j^ewefm ijl. 25örum töutcn t)te iBebin^un^en
feincä Srtebcnä mit ^opft ©ugcn IV. auf t>m erflen "KnbM
feltfara. 25er ^opft foll ftd) mit bcm (Soncil üu6f6l)nen unb
fte füllen 9emeinfd)aftlid) *an ber Sfeformatton orbetten. X)ie
©pnobc foU bie Steformationäbeciete Dem Zapfte jufcrttg?n unb
ber ^apjl bie betätigen, wcldje aud) baö ßoncit gut l)eißen
wirb. 3ft bagegen »on bcm Soncil etwa^ Unebeneä gegen ben
^a^)fl bcfd}(offen vuorbeu, fo foU eö für ungültig erfldrt mer:
ben. itaum ijl moglicl) flavcr auäjufpredjen , toa^ ©igiömunb
wollte. Sb bie (Suprematie t)ier ru^e ober bort, ob bie 2lcm--
ter befe^t würben von biefem ober »on jenem, borauf fommt
(im 6nbe wenig an. Sie €igentlicf)e 9?eformation ijl baä allein
S33cfentlid)e, bie 3?eformation , über weldjje bie ßaien ftd? weiter
nid)t nuäfpred)en fonnen, ba fte nod) in bem ©lauben an bie
■.'tiitoritat ber Äird)enobern ftnb, jene Sicformation, nacl> ber
alle frommen ©emütljer ftd) feljnen unb wcldje nur in einem
gdnilid)en Umbau ber Äirdje, in ber SSerbreitung ber wahren
Scl;rc unb in bem barauö ju tjerl}offenben bcffern unb d^rijili--
d)en geben ber 9Kcnfd)cn bejleljen fann. ©iefeä le^tere brücEt
bie (5prad;e ber Seit burd) ba& SBort „bie Sicformation ber
©ittcn" auö. 2)icfe 9?id)tung ber 2Belt ijt bem l)Olöen Äleru»
burdjauä juwiber. @r freuet ftd) ber günjligen (Stellung, in
»üeld)cr er fid) nod) bcftitbct, ba^ bie gürjten unb bieSBelt nur
bunfel unb \)oAb jweibeutig, wa§ fie eigentlid) begehren, on-
beuten bürfen. ©agt c§ Seuirtnb gcvabe f)erau§, fo ijl eö
Äe^erei. Sarum flö^t, wie ju .Rojlnifj gefeiten worben war,
bie eigcntlid)e Äefeerei unb bie (Stimmung ber 9Belt fo fein ju^
fammen, bajj fte faum me^r unterfd)ieben werben fann, unb
baf] 9ßapregeln getroffen werben müffcn gegen bie eine, wie gc:
ijcn bie anbere.
£)aö S3afclcr 6onci( aber mag ftd) l)6d)lid) gewunbert f)a^
ben über biefen g'riebenäfdjlu^ jnjifd;en bem ^opft unb bem
Äaifer. nimmt ba§ ßoncil benfelben mö)t an, fonbern be-
gel)rt, ba^ ber ^apjl bie SSulle wiberrufe, burd) weld)e er baö
ßoncil aufgelöjl, uiib bafj er 5U allen (Sd)lüffen, weld)e gefaxt
worben, l'cine feicrlid)e äujlimmung gebe. (5ine neueÄette Don
llitterfjanblungen fpinnt ftd) an. 3« 9iom fpred)en fte bereits
baoon, bafj bie ^Bafeter Äefeer wären. (Sigismunb wenbet ftd)
diiglllicl) balb an bie eine, balb an bie anbere ^art^iei, bamit
— 520 —
tix Streit nicf)t jum vcUen Tfuobruclje fomme unb ba5 erfeljuto
Siefonimtionöconcil nid)t etwa in ein 9Ztd;tu üerfd;»mnbc.
3wifcl)en tie betten ^artlfjeicn gefteUt, n?cip tie 2Be(t nid)t
genau , öon wannen ba§ ©ute fonfnicn werbe. 2)ocI) wcnbct
fie [ich meijl ju bem Soncile. 2)a§ doncit t)at fo otel üerfpro- ä
d)en unb eä ij! fü lange baüon bie 9?ct'c gcwefen. 2Baö üon I
3iom ju Joinmen ^»flegte, wujite man feit xnelcn 3a[}i()unberten, I
unb siiemanb erwartete, ba^ gebeffert werten würbe t>on tiefer ■
Seite. 2)ur(^ biefe Stimmung ber 2Be(t ermutf;igct, ifl baä I
Goncil ftarE gegen ben romifdjcn Stubl öufgetreten. @ä er^ 7
maljnct ben ^apft unaufi)6rlic^, feine fcanbalofe ffiuUe jurü^s
june()men unb fammt ben .Sarbtndten bei bem ßoncit 5U er-
fcbeinen. SSon bem fed}fien bi§ jur breiicbntcn ©i^ung ifi bie
Sijnobe t)<iuptfdd)licl) mit tiefem ©egcnilantc befdjdftiget. 25ie
S3dtcr baben ftc^tbar 2ufi mit einer entfcljeitenten ©entenj auf
ben romifdben ©tu^t ju trdngen, aber Sigiömunt, ten tie
Södter beäbatb aud) für üerbdd)tig bic'ten, t)iüt ii)t ©cbwert in
ber Scheibe. @r wiU ben S3rud) 5wifd)en beiten nidjt, weil
ba ba§ 9ieformation§werf am fieberten jertrümmert war. 2tlfo j
werten bie Triften für baä @rfd)einen tcö ^apfieä in »ielen
©i|ungen wieterbolt. ©ntlicb bat ©ugen IV. begriffen, ba^
jc^t nadjgegeben werben müffe. tcr »icrjebnten Si^ung
fann entltd) tem ßoncil mitgetbeilt werten, top ber ^apji
feine SSuUc witerrufe imb bie Scblüffe ber @»;notc gut beipe.
SSiete Äartindte b^ben ifjn »erlaffen, Sigismunt t)at feinen
gifer gejeigt, bie griebenäartifet mit tem romifdycn Stubfe ju
einer 2Babrbeit ju m.adjen, unb ter ^^apfl bat tie Stimmung
ber SBelt ju beadjten, welcbe nun einmal für baö Soncit auä--
gefprocben ijt.
'Man fonnte ben le^tmöglidjcn ®rab üon gcinbeit unb
fd)Iauer SSerecbnung, bie in Siom oftmaB ju ftnben ift, barin
feben, bof ber ^apfi bem 6onci( je^t nachgab. SBa» unb wie
baffelbe reformiren würbe, liep ftd) (eid)t beredjnen, unb eben
fo leicbt üorauäfeben, bap ba§ SSertangen ber Söelt von biefet (
SReformation nicbt würbe befrietigt werten, 2Ü)ann mufste ta§
ßoncil tie SSeteutun.] wieter verlieren, tie eä ief>t bei tcr SBett
batte, unt ter r6mifd;e «Stubl fonnte tann wieter b^rvortrcten
mit feinem alten 3lnfebn, unt eö war 5U erwarten, bap bie
2ßeU ben alten @(aubcn an bie Suprematie unb ^ob^'t
— 521 -
ronufcben ©tu^lc» ntcf)t bem ncum ©loubcn an bie ^oi)dt bev
5cunicnifd)cn ©«nobcn opfern incrbc,, rod;bem ft'e gefcljcn, ba^
in tm, tt>a§ fü etgentticl) begcljre, tiefer neue ©laube i()r nid^t
baä 9)(inbeftc fromme.
SBie . bie ^u§f6f)nung be§ 6onciB mit bem ^apjle cnblid)
etfülät," i)<it baä erltcre feine ctgentlidje, reforinötorifd^e Saufs
bfl^n bereits eröffnet. bcr acMcn <5i!^ung (jatte bie ®i)nobe
bccretirt, baf , fo wie eö nur eine Äird^e, e» naturlid? au^) im;
mer nur eine tt)al;re ccumcnifdje @pn«be geben fonne.
eben berfelbcn rocix es aurf) auf ba§ fircngfie »erboten roorben,
red;tmapige unb tüditige SScfiijer »on 4Bencficicn unb Äivdien-
einfünften au§ benfelben treiben unb ]xd) tiefe bUrd) ben
romtfcljen @tuf)l conferiren ju (äffen. Sn bem 2)ecrete ij: viel
bie Siebe uon ber >|)errfd)aft einer tüüfren ©ier, bie alle menfd);
liebe S'rbnung mit gü^en trete. 5n ber jwölftcn-Sif^ung finb
fllle papfilidjc 9icferoationen aufgeboben. 25er römifdje Stubl
foH fürbcrbin nur in ganj aupercrbentltd}cn gaUen eine Ku^-
nat)mt ju mad)tn befugt fein. Seber neue ^Papft foH bcfonber§
fd)n)oren, ba^ er biefeS S'ecret unoerbrucblidj i)aiten wolle.
2)ie SSSabfen foUcn »tieber canonifci) fein unb o^ne ©imonie.
SBabl fcU nur auf fromme unb tiid)tige 9)^änner geleitet
roerben. ber fünfjebnten ©i<5ung wirb baä ^nftitut ber
^Sppincialfsnpben njieber l)crgc(Ieflt , bie minbcftenS alle ^a\)vt
einmal abjubatten finb. Sic ^roöinjtalfpnoben follen befon=
ber§ iiber bie .Rc^-eret unb über baä .^eibcntbum wadjen, n^el;
^e» nad) allen Tlnjcic^en ju urtbei(en bei einem großen Steile
beä SBolteä eben in großem g(or fiebt. ®ie foUen ourf) ferner
barauf feb^"/ ba^ ?a§ ßeben orbentlid) unb d}rift(tcb, unb
ba^ bie apofloJifdie llxmnti) bei ben fWondien aud) »uirflicl) p
finben fei. Sie vgpnobe giebt nid)t an, worin biefe eigcntlid)
begebe; benn eä war ein miplidjcr ^unct. ^rooincialfpnoben
follen aber ju ber ßeit ni(^t fein, wenn eben eine ocumenifcbe
©i)nobe gcbalten wirb. @ä möditen baburd) eine SRenge meU
fopfiger ^errentbümer entfteben.
3n ber jwanjigfien ©i^ung wirb won ber befoiiberS beim
Stlmx^ einsufübtcnben .Reufcbbeit gcbanbelt, in berfelben SSeife,
wie eS nun feit adjtbunbert ^abren in einem fort gefdjel^en,
o()ne bap baS ?JJinbcfre ^)ixau^dommitt. Siefcämal brü(Jt fid)
bie ©pnobc inbeffen allcrbingö ftatfer au§, c§ früber ge:
— 522 —
,v n)öf)nlid> Qc^d)ei)cn. SEBer binnen jwci SSKonoten tton SBcfannt»
1 mad)ung biefeä S)ecrete§ an feine ßoncubine nidjt entfernt i^at^
ttt foU obgefe^t fein, unb wenn eä ber vömifdje S3ifd}of felbet
t wäre. %Ut 9Kipbrducbe, weldje in biefer SSejte^ung pott ftni
ben, namentltd) bie ®ett)ol)n()eit toietcr 23ifd;6fc, ftd) oon ben
it)nen untergebenen ^(erifern für bie @rlaubni^, eine ßocubtne
f)alten ju bürfcn, ®elb ja()len ju laffen, werben auf bo§
(Strengte werpont. £)b nun gleich bas ganjc 25ecvet fo fdjarf
lautete, alä eö nur auägcfprüd}en werben fonnte, fo Ijat fid^
bod) 9Zicmanb barum gefümmert, eben fo wenig alä man fid)
um bie früheren ©ebot^ gefümmert !;atte. Unb Jßicle »on be^
nen, weld)e baä £)ecret gaben, fanbten es gewiß nur in bie
2Belt l)inauä, um einen ©cball ju madjen, weld^er bie SJlen^
fd)en wieber auf einige Seit begütigen möge. 3" berfetbcn
©i^ung gab man aucb bie SSerorbnung, bap bie @rcommunicatio=
nen nid)t über bie SEIiaagen üu6gebel}nt werben foUten. 2fud) böä
Unterbiet foU nur in bcm galle ,auf eine ganje ©tabt ober
©emeine gelegt werben, wenn bie ©tabt fclbft ober it)re S)?a=
giftrate baju eine Sseranlaffung gegeben. SBegcn einer einjeU
nen ^erfon foU bie ©tabt aber nur bann mit bem S"tevbict
belegt werben, wenn jene formtiel) crcommunicirt worben unb
nidjt binnen jwei Sagen üon ben weltlid)en S}el)6rben entfernt
worben ifi. 2ßeld}e ©orgfalt, ber SBelt nidjtä nad^jugeben,
cä fdjroff fefljuljalten baä ©cbaube ber fird)Iicben Unabbängig=
feit, in weld}er bie SBclt einen ^auptgrunD alle» Sumnciö
unb aller Zerrüttung febcn mutite. 3n eben berfclben ©il^ung
wirb beftimmt, bafj bie TlppcUationen nid;t auf eine friüole äßeife
auägebebnt werben foUen. ©ern braud)t'man fold)e 'iluobrüdc,
welche einen guten Älang l)abcn unb mit benen bod; eigcnttid)
fo üiel wie nid;tä gefagt ifl.
Sn ber ein unb jwanjigften ©if^ung aber läpt ba§ ßoncil
wieber einen madjtigen ©djlag auf baö ^Papfttbum fallen. 6§
foU Weber öon ber apo)lolifd)en Cammer nod) von fonft irgcnb
Scmanben etwaö genommen werben für bie fird)lid}en Stellen
unb ^frünben, eö mag biefeä gcfd)eben unter weldjem Äitel
wolle; bie 2lnnatcn, bic ^rimi gvuctuö, bie DeporUiy, baä
©elb für bie Pallien, 3llleä wirb «erboten mit gleicher ©trcnge.
■^(llc ^riinlcgicn unb ©tatuten, bie biefer S^erfügung entgegen^
ftel>en, füllen «lä aufgebobcn bctradjtet werben, 'iil^ ©iuionic
— 523 —
foU eä angefefjcn tretben, rcenn jcmanb nocb etwaä tiefer "KxL
begeljren tvixt. 2)et romifdje Sßifcljof foll fid) »or allen TTnbenT
öuS3cid)nen in ber pünftlidjen SSoUjiefjung bcr @ct)lüffe ber
ocumenifdjen ©ijnoben. Äommt bicfem etwa bei ju [ünbigen
gegen biefeä £)ecret, fo iji bie ©odjc oor eine öcumenifdje ©p-
nobe JU bringen. SBic modjte e§ in 9fom erbittern, baß man
eine fold)e S^raclie mit fid} mu^'te reben laffen.
2)ie Herren »on Jßafel fagen fein 2Bort ba»on, baß bie
9feidjtf)ümer ber Äirdje n)ol}t ju ^od) angefdjrcoUen , fic m-
mutben nitj^t, baß burd) biefc Sieid;t{)umer bie SDiitglicber bcr
Äird)e auf einen falfd^en SBeg mödjten gebrad)t rcorbcn fein.
Soldje 2)inge aud) nur »cn fern ju berütjren, liegt ganj außer
ifjren 3n)ccfen. ©ir.ä nur i(i e§, baä fte wollen unb crjlreben.
<Sie wollen nidjrs mef)r jal/len, wcber bem ^apjle nod? fonft
Semanben: baä i\t eben bie 9icformaiioii. 33eilauftg werben
in biefer <£i^ung nun aud) einige anbere 2)inge nod) erwähnt,
bie nidjt reine ®elbfad)en finb unb in njljcver S5ejic^ung mit
ber Äird)e felb)! fiel^en. ^'u Unorbnungen beim ©otteöbienjle
finb auf einen ju l)oben ®rab gcjliegen, als baß nidjt bie ^uvc^t
^Ma^ gewinnen müßte, felb(t baä äußere Äirdjcngerüfie werbe
iuic^)itenö au» einanber fallen, griffe man nid^t beffernb ein.
SBüßte man e§ niu;t auä einer großen SRengc üon anbern ^mg-
niffen, fo erführe man eS bmä) bie ©djlitjfe ber Jßafeler ®»;;
nobe, baß ^offenfpiele unb ^)offenl)afte Sanje in ben Äirdjen
aufgefü()rt würben, baß bie .Kirdjen benufjt würben gcraufd);
»oller Unterhaltung, baß weber Saicn nod) ^riefter auä) nur
ben gew6t)nlid?en Tlnftanb nod) beobad)teten ; bcnn bie Spnobe
muß fte baran mat)nen, baß man bod) fd;on oor einem welt^
Iid)cn Äonig ftd) mit 3lnjtanb ju betragen pflege unb baß tjor
bem Äonig be» ^immelä biefeä nod; weit mef)r jieme.
©nblic^ üerorbnet bie ©ijnobe in tl)rcr brei unb jwanjig;
fron (Sibung, baß jcDer neue i^apft fd)wi3ren foüe, bie 25ccrete
bcr ccumenifd)en ©pnoben ju Ijatten unb fic ju rcd)ter Seit
ein3uberufen. 3ebe» ^al)x füll bem ^ap|le aud; oorgclcfen wer;
ben, wie et ftd) ju betragen, wie er gefinnt fein muffe, wie er
bie diri(llid)c SBelt ju regieren Ijabe. Qx foU fid; ja feine @d)ä^e
biefer QBelt fammeln, fonbern nur an bie @d}ä(ie beä |)im=
mcB benfcn, unb bie römifd)e Äurie foll fid) juni ©ittenfpiegel
für bie ganje d)riftlid)e SBelt mad)en. Ssiefe 2lnforbcrung l;abcn
— 524 -
^ieJRümer beantwortet mit ber "ÄuffieUung" eine» ^{(eyanbcv» VI.
^um ^apjle unb er l;at geantwortet mit feinem geben. 25te
ej>nobc becretirt in bcvfelben ©ifjung, bap bic Äarbinate für=
berf)in auä alten Stationen mvätjlt werben foUten, unb bic
.Rarbinate werben wie ber ^opft befonberS barauf gewiefen, für
Uebcrwdltigung ber Äefeerei, 'itiifrc(^tf)a[tun9 ber guten ©itten,
2(ufrcd}tl;aUung beö grieben» in ber 6t)ri|Tcn(;ett ju forgen.
®o weit fam bie ©pnobe mit ber fogenannten Sfeformai
tion. 66 wor nun fc()on eine geraume Beit «erlaufen feit bem
2fnfan9c ber ©if^ungen. Sie SSett ()atte {jinldngliclje 3eit ge^
Wonnen, fid) über ben ©eill ju bclel;ren, weldjer unter bcn
SSätern waltete. @ie fa^, wa§ üon SSafel ju erwarten fei unb
wa6 nicl)t. 2)ie Erwartung ber 2ßett war getdufcf)t, ifjreJ^offs
nung ^intergangen werben. 9^id;t einen J^auptpunct Ijattcn-
fte berütjrt, Don bem fromme unb erleud;tete SO^hmcr bie SKcts
tung ber Äirdje erwarteten. SSeber für bie SSelebrung be$
S3o(fc6 nod) ber ^riefier in bem wahren ßb"l^fntb""i£ «'Ot
aud) ba§ fKinbejte gefd}el)cn. 2ßer fe^cn fonnte, ber fat), mit
biefer Sieformation blieb 'Mci beim Otiten, baä l;eifit, in ber
cntfc^lid)(^en SJerwivrung. ©elbft baö 2ßenige, waä bie SSdter
geboten, ba§ nid;t 2lemter unb ©elberfacben, fonbern ffiefferung
ber 3ud)t unb ©itte ju bejwecfen fdjien, blieb ol)ne ben min:
bcjlen ßrfotg. S^icljt in bem Heinjlen grauenflofier, t3erfid)ern
9)?dnner, weldje nad) ber Seit ber ißafeler ©pnobe fdjreiben,
t|t e§ burd} bicfe £)ecretc in ivgenb @twa5 bejfer geworben.
SBo bie »erfcl)rte Unterlage be§ ®anjen blieb, t)a fonnte aud)
baö ©njclne nid)t baucrnb unb frdftig gebeffcrt werben. 5?un
l;at gewip nur eine geringe 3lniat)l üon S!}?enf4)en flar unb he-
^immt erfannt, woron e§ liege, bap biefe Sieformation eigent:
lid; feine 9?eformation fei. Sn SÖSenigen ifl baS ffiewuptfein ge^
wefen, wa6 reformirt werben miiffe, aber in 2lllen ift ba§
fül)l, bap bicfe Sfcformation nidjt bie redete fei. Sarum fommt
über bie SBelt eine gro^ie ©teidigüUigfeit gegen biefelbe ©pnobe,
weld;e mnn mit ben fro(;ejicn Erwartungen begrüpt l)atte, weU
dje man mit SSlut unb geben vcrtl^eibigt l)aben witrbc, l;dtic
fic reformirt auf bem erfcl)nten Sffiege.
Siefen Seitpunct nun fd;cint ber römifd;e Stubl ftd) bc=
red?net ju Ijaben. 9)?it einiger o^enntnip. beö facerbotalifcbcn ©ci^
fteS, wie \k iüSicm gewip nid;t fel;lte, licp f"''^ »^'i^^^' l'""cd)»cn,
— 525 —
wie bie (Synobe vcformivcn würbe, unb eben fo M)o(;1 lief; fiel)
bie ©(cidbguUigfcit üovauf;fcf)cn, in m\ä)c bic anfangt gvofjcn
©rwnvtiingcn uon bev Sfeformntionöfi^npbc unifcf)lagen würben,
'^llfo war ei5 von bem rüintfcf}cn ©ni()(e ber fetniTc S£aet, bcf;
er gcvübe jcf^t bcn -Kam^^f mit bcr ©ynobc eröffnete, nun ba
ber 9Be(t bie 3(ugen geöffnet waren über bic ©piiobe. 3um
SSorwanbc nal;m @ugen IV. bic llnterl^anbfungcn wegen bcr
Union mit ben ®ricd)en, ju begel;ren, bafj bie (Si;nobe naclj
S0X<^3 ä'^'^^Sf..^''-??^^?'^ .'S'-MT^- Sortl;in tierlegte er bie ®i)nobc
burcf) eine SiiUe (18. @ept. 1437), unb biefe «Spnobc warb
wie eine gnnj neue bctraci)tet. Sie Safeler ^aben inbeffen
gleid^ gewaf)rt, wel)in bic @ad)en taufen foUten, ba^ e§ nicE)t
auf S5erfe^ung abgcfel;cn, fonbern barauf, bic Sccrete ju jev=
jloren. <Sic l)aben baljer ben ^apfl citirt, if)n erft fufpenbirt
(21. Sanuar 1438) enblici) gar nbgefetit (25. mai 1439) unb
fid) in bcr ^"»crfon beä ^erjogä 2fmabeu5 von ©av)0i;en einen
neuen ^aipft gewä{)(t alä gelij: V. X>k ©»jnobe bc§ ^apfle»
()at unterbeffen, nacl)bem fie toon g^rrara nacf) Storcnj Dcrtegt
worben war, bie JBafcter für .Se/^er unb ©d)i§matifer erHart,
(Se^Jtembcr 1439) unb alle if)re bieten caffirt. 25ic ©cblüffe
ber ocumcnifdjen ©pnobe oon .Koftni^ wegen ber ®ewa(t bcr
ßoncilicn über ben ^ap|I ftnb tion ben äßafelern fa(fcl) perflan;
ben worben. ©ie f)aben e^ geniacl}t wie bic Äeger unb ©c{)iämn;
ttfer alle, wclclic ftd) auf ©cfjrift ober Äird)enüdter berufen,
jte interpretiren 2(lle§ falfcl)'). SSeibe SJIjcite werfen ftd), wie
3ew6(;nlicb, alle moglicljc SSerbredjen üov. 3» Safet ift ein ent=
fefeli^er '2(bgrunb aller benf baren SSerrucI)t()ett gewefen'). Sie
SSafeler aber ib^ben gleici^ bei bem 3fuäbrud}e beä Kampfes mit
bem ^apfie i()rcn bejlen ©tü^punct »erlorcn. Sie Säifcfjofe
ftnb jum größten S^eit gegangen unb nur bie untern ßlericer
jurücfgeblieben. Sie glorentiner fönnen eä fc^on 1439 ben
JBafelern »orwerfen, ba^ fie ja meiji nur auö gemeinen Scuten
1) Raynald. Annales ecciesiae. 1439. XVIII. pag. 221 — 223.
1) ^Poggto bcr glorentiner lU'er bie SBnfeler: Quis enini ignorat, qna-
lis fuerat illa tumnltuaria iniquissinioram honiinum manus. Quis non
novit, quales viri, quam nefarii, qoani reprobi, quam scelesti in illa
sentina neqiiitiae fuerunt versati? Apostatae, fornicarii, incesti, rapto-
res, transfugae, tiirpt convicti ciimine, blaspiiemi^ Deo et suis supciio-
ribns rebelies. Rainald, Anuales ecciesiae. a. 1439. XVII. pag. 240.
— 526 —
beftunbcn. Sic SBifdjöfe f)dtfen freitid) bie ^flipjlgchjalt gern
mobertrt, ober ein <Bä)\^ma wollen fic nid^t; baS bringt TlUtä,
tag ©cfammtinterelJe "MUer in ®efaf)r. Untere ßtericer ft'nb c§, j
»Dc(d)e bie (£ad;e forffe^cn. X)tx ©to(j, bie l;üd}|le 9J?acl)t in ber
SBelt, eine 6cumcni[d)e «Spnobe ju fein, l)at fie erfüllt. 2lber
baä ®anje lofie fic^ in 9?id}t§ auf. Die ©pnobe, nur nod)
mit bem ©treite gegen ben romifd^en Jßifdjof befd)öftiget, biett
im 3öt)re 1443 i^re le^te ©ifjung. gelip V. entfagte fecb§
3at)re baraiif feinem ^ontificat, nad)bem er erfannt, ba^ ibm
baffclbe ju nidjtä belfe. 2)ie SQJelt mx bei ben legten SSorgän»
gen ganj gleidjgültig geblieben. 2)ic güvflcn fd)einen überzeugt ^
gewefen ju fein, baf? 2)omination beä romifdjen ©tul)leä om
(5nbc bcffcr für ftc fei, alä 2)omination ber fogenannten ocu» i
menifd)en ©pnoben. SBenn gran!reid) in ber fogenannten ^rags j
matifd}en ©anction üon 1438 erft bie Scbliiffe ber S3afeler
©pnobe annabm, mnn Subjüig XI. biefe bem ^apjlt^um wieber
1464 aufopferte, wenn ba§ beutfdje Sidä) einige Seit jwifcbcn |
bem ^apjte unb bem ßoncil fdjmanfte, enblid) ftd^ »iebcr an
ben romifcben ©tu^l bielt unb bie bafcler ©djlüffc bemfelben |
tüicber aufopferte in bem fogenannten "^fdjaffenburger doncorbat '
(1448), fo battc baran jtvar bie ©cl)(aul)citbe§ römifcben ©tubleä,
l^atten pDlitifd;e unb anbere SSerl;altnif[e nidjt unȟefentlid)en
2lnt()etl, \)auf)t\a(t)iid) aber n»urben bie SSafcler barum aufges .
geben, weil fie bie tieferen, inneren ©runbübel ber.Kircbe gonj |
unbevül)rt gelaffen, unb wegen ©elD unb 2lemtcrfacben niemanb
baö Unglittf eineä ©d)i6ma§ wollte.
@S war in berSfjat nidjt ein geringer ©ieg, weldjen über ,
ba§ ßoncil ju SSafel bie 3iömer gewannen; in fo fern war er |
ein nid)t geringer, alö er baö Eeben ber xomi\<i)m 9J?ad)t noclf> I
auf einige Seit frijlete. Saä ^apPtljum \)attt ft'd) genötbiget I
gefc()cn, bem 58erlangen berSBelt nad)jugcben unb mit il)r von "
ber SRotl)wenbigfeit einer Steformation ju rebcn. 3ur Seit fei;
ner ©djwäd^e, ba e§ burd) baä <Scbi§ma in ftd) felbjl gebro= |
djen, war eä baju gejwungen worben. fünfmal binter einan: '
ber waren mebr ober weniger gro^e 2lnjtalten ju einer foldjen
9{eformation ber jtirclje getroffen worben, ju ^ifa, 9?om, Äoft;
nig, ©iena unb SSafel. & b^tte jebeSmal 2fnfwenbung »on j
.Rünjien nötl)ig gemadjt, um 2llleS ju bintertreiben. ®aä Spiel, |
wenn tion einer tvixU\ö)in JJfeformotion ber Mxd)t, wie bie j
- 527 _
SBelt fie iid) bad)te, tvk fte tjon biefer bcgcljrt warb, bic 9?cbc,
war bem r6mifcf)cn ©tu^l erleidjtert roorbcn befonberS biircb
jroet 2)ingc, burd) Cie '^(nerfennung ber Äirchenciutoritat, we((^>c
bte 2Siit nod} 90b, unb burd) ba§ SOJitmivfcn bcr übrigen ^xic.
jtcrfürfifn. Subeffcn fonnten bic Äünfte, burd) xdMjc fd;on
fünfmal bic ©ad)e nidjtig gemad)t worben, nid)t immer unb
ewig >tiieterf)olt werben. 2)ie Äirdje mu^-te biv3 2öort „Sfcfors
mation" in S3crge|Tenl)cit ju bringen fud)en, unb bcr crpe
®4)ritt baju mu^te natürlid) ber fein, ba^ fte felbft c§ auä
bem SWunbe nal)m unb bamit jli[Ifd)n)cigenb crflärtc, ba^ bic
von ber Söclt begehrte 9?cfovmation nid)t notfjig fei.
