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Full text of "Geschichte der Vorläufer der Reformation"

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BR  305   .F55  1835  v.2 
Flathe,  Ludwig,  1799-1866 
Geschichte  der  Vorl  aufer 
der  Reformation 


i 


) 


b  ex 


S5or(äufet  Steformation 


Dr.  CutiuJtg  i^latljc, 

auferorl'.  "Profcfior  bcr  "Pfcilofopbie  an  \>i\  Unipcriitat  S«ipjio. 


-^i|>Jtdr  1836. 

bei    ©eorg    ^cacfeira  ©pfi^en. 


X)ie  röraifc^e  ^irc^e  i'm  Streite  mit  (id)  felbj! 
uub  mit  ber  SBelt 


^n)ctf)unbert  ^atixe  wann  am  ^tfnfange  be§  bretje^nten 
3af)r^unbcrt§  »erpoffen,  fettbem  bie  ^roteftation  gegen  büä  ro' 
mifdje  Ätrd)entt)um  aufgetreten  wav  mit  SSebeutfamfeit ,  jwei 
5al;rl)uncertc  waren  im  Äam^jfe  um  ©ein  unb  9lid)tfein  bem 
Segteren  ba^ingcgangen.  3«  bemfetben  war  enbtid)  ein  (Sieg 
errungen  rcorben.  Siefer  Sieg  bejlanb  nid>t  in  Ueberwältigung 
teä  e»ange(ifd)en  ©eifieä  ,  beffen  louteä  SSefenntni^  bie  ©e^ 
wolt  woi)l  nieberjubrücfen,  rcüä)tn  fie  aber  on  fid^  felbjl  nies 
matS  ju  jerjloren  üermag.  X>a$  rümifd)e  Äirdjent()um  offen« 
barte  eben  in  bicfem  (Stege  feine  ganje  ©djrcädje.  @§  Ijattc 
ni^t  überjeugen  fcnnen  unb  nid)t  übevjeugen  »ollen,  e3  ^atte 
eine  «Sadje,  bie  nur  geführt  werben  fonnte  burd)  Ueberjeugung 
unb  burd)  bie  ^rcbigt,  geführt  mit  ber  J^anb  ber  ©ewalt.  25ic 
SSolIEommenen  ber  eoangelifd)sfatf)olifd)en  Äirdje  waren  getöb» 
tet  ober  jerftreut  weit  burcl>  bie  ßänbet  ber  ©rbe.  X)k  ©laubigen 
waren  wieber  in  ben  (Sd)oo^  beä  t)errfd)enben  Äird)entl)um§  ge» 
:preft  werben.  2luf  bie  gürfien  war  bie  §urcl)t  gelegt,  bap  fic 
»erlicren  würben,  waä  iljnen  baä  2Bertl)efie  war,  wertn  fte  ber 
Äirdjengewalt  ungel;orfam  ju  fein  fid)  unterfingen.  2luf  bic 
9Kenfd)en  alle  war  bie  23eforgni^  geworfen,  ba^  greitjeit  unb 
(Et)xe,  ©üter  unb  ßebcn,  Äinber  unb  Äinberglütf  auf  ba§  (S^)iel 
gefegt  werbe,  wenn  fie  ftd)  IjerauSbewegen  wollten  au§  bem 
jRreife,  weld)en  baö  mdd)tige  ©acerbotium  um  fie  gejogen  l^attc. 
£)ie  Äird^e,  nid)t  meljr  wanbelnb  auf  ber  Strafe  be§  ^mn 
unb  ber  2fpo|lolen,  batte  ©ewalt  gelegt  auf  bie  SJJenfdjen,  l)otte 
ba§  laute  SSefenntni^  ber  eeangelifcben  greil)eit  jum  tobe^wür^ 
bigen  aSerbrecljen  geftempelt,  ^)«ttc  bie  füllen  ©laubenäboten  ge; 
II.  S6eil.  1 


[djlageii,  mldje  ben  'tf^)oj?£>Icn  nact)(irebenb  in  it^xz  unb  geben 
mit  bem  ewigen  9Borte  bet  £i«be  unb  be§  grieben§  burd)  bie 
SBelt  gejogen  waren. 

2)tefc  ©ewatt  (jatte  nUerbingä  ben  au^etit,  tpobl  nidjt  mcf)t 
aHjufernen ,  SSriumpI)  be§  ©»angeliurnö  ju  ^inbern  »ermodjt, 
ober  ber  ©eijl  beffelben  war  unubermaltiget  geblieben  unb  ba§ 
r6mif4)e  Äird^entt^um  wupte  e§  wobl,  bap  berfclbe  nod)  burd) 
bie  2ßelt  fdjritt.  Sie  Snquifttion  war  beflimmt,  jeglidjen  ßaut 
beffelben  aufjufangcn  unb  in  ber  '3la(S)t  beä  a;obe§  ober  be§ 
Werter»  ju  begraben,  ju  wem  er  gefommen.  "Ubtx  tl)ei(§  war 
e5  unmögiid),  bie  Snquifition  aUentt)alben  bin  ju  »erbreiten, 
ober,  wo()in  fie  verbreitet  werben,  fte  and)  immer  fortjuerf)aU 
ten,  bamit  wirf(id)  jeber  einzelne  8aut  be§  ©wangeüi  aufgegrif= 
fen  unb  jeber  ©ebanfe,  welcher  wiber  bo6  ()crrfcbenbe  ©»)fteni 
Der  Äird)e  war,  jum  (Sdjweigen  gebradjt  werbe,  tbeil§  fonnte, 
ba  bie  Äird^e  immer  befjauptete  unb  behaupten  mupte,  bap  fte 
auf  bemfclbcn  (^oangelio  ftünDe,  weldjeS  fte  anbererfett§  ju  über» 
waltigen  {Ircbte,  felbfi  mit  ber  3"quifttion  nid)t  jeber  Son  au§ 
bemfelbcn  evbrücft  werben.  Sa^er  fel)lte  e§  ju  feiner  geit  an 
Sbeen,  S>orjtelIungcn  unb  £et)ren,  bie,  ou§  bem  ©wangelio  ent; 
floffen,  gewiffcrmaßcn  eine  fd)weigfome  ^roteftation  gegen  bie 
Äird;e  einlegten.  2Mefe  »erfolgte  bann  oft  fotd)e  S!}?einungen 
unb  2cbren  weiter  nic^t,  wenn  au§  if)nen  nid)t  bie  (Sonfequen-- 
Itn  unb  gofgcvungcn  gejogen  würben,  burc^  weldjen  bie  ()errf4)enbc 
Äirdjenwetfe  crjl  birect  gelaugnet  unb  eerworfen  warb.  <3tc 
fonnte  fie  nid)t  »erfolgen,  wenn  fte  nicf)t  fagen  wollte,  wa§  fte 
ebenfalls  nidjt  fagen  fonnte,  baß  fie  ba^  @t>angelium  ganj  bei 
(Seite  gelegt  b^be.  25aber  mupte  bie  Äirdje  fo  23icle§  überfc- 
bcn,  wo^,  wenn  e§  aud)  fein  offener  äBiberfprudj  war  gegen 
fie,  bod;  Zweifel  an  ibrer  SBabrbeit  aufregen  fonnte.  SBenn 
ben  9}?cnfcben  gefagt  warb,  baß  unter  ben  ©eboten  be§  .^errn 
am  i)bd)^tn  baö  ©ebot  tton  ber  ßiebc  unb  wenn  fie  bie 
.Kird^e  betra'Jbteten,  bie  immer  in  Äampf  unb  ©treit  lag,  bie 
immer  JBannflrablen  unb  SSerwiinfcbungcn  im  9}?unbe  fütjtte,  fo 
war  eS  b'einabe  unmöglicb,  baß  nidbt  Sweifel  unb  IBebenflid); 
feiten  in  bie  ©eelen  berer  geworfen  würben,  welche  ju  benfen 
üermodjten.  Unb  fo  war  eä  mit  toielen  anbern  ®aljen,  welche 
oerfünbet  werben  mußten,  ob  fte  wobl  oucb  in  biefer  ober  in 
ener  9ßeife  in  SBiberfprud{)  mit  ber  jei^igen  Äirclje  flanben. 


'iMIfo  fonntcn  bie  Baute  t>ti  goangeln  ntd)t  ganj  unftr* 
btücft  werben,  »wie  fefjr  moii  fte  aud)  ju  unterbrücfen  wünfdjte. 
Sie  Ijoben  immer  fortan  getonet  mitten  auö  bem  ®ci)oope  ber 
fleifd)licl)en  ^ird}?  Ijerauä  unb  bic  (Seelen  ber  SKenfdjen  al!frec^)^ 
ertjalten ,  baf  fte  nid)t  ganj  unter  bie  8aj!  fanfen,  mlä)e  tiu 
felbe  ouf  fie  gelegt  t)otte.  libn  felbfl  ba§  Außere  äBefenntni^ 
be§  Soangeliumä  gelang  bem  romifdjen  Äird?ent^ume  nid)t  ganj 
ju  unterbrüdcn. 

SBalbenfifdje  ©emeinen  finb  bcfonberä  im  füblidjen  grnnf- 
reid)  unb  an  ben  SJiorfungcn  jroif^en  gronfreid)  unb  Italien, 
übrig  geblieben.  ^)  Unmittelbar  naö)  ber  großen  SSevfolgung,! 
welche  am  ^Tnfange  be§  breijetjnten  Sal)r()unbertö  begann,  idyn^ 
nen  fid)  bic  SBalbenfer  (tili  gel)alten  ju  tjaben.  2)ie  Eatl)oltfd)en 
Äirdjen  würben  »teber  befudjt  unb  bie  fatl)olifc^en  ffiraudie  bt- 
obad^ttt.  Hbtr  bie  reine  tti)tt  erljielt  fid)  im  Stillen,  unb  felbft 
bie  Snquifttion  war  nidjt  im  ©tanbe,  baS  innere  ber  gami- 
üen  ju  burd)fpäl)en.  £)ic  ?)dpjie  beS  breijeljnten  Sa{)rl)unbett^- 
ijaben  fid)tbat  ber  SEBalbenfer  tergeffen,  beren  9?ame  juwei; 
len  no(^  in  einer  apoflolifd)en  SSerorbnung  erfdjeint.  Hui)  ber 
Tixmen  von  gpon  wirb  bann  mit  gebadfjt,  bod)  mef)r,  um  2flle§ 
jufammenjuflellen,  nja§  an  .Sehern  unb  Äe^ernamen  befannf, 
al§  um  eine  noö)  je^t  lebenbige  Äe^erfecte  ju  bejeidjjiicn.  "UU-- 
raalig  tjerltert  fid)  ber  9f?ame  ber  "Ktmtn  »on  gpon  gdnjlid).  ©ie 
ftnb  ja  niemals  etroaf  ünbtxtä  gewefen  aB  bie  SCBalbenfer  unb 
ba§  Sntereffe  ber  römifdjsfatljolif^en  &itd}e,  bie  et>angelifd);fa= 
tf)oltfct)e  al§  ein  vkl^aö)  in  fid)  felbfl  ®etl)eilteä  barjufleUen,  ift 
nid)t  met)r  »orbanben.  "Kbtt  im  öierje^nten  3al)rl)unbert  ifl  Stom 
»icber  fel;r  beforgt  rcegen  ber  SOBalbenfer.    2)te  Snquifttion  ijl 

1)  9tud)  im  3nnern  3tQHcn6  fehlte  eö  no(%  im  funfäcl^nttn  Sabt^ün» 
btrt  nid)t  on  SIBalbenfcrn.  SScric^t  eine«  Äc|{mtrijier«.  Transivi  in  Loöm- 
bardiam,  nbi  continue  praedicari  in  cunctis  civitatibas,  villis  et  castus 
et  ultra,  scilicet  in  dominio  Montisferati,  praecipue  in  dioecesi  Larinenßl.  ^ 
Eas  omnes  et  singulas  Talles  hereticorum  tarn  Waldensiam  quam  Gata- 
rornm  per  ordinem  visitavi  praedicando.  Cansam  reperi  in  eis  praeci- 
paam  heresom  et  erroram  absentiam  praedicatomm :  nam  ot  veraciter 
percepi  ab  incolis  illis,  triginta  anni  erant  elapsi,  ex  quo  nullus  eis 
praedicarerat  nisi  Waldenses  heretici,  qai  ad  eos  consuetudine  veniebaot 
de  Apalia  bis  in  anno.  Raynald.  Annales  ecclesiac.  an.  1404.  XVII^ 
pag.  271.  5ipulien  ®i§  Bpolt^njifd)«  ©fmdnBen.  ccn  benen  nc(^  Olaik 
(cnöbcten  ouöge^en. 

1  • 


in  5v<jnfveid>  in  58erfaU  gcfommcii, ')  bic  S5tfdf>üfe  finb  feijr 
nacl)Iäffi9  geworben  unb  l)aben  fiel;  um  bie  Unterbrürfung  btcfer 
Äe^crct  fafl  gar  nid)t  gefümnicrt, ber  "KM  nimmt  ^in  unb 
vpieber  bie  SBalbenfer  unter  feinen  ®d)u^  unt>  bie  gürjten  müfs 
fen  ju  neuen  SSerfolgungen  gegen  fte  ermal)nt  werben.  ^)  3n 
©aooicn  unb  ^temont  finb  SBalbenfer  ju  ftnben.  Sn  %xant- 
xtiä)  fdjeint  bie  25auipt)in^  xl)x  ^auptftfe  ju  fein.  2)ie  2)i6cefen 
oon  58ienne,  S)üerbun,  5j;arantaifc,  58alencc,  SSiöierä  finb  woU 
won  if)nen.  S(il)re  1375  mup  bie  Snquifition,  weldje  m- 
faEen  ijl,  in  granfreid)  wieber  f)ergej!ellt  werben.  X>k  SSerfoU 
gungen  beginnen  bann  mit  neuer  Äraft.  3n  ^oerbun  liegen  fo 
»iele  SBalbenfer  im  ©efangnip,  ba^  man  n\ä)t  wei^,  wie  man 
ftc  ernähren  foll,  unb  bodf)  muffen  nodj)  neue  ©efangniffe  erbaut 
werben.  3>od)  unter  allen  SSerfolgungen  crl)ülten  fid)  bie  voaU 
benftfcl)en  (Semeinen  fort,  ob  woljl  iljre  aupere  Äirdje  immer 
me()r  unb  mel)r  iufammenfdjmiljt. 

€ä  »erbient  bcmevft  ju  werben,  baß  nad)  ber  großen  58er; 
fülgung  beä  breijel^nten  Satjrljunbertä  in  granfreid)  immer  nur 
wn  ben  SBolbenfern  in  ben  o^oflolifd;en  S)ccreten  unb  nidjt 
aud^  »on  ben  Äatl)arern  bie  Siebe  ift.  2lllerbing§  betradjtete 
ber  romif^je  ©tu()l  beibe  gern  at§  ibentifd),  unb  bie  2lcten  ber 
Snquifition,,  üon  SJouIoufc  weifen  nad),  bap  e§  nod;  einjelne 
Äatl)arer  gab.  Sod)  la^t  fid)  au§  bem  ©djwcigen  ber  aipojto; 
lifd^en  2)ecretc  über  bie  Äatt)arer  in  granfreid;  woljl  fdjliepen, 
bap  fie  überhaupt  l)ier  an  3<il)l  weit  weniger  bebeutcnb  gewefen 
aB  bie  S!ßalben|er.  Sie  ^at^arer  tljeilen  ba§  (3d)icffal  berfelben 
ober  ber  alten  eüangelifd)  =  Eatl)olifd)enÄird)e.  25er  Äatf)ariämu§ 
üerfd)winbet  aümölig  au§  bem  mittleren  Europa  unb  fd)eint  ftd) 
bortl)in  jurüifiujieljen,  oon  wannen  feine  Urfprünge  ge!ommen. 
Um  bie  9J?itte  bcö  breije^nten  Sal)rt)unbertö  5af)lt  ^feiner  nod) 
»iertaufenb  SBoUfommene  ber  Äatt;arer  unb  meint,  bap  bie  3at)l 
iljrer  ©laubigen  noc^  fo  grop  fei,  bap  fie  fid)  nidjt  beredjnen 

1)  Limborch.  Historia  Inquisitionis ,  pag.  74. 

2)  Gregor  IX.  Epist.  apd.  Wadding.  Annalus  Minoruin  a.  1376.  pag. 
329  —  331. 

3)  SSielc  €blc  in  ©aoetcn  tulbctcn  nid)t,  ba§  W  Snquifitton  bic  ^ro: 
jcffe  gegen  bic  SSSolbcnfcr  begann.  Gregor  IX.  Epist.  ad  Amadeum  coinit. 
Sabaudiae  a.  1375.    Wadding.  Annales  Minorum  VIII.  pag.  311. 

4)  Wadding.  Annales  Minorum  a.  1375  VIII.  pag.  315. 


licpe,  •)  2Cber  gegen  t»aä  ©nbe  beä  b'veije()nten  3«{)rl)unbcrt6 
fdjeint  au5  Italien  unb  au5  Jcanfreid)  ber  Äat^aviämuä  öer^ 
fc^njunben  ju  fem,  in  fo  fern  er  eine  größere  ©enoffenfdjaft 
unb  bejlimmte  £!vganifation ,  ober,  um  nad?  feiner  eigenen 
SSeife  ju  reben,  eine  aud)  duperlid)  erfdjeinenbe  Äirdje  geroefeu 
war.  Ginjelne  blieben  freilid?  übrig.-)  25ie  ^dpj!e  nennen  jroar 
flud)  fpdter  bie  Äatbarer  nod;  oftmofö  mit,  wenn  fte  im  2(llge-. 
meinen  bie  Äefeet  benennen.  9?eben  fte  aber  üon  ben  Äatf)arern 
inäbefonbere,  fo  jeigt  fid),  bap  fte  nur  nod)  in  Ungarn,  ©er; 
üien ,  25almatien  unb  JBoänien  in  bebeutenbcr  "Knia^  ju  ftnben 
finb.  £)ie  ^dpjte  nennen  fte  je^t  gewö^nlid)  SJfanidjder  ober 
©ajjarer.  ^)  25iefe  ^oxm  xoax  auä)  fd)on  früf)er  bemerft  roorben 
unb  fie  war  üiellcicbt  berjuteiten  t)on  ber  flcincn  (Stabt  ßaja= 
reä  bei]  SSouioufe.  2Benn  man  aber  biefelbe  je^t  brauet,  fo 
fd^eint  babei  an  ba»  SSolf  ber  ßbi^fir^"  9ebad)t  worben  ju  fein. 
25ie  Äatbarer  b^tte  man  and)  ^Bulgaren  genannt,  »eil  ber  Äa' 
tbariSmuä  unter  biefem  58ülfe  berrfdjen  follte.  3ene  Äe^er  aber 
in  ben  £)fildnbern  mögen  njof)l  etjer  ^aulicianer  aB  rcirflicbe 
abenbldnbifcbe  Äatljarer  gewefen  fein.  2)ie  apoftolifd^en  2)ecrete 
reben  »on  ibren  ©laubenämeinungen  nicbt.  (Sie  ftnben  ftd;  in 
jenen  Sdnbern  nod)  im  fünfzehnten  Sa^rbunbert,  unb,  wie  e5 
fdjeint,  in  bebeutenber  3abl.  *)  Sm  funfjebnten  Sabrbunbert 
tuor  felbjl  ber  Äonig  <5tepb<in  Sboma§  »on  SBoänien  einmal 
biefem  S!Äanid)di§mu§  jugetban.  ^)  Hbtx  bie  gortbouer  biefe» 
©ei|ie§  beS  SBiberftanbeä  fi^et  ber  romiftben  .Kirdjc  nidjt  an 
bem  ^erjen  unb  fdjabet  ibr  nicbt 

^er  ®ieg,  rodöjtn  baä  romifdbc  Ät*td)entbum  über  bie5Be= 
fenner  beS  goangelii  erfodjten,  war  fein  ®ieg,  ber  tbm  ©icber; 
beit  gcwdbrte.  25aä  SBefen  ber  Onfidjerbeit  unb  ber  ©efabr 
rubele  in  ibm  felbfi.  23enn  inbem  cö  bem  (feangelio  nicbtganj 
entfagen  fonnte  unb  tvoHte,  b<itte  eS  ben  ©eifl  beffelben  immer 

1)  Reiner,  adv.  Catharos  pag.  175.  De  La  Bigne.  Max.  Bilil.  Patr. 
,  XXV. 

2)  Mnratori  Antiq.  Ital.  V.  pag.  172. 

3)  Raynald.  Annaics  ecclesiae  XV.  pag.  334. 

4)  Uli  Subroig  bct  ©rofc  SBulgortin  crotcrt  i)atu,  foOcn  isort  200,000 
9!J?amd)äer  im  3a6ro  1366  bcfc^rt  unö  getauft  worbcn  fein.  Rajnald.  An- 
nales ecclesiae  XVI.  pag.  456. 

5)  Raynald.  Annaics  ecclesiae  an.  H47.  XVIII.  pag.  341. 


ju  fürd)ten  unt>  i)at  rtud)  niemalö  üor  cenifelben  «djte  9?u{)e 
gewonnen.  3\vax  gefdjal)  S3ielc3  gejjcn  bie  tjeilige  ®d)rift,  in 
roeldjev  man,  wie  wenig  e6  ouc^  eingefianben ,  ja  «ie  l)oä) 
fie  ani)  g«pricfcn  warb,  tod)  ein  fcinbfetigeS  ©ein  ernannte. 
£>en  gaten  war  fie  i.i  ber  ©prod^e,  in  weldjer  fte  i^nen  allein 
frommen  fomite,  genommen  werben.  25enfe[ben  8aien  warb 
von  ©regor  IX.  Untetfudjnng  über  bie  ®d)rift  anjujtellen  »er^ 
boten.  2)et  Saie  «foUte  nid)t  meljr  fragen  bürfen  nad)  bem 
®nmbe,  auf  bem  bie  .Rird^e  pel}en  wollte,  weil  biefer  ©runb 
ein  önbever  war,  al§  ouf  bem  fie  ftet)en  foUte.  "Kiiä)  ber  Äk: 
ruS  befd)aftrgte  fid)  entweber  nidjt  me^r  mit  ber  ©d)rift,  ober 
er  bet)anbe(te  fie  in  ber  feltfnmen  fcl)olaflifcl)en  SGBeife,  bic  fid) 
tief  in  bie  gelel)rte  SBelt  eingejwangt  (jatte,  mlä)t  üngefel)en 
warb  für  bie  flHein  redete  ©elefjrfamfeit.  Qt  beijanbelte  fie  in 
jener  2öeife,  welche  2(lleS,  waä  man  eben  wollte,  je  nad)bem 
cö  notl)ig,  f)erau6  unb  \)nmn  erflaren  fonnte.  £>od)  war  felbjt 
fülclje  2lrbeit  in  ber  ^eiligen  ®d)rift,  weldje  mit  ber  ©rflarung 
ber  bunfcln  'ifpocalppfe  fid)  om  meijlen  befdjdftigte,  nur  ben  ei» 
,  gentlid)en  ®ele()rten  überwiefen.  £)ie  ©acerboteä  fragten  nid^t 
mef)r  nad)  ber  ©djrift  unb  bie  .Sirdjenfürfien  fa^en  eS  gern, 
l  bo|5  fie  nid)^  me^r  barnöd)  fragten.  25af)in  fom  e§  im  öier}ef)n= 
|tcn  Sv5l)r{)unbert,  bap  foldje  ^rieper,  weldjc  baS  SBort  ®otte§ 
nod)  trieben,  »etlad)t  unb  »erf^ottet  würben.  Sa  ba{)in  fam  e§, 
ba^  fie  betrad)tet  würben  alS  unnü^e  unb  felbfl  gefäl)rlicl^e  SKens 
fd)en,  bie  fid)  unwürbtg  be6  ©acerbotii  mad)ten,  ba§  ja  in  tU 
waö  ganj  2inberem  be|ief)e,  a(§  bie  i5Kenfd)en  ju  le()ren  unb  fie 
ju  ben  äueOen  be6  .l^eileS  ju  füt)ren.^)  3)ie  ©d)rift  warb  in 
ben  .l^intergrunb  gebrangt,  fo  weit  man  es  ttcrmod)te;  oberbaä 
ße^te  unb  2(euperfte  tonnte  gegen  fie  nid)t  gefd)c(;en.  ^(fo  blieb 
ber  Äird)e  immer  ein  gunbament,  welches  mit  it)r  jlritt  unb  baä 
fie  barum  ju  mi)Mtn  fud)te. 

®a§  2fuf()6rcn  ber  eöangelifcl)en  ®(aubenöbotfd)aft,  weld)e 

1)  Si  quis  fortasse  pastor  surrexerit  qni  praedicatione  animas  lacri- 
faccre  studeat,  extemplo  in  morsas  ipsius  omniiim  dentes  acuentiir.  lUom 
prorsus  ineptum  nec  dignam  sacerdotio  clamitabnnt.  Quippe  qui  legiiai 
humanariira  nescius,  jura  sua  defendere  non  idoneus  sit,  suos  sabditos 
regere,  mulctare  et  coercere  per  canonicas  ccnsuras  non  noverit,  nihil- 
(jtie  aliud  didicerit,  nisi  inerti  otio  aut  sermocinationi  incambere.  Cle- 
iiiangis.  de  ruina  ecciesiae,  apd.  von  der  Hardt  I.  pag.  22. 


—     7  — 


in  fo  fd)6nen,  fräftigen  unb  gefunben  Tfnfängen  »«rtjci^cn  t)atu, 
ba§  menfd)lic^c  ®efct)tedjt  jur  redjten  ^rfenntni^  beä  ßfjrilten- 
t()uniä,  butd>  biefe  jum  nxil^ren  d^rtjilidjen  ßeben  ju  füljren,  ba- 
mit  baä  Sieid)  ^ttea  auf  ^rben  mä)  M6QÜd)h\t  »crtvirflid^t 
werbe,  führte  ein  unermef lid)e§  9Jefu(tat  für  bie  europaifdje  ^SbU 
UtMüt  i)ttbti,  ein  Siefultat,  mld)(^  erfüllt  mit  ben  Ijerbjien 
»    @d)merjen  unb  mit  ben  trübficn  ©ebanfen.  3)enn  bie  romifcl^c 
Äirdje  ging  nun  fort  auf  i^ren  Sahnen,  aber     warb  ftnjierer 
unb  trüber  nod)  auf  benfelben,  alä  c5  früfjer  gewefen  war.  (5ä 
war  fc^on  frütjer  nidjt  Ijelle  gewefen  auf  biefen  S3at)ncn,  aber 
eS  wirb  ftd^tbar  anberä  unb  fdjlinimcr  »om  2Cnbeginn  be§  brei« 
5e()nten  Sö{;rf)unbert»,  unb  biefe»  @d)Iimmere  bauert  mit  unge^ 
mtnberter  ^raft  fort  burd)  bie  folgenben  3al?r{)unberte.  ^ie 
Äirdje  U^rte  nid)t,  ober  waä  fie  let)rte,  warb  nidjt  üerftanben 
unb  bienete  aud)  nidjt  jur  (Srfenntnip  be»  (5^ri(lentbumö  unb 
baä  djrijllioje  geben  ju  forbein.    (So  oollftdnbig  f)atte  bie  ^re=. 
bigt  nod)  niemalä  bei  ber  weltlidjen  ®eifllid;feit  aufgcljort  alä 
jefet.   2)ie  Äird)enfürjten  fd)ämten  ftd)  ber  ^rebigt  unb  ber  un^ 
tere  Äleruä  tljat  c§  i\)t\en  nadj.  ^)    "ilbtt  bie  SBJunber  xmi)xUn 
fi4>  unb  bie        ber  gefie  warb  gefleigert,  bie  9?eliquieu  fd;ic; 
nen  eben,  wie  man  bie  ©üangclifdjen  ju  befdm^jfen  Ijatte,  auö 
ber  ßrbe  ju  wadjfcn.    '■Kber  bie  grommigfeit,  bie  ßiefce,  ber 
©füube,  fie  waren  nirgenbs  mefjr  ju  ft'nben.    6ie  fagcn  eö  ja 
fetbp,  bie  im  üicr5el)nten  Saf)r^unberte  leben,  unb  e3  fagt  e3 
nid)t  einer,  fonbern  meljrere  unb  felbfl  greunbe  be§  Äirdjen^ 
t()umä  fagen  e§,  ba^  e:»  auf  baä  2leuferjte  geFomnicn  fei,  bap 
bie  Äird)e  »erwanbelt  ju  fein  fd)eine  in  eine  ^Dl)le  beö  SSofen, 
bap  man  nicljt  me^r  auä  noc^  ein  wiffe  unb  ben  äufammenjiurj 
beS  ©ebdubeä  be6  (5i)rijlentl)umä  befürd)te,  wenn  nic^t  ©Ott 
bajwif4)entrete  mit  einem  SEBunbcr.  ^)   @5  fommcn  ©timmcn 

1)  Praedicandi  officium  ila  viluit,  nt  nibil  magis  indignum  aut  ina- 
gis  suae  dignitati  erubescendum  existiment.  Cleuiangis.  de  luiiia  ectle- 
siae.  pag.  22. 

2)  Insignis  illa  Christi  aXila,  illa  olim  arx  divini  cdKus  cxioiia  im- 
maniam  spelaaca  latronum  facta  est.  Ex  nno  quideni  fonle  dcscendit 
origo  mali.  Accedont  fönte«  alii  minores,  ex  quiljus  ingens  omnimodae 
miseriae  floraen  exaestuat.  Quo  necesse  est  piopediem  pereamus  ac  nisi 
bnmanae  perfidiae  divina  pietas  occurrerit,  triste  naufiagiam  patiatur  ec- 
clesia.  .Petrarca.  Epistolae  sine  titiilo  XV. 


—  8 


reblic!)er  unb  d)ri|tltcl)et  Scanner  ou§  biefer  ^t\t,  ml(t)t  in  bem 
©tauben  an  biefe  Ätrd?e  geblieben  finb,  »on  bencn  bie  SSrujl 
tief  ergriffen  werben  muß.  25ie,  welche  in^biefem  ©tauben 
bleiben,  mmogen  ba§  bereits  oortjanbcne  SRcttungömittet,  baS 
ßüangelium,  nic^t  ju  fefjen.  25arum  begef)rcn  fie  n)ieber(;i)It  ein 
ncueä,  unmittelbare^  SBunber  ©otteä,  büß  bie  dbri|tlid}e  SBelt 
t)inwe3gerifTen  »erbe  »on  bem  9ianbe  beS  Untergänge^,  olö  fei 
baä  ©»angelium  nod)  nid;t  gegeben  unb  baö  ,^eil  nod^  nidjt 
gewiefen. 

25a3  ßf)rifientl)um  fcbien  feine  Äraft  »ertoren  ju  ijaUn  un; 
ter  ben  ^anben  biefer  Äirdjc.  03  rcarb  fein  bcbeutenber  ^orU 
gang  me^r  gewonnen.  ,'©ie  gw^fien  ber  Sitbauer  würben  norf) 
burd)  politifd)e  ©rünbc  bejiimmt,  in  bie  djrifilidje  Äirdjc  cinju- 
treten,  unb  fie  jogen  alimdlig  iljr  fBolf  nad?  ftd).  ©onj!  aber 
warb  nid)tä  mebr  erreidjt.  ©laubenäboten  auf  ©laubensbotcn 
würben  ju  ben  9)?ongolen  gefenbet,  aber  bie  oft  unb  laut  ge= 
rüljmten  S3efebrungen,  weldje  üorjüglid)  tjon  ben  X)ominicancrn 
unb  granciäcancrn  betrieben  würben,  fonfen  fcbnell  in  nidjtö 
jufammen.  2)agegen  fdjwanfte  unter  ben  ß^riftcn  felbjt  baä 
(Sbrifientbum  l}in  unb  ^er,  fjaltloS  geworben,  weil  auf  fei; 
nem  alleinigen  ©runbe,  bem  Süangelio,  in  ben  ^erjen  unb  in 
ber  Ucberjeugung  ber  SUZenfcben  nidjt  rufjete.  Äatbolifdje  ©lau; 
benöJbotcn,  ju  ben  SRoölemen  gefenbet,  traten  felbfl  jum  3älam 
über.")  25ann  tröjleten  ibre  SBrüber  in  ©uro^ja,  bie  S)?önd)e, 
fid)  mit  nid)t  feiten  gewiß  crfonnenen  gegenben,  wie  bie  "Kb- 
trünnigen  »or  ibrem  Sobe  jum  ßbriPentb""!^  jurüdgefet)rt,  aB 
SKdrtvrer  gejtorben  unb  große  Söunber  gctban.  JBcfcbrte  9)?og5 
lernen  unb  bcht}xtt  Suben  traten  oft  ju  bem  Söabne  jurücf, 
auä  bem  fie  ba  gekommen,  weit  i^nen  bie  Jlirdje  nid)tä  bot. 
2a  bie  gdlle,  baß  ütjriften  im  Subentbume  unb  im  Sölam  tu 
nen  SiJrofl  fudjten,  ben  i(;nen  bie  Äird;e  mä)t  gab,  fd)eincn 
immer  b«"f'9«r  geworben  ju  fein.  ^) 

1)  Kaynald.  Annales  ecclesiae  XV.  pag.  459. 

2)  Turbato  corde  audivimus,  quod  non  soliim  qiiidam  de  Jiidaeae 
caecitatis  errore  ad  lumen  fidei  Cliristianae  conVursi  ad  prioren»  reversi 
perlidiam  dignoscuntur,  verum  etiam  qiiann)lurimi  Cliristiani  veritatem 
catbolicac  iidei  ubnegantes,  se  damnabiliter  ad  rituni  Judaeoruni  transtu- 
k'i'iint.  Nicolaus  IV,  apd.  Wadding.  Aiinales  niinorum  V.  pag.  192. 
^)iid)t  mint)«  finbet  Uebcrgaiig  »um  3Slnm  flott:  Admoduni  dolentei-  au- 


I 


—  9 


SBo  bö§  llüQt  fid)  i)'mmniitt,  ba  treten  Rimberte  öon  3eu(j» 
niffeii  über  bcn  entfe^lid^en  «Stanb  bcr  S^ingc  ^)ert)or.  ^'em 
S>oIfe  trni^  e§  erjl  nod;  einäef4)»kft  werben,  ba0  e§  einen  unb  f 
nict)t  mcljrere  ®6tter  gäbe/)  benn  unbefannt  iji  bag  crftegun^ 
bament  bc§  djripttdjen  ©laubenä  genjorben.^)  S)te  iltrd;e  f)at 
ba§  ^eibcntbum  nt^t  ju  überwältigen  üermod)t.  Tiiam  wirb/ 
noc^  angerufen,  bie  2Cugurien  werben  noc^  begangen,  unb  friebs 
üd)  fd)einen  bie  ^eibengotter  nod)  immer  neben  ben  d)ri(tlid)en 
^eiligen  gejianben  jU  ^aben,^)  beren  immer  b^ufiger  geworbene 
iufptellung  unb  ^JTnbetung  am  <5nbe  be§  t>ieräel)nten  .3«l)rf)un5 
bertö  tton  ©laubigen  ber  Äirdje  felbfl  eine  ^Tbgöttcrci  genannt 
wirb.*)  Uud)  baö  norbifd)e  .!^eibeatf)um  mit  feinen  iSamonen 
unb  feinen  im  Sunfel  waltenDen  jauberifdien  Ärdften  ijl  noc^ 
baninb  ber  ©laube  an  fie  fdjcint  vom  breijcl^nten  Saljrbnnbert 
an  felb|t  gediegen  ju  fein.  Wlit  ben  9)?enfd)en  liegen  biefe  25a; 
monen  in  ftetcm  Kampfe,  unb  befonber§  i)abtn  bie  9}?6nd)e  üiet 
fon  iljnen  ju  crbulben.  Sn  ben  ©fernen  fudjen  bie  ?Ö?enfc^)cn 
baä  ©djidfal  ju  lefen  unb  bei  SSielen  tritt  felbft  ber  Äultuä  bct 
.^eiligen  öot  biefen  £)ingen  in  ben  .^intergrunb.  ^) 

divimas,  qnod  non  solam  quidam  de  Saracena  impietate  ad  Cliristianam 
iidem  convtrsi,  ad  eandem  sunt  impietatem  reversi,  Tcruin  edam  quam- 
jilurimi  CLristiani  se  damnabiliter  ad  eorum  perfidiam  transtulerant.  Gre- 
gor IX.  apd.  Wadding.  Annales  Minoriini  VIII.  pag.  266. 

1)  Concil.  Vaurens.  a.  1368,    Mansi.  Coli.  Conc.  XXVII.  |).  484. 

2)  In  inultis  locis  et  diocoesibiis  quasi  sine  numero  p'.urinii  reperiiin- 
tur,  qai  vix  de  deo  aliquid  intelligunt  aut  de  articulis  necessariis  ad  sa- 
luteni.    Francisci  de  Zabarellis  de  Reforinatione  ecclesiae  cap.  I. 

3)  Concil.  Trevir.  a.  1310.    Mansi.  CoU.  Conc.  XXVI.  pag.  368. 
S^iana  unb  Iii  !luguri<n. 

4)  Judicate  si  tanta  iuiaginum  et  pictorarum  in  ecclesia  varietas 
expediat  et  an  plures  simplices  nonnunquam  ad  aliquain  idololatriain  per- 
vertat.  Henrici  de  Langenstein  Consilium  pacis.  Gerson.  Opera  II- 
pag.  839. 

5)  SDo*  norbif^e  .^cibtntfjum  (|i  nod)  am  lebcnbigjlen :  »on  t^m  res 
bcn  bic  opoflolifc^cn  Äonftitutiontn  am  boi'jigftfn.  3n  fnjicrcr  ytad)t  un= 
tex  gicucIooDcn  Strcmonicn  tucrben  bie  2)dmonen  angerufen.  Alvarus  Pela- 
gius.  de  planctu  ecclesiae  II.  45.  ilbtx  aud)  bcr  ©ternenbienll  fpiclt  ni(fct 
uiinbere  üRoüc,  unb  rotrb  felOfl  mit  bem  eftriitcntbum  5ufammcngcfd)motjen. 
De  lege  Cliristina  dicunt,  quod  est  lex  solis  et  regnum  ejus  regnum  so-- 
lis  et  propter  hoc  celebriorem  habet  gens  Christianorum  diera  .Solis.  Pe- 
trus de  Alliaco.  contra  Astronomos.  Gerson.  Opera  I.  pag.  780.  9?ücl)  im 
funfjcl)ntcn  3af)t^unbctt  ift  bief<r  tjeibnifdje  Sultuö  fcrnilicl)  crganirut  vcri 


—    10  — 


2Bie  ein  Zi)(U  ber  g]?enfd)en  aururffef)it  jmn  Salam,  jum 
Subent^ume  ober  jum  ^etbentl;ume,  mld)($  lefetere  ftd)  am 
öfterflen  auf  bie  feltfampe  SEBetfe  mit  bem  djripUdjen  ßultuö 
tierfdiwiflert,  fo  greift  ein  onberer  ju  nod)  entfe^lidjeren  Dingen 
unb  leljret,  c§  gäbe  weber  ©ott^eit  nod>  Unfterblidjfeit  ber 
©eetc,^)  ober  bie  ©ottijeit  fümmere  fid)  rocnigjlenö  nidjt  um 
bie  2BeIt,  um  bie  Äirdje,  unb  gleid)9ÜUi9  wären  oflc  menfii)= 
lid)e  ^anblungen.2)  Äe^er,  mlä)t  \olä}t  unb  d{)nlid)e  S^inge 
leljren,  finb  fel)r  l)äuftg  jufinben,  unb  fte  treten  balb  Ijier  unb 
balb  bort,  balb  in  biefer  unb  balb  in  iener  SBeife  auf.  Unter 

()anbcn.  Daemonibos  immolant,  eos  adorant,  ab  ipsis  responsa  prac- 
stolantur  et  acceptant ,  illis  lioinagiDm  faciont  et  in  Signum  desiiper 
cbartam  scriptam  vel  aliquid  aliud  tradunt  cum  ipsis  obligatoria,  ut  f^lo 
verbo,  tactu  vel  signo,  nialelicia,  qnibus  velint,  inferant  s've  tollant. 
Bulla  Eugenii  IV.  a.  1445.    Raynald.  Annales  ecciesiae  XVIII.  p.  317. 

1)  S)er  'Ut1)it\imui  finbct  ftcb  aUiv  Orten  in  (Suropo,  tnSpnmcnunb 
in  @ng(ant):  dicere  audent,  qnod  non  sit  resurrectio  mortuoriim  nec  vita 
alia  futura.  Conc.  Tarracon.  a.  1292.  Mansi.  Coli.  Conc.  XXIV.  pag, 
1109.  3n  (Sng(ani)  i|l  befonbcrä  ber  Wbel  bcm  Wt^dimu«  jug«t^ion.  Nam 
credebant  nulluni  Deum  esse,  nihil  esse  sacrainentuin  altaris,  nullani 
post  mortem  resurreotionem ,  sed  ut  jumentum  moritnr,  ita  et  lioniinem 
linire.  Tliom.  Walsingham.  Hist.  Angl.  Kerum  Anglic.  Script.  Franco- 
furti  1601.  pag.  266. 

2)  Quod  Deus  nihil  habet  in  terra  facere^  nec  de  facti»  iiominuni 
I  nec  de  mundo  hujusmodi  intromittit.    Item  quod  ecciesia  Homana  est 

nihil  et  quaedam  barataria,  nec  vera  ecciesia  est  censenda ;  item  quod 
non  sit  peccatum  spoliare  ecclesias  Dei  et  ministros  earum.  2)it:fc.Ä'c(jeri'i 
xvax  befonbcrö  in  Stalten  f)dratfc^  Bulla  Joann.  XXII.  a.  1328.  Raynald. 
Annales  ecciesiae  XV.  pag.  354. 

*pl)ilofop()en  lei)xta,  md)t  eine  ©ott^eit,  njcld)e  nid)t  bn  fei,  fwtbern 
92atur!räfte  errcirften  9itlii,  Sub  philosophorum  seu  naturaliuni  doctorum 
specie  sacras  scripturas  laborant  pervertere.  Malunt  vocari  naturales  seu 
philosophi,  cum  antiqui  pbilosophi  ab  bereücis  param  distent  et  moder- 
norum  naturalinm  plures  haeretica  labe  sordescant.  Attribuunt  enim  na- 
turae  ea  quae  cotidie  mira  dispositione  Dominus  Operator.  Lucas  Tu- 
densis  adversus  Waldens.  De  La  Bigne  Max.  Bibl.  Patr.  XXV.  pag.  240. 
9J?tt  einer  bem  tÄmifdjen  .^{trd)entl)ume  ganj  9enj6{)nlid)cn  5ntti!  mtrb  i>a6 
(Smporfoniinen  beö  üft^etiinu«  nur  in  ber  Trennung  üon  ber  t)errfd)enben 
^ticl)C  gefucfct.  Wber  ber  Wt{)et«mii6  unb  bie  njtrflid)en  abfd)eulid)en  .ftete: 
reien,  oon  bcncn  ba6  brctje^nte  unb  bofi  tiicrjcl)nte  3at)rt)unbert  oofl  ift, 
famen  ojfenbnr  ba^cr  nur,  baft  bie  Äircbe  ben  OTenfc^cn  baS  Soongeliuin 
verfd)Iü(T<n ,  ba^  fie  nid)t«  teerte  unb  ba§  (ie  bie  Qemiit^er  ber  OTenft^en 
nic^t  bcfricbigte. 


Ii  — 

tem  l)üf)fii  Ä(cru§,  btcf)t  in  bet  9la()e  beä  o^)oflollfd)eti  ©tuf)« 
leö,  fd;etnen  foldje  ße^)ren  im  üierjefjnten  So^r^unberte  bereite 
fcljr  ücrbrettct  geirefen  ju  fein.  ^)  ®ie  rühmen  jwar  laut  ben 
^errn  unb  fte  madjen  ber  2Borte  t)le(  »om  ©lauben,  wirb  bemeift, 
aber  ba§  ift  OTeä  nur  bic  entfe(jlicl)(tc  ^eudjelei.  25icfe  ?)e|t 
fdt)eint  fefjr  tveit  »erbreitet  gcwefcn  fein  unter  ^riejiern  wie 
'  unter  Säten.  Sbnjol)l  man  eö  ben  Wltn\ä)m  fo  bequem  al§ 
.  möglid?  maci)t  unb  bie  9}?ef[e  nidjt  lange  baucrn  barf ,  bamit 
tbnen  bie  'Bilt  niä)t  lang  »erbe,  fo  wirb  bod)  gcfJagt,  ba^  ba§ 
SJolf  bie  Äirdjen  leer  fie{)en  laffe,  ba^  e6  bie  ^riefter  ermorbe,^) 
ba^  eä  wilbe  S5(aö:p()emien  auäfiope  unb  ba^  baö  geben  xo^)  unb 
cntfe^lid)  fei  über  öüe  SSegriffe.') 

"Kl^o  bic  9Kenge  ber  SBunber  unb  ber  9?eliquien^  bie  3al;t 
ber  SSüpungen  unb  ber  gefte  Ratten  feinen  ßinpu^  geliabt  auf 
ba§  geben,  unb  fie  t^ermcdjtcn  m<i)t  eine  d)riplid^e  ©eftnnung 
JU  erjeugen.  lieber  bie  eine  J^älfte  ber  2öeU  I)errfd)te  ftd^tbar 
ber  Unglaube,  über  bic  anbere  ber  Slberglaubc.  3)er  Unglaube 
war  feinegwegc»,  wie  ba§  freiließ)  wol)l  ju  ollen  Seiten  fein  wirb, 
ttorl)anben  bei  einzelnen  ^erfpnen,  fonbern  er  war  in  einer  feljr 
grofjen  Bai)l  Sie  Äirdjc  l)attc  i^n  felbft  geboren,  benn  fte  er» 
jeugte  in  ben  SDienfdjen  ein  @efüf)l,  ba^  man  ftd)  nid^t  auf  ber 
S5al)n  ber  ^Bai)x^)e^t  beftnbcn  fönnte.  9lun  fel^lte  aber  bei  bie» 
fem  ®eful}l  bie  8eud)tc  beä  ßoangeliumS ,  wcldjeö  bie  Äirdje 
»erborgen  l^ielt.  25a  warf  ftd^  bic  trofllofe  2Belt  ber  Ce{)rc  ber 
SSerjweiflung ,  bem  2lt^ei5muö,  in  bie  2lrme,  ober  fie  fudjte 
^Rettung  im  ^^lam  unb  im  Jsubenttjum.  Unb  trieb  ber  Bntu 
fei  an  ber  Äirdje  and)  nicl)t  bei  Hillen,  wetdje  zweifelten,  biä  ju 
biefer  ©pifje,  fo  war  ^r  bodj  üor()anben,  unb  wie  weit  er  »er; 

1)  In  regno  Avaritiae  nihil  damno  adscribitnr,  modo  pecunia  salva 
sit.  Futnrae  ibi  vitae  spes  inanis  qnaedam  fabola  et  quae  de  inferis 
narrantor  fabulosa  omnia  et  resurrectio  carnis  et  Christas  ad  Judicium 
ventiirus  inter  naenias  habentur.    Petrarca:  Epistolae  sine  titulo  XXV. 

2)  Raynald,  Annales  ecciesiae  XIV,  pag.  208.  Wadding,  Annales 
Miiiüruin  VI.  pag.  218. 

3)  Tlieodorici  a  Niem  de  schismate  ecciesiae  I.  37.  pag.  40.  ^olpanbrie 
unb  'Pclijgaiiitc  ^)crrfd)tc  in  Stcflanb.  Henrici  de  Langenstein  consiliinn 
pacis:  Gerson.  Opera  II.  pag.  839.  Äot^olifdje  "Pritfier  lehren,  bog  Un: 
jud)t  fcin<  ©ünbe  fit.  Actum  carnalem  etiam  inter  non  legitime  conju- 
gatos  peccatuip  non  esse,  pubiice  asserern,  et  praedicare  non  verentur. 
Bulla  Eugenii  IV.  a.  1446.  Raynald.  Annales  ecciesiae  X-YIII.  pag.  324. 


—     12  — 


breitet,  ta^t  fiel)  iiu§  ^en  ^fuSfijgen  jeitgenöffifdKr  6d)riftjlcUer 
fd)lie^en.  £>er  eine  meint,  ba^i  bie  ^älfte  ber  a)?enfd)cn  SBal» 
benfcr  im  ©tillen  geiuefen,  bap  eä  felbft  Äarbinalc  unbS5ifd)6fe 
unter  i^nen  gcwefcn,')  ber  anbere,  bie  ^dlfte  ber  9Jienfd)eii 
waren  goUarben,  eine  befonbera  in  ©nglanb  erfdt)einenbe  Äefjer: 
fecte,  geroefen.-)  2£ud)  würben  einzelne  ®laiibenStef)ren  ber 
Äircf)e,  namcntlidE)  bie  JJranöfubjlantiation ,  oftmals  angc; 
griffen.  ^) 

Sn  bie  ©eelcn  t)on  9J?ilIionen  i)atU  bie  Äirdie  Sweifct  iinb 
Ungcwi^t^eit  geworfen.  2£ber  fte  würben  feltener  laut,  nad^bem 
bie  Snquifttion  aufgehellt  unb  bie  9}?enfd)en  mit  2(ngfl  erfüllt 
.  worbeu  waren.  Snjeifel  war  nod^  nidjt  Ueberjeugung,  bap  eine 
SBa^r^cit  anberöwo  liege,  er  war  ber  ©ewinn  biefer  S33al)rf)elt 
nocl)  nid)t.  25er  §SBeg  aber  ju  biefer  SBaljrljeit  war  ben  Wltn-- 
fcf)en  t>erfd)loffen,  nadibem  xi)ntn  bie  <Sd;rift  cntjogen  unb  bic 
ewangetifdjen  ©laubenäboten  fajt  Ijatten  üerjtummen  muffen. 
25a^er  fdjwicgen  bie  9Kenfcben  jum  größeren  3;f)eil,  liefen  bie 
2)inge  gelten,  wie  fie  geljen  wollten,  unb  ba§  römifdje  Äircben= 
t(}um  ert)ielt  ft(^  fort.  So  wenig  erfüllte  bic  Äirdje  iljr  cr(le§ 
-  Zmt,  bic  2Belt  ju  tröffen  unb  ju  erfreuen,  fo  wenig  trat  baä 
crfie  ©rgebnip  t)err>or,  ba§  eine  (^)ri(tlid)e  Äirdje  bringen  follte, 
ein  d}rifHid^eö  Seben  unter  ben  SJ?enfd;en. 

2Bie  wenig  fie  aber  üermodjfe,  ba^  jeigte  fie  fortwa()rcnb 
burd)  nidjtS  bcutlidjer,  all  burd)  ben  Sujtanb  berer,  wcldje  bie 
Äirdje  im  engeren  ©inne  bilbeten,  weldje  baä  au6erwäl}lte  5Bolf 
©otte§  genannt  würben,  ber  ©acerboteö,  ber9J?ond)e,  berSions 
nen.  "Küö)  l)ier  trägt  bie  3eit  i^re  grüdjte  unb  es  getjet  "ilUc^ 
fort  in  unget^euret  SSerwirrung.  2!)aä  tiefe  ©infen  bes  clerico; 
|ltfd)en  ©tanbeä  war  niemaB  fo  bemerkbar  geworben,  alö  im 
*  breije{)ntcn  unb  im  oierjet)nten  3af)r^unbert.  SJliemaB  waren 
fold)c  klagen  über  benfelben  gcfommen.  9liemol5  war  ber  3»' 
jlanb  ber  Singe  fo  ergreif eQb  "gefd)ilbert  worben.  ^voax  rebete 
bie  ^riejlerfd^aft  »on  ftd)  felbft  in  immer  tjobcren  2ru6brü(fcn. 
2)er  f4)(ed)tejle  ^riefier  war  beffer  als  bic  beilige  Jungfrau,  unb 
wenn  ein  ^ricfier  in  feinem  2(mte  war,  fo  war  er  ber  Säatcr 

1)  Jac.  du  Clercq.  XIV.  4. 

2)  Knyglitoii.  de  eventibus  Angliae  pag.  2663.    Scriptores  dcctm 
liist.  aiigl.  London  1652. 

3)  Raynald.  ad  an.  1267.  Annales  cccicsiae  XIV.  pag.  147. 


—    13  — 


©otteä,  bev  ©cf)opfer  bcä  geibeä  be§  ^errn.»)  "ttber  im  ßeben 
fat)  man  nidjtä  baoon,  bflp  b«ä  Sacerborium  bet  ©ottJjett  fo 
iial)e  geftellt  fei,  man  fa^  nur  baä  rofje  2a|ier  unb  bie  größte 
Unroijfen^eit,  2n  bem  crjicrcn  gingen  bie  ^riefler  gleid^fam  ben 
ßuicn  vorauf  unb  zeigten  tljnen  bie  SSege.^) 

2?a§  Safrer  ^)errfd)te  Bon  ben  oberen  ©liebem  bi§  ju  ben 
unteren.  2öoQte  man  oUe  8a)ler  gleid)  perfonificirt  feljen,  fo 
burfte  man  nur  bie  Äarbindle  tcr  romii'djen  Äird^e  betrad)tcn, 
bei  benen  ftd)  fanb,  rvaä  man  nur  begel)ren  fonnte.  ^)  2)ic 
S5ifc{)6fe  üerjtanben  ntdjt§  fo  trefflid?,  al§  ben  2anbmann  ju 
quälen  mit  ©rpreffungen ,  Sefjnten  unb  ^'»rojeffen:*)  nac^  ber 
^Hebigt  unb  nad)  ber  IBibliot^ef  burfte  man  nid}t  fragen.  Qin 
äßifd)üf,  ber  nad;  feiner  a5ibliott)ef  gefragt  njarb,  füljrte  ben  gra; 
genbcn  in  feine  SBajfenfammer.^)  £)ie  Äloftcr  n?aren  bie  gercc^n^ 
lidjen  Stätten  ber  fleifdjlidjen  2u|l  geworben,  unb  eine  iRonne 
einreiben  Ijiep  fie  ju  Qttva^  machen,  \va^  bie  fittfame  (Sprache 
nidjt  gern  in  ben  9}?unb  nimmt,  '^j  Unter  taufenb  ^riefiern 
fanb  iid)  tUva  einer,  ber  feiner  ^>flid)t  getreu  blieb.  2Benn  aud) 
einmal  ein  tugenb^after  Wlann  in  baS  <Sacerbotium  trat,  eä  war, 
ülä  wenn  ein  böfer  3»iiit'2i-  auf  bcmfelben  läge,  er  warb  in  für; 
5er  3cit,  roie  bie  anbern  waren.  <£ie  würben  ftd)  frf)ämen, 
meint  ber  3eitgenoffe,  wenn  fte  no4>  xoti)  werben  fönnten,  abrr 

1)  Sacerdos  postqaam  officiat  est  creator  corporis  Dei.  Condepen- 
denter  praedicant^  qnod  pessimus  sacerdos  est  dignior  beata  virgine  ma- 
tre  Christi.    Joann.  Hoss  cont.  praedicat.    Pllznens.  Opera  I.  pag.  181. 

2)  Clemangis.  de  ruina  ecclesiae,  pag.  17. 

3)  Quidqaid  inclementiae  superbiaeqne ,  quidquid  impudicitiae  efire- 
nataeque  libidinis ,  quidquid  denique  impietatis  et  morum  pessimomm 
sparsim  habet  aut  habait  Orbis  terrarum  totua  istic  cumulatiin  videas 
acerratinique  reperias.    Petrarca:  Epistolae  sine  titulo  XIX. 

4i  Simplices  et  paoperculos  agxestes,  vitam  satis  innocuam  in  suis 
tDgnriis  agentes  ei  fraudis  urbanae  nescios,  in  jas  saepe  pro  nihilo  to- 
cant.  Causas  et  crimina  contra  eos  sedolo  confingunt,  Texant,  terrent, 
minanti'.i. ,  sicqne  eos  per  talia  secum  componere  et  pacisci  cogont.  Cle- 
niaogis.  de  ruina  ecclesiae,  pag.  23. 

5)  Lenfant.  Histoire  du  concil  de  Pise  I.  pag.  43. 

6)  Inde  in  ore  vulgi  tantus  sacerdotum  contemptus,  tanta  vilipen- 
sio.  Inde  totius  ordinis  ecclesiastici  dedecns,  ignominia,  opprobrium  et 
niinis  erubescenda,  si  erubescere  scircnt  confusio.  Sed  frons  multomni 
attrita  erubescere  non  novit.  Jam  sacerdotio  nihil  abjectios  ant  despica- 
bilius.    Clemangis:  de  ruina  ecclesiae,  pag.  13. 


—    14  — 


i^re  (Stirn  ijl  fre^  genjorben.  *)  SBenn  fte  pxeÜQtn,  fo  ifl  eS 
oftmals  über  ben  Äejrt,  ba^  e5  fe{)r  unnü^  unb  olbern  fei,  oon 
t^ren  ßaflern  ju  reben.^)  2)ie  SSenuS  bomtnirte  öor  TlUem  bei 
bem  iprieflerlidjen  ©tanbc,  aber  eö  fe(>tten  oud)  bie  ©enojTen  ber 
SSenuö  niiä)t.5) 

®o  wenig  baS  entfefelidbe  ßeben  ber  Saien  SBunber  nebmen 
fann,  fo  wenig  fann  oudt)  SBunber  nehmen  ba§  geben  beSÄte» 
ru§.  Sie  Saien  waren  nidjt  ba,  um  belebrt  ju  werben,  unb 
ber  Ä(eru§  war  nid)t  ba,  um  ju  teuren,  alfo  brauchte  er  aucl) 
nidt)t  belebrt  ju  fein,  yiux  bie  9)?acbt  unb  .^öbe  ber  Äirdje  foUte 
angcflaunt,  nur  bie  Slßunber,  mit  bencn  bie  ©ott^eit  bie  SRacbt 
cineö  ^eiligen  unb  befonber§  bie  Wl(iä)t  ber  Äird^e  crwie§,  foUten 
gefeiert  werben.  3u  ben  Äunften,  mit  benen  man  bie  SBunber 
machte,  braud)te  man  fein  geiebrteS  SBiffen  ür\p  am  wenigftcn 
eine  ©rfenntni^  »om  Soangelio,  mld)(  felbjl  gefdf)r(icb  war, 
ba  fic  mtüüiä)  fo  gar  lei^t  auf  Srrtbümcr  itber  bie  Äircbe 
fübren  fonnte.  T>k  SBunber  fagten  aber  freilid)  ben  fioien  fo 
wenig  alö  ben  ^riejtern,  wie  man  cbrijtHd)  gefinnt  ju  fein  unb 
dbrtjlüd)  ju  leben  bobe.  Sie  Äirdbenfürpen,  weld)e  felbjt  nid)t§ 
wußten,*)  liepen  ben  unteren Äleruö  gern  bei  feiner  ungeheuren 
Unwiffenbeit,  obwobl  fte  eö  juweilen  mit  Unwillen  bemerkten, 
bap  berfelbe  au§  lauter  Unwiffenbeit  nichts  al§  Äcl^ereien  l)tt' 
vorbringe.  ^) 

1)  Nain  quid,  obsecro,  alind  sunt  hoc  tempore  puellarom  mona- 
stena,  nisi  qnaedam,  non  dico  Dei  sanctoaria,  sed  Veneris  execranda 
prostibüla,  sed  lascivorum  et  impndicorum  juvenum  ad  iibidines  explen- 
das  receptacula.  üt  idem  hodie  sit  pueUam  velare,  quod  ad  publice 
scortandum  exponere.  Clemangis.  de  ruina  ecclesia,  pag.  38.  Oculos 
aperite  et  inquirite,  si  quae  Iiodie  claustra  Monialium ,  facta  sint  quasi 
prostibula  meretricom.  Henrici  de  Langenstein  Consilium  pacis,  apd. 
Gerson.  Opera  IF.  pag.  838. 

2)  Frequentcr  clerui  asserit,  quod  praedicare  contra  eju»  criinina 
et  inutile.   Joann.  Husj.  de  arguendo  clcro.  Opera  I.  pag.  187. 

3)  Petrarca.  Epistolae  sine  titnlo  XX. 

4)  Ubi  scientia  praelatorum,  ubi  sapientia.  In  stultitiam  comüiu- 
tata  est.  Quia  sapientia  hujusmodi  stnititia  est  apnd  Deum.  Ignorantia 
scripturae  sacrae  plures  fecit  errare.  Theodorici  Vpie  Hist.  Conc.  const. 
Von  der  Hardt  I.  pag.  82. 

5)  Sane,  sicut  intellexiraus ,  in  nonnallis  Burgundiae  partibus  ple- 
rique  presbyteri  vel  ex  imperientia,  sive  inadvertentia,  aut  linguae  la- 
psu,  etiam  nonnunquam  in  sermonibus  publicis  aliqua  piarum  aurium 


—    15  ~ 


SBcgreifltd)  aber  ifl  e§,  wie  bte  9?ot)^eit  beS  8eben§  bei  bem 
ÄIeru§  nod)  großer  fein  fornite  fllS  bei  ben  ßaien.  25ie  St\xd)t 
war  unermeßlich  rcid)  geworben.  @§  gob  beutfdje  ^rdlaten, 
welche  um  bie  ^alfte  me\)x  einfünfte  l)atten,  o(§  ber  Äonig.i) 
Sebeäfalleä  bot  ba§  ©acerbotium  ein  fidjcreä,  bequemes  unb  bei- 
naf)e  arbeit^lofeä  Seben,  wie  faum  ein  anberer  ©tanb  eS  bieten 
fonnte.  X)ai)tt  brangte  fid)  liUtä  mit  Ungejlüm  in  biefeS  @o-- 
cerbctium  ein. gab  aber  baffelbe  immer  nod)  einen  fct)wcren 
Bwang,  unb  e§  »erponte  ber  rechtmäßigen  greuben  be§  gebend 
viele.  2)ie  9}?enfcl)en,  weld)e  ju  bem  (Sacerbotio  cntfdjlof- 
fen,  glaubten  fic^  in  anberer  SBeife  entfdjdbigen  ju  muffen  unb 
cntfcbdbigten  fic^.  25ie  wilbe  Su|l  trat  an  bie  ©teile  ber  erlaub^ 
ten.  .^in  unb  wieder  febrte  ftc^  aber  auch  ber  Älcruä  gar  nid^t 
an  bie  ©elübbe.  Jßeweibte  ^lericer  werben  oftmals  erwähnt.  ^ 
"Änbere  l)dHn  ftch  auf  anbere  SSSeife  unb  erfauften  ton  ihrem 
SSifchof  formliche  ©rloubniß  eine  ßoncubine  ju  halten. 2)ie 
Äirche  aber,  welche  bie  gewähnte  .^eiligfeit  be§  facerbotalifchen 
©tanbeä  feflhalten  wollte,  hat  baS  niemaB  gebilligt,  ^ie  Siebe 
jum  (Selbe  war  bei  bem  Äleru6  »or  anberem  an  bie  ©teile  er; 
iQubter  greuben  grtreten.  Q$  warb  7lUt6  »erfauft,  fein  SSer; 
brechen  war  fo  fchwer,  baä  nicht  mit  ©elbe  gelofet  werben 
fonnte. 

©einen  .^au^tthron  aber  fchlag  biefe  ©udjt  in  ber  bcBors 
fJehenben  Seit  in  bem  romifchen  ©tuhle  felbjl  auf.  9?om  nahm 
mit  SSerachtung  alle  bePehenbcn  9f echte,  auf  beren  weitere  Zü^: 
Übung  eä^oS  2(nathem  fe^te,  ftufenweife  bieaSefe^ung  betgeift; 

ofTensiva  et  quae  omnino  catholicae  fidei  et  illius  articulis  ac  sanctorum 
patrom  et  catliolicoram  doctoruni  traditionibus  conformia  non  sunt^  dog- 
matizarunt  et  praedicarunt.  Bulla  Nicolai  lY.  a.  1448.  Raynald.  An- 
nales ecclesiae  XVIII.  pag.  352. 

1)  Tbeodorici  a  Niem.  de  schismate  eccleaiae  III.  43.  pag.  228. 
Argentorati  1609. 

2)  Si  quis  bodie  desidiosas  est,  si  qaia  a  labore  abborrens,  si 
quis  in  otio  Iiixuriari  Tolens  ad  sacerdotium  convolat.  Quo  simniac  per- 
ventum  est,  fornices  et  cauponalas  seduli  irequentant,  potando,  commes- 
sando,  pransitando,  coenitando,  tesseris  et  pila  ludendo.  Crapulati  vero 
et  inebriati,  pugnant,  clamant,  tumaltuantur,  nomen  Dei  et  sanctorum 
snornm  polutissimis  labiis  execrantur.  Ciemangis  de  ruina  ecclesia 
pag.  26. 

3)  Clemangia:  de  rnina  ecclesiae  pag,  23. 


—    16  — 


üä)in  ©teilen  in  ^fnf^ru^.  9)?an  fonnte  gfauben,  bie  ^"»dpile  Wun 
biefcä  9?v'cl;t  inTCnfprurf)  genommen,  um  redete  .^ivten  t>m  Mix-, 
ö^m  ju  geben,  aber  eä  ift  mit  Jpdnben  ju  greifen,  meint  bei- 
^eitgenoftc,  ba^  c§  nur  um  beg  ©elbeS  willen  gefd)el)en  i|t.  *) 
SBie  bicfeä  nun  gcfdje^jen  unb  e§  gcfd)ie^t  damalig  burdfj  bag 
breijef)nte  unb  t)icräel)nte  S«l)rl)unbert  ^inbuvd),  fo  fd)einet  bie 
wenige  £)rbnung,  bie  ftd)  nod)  in  ber  Äirdje  fanb,  »oHjlanbig 
fiel)  oufjulöfen.   Sefet  warb  bie  Äird)e  ju  einem  grofen  ^an= 
beBl)aufe.   2lllc6  jiürjtc  nad)  bem  romifdjen  ®tul)(e,  um  öon 
i^m  bie  crfe^nten  SScneficien  ju  gewinnen,    äßei  biefem  romi^ 
fd;en  @tul)Ie  aber  galt  fein  2£nfel)en  ber  ^erfon,  fein  2lnfel)en 
ber  ©clel)rfamfeit  ober  grommigfeit.        warb  nid)t  gefragt, 
ob  einer  nid)t  etwa  mcbr  lateinifc^)  al§  er  arabifd;  fonnte  unb 
alfo  nid)t  einmal  bie  ttom  SSoIfe  fo  nidjt  »erfianbenen  lateini= 
fd)en  gormcln  bcö  ©ottesbienjleä  würbe  l)erüu§(tammp(n  fom 
nen.^)   9iur  nac^  einem  warb  gefragt,  ob  ber  ©udfjenbe  (Selb 
genug  l)abe,  um  ber  apoftoltfdjen  ©nabe  würbig  ju  fein.  Denn 
warb  ein  offener  ^anbel  mit  2lllcm  getrieben,  waö  fiel)  nur 
öerbanbeln  lie(3.   ©ie  würben  om  ^»dppiicben  ^ofe  ben  ^errn 
unb  ^eilanb  oerbanbelt  Ijaben,  wenn  fte  feiner  bdtten  ^abljaft 
werben  fonnen.  ^)  Der,  weld)er  baä  SSeneftcium  errungen,  febrte 
nun  in  bie  ^dmati)  jurücf,  umlauert  wieber  üon  2lnberen,  bie 
fj)dl)cttn,  ob  er  nicbt  etwa  franf  fei  unb  balb  jlerben  werbe,  ob 
,nict)t  bei  feiner  ©infefeung  irgenb  ein  geiler  »orgegangen,  bap 
bie  ©teile  i^m  boc!^  nocfe  entwunben  werben  fonnte.  ©old)c 
^rojeffe  förberte  benn  ber  romifdje  ®tu()l  in  aller  SBeife,  wie 

1)  Clemangis :  de  ruina  ecclesiae  pag.  16. 

2)  Non  tantum  a  stadiis  aut  icliola,  sed  ab  aratro  etiam  et  servi- 
libus  artibus,  ad  parochias  regendas  ceteraque  beneticia,  passira  profi- 
crscebantur.  Qui  paulo  plus  Latinae  linguae  quam  Arabicae  intellige- 
rei|tt.  Imo  qui  nihil  legere  et  quod  referre  pudor^  [alpha  vix  possent  a 
betha  discernere.    Clemangis.  de  ruina  ecclesiae  pag.  10. 

Qfm  6c(icn  fcrgten  nntiirlicl)  für  fid)  bie  Äar6tnn(c  ber  röutifcfecn  Äird^e. 
Sur  Seit  iti  'Bd)iima  fa^  man  bmn,  bic  fid^  brci^unbcrt  gcipiic^cStcHm 
ju[amnicngct)rac!)t.  Henrici  de  Langenstein  Consilium  Pacis.  Gerson. 
Opera  II.  pag.  836. 

3)  Una  salutis  spes  in  auro  est,  auro  placatar  rex  [ferns^  auro 
imniane  monstrum  vincitur,  auro  salutare  lorum  texitur,  auro  durum 
limen  ostenditur,  auro  yexes  et  saxa  franguntur,  auro  tristis  janitor 
molitur,  auro  coelum  panditur^  quid  multa ,  auro  Christus  venditur.  Pe- 
trarca. Epistolae  sine  titulo  XII. 


\ 


—    17  — 


ein  fluger  J^onbclämann  befonncn,  fein  Äüipital  fo  oft  «15  mig; 
lic^  um5uf(^Ia9en  unb  baä  S3eneftctum  fo  oft  ol§  mögltd)  »on 
neuem  ju  »erfaufcn.  Unter  ben  7(oignoner  tapfren  btlDete  fid) 
ein  r6mifd)e§ ''Plünberungöfi)|leni  über  bic  jtireben,  eine  fo  wiltc 
Srbnungäloftgfeit,  ba^  man  eö  faum  fagt,  tvk  baö  ©anje  noö) 
jufammenbaltcn  tonnte.  ^) 

5£ro/}lofer  üIö  eö  gebac^jt  werben  mag,  obwo()(  eä  on  ©ins 
5elnen  ntdjt  fet)lte,  bie  in  bem  ©d^oo^e  ba*  r5mifd)en  Äatöolis 
citdt  eine  reine  ©rfenntnip  be»  Sljrillenttjumö  Ratten  unb  in  bem 
d)ri)lltd)cn  ©eifte  lebten  unb  wanbelten,  war  im  '2^Ugcmcinen 
ber  Sujlanb  bcr  d)ritl(id)en  ©cfeUfdjaft  ju  ber  geit  gerabc,  ba 
bie  Äird)e  am  ^6d)rten  ilanb,  ba  fte  fa|l'ÜUe»  gebtlbet,  waö  fie 
l)atte  bilbcn  woUen.  Scr  *Pric|ier  war  eine  unermc§licl}e  *Sd}aar, 
bie  gänber  ber  (5rbe  waren  erfüUt  mit  a)?öncl}§=  unb  ^ü'lonnen- 
flüllern,  gei)ilid)e  23ritber=  unb  v3d)weftcrfAafren  gab  es  in  gro: 
^cr  ^ai)i,  bie  gaften,  bie  Se|le,  bie  (Zeremonien  nahmen  fein 
©nbe,  allentDalben  in  bem  iieben  ber  3)?enfd)en  trat  bie 
l)erwor  gebietenb  unb  oerbietenb.  2)icÄiru)e  bejtimmte  fiel}  felbjl, 
fie  felbfi  gab  ficb  il;ve  ©efc^e/ giiemanb  burfte  wagen  ju  bin= 
bem  ober  ju  wctjrcn.  Äonnte  auf  bicfem  IBcge  ctwa§  evreid;t 
werben  für  ben  erhabenen  3wccf,  ba|l  baä  Gl^riRenttjum  aud) 
unter  ben  9)?enfd)cn  eine  2BQf)r[)eit  werbe,  fo  mußte  eö  j.'ljt  ges 
fd)e^en  fein,  ober  e»  fonntc  nienialö  gefd}i'l;en,  unb  wenn  eä 
nid)t  gefd;cl)en,  |o  war  burd)  Die  {5vf.il;rung  ein  fd)lagenber  Se= 
weiä  gegeben,  bafj  eä  ein  faljdjer  2Öeg  fei,  weldiec  eingefd)lagen 
worben.  £iiefer  S3cweiö  aber  jicUte  fid)  I)in  fo  flar  unD  fo  un; 
jwcibeutig ,  olä  nur  einer  gegeben  werben  fonnte.  3ubaiömu5, 
^eibent^um  unb  '2(tl)ci§muä  fd^ienen  bem  (5t)ii|k'ntl)um  feinen 
Sieg  wieber  entreißen  ju  wollen,  unb  ba»  ßebcn  ber  ßl;ri|lcn 

1)  Scfonbcr»  in  Stalten  fcl)i;n  Mci  in  Irüuiincr  gcfjen  ju  rcoden. 
Ä"ird)cn  unb  Äloftcr  ccrficlcn.  Per  Iias  deinaedationes  et  rajiinas  ultra 
quam  dici  potest  Catheilralfs  ecclesiae  et  monasteria  Italiae  destrucfa 
siint  et  pauci  in  eis,  scilicet  iiionasJeriis ,  ininistri  et  monaciii  ti'yunt. 
Theodorici  a  Niein  Nemns  Unionis,  pag.  503. 

5Die  Ocliiinung  bcr  SSBclt  niacl)t  fiel)  Siift  biir*  ©pott.  SXni  ^Papfie 
eicmcn«  VI.  tvnrb  im  Saljre  1351  ein  SSricf  bcö  icufclJ  nugeficGt,  barin 
il)m  s>cr|id)crt  warb,  bn§  er  fe()r  gut  l>ei  il)m  (tünöe.  2)iefer  SSricf  rcarö 
in  fetjr  sieUn  Stfrfcljriften  uerbrrittt.  Fienry:  Histoire  ecclasiastique  XVI- 
pag.  122. 

"•  xe«ii.  2 


^    18    —  ' 

fprod;  ben  ©eboten  beS  6t)n|lentfjumS  ben  entfe^lidjflen  S^o\)n. 
3n  blefer  SlrofKoftgfcit,  biefer  3entjyenf)eit  aller  SScrJ^dltniffe  be> 
»egt  fid)  ba§  Seben  fort  nod)  brci  SiiJ)rf)unberte  lang. 

2)ie  Äircl)c  concentrirte  jtd)  feit  bcm  bretje^inten  3a()rl)unj 
bert  tne^r  unb  mt\)x  in  bem  römifdjen  ^ap(tt()ume.  Der  fleifd)= 
Itd^,  grobftnnlidj  aufgefaßte  ©ebanfc,  baß  bic  Ätrd^e  eine  @in» 
l)eit  fein  muffe,  ()atte  btcfe§  ^apjltl)um  gefdjaffen.   ^Rod}  »iele 
onbere  35inge  platten  ba6  ^apfttljum  ollmdlig  emporgel)oben,  aber 
bie  grobftnnlic^e  JtuffieUung  jencä  ®ebanfen§  roar  ber  ©runb 
uiib  JBoben,  of)ne  ben  bie  anbern  SSaujleine  nid)t§  bitten  fdjaf: 
fett  fönncn.    3n  bem  ^aipjitf)ume  war  bie  ^ird)t  ein  Q'm$, 
ba§  Sfber  mit  ^änbeti  fü()len  unb  faffen  fonnte.    ©o  f)atte  e§ 
bie  Seit  begehrt,         foUen  inoeffen  avtä)  i)öi)m  unb  reinere 
I  ©ebanfen  \)'m}jUQttttttn  fein  nad)  SSieler  9ßeinung,  ndöjt.  mit 
>  ön  bem  2lufbau  beä  ^ontificatä  gearbeitet  bdttcn.    @tner  frdf= 
tigen  Sbftdjt  bebürfc  bie  rotje  9Belt  unb  e§  fei  gut,  wenn  bie 
Äird)e,  um  redjt  gut  unb  fid>«r  geleitet  ju  luerben,  »on  einem 
fünfte  auö  geleitet  fei.   Die  Stidjtigfeit  biefer  ©ebanfen,  mit 
»eldjem  ba§  römifdjc  Äird)entbum  fo  oft  entfdjulbiget  worben 
t(i,  fann  tbeilwcife  jugegebcn  werben.   2llä  nad)  bem  galle  beS 
r6mifd)en  JReidjeä  bei  ber  ffiefebrung  ber  SSölfer,  reeldje  bie 
Sfdume  beffelben  erfüllten,  einmal  ber  ungeheure  unb  folgeroid)» 
ttgc  SWißgriff  gefdjeben  war,  baß  fie  nur  du|erlid)  unb  nidjt 
tnnerltd)  jum  (5l)riPentl)um  gebradjt  »orben  waren,  ba  b^tte 
eine  fold)e  Sbfidjt  unb  9)Jad)t,  wie  fte  jenem  ©ebanfen  ju  golgc 
in  bcm  ^apjltbumc  liegen  follte,  unenblid)  wobltbdtig  wirfen 
fönnen.    SSon  S?om  auö  fonnte  bann  geboten  werben,  baß  ba§ 
SSerfdumte  nadjjuljolen ,  baä  Swangelium  unter  bic  9Renf4)enju 
bringen  fei. 

e§  ftnbet  ftd)  aber  nidjt,  baß  baö  r6mifd()e  ^ontiftcat  för 
einen  fütd)en  ßwecf  jemalä  wirflid)  gearbeitet.  2)aä  ^ontificat 
jte^t  nid)t  allein  auf  ber  ©traße  fort,  weld^e  bereite  eingefd)las 
gen  worben  fonbern  eä  treibt  oud)  bie  2Be(t  immer  tiefer  ouf 
biefelbcn  ein.  Die  ßentralifation  ber  Äird)engewalt  auf  ein 
.^aupt,  weldje,  obwohl  an  fid)  fetbfl  böd)jl  gefdbrlid),  bod)  un; 
ler  »erworrenen  SSerbdltniffen  alä  etwaö  ®ute§,  biä  biefe  83er« 
^dltniffc  gel)0ben  ftnb,  wenigflenä  gebadet  werben  fann,  führte 
bie  Äivd)e  unb  bie  9Kenfd)en  eben  in  ben  ^li^anb  btnein,  mU 
d>er  im  'Allgemeinen  gefdjilbert  worben  ifl,  unb  fdjitn  ibn  f6r» 


—    19  — 


bern  unb  meieren  ju  wollen  in  üUer  SBeife.  $Da§  ^apfltf)um 
fonnte  feine  greubc  ^abcn  an  bet  SSewtrrung,  roeld)e  ftd)  ba: 
burd)  über  bie  SBelt  »erbreitete,  aber  e§  fa^  t>oä)  ^inroeg  übet 
fie  um  ber  ^aö)t  willen,  auä  beren  Uebung  fie  tieroorging. 
SKocbten  bie  ert()eilten  unb  öerfauften  Snbulgenjen  betnatje  bic 
SfRöglidjfeit  eineö  d)rijllid)en  Denfenä  unb  Sebent  unter  bem 
SSolfe  Ij'mm^mijmtn ,  mocbte  baä  SSerfaufen  ber  ISBeneficien  unb 
baä  3ufammenfd)lagen  »teter  berfetben  auf  ein  ^aupt  bieJ^eer» 
ben  um  t^re  ^irten  bringen,  wai  fümmerte  c§  ba§  ^ontiftcat, 
»orb  büburd)  nur  üUiacbt  unb  »or  Willem  @elb  gewonnen. 

@ä  ijl  im  ©anjen  genommen  immer  ein  unb  bcrfelbe  ®ei|l 
in  ben  römifdjen  SSifdjöfen,  ber  ®ei(l  ber  ^errfdjaft,  mlöjtt 
in  allen  ^rie|iern  ijt.  SBenn  fie  flreben,  ba^  Äirdje  unb  ^apfis 
tbum  ooUfommen  ibentifd)  werben  m6cl)ten,  unb  fie  firebten  wirf» 
lid)  nad)  biefem  ^itit,  fo  gefd)ie{)et  e6,  um  eine  Seitung  ju  ge» 
Winnen,  weldjc  jum  S3ejlen,  nict)t  be§  ©oangelii,  fonbern  be§ 
r6mifd)en  ©tul)teä  btene.  (5ä  ijl  eine  ®et)an!enrei()e  feit  Bieten 
3a^rl)unberten  in  ber  2Bett,  bie  fie  wo^l  ju  benu^en  »erflehen. 
2)ie  Äird)e  ijt  ibentifdj  mit  bem  ßt)ri(tent^um,  baö  (5^rifientt)um 
foU  bie  SGBelt  bet)errfdjen ,  folglid)  mu^  biefc  befjerrfdjt  njeroen 
t>on  ber  Äird)e.  £)ie  'jJäpfle  (jaben  in  bem  Saufe  ber  3eit  nod) 
ein  2lnbere§  anjufnüpfen  »erjtanben,  bic  Mix(t}t  ift  baä  ^opji: 
ttjum  unb  boä  ^apjltt)um  ifi  bie  ^irc^e.  ^)  25arauä  folgert 
fid)  nun  wieberum  wie  »on  felbfl,  atfo  mu^  baö  ^üpjltt)um, 
weld)eä  bic  Äird)e  ijl,  bic  S33elt  beterrfdjen. 

2)iefe  ©ebanfenfette  brütfet  ft(^  in  ber  ßebre,  ba0  e§  jwet  " 
©ewalten  ber  ©d)werter  gdbe,  »on  bcnen  bie  2Belt  bel)errf4)t 
werben  müffe,  ein  geijilidjeä  unb  ein  weltlidjeö,  auä.  2)  25aS 
geijttic^e  ©djwert,  baö  ©djwert  ber  Äirdje,  baS  (S(j)mxt  beS 
^apjteä,  (lebet  t)od)  ergaben  über  bem  weltlidben.  Sä  war  f4)on 
lange  gejagt  woiben,  bap  urfprünglic^  unb  eigentlich»  cä  nur 

1)  5?amentlicl)  6attc  g^icclau«  III.  ben  «Pnpjl  unb  bie  r6imfd&«  Ä;r^ 
»onftcinbig  tbentificirt.  saMlt)c(m  Occam  bffänipft  btcf«  ?fnfid)t.  Dialogu» 
pag.  493.  apd.  GoUlast.  Monaich.  Rom.  Inip.  III. 

2)  SDiefe  ict^ie  roar  fd)on  ju  Seiten  b«  ÄorcHnger  com  Äferui  bet 
213clt  red)t  oft  eingcfd)drft  mcrben.  ©ie  würbe  j<$t  nur  tüieber  red)t  früfc 
tig  baran  erinnert.  SSergeffen  toar  fie  niemnlä  roorben.  «m  «nfange  be« 
}it)c(ften  3af)rt)unbert4  ^atte  Geofiroi  de  Vendome  baö  3ilb  oon  ben  6eib«B 
@ct)tvertern  aufgefledt. 

2  • 


—    20  — 


eine  ®tmU  in  ber  SBclt  gdbe,  bie  ®eit>att  bcr  Äi'rdjc.  6ö  warb 
beutlid)  unb  bejiimmt  ju  »erflehen  gegeben,  bag  baä  n)cUltd)e 
©d^wert  nur  ein  fuborbinirteä,  belegirtcä  fei.  (5ö  rcar  ein  iiieb; 
lingögebanfe  be§  römifcben  ®ti:t)Iej>,  bic  roett(ict)e  fDkdjt,  wo 
nid)t  ganj  ju  eernicljten,  bod)  fie  ju  einer  25elegation,  ju  einem 
ßeljn  be§  romifdjen  @tu()Ie§  ju  madjcn.  2)iefer  ^lan  batte  fid) 
fcbon  fntbeic  in  ®regor  YII.  nu'3gefprocl)en,  et  fprad)  fid)  nod) 
beutlidjer  atiä  feit  3nnocenj  Hl.  2)ie  Umtlänöe  wirften  fid)tbar 
biirauf  ein.  (Sä  wac  eine  Sxegung  gegen  bie  Äirdic  unter  einige 
güvften  gefommen,  eö  rvat  felb|l  ein  nid)t  unbebeutenbeä  fürfl- 
i!cl)eä  @efd)led)t  von  einer  Äe^crei  ßngefiecft  worben,  bie  in  fid) 
eine  ganjlidjc  '^ufbfbung  ber  facerbotiiltfd^en  2J?üd)t  trug. 

£)aö  ^ontiftcat  mupte  auf  bie  äJorjleüung  fommen ,  ba^ 
e§  notbwenbig  fei,  bie  fitrfilid)e  9J?ad;t  unmittelbarer  bcm  romi- 
fdjen  ©tuble  ju  unterwerfen.  Sßaö  im  ■2(nfange  ein  ©ebanfe 
geroefen,  entfprungen  auä  ber  ^up  ju  l)errfd)en,  bie  in  einem 
üerfel)rten  S5egrt|f  oon  Äitdfje  unb  t»on  Sbrijientljum  t^re  SBur- 
5el  i)attt,  baä  fd)ien  iefjt  geboten  ju  fein  burcb  bie  Slotbwcnbig: 
feit,  ©eitbem  fid)  bie-ßage  ber  Äird^e  fo  fdjwanfenb  unb  be» 
benfUd)  gejeigt,  wie  im  jwolften  Saljrbunbert,  n?ar  nöt^ig,  baß 
baß  ^a^jptbum  allentbalben  binfdjauete  unb  aUe  9Äittel  berans 
jog,  Durd)  weldje  ein  .^alt  gewonnen  werben  ju  fönnen  fd)ien. 
SJarum  warb  feit  Stinocenj  III.  befonberä  uerfudjt  jum  wirfli; 
d)en,  »on  ben  gürften  fetbjt  anerfannten  Kecbt  ju  machen,  waS 
frübet  nur  me^r  im  '2(Ugemeincn  ber  Sffielt  üerfid^ert  worben  war, 
baß  bie  9Jeid;e  eigentlid)  ßeben  beä  apo|loIifd)en  ©tuble»  wären, 
^er  9)?ad)t  beä  ©a^eö,  baß  ba§  ^apfttbum,  weil  eä  tie  Äird)e 
fei,  aud)  bie  SÖBelt  beberrfdjen  muffe,  oertrauet  ber  römifc^e 
©tubl  nid)t  mti)x  unb  ni^t  oUein. ')   @r  wiü  aud)  ein  weltlii 

1)  ÜJie  müüitt  OTadbt  crfanntc  ja  bie  ©athe  nicmnlö  fo  on,  roic  d 
bcr  npotiolifd)e  (Stu^l  rcoßte.  @ö  luuptcn  alfo  rcol)!  OTittcl  oorauSgtfe^cn 
tDcrbcn,  ba^  fic  bcreinjl  gejmungen  tucrben  (ünntc.  SSicl  truci  ei  nid)t 
aud,  ivcnn  einictnc  giirllcn  in  grogcr  5Iot^  bic  ©äijc  ber  ^päpiic  jumcilcn 
anerfannten.  ©o  9efcl)at)  cä  freilid)  in  einem  ®d)reit'en  be6  Äaifer«  OTis 
(^acl'PaläcIüöUe  an3o^ünne»  XXII.  a)iefer  fagte:  Suromae  supereininentiae 
Apostolicae  sanctitatis ,  cui  iidelis  quilibet  in  Cliristo  subesse  non  debet 
ambigere,  spe  certa  et  üde  praeclara  me  totain  conlidenter  exponens  il- 
lius  imperio  ,  cui  servire  perpetuo  est  regnare.  Epist.  Mich.  Imp.  apd. 
Wadding;.  Annales  Minorum  V.  pag.  9. 


—    21  — 


d)e§  S3anb  tjaUn,  bmd)  trcidfjeä  bie  9ieic^e  on  i^n  gefnüpft 
wären,  unb  biefeS  war  baö  8ef)n§i)erl)o[tmf .  25er  romifcbe  ©tuljl 
foUte  ftdj  ber  SBelt  barjtellcn  die  eine  SO?acI)t,  wetdjet  ®ef)orfam 
ju  geben  fei  auä  einem  boppelten  ©runbe,  juer|i  »peil  er  bte  Äirc^ic 
wax,  »eil  er  ber  Stattljalter  ®otte§  auf  ßrben,  bann  weil  et 
oud>  in  wettlicljer  ^infidjt  ber  ober)!e  ße^nStjerr.  SBie  in  bem 
S3ifd)of  unb  in  bem  'äbt  ber  weltlidje  unb  ber  geijiltdje  ßf)üraf= 
ter  fo  in  @in§  jufammengefIo|Ten  war,  baf  bie  9)?enfd)en  fi'e 
?aum  mef)r  ju  trennen  »ermoc^ten,  fo  füllte  ein  foldjer  Sufam: 
menguß  weltlicl)er  unb  geijiiger  SSebeutfamfeit  ouc^  in  bem 
^apjtt^um  ftattfinben.  £)ie  ^äpjie  wollten  bie  <Sad)e  factifd), 
bie  @elel)rten  follten  fte  bogmatifd)  begrünben.  ^  2)iefe§  ©tre= 
ben  gelungen,  fo  war  ber  le^tmöglidbe  ©rab  ber  facerbotalifd^en 
Wtaä)t  üerwirElidjt.  9lur  einige  leife  2lnfängc  Ijaben  bie  ^äp^t 
in  ber  ^vari§  legen  fönnen.  @djon  biefe  waren  genug,  um  eine 
@rfcl)ütterung  ^»eröorjurufen,  in  ber  bie  jeitl)erige  Äircl)enweifc 
unterjugel)en  brol)ete.  @inc  SSerwirrung,  eine  SSerjweiflung, 
ton  weld)er  eä  fd)wer  ift,  ftd)  einen  »oUfianbigen  SSegriff  ju 
mad)en,  fam  über  bie  SBclt.  2)iefe§  war,  wo§  nocl)  ju  man= 
geln  fdjien,  um  bie  S3egriffe  ber  9}Zenf4)en  über  baä  rümifrf)c 
Äircijent^um  aufjuflären. 

2Bie  baffelbe  bie  einjelnen  Zi)eik  be§  menfd)licl^en  8eben§ 
JU  JSrofllofigfeit  gefüfjrt  unb  ju  Sammer,  fo  fdjien  e$  aad) 
einmal  ba6  gcfammte  2?afein  ju  einem  Ijeftigen  unb  wllben  3u= 

1)  Wn  ^offdf)riftjlclIern  foniitc  ti  nxd)t  fe()(t'n  unb  ^at  cS  ntemalö  gcs 
fc()It.  5(uf  unabtjöngigc  0e(c{)vte  »ar  fretlt^  nid)t  ju  jä^lcn.  ©eitler 
gab  e*  ju  attcr  Seit.  3m  oitrjc^ntcn  3a^rf)unbert  »or  bct  Unflbf)än; 
gigtettSfinii  bcfonbcrö  rege  gercorbcn.  <Scl6jl  bie  (StwaU  ber  ^pdpfle 
übet  feie  Äircf)C  greift  er  uielfad)  an:  De  principatu  ecciesiae  Romanae 
diversi  diversas  et  adversas  affirmant  sententias.  Quibasdam  dicentibus, 
quod  nec  beatus  Petrus  nec  aliqois  succcssor  ejus  nec  Romana  eccie&ia 
super  alias  babnit  a  Deo  principatum.  Imo  dicunt,  quod  nec  beatus  Pe- 
trus ex  ordinatione  Christi  superior  fuit  aliis  Äpostolis  nec  aliqnis  Epi- 
scopus  ex  ordinatione  Christi  est  superior  alio.  Unde  quinquc  assertio- 
nes  probare  nituntur:  quod  beatus  Petrus  non  Labuit  ex  ordinatione 
Christi  principatum ,  quod  Petrus  non  fuit  Romanus  episcopus,  qnod 
Petrus  ex  ordinatione  Apostolorum  principatum  obtinnit,  quod  ex  ordi- 
natione Christi  nullus  sacerdos  super  alios  habet  potestatem,  quod  Ro- 
mana ecciesia  a  Constantino  Imperatore  prinoipatam  obtinnit.  Gnil.  de 
Occam.  Dialogus  pag.  483.   Goldasti  Monarch.  RomaR.  Imp.  FIT. 


—    22  — 


f«mmenfd)Ia9en  füljren  ju  muffen,  um  fid?  bcn  fWenfdjen  gonj 
ju  erl)drten.  SBo  ober  bic  2eud)te  beä  ^»angeliumä  fef)l(e,  ba 
fd)ten  aud)  bte  l)cftigfle  3er»ürfni^,  in  treldje  bic  Äird)e  mit 
ftd)  felbjl  unb  mit  ber  SBelt  geriet^,  jur  a5elel)run9  ber  «Ken» 
fd}en  im  ©anjen  genommen  nur  wenig  beitragen  ju  fonnen,  ot§ 
foUte  erwiefen  werben,  ba^  e6  julefjt  nur  ein  ^eil  gäbe,  bie 
ßrfenntnif  ber  SBüf)rbeit  au§  bem  (Joangelio. 

2)iefe  SSermirrung  lag  in  ber  SSerlegung  beS  apoftolifdben 
(5tuf)le6  md)  2föignon  unb  in  bem  gropen  (3d)iäma  ber  Äird)e, 
roetdjeä  ftd)  barauä  entwicfelte.   9Kit  biefen  2)ingen  ift  e§  fetts 
fam  unb  natürlidj  jugfeid)  gefommen.  2)ie  @oange(if(f)en  t)aben 
eine  jlarfe  au§  ber  @d)rift  gewonnene  Ueberjeugung,  baf  eS  ein 
^a^jlt{)um  in  ber  djrijtlidjen  @efeUfd)aft  nid)t  geben  fönne,  ba^ 
bie  Sbeen,  flu§  benen  eö  erwad^fen,  falfd)e  unb  »erfe^rte  waren. 
2)arum  Ijaben  ft'e  bü5  ^^a^pfttbum  oerworfen,  fo  wie  bie  ge^ 
fammte  romifdje  Äird^e.   Sine  et>angelifd)e  Sßelt,  wäre  fie  nod> 
im  fJKittelatter  gebilbet  worben,  mü^te  in  fid)  felbft  immer  »oH^ 
fionbige  Siube  jwifd)en  (Staat  unb  Äir^e  gel)abt  b^ben,  bcren 
feinbfeligeS  Sufammenjlofen  biet  etwoä  rein  Unbenfbareä  ifl« 
25ie  htbolifd^e  SGBelt  i)attt  jene  Ueberjeugung  nidjt  gewons 
nen,   gafi  unbebingt  glaubte  fte  2£IIeä,  wa6  bie  ^irc^e  i^r  ju 
fagen  für  gut  fanb,  ba  bie  9K6glid)feit  ber  üßeurtbeilung  ibr 
genommen  war.   £)a  aber  bie  St\xd)t  fo  SSieleä  fagte  unb  fo 
SSieteS  tbat,  waä  auf  bie  SSerwirrung,  ja  auf  bie  S^rjiörung 
bc§  £ebcn§  bin^^rbettete,  fo  war  e§  nidjt  anberä  moglid),  alS 
baß  ein  fcbwereä  SKi^bebagen  fid)  unter  ben  SÄenfcben  gefialtete. 
SQSie  oft  preßte  ber  3uftanb  ber  £iinge  frommen  Seelen  a;öne 
ber  SScrjweiflung  auä.    2ßaä  aber  bie  ^äpjte  ju  fagen  für  gut 
fanben  von  ben  bop^jelten  ©djwertern  unb  oon  ber  ©ewalt, 
weldje  fie  über  bie  ganje  SCBelt  i)axttn,  ba§  fonntc  wenig  ©lau» 
bcn  ftnben  bei  ben  fürjllid^en  ®efd)ted)tern.    ©ie  fonnten  eS 
fd}on  borum  ntcbt  glauben,  weit  fte  bann  an  ibre  9ZuUität  »or 
bem  r6mifd}en  ©tuble,  ja  an  ibrcn  Untergang  geglaubt  bitten. 
2tud)  fagten  bie  ^ä^jjle  unb  ibre  greunbe  eS  allein,  bag  ba§ 
Jg)errntbum  über  bie  -Belt  im  ^ontiftcat  liege,  unb  "Unim  bat» 
ten  oft  genug  gefagt,  ba^  bie  geijllidje  unb  bie  weltlid)e  3)?ad)t 
jwei  grunbüerf^iebene  J)inge  wären,  bie  in  ibre  gegenfeitigen 
Sefugniffe  nid)t  einjugreifen  bitten.   2llfo  erbielt  fid)  ber  ®e= 
banfe,  baf  bie  furftlidje  SOlacbt  etwaä  greieS  unb  ©elbftftänbi' 


—    23  — 


Qti  fei ,  t>a5  von  hm  romtfdjen  ©tutjle  niä)t  ob^ange.  (gelbfi 
bei  benen  er()ieU  ftc^)  biefer  ©ebanfe,  luelcbe  nid)t  ju  beurt^eilen 
eermodjtcn,  bag  ber  ^Begriff  üott  ber  Äirdje,  flu§  roeldjem  ficl> 
bie  ^ratenfion  auf  bie  mltüd)t  fKac^t  erJ)oben,  ein  fiilfcl)er  unb 
Bcrfefjrter  fei,  »reldje  ni4)t  faben,  ivie  fett  Sab^b^n^^rt«" 
SixAt  bemübt  geiuefen,  SBelt  unb  Stixä)t  burcl)  einanbet  ju 
werfen. 

(I§  waren  nun  aber  mebrere  SSorgangc  gefommen,  weldje 
einen  tiefen  ßinbrucf  auf  bie  Surften  macben  mußten.  3)at)in  ge« 
borte,  bü^  ^apjl  ^nnocenj  III.  ben  .Ronig  Sob^nn  »on  ©ngtanb 
genot^igt-  batte,  fein  JReidf)  unter  bie  ßebn^oberbobett  bea  römifcben 
©tubleä  JU  jlellen,  ber  gall  be§  macbtigen  ©rafenfjaufeä  a;ou: 
loufe  unb  oor  TLÜtm  ber  um  bie  fSlittt  beä  breijebnten  3obrbun= 
bertä  burd)  bie  ^dpfte  berbeigefübrte  ©turj  ber  .^obenftaufen.  SSet 
biefem  Unteren  ©reigni^  war  e§  3eberinann  flar  geworben,  ba^ 
bie  ^äpjle,  obwobt  fie  [immer  nur  für  religiöfe  unb  firdjlicbe  3wecfe 
JU  arbeiten  bebaupteten,  etgentlid)  bocb  gefdmpft  auä  einem  po; 
litifcben  ©runbe ,  bap  fte  bie  .^obenfiaufen  gejlurjt  bötten ,  weil 
biefe  nacb  ber  .^errfcbaft  Stalienä  jtrebten  unb  weil  eine  folcbe 
J^errfcbaft  bem  apoflolifcben  <Stuble  unbequem  war,   2)er  gaU 
ber  .^obenjlaufcn  batte  in  ben  anbern  dürften  unb  befonbcr»  in 
benen,  weldje  burd)  bie  ßage  ibrer  ßdnber  Icidjt  in  nabcre  35«= 
rübrung  mit  bem  römifdjen  ©tuble  fommen  fonnten,  baä  ®t-. 
fübl  erjeugen  muffen,  ba^  bie  ^dpfte  eä  trefflid)  »erflünben,  ben 
Flamen  ber  .Rircbe  ju  braudjen,  wenn  fie  ein  fürftlidjeä  @e= 
fdbtecbt  jerfd)lagen  wollten,  ba§  ibnen  in  weltlid)en  25ingen  jus 
wiber  war. 

25ie  gürften  famen  in  SSerlegenbeit  unb  ©orgc.  2Bie  foUte 
man  fid)  gegen  baS  ^ontiftcat  fcbirmen?  (5ö  war  fcbwer,  ben 
köpften  JU  beweifen,  baf  fte  feine  9)2ad)t  \)atttn  über  bie  2Beft, 
nadjbem  bie  2Belt  unb  bie  Äirc^c  feit  fo  oiclen  ^ab^bunberten 
burd)  einanber  geworfen  worben,  e§  war  nod)  fd)werer,  eine 
ßinie  ju  jieben  jwifcben  ben  fird)lid)en  2)ingen,  über  weldje  ber 
^apft  ju  walten,  unb  ben  weltlidjen,  über  welcbe  er  nidjt  ju 
walten  b^be.  Ttlfo  fonnten  felbfl  bie  bejien  fatbolifdjen  gürfien 
öon  ben  ^dpften  jeben  2fugenbli(f  in  bie  ©efabr  beä  Untergam 
gcä  geftogen  werben.  25agegen  fdjienen  SKapregetn  genommen 
werben  ju  müffen.  2)ie  fat^olifdje  SBelt  in  ibrem  SRifbcfjagen 
üb«  ben  äuftanb  ber  £)inge,  in  weld^en  fte  ftt^  beftnbet,  greift 


—    24  — 


ba[t>  f)ier{)tn  utib  balb  bort^in,  um  ftd)  ju  fdjirmen  »or  Sewlr« 
rung.  "Kbex  ba§  angewenbete  ©d)ufemittel  tfi  oftmals  nur  eine 
neue  unb  größere  SSemtrrung. 

(Seit  langer  Seit  waren  bie  ^apjle  Staltener,  bie  ^orbü 
näte,  von  benen  fte  gcrodl^It,  auö  bcren  9J?itte  fie  grD^cntl)ei(ä 
genommen  würben,  ebenfallö  ^tolisner.  2)iefeö  ijt  nun  offene 
bar  um  bie  '^tit,  ba  ber  Untergang  ber  «&oben|taufen  einen  gro? 
fen  ©inbrucf  gemad)t,  bem  franjofifcben  Äönigöfjaufe  bebenttid) 
»orgebnimcn,  unb  eä  ifl  ber  ©ebanfe  aufgefaßt  n>orben,  ba§ 
.farbinalöEoUegium  mitgranjofen  anjufüUen  unb  nad)  SK6glid)= 
feit  nur  §ran5ofen  auf  bcn  apoftolifdjen  ©tu()l  ju  bringen,  um 
[icb  öor  bem  ^ontificat  ju  fct}irmen.  Sem  franjöfifcben  Äleru§ 
trauet  man  nationale^  ®efül)I  ju  unb  ^offt  oon  biefem,  ba^ 
er  bem  facerbotalifc^icn  ®eifte  bie  SBaage  (jalten  werbe,  alfo 
ba^  bann  für  granfreidf)  nid)t5  ju  befaljren  fei,  ba  man  üor 
bem  ^ontificat,  an  weld^eä  man  glaubt  ober  on  wetdjeä  man 
bei  ©efabr  beä  Untergänge^  auf  eine  anbere  Sßeife  ju  t)alttn 
gen6tt)iget  ift,  auf  ber  anbern  Seite  bod)  beö  <3d?ufee§  bebarf. 

S)ie  ^äpfle  in  il)rer  SSerblenbung  gegen  bie  legten  >^o^en-- 
ftaufen,  weldje  fie  alä  ein  gefäl)rlid)e6  @efd)(ed)t  nod)  jlürjen 
wollten,  alä  fie  bie  ^errfd)aft  über  2)eutfd)lanb,  über  baö  obere 
unb  mittlere  Italien  aufgegeben  unb  ftd)  auf  bü§  untere  rebu= 
cirt  l)attcn,  führten  bie  granjofen  felbft  nad)  Stalien,  brad)ten 
baburd)  eine  näljere  S3erbinbung  b^vbei  unb  gaben  gleid)fam  ber 
franj6ftfd)en  ^olitif  bie  ^anb^abe,  an  weldjer  fie  felbjt  erfa§t 
werben  Eonnten.   9'iad)bem  ber  ^lan,  ftd)  felbfl  in  ben  S3ef{^ 
beä  untern  St^ilien^  5"  bringen,  mißlungen  war,  warb  biefeä 
Stctd)  —  €§  üerfiebt  fid)  alä  ein  2el)cn  beä  apofiolifdjen  ©tut)» 
le§  —  bem  ©rafen  Äarl  »on  '2(n)ou,.bem  58ruber  Äonig  ßub; 
wig  IX.,  aufgetragen.  2)ie  granjofen  finb  jwar  felbjl  bebenflic^ 
unb  febr  bebenflid)  über  bao  SSerfabren  beä  r6mtfd)en  ©tubleä 
gegen  bie  .^obenjtaufen  unb  gegen  anbere  gürften  geworben, 
fie  geben  ftd)  aber  jur  SSoUjicbung  ber  apo|lolifd)en  Entwürfe 
ber,  aber  nur  unter  einer  Sebingung ,  bag  baburd)  bie  frans 
j6fifd)e  dJladjt  geweigert  werbe,    ©erabe  bei  biefem  äufammem 
arbeiten  mit  ben  *ipapjlen,  weld)e  man  auf  ber  anbern  ©eite 
bod)  fürd)tet,  ift  e§  red)t  bringcnb  notbwcnbig  geworben,  Äar= 
binaläfollegium  unb  ^ontiftcat  mit  grnnjofen  anjufüUen. 

j\arl  *jcn  '.'Injou,  nid)t  ol)ne  ^inbernifTc  »ielfad)er  "Kxt, 


I 


—    25  — 


flber  ntdjt  of)ne  8ifl  unl»  ®efd)i(f,  füllet  burc^  feinen  Sinflu^ 
bül  ÄarbinQlsfoÜcgium  mit  granjcfen  an,  unt»  biird?  tiefe  foms 
men  immer  baiip^er  granjofen  auf  ben  apojtoIif(|)en  ®tui)I.  ^) 
^aburd)  rcirb  eine  förmlidje  SieüoUitton  fjerbeigefubrt.  25aS 
^ontificat  fdjcint  feine  fteie  unb  unabhängige  (Stellung  »erloren 
ju  biiben,  n>enn  ein  granjoä  ^apfr  fleirorten:  e§  arbeitet  bann 
me^r  nad)  bcm  ^^tcreffe  ber  fr>injcftfd)en  Ä6nigäl)dufer  al5  nad) 
bem  Sntereffe  ber  Äir(l)e.  3>^if4>fn  bem  i)oi)in  franäöftfd)en  unb 
bem  i)obtn  italienifd)en  Ä[eru§,  ber  fid)  unnjjUig  um  ba§  5>on; 
tiftcat  gebradjt  fielet,  bilbet  fid)  eine  bittere  »Spannung.  Äarl 
von  3tniou  aber,  inbem  er  eine  gute  äa^l  granjofen  in  baä 
Äarbinaläfoüegium  brad)te,  ^at  babet  juerft  in  bem  aügemets 
nen  ©ebanfen  feineä  ^aufeä,  bann  aber  aud)  in  feinem  befons 
beren  3ntereffe  gearbeitet,  gr  tenEt  gropen  Entwürfen  nad): 
ganj  Italien  rciU  er  unter  feiner  ^errfc^taft  »ereinigen  unb  baS 
9?eid)  ber  ^alaologen  erobern.  3u  flUen  biefen  2)ingen  foUen 
bie  franjöftf*en  ^'»äpfte  bienen.  2fud)  get)en  bie  ©ad)en  gut, 
wenn  granjofen  ^^äp|le  finb,  unb  t$  oerbient  beadjtct  ju  roers 
ben,  ba^  bem  facerbotalifdjen  ©eifte  tüirflic^  ein  ©egengewidjt 
»on  bem  S^ationalgefü^l  beä  tjoben  franjcftfd)en  Äleruä  get)at  - 
ten  wirb.  Äommt  aber,  ba  granjofen  unb  ittaliener  fid)  ttxva 
nod)  in  gleid)er  Stdrfe  in  bem  Äarbinaläfollegium  entgegenjlcj 
^en,  ein  Italiener  auf  ben  (Stuf)I,  fo  finbet  ein  Streben  gegen 
bie  ^(anc  ^art§  ftatt,  »or  bcm  er  oftmals  wieber  €inen  Sd)ritt 
jurücftt)un  mup. 

Xiie  ^auptlinie  beS  franä6|Tfd)en  ÄönigSl)aufe§  fd)eint  ftc^ 
eor  ber  ^anb  »enig  um  bie  äßemü^ungen  Äarlä  »on  *Äniou 
mit  bem  ^ontiftcat  ju  fümmern.  Sie  ^atte  aber  aud)  gar  nid)t 
nöt^ig,  tf)ätig  einjugreifen,  ba  öon  Marl  fc^jon  gefcljat),  reaä  im 
3ntereffe  beä  ©efammtbaufeä  ju  t^un  tvat  unb  ba  e§  »on  bies 
fem  beffer  gefd)el)en  fonnte  alä  oon  ibr.  Qin  3ufammenf)ang 
ber  2tnftd)ten,  ber  S5ered)nun9  unb  ber  ^olitif  fanb  jeben  gaU 

1)  <S6  war  bffonij^rä  nad)  bmi  Jobcbcä  «Papfic«  OlkofauSlII.  ini3a^re 
1281,  bog  ber  fran;c|ifd)e  ^nflu§  bcmcrtbür  t)crricrtrat.  Äarl  son  STnjou, 
ber  f*cn  früher  mehrere  granjpfcn  in  ba«  Äarfcinalffcacgium  gebraut 
^»atte,  cnroang  bie  aSabt  eines  gran^ofcn  jum  ^apft,  Sinionä,  btä  Äar» 
binal« ,  ber  früljer  eancnicud  son  Scut«  gereefcn  roar,  unb  welker  ben 
DIanicn  OTartin  IV.  annabm.  Sismonde  de  Sismondi:  Histoire  des  re- 
pnbliques  italiennes  III.  pag.  452.  453. 


—    26  — 


(e§  flatt.  T)a$  Einbringen  ber  granjofen  in  ba§  Äarbinal§fo(: 
legtum,  bie  barau§  ent|le^enbe  Spannung  mit  bcn  Italienern 
war  ber  crfte  ©runb  ber  ftcfj  immer  weiter  gefialtenben  58er; 
»irrung. 

SGBie  aber  bie  apoftolifd)e  ©ewalt  beinotje  in  bie  ^anbe 
ber  granjofen  gegeben  tft,  fo  fdjeinet  ber  ©taube  ber  2öeft  an 
fte  etn>a§  ju  fdjwanEen.   2)aä  jeigt  ftd?  in  einem  SSorgange, 
ber,  weit  er  fajl  unmittelbar  folgenb  auf  ben  Untergang  ber 
^ot)enflaufen,  IBefremben  erregen  mu^.  ©icüien  empört  fid)  ge^ 
gen  ba6  ^auö  Tfnjou.  £)er  Äönig  ^ebro  III.  uon  2Cragonien 
wirb  jum  .König  biefer  3nfcl  gewal)(t.  2)ic  franjöfifdjen  ^äpjie 
fahren  mit  einem  ungef)euren  Ungeftüm  gegen  bie  ^fragonefen 
unb  ©icilianer  loä.   Züt  SO?tttet,  burd?  weldje  fo  eben  bie  S^o-. 
^)en|Iaufen  gefallen  ftnb,  S3ann,  Ercommunication,  Unterbiet, 
werben  gegen  ba§  föniglicbe  ^au§  von  2fragonien  in  Bewegung 
gefegt.    Q$  bleibt  HÜti  »ergebend  unb  ber  apopolifd^e  «Stubl 
fte^)t  ftd)  gen6tf)igt,  ben  .Äönig  won  2tragonien  abjufe^en.  &n 
franjöfifd)er  ^rinj,  Äarl  öon  SSa(oi§,  ©ruber  ^^ilipp  III., 
foU  2Cragonien  empfangen  als  ein  apo(lolifcI)e§  2et)en.  ^)  X)ie. 
granjofen  laffen  fid)  bie  3Bei|e  ber  ^äpfle  wieberum  wobl  ges 
füllen,  wenn  fi'e  nur  ju  il)rem  SSortbeil  lauft.   ®te  beginnen 
ben  Ärieg  gegen  2fragonien.   Kbex  inbem  e§  fid)tbar  geworben 
tp,  bo^  bie  .'©onner  beg  apojlolifdjen  ©tubleä  für  bie  granjofen 
in  SSemegung  gefegt  werben,  fd)einen  fie  ftc^  jugletd?  aud)  abs 
geftumpft  ju  Ijaben.   ^aö  9^ationalgefül)l  ber  3(ragoncfen  wirb 
oufgcregt  unb  bie  granjofen  unb  bie  ^apjtc  fönnen  nidjtä  bin- 
ouSfübren.   ^ie  (Sad)e  jog  fid)  febr  lange  bin  unb  e§  mu^te 
tnt)üd)  ein  2Cbfommen  mit  bem  ^aufe  2(rögonicn  getroffen 
werben,  burd)  weldjeS  bie  2lutoritdt  be§  r6mifd)en  ©tufjleS 
faum  nod)  bem  9Zamen  nac^  gerettet  wirb.^) 

1)  3)urd)  Me  3uae  OTartin  IV.,  be«  ^roinofen,  Pom  3rtf)K  1283. 
Raynald.  Annales  ecclesiae  XIV.  pag.  342.  5)cr  neue  Äönio  t)at  4U 
fcl)it>ören :  plenum  et  legium  vassalagiam  et  homagium  faciens  ab  hac 
hora  lidelis  et  obediens  ero  beato  Petro  et  Domino  meo  Martino  san- 
ctaeque  ecclesiae  Ronianae.    Raynald.  Annalet  ecclesiae  XIV.  pag.  340. 

2)  25onifndu«  VlII.  fd)Io6  im  ^at)xt  1303  mit  griebrid)  oon  ©icilien, 
einem  ©üf)ne  fpcbro  III.  einen  Sractat,  oermöfle  beffen  t^m  bie  3nftt  ali 
«in  oon  Wapd  getrennte*  0?cid)  oetfclieb.  Raynald.  ad  an.  1303  Annalet 
ecclesiae  Xiv,  pag.  574.  2)te  «ragonefen  Rotten  lautet  SSort^eil  gehabt 


—    27  — 


£)tefe§  gefdja^  erff,  üIS  baä  SScrtjdftntf  jwifd^en  ben  grati» 
jofen  unb  ben  ^d;p|len  fc^on  eine  feltfame  Sßenbung  genommen 
l^atte.  2)te  itaftentfcf)en  Äarbindfe  muffen  mit  bem  ^odjjlen  Uns 
»iUen  gefeljen  t)aben,  roaä  bie  granjofen  mit  bem  ^ontifuat 
oorgenommen  (jatten.  :©ie  !D?ad)t  beä  ^aufes  Tfnjou  in  Italien 
jtntt  burd)  bie  Cosrei^ung  ©icilien§.  @§  gelingt,  mit  ^ono* 
riu§  IV.  »ieber  eine  9ieif)e  italienifd)er  ^äpjle  ju  beginnen. 
2(uf  benfelben  folgte  ßolejün  V.,  roeldjen  im  Sal)rc  1294  580= 
nifaciuä  VIII.  tjom  apojlotifd^en  @tu()te  brdngte.  2}?an  Eann 
nun  baä  getragen  ber  itatienifdjen  unb  bcr  franj6ftfd)en  ^art{)et  , 
genau  untcrfdjeiben.  Sene  fircbt  nad)  einer  freien  unb  unbtJ 
bingt  freien  (Stellung  be§  ^ontiftcotö ,  bicfe ,  ol)ne  fi*  aller 
^)onfiftcaIifd)en  Sbeen  ju  cntf4)(agen  unb  ol)ne  gerabeju  üufjus 
^6ren  für  fid)  ju  arbeiten,  »erfolgte  bod)  nod^  ein  anbereä  Sn^ 
tereffe,  baö  mit  bem  ^ntereffe  bei  r6mif(l)en  ©tut)leä  juweilen 
fd)led}tt)in  nidjt  vereinigt  werben  fonnte.  2(ber  eä  fjatte  rcieber 
eine  9?ei^e  italienifdjer  ^dpfle  begonnen,  unb  SSonifaciuö  xoax 
ber  er|te  unter  it)nen,  ber  bie  83er{)dttniffe  ȟrbigte  unb  \\6) 
wieber  ganj  frei  bewegen  ju  muffen  glaubte. 

war  ben  granjofen  im  2lUgemeinen  nid)t  juwiber.  0 
@ö  ^atte  ii)n  aber  etwaä  fel)r  bebenflid)  gemadjt.  «Seit  Idnge'^ 
alä  einem  3abrl)unbert  Ijatten  feine  SSorgänger  fap  |teten  .Kampf 
mit  ben  beutfd)en  .Eönigen,  bie  jugleid)  ^erren  3talien§  fein 
foUten,  gel)abt.  (Sie  t^atten  bie  ^ilOung  eineä  fiarfen  unb 
früftigen  Äonigt^umä  »erbinbern  wollen.  £>iefe5  war  nun  er» 
reid)t.  Unterbeffcn  tjafte  man  granfreid)  auger  3Cd)t  laffen  müfs 
fen.  £)^nc  3weifel  fo^  SSonifaciuö  mit  ©djreden,  bag  e§  fo 

»on  Im  apofioUfd)«n  Sorne.  3aco6  ,11.,  Sriebri^ö  Sruber,  ^attc  jum 
©d)ctnc  bic  3nfcl  ©icilien  aufgegtfccn  unb  »on  Sonifaciuö  VIII.  bas 
für  bie  S8fU()nung  mit  ©arbinicn  unb  Äorfifa  |crf)attcn.  SismonHe  Me 
Sismondt:  Histoire  des  repviMiques  italiennes  IV.  pag.  90.  !J)ic  töniglic^e 
gainilif  oon  Wrogontcn  ptrilänbtg«  ftd)  aber  in  fid)  felbff.  gricbrid)  ^atte 
nun  bi«  ^errfd)Qft  ©iciliend  übernommen,  unb  mit  btcfcm  niu^te  fid)  ber 
fpapft  burd)  ben  5roctat  com  3a^re  1303  ebenfaQö  abftnben.  ©nrbinien 
eroberten  bie  Wragonefen  nun  fpäter  im  3Qbre  1328,  unb  nun  Ratten  fie 
aQen  opofloltfc^cn  l^onnern  ^um  Sro|  itoei  £änbei  gewonnen,  @arbini<n 
unb  ©icilien. 

1)  Sonifaciui  VIII.  toat  ti  ja  bcfonberd,  \tx  einen  Smeig  ber  ncapo 
litanifd)en  ^opetinger  auf  ben  S^ron  oon  Ungarn  beförberte. 


—    28  — 


weit  gefommen,  baf  eine  ei9eiitlidt)e  <Btc^at^cmU  fid)  in  ^tanh 
retd)  b'übcn  wollte.  9J?ei)rere  von  bcn  fletnereii  franjöfifdjen 
gürten  waren  bereits  »erfc^)n)unben.  2Die  Äirdje  felbfl  Ijatte  bie 
©raffdjaft  Souloufe  ben  Äönigen  gewiffermapen  in  bie  .^dnbe 
geliefert.  9lur  einen  nümfjaften  9ladt)t^eil  t)atte  granfreid)  et-- 
faf)ren.  Subroig  IX,  i)atU  bem  Äönige  »on  ©nglanb  auä  un^ 
:politifd)er  grommigfeit  einen  5£f)ei(  ber  englifd^en  ^rot>injen  in 
granfreid)  jurücfgegeben,  n5eld>e  unter  ^[)ili^)p  ^lugufl  bereits 
eingebogen  worben  waren.  ^)  X)tx  Seitgenofje  bcö  ^a^pfteä  ffios 
nifaciuS,  Äönig  *3)^iüpp  ber  @d}6ne,  fdjien  bie  ©üd)e  wieber 
gut  madjen  ju  wollen,  dr  i^at  im  Sal)re  1294  Ärieg  mit 
©buarb  I.  bem^onig  »on  ©nglanb  begonnen,  weld)cr  benäwed! 
Ijatte,  bie  »erlornen  ^rooinjcn  wieber  an  bie  Ärone  ju  brin; 
gen.  35er  Äönig  Ijattc  aud),  wie  ftd)  balb  jeigte,  noc^  anberc 
n)id)tige  ©ebanfen.  2)er  ®raf  öon  glanbern  l)atte  ftd)  in  bie; 
fem  Äriege  mit  ©buarb  oon  ©nglanb  gcbünbet,  unb  ber  ,Ä6nig 
»oÜte  bieä  benu^en,  um  bie  ©raffdjaft  glanbern  ebenfalls  an 
bie  Ärone  ju  bringen. 

2)aä  war  ctwaS,  waä  baS^ontiftcat  burd)flu§  niäjt  bulben 
fonnte,  wenn  eS  aud)  nur  feine  gegenwartige  Stellung  behaupten 
wollte.  SBaöfoIlte,  wenn  einer  üon^bcn  franjoftfdjen  gürten  nad> 
bem  anbern  »erfd)wanb,  einen  Äonig  »on  granfreidj  wol)t  noc^ 
n6tl)igen,  bem  Zapfte  gel)orfam  ju  fein?  2)ie  ^dpfte  waren  bie 
«ütürlidjen  S5efcl)üfeer  beS  geubalwefcnä,  in  bem  einer  fid)  brau^ 
ä)tn  tie^  gegen  ben  anbern,  unb  bie  natiirlid)en  ©egner  bet 
uneingefd)rdnften  ÄönigSmadjt. 

SBenn  S5onifaciu6  ben  Jlampf  mit  bem  .Ronige  beginnt, 
fo  tfl  er  beS{)alb  in  feiner  (Stellung  al§  [^apjt  genugfam  ge» 
rcdfjtfertiget.  ߧ  galt  bie  9}?6glid)feit  te§  gegenwärtigen  ^ontts 
ftcatä  für  bie  Sufunft,  unb  baS  S^b<i)^t  wollte  an  baS  J^öcfeflc 
gefegt  fein.  2)er  ^apft  fc^eint  bie  Entwürfe  be§  Äonigä  befon* 
berä  wegen  glanbern  genau  gefannt'ju  baben.  £)er  Äonig  Ijat 
bie  3;od)ter  be§  ©rafen  als  ©ei^el  bei  fid)  behalten.  Der  ®raf 
wenbet  fid)  beSljalb  an  ben  ^ap(!.  S3onifaciu§  begeljrt,  bap 

1)  25cr  fromme  Cubmio  gaö  im  3n^rc  1258  an  ^»einrid)  III.  »onSngs 
Innb  für  bie  eefficn  ber  Olormanbie,  Wnjou,  Sourainc,  OJtainc  unb  'Peitou 
jurüdC.  ©uiennc,  ßtmoufin,  Querct)  unb  'Pcrigorb.  Philipp,  de  la  legis- 
lation  en  France  a  I'avenement  de  Saint  Louis  pag.  183. 


—    29  — 


jene  freigefafTen  werbe.*)  "Kbtx  ben  Äontg  fummert  btefeS  S5e- 
gebren  nirfjt.  ffionifaciuS,  roeil  granfretd)  unb  (Jnglanb  bic 
Äird^en  betleucrt  Ijatten,  crldpt  im  ^Qijre  1296  bie  S3uUe  cle- 
ricis  laicos,  in  lücldjer  bcr  alte  @a§,  bß^  bie  2ScIt  nid)tä  an 
bem  Äirdjen^ute  ju  l'djöffen  t)abc,  neu  eiiigefctärft  ifi.  ^)  üJJit 
ben  4)'Juptä«^'i»ffn  beä  ^Papfles  f^angt  biefe  S3ulle  weiter  nicht 
jui'ammcn:  benn  ba  ^l)ilipp  frurf  unb  beftimmt  bas  ©egentljeil 
beljaupfet,  nimmt  fte  ber  -Papii,  in  fo  weit  fie  iid)  auf  %xAnh 
reid)  bejiet)n,  jurücf.  Sn  allen  billigen  Singen  giebt  ber  "Papjl 
ben  granjofen  gern  nad),  aber  bie  SilDung  einer  großen  fran= 
jofifcljen  3J?onat(i>ie  fann  fein  *l)apjt  gebulöig  anfcljn. 

*Pl}ilipp  ber  Sd)6ne  aber  »erroirflidjt  feine  ©cbanfen.  Qx 
bemciftert  fid)  glanbernä,  nimmt  ben  trafen  im  Sabre  1300 
gefangen  unb  läpt  burdj  feinen  2cl)n5l)of  bie  ©raffc^aft  für  bie 
,ßrone  confisciren.  ^)  25er  ^ap|l  ifr  auf  2fÜeä  bereitet.  (£os 
gleid)  fenbet  er  al»  feinen  Legaten  ben  ©ifdjof  »on  ^amierä  an 
ben  Äonig.  3n  ber  fdjärfften  ^Sprache  mupte  biefer  reben  unb 
beutlic^  mit  S3ann  unb  3nterbict  broben.  2)erÄünig  foUe,  lau= 
tete  baä  (Sebot ,  nicht  alleitf  ben  ©rafen  oon  gtanbern  frei 
laffen,  fonbern  auch  felb)!  nach  bem  9J?orgcnlanDe  jiet)cn  ben 
bebrängten  6f}rifien  ju  ^ülfe.  ^Philipp  aber  ftanb  fejt.  Di)nt 
ftch  weiter  um  beS  ^apjieä  ©cbot  ju  fümmern,  lägt  er  ben 
ßegaten  in  feine  X)ikbB  führen.  2}iefer  nun  fucht  unter  bem 
ficanjofifchen  2(bel  bereite  einen  Jlufilönb  gegen  ben  Äünig  jus 
fammenjubringen  unb  rcbet  laut  baoon,  baf  'Philipp  ein  Säa- 
ftarb  fei  unb  bap  jegt  überhaupt  baS  ädjte  S3lut  jRarB  be5 
©ro^en  nicht  mehr  auf  bera  ^i)xont  fifee.*)  SJamit  h»inbelte 
ber  gegat  jebeä  Jalles  nach  bem  -SSiUen  be§  ^apfte§.  2)üä 
ochte  Slut  Äarlä  beä  ©ro^en  i)atti  baö  ^ontificat  gewig  in 
bem  gürjlen  gefunben,  ber  bem  Pappe  fein  «Schwert  geliehen, 
um  Philipp  ben  ©chönen  unb  bie  Äapetinger  ju  l^ürjen. 

Philipp  /  entfchloffen ,  »on  feinen  Planen  ben  pontiftcatts 
fc^en  entwürfen  ju  Siebe  nicht  ju  laffen,  lieg  ben  aufrühren-; 

1)  Capetigue.    Histoire  constitutionelle  de  la  Erance  I.  pag.  40. 
<!)  Preuves  du  different  entre  le  pape  Boniface  VIII.  et  Philippe  le 
Bei,  pap.  28. 

3)  CLronicon  Nangii  ad  an.  1300. 

4)  Preaves  du  different,  pag.  627.  633.  640. 


-    30  - 


f4)en  ©Ifd^of  greifen  unb  \i)n  tjor  ein  ®ericf)t  fleQen.  giun 
entfpann  fid)  ein  -Äampf  jreifdjen  tem  ^apft  unb  bem  Äönig, 
beffen  ^(uägang  für  bie  Äapetinger  bebenflid)  werben  fonnte: 
benn  eö  befnnben  fid)  »ielc  Äeime  ber  Unjufriebenfjeit  in  granf; 
reid),  bie  für  ben  ^a^jjl  aufliefen  fonnten,  wenn  er  Seit  ges 
wann,  feine  SDlittel  ju  organiftren.  Uebcr  bie  Entwürfe  beffeU 
ben  ober  fann  man  nidjt  jweifetbaft  fein.  ^Die  Äa^^etinger, 
wenn  ^f)ilip^)  ber  @d)6ne  fid)  nidjt  fügte,  foUten  gejlürjt  wer-- 
ben  wie  bie  J^ot)enfiaufen ,  ein  getefjrigereö  ®efd)lec^t  mit  wenis 
ger  (jodjfliegenben  ©ebanfen  foUte,  natürlid^  mit  ber  gewötjnli» 
d)en  S3ebingung,  boß  granfreid)  fortan  ein  üom  apoftülifd)en 
©tu^le  abt)ängiger  ©taat  fei,  auf  ben  Zi)xon  gefegt  werben, 
eine  apojlolif(ie  SSuUe  berief  im  Saf)re  1301  bie  Siebte,  bie 
S3ifd)6fe  granEreid)§  unb  bie  Soctoren  ber  a;t)eoIogie  nacfe  Stom, 
um  ju  ratl)fd)Iagen  über  bie  Slngelegen^etten  beä  9?eid}eä. ') 
2)iefe  ©pnobe  foUte  bem  ^apjte  bie  Stbfeljung  be§  Ä6nig§  nad)= 
fpred^en.  greilid)  jlanb  in  ber  S3uUe  beä  ^apfleö  fein  SBort 
t)on  ber  ßentratifation  ber  föniglidjen  ®ewalt  unb  üon  gtan» 
bem,  fonbcrn  nur  »on  ben  SSebrüdungen ,  bie  fid)  ^^iti^jp  ges 
gen  ba§  SSolf  erlaubt  l)abe  unb  befonberä  wn  feiner  geinbfd)aft 
gegen  bie  i)eilige  Äird)e.  Slber  ber  Äönig  unb  bie  granjofen 
wußten,  wie  ba§  SlUeö  genommen  werben  mugte.  ©nblid)  mugte 
bie  SBelt  gew6l)nt  werben,  in  ben  apo(lolifd)en  ©d)reiben  unb 
25ecreten  jwei  Singe  woi)I  öon  einanber  ju  unterfd)eiben,  bie 
@prad)e,  weldje  nur  »on  ber  Sieligion  unb  oon  ber\Rird)e  rc; 
bete,  unb  bie  S^enbenj,  weld)e  nur  auf  bie  2Bclt  lief. 