SSom ^uägange gewann ber römifdje ©tu^l boppclten 8Sor=
. ti)tiU juerfl war ba§ Streben ber anbern ^ricfterfürflen, be§
I ^ontificatö 9J?aci)t ju ermäßigen, erbrürft, bann aber, unb bie=
I feö war ba§ ©rötere, batte baä ^a^)!tbum gewifferma^en frauf
I unb frei au^gefprocben, ba^ eä eine 9feformatton ber Äird)c,
Weber bie, weldje bte ^od)prteflerfd)aft, noö) bie, wcl(f)e bte
SBelt gebad)t, md)t wolle unb baß e§ fomit nucb weitere ©9=
neben bc§[)alb nid)t einberufen werbe. X>a5 Spiel mit bem
2tuffd)icben, Sogern, SScrtroflen fonnte in SBa^rbeit mä}t lön;
ger fortgefe(«t werben. @in gefäbrlicber ®eift i)atk ftd) auf
I tiefen (Spnoben gejeigt, nid)t fowobl unter ben Sßifdjofcn, afä
t unter ben gürfien unb itjren ^(bgeorbneten, welcber ftdjtbar ben
i| Swetf \^at, ftcb allmdlig alä flimmgcbenb, alä unmittelbare
S5efianbtbeile ben ©pnoben aufjubrangen. X)k ^''äbfie, tnbem
fte "Mt^ unterbrad)en, babbelten äunad)(t aUerbingä für ftd),
fie banbeltcn aber eben fo febr im ®eip unb Sntereffe be§ ge;
fammten ^riejlertbumä. Siefeä nun t(l ber nicbt unwid)tige
©ieg 9fom§, baß aud) biefeS bie SBelt ftd) gefaCen laßt unb
im ©anjen genommen geljorfamt, wie bitter fie aud) flagt, wie
laut aud) il}re (3d)mer5englieber tonen, baß eä fo gefommen.
Sie muß e§ ftd) aber gefaUen laffen, fte muß ba§ J^ärtepe über
fid) ergeben feben, fo lange bie binbenbe ^ette nirfjt gefprun^
gen unb biefer Ätrd)e angemaßte 2iutorität ganj »erwor=
fen wirb.
2tlfo bewegt fid) om @d)luffe be§ «Kittelalterä baä ro=
mtfd)e Ätrd)cntbum wieber frei; obne SSdufcbung unbSrug, bie
fo lange bie 9}?enfd)en berücft, crfldrt e§, baß e$ eine Sfefor;
matten md)t nötbtg erad)te. ©ewiß, eä tji ein großeä ©lücf \
— 528 —
gcwcfcn für bo§ mcnfc{;lict)e ®efc![jled)t, bafj c§ fo gcfornmcn.
&m Sicformation, öuägegnngcn oon Stom unb von bcn Säi=
fcl)üfcn, trüvbc nie eine »aljrf)aft eönngclifcbc geworben fein,
würbe nirf)t einmal bic ©runbübcl ber iefeigcn Äird;cnücrfapng
jerftört l^aben. Sie Ijattt nur mit SSeffcrung einjelner, unb
gewi^ ber om wenigjlen bcbeutenbcn 2)inge, mit leeren 2Sor-
ten, mit SSerfpredpungen, mit Ääiifcbnngen bic 9]'fenfd)en »er:
tvojiet unb l)inge!)aUen unb auf ben SBal;n gebrad)t, bap baäffiefi
~ fere, baä eigentlid) ©ute tod) auä) nod) von ben Öiömern fom-
men werbe, weil man fdjon einen grnfl gezeigt, wenn aud)
vorlaufig eben im Unbebeutenbflen. £)aburd) würben bie9)?en;
fd}en in Ungewipl)cit unb in Swcifeln, länger im ©el^orfam
I Siom§, im ©lauben an bie Ätrcl)cnautorität ge()a(ten worben fein.
i Uncnbüd; bcffcr für bie grciljeit ber ©eiflcr war bie offenljerjigc
i ßrf'lärung, bap e§ nid;t§, gar nidjtä fei, waä nad;gegcbcn
I werben folltc.
2)ie SBelt Ijat bie ftillfd;weigenben (^rflärungen ber Sfomer
woI}t verftanben. @§ ijl nid)t§ mel}r von Siom unb von bcm
{)ol)en ßlcrug ju erwarten, fte werben nun unb ntmmermebr
reformiren, fic werben 2tUeä in ben ^Cbgrunb ge^)cn (offen, an
beffen Sianb e§ ftd) fdion befmber. £)er 3(ntic^rijl wirb erfdjei;
nen'), ein SBunber müptc gefc^eljen, wenn wir errettet werben
1) Credo sccnndam intellectns niei parvitatem et temporum ac ho-
minnm nostri temporis qiialitatein, qiiod liodie currunt ea, (jnae dicta
sunt in quavta et qiiinta visione, quae diirabunt usque ad advcntum Aii-
ticliristi. Ut verum fateor , non habeo aliquas appai entias in sacris lit-
teris, in infallibilibus ralionibus, quod Status nostri tcn)])oris generaliter
reformari debeat aut possit, dictis impoenitentiis Iiominum crescentibiis,
sicut et in processn leruni nafuraliuin et eleinenta et elementata viribus
suis decrescunt. In;o verisiiniliter opinabile mihi est, statom praesen-
tem continuanduni , imo pejorandum , usque ad sextum statuni, scilicet
Anticliristi: cum experientia docente agnoscinins, lioc magis contraniti
reforrnationi generali ecclesiae quo magis decerct conatn toto ad refor-
mationem tcnderc, cupiditate et primatu bonorum eos ad hoc impellente.
Etsi quandoque conatns Deum timentium ad reformaudum operara dare
intendat, tarnen in hoc mundo celebriores et potentes vires, plus eccle-
siastico$ quam secnlareSj videmus se fortiter opponere, adliaesionem
sibi adtrahentes principum et potentum secularium , quorum multitudo
aut potentia scintillain inchoatam exstinguit. Uiide et Deus justo sno ju-
dicio vilescere facit statum religiosarum et ecclesiasticarum personarum.
Tanta crudelifate debachati sunt, ut non tantum proleni sanctam, sei-
— 529 —
follten. Umfonji tönet ber Sommer ber 2BeIt on ben ^ricfter=
fürften worüber; e§ ifl »ergcbenä, ba^ fte bie ^eerbe öor fid)
\)erfd)raad)ten fefjen. iJiic^tä »ermag fie ju rühren, nidjtö ju
beiüegen. Sie gefjen immer eifriger, fd)neller fort auf ber be;
tretenen I35af)n, fei eä »on 2Bid)tigfeit, ben allgemeinen
Untergang ju befc^teunigen. 2^ie Äirdjcnfürjlen fümmern ftd)
um biefen 3ammer nid)t. ©ie »eradjten bie SBelt, fte l)alten
ben ©lauben an fid) für unjerbred)lid), cä fdjeint fte meinen,
ba^ fte eine "Kxt ©ötter njdren, bensn S^iemanb ungefiraft, oi)nt
ben eigenen Untergang ju fef)cn, wiberfte^en fonne').
£)ie ^ird)e ^at eä nun xvoi)l über fid) fetbfi gewinnen
f onnen , ba^ fie, bie "^ugen gefd}toffcn über bie allgemeine SSer--
roirrung, über bie klagen, über ben Sanimer ber 2)enfenben
unb ber S5er|tdnbigen , bod) nid)t meljr fprid)t üon ber 9?efor=
motion. S)a6 aber Ijat fie nidjt gewinnen f onnen, ba^ au^
licet reformationem necare contendant; sed et matrem, scilicet auctori-
tatem conciliormn et eorum convocationem occidant, prout res in pro-
spectu declarat. Jacobi de Paradiso lib. de sept. st?'^b. eccles. Brown
n. pag. 104. 105.
1) Quando enim, quaeso, iit correctio exccssuum, nisi in quaiitum
delictum in damnom temporale, yel correctio ad lacium tendii. In ta-
libus enim snnt bene saevissimae sententiae et poenae, in aliis non aji-
paret vel modica diligentia corrigendi. Matth, de Cracovia lib. de sqna-
lor. Rom. Cor. Brown II. pag 585.
De totali antem, quem depingis, reformatione ecclcsiae ad praesens
et propinqua futura tempora, nullam penitas spem habeo, tani qoia
illad Praelatornm malitia impedit, tum etiam, quia illnd electis Dei, qni
persecutionibus malorum probantur, non expedit.
Si enim praesenti concilio generali in Basilea annis sex , ne unum
qoidem fragilis sexus monasterium reformari potuit propter inhabitan-
tiam nialam vitam quid, quaeso, sperand um? Johann. Nideri FornicariDm.
Persuaderi mihi videor, quod nec aetas nostra nee futura baec pa-
tietur. Primo propter inveteratam consuetudinem, quae diificile curatar,
secundnm propter potentum tarn in scripturis quam in altis dignitatibus
potentiam, tertium propter avaritiae morbum^ qui ubique invaluit, ma-
ximeque in altis sedibus , qui nuUo modo patientnr sibi aufferi honores,
fastns divitiarum et voluptatis amplitndinem. Et qui amplius insistere
deberent reformationi , pompis amplius delcctantur, lingentes ipsis co-
lores snb specie defensicnis ecclesiasticae. Et ideo eos oporteat abon-
dare, ne statns eorum vilescat et ut babeant armatam militiam quo com-
pescere valeant riolentes bonorum ecciesiasticorum detentores. Jacobi de
Paradiso lib. de sept. statib. eccles. Brown IL pag. III.
n. S^til. 34
— 530 —
auberc nidf)t mti)x baüon fprad)en, wie 9?om woUte unb be^
gefjrte, wo baö SScgefjr nad) einer burdjgveifenben Sieformation
fortan angefcfjen warb wie ein tobcäwürbigeä 58erbrccl)en. 9J?it
ben J8ifd)6fen freilid), bte »on t()rer JKefürination, b. t). üon
ber drmd^igung ber ^apftgeroalt fiprad)cn, mod)te man (eid)ten
Äaufeö fertig werben, wenn man iijncn uorjtellen lie^, wie ftc
boc^ tl)6rid;t auf 9}?inbcriing ber ^apftgewalt brängcn, ol;nc
ju erwägen, ba^ biefer 9Rinberiing bte ber bii'd)6flid}en ©ewalt
batb folgen muffe, wenn ber alte ©laube ber Mtn)d)m einmal
crfc^üttcrt, bem 3iiifen ber Sßelt nad) einer 9feformation ein^
mal nad^gegebcn worbcn fei. 3iber '^(nbeve, bic oon einer 9ie-
formation rebeten unb etwaä ganj 2inbcre§ al§ bie S3ifc^)üfc
barunter üerjtanben, eine Erneuerung beö djrijllic^en Sebenä unb
be§ ct)rifilid)en ©laubenö, wetdje üon vielen ®uten unb X>en--
fenben alö fafl untergegangen betrad;tet würben, waren nidit
tüxö) eigcneö Sntereffe jum @cl)wcigen ju bringen. Sei veblis
d)cn ^rieftcrn, bei wa f)r()aft frommen 9JJond;en, einer f leinen
©cljaar .i^eiliger unter bie rei^enben SBölfe gejiellt, bei ®clel)r^
ten, bei J^crren, bei gürflen, bei Scuten auö bem Solfe war
ber £)rflng nad) einer 9?eformation, ber ©ebanfe an fte, eine
beilige !2cl)nfud)t nacl) i^r oorbanben unb waib, ben SHömern
ju '^ngft unb ©cörecfen, üictfad) ouögefprocben.
@ä war eine allgemeine Ueberjeugung, nur bie9iol)eit, ber
bumpfbinlebenbe .^aufe, ber Seid)tftnn, bie ^abfud)t, bic Sqo^
fat)rt i)atk ffc nidjt, bafj eine ,^)ieformatton fommen werte, tom-
men muffe auf eine SlBeife, bie jef^t nod) nid;t gefel)en unb be-
griffen werbe, ba man nid)t annel)men fonne unb bürfe, ba0
ber .^err ben Untergang werbe Eommen laffen, weld)er aller;
bingS ie^o nal)e beoorjuftebcn fdiien. SBenn man nun bic
SSerl)dltniffe betrad)tet, unter benen im fed)jel)ntcn 3abtt)unbert
biefc Erwartung beä reinem 3;i)etle§ be§ 9JJenfd)engcf(^led)tö
erfüllt warb, fo mu^ man gejieben, ba^ jene wunbcrbare 'äxt
unb SGBeife, in weld)er bie Dcnfenben beä fünfjebnten 3at)r;
t)unbertö bie 3?eformation ber Jlird)e erwarteten, wir^lid) ein-
gewirkt l)at. Da^ SBunberbare lag in bem einfad)en natürli=
ctien äufammenflopen ber politifd)cn äuftdube.
2)er 3uftanb ber 9)?enfcl)en unb ber Äird)e war ju trübe
ober »ie(mef)r ju (jer^jerreifjenb, alS bap ber 9?uf nocb einer
Sieformation mö)t ()ätte allgemein fein foUen. SSaufenb ^a\)xe
— 531 —
waren nun foft feit bem Untergange be§ 9?eld)e§ ber Sfomer
im S!Bc|len »erfloffen unb nod) einige 3af)rf)unberte mef)r, fett-
bem bie Äird)e nad) bcm geftrebt, n>aä fte je^t geworben. @§ war
fdjon fel}r lange (jer, ba^ fie wenig|len§ ba§ J^au^tfdd)Iid)jle tton
bem ©rjirebten in unbeftrittenem ffieft^ f)atte. 25er @eift, »on
weld)em fie betjauptete, ba^ er auf ibr xut)e, i/atte ftc^ frei beroes
gen fönnen nod) allen ©eiten i)\n, SBaä er bege()rte, war ge=
fd)affen worben. gnblid) einmal mufte man bod? gewobren, weU
d)tx biefer ©eijl fei, ob in ber ÄI)at ber ©eiji ber SÖSafjrfjeit. SBar
er eä, mußten feine SBirfungen bodf) enblid) einmal in bem
©lauben, in bemSeben einer größeren 3fnjal)l 9J?enfd)en erfenn=
bar werben. "Kn ben grüdjten mupte man ii)n erfennen, an
weldjen ber dJlttt\d) OTeä ernennen füll. 25aä fonnte wol)l Slies
manb für eine wal)re ^xü<i)t beä SBaltenä jeneä ®ei|le§ erad)'
ten, wenn über bie SDte^rjaljl ber 9J?enfd)ert Ijinwcg bie 3Bortc
fdjallten „2Qir ftnb 6l)rijten, wir ftnb bie Äirdje, auf unä
rubet ber ^eilige ©cift, wir glauben an ba§ SBort ®otte§ unb
halten bafür, ba^ biefem ©lauben gemd^ rein unfer geben fein
foU." unb wenn er falj, ba^ btefeffiSorte ein tobter unb leerer
Sd)aU waren, bencn in bem J^erjen ber 9?ebcnben nid)t§ ent«
fprad}, wenn er in bem ßeben Züi5 in bem ^drtejlen SCBibers
fprud) mit ben ©efagten fanb.
Siefer leere @d}aU nun war e§ nod), weld)er über bie
SQfenfdjen t>ai)in ging. i(l \vai)r, feiner Seit SO?enfd)en ftnb
gewefen, wie fie fein follen. £)a§ 6f)ri|tentl)um ift über^au^t
gar nidjt bejlimmt, aud) in unb burd) boä ßeben ber SJienfcfcen
eine BoUenbete SGBabrl)eit ju werben, ©eine ^ot)t fann auf '
tiefer ®rbe ber SKenfd? nidjt erretdjen. "iibtx fte foll iljm öor \
2tugen fd)weben unb im ^erjen, er foll ju i^r jlreben. S56fe§ '
wirb noc^ immer »iclfad) gefdjeljen oud^ in einer djrifllicljen
^iird)engcfellfd)aft, wel4)e nidjt allein bem iJiamen nad) eine
foldje ift. ILbtx eä ift zweierlei, eine ®efeUf4)aft, in wel^jcr
noi) JßöfeS gefdjiel)t, unb eine ©efellfcljaft, weld)e böfe ifi.
©ine böfe ®efeüfd)aft aber ift freilid) nid)t eine fold)e, in weis ^
d)er aud) nid)t einer meljr gut fei, in weld)er aud) nid)r ein
gefunber unb fd^öner ©ebante auffomme: eine foldje ®efenfd)aft
beftünbc ou§ Sleufeln, niä)t auä SO?enfcl)en. <5tne böfe ©efell:
fdiüft ijl, in weld)er ba§ SSöfe fo »orwaltet, ba^ bie ®uten
unb 9ieblid)en »or bemfelben in ben ^intergrunb treten, wo
34 •
— 532 —
fie ijte "Uü^mi^mt hUbtn, m ft'c^ ba§ gafler mit laut« ^tid)-
Ijeit bewegt, wo man feinen ®!pott mit ben eljrwürbigjlen
@runt>fd^en treibt, wo man bic gafter mit ^cudfjelei unb Un^
»evfcl)ämtt)eit werbinbet.
klagen von Sfitgenoffen übev oevrud^te ©ttte unb SEBeife
bev 3eit finb allemal mit einet gewiffen S^orficljt ju betradjtcn
unb ju beurtl)eiten. Se fcl}warjer ba§S5i[b ifi, weld^e» fie ent=
werfen, mit bepo größerem 9)fi^trauen miiffen fie bctradjtct
werben. «Sie finb oftmaB übertrieben unb Qti)en auö ber be=
fonberen ©timmung beä beridjtenben SnbiiMbuumö mel)r
au§ ber SBab^bfit 8eben§ l)erüor. 2lbcr eö ifl ein billiger
Unterfd)ieb ju maäjm. Wit jenem 9)?iptrauen fönncn fold>e
25erid)te boä) nur bann betrad;tet werben, wenn fte »on einer,
tton jwet ober von brei ^erfonen fommen, wo bie SRoglidjfeit
fd;iefet 2lnfid)t benfbar wirb, jumal wenn etwa anberartigc
£iuetten barauf binbeuten. Stimmen aber in ben aufgehellten
Urtbeilen viele S5erid;terfiatter überein, reben überhaupt alle
Quellen in biefem Sone, unterp^cn fie alle anbcre Seugniffe
auä ber 3«it felbft unb auä ber junddjfl auf fie folgenben, fo
verfcl)wtnbet billig ber bem menfcblicben ^er^en fo wof)ltbuenbe
5ßerbad)t, al§ walte bier Unoerfianb, Uefcertreibung ober fin-
jlcrer jclotifd^er Sifer.
yiun reben über bic lefete Seit beä !0?ittelaltcr^ eine giem^
lid) grope 9Kenge von äeugcn alle in einem SSone unb ftnb
()öd)jlen§ in etwa§ werfdjieben in ben garben, weld^e fte aufs
tragen. 25id)ter, ®efcbid)tfd)reiber , ^rebigev, ©elebvte , bic
greunbc beS alten Äird)ent^umö 9Jom§ unb bie greunbc beffen,
weld)e§ man ungenau baä neue nannte, bie greunbe ber ^dpftc
unb bie geinbe bcrfelben, alle reben über ben ©tanb ber2)inge
in einem Sone. Unb eö wirb baburd? bie 9}?öglid)feit nid^t
allein ber S£dufd)ung, fonbern audj ber Uebertrcibung voUiiihi;
big auögefcbloffen.
Sa ift c§ nun biefeä 23ilb, baö am ©cbluffc be§ 9J?itte(:
alt«r§ bem S5etracl)tenbcn entgegentritt unb weld)eö alä bie grudjt
be§ r6mifd)en Äir4)entbumö in bem 2lugenblide bctradjtet wer:
ben mag, ba eine neue Seit beginnen foU. 2Ba§ ba§ SSolf
anlangt, fo ift nid)tä®uteö met)r ju finben'). 9?iemanb bcnft
1) ffiö wfli ein« r«^te "Putierig«, ali mid^ bttud)t(, mnn fic ilunb<n
— 533 —
au ©Ott unb feine ©cbotc; e§ ijt nun bereits fdjon lan^e
l)ei-, bag fie üergcffen finb von 'ÄUcn'). Sgugenb unb 9ieblic^-
feit fiidjt man ocrcjeben» bei ber S)?et)rja()l ber 9)?cnfcl)en, baö
göfter fdnmint mit gvedjl^et^t oben auf, cä brotiet 2(lleö t>on iljm
ücrfdjlungen ju werben; man mug bangen, wie ba§ cnben
wirb. 3>vifd)en SioOeit, gajler unb frcdier Suftigfeit taumelt
büö ä5olf (>erum. £>ie l)ctlige ©c^nfud)t in ber Srujl ber
9J?enfd>en nad) bem I)immlifd)eu 2Bort ift unbefriebtget geblie-
ben. 2)ie crfien, wefentlid?)len, einfadjjlen ©runblc^ren be§
ßbnl^fntfjumS ftnb ben SRcnfdjen auä bem SBolfe unbefannt
geblieben, ju einer Seit, wo eS 2)üctorcn ber SJ^coIogic gab,
roeldje bie ^eilige Sdjrift nid;t einmal gelefen Ijatten, wo bie
fogenannten ©ele^rten ei für fd)tm^)flid) gel)alten ^aben wür^^
ben, ft(^ mit fo einfad)en S^ingen ju befd^aftigcn unb nid;t
lieber mit ber monflrofen ©elel^rfamfeit, weldje benimmt war,
ade ?)?i^br»ju4)e, aüeä 2(ntic^rifllidie ju üertbeibigcn, weldjcS
in bie Äird?e eingetragen worbcn. 3£neä brad)te ©efaljr, fonnte
felbft jum i5d)eiterl)aufen führen, biefeä war ber SSeg ,:;u ©elb
unb ju @t)renfleUen. X)it Miv6)e lyMtc bie 9}?6glid)feit eines
(^riiilidKU 8eben§ unter bein SSolfe t»crfd)lo|fcn unb l^ielt fte
vcrfd^loiTen biä juleljt. SSenn gclef)rt unb gcprcbigt, wenn
d^riftlic^) gebadet unb djrifilid) ge^anbelt werben foHte, fo f4)ob
«5 einer auf ben anbern; c6 war nid;t allein unbequem, fon-
bern eä war oud) gefätjrlid) SBaä war benn eigentltd) nod)
aüti nad> Seit unb ivonig nad) rlCidjt, funl)i,i mai ^ie 'Pföfföeit ongino,
tfii nai aOco rcd)t, ober bic 2a)en , U'a» bic antrüfr, tvai ti tuoll rcdjt,
fc wai tv tad) unrtcbt unb verloren. 3>a§ nun nit unter funftitgf nicn;
ftfccn einen gertcfcrcn fanb nacb djtiftliicr Orbnung unb flunb junial ubcl
jU fccr 3«il in ber anrlbc Mimleck apud ^lenken, pag. 1239. 1255.
1) Jacubi de Jiiterbuck lib. <ie negligentia |iraeIaloruin. >ValcIi.
monioienta inedii aevi II. pag. 166.
2) Verum lioc quitlem sacerdotibus est cum (irofanls commune , ut
ad eniolumenti messen) vigilent oinnes, neque fjuisi)uam ibi legps igoo-
rat. Ceterum si qui.l saicinaej id priidenter in aiienos humeros reji-
ciunt et aliis alii tan(|uani pilaui pei tnanus tradant. Siijuidem laici
qaoque Principes, queniadnioduni partes administranJi regni vicariis de-
legant et vicarius iteui vicario tradit, ita pietalis Studium omne plebi
modestiae causa relinquunt. Plebs in eos rejicit, quos ecclesiasticos
vocant, perinde quasi ipsis cum ecciesia nihil oninino sit coniraerciij
quasi baptismi votis nihil prorsus sit actum. Rursum Sacerdotes, qui
sesc vccant Secularis^ quati mundo initiati non Christo, in Regn-
— 534 —
Äefecret in bem «Spflcme ber 9f6mer: S'llemanb »u^tc e§. Zlio
t^)at man am dnU lieber gar n\ä)t^, mil eä etrcaä ju ttjun
wax , mil man bamit nod? obenein jum Äcf^er werben fonnte.
2(ber SBSunber lie^ bie Mtä)t nod) madjen, n)c[(l)e bem Siolfe
etwa ein neueä @d)recfen »or ber großen SJJadjt ber Äird)e unb
ber ^rtcjter ctnjogen, nber weber bie ©eele erfreuen, nod) ba§
©emütf) crnjarmen, nod) bie ©eftnnung crleud)ten fonnten.
iReuc ^eilige (lellt man auf, unb fudjt übertjaupt ben ^eili:
genbienjt, n)eld)er ebenfalls weber ba§ ©ine nod) baö ^Tnbcre
JU t^un »ermodjte, neu ju beleben, ©erabe im 15ten Sa^r=
1) unbert ift ber Älerus febr tl)«tig, SSrüberfdjaften unter ben
ßaien ju errid)ten, bie unter ben ®d)u^ »on ^eiligen gejtellt
bie 3tnbctung berfclben beforbern foUten. @ine unenblid)e SJZaffe
»on Äird)enceremonien warb burd) neue üon geit ju 3eit ge-
mehrt, ein tobteö, fatteö, feelenlofeä ©eprdnge warb an ben
2) ?enfd)en ttorübergejogen, babet fid) S'Jienianb etwaö bad)te,
oftmals nid)t§ benfen fonnte.
Unter biefem ©eprdnge lebte ba§ ^eibentljum ganj unge--
fiort fort'). Sie S5rdud)e, (Zeremonien, -SÖ^einungen beffelben
lagen in einem gewiffen Äam^fe mit bem£)ienjle ber ^eiligen.
£iie S3ornel)men beö SSolfeS wenbeten ftd) lieber an bie ©lerne
aB an bie ^eiligen, ©ine nid)t geringe gubl batte ftd) troji=
loä bem 'Jltl)ei6mu§ in bie 2irme geworfen, weld)er unter bem
f)s>l)en Äleruä freilid) nod) weiter öerbreitet war alä unter ben
ßaien. 2)aä Seben be6 gemeinen Äleru3 war nicl)t minber ent^
fe|lid), al6 ba§ geben be§ »ornebmen unb be§ geringen SSol:
feä. Sie Älöjler waren ju 2iufentf)altäorten ber funblid)ften
güfte geworben'^), bie SDrben lagen um ber unbebeutcnbfien
lares onns lioc «levolvunt. Reguläres in inonachos : Monachi laxiores
in arctiores : oinnes simul in inendicantes: Mendicantes in CartLusienses,
apnJ quos solos sepnlta latet pietas et adeo latet sepiilta ut vi\ nnqnani
liceat conspicere. Itidem Pontilices in messe peciiniaria dilipentissiiiii,
labores illos iiiniium Apostolicos, in Episcopos relegant, Episcopi in
Pastorcs , Pastores in Vicarios, Vicarii in fratres Mendicantes. Hi nir-
sus in eos retrudunt, a quibns ovium lana tondetur. Erasini stultitiae
laus. Opera IV. pag. 485.
1) Aljiisiones qnoqne paganicae et siiperstitiones diabolicae tarn
moltae stint Romae, quod divinari non bene j)ossent. Matth, de Cra-
coviae. lib. de sqnal. Rom. curiae. Brown. II. pag. 585.
2) Qaod nisi a Deo provideatur , transibit laec corruptio ad Mo-
— 535 —
2>in^t Wirten im jletcu Äampfc unter einanöcr. 2(lle§ fonnfc
man cl)cr fmt>cn bie Siebe. 35ag Sjolf tonnte ftdf) ni(S)t
retten »or bev ®icr iint) bcr J^abfudjt, öor bcr fredjen 8aficr=
IjrtftiqFcit be§ Äleruä'). @ä panb bcrfelbe nod() immer f)inter
ber alten 9)iauev unb fud)te ft'cf) gegen bie oftmatä gerabeljin
wiit^cnbc geinbfct)aft ber Saien ju »ertbeibigen mit ben alten
9J?ittcln. 2öir ftnb tcä) bie SQtiü^m, bie Unantafibaren, ba§
oiiöern)d(;lte S3olE ®ütte§, bie Wittkt jtüifcben cud> unb bem
^immcl, mögen roix tl)un, reaä wir wollen, il)r müfjt gebor;
ä)m, baä Urtbeil barubcr ftebet eud) niä)t jn. Sie Äird)e ifl
nod; in alter Söeife beforgt, ben Äleruä l^ierin ju fdjirmen.
^'m finbet ba§ SSerbredien ©traflloftgfeit ober nur ben ®d;ein
ber ©träfe*). @clbfl ber fo natürlidje SBunfcb, bap eö unter
bem untern Älcruö fo jugeben möge, bap baä S^olf 'Idbtung
oor bemfelbcn b«ben fonne, fd^eint faitm mebr »orbanben ju
fein, (im ^a^ft erflart, ^ur @bve ©otteö muffe jebcr Älerifcr
feine JBublfdjwefter b^ben^j. '2tÜe SnPitute ber ^irdje finb »er«
brcbt, auä allen ©eboten ber früberen Seit bringt man biirdb
,nachos et Religiosos, qiianivis Monasteria Urltis (|iiysi omnia jaiii l'ada
sint Iiii>anana nemine coritradicente. Infessiira. Diarium iirbis Küiiiae.
Eccanl Jl. pag. 201J.
1) Fudicitiam matronariini , viieiniim, laicoruni scilictt uxonim,
üliariini , soiorumque attcntaiit ac nocte inter'liiique sollici(ant. Kfli
ciiint qiioqiic per iiKltlessiim lalioreiii , iit Iionestae alioqui virgines et.
matronae ad peccatuiu commoveantur. Nec raio etiani evenit, ut Jii,
uxores ac'iilias maritis patribusqiie detineanl , iiiinantes iiiteriiii gladio
ignive ultiiros repetitas uxores. Miriim quid latrociniiü, lioiiücidiis, iii-
nocentiiiu delutione^ igni , rapiiia, fiirto, falsa cudcndu nuinii>iiiata üi
mille sceleriiiii forTiiis , Interim contra divina hiitnanaque jura otimia li-
berriine et iinjuine quotidie committant. Centiiin Gravaniina Nat. (aer-
manic.
2) Nam priino multis viis se cximuiit iiiali iioiiiines, praeserliiii c'c
rici, a jurisdictione sui ordinarii: deinde si non sunt exeiiipti, coiifu-
ginnt statiui ad Poeiiitentiariani vel ad Dutariaiii , ubi confestim iiivc-
niiint viaiii inqiunitati et quod pejus tst ob pecuniam praestitain. Hop
scandalinn tanlopere contnrbat Ciiristianum po('Uliini^ ut non queat ver-
bis cxplicari. Consiliuiii delector. Cardinal, jiissn Pauli III. ronsnripluni.
Brown. Fascicul. Rer. expetend. et liigiend. II. pag. 334.
3) Siilioccnü VIII. fngtc: talis elfecta est vita saterdotum , ut vi\
reperiatur, qni concubiiiani, vel sultem nieretrioem non retineat ad lau-
dein Dei et (idei Christianae. Infessura. Diariiitii Rom iirbisi. Kccard.
II. pag 1997.
— 536 —
SBcntungen unb Interpretationen l)erauö, bap aud) baö ®t'
gent()eil gefd)el)en fonne, olle 2(uäbrücfe traben einen boppcltcn
®tnn, je nadjbem man i{)n eben braudjt. 2)ic 2Belt jammert,
flagt über ben Äleruä fo fdjreer unb [o tief, alä man fiel) eine
Älage nur benfen mag. 35er SGBiberfprud) jwifdjen bem, wai
iji, unb bem, wag fein foU, ifl fo ()anbgreiflid) geworben, ba^
er audj) bem ©emeinftcn nid)t meljr entgefjen fann. 2(ber mag
fie jammern unb flogen, wie fie will, bie Äirdfje wieber^olt
l)6c^|iten§ ba§ fd)on taufenbmal »ergebend get)6rte ©ebot, ba^
ber Äleru§ bod) tugenbl)aft fein folle. fann t()r nur ge()oU
fen werben, wenn bie Äettc wirb gefprungcn fein.
25ie S3crbred)cn, ja bie ©rauel, welche in ben untern fKt'-
gtonen beä £ebeh§ öor fid) gingen, öerloren fid) in bem ©trome
ber £>inge. S)ie aber, weld)e auf ben ^ü{)tn be§ fird)lid)en
ßebenä begangen würben unb barum fd}rcienber l)erüortraten
unb nod) werberblidjern ©influ^ ouf bic 2Se(t ausübten, jeigen
oud) fraftiger, wie not()wenbig im fünfje^ntcn Sol)rf)unbert eine
burd}greifenbe Umgefialtung ber 3)ingc war, wenn nid)t binnen
.Ruvjem gerabe|)in 2£Ueo untergeljen foüte. 3e ^ötjcr bie ^ir=
djenfi'irfien jtanben unb je größer unb breiter bic geiüt)mte
SKauer ber ^eiligfeit war, bie fie »or fid) gefiellt, bejlo tter=
worfener war geben unb ©itte, beflo ungefd}cuter glaubte man
bem, wa§ fein foltte, unb ber 9}Jeinung ber SO?enfd)en SQo\)n
fpred)en ju fonnen. 2)er meificn Prälaten Seben war fo, ba^
eä feine ®d)ilberung meljr erreidjen fonnte. 3n bem tieffien
©^nbenpfut)l werfunfen genoffen fie ber (Sinfünfte, ber Sieid);
tl;ümer ber Äird)e mit unsjeftümer 8ujl. ®aS feinjte 'ituge
fonnte feinen Unterfd^ieb md)x jwifd)en il)rem Seben unb bem
befd)riebcnen geben ber Saicn entbccfen, man müfjte benn bie
SBorte, weld)e fte unaufl)6rlid) fpredjen „wir finb bod) bie ^ei'
ligen unb baä ©alj ber (Jrbe" nod) olä einen foldjen Unter;
f(^icb gelten laffen. 9J^an foll 'lUeä an feinen grüd)ten evfcn--
nen, ruft^emanb, fo erfennct t)od) bie Prälaten an benfelben').
Sßü bie ©füllen beä ganjen ©ebdubeä ber Äird)e waren,
wor oud) bie S5ered)nung, wie baffelbe geljalten werben muffe
ttor bem brol)cnben gall. Ueberjeugung üon ber Sßabrljeit beö
®el)altenen war bei ben SBenigpen »ürl)anben: man wu^te,
1) Mattli. ile Crac. iJe stjualor. Koni. cur. Urcwn, Ui^'pag. 115.
— 537 —
büf e§ ein .^eudjelnjerf fei, mlä)c^ eertfjeibtgct warb. Sntcv.
cffant ludrc ju wiffen, ob bteSingobe einiger S3tfcl)6fe üuä tem
fed)je()ntcn Saf)r{)unberte , trie bie SJeformatton eben bie .^ölfte
beö Äird^enbaueä jerfd)ld9t, an ^a^jjl ^aul III. ein dd)te§
2(ctenjiücf ift'). Sn bemfelben tritt bie ©efinnung, bie bei
üteten ^rdlaten üorl)anben war imb nirfjt erjl bur^ biefe6 3£cten;
flüd bewiefcij ju werben braud)t, flar l)ix'oox. ®ie wiffen e5
felb(^ febr genau, ba^ bie Äircf)e ftd) immer weiter von ber
öcbten unb apoflolifd^en entfernt i)at, fe^r genau, bag in ben
heiligen ißüd)ern eine ganj anbere Äirdjc üerorbnct ift. Wlan
mu^ baber ba§ ©oangelium, auä bem bie 9)?cnfd)en freilidj
lernen fönnen, ba^t eä cigentlid) ganj anberä fein fonnte, alä
feine größte geinbin betrad}ten unb e§ auf oEe SBeife »erbet»
gen unb ben 5Kenfd)en entwinben, jebodj mit ber größten SSor»
ficbt. £)aä gegenwärtige (Spflem aber mu^ man feftbatten, bie
Sntereffen ftnb baran gefnüpft. 9J?an braudbt nod) nid)t ju
»erjagen tro^ ber begonnenen Sieformation. 25ie 9?atbfd)ldge,
»eldje bie SSerfaffer bem Zapfte geben, ftnb febr gut. mup
bem Äircbeninterefi'e juerjl 2(uäbcbnung über eine größere 2(n»
jabt 9ßenfdjen gegeben werben. SOlan mup eine große 2tnja^l
neuer Äarbindle unb S3tfd)öfe mad)in unb baburd) bie oors
nehmen gamtlien gewinnen, gernet muffen neue 9JJönd)äorben
1) Apostolorani temporibus, nt verum tibi fateainur, sed silentio
opns est, vel aliquot annis post ipsos Apostolos nulla vel Papatus, vel
Canlinalatus nientio erat; nec aniplissimos iUos rerlitas Episcopatuiim et
Sacerdotiorum fiiisse constat; non erant monasteria, non Priores, non
Abbates, multo vero jiiinas Lae doctrinae, liae leges, liae consuetudi-
nes, sed neque iniperiam illud, quod in gentes et nationes bodie obt'-
nemiis. Aestimet ergo Tua sanctitas, quam male nobiscum ageretur,
si nostro aliquo fato in pristinam paupertatem redigendi essemas.
Gerte vix umbram qnendam retineraus in nostris ecclesiis ejus doc-
trinae et disciplinae, quae Apostolorum temporibus fiornerunt et aüam
]>rorsas accessivimus.
Hic ille est liber, qui praeter ceteros hasce nobis tempestates con-
citavit. Et sane si qiiis illum diligenter expendat, deinde quae in
nostris fieri ecclesiis consoeverunt singula ordine contempletur, videbit
plnrimum inter se dissidere et lianc doctrinam nostram ab illa prorsiis
diversam esse ac saepe contrariam etiam. Consilium quorund. episco]i.
Bonnoniae congTegator. quod Julie III. datum. Brown H. pag. 644 —
6ö0. SJcicntiücfc , ttxtn ?(cd)tt)eit freiti^ aH jrocifclöaft angefc^en mtx^
— 538 —
gefitftet werben, um eine größere "iCnjol)! 9}?enfc()cu ait§ ben t
untern ©tanben ebenfallö in baS itivd^entntereffe t)ereinjujiel)cn, j (
fomit baffelbe nod) allen 9iid}tungcn t)in ju verjweigen , bomit ' i
bie Söelt üon bemfelben fcjtgcJjalten werbe. sSie ^irci^enccre-
monien, bie ^eiligen, bie ßegenben, bie Sicliquicn muffen in j ;
aller Söeife vermel;rt werben, bamtt bie 9)?enfcl;en S3efcl)äftigung
fi'nben. 25er fc^iofajlifcfjen SBeiöfjeit, bcm ©tubium ber 2)ccreta=
Icn mup auf alle 'äxt aufgel)o(fen werben: baburd) werben bie
geutc won bem ©tubium ber ©djrift unb üom ^ebratfd}en unb
®riec^ifd)en obgejogen, we(d)e6 ©tubium immer fe(;r bebenf=
lic^ ift.
SBdre nun biefeä Tfctenjlüif mit feiner nai»en £)ffen{)erji95
feit nidjt a<i)t, fo würbe bciburd) ntd)t ba§ Sliinbejle an ber
oben aufgeftelUen 'ifnfidjt geanbert. ©agcn e§ boä) fonft tüd)-
tige 3eugen, böp 2(IIe§ ^cud;elwerf war bei ben meinen ^rd=
laten. ©ie liefen eä gar ju beutlid) merfen, bap bem fo war.
Wlan fonnte fie fragen, wie eä bod) fäme, bag fte nidjt Iodf)en
müßten, wenn [ie l}ei(ige SBorte im 9}?unbe fiüljrtcn, man fonnte 1
rufen , wa§ ifi; ba§ für eine 2Beiöl)cit, für eine 9?cligion, weld)c |
fold)e grüd}te bringt. Sie ©imonie, weldjc fte bod) felbft 6f=
fentlid) für baä l)dglid)fte aller Sajler, für etwa§ 2ib[d)eulid)ereS
al§ bie abfd}cu(id)fle Äefcerei erf!ävtcn, l)errfc|)te burd)auä, unb
bie meiften wußten üon ft'c^, bap fte alö unredjte .^irten ju ber
^eerbe gefommen waren. 2£ber bicfe§ S5cwu^tfein brürft fie
im minbcflen nid}t, unb wie wdre ba§ ju bereinigen, wenn
nid;t aUc§ ^eudjclci war. ^cibentbum unb 2it()cigmuä Ijerrfd;;
tcn allent()albcn, jumal in Stolien, jumal in 8iom nor'). 3n
(iSiom gel)ört e§ ju bem Sone ber feinen ®efellfd;aft, 'Ätl^ci)!
t;;u fein: man betrad}tet ©eitenS ber ^rdlaten bie Äird^e mit
'it)ven Zeremonien als ein ©dngclbanb für bie 5i)?enge. 9Ran
lel)rt biefen '^tttjeiämuä taut unb ungefdjeut^), unb er mu^, ba
1) Sunt etiain aliae Iiereses in iJopiiIo Cliristiano, inultac snpersti
tiones et contra religioneni Cliristianaiii iiinumerac oijservantiae , <|uibus
iiiiserabiles aniniae, qnia iion eis succiirritur per pastores, porienint et
<lamnan(ur. Propositio conc. Basil. coiam Domino Papa. Mansi, Coli.
Conc. XX\. pag. 95.
1!) Abusus magnus et perniciosus est in gyninasiis piiblicis praeser-
tiiu in Italia, in quibus multi pbilosopliiae professores impietateni docent:
iino in templis liunt disputationes iinpiissiiiiae. Conciliuin dclcct. Card.
— 539 —
bie ©tjnobe tjon ^ifa im3ül)re 1511 e§ für notiiig fmbet, bcn i
©lauben an ©Ott tciebcr ftreng einjufcfjdrfen, unter allen Älaf» |
fen ber ©efcUfdjaft mit um fid) gegriffen Ijaben. SStele, bc:
fonberä ttaltenifdjc ^^rälaten, leben fo, rcte nur ber beclarirte
Xt^eijt leben fann. <3te felbfl änbern beä^olb mä)t ba§ 9}?tn;
bejle an ber geir6t)nltd)en ©pradje. &n 2lleranter YI. rebet
in feinen S5ullen fromme SBorte, fo gut njic ein ^Tnbcrer. dt
mu^ bie ^)eilige .Rtrd^e »ert()eibigen gegen bie 9}?enfd}en, bic fie
reformiren roollen. Sie iljnen 5?al)efiel)enben »ernjunbern ftdj
fluc^) niä)t im SSKinbefien, ba§ foldje ©pradje geführt wirb üon
fold)en 9J?dnnern. 25ie fWoral ijt bcmgcmdg ungemein lar.
35urd) Definitionen, SDiüifionen unb Srugfdjlüffe bringt man
eä glücflid) Ijerau», ba^ Sünbe feine ©ünCe fei. 3luf ber
©pnube ju ffiafel rcirb e§ bcmiefen , ba§ Unjucl)t nidjt bellvaft
gu irerben bmudje, njenn man eä nur ttd)t betrad;te'). Sajn
läugnet bie ßafter faum mef)r, »relc{)e 5umal unter bem ^o^en
Äleruä por fid) gcljen unb fjilft fid) mit ben trioialflen ©emein;
planen l)erauä. greilid) t)errfd)en ©eij unb .^abfud)t tjor, r.ber
baä ftnb nun einmal menfd)lid)e Sd)nja^[)eiten, ireldje tod>
SJiemonb au§ bem menfd)Iid)en @efd;lcd}te wirb herausbringen
fonnen'). 2^aä cinemal finb fie eine 9lrt üon ©ottcr, njeldje
1)00) er[;aben über bem menfd}ltd)en 2eben ftel^en, ba» anbere
mal finb fie rcieber 2}?enfd)en, je nad)bem man es eben braudit,
fo wie baffelbe £)ing einmal ^e^eret unb aniS) wieber feine
Äe^erei, «Simonie unb aud) wieber feine Simonie, S.ifrcr unb
flud) roieber fein ßafter ifi, wieberum je nadjbem man baS
@ine braud)t ober ba§ anbere. @ine verwirrenbe unb »erwor;
rene ©elc^rfamfeit bringt auä 3lUem TlÜt$ fjerauö unb Meä
t)inein, was ein augenbliiflicbeä Sntereffe eben auäjuflo^en ober
Ijerbei^ufü^ren »erlangt. 2lm fdjamlofejien tritt biefe fogenanntc
©eleljrfamfeit ^eroor, wenn ein unb baffelbe Snbioibuum, je
jussn Pauli III. conscriptnin. Brown. Fascicul. Rer. expeter.d. et fu-
giend. II. pag. 234.
1) Aegidii Carlerii Oratio de panitione jjsccatorum. Mansi , Coli.
Conc. XXX. pag. 934.
2) Seraper fuerunt homines pecuniarum avidi. Anticjua labes .Si-
monia sed et apnd priscos veteris legis Antistites lioc vitiiini vj;;uisse
constat, qaando et Jasonem pontilicatuin nia.xiiiium pecuniu coemi^sa
constat. Aen^ Syl?.
- 5^0 —
nadjbem Sntcrcffc, 3«it ""b StcUung eö bcgcf^rcn, balb boö
©ine unb balD baö 2(nbere- alä unumfiüfjlictje 2ßnl)r()eit niif;
jieliet. 2teneaö ©plüiuö Ijat erf! mit grofjcni (*ifcr bie 8el)rc
üon bcr ©uprematic ber ccumcntfcl}en ©pnoben üertünbet. Zbix
bie Sxbmcx l;aben ben 9cfäl}rlid;en ©egner in i()r Sntereffe ge^
gogen, man mad)t i^n enbtid), ein untvüglid^eö Wittd ben ge=
fa^yrtidjen 9)iunb ftopfen unb einen glänjcnbcn SBSibcrruf ju
erhalten, felbjl jiim romifdjen äßifdjcf. 5J?un, al§ fei ibm in
iüdtjrenber 3cit «ine beffere Ueberjcugung gefommcn, »erbammt
^iu# IL, waä er nlä 2(enea5 ©plütuä gc(e()rt, unb mivb bcr
eifrigjle 58ertl)cibiger ber uneingcfdjrdnfteflen ^apflgcwalt.
2Baö unter ben ^rdlaten unb ^crren, ju benen in ße^re
unb ßebcn gctreulid) bie meiflen S^octoven balten — benn aud)
öuf ben Uniüerfitäten ijit boä ßeben fünbfjaft unb »errcortren —
ju ftnbcn i|i, baä erfd^eint ju fKom, bei ben Äarbinälen unb
ben köpften om »oUenbetjlen fluägc;prdgt. ben 2(ugenblicfen
ber (Sefal)v bcö ©djiämaä unb ber fogcnannten ÄeJ^erei Ijotten
bie S5dter bcr <2i;nobe ju .Rofinili burcb bic ^(bfc^ung be§ ah-
fd;eulid}en So^anneä XXIII. bie SeSelt ftdjtbar mit ber ^off^
nung troftcn wollen, ab^dljan fei jene gamilie ber fd)iämati-
fdjen ^dpfie, melcbc fo gropeä '2(ergernip gegeben, cä werbe
eine neue bcffcre ©cnerotion von ^dpften beginnen, ^ber
war audb mit biefer .l^offnung nid)tä. Sladjbcm nun einige
^dpfte gewcfcn, bercn ßeben tvcnigflenö fein offentlidl^eö unb
öllgemeinc§ ©canbal gegeben, fat) man lüiebcr SJorgänge unb
SOJänncr in 9?üm, bercn .^errfdjaft bie 9Jäl)c beä allgemeinen
Unterganges ju ücrfünben fcljien unb aud) bei ben ©ebonfen;
lofen bic grage im ©emutt) aufregen mupte, ob baö \vol}l
92act)folge bcr 'ifpoftel ßl)rijli fei. ©irtuö IV. »»ar bcr uner=
bovtcfte 3;i)raun, ber je gebad)t werben fonnte, bcr an bcr 5ßrufi
ber unnatürlidifien 2a(lcr gelegen, ber bie fd:)6nen Jünglinge,
mit benen er S3uI)Ifcl}aft getrieben, ju IBifd}üfen unb Äarbinä-
len bcforbcrte, ber in bcr Xixä)e üerl;anbelte unb »er|teigcrte,
wa-o ftd; nur v»crl;anbeln unb »cvpctgcrn liep, von bcm 9iie:
manb auf bcr ganjcn SÖJelt aud) nur ctwaä ®ute§ 5u fagcn
wupte '). SSon feinem 3Jad;foIger, Smiocenj VIH., fagte Senianb,
I) Hoc fülicissinio <lie Dens liljcravit })0|iiiIiiiii üuiitii de niaiiii liujiis
iinjiiiöüimi, cui nullus Dui tiaiur, niillus amor, nulla Caritas, nulla al-
— 5*1 —
in ginfterniffcn fei er gewdljlt tuorbcn, in SinpftnifTcn "'«^'^
er leben unb in if)nen jlerben. 25ei jeber ^apftnjafjl trieben
bie ÄarbindU einen jiemlicf) offenen ^anbet mit if)ren ©teilen.
Snnocenj VIII. »crfprad) einem 9)?6vbcr, gegen eine tüd^tige
©ummc @etbc§ it)n gegen icben Eingriff wegen eineä S!}?orbe§
ju fd^irmcn. '^(cranbet YI. aber Id^t feine beiben SSorgdnger
weit ()inter fiel) juriiif. oerbient bead)tet ju werben, wie
bie ©rd^lidjfciten erjdljlt werben, bic unter unb burd} biefen
SKann in 9fom öor ftd) gel)en. @ä wirb fein gro^eä 2tuf()eben
bawon Qmaä)t, benn e§ finb jiemlid) oütdgliclje ©rfcf)einungen.
Sie ©trtbt 9?om ijl weiter nid)tö aB eine gro^e Stäuber- unb
9K6rber()6^lc, ein 2tbgrunb aller SSerworfenfjeit, eine bobcnlofe
5£iefe aller SSerbred)en linb aller ßafier'). SBie bie SBelt ba^
niolä aucl? immer fein mag, 3llcranber "VI. ifl bod) ein 9J?ann,
wie nur romifdje SSerworfenljeit itjn grofgejogen l)aben fonnte.
@ä war fein SSerbredjen benfbar, weldjeä nicl)t ju 9iom von
biefem 2llcranber, in feinem ^aufe, unter feinen ^ugen, nid)t
etwa im Stillen begangen worben, nein, offentlicf?, ungefdjeut,
alä fei bie SSerfe^rung aller JSegriffe fd)ün öoUenbet unb bie
Sugenb jum ßafter, ba§ SSerbredjen juv SJugenb geworben.
2)ie 9iaubfud)t ber ©t9t()en, bie 3;reu(oftgfeit ber ^unier, bie
SCBitbljeit beä 'iRixo unb be§ ßajuä war I;ier im SSerein ju ftn=
ben. @ä wäre fct)wer, '2llle§ aufjujdl^len, waS mit SOZorb,
.9faub, Unjudjt unb S3(utfcl)anbe ^ier gefreoelt würbe'), ^llers
fectio, sed solam voluptas inhonesta et avaritia in consiJeratione fiiit.
Hic, ut fertiir vnlgo, et experientia ileinonstravit, pueroram amator et
Sodomita fiiit. Pueris, qiii serviebant ei in ciibiculo, non solum mul-
tOTum inilliuin ducatornm donavit reditus, verum Cardinalatnm et mag-
nos episcopatiis largiri ausus est. Infessura. Diarium Rom. urbis Ec-
card. U. pag. 1939.
1) Istis temporibös nihil boni Romae actam est. In civitatate enim
multa et iniinita furta, liomicidia et sacrilegia liebant. Infessura. Dia-
rium Rom. urbis. Eccard II. pag. 1987.
2) Omnia jam apud Pontificem esse venalia, dignitates, honores,
matrimoniorum copulas, eorundem solationes, divcrtia et repndia uxo-
rnm et alia multa quae neque aetas parentum nostrorum vidit, neque
Christiana consuetudo adniittit, sese pnblicitus offere et novam sectam
et nova dogmata in Christi contameliam populis irrepere. Nihil esse jam
scelerum aut flagiticrum, quod non Romae publice et in Pontiticis domo
. coinmittatur , snperatos esse .Scythas latrociniisj Poenos perfidia, imma-
)
— 542 —
anbcr VI. roax ein guter ^reunb be§ ©ultanS ber «Dämanen,
mit bem er in freunbfd}aft(icl)em S3nef»recl)fcl jtanb, an ben er
bic d;rtfHid;e .l^cerbe verriet!), wenn eä fein Sntereffe erforberte,
ben er — freilid) für eine tücl^tige «Summe ®elbc§ — x>on fei-
nem Sritber unb Slebenbul^ler 25fd)em befreite, inbem er i>it--
fem mä) beä ©ultanä SBtÜen ju ben greuben be§ ^arabiefeä
tier()alf'). ^tleranber tjerftanb treffitct) ©ift ju mifcf)en unb ju
l^anbl)aben, bü§ Unbequeme unb9?eicl)e, bic er beröuben wollte,
ou§ bem SBege fd)affen follte, biä er fidj enbliclj einmal »erfaf)
unb ba§ für einen Äavbinat be(!immte ©ift felber tronf. (Sr trieb
S5u()Ifd)aft mit ber eigenen SSodjter unb bxadjtt eä bol^in, bafj
jebcr wom romifc^en Ä(eru§ eä für eine 2trt @()rcnpunct ^ielt,
fo viel Äinber aB mogfid) ju jeugen. ©eine burdf) SBoUufl
gefd)n)äd)ten 2üpe fad)te ^ii^>ft 2£(eranber einft baburd) wieber
an, ba^ er fid) bei einem 9}?a(e, tt)eld)e§ er in ©cfeUfd)aft
feiner Sod}ter ^ielt, von fünfjig nacfenben S5uf)lbirnen umtans
Jen lie^'). @5 trdre an 3(leranber5 ^ofe unerhört gewefen,
bap etwaä für ©elb nid)t ju gewinnen. 2tugerf)alb Sfomä frei:
Jid) fanb mon baö geben be§ ^a^jflcä unb feineS ^ofeä ab:
fdjeulid}, in 9iom felbjt fanb man eä jicmlid) in ber Srbnung.
.^ter war öUe <3cl[)am unb ©djeu abgetf)an werben, unb nid)tä
weiter warb biaä)kt, ali wie bie ^irctje unb bie SBett, ein
feuct)ter ©djwamm, jum SSePen 9iom5 auSjuprcffen fei.
nitate et saevitia Nerones et Cojos, nam caedes, rapinas, stapra et in-
cestus referre, innumeri qt itiiiniti prope laboris foiet. E])istola ad Syl-
viuDi de Sabellis apud Burcliard Diarium Koni. cur. Kccard IL pag. 2145.
1) ©ultan SnjQfib fcbrdbt bcsjt)nlb ein ben ^iipfl: Et in hoc magni-
tiido Vestra contentabit cumplacere nobis , prout in sua prudentia con-
liiiinius facere velle, debet pro meliori Suae Potentiae et pro majori
nostra satisfactione , quanto citius fieri poterit, cum illo meliori modo I
quo placebit Vcstrae niagnitndini , dictum Gern levari facere (!e aogu-
stiis liujus mundi et trar.sferri ilh'us animam in alterum seculnm , ubi
nieliorem liabebit quietem et sie adimplere l'acitt Vestra Potentia. Pro-
mittimus, si mandabit nobis corpus suum in qualicunqne loco citra mare
nostrnni Nos .Sultan Bajazet trecenta millia ducatornm. Literae Missi-
vae Magni Turcae ad Papani, apud Burcliard Diarium Rom. cur. Kc-
card II. pag. 2059.
2) In Palatio Apostolico quinquaginta nieretrices honestae, Cortc-
gianae nuncnpatae, quae post coenain ciiorearunt cum servitoribus et
aliis ibidem existentibus , primo in vestibus suis, deinde nudae. Bur-
cbard Diarium Rom. cur, Eccard I. pag. 2134.
— 543 —
X)u beiben folgenbcn Zapfte, Suliu§ II. unb ßeo X., tru-
gen bic ©unbtjofttgfeit fvetltd) ntcf)t fo offen jur <Sd)ou als
"^(eranber VI.; fie waren auä) um ttxva$ beffer. 25enn
[ülcl)c ©rauel, wie uon jenen, weiß von il)nen bte @efd)icl}te
nicl;t ju bcridjten. 2Iber öon wai)xl)a\t d}ri|'i(tcl)cm Sinne war
bod? nid)t baS 9)?inbcfle in i{)nen, unb ibr geben war unwür;
big ber ©teUung, welche fte in ber 2Be(t babcn wollten.
©0 biep bie ganjc Äirdje 9?om§ SScrobung unb S3erwir;
vung obne SOiaaf , wie bie Siömlige felbp eingefieben mupten,
weil eä gar ju flar am Sgage log. wäre nun ein SBun:
ber gewefen, wenn bie römifd^e ^ird^e am ^luggange beä SJiit;
telalter» nidjt Eingriffe erfal)ren i)atk, bie in einem 3uge fort;
liefen, unb weld^e »eber Siut)t mefjr nod) S\a\t gewdbrten.
2:ie fiwbere 3eit i)atU ber SBabrbeit fd)on fräftig »orgcar;
beitet unb ba§ SSlut ber eoangelifd)en 9Rärti)rer i)atte ben Soe-
ben gebüngt. Q'm neuer ®ei)l begann ftd) in ben SBiffenfdjaf;
tcn ju regen, unb bie freien ©ebanfen würben burd) bieS5urf)=
brucferfunp fcbnell umbergetragen. i^erbient bemerft ju
werben, bap ber romifcbe @tubl zeitig ©cfabr üon biefer fd)nel;
Icn Söeiteroerbreitung ber ©djriften fiircbtet. 25ie S3ucber fol=
len unter bie Dbfidjt be§ Stubleä unb ber S3ifd;6fe genommen
werben: cä foU nicbtä gebrutft werben, alS nur mit ©rlaubni^t
beä ^apjleä'). S5ülb i)üUcn ftcb jene Eingriffe in baä ©ewanb
bc» ©rnfieä, balb crfcbeinen fte in bem bleibe beS ©potteg.