2)ie  beiben  ^artt)eien  rüfleten  i^re  SJJittel  ju  einem  ents 
f^eibenben  Äam^jfe.  9Äan  fann  nid)t  fagen,  ba^  eine  bon  i^)» 
nen  tl)6rigt  unb  unbefonnen  in  benfelben  eingegangen  ober  o^ne 
äBere^nung  ifjrer  SKittel  unb  Ärdfte.  JSBcibe  fdmpften  für  ba§, 
um  beffentwillen  fte  ba  ju  fein  fcfeienen.  ^l)iliipp  ber  ©d^öne 
für  baö  Äonigtöum,  iBonifaciuS  für  baö  ^ontificat  in  ber  S5e- 
beutung ,  in  weld)er  eö  ju  Siom  immer  genommen  warb  unb 
mit  welct)er  feine  weltlidje  SRadjt  be)te(;en  fonnte.   JRafd)  unb 

1)  Tractare,  dirigere  et  statuere,  procedere  facere  et  ordinäre, 
quae  ad  honorem  Oei  et  Apostolicae  sedis ,  augmentum  catliolicae  üdei, 
conservationem  ecclesiasticae  libertatis  ac  rcfonnationem  Regis  et  regni. 
correctionein  praeteritorum  excessuum  et  boniim  regimen  regni  ejusdein 
Tiderimus  expedire.  Rainald.  Annales  ecciesiae  XIV.  pag.  ^7. 


~    31  — 


fu^n,  in  bem  Sewuftfein  bcr  gro^icn  9»ad)t,  mld)t  ber  Äirc^jc 
war,  tanbelt  S3onifaciu§.  :£ie  SJeformationäfpnobe,  bte  er  no4) 
9\om  auS9efd)rieben,  fommt  ju  Stanbe  unb  fann  eröffnet  trers 
ben.   2)enn  ob  a\xd)  ber  @d)öne  ben  Äob  ouf  baS  ©e^ 

f)en  nac^  9iom  gefefet,  fo  roaren  bo*  t5iele  franäöfifd)e  ?)rälaten 
gegangen.  <2o  t>iel  war  beS  iJiattonalgeifleä  nicftt  in  i^mn,  baf 
pe  ftd)  beä  fird}lid?en  ganj  ju  entdupern  oermodjt.  SGBie  bie 
©^nobc  eröffnet  worben,  tönten  auf  berfelben  bie  f^rperjlen 
klagen  über  ^^»ilipp,  unb  Ieid)t  i(i  ju  fe^en,  warum  ffe  tön» 
ten.  25er  Äönig  fei  ein  Unterbrütfer  beS  SSolfeS,  ein  9iäubet 
an  ber  tjeiligen  Äirdje,  njürbig  ber  Ijartejlen  Strafen,  warb 
fc^on  oon  ber  9^ott)n>enbigEeit  ber  Slbfe^ung  gefprod)en.  ^)  ^i^U 
lipp  ber  ©d)öne  warb  »or  baä  ßoncil  citirt,  bamit  bie  Sibfegung 
in  ber  geroöljnlidjen  gorm  üor  ftc^)  gef)cn  fönnte. 

es  ijl  feine  grage,  ba§  S5ontfaciul  e§  ju  biefer  Jlbfe^ung 
bringen  wollte.  X)'u  Äapetinger  fjatten  einen  fetjr  gefä^rlidjen 
©eijt  gezeigt,  unablafftg  arbeiteten  fie  an  ber  23egrünbung  einer 
wirfli^en  Äönigämacbt,  wenig  babei  bie  greitjeiten  ber  &'nä)t 
beac^tenb.  2)ie  ^äpfie  Jjatten  baä  bcutfdje  Äönigtfjum  auf  bie» 
fem  2Bege  jerjlört.  Sie  mupten  füi)len,  eä  fei  bamit  nidjtä 
gewonnen  worCen,  wenn  buneben  in  granfreic^  eine  wirflidje 
.^önigämadjt  fidj  bitbe.  Sonifaciuä  erließ  nun  bie  berüchtigte 
Sufle  „Unam  sanctaoi  ecclesiam"  g(eid)fam  um  bie  @d)ritte 
JU  rec^)tfertigen ,  weld)e  gefdjeben  foüten.  ^)  |)enn  nad)  ben 
Behren  biefer  Sၚi  war  ber  ^apfi  ber  unbebingte  ^err  ber 
SGBelt,  ber  in  feinem  Siechte  war,  wenn  er  ^t)ilipp  abfegte. 

1)  Capefigne.   Histoire  constitntionelle  de  France  II.  pag.  76. 

2)  Unam  sanctam  ecclesiam  catliulicam  et  ipsam  apostolicam  credere 
cogiinor.  In  cojus  potestate  duos  efse  gtadios,  spiritualera  videlicet  et 
temporalem  evangelictg  dictis  iiistrnimar.  Dterque  in  potestate  ecclesiae 
spiritiiali«  scilicet  gladins  et  materialis :  sed  is  quidem  pro  ecclesia,  ille 
vero  ab  ecclesia  exercendas;  ille  sacerdotis,  is  mann  »egom  et  militam, 
sed  ad  natum  et  patientiam  sacerdotis.  Oportet  autem  gladiuai  esse  sub 
gladio  et  Cemporalem  aoctoritatem  spirituali  subjici  potestati.  Est  aatem 
liaec  anctoritas  etsi  data  sit  bomini,  non  humana  sed  potius  dirina  po- 
testas.  Qnicunque  huic  potestati  restitit,  nisi  doo,  sicnt  Manicliaeas, 
fingat  esse  principia,  qaod  fals'im  et  hereticom  esse  jadicamas.  SabeMO 
Romano  pontifici  omnem  hamanam  creatnram,  declaramus,  dicimas  et 
difünimas  omnino  esse  de  necessitate  salati«.  Raynald.  Annales  eccle- 
siae XIV.  pag.  565. 


—    32  — 


Wxt  t)tx  ßitatton  warb  ein  Scgat,  3acob  8e  aKolne,  nadj 
granfretd)  gefenbet. 

£ier  Äönig  aber  mu^te  burdf?  bie  ©djritte  be§  ^apfteä  in 
fdjmere  83er(c9en(}eiten  fommen.  3In  ein  3urüdfd)reiten  war 
faum  ju  benfen.  ÜBn§  würbe  bcr  ^ap^  nicht  Siüeä  bege^)rt 
t)aben,  wenn  ^^iltpp  fid)  gcbemütljiget.  Daö  3J?üf)en  oon  3abr» 
ljunberten  jur  S5egrünbung  ber  Äonigägewalt  wäre  verloren  ges 
wefen.  2)arum  (jatte  ber  Äonig  fcl.)on,  efje  'bie  le^tcrwäljnten 
©djvttte  be§  ^apfteä  erfolgten,  eine  SSerfainmlung  Der  ©eneraU 
jtaaten  naä)  ^ariä  berufen,  ©onifaciuä  rief  bnö  a>olf  in  ben 
©treit  I)erein,  inbem  er  üon  ^M)ilippö  SSebrücfungen  gegen  bfl§ 
SSolf  rebete;  aud)  ber  Äönig  rief  eä  für  fid)  Ijerein.  äum  er; 
Üjienmale  waren  im  Slpril  bcä  "Sahm  1302  bie  2)cputirten  bc§ 
brttten  ©tanbeg  mit  ben  ©taaten  gerufen,  weldje  big  tai)'m 
nur  auä  3ibet  unb  ÄkxuB  bcflantcn.  ©tarf  fprac^en  fid)  be= 
fonberä  SIbcl  unb  britter  ©taub  für  ben  Äonig  auö.  „3n  weit; 
lidjen  Singen  fei  baö  SJeidj  9liemanbem  unterworfen,  fdjrieben 
fte  ben  ,Sarbindlen^  S5onifaciuä  müffe  gejüdjtigt  wer^en."  ^) 

SJadjbem  aber  ber  Segat  mit  ber  ßitation  erfdjienen  unb 
^f)ilpp  5lUe§  ernannte,  waä  bcr  ^apft  wollte,  worb  aud)  er  ju 
bem  5?ieuperflen  getrieben.  Sur  ^alfte  fdjeint  bie  SBelt  auä  bem 
Sauber  be§  alten  ©laubenä  getreten  ^u  fem.    !'Pl;ilipp,  um  ft; 
d^erer  ben  ^Papp  ju  faffen,  greift  itjn  in  bem  9Jamen  Der  Jtird>e 
't  an.   X)a,  wo  nad>  je^t  t)errfii)enber  SÄeinung  bie  Äird?e  war, 
ba  wo  baä  gunbament  beä  ©laubenä  rul;te,  ba  foUte  Jte^erei 
fein.   Sjor  jum  jweitenmale  oerfammelten  ©eneratflaaten  lief 
I  *3)l)iüpp  ben  ^apft  anf tagen  al»  einen  falfdjen  .^irten,  einen 
i  J;efeer.   Sie  willigen  ©eneralfiaaten  beauftragten  ben  Jtönig, 
tiefen  falfdjen  ^apll  greifen  ju  laffen,  bamit  er  ocr  ein  aüge: 
ttieineä  ßoncil  gejlellt  werben  fonnte. -) 

Siefeö  war  üiel  auf  einmal.  Sie  Söelt  bemäd}tigte  fid> 
wenigjlcnö  eines  »orlaufigcn  Urtljetlä  über  Äel^erei,  felbft  wenn 
fte  in  ^äpfien  war.  Sie  SSebeutung  be§  ^opfitljuniä,  welche  bie 
^dpftc  felbft  wollten,  warb  üufgel}oben,  wenn  e>o  tejerifd;  fein 
fonnte.  Ser  ©treit  mupte  aufwachen,  ob  bie  Äirdje  julefet 
in  bem  ^^appe  ober  in  einer  ocumenifd^en  ©»;nobe  rulje. 

1)  Capetigne.  Histoire  constitutionelle  H.  pag.  72. 

2)  Capetigue.  lüstoire  coustitutionelle  II.  pag.  84.  '  ^ 


—    33  — 


SSonifariuS  ober,  md)btm  er  biefe  iSingc  erfaljren,  fut)r  erft 
mit  ber  ©rcommunication ,  bann  mit  einer  tirt  Slbfe^ung  auf  ben 
^öntg  ioi.  ^)  9^un  njarb  ber  ^apfl  auf  ben  Staaten,  bie  jum 
brittenmale  jufammenfamen,  förmlid)  für  einen  Äefeer  erflart,  bie 
SJppellation  an  ein  jufunftigeä  ßoncil  aufgelegt.  ^f)ilipp  aber 
mu^te  fid)  burcb  einen  rofd)en  @d)Iag  auä  ber  fdjroeren  Sage  reijjen^ 
in  bie  er  gefieüt  roar.  ^er  ^apjl  mar  eine  ungeiieure  fKad^t,  unb 
»iel  Unjufrieben^eit  gegen  i^n,  ben  Äonig,  njnr  in  granfrei^ 
»orl)anben.  2)er  2fbel  bejammerte  im  ©runbe  t>od)  ben  Unter; 
gang  feiner  alten  geubelunabl)ängigfeit.  @d}on  l)atte  fficnifas 
du$  an  3llbred}t  »on  Seftreidj,  ben  Äonig  ber  £)eutfd}en,  ba§ 
Sieid;  geboten,  leicht  fonnte,  nai)m  biefer  eä  nid)t,  ein  anberer 
fid)  finben,  ber  Äönig  »on  %xanhtiä)  fein  wollte  al§  Se^nätrds 
ger  beä  apoiiolif(i)en  «Stubleä.  3^id)tä  rcar  ficber,  befam  ber 
Äönig  ben  ^apfi  nidjt  in  feine  ®en?alt,  ftopftc  er  ben  9)iunb 
nicbt  ju,  burd)  njeldjen  bie  ^Tufregung  erfolgen  fonnte.  2flfo  »er» 
anjialtete  ^b'^ipP/  i'af  S5onifaciuä  ju  Signant  am  7.  @eö= 
tember  1303  ergriffen  roarb.  2)abei  roar  berfelbe  förperlid> 
f^wer  »erlebt  roorben.  25a§  SSolf  »on  2fgnani  befreite  itjn 
inbeffen  wieber  auö  ber  ^anb  ber  granjofen.  ffionifaciu§ 
fonnte  nad?  JOfom  juriicffebren.  übet  er  jiarb  wenige  Sage 
nad)  ber  ©cene  ju  iCgnani  am  11.  £)ct.  1303  an  ben  SSerletj 
jungen,  an  innerer  2Butb. 

2)af  e§  fo  Eommen  foHte,  i)atte  ber  Äonig  nxäft  gemoHf,! 
ja  ber  a;ob  be§  ^apfteä  war  für  ibn  ein  ungeheurer  @d)lag.  SSoni^l 
fariuä  war  in  biefer  ©tunbe  ein  redjter  ?>ap(t,  benn  red)tlid)  batte 
noc^  S'liemanbüber  ibn  entfc^ieben.  Unb  biefeä  ^opfteä  Sob  ^att^ 
ber  Äönig  betbeigefübrt,  wenn  er  ibn  aud)  nid)t  gerabeju  batte  ers* 
fcblagen  laffen.  Siel  geringere  £)inge  bitten  bie  mäcbtigften  gürs 
flen  üom  ^i)xont  geworfen,   ^büipp^  9iotb  unb  äSerlegenbeit 
mugte  unenblid)  fein.   2)ie  ganje  äufunft  war  bebrobt.  X)a$ 
^apfttbum  fonnte  jefet  gegen  ibn,  e§  fonnte  fpdter  gegen  fein 

1)  2)ie  SSuOc,  rocicbe  nicf;t  publictrt  ju  f«in  fcbftnt,  fie^t  bei  Dtaonolb 
jum  3abre  1311.  ©ic  ift  ctgcntli*  nur  iit  Einleitung  ju  ter  Sibfe^ung, 
tccidjc  ncd)  folgen  foO.  ffö  ift  nocfe  auf  ©d)rouben  geilcDt,  ob  ^^tlipp  fid) 
fügen  tverbe.  Omnes  fideles  et  Ta^allos  ejus  eique  juratos  a  fidelitate  et 
jnranieittis^  qaonsque  idem  rex  in  excommunicatione  permanserit ,  apos- 
tolica  aoctoritate  absolvimns  et  ne  eidem  lidelitatem  observent  sub  inter- 
minatione  anathematis ,  quia  magig  Deo  quam  Lomnibns  obedire  oportet, 
Raynald.  XV.  pag.  84. 

11.  xm.  3 

II 


—     34  — 

®ef(l)(ed)t  fpredjen,  bnf  SiRorber  eineö  ?)apfiees  md)t  auf  einem 
a;{)roitc  ft^eti  fonnten.  2flle  mogltdjc  Syorficfjtämöfregeln  frf)ie= 
nen  ergriffen  werben  ju  muffen  gegen  biefe  ©efat^r.  X>ann 
liegt  ber  jweite  ©djritt  jiir  SSerwirrung,  in  reeJdje  baä  jeitl^es 
rige  @i;(lem  ber  Äirdje  fommt,  ba^  bie  J^ranjofen  für  if)re  tU 
gene  S?ettung  genot^iget  werben,  baö  ^apjltf)um  gefangen  ju 
nefjmen  unb  eg  franjofifd;  ju  mad)en,  woju  öon  ben  'ilnjonä  bt-- 
reitö  ber  2infang  gemad)t  worben. 

SBaö  erfl  nur  eine  SSevcdjnung  genjefen,  baä  warb  öon 
nun  an,  wenigftenä  auf  geraume  ^üt  l)inauä,  eine  unobwciäs 
bare  S^otljwenbigfeit.  @ine  Sfegung  unter  feiner  eigenen  9Ja; 
tion,  namentlicl)  unter  bcm  'äM,  J^otte  ?>tilipp  ber  @ct)6ne  ju 
fürdjten.  Mam  fte  f)eute  md)t,  fo  fonnte  fie  morgen  fommen. 
2)arum  orbeifete  er  anfangt  barauf  t)in,  baß  er  gerec^tfertiget 
werben  m6d)te  burd)  bie  Äird}e  felbft.  ©ine  fold)e  9iedjtferti= 
gung  fdjien  faum  anberä  moglid?  ju  fein,  afö  wenn  bie  Jtirclje 
fetbjl  erflärte,  bap  ^apfi  S5onifaciu§  ein  Äe^er  gewefen,  baf 
ber  Äönig  in  feinem  9iecl}te  gewefen,  aB  er  biefen  Äe^er  t)abe 
greifen  löffen,  über  beffen  Sob  9iiemanb  flogen  fonne.  Sarouf 
beflanb  aucl>  ber  ^onig,  fo  lange  er  eine  SJolEäbewegung  fürd^s 
Ute.  @vft  alj  eine  geraume  Seit,  verlaufen  unb  niÄt§  fid)  ge; 
regt,  Uep  er  »on  ber  Strenge  ber  ■^(nforberung  naä).  3Cber  un» 
ter  miä)cn  S3orftd)t:5mn0regeln!  giel  aber  jene  ©rflärung,  ba^ 
ber  ^a:pft  ein^eger  gewefen,  wirflid),  fo  war  bie  SBelt  für  bie 
äufunft  auf  baä  wilbe|ie  üerwirrt.  2!)urd)  bie  Snguifitionöge; 
fe^e  unb  bie  Snquifitionämaf regeln  batte  ftd)  bie  Äirdje,  ba§ 
l)eift,  ber  Älerue,  bie  S3equcmlid)Eeit  gemadjt,  für  einen  Äc^er 
JU  erklären,  wen  fie  wollte.  2Die  SSerbammung  be»  5Bonifaciu8 
wdre  ein  SSeifpiel  gewefen,  bap  bie  2Belt  ftd)  gegen  benÄleruS 
biefelbe  SSequemlic^feit  macljen  fönnte.  25enn  bie  ®rünbe,  mlö^t 
für  Die  Äeljerei  bcä  Jöonifaciuä  aufgejiellt  würben,  fonnten  mit 
ßeic^tigfeit  auä)  ouf  bie  yjJcljrjabl  ber^äpjle,  ber  S5ifd)üfe,  ber 
Siebte  angewenbet  werben.  2Bo  fanb  fidi  nict't  ©imonie,  Un^ 
glaube,  ©ittenlofigfeit,  wie  fie  bem  ^opfle  S3onifaciuS  ©dbulb 
gegeben  worben  waren?  X>a  tjatten  bei  jebem  äufammenjloßcn 
beibe  5£l)eile  in  3u^""ft  leid)tepen  auäjufonunen,  ben  @eg; 
ner  am  leicbteflen  nieberjutretcn  meinen  fönnen,  wenn  fie  ben= 
felben  alä  ber  Äcfeerei  »erbdc^tig  tobten  liegen.  S)b  aui)  bieäJer» 
wicfelungen  fdjon  fd)»er  genug  waren,  in  benen  bic  djriplic^je 


—    35  — 


®efeUfd)aft  fic^  befanb,  fo  bro(;eten  fte  boc^  mt\)v  oB  einmal 
ju  einem  £abv)rintl;e  ju  werben,  au§  bem  Wemanb  me{)v  einen 
^luäiueg  gcfunben  f)atte.  Moni^  ^^ilipp  ber  ©c^öne  aber  fonnte 
faum  anberä  b^nbcfn,  <xB  er  gcl}anbelt  Ijat,  unb  er  fonnte  nidjtö 
bafür,  bap  bic  Äird)e  Ujn  t)ineingetneben  t)atk  in  eine  9?otb, 
fluä  »eldber  nur  bur^  einen  ©emaltfdjlag  ()erauöiufommen  mar. 

2)ie  Äarbinäle  ber  römifdjen  ^irdje,  unter  benen  fid)  gc^ 
nug  granjüfen  befinbcn,  bcfj  baä  ^ntcretJe  granfrcic^ä  vertreten 
merben  fann  ,  fdjlagen  mä)  bem  Untergange  beä  ^apf!eä  ißo: 
nifaciu'3  fogteidj  einen  anbern  2Beg  ein.  «Sie  fdjeinen  jurücfju-- 
beben  üor  ber  ^yber  ber  23ermirrung,  bie  fid)  üor  ifjnen  cr()e= 
ben  will.  ®ie  rcal)Ien  einen  mi(ben  dJtam,  ben  Äarbinal  9iij 
colaug,  jum  ?>aipjte,  wdä)ev  ben  Flamen  SSenebict  XI.  an; 
nimmt.  2)iefer  raiberruft  fogteic^  alle  SKofregeln,  rvcld)t  von 
feinem  S3orgdnger  gegen  ben  Äonig  ergriffen  trorben  rcaren. 
2)iefe§  fdjeinet  eine  ginlabung  an  ben  Äonig  ju  fein,  ba^  er 
aud)  ffinerfeitä  2lllcä  jurüc!nel)men  möge.  3iuf  ^l^ilipp  bem 
<3d)cnen  aber  liegt  unoerfennbar  eine  fd)it)ere  Slngjl.  @r  mei; 
net,  iraä  ftd)  jefjt  nid)t  bewege,  fonne  fid)  wobt  in  Sufunft  be= 
tuegen.  2)arum  will  er  bie  möglidjftc  ©idjcrbeit.  ^r  begebet 
auf  bem  SJcrlangcn,  büß  ein  allgemeine^  ßoncil  »erfammelt 
werbe,  um  ju  entfd)eiben  in  biefer  ©adje.  ^)  (Ein  folcbeö  fürd): 
tete  ber  römifdje  ©tubl  aud)  in  anberen  Dingen.  Zxo^  beä 
©eifteö  ber  Unterwürfigfeit  gegen  ben  r6mifd)en  ©tul)l,  ber  im 
2(llgemeinen  in  ber  .:g)od)prie)terfcbaft  war,  furd)tete  berfelbe  bocb, 
bap  ein  fo(d)e§  allgemeine^  ßoncil  ben  SSoben  unterfud)en  möd): 
tt,  auf  bem  bie  ^apjlgewalt  ftanb.  ®a§  aber,  wa3  ^t)i'ipp 
ber  @d>öne  eigent(id)  meinte,  bic  SSerbammung  be§  ^a^|te§ 
Jßonifaciuä  aI6  eineä  Äe^er»,  ba§  fohnte  bie  Äirdje  um  feinen 
^reiä  jugcben.  SBJo  bie  ©inbeit  beä  &iaubtn$  wohnte,  wie 
fonnte  ba  .Äe^erei  fein? 

25ie  Untcrbanblungen  bnucrn  noi),  al§  ffienebictXI.  fiirbt. 
2)iefer  ^apfi  foU  »ergiftct  worbcn  fein,  unb  jwar  burdb  f^'nc' 
Äarbindle.  -)  X)iefe  waren  jum  Äbeil  S^'^^jofen,  weldje  in  bem 
©olbe  ibre§  Äonigä  jtanben.   Sie  ©ad;c  i|t  wabrf4)einlid)  mx 

1)  Kaynald.  Annales  ecclcsiae,  a  1304.  XIV.  pag.  594. 

2)  Giovanni  Villani  VIII.  80.  apd.  Muratori  Rer.  Ital.  .Scrij)!.  XIII. 
pag.  416. 


I 


—    3t)  — 


bemfelbcn  ausgegangen.  S'iad^bem  er  ()ineingen)prfcn  worben  in 
eine  ®efa()r,  au»  ber  er  nur  einen  3(u§n)eg  ju  evbiicfen  glaubte^ 
um  ntd^t  baö  SRcid)  ju  öerlteren  für  fid)  unb  fein  ©efdjledjt, 
fonntc  e§  bem  9)?anne,  beffen  geben  aud)  fonjt  nidjt  alä  rein 
erfd)cint,  auf  ein  SSerbred^en  nid^t  anfommen. 

"KUt.  3tnjtalten,  fd)eint  eä,  waren  getroffen.  35ie  franjöfts 
f4)en  Äarbinalc  waren  unterridjtet,  njaä  fie  tf)un  follten.  3n 
bem  ßonctaoe  war  langer  (Streit  jwifdjen  ben  gvanjofen  unb 
Italienern.  ^)  ^Ijilipp  ber  (3d)önc  war  fo  nalje  aB  mcglidj.  @r 
t)atte  fid)  nad)  ßi;on  begeben,  ßnblidf),  ba  ba§  Sonclaoe  ftd) 
md)t  über  bie  SBal^l  eineä  ^apfteS  au§  ftd) '  felbft  »ereinigen 
fonn  —  bie  granjofen  wollten  einen  granjofen,  bie  St^liener 
einen  Italiener  l)aben  —  fc^lugen  bie  granjofen  itjren  ©egnern 
»or,  fie  foüten  brei  frembe  Äanbibatcn  ernennen,  auö  benen 
bann  fie —  bie  granjofen  —  ben  ^ap^l  ju  waljlen  t)aUen. 
35ie  Italiener  würben  überli^et.  25ie  granjofen  t)otten  ftdj, 
nadjbem  iljnen  bie  Äanbibatenlifte  würbe  jugefertiget  worben 
fein,  nod)  eine  »ierjigtdgige  -JBebenfjcit  auSbebungen.  Sn  biefet 
3eit  l)olten  fte  t>on  bem  Äonig  Scfe()t  ein,  wen  fte  ernennen 
foUtcn,  unb  ber  .Rpnig  unter^anbelte  wieber  mit  bem,  welchen 
er  für  feine  ®ebanfen  am  erjlen  gewinnen  ju  fönnen  glaubte, 
mitSSertranb  bc  ®ot,  <Srjbifdt)of  üon  ©orbeaur.  SBa6  nun  jwis 
fd)en  bem  ^onig  unb  biefem  unterljanbelt  worben,  i(l  nid}t  mit 
®ewipt)eit  ju  ermitteln.-)  25er  @räbifd)of  aber  wirb  gewal)lt 
unb  nimmt  ben  S^amen  Giemen^  .V.  an.  @rft  au§  bem,  wa§ 
berfelbe  nad)mal§  getfjan,  ift  äurücfgefd}toffen  worben,  baf  ber 
©rjbifdjof  biefeö  unb  iene§  bem  Äonig  ücrfprodjen  fjaben  muffe. 

1)  S)ct  apoitotif(^c  @tut)l  6(ic6  überhaupt  sroct  Sa^rc  unb  bnnoftc  cter 
SfJlonate  Icbtg.    Bemardi  Guidonis  Vita  Clement.  V.  Balaze  I.  pag.  55. 

2)  Giovanni  Villani  VIII.  80.  apd.  Muratori  Rer.  Ital.  Scrip.  XIII. 
pag,  416.  ©cc^S  foUcn  btcfcr  Scbingungcn  gcwcfen  fein,  baruntcr  jie^t 
bic  aScrbammung  bc»  Sonifaciu*  oben  an.  3ntcrcffantcr,  al6  Stugniß,  tcit 
fd)on  Scttgenoffcn  baö  'Popftttjum  bctrad)teten,  ifi  9Si(taniö  Scfcbrcibuug  von 
bem  SSctrogen  beö  Srjbifdjof« ,  ba  er  scrnimmt,  baf?  ber  Äintg,  fein  aU 
ter  Seinb ,  t^n  auf  bicfe  Sebingungen  ;um  *papjtc  niacf)en  rctU.  II  Gna- 
scone  convidoso  della  dignitä  Papale,  veggendo  cosi  di  subito,  comenel 
Re  era  al  tutto  di  poterlo  fare  Papa ,  quasi  stupefatto  d*  alegrezzo  Ii  si- 
gitto  a'piedi  e  disse  „Singore  mio  hora  cognosco  que  ni'anii  piii  die  luionio 
qua  sia  e  vuommi  rendere  bene  per  male;  tu  hai  a  comandere  c  io  a 
nboilire  e  sempre  sarö  cosi  disposto. 


—     37  — 


2)er  ^a:pjl  warb  anQe\t\)tn  al^  ber  <Statti)aUix  ©otteä  auf 
@rben,  aU  ber  ^ort  be§  ®Iauben§,  in  bem  er  untrügltdf)  fei, 
als  baä  SSanb,  burd)  »eldjeS  bie  Äird)e  ftd)  bar|telle  al§  eine 
(Sinbeit,  burd)  rceldje  fie  mit  bem  ^immel  in  SSerbinbung  iiel)t>, 
ja  warb  felbfi  gemeint,  ba^  ein  ^Papft,  beffen  SSa(}l  aix^- 
Qii)e  von  bem  l)eiligen  ©eifte,  ein  Icbenbigev  ^eiliger  fei.  i)  9?un 
füt)lte  bie  SÖBelt  tvoi)l,  bap,  wo  X)inge  vorgingen,  roic  bie  eben 
beridjteten,  ber  Ijeilige  ©eijl  nidjt  gerabe  nat)c  gewefen  fein 
fonnte.  2(B  mit  bem  gortgange  ber  geit  baä  ^a^fttfjum  in 
immer  feltfamere  S3cnt)i(felungen  fommt,  ba  (teigert  fid)  biefe§ 
®efü()t  unb  ber  2Siberfprud)  wirb  bemerkt,  in  bem  man  fid» 
beftnbet,  unb  bas  SRipbebagen  wirb  groger.  "ilbtx  ju  löfen  m- 
mag  biefe  9iätf)fel  nur,  wer  au§  bem  ©oangelio  bie  2öübr()eit 
gefunben.  SBenige  ftnben  fie,  benn  e§  ifl  baffelbe  ein  gcfd;tof= 
feneS  J^eitigtbum  geworben.  2Ber  fie  gefunben,  fd)wcigt  fliU 
ober  bie  Mixd)t  Idpt  ibn  alS  Äe^er  verbrennen.  25arau§  erfldrt 
fid)  einfad)/  wie  trofe  ber  immer  jleigenben  SSerwirrung,  bei  bem 
fid)  mebrenben  SKipbebagcn,  bod)  bei  b«r  9Rebrt)eit  ber  9)?en-- 
fd)en  ber  (Staube  blieb.  Sc  langer  inbeffen  bie  SSerwirrung 
bauerte  unb  je  mt\)x  baburd)  bie  ©efü^le  gegen  bie  Äirdje  jiie= 
gen,  befio  fd)wdd)er  mugte  bod)  altmdlig  aud;  jener  ©taube 
werben.  £)aä  ©efübl  warb  fo  flarf,  alä  bie  SJiberfprüdje 
fd)reienb  bc^öortraten ,  bag  felbfi  obne  bic  8eudf)te  be§  @t»ange- 
liumS  bei  SSielen  bie  SBeinung  ftd)  fe|tftellte,  i)kx  fonne  SSabr^ 
^eit  nid)t  fein.  25aburd)  i)Cihm  and)  biefe  SSerwirrungcn  bcige-- 
tragen,  bcn  SBeg  beä  ©eifieä  ju  forbem, 

Die  'Kb\iä}t  beö  Äönig#  aber  ging  jundd)fi  barauf  l)inau5, 
bap  üon  bem  neuen  ^apjie  unb  einem  ßoncil  SSonifaciuä  nocf) 
ocrbammt  werben  m6d)te  aB  Äefjer.  2tber  man  wußte  eä  aud; 
bereitä  feit  langer  Seit,  bop  es  gut  fei,  baS  ^ontiftcat  im  fran?* 
j6ftfc^)en  Sntereffe  ju  i)(iltin,  man  wupte,  bap  burd;  baffelbe 

1)  3ol&ann«ö  Ocrfon  Oetonipfte  nnd^niolS  bfc  ^crrfdjoft  tiefer  9!J?ci: 
nung.  Ecce  ponatur  Papa.  Kst  homo  de  homine,  liiniis  <le  limo,  pecca- 
tor  et  peccabilis,  filius  ante  duos  dies  pauperis  rustici;  erigitor  in  Papani. 
Numquid  iste  absque  aliqaa  poenitentia  peccatornni ,  aJ)sque  confessione, 
absqiie  cordis  contritione  fit  angelns  impeccabilis,  fit  sanctus,  Qiiis  uum 
sanctum  fecit.  Non  spiritns  sanctus  quia  dignitas  non  solet  trabeie  spi- 
ritum  sanctum  seil  solum.  Dei  gratia  et  Charitas.  Gerson.  de  unieiula 
ecclcsia.    Opera  I.  pag.  167. 


—    38  — 


gar  S3iele§  emid^t  roerbm  fönne  ju  S'iufe  unb  frommen  be§ 
fwnj6fifd)en  JRetd^eS  unb  beä  fönigüd^en  ^aufc5.  2)ie  ^apfle 
unb  bic  Äarbtnäle  foUen  franjöfifdf)  werben.  X)tt  ©cbanfe  ber 
.■Ztnjou'ä  wirb  von  ber  ^auptlinie  fräfti^  aufgefaßt.  35er  Äonig 
f)ä(t  ben  neuen  ^ap^  ganj  in  feiner  @en>a(t.  Qx  barf  md)t 
nact)  Strtlien.  Smmer  ifl  er  von  granjofen  umgeben,  bemad^t 
SJergebenä  will  Slemenö  V.  einmal  nad)  ffiorbeaur  entweidjen.i) 
©iegranjofen  laffen  if)n  feinen  31ugenblitf  au§  ben  'itugen,  unb 
ber  ^apji  t)öt  nid)t  ben  SD?utt},  ftd)  auöjufpredjen  unb  oielIeid)t 
tmä)  ein  fräftigeä  SBort  »or  Europa  ju  erElären ,  bap  er  ein 
©efangcncr  beä  granjofen  fei.  2)aä  <Sd)i(ffal  beä  SSonifaciuS 
fteljt  bro^cnb  »or  feiner  Seele.  Siad)  '^oignon  wirb  enbtid)  im 
Sa^re  1310  ber  r6mifd)e  @tul)l  gelegt,  weld^eä  jwar  nic^t  bem 
Könige  felbft,  aber  bod)  ben  2rniouä  geborte,  md)  2(ttignon, 
wo  bie  granjofen  immer  bominirten. 

ßlcmenä  winbet  ftd)  nun  i)in  unb  \)tx  wie  ein  SQSurm,  ba* 
mit  eö  gar  nid)t  jur  Unterfucl)ung  über  bie  angeblid)cn  Äe^e: 
rcien  be6  S3onifaciuä  fommen  möge.  ^l)ililplp  aber,  immer  jits 
ternb  t)or  bem  SSolfe,  »or  feinen  ©egnern,  bie  unter  bem  SSor, 
wanbe,  bag  er  ber  9)?6rber  eine§  ^apfte§  fei,  gegen  i^n  aufftes 
f?en  möchten,  befielt  barauf.  ßlemenä  muß  enblid>  ba§  3lu§: 
fd)reiben  erlaffcn,  in  wetdjem  jeDod)  t>orl(iuftg  S5onifaciu§  mit 
ben  größten  ßobfprüdjen  überf)auft  wirb,  ^nbeffen  gelingt  e§ 
noä)  iu  umge()cn ,  waö  ber  l^drtefle  @d)lag  für  ba§  ^ontificat 
gewefen  wäre,  ßlemcnä  i)<xt  fc^on  »iel  gewonnen,  baß  bie  3fit 
»erlaufen  unb  ^I)iltpp  ruljigcr  geworben,  benn  eö  t)at  fid)  nid)tS 
geregt.  2llfo  bnrf  auf  bem  ßoncil  5U  58ienne  im  3a^re  1311 
bic  (Srtlärung  auägefprodjen  werben,  baß  S5onifaciu§  fein  Äet* 
jer,  fonbcrn  ein  guter  Äatl}olif  unb  ein  red^ter  ^apfl  gewefen 


'ei.  X)oä)  burfte  ba§  nur  auögefprod)en  werben  unter  ben  groß-- 


ten  SSorfidjtämaßregeln  für  ben  Äonig.  lluä)  fein  ^Betragen 
warb  auf  baS  »oUjiänbigfie  gebtlliget  unb  t)ergeleitet  auö  ber 
großen  unb  reinen  ©orge  für  bie  Äircl)e  unb  für  ben  ©laus 


1)  Joannis  Canonici  Vita  Clement.  V.  Baluze:  Vitae  Papar.  Ave- 
nion.  I.  pag.  6. 

2)  Ptoleinaei  Liicensis  vita  Clement.  V.  Baluze  I.  pag.  35 

3)  Apolog'ia  pro  ortliodoxia  Bonit'acii,  Conc.  Vienen.  a.  1311.  Mansi. 


ben.  3) 


Coli.  Conc,  XXVni.  pag.  384  -  450. 


—    30  — 


©ine  ^Retigc  mi  ©efaUigfeiten  i)ahm  bagegen  bem  ^önig 
cmiefen  wertien  muffen.  25te  (Sinfünfte  ber  Ätrdje  muffen  oft-- 
malä  balb  unter  biefem  batb  unter  jenem  SSormanbe  bem  M- 
nige  übertaffen  werben,  ©ein  drangen  um  @elb  war  oft  fo 
l)efrig,  baf  ^apfl  unb  Äarbtndle  bitter  unb  böfe  würben,  ftc^> 
jule^t  aber  bod)  fügen  mußten.  7(1»  bie^dpjle  bie  Äirdjen  im 
großen  ®tp(c  ju  bejleuern  begannen,  mußten  ft'e  nid^t  feiten  ben 
weltlid)en  gürften  einen  Zi)tÜ  ber  ^Beute  überlaffen. ')  Unb, 
e§  fd;eint,  im  ®anjen  genommen  tljatcn  fte  ba§  nic^t  ungern, 
benn  bie  Surften  erhielten  baburd)  aud)  ein  Snteveffe  an  ber 
2(ufred)tert)altung  beä  gegenwärtigen  Äird)enf5fleme§.  @ine  foU 
d)t  ©efäUigfeit  war  aud)  bie  2(ufopferung  be§  Srbenä  ber  SSemps 
ler,  beffen  ®ütcr  unb  <Sd)äf5e,  fo  weit  fte  in  bem  9J?ad)tberei(l) 
^()ilipip§  lagen,  jum  großen  SJl^eil  in  feine  Safdje  floffen. 

©ine  ^auptfadje  aber  war,  baf  ber  Äonig  ben  ^apjl  no-. 
t(>igte,  faft  nur  granjofen  ju  Äarbindlcn  ju  creiren.  2)ie  frans 
joftfdje  ^olitif  liegt  babei  auf  fladjer  ^anb.  ^l)ili^ppd  JRed)t= 
fertigung  ifl  burd)  bie  (3d)lüffe  »on  SSienne  nid^t  fo  üoUfriinbig 
geworben,  als  fte  tjdttc  gegeben  werben  fönnen  burd)  bie  ä^ev-- 
bammung  be§  ^apfieä  S3onifaciu§.  gür  bie  ndd)fte  äufunft 
unb  fo  lange  bie  @ad)e  in  ber  ©tinncrung  ber  S}ienfd)en- ift, 
foU  e»  burd)  f>^<injofif4)e  ^dpfie  unb  franj6ftfd)e  .Karbindlc  jur 
Unm6glid)feit  gemad)t  werben,  baf  nod)  ©twaä  unternommen 
werbe  gegen  ba§  foniglidje  Sriau^,  wetd)e§  ftd)  bcfledt  l)atte  mit 
bem  aSlutc  be§  apofiolifd^en  SSater».  Diefeä  ijt  ju  ber  ©etrad^; 
tung  Ijinjugetreten,  weldje  fd)on  bie  2£niouä  unb  bie  fruljeren 
Äonige  über  baä  ^apfttljum  unb  über  ^iö)  i)atttn  aufteilen 
muffen. 

®ie  Operationen  ber  granjofen  mit  bem  ^ontiftcat  mußten 
grofc  2£ufmerffamfett  in  ber  SBelt  erregen.  äBalb  wirb  aud) 
bitter  barüber  geflogt,  baf  fte  baö  ^ontificat  formlid;  in  SSc^ 
fd)lag  genommen,  franjöftftrt  l)dtten.  2)abei  frcilid)  mad)ten 
S'tidjtjStaliener  bie  S3emerfung,  baf  eä  früt)er  italienifd)  gcwefen 
fei  unb  baf  biefcä  ebenfalls  nid)t  fein  bürfe,  baf  jur  ^apft  unb 
Äarbinalwürbe  allen  iJiationcn  ber  Sugang  offen  fein  müftc.  -) 


1)  Clemangii»  de  roina  ecclesiae  apd.  Von  der  Hardt  I.  pag.  30. 

2)  Primo  tollendas  esset  ille  detestabilis  abusus ,  a  qno  praesens 
Schisma  originem  traxit ,  scilicet  quod  una  natio  sive  regntini,  aliq\iando 


—    40  — 


Snbeffen  traten  biefe  Älagen  nur  aHmottg  fjeroor  unb  iie  mün 
ben  getDtg  lange  ganj  njirfungöloä  »erljallt  fein,  roenn  baö  gro^e 
©c^)i§ma  nid)t  ausgebrochen  »dre.  35er  ^ot)e  Äleruä  füf}tte  im 
SiUgcmetnen,  ba^  er  ouf  einem  fdjraanfenben  S5oben  jlanb  unb 
ba  ttjollte  man  feinen  Streit  in  ber  gamilie  fetbji  aufregen. 
SSSenn  man  bie  grage  unterfudjen  rooüte,  wie  bie  granjofen  in 
ba§  ^a))(it()um  unb  in  baä  ÄarbinatäcoQegium  gekommen ,  fo 
muftte  man  ben  ganzen  SSoben  beS  ^apfltt)um§  unterfud^en  unb 
baö  wollte  mon  nicl)t.  2tud)  [später  mdre  e§  fd)tt)erlid)  gefc^e()en, 
l)dtte  nid)t  baö  ©djigma  eine  grimmige  fßerlegenbeit  gebrad)t. 
Studf)  war  fc^wer  ju  beroeifen,  bafi  bie  Staliener  grö^ere§  9?ed)t 
auf  ba§  ^ontificat  l^dtten,  al§  bie  granjofen.  ©erabe  in  2lDignon 
würben  fid)  bie  ^dpfte  beö  SSort^eiB  redjt  bewuft,  in  bem  fte 
fianben.  3)arum  fingen  fte  fo  fecf  an,  bie  ©teilen  ju  befe^en  unb 
©teuern  aug}ufcl)reibcn,  weil  fie  wußten,  baß  bie  anbere  ^odjpries 
fterfd)aft  fcl)weigen  würbe.  ?lud)  rebete  fie  wirElid)  crjt  barin,  al§ 
ber  25rucf  ber  ^dpjle  ganj  übcrmdßig  geworben  war.  2Bie  in 
ber  2lu§übung  ber  ©ewalt  über  bie  Mx^e  fid)  bie  ^dpfte  in 
2iDignon  feine  ©renje  mel)r  fiecfen  ju  muffen  glaubten,  fo  wenig 
glaubten  aud^  ^dpjle  unb  Äarbindle,  ba^  fte  mit  it)rem  geben 
nod)  einen  SiMi)alt  ju  mad)en  nötl)ig  bdtten.     SCBie  flagt 

Inidjt  Petrarca  über  ba§  neue  JBabijlon  ju  2lt)tgnon,  welcbeö  baä 
alte  weit  übermeiftere  an  ieglicl)er  3ud)tloftgfeit,  an  jeglidjer 
gred)l)eit.  £)er  Italiener  Petrarca  leitet  baä  SSerberben  jum 
SSf^eil  »on  ber  SGBegfefeung  beä  ©tul)leö  nad)  3?om  ab,  ^)  ber 

ultra,  aliquando  citra  montes,  in  scandalum  residoae  Christianitatis  iU 
diu  Papatiini  tcnuit,  ut  posset  dicere;  Hereditate  possideamus  Sanctua- 
riuni  Dei.  Petri  de  AUiaco  Tractatas  de  reformatione  apud  Gerson. 
Opera  II.  pag.  906. 

1)  'Pctrarcaö  Scfcfirctf'ungcn  bcß  SpoUi  oon  Woignon  jlrdubtcn  bai 
.^aax  empor.  Nulla  pietas,  nulla  Charitas,  nuUa  fides.  Pessimns  quisqae 
proveliitiir  et  innniticiis  praedo  ad  coelum  tollitiir,  justns  pauper  oppri- 
itiitur,  simplicitas  amentiae,  malitia  sapientiae  nomen  habet.  Dens  spernitur, 
cdoratiir  nunimus.  Irridentiir  boni  usque  adeo,  \\t  jam  fere  nnlhis,  qui  ir- 
rideri  possit,  adpareat.  Civitas  simnl  obscenissimarum  voUiptatum  iiiixus 
involvit  atque  incredibilis  quaedsm  niuliebrium  criminam  procella.  Epis- 
tülae  sine  titulo  XIH.  Ad  cxtrema  dedecornm  atque  ncqiiitiae,  quan  ut- 
ciinqiie  oüin  steterat,  prolapsa  res  est,  ex  quo  sancta  et  potens  tunc 
Romana  nunc  Avenionensis  ecclesia  tangit  vertice  sidera  et  digito  coelum 
Vüivit.    Epistolae  sine  titulo  XX. 


—    41  — 


granjofe  dtemange  ober  bc()auptet,  burcf>  bie  romifd^e  Mixdjt 
md)  Winnen  »eifert,  tvaxm  bie  Sitten  in  granfreid)  üergiftet 
njorbcn.  ^)  ^dpfie  unb  Äarbindle  t)itUtn  fid)  burct)  bie  fo  tangc 
unb  fo  frdftig  oerfünbete  ^eiligfeit  be§  facerbotaltfd>en  «Stans 
beä  für  l^inlan^üd)  gebecft.  TLüä)  bie  3frt  biefer  ßef)re  warb 
burd?  it)rc  grüdjte  ber  2Belt  immer  mei)x  funb. 

25ie  franjöfifdje  ^olitif  aber  mu^  fortbauernb  über  baS 
^ap^ti)üm  nad)tn,  wenn  auä)  ^{)ilipp  ber  ©d)one  wirb  gejlors 
ben  fein.  25ie  bonifacianifdje  @a(^e  mu^te  er(l  ganj  in  SSer» 
geffenljeit  fommen,  ef)e  bie  jwingenbe  Slottjwenbigfeit  eä  fejijus 
Ratten  aufhörte.  2)arum  f)atte  ber  Äönig  geforgt,  bo^  unter 
bret  unb  jwanjig  Äarbinälen  fid)  nur  nod)  fedjä  Italiener  be» 
fanben.  2)iefe  aber  bilben  eine  ^art^ei,  weldje  ber  alten  unb 
üoUen  Unabbdngigfeit  ber  Äird)e  jugetf)an  i(t ,  bie  nur  in 
Stölien  ju  ftnben.  S5ei  bem  franjöfifdjen  i)oi)tn  Äleruä  gejtaU 
tet  ftd)  immer  beutlid)er  ein  gtroaö,  ba§  t>on  ber  ^olitif  be§  fo= 
niglidjen  4"»iif«^  unabf)dngig,  bod)  auf  baffelbe  Biel  bin<irbei: 
tet,  ba5  ^aip|ltl)um  ben  gronjofen  ju  behalten.  (Sä  ift  eine 
fd)6ne  HuSficbt  für  bie  fransoftfdje  ^od)priefterfd)aft,  .Rarbinaläs 
coUegium  unb  ^apfitl)um  ju  iljrem  @igentt)um  ju  ^aben.  SBa- 
rum  foHten  benn  beibe  immer  unb  emig  ben  Italienern  bleiben? 
SRur  wenn  einer  v>on  ibnen  baä  J^6d))Ie  erreidjt  unb  felbfl  ouf  ' 
ben  apoflolifdjen  ©tuljl  gekommen  ip,  ba  regt  ft^  and)  in  ii)m 
tt)ol)l  ber  (Sinn  für  bie  »olle  Unabl)dngigEeit.  ©ie  modjten  na^ 
SJom  jurüif.  llbtt  fie  get)en  nic^t,  wie  oft  aud)  bie  Sfomer 
barum  bitten  mögen.  Sie  gurd^t  Ijdlt  fie  jurücf,  ba^  ein  ©djiäma 
.  fommen  möge,  ba^  bie  gronjofen  fid)  il>ren,  bie  Italiener  aud) 
ibren  ^apft  wdblen  m6d)ten.  @in  foldjeä  25oppelpap(itl)um 
aber  fonnte  ju  ben  unfeligjien  Singen  führen. 

Saä  ©d)i§ma  fdjwebte  aud?  über  bem  Raupte  ber  Äirs 

1)  Ex  illo  plane  snam  cladem  imminere  praenosse  debnit,  ex  quo 
propter  snas  fomicationes  odibiles,  Romali  nrbe  relicta  Avenionem  con- 
fogit.  Chi  quanto  liberios,  tanto  apertios  et  impudentius  vias  soae  Si- 
moniae  et  prostitutiones  exposnit,  peregrinosque  et  perversos  mores, 
calamitatam  inductores  in  nostram  Galliam  invexit,  rectisque  usqne  ad 
lila  tempora  moribus  frugalibus,  disciplina  instante,  nunc  vero  laxa  pro- 
digioso  iisqae  adeo  solntam ,  nt  merito  ambigere  possis ,  otrum  res  ipsa 
andita  mirabilior  an  visa  miserabilior.  Clemangiis  de  niina  ecciesiae 
pag.  64. 


—    42  — 


1 


ö)t,  feitbem  Siemens  ben  <ot§  ju  Tfotgnon  öufgcfcf)!^^?«. 
brobte  auSjubredjen  nad)  feinem  Sobe.  Tflößlemenä  V.  1314  jtatb, 
toax  ble  S3itterfett  ber  Stilliener  fd)on  ouf  ba§  J^6d)|le  gefliegen. 
35er  apojtolifdje  J^of  war  eben  in  ßarpentraö,  no  aud)  ber 
-  ^apft  geflorben  war.  3)ie  Italiener  befjau^jten  fogleid),  nur 
in  Stom  fonne  bog  ßonclaoe  gef)alten,  nur  in  9?om  fonne  ein 
^apft  gctt)d()lt  werben.  ®ie  njoUten  au§  ber  fronjöftfd^en  ®e= 
walt  l)erau6  unb  fie  bodt)ten  rool)!  an  bie  ©eftnnung  ber  fRö- 
mtt,  roetd^e  fetbfl  bie  franjöftfc^en  Äarbinäle  nötbigen  mürben, 
einen  Staltener  ju  ernennen.  2fber  bie  granjofcn  wollten  bie 
S5eute  ntdjt  fahren  laffen.  2!)a§  Gonclatte  warb  eröffnet,  aber 
eS  fam  ju  nid)t5.  S§  wirb  erjäblt,  wd^renb  be6  ßonclaöeä 
waren  bie  2)iener  ber  beiberfeitigen  Äarbindte  an  einnnber  ge- 
ratben,  c§  fei  ein  iia^li(i)tx  8ärm  entflanben,  bei  bem  bie<3tabt 
6arpentra§  in  glommen  aufgegangen,  ba§  ßonclaoe  Ijöbe  fid) 
jerjlreut,  jebod)  bitten  bie  Äarbindle  ftd)  oerfprodjen ,  wieberju? 
fammenjufommen  wenn  bie  9fube  würbe  t)iXQt\itUt  fein. ')  @8 
fcbeint,  bie  Italiener  bitten  ben  £drm  oufgeregt,  bamit  wenige 
jtenä  nidbtä  au§  ber  SSal)t  eine§  franjöfifcben  ^apjte§  werben 
modbte.  2) 

Sie  italienifd)en  .tarbinäle  in  ibrer  geringen  3abl  wagen 
:  ntdjt,  etwa§  @ntfd)eibenbeä  ju  unternebmen,  etwo  nad)  9?om  ju 
gelten  unb  ftc^  einen  ^a^^  ju  wäblen.  ^)  @§  »erlaufen  faft 
jwei  Sabre  unb  e§  wirb  fein  ^apft  erwäblt.  Vl)iü^^  ber 
©d)öne  ifl  unterbeffen  balb  nad)  bem  SSobe  beä  ^apfteö  GIcj 
men§  gcftorben.  Subwig  X.,  fein  ©ruber  i|t  Äönig  von  granf« 
reid).  2)iefer  unterbanbelt  burd)  feinen  SSruber,  ^b'lipp  ©ra^ 
fcn  tton  ^ottou  mit  ben  Äarbinälen,  baf  fte  bod)  wieber  einen 

1)  Amalrici  de  Augerii  Biterris.  vita  Clement.  V.  pag.  III.  Baluze. 

2)  ?(ud)  bie  Srnnjofen  werben  bcfcf)ulbigct,  baö  S«uer  anoelcgt  ju  l)as 
tcn,  aber  d  i\t  unrcat)rfd)cinlici)cr.  Joannis  Canonici  vita  Joan.  XXII. 
pag.  114.  Baluze. 

3)  T)a%  Tie  boran  badjten,  gefiet  fcf)on  au«  einem  ©djrctben  Wltpp« 
Ui  ©Äonen  an  bie  fronüöfifd)en  Äarbindle  t)mor.  Nam  si  in  Avenione 
vel  Carpentorate,  exceptionibus  et  recusationibus  aliorum  contemptis  ad 
electionem  ipsis  absentibus  vos  procedere  fortasse  contingeret,  inter  eos, 
sicut  pro  certo  didicimus,  concordi  cleliberatione  firmatum  est,  <jHod  ad 
electionem  procedant  aliam  de  persona  generis  et  amicomm  suffulti  po- 
tentia.  Epist.  Reg.  Phil.  apd.  Balaze.  Vitae  Papar.  Avenioncns.  II. 
pag.  295. 


—    43  — 


^apfl  n>af)Icn  mbd)ttn.  Züä)  bringt  fte  btefer,  nacfjt'em  er  gcs 
fdjrooren,  bap  er  fie  md)t  jroingen  wolle,  fo  weit,  ba^  fte  jTd> 
flUe  in  gpon  jur  Söabt  öerfammeln.  2(bcr  bie  ©acbe  jie^et 
ftd)  lange  i)'m  unb  e§  fommt  nid^tä  ju  (Stanbe.  Unterbefjen  ftirbt 
1316  ber  Äonig  gubroig  unb  ber  ©raf  üon  ^oitou  mu^  na^ 
^ari§,  um  bie  JReidiSregierung  ju  übernebmen.  S3alb  barauf  be: 
fteigt  er  ben  Sbron.  Sie  italienifdjen  Äarbinäle  bitten  »abrs 
fdjeinlicb  fortrodbrenb  gegen  jebe  SBaf)!  proteftirt,  He  nid^t 
in  9iom  (lattftnbe. 

Der  ©rof  oon  ^oitou  aber  it»otIte  einen  franjofi'fcben  ^apjl. 
@rji  \)attt  er  ben  Äarbindlen  gefdjnjoren,  fie  nic^t  ju  jmingen. 
Tia  er  über  fort  mu^te  nad)  ^ari§,  erfidrte  er  ibnen,  baß  et 
feinen  iBntber  Äarl  juriicflaffen  voerbe,  njetcber  fie  eingefpcrt 
i)aUin  foUe,  bt»  fte  gemdblt.  35a,  fd)eint  eö,  gaben  bie  italie; 
nifd)en  Äarbindlc  ben  SSBiberjtanb  auf  unb  ber  granjofe,  ^ahb 
von  £;ffa,  »reld)er  S3ifd)of  üon  2toignon  war,  warb  gen)dt)(t.  ^) 
£)erfelbe  verlegte  fogleic^  ben  ^of  irjieber  nnd)  2lbtgnon.  3Da5 
®efd)led?t  aber  ber  Äajpctinger  ftarb  au§  wie  »on  bem  Debatten 
bea  ermorbeten  ^abjle»  oerfolgt.  ^])bili^>1>  ber  ©dione  war  obnc 
mdnnlicbe  £eibe§erben  gefiorben.  b^i^fcbten  narf>  ibm  bie 
brei  äSrüber  Subroig,  ^^b'l'PP/  -Äarl.  3lucb  fte  jlarben  o^ne 
fotcbe  @rben  unb  eä  (am  bie  Seitenlinie  SSaloiS  mit  ^bilipp  VI. 
auf  ben  Zi)xon  im  Sabre  1328. 

Se^t  »erdnberte  fid)  ber  @tanb  ber  35inge.  Sie  58aloi§ 
Ratten  baä  bringenbe  unb  unmittelbare  Snlereffe  nid)t,  welcbeä 
bie  Äapetinger  an  ben  franjöfifd)en  ^äpjlen  gebabt.  (Sie  wa^ 
ren  nicbt  bie  9}?6rber  beä  Sonifaciuä  unb  e§  war  feit  bicfem 
©reignip  überbauet  eine  binldnglid)  lange  Seit  »erlaufen,  obnc 
bog  ficb  etroaä  geregt  b^tte.  Sie  tibrigen  3ntereffen  aber  bleis 
ben  unb  franjoftfcbe  ^dpjle  werben  nocb  immer  gewünfcbt.  «Soldjc 
^dpfte,  ober  bie,  roelcbe  einmal  im  franjöfifcben  ©eifl  gearbei^ 
tet,  i)abtn  bie  granjofen  auf  bie  S^brone  »on  Ungarn  unb  S^eas 
;pcl  geforbert.  (5§  ijl  ibre  ©djulb  nicbt  geiuefen,  wenn  fie  nidjt 
aud)  auf  ben  a;bron  eon  2lragonien  gefommen  ftnb.  aJJan 
weiß  nicbt,  woju  man  fie  nocb  weiter  braueben  fann.  Sarum 
werben  biefelben  Äünfie  fortgetrieben  unb  nad)  bem  3;obe  3o= 
^anneS  XXII.  ber  au(^  einmal  in  ©efabr  gepanben,  »on  bem 

1)  Joannis  Canonici  rita  Joan.  XXII.  pag.  116.  Balaze. 


-    44  - 


Äonig  füt  einen  Äefeer  erfldrt  ju  werben,  famen  ifmkt  einan= 
bcr  nod)  brei  gran^ofen,  ^ßenebict  XII.  Slemenä  VI.  unb  Sn^ 
nocenj  VI.  auf  ben  a^jofioltfdjen  ^l)ton.  yiaö)  bem  a;obe  aber 
be§  ßefjteren  gefdjaf),  ba^  einmal  ein  Italiener  geira^tt  warb, 
ber  ben  S'iamen  Urban  V.  annatjm.  25ie  Umjlänbe  waren  feljr 
günfiig.  granfreid)  l)attc  einen  fdjweren  Ärieg  mit  (Jnglanb 
ju  führen.  2)er  ^ap(l  fül)lte  fid)  frei  »on  ben  Sonben  ber  fran-- 
j6ft)Tt)cn  ^olitif  unb  ber  Italiener  fünbigte  feinen  (5ntf4)(u^  an, 
baö  ^apjttf)um  wieber  gu  italieniftren,  ben  ®i^  wicbcr  nac^ 
9?om  ju  »erlegen.  25iefcä  fdjetnen  bie  franj6fifd)en  Äarbinalc 
mit  bem  größten  Unwillen  aufgenommen  ju  l)aben.  ©ie  blei; 
ben  in  2fmgnon  jurü(f.  Urban  aber  gcl)t  1366  nad)  fstalien,  er 
fommt  aud^  nad)  SRom.  2lber  fein  ^Betragen  i|t  ftc^tbar  jwci; 
fell)aft  unb  ungewip.  Qx  jie^et  mebr  in  Italien  i)in  unb  l)er 
alä  bap  er  in  ber  ewigen  ©tabt  bliebe.  2lud)  ibn  quält  offens 
bar  bie  Jurdjt,  ba^  bei  feinem  3;obe  bie  granjofen  in  2ft>ig: 
non  ftdi  einen  eigenen,  bie  Italiener  in  3?om  auc^  einen  eige: 
nen  ^ap^  wdl)len  fonnten.  Urban  V.  fc^einet  ftd)  franf  gefii()lt 
ju  baben  fd)on  in  Italien.  2luf  einmal  öerfünbct  er,  ba§  er 
nad)  2l»ignon  jurüif  muffe,  um  ben  .Krieg  jwifd)en  granfreid) 
unb  ßnglaub  ju  fd)lid)tcn.  ^)  Äonnte  er  überhaupt  gefdf)lid)tet 
werben  burd)  gcij!lid)e  2Baffen,  fo  mod)te  ba&  »on  3fom  ouä 
ebenfo  gut  gefc^e^en  wie  »on  2füignon  au§.  3lber  baä  (5d)i§; 
ma  war  e§,  wa§  ber  ^apfi  fürd)tete.  Sf^idjt  lange  war  er  aud) 
nad)  2(üignon  j^urürf,  alä  Äranfbeit  «b"  übermannte.  'Kn  ber^ 
felben  (tarb  er.  25ie  franjöfifd)en  Äarbindlc  glauben  ftd)  ftdjern 
JU  muffen.  ®ie  wählen  wieber  einen  granjofen,  ben  Äarbi; 
nal  9foger,-  welcher  ben  SRamen  ©regor  XI.  onnimmt.  @ie 
batten  fid)  bod)  biefeämal  »ergriffen  unb  waren  an  ben  unred^ 
ten  SO?ann  gefommen. 

£)enn  in  biefem  neuen  ^apjt  überwältigte  ber  facerbotalis 
'  fcbe  ben  nationalen  ©eift.   Sn  ber  5£l)at  befanb  fid)  ein  fran' 
j6fifd)«ö  ^ap)lt()um  in  einer  burd)auö  falfd)cn  (Stellung,  weld^c 
bem  ganjen  ^ontiftcat  ©efal^r  beä  Untergangs  brol}te.  mußte 
notbwenbigerweife  ber  ©laube  erhalten  werben,  bap  ber  ^apft 

1)  Suam  intenrionem  manifestavit  super  translatione  curiac  versus 
Romain.  Prima  vita  Urb.  V.  apiid.Baluzc  I.  pag.  373. 

2)  Prima  Vita  Urb.  V.  apud  Baluze  I.  pag.  391. 


—    i5  — 


a'iB  tcr  ©tattfjafter  ®otte§  unt»  Sefu  Gbripi  auf  Örben  t>uxä) 
ba§  SJirfen  be§  f)ei(tgcn  ®etfre§  auöerlefen  irerbe.  ©ine  ^te^ 
Tardj'C,  bie  einen  foldien  Su'ammenfjang  mit  ber  ©ottbeit  ntcf)t 
auf  iai  Ihcngjte  behaupten  roollte,  lojte  ia  ibr  eigene^  SBefen 
auf,  unb  ne  müpte  »or  ben  9J?enfd)en  fofort  in  9?icbtg  jerfaU 
(en.  giun  mugten  aber  felbft  fran^jtfcbe  ^'ricfter  füblen,  ba^ 
ber  ©taube  ber  53elt  an  ben  ^ufammenbang  ^»rifcben  ber  ©ott* 
beit  unb  ibrem  Raupte  gefcbroädit  roerben  muffe,  trenn  ba§ 
^apfttbum  in  ^loignon,  unD  rccnn  e3  franjofifd)  blieb.  23ie 
SRenfcbeH  iparen  geroobnt,  e»  in  9?om  unb  italienifcb  ju  feben. 
5Der  ®!aube  b^tte  bi§  iept  feinen  'Injlop  baran  genommen,  bap 
eS  meijt  itatienifcb  gerccfen.  3?icfer  ©laube  mu§te  in  bem 
(gtanbe  ber  Siube  erbalten,  er  burfte  nid)t  in  SSewegung  ge« 
bracht  roerben»  2!iefe§  aber  mupte  gefcbeben ,  wenn  ba§ 
^apfrtt)um  eine  bauernbe  Seranbcrung  erfuhr,  ©ne  foldje  nun 
war  begonnen  werben  bur*  bie  Uebertragung  bc§  ^ontiftcat§ 
auf  bie  Jranjofen.  Sie  war  in  einer  rohen  unb  gewaltfamett 
aSeife  gefcbeben;  jebermann  wuBte,  wie  Philipp  ber  ©cbonc 
verfabren  unb  warum  er  fo  »erfahren.  SBlieb  baä  ^apfltbum 
noch  lange  franjoftcb,  fo  fonnte  felbfl  ber  höbe  Äteruä  anberec 
Stationen,  namentltcb  ber  Italiener,  fcbou  burcfa  3?eib  babin  ges 
bracht  werben,  baa  fran^öfifcbe  ^^'ontificüt  wegen  feine»  bocb  ofs 
fenbar  weltlicben  unb  gewaltfamen  Urfprungeä  ^jugreifen.  &n 
fol^er  2(ngriff  war  »on  ber  böcbllen  ©efabr  für  baä  ^ontiftcat 
felbj}.  Wit  welcber  Seichtigfeit  fonnte  in  bemfelben  bargctbati 
werben,  ba^  baS  ^ontificat  einmal  nicbt  ausgegangen  fein  fonne 
»om  bfiliä^n  ©eijie,  ba  eä  fo  ficbtbar  ausgegangen  oon  ber 
franjöfifcben  ^olitif.  3ebe  Unterfucbung  überhaupt,  ftc  mocbte 
beginnen,  wo  fie  wollte,  mu^te  ben  ©lauben  an  bie  ©öttlicbfeit 
bes  ^apIttbumS  erfcbüttem.  SJon  jener  (Stimmung ,  bie  gefürcb^ 
tet  werben  mufte,  bitten  ficb  nun  wobl  fcbon  bebenflidje  Sti- 
eben aufgetban.  9Äit  welcher  ^Bitterfeit  wirb,  nacbbem  baä 
©cbiSma  ausgebrochen,  geflagt,  bap  bie  granjofen  bie  Äarbi; 
noläi  unb  ^apfiwürben  ju  ihrem  ßrbtbeil  hätten  macben  woU 
len  unb  nocb  wollten.  *)  2!>arum  fcbien  eS  bie  i)cii)ftt  Seit  ju 
fein,  ÄUeä  jurücfjufübren  auf  ben  alten  @tanb. 

1)  2tm  tcutlirfiftcn  tritt  tninier  bic  ncricnale  Scfinnunj)  ber  Stalitner 
^troct.  Xlanim  mixt  notftmale  bcm  ^apjrc  ©reger  XII.  gcratljen,  ja  nii)t 
auf  btn  aSDeg  \)ix  Sß)banfung  dnjuge^cn ,  weil  d  ba  lnd)t  Qt\^tUn  fönns 


-    46  - 


Sn  foldjen  JBetradjtungen  lagen  geroi^  bte  .^au^ptgnmbe, 
»cldje  ^apft  ©regor  XI.  bewogen,  mieber  nact)  Statten  ju  ge^en. 
es  famen  aud)  anbere  ©tünbe  nid[:)t  geringer  'äxt  ()tnju.  3n 
granfreid)  fjatten  bte  ^dpfle  ntd»t  bte  minbejle  '2fuäftd)t,  fid)  ein 
unmittelbare^  SReid)  ju  gewinnen.  £)ie  9'lot{)n)enbtgfeit,  ein  folj 
d)eö  JU  beftfjen,  fdjeint  ben  ^äpfien  biefer  3eit  oUgemein  ein; 
geleudjtet  5U  f)aben.  ©ollte  bie  J^terard)ie  nod)  oernoUrtanbigct 
werben,  boä  l)ei^t,  foUte  bie  weltlidje  9J?üc^t  entireber  nod)  ganj 
t5crfd)n)inben,  ober  bod)  in  eine  [eljr  untergeorbnete  ®teüung  ju 
bem  ^riejtertt)uin  gebrad}t  werben,  fo  mu§tcn  bie  ^äpjle  not\)i 
wenbiger  SSBcife  tatan  benfcn,  ein  größere»  Sanb  juerfl  fe|t  ju 
gewinnen,  »on  bem  auö  weiter  operirt  werben  fonnte.  ^ie  xb- 
mifdje  ^terard;ie  wollte  fid)  aber  in  biefer  2ßci[e  üert»oüflänbi> 
gen.  25arauf  beutet  unenbiici)  Stiele»  l)in.  3cbc  ^ierard)ie  miift 
bie  weltltd)e  9JJa,d)t  ganj  ju  übermctflern  fuc^en.  @ie  iji  im« 
mer  nur  t)alb,  wenn  nod)  @twaö  neben,  nid)t  unter  i^r  fielet. 
@ie  mup  3(UeS  fein  wollen ,  benn  [ie  ift  @ott  auf  (Srben. 

2^ie  '»päpjte  bitten  fid)  nun  ftd)tbar  Italien  auäerfeben  ol§ 
fcen  2(nfnüpfung§punft.  Sn  Stalten  bitten  fie  einen  '-ifnfang 
9emad)t.  2)a§  9?eid)  oon  9?eapel  ging  t»om  apoftolifdjen  ©tuble 
jur  ßebn,  Sicilien  utiD  ©arbinien  follten  bemfelben  ebenfalls 
geboren,  nad)  allen  (Sd)riften  unb  9}?etnungcn  war  bcr  Umfreiä 
beä  nacl)ina(igeiHRird)cnrtaate§  ebenbeffelben  @igentbum,  obwol)l, 
befonber»  feitbem  ber  @tu!)l  nad)  Jloignon  gelegt  worben,  ^llcä 
bort  au§  einanbcr  gegangen  war.  Sn  ben  übrigen  arbeiten  beS 
mittleren  unb  beä  oberen  3talien§  rangen  eine  9}?enge  S»)ran; 
nen  unb  greiftaaten  unter  cinanber,  bie,  ot)ne  ba^  eä  bei  ben 
anbern  5Rad)ten  alljugropeS  "iluffebn  erregte,  wol)l  überwältigt 
werben  ju  fonnen  fdjiencn.  2)avauf  bitten  bte  aoignoner  ^apfte 
immer,  obwol)l  immer  »ergeben»  bingearbeitet.  2Bcnn  aber  nod) 
©twaä  gewonnen,  wenn  bereite  früber  ©ewonneneis  ntd)t  auf 
immer  verloren  geben  foUtc,  fo  mufte  bec  ®tubt  jurücfgelegt 

tf,  bog  bic  Srnnspftn  iai  ^Pontificnt  tctcb«  ganj  für  fid)  geircnntn:  quod 
ex  tarn  vitiosa  renuntiatione ,  Roma  et  Italia  perpetuo  verisimiliter  spo- 
liaretur  sede  apostolica  et  Fetii  (ides  transferretur  acl  Gailicos,  «julbns 
nomen  Roiiiatnim  semper  extitit  infestuin,  ex  scliismatici  Gallici  in  Uni- 
versum a  liliis  hujus  saeculi  praedicabuntnr  prudentes,  docti,  sensati, 
lionoribus  digni,  liominibus  praeferendi.  Catholicae  Meditationes.  Theo- 
dorici  a  Niem  Nemus  ünionis,  pag.  334. 


-    47  — 


werben  nad)  fRom.  9Jur  in  Stallen  lief  fid)  auf  Stallen  fräf* 
tig  roirfen. 

QBegen  fo  f)o^cr  SMnge  meinte  ©regor  XI.  ftd)  hinwegfegen  ju 
muffen  über  t>ie  JBebenflic^feiten,  welche  feine  SJorgünger  geljabt. 
^r  fünbigtc  feinen  ©ntfdjlug  an  nad)  Stallen  ju  Q(i)tn,  tod) 
wie  er  fagte,  nur  um  bie  verworrenen  ^änt»el  tiefes  ^anbe§  }U 
fd)tld)ten.  ^)  2lbcr  bie  fronjofifdjen  Äarblndle  bemerkten  fog(eld), 
worauf  eS  eigentlid)  abgefeljen  war.  -)  @ed)§  von  lf)nen  was 
ren  nid)t  ju  bewegen  mit^ugetien  unb  fte  blieben  in  2(üignon 
jurüd.  Sie  Uebrigen  folgen  bcm  .^crrn  unb  9}ietfter.  25er  ents 
fd)loffene  ©rcgor  XI.  jiel)ct  nidjt  wie  Urban  in  Stallen  dngfilii^ 
l)in  unb  t)er,  fonbern  1377  gerabewegö  auf  9?om,  wo  er  bleibt, 
immer  nur  furje  Bett  abwefenb  unb  wenn  S'iotbwenbigfelten 
eö  er{)cifd)ten.  £)ie  2Belt  foU  fel)en,  baf  9tom  wieber  9?om, 
bafi  eä  wieber  ber  Sife  be6  apoftollfdjen  @tul)lä  geworben  fei. 
Su  ber  3elt,  wo  blefeä  gefdjal),  ^atte  ftd)  baä  Sntereffe  ber 
Könige  öon  granf'reld)  an  einem  franjöfifd)en  ^ontiftcot  jlems 
Iii)  tterloren.    "Kn  S3onifaciu§  tonnte  hin  ©ebanfe  fein: 

bie  3eit  l^atte  bie  Erinnerung  an  bie  ungel)eure  gret>eltl)at 
beä  auögeftorbenen  ipaufcS  ber  Äapetinger  tjinwcggefdjwemmt. 
9Äan  batte  9efet)en,  bnp  fid)  böö  ''Pontiftcat  auö)  ju  weiter  nidf)t§ 
ffiefonberem  nu^en  laffc.  ®er  ©ebanfe  burd)  bie  aoignonet 
^äpfte,  wdt)renb  biefcä  änjijleä  jwifd;cn  biefen  unb  ßubwig  bem 
S3aiern,  bem  Äönig  ber  £)eutfd)en,  einen  franj6ftfd)en  ^rinjen 
ouf  ben  beutfd)en  Zl)xon  ju  bringen,  war  gefd^ettert.  3ule|t 

1)  at  man  alle  Äraft  öufjuwenben  gegen  ©nglanb,  um  eä  au§ 
granfreid)  ju  treiben,  wo  e§  fic^  fejler  alä  jemals  gefegt.  SBd^s 
renb  beS  ©d)iäma'§  ftel)et  man  e§  beutlid),  baf  e§  bem  ^aufc 
SSaloiä  ntd)t  eben  mel)r  um  einen  fran56ftfd)en  ^apji  ju  tl)un 
tjl.  ©ie  nel)men  bie  franjoftfdjen  ^äp(le  nur,  weit  fie  ftd)  über» 
jeugt  l)alten,  bap  bicfe  bie  red)tcn  wären. 

25ü§  anbcre  Sntereffe  f)at  ftd)  bagegen  crf)alten  mit  aEer 
©tärfe,  ba§  Sntereffe  ber  fran5Öftfcf)en  .^od)priefterfc^aft,  weld)C 
bie  Staliener  um  feinen  ^rei§  wieber  auffommcn  laffen  will. 

2)  aä  italienifd)e  Sntereffe  war  in  bem  .Karbinal^foUegio  freilid) 
faum  inet)r  »ertreten.        gab  in  bemfelben  nur  mö)  meV5ta= 

1)  Prima  vita  Gregorii  Xf.  Baluze  I.  pag.  437. 

2)  Martene.  thesauriis  anecdot.  V.  pag.  1081. 


l 

-    48  - 

licner.  Zbtx  ber  ®et|l  ^jtaltcnä  unb  befonbcrS  ber  ©tabt  9?om 
wax  für  fie.  9?om  wollte  feine  köpfte  n?ieber  t)aben,  mit  ben 
^ä^)ften  ben  ©lanj  ber  ©tabt.  ^Rod)  war  ©regor  XI.  nicl)t 
tobt,  a(§  bie  Jöenjegung  in  9?om  begann.  2)ie  ^au^tteute  ber- 
felben,  bie  S3anneret§,  famen  jufammen  unb  bcrebetcn,  bop  ein 
9i6mer  jum  ^a^)ft  genjätjlt  »erben  müpte.  *)  2)iefe6  wax  bic 
©timme  ber  ©tobt,  befonberS  be§  geringeren  Slljeileö  i{)rer  SSe* 
ttülferung. 

Fl 

©regor  XI.  aber  fiarb.  25üfiere  ©ebanfen  {ianben  an  fei» 
nem  <Stexhthdte.  ©o  genau  fannte  er  bie  entfd)iebenc  COZeinung 
feiner  franjoft feigen  Äarbtnäle,  baö  ^apflttjum  ben  granjofen  ju 
bet)alten,  bag  er  ein  ©cl)t§ma  :propl)ejeitc.  £)a^  aber  baffelbe 
werben  würbe,  wie  e§  geworben ,  baä  Ijatte  ^apft  ©regor  in 
feiner  SSobeäflunbe  woljl  nidjt  gefürdjtet.  SÖSer  ^dtte  aud)  wo{)I 
Borauäfel)en  fönnen,  bap  in  ifjrer  blinben  ©ud}t  mä)  ^errfd)aft 
bie  franjöfifd)e  unb  bie  itaüenifdje  .l^odjpricfierfdjaft  bie  ßel^re 
üon  ber  dinifdt  ber  Äirdje,  bie  fo  wefentlid)  unb  fo  nottjwenbig 
war  für  Mc§,  waö  je^t  ^anb,  factifd)  tor  ber  SDBelt  würben 
bredjen  wollen,  ja  bap  fie  bicfelbe  aud^  beinafje  tl)eoretifd>  bre? 
djen  würben.  Witten  in  bem  ©d}iäma  warb  beljauptet,  ba^ 
man  cä  nidjt  wiffen  fonnc,  ob  ber  Ijeilige  ©etfi  nid)t  etwa  wolle, 
bap  wirflid)  jwei  ^äpj!e  für  immerbar  fein  foUten.  Äonntc 
man  jwei  f)aben,  fo  fonnte  man  aud)  brei  ()aben,  unb  man 
empfing  fie  wirflid)  einmal.  9J?an  tonnte  weiter  »icr  unb  bann 
immer  nod)  mel^rere  ^aben.  3«  bem  großen  ©d)i§ma  war  bic 
r6mifd)e  Mixä)t  auf  bem  beften  SBege  Daju,  fid)  in  biefer  2Beifc 
felbft  aufjut)eben.  ®a  aber  eine  3erftörung  ber  Äird)e  in  biefer 
3£rt  ben  ©cift  beä  ^üangelium§  nid)t  geforbert  tjaben  würbe,  fo 
ift  fie  aud)  nid)t  gekommen  unb  baS  ©d)i&ma  l)at  mä)t  ewig 
gebauert. 

1)  Rectorcs  saa  Tocabalo  Baderenses  nancui>ati  coadnnatis  sibi  aliis 
qoamplurimis  civibus,  adbuc  vivente  dicto  Gregoris,  "deliberaverunt  suo- 
cedente  obitu  ipsins  omnino  sie  operari  et  facere,  quod  a  cetero  in  Roma 
vel  saltem  in  partibus  Italiae  curia  resideret  et  remaneret.  Quod  se  non 
posse  obtinere  aestimantes  nisi  per  electionem  in  I'apam  alicujus  Ro- 
mani  Tel  Italic!.  Continuatis  et  iteratis  vicibus  sua  feccrunt  consilia,  in 
quibus  firmiter  decreverunt,  Cardinales  omnibus  niodis  compcllere.  Prima 
Tita  Gregorii  XI.  Baluze  I.  pag.  443. 


—    40  — 


Äein  ereignif  i)aUe  fdjon  fo  Hat  unb  unjweibeutig  gejetgt, 
ba^  bte  Ätrdje  auf  einer  falfdjen  unb  »crEe^rten  Unterfage  j!et)e, 

ba6  nun  auägebrod^ene  (Sdjiäma.  SBte  wenig  aud)  tiä  jcgt 
bie  S,ixd)t  unter  ben  neuen  europdifdjen  586(fern  tt)re  JSe)lim5 
mung  erfüllt  l^atte,  xvk  »ie(farf)  SSerwirrung ,  Unglaube  unb 
2lberglaube  auä  iljr  emporgeroadbfen  roar,  fo  ^attc  man  @eiten§ 
ber  ^riefterfc^aft  tod)  immer  iti)aupttn  fonnen,  baf  bie  red)te 
Äirc^e  ba  fei  unb  ber  redete  ©laube  burd)  fte  in  ber  2Be(t  ^err^ 
fd)e.  2luä  biefer  Äirc^e  voar  baä  ^apfttl)um  emporgen)ad)fen, 
unb  eä  ftanb  baffelbe  ie^o  an  beren  ©pi|e.  (55  war  ber  SBelt 
unbenfbar  geworben,  bap  ber  redete  ©laube  unb  ba§  wai)xt 
6^rijlentf)um  anber^wo  fein  fönnte  alä  in  biefer  römifd^en  Äir= 

unter  biefem  einen  ^apft,  ber  mit  ber  Äird)c  felbft  gleidj» 
fam  in  (Sinä  jufammengefloffen  war.  ^ 

2lber  auf  einmal  erf)ie(t  man  jwei  ^apfie  unb  jwei  ^ir^  | 
d)en  burd)  ein  ßreignip  ober  burd)  einen  'B^^aU,  weld)er  ni^jt 
bie  <3d)ulb  ber  ber  Äirdje  gebord)enben  S[)?enfd?en  war.  ^iefe 
^dpftc  unb  biefe  Äirdjen  pellten  ftd)  einanber  entgegen  unb  bt- 
^»aupteten,  ba^  fie  nur  bie  wahren  waren,  bei  benen  ber  wabrc 
©taube  fjerrfcfac,  ba^  "KÜt,  bie  biefeö  nidjt  glaubten,  fid)  in  eis 
ner  falfd^en  Äirdje  befdnben  unb  ben  redeten  ©(auben  nid^t  f)dts ! 
ten.   2)ie  SZÖelt  fpaltete  fid)  jwifd)en  biefe  beiben  ^dpfie,  5wis| 
fd)en  biefe  beiben  ,Sird)en       gabnidjtä,  wobur^  bie  eine  ober! 
bie  anbcre  fdjlagenb  beweifen  fonnte,  ba^  fie  bie  redete  fcin[ 
muffe.   Seber  S^eil  aber  tjerbammte  ben  anbern  alä  fdjiSmas  . 
tifd)  unb  fe^erifd).  Unb  biefer  anbete  Zi)e'ü  t^at  bod)  nid)t  ba§ 
SRtnbefte,  wa§  nid)t  audj  üon  bem  getl)an  warb,  weld;er  bie 
SSerbommung  auöfpracf>,  glaubte  nid;t§  3£nbere6,  aB  wa§  iit- 
fer  glaubte,  nur  einen  anberen  ?)apft  na^m  man,  eon  bem  felbfl 
bie  SBiberpart  nid)t  fc^lagenb  beweifen  fonnte,  bop  er  ein  fal= 
fcl)er  fei,  obwohl  fie  e§  fagte  unb  'bt\)<iüptett.    (Sä  war  ^lleä 
jweifel^aft  unb  ungewtg,  unb  im  ©runbe  genommen  wupte  fei: 
ner  ber  beiben  Steile  fo  fidjer,  baf  eS  über  allen  Bweifel  er^os 
ben,  ob  er  aud)  in  ber  red)ten  Äirc^e  fei. 

Ungemein  leidjt  l)dtte  man  bie  (Sntbecfung  madjen  fönnen, 
ba^  bie  d)ri|llid)c  SBa^rl^eit  gar  mä)t  mit  bem  3lnerfennen  be§ 
einen  ober  beä  anberen  ber  gegenwärtigen  ^dpfie  oinb  überhaupt 
trgenb  cineä  ^ap(te§  in  SSerbinbung  jlebe:  benn  man  mu^te  ja 
füllen,  ba^  man  ben  redeten  d?riftlid>en  ©lauben  beS^alb  nic^t 
IL  se<ii.  '  4 


fonnc  verloren  t)aben ,  {)atte  man  bcnfelbeii  fonji  nur,  wenn 
mon  ftd)  auä)  bie  Wlö$liä)hit  badete,  bap  man  ben  falfdjen  an= 
crfenne  fll§  ben  rcd)ten  ^apft.  Senn  man  glaubte  ja  immer 
noä),  »a§  man  fonfl  geglaubt  i)attt.  9Jian  mufte  bemerfen, 
bo^  jwifdjen  biefem  unb  bem  (Sl)riftent^)um  eine  notl^wenbige 
§8crbinbung  gar  nicbt  »or^anben  fei. 

SBenn  man  biefeä  gefut)lt,  fo  fdjeint  e§,  mu^te  man  mi- 
ter  bemcrfen,  bap  (ginl)ett  bcr  ^irdje  unb  Äirdje  überhaupt 
wol)l  nid)t§  ■2leu^erlid)e'o,  ga^(id;e§,  .^anbgreiflidjeö  fein  fönne, 
weit  biefeä,  alä  fid)  in  !0?enfd}cn  barjieUenb,  jur  Svoii,  jur 
2)rei  unb  ju  5!Rel)r  n^erben  fonne,  fo  wit  t$  im  ®d)i§ma  wixh 
ltd)  gefd)al}.  Unb  alle  btefe  ®etrad)tungen  bitten  im  weiteren 
gortgange  beä  2)enfen§  barauf  führen  muffen,  ba^  bie  duperc 
unb  ftd;t&ar  tterbenbe  jlird}e  ein  9}?enfd)lid)eä,  unb  nur  bie  un» 
fid^tbarc  Äircbe  ba3  ebrifientbum,  baä  ®üttlid)e  fei.  SBer 
m6d;te  Idugnen,  baß  ^unberttaufenbe  eben  burd)  bie  lange  SSers 
wirrung  beö  ©d;i§ma  jit  foldjen  ©ebanfen  unb  ibrcn  notbwen; 
bigcn  gotgen  gebradjt  worben  finb.  9Bar  bod)  ein  Sabrbunt>ert 
t5or  ber  großen  Sieformation  bie  SO?einung ,  baß  man  auf  einer 
falfdjen  S3abn  jlel)e,  verbreitet  burd)  alle  Sanbe  ©uro^pa'ä. 

Snbeffcn  bei  ber  großen  9)?affe  ber  9}?cnfd;en  b^ben  fie  fvS) 
ftd)tbar  nid}t  gehaltet,  jene  ©ebanfen,  unb  fie  fonntcn  fid)  auc^ 
fcbwerlid}  gejlalten.  ©ie  beburften  eineä  2£nEnüpfung§punEte§, 
einer  etwa§  genaueren  ^Befanntfd)aft  mit  bem  ßbnftc"tb"'"/  jtc 
beburften  alö  £end)te  für  ibren  gortgang  unb  jum  ®ewinn  ei-- 
neä  9fefultatc§  bie  öollfie  unb  flarfle  (Srfenntniß  beö  ©oangelii. 
S3eibeä  i)inte  bie  große  5J?affe  ber  9J?enfd;en  nid)t,  unb  eä  feblte 
ibnen  an  giibvcrn  boju.  2)ie  romifdje  Äirdje  \)attt  jo  ben 
et3angclifd)en  ©laubenSbotcn  ben  SOhinb  gefd)loffen.  2)aber  fübU 
ten  bie  SO^enfdjen  wobl  unb  fte  fprad)en  e§  au§  in  ben  ftarfften 
tiCuäbrüden,  baß  eine  entfefjlidje  Söertoirrung  über  bie  23elt  ge; 
Bommen,  bafj  man  in  ein  ßabprintb  gefallen  fei,  auä  bem  man 
feinen  'iu6weg  wiffe,')  —  war  man  bod),  wie  eä  fcbeint,  alleS 
©rn^eö  bi"  u»b  wieber  auf  ben  ©ebanfen  gefommen,  baß  bie 
ßinbeit  bcr  .fiirdje  burd;  bie  ßrmorbung  beö  einen  5)apfieä  t)n- 

1)  Perspiciimh  est  in  q'iali  labyrintlio  vix  egressibili  positi  sumns  et 
vinculis  vix  cxtricabilibiis  irretiti;  qur.si  videlicet  posuerimus  in  retibus 
pedes  et  in  maciilis  eorum  ambulemus.  Gerson.  Tractatus  de  chismate. 
Opera  II.  pag.  22. 


—    51  — 


gebellt  »erben  muffe.  —  Sa^cr  fleigerte  jict>  t»ass  SO^ipbetja; 
gen,  bQ§  fcf)on  frü{)er  »or^anben  gercefen,  ober  eine  9\ettung, 
für  (vtld)t  man  bie  SBieberberftellung  te§  einen  ^apftt^umä  unb 
fcer  einen  ^irdje  anfab,  f)iittc  man  bamit  nun  unb  nimmermebt 
gewonnen,  ob  man  aud)  ben  3uben  unb  ben  ?Kö5lemen  ncdb 
mebr,  al§  eS  war,  jum  ^ot)n  unb  ©pott  geworben  wdre  mit 
feiner  £lual. -) 

X)\t  ©elebrten  ber  bamaligen  Seit  »erliefen  bie  9}?enfd>en 
(Sie  geborten  bem  ^riejter«  ober  bem  9}?6nd)§ftanbe  an^  unb 
Glitten  im  ©anjen  genommen  ein  Sntereffe  mit  bicfen.  2Seil 
ber  öllgemeinc  ©eift  be5  Sacerbotii  auf  ibnen  lag ,  !onnte  uon 
if)mn  wenig  ober  nicbtä  erwartet  werben,  do  fonnte  üon  ibnen 
ferner  nicbtä  erwartet  werben,  weit  fie  ficb  tief  eingelebt  in  bie 
©d)olaftif,  tief  eingelebt  in  bie  SSeife  ber  ©djriftbeutung  unb 
@(briftbebanblung,  mit  welcbc-  ^Tile»  gewonnen  unb  Jtüe»  ges 
Idugnet  werben  fonnte.  Sie  ijahen  aUerbing»  wdbrenb  be§ 
©djiSma  9)?ebrere§  gctban  unb  e§  tbun  muffen,  wa§  wibec 
bie  jeitberige  Ätrc^enlebre  ober  bocb  wiber  bie  Sdfee  unb  Ses 
bauptungen  war,  über  benen  bie  ^äpile  ibre  SJZacht  über  bic 
SSBelt  unb  bie  Äircbe  oufgeiieCt  unb  bie  bif  ji^t  ongenommeti 
worben  waren  alä  le^tgültige  dntfcbeibungen.  ©ie  mupten  bie» 
feä  tbun,  al»  enbticb  bie  ^artnäcfigfeit  ber  ^^apfte  ber  franjofü 
fd)en  unb  ber  italienifcben  ^artbei  bie  Äircbe  unb  bie  .^enfdjaft 
be§  übrigen  Sacerbotii  bebrobete  unb  ber  Jammer  ber  S^ienfcben 
nicbt  mebr  ju  überfeben  war. 

@ie  gingen  aber  auf  nicbtä  weiter  ou§,  ol§  bie  ^ircbe  wie» 
ber  berjujieEen,  wie  fie  öor  bem  ©cbi»mo  gtwefen  war.  2}a« 
bei  wollten  fie  etwa  nod)  bie  ©elegenbeit  benugen,  bie  ^errs 
f^aft  beä  ^apfieS  ba  einjufdjrdnfen ,  wo  ffe  bem  anbern  Sa» 

1)  war  in  granftrid),  bog  rinigc  auf  ben  ©cbonffn  gcfomnien, 
bie  Unität  ber  .Rircftc  bur*  gciraltfamc  Jöbtung  SSerebtct  Xin.  rciebetöcr* 
tttiufiibrcn.  Ocrfon  rcbct  baren  ganj  Uax  unb  be)timmt.  Ad  secnnJum 
similiter  in  convenientia  seqnnntnr  primam  incommodum  saper  difficnl- 
tate  execntionis  hajas  viae;  qaoniam  fieri  non  potent  nisi  vel  de  facto 
interficiatur.  Remanebit  nota  apnd  posteros  saltem  de  facto,  qnod  Gal- 
Mci  ant  alii  Papam  sanm  interfecerunt  Grerson.  de  restitntione  obedien- 
tiae  Benedicto.  Opera  II.  pag.  33. 

2)  Quid  porro  de  paganonim  infideliamqne  fabnler  probro  et  irri- 
äone  adversos  Catholicos.  Gerson.  Propositio  facta  coram  Anglicig.  Opera 
n.  pag.  125. 

4* 


—    52  — 


ccrbotio  Idflig  geworben  mx.  ©te  fud)tcn  bic  SOBett  juetjl  ju  tröjten 
unb  fügten,  baf  S'iiemanb  burd?  ba§  gegenwärtige  ©c^iäma  in 
eine  eigcntlidje  Äe^eret  gefallen  fei.  ^)  (Sä  war  ja  fdjlimm, 
wenn  ^)ätte  jugegeben  werben  muffen,  ba^  bic  SBeife  ber  Äirdje 
felbft  oi)m  alle  benfbare  ©d)ulb  ber  tf)r  unterworfenen  SS)?enf(f)ett 
in  Äe^erei  bringen  fonne.  2Beit  fie  ferner  mit  feinem  ber  ^äpfte 
ouäfommen  fonnten  unb  felbfi  jugejleljen  mußten,  baf  fid)  nid)t 
erweifen  taffe,  wer  ber  redete  ^apfi  fei,  fo  geben  fte  ju,  bog 
man  bie  &'n^eit  ber  Äird)e  nid)t  fo  grob  unb  materiell  auffaf« 
fen  muffe,  wie  e§  äeit()er  gefd)e^en,  bap  biefe  (5inf)eit  eine  mo> 
ralifd)e  unb  feine  mat{)ematifd)e  fei,  ba^  ber  ^apft  unter  bem 
©öangelio  fei,  ba^  er  fein  ©ott  aufßrben  geworben,  über  bef» 
fen  9?eitte  man  gar  nidjt  flreiten  bürfe,  baf  man  bie  Uti)olU 
fd)c  Äird)e  unterfdjeiben  muffe  üon  ber  romifcfjen,  unb  bap  bic 
erfie  feljr  fügüd)  o{)ne  ^apfl  fein  fonne.-)  ©ie  mußten  über 
bie  2:ef)re  oon  ber  @inf)eit  ber  Äird)e  im  ^apjitl)um,  weil  ft^ 
in  bemfetben  bie  @inbeit  eben  jufälliger  SOBeife  jerriffen  ^atte, 
eine  ^6l)ere  SOZadjt  jtellen ,  weil  bie  ©inbeit  nid)t  anberö  wie« 
ber  ju  ©tanbe  gebrad)t  werben  fonnte.  25arum  warb  nun 
bie  Äirdje  bargefiellt  öon  einem  ücumenifcf)en  ßoncil  unb  biefem 
ber  ßl)arafter  ber  Unfe(;lbarfeit  aufgejlempelt.  ^)  @ie  festen  aud) 

1)  Tota  res  praesens  magnis  dubiorum  involiicris  contecta  est  et 
otriusque  colorata,  sed  nec  sunt  aliqua,  quae  proprie  et  nude  contin- 
gant  opposita  lldei ;  quoniam  magis  in  factis  diversis  et  diversimode  re- 
ceptis,  quam  in  jure  consistant.  NuUi  idcirco  possunt  aut  vix  possnnt* 
de  Schismata  et  heresi  pertinaces  convinci.  Gerson.  de  concilio  generali 
nnius  obedientiae.    Opera  II.  pag.  24. 

2)  ünitas  ecclesiae  ad  unum  certe  Christi  vicarinm  dam  procnratnr 
per  epikeyam  seu  bonam  aequitatem  non  exigit  in  sie  cpikeyentibas  sea 
Legnm  positivarum  interpretibus  quod  habeant  evidentiam  mathematicam, 
sed  satis  est  si  certitudinem  moralem  attulerint.  Gerson.  Commonito- 
rium.  Opera  II.  pag.  120.  Catholica  universalis  ecclesia  constat  ex  Om- 
nibus in  Christum  credentibus  et  in  hac  ecclesia  et  in  ejus  fide  omnis 
homo  potest  salvari,  etiamsi  in  toto  mundo  aliquis  Papa  DOn  possit 
reperiri. 

Ecclesia  Apostolica  in  Catliolica  ecclesia  inclusa  ex  Papa,  Cardi- 
V     nalibus ,  Episcopis,  Praelatis  et  viris  ecclesiasticis  compaginata  solet  dici 
ecelesia  Romana.    Et  haec  errare  potest  et  potnit  falli  et  fallere,  schisma 
et  heresin  habere,  etiam  potest  deficere.  Gerson.  de  modis  uniendi  eccle- 
siam.    Opera  II.  pag.  163. 

3)  Jocobi  Almaini  Expositio :  Gerson.  Opera  II.  pag.  1071, 


—    53  — 


factifd)  bte  SBaf^r^cit  tf)rev  fficljauiptung  iüxä)  unb  beenbefen  ju; 
lefet  baäi  ©d)tgma  butd;  fic. 

Semit  i)attm  ftc  aber  lueitet  nid)t»  getfjan,  oB  bo^  fie 
ben  SIräumen,  burct>  rce(d)e  bciä  ^apjltf)um  emporgefltegen  war, 
onbere  SSrdume  entgegenfcfjten,  weldje  bod)  nur  ben  ^'o^P^äW^'f 
i)atttn,  büä  Sop^e(pa^)jlt()um  ju  überwältigen  unb  bte  früf)er 
in  einem  ^ontiftcüt  erfd^einenbe  @in(}cit  wicber  I;erjufleQen.  @ine 
gro^e  unb  eüQngelifd)e  Folgerung  auä  t^ren  gegen  bie  unbebingte 
^"»üpjigeroalt  gerid)teten  ©d|en  ju  sieben,  Ijüteten  ]id)  bie  ®e: 
letjrten  unb  ^rdlaten.  Sie  fpred^en  aud)  iljre  ©ü^e  mit  einet 
gercilTen  Surücfhaltung  ou§  unb  fie  feljen  fid)  immer  wx ,  bap 
fic  ntd^t§  fagen  mödjten,  voaä  gegen  bic  ganje  fleifd)tid)e  Äird?e 
laufe.  "Küä)  blieben  i^re  2el)ren,  bie  je^t  roenigfienä  neue  roa- 
ren,  immer  fd)tt)anfenb  unb  unbeftimmt,  njurben  wn  SSielen 
ganj  geldugnet  ober  nur  jur  ^dlfte  jugegeben.  "Knä)  x\xi)t- 
ten  fie  auf  feinem  tüchtigeren  ©runbe,  oB  bic  ge^rc  üon  ber 
unbebingten  ^apftgemalt. 

W\t  bem  ©c^iäma  aber  fam  e§  fo.  3Bie  ?>apjl  ©regor 
geworben,  fam  bie  ®tabt  9fom  in  nod)  größere  SScwegung  alä 
^ü^er.  2)ic  Sanneretä  t)telten  Suf^iwii^cnfünftc  mit  ben  italie-- 
nifcfjen  .Rarbtndlen  unb  begel)rten  V)on  iljnen,  bo^  ber  o^joftolis 
fd)e  ©tu^I  fortan  »iebcr  in  Siom  fein  muffe,  ba^  es  baju  fein 
anbereä  9J?ittel  gdbe,  al§  xvtm  einSJömer  ober  bod?  rcenigftenä 
ein  Statiener  jum  ^apji  genjdt)lt  werbe.  Sie  italienifdjen  .Rar= 
bindle  fd)etnen  barauf  feine  S3erfpred)ungen  getl}an  ju  {)aben 
unb  fie  fonnten  fie  aud)  r\iä)t  ti)un,  ba  fie  fo  fd)tt)ad?  waren. 
Zixä)  ben  franjöfifd)en  .Sarbindlen  tl)eilcn  bic  ffianneretä  baf= 
felbc  SSerlongen  mit.  Siefe  berufen  fid)  aber  barauf,  bag  fie 
ie^t  nid)t  wiffen  fcnnten,  waä  il)ncn  ber  fjeitige  ®ei)i  im  ßon^ 
claoe  eingeben  würbe.  ®ie  warnen  cor  einer  burdj  ©ewalffam; 
feiten  abgen6tt){gten  SBabl,  weil  burd)  eine  foldje  fein  waf)rer 
^apjl,  fonbcm  nur  ein  ginbrdngling  an  baS  SJageälic^  würbe 

1)  ©c^on  Ckmangc  tcftaupktc,  ia%  bic  ccuiiKnifdjcii  dcncitten  Qud) 
irren  fcnnten.  Falli  non  possunt.promissa  Domini.  Sed  nlii  et  cum  qui- 
bus  per  gratiam  in  ecclesia  sna  sit,  non  nostrum  sed  illiiis  est  nasse. 
Novit  Dominos  qui  sunt  ejus.  Nos  autem  qaomodo  nosse  possamns.  la 
Bolapotest  muliercula  per  gratiam  manere  ecclesia  ClemangiisYotaEmen- 
dationis.   Von  der  Hardt  I.  pag.  65. 


_  54 


0cf6vt»ert  roeiben.')  2)te  J8onnere(3  ober,  «eldje  fretltd>  wüp 
Un,  vok  bcr  ^eilige  ©eijl  bei  bengranjofen  ju  entfdjetben  ^)fles 
ge,  trafen  i^re  2tnjlalten.  ©ie  jagten  bcn  Zt)d,  bem  fte  nidjt 
traueten,  jur  ©tabt  t)inau§  unb  riefen  üom  £anbe  »ic(  gemeineä 
83olE  t)erein.  2)  25arauf  f(^)tpuren  fie  jebod)  ben  Äarbindlen  in 
1  ben  9ett)6{)nlid)en  gormen  grei^eit  unb  ©i^crfjeit.  ^)  2)ie  Man 
bindle  gingen  am  7ten  2fpril  1378  in  ba§  ßoncloce.  ߧ  wa» 
ren  it;rer  eilf  granjofen ,  ein  ©panier  unb  öier  Staliener.  3)a§ 
Gonctatte  warb  nid^t,  wie  eä  in  ber  9?cgel  war,  jugemauert. 

2fB  bie  granjofen  in  baö  ßonctaoe  gingen,  fd)iencnjte  noc^> 
jiemlidf)  guten  SO?utl)e§  unb  fejlen  ©ntfcl)luffe§  geroefen  ju  fein, 
iljrer  Station  baä  ^ontificat  ju  beljaupten.  SBie  follten  fie  baS 
ttud)  md)t  konnte  il;nen  bod)  ^liemanb  erweifen,  ba^  ber  l^eis 
lige  ©eip  einen  granjofen  biefeö  dJlal  nidjt  Ijaben  woUte.  3^)« 
fKeinungen  waren  aber  get^eilt  unb  fte  |>atten  jwei  granjofen 
im  ©inne.  *)  SBte  fie  in  baö  ßonclaoe  gingen,  i)ktm  fte  frei» 
lic^  fd)on  von  allen  ©eiten  ba§  ®t\d)xti  "beS  rümifcben  SSolfcS, 
„einen  3?6mer,  einen  Italiener,  ober  ben  Sgob!"^)  (5§  trug 
für  ben  gortgang  ber  SJinge  wenig  ober  nidjtä  auä,  ba^  bie 
Sranjofen  unter  einanber  felbfi  nict)t  red)t  einig  waren.  25ic 
ous  ^oitou  woütcn  einen  ganbömann  jum  ^apfle,  bie  auä 
ßimouftn  wollten  ebenfalls  einen  iljrer  2anb§leute,  bamit  er  an 
fte  mit  freigebiger  ^anb  fpenbe.  Stacb  ctwaä  2£nberem  als  mä) 
®elbe  fragten  bie  gürflen  ber  Äirc^e  niä)t  me^r.  SBdrc  bie  ^o; 
litif  ber  fr«nj6ftfd;en  Äonige  nod)  üorwaltenb  gewefcn,  fo  wüts 
ben  fte  gleid)  gewußt  f)aben,  wen  fie  ernennen  follten.  Sefeo 
aber  fanbcn  bie  granjofen  feine  Seit,  ben  ©treit  unter  fid^  felbfi 
ju  fc{)lid)ten.  lieber  bie  eingejtofenen  5£t)üren  l)inweg  flürmten 
bie  JBflnneretä  in  ba§  ßonclaoe  \)inün,  eine  beflimmte  Grflds 
rung  forbernb,  ba^  ein  9?6mer  ober  ein  Italiener  jum  ^a^pjl 
gewrtl)lt  weaben  foUe.**)   25ie  Äarbindte  geben  barauf  jur  '^nt« 


1)  Prima  vita  Gregorii  XI.  Baluze  I.  pag.  443. 

2)  Declaratio  Cardinalium.  Balüze:  Vitae  Papar.  Ävenionens.  II. 
pag.  832. 

3)  Acta  varia  concilii  Pisani.  Marlene  et  Durand.  CoU.  Vet  Script. 
V.  pag.  425. 

4)  Raynald.  Annales  ecclesiae  XVII.  pag.  12. 
f))  Prima  vitn  Gregorii  XI.  Baluze  I.  pag.  443. 

6)  Acta  varia  concilii  Pisani  pag.  427.  _ 


—    55  — 


»ort,  bfl^  fie  ju  nidjt»  [td;  würben  jwingen  lafTcH/  baü  "^'"«^ 
erjnjungcne  SSal^i  feinen  *J»apjt  geben  würbcs  3)te  franjofifdjen 
Äarbtndle  rcoUten  jianbljoft  gront  mactjcn  in  9ioin  [elbfi  gegen 
ben  Unge|lüm  ber  Süomer.  ßieber  »raven  fie  freilid)  gleid)  auS 
9?om  gegangen,  aber  fie  f)atten  nict)t  gefonnt,  benn  mit  bem 
Äobe  ©rcgorä  {jatten  bie  S3anneret§  bie  Zi)oxe  ber  ®tabt  fdjlic; 
pen  unb  ben)ad)en  laffen.  9?acl)  biefer  geroaltfamen  Scene  warb 
freilief)  im  Snnern  beä  (5oncIü»e  tie  SJube  einige  ßcit  bc^gf^fK^- 

"ilbtx  am  folgenben  5£age  tobte  bie  «Stabt  9iom  entfe^tid)  auf. 
2)ie  ©turmgloife  lautete  unb  alleä  S3ülf  jlromte  nad)  bem  Gon; 
clawe  jufommen.  Sic  Sbürcn  würben  jum  jnjeiten  3}?ale  er^ 
brodjen.  2)aä  SSolf  jlromte  in  ben  ^alaj!  binein  unb  begef)rte 
tobenb  einen  9?6mer  ober  einen  Italiener.  brobete  bie  Äar; 
binäle  ju  maffacrircn,  wenn  fie  nicbt  auf  ber  ©teile  wablten, 
wie  t)on  ibnen  begcbrt  warb.  Sie  nod^malige  S3erficberung  ber 
granjofen,  ba^  nur  eine  ganj  unjweibeutigc  3;obeägefabr  fie  jur 
SBabl  bewogen  i)abt,  öerbient  allen  ©lauben,  wenn  and)  ©cferift- 
fieller  ber  romifcben  ^artbei  übet  alle  ©ewalttbätigfeiten,  weld)c 
ftattfanben,  |tiUfd)weigenb  binweggeben  wollen.  3n  biefer  S^lotb 
wdblten  bie  Äarbindle  SSartbolomo  be  ^rignano  jum  ^apft,  weis 
d;e§  nacb  einigen  einmütbig,^)  nacb  3(nbern  obnc  ©inmütbig- 
feit  gefcbaf».  Sabei  ift  eS  natürlidb  gleicfjgültig,  ob  gerabe  in 
bem  2(ugenblicfe  ber  SBabl  ba§  romifc^c  SSolf  noä)  forttobte 
ober  nid)t.  25fl§  ©anje  war  bod)  »or  ficb  gegangen  unter  bem 
ftdjtbarjlen  Swange. 

Sie  weiteren  S'ladjricbten  werben  feltfam  unb  verworren. 
SBie  biefe  SBabl  bem  S3olEe  mitgetbeilt  worben,  fo  i)abt  eä  baS 
SSolf  mi^üerftanben, ^)  unb  erfl  gemeint,  ber  ÄarDinvil  ^elruS, 
bann  ber  '.^Cbt  ^etruä  fei  jum  Zapfte  ernannt  worben,  2(nbere 
fagen,  au§  gurdjt  l)dtten  bie  Äarbindle  bie  2Babl  aar  nid)t 
befannt  gemacht,  weil  fie  meinten,  baä  SSolf  würbe  fie  nieber' 
^auen,  ba  ein  Siomtx  nidjt  gewallt  worben  fei.*)  Snbcffcn 

1)  Theodorici  a  Niem  de  schismate  ecclesiae,  pag.  3. 

2)  Gersoniana  lib.  I.  pag.  12.  Gerson.  Opera  I. 

S)  (ii  mcxUn  crji  iScüiiiteK  (icrdiigcrufcn,  rodeten  tk  SCDa^l  mitöv= 
t6«i(t  toirb.  SDic  Äarbtnäle  foticn  baOct  crfldrt  haben :  «jnod  popiilus  p»s- 
set  beiie  eos  interticerc  omnes  sed  non  habere  Roinaouin  ista  vice.  Ray- 
nald.  Annales  ecclesiae  XVII,  pag.  5. 

4) ' Gersoniana  lib.  I.  pag.  12. 


—    56  — 


fdjeinct,  ba^  orbnungörcibrig  ober  uuf  bem  9ett)6f)nlidf)cn  SGBege 
bem  SSolfe  etn?aö  beEannt  penjorben,  ober  md)t  bog  3te4)tc,  unb 
baf  cS  im  ^fnfange  gemeint,  fei  feinem  SSerlangen  burd^  bie 
S5Ba{)t  be§  einen  ober  beä  anbern  »on  jenen  beibcn  Scannern, 
n)eld)e  ben  iJiamen  ^etru§  fütjrten  unb  bie  9?6mer  tuaren,  ooUs 
jlanbig  ©enüge  gefd)el)en.  darüber  entftanb  eine  »ilbe  greube, 
unb  in  berfelben  fanben  bie  Äarbindle  ©elegen^eit,  au§  bem 
ßonctaöe  ju  entoeidfjcn.  ^)  Einige  gingen  auä  ber  ©tabt,  an; 
bere  flüd)tetcn  fid;  auf  bie  ©ngeBburg,  mlä)t  »on  franjofifdjen 
Struppen  befe^t  war.  ©eltfam  |lel)et  bie  9'lact)rid)t  ba,  bop 
fd)on  in  biefem  6onc(aüe  Stöbert  üon  ©enf,  ber  nadjmalige 
franjüfifclje  ^apft,  erwd^tt  vworben  fei.  ®ie  fdjeint  inbeffen  uH; 
begrünbet  ju  fein:  benn  bie  franj6fifd)e  ^arttjei  würbe  nic^t 
untertaffen  l^abm,  ftct)  nodjmaB  auf  biefen  Umjlonb  ganj  «or» 
jüglicl)  JU  berufen,   'ilbn  e§  gefd[)af)  nidjt. 

löalb  inbeffen  erfdf)rt  baä  r6mifd)e  SSolf,  baß  eigentltd) 
ber  (lrjbifdS)of  üon  SBari  gett)d()tt  roorben  ifl.  (5§  berutjigt  ftd) 
babei,  weil  e§  nidjt  fowo^I  auf  bie  ^erfon  anfommt  unb  ouf 
einen  SJömer,  fonbern  barauf,  baf  ber  (Stu{)l  in  9?om  er^ialten 
werbe,  roaö  öon  einem  Italiener,  bei  ber  ©tdrfe  beä  t)errfdE)enj 
ben  9^afionaIgeifte§,  eben  fo  gut  erwartet  werben  fann.  f&ax' 
tf)olomeo  ^rignano  aber,  ber  früher,  wie  bie  granjofen  erjdljU 
ten,  felbfl  gefagt  ^aben  foß,  baß  unter  folct)en  Umftdnben  eine 
redEjtmdßige  ^apjlwal()l  gar  mä)t  'fiattftnben  fonnte,  ^at  ftd) 
barin  ünber§  befonnen,  feitbem  er  felb|l  ^a^pfi  geworben,  unb 
er  lobet  nun  bie  Äarbindle  ju  ft^ ,  bamit  bie  Snt(}ronifation 
üorgenommen  werben  fonnte. TLud)  fammctn  fie  fiel)  um  il)n. 

gefdjal)  aber  nidjt  »on  allen  in  greil)eit;  benn  biejenigcn 
granjofen ,  welcl)e  auf  bie  ©ngeBburg  geflücl)tet  waren,  würben 
nur  tutä)  ©rol)ungen  bewogen,  t)erauäjufommen.  25ie  granjos 
fen  t)abcn  immer  bcljauptet,  baß  aud)  aüeä  9'tad)malige  noc^ 
unter  ber  ©ewalt  beä  gwangeä  üor  ftd)  gegangen  fei,  unb  'rflit' 
manb  fonnte  il)ncn  beweifen,  baß  es  anberä  fei.  ^ier,  wo  man 
ftd)  in  bem  ©ebietc  beS  ®efüt)leä  bewegte,  war  e6  unmoglid), 
JU  beftimmen,  wa§  grei^eit  unb  waä  Unfreiheit  fei.   2)ie  5n-- 

1)  Tlieodorici  a  Nieni  de  schismate  ecclesiae  I.  3.  pag.  5.  6. 

2)  >Uud)  fngcii  bie  graniofcn ,  fie  waren  überjcugt  gcrocfcn ,  bog  nie; 
manb  meinen  tonne,  er  fei  unter  folgen  Uinjtänben  redjtmä^tg  gewählt. 
Prima  vita  Grcgorii  XI.  pag.  450. 


—    57  — 


t()ront[atton  be§  ^a^jjleä,  weldjer  ben  Siamen  Urban  VI.  an* 
naJjm,  ging  nun  ru^ig  öor  ftd),  unb  baä  f)atte  aUerbtngä  angefet)en 
rcerben  Jonnen  tute  eine  freie  SSejlätigung  ber  2öa()I,  wenn  bie 
gran^ofcn  nid)t  eben  nadjmciB  bel;auptet,  bap  fieaud)  je^t  nodt> 
unfrei  gcwefen. 

2^ie  Jvarbindte  fd)reiben  nun  a\xd)  an  ii)xt  in  2ft)ignon  iU- 
rücfgebliebenen  SSrüber.  3n  btefem  ©einreiben  wirb  fein  SOSort 
gefagt  »on  einem  Uman^e,  fonbern  bic  2BaJ)I  beä  Ijeiligen  S3a: 
ter§  Urban  ijl  ein  2Berf  be§  t)eiligen  ©eijleä.  ©ie  er!ennen  nun 
aud)  ben  ^apj!  fofort  an,  fie  laffen  fiel)  Seneftcien  üon  it)m 
jufdjtagen,  fie  fc()reiben  feinetwegen  S5riefe  an  ba§  ^Tuätanb.-) 
'^ber  alle  btefe  2)inge,  auf  nje(d)e  bie  rdmifd)e  ^art^ei  fid)  nad^; 
'  '  inalg  jlügte,  fielen  fofort  in  SlidbtS  jufammcn,  alö  bie  granjo- 
fen  immer  bel)au))teten,  fo  lange  fie  in  9iom  gewefen,  Ijdttett 
fie  ftd)  in  bem  3"t^anbe  ber  Unfreiheit  befunben.  ^) 

Sen  franj6fifci)en  Äarbindten  fam  e§  nidjt  auf  eine  ^er- 
fon  an ,  fonbern  auf  bie  S3el}auptung  beö  je^t  l^errfdjenben  ©^s 
fteme§.  ©ie  t)atten  ja  noä)  ju  2iüignon  auänabmäreeife  Sta* 
liener  ju  ^ä^fien  ernannt.  £)aä  @t)flem  aber  begc(}rte,  ba^ 
ber  apoPolifd)e  ©tubl  jurüdgelegt  werbe  nad)  ^»ignon.  £)arum 
treten  bie  .Äarbindle  balb  nad)  ber  3nt()ronifation  mit  biefem 
äBege^jr  an  Urban  VI.  (jerüor.  *) 

1)  Theodorici  a  Niem.  de  schismate  ecciesiae,  I.  4.  pag.  6. 

2)  Epistola  Cardinalium  apd.  Balaze  II.  Yitae  Papar.  Avenionens. 
pag.  839. 

3)  Raynald.  Annales  ecciesiae  XVII.  pag.  8. 

4)  ^apft  Urban  fclbfl  crjdtiltc  oon  biefem  SSerlangen  bcm  S^oma* 
fpetra.  Requisiverunt  enim  nos,  ut  transferremus  curiam  Avenionem,  et 
nos  excusavimus  no»,  quod  non  poteramus  nec  debeamus,  cum  praede- 
cessores  nostri  ad  restaurandum  sanctuaria  urbis  in  parietibus  et  devo- 
tione  collapsis  et  reducendum  populos  ad  devotionem  ecciesiae  et  paci- 
ficandam  Italiam  quod  nondom  erat  factum,  et  quod  si  etiam  vellemns 
non  possemus  Labere  galeas.  Tunc  ipsi  responderunt  ad  hoc  dicentes: 
Italia  nunquam  pontificabitur  per  Sedem  apostolicam  et  quod  non  debea- 
mus  de  iis  curare  et  ad  tinem  dixerunt,  quod  venderemus  totam  qnid- 
quid  habeat  ordo  Joannis  Hierosolymitani  in  universo  toto  et  tunc  satis 
Laberemus.  Quibus  auditis  infremuiinus  spiritu  et  respondimus  eis,  quod 
citius  paterer  mille  mortes,  quam  sie  destrueremus  brachium  fidei  chris- 
tianae.  Haec  responsio  fuit  eis  turbationis  causa.  Raynald.  Annales  ec- 
ciesiae XVII.  pag.  11.  2)icfc  ©rjatjlung  iji  aud)  bc«^al6  tntcrcffont,  mit 
man  batoiiö  tuofil  fict)ct,  bap  bic  .^errcn  itarbincilc,  nndjbcm  unter  bem 


—    58  — 


2)er  ^apfl  fd)ei'net  gefül^U  ju  fjoben,  ba^  ber  ©oben  et; 
wa§  f)ot)t  fei,  auf  bem  er  jlel)e,  ba^  gegen  bie  9?ecf)tmdfigfeit 
feiner  SBa^l  gar  öte(e6  eingemenbet  «erben  fonne.  dt  njelfet 
bie  gorberung  ber  granjofen  wegen  2töignon  jroar  ab,  er  weißt 
fie  aber  ftdjtbar  bod)  fo  ab,  bap  benfelben  nod)  nidjt  alle  2tu§5 
ftd^t  unb  alle  SiJJoglidbfeit  abgefdjniften  war,  baß  ber  ©tubl 
burd)  ii)n  beretnfl  bod)  wieber  nad)  2(tjignon  Eommen  fönne. 
S^a^  war  nun  ben  franjofif4)en  Äarbinälen  jebeS  gaUe§  bie 
^auptfad)e,  baß  fte  ernannten,  Urbanä  ©eftnnung  fei  9iom  unb 
Stalien  jugewenbet.  @ä  war  it)mn  eine  Slebenfad^e,  baß  ber 
^apjl  it)nen  ii)x  ßeben  unb  if)re  ©itte  üorwarf  in  Ijarten  2CuSj 
brücfen.  ^)  ©oldje  2)inge  tonen  im  ©djiöma  gar  oft  unb  ganj 
erfolglos  in  bie  Sljreu  ber  Äarbtndle  hinein.  Sie  au§füt)rlid)(ten 
25arfteUungen  über  iljre  58erbred)en  unb  tl)re  Slidjtswürbigfeit  fd)ei; 
nen  fte  mit  ber  größten  ©eelenrube  angeljort  ju  Ijaben.  ^)  SSon 
etwaä  größerem  Einfluß  mod)te  e§  etwa  auf  fte  fein,  baß  Urban 
fogleid)  bie  Königin  3of)anna  toon  ^JZeapel  mit  ber  2lbfe^ung  bt- 
bro^te,  ba  er  gern  feinen  geliebten  iJlepoten,  ^rignano,  auf 
ben  Sbron  wn  Slea^pel  geförbert  ^atte.  ©d)on  unter  bem  rein: 
franjöftfd)en  ^apfttl)um  »on  2f»ignon  war  ber  3'lepotiSmuä  feljr 
bemerfbar  Ijerttorgetreten.  2!)er  SSerlujl  9?eapel§  wdre  allcrbing§ 
eine  9'?ationalfad)e  für  bie  granjofen  gewefen. 

SGSie  nun  bie  franj6ftfd)en  Äarbindle  cr!annt,  baß  e§  mit 
ber  Stü^öerlegung  be§  ©tuljleS  nad?  2C»ignon  nid)t9  werben 

aSorroanbe  bct  Äc^eret  ber  Orbcn  ber  Jemptcr  jerfiört  roorbcn,  mai  6efons 
ber«  bem  Äönig  oon  Sranfr"*  fcl)öneä  öclb  eingetragen  f)atte,  nun 
oud)  baran  bad)ten,  mit  ben  Sotjannitern  ju  if)rem  eigenen  SBeften  in  glci« 
d)er  2Beife  ju  ocrfa^jren,  ©ie  waren  auf  bem  befien  iSDegc  ficf)  unter  einanber 
felbfl  aufiujc^ren.  SDie  Sempier  roaren  nid)t  fd)ulbiger  alÄ  bie  3c^onniti 
tcr  unb  biefe  nid)t  me^r  alS  bie  onbercn  Orben  oQe. 

1)  Theodor  a  Niem.  de  schismate  ecclesiae  I.  5.  pag.  7. 

2)  aSon  iferen  aserbrcd)cn  werben  bie  .Sarbinote  Dftmald  unterhalten. 
Culpas  vestras  tempori,  qnaeso,  neqac  diebus  adscribere  nolite:  sed 

scelera  vestra  abjicite. 

Vulnus  grande,  obsecro,  pertimescite,  super  capita  vestra  coelo 
qnoddam  non  haesito  breviter  descendere ,  hostili  mucrone  loricam  peiit- 
trante.  ®old)C  «Oocutionen  bid)t  geflcQt  neben  bie  .^üflidjfeitiformcl:  Re- 
verendissimi  patres,  nehmen  fid)  freili(^  fe^r  feltfam  aui.  ©6  ifl  bie  iXebc 
von  ben  orignonen|tf^en  Sarbindlen.  Joannis  de  Varennis  Epist.  7.  Acta 
varia  ad  Concilium  Pisannm,  pag.  586. 


—    59  — 

würbe,  fo  fuffen  jie  einen  @nt[d)Iuf.  2(u5nat)mgroeife  %oXit  mon 
felb|l  tu  2(»ignon  Italiener  ju  ^äpften  ertt)dt)lt;  aud)  ben  3ta= 
Itener  Urban  {)dtten  fte  gcbulbet,  trenn  er  ft^)  nur  nicl)t  offen 
loägeinadjt  ^ättc  üon  bem  frQn56ftfd)en  ©pftcm.  Um  bie  9JJittc 
bc§  SKateä  entfernten  ftd)  bie  franjöftdjen  Äarbtndlc  einer  nacl; 
bem  anbcrn.  ©ie  fammelten  fid)  jii  'ifgnani.  9la(l)bem  fte 
nun  oon  bem  ^apjte  tiergebcn§  oerlangt,  bap  er  abbanfen  foUte  ^) 
festen  fte  bie  2Belt  üon  bcr  %xt  unb  SBeife  in  Äenntni^,  roic 
Urban  ^apfi  geworben.  Sic  t)dtten  t()n  nur  genjdtjlt,  weit  fte 
gefürd)tet  »on  ben  9t6mern  auf  ber  ©teile  niebergef)aucn  ju 
werben,  ©ine  folttje  2Bal)l  fei  natürltcf)  nuU  unb  nid)tig  an  fid) 
fclbft.  ^)  2(ntn?orten,  weldje  bie  Äarbindle  erf)alten,  ftnb  eben 
nidjt  fc{)r  ermut^igenb.  Ser  Äonig  oon  granfreid)  felbjl  ent^ 
gegnet  iljnen,  über  bicfe  fc^wierige  (Sad)e  fonne  nur  eine  ocus 
menifdje  ©pnobe  entfd)teben.  ©djroerlic^  fönnten  bie  Ädrbindle 
%x\X\a.%n,  3eugen  unb  ^\6)izx  äuglcid)  fein.  ^)  £)te  flrenge  Uni- 
tdtäleljre  wirb  burd)  bie  immer  ^duftgere  ©rwdijnung  ber  öcus 
mentfdjen  ©pnoben  gcbrodjen. 

^apfl  Urban  aber,  fo  wie  bie  Sran5ofen  ftd)  au§  STom 
entfernt,  war  nad)  Sibur  gegangen.  (Sr  fud)tc  mit  ben  3ibs 
trünnigen  ju  unterfjanbeln.  2(ud)  er  wollte  bie  ©acf)e  fofort 
einer  öcumenifdjen  ©ijnobe  überwiefen  wiffen.  ®ern  fjdtte  er 
bie  Äarbindle  nad)  SSibur  gel)abt.  @ie  l;üteten  fid)  wof)l  ju 
fommen.  ®ie  fürdjteten  böfen  58erratl).  ®ie  fannten  ftd)  unb 
t^jrc  Seute.  *)  a3ieUeid)t  f^atten  fie  crp  fclbjl  ben  ^a^jfi  in  Slom 
ermorben  wollen,  um  ben  Stalieniämuä  auf  einem  Jurjem  SCBegc 
wieber  nieberjubrücfen.  25a§  85erbrcd)en  iji  fo  l)eimifd)  ge; 
worben  unter  ben  .^du^tern  ber  Äird)e,  baf  ftd)  ein  jeber  um: 
lauert  meint  t>on  bem  SSerbredjen  be§  anbern.  25ie  fd)tauen 
granjofen  l}aben  bieUnter^anblungen  woljl  benu^t.  2)ie  brei  tta- 
ltenifd)en  Äarbindlc,  weldje  fie  leiteten  —  ber  merte  Italiener 

1)  Raynald.  Annales  ecclesiae.  a.   1278.  XVIf.  pag.  12.  • 

2)  Declaratio  Cardinaliuin  adversus  Bartliolomeum  Barensem.  Baluze. 
vitae  Paparum  Avenionens.  II.  pag.  821—836. 

3)  Kaynald.  Annales  ecclesiae  a  1278.  XVII.  pag.  20. 

4)  Venit  Tiburim,  qui  locus  etiam  distringitiir  per  Romanos,  ad 
quem  eos  saepius  evocavit,  quasi  eos  volens  prioribns  vel  aequis  peri- 
culis  implicare.  Qui  de  iis  jiiste  sibi  timentes  suae  advocationi  rationa- 
bilitcr  obteniperare  recusarunt.   Declaratio  Cardinalium ,  1.  I.  pag.  832, 


—    60  — 


war  geporben  —  bewogen  fie  ebenfaEä  uberjutrcten,  inbem  fie 
jebem  im  ®ef)etm  oerfidjerten,  bap  gerabe  er  jutn  ^ap(l  emablt 
werben  foüte.  £)cr  ganj  öertaffene  Urban  mupte  fid)  fed)äunb> 
jwanjig  neue  Äarbtndle  madjen.  Sabei  brüifte  er  feine  italie; 
nifd)e  ©eftnnung  jlarf  ou§,  benn  biefe  fecbsunbjwanjig  waren 
faji  lauter  S?6mer.  ^) 

2)aä  ocumenifcbe  ßoncil ,  weld)e§  t>orgefd)(agcn  worben, 
papt  in  ben  ©ebanfen  ber  Äarbinüte  gar  nicbt  i)'mün,  fo  we- 
nig aB  e§  in  ben  ganjen  ®ei(l  ber  papiptifcben  Äirdje  papt. 
2)ie  Äarbinäle  ftanben  fid)  treflid)  bei  ber  boben  Steigerung,  ju 
wetd)cr  bae  ?)aipjttbum  gefommen  war.  @in  6cumentfdje§  (^on- 
cit  fonnte  unterfud)en  wollen,  auf  weldjem  S3obcn  baffelbe  ftanb. 
(5ö  i)at  ftd)  feine  ©efe^e  felbft  gemadjt  unb  bie  gefe^gebenbc 
©ewalt  fid)  felbft  gewonnen.  S^iemanb  i)atu  fte  gegeben,  biefe 
©ewalt,  alä  bie  ße^re  üon  ber  einen  Äird)e.  ©iefe  8cf)re  fonnte 
tiielfad)  anberä  gewenbet  werben  aB  fte  ber  romifcbe  ®tubl  ge^ 
(iellt.  2)en  Äarbindlen  fonnte  nic^tä  gebient  fein  mit  einer  fol; 
d)en  Unterfud)ung. 

©aber  fubren  fie  rafdb  ju,  gingen  in  ba§  Äonclaee  unb 
wdblten  am  20jlen  September  bcä  Sabreä  1378.  ben  Äarbinal 
Stöbert  tion  ®cnf  jum  ^^apfie,  welcher  ben  9lamen  Siemens  VII. 
annahm.  2)iefer  Stöbert  war  nicbt  auf  bem  S3oben  beä  fran« 
jöftfcben  3?eid}eä  geboren.  @ben  barum  wallten  fte  ibn.  ©e» 
tabe  jefet  foUte  e§  nid)t  ben  3(nfd)ein  i)ahm,  al§  wollten  ft'd^  bie 
granjofen  ba§  ^apfltbum  jum  ©rbtbeil  madjen.  -)  2fber  burd) 
feine  ©efinnung  geborte  Stöbert  ben  franjöfifdjen  3tnfid)ten  unb 
Sntereffen  an.  'Uli  foUtc  e§  niemanb  bejweifeln,  bap  baö 
©anje  eine  S'lationalfadje  fei,  wetdje  jwifd^en  Den  granjofen  unb 
ben  Italienern  üerbanbelt  werbe,  tobte  bie  ©tabt  Siom  entfefes 
lid)  gegen  bie  granjofen,  al§  bie  '3la6)nä)t  oon  ber  SBabl  ju 
Z^mni  fam.  SiKdnner,  grauen  unb  .Kinber  würben  ermorbet, 
wo  fte  ftc^>  betreffen  liefen.  *)  £)ennod)  b^t  eä  in  ber  ©tabt 

1)  Theodor  a  Niem.  de  schismate  ecclesiae  I.  pag.  19. 