SOJan fagt mit SSitterfeit, ba l)attt ber ^err in SBabrbeit übel
für feine Äird)e geforgt, wenn er fie fo fünbbaftcn SOZenfd)en
anvertraut unb unbebingt übergeben, wie Den S3ifd)6fen oon 3?om;
man fragt, wie eä ftd) benn auö ber ©djrift beweifen laffc, bafi
ein fold)er ©tattbalter ©otteS eingefe^t worben, wie eä benn
fomme, bap 9)?enfd}en ©otteä ©tattbalter ouf ©rben fein fonn-
ten, bie an ©ott felbp gar nid)t glaubten').
1) Raynald. Annales ecciesiae XIX. a. 1479. pag. 374.
2) Quomodo enim piissiinus Dominus, qui ecclesiam suam sangiiine
■DO redemit, providisset eidem , si voluisset ac conimisisset, quod unus
homo quandoque ignarus^ alirjuando malevolus, et dato, quod sciuns
et bonus es&et, tamen deceptibilis et eirabundus, regeret eam capufque
ijas faceret. Matth, de Crac. de squaloribus Rom. Cur. apud Brown
II. pag. 599.
Inde infertur hoc inconveniens , qnod Christus ecciesiae suae, jiost
— 544 —
ein 2{ngriff, we(d)er fid) in baS ©ewanb beö ©potteS EleU
bet, in bem aber ber bitterfle f rnjt »erborgen ijl, fdjilbert ju=
gletd) in ben »pa^rfien unb treffenbfien gügcn baö gefammte
Äirdjenrcefen in feiner gdnjiidben S^idjtigfeit, «Ue SSibcrfprüd^e
unb oUe S£^)or()eiten, weldje ben 9Renfd)en gclefjrt njorben wa^
ten. Sa jteljen fie nun, ruft er auö, unb meinen ben J^Tm-
mel burd) beiaf)lte Snbutgenjen 3U gewinnen, beredjncn bie
25auer unb bie ßdnge be§ gegefeuerä unb finnen, wie ftc fd;ncU
fid) barauö erlofen modjten, fte fd)n)a|en Die ©ebete nad), bie
ein fd^lauer Äopf, um fid) ®elb ju gewinnen, erfann, unb
wa()nen bamit ©lud, gf)re, f)?eid)tl)um, lange§ geben, enblid)
ben ^immet ju gewinnen, nadjbem ftc jebod) jügelloä unb un:
gefdieut alle ßüjie biefer SOBelt genoffen l^aben. ©ie fjaben e§
fid) bequemgemad)t in i^ver Slarrl^eit, mel)r nod) al5 bie größte
©ecligfeit meinen fie buvd) mef)rmaligeä ^erunterbeten ber ^faU
men ju »erbienen. S3on fold)en £)ingen ijl bie ganje (5{)riften5
Ijeit erfüllt, wer fie nid)t mittreibt, mup untergeljen. SSon ben
3;f)eologen, meint bie perfoniftjirte Zi)oxt)tit, weld)er ber SScr»
faffer feine ©atpre in ben 9)?unb legt, fei freilid) bebenflid) ju
fpred)en ; benn fte tt)akn al5 tfjronten fie in bem ^immel, unb
wo jemanb wage, etwaä ju fagen, wa§ ii^nen unbequem, fo
riefen fte „Äe|erei" unb bamit fei bie ®ad)e abget^an. ®ie
betrad)ten alle anbere 9J?enfd)en alä eine 2frt unvernünftiges
SSiel), böä ft'd) üon i^nen gebutbig mup treten laffen.
Sl)rc fogenannte ®elel)rfaml}eit bejleljt in Unterfucf)ungcn
snam ascensionem, insulficienter providit, committens eam uni, qui cam
in damnationem inducere polest, pro qua et ejus salute ipse de coelo
descendens proptiam sanguinem fudit. Et quis regUm temporalium
peregre proficiscens, in oinnein eventum absolute et sine correctione
committet populum sonm uni ad gubernandum sine omni conditione.
Jacobi de Paradiso de Septem statibus ecci. Brown II. pag. 107.
Damnabilis scientia praelatorum et doctorum, quam in opere niliil
boni sequitur, imo opere doctrinae repognatur. Videamus statnm prae-
sentis ecciesiae, cujus caput totum mundum liumiliare satagens, impe-
rium suppeditans, olferens beneficia venalia, vinum prostitutionis hujus-
modi quibusdam hnic capiti familiaribus , adherentibus ecciesiasticis,
dulce principibns et secularibns, primum qnidem acerbum, sed assue-
factione sophisticalom propinat. Qui corruptela inebriati putant omnein
taleni prostitutionem divinitus ortam. Georgi Heyniburgensis Coniutatio
Primatus Papae. Brown II. pag. 117.
- 545 —
über Glinge, tie feinem iKtnfdjen oon tiem gevincjjlen 9?i!f5en
ftnti. Sie grübeln, bitrd) weldjen Mciml toä ffiofe in baS
menfdjlid)e ©efcbledn gefommen fei, ob ®ott beu ewigen So^n
l)ftf[en tonne, ob man md) ber ■2(uferjicl)iing effen unb trinfeti
werbe. 9)Ut foldjcn Unterfuc^ungen unb bcn gewonnenen Sk«
fultüten meinen [ie bie fallenbc Äir^ie ju balten unb f(atfd)ett
pd) felbjl SBeifaU 3U über il)re tiefe 2Bei»()eit. 3e weniger,
Wü3 fie bcrauöjlanimeln, von irgenb 3enianb tjerflanben wer»
ben fann, je bo.rbarifdjer e» lautet unb je arger bie (Sd)ni^er
finb, weld)e barin, für bejto gelehrter l)ülten fie e§. 3f)te
^öpfe finb mit i()rcr 3;f)or()eit fo angefüllt, ba^ nid)t§ in bei
SBclt mel)r fie baüon abbringen fann. £)aä (Soongelium üuc^>
nur aufjufdjlagen , baju gewinnen fte feine 3eit ')•
1) Horum magna pars in tantiim suis nititur ceremoniis et hominiim
tratiunculis, ut putent unum coeluiii paruni dignum esse tantis praenüum,
Laad cogitantes futurum, ut Christus, contemi)tis Iiis omnibus, suam
illud sit exacturus praeceptum , nenipe carifatis. Alius ostentabit aqua-
liculum, omni piscium genere distentuin. Alius psalmorum centum eifan-
det modios. Alius jujuniornm myriades adnumerabit et toties unico pran-
dio pene disraptam impntabit alvnm. Alius tantum cerimoniaram acer-
Tum proferet, quantum vix Septem onerariis navibus Telii possit. Alius
gloriabitur sexaginta annos nunquam attactam pccuniaro, nisi digitis du'
plici cliirutheca munitis. Alius cucallam ingeret adeo sordidam et cras-
sam, ut nallus nauta suo dignetur corpore. Commemorabit alius se plus
quam undecim lustris spongiae vitam egisse, Semper eidem afTixum
loco. A ius raocam assidno canta voceni adducet. Alius letliargum so-
litudine contractum , alias linguam jugi silentio torpentcm. At Christus
interpellatis, nunquam alioqai üniend's gloriis, undenam hoc, inquiet,
novum Judaeornm genus. Krasmi Encomium Moriae. pag. 474.
Theologos silentio transire fortasse praestilerit nee hanc anag^iim
tangere, utpote genus hominum mirc superciliosum atqoe irritabile, na
forte turmatim sexcentis conclusionibus adoriantur et ad palinodiam ad-
igant, quod si recusem , protinus hereticam clamitent. Nam illico so-
lent hoc terrere fulmine, si cui sui>t parnm propitii. Hi reliqnos mor-
tales omnes Dt hunii re|itantes pecudcs e sublimi despiciunt ac propa
commisereantnr, dum tanto magistralium definitionuro^ conclasionom,
corollariorum , propositionom explicatarum et implicatarum agmine septi
sunt, nt nec Vulcaniis vinculis sie possint irretiri. Arcana mysteria suo
explicant arbitratn. Per qnos canales labes illa peccati in posteritatem
derivata sit, quibus modis, qnantulo tempore in virginis utero absolatus
sit Christus. Sed haec protrita. lila demcm magnis et illuniinatis tbeo-
logis digna pntant, ad haec, si qnando incidont, expergiscuntor. Nnni
possibilis propositio, Pater Deus odit filinm? Nam Dens potuerit sup-
11. S6»il. 35
— 546 —
T)k S!)i6nd)c, eine <Bd)aax jubringltd)er, unwerfdjämter unt>
biuvifcf)er 9Kenfd)en, bet)auptcn, fte jleHten ung bie 2(popc( bar.
©le be^auipteten bie ßiebe ju bringen, unb ücrfolgcn fid) unter
einanber felbfi um ber gleicbgüUtgften SJtnge wtUen biä auf Cen
a;ob. Sbre ^eiligfeit, meinen [le, fei fo gro^', baf ein .^im*
mel berfelben gar nicbt me^r genüge. 2ü)er eine fd)ütteU bunbert
©cbeffel ^fatmen au§, bie er i)txmttxQtbtM , ber anbere fubrt
fieben ©cbiptabungen ßerimonien b^'bei, bie er alle burd)ge-
mocbt. Sic ^dpftc, bie Äarbinäle, bie S5ifd)6fe fd)cinen nicbt
einmal mebr ju »iffen, »aö bie Siamen bebeuten, njeldje fic
fubten. SBcnn fic e§ «üpten, wie !6nnten fte ibre ©teilen
füufcn unb burd) ©ewalt unb ©rauel aller "Kxt fidj in benfet»
ben behaupten? SBaä 'ilrbcit unb ?0?übe t|i, ba§ fd)icben fte
ben '■ilpofieln ^etru§ unb ^autuä ju, vraä 9?eid)tbum, ©cbwel»
gerci, SSergnügcn, ba§ bebalten fte mit greuben für ftd;. ©ie
ftnb bie »ütbenbften unb erbittertpen geinbc ber wabrcn Äircbe,
n)eld)e mit ©cbwcrt unb jeber ©ewalt gegen fic fireiten. Die
beutfcljen S5ifd)6fe würben e§ gcrabebin für einen ©ct)impf er«
flcbten, wenn fie jemonb 2tnberä bctracbten wollte aB weltlidje
J^erren. ©ic eradjten ben Äob auf bem ©d)lacbtfelbe, mit bem
©djwertc in ber ^anb, für ben würbigfien unb fd)6njtcn. Sft
in ber ganjcn Äird)e von ber Erfüllung ber firdf)li4)cn !3)flid)»
ten bie SRcbe, fo fcbiebt immer einer bie ©ad)e auf ben anbes
ren. 2)er S3ifd;of »erweifl auf bie SSicarien, ber SSicor auf
bie fccularen ©acerboten, bie ©ecularcn üerwcifen auf bie 9?e»
giilarcn, bie JRcgularen öcrwcifcn wieber im 2tllgcmcinen auf
bie 2R6nd)e. £)ic SDrben ber leidjtercn ©clübbe meinen wieber,
positare malierem, nnm diabolum, num asinam, num cacnrbitam, nnm
silicem. Sunt innumerabiles leptolescbiae, bis quoqne malto sabtiliores,
de instantibns, de notionibas, de relntionibus , de formalitatibus , de
qnidditatibus , ecceitatibas , quas nemo possit oculis assequi, nisi tarn
Lynceus, ut ea qiioque per altissimas tenebras videat, quae nasqaain
sunt. At i^isi felicissime sibi placent, imo plaudunt, adeo ut bis sna-
Tissimis naeniis, nocte dieque occupatis, ne tantnium quidem otii sn-
persit, ut Evangelinm aut Paalinas epistolas vel semel liceat evolrere.
Ita demnm maxime «ibi videntur tbeologi, si quam maxime barbare
spurceque loquantnr cumque adeo balbutiant, ut a nemine nisi a balbo
possint intelligi, acumen appellant, quod Tulgus non asseqaatur. Erasmi
Encomiam Moriae. pag. 465, 468. 470.
— 547 —
ba§ muffe getljan njcrbcn buxd) bie ^xhm ber fdjwcreren ®e«
lubbc. Stcfc weifen nun wtebet unter ftd) ^erum, bi§ bie
®ad)e cnblid; bei ben Äartfjdufern jleljen bleibt, bei benen bie
TOirflid)e grömmigfett »erborgen liege, fo bap fte nur ju bicfen
Seijtungen gefdjicft. Unb bei biefen Äartl)dufern, meint ber SSer»
faffer, liegt bie grömmigfeit nun auä) in ber Äljot fo oerborgen,
bü^ fein a}?enfd) im Staube ijl, baä 9J?inbejle baoon ju gewaljren.
Wit bem Spott wirb in biefer ©djrift, welc'pe bie gonje 3lufe
gclöflljcif, 3erriffenl)eit unb innere 9'Jid)ttgfeit ber r5mifd)en &ix<i}e
cuf boä treffenbfte fdbilbert, immer ber ebcljle ©rn(i gemifdjt.
2n ben ©egenfd^en, befonberö tpo er auf bie 2(:po|iel unb bie
crjle d)riftlid)e Äir^e üerweifi, jeigt ©raömuä beutlidj, bap er
eine ^Reformation für etwaä bringenb unb unbebingt 9lotl)wen;
bige§ I)ält, ba^ ber ©runb ber gegenwärtigen Ucbet nidjt ba
liegt, wo bie .Rird)e, bei ifjren leidsten, anfd)einenben, mä)t
ernfilid) gemeinten 9?eformation§üerfud)en, ii)n gefud)t, weil fie
ben red)ten ni(^t finben wollte, fonbern bojä ein anbcrer, tief
in bem ©anjen berul^enbet »or^anben fei, ben man ouffuc^eii
muffe, wolle man ju etwaö SSBirflid)cm gelangen.
3rt äl)nlid)er SBeife wie l)ier, wenn audj nid)t unter bem /
©ewanbc beS ©potteä, war bie Äirc^e9?om§ von oUen Seiten
angegriffen. 3n einem gewiffen Sinne fonn man fagen, ba^
fte burd) bie ^ö\)e, ju weldjer bie 9}?i^brdud)e in il)r gefliegen
waren, genötl)iget warb, fid) felbjl anzugreifen. SBenn »on
ben ßoncilien fclbft auä Stimmen ertönten, baß bie SfBelt burc^
bie Äirdjc unterget)e, wenn ebcnbafelbj! ijon ber waltenben 83er«
wirvung fo gef^prodjen werben mußte, wie gefprodjen warb unb
wenn jugleid) , weil ba6 ^eittjerige Softem natürlid) nid)t
aufgegeben werben follte, fein burdjgreifenbc^ DieformationS«
mittel nad^gewiefen werben fann, fo mußten foldje ©ejidnb«
niffe bie benfenben 9}?enfd)en mit S^otbwenbigfeit barauf brin»
gen, baß ein ©runbübel in ber römifd^en Ätrdje Borbaiu
ben fei, weldjeä nur mit il)r felbjl l)inweggcnommen werben
fönnte. 2Clfo fann man foldje 2feußerungen wol;l 2fngriffe
ber ^ird)e auf fid) fclbft nennen, wcld)e burd^ eine unabwei?»
bare 9?otl)wenbigfeit abgebrungen finb. gwifdjen ben eigenen
unb fremben Eingriffen unb klagen fd)wanft ba§ Sdjif ber
Äird)e im fünfjeljnten 3(il)i;l)unbert i)in unb t)et, 2lIIe5 iji un»
fid)er unb jweibeutig geworben fdjon am 2(nfange beiTcibeii.
35«
_ 548 —
Jßcreitä bü§ Qom'd JBafcl i|l nicbt o()nc ^uvi)t, ba9 ganj
25eutfd)lanb )ki) für t>ic b5l)mifd)en Äefjcr crflaren münc'). Äein
8anb im ^cr^icii @uvopa5 t'il ol;ne Äefser. 2)ic ölten SBalben;
fcr finb nod) immer lüdjt nbgeftürben, mnn [ic aiicf> fit)metjV
fam geworben finb. 3n granfrcid) habtn fie noä) t()vc form»
lid) organifirten ©emeinben. 2)ic Verfolgung gegen fic mcid}t
von 3fit ju 3eit tüiebcr niif. ^Dic goUarben bewegen ßnglanb
unb tbeitwcife bie 9?ieberlanbe, bie 25ri:ber fd^einen fid) ber
flauifdjen Stamme bemdd)tigcn ju wollen, felbft in Italien
fe^It e§ nid)t an JRe|ern, weldje bie ^rt^jflgewnlt Idugnen*).
©ie Äird)c ijl genötljtgct, iljre 'linken nad) allen Seiten
binjuwenben, unb faum weip fie, n)a§ unb wo fie faffen foU.
Sie neite SBiffenfdjaftlid^feit ber 3eit bringt fie in gro^e SSer-
legenf)eit. Sic fcl)olafttfd)c ®elel)rfamfeit mit iljren müßigen
^agen unb ben ©ntfdjeibungen berfetbcn, bie Sfliemanb wrjte^t,
bie felbft niä)t, weld)e fie gaben, l^at feine ©cfafjr gebradjt.
Tfbet bie fdjolajlifc^ic ®eUl)rfamfeit fte^t auf bem fünfte, einer
1) ©er Snrbtnal 3ulian fd)ret6t an bcn •papfi, er luog« Da« Sonc.t
nid)t cuflöfcn: alioqiii, sie rebus stantibus, ut nunc stant, si dissolverö-
tur, seqaeretar irrcinediubUis confusio et scandalum in ecciesia Dei et
tiniversus orbis talia audiens clamaret ad coeliim, quod' sunimus Ponti^
fex causam dederit, qnod lieiesis Boliemica non exstinguatur, puto quo l
tota Germania tum ex indignatione, quam ex hoc conciperet, tum quoJ
crederet, fidem iiustram non veram, quam fugiendo non audemus de-
fcndere confoederarct se cum liereticis in ^)erniciem totius Status cccle-
siastici. Epistola Juliani ad Pontif. (Jin anScrcr fürchtet, foinine nod>
dn ©djiäma, fo nierbc SlUcä auö fein, ÄIctuö unb .^irrf)C bcn Untergang
pnben. Valde timendum est, ne sie proccdendo et ferrum ferro acnendo
ac invicem se mordendo totus elerus detur in brevi in direptionem, prae-
dam atquo mortem, sicut in Bolieinia contigjsse seimus. A praediclis
cessandum est propter periculiim subversionis fere totius Cliristianitatis,
fjuae inde tinieretur sequi ratione adhaerentiae et sequelae niagnac, quu
enim magis essent irati , eo gravius desevirent. Epistola Joannis Card.
a<l Pontif. Mansi Coli. Conc. XXIX. pag. 665. 669.
2) Dell" anno Domini 1467 furono menuti a Koma otto Luomini e
sei femine, lequali dicevano, che erano herctici e dell' opinioue, che
»lon credevano allo Papa. Infessura Diarium urbis Romae. Eccard II.
pag. 1893.
Vadunt begardi, fraticelli, secturii suspentissimi de heresi et clero
infestissimi , erectis capitibus, absque ullo timore in urbe Koma et se-
diiciint lihere quotquot possunt. Matth, de Crac. lib. de squal. Kom.
ruriae. Brown II. pag. .Wf).
— 0*5* —
neuen »pio^ modjcii, bie practifd) »vicfctiv^e gragca cvorfcrt,
xvdä)e, foU Sioin tauern wie eö t|t, in iJUA^t unb «^djmfigen
vergraben bleiben muß, 25ic Jtirdjc ()at jivar ba» groj^e SSort
„Äe^erei" mit mld)tm fte 7(Uem entgegentrofen fonn, mit rpe!-
I d)cm fie auä) "KÜtm entgegen ju treten eiitfiloffen ift. ©ie
fteljet [ich aber mit 9ied;t angjtfoll an ben <Si)mlUn einer
neuen i:ieit, oon rocldicv man nic^t »oeip, ob fte ftd) mit ben
i ölten 9J?itteIn »virb beborrfd)en laffen; neue 9J?ittet fann man
i ober nicf)t auf|Men. X)er fflegriff Äe^erei niupte einen guten
I Zt)eU feiner alten guvd)tbarfeit unter ben SUJenfdien verloren
I ^)abe^, feitbem jwei .^älften ber Äir(l)en itjn gegen fid) beibcr;
feitig angewenbet Ratten, feitbem et ouögebe^nt reorben öuf
I geringe "^Ibroeid^ungen üon ben ?[Reinungen ber obenpe^enben
^ird/cnfürjlen unb felbjl auf bie SIbnjeifung irgenb einer 5Kaag«
I regcl, weldjc fte ergriffen baben wollten. 3n ber S^fjat fcljien
! baä SBort feine alte äauberfraft über bie 5Kenfc^en 5U ocr>
i Itcren. 6» erregte eine unangenetjme 2lufmerffamfeit, al5 im
3at)re 1460 bü§ Tribunal beö S5ifd)ofe üon "itrraö jreilf 2BaU
bcnfer jum 3Iobe »erbammte.
25ieÄird)e mu^te ollentfjalben ®efaf)ren, allentljalben ©pm»
ptome be» Unterganges feigen. Um ^err ju bleiben in olter
äBebeutung, ^öttc fte bie Äe^erflrafen nad) fo unenblid) sielen
Sfid^tungen f)'m werfen muffen, bap nidf)tä mc^r ju überfe^en
unb ni^tä mt\)x ju beredjjnen gewefen. X>u ^üx\ttn wollten
nidjt mel;r jaf)ltn unb ftd) mc^)t meljt »on ber Äird)c gebulbtg
l)el)errfd)en laffen, weld)e§ in 9?om ju allen Seiten alä bie ab»
f(^eulid)pe aller Äe^ereien ongefef)en worben ift. ©ie brangen
auf eine JKeformation unb fingen immer beutlid^er baoon ju
fpre4)en an, wie ungel)6rig eö bod) fei, ba^ bo5 «Sacerbotium
allein i)txx^<^cn unb 2(lleö »erfdjjlingen woHe '). Die iweibeutig
1) Excogitantnr mille modij quibiis Romana sedes aurum ex nobi^,
taiiquam ex barbaris subtili extrahat ingenio. Ob qoas res nostra na-
tio , nanc ad inopiam redacta , in squalore jacet , suaiu fortunam , euant
pauperiem nialtos jam annos moeret. Nunc vero quasi ex souino exci-
tati Optimates nostri quibus reuiediis liuic calainituti obviani pergant,
cogitare coepemnt jugumque prorsas excutcre et le in pristinaui liber-
tatem vindicare decreverunt. Erit haec non parva jactura curiae Ro-
. manae , si qnod cogitant Komaoi iioperii principes eifecerint. Epi»lola
cancellar. Mogunt. a. 1457. Von der Hardt Acta ConcU. IV. f. pag.
— 550 —
unb uniid)et geiuovbene ©efinnung bet giuften unb .^errett,
imä) bercn <Sä)mxt bocl) tnUiö) unb jute^t bie fruf)eren, großen
©tege über bie Äe^erfecten gewonnen roorben waren, madjte
bie ganjeSage ber£)tnge f)6clj|t bebenf(icl): nur mit ii)xtx frafj
tigen ^ülfc i)attt mm etwa nod) ber neuen SBiffenfdjaftUc^feit,
ber SSerbreitung beä ©oangelii in ben 2anbe§fpraci)en — irm
mer ba§ ©efäl^rlidiftc, waä Siom fannte — entgegentreten foni
nen. 3fber bie Äird)e t)attt bas SKaa^ bi§ an ben 3?anb ge-
fünt unb ben tieffien unb allgemeinjten Unwillen gegen il)re
©lieber allentljalben aufgeregt. 25ie Surften fdjienen ftd) ju
freuen, wenn etwaä gegen ben Älcruä gefagt warb, wenn fie
<JU(^ fonjl noA nid)t »om cöongelifdjcn ©eijlc erfüllt waren.
2!)aju fam nod), ba^ baS Sfetd) ber Äird^e offenbar uns
ein§ geworben war in fid) felbft. Q$ ifl bemerft worben, mit
weld)er ^raft in ber erften .^alfte beä SKittelalterä ber facerbo»
talifdjc ©tanbeägeifl bie ©emüttjer jufammengeljalten fjatte,
alfo ba^ 2llleg mä) einem giele, nad) einem 'Swdt arbeitete.
2)iefer ©tanbeägeift l)atte feine ©^annfraft offenbar verloren.
Ser (5injelne wollte fein £):pfer mcf)r bringen für 2Bol)l unb
SSefie^en ber ®efammtl)eit, ober er brad)te C5 nur no^ mit
Sßiberftreben unb SBiberfiprud). ^er ^apfl befeuerte bie ?Bu
fd)6fe, unb bie S5ifd?6fe wollten niä)t mel)r gutwillig jal^lcn.
3n bcm S^amcn foldjer S5ifd)6fe warb bn§ ^apftt^um um berlei
©elbfadj^en auf baä ^eftigfie angegriffen, unb ber römifd)e
<3tul)l antwortete mit ber ©rcommunication. ©o würben fte
ber SBett ba§ aSilb einer fid) felbjl jerftopenben Äraft, weil,
was man bie ^elbenjeit beö ©acerbotii nennen fonnte, entwis
ä)tn unb ein jeber genießen unb beft^en unb bem anbern wenig
übe? nid)t§ woHte jufliepen laffen. ©alt e§ jefet eine geiftlicfjc
^frünbe ju befi^en, fo mußte oft offenbare ©ewalt ober ©ift unb
25old) ben ©egner au§ bem 2Bege räumen. 2)aö Jluffjorcn
ber ^elbenjeit beä ©acerbotii jeigt ftdt) aud) barin, baß je|t
fid) SRiemanb me()r finbet, ber, wenn aud) nur wie bie ^xarii
ciäcaner unb 25ominicaner auf einige Sal)rje^ente, bie a^joftoli»
fd)e 2frmutl) unb ©infad)f)eit, welche cigentlid) bie ganje .Äirdje
f)eben foüte, allein ouf feine ©d)ultcrn nehmen mo(S)te.
®enußfu4)t i)at olle in if)re üppigen 2lrmc gefdjloffen,
SBar aber ber Sjammer ber 5Belt gegen ben 2(u6gang be»
— 551 —
SJtittelaltet» eben fo grog alS bie 9?ott) unb bie SSerlegcn^ett
bcö römifdicn <Stut)Ic», bot baS ©anje ein SSilb ber SSemir»
rung, lÄuflöfung unb 3erfl6rung, fo n>aren bocb bie 3(u§ficl)ten
für bie 3ufunft feineSrocges fo tnibe, wie rebliche 5I?anner, bie
im Sd^ooBe ber Äßtbolicität blieben, meinten. @§ nat geforgt
rootbcn üon ber l}ücl}ften !2Beiäl)cit, ba^ baö ©uangelium nic^t
untergeben fönntc. 3u bcrfelben '^iit, wo bie römifdje Äirc^c
auf ber Sßa^n ber 2(b»i»ege toon jenem tiefer fidj öerlor, war
auä) bie Sppojition b^riJorgetreten unb fic war niemull wr»
(lummt feit jener Seit, ©ic t)atte fid) gejeigt balb in bicfet
unb balb in jener ©eflalt, balb in biefem unb balb in jenem
8anbe unb bie ©eifter waren lebenbig erhalten worben burc^>
jie. 3n anberen war bie l)eilige ©el)nfud;t geblieben nadj ber
SBabrl)eit, weld)e erwartet warb wie eine geliebte S5raut. 2Bie
gro^ unb wie brünjlig biefe ®el)nfud)t war, beweijl ja woljl
fcaä fedj»jebnte 3abr^unbert felbff, 2Beld)e§ war ba§ europaif^e
8anb, wo fte nidjt obgefiegt Ijaben würbe nad) furjem ©treite,
»enn nidjt ©ewalt unb fünfte jeglidjer 2frt in einem SJ^ieitc
Guropaä bie jarte S3lume wieber gebrodjen Ratten! 25iefe
greubigfeit, weldje fid) für ba§ ©oangelium jeigt, würbe
unbegreiflid> fein , wenn man nid)t annef)men müpte , bü0
baffelbe ober wenigiienä oereinjetnte Saute »on bemfelben im
©tillen fic^ eine grogc "Kn^a^l »on greunben unb 2Cnf)dn:
gern erworben. Schwimmt auf ber £)berfläc^e bc§ ßebenä auc^
Unfenntui^, ©ittenloftgfeit, gred)f)eit, 2(u5fd)weifung unb ^ei»
bentfjum bei Saien unb beim Äleru§, fo Ijabcn biefe bod^ fei»
neäwegeä bas ganje geben eingenommen, ©ie lärmen laut
unb fred), ba bie Seit ihrer .i^errfchaft, auf biefer £)berfläd)c
be§ gebenä umher, bie ®efd)id)tc rebet öon iljnen, weil jtc jic^
bläl)en unb brüften am i)tUtn ^age unb am SJiarfte. Sn ba$
ftiUe J^eiligtt)um ber gamilie ober, bie ©Ott anbetete im ®ei^
unb in ber SBahrbeit, in bie einfame ^(Ut, wo ber fromme
5)?6n(^, üon ©del ergriffen über bie SSerwirrung, bie brausen
in ber 2Belt unb nur ^u oft in feiner )}Ui}t, jur heiligen ©djrift
gegriffen, rebet Siiemanb. Unb S^iemanb finbct ber 9Kül)e wert^,
»on ben Saufenben unb abermalä JSaufenben ju fpredjen, Wel-
lie balb ülö 8ef>rcr, wie bie fogcnannten 9J?i;jlifer, ben Äeim
beS gtangelii an^ftreueten , balb al§ ßernenbe ba§ Sßort, felb)!
wenn eö i^nen no4> umbunfelt unb um^üUt vorgetragen warb,
— 552 —
üufjuft'itbcn unb in einein teincn unb d;ri(ilid)en ßebcii barju;
jieüen üevinodjtcn.