2)  O  Caesar  non  de  regno  Franciae ,  sed  de  solo  iinperii,  de  domo 
comitatus  Gebennae.  Nam  aliter  fuisset  vulgaris  opinio,  qnod  doniini 
cardinales  Papatum  quasi  quoddam  jure  Lereditario  in  regno  Franciae 
vellent  perpetuare,  fagt  ber  ©cfanbtc  bc«  ^Popflc«  eicmcn«  milb  genug 
um  bcutfci)cn.ftönt9  SJBcnjel.  Acta  varia  de  schismate  Pontiiicum  pag.  1122. 

3)  Theodor  a  Niem.  de  schismate  ecclesiae.  I.  7.  pag.  14. 


—    61  — 


JRom  felbjl  ben  franj6fifcf)en  ^Ä^jfien  niemoB  an  ^fn^ängern  ge^ 
fe{)lt,  benn  jun>ei(en  weidet  bie  5J{ationalfod;c  entocber  bem 
©lauben  ober  einem  anbeten  Snlcrelfe. 

<So  flanb  ba§  ©dfjiäma  ba,  »onfommen  gcrüftet.  ^ranf; 
nid),  Stafliücn,  2£ragonien,  Slaoarra,  Sicaipel,  ©djottlanb  er^ 
fannten  ben  granjofen,  bie  anbern  curopdifdjen  (Staaten  ben 
Stömtt  an.  2)et  neue  ^apjl  ßtemenö  war  »on  feiner  SSKadjt 
fogleidf)  anerfannt  «jovben.  @§  fanben  genaue  tlnterfudf)ungen  ^ 
felbfl  in  granfreidf)  ftatt,  wo  ber  ^of  fid)  öon  ber  SiationaU 
fac^e  immer  weiter  entfernte.  3Cn  aUen  ^ofen  liefen  beibe  ^appe 
tf)rc  ©adje  ful^ren.  2Bo  ber  franjoftfdje  anerfannt  warb,  ba 
arbeitete  für  i^n  eine  Ueberjeugung,  fo  weit  mmüd)  Ueberjeugs 
ung  in  biefer  Sadje  überhaupt  jlatt  ftnbcn  fonnte.  3mmer 
waren  bie  gran^ofen  im  großen  SSortf)ei(,  wenn  »on  bem  9?cd)tc 
bie  9febe  war.  £iie  9?ömer  ()atten  ben  SRamen  9?om  unb  ein 
©efübt  unter  ben  9JZenfd)en  für  ftd),  ba^  ber  ^of)e  franjoftfdfjc 
Äleruä  im  ©runbe  genommen  bod)  eine  iJJationa(fad)e  treibe. 

25aä  ©d}t§ma  ijl  öon  bem  beiberfeitigen  {)o{)en  Äleruö,  öon 
ben  granjofen  unb  »on  ben  Italienern  fejl  getjalten  werben  mit 
ber  cifernften  ßonfequenj.  greitid)  wünfd?t  wo()l  jeber  Zi)tit 
ben  nnbern  nieberjufampfen  unb  bie  SBelt  wieber  ju  t»minigcn 
unter  feiner  .^evrfd^aft.  35a  man  aber  batb  gewahrt,  bag  eä 
bamit  nidjt  ge^en  werbe,  wirb  ber  @ntfd)lup  jlarf  baä  25oppeI= 
^püfltfjum  feft  ju  l^alten.  £)iefe  9}?einung  warb  ganj  unjweis 
beutig  auägefprod^en  unb  üertf)eibigct.  ^)  ©elbfl  bogmatifd^ 
fudf^te  man  baffelbe  fd)on  ju  begriinben  unb  nadjjuweifen  wie 
eS  wol)l  in  bem  gottüdjen  SGBiUen  begrünbet  fein  möge.  ^)  grfl 

1)  Jjie  aSert^eibtget  bcS  Soppelpapflt^umö  fagtcn:  Item  fortassis  di- 
vina  voluntas  est,  quod  uterque  electornra  regnet  et  Papatus  sit  divi- 
sus  pro  tempore  vel  perpetuo.  Deus  propter  peccata  praesidentium  im- 
mutat  quandoque  irrevocabiliter  statam  populi  et  regiminis  modum.  Scis- 
sionem  regni  David ,  quod  Semper  ante  fuit  nnam,  'in  duo  regna,  fem-  ' 
pore  Roboam  factam ,  Dens  volnit  perseverare.  Non  constat  clare  de 
divina  voluntate  et  in  casu  istius  Papalis  divisionis  repugnare  possent 
Deo  laborantes  ita  cito  pro  rennione  ecclcsiae.  Henrici  de  Langenstein, 
Concilium  Pacis.    Gerson.  Opera  II.  pag.  822. 

2)  SDcn  6eitien  ^dpjlen  Scncbtct  XlII.  unb  Scntfactuö  IX.  tcirb 
ber  ©ebanfc,  baö  ©oppclpapflttjum  fefiju^altcn',  offen  ©c^ulb  gcgcficn. 
Et  baec  omnia  secreta  coUoquia  sine  scita  cardinalium  dant  causam  sug- 
picionis  de  volendo  tenere  ecciesiam  sie  divisam,  praesertim  quia  pro- 


—    62  — 


t)6d)(l  allmdng'  unb  buvd)  bic  fc^werfien  SSeforgniffe  über  bie  ganjc 
Ätrdje  gen6ti)i9et,  l)at  Vücmgfienö  bie  SO?c^rjal)t  beö  betberfettigen 
Äleruö  von  bem  ®oppelpaipjlt()um  abgelüffcn.  I^^aä  SSerfa^ren 
ber  beiben  ^a^jjle,  ber  betben  fviegfiibrenben  9J?d(i)te  fübret  felbfi 
obne  baß  fte  eigenttt^  wollen  b^rbei,  büß  baä  2>oppeIpapjts 
tbum  nicbt  bauern  fann.  jßeibe  tüpfle  tbaten  ben  ©egner  unb 
ölle  feine  ^(nbanger  in  bie  ßrcommunication,  beibe,  um  alle  SRit; 
tel  ju  braueben,  welcbe  bie  Uebewaltigung  beä  ©egentbeilä  b«bet= 
fübren  fonnten,  erklärten  benfelben  für  fcbiämatifd^  unb  fefeerifcb- 
Seber  macbte  feine  2lnmerEung  ju  einem  ©(aubenäfa^e,  jeber 
erflärte,  baß  nur  er  bie  n>abrc  unb  redete  Ätrdje  fei.  5J?un  war 
bie  SBelt  feit  langem  gewobnt,,  ben  ©lauben  unb  ba§  Sbrijlens 
tbum  ju  ibentifkiren  mit  bem  außerlicben  Ätrcbengcrüft  unb  bie 
Äirdbe  —  bic  ^dpjle  unb  ibrc  greunbe  bitten  eö  ja  fo  oft  ge= 
fagt  —  in  bcm^apjltbum  ju  feben,  baß  eä  faum  anber§  mog« 
Itd^  war,  ül§  baß  burcb  bie  SSebauptungen  ber  beiben  ^dpfte 
felbjl  geforbert  unb  emporgetragen,  3'vc'fct  ""b  Ungewißb^it 
ftcb  über  bie  SBelt  »erbreitete. 

@an5  fidber,  fo  ficber,  baß  er  über  alle  3tt>eifel  erbaben 
gewefen,  fcbeinet  9^iemanb  gewefen  ju  fein,  baß  ber  ber  recbte 
^apft,  »üelcber  »on  ibm  erfannt  warb.  2)aä  beweifen  ja  fcbon 
bie  Unterfucbungen,  welcbe  man  anflellte,  fo  wie  bie  gäüe,  baß 
von  bem  einen  binüber  gegangen  warb  jn  bem  anbern.  3eitges 
noffen  fagen  eä  mebrfacb,  baß  jule^t  baä  gegenwärtige  ©dji^ma 
ein  @twa§  fei,  auä  bem  man  nidjt  berauäfommcn  fönnte,  ein 
ßabprinlb/  au^  weldjem  ein  2luägang  nicbt  ju  gewinnen,  ©cbon 
bie  lange  Sauer  be§  'iintipontiftcatä,  baä  mit  benfelben  fübnen 
aScbauptungen,  mit  berfelben  äutierftcbttidjfcit  auftrat,  wie  ba§ 
^ontificat,  welcbeä  man  anerfannte,  mußte  baffelbe  jweifelbaft 
unb  ungewiß  macben.  X)a  9Ziemanb  ganj  ftd)er  wußte,  ob  er  ben 
red)tcn  ''papft  bnbe,  fo  wußte  audj  9'liemanb  mit  fdjlagenber  ©idjer^ 
bcit,  ob  er  in  ber  redbten  Äird)e  fei.  T)k\t  Äirdbe  allein  war  ben 
?OZenfcben  bie  wabre  SSewabrcrin  beö  ©laubenä.  übriflcntbum,  ©lau= 
beunb  Äird)e  würben  nid)t  anberä  mebr  gebadet  al§  in  ber  innige 
jlen  SSerbinbung.   ©5  fonnte  baä  ßine  nicbt  bejleben,  ba5@ine 

cessns  alias  solitos  fieri  contra  introstnn  ab  utraque  parte  snspendenint. 
Consultatio  >1e  recusanda  obedientia  Petro  de  Luna  a.  1399.  Acta  varia 
de  schismate  PontUicum,  pag.  1177.  ^ 

t 


—    63  — 


ni6)t  ba  fein  oljne  ba§  ZnUn. ')  2)a  man  jweifette,  ob  man 
ben  red)ten  ^ap|l  unb  bie  redjte  Äird)e  l)abc,  fo  mu^te  man 
Qud)  i^n>eifeln,  ob  man  ben  red)ten  ©lauben  nod)  bef%.  25te 
Unioerfttät  üon  ^artä  fagt  eS  felbfl,  ba^  bic  Sßelt  ftd?  in  bie^ 
fem  äweifel  befdnbe  unb  wag  nod)  mef)r  fagen  wiH,  fte  fd)ei= 
net  benfelben  ju  tbeiten.  2)  SOBie  »iel  aud)  baö,r6mifd)e  Äir= 
d?ent()um  in  ber  SCBelt  fd)on  jerrüttet,  wie  »icl  3(ntid)rijtltd)eö 
e§  in  feinem  ©djoo^e  emporgetrieben,  ba§  t)attt  eä  ben  2Kenfd)en 
nod)  immer  mit  3utterftd)tlid?feit  fagen  fonnen,  bap  ber  eine 
unb  redete  ®(aube  in  ber  einen  unb  rechten  Ätrd)e  üon  i\)m  ge= 
boten  werbe.  9iun  aber  t)atte  biefeS  römifd)e  Äircbent()um  fi^ 
gefpalten  in  eine  Swei.  £)ie©paltung  mar  Ijerüorgegangen  auS 
ibrem  eigenen  ©cboo^e,  auS  ben  2fnficbten,  auä  ben  Snftituten, 
auf  bcnen  eä  ftanb,  unb  jene  beunrubigenbcn  3weifei  maren  bie 
grücbte,  an  benen  bie  SBelt  baffelbe  erfennen  fonnte. 

(5ä  ging  ein  ©d)«ifen  burcb  bie  SBelt  gleid)  beim  SSegtn» 
nen  be§  @d)i§ma.  (Sd)on  traten  SÖ^ebrcre  auf,  meld)e  e3  beile^ 
gen  »oUten,  ber  eine  auf  biefe,  ber  2fnbere  auf  jene  Sßeife. 
SSon  bem  ocumenifcben  ßoncil  marb  fogleid)  gefprod)en.  Äönig 
2Benjel  öon  S)eutfd)lanb  unb  Äönig  gubmig  ber  ©rope  »on 
Ungarn  befenDeten  fogteid)  ßlemenä  VII.  unb  wollten  ibm  »erbie= 
ten,  §)apfl  ju  fein.  Sie  S3oten  biefer  gürjlen  entgingen  ben 
bartcjlen  SJJt^banblungen  ntd)t.^)   2)ie  beiben  ^äpfie  unb  bic 

1)  2)cr  flcgcnronrtigc  gatl  mit  bem  fpapfitftum  betraf  na^  SBielcr 
lifKeinung  ben  ©lauben.  Et  si  dicatur  quo«!  dicta  concilia  congregata 
fucrunt  propter  caiisas  üdei  decideiidas  et  contra  liereticos  et  hereses, 
respondetar,  quod  casus  hodiernus  est  maximus  casus  fidei,  eo  quod 
tangit  Caput  fidei  in  terris.  Conradi  de  Geilenliusen  Tractatus  de  con- 
gregando  concilio  tempore  scliismatis.  Martene.  Ttiesanrus  Anecdot.  If. 
pag.  1205. 

2)  Movebitur,  Dens  immortalis,  et  Semper  tarbabitor  gens  cliris- 
tiana,  opprimetur  in  dies  magis  ac  magis  ovile  tiium,  ac  saevis  lupornm 
faucibns  devorabitur,  laesa  iaceraqne  Semper  fiactuabit  navicula  Petri, 
scopulis  atque  procellis  et  pene  ad  interitam  perpetoo  concutiotur  eccle- 
sia.  Qiiamdiu  convalescet  tarn  horribilis  et  tarn  paci  infesta  pestis,  magna 
et  perniciosa  scLismatorum  sentina?  tot  mortales  sub  conscientiarum  scra- 
piilo  perditissimorum  hominum  scelus  detinebit,  tot  animas  fideliam,  immo 
pene  totuin  genus  humanum  quod  hac  liice  fungitar  paucorum  ambitiosa 
libido,  fraudis  perjiiriisque  conscientia  in  pericnlom  aeternae  dammatio- 
nis  adducet?  Apellatio  interposita  per  üniversitatem  Parisienseni  a  Do- 
mino Bencdicto  a.  1406.  Martene.  Thesaurus  Anecdot.  If.  pag.  1295. 

3)  Tbeodor  a  Niem.  de  schismate  ecciesiae.  1.  11.  pag.  23. 


—    64  — 


beiben  -KatbinalSconcgien  fragen  n{d)t§  nadj  bem  Jammer  ber 
SBelt.  Sie  fcf^etnen  nur  TCUeä  ju  tfjun,  um  bte  SSernjtrrung  fo 
gro^  ju  mad)en,  al§  fi'e  nur  gebadet  werben  fonnte.  Sie  fe^en  fid) 
über  OTeä  t^inreeg,  wenn  eä  bte  2fu§ftd)t  gilt,  bie  «nbere  ^art(}ei  ju 
überwältigen.  35ann  voax  felbfi  baä  fonfl  fo  i)od)  gehaltene  ®as 
cerbotium  nidE)tä  mel)r.  Älertcer,  bie  jur  @egenpartl)ei  ge^ör, 
ten,  beljanbelten  beibe  ^d^|le,  trenn  fie  tfjnen  in  bie  .^dnbe 
fielen,  mit  ber  entfe^lidjjlen  2Bilbl)eit.  ©ic  würben  beraubt, 
auf  bie  SSortur  gefpannt,  ermorbet.  (Slemenä  liep  bie  gefange; 
nen  2fn{)änger  Urbanä  inä  SBaffcr  werfen,  (ebcnbig  üerbrennen 
ober  fonj^  auf  abfd)euticbe  2frt  erwürgen.  Um  a3i»tl)ünier,  bie 
üon  beiben  ^dpjien  jugleid)  befe^t  werben ,  würben  blutige 
Äriege  gefd)lagen.  Sn  ber  ganjen  SBelt  fal)  e§  abfd)eulid)  unb 
\>mnä)t  auä.  9iad)  9feligion  burfte  man  gar  nid)t  fragen,  befom 
ber§  aber  bei  bem  Äleruä  ni4)t,  am  allerwenigjlen  bei  ben  oberen 
SDrbnimgen  beffelben.    Sie  Äird^e  faulte  oben  unb  unten.  ^ 

(Sin  fold)eö  ©dji^ma  im  ^ontificat,  ba§  fid)  fo  tief  in  ba§ 
geben  ber  Äirdic  unb  beö  ®taate§  einfdjnitt,  Ijotte  bie  SBelt 
nod)  nidjt  gefeiten,  foldje  grüdjte  Ijatte  i(;r  ba§  römifd^e  Äirs 
d)entl)um  nod)  nid)t  entgegengehalten.  2Bol)l  jerrüttete  ba§ 
®d)iäma  am  meiften  bie  Äirdje  unb  ben  ©lauben.  'Kbex  auä) 
für  ben  ©taat  unb  bie  gürjlen  war  im  böd)fien  ©rabe  ge» 
fdbrlid).  @inen  ber  ^dpfte  natürlich  fonnte  jeber  ber  gürjlen 
allein  anerfennen  al§  ben  red)ten.  @ben  baburd}  aber  warb  et 
in  ben  2(ugen  beS  ^a^^fteö,  ben  er  nid)t  anerfennen  fonnte,  weil 
er  überhaupt  nur  einen  anerfennen  fonnte,  jum  fdjwer/ten  SSers 
bredjer.  Senn  baburd)/  bap  er  ben  anbern  anerfannte,  war  er 
in  ben  ^ugen  beö  nid)t  anerfannten  nidjt  in  ber  redeten  Äir^e, 
er  war  ein  Äe^erbefd)ü^er,  welcher  in  einer  jlrengen  2iu?^legung 
ber  Äe|erebicte  bem  wirflichen  Äefeer  gleid)  jlanb.  2llä  ein  foU 
d)er  nun  war  er  nach  bem  pdpftlid^en  3?ed)te  ohne  weitere  grage 
alle§  feine§  wcltlid)en  .^errenthumä  oerlujlig. 

^ib  fich  wohl  aud)  ^dpjle  unb  Äarbindle  aHmdlig  an  ben 
©ebanfen  gewöhnten,  baft  baä  Soppelpapjlthum  wohl  bauern 
fonne  auf  immer,  fo  fonnten  fie  bod)  ben  J:ampf  für  ben  ^illeins 
befifj  be§  ^ontificatä  niemaB  ooUftdnbig  aufgeben.  Saä  Sop^ 
:pelpapjlthum  mupte  jletä  nur  alä  ein  ©chwcre»  erfchcinen,  bi» 

1)  Theodor  a  Niem  de  schismate  ecclesiac.  IL  3.  pag'.  27. 


—    65  — 


bem  9?ed>tc,  in  bcffenJBeft'^  jeber  ju  fein  ht\)aupUte,  bet  @ieg 
werbe  geworben  fein.  JBeibe  mupten  ülfo  immerfort  öuf  ben 
üoUjtdnbtgen  ©ieg  arbeiten,  JBeibe  mußten  ^IIe§  {jinwegjuräu; 
men  fudjen,  waS  bemfclben  cntgegenfianb.  S)abeimupten  bcibe 
^dpfie  e§  für  »oUfommcn  red)tmdfig  Ijalten,  unb  eö  war  aud) 
wixUid)  in  bem  9Jed)te  begrünbet,  weldjeS  fid?  bie  Äird^e  gefcfjaf; 
fen,  wenn  fte  alte  gurflen  abfegten,  »on  benen  fie  nid)t  aner; 
fannt  würben,  wenn  fte  alle  9Kittct  in  ^Bewegung  festen,  um 
biefelben  wirflid)  ju  flürjen.  25aburd)  fef)en  bie  gürjien  bev 
SBelt  ftd)  auf  einmal  in  9Burbe  unb  S3eft^  o^nt  einen  ®ä)aU 
ttn  üon  ®d)ulb  unb  faum  mit  einer  ÜÄöglidjfeit,  anberS  ju 
»erfahren,  bebro{)t. 

@§  war  wa^)r^)aftig  nid)t  bie  Sdjulb  ber  ^d^fte,  wenn  ju 
ben  bereits  üorbanbenen  SSerwirrungen  nid)t  biefe  neue  SSerwiv= 
rung  in  ibrem  wollen  Umfange  l)injutrat.  ©ie  ^abtn  gewünfdjt, 
bafi  ibrer  ©egner  2(n]^dnger  auf  ben  5£l)ronen  entfernt  werben 
modfjten,  fte  mußten  e§  wünfdjen,  wenn  fte  ^dpjie  fein  woE; 
ten.  ®ie  maä)tn  aud)  biefeS  S!Bunfdf)c§  fein  .^ebl-  3(lä  Sobann, 
ber  Äonig  »on  Äajlilien,  ju  bem  franjofifdjen  ^apjle  ubergetre; 
ten  ijt,  tbut  Urban  VI.  ifjn  in  benSSann,  fe^t  i^n  ab,  entbin- 
bet  bic  Untertbanen  beä  @ibe§  ber  Äreue,  forbert  fie  auf,  ftd> 
gegen  iljren  .König  unb  J^errn  ju  empören,  ibn  gefangen  ju 
nebmen.  3a  bie  Untertljanen  werben  mit  allen  ©trafen  ber 
Äird)e  bebrot)t,  wenn  fte  biefeä  unterlaffen  würben.  Äönig  So- 
bann,  nur  weit  er  ben  anberen  ^apfl  anerfannte,  ifi  ein  ©obn 
ber  a5errud)tbeit,  ein  infamirtcr  9)?ann,  ber  nidjtöwürbigfie  unb 
obfd)eulid)jle  ber  9J?enfd)en,  ber  gebad)t  werben  mag. 

©ewi^  war  e§  bic  (3cl)ulb  Urbans  nxä)t  unb  nid)t  fein 
2Bunfd),  ba^  auf  biefe  SSulle  nidjtä  erfolgte,  unb  Äonig  30= 
bonn  im  ruhigen  S5efi^  ÄaftilienS  blieb.  Sic  SSer^dltniffe  ge; 
ftattcten  eS  je^t  ben  Zapften  buvd)au§  nt4)t,  baS,  waö  eigents 
üd)  in  ibrem  SBillen  unb  Streben  liegen  mußte,  aud)  wirflid) 
binauSfübren.  ©erabe  baS  ©djiäma  modjte  fte  abbdngiger  »on 
ber  weltlidjen  SKacbt,  alä  fie  eö  jemals  gewefen,  inbcm  baffelbe 
jebem  gürften  bie  a}?ad)t  gab,  als  ^apft  anjuerfennen,  weld)en 
er  wollte.   SKupten  bod)  bie  ^dpfte  il)re  <Sadt)e  fübren  lajfen 


1)  Bulla  Urbani  VI.  apd.  Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1282.  XVH. 
pag.  102  —  105. 

II.  SOcU.  5 


—    G6  — 


wx  ben  gütfteii  wie  oov  ü{\<S)tnn.  (Sie  mußten  ftd)  baf)er  l)ü; 
ten,  fte  anjugreifen  unb  fte  fet)eii  ju  laffen,  rva§  baä  ^a^sfittjum 
etgentlid)  für  bie  fürfilid^e  SDZadjt  [ei.  2?ie  dürften  unb  <Btaa- 
ten  blieben  meip  unbcunru^iget  wen  ben  ©egenpapften  unb  bie 
SSemirrung  tarn  nicfjt,  rvdäjt  bnä  ^apjlttjum  eigentlict)  woEen 
mußte.  2Baä  Urban  VI.  gegen  3ol)ann  »on  Jtaflilten  get^an, 
fanb  I;6d)ften§  eine  matte  S^a^a^mung,  bie  aber  fo  roenig  frucb= 
tete,  wie  Uvbanö  9}?aaßvcgeln  gegen  Äciflitien  felbjl.  9iur  auf 
einem  einzigen  ^Puncte  in  ©uropa  trat  eä  vpirflid)  entfefelirf)  gc^ 
nug  ein,  waä  bie 2?oppctpäpftc  im  2{Ugemeinen  wollen  mußten, 
in  bem  Äonigrcid)  "iReapel. 

^apjl  ßlemenä  Yli.,  ber  '2fnfang§  eine  J^offnung  gcljabt, 
ftd)  in  Stallen  ju  beljaupten,  Italien  felbfl  feinem  ©egner  ju 
entwinbcn,  ^atte  biefe  balb  aufgegeben,  war  im  ^ai)xe  1379 
auf  franj6ftfd)en  ©oben  gegangen  unb  ben  <SUi  in  '^»ignon 
öufgefd)lagen. ')  2?er  ^apft  Urban  nun  Ijatte  in  wal^venber 
3ett  fiel)  fcbon  einen  anbern  Äonig  üon  SfJeapel  gemad^t,  ba  bie 
Soljanna  ben  franj^ftfcben  ^apft  6lemcn§  anevfannte.  @r  l)attc 
baju  ben  Äarl  von  2)urajjo,  einen  ^rtnjcn  be§  föniglicben 
^aufeö,  genommen.  X)uxä)  biefen  Äarl  uon  £)urajjo,  ber  ftd; 
I  aU  Äonig  Äarl  ber  25ritte  nannte,  fanb  bie  Sol)anna  ibren 
*  S£ob.  ®ic  warb  erwürgt  am  12ten  dJlai  beä  3al)re§  1382. 
iDer  franjofifcbe  ^apfi  aber  fonnte  ftd;  baä  Äönigrcid)  i)icapel, 
wo  nun  tton  Äönig  Äarl  bie  Sbebienj  beä  römifcben  JBifcbofä 
auägefübrt  warb,  nicbt  oljne  ©treit  entgegen  laffen.  Qx  fiellte 
in  bem  ^aufe  2tniou,  einem  ©eitcnjweige  ber  foniglicbcn  ^a- 
milic  ber  SSaloiö  üon  granheid),  weldjem  audj  oon  ber  3oI)anna 
baö  (3ucceffionöre4)t  jugefprodben  werben  war,  einen  anbern 
Äontg  auf,  ber  ttju  anerfannte.  Subwig  wen  'ilnjou  fam  a\xö) 
bereite  im  ^ai)xt  1382  mit  einem  ftarfen  franjoftfdjen  ^eere 
naö)  Stalien.  6ä  entbrannte  ein  eben  fo  langer  alä  b^ftig^t 
^ampf  jwifdjen  ben  2(niou'ö  unb  2)urajjo'ä,  in  bem  Unterita^ 
lien  auf  ba§  entfefeltcl)fte  öerwüjlet  warb.  £)ie  3tniou'§  nabmen 
frcilid)  letd)t  baö  fcböne  gürfientbum  Provence  binweg,  weldieä 
bie  altere  Sinie  2£niou  »en  9leapel  ebenfalls  befaß,  aber  9?eas 
pel  ecrmed)ten  fie  tto^  ber  langen  2£n(lrengungcn  nicbt  ju  ge^ 
Winnen.   3Dicfc§  SSerf)dltniß  i)at  nun  «ud^  etwaö  jur  geflljaU 

J)  Kaynald.  Annales  ecclesiae:  a.  1379.  pag.  57. 


—    67  — 


tutig  be§  <3dji§ma  beigetragen.  25urfläjo  iDoUten  italienb 

fcl)e  ^äpjie,  um  ftdjcr  ju  fein  gegen  bic  2(niou'5,  iint)  bic  "iln^ 
jou'ä  wollten  franjöfifdje  ^apjle,  um  bie  2fnfürüd)e  auf  S^eapel 
nod)  l)inau§fü()ren  ju  fonnen.  SBie  e§  ()tcr  in  ^ieapel  ging,  fo 
Ijatte  c§  allenthalben  gelten  fönncn,  nad)  bem  SBunfdje  beic 
^äp|te  aud)  gel)en  foUcn.  SBie  um  bie  2Belt  jwet  ^äpjle  (irit-- 
ten,  fo  würben  bann  wieber  über  jcbeä  Sieid)  jmei  Äonige  ge= 
rungen  l)abcn,  jeber  geljalten  »on  bem  einen  ^apfl  unb  »on 
bem  anbern  »erfludjt  atö  Äe^er.  litt  SBunfd)  toar  ba,  aber 
nid)t  bie  ^raft,  fo  Ungebeureä  allenthalben  in  ba§  SBerf  ju 
fefeen. 

25a  ©laube  unb  Mixd)t  an  ^erfonen  gefnüpft  »orben,  fo 
waren  fie  ber  (S5efal)r,  burd)  menfd;lid)e  SSerljaltniffe  immer  wei- 
ter auäcinanber  gebrochen  ju  werben,  preisgegeben.  SSeinaljc 
wäre  baö  Soppelpapjithum  gleid)  in  feinem  2(nfange  noch  wei-- 
tcr  auöeinanber  gejogcn.  25aä  italienifchc  ^ontificat  bro^ete  ftd) 
wieber  in  fiel)  felb]!  ju  jerfpalten.   Urban,  wie  e§  fdjeint,  ein 
wüjler  unb  unruhiger  Äopf,  war  '^nfangä  bem  Äarl  »on  9iea: 
pel  fehr  befreunbet.  Selbjl  bie  Äirdjen  hatte  er  geplünbert,  um 
feine  ©ad^e  ju  halten.   S5alb  aber  jerftel  er  mit  biefcm  feinem 
.Könige,   ^'erfelbe  fonntc  bem  S^epoten  ^rignano  fo  »icl  nicht 
fd)enfcn  unb  geben,  wie  ber  ^apfl  begehrte.    Urban  ifatU  bie 
immer  unruhige  ©tabt  JRom  »erlaffen,  bic  auch  gegen  ihn  in 
Empörung  aufgepanben  war.')   dt  ging  in  baä  9?eich  9?eapel 
mit  ber  treulofen  '^bftdjt,  feinen  eigenen  Schübling  .Sari  wiebei 
ju  fiürjen.   35ag  JReich  wollte  er  cntweber  an  feinen  9ie)fen 
^rignano  bringen,  ober  eö  vielleicht,  nach  bem  SBunfdhe  früh«; 
rer  ^äpfie,  für  ben  apoflolifchen  ©tuhl  felbft  einjiehcn.  X>a 
Äarl  bie  Äreulofigfeit  bc»  ^apjleö  wohl  gewahrte,  fo  gab  e§  ^ 
»ielen  3wifl  jwifchen  äSciben.   £)iefer  nahm  gule^t  fo  bittere  { 
SQJenbung,  bafj  ber  Äonig  ben  ^ap({  in  bie  @tabt  Suceria  ein=  I 
fcljloß  unb  ihn  belagerte,  wobei  man  ben  apo|iolifchen  2Sater  f 
Slag  für  Stag  auf  ben  -iKauern  bot  ©tabt  erfc^jeinen  fah,  um  ] 
bem  .Könige  unb  feinem  ganjen  .^eere  ju  fluchen.  ' 

2)aö  SSerfahren  beä  ^apjleä  fommt  ben  Äarbinalen  fehl 
thöricht  unb  ungereimt  üor.  ®ie  t)attm  ihn  metfi  oertaffen,  wie 
ber  ©treit  mit  bem  .Äontg  fo  bittere  jffienbung  genommen  unb 


1)  Rayaald.  Annales  ecclesiae  a.  1379.  XVII.  pag.  59. 


—    68  — 


waren  jum  Mmc^  Staxl  gegangen.  Unb  bei  bemfelben  rat^- 
fd)(agten  fte  einmal  barüber,  ob  fie  ben  ^ap|l  für  njabnjtnnig 
crfldrcn  unb  ibm  einen  SSormunb  feigen,  ober  ob  fte  fofort  ju 
einer  neuen  SBat)l  fdjreiten  foUten.  iSarauä  würbe  fid)  nun 
iebeä  Salles  eine  Spaltung  be§  italienifcljen  ^ontificatS  ergeben 
l;aben.  Zudt)  i)atte  Urban  VI.  bereits  feine  2lnfla(ten  •  getroffen 
unb  ftd)  neue  Äarbindle  —  bie  nicl)tSn>ürbig)len  9?eapotitaner  — 
ernannt.  2lbcr  e§  warb  weber  au§  bem  einen  nod)  auS  bem 
anbern  etwaä.  2)ie  gurd)t  oor  einer  weiteren  SSermelfdtttgung 
beS  ^apfltl)um§  fdjeint  Urbans  Äarbinäle  (eben  abgcljalten  ju 
l)aben  »on  entf(l)cibenben  ©cbritten.  @S  war  l)ier  fein  großes 
9?ationalintcreffc  im  ©picle.  X)k  ©acl)e  l)attc  inbeffcn  bod)  an 
einem  gaben  beS  SufallS  gegangen. 

^apji  Urban  fc^ien  feinen  franjofifdjen  ©egner  übermeijlern 
JU  woHcn  in  iegticl)er  2(bfcl)eulid)feit.  25aS  SSerbre^jen  war  i(>m 
üertrout.  @inft  ^attc  fein  ^lepotc  eine  S'lonne  gefcl)dnbet.  ^6= 
nig  Maxi  wollte  if)n  ftrafen,  ber  ^app  bulbetc  e§  nicf)t.^)  Sf)re 
SBeife  unb  «Sitte  trugen  bie  Stalicncr  nicf)t  minbcr  jut  ©c^au 
als  bie  üon  3lmgnon.  Urban  '^atte  ctwaS  bemerft  »on  ber83er= 
fd)w6rung  ber  «Rarbindlc.  SJZcljrere  feiner  alten  Äarbindle  wa: 
ren  bei  ii)m  in  ßuceria  geblieben,  ©ic  fianben  mit  bcnen  in 
SScrbinbung,  bic  jum  ^ontg  Äarl  gegangen.  (5ed)S  ber  ©eblie^ 
benen  jlie^  Urban  greifen  unb  fte  be^anbeln  wie  bie  gemeinden 
SSerbred)er,  als  follte  bie  SOBelt  aufmerEfam  gemacht  werben  auf 
ben  l)o^en  ÄleruS.  ©ie  würben  gebunben,  gefd)lagen,  gefoltert.- 
Urban,  ber  feinen  eigenen  gottermeifter  t)attt,  war  babei,  wenn 
fie  gefoltert  würben,  ©inen  biefcr  Äarbindle  t)at  Stidjarb  II., 
ber  Äönig  »on  (Snglanb,  frei  gebeten.  25ic  fünf  anbern  fdjlepptc 
Urban  nod)  mit  fid)  fort,  alS  er  auS  ßuctvia  entwid).  S^iemanb 
fennt  bie  SBeife  if)reS  Unterganges,  aber  untergegangen  finb  fie. 
Urban  VI.  war  juerfi  naä)  ©enua  gef[üd)tet.  2)ann  fe^rtc  er 
nacl)  9fom  jurütf,  unb  er  war  eben  im  25egriff,  boS  ditid)  SHta- 
pel  onjugreifen,  alS  er  am  18ten  iDctober  beS  3al)reS  1389  in 
großer  S3erad)tung  jlarb.  ©oldje  ©cenen  wenigfienS  gingen  an 
bem  .^ofe  »on  Slüignon  nidfjt  »or.  T>a\)tt  batte  ftd)  aud)  beffen 
©bebienj  in  bem  oben  angegebenen  Umfange  auSgebel;nt.  6le- 
menS  VII,  überlebte  feinen  r6mifd)en  (Segner. 

1)  Theodorici  a  Niem  de  schismate  ecclesiae  I.  28.  29.  31.  32. 

2)  Theodorici  a  Niem  de  scLismate  ecclesiae  I.  33.  |>ag.  3C. 


—    69  — 


^ie  SBett  mo*te  gefjpfft  tjaben,  bag  fid>  buä  «odjiSma  mit 
txm  Zeit  teä  einen  ober  beS  anbcrn  ^apfie»  beenben  »erbe. 
€ie  iDijrb  birrer  getäufdjt  in  biefer  Hoffnung.  Sdjon  roar  ber 
UnroiQe  ber  SBelt  fo  grof  geworben  roie  ifjre  3roeifel.  2^ie  St; 
lehrten  batten  fic^  »ielfa^i  in  S3eroegung  gefefet,  trie  bül  <Sd)iäma 
»obl  beizulegen  unb  bie  dini^tn  ber  Äirdje  n?ieber  l)er5ujtellcn 
fei.  Maüm  fonnte  bie»  anber»  gcfdjel^en,  ülä  rcenn  gefünbiget 
warb  gegen  bie  jetttjerige  papijitfAe  Äirc^enlet^re,  bn^  ^ÄUeä  un; 
bebingt  in  ben  J^änben  be5  ^apfteä  ruf)e,  finbet  aber  fo 
roirre^  SBogen  ber  SÄeinungen  unter  einanber,  fo  harter  SBtber: 
fpruc^  Statt,  bap  man  wct)!  erfennet,  in  gor  nic^t»  mx  man 
fejl  unb  ficf)er.  fonnte  faum  me^r  geglaubt  werben,  ba0 
baS  f^apjlt^um  tille6  fei,  n?eil  biefer ©laube  fid?  beinal;e  roiber= 
legt  ^atte  burd)  bie  Stjat,  ba  man  ein  2)oppeI^japfttt>um  ertjal- 
ten.  5?un  rcuptc  SJ^iemanb  me^r,  n?a§  bie  Äirdje  eigentlid)  fei, 
wo  ibre  Unfel^lbarfeit  flnben  unb  wie  jle  ju  ftnben  fei.  ^) 
^er  (5ine  meinte  fo  unb  ber  "Änberc  fo.  3ebem  fetjlte  eä  nidjt 
an  SSeweifen  für  feine  SKeinung,  aber  fie  waren  wn  ber  2Crt, 
bap  fie  fd)tagenb  ju  überjei^gen  mä)t  permocbten.  Sarum  er= 
(fielt  fid?  immer  mit  (Stürf  bie  ge^re  üon  ber  jirengen  Unität 
im  ^apfttfjum,  biefelbe,  welche  bie  Äirdje  je^t  gefpalten,  welche 
fie  nod?  weiter  fpatten  fonnte,  welche  burc^>  baö  gactum  wtber: 
legt  worben.  Sinbrutf  inbeffen  auf  bie  SBelt  muffen  bie  anbem 

1)  Dnirersalls  eeclesia,  cujos  coRcitinm  generale  est  repraeäeiitati- 
Tnm,  Bon  potest  errare  nee  mortali  peccato  esse  obaoxia,  itaque  est  sa- 
pcrior  collegio  cardinaliam  cum  Papa. 

CoUegiuiB  Papae  cum  eardinahbas  nen  ridetar  magis  conünnatum 
qoam  coUegiom  beati  Petri  et  ceterorum  ApostolonuD.  Petrus  ter  nega- 
Tit  Cfaristnin  et  omnes  Äpostoli  fugerant  a  ipso  et  in  fide  vaciUaverunt. 

Qais  igitnr  dicere  aadebit  Gollegiom  Papae  et  cardinaliam  impecca- 
bile  esse,  com  etiam  a  Cliristo  institaton  non  invcniatar.  Non  desant 
dicentes,  Papaia  com  eardinalibss  saepe  indigTiis&imos  ad  praeeipoas  dig- 
nitates  promoYi«se.    In  quo  ntiqoe  boG  coUegiesi  erravit. 

Licet  babetor  ex  scriptnris,  quod  Christus  ex  constitoil  unoai  Apo- 
stoloram  generalem  Vicariom  ecclesiae  ssae  in  terris,  scilicet  beatum  Pe- 
tnua  et  Tohaerit  sibi  saccedere  in  eadem  regitiva  potestate  aüos  usque  ad 
consaiaatioDem  saeculi,  tarnen  quia  Christas  non  tradidit  iktermioatum 
rondom  constitnendi  successores  Petri,  sed  cosunisit  hoc  ordinationi  et  dis- 
pocitioni  eccletiastkae,  ideo  non  uno  modo  scmper  Papa'  fuit  constitutum. 
Henrici  de  Langenste,  consilium  Pacia.  Gerson.  Opera  III.  pag.  8Q3.826. 


'  —     70  — 


8e()reii  oud^  mod)en,  roeldjc  aufgepeUt  »erbm.  2>te  Ättdjc, 
weldje  bod>  nidjt  imn  fann,  wirb  von  einem  öcumcnifdfjen  ßons 
eil  bargefieUt.  ^apjlc  unb  ÄarbindU  fonnen  irren,  bfl§  liegt 
öuf  ber  fladjen  :^anb,  wie  l)dtten  fte  fonfl  bie  ©d)lecf)teflen  fo  oft 
•ju  bcn  t)(>d)^m  2Bürben  geförbert.  2)a§  GoUegium  ber  3lpofios 
len,  von  bem  fie  abflammen,  \)at  ja  and)  geirrt.  2)er  ^apfl 
ifl  jw«  baö  ^aupt  ber  Äirdjc,  aber  er  ifl  nur  ba#  jweite 
^flupt.  ßljrijluö  i)at  baS  ^ap(ltl)um  jwar  eingefcfet  olä  fein 
^icoriat  auf  ©rben,  aber  bie  2trt  unb  SBeife,  wie  e§  fortge. 
^pflanjt  werben  foU,  ()ot  er  nid)t  benimmt,  foabern  biefc  ®e: 
flimmung  feiner  ^ird)e  iüberlaffen. 

SSon  ^lericern,  weld)e  bie  Ü'lotljwenbigleit,  ba§  @d)i§ma 
JU  beenbigen,  füljlen,  wirb  bie  jlrenge  Unitdtäle()re  angegriffen. 
@ie  wollen  babei  fo  wenig  ölä  möglid)  au$  bem  ®ei|le  ber 
Äird)e  (»erauätreten.  35a^er  ft'nb  U)xt  Eingriffe  fo  fdjwanfenb 
unb  fo  ungewifi.  ©ine  ^auptfadje  für  bie  SBeenbigung  beS 
©d)iöma  war,  ba^  ba§  ocumenifdje  ßoncil,  weld)eä  bie  aUge* 
meine  Äirdje  barjlellen  unb  in  biefer  <Streitfad)e  9iid)terin  fein 
füllte,  nid)t  »on  einem  ber  ^dp|lc  berufen  werbe,  nidjt  abfange 
von  einem  berfelben  ober  tion  beiben  jugleid).  X)a\)tx  warb  ges 
le^rt,  wenn  eine  S'lotljwenbigfeit  fei,  »on  welcher  ba§  gew6f)ns 
lid)e  ®efe^  burc^jbrocfjen  werbe,  fo  fonne  ein  ßoncil  and)  wo^l 
t»on  jemanb  'ifnberem  ,  namentlicf)  »on  ber  fürfllidjen  Wlad)t, 
berufen  werben.  3n  ber  9?egel  freilid)  müfte  baS  Soncil  üon 
bem  ^appe  berufen  werben. 

Sebermann  fielet  bie  J^altloftgfeit  biefer  audj  bamalä  \d)on 
vkl^ad)  befirittenen  @ä<je  ein.  iDie  <JJot()wenbigfeit,  weldje  baS 

1)  Conccditur,  qtiod  communiter  et  regiilariter  venim  est,  quod  sine 
auctoritate  Papae  Concilinm  convocari  non  debet.  Veruntamen  ingrnente 
neccessitate  gingulari,  quae  frangit  Legen'  et  etiam  in  multiplici  oasa 
possibili  potest  et  debet  fieri  concilinm  generale  sine  auctoritate  Papae. 
fHun  fonimen  bic  Sdfff  unb  95orou6fe(junflcn ,  n>«nn  bo4  g(fd)cfam  fönnte 
unb  nu6  bem  OTiinbc  bcö  ört^obojtn  fcl&fl  toninicn  ©ingc,  bic  ber  ximu 
Si)«  ©tu()I  für  Äeffrtien  erfldrtn  mußte,  SB.  njcnn  ein  ^apfl  in  eint 
Äeljcrei  gcfaQen  fd.  Kt  nunc  patet,  non  esge  de  propria  vel  essentiale 
,atione  concilii  generalis,  ut  liat  per  Papam,  sed  est  per  accidens.  Hen- 
r  ci  de  Langenstein  consiiiom  pacis.  Gerson.  Opera.  II.  pag.  83L  STiit 
fürftlidje  OKaAt  ruft  er  jur  SJerfammlung  bc6  tcncilö  ouf,  cbenfo  St)cobor 
0  9!iem  unb  'petruft  be  9taia(o. 


—    7!  — 


g«n)6[)nlic^e  ®cfe^  tiurcf)bre^en  foUte,  mar  nad)  ben  f8ti)au\i' 
tungcn  2(nbcrer  gar  ntcbt  öorfjanbcn.    3ebec  ber  SBeit 

tjatte  feinen  rechten  ^upfi.    SQSenigltcnä  fonnte  fein  üJienfd)  auf 
ber  aSelt  eä  bem  einen  ober  bem  anbern  fdjlagenb  beiueifen,  ba^ 
er  ber  uncdjte  ^apji  fei.   ^nxä)  ©ewatt,  nidjt  burd)  ftegenbe 
©rünbe  l)at  baä  romifdje  ^ird)entt)um  feine  ©inf)eit  reieber  ^ers 
jlellen  fcnnen.    ©erabe  wie  eä  gegen  bie  ^e^er  »erfa^iren  mu^, 
mu^  e§  oerfa()ren  gegen  bie  SSerroirrung ,  bie  ou»  feinem  cige^ 
nen  ©djoope  fjeroorgefommen  ift.   2[ber  nod)  töneten  bie  ©tim: 
men,  bie  SSeenbigung  beS  ©djiäma  begehrten,  ganj  oergebeaS 
burd)  bie  SCBelt.  9?ur  bitten  unb  ratzen  glaubte  fic  ben  Äarbind; 
len  unb  ben  Zapften  ju  fönnen  unb  ben  aufge)leüten  ©a^  »on 
ber  ©uperiorität  ber  6cumenifd)en  doncilien  »agte  9iiemanb 
ju  »erwirflidjen.   SBie  nun  Urban  VI.  gejiorben,  fo  waren  bie 
römifdjen  Äarbindlc  gleidj  jufammengetreten  ju  einer  neuen 
SQJa^l.    (5ä  i)attt  fie  jroar  Äönig  .RarlVI.  öon  granfreid)  bit; 
ten  laffen,  bie  SGBabl  njenigjtenä  aufjufd^ieben ,  aber  fie  adjteten 
nid)t  barauf.   SSielfad)  ^aben  fd)on  Seitgenoffen  ben  beiberfetti- 
gen  Äarbtnäten  oorgeroorfen,  ba^  fie  au§  §urd)t,  iljre  Sßtntfi- 
cien  JU  »erlieren,  nad)  bem  Sobe  eineS  jeben  ^a^jfieö  fogleicf» 
reieber  ju  einer  neuen  2Bobl  gefdjritten  »dren  unb  baburd»  ba§ 
©djiämn  fortgepflanjt  bdtten.^)  ^Run,  bicfer  SJoraurf  ijl  gerci^ 
unbegrünbet.   2Qie  gern  n>ürbe  bie  @egenpart  ben  ^arbindten 
"Süti  gelaffen  b^ben,  wenn  fic  i^n  nur  ()dtten  anerfennen  woU 
len  alä  alleinigen  ^apjl.    £iie  SZationalfadje  war  eö  allein, 
tt>eld)e  bie  beiberfeitigen  Äarbindle  immer  ju  neuen  SBablen  Qi- 
trieben  ^at,  biä  fie  gewabren,  bag  baö  IJoppelpapfltbum  burc^j 
au§  n\ä)t  met)r  ju  \)alkn  fei.   2)ie  3J6mer  wdbtten  am  2ten 
9iooember  1389  ben  .Rarbinal  ^cter  be  Slomacelli,  ber  ftd)S5o: 
nifaciuä  IX.  nannte,  einen  Skapolitaner,  jum  ^apfie. 

•Jiun  einen  foldjen  ^apjt  f)attt  bie  SBclt  noä)  nid)t  gefe^en. 

1)  O  coeTestis  anlae  udnam  militcs,  nbi  tellus  est  natnque  crassa, 
perdidonis  timor  videlicet  beneficiornm  vcstrorum  aut  Terius  maleficio- 
tom,  qnae  ita  cito  pedes  vestros  terrae  prae  pingnedine  declinare  non 
expavent  a  pacis  recto  et  saavi  tramite.  Aliud  quoque  gestio  non  aesti- 
mare,  nisi  qnod  plas  iUa  zelatis  maleiicia  non  perdere  qaam  totius  po- 
pali  Christian!  ejalantes  animas  ut  de  vestris  obmutescam  nescius  quid 
dicere.  Joann.  de  Varennis  Epist.  7.  Acta  varia  ad  contilium  Pisanuni, 
pag."  583. 


N 


—    72  — 

©elb  unb  ntct)tä  als  ®ett>  fanb  ©nabe  »or  ben  Äugen  biefeS 
neunten  S5onifaciu§.   SJZitten  in  ber  SOZeffe  frug  et  feine  ©ecte: 
taive,  ob  fte  ®elb  brdd^ten.')  2ü)er  romifdje  ©tu^t  warb  ein 
großes  ^anbeB^  unb  SBud)ert)auä.    ^ein  SSerbrec^en  war  fo 
fdf)wer,  für  n)e(d)e§  bic  25iäpenfationen  nid^t  für  ©elb  ju  Ijaben 
wären,  deiner  war  fo  »errud^t,  alö  baf  er  ein  S5i§tbum  nid)t 
l)dtte  gewinnen  fonnen  für  ©e(b.   Silleä  »crfaufte  ber  ^apft, 
unb  wenn  er  tonnte,  »erfaufte  er  c§  lieber  jweimal  alä  eins 
mal.  ^)  3!)ie  SBelt  wor  gett)eilt  jwifdjen  jwei  ^dpfle,  bie  6in» 
fünfte  fonnten  nidjt  me^r  fo  rcic^lid)  fliegen;   bennod^  foUte 
m<3)t^  nadjgetaffen  werben  »on  ber  alten  ^tad)t  unb  ^errlid)» 
feit,  unb  ber  Äampf  gegen  baä  2fntipontiftcat  mod)te  aud)  ©elb 
genug  foften.   S^afjer  mufte  3tlle§  l^öljer  Ijinauf  getrieben  wers 
ben.   ffionifaciuö  IX.  flellte  bie  2lnnaten  für  immer  auf  unb 
crfanb  bie  gratias  exspectativas.    (3o  fd^dnblid)  war  ber 
9JZi^braud{) ,  ber  mit  biefen  25ingen  getrieben  warb,  baf  man  in 
9?om  für  n6t()ig  fanb,  bie  ßeljre  oufjufteüen,  ba^  in  foldjen 
(Sadjen  ein  ^apft  gar  nid)t  fünbigen  unb  baf  er  überl)aupt  in 
ba§  5Serbred)en  ber  Simonie  gar  nidjt  faden  fonne.^)  SBet  fid^ 
orm  gefauft  \)attt  an  fold)en  ©yfpectanjen,  bie  er  md)t  er()ielt, 
emipftng  won  bem  geijigen  ^a^jfte  nid)t  ein  ©tücfd)en  ffirob.  2)et 
SLkxüS  fd)lep^ite  in  9tom  für  bie  großen  S3auten  beö  ^apfleS 
bie  (Steine  jufammen,  lim  ftd)  if)m  ju  empfetjten,  unb  lief  in 
Stalien  l)erum,  nadf)äufel)en,  ob  nidjt  etwa  ein  ©tanbeägenoffe 
franf  fei,  bamit  auf  feine  ©teile  eine  gute  ©peculation  gemadjjt 
werben  fonnte. 

Äeinc  9?ü(lfid[)t  fonnte  ben  opojlolifdjen  ©tu{)t  mtt)v  auf» 
l)alten  in  feinem  ©ange,  wenn  eä  ©elb  galt.  JöonifaciuS  VIII. 
t)atte  im  Saljre  1300  jum  erften  SKalc  ein  Subeljai^r  auöge« 
fdjrieben.  £iiefe  gropen  ©ünbeniocrgebung^fefle  Ijatten  erfl  nuc 

1)  Theodorici  a  Niem  de  sckismate  ecciesiae  I.  11.  pag;.  86. 

2)  3m  oicrjc^ntcn  3o^)rc  feine«  *pontificat«  oerfaufte  er  atte  Qf^pectans 
sen  iiDc^  cininnl  inbem  et  fie  rctebertief.  Wurf)  2ßanren  no^m  ber  ^Papfl 
llatt  S3aaria^Iunc).  Theodorici  a  Niem  de  scliismate  ecciesiae  II.  10.  11. 
pag.  85.  86. 

3)  Haec  eo  tempore  omni  timore  Dei  et  verecundia  hominum  post- 
posita  in  tarn  frequcnti  erat  usu,  qnod  Curiales  afürmabant,  talia  licito 
lieri,  cum  Papa  in  talibus  peccare  non  posset.  Theodorici  a  Niem  de 
(chismate  ecciesiae  II.  9.  pag.  84. 


—    73  — 


nad)  bcm  2(blaufe  eines  Sal)rf)unbert§  gefeiert  werben 'foUen.  3)a 
fid)  aber  bie  ©adje  für  ben  römifdjen  <St\ii)l  fefjr  lucratio  geigte, 
fo  rvax  ber  Jlermtn  ollmalig  immer  met)r  »erfurjt  werben. 
(2d)on  Urban  VI.  f)attc  ouf  ba§  ^ai)x  1398  ein  abermalige^ 
^ubeljobr  auägefdjrieben.  SSonifaciuä  IX.  {ie^  c§  feiern.  Unt 
aber  bie  (Sadje  nod)  lucratitter  ju  mad)en,  fenbete  er  burd)  bie 
©tattonirer  ober  2tb(a^frdmer  ben  8euten  bie  SSergcbung  ber 
©ünbcn  gleid)  in  ba§  J^auö.  ^ie  Ärämer  beä  S3onifaciuS  ga« 
ben,  öer|ict)t  fid)  für  ©elb,  für  jebc  @d)ulb,  für  jeben  greoel 
SSergcbung,  ofjne  nad)  einer  9feue  beä  ^erjenä  ju  fragen.^) 

2tnberö  ging  e§  nun  aud)  an  bem  ^ofe  üon  2i»ignon  nid)t. 
3fud)  (Siemens  V.  ^)re^tc  feine  Sbebienj  um  ®etb.  Ser  "ämQ- 
noner  mupte  ft'd)  immer  fel()r  nad)  ber  8uft  brefjen,  mlö)t  am 
franjöfifdjen  ^ofe  mi)ttt,  unb  ben  Röfleuten  bie  beflen  S5ene= 
ftcien  jufdjiagen.  ^)  Saö  ÄarbinaläcoHegium  »erlor  unter  ßle= 
men§  V.  in  etwaä  feinen  rein  franjofifdjen  ß^araftcr.  2!)ic 
Sbebicnj  war  bie  kleinere,  unb  bie  (Stimmung  ber  nidtjt  fram 
jöfifd)en  Staaten  wollte  gefd)ont  fein.  6(emen§  ernannte  ^ar» 
bindle  aud)  au§  anbern  Stationen.  Snbeffen  blieb  baä  granjös 
fifd)e  bod)  nod)  immer  bominirenb.  ©nblic^  gefd)a{)  ein  ganj 
fleiner  ©d)ritt,  ber  eine  ferne  2(uöftd)t  auf  bie  SJeenbigung  beS 
<3d)i^ma  bot.  S5onifaciu§  IX.  cjatU  eine  ä3uße  an  granfreid) 
gertd)tet,  um  ben  trieben  ber  Äird)e  anjuempfet)len. ')  Sn  aUs 
gemeinen  SluSbrüden  öerfe^)lten  bie  2)oipipelpdpfie  nid)t,  benfel» 
ben  immer  anjuempfe^len,  ober  jeber  bad)te  bei  bem  SBorte  „ber 
griebe  ber  Äird)e"  an  nid)t§  5tnbereä,  al§  ba^  bie  anbere  Sbe^ 
bienj  ibn  nod)  anerfennen  follte,  ba  er  bod)  ber  red)te  ^apft 
fei.  9'lid)t  feiten  gaben  fie  ba§  ganj  unjweibig  ju  üerfiet)en.  Slun 
fafte  aber  bie  Uniöerfttdt  ju  ^ariä  bie  griebenöworte  beS  9?6y 
merä  auf.  ©ie  fd)lug  bem  Äonige  brei  SÖBcge  »or,  ba§  @d)iäma 
JU  beenbcn.  (5§  foUte  entweber  gefd)el)en  burd)  freiwillige^  unb 
gleid)}eitige§  3lbbanfen  beiber  ^dpfte,  ober  burd)  einen  \d)i(t§: 
rid)terlid)en  Oprucl),  weld)er  ber  red)te  ^apfi  fei,  ober  enblic^ 
burd)  eine  6cumenifd)e  ®t)nobe.  *)   (Siemens  warb  auc^  wirflicl) 

1)  Tlieodorici  a  Niem  de  scbismate  ecclesiae  I.  48.  pag.  73. 

2)  Clemangiis,  de  ruina  eociesiae  pag.  19. 

3)  D'Achery  .Spicilegiam  VI.  pag.  54. 

4)  Segen  bte  bcibcn  legten  SBege  wirb  ctngeroenbct,  iafi  bet  Älerud 
£>{({  JU  vtrbot&en  fei,  ali.  ba§  itwai  ©ute«  von  i^m  erwartet  tDcrben  {önne> 


—  74 


idjin  gebradjt,  bo^  er  ben  SCBeg  btr  Tfbbanfung  ol§  benjenigcn 
önerfannte,  »cldjer  jur  SSecnbigung  be§  ©djiöma  bcr  geeig: 
netfle  fei.^ 

war  fd)tt)er  für  einen  ^apjl,  fo  etroaö  anjuerfennen. 
©0  lönge  inbeffen  ben  ^npfien  felbfl  überlnffen  warb,  roie  bie» 
fer  SBcg  cingefd)logen  »erben  foUte,  fonnten  fie  th  immer  o()ne 
©efaljr  »erfpredjen,  ba^  fie  i()n  im  Mgemeinen  annafjmen. 
liefen  fid)  ja  immer  nod)  ^inberniffe  auf  J^inberniffe  Ijäufen, 
unb  man  burftc  »on  beren  glücflidjem  Erfolge  um  fo  mc(>r  über« 
jeugt  fein,  ba  man  wu^te,  ba^  aud)  ber  2Cnberc  ba§  ©eine 
reblid)  beitragen  vuerbe,  ba^  üu§  ber  ganjen  (Sodje  nid)t§  n)er= 
ben  m6d)te.  Unterbeffen  Ijatte  fid)  Siemen^  über  biefe  ©adje  fo 
geärgert,  ba^  er  iplöfelidf)  am  löten  ©eptember  be§  ^(ii)xe6  1394 
ftarb. 

SBie  nun  ber  ^apjl  gejlorben,  faßte  bie  SBett  noc^  einmal 
bie  ^^offnung,  ba§  ©djiäma  »erbe  nun.  »on  felbjl  ouf ()6ren. 
25on  allen  ©eiten  würben  bie  a»ignoncnftfd)en  Äarbinäte  ange; 
gangen,  bod)  nt(^t  fog(eid)  einen  neuen  ^ap(l  ju  wäljlen,  bamit 
ntan  3eit  gewinne,  wegen  bcr  Union  ju  untcrl)anbeln.  25er 
Äonig  üon  ^ragonien  \)attt  bcäljatb  auäbrücflid)  an  fie  gefdjrie^ 
ben.  2)  "Kbix  eS  ging  in  2(üignon,  wie  c§  in  9iom  gegangen 
unb  au§  benfelben  ©rünben.  X)it  Äarbindle  ei(tcn,  um  'UUtm 
juDorjuEommen ,  in  ba§  Gonclate  unb  wäblten  ben  Äarbinal 
^eter  be  8una  jum  ^apft,  ber  ftd)  ben  S^amen  JBenebict  XIII. 
gab.  Sin  guter  ©erud)  in  ber  3Be(t  galt  ben  a»ignonenftifd)en 
Äarbindten  bod>  nod)  etwoä.  ^cter  be  Suna  l^atte  ftd)  in  ^as 
riS  felbjl  immer  om  frdftigfien  für  bie  Union  auögcfprocben. 

Usque  adeo  corrapti  sunt  mores  et  illa  verae  sanctitatis  integritas  erannit 
et  adeo  fervet  avaritiae  rapacitas  et  adectio  lucri ,  quod  vix  possint 
etiam  privatorum  judicia  vel  publicarum  rerum  disceptationes  suspicionis 
scropnio  munda  credi.  p]pistoIa  Collasji  Florentini.  Acta  varia  de  schis- 
mate  Pontificum  pag.  1162. 

1)  Acta  varia  de  schismate  Pontificom  pag.  549. 

2)  Lenfant.  Histoire  du  concile  Pise  I.  pag.  62. 

3)  Missus  etiam  Parisios  idem  Petnis  per  praefatiim  dementem  ad 
regem  Francoram  et  universitatem  stiidii  Parisiensis,  in  ejus  semionibiis 
et  actibus  Semper  innuit,  quod  si  ipse  dicto  Roberto,  postquam  decede- 
ret,  in  ejus  obedientia  succederet,  raodis  omnibus  unionem  in  universal! 
ecciesia  facere  vellet,  ostendens  se  valde  ad  boc  inclinatum.  Tbeodo- 
rici  a  Niem  de  schismate  ecclesiae  II.  23.  pag.  jJZO. 


—    75  — 


X>axum  wa\)lUn  Ujn  bie  ^arbinale,  nidjt,  tt»et(  fte  wußten,  ba^ 
er  bie  Union  roollte,  fonbern  xveil  fte  wollten,  ba^  bie  2Bclt 
glauben  foHe,  fte  tt)ünfd)ten  biefe  Union  inägefammt,  ob  fte 
oud)  nid)t§  tueniger  aB  fte  roünfdjten.  Zuö)  bitten  fte  2(lle, 
et)e  fte  tnä  ßonclaoe  gingen,  gefcl)n)oren,  bap,  roet  oon  il)nen 
^apfl  roürbe,  ber  SBürbe  auf  Siequifition  ber  Äarbinale  entfa» 
gen  foUte,  bafern  nur  ber  ©cgenpapfl  audj  abbanfen  roürbe. 

©ie  Ijütten  e6  glücflicb  gefunben ,  waä  bie  ^nnatjme  bet 
freiwilligen  3tbbanfung  »ieber  ju  9^i4)tS  mad^en  fonnte.  X)xt 
SSetingung  war  eö,  baf  ber  ©egenpapft  aud)  abbanfen  müg(e. 
Sa  fonnte  nun  jeber,  weil  er  bod)  ber  redjte  ^apjl  fei  unb  eä 
ii)m  ®ewiffenäfacl)e  fein  muffe,  bie  SBelt  nid)t  einem  falfdjen 
^apjt  ju  überliefern,  füglid)  begeljren,  ba^  bie  2tbbanfung  be6 
©cgenvapftcä  juerfl  »or  fidf)  gefje,  bomit  berfelbe  md)t  etwa, 
nad)bem  er,  ber  redjte,  abgetreten,  ©elegenljeit  finbe,  ft^  bet 
SQSelt  ju  bemeiftern  unb  ba§  unerme^licl)e  Unglürf  ber  ^efeeret 
bie  ganje  fatt)olifcl)e  SBelt  überfalle. 

2)te  bcibcn  Zapfte  t)atten  einen  guten  löoben,  auf  bem  fte 
o^eriren  fonnten.  Sie  ßaien  waren  }um  guten  Zi)til  noä}  im 
ftrengen  ©lauben  on  fie  unb  barunt  fonnten  biefelben  gegen  fte 
nur  t)anbeln  mit  Ijalber  Äraft.  ßbenfo  modjte  ber  l^ol)eÄleru§ 
gegen  fte  nidjt  l)anbcln  mit  aller  Äraft,  weil  er  nidjt  rütteln 
wollte  an  £>em  ©ebäube  ber  ganjen  Äirdje.  Sie  ßeffion,  baS 
fül)lte  man  xvoi)l  unb  fprad)  eä  aud)  au§,  mad)te  bie  ganje 
®ad)e  be§  ?)apflrt)um§  jweifell)aft  unb  ungewtp.  SBar  ber  i)tU 
lige  @eift  einmal  nidjt  bei  ber  SBaf)l  gewefen,  fo  fonnte  er  aud) 
in  3ufunftnod)| öfterer  nid)t  bei  beifelben  fein.  Wlan  furd)tete,  bie 
Spaltungen  mödjten  ftd)  raeljren  biö  in  baä  Unenbltdje.  ^)  Sm 

1)  Lenfant.  Histoire  da  Concile  de  Pise  I.  pag.  62. 

2)  Ex  tali  renuntiatione  certitudo  Papatus  in  dubium  vocari  vide- 
tnr.  Tanta  fidelium  certitudo,  de  tain  radicali  üdei  calmine,  facto  ant 
dicto,  aiit  quibascunqne  etiam  in  minimo  apnd  quoscunque  saspicando, 
violari  debet,  quia  parvus  error  in  principio,  magnas  in  line. 

Ex  tali  renuntiatione  im|ms  praeberetnr  materia ,  saepius  sascitandi 
scbisma  in  ecclesia  militanti  in  futurum  eo  quod  Papa  et  Antipapa  re- 
nuntiarent  pro  ecclesia  pacilicanda;  imperii  contra  Papae  scbisma  exci« 
tarent  etjiicjPapa  timens  et  cavens,  cogeretur  condescendere  saepius  in- 
jostis  petitionibus  et  desistere  a  multis  justitiis  exequcndis,  ne  tanta 
mala  sibi  et  ecciesiae  inferentur.  Catbolicae  Meditationes.  Theodor  a 
Niem  Nemus  Unionis  pag.  334.  337. 


I 

I 


—    76  — 


Uebrtgen  glaubte  »om  ^o^eti  ÄIeru§  jeber  on  ben  ?)ap(l,  öon 
n)eld)em  ber  nicijtc  SSortbeil  ibm  ge»T)ä()rt  warb.  *)  3nbef[cn 
übertönete  bei  58ielen  bie  jwingenbe  S^ot^tvenbigfeit,  ml^e  in 
bem  eingetretenen  25oppe(pai)(ltbum  lag,  äBebenflid)feiten  unb 
Sntercffen.  25er  franj6ftfd)e  Äleruä  wm  Äönig  md)  SSene= 
biet  XIII.  SQ3al)f  nad)  ^ariä  berufen,  cntfcbieb,  ba^  jroar  ber 
&mai)Ut  anjuerfennen  alä  ^opfl,  ba^  aber  ju  gleicher  Seit 
beiben  ^a^pflen  bie  ßeffion  onempfobten  werben  foBte.  eine 
große  ©efanbtfdjaft,  bei  ber  fid)  md)  bie  ^erjöge  »on  SSurgunb 
unb  Sßexxt)  befanben,  würbe  im  Sabre  1395  nad)  2(üignon  ab; 
gefertiget.  6ine  lange  ©c^rift  wirb  berfelbcn  mitgegeben,  in 
»elcljer  alle  !0?6glidbfeiten  ba§  ©d?i§ma  ju  beenbigen  burcbge= 
gangen  »erben.  Swingen  fönne  ber  Äonig  t)on  granfreid?  bie 
anberen  ÜRdd)tc  unb  bie  anberen  ßänber,  roeldje  ben  ©egenpapft 
önerfennten,  nidjt.  2)abet  beftnbet  fid)  bie  für  biefe  3eit  ges 
tt>if  auffallenbc  2(eußerung,  baß  cä  überbauet  feltfam  fei,  wenn 
man  in  ®laubenöfad)cn  Semanben  jwingen  wollte.  35er  2Beg 
beö9?ed)te§  gebe  aud)  nid)t,  ba  ber  anbere  ^a^pfl  eben  bebau^jte 
im  9?ed)te  ju  fein  unb  in  biefer  ©ad)c  fid)  mit  ©enauigteit 
nid)t§  ermitteln  taffe.  ^in  ßoncil  fönne  leid)t  babin  fiibren, 
ba§  <Sd)iäma  ju  mcbren  unb  e§  bliebe  nur  ein  9Kittel  übrig, 
bie  gegenfeitige  freiwillige  2(bbanfung.  25er  franjöftfd)e  ^of 
^at  fid)  nod)  bie  t)ergeblid)e  SUiübe  gegeben,  aufiufetjen,  wie 
bie  freiwillige  2lbbanfung  ebne  ©efabr  eingeleitet  werben  foll. 

ßange  unb  fd)werfdllige  Unterbanblungen  fnüpfen  fid)  nun 
ju  ^»ignon  5wifd)en  bem  ©efanbtcn  beä  .Ronigä  unb  bem  apo; 
jlolifd)en  ^ofe  an.  £»ic  Äarbinäle  entfd)ieben  fid)  für  bie  Zn- 
na^me  be6  SEBegeö,  ben  ber  Äönig  t)orgefd)tagen  \)at.  fBlan 
Eann  fie  immer  annebmen,  um  ben  Äonig  md)t  ju  reijen. 

1)  S)ie  Obcbicnj  Uimi  ^popflc*  pcdtc  fid)  in  irgcnb  ttn<ra  ?anbc  rein 
bor.  ^atte  bie  Dtcgiciung'cineß  2nnbc»  ben  einen  ^Popjl  oncrfannt,  fo  l^if(j 
ten  bod)  »ieU  ÄUriccr  in  bcnifelben  oft  ben  anbern  fi'ir  ben  rcd)ten.  ©elbji 
in  Italien  toax  ti  fo.  Miserrima  verö  Italia  etiain  in  haec  doo  capita 
scissa  est ,  neo  pure  tarnen  omnes ,  quas  praemisimas  nationes,  suis  pon- 
tificibDS  inbaerent.  Nam  et  Gallioorum  et  Hispanicornin  aliqui  Crbano, 
Germanicique  Clementii  Eoque  res  deducta  est,  ut  quilibet  iUi  creditu- 
rns  esse  Tideatur,  a  quo  plus  emolumenti  receperit,  Epistoia  CoUusii 
Florentini.   Martene.  Thesaurus  AnecHot.  II.  pag.  1156. 

2)  Acta  raria  ad  conciliuni  I'iüanum  pag.  437  —  463. 


77  — 


tvirt)  büd)  ntittä  öu§  ber  ©adje  »erben.  Ser  ^apfl  S3ene; 
biet  XIII.  fc^cinet  mit  feinen  Änrbinälcn  in  ©intjerftdnbni^  ge: 
tvefen  ju  fein.  25amit  nictjt  ju  »iel  nadigegeben  werbe,  mu^ 
einer  aü6  bem  GoUegio,  ber  Äarbinal  Sacob,  ein  ©nglanber, 
mit  ber  S5ef)auptung  auftreten,  fcajj  ba  öiefer  ber  unjtxjeifedjaft 
Kcfjtma^ige  ^ap|l  fei,  2(bbanfung  von  i()m  »ebcr  geforbcrt  noc!j 
gegeben  werben  fönnte. »)  2Ba()renb  ber  größte  Äljetl  ber  2Belt 
getäuf(I)t  wirb  unb  baS  (Spiel  nicijt  erFennt,  weldje»  ^apft  unb 
-  Äarbinale  mit  einanber  fpielen,  fcl)cinen  e§  bod?  einige  burcf)» 
fdjaut  unb  baS  3icd)te  gefel)en  ju  I)oben.  £)ie  Äarbindte  rebe^ 
ten  »om  gricben  ber  Äirdje  jum  @d)ein  unb  um  beä  guten 
Seumunbä  willen.  Sm  ©runbc  genommen  tljaten  fte  niöjti  bas 
für  unb  oerftedten  fid)  Ijtnter  if)ren  ^opjl.  -)  lieber  öcne^ 
biet  XIII.  aber  vermögen  bie  ©efanbten  nidjt  einmal  bie  Qx- 
flärung  ju  gewinnen,  ba^  er  ben  a5orfd)lag  im  ilUgemeinen 
onnetjme.  ^r  fd)lagt  etwaS  2(nbere5  öor,  ben  SGBeg  ber  lieber^ 
einfunft  jwifd)en  ben  beiben  ^apfltljümern,  weil  er  wei^,  ba^ 
ouf  bicfe  ?5Jeife  nidjtä  werben  fann.  ^en  SBeg  ber  2lbbanfung 
»crwirft  er  in  einer  SSuHe  auSbrüdlid).  X>k  3^ot()  aber  unD 
bie  SSerlcgent)eit  ber  !9?enfd)en  wirb  immer  größer.  X'tx  franjöft's 
fd)e  .^of  gicbt  ftdj  unfägüd>e  9J?ill)e  etwaö  ju  ©tanbe  ju  bringen. 
Qr  unterljanbelt  mit  ben  2J?dcf)ten  feiner  unb  ber  anbern  ^'bcbienj, 
mit  Äajlilien,  2lragonien,  5Zaoarra,  2>eutfd)lanb,  (Jnglanb  unb 
(g^ottlanb.  «Sie  erfldren  fajl  alle  ii)xt  ©encigtljcit,  ba§  ba§ 
@d)i§ma  geenbet  werbe  burdj  beiberfeitige  freiwillige  2lbban!ung.  ^) 
2lber  julc^t  fonnen  bodf)  weltlid^c  9)?äd)te  nid)t»  (5ntfd)eibenbe§ 
tl}un  unb  man  mup  immer  wieber  jurüdfommen  auf  ben  ^apft. 

eine  jweite  ©efanbtfdjoft  wirb  nad)  "^lüignon  abgefertiget. 
©ic  wirb  gefenbet  öon  granfreid?,  unb  feltfamer  2Beife  oon  (Jng. 

1)  Der  .^arfcinal  »on  ^panipclona.  Pro  fondainento  sumsit,  quod 
Dominus  Benedictns  sit  venis  Papa  et  volus  vicarias  Christi  et  per  con- 
seqiicns  tenenuir  ipsimi  diligere  et  intnisum  odio  Iiabcre  et  expellere. 

.  Idcirco  dixit  qaod  recta  via  est  ut  intrusus  expellatur  aut  saltem  quod 
de  hoc  l'aciamus  posse  nostrom;  nec  capere  posset  quomodo  prosequendo 
pacem  ecciesiae,  incipere  debamus  ad  viam  cessionis ,  quia  hacc  via  est 
contra  Denm.    Acta  varia  ad  conciliuin  Pisanum,  pag.  470. 

2)  Joannis  de  Varennis  Epist.  7.  Acta  varia  ad  concilium  Pisanum 
pag.  ;>S3. 

3)  Acta  varia  de  Schismata  Pontificum.  Martene.  Thesauras  Anec- 
dot.  II.  pag.  1180. 


—    78  — 


latib,  mld)($  bod)  bcn  tomifdjen  ^apjl  oncrfennf.  Da  gelten 
bic  ®ad)cn  rcteberum  fo,  wie  fie  böö  crflemal  gegangen  finb. 
2Dte  Äarbinäle  cntfd;eiben  ftd)  wieber  metjl  für  bie  Innaljmt  be§ 
gebotenen  SBegeö,  ber  ^ap^  aber  i|l  nidjtä  jii  beiregen,  ju 
nic^jtö,  obwohl,  roic  ber  ^onig  »on  ^aflilien  fid)  nod)malä 
üuäbrüdte,  er  fupfällig  gebeten  rcarb,  ber  Äirdjc  unb  ben  jer« 
rtjTenen  ©emüt^ern  ben  gricben  rcieber  ju  fdjenfen.  Sie  Sadje, 
erfldrt  SScnebict,  fei  ju  fd)wer;  eö  müßten  erfi  weitere  Sfafijs 
fd)lagungen  pottfinben,  bann  fjoffe  er  jebermann  werbe  ju  frie-- 
ben  fein.  ^)  SBeitcr  ijl  nid?t§  über  i^n  ju  erlangen  unb  bie  ©e* 
fanbten  ge^en.  Diefe  ©cfanbtfdjaft  fci)eint  in  baö  Saljr  1397  ju 
fallen. 

3u  berfelben  Seit  war  nun  auä)  wm  Äönig  üon  granfreid) 
mit  bem  Stömer  unterl)anbelt  werben.  S5einat;e  wäre  etwa§  ju 
©tanbe  gekommen,  nicljt  eine  Zljat,  aber  bod)  ein  SBort.  25et 
Eremit  9?obert  war  ju  bem  Stomer  gefenbct  worben.  ©ine  S5er; 
fammlung  »on  Äarbinälen  unb  S3ifd)pfen  Ijatte  fd;on  entfcl^ie^ 
ben,  baß  ber  franjöftfci^e  SSorfd)Iag  angenommen  werben  fönnte. 
2)aö  mod}te  bem  ^apjte  fe^r  unangenel^m  fein.  2)al)er  ließ  et 
am  anberen  Sage  feine  SSerwanbten,  ber  .Karbinäle  unb  ber 
S3ifdjöfe  mebrere  ju  ftdj  fommen  unb  fid)  ben  anberen  9?at^ 
crtbeilen,  baß  ber  SJorfcblag  burdjweg  ju  oerwerfen  fei.  2)ie 
9Kad)t  ber  granjofen  fei  weit,  ftelje  ju  fürd)ten,  baß  fte  ftd) 
be§  ^ontificatö  ollein  bemeiflern  wolle:  auf  ctwaö  "MnbereS benfe 
üud)  bie  iparifer  Unioerfttdt  nidjt  mit  allen  i(}ren  23crmittelungen. 
2)a  erinnerte  fidb  S3onifaciu6  wieber  baran,  baß  er  o^ne  Jragc 
ber  allein  red)tmdßigc  ^a^pfl  fei  unb  gab  bem  Stöbert  bie  'iCuös 
fünft,  baß  eä  nur  ein  9Jiittel  gdbe,  ben  grieben  ber  Äirdje  wie; 
ber()erjufiellen ,  wenn  man  ibn  anerfenne.  IBcinabe  ^ätte  e§ 
il)n  wieber  jweifelljaft  gemad)t,  al5  Siobert  l)unberttaufenb  X)ü: 
caten  bot,  wenn  et  ftd)  nur  erfldre,  baß  er  im  2lllgemeinen 
ben  SBeg  ber  2lbban!ung  annef)men.  2lbet  julei^t  blieb  ber  9?6-. 
met  jtanbl)aft,  erfldrenb,  wenn  er  biefen  SSorfdjtag  anneljmen, 

1)  Pro  finali  responsione  dictis  nnntiis  dixit,  quod  attenta  ardui- 
tate  materiae,  nondum  repatabat  se  deliberaturum^  sed  colebat  adbuc 
deliberare  plenius  oam  dictis  Dominis  regibus^  anteqoiin  suaiii  intentio- 
nem  signilicaret  et  sperabat  in  Domino  quod  esset  talis,  quod  dicti  Re- 
ges deberent  rationabiliter  contentari.  Acta  varia  ad  concilium  Pisanuin 
pag.  557. 


4, 


—    79  — 


wenn  et  ctivaS  ttjue,  raaä  mö)t  gerecht  fei  vor  ©Ott,  fo  wolle 
er  webet  me^r  effen  nod)  trinfen. »)  X)k  Slnficfet  Dflß  matt  nicf)t 
n>ön!en  unbwetdjen  bürfe,  ba^  man  bie  ^ixd)t  burd)  äurücfge? 
()en  feljcrtfct)  madie,  iji  oon  einem  ZtjtUt  ber  beiberfeitigen  SHt- 
ricet  mit  ric^jtiger  (Sonfequenj  fcfl  Qti)altcn  worben  biä  jule^t. 
'  IBomfacius  IX.  verbot  nun  in  Siom  bei  ben  ^drtejien  ©twfen 
üon  ber  Seffion  ju  reben. 

Da  ber  2(üignoner  ücrnnbnt/  ba^  ftd)  ber  9iömer  fo  be» 
flimmt  geweigert  unb  bop  f4>on  au»  biefem  ©runbe  eS  ju  nidjtS 
fümmen  fönnte,  erftarte  er  gegen  bc»  Äönigä  ©efanbten  Stöbert 
feine  gro^e  JßcreitwiUigfeit  ju  '^llem,  »aä  für  ben  grieben  ber 
Äird)e  begehrt  werben  fonne.  3u  ©twaö  S3e)!immtem  war  et 
aber  niemaB  ju  bewegen.  Äaum  fonntc  aud)  irgenb  ein  wirf* 
lid)er  6d)ritt  iefjt  »on  ibm  »erlangt  werben,  wo  ber  9i6mer  fo 
bejlimmt  erfldrte,  ba^  er  ^"»apft  bleiben  wollte  um  jeben  ^^^reiä. 

2)er  franj6fifd)c  .^of  aber  warb  be§  «Spielet  mubc.  ©es 
rabe  jur  Unjeit  na^m  man  (irenge  9Raapregeln  gegen  ben  ^a)()^ 
SScnebict.  gin  franj6ftfd;eö  iJlationalconcil  fünbigte  ii)m  bic 
^^bebienj  auf.-)  Änllilien  unb  ^Jiauarra  nabtr-n  ben  ®cl)orfam 
ebenfalls  jurürf.  ^)  '2(ragonien,  weld)c§  blieb,  ermahnte  ben 
^apfl  bod)  immer  ben  üon  granfreid)  »orgefd;lagenen  SBeg  an= 
june^men.  *)  2Bie  fonnte  man  aber  jefjt  baä  begehren,  wo  ber 
9iömer  feine  gdnjlid)e  'iibgeneigtbeit  fo  un^weibeutig  auögefpros 
djen  botte.  Darum  erfldrte  aud)  S5eneöict  jefet  nod),  bag  er 
feinem  rechtmäßigen  ^ontificat  nimmermebr  entfagen  werbe.  @ein 
(Sntfagen  wdre  ja  ein  abfoluter  SÜriumpb  beä  SiomerS  gcwefen. 
Der  Äonig  lie^  nun  burd)  ben  9)?arfd)aU  SSoucicault  ben  ^apjl 
in  feinem  ^aüafi  ju  2{oignon  belagern,  um  itjn  ju  nörbigen, 
man  weif  nid)t  red)t  woju.  ®oUte  SJonifaciuä  allein  abbanfen, 
foUte  er  ben  SBeg  ber  Ttbbantung  annehmen.  Da  ber  ©egens 
papft  erfldrt  bitte,  er  werbe  nun  unb  nimmermebr  barauf  ein* 
geben,  waä  fonnte  c§  frommen.  2fud)  feine  Äarbindle  bitten 
ben  'Äoignoner  üerlaffen  unb  ftdj  auf  bie  Seite  be§  Königs  ge= 
jteHt.    2Barum  fie  bebenflid)  geworben,  über  bie  ^tid^tn,  bie 

1)  Relatio  Domino  Regi  per  RoLertum  eremitam.    Acta  varia  ad 
concilicum  Pisanum,  pag.  591  —  595. 

2)  3)ic  rcniglid)^  Orbonopj  t>ei\)alb  ifl  vom  27.  3uri)  be«  3a^rc*  1398. 

3)  Acta  varia  ad  concilium  Pisanam,  pag.  612. 

4)  Acta  varia  ad  conciliam  Pisanum,  pag.  630. 


—    80  — 


fiel)  au§  bem  ©djiämfl  ^cvwortljaten,  über  bic  S'Zationalconcile, 
über  bie  ©tinimen,  bic  ftd)  gegen  bic  Unfe^lbarfeit  bc§  ^apjls 
t()um§,  gegen  bie  Unfeljlbavfeit  ber  J:arbina(c  evI)oben,  über  »tele 
anbcre  fogenonnte  Äe^ereten  gegen  bie  ganje  Äirrfje,  »elcbe  buxd) 
ba§  <3(t)U->ma  I^eroorgebrad^t  würben  ober  weld;e  man  bod)  nid^t 
fo  leid)t  unterbrürfen  fonnte,  weil  man  ftd)  im  @d;i5ma  befanb? 

2)ap  aber  bie  dlti(i)t  wagten  fid;  ber  Dbebienj  ju  entjiefien, 
bü§  mu^te  i[)nen  am  bebenflidjflcn  »orfommen.  ^max  nidjt 
tf)eoretifd)  unb  für  immer,  boc^  practifd)  unb  für  einige  Seit 
warb  baS  ^apjlt^um  bamit  öernid)tet,  unb  alle  S3ort()ei(e, 
wcldje  baä  ^ontiftcat  ben  Äarbinaten  fclbjt  brachte,  waren  ba; 
burd)  ebenfalls  aufgef}oben.  Znä)  in  ber  Sbebienj  beS  anbern 
^apfteä  Um  e§  ju  foldjen  beben!lid)en  Seidjen.  2)er  Äönig 
SBcnjel  öon  Jßc^men  wollte  bie  £)bebienj  ebenfalls  auffjeben, 
obwohl  e§  nid)t  baju  fam:  :Sie  SBelt  fonnte  an  ben  ©eban^ 
fen  wie  an  ben  Suftanb  gewohnt  werben,  obne  ^apjl  ju  fein. 
6S  war  wo^l  fein  SQSunber,  wenn  bie  .Rarbindte  aHmdlig  auf 
bie  Ueberjeugung  famen,  ba^  eS  mit  bem  £)oppelpavptl)um 
nid)t  gelten  wert  • ,  weil  eS  bem  ganjcn  je^igen  9iat)men  be5 
6l)riftentlHim§  gro§e  ®efal)r  bringe.  3nbeffen  i|l  il)nen  biefe 
©infid)t  fid)tbar  bod)  nur  ganj  langfam  geworben,  ©o  lange 
bie  ®cfal)r,  ba^  fiel)  unabl)dngige  9iotionalfird)cn,  in  benen  bic 
ganjeSSerfaffung  leid)t  eine  anbcre  ©ejlalt  gewinnen  !önnte,  bitben, 
nid)t  ganj  naljc  unb  unjwcibeutig  ijl,  fucl)ten  fte  bod)  baS 
25c!ppelipapjitl)um  fefiju{)alten.  ffiiä  e§  nun  bal)in  Um,  muf; 
ten  nod)  mel;rere  2)ingc  gefdje^en  ,  weld)c  fte  bebenflid)er 
mad)ten. 

"illfo  fam  eä  nod)  ju  einigen  ©cenen  von  bcrfelben  2lrt, 
wie  fie  bereits  gefe^en  worben  waren.  25er  Äonig  Äarl  tton 
gronfreid)  war  in  Sßabnfinn  gefallen,  ber  nur  furje  lidjte  'SwU 
fd)enrdumc  bot.  Unterbeffen  riffen  bie  ^artl)eien  unter  ben 
^rinjen  beS  f6niglid)en  ^aufeS  baS  3?eid)  l^in  unb  i)tx.  25aö 
iüngere  ^auS  ^Injou  ^atfe  ftd)  in  ben  S3efi(j  ber  Provence  ge^ 
fe^t,  aber  beS  9?eid)eS  SJZeapel,  baS  if)m  won  ßlemenS  VIL  ge= 
geben  worben,  t)atte  eS  fid)  nid)t  bemcijlern  fönnen.  S^eapel 
befanb  fid)  im  Sßefi^c  be§  ÄonigS  gabiSlaS,  eincS  ©ol)neS  beS 
Äarl  öon  SJurajjo.  9lun  wollten  aber  bie  '•ilnjouS  Sf^eapel  nid)t 
fahren  laffen  unb  glaubten  eS  nur  gewinnen  ju  fonnen,  wenn 
bie  franj6fifd)en  ^dipfte  bic  S)berl)anb  über  bie  r6mifd)en  txi)kU 


—    81  — 


ten.  2fIfo  betrogen  fi&  ben  fdjwadjen  Äonig  bem  ^a^pfte  Sße- 
nebict  XIII.  im  So^ve  1403  bie  SDbebienj  »iebcrjugcben.  *) 
Siefen  ©d)rttt  entfdjutbigte  man  bamit,  bag  ba6  ©ntjie^en  ber 
£)bebienä  feine  grud)t  getragen  unb  bie  (ftnf)eit  ber.Rird)e  ntd)t 
gegeben  f)abe.  -)  Zuä)  fei  eben  um  ber  ju  gewinnenben  6in; 
^eit  ber  gefammtcn  Äirdje  »iEen  notf^ig,  bap  bie  franjöfifcbe 
^artJ)et  ficb  »ieber  barftelle  al§  eine  gefdjtoffene  ©efarnrnttjeit, 
»eld)e§  md)t  gefdjeben  fönne  o^ne  ben  ^apft.  ^)  Slucf)  Äajii- 
Iten  gab  bem  *])apfie  bie  £)bebtenj  jurücf,  auä)  feine  Äarbinale 
unb  bie  <Sta\)t  2£»ignon  unterwarfen  fi'cf)  ii)m  wieber. 

Snbefifen  ijattt  -Jßenebict  XIII.  bod)  2(lleö  biefeä  nur  ge= 
njonnen,  inbem  er  ben  »on  granfreid)  früf)er  worgefd)lagenen 
2Beg  ber  beiberfettigen  3IbbanEung  angenommen.  *)  Maum  wat 
bie  Sbebienj  nun  njiebcr  f)crgefteUt,  al§  auc^  in  if)n  gebrungen 
»orb,  baf  eä  nicbt  bei  bem  leeren  SBorte  „ßeffton"  bleibe,  fon; 
bern  bap  aud)  etroaö  bafür  gefcbel)e.  9?un  überlief  man  e§  ben 
^dpjlen  felbft  nod),  wie  fie  für  baä  ©inigungäwerf  t;anbeln 
wollten  unb  man  fonnte  babet  fidjer  genug  fein,  baß  e§  ju 
nid}t§  fommen  werbe.  S3enebict  XIII.,  nad)bem  er  nun  eins 
mal  nid)t  met)r  auäweidjen  fonijte,  fertigte  eine  ©efanbtfd^aft 
an  ben  9iümer  ab.  2lber  bie  einfadje  üeffton  fd;lug  er  iljm  niö)t, 
wie  er  oerfprod)en,  »or,  fonbern  etwas  3fnbeveä,  »on  bem  üorau§; 
jufef)en  war,  baf  e6  ju  nidjtä  führen  fönne.  foHte  eine  Su^ 
fammenfunft  gehalten  werben  jwifd^en  ben  beiben  ^äpjien.  2(uf 
berfelben  fei  auäjumadjen,  weldier  ber  redjtmägigc  ^a^jji  fei; 
ber  unred)tmapige  follte  bann  abbanfen.  Sn  feiner  Snflruction 
l;atte  eä  nun  S3enebict  XIII.  bereits  ju  erfennen  gegeben,  baß 


1)  Lenfant.  Histoire  da  concile  de  Pise  I.  pag.  120. 

2)  Literae  Revocationis.  Acta  varia  ad  conciliom  Pisanum  pag.  678. 

3)  Hoc  antem  erat  nessariuni  primum  tendendo  cum  aliis  ad  unirer- 
salem  nnionem:  nam  quo  pacto  coiicordassemas  alios  nobiscamet  nos  cum 
eis,  si  in  perpetua  discorlia  versati  fuissemus.  Gerson.  Sermo  de  .Sancto 
Spirita.    Opera  i.  pag.  39. 

4)  Nam  praedictus  Dominus  noster  papa  Benedictas  prout  nobis  pn- 
blicis  instramentis  et  alias  legitime  apparoit  illam  viam  ccssionis  longe 
tiberios,  quam  initio  ab  eo  petita  fuisset,  intraso  videlicet  cedente  at- 
qoe  casibas  aliis  ecclesiae  anioni  profatnris  acceptavit.  Litera  Revoca- 
tionis.   Acta  varia  ad  conciiium  Pisanum  pag.  678. 

II.  zm.  6 


—    82  — 


ev  fid)  für  ben  rccl)tcn  ^op|t  fjaltc.  .  25a^)er  ontroortete  bet 
9?6mer  SSonifaciuä  XI.  bnß  in  biefer  ©odtje  gor  nic^)t§  weiter  ju 
tf)un  fei,  ö(§  ba(5  ber  unrcd;tmäpigc,  b.  t).  bcravignonefifd^e  ^apft, 
mcid^e,  unb  er,  ber  redfjtoia^igc,  bleibe.  25arauf  janften  ftd)  bie 
©efanbten  unb  Jßonifafiuä  XI.  nod)  etwaä  2)  unb  in  biefem 
3anfe  entfuhren  @r)teren  bie  SBorte,  bag  \i)x  ^err  wenigflenö 
nidjt  burd}  ©imonie  feinen  <5tul)(  gewonnen  t)abe.  2>arüber 

^ärgerte  fid)  ber  3?6mer  fo  l)cftig,  baß  er  frcnf  roorb  unb  om 

flcritten  a:age  flarb  (29.  (September  140*).  ^) 

S)ie  at)ignonefifd)en  ©efanbten  waren  aud)  auf  biefen  galt 
gerüjlet.  2)cnn  SScnebict  Xül.  tiep  fdjon  burd)  fie  barauf  an= 
tragen,  el)e  nod)  SSonifactua  jlarb,  ba^  fein  neuer  '3)ap|l  ge^ 
wä()(t  werben  m6d)te,  wenn  ber  fRömtx  mit  a;obc  übget)cn  foll; 
te.  *)  £)ie  ©efanbten  baten  nun  bie  .Äarbinale  feine  neue  2Ba()l 
JU  üeranjlattcn.  Sie  meinten  ber  Sufall  fönnc  benuf^t  werben, 
um  if)rem  J^crrn  bie  ^fnerfennung  ber  9iümifd)en  ju  »erfdjaf; 
fen.  ^)  "Kbiv  fie  täufd)ten  fiel),  benn  bie  3i6mer,  bereu  S^bebienj 
rul)ig  geblieben,  \)attm  nod)  nid)t  bie  5ßeforgniffe  aufgefaßt, 
wie  bie  aoignoucftfd)en  Äarbinäle  unb  i()r  91ationalgci|t  war 

f  noä)  in  woUcr  Jtraft.   ®te  eilten  in  baö  ßonclaüe  unb  wal}l= 

i  ten  ben  Äarbinal  ©uäman  jum  ^apfi,  weldjer  ben  3;itel  Snuos 
cenj  VII.  annafjm.  Sabei  glaubten  fte  jebod)  ba§  alte  Sipicl 
forttreiben  ju  muffen.  2)al)er  bitten  fte  üor  ber  23al)l  alle  ge; 
fcl)woren,  wer  von  il)uen  ^apfl  würbe,  foHe  ber  2Bürbe  entfa= 
gen,  fo  wie  nur  ber  ©cgcnpapjl  freiwillig  baffelbe  tl)un  würbe.**) 
25ie  aütgnonefifd)c  ©cfanbtfd)aft  batte  ftd)  wäljrenb  ber  2Bal)l 
bereits  nad)  Jlorenj  entfe-rnt.  ©ie  wollten  neue  Unterf)anbhiiigcn 
onfnüpfen,  aber  Sunocenj  VII.  fdjlug  i^nen  baä  fidlere  ©eleit  ab. ") 

1)  Scncbict  XIll.  £rjdl)U  ia^  ?if(cu  fctbfi  mit  einer  gcroiffcn  iKniiHUit. 
BiiUa  all  Carolin»  VF.  Regem  Francorum.  Acta  varia  ad  conciliuin  Fi- 
sanam  pag.  686  —  695. 

2)  Prasdictae  viae  per  ipsos  noetros  nuntios  oblatae  sibi  ullatciniis 
non  placübaiit,  neqiie  volebat  aliqiiam  aliam  viam  offerre  scu  etiaiii  a|>c- 
rire,  addens  quod  ipse,  qiii  potestutcm  liaberet  a  Deo,  nolcbat  renim- 
tiare  1.  1< 

3)  Theodor  a  Niem  de  schismate  ecciesiae  II.  14.  \>ag.  107. 
.4)  Acta  varia  ad  concilium  Pisannm,  |)ag.  705. 

5)  Theodor  a  Niem  de  «chismate  ecciesiae  II.  24.  (»ag.  107. 

6)  25cr  Scbtour.   Acta  varia  de  schisiiiate  Pontiüciim,  pag.  1274. 

7)  Salviiin  conductum  dencgaverat  atque  eos  audire  super  tarn  glo- 
riosa  uiatcria  recusaverat  absoliito.   Bulla  Uenedicti  IX. 


—    83  — 


©t'e  fe^rten  jiiruif  unb  Senebicr  XIII.  n<Jl)m  ©elegenl^eit  nun 
aUer  SBelt  feine  Siebe  für  ben  ^rieben,  feine  S5emü()ung  füt  ben 
-  grieben  auSeinanbevjufe^en. 

9?ömtfcl)e  ^Tngelegenbeifen  t)efd)dfttgten  ben  ^apft  Snnos 
cenj  "VII.  bie  turje  S^'t  f""^^  ^ontiftcatä  f;inbitrd;.  ©te  ^atj 
ten  iljren  ©runb  t()ei(ä  in  ber  gred^^eit  feiner  9Jcpoten,  tfjeiB 
in  bem  ©treben  cineS  SlljciB  ber  9{6mer  bie  (£tabt  rcieber  ju 
republicaniftren,  t^eiB  in  bem  Streben  beS  Äönigä  gabi»(a^ 
öon  S^eapel  fid)  ber  .i^errfdjaft  9?om§  ju  bemei^crn.  ^)  gür  ben 
grieben  ber  Äird^e  aber  t^at  3nnocenj  nid)tö.  9öof;I  ober  lie^ 
er  eine  ßonfultation  ^n(ten,  ob  ber  (5ib  aucl?  gültig  fein  fonne, 
ben  er  gefd;n)oren  ()abe.  -) 

SSte  nun  aber  biefer  ^ap(l  1406  ftarb,  »ar  ber  f)of)e  ^Ieru§, 
ber  nid}t  in  einem  ber  Äürbina(5coIIegien  fap,  bem  bie  2(uä: 
ftd)t  auf  bie  ^errfdjaft  nidjt  unmittelbar  Iad)te,  immer  bebenF= 
lid)er  gen>orben  über  bie  ocrfdjiebenen  '^z\<i)tn  ber  3eit  unb  ber 
greibeit,  bie  im  ®ct)iyma  {)eroorgetl)an.  2)at)er  würben  bie 
tomifdjen  Äarbindle  üon  aUen  Seiten  mit  S3ittfd}riften  übct^ 
fd)üttet,  baf  fie  bod)  nidjt  ju  einer  neuen  2Bal)l  fd)reiten  müd;^ 
ten.  ^)  ©ie  aber  blieben  nod)  falt  unb  fejl  mitten  in  bem  3am= 
nier  ber  2öelt.  ©ie  gingen  in  ba§  ßonclaüe  unb  fdfjrouven  aber- 
mals, n?er  t>on  if)nen  gen)af)lt  würbe,  foUte  bem  ^ontificat  ent= 
fagen,  fo  wie  eä  nur  ber  ©egenpapjl  aud)  tfjue.  X)a  man 
VDU^te,  ba^  biefe§  aber  nid^t  gefd)ef)en  würbe,  fo  t;atte  ber  <Bä)\vnx 
nid)t  »iel  ju  bcbeuten  unb  bas  ©djiöma  fonnte  Sal;rl)un= 
berte  fortbauern  tro^  bicfeä  ©djroureS  jcbcS  neu  eintretenben 
^apfteS.  *) 

®a  bie  2Belt  aber  an  ba§  SDop^jelpapfltbum  nidjt  gewohnt 
.war  unb  nod)  unterbalten  fein  wollte  »on  ber  QinUaö)t  ber 
Äird)e,  fo  wäblten  bie  Äarbindle  wieber  ben  jüm  ^apfie,  ber 
ftd}  für  fte  jietä  cm  befien  auägcfprod^en  unb  nod)  im  ßonclatte 
eine  fc^öne  Siebe  beäl)atb  gel^alten  Ijatte.  ©ewip  aber  wdl)lten  fic 

1)  Theodor  a  Niein  de  scIüSmate  ecclesiae  II.  25.  29.  pag.  125  129. 

2)  Lenfant.  Histoire  du  concile  de  Pise  I.  pag.  132. 

3)  ®cf)on  im  3a^vc  1405  f^ricb  ber  ^^crjog  iion  25crn)  einen  SSrief- 
on  bie  ronüfc^cn  itarbinölc,  ba§  fie  boc^  minbcftens  nicl)t  fofort  eine  neue 

-aOSa^f  galten  fcatcn,  roenn  anncccnj 'VI.  fierben  würbe.  Acta  varia  ad 
conciliutn  Pisanuni ,  pag.  706. 

4)  TLeodor,  a  Niem  de  schismate  ecclesiae  III.  3.  paa.  148. 

6« 


—    8#  — 


iljn  nid)t,  weil  fi'e  gtaubteit;  ba^  biird)  t^n  bic  ©In^eit  bct 
SCixä)t  wixtüä)  erjielt  »pcrben  würbe.   ®iefe  a5cf)auptung  wirb 
oUerbing§  »on  bcn  Beitgeiioiyen  auägefprodjen.  ^)    '^Ibcr  tfl 
eine  JBef)auptung  auä  bem  ©eifle  ber  ^it(i)(,  bet  auä  Ärug 
unb  3treibeutt9feit  befieJjt  unb  ben  bie  Zt)at  immerfort  ßügcit 
jhaft.    SBenn  bie  ÄarbinäU  ben  grieben  ber  Äirc^ie  wollten, 
warum  wallten  jte  übcr^au^t,  warum  f'uüpfttn  fie  mä)t  we= 
nigjtenä  »or  bev  5Bab'  £'"2  einzige,  fleine  Unterljanblung  mit  ber 
2Btber:part  an.   SBcnn  [ic  immer  nur  bie  voa\)kn  wollten,  we(; 
d)e  für  bie  @int)eit  wixtüä)  geneigt  waren,  wie  fam  eä  bcnn, 
ba^  fte  fid)  immer  »ergriffen  unb  immer  nur  bie  fanben,  welct)e 
mit  l)unbcrt  @d}langenwinbungen  baä  (Sdbiäma  ju  üerldngern 
»erftanben?   Äarbinal  ßorrario  warb  üon  ben  romifdjen  Äarbi; 
t  nälcn  jum  ^ap(i  gewdt)lt  unb  er  gab  ftd)  ben  Flamen  ®re; 
I  gor  XII.  $ßon  it)m  fagt  ein  greunb  be§  römifdjen  ®tul)Ie5,  wenn 
r  man  alle  Sdufcbungen,  9^id)täwürbigEeiten  unb  Betrügereien  er: 
;  gdl)len  wollte,  burc^  bie  er  auf  ben  opjjftolifdjen  ®tul)l  gefom= 
|:men,  wenn  man  alle  Sift  unb  alle  Äünjle  fdjilbern  wollte, 
•-■burd)  bie  er  bie  Union  ju  ^inbern  unb  bie  ffiBelt  am  9?arren= 
feile  JU  führen  gefud;t,  fo  mü^te  man  ganje  S3üd)er  vollfdjretben.*) 

Äaum  ftanb  Jßenebict  XIII.  unb  viel  wollte  ba§  fagcn, 
falter  unb  fefier  über  bem  Sammer  ber  SGBett  alS  ©regor  XI. 
nur  bebadjt  fid)  bie  „^errfdjaft  ju  be^)alten.  S3on  allen  ©eiten 
ftürmen  aSitten  aufil)n  ein,  bod)ben  Sammer  unb  ba5  ©d)i§ma 
ju  enben.  ©elbjl  auö  bem  fernen  iRorben  fommen  bie  ©oten 
naä)  9tom.  9J?it  fd)lauer  Äunft  »erfdbrt  ber  3f6mer.  foU 
immer  ben  2lnfd)cin  ^aben,  al§  tl)ue  er  etwaä  für  ben  gricbcn, 
bamit  ber  Unwille  ber  2Bclt  jurüdgeljalten  werbe,  in  SOBabrljeit 
barf  aud)  nid)t  ba§  fWinbejle  gefd)ef)en.  2lllent^atbenl)in  fragt 
er  um  SJatb,  bamit  i^m  bod)  aud^  einer  ben  9iatl^  gdbe,  ba^ 
er  auä  @ewiffen§^)f[id)t  fein  red)tmd^igeS  ^ontiftcat  ni4)t  auf^ 
geben  bürfe  unb  fönne. 

1)  In  ipsnm  vota  «ua  concorditer  direxerunt  credentes  enm  fore 
virnm  bonae  conscientiae  et  caeteris  otnnibos  habiliorem  promptioremqne 
ad  faciehdam  unionem.  Theodor  a  Niem  de  scLismate  ecciesiae  III.  1. 
pag.  141. 

2)  Theodor  a  Niem  de  icliigmale  ecciesiae  II.  42.  pag.  139. 

3)  Theodor  a  Niem  da  scfaismate  scclesiae  III.  12.  pag.  160. 


—    85  — 


J)te  gage  ber  58er()ältniffe  tjt  allmälig  önberö  geworben. 
25ie  SBelt  war  t{)re§  eigemn  SammerS  mübe  unb  überbrüfffg 
gcnjorben  unb  wollte  t)erauSfommen  um  [eben  ^reiS.  S5er  fran» 
jöftfdje  J^of  l)atte  bie  Oadje  eine§  franj6fi[d;cn  ^ontificatä  öoUs 
jlünbig  Aufgegeben.  SJtan  erftävte  balb,  nun  wolle  felbjt  nicljt 
bie  ^äpflc  in  '^»ignon  weiter  böben,  eS  fei  einmal  ber  ©tul^l 
beö  \)üÜQin  ^etruä  unb  ber  muffe  wobl  in  9?om  fein.  ^)  25er 
Mitxu^  mu^te  immer  aufmerffamer  werben,  mu^te  bie  äerriffen: 
beit  be§  S3oben6  füllen,  auf  bem  er  jlanb.  Sief  man  bod?  im 
eigcntlid)ften  ©inne  beS  SBorteä  fjerum,  um  bic  UnfeblbarEeit 
ber  Äirc^e  ju  fudjen,  bie  ben  Caien,  ben  Äckern  gegenüber  fep= 
gel^alten  werben  mu^te  unb  fanb  fte  nirgenb^  genau.  3nbem 
man  felbfl  barüber  jlritt,  wo  fte  nun  eigentlich  fei,  fonnte  bie 
ßaienwelt  wo^l  bie  (^ntbecfung  madjen,  ba^  fte  ba,  wo  fte  gc= 
fud^t  warb,  nirgenbä  ju  finben  fei.  Um  beä  ©djismaä  felbjl 
willen  t)attt  man  ben  gürfien  gar  SSieleä  einräumen  muffen. 
2Bar  bod)  ber  @a^  aufgeftellt  worben,  ba^  gürfien  ba^  9?cdf)t 
Ratten  bie  jerruttete  Äirdje  wieberl^erjufteüen,  ein  ßoncit  ju  be» 
rufen.  2)  Siie  3al)l  ber  Äe^ereien  über  baS  ^apfttljum,  bie 
Äarbindlc,  baä  (gacerbotium,  bie  ganje  Äird)c  mehrte  fid)  »on 
Sog  JU  5£ag.  ^)  2)ie  SO?aapregeln  fonnten  nicljt  mebr  gebanbs 
^obt  mxtxn  mit  ber  alten  Äraft,  fettbem  bie  .Rirdie  'in  ftd^ 
felbft  gefpalten  war.  2)er  einbrucf  aller  biefer  üßorgonge  unb 
3uftänbe  auf  ben  bobe«  -Äleruä  mupte  bebeutenb  fein. 

e§  war  fein  Sßunber,  wenn  er  oud)  ouf  bie  römifd)en 
Äarbinälc  fam.  X)k  SSeranberung  fd^eint  t>wd)  irgenb  ein  un-- 
befannte^  ©reignif  jiemltdj  fdjneÜ  »or  fid)  gegangen  ju  fein. 

1)  Que  le  roi  n'avoit  aucun  desscin  d'attirer  la  cour  Romaine  h 
Avignon  et  qu'il  aimeroit  mieux.  la  voir  sieger  k  Roma  qu'eu  nulle  part, 
tant  parce  que  ce  fuit  le  siege  de  Saint  Pierre  que  parceque  que  le  soa- 
Terain  Pontitice  est  Evesque  de  Rome  et  qu'il  est  bien  seant  a  un  eves- 
que  de  resider  en  son  diocese.  Meine  de  Saint  Denis. 

2)  SBi«  gefd^rli^  max'  d  ntd)t,  wenn  felb^  grcunbe  ber  Äirc^e  onffns 
gen,  bie  £e^re  »on  ben  beiben  ©djroertcrn  ju  täugnen,  rccil  fie  bic  fürfHtd)e 
SHo^t  gegen  baö  ©c^iöma  ^jHlfe  rufen  muffen  glaubten.  Fatoe 
et  adulatorie  loquantur  iUi,  qui  dicunt  qaod  Papa  sive  ecciesia  duos  ha- 
bet gladios ,  scilicet  spiritualem  et  temporalem ,  cum  in  evangelio  Petra 
Sit  dictum  ,  converte  gladium  tnum  in  vaginam.  Theodor  a  Nicm ,  de 
scbismate  ecclesiae  III.  7.  pag.  153. 

3)  Raynald.  Annales  ecclesiae  b.  iS94.  XTd.  ptg.  184. 


—    86  — 


aiiiüeid)t  mxm  c§  bie  gvanjofen  felbfl/)  welche  if)nen  bte  ©es 
banEen  mitt^eiltcn,  bie  unter  ben  Äarbindfcn  in  TTöignon  fd)on 
feit  einiger  3cit  gef)err[d)t  {^aben  fdjeinen.  Ttan  ftnbet,  b'a§ 
ftc  fe[)r  balb  mä)  ©regor  XII.  SBa(;I  anbcrer  ©eftnnung  ge; 
worbcn  finb.  @ie  uerfpredjen  bem  Äonig  »on  granfreidj  feinen 
neuen  ^apfi  ju  rciäi)kn,  wenn  bet  gegenwärtige  jlerben  follte.^) 
Unb  fo  eben  ()<itten  fie  ein  Snterpontificium  nid^t  einmal  jur 
2inFniipfung  einer  leifen  Unterf)anbrung  bcnufjen  wollen,  ginigen 
ginbrucf  (jatte  t>ielieicl)t  auä)  bie  gurcE)t,öuf  bie  Äarbinate  gcmacl)t, 
mit  bem  falfdjen  Zapfte  mußten  am  dnbe  and)  bie  falfd)en 
Äarbinäle  fallen.  25a  wöit  mtüxüd),  ba^  bie  Jg)erren  Äorbindle 
auf  ben  ©ebanfen  famen,  fte  müßten  fid)  jebeäfolleä  falöiercn, 
wenn  bag  2)opipel»a)pfttl)um  nid)t  ju  Ijalten  fei.  ©ie,  befonberä 
bie  Sfomcr,  fingen  an  il;re  ©adje  öon  bet  ©odje.beö  ^a^jjleä 
JU  trennen. 

25er  ^apjl  ©rcgor  Xlf.  ^atte  gdnj  o^jne  feine  ©cf)ulb  bei 
ben  granjofen'  eine  fe^r  günftigc  (Stimmung  über  fid)  erhalten. 
@r  l)atte  an  bie  iparifer  Uniüerfitdt,  an  ben  amgnonefifd^en 
©egenpa^jfl  gefd)rieben ,  er  l^atte  Jöoten  md)  granfreid)  gefenbet. 
Slllent^albcn  l;atte  er,  freilid)  unter  großer  8Sorftd)t,  fid)  jur 
2lbbanEung  bereitwillig  crftdrt,  wenn  nur  aucb  ber  (3d)iSmatis 
fer  abb'anfe.  ^)  ©regor  XII.  badite  babci  on  nid)t§  81nbcre§ 
al§  an  einen  ©d)'''g/  ben  er  feinem  ©cgner  beibringen  wollte. 
25ic  granjofen  waren  eben  wieber  ganj  jerfaUen  mitil)rem  ^apjt. 
©in  9lationalconcil  war  wieber  jufammen,  eben  wie  in  3?om 
Snnocenj  YII.  ftarb.   '^uf  bemfelbcn  war  befd)loffen  worben, 

1)  ®a«,  mai  naä)ma\i  roirflid)  gtfdfticöt,  bog  btc  ('Ctbcrfcxtigcn  Äar; 
binfifc  fiel)  iicvdnigcn  [üßten,  tai  Ijatu  ja  bieporifcr  Uniocrrttat  [d)on  burd) 
©erfonä  OTiinb  auSgefprod^cn,  Gerson.  de  scliismate  tollendo.  Opera  II, 
pag.  78.  ©c()on  bicfcä,  rocnn  aud)  bcr  Untcv()anb(ungcn  nid^t  ouöbrüctiid) 
gebnd)t  roürbc,  rcicfe  barauf  Mn,  bQ§  bis  grnnjofcn  in  Ofoin  i^rcn  3btcn 
(Singang  ju  t)crfd)offcn  getrübt  t)aUr\. 

2)  Acta  varia  de  scliismate  Pontiflcnm,  pag.  1372. 

3)  3n  bcr  SSuII«  an  aöc  e^riftcn  fagt  er  red)t  freigebig ,  ba^  et  fclfefl 
fein  SeOcn  laffcn  rccffc  für  bie  Union.  Quid  deniquo  jocnndius,  quam  in 
nobis  esse  tantam  facultatein  reintegrandae  ecclesiae ,  pro  quo  cedere 
alias  dignitate,  vel  etiam,  si  opus  sit  vita  in  singulas  horas  nos  paratos 
offeremus.  Kis  igitur  exsnrglte,  iideles  Ciiristiani  et  hoc  nostniin  pro- 
posituin  piis  adjuvate  precibns.  Bulla  Gregorii  Xlf.  ad  universos  Clirist' 
iideles.   Acta  varia  ad  conciliam  Pisaniini ,  pag.  732. 


—    87  — 


ba^  ein  (Sonett  ouä  bciben  Öbebteiijen  berufen  werben  mu|Te  juc 
SSecnbigung  bcä  ©djiöma's.  2(ud)  fei  bie  £)bcbieni  bem  b«l^- 
^arrigcn  ©entbiet  wiebeifum  ju  entjiebcn.  2)iefer  ©cblii^ 
warb  jtuar  bereits  am  7.  Sanuar  1407  com  Äcnig  bejldtiget, 
ober  er(i  fpäter  n>irf(id)  bcfannt  gcmadjt. 

©icbtbar  glaubte  nun  @regor  XII.,  bap  er  bic  ©pattuftg 
für  ftd>  benu^en  fönne,  bie  in  bcr  onberen  Öbebienj  eingetreten 
fei.  @r  boffte,  bap  fie  ju  ibm  überge(;cn  werbe.  ©olc^)e  Ueber: 
gdnge  von  einem  ^appe  jum  anbern,  rooren  im  ©cbisma  ofte 
ter  »orgefommen.  Sarum  meinte  er,  baf  er  fiel)  fo  freunblic^> 
«nb  fo  bereit  ö(ö  moglid)  jeigen  muffe.  "Äber  ber  franjöftfdje 
J^of  fapte  ibn  bei  feiner  guten  ©eftnnung  auf  eine  anbere  SSBcife 
fllS  e§  bcr  ^apjl  erwartet  b^tte.  @r  fdjlug  oor,  bap  bie  beiben 
^d^)fie  in  ©egenwart  ber  beibcrfcitigen  Äarbindle  fogleid)  abban- 
fen  foUten.  ^)  iBiä  jefet  l^atti  man  eä  ben  beiben  ^d^jften  felbft 
öbcrlaffen,  wie  baä  Slbbanfungäwerf  einjuleiten  fei  unb  ba  war 
eö  JU  gar  nid)tö  gefommen.  Sefet,  ba  man  ba&  2ßie  »orauä 
bcjiiramte,  fd)ien  ftd)  bie  ©adje  mit  groper  ücicbtigfeit  machen 
muffen. 

Sine  franjofifiije  ©efanbtfdjuft  ging  erft  nad)  SOJarfeille, 
»0  ficb  S3encbict  XIII.  eben  bcfanb.  ©te  macl;te  benu 
felben  bePannt,  fo  foUe  eä  angefangen  werben,  grtge  er  unb 
feine  Äarbindle  ftd)  nid)t,  fo  würben  fte  für  Äe^cr  er!(drt  wer* 
ben.  (Sä  war  über  ben  2(v)ignoner  nicbt§  5U  gewinnen.  9Jid)t 
bie  S5uUe  fonnte  man  crbalten,  bap  er  biefe  'äxt  "Ubbanfm^ 
annebme.  2)ie  ©efanbten  aber,  unter  benen  ftcb  aud)  ber  gelehrte  I 
3obann  ©erfon  befanb,  unterl^anbelten  üiel  mit  ben  Äarbindsj 
len. @ie  gingen  nun  weiter  nad)  9tom..  Sic  9\epubliE 
©enua  fd)ritt  aud)  auf.  ©te  woUte  bie  ©tabt  ©aona  berge» 
ben  jur  äufammenfunft,  fie  bot  beiben  ^urtbeien  aUe  mögj 
liebe  ©idjeibeit.  **) 

25er  ^apfl  ©regorXII.  war  nun  gefangen  in  feinen  eigenen 
>  Siefen,    dx  bdufte  ©d)wierigteiten  auf  ©cbwierigfeiten.  2)a 
aber  feine  ^arbindte  ibm  niebt  beijlanben  in  ber  alten  SBeife, 

1)  Acta  varia  de  schismate  Pontificoni ,  pag.  1313. 

2)  Epistola  Caroli  VI.  Regis  Ffancorom.    Kaynald.  Annales  eocle- 
siae  a.  1407.  XVH.  pag.  306. 

3)  Lenfant.  Hiatuire  du  eonclle  de  Pise  I.  pag.  167.  168. 

4)  Theodorici  a  Niem  de  achumate  eedesiae  LI.  17.  pag.  1^. 


_    88  — 


ba  er  ftd)  früf)ct  fo  befiimmt  au59efprod)en,  fo  fonnte  er  beit 
SQaüptpmct,  bap  ec  ft'd)  mä)  ©aona'  begeben  roürbe,  boc^> 
nidjt  ganj  umgeljen.  ^)  5fber  er  t^at  fein  aK6gltd)jleä  bamit 
mä)t^  »erben  möd)te.  (5r  öerftdnbigte  fid)  mit  bem  Äönig  Sa« 
biälaä  üon  9Zeapel,  »t)clct)er  franjöfifdje  ^äp(te  fürdjtete.  25er 
folltc  btc  ©tabt  3?om  mit  Struppen  befe^cn  unb  i()n  on  ber 
S?etfc  l)inbcrn.  25ie  Slea^olitaner  famen  aud)  in  bie  ®tabt, 
ober  bie  9?6mer  <'d)lugen  fie  reieber  l^erouä.  ^nblid)  l)atte  er 
ftcif)  genotfjigt  gefefjen ,  bie@tabt9Jom  im  SOZonat  Sunt  1407  ju 
»erlajjen.  3uerfl  ^otte  er  ftd)  nadj  SSiterbo  begeben:  bann  ging 
bie  3?eife  weiter  mit  ungemeiner  ßangfamfcit  bi»  nad)  ©iena. 
2)te  ^arbindle  brdngten,  S3itten  umjlürmten  ben  ?>aip|l  »on  oUeit 
©eiten,  bap  er  baö  ©d^iäma  beenben  möge.  2(uf  ber  anbern  ©eitc 
aberflanbenbie  SfJepoten  fle^enb,  baf  er  ba§  ^apjtt{)um  nidjt  auä 
ben  .^dnben  geben  mödjte.  Sa  fann  ©regor  XII.  wie  immer, 
auf  nidjtä  2£nbere§,  cl§  bap  nicbtä  au§  ber  Union  werben |m6cbte.^ 
(Sr  liep  ©c[)riften  fertigen,  er  liep  ^rebigten  i)altm,  bie  eä  ifjm 
tnfd)drften  alö  ©ewiffenSfadje,  bap  er  bem  redjtmdpigen  ^onti« 
ficat  nid)t  entfage.  ^)  SGBer  baö  ©egentl^eil  ju  prebigen  wagte, 
warb  in'S  ©efdngnip  geil)an.  Sa  er  liep  »erfünben,  bap  wenn 
er  md)  ©cona  ginge,  er  fnmmt  feinen  Äarbindten  »on  ben 
©djiömatifern  würbe  ermorbet  werben.*)  S5enebict  XIII.  ober, 
ba  er  faf),  bap  fdjon  wegen  beö  römifdjen  ^apfteä  nid)tö  wer- 
ben fonnte,  glaubte  25ereitwiIIigfeit  jeigen  ju  muffen  unb.bes 
gab  fid)  nun  wirflid)  nad?  ©aona. 

©regor  aber,  bie  Unterljanbtungen  mit  bem  ©egenpapjte 
immer  jum  ©djcine  fortfe|enb,  {jatte  ftd)  oon  ©iena  nad)  Cu^ 
cia  begeben.  £)ie  Äarbtndle  muffen  gefiif}(t  ijabcn,  bap  bieSBeft 
auf  eine  duperfte  ©pi^c  getrieben  fei,  unb  fie  war  es  aUers 
bingö.   ©ie  waren  ungemein  erbittert  über  ben  ^apfi.  ©eine 

1)  Theodoiici  a  Niem  de  scliismate  ecclesiae  III.  7.  pag.  179. 

2)  Theodorici  a  Niem  de  scliismate  ecclesiae  III.  18.  19.  pag, 
169  —  173. 

3)  (Eine  fold)«  ©chrift  roarcn  bU  CaUioIicae  meditationes  iti  Srjbis 
fd)ofd  oon  Diagufa.  $)cr  Untüide  ber  SBclt  machte  fid)  rciebcr  ouf  eine  ci= 
gcne  iffieife  Suft.  (£«  roaib  «in  SSricf  bcö  5cufel»  an  bie,  roetd)c  gegen 
bie  Union  fd)tie6en ,  aufgefegt.  Epistola  Sataiiae  apd.  Theodor  a  Niem 
Nemaa  anionis,  pag.  445. 

4)  Tlieodor  a  Niem  de  icbismate  ecclesiae  III.  23.  pag.  182. 


—    89  — 


^erfon  galt  il)nen  ntd^tS,  e§  galt  bie  ganje  Äirclje.  ©regor  XII. 
bemcrfte  bic  ffierbinbung,  bie  fie  mit  bc»  granjofen  f^atten.  (5t 
warb  mi^trauifdf)  gegen  fie  unb  creirte  oier  neue  Äcrbinale. 
(Sinen  \old)tn  SSorgang  fdjeinen  bie  alten  Äarbinate  ewartet  ju 
l^abcn,  um  mit  bem  ^apfle  ju  bredjen.  @ie  erflärtcn,  bag 
fie  bie  neuen  Äarbindle  niemals  anerfennen  «JÜrben.  ©ic 
»oüten  fort,  ©regor  XII.  gebot  il}nen  bei  ben  ()ärteften  2(f)n» 
bungcn  ju  bleiben,  »erbot  tbnen  alle  Unterfjanblungen  mit  ber 
SQSiberpart.  @d)on  moüte  ber  ^apfi  jU  gewattfamcn  SDZagregcIn 
gegen  fie  »erfd)reiten,  über  ber  J^erc  ber  ©tabt  ßucca  liep  il)m 
»iffen,  bap  er  es  niä)t  bulben  werbe. 

X)oä)  ge^cn  einige  f)cftige  ©cenen  öor  unb  bie  alten  Äarj 
btnale  fdjcinen  einen  größeren  Zü^bxnä)  beä  apofiolifrfjen  3orne§  ju 
für(i)ten,  ©te  ücrlaffen  2ucca  unb  ben  ^apfl  unb  flüdjten  fic^ 
mä)  ^ifa.  .^ier  legen  fie  im  S!J?ai  be§  ^ai)xe§  14j08  üor  bem 
^apfie  eine  2(ppcUation  an  ein  allgemeine^  ßoncil  auf.  @t 
I)abe  il;nen  meber  gebieten  fonnen,  in  ßucca  ju  bleiben,  nod) 
»erbieten  fönnen,  iljre  befonberen  S5eratl)ungen  ju  ()alten  unb 
Unter^)anblungen  mit  ben  grönjofen  wegen  ber  Union  ju  pfles 
gen.')  £)er  ©treit  jr»ifd)cn  ber  SSKöiorität  ber  römifd^en  Äar» 
binäle  mit  il;rem  Zapfte  gewinnt'  feljr  balb  eine  grope  ^i^eftig» 
feit,  ©reger  XII.,  ber  nidjt  Wönfen  unb  weidjen  wollte,  wirb 
»on  feinen  Äarbindlen  ein  ©d^iämatifer  unb  ein  Äe^er,  ja  «in 
SSorldufer  bc»  ■■2fntidjri|l5  genannt. 

S^idjtä  2fnbcre§,  aU  bap  fie  gewa{)rt,  ba§  ©d)iSma  bringe 
bie  ganje  Äirtt^e  in  ©efa^r,  unb  bod)  wollte  iljr  ^apft  fein 
^apfitf)um  behaupten  ^ucib  mit  ber  ©cfal)r  beä  Unterganges  bet 
ganjen  .Kirdj)e,  brad)te  fie  fo  in  ^axni^d).  ©ie  waren  aber 
{)6d)fi  jweifcll)aft  unb  ungewiß,  wie  bie  ©ad)en  ju  »eranfialten 
wdren.  2)aä  ©djiäma  ^atte  fd)on  fo  »iel  jerrüttet.  X)it  ^au 
bindle  muf  ten  fid)  lauten ,  ba§  bie  litt ,  wie  baffelbe  bei* 
gelegt  werbe,  bie  2:tt)xz  über  baä  ^ontificat  ntd^t  nod)  weitet 
blopjlelle,  £)er  franjofifdje  .^of  bilft  il)nen  etwaä  auf  bie  ©e* 
ban!cn,  2fn  bemfelben  ijl  bie  Cebre  »on  ber  ©uperiorttdt  allgci 
meiner  ßoncilien  über  bie  ^dppe,  befonber§  in  bem  gcgcnwdr« 
tigen  galle,  ba  man  gar  nid)t  red)t  wiffe,  weld)er  ber  redete 
^apft  unb  ob  überl)aupt  einer  »orljanben  fei,  redjt  cingeprdgt 

1)  Acta  varia  de  schismate  Pontificnm,  pag.  1395. 


—    90  — 


worben.  25eic  Äintg  tton  ^anfrcid)  Jjat  nun  bem  %i^\ic  f8e-. 
ncbict  XIII.  bie  SDbebienj  w'ixHiö)  nuffunbigcn  laffcn.  2)cr 
SKarfdjaH  SSoucicault  f)at  äSBefef)(  cr()alten,  ftd)  be6  ^cipfleö  ju 
bcmetfiern.  2)er  ^(oignoncr  abtx  ^ief^t  fidf)  mit  feinen  Äarbinds 
Un  md)  ©panten  jurürf,  »cldjeä  öorlaufig  nod)  in  feinem  ©e; 
^)orfam  bleibt.  2)ic  ^orifer  Uniocrfttal,  ben  Äönig,  ganj  granf» 
reid;  belegt  et  auf  bem  Svucfjuge  mit  ber  ©wommiinicotion. ') 
25er  Äönig  ober  fdjreibt  an  bie  beiberfeitigen  Äarbinale; 
er  forbert  fte  ouf,  ein  öcumentfd)eS  ßondl  ju  berufen.  SBie 
SSencbict  Xlll.  in  TCragonien  angcEommen,  uerlaffcn  iljn  acht 
biä  neun  Äarbindle,  »eldje  »on  bem  Äonige  von  grantreid; 
gewonnen  worben  finb.^)  25ie  SRajoritat  feiner  Äarbindlc  bleibt 
bei  ffienebict  XIII.  2)ie  SOiinoritdt  aber  »ercinigt  fidj  mit  bcn 
Siomcrn. 

X)tn  Äörbindlen  fonnte  ber  ton  granfreid)  öorgcfdjlagene 
2öcg,  ba§  @d)i§ma  burdj  ein  öcumenifdjeö  ßonctl  ju  enben, 
im  ©anjen  genommen  nid^t  willfommen  fein.  ®ie  waren  bie 
£lueUe,  au§  ml(S)tx  bie  fünftigen  ?>d^)fte  fliegen  foOten. 
war  fd)limm,  wenn  fie  bie  unbebingte  ^apftgewalt  baburd)  an: 
taften  feilten,  ba^  fic  ba§  ßoncil  über  biefelbe  fiellten.  ßange 
beliberirten  fie  ju  Sioorno,  ob  fie  baä  9Ied)t  ^dttcn,  ein  ßoncil 
ju  berufen,  ob  biefe§  ba§  9?ed)t  Ijabe,  ^dpjle  ju  creircn  unb 
objufefeen.  ©ic  entfd)ieben  ft^  enblid)  beial)enb,  bod)  nur  wenn 
bie  ^dppe  ein  ©canbat  geben,  wenn  fte  H)tt  @ibe  nidjt  Ijalten 
würben.  Sweifelnb  unb  ungewiß  nur  txakn  bie  .Äarbindle  ge» 
gen  baö  ^ontiftcat  auf.  ®ie  t)dtten  eä  nidjt  getljan,  wdre  nur 
eine  anbete  3!Ä6glid)feit  gewefen,  baä  ©d^iöma  |ju  beenbigen. 
®ie  fd)reiben  ouf  ben  SOidrj  be§  5of)re§  1409  eine  ocumenifd)c 
©Vnobe  auä.  ®el)t  e§  einmal  nid)t  oljnc  ein  fold)cö  ab,  fo  ift 
am  bellen,  fie,  bie  Äorbindle  fd)reiben  e§  ouä.  Soburd)  bleibt 
ba§  ßoncil  bod)  noä)  gewiffermo^en  in  ben  .^dnben  beä  ^ontifi» 
cat5.  2tber  Bweifet  ift  bet  Gljotaftet  bct  Äirdje ,  bie  ben  MtU 
jctn  gegenübet  md)t  ein  Sota  iircn  ju  fönnen  bel)au^)tet.  £)ic 
Äarbinäle  bejweifelten  i()te  ©ewolt,  boä  ßoncit  bezweifelt  feine 

1)  e^communicationötiuric  vom  OTiJrj  Ui  Sn^re*  1409  Ü6cr  ottc  feine 
©tjjncr  oon  "Perpignan  aüi.  Acta  varia  ad  conciliam  Pisanum,  pag. 
981  —  985. 