SBenn man fagcn hnn, bo^ ba§ ganje 8eben bcr SBelt
eine ^rotejlatton gegen baö römifd^e Äirdjent^um am Sc^luffe
be6 9J?ittelalterg voav, jeber freie £aiit, mi<i)tx auä Äenntni^
unb Ueberjeugung, nidjt ouö ©tumpfjjcit, ©cbolafli! unb Sn^
tereffe l)ert)orgcgongcn, eine Sieformation bcr Äircl)e unb jirar
eine burd)gängtge 3?eformation begehrte, wenn eö ferner nidjt
fehlte an einer großen 2(njal)l »on befiimmten 2(ngriffen, bie
auf einen ober ben anbern ^unct ber Äird)en5 5Wifbräud)e ge»
nä)ttt waren, ebne gcrabeju baä ®anje ju erfcbuttern, fo fehlte
e§ aud) an fotdjen 9J?ännern nid)t, ml(i)e, obne in birectem
äufammenbange mit ben SOBalbenfern, ben CoUarben ober ben
l>6bmifd()en ffirübern ju (ieben, ot)ne auä ibnen gcfcbopft ju
^aben, bocb biefelbe breitere ©runblage einer ^Reformation fans
ben unb fie ber SOBelt aufhellten. @ö mu^te l)ier allentbatben
eine gro^e SSerwanbtfcbaft ber 2(nfid)ten unb Sbeen eintreten,
weil mon auä einem geweinfcbaftlidjen S3orn, ber b^'^'S«"
@d)rift, fdjopfte. 25aö 3lltertbum, bie Ueberetnflimung, bie
3lllgemeinbeit bcä ©laubenä war bal;er in SEBa^rbeit bei biefen
verfd)icbenen ©ecten, nicbt in ber r6mifd)en Äirdje ju ftn«
ten, weldje jene bret ©runbdjaracterc nur mit ber feltfamflen
Snterpretation ton ftcb bebaupten fonnre. Unter jenen Tlan-.
nern nun ftebet _gojann aBeffel oben an. Scrfelbe geborte
JU ber ©efellfcbaft ber JBrüber öom gcmeinfamen geben, wel;
üft befonberö in ben iRiebertanben ouägebreitet war. @old)e
@efeUfd)aften, weld)e obne eigentlidbe !K6nd)§gelübbe fid) ju«
fammengetban , :pflegten, obwobl fie oftmaB ba§ ßeben noö)
mit medbanifdjcn 'ilrbeiten' gewinnen mujjten, ber wabren ßon«.
tcm\)lation, weldje au§ ben eigentlidjen ÄlöPern Idngfi cntwi*
d^en war, unb fud;ten aud) burcb Unterweifung ber Sugenb
tbatig ouf ba§ Seben einjuwirfen. ©oldje Kongregationen wur*
fcen öon ber Äirdje fafl immer mit einem gewiffen, SKi^twuen
betradbtet. 3n einer fold)«n S5rüberfd)aft nun i)attt SOBeffel bic
einbrücfc ber Sugtnb empfangen unb ben gew6bnlid)en Unter»
rid)t genoffen. ©r befud)te bann bie Uniwerfttaten ju Äoln
unb ^ari§, wo er fid) üielc ^a\)xe lang aufbiclt, lebrte bann
furje 3eit ouf ber Unittcrfitdt ju 4?£ib«lberg, febrte barauf,
fd)on im böb«n 5J?anne§aIter , in bie ^cimatl; äurücE, lebte
— 553 —
bort in mef)men ÄloPevn unt> Kongregationen rut)tg unb ^u-
rütfgejogen biä an feinen S^ob, weldjer im3al)re 1489 erfolgte.
grüt)jeitig Ijatte SBeffet baö ©tubium ber ©djrift mit ber
^^i[ofo]pl)ie »erbunben unb ftd) frei gemadjt öon ber müßigen
©dfjolafiif, mld)i bamalä nod) unter ben ©ele^rtcn f)errfd)te.
Sn feinen oielen ©d)nften flellt SBeffel nun bic ©runbfd^e
einer ewangc(ifd)en &nä)t ooliftanbig auf. Swar fogt er nidjt
öuöbrürflid), bap bie Äird)e nadj biefcn Sbeen, 2(nfid)ten unb
©runbfä^en reformirt werben müfte, baf er c§ aber wollte,
miidjt fid) von felbft, ba er feine SKeinungcn, weil fte in bet
©d)nft begrünbet unb au6 ter ©d^vift entnommen, alä 2Bal)r»
^jeiten auffteUt. Qv wet^ eä aud), bap, wenn biefe Sbeen in
CaS ßeben gefegt werben, eine gro^e Umgefiflltung erfolgen muf.
Gr \\t m(i)t otjne eine gewiffe ©djeu an baä SBerf gegan»
gen, weld)eö ba§ SSeftcfjenbc jerfioren foll. dx tritt mit einer
Ztt tton ©taunen »or bie ^ntberfungen, wel(^e er auä bet
©d)nft gewonnen Ijat. @ie ftnb xi)m im 'ifnfange beinahe felts
fam Borge!ommcn, weit ba§ SSefte^enbe fid) ju i^nen in fo
großem 2Biberfprucf) beftnbct, unb er im ©eijie bie unge{)eurc
SJerdnberung üorau§fie^t, welche baburc^ erfolgen mü^te').
'Äber ber ®eift ber 2Bal)rl)eit tjat biefe %mci)t enblid) beftegt.
Qx ifi e§ ftd) flar bewußt geworben, bog biefer ©eift ber SBa^r«
fteit il)n erlcudjtet Ijat, ba^ er alle ^flidjten cineä treuen gor»
fdjerä wobl erfüllt. ®d)wer war bie ^flidjt beffen, ber bem
©lüuben ber gefammten Äirdje entgegentrat, aber ber ^Bai)X'-
^eit »nu^te ber ©ieg werben*). Sn ben ße^ren »on ber
1) Fateor in multis assertionibus meis et crebro singalaris invenior
et valde mihi de singularitate saspectus, non parum errare formido. Sed
quia rationes ad eas conclosiones me moventes^ ut miLi Tidetur, ex fide
et Sacra pagina ortam liabent, partario intra me et non nonquam etiam
foras prorumpo. Kpistola ad Jacobum Hoek.
2) Quia verisiinilius est unuiii aliquem penes evangelium toti innl-
titudini contrailicentem errare quam totam doctorum virorum ecclesiam,
ideo debet quicunque ille fuerit Semper suspcctum sc habere et fonni-
dare de errore. Verum quia seit non impossibile maltos doctos errare^
debet Semper apparentem evaiigelii veritatem primo amplecti. Debet
igitur secundo veritatem diligenter inquirere et intelligentiam evangelii.
Debet tertio rationes contradicentium diligenter attendere et illi parti,
quam vicinioreni evangelii inrenerit iirmiter adhacrere. De pote.state
ecclesiastica.
— 554 —
€5d)rift, t5on ber JRcdjtfertigung unb ber ©nabe, von beii Scr=
fen, ber S5upe unb ben Snbulgenjen, ooii ber Äird)e unb »on
ber Ätrd)en9ewalt tritt 2BefTcI ber römifd^en Mixä)t entgegen
unb arbeitet mit 25eftimmt(;eit c.uf eine 9ieformation l;in. 25ie
©d)rift unb befonberä bie ®d}rift bcä neuen S3unbeö tjl ble
alleinige ©runblage ber djrilTlidjen '^Infidjten. i|l ein Un^
terfd}ieb ju madjen jttjifd)cn ber neuen unb ber alten Öffen^
barung. 25ie lef^tere ifl vorübergegangen. Dag alte ©efe^ er»
h ttecEte nur ein SJerlangen in ber ffirufi ber g)fenfd;en, welches
I erjt burd) baä ^üangelium bcfricbiget werben fonnte. 2)a§
e»angelium ifi ein ©cfc^ ber grei(;eit. 2)ie l)eilige @d)rift tp
in allen i\)xm SSljeiten tnfpirirt')- S^c Sßerjidnbni^ iji leic^jt
unb rcivb bem einfadjen unb flaren 9J?enfd)enoer|tanbe eröffnet.
X)k Srübition ber römifd^en Äircf)e finbet bei SBeffel feine
©teile neben bem euangetio. 2)iefe§ ifl ein QtmS, n)eld)eS
in nid^tä unb burd) nid>tö* irgenbwie »eranbert werben fann.
Äeine Äird)c t)at eä gewagt unb niemals fann fie eö wagen,
baä ©oangetium 5U ycvanbern. greift bie JSrabition ber
I römifdjen Äird^e nid)t auäbrüdlid) an. Qx berü{)rt Ijier bie
einjetnen ^uncte nid)t mit berfelbcn ©djdrfe, wie e§ üon So»
lf)anneä ^u^ gefcfjeljen war. Steffel, weldf)er e» wol)l wei0,
ba^ auf SSerfolgungen gerüjlet fein muß, wer jefet bie 2Bal)r=
^eit oerfünbet, üermeibet , bie feinblid^e 2lufmerffamfeit ber
t6mifd)en Äird^e auf ftd? ju 5ict)cn, wo biefeä nidjt burc^ eine
unbebingte 9?otl)wcnbigfeit geboten wirb. 25arum greift er auö)
bie in ber romifdjen Jlirdje atö fliid^tige Sgruggcflalt wxi)an>
bene £el)re tion ber SJrabition weniger birect an, alä baß er fie
burd) bie ßet)re von ber 2llleingü(tigfeit unb unbebingten Un»
wanbelbarfeit ber (Sd)rift ju entfrdftigen unb auf^ul^eben fucl)t.
SBenn er einmal ben 2luäfprud) tl)ut, bap bie (Schrift nid)t
2tlle§ entl)alte, waä bec ^err auf @rben gefagt unb bap ber»
felbe ein unerfd)öpfl(id)er SSorn ber 2Bei6l)eit fei, fo tjl bamit
1) Universa scriptura una copulativa est, cujus necesse est omncs
partes per spiritam sanctiim inspiratas esse et veras. Non enim copula-
tiva yera, cujus vel minima pars falsa est. Sed in hac tarn lata copu-
lativa una pars est quod necessc est omnem legem ita impleri, ut nec
apex nec iota desit. Perfecta igitur omnera scriptnram divinitus inspi-
ratam compleri nccesse est, ot nec apex nec ibta desit. De Purgatorio^
pag. 95.
— 555 —
feliteSwjgeä ber r6mifd)en Srabition baS Sßort gerebet'): benn
btefe fann md)t bejief)en o()ne jene ei9cntt)ümli^e '^tnftc^t von
ber Äirdjc , weIdE)e bic Siömcr aufgeftcUt unb auogearbeitct.
Unb biefe 3bee wirb von SBeffcl burd) feine 3(nfid)t, »aä eine
Stixd)t fei, voUjlänbig aufgeljobcn. 2)ie S^rift, ber mtx-
fd)6pflicl)e 23orn alleä gebend unb aOet 2BeiS(;eit, follte befannt
fein allenthalben. S3or ii)xtt 2{utoritdt mup jebe anbere billig
»erPummen. 25ic 2tu»fpvüd)e ber ?)äpfie, ber ßoncilien, ber
SSdter muffen beurt^cilt »erben mä) ber Scbrtft. Sft irgenb*
wo ein ©trcit entl)alten, fo entfd^eibet bic ©djrift mit if)rem
flaren unb unjweibeutigem ©innc. Sa ift ba§ Siedjt unb ba
i|l bic SBei5l)eit, »o bie Ucbcreinflimmung mit ber<£djrift vox'
l)anben ifi. SRiemanb brüucl)t ju glonben, wa6 ein 9)Zenfd)
fagt. @ö reid)t nidjtä, giebt er üerfiel^en, auä biefem fies
ben in ben ^immel I)inauf, unb i)iiemanben i\t eine ©ewolt
übertragen, »eld^e fid) neben ber @d;rift fjolte*). Sarum tfl
ba§ ©oongclium aud) ein ®efe^ ber greitjeit, weil eä nid)t üor
SKenfdjen üerfned)tet, fonbern ben ©eboten ©otte» "untertljan
mad)t.
SSJZit nid}t minberer Älavljeit al§ in ber 2el)rc »on bet
©cbrift tritt 2öcffel§ rcformütovifd)e Senbcnj in feinen Slnfid)»
ten über bie 9icd)tfertigung unb ben hiermit in SJerbinbung
fieljenben 2)octrinen l;erüor. Sa er übermeijiert barin, wenn
mon auf bie ©rfdjetnungen ber Seit jundd^fi »or il^m üd^tet,
bei weitem ben Sobonneä J^up. ^b er nun aber wof)l felbfl
fagt, ba^ man gerabe in ber Sebve von ber 9?ed)tfertigung üot
©rübeleien unb Träumereien fid) l)ütcn muffe, fo i)l fie bod)
eben berjeuige feiner Cebre, wetd^er am meiften myflifdj
gebalten ift. (ix fcbwdrmt \)itx ganj in feinen tiefen unb inni;
gen Q5e\ü\)lm unb fdjeint ber (£rDc entrudt ju fein. £)abet ifi
1) Sed et in evangclio ac toto novo testamento verbnm ipsnin ab-
breviatom, quod quantainlibet liquescentis veritatis claritate resplendens,
ipsnm tarnen verbum parvulum factum propter nos non adacquat. Multa
si quidein verboruin et operorum Jesu non sunt scripta, quae si scri-
berenlur nec mundus capeiet eos, qui scribendi essent, libros. De cau-
fiis incarnationis.
2) Propter Deam evangelio credimus et propter evaugelium Papae
et ecciesiae, non evangelio propter ecclesiam. De potestatc eccle-
siastica.
— 556 —
ober bie ©djdrfe, mit wcldf^cv er gerate l)ieriit fer r6mifc!;eti
Äirc^e entgegenarbeitet, ungemein bcutlid;. (5r ift ()ier gauj
refovmatorifd) unb eö i^m barum ju tl}un, burd; genaue ^er=
üorbebung ter wal)ren, eüangelifd)en 9Jed)tfertigungä(et)re ben
gerabel^in antiewangcttfdjen 2In[id)tcn ber rümifd)en Äird)e, bog
nod) ctn?aä 2(nbere§ ö(ä bü§ Reiben unb «Sterben be§ ^errn
unb ber ©laube ben 9J?enfd)en red)tfertigen fonnten, roetdjc
eine fo uncnblidje WlaWt tobter unb nidjtigev 2BerfI;eiligfett i)tX'
eingetragen l)attcn, entgegen ju arbeiten unb fie ju jerfloren.
(5r i)at ftar unb beutltd) crfannt, bap t)ier in biefer 8cf)re ba6
^auptfanbament ber iual)ren djrifilicben Äirdje »orfjanben iji').
menfd)(id)e ®efd)led)t »rar jroar böfe, jebod) fo, baß
nod) ein Äeim beä ©uten in il;m i|T, mld)t^ frei ergriffen
werben fann; eine <5mpfdnglid}feit für ba-o ©ute ift üorf;anben,
rceld}e burd) bie ©nabe ©ottc§ f)croorgerufen wirb. £iiefe
©nobe ©ottcö fdjaffet unb njtrfet 'äUt^ in bem 9}?enfd}en unb
£§ ficbet nid}t§ neben i^r. 2!:'ie (Srlofung beä menfc^(id)en ©c»
fd)lecf)teä Jonnte nur burd) ben ewigen ©c^n erfolgen, nur
burd) i()n tonnte ber 9}2enfd) S3ertrauen ju ©Ott geroinnen,
burd) ibn, roeldjer ber unerfd;6pflicbe S3orn oUer SBciä^eit unb
\ aller ßiebe i(t. DaäSpfer, rocld^eä er barbradjte, ift ba§ 58ol'
* l,enbetjle, roeld^eä gebradjt werben tonnte, burd) baä alle übrige
Sipfer unnotbig geworben ftnb. ©6 war ber größte Äam)pf,
welcher geftritten werben ip, unb ber fcbonfie <Sicg, welcher je»
mal§ gewonnen worben, weil er burd) bie reinfie, eDelfle, götts
ltd)ftc ©eftnnung gewonnen. 9Iid)t baö geiben unb ber SEob
{ allein bilben unb »oUenben ba§ ©rtöfungäwert, fonbern bie
1 ©anjbfit ber erfd)einung übvifti auf ©rben, bie bemütbig '
fromme ©inwanberung be§ ©ottfobneä ttt bö§ !Wenfd)entbum,
W£ld)e§ bier allein rein unb macfelloä £rfd)etnt. 25ie Jg)6lle tjl
beftegt worben burd) bie SJeinbeit biefeä £)pferä unb bie Ur^
1) Istam laudem, jstam coronam nemo ceteroruin filioram Dei, seJ
solus ipse portabit rex gloriae dominus l'ortis et potens in proelio. Ha-
jos iiicensi odorem Serapliin et Clienihin attollunt, ubi regem fortein
praedicant. Permagiium niinirum fuisse nucesse est, quo nun soIudi
totius mnndi compensatur justitia , sed com summa gloria justitia dona-
tur, quoniam et qood sublimius est, ctiara beatorum angeloruw gloria
camulatur. De plenitudine ejus accipient liomincs et angeli et fracln
operum ejus satiabltur terra Tivcntium. De magnitudine passionis.
— 557 —
&ervf4>flft fce§ SBöfen ift »erf^njunben. 35a5 Sevbicnjt tiefer
Suflification i)at 3cfuä allein; eä tjl tie reinjle Unmoglidjfeit,
bap antcnrartä baoon ein Ä(;eil fei. 2)ie üsuffificiUion fommt
üUen 2Kenfd;en ju ®ute, in fo weit fte bofür em^jfdnglidjfeit
jelgen iinb bcm ffiilbe nacl)eifern, weldjcö ifjnen «ufgeffcUt ifl.
S'Jiemanb wirb geredjtfertiget tmd) feine SBevfe; bcd) fann ber
SKenfd) fidj bereiten fiir bie Seligfeit burd) ben ©lauben. X)tv
®(au6c foU fein tobter fein, er foU nid;t barin befieljen, bap
für \vai)x eradjtet rcerbc, roai gefd)ef)cn, fonbern er foll ein Ic«
benbigcr ®(aube fein, tretd)er baä ganje Snnerc beä Sl}?enfd)en
burd)bvingt, ergreift, reiniget unb Idutert. Sie ebelftc griidjt
beS ©laubenä ijt bie Siebe. 2)er lebenbige ©laube, ber in bem
9J?cnfd)en immer wadjfen unb (leigen foU, ift ba§ Wittd, burd)
tweldjeä ber SKenfd) bie Sfednfcrtigung von feiner Seite gewin;
ncn fnnn. Sic Siebe pveifl SBelJcl in »iclcn ©teilen feiner
Säüä)tx al§ bie cbetfte S5lütl;e beä (St)riflentl)umä in bcm ßcben
beä gj?enfd)en').
2lud) bei ber 9?ecbtfertigungälel)re öcrfii()rt SScffel wie bei
ber £et)rc über bie ©djrift. ©ein ^auptbejlreben i(I borauf
gerid)tet, baö Steine unb ©eijlige ber eüangclifdjcn ße^re ber«
»orjubeben, weniger greift er bie 9Ki^brdud)e ber Äircbe birect
unb unmittelbar an. @§ trobnet in it)m eine gewiffe, öcrjeil):
liebe 9J?enfd)enfurcbt, von ben liebeln ber Äird)c ju rcben, unb
ben freien unb grofjen (5ntfd)lup ber Sicformatoren be§ fed^jeljus
ten 3<»brbunbcrtä, baS ©ebäube ber menfcblidjen SBa{)neä rafd)
•ju jerfd)lagen, mü^te babei aucb ber. SJldrtprertob erlitten »uer-
ben, fdfjcint er nid)t bcfeffen ju baben. Sie reine 2ef)re, wenn
(te üUentbolben SBurjel gefaxt, mupte freilid) oUmdlig »on felbfl
ba§ ©ebäube ber toUtn SBerfbeiligfeit jerfcblagen, 3tudf) auf
biefe nimmt SBeffel juweilen S?ücffii^t unb befdmpft fte au§=
brucflid), bocb weber mit ber ©djärfe, nod) mit ber OTgemein*
^eit, mit welcber e§ gefcbeben mupte, wenn fd)lagenb cor bie
2(ugen ber 9)?cnfcl)cn gepellt werben follte, waä fic jefet waren
tinb waä fie fein foUten. Sßü biefcr 3ogbaftigfeit greift SBcfTet
ba§ 9JJfind)§tbum nid}t i)(ixt unb auöbrüdlid) an. (?r fagt nur,
ba^ bie ©elübbe nidjt unauflüälid} wären, erflärt eä für eine
Sborbcit JU meinen, baß baä 9J?6ncl}öoerbienrt aud; ouf 2(nbere
1) S)k ganje @(f;riff. De magnitndine passionis.
— 559 —
übertragen werben Eönnc, iinb meint, bap bic SSIrgtnItät »otjl
lobenöwerff) [ci, mnn jemanb fie beg()alb ergriffen, um unge^
^inberter ®ott bienen 5x1 Eonnen unb bem ©eifte, bap ober bie
innere SSirginitat and) baju ju genügen fdjeine, bog enblid)
über^auipt ntdjt bie SSirginitat, fonbern bie ßiebe bie fd)6npen
grüd)te trage').
Sa er inbeffen fo na^brücflid) aUe§ SSerbienft nur in
(5()rijlo ftnbct, olle ^Bereitung aber ieö 5Kenfd}en für bie Zl)ciU
m\)mt an biefcm S8erbienfie nur in ber ©nabe unb bem ®(au-
ben, fo ift eä unmoglid), bag er bod) nid)t noi) einige ^uncte
berü()re, auf welcl^e 9?om ftd) flii^t. @inen fold;cn ©naben^
fd)a^ ber .^eiligen, wie er in ber Äirdje jufamengebad)t wor^
ben ijl/ giebt eä nirgenbä, fann eä nirgenbä geben. SBeber
ein ^a^jft nod) ein ßoncil fann Senianben eine§ ©djja^eä ber
Äird)c t^ei(f)aftig mad^en, fie müßten benn baä .^erj bcffelben
rein unb lauter ju crijalten unb e§ mit Siebe ju erfüllen im
©tanbe fein.') 2)arum fann aud) ber ^a^|! feine Snbulgenjen
ert^eilen. £)ie "Uxt unb SBSeife, wie fie je^t bie Snbulgenjen
üertbciten, iji in ber ®cl)rift auäbrücflid) »erbammt. S'lur
©Ott t)ilft ju ber ©emeinfd)aft ber ^eiligen, bie barin beruljt,
bap man in einem ©lauben, in einer Hoffnung unb einer Siebe
verbunben.
Sarum »erwirft er aud) bie 2e()re »om gegefeuer, wie fte
in ber römifd;en Ätrd)e war. ©r äußert ftd) inbeffen babet
wieberum üu§ gurcbtfamfcit jweibeutig. Q§ fonnte wo^l fein,
bag eä gleid)fam al§ äugabe ein wirflicfeeä, materieüeä gege«
feuer gdbe. ©igcntlid) ifl e§ aber bod) wol)l anberö. ©trofe
reiniget ben 9)?enfd5en mä)t. Tlan mug baö ^urgatorium in
einem \)bi)mn unb geifligeren ©inne auffaffen. giebt einen
m
1) Stnitam promissionem cretio displicere Deo, sicut impia jura-
menta non obligare contra salutem. De Potestate ecciesiastica. pag. 33.
Finis, quo virginitas redditur laudatjilis est expedite vacare Deo.
Ad virginitatem sufficit integritas propositi, non facti. De cominu-
nione sanctorani, pag. 75. •
2) De thesauro ecciesiae neminem potest Papa vel concilium gene-
rale locopletare in parte vel in toto, nisi quem potest conle integrare
et atfectu infiammare, quatenns verus thesaurus ecciesiae, vere iili tlie-
saurns fiat. Nemini eniui ulia res thesaurus est, nisi qaatenus cor ip'
ponit. De communione sanetorum pag. 68.
— 559 —
SRitteljujlanb mä) hm Zoht, ba bte «Seele bcö SÄenfdjeit ge.
reiniget wirb eon ben @cl)(acfen, bte it)r auä bicfem Seben ge«
blieben, ©ott felbft ba ba§ reinigenbe geiier, unb ba fcf)merjt
nur, baß bie Siebe in bicfem geben nod) nidf)t ooUfommen war;
mit J^ülfe bicfeä ©djinerjeS wirb bie Siebe tJoUfommener. @r
nimmt alfo ücr|'cl)iebene ©rabe an, burd) welcl^e ber 9J?enfc^
gur @elig!eit fomme, will jebod) nid)t, bü^ man fid) biefe ma«
teriell bcnfe').
3(uö bemfelben ©runbc fiö^t nun 2Beffel aud; in ber 8el)re
»om ©acramente beä ^ibenbmalä unb ber 23uße I^art mit ber
romifdjen Äirdje jufammen. S5ei bem ©acramcnt üom JTbenb»
male rebet er in 3tuäbrücfen, wcld)e jiemlid) nal)e an bicienigen
anjlreifen, beren ftd) 23icliff bebient fjatte. dt nimmt jroar
ein f6rperlid?e§ ßffen an, aber es ift baffelbe of)ne g^rudjt. 2)aö
geiflige (EjTen ijl e§, weldjcö bie ^rudjt bringt. 2)iefe§ geijiigc
ßffcn aber unb biefe grud)t wirb nur bem ju 5£()eit, weld)er
ben ©lauben ^at. 3" baS gläubige ©cmütl), weldjeä aufgc^
16)1 ifl in Siebe, fenfet fid) bann ber liebenbe (IbtiPuS ein.
3mmer jwor t)t er bem ®iaubm unb ber Siebe gegenwärtig,
1) Purg:atorios ingnis est, qui interioris hominis tordes etiam carne
soluti couiitantes purgat potius quam torquct. Ignis, inqaam, devo-
rans sordes, boc est, peccata^ qucniam interior homo maculas alias ha-
bere non potest.
Quis ergo ille ignis, nisi ignis ille consnmens, qni Dens est nrens
renes et comburens, depnrans anruni, donec defioat omne stannum et
omne plombam ejus, cxaminans argpntam et pnrgans ab omni scoria,
■crntans corda et renes Dens.
Deus noster ignis consnmens est, qni hominem fecit ad imaginem
suam, quando ignem misit in terram et voloit ut arderet et omnem de-
formitatem ab iniagine sua fervore cbaritatis consumeret. ünde hic vere
porgans ignis est per se, licet ignis materialis per accidens purgatorium
possit esse.
Non niaterialem ignem purgatorium pnto principaliter, sed tamen
ignem principaliter puto purgatorium, quia per se suo incremento sancto
purgatorins est, qui quanto crescit, magis Dco assimilat et nnit. ünde
assimilari Deo et per amorem nniri, purgari dico. Et impnrum voco,
non perfecte amare. In amore crescere id vere purgari est. Qnod si
poenaliter afüigi purgari esset, praedicatione per se et essentiali, sta-
tim sequeretur magis torqueri, magis esse purgari. Et ita malignissi-
mus daemoniorum lucifer magis purgaretur, quia magis torqoetar. De
Pnrgatorio.
— 560 —
ober beim ©enuffe be§ (Sacramcnlä gcfdjtcljt tiefet bod) auf
eine auägcjcid^nctc Slßeife: i|l bann nidjt etwa iinb
SSlut allein, iüelc^e^ fo faum gebadet werben fcnnte, fonbern
e§ ijl bet ganje Gbrijluä, ber ftd) cinfent't in bie Seele beffen,
ber mit ©tauben unb gicbe erfüllt ijl'). 2)amit i)! natürlid)
bie fat{)olilifdje Sranäfubfinntionöle{)re unb bie SJorflellung, bafi
bei ben Sacramenten bie Slljätigfeit beä ^viefter§ baö ^cil er«
n»irfe, t)intt)eg9efaUen. ße^tere mügte überl)aupt, feinen ©runb^
onfid)ten jufolge, wn SBeffel bei allen ©acramenten geleugnet
werben.