?)  Theodorici  a  Niem  de  schisinate  ecciesiae  III.  38.  pag.  218. 
Sötibc  "Papfle  crnnnntcn  fid)  fogtdd)  neue  Äarbindte. 


—    91  — 


eigene  ©malt  ebenfalls,  bie  2öelt  bejwcifett  fte  mit  'oem  (Sondt 
unb  Tiiemanb  iveip  genau,  roo  bie  unjwcifclJjaftc  Äirc^e  cigettN 
liä)  liege.  X>it  ^"»äplie  ftnb  bie  einjigcn,  bie  nid)t  an  fid)  felbjl 
ju  jroeifeln  [d)einen.  6ä  njar  ju  fc^on,  bct  aHeinige  unb  uns 
bedingte  .l^err  ber  Äirdje  unb  ber  SQSelt  ju  fein,  äIS  ba^  fie  fetbji 
äweifet  am  ^ontificat  {jätten  aufregen  foUen.  , 

5n  ber  5!)?itte  biefer  ßweifel  (ianben  bie  Äarbtnate  fidjtbat 
nidjt  o(}ne  grope  ffieforgnijTe.  X>aä  @d)limm|Te,  nja§  je^t  über» 
^aupt  bem  römtfAen  .fiircl)entbum  gefdjeljen  fonnte,  war,  wenn 
ein  ßoncil  beibe  ^dpfie  für  Sd^i^matifer  unb  Äe^er  erfldren 
mupte,  um  bie  (5inl)eit  ber  Äird)e  rcieber  JjerjufieUen.  25enn 
bamit  mar  ja  naö)  bem  «Spfteme,  ba§  öon  ben  Äarbinälen  al§ 
Äarbindlen  njobl  fepgebalten  »erben  mu^te,  nad>  njeldjem  bie 
Äirc^e  in  bem  ^a^fit^ume  lag,  erfldrt,  ba^  eä  einmal  feine 
redete  Äirdje  gegeben.  2>enn  it>o  »ar  fte  gewefen,  al6  in  Siom 
unb  in  ^(»ignon  jugleicb  ®d)i5matifer  unb  Äe^er  waren.  ^Slad) 
ben  ©pftemen,  bie  ftd)  in  biefer  Seit  fo  »ielfacf)  unb  fo  unab- 
bdngtg  gebtlbct  l)atten,  mar  bie  re(^te  Äirdjc  au^  in  biefem 
galle  frcilid;  immer  corl}anben  genjefen.  2£ber  biefc  ©pficme 
fonnten  »on  bem  ©eijte  be§  ^ap(ttt)ume6 ,  ber  aucb  auf  ben 
^ürbtndlen  ru{)ete,  nid)t  anerfaniit  werben,  unb  biefer  ®eiji  bcä 
^^apfttljumeä  jerflel,  wenn  bie  Äarbindle  nid)t  in  ibm  b«nb«l: 
ten,  offenbar  mit  fidj  fetbfi.  ©ie  f)aben  biefe  9?ot^  ftd>tbar  ge-- 
füblt,  unb  eben  fo  ftdjtbar  fudjen  fte  einen  2fu$n)eg.  *Beibc 
^dpjlc  werben  eingelaben  ju  bem  Goncit  ju  fommen,  jeber  oon 
feinen  Äarbindlen.  iRur  ftnbet  fid)  eine  febr  auffaUenbe  S3er: 
fd)iebenbeit.    ©regor  XII,  wirb  üon  ben  9?omern  nic^t  mel)r 

^apfl  bebanbelt  unb  e§  wirb  oud)  mit  iljm  gerebet  tn  einem 
febr  rauben  Sone./)  S5enebict  XIII.  ober  wirb  öon  feinen 
^arbindlen  nocb  betrad)tet  al§  ein  redetet  ^a\>^  unb  ber  jtott 
gegen  ibn  i(i  in  8Sergleid)ung  ungemein  milb.^)  ©oUte  baä 
nid)t  auf  eine  ©eneigtbeit  ber  Äarbindle  beuten,  ftd)  mit  SSe^ 
nebict  XIII.  auä^ufobnen,  foUte  eä  md)t  beuten  ouf  ibren 

1)  Literae  Cardinalium  ad  Gregorium.  Raynald.  Annales  ecclesiae 
a.  1408.  XVIf.  pag.  336  —338. 

2)  P'jnstofa  Cardinalium  Benedict!  ad  eundem  Benedictum.  Acta 
varia  ad  concilinni  Ksannm,  pag,  925  —  930,  3fl  nur  Bon  fünf  Sarbinä; 
Icn  untcrfc^riebcn. 


—    92  — 


2Bunfcl),  baß  Jßenebtct  XIII.  ^apjt  bleiben  mocfite  buvcb  baä 
(Soncil?  ®te  boten  t^m  offenbar  eine  ^anb,  bie  anbre  füllte 
er  ifjnen  geben. 

es  mußte  ganj  in  t(;rer  ^otitif  liegen,  baß  nur  einer  ber 
!5)dpfte  abgefegt  würbe  olä  Äe|er  unb  ©d)iämatifer,  ber  onbere 
erklärt  rcürbe  für  ben  immer  redeten,  ©o  war  bie  @inl)eit  ber 
Äirdje  unb  ba^,  recl)te  ^ontificat  ju  feiner  Seit  «erloreii  geme= 
fen.  (5§  wäre  ein  fcl)mereä  S^jfer  getoefen,  boä  bie  Italiener 
bem  ©eijte  be§  ^ontificatä  brauten.  Zbtx  eä  fdjien  unobroeiös 
bar  not^wenbig  ju  fein,  unb  wie  l)aB(tarrig  i)ant  fid)  nidjt 
©regor  XII.  erwiefen?  2)cm  gemäß  ijl  juerfü  baä  SSetvagen 
be§  römifcben  ^apfteä  leicht  ju  beurtbeilen.  ©vegor  XII.  fab, 
baß  nicbtä  für  it)n  ju  gewinnen  fei.  2(lfo  fudjte  er  ftd)  na^) 
5R6glid)feit  ju  bel)au^)ten  auf  eigene  gaufl.  Qx  batte  fiel)  nid;t 
lange  in  ßucca  behaupten  fonnen  unb  war  auf  baä  ©ebiet  ber 
SJeipublif  SSenebig  gegangen,  wcld^e  ibn  nodj  anerfannte.  2)a 
fdjrieb  aud)  er  ein  (Soncil  auö,  weld)e§  juSJaüenna  ober  ^Iquis 
leia  gehalten  werben  foUte.^)  2lber  eö  ging  i()m  fdjledjt,  jumal 
in  Italien.  £>ie  JKepublif  Siencbig  fagte  iljm  bie  SDbebienj  auf. 
Züä)  bie  (Stübt  9iom  war  abgefaUen.  SSerfleibet  mußte  er  in 
baä  ©ebiet  beö  J;ünigS  ßabiälaä  »on  S^eapel  flüd)ten,  ber  ibn 
onevEannte.  SSeinalje  wore  er  »on  ben  ©ewaffneten  bca  ^a- 
triarct)en  üon  Jiquileja  gefangen  worben.^) 

@d)werer  tjl  eä  allerbing§,  ba§  betragen  SSenebict  XIII. 
ju  erftdren.  6ä  fd^eint  bevüorgegangcn  ju  fein  auä  ber  unges 
tjeuren  J^eftigfeit  unb  J^artndcfigfeit  feiner  «Seele.  25iefe  fefete 
bie  Äarbinäle  in  eine  Siot^wenbigfeit,  in  weldje  fte  nidjt  wolI= 
ten  gefegt  fein.  25ie  romifd)en  Äarbindlc  l)atttn  ©regor  XII. 
unbebenflid) ,  wie  fte  ibm  bie  SDbebienj  entjogen ,  für  einen 
Äefeer  erfldrt.^)  2)em  SSenebict  XIII.  war  üon  feinen  Äarbis 
ndlen  bie  Sbebienj  ebenfalls  aufgefagt  worben,  aber  einen  Äets 
jer  t)attc  man  ibn  nid)t  genannt,  man  Ijatte  if)n  felbft  nod)  be= 
banbelt  aB  einen  ^app.  2)ie  Äarbindtc  boten  i^m  eine  ^anb. 

1)  Raj'nald.  Annsles  ecciesiae  a.  1408.  XVII.  pag.  349. 

2)  Tbeodoiici  a  Niem  de  schismate  ecciesiae  III.  45.  pag.  232. 

3)  Conventus  Praelatorum  ad  subtrahendam  a  Gregorio  obedientiam. 
Acta  varia  ad  conciliuui  Pisanum,  pag.  938. 


—    93  — 


Sic  wollten  ftd)tbar  eine  Serftanbigung  mit  ifjm  ^)erbeifi5^ren, 
nod)  ti)t  baä  QoncÜ  ju  ©tanbe  Eäme,  weil  bann  bte  <3ad)en 
nict)t  meljr  allein  in  ibren  ^)anben  liegen  würben.  Sie  fonn; 
ten  nichts  bafür,  baß  S3cnebict  XIII.  it^ncn  aud)  nid)t  einen 
einjigen  ®d)ritt  entgegenfam  unb  baburd)  alle  »eiteren  SSer« 
Ijonblungen  jur  Unmoglic^teit  niad)te.  Qx  rcoUfc  nidit  rcanfen 
unb  nidjt  lucid^en.  gern  unb  jwcibeutig  xvax  bie  'Kn5\id)t  aUtu 
btngä,  mld)t  bie  Äarbinale  il)m  boten.  SSenebict  XIII.  wollte 
ft4)  feiner  Unterfucfaung  unterwerfen  unb  feinem  ©eridjt,  fRics 
manb  follte  jweifeln,  ba^  jemalä  ein  '-ttnberer  er  ber  xed)U 
mäßige  ^apfl  gewcfen.  3n  biefer  ©eftnnung  l)at  er  ftanbljaft 
»erharrt  bi»  an  feinen  Sob,  unb  bamit  fjat  er  eben  aud)  bie 
.Äarbindle  in  eine  bittere  9?otf)wenbigfett  t^erfe^t,  weldjer  ffe  fol)r 
gern  entgangen  waren.  S3enebict  XIII.  fdjrieb  aud)  eine  ocu: 
«lenifdjc  ©pnote  nad;  ^erpignan  au§,  weld)e  jiemlid)  ^^aljlxtid) 
befud)t  würbe  unb  nod)  5ablreid)et  würbe  befud)t  werben  fein, 
wenn  nid)t  bie  franjofifcben  ©renjen  waren  abgefperrt  worbcn.^) 

S)aS  doncil  SSenebict  XIII.  warb  in  aller  gorm  einer  ccu--  > 
menifdjen  ©x^nobe  gehalten.  war  aud)  im  Tfnfange  jabU 
reid)  »om  ÄleruS  au§  Äajlilien,  2lragonien,  91aDarra,  ®a» 
öoien,  Sotbringen,  jum  Ä^eil  felbjl  auä  granfreid)  befudjt.  .^ier 
warb  S5enebict  XIII.  fjod)  geebrt,  er  war  allein  ber  redjtinapige 
SSater  ber  ßbrifien^eit,  er  allein  fteQte  bie  wal)re  Mixd)t.  bar. 
Snbeffen  niad)te  ©ewalt  ber  SSerbdltniffe  fidj  bod)  aud)  btfr 
geltenb,  unb  e§  warb  oon  ber  9?otl)wenbigfeit,  bie  (Jin^eit  ber 
.Äird)e  wieber  h^jujiellcn ,  gerebet.  25a§  ßoncil  fam  barüber 
in  l)axten  (Streit  mit  fid)  felbft,  wie  biefe  ju  gewinnen  fei.  3n 
biefem  Streite  jerjlreuetc  fid)  ber  gröjjte  5£()eil  ber  ^räloten,  unb 
es.  blieben  nur  ad)t5ef)n  berfelben  jurücf.  3lber  felbft  biefe  begehr» 
ten  noch,  bag  ber^apft  ben  SBcg  ber  freiwilligen  "^bbanfung  ans 
nehmen  folle,  bap  bie  .Ratbindle  ju  $ifa  ju  befenben  wären. 

1)  95^ne^ictö  ^fpfeang  toar  in  granfrci^  ftet»  tcbcutcnb.  St«  Untws 
fitQt  jii  Scufcufe  fmiipfte  für  ibn  ijcgcn  ben  Äcniij  unb  bic  ^arifcr  Unbcr; 
fitiit.  2?aä  ©cf)rd6en  ber  Unteren  an  bic  nrjtfrc  ift  vor^anbcn.  C^rson. 
Opera  II.  pag.  88  —  94.  ajctbtvtnfcigteit  ift  ber  ^arifcr  .^auptgrunb  gc: 
gen  bcn  ^apft:  potestatem  Papalem  datam  esse  in  acdiiicationem  eccle- 
siae,  non  in  destroctionem,  quo  abusii  notorie  existente,  nonne  exem- 
plo  Pauli ,  resistere  in  facie  gerenti  se  pro  papa  liceret. 

2)  Lenfant.  Histoire  da  concile  de  Pise  I.  pag.  222. 


—    94  — 


Sie  ®i)nobe  ju  ^ifa  wax  unterbeljen  am  25flen  ?Kärj  be§ 
Sa^reä  1409  tüivflid)  eröffnet  roorbcn.  9?ad)bem  biefeä  gefdje: 
t)en,  Ratten  bie  Äarbtnäle  bie  Seitung  ber  2£nge[egcn()eiten  t»crt 
loren.  S)ev  für  bie  G[)re  bc§  ^ontiftcats  wacbcnbc  &ti\t,  ber 
in  il)nen  rut)cn  mupte,  rcar  ntdjt  in  gteidjem  ^^JJaafje  in  ben 
S5ifd)6fen,  "iTebten  unb  Soctorcn,  nm  »enigfien  aber  in  ben 
Sfbgcorbnetcn  ber  meltlicljen  a)?äcl)te  ju  ftnben,  au»  bcnen  ^id) 
bie  ©pnobe  aUmdlig  jufammenbilbete.  Sie  ^artndcfigfeit  bei* 
ber  ^apfle  i)atte  ben  Äarbindlen  fo  fd)on  ben  SßSeg  ju  bem  »er* 
fperrt,  »aS  fte  2fnfangö  gerooUf,  unb  bie  Singe  na{)men  nun« 
mel;r  eine  anbere  SBenbung.  9iur  aUmdlig  geroinnt  bie  ^ifas 
jier  ©pnobe  eine  "Kxt  ^ervfdjaft  über  bie  ^rifllidje  2Belt,  inbem 
au§  ber  ^bcbienj  ber  beiben  ^pdpfie  eine  Wtaä)t  mö)  ber  anbern 
fd)e'.bet.  Sie  2(n()dnger  be§  ^apflcö  S3enebict  XIII.  crmcifen 
ftd)  im  ©anjen  genommen  getreuer  alä  bie  £)bebienj  ©re» 
gor  XII.  S3tä  jum  '^al^xt  1416  bleiben  bie  3?cirf)e  ber  ^)i)res 
ndifdjen  ^albinfcl  i()m  treu.  Sie  iüignoner  i)abm  üor  ben 
9t6mern  immer  ba§  ijanbgreiflid^e  Sfedjt  v>orau§.  Sie  Jfbgeorbj 
netcn  beä  ^apfte§  Sßenebict  XIII.  werben  tion  ben  ^ifanern 
•gar  nid)t  »orgetaffen,  obwoljl  ber  ilonig  »on  2£ragonien  für  fie 
tnteröenircn  xviü.^)  @»  i\l  ielb]t  beljauptet  roorben,  bap  i()nen 
mit  bem  geuettobe  gebrol)t  »vorben  fei.  -)  Sie  fmben  baljer, 
biefe  "^ibgeorbneten,  für  nöt^ig,  fid)  ganj  in  ber  ©title  <iu§ 
i5)ifa  JU  entfernen.  S3enebict  Xlli.  f)atte  intfcer  5£l)at  für  bie 
Union  get()an,  waS  öon  iljm  »erlangt  werben.  @r  l)atte  baS 
oUerbingä  —  fein  ganjcä  ßeben  bürgt  bafür  —  nid)t  treu  unb 
aufridjtig  gett)an.  @r  Ijatte  fiel)  nur  bereit  erfldrt  für  bie  6efs 
fion,  »eil  er  gefe^en,  bag  ber  9f6mer  fie  n\d)t  wolle  unb  bag 
fd)on  barum  nidjtä  barauä  werben  fonnte,  er  l)atte  nur  bann 
fid)  9enäl)ert,  wenn  ber  Stomer  jurü(fgewid)en,  weil  er  eä  ba 
o^ne  ©efa^r  tl)un  fonnte.  Zbtx  ber  iWangel  an  5£reuc  unb 
2(ufvid)tigfeit,  war  tl)m  eben  fo  wenig  ju  erweifcn,  alä  erwiefen 
werben  fonnte,  wer  ber  redete  ^apfl  fein  müffe  in  bicfem  ©djiäs 
ma.^)  Sfliemanb  wirb  i>ai)tx  begreifen  tonnen,  warum  SSenes 
Dict  Xlll.,  bcc  nod)  furj  t>ort)er  »on  feinen  abgefallenen  Äar^ 

1)  Acta  varia  ad  concilium  Pisanum,  pag.  1102. 

2)  Lenfant.  Histoir«  du  concile  de  Fise  I.  pag.  223. 

3)  Bonifacii  Ferrerii  Tractatus  pro  defensione  Benedicti  XIH.  Mar^ 
teiie.   Thesaurus  anecdot.  II.  pag.  1435  — 1514. 


—    95  — 


binalen  felbjl  al§  ein  x(d)tma^iQCx  ^ap^  MjanMt  roorbcn, 
auf  bem  ßoncil  ju  ^tfa  ein  abfd)eulicl)er  Äe^er  untf  ©dtjiäma-- 
ttfer  werben  fonnte. 

Zbtx  bic  Ätrdjenfürpen  in  ber  9Zotf),  »eldje  jte  ft^  felbji 
bereitet,  finb  gcnöt^iget  mit  lauter  ®ett)altfclt)Id9en  ju  fjanbeln. 
2(iif  ber  ©i^nobe  fetbfl  tierrfcbten  (tarfe  Sweifel,  ob  [ie  aud)  ba§ 
9?ecl)t  I)abe  ju  öUe  bem,  waö  fte  getijan  unb  rcaS  fie  tf)Utt 
»üollte.  (Sö  tvax  eine  $artl)et  üorbanben,  wetcbe  meinte,  man 
■muffe  unterfucl)en ,  weld^cr  ber  redete  ^ap\l  fei.^)  SJiiemanb 
fönnc  gegen  einen  ^ap(l  auftreten,  »enn  er  nid^t  notorifd)  in 
©laubenäfad)en  irre.^)  'Kbtx  bic  ©pnobe  j^anb  unter  bem  @in» 
flu^  ber  eifernen  Stotfjwenbigfeit ;  in  biefer  gefdjaf)  OTeä.  X)a 
man  aber  bie  ^Jiot^njenbigfctt  ntd)t  fjinjieUen  fonnte  al§  ben  lefe» 
ten  unb  alleinigen  ©runt»,  unb  ba  gefül)lt  warb,  baf  baä  red)tc 
^ontificat  ftc^)  in  biefem  ©djiSma  nidjt  finben  lie^e,  fo  xvax 
man  wobl  genotljiget,  bogmatifd)  ju  begrünben,  bap  eä  nod) 
eine  9}?ad)t  gebe,  roeldje  über  bem  ^ap(itl)um  jielje.  £)ie 
nobe  ftanb  unter  bem  ftarfen  ©influp  ber  neuen  ße^ren,  we!:l)e 
fid)  auf  ber  ^arifer  Öniöerfitdt  gebilbet  l)atten.  Sobanneä  ®er- 
fon  war  ber  eifrigjle  Sjcrfedjter  berfelben  ju  ^ifa.  Siefe  8et)ren~ 
berührten  bie  l)öd;)len  ©pifeen  beo  ^apfltljumä  unb  feine  feftes 
flcn  ©runbfdulen,  fie  jogen  eä  ^erab  auä  bem  Greife  be§  ©ötts 
lidjen  in  ben  Äreiä  be§  SOJenfdjlidjen,  unb  »ernid)teten  eä  bamit 
l^einabe.  SBenigjlenä  fonnte  ba§  ^apfitbum  öernid)tct  werben, 
wenn  fpdter  au§  biefen  ®ä|en  bie  (Sonfequenjcn  gejogen  wur; 
ben,  bie  ouä  ibnen  gejogen  werben  fonnten.^)  Saljer  betrad)» 
teten  bie  Äirdjenfürften  biefe  ßeljrfd^e  gewi^  mit  ^ngft,  unb  fte 
l)anbelten  nad)  i^nen  nur  wegen  einer  bittern  unb  jwingenben 
S^otbwenbigfeit.  9?od)  wöbrenb  ber  X>amx  be§  (Sdjiäma  fudjte 
man  fie  baber  oud>  ju  ©unfien  be§  ^ontificatä  ju  ermäßigen 
unb  bie  ©ewalt  beffelben  wenigftenä  neben  ber  ©ewalt  ber 

1)  S3cr  Äoniö  b«  ©cutfd)cn,  j}fuprccl)t,  ber  no^  ju  ©rtgor  XIH, 
l^tclt,  gnb  fiel)  auci)  bie  aHutje,  bcui  gonctl  burd)  eine  eigene  @efnnbtf*aft 
bficcifcn  }U  Inffen,  ba§  eö  jum  großen  Sl)etl  aus  ©dbiSmatifern  unb  Äet; 
jcin  bcftclje.    Raynald.  Annatcs  ecclesiae  a.  1409.  XVII.  pag.  359. 

2)  Gersonii  Tractatus  de  unitatc  ecclesiae.  Operall.  pag.  114. 

3)  Gersonii  Tractatus  de  modis  uniendi  ecclesiam.  Opera  II.  pag. 
166.  167. 


—    96  — 


ocumemfdjen  «Spnobcn  ju  bel)avtpten.       Unter  bem  einfluffe 
biefer  9lort)n)enbt9Ecit  unb  btcfer  neuen  So^men  fe|te  bie 
nobe  bie  betben  ?)äpfle  ©cnebict  XIII.  unb  ©regor  XII.  ab. 
Sie  ^aünaäi^Uit,  mit  »eld^er  fie  baä  @d)iäma  fejlgel^alten, 
foUte  fte  JU  Äe^ern  gerempelt  Ijaben.^) 

©inen  ^Cugenblicf  mücf)te  bie  2Belt  bie  Hoffnung  Ijaben, 
bü§  bie  ^ifaner  «Spnobe  bie  Unitat  bcr  Äitd;e  wirflid;  werbe 

1)  ergcpellt  fjaben,  einen  JfugenbHrf  \)attt  fte  auä)  bie  .^offnung, 

werbe  burd)  biefeä  üoncti  ju  einer  Sieformation  ber  Äirct)e 
fommen.   gromme  9)?änner  Ijatten  fid)  im  ©djtäma  mit  bem 
©ebanfen  getröftet,  bap  ber  Sad)e  bie  SBenbung  ju  einer  9?efors 
mation  gegeben  werben  Eonnte.  *)  SSon.  aüm  ©eiten  ertönet  jefet 
ber  Siuf  nad)  einer  fold)en,  bie  j!attftnben  muffe  am  ^aupt  unb 
'  an  ben  ©liebern.  25aä  SOZipbe^agen  über  ben  ©tanb  ber  £)inge, 
!  »te(mef)r  bie  SSerjweiflung  frommer  ®emütf)er,  bap  ba§  (5J)ri= 
fient()um  qu§  ber  Äird^e  oerfd)winbe,  bap  nidjtS  »on  bem  ju 
;  ftnben  fei,  waä  »or(;anbcn  fein  follte  aUent()alben,  brü(ft  fid)  in 
I  biefem  allgemeinen  9?ufe  auf  ba5  unäweib.eutigjtc  auä.  X)k  SBett 
wanbelte  in  ginfternip,  unb  baä  SBort  „Sfeformation",  baä  ei= 
neu  anbcrn  nidjt  flar  gcbadjten  3"fianb  »or  bie  I)offenbe  ©eele 
flcUte,  follte  bie  frommen  tröpen  über  biefe  ginfierniffe. 

X>k  ©timme  ber  SBelt  nad)  einer  9ieformation  tönet  an 
ben  Äird)enfürfien  »ergebenä  üorüber.  (Sine  ßrmdpigung  ber 
^apjlgewalt,  ba  wo  fie  i()nen  brücfenb  war,  eine  "Jlnja^l  neuer 

2)  ecrete  gegen  bie  untern  clericatifdjen  Drbnungen  üon  berfelben 
"Hxt,  wie  fie  feit  üergeben§  erlaffen  worben,  üon 
bcnen  man  fap  ttorauäfef)en  fonnte,  bap  fid)  S^icmanb  »iel  um 
fte  fümmern  werbe,  baä  war  eä,  wa§  fte  eine  9ieformation  ge» 
nannt  wiffen  wollten.  iSenn  um  etwaö  2£nbereo  aB  um  fid) 
felbji  war  eä  il)nen  niemaB  ju  t^un.  2Beber  bie  Äird)e  noc|) 
ber  ©taube  flimmerte  fte,  al§  nur  in  fo  fern,  al§  beibe  notf)= 
wenbig  waren  unter  ben  9}Zenfd)cn,  bamit  il)re  9JZad)t  unb  i^re 
.^errfd^aft  |tel)en  fönne.   @o  urtt)eilen  über  fie  3e^)nmal  3eitgc= 


1)  Petri  de  Aliiaeo  de  refonnatione  ecclesiae.  Gerson.  Opera  I. 
pag.  944. 

2)  Tbeodorici  a  Niem  de  schismate  ecclesiae  III.  44.  pag.  230. 
a)ie  ©cntcnj  ronrb  am  5tcn  3uni  b«6  3a^rcä  1409  auSgefprodjcn. 

3)  Clemangiis  de  rnina  ecclesiae,  pag.  41. 


—    97  — 


noffen,  greunbe  t>e§  römifd^en  itird)ent^>umä ,  unb  in  bemfelben 
gidjte  jetgen  fie  i^re  Sbaten. ')  0 

Die  ^rbinäle  felbß  fjatten  mit  meler  geinbeit  barawf  on= 
getragen,  ba§  bei  nun  ju  errodblenbe  ^ajjfi  fogleidj  eine  SJes 
formation  ber  Äitd>e  üorjunebmen  b'Jbe.  Sie  wollten  immer 
ben  «Sdjein  b<iben,  baß  aud)  fte  baffelbe  wollten,  wo»  bieSEBelt 
begehrte,  unb  babet  trofen  ite  bie  befien  "änftalten,  baß  nidjtS 
tverben  fonnte  unb  baß  naä^  EDföglid^feit  "iCüti  oerblieb  bei  eit^ 
kr  9ieberei.  iSo  blatten  fte  im  @d)i§ma  immer  von  bem  ^rie« 
ben  ber  Ärd)e  gefproc^en  unb  <5diwüre  auf  ®d)würe  (eijien 
(äffen  unb  geleijlet,  unb  babei,  fo  lange  eä  moglid),  alle  ^n, 
galten  fo  getroffen,  baß  ba§  @cbi§ma  bleiben  mußte.  Die  (5tim: 
men,  welche  auf  bem  (Sondl  begehrten,  baß  bie  97eformation 
ber  .^irc^e  vorgenommen  werben  muffe  »or  ber  g)ap|twabl, 
blieben  von  ben  ^arbinälen  unb  von  ber  Wiaioxitat  ber  :93ifd)6fe, 
bie  mit  ibnen  gleidjeä  Sinnes  waren ,  unbeod)tet  ^)  Diefe ' 
©timmen  aber  ftnb  gewiß  ^6ä)^  benfwürbig ,  benn  fie  beweifen, 
baß  SStele  glaubten,  mit  einem  Zapfte  fei  eine  Steformation  ber 
^ird)e  gar  nid?t  möglidj.  !Kit  bemfelben  ^apjie,  ber  an  ber 
@pi|e  ber  Stiti)t  flanb,  ber  ©otteS  SSicar  auf  @rben,  war  t$ 
n\d)t  möglich,  aud)  nur  bie  fchrcienbjien  Ungebüljmiffe  abjus 
gellen,  ©eldje  ©egenfa^e,  welche  SSiberfprüt^e  in  bem  ©laubem 
Den  Äarbinälen  unb  ibren  ©.ijleöoerwanbten  war  e§  bar. 
-  ouf  üngefommen,  fo  balb  alä  moglid)  wieber  einen  ?)ap(i  ju 
baben.  Die  8ebre  von  ber  Suprematie  ber  ccumenifdjen  Sp; 
noben  bing  in  bfr  8uft.  3Rit  geid)tigfett  fonnte  man  ibr  eine 
aSenbung  geben,  unb  man  gab  jie  ibr,  burd)  weldje  fte  ganj 
unfd)ablid>  warb,  inbem  man  fagte,  gegen  anerfannt  red>tmd: 
§ige  ^dpjie  finbe  fie  nidjt  flatt.')  ÜJlan  befanb  ftd)  auf  einem 
©ebiet,  auf  bem  jeber  behaupten  fonnte,  wa§  er  wollte,  unb 
jeber  bot  eä  reblid)  getban.  Um  bie  ginbeit  bei  ^apjitbumä 
wieberberjujiellen ,   bitten  fte  f[d>  ber  bittern  9lotbwenbigfeit 


1)  Lenfant.  Histoire  du  condie  de  Püe  I.  pag.  380. 

2)  Clemangiis  toU  emendationis ,  pag.  69. 

3)  Licet  Papalis  dignitas  a  Deo  sit,  nnde  ab  Lomine  nec  major  ne« 
minor  fieri  potest,  tarnen  usds  plesitndinis  potestatis,  ad  exciodendam 
abnsom  potest  concilii  generalii  aactoritate  constringi.  Petras  de  Allia- 
co ,  de  ecclesiae  et  cet.  potestate.    Genon.  Opera  II.  pag.  946. 

u.  ttttü.  7 


—    98  — 


gefügt,  ^iracttfcf)  @(ke  onjuwenben,  tmä)  wefdje  bie  ^ad)t 
biefeä  ^apfitfjunieö  gffirodjen  warb.  @ie  woUfen  bö§  fo  fdjnell 
oB  möglich  TOtebet  in  fßergejyenljeit  bringen  unb  foUte  ein-- 
fad)  '2(Ueä  wieber  auf  ben  alten  ©tnnb  ber  25inge  jurücffom-- 
tnen.  din  ^apfl,  t>on  ber  ®i;nobe  anerfnnnt,  wieber  ongetban 
mit  betn  S5oUge^alte  ber  9JJad)t,  foQtc  bie  SJeformation  t>crl)in= 
bern,  mlä)e  bie  2Bclt,  unb,  fo  »ueit  ba6^opPt{)um  felbfl  rcfors 
mirt  werben  foHtc,  md)  ein  SS^eil  beä  ^oljen  Äleru§  begeljrte. 
j  2)er  neue  *])app,  ^etru6,  ^or'oinal  üon  Äanbia,  weldjer 
*  ft'd)  ben  9?amen  ^(leranber  V.  gab,  erfüllte  aud)  fogleic!^  reblid), 
waö  feine  ©enoffen  oon  if)m  bege{)rten  unb  er!lärfe,  baß  bor 
ber  ^anb  nid)t§  öuä  ber  9?eformötion  werben  fönnte.  ^)  Um 
alle  «Stimmen  ju  befd)wid)tigen,  t^eilte  er  freigebig  red)tä  unb 
I  linfä  reid?e  S3eneftcien  auS.  Unb  fro^',  flogt  ßlemange,  gmgen 
nun  bie  S5ifd)6fe  ^eim.  griebe  ber  Äird)e  l)etpt  itjnen  nid)t§ '^In; 
bereS  alä  t^re  SD?ad?t  unb  i^r  9ieid)tl)um,  mit  trügcrifd)en  SSBor^ 
ten  reben  fte  immer  »ön  bem  SBBorte  (Sotteä,  unb  fie  meinen 
babet  immer  nur  ftd)  felbjl.  2)   Slur  eine  weitere  ^luäbeljnung 

1)  Sic  <Si)ncbe  fentte  eine  ©cfcrift  an  ben  "Pnpp  Wtc^anber  V.  oufgcs 
f«^t  tvegcn  ber  iJfeforiiiation.  ©ic  fleHen  ober  borin  nur  jufammen ,  mai 
bcfonbcrö  in  ®elbfad)en ,  bie  5Sifd)öfe  unb  ben  übrigen  .fileru«  biüeft«. 
@ic  reben  gegen  bie  Otefertioticncn  unb  bie  gratias  exspectativas ,  tveil 
mon  bie  ©teöen  in  Dfcm  fo  treuer  bejahten  mu|tc,  gegen  bie  Wnnatcn 
unb  Tgegcn  bie  fo  oft  nuägefd)tiebenen  Sehnten,  gegen  bie  9(ppeUatic5 
nen  nad)  ütom.  SEBcgen  ber  Gratiae  exspectativae  führen  fit  on:  qnia 
per  eas  ingeritnr  votiiin  murtis  alienae  ,  praebetur  occasio  niaclti- 
nandi  in  mortem  alterius  et  ad  hoc  viam  aperit,  nec  non  et  Luneli- 
cia  vacatura  per  minas  et  terrores,  per  doiia  et  promissiones,  cujus- 
modi  ratione  naturali  ac  piiblicae  utilitati  papae  potestas 'et  aucturitas  est 
subjecta;  et  praesertim  quia  per  dictas  gratias  et  ipsarum  occasio'ne 

I  proveneront  illaqueationes,  intrusiones^  mendicitates  et  alia  innumera 

inconvenientia  pleiiius,  si  opus  fuerit,  declaranda.  Singang^weifc  fpre: 
^cn  |le  oudb  »on  ber  Äird)enreformation  an  ipaupt  unb  ©liebem.  S5ic  'Mrt 
unb  ilßeifc,  biefc  ^erbeijufübren ,  recOen  fic  ab«i"  bem  ?>apjl  übcrlaffen. 
©i«  tciiTen ,  bo§  fo  gerci§  nid)fö  barauÄ  werben  rcürbe.  !tuf  baö  Oanjc 
gicbt  fUlcjanber  V.  eine  Sfntroort,  bie  fo  gut  njnr  Kit  gar  feine.  Libellus 
sapplex  oblatus  Papae  in  concilio  Pisano,  continens  articiilos  reformatio- 
nis  faciendae  cum  summi  Pontificis  ad  eos  responsione.  Acta  varia  ad 
conciliiim  Pisaniim  ,  pag.  1124  — 1132. 

2)  Quae  alia  res  in  Pisana  congregatione  ecciesiam  Dei  populumqoc 
'  decepit  et  clamare  fecit,  pax,  pax ,  cum  nnlla  esset  pax,  nisi  quia  car- 

nales  et  cupidi  homines,  qui  nbiqae  ex  refrigeriis  charitatis  snperabun- 


—    99  — 

^ätte  ttt  e\)xü<i)e  ßlemange  feiner  iKeinung  nod)  geben  foUen. 
Oeit  Wielen  3af)r^unt)erten  rebetcn  ^dpjie,  •  SSifd)6fc,  "Kibte, 
^teöbtjter  oon  bem  SBerfe  ®otte§,  unb  fie  meinten  immer  nur 
felb(l.  Unb  auf  foldjen  9}?enfd)en,  fdjlic^t  ßlemange  feinen 
©to^feufjer ,  fo  fleifd)lidj,  fo  nichtig,  wenn  f:e  ocrfammelt  finb 
in  ücumenifdjer  Spnobc,  foUte  ber  f)eiltge  ©eij!  rul)en?^) 

2)ie  dnbere  Hoffnung  ber  2Be(t  aber,  bag  ba»  <Sd)iöma  ju 
©nbe  fümmen  roerbe  burd)  bic  ^ifaner  ©pnobe,  erfüllte  fid)  »ot 
ber  ^anb  eben  fo  rcenig.  üBenebict  XIII.  unb  ©regor  XII. 
bcl)ieltcn  eine,  wenn  aud)  Eleiner  rcerbenbe  Obebienj-  Tia  bie 
roaljre  Uebereinflimmung  auä)  bei  einer  feljr  geringen  'B<ii)i  oors 
feanben  fein,  fann,  fo  tarn  auf  ba§  Ttii)r  ober  SBeniger  ber 
SDbebienj  nict)t  baS  9Rinbe)Te  an.  2{leranbcrV.  l)atte  mit  ©res 
gor  XII.  unterbanbelt,  um  it)n  nod)  ju  ttiraä  ju  bewegen.  2£ber 
ber  unbeugfame  9JZonn  i)attt  mit  einem  SSorfd)lage  geantwortet, 
beffen  SBefentlidjcä  barin  bejtanb,  bap  bie  beiben  ©egenpäpfle 
»eidjen  unb  er  »on  ber  SSelt  anerfannt  werben  mödjte  aU  ber 
oUein  redjtma^tge  ^aipft. 

©0  flanben  fi^  brei  ^äpjfe  entgegen  unb  brei  Äird)en,  bie 
ftdj  gegenfeitig  für  feijerifdb  unb  fd)igmatifdb  erflarten.  Unb  im: 
mer  nod)  u'upte  9?iemanb  genau,  weldjer  ber  redete  unb  wo  bie 
wabre  Äirdje  ju  ftnben  fei,  obwohl  bie  ©ebanfen  ber  9Kenf4)en 
reifer  würben  unb  S3iele  Äirdje  unb  ^apfltbum  nid)t  mel^r  in  bem 
I  9J?aa^e  ibentiftcirten,  alä  eä  früher  gefd^eljen  war.  Slur  ein  9?e- 
fultat  peilte  ftd)  i)txa\x^,  über  baäSiom  fic^  freuen  modjte.  2)te 

(lant,  beneticioriim  ardore  accensi  prorsäsque  excoecati,  ecclesiasticaci 
reformation^ ,  quam  boni  et  plerique  fideles  ante  omnia  fieri  volebant, 
üupedierunHd  novamque  mox  electionem  mox  processenint.  Qoa  facta 
et  promotionibas  nactis ,  quas  concupierant,  pacein  esse  clamarnnt,  solu- 
toqiie  conventu  cum  ea,  quam  quaesierant  pace,  hoc  est,  promotione, 
revtrsi  sunt. 

Fi-'-to  fallacique  corde  ad  sacra  Dei  negotia  accedentes ,  dicunt  se 
quae  Dei  sunt,  quaerere,  quae  pacis  et  aediücationis  secari,  cum  re- 
vera  non  quae  Dei  sunt,  sed  qoae  taa  sunt,  qaaerant.  Clemangiis  Vota 
emendationis ,  pag.  68. 

1)  Quid  autem  alind  quam  carnales  sunt,  qui  concilii  negotia  et 
iracunde  et  ciamorose,  cum  jurgio  et  amaritudine  tractant?  Si  aulein 
carnales,  quomodo  spirituales?  Si,  carnales  quomodo  reruu'  spiriiualiiim 
idonei  judices  ?    Clemangiis  Vota  emendationis,  pag.  66. 

2)  Tlieodorici  a  Nrem  de  schismate  ecclesiae.  III.  46.  ;'?.g.  234. 

7  ' 


—    100  — 


granjofen  wann  g(ü(flid)  nicbergefampft  worbcn.  2Die  3taltener 
burften  Ijoffen,  baio  »ollfiäntn'g  »icber  SReijler  werben.  S3e= 
nebict  XIII.  roar  oon  bem  Ijofjen  franjöftfdjen  .Rlcru§  boö) 
9r6ßtent()ctB  aufgegeben  worben,  au^  gebadeten  fie  eineS  fran= 
joftfdjcn  ^ontlftcatö  nid)t  mcljr.  ©egen  ©regot  XII.  mußte  bet 
italientfd)e  S'iationalgeijl  arbeiten.  SBie  fonnte  ber  ()o^e  ttalie» 
nifc^e  Äleruä  auf  bic  gange  ber  3eit  jwet  ^ap(]t(>ünier  in  3ta» 
lien  »oHen? 

Saturn  würben  bic  ^arbinäle  7((eranber§  V.  freier  unb 
unbefergter.  @ie  glaubten  nic^t  nöt^ig  ju  Ijaben,  tljre  SBeife 
unb  x\)xtn  (5inn  oor  ber  SBelt  ju  bergen.  @ie  wählten,  a{5 
f-M^  einem  jef^nmonatlidjen  ^ontificat  Äleranber  V.  geflorben 
|war,  ben  JBalt()afar  ßoffa  im  3al)re  1410  jum  ^ap^t,  tiel» 
leidet  ben  fd)led)te(len  SKann,  ben  fie  über^jaupt  finben  fonnten. 
Qt  felbfl  fonnte  boclj  nod)  rot^  »or  ®d}aam  werben,  baß  er 
gerabc  ^apfl  geworben  fei.*)  2(ber  fo  arg  wie  jefet  f)atte  e§  bie 
r6mifd)e  (Surie  wot)I  faum  jemaB  getrieben.  Unter  ä3altf)afar 
Goffa,  ber  ftd)  3o{)ann  XXIII.  nennt,  fdjrieb  bie  ßurie  fef)t  oft 
an  reid;e  .Ktericer,  baß  biefe§  ober  jeneS  S3eneftcium  erlebiget 
worben  fei,  obwohl  man  in  fRm  genau  wußte,  baß  e§  nid^t 
erlebiget  fei.  Stun  famen  bie  SlRenfdjen,  erfauften  bie  ©teilen 
mit  fd)werem  ©elbe,  empfingen  bie  apoftolifd^en  einfei^ung§bu(- 
len  unb  erfui)ren  balb,  wie  fte  auf  bag  ©robjle  l^intergangen 
woiben.  ^)  Huö)  in  biefem  galle  eri)ielt  fein  ÜSJJenfd)  einen  ^tU 
(er  t>on  bcv  6urie  jurucf. 9Bei(  bie  SSelt  immer  dleformation 

1)  Clemangiis  Vota  emendationis  i  pag.  67. 

2)  Piaries  etiam  contingit,  ut  scribatur  alicui,  qaod  tal^Beneticiom 
▼aeet  litqae  reservatum,  revera  tarnen  non  vacet:  et  venit  Rquis  amb^- 
tiosDi  ac  paciscitnr  cum  aliquo  ex  mediatoribus  ipsis  ad  hoc  deputatis 
in  ipsa  curia  juxta  cursnm  consnetum  et  deponit  pecunias  suas,  de  qiii- 
bus  pactum  factum  extitit  apud  mercatorem,  ut  traditis  illi  Bnllis  Papa- 
libus,  ipse  mediator  pecaniam  recipiat;  ttipulatam  antem  statim  solvit 
illam:  sed  postquam  habuit  ipsai  Bulla»,  ei  innotuit  quod  dictum  Bene- 
ficium  non  racarit:  certe  propterea  isti  nihil  restituitur  de  eo  qaod 
•olvit. 

Sed  num  liceat  etiam  Summae  Sedi  sie  liomines  decipere  etiam 
de  plenitudine  Apostolicae  Potestatis  mirandnm  est.  Petri  de  Alliaco  de 
neeessitate  roformationis.   Gefton.  Opera  IT.  pag.  901. 

3)  aSoB  3o^nn(«  XXUI.  mürben  aud)  bie  fKtferrattonen  ungemein 
weit  ORlitebeOnt,  In  prinordi«  sni  p«ntificatu«  reservavit  soae  dispositioni 


—    101  — 


«erlangte,  t)itU  3o()anneS  XXllI.  mä},  um  fie  ju  taufc^n 
unb  fte  ^tnjui^alten  mit  n\d)t6,  ju  Siom  im  ^a^xc  1412  eine 
fogenannte  9?efotmatton§ftjnobc.  2)iefe  befd)afti9te  fic^  mitSJin» 
gen,  auf  mlä)t  md)t$  anfam,  unb  ging  bann  au0  einanber, 
als  fei  n)irfli4>  etroaS  gefdje^en.  •)  Wit  bet  ©e()nfud)t  fvommer 
STOenfc^en  unb  mit  bem  Sammer  ber  äßelt  trieb  ba§  römifclje 
^ird^enttium  ein  abfd^eulid^e^  @pie(. 

©o  befanb  fid)  am  Anfange  beä  funfjef)nten  3al)r()unbert* 
bie  römif(i)e  ^irdje  ni7d>  in  ber  Unm6glid>teit ,  auä  bem  Sabp- 
rintljc  l^erauäjufommen,  in  weldjeä  fie  geratfjen  mar.  ©ie  fudjte 
fiel)  felbfi  immer  noä)  »ergebend,  9iiemanb  »pu^re  genau,  n>o 
fte  nun  eigentlich  xnt)e.  ^ie  S3e^au))tungrn  unb  @ebanfen, 
welche  jur  äeit  bcö  ©d^iSma  unb  wegen  beö  ©d)iäma  aufge^ 
flellt  roorbeuf  »on  iebem  gegeben  alä  unumjiö^lidje,  auf  @»an: 
gelium  ober  3;rabition  begrünbete  SBal)r (weiten,  beren  SSerneinung 
jur  Äe^erci  füljre,  ftanben  im  ^>arte|len  SBiberfprud)  mit  einan; 
ter.  2)er  Äleruä  war  in  fid)  felbjl  jerfallen  unb  beflritt  fic^j 
gegenfeitig  mit  großer  Erbitterung.  S)arüber  blieben  fte  freiließ 
meift  einig,  baf  fie  bie  Siixä)i  wären.  SBer  bel>auptete,  and) 
biegaien  waren  bie  ^irdje^),  ber  warb  übel  angcfc^en  wie  oer^ 
bäc^>tig  ber  Äefeerei.  äuweilen  uerga^  fid)  jeboc^  u»oI;l  einer,  ber 

omnes  Patriarchates,  Metropolitanas,  ac  Catliedrales  Fcciesias:  nec  non 
omniaMonaüterid  viroruni,  iiroiit  ctiant  nonnuiii  ejus  praeducessores  sani- 
mi  Pontitices  faeere  consueverunt ,  decernens  irritum  et  inane ,  si  secus, 
super  hoc,  atiquid  contingeret  attentari.  Item,  ultra  praedicta,  otnnes 
generales  alias  reservationes  quarumlibet  inferioium  Dignitatum  et  Benc- 
iicioriini  ecclcsiasticoriim ,  per  eiini  etiaiii  factas,  extra  »ulilain  contuetu- 
(linem  rexervavit  suae  dispositioni ;  onines  Prioratus  Conventttales  et  ma- 
jores post  Pontiftcales  iu  Catlie<lralibus ,  nec  non  piincipales  Dignitate« 
in  Collegiatiä  Ecciesüs  ubiciinque  vacantes  et  vacatunts.  Petri  do  AI- 
liaco  de  dilficultate  reforniationis.    Gerson.  Opera  II.  p;i<ir.  809. 

1)  In  quo  paucissimis  cancnrrentihiis  extraneis,  ex  aliquibus,  qui 
afTuerant  Italicis,  sessiones  aliqood  tenuit,  in  rebus  supcrvacaneis  nihii- 
qne  ad  atilitatem  eccicsiae  pertinentibus  titnipus  terendo  coiisumpias. 
Cleniangiis  Vota  einendationis ,  pag.  67. 

2)  Nomine  autein  ecciesiae  non  soliim  episeopas ,  ac  presbyteros 
ceterosque  ecciesiae  ministros  intclligo.  Sed  oniiicü  reges  ac  principe« 
catholicos,  omnes,  qiii  sensu,  scientia,  gradu,  consiliu,  potentia  et  an- 
ctoritate  aliqna  praeemineat :  imo  generaliter  omnes  fideles  qiiemqiie  Tel 
devotio  Tel  religio  Tel  probitas  Tel  zelns  Tel  Caritas  aUrjna  conimenrfat. 
Clemangiis  Vota  emendationii,  pa».  3i. 


—    102  — 


fonjl  bcm  {jervfcftenben  ©i;|ieme  gcfjorfamte,  unb  fudjte  bie  Äird^e 
flud)  nnberäiDO  nod)  al§  -in  bem  ÄUru§  allein,  ©anjen 
genommen  aber  l)telten  fte  feft,  belebt  von  einem  ©eijle.  3n 
wem  aber  unter  it)nen  bie  Äird)e  ju  fudjen  fei,  barüber  (iritten 
fie  »iel  ^tn  iftib  ^er,  aber  ju  einem  Snbe  unb  ju  einer  ©ewtfs 
^eit  oermoc^)ten  fte  nidfjt  ju  fommen.  25ie  ÜKeiflen  t)on  bencn, 
weldje  gegen  bie  OTgetvalt  beä  ^apftttjumeä  rebeten,  wären  ges 
nji^  gern  ftill  gewefen,  benn  fie  füljtten,  wie  ba§Äird)engebäube 
erfd)fittert  warb  t»or  bem  SSolfe  burd)  foldje  2)i§cufftonen ,  a*bet 
bie  eiferne  5Rotl)ttjenbigfeit  beä  2)oip^elpapfitl)umä  erjl,  beä  breis 
fadjen  ^apptl)ume§  jje^t,  jwang  jum  Sfeben. 

3m  Uebrigen  n>ar  am  2lnfange  be5  funfjeljnten  Sa{)rf)un- 
bert§  bei  ber  großen  9}?el)rt)eit  be§  ^leru§  unb  beS  SSolfeS  noä) 
2lUe§,  tt)ie  e§  gewefen  war  im  breijefjnten  3aJ)v^unbert,  25er 
Uebergang  troftlofer  unb  »erjweifelnber  9)fenfd}en  jum  S^lam, 
jum  3ubentl)um,  jum  @6|enbienjl  fanb  nod)  immer  ftatt.  ^) 
Sliemanb  adjtete  fRom  me^r,  ^)  unb  bie  ©d)eul  unb  ©reul, 
n)eld)e  unter  ben  Prälaten  »ergingen  unb  in  benen  bie  »oraufs 
jtanben ,  »cldje  iti  SBürben  bie  tjo^jlen  woren,  brad)tcn  ben 
cbrifilidjcn  ®iaubtn  unter  bem  armen  SSolfe,  baä  ununterridjtet 
^)erumirrte,  in  bie  ^6cf)|le  ®efal)r.  2)enn  bicfe  a}?enfd)en  pflegten 
fdjon  JU  fagen,  wenn  baä  (Sl)riftentl)um,  wenn  baä  ©»angelium 
eine  3Bat)rt)eit  wäre,  wie  fo.nnten  bie  Prälaten  unb  ^ird^en^er^ 
ren  leben,  wie  fie  leben.  SBenn  Jefuä  (SljriftuS,  ber  ^err  unb 
^eilanb  wäre,  wenn  e§  eine  allwiffenbe  ®ottl)eit  gäbe,  wie 
modjte  ber  Älcruä  5£ag  für  SSag  feine  83erbred)en  »erüben  unb 
ba§  d'n|ilid)e  SSolf  »erwirren,  ot)ne  ba^  erbeflraft  würbe.  2luf, 
tapt  un§  ein  neue§  ©efe^  matten,  in  bem  wir  bie  greubcn  be§ 
Sebent  gentefen  mögen,  unb  la^t  unä  nidjt  fümmern  um  ba§ 
©efe^,  weld)e§  »erfünbet  wirb  »on  benen,  bie  eö  felbft  am  er- 

1)  Abiernnt  aliiis  in  legem  Tartaricam ,  alias  in  Muliainmedicam 
alius  in  legem  sch>smaticam ,  alias  in  legem  idololatricam  ,  alius  in  le- 
gem Judaicani,  et  dereliqnerunt  Dominum  Jesuni  et  recesserunt  a  Deo. 
Anrireae  Kpisco])!  Meyarensis  Gubcrnaculum  conciliorum.  Von  der 
Hardt  IV.  pag.  180. 

2)  Kt  cläre  ostendit  experientia,  qoae  in  libro  sine  nomine  dicit, 
loqnens  de  Roma.  Cui  vi  vel  sponte  totus  olim  Orbis  cessit,  nunc  proli 
piidor  Tulgiis  hominiim  insidtant.  Andrere  Episcopi  Megarensis  Guber- 
naculiim  conciliorum,  pag.  177. 


—    103  — 


fien  übertrtfen.  ^)  Ueberficl^t  man,  m§  »on  ^laitbrourbii^eti  ätiu 
genoffen  beridjtet  wirb  über  ben  ganjcn  ®tanb  ber  Singe,  fo 
eifdjeinet  bie  SSefjauptung,  ba^  boä  ßbrif^entb""'  («l^f^  t»'«^' 
9?anbc  beä  Unterganges  unter  ben  9)?enfd)en  geftanben  i)abi> 
feineäroegS  als  übertrieben ,  Tonbern  mon  mu^  gefielen,  ba  baS 
Jßolf  unbelebrt  geblieben  im  (Swangelio  felbfi,  unb  ba  eS  bie 
SBeife  unb  Sitte  ber  Äir4)enfürfien  fefeen  mu^te,  fo  war  eS 
ganj  cinfad)  unb  natüxiiä),  bo^  bie  @ad)en  fo  ftanben.  2lber 
eS  fehlte  ju  feiner  $tit  ganj  an  würbigen  Sienern  ©otteS, 
bie  an  baS  ewige  SBort  beS  ^errn  ma^neten.  &i  waren  fort^ 
wal)renb  ber  ^errfdjenben  ^art^ei  ®egen(lanb  beS  ^ajTeS,  felbji 
ber  Verfolgung.  SÖBenige  waren  berfelben  freilid).  Unter  tau= 
fenb  ^riejlern,  meinte  ein  B^itQeno\^t,  mag  wo^l  etwa  einer 
fein,  ber  wenigflenS  feiner  ^flid)ten  eingeben?  ifl. 

"Kn  bem  2(uSgange  beS  ßoncilS  ju  ^ifa  war  mei)x  alS  ein 
Sal)rt)unbert  »crfloffen,  feitbem  bie  Äitcl)e  in  bie  feltfamfie  S3er= 
wirrung  gefommen  war,  unb  noä)  immer  wufte  Uliemanb  auS 
unb  iJliemünb  ein.  ©eit  bem  Su^ii^i^ntreffen  jwtfdjen  ^apfl 
JBonifaciuS  unb  bem  Äonig  ^^ili^pp  bem  ccbönen  bitten 
oUe  (Sreigniffe  borauf  ()ingearbeitet,  bie  2}?enfd;en  aufjufldren  über 
ben  wahren  ©e^alt  einer  großen  2tnja^l  »on  ©cbanfeu  unb  »on 
Snjiituten,  auf  benen  baS  römifdje  Äird;entl)um  jlonb.  "Küö) 
war  bie  Seit  nid)t  »orübergegangen  in  bemfelben,  oljne  einen 
gewiffen  ©inbrud  ju  mad)en.  Serfelbe  ijl  aber  immer  unenb- 
lid)  geringer,  alS  er  b^tte  fein  müffen,  wenn  eine  ßrfenntni^ 
beS  (S^riftentbumS  unter  einer  größeren  S!J?ebrjal)l  »erbreitet  ge^ 
wcfen.  2Bie  aber  bie  Singe  fielen,  fo  führet  bie  SJerwirrung 
ber  Äirdje  me^r  Sweifel  unb  Ungewiß()eit,  mel;r  3iiiniuer  unb 

1)  Si  vera  esset  et  sancta  fides  Cbristiana  et  Lex  Evangelica,  non 
sie  viverent  revera  Praelati  et  ecciesiastici  ac  majores  et  sujteriores  s|>i- 
ritiiales  regentes  et  viventes  in  ea^  non  taliter  po|iulum  Christianuui 
confunderent  et  scandalizarent  per  mala  opera  et  pervefsa  exeinpla,  quin 
ille  Deus  Jesus  Christus  fandator  hujus  eccitsiae  et  Legis  evangelicae 
eos  sie  perverse  vi?entes  puniret  quotidie.  Si  ergo  hoc  non  facit,  quo- 
raodo  ergo  seit  Deus  ista?  Et  si  haec  mentia  in  excelso?  Venite  ergo 
et  iruamur  bonis ,  quae  sunt  super  terram,  faciamiis  nubis  leges  specia- 
les, dijnittamus  hanc  legem,  quam  nohis  pracdicant  hujus  legis  praeva- 
ricatores.  Andreae,  Episcopi  Megarensis  Gubeiiiacaluni  conciliorum. 
Von  der  Hardt  IV.  pag.  179. 

2)  Cleinangiis  de  ruina  ecelesiae,  pag,  il. 


-    104  — 


9lot(>/  a($  bte  Uebei^eug^ng  \)txUi,  t>af  bie  ganjc  ^td)e  ntc^t 
bte  fei,  tt)etd>e  fie  fein  foUte.  !Äuc^)  on  tiefet  fe^lete  e§  jwat 
ntd)t,  aber  fte  rut)ete  me^r  auf  bem  SBat^ne  a($  auf  ber  Sßa^r» 
I>eit.   3nbejfen  mlo^ö)  bie  ßeudjtc  nid)t. 

Slrourig  war  ber  Äampf  ber  ©ele^tten  unter  cinanber 
wÄljrenb  beä  ®cl)i§ma,  wie  fie  bie  &itd)t  unb  il)re  Unfehlbar* 
feit  fud)en  mußten  unb  fie  beibe§  nid)t.)uftnben  vermochten  mit 
®td(>er()eit  roeber  ^ier  nod)  bort.  «Sie  Ratten  ÄUe§  fagen  müf» 
fen,  n>a§  ben  mpjiifcfjen  SSau  berÄird^e  jertrümmern,  roaä  ben 
QUaubm  ber  SWenfd)en  fd)n)acl)en  fonnte,  bie  fte  \>oö)  meijl 
felbfi  crbalten  wiffen  wollten.  3e  tieffinniger  bie  Unterfucl^ungen 
würben,  burd)  n;e(d)e  fte  bem  ®d)i§ma  abf)etfen  wollten,  o^ne 
bie  ©rilnbibeen  anjugreifen,  auf  benen  bie  SCixdjt  jeitijer  geflan; 
ben,  bejto  breiter  unb  tiefer  warb  baS  gabprintf)/  in  weldjeS  fte 
l>ineinfamcn.  ©teilte  man  bie  »erfcbiebenen  Se^)au})tungen  nes 
neben  etnanber,  bie  negativen  ober  bie  ^ofttiven,  bie  auSgefpro« 
djjen  würben  unb  »on  benen  feine  einer  JBegrünbung  ermangelte, 
wie  fie  »on  ber  l)errfd)enben  @elcf)rfamfeit  ber  Seit  begeljrt  warb, 
fo  geben  fie  ein  »oUfommen  unentwirrbare^  6t)ao§.  SSalb  war 
ber  ^apfi  bie  .Sircibe,  balb  eine  ocumenifc^e  @pnobe,  ba(b  ber 
gefammte  .fö(eru§.  S3ei  bem  einen  rubete  ber  \)tH\Qt  @eifi  unb 
bie  Untrüglidjfeit  (jier,  bei  bem  anbern  bort,  unb  ein  brittet 
»ertbeiltc  etwa  fo  jwifdf)en  jwei,  baß  9?iemanb  wiffen  fonnte, 
wo  fte  eigenttidt)  waren.  ^)  2)iefelben,  welche  bieÄirdje  waren, 
bei  benen  ber  rechte  ©taube  tutete,  fonnten  aud|>  einjeln  ober 
jufammen  irren  unb  ju  Heftern  werben, 

1)  S){e  ^tt,  roie  ^cter  Vili^  eine  9nad)tt>oarcntmen^(it  in  tai  ^apßs 
tf)uni  unb  eine  anbete  ober  bicfclte  OTac^tooHfonrnien^eit  in  bie  dcunienifc^e 
@i)nobc  unb  bie  ongemeine\^ird)c  fe|^t,  roirb  fid)  imax  roo^I,  wenn  man 
auf  bie  SBotte  fielet,  begreifen  laffen,  ba  er  aber  felbfi  bie  Ecciesia  Ro- 
mana  für  ibentifd)  erftärt  mit  ber  Universalis  ecciesiae,  ba*  öcumenif^e 
eonctl  ebenfntlÄ  für  bie  allgemein«  Äircfce  f)äU  unb  fein  iKic^ter  ba  ijl,  ber 
bcfiimnien  fönne,  roenn  ein  abosus  plenitudinis  potestatis  fiattflnbc,  fo  rairb 
9?icmanb  begreifen ,  tvie  fiel)  jroei  fcldje  9JJad)tscllfomnient)eiten  neben  ein= 
anber  (>ercegen  {onncn.  Primo  plenitudo  potestatis  est  in  Papa,  tanquam 
in  subjectü  ipsam  recipiente  et  ministerialiter  exercente.  Seciindo  est  in 
Universati  ecciesia,  tanqnam  in  objecto  ipsain  causaliter  et  ünaliter  con- 
tinente.  Tertio  est  in  Generali  Concilio  tanquam  in  exemplo  ipsam  re- 
praesentante  et  regulariter  dirigente.  Petrus  de  AUiaco,  de  ecciesia.  Ger- 
ton.  Oper»  II.  pag.  9&1. 


—   105  — 


,  ®enn  baS  ß^tijient^um  ftdj  niä)t$  »erfpredjen  fann  ober 
wenig  auä  biefer  SJerroirrung  unb  au5  btefen  ©egenfd^en,  mm 
e§  jiemltd)  g(etd)güUtg  ifl,  tveld^e  von  ben  betoen  mit  etnanber 
fampfenben  J^auptleljrern,  ob  ber  ?)apjl  ober  ob  eine  ocumenis 
fd)e  ©pnobe  bie  Äird>e  barftelle,  fo  finb  bo^  in  btefem  Streite 
nod?  onbere  ©ebunfen  aufgefommcn,  bei  benen  felb|l,  »eldje 
ber  Äirdje  ^ugetljan,  bie  in  bcm  gortgange  ber  Seit  n>o^)r|)aft 
frudjtbringenb  »erben  fonnen.  25iefe  ©cbanfen  finb  jwar  eine§ 
Z1)t\l6  ftd)er  ^gebniffe  ber  forfdjenben  ®ele^)rfamfeit,  »eld^e  bie 
©d)rift  nod^  nic^t  bei  Seite  gelegt  t)atte,  fie  ftnb  aber  anberen 
5£()eiB  oud)  »oo^t  ßrgebnifTc  ber  SeitereignifTe  unb  ber  3«itö«= 
^öltniffe.  2)er  alte  Orunbfa^,  baf  bie  Äird)e  unb  baS  @oans 
geltum  etneä  fei,  ba^  ba§  lei^tere  feine  "äutoxitk  erfi  em)pfange 
t)üxd)  bie  erfiere,  fonnte  je^t  faum  nod)  mit  ber  Strenge  feflge« 
galten  werben,  welche  biefe  Äirdje  ju  i^jrer  2)auer  begef>ren 
mu^te.  ferner  fonnte  ba§  in  ftd)  felbfi  verfallene  @acerbotium 
faum  no^  behaupten,  ba^  e§  2fUe§  fei.  2)aljer  fingen  onäwei: 
fei  [lö)  ju  regen,  ob  ba§  Evangelium  ntd)t  über  ber  Atrd)e  fle: 
I)e,  unb  biefe  3weifel  würben  bei  Einigen  jur  @ewt^l)eit,  baß 
eS  fo  fei.  ^)  SBar  e§  boc^,  al§  bammerte  bie  3bee  auf,  baß 
bie  .Kird)e,  wie  fte  erfd^ien  unter  ben  Sßenfc^en,  au^  ttwai 
9Renfd)lid)eä  fei,  menfd)lict)en  ge()lem  unb  2rrt{>ümern  unten 
worfen,  unterworfen  in  i^>rer  ©eftattung  juweilen  felbft  gAoalt; 
famen  Ereigniffen,  baß  e§  eine  i)ol>ere  ^ird^e  gäbe,  reiner  unb 
geiftiger  9?atur,  bie  allein  ibentifd)  fei  mit  bem  ßljri/tentljum, 
eine  Stixd)t,  welche  ftc^  nid^t  mit  J^dnben  fü()len  unb  greifen 

1)  Sed  jam  venio  ad  Terbnm  Aogastini,  qao  ecciesiastica  anctoritas 
▼idetur  maxime  extolli.  Evangelio,  inqnit  ille,  non  credierem,  nisi  me 
anctoritas  ecciesiae  compelleret.  Minim  sane  videtur,  quod  auctoritas 
peregrinantis  in  terra  ecciesiae  aactoritati  videtur  eTangelii  anteponi« 
Cum  in  tnultis  illa  fall!  possit,  illad  omnino  et  neqaaquam  potsit,  et  cum 
ip$iu8  eccleciae  auctoritas,  quantum  ad  ipsias  radicem  ex  Evangelio  ma- 
xime constet.  Imo  ipsins  institutis,  potestas,  aedificatio,  non  aliumle 
tarn  expresse,  quam  ex  ipso  iiabeantur  evangelio. 

Non>certioi  antemvidere  possumut  de  ecclesiaatque  evangelio,  qnod 
altero  cxcellentioris  sit  auctoritatis ,  quam  si  demus  fieri  posse,  ut  ali- 
quid evangelio  cantrarium  constituat  ecclesia.  Quod  otique  scio  fieri  non 
posse,  sed  fingamus  gratia  melius  enucleandae  veritatis  fieri  |iosse.  Pu- 
tasne  in  casu  illo  Aogustinam  pro  ecciesiastico  statuto  fidem  fuisse  evaa- 
gelii  rejecturum?   Clemangiis  Vota  emendationis  pag.  46. 


—   tOö  — 


laffe.  2)iefe  ©ebanfen  ober  bod)  2(nna()erung  an  tiefe  ®eban= 
fen  i)aUe  fiel)  auägebtücft  in  bem  Unterfdf)iebe,  bei  nie{)rfad)  jwi' 
fdjen  einer  römifcfjen  unb  einer  fat^olifdjen  Äirdje  aufgefient 
»orben  war.  llbtt  bie  ßefjre  über  ben  (lattfinbenben  Unterfd)ieb 
blieb  fe()r  fdjwanfenb  unb  unbeflimmt.  2)er  ()of)c  ÄleruS  unb 
bie  ©ele^rtcn  be§  r6mifcl)en  .Rircl)entl)umS  fonnten  fid)  baju 
nic^^t  cntfdjlte^en,  eine  flare  unb  unjweibeutige  ©rtlärung  ju 
geben,  burd)  n>elcl)e  einer  großen  JReformation  bet  Äirdje  b>'t{e 
bie  ä5al)n  gebrodE)en  werben  fonnen.  25öju  l)atten  fie  ftd)  ju 
tief  eingelebt  in  bie  ^crrfdjenben  ©runbbegriffe ,  baju  voax  bnS 
@efül)l  JU  ftarf,  bag  fie  felbjit  äufammenbräcben  mit  iörer  SBürbe 
unb  iljrer  J^ol)eit,  wenn  bie  Äird^e  eine  burd)au§  anbere  ©ejlalt 
empfinge,  libtt  Äeime  einer  beffern  3"f"nft  warfen  bie  Ztü- 
gerungen  bcr  Herren  beä  Äird)entl)um§  bod)  in  bie  Sßelt. 

2lud)  i)at  bie  ^öl)e  unb  SSreite,  ju  weld)er  ba§  g[eifd)lid)e 
in  ber  Äirdje  gefiiegen  ift,  feine  9?ü(fwirfung  nidjt  üerfeljlt. 

wii^  aufmerffam  barauf  gemadjt,  ba^  baö  <5öangeltum  ber 
@runb  unb  ®el)alt  beä  ©onjen  fei,^)  eö  ergeben  2{uffürberun= 
gen,  bnf  man  jurücffdjreite  ju  bicfer  8eben§queUe,  in  welcher 
bod)  2tUeä  gefuc^t  werben  muffe.  ^)  25aä  Unwefen  ber  3nbuU 
genjen  warb  betdmpft,^)  erwarb  geflagt  über  bie  nu^lofe  9J?enge 

f)  Solebant  antiqni  PatAs  et  Theologi,  quornm  per  ecclesiatn  ap- 
probata  sunt  scripta  nihil  Hicere  vel  adstruere,  nisi  quod  scripturarum 
possit  testimonio  confirmari.  Rectiisime  plane  illi  quidem ,  qooniam  in 
his,  quae  divina  sunt,  nibil  debemos  temere  definire,  nisi  ex  coelestibus 
possit  oraculis  approbari:  quae  divinitus  enuntiata  de  his,  quae  scitu  de 
Deo  sunt  necessaria,  aut  ad  sulutem  opportana,  si  diligenter  investiga- 
rentur,  nos  sufficienter  instrnunt.  Nunc  antem  plerosqne  videmus  scho- 
lasticos  sacrarnm  inconcussa  testiinonia  literarum  tarn  tenuis  aestimare 
momenti ,  ut  ratiocinationem  ab  anctoribns  doctam  velut  inertem  et  mi- 
nime  acutam  sibilo  ac  subsannatione  irrideant,  quasi  sint  majoris  ponde- 
ris ,  quae  phantasia  humanae  imaginationis  adinvenit,  quam  quae  dirini- 
tas  co'elitus  a[>eruit.  Clemangiis,  Lib.  de  studio  Theologico.  D'Acbery. 
Spicilegium  I.  pag.  476. 

2)  Ascendamns  igitur  in  muntern,  ut  inveniamus  ipsum  fundamentnni 
ecciesiae,  ipsam  scilicet  sacrae  scripturae  veritatem.  Petri  de  Alliaco  Re- 
comniandatio  sacrae  scripturae.    Gerson.  Opera  I.  pag.  605. 

3)  Fatuae  et  superstitiosac  quaedam  intitulationes  de  indulgentii« 
viginti  mille  annorum :  vel  tali  modo,  qui  dixerit  quinque  „Pater  noster" 
ante  talcm  imaginem  et  cet.   Et  esset  per  Praelatos  proTidendoin ,  quia 


—    107  — 


l>ev  gcfle  unb  ber  «^eiligen.  ^)  X)k  f)6d)ften  Äirdjcnfürjlen ,  bei 
bcnen  boä  ^nferclT^  bem  geflljntten  on  OTcm,  n>a§  einmol 
ftanb,  om  größten  war  unb  bie  fid)  frei  Qmaäjt  »on  icgtid^em 
©tauben,  fümmcrten  ftd)  um  foldje  ©ä^e  nic^t,  fo  lange  bie 
ßonfcquenjen,  bie  barin  »erborgen  lagen,  nid)t  {)erau§gejogen 
würben,  ©ie  fcbienen  and)  um  fo  ungefäl)rlid)er,  biefe  ©ä^e,  ' 
ali  fte  alletbingä  an  ber  bei  »üeitem  größten  3al)l  ber  ^rieflet 
erfolglos  »orüberljallten.  £)ag  e§  aber  Jeineäwegeö  bei  "KUtn  bet 
gall  njar,  baS  jeigten  ja  bie  Söerfe  met)rercr,  befonberä  ber  fo; 
genannten  m^flifcben  a;i)eo(ogen,  bie  SQSerfe  @bmonb§  üon  Gans 
terburt),  Äoulerö,  S^bomaä  »on  Äempcn. 

Äaum  war  möglid) ,  ba^  ein  SRenfc^  ton  gefunbem  unb 
fraftigcm  ©inn  biefe  jlarfen  Ermahnungen  ^ur  ßiebe  unb  grom; 
migfeit  la§,  ol)ne,  wenn  er  auf  ben'^errfd^enben  Unglauben  unb 
^Aberglauben,  auf  bie  ^eudjelei  unb  bie  nid)tige  SBerfljeiligEeit 
feiner  Seitgcnoffen  faf)-,  oon  bem  ®efül)le  ubermannt  wers 
ben,  ba^  ein  ungeheurer  SBiberfprud)  üorhanbcn  fei  jwifc^en 
bem  (äl)riflentl)ume  unb  ber  Äird^e,  ebne  ein  febnfücbtigeS  SSer= 
langen  nach  einer  gänjlichen  9icformation  ju  empfinben.  X>k 
olte  .Kraft  aber  be§  ©acerbotii  fäjien  gebrodjen  ju  werben  burd) 
bie  2(uf|'teUung  mehrerer  ©runb^äf^e.  25ahin  geborte  bie  fSttu 
nung,  ta^  bie  .Strebe  feineäwegeä  bei  ben  ^rie|!ern  aüein,  fon^ 
bem  überhaupt  bei  allem  d)ri|ilichen  SSolfe  ju  finben  fei,  wie 
bie  ^riefter  behauptet,  wenn  »on  ber  SCixä)t  bie  9?ebc  war  alä 
»on  einer  ©ewalt,  »on  einer  SSewahrerin  unb  »on  einer  dHü)-- 
terin  über  ba§  (goangelium.  Snbem  nun  behauptet  warb,  ba 
ber  d)rijtltche  ©laube  überhaupt  für  alle  ßhrij^en  »on  ber  höd)= 
jten  2Bichtigfeit  fei  unb  fic  alle  angehe,^)  fo  müßten  auf  ben 
ücumcnifd)en  ©pnoben  nicht  allein  auch  ßaien  onwefenb  fein/ 
fonbern  fte  müßten  aud)  b«ä  Siecht  haben  mitjujlimmen,  war 
bie  alte  SScbcutfamfeit  beö  ©acerbotii  angegriffen  in  feinen  fe(ie: 
jten  ©nmbfäulen.   ^ber  biefeS  ©acerbotium  wehrte  fich  freilich 

c«dit  Loc  in  contemptum  et  irrisionem  indulgentiarnm^  nec  continet  ve- 
ritatem.  Gersonii  Tractatus  de  absolationc  sacramentali.  Opera  II. 
pag.  408. 

1)  Gersonii  Sermo  He  nativitatc  B.  virg.  Opera  III.  pag.  1358.  • 
'2)  Qiiaesito  ii'lei  ad  onines  pertinet  Christianos  et  non  solum  ad 

praelatos,  imo  eliain  ad  Laicos.    Gail.  de  Occam.  Dialugus.  Goldast 

III.  pag.  974. 


—   i08  — 


nod)  fo  fr^fttg  alS  eS  nur  vtxmoäfte,  unb  bef)auptete,  ba^  ouf 
folcben  ©pnoben  ba  oon  bem  gonjen  SSoIfe  fo  nid>t  bie  9iebe 
fein  fonnte,  aud)  md)t  bie  Tfbgeorbneten  ber  Surften  unb  &e: 
lehrten,  fonbern  nur  bie  ?)apjte,  bie  ^arbtndle,  bie  JBifdjofe 
allein  fiimmen  unb  rtd^ten  fonnten,  ba  fte  allein  bod)  bie  97ac^. 
folger  ber  'ilpoflel  waren,  ba  auf  iljnen  oUein  bod)  ber  ®eijl 
beä  Jg)errn  tüijt. 2tber  bie  SSerbreitung  entgegcngefefetcr  9J?f  i» 
nungen  unb  ber  JBeifall,  bcn  fie  bei  ber  2BeIt  ftnben,  bcnjcijl, 
baß  ber  alte  ®laube  ber  9J?enfd)en  ön  bie  faterbotalifdje  ^err» 
li4>feit  ju  id)mr\hn  begann. 

@in  regcreä  njiffcnfd)afttid)e§  8eben  begann  befonber§  mit 
bem  »icrjebnten  3<iJ)r^)unbert.  £)a§  ©tubium  ber  flafftfd)cn 
@prad)cn  unb  be§  flafftfdjen  2fltertbunieä  belebte  bie  Seelen, 
unb  bie  ©ebanfen  ber  SWehfdjen  würben  immer  geller.  9Jid)t 
feiten  förberten  bie  ^äpjle  biefe  S3eftrebungen.  25ie  SBiffenfdjaf: 
ten  foUten  aud)  ferner  ber  ^ierordjic  jum  SDienfte  fein.  5ebe 
^ierardjie  bebarf  ber  ©tüfee  bes  SEBiffenö.  ^t}xc  SWitglieber, 
weld)e  burd)  ben  ©eifi  über  bie  9Renfd)en  1im^d}tn  foUen  unb 
ljerrfd)en  wollen,  müffen  »or  ben  übrigen  SO?enf(J)en  ba5  SBijTen 
»orauS  ^)aben.  3m  früheren  SRittelalter  war  fa|t  aUe§  SCBiffen 
bei  bem  clericalifd^en  @tanbe  gewefen.  Sm  fpäteren  aber  ge.- 
^altete  ft^  ein  $orfd)en  unb  ein  SBijfen  aud)  außerhalb  be$  fa^ 
eerbotalifdjen  Äreifeä.  3lber  nidjt  immer  blieb  ber  ©eifi  ber  ^ox- 
fd>ung  in  bem  ^ithl,  in  bem  er,  bem  ^errfdjenben  ©pfleme 
gemä^,  umfd)rieben  bleiben  foUte.  3Der  neue  ®eifi  madjte  ff(^> 
immer  mebr  bemerfbar  in  ber  ^uffiellung  bon  (Salden,  bie  bi> 
cect  ober  inbirect  wiber  bie  ^ird^e  waren.  9Iid^t  oft  inbeffen 
trat  ber  gelehrte  Stanb  mit  S3et)auptungen  \)tx\)ox,  weld^e  birect 
gegen  bie  Äircl>e  waren.  @§  war  ju  gefdl>rli(^.  Sie  waren  im 
Sntcreffc  ber  ^ird)e,  fie  waren  »on  ber  ©djolajlif  befangen. 
SBie  auf  einen  Z.i)iU  be§  S3olfc§  bie  ^eiligen,  bie  Zeremonien, 
bie  Sefie  ber  ^atljolicitdt  einen  jufammen^altenben  3auber  au§: 
übten,  fo  übten  Surd)t,  ^ntereffe,  ©ewol^nbeit  unb  angelernte 
©elebrfamfeit  iljn  ouf  bie  ©elebrten.  JSei  »ielen  berfelben  finb 
bal>er  bie  ^Regungen  gegen  bie  Mixd)t  inbirect,  juweilen  nur 
bem  fd)drferen  2tuge  bemerfbar.  <Bold)t  oeretnjelte  2(eußerungen 
fonnten  von  feiner  erbeblid^en  SQid^tigfeit  werben. 

1)  Andreae  Kjiisdopi  Mngorenais  Gubernaoulum  concilionim ,  pag. 
291.  292. 


—   109  — 


"äbtt  bfbeutenb  mar,  wenn  offen  unb  unjwetbeuttg  @a^e, 
ouf  benen  bic  gegenrodrtige  ittrd)e  jtanb,  befam^jft  würben  tOcll§ 
au$  bcr  ©djrift,  tljetlä  mit  ®rünben  ber  SScrnunft.  @6  for» 
bertc  HUt^  ben  SCBcg  be§  ®eiile§,  wa»  gegen  bie  jei^ige  Äirdje 
gffagt,  and)  wenn  tä  in  ftd)  fclbfl  feine  wolle  äßaijrljeit  enthielt, 
eS  förberte  baburd)  f4)on,  ba^  bie  3weifel  unb  Ungewi^ljeiten 
ber  SÄenfdjen  immer  größer  würben.  Sang  ifl  ber  SBeg,  ber 
gegangen  werben  mu^,  unb  bie  ^ortfc^ritte ,  bie  auf  if)m  ge« 
fdjel^en,  ftnb  oftmals  Ijalb  unbemerfbar. 

@l  ifl  nad)gewiefen  worben,  wie  burcf)  ba§  ®4)i5ma  bie 
Äird)e  in  große  Ungewiß()eit  gc!ommen  war  über  fiel)  felbfl.  "Uber 
aud)  an  anberen  @rfd;einungen,  weld^e  gleid^i^eitig  au§  anberen 
Singen  ftc^  entwirfetten ,  war  Die  Seit  ungemein  reid). 
fdjien,  alä  müßte  furj  »or  unb  wdfjrenb  beä  @d)iäma  "ilUeS 
aufwadjen,  um  bie  SKenfdjen  jum  9?acl)b6nfen  über  bie,Äird)eju 
führen.  @tner  ber  widjtigfien  Se^rfdi^e,  t>uxd}  weldje  bie  J^ie- 
xatdfit  em^orfommen  wollte  über  bie  europdifd^e  SBelt,  war^ 
baf  aud)  bie  wel(ltd)e  dytad)t  bem  ^ontificat  untertl^an  fei.  2)ie 
:^ierard>ie  tonnte  fid>  felbfl  nidjt  benfen  o^ne  biefen  ®a^.  dt 
beruljete  auf  ber  SSerbrel)ung  ber  gefunben  3bee  »on  ber  .Rircbe. 
35ie  SCitd)t  war  ba5  ßljriftentljum,  ba5  6l)ri|Tentl)um  foUte  bie 
SBelt  beberrfdjen,  alfo  mußte  bie  Äirdje,  baS  Ijieß  in  bem  ^a-. 
^jalfpfiem,  ber  römifdje  ®tu()l,  über  ber  SBelt  fein.  SBer  ben 
©a^  beftritt,  ber  griff  inbirect  ben  ganjcn  3auberf4)mucf  an, 
weldjen  bie  Äird)«  um  fiel)  gejogen.  war  nid)t  genug,  ju 
fogen,  baß  ber  ^apfi  bie  SBelt  nid)t  bel)errfd)en  bürfe  unb  foUe, 
e§  mußte  baS'SBarum  t^erauSgejlellt  werben,  unb  !aum  war  e$ 
tbunlidj,  bie  falfe^en  ©ebanfen,  auf  benen  bie  Äird)e  ruljete, 
ni4)t  ju  berül^ren. 

^a^jfl  3obanne§  XXII.  fjatte  im  3al)re  1322  einen  «Streit 
begonnen  mit  ßubwig  bem  JBaiern,  bem  .Ronige  ber  2)eutfd>cn 
inbem  er  unb  feine  brei  9Zadjfolger  bie  ganje  ©ewalt  ber  ©d^e 
in  2fnwenbung  ju  bringen  gebad)ten,  weld)e  ber  aö)tt  ^Bonifa^ 
ctu§  fluSgefprodjen.  X)ic  granjofen,  unter  beren  ©nfluß  bie 
^dplle  bamalS  fianben,  ließen  fie  gern  in  bem  ^6d)jlen  Zont 
beS  ?)ap(ltbumeä  reben,  weil  fie  meinten,  ber  Äampf  jwifdjen 
ben  2C»ignonern  unb  bem  beutfcben  Könige  fonne  eine  SBenbung 
nehmen  ju  itjren  ©unflen,  ju  ibrer  ©roße.  "Küä)  gegen  ben 
JBaiern  erreid^ten  bie  ^dpfle  nic^t,  waS  fie  erreld>en -wollten. 


—  iia  — 


2)er  leiste  ®e'oan!e  bcr  J^aupter  ber  ^ierarc^ie  Ite^  fid)  in  du- 
roipa  überhaupt  nid)t  ücrwtrflidjen. 

^ier  ift  ber  ©treit  nur  in  fo  fern  ju  beacf)ten,  fll§  ftd) 
üu§  bem  Äleruä  l^erauS  Stimmen  gegen  bie  'itoignoner  ertjoben. 
25er  Äonig  ber  £ieutfc^)en  t)atte  ba  greunbc  gefunbcn,  njo  er 
fie,  tt)dren  nid)t  befonbere  SJerbdltniffe  eingetreten,  fdjwerlid) 
gefunben  f)ätte,  unter  ben  granciäcanern.    2}er  ©treit  eineä 
Ä^eileä  ber  Jranciäcaner  roegen  ber  reinen  unb  voUftänbigen 
opopolifdjen  2trmutb  mit  bem  ^ontiftcat  war  ou§gebrod)en,  ein 
©treit,  »eldjer  in  metjt  als  einer  S3ejie()ung  böcl)ft  n)icl)tig  ift, 
unb  weldjer  nod)  tion  anbern  ©eiten  beleudjtet  werben  mu^. 
Erbittert  gegen  bie  "^oignoner,  rceldje  fie  für  Äefeer  erfldrten, 
nahmen  fie  in  bem  Streite  ^axti)ti  für  ben  Äönig.   X)it  gran; 
^  ciäcaner  9)?icl}ae(  »on  ßaefena  unb  2i3itl)elm  Secam,  fammt  ^Blav- 
.  fitiuä  üon  ^abua  nnb  ^obanneö  üon  3anbun,  fpielten  bie  anges 
febenjte  JRoUe  in  bem  Äampfe.  2)ic  ^dpfie  oerfe^erten  fte,  »erbamm» 
ten  xi)n  ßieblingömeinung  von  bcr  reinen  apofiotifd)en  2trmut^. 
©ic  fuct)ten  SBoffen  gegen  ba§  ^ontiftcat  unb  fanben  fie  leidet,  dt-- 
bitterung,  9lotl)  unb  gorfdjung  lti)xUn  fie  i^nen  ftnbcn.  @ie  bitten 
bie©u^)erioritdt  ber  allgemeinen  ßoncilien  über  baä  ^apfttf)um  unb 
bercn  Unfei)tbarfeit  behauptet,    ©ie  l)attm  gejeigt,  rcie  aud) 
^dpjle  Äeljer  fein  fonnten  unb  wie  unter  gewiffen  SSerbdttniffen 
felbft  burd)  ßaienbdnbe  ^dpjle,  bie  ber  .Kefeerei  oerbdd^tig,  ttors 
Iduftg  ergriffen  werben  fonnten. 

Sic  ^auptfadjc  aber  ifl,  wie  fte  unb  befonbcrä  9)?ürf[tiu§ 
»on  ^abua  fidj  ouöbrüden  über  Äird)e,  ^op(t,  S3ifd)6fe  unb 
^riejlcrt{)um.  war  gewi§  »on  bcr  ^ßefd)affenbeit,  baf  c§ 
einen  tiefen  ©inbrucE ,  mad)en  mu§te  auf  benfenbe  ÜÄenfdjcn. 
Sie  r6mifd)e  Äirdjc  I)ci^t  nicbt  barum  fo ,  weit  fie  ein  notb- 
wenbige§  .l^aupt  in  3Jom  baben  müffe,  jebe  @emeinfd)aft  ber 
(Sldubigen  ifl  eine  römifdje  Mixä)t,  weil  in  früherer  3eit  alle 
4  ©Idubige  Siömer  genannt  würben.^)  Ser  ^apft  unb  bie  S5i; 
fd)6fe  finb  bie  9lad)folger  ber  2lpoftel  nicbt  in  bem  ©innc ,  wie 
fte  eS  nebmen.   Unb  wenn  fic  eä  wdren,  fo  würben  fte  alä 

1)  Omnis  [ecclesia  Romanoram  potest  ecciesia  Rouiana  appellari, 
sed  omnes  lideles  possunt  appellari  Romani.  Unde  et  beatus  Paulus  ex- 
tra totam  Italiam  natus,  antetjuam  Romam  venisset,  se  esse  Romanum 
civein  asseruit.    Tota  congregatio  bonorum^  abicunque  sint,  potest  ec 
clesia  Romana  appellari.   Guil.  de  Occam.  Dialogus  pag.  481. 
1f 


folAe  bod)  eine  (Bmalt  übet  bie  SBelt  nicf)t  oiiSuben  fonnen. 
2)enn  ber  ^err  fam  nidjt  in  bicSBelt,  um  eine  njeltlidje  5Rad)t 
üu5juüben.  &r  entfd^lug  ftd)  berfelben  ganjlidj  unb  untenparf 
fi4>  bcr,  n)eld)e  eben  bsilanb.  *)  'äud)  eine  rirf)terttd)e  ©ercalt 
l)at  et  nidjt  ausgeübt.*)  Die  abfd;eulirf)|ie  unb  unetttagtidjfle 
SSptünnei,  eine  fcMimmete,  olS  fie  bei  ben  Se!ennetn  be§  ®e-- 
fe^e»  beS  alten  23unbe§  toax,  roütbe  in  ber  d)ri)llid)en  föefellj 
fd)aft  jiattfinben,  wenn  bie  geijtlic^e  unb  bie  »ettlicbe  ©ewalt 
»cteiniget  waren  in  Dem  ^ap|!e.^)  (16  ijl  Äe^ftei,  bie  taifets 
lidje  ®enjalt  berjuteiten  f  on  bet  pdp|llid)en  unb  fie  barjuflellen  *) 
aB  einen  2(u»pu6  terfelben,  e§  ift  abfd)eulic^,- aud)  nut  »on 
einet  »oUgültigen  2Ract)t»oUfommenl)eit  be6  tömifdjen  @tuf)le§ 
ju  fpred)en.  6t)riftU3  orbnete  bcm  2(pojteI  ^ettuö  bie  Ätrcfce 
nidjt  untet  unb  es  roat  fein  2ior3U9  beffetben  tjot  ben  arbern 
S3ifd)6fen  ba.  2)er  ifl  ber  erfle  unter  ben  SSifc^öfen,  njel'djer 
am  d)ri|ilid)ften  lebt  unb  am  d?ri|t(id)ften  geftnnt  ijl.  ^)  35ie 
2(utoritdt  beä  römifdjen  @tul)le§  i|l  »on  menfd)lidjem ,  nid)t  won 
göttlichem  9ied)t.  ©in  öcumenifdjeä  Goncif  obet  bie  oberpc 
TOeltlid)e  SRac^t  fann  biefe  2(utoritdt  ertljeilen.  Die  Decreta= 
len  beä  romifdjen  ©tul)[c5,  »eldje  »on  9iom  auä  fo  fred)  oufs 
gefletit  werben  wie  allgemein  eerbinblid^e  ©efe^e,  beinobe  wie 
©laubenäartifel,  jinb  nictjtä  weitet  alä  ein  fredjer  JJrug.") 

SQSie  alle  Sßi\ä)b^i  bem  ^apjie  gleid)  fielen,  fo  lieben  a^d) 
biefen  wieberum  aUe  ^rieftet  gleidj.  DaS  ^rieftertbum  ijl  ba 
jum  Dienen,  jum  Sieben  unb  jum  8el;ren.   (Sine  ©ewalt 

1)  Marsil.  de  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  94  —  102.  174. 

2)  Marsil.  de  Päd.  Defeiuor  pacis,  pag.  332. 

3)  Si  enim  hoc  esset^  omnes  Cbristiani  essent  servi  et  nullus  esset 
liberae  conditionis.  Omnes  enim  essent  servi  siimmi  Pontificis.  Lex 
christiana  esset  majoris  servitutis,  qooad  temporalia  qnam  lex  vetos. 
Guil.  de  Occam.  Dialogux,  pag.  776. 

4)  Guil.  de  Occani.  Dialogus,  pag,  896. 

5)  Qais  ergo  episcopomm  aot  saccrdotora  magis  meretur  Apostolo- 
rum  dici  snccessor,  is  carte,  qui  eos  anijilius  moribus  et  operibus  imita- 
tur.    Marsil.  de  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  205. 

6)  Marsit.  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  253. 

7)  Non  enim  sunt  Decretales  lege»  divinae  ant  humanae,  sed  narra- 
tiones  ^it  documenta  et  in  pluribas  Oligargica  quaedam  statuta.  Marsil. 
dn  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  339.  Z;k  2){cretalien  Ui  falft^en  Sfitor 
»«rroarf  er  gänjlid). 


—   112  — 


lehren  allein  i|!  ba§  ^rieflertf^um,  ntd)t  eine  ®mdt  ju  jwingen 
trgent)  woju,  irgenbwie.  *)  grei  mu^  überljflupt  ber  ®laube 
ftd)  ausbreiten,  9?iemonben  foUte  er  aufgebrungen,  iJliemanben  . 
aufgenottjiget  »erben.  2)ic  ©ewalt  ber  ©cbluffel  ijl  nidjt  fo 
ba,  wie  fte  jei^t  bie  Äirc^)c  m^t\)tt.  fflut  ®ott  allein  I6(t  be§ 
roat)r^aft  d7euemüt()igen  <Sd)u(b  unb  (ieQt  feine  9{einf)eit  wieber 
^jer.  2)er  ^riefier  fann  nur  weifen  unb  jeigen,  wie  einer  ge» 
bunben  fei  »on  ber  ®ünbe  ober  wie  er  eon  @ott  wieber  von 
berfetben  erlöfet  worben.^)  ^ud>  bo§  wjrb  berührt,  baß  bie 
@d;riften  be§  alten  SunbeS  auf  ungehörige  SBeife  angewenbet 
werben  für  bie- djrijllidje  ÄirdjengefeUfdjoft,  für  weldje  bodj  bie 
©d^rift  beö  neuen  JöunbeS  allein  gültiges  ©efefe  fei.  2!»orauf 
wirb  wiebcrbolt  aufmerffam  gemadjt,  baß  ein  gewiffer  unb  ju: 
üerläfftger  ©laubc  nur  auS  biefer  ®d)rift  genommen  werben 
f onnte. ')  Unb  3ebermann  ftebet  Uiä}t,  weldje  Sonfequenjen  in 
biefen  @a^en  lagen  unb  waS  auS  ibnen  nod)  weiter  gefolgert 
werben  fonnte  gegen  baS  romifdjc  Äirdjentbum.  ©djon  wirb 
eine  ©b^lofigfeit  ber  ^^riejler  betradjtet  als  nur  von  SRenfdjjen 
eingeführt,  unb  fie  fonne  fomit  oud>  »on  SRenfdjen  wieber  ouf» 
gehoben  werben.*) 

1)  Quoniam  sicnt  omnia  camalia  in  nccessitate  sunt  posita,  spiritaa- 
lia  antem  in  voluntate,  sie  et  qui  principes  sunt  spirituales,  principatus 
eorum  id  est  praelatorum,  in  dilectione  debet  esse  positus  non  iatimore. 
Decet  aateui  et  corporate  ubsequium  ab  bis,  qui  praesident,  oiferri,exein- 
plo  domini  lavantis  pedcs  discipalorain.  Marsil.  de  Päd.  Defensor  pa- 
cis,  pag.  113. 

2)  Aliter  ipse  Deus  solvit  vel  Hgat,  aliter  ecciesia  id  est  sacer- 
dotes.  Ipse  enim  per  se  tantum  dimittit  ita  peccatuin ,  qoia  et  animam 
mundat  ab  interiori  macnla  et  a  debito  aeternae  mortis  solvit ,  non  au- 
tem  hoc  sacerdotibus  concessit,  quibos  tarnen  triboit  potestatem  ligandi 
et  solvendi,  id  est  ostendendi  bomines  solutos  Tel  ligatos.  Marsil.  de 
fad.  Defensor  pacis,  pag.  119. 

3)  Objiciet  autem'  aliqois  imperfectionem  evangelicae  legis,  si  per 
ipsani,  ut  diximus  safficienter  regulari  nequeant  actas  humani  contentiosi 
pro  statu  et  in  statu  praesentis  ?itae.  Nos  autem  dicamus,  quod  per  le- 
gem eTangelicara  sufücienter  dirigimur  in  agendis  aut  declinandis  in  vita 
praesenti;  pro  statu  tarnen  venturi  saeculi  sea  aeternae  salutis  conse- 
quendae  aut  supplicii  declinandi  propter  qaae  lata  est,  non  quidem  pro 
contentiotis  actibns  bominum  civiliter  redueendisad  aequalitatem,  eo  quod 
Christus  in  mundum  non  venit  ad  bujusmodi  regniandos  pro  vita  prae- 
senti,  led  futnra  tantummodo.  Marsil:  de  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  141. 

(         4)  Marsil.  de  Päd.  Defensor  pacis,  pag.  133. 


—    113  — 


Äeine  S^it  be»  SRittelalterS  war  fo  nid)  gerocfen  an  nli- 
gtoa^fttc^tidjen  SJeroegungen,  alS  bie,  treidle  »om  2Infange  be§ 
breije^nten  biä  jum  Seginnen  beS  funf3ef)nten  rctitef.  2Bol)in 
fidj  baS  tluge  wenbet,  finbet  eä  btefe  S3enjegung,  mlä)i  in 
tterf4)tebener  'Kxt  unb  23eife  ben  Bweifel  ber  Sßelr  an  ber  xö- 
tntfcfjert  SCixdie  auäbrutft.  S5alb  iff  eä  tjetmlidjer  ober  offener 
2fbfaII  »om  6^»rijienti)um,  über  wetdjcn  bie  Äfagen  ber  Seit  er.' 
tönen,  balb  i\t  eä  baS  allgemeine  Stocfen  in  fcem  SStutumlaufe 
bti  d^riitltcf)en  ©efeflf4)aftäföriper§ ,  über  ben  ber  3antmer  ber 
SBett  ftd)  fo  Ijerbe  auäfpricbt,  baß  ba§  Sqzx'^  bawon  ergriffen 
werben  muf;  balb  ift  e§  ber  Streit  ber  @eUf)rten  unb  baS  83er= 
»irren  ber  fat^olifdjen  2^octrinen  in  ftd)  fetbfr,  »eldjeS  einen 
allgemeinen  SSerfall  beä  Äirdjent^umeä  ju  verfünben  fdjeinet, 
balb  tönet  ein  leifer  2aut  be§  eüangelif4)en  ©eijte§  roiber  bie 
et)erne  CiRauer  SHomi,  beä  Sacerbofii  unb  ber  fleifd^lidjen  ^irdje 
an.  'iilod)  ftnb  biefe  SSeroegungen  nid)t  alle  betradjtet,  bie  ftdj 
in  biefer  3eit  «uä  bem  romifdjen  Äir($ent^ume  üortfjun  unb  feinen 
25octrinen  fetbfr,  au§  ber  reidjen  güUe  ber  SBiberfprüctie  ent: 
wicfelten,  weldje  in  benfelben  »orfjancen  tparen.  @ä  trat  nod) 
eine  (frfcbeinung  tjerpor,  weld)e  ftd)  ungemein  weit  eerjroeigte. 

lieber  einen  ber  ^au^Jtgrunbfd^e ,  auf  n>cld)em  bie  ^eilig: 
feit  beä  Sacerbotii  fie{)en  foUte,  ex^ob  ftd)  in  ber  .Rirdie  felbfl 
ber  bitterfte  Swift,  dx  betraf  einen  fet)r  wefentlidjen  §3unft, 
(?tu>a»,  n>a§  baä  Sacerbotium  ju  einer  ipauptjlii^e  feiner  ^ei- 
Ugfeit  unb  G^rreürbigfeit  gemad)t  f)atte.  Sie  S5elt  lernte  burd) 
ben  ©treit  »ieberum  einen  ber  üort)anbenen  Sßiberfprüd)e  fui)-- 
len.  Sie  warb  »ieberum  ()ineingen>orfen  in  ein  2ab>)rint[; 
t?on  SnJtifJln;  benn  bie  beiben  fampfenben  ^artöeien  oerfdumi 
ten  üud)  hierbei  mi)t,  fid)  gegenfeitig  ()in5uf}eUen  d$  <Sd)i$' 
matifer  unb  Äefeer.  @ä  ift  in  biefer  ganjen  Seit,  aB  muffe  bie 
^vird)e  felbft  Darauf  l)inarbeiten ,  ba^  bie  SBelt  ju  jweifeln  on 
ihr  genötl}igt  werbe,  aud)  wenn  fte  biefe  ßnjeifel  oon  felbjl  nid)t 
auffajjen  wolle.  @ä  fommt  eine  ©adje  nac^  ber  anbern,  bie 
fein  etnjelner  2}?enfd)  Ijerocrgcrufen,  weldje  ftd)  inägefammt  au6 
ter  ©ewaltfamfeit  ber  Seröältniffe  entwideln,  in  we[d)e  bie 
Ätrdje  fid)  felbft  oor  ^aör^unberten  gejleUt  ^at.  Unter  unb  wdf)= 
tenb  biefe»  Streitet  feimt  eine  reiche  ©aat  te^erifdicr  9)?einun: 
'gen  aue  ber  Äird)e  ^eroor.  Sie  ^albe  fatt)olifd}e  2BeIt  wirb  an» 
gefüllt  mit  Äefeerei,  unb  <Secte  auf  ®ccte  tritt  ^eroor,  bie  balb 

II.  Z^(il.  8 


—   114  — 


in  tiefer  unb  balb  in  lenet  SBcife  w'xbex  bie  rimtfdjc  ^\x<S)e  m- 
vtn.  23iefe  ©ecten  fomen  Btd>t  auS  bem  cwangeltfdjen  ©eific, 
obrooi)i  einige  oon  itjnen  i^n  unb  rcieber  von  bemfelben,  wie 
aniti)au<i)t  erfdjeinen.  @ie  famen  aus  bem  ®ei|le  beä  r6mi= 
fd)cn  Ättd}entt;umeä ,  ben  fie  überfpanntcn  ober  ben  jte  barfleU 
len  wollten  in  feiner  Steinzeit,  weil  fie  fü()(ten,  ba^  er  in  jenem 
nur  t)orf)anben  fei  unter  SJiberfprüdjen.  2lber  fte  jeigten  burd) 
i^r  2)afein  unb  i(;re  SÄeinungen  ber  2Bett  biefe  SBJiberfprüdje, 
fte  mti)xUn  bie  SSenuirrung  unb  bieSweifel,  unb  baburc^  ^aben 
and)  fie  bem  ©eipe  t>er  2Bat)rf)eit  gebient. 

SSirginitat  unb  apoflolifdje  ?irmut()  feilten  ^aupt|Iüi|en  beS 
facerbotalifdjen  'ilnfeljenä  fein,  ©ie  waren  ijoijt  Wlittd  jurSSoU» 
fommenl^eit,  fte  waren  felbjl  S3ollfommen{)eit.  Zi)at\äd)liä)  war 
freiließ  bü§  ©ine  fo  wenig  alä  baä  2Cnbere  ju  ftnben.  2)ie  S(ixä)t 
war  unerme^lid)  reidj):  fte  jeigte  im  breijef)nten  unb  üierje^nten 
Sa(;rl)unbert  biefen  9?eid)t[)um  in  einer  prangenben  güUe.  ©er 
^riejler  geno^  inbeffen  biefeS  9?eid)tt)um5  nur,  fein  (5igentt)um 
war  er  uitl^t,  er  blieb  ber  Äird)e.   X)ai)tx  modjten  bie  S5ifd)öfe 
fid^  mitten  in  xi)xm  ©tanjc  bie  Tlxmm  be§  .^errn  nennen.  35ie 
Sßelt  inbeffen  i)atu  gefüllt,  bag  biefe§  bod)  immer  eine  feltfame 
2lrt  ber  "Kxmut^  fei,  weldje  jugleidj  audj  SJeidjt^um  wdre.  2)ie 
^riefterfdjaft  war  bod)  reid),  wenn  aud)  ba§  ®ut  eigentlid)  nicl)t 
il)r,  fonbern  bem  ^Begriffe  „bie  Äirdje"  angeboren  foüte.  25a8 
©acerbotium  fagte  e§  überbem  fo  oft,  ba^  e§  felbfl  biefe  Äirdje 
fei.   9Zun  waren  bie  föifdjofe,  bie  ^riefier,  bie  ©taubenäboten 
ber  ewangelifc^ ;  fatf)0lifd)en  Äirdje  burd)  bie  2Belt  gegangen, 
©ie  waren  arm  g«wefen  unb  iljre  .Kirche  war  aud)  orm  gewe* 
fen.   2)a§  r6mifd)e  Äivd)entl)um  war  in  S3erlegcnl)eit  gefommen  ^ 
mit  feiner  a:(>oftolifd)en  Tlrmutl).        biefer  S3erlegent)eit  waren 
bie  SDrben  ber  ^Dominicaner  unb  ber  granciäcaner  gegrünbet 
worben.  S3eibe  l)atten  ftd)  gleich  au6gejeid)net  nid)t  allein  burd) 
bie  SSerfotgung  ber  Äe^er,  fonbern  aud)  burd)  bie  .^eftigfeit, 
mit  ber  fie  bie  ßajlcr  beö  ^leru^  unb  ttx  anbern  -Drben  ent-.  I 
t)nüt.   Unter  einanber  lebten  fte  in  bem  ^eftigflen  3»Pifl.  griebe 
war  in  biefem  Ätrd)entl)ume  nirgenbä  ju  ftnben.   Seber  bet  ^ 
SBettclorben  bel)auptete  an  J^elligfeit  unb  ebrwürbigfeit  über  , 
bem  anbern  ju  fielen.   SBieberum  lagen  fte  beibe  mit  ben  Uni»  i 
üerfitdten,  ben  Söeltgeijlli(^en,  ben  anberen  Drben,  in  ewigem  . 
Äriege.  Der  öpoftolifc^c  ©tu^l  aber  fjielt  einen  wie  ben  onbern  o 


—  H5  — 


biefer  Serben  t)C(^  unb  überfd)uttcte  fie  mit  ?)rioile9ien  unb  mit 
Sitä)tcn.  Säbel  unb  Söunber  würben  tnSSenjegung  gefegt,  um 
bte  Srben  ju  tx\)bi)tn  üor  ben  ^fugen  bet  aWenfdjen.  2Benn  bcr 
otten  SSKartprer  einer  über  ben  l)ct(tgen  SwttJ  ton^tffiffi  gcjtcllt 
JU  »erben  fdjien,  fo  ert)ob  firf)  ein  furdjtbarer  8arm,  unb  ber 
un»orftd)tige  ^riejter,  ber  eä  get^an,  warb  mit  Strenge  juredjt 
genjiefen.  @§  warb  [orgfam  bie  @age  »erbreitet,  ba^  ber 
Ijeilige  granj  ©tigmota  an  feinem  ßeibe  gefjabt,  aU  mnn 
öuc^  er  am  Äreuje  gelegen  wie  bet  ^err  unb  @rl6fer.  (5ö 
wirb  ber  cljriftlicljen  2Belt  aufgegeben,  ba§  2)ofein  biefer  ©tig» 
matd  für  wabr  ju  galten  v»ie  einen  2frtifel  beä  ©laubcnä 
fentlidf)  notb^enbig  jur  ©eügfeit.  ^)  Zui^  ein  gejl  berfelben 
tparb  nact?moB  ju  feiern  geboten.^) 

iRun  bitte  au<ä)  bie  apoftolifdfje  2Crmutf)  be§  ^randScaner^ 
orbenS  nidjt  lange  auögebalten.*)   6r  bitte  gro^e  Sveidjtbümer 

1)  Wadding.  Annales  MinornJn  a.  1291.  V.  pag.  26?. 

2)  2)aÄ  mar  fd)on  flcfd)e^cn  öon  Oregor  IX.  2)ie  @a^e  tvarb  ahn 
nodjntalö  ben  ©laubigen  oftcrfi  cingcfd)drft.  Admiranda  illa  salutis  Donii- 
nicae  passionis  insignia,  quae  in  ejusdem  Sancti  corpore,  dum  adliuc 
vitali  spiritu  foveretar,  manus  coelestis  operationis  impressit,  viderunt 
namque  oculi  fideliter  intuentes  et  certissime  contrectantium  digiti ,  paU 
paverunt,  qaod  in  manibus  ejus  et  pedibus  expressa  undiqne  similitudo 
claTorum  de  subjecto  propriae  carnis  excrevit:  quam  eqnidem  idem  Sanctus 
studiose  ab  oculis  liominum,  quorum  refugiebat  gloriam,  dum  viveret 
abscondebat.   Inventa  est  quoque  patentius  in  ipsius  defuncti  corpore 

{  non  inflicta  liumanitas  nec  facta,  plaga  Tulneris  lateralis,  quasi  aiic^iiid 
instar  lateris  Salvatoris,  quod  redemptioniä  Lumanae  in  Redemptore  no- 
stro  protulit  Sacramentunr. 

Si  qais  vero  spiritu  temerariae  praesumptionis ,  divini  muneris  invi- 
tus  et  Apostolici  judicii  sacrilegus  impognator,  pracmissa  vel  alia  prodi- 
giorum  signa,  quibus  in  ecclesiaDei  sanctitas  pracdicti  confessoris  eluxit 
improbae  contradietionis  niorsibus  crederet  obtrectanda^  voluiraus  et  man- 
davimus,  ut  eum  sanae  nienti  restitueret  judicialis  severit^s  disciplinac. 

i  Bulla  Alexand.  IV.  a.  1257.    Wadding.  Annales  Minorum  IV.  pag.  102. 

I  Bulla  Nicol.  III.  a.  1279.    Wadding.  Annales  Minorum  V.  pag.  88. 

j  3)  geft  für  bic  ©tiguicita  rcarb  6d  bcm  Ötben  fdbfl  im  Sa^rc 
1304  unter  Senebict  XI.  eingeführt.  Unter  ©ittuö  V.  im  So^rc  1615 
warb  tai  gefi  angeorbnet  für  bie  gonje  fat^olifc^e  £hriflent)eit.  Wadding. 
Annales  Minorum  VI.  pag.  39. 

4)  ©d)on  bcr  iroeite  OrbenÄgcnerof  Scnaoentura  Ilagt.  Pecunia  nostri 
Ordinis  paapertati  goper  omnia  inimica,   avide  petitnr,  ineaate  recipi- 

8« 


—   116  — 


gettjonnen  in  futjet  3eif.  2)ie  beibcn  Scttetovbcn,  weil  fie  tU 
ttHiö  3£nbere§,  ctwaS  ^öfjereä  »erben  ju  wollen  fdjienen,  ol§ 
bie  früheren  Srben,  waren  mit  reid^en  ©aben  üon  bcr  glaubis 
gen  SSSelt  überfd)üttet  werben.  (Sä  loutete  aber  bie  Sfeget  be§ 
l)eiltgen  S^nj  fe^r  benimmt,  bag  bie  SDrbenäbrüber  weber  im 
©njetncn  nod)  al§  ®efammtl)eit  etwaö  befi^en  foUtcn. ')  ^aum 
f^icn  ber  Srben  bie  2luöfunft  nehmen  ju  fonnen,  mit  welcher 
ftd)  bie  übrigen  SDrben,  bie  übrigen  ©nccrboteä,  über  bie  apo» 
ftolifd)e  "ilxmuti)  ^inwegl)alfcn.  Sie  ^dppe  wollten  baju  bie 
,^änbe  bieten,  ©ie  (^atten  bie  ^abc  beä  Drbenö  für  ein  ©igen: 
tbum  be§  romifdjen  @tubleä  crtUut.')  2)aburcl)  follte  ben  gram 
ciäcanern  auf  bie2luäEunft  geholfen  werben,  wcldje  bie  Ucbrigen 
'f)att(n.  25er  ^rben  felbfl  befa^  alfo  nic^tä  mebr,  wie  jebct  ein; 
jelne  ^riefier  ober  S3ifd?of  nid()t3  befi^en  follte,  ba  3llle§  ber 
Äirdje  war. 

2lber  ber  in  ber  Siegel  beS  b^f'S«"  S^nj  auägebrütf tc  ©et 
banfe,  ba^  ein  wahrer  2)iener  beö  .^crrn  in  bem  Suflanbe  bcr  öolls 
fommenfien  unb  unbebingtejlen  2frmutb,  flüdjtig  burd)  btefeSSelt 
geben  muffe,  al§  wenn  e§  feine  ©tdtte  gar  nidjt  fei,  i)attt  um  fo 
tieferen  ©nbrud  auf  öiele  ©emütber  gemacht,  aU  geglaubt  warb, 
aud)  ber  J^crr  unb  bie  2lpofloten  waren  in  einem  foldben  3u* 
fianbe  immer  gewefen,  fo  lange  jie  auf  ^rben  gcwanbelt,  al§ 
bie  ganje  9?egel  beä  i)titiQtn  granj  angefeben  warb  al5  ber 
tjoUfie  unb  reinfte  ©rgu^t  beS  ©»angelit.  geftaltete  fid)  eine 
%  f)etht  unb  eine  milberc  2lnfidbt  über  bie  apo)lolifd)e  2lrmutb  in 
I  bem  Drben  felbfl,  wetd)e  fid)  mit  bemßaufc  ber  Seit  auäbilbete 
ju  einem  f6rmlid)en  ©dbiäma.  2)er  milbcren  '^nficbt  tag  bei 
©ebanfe  jum  ©runbe,  baß.bod)  aud)  ber  Srben  ber  grancigs 
canet  ftcb  eine  dbnlid)e  3lu§funft  fönne  gefaßen  taffen  wie  bie, 
mit  welcber  bie  ganje  Mixä)t  bie  apojlolifdje  Slrmutb  glücflid) 
umgangen  t)atte.  X>k  2lnbanger  ber  flrengen  2lnfid)t  t)idkn 
ftd)  feft  «n  bie  SQSorte  bcä  bf'I'Sß"  Sranj        pt«n9  <»"  bie 

tur  et  incantins  contrectatar.   Wadding.  Annales  Minoriiic.  a.  1267.  IV. 
pag.  58. 

1)  Ex|)Ositm  in  Regnlam  Fratrum  Minoruni.  Boiavcntnra  Opera 
VII.  pag.  321. 

2)  Mt  9)äpji«ßon  Owgor  IX.  an  Ratten  bic  ©üter  b<«  ürbcnfi  at«  QU 
gentl^um  t)ti  ppoficlifdjcn  6tuf)(cfi  betrautet  unb  b<m  Orbcn  fdbfi  ben  ©c; 
braucb  gdaifen.    Wadding.  Annales  ecciesiae  a.  I.t22.  VI.  pag  402.403. 


—    117  — 


95ef)auiptun9 ,  au5  mld)ix  fte  gefloffcn  waxm,  baft  bet  ^err 
unb  bie  ^Tpofiolen  f einerlei  ßigenf^um  befeffen,  webet  im  (5in= 
jelnen  r\od)  eine  @efammt()eit.  ©ie  felbjl  be()oupteten  nun 
gar  nid)t§  ju  befi^en,  obwotjl  (te  e§  alä  S^rbenämitglieber  boc^ 
befafen,  unb  felbjl  waä  fie  »erbraud;ten  jum  geben,  wollten  fie 
ein  njal)re§  ©igcntbum  nid)t  genannt  wiffen.  23te  erflere  9)ar; 
t^ei  entblobete  ficf?  foga»  nid)t  ju  fagcn,  baf  bie  9Iegel  be$  ^ei-- 
ligen  granj  in  itjrer  ©trcnge  ganj  unanwenbbat  fei.*)  ^apjl 
iRico(ou6  III.  glaubte  fte  eine§  ©efferen  beleljren  ju  muffen,  unb 
et  t^at  eö  1279  in  berS5ulle  „Exiit,  qui  seminat,  seuiinare 
semen  suuin."  3n  biefet  S5uEc  brühte  ftd)  bet  l)eilige  SSatet 
etwas  un»orfid)ti9  auS,  benn  et  bebau^)tete' barin  cbenfaCä,  ba^  bet 
.^err  unb  bie  2lpoflolen  gar  nidjtä  befeffen  webet  im  ©injelnen 
nod)  otö  eine  ®efammt{)eit,  fo  lange  fte  ouf  @rben  geweilt.  2) 
2)abutd)  würbe  bie  SJladjt  ber  SSifdjöfe  jweifelfjaft,  welc^je  bie 
Äird?e  batjlcllten,  weldje  bie  Sjtadjfolger  ber^popel  fein  wollten. 

SSon  mel)reren  ©citen  ^er,  wenn  aud)  immer  nur  auf  eine 
inbirecte  SBeife,  warb  bie  romifdje  Äitc^e  burdj  biefen  ©treit 
bebrot)et.  ©egen  bie  fiSettelorben  traten  bcbeutenbe  ©egnet  auf. 
Sie  lebtten,  ba^  bie  2frmut^  an  fid)  felbft  gat  fein  SJerbienfl 
fti.^)  Samit  war  eine  ber  ©tü|en,  burd?  weld^e  baä  ©acer^ 
boftum  f)eilig  fein  wollte,  angegriffen.  ®r6§ere  ®efal)t  aber 
btadjtc  bet  Äirdje  nod)  bie  9?id)tung,  weldje  ftd)  unter  ben 
granciäcanern  felbft  jeigte  unb  in  ber  be^au^jtet  warb,  baf  nut 
bie  oßerooUfommcnjle  2lrmutl)  heilig,  ebrwürbig  mad)e,  ba§  voa^xt 
©acerbotium  barftelle.  SSou  biefet  ©eite  ^tt  \)at  bie  tömif^e 

1)  &o\d)t  klagen,  bog  bi;  IKegct  ganj  unpracHcabcl  fei,  roteber^okn 
{i4  in  bem  Orben  otrfcftitbentn  Seiten.  Wadding.  Annales  Minoram 
a.  1279.  V.  pag.  73.    Annales  Minonim  a.  1331.  VII.  pag.  120. 

2)  Dicimos,  quod  abdicatio  proprieUtis  omnium  rerum  tani  in  spe- 
ciali  qoam  etiam  in  commoni  propterDeom  meritoria  est  et  sancta,  quam 
Cluristus  Tiam  perfectionüi  ostendens  verbo  docoit  et  exeniplo  tinnavit 
qaamque  primi  ecclesiae  fandatores  proat  ab  ip30  fönte  hauserant  invo- 
lentes  perfecta  vivere  per  doctrinae  ac  vitae  ipsorum  alveos  deriraront. 

3)  ?Iin  ^cftigllen  gefd^o^  bicfc«  oon  aBtlbelni  oon  ©anct  Minore  in 
itm  SBerte:  de  pericolis  nov'issimorum  teraporum.  0i{c{)arb  Otabolp^, 
ber  ^tima«  eon  Srlanb,  tarn  im  Ha^xt  1357  cigenÄ  beil^atb  nad)  Wotgnen 
um  btm  papfie  iu  Icfjrcn,  bog  «rmutt)  unb  »cttclei  mcf)t  ottein  fein  SScr; 
biin(i,  fonbern  iai  leitete  felbjl  ft^tmppi^  bem  e^tijten  fei.  Wadding. 
Annales  Minoram  a.  1357.  VIII.  pag.  127. 


—   118  — 


Mh^t  um  fo  gefa()rli4)ere  ^(ngriffe  tx^a^rm,  je  weiter  \xd}  bie 
gwndöconer  burd)  bte  fogenannten  SCertiarter  unter  ten  Saien 
ausgebreitet.  bie  fd)wdrmerifci)e  2(n[id)t  einiger  granciäcaner 
t)on  ber  Siot^wenbigEeit  ber  reinen  unb  unbcbingten  Zxmutf) 
()atte  nidjt  alletn  für  bie  rpmifd^e  ^ix<i)t,  fonbern  für  baS  6()ri« 
jlent(>um  felbfl  eine  ®efal)r  erjeugt.  @in  SWann,  bec  falabrefifdje 
2(bt3oad)im|(tl202),  ()atte  fdjon  behauptet,  brei  ©efe^e  müßten 
auf  einanber  folgen  ^  baä  britte  er(l  werbe  ewig  bauern.  25a5 
©efe^  be§  SSaterä,  »eldjeä  9)tofe6  gegeben,  fei  vorübergegangen, 
baä  ©cfe^  beä  ©oi^neS  »erbe  ebenfalls  worüberge^en,  ein  brit» 
teS  aber,  baä  ©efefe  beS  Ijeiligen  ©eifleö,  roeldjeS  unbebingte 
lixmuti)  gebiete,  »erbe  ewig  magren,  ^)  Qx  t)atte  «udE)  ein  neueS 
ßoangelium  aufgefegt,  weldjeS  boS  ewige  ober  baS  ©uanges 
lium  beS  {)ei(igen  ©eifteä  genannt  warb.  Snbeffen  wirb  auch 
ein  granciScaner,  3of)anneä  »on  ^arma ,  aB  SSerfaffer  ges 
nannt.  fönnte  fein,  baf  ber2(bt  Soadjim  nur  ben  ©eban* 
fen  aufgefteUt  unb  bie  granciäcaner  benfetben  ouägearbeitet  \)äti 
ten.  3tuf  ber  Uniüerfttdt  ju  ^ariä  »ertfjeibigten  bie  granciäca» 
ner  baö  ewige  ©oangelium,  unb  jene  erl)ob  im  ^ai)xt  1256 
Ätoge  in  9?om  beim  ^apfie  3(lerünber  IV.,  weldjer  ba§  ffiuc^ 
ju  verbrennen  gebot.  ^)  2tul  bem  ©rfdjeinen  biefe§  neuen  @eoni 
gefii  bewies  SBil^elm  »on  ©onct  2imore,  bop  baS  SUdö)  be§ 
2(ntid;riflä  |)erauffommen  woüe. 

1)  Fingens,  qood  sicut  Pater  habuerat  soara  legem  tempore  Moysii 
et  legis  scriptae.    Filias  vero  tempore  legis  gratiae  et  Erangelicae;  ita- 
Spiritus  Sanctiis  legem  inspiraretconsuinatam  sah  paupertate Legis  Evan- 
gelicae.    Gerson.  <le  libris  caute  legendis.    Opera  I.  pag.  114.  S5otf 
cluigc  SDangtlium  beä  ©ciftc*  bcftanb  aui  ferti  Sf)dlcn.  Liber  concordia- 
rom ,  vel  conoordiae  veritatis.  Apocalypsis  nova.  Psalteriiira  decem  chor-  C, 
darum.  2)üju  geborte  Introductorium  in  Evangelium  aetemom  oon  rincm '  , 
Oeroiffcn  (9crf)nrb.   2[Bi(f)clm  son  ©cinct  Wniore  fagt  baoon :  Aliqui  labo-  N 
rant  ad  mutuandum  Evangeliam  Christi  in  aliud  Evangelium  quod  dicunt 
perfectius  et  melius  et  dignius,  quod  appellant  Evangelium  aeternnm 
sife  Evangelium  Spiritus  Sancti.    Aeternum  congrue  dici  potest,  quia 
jam  vulgare  et  <sommune  in  materna  lingua  et  sie  in  aeterna  memoria. 

2)  Fratrcs  namqae  quaedam  nova  praedicabant ,  legebant,  docebant, 
deliramcnta,  quae  de  libro  Joachin)  Abbati$,  cujus  scripta  Gregorius 
Papa  damnaverat,  extraxerunt.  Et  quendani  libram  composuernnt,  quem 
*io  eis  intitulare  complacuit.  Incipit  evangeltum  aeternu».  Matth.  Par.  ad 
an.  1257.    Hist.  Angl.  pag.  807. 


—  iie  — 


Daffelbe  tfi  ebenfalls  ein  neueä  unb  fxfeirereS  ä^ugnip  übet 
ben  3u)taBb  bet  Jitnge  unb  über  bie  ©efü&Ie  bcr  2}?enfd)en, 
rocld)e  burd?  tbn  erjeugt  würben.  25er  eine  fallt  vom  ßJjrijlen-- 
tbum  ab,  bet  Änbere  be^t\)xt,  büf  burcb  ein  unmittelbare» 
SGBunber  (Settel  bie  Äirdje  au5  bem  ßabprint^  gcjOS^"  werbe, 
in  »eldjeä  fie  gefallen,  weil  eine  anbcre  Stettung  nic^t  fei;  bet 
25ritte  erflärt,  bap  ein  ganj  neueS  ©efc^  gemad^t  werben  muffe. 
2Ctle  biefe  2)inge  jeigen  ftd)  nid)t  bei  einjelnen  5!}?enfd)en,  fon» 
bem  fie  jeigen  fic^  immer  bei  einet  größeren  ©efammttjeit.  & 
finb  bie  2lu§brüd)e  ber  SBetjweiffung  über  ben  treftlofen  äuflanb 
bet  Äird)e,  eS  finb  3nwege,  auf  weldje  bie  Äirdje  bie  SRenfc^en 
jum  Sbeil  felbjl  geführt  bat.  SBaö  bie  granciscaner  in  ibrer 
@d)wärmerei  auSfäeten,  baS  trug  rdd)lid>e  §rüd)te  unter  ben 
gaien.  66  b^tte  fict)  ein  ®eijl  unter  ben  granciäcanern  geregt, 
ber  ben  Äirdjenfürften  ungetnein  bebenflic^  erfd)einen  mu^te, 
wenn  et  fo,  wie  et  in  bem  ©«angelio  beä  \)t'üiQen  ©eifteä  fidj 
bat|lellte,  ftd)  aud)  aOerbingä  nur  in  einjelnen  granciäcanern, 
nicbt  in  bem  ganjen  Drben  gejeigt.  2lbet  auS  bem  ^rben  waren 
boc^  fcbon  Stimmen  gefommen  unb  eö  famen  beren  in  äufunft 
immer  mebrere,  bap  boö  wabre  unb  äd)te  Saccrbotium  nur  bei 
tfjnen  fein  fönne,  bie  jte  bie  bie  böd)fle  ©taffel  bet  apoflolifdjcn  "Är» 
mntb  erfliegen  unb  baä  anbere  eacerbotium  ber  römtfcb^"  Äird?e 
olS  ein  fleifdjlid)e§,  uncbriftlidjeä  nicbtö  fei.  Snbeffcn  cntwif: 
feite  ficb  biefe  Sfidjtung  mebr  auperbalb  alS  innerhalb  be»  tu 
gentlidjen  granciöcanerorbenS. 

2Cber  fdjon  bcr  Streit,  weldjen  ba§  ^ontificot  unb  bie 
Äird>e  mit  einem  Äbeile  be§  Drbenä  felbjl  ju  jlreiten  i)attt,  wat 
»on  nid)t  getinger  SBid)tigfeit.  2)ie  Drbenöregel  war  gebrocben 
wotben:  nicbt  mebt  arm  unb  bürftig,  nur  com  Setteln  lebenb, 
jogcn  bie  SStüber  burd)  bie  SJelt,  wie  eä  ber  i)ülx^t  granj  bts 
gebrt  ^attt.  SRicolauä  III.  in  feiner  S3uUe  i)ant  ibnen  einge: 
fd)ärft,  ba^  fie  arm  unD  bürftig  leben  foQten.  2lber  bai  geben 
mad)te  ficb  tro^  biefe§  unb  Irofe  anberer  ©ebotc,  wcldje  »on  bem 
Srbenäobern  felbji  ausgingen,  immerfort  geltenb.  2)ie  Srübet 
fleibeten  fic^  wobl  unb  lebten  gut,  fie  legten  fid)  fdjöne  .^dufet 
unb  fd^öne  ©arten  ap,  fie  nahmen  @elb  an  unb  gaben  ©elb 
aus,  fie  baufttn  SSondtb«  jufammen,  fie  b|jogen  icgelmd^ige 
€infünfte  t>on  ibrem  ^abe,  fie  führten  i^re  ^roceffe  unb  ©trei: 
tigfeiten  gerabe  fo,  wie  eS  bie  onbem  SDtb«n  anö)  tbun  ju 


—    120  — 


fonnen  meinten.  25abei  bettelten  fie  aber  immerfort  unb  bes 
baupteten  fein  ©gentbum  ju  befi^cn,  ba  llUt^  julefjt  nicbt  bcm 
SDrben,  fonbern  bem  apojtolifcbcn  (Stu()(e  gebore. 

'31m  wax  ober  feltfam,  bn^  bei  ben  gronctäcanern  in 
einer  SKinoritat  fid)  ein  ernfibafteä  Streben  gegen  iiefcä  ^inj 
roegfefeen  über  baä  ©elübbe  ber  apoflolifdben  "irmutb  jeigte,  ba 
bod)  bei  ben  nnbcrn  Srben  Zlk  über  folcbe  23ebenflicbfeiten 
leidjt  binweggcfommen  ju  fein  fd^einen.  25ie  ^aitbei  ber  ©ife^ 
rer  wollte  nun  jwar  aucb  nidjt,  ba^  ber  £)rben  »teber  2(lIeS 
üon  jtd;  tbun  foUte,  was  er  gewonnen.  <Sie  woren  e§  Qud> 
aufrieben,  bap  bo§,  tt)a§  bocb  eigentlid)  ©igentbum  beä  SrbenS 
njar,  nid^t  ibr  ©igentbum,  fonbern  baä  ©igcntbum  be§  apo^o- 
lifcben  ©tubleä  genannt  werben  müffe.  2(ber  fte  beboupteten, 
bag  ein  armer  unb  burftiger  ©ebraud)  »on  biefem  (figentbum 
gemad)t  werben  müffe,  unb  einen  fold)cn  faben  fie  allerbingS 
bei  ber  SSJiajoritdt  ber  Srbenäbrübcr  nid;t.  2)iefe  »erfieberten,  bo^ 
ein  fotcber  nid)t  üorgefcbrieben  fei  in  ber  Siegel,  unb  barin  t)aU 
ten  fie  9?ed)t:')  weil  in  ber  Sfegel  geboten  war,  ba^  ber  SDrs 
ben  fid)  burcbauä  nie  etwa§  aneignen  foUte,  fo  fonnte  au^ 
nidbt  bic  S^ebe  baoon  fein,  wie  baS  2fngeeignete  gebraud;t  unb 
angewenbet  werben  follte.  £iiefe  milbere  ^artbei  meinte,  bie 
S3rüber  wären  nur  gebalten  ju  einem  mäßigeren  ©ebraud)  unb 
ju  einem  nod)  oorftdjtigeren  alä  bie  übrigen  6b"fien. 