2tud) bie fatbolifd)e ße^re t>om ©acramente ber -Jßu^c be«
fdm^ft SBeffel auöbrücflid; unb auäfübrlid)/ weil fie mit eben»
benfelben feinen ®runbanfid)ten in bartem SBiberftreite ftanb,
gr verwirft bie fd}olajlifd)e (Sintbcilung bicfeö ©acraraentä in
bie ßontritio, Gonfejfio unb Satiäfactio. ©efimbiget fann aU
lein gegen ®ott werben unb nur ®ott giebt bie SJergebung ber
©ünbe auä feiner ©nabe. 25er 5öeg ju biefer ©nabe i(l baS
©ebenfen ber <Sd}ulb. 25a§ ©ebenfen ber ©djulb mu^ ein
tiefer inniger ©d)merj fein, ba^ bie Siebe ©otteö wertest wor»
ben. 25iefeä ift baö ©efü^l, weld)eö ©ott woblgefallig, weil
tä au§ ber ßiebe 'i)tx'0C)X(iti)t. X)k 2iebe fielet bei ©ott Ijöl^et
fll§ ber ©cbmerj. £)ie ßontritio fann nid)t einen Sljeil bc§
©acramentS bilben. SQJenn bie tiefe, wabre unb innige JWeue
über bie ©ünbe eingetreten, fo ifl bie ©nabe ©otte§ über bett
SÄenfdjen gefommen unb fo folgt bie Sontritio auf ba§ (Sacra«
ment, weldjeö bie ©nabe ift. SKan foHte bie 9Äenfd)en nidjt
qudlen, um dupere, ungeheure äeidjen be§ ©d)merje8 ju geben,
weldje, wo bie ßiebe mangelt, nid)t frommen. £)ie ßonfeffio
üor bem ^riefter wirb jwar nic^t unbebingt verworfen, fonbern
felbjt gebiüiget, eben fo wenig aber für unbebingt not^wenbig
ongefeben. Sie Jßeid)te fann woblt^dtig wirfen, bap ber SSeg
ber ©nabe leidster gefunben werbe. 2lber ber 'jJriefter ijl fein
5Rid)ter, er t)at nur ben SSefennenben lo§jufpred)en unb ba5
2fnbere ©ott anbeim ju ftellen. 2llfo ift aud) bie ßonfeffio fein
wabrbafter Sfjeil be§ ©acramentä. SQSaä aber b<i§ leiste, bie
©atiöfactio, bie S3u^en onlangt, weldje bie römifdje .Rirdjc
«ufjulegen pflegte, fo nennet SßSeffel e§ felbfi eine JBlaSpbemie,
1) 3)ic gon}« @rf)tift. De Sacramcnto eiicliaristiae.
— 561 —
wenn fie 5U bem «Scicranient gered^net roürbe, weil bamvt g»5
fagt werbe, baf bie ®nabe ©otteä nicfct ooUflänbig ba fei bis
noch biefeS ober jene§ Qtti)an rcorben, biä eine menfd?lid)e ^ants
(ung (jinjutreten, @ott nidjt woUftanbig wirffam werben fönne ').
6» f)abe ja ber ^crr, -flll er bie 9J?arta 9JZagbalena gelöfl, »ei:
ter nid)t» aI3 ben ©tauben iinb tie Siebe üon i^r begefjrt. 3n»
bem er fo bie tat^olifdje 2e(}re »on ben beiben «Sacramenten
bejlreitet unb bie reinere, eoangelifdjc, geijlige an bercn (StcUe
fe^f, jer|l6rt er roicberum ben ©nnib einer guten 2(njQf)t anti:
d)rifllid)er SSräudje, rcetdje mit biefen ßeljren in ber Äird)ens
gefeUfdjaft aufgefommen tuaren.
<2o erfdjütterten biefe get)ren ba§ ©ebuube ber S?6mer in
feinen innerften gunbamenfen. Tiod) i)at SBeffel mit biefen
unb einigen anberen, beren fofort ju gebenfen, fein grogc§ "ZTufs
fefien erregt, ja nid)t einmal eine feinbfelige ^anblung 9?om5
gegen ficf) erfaftren. 2)iefeä liegt nun (lUerbingö jum Zi)til
taxan, büß gerobe am ©d^luffe be3 SWtttelaltcrö 9iom feine
2(ufmerffamfeit auf faft ade Zi)nk ©uro^jaä jugteic^ geridjtet
l)aben muß, unb ba§ eä »idjtigere 3^inge ju tljun giebt, alS
be§ SCUanne» ju gebenfen, ber ftill in einem fernen SBinfel für
bie 2Bal)rt)eit rebet. tag aber aud) baran, baß SBeffel bie
Äird}e nic^t auf ben ^uncten angriff, worauf fie 3fngriffe am
meiften fürdjtete. 2(udj er will eine Sieformation, aber er will
fie auf eine anbere SBeife al» j. SS. So^anneS .^uß. dr will
ben ©lauben ber SRenfdjen cor "KUtm anberen erneuen, fldr;
fen, erfrifdjen. 2Bcnn biefer, ^offt er, in feiner SJein^eit bie
©emüttjer ber SOJenfdjen wieber ergriffen, muffe ja öon felbft
2llle§ jufammenbre^ien, wa§ wiber ben ®ei|l beä 6I)riflentf)um5
ber (briitlicben &ix<i)t aufgenötljiget worben fei. dt unterlaßt
auf biefeä bie 2(ngriffe jwar nidjt ganj, füljret fte aber auc^
nidjt mit ber Strenge, mit weldjer fie gefüljrt werben fonnten.
SSon folc^en Jlngriffen fürd)tet bie romifd^e Äirdje wenig @efal)r.
6ä ift eine ©efa^r, we[d)e burd) ben ©eifi fommen foü. 9?un
\)at fte i^re 2lnftalten allentl)alben getroffen, baß biefer ©eijl
m<i)t über bie SO?enfd)en fommen fönne. ^\)xt X>'mtx unb
greunbe ffnb aUcnttjalben verbreitet unb allentljalben mddfjtig,
ii)xt ©efe^e wadjen aUcnt^)alben. Unb fo meinet man, baß
faum etwaä ju fuxdjtm fei öon ber eoangelifc^en SBa^rljeit,
1) De sacramento poenitenüae. pag &5 — 62.
II. Sbeii. 36
— 562 —
wenjj fie wn einem in biefer ®ejtaU aitfgcflellt tjl. (5two5
gohj nn'oere§ ill e§, wenn Se>nant> auftritt itnb fpvid)t; biefe?
ifi nic^t bie xed)tt Äirdje, biefc ftnb nid^t bie redjten ^riefter,
e§ nel)mc bie SBelt fid) nad) bem ©oangelio neue. 2Benn nun
ebcnberfclbe befonbcrä fprid;t: man fange bie 9icformation gteidj
bamit an, bap ber Äird)c baä übermäßige, weltlidje ®ut ge*
nommen wirb, we(cl)eS fie in iijrem wa()ren SSerufe f)inbert, fo
t{l eine roai)xt unb nai)t ©efaf)r ba. greift Den 9?6mern an
ba§ SQtx^ unb ber Äefeer muß »erbrannt werben um jeben ^reiö.
SBeffel aber meint, eö fei auf ber einen ©eite gut, auf ber
önbern übel, bap bie Äird^c fo reidjeö ®ut beftfee'), er fagt
oud) nid}t, baß baö gegenwärtige ©acerbotium ein foldjeä gar
nid)t fei, wie ^uß, fonbern er flogt nur über bie ©ünbbaftig:
teit beffclben'). ift fein fct)arfer 8aut nad) einer 9ieforma=
tion, weld)e fofort ju beginnen fei, e§ werben feine 2(nfta(ten
getroffen, bie S!Bal)rf)eit in baä geben ju füljren, unb barum
fommt SBeffct mit ber bloßen 'Sux6}t ()inweg, baß er möge in
Unterfud)ung gejogen werben.
SBegen ber ©tillc unb ber gerne, in weld)er er lebte, l)at
man i^m aud) 25inge überfe{)en, weldje bei anberen nid)t über;
feben werben finb. £>enn juweilen läßt e§ SCßeffel aud) an ben
^ractifcl) wict)tigen Folgerungen nid)t fehlen, weld)e ben 9i6=
mern flet» fo bebenflidb fein muffen. 2)ie @int)eit ber Äird)c
Äircl)e ip eine geijüge, welche in ber ©emeinfcbaft ber ^ei:
(igen unb be§ waljren ©laubenö rut)et. SBo biefer ijl, ba i(l
1) Bonum est , qnod ecclesia liabet niultas divitias et temporalem
potestateni et melius esset si pliiies liaLerct. lioriiim enim est, iiiulta
bona posse et melius pliira posse. Maliim est, qnod ecclesia habet innl-
las divitias et temporalem potestatem , non soliim, quia malum exinde
potest, sed etiam, quia nuilla mala exinde facit. De potestate eccicsiastica.
2) Valile notaiiduiii est, intentio domini nostri , non audieiidos
doctcres, praedicatoies j pastores, qiiando et contra debitiim suum in-
oIHciosc docent, praedicantj pascunt, uti sunt liypocritac, ostentatores,
qni omnia opera sua faciunt, ut ab bominibus videantur. Wuf CtlU Srcri:
nung ober beftcljt et nidjt. Verus praelatus est, qui legitimo titulo in
cathedra Petri si'det. Justys vero titulus censetur, qui yel canonica
electione vel supeiloris collatione provenit. Sequitiir igi^ur, quod saepe
Tcrus Papa est pseudoapostolus , verus praelatus falsus pasfor, verus
praesiilens falsns episcopus. Oportet ergo populum saepe praeferre pseu-
doQpostolos et evangelistas , pseudoepiscopus , pseudojiastores , alioqni
peior üet scissura. De jiolestate ecdesinstica, pag. 39. 42.
— 563 —
oudj bic reine unb »afjre Äird)e, in 9?om unb in ^nbien, al^
ent()alben, unb wenn öud) nicht einmal bcr 9?ame beg romij
fdien S5ifd)of» bort geljort worben i(l. 25ie ^inf)eit bcr Äivcftt
rcirb nicht bargeftellt unb nicbt gehalten üon tem S3ifcl)ofe ju
9Jom. S§ fnnn nicl)t eineä 9J?cnfchen (Sorge fein, über bic
ganje, reeitücrbreitcte Äirche ju walten unb ju wachen; baä
fonn »on einem 9J?enfchen gar nicht überfe^en werben.
Pünbc i(i)kä)t mit bem ®(aubcn bcr ßljriflen, wenn [te abf)dn=
gig wären von bem ©laubcn ber romifdjen S5ifci)6fe, wetcf)e
oftmül» fel)r geirrt h^f^en')- ®lauben§einljeit wirb nichr
boburd; evjeugt, wenn ber @inc gcnötljiget wirb cnjunehmen,
wa§ ber "■Jfnbere glaubt ober ju glauben bdjaupkt, benn eä iit
feinem 9)?enfc{)cn ju glauben auf feinen Spornen'). Sine freie
Unterfuchung fotl jcben ju berfelben Ueberjcugung füt)ren. 'Ku(b
bcr wirflidhc ©taube einer großen SSajorität ber SUenfdjcn ift
^ier üon feinem ©ewicht: beim eine Unterfuci)ung muß eä erfl
ergeben, ob biefe 2}fajorirat ditä^t i)at ober Unrcdjt. SBcffelä
lÄnftchten üon ber Schrift, üon benen er gewiffermaffen auäge:
gangen unb bie i^m jur greiheit gcl;olfcn ^aben, äußern na^
1) Unam ecclesiam catholicam confiteri oportet, sed hanc anitatem
in Imitate iidei et capitis et unitate lapidis angularis, non in anitate di-
rectoris Petri vel successoris. Hodie vere secunduin verbuiii domini te-
stimoniam evangelii usquu in ultimum teriae receptum et vere Christian!
inveniuntur ultra Hyperboreos , ultra Indes et Scytlioi> , ultra Aetliiopes,
ultra tropicutn capicorni, quibus locis ac Üngaa distantissiinis nulla Ro-
mani Pontificis aut nostrorum Constantineasis aut ßasiliensis generaliuni
Concilioruui decreta hunianitas innotescere possunt, et nibilominus in uni-
tate iidei, pietatis et verae charitatis nobisciim unam ecclesiam catholi-
cam et apostolicam constltiiunt, etiamsi Romam aut Romanorum aliquem
pontificem esse nesciant. Valde in anibiguo fluctuaret Ildes nostra , si
Papae credendum, qui ipsemet saepe errat, ünitatem ecclesiae sibi
Spiritus sanctus forendam, viyilicandam^ conserrandam retinnit et au-
gendani , non Romano pontifici saepe non curanti , reliquit.
Tanta est in universo orbe terrarum diffusae ecclesiae latitudo, tanta
est omnium fidelium multitudo , tanta studiorum et vohintatum varietas,
ut nullius unius hominis industria, etiain summa diligi ntia invigiluntis^
idoneani eurura curam gcrere pos&et, in bis quae ad Oeum sunt, imo
nec unius quidem solius.
2) Non colligavit hominnm societatsm Dens tidei vinculo, ut cre-
dat alter a'teri necessario, verum esse, quod asserit alter, sed colli-
gavit charitate, ut necessario teneator alter alteruui diiigere.
36*
— 564 —
tüxlxd) oud) l)ier t^ren dinfluf. Qimm, ber i^m entgcgcnge^
rufen i)attt, er »ürbe bod) n\ä)t bem römifdjen ©tu()le wiber»
ftet)en »oQcn, antnjortet er, baß »on biefem bie JRebe gar ni^t
fei. @§ n)dre ja wiberfinnig aud) nur baran ju benfen, baß
©djrift unb SSernunft bem romifdjen ©tuf)(e untergeorbnet rvä-
ren'). 2fn bie .Rircfte wirb geglaubt um be§ @oangelii «illcn,
nidjt an ba§ ©oangelium um ber Äirdje roiHen. 'ilud) baä römi»
fd|)e ©accrbotium erfennt er nidjt in ber überirbifdjen !0?ad)t unb
^of)eit on, weldje ftd? baffelbe üQmalig felbjt gefd^affen i)attt.
eigcntlid) giebt eö ein bo^^jelteä ^ticflcrt{)um, beö ©acramentS
unb ber UZatur*). 3n bicfem le^tern ^rteftertl)ume finb aUe
tedjte ß^riflen, unb eä fann ba§ erfie nidjt fein ot)ne baä jweite,
unb ba§ äweite jle()t nid)t fo erijaben alä ba§ erjle. 2)ie ^rie*
flerfdjaft be§ ©ocramentä finbe ©eljorfam, njenn fte S[Bei5f)eit
rcbet, fo tt)ie bie üßeiä^eit allenthalben ®el)orfam ftnbcn foU').
^abcn bie Caicn eine befferc unb reinere SGBei§l)eit, fo ijl na«
tmVid), baß it)nen ge{)orfamt werben muß, nid)t ben ^rieftern*).
2)ie SSerbinbung, mi<i)e jwifdjen bcn ^riejlcrn unb ben 8aien
©tatt finbet, ifi eine freie. 25ie ^ttxt>t i)at xi)xt freie S3eurs
tt)eilung nid)t eerloren. Sollte bie ^eerbe bie @ad)e einmal
witflid) beffer tierftel)cn, fo ift fte nidjt weiter ju gel)orfamen
geljalten. SO?an fönnte bie SSerbinbung »ergleid)en mit berjeni«
gen, weld)e jwifdjen einem Äranfen unb einem 3(rjte ijt. 25er
Jtranfe bebienet ftd) bc§ 2Crjte§ fo lange al§ unb wenn er SSort^eil
von beffen ^unjl l^offt'), ©ie finb ganj albern, meint er, wenn
1) De sacramento poenitentiae, pag. 46,
2) Duplex est sacerrlotium, unum ordinis et sacramentale. Alterum
naturae rationalis et commune omnibus. Secundum sine primo sutis
est. Prirnnm sine secundo rcatum habet. Secundum gratiam alFert.
3) Canones et statuta, tantam vim habent^ quantam continent sa>
pientiam. D? potestatc ecctesiastjca , pag. 35.
4) Pastor gregem Dei pascere positas est, verum quia grex pascen-
dos rationis est et liberi arbitrii , non prorsus in potestatc pastoris tra-
ditus est, ut nihil ab eo exigatur nisi pastori obedire. Debet enim ovis
ipsa dinosse, quibus pascatnr, quibus inficiatur et oblatam etiam a pastorc
ipso vitare pestiferam infectionem et in hoc si sequatnr pastorera non
excnsatur. Si pastor non rectum praecipiat per ignorantiam, quantum-
libet bona voluntate rectus, ubi melius rectum grex noverit, non parere
debet, maxime autem ubi peqae rectum neque recte praeceperit, Do
potestäte ecclesiastic^.
5) Omni« enim ecclesiae petestas inter medicum et aegrotum est
— 565 —
jle fagen: ber Siebe tfl immer ju ttarten, ölfo muß man aud)
immer geljorfam fein, ^enn e§ i(l ja ein großer Untevfd^ieb
jirifdjen Oer ßiebe ®otte§ unb ber ßtebe bcr 95?enfa}en. 9Jid)t
'ben ^rötaten ift ber Qi)xi]i unterworfen, fonbern @ott. 25ie
©teile: feib untert()an oUer menfcblidjen ßreatur um ®otte5
SGBiUcn, i)t\^t bod) juerfl, feib untert()an bem ßoaiigelio: benn
eä fielet ja 9efd)rieben, unb rcenn ein (Jngel öom ^immet
fliege, fo wart bodb etrcaä 3{nbere§ nidjt ju glüuben. waxnt
babei aud) einmal »or ben ^bfnü'crn, bie nid)t auf bem
©tuf)(e ^etri, fonbern auf bem ©tut)Ie beS SSerbcrbenS fä^en,
unb meint, fo rcie fie ein 2(ergernip gäben, müßten fie auögts
trieben werben.
®o finben ftd) bin unb »ieber SBinfe unb 2fnbeutungen,
baß ber Sßelt nid)t geholfen »erben fönnte alä roenn bie füb--
mer aufgetrieben würben, dx fcbilbert bie ^riefier, welcbe nidjt
gebort werben müßten »on bem f8oIfe, unb feine (Sd)ilberung
be^eidjnet genau bie 9i6mifcben. 66 feljlt nur nocb, baß er fte
gerabe unb beutlid) nenne, baß er in bie SBelt bineinrufe, wie
SobanneS ^uß getban, baß man fte, bie gatfd)en, wegtreiben
unb bie Äirdie reformiren muffe obne fie. @§ rettete ibn oor
SBerfolgung unb ©cbmadj, baß er eö nidjt tbal, aber ein nicbt
geringerer 3euge ber 2Babrbeit ijl er barum bod). 3« ber
Äircbe, weld)e alä ein SbeaJ oor feiner \)0^mhm ©eele ge-
fcbwebt böben mag, berrfd)te nur bie ßebrc ber ©dbrift unb
flI5 ^riefier jianben nidjt ©ewaltige ba auf ßrben unb im
^tmmel, fonbern bie einfachen S5erfünbiger beä (5»angeltumö.
25eil biefcä 3bcal vorbereitet werben foH unb weit gerabe \)imn
ber gefunbe Sinn ber ©cbrift am witbe|!en eerbrebt worben
ijl, rebet SBeffel auä) üiel »on ber ©ewült ber ©cbluffel. (Jr
brücft ftd) barüber jwar mit eigentbümticbcn SBenbungen auf-,
compacta, id esc, pacto doornm constans. Non enim potest pastor pa«-
ciiie, nisi quantum grex pascitar. Hanc a Domino ecclesia accepit po-
tfstatem, ut com illo fideliter obtemperat, uterque sui fructam officii
conseqnatur.
Omnis illa »objectio voluntaria et spondanea esse debet, quare non
subeunda nisi cum deliberatione. Deliberatio autem causam conside-
rabit et fructum. Unde quandocunqne causa cum frnctu ejuscemodi
sunt, ut movere i)0s»ent deliberantem ante contractiim, pari ratione sol-
vunt obligatam^ quando alter contrahentium deficit in promi«so. De
potestate ecclesiastia.
öber ba§ 9fefuUat, n>cld)e6 er gewonnen, ifl bem of)nlid), njeldt)e$
fd)on Bon onbern ^Reformatoren cor if)m aufgeftellt worben rcar.
gicbt eine fo(d)c ©d)lüf[el9en»a(t gar nid)t, «ie bie Äird)e
fte ieljt ju {)aben behauptet, weber bie ^Cpofiel (jrttten fie, no4>
bie, ttjeldje ftd) i^re S^adjfolger nennen. @ä i(t immer nur
.einer, @ott, mlä)tx bem 9}?enfd)en bie ©itnbe erlaßt. 35ie
f<5d)(iiffelgett)a(t iji bie Siebe, meldje ber ijtiÜQt ©eift in bie
(@eelen ber ®ered)ten gcgofTen l^at. 2)iefe ©d^lüffelgewalt ifl
ntd()t in einem 9J?en[d)cn, fonbern in ber (finl^eit ber ganjcn
Äirdje. ©in ^rieper, ein ^apfl I;at an fid) felbfi nidjt bie
minbefle ©ercalt »eber bie ©ünbe ju vergeben, nod) oud) fie
ju bet)alten'). 2)er waljrc £)iener bc§ .^cvrn wirb, wenn er
löfet ober binbet, nad) bem ©eifle unb nadi bem SBitlen ®oU
te5 Ijrtnbeln. 2Benn nun ber ^riefier ganj ^Bai)x^)^it ifl in feis
nem Urt^etle über ba§, waä ®ott, fein ^err unb SJfeijter,
fc^)on wirb geurt()eilt unb bcfd)Ioffcn fjaben über ben ©ünber,
bann, aber aud^ nur bann, ifl im ^immet gebunben, waS ge«
bunben warb auf ßrben, unb im Gimmel geloft, wa§ gelöft
warb auf ©rben'). 3{ber bie 9}?enfd)en get)6ren meijt bem
9ieid)e be§ Sleifd)e§ on unD fte fennen ba§ tütiä) ber Siebe
nidjt. Sarum mag wobl bier feiten ba§ wa^re Urtfjeil fallen*).
Sebcnfallä reicht itjr Urt[)eil alä etwaä ©elb|t(länbigeö nid)t in
baä 9?eid) ber Siebe btiübcr. (Jä gi(t, gilt aber nur nad) ber
2Bei§{^cit bicfer 2Belt unb für il^re ©inrid;tungen.
1) In sacramento confessionis non est sacerdos judex aut absoluter
magis quam mundator in baptisma. .Sensibile quidem ininisterium sa-
cerdos exliibetj xed nullius potestatis jura exercet. Spiritualis enim
vita, quae per gratiain spiritussancti a nullo nisi a Christo donatar.
De sacramento poenitentiae.
2) Firmum ergo est et ratum in coelo, quidquid fidelis et prudens
servus desidcrat, quidquid odit, quidquid detestatur, quidquid laudat,
approbat, favet, judicat muiidum, pollutum. Nec ad lioc enm ordinis
dignitas autenlicat, sed caiitas per spiritam sanctum diifusa in corde.
De sacramento poenitentiae.
3) Carnalis bomo non sapit, quae sancti araoris sunt. Igitur ju-
dicare non potest. ünde judicium ecciesiae et eoruip , qui in ecciesia
praesident, quia saepe carnales, animales, miindales aut diabolici sunt,
et tarnen suuni officium vcre adminislrant , sicut veri spirituales et Deo
pleui, liquet excouimunicationes et indu'geiuias non ad ca , quae cari-
tatis i't amoris sunt se extendere , sed tanlum ad exterioreni pacem et
tranquillitatem ecclesiae- De sacramento poenitentiae.
— 567 —
Sn bicfet SBeifc »onte Sof)onn SBeP bcn entfloljenen
©eifl .in bie d)nflitd?e Äitdjengefellfdjaft jurüiffüfiren. 2(Uc
Uebet bei Äird^e l)at er gmnbltct) burdjfdjaut, aud) bieienigcn,
»elct)e er nid)t grünblid^ angreift, unb »on bcnen er ou§ SKem
fd)enfurd)t weitläufig ju reben »ermeibet. 3(u§ bem ganjen
3ufammenf)an9e feiner ©djriften Qtl)t e§ ^cr»or, ba^ er e§
flar erfannte, reeldjeS ®e()alte6 bie tti)xe. fei, bie fte feit »ie;
len Saf)rl)unberten öufgeflellt unb wel^e fte immer metjr ju
btfeftigen fudjten, bie ßei)re, ba^ bie Äirdje befonberö auS bem
faccrbotalifdjcn ©tanbe beftel)e, ba^ ber ©eifl, mit mld)m
man ollein über bic ©d^rift urti)cilen, if)re Se^ren »erfiet)en
unb n»tffcn Eonnte, n>aä fte befagten unb waö fte nidt)t befag^
ten, fid) niebergelaffcn l)abe ouf fie. fal& unb füf)Ite,
bo^ fte biefe ßet)« aufgcficllt, bamit fie behaupten fönnten,
nidjt ber wa^re unb flar baliegenbe 3nt)alt fei ber Snbalf, fon=
bern ba6 ®egentl)cil fei biefer Sntjalt. Sie ganjc feltfame unb
f^jifefinbige ©elef)rfamfcit, mit ber biefe Sel)re in il)ren ^aupt;
unb in i^ren SRcbenjügen geflutt warb, jianb alä ein galfd)e5
unb iJlirfjtigcä »or feiner «Seele. 2)ic ©djrift rvax eä gewefcn,
»eld^e iljm ju biefer gnbedung gel)olfcn, fte, n?eld)e ebenbabin
jebermann führen fann, wenn berfelbe nur juerft bic ffiemer:
tung gemadjt, bap ein göttlidjeä SBort büxd) feine ßebve, bie
onberän)ol)cr gefcbö^jft i)l alä auä feinem flaren unb unjwei;
beutigen ©inne felbft, ju ettraö 2tnberem gemad)t werben fann
al§ wa§ e» felbjl fagt unb ijl.
Sieben 3obanne6 SBeffel flonb nebjl fo »iclen 2tnbercn, bie
t^jeilä mittelbar, tl)eil§ unmittelbar, tt)eil§ mel)r, t^eil» weniger
ouöfübrlid) baä r6mifd)e Äird)entl)um angriffen, fein 3eitge=
noffc Sol)ann üon 2Befel, S)octor ber Sl}eologie. Sic 2tnftd;j
ten bie|eö yjfaltneF'Ttefe'rrTth ©anjcn genommen auf btefelbcn
\)inm§>, weldje 2Beffcl aufgcftellt batte. Sm 2Befentlid}cn mu^
Uebereinftimmung in allen benen fein, weldje au6 "bem goan-
gelio fdjöpfen, wd^renb bie r6mtfd;e Äirdje beinahe in jebem
Sab^bunbert anberä unb in ftd) felb|l immer äerrifj'en unb yer=
worren erfd)cint. £)ie ßcbren unb 9J?einungen beä 3obann
»on SSefel geben bcroor tbeilS auö bem, wa3 er felbjl gcfd;rie;
ben, unb tbcilä au§ bcn ^''agen, we(d;e ibm von bem Snqui=
fttionätribunnl be» (Jr^bifd^ofä »on SKainj tjcrgelegt werben, t>a
bie Sragen ge|lcllt finb nadj bem, wa» bic ^nquifttion oon ben
— 568 —
SRcinungen SZBcfelS crfunbct i)atu. SBefet glaubte juerfl, ba^
HUe^ flnbere unfid)er fei, unt) bap baä ©id^ere nur gefunben
werbe in ber {^eiligen ©djrift. Sarum ()abe fein SRenfdf) ®e>
WüU i'iber bte ©c^rift unb 9^icmanb fonne biefetbc auflegen
mit feiner menfdjtidjcn SBeiätjeit, fonbern bte Tfuälegung fei
fd)on enthalten in ber ©djrift fetbfl. ') ©o i(l ber ©a^ gefleOt
üon ben 2inf lägern, öbcr fd)n)erlid) wirb er genau fo gelautet
I)aben. SBefcl wollte fagen, wü§ fic alle fagten, bie ©oange»
lifdben, bap bie ©djrift mit if)rem floren unb einfadben, burd)
mt)|lifcbe unb fptfjfinbige ©elebrfamfeit unüerbrebeten unb un»
üerjerrten ©inne ®laubenöricbtfd)nur für bie d)rifilid)e SQSelt
unb ßebenäregel für bie dupere ©rfd)einung ber djrifilidjen Äir»
ö)t fei. Somit ijt nun ba§ ganje römifd)c Äird)entbum uns
tergrabcn, weldjeä von SBefel auä) nod) auäbrüdlid) t5ern)orfen
ju fein fdjeint.^) dx mill nidjt, bop baä ßbrijlentbum in ei;
nem Sleu^eren beftef)e, fonbern er »erlangt, |ba^ e§ ein S«'
nere^ fei. 25arum l)at er ben ^uSfprud) getljan, baft eS gar
fd)n)er fei ein ßfjrifi ju fein.') @r meint bamit, bag e§ fd)»er
fei für bie menfdjlidje Statur in feinen ©eftnnungen unb in
feinem Seben btn wabren ßbriften barjujlellen , ba^ bicfeä aber
baS 3iel fei/ weldjem jugejlrebt werben müffe. ^Hun bitten
fie in bem r6mifd)en Äircbentbumc eS ficb leid)t gemadjt mit
biefem ßt)riftentl)ume, inbem fie eä üerwanbett in ein 2(euf ereS,
1) An praelati Labeant auctoritatem in^titoendi leges. Respondeo
quod non, quia Christas in evangelio dicit, discipulis suis,* euntes in
Universum nninduni, ergo nee delient, nec possunt novas leges facere.