JBeibe  Äbcile  fpiclten  mit  SBorten,  fo  wie  bieganje  Äircbe 
wegen  ber  apojtolifd^en  2(rmutb  unb  ber  Äeufd)beit  »or  berSÖSelt 
mit  SBorten  fpielte.  9Zur  ber  ©runbfa^,  auf  welcben  bie  firen? 
gere  ^artbei  ibrc  2lnfid)t  bauete,  baf  bcr.^err  unb  bic  2(pofio: 
len  gar  nid)tä  befeffen  bitten  in  biefcr  2Belt  weber  im  ^injeU 
nen  nodj  alä  eine  ©enoffenfdjaft,  war  »on  einer  wabrbaften 
2Bid;tigFeit,  weil,  fo  wie  bie  SBabrbeit  biefeä  @a^e§  crbärtet 
ober  gtaublicb  gemacht  werben  fonnte,  bie  ^ierart^ie  oll'  ibren 
Soben  üertor.  £iaber  wünfd)te  ber  romifd^e  ©tubl  immer  bic 
<Sad}e  in  ber  ©üte  unb  in  ber  ©tille  beijulegen.  war  ein 
fauler  glecf,  »on  bem  am  beffen  ganj  gcf4)wiegen  warb.  3tber 
bie  ^dpjte  fonnten  nicbt  .^err  werben  über  bic  ©iferer  unb  fte 
nid?t  begütigen,  wie  oft  fte  e§  aud)  »crfucbten. 

;Dic  SKcbrja^  ber  granci§caner  »erad;tcte  ba5  ©elübbc  ber 

1)  Wadding.  Annale«  Minorum  a.  1312.  VI.  pa^.  309. 


—  121 


Tfrmutf)  immer  me{)r  unb  bie  Eiferer  »utben  immer  erbitterter, 
^a^ft  ßtemenä  V.  mu^te  fct;en,  t»ie  ber  Srbcn  formlid?  in  jwet 
Steile  auseinanbcrging.i)   25ie,  mld)z  baä  ©etübbe  ber 
mutb  tjalten  ivoUtcn,  Q^^)^n  ouä  ben  Käufern,  in  benen  fie  ben 
©reuel  ber  Sernjüfiung  erbttcfen,  unb  tbun  ftrf)  äufammen  al§ 
eine  eigene  ©efellf^oft.  ®ie  nennen  ftci)Fratres  de  spirituali-  I 
täte.  Die,  Vüeldje  eä  fid)  bequemer  gemadjt  mit  ber  apojiolifdjen  i 
2frmutf),  nennen  jtd)  Fratres  de  comniunitate.  2)  25ie  ©ad)c  f 
reirb  »or  ben  ^ap^  gebra(i)t,  unb  biefer  fief)et  ftc^  genötf)iget 
einjufdjreiten.   gr  erlaßt  im  Sa^re  1312  bie  S5uUe  „Exivi  de 
parailiso."   'jsn  berfelben  erhalten  bie  ©piritualen  im  ©anjen  ^, 
genommen  9?edbf.   2)ie  SSruber  follen  jtd?  ärmer  unb  bürftiger 
fleiben,  fie  foUen  fid)  ntcf)tä  ju  fcf)ajfen  modjen  mit  ®etb  unb 
mit  rceltlidten  Singen,  fte  follen  feine  präd^tigen  .l^äufer  fjaben, 
jte  foUen  feine  ?ßonhti)t  5ufammenf)äufen.    (Sä  «irb  iijnen  fer^ 
ner  oerboten,  üon  regelmäßigen  unb  bestimmten  ©nfünften  ju 
leben,  ein  ©ebot,  ba§  in  feiner  (Strenge  ju  bellten  fo  lange  un= 
möglid)  xoax,  aB  ber  Serben  ni^t  aud)  bie  reidjen  ©djenfungen 
jurücfgeben  foüte,  bie  er  erbatten.   'B^k^t  wirb  felbft  gefagt/ 
bap  bie  SSrüber  mä)  if)rer  JRegel  ju  einem  örmen  unb  bürftis 
gen  ©cbraucf)  aller  25inge  oerpPid)tet  »dren.  ®ocb  wirb  beiben 
a;i)eilen  oerboten,  {iä)  ob  biefer  Streitfrage  ber  Äe^erei  ju  bc- 
fdjulbigen. 

2)er  §)a^3ft  b<»tte  bie  <Baä)t  fid)tbar  beilegen  »oUen  ebne 
grofeä  ©eräufd).  Sie  ©pirituaten,  boffte  er,  foHten  mit  ben 
•SBorten  jufrieben  fein.  Slud)  bie  anbere  ^artbei  fonnte  jufriei 
/ben  fein.  Senn  Sliemanb  beflimmte  ja,  naä  ein  armer  unb 
bürftiger  ©ebraud)  fei.  Ser  £)rben§conöent  felbft  gab  nun  ebens 
falls  nocb  ttrenge  ©ebote.  Saoon  aber,  baß  ber  Drben  feines 
9ieid)tbumä  fid)  wirflid)  entfcblagen  foüte,  rebete  S'Ziemanb. 
blieb  über  2llle§  aud)  naä)  ber  Jßulle  „Exid  de  paradiso,'' 
roie  eS  früber  gewefen,  unb  ber  ©rimm  ber  ©ferer  bauerte 
fort.  e§  jtarb  im  3abre  1314  ßlemcnä  V.,  unb  jwei  ^ai)xe 
barauf  rcarb  Wiäjatl  »on  Saefena,  ein  großer  ©ferer  für  bie  reine 


1)  Joannis  Canonici  Vita.  Clement.  V.  Balnze  I.  pag.  19. 

2)  Madding.  Annales  Minorum  a.  1307.  VI.  pag.  91. 

3)  Zit  SuQt  (le^tt  bii  Waddiog.  Annales  Minonun  a.  1312.  VI 
päg.  202. 


—   122  — 


ö^)o|Ionfd)e  llxmütl),  ©cneral  t>e§Drbcn3.0  3of)anncä  XXII. 
war  unterbeffen  ^apfl  geworben,  £)te  ©poltung  mod^te  fic^ 
Wieberum  fe^r  bemerfbar  in  Stalten  fowof)l  alä  in  granfreid). 
3116)1  fetten  jtanbcn  bie  beiben  ^artt)eien  mit  ben  SSBaften  gegen 
cinanber  unD  trieben  jtc^  gegenfeitig  au5  ben  S!Bo()n(}äufern.  2) 
£)em  Zapfte  3of)<Jnne§  XXII.  ober  fam  ber  ©piritualtömuä 
ber  granciäcaner  immer  bebenflidjer  »or.  .Konnten  bod)  foldje 
granciäcaner,  weldfje  jü  ben  ©piritualen  gejd(;It  werben  mußten, 
üor  ii)m  angetlagt  werben,  baf  fie  gelehrt,  nur  bei  it)nen  fei 
ba§  red)te  ©acerbotium  ju  ftnben,  ber  ^apfl,  ein  SO^ann  beä 
g(ei^d)eS,  l^abc  ii)mn,  ben  fOZdnnern  beä  (Seifteä,  5U  geljorfa^ 
men,  benn  e§  gäbe  jwei  Äird)en,  eine  fleifcljlic^je,  weldje  ftd)  in 
ben  Prälaten  barjielle,  unb  eine  geiflige,  weld)e  fiel)  barfielle  in 
tl)nen.  ©elbfl  Uebereinjlimmung  mandjer  SReinungen  jwifd^en 
ben  ©^iritualcn  unb  ben  SBalbenfern  fonnte  be^jauptet  werben.^) 
®et)er  unb  ^ropt)eten  traten  unter  ben  granciäcanern  auf.  3o= 
l)anncS  XXII.  furd)tete  offenbar  eine  gro^e  ®efa^)r  oon  biefem 
®:piritualiSmu§  unb  üon  bem  ©afee,  auf  weld)en  er  fid)  jiüfete, 

1)  Wadding.  Annales  Minoram  a.  1316.  Vf.  pag.  343.  244. 

2)  Vi  et  armis  ejicientes  ceteros  consodales  ex  suisdomiciliis.  Laudo 
bonum  conatum  majoris  perfectionis  et  desiderium  approbo  perfectae  ob- 
servantiae  regularis,  sed  non  condemnare  non  possum  praesamptionii 
spiritnm  ,  contemptom  superinrara  et  tumultaarium  in  his  modum  pro- 
cedendi.   Wadding.  Annales  Minorum  a.  1317.  VI.  pag.  266. 

3)  Plurima  eis  objecerant  crimlna  coram  Joanne  Pontitice,  accusa- 
rnntque  praecipae  de  quinqae  heresibns,  Tidelicet,  quod  duas  cffinxerint 
ecclesias,  unam  carnalem,  divitiis,  scelereribus  macDlatam,  cui  Romanum 
Pontiiicem ,  aliosqae  Praelatos  inferiores  duminari  asserebant,  aliam  spi- 
ritoalem  frogalitate  mandam,  Tirtute  decoram,  paapertate  saccinctam,  in 
qaa  i])si  soIi  eoramqae  complices  continebantor.  Secnndo,  quod  cum 
Donatistis  asseraerint,  venerabiles  Ecciesiae  sacerdotes  omni  jurisdictioai 
et  Ordinis  aactoritate  destitntos,  nisi  com  ipsis  sentirent,  apod  quos  si- 
cut  spiritaalis  vitae  sanctitatem ,  ita  aactoritatem  dicebant  perseverare. 
Tertio  cum  Waldensibns  in  nnllo  casn^  absque  mortalis  criminis  nata, 
licere  jurare.  Qaarto  cum  eisdem,  Sacerdotes,  etsi  rite  et  legitime  or- 
dinales ,  quibuslibet  tarnen  criminibus  pressos ,  non  posse  conficere  vel 
conferre  ecciesiae  sacramenta.  Qainto  Christi  evangeliam  in  se  solis  illo 
tempore  fuisse  completum  atque  eo  nsque  abjectum ,  imo  prorsus  extin- 
ctam.  Alia  dicebantur  eifatire  contra  conjagii  venerabile  Sacramentnm 
et  somniare  de  cursu  temporum,  de  Antichristi  Adventa,  de  iine  secnli, 
qnera  jamjam  instare  dimlgabant.  Wadding.  Annales  Minorum  a.  1318. 
VI.  pag.  312. 


—   123  — 


baf  bcr  ^err  unb  btc  ^Cpoflel  gar  ntcl)t§  befeffen  Ratten.  ®(et(^> 
am  2(nfiinge  feiner  ^errfdjaft  ijl  er  geneigt,  bie  ©piritualen 
ülä  Äe^er  ju  betrad)ten,  wenn  fic  fid)  loäfagten  »on  ber  ®e; 
fammtbeit  ober  fo  üble  25mge  lebrten.  2fber  einen  (Streit  tviU 
er  nid)t  boben,  unb  er  glaubt  bie  Eiferer  begütigen  ju  muffen, 
bafern  fte  nur  in  bem  ©eborfam  ber  Äirdje  bleiben.  2)arum 
erlaßt  er  im  ^ai)xt.  1317  bie  äBuUe  „Quorundam  exigit."  @r 
eifert  barin  gegen  bie  5£rennung,  aber  er  gebietet  bem  ganjen 
Srben  bcn  armen  unb  bürfttgen  ©ebraud)  wieber.  S)abei  ent» 
fdbrt  ibm  jebod)  eine  2(euperung ,  bie  er  balb  barauf  gewi^ 
f(!f)merjlicb  bereuete.  „Sie  Entäußerung  alle§  (JtgentbumS  im 
aSefonberen  unb  im  2(Ugemeinen  fei  ein  SSerbienjl  bei  ©ott,  fei 
beilig.  ß^riflus  babe  fte  gclebrt  ttl§  einen  SBeg  ber  SSoUfommens  jf 
beit  unb  in  ibr  gelebt,  aucb  bie  (Stifter  ber  d)riftlicben  Äirdjc  ^ 
batten  in  it)x  gewanbelt."  (So  i)atu  au^  ^Jicolauä  III.  gelebrt 
in  feiner  SSuUe  „Exiit,  qui  seminat."  5iber  wenn  bie  romis 
fd)e  Äirdje  eine  »olle  .^ierard>ie  werben  unb  biefe  bcr  SfBett  er^ 
bärten  tüolltc,  fo  war  e§  unmöglid),  ba^  fte  fo  lebren  fonnte, 
ober  fte  fam  in  ben  fdjneibenbften  SBtberfprud)  mit  ftd)  felbfl. 
S)arum  warb  ber  ^a»jt  balb  anbern  (Sinneä.  S5itter  mod)ten 
bic  anbern  ^ricfterfürfien  bie  gebre  bcö  ^apfteä  »ermerft  i)aUn. 
(5§  gefcbab,  baß  im  3abve  1321  eine  Negerin  üor  bem  Snquia 
fttionätribunale  ju  S^arbonne;  baffelbc  bebauptetc,  wa5  ber 
^a^ft.  25ie  3nquifttoren  gerietben  in  (Streit  unter  einanbet 
fclbji:  ber  Eine  fagte,  ba6  fei  ht^)oü\ö),  bcr  2fnbere,  ba§, 
fei  J:e^erei.  £iie  ©adje  warb  t>or  ben  »Papfl  gebracbt,  unb 
berfelbc  gerietb  in  fcljwere  SSerlegen^)eit.  €in  ©clebrter,  Ubers 
tino  bc  ßafale,  mußte  ein  ®üta(i)ttn  au^flellcn.  ©ne  ©ntfdjei» 

1)  <Sitt  fold)cr  Sronci^concr,  Franciscus  e  Lutra,  tfl  im  3a^rc  1321 
in  SDcutfdjronb  iu  pnben.  GEr  behauptet  con  Oott  infptrirt  ju  fein,  ocrs 
fünbct  «prop^cset^ungcn  unb  meint,  baf  bcr  ^apfl  il^m  ju  ge^orfamcn 
i)aU.  €in  2)ecret  3oi^annc4  XXII.  gegen  t^n.  Rainald.  Annales  eccle- 
siae  a.  1321.  XV.  pag,  217. 

2)  S)er  a3iiberfpru(i&  biefer  SSuffe  mit  ben  nat^moHgcn  wirb  bem  'papRe 
flar  nücf)gcre)iefen.  (Si  i(l  feine  Wuötunft  mögti*,  bie  Unfe^lOarteit  be» 
opofioUfdbcn  ©tu^Icd  JU  retten.  3o^onne*  XXn.  ^atte  in  ber  SSutte  „qao- 

^  rundam  exigit"  genau  bie  ÜtuÄbrtiefe  iJIicolQuö  lU.  öufgenonimcn ,  btefcts 
ben,  tvtlcl)e  norfimald  cineÄe&crci  enthalten  (ollten,  Caesena:  Compendian^ 
errornm  Papae,  pag.  1338. 


—   124  — 


biing,  Keffer  aB  er  fi'e  gab,  fonntc  fügtid)  9?iemnnb  «erlangen. 
2)enn  ta  jeber  3;(;eit  ben  anbern  für  fefeertfdj  crflörtc  unb  9fed)t 
fjaben  wollte,  fo  erfldrtc  er  jcben  Zljtii  für  fefeerifd),  unb  ba 
nun  wieber  fein  a;f)eit  fe^erifd)  fein  wollte,  fo  erfidrte  er  aucl> 
jeben  triebet  für  nidjt  te^crifc^).  £iiefeä  ^atte  er  baburdj  mög; 
lid)  gemacl)t,  bag  er  einen  boppelten  ©tanb  in  bem  ^errn  unb 
ben  2lpoflo(en,  ba  fte  jugleicl)  ^rdlaten  ber  Äirdje  unb  -23orbil= 
bcr  ber  SSoHfommen^eit  gewcfen,  unb  eine  bbppelte  "Kxt  be§ 
(figent^umeä  angenommen. 9JZan  fielet,  wie  gern  ber  römt^ 
fd)e  ©tul)l  bie  QJartljei  ber  ©iferer  mit  SBortcn  befd^widitiget 
^ötte.  Slbcr  ber  ^a^>fl  gewinnt  nid)t§  burd)  bie  ®ubtilitäten 
feineä  ©ete^rten.  25ie  «Spiritualen  gef)en  nidjt  auf  bie  feine 
Sifiinction  ein,  fie  beljauptcn  nur  immerfort  iljren  alten  ®a^, 
bag  ber  ^err  unb  bie  3lpofto(en  in  iljrer  3lllt)oUfommenI)eit  fein 
©igentl)um  befeffen.  liüö)  baucrt  ber  ©treit  in  bem  Srben  felbfl 
immerfort.  25er  ^apjl  erlöst  im  3a^re  1322  eine  neue  S3ulle 
„Quia  noonunquam."  (5r  gebietet,  baft  ber  ©inn  ber  Srben§= 
Tegel  nod^  einmal  unterfud)t  werben  folle.  3lber  ein  Srbenäconj 
»ent  ju  ^erufa  wagt  ben  ?)apfl  an  feine  eigene  erft  für^lic^  gege> 
bcne  ©ntfdjeibung  ju  maljnen,  erflärt  eä  für  red)t  unb  fatf)05 
lifd),  JU  fagen,  ba^]  ber  ^err  unb  bie  2lpof!el  nid)t§  befeffen, 
unb  fd)liept  jcbe  milbernbe  ^rftdrung  auö.  Sefet  ergrimmt  aber 
öud)  ^ai^  5o{)anne§  XXII.  auf  ba§  ^eftigjle,  unb  er  Id^t  f{rf> 
fortreipen  ju  einem  neuen  unüberlegten  ®d)ritte.  dx  giebt  nod) 
im  S(il)re  1322  bie  S3ulle  „Ad  conditoreni  canonum."  X)a: 
mit  gebenft  er  einen  ^auptfd)lag  auf  ben  ganjen  SDrben  ber 
granciöcaner  ju  ti)un,  ber  ie|t  unter  ber  geitung  ber  ©piritua» 

1)  WIö  ^rilatttt  6cr  Siixdjt  fiaUn  fie  njctit  Sigcnt^um  6ef<iT«n:  nega- 
re,  qnod  non  babuerant  isto  modo,  esset  hereticam.  fKcbet  man  9on 
t^ncn  ali  OTufler  bcr  58otttonimcnf)ctt,  fo  tfi  bie  @acl)c  fc^roierigcr.  €6 
giett  jmei  Wrtcn  bcö  ^ahtni.  Primas  est  civilis  et  mundanus,  qui  ha- 
bet civilitet  et  mundane  potest  defendere  rem  snam.  Et  isto  modo  di- 
cere,  qaod  iiabuerint  Christas  et  Apostoli  res  mandanas,  est  hereticom. 
SJlun  fonimt  bie  anbere  SBcife  bcö  ^»abenö.  2)ie  tfi:  quantum  ad  jus  ne- 
cessarium  et  commnne  fraternae  caritatis.  Nec  est  aliqua  professio  nec 
aliquod  consiiium  Christi,  qaod  prohibeat  talem  modum  habendi  et  di- 
cere,  qaod  non  habuerint  isto  modo  esset  hereticam.  Wadding.  Annales 
Minorum  a.  1321.  VI.  pag.  362.  363.  man  fu^t,  wie  bie  ornie  Stt^e, 
bie  bocf)  ret^  mar,  gerettet  werben  foHte. 

2)  Wadding,  Annales  Minoram  a.  1322.  VI.  pag.  397. 


—   125  — 


len  ilant».  dx  gtcbt  bn§  et9entt)um6rcd)t  über  bo§  ©ut  be§ 
«Drbcnä,  baä  bcr  npoftoltfdje  ®tu()l  bi§  jeljt  ju  baben  bcbaups 
tet,  bemfelben  jurücP.  Sabuvd)  foUte  ber  ganjeStbcn  offeiibat 
in  bie  größte  SSerlegcnbett  gebradbt  werben:  bie  2Belt  foUte  fe« 
^en,  ba^  audb  er  nicbt  a^jofiolifd)  fei,  ba  fein  @igentf)um  nun 
lieber  fein  Gigentbum  geworben  unb  bie  tierbüQenbcn  SBorte 
binnjeggenommen  waren.  3um  Ueberflu^  bebau^jtete  ber  ^apfl 
nod^,  bag  ber  SSraucb  »on  bem  ©igentbum  gor  ntcbt  öerfcbieben 
fei  unb  bag  bie  ö:poftolifd)e  SSoUfommenbeit  in  ber  Siebe  rube. 
9?icbt  weniger  üierjebn  .Kefeereien  fanben  bie  ©pirituolen  in 
biefer  SSuUe.^)  S5ei  bem  ganjen  ©acerbotio  erregte  ber  ©cbritt 
beä  ^apfie§  ein  gropeä  unb  unangenebme§  2fuffeben.  £)er  ^apft 
batte  ben  faulen  glecf  ber  Äircbe  auf  eine  ganj  unfanfte  Süeifc 
krübrt.  2tlfo  mit  ber  apüfiolifdjen  '.^rmutb  Meö  war  eö  im 
©runbe  genommen,  nicbt§,  unb  ber  ^apji  wollte  eine  anbere 
gebre  ouffieUen,  bie  fretlid?  beffer  ju  bem  äuftanbe  ber  Singe 
pafte.  2)  Sob<inne§  XXII.  ift  einer  »on  ben  ^äpjlen  beä  fpa= 
teren  SERittelaUerä,  welche  am  eifrigften  an  ber  SSoUenbung  ber 
.l^ierardbie  unb  bem  '^iufbau  einer  weltticf)en  ^errfd)aft  arbeiten. 
Sie  Sebre,  baf  ßb^^il^"^  unb  bie  2fpopolen  nidjtä,  gar  nicbtä 
befeffen,  tfi  tbm  taxum  böcbfl  juwiber.  SDBelcbe  Folgerungen 
würben  nun  nicbt  aücb,  wie  bereite  berubrt,  »on  ben  (Eiferern 
unter  ben  granciäcanern  gegen  bie  ©ewatt  ber  Strebe,  für  bie 
Unterorbnung  unter  bie  wettlidje  9Kad)t,  für  bie  ^obc  biefer 
gejogcn!  Sobanne§  XXII.  fudjte  baber  ber  .Äircbe  einen  an= 
bem  ©runb  unterjulegen.  3inmer  tiefer  ging  er  in  ben  ©treit 
ein  unb  erlief  im  ^ab«  1323  bie  S5uIIc  „Quum  inter  non- 
nullos."  ^5  foUtc  nun  eine  Äe^erei  fein  ju  fagen,  ber  .^erc 
unb  bie  2tpo|lolen  \)atten  nidjtä  befejjen  weber  alö  ©injelnperfoi 
nen  nodj  al5  ©efammtbeit.  din  DoUtä  ©igentbumärccbt  fd)ricb 
tbnen  ber  ^apfi  ju,  in  weldjem  fte  i)atttn  faufen  unb  toerfau; 
fen,  fcbenfen  unb  nebmen  fonnen.  ©o  lebre  bie  bfiüge  ©cbrift. 
©ieben  Äe^ereien  fanben  bie  ©piritualen  in  biefer  ^uUe,  bie 

1)  Gnil.  He  Occara.  Compendium  errorum  Papae,  pag.  960.  961. 

2)  Profecto  tota  hojas  argomenti  vis,  non  minus  contra  alianim  re- 
ligionnm  sectatores,  quam  contra  Minores  nrgeri  potest.  Namque  hoc 
peculiare  non  est  solis  Franciscanis,  sed  commane  omnibus  religiosis ,  ut 
dominium  non  habeant  in  particulari  rerum,  quas  nsu  consamunt,  sed 
solura  usnm.   Wadding.  Annales  Minorum  a.  1324.  Yll.  pag.  31. 


—   126  — 


in  bem  ^anb9rcifltd)pcn  SBtberfpruc()  mit  feiner  eigenen  frü{)eren 
„Quorundain  exigit"  fianb.^)  25a  nun  bie  (Spirituellen  ein 
unge^)eureä  ®efd)rei  erl;eben  über  biefc  Zuöfprüdje  unb  ber^apfl 
ben  SSoben  unter  ftd)  fcf)n)anfenb  füt)(t,  fo  rafft  er  ftd)  jufam= 
men  unb  erlagt  am  ©d)(up  beä  3al)re§  1323  nod)  bie  S3uUe 
„Quia  quorundain  mentcs."  X>axin  finb  nidjt  nur  bie  früf)eren 
58ef)auptun3en  n)teber()ott,  fie  merben  nod)  fdjdrfer  unb  beptmms 
ter  auägcbrücft.  25er  ^err  f)at  bem  @i9ent{)um§redf)te  nidjt  ent= 
fagt,  er  l)at  von  ben  3tpofto(en  fein  ©elübbe  ber  3frmutf)  bes 
ge^rt  unb  fie  f)aben  feineä  abgelegt.  25a§  ©elübbe  mad)t  aud) 
nid)t  t)eiltg,  c§  ftarft  ben  ©(auben  nid)t  unb  eä  madjt  aud)  baä 
£cben  nidjt  d)rijtlid)er.  SSterjebn  Äe^ereien  fanb  ber  ©ipirttualiss 
mu§  au§  biefer  S5uUe  f)erau§.^)  £)ffenbar  l^atte  3obanneö  XXII. 
ben  Söiltjelm  IDccam  einen  graufamen  Slprannen  nennt,  ber  übet 
bie  SKaafen  nad)  9Renfd)enb(ut  bürfle,  nur  »on  einer  Seite  ein 
Sntereffe  an  bem  (Streite.  SBic  bie  granciScaner  lebten,  ba6  njat 
t^m  gewig  üoüfidnoig  gleid;gültig.  llbtx  gleidjgültig  fonntc  eB, 
mitten  in  ber  2lrbeit  an  bem  SBaue  ber  ^ierardjie,  nid)t  fein,  n-enn 
fie  ben  ©runb  untergraben  wollten,  auf  bem  biefelbe  ems 
:porfleigcn  wollte.  Unb  biefeä  tfjaten  fie  fd)on,  wenn  fie  fagten: 
ba§  9feid)  bc§  ^errn  iji  nidjt  »on  biefer  SSelt  gercefen,  er  ^at 
nid)tä  an  it)r  ju  fd)affen  gehabt,  unb  wer  i^m  folgen  will,  ber 
barf  nidjtS  fein  nennen  auf  biefem  grbenrunb. 

Der  ©treit  warb  injwifdjen  immer  bitterer.  QB  Um  (jin* 
ju,  ba^  jwifdjen  bem  Zapfte  SobanneS  XXII.  unb  bem  Ä6s 
nigc  ber  Deutfdf^en,  Subwig  bem  25aiern,  ftd)  »om  3af)rel322 
an  ebenfalls  ein  t)arter  3wift  gejlaltete.  25ie  Eiferer  ou§  ben 
granciScanern  naljmen  in  bemfelben  ^artbei  für  bie  weltlidje 
•gKacfct,  25em  (Sa^e  tion  ber  reinen  apojlolifdjcn  Tfrmutb  geben 
fie  eine  practifd)e  2ßenDung.  «Sie  letjrten  ja,  bap  in  weltlichen 
I  :k)ingen  ^äpjte  unb  Prälaten  unter  ben  Königen  fleben  müßten, 
?  fie  erfdjütterten  ja  beinahe  alle  ©runbfejlen  be§  (Sacerbotii.  2llfo 
tnugte  ber  ^aipjt  immer  bebenflidjer  werben,  unb  ber  ungeheure 
<5ifer,  mit  weldjem  er  bie  ßebre  üon  ber  reinen  apoflolifcben 
Tlrmutf)  »erfolgte,  lagt  [id)  feljr  wotjl  begreifen.  ^öd)fl  ungern 
J)atU  er  fid)  |gen6tl)igt  gefebcn,  ben  ©djleier  ju  lüften,  weU 


1)  Gail.  de  Occam.  Compendiam  errorum  Papae,  pag.  961.  962. 

2)  Gail.  de  Occam.  Compendiam  errorum  Papae,  pag.  963.  964. 


—   127  — 


d^er  über  bet  apojlolifd^en  3frmut{)  tet  ganjen  ^trdje  i)'mQ. 
"über  bte  &^txtx,  bte  in  it)rem  (Sifer  gor  n\<S)t  mögen  bemerft 
\)abtn,  was  fie  ber  gefammtcn  Äird?e  fdjabeten,  t)attcn  tfjn  tie- 
fer in  bie  <Baä)t  {)ineingetrtcbcn,  o(§  er '^fnfangS  \)atU  eingeben 
njoüen.  S33tber  bie  legten  SßuUcn  be§  ^apfteä  l)at  ftd)  wieber 
ein  grofjeä  ®efd[;rci  erhoben,  unb  wer  am  meijlen  fdjrcit,  baä  'ijl 
unglücflidjerweife  felb|t  ber  ©eneral  beä  Srbenä  ber  granciöcas 
ner,  SKidjael  ßaefena.  £)enfelben  labet  nun  ^a^pjl  ^oljanneä 
XXII.  im  3a{)re  1327  ju  fiel)  nacl)  ^Mtjignon,  um  gewiffe  ©im 
ge,  weldje  ben  SDrben  beträfen,  mit  if)m  ju  befpredjen. ^)  SSieU 
leid)t  meinte  ber  ^aipjt  nodj,  bap  bie  ©ifcrer  burd)  il)E  .^aupt 
begütiget  unb  jum  ©djweigen,  weldjeS  oud)  ba§  SSejle  war, 
gebracht  werben  fonnten.  ߧ  ijt  baju  wenig  2(uäfid)t.  25et 
©eneral  f)at  ju  ^ariä  wieber  ein  J:apitel  be§  Srbenä  gehalten, 
unb  bort  i)at  er  alä  dd)te  Äat^olicitdt  oufjtellen  laffen,  waö  bet 
^apjt  in  [einen  IBulIen  »erbammt.  ^)  3"  granfreid)  unb  in 
(Snglanb  i)at  biefer  @d)lu^  bei  ben  granciScanern  unbebingten 
SBeifoU  gefunben. 

®er  ?)a^)|l  nun  citirt  ben  ©enerat,  ber  mit  einigen  ®enof> 
fen  1328  ju  2(t)tgnon  eingetroffen,  üor  ftd),  wirft  ibm  feine 
2fnf)dnglid)feit  an  ben  .König  ber  25eutfd)en,  befonberä  aber  feine 
(Empörung  gegen  ben  opoflolifd^en  ©tu^l,  feine  fe^erifdjen  Celj; 
ren  wegen  ber  a)3o(iolifd)en  2frmutb  »or.  9lamenttid?  »erbommt 
er  rtlä  .Rederei  bie  ®d)(üffe  üon  ^ariS.  Saut  aber  trat  ber  ©e» 
neral  auf  unb  behauptet  »on  "KUm  ba§  ®egentf)ei(.  25er  'papft 
fommt  in  SSertcgenljeit  unb  gebietet  einer  Kongregation ,  bie 
©adje  nod)  einmal  ju  unterfud)en.  Der  ©eneral  aber  wei^t, 
wie  am  römifd)en  .^ofe  entfdjieben  werben  wirb.  £*arum  reid)t 
et  eine  2lpipellation  an  bie  i)tiliQt  römifdje  Äirdje  ein.  Damit 
wollte  er  gefagt  ^aben,  bap  erauS  beröbebienj  So^anneS  XXII. 

1)  Wadding.  Annales  Minorum  a.  1327.  VII.  pag.  69. 

2)  Dicimas  quod  asserere,  quod  Christas  viam  perfectionis  osten- 
dens  et  Apostoti  eandem  viam  sequentes  atqae  exeinplum  in  alios  volen- 
tes  perfecte  vivere  derivantes,  niliil  juris  proprietatis  et  dominii  gen  ju- 
ris proprii  in  speciali  rel  in  communi  liabuerunt,  non  esse  hereticum 
»ed  Sanum  et  catliolicum,  maxime  cum  sancta  Roniana  ecciesla  hoc  ex- 
presse  dicat  et  determinat,  extra  de  verboram  significatione,  Exiit,  qui 
aeminat.    Caeseaa.  Tractatus  contra  Errores  Papac,  pag.  1334. 


—   128  — 


fdE)eibe,  weil  bcrfelbe  abgefallen  fei  üom  red)ten  ©tauben.')  Wlu 
d)ael  ßaefena  üerftel)et  ftd)  ntd)tä  ®ute§.  Gr  trei^,  ba^t  er  jum 
SBiberruf  gejtuungen  werben  foU.  ^)  (ix  entweidjt  baljer  auä 
Ttüignon  unb  flüä)ttt  nadjmalä  ju  bem  Äonige  ßubrcig  bem 
S3atern.  3u  ^ifa  wor  bie  3(p:pellatton  an  bie  allgemeine  jiirdje 
n)icberf)olt  worben. 

Slun  erweitert  fid)  bie  in  bem  £)rben  üor()anbene  <Spa(« 
tung  biä  jum  »oUftdnbigen  SSrud;'--   Soljanneä  XXII.  fcnbet 
bem  flü4)tigen  ßaefena  im  Saläre  1329  bie  ffiuHe  „Quia  vir 
reprobus"  mä),  in  weldjer  SBilljelm  Secam  jn>ci  unb  bretpig 
Äefeereien  fanb.  ^)   ^er  bei  weitem  größere  Stjetl  bee  £)rben§ 
hltibt  allerbingä  bem  ^apjle  anfjangen,  SiÄidjael  ßaefena  fonn 
öbgefe^t  unb  ein  neuer  ©eneral  crwdf)lt  werben.  *)   3lber  eä 
würben  abtrünnig  gerabe  bie  auägejeid^netjlen  SRdnner  beä  t>r-- 
ben§.  ßaefena  betradjteten  fte  noc^  immer  a(§  ©enerat,  unb  im 
iJlamen  ber  Slrmut^  forberte  er  bie  SSrüber  ouf,  m<i)t  wn  ber 
Siegel  be§  Srbenä  unb  xl)xtx  allein  redeten  ßrfldrung  ju  laf: 
-  fen.5)   £)ie  (äiferer  erfüllten  2llleö  mit  iljrem  @efd)rei,  baf  ber 
f  ^apft  jum  Äe^er  geworben  fei.    ©ic  wiefen  il;m  bie  SBiber» 
l  fprüd)e  nad),  in  bie  er  mit  feinen  eigenen  frül)eren  ©runbfä^en 
f.  gefallen  fei,  fie  wiefen  xi)m  mö),  ba^  er  ba6  ganjc  9JZünd)§üer; 
j  bienp  aufbebe,  bap  er  in  bie  »erbammtc  Äefjerei  beS  S3igi(an= 
'  *-  tiu§  falle,  ber  gcle^jrt  f)abt,  baß  man  me^r  bem  ^errn  unb 
ben  2lpofiolen  folge,  wenn  man  fein  ®ut  bel)alte  unb  beffen 
(Ertrag  allmdlig  ben  Firmen  öertl)eile,  alö  wenn  man  fiel)  bef» 
felben  entdupere  mit  einem  9)fale;  fte  wiefen  il)m  ferner  nad), 
bap  er  in  bie  Äe^erei  be§  Soöinian  gefallen,  ber  feinen  Untere 
f4)ieb  gemacht  jwifdjen  ben  SSorfdjriften ,  bie  allen  (ll)ripen 

1)  Et  sie  ab  ipsiiis  domini  Joannis  obedienlia  et  coinmiinione  recessi 
ad  instar  catbolicorum  et  approbatorum  virorum  de  clero  Romano,  qui 
ab  obedientia  et  commnnione  Anastasii  Papae  deviantis  a  veiitate  iidei 
recesseriuit.    Caesena.  Tractatus  contra  Errores  Papae,  pag.  1335. 

2)  Wadding.  Annales  Minoruin  a.  1328.  VIF.  pag.  83. 

3)  Gnil.  de  Occain.  Compendium  Errorum  Papae,  pag.  965. 

4)  J)er  an  eflcfeno'ö  ©tcOc  gcraaftltc  ©cncrnt  bicö  0tralbii*.  (5r  gab 
fic!)  oicfc  Wü^e,  ben  bifficifen  "punct  ber  Orbcnürcgcl,  bfl§  bie  Orbciifibrüj 
ber  fein  ®e(b  nef)nien  fotitcn  ,  ^erauSjuinterprctiren,  ober  eine  apojios 
lifc^c  2)töpcnfation  ju  erlangen,  meldtti  ober  bod)  nid^t  gelang.  Wjdding, 
Annales  IVfinorum  a.  1331.  VII.  pag.  121. 

5)  Caesena.  Tractatus  contra  Errores  Papae,  pag.  1338. 


—   129  — 


gegeben,  unb  ben  8Sorfd)rtften,  bcnen  gegeben,  bic  nad)  einer 
]^6l)eren  83oUfommenf)eit  ftrebten,  ba  ber  ^apjl  bti)au)ptet,  ta^ 
jtrtfdjen  Qi)t  unb  iun9fräulicf)em  ©tanbe  fein  Unterfd)ieb  beS 
S3erbienfie&  fei.  3"'^^^  hii)au)(ikn  fie,  bag  er  geratt)en  fei  in 
bte  Äe^erei  ber  SSalbenfer,  bo  er  baä  SSerbienfi  beä  ®cl)orfam§ 
fluff)eben  unb  ®ott  allein  gel)orfam  fein  njoUte.  ©eine  abfct)eu: 
li(l)fie  Äegerei  ober  nannten  fte  e§  immer,  roenn  er  fügte,  bie 
^ttpofioten  t)dtten  gor  fein  ©elübbe  ber  2frmutb  getfjan  unb  3c- 
fu6  Gbrijluä  Ijobe  bie  2öe(t,  fo  weit  er  ein  auf  (5rben  »onbeln- 
ber  SRenfd)  gen?efcn,  beberrfd)t  a(§  Äönig,  feine  obfcbeu[id)jlc 
Äe^frei  nonnten  fie  eä  immer,  n>enn  ber  ?)a)ptl  bemgemd^  be^ 
^)auptet,  bo^  oud)  bem  ?>ontificat  bie  ^errfd)aft  über  bie  SQSelt 
gebüljre.  i)  SHod)  öiele  anbeve  Jte^ereien  gegen  bie  OTmodjt 
©otteö  unb  gegen  bie  Sreieinigfeit  rcoUten  fie  bem  ^opjlc 
noct)n5eifen, ^)  unb  ol§  biefer  einen  Srrt()um  wegen  beä  "Kn-' 
fd)auenö  ber  Seligen  ou^gefprocben  unb  benfelben  jurücfgcnom= 
men,  behaupteten  fie  fetbjl,  ba§  biefer  SSSiberruf  ein  unaufrid}= 
ttger  unb  treulofer  gewefen,  ber  ^opjl  im  ®runbc  feineä  .!^er= 
jenö  oud)  in  biefer  SSejie^ung  immer  ein  Äe^er  geblieben  fei.*) 
@ie  »erfolgten  if)n  mit  einem  ungeheuren  «^offe. 

2)er  für  bie  gonje  Äirdje  bebenflidje  Streit  bauerte  inbef: 
fen  nid)t.  2)ie  ^dupter  ber  (Siferer  ftorben  bo^in  unb  fonben 
feine  9tod)foIger.  Sie  ©runbfd^e,  von  benen  fie  ausgingen, 
tporen  üon  ber  Hxt,  bof  baä  ©üongelium  au§  bem  ©treite  fei; 
nen  gropen  ©eminn  tragen  fonnte.  ®ie  »oren  nur  eine  Ueberi 
fpannung  berer,  ouf  benen  bos  romifdje  Äird)cntf)um  jianb. 
2!5ie  Fratres  ile  spiritualitatc  fo^nten  ftcb  mit  ^appt^um  unb 
Äirdje  wieber  au§.   @ie  bilbetcn  in  bem  £)rben  eine  eigene  Zb-- 

1)  Guil.  de  Occani.  Compeni^iiim  Errorum  Papae,  \>ag.  96j — 970. 
Causena.  Tractatus  contra  Eriores  Pa()ae,  pag.  1340  — 1344. 

2)  Probare  conatus  est ,  quoil  Deus  non  posset  de  potentia  sua  ab- 
soluta, saWare  Loiiiinein  sine  baptismo  et  quod  Deus  non  posset  de 
potentia  sua  absoluta  facere,  «juod  res  alio  modo  evenirent,  quam  eve- 
niant. 

Dixit  et  asseruit ,  quod  in  Trinitate  lilins  non  distingaitar  a  Patre, 
nec  Spiritus  sanctus  distinguitur  a  Patre  et  Filio:  quod  er*  hereticum 
manifeste,  quia  lioc  est,  aperte  confundere  personas  divinas,  sicut  Sa- 
bellius  liereticus  confundebat.  Caesena.  Tractatus  contra  e/rores  Papae, 
pag.  1360. 

3)  Guil.  de  Occam.  Dialogns,  pag.  741. 


—    130  — 


t^eilung,  mlä)t  etn)«§  firenger  kbtm  bie  Frafres  de  commu. 
uitate.  2)a§  ^apjttf)um  übernaljm  bcn  Spanien  beö  S5e[t^e§  bet 
Srbenögütcr  »teber  unb  e§  fe()rte  3nieä  in  ba§  alte  ©leiä  jjurücf. 

3um  äerfio^en  tnbefCen  beä  fo  fe|Ien  Äivcfjengcbdubeä,  jur 
Tfuffldvung  ber  ©cbanfen  über  ^apfltljum  unb  Mxd)c  Ijattc 
ber  ©trett  bod)  beigetragen.     3(ber  jene  fdjritt  auä  ben  bes 
reitö  ongefüljrten  ©rünben  ungemein  (angfam  tormdrtä.  9Ref)t 
SSerrcirrung       3fuffldrung  brad)tcn  fold)e  SSorgänge  in  bie  Eö= 
tl;olifd)e  2Selt.   "^tUeä  war  lieber  jweifeKjaft  unb  ungewiß  ge; 
ma(i)t  rcorben  burd)  biefen  ©treit.    SBeldje  2)inge  rcaren  nidjt 
gegen  ^ierard)te,  ^ap|itl)um ,  ©acerbotium  gefagt  »orben,  bic 
nid)t  ganj  an  ben  t)i)nn  ber  fÜJenfrfjen  öorubertonen  fonntett. 
2Be(cl)e  ©runbfä^e  jlellten  fte  in  i^rem  (Jifer  auf.   Sdjicnen  fie 
bod)  beinal)e  ju  einer  S!Ba!)rI)eit  madjen  ju  »ollen/  waä  bei 
bem  3ufammen(iofen  jwifdjn  bcm  .Ronig  ^f)ilipp  bem  ©djös 
nen  unb  bem  aä)ttn  S3onifaciuä  aufgeftellt  »orben  i|l  al§ 
eine  SSefürdjtung ,   bic  auä  ber  9itd)tung,   »eldje  bcm  aU 
ten  ©treitc  jn)ifd}en  ben  Saien  unb   bem  Älcru§  gegeben 
ju  rcerben  fd)icn,  bic  SBelt  faffen  mu^te.   £icr  Äleruö  \)attc 
fiel)  bie  5ßequemltd)feit  gemadjt  burd)  bie  Snquifition , '  eine 
in  gefe^lidjc  formen  gefleibete  ®ewalt,  unter  bem  SJorwonbe 
ber  .Rederei  üu§  ber  gafjt  ber  ßaicn  nieberjutreten,  wen  er  eben 
VDoUte.   2!)ie  ßaicn  ii^rerfeitä  fdjienen  fid)  biefelbc  S5equcml!d}feit 
madjen  ju  tuoUen  gegen  ben  .Kleruä,  fo  ba^  man,  ba  an 
unb  §einbfd)üft  eine  reidje  ©aat  »or^anben  war,  in  einen  forts 
rod^renben  23ernid)tungäfrteg  im  S^amen  bc6  red)ten  ®louben§ 
ouf  beiben  Seiten  fid)  gefteUt  l)dtte.   2)ie  ©iferer  unter  ben 
granciöcancrn,  in  iljrem  ^affe  gegen  ba§  fleifd)lid)c  ©acerbo- 
tium,  wiefcn  bie  2Bc(t  fd)on  gewifTerma^en  an,  wie  fie  babet 
gegen  ben  Äteruö  aufjutreten  l;abe.   S5Si(t)elm  SDccam  meint, 
wenn  üiele  »ernünftige  ßeute  »erfid^ern,  baf;  ein  ^a^ft  ein  Äeifeer 
geworben  ift,  fo  ijt  e§  fd)on  ju  glauben,  unb  ein  foldjer  Äc^cr, 
felbft  wenn  er  ein  ^apfi  ijt,  mag  bann  öor(dufig  immer  gcs 
waltfam  »on  ber  welttidjen  9)?ad)t  ergriffen  werben.  ^)  ©eine 
^  SSefirafung  i)l  eigentli^  freilief)  @ad)e  ber  Äirc^e.  5n  augerors 
bentlid)cn  gdUen  fann  biefe  ©träfe  benn  bod)  oud)  üon  ber 
weltlid;en  Wlaä)t  üorgenommen  werben.  2) 

1)  Gnil,  de  Occam.  Dialogus,  pag.  656. 

2)  Licet  crimcD  et  ecclesiasticum  et  non  saecoJare;  tarnen  spectat 


—    131  — 


Sa  {jatte  t>ie  2Bclt  \d)t>n  bie  gefjre,  mit  bec  fie  ^äpflc, 
SBtfdjöfe,  ^rieilcr,  bic  ii)x  fonfi  jmribjr  waren,  unter  bcm  SSors 
wanbe  bcr  Äc^erei  lcid)t  5«rfd;meitern  fonnte.  £)te  Süd}e  f)ntte 
nur  notl^ig,  etraa^  weiter  Ausgebreitet  i;nb  »on  ber  SBelt  mit 
groperem  @ifer,  ülä  es  gefdjal),  aufgefaßt  ju  roerben,  um  ju 
jenem  ^6l)e)3uncrc  ber  benfbaren  Scrnjirrung  füJjren.  2ibec 
ber  ©laube  on  ba»  (Sacerbotium  bair^jfte  in  ber  ffiJelt  bie  £ujl 
nieber,  >veld)e  cUerbing»  üor(}anbcn  fein  mocljte.  Zl\o  bebicnte 
man  ftd)  bec  »on  Ätericern  fetb|l  gegen  ben  Äteru»  baigebote: 
nen  SBajfen  nur  in  einjelnen  unb  befonbercn  gäüen,  wenn  n.nrfs 
lid)  eine  Äefjerei  üon  einem  ^ivdienfürjlcn  auäjugeljen  fd)ien. 
2Bie  Sol)inne§  XXÜ.  bie  2infid}t  aulgcfproc^en,  bie  nac^molä 
jur  Äefeerei  warb,  baß  fWaria,  bi.e  '<£porto(en,  bie  ^eiligen  erjl  Z 
nod)  bem  S^öge  beä  ©erid?t§  jum  2infd}auen  ©otteä  gelangen 
würben,  woburd)  er  frei(id)  bie  ße^re  oon  ber  Sntcrceffton  ber 
J^eiligen  unb  oom  gegefcuer  in  iljren  ©runbfeften  erfd)ü(terte, 
lief  ^I)tlipp  S3aloi§,  ber  Äönig  üon  granfrcid),  boä)  erjl  nad) 
einer  (Sntfdjeibung  bcr '5.\irifer  3;!)eologeii,  il}n  wiffen,  wibervufe  ' 
er  nidjt,  fo  werbe  er  von  il)m,  bem  ^onig,  alä  Slil^tx  ergriffen  ] 
unb  bem  gcuer  überantwortet  werben, 

SBenn  inbeffen  bie  bamuligc  SBelt  auä  btcfer  güßc  »on  Qx- 
cigniffen,  wetdje  ju  ©ebanfen  uno  ju  ^£[)aten  allgemein  t)atten 
aufregen  foUen,  wenige  foIct)e  Sfefultate  gewinnt,  bie  gefd)id)t; 
lid)  JU  erfaffen  waren,  fo  ftaben  fie  bod)  gewijj  bei  Sinjclnen 
folc^c  ;@ebanfen  aufgeregt.  2ebeä  gaüeä  erfennt  man,  wie 
bad  gcfammte  r6mifd}e  Äird)entl)um  immer  auf  ber  vSpioC  eineä 
©djeermefferä  wanbelte,  immer  bereit  ju  fein  fd)ien  ju  fallen, 
in  fiel)  fetbfl  jufammenjubred)en.  SBie  üielfad)  unb  feltfam  tö- 
nen  bod)  bie  Stimmen  in  einem  fort,  welche  biefe5  '^niammen-. 
brecJ)en  ju  »erhuiben  fdjeincn.  X^tx  2(nticbriil  fommt,  meint 
ber  ©ine,  ber  2tnberc,  er  fei  fd;pn  ba,  ber  ©ine  fürchtet,  eä 
werbe  ndd)|lenä  ^Ueä  aufhören,  wie  JBcrnI)arb  23aptifatu5  auf 
bet  ©ijnobe  ju  ÄonrrQnj,^)  unb  ein  Ttnberer  bef^aupret,  e§ 

ad  judiceni  sa.cularcin,  quia  ad  jiTdicein  saecularem  non  tantam  spectat 
crimina  saeculari  juinire,  sed  etiam  crimine  commissa  in  Deam  et  in 
personas  et  in  res  ecclesiasticas.    Giiil.  de  Occani.  Dialogus  ,  pag.  620. 

1)  Giov.  Villani.    Istcrie  tiorent.  X.  328.    Muratori  Sciipt.  Rer, 
Ital.  XIII.  pag.  740. 

2)  Wadding.  Annales  minorem  a.  1357.  VIII.  pag.  134. 

3)  Bernliardi  Baptisati  Invectiva.   Von  der  Hardt  j.  pag.  879—892. 

0  • 


—   132  — 


^obe  fd)on  "KUtS  öuf9tf)6rt  unb  btc  r6mifd)e  Äircf)e  fei  ntdf)t§. ') 
SBSiebet  ein  2fnbem  beginnt  ein  neue§  (foangelium  aufjujlellen, 
unb  bel^auptet,  §u  gleifd)  fei  ba§  Äircf)entt)um  S?om§  gewor« 
ben  unb  ber  (Seift  müjfe  »ieber  eingefe^t  werben  in  feine  9fed)te. 
3!)iefe  (entere  SWeinung  breitete  ftcf)  befonberä  v>om  ttierjebntcn 
Sabt()unbcrt  an  mdd)tig  au§  unb  mad)te  ben  dürften  ber  Äirdje 
melc  SRotf).  @§  trat  eine  ganje  Äette  »on  ©rfdjeinungen  bff» 
»or,  wetdje  bie  romifdje  Äirdje  auöeinanberiujicf)en  bro^eten. 

3n  ben  früf)eren  3al)rbunberten  be§  SKittelalterä  war  baS 
6ntfie()en  ber  Äatbolicitöt  bie  ©adje  einer  rofjen  SJiajoritdt  ges 
wefen,  bie  ben  ©eijl  einer  böt)cr  gefleflten  unb  eüangelifd)en  Wi- 
noritat  nidjt  jur  iJomination  über  bie  SBelt  f)atte  fommen  laf» 
fen.  Sene  SSRaioritdt  i)attt  ben  Äatf)olici§mu5  in  fi(^  aufgenom^ 
tnen  alä  bunfle  unb  un!lare  SSegriffe.  ^\)xe  Jübrer,  bie  im  ©ans 
jen  genommen  au§  bemfelben  ©tojfe  waren  wie  fie,  aber  bod) 
ju  jdf)ten  unb  ju  reebnen  »ermod)ten,  bitten  biefe  ^Begriffe  auSs 
gearbeitet  ju  bem  gegenwärtigen  Äirdjenfpjtem.  Sbgleid)  e§  an 
einjetnen  Sufd^en  aud)  fpdter  nicbt  fehlte,  fo  war  ba§  ©ebdube 
in  feinem  SQSefen  bod)  »oUcnbet  gewefen  am  Anfange  be§  breis 
jebnten  3abrbunbert§.  SSiä  bal)in  waren  gübrer  unb  ©efübtte 
fafl  |tet§  ^anb  in  ^anb  mit  einanber  gegangen. 

X)a§  ganje  ©ebdube  tfl  ju  Hlu^  unb  grommen  bc§  ®a-. 
cerbotii  geworben,  weldjeS  bie  mitbilbenbe  üWajoritdt  eigentlid> 
miä)t  gewollt.  £>iefe§  ifi  fcf)t  fd)arf  bcröorgetreten  unb  ber  Uns 
mut^  ber  2Bett  barüber  i|l  febr  grop  geworben  unb  führet  jü 
heftigem  ©treitc.  5Äan  bemerft,  bap  baS  Sufammenwirfen  ber 
gübrer  unb  ber  ©efübrten,  ba  wo  nod)  weiter  gebilbet  wirb, 
im  fpdteren  SIRittelalter  nidjt  mebv  in  bem  früberen  SOiaape 
©tatt  finbet.  25ic  Stixö)t  muß  gebieten,  baß  bie  SQSunber  nur 
notf)  üon  tt)r  ouggeben  follten,  baß  nur  foldf)e  SBunbet  für 
wirÜic^e  SZBunber  eradjtet  werben  follten,  bie  t>on  tbv  gebilliget 
werben.  9Ran  foU  nur  bie  .^eiligen  b^ben,  bie  ft'e  ju  .i^eiligen 
Qtmaö}t,  unb  bie  ^Reliquien,  bie  fte  ju  3teliquien  QttnatSjt  ^) 

1)  Sranj  ^ortario,  «in  Sote  iu  <Sienn,  Iet)rt  um  bo«  3otir  1396: 
totam  sanctam  Dei  ecciesiam  leprosam  esse,  nec  sacram^nta  rite  con-  ' 
ferri  adeo  ut  nullos  sacra  baptismatis  gratia  ornaretur.     Bulla  Bohifac. 
IX.  Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1396.  XVII.  pag.  198. 

2)  Concil.  Raven,  a.  1311.    Mansi.  Coli.  Conc.  XXV.  pag.  453. 
Concil.  Benevent,  a.  1378.  Mansi.  Coli.  Conc.  XXVI.  pag.  620. 


—   133  — 


X)xt  ^aiovitat  wollte  fid)  bewegen  auf  'eigenen  JBö()ncn.  ©ie 
ifl  ju  einet  jlel)ent)en  unt>  faulenben  SÄaffe  geworben,  bie  l)in 
unt»  wicber  mä)  einer  onbern  JRidjtung  aufjifdjt,  ol§  bie  %ü\)i 
rer  fie  »orftdjtig  öorfd)reiben  ju  muffen  glauben.  25iefe  S?id)tung 
lauft  oft  mit  i^rem  ?)tinci^)  ganj  na()e  neben  ber  9iid)tung  be^ 
Äirdje  l}in,  aber  fie  i}at  irgenb  eine  SKobifkation,  wcldje  gegen 
bie  schöbt  felbfl  ifl.  @ine  folc^je  ^Bewegung  wirb  bann  eben= 
falls  jur  Berrud)te|len  Äefeerei.  25ie  Seit  wirb  reid)  an  folc^ien 
Bewegungen,  in  benen  bie  früt)cr  compacte  SRajorität  ^id)  in 
fiel)  felbft  brid)t,  inbem  ein  Zi)til  mit  ber  Mix(t)t  fortgebt,  ein 
önberer  eine  anbere  Strafe  jiebt. 

2)aö  ^erauögepen  eine§  Xi)eHt^  ber  SKajoritat  auf  anbere 
äöabnen  beS  Aberglauben^  unb  ber  ©djwdrmerei ,  olS  bie  giirs 
flen  ber  Süxäjt  fie  be)limmt,  b^ngt  nun  mit  bem  unter  ben 
granciöcanern  erfd)ienenen  ©piritualiämuS  jufammen,  wenn  bie^ 
fer  3ufammcnf)ang  and}  nicbt  immer  ein  faplicber  unb  \)an\)i 
greiflieber  ifi,  unb  wenn  aucb  nicbt  3llle,  bie  ficb  ©pirituole 
nannten,  ben  S^5irituali6mu»  bin<>uftncben  bi§  ju  ber  ^öbe, 
ouf  welker  er  \)itx  SSebeutung  gewinnt,  (iä  war  bie  ®emer-. 
fung  gemacht  worben,  baf  bie  r6mifd)e  Äircbe  eine  Äirdbe  beS 
gleifcbeä  gewoiben  fei.  Sarum  war  man  barauf  gefommcn, 
eine  anbere  ju  fud)en,  eine  Äircbe  beä  ©eificS.  2)er  ©eift,  ber 
@eifl!  rief  balb  eine  Unjabl  »on  J:e^erfecten  ber  romifcbcn  Äirdf)e 
entgegen,  ibr  i)abt  ibn  nidbt,  wir  b^ben  ibn.  SSiele  nun  öon 
benen,  weldje  fie  fucl)ten,  bie  Äircbe  be§  ©eifieä,  glaubten  fte 
ju  ftnben  ober  fie  fdjon  gefunben  ju  b^ben,  wenn  fie,  waS  in 
ber  r6mifd)en  ^ircbc  gefcbeben  follte  unb  bocb  nicbt  gefcfaab,  in« 
bem  man  fid)  mit  einigen  9?ebenöarten  barüber  binwegbatf,  bar: 
(teilte  in  aller  9teinbeit.  SBenn  man  orm  würbe  wie  bie  2lpoflel, 
wenn  man  Äeufcbbeit  wirftid)  i)abi,  bie  in  ber  romifcben  Stixäjt 
jwar  angelobt,  aber  nicbt  gebalten  warb,  wenn  man  wirflidfj 
büfe,  ba  in  ben  itlöftern  be§  römifcben  .Sircbentbums  nur  ein 
taufcl()enber  ©cbcin  getrieben  würbe,  ber  bie  frecbjle  ©ittenloftg: 
feit  ber  SGBelt  faum  »erbüllte.  2!)ie  jablreicben  Äe^crfecten,  üon 
benen  bie  Äirc^e  fidb  befonberS  mit  bem  »ierjebnten  Sabrbunbert 
umftürmt  fab,  gingen  meifl  auS  biefcr  9iidbt""3  i^txxxix.  ®ie 
ifl  im  TlUgemcinen  febr  wtelfacb  unb  bunt  geftaltet,  btefe  Äe^e: 
rei,  welclje  ficb  in  ber  Seit,  bie  je^t  betrad)tet  wirb,  unmittel: 
bar  au8  bem  «Scboope  ber  Äatbolicität  felb/l  erbebt.   6§  gab 


—   134  — 


I  iubaijTreribe  ßorijicn,  welche  ß^ri(Ienf()um  unb  Subcnt^um  in 
einer  nnberen  2Betfe,  bie  Mixdjt  c6  fc(b(t  f)oben  »olltc,  in 
einanber  roarfen.')  ^cibnifd)e3aiiberfun|le  würben  fo  mit  djriptid)^ 
fatf)olifd?en  Ißräucijen  üerfc^imülscn,  bop  bnrauS  eine  f6rmli(^c 
Äefeerci  entfionb.  2^'ie  Snciuifition  ivirb  angewtefen,  gegen  fotd^e 
ju  öerfal;ren,  bie  Ijcibnifcfje  ^auhtxtün\it  mit  bem  ©acta; 
ment  beä  "Küax^  treiben.  2)  gine  Zxt  ^cibendjriften  rrörb  in 
Stallen  mi  bem  ^cipft  ^ofjannea  XXII.  bemerft,  fo  bebeufenb, 
bap  er  einen  itreu5jug  gegen  ftc  üeranjinften  mupte.  ©ie  'i)ah 
ttn  fidE)  aber  mä)  nad^  Scutfiiitanb  werbreitet  in  bie  2)i6c6fen 
eon  S3remen,  5J?ainj,  Srier,  Jtötn  unb  ©atjburg.  25ic  Äreuji 
faljrer  jtrjtörten  im  '^cit)xt  1322  bie  Stabt  Stecanati  üon  ©runb 
flu§.  X>a  Ijatten  fte  ein  öbfd)culicl)e§  Sbol  öufgefiellt,  rceld^eS 
fie  flbgottifd)  veref)rt£n.3)  bie  .:^eit;eng6tter  in  bem  ©lauben 
be5  S3oIfe§  fortlebten,  fo  i]!  eine  Sufummcnftellung  be§  Qi)xU 
[tentt;umS  unb  be§  ^eibentljumä  nici^t  un«)al)rfd)einlicl).  25ie 
^eu^erungen  beä  ^aptleä  inbeffen  laffcn  ausi)  ber  SSermut^ung 
9?aum,  bap  ein  offener  2(bfaE  com  (5l)rittent(}um,  offene  fRud^ 
h\)x  n)at)rfd)cinlidj  jum  claffifdjcn  .§eibent()um,  nod)  im  »ierjefjn: 
ten  S«N;unbcrt  bei  einer  ntd;t  geringen  3ol;l  ÜÄenfdjen  «Statt 
gcfunben. 

Sie  jtird)e,  \vdä)t  ubcrfjaupt  feinen  3tugenb[i(f  ber  STu^e 
xnt^x  gewinnen  Eann,  ftcljct  ftd)  aber  ai\d)  »on  anberroartä  l;et 

1)  Bulla  Joann,  XXU.    Raynald.   Annales  ecclesiae  a.  1320.  XV. 
pag.  203. 

2)  ßuUa  Jcann.  XXU.  Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1320.  XV. 
pag.  205. 

3)  Documentis  veritatis  abjectis  et  ad  ohscoenas  operationeg  et  sor- 
ilas  inquinati,  non  advertentes  quod  illa  virftis,  iiiaque  saptentia  et  illa 
est  Vera  colenda  majestas ,  qiiae  nniversitateni  miindi  creavit  ex  nihilo 
tt  in  qiius  funnas  voluit  et  mensuras  tcrrenani  coelesteinqne  substantiam 
oinnipotenti  ratione  prodiixit,  idololatiiae  nel'andissimo  cultui  per  profanas 
tnperstitiones  et  lioneiidas  se  stulta  et  coeca  dementia  ingesserun\,  labe 
respersi  pei-til'era  Iieicticac  pravitatir.  Ecce  quidein  bostes  profani  ca- 
tholicae  ii\ati'is  adver.' iis  Cliristum  sponsiini  ejus  insnrgunt  blaspliemiis 
lidei  catbolicae  murum  detr.ictionis  ictibus  iinpetiint,  ejusqoe  diniere  ni- 
tuntur  orthodoxae  structiirani  et  illain  suaruin  invasione  \iiinin  agredi 
non  Jcrniiilanl.  Joannis  XXII.  Epist.  apd.  Uaynald.  Aniiales  ecclesiae  a. 
1321.  XV.  pag.  224.  Scr  .ftrciijuig  fällt  in  iai  -M)x  1322.  fsricöricf) 
roii  9}iüiitcfcrotro  frcbt  an  Oer  ©pi^c  ber  Kc^cr.  SDfr  .*?nuptfcl)nupla^  \\i 
tie  Tiaxt  Ünccna.    Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1322.  XV.  p.  228. 


—    135  — 


auf  nicf)t  minbec  gefa()tlid)e  SBeife  bti)to\)tt.   3n  3Deutfd)(anb, 
Stölien,  granfreicb,  erljob  fidj  plo^lid)  um  böä         1349  in 
einer  Seit  t>er  S^ot^,  benn  eä  wüttjete  eine  arge  Mm\ti)dt,  ba§ 
IBolf.  Ungeljeutc  ©djaaren  jogcn  üon  Srt  ju  Drt.  Sie  fdjrieen 
äBupe  unb  geipelten  ftd^  immer  fort.    Scbcr  warf  ficf)  auf  bic 
©rbe,  fo  ba^  «  bie  ©cfialt  eineä  Äreujeä  bitbetc.   ®ic  gingen 
nun  oüc  über  ii)n  i)'m  unbjeber  gab  ibm  einen  ©treid).*)  9}?an 
nannte  biefe  ©cf^roärmer  glagellanten.    Sm  2fnfange  fdjeinen 
bie  \)o^tn  Äirdjenfürften  nid)tö  gegen  bie  ®ad[)e  gehabt  ju  ^a- 
ben.   (5ä  geljort  in  baä  ©pfiem  ber  Äird}c  hinein,  ba^  bie 
fWenfdjen  bcfd)aftigct  »erben  mit  foldjen  Singen,   ffiafb  aber 
tüirb  bie  ©adfje  fcljr  bebenflidj,  fte  nimmt  eine  9Jid)tung  gegen 
ba§  ©acerbotium.  Sie  Stimmung  ber  9J?cnfcIjen  gegen  baffelbe 
tttaä)t  ftd)  8uft  balb  in  bicfer,  balb  in  jener  SBeife.    Sie  g(ü= 
gellanten  beljaupten,  il;re  ©ei^ehingen  waren  üerbtenfilidjer  aB 
baä  3J?artprert{)um,  bie  ©acramente  ber  S,ixi)i  waren  it)ncn 
nidjt  mel)r  not^ig.  ©ie  öerad)ten  ^riejtcr  unb  SJJondje,  fte  pre= 
bigen  unb  U\)Xin,  ftet)atten  itjre  eigenen  Sufumnicnfünfte.  ^aip|l 
GUmenö  VI.  oerbietet  bie  ©eijjetungcnl,  bie  gai)rten  unb  bie  3u= 
fammenfünfte.  Sie,  welche  ge(e!)rt  l;abcn,  follten  ergriffen  wer« 
ben.   Sie  wc(tlicl;cn  Surften  foUen  bie  ©ad)e  mit  ©cwalt  un: 
tcrbrütfen.  ^)   "Kbet  bic  Mxdjt  Dermocijte  lange  nidjt  biefe  9?id?j 
tung  unter  bem  SSo(Ee  ju  überwältigen. 

1)  Scrdtö  im  Safire  1260  fiattcn  ficf)  folcfjc  gtagcaantcn  in  Otnlitn  cr= 
^obcn  unb  Diu  nad)  ^polcn  «ocrbvcitct.  ®d)on  bamnlä  batu-n  fic  9Clc(}rt: 
Neminem  ab  omniluis  peccatis  adsolvi,  si  in  tali  secta  per  munsam  non 
versaretnr.    Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  11G0.  XIV.  pag.  56. 

Circuraiverunt  unusque  post  alium  in  circalo  se  in  mudnm  cruxifixi 
prostravit,  qnilibetque  eornm  snper  quoslibet  transenntes  passibus  et  le- 
niter  prostratos  fiagellis  tangentes.  Uitimis  qui  se  primo  straTorunt,  pri- 
ino  surgentes  se  flagellaverunt  flageUiü  Iiabentibiis  nodos  cum  quatuor 
aculeis  ferrei.s,  transenntes  cantuvulgari  invocationis  dominicae,  habentes 
maltas  invocationes  et  steterunt  tres  in  medio  circuli  sonori  valde  prae- 
cinentes  üagellando  se  post  quos  alii  canebant  In  quo  diu  immorantes 
ad  unum  praecentam  omnes  genuhexi  in  modum  cruxifixi  in  facics  snas 
corrnerunt,  cam  singuitu  orantes  et  transierunt  juxta  circulum  magistri 
monentes  eos,  »t  orarent  ad  Dominum  pro  dementia  super  jiopiiluni  et 
omnes  peccatores  et  in  pnrgatorio  existentes.  Albertus  Argentinensis : 
Chronicon.    Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1349.  XVI,  pag.  291. 

2)  Bulla  Clement.  VI.    Raynald,  Annales  occitsiae  a,  1349.  XVI. 
pag,  192.  293. 


1 


—   138  — 

3lod)  im  funfjc^)nten  Sat)rt)unbert  jeigte  [lä)  bct  StögeUaiti 
ti§mu5  unb  in  nod)  bebenfltdjerer  ©efialt  a(ä  im  metjel)nten. 
2)enn  ba  be^nuspteten  fte,  ba^  alle  ©ewalt  bcä^ap|le§  unb  bet 
^rtejler  unb  bie  ©acramente  ber  romifdjen  Äirdje  auf9ct)6rt  ^dts 
ten  if)re  Geltung  ju  ^aben.  "Kn  bie  ©teile  bec  Sloufe  fei  bie 
©et^elung  getreten.  2lud)  fei  bie  ßonfeffio  nidjt  mel)r  notljig, 
benrt  naä)^  beä  .l^erjenS  gerfnirfc^ung  oerföljne  fdjon  biefelbe 
'  ©ei^elung  mit  @ott.  ßben  fo  bewarfen  fie  baä  gaflen,  baä  geges 

Ifeuer  unb  bie  2£nrufung  ber  .^eiligen.  2tud)  an  bie  SJransfubjlantiaj 
tion  glaubten  fie  nid^t.  ^lux  glagellanten  waren  il)nen  etnjaö  unb  fte 
bel)au:pteten ,  einer  i^rer  Se^rer,  Äonrab  @met,  nid)t  ber  ^crr 
unb  ^eilanb,  werbe  am  iüngjten  Sage  iu®erid)t  fifeen.i)  3tuf 

1)  Isto  anno  in  marchionatu  Misnensi  in  oppido  Sangerhasen  multi 
Iieretici  deprehensi  sunt,  qui  articulos  infra  scriptos  contra  üdem  catho- 
licam  tenuerunt  et  occulte  docuerunt.  Quod  secta  eorum  originem  ha- 
beret  ex  quibusdam  scripturis  per  angelos  super  altare  Sancti  Petri  de- 
^.  latis  circa  annum  MCCCXLIV.  Hoc  tempore  Dens  Romanum  pontifi- 
cem  ceterosque  praelatos  licentiavit  eosque  omni  auctoritate  ligandi  at- 
que  Sülyendi  aut  quascunque  res  consecrandi  privavit,  nam  ut  in  expul- 
sione  negotiatorum  de  templo  Christus  propter  malitiam  sacerdotum  ab- 
jecit  sacerdotiujn  judaicum,  ita  in  transitu  fratrum  cruxifratrum  propter 
sacerdotum  nequitiam  licentiavit  Dens  sacerdotium  evangelium  et  sie  sa- 
cramenta  ecclesiae  cessaverunt. 

Item  dicant,  quod  in  transitu  cruxifratrum,  quando  primo  flagel- 
lando  se  transiverunt  per  mundum ,  lex  baptisnii  in  aqua  deponebatur  a 
-  Deo  et  lex  baptismi  in  proprio  sanguine  iiistituebatur.  Sic  post  praedi- 
ctum  transitum  nemo  verus  Christianus  fuit  nec  intrare  potuit  regnum 
coelorum,  nisi  qui  proprio  sanguine  de  corpore  per  flagellum  in  memo- 
riam  passionis  Ciiristi  sponte  excusso  fuit  baptizatus. 

Item  dicunt  in  Sacramento  altaris  nec  verum  corpus  Christi  nec  ve- 
rum Deum  esse  et  quod  ipsum  esset  ructus  sacerdotum  afHrmabant.  Item 
quod  ad  reniissionem  peccatorum  nihil  prodest  conlessio  facta  sacerdoti 
nec  absolutio  facta  per  eundem ,  sed  quantuncunque  enormia  sunt  pec- 
cata  sufficit  cum  cordis  contritione  sola  flagcllatio  corporis  proprii,  unde 
omncs  indulgentiae  per  quemcunqae  concessae  nuUae  sunt. 

Item  dicunt,  quod  Conradus  Smet,  eorum  beresiarcba  sedebit  in 
judicio  ut  judex  in  novissimo  die  et  non  Christus.  Item  quod  post  mor- 
tem nulluni  sit  purgatorium,  quod  exequiae  eorum  defunctorum  nihil  pro- 
sint  defunctis ,  sed  sint  solalia  vivorum  et  repleant  marsupia  clericorum. 
Item  quod  nullius  diei  festivitas  sit  celebranda  nisi  diei  dominice  et  na- 
tivitatis  Ciiristi  ac  assumptionis  Mariae  virginis.  Venerationem  sanctarum 
iinaginviin  asserebant  esse  idololatriain.  Gobelinus  apd.  Raynald.  Anna- 
les ecclesiae  a.  1414-  XVll.  pag.  441.  3«n<r  Äonrüb  ©iiitt  roar  ju  <Si- 
fuvt  ali  Kcfecr  ccrbraniU  tüorben. 


—   137  ~ 


t>tm  ßoncil  ju  Sonflanj  rebet  So^)anne§  ©erfon  im  S<Jl>w  1417 
mit  großem  @ifer  gegen  bie  glagcUanten.  Wian  müfTc  bie  ®ad()e 
unterbrücfen  um  jeben  ^reiä.  25ie  3£u§fd)weifungcn,  bie  bei  beti 
©ei^elungen  unb  Umjugen  uorgingen,  wären  obfc^eultd).  Den 
Subcn  unb  ben  ©aracenen  würbe  man  jum  ©efpött  werben, 
bulbete  man  e§  langer.^)  £)ie  glagellanten  Ijaben  fid)tbar  bie 
ganje  r6mifcl)e  Äirc^e  verworfen  fammt  bem  ^riejlertt)um,  weil 
fte  beibeö  für  fleifdjlid)  unb  tiefgefunfen  anfeilen,  ©ie  l)aben  eine 
anbere  Äird)e  beä  ©eijleä  gefacht,  aber  fte  ^aben  nidjt  gewußt, 
wie  fte  oiefelbc  fi'nben  foüten. 

6ä  war  eine  SSerwirrung  f)erüorgegon3en  au§  ber  Wlip 
jiimmung,  wctdje  ber  romifclje  Äat^olici§mu§  in  ber  SQSelt  aufs 
geregt  batte,  erzeugt  üon  ber  ä5crEe^rt()eit  berSSegriffe,  mit  weU 
d)tt  »on  ber  Äirdje  bie  SO?enfd)en  gefüttert  werben.  @ine  beis 
nal^e  ä()n(id)e  ©ifdjeinung  trat  in  ben  ^ajloreüen  ()er»or.  3« 
granfreid^  rottete  ftcij  mti)xmal^,  befcnberS  aber  im  5a^rel320 
gemeine^  58olf  jufammen  unb  wollte  baS  ()eilige  @rab  wiebec^ 
erobern.  2)  5ßo  nur  baö  SSolf  9?aum  gewinnt  ju  einer  freien 
S£l)at,  ba  fielet  man  oud)  fofort  eine  JRidjtung  gegen  baS  ©a» 
cerbotium.  Ilud)  bie  Q)aftoreUen  fangen  an  ju  prebigen  unb  bie 
©acramente  ju  »crad)ten.  £)er  Äleruä  gilt  itjnen  nid)tä  unb 
fte  meinen,  ber  ^crr  l)abe  überljaupt  fein  2lngeftd)t  t)on  ben  SSor« 
ne^jmen  ber  ©rbc  geifllidfien  unb  weltlid)en  ©tanbeö  ab  unb  ju 
il)nen  gcwenbet.  2)ie  Äird)c  nimmt  ben  weltlid^en  2Crm  ju  ^ülfe 
unb  überwältiget  aud)  biefe  ^Bewegung.  Dafi  eö  bei  foldjen 
ßrcigniffeii  an  wilben  SSorgängen  unb  äügellofigfeiten  nid)t 
fel)lte,  tann  bem  Äird>enfct)rift|teller  wo^l  geglaubt  werben  unb 
eerfiel)et  ftd)  fdjon  won  felbp.   2)a§  SSolJ  jerbrad)  juweilen  bie 

Sab  hoc  velamine  ac  praetextu  poenitentiae  fiant  innumera  mala. 
Insnrgunt  hereses,  vilipenduntur  Sacenlotes,  contemnontor  confessiones 
et  poenitentiae  sacramentales,  extorquuntur  dolosis  inodis  pecuniae,  otia, 
quae  pigros  occidunt,  nutriuntar.  Silemus  de  furtis,  de  stupris,  de  adol- 
teriis^  de  periculis  quae  sunt  in  falsis  fratribus  et  frandalentis  sollicita- 
tionibus  ad  oinne  facinus  atque  llagitium.  Gersonii  Tractatas  contra  se- 
ctam  se  Flagellantium.  Opera  II.  pag.  662. 

1)  Vergere  possunt  in  scandalum  Christianornm  apnd  Jiidaeos,  Sa- 
racenos  et  Paganos,  tanquam  Lex  Christi  sit  anstera ,  crodelis  et  id 
sanguinibus  ,  non  in  miserationibus  enutrita.  Gersonii  Trartatos  contra 
sectatn  se  Flagellantium.  Opera  II.  pag.  662, 

2)  Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1320.  XV.  pag.  202. 


—    138  — 


Äefte,  mit  weldjet  e§  »om  ©acerbotio  umjogen  mxbm  roor; 
e§  war  auferjogcn  »uorben  in  9?oI)t)ett  unb  ^(bergloubcn,  unb 
btefe  fonnten  feine  anberen  gtüdjte  tragen  aB  foldje,  wie  fte 
eben  in  biefcn  SSolfSbewegiingen  fid;  jeigten.  SÖJenn  fiel)  Äleri- 
cer  ön  bie  @pi|e  fo(cl)er  ^Bewegungen  pellten,  fo  waren  c5  meifl 
granctScöncr,  wefd^cn  immer  nur  ber  ©ebanfe,  ba^  bie  d)ri|ls 
lidje  aSoUEoTnmen^eit  in  ber  a^jofiolifdjen  lltmutl)  beftänbe,  »or: 
gefcl;webt  ju  ^aben  fdjeint.  T)uxä)  biefe  Zxmuti)  erljiclten  fte 
ben  ©eift,  ber  fte  frei  madjte  »on  allen  SSanben.  @ä  war  bei 
tiefen  granciScanern  felbjl  3(Ue§  SJ?i^öer|lanb  unb  ganatiämu§, 
unb  S3tinbe  fonnten  nict)t  %ü\)nx  ber  SJlinben  fein. 

3nbeffen  jogen  bie  Flagellanten  unb  ^aflorellen  nur  wie 
leid)te  ^t)anomene  an  bem  ^immel  ber  M\xä)t  worüber.  ^Tbet 
eine  SSKengc  anbcre,  jiemltd)  orgnniftrte  ®efellfd)aften  ftdtiger 
Statur  mad)ten  berfelben  groperc  S'Jotl).  «Sie  werben  aufgefii^rt 
unter  biefen  9?amen:  graticcUen,  'ifpofiolifdje,  Sßegutnen,  Sßt, 
garben,  Surluptnen  unb  SoUarben.  (gä  erfd)etnen  meljrere  na' 
mentlid)  angefül)rte  .Re^er,  von  benen  man  faum  fagen  tann, 
ob  fie  ber  einen  ober  ber  anbcvcn  biefer  ©ccten  ober  ®cfellfd)afs 
ten  angel)6rtcn.  3"  ben  "Kn^iö^tm  biefer  felbfi  f)errfd)t  offenbar 
eine  grofe  SScrwanbtfd)aft.  SSorauö  uerbient  bemerft  ju  wer= 
ben,  bap  fte  nid)t§  gemein  Ijatten  mit  ben  SOBalbenfevn.  2)ie 
SBalbenfer  waren  ii)mn  feinb. ©ie  fd^einen  ferner  aud;  nid)tS 
gemein  ju  Ijaben  mit  ben  fogenannten  '3)icarbcn.  2)enn  biefe 
waren  wo^l  weiter  nid)t§  al§  ©laubenäboten  unb  SSoÜfommene 
ber  alten  ebangelifd)=fatl)olifd)cn  Äirdje,  bie  jur  'Sdt  ber  großen 
SSerfotgung  fid)  b'ii  nad)  S3öl)mcn  unb  ^olen  gerettet  Ijatten- 
einjelne  SSeguinen  erflarten  ftd)  wo^l  für  ^u^,^);  unb  gra» 
ticellcn  unb  S5egarben  ergriffen  freilid)  im  fed)ä5el)nten  Sa()r()un-- 
bert  bie  SReformation ;  ^)  urfprünglid^  aber  war  ifjre  Slrennung 
toon  ber  romifc^)  fatl)olifd)en  Äirdfjc  nid)t  burd)  eöangclifd(>e 
©runbfdfec  ^erbeigefüt)rt  werben.  25ie  graticellen  (Fraticelli, 
Fraticellae)  werben  »om  breijel)nten  Sal)r()unbert  an  biä  über 
baä  funfje^ntc  l)inauä  bemerft.  ®ie  erfd)einen  ju  berfelben  Seit, 

1)  Heretici  qnidem  alios  rei)robant  et  condemnant ,  sicnt  Waldenses 
reprobant,  imnio  nauseant  Rnncaros  et  Begardos  et  alios.  Petri  de  Pi- 
lichdorf  cont.  Waldenses.   Dte  La  Bigne.  Max.  Bibl.  Patr.  XXV.  p,273. 

2)  Cochlaeus.    Historia  Hussitarum  pag.  18.  Mainz  1549. 

3)  Mosheim.  De  Begardis  et  Beguinabus,  pag.  579. 


—   139  — 


tto  ber-  ©^tn'tualiSmuS  ^d)  in  im  Drben  ber  ^xamxicantt 
geltenb  mad)t.  oterje^ntcn  3<il)rt)unbert  befonberö  muffen 
fte  fef)r  ja(;lrcirf)  unb  weit  oiiägefaveitet  gcmefen  fein.  Unaufs 
l)bxü(i)  tönen,  bte  klagen,  ba^  bie  graticellen  aUt  fatI)olifdt)e 
ßdnbec  ongcfüllt.^)  ©elbfl  in  bem  Oriente  ftnb  fte  ju  finben.^) 

2)a§  r6mifd)e  Äird)ent]^uni,  wenn  c6  üon  biefen  ®efeUfd)afs 
ten  rebet,  l;at  ebenfalls  nact)  3Jtöili(i)hit  2(Üe6  ju  werwimn  ge» 
fud)t.  Sie  ©efeüfttaften  werben  gen>6t)nlidj  »on  beftimmten 
^erfonen  (jergelcitct,  »on  benen  fie  Flamen  unb  Urfprung  t)a» 
ben  foUen.  2)ie  galfd)f)eit  unb  Ungereimtheit  foldjer  "KriQabtn 
tfl  gen)6()nlid>  mit  ^anben  ju  greifen.  (Sine  gewiffe  unter  ben 
S)?enfd)en  oerbreitcte  3bee  gab  biefen  @efellfcf)aftcn  entweber  ben 
Ur^^ijrung  ober  mad^te  fte  ju  ttvoai  '2(nberem,  olä  wag  fie  früt)ef 
gewefen  waren.  58ei  ben  graticeüen  liegt  ber  Urfprung  ouf  bet  ^ 
flaä)in  ^anb  unb  ergiebt  \iä)  auä  bem  SZamen  felbft.  £)erfelbe 
ifi  weiter  nid;t»  alö  bie  Ueberfefjung  be§  9iamenö  „frater  ini-  |; 
nor"  f^ranci-ocaner.  3)  25ie  @d)riftfteUer,  benen  e§  galt,  eine 
angeblidje  (5()re  Deö  £)rben§  ber  groncigcaner  ju  retten,  flreiten 
mit  allen  straften,  bap  bie  graticcUen  nur  erlogen,  ba^  fie 
Äertiarier  bcä  £)rbenä  üom  l;eitigen  granj  waren.*)  (Sie  \)abtn 
oud)  9?ed)t  in  bem  ©inne,  bap  bie  graticellen  ni4)t  Slertiariet  beä 
3;i)eileö  beö  £)rbene>  ber  granciäcaner,  ber  im  ®el)orfam  beä  QJapfleä 
blieb,  nid)t  bann  3;i)eile  biefe5Srben§  waren,  alä  baö  ©djiäma 
geenbet  unb  ber  Drben  wieber  ganj  in  bie  Sbebienj  beä  romi; 
fdjen  ©tubleö  jurucfgetreten  war,  barum  waren  fte  allerbingä 
mit  bem  Srben  felbjl  unb  mit  ben  ddjten  SSertiariern  nidjt  ju 
»erwed)feln.    2)ie  ^äpftc  unterfc^eiben  aucf)  genau  bie  gratis 

1)  !Ca  (c^ren  fie  omnem  sanctitatem  in  ecclesia  Romana  iteriisse, 
omnem  in  sacris  ac  divinis  potestatem  in  se  ipsos  transfasam.  Raynald. 
Annales  ecciesiae  a.  1314.  XVI.  pagf.  201. 

2)  Siö  nac^  ÜJnncnien  ^in.  Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1344.  . 
XVI.  pag.  201. 

3)  ©0  fetten  J)ie  SScguinen  »on  einem  Wannt  D'Janiend  Begninns  ^er« 
flciniineii.  Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1322.  XV.  pag.  242.  JDa  ein 
Fraticelliis  nid)t  fuijltd)  gcOilbtt  ivcrben  tonnte,  fo  mit'o  ben  grciticetten  Urs 
fprung  gegeben  yon  einem  gcit>ijTcn  Punzilupus,  beffen  frül)er  gc&ac^t  mox- 
iien  unb  ber  ein  Sßüilfomniener  ber  Äat()arcr  gereefen  toax.  Wadding.  An- 
nales Minoruni  VI.  pag.  288. 

4)  Waddiflg.  Annales  Minorum  a.  1317.  VI.  pag.  279.  - 


—  140  — 


teilen  bon  be«  ad)ten  S^rbenSbrübcm.  910^)6  Semönbtfcl)aft  mit 
ben  gwticeUen  ^)atten  nun  auö)  in  biefcr  iitit  bie  JSeguinen.  Sät-- 
guinen  gab  eä  bereite  lange  Seit  eor  ben  teltgiöfen  SSewegun- 
gen,  »on  benen  bier  gefprocben  rctrb.  (5§  roaren  grauen,  bie, 
ebne  gerabe  bie  9?onnengelübbc  abgelegt  ju  baben,  [icb  bocb  ei= 
nem  firengen  unb  floflerltcben  geben  unterworfen,  ftd)  jufammen 
getban  ^attm  in  ^aufern,  gemeinfcboftlid)  ju  arbeiten,  gemeins 
fdjaftlid)  fromme  äßräucbe  ju  beobachten.  ®ie  fdjeinen  jum 
großen  SIbeil  »on  2t(mofen  gelebt  ju  baben.  2)iefe  -JBeguinen 
fiefjen  i)od)  in  ben  'ilugen  ber  2Belt  unb  fte  werben  bei  ben 
©cl(>enfungen  ntd)t  »ergeffen. 3m  breijebntcn  Sabtb"n^"t 
cntfieben  aud)  folcbe  SSKännerwereine.  Sbwobl  nun  aud)  für  bie 
Scanner  juweilen  ber  S'iame  „Befrnini"  tjorfommt,  fo  »erben 
bie  9Jivinner  botb  in  ber  Siegel  Begardi  genannt,  ^)  wobei  benn 
bie  wetblicbe  gorm  Begarda  ebenfalls  nidf)t  feiten  erfcbeint.  25et 
IRame  fommt  wabrfdjeinltd)  ber  »on  bem  nieberbeutfcben  „begs 
on"  betteln.*)  2)ie  ®egarben  erfdjeinen  mebr  in  £)eutfd)lanb, 
bie  graticellen  mebr  in  ben  (Sübldnbern.  @ie  nannten  ftd) 
oud)  ©ruber  unb  <Sd)wefiern  ber  ffiüpung.  Sä  fommen  fers 
ner  bie  2luöbrü(fe  „SBrüCier  unb  ©cbwefiern  beä  freien  ®eif}e§, 
Sßrüber  unb  (Scbwejiern  beS  boben  ®eifie6"  »or.  :©tefe  bejeid); 
nen  bann  eine  eigentbümlid)e  9Jid)tung,  »eldje  einige  Seguinen 
unb  S5egarben  genommen  b<»ben.  gab  nun  immer  befonberS 
SBeguinen,  weli^e  ber  romifdjen  Äirdje  treu  blieben,  weldje  fiiK 
babin  lebten  in  ibren  .l^dufern,  unter  ibren  frommen  SBibmun= 
gen,  o^ne  ju  bogmatiftren  ober  ju  polemifiren.  X>k  ^dpjtc 
gebieten  immer,  baß  foldje  S5eguinen  nid^t  gejlort  werben  foU^ 
ten,  wenn  ftc  aud),  ba  bie  ganje  Srfdjeinung  »erbddjtig  gewor^ 

1)  Wadding.  Annales  Minorum  a.  1317.  VI.  pag.  280. 

2)  Mosheim  de  Begardis  et  Begainabns  pag.  58  —  88. 

3)  Praecipne  in  Alemanniae  partibns  qui  volgariter  Begehardi  quoad 
viros  et  Beginae,  qnoad  feminas  nominantnr.  Conrad  de  Monte  Puel- 
larum  contra  Begehardos  et  Beguinas.    Gretser.  Opera  Xli.  II.  pag.  98. 

4)  ©er  IJlanie  „25cgutnc"  wirb  nid)t  unwal)rf^cinli^  a60clcitcr  vom 
olt(dd)r>fd)tn  ^'cg*"»  b'gan,  biggan.  Colere,  servire,  obseryare.  Mosheim 
de  Begardis  et  Beguinabis,  pag.  93. 

5)  (£d  fommon  ü6crt)nupt  fcf)r  oicle  9Iamen  b«fel6en  »or.  Secta  Be- 
gehardonim  et  Beginarnm  seu  sdwestrornm  conventnalum ,  quae  vulgo 
wilge  Armen  vel  conventschwestern  dicantur,  vel  quae  simul  mendicando 
dicunt,  Brodt  durch  Gott.    Rdictum  Imperat.  Carol.  IV.  a.  1369. 


—  141  — 


t)«n  »erlangen,  böf  i^v  ©faube  unterfaßt  werben  foUte. ») 
2Cber  um  btefelbe  Seit,  ba  bie  graticeüen  ftd)  jeigten,  unb  biefeS 
war,  toie  ber  SptrituoItsmuS  in  bcm  IDrben  ber  granciäcanet 
em^5orfam,  war  bie  größere  Sat)l  ber  S3egutnen  unb  bie  um 
eben  biefelbe  Seit  entfleljenben  iBegarben  von  ber  r6mifcl)en  Äird^e 
abgefallen.  25ie  SSegarben  nannten  fid)  juwcilen  aud)  bie  UtU 
nen  ©ruber,  wie  bie  graticellen  wollten  fie  babur^)  fagen,  bafi 
ffe  auc^  a^crtiarier  vom  Örben  be§  l^eiltgen  Sranj  wären.  ^) 
j£>k  Stix(i)t  unb  ber  Srben  felbjt  tüoren  nicljt  im  ©tanbe,  bie 
SEertiarier  gcl)6rig  ju  beob[td)tigen.  S3icle,  welche  »ielleidjt  wirfs 
Ucl)  in  ben  STrbcn  aufgenommen  roorben,  lebten  bod)  mä)  an* 
bern  äßraudjen,  alä  Srben  unb  Äird)e  oerlangten,  SSiele  gaben 
fiel)  ben  9?amen  3;ertiarier  felbjl.  «Sie  jogen  Ijerum,  lefjrten, 
^)rebigten  in  SBälbern  unb  in  .i^ötjlen.  (15  ijl  eine  ße^re,  c§ 
ifl  eine  Q)rebtgt,  weld)e  bie  romifdf^e  Äirdje  tief  in  ibrem  ^nner« 
flen  angreift.  Sm  »ierje^nten  3abrl)unbert  jumal  ftnb  bie  2fns 
nalen  ber  Äircfjc  angefüllt  mit  SSerfügungen  gegen  bie  §raticellen, 
bie  SScgarbcn,  bie  ibnen  üerwanbten  ©ecfcn.  25ie  3nquifttion  unb 
bie  S5ifd)ö|e  b^ben  eine  neue  iBefcbaftigung  gcfunben.  2lu5  bem 
einen  Eanbe  oertrieben ,  jeigen  ficlj  bie  (Seelen  in  einem  anbern. 
Smmer  oon  S'Jeuem  fcbeinen  fte  aufjuwacben.  2)ie9?egung  ge» 
gen  bie  Äird)e  b^t  einen  guten  Zi)eil  ber  a)?enfdien  ergriffen. 

^ein«  biefer  ©ecten  warb  eine  ganj  fefte  unb  beflimmte  Drga-s 
nifation.  Äeine  burfte  e§  werben,  wenn  bereinfi  ba5  Soange» 
lium  wieber  J^errfdjaft  gewinnen  foUte  unter  ben  SJJenfcben.  Q$ 
war  eine  8ebre,  eine  «Meinung,  Die  fd)n)anEenC)  bin  unb  Ijec 
ging,  bie  ficb  batb  fo  unb  balb  fo  geilaltete.  @§  fab  ungemein 
bunt  unter  biefen  ©ecten  auS;  ©crfon  meint,  wenn  man  alle 
Slborbeiten  berid)ten  wollte,  bie  oon  ben  S3egarben  unb  SSegui» 
nen  gefagt  unb  getban  würben,  nimmer  fonnte  man  fertig 
werben. »)   Tiüd)  ijl  fidjtbar,  ba^  eine  ganje  glutb  ber  feltfam^ 

1)  Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1317.  XV.  pag.  216. 

2)  Mosheim  de  Begardis  et  Begainabis,  pag.  262.. 

3)  Addo  nunc  id,  quod  evenit  tempore  meo  de  qaadam  qiiae  pro- 
phetissa  et  miraculorum  operatrix  reputata  est  a  multis  quam  et  vidi  et 
allocntas  sum,  haec  tandem  dixit  et  scribi  jussit,  qnod  Spiritus  suos 
deum  contemplando  fiierat  annibilatus  yera  annihilatione  et  hinc  recrea- 
tus:  et  dum  quaeretur  qualiter  hoc  scire  poterat,  repondebat  se  exper- 
tam.   Dies  mihi  non  sufficerct,  si  numerare  vellem  innumeras  tales  in- 


—   142  - 


fien  unb  abentf)eiier(td}|len  fKcinungen  fid)  unter  tiefen  ©ecten 
()erumtrieb.  Sfiidjt  3Ctte§  mog  befannt  gctrorbcn  fein,  aber  ba§ 
befannt  geworbene  jetgt  fctjon  l)inlänglicb  biefeä  feltfame  3n= 
unb  2])uvcf)ctnönberflutben,  fo  wie  eö  bie  ©rünbe  jetgt,  nxmim 
baffelbe  wobl  cnt(icl)cn  muffte. 

@§  tft  etn>a§  @emcinfd)aft(ic{}eö  bei  oücn  bicfcn  Secten  obec 
@efcUfd)aften  mi)l  ju  erfenncn.   ©ie  folgen  aUe  bem  ®runbs 
fa^e  ber  fpirituellen  granciöcaner,  ba^  bie  ooUjlänbige  opofloli» 
Ufcbe  "Kxmuti)  SBoÜfommcnbcit  gäbe,  bag  ber  J^err  unb  bie 
2(poflolen  ntd?tä  auf  @rben  befeffen,  bap  man  einen  atmen  mt 
bürftigen  ©ebraud)  oon  bcn  ^Dingen  mad)en  muffe,  bie  man 
unumgänglid)  notbig  i)ah(  jum  geben.   2)rtrum  l)küm  fie  bie 
*  9?egel  beö  i)eiligen  granj,  bie  ifjnen  ber  wabre  3nl)nlt  beö  Q'oari' 
^  geliumä  ßbripi  voax,  fef)r  i)OÖ).  Sie  »erbammten  alle  9?eueruns 
gen,  n)eld)e  ber  Drbcn  unb  ba§  ^a^fitbum  fid;  mit  biefcr  bei'i- 
gen  9Jegel  erlaubt  bitten    ®ie  batten  bann  weitet  bie  Seb^ 
ren  einiger  fpiritualen  granciscaner  angenommen,  wtlä)t  »on 
einer  Äirdje  be6  gleifd)e§  unb  üon  einer  Äirdje  be§  (Seijleä  ge» 
fprodjen.    @ic  ücrmarfen  baö  rcmifdje  Äirdjentbum  fammt  aU 
kn  feinen  ^dpftcn  unb  5)ri^l'iten,  bie  .Rircbe  fammt  ibren  ©a= 
cramenten.   £)ie  ©emalt  ber  ^rieflet  ber  r6mifd)en  .Rird)e,  btc- 
@en?alt  beä  ^opfteä  i}at  aufgebort.   £)ie  romifdje  Mixdji  ift  bie 
.Äircbe  be§  gleifd)eö.   2)ie  Äircbe  beS  ®ei(leS,  bie  dcbte  Äirdje 
tfi  bei  ibnen,  bie  tton  ber  fleifdjlidjcn  Äirdje  verfolgt  werbem 
I  graticeüen  foUen  ftd)  einmal  fogar  ibren  eigenen  ^ap^t  gewdblt 
'  ^aben.   @ie  fagen  mit  bem  Jranciäcaner  £>lit>a,  baf  bie  r6> 
mifd)e  Äird)e  bie  2)irne  »on  23abplon  ift.    ©ie  b'Jtten  alle  bie 
Äe^ereien  aboptirt  unb  fie  in  ein  ©pjlem  jufammengefa^t,  mU 
d)e  einjeln  »on  fpirituellen  granciStanern  au$gefprod)en  n>orbett 
waren.  *) 

2)en  @afe  »on  ber  a5pofiolifd;)en  2Crmutb  fdjeinen  obne  2fu9« 
nabme  ?(lle  oon  bcn  genannten  ©cctcn  bebau^tet  ju  b^ben. 
25ie  graticellen  brüden  baä  baburd)  au§,  ba^  fie  ftcb  aud) 
bie  SSrüber  bcä  armen  Sebent  nennen.  25ie  SSegatben  fd)ei= 
nen  mebrere  ®rabe  ber  SJoUfommenbeit  angenommen  ju  b«ben. 

Sanas  amantium,  imnio  et  atiantitiin,  quia  non  secundum  scientiain  qua-' 
|es  videntur  fuisse  Begardi  et  Begardae.    Epistola  Johannis  Gersooii> 
Opera  I.  pag.  82. 

1)  Mosheim  de  Begardis  et  Beguinabas  pag.  5Ü7  — 612. 


—  143  — 


£)ie,  mld)i  nad)  bem  ^cd)fien  (irebten,  (jakn  bie  o^ojlo(tfd)c 
^trnuitl)  aud)  bariufrellen  gefudjt  in  it)xex  äußeren  (Srfd)etnun3, 
t>md)  bürftigen  JSßrauc^)  ber  notfjmenbigen  X>inQt,  burd)  (intf)alt 

X)it  ©ecten  finb  in  bcn  ^aupt^ügen  gcrotj?  no^e  jufams 
mengejlopien/  mm  aud)  SSerfdjteöenl^eit  im  ©injelnen  t>ori;anbcn 
war.  (Eine  nam()affe  25iöergcnj  fdjeint  inbeffen,  wenigjienä  im 
»ierjel)nten  Sa^r{)unbert,  unter  'iLUen  fiatt  gcfunben  ju  Ijaben, 
rocldje  fic^  graticellen  unb  SScgarben  nannten.  S5enn  ein  3;(;ct( 
üon  i()nen  {)atte  ftd)tbar  baä  neue  ©»angelium  be§  Ijeiligcn  @ei- 
fteä  an;  unb  aufgenommen.  3u  biefem  Steile,  wirb  bemerft, 
waren  vom  Drben  be§  ^eiligen  granj  »iete  njtrfli^e  JBvübet 
unb  t>ie(c  SJertiarier  getreten.  ®ivolbu§  ©agaellu§  i)uttt  oer- 
fünbet,  bfl^  baä  ßoangelium  (5f)ri(li  feine  Äraft  mit  bcm  3al;re 
1260  öerliere.  ^)  2)iefeä  war  nur  ein  @efe^  ber  Äncd)tfd)aft 
gewefen,  ba§  neue  (Joangelium  war  baä  @efe§  ber  g^rciljcit. 
Sie  äBerid^te,  weldje  .au§  ber  r6mifd)en  Äirdje  fommen,  finb 
md)t  ol)ne  2Biberf)irüd)e.  2(uögemad)t  ifl,  ba^  bie  '•^nl)ü!iger 
bes  neuen  ©üangeliumä  annel^men,  ber  SRenfd)  fonne  einen 
StanD  ber  SSoüfommen^cit  erreidjen,  auf  bem  alle  menfd)lici^e 
^anblungen  für  it)n  gteidjgültig  geworben.  Siebftal)!,  8üge, 
Unjud)t  waren  bann  feine  ©ünCe  met)x.  25er  SÄcnfd;  fonnte 
fid>  }u  einem  ©tanbpuncte  er()eben,  auf  weldjem  er  felbfl  ju 
©Ott  würbe,  er  fonnte  bann  ba»  SSexbienfi  ß{;ri|Ii  felbjl  über; 
meijlern  ober  bemfelben  bodj  gleid)  fommen.  25er  SUZenfci^^  » 
fd)einen  fie  ferner  gelehrt  ju  Ijaben,  f)abe  in  fid)  fclbfl  ein 
©efei^ ,  bem  er  allein  ju  folgen  i)aU.  25ie  SSollfommenen  um 
ter  t^nen  »erfünbigten  iljre  SKeinungen  alä  g6ttlid)e  Snfpiras 
tionen.  SSon  benfelben  pflegten  ftc  ju  fagen,  bap  fie  weit  bef» 
fer  waren,  alä  bie  coangelifd^en  ä5otfd)riften.  SBenn  ber5Wenfci> 
geflorben  i(t,  fo  wirb  er  wiebcr  @ott:  weber  ein  jüngfleö  @e>  ( 
ridjt  nod)  ein  gegefeuer  nehmen  fte  an.  2) 

1)  Mosheim  de  Begardis  et  Beguinabiis  pag.  66. 

2)  Quod  in  tertio  statu  erit  lex  libertatis,  quia  evangeliam  Chriiü 
non  fuit  libertatis  et  quod  Spiritus  sanctus  plenius  dabitur  in  tertio  statu 
quia  in  secundo  statu  non  fuit  plene  datus  et  quod  ecciesia  in  tertio  statu 
purgabitur  quasi  frumentum  a  paleis  et  zizaniis,  quia  tunc  tiet  separatio 
malorum  a  bonis  et  tunc  praedicabiturevangelium  regni.  Guido  Carmclita. 

Dicunt  se  credere,  quod  qnilibet  liomo  perfectus  sit  Christus  per 
nataram.   Aliqais  bomo  posset  transcend^re  meritam  Christi.  Item,  quod 


—  144  — 


Sn  treld)em  58ett)dltniß  fte  baS  <ä^n^tntf)um  ju  fid)  gebac^jt 
^>aben,  rcirb  ntd)t  üollfldnbig  Uax.  (5ä  tfl  bod)  nod)  baoon  bie 
Stebe,  ba^  fic  bie  d)rifllicf)en  ©acramente  begingen,  obnjol)!  fte 
btefelben  anberö  b^nb^jabten  unb  anber§  betracbteten,  alö  btc 
romifcbe  Äirdje.  Süangcltum  be§  SJinrcuö  unb  beS  gucaä 

foUen  fte  fitr  gabcl,  baä  (Soangelium  beö  9Raftbdii§  unb  beä 
Sol)anne6  bagegen  für  ^ai)xi)tit  er<idt)tet  baben.  £)aS  @üange= 
Itum  beä  ^errn  unb  ^eitanbcs  mufte  iJjnen,  ibrct  ^auptanftdjt 

nihil  debeat  fieri  propter  pracmium  «jaodcunqae  etiam  propter  regnum 
coelorum.  Item  quod  Iioido  perfectionis  debet  esse  liher  ab  omni  vic^ 
tote,  ab  omni  actione  virtotis,  a  CbristOj  ab  ejus  passione  cogitanda^ 
a  Deo. 

Dicant ,  qnod  Judicium  extremum  non  sit  futurum ,  sed  quod  tunc 
est  Judicium  hominis  solum  cum  moritiir.  Item  quod  non  est  infernns 
nec  purgatorium.  Item  quod  mortuo  corpore  hominis  solus  Spiritus,  Tel 
anima  hominis  redibit  ad  eum,  unde  exivit  et  cum  eo  sie  reunietur,  quod 
nihil  remanebit  nisi  quod  ab  aeterno  fuit  Deus. 

Dicunt,  credunt  et  tenent,  quod  Deus  sit  formaliter  omne  quod  est. 
Item  dicunt  quod  homo  possit  sie  uniri  Deo,  quod  ipsius  sit  idem  posse 
ac  velle  et  operari  quodcunque,  quod  est  ipsius  Dei.  Item  credunt  se 
esse  Deum  per  naturam  sine  distinctione.  Item^  quod  sint  in  eis  omnes 
perfectiones  divinae  ita  quod  dicunt  se  esse  aeternos.  Item  dicunt  se 
omnia  creasse  et  plus  creasse  quam  Deiim,  Item  quod  nullo  indigent 
nec  Deo  nec  Deitate.  Item  quod  sunt  impeccabiles ,  unde  quemcunque 
actum  peccati  facinnt  sine  peccato.  Item  quod  sunt  ipsum  regnum  coe- 
lorain.    Edictum  Joannis  episcopi  Argentinensis  a.  1317. 

®er  iDcminiccincr;9?lond)  Sccarb  kt)rte:  Nos  transformamur  totalitet 
in  Deum  et  convertiranr  simili  modo  sicut  in  saoramento  panis  converti- 
tur  in  corpus  Christi,  sie  ego  convertor  in  eum,  quod  ipse  operatur  me 
suum  esse.  Quidquid  proprium  est  divinae  naturae,  hoc  totum  proprium 
est  homini  jnsto  et  divino  (bem  ^oQfcmmcncn).  Propter  hoc  i»te  homo 
operatur,  quidquid  Deus  operatur  et  creavit  una  cum  Deo  coelum  et 
terram  et  est  generator  verbi  aeterni  et  Dens  sine  tali  homine  nesciret 
quidquam  facere.    Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1329.  XV.  pag.  389. 

Item  dicunt,  quod' homo  perfectus  sit  liber  in  totum,  ratione  liujiis 
libertatis  non  tenetur  ad  serrandum  praecepta  Praelatoruui.  Item  dicunt 
quod  quidam  ex  eis  adeo  sunt  perfecti,  nt  non  possint  deficere  nec  pro- 
ficere  in  ganctitate.  Item  quod  perfectus  homo  non  indigeat  in  hac  vita 
virtatibus  theologicis,  sicut  iide,  spe  et  caritate.    Joannes  Argentinen. 

5(udf)  b<t  rocltU«f)e  ©etjorforn  fd)cint  für  bic  aSoatommcncn  nufjul)örcn. 
Uli  qni  sunt  in  praedicto  gradu  perfectionis  et  spiritu  libertatis  non  snnt 
humanae  subjesti  obedientiae.    Alvarus  Pelagins:  de  planctu  eaclesiae. 

Jejnnare  et  orare  non  oportet  hominem  postqnam  gradum  ultimum 
perfectioms  fuerit  assecutus,  quia  tunc  sensualitas  ita  perfecta  spiritui  et 


—   145  — 


nod),  mt\)x  eine  Erinnerung  al§  eine  SSeripfItd)tun3  fein, 

tlar ,  bap  fte  mit  einer  genjiffen  SSeradjtung  »on  bemfelben 
fpracl)en.  ^) 

9Kit  voic  üiel  SKiftraucn  man  aud)  fonjt  bic  9iad)ricl)ten 
betradjten  mufj,  meldte  über  fogenonnte  Äeger  au§  bem  (Sd)OD^e 
beö  r6mifd;en  Äird;ent(;umä  fommen,  fo  fdjeinen  bod)  gerabe 
bic  SSertdjte  über  biefe  Äe^erarten  aUtn  ®lauhm  ju  »erbienen 
tn  ben  ^au:pt[ad)en,  wenn  aud)  im  Einjelnen  SSiele5  übertrie-- 
ben  ober  falfd)  öufgefa^t  werben  fein  mag.  £iie  Äird^e  ijatte 
i)itx  e\)ix  ein  3nteref[e  ju  fdjweigcn  aB  ju  reben.  25iefe  Mti^t- 
rei  ifl  nidjt  eiitjlanben  auä  bem  ©oangelio,  fte  ifi  entpanben 
ou5  ber  romifdjen  Äird)e  felbft.  2(uä  ^fnfidfjten  unb  ©ebanfen, 
ouf  we(d)e  fte  ftd)  fe(bjt  gejlellt  l)atk,  ifl  fte  f)eröorgetreten ,  fte 
ift  ein  weiterer  3(uSbau  unb  eine  Ueberfpannung  berfelben.  2£ber 
bie  ,Rird)C  rcbet  bod),  unb  inbem  fte  fo  gewiffermafen  gegcü 
ftd)  felbft  rebet,  ijt  fein  ©runb  t)or()anben,  iljr  nidjt  ju  glauben. 
2lUer  benfbare  SSiberfinn  fonnte  ja  mi)i  unter  ben  9J?enfdjcn 
öuffommen,  mlä)e.  man  im  Söangelio  ununterridjtet  ju  laffen, 
weldje  man  auf  ben  ©ebanfen  üon  bem  SSerbienfte  unb  ber 
S3oD[Eommenf)eit  gewiffer  an  \i<i)  felbft  nidjtiger  Sujidnbc  unb 
Jg)anblungen ,  n3eld)e  man  auf  einem  Sauber»  unb  SBitnberfretS 
5u  ftellen  ftdf)  alle  mbQÜä)t  9Rül;e  gegeben  batte.   3?un  fprang 

ratione  snbjecta,  qnod  potest  homo  libero  corpori  concedere  quidquid 
placet. 

Magis  homines  debent  credcre  hnmanis  conceptibus,  qai  procedunt 
ex  Corde,  quam  doctrinae  evangelicae.    Joannes  Argentinen^. 

Afferramus  fructom  actuum  non  exterionim ,  sed  interiornm ,  quos 
Pater  in  nobis  manens  facit  et  operatur.    2)cr  ©ominicancr  Sccarb. 

®k  Sugcnbcn  6raud)cn  nur  gciiöt  ju  rocrbcn  in  bem  ©tanbc  ber  UnooIIs 
fommcnf)cit.  Sextus  error  istoram  Begbardorum  est  quod  se  exercere  in 
actibus  virtatum  est  hominis  imperfecti  et  perfecta  anima  licentiat  a  se 
virtutes.    Alvaros  Pelagius,  de  planctu  ccclesiae. 

aSon  ber  romifd)en  Äitd[)C  fagcn:  se  credere  ecclesiam  Catholicam 
sive  Cbristianitatem  fatuam  esse  vel  fatuitatem.  Joannes  Argentinens. 
©tc  graticcCfcn  i^attcn  in  «pcrufia  einen  eigenen  ^Papji.  &  firittcn  fid) 
jraei.  Cnus  alteri  objiciebat  nimiam  praesumptionem,  quod  se  tanquam 
Papam  venerari  et  pro  vero  Papa  coli  yellet:  ille  vero  liuic  insolc  tiam 
et  sacrilegam  temeritatem,  quod  sibi  canonice  electo  nollet  obten?peiare. 
Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1374.  XVI.  pag.  527. 

1)  Dicunt  aliquos  ex  eis  posse  meliores  libros  reparare  omnibns 
Ubris  catholicae  fidei,  si  faerint  destructi.  Joannes  Argentinens. 

H,  XJct«.  10 


-   146  — 


t)ie  Mtitt  einmal,  unb  bte  SOZenf^cn,  nacf)  einer  ^8erul;igung 
i)ci^ä)mb,  vot\d)i  bic  romifdje  Äirdje  nirfjt  gewahrte,  fudt)tcn  ol)nc 
giil)vev  bic  2Bal)rl)eit  unb  fnnben  auf  bcr  ©tra^c,  wcld^e  bie 
Äivdje  9eba{)nt,  einen  un9ef)euren  Srrtf)inn. 

©er  5£f)eil  nun  ter  graticeUen  unb  ber  SScgarben,  mld)et 
ba§  neue  (Stjangelium  angenommen  Ijatte,  crfdjeint  unter 
me{)reren  Flamen.  2)iefe  n3ed)feln  überfjau^jt  fe()r  mannigfaltig, 
erftenä  werben  ft'e  einfach  mit  biefen  9?amen  graticellen  unb 
JSegarben  bejeidjnet.  @ä  ijl  aber  raefcntlic^ ,  ft'e  ju  untcrf4)et» 
ben  von  anberen,  bie  jwar  auä)  graticellen  unb  SSegarben  ges 
nannt  werben,  mld)i  aber  im  (5f)riftcnt^um  geblieben  ftnb  unb 
baä  neue  ©wangelium  ntcbt  angenommen  f^aben.  "Eingenommen 
aber  fct)einen  eä  bie  ju  l)uben,  welcbe  S5ruber  unb  ©djweflern 
beä  freien  ober  be§  \)ol)m  ©eifteä  genannt  werben.*)  (5ine  fetjr 
nal;e  SÖcnvanbtfcijaft  mit  bcn  S3cgarben  jeigt  fi'd)  baburd),  bap 
aud)  bie  9Zamen  Sßegarben  unb  SSeguinen  be§  freien  ©cijleä 
üorEommen.  £)ie  römifc^e  itird^e  liebt  e§,  wenn  üon  Äe^ern 
gercbct  roirb,  üielc  SZamen  jufammenjujtcUen.  Seäbatb  fann 
eö  feinen  'Einfloß  geben,  wenn  juweilen  wieber  bie  iJZamen  S5e= 
garben  ober  SSeguinen  unb  bie  »om  freien  ober  »om  i)o\)tn 
©eifte  neben  einanber  gejlcUt  werben,  aU  fei  bie  Siebe  üon  jwei 
f  ganj  üerfdjiebenen  2)ingen.  ^)  eingenommen  fd;einen  ferner  bic 
'■  ba§  neue  S'wangelium  5U  ^aben,  welrf)e  2lpojlolen  ober  2lpoflo; 
lifd)e  genannt  werben.  <Sd)on  ®iralbu§  ©agareUuä  l^otte  'Kpo' 
jtolen  au§gefenbet,  biefe§  neue  @üangelium  ju  ^rebigen.'^)  ©iefc 
'.Mpoftolen,  bie  aud)  in  il)rem 'Eieu^eren  ficb  feltfam  trugen,  fdjet: 
nen  lange  b^umgcjogen  ju  fein.   (Soncilienfdjlüffe  gebieten,  bap 

1)  ©ic  (enteren  ^Jlanicn  fcfecincn  fic  fid)  in  bicfcm  Salle  f«I6ji  gegeben 
t)fl(icn.    Nonniilli  qui  siilt  nomine  cujusdain  lictae  et  praesumptae  ro- 

ligionis,  qiios  vulgiis  Bci^eliardos  et  Scliwestrones,  Broil  durch  Gott  no- 
ininant,  ipsi  vero  et  ipsae  se  ile  secta  liberi  Spiritus  et  voliinlariae  pau- 
pertatis  parvos  fratres  et  sororcs  vocant.  Jidictuni  Joannis  episcopi  Ar- 
gentinensis  a.  1317. 

2)  Mosheim  de  Beg;ird's  et  Beguinabus,  pag.  423. 

3)  Gcrhardus  Sagarelli  de  Parma  secunddiu  Kggliardum,  novam 
sectam  inveniens  ,  instituit  ordinem  Apostolonim  , .  cujus  ordiiiis  fratres 
nemim  subesse  deberent  nisi  solo  Oeo.  Iii  fratres  currere  deberent  per 
mundiim  evangelicando  verbum  Dei  et  soUini  viveie  dtberent  de  eleemo- 
syiiis.  Hcrmanni  Cuerneri  Chronicon  ad  an.  l'26t.  Kccard.  Corpus 
Script.  II.  jiag.  906. 


—   147  — 


ftc  nid)t  üufgenümmen  werben  folltcn  in  ben  J^aufem.  ©in 
füUter  "^pojitel  \d)dnt  auä)  ^ükim§,  ber  Äcl^er,  gewefen  ju 
fettr,  bev  fid)  mit  feinen  'Kn\)änQexn  in  bie  ©ebirge  bei  SRoüarrc 
geflüdjtet  l}atte.  Untev  ^apft  Glemenö  V.  mupte  ba§  Äreuj 
gegen  il)n  gcprebigt  werben.  25er  -JBifrfjof  von  SSercellt  fütjrte 
ba§  ^reujlKcr  im  ^aijre  1306  gegen  t(;n  on.  2)er[elbe  wagk 
erjl  bann  in  bie  ©ebirge  einzubringen,  olä  bereite  Äalte  unb 
junger  einen  guten  Sljeil  ber  Äe^er  »ernidjtet  l^atte.  Sann 
warb  fd)onung6(o5  erfd)tagen,  waä  ftd)  nod)  in  bem  ©ebirge 
fanb.^)  Die  Dutciniflcn  Ijaben  fdjwerlid)  eine  eigene  @ecte 
gebi(bet.  Me§  beutet  barauf  t)in,  ba^  £)ulcinuä  unb  feine  Un- 
langer  auf  baö  neue  ©uangeüum  beä  Ijeiligen  ©eijle§  gefd)woren 
i)atkn.  Zm  2{uögange  be§  ü!crjef)nten,  am  S3eginn  beä  funf= 
je()nten  Siif)rJ)itnbert§  wirb  baä  ^in  -  unb  ^erwanbern  biefcr 
'^fpoflolen  noä)  bemcvft  unb  Sinjelne  werben  aufgegriffen  urib 
ben  Stammen  überantwortet, 

2!)aä  war  bie  eine  Seite  be§  §rüftcelliämu§  unb  föegarbiS; 
mu§,  eine  feltfame  unb  abentljeuerlid^e  ©eftatt,  wetd)e  bem  gan- 
gen (5f)ri(ientl)um  Untergang  brol)ete.  25ie  Scr^weigung  biefeä 
Ungtnubenö,  namentlich  in  Stallen,  inu{5  fe(;t  weit  gewefen  fein. 
Sn  Stalten,  bid)t  an  ben  (Sd)wellen  bcä  apo|tolif(^en  ®tuf;(eS 
iji  immer  2tUe§  am  gropefien  unb  breiteflot  gu  finben,  bie  gred;- 
t)nt  unb  bie  3ud)t(oftg!eit,  ber  2ibcrglaube  unb  ber  Unglaube. 
SÖSenn  biefe  Sppofttion  gegen  bie  romifdje  Mixd)e  jufammengej 
ftellt  wirb  mit  ber  Sppofttton,  bie  ftd;  in  ben  SBatbenfern  unb 
anberen  auftl)at,  fo  i(!  ba§  ein  Äunftgriff  ber  Stomerfreunbe, 
ber  ju  grob  ijl,  alä  ba^  man  not^ig  l)at,  aud)  nur  ein  SEort 
weiter  barüber  ju  »erlieren.    'Kn-  biefer  einen  fo  gefä|)rltd)en 

1)  Concil.  Trevirens.  a.  1310.  ©nS  eoiicit  öon  D^nrfconnc  bc*  3a^; 
xci  1374  ntacl)t  bagcgcn  bnvaiif  aufmertfam,  ba§  man  bic  2ipüflolen  inet' 
ben  folle,  wdäit  circa  iidem  Ocbcnflid)  ivaxen.  Mansi.  Coli.  Conc.  XXV. 
pag.  262.  XXVI.  pag.  593.  &  uui§  nlfo  rco^l  mit  ben  3tpüj!o(ifc^cn  ge» 
wefcn  fein  wie  niil  btn  Sßcguinen.  ©tc  iSacI)c  an  fic^  fctbjl  ftcmpclte  fic 
nic^t  JU  Äckern,  fonberii  ber  Ocfonbere  ®(nu6c  unb  trenn  fie  oug«  bet 
Öbcbicnj  b«r  Äird)eiio6cvn  getreten  tcorcn. 

2)  Raynald.  Annales  ecclesiae.  1307.  XV,  pag.  V.  Ptolem.  Lucun- 
sis  Vita  Clement.  V.    Baluze  I.  pag.  26. 

3)  Cum  quidam  qui  se  dicunt  Apostolos  et  Religiöses  se  tingunt, 
qni  per  orbem  incedunt  vagabundi,  in  multis  nialis  fuerint  depreliensi, 
sicut  pericalosi  homines  circa  fidem,  volumus  qiiud  uljicunque  cajiiantur 
Concil.  Vaurens,  a.  1374. 

10' 


—   148  - 


Seite  be§  gwticeUiSmuä  unb  Seguint^muä  \)attm  nun  ^an~ 
ctäcaner  fidjtbar  tt)eferttltdf)en  Znti)til     Statten  jte  ioä)  baS 
©üangelium  be§  '^tiÜQtn  @eijie§  entroebcr  felbfl  oufgejlcllt  ober 
wenigflenä  auägebrcitcf.        famen  aud)  unter  ben  granciäca; 
nern  fortn>df)renb  feltfame  SSorjiellungen  unb  Äefeercien  ouf. 
®ie  2(npa(cn  ber  Äirdje  ftnb  tooll  toon  Älagen  barüber.  X>tt 
römifdje  ©tu{)l  ijl  beforgt  wegen  beä  s^rbenä,  felbjl  md)ttm 
berfelbe  unter  ben  ©e^orfam  »tebergefefjrt.  ®ie  »pcrben  ermatjnt, 
i«  ntdf)t§  ju  entfd[)etben,  waä  öon  9?om  bereite  entfd)teben  fei, 
unb  ju  tt)adS)en,  baß  nidjt  irrtf}ümlid)e  2el)ren  unter  iijnen  avip 
fdmen.^)   25od)  fommen  gäEe  öor,  baß  granciöcaner,  bic  3n= 
quifitoren  waren,  bie  Äe^ereien  fetbjl  l^atten,  mlä)t  fie  burd> 
©efdngniß  unb  geuer  tjernid^ten  foUten.    SDer  ^apft  giebt  bie; 
fe§  oucl)  ben  granciöcanern  beutltd)  ju  »erflehen, 

SJun  jeiget  fid)  aber  nod)  eine  jroeite  ©ette  be§  graticelltä= 
muä,  beä  S5egutniSmu§  ober  58egarbtämu§.  ILud)  biefe  jweite 
©eite  entfprtct)t  einer  SKid^tung,  tt)eld)c  im  ©piritualiämuä  ber 
granciäcaner  l^eröorgetreten,  entfpridjt  i^r  wenigftenS  im  2(Uge= 
j  meinen.  2(uf  biefer  Seite  wirb  offenbar  baö  ewige  ©oangeltum 
beä  ^eiligen  ©eifteä  nidjt  angenommen,  fomit  aud)  ba§  ßfjrifien; 
tbum  nicbt  verworfen.  X)ie  ^6d)|te  ©taffei  ber  SSolIfornntenf^eit 
^  ijl  crreid)bar  nod)  mit  ben  ©eboten  unb  Sebren  beffelben.  ©ie 
fann  nad^  ben  "^(nftd^ten  ber  Äefeer,  wie  e§  fd)eint,  gewonnen 
werben  öuf  toerfct)iebene  SBeife.  berrfdjt  bei  ifjnen  feine  fejl 
begrünbete  2el)te  unb  fein  abgefd)Ioffene§  ©i;)lem.  25er  ©ine 
meint  fe  unb  ber  SInbere  fo.  ©ie  meinen  einer  innern  ©timme 
geborfamen  ju  muffen,  bie  fie  treibt.  2)iefe  innere  ©timme  ifi 
eine  gütt(id;e  Snfpiration.  Sie  üollfidnbige  apoftolifdbe  2trmutf) 
fcbeinet  nicbt  genügt  ju  i)abm,  um  bic  l)od}fte  SSoUfommenbeit 
ju  errctcbcn.  5ßci  bem  (Sinen  Id^t  e§  ftd)  burd;  gute  SBerPc 
gewinnen,  baß  man  bem  ,^errn  unb.^ci(anb  glcid;  wirb,  ^)  bei 

1)  SBeforgniffc  über  ben  £)ibjn  fctOjl,  it>c(d)cr  inbcffcn  i>on  ben  Srotts 
cetten  ali  »cn  falfc^cn  3rübcrn  genau  unterfc^)ic^cn  txnrb,  biücft  eine  SöuUc 
JBenebict  Xlf.  bcutlit^au*.  HaynalH.  Annales  ecclesiae.  a.  1336.  X Vi.}).  44. 

2)  Nonntilli  fratres  vestn  ordinis ,  quibus  inquisitionis  liercticae  pra- 
v'itatis  auctoritate  apo&tolica  est  comniissum,  super  corrigendis  et  punien- 
dis  Fraticellis  eisilein  super  [iraeiiictis  ac  eisdcm  erroribiis  et  Iieresibus 
exstirpandis  se  reddunt  et  reddidenint  liactcnus  nimium  negligentes. 
Epist.  encycl.  Clement.  VI.    Kaynald.  Annales  ecclesiae  XVI.  p.  251. 

.S)  Affirmant  qualiter  ex  jiietate  divina  iionio  ad  Dei  imaginein  crea- 


—   149  — 


tem  Knttxn  ifi  c§  I)öd)fle  Siebe,  mlä)t  t»ie  aioÜforiimeni;eit 
giebt,^)  bei  bem  Stritten  foQ  fte  gefommen  fein  turd)  t)ie(5nt- 
cuperung  jebeö  eigenen  2Billenö. -) 

tus  existat  et  tantum  mereri  valeat  per  exercitium  bonorum  operum  ut 
Christo  Domino  nostro  in  Lomana  anima  sua  aeque  pcrfectos  quis  effi- 
ciatur.  Petei  de  Piliclidorf.  advers.  Begardos.  De  la  Eigne.  Max.Bibf. 
Patr.  XXV.  pag.  376. 

1)  Inter  ceteras  Tidentnr  errasse  Begardi  et  Begardae,  ob  indiscre- 
tam  dilectionem  nomine  devotionis  palliatani.  Argumentum  Lujus  rei  est 
in  qaodam  libeüo  incredibili  pcnu  siibtilitote  ab  una  foeinina  composito, 
fjuae  Maria  de  Valencienncs  dicebatur,  liaec  agit  de  praerogativa  et  emi- 
iientia  dilectionis  divinae,  ad  quam  si  ijiiis  dcvenerit,  iit  secundum  eain 
ab  omni  lege  praeceptorum  soliilns.  Gerson.  de  distinctione  verarnm 
visionum  a  falsis.    Opera  i.  pag.  55. 

2)  Fait  alter  error  de  lege  et  spiritu  übertatis  sub  qua  Begardi  et 
Begardae  nefanda  et  aboniiiiabil  a  perpetrarunt  facinora.  Ponit  error  iste, 
quod  anima  perfecta  reducta  in  Deum,  perdit  suum  velle,  ita  quod  ni- 
hil habet  velle  vtl  noUe,  nisi  velle  divinum  quäle  habuit  ab  aeterno  in 
esse  ideali  divino.    Quo  liabito  dicunt  consequenter  se  posse  agere  quie- 
quid  carnalis  all'ectio  deposcit  sine  peccato  'vel  crimine,  cum  ex  prae- 
ccdenti  ron  Iiabeant  velle  et  nolle.     Diversiticatur  autem  modus  iste, 
quoniam  sufficit  aliquibus  nt  sub  Deo  solo  suam  totaliter  vel  taliter  ab- 
negent  voluntatem  ,  in  qua  abnegatione  dicunt  summam  consistere  per- 
fectionem.  Sunt  alii  rudiores  idiotae  et  simplipes,  qui  scductis  per  astu- 
tos  faciunt  haue  abnegationem  propriae  volantatis  per  modnm  profes- 
fiionis  et  obedientiae  in  manibus  illorum.    Qua  facta  promittunt  astuti 
tales  et  perversi  quod  amplius  peccare  nequennt;  sub  quo  praetextu  per- 
petrant  innnmerabiles  nec  referendas  abominationes.    (£ine  ©feile,  roelc^e 
einen  f&üd  in  iai  23erl)dltni^  ber  perfecti  ju  bcn  imperfectis  Ü)un  (äff. 
Fuit  alter  error  qnod  homo  perfectus  nullam  debeat  habere  curam  de 
rebns  bumanis  qnomodocunque  vadant;  immo  nec  de  seipso  si  damnetur 
vel  salvetur,  sed  in  omnibus  et  singulis  divinam  exspectare  voluntatem 
et  sibi  in  illa  complacere  sive  salvet  sive  damnet.    Qaia  etiam  quidquid 
velit  homo ,  nihilo  minus  tarnen  voluntas  Dei  üt.  Gerson.  de  iibris  caute 
legendis.    Opera  I.  pag.  114. 

91iid)  bic  'liefe  bet  Sonteniplaticn  fAeint  bie  flJoIIfcmnienkit  getrac^t 
)u  t)aben.  Susceptio  gratilicans  dum  visa  est  apud  niultos  collegi  per 
meditationem  assiduam  Passiunis  Jesu  Christi,  causavit  de  per  accidens 
ex  superbo  usu  suo  horainibus  de  utroque  sexo  durae  niultum  austerita- 
tis  in  vita^  plurimas  hereses  et  deliramenta  et  tandem  aüqui  ex  eis  in 
abominantissima  carnis  sentimenta  prolapsi  sunt  et  innorainaliter  macu- 
lati.  Sunt  exemplnm  veteres  et  novi  Fraticelli  et  Fraticellae,  Begardi 
et  Begardae.  Gerson.  cont.  Iieresin  de  comman.  laic  Opera  I.  pag. 
455.  Hüä)  liefe*  Siefen  ciiebt  btefe  aSoUfcinmen^cif.   Isti  miseri  Begardi 


—    150  — 


SBenn  nun  ber  SSRenfdt)  bicfe  ©tufe  ber  8SoirEommenl)cit 
mdd}t  i)at,  fo  ifl  er  fclbft  jum  @ott,  jum  (5l)viftitä  geworben. 
2)(Jä  9)Jenfcli(!d)C  Ijat  bann  feinen  Zl)til  rceitcr  on  tt)m.  @r  t(i 
bann  frei  oon  jeber  23or[d)rift  unb  frei  von  jeber  Sbebienj.  3Die 
(Seele,  aufcjetojl  in  ber  Siebe  be§  @d)6pfcr§,  fann  obne  &m\\: 
fen§unruf}e  bcnjenigen  Singen  greifen ,  wctdje  bie  menfd)lid)e 
S^a^ur  begcljrt.  2)te  feruatif(^cn  ^(uäfc^^veifungen  foUen  bann 
bei  biefcn  Äe^ern  befonbcrä  fcbroer  gewefcn  fein.  Die  S^atft-- 
^cit  jiellte  ben  3uftötib  ber  Unfd)ulb  bar,  unb  bie  ßtdjter  voixx: 
ben,  ttjenn  biefer  eingetreten  war,  in  i^ren  SSerfammlungen  auS» 
Qels>\ä)t.  3u  Main  foUen  bie  SSegarben  ein  unterirbifct)e5,  foge^ 
nanntet  ^arabieS  gehabt  böben.') 

@ie  tbeilten  ficb  ficbtbar  ebenfalls  in  SSoUfommene  unb 
Uneollfonimene.    'tllaä}  ^(nbeutungcn,  bie  3tiquifitionäs 

acten  »on  Äouloufe  geben,  fd^incn  bie  ße^teren  audb  ben  'Fla- 
min „bie  ©laubigen"  geführt  ju  baben.^)  2)ie  SSoUfommenen 
ftnb  e5  allein,  inelcbe  weber  an  eine  getftlicbe  nod;  fclbft  an  eine 
welllicbe  Untevtl)aneafd;aft  gcbunben  finb.  ©ie  finb  jur  auäges 
bebntejten  greibett  unb  üoü|l:dnbigfien  Stedjtfertigung  gefommen, 
fte  bßben  ba§  '2(nfd)auen  ®otte§  nidjt  weiter  notbig,  um  jur 
<Sc(igfeit  ju  gelangen.  Siefe  jweite  ©eite  beä  S5egarbi§mu§  ijt 
alfo  JU  bemfelben  Siefultate  gelangt  wie  bie  erjte,  nur  ift  fie 
baju  auf  einem  etwag  anbcren  SBege  gefommen.  Sic  ^ö^c 
einer  gewabnten  58oUfommenbeit  wirb  ebenfalls  erftiegen,  unb 
tbatfad)licb  ifl  ba§  ßbrijlentbum  unb  feine  ©ebote  für  ben  S3oU= 
ommencn  nid;t  mel^r  t>orl)anben.   CoUarben  unb  Slurlu^inen 

quomodo  sibi  sint  contrarii,  attentat  quisque  fiilelis.  Diciint  se  continue 
orare  et  <Iebere  orare  et  ideo  non  possunt  nec  detieiit  manibus  laborare 
et  iidem  dicimt  quod  perfectus  vir  orare  non  tenetur.  Alvarus  Pelagius, 
de  planetii  ecclesiae.  3n  ben  ?lnfid)tcn  ber  Äc^er  nicl)tö  weniger  ali  tin 
SBiberfprucl).  Sie  Perfocti  iiiiiffen  eine  grogc  ffeiualt  ge^n6t  t)at)«n.  6te 
niiiffen  f)oben  fogcn  fönncn ,  eure  dontcmpliition  i)!  nun  tief  genug,  eure 
Ste6e  ijl  t}Dd)  genug  gefliegcn,  it)r  ^nOt  a«nu9  gebetet,  i^r  fcib  nun  fel6{i 
aSoUtouniicne. 

1)  Mosheim,  de  Begardis  et  Begiiinabijs,  pag'.  278.  279. 

2)  Mosheim,  de  Begardis  et  Beguinabiis,  pag,  263.  Qnoä  ipse  no- 
vtrat  esse  de  affectione  et  credontia  Beguinorum  ivirb  von  einem  gefagt, 
ber  »or  bcin  iri&unnle  gefranben.  Liber  sententiaruin  Inquisitionis  To- 
csanae,  pag.  381. 


—  151  — 


waren  wo^l  im  ©an5en  genommen  btefelben  wie  bie  iSe^arben. 
S5er  9iame  ber  Sollarben  fcfjetnt  fjcrjufommcn  wn  laUen,  M-i 
len,  b.  f).  (eife  fingen.*)   £)ie  5tur(upinen,  mid)t  bcfonberä  in 
granfreid)  erfdjeinen ,  jtellt  ©erfon  fo  mit  ben  S3egarben  jufam= 
men,  al§  waren  fie  ibentifd).  2) 

SBenn  biefe  <Secten  jufammengefieUt  werben,  fo  ift  nict)t 
behauptet,  bag  eine  abfolute  Harmonie  unter  ifjnen  geijerrfdjt 
I)abe.  @ä  wirb  nur  be{)auptet,  bap  fie  etwa  in  berfelben  SSeife 
wiber  bie  römifdje  Mixäft  unb  baS  (StjrifientJjum  gewefen  unb 
etwa  benfelben  SBiberfinn  Qiki)xt.  "Kn  eine  ®Ieid)()eit  unb  Ut-- 
bereinjiimmung  ip  bei  biefen  Äe^crn  im  ^TUgemeincn  fo  nid)t  ju 
benfen.  25o  fie  yom  ©eifte  getrieben  fein  wollten,  ba  fie  getrie= 
bcn  waren  »om  ©eifte  ber  Unflarljeit,  ber  Ueberfpannung,  ber 
@d)n)ärmerei,  fo  oerfünbet  jeber  feine  ^(jantaämata  ül§  S^og^ 
men  unb  olä  göttliche  Snfpirationen.  3) 

Sunt  unb  frauä  bewegte  fid)  2lllc§  in  unb  burd)  einanber. 
25ic  römifdje  Äirdje  war  nid)t  im  ©tanbe,  biefe  religiofe  ober 
üielme^r  antireligiofe  ^Bewegung  ganj  ju  überwältigen,  grati; 
cellen  unb  58egarben  waren  nod)  am  2(nfange  bev  großen  Sth- 
c^enreformation  t^orljanben.  ^od)  ^atte  bamaB  bic  Äird)e  burd; 
eine  Unjaljl  von  ©bieten  unb  inquifttorifdjen  9)?a0regeln  erreid)t/ 
ba0  bie  ©ad)e  wenigftenä  nid)t  nicl}r  lebenögefal;rlic^)  für  fie 

1)  2)ie  SoDartcn  werben  nntürttd)  auä)  ^ergcUitct  von  einer  6c|limiii: 
t«n  ^)«rfon ,  StamsnS  SBnltcr  Cotlarbu^.  SDcrfelbt  roar  jcbocfc  FraticeUo- 
rum  princeps  et  haeresiarcha  nequissiinus ,  al\o  wax  er  ein  graticedc- 
Trithem.  Annal.  Paderb.  II.  pag.  250. 

2)  Deniqne  compertum  est  mnltos  Iiabere  devotionem,  sed  non  se- 
cundam  scientiam,  qaales  procul  dubio  pronissimi  sunt  ad  errores,  etiam 
supra  indevotos,  si  non  regnlaverint  alfectus  suos  ad  norraam  legis  Cliri- 
■ti ;  si  praeterea  capiti  proprio ,  propriae  scilicet  prudentiae  inhaescrint, 
spreto  alioram  consilio.  Hoc  in  Begardis  et  Torelupinis  manifestuai  fe- 
cit  experientia.  Gerson.  de  mystica  tlieologia  specalativa.  Opera  III. 
pag.  369.  Secta  Begardoriim ,  qui  alias  Turlopini  dicontur.  Gregor  XI. 
Epist.  Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1373.  XVII.  pag.  521. 

3)  Plurimos  fefellit  nimia  sentimeniprum  liujusmodi  conquisitio  seu 
capido;  hoc  in Turelupinis  etBegardis,  hoc  in  (juiliusdain  dcvotisnon  se 
cundum  scientiam  expertum  est,  qui  deliramenta  cordis  sni  pro  Dei  sen- 
timentis  amplexantes  turpiter  erraveiant.  Gerson.  de  consolatione  Tlieo- 
logiae.    Opera  I.  pag.  174. 


—    152  — 


war.  ©ie  fonnte  bieÄc^er  [djttjcr  faffen.  (So  ganj  Iet(^t  modjte 
e§  ntc^t  fein,  fetbjl  bie  üBegaröen  unt)  Jßeguinen  in  t>er  Äirdje 
unt)  tl)rcm  (glauben  ju  l^alten,  »elrfje  regclmä^icj  in  ii)xen  Sgiäu-- 
fern  lebten :  benn  wer  mochte  einfleigen  in  bie  Ätefe  beä  ®eban= 
fenä  unb  »er  mod)te  iegticl)e§  SBSort  erlaufdjen.  ^lidjjt  feiten 
frfjeinen  fclbji  bie  regelmäßigen  ^ßeguinen=  unb  SScgarbentjaufer 
üon  ben  Äckern  benufjtnjorben  ju  fein,  um  bie  römifd^e  Äirdjc 
ju  unterminiren.  ^) 

SBcr  aber  wollte  bie  SSoUfommenen,  bie  in  ber  ©tille  ()er= 
umbogen,  «Ue  ben)a4)en?  <So  jogen  fie  aber  l)erum,  feltfam 
angctl^an  mit  langen  (Seivänbern,  o()ne  anbere  S5efd)äftigung, 
als  ju  prebigen.  Sie  Sufammenfünfte  würben  on  verborgenen 
£)rten  geljalten.  greilid)  foUen  biefe  ^rebiger  ungcle^rte,  unge» 
fd)icftc,  meift  gemeine  Seute  gewefcn  fein,  weldje  won  ber  ®d)rift 
nidjts  öerjlanben.  2lber  fte  legten  biefe  ©c^rift  bod)  au§  oor 
ben  Seuten,  unb  felbfi  fatl}otifd)c  ^riefter  l)6rten  fte  an.  ^)  ©ie 
i^atttn  (tud)  Bieber  unb  anbere  ©djriftcn  in  ben  SSolEäfpradjen, 
burd)  mldjc  fte  Eingang  bei  ben  SKenfd^en  fudjten.  X>k  Äirdje 
gebietet  felbft,  gebietet  burdj  bie  roeltlidje  SJlad^t,  ba^  biefe 
®d;riften  l;in»eggenommcn  unb  öcrbrannt  werben  foUten.  ^)  Seit 
Untergang  biefer  ©d)riften  fann  man  naä)  bem,  wa§  man  »on 
ben  JBegarben  unb  SSeguinen  weif,  nic&t  bebauern  ,  fo  wenig 
üB  i)ermutl)et  werben  fann,  bap  eS  eine  wa^re  Äenntnif  bet 
©djrift  gewefen,  weldje  fte  befeffen  unb  weld)e  fie  bem  SSolfe 
mitget^eilt.   @ie  Ijaben  unmittelbar  nichts  beigetragen  jur  gor: 

1)  Wadding.  Annales  Minornm  VI.  pag.  279, 

2)  Sunt  enitn  kujusmodi  viri  rusticani  et  plerique  mechanici,  cbr- 
j)ore  robusti  et  literaram  omnino  inexperti,  ac  penitus  idiotae,  aut  si 
litnras  aliqualiter  norant,  tenuissimum  tarnen  est,  qiiod  sciunt. 

Vidi  et  ego  unum  illornm  ,  nomine  Joanncm  de  Mechelinia^  qni  se 
sacerdotem  conütens  publice  verbum  Dei  in  siiperioribus  Alamaniae  par- 
tibns  divulgabat,  Iiabens  crebram  populi  concnrsum,  immo  etiam  sim- 
piicis  Cleri ,  nobiles  scquelas;  qui  eundem  propter  subtilitatem  verborum 
tt  duiccdinem  eloquii  sui  libentissime  andicbant  ac  ipsuin  magistrum  no- 
iiiinabant.  Cui  cum  me  causa  experientise,  aliqualiter  a|)plicuisseni  re- 
pcri  eum  sacrac  scriptnrae  omnino  ignarom  et  penitus  idiotam.  Conrad 
de  Monte  Pnellarura  contra  Begchardos  et  Beguinas.  Gretser.  Opera. 
XII.  II.  pag.  98. 

.3)  Conc.  Tarracon.  a.  1317.   Mansi.  Coli.  Conc.  XXV.  pag.  627. 


—   153  — 


Gerung  beS  eüongelif^jen  ©ci|!cS.        muf  alö  ein  ®lu.(f  fln= , 
gefeiten  njcrben,  ba6  cä  ter  r6mifrf)en  Äitdje  gelang,  tiefe  SSe-j 
»vcgung  wenigflcnä  in  fo  mit  nieberjul^alten,  fcoj^fte  eine  grü=> 
^cve  ■•ün^aljl  ber  9Kenfd)en  nidjt  ergriff.   2Baä  muxU  ouä  bem  i 
ßljrifientbum  unb  uuö  bem  geben  geworben  [ein  mit  biefer  8et)re  S 
üom  ©eitle  unb  »on  ber  greiljeit,  bie  öu§  bem  ©djoope  be§  j 
romifd)en  ^ird)entf)ume§  felbfl  b«»orgeEommen  »rar,  weldjeö  ftd)  | 
immer  fetbfl  biä  l?art  an  ben  S?anb  be§  Unterganges  trieb.  9Zur 
inbem  fte  bie  SSermirrung  mefjrten,  bie  SIroftloftgfeit  großer,  bie 
®el)nfuc{}t  md)  einer  Umgepaltung  inbrünjliger  mad;ten,  l^aben 
aud;  biefe  ©ecten  bem  ©eijle  ber  SBatjrljeit  gebient. 

3wei  3<if)r^nnberte  rcaren  fo  »erfloffen  »om  2(nfange  be3 
breijef)nten  biä  jum  3(nfange  bcä  funfjefjnten.  2)ie  Äird}e  b^tte 
fid)  gejcigt  in  einer  Serriffcnbeit,  2(ufgel6{tbeit  unb  ^altloftgfeit 
wie  no^  nie.  @ö  war  '^Ueö  erfüllt  worben,  wa§  baä  ©acer; 
botium  unb  ber  SJJenfdjcnwilj  in  baä  g6ttlid)e  ©ebaube  beä  ß^ri; 
fientbumS  l)ineingctragen  'i)atU.  Sommer  unb  Stotb,  S^roftlofig: 
feit  unb  SScrjweiflung,  2lberglaube  unb  Unglaube,  beibe  in  beis 
nabe  gleicher  Entfernung  üon  bem  ad)ten  ©eifte  beö  Qi)xi^cni 
ti)umä  ftd)  ^)altmi),  waren  über  bie  SBelt  bereingebrodjen.  !Ke^)r 
aI6  einmal,  burcb  mebr  at§  einen  2(ngriff  fc^ien  bie  Äirdje  auäs 
einanter  fallen  ju  muffen.  fcbien,  eä  werbe  in  biefem  um 

gebeuren  Sali  ba§  ßbrifientbum ,  fo  weit  baffelbe  eine  @rfd)eis 
nung  unter  ben  SKenfdjen,  felbfl  mit  in  bemfelben  fortgeriffen 
werben.  'Ztber  bie  .^anb  be§  J^ocbflen  wacl)te  über  baffelbe  unb 
bie  Pforten  ber  .^oUe  foUten  e§  nid)t  erfdjüttern.  SIber  nod) 
immer  war  bie  ^tit  nidjt  erfüllt,  noä}  ein  Sal)rl)unbert  foUtc 
er  bauern ,  ber  Sammer  ber  SBelt.  25aä  rwnifdjje  Äircbentljum 
foUte  in  biefer  3eit  um  nidbtS  fidf)  beffern,  c§  foHte  ftd)  nur 
immer  tiefer  in  fidt)  felb/t  einleben  unb  immer  flarer  erweifem 
wag  an  unb  in  tbm  war.  2)aä  ©aeerbotium  follte  aud)  ni4)tä 
I  faffen  unb  nic^^tä  begreifen,  e§  follte  mit  bemfelben  nod)  tiefer 
obwdrtS  geben.  2^ic  SiKenfdjen  foUten  Seit  gewinnen  jur  SBür^ 
bigung  be§  Einen  unb  beö  2lnbern,  gewaltfam  faft  follte  ftd^ 
bie  Ueberjeugung  fOitUionen  unb  abermals  fKillionen  aufbrin= 
gen,  ba^  bie  ®abn  eine  falfdje  fei,  auf  weldjer  man  jiebe, 
weil  oHe  Uebel,  bie  nod)  torbanben  waren,  ftd)  meljr  unb 
me\)x  l&erauf trieben  auf  eine  du^erfie  ©<)ifee,  bie  ben  2Biber> 


—   154  — 


i^xüdt)  jwifdjen  bei-  ^irdje  unb  bem  (Sl}viilentf)um  fo  f(ar  jctgs 
teit,  ba^  er  mit  ^dnben  gefaft  werben  fonnte.  llbtt  bereitet 
war  ouc^  in  biefer  3eit  baä  gropc  SBcrf  worben.  25ie  armen 
unb  fiiQen  ©emeinben  ber  SBalbenfer,  t)tn  unb  wicber  ein 
SWann  in  bem  <3cl)oofe  be§  r6mifd)en  Äircl)ent{)um§  felbp,  n>a= 
ren  mä)t  bie  @injtgcn  geroefen,  ml(5)c  ba§  ©üangclium  gepflegt 
in  biefer  Seit.  i)atte  nicl)t  gefcl)lt  an  anberen  bebeuten: 

ben  ©rfdjeinungen,  unb  an  biefen  waren  bie  SHSalbenfer  fd^wer^ 
ü(t)  o(>ne  lint^eH  geblieben. 


^i)cUffe  wnb  bie  SoHorbcn. 


Sßa^renb  fo  arge  3ewürfntp  war  in  bcm  romifd^cn  ^ir^ 
d)cnU)ume,  Äef^erct  auf  Äe^eret  cmporfam  auf  [einciu  ®cI;oo^e, 
au5  bcn  S^)«»/  '2inftd)ten  unt>  Segriffen,  auf  benen  fianb, 
alfu  t»a^  ba§  geifiig  -  religiöfe  £cben  in  bcmfclben  immer  begriff 
fen  »Dar  in  einem  wilben  Sufammenfdjiagen,  rceldje»  baä  6(;ri: 
llentl)um  aufjureiben  fd)icn ,  war  aud)  ber  eroangelifdje  ©eift 
nid)t  unt^dtig  gewefen.   3war  I;atte  bie  3^f)älig!cit  ber  ®tau; 
benäboten  ber  alten  SBalbenfer  beina!;e;  aufgel)ort.    (?§  jogen 
(Jinjelne  berfelben  noä)  i)in  unb  ^cr,  unb  bie  fleif^lid^e  Äirdje 
bemerkte  fte  n)ot)l.  "Kbzx  e§  war  nict)t  bebeutenb,  wag  fte  erwirf» 
ten.   ®ä  (ag  nid)t  an  il^nen  unb  nidbt  an  bem  SBorte,  wcld)eä 
fie  üerfünbeten.    Und)  an  ben  9)?cnfcl?en  lag  c§  nidjt,  bie  e§ 
vooi)i  noä)  get)6rt  ^)fltten  mit  berfelben  greubigfeit,  mit  ber  e§ 
im  eilften  unb  jwolften  Sa^rl)unberte  toon  i^nen  begrübt  werben 
war.  '.ilber  bie  ^riefterfürften  ber  fleifdjlidjen  Äirdje  waren  wac^ 
geworben,   (5ä  war  9liemanben  mel)r  möglid),  baä  SEBort  beä 
^errn  lange  ungejtort  ju  prebigen.    ®ie  griffen  il)n  auf  unb 
»erbrannten  tl;n.  @§  fonnte  nid)t§  me^)r  gcfd)el)en  mit  ber  ölten 
Äraft,  in  bem  Umfange  unb  ber  2(uSbel)nung,  wie  fonfi,  feits 
bem  bie  r6mifcl)e  Äiri^e  mit  bem  breijeljnten  Sal)rl)unbert  bie 
Snquifition  organifirt,  feitbem  9?om  SBelje  unb  SBaffen  aUent; 
benl)in  gerufen,  bamit  bie  fäumige  ^riejlerfdjaft  waä)  fein  modjtc 
gegen  bie  Mt^tx.   Seber  ^ricfter  ^atte  ba§  3itd)t,  einen  Me^tt 
fofort  5u  faffen. Zu6)  war  burc^)  bie  SSerfolgung  bic  £)rgas 

1)  Qiiüd  oidinarii  possint  capere  seu  capifacere  hereticos  seu  de  he- 
resi  sospectos  et  etiani  judicts  saeciilares  seu  domini  temporales  ex  parte 
oi'dinariorun)  super  Iioc  reqnisiti  eos  capere  seu  capi  facere  teneantur 
secunduni  legitimas  et  canonicas  sanctiones.  Conc.  Paris,  a.  1346.  Mansi. 
Coli.  Conc.  XXVI.  pag.  21. 


—    i56  — 


nifation  ou'oeinaiiber  gefprcngt,  »ueldje  bie  alte  eüangclifdj^fatljos 
lifdje  Mnä)e  in  ben  gdnbem  t»e6  ©ubeny  für  bie  weitere  'ilu^- 
breitung  beä  ©laubcnö  Qt\)abt.  2Ba§  noA)  unternommen  warb, 
warb  unternommen  uou  (Jinjelnen  of)nc  äuf'Jnimenfjang,  o(;ne 
größeren  ^lan.  Sn  ben  ©üblänbern  war  cä,  waä  bic  weitere 
!ttuäbreitung  be§  ©öahgelium6  anlangt,  fliU  unb  trüb  geworben, 
feitbem  bie  SSerfolgung'.  begonnen,  obwoljl  e5  nicbt  fe^)lte  an  ein» 
jelnen  walbenftfdjen  ©cmetnben  unb  an  einzelnen  ©laubcn^bo: 
ten.  bie  ©teile  ber  ^rebigt  beä  Söorteö  ©otteö  war  bet 
Unft'nn  ber  graticellen,  ber  5£ur(upinen  unb  ber  Segarbcn  ge; 
treten. 

(5inen  fletnen  'B^tiQ  aber  auS  bem  Süben  t)atk  ber  Qmn- 
geliämuä  feit  jener  S3erfolgung  in  bie  gänber  beä  ^)lürbenä  ge- 
trieben, ©in^elne  SBalbenfer  gab  eö  nun  wot^l  in  benfelben  fci)on 
»or  ber  SJcrfolgung.  3lber  biefe  trug  gewiß  bei,  fte  etwaä  weiter 
in  bic  norblidjen  ßdnber  ju  werbreiten.  2ßie  üiele  ber  SBollfommc; 
ncn  modjten  fid)  gerettet  ^aben  burcb  bie  glud)t.  SSiä  na^ 
S56f)men  unb  ^olen  l^in  foüen  fte  entfommen  fein.  '•iiber 
aud)  t)ier  war  xt)x  unmittelbare^  SBirfcn  nidjt  bebeutenb,  benn  bie 
romifdje  .Rird)e  war  wad)  geworben  allcntl)alben.  25arum  fdjeinen 
üud)  l)icr  bie  SBalbenfer  ftd)  fel)r  in  ber  ©tille  gel)alten  ju  l)aben, 
baß  bie  romifdje  Äird)e  weber  ©elegen^eit  finbet,  oon  ibnen  ju 
reben,  nod)  fie  ju  »erfolgen,  ©rft  im  funfjeljnten  3abr^>unbcrt 
crfc^eint  befonberö  in  SSo^mcn  eine  Äe^erfecte,  welche  bie  diö-- 
mifdjen  ^icorben  nennen.  Siefer  )Rürm  fonntc  juerft  öerborben 
au§  „SSegarben"  entftanben  fein,  ol)ne  baß  baburd)  bewiefen 
würbe,  baß  bie  bol)mifd)en  ^icarben  wirflid)e  S5egarben  gewe^ 
fen  wnb  bewiefen  wdre,  baß  fte  feine  SOiSalbenfer  gcwefen :  -)  benn 
bie  Sixd)t  ^jflegte  aud)  ben  SBalbenfern  ben  9?amcn  ffiegarben 
ju  geben,  gerner  aber  fonnte  ber  9?ame  auf  bie  ^icarbie,  b.  (). 
öuf  einen  3;i)eil  be§  franjöftfdjen  5}lorbenä  beuten,  glanbern, 
weld;eö  ju  biefer  ^icarbie  gel)ortc,  war  im  breijebnten  3<Jbr- 
^unbert  »oller  .Äeljer  gewefen,  weldje  bie  Äirdje,  bie  fo  gern 
Äatl)arer  unb  SOBalbenfer  burd^  einanber  wirft,  {Bulgaren  ober 

1)  Friese.  Äircl)«ii9cfd)id)tc  von  'pdcii ,  II.  pag.  9. 

2)  9.1'ort  „Scgarben"  fei  seil  tai  3öt)mcii  Pikliardi,  Pikanli, 
Pikarti  gcfcbricbcn  unb  nuö9c[prod)cn  worbi'n,  Dobrowsky:  (3cfcf)id)tc  ber 
tiöl)iiiifd)i'n  'pifarbcn  unb  ?Jbamitcn.  Wbtianblungcn  bct  Oö^mifdjen  Stfabt; 
mie  tu  a53ifl[cnfd)nftcn ,  Sa^rgnng  1788,  pag.  309. 


—    157  — 

^atnrencr  nannte.  ^)  Sn  JBofjmcn  nannte  man  bie  geflüd)tetcn 
SBalbcnfer  mit  bem  Uicmen  beä  ßanbeä,  auä  bcm  fte  gefoms 
men.  ©ie  waren  aber  SBalbenfer,  biefe  %Mcarben,  ba§  betoeij 
fen  bie  ßebren,  bie  i^nen  ©djutb  gegeben  »werben,  fte  waren 
Weber  ©egavben  nixS)  fonji  etwaä  2Cnber''.ä.  -)    2)ie  romifdjc 


4)  Inraluit  heretica  pravltas  eornm  qui  vulgariter  dicnntor  Paterini 
et  Bulgares.  Ausi  sunt  fidei  paritatem  in  Finibns  Franciae  et  ^landriae 
l)ertiirbando  violare.  Nomine  vulgari  Bulgari  appeliantur  sive  sunt  Pa- 
te-ini  vel  Albigenses  Tel  aliis  heresibus  maculati.  @g  ^ct§t  a(fo 
Äat^arcr  ober  ^potarcncr,  (i  iiing  fcnfl  fein,  mai  c6  wiü.  Matth.  Paris. 
Hist.  Angl.  a.  1236.  1238.  pag.  362,  pag.  407. 

5)  Sic  SSofenicn  fct)en  bic  "picarbcn,  mit  aui  einet  na^p  anjufüOrcns 
ben  StcHe  erteilen  wirb,  im  fünfzehnten  Snhrftunbert  fi'ir  Seutc  an,  btt 
ron  Wugen  l)eiein  nocf)  25öl)uicn  gcfommen,   ?tencaä  ®i)linuö  beutet  in  ber 
9erccbnlid)en  5frt  unb  SBeife  ibren  Urfprung  an.  (5r  rebet  wn  einem  dHattt 
nc,  5JamenS  ^iecarbuö,  ber  aui  ®a[!ien  nad)  5S6t)men  getomuien.  Snö 
tft  etwa,  ali  man  Semanb  fügen  tüoUtc:       mar  ein  *3Kann,  ber  l)ie§ 
Slanbern ,  er  tom  ;u  un>J  aui  (Saßien  unb  von  ihn  {iauinien  bic  gtanbrer 
ab,  bic  unter  un»  «lohnen.    Inter  baec  et  alia  apud  Bohemos  nefanda  et 
inaudita  prius  eraersit  beresis.     Piccardns  qnidam  ex  Gallia  Belgica  in 
Bohemiam  penetravit,  qui  brevi  tempore  non  parvam  mulierum  virorum- 
qne  plebem  ad  se  traxit,  quos  nudos  incedere  jubens,  Adamitos  voca- 
vit.    Hic  filium  Dei  se  dixit  et  Adam  yocari.    Conmibia  eis  promiscna 
fuere.   Aen.  Sylvius.  Historia  bohem.  cap.  51.    ©obroiuSfi)  Idugnet  bic 
9t6icitung  au»  ©aQien  fd)cn  bc6^a(l),  weil  ci  in  Scbmen  ju  fort  fei  ali 
baf  man  natfenb  geben  tennc.   S)a6  %icttge^en  fnnb  natiirlid)  nur  in  ben 
gebeimen  Sufanimentiinften  unb  geivig  in  rcoblveifcblciTenen  Simmern  fiatt. 
Sie  tübnc  25erfAmeIiung ,  bic  ©ulpiuÄ  jmifdjen  ben  ?)iccavben  unb  Hia. 
miten  annimmt,  ift  bie  ganj  gen)6t)n[id)e  Sactif  ber  Äir^c.  SDie  66()mtfd)cn 
qjiccarben  aber  roaren  offenbar  aDatbcnfcr.   ®inc  Qfnsa^I  berfc(6en  rooatt 
fid)  jU  *prag  feiife^en.    Origo  autem  et  radix  hujus  maledictae  beresis 
pervenit  ad  Bohemiae  regnum  a  quibus'JamPicardis,  qui  anno  MCDVIIf 
Pragam  cum  uxoribus  venerunt.  Brzezyna  apd.  Dobrowsky.  1.  l.  p.  309 
5tl'er  'JJiemanb  gicbt  biefen  ?))iccarben  (twai  ©dfjulb,  aai  nad)  bcm  Segors 
bicuiu*  fd)mecfc,  mit  bcm  man  fic  bo4  ibentificirt.  ©ic  (dugnen  bie  DicaU 
gegenmart.   De  quorum  numero  (fd^irt  Srjejonn,  ber  eifrige  Utraqui^ 
fort)  fuit  qnidam  .Sigismundus  Rzepansky,    Gliens  prope  Rhadek;  de 
Rzepan  mansione,  ac  pluribus  tarn  Clientibns  quam  utriusque  sexus  vil- 
lanis,  qni  nullam  Magistrorum  sanam  volebant  accipere  doctrinam  sed 
infamantes  et  ratione  carentes  insaniebant,  dicentes:  omnes  Mao^istros 
ac  Presbj-teros  qui  asserunt  sub  speciebus  panis  et  vini  esse  verum  cor- 
pus et  sanguinem  Cbristi,  esse  deceptatores  et  seductores  et  quod  ipsis 
nulius  fidelis  debet  adbibere  creditivam  tidem.    2)ic  Unioerfitat  ju  *prag 
\)at  bereits  1417  OTagregeln  gegen  biefe  ?piccatber  öcrcrbnet,  bü  roc^l  fr«.- 


—   158  — 


Äirdje  bringt  fie  gern  mit  ben  2Cbamitcn  in  SSerbinbung,  wcld)c 
gut  3cit  tet  f)uffitifc{)en  Unruhen  inS5ötjmen  üuftaudjten :  nidjt 
umfonfl  will  fie  bie  ^icorbcr  mit  ben  Segavben  jufammengea 
fdjmoljen  l^aben.  S)te  2(bömtfen  »arm  ein  ßwetg  beä  Jöegcr; 
biämu6,  unb  fte  Ratten,  wie  biefer,  bte  S3oUfommenl)cit  Qmon- 
nen,  we(d)e  ben  9Kenfd}en  [ünbloä  unb  alle  feine  fövperlicbcn 
^anblungcn  gleid^^gütig  madtjte.^j  t|i  ein  ganj  genjüfjnlid^eS 
ÄunjlfitücE  ber  fRbmx\d)en,  folclje  ©ecten,  bie  it)ren  Urfprung  auä 
bcr  Unfenntnip,  ber  JRoljfjeit,  ber  SScgriffööernjirrung,  in  xvtU 

f)er  in  'Prag  corftanbcn ,  aUx  crfl  1418  rccfit  bcutttd)  6cmcrft  worbi-n  imis 
rcn,  babcr  gefngt  tvirb,  fie  roörcn  in  bicfem  Sa^rc  gctommcn.  2)ic  Unii 
vcrfttat  mirft  i^ncn  vor:  teiuere  tenent  et  astruere  conantur,  non  esse 
purgatorium  et  consequenter  qiiod  non  sit  orandum  et  eleeinosynandum 
pro  defnnctis.  Qtiodque  non  sint  tenendae  in  Dei  ecclesiae  imagincs ; 
jmmo  assenint,  quamvis  false,  quod  habere  Christi  et  sanctoruin  iniagi- 
nes  lege  Domini  repugnaret.  Insuper  qiiod  benedictiones  salis  et  aqaae 
fontis  baptisterii  erroreni  saperent.  Et  iiinc  alias  cum  aliis  laiiilabilibiis 
ecclesianim  ceremoniis  funditus  evellere  nituntur.  Pelzel.  2cben*9<rfd)icl)ti; 
be»  OiDUiifd^en  unb  25ö^uiifcl)cn  Äontgä  SHJcnccetouo  11.  UrtuntcnbiK^ 
pag.  164. 

1)  Surrexerunt  insuper  his  diebus  Adamitae,  qui  nudi  incedentes, 
Tagos  coitus  Canum  more  depraedicantes,  at  innocenles  peccare  non 
posse,  quos  tarnen  Siska  armiger  quidam  ignobilis  ipsoruni  errantiuin 
Capitaneus ,  ad  numerum  septuaginta  utriusque  sexos  delevit.  TLomae 
Ebendorfferi  de  Haselbach.  Chronic.  Austriae.  Pez.  Script.  Rer.  Austr« 
II,  pag.  846. 

©Dtc^c  ?tbntnitcn  f)attc  man  bcrcitö  im  3a£)re  1312  ju  Ärcniö  in  Ott 
ficrrcid)  cntbccft.  Anonymi  Auctoris  brevis  narratio  de  net'anda  hercsi 
Adaraitica.  Pez.  Script.  Rer.  Austr.  II.  pag.  533—536.  Sie  rüniifd)C 
Äircl)e  tDor  ben  o(ierreirt)ifc[)cn  9lbamtten  gar  nidjtö  nad)  bicfer  SijiUilung. 
Item  ut  diutias  posscnt  latere  ecclesias  tarnen  frequentabant  e;t  cum  in- 
trarent,  dum  usqne  exirent,  haec  verba  pro  orationibus  replicabant,  di- 
centes.  (£ä  ijt  gelogen,  rca»  man  finget,  eö  ifl  gelegen,  toai  man  fagct, 
(i  ift  gelegen,  mav  man  fietief.  Item  seruiones  Immiliter  frequentabant, 
non  tarnen  ut  aliud  quam  ut  pravitatem  raperent  in  Sermone.  In  domi- 
b'js  suis  de  sermonibus  mutuo  sie  loquebantur.  »^'ic  fc^cen  bcr  gelos 
gen  t)at. 

©od)  fd)einen  fie  nidjt  ju  bem  Bmeig  teä  SBegarbic-niuß  geliert  ju  ^as 
tcn,  für  ben  tai  g^rirtent^iim  gar  nid)t  uiebr  ba  mar.  Item  suos  con- 
fessores  licet  laicos  praet'erunt  Doctoribus  universis  eorumque.  ordinatio- 
tiones  conservant,  utpote  divinitus  constitutas.  Item  raro  est  apud  cos 
homo,  cujuscunque  sexus,  qui  textuni  Novi  testimenti  non  sciat  corde 
tenus  in  vulgari. 


—    i53  — 


d)ix  tf>c  Äirdjentbum  tie  CDlenfdjen  getaffen  ^lat,  ju  ibenttftriren 
mit  teil  guungeltfdjen.  ^n\)it  ba§  {lete  Streben,  alle  ^e^eret,  fie 
mcge  nun  evangelifdje  ^rotefiation  gegen  bie  r6mifci)e  Äir(f>e 
fein  ober  ein  graufamer  Sntt^unt/  bet  au§  einet  fat^olifd)en 
Sbee  fid)  ^erauäbilliete,  barjujiellen  al§  ein  innig  eerbunbeneS 
®anje5.  "Kbti  ber  ÄbfaH  jum  ©ofeenbienjl,  jum  Sslam,  jum 
^eibcnt^um,  jum  3!)ei6mu§,  bet  fid>  je^t  in  Ungarn  jeigte,  jum 
^ät^eiSmuä,  ba6  ewige  Soangelium  unb  bie  cl^rifHidjeä  2eben  Oers 
nidjtenbe  gebte  »on  bet  SSoQfommenfjeit,  nicbt  in  fcct  Äitd)e 
waren  fie,  weldje  ba§  b«Öc  ""b  f'<J"  güangelium  »ot  bie  See^ 
len  ber  9J?enfcben  jieQte,  fonbern  in  ber,  wcldje  e§  ibnen  barg, 
in  ber  9J?enfd)en  fid>  beificirten,  in  ber,  bie  einen  SBunberfreiS 
um  bie  üJJenfcben  jog,  fie  aber  nid)t  belehrte.  $>etruä  üon  ^i- 
lidjborf,  ein  ©djrifrileller,  ber  am  ^nbe  beä  ttierjc^nten  ober 
am  2(nfange  beä  funfjepnten  3<i{)tbunbert5  lebte,  ääf)lte  bie  2anbc 
auf,  in  benen  eS  SBalbenfer  gäbe  unb  in  benen  nidjt.  ©eine 
2tufjä^Iung  ift  fefjr  ungenau.  3n  Snglanb,  glamanb,  glanbern, 
SBrabant,  SBejipl)ülen,  2)önemarf,  ©cbnjeben,  ^"»reupen  unb 
Ätafau  foQ  e»  gar  feine  SBalbcnfer  gegeben  i)abtn.  "UUx  in 
Sburingen,  S36bmen  unb  SJiübren,  ba  waren  SSalbenfer  genjes 
fen.^)  2'abet  ftnb  benn  nun  jebeö  galleä  mebrere  2änber  über= 
gangen.  (5§  gab  SBalbenfer  in  .©ejlerreid).  Unb  toiele  gdnbet 
finb  alg  fold)e  genannt,  in  benen  SBalbenfer  md)t  »otbanben 
gewefen,  rrie  (Jngtanb,  wo  ftd)  bod)  ©puren  berfelben  jiemlic^ 
unjweibeutig  pnben.  Socb  iji  burdj  ^^eterä  von  ^pilic^borf  "Kn-' 
gäbe  bie  SSerbreitung  ber  SBalbenfer  nad)  bem  9?orben  im  TCIU 
gemeinen  erwiefen.  2fIIentbalben  aber,  wo  bie  2Balbenfer  noc^ 
finb,  leben  jie  febr  jiiH  unb  jurucfgejogcn.  ®ie  brdngen  ^lä) 
nxd^t  beroor  unb  müd)en  bie  2Belt  nic^t  »on  fid)  reben.  25ie 
S^aboriten  machen  eä  ben  etgentlicben  2Salbenfern  in  SSobmett 
jum  SSorwutf,  ba^  fie  fo  ftiU  unb  jutiicfgejogen  waren  mit  ib= 
ver  gebre,  bap  fie  dugerlicb  mit  berfelben  gar  nidjt  bertiortra^ 
:cn.  -)   2(uä  ben  gebraudjten  ^iuäbrücfen  läft  ftd)  t»ermutl)en, 

1)  Pet.  de  Pilichdorf  contra  Waldenses.  De  La  Bigne.  Max.  Bibl. 
Patr.  XXV.  pag.  180.  181. 

2)  Nihil  tunc  cum  Waldensibns  gestum  negotii  est,  neqae  illoram 
conventus  actus  est,  honiinuin  externorum  et  advenarum,  neque  palam 
coiigredientium.  Cum  BoLemis  et  inter  Bobemos  res  onmes  tracta- 
tae  sont. 


—   160  — 


baf  tiefe  9BaIbcnfer  ftd)  au^txliö)  rote  Äot^otifcf)e  jeigten. 
X)a  f)errfdf)te  alfo  woi)l  mä)  baä  alte  Softem,  mä)  bem  bie 
©laubigen  unb  in  auperorbentlid)cn  gällen  felb|l  bie  23ollfom= 
tnenen  £)i§penfotion  erljalten  fonnten ,  um  oUe  fat()o[ifd)en 
äBräurfjc  mitjumadjen.  Sn  ber  alten  SSebeutung  gab  eä  wob( 
«ud?  bie  SSrennung  in  bie  ©laubigen  unb  in  bie  SöoUfomme: 
nen  nidjt  me^r.  25er  ©tanb  ber  JßoIIfommencn  t)atte  mit  ber  . 
^Öffnung,  bie  romifc^e  Äird)e  oUmdlig  ju  unterl)Dl)len,  flufge= 
t)bxt.  waren  nur  bie  eigentlidjen  ^rebiger,  bie  Jöarben,  ge; 
blieben.  Stritt  ober  nun  aud)  feine  bebeutenbe  SBirffamfeit  ber 
SBalbenfer  ol§  foldt)e,  mit  biefem  'iSlamm  ober  mit  ben  anbcrcn, 
ttjeldjc  bie  r6mifd)e  Äird^e  fonjl  üon  tl)nen  gebraudjt,  l)eroor,  fo 
tjt  e§  bod)  unüerfennbor,  baf  i^r  ©eij^  fljdtig  gewefen,  ba^  i()re 
SKeinungen  fid)  verbreitet  Ijaben.  3)ie  englifd^en  ßoHarbcn  unb 
bie  b6f)mifd}en  SJaboriten  l)aben  in  t^ren  9}?einungcn  unb  2ln5 
ftctjten  offenbar  bie  gropte  S3ern)anbtfd)aft  mit  ben  SBalbenfern, 
obtt>ol)l  befonberä  bie  Saboriten  bel)aupteten ,  ba^  fie  in  feiners 
lei  SSerbinbung  mit  ben  ^icarbern  ober  SBalbenfern  fränben  unb 
nid}tä  üon  i^nen  entnommen  {)htkn.  Ja^lid)  unb  l^anbgreiflict) 
inod}te  ber  3ufammen^ang  allerbingä  nid)t  fein,  üorl)onben  irav 
er  nid}t§  beftonjeniger.  ^er  SBalbenftämuä  war  in  S3obmcn 
feine  Mix^t  unb  befttmmte,  fefle  £)rganifation.  dx  war  wieber, 
wie  frübcr»  9Keinung  ber  9)?enfd}en  geworben,  bie  äu^erlidj 
fatljolifd)  waren.   2)iefe  SJJeinung,  auf  bie  ©djrift  gegrünbet, 

5ni  3Q^rc  1467  roarcn  bic  SSrubcr  mit  ben  ÜBalbcnforn  in  Scdnicn 
unb  in  Oeficrtcic^  in  einige  aScrbinbung  getreten ,  tt?c(cf)e  eben  bie  aSerfd)iei 
ben^eit  tiar  9emncl)t.  Circiter  tempus  illod  audierunt,  esse  quandain  con- 
gregationem  Waldensium  veterum  in  locis  vicinis  Aiistriae.  llluc  duo  ex 
fratribus  tiinc  mittuntur,  qui  de  universis,  quae  acta  a  frattibns  requi- 
runt  sententiam  et  Judicium  Waldensium.  Horum  in  Bolieniia  pauci  tunc 
fuere  delitescentes  motu  violentiae  adversariorum.  Ad  qiios  autem  tunc 
missi  a  Fratribus  venerunt,  ab  iis  cuncta  approbata  fuere  atfirmantibus 
ea  lieri  ab  iUis  quae  Christi  et  Apostolorum  institutioni  consehtanea. 
Reversi  Fratres  de  Waldensibus  retulerunt,  doctrinam  esse  sanam  et 
puram,  in  vita  autem  quaedam  corrigenda  esse.  Hacc  fere  ista  fuere. 
Quod  professionem  lidei  suae  occultent,  neque  audeant  fonnidine  afflictio- 
num  ea  proferre,  quae  animis ' habcant  concepta:  quod<]ue  ideo  ut  inagis 
in  tuto  sint,  templa  quoqne  ipsi  Papalium  conventuum  ingrediantur,  ne- 
que prohibeant  suis  quo  minus  sacra  participent  et  cum  iis  communia 
liabeant,  qnoriim  neque  in  doctrina  Teritatem  ncque  in  disciplina  sancti- 
tatem  conspici.    Camerarius,  de  ecelesia  fratrum,  pag.  52.  104.  105. 


—  1^1  — 

ging  hinüber  auf  bic  neuet^  Scctcn,  t>t«  ftd)  nuftljaten  unter 
niiteren  Spanien.  &  tnarD  öinjelnc»  oeränöert  ober  ßuegebrücft 
mit  aiibercn  SSortfu,  im  ©unjcu  genommen  aber  war  eä  nodj 
immer  bicfelbe  9J»cinu!ij  unt>  tiefclbe  rcligiöfe  Uebtrjeugung. 
iüeri'd;tct>eni)eit  in  einzelnen  wat  öHa-bingS  i5ürl)ünt)en.  X)ie 
^Mciirben,  fcie  2(bf6muilingc  ber  ölten  2ßalbenfcr,  n?üUtcn  bie 
SfealgcgeniPiUt  nid)t  anne[;mcn,  voeldje  bie  3^aboriten,  bie  S3d» 
fcr  ber  bobmifcljen  ÄBrüDev,  mciiT  bebauptetcn. 

3tt>«i  religiöfe  iöeracgungen  eifd)üttcrn  bie  Seit,  in  \vi{d)tv 
bc5  romifiJje  Jtiri)cnti;um  in  ber  befit;riebcncn  SBeife  in  ftd) 
felbjl  jerfalltn  war.  ber  SJJitte  ber  einen  ftcf^ct  2ßicliffe,  in 
ber  SOZitte  ber  anberen  ^ujj,  ob:ic  ba;!  Seibe  gerabeju  2(lleä 
beb'.ngen  unb  '^Ueö  (jeroorrufen,  »aä  in  biefen  SSeroegungen  erj 
fcl)eint.  bewegt  [icli  neben  i()nen  noä)  ein  onberer  @ci(t,  bet 
©cijl  ber  Sffialbenfer,  ber  mc  unfid;tbar,  unerfo^ltd)  für  bie 
römifdie  Äirdje,  immer  burd)  bie  Söelt  gegangen  ift.  SBeber 
2BitIi)ffe  nod;  ^uß  Ijaben  ber  SSSalbenfer,  wie  eö  fcl)eint,  ge» 
badjt  in  i()rem  ßcben  unb  in  üjren  ©djriften.  £)ie  8e()ren ,  in 
benen  i^r  (5#em  beS  SSiterilanbe»  gegen  5?om  liegt,  fdjeinen 
fi^  unabhängig  »on  ben  Ucberjeugungen  ber  alten  eoangelifdjs 
fatl)olifd;en  ^ird^c  gcbilDet  ju  ^aben.  25iefeä  mog  weniger  ia- 
l)tt  gefommen  fein,  ba^  beibe  ganj  unbefannt  gewefen  mit  ben 
SlBalbenfern  unb  itjren  ■Uletnungcn,  al»  »ielmetjr  bal)er,  ba^  fie 
eine  fid)tbare  25erbinbung  mit  benfelben  and}  bann  nod?  »ermeis 
ben  ju  muffen  glaubten,  aB  il)xt  religiöfcn  2fnftd)ten  ftdj  ge; 
Idutert  uub  fte  gelangt  waren  ju  berfelben  itennfni^,  auf  wel- 
ö)tt  jene  alte  Äirdje  geftanben,  bap  baä  ü(;rijlentl)um  allein 
gefct)6pft  werben  mülfe  au5  be:  ^eiligen  <Sc^)rift.  2)er  9?ame 
„Äe^er"  mufjte  feit  bcm  breijcl}nten  3<il;rbunbert  furdjtbar  in 
bie  Sljren  ber  SJienfchcn  tönen,  unb  e§  t)atk  fid)  erwiefen,  bag 
nic^)t»  ju  erreid)en  war,  wenn  man  aufträte  wie  bie  alten  2BaU 
benfer  gteicl?  mit  ter  beftimmtcn  S3el)auptung,  ba^  bie  romifdjc 
Mitdjt  gar  feine  Äirclje  fei.  Sie  l>aben  bie  romifdje  Äirclje  nie- 
mals in  bem  ©innc  »crworfen,  wie  jene  cS  tl)aten,  fte  l)oben 
ben  9Zamen  Äe^er  »ermieben,  fie  i)aUn  in  ber  itird;e  Sfomö 
bleiben  wollen,  fie  ^aben  nur  getradjtet,  berfelben  nacbjuweifen, 
baß  SJteleä  in  iljr  anber§  fein  muffe  alä  e§  fei,  bap  SSiele§  fiir 
»ol>r  gehalten  werbe,  waö  eä  nicljt  fei,  unb  ä3iele&  für  falfd), 
waä  md)t  fei.  Ijaben  aud)  wol)l  bie  einbrürfe  itjrcr 
II.  11 


Siigenb  cingcwtrEt,  ba  fte  btc  SBölbenfer  immer  nur  l;atten  fd)i(-. 
bevn  ^mn  al§  t)errud)tc  Äe^er.  SSorjuglid)  fdjeinet  böä  bei  bem 
S56f)men  ^up  ber  gaQ  gcwefcn  ju  fein,  ml(i)n  in  einigen  fei' 
ner  ßc^ven  fid)  oucl)  weit  t)on  bcn  SBalbenfcrn  entfernt  i)ält 
aSeniger  mag  eö  ber  gaU  gcmcfen  fein  bei  3ol)anneä  2BicIpffe. 

3)er  ®eijl  nber  ber  SBölbenfer  jeigt  ftd;  aiid)  ganj  beutli4> 
neben  ben  SSewegungen,  weld^e  buvd)  biefe  beiben  5Känner  »er; 
anlaßt  ober  gcforbert  werben  finb.  2)er  ®ife  nun  ber  er|Ien 
biefer  religiofen  SScwegungen,  tt)cld)e  fidj  in  bic  jwcite  ^inein= 
üerjweigte,  tt>ar  ßnglanb.  (5ö  wirb  bel)auptet,  bap  in  ©nglanb 
im  brci5e()ntcn  Sat)rbunbert  nur  ein  cinjiger  Äef^cr  bcmerft  wor^ 
ben  fei,  Stidwrb  ÄnapweQ,  ein  Sominicanermond) ,  tt)eld)cr  in 
unfirdjlid)er  2Beifc  über  SIranäfubflantiation  unb  2iutorit^t  ber 
(3d)rift  gelebrt^),  eä  warb  ferner  beljau^^tet  t)on  ^cter  üon  ^i^ 
Ud)borf,  bap  eö  in  (5ng(anb  gar  feine  2Batbenfer  gegeben  l)abe. 
£)amit  fann  ()öd)ftenä  nur  gemeint  fein,  bap  eä  t)itt  formtid?  or- 
ganifirte  walbenftfdje  ©emeinben  nid^t  gegeben  \)abt. :  benn  fd)on 
wegen  ber  na()en  ^olitifdjen  SSerbinbung  mit  granf reid)  wäre  c5 
beinal^e  unbcnfbar,  wenn  bie  ©runbfdfee  ber  SOBalbenfer  in  @ng: 
lanb  ganj  unbefannt  gewefen.  S5on  fold)en  SBalbenfern  finbet 
fi4>  jur  3eit  beö  2fuftretenä  beä  SBiclpffe  in  ©nglanb  teinc 
©pur.  ^od)  eine  anbere  Äcfeerfectc  fennt  bie  romifdje  M\x6)c 
in  @ng(anb,  bie  SoHarben.   ^uf  bem  geftlanbc  öon  (Europa 

1)  Änapnjcll  unb  feine  ^in^ängcr  Ictirten.  Quod  corpus  Cbrisli  mor- 
tuum  nnllam  habnit  forinam  sabttantialcm  eandeni,  quam  habuit  viviim. 
Quod  in  morte  luit  introducta  nova  forma  snbstantialis  et  nova  s,  ecie8 
Tel  natura  quamvis  non  nova  assumptione  tuI  unione  verbonim  copiilata, 
ex  quo  Sequilar  quod  ülius  Dei  non  fuerit  Iiomo  sed  alterius  speciei  in- 
nominatae.  Quod  per  nnllam  formain  vel  naturani  de  novo  introductam 
per  mortem  facta  fuisset  transsubstantiatio  panis  virtute  verborum  sacra- 
mentalium,  scilicet:  Hoc  est  corpus  meum,  si  in  triduo  mortis  facta 
fuisset  consecratio.  Quod  modo  scilicet  post  resurrectionem  Christi  in 
Tirtute  verborum  sacramentalium  convertitur  totus  panis  in  totum  corpus 
Christi  vivura.  Ita  quod  materia  panis  convertitur  in  materiam  corporis 
Christi,  et  forma  panis  convertitur  in  materiam  corporis  Christi,  scilicet 
in  id  quod  est  aniroa  intellectiva  secundum  quod  corporis  est  et  dat  esse 
corporeum  et  hoc  virtute  verborum  sacramentalium. 

Quod  in  homine  est  tantum  una  forma,  scilicet  anima  rationalis  et 
nulla  alia  forma  substantialis.  Quod  qui  vult  ita  dorere,  non  tenetur  in 
talibus  lidem  adhibere  auctoritati  Papae  Gregorii  vel  Augustini  et  simi- 
linm  aut  cujuscunqne  magistri ,  sed  tantum  Bibliae  et  necessariae  rationi. 
Knyghton.  de  eventib.  Angl.  a.  128ü.  pag.  2467. 


—   163  — 


maxcn  bie  ßoUatbcn  ein  Bm'iQ  ber  JBegarbcn,  ober  »ielmcbr 
SoHarben  war  nuc  ein  onberer  9?ame  für  bie  Segorbert.  2)ie 
.Äe^cr  aber,  welche  tu  ©nglanb  SoIIarben  genannt  werben,  jinb 
ctwaä  burdjauä  'Änbercä  aB  bie  SScgarben  unb  bie  goUarben 
beä  gejtJanbeä.  25ie  goüarbcn,  fagcn  bie,  wel^e  in  bem  ©eifie 
ber  römifchen  Äird}e  fc^reiben,  waren  2ßicliffe§  2(nt)dnger. 
SJiefen  9?ainen  braud;ten  jte,  ob\voi)l  2Bicliffe  felbjl  unb  bie 
englifd^en  ßoUarben  nicmalä  ctwaä  won  bem  geleljrt,  wa§  ber 
römifrfjen  Äircbe  an  bcn  SJegarbcn  üer^a^t  war.  @ie  waren 
nur,  inbem  fie  bie  2Cnl)änger  be§  SßtcUjfe  mit  bem  9?nmen  bet 
ßoUarben  bejeid^neten,  tton  bem  alten  ©vunbfa^e  ausgegangen, 
bag  eine  Äc^erfccte  fei  wie  bie  anbere,  unb  gleidjgültig  ber  bes 
fonbere  9^ame,  weldjcn  man  einer  gäbe.  25aburd)  warb  ge: 
Wonnen,  ba^  ba§  SSolf  burd)  einen  iJlamen,  ber  einen  red)t 
böfen  Älang  ^atte,  gctäufdjt  werben  tonnte,  inbem  eä  natuxüä) 
biefelben  2et)ren  ba  Dermutf)cte,  wo  c3  biefelben  9?amen  gc» 
braud)t  fa^e.  Äommen  unter  ben  SKeinungen  biefer  ßottarben 
einjelne  tior,  wcldje  2(cl)alichfeit  ju  ^aben  fcfjeinen  mit  ben 
2Jleinungcn  ber  SBegarben,  fo  ift  baö  eben  weiter  nid)t5  aB  ein 
bloper  (Schein.  ^) 

Scannten  nun  bie  romifdjen  ^riefter  wie  mit  einem  Spiele 
be§  SufaQs  bie  Äe^er,  weld;e  fie  eigentltd;  SBalbenfer  nennen 
foUten,  ßoUarben,  fo  wäre  benfbar,  ba^  SBicItjfe  fie  gefannt, 
bap  er  burdj  fie  in  einer  freieren  ^rfenntni^  geförbert  worben, 
Dijxit  bag  er  fte  gerabe  laut  befannte,  ba^  er  3fUeä  öon  tfjnen 
unbebingt  angenommen,  tljeilä  weil  e§  feine  Ueberjeugung  nid)t 
geworben,  tbeil»  weil  er  bie  IReformation  ntd)t  in  ber  SBeife  ber 
SBalbenfer  für  möglidj  Ijielt.  2)ie  9Känner,  wetdje  nid)t  feiten 
in  SBicliffeö  ^Begleitung  erfdjeinen,  fe()cn  gerabe  auä  wie  bie 

1)  A  VDigo  Wydyff  discipali  et  Wyclyviani  sive  Lollardi  Tocati  sant. 
Knyghton.  de  eventib.  Angl.  pag.  2663. 

2)  OÖcr  Co  maxtn  fcldje  Sd^c,  roetcfec  rocnigften^  an  bcn  (Spirituofi«!; 
tttud  ber  gwn^^toi^r  erinnern,  ntdjt  ancrtanntc  Se^re  aller  SoBarben,  fon; 
bern  nur  Sinjclner.  ®o  her  unter  i)fid)ar&  II.  im  'Parlament  unter  ben 
Äegereien  ber  Sotlarbcn  mit  aufgcjteOte  ©a^.  Quod  nuUns  intrabit  regnum 
coelorum  ,  nisi  Omnibus  renuntiaverit  ea  dando  pauperibus,  solnm  Deum 
seqaendo  modo  ipsorum.  Knyghton  de  eventib.  Angl.  pag.  1207.  SDcm 
entgegen  fielet  bie  £e^re  beS  Olicolauö  oon  ßcreforb.  Quod  Christus  nun- 
qaam  expressit  in  sacra  scriptura  quod  voluit,  quod  boroo  relinquerct  omnia 

'  saa  temporalia  nihil  sibi  retinendo.  Knygbton.  de  eventib.  Angl.  p.  1258. 

11' 


—  m  — 


ölten  ©((jubenöboten  ber  eoangelifdj ;  fatf)o(ifd)en  ^nd)t ,  ble 
aud^  in  iljrer  duneren  @i[d;eiiuin9  bcn  "^(poflolcn  rt(;nltct)  ju  fein 
trad)teten.  ©oldje  ßoUarben  waren  bcnn  in  ©ngtanb 
üov^anben  gewefen  lange  wor  SBidiffe,  wie  fic  üottjanben  was 
ren  in  anbcren  ßdnbern  Suropaä.  (Sie  waren  aber  wenig  ^er» 
üovgetreten ,  alfo  ba^  bic  romifdje  Äirclje  ftc  nidjt  bemerkte,  ©ie 
famen  aber  Ijeröor  unb  fte  fitlofTen  fiel)  an  einen  -BJann  an,  ber 
fübner  unb  glücflid)cr  war  mit  feiner  ßeljre,  ber  gliicflidjer  fein 
tnuptc,  weil  er  nicl)t  gleicl),  wie  fie  felbfi,  mit  bem  S3erwerfen 
beä  ganjen  romifd^en  Äircl)entl>ume6  begann. 

SKan  fül}lte  fidj  beiberfeitig  angejogcn  burd}  ein  glcid}ürtis 
gcä  ©treben,  aber  man  ibentificirte  \(&)  be§l)alb  nod)  nid)t  voUä 
fldnbig.  SJiele  ßeljrer,  wetdje  üon  bcn  9i6mifd)en  ^oUarben 
genannt  werben,  trugen  aUerbingä  ©dge  »or,  weld;c  SBictpffe 
gelehrt  ^atte,  nur  mit  einer  geringfügigen  SOiobiftcation  ober  mit 
einem  anbern  2iuäbrud  2(bcr  ftc  letjren  aud)  25inge ,  weld)e 
Don  SBicliffc  nid^t  gefagt  worben  waren,  unb  fie  brüden  fid) 
babci  fajt  gerabe  fo  au§  wie  bie  alten  SBalbcnfer.  ©ie  tierwer: 
fen  bic  ganje  r6mifd)e  Äird)e,  weldje  fte  eine  ©pnagoge  be§ 
<2atan§  nennen,  fte  Idugnen  bie  Äraft  aller  ©acramente  in 
berfetben.  ^)  Sie  Ijaben  mt)  eine  anbere  2(nftd)t  alä  2üicli;ffe 
üom  3tbenbmal  unb  erfennen  meijl  bie  9iealgegenwart  an.*) 
S5iä  ju  jenem  entfdjeibenben  ©d^ritt  be§  ßdugncnS  ber  romis 
fd)en  Äird)e  war  SBicliffe  nid)t  vorgegangen.  &r  woQtc  bic 
Äird)e  rcformiren,  aber  bic  Äirdbe  in  unb  burd)  ftd)  fclbf!.  £)ie 
ßoHarben  aber,  nad;bem  fie  erftarft  waren  burd)  bie,  tuelcbe 

1)  Qt'i  ut  suam  liercsin  caiitins  palliarct  ac  sub  cxquisito  colore  (Ii- 
lataret  latiiis,  cungrcgavit  iniquitatem  sibi,  vidviicct,  comites  atquu  so- 
cios  unius  sectac  insiinul  Oxonüs  et  aiibi  coinmorantes,  talaiibus  indutos 
vcstibus  de  russeto,  in  signiini  i)rofectionis  aniplloris,  iiicedentes  nudb 
pedibus,  qni  saos  errores  in  populo  ventilarent  et  palain  ac  publice  in 
suis  sermunibus  pracdicarent.    Walsingli.  Hist.  Angl.  pag-.  191. 

2)  Quod  ecctesia  nibil  est  aliud  quam  synagoga  Satlianae  et  ideo 
nolunt  adire  illam  ad  lionorandum  Dominum  neqiie  pticipiendiim  sacra- 
mcntuni  aliquot!  et  praecipue  sacramuntum  Altaris.  Sepicui  Sacramenta 
non  sunt  ni<ii  signa  niortua  nec  valent  in  forma  qua  eis  utitur  ecciesia. 
Walsingli.  Hist.  Angl.  pag.  366. 

Quod  sacramento  Altaris  post  consecrationem  est  verus  panis  et 
vornm  Corpus  Christi.  ?ct)rc  bc»  Sofianiicö  von  ?lltüii.  Knyghton.  de 
evi'ntibus  Angl.  pag.  2658. 

I 


—   165  — 


SBicli)ffe'f  no^  üewflnbte  Seigre  ju  if)nen  trieb,  begannen  fct)on 
ftd>  ttJteber  ju  organifiren  dB  eine  eigene  jtird)e.  Sie  Ijöttcn 
it)re  eigenen  ^reäbpter  unb  i^re  eigenen  iBifcl^ofe  nid)t  allein  in 
©nglanb,  fonbern  oud)  in  ben  9?ieberlanbcn.  @ie  ftnb  biefe 
EoHarbcn  bei  allem  3ufanimen?)ange  mit  SBSicliffc  bod>  aud?  zU 
waä  eigentt)ümli(be§  unb  ®elb[ljtdnbigc6,  ba§  feineäwegeg  in 
allen  ©tucfen  von  ibm  i}mv.i)xt ,  buvcb  »etcbeä  ein  befonberet 
©eifl  gebet.  Unb  biefer  ®eijl  erinnert  fo  jlarf  unb  fo  beutlic^) 
an  ben  SQSalbenpmuö,  ba^  bie  SSermutbung,  cä  n>aren  alte 
SBalbenfet,  bie  ftd)  nun  aufgeregt  füblten  burcb  -SSicliffc  unb 
ben  2Cnf)ang,  ben  feine  ßebre  unter  bem  SSolfe  fanb,  um  noc^ 
einmal  (jeroorjutreten  mit  bem  SSerfu^),  ob  fie  ba6  römifcbe 
Äircbentbum  nidjt  jlürjen  fonnten ,  ficb  fofl  jur  ©ewi^b^it  fiei= 
gert.  ©erabe  in  berfelben  SBeife  erbuben  ftdj  aixd)  in  Jßobmen 
bie  alten  SBalbenfer  wieber  auä  ibrer  SSerborgenbeit,  ol&  burcf) 
^u^  unb  feinen  Sob  baä  ßanb  in  grope  iBcujegung  gefom- 
men  war.^) 

SBicliffe  unb  bie  EoHarben  fieben  in  ©nglanb  md)t  bö, 

1)  <3oIc6cr  fpriqtcr  gcrooljirt  bie  rcmtfefie  Sixi}t  erfi  na^  !IBicli)ffcd 
Sobe  burd)  SufoO:  »orbiinben  roarcn  fic  \voi)l  fc^on  früher.  LoUardi  per 
idem  tempns  in  errorem  sunm  pluriinos  seduxenmt  et  tanlam  praesum- 
pseront  andäciam  ot  eorotn  presbyteri  mtre  Pontificom  novos  crearent 
presbyteroS}  asserentes  quemtibet  sacerdotem  tantam  conseciitani  pote- 
statem  ligandi  atqne  solrendi  et  cetera  Ecclcsiastica  ministrandi ,  qaan- 
tam  ipse  Papa  dat  yel  dare  potest-  Prodita  est  haec  nequitia  per  quen- 
dam  ab  eis  orJinatum  qoi  stimnlatas  conscientiae  EpiscopoSarunconfes- 
«as  est  errorem.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  340.  Sie  Stfd)öfe  t>cr 
SoKarben  geben  fd)  iuroctlcn  fclbjl  tai  ändere  ?fnfc^?n  'at^olifdjcr  *Pticflcr 
unb  fud)i'n  ftd)  offenbar  einjubrdngcn  unter  ben  fat^clifcben  Äleru^.  Sa- 
cerdotes  AVicleffistae  palam  Episcopos  in  ordinem  redigere  conabantor  et 
liorrenda  reram  sacrarnm  confusio  oricbatur.  Reus  erat  bajus  sceleris  in 
Belgio  sacerdos  pseodominorita  Jacobus,  qui  adnlterato  Pontificio  diplo- 
mate,  se  Episcopam  dixit  nec  sacris  Episcopalibas  initiatas  sacerdotes 
ficto  ritu  «acravit  in  plaribns  Germuniae  Belgiiqae  dioecoesibus,  ade»  ut 
labente  dccennio  plures  ab  eo  profana  inanctione  delibnti  divina  ni;steria 
tlieatrali  ludo  i>eregerint  Raynald.  Annales  Eeclesiae.  a.  129L  XVII. 
pag.  64. 

2)  Ibi  quoqiie  snrota  occasione  M'uldenses,  qui  esque  iatncmnt,  soas 
cenices  erexerunt,  ])riinuni  latenter  suos  indiicentes  errores,  postea  yero 
armata  manu  defensare  et  alios  ad  eosdem  nisi  snnt  eorapeUere.  TfaomtK- 
Kbendorffii  de  Haselhacfa  Chronic  Aostr.  i>ag.  846.^ 


—    1G6  — 


wie  eine  ^tfdjetnung ,  bie  nur  ber  Äirdje,  nur  ber  SBel-t  be§ 
©laubcnä  uub  ber  ®emütl)er  an^ti^öxt.  ©ie  fplclcn  eine  rcid): 
tige  9?oUe  in  ben  Ttngelegenljeiten  be5  ßanbeä.  ^\)x  2)afein  unb 
i^r  SBirfen  fie^t  in  bem  cngflen  äufammen^angc  mit  ben  \>olU 
ti\ä)m  ereigniffen,  »eldje  im  öterjeljnten  unb  im  funfjet)nten 
Saf)r|)unbert  ©nglanb  bewegten.  25te[e  wirEen  ein  auf  bie  ©tel» 
(ung  berßoUarben,  bebingen  balb  if)re®tdrfe,  ba(b  if)re  <Sdjn)o» 
6)«.  25er  ßoIlarbtämuS  roirft  feinerfeitä  ebeitfaU5  ein  auf  bie 
©reigniffe.  ift  eine  boppelte  reformaterifdje  Senbenj  in  ©ng? 
lanb  ju  bemerfen.  2)ie  eine  jeigt  fid;  eben  in  SBicliffe  unb  ben 
8oUarben.  ®ie  tritt,  jumol  in  ben  ße^teren,  Ijerüor  alä  eine 
reine  unb  tjollfldnbige  mit  ben  SBorten  auf  ben  Sippen,  bof 
bie  ganjc  romifdje  Äirdje  nid)tä  fei,  bo^  ein  burdjauä  neuer 
S3ou  ber  c|)rifllid)en  Äirdjengefellfcboft  begonnen  werben  muffe 
Allein  auf  ber  Untcrioge  be§  reinen  Soangelii.  (Sine  anbere  res 
formatorifdje  SSenbenj  i)at  ftct)  einen  weit  engeren  Umfrei§  gej 
jogen.  <^ie  bleibt  in  ber  römifcljen  Äirdje  unb  fdjuttelt  an  bem 
©ebdube  ber  £iogmen  ntdjt,  an  SiidjtS,  wa5  mit  bemfclben  in 
SSerbinbung  jlei)et.  ©ie  greift  nur  nad)  Den  dupcrflen  ©pi^en 
ber  9}iipbrdudje  ber  Äirdje,  welche  ber  2ßelt  om  brMenbjten 
geworben  ftnb  in  i^iren  (Srgebniffen. 

®a  wiU  fie  benn  nidjt,  biefe  reformatorifc^e  Slenbenj,  baf 
ba§  ?)apjitl)um  über  Snglanb  bominire  unb  baä  JKeid)  plüm 
bere,  ba^  baS  ^apjft^um  ©nglanb  mit  fremben  Ätericern  übers 
fdjwemme,  bie  eS  ebenfalls  plünberten,  ba^  ber  Äleruä  eine 
freie,  »om  9?eicl)e  unabbdngige  Mciä)t  fei,  bafi  er  einen  großen 
S£t)eil  ber  9ieicbtf>ümer  @nglanb6  {leucrfrei  befi^e,  ba^  er  über» 
^aupt  9ieicl)tl)ümer  befti^e,  ba^  ba§  ©acerbotium  überf)aupt  ein 
weltlid)e5  ^errentbum  fei.  2)iefe  reformatorifd)e  SJenbenj  i(l 
beroorgegangcn,  fo  weit  jte  gegen  ba§  ^Jf^pPt^Mi"  Qc^t/ 
bem  (tarfen  9^ationatgefü()te  ber  Sngldnber,  bie  fiel)  nid)t  wofs 
len  preffen  laffcn  »on  aufen  1)tt.  ©o  weit  fie  gegen  ba5  Sa» 
cerbotium  gel;t,  ijt  fie  ^ereorgcgangen  ou§  bem  allgemeinen 
SJlif  bebagen',  ba^  bie  SRenfdjen  über  bie  ocrfe^rte  ©teßung  bef» 
fetben  empfanben.  9lur  bie  ©eite,  wetdje  gegen  ba§  ^apfi» 
tbum  (duft,  wirb  von  bem  englifcl()en  Ä(eru6  getfjeilt.  9Zut  Dann, 
wenn  baöon  bie  9?ebc  ip,  bap  ber  ^apjt  nicf)t  ©nglanb,  bie  i 
englifcbc  Äirdje  plünbern  unb  bel)errfc^)en  fülle,  jeigt  auc^>  ber 
englifd^e  Äleruä  nationale  ^efül)le  unb  (d^lie^t  iiö)  bet  refor^ 


—    167  — 


matorifcljen  S£cnben§  an.      wirb  bann  öon  ifjm  ju  bem  ^ap^i 
ti)umt  eine  fet)r  jtarfe  unb  bittere  O^jrac^e  gerebet,  unb  ein 
freierer  ©eifi  roirb  gejeigt.  @o  9efd)al;  e§  im  brci3ct>nten  3^1)^' 
^junbert  »on  SJobert  ©rofetefl,  bem  S3tfd)of  üon  Sincoln,  befj 
fen  aud)  SBictpffe  gebenft.  ^   £)tefer  2ßibcr(lanb  tf!  jcbod)  tm= 
wer  nur  ein  fetjr  bebingter.  S^iemoIS  jleigt  er  ju  bcr  ©pi^e  auf, 
böf  g6ttlid)cr  Urfprung  unb  göttlidjeö  3?ed;t  beS  ^ontificatä 
geläugnet  »orben  wdre.   dt       biefer  SGBiberfianb,  immer  »on 
bem  ®ebönfen  bel^errfdjt,  ba^  e5  für  bic  unabfjängige  ©t.'Hung 
beS  gefammten  ©acerbotii  trefflid)  fei,  wenn  ein  @tattt)altet 
©otteö,  ber  baö  Sntereffe  beö  flericalifdjen  ©tanbeä  waljrnefjme 
al$  baS  erjle,  ju  9?om  mit  unbebingter  ©erealt  über  bie  SBelt 
gebiete.   25er  englifdje  MUxuä  warb  oud)  burcf)  ben  anberen 
SKJjeil  biefer  reformatortfdjen  SJenbenj  immer  an  ben  ©tauben 
ön  bie  unbebingte  ^apjlgewatt  gematjnt.   9Zur  9?om  fann  ein 
©d)u^  gegen  benfelben  fein. 

25ie  jttjcite  reformatortfdje  9fid)tung  ijl  im  üierjef)nten  3a^)r= 
](>unbert  ju  bemerfen  in  ben  Äonigen  unb  in  bem  Parlament, 
©ie  ifl  balb  met)r  balb  weniger  beutlid^  nad)  bem  2Eed)fel  ber 
?)erfonen  unb  ber  SSert)a(tniffe  ju  gewahren.  SJon  SSiclpffe 
fönntc  man  beinatje  fogen,  ba^  er  jwifdjen  biefen  beibcn  Süd)-. 
tungen  auf  eine  SJeformation  wieberum  in  ber  SOZitte  fief;e,  in» 
bem  er  nidjfaUein  roiH,  voa^  bie  jweite  berfetben  wiü,  fonbern 
IBiele§  oud)  t)on  bem,  n>aS  bie  erfiere  er|lrebt,  waS  ©tauben 
unb  8el)'.v  betrifft,  o()ne  gerabe  beutlid)  ju  ber  l)6d)flen  ©^i^e 
berfelben,  jum  SSerwerfen  Oeä  ganjen  römifd;en  Jtird)ent^umeS, 
öorjufdjreiten. 

'  2)em  .Rteruä  aber  tfi  nun  fcbon  bie  erfie  JRidjtung  fattfam 
juwiber.  ©ie  genügt,  if)r  entf(^)cibenbe§  ©egenftrebcn  Ijcruoriuruj 
fen.  eines  aber  mfld)t  fte  nod)  weit  bebcnflidjer.  ©ie  erjle 
unb  bie  jwette  reformatorifd)e  SSenbenj  fd)einen  ftd;  nid)t  feiten 
mit  einanber  t)erfd)melj3n  ju  wollen,  ©ie  tjaben  einen  ^untt 
mit  einanber  gemein  gleid)  t>om  2(nfangc  tjer,  ben  Eingriff  auf 
baä  ©accrbotium.  @ine  foldje  SJerfdjwagerung  fd)eint  einjutre^ 
treten  in  bem  foniglic^en  .^aufc  feit  gbuarb  Hl.  SQSemgjtenS 

1)  (Eine  ©oiuuiluiii)  lt«iiici  ©tbtijicn  tinb  sStitfc  tcfielDcB,  am  iicncn 
ein  jünHid)  freier  0cijl  ^cnJor(<ud)tct,  bti:  ßrwn.  Fascicolos  Keram  cx- 
I>e<«iid.  et  fugient.  pag.  245—413. 


—    168  — 


werben  bie  fiollarben  n\6)t  mit  bem  (5ifer  »erfolgt,  mit  roeldjem 
cä  bie  Äird)e  begehrt.  25arum  wirb  bic  Äirrf)e,  um  in  ber 
©prodje  biefcr  Seit  ju  reben,  rewoluttetuir.  ©ie  jlürjet  ba§ 
föniglidje  ®efc^)lcd)t,  n)eld)e§  bcn  goUarbiSmi^ä  beijimjligen 
fdjeint,  wnb  jlcllt  ein  anbere§  auf,  wetc^eö  if)n  »erfolgen  [oU. 
Smmer  nur  unter  einer  SScbingung  i(t  ber  l)ierard)ifcl)e  dJcijl 
ein  ©tü^punct  ber  Ät)rone,  ba^  biefc  ftd)  wicberum  ifjm  unbcbingt 
fügen,  fid)  nicl}t  l)erau§ben>egen  auä  bem  Ärcife,  mit  bcm  fie 
»on  i^m  umjogen  werben,   ©ing  bie  9Je»olution,  ouf  weld;e 

1)  kx-  gebeutet  wirb,  ber  ©turj  be§  Äonigd  9Jicl)flrb  IJ  ,  oud) 
feineöwegeä  allein  aus  ber  Äirc^e  fjcröor,  fo  ^atte  fie  bod)  einen 
fiarfen  Znti)(H  an  berfelben  unb  fie  war  in  il)rem  Sßunfdje  unb 
in  i^rem  ©eif^e. 

üermod)te  nun  jwar  ber  ÄleruS,  ben  S5oben  beäi  JJc» 
ben§  in  (5nglanb  j«  jerrcif en  unb  bie  Siert)dltniffe  auf  baä  wiU 
bcfie  JU  »erwirren  in  bem  Äampfe,  ben  er  am  Sluägange  b(§ 
SDiittetalterä  ju  jireiten  Ijattc,  um  bnä  tjierardjifdjc  *£vftf'" 
behaupten,  aber  einen  »olljtänbigen  ®ieg  fonnfe  cv  nid>t  errins 
gen  unb  bie  beibcn  SJidjtungen  auf  eine  ^Reformation  ber  Äirdje 
ganj  nid)t  überwältigen.  2)er  golIarbiämuf>  erf)iclt  fid),  bis  bie 
großen  ßreigniffe  beö  fecf)^jcl)ntcn  Sal)rl}unbert  bajwifd)en  treten, 
er  erljielt  fid),  ob  mä)  nur  in  einer  oerborgcncn,  »erfolgten  ®e» 
meine,  erl}iclt  fid),  obwol)t  aud)  er  fein  (Streben,  baä  romi; 
fd)e  Äircbcnt(}um  in  @nglanb  ju  fiürjen,  ebenfallö  nid;t  erreirijte. 

2)  urd>  fein  btofjeä  2)afcin  bereitete  er  bod)  »iele  ©en-.ütljer  auf 
bie  greigniffe  »er,  ;weld)e  im  fed)$jc()ntcn  3al)rfeunberte  fom» 
men  foüten. 

■^ud)  bie  anbere  3?icbtung  blieb  in  (Jnglanb  immer  »or()auben, 
wenn  fie  fid)  mö)  nad)  ber  3ie»olution,  bic  3\id)arb  H.  ftürjtc, 
ganj  »oa  bcm  iJollarbigmuä  entfernte  unb  btnfclbcn  fetbft  »er» 
folgte.  £>er  .Sleruä  mu^tc  fid)  »ic{en  für  il)n  bitteren  ßanbeä» 
gefe^en  fügen  unb  er  ftanb  fc|)on  »or  ber  großen  Jird)enrcform.Uion 
meljr  unter  tiefen  unb  unter  ben  Königen,  alä  unter  ben  '•päpfleu 
3{udi  bicfe  3Jid)tung  unb  ber  jtete  auä  il;r  e!itwad)fenbe  .Ram^jf 
iiwifd)cn  ber  Äird;e  unb  ber  sisclt,  ber  bie  uerfcörte  (Stellung 
bct^  röiiiifrf;:«  ©accvbotii  ben  3}?cnfd}cn  immer  füljfb'iv  madjtc, 
bicneto,  bir  ©emütljer  »orjubereitcn  auf  bie  tommcnöc  3eit- 

Qhx  fcltfamcS  unb  wibcniatürlid)ea  Sücri)a:tnif3  wrr  am 
"Anfange  bc5  brcijeijiitcn  3i»ljrt)unbcrt5  jwifd)en  ^nglönb  unb 


—    169  — 


bcm  rcmifd)en  ©tufjle  eingetreten,  nadjbem  3nnocenj  III.  burdj 
eine  SJei^^e  nidjtgirürbiger  Jtünjle  Den  .Ronig  3ol)onn  gen6ti)i» 
get,  ftd)  für  einen  SSafallen  9?om§  ju  crflaren.  @ä  fdjeinet 
ten  römifdien  ©tutjl  auf  bcn  ©ebanfen  gebrad)t  ju  t)ahm,  ba^, 
iraö  bie  .^jerrfc^aft  unb  bie  ^lünberung  bcr  cnglifd)en  Äirc^e 
anlange,  bicfeä  8{<id)  ftd)  nun  anä)  ttwai  meljr  muffe  gefallen 
laffen.  Slßenn  man  errcägt,  bag  bie  mit  jenem  greigniß  glcid?» 
jeitig  ent|le[)enbe  unb  fid)  allmcälig  au6bel)nenbe  unb  befeftigenbe 
partamentarifd}e  Jßerfajfung  in  ber  englif4)en  Station  ein  ®efu()[ 
tjon  Äraft  unb  grei^eit  aufregte,  fo  fdjeinet  bcr  ©oben,  roeld^ett 
bie  ^cüjle  ftd)  in  ©nglanb  neljmen,  eben  nidjt  ganj  Qlüdlid) 
Qtxvh\)U  JU  fein.  2)ic  ^ä^jfte  ftnb  aud)  niemals  befonberc 
greunbe  biefer  freien  SSerfaffung  getrefcn  ,  unb  fd)on  Snnos 
cenj  III.  fdjeint  e§  ju  füf)Ien,  bag  fte  in  SuEunft  ber  Mixd)e 
Ijinberlid)  werben  fönnte.  2)arum  er*(drtc  er  bie  magna  charfa 
für  ungültig.  9?id)t  feiten  l)aben  ^apjie  bie  .Könige  öon  @ngs 
lanb  ber  @ibc  willig  entbunben,  bie  fie  auf  bie  Charte  gefdjroo: 
ren  batten.  SSenn  fte  biefe  ©emerfung  gemadjt  l)attcn,  fo  Ijat: 
ten  fie  nidjt  Unredjt  mit  berfelben,  obwoljl  ouf  ber  anberen 
Seite  bie  parlamcntarifdje  JBcrfaffung  baburd)  etma§  unfdjäbli: 
d)er  für  ben  firdjlidjen  ©eifl  warb,  bag  ber  .Rleruä  felbjl  auf 
bem  Parlamente  eine  bebeutenbe  9?olle  fpielte  unb  bie  Äirdje  fo 
für  tbt  Sntere'ffe  ber  Stimmen  nidjt  wenige  in  ber  Canbeäüers 
tretung  l^atte,  Sa^et;  aud)  fpiter,  alö  bie  grope  Deformation 
ber  Mixäjt  im  2BerEc  war,  bie  bem  ©üangelio  ©eneigten  nidjt 
c^er  .^err  in  bem  Parlamente  werben  ju  fonnen  glaubten,  bis 
fte  nid)t  wenigftenä  bie  "Kebtt  aufgetrieben. 

25ie  lebljaften  2(ngriffe  beä  PontiftcatS  a«f  bie  englif^e 
Äird>e  unb  ba§  englifdje  Selb  begannen  am  2lnfiinge  beä  bret» 
je{)nten  3a!)ri)unbertä,  wie  e§  fid)  ©nglanb  unterwürfig  gemad)t. 
2)a5  Pontificat  bat  eine  grof e  3üd;ttgfeit  in  biefem  Streite  ge* 
jeigt.  ©anj  gelaffen  lagt  eä  fid?  bie  unerljörteilen  25inge  fagen, 
pftmaB  jmürf gefdjtagen ,  fängt  c§  feine  Eingriffe  immer  »on 
Steuern  an.  Äonig  .§)einrid)  III.  war  ein  f($laffet  Wlunn,  bet 
für  feine  Pcrfon  ben  'ifngriffen  ber  Pdpfle  jiemlid?  ri:big  jufat), 
jufrieben,  wenn  ber  apoflolifdje  ©tu^l  t()m  einmal  einen  Sef)n» 
tcn  juwarf.  iit  unb  bie  päpffe  jleljen  fid)  in  bcr  .<)ieget  gut 
mit  einanber.  2ier  Papfi  befcbt  bie  bejlcn  .RiwbeiijMUn  mit 
Staltenetn,  »on  benen  bie  mciftcn  ^nglanb  nic^t  ju  fcljen  be^ 


—    170  — 


fommen,  unb  ISßt  fie  fid>  öon  btcfen  mit  fdjwcrem  ®clbe  be« 
jflf)(en,  eine  Cabung  o^oftoltfdjer  ffiullen  folgt  ber  anbeten,  ein 
ßegot  bem  anbeten,  in  ii)xtx  Begleitung  ntd?t  feiten  italienifdjc 
2Becl)§ler,  bie  bem  englifdjen  ÄleruS  ba6  ®elb  »orfcljoffcn ,  baä 
er  jaf}(en  foUte.  £iie  italienifdjen  SBBect)§ler  fpiflen  je^t  übets 
lt)oupt  eine  bcbeutenbe  9iolIe. 

Parlament,  2Cbel,  Äleru§  beginnt  fid)  in  ffieroegung  gu 
fe^en,  juerjl  gemeinfd)oftlic})  gegen  ben  ^apft.  5m  Sa^re  1226 
begehrte  .^onoriuS  III.  aud)  t>on  ©nglanb,  ba^  iljm  bie  ©ins 
fünfte  von  jnjei  ^rabenben  an  jebcr  Äotf)ebrolfird>e  unb  von 
jwei  Ttbnäß^tUen  in  iebemÄlojler  jugefd)lagen  njerben  füllten. 
25a§  Parlament  antwortet,  biefe  ©adje  betreffe  bte  ganje  ßfjrt» 
ftenljett  unb  c§  wolle  fid)  fpätet  nad)  ben  Sefdjlüjfen  ridjten, 
bie  be§^alb  in  anbern  ßanbern  würben  gefaßt  werben.^)  X)ai 
^ontificat  Idfit  bie  ©adje  faOen.  5m  5af)re  1232  fjat  fic^  eine 
goberation  unter  bem  englifdjen  2(bet  gebtlbet.  Sie  wollen  mit 
SBaffengcwalt  alle  ttalientfd)en  Älericer  ou&  bem  ßanbc  jagen.  ^) 
3m  5a^re  1245  fefjen  wir  bie  cnglifd)en  SSarone  wieber  tfjdtig. 
6S  i{l  ein  ßegat  ^cpjt  Sunocenj  IV.,  S'lamens  SÄarttn,  in 

1)  Mllkin.  Conc.  I,  pag.  620. 

2)  J)icfe  gcbcration  «rlic^  <in  Q.itM\ä)mi>en.  üniversitas  eonim,  qol 
magis  volunt  mori,  quam  a  Roinanis  confomlij  nannte  fic  fid).  :?!)rc^enb 
ft^riiben  fic  ben  Sif(f)ofen  unb  bem  Äleru«  «i6er  bie  O'iömtinge.  Spoliave- 
rnnt  Aegyi>tios  nt  ditarent  Hebraeos,  inultiplicando  gentem  suaoi  non 
magnilicando  laetitiain.  Sic  dolorem  dolori  nobis  et  Tobis  omnibas  ac- 
camiilando;  ut  melius  nubis  Tideatur  mori,  qoam  viwre  sie  oppressis. 
Cnde  licet  grave  sit  nubis  contra  stiinuloni  calcitrare,  tarnen  quia  qui 
nimis  emungit^  elicit  sangoinem;  nos  severkatem  eoram  aiiiinadverientes, 
qni  ab  iniito  tanquam  advcnac^,  sunt  ingressi  Romam ,  nunc  autem  nos 
non  tantiiii)  judicare,  sed  etiam  contcnincre  intendont;  alligai>tc6  oniira 
importabilia,  quae  nec  in  sü  nec  in  suos  digito  movere  volunt.  De  com- 
muni  consilio  magis  eligimiis^  licet  tarde  resi«tere  qnam  eoriim  oppres- 
sionibus.  intoierabilibus  amplins  subjacere  seu  majori  subjici  servhuti.  Hinc 
est  quod  vobis  mandamus ,  districte  inliibentes,  qnatenos  com  no»  eccle- 
siara  Regem  similiter  et  rcgniim  nitamnr  a  tarn  gravi  jugo  servitixlinia 
eripere,  circa  cos  qui  de  Roniariis  vel  eorurn  redditibus  »c  introntittitnt, 
nullas  partes  vestras  intcrponcre  pracsumatis;  pro  ccrto  seilori,  qnod  ai 
hiijus  »iandati  exstlteritis  (ransgri-sseri'S ,  qyac  veslra  sunt  inecndio  sub- 
jacebnnt  et  poenaiu,  quai»  Roinatii  incurreut  in  penonis,  vos  m  poMCS- 
fcionibua  vestria,  indubitaiiter  incurretis.  Matth.  Paris,  iiisl.  Angl.  ü. 
1332,  pag.  313. 


—    171  — 


englnnb.  25ic  S5arone  kffen  bk  ^Sfen  fd^liefcn,  e5  follen 
überfjaupt  gat  feine  römtfc^en  SSuUen  weiter  in  baä  2ant>  ge» 
loffen  »erben.  2)em  Segaten  (äffen  fie  njiffen,  er  möge  fiel) 
fc^)leunigfi  entfernen :  fie  brol)cn  it)n  in  «Stufen  ju  reifen,  roenn 
€r  bliebe.  £)al)ei  roiefen  fie  bem  Könige  md),  baf  bie  ^tdia 
ner,  wetdjen  ber  ^opft  Stellen  in  ©nglonb  t)erliet)en,  jd^rlic^ 
an  ©nfünften  mt\)t  nu§  ©nglanb  jogen,  nlä  er,  ber  Äönig. 
2(uf  ba§  ßoncil  nad^  2i)on  fenbeten  nun  Äönig  unb  3ibet  fo 
bittere  klagen  über  fo  fredjen  2)rucf  unb  fo  ungc^)eure  ©rpref» 
fungen,  bap  bo^  fogar  bem  ^aipfle  bie  "Sdjaamrütlje  in§  ©es 
ftcbt  getrieben  njörb,  alä  er  fie  oerlefen  i)6xte.  ILbtt  bie  Eingriffe 
beS  ^ontiftcatS  cnbcten  barum  nid^t.  @d)on  im  ^ai)xt  1246 
bege{)rte  ber  ^ap^  wieber  bie  J^älfte  ber  Sinfünftc  ßUer  nict)t 
refibirenben  unb  ba§  S)rittf)eil  ber  ©tnfünfte  aller  refibirenben 
Älericer.  Tlud)  biefe  ^rdtenfton  mup  ber  ^o^)p  wegen  ents 
fd)loffenen  2Biberjianbeä,  ben  Äonig,  2lbel  unb  Äleruö  gemeins 
fd)afttid)  leifteten,  aufgeben.  2lber  bie  Wlaä)t,  «Steuern  auSs 
jufcl)reiben  unb  ^frünben  ju  terfaufen,  liefen  fidf)  bie  ^dppe 
ni^t  ne{)men.  .^einrtc^  III.  in  feinen  emigen  ©trdtigfeiten  mit 
bem  2lbel  ^atte  ben  ^apjl  ju  nötl)ig,  al§  bap  er  etwaö  Qnt^ö^tU 
benbeä  gegen  ibn  b«tte  unterueljmen  foden.  2lud)  be^  Äleruä 
arbeitete  gegen. biefen  immer  nur  mit  balbem  ^erjen. 

Snbeffen  werben  bie  ereignijfe  er(i  bann  »on  einer  grofcs  | 
ren  SBicljtigEeit,  alä  im  Saljre  1272  ^einrid)  III.  gefiorben  y 
unb  fein  @o|)n  ßbuarb  I.  Äonig  geworben  ijl.  25a  beginnt  i 
ba§  foniglidje  ^auS  jene  jweite  reformatorifclje  9Jid)tun3  einju^ 
fcljlogen,  beren  bereite  gebad)t  worben  ifl,  unb  jwar  fo,  baf 
e§  biefelbc  eben  fowo^)l  gegen  ben  Äleruä  »on  gnglanb  alä  ge' 
gen  ben  ^apfl  ridjtet.   2)ie  Unnatur  ber  SSerbdltniffe  war  auf 
ben  t)öd)(ien  ®rab  gefliegen.    £)a§  (gtgentljum  beS  bereite  fo 
unermefltd)  reichen  Äleruä  flieg  öon  Sabr  ju  Sabr.  war 
ju  fürcl)ten,  bap  bie  Äircbe  nod)  alleä  l'anb  oerfdjlingen,  bap  eä 
nur  nod)  SSafallen  unb  25ien|lmannen  ber  Äirdje  geben  würbe 
wenn  eö  nocb  weiter  fo  fortginge.  ^)  £)ennocb  wollte  ber  Älerua 
in  ber3?egel  ju  ben  ßaflen  beä  ©taateä  nidjtä  beitrugen,  unb 
nönnte  eä  funb^aft,  Steuern  wit>  @slb  ju  begehren  oon  ben 

1)  Matth.  Paris.  Hist.  Angl.  a.  1245.  pag.  585. 

2)  Robert  Henry.  History  of  Great  Britain.  Vlir.  pag.  19. 


—    172  — 


llxmm  &)T\^u  ®erid)t§bnr!eit  bc^ntc  bie  Äird)e  tmmct 
weiter  au§,  uiib  immer  freier  fudjte  fte  if)re  üKitglieber  ju  ma^ 
d)fn  »011  ber  mUüä)m  SWadjt.  25ie  ©pnobe  »on  Wltxtm,  ge^ 
Ijaltcn  im  Sot)«  1258  \>on  S5onifflciu§,  bem  ^rjbifdjof  tot» 
(Sftntcrbim;,  bebro^ete  felbjl  ben  Äönig  mit  bcn  l)ärte|len  Äir» 
d)cnfirafen,  wenn  er  eä  wagen  würbe,  einen  ^(ericer  oor  baS 
weltlid;c  @erid;t  ju  jleUen.  2^<Jä  geben  fonnte  nic^t  bejle^en 
mit  [oldjen  oberwi^igen  Snpituten.  2)ie  SSitterfeit  ber  weltlt= 
d)en  ©vopen  gegen  ben  ^leruä  war  ouf  ben  f)6d?|len  ®rab  ge* 
fliegen.  @ie  wollten  e6  mä)t  mti)x  bulben,  baft  bie  erjten  @teU 
len  beä  <3toate§  nur  mit  Älcricern  befe^t  würben,  baber  war  ber 
£önig  ber  Unterftügung  beö  weltlid)en  Zi)t\ki  beä  Parlaments 
immer  fidler. 

ßbuarb  I.  lief  einige  ©c^ilage  auf  bcn  ^feruS  fallen,  welche 
biefem  fonigtidjen  ^aufe  ben  ganzen  ^aß  ber  ^irdje  juwenbe» 
ten.  Da§  ©tatut  eon  2Se|lminper  tjom  3abre  1273  gebot, 
bof  ein  Älericer,  wegen  2ebn^u"treue  »erftagt,  ebe  er  bem 
fircl)licben  ©ert^t  übergeben  werbe,  erji  »erbort  werben  foUc 
»or  be§  Äonigä  ©eridbt.  2)aä  betannte  Statute  of  tnortmaia 
»om  Sflbre  1279  gebot,  bag  bie  Äirdje  fürber^in  obne  befon* 
berc  ©rlaubntf  be$  Äenig3  webcr  etwaS  ererben  nocb  erlaufen 
nod)  ertaufd>en  bürfc.^)  2)ie  SBelt  foUte  burdj  biefeS  «Statut 
»or  ber  Mixä)t  gerettet  werben.  25ie  ^irdbe  aber  jammerte  über 
bief^  2>inge  wie  über  ben  Untergang  ber  3?eligion.  25a§  Sta- 
tute of  uiortmain  war  ibr  befonberä  febr  juwiber,  unb  mebr 
dB  einmal  warb  um  beffen  Suru^nabme  gebonbelt.  iRidbt  we» 
nigcr  war  ber  ©runbfa^  juwiber,  ben  ©buarb  I.  tbatfädt)lic^ 
auffleßte,  baf  ber  Äleruä  befleuert  werben  fonne.  SSergebenä 
batte  bie  englifcbe  Äircbe  nodb  »om  ^apjt fflonifaciue  VIII.  fic^ 
eine  S3ulle  erwirft,  ba^  fie  nict)t  befleuert  werben  bürfc  obne 
befonbere  ©rlaubnip  bc§  r6taifd>en  ©tu^eS,  ber  Äonig,  a{§  ber 
Äleruö  ftcb  flan&baft  »»eigerte  ju  jablen,  gtbot  im  Sab«  1297, 
bajj,  bi§  bie  ^irdje  nidbt  gejablt,  fie  ou^er  beS  ÄonigS  ©d^u^ 
fteben,  ba^  Sebermann  JRed?t  gegen  ben  Älcruä,  aber  fein 

1)  Rex  c»m  procefibns  eiVdit  stalutata  contra  mortuain  mannu),  ita 
wl  «nUus  deinceps  terras,  tencmenta  ,  redrlitus  daret,  YCixleret,  legaret, 
aiit  |>ermataret  seu  «jiiuvis  titolo  viris  reliRioni»  assignarct  sine  Itccntia 
ri'gis.  KnjgUton:  de  cventib.  Angl.  i>ag.  2463.  3jl  »ft  umgonain  wovtcH. 


—   173  — 


^(criccr  d\td}t  gegen  einen.  Sintern  erfjalten  follte/)  brtß  baä 
flericalifc^c  ®ut  biä  auf  weiteren  S5efel)l  in  Befcl^lag  genommen 
werben  foUte. Sjcrgebenö  fprad;  eine  ©pnobe  ju  Sonbon  bic 
grolle  Ifrcommuniciition  gegen  Älle  nuä,  bie  fid)  t)er)5reifen  rour= 
ben  an  ben  geiftlicljen  ©ütcrn.  25iefe  SBajfen  i)atttn  fidj  obge; 
(lum^)ft.   2)ec  Äieru§  mupte  nadjgeben  unb  ja()len. 

'Kud)  gegen  ben  romifdjen  @tul}l  wenbete  ftd)  ©buatb  I. 
mit  feinen  S5ertI)cibigungämittoln.    2)ie  Eingriffe  bcffelben  ö«f 
ba§  englifd)e  ®elb  Ratten,  wie  au§  ben  »Parlamentöacten  erl^eUt, 
feine^roegö  aufgebort   '2(uf  bem  Parlamente  be§  Sal)re6  1307 
tönten  bariiber  wiebcr  fdjwere  Älagcn.  Äonig  (fbiiarb  liep  üon 
biefe^  *})arlamcnte  ein  ©tatut  geben,  tt){lcl)e^  bie  Öruublage  aller 
fülgenben  Statuten  „Praeinimire"  geworben  ift. 25er  ^apji 
foU  feine  ^enftoncn  anweifen  burfen  mif  englifdje  Ä(öfler,  er 
füll  bic  Seneficien  beä  9?eid)eä  jum  ?iad)t()cil  bc5  ^6nig§  unb 
ber  Patrone  ntc|)t  an  grembe,  befonberö  nic^t  an  Italiener  >oer; 
geben  bürfcn,  er  foü  bie  ©infünfre  tei  evjlen  3al)re§  oacant 
geworbener  ffieneftcien  nid)t  ferner  einjieljcn  bürfcn.  Sicfco 
evjte  Statut  l)at»inbcfi'en  fe^r  wenig  gefrommt.    25cr  romifd^e 
J^of  tümmcrt  ftd)  um  folc^e  2(norbnungcn  nic^Jt  unb  fäljrt  ru= 
^ig  fort  in  gewol;ntcr  SBeife.   £)ie  weltliche  SDfadjt  fdjwanfts/ 
lange  l;in  unb  fter.    Uuf  ber  einen  Seite  wirb  fie  getrieben  tion  I 
bem  Streben,  bie  unnatürlidje  Stellung  ju  änbern,  in  weld^er 
ba§  Sacerbotium  ju  ii)K  fteljet,  unb  auf  bev  anbcrn  Seite  wirb 
fte  feftge^alten  »on  bem  alten  ©tauben  an  biefe§  Sacerbotium,  | 
ben  fie  nicljt  ganj  ju  überwältigen  tjcrmag.    (Sincn  ©eijl  aber  j 
i)at  Sbuarb  I.  offenbart,  weld)er  bem  Pcp|le  unb  bem  ganjen  | 
©acerbotio  fet)r  juwiber  fein  mup.  | 

Snbeffen  fließ  ber  apojlolifclje  Stuf)l  fa(t  mül)  allen  ©ei«  | 
ten  t)in  auf  fold)e  geicljen  ber  Seit  unb  er  mu^te  vielfad)  fe;'i 
^en,  wie  bie  weltlicl)en  gürjien  SSerorbnungen  gaben,  welcf)e 

1)  Wahingh.  Hist.  Angl.  pag.  69- 

2)  Quuil  oiniiia  luica  fuoJa  totiiis  Cleri  et  Rc'igiosorum  quoriincun- 
quc  una  cum  bonis  et  cateliis  in  eisileiii  inventis  sine  dilutionu  capias  ia 
inanuin  nostram  et  ea  salvo  ciistodire  t'adas,  ita,  qaod  nec  ipsi  nec  ali- 
qois  ptir  ipsus  inanuin  ad  ea  apponant ,  <loiiec  aliud  inde  percepcrimus. 
.Statut.  Reg.  Edward.  I.  Brady.  History  of  England  HI.  Appendix, 
pag.  11. 

3)  Blackstone.  Couinientarics  ul  the  laios  of  England  IV.  pag.  110. 


bm  SScrorbniingcn  bcr  Äircl)e  fdjnuvflracfä  entgegenliefen,  wie, 
fte  biefe  3un)eilen  aud)  511  bet)Giiptcn  üerflan&cn.  Zl\o  fonnte 
bic  2(iifuicvffamfcit,  weldie  bdä  ÄiMugöIjöuS  öon  ©nqlanb  auf« 
vegte  beim  npoftolifdjcn  ©tul;le,  nid)t  eben  bebeutenb  fein.  Tlud) 
ful;ltc  ber  ^ap|T:,  bafj  er  an  bem  €nglifcf)cn  Mkxuä,  »enn  et 
bcnfdben  nitv  nid)t  felbjl  gar  ju  Ijeftig  ^pre^tc,  immer  eine  ge' 
jyaltige  ötiüfte  fjabe.  '^Ifo  fünuncrte  man  f:d)  in  Siom  um  jene 
äcici^cn  beä  ©trcbenö  mö)  greiljcit  unb  Unabijängtgfeit  oon  ber 
.^ierarcljic  wenig  ober  gar  nicl)t  unb  fu^r  immer  fort  in  ber 
cttcn  SBeife.  "iLixä)  \\t  eä  »unberbar,  wie  fo  lange  Äönig  unb 
^Parlament  von  ©nglanb  bic  Sonbeägufei^e  üon  ben  ^dpflen 
buvd;brcd)cn  laffen.   3?ic  3iutorität  ber  ^dpfie  ip  nod)  iinge> 

1)  eucr.  9)?an  flogt,  lärmt  unb  fojjt  ein  ncueö  ®efeö  ab  ober 
jagt  tie  Siömlinge  einmal  fort,  aber  im  ©anjen  bleibt  bod; 
lange  Meä  beim  "^üten. 

35ic  fd;lajfe  unb  fturmifctje  Sfegierung  ßbuarb  II.  ge()t 
worüber,  ot)nc  bag  in  fird^lidjer  SSe^ieljung  etwaä  ©cbeutenbeS 
gcfd)iel)et.  S)od)  bemerft  man,  ba^  ber  cnglifd)c  Äleruä  feine 
unabl;ängige  ©tcUung  mel)r  unb  mel)r  »erliest,  ©eine  9Bit: 
glieber  werben  »or  bic  foniglidjen  ®erid;te  gejogen  unb  felbfi 
mit  bem  Xohc  beftraft,  wenn  fie  tobeSwüroige  25erbrecl)en  bcs 
gangen  l)aben.  Sitter  flagt  barüber  ßlemenä  V.,  weil  fo  bie 
ganje  .^eiligfeit  bes  facerbotalifcl)en  ßljaracter»  jerftort  werbe.») 

2)  er  ÄleruS  |ud;t  fid)  ju  fd)ü^en  bmä)  neue  SSerorbnungen.  Sm 
Sal)rcl3i6  fteUt  er  bic  fogenannten  Articuli  Cleri  auf:  wenn 
öud)  Älcricer  tobeöwürbige  SSetbrccljen  eingejlanben  l)aben  eor 
be§  Äonigö  ©eridjt ,  fo  foUen  fie  bod)  nid;t  beftraft  werben  bür» 
fen,  bie  ^rimlegien  ber  Mxä)e  foUen  fic  fc^üfeen.  war  noc^ 
ber  ölte  ®etft.  ^)  S)ai  ©accrbotium  foUte  oiel  geben,  weil  e* 
öud)  etwa§  üon  ben  9J?cnfd)en  bcgeljrte.  ßinc  ©träfe,  üon  ben 
geijtlidjen  ®ericl)ten  gegeben  aud)  für  nocl>  fo  fd[>wcre  SSergeljun» 
gen,  war  fo  oicl  wie  gar  feine.  ^) 

1)  Robert.  Henry.  History  of  Great-Britain.  Vllf.  pag.  49. 

2)  Concilia  Magnac  Bitanniae.  II.  pag.  697. 

3)  SKie  i'>cr()rccf)criid)c  Älaiccr  »on  bcr  Äird)c  t'c^anbi'lt  würben,  iai 
fcffcbrcibt  ©inion  bcr  €-iäbifd)üf  son  €antct6un)  fclbft.  In  sueleribus  capti 
et  »eciinduni  morem  regni  convicti  coram  judice  »ecolari,  per  praelatoi 
debite  requisiti  Deo  ac  sanctae  ecclesiae  fuerint  cnni  reverentia  libe- 
rati,  ita  segniter,  quin  potius  favorabiliter  custodiae  comraittuntnr ,  sie 


—   175  — 


Untcrbcffcn  gcfloUctc  ffd)  bct  SBibcrPanb  gegen  rfom  ©ci« 
Uno  bc§  Ä6nigtl)umä  fraftiger  alg  im  3ö^ve  1327  Qr>m\i>  II. 
rittcrlidjer  ©ol)n,  Sbuarb  III.  Ä6riig  uon  gnglanb  geworben. 
Unter  ber  ^errfd)aft  beffelbcn  bcljnen  fid)  oud)  bic  iparlamenta« 
rifdjen  3?ect)te  unb  gretljeitcn  bcbeutenb  weiter  aus.  Wtit  bcncn 
fann  bie  Unabljängigteit  be§  Ä(eru§  auf  bie  Souer  niö)t  belle» 
^en.  "äüt  ^(ngelegen^eiten  bcä  ©toateö  werben  »om  ^ar(a« 
mentc  in  Unterfud^ung  genommen,  eö  mu^  babei  notf)»cnbigct: 
SBeife  oft  von  bct  Äircl)e  bic  Siebe  fein.  3ebc  laute  Unterfu« 
4>un9  i()rcr  felbflgefdjaffencn  9?ed)te  i|l  i^r  eine  9?iebertagc. 
©buarb  III.  ijt  nid^t  allein  ein  rittcrlidjer  SRann,  fonbern  aucl) 
flaren  @inneä.  Wit  bem  9ieid)e  mniite  eö  ganj  ju  @nbe  ge» 
t)tn,  ginge  c§  fort  in  bema;oue,  wcldjer  tton  9iom  angepimmt 
worben  war.  fünfmal  fo  viel  at§  bcr  Jlonig  wci§  ber  ^a\>^ 
ouS  ©nglanb  ju  bejietjen,  mit  feinen  ©olblingen  uberfd)wemmt 
et  baö  £anb,  wollig  unbcfümmertbarüber,  bajj  oon  einer  ©ecU 
forgc  faum  nod)  bie  Siebe  fein  fonnte. 

ebuarb  III.  ftritt,  wie  fein  'äi)n  ©buarb  I.,  einen  bop« 
pelten  .Kampf  gegen  bcn  .Kleruö  be§  ganbcä  unb  gegen  ben 
^apfi.  Sei  bcn  JBifdjofen  wu^te  er  febr  genau  il;rcrt  weltlidt)en 
6l)araftcr  üI§  Scf)aötnVgcr  ber  .Krone,  il)ren  get|Tlid;en  alä  .^ir- 
ten  ber  Äirdje,  bie  fte  wenigjlenö  fein  foUten,  »uenn  fie  e5  auc^ 
ber  a;i)at  mö)  m<i)t  waren,  ju  unterfd;eiben.  2)iefe  Unterfdjeis 
bung  mu0te  ber  Jg)ierarcl)ie  Ijccljft  juwiber  fein:  benn  auf  t)cc 
SSermifd)ung  fianb  guten  3;^eil§  bie  aBüd)t.  Scn  ftoljen  <BttaU 
forb,  eräbifd)of  öon  ßanterburp,  ber  alä  ÄronwafaÜ  an  i^m 
SSerrdtljet  geworben  war,  nötljigte  ber  .Konig,  fnieenb  'iLbbittt 
ju  teilten.')  2)er  Äleruö  würbe  befteuert,  mu^te  beitragen  ju 
ten  ©taatSlafien ,  ju  ben  Äo|!en  ber  fdjweren  Jtriege,  bic 
©buarb  III.  }u  führen  l^atte.  2)ie  9)ia^regeln  gegen  ben  .Kle» 
TuS,  wenn  er  nic^t  jaulen  wollte,  würben  in>  bem  @tt;le 

In  cibis  et  potibns  lautins  procurantiir,  qiiod  carcer  pro  eorum  ftagitiis 
eis  non  cedit  ad  puenam,  sed  magis  ad  solatiiiin.  Nonnnlli  etiaiii  fla- 
gitiosi  de  quibus  nolla  suppetitvcritas  excusandi  ad  pargationes  suas  adeo 
facile  admittuntnr  ut  spes  iirma  tribiiitnr  ad  vitain  pristinatn  redeundi, 
ex  quo  pax  regni  gravissinie  violatnr.  Literae  Arcliep.  Cantiiar.  pro 
clericis  ad  asperam  poenani  ponendis.  Concilia  Magnae  Britaniae  III. 
pag.  14* 

1)  Robert  Henry.  History  of  Great-Britain.  VIII.  pag.  53. 


—    176  — 


ßbuarb  I.  genommen.  35a3  voax  freilief)  \)axt  iinb  gcwaltfam, 
ober  »er  anberä  voük  cö  geroefen  alö  bie  Äird^e,  ik  il)vc  ©tel- 
lung  5ur  SSelt  fo  oerbveljt  I;iitte,  bap  o(}ne  ©eivattfamfeitcn 
faum,  l;crai:»jufommen  war.  öegcn  tie  (Sractioiicn  fces  '■PapfieS 
nimmt  er  eine  (e()r  entfdjlüffeiic  (3prad)e  an.  25em  ^apftc  5o' 
bannet  XX  Ii.  fc()reibt  er,  ge^jcn  tsen  Ijeiligen  ®tuf)I  unb  gegen 
oiibere  Wlad)tt,  mnn  [ie  fiel;)'  etnmifcfjen  wollten,  »t)üvbe)er  fiel}  unb 
feine  9fecl)te  fcl)ul«en  »iffeu  mit  ben  5SBöffen  in  ber  .^anb. 
X>it  S>erorbnungen  gegen  bic  apofiolifdjen  9Jeferoationen  unb 
9)roüiftonen  werten  firenger,  l)äufiger.  ©o  im  3ai)re  1334.  SBer 
fiel;  Oieferüatior.  ober  '«Proüifion  vom  apojtolifc^en  (Stublc  ert^ei= 
len  lapt  jum  9i.icl}ti;eit  ber  freien  2ßal)l  unb  be»  ^räfentationä* 
rec^)teä  be»  .Königi?  ober  'Ünbcrer,  ber  foU  ergriffen  werben,  unb 
wenn  er  ber  Siul;e  geilänbig,  fo  foU  er  inä  ©efdnguifi  fommen 
md)  be§  Äcnigä  SSelieben.  gerner  verfugt  ein  anbereä  ©tatut 
wm  3al)re  1344 :  SÖer  von  beä  Äonigä  ßeuten  eine  @ad)c,  bie 
üor  beä  Äonigä  ©crid;t  ge.^ört,  üu^er  ßanoe^  jiel)t,  ber  foU 
binnen  jwei  ÜJionaten  erfd^einen,  um  fid)  bcä!)alb  ju  »erant; 
Worten,  tljut  er  baä  niä)t,  fo  füll  er  nidjt  mel;r  in  beöÄönigä 
©d;ufj  fleljcn ,  fein  ©ut  foU  in  S3efd)tag  genommen,  feine  ^er^ 
fon  gefangen  gcljalten  werben.  2)amit  follten  bic  2(ppeUationen 
nad)  9iom,  bic  SJerfcbleifung  ber  ^Projeffc  bortl^in,  abgegraben 
werben.^) 

Snbeffen  ifi  ben  piipfttid;en  ^roinftonen  unb  Steferoationen- 
bamit  feineäwegcy  ganj  abgel)olfen.  2)er  römifd)e  J^of  oerfucbt 
ton  Seit  JU  ideit  baö  olte  Spiel  ju  erneuen.  Sm  Saljre  1343 
läpt  ber  Äonig  bie  ©innebmer  jweier  Äarbinäle,  benen  ber  ''Papjl 
^frünben  in  (fnglanb  »erlieben,  jum  ßanbe  binauöfdjaffen.  3m 
Sal)re  1374  gebietet  er  ju  unterfucljen ,  wo  ftd)  nocb  grembe 
unb  befonberö  Italiener  im  S3eft^  englifd)er  ©teilen  befdnben. 
2(ber  'äüt^  bicfeö  ijl  nocb  feine  9iabicakur.  X)it\t  reformato» 
iflfcbe  3;enbenä  l;at  überbauet  ba§  eigentbümliclje,  ba^  fic  felbft 
ba§  nicljt,  waö  fie  erreidjcn  will,  waljrbaft  gewinnen  fann  unb 
fidler,  weil  fic  ben  ©runb  nicl)t  jerfiort,  auf  bem  bie  Ucbet 
:ruben.') 

1)  Blackstone.    Couiinentaries  on  the  laws  of  Knglsnd  IV.  p.  110. 

2)  Brady.  History  of  England  III.  pag.  310.  316. 

3)  2)er  rönnfdbc  ©Hi^l  unterhielt  ©picn«  in  d'nglnnb,  welche  ad« 
(Etlcbigungen  eintrögli^er  (Stellen  fofctt  nad)  Ütom  n  mcglicfttler  @«fd)Wtns 


—    177  — 


@g  Ijattc  ftd)  abet  au6)  nod)  ein  anbetet  (Stteit  jwifdj)en 
bem  Äontg  unb  bem  ^a^jflt^um  et^ioben,  roeldjet  jwat  nidjt 
gevabe  bie  SSetantaffung  witb  bet  gto^eten  teligioäsfitdfjlidjcii 
Sßewegung  in  ©nglanb,  bet  abet  bod)  md)t  ol^ne  ©nflu^  auf 
bie  (Stimmung  tft,  mit  »cldjet  (5buatb  III.  unb  fein  ©oljn  9?i= 
^atbll.  bie  anbete  tefotmatctif^eSenbenj/bie  in  jenet -JBewegung 
^)etöoiftitt,  bitxa<i)Un  ju  muffen  glauben,  ©eitbem  Snnocenj  III. 
©ngtanb  ju  einem  ßeljnöfiaate  be§  a^joftolifdjen  ©tul;fe§  gemacijt 
\)atte,  wav,  wie  e§  fdjeint,  bet  Seljnöjinä  biö  @buatb  III.  üon 
ben  .Königen  üon  ßnglanb  tegelmdpig,  wenn  aud^  mit  Unwif» 
len  gejaljlt  »oiben.  25en  ßeljnäfdjwut,  ba§  .^omagium,  bat» 
tcn  bie  JKonige  »on  (Sngtanb  abet  nidjt  geleiftet.  (Sbuotb  III. 
jabltc  öu<i)  ben  Sebn^jin^  S^lun  bege^tte  im  3a^)te 

1367  bet  aüignonenftfdje  ^ap|l  Uiban  V.  nirfjt  allein  ben  8ebn§s 
jinS  »iebetl,  fonbetn  aud)  baä  .:^omagium.  ©buatb  III.  t>ets  | 
fammelte  baS  ^atlament,  unb  biefe§  entfdjieb,  bap  bie  üon  | 
Äonig  Sobann  bem  ai?oiiolif4)en  ©tu^le  geleiftete  8ef)n§bulbe  j 
null  unb  ni(i)tig  fei,  »eil  fic  o^ne  Suji^bung  beS  ^atlament§  » 
gefdbeben  unb  bem  Ätonungäeibc  juwibeitaufe.  2lbel  unb  ©es  | 
meine  »et^jflicbteten  fid),  bem  ^a^jfte  mit  allet  SfBadjt  5U  wxbet-  l 
fieben,  wenn  et  fein  SBegebten  wütbe  butd;fefeen  wollen.*) 

S5ei  biefet  ©elegenbeit  batte  ein  9J?6ncb  füt  ben  ^a:pj!  unb 
SobanneS  SBictiffe  füt  bie  Siechte  be§  .Konigö  unb  füt  bie  Uns 
abbangigfeit  be§  3?eid)e§  gefcbtieben.  Sobanneä  SBicliffe,  beffen 
9lamc  aud)  -SBuptbctiff  gefcbtteben  witb,^)  «jat  ju  9?icbmonb 
in  bet  ©taffdjoft  S)otffbite  untet  bet  3?egietung  ©buatb  II.  um 
ba§  Sabt  1324  geboten,  ©eine  Sugenb  wat  bem  ©tubium  bet 
^^)toloQk  in  bet  bamaligen  fd)olajtifcben  2Beife,  üon  weldjet  et 
ficb  aud)  nie  ganj  loämadben  fonnte,  gewibmet,  23odb  einiget* 
ma^en  batte  ftd)  feine  ftdftige  Statut  unb  ein  flatet  ©inn  auS 
bet  ©d)olajlif  bctauögeatbeitet.  dx  batte  bie  ©d)tiften  be§  gii^= 
Slalpi),  be§  ^timaö  »on  Stlanb,  lunb  beä  gelebtten  ©lopetejl, 
be5  SBifdbofä  von  ßincoln,  gelefen  unb  auä  benfelben  mancbe 
fteiete  2(nftcbt  gewonnen.   2tudbbaä  SSibeljlubium  trieb  et  oieU 

öigfeit  mclbetcn,  2Dann  bcfcgtc  jic  ber?popft  fd^nctt  obtr  »crf)anbctte  fie  vieU 
«ic^r,  c^c  in  Snglonb  ttvoai  Qt\d)tl)tn  fonntc.  Brady:  History  of  Eng- 
iaiul  III.  pag.  319. 

1)  Blackstone.    Commentaries  on  the  laws  of  England  IV.  p.  110. 

2)  Polydor.  Vergil.  Hist.  Angl.  pag.  399. 

II.  Zt)<iU  12 


—   178  — 


fad)  unb  jettig  unb  gewann  baburd)  nad)maI6  bcn  SSeinamen 
Doctor  Evangellcus.^)    ®er  religiofe  unb  ftrd)licl)e  3u|lanb 
©nglanbä  war  [o  iammerooU,  ül6  er  überall  bamaB  war,  unb 
von  ber  %xt,  bap  er  ein  fräfttgeä  ©emütf)  jum  S'lad^benfen  über 
bie  Ätrdje,  jum  gorfdfjen,  ob  btefe  Mixä}t  eine  S!Bal^r|)eit  fei, 
füijren  fonnte.   ZUt  SSerljdltniffe  waren  öerjerrt  biä  jur  wilbe= 
ften  Uwnatur,  baö  SSolf  irrte  t)erum  of}ne  gü{)rer  unb  o^ne 
£icl)t.   2)er  Äleruä  felbjl  (egte  bie  lixt  an  ben  SSaum  be6  Q\}tU 
ftentl)um§  unb  erfidrte ,  bie  ^rebigt  fei  gar  nidjt  met)r  not^jig, 
fei  eine  anbere  3eit  ge!ommcn.  Sie  S)ominicancr  unb  gran^ 
ciScaner,  wetd)e  nod)  rebeten,  wä{)rcnb  bie  2(nbern  jtunim  ge= 
werben  waren,  ^rebigten  alberne  Singe.  25e§  (güangelii,  weldjeö 
bod^  bi§  je^t  nod)  für  ba§  gunbament  bicfer  Äird)e  ausgegeben 
werben  war,  fdjiencn  fi'c  ftd)  entlebigen  ju  wollen.   Sn  @ng= 
lanb  warb  fd)on  mit  flaren  unb  bürren  SBorfen  gelcbrt  »on  ben 
i  SSettelorben,  bap  bie  (^eilige  @d)rift  eine  grope  9JJenge  ^efeereien 
I  entf)atte.^)   SBefonberS  warb  toon  bcm  ©üongelio  beä  3o^anneö 
I  gefagt,  bap  e§  falfdf)  unb  fe^ertfd)  fei.   ©oldje  unb  dt)nlid)e 
'  Singe  niupten  einen  tiefen  ©inbrucf  mad;en  ouf  alle  benfenbe 
unb  fromme  9)?enfd)en,  jumal  ba  in  ©nglanb  neben  ber  ßel)re 
ber  ipd^jllid)en  Äird)e  ?inc  beffere  ©rfcnntnip  immer  bemerft 
wirb. 

e§  war  um  ba§  Sal)r  1360,  aB  fic|)  SBicltffe  aB  gellow 
be§  ?D?erton'3collegium§  ju  Drforb  juerfi  bemerfbar  gemad)t. 
waren  bamaB  viele  Stveitigfeiten  jwifdjen  bev  Uniüerfitdt  unb 
bem  Drben  ber  granciäcaner.   Sie  Zapfte  ertbeilten  bem  Drben 
oftmals  Privilegien  ,   weld)e  bie  Privilegien  ber  Untoerfität 

1)  Levis,  the  history  of  life  and  sufferings  of  John  WiclilFe,  pag.  2, '3. 

2)  Augustinus  de  online  rerum  saepe  piaccipit,  quod  nemo  ctedat 
scriptis  suis,  nisi  de  quando  se  fundaverint  in  .Scriptura.  Et  indiibie 
ideni  est  Judicium  de  scriptis  aliorum  sanctorum  doctoruin  et  multo  niagis 
de  scriptis  Romanae  ecclesiae  et  doctorum  novorum.  Et  tunc  scriptura 
Sacra  foi'et  in  reverentia  et  hullae  papales  forent  postpositae  et  dpctorum 
novorum  sententiae  foient  in  fuis  limitibus  veneratae.  Et  ista  sententia 
rectiiicaret  nedum  mandata  papalia ,  sed  et  corrigeret  errores  novorum 
ordinum.  Et  sie  serenaret  atquu  accenderet  cultnm  Clu-isti.  Unde  de- 
testandi  sunt  doctores  novein,  qiii  nituntur  assererc,  quod  scriptura 
Sacra  sit  inter  omnia  dicta  vel  scripta  falsissima  et  speciulitur  verbi^in 
Christi  in  Evangclio  Juliannisj  sicut  o\  logica  sua  se  putant  ciare  itcdu- 
cere.    Tiialugus,  pag.  98. 


—    179  — 


burd)brii4)cn.  (So  weit  c§  oud)  in  Dxforb.  Saju  Um,  ttag 
t»te  JBrüber  be»  Srbcnö  bic  jlubirenbe  Su^enb  ^auftg  jum  (5in: 
tritt  in  be»  SDrbcn  üei-füljrten, ')  fo  ba^  bie  (Altern  il)re  Äinber 
ungern  mtl)x  naä)  S^rforb  fenbeten.  25ie  3i|)l  ber  ©djüler  war 
im  ^a\)xe  1357  gefunfen  bi»  auf  fedjötaufenb,  ba  bereri  frü^jer 
bti  breiptgtaufenb  gcroefen.-)  2tlfo  fal)  bte  Uniöerfitdt  bie  S3rü: 
bcr  Ut}x  ungern.  Slun  ^srebigten  bie  fpirituülen  grar.ciäcancr 
noc^  in  ber  jiueiten  ^^älfte  be§  werje^nten  Sß^f^^nibertä  i()re 
£iebling§mcinung,  ba^  (5{)rijlu§  unb  bie  ^fpoftoien  gc.r  fein 
(Stgentjjum  befeffen,  fcnbern  a(ä  Jßettler  gelebt,  unb  ba^  bein- 
gemäß  bie  d^riftlicbc  JöoIlEommenfjeit  ju  fud;en  f;i  im  Sbitütv- 
leben.  X>k\t  2inftd;t  b«ttc  in  ©nglanb  immer  gießen  SSiber- 
fpruc^  gefunbcn.  2)ic  gronciicaner  erhoben  jtcb  mit  einem  m- 
geheuren  Uebermuti)e.  ^l)U  angebUdjc  S3tttclarnuit()  fe^^cn  fte 
über  büä  SSerbicnjl  6(;rifti.  Unter  ben  SOJannern,  n/cicbe  jel^t 
gegen  bie  granciöcaner  auftraten,  befanb  ftd),  auper  gi^=9iolp^, 
bem  @räbifd;of  »on  2trmagt)  unb  ^Mmaä  von  Srlanb,  aud)  3o= 
honneä  SBicliffe  unb  fein  greunb,  SJicolaivä  .^erefovb.  Seine 
erflcn  S^riften  Of  olerk's  possessiouers.  Of  the  povertj' 
of  Christ.  Agaiust  able  bcgirary.  Blencss  in  bc^j;ary, 
ftnb  bei  biefem  »Streite  unb  n>af)rfcbeinlicl)  um  ba§  ^ai)x  1360 
abgefaßt.  ^)  SOBiclpffe  fdjreibt  englifd).  Sn  ber  ganDcefpradje 
fc^eint  er  bem  58ülfe  felb(l  bie  ©ad)e  vortragen  ju  »oUen.  X>tt 
immer  Ijduftger  rcerbcnbe  üBraud)  ber  Sanbeäfpradje  aud;  in  ©Oi 
d)tn  ber  SJeligion  unb  in  ber  Äird)c  iji  t)öd)jl  bebenJlid?  für  bie 

1)  Freres  drawen  Cliildern  fro  Christ's  religion  into  their  private 
ordre  by  hypocrisie,  lessings  and  steling  For  tiiey  teilen  tliat  their 
ordre  is  more  lioly  than  any  orther  and  that  tliey  sinillen  have  higher 
degree  in  the  blisi  of  heaven ,  than  other  men  that  been  not  therein, 
and  seyn  that  men  of  their  ordre  shullen  neFer  conie  to  hell,  but  shul- 
len  dorne  other  men  with  Christ  at  Doomsday.  And  so  they  Stelen 
Childern  fro  father  and  mother,  sometime  such  as  been  unable,  and 
sometinie  such  as  shnllen  snsteyn  their  father  and  mother  by  the  cora- 
niandcment  of  God ,  and  thns  they  been  blasphemers  taking  upon  füll 
councel  in  douty  things  tLat  been  not  expressy  commanded  ne  lorbidden 
in  Iioly  writ.    Of  Clerks  possessioners  apd  Lewis,  pag.  6. 

2)  Lewis,  tlie  life  and  snfferings  of  John  Wicliffe,  pag.  4. 

,  i|i  uniuöglid)  bic  Bcit  genau  gU  (<cftiiiiuicn,  in  mcld)er  bicfc  unb 

nnberc  Sd)riftcn  gcfitrictcn  fein  mögen.  Sins  fleine  ©c^nft  of  the  last  age 
of  the  chiirch  rcitb  fd)on  in  fcnß  3at)v  1356  gefegt. 