Omnes Cliristiani, quantumcunque docti et sapientes non habent
auctoritatem exponendi verba Christi. Quis vellet dicere inter homines
nientem Christi , quem ipse praetendit in suis verbis , nisi ipse solus.
Doctorum scriptis eliam sanctorum quantumcunque non credit.
Raro reperio, vel non doos unanimes litteratos, etiam infide: nul-
lus teuet mecum, d*'nipto evangelio, ubi omnes sumus concordes.
Qiiod timcat, quod nostri doctores male, false et ficte exponunt
suci am scri|>turan). Paradoxa Joannis de Wesalia ex illius concionan-
tis ore excepta. Brown I. pag. 325.
2) Kcnlesia est coltectio omnium fidelium caritate copulatorum, ad-
versus quam portae inlieri non praevalebunt. Et credit eandem esse
ccciesiani Christi, quam nemo seit nisi Oeus. Examen magistrale ac
theologicale. Brown I. pag. 331.
3) Item dixit, res est d'illcilis esso Christianuni. Paradoxa I.
pag. 326.
— 569 —
2)iefe5 war e§, J»a§ Sof)ann »on SBefel beFampfeit ju muffen
glaubte. Sarum bot er bie S'^pc"/ t'ie ^itgetungen unb tie
9J?ejfe »emorfen, mldjt 3njtitute bcr waf^ren unt) ächten ^irdt)e
gor nidjt finb. 5(ud) in bem 9J?6ndj5tbume fanb er fein SJcr:
bienft, unb er fd?einet baffelbe ol5 einen SBiberftrcit gegen ba§
(5f)rifientl)um betrod)tet ju fjaben, ba er meinte, bap ber ü}?enfd)
gans abl)ängig fei Bon ber ©nabc ®otte§. 3" bem SJertjore
bn'idt er fid? inbeffen jmeifclfjaft öu§, um bem geuertobe ju
entge[)en. ') Siefelbe 59?enfd)enfurd)t fdjeint xt)n auä) bei axi'
beren ©egenfianben ju »erfdjiebencn 2(usfagen 9ebrad)t ju l;as
bcn. 25aS einemol erflärt er wegen be» ^apfltf)umeä, bup e§
ein IBicariat ©otte» auf ©rben unmoglid) geben fönne, unb
boä anberemol wirb biefeä Ißicariat ouäbrüdlid) anerkannt unb
bem r6mifcl)en @tul}le jugefpvodjen. 2)ie römifdjen 3nbulgen--
jen aber f:)at SBefel angegriffen in einer eigenen ®d)rtft. ^ier
9ef)et er »on bem ©ebanfen auö, bap bie «träfe, tueldjc ©ott
ber i3ünbe auferlegt Ijabe, tton SJicmanben erlaffen rcerben
fönne, weil ^Ziemanb bem SBiUen ©otte» ju njiberfteben oers
möge. Sie ©träfe, rceldjc ber r6mifd)e SSifdjof erlaffe, fonne
nie eine anbere fein, al§ bie, welche auferlegt werben nad) ben
©efe^en biefer SBelt, in ben ^immcl l)inein aber ücrmöge fein
50?enfd) ju reidjen, unb wenn bie ^eiligen einen ©nabenfdja^
gewonnen Ijdtten, fo fonne bod) ^Henuinb benfelbcn oertl^eilen
fll§ ©Ott felbfl. Unb wenn ein üJJenfd) iljn jum SSerttjeilen
foUte empfangen haben, fo ^atte ba§ nur gefd)el)en fönnen, in>
bem ©Ott feine S[)?a(^t übertragen auf SO?enfd)en, unb wieberum
müiTe, ba^ biefeö fo gefdjel)en fei, erwiefen werben auä ber ^ei»
Ugen ©djrift, e§ finbe fid) aber in berfelben nid)t§ baoon.
©teile ber reinen ©^rift „wem if)r bie ©unbe erlaßt, bem foU
fte erlaffen fein u. f. w." fei ganj anberä ju neljmen alä fie
1) An praedicaverit religiosis, monachis monialibas aut beguinis,
quod non teneantur ad voti castilatis, ant cujiiscunqne alterius voti ob-
servationem. Et an dixerit, qiiod religio nihil faciat ad salutein. Et
an dixerit fratribas minoribus hoc yerbum aut simile in effectu. Non
possum vos salvare in stata vestro. Credit, quod teneantur ad vota et
dicit se dixisse , religio non salvat vos sed gratia Dei. Item credit re-
ligionem riam esse ad salutem. Item credit, quod fratres in religione
possint salvari. Examen magislrale et theologicale. Brown I. pag. 329.
2) Examen magistrale ac theologicale. Brown I. pag. 329. 330.
— 570 _
genommen wcvbc. ^tnn fte bejie^c ftd) nuf o«e SJfenfd^en,
unb mcbcr öuf ben ^apjl nocl) auf bog ganje Sacerbotium.
25er ^en\d), ml<i)et gegen ben 9J?cnfclien ganj anberä fehle
al§ gegen ©ott, foüe burd) biefen ©pvud; gema(;nt rcerben,
bap er milb unb üerf6f)nlid; fei gegen feine gjiitmenfdien. ')
SSiele anbere 2(euperungen ftnb bem Sütjann »on 2Befe(
entfallen in feinen ^rebigten unb Schriften, njeld;e feine ©nabe
finben oor bem romifcfjen ©tuljk. 2)ie itirdjc hat ftd? fe()r
oft geirrt, unb eine ©cwalt ber ©djlüffel giebt eö nid;t, unb
einen ©nabcnfc^ah bei- ^eiligen giebt c§ aud) nid^t, woju wäre
fonft baä gegefeuer ba.') ©elb]! fein teifereä "^tuftreten — er
rebete »reit weniger fräftig unb umfaffcnb al5 So^anneö 2Bef=
•I fei — bulbete 9?om nid)t. gr warb üor ben ©tul)l beö (5rjs
bifd^ofö »on SJJainj geloben, weldjem ba^u ber 'Auftrag m\
9iom gefommen unb tt)eld;er ge^orfamte, weil er felbfi biefen
römifd^en @tul)l fürdjtete. ^ier mu^te er feine 3rrtl)ümer you
berrufen im S«l)re 1479, in ba§ ©efängnifj wanbern, in bem
I er balb barauf im S«()re 1482 gejlorben i\t.
25er römifc^e ©tu^l fa^te nodj immer, wo er nur faffen
fonnte unb wo iljre ßel;ren wirflid} gefätjrlid) erfd)ienen. 25ie
^Bewegung gegen bic romifdje Äird)e ifl jwar im fünfjebnten
2a^rl)unbert oiel ju allgemein geworben, alä bap man öllent=
falben faffen fonnte, öber wo man eben fann, ba wirb eä
gewip nidjt »erabfäumt. böl)er in Stalien unb unter bem
l^o^cn ^leruö befonberö ber 2lt()ei»muö ftd) verbreitete, je brei--
tere Sßurjet unter bem 5ßolfe baä ^eibenttjum fapte, ic weni;
gcr bie Äirdic in ii)xtx je^igen gorm öuf bic 9)?enfd}en wirtte,
d)ripiid}e§ ßeben, ©ittc unb ©lauben ju l)alten fid; wirffam
erwie§, befto emfiger glaubte man xvatijen ju muffen über bic
2lufredjtbaltung biefer gorm unb ber 25inge, wcld)c an bie
©teile beä (5()riflent^umö gefegt worben waren, ffieibe, "iltbeiö-
muä unb ^eibent(}um, breiteten fid^ immer weiter auä unD
fdjienen ,^anb in ^anb mit einanber gel;cn ju wollen.
3n Italien war beibeä immer am meiften ju ftnben, ob:
«,■»01)1 e» auä) in anberen üanbcn nid^t fel)lte an eiuietnen foU
I ) Joaniiis de Wesalia ailvcrtus imiiilgentias di^putatio. Walch, iiio-
niinciita niclii aevi I. iiag. 110. 118. 128.
3) Di.-ifiulaiio adv. Indii'genlins. pag. 145i 149. I&3.
— 571 —
^en (Erfdjeinungen. ') "Kbtx ba, wo bie (BdjmUen ber 3fpopel
fein foUten, max baä (Begentf^etl »om (5^ripentl)ume immer am
f)bd)\ltn l)inau§9ebi(bet, »äljrenb befonberä in 2)eutf(^lanb ein
befferer, d)nfilid)cr f«ei|l ftd) ixijklt, über ben mon in 9?om
nid)t oljnc JSefor^niffe n?ar, unb ben man aU '>yicarbi§muä
unb 5Salbenftdmuä »erbammtc. 25ort in Diom galt e§ für \)in>
langlicb, wenn nur bie äußeren ßeremonien ber Äird)e mitge;
maät n?urben, ba man beä @d)ein§ wegen fcod) fc(bft on bem
©ebaube feft^atten mußte, auf bem bie >^errfd)aft ftanb. Um
ttiel mef)r aber al» um ben <Sd)ein fümmertc man ftd) nidjt,
unb gropen Swang tbat man ficf) weiter nid)t an. Ungejiort,
obn)ot)l bei Äe^ergericbre fie verboten, prebigte 2fretoin in feinen
(2d)riften ben Unglauben, unb ''Papjt 2co X. freuetc ftd) über
ba§ einträg(id)e !Wa[)rd)en »on d^rilTo. 2)er Äarbinal S5embo
njunberte ftd), roie ein fo gelehrter 9}?ann wie 9JJcland)t^on an
bie Unilerblid)feit ber ®eete glauben fönne. @raämuä uon SioU
terbam f)6rte in 9?om bie furd)tbürften ^Blasphemien gegen dbrij
jlus unb gegen bie 3fpojtel.') @ä gebort in 9?om jum Sone
ber feinen ©efellfcfaaft , über bie ^eiligfien 2ßa^r[)eiten beö 6f)ri:
fientbum» ju fpotten, e^ gef)6rt bort jum SSone ber feinen @e=
, fellfd)aft, 2(tt)eiji ju fein. 3?id)t eic( beffer aB in 9?om war
e» in ben inei|ten anberen gropen italienifdjen ©tabten. 2)ic
SOieijten fümmertcn ftd) um bie STeligion gar nid)t mef)r. @e:
rabe in Stalten, in bem ^erjen beä römifd)en Äird)entf)umeä,
ba fonnte man eä aud) am beflen ernennen Temen an ben grüd^)»
ten, n3eld)e e§ getragen.
Sn ben SSuUen unb Sccreten freilid) ber römifdjen Sifdjofe
unb in aßem bemjenigen, waä bie t)oi)en Jtird)enfürfien über=
1) 2ora6arbtcn werbe gcfcftrt, la% ©ünbe feine ©unbe fei, unb
bap tte £icrrid!flfr be5 S^riftentbumä nädjften* enbcn rcerbe. Raynald.
Annales ecclesiae. a. 1498. XIX. pag. 23. (J6cn bort ^errfcl)tc ber
©laube an beiönifcfje SJdmDnen. RavnaU. Annales ecclesiae. a. 1501.
XIX. pag. 517.
2) Kgo Komac his aoribns aadivi quosdam abominantes blasphe-
miis debaccLantes in Christum et in illios Apostolos, idque multis me-
ciim aodientibus et quidem impnne. Ibidem multos novi, qni comme-
morabant, se dicta liorrenda audisse a quibusdain sacerdotibas , anlae
pontiticiae ministris , idque in ipsa missa ut ea vox ad multoruni aures
pervenerit. Krasmi Epist. XXVI. 34.
— 572 —
ijaupt mit ihrem officieHen ß()aracter tl)aten, flanb fretlid;
eine onbere Spradje, mä)t bie ©pradje if)rc§ Snnern, fonbern
bie, nje(cl;e gerebet werben mugte, wenn jener (Sd)etn noä) fcft--
ge()alten »erben foUte, beffen man beburfte, um bie .^errfd)aft
ju be()aupten. 25a mu^te fortgefaljren werben in ben frommen
äBeftrebungen ber fru{)eren Seit unb bie Jte^er, bie armen 2Ba(»
benfer, fo üietc fid) i()rer noc^ erljattcn \)atten unter ben @tür»
men ber ^tit, bie ßoUarben, bie b6f)mifcl)en S3rüber mußten
üernid)tet unb jertreten werben, weit fte baä SqüuB bc§ ^errn
unb bie ^eilige Äirdje üerwüfleten. einen fcften SSegriff über
bie Äe^erei l^atte bog ^a^ftt()um flüglid) niemalä aufgefteüt.
2!)iefeä mad^te bie S5equemlid)feit, bap man ju Äe|erei ftem»
pcin fonnte, wq§ man eben baju jtem^jeln wollte. Se^o galt
eö aud^ für Äefjerei, wer bie Singe aufbecfte, we(d)e in 9?om
gcfd)a()en, wer tton bem ©rauet ber 58erwü(!ung rebete, ber
ftd) aufget{)an fo vieler Srtcn. S:f)omaä ßonnecte warb im
Sa()re 1432 in 9?om üerbrannt, weil er ju fagen gewagt, bap
eä gräuetöoÜ in Sfom jugetje, bap bie ^irdje einer Sieforma«
tion bcbürfe, bop bie Qi)e ben ^rieftern nid)t verboten fein
foüte. ^m ^eftigflen verfolgte bie romifd^e Äircfje ben cl)rwür-,
bigcn £'ominicancr ©avonarola, welcher feit bem So^re 1489
in Slorenj ^jrebigtc. (Saoonarola ^rebigte nidjt allein gegen
bie gred)f)eit, bie Uc:ppigfcit, ben Unglauben, weldje fid) in Älö«
jiern, bei ^riejiern, bei S3ifd)6fen, bei ^äpffcn fepgefefet bitten,
er wollte nid)t allein, bap bie ©itten ber 9}?enfd}en gebeffert
würben, weld)e, befonber§ in ben großen italicnifdjen Stäbten,
in bie tiefjle Unflätljerei gefunfen waren, bie biefeö war unb
nidfjtä 2fnbreS, wenn fie aud) bei ben SSorne^men unb ©ropen
ge^jaart war mit einer feinen S5ilbung unb mit einer glänjen*
ben 2lbgcfd)liffent)eit. Tlbn er füljlte aud) bringenb bie ^ott}'
wenbigfeit einer SReformation, unb mel)r alä einen gürften bat
er aufgeforbert, eine foldjc ^Reformation in ber Äirc^e l)erbei--
jufübren, ba er wupte, bap burd) bie gropen Äird)enfürflen
eine fold)e ^Reformation nun unb nimmermel)r fommen würbe.
S^alt er aud) in 58ielem nod) an ber römifdjen ^ird)e, vermag
er aud) nict)t ganj ftdj loäjumadjen von ben 2fnftd)ten, wcldje
bie 3ugcnb unb baä Älofter iljm eingepflanzt Ijaben, fo fprid^t
er fid} bod) ftarf unb eifernb gegen ben tobten Seremonienbienfi
unb bie falte SBerfljeiligfeit ou§, weld)c ju nidl)tö mt\)t from^
— 573 —
men fonnten, fettbem an« ©ei(l »on t^ncn gewtdjen fei, fo tfi
i1)m bodj bte r6mtfd)e Äirdje, rceldfjc er öot ftd) t)at, eine f)eibs
nifdjjjübifdje, fo begehrt er bo^, bap «ieber bie fettige ©cbn'ft
bie ©runbtage unb bie alleinige ©runblage beä ©faubenä, ber
Stixö)t unb beä gebend werbe, ©inen folcben 9)?ann fonnte ber
romifdje Stuf)! nid)t bulben, unb er mugte im Safere 1498
ben Stob in ben glammen erbulbcn. ^apjl 2fleicanber VI. mu^tc
e§ gerabe fein, ber Wlann, beffen ßeben ben 9t6mern felbfl alä
»erru4)t unb abfd^eulid) crfd)ien, burd^ »eldjen ber eferwürbige
Dominicaner in ben SSob getrieben warb. So butbete ber ro^
niifd)e ©tufel im 15ten Saferfeunbert mä)t mefer, bap ber SBBett
aud) nur gefagt werbe, roaä bicfer ©tufet fei, welc^e6 baä ße?
ben ber ^rtejterfürllen, welc^eä ber 3animer unb bie SSerobung,
bie iu ber .Äirdjc ()errfd)ten, bulbete nid)t mefer, bap gefagt
werbe, e§ muffe anberä werben. Sie erfldrten fd^on baä für
Meieret, wenn e§ gefagt warb.
©ie featten ba§ 9}?aa^ fütten foHen bi» an ben 9?anb unb
e5 war gefdjefeen, bie Seit wor erfüllt, bie ifenen ber ^crr ge«
fefet {)atte: fie meinten, bap fte bie SSelt befeerrfdjen fonnten
noä) ttiele 3at)rf)unberte feinau^ in alter SOSeife. Dit SBaferfeeit
ftanb gegen fte auf, enblid) unter günfiigeren S3erf)ältniffen üB
(tc fid> ifenen cntgegengejtellt in früheren 3^agen. ©ie öermod)ten
fte nid)t mel)r ju befiegen weber mit iferer 8ifi, nodj mit ibrem
Qd)Votxtt. «Sie arbeiten nun feit breifeunbert Saferen, ba§ SBerf,
welcfeeS bamalS entftanb, ju »erldftern unb ju jerfiören, unb
mit oUen iferen SSeftrebungen feaben fte im ©anjen nicfetä er»
teicfet bi§ auf biefen Sag unb fie werben nid)tä erreidfeen in
©wtgfeit.
9
3 n ^ a I t.
9(.
SIbenbmal 6ci bea Sat^arcrn I. 370.
SIbelarb I. 320.
Slberglaube ^eifcnifc^tr, gortbau« beffen 1. 86. f. $eibent^ura.
SIbamiten II. 158.
Ad coDditorem canonum II. 124.
SIgobarb bon it)en n. f. Schriften I. 164. 163.
Sllbi ©ecte ber Äatbarer I. 361.
aibi Sicomten ton finb Äe^er I. 339. Ärnijjug gefltn P« I. 339.
Sllbicu«, etjbif(f)of von ^raj II. 338.
Sllbigenfet I. 288. 311. 340. 345.
Slltjanbet VI. II. 541. 543.
SllfonS eon Sculoufe I. 285. von Slragonien. I. 342.
Stltfanber V. »erbitttt bie ^rebigt im böbm. ©ptai^e II. 327.
Slnjore 23ilbelm von ©t. II. 117.
Slpoflel bet Äe^er I. 146. 147. 281.
Slpoflolifc^e Slrraut^, Setitgentelt btt römifc^cn Äirc^c mit i^r I.
107. 397., bcr gtanciöcan« II. 114. 115. Smlefpalt üba (le in
bcm ßrben II. 116.
Slpopolifc^e 2»iact)t nac^ b(n Sotpenungen ber Älc^et I. 230.
Sirianer I. 273.
SItmc ton 2t)on u. gcmbatbitn I. 266. 272. 323. 336. 340. 343.
8lrno[b ton fSxtSda unb feine itijtt I. 317. 321.
Slffbton 3cbanneS II. 184. 214. 217.
8{tbei«rauö ^trrft^aft befftlben im röni. Äirc^ent^ume II. 534. 538.
SlDignon SScrIegung be« apcpolifcfjen ©tubltö babirt II. 22. 38.
©c^ilbcrung M $Dfe£ an Slrignon II.
SBagncIo Seele fcet Ä'cit^arct I. 361.
S^afcl Coiidl ju 23frufiiiij) beffcn II. 477. eiitfeftcibet über bie
©iiprematte ber bcum. (Si}nDben II. 478. a3b^mif(4e 2Ibi]eorbnete
auf bcinfclben II. 480. ©efanbfcfiaft beff. nocö »otimen il. 481.
JPctiMaiijungcii be|T. an bie iBD^men 11. 484. 485. 33. C. entfc^ef;
bet über bie Sebre vom SIbcnbmal II. 490. ©efinnuiig ber Säter
beö a?. 6. II. 506. i)<anitlt ciegcn bcn »pabjl nur balb II. 509.
Säufdjt bie 2BeIt mit ber SRcformaticn II. 5t0. 511., tsirb Bora
^abfi aufgclöjl II. 515 , protefiirt bagegen II. 515. 517., erläßt
SKeformation^becretc II. 520 — 524., gebt au6einanter II. 525. 526.
a3ar baren norbifdje, 2(rt i^rer S3cfc^rung jura (f^ripeiit^ura 1.
68. 80. 87.
^eguinen unb SBegarben II. 138. 140., finb oft »erfc^tebene
©cden II. 146. 148.
a?enebict XI. unb bie granjcfen II. 35.
aSenebict XIII. II. 74., fein »enebmen im ©cfiiöma 111.92., Um.
fang feiner £)bebicnj II. 363., läfit ©c^riften für fein ^V^ifificfl'
fdjreiben II. 364., ver^anbelt mit beut (Soncil jn ^oflnig II. 418.
unb tsirb abgefegt II. 420.
jperengar unb bie S5ereng«rianer I. 187. 204. 235.
SScrnbnrb ^apiifatuö über ben fattiol. Äleruö II. 36t.
iöcrnarb »on Giairoauj I. 90. 131. 285. 287.
iSilberbienft unb JBilberilrcit I. 138 — 164. ©utac^ten ber fräu;
fiff^en a5ifc^)öfe über ben SSilberb. I. 158.
S3ilber|lürmerei im SIbenblanbe I. 304.
SPifc^bf e »erben bie Slacfefolger ber Slpofiel I. 33. 34., treten in
baö 2el)Uön)efen ein I. 101. 105. 113. 122. 123., getoinnen
richterliche ©eaalt I. 73.
SB ifchbf liebe Wtadbt bei ben e»angel. 6()riften I. 329.
»cbmen iieljer in II. 270. ©laat »on fd. II. 277. 3?erbinbung
itnifcben 5». unb L*nijlanb II. 278. 279. JRtligibfe SSeiuegung in
SBo^raen II. 325. 329. SSb^raen auf bem Goncil Bon Äofini^ II.
391. 393. 411. SScbmen nach ^ußenö Sobe II. 430. 431. 432.
JBrief beö Goncill Bon Kofmi^ on bie fS. II. 435. ©djreiben ber
SB. SSarcne uub ©tabte an baö ßoncil ju Äoflni§ II. 436. 437.
Sabiing tieler Sbbmen auf baä Goncil II. 438. SSefe^l be« don^
cilß »cegen ber Äe^erci in SBoboieu II. 441. guflanb ber Singe
in JB. nacb bem (fciicil Bon Äojlni^ II. 432. u. f.
S^onaBentura über ben £)rben ber granciöcaner II. 115.
SBonifaciuö VIII. tBamm er ^hil'PP 'V. angreift II. 27. 28.,
fein Untergang II. 33.
»onifactu« IX. II. 71.
sBcni .^omincö f. f5ufe Seute. ^
JBtDba 2(iibrcal II. 436.
S5töbct unb (Sc^aieflern be« freim ©cifte« II. 146. 2)ie »oKforn.
»encii unter bciif. II. 148. 149.
ä8 rüber ©emcinc. SInfängc btrf. II. 496. GH-flbung i^rer Äirc^c II.
499. aSerfcIgung burc^ bie Utraqtiiflcn II. 499. 500. Stbcn unb
Suc^t II. 500.
eäfena SffJicftael wirb ©eneral btr granciSCiUKr II. 121., triltg«:
jjcn bell rbmifcfjen (Stul)l auf II. 127. 128.
ebrifJent^um S8c)limraung bcff. iii fccr 2öe[t I. 20. 7.^.
eitmangt« fcfcilbert ba« romifdje Äirc^iciitbura II. 41. 73., 6e|lt«iJ
tet bie Uiifeblbarfeit ber öcum. ©^iicbcn II. 53. feine SlnfiAt
über bie b. ©c^rift, Äircfje unb >prie|lcr II. 103. 105. 106-
Slemen« V. gebt nac^ Slcignon II. 38.
eiemen« VI. II. 44.
6«nci( f. ®t)nobe.
Goncorejc ©ecte ber Äat^arer F. 361. 363. 367.
Gonfolamtntu m bei ben Slruien i'cn 8t)oii 323. 330. bei ben
Äfltborern I. 255.. ttirb bei ben Äat^arern »on ben S5ifif)'6fert
gegeben I. 331. f. auc^ ©ctrD|lete.
dompactaten II. 484. 489.
6cjlnt$, ©tjnobe ju. tcirb auSgefc^rieben II. 369. unb eröffnet If.
370., bie Slationen |liramen auf beraf. II. 371. 372. ©runbfä^e,
welche bie iSl^nobe auffledt II. 385., cerbaimnt bie Coromunio sub
utraque II. 407., fe^t ä3enebict XIII. ab II. 420., Särui tccgen
ber ^Reformation II. 421., Änmt)f toegen berfelben II. 423. 424.,
ttlrb üon bcra »pabfie gcfd^lcffcn II. 428., ®c^i(bcruiig ber Safer
ber ©l^ncbe »cn .^cflnig II. 361., iWca^rcgcin be# Concil« ge»
gen bie Keger in ä3b^men II. 434., citirt eiele berfelben II. 438.
5D.
•
3)tcretalien M falfc^en ^flbor I. 125. II. Iii.
2l)Dminicaner I, 435., i^ire SBic^tigfeit für bie rem. .Kirche I.
436., i^re apofloHfc^e Slrraut^ 1. 438., i^re ^Hebigt II. 178.
2>onleia für bie ^eiligen 1. 89.
S)o»pelpab)ltbuin, irie ti überwältigt werben fcll II. 52. 53.,
fcd für immer feilgehalten werben II. 61. 83-, brot)t ficö ju cer*
vielfältigen II. 67.
— VI
S^inigal, ©e.qner M Älaubiuö von Surin I. iro. 176.
$03 nie 11, Wixitn flebilbct, wie man fic braucht II. .^71.
Gibf(^ü?ur ainfic^tcn bcr Gi'angclifc^en über benf. I. 132. 326.
ber Äat^iarer I. 375.
Ginfceit ber Äirc^e, finnlic^c Sluffaffnng bcrf. I. 118. im <Sd)iima
befiritten II. 70.
Gfje Slnjlc^t ber frü^eflen Äc^er übet \'it I. 232. 246. 308., ber
Äatbarcr I. 360. 372. 373. 374. Slnjlc^ten über bie Gl)e in ber
tömifd)cn Äirc^e I. 62.
G^e'Iofi^f cit ber fröticfien ei'an.qelifc^cn ^rie|lcr I. 241. 253.
344. Gbetofiäfcit ber tat\)cl ^m\itt uiib beren golgen I. 80.,
ujariim fie eingeführt wirb 1. 202.
Ed dura I. 255.
Cngtnnb unb ber rcmifc^je ©tu^I II. 169.
eraömiiö »on Slcttcrbam II. 542.
Gi'angelium beS ^eiiigen @eifle£ II. 118. 143. 148.
Exiit, qui seminat II. 121.
Kxivi de Paradiso II. 117.
engen 11. 1. 161.
Gugeii IV. feine ftfclaue ^olitif II. 520.
gcflen burc^ ©elb abjumoc^en I. 84. gaflen ber Äeger I. 221.
glagcllanten II. 135.
gbberation bc^ englifc^en Stbelö gegen bcn Älernö II. 170.
graticellcn II. 138. 139.
grönciöcnncr I. 436. ©c^ifma in i^rem ßrben II. 121. 126.
granj von S(ffifft I. 435. 11. 115.
granjofen fommen in baä Äarbinaf^ccffegium unb auf ben rcmi«
fc^cn ©tufel 11. 25. granjbfifdier Äleruö loia ba« «Pontificat be*
Raupten II. 47. 49.
gfirfien »en ber römift^en Äirc^c eingeft^üc^itert 1. 423. 427. 440.
tcie fie gegen Äirc^e unb ^ontipcat fid> fiebern II. 23., »erben
burc^ baö ©c^iöraa (iUe bebrobt II. 63.
VII
©anbulf, ©laubcn?bcte aus Italien I. 'J'ii).
(*5eiile6 taufe bei bcii Äatbarcrn I. SSö.
(Stle^tfainteit bet Äe|tr jfi UnmiiTciiljcit 1, 113.
(öcroll» ©laubenöbotc in Giialanb 1. 312.
ötrfon über bie S^ericirrung be« Sc^i^uia 11. 50. 61., uiiterfdjcu
bet jirifc^eii r'Duiifdjet unb fatbolifc^cr i\nü)<: II. 52., fc^Iä^t bi«
Bereinigung bcr beifcerfeitigen Änrbiiififc vct II, 86., irill Äe^er
foglcic^ gelobtet miffen II. 350. Seine Schrift über taS SJerfal);
ren gejjen Äe^er II. 412. 413.
©ttcalt, SSermifc^ung ber tccltlii^en unb ber gcijllic^en I. 110. II.
20. 107.
Oetröilcte, fiub ibcntifc^ init ben SSoDfommenen I. 255. 258.
299. 313. 323. 324. 331. unb befiimmen ^id) jura ffiart^rer^
tbura I. 255.
©lanbc näbcten bcr Äcfcr 1. 216. 255. 270. 280. 395. II.
184. tceibüc^e I. 331.
©laubenöbefenntniffe alte ber Äe^cr 1. 231. 325.
©laubige bei ben Äe^crn I. 252. 253. 254.; fcOen bie rcraifc^ie
Äirt^ic unter^oblen I. 283.
©ucjliciämu«, trenn betfelbe im Slbenblonbe noc^ nic^t torl;anben
I. 217. 235. 244. tcma er in baö Sibenblanb fcmmt 1. 273.
276. 352.
©Ute Seute, gute Snien 1. 331. 332.
.^obrian I. 153.
fieibeu fpotten über baS romifc^c jSirc^entbum II. 51.
$>eibentbum uorbifcfte« 1. 86. gcrtleben be« i^eibentbuine 116.
164. 272. II. 134. 534. 538. Diürffe^r ber SKenfcljen ju teuif.
I. 116. 164.
$cilanb ber gtageHanten II. 136.
.f>eiligflng unb $eiligtcit im rem. Äirc^entb. I. 96. 97.
e i lig en » ereb rn ng fcmmt in bic ct)rifil. Mirct)e I. 50. ^cbre
über fie auö SKbmer^Scit I. 56., nachmalige Sluöbrcitung I. 87.
88., a^fi^brauc^ mit bcrf. 1. 90. ?8ei ben katbaiern I. 135. 354.
$einric^, ©lauben^bote bcr etangcl.^tat^cl. Äirc^c I.' 279. 284
287. 313.
VIII —
$fnticianer 1. 272. 290.
^ereforb 9licolau« 11. 184. 214. 217., ge^t uat^ SRom 11.223.,
fein lob II. 246.
$<eroiil)muö t»on ^rag eerfettigt b'efjraifc^e Siebet unb ©c^tiften
II. 282. SReifen unb SRücffe^r na* ^xa^ II. 284. Serbältniß ju
$ug unb £e^re 11. 285., eifert in ^rag gegen ben älbla^ II.
345., fommt md) Äofini^ 11. 388., entfernt jlc^ ttieber unb tcirb
gefangen 11. 389., ttiberruft 11. 389. 411. 9leue Stnflage unb.
Sob 11. 413. 414.
$uß 3o^anne6 ©eburt unb G^arafterijlif II. 280., greift bie rem.
Äirc^e an 11. 290. 291. Unheil übet feine Schriften II. 293
befireitet bie fat^ol. 2e^re »cm '*pricf^crfianbe 11. 295., letirt, tcie
^tieftet fein foüten II. 296. 2Infi*ten übet bie ©t^rift unb bie
Srabiticn II. 298. 299., übet $eiligcncere^rung unb {Reliquien
II. 300. 301., übet baö gegefeuet II. 302., 3uiliticationäIebre
II. 303. 307. 308. Slnfic^t übet ba« Cälibat II. 304. Setzte
»om ©attawent beö Slbenbrna^l« II. 305. 306. unb »cnberÄitt^e
JI. 309. 310. 311. spräbefiinationöle^re II. 311 — 314. Sren.
nung »cn ber torn. Äitd>e unb erjle Schriften II. 317. 318.,
orbeitet für bad Concii )u ^ifa 11. 324. unb gegen bie 2!cutf(^en
in tag II. 325., nitb Slectot unb ^ait acabemifc^e ä3orträge
II. 325., jle^t unter bem befonfcetn ©cöuö beiS Äbnigö SBenjel
II. 327. 328., appeditt an Slicfanbet V. megen bet bb^mifc^cn
i^Jtebigt II. 330., fenbet einen ?lbgecrbneten nac^ Sicra II. 331.,
ge^t baö erfieraal auö ^rag II. 332. 58riefc unb Schriften auö
biefet geit II. 332. 334. 338., tcitb nac^ SRom geloben II. 334.,
etfc^eint uic^t unb mitb efCDminunicirt II. 335., fommt nac^ ^Hag
jurücf II. 338., eifert gegen bie äbiaßfraracrei in "^rag II. 342.
343., aorauf fein *l)roceß in SRom »ieber torgcncmmen unb bie
Gfcoraraunication befiniti» auögcfproc^en wirb II. 349. §uH aps
pettirt an 3efu« C^tijluS II. 350. unb ge^t abermal« auö ^frag
II. 355. ©c^riften au« biefer geit II. .H56., wirb »on ben SRcmis
fc^en bintergangen unb ge^t nac^ Äoftni$ II. 372 — 375. SRcife
itac^ Äoilnifj II. 377., wirb »ot bie Äotbinüle geführt unb ges
fangen II. 379. 380. uub nac^ (Sottleben gebroc^jt II. 387. $ug
im ©efängni^ II. 390. 391., trirb nac^ Äo|lnil} jurücfgcbrac^t
11. 394. 35ie SStr^i'cre unb bie Setbammung 11.395 — 406. Uiu
t(f()anb(ungen M 6oncil« mit i\)m II. 406. 3}iänt}tertcb II. 409.
3-
3 an Die «ÖJattljia« ton, «eben unb Schriften I. 271 — 276.
3efuö e^riflu« nac^ ten 2lnfi(^t{n bet Äot^atet I. 368. 369.
3nnocenj III. I. 393. 399.
3nnccenj VIF. II. 82.
3n»epitur|lteit I. 194. 195.
3nquifitioii I. .={91. 392., ben $ominiIanern unb granci«catiern
äbctffiicfen 1. 439. 447., fc^retft fcie meltlic^en gürfltn I. 441.
445. örunbfä^c btr 3nq. I. 449. lortur bei betf. fingefütirt I.
450. Setfabren I. 451. ©träfe» 453. 457. fomrat nad^ eng»
[anb II. 257.
3n»)uifitoreii ©eicalt ber I. 448. 2'^<\. gerat^en unter (id> felbfi
in ©treit II. 123.
3o^(innefi XXII. f. «Streit mit ben granciöcancrn II. 122. n. f.
bie granciöcancr finben Äc^creien in feinen SBuKen II. 125. 129.
3oN'ineö XXIII. luirb römifc^er Söifc^cf t)at feinen Sor«
gänger Slleranber V. tjcrgiften laffcn f. *Pontificat jle^t
fc^wanfenb II. 330. 331. 336. ©treit mit 8abi«[atf »en Sleapel
II. 339., lagt baö Ärenj gegen bcnf. prebigen II. 340. nnb fctjnt
^td) mit i\;m auö II. 347., ^ält eine SKeformaticnSfi^ncbe in SRom
II. 348. ©i^ilberung feine« Sebent II. 365., wirb aufgeforbert
bem »pontificat entfagen II. 367., fcramt in neuen Streit mit
SatiÄlaä unb fc^rcibt ba« Concit ßon Äcfinilj auä II. 368. 369.,
tritt 3''f''"i"t^ foglcic^ »etbrenncn laffcn I. 383., entfliegt
aui Äofiniß unb Witt ben ®tut)l trieber nac^ Sltignon legen II.
385.. eitb abgefegt II. 387., «rirb »cn aJfartin V. tciebcr )um
Martina! ernannt II. 441. 442.
3o^anneö be 2ugbnne, Scbrer ber Äatberer I. 371.
3pbanniter fetten aufgehoben »cetbeu II. 57.
3c na« Slurelianenfi« I. 139.
Subelja^r II. 72.
Äarbinale Äampf ber franjbfifc^en unb italicnifc^en II. 42., fal-
len »cn ben fc^i#matifc^en ^äbflen ab II. 86., ttoUen ju Äl'cftni^
bie 9teforraation fcintettrcibcn II. 385.
Äatbartr, bie »DÜfcrameuen bei beiifelben I. 253. 323. 331.
349. SIrt ber entjle^ung ber Äat^. im 2lbcnbfanbe I. 273. 351.,
tperben »cn ben SKcraifc^cn oft genau ton ben gipangelifcfeen un^
terf^ieben I. 295., öfter« rermifcöt I. 266., bei|5en oft Sllbigenfer
unb marnm I. 311. Verbreitung bcrfclben I. 343., fln^ t"f<"it«ö
in 3talien 1. 345. 346. 401. unb in bcra füblicfccn granftesd)
I. 352. Äirc^)cn ber Äat^aret 1. 353. Xit Äat^arer balt<n fi(§
für bie attein fefigmad^nibe Äirc^c I. 354. Sbre Äirc^enorbnung
I. 355., unb i^re (aaaamcnte I. 356 — 359. ©trcngc« Sebcn
terf. 1. 359. 360. Süc ©rctcii ttr Äatb. I. 361. 362. 3bre
it\)tt ton ben jt»ei lUroeftn 1. 362. 363. unb bie üebre tcn
ben ©ecfeit bcr aJJenfc^cn I. 366. 367. 2(n|i(^t über beii $eilanb
uiib tie SRcbeniptiDii I. 368. 369., fiber ba« alte Sefiament I.
370. 371., über tie Gt)e I. 372. 373. 374., über bcn Gib I.
375.
Slatbolicitat «littelatterlic^e, i^r Gntflctjcii I. 66. 67. 68., ob
S5ilbiing«iiittte[ M a)Jenfc^engef(^(e(i)t« 1. 96. 97., 'iprcbuct ber
©timmung unb be« ©ci|le3 ber SJZajorität I. III. 127. £angj
famc 2Iii«bilbiing bcrf. I. 133. gcrttcäbreiibe *prote|lation gegen
\lt 1. 168. Äat^olkität fällt jumcilen mit bem fogenannten SW«;
nic^aiSinuS jufammen I. 241. SBitfung ber Äat^iolicitnt auf äBelt
unb Sebcn II. 137.
ite^er crfu in ber c^rijllic^cn Äirc^e I. 23., in bera ©inne ber fpä»
leren rem. ^itd)t I. 82. 109. 11,'). 127. 181. 220. 2ßeltlic^c
Wtad^t gegen bic Äc^er aufgeboten I. 171. Ä. tbnnen »on ben
Sicmifc^cn nic^t ttiberlegt ujcrbeii I. 123. 213. Häupter ber Äe<
^cr geanfene fatt)o[. ^Viefler I. 211. 2)ie SJJeinungen unb 2ebren
berfelben icerbcn gettdltfara »erbre^t I, 218. 222. 245. 379.,
»erben alle ÜKanic^äer genannt I. 220. -222. 238. 271., tjer»
anrfen bie rom. Äirc^e I. 237. 343., unb bie ©acramente berf.
1. 299. Äe^cr brauchen nic^t tciberlegt ju tcerbcn I. 95. Äat^o^
lifc^e ainfic^ten bei ben Äc§crn I. 135.
Ä'e$er;®ecten, bie burc^ Uebertreibung ber ©runbfa^e beö Äatbo»
lici«maö entfteben II. 133. 140. Singriffe bcrf. auf bie rcmifc^e
Äirc^e II. 142. 2lnti*ri|llic^e Sebren betfelben II. 144. 145. 148.
149. ©c^riften II. 152.
JKe^erei, maö fie ifl I. 20. 128. II. 320. 415., mtf ton ber
iieltlic^cn Wlad^t untcrbrücft trerben I. 127. Äcgerei iil auc^ batf
2)ringen auf eine trirflic^e Sfleformation ber Äirdje I. 82.
Mitd)t eüangelifc^;fatl)olifc^c. Slltertbum, Uebcreinflimmnng n.
SlBgemeinbeit berf. I. 134. II. 552., liegt in ber ^^rctepalicn ges
gen bie bcginncnbe Äatbolicität I. 137. Sleliepe Schriften auö ber*
felben I. 246. 247. 251. 258. 314. 315. ßb »petruö SSalbo
©tifter berf. I. 264. 267. 2Jie Slnfic^ten in bcrfelben Hub in ben
frübcren geilen jumcilen ncd) r'6mifc^ = fatbolifi:^ I, 277. SJerjaei«
flung unb ©lauben^boten berf. I. 278. 280^ 329. 345., bält fic^
für aHeinfeligmat^enb I. 297, 298., nnbeft ibre Slnflt^ten übet
bic Äinbertaufe 1. 304. Se^re unb ©tellung im 12. 3abrb. I.
344. 345.
itirdje roraifc^sf a tbclifc^e über Slltertbum, Slßgemeinbcit unb
Ginlicit berf. I. 10. 11. 24. 25. arbeitet ben SSorilellungcn ber
gelben entgegen 1. 70. 87. 35etbcrben berf. nac^ bem gaHc M
xm. fRcid^tS I. 74. 85. Sergcblic^fcit ibrer S^eformen I. 81.
Ginfluß beö .$icibentb"mä auf fie I. 95. 97, 99. ©innlic^e Sluf;
frtffung ber 3^ee Äiic^c I. 106. S^cid)tbum ber Äirc^e unb beffen
gcIgcn I. 108. 109., beflebt auS SBifdjbfen unb ^^ricilwn aQein
1. 192. Slbfclute .^icrrfdjaft berfelben unb beten grüc^te I. 210.
Stcei rora. Äirc^en im ®c^i«ma II. 49., aitb »on ben grand««
canetn crfc^üttttt II. 130. 131. unb üon ben Ätzern, bie auS
i^ten ^>rmcipien entließen II. 133. 134., wirb reeolnticnät gtgca
bie gürjlen II. 247. 248. klagen über ba« aSerberben ber
mifc^^tatbcl. Äirc^e 1. 200., i^r 3u|!ianb am ßnbe beö 15. 3a^r*
^unbettö II. 532. 533.
Älaubiuö von Sntin Schriften I. 169., le^rt gegen bie '^ntttf
ccfllou ber ^eiligen I. 173., »ertcitft Ärcujcere^rung, ^^ifgerfafer»
teil u. f. tt. I. 173 — 176., befTen Sctjre über bie (Schrift, dit^U
fcrtigung unb ©nabe I, 180. 181. 182. ©eine ©c^üler I. 230.
246.
Änapmell SÄi^arb n. f. Se^ren II. 162.
iCreuHug erftcr gegen bie Äe$er I. 339. 340., ge^en bie 8(Ibi=
genfer I. 409.
2.
gaien fotten nic^t [eljren I. 209.
«ollarben eigentliche II. 151., bie engfifc^ien II. 162. 168. 2ßi«
cline unb bie Sottarben II. 164. 165. 225. Se^rer unb Scbre ber
gctlarben II. 241. 242., reichen bcm Äonig unb bcm ^^arlament
Sorilcüung ujcgcn einer Äirc^enrefcrraaticn ein II. 250. "js^stt dits
formaticu mirb unterbrochen II. 258. 259, Serfoigungen gegen
(ie II. 261. ©c^riften ber Sottarben II. 264. aoflarbiSranS am
Gnbe bc« 2«ittelalterä II. 265. 266.
gflteinifc^e «Sprache, Slac^t^eile beö ©ebrauc^ä berfelben in ber
Äirche I. 211.
iubJcig ber grctunie unb ber Silberbienjl I. 158. 159.
gugbuno ^oMun** »"u I. 371.
SWanic^äer fogenannte im 2lbenbfanbe I, 227. 228. 229. Mt
Äe^er \)ti^tn SKanichäer I. 220. 222. 238., aelc^e im Slnfange
I. 233. 240. 242. 243. 259.
SKarfiliu« »on ^>abua II. III. 112.
a)iärtt)rer Jlnfang ber Sere^rung berfelben I. 51. 69.
aKärti)rertl)um ^o^e Scrflettung ber Äe^er »on bemfelben I. 254.
277.
SJJifa 3acob »cn, prebigt ben Md) 11.286. ©. S(nfic^ten unb £e^»
ren II. 287—289.
— XIII —
SK'6n(^r (inb Gnge{ auf Gtbeit I. 117.
SWbnci«t^um 1. 90. ^^art^ei nntet ben SKcadjen gegen baffelbe
II. 82. 117.
Slicäa JBilbetftjnobe ju I. 143.
Nobla leycon la I. 246.
ßecumentfc^ie ©t)noben Se^re über fie ifl ein etgebiufi ber Ser^
^ältniffe II. 52., finb nacö bem einen feblbar, nat^ btm anbetn
unftblbar II, 53. 63., bie Se^re über fie wirb ju ©unileii be«
*pcntijicat« erraufbiget II. 95., warum bie "Vriefter fie wieber fallen
laffeu II. 417.
£)ccani SBi(be(m von II. 125.
£)rtbobo|ie tatbclifc^e wie fie entjlebt I. 205.
£ppo[ttton gegen bie rom. ^irc^e tfl breifac^ I. 396.
spapfl ber Äe^er I. 310. 311.
^apfltb um (jntflebung beffelben I. 7 — 24 unb weitere 2(n«bilbnng
118. 119. ©reger ber ©ro^e über bie «Wacht be« ^apfltburaö I.
121. ^^apjltbum wirb ton ben 58if4'6fen gefbrbert unb warum
I. 124. 125., wirb ba« ^pairjarc^at ttS Stbcnblanbe« I. 147.
©tcigenbe Jlnfic^ten über baffelbe I. 194. 195. gewinnt ba^ Äir>
c^enregiment I. 201., \)at t^orjüglit^ bie fPlac^t ju binben unb ju
l'öfeu I. 209. *papfitbum ijl ben ^^rieperfürflen jn b^t^ g«|liegfn
II. 422. 505.
«paffaginer I. 341.
^afloreUen II. 137.
^atarenet I. 349. 383. 384.
^au(iciani«mu« I. 215. 238.
^eter beö ebt«»ürbigen «Schrift gegen bie Äe$er I. 291. u. f.
^eter »en iörugö I. 279. 280. 281.
^etet von ^aflelneau I. 405.
Petrarca II. 40.
'^iuUpp ber Qöjont II. 29-
— xn —
«pifa iSi)nobe ju, wie (le bernfm airb II. 89. 90., unb bie Siv
forinatiDn auf bcrfelbcn II. 95.
«picarber II. 156. 157.
i^cbiebtab ©corg II. 493.
i^rager Süttifel II. 467.
spriejlet jlanb tat^olif*«. Gntfle^ung bet 2el)re ecn bemfelben I.
32. 38., etrfätlt in Slcblieit unb llnffii|ren|eit I. 76. 88. ip un-
aurbig unb boc^ ^ctlig I. 204. 209., ^at eigentlich bic fijnigfic^e
©eoialt I. III., bcpctit anö einet SWift^ung aütx «Stänbc I. 206.
®tanbe«geijl in benifcfben I. 191. 195. 203. 2(uft)ören bicfetf
©tanbe6gci|le« II. Älagcn über ben ^riciler|lanb II. 360. 361.
*474. galfc^e «prebigt btffelben I, 269.
^rctefiation gegen bic Äatt)D[icität bifbet fic§ mit ber allmafigen
Gntncbiing betfelben 1. 133. 134., »ielfac^e ©cpaltungcn ber '!pro»
teflation I. 137., tritt nur admalig als bejiimmte ©eflaU ^er&ot
1. 263. 270.
^räbejltnatton I. 189. f. unb SSJicIiffe.
Prälaten arbeiten anf bie UntrifTcnfeeit beö unteren Älernö 1.212.
£etbenfc&aftlic^feit beifelben im «Streite gegen bie ^e|er II. 359.
^Prjtbrara So^^nf* 321. ©eine ©c^rift gegen bie Äe§er II.
463. u. f.
Quia nonnunquam II. 124.
Quia quorundam mentes II. 216.
duia vir reprobua II. 128.
Quorundam exigit II. 123.
Quum inter nonnulios II. 125.
SReformotiencn in ber romifc^cn Älirdie T. 81., bleiben immer
»crgcblich I. 97. Slrt unb SSeife berfclben I. 115. 430. 431.
aScrlangen ber SBelt nac^ einer burc^jgreifenben S^eformation cnt=
(lebt ttäb'renb be^ «Sc^iöma II. 96., »irb auf ber ©ijnobe ju 'ipifa
ßetäufc^t II. 97. 98., tto bie SRcfcrmaticnen beginnen II. 270.
Sleforraationfif^uobe in SKcm II. 348., bie Äirc^e ifl gen'ötbigt
bic Steforraation immer ju terfprec^en II. 416. SDie Söelt »erjmei^
feit an ber SRefermation II. 421. SRefermatien auf ber «Si^nobe
ju Äofiniö II. 424. 425. SKeformation «Pabfi «Wartin V. II. 427.
XIV
428. SRefotractio» bcr Utraquifieti II. 447. 9icformationöfi)iiobe
ju ©icita II. 474. 475. 5lßaö fcie ^^rälateu unter Stcformation
»etfianb:n aijTeii mütn II. 367. 505. 513. 514. SReformatiMi
bcr ©tjnobc ju 58afel II. 520. u. f. erfläning bcr rbrn. Äirc^e,
baji bie Steforraatioii nic^t nbt[)ig fei II. 528.
?Rcf 0 rinotorifc^e SRic^ttingeti in Cngranb II. 166. 167.
§Rcppt)nbon *|.H}ilipD II. 184. 214. 217.
Stic^arb 11. 190. ©ein ^Betragen gegen SSicIiffe 11.214., ^lanbclt
gegen ben r'cmifc^en ©tu^[ II. 244., bie Äirc^c jcttclt Scrfctitub--
rungen gegen i^n an II. 252. unb tcirb burc^ bie Äirc^e gejlürjt
II. 255.
©acraraentc bcr Äat^arer I. 356.
©aucnatola II.
©binco, Grjbif(^of »cn ^^rag II. 279., ercommunicirt $feront)inn«
ccn <prag II. 283., »erbietet bie bb^mift^e *Prebigt II. 327., »er^
fcaramt bie ©djriften 53ßicliflFe'ö II. 327., interbicirt bie Äapelle
öcn SSet^le^cm II. 331, ^Briefe, bie er nac^ 9iom fc^reiben uju^
II. 337., fein lob II. 338.
©rf)iönia fc^tuebt über ber Äirc^e 11.41., entließt bnrc^ benfÄainpf
bcr granjofen unb Italiener uin baö ^cntificat II. 42. 53. 61.
Gin^cit bcr Äircfte fcH im ©c^iöma burc^ üJiorb t)crge|lcat iDcrben
II. 51. ^aS ©c^i^ma btid)t bie get)re von bcr SlUgcmalt beö
S|3apfltt;um« II. 52. Jammer bcr 2ßelt im <Sd)iSma II. 69. 350.
2)ie aSegc ju beffcn aibtleßung II, 73. Ginlcitung ber ^eenbigung
bcffclben II. 85. ^nbe II. 420.
©c^Kcrter £e^re von ben jWei II. 19.
©iinonie ifi fc^Iimmer alä Äc^erei II. 371.
(Schrift ^eilige I. 197. II. 327.
©igiöraunb. «Sein 35erfat)ren gegen II. 375., begehrt eine
Sieforraatipn II. 368.
©i^ncbe jn St^eimö unb SIrraö I. 226. 228. 229., ju loulcufe
I. 234., im Sateran I. 239., ju SR^eimS 287., jU £omber« I.
300. 323., ja Icurö I. 311., jU £>|forb I. 312., ju 2lgeleö 1.
419., im 8atcran I. 423., in 2culoufe I. 445.
la bcritfn II. 433. 448. 449. Sct)re taboritifc^er *Pric|1er II. 450.
©Iaubcn«bcfenntni^ i'cn 1420. II. 458. 3«nc«"'>« äSut^ btr.
0
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fe(6en II. 472. ©tcHung ju ben 6otmifc6cn IBorenen II. 48.?.
S(u«gang betfelben II. 488. 33on SicneaS ®t)[t>iu« gefc^iilbert II.
494. 495., »erben »oti beii lltraquiften bebrängt II. 497. iinb
geben in bie SBrübergemeine über II. 498.
lempeln ber Äeger 1. .Sl6.
Srabitton I. 27. 29. 94. 95.
Sren fti bilantiation I. 204.
SraPifo 3ot)aniie« tcn II. 198.
Sria(cgiiS II. 224.
Souloufc alter ©iß »cn Äeljern I. 234. 285. 312. 332. ©rafea
von 2ouIcufe I. 333. Unterlet;neUute beö ©rafen I. 403.
lurlupinen II. 138.
u.
(iDam sanctam ecclesiain II. 31.
Urban VI. II. 57. 68.
llnieerfttat ju ^ariS im ©c^t«ma 11.73. ju ^Vag II. 825. 3.=i3.
Utraquiften II. 407. llngeuji^feeit be* ©laubcnö bcrfdben II.
437. 445. Sie »prie|lerf*nft ber lltraquijlen nnb i^r ©eijl II.
446. 447. ©t)nobe ber Utraquiflen jn *prag II. 459. Slntirefor»
matorifc^e SBeflrebungcn ber ntroquifJifc^en ''prieperfc^aft II. 457.
459. 469. 470. Setfcbnung mit ber rcmifc^en Äirc^c II. 483.,
bcgcl;rcn eine njcitere Sicforraatien ber Äirc^e II. 491. Sergebii»
t^ter 23ercinigungSPerfnc£) mit ben Soboriten II. 497.
Serbäc^itigfeit bei ben 3nqnifition«tri6tina[en I. 449. 460.
SSerfc^mbrung tti franjbtlfd&en SIbelö gegen ben Äieruö I. 405.
S5irginitot I. 81. 82.
SoIIferamcne f. ©etrötlete.
SB.
SBalbenfer, Urfprung beö 9laraenä I. 261. 262., ob |Te »on ^t*
truö SBalbo terpleiten I. 164. 165. Äat^clifi^e Sinfic^ten bei ben
ftü^eften SBaibenfcrn I. 277. Verbreitung ber SSalbenfer II. 153.
1Ö9. Balbcnfcr in Sßölraen II. 169. SSalbenfet in ©nglanb
11. 196.
aSenjel Äönig »Ott SBo^men, feine ^olitif ijegen bfe romifc^e Äirt^e
II. 277. 278. 329. .=$.=»4. 344. 354. 357. 358. f. eingreifen
in bie religiöf. ; f irc^I. JBerotgnngen II. 323., erflart taS SRei*
■SBölsmen iui ©c^iSma für neutral II. 324. f. ©efanbtfc^aft na6
SRom für II. 335., btfc^ügt benf. in SBo^jmen unb bcbaup;
tet, er fei fein Äe^er II. 337. 352., i)l gegen ben SIblaß unb
fc^reibt beö^alb nac^ §Rom II. 346. Cbaratterijlit SBenjelö II,
429. 430. fott von ber Äirc^e gefiürjt tcerben II. 435., fein lob
II. 453.
SBefcl 3o^anneö II.
2Beffel 3c^anne« II. 552. u. f.
Sßicriffe, ©eburt unb erfJe« Auftreten II. 177., frjle «Schriften
II. 179., ber töraifc^e ©tubl jum erpen SRale gegen i|n II. 181.
SBidiffe lefjrt an ber Uniuerfität II, 181., mld)t ^Reformation er
tßiü. II. 183. 225. 226. 9leunjet)n SCttifel gegen ibn II, 186.
Gregor XI, SWaaf regeln gegen 2ß. II, 189. ^(S)U^ ber toeltlit^en
©rofien II. 191. Erläuterung f. Seferen II. 192. 193. aSibelüber;
fe^ung II. 196. 197. Scbre »cm ©acramcnt beö SIbenbraabiö II,
200. 232. Genfeffionen II. 209., begehrt SRcforraation ton Äönig
unb sparlement II. 200. JRic^arb II, gegen 5BJ. II. 214. 215,
SBiberruf biefer SKaa^regeln 11.220. ©. anlieft über ba« «Wönd)«.
t|ura II. 215. über bie ^eiligen unb bie ^Pilgerfahrten II, 228.,
über Ißilberbienjil unb gegefeucr II. 229., über bie lieben ©acras
tnente II. 232 u. f. ^räbeflinationeubre II, 236. Schreiben an
ben spapfi H. 222. Se^te geben«tage II. 221, Stialoguö II. 223.
230. SBicliffitifc^e Sebren ju ßyforb II. 259. 278. <S. ©c^riften
in ^rag »erbronnt II. 329. 3obanneö XXIII. tjerbarotnt II.
319.
ERRATA.
l. pag. 253 ^att perfeeti lie* perfecti
: = 282 ; dmn 5 ©ocroin
: 5 290 5 romifc^en (3cbid)tcn tUö ronienifc^en ®ebic^t«n
s 5 293 ; Stein ticö ©sercin
: : 493 : inqaiorem liti iniquiorem
II. ; 40 s fltduttcn ; ilraußcn
: * 86 2 jocandias ; jacandius
s i 105 ; credierem s crederem
: s 154 » !IBi)ctiffe s SIDicliffe
s 5 169 5 ,3üd)ti9f«it s Sä^igfcit
i s 377 s 3 3Io»6r. 1415 He« 3 9f?oti6r. 1414
I 5 387 tjt (u 6cmcrfen , ba§ bcr abgefegte So^anneö XXIII. nt(^t tn
!J)cutfd5lQnb , fonbcrn nad^ feiner Dfürfte^r oud ©eutfc^lont)
im Sa^re 1418 ju gloreni geworben.
BW1820.F58V.2
Geschichte der Vorlaufer der
Pnnceton Theological Seminary-Speer Library
1 1012 00072 7125