12  o 


—   180  — 


vomifdje  ^xmx(i)ie,  imt  bod)  fann  man  \i)n  mä)t  öllcntf)alben 
gerabeljin  verbieten.  35arauf  ponb  jum  guten  S£l)etl  bie  SD?ad)t 
ber  frü()cven  Seit,  bap  ber  Säten  bei  weitem  großem  SJfjeil  gar 
-  nid)t  üerjlanb,  \va^  »om  Ä(eru§,  roa§  t»on  ber  Äirdje  in  bar; 
barifd^em  unb  fo  hnm  verflanbtidje  ßatein  gefagt  unb  gefd}rie= 
ben  warb.')  Sn  bicfen  ®cl)riften  tabctt  SBicliffc  mit  J^eftigfeit 
bie  granciöcancr,  bap  [ie  ben  ©Item  if)ve  Äinber  ftöblcn,  unb 
i  weifi  if)nen  nad)  auä  bet  ©ct)rift  un:  au§  ben  alten  Äirc^en-: 
i  wdtern,  ba^  »eber  (5t)ii|luö  unb  bie  Tfpoftolen  SSettter  gen»efen, 
I  nod)  ba^  boä  SSctteln  ein  SSerbienfl  fei.  25abei  becft  er  nun 
audf)  bereits  auf,  ba§  bie  ^ranciäcaner  etgcntlid)  nid)t  bettelarm, 
fonbern  ungemein  reid)  waren,  unb  meint,  ba^  bie  3tlmofen  ben 
waljrljaft  '^rmen,  nid)t  aber  ifjnen  gebüljrten.  S^arauf  fd)rieb 
SBicliffe  in  ber  @trcitfad}e  wegen  ber  8ef)nä^ulbe  für  ben  äoj 
nig,2j  unb  ber  romifdje  .^of  fanb  e§  fdjon  ber  9Kül)e  wert^, 
il)m  feinen  Unwillen  errennen  ju  geben.  SSJicliffe  war  ^lufs 
fe^er  ber  üon  bem  ß-tibifd)of  Sälid)  gefiifteten  6anterbur»):.^aUe 
ju  SDrforb  g.eworben.  ©ine  @ntfd)eibung  beä  ^a^jteä  Urban  V. 
t)om  3al)te  1370,  weldje  beflimmte,  bap  nur  5D?6nd)e  in  biefem 
ßoUegio  foUten  aufgenommen  werben  fönnen,  »ertrieb  if)n  »on 
biefer  ©teile.*) 

2)a§  2(uftreten  aber  für  bie  Unrtb^angig!eit  be§  5Reid)e§ 
{)atte  2Bicliffe;bem  ^ofe  beFannt  gemadjt.  SSefonberä  tnbcr®unft 
beä  ^erjogS  »on  Sancafier,  be§  S3ruberö  .König  ©buarb  III., 
war  er  ^od)  gefliegen.  @r  erhielt  eine  ^frünbe  ju  ßutterwort(>, 
warb  im  Sal)«  1372  25octor  bct  .^(>eologie  unb  l)ielt  feitbem 

1)  Snbejfen  fd)icnen  bie  CfJJcnf^cn  ou^  ntd)t  itiel^r  fioren  ju  tooKcn, 
wai  fic  ntd&t  »er|ianb«n.  Sic  fat^oltf^cn  ÄirAcn  (lanbcn  leer,  nngtiSinion, 
ber  ffrjbtfc^cf  fon  (Iantcr6uit):  propter  absentiam  fidelium  cessat  Dei  et 
sanctorum  reverenria,  sacra  mysteria  nequaquam  in  debita  veneratione 
habentnr  et  orantium  mutua  supportatio  niminm  snbtrahitur  in  religionis 
christianae  contemptum  et  manifestum  scandalum.  Mand.  Archepi  a.  1359. 
Concilia  Magnae  Britaniae  III.  pag.  43. 

2)  Lewis:  the  life  and  snfferings.  Appendix  pag.  361—373  t^citt 
einen  «uö^ug  einer  ©*rift  aBicliffö  gegen  ben  OTonc^  mit,  wctt^er  für 
ben  ^Papfi  aufgetreten  tft.  ®ie  tfi  inbcffcn  nid)t  bie  erfic  in  biefer  <Bad)t 
gcfchriefeene,  benn  eß  roirb  barin  Sejug  ouf  eine  früfjere  genommen.  9Iu(^ 
wirb  borin  bie  (Entfernung  aui  bet  eanterburi)  Spaüt  tüxd)  ben  'papjt  6ti 
reit*  crrcn^nt. 

3)  Lewis,  the  life  and  suflerings,  pag.  14. 


—   181  - 


mit  großem  SSetfall  SSorlefungen  an  bet  Uniüerfitdt.  5Sicltffc§ 
fleigenbe  ^Bebeutung  am  ^ofe  wirb  baburdj  ilax,  ba^  bcrfelbe 
tJ)n  felbjl  bei  biplomatifdien  SSer^anblungcn  mit  bem  romifdjeii 
J^ofe  anwenbet.  Sm  Sa^)re  1373  l)atte  ©buarb  III.  on  ^a^iji 
©regor  XI.  nad)  2tüignon  eine  ®efanbtfd)aft  abgefertiget  we- 
gen ber  9Jeferöationen ,  ^voüiftonen  unb  "Knmtm.  war 
nidf)t§  barauf  erfolgt;,  benn]  bet  romifdje  .^of  läpt  fid)  nur 
in  auperfien  3'?ötf)fdllen  etwaä  abbingen  tjon  feinen  "Mnma; 
jungen!  unb  ßrftnbungen,  bie  er  feine  SJedjtc  nennt.  3m  Safjre 
1374  lief  ber  Äönig  eine  abermalige  ©efanbtfdfjaft  abgefjen,  bei 
roetdjer  fidj  nun  aud)  3obanne§  SBicliffc  befanb.  ©ie  traf  in 
S5rügge  mit  einem  apoftolifdjen  gegaten  jufammen.  ^oä)  erft 
jwei  Sal)re  fpdter  warb  jwifdjen  ©nglanb  unb  bem  r6mifd)en 
.l^ofe  ein  2tbfommen  getroffen,  unb  ber  ^a^)fi  tjerfprad)  feine 
^eferöationen  auf  englifdje  SSeneftcien  weiter  auäjut^eilcn.  ®urd) 
biefen  SSertrag  war  man  um  nidjtä  gebeffert,  benn  ber  {^eilige 
©tu^l  ^pflegte  feine  j33erf^)red)ungen  nid)t  ju  i^aUtn.^) 

®d)on  im  folgenben  3fl{)te,  1377,  bo  biefer  SSertrag  ge^ 
fdi)(offen  worben  war,  brad^  ber  vomifcbe  ®tul)l  gegen  SBictiffe 
lo§.   25a§  (Jinjelne  ber  8eben§t)er{)dttniffc  beö  9Ranne§,  feitbem 
er  gegen  bie  granciScaner  unb  für  ben  Äonig  aufgetreten  war, 
ijl  unbe!annt.  2fber  bie  dxhmtni^  war  gefliegen  unb  in  einem 
©eijie,  weldber  bie  römifd^e  ^maxii)k  unb  bie  fleifd)lid)e  Äird)e 
erfaßte  in  il)ren  ©runbfejien,  l)atU  SBicliffe  an  ber  Uniüerfitdt 
gele()rt,  ju  bem  SSolfe  ge^prebigt  unb  gefcbriebcn  in  ber  ßanbeä: 
fprad)e  unb  tateinifdj.  @r  tjatte  laut  bcgeljrt,  ba^  ba§  einfad)e 
Sßort  ©otteä  gcprebiget  werbe,  bamit  bie  ß^rifien  lernten,  ein 
l^eiligeS  unb  d)rijllidt)eö  Seben  ju  fütjren ;  er  ^atte  bie  ^rdlaten 
bet  .Rirdje  »erbammt,  weldje  felbft  gar  nid)t  ^)rebigtcn,  wol)l 
übet  ßeute  au^fenbeten,  bie  bem  SSolfe  gabeln  unb  ßügen  ^pxe- 
bigten,  weld)e  bie  armen  ^riefier  nod)  »erfolgten,  bie  baä  reine 
ßoangelium  »erfüinben  wollten.   2)er  nur  fei  ein  red)ter  ^rie; 
jler,  ber  bie  beilige  ©djrift  »erftefje  unb  fte  barjleOe  in  feinem 
geben,  ben  ßaien  uorleud)te  wie  ein  ©lern  am  girmamente. 
©0  bic  ßaien  ju  füt)ren  unb  ju  leiten,  baä  fei  bie  befie,  bie 
wai)re  Siebe,  ^liö^t  in  Älöfier  follten  fie  fid)  einfperren,  prebi= 
gen,  leljren,  4>rijtlidf)  leben  foUten  fte.   21U  i^jren  deremonien: 

1)  Lewis,  (he  life  and  sofferings,  pag.  31. 


-    182  — 


bicn|l  ().itte  er  bcfam^ft  unb  benfett'cn  [my  mxü  unb  nichtig  et; 
flart.  '2{r.i  öcftigften  ()ntte  er  bte  gninci5C;incr  tincjcqrijfcn,  ftc 
unb  t()r  atinjeä  SSrctben  für  öntidjrifti'id)  erflart.  Wtcin  fkl)ct, 
böä  ganje  andere  3Ser!  ber  flcifdjUdKn  Äirc^e  fionb  i^m  ungf; 
mein  tief  unb  bic  Sdjrift  ungemein  l}>x\)J)  &  war  nuf  bem 
SBege,  ju  ftnbcn,  bop  nidjtä  fein  bürfc  in  einer  d^rifüidjen  @e: 
fcllfc{)aft,  in  einem  djriillicljen  ©otteäbienft,  roaä  ntrfjt  erwiefen 
werben  fonne  au§  t^r,  nidjt  fjeroorce^e  au§  t^rem  ®eifie. 

iJiun  IjQtte  fid)  SBicliffe  ferner  über  bie  SJJitglicber  ber  xo- 
mifcljen  Äird)e  nuSgefprodjcn  mit  groficr  J^eftigfeir;  er  i)attc  ben 
^apft  ben  ?Cntid}rifl  unb  bie  ^räfotcn  bic  ©dfjufer  unb  bte 
(56f)ne  be§  7(ntid)ri)l§  genannt.  Sr  I)ntte  nid)t  oUein  if)re  ©imo: 
nie,  i()ven  ©eij,  i(}re  ^abfud)t  unb  i^re  <Sci)njelgerei  ber  SBett 
gcjeigt,  er  l)attc  biefelbe  nidjt  allein  baraufaufmerffam  gemadjt, 
böp  bie  M\xä)t  imIBegriff  fiünbe  oüe  ÄönigSmadjt  ju  jerflören, 
2fHc§  an  ftd)  ju  reiben,  was  fiel)  überhaupt  gewinnen  liefe,  ev 

1)  Tliey  preachen  not  Clirist's  Gospel  in  Word  and  Dede  by  wliicl» 
Cliristen  men  sbouUlen  live  holy  life  in  charity;  and  tho'  they  taken 
the  Charge  and  oflice  to  lead  the  pcople  by  so  perilous  ways  and  ene- 
mies  by  trne  preching  of  the  gospel,  and  ensamble  of  tbeir  own  holy 
life.  Yet  they  'siiflern  Christians  souls  by  strangled  with  wolwes  of 
hell  tboroagh  tbeir  dombness  and  occupying  about  tlie  world.  And  to 
fullil  the  fends  cruelty,  pursuen  and  ciirsen  if  any  poor  priest  wole 
prech  frely  Christ's  Gospel  and  deliver  Cliristen  souls  out  of  tiie  fends 
bonds,  and  leaden  them  the  rigbt  way  to  beavcn.  They  senden  other 
tliat  teilen  lessiiigs  fahles  and  chronicles  and  robben  the  people  by  false 
beggings  and  dare  not  teil  tliein  tbeir  great  sins  and  avoutrie,  for  fear 
of  lesen  winning  er  friendship.    Of  Prclates  apd  Lewis  pag.  38.  39. 

Pricsts  sliulden  study  holy  writ,  and  kepe  it  in  their-  own  life, 
and  teche  it  other  man  trnly  and  freely,  and  that  is  best  and  inust  cha> 
rity;  and  in  certain  times  pray  devontly,  and  have  sorrows  for  their 
sins ,  and  other  mens.  And  then  they  shullen  by  as  the  firmament  Over 
little  Stars  in  comparison  of  other  saints  in  heaven. 

Christ  commanded  specialiy  the  Apostles  and  disciples  to  preche  tlic 
gospel  and  not  to  dose  them  in  cloisters,  ne  cluirches,  ne  Stoves  to  pray 
tlius.  Thus  preching  is  algates  best ;  netldess  devout  prayer  of  men  of 
good  life  is  good  in  certain  time,  but  it  is  agenst  charity  for  priesfs 
to  pray  evennore  and  no  time  to  prech.  Of  Prelates  apd  Lewis,  pag.  38. 
Frcrcs  also  hon  worse  heretiks  tlian  weren  Jews,  that  woulden  keep  ce- 
renionies  of  the  old  law  with  fredoni  of  Christs  Gospel.  For  tlie  Fews  kept 
reasonablo  laws  ii)adeofGod,and  nedefulfortinm  thal  God  ordeyned  tiiem; 
but  freres  heepen  newiaws  feigned  of  errors  üf  nieniiiore  tlian  God  ordey- 
ned inold  law  and  niore  uuccrtain.  Objcctions  of  freres  aiidLewis,  p.  22. 


—   183  — 


()atte  md)t  flUciit  getuiefett,  wie  fte  baö  ditid)  \>on  ßiiglant»  ofts 
maB  au  bie  gremben  t>errietf)en  unb  il)re  ©teUurig  mißbraudf); 
ten,  um  be6  Äonig^  ge^etmfie  ©ebattfm  unb  ^läne  ju  werra; 
tf)en/)  fonbern  er  ^ottc  (lud)  —  unb  bamit  war  Ü)nen  an  baS 
J^erj  gegriffen  unb  ii^re  gropte  S5itterfcit  aufgeregt  —  gejeigt, 
böp  bic  2tnfprüd)£  be6  ^ö^peä  unb  beä  itlcvuö  auf  9^i^tö  be= 
ruf)eten;  er  ^atte  ber  SBelt  geratljcn,  ju  änbern  unb  ju  befjern 
mit  eigener  9Rücf)t  an  biefcr  tief  »erborbenen  Äircfce.  'iluä)  beren 
©etpalt  JU  binbcn  unb  ju  lofen  ^ntte  er  angegriffen  unb  mandjc 
önbere  Ädufd^ung  ju  jerjtören  getracl)tet,  mit  welcljer  fie  fic^ 
umgeben. 

25aä  war  baö  (5igentl)ümlicl?e  an  Söicliffc,  bap  er  ftd)  an 
jWet  9JJdct)te  jugleid)  »cnbete,  ba(j  ft'e  Ijelfen  unb  beffern  foU= 
ten,  juerjt  an  baö  SSolf,  ju  bcm  er  in  ber  frdftigen  8onbe§5 
fspradje  rebete,  bann  an  bie  gürjfen  unb  an  bie  ©ewaltigen  bet 
2Bilt.  (Sotd)e  2(ufforberungen  ergefjen  üon  xi)m  immix  mit  ber 
get)6rigen  S3orfid)t.  Äeine  jlürmifdje  Umwdtjung  i)at  er  begehrt 
fonbSrrt  eine  woi^lerwogene  unb  rcöfjlb'eVa'f^ene  Umgclfaltung. 
äm  raenigjlen  ijl  eä  if}m  aber  beige!ommen,  baä  9?etn=.Rird()lid)e 
ber  Mx(S)t  ber  SBillfü^r  ber  gürftenmad)t  unterorbnen  ju  wollen. 

2)ie  englifdjen  Siomlinge,  bie  eng(ifc^en  greunbe  ber  ^ie; 
vavä)k  ^aben  nad)  bem  2ib(aufe  weniger  ^a\)xi  bie  ®efot)r  xvoi)l 
erfannt,  bie  gerabe  t)ier  in  (5ng(anb  i^rer  @ad)e  red)t  bringenb 

1)  AU  bishops  and  possessioners  drawn  all  the  winning  that  tliey 
may  fro  tlie  king  to  themselves,  and  the  proud  priest  of  Ronie,  iraking 
liim  Chief  Lord  of  much  part  of  the  rewine ,  and  of  the  King's  power, 
niaking  the  counsel  of  the  king  known  to  him ,  as  they  ben  sworn  to 
the  pope.  That  Antichrist  and  his  Clerks  seyn,  that  secular  Lords  have 
no  power  npon  Clerks,  but  if  prelates  elepen  them  to  chastise  c'erks 
when  they  ben  rebell,  and  wolen  not  ben  araended  by  tlieir  |)relates, 
and  that  these  wordly  Clerks  wolen  never  cease,  if  they  may,  tii!  they 
liave  fiiUy  destroied  kings  and  lords  and  their  regalic  and  power.  They 
crien  fast  and  writen  in  their  laws,  that  the  king  had  no  jiirisdiction 
of  their  persons  ne  goods  of  holy  chnrch.  And  when  the  king  and  se- 
cular lords  perceiven  well  that  Clerks  wasten  tlieir  Aneetres  aliiis  iiiponipe 
and  pride,  and  they  wolden  take  agen  the  superiiuity  of  temporal  goods, 
and  help  tlie  Lond  and  themselves  and  their  tenants,  thcse  wordly 
Clerks  crien  fastly  that  they  ben  curset  lor  entermitting  of  holy 
church  goods,  as  if  secular  lords  and  the  commons  weren  no  part  of 
holy  church.  Great  sentence  of  course  expoundid ,  apd.  Lewis, 
pag.  35. 


—   184  — 


broi;et,  unb  fte  fjaben  fiel)  ba^er  gewenbet  an  i()tcrt  gewobnli- 
(id;en  'Bü^üd)t^i>xt ,  nad)  3?om. 

£)ie  <5ad)cti  (djeinen  um  baö  Sabr  1377  bebenütd)  Qt^an- 
ben  ju  l)oben.  SOBtcliffe  rebet  feljr  oft  üoit  ben  armen  ^ric= 
ficvn,  roetdje  ba§  ©oangclium  :prebi9ten.  i)  £)ie  SSerorbnungen 
be§  ©rjbtfdjofä  »on  ßantcrbun;  rcben  aud)  öon  ^riepern,  weldje 
o[)ne  üon  ber  Äirdje  autoriftrt  ju  fein,  tjerurnsögen  in  bem 
ganbe,  prebigten  unb  lehrten.  2)  25a§  fdjeint  barauf  ju  beuten, 
ba^  bie  @lauben§boten  bec  SBalbenfev  wiebet  üufgeroadjt  wa- 
ren, weldfieä,  wie  bereite  bemerft,  baburd)  betätiget  ju  werben 
fdS)etnt,  böß  bie  SJJdnner,  weld)c  oft  in  SQSidtffeö  Umgebungen 
gefeiten  werben,  felb|i  du^erlid)  angett)an  ftnb  wie  bie 2(pofio(en 
ber  alten  et)angenfdf);fatl^oltfd)en  Äirc^e.^)  2)ag  unter  jenen 
t)erumjie()enben  ^rebtgern,  »on  benen  fo  oft  bie  9?ebe  i|l,  nicl>t 
aßein  bie  greunbe  ju  öerjteljen  finb,  we(d)e  SBtcliffe  auf  ber 
Unttjerfttdt  Drforb  gefunben  t)atte,  üerftefjet  fid)  »on  felb|t:  benn 
biefe  waren  nid()t  arme  ()erumjiei)enbe  ^rebiger,  fonbern  9Jidn» 
ner  in  2£mt  unb  SBürben,  SJoctoren  ber  SE^eotogte.  Sie  ge» 
nanntefien  unter  it)nen  waren  9Zicotauö  ^ereforb,  ^^ili^pp  9?e^» 
^3i;nbon,  Sotjanneä  3(ff()ton.  25urdj  bie  ttt)xtx  ju  Srforb,  burd) 
bie  wanbernben  ^rieflet  war  ba§  8S0IE  woljl  bereite  tn  eine 

1)  Our  wordly  Clerks  meyntenen  their  worJy  life  by  hypocrisie, 
by  false  excusations^  and  false  expounding  of  Iioly  writ,  and  tiard  per- 
secution  of  poor  priests  tbat  prechen  Christ' s  weekness ,  bis  wilfu  1  po- 
verty,  and  ghostly  bnsincss,  and  witnessen  that  prelates  sholden  sue 
Clirist  in  these  three  especially.  For  these  poor  priests  been  slander'd 
für  hereticks,  cursed  and  prisoned  withonten  answer,  forasinnch  as  they 
stondon  for  Clirist's  life  and  tecbing  and  meyntenance  of  the  Kings  Re- 
galie  and  power  of  secular  Lords,  and  saving  of  Christen  mens  soals 
agensts.  Antiuhrist's  traiterie,  and  hypocrisie  of  bis  weiward  disciples, 
tbat  envenym  and  destroien  holy  chnrch.  Of  Clerks  possessioners.  apd. 
Lewis.    Life  and  sufferings ,  pag,  36. 

2)  Licet  secundiim  canonicas  sanctiones  nemo  prohibitus,  Tel  non 
missus ,  absque  sedis  apostolicae  vel  episcopi  loci  anctoritate  sibi  prae- 
dicationis  officium  nsurpare  debeat  publice  vel  occulte,  quidam  tarnen 
aeternae  damnationis  iilii  sab  magnae  sanctitatis  velamine  aactoritatetii 
«ibi  vendicant  praedicandi  ac  nonnullas  propositiones  hereticas,  erroneas 
et  ialsas  tarn  in  ecclesiis,  quam  plateig  et  quampluribus  aliis  locis  non 
verentur  dogmatizare.  Mandat.  Archiep.  Cantuar.  a.  1282.  Conciiiu 
magnae  Britanniae  III.  pag,  158.  159. 

3)  Thom.  Walsingli.  Bist.  Angl.  pag.  191, 


—  183  - 


gewiffe  Süifttgung  gefommen,  welche  bm  ^tetart^enf  e^r  bebenf- 
lid)  oorfam.  X:k  Snqutjttion  n?ar  in  dnglanb  nidjt  etngeful)rt 
unö  tu»  fraftige  3RitteI,  fcen  erjien  2aut  bet  Äe^erei  niebcräu> 
triiden,  bane  iJjnen  nicbt  5U  ©ebore  geftanben. 

Zit  Sifcf?öfe,  fiagt  ©regot  XL,  al»  et  feine  SHaptegeln 
beginnt,  waren  fe^ir  nac^ldffig  geroefen.  Zhtx  e§  iji  unroa^tfc^ein; 
lid),  ba§  fte  bie  auffeimenbe  ^e^erei,  »eld^e  fte  juer|i  bebrotje^ 
te,  fo  ganj  foUten  übetfe^en  haben.  2Babrfctietnlid>er  ijl,  baß 
fte  nic^t  b«inbeln  fonnten,  n>ie  fte  roünfdjten.  .Äontg  ©cuarb  III., 
unb  fein  SSrubet  Sodann,  bei  J^of,  bie  ©ropen  beä  ganbeS, 
bulbeten  nicfct,  ba§  Die  S5ifd?öfe  ettraä  unternahmen.  2)a»  fo- 
niglicbe  5)au5  trat  nicht  gerabe  für  bie  Äe^er  auf,  roa^  ^o(i)\l 
bd)cnflid>  geroefen  wäre,  aber  ii  lief  bieÄe|erei  ft(^  ausbreiten 
unb  erwartete  bertn  grüc^te.  ®pred?en  audj  nidji  2(nfu()rungen 
jcttgen^fttfcber  Sc^rifijieller  für  biefe  SSermutbung,  fo  fprid^t 
bo4>  fie  febt  btuitic^  bet  Umjlanb,  baf  bie  ißifcböfe  StJb« 
lang  bie  @ac^e  i)atttn  muffen  geben  laffen.  2^arum  fe^en  fic 
fi«^  genötbiget,  enblidj  fic^  nacb  SJom  ju  wenben. 

Unter  ben  2trtifeln,  welche  fte  bem  ?)apjie  ©regor  XI. 
naä)  fRom  fenben,  foü  jx*  nun  aud>  bereits  befunben  b»Jben,  ba^ 
SBicIiffe  bie  iRealgegenwart  im  <2acrament  beä  2fltarä  gelaug- 
net*)  2^a  aber  ber  ^apjt  in  ben  neunjebn  ^ärtifeln,  weld^c 
aSä  wicliffcfcbe  Äeeereien  aufgejieHt  werben,  biefeS  fo  wichtigen 
^unctes  gar  nic^t  gebenft  unb  fid)  nic^t  benfen  lapt,  warum 
er  benfelben  aulgelaffen,  fo  wirb  bie  2£ngabe  jweifelbaft  unb 
eS  fcbeint,  oI5  babe  SStcliffe  ie|t  noc^  nic^t  igegen  bie  Stanäs 
fubjiantiation  unb  bie  3fealgegenwart  gelebrt.-) 

1)  Qaod  Bachamda  in  altari  post  saaumentnm  non  est  yerain  Cor- 
pw  Cäüti  sed  ejus  fignra.  iJIcA  itrn  antffc  bcr  nai>  Üicm  rcn  ben 
cngfif^  -TCcmüngen  fin9cünt<un  Sirtittl  übergibt  tcr  'papjt  mit  ©rilt 
fi^iMtgtn.  Qucxl  eTangelimn  sutficit  ad  regulandam  in  Tita  i^a  qaemli- 
bet  Chnstianom  et  qnod  onines  aliae  sanctoram  regolae,  sab  qaanun 
olMerrantiis  degiint  diversi  religio«,  non  plos  perfectionis  addant  Evan- 
gelio,  quam  addit  albedo  parieti.  Jcrncr:  qaod  Papa  nec  alios  praela- 
tos  ecclesiae  deberet  habere  carceres  ad  paniendam  delinquentes,  sed 
quilibet  deJinqnens  posset  libere  qnoconqoe  veUet  transire  et  £acere,  qnae 
sät  pUceiet.  grribcit  in  religtcfen  OTrinungen  gegen  bic  in^utjücrifc^en 
Slafngdn.   Thom.  Walsingh.  Eist.  Angl.  pag.  191. 

2)  !^ci)  bat  «T  in  b«t  ©(^tift  Objections  ef  freies  bcrrirä  gegen  bie 
tcn  ben  3endi5rb<n  cerbrritefe  Änftt^t,  ba§  bie  geiteibele  ^cjtie  ein  ?lcci: 


Tiu  neiinjctjn  Hxtihl  fmb,  tok  t§  von  ten  9?6mtfrf)cn 
wol)nVnl)  9cfrf?icf)t,  oI)ne  n)i{[enfc{^ift(id;e  SDrbnitng  bunt  burd) 
einander  gcroorfcti.  2)icfcn  'Kxtihln  sufofge  fjat  nun  2Bicltffe, 
juerft  bic  wcltlidje  ©cwalt  bcr  Mixä)t  geldugnet.  ent: 
Ratten  in  bcn  bret  erflen.  S5ie  "Kuibrudt,  beren  bcr  ^apji 
fid^  bebicnt,  fd)einen  allerbtngä  jiemlidj  genau  biefelben  ju 
fein,  mit  benen  SJicltffe  rebete,  benn  fte  entfpred)en  benen, 
bie  ftd)  in  feinen  2Berfen  fmben.  ©te  waren,  btcfe  2(u6brü(fe, 
t}in  unb  wieber  unworfidjtig  unb  ungenau,  ©ie  würben  ben 
Siomifd^en  SSeranlaffung ,  ^erauöjuinterpretiren ,  b«^  SGBicliffc 
bie  %Umad)t  ®otte§  (dugne,  bie,  er  bod)  in  feinen  Sßerfen  ouf 
bo§  feterltd)pe  unb  f6rmlicl)fte  anerfnnnte.  2(ffo  ftnb  fte  üernünfs 
tigerweife  nur  mit  S3orbet;aIt  bicfer  ^nnafjmc  ju  ücrftec^en.  SBenn 
2Btc(iffe  fagt,  ©ott  fann  feinem  9}?cnfcbcn  für  ftcf)  unb  feine 
grben  bie  Sberberrfcfjoft  über  bie  SBett  auf  ewige  Seiten  wcrfei; 
l)en,  fi)  foH  ba§  nur  ()ci^en,  e3  Idpt  fidt)  nidjt  benfen,  bap  eä 
fo  fei,  Sliemanb  fann  e5  erweifcn,  bap  e§  iljm  fo  gegeben 
werben.  ^) 

Qbtu  barauf  bejie{)t  ftd)  aud)  bcr  fünfte  ^trtifef.^)  35ie 
@ewa(t  beö  ^a^jjieö  unb  bcr  Prälaten,  bie  fte  über  baS^enfeitS 
ju  tjaben  be(}auptcten,  wirb  in  ben  2{rtifc[n  üon  adjt  bt»  funf= 
jetjn  angegriffen.  ^Riä)t  nad)  ifjrem  SÖillcn  fonnen  ^dpfte  unb 
jtarbindle  fammt  bcn  ^rafaten  beteben  unb  pcrnidjten,  baä  ^im= 
melreid)  eroffnen  unb  ücrfcljliefen.   Sie  ©ünbe  nur  oerbammt 

benj  otjiie  untcrlicgcntie  (Sufcjlanj  fei,  gcfprod)cn:  freres  pervert  the  right 
fait  of  tlie  sacrament  of  the  auter ,  and  bringen  in  a  new  lieresie.  For 
when  Christ  seuth,  tliat  tlie  breail  tliat  Iie  brake,  and  biesse<i  in  Iiis  bo- 
dy,  tliey  seyn  tliat  it  is  an  accident  nritliout  suget  or  iiouglit.  Aj)d,  Le- 
wis, pag.  22. 

1)  I.  Totuin  genus  Iiumanum  citra  Christum  non  iiabet  potestatem 
simplidter  ordinanili,  ut  Petros,  iit  umne  genus  suuin  dominetur  poli- 
citer  in  perpetuum  super  mundutn.  II.  Deus  non  potest  dare  lioinini  pro 
se  et  lioredibus  suis  in  perpetuum  civile  dominium.  III.  Cliartae  huraa- 
nitus  adinventae  de  hereditate  civili  perpetua  sunt  impossibilcs.  3n  einer 
(Jrloutcvun9ofcf)tift  aiUcIiffci-  i'ibcr  tiefe  ®d^c,  beren  fog(eid)  e-nin\t)nung 
Qtd)an  mevben  tvivt»,  fiiib  bie  garten  ^(uöbrüÄe  fcfion  oerraieben.  Dixi  se- 
cundo  (]Uüd  probabilc  videtur,  quod  Deus  de  potcntia  sua  absoluta  non 
potest  dare  homini  in  perpetuum  tale  dominiam. 

2)  V.  Homo  potest  solum  ministratorie  dare  tarn  naturali  filio,  quam 
invitationis  in  i>chula  Christi  tarn  temporale  dominium  quam  acternum. 


t>cn  5!)?cnfd?cn/ itht«  in}tif)xt)dft  ifi  rtur  ber  ettottrHinhicirt,  fcct 
ftdj  bereits  in  \t'mm  eigenen  Innern  ercommiinicivt  f)(it  ob  fei- 
ner ©iinbcn.  Sine  [0(0)6  ©rcommunication  trifft  nur,  wenn 
ffe  auf  einen  ©egnet  beä  SBorte§  ©otteö  fdUt.  ©rcommunis 
cattonen  wegen  rein  n)eltlid)er  Ängelegcnl^citen  finb  null  unl> 
nidjtig  tn  fid)  felbfi.  ^) 

©er  fec^öjc^nte  ^rtüel  t)ef)aupfet  bie  ®(eicl)^)ctt  oller  ^rie= 
jler  in  ber  SSerroaltung  ber  ©acramente  unb  in  ber  ©ewdlt  ju 
binben  unb  ju  lofen.^)  25er  neunjel^nte  ift  wo^)l  nur  ein  bürf-- 
tiger  2luä5ug  ouS  einer  tiefgrcifcnben  8e()rc  2Bicliffc§,  burd) 
tt)c(d)c  baä  ©acerbotium,  waS  bic  r6mifcf)e  ^rclje  ju  fein  bc= 
^Ifluptete,  üolljlanbig  gelaugnet,  baffelbe  bem  ©»angelio  unter; 
gcorbnct  unb  feineänjegeä  öl§  beffen  aUeinige  9iirf)lerin  unb 
a5ett)al)rerin  nnerfannt  n»or.  25er  2frtifel  aber  fagt  nur,  ein 
^riefier;  unb  fclbft  ber  r6mifd)c  S3ifcl)of  fann  eon  ben  Unter- 
gebenen, tton  ben  ßaien  getabelt  unb  felbft  angeflagt  werben.*) 

1)  VIII.  Seimus  quod  non  est  possibile  quod  vicarius  Christi  pare  ex 
bnllis  suis ,  Tel  ex  illis ,  cum  voluntate  et  consensa  suo  et  sui  coUegii 
vel  habilitet  yel  inhabilitet.  IX.  Non  est  possibile  hominem  excommn- 
nicari  nisi  prius  et  principaliter  excommnnicetnr  a  seipso.  X.  Nemo 
ad  sui  deteriorationem  suspenditur,  vel  aliis  censuris  cruciatar  nisi  in 
causa  Dei.  XI.  Maledictio  vel  excommunicatio  non  simpliciter,  nis; 
qaantum  fertur  in  adversarinm  legis  Christi.  XII.  Non  est  exempliticata 
potestas  a  Christo  vel  suis  discipulis  excommunicandi  subditos,  precipne 
propter  negationem  temporalium,  sed  e  contra.  XIII.  Discipali  Christi 
non  habent  potestatem  coacte  exigere  temporalia  "per  censuras.  XIV. 
Non  est  possibile  de  potentia  Dei  absoluta,  quod  si  Papa  vel  alins  prae- 
tendatj  se  quovismodo  solvere  vel  ligare,  eo  ipso  solvit  vel  ligat.  XV. 
Ciedere  debemas,  quod  solum  tunc  solvit  vel  ligat,  quando  se  confor- 
mat  legi  Christi. 

2)  SDtc  St)eo(cöcn  auf  ber  ©t)nobe  }u  Sonflanj  faffcn  bngcgcn  bti  ber 
ajerbaminung  ber  rcicliffifd^en  ^c^creien  bic  Sinbirng«;  unb  fofungugctvalt 
ber  ivitd)c  fo  ber6  auf,  ali  fie  fid)  nur  fagen  Iie§.  Autorizat  et  certiücat 
Christus ,  ut  quicunque  a  judicibus  suis  ecclesiasticis  in  foro  ecclesiae 
per  sententiam  excommunicationis  alligantar  in  terris ,  quod  iUi  sint 
ligati  qnoad  talem  sententiam  in  coelis,  sive  tales  demernerint  illam  poe- 
nam,  sive  non  et  sive  sententia  sit  jnsta  sive  injusta.  Theologor.  diffusa 

,  condemn.  XLX.  articul.  Wicl.    Von  der  Hardt.  II.  p.  239. 

3)  XVI.  Hoc  debet  credi  catholicc ,  quod  quilibet  sacerdos  rite  or- 
£natas  habet  potestatem  snlficientem  sacranienta  quaelibet  conferendi  et 
per  consequens  qnemlibet  cantritum  a  peccato  quolibet  absoivendi. 

4)  XIX.  Ecclesiasticus  immo  et  Romanus  pontifex  potest  legitime  a 
subditis  et  laicis  corripi  et  ctiam  accusari. 


188  — 


Sic  HttiM  fed)§,  fieben,  fiebje^in  un&  öc^>tje{)n  bef(i)dfti3en 
mit  bem  weltlid^en  ©utc  ber  Äir4)e.  3«  ber  SQSeife,  wie 
e§  gefaft  ijt  in  tiefen  Zxtihln,  i)at  fid)  SBicliffe  audS)  anber- 
wörtg  auögebmrft.  Sn  ben  übergroßen  9Jeicl)tl)ümern  ber  Äirdjc 
I  ^at  er  einen  ^auptgrunb  ber  Uebel  berfelbcn  erfannt.  @r  meint, 
baß  bie  ^ird^c  ftc  mißbraud^e,  bap  ftc  bic  ©oben,  bic  i^r  tu 
früf)eren  Saf)r^unberten  geworben,  nidjt  »erwenbe  ju  benSwef» 
fen,  für  weld^e  fte  gegeben,  er  wünfdjt,  baß  bic  »eUlidje  ^ad)t 
eine  2£enberung  treffen  möge,  bod)  nurnadjbem  fte  eine  genaue 
Unterfudjung  ber  @ad)e  angejlellt,  über  wdä)t  er  felbft  alä 
lefete  Snjlanj  mä)t  entfdjeiben  will.  (5r  meint  jebod)  t)or= 
Iduftg  fdjon,  baß  fte,  wenn  fte  ben  6ntfd)luß  ju  biefer  2ten» 
berung  faffe,  fid)  uon  berfelben  nidfjt  baburd)  bürfe  abfdfjrecfen 
laffcn,  bafi  frü{)er  fcl)were  Äirdjenjlrafen  auf  ben  Eingriff  gegen 
baä  Äirdjengut  auögefflprod)en  werben,  eben  weil  bie  Äirc^e  bie 
gefc^enften  ©üter  nidjt  mel)r  braudje  nad)  if)rer  urfprünglid)en 
äSeftimmung.  ^)  ©pdter  ifl  er  fü^ner  geworben,  unb  im  Sria; 
logu§,  furj  »or  bem  @nbe  feine§  Sebenä,  wie  eä  fd)eint,  ges 
fd^rieben,  t)at  er  bie  weltlidje  ^aä)t  unjweibeutig  öufgeforbert, 
ju  biefer  SSerdnberung  ju  fdjreiten.^) 

1)  VI.  Si  Deus  Domini  temporales  possunt  legitkne  ac  meritorie  au- 
ferre  bona  fortunae  ab  ecciesia  deliqiiente.  VII.  Numquid  ecclesia  est 
in  tali  statu  vel  non,  non  est  meuin  discutere,  sed  dominorum  teiupo- 
ralium  examinare,  et  posito  casu  conlidenter  agere,  et  sub  poena  da- 
mnationis  aeternae  temporalia  auferre.  XVII.  Licet  regibus  auferre  tem- 
poralia  a  viris  ecdesiasticis  ipsis  abutentibiis  liabitualiter.  XVIII.  Sive 
domini  temporales  sive  sancti  Fapae,  sive  Petrus,  sive  caput  ecciesiae, 
qni  est  Christus,  dotaverat  ecciesiam  bonis  fortunae  vel  gratiae  et  ex- 
communicaverit  ejus  temporalia  auferentes,  licet  tamen  propter  conditio- 
nem  implicitam  delicto  proportionabiliter  eam  temporalibus  spoliare.  2)tc 
^Jxtitd  jie^ien  bei  Thom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  204.  205.  2)cr  vierte 
^Mrtitel  ifl:  Quilibet  existens  in  gratia  gratificante  linaliter,  ne  dum  ha- 
bet jus ,  sed  in  re  omnia  dona  Dei  habet. 

2)  Nos  antem  dicimos  illis,  quod  nedutn  possunt  auferre  temporalia 
ab  ecclesia  babitualiter  delinquente,  nec  solum  quod  illis  licet  hoc  facere, 
sed  quod  debent  sub  poena  damnationis  gehennae,  cum  debent  de  sua 
stultitia  poenitere  et  satis  facere  pro  peccato,  quo  Christi  ecciesiam  macn- 
larunt  (nämlirf);  mcil  fic  unb  i^rc  aSorfa^rcn  fo  ttiorigt  bic  Äircf)c  Rotten 
rci^  rocrbcn  lafftn).  Si  volunt  Labere  dominia  sua  integra,  non  diabo- 
lice  lacerata ,  pacem  ecclesiae  reformatam  et  tenentes  suos  secundum  le- 
gem Domini  validos  non  rebelles,  studeant  proprie  et  attente  ad  ordina- 


—   189  — 


T)ai  waren  bie  üxtiM,  wclcfje/wie  ei  fdjeint,  ber  romifdje 
®tut)(,  biefeä  SIRal  lualjrtjaftig,  ouffe^te  unb  nad)  ©nglanb  fem 
bete,  ©regor  XI.  erlief  fdfjneU  Ijtnter  einanbcr  mefjrere  SSuUen 
unb  SSriefe.  dine  nar  gertdjtet  an  bie  Uniüerjitdt  Srforb.  @ie 
foUte  nidjt  bulben,  baf  biefe  geljren  mit  biefen  ober  mit  onbe^ 
ren  SBorten  weiter  vorgetragen  würben,  fte  foHte  ben  3ot)anneS 
SSSicltffe  gefangen  neljmen  unb  il)n  bem  grjbifd^of  »on  6anter= 
büxx)  unb  bem  S3ifcfeof  »on  Sonbon  überantworten.  SBet  ffd) 
biefer  Sfßafregel  wibei-fe^en  würbe,  ber  foUtc  ebenfalls  gefan= 
gen  werben.  £>rei  anbere  S5ullen  finb  an  ©imon,  ben  (Srjbis 
fc^of  eon  (Santerburp  unb  SSil^elm,  ben  ffiifdjof  üon  Sonbon, 
gert^jtet.  ®ic  werben  ju  2?elegaten  be§  r5mifrf)en  (Stuf)te§  in 
biefer  (5adf)e  ernannt.  2)aä  SSerfat^ren  foU  fc{)r  furj  fein.  SBi^ 
cliffe  foll  in  ()arte5  ©efdngnif  getf)an  werben,  bi§  weiterer  S5e; 
fel)l  »Ott  9?om  fommt.  llüc  feine  ©djriften  foUen  ^)inwegge- 
nommen,  forgfam  eingeftegelt  unb  nad)  Stom  gefenbet  werben. 
2tUe  biefem  fummarifdjen  SSerfafjren  etwa  entgegenfie'^enbe  ^ri» 
»ilegien  finb  null  unb  nidjtig.  2)er  ^app  i)at  feine  2ujl  ju 
einer  Unterfudjung  in  ©nglanb,  ob  bie  Äe^ereien  aud)  wo^l 
»irflidje  Äe^ereien  waren.  S3emcrft  ju  werben  »erbient,  bap 
eine  biefer  äSulIen  blof  baoon  (janbelt,  baf  bie  S3ifd)6fe  ben  Äö; 
nig  unb  aUe  ^rinjen  unb  ^rinjeffinnen  be§  föniglidjen  ^aufeä 
ia  red)t  gegen  bie  Äe^erei  einne^)men  follten.  ©nblid)  wirb  ein  S3rief 
gefdf^rieben  an  (Jbuarb  III.  2)ie  getrofenen  SJiaßregeln  werben 
t^m  l)6flid)  bcfannt  gemad)t  unb  er  wirb  um  beren  Unterflüfeung 
gebeten.  .Rein  2Iuäbru(f  oerrdtt)  ein  9Kiptrauen  gegen  ben  Mb' 
nig.  25er  r6mifd)e  <Btüi)l  weif  ju  fcl?weigen  wie  ju  reben  jebeS 
jur  red)ten  ßeit.*) 

^(llc  biefe  Sdjviftcn  fdjeinen  er(l  im  ©^jdt^erbfi  beS  Sa()re§ 
1377  in  ßnglanb.angefommen  ju  fein,  wie  ßbuarb  III.  be^ 

(ionem  Christi,  qao  ad  snam  ecclesiam^  qaantnm  sufficinnt  reformare, 
'  ijuia  ex  fide  sopponere  habemas,  qood  sab  iUa  ordinatione  forent  pro- 
sperrime  regulata.  Tunc  exstingueretar  symonia  et  cessarant  bella  et, 
quod  maximum  est  currente  libere  et  spissim  sermone  Christi,  plares  ad 
liatriam  volitarent.  Tunc  cessarent  blasphemiae  de  spiritaali  potestate 
l'aparnm.  Trialogas ,  pag.  131.  132.  IDic  gan jc  Ätr^c  foacn  bie  gür<lcn 
icfotmirt'n,  nid)t  allein  bie  Scmporalien. 

1)  Concilia  Magnae  Britaniae  HI.  pag.  116 — 120.  Thom.  Walsingh. 
liist.  Angl.  pag.  201—204. 

I 


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rcit6  gejlorbcrt  unb  fein  <Sof)n  9itd)arb  II.  cuf  ben  cngllfdjcn 
^i)xon  gcfommen  war,  woüon  man  in  Siom  nod)  feine  Äunbe 
Qtl)abt  ^attc.^)  25ie  Uniüevfitat  Djcforb  bcbattirte  tonge,  ob  ftc 
bie  opoptolifdje  SSuUe  gegen  SBicliffe  auci)  nur  ann^^^men  füllte.^) 
©nblid;  mi)m  fie  biefelbe  jroar  an,  fummerte  fidi  aber  um  bie 
S3onjie(;ung  nid)t  im  9Kinbe(ten.  25ie  neue  3tegierung  unb  bo§ 
Parlament  flimmerten  ftd)  eben  fo  wenig  barum  unb  beibe  tters 
langten,  gerabe  wie  bie  IBuUen  bc§  ^apjteö  angefommen,  toon 
SGBicliffe  fogar  ein  @utad)ten,  ob  man  bie  (Selber,  Vücld)c  nad> 
S?om  gefjen  foUten,  recl)tmapig  jurü(fbef)a(ten  biirfe,  wenn  man 
fie  für  ba§  8anb  braud^e.  2)a§  ®utad)ten  2Biclijfe'ö  war  beja-- 
^cnb  aufgefallen.  £)affelbc  Parlament  erl^ob  abermals  eine  bit; 
tere  unb  flogenbe  (Stimme  gegen  bie  v6mifdt)en  ßrprejjungen.  ^) 
Unter  foldjen  Umfianben  getrauete  fid)  bcr  ßrjbifdjof  wn  ßanter: 
burt)  nicljt,  bie  a^5o(tolifdje  S3uUc  naä)  xt)xcm  Jßud^ftabcn  ju  er* 
füllen,  (ix  fa^e,  e§  gcl^e  nid^t  fo,  wie  ber  ^apf!  cä  verlange, 
bap  man  ben  2ßicliffe  ol)ne  SSeitevcä  ergreife.  25al)cr  begnügte 
er  fid),  bie  Uniöcrfttdt  Dvforb  aufjuforbern,  bap  fie  ben  Äcfecr 
JU  ßonbon  in  ber  ©anct  ^aul5fird)c  üor  il)n  fielle,  bamit  er 
fid)  verantworten  fonnte.*)  <5d)on  mag  bem  ©rjbifdjof  üon 
ben  weltlidjcn  ©ropen  gefagt  worben  fein,  cä  müffe  eine  "Ku^-- 
fünft  getroffen  werben,  SBicliffe  bürfe  nid)t  nad)  Siom.  ^)  g§ 
waren  ^arte  2Borte  unb  2)rol)ungen  gegen  bie  S5ifc^)6fc  ge^ 

1)  Lewis,  the  life  and  sufferings,  pag.  50. 

2)  Cnjus  universitatis  nioderni  procuratores  quantiim  dcgeneraverint 
a  sapientia  antiqnorum  per  lioc  facitu  conjici  poterit ,  quod  aiidita  causa 
adventus  dicti  papalis  quntii,  diu  in  pendulo  lierebant,  utrum  papalem 
bullani  deberent  cum  honore  recipere,  vel  omnino  cum  dedecore  refu- 
tare.    Tboni.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  201. 

3)  Lewis,  the  life  and  sufferings,  pag.  51. 

4)  Citetis  seu  citari  faciatis  dictum  Joannem  qncd  tricesimo  die  ju- 
ridico  post  citationem  in  ecclesia  Sancti  Pauli  London,  compareat  coram 
nobis  super conclusionibus  et  propositionibus  suis  responsnrus  ac  auditurus, 
iilteriusque  facturus  quidquid  auctoritate  apostolica  fieri  dcbeat  in  liac 
parte.  Mandat,  ad  ünivers.  Oxon.  Concilia  Magnae  Britanniae  UI. 
pag.  124. 

5)  Kpiscopi  quam  tantae  dignationis  favorem  suscepiescnt ,  aniniati 
plurinium  nec  immerito,  profitübanter  se  nullius  precibus,  nullius  minis 
vel  inuneribus  esse  fiectendos,  quin  in  ista  causa  rccta  justitiam  sequc- 
rentiir,  ctiamsi  periculam  capitis  imniinerct.  l'boju.  Wdlsingh.  Qist. 
Angl.  pag.  205. 


—    191  — 


füllen,  mld)c  ben  "Ku^raq  beä  ^aipjicä  empfangen  Ijüttcn.  3^tc 
SBifdjöfe  Ratten  barauf  geantwortet,  ba^  fie  lieber  fierben  xom- 
ben  ol§  t()re  ^flid)t  nid)t  erfüllen. 

%l$  aber  ber  ZaQ  tarn,  ba  SBicliffe  crfdjeinen  foUte,  be- 
gleiteten ibn  3ö^ann,  .^erjog  von  Sancajter  unb  2orb  ^einrtdj 
|)erc9.  fielen  tjarte  SBorte  jroifdjen  ben  2orbä  unb  ben  S5i= 
fd|>öfen,  unb  bie  SScrfaaimlung  lofle  iiö)  auf,  o{)ne  ba^  e»  ju 
irgenb  einem  23efct)Iup  gcfommen  war.  S^ie '^uflofung  ber  SSer: 
fammlung  füll  md)  3lngabe  cineä  ©efd)id)tfd}veibevä  baburdj  ^ler^ 
beigefü^rt  werben  fein,  ba^  bie  Sonboner  SSürger  einen  ßarm 
aufgeregt,  inbcm  fte  gemeint,  ber  Äifdjof  werbe  öon  bem  ^ers 
joge  befct)impft.  2tber  bie  ©adje  fd;einet  gerabc  umgefefjvt  gcs 
wefeii  JU  fein.  ^)  3?id)t  für  bie  58ifct)üfe,  fonbern  für  2Bicliffe 
lärmten  bie  Scnfconcr  empor,  geltet  auä  bem  gortgangc 
ber  ^Tcigniffe  gonj  unjwcibeutig  l^eröor,  ba^  ftd)  bie  S5ifd)6fe 
t»or  ben  Sonbonern  furd^teten.  @ie  fe^en  eine  anbcre  SSerfammi 
lung  an  in  bie  ÄapeUe  ju  Sambit^.  2lber  bie  <2ad[)cn  ge^cn, 
tDie  fie  ba§  erjtemal  gegangen  finb.  SBicliffe  erfcfccint  wicbet 
t)om  ?lbel  gefd^ülät.  £crö  Subwig  61t)|orb  »erbietet  ben  löi\ä)bi 
fen  gerabej.u,  irgenb  eine  ©ntfd}eibiuig  ju  faffen.  IBüvgcr  unb 
SSolf  »on  gonbon  umfiürmen  bie  Sjcvfammlung  fo,  bafj  fte  ol^ 
ten  Wlütf)  »jrlieren.  6ä  wirb  obcrmulä  gar  nid)t$  bcfd)(ojifen.^) 

1)  Thom.  M'alsinh.  Hist.  Angl.'pag.  192. 

2)  J^cmn-i  i2?arfin9^ani  f)at  eine  anbcrc  ^Unerbnung  ber  (Jrcigntffe. 
(5r  bat  brci  Scrfauimlungcn,  trclc^c  ron  ben  35c(t'airtcn  tci  ^popjtcp  iDcgcn 
SHJicIijf  gcfealrcn  roerbcn  tpörcn.  2)ic  «fte  fe^t  er  in  bie  Ie|te  2c6enc-jcft 
Äöntg  gbuarb  III.,  radier  am  21.  Sunt)  1377  ftarb.  Srei  unb  üwanjtg 
fegerifc^c  2iriifcl  bc6  2Btcliff  ^oOe  fcer  ^papft  nad)  Snglanb  gcfenbet  mit 
mehreren  Süden  an  ben  <Srjtnfcf)of  von  €anterburt)  unb  ben  Sifc^of  tjcn 
Sonben.  Siefc  Kitten  bann  bie  SSerfammlung  gebolten,  weldje  burcft  ben 
.^erjcg  ocn  Snncafter  unb  Sorb  .'öeinric^  fperci)  erfolgte?  gemadjt  trorben. 
S3ann  aber  unter  ber  i}ie5ierungrgefrf)icf)te  0?icftarb  II.  töeilt  er  erft  bie  Söul; 
len  beö  ^papfteö  ©reger  XL  louuiit  bem  25riefe  on  Sbuarb  III.  mit,  lägt 
eine  jnjeite  iSerfamnilung  jU  Ceol^on  unb  barauf  bie  britte  ju  Samtnt^  fot 
gen.  Sa»  5^atum  ber  SuKe  Siuien»,  be»  Sr^bifdiofr  von  ßanterburi),  in 
mele^er  SBiclijf  citirt  ivirb  fid)  Derontroortcn ,  tvie  bie  concilia  Magnae 
Britanniae  ci  ftetlen,  i'cni  3anuar  bee  Satireä  1377,  fc^etnt  ber^  Gang  ber 
Singe,  ten  aSatfing^nm  aufgefteflt  ^at,  beftatigen.  5tber  biefed  Satuni 
ift  wetit  ci\t  nad)  bcffen  (ä:rjd()lung  gebilbet  unb  e»  f)ie^  erft:  Sanunr  1378. 
Senn  bie  SSurten  beä  'Papfte»  wegen  SZÜicUtf  finb  scm  Sunt)  bcö  3of)vc6 


—   192  — 


2)iefe  jweite  SSerfammlung  fanb  im  Snnp  beS  SatjrcS 
1378  itatt.  Zm  27.  mät^  beffelbcn  Sa^reä  war  ^apjl  ®re> 
gor  XI.  ju  9?om  gcfiorben.  Sm  ©eptember  brod)  ba6  gro^e 
(Sd)iönia  im  ^onttftcat  flu§.  2)tefe§  blieb  nid)t  ol)ne  Einfluß 
auf  SBidtffe,  bie  S3i[dj6fe  »orcn  mit  einem  anbern  ^od)n)id)ti; 
gen  ©egenftanbe  befdjdftiget  unb  e6  »erlief  einige  Seit,  ba  man 
in  Sngtanb  mä)t  red)t  genau  gewußt  ju  fjaben  fdjeint,  ob  Ur* 
ban  VI.,  ber  anerEannt  »orbenwar  unb  aud> anertannt  bleibt, 
ber  redete  ^apfl  fei. 

Snbeffen  fd)eint  SeStdiffe  unb  ber  \i)n  befdt)ü^enbe  2fbel  be^ 
griffen  ju  t)aben,  bap  mit  foldf)en  ©ewaltfd^ldgen,  wie  bie,  mit 
bcnen  irgenb  eine  (5ntf4)eibung  auf  jenen  beiben  SSerfammlun= 
gen  gel)inbert  worben,  nidjt  auf  immer  ausjuEommen  fei.  9J?an 
will  ben  S5ifd)6fen  bie  SKoglicbfeit  an  bic  SQanb  geben,  bie 
'Baä)t  vüi)tn  ju  laffen,  of)ne  fid)  in  3Tom  ju  feljr  bloßjufiellen. 
.  SBicliffe  mup  be§()alb  eine  lange  ®d)rift  auffegen,  in  weldfjer  et 
i  einen  SSljeil  ber  xi)m  ©djulb  gegebenen  unb  uon  iljm  nie  vti-. 
I  Idugneten  (Sdfee  fo  erläutert,  ba|l  fte  weniger  gefdljrlid)  für  bie 
'  Äir(^enf)errfd)aft  würben.   Siefe  ©d^rift  ifi  wa^rfd^einlid)  balb 
nadj  ber  jweiten  SSerfammlung  in  ber  Capelle  ju  ßambit^j, 
toielleidjt  aud)  fdjon  auf  berfelben ,  »on  ibm  ben  ©elegirten  be3 
^apfteS  übergeben  worben.^)   25iefe  ©djrift,  in  weldjer  nic^jt 
ein  einjiger  ber  auägefprodjenen  ©di^e  wirflid)  wiberrufen  wirb, 
l^ebt  mit  ber  S3erftcl)erung  an,  bap  ber  SSerfaffer  ben  djriftlidöen 
©lauben  biä  jum  legten  ^aud;e  feineä  Ceben»  üertl^eibigen  wer^ 
be,  unb  baß  er,  worin  er  ftd^  wirflid)  geirrt  l()aben  follte,  ftc() 
ber  ©ntfdjeibung  ber  l)eiligen  Äird)e  unterwürfe,   darauf  folgt 
bie  Erläuterung  ber  ©d^e.   3u  ben  fünf  erlern  fagt  er,  baß, 
was  ben  erften  anlange,  bie  ©ewalt  ^etri  unb  feiner  9^ad)fols 
ger  bod)  aufl)6ren  müffe,  wenn  ber  .^err  unb  .l^eilanb  ju  ®c= 
tid^t  fomme,  alfo  Eönne  fte  md)t  auf  immer  gegeben  fein.  SQSa§ 

1377,  anbete  »on  bcmfelöcn  in  bicferSa^e  nid&t  6c(annt.  aBolfing^am  irrte 
cffcnöar,  tnbem  er  crjl  oon  einer  SSerfammlung  furj  cor  bcm  Sobe  (Ebuarb  HI. 
unb  bann  rcieber  »on  einer  onberen  im  erpen  3Qf)re  ber  SKegietung  Diu 
d)ait>  II.  rcbet.  2)ie  ?fnorbnung  im  Se;ct  ijl  ba^er  gemalt  nad)  Lewis. 
History  of  the  üfe  and  snfferings  of  John  Wicliffe,  pag.  42  —  55. 

1)  Idem  poncndo  intellectum  in  suis  nefandis  propositionlbus  favore 
et  diligentia  Londiensium  delusit  suos  examinatores,  episcopos  derisit  et 
evasit.   Thom.  Walsingb.  Hist.  Angl.  pag.  208. 


—    193  — 


bie  übrigen  auf  bie  recltlid^e  ©etualt  luufcnben  2irtifel  betreffe, 
fo  babe  er  fte  nur  «erflanbcn  tton  ber  roeltlidicii  Wlcid)t  bcr 
»Dcltlidjen  Surften.^)  Wlan  mup  geflcbcn,  bflg  biefe  Srläuterun;  | 
gen  eben  nicbt  fein  finb.  ^tx  ^a)p\i  Ijaltt  aus  ben  Sd)riften  } 
unb  ben  ^rebigten  SBictiffe'ä  nid)t  barum  bie  erften  fünf  "KxtU 
fei  tjerbümmt,  njcil  bic  njcltlid)c  9JJad;t  bcr  weltlid^en  ^erren, 
fi>nbern  weil  bie  »eltlidje  9)Jad)t  be§  ^^apftcS  unö  cer  M'nd)e 
öon  ibm  ongegriffen  roax.  2)ie  Sifd)6fe  foHten  fid)  mit  einer 
Erläuterung  berut)igen,  mlä)t  t»on  ber  eigentlid)cn  Streitfrage 
ganj  abging  unb  biefe  gar  nidjt  berührte. 

S3ci  ben  2trtifcln,  xvdAit  bie  firdjlidje  ©eiüatt  beä  ^apftcS 
unb  ber  Prälaten  unb  bas  Tfmt  ber  ©d)lüffel  betrefren,  giebt 
fid)  SQSicliffe  bie  dJlübt  einer  fold)en  banbgreiflidien  §ßerbrebung 
nid>t,  fonbern,  ob  er  n)o!)l  fagt,  bap  er  bem  ^apjle  unb  ber 
Äird)C  nid)t  ju  nabc  treten  wolle,  bebauptet  er  bod)  nllc  i!)m  ülä 
Äe^ereien  vom  ^apftc  angered)nete  ®äfee  alä  ftrcng  fatt)olifd), 
d}rijilid)  unb  euangelifd) ,  fögt,  ba^  bic  entgegengefe^te  SÖZei-- 
nung,  bie  grobe  QTuffüffung  einer  unbebingten  SSinbunge«:  unb 
Cofungägenjalt  baä  ßt)riftcnttjum  fclbp  aufbeben  würbe.  SJei 


1)  Prima  concliisio.  To(um  genas  Iismannm  concnrrentiuni ,  citra 
Oiristum  non  lialjet  potestateni  onlinandi  sinipliciter  ut  Pctius  et  oinne 
genua  siinm  Hoininetiir  in  j)eri)etmiiii  politice  super  miindiim,  patetque 
non  esset  in  hoininnin  potestate  impcdire  a(!ventnin  Christi  ad  linaie  jii- 
diciuin,  quod  oportet  credere  jnxta  illum  articulum  lidei.  lüde  veiitarns 
est  judicare  vivos  et  inortucs.  Es  liinc  enim  secundnm  fidem  scriptorae 
cessaLit  honiiniiBi  [»olitia.  Inte'.ligo  antein  douiinationem  polilicain  vel  civi- 
lem  dominatioaem  saecnlarein,  pertinere  laicis  activis  vivantil>as  dum  pe- 
tegrinantur  a  domino.  ^gd  fccn  fclgcnbcn  ?lrtitcln  niranit  er  üiif  bic  Äird)e 
unö  «pctruö  aar  feine  ;){iiif|id)t  unb  rcbct  fc,  als  tcrfntnbc  cr  ficf)  rcnifcU'ft, 
bog  feine  ®d§e  nur  ouf  bic  rceUlid-e  OJJndit  ber  (rclr!irf)en  .^^eiren  gingen. 

2)  Buni  sierjebnten  9irtife(.  Non  est  possihile  de  Del  jiotentia  ab- 
solata  quod  si  Papa  alius  vel  Christianus  praetendat  se  quovisniodo  sol- 
vere  Tel  ligare,  eo  ipso  si  •  s  dvit  vel  legat.  Oppcsitniii  istiiis  destrue- 
ret  totani  tidtm  catholicain,  t  menve  implicaret  hia^plieiniam  iiitti  pant^'m 
talein  ausolutam  potentiam  domini,  siippnsitnm  Iiabenius  tertioiieciinae. 
Per  istam  conclusicnein  noii  intcndo  dtrogare  potestati  pa|)ac  vel  cujus- 
canque  praelati  ecclesiae,  qain  possuut  in  ^virtute  capitis  ligare  vel  sol- 
▼ere.  Intelligo  antem  conditionalem  iii-gatani ,  nt  impossibilem  ad  hanc 
sensum,  fpiod  non  potest  esse  quod  Papa  vel  aliiis  praelatus  eccl»>siae 
praetendit  se  quovismodo  solvere  ve!  iigare^  nisi  eo  ipso  sie  solverit  vel 
ligaverit  et  tunc  non  potest  esse  p!>ccahilis. 

n.  Zf)<H.  13 


—  194  — 


ben  "KxtiMn,  weldje  bie  mMd)cn  9?eid)t^üm«  bet  ^irdje  unb 
böä  ben  Surften  ongcrat^ene  ^inwegne^men  berfefben  betreffen, 
erftdrt  er  juerfi,  ba^  er  nur  im  ^tUgcmeinen  bie  WloQlxd^hit, 
ba^  btefeä  bereinp  nacf>  @ofte§  SBillen  9efd)ef)en  fonne,  be^aupi 
tet  f)abe.  2)enn  ba  ©Ott  anmdd)tig  fei,  fo  muffe  e§  aucf>  mog» 
licl>  fein,  baft  er  bermalcinfl  ein  foldjeä  ^inmegne^jmen  be§Äir= 
djengutcö  gebiete  unb  baä  burdjfüljre.  £iann  bef)auptet  er,  baß 
er  fctncöwegä  gefagt  f)abe,  ba^  bie  gürjien  auf  \i)xt  eigene 
2}?acljt  unb  3(utorität  bie  ©üter  bcr  Äircl)e  l^inroegnefjmen  foUs 
ten.  ®a  er  füf?lt,  bap  l)ier  ein  ^unct  fei,  auf  ben  e§  ben 
Äivd;enfürpen  gar  fe()r  anfomme,  fo  fagt  er  je^t,  baß  ein  foU 
cl)e§  Jg)inn)egne^men  nur  gefc^ieljcn  fonne  in  allen  gormen  be§ 
9fed)teä  unb  bcfonberä  burc^  bie  llntotitat  ber  ^ird)e. ') 

'vti(i)t  ju  bejwctfcln  ijl  cä,  bajj  eä  {)ier  üon  ben  weltHdben 
I  ©roßen  unb  »on  2Bic(tffe  fclbp  abgefeben  wax  auf  eine  Sau* 
'  fd)ung.  ®o  botte  er  in  benen  ^uncten  gerabc,  auf  rcelcbc  eS 
ben  ^riefterfürj^en  böuptfäcblid)  anfam,  nidjt  gelebrt  unb  lebrfe 
audb  in  3"f""ft  ni^t  fo.  X)k  S5tfd)6fc  tvußten  e§  gewiß  red>t 
genau,  baß  eä  eine  SSdufcbung  mar  unb  baß  fte  einige  leere 
SGBorte  i)mm\)mm  foUten  für  Stwaä.  2tber  eö  lag  auf  ibncn 
eine  eiferne  S^otbwenbigfeit,  wel^e  fte  »or  ber  ^anb  nicfjt 
burd)bred;en  fonnten,  barum  ließen  fte  bie  eigentlichen  ©ebotc 

1)  Si  Dens  est  domini  temporale*  possunt  legitime  ac  meritorie  an- 
ferre  bona  fortunae  ab  ecclesia  delinquentc.  Ista  est  correlativa  primo 
articulo  lidei.  Credo  in  Deum  patrem  omnipotentem.  Intelligo  autem 
posse  modo  scriptnrae  concedentisj  quod  Deus  de  lapidibas  potest  susci- 
tare  filios  Abrahae.  Äliter  enim  omnes  Ciiristiani  principes  forent  Iiere- 
tici.  Pro  prima  conclasione  formatur  sie  ratio.  Si  Deus  est  ipse  est 
omnipotens.  Et  si  sie  ipse  potest  praecipere  dominis  temporalibas^  sie 
auferre.  Et  si  sie,  possunt  legitime  sie  auferre,  ergo  a  primo  unde  in 
virtute  illius  principii  christiani  principes  practicaverunt  illam  scntentiam, 
sed  absit  ex  illo  credere,  quod  intentionis  meae  sit,  saeculares  domi- 
nos  licitej  posse  auferre,  quandocunqne  et  quojnodocunque  volaerunt 
Tel  nuta  auctoritate  sua,  sed  omnino  auctoritate  ecciesiae  in  casibos  et 
forma  limitatis  a  jure,  yiun  fom  c»  frcilid)  tvicbcr  barnuf  an,  reo  man 
bic  •Jfiitcrität  bcr  Äircbe  finbcn  au^tltc,  reo»  bie  Äird)c  rear. 

3um  Qd)t5ct)ntcn  ?irtitel  gicbt  er  bicfc  crläutcrnbc  aScrtt)eibi9ung:  pa- 
tet  ex  boc  quod  nihil  habet  impedire  a  praecipuis  operibus  charitatis  ne- 
cessario,  quod  in  omni  opere  humano  debet  subintelligi  conditio  divini 
beneplaciti  necessariaque  lege  civili  coUationes  decorandi.  2)ic  gfltlJC 
@d)rift  ßclict  Ui  Tbom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  206—208. 


—   195  — 


be§  romtfdjen  <Stuf)leö  unerfüllt.  3»«  S<»f)rc  etwa  üerloufett, 
unb  c5  9efd)ie()t  ntcl}t5  ©ntfd;eibenbe5  gegen  SßJicliffe.  2)aä 
©dtjiöma  war  eä  ntdjt,  ttjelcl)e§  bie  Ärdfte  bcr  ffiifdjöfe  brad). 
3(iic{)  anberroärtä  mar  ba§  <Bd)iima,  unb  borf)  '»purbcn  bie  ÄeU 
jer  ju  .^unberten  »erbrannt.  @§  war  bie  ©eft'nnung  8iicl)arb§  II.,  \ 
bie  ©eftnnung  cineä  mddjtigen  Äfieileä  be§  !)ol)cn  cnglifd)en 
2(bel6,  n)clc()e  t(;nen  ju  Ijanbeln  n)ef)rte.  2?aä  mögen  fie  nad) 
Siom  gemelbet  (^abcn,  bo^  je^t  burdjauö  ni(^tä  ju  tfjun  fei  unb 
ba^  eine  anberc  Seit  abgewartet  »erbe  muffe.  3n  9Jom  war 
man  aud)  ju  flug,  ju  einer  Seit  ju  f(^reien,  wo  man  wuptc, 
eä  würbe  nid^tä  l)e(fen.  Sn  3?om  füllte  man  fid;  atlerbingä  bie 
J^dnbe  etwaä  gebunben  burdj  ba§  ©djiöma.  Urban  YI.  burfte 
ben  Äönig  t?on  ©nglanb  nid^t  beleibigen,  bamit  er  nidjt  etwa 
öbfalle  ju  6(emenä  VII. 

£iie  ffiifd)6fc  l;atten  e§  nun  bem  So^)anne§  SÖicIiffe,  alä 
(te  feine  (Srlduterung  l)inne()men  mußten,  jur  ^pid;t  madjen 
wollen,  alDlc  foldje  ©dl^^e  nidjt  weiter  ju  (eljren  Weber  ouf  bcv 
Äanjel  nod)  auf  bem  Äatljebcr.  2)a  fie  i^m  aber  niä)t  wibcr» 
legt  worben  unb  ba  er  eben  bef)au\)tct,  baf  ber  redete  @(aube 
in  il)nen  entljatten  fei,  fe^rtc  fid^  2Bic(ijfe  an  bicfcö  SScrbot 
nicf)t,  le^jrtc  unb  prebigte  fort.  Sa,  f(agt  bcr  ®efd)id)tfd;reiber, 
felbft  neue  Äe^creien  t^jat  er  l^tnju.  Sie  fmbaber  offenbar  wci^ 
ter  nid[)tä  al§  bereite  gejagte  £)inge  mit  anberen  SBorten.  ^) 

1)  Memoratiis  liypocrita  cum  ab  episcopis  inandata  ccpisset,  ne  ul-« 
tcrius  in  scbolis  seu  sermonibos  propter  laicorum  scandaluin  tales  pro- 
positioncs  freqaentaret,  obstinatus  et  inobediens  alias  novag  conclusioncs 
ponere  non  omisit.  I.  Dominium  civile,  dominium  proprietarium  actum 
Tiatoris  super  bonis  plene  secundum  leges  liumanas.  II.  Non  stat  pure 
clericum  absque  mortali  peccato  civiliter  dominari  et  intelligit  per  pure 
clericos,  Papam ,  Cardinales,  Episcopos,  Diaconos  et  alios  sacerdotes. 
III.  Papa  non  potest  dispensare  contra  Apostolum  sicut  nec  cum  clerico 
«t  habeat  civiliter  proprium.  IV.  Dominium  civile  formaliter  dictum  sa- 
pit  inseparabiliter  peccatum  (b.  2i}ot)l  unniögtid),  fiinblo»  l'tct; 
Un  unb  auf  bcn  Stehen  bcu  ScDcii»  unb  tKx  J?mfci&aft  ftclien).  V.  Actus 
civilis  est  actus  rationalis  creaturae  factus  secundum  legem  Iiumanam. 

VI.  Sicut  Deus  non  potest  exercere  actus  civiles  nec  homo  in  statu  in- 
nocentiae,  sie  illicitum  est  alicui  pure  clerico  actus  civiles  exercere. 

VII.  Quodcunque  collegium  clericoram  quod  acquirit  bona  fortunae,  red- 
ditus  vel  proventus ,  nec  eis  civiliter  dominetur,  peccat  mortaliter.  VIII. 
Est  impossibile  de  Dei  potentia  absoluta  Christum  regnasse  civiliter. 
IX.  Monacbi  sicut  Apostoli  Clirisli  nihil  haberent  civiliter  ut  plane  pot- 

13  • 


—   196  — 


Uni?  9ltd)ov^  !!.  tl)ut  ntd)t  baä  9J?inbefle,   ob  aud)  gewig 
bie  ffiifd^üfe  n:d;t  (liU  geworben  ftnb  mit  t(;ven  Älagen.  @§ 
wirb  immer  6e3reiflid)er,  wk  bie  Äivd)cnfür|len  erbittert  werben 
muffen  gegen  biefeö  jtünig6(}au§ ,  n)eld)e§  in  ben  ©d)U(cn  unb 
unter  bem  SSolfe  bie  Äe^erei  immer  weiter  um  ftd)  greifen  lief. 
Sn  ben  ndd)|Ten  Sflf)ren  würben  bie  f)erumjie^enben  ®lau-- 
^benSboten  immer  beutlirf)er  bemerft.    SBicliffe,  wirb  geftagt, 
I J)abe  ft'c  auögefenbet.    Sie  leljren  (lUerbingö,  biefe  ©laubenö^ 
boten,  üon  »ielen  S)tngen,  wie  Söiclijfe  lehrte,  ^ber  fie  madjen 
nocb  weniger  Umfd;wetfc  aB  er.  ©ie  erflaren  runb  Ijerauä,  baf 
man  eine  Siefovmation  bamit  beginnen  muffe,  bem  Ä(eru§  bie 
weUnd}en  9?c!cl)tbümcr  ju  nel;men.   ©ie  fudjen  biefe  ßel}re  bem 
Äonig,  bem  "^Ibd,  bem  S^olfe  anne()mlidj  ju  mad>?n.   ©ie  er: 
flären  alle  romifdje  ^rtejler  für  fc^eiifd),  bie  ganje  Äirdje  9fomä 
für  eine  fel^erifdje  Äivd)e.    @ie  üernjerfen  oHe  nienfd)lid;)e  Ära: 
bittonen  unb  meinen,  bap  bie  d)rilllid)e  Äird}c  nur  auf  bem 
©üangelio  ruljen  bürfe.   Sie  alte  &ct)re  ber  SQBalbenfer  ift  e§, 
jbie  fid)  öeriüngt  in  (5nglanb  erbebt,  fid)  mit  2Bicliffe'S  ^tu 
|nungen  oerfdjwagert  unb  oerfcbwtjlcvt,  aber  bennod)  eine  won 
mm  im  ©anjen  genommen  unabl)ängigc  @rfd)einung  ift,  fo  wie 
jaud)  ev  jicmltd)  unabljängig  uon  il)v  ftd)  entwidelt  l)aben  mag. 
jSBenigftenä  ift  ber  Sufammenbang  bem  2luge  nidjt  fidjtbar  unb 
*|5em  £>bre  nid)t  bi^rbar  geworben. 

3tlfo  fam  eine  furje  Seit  ber  Siube,  in  welcl)er  bie  romi; 
fd)en  ^rieficrfürilen  fcbrotegen,  ob  ficb  oud)  bie  Äeljerei  auä= 
breitete,  ob  fte  aud?  fül^ner  auftrat.  3n  biefer  3eit  mag  ^BU 
.  cliffe  begonnen  baben,  bie  ffiibet  in  bie  englifdje  ©prad)e  ju 
überfefjen.  2)af  biefe§  gefd)e[)en,  ift  feine  grage.  3obanne§ 
^\x$  bezeuget  eä.  jtni;gbton,  ber  ®efd;id)tfd)reiber  im  ©inne 
ber  römifd)cn  Mhti)t,  jammert  barüber,  baf  eö  nun  Saien 
unb  felbft  grauen  unter  benfelben  gäbe,  weld)c  beffer  in  ber 
(Sdjrift  befd}lagen  wären  alS  öiele  felbp  toon  ben  geleljrteren 

pst  elic'i  ex  regiila  et  professione  unanimi  Monaclionim.  X.  Major  ])ars 
acciimulationis  bonorum  fortuiiac,  in  manibus  religiosorum  esset  ilissn- 
liita  si  jnra  regna  An'gliae  essenl  debite  executa  et  intelligit  ]>er  illnm 
terminoni  reliftiosornm  in  dicta  conclusione  Episcopos,  sacenlotes ,  mo  ■ 
naclios  et  canonicos  et  oniiics  pure  clericos.  Tlioni.  Walsingl».  Hist. 
Angl.  pag.  WO. 

1)  Tlioin.  "VYalsingh.  Hist.  Angl.  pag.  283. 


—   197  — 


^(ericcrn.  2)ie  ^ttk,  meint  ev,  fei  nun  »ot  bie  Säue  gewor^i 
fen  Würben."  ©einen  ganjen  Umuiüen  über  biefe  Ueberfefeung, 
fcl)üttet  er  in  ber  albernen  2£nnal)me  au^,  ba^  bie  ^rop^ejeti 
()un9  be§  SBi(f)tto  »on  ©anct  %moxt,  bap  baS  eüangetium 
be§  (jeiligen  ©eijleä  furj  öor  bem  Gnbe  bcr  Sage  baä  (goange; 
lium  beö  ^cilanbeä  unter  ben  SO?enfd)en  überwältigen  werbe, 
auf  bie  goQarben  unb  biefe  Ueberfeljung  ju  beuten  fei.*)  91un 
t(i  unter  SBicliffe'ä  Stamen  ju  £onbon  im  '^a\)xt  1550  eine  Ue>^ 
berfe^ung  ber  t)eiligen  ©djrift  on  baä  ßic^t  getreten.  2)er  Ut\ 
berfe^er  ^at  feiner  'Arbeit  eine  jiemlid)  lange  Einleitung  »orauäs 
gefenbct.  2)erfelbe  erflärt  e»  für  Äe^erei,  ju  fagen,  baf  bie 
©djrift  nid)t  genug  jur  äßefeligung  beä  9)?enfct)en,  bap  md)t§ 
anerfonnt  werben  fönne,  wa§  wiber  bie  (Sdjrift,  bie  SSernunft 
uno  bie  Siebe  fei,  unb  wenn  ein  @ngel  »om  ^tmmel  Eäme  unb 
wollte  eä  öerfünben.  (5r  bel)auptct,  bag  bie  ©djrift  beä  neuen 
äßunbeä  leidjt  üerftänblid)  fei  nudt)  für  ben  einfältigen  SSerfianb, 
bop  fte  gelefen  unb  erfannt  werben  müffe  »on  aJJann  unb  grau, 
t)on  2£lt  unb  3ung.  Er  bebau^ptet  ferner,  baf  ber  Äteruö,  oer^ 
funfen  in  S5linbl)eit  unb  Äe^erei,  gar  nid)t  rael)r  im  Staube 
fei,  bie  ©djrift  red)t  ju  »erflehen,  dt  nimmt  3iü(Jftd)t  auf 
bie  Sieben,  welct)e  fte  bamalä  gegen  bie  >5cd)rift  füljrten,  barauf, 
ba^  fte  überlaut  beljau^steten ,  e§  fei  Äe^erei,  bie  ©d^rift  in  bie 
englifd)e  @prad)c  ju  überfc^en.  Sa  bocf)  bie  ©d^rift  naö)  bem 
SSebürfnip  einer  früljeren  3eit  in  bie  tateinifdje  ©pradje  über; 
tragen  werben,  fo  muffe  ffe  rndt)  bem  SSebürfnip  wieber  einer 
anbercn  übertragen  werben  in  bie  englifdje,  wie  biefeä  fd)on  in 
bie  franjöfifdje ,  bie  brittifdje,  bie  botjmifci^e  gefd)el)en  fei.  25er 

1)  Hic  magister  Joannes  Wycliff  Evangeliüm,  quod  Cliristus  conto- 
lit  clericis  et  ecclesiae  Doctoribus,  ut  ipsi  laicb  et  intirmioribos  perso- 
uis  SBuundum  temporis  exigentiam  et  personarom  indigentiain  cum  iiien- 
tis  eonim  esurie  dutciter  ministrarent^  transtulit  de  Latino  in  Anglicam 
linguam  non  angelicam^  unde  lit  per  ipsum  vulgare  et  magis  apertüm 
laicis  mulieribus  legere  scientibus  qaam.solet  esse  clericis  admoduin  lit- 
teratis  et  bene  intelligentibus ,  et  sie  evangelica  margarita  spargitur  et 
a  porcis  conculcatur. 

Quae  qaidam  applicant  ad  (ratres  inendicantes  magis  tarnen  cun- 
grunnt  istis  novis  popiilis  Lollardis,  qrii  nmtaverant  t'^aogelium  Christi 
in  evangelium  aeternuiii ,  id  est,  vnlgareni  linguain  et  coinmnnera  ma- 
(reni;  et  sie  aeternum  qnia  laicis  reputatur  nielior  et  dignior  quam  lin- 
gua  Utina.    Knyghton.  de  eventib.  Angl.  pag.  2644»  2646. 


—   198  — 


SSerfaffer  bcfAretbt  auä)  baS  S3crfaf)rcn,  weld)e§  er  J)etm  Ueber^ 
fe^en  bcobadjten  ju  muffen  gegloubt.  "KUt  ßobiceS  biefer  S3t» 
belüberfe^ung  tragen  nun  oudf)  bcn  iJ^amen  be§  3o(;anneä  SBi^ 
cllffe  an  bct  ©tirn.  ®ic  wirb  inbcffen  nidjt  i^m,  fonbcrn  fci^ 
nem  ßeitgenoffen,  bem  Sof)anne§  wn  Äreöifo,  jugefdjriebcn.^) 
@le  tfi  md)  einer  Unterfdjrlft,  »eldje  fid)  in  einem  Geber  bes 
fi'nbet,  er)!  im  Saf)re  1387,  alfo  mef)rcre  3Q^)re  nac^  SBicliffe'S 
SSobe,  üoUenbet  werben.  3)  2)ie  Ueberfdjrtften  ber  dobiceä  finb 
otfo  falfd)  unb  erft  fpater  t)injugct^an,  um  be§  größeren  JRul)» 
aneä  »iUen,  weldjcn  SSSictiffe  erlangte.  Sie  rcicliffitifcbe  Uebers 
fe^ung  aber,  n?etd)e  ebenfalls  baS  alte  unb  ba§  neue  SJeftament 
umfaßte,  liegt  nod^  ungcbrucft  im  ©taube  ber  Sßibliotbefen. 
©eine  Ucbcrfefjung  foU  Sßicliffe  beenbiget  tjaben  um  ba§  Saljt 
1383. 

25ie  ©runbfi^^e  aber,  weldbe  er  in  me^)reren  fleinen  ©df)rtf: 
tcn  über  bie  ©cbrift  in  ben  &anbe§fiprad)en  ou§fpricbt,  lauten  mit 
benen  be§  Sol)anne§  üon  Sretjifo  gleicb,  unb  in  berfelben  SBeife 
etwa  tabelt  er  bie  antieoangclifcben  ^rieflerfürften  unb  ^rieftet 
feiner  'B^it  ©ie  finb  Äe^er,  bie  ba  fagen,  baS  müpten  bie 
ßaien  t)inncl;men,  waä  bie  ^riefter  iljnen  fngen  wijrben  ou6  ber 
©djrift.*)  Sie  Schrift  ifi  ber  ©taube,  je  weiter  fie  ftd)  toer; 
breitet,  bcjlo  beffer.       (i$  ip  bem  Äleruä  nur  ju  glauben/ 

1)  Apd.  Lewis.   The  life  and  snffering«,  pag.  66.  67.  72.  73. 

2)  Wharton.    Äuctarium  Hist.  Dogmatic.  pag.  426. 

3)  Ista  translatio  finita  est  die  Jovis  decimo  octavo  Aprilis  die  anno 
Domini  MCCCLXXXVII.  decimo  Kichardi  II.  post  conquestum  anno,  anno 
autem  trioesimo  qiiinto  aetatis  Patroni  mei  Domini  Thomae  Baronis  de 
Berkely,  qni  me  translationem  istam  aggredi  fccit.  Wliarlon,  Äuctarium 
Hist.  Dogmat.  pag.  439. 

4)  Hodie  vero  lieresin  esse  clamant  Saaras  scripturas  anglice  prae- 
dicare  adeoque  eliam  condemnant  spiritum  sanctum ,  qui  lingaas  Christi 
Apostolos  donavit,  ut  in  omnibus  dialectis  totius  orbis  a  Deo  oonstitu- 
tis,  Terbum  divinum  praedicarent.  Videte  annon  idem  sit  Christi  verba 
hereseos  incnsare  ac  Cliristum  ipsum  hereticum  eflicere.  Tractatus  adr. 
Transsubst. 

5)  Veritas  fidei  eo  phis  rntilat,  quo  phis  plane  cognoscitar.  Ut  ve- 
ritas  sit  nota  planius,  necessitantur  iideles  sententiain,  qnam  promunt 
enuoloare  tam  in  latina  lingua  quam  in  vulgari.  .Scriptura  est  üdcs  ec- 
clesiae  et  qnanto  est  nota  plenius  in  sensu  ortbodoxo,  de  tanto  est  me~ 
lius.  Ideo  sicut  seculares  debent  fidein  cognosoere,  sie  in  quacnnque 
lingua  plus  nota  fuerit  est  docenda.    Speoulum  secularinm  dominorum* 


—  199  — 


wenn  er  mit  bet  Sdjrift  rebet.»)  3e^t  über  ifi  e3  fd)dnbltdf), 
roie  fie  mit  bet  ©djtift  oerfaljren.  ©te  laf[en  bie  ©teöen  ^im 
weg,  bie  x^nm  mä)t  pa^tn,"^)  fie  fagen,  eine  cngKfdje  Ucber= 
fegung  fei  eine  Äei|erei,  unb  fie  fagen  bamit  nic^t  met/t  unb 
md)t  weniger,  alS  ba^  SefuS  6()riftu§  ein  Äeger  gewefen  fei: 
benn  :prebigen  unb  auffcl)reiben  ifl  bod)  gewi^  ein  unb  boffetbe, 
unb  er  ^at  bod)  geboten,  e§  ollem  SSolEe  ju  prebigen  unb  l)ot 
c§  feinen  Jüngern  »erfünbiget  in  ber  Qpxaäjt,  in  weld)cr  fie 
c§  üerftanben.  3)   ®ie  wollen  e§  jegt  freilidj  bergen,  baä  @öan= 
gelium,  bamit  9liemanb  bie  Sdufctjungcn  burdjfdjaue,  mit  be» 
nen  fie  bie  2Belt  umgeben  i)aUn.      Sä  fommt  aber  barauf 
ßn,  ba^  ba§  2Bort  »erfünbet  wirb,  unb  e§  i|l  babci  »öllig 
gleid)gültig ,  in  miä)tx  <B^xa<S)t  eä  gefd)ie^et;  ba§  gefjet  ^ereor 
fluS  bem  S3erfal)ren  beä  ^errn,  wie  er  ben^ungern  baä  SSater 
unfer  le^irte.  25erÄ(eru§  foßte  fi^)  nur  freuen,  wenn  bießaien 
bur^  bie  Äenntnif  ber  @d[)rift  in  ben  ©tanb  gefefet  würben, 

1)  Non  igitur  captendae  snnt  ut  fides  leges ,  qnae  Praelati  fabricant 
nee  credendum  est  suis  vivis  vocibus,  nisi  de  qaanto  fandatae  fuerint, 
ex  scriptura.  Specolum  secularium  Dominoram. 

2)  Multi  etiain  Praelati  sunt  scripturae  nimis  ignari  et  alii  celant 
pnncta  scripturae,  quae  sonant  in  humilitatem  et  paupertatem  cleri.  Spe- 
culnm  secnlariom  Dominorum. 

3)  Et  ita  qnidem  Christus  Apostolos  integram  istam  orationem  Jo- 
cuit.  Scitote  aatem,  qaod  nec  latine  nec  gallice,  sed  liogua  Ulis  tuI- 
gari  et  usitata.  Ecce  regulam  omnihus  Christianis  positam,  nimirum 
gratnni  esse  Deo  sacrificiuni,  scire  orationem  Doininicam  et  Evangeliam 
et  juxta  iUam  vitam  instituere;  sive  illis  explicentur  latine,  sive  anglice, 
sive  gallice,  sive  belgice,  sive  quavis  alia  lingaa,  quam  populus  intelli- 
git.  Clero  itaque  laetandam  esset,  si  populus  legem  divinam  sciret  et 
laborandura  omnibusjquibuscunque  possent,  mediis,  ut  populam  sibi  coni- 
missnm  veritatem  scire  efficerent:    Exposit.  in  Orat.  Dominic. 

4)  Impia  autem  ista  secta  otiosnm  dormire  Evangelium  ctipit  et  li- 
cet Christi  nomen  praeferat  parum  tarnen  de  illo  praedicat.  Vitam  enim 
praeceptis  ejus  contrariam  ducunt.  Prolog,  in  Expos.  Orat.  Dominic. 
Christum  veriti  sunt  Pontifices  et  Pharisaei,  ne  si  verba  ejus  in  vulgus 
propalarentur,  Romani  venirent  et  eos  male  perderent.  Similiter  praesules 
et  Pharisaei  juncto  hodie  consilio  dicant.  Occultemus  legem  Dei ,  nc 
secalares  proceres  veniant  et  Baronias  nostras  reditusque  auferant.  Cliri- 
stnm  itaque  in  populi  sui  animabus  eflicaci  fide  vivere  non  sinunt.  At- 
que  hoc  modo  Christum  interficere  crudelius  longe  est,  qnam  propriam 
ipsius  corpus  interfecisse.    De  Quaestionibus  variis  cont.  Clcrum. 


—   200  — 


K'Ib|l  ju  beurtftcticn,  bap  i(jnen  auci)  baä  9?e^te  gcte^irt  unb 
initgetl)i'ifi  rcerbe. 

©cljoii  tie  SSerbreitung  anbet?er  (Schriften  in  ben  ßanbe^? 
flpracl)en  battc  gewtp  bie  SSeforgntffe  bcr  Ätrd)enfütjleii  aufge* 
regt.  Dtefe  S5e|'orgniffe  l)äbtn  \iä)  nun  [ictjet  auf  einen  {)6l;eren 
©rab  geireigcvr,  a(§  i()nen  ?unb  u»itb,  bap  eine  lleberfef^ung  bet 
l)eiligcn  <Sd)nft  bereitet  werbe.  '^Die  SSeforgnijJe  »egen  SSerbrei« 
tting  berfclben  finb  immer  ungemein  grof  unb  muffen  ungei 
mein  grop  fein,  gdngt  njan  bod)  felbjl  fd)on  an,  fie  bem  de? 
rica!ifel)en  ©tonoe  ctwaö  unjugdnglicl)er  ju  madjen.  ßwar  re? 
bet  nod^  in  biefen  Sat)tin  eine  Sierorbnung  teS  Srjbifcf)ofä 
won  ßanterburp  baooH/  ba^  alle  ^rieflet  bie  l)eilige  ®(i^rift  ia 
eifrig  treiben  folUen.*)  2(ber  bie  ^riejlerfürften  rouften  wo^t, 
bafj  eö  mit  fold)en  SSerorbnungen  nid)t  viel  ju  fagen  babe,  ins 
bem  [tcb  fo  wenige  barum  fümmern  mürben.  25ie  2£nftalten, 
bem  ctericalifcben  Stanbe  felbft  bie  ©d)rift  unjugdnglidf)  ju  mos 
d)en,  f^jredfjen  fid)  auf  ber  anbcrn  ©eite  bod)  ganj  unjweibeus 
tig  aus.   "^uf  ber  Uniuerfttdt  ju  SDrforb  warb  geboten,  baß 

!  ^riefter  erjt  nad)  jel)n  Sabr^n  follten  bie  ©djrift  lefen  burfen.'-*) 
'^ber  aud)  balb  nad)  jenen  SSorgdngen,  bie  «Simon,  ben 
6^ribi|d)of  »on  ßantefburip,  notl)igten  bie  Verfolgungen  gegen 
SBtfliffe  unb  feine  greunbe  einjujlellen,  war  berfclbe  beroorge? 
treten  mit  feiner  Sebre  üom  ©acrament  bcS  "illtarö.  2)iefeä 

i  foll  im  Conimcr  be§  Sab«^^^  1381.  gefd;e()en  fein.  Sn  biefct 
55el)re  ifl  ficb  2öicliffe  immer  gleid)  uno  {lanbhaft  geblieben, 
2>ie  8{6mifcben  b^ben  freilid)  bebaupten  wollen ,  er 
wiberrufen.  Slber  fic  jlrafen  ficb  felbjl  c;!gen.  Senn  wa§  fi« 
anfübren  al§  Sßiberruf,  baä  ijt  nicbtä  aB  5Seftätigung  ber 
vorgetragenen  ßebre ,  begleitet  nod)  obenein  üon  einet 
feierlid)en  lüerbammung  ber  öebre  ber  romifd^en  M\x<i)t.  Sie 
5£ranäfubiiantiation$lel;re ,   befonberS  wie  fie  aufgejlellt  wor? 

1)  Omnes  quoqne  pastores  animaruin  et  saceidotes  pnrocliiales  ora^ 
tioni  et  kctioni  sacrae  sci!i)tura(;  diligeiKcr  iiuenilant,  \)t  [icr  scri|)tiirae 
int(:l!igf'iUiam ,  siciit  ail  fcoriini  pertinet  oÜiciiim,  parati  .sint  a<l  satisfactio- 
neiii  omni  poscenti  ralioneiu  de  spe  et  liile.  .Sintijua  eempcr  intuiili  in 
doctriiia  i-t  üpOralionu  scriptiirao  tanquaui  virtis  in  aiiniilis  inace,  ut  assi- 
dua  loctione  vclut  quotiiüano  cibo  alaiiir  et  pi;igtics('at  oratio.  Acta  Sy- 
iiorli  a  Siiiioiic  Kliensi  liahitt-.  Concilia  iiiajiuae  liiitaniiiae,  III.  pag.  59. 

'-')  Lewis.    Tlie  life  aml  suH'erings,  pa^.  T2. 


^  201 


ben  weit  »oii  beii  SScttelorben,  war  it)m  eine  orge  Äe/jerci,  bie 
er  oftmals  betdrtn)ft.  gab  ibm  feine  größere]  SSerbre^ 

bung  ber  2öoite  ber©d)rift,  alä  ba|  im  tSacvament  be§  'üitax^ 
ein  '^fccibenä  üütl)anben  fein  foüe  o^ne  ©ubject,  unb  ba^  burd) 
bie  2ßorte  beä  ^rieft.er»  baä  JBrob  .gemanbelt  werbe  in  ben  Ceib 
beä  ^)errn. 

©eine  2£nfid)t  von  bem  ©acrament  be§  2fltarS  beruljetc 
juer|l  ganj  ouf  ben  ginfeifeungäworten,  baä  ip  mein  Seib  unb 
baä  ijl  mein  SSlut.  dfjrijluö  fann  feine  8üge  fagen,  er  fagt'ö, 
e§  ifr.  5?iemanb  fann  e6  wanbeln. -)  Snbcm  ober  i)ier  Ceib 
unb  S3lut  be$  ^errn.ijl,  i|i  boclj  ni(i)tä  befto  weniger  aud)  baä 
S3ro£)  unb  ioer  Sße.tn.  ^<^elb)!  wenn  bie  SBorte  ber  ©cgnung 
barüber  au^gefiprpcben  finb,  bleibt  bie  ©ubjlanj  bejfelben  worljans 
ben,  obwol)(  fte  in  eine  bö^^re  überge{)t.  ^)  SGBie  fönnte  ^au^ 
(uS  eö  fo  oft  baä  SSrob  nennen,  wenn  eä  nicbt  boä  S3rob  bliej 
be,  wa§  eä  gewefen.  *)  2Cber  ben  jidrfjlen  Jöeweiä  bafür  ft'nbet 
SBicliffe  in  bem  ©inne  unb  in  bem  ©efüijle  beö  SSKenfcbcn. 
SÄan  mü^te  feine  ©inne  aufgeben,  wenn  man  glauben  woUte, 
ba^  e§  nicbt  meljrSirob  fei.  5)  2)oä  ffirob  fann  unmogticb  öott 
geworben  fein,  fonji  mü^tc  ®ott  alle  S5erdnberungen  mit  erfa^s 
ren,  welche  baä  S5rob  bocb  erfa()ren  fann,  wetc^eä  ju  glauben 
unb  ju  fügen  eine  Jßlaspfjemie  wdre.  ^)        berfelben  SBeife, 

1)  Trialog.  lib.  IV.  pag.  102.  104.  109.  :„  ;.pa„j 

2)  We  believe  that  the  sacranient  of  tlie  auter  in  verray  Gorfdus 
Body  in  founne  of  bread  and  if  it  be  broken  everylk  of  tliese  parties 
is  the  sanie  goddus  body.  Confessio  apd.  Knyghton  de  eventib.  Angl, 
pag.  2660.  Cum  autem  omne  dictum  Christi  sit  verum  et  summe  ca- 
thoUcnm,  Christus  autem  dixit,  quod  iste  panis  sit  corpus  suum,  ser 
qnitur  manifeste,  quod  hoc  sit  verum.    Trialog.  lib.  IV.  pag.  104. 

3)  Quod  Loc  sacramentum  est  corpus  Ciiriiti  et  non  soluiu  ,  qnod 
erit,  vel  ligurat  sacrataentaliter  corpus  Christi,  sie  concetlatur  eadem 
anctoritate  simpliciter,  quod  iste  panis,  qui  est  hoc  sacramontum  est  ve- 
raciter  corpus  Christi.  Et  non  dubium  etiam  laico  idiotae,  quin  sequi- 
tur.  Iste  panis  est  corpus  Christi,  ergo  iste  panis  est,  per  consequens 
manet  panis  et  sie  simul  est  corpus  Christi  et  panis.  Trialog.  iV. 
pag.  105. 

4)  Trialog.  IV.  pag.  131. 

6)  Mnres  enim  ac  aliae  besliae  istud  noscunt.  Mures  habent  sibi 
innatani  notitiam  de  panis  substantia,  scd  istis  iulidelibus  istud  deest. 
Trialog.  lib.  IV.  pag.  lOe.  107. 

6J  Trialog.  üb.  IV.  pag.  113. 


n>ie  in  bem  ©riofer  bie  gotttidje  unb  b(e  menfct)lid)e  Statut  öer= 
einiget  waren  ouf  eine  bem  STOenfdjen  nic^t  fa^ltc^e  JZBeife ,  fo 
finb  oucf)  im  ©acrament  beä  SKtarä  Seib  beä  ,^errn  unb  SBrob 
in  einer  SDBeife  »erbunben,  voddjt  über  bem  menfd)lid)en  gaf» 
fungäüermögen  ^inaugtiegt.»)  25ie  ©egenwart  aber  be§  ^errn 
in  ber  ©eftalt  be§S5robcS  ift  mef)r  alä  ein  Scid^en:  fie  i|l  eine 

'  SGBo^rbeit  unb  ein  ^tiö^tn."^)  25er  ganje  6f)rijlu§  wirb  borge; 
reid)t  in  feinem  ganjen  SBefen  ber  Siebe  unb  bem  ©lauben.  ^) 
2fber  nidjt  ber  ßljrijtuä  wirb  bargereidjt,  ber  gtorificirt  bei  bem 

/  SSater  im  Gimmel  i|t. 

ift  nid)t  eine  forperlicä^e  unb  fubpantieHe  ©cgenwart.*) 
2(uf  eine  breifadje  2Beife  iji  ber  J^err  gegenroclrtig  im  ©acras 
ment,  auf  eine  SBeife,  t)on  »eldjer  bie  fleifdjlidjen  5Wenf(l)en 
nid)t§  t)erftef)en.  (Sr  ift  anwefenb  virtualiter,  spiritualiter 
unb  sacrameutaliter.  Sn  ber  erften  2Beife,  in  fofcrn  bic  Äraft 
feiner  ©nabe  ftd)  ausbreitet  tuxd)  bie  ganjc  2Be(t.  Sn  ber  ^mU 
ten  ift  er  anwefenb  für  ben  ©lauben  in  feiner  ©nabe.  25a 
»vereiniget  fid)  ü^riftuS  gleiö^fam  mit  bem  gläubigen  ©emütlje 
unb  fommt  x\)m  um  öieleS  nal)er,  alS  er  bemfelben  fd)on  nal)t 
ijl  burd)  bie  aUgeraein  »erbreitete  Äraft  feiner  ©nabe.^)  gr 

1)  The  eucharist  is  the  hoäy  of  Christ  in  the  forme  of  bread ;  the 
right  faith  of  Christen  men  is  this^  tliat  this  worshipfal  sacrament  is 
bread  and  Christs  body ,  as  Jesa  Christ  is  Ter;  God  and  Tery  Men ; 
and  this  faith  is  groiinded  in  Christs  own  word  in  the  gospel.  Of  fey- 
ned  conteniplatif  Life.  apd.  Lewis,  pag.  78. 

Teneamus  ergo ,  quod  virtute  verborum  Christi  panis  iste  fit  et  est 
miraculose  corpus  Christi  nltra  possibilitatem  signi  ad  hoc  humanitus  in- 
stitati.   Confessio^  apod  Lewis,  pag.  275. 

2)  Cum  Sit  simul  veritas  et  ügura.   Confcssio,  apd.  Lewis,  pag. 

273. 

3)  Also  all  men  that  ben  in  charity  ben  partners  of  Christ's  passion 
and  of  all  good  dedes  fro  the  beginning  of  the  world  tili  the  last  end. 
Of  prelates,  ajid.  Lewis,  pag.  137. 

4)  I  Knowleche  that  the  sacrament  of  the  autar  in  Tery  Goddus 
body  in  fourme  of  bred.  But  it  is  in  another  manner  Goddus  body  then 
it  is  in  hevene.  For  in  licvene  it  is  sene  fote,  in  fourme  and  figiire  of 
fleslie  and  blode.  But  in  the  sacrament  Goddus  body  is  the  miracle  of 
God  in  fourme  of  bred.  Confessio  apud  Knyghton.  de  cventib.  Angl, 
dag.  2647. 

5)  Crcdimus  enim,  quod  triplex  est  modus  essend!  corpus  Christi 
in  hostia  coiisecrata,  scilicet  virtualis,  spiritualis  et  sacramentalis.  Vir- 


203  — 

fommt,  wenn  ber  ©faube  unb  bie  Siebe  jtd)  tief  eingefenft  f)aben 
in  bal  J^erj  be6  9)?enfdjen.  2)te  factamentalifdje  ©egenmart  fallt 
nun  bei  SSicliffe  faft  ganjlid)  jufammen  mit  biefcr  geiftigen; 
nur  bem  Staubigen  roirb  ber  ®enup  berfelben  ju  Sfjeil. 
S^iefe  facramenlalifdje  ©egentuart  iji  nun  eine  n?üt)re  unb  toixh 
lid>e,  aber  fie  ijl  bod)  fein  fleifcl)lid)el  Q\\en,^)  wcld)e§  ju  g«t 
nittjtS  nü^  wäre  obne  ben  ©lauben.') 

6r  befinirt  nun  nit^t,  waä  biefe  n?af)re  unb  tt)irfli4>c 
©egennjart  fei ,  rceldjc  biefelbe  ifl  wie  bie  geiftige.  25o 
nun  öber  njiebert;olt  unb  au^brücflid?  gefagt  wirb,  ba^  e§  eine 
for^jerlidje  ©egenroart  nidjt  fei,  fo  bleibt  nur  übrig,  ba^  er 
flnnatjm,  wie  bem  ©laubigen  im  ©eijtc  ber  ^err  beiwofjnenb 
»erbe,  wenn  er  baä  Sacrament  empfange.  Qx  bad)te  babei 
afferbingS  nod)  an  eine  ©egenroart,  aber  fie  war  weber  eine 
materielle,  nod)  eine  im  menfdjlidjen  SSerftanbe  red>t  fa^lid^e, 
obwohl  man  burd)  bie  SDBorte  ber  ©c^rift  genöttjiget  warb,  fefl 
baran  ju  t)a(ten,  ba^  eine  ©egenwart  übertjaupt  ftattftnb 
©eine  römi|d)en  ©egner  geben  fidj  bie  ?Kül)c  nid)t,  auf  biefc 
©ubtilitäten  einjugeljen.  ©ie  begnügten  fid),  wenn  fie  Bon  bie* 
fer  wicliffttifdjen  ^e^erei  Ijanbelten,  ju  fagen,  bap  er  bebaup« 
tet,  bo§  S5rob,  aud)  nadjbem  bie  facramentalifc^en  SBorte  bar^ 
über  gcfproc^jen  worben  unb  ba§  er  bie  ©egenwart  beä  8eibe§ 

tnalis ,  quo  benefacit  per  totnm  sxmm  domiiiiam ,  secandnm  bona  nata- 
rae  vcl  gratiae.  Modus  autem  essendi  spiritoalis  est,  qao  corpus  Clirisd 
est  in  KucbariBtia  et  Sanctis  per  gratiam.  Et  tcrtios  est  modus  essendi 
■acramentalLs  quo  corpus  Christi  singulariter  in  hostia  consecrata  et  sicut 
Eecundos  modus  perexigit  primnm;  ita  tertins  modus  perexjgit  secun- 
dnm,  qaia  impossibile  est  priscitum  carentem  Ilde  secnndum  justitiam 
praesentem  conücere.  Qui  ergo  credit  sire  conficiat,  sive  non  coniiciat 
mandacarit.    Confessio .  apd.  Lenös.  pag,  272. 

1)  Perdpit  autem  ex  fide,  fidelis  scilicet  qaod  plenum  corpus  Chri- 
sti et  sangnis  et  omnia  fit  ex  integro  ad  omne  punctum  hnjas  sacra- 
aienti ,  quod  inter  omnia  mysteria  videtur  difGcillimum  Christiano  perci- 
pere.  Sermo  de  festo  Paschae,  citirt  ccn  SiJCob  scn  OTifa.  De  vera  exi- 
ftentia  corporis  et  sanguinis.  Von  der  Hardt  III.  pag.  926. 

3)  Corpus  Christi  non  existit  in  sacramento  altaris  in  soi  existentia 
fei  natura,  citirt  von  S^ccb  ron  OTifa  1.  I.  pag.  926. 

3)  Nec  sententia  carnalis  nec  manducatio  corporali»  corporis  Domini 
qoidqnam  prodest.  Confessio  apd.  Lewis,  pag.  277.  The  bodily  etying 
ne  Profites  nonlh  to  soul,  bat  in  alsmykal  (as  mach)  as  the  soale  is 
fedde  'nith  carity.   Confessio  apd.  Knyghtoa  de  eventib.  Angl.  p.  2647. 


—   20*  — 


unb  be3  Stuten  ntdjt  in  bcm  <3mne  ber  romifd^en  Äird)e,  i^iU 
bem  bie  SSranäfubpantiattoiiäle^re  in  bcrfelben  t)err[d)te,  angc« 
Wommen  Ijabe. 

g§  begann  obetjber  ©acramentöftteit  ju  Öjcforb  bdmit, 
bßf  SBicliffe  fedjäjel^n  SSbefen  begannt  mad)te,  in  benen  feine 
ß«t)re  auöetnanbergeregt  »t»ür.  wollte  über  biefe^()efen  ojfents 
lic^  bi§putiren.  25te  Untoerfität  aber  ijinberte  biefe  2M6^utation 
«nb  2Bic(iffe :  mad)te  eine  üonfeffion  in  engtifdjer  ©pradje  be-- 
fannt,  wdä)t  eben  mit  unter  bcn  Siuellen,  bie  feine  9J?ctnung 
cr()drten,  an9efüt)rt.  (5ö  Ijtngen  nun  itoax  met)rcrc  8e()rer  ber 
Uniüerfitat,  namentlich  raicberum  9licolauä  ^ereforb,  *'3Jt)ilipp 
JReppnbon  unb  So^anneö  W^t^p  feiner  SÄcinung  an,  im  ©an^ 
Jen  aber  war  bie  tUiiüerfttdt  wiber  blefelbe.  2)aä  ßdugnen  bet 
Sran§fub(iantiattationölel)re  »ernicbtete  »ieber  einen  ju  großen 
Sl^eil  ber  facevbotalifdjen  J|)errlicl)feit,  alö  bap  fte  großen  SJeii 
fall  bei  bem  ©acerbptio  felbfl  Ijdtte  finben  fonnen.  'Küö)  wor 
feine  ße^re  ju  fein:unb  ju  geifiig,  alä  bap  fie  »on  feinen 
fieifdjlidjen  Umgebungen  l)ätte  mit  geuer  erfapt  werben  Jonnen. 
©d)eint  bod)  felbp  ber^erjog  tjon  gancajler,  ber  alte  greunb 
unb  fiele  S3cicii)ü^er,  biefer  ßcl}re  fjl)r  raeiüg  geneigt  gewefen  ju 
fein,  ßr  wollte  bem  2Bicliffe  oevbieten,  'oon  biefer  «Sacfec  weis 
tcr  ju  fpred^en.  9'lad)bem  berfelbe  jene  ©d^rift  befannt  gemad[)t 
in  weldjer  wal)rfd^cinltd)  jum  erften  dJlak  feine  ganje  5J?einung 
t)om  ©acrament  .be§  ^lltarS  aB  bejttmmtc  S3el)auptung  aufge= 
pellt  worben/-)  liep  3Bill)elm  üon  SSarton,  ber  Äanalet  ber 
Uniüerfität,  bie  2)octoren  berfelbcn  sufammenfommen.  ©ie  fpiM* 
d)en  bie  ©acrofanctitdt  ber  •Äird)enlel)re;  weld^e  SBicliffe  aB  bi« 
gropte  Äe^erei  »erbammt  l)ütte,  abermalä  au§  unb  geboten, 
bap  bei  ©träfe  ber  Entfernung  oon  ber  Unioerfttdt,  ber  e«om: 
munication  unb  beä  ©efdngniffeö  feine  f cfeerifd;e  9)?einung ,  »om 
(Sacrament  beö  2£ltarö  gclebrt  unb  gel)6rt  werben  foUtc.  •  2Bi= 
cliffe  felbjl  war  jugegen,  aB  feine  ßei)re  aB  fefeerifd)  »erbammt 
warb.  2Bal)rfd;)einl!a)  be()auvtete  er,  bap  in  ®lauben§fadf)en  nidjtS 
burd)  ©ewaltf^jrücbe  entfd)ieben  werben  fonne,  unb  aud)  ber 
©prud)  ber  Uniüerfitdt,  weil  fie  nur  üerbammt,  o^ne  ju  wiber= 


1)  Lewis.  Tie  life  and  snirerings,  pay;.  ,76— 80. 

2)  Stic  gonfcffion  in  cnglifrficr  @prfid)c  fluö  ber .  ©cfirift.  Of  feynetl 
contemplatif  life  apd.  Lewis,  pag.  78—  80. 


—   205  =^ 


regen  au§  ber  ©d^rift,  on  ftd)  felbfl  null  unb  ungültig  fei.  (5§ 
[d)einet  bet  ©prud)  ber  Unit>erfität  nod)  in  ba6  1381 
ju  fallen.*)  @eiten§  ber  Prälaten  fonnte  in  biefem  Safj« 
nicbtä  gegen  t^n  gefd)ef)en:  benn  bie  Äirdje  ^)on  Snglanb  rcar 
^auptloS  geworben,  ©imon,  ber  grjbtfdjof  »on  üanterburi), 
war  in  bem  gropen  SSauernaufjtanbe  biefeä  Saf)re§  erfdjlogen 
»  worben.  SBilfjelm,  ber  5eit()crige  ^tfdjüf  »on  gonbon,  warb 
ouf  ben  «Stu^t  üon  ßantcrburp  geförbert.  dv  erl}ieft  im  Scto= 
ber  be§  Sa^reä  1381  von  9itd)arb  II.  bie  S3elcf)nung  mit  bem 
S33eltlid)en.  "Kbix  er  iibtc  in  biefem  '^at)xt  nod)  feinen  "Kct  fei^ 
ner  erjbifd)oflid)en  ©ewalt  auä,  weil  er  baä  Radium  üon  9fom 
nod^  nid)t  emipfangen  tjotte,  weld)e§  er  erjl  im  SOtai  be§  Sal)- 
reä  1382  erl^ielt.  25ann  erfl  beginnen  bie  SSerfolgungen  ber 
Äirdje. 

25er  groge  SSauernaufftanb  be§  Saf)re§  1381  in  ©nglanb' A 
l()dngt  eigentlid)  freiltd)  weber  mit  ber  £el)re  SBicliffe'6  gegen  bie  | 
tomifdie  Äird)e,  nod)  mit  ber  ße^re  ber  alten  tt)albenftfdf)en  f 
©laubenöboten  jufammen,  aber  er  ift  bod)  in  ben  legten  gebend;  | 
ial)ren  SBicliffe'ä  beät)alb  üon  einer  SBtd)tigfcit  geworben,  weil  | 
bie  ^riejlerfürllen  i^n  ju  benu^en  oerfianben  gegen  SOBicliffe.  z 
Siedet  beutlid)  tritt  Ü)t  S3e|lreben  l)erüor,  bie  Sritmnmadjt  mit  • 
ber  SSeforgnip  ju  erfüllen,  ba^  eine  SIcform  ber  jtird)e  aud) 
mit  9?otl)wenbigfeit  einen  Umflurj  be§  (2taate§  ^crbeifül)ren 
muffe,  red)t  beutlid)  ift  il)r  (Streben,  einen  gewiffen  3"foninien-- 
]()ang  5wifd)en  ber  8e^)re  SBidiffe'ä  unb  biefem  2£uf|lanbe  l^crbei: 
jujwingen,  unb  nid)t  minber  beutlid)  ijt  il^r  9J?üben,  bem  2öi: 
■  tliffc  £el)ren  Odjulb  ju  geben,  burc^  weld)e  bie  9}?ad)t  ber  Äo: 
nige  unb  ber  .^erren  fid)  bebroljt  füllen  follte.    ©ie  ^aben  frei^ 
lid)  nid)t  oermod^t,  etwaä  2Sal)reä  unb  2ßtrFlid)e§  aufäujleHen, 
jie  ^aben  nur  einige  ^anbgreifltdje  Unwal)rl)eiten  fagen  fonnen, 
aber  fie  t)aben  bod)  einigermaßen  il)ren  Swecf  erreid)t  unb  einen 
ßinbrucf  gcmad)t  bei  ber  SEBelt.    9J?e^r  begcl)rten  fie  nid)t. 

3m  üierje^nten  3ol)rl)unbert  ijl  bdm\)e  allgemein  in  Qu- 
topa  ba§  ©treben  beä  gemeinen  S3olFe§  bemerkbar,  frei  ju  wers 
ben  von  ben  Saiten  unb  oem  2)rude  be»  Se^nSwefens.  25iefe6 

1).  Sie  ConriÜa  Magnae  Eritanniae  III.  pag:.  170.  ^aitn  iai  SJerfiot 
in  bo*  5abr  1382  gcftcnt.  Äd)on  gor  fcl)  richtig,  ia%  ci  in  tai  3ü^r 
1381  ge^i^re.   Commentar.  rer.  in  ecci.  gestar.  yisg.  13. 


—   206  — 


©trcben  tf)vit  ftd^  tn  mand)cm  witbcn  unb  bdttigcn  Tfufjfanbe 
funb.  X)ie  M.\xä)t  f)at  ftd;  in  ba§  ecl)n§wefen  etngcbrangt  in 
frül)et:en  3<i()tl)unberten,  unb  fie  njnr  ein  Sljcil  Don  bemfelbcn 
geworben,  ©ic  fonnte  in  \i)xn  jefeigen  ©eltung  nur  jlel)en  mit 
bem  Sel^näwefen  unb  fie  mujjte  fallen  mit  bemfelbcn.  war 
Jiütürlid),  ba^  ber  Unwille  bc§  SSolfeä  grofj  über  tie  Unjaf)! 
ber  9?ed)te,  welrfje  bie  rein  weltlid^en  ^crren  bcfapcn,  nod)  grö^ 
fer  war  über  bie  9?ed)te,  bie  9JeicI)t()ümer,  weld)e  bie  geiftlidjen 
Herren,  we(d)e  bie.Kird)e  fid^  gewonnen  Ijattc.  Senn  ber  SSeftfe 
biefer  9?ed)tc  war  ein  2ßiberfprud)  ju  bem,  wa§  bie  Äirdjc  ber 
SBelt  fein  foUte.  2)iefen  SBiberfprudj)  fütjlte  ber  gemcinffe  SÄenfdj, 
wenn  er  ftdf)  bejjelben  aud)  ntc^t  bewupt  worb  mit  aller  Älar* 
^eit.  Qx  war  felbjl  ein  SSSibcrfiprud)  ju  bem,  wa§  bie  Jtirdje 
felbft  JU  fein  U\)avi)(iktt  unb  bod),  wie  Sebermann  wicberum 
fül)lte,  nid)t  war.  Sngtanb  aber  waren  je^t  bie  Seiten  be= 
fonberä  fdf)wer.  25er  gropc  Ärieg,  weldjer  feit  ©buarb  III.  ge» 
gen  granfreid)  gefiif)rt  warb,  tierfd)lang  unermcplid)e  Summen. 
2)a§  Parlament  t)atte  eine  Äo;pf|teucr  auöfd;rciben  muffen.  Sicfc 
Äoipffteuer,  weld)c  tton  allen  ^crfonen  gejal)lt  werben  foUte, 
weld)C  baö  fecl)Sjef)nte  '^a\)x  übevfd)ritten  l)atten,  warb  eingcfor= 
bert  mit  großer  Strenge.  ^Darüber  empörte  ftd)  ba6  SSolt  unb 
befonbcrä  bie  5Sauerfd)aften.  ©ie  trotten  bem  .Könige  9fid)arb  II. 
Freibriefe  ab,  weldf)e  wieber  jurücfgenommcn  würben,  nadjbem 
man  be§  3(ufftanbeä  ,^err  geworben  war.  biefen  Freibriefen 
ifl  nur  uon  reinweltlid;en  Singen,  von  SeMbatlaflen  unb  geus 
baljinfen,  »on  3e^)nten  bie  9?cbe.  (S§  wirb  2£Ue§  wieber  einge^ 
fütjrt,  wie  e»  üor  bem  2tuf(tanbe  gcwefen,  unb  in  fur^tbaren 
©trafen  räd)t  fid)  ba6  fiegenbe  .^ctrentfjum. 

9lun  war  ber  2(uffianb  ganj  befonber§  gericljtet  gewefen 
gegen  ben  Älcruä.  Sie  ^du»ter  be»  2(uf{tanbc§  l^atten  fid>  auä» 
gefonnen,  bap  fie  alle  Älericer  erfd)lagen  wollten;  nur  bie  S3efi 
telmondje  foUten  übrig  bleiben  in  bem  S3auernreid)e,  weld)e6  fie 
JU  begrünben  badeten,  auö  bem  ©runbe,  weil  biefe  nidjtä  be= 
fdpen.  SSon  SBicliffe  unb  feinen  greunbcn  ift  babei  mit  feinem 
SBorte  bie  JRebe.i) 


1)  Dominos  mortificassemus^  regem  occidissemus  et  canctos  posses- 
sionatos,  episcopos,  monaclios,  canonicos,  rectores  insuper  ecciesiarum 
de  terra  delevisscmus.    Soli  mendicantcs  vixissent  super  terram,  qui 


—  207  — 


9?uti  Ratten  ahtt  avö)  btefc  gegen  ble  Sehnten  unb  gegen 
bic  ttjcltlidjen  9?ed)te  be§  Äteruä  mit  großem  ^ifer  ge^jrebiget. 
25ic  ^rieficrfürfien  benufeten  ben  Umjtanb,  um  ben  ganjen  2(ufs 
jlanb  ben  Sßicllfftten  ©d)utb  ju  geben,  mt  baö  freiltd> 
fd^mer  unb  etwöä  gejwungen:  benn  SBicliffe  bitte  immer  nur 
gclebrt,  boß  bte  gürjien  ben  übermäßigen  S?eidt)tl)um  ber  Äird;e 
mik^m  foUten  ^um  SSejlen  be§  ®taote§.  £)ic  ■mtüliö)t  SKadjt 
felbfl,  weld)e  bieS3auern  bocl>  oud)  tjatten  jertrümmern  woEen, 
war  üon  ibm  immer  ungemein  i)o<i)  unb  felbft  über  ben  Stia 
ru6  in  »ettlidjen  Clingen  gefieUt  »orben.  25ie  "Kxt  beä  SSerfof)s 
ren§,  wetdjeä  eingcfd^lagen  warb,  jeigt  fidf)  nod)  in  ben  ©djriften, 
mid)t  auf  un§  ge!ommen.  ©ie  ^ngen  bamit  an,  baß  ftc  be» 
^au})teten,  einer  ber  ^auptanflifter  beS  2(ufrubt5,  ein  9Kann, 
S^amenö  Sobanneä  S3all,  fei  ein  ©d)ü[er  2ötc(iffe'§.  0  @cgen 
benfelben  bitte  ©imon,  ber  @rjbifd)of  üon  (Santerburt) ,  bereite 
im  3i^«  1365  eine  SSerorbnung  erlaffen,  baß  er  gefangen  ges 
nommen  werben  foUte.  @ä  wirb  in  ber  SSerorbnung  einer  ge; 
nonnt,  ber  fid)  fdlfdjlid)  für  einer  ^regbpter  aulgegeben,  3ut 
Seit  be§  IKufjtanbeö  foUen  e§  bereite  jwanjig  ^ai)xt  ber  gewe^ 
fcn  fein,  baß  er  bemn^g^jogen  unb  unter  bem  SSoIfe  gelehrt. 
23or  bem  2fuöbrudje  beffelben  aber  war  er  in  .^aft  genommen 
worben ,  unb  ba§  emjjörte  SJoIf  befreietc  ibn  au§  berfelben.  25ie 
SSerorDnung  beö  @rjbifd)ofä  Bon  Santerbun;  rebet  oHerbingä  üott 
Srrtt)ümern,  welche  biefer  So{)anne§  S3all  unter  bem  SSolfe  »er= 
breite,  dt  nennt  fte  aber  weiter  nid)t  unb  führet  im  ©injelnen 
iit(f)tS  on.  25ic  ©päteren  erfl  fagen,  eä  waren  bie  wicliffttis 
f4>en  Srrtt)ümer,  bie  er  lehrte. 

2Ba§  ftc  nun  aber  »on  feinen  gebren  wirf(icf)  anfü()ren, 
ba§  betrifft  gar  niö)t  bie  Äirdje,  fonbcrn  bie  SBelt.  2)a§  SSolE 
möge  bie  gürften,  bie  .lg)erren,  bieXmtleute  unb  aHc  erfdjiagen, 
fceren  Safein  ber  greibeit  unb  ®teic^)f)eit  entgegenftebe  ober  bem 
neuen  ©emeinwefen  ©efabr  bro^e,  weld)e§  aufgerid[)tet  werben 

snfiFecissent  pro  sacris  celebrandis.  lUIfo  gcrabe  SBicItffc'ß  öto§tc  Ocgner 
»oUtcn  fie  fd)oncii.   Thom.  Walsingli.  Hist.  Angl.  pag.  265. 

1)  Ober  ÜBicliffc  ijl  rciebcr  ber  ®d)iilcr  bcö  25nrf.  Magister  Joannes 
Wiclilf  LahnitJoannem  Balle  suae  pestiferae  inventionis  praemeditatorem, 
discordiaruni  inter  clericos  et  laicos  suscitatorem  et  christicolae  ecclesiac 
pei'turbatorem.    Knyghton.  de  cventib.  Angl.  pag.  2635. 

2)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  64. 


_  208 

foUtc.  Sof)annc§  ffiatl  crflarfe  alfo  gewt^  oITe  ^urfJc)imßd)t,  flllc 
gürj!cn=  imb  ^errenrc^fe  für  unreAtmaßtg.  Unb  t)n  wax  nld)t§ 
natürlid^er,  bcip  er  aud)  tk  S?cd)te  angriff,  rocld)c  bie  Mixä)t 
ft'd)  über  baä  S3olE  genommen  unb  n)eld)e  bic  ^Viefterfür(len 
öuöübten,  tnbcm  tn  bem  neuen  5RaturPaate,  bcn  er  unb  feine 
©enoffen  »uat)rfci^ein(id)  begrünben  wollten,  eine  ®abe  bcä  einen 
ön  ben  Unttxn  nid)t  jlatt  ftnben  foüte.^)  25ie  SSnuern  tjatten 
ba^er  oud)  befcl)loffen,  ben  ganjcn  :poffefftonirten  SXkxu5  eben  fo 
ouöjurotten  wie  bie  »ettlid^en  .i^crren.  -■ 

25ie  ^rdtnten  gtoubten  nun  ben  ^unct  ber  2rel)n(id)?eit  5^1» 
fd)en  SoljanncS  SßaU  unb  SBicItffe  gfüdlid)  gefunben  ju  fjaben. 
Sie  fügten,  Serftörung  ber  Äird;e  lef^rt  ber  eine,  3crftörung  btt 
Äirdje  ber  anbere,  folg(id)  gefrören  ft'e  jufammen.  Da^  jebcr 
itwa§)  2(nbereä  meint,  barouf  fommt  eö  nid)t  on:  man  weiß 
e§  tx)0\)i,  ober  man  will  eä  nid)t  wiffen.  9?un  legte  man,  nad)= 
bem  ber  3{ufjlanb  überwältiget  war,  bem  3ol)anneä  5ßaU  2Borte 
unb  8cf)rcn  in  ben  fOiunb,  bie  ^Te^nüdjfeit  mit  ben  SKeinungcn 
SSBicliffe'S  l)atten,  wo  er  bic  Sinfünfte,  bie  9ieid}t()ümer  unb  bie 
^aä)t  ber  Äird^e  angegriffen  fjatte.  Sefonberä  ober  fagte  man, 
baß  ba§  ganje  unge()cure  Unglürf  beä  '^(ufflanbeä  ba()er  rüJjre,  baß 
SQSicliffe  bcn  gegenwartigen  SSeftgfianb  beä  Äleruä  angegriffen. 
25ot)er  fei  baä  SSotf  in  bie  SBitbl^eit  ^fneingefommen,  we(d()c  e§ 
in  biefem  ,2(ufftanbe  gcjeigt.  9?un  fei  überf)au^)t  aller  5Bcft^ 
gefdljrbet  worben,  unb  bie  dürften  s  unb  ^errcnmacf^t  am 
meifien,  wie  fid)  offenbart  I)abe  in  eben  biefem  ^uf|lanbe. 

SBeil  nun  aber  noä)  immer  ju  beforgen  war,  baß  bie  ^er^ 
rcn  nid)t  xtä)t  baran  glauben  mochten,  baß  bic  ßeljren  be§  9Kons 
neä ,  ber  bisher  immer  nur  »on  ber  SJJinberung  bes  9ieid)tt)umä 
unb  ber  9)?ad)t  ber  Äirdje  gcfprodjen,  ber  bie  9ied)te  be3  Ä6nig§ 
unb  bie  ©efefee  be§  ßanbeä  gegen  bie  3lnmaßungen  ber  fiotjen 
^riefterfcljaft  üertl)eibi9et  hattt,  auf  einmal  fo  gefaljrlid)  gcwor» 

!•  -..'f.. 

1)  Thom.  Walsingh.  Bist.  Angl.  pag.  275. 

2)  Monuit,  ut  niore  boni  patrisfainiliae  excolentis  agrnm  siinni  ipsi 
facere  festinarent,  majores  regni  dominos  occidendo,  deinde  juridicos, 
justiciarios  et  juratores  patriae  ])eriiiiendo ,  ut  snblatis  inajorihiis  esset 

'  inter  eos  aequa  libertas  ,  eudem  nobilitas,  par  dignitas,  siinilisque  po- 

testas. 

Docuit  plebein  decimas  non  esse  dandas,  docuit  et  perversa  dogmata 
Joannis  Wicliffe.    Tlioin.  Walsingh.  Ilist.  Angl.  pag.  275. 


—   209  — 


beti  fein  foUte  für  dortig,  Herren  unb  Staat,  fo  fdjmiebctett 
fte  einige  angeblid?  roicliffitifdje  <2ä^e,  \vüd)i  tie  mlü\ä)t  S!)?ad)t 
betroljen  follten.  ©ie  fcbmicben  fte  offenbar  barum,  bap  bcr 
SSauernaufflanb  in  eine  ndbcre  SSerbinbung  mit  SBicIiffe'ä  ße'tjrc 
gebracht  «erben  fonne.  2)af)in  gc|)6rtc,  bag  SBicliffe  gefagt  ^abett 
follte:  gürften,  wenn  fte  fid)  vergingen,  fonnten  »on  ibren  Unter-- 
gebenen  recbrmapig  jut  Siebe  gefießt  ttjerben,  imb  SOfdnner,  bie 
eine  5£obfünbe  begangen,  fonnten  nidjt  gürjlen  fein.  <So(cbe 
SJingc  rcaren  ent>t>eber  üon  SSicIiffe  gar  nidjt  gefagt  reorben, 
ober  bod)  in  einem  «Sinne,  in  mlöjm  fte  ber  weltlidben  Wta(i)t 
ganj  ungefdbrlid)  waren.  Unb  weil  and)  iaxan  nod)  nid}t  gc^ 
nug  ju  fein  fd;ien,  fo  erfannen  fie  ned)  einen  Sa^j,  welcher 
büö  ganje  2BeItgebdube  über  ben  .l^aufen  werfen  ju  woUen 
fcbien.  SBicIiffe  foUte  gelehrt  i}aben,  ©ott  müffe  bem  Scufel'j 
geborfamen.  SScrbrebung  ber  2ef)ren  ber  .Seger  ifl  tttvaä  gan^ 
©ewöbnlidje».  Äonnen  ftd)  aber  bie  gürften  ber  Äirdje  gar  nid)t 
onberS  b^'fen,  fo  nehmen  fte  aud)  wot)l  ju  einer  offenbaren  2üge 
il>re  3uflud)t.  SSei  ber  großen  3(ufregung,  njeldjc  unter  bctn  ge^ 
meinen  SSolfe  in  ©nglanb  aud)  nai)  ber  Unterbrücfung  beä  2(uf- 
jianbeä  war,  bei  bet  großen  ©efabr,  weldjcr  bie  .^erren  faum 
entronnen ,  fdjeinen  bie  ßügen  ber  ^>rätaten  mä}t  obne  din^ 
brud  geblieben  ju  fein.  ift  nod)  l)injugeEommen,  bap 

SSicIiffe  feine  freiere  geiflige  ^nftd)t  »om  ©acrament  beä  2lltarä 
äufgejleUt  f)at,  njeld)e  bie  ^txxtn  nid}t  yerfranben,  bie  eä  frei^ 
lic^>  febr  wobl  begriffen,  wenn  er  gegen  bie  9?eid)tbümer  bet 
.Äirdje  unb  uon  ber  Unwürbigfeit  ber  jegigen  ^riefler  rcbctc^ 
S^ttt  bod)  ber  .^erjog  tton  ßancafter  felbfi  bem  SSicIiffe  feinej/  -- 
©unft  fafl  entzogen. 

SBicliffe  bat  nun  in  ber  äwifd^enjeit,  nad;bem  feine  ße^ire 
»om  Satrament  beä  2lltar§  t>on  ber  Unioerfltät  ju  Srforb  »er» 
bammt  worben,  wal)rfd)einlid)  bie  in  lateinifd;er  ©praclje  ge-- 
fdjriebene  Confessio  befannt  gemad^t.  ^)  Offenbar  i)at  nun 
SBicliffe  bie  Bewegungen  burdjfcfjaut,  weldje  nad)  bem  @nbe 
beS  2iufftanbe5  unter  bem  \)o^m  Äleruä  gegen  i^n  unb  feine 
©oclje  waren.  3"  feiner  Seele  war  lange  ber  ©ebanfc  an  eine 
Steformotion  bcr  Ätrd^e  gewefen.  Qt  wollte  eine  foldje  ie|t 
ficijtbar  einleiten,  unb  biefe  Einleitung  felbfi  follte  ben  ^6nig 


1)  Apad  Lewis.   The  life  and  suöerings,  pag.  272—281. 


—    210  — 


unb  feie  »cttlid^cn  ^cvren  überfü()ren,  ba§  e§  (ugnerifd)  fei, 
wenn  ber  Ä(eni0  fage,  er  habe  gegen  bie  Sür|ien=  unb  Herren* 
mad)t  Q(kl)xt.  SBicliffe  t^ut  einen  ©djrttt,  in  mlä)tm  eine 
ungeheure  Äütjn^eit  liegt.  2)em  Äonig  unb  bem  Parlamente, 
mlä)t^  fid)  um  Si>()anni  be§  Sal)reö  1382  ju  ßonbon  üerfam« 
jnelte ,  reidf)t  er  eine  ©djrift  ein.  Sn  berfelben  fprid)t  e§  fid) 
flar  unb  bejtimmt  au§,  baß  SCBidtffe  eine  Sicformation  in  ber 
Mxä)t  »orgcnommen  rciffen  will,  tvenn  aud)  biefe  Sfeformation, 
tt)ie  eS  fdjcint,  »orläuftg  niä)t 'ilUtä,  wa^  eine  9Jeformatton  ers 
faf)ren  foü,  fonbern  nur  ©inige§  betrifft. 

25iefc  ©djrift  i(t  feineöwegeä  eine  ■i(:p:pellation  wegen  be§ 
©treiteä  über  bie  2e()rc  wm  ©acrament  beö  2lbenbma^B  toon 
ber  Unioerfttdt  an  Äontg  unb  Parlament  gewefen.  Siidjt  on 
ben  Äleru6  wenbet  fid),  ganj  wiber  bie  ^Begriffe  feiner  Seitgei 
noffen,  SBicliffe  mit  bem  SSerlangen,  baß  bie  ^nä)t  reformirt 
werben  foüe,  nid>t  an  ben  Äleruä,  beffen  SOiitglicber  in  \t)xtv 
SJiaioritdt  er  nidjt  al6  a(i)tt  ^riejier  Q.i)ti^i  anerfannte,  fonbern 
on  bie  wettlidje  [^a<i)t  25iefc  iff  eingefe^t  »on  ®ott  auc^> 
um  bie  ^ixä)t  ju  beobftd)tigen  unb  ju  wahren ,  baß  ba§  d'oam 
gelium  red)t  in  il)r  gelehrt  unb  baß  eoangelifd)  in  i^r  gelebt 
werbe.  ift  ein  |tarEe§  ®efül)l  in  i^jm,  baß  bic  weltlidjen 
Herren  ^iä)  fdjwer  üerfünbigten ,  wenn  fte  bie  Stixö^t  nod)  Idn« 
ger  auf  bem  3uge  fortgeben  ließen,  auf  weldjem  fie  je^t  ift. 
25ic  SBelt  gebt  unter  burcl)  (Simonie,  ^efeerei  unb  Sajter,  2(Ue§ 
wanbelt  auf  ber  Straße  ber  SSerbammniß.^)  Senc  bem  Äönig 
unb  bem  Parlamente  eingegebene  @d)rift  ift  nidjt  üoüfidnbig 
befannt.  ©ie  bebt  mit  ber  äßitte  an,  baß  ee  bem  Ä6nig  unb 
bem  Parlament  gefallen  möge,  bie  2frtifel,  bie  er  oufftellen 

1)  Thom.  WalsingL.  Hist.  Angl.  pag.  283. 

2)  And  tlius  it  seenieth  that  botli  prelates  and  Lords  commonl; 
maken  a  cursed  antichrist,  and  a  quick  fend  to  the  master  of  Christ'» 
people;  for  to  leaden  to  bell  to  Sathanas  their  master;  and  soffer  not 
Clirist's  disciples  to  teche  Christ's  Gospel  for  to  save  their  sonls.  And 
so  they  traveilen  to  exile  Christ  and  bis  law  oat  of  bis  heritage. 

It  is  great  wonder  that  God  solfreth  so  long  this  sin  unpanisbed 
openly,  namely  of  prelates  courts  that  been  Dens  of  tliieves  and  larders 
of  bell :  And  so  of  their  ofificers  tbat  ben  sotil  in  malice  and  covetisse, 
and  of  lords  and  mighty  men  that  shulden  destroy  tliis  wrong  and  other 
and  meyntenen  truth  and  Gods  servants  and  new  meyntenen  Anticbrists 
falsness.   Wby  poor  priests  have  no  benefices.  apd.  Lewis,  pag.  291. 


—  ni  — 


vooUt,  beren  SDBafjr^tlt  twxä)  bte  ©djrift  unb  burd)  bie  SSernunft 
beriefen  fei,  ju  billigen  unb  aufredjt  ju  (galten.  *)  ^utx\t  mbä)te 
öUen  ^erfonen,  roeldje  einer  befonbeven  Steligion,  b.  nac^ 
ber  ©prad)e  bet  3eit,  einem  lS}?6nd)Sorben  angehörten,  gemattet 
fein,  benfelben  ju  oerlöffen:  benn  biefe  9Jeligionen,  b.  b-  biefe 
£)rben,  feien  fKenfdjenwerf.  @§  foHten  Me  nur  auf  ber  ©träfe, 
weldje  ßbrifiuä  unb  bie  2r^ojlel  üorgejeicbnet,  geben.^)  25aä  foUte 
eine  Einleitung  fein  jur  3(ufbebung  beS  ganjcn  9J?6ncb5tbume§, 
TOclcbeS  von  SBicliffe  ol§  antidE)rifllid)  betracbtet  warb.  SGSer  eS 
wollte,  ber  follte  bewuägeben  bürfen  au§  ben  büfleren  9)?auern, 
üerlüffen  baä  oon  SKenfcben  erfonnene  ®efc§  ctneä  tl)6ricl}ten  unb 
unnatürlicben  3rcangeä,  um  ba§  i)eittKt  2:tbtn  »ieber  ju  umar* 
men.  25er  jweite  2lrtifel  ftebet  mit  bem  erflen  in  gcnouer  SSer* 
binbung.  23er  brittc  fagt,  baf  bie  ^ti)nUn  üon  nun  an  nur 
gejablt  unb  genommen  werben  folltcn  nocb  ben  äwerfen,  für 
weld^e  fie  urfprünglid)  benimmt  gewefen.  ^)  25er  »ierte,  baf 
tn  ber  ßebre  öom  ©acrament  be§  2lltar§  fortcn  nur  ba§ 
SRtä)tt  üertünbet,  b.  b-  t'if  ßebre,  bie  er  aufgefteUt,  unb  bie 
Seilerei,  b.  1^  bie  2e()re  ber  romifd)en  Siix(S)t,  »erboten  werben 
füllte.*). 

©0  weit  geben  bic  2fnfü^)rungen  in  englifd)er  ©prad^e,  bie 
öuö  einem  SKanufcript  mitgetbeilt  werben.  @in  ©efdjicbtfdjreibec 
ober  »eroonjidnbigt  ben  Snbalt  ber  eingegebenen  ©djrift  burd) 
Einführung  nocb  onberer  ©d^e.  35er  Äonig  unb  baS  ^arla» 

1)  To  there  assent  and  meyntene  the  few  articles  or  points  tliat 
ben  sttt  witbin  tbis  writting  and  proved  both  by  aatority  and  reason ; 
that  Cbristen  faitb  and  Christen  religion  ben  encreased,  meyntened  and 
made  stable.  apd,  Lewis,  pag.  84. 

2)  That  all  persons  of  wbat  hynne ,  private  secks  or  singuIar  reli- 
gion niade  of  sinful  inen  may  freely,  witiiout  any  letting  or  bodily  pain 
leuve  that  private  rule  and  stably  bold  tlie  rnle  of  Jesa  Christ  taken  and 
given  by  Clirist  to  Iiis  Apostles,  as  far  mor  perfect  than  any  such  new 
religion  iounden  of  sinfull  men.  1.  1. 

3)  That  both  tithes  and  offrings  ben  given  and  paid  and  received 
by  tJiat  intent,  to  which  intent  or  end  Gods  law  ordained  them  to  be 
paid.  I.  I. 

4)  That  Christs  teching  and  believe  of  the  Sacrament  of  bis  own 
body  that  is  plainly  tanght  by  Christ  and  his  Apostles  in  Gospels  and 
epistles  may  be  taught  openly  in  churches  to  Christen  people,  and  tlie 
contrarie  teching  and  false  belief  brought  up  by  cnrsed  hypocrites  and 
hereticks  and  wordly  priests  nnknnnhig  in  God's  law  (desnnt  plura)  1.1. 

14« 


—   212  — 


nicnt,  bmd)kt  er,  f)abe  SOBicliffc  gebeten,  foKte  feine  neuen  unb 
ungewüljnlidjen  «Steuern  auäfdjreiben,  fo  lange  nod^  Ätrd)en= 
gut  t5or()anben,  wel^eö  \a  baö  ©ut  fcer  Tlxrmn  fei.  Set  Äonig 
foüte  bie  ^emporalien  jebeä  S5tfd)ofä  unb  iebe§  ^farrljerrn,  bet 
offenbar  ©Ott  uxaä)U,  einjujie()en  gef)alten  fein.^)  Sä  ifl  f)öd)ft 
tt)a^rfd)einlict),  baft  <3a^e  biefcr  3frt,  rcenn  and)  mä)t  gerabc 
ouägebrücft  in  biefev  angefiif)rten  SOBeife,  in  »eldjer  fic  einen 
SSiberfprud)  mit  ftd)  felbft  cnt{)a(ten,  in  bem  2fntrage  SBtctiffe'ä 
gcjlanben  Ijnbcn.  Sm  Sriatoguä  fjat  er  ja  bie  ©injiet)ung  ber 
n)eltlidt)en  ©litcr  unb  3?ed}te  berÄtrcfje  ben  gürften  fclbft  ju  tu 
ner  (^eiligen  ^fliä)t  gemad^t. 

@r  voiü,  bap  bie  ^riefter  auft)6ren  foUen,  ber  SBelt  anju- 
get)6ren.  35aä  mltüä)t  @ut  t)(it  fte  jur  SBelt  gebradjt  unb  fie 
flbgewenbet  t»om  ßoangelio,  bem  fie  ganj  angel)6ren  follten: 
barum  mup  baS  weltlidje  ©ut  »icber  l)innjeggenommen  werben 
t)on  ber  Äirc{je.  @ä  ift  ber  ©runb,  ba^  nur  ftnn(iciE)e  unb 
fleifd)licl)e  SO?enfdjen  ftd)  jum  clericalifdjcn  ©tanbe  rcenbcn  ober 
bodj  in  ber  Äirdjc  emporfommen  unb  bie  l;6d)flen  ©teilen  ges 
Winnen,  auf  benen  fte  mit  ber  2Bclt  unb  tf)ren  Äünften  am 
metften  fd^affen  f)aben.  35a§  weltlidjc  ©ut  ift  ber  ©runb 
üUer  ©imonie,  aller  Äe^erci,  olleö  ^aberä  unb  3»i|le5,  aHe§ 
SSergeffens  be§  Soangelii.  2Bicliffe  tjofft,  wenn  bie  SSempora» 
lien  ber  Äird)e  genommen  würben ,  fo  wcroe  bie  ^aupturfad)e 
öUer  Uebel  binwegfallen,  inbem  bann  bie  9J?enfd)en  beä  gleis 
fdje§  fein  Sntereffc  meljr  i)attm ,  ftd)  jur  Äird)e  ju  brangen.  2) 
Sr  t)offt,  bü|j  bann  2(Ue§  anberä  unb  beffer  werben,  bafj  eine 

1)  Quofl  regni  comninnitas  non  oneretnr  tallagiis  insuetis  antequain 
totum  Patrimonium,  quo  clerus  dotatur  deficiat,  quia  omnia  ista  sunt 
bona  Pauperom.  Quod  quociinqne  Episcopo  vel  corato  donato  in  con- 
temptam  Dei  notorie  incidente,  nedum  liceat  regi,  sed  teneatur  sua  tem- 
poralia  eonfiscare.    Tliom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  j)ag.  283. 

2)  And  it  seemeth  that  tliey  sbuUen  most  easly  fuUlil  tbis  by  gene- 
ral  eure  of  charity  as  did  Cbrist  and  bis  Apostles,  tbo'  tbey  binden 
them  not  to  one  singuIar  place  as  a  tey  dag.  And  by  this  they  most 
sikerly  save  tbemselyes  and  tbeir  brethren.  Por  now  they  ben  free  to 
go  and  dwell  among  tbe  people,  where  they  sballen  most  profit ,  and 
in  convenable  time  come  and  go  after  stirring  of  the  boly  ghost,  and 
not  Le  bounden  by  sinfull  mens.  And  by  this  manner  might  and  shulde 
die  people  give  freely  their  alms  to  true  priest«.  Why  poor  priests  have 
HO  beneficc.  apd.  Lewis,  pag.  295. 


—  213  — 


ganj  neue  £)rbnung  in  bet  Äirdje  (eidjt  unb  wie  von  fefbjl 
werbe  ()erbei9cfüf)rt  tuerben. 

3nbem  er  nun  »erlangt,  ba^  bte  $ti)nttn  trieber  üerwens 
bet  werben  foUten  naö)  ii)xtn  urfprünglidjen  äwedfen,  meinet  er 
offenbar,  ba^  fie  nur  ben  recf)ten  SSerfünbigern  beä  @öangettuni6 
gegeben  werben  foHten.  (}at  eine  neue  Drbnung  ber  Äird)C ' 
ntd^t  öorgejctdjnet,  aber  er  f)at  fie  angebeutet.  Sn  einer  frül)e: 
ren  ©djrift  (jatte  er  gemeint,  am  befien  fei  e§,  wenn  bie  wal)* 
ren  ^rteftcr,  bie  SSerfünbiger  be5  ©oangetiumä,  ftd)  gar  nid}t 
ön  willfüf)rlid)e  Ätrcl?engefe|e,  gar  nicfjt  an  einen  beftimmten 
£)rt  bdnben,  fonbern  frei  l)erumäogen  üon  S)rt  ju  Srt  wie  bie 
2fpojle(,  le()rcnb  unb  :prebigenb,  nur  (ebenb  üon  ben  3tImofen, 
welche  bie  £iebe  ber  ©laubigen  if)nen  freiwillig  reic^)cn  würbe. ') 
Se(5t  aber  i^at  i^m  offenbar  fdjon  baä  S3ilb  einer  beftimmteren, 
obwoljl  anberen  Äird^enüerfaffung,  ölS  bie  römifd^e  war,  vor- 
gefdjmebt. 

25ie  übrigen  Slrtifel,  wettl^e,  bem  ®efd)id)tSfd)reiber  ju  ^oU 
ge,  üon  2Btcliffe  nod?  eingercid^t  worben  fein  foUen,  üerlan» 
gen,   ba^  ber  Äonig  bie  weltlidje  5Kad)t  über  ben  Äleruä 
MjaupU,  ^yiiemanben  gebord;e,  alä  wer  ©eljorfam  begeljren 
fonne  nad)  ben  eüangelifd)en  ©eboten,  ba^  er  tein  ©elb  auö 
bem  3?eid)e  ge^en  laffe,  wenn  ba§  SSerlangen  baju  nid)t  cben^ 
fallä  erwiefen  werben  fonne  auä  ber  @d)rift.-)   ^nblid)  foU  er 
nod)  b€gel;rt  Ijaben,  ba^  ber  Äonig  ba§  S?eid)  üertl)eibigen  unb 
bie  (Seinen  fdjirmen  foUc  tjor  i^ren  geinben.')   Siefer  %xtihi 
-  iji  üieler  Deutungen  fd^ig.    Unter  ben  geinben  be§  9ieid)eS  j 
fönntc  3Jom  unb  bie  ^riefterfürflcn ,  e§  fonnten  aber  auä)  bie  I 
SBauern  barunter  tierftanbcn  werben,  bie  fo  eben  gegen  bie  bür^  ( 
gerlidje  S?rbnung  aufgeflanben  waren. 

2fber  bie  3eit  war  nic^t  reif  für  fold)e  Entwürfe.  Äenig 
unb  Parlament  mog  erfd)rüifen  fein  über  bie  ungel)eure  Mü^n- 
f)iit,   mit  weldjer  2Bicliffe  .^anb  an  baä  ©cbdube  ber  Äirc^ie 

1)  Vi'hy  poor  priests  have  no  benefice.  apd.  Lewis,  pag.  295. 

2)  Quod  rex  nalU  sedi  vel  prelato.  obediat  nisi  de  quanto  ex  lide 
scriptnrae  sonat.  Quod  nec  curiae  Romanae  emittatiir  regni  pecuiiia: 
nisi  doceatiir  hoc  esse  debitura  ex  scriptnra  sacra.  Quod  rex  nullum 
Episcopum  vel  curatum  mancipiet  suo  ministerio  seculari.  I.  ). 

3)  Quod  rex  et  regnum  tcnentur  dusliaere  regni  proditores  et  snoä 
a  feJocibus  inimicis  defenderc. 


—    214  — 


legen  wollte,  mit  mlii)tt  er  ft'e  «ufforberte,  ^anh  ju  legen  an 
baffelbe.  Sä  war  oUen  ^been,  mld)t  bie  Seit  betjerrfc^ten,  ju^ 
wiber,  ba^  bie  Äircl)e  reformirt  »erben  fonne  burd)  Saien.  gü^lte 
man  aud)  ben  I>rucf,  füllte  man  auä)  ben  SQJiberfprud^  btefet 
Mixd)i,  i)bxtt  man  je^t  and)  freilid)  immer  lauter  baüon  reben, 
bo^  bie  Äird)e  nid)t  auf  bem  ^üangelio  |let)e,  auf  bem  fie  t>oä) 
ruljen  follte,  fo  übte  ber  alte  Sauber  bod)  aud)  nod)  feine  Äraft. 
Uno  meldjer  ®efal)r  l)dtten  Äönig  unb  Parlament  fid>  üieUeidjt 
blo^gejtellt ,  waren  fie  eingegangen  auf  SBicliffe'ä  ©ebanfen. 
2Bie  tl)atig  ober  mag  bie  i)ol)t  ^rieperfdjaft,  bie  \a  felb(l  m 
bem  ?)arlamente  war,  entgegengearbeitet,  wie  tl)ätig  mag  ie^t 
bie  SSertdumbung  unb  bie  ßüge  geworben  fein.  2(lfo  gefdjietjet 
auf  SBicliffe'ä  eingäbe  nid)tä,  gar  nid)tö.  Sa  Juni  erflen  ^ak 
bietet  ^önig  9?ic|)arb  II.  ben  ^riefierfürflen  eine  ^anb  gegen 
bie  Äe^er. 

Sn  bem  ^aufc  ber  8orb6,  wo  bie  23ifc^ofe  felbjt  @influ^ 
unb  ©timmc  bitten,  war  ein  ©ebot  gegen  bie  Äe^cr  burd)ge= 
gangen.  Sn  bem  .l^aufe  ber  ©emeinen  ober  war  eä  »erworfen 
worben.  2llfo  fonnte  baä  ©ebot  gegen  bie  Äe^er  eigentli4> 
nid)t  ausgeben  otä  ein  ganbeögefe^.  2lber  bie  S3ifd)6fe  brdngen 
ben  .König.  2)ic  parlamentarifdjen  9?ed)te  werben  bamolä  nod) 
oft  i>on  ber  felbPberrlidjen  ©ewalt  ber  .Ronige  burdjbrodjen.  fR'u 
d)arb  II.  pflegt  überhaupt  ftd?  wenig  ju  fümmern  um  baä  ^ors 
loment  unb  bonbelt  oft  ouf  feine  eigene  !Kad)t  im  SÖBiberf^jruc^ 
mit  ben  iparlamentarifdjen  SSerorbnungen.  3llfo  gebi^te^  Siu 
df)arb  II.,  bap,  wer  bie  @d^e  lel)re,  bie  SQSilljelm  üon  Ganters 
burp  oufgefleUt  oB  .Ke^ereien,  in  .^aft  genommen  werbe,  biä 
«r  wiberrufe  ober  biä  ber  Äönig  weiter  »erfügen  werbe.  Sine 
ganj  freie  S3al)n  wirb  alfo  ben  inquifttorifd^en  9Äagregeln  fei^ 
neäwegeä  erfdjloffen.  "ilüä)  an  bie  Unioerfttat  ju  Dpforb  ergebt 
ein  föniglidjeä  ©ebot.  SBer  biefc  ober  dbnlid)e  Äe^ereien  lebre, 
wer  bie  .Se^cr  3obanne§  SBicliffe,  ?Hco(au§  .^ereforb,  ^b'^i^'P 
Slep^jpnbon ,  3obanne§  2(ffbton  in  fein  ^au^  aufnehme  ober  fie 
fd)irme,  ber  foUe  öor  ben  ©rjbifdjof  eon  (Santerburp  gefieüt 
werben,  bamit  er  fic^  reinige.  Die  S5üd)er  unb  @d)riften  ober 
biefcr  Scanner  foUten  allcntljalben  ergriffen  unb  bcmfelben  dx^- 

i)  Lewis.   Tbe  life  and  sufferings,  pag.  92. 


—   215  — 


bifd)of  eingeliefert  werben.  £)iefe  beiben  SSerorbnungen  fxnb  im 
Suli  beä  Saures  1382  erlöffen. 

SEBilt)elm  »on  ßanterburp  i)l  fdjon  früher  [x^it  gewefen, 
ba^  ber  Äönig  biefeS  5Kal  etwa§  t()un  toirb.  £)bet  er  t)at  e§ 
jur  Unmoglidjfeit  ma(^en  »oUen,  bof  Äonig  unb  Parlament 
auf  bie  Petition  adjteten,  bie  SBicliffe  eingeben  »oUte.  (5r  ))attt 
bereits  im  fKui  1382  eine  ^rooincialfpnobe  in  Sonbon  jufam-« 
menberufen^)  unb  auf  berfelben  bie  2)inge,  bie  SSicliffe  begeb= 
ren  wollte,  aB  Äe^ereien  »erbammen  lajfen,  ülfo  ba^  Äonig 
unb  Parlament  einen  offenen  Äampf  mit  ben  ^riejlerfürfien 
»orauäfeben  muften. 

2(uf  biefer  «Spnobe  waren  je^in  wirflidje  ober  ongeblidjc 
Ärtifel  beS  SBicliffe  üerbammt  alS  Äefeereien  unb  »ierjebn  on= 
bere  aß  Snrtbümer.  SSon  benfelben  betreffen  bie  üiet  erjien  ba§ 
eacrament  beS  2«tarl,  ber  fed)pc  bie  3)?effe.  SEBicIiffe  foUte  ge^ 
fagt  baben,  ba^  fie  nidjt  crwiefen  werben  fönnte  auS  ber  ©djrift. 
£)er  jebnte  unb  ftebenjebnte  bejiebt  [vi)  wieber  auf  bie  5£empo; 
tülien.  2)er  eilfte,  jwölfte  unb  breijebnte  ouf  bie  ßrcommuni; 
cationcn.  iRur  ber  lefete  2trtifel  enthalt  etwaä  Steueö.  SBicliffe 
foU  ben  ^rdlaten  einen  Jßerratber  on  ©Ott,  Äönig  unb  SSüter= 
lanb  genannt  b^ben,  ber  Semanben  ercommunicire,  weldjer  an 
Äonig  unb  Parlament  a^jpellirt  l)abe. £)cr  eierjebnte  unb 
funfjebnte  betrifft  bie  greibeit  ber  ^rebigt.  SEBicIiffe  erKdrte  ben 
felbji  für  ercommunicirt,  ber  wegen  einer  ßrcommunication  be6 
Oxalaten,  bie  ^rebigt  be§  ^angelii  einffelle.  5Wod)  bem  jwan. 
jigjien,  einunbjwanjigjien  unb  breiunbjwanjigjten  oerwnvf  ^Bi- 
diffe  baS  9Kön4)§tbum  in  ben  b^Jtefien  Siulbruden.  *)  25er 
üdjtsebnte  erfldrte  bie  S^i^nttn  für  2(lmofen,  weldje  wegen  (Sünb: 
^oftigfeit  ber  ^faner  jurüiibebalten  unb  ben  red)ten  ^rebigern 
beS  goangeiiumS  gegeben  werben  fonnten.   £)er  breiunbjwan: 

1)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  155.  166. 

2)  Coneilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  157. 

3)  Qaod  prelatos  excommanicans  clericnm  qai  appellaTit,  ad  regem 
et  concilium  regni ,  eo  ipso  traditor  Dei  est,  regis  et  regni.  1.  I. 

4)  Qaod  eo  ipso  qnod  aliquis  ingTeditor  religionem  privatam  quani- 
conqae  redditar  inhabilior  ad  observantiam  mandatornin  Dei.  Quod 
sancd  institnentes  religionesprivatas  tarn  possessionatoram  qaam  mendi- 
cantium,  peccavernnt.  Qaod  religiosi  rifontes  in  religionibas  priTatis 
Don  sbt  de  religione  christiana.  1.  I. 


i 


—   216  — 


jigjte  unt)  ber  uierunbjwanjigjle  betraf  oud)  bie  SBetWntöndje.  ©ic 
füllten  arbeiten  unb  bei  ©träfe  ber  ßrcommunication  feine  TIU 
mofen  meiter  nel)men.  Ueberbem  fagte  nad)  bem  fünften  2frtt; 
fei  2Bic[iffe,  bafj  ber  innerlid?  ^erfntrfcbtc  SDZenfdtj  bie  auperlid^c 
ßonfeffto  ni(i)t  nötljig  Ijobc.  9?ad)  bem  adfjten  foll  Sßicliffe  ge^ 
lef)rt  l)aben,  bop  ber  ^apft  feine  ©ewalt  won  ßljrifiuä  empfans 
gen  ^abe,  wenn  er  ein  praescitus  unb  ein  böfer  SKenfd)  fei, 
nact)  bem  neunten,  bap  man  feit  Urban  YI.  gar  feinen  ^a^^fi 
me^r  n6tl)tg  i)ahi,  fonbern  nad)  Sßeifc  ber  morgenldnbifdjen 
Mitd)t  leben  foUe  nad)  feinem  eigenen  ®efef^  9iad)  bem  fecb§= 
jebnten,  bap  iücber  ein  tt5e(tlirf)er  ^evr  nod^  ein  S3ifd)of  b«r  feir 
welker  eine  3;obfünbe  begangen,  ein  fold)er  fei,  nad)  bem  fie= 
bentew,  bag  ®ott  bem  Seufel  gcl)orfam  fein  muffe, 

25a  man  annehmen  mup,  bap  jefet,  furj  »or  bem  ©nbe 
bc§  ßebenä  SBicliffc'S,  bcn  ^rieperfürften  beinabc  aEe  (Schriften, 
bie  er  »crfaf^t,  vorlagen,  unb  fte  fomit  oHe  feine  SReinungen 
«nb  öud)  bie,  an  bencn  bie  Äird)e  ben  b«rteften  2lnfiop  nehmen 
ttiupte,  fennen  fonnten,  fo  mup  man  gegeben,  baf?  üiete  biefec 
2lrtifel  nod)  fe()r  mib  geftellt  finb  unb  weit  b^iter  bitten  ge^ 
wenbet  werben  fennen.  ©ntwebcr  i)\tUm  bie  ^rdlaten  eö  nid)t 
ber  9)?ul}e  für  »ertb,  3llleä  aufjufud)en,  unb  nabmen  ba§  erfic 
befte,  njaö  fie  fanben ,  ober  fte  fannten  feine  fubtilercn  Wltu 
nungen  gar  nid)t  unb  mußten  fid;  baber  balten  an  baä  ,  waä 
tbnen  von  2lnbern  gefagt  warb.  v5onft  bätten  fte  Icicbt  finben 
fonnen,  bap  SBicliffc  eine  2(nfid)t  von  ber  Äird)e  aufgcftcUt,  btc 
fie  für  fefeerifd)  balten  mußten,  unb  ba^  er  ba§  ganje  ^a^pfti 
tbum  t5crworfen. 

25er  Äird)C  ift  c§  aber  ieljt  b^'u^^tf^^cblid)  nur  barum  ju 
tbun  gewcfen,  ba^  SBicIiffe  bcn  weltticben  ^erren  üerbdc{)ti3 
würbe.  25arum  b^ben  fie  i^m  ben  ®a^  in  ben  9}?unb  gelegt, 
ba|3  Sewoiib,  ber  eine  3;obfünbe  begangen ,  fein  welt[id)cr  ^zxt 
fein  fonne.  Sie  wollten  bamit  ju  tjerpeben  geben,  SDSicltffc 
babe  ba6  SSolf  aufgeregt,  bap  eä  aufjlebe  gegen  fdjlecbte  unb 
fünbbafte  Herren.  25abei  bitten  fie  gewip  ben  SBunfd),  bap 
eine  ajeranlaffung  ju  bem  legten  2lufpanbe  in  ber  wicliffitifd)en 

1)  5Dcr  iii'Unjcfjntc  ?irtitcl  Inutct:  Quod  speciales  orationes  applicatao 
nni  perüonae  per  praclatos  vcl  rcligiosos ,  non  plus  prosunt  eidem  per- 
sonae,  quam  orationes  generale», 


—   217  — 

^rebtgt  möge  gefimben  werben.  "Khx  eine  foldE)e  Tfufforbcrung 
Ijrtttej  er  aud)]  im  entfernteflcn  nie  «ßicliffe  an  ba§  SSolf  ges 
ficüt.  2Bo()(  aber  f)atte  er  gelct^rt,  bajj  6f)rijlu»  unb  bie  3(^05 
ttel  bcr  ȟeltlid;en  Wladjt  immer  untertf^an  gero^fen,  ba^  bet 
6I)rt|l  ifjr  unterttjan  fein  miiffe,  weil  fie  au§  ©Ott  fei,  oiic^ 
wenn  fte  nicl)t  (janble,  wie  fie  f)anbeln  foUte.  ^)  2Bof)l  ober 
I;atte  SBicliffe  in  einer  d)rifrti^:p^ii(ofo^f)ifd)en  Unterfucbung  ge: 
fagt,  ba^  ber  »eltliclje  ^err,  ber  in  ber  ©ünbe  gefangen  fei, 
oor  ©Ott  fein  ^err  mel;r,  fonbern  ein  Änedjt  ber  «Sünbe,  et 
l)Otte  gefagt,  ba^  eine  ungered)te  unb  tprannifd^e  J^errfd^aft 
leine  wa^re  J^errfdjaft  fei  »or  ©Ott,  weil  ©ott  nur  nad)  feinen 
©eboten  gcl;errfd)t  wiffen  wolle.  @r  l}atte  babei  gefagt,  baß 
eine  folc[)e  ^errfd;aft,  wor  ©ott  gefallen,  nad)  mcnfd)lid)en 
Sfedjten  bodj  immer  eine  ^crrfd^aft  bleibe,  konnte  bie  fatlplis 
fd?e  Mixä)t  etwa»  2(nbereä  Icljren  wollen?-)  Den  ©afj  aber 
»on  ber  ^errfd}aft  bcä  SeufeB  über  ©ott  (galten  fie  rein  auä 
ber  2uft  gegriffen.  «Sa  nun  aber  bie  ßorbä  biefe  (Subtilitaten 
md)t  üevjlanbcn  unb  nur  wenige  »on  i^nen  fid)  um  bie  wiclif; 
fttifd)en  ©d^riffen  gefümmert  l)aben  modjten,  fo  finb  bie  Sers 
brel)ungen  unb  bie  2ügen  ber  ffiifct)6f«  gewiß  nid)t  ganj  o^ne, 
wenigjlcnä  »orübergeljenbe,  -SBirfung  geblieben. 

S'er  ©rjbifdjof  üon  ßanterburp  Ijatte  nun  bereite  im  SKo« 
nat  Sunt  bcn  SoljanneS  3(ffl)ton,  ^f)ilipp  9iep^>i;nbon  unb  SRU 
colfluS  .^ereforb  cor  feinen  ©tul^l  citirt.  ©ie  Ijöttcn  aUe  ©dl^e, 

1)  Sanctus  Peter  comroandcth  in  God's  name  Christen  men  to  by 
saget  to  every  creature  of  men  either  to  King  as  more  higli  than  other, 
either  to  Dukes  as  sent  of  him  to  the  vengance  of  misdoers  and  'prai- 
sing  of  good  men.  Also  St.  Paul  conimandeth  by  antority  of  God  tbal 
every  soul  by  suget  to  higher  powers ,  for  there  is  no  power  bat  of 
God.  Princes  ben  not  to  tlie  dread  of  good  Avork,  but  of  wil  work. 
M'ilt  thou  not  dread  the  potestate  do  God  and  thoa  shalt  have  |)raising 
thereof.  For  he  is  God's  minister  to  them  to  Good.  Pay  to  all  meij 
debts ,  both  tribute  and  castoms  for  things  born  aboat  in  the  Lond, 
and  dread  and  bonor  and  love.  Great  sentence  of  curse  expounded  apd. 
Lewis,  pag.  117. 

2)  Manifestum  videtor,  quod  nullus  in  mortali  habet  aliquarum  crea- 
torarom  dominium  verum  apud  Deani:  sed  tyrannus,  ut  für  sive  r?ptor 
et  vocandus ;  quamvis  nomen  regis  Tel  principis  proptei  aliquam  legem 
Lnmanam  retineat.  (Stctlc  cititt  in  Wodlbrd  cont.  Wiclilf  apd.  Brown. 
Fascicul.  rer.  expetend.  et  fugiend,  pag.  240. 


—   218  — 


mld}e  bcn  SBifd^ofcn  at§  Mt^mkn  aufjuficUen  beliebt,  öner= 
fannt  fo(d)e,  aber  fie  \)atten  bei  meuteren,  unb  namentlid) 
bei  benen,  miä)t  baS  ©acMtnent  be§  "Kltat^  betrafen,  ©rtdu; 
tetungen  angebradjt,  »eld^e  bem  erjbifcbof  SSorbeboU  bec  Äefee^ 
rei  ju  fein  fd)ienen.  ®iefe  ßrldutcrungen  toeigerten  ftc  ftdf)  jus 
rücfjunebmen.  e§  warb  if;nen  ein  neuer  Slag  gefegt.  25a  fte 
auf  biefem,  »eld^er  im  9Ronat  3uli  ju  Sonbon  gehalten  wirb, 
nid)t  erfd)einen,  fo  f^^ridjjt  ber  ©rjbif^of  bic  ©ycommunication 
über  fte  a\x$  unb  entfe^t  fte  aüer  i()rer  ©teilen.  3m  Dctober 
aber  f)ebt  ber  ©rjbifdjof  bie  ßrcommunicotion  gegen  ^tffbton 
unb  JRepptjnbon  auf  unb  fefet  ftc  in  alle  tf)re  9?c(^te  »ie* 
ber  ein-  ®ie  Ijdtten  ftd)  ber  b^ilig«"  Äirdje  »ieber  gcj 
fiigt  unb  waren  nod)  »or  bcm  erjbif(^üflicl)en  ©tubl  erfdjie. 
nen.*)  Änpgfjton,  ber  @efcl)id)tfd^reiber,  giebt  jwei 2(cten(iücEe 
in  englifd^er  ©pradf)e.  Sn  benfelben  »erben  S^icolauö  J^erc» 
forb  unb  So^anne§  2£fff)ton  rebenb  eingeführt-  @ie  nennen 
ftd)  felbfl.  S5ie  5£ranöfub|iantiation§lebre  »irb  »on  i|)nen  ol8 
Srt^oborie  anerfannt.  gurcl)t  be§  SobeS,  fügt  ber  ®efd)id)tSs 
fdjreiber  binju,  bewog  fte  ju  biefem  SStberrufe. -)  fdjeinet 
alfo,  ba^  fte  äße  brei  bie  ßeljre  ber  Äirdje  nod)  anerkannten. 
Sie  Uni»erfitdt  aber  b^t  geboten,  ba^  bei  ©träfe  ber  grcom» 
munication  unb  be§  ©efdngniffeö  Slicmanb  weiter  gegen  bic 
SJranöfubfiantiation  lehren  foUte. 

©eltfam  aber  ift  eö,  ba^  bei  biefen  ßoncilienwer^anblungen 
SBicltffe  gar  nid^t  genannt  wirb.  Änpgbton  Id^t  i^n  jwar  ju 
£)rforb  üor  bem  (Sribifd)of  erfd)einen  unb  fagt,  ba^  ba  ein  30«* 
berruf  feiner  SKeinung  »om  ©acrament  beS  2C(tarä  »on  ibm 
gegeben  worben.  2)iefer  angeblid)e  SGBiberruf,  ben  er  iwei 
SOial,  ba§  eine  9Jtat  in  einem  fürjcren,  baS  anbete  SSRal  in  ei» 
nem  längeren  ©tüde,  beibe  in  englifd)er  ©^)rad)e,  anführt,  ent-- 
l^dlt  nun  bic  reine  n)icliffttifd)c  Se^re,  unb  auf  erbem  ba§  Idngcre 
©tüd  aud)  noö)  eine  feierlid)e  unb  f6rmltd)c  SSerbammung  bet 
fatf)olifd)en  a;ranöfubiiantiation§let)re.  *)    2)a  e0  nun  ni6)t 

1)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag,  158—169. 

2)  Knyghton.  de  eyentib.  Angl.  pag.  2656. 

3)  Knyghton.  de  eventib.  Angl.  pag.  2647.  2650. 

4)  Owe  Lowe  grate  diversite  is  betwene  us  that  trowes  that  tliig 
lacranient  is  veray  brede  in  bis  Kynde,  and  betwene  heretikus  that  teil 
US,  tliat  this  an  accident  withonten  a  siibjecte.  And  Lowe  grete  diver- 
site is  betwene  us  that  trowes  that  this  sacramento  that  in  bis  Kynde  is 


—   219  — 


tt»ai^rfd)ctnlid)  ip,  ba^  ber  @rjbtfcI)of  fid)  biefe§]  würbe  i)ahm 
in'§  ®eftd)t  fagen  laffen,  ot)ne  etwaS  SBeitereS  ju  tf)un,  fo 
fdjeint  SBicliffe  —  in  ben  «Spnobalacten  fo  gar  mö)t  crn)df)nt  — 
üor  il)m  nid)t  eri'c^)tcncn  ju  fein.  X>k  a;t)orf)ett  be§  ®t[d)id)t6; 
fdjreiberö,  ber  eine  SSerbammung  ber  fatf)olifd)en  ße^re  anführt 
wie  eine  ffiefiatigung  berfelben  buxö)  SBicUffe,  tjl  freilid)  beis 
mt}t  unbcgreiflid). 

X)k  Uniüerfttat  ju  Srforb  fa^  imSal)re  1382  nod)  einen  | 
©djlu^  gegen  SBicliffe,  ber  in  einer  ßufdjrift  an  2öil()elm  ßourts  1 
nei),  ben  Sribifdjof  »on  ßanterbur^,  au6gebru(ft  wirb,  ©eine 
©Triften  waren  beS  geuer6  wertb-  3w6lf  Äefeereien  unb  jwolf 
Srrtbümer  bot  fte  au§  biefcn  ©d)riften  auSgejogen.  ©iefenbet 
fte  bem  grjbifcbof  ju,  um  feine  ©anction  auäjufprecben,  ba  bic 
Zutoxitat  ber  Uniöerfitdt  je^t  nid)t  öiet  me^r  gelte,    2)ie  Uni^ 
öerft'tdt  felbft  war  ben  ^rieperfürfien  febr  öerbdcl)tig.  2fuper 
^creforb,  2(ffbton  unb  9?eppi)nbon  botte  ber  ^rjbifcbof  nod(> 
mebrere  onbere  SDoctoren  in  8Scrbad)t  gebabt  unb  fie  genotbiget 
onjuerfennen,  baf  bie  wtcliffttifdjen  ©ö^e  Äe^ereien  waren.  ^) 
35iefe5  fcbeinet  baä  ße^te  gewefen  ju  fein,  waS  burd)  35robuns 
gen  unb  ©ewalt  ber  ©rjbifcbof  erreicben  fonnte.   ©o  nur  fann 
e§  gewonnen  werben  fein,   ©pdter,  im  Sabre  1406,  <ielltc  I 
bic  Unioerfttdt  ein   bodjfl  tf)xtwoUt^  Beugni^   für  2Bic(iffcl 
«u§.  3) 

verray  brede  and  sacramentaly  goddns  body  and  be  twe  [heretickes  that 
trowes  and  telles  that  this  sacrament  may  on  none  wyse  be  Goddus 
body.  1.  1.  pag.  2650. 

1)  Concilia  Mageae  Britanniae  III.  pag.  171. 

2)  S)er  Äanjter  SJfo()ert3ii)99C  unb  Stomas  Srigi^troetl  waren  auf  ber 
«r{i«n©t)nobe  üuüonbon  »om  ®rübifd)of  oon  dantcrburt)  iUi)tefcm;2(ncrtennts 
ni^  genütfeigt  rccrbcn.  Wulerbcm  rcaren  ber  Seijerei  ocrbat^ttg  Saurentiuö 
SBebemann,  "Petcr  ©ton«,  ber  ei|lerjtenfet  .^etnric^  Srumpc  unb  ber  €Qrs 
nicliter  Stephan  'potrington.  Concilia  Magnae  Britanniae  III,  pag.  159. 
167.  168. 

3)  Qnia  etiam  sagax  hnmanae  natarae  discretio  hominnm  cradelita- 
te  pensata  contra  blasphemantes  alternos  insultus  hnnc  modnm  referendi 
et  hnnc  clypenm  defensionis  institait,  nt,  cum  vocale  testimoniam  ubi- 
que  adesse  non  potest,  suppleat  calamas  per  scripturam,  Jiinc  est  qnod 
specialis  benevolentiae  anitnum ,  ac  teneritatis  coram  sapcr  Üniversitatis 
nostrae  qaondam  iiiio  Joanne  WicIilT  sacrac  Tbeologiae  professore  se« 
cundam  morain  snorum  exigentiani  possidentes ,  corde,  voce  et  scrip- 
tnra,  saas  conditiones  in  vita  laudabiles  fuisse  attestamar.  Cojas  morum 


I 


—   220  — 


darauf  iji  MeS  wieber  jliQ  öon.  ber  SSerfoIgung  bcr  Äet-- 
jev.  Sic  Umftanbe  (jflben  ftcl)  nod)  im  Saljre  1382  fef)r  ge» 
önbert.  2)a§  Parlament  i|t  im  Setober  wieber  jufammengej 
fommen.  25aä  untere  ^au§  t)at  bic  S5iU  nid^t  öngenommen, 
burcf)  tt)e(d)e  ^inf'erferung  ber  ^e^er  angeorbnet  unb  bem  ßr* 
meffen  ber  S3tfd)6fe  an{)etm  gegeben  wirb,  ju  bejlimmcn,  wa§ 
Äe^erei  fei.  Sa6  untere  ^auä  crljebt  Älage  über  ba6  fcnigs 
ltd)e  ebict.  9?td)arb  II.  wiberruft  e5.  £>tc  9Kacf)t  bcg  erjbi= 
fcbofg  bette  ölfo  nur  fel)r  furje  3eit  gewährt,  etwa  ein  IcjoXhti 
Sflb»^.  Tfuffallenb  bleibt  eä  aber  bod)  immer,  ba^  2Bi(betm 
ßourtnei)  biefc  Seit  bcnu^en  fonnte  gegen  .^ereforb,  '^fftjton  unb 
Sicppvnbon,  ba^  er  fte  nidjt  benuf^te  gegen  SBicliffe.  £)a§  ifl 
gewip  nid)t  anbcrä  ju  erflären,  alä  baß  er  e§  nicbt  fonnte.  Unb 
fragt  man,  warum  er  e§  nidjt  fonnte,  fo  mup  bie  3£ntwort 
fein,  weit  9?icl)arb  II.  nid;t  woüte,  bap  gerabe  SBicIiffe ,  ein 
SJfann,  ber  immer  gegen  ^apjl  unb  .Sirdje  für  baä  .R6nigt{)um 
ftanb ,  öerfotgt  werbe.  Unb  »tele  SorbS  badeten  wie  ber  .König. 
Änpgbton  jammert  barüber,  ba^  bie  SoUarben  »on  bieten  ^tX' 
gögen,  ©rafen  unb  8orb§  gefdjirmt  worben.^)  Unb  mit  biefem 
©d)irm  fdjeint  e§  feine  Sfid^tigfeit  ju  )^(Cotn. 

SBictiffe,  unentwürbtget  burd)  einen  SBiberruf,  mag  feinen 
SSerfotgern  au§  bem  SQ3ege  gegangen  unb  ftdb  auf  feine  Pfarre 
ju  ßutterwortt)  jurucf^ejogen  traben.  23ort  i|t  er  geblieben, 
aud)  nad)bem  bie  SSerfotgung  toorüber  war,  toielleidjt  allein  au5 
bem  ©runbc,  weit  er  bie  ^rcbigt  an  feine  ©emeine  für  feine 
erfle  unb  b^itigfie  ^fltd^t  anfaf)-   25er  ^rebigt  wibmcte  er  fid> 

honestatem  sententiaram  profunilitatem  et  redolentis  famae  saavitatem  ad 
communem  lidelium  notitiam  eo  ferventius  capinius  pervenire ,  quo  suae 
conversationis  inaturitas  ac  laborum  assiduitas  ad  Dei  laudem,  proxinio.. 
ram  salutem  ecclesiaeque  profectum  evidentius  tendere  dignoscatur.  Vo- 
bis igitur  jiatefacimus  per  praesentes ,  quod  ejus  cpnversatio  ab  annis 
teneris  in  tempus  sui  obitus  continuata,  sie  praeclara  exstitit  et  honesta, 
ut  nunquam  de  ipso  irretitio  vel  suspicionis  sinistrae  ac  infamiao  nota 
respersa  fuerat,  sed  in  respondendo,  legendo,  praedicando,  dcterniinando 
laudabiliter  se  Iiabnit ,  velut  üdei  fortis  athleta  singiUos  niendicitatc 
spontanca  Cliristi  religioncm  Llaspheinantes ,  sacrae  scripturae  sciitentiis 
catliolicc  expiignavit.  Testin-on.  Univers,  O.xon.  de  doctrina  et  vita 
Joann.  Wiclifl'e  apd.  Lewis,  pag.  305.  306. 

1)  Lewis.   The  life  and  suiferings,  pag.  92, 

2)  Knyghton.  de  eventib.  Angl,  pag,  2661. 


7- 


—   221  — 

bi6  jum  legten  Süage  feinet  2ebcn§.  Sie  Äran!^cit,  mld)t  if)m 
t>cn  3;ot)  gab,  fdjctnt  crfl  ganj  furje  Seit  üor  biefem  eingetreten 
ju  fein.  Sa^er  e§  unridjttg  i^  ju  fagen,  weil  SBiclijfe  franf 
geworben,  fo  l;abe  bic  Äivdjc  eä  nidjt  bcr  SSRü^e  weiter  für 
rvtrü)  gebalten  ,  i(;n  nod)  »erfolgen.  3fud)  bcn  franfen 
Äe^er  Rotten  fte  gern  öerbrannt,  wenn  fte  eä  nur  \)ermod)t 
fjdtten. 

'Küö)  war  JU  2utterwort()  2BicHffe  feineäwegeä  fiiU,  fon= 
i.  bern  ma^k  fidj  ben  ^rtefierfürften  fef}r  mi)l  bemerkbar,  dt 
fdjrieb  nod)  eine  SBibertegung  unb  Erläuterung  ber  ©a^c,  bie 
t^m  julef^t  üon  bcm  grjbifdjof  aB  Äe^ereien  <Sd)ulb  gegeben 
worben.  25abei  bel)anbelte  er  fie  obnc  alle  ©c^onung  unb  fögte 
ber  2Bclt,  bap  fie  fold^e  ©ä(je,  wie:  ©Ott  muffe  bem  Jleufet 
.ge^orfamen,  ttnb :  Äein  wcltlidjer  ^crr,  ber  eine  Sobfünbc 
begangen,  fei  ferner  ein  folcfjer,  i^m  ®d)ulb  gaben  falfd)  unb 
lügnerifd; ,  bamit  bie  ^rebigt  bcä  Göangclii  bem  weltlicben  ^er« 
rentl)um  wcrbddjtig  werben  follte.  2(ber,  fugt  er  l)in5U,  bie 
örmen  ^rebiger  bc§  @oangelium§,  bie  finb  e»  eben,  welche  bic 
Ttufftdnbc  gegen  bie  weltlidjeh  ^errcn  weljren  unb  bie  ruhige 
Untertbanenfcbaft  lehren.  ^)  Unb  bamit  gab  er  wiebev  ju  »er» 
lieben,  nid)t  ibr  fcib  eä,  bie  fo  wehren  unb  fo  lehren,  bie  ibv 
^  felbfi  bie  weltlichen  ^erren  fein  möcbtet.  Tlud)  bcn  »ierten  livi 
tiht  erläutert  er.  2fud)  ein  fünbiger  ^riefier  fonne  be^  @acra= 
menteS  wol)l  red)t  warten,  ba  er  baffelbe  nid)t  eingefeljt  i)übi. 
@ä  fomme  woi)l  benen  ju  ©ute,  bic  cä  genöffen,  iljm  felbfi 
ober,  bem  ©ünbcr,  gereicbe  e§  jur  SSerbammung. -) 

S)er  6rjbifd}of  üon  ßanterburt)  jwar,  welcher  um  bic^cit 
be§  Sübeä  2Bicliffe'5  mit  feinem  Äonig  wieber  in  einen  febc 
Ibcftigen  «Streit  »erwidelt  warb,  war  fiiU  geworben,  ober  bic 
Qtufmerffamfeit  beä  römifc^en  -Sifd^jofä  war  burd)  bie  englifdje 

1)  He  observes  that:  poor  priests  were  slandred  with  this  error, 
and  tliat  tliese  false  lessings  were  put  upon  tiiem  to  make  Lords  to  bäte 
tüem,  that  these  poor  priests  destroien  most  by  God's  law  rebelly  of 
servavts  agensts  Lords  and  Charge  servents  to  by  söget  to  Lords  by  ty- 
rants,  apd.  Lewis,  pag.  96. 

2)  Sophisters  shulden  know  well  that  a  cursed  mew  doth  fuUy  the 
sacraments  tho'  it  be  to  Iiis  damning,  for  they  ben  not  autoors  of  these 
sacraments,  but  God  Kepeth  that  divinlty  to  hiinself;  but  of  prayers  is 
al  the  contrary.   Lewis,  pag.  96. 


—   222  — 

Äe^cret  Aufgeregt  »orbeti.  ©ic  ^atte  fd)oti  eine  fef)r  bcbcnflidje 
©cfialt  gewonnen.  Äaum  fonnte  man  mit  jwel  SiReufdjen  re-- 
ben,  fagt  Jlnvgt)ton,  oljne  bafj  nid^t  ber  eine  ein  SOSicliffit  ge= 
luefen.  2(lfo  citirte  Urban  VI.  ben  SBicliffe  Bor  feinen  ©tut)! 
nadt)  9iom.  ^Der  ^ap(l  fd)eint  es  nid)t  gewagt  ju  ^aben,  »on 
bem  Äonig  9itd)arb  II.  9)?a^regetn  gegen  bie  Äe^er  ju  begeb» 
ren.  "^mi  Umftdnbe  fpredjen  bafür,  ba^  eine  foldje  6ttatir»n 
Wirfltd)  ergangen,  ßuerjt  ber  SSrief  2Bicliffe'ä  an  ben  ^ap\t  in 
cnglifdjer  ©prad^e,  welcber  nod)  »orbanben  tji  unb  in  bem 
ganj  unjweioeutig  »on  einer  fotdjen  ©tation  gefprodjen  wirb. 

25iefer  SSrief  tft  »on  bem  bocbften  Sntereffe.  @ern,  fdjreibt 
SBicliffe,  wollte  td)  meinen  ©lauben  »or  üEer  SBiSelt  offenbaren, 
gern  »ollte  xä)  e§  and)  »or  bem  ^a^)fte.  '^un  entroidfelt  et 
öber  bie  ©rünbc,  warum  er  niä)t  fommen  fönne,  unb  »ergibt 
bei  biefer  ©ntwicfelung  nidjt,  bem  ^opfle  einige  gute  ßet)ren 
gu  geben.  25aä  ©»angelium,  b^bt  er  an,  ftebt  über  allen  ans 
beren  ©efef^en,  unb  an  baffclbe  i(l  ganj  befonbcrä  ber  ^apjl 
gcbunben,  ba  er  ber  bödjftf  SSicar  ßbrifti  auf  örben  iff.  X)it 
©rope  aber  ber  (5d)iiler  (Sbtifii  «fi  nidjt  ju  meffen  nad)  tf)ret 
»eltlicben  3)?ad)t,  fonbern  barnad),  »ie  ft'e  bem  ^errn  folgen  im 
geben,  ^iefe  SßSenbung  war  eben  n\ä)t  fein,  benn  ft'e  fagte  bem 
^a^j!e  eigentlid),  ba^ber  ber  böd)fic  SSicar  6b"fti  Wh  ber  ba§  SBort 
beffclben  am  bejlen  erfülle,  ft'e  fagte,  bap  and)  er  allerbingS  eö  fei, 
wenn  er  biefe  S3ebingung  erfülle.  2)  25arauf  erlaubt  ftd)  fBU 
cliffe  eine  f leine  2fuäbeugunä,  bie  md)t  cigentlid)  jurSad^c  ges 
^)6rte.  Zn^  bem  ßoangelio  babc  er  and)  gefunben,  bap  &t)xU 
jtuö,  wie  er  auf  ©rben  gewanbelt,  ein  armer  Wlm^d)  gewefen, 
ber  nid)t§  ju  fdjaffen  gehabt  mit  bem  weltlidjen  .^errentbumc. 
2Clfo  möge  ber  ^ap^  and)  tbun  unb  allen  Älericern  baffelbe 
bringenb  anratben. 

g^ad)  biefem  guten  Siati)t  fommt  er  wieber  jur  <Ba^e.  2CuS 
bem  ©ttangelio  't)abt  er  weiter  gefunben,  baß  man  bem  ^apjlc 
nur  bann  ju  folgen  ^aht,  wenn  biefer  wieber  bem  ©»angelio 

1)  Snglifd)  bei  Lewis,  pag.  283.,  lateintfcb  6ct  Fox  commenlar«  rer. 
in  eccl.  gestar.  pag.  16. 

2)  Quicunqne  est  hnmilior,  ecciesiae  serritivior  et  in  amore  Christi 
qaoad  suam  ecclesiam  amativior^  ille  est  in  ecclesia  militante  major  et 
proximus  Christi  vicarius.  De  Simonia,  citirt  »on  ber  Unioerfitdt  O^s 
forb,  3a^r  1412.   Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  345. 


—  223  — 


folge.  Vlim  waxz  er  gern  nad)  9?om  gefommen ,  Wk  bie 
(5ad)e  bei  i^m  ollcm  gejianben,  aber  ©ott  t)«be  e§  anberä  ge- 
wollt unb  bcm  muffe  er  biencti. »)  ^ier  meint  SBictiffe  nicl;t§ 
2fnbere6,  alö  ba^  fein  ^rebigeramt,  ifjm  »on  ®ott  gegeben,  tbn 
feft()alte  in  ^nglanb.  @ä  iji  feine  t)eiligjle  W^M,  «  barf  fic 
nid)t  t)ernod)ldffigen ,  um  nacl?  9fom  ju  ge^en.  25er  S3rtef 
fd)Iiept  nun  mit  einer  ©rmabnung,  ba^  ber  ^npji  unb  feine 
Äarbinfli'e  mod^ten  naä)  bem  @t)rtngelio  (eben  unb  baä  (5oan= 
gelium  letjren.  ^Jlicljtä  beutet  barauf{)in,  ba^  Äonig  9?idjarb  II. 
eingegriffen  unb  2Bicliffe  t)abe  not^iigen  rcoUen,  md)  3?om 
au  geben. 

S5ie  SBenbung  ober,  wtidjt  SBicliffe  in  feinem  (Sdjreiben 
nimmt,  ift  feineöiregeö  eine  feige  2fu§fluct)t,  um  ber  ©efaljr  ju 
entgegen,  obwohl  e§  menfd)lid)  i|l,  nicl)t  bat)in  ju  geben,  »o 
man  wei^,  ba^  ber  SKob  wartet.  2Bicliffe  unb  feine  greunbc 
fd)einen  wegen  ber  ßitation  be§  ^apfieS  in  Unterbonblung  ge^ 
treten  ju  fein.  Q§  wirb  gefunben,  ba^  SBicliffe's  ^rebigt  in 
(5ngtanb  notbwenbig  fei.  2Cber  ein  2(nberer  t|l  weniger  bringenb 
nötbig  für  baö  8?etd)  ®otte§.  9licotau§  ^ereforb  foU  nad)  9?om  i 
geben,  um  bie  Cebre  ju  oertbeibigen  öor  bem  ^a;p|ie.  ©o  gro0  / 
ift  ibre  Eingebung,  ba^  fte  ben  a;ob  nicbt  fd^euen,  freiwillig, 
ungejwungen  fid)  Peüen  in  9iom,  fo  gro^  tfl  if)re  eüangelifdbc 
Einfalt,  baf  fte  meinen,  in  Süom  werbe  man  auf  bie  ®4)rift 
unb  auf  bie  2Babrbeit  adjten.  2)iefeS  if^  ber  jweite  Umjlanb, 
welcher  bafür  fpric^jt,  bag  toon  9iom  au§  eine  ©tation  ergans 
gen,  ba^  9Zicolau5  J^ereforb  bortbin  reijt.  25er  ©efd^id^tfcbrcis 
ber  berid)tet  bie  ©adje  bürr,  obne  Slebenumfidnbe.  2tber  man 
begriffe  mä)t,  wie  5WicoIauö  ^ereforb  barauf  gefommen,  naö) 
fRom  JU  geben  unb  feine  unb  2BicIiffe'§  8ebre  ju  »ertbeibigen, 
wenn  nicbt  eine  ßitation  be§  römifcben  ©tubteä  »orauägegans 
gen.  Sn  9?om  wirb  S^icolau^  »on  ^apft  unb  Äarbinaten  »ers 
bort  unb  natürlicb  »erbammt.  @ie  feigen  ibn  aber  nur  gefan* 
gen,  benn  fie  wagen  nid)t  ibn  ju  »erbrennen,  weil  fte  ben  Äos 
nig  9ticbarb  ju  erzürnen  furd^ten.  iRacbmalS,  alS  ba§  Solf  in 
dtom  ftdS?  gegen  Urban  em^jort  unb  bie  ©efangnijfe  aufgefd[)las 

1)  And  if  I  miglit  traveile  in  ray  own  persoon,  I  wolde  with  God's 
Will  go  to  the  pope,  But  Christ  has  nedid  me  to  tlie  contrary  and  taught 
me  more  obeis  tie  to  God  than  to  mon. 


—   224  — 


gen  werben,  ijl  S^icolnu^  frei  geworben  unb  nad;  ©nglanb  juj 
rücfgefel)rt.  i) 

SBtcliffe  aber  trat  auf  ber  SSüljne  bcr  Gretgntffc  niä)t  mU 
ttx  auf.  ©ein  geben  mag  ftill  unter  8el)ren  unb  'ä^rebigen  bal)in 
(jegangen  fein.  @ine§  Sageä,  ba  er  eben  prebigen  wollte,  er* 
griff  ii)n  eine  allgemeine  ^aralpfiä,  unb  balb  barauf  flarb  er 
im  Sal)re  1384.  @r  l;abe,  erjafjlen  bie  Sfomlinge,  <5erabe  ge- 
gen ben  Ijciligen  SSl)oma§  üon  S3ecfet  an  beffen  gejltagc  prebi= 
gen  wollen.  2)eäl)alb  l}abe  iljn  ©ott  geftraft.  2fucl>  fugte  man 
nocljmalä  unb  befdjwur  e§  felbft,  fd}on  jwet  Safere  »or  feinem 
5£obe  babe  er  bie  ©prad;e  verloren.  2lber  au§  Sßalfingf)am§ 
©rjdblung  ergiebt  ft'd}  flar,  bap  Äranfl)eit  unb  SSob  jiemlid) 
fd;neU  auf  einanber  folgten.  2) 

Sn  ben  legten  Si^bren  feineä  Sebenö,  in  ber  Surüdgejogenj 
l)eit  ju  Sutterwortl),  bat  SBicIiffe  auper  ber  Ueberfetjung  ber  i)d' 
Ilgen  ©cbrift  wabrfdjeinlid)  aud)  baö  berül)mteftc  unb  befanntefie 
feiner  SBerfe,  ben  Srialoguä,  »oUfnbet.  iDie  3a^t  ber  wicliffiJ 
tifd)en  @d)riften  tft  ungemein  grop  gewefen.')  ©ie  beflanben 
in  ^"»rebigten,  S^ractaten  über  einjelnc  ©egcnftdnbe  beä  ®tau= 
benä  unb  ber  Jtird)enbi§ciplin  unb  Erläuterungen  ber  S5üd)er 
ber  l)eiligcn  @d)rift.  ©ie  waren  tbeil§  lateinifd)  unb  tbeilä  in 
englifd)er  ©pracbe  gefd)rieben.  2)ie  cnglifd^en  ©d;riften  finb 
aucb  beäl)alb  wn  einem  großen  SBertbe,  weit  fie  in  ber  Seit 
gefd)ricben,  wo  bie  alte  angelfddjfifdje  ©prad;e  ftd)  in  bie  neuere 

1)  Knyghton.  de  eventib.  Angl.  pag.  2657. 

2)  Dum  in  Sanctiim  Tlioraam ,  ut  dicitar  eodem  die  in  saa  praedi- 
catione ,  quam  dicere  praeparaverat ,  actiones  et  blasphemias  vellet  evo- 
merc ,  repente  judicio  Dei  pcreussus  sensit  paralysin  omnia  mcmbra  saa 
gencraliter  invassisse.  Os  nempe ,  quod  contra  Deum  et  sanctos  ejas 
sive  sanctam  ccciesiam  ingentia  locutum  fuerat,  a  loco  suo  niiserabiliter 
distortum  liorrendum  cernentibus  spectaculum  exhibebat,  lingua  efl'ecta 
muta  confulendi  vel  testandi  copiam  denegabat,  caput  tremulum  maledi- 
ctionem,  quam  divinitus  in  Cayn  fulminaverat,  in  ipsum  latum  etiam 
patulo  denionstrabat.  Kt  ot  nulli  veniret  in  dubium  eum  Cayn  consor- 
tio  deputandum,  nt  ferunt  Iii ,  qui  aiTuerunt  morienti  per  signa  forinseca 
moricns  despcravit  et  quidcm  tutias  malitiae  saae  conclusio  talis  erat. 
Thom,  Waisingh.  Hist.  Angl.  pag.  312. 

3)  2)ae  a5crjcicl)ni^  bcr  iSct)nftcn  SIBtcliffe'ä  hn  Lewis,  the  life  and 
sufterings,  pag.  143—174.  ift  in  neuerer  Bcit  ncd)  öcn  Baber  Oci  öct 
ISlO  tviebcr  ^crau^ßCflc&cncn  SJBicliffifd^cnJöiOcliiOcrfcijung  ocrmcl)tt  rooröcn 


—   225  — 


cn9lifd)e  umbitbete.  «Seine  ©cfcrtften  in  ber  SSolBfpradje  wa~ 
ren  oon  einem  gropen  Hinflug  auf  baä  SSolf ,  barum  ben  Sib-- 
mtfd)en  ungemein  üerbo^t.^) 

äwei  Singe  finb  e§,  wetdje  SQSiclijfe  burd)  fein  Sebcn  unb 
feine  ©d)riften  butd)fül)ren  tooUte,  einen  reinen  eüangelifdjen 
©lauben  unb  eine  reinere,  mit  ben  SGBorten  unb  bem  ©eijie  ber 
©d)rift,  mti)t  atä  bic  jcitljerige  übercinfiimmcnbe,  «Drbnung  ber 
Äird^e.  2)eutlid)  fprid)t  e§  fid)  öul,  ba^  er  bie  9?cformotion 
in  einer  ganj  anberen  SBeife  f)erbeifij{)ren  wollte  bie  alten 
SBalbenfer.    25iefe  wollten  bic  r6mifd)e  bafcurd;  unters 

f)6^kn,  bap  fie  im  ©ttUen  baä  ©oangclium  ouöbreiteten  unter 
bem  SBolEe.  25ie[eä  follte  Qt^tn,  biä  bic  3eit  erfüllet  unb  bie 
3abl  ber  ©laubigen  fo  gejliegen  fei,  ba^  bie  pa:pijlifd)e  Äird)e 
»on  felbp  auffjoren  muffe.  SBicIiffe  will  feine  Sveformation  swac, 
ebenfalls  inncrlid)  begrünbcn  burd)  ä^erbreitung  beä  (Joangelii 
unter  bem  83olfc,  ober  e§  ifr  bie  n)eUlid)e  9J?ad)t,  ber  MbniQ 
anb  baä  ^^arlament,  t»on  benen  er  begehrt,  bap  fie  bie  Stefor» 
mation  gewifferma^en  gleid)  fertig  aufilellen  follten.  meint, 
man  bürfe  nur  für  ^rebiger  beä  ©cangelii  forgen  unb  bie  ins 
nerlidje  äBegrünbung  ber  SJeformation  unter  bem  SSolfe  rnüffe 
ftc^  bann  leid)t  unb  »on  [elbfi  ergeben. 

©ann  leud)tet  ein,  baf  feine  Sfeformation  bod)  eine  anbere 
tfl,  aB  bie  SBalbenfer  unb  5öie(c  »on  benen,  wcld^e  ßoUarben 
unb  feine  ©djülcr  genannt  würben,  fie  wollten.  £)bgleid)  audj 
SBicliffe  bie  9)?ajoritdt  ber  je^igen  ^rie(!crfd)aft  bie  ©öl^ne  beä 
2lntid)rijl§,  Die  romifd^e  Äird)c  eine  ©pnagoge  beä  @atanö 
nennt ,  bie  SRad)t  be5  Sacerbotit  unb  ber  .Rivd^e  »erwirft, 
weld)e  bie  Stomifdjen  bebaupten,  fo  fagt  er  bod)  nid)t,  bap  bi§ 
je^t  gar  feine  Äirdje  »orl^anben  gcwefen  fei,  bap  gar  fein  ©a; 
cramcnt  in  berfelben  redjt  »crwaltet  worben  fei,-)  wie  bie  2oU 
larben  gleid)  b?n  alten  SBalbenfern  meinten. 

1)  Non  contentas  Codices  latine  scrii)tos  de  sna  Iieresi  iniplevisse, 
etiam  ex  illis  commentarios  patria  lingua  conscriptos  fecit,  ut  etiam 
agrestes  inaleiicae  saperstitionis  peritos  redderet.  Certe  cum  non  fefel- 
lit  sua  opinio,  etiam  nunc  e  manibas  plebis  adferri  nequcunt.  Polydor. 
Vergil.  Hist.  Angl.  pag.  400. 

2)  SKcntgficiio  ließ  er  iai  noc^  probtcmcitifd).  ünbitare  debent  tide- 
les,  an  moderni  heretice  conficinnt  vel  rite  ordinant  vel  ministrant  alia 
sacranienta.   Quia  non  est  evidentia  qcod  Christus  assisiit  tali  pontifici 

U.  S^cÜ.  15 


—   226  — 

2)ie  romifdf^e  Äirdje  tft  einer  folcljen  Steinigung  faf)ig,  boft 
fte  eine  eüangelifd^e  unb  oipüfioltfdjc  tüerben  Eann.  SBicliffe  roill 
nidjt,  ba^  fid)  jmei  Äirdjen  entgegentreten  foUen,  fonbern  ba^ 
btc  gegenn?artige  bleibe  unb  von  ftd)  tf)ue,  toaS  in  fte  wibcr 
ba§  ßoangelium  eingefommen  fei.  Smar  rebet  er  immer  nur 
tton  ©nglonb,  aber  feine  Meinung  fdjeint  nidjt  geroefen  ju  fein, 
bap  ft^  eine  bcfonberc  englifdbe  JCirdje  bitben  folle.  Äirdje  tfl 
tt)m  bie  ®emetnfd)aft  aller  wahren  ©laubigen,  wo  fte  aud)  im; 
mer  ftnb.  <it  rebet  üon  ©nglanb  nur,  »eil  er  anbcrärco  nidjt 
trirfen  fann  aB  in  ßnglanb.  SBcil  er  eine  foldbe  Steformation 
mU  unb  eine  foldje  nur  für  moglicti  t)ält,  »crnjirft  er  mand)e 
Sebren  ber  iefeigen  Mixä)t  nid)t  gerabeljin,  obwohl  er  fie  ftdjt; 
bar  nicbt  für  eüangelifd)  t)ält. 

£)ffenbar  meint  er,  ^abt  man  nur  er|i  bie  ^crrfc^aft  bc§ 
oberjien  ©runbfa^eä,  bap  ba§  ©»angelium  2flle§  fei,  geironnen, 
fo  ttjerbe  ftd)  im  Saufe  ber  Seit  'oon  felbft  abtbun,  n»a§  roibcr 
baffelbe  fei.  JBiö  babin  möge  eö  getragen  werben,  rcenn  e6  an 
fi^  felbfl  gleichgültig  ijl  ober  wenn  man  eä  in  bem  ©otteäs 
oienjle  fo  mobiftciren  fann,  bap  e>3  gleichgültig  wirb.  Sarum 
glaubte  er  aud^  feine  ©runbfa^e  über  bie  ©djrift  ntd)t  oft  unb 
riebt  beutlid)  genug  au§fipred)en  ju  fonnen.  £)ie  ©cbrift  be§ 
neuen  S5unbe§,  »relclje  er  für  allentbalben  infpirirt  gehalten  ju 
baben  fdjeint,  ifi  üon  OTem,  waä  in  bem  ©tauben  unb  in  bem 
SJtenPe  beä  ßb^iften  fein  foll,  bie  alleinige  ©runblage;  eö  liegt 
ent»t>cber  auäbrüd'lid)  ober  ber  natürltd)cn  Folgerung  nad)  in 
i\)xJ)  3n  Wielen  2lu§brucfen  unb  2Benbungen  finbet  man  im* 
mer  biefelbe  SRadjtüoUfoirtmenbeit  ber  ©djrift  auögebrüdt.  X>k 
Äircbent>ater  finb  ju  beurtbeilen  nad)  ber  @d)rift,  bem  ^a:pjte 
unb  ben  ^rdlaten  tft  nur  ju  glauben,  »renn  fie  mit  ber  ©cbrift 
reben,  bie  ^riefter  follcn  nur  ba§  ©oangclium  :prebigen.  ift 
Äcljerei,  baoon  ju  fpredjen,  bap  eä  eine  2iutorität  ber  Äirdjc 
gdbc,  weldje  über  ober  neben  ber  @d)rift  fiünbe.-)  Unb  wenn 

propter  haec,  quod  tarn  hianter  super  illam  bostiam  sie  mt-ntitiir.  Arti- 
cuH  Joan.  Wiclylfe,  apd.  Brown.  Fascicul.  rer.  expetend.  et  fiigicnü. 
pag.  267.  unb  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  3J6. 

1)  Cum  omnis  veritas  sit  iti  scriptura  sacra  vel  exj)licite  vel  impli- 
cilc ,  patct  (juod  nulla  alia  scriptura  capit  auctoritatein  nisi  de  quanto  a 
scriptura  sacra  sit  derivata.    Trialog.  lib.  IV.  pag.  98. 

2)  The  dcvil  Satanas  castcti»  by  Antichrist  and  Iiis  wordly  false 


—   227  — 


ein  ©nget  vom  ^immel  l^erabpicge  unb  Ief)rtc  etwö»,  ba§  iiid)t 
in  bet  ©cfjrift,  fo  wärt  U)m  ntdjt  ju  glauben.  2)anim  meint 
er  nid}t  genug  barauf  bringen  5U  fonnen,  bafi  bie  ^auptpflicf)t 
be6  ^riefiertl;ume§  in  ber^rebigt  beftel^e  unb  bap  nidjtS  2(nbe= 
bere§  geprebiget  »erben  bürfe  olä  bie  reine  Sefjre  be§  ©üangelii. 

<So  ben  oberjien  ©runbfafe  feiner  9Jcformation  in  ber  25e= 
^auptung  ber  3(nüolI!ommen{)eit  unb  2(llgültt9feit  beä  ®e[e(je§ 
G{)rifli  aufpellenb,  weldjeöbaä  reinfle,  »oUfommcnfle  unb  l;üdE)pe 
©efe^  tfi,  wtlä)tä  gebad)t  werben  fann,  jerflürt  eraud)  bie  fas 
lf)olifd)e  3bee  öon  berÄird)c  alä  eincrwie  frei  unb  felbfr^anbig 
neben  bem^üangelio  fid)  bewegenben  Äraft,  tvdä)tx  bie  5J?ad)t 
einer  weiteren  2tuäbilbung  innewoljne.  ift  offenbar,  baf  er 
bie  neueren  SSrabitionen  »enrirft,  nur  bie  alten  unb  üd)t  apo- 
Oolifd)en  anerfennt,  unb  ber  Äirdje  bie  9}?ad?t  umjubilben,  trei; 
terjubilben,  abfpricbt.  ®ie  Ätrdje,  wetd^e  im  füt(;olifdjen 
©ppeme,  wenn  e§  bejicljen  foUte,  mit  5?ot()n>enbig!ctt  auf  bie 
^rdlaten  ft'virt  werben  mupte,  ift  iljm  bie  ©emeinfd^aft  ber  (Blau- 
bigen,  beren  ^aupt  allein  Sefuä  ßljrijluö  ift.  dx  nennt  e§  einen 
fe^r  fd)dblid)en  3rrt()um,  wenn  bie  ^rdlaten  unb  bie  ^riejicr 
in  einem  norjüglic^^en  (Sinne  bie  Äirdje  fein  woGten,  fd)on  be6= 
't)alb,  weil  baburdj  bie  ßaien  auf  bie  SSorflellung  gebrad)t  wer« 
ben  fonnten,  bap  bie®ebote  bcä  .^errn  für  fte  nii^t  in  bemfeU 
ben  SRaape  üerbinblid)  wären.-) 

Sm  firengen  ©egenfa^e  ju  ber  3Berf()eiligung  ber  M^olU 

Clerks  to  destroy  holy  writ,  and  Christen  mens  belief,  by  asserting  that 
the  churcli  is  of  more  autorJty  and  credence  tlien  is  any  gospel. 

1)  Omnes  humanae  traditiones  qiias  lex  evangelica  non  docet  face- 
re,  sunt  supcriluae  et  iniquae.  De  arte  sophistica,  cirirt  von  ber  ö.vfor; 
ber  UniocrfitQt,  Safir  1412.    Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag-.  347. 

Nescio  excusare  peccala  sanctoruir,  qui  traditiones  illas  invenerant, 
cum  melius  occuparetor  ecclesia  ac  devotius  Denm  coloret  libere  ser- 
vando  consuetudines  Apostolicas.  Ad  argumenta  Monaclii  de  Salley.  1.  1. 
pag.  349. 

2)  When  men  speken  of  hoty  cliurcb  they  nnterstonden  prelates  and 
priests,  monks,  cannons  and  freres  and  all  men  that  have  crowns  Iho' 
they  liven  never  so  cnrsedly  agenst  God's  law ,  and  clepen  not  ne  hol  - 
den sccular  men  of  holy  church  tlio  they  liven  never  so  truly  after  God's 
law,  and  enden  in  perfect  charity.  Bat  nethlcss  .ill  that  shullen  be  sa- 
ved  in  bli  m  ot  heaven  ben  membres  of  holy  church.  apd.  Lewis,  p.  126. 

15» 


—   228  — 


(d)eij  Ätid^e  beru()et  i\)m  Ulltä  (luf  bcm  ©laubcn , ')  ber  ©nabe 
©otteö,  bcm  geben  unb  bcm  58erf6f)nung5tobe  be§  ßrlöferS, 
otjne  welclje  bic  SSergebung  ber  ©ünbc  nid^t  gewonnen  werben 
fann.-)  ®er  ©laube,  bfl§  fromme  ©cbet,  baS  redete  geben 
finb  unenblidj  beffec  bicfer  dupevltdje  ^ienp.  ijt  bejjer, 
/  md)t  ju  funbtgcn  ö(ä  ju  fapen.  25ie  ^ilgerf(if)rten  mog  man 
mi)l  gcfiatten,  aber  wenn  baö  SSolf  babei  fein  SSertröuen  auf 
falte  unb  tobte  S5i(bcr  jlellt,  fo  t(i  e6  eine  offenbare  "Kb^bttt^ 
rei.3)  2)ie  Snterceffton  ber  ^eiligen  t)at  er  gdnjlid)  »erworfcn. 
©ie  (jaben  feinen  ©nabenfcf^afe  übrig  gelaffen,  wclcljer  berÄird;e 
JU  öert()cilen  fd.  *)  äwar  füt)rt  Soljanneö  üon  ^rjibram ,  um 
JU  beweifcn,  ba^  SBictiffc  bie  Snterceffton  nodj)  angenommen 
au6  bem  scrmo  de  assuinptione  beatae  virginis  eine  ©teUc, 
nad)  wefdjer  er  ganj  unjweibeutig  bie  2e|)re  von  ber  SKadjt  ber 
Snterceffion  9)?arien§  au§fprid)t.  3(ber  wenn  bicfe  ©teile  dd)t 
ifi,  fo  mu^  jene  2teu^erung  in  eine  fel)r  früljc  Seit  fallen  unb 
SBtctiffe  mit  ber  fteigenben  ©rfenntni^  feine  9}?einung  gdnjlicl) 
gednbert  f)aben.  25cnn  nadjmolä  verwirft  er  bie  £el)re  »on  bee 
Snterceffion  (iarf  unb  auöbrudlid).  (Sö  giebt  nur  einen  WitU 
ler,  wclttjer  anjubeten  ifi,  ben  ^errn  unb  .l^cilanb.  £)ie  ^ci= 
ligen  ft'nb  nur  ju  loben,  wenn  unb  wo  fie  6^riftu§  nad)geaf)mt 
t)abcn.  Sn  blefem  galle  mag  ber  Q.t)u^  allerbingä  auf  it)x  geben 
fd)auen  unb  fid>  an  bemfelbcn  erbauen.  2)ie  Äirc^e  ruft  aud) 
etgentlid)  in  ben  ^eiligen  nur  ©ott  unb  (Sl)rijlu#  an.  SBo  gei 
funben  wirb,  ba^  bei  ben  geften  ber  ^eiligen  etwaS  2lnbereS 

1)  The  ground  of  al  goodness  is  stidefast  feith  eitlier  believe. 

2)  Non  potest  fieri  satisfactio  pro  peccato  nisi  per  mortem  Christi. 
Trlal.  IIb.  IV.  pag.  118. 

3)  Tliough  it  mygte  be  suffrid  that  sike  men  go  a  pilrimage  in  the 
lewme  in  visitynge  the  placis  of  Seyntis  to  eschewe  synnis  and  to  geve 
god  is  to  nedi  nieD^  so  that  they  sette  not  Lope  of  helthe  in  tlie  forfeid 
ymagis.  Articles,  apd.  Lewis,  pag.  350. 

4)  It  is  never  taagbt  in  all  the  gospel,  that  saints  diden  niore  holy 
merits  than  were  nedefut  for  their  own  bliss.  Of  prelates ,  apd.  Lewis, 
pag.  124. 

5)  Quod  si  isti  heretici  nolunt  credere,  saltem  credant  Joanni  Wi- 
cleph,  magistro  eoram,  in  quodam  sermone  de  assumptione  Mariae,  sie 
dicenti.  Hic  videtar  mihi,  'jnod  impossibile  est  nos  praemiari  sine  Ma- 
riae saifragio.   Joannis  de  Przibram  üb.  cont.  novas  sectas,  pag.  513. 


—    229  — 


Borgeftt,  bo  foHte  man  jie  liebet  öbfdjaffen  unb  nur  bic  %t^t 
(S^rtili  beibct)aUcn. ') 

Snbeffen  glaubt  2Bicltffe  ftd^tbar  mit  einer  öotitd)ti9en  SJücf; 
fid)t  auf  eingetüurjelte  SJleinungen  be§  2Solfe§  üerfa(>ren  ju  müfs 
fen.  25en  SSilbem  felb|t,  »elcbe  bie  ^eiligen  barftellen,  tann 
ein  gewiffer  Stenft  genjibmet  »erben,  weil  jte  bicfelbcn  bars 
fiellen  unb  rccil  fie  rote  ein  Sßui)  finb  für  unnjififenbe  geutc. 
S)od)  foUen  fte  nid)t  V)eret)rt  werben  wie  ö^riftuo  unb  bie  ^ei; 
ligen  felbjl.  ^)  2!)iefe  2teu^crung,  welche  mit  benen,  bie  im 
Srialoguä  entf)alten  finb,  nicf)t  in  rcd)ter  Harmonie  jtefjen, 
fdjeint,  wenn  fie  nid)t  etwa  ebenfaUä  ou§  einer  früberen  3eit 
jfammt,  bafür  fprec^en,  bo^  SBicliffe  tjor  ber  ^anb  eine  ge^ 
wiffe  S3eref)rung  ber  .^eiligen  beibebalten  wiffen  wolle,  bi§  baö 
SSolf,  reit  unb  burcbauä  i)ek\)xt  im  ©oangelio,  biefelbc  öon 
febjt  fallm  laff^-.  ©onfl  fpridjt  et  fid)  immer  bafiir  auä,  baf 
bie  ganje  9JJü|Te  bet  detemonicn,  SBeil)ungen,  SBrbmungcn, 
Umgänge  unb  ©efänge,  weld;*e  ta§  ©üangelium  übertönten, 
duS  bet  ÄirclK  getban  werben  müßten.  3)  Sen  ©lauben  an 
ba§  ^urgatorium  f^eint  SBicli|[e  ebcnfoHö  nod)  fejtgebalten  ju 
büben,*)  unb  wir  wiffen  nidit,  ob  er  es  in  einem  l)6i)eren  unb 

1)  Foret  expediens  Christnm  singulariter  inter  homines  adorarCj 
qaia  ipse  est  mediator,  intercessor  optimus,  paratissimns  et  benignissi- 
nius  ratione  charitatis  et  misericordiae  intinitae.  Stultus  ergo  foret,  qai 
alhim  intercossorem  iiqnireret ,  qnia  propositis  dnobus  eligibilibas^  qui 
minns  eligibile  sine  causa  praepontret^  foret  stultos.  Cbr'stiis  enim  est 
icmper  viyens  apud  patrein,  ünde  non  oportet  ad  captandom  ejus  col- 
loquiura^  sanctos  alios  mediarc. 

Miilti  putant  proJesse  ecciesiac,  qnod  cessantibus  istis  omnibus  fe- 
stivitatibus  sanctorum,  solum  Christi  festivitcs  observetur,  quia  tunc 
Christi  memoria  recentius  haberetiir  et  plebis  devotio  non  sie  in  membra 
Christi  indcbite  spargeretor.    Trialog.  üb.  III.  pag.  95,  96 

2)  Thoog  jmagis  moun  be  worsliipped  in  a  manere  as  for  signis  of 
seyntis  or  as  bolas  of  lewid  ucn,  oi  as  a  wyfe  kepith  cherli  the  kyng 
of  hir  «eddinge  iur  loTe  of  hir  busbonde«  Nevertheles  (o  worsliippc 
Üiem  as  Christ  or  bis  seyntis  is  op«  n  Idolatrie. 

3)  Of  prelates ,  apd.  Lewis,  pag.  133. 

4)  Christis  Cliirche  is  Iiis  spouse  that  hath  Ihree  parties ;  the  first 
part  is  in  hliess  with  Christ  and  conteyned  uungels  and  blessed  men  that 
now  be  m  hevehe;  the  secunde  part  of  the  ehurche  by  seyntis  in  pur- 
gatoric  and  these  syncn  not  of  newe  bot  purge  theiroldsjnnes.  apd.  Le- 
vis, pag.  152.  Siud)  im  Trialog.  üb.  IV.  pag.  159.  ijt  ico  ^purgQtoriuui 
oiwtfonnt. 


—   230  — 


geifiigmn  ©inne  auffaßte,  ülä  e§  \>on  bei  Äirdje  gefd^a^,  obs 
wof)(  fid}  btefeä  nadt)  ber  '^(nafogtc  feiner  übrigen  ßebren  »er» 
mutben  läpt.  2)a  mon  üllentbalben  ba»  ©treben  bemevEt,  ntcbt§ 
jujulöjTen,  waä  in  ber  ©c^rift  nicl)t  begvünbet  fei,  ba  er  ober 
bod)  nocb  mancbeä  flehen  (äffen  ju  muffen  glaubt  um  ber 
(3d)wacl)en  wiEen,  bl5  bie  Seit  ber  ©tdrfe  gefommen  fei,  fo 
fud)t  er  offenbar  ben  ^rcbigern  an  bie  ^anb  ju  geben,  »ie  fie 
fid)  über  foldje  ©inge  auäbrüden  müßten,  bamit  baä  SSolE  ber» 
einjt  felblt  faUen  laffe,  tion  bem  eä  bie  SBebeutungSloftgfeit  er^ 
fennen  (ernen. 

^cin  fielet,  ba^  nad)  2Bidiffe'§  ©cbanfen  bie  SKeforma« 
tion  langfam  auffdjreiten  foU.  SSor  ber  ^anb  foU  fie  nur  bic 
^6()en  ber  Wi^btmä)i  binwegnebmen,  baä  Uebrige  wirb  bann 
öon  felbfl  nad)folgen.  3»  berfelben  SBeife,  wie  oon  ben  ^eili« 
gen,  ben  Jßilbern  unb  bem  gegefeuer,  rebet  er  auä)  von  ben 
fieben  ©acramenten  in  ber  fotbolifdjen  Äird^e.  dx  erfennt  ft'e 
nidjt  alle  an  alö  in  ber  ©djrift  begrünbet.  @r  bot  biefe§  unb 
iene§  auäjufiellen  an  bencn,  roelcbe  er  im  ^rincip  anerfennt. 
3tber  er  verwirft  fie  nicbt  gerabc^in  unb  meinet  offenbar  »iebcs 
rum ,  bap  man  fie  bulben  fonne ,  bi§  bie  eüangelifd)e  ©infic^t 
ber  SBelt  t)oi)ix  geflicgen. 

2)ie  8ef)re  von  ben  ©acramenten  wirb  befonber§  im  S^rtas 
loguä  abgebanbelt.  9Zur  in  ber  jweiten  ^alfte  biefeä  2BerfeS 
üon  ber  9J?itte  be5  britten  SSud^cä  an  fprid)t  Sffiicliffe  alä  Sin 
fovmator  ber  Äirdje.  25er  Strialoguä  ift  ein  ©efpräd)  jroifd)en 
brei  fingirten  ^erfonen,  "iditbeia,  ^feubiö  unb  ^b>^oneftä.  2)ie 
erflcre  jtellt  bie  2)iöputationSmaterie  aüf,  bie  britte  giebt  bic 
"Kntrooxtj  bie  gntfdbetbung,  bie  SO?einung  beä  S3crfaffer§,  ^\tü: 
biä  maä)t  bie  (Einwürfe,  weldje  gewöbnlid)  wieber  öon  bec 
^bronefiS  wiberlegt  werben.  2)ie  S3ebanblung§weifc  ber  aufge» 
(iellten  ©egenfldnbe  i)t  bie  fd)ola]lifd)e.  S)ie  ©prad)e  ift  fdjwer 
unb  fd)wülflig,  bie  JBebanblung  bunfel  unb  »erworren.  25ie 
@abe  einer  1:)tittxen,  frdftigen  unb  flaren  25arfiellung  fdbeint 
5ffiicliffe  überbauet  ntcbt  befeffen  ju  baben.  25a§  3fufftnbcn  be§ 
©inneö  ifl  oft  ungemein  fdjwer  obne  fid)  burd)  überrafd)enbe 
SBabrbeit  unb  ÄrdfttgEeit  ber  ©ebanfen  be§  SScrfafferä  befon» 
berö  ju  lobnen.  Sn  bem  crften  Sfjcile  biefes  SBerfes  bebanbelt 
SBicliffe  pbil'^fopbifc^)^  unb  religiofe  ©cgenjlänbe  fo,  bap  fie  ibn 
in  feinen  Gonflict  mit  ber  ^xxö)t  bringen.    2)a0  crjic  fdüd) 


—   231  — 


f)anMt  wn  ®ott  unb  feinen  ^igcnfdjöften.  35er  SnfjaU  be§ 
gweitcn  ift  feljr  manm,qfaltig  unb  bic  ©egenjtanbe  jieljen  otjnc 
eine  redete  »crbinbenbe  Srbnung  neben  einanber.  @S  wirb  l)ier 
bic  SRaterie  üon  ber  SBelt  unb  ber  ©djöpfung,  ber  ©eele  unb 
ben  intectuellen  Gräften  beä  SOZenfdtjen,  bie  8el)re  »on  ben  Qn- 
geln,  üon  bem  ^immet  unb  feinen  SSi^eiten  ab9ef)anbelt.  S)a§ 
britte  S3ud)  i^anbelt  öon  ben  Sugcnben  be§  !Wenfcl)en  unb  üon 
ben  ßafiern,  roobei  bie  ©prad^e  immer  büvr  unb  fd)o(aftifd), 
oi)m  @r{)ebung  unb  oi)m  SSegeifterung  bleibt,  gerner  (;anbelt 
biefeä  britte  Sßüä)  üon  ber  Sncarnotion  unb  »on  ber  ©rbfünbe. 
©egen  ba§  @nbe  biefeä  Jßud;eä  tritt  ber  Sieformator  berÄirdje 
^crooc,  inbem  bic  Sc{)re  »om  SSerbienfic  (5f)rifli  unb  feinem 
5Kitttevamtc  ben  SSerfoffer  auf  ben  35icnft  ber  ^eiligen  füf)rte. 

@§  i|t  Äird)enlet;re,  rceldje  ber  SSerfaffer  üortrdgt.  Zhtx  mä) 
SBeife  ber  @d;olafiifer  »erliert  er  fid)  in  bem  <Stxthcn ,  eine 
9Renge  müf  ige  unb  unnü^e  fragen  nufjulöfen  unb  Singe  entfc^ei-- 
ben  ju  wollen ,  bie  über  ber  (5ntfd}eibung  beä  SKenfdfjen  {)inou§ 
liegen.  SSBicliffe  fd)eint  e§  aud)  ju  füllen,  ba^  er  mit  foldjcn 
Unterfudjungen  ftc^  auf  einem  ©ebietc  beroege,  ouf  bem  er  ftd) 
gar  nidjt  bewegen  follte.*)  "Kud)  ^proteftiit  er,  ba^  er  fold;e 
gragen  mä)t  in  le^ter  ^nfianj  entfdjeiben  wolle,  fonbcm  im 
SSorauö  jurücfneljme,  waö  etwa  wtber  ben  red)ten  ©tauben 
fei.^)  ©oldje  müßige  Unterfud)ungen  ftnben  ftd)  befonberä 
bdupg  in  bem  erpcn  S5ud)e.  £)b  ©ott  »erflehen  fonne,  wa6 
feiner  Statur  nad)  nid)t  »crpanben  werben  fonne,  ob  ©ott  ein 
Xi)kr  werben  fonnc,  wenn  er  eö  woHe,  unb  d()nlid;e  £)inge.^) 
25abei  entfd)lüpfen  t^m  2lu§brü(fc  unb  2Benbungcn,  bie,  befon^ 
berä  wenn  man  fie  auä  allem  3ufammen|)ünge  berauSriß,  in 
gro^e  Äefeereien  umgewanbelt  werben  fonnten.  X>it  römifdje 
Äird)e  l^at  bicfeä  reblid)  getban,  nid)t  weit  ftc  glaubte,  ba^  bie 
©djulb  gegebenen  Äe^ereien  SBicliffc  wtrflid)  gehabt,  fonbcrti 

1)  Scio,  qaod  saepe  lapsus  sum  in  altitudinc  niaris,  raiilta  balbu- 
tiens  qiiac  non  valai  clare  fuiidare,  et  in  aliqnibus  est  illud  facilius,  in 
aliis  aiitem  difKcilias.    Trialog.  IIb.  I,  pag.  16. 

Vellern  libenter  abbreviare  ragationem  infractuosam  et  eligere  difti_ 
cultates  plus  utiles  ad  tractandum.    Trialog.  Üb.  III.  pag.  58. 

2)  Paratus  tarnen  Semper  suui  revocare,  qoidquid  dixera,  qnod  sit 
contrariiim  veritati.    Trialog.  lib.  I.  pag.  16. 

3)  Trialog.  lib.  I.  pag,  16.  UI.  pag.  91. 


—   232  — 


weil  eä  if)r  barum  ju  t{)un  war,  bie  Äcfäcrcien  gegen  bie  mlU 
üd)t  3?Jacl)t  bcr  ^riefier,  bte  Äefeerei  wegen  ©infütjrung  einet 
anbern  et>angclifd)en  '5)rie|terfd)üft,  bie  bei  aUen  gaien  leidjt  groge§ 
a5ei)n9cn  ftnben  fonnten,  ntdjt  fo  nacfenb  unb  allein  bajte^en 
ju  latJcn,  fonbem  noä)  etraaä  red)t  ©rimmigeä  baneben  ju  jtcU 
Icn,  boä  einen  tiefen  ginbru(f  ouf  bie  gaien  machen  fonnte. 
(So  laffen  fte  eö  unbeadjtet,  ba^  SBicliffe  bie  uneingefdjrdnftefic 
Ömnipotenj  ©otteö  lel)rt,  unb  reiben  einjelne  ©ä/^e  auö  bem 
3ufömmen^ange  ^erauä,  au§  benen  l)etüorgel)en  foU,  ba^  bic 
ZÜmaä)t  ©otte^  von  iljm  geläugnet  tvorben  [ei.  ^)  ijl  je^ 
bod)  nidjt  in  2£brebe  ju  ftellen,  baf  SBicliffc  burd)  ba§  ©tre» 
ben,  2)inge  ju  ergrünben,  n)eld;e  nict)t  mcl)r  ju  ergrünben  finb 
unb  burcl)  'ilufpellung  [cttfamer  unb  einen  2Biberfpruct)  in  fid> 
[elbjt  cntöaltenber  ©di^e  feinen  ©egnern  SSeronlaffung  gab  p 
fagen,  fte  fagtcn.  ^oä)  tvax  fein  SSerfal)rcn  ganj  in 
ber  Sßeife  ber  (Sdjolojlif  bet  bamaligen  ^tit.  9Kc^r  ifl  über 
biefe  ©pi^finbigfeiten  ju  fagen  nicl)t  9?otl). 

Sn  bem  vierten  SSucl)e  beä  Srialoguö  abev  bcl)anbelt  SQ3i« 
cliffe  bie  ficben  ©acramente  ber  römifdjen  ^ird^e.  3uer)l  unb 
am  au§fül)rlid)ften  baä  ©acramcnt  be§  "illtarä.  (5r  fragt  bic 
ßel)re  üor,  bie  bereits  bargefteüt  ijt.  Unb  eS  ift  nur  nod)  ju 
bemerfen,  bafi  er  bie  2fboration  beä  ©acramenteä  nod)  jugelafs 
fen,^)  ba§  £)v»fer  ber  SKeffe  aber  »erworfen.  Dann  Ijanbelt  er 
t>on  bem  ©acrament  ber  5£aufe.  Slur  baö  2(euperlid)e  beä  ©a» 

1)  }.33,Deus  nihil  potest  annihilare.  Deuf  non  est  alicujas  potentiae 
intensive.  Articuli  Joann.  Wicliff.  Brown.  Fascicul.  rar.  expet.  et  fu- 
giend.  pag.  266. 

2)  Sffiic  bte  ©a^c,  aui  benen  bte  Äe|etei  ü6et  ba«  gatum  gejcgen 
tvotbcn  ift.  Quantum  ad  libertatem  divinae  potentiae  patet,  quod  est 
sanime  libera  et  tarnen  quidqnid  facit  necessario  eveniat,  sicut  Dcus 
pater  summe  libere  produr.it  lilium  et  tarnen  necessario  absolute.  Tria- 
log.  Üb.  I.  pag.  17. 

Ex  ista  radice  pallulant  nimis  multae  varietates  erroris.  Nam 
seota  iio.stra  adorat  sacrainentum,  non  ut  panis  aut  vini  substantiam,  sed 
nt  corpus  Christi  et  sanguinem.  Sed  secta  cultorum  accidentium ,  ut 
rre<lo,  adorat  lioc  sacramentuni  non  ut  est  accidens  sine  snbjecto',  sed 
•it  est  Signum  sacramentalc  corporis  Christi  et  sanguinis.  Signa  autem 
chUiis  sui  ostendiint,  luod  adoraiit  crucem  et  alias  imagines,  quae  ha- 
bent  minorem  ratiunum  adorationis ,  quam  hoc  vcneiabile  sacrameiitam. 
Conffssio  Mag.  Juann.  Wycljfl'. 


—   233  — 


cramenteS  tfjeilet  ber  ^ricfler  mit,  bie  ©nabe  fommt  öon  bem 
,^errn.  £)b  ungctaitfte  Äinbcv  feltg  werben  fonnten,  baS  wiU 
er  nid)t  cnti'rf)ciDcn,  ba  feine  Sinftd^t  nidbt  fo  weit  tctdjc.  (5S 
fei  aber  ju  glauben,  bap,  n)a§  ®ott  tl)ue,  gerect)t  fein  »erbe. 
Unter  feinen  Äe^ereien  wirb  eä  nun  mit  aufgeführt,  bop  er  bie 
für  tl)6rid)t  erflart,  welcbc  biefc  Srage  mit  SSejlimmtbeit  ent* 
fdjieben,  ba  fie  e§  bod)  nicl)t  triffen  fonnten.i)  SSom  ©acros 
mente  ber  (Sonftrmation  glaubt  er  nicfct,  bag  eä  auf  bie  (Sd)rift 
gegrünbet  fei,  audj  i)ait  er  baffelbe  für  nid)t  not{)n?enbig  jur 
©eligfeit.  ©benfaUä  meint  er  nid)t,  bofi  e§  bie  S5ifd)6fe  allein 
ertbeilcn  fonnten.  ^)  @r  werwirft  aber  aud)  biefeä  ©acrament 
nicbt,  obwobl  er  e§  nidjt  in  ber  ©cbrift  begrünbet  ft'nbet,  fidjts 
bar  njeil  feine  Sieformation  nur  bie  2)inge  \)invot$xaurmn  will, 
bie  binttJcg^ur^ufiien  unumgängticf)  'Sloti). 

S'aä  ©acramcntum  S)rbini§  Berwirft  er  ebenfalls  nid)t.  3)ie 
?)riefterfdbaft  war  angeorbnet  »on  ©Ott.  £)ie  ^rieflcr  foUten 
on  bie  ©teile  ber  2tpo|tet  unb  ber  @cl)üler  treten. ')  2lber  in 
ber  primitiven  Äird}e  gab  es  nur  jwei  ^)riejlerlicl)e  Srbnungen, 
bie  ^reSb-oter  unb  bie  X)iaconen.  2)aä  wettlidje  S3i6tf)um  ift 
eine  neuere  ©rfinbung  be§  2lnticbriftä.  *)  2iuf  bie  dufevlidjc 
§)riefterweit)e  giebt  Söicliffe  ftcbtbar  aud?  nicbt  »iel.  2)ie  ^au^U 
yflicbt  bc§  d)vifttid)en  ^riefier§  ifl  bie  ^rebigt.  £)iefer  muffen 
olle  2)inge  nad)(lel)en;  wollte  einer  ber  ie^igen  23ifd)6fe  einem 
^rebiger  bie  SBeibe  oerweigern,  fo  mag  er  prebigcn  obnebicfe^) 
©eine  2lnforberungen  an  ben  priejlerlidjen  ©tanb  ftnb  febr  i)o<i)' 
gejtellt.  ©in  d)riillid?er  ^riepcr  follte  leben  wie  ein  gngel. 
©ie  foUen  aud)  in  ber  3lrmutb  bem  ^etrn  folgen  unb  barin, 
bog  fie  um  weftlidbe  2)inge  ftd)  nidjt  fümmern. ')  SSie  weit 
t)ier  ber  ^Begriff  'Ärmutb  ftd)  erftreifen  follte,  fagt  er  nidjt. 

1)  Trialog.  lib.  III.  pag.  120.    Articnli  apd.  Brown,  pag.  269. 

2)  Trialog.  lib.  IV.  pag.  123. 

3)  Prt'lates  andspriests  ordeyned  ofGod  comen  in  the  stead  of  Apo- 
stles  and  disci|>les,  and  Christ  ordeined  Priesthood.    Lewis  pag.  129. 

4)  Trialog.  lih.  IV.  pag.  124  —  132. 

5)  Wliy  poor  priests  have  no  benefice.  apd.  Lewis,  pag.  295. 

6)  Also  then  (ifcnii  fie  fid)  bc»  S25clt(tcl)cn  cnt[c^(iigcn)  slmlden  priests 
live  like  to  en  angel,  as  tliey  been  angels  of  ol'fices,  wlire  they  liven  now 
as  Swine  in  Itesldy  lusts.  Wby  poor  priests  have  no  benelice.  apd.  Le- 
wis, pag.  297. 

7)  Trialog.  lib.  IV.  pag.  128. 


—   234  — 


Qt  w'xU  woi)l  weiter  mdE)t§  fagen  öl§,  ttjenn  i^v  SZafjtung  unb 
Mkibtx  \)a%  fo  laffet  eud)  genügen.  *)  25er  ^rfejler  foUte  ntdf^t 
trad)ten  mä)  ben  9{etd()tf)ümern  biefer  SCBelt.^)  £)af  alle  Tins 
füljrungen  fo  »erfianben  irerben  muffen,  baö  geljet  fd)on  bör^ 
au§  l)ereor,  bap  er  bie  (5l)c  bcr  ^riefter  für  julaffig  Ijielt. ') 
25ie  ^rteper  ober  »telmel)r  bie  ^rebiger  follten  bie  3e()nten  ems 
^fangen.  2)te  3el)nten  finb  jwar  ein  2llmofen,  aber  e§  ifl  eine 
^flic^t  bc§  ©laubigen  fte  ju  geben.  S^ur  bem  unwürbigen  ^rie; 
^fler  unb  jumal  bem,  n)eld)er  nidjt  ^rebigt,  fönnen  fie  üorents 
'i)aUtn  werben.*)  Sn  rein  weltlichen  ©od)cn  Ijatte  ber  Äonig 
©emalt  unb  3uri§bictton  über  bie  ^rtcfler,  wie  über  anbere 
fKenfdjen.  5)  3jl  ber  ^apjl  ber  SSicar  6()ri|li  auf  ©rbcn,  fo 
tfi  ber  Äonig.ber  SSicar  ©otteS.e)  25a§  ^apfltbum  fd^einet 
SBicliffe  jute^t  mit  unter  bie  neue  (5rfinbung  be§  S5i6t()ume§ 
geredjnet  unb  für  ganj  entbebrlidj)  angefel)en  ju  l)aben. ')  25ic 
ganje  duperli^,  grobftnnlidj  aufgefaßte  ^a<i)t  be§  ^)riejlerlid)en 

1)  9Hco(quS  ^ercforb  lc£)rtc:  nulli  viti  ecclesiastici  pIns  habere  de- 
bent,  quam  nudum  dictum  et  vestitüin.  Knygliton.  de  eventib.  Angl, 
pag.  2658. 

2)  Omnes  cliristiani  sacerdotes  tenentur  imitari  Chr!$tani  in  specie 
altissiraae  paupertatis  et  per  consequens  omneni  dominatioaeni  pro  suo 
perpetuo  abdicare. 

Omnes  puri  clerici  debent  esse  pauperes  evangelici  in  specie  altis- 
simae  puritatis,  quia  debent  rennntiare  omni  proprietati  civili  pro  sdo 
perpetuo.  De  arte  sophistica,  citirt  t>en  !?er  Uni'ocififdt  Üjrfüvb,  3a^r 
1412.    Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  347. 

3)  God  ordained  priests  in  tlie  old  law  to  have  wiwes,  and  neyer 
forbid  it  in  the  new  law,  neither  by  Christ  ne  by  InsApostles,  but  fatber 
approved  it.    Order  of  priest  hood.  apd.  Lewis,  pag.  135. 

4)  Of  Clerks  possessiones.  apd.  Lewis,  pag.  121. 

5)  The  more  tlian  a  sin  is,  the  more  owen  Lords  to  punish  it. 
But  the  sins  of  Clerks  is  more  tlicn  the  sin  of  other  nien,  then  Lords 
Owen  more  to  punish  sin  ot  Clerks  then  the  sin  of  other  men.  Of  ser- 
vants  and  Lords,   apd.  Lewis,  pag.  126. 

6)  liüd)  übet  bie  Äird)e  \db\i  r^umt  er  ,bcr  t»eltlicl)cn  OTad^t  einig« 
©ctucilt  dn.  In  adulterio  heresi  et  quolibet  tali  possnnt  judices  secula- 
res  cognoscere.  De  arte  sophistica,  citirt  t?on  ber  Unioeiftät  £>^f»rb,  3. 
1412.    Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  347. 

7)  Certum  videtur  ex  chronicis  quod  non  a  Christo  sed  a  Caesaro 
Constantino  Ronianus  episcopiis  acccpit  vel  usurpavit  potestatcni.  Quod 
ex  fidc  cvangelii  papalis  potestas  cepit  ortani,  est  falsum.  De  Anti- 
christo.  i'  1.  pag.  344. 


—    235  — 


©tanbeS  i{l  ^innjeggefallen.  S)iefe5  wirb  in  fdjon  angegebener 
SSetfc  ausgeführt  in  bem  Äapitel  tjom  ©acrament  ber  Jßupe. 
2)ie  innere  Supe  iff  baä  S[iBe|'ent(id)e,  unb  ol)ne  biefe  wäre  bic 
äußere  ju  gar  nid)tä  nufe.^)  25aö  (gacrament  ber  legten  Öe= 
lung  fiinbet  er  nid}t  in  ber  <Sä)xi\t  bcgrünbet,  unb  beim  ©a-- 
ctament  ber  bcmerft  er,  ba$  nur  eine  fot(^c  anjufet)en  fei 
für  eine  red)te  eije',  raeldje  Hoffnung  5um  Beugen  unb  ©ebären 
gdbe,  eine  S3e()au^)tung,  bie  ebenfalls  mit  unter  bie  Äcfeereien 
giEpeüt  tt)orben  ifr.  ^) 

S3ieleä  2(nbere  auä  bem  bamaltgen  Äird)entf)ume  t)at  2Bt= 
cliffe  nod)  befämpft,  weld^eS  »on  einer  geringeren  S!ßid)tigfeit 
ifl,  alä  bie  ©egenftänbe,  üon  benen  gefprodjen  worben.  ©o 
i)at  tr  baä  2lf9[red)t  ber  Äir^cn  angegaiffen  unb  nadjgewiefen, 
wie  büffetbe  nur  jum  9iu^en  unb  grommen  be§  S5erbred)enä 
unb  jum  großen  ^^la(^)ti)t'ü  beS  georbneten  gebend  befte^e.  «Sein 
et)angelifd)er  ©eijl  giebt  ftd)  ju  erfennen  im  ©ropcn  wie  im 
Äleinen.  2Der  Srialoguä  ober  enthielt  aupcr  bem  2Cngefübrten 
nod)  met)rere  anbere  unb  jum  Sbeit  feltfame  SKeinungen.  'Slaä)^ 
bem  in  bem  vierten  S5uci)e  bie  ße^re  öon  ben  ©acramenten  abs 
ge^onbeU  werben,  fommt  SBiJliffe  wieber  auf  bie  S3ette(orben 
ju  fpredjen,  weld)e  er  immer  mit  ber  größten  J^eftigfeit  bt- 
fdmpft.  "Kxmuti),  meint  er^  unb  SSeftelet  muffe  man  wof)I  üoit 
«nanbcr  unterfcbeibcn.  25ie  erficre  fei  »erbienjitid^ ,  bie  anbere 
nic^t.  2Senn  er  »on  einem  Serbiepfte  ber  Zxmuti)  gefprodjen, 
fo  ijt  tai  nicf)t  in  bem  ©inne  ju  faffcn,  in  weldjem  bie  römii 
fd)e  Äat^olicitüt  ton  SSerbienfren  rebete.  @§  fommt  in  ben 
©djlu^fapiteln ,  bie  öon  ben  SSettelorben  £)anbelten,  ZUt^  noä) 
einmal  üor,  waS  bereite  gefagt  ifl,  bie  Äe^erei  ber  Sranäfubs 
flantiation,  bie  SSerwerfung  ber  Snbutgenjen  in  bem  ©inne  ber 
r6mifd}en  Äirdje,  ber  diati)  an  bie  'wettlid^e  gürfienmo(^t,  ber 
redeten  Äir^e  ju  Ijelfen  au§  it)ren  915tl)en  unb  baä  SSoIE  befon- 
ber§  ju  retten  »or  ben  SSettelorben.  2)abei  fagt  er  jebod)  aud>, 
ba^  fie  ja  ni(±)t  jufabren  foHten  mit  roljer  ©ewalt,  ba^  ftc  er|l 
nod)  unterfud)en  mögten,  ob  ©laube,  8ebre  unb  fiebcn  ber  SSrüi 
ber  ouf  bem  ©wangelio  jlünbe  ober  nidjt.  25ie  fed)§  (e^ten 
Äapitel  beä  vierten  S3uc^)eä  Ijanbeln  audj  von  ben  legten  2)in? 

1)  Trialog.  lib.  IV.  pag.  129.  153. 

2)  Trialog.  lib.  IV.  pag.  133—138.  162. 


—   236  — 


gen.  e§  wirb  ein  SJag  beS  ©eridjteä  fein,  bem  bie  «Seelen 
öUe  fommen  werben  auö  bem  Purgatorio.  35ie  Seligen  wie 
bie  SSerbammten  werben  eine  llxt  Äorper  beftfeen. 

3Cn  brci  oerfdfjtebenen  ©teilen  be§  SSrialoguö,  im  jweiten 
S3itd)e  in  bem^a^ite(:  de  praedestinatione  et  praescientia, 
im  brttten  in  ben  Kapiteln:  de  gratia  unb  de  nuinero  sal- 
vaudoruin  fteHt  SBicliffe  feine  SSKeinung  über  bie  ^rdbe|tinofion 
fluf,  wefd)e  nodj  ju  betradjten  übrig  geblieben  ifl.  S^iefc  gel)rc 
war  überhaupt  in  ber  jlird)e  nod)  feineäwegeä  abgcftorben.  JBielc 
öber,  bie  eben  im  ^Begriff  ftanben,  fid)  berfelben  ju  ergeben,  gingen 
öon  il;r  wieber  ab,  wenn  ftc  gewahrten,  wie  burd)  fte  ber  ganje 
SBertl)  ber  firdi)licf}cn  SBibmungen  untergraben  werbe.  *)  Stiele 
.Re|er,  öon  benen  gcfagt  wirb,  fte  i)atten  baö  gatum  gelehrt, 
mögen  nur  einer  firengcn  ^rabepination§lef)re  ergeben  gcwefen 
fein.  2)er  Äirdje  fommt  e§  auf  eine  SSerbret^ung  niemals  an, 
unb  gegen  Äefeer  muffen  immer  bie  barteflen  ^fusbrüdfc  gebraudf)t 
werben.  &  ift  beinal)e  feltfam,  baß  bie  ©tjnobe  ju  jtoltnilj 
bei  ber  SSerbammung  ber  wicliffitifdjen  .Redereien  ouf  bie  ^xa-. 
beftinationSlebre  feine  auäbrücf[tijf)c  9iücfftd}t  nimmt,  ©ie  er; 
faßt  fie  inbeffcn  bod)  in  einer  ifjrer  bebenf(td)ften  Folgerungen 
unb  öerbammt  ben  von  SBicliffe  au§gcfprod;cncn  ®a(},  baß  ber 
^apjl  fd)on  auö  bem  ©runbe  feine  Snbulgenjen  er-tl)eilen  fonne, 
weil  er  nidjt  einmal  üon  ftd)  fclbfl  wiffe,  ob  er  ein  äierbamms 
ter,  ein  Praescitus,  fei  ober  nidjt. 

25ie  ^rdbeftinationälebre  bebanbelt  SBicliffe,  wie  ZUti  im 
S£rialogu6,  in  fd)olaftifd)er,  bunflcr  unb  verworrener  SBeifc, 
welche  bin  unb  wieber  felbft  nid)t  obne  2Biberfpritd)e  i(i.  Die 
^rdbejiination  bat  bei  ifjm,  wenn  man  bie  (3ad)c  genau  be^ 
tradjtet,  nidjt  bie  Strenge,  weldje  ffe  auf  ben  er|len  Tfnblict 
öHerbingS  ju  Ijaben  fd;cint.  @§  giebt  praedcstisiati,  wcld^c 
mä)  biefem  Seben  beflimmt  finb  jur  ^errltdjfett,  unb  prue- 
sciti,  welche  nad)  einem  elenben  Seben  beftimmt  ftnb  jur  5Ser= 
bammniß,  bie  ewig  bauern  wirb.  2)ie  Urfadjc  ber  ^rdbefti; 
nation  unb  ^rdfcienj  i(l  ot)ne  allen  Sweifel  ©Ott,  bcnn  fein 
gcfd^rtffene6  2Bcfen  fann  @twaä  t)crurfad)en.  SßJenn  man  fragt, 
juaä  bie  7lnorbnung  ®otte§  jur  ^rdbejtination  ober  jur  ^rd:. 
fcieuj,  bie  i>on  gwigfeit  an  war,  erwii;ft  {)at,  fo  fann  man 


1)  Wuililiitp:.  Annales  Minonim  a.  1279.  V.  pag.  221. 


—   237  — 


nur  antworten,  bcv  SIBille  ©ottcS  ober  ©ott  j"e(b(l.  Sn  biefcn 
^feu^erungen  fdjeint  ik  ^ratie|ltnatton§le()re  in  i^jrcr  t>6djfien 
©trenge  unö  Unerbtttltd)feit  aufgejteüt  ju  »erben.  2(ber  baä  • 
^erbe  biefer  'än\i(i)t  wirb  glcidtj^eitig  baburd)  bebeutenb  ermdpi» 
get,  bo^  er  annimmt,  iSBelobnung  unb  ©träfe  tjdngc  bod)  ge; 
TOifyermapcn  oud)  nod)  »on  bem  SO?enfct)en  ab,  unb  baö  in  bem 
jeitlidjen  ßebcn  ©etfjane  fei  and)  eine  Urfad)e  ber  ^rdbefiination,  | 
obgleid)  bancben  eine  ewige  Urfadje  fiatt{)abc.  Qv  nimmt  eine* 
flctioe  ^rdbejlination,  roclcbe  von  ®ott  fommt,  unb  eine  pafs 
fioe,  auf  wclctje  er  bem  SRenfrfjen  nod)  ein  ©inwirfen  geflattet, 
on.  2Bie  SBicliffe  an  anbern  ©teilen  unbebingte  greiljeit  unb 
Uneingefd)rdnft^eit  ber  g6ttlid)en  SJfa^t  ju  ttcrbinben  jlrebt  mit 
einem  gewiffcn  ©tmaä,  mö)  bem  2(lleä  gefdjeljen  muffe,  woburd) 
er  ^Begriffe  bereinigen  will,  bie  gewip  jufammen  nidjt  üerfianben 
werben  fonnen,  fo  will  er  aud)  l)ier  SBor^erbeftimmung  unb 
greibeit  ber  menf4)ltcben  ^Bewegung  in  einonber  »erfcbmeljen. 
Unb  e§  gefd)iebet  in  einer  SBeife  unb  in  SBenbungen ,  bie  9Jie; 
manb  \)erjlel)en  Eann.i)  Sn  bem  jweiten  Jßucbe  fagt  er  nun 
nod;,  ba^  man  anncbmcn  muffe,  bap  ©ott  ein  ©uteä  bejwef> 
Ee,  intern  er  bie  ©träfe  unb  bie  J^anblung,  au§  wtiö)it  fte 
fliege,  ^prdbeftinire.  .   ,  . 

Sm  britten  Jßudje  geffatfet  ftdf)  bie  ^rdbefiinationälebre  nod^ 
um  SSieleä  milber,  md)t  obne  SBiDerfprücbe.  ^ie  Praesclti 
finb  bie,  weld)e  nid)t  fep  finb  im  ©(auben.  Seber  Praescitus 


1)  Deos  necessitat  creaturas  singalas  activas  ad  qaemlibct  actum 
8uum.  Et  sie  sunt  aliqai  praedestinati ,  hoc  est  post  laborem  ordinati 
ad  gloriam.  Aliqui  pracsciti,  hoc  est  post  vitam  miseram  ad  poenam 
perpetuam  ordinati. 

Praedestinationis  aut  praescientiae  divinae  est  causa  indubie  ipse 
Dens,  cum  nulla  creatura  causat,  formaliter  intelligendo  hos  actus,  sire 
notitias  Deo  intrinsecas  atque  aeternas.  Intelligendo  autem  passive  prae- 
destinationem  vel  praeparationem  ad  poenam,  videtur  quod  ille  sunt  a 
Deo  abesse  intelligibili  creaturae  et  a  faturitione  terminis  concausatae. 
Et  sie  veritas  prior  naturaliter  in  ista  materia  yidetur  causare  veritatem 
sequentom,  specialiter  intercidente  actu  hujus  veritatis,  nt  qnia  Deus  or- 
dinat  tale  praemium  sive  poenam,  et  lionio  sie  raerebitur  vel  peccabit, 
ideo  de  facto  sequitur  talis  punitio  vel  praemiatio,  et  ideo  concedendum 
videtur,  quod  temporale  sit  causa  praedestinationis  aeternae,  praecc- 
dente  tarnen  causa  aeterna,  tarn  ex  parte  Dei  taliter  ordinantis  quam  ex 
parte  foturitionis  creatnrae  taliter  ordinatae.   Trialpg.  IIb.  II,  pag,  41. 


—   238  — 


tfl  mit  S'?otf)TOcntit9!ett  juc^leici^  auä)  ein  Äcfeer,  bie  dimt  be§ 
^rdfcitt  tjü  feine  »oHe:  immer  fef)rt  er  jur  <2imbe  jurucf.  25ie 
@nnbe  @otte§  mad)t  bie  Sfeue  fo  öoUflänbig,  olä  *i'e  fein  muf, 
bamit  ber  SOfcnfd)  in  bcmfelben  9}?ca^e  jum  ©uten  geflimmt 
werbe,  a(§  bie  ©ünbc  i^n  üon  bemfelben  entfernt  Ijatte.  dB 
iann  aber  f,ein  Wlen\d)  wiffcn,  ob  eine  Sieue  tooUllnnbtg  fei  ge: 
geben  roorben  burd)  cie  @nabe  ®otte§.  £)Q()er  ift  e§  auö)  eine 
SStaepIjem'ie,  menn  bie  Prälaten  ber  romifcfjcn  Äirdje  Snbu(5 
genjen  ert{)ei(en.  Sljnc  Sieüelation  fann  c6  9Ziemanb  »iffen, 
ob  er  wirÜid)  tugenb{)aft  fei.  @§  fann  nun  jwar  feine  ©ünbe 
ungejlraft  bleiben,  ge()6rt  aber  bod)  ein  gan^lid)er  2IbfaU  t>on 
jener  SOBeife  baju,  »on  «»eldjer  ©Ott  begcljrt,  b«^  fte  bie  im; 
mertt?äf)renbe  be§  ?D?enfcl)en  fein  foU,  um  ber  ewigen  SScrs 
bammnip  anf)eim  ju  fallen.  SCBicliffe  fudjt  ftd)tbar  einen  3fu§i 
weg  au§  ber  ^erbe  ber  fnil;er  aufgeftellten  ^räbeftination§Ief)re, 
|)ebt  öber  bie  JRcdjtfertigung  unb  2[>erf6{)nung  burd)  6f)ri(ium 
toiel  ju  wenig  f)erüor,  um  ju  etmaä  (5id)crem  gelangen  ju  fon; 
nen.  Qv  nimmt  nun  njeiter  an,  bap  e5  eine  bop:pelte  2Beife 
ber  ©nabe  ©otteä  gebe,  juev(l  eine  für  bie  ^rabcflinati,  beren 
(5t)aracter  unauälöfc^lid)  fei,  bann  eine  anbere  fitr  bie  ^räfciti, 
weld)e  ein  Seben  gefüljrt,  baä  ©ott  i()nen  niä)t  ju  ewiger  SSer.: 
bammnip  rcdjne.  ^)  Offenbar  wirb  in  biefer  Stelle  eine  neue 
Unterfd)eibung  unter  ben  ^räfciti  angenommen,  giebt  aud) 
für  fie  eine  ©nabe  ©otteä,  tie  il)nen  erbarmenb  il)r  ßcben  nicljt 
önred^net  jur  SSerbammni^,  obrooI)l  c»  ibnen  baju  angcrcd)net 
werben  fonntc.  @§  bleiben  nod;  ^rafciti  übrig,  wcld^e  berSSer: 
bammnip  nid;t  entget)en  werben,  "^ber  il;re  Sal;l  i|l  ungemein 
gufammcngefd^moljen  unb  ijl  befd)ränft  auf  bie,  weldje  ber  9icue 
ii)X  ^erj  ju  wenig  erfd)loffen  l^aben.  £)te  ewige  SSorl)erbc|lim; 
mung  wirb  gemilbert  burd)  bie  ©nabe  ©otte§.   25ic  ^räbeftis 

1)  Trialog.  lib.  III.  pag.  46-48.  55. 

2)  Et  videtur  mihi ,  quod  gratia  ista,  qiiae  dicitiir  praedestinationis, 
vcl  Caritas  iinalis  perseverantiae,  non  potest  a  quoqnatn  excidera,  qiiia 
si  excidit,  non  est  illa.  Gratia  autein  praescise  secundmn  praesentein 
justitiam,  est  acceptatis,  qua  Dens  acceptat  liominem  non  ad  poenani 
perpitnam,  iit  praesciti  qnondoque  vivunt  talem  vitam,  qiiod  Dens  illcm 
Titam  non  iuiputat  ad  daninationeni  perpetuam  et  talis  gratia  manebit  in 
Deo  pei  petuo  et  in  Lomine  solumtnodo  quoad  teiiipus,  cum  sit  illum  lio- 
minem sie  essein  Tita  dispositum  ut  Dens  eurn  non  imputet  damnationem 
quod  nianet  per  tempus  nimis  modicum  in  praescito.  Trialog.lib.III.p.55. 


—   239  — 


nationäle{)re  münt  irntd)  biefe  SBcnbung  if)ren  büfiern  ßf)arac> 
-ter.        fdjeinet  t^m  babei,  bap  fo  üiele  ©eelcn  wütbcn  emU 
-tet  rocrben,  alä  ©ngel  gefallen  unb       e§  bcburfe,  um  ben 
©tanb  ber  Utifdjulb  rcieber  Ijeräuftelltn.   SteSünbe  ber  ©ngel 
.unb  bie  ®ünbe  bc§  erjien  !Wenfc{)engcfdjIecl)tcä  lauft  jum  5ße; 
jien  unb  tuieber  bcrgeficllt  tpirb  baä  l)tmmltfd)e  9ieid}.^) 

la^t  iiä)  nid)t  »crEennen,  bap  ber  nadjmalä  in  ber  eng; 
lifdjcn  Sieformation  be§  fed)äjel)nten  3al)rl)unbertä  burd)gcfu()ne 
©umbfüfj,  baß  ber  Äonig  baS  ^aupt  Der  Äitdje  fei,  in  feinen 
''Änfängen  bereit»  in  ber  n?icliffitifrf)en  9{eformation  »orbanben 
t(t.  X)k  ganje  Strenge  jencä  ©runbfa^eS,  »on  ben  Puritanern 
befämpft  mit  großer  ^cfttgfeit,  mä)  iDeld)er  ber  Äonig  au<i) 
über  bie  2lrtifel  beä  ©laubenä  ju  entfcf)eiben  ^at,  nad)  weldjer 
f)ierauf  bejüglidje  ©djlüjje  ber  Äirdjenoerfommlungen  öon  bem^ 
felben  bc|ldtigct  werben  muffen,  ijl  allerbing^  birect  Don  SBicliffe 
feineäwegeä  auägebrucft  morben.  Snbeffen  ftnb  üon  ii)m  bod) 
bie  Sbcen  aufgejlellt  worben,  au§  benen  baä  ©upremat  ber 
n)eltlid)en  Wtaäjt  über  bie  Äird^e  ertrad^fen  fonntc.  2ßeil  if)m 
eine  Sicformation  burd)  ben  tiefuerborbenen  Äleruä  felbfl,  in  ber 
Siebemeife  ber  bomaligen  3eit,  burd)  bie  MirÖDt  felbjl,  ganj  un= 
moglid)  fdjcint,  will  er,  ba^  bie  roeltltd^e  Wtaö)t,  ^onig  unb 
Parlament,  fte  burdjfü^ren  follten.  dx  mup  i^nen  alfo  bie  ^e= 
fugni^,  felbjl  bie  Pflidjt,  nidjt  aHein  über  bie  Srbnung  ber  1 
.Rirdje,  fonbern  öud?  über  baä  25ogma  ju  urt^eilen,  ja  baffeIb^  j 
nadj  ber  ©djrift  ju  beftimmen,  jufdjreiben,  2)er  ©laube  i|t ' 
überhaupt  eine  2ad)e  aller  ßaien  eben  fo  gut,  roie  ber  Priefter, 
eä  fann  aber  S^iemanb  glauben,  »rer  nidjt  jugleict)  urtl)eilt. 
£)bn)ot)l  nun  bie  Prief}er  üon  ©Ott  cingcfe|t  ftnb  unb  alä  9lüd)j 
folger  ber  2lpoj!el  betrad)tet  »erben  muffen,  fo  ruljet  auf  i^nen 
bod)  eine  Äraft  ber  Untrüglid)feit  in  ber  Qxhmtni^  niöjt.  Sn= 
bem  nun  SBicliffc  an  bem  SSeifpiele  ber  SSergangenbeit  unb  ber 
©egenwart  fab,  bap  ber  Äleruä  baä  (Sbriftentbum  in  bem  ©rabe 
JU  einem  9lu^en  für  ftd)  gemadjt ,  baf  e§  bei  ber  SKajoritat  ber 
2Kenfd;en  cigentlid)  alä  untergegangen  betrautet  werben  fonnte, 
fd>eint  er  SBieberfebr  einer  foId)en  ©efabr  am  meiften  gefürd;tet 
JU  boben.  Saber  glaubte  er  fi^  wenbcn  ju  müffen  on  ben 
Zi)til  beö  menfd?licl?en  ©efcl[)led()t§,  bem  eine  SSerbilbung  ber 

1)  Trialog.  Üb.  UI.  pag.  102. 


—   240  — 


Ätrd)e  fetnett  utitJtittctbaren  58ortI)ci(  geir>a6reti  fotitite,  an  bie 
Saien.  I)al;cr  rebct  SfBicliffc  jwat  oftma(§  t)on  ttx  SSerpflid)* 
tung  bet  ^vicjler,  bcjä  reine  eoangeltitm  ju  ocrfünben,  oon  if); 
ttt  §)fltd)t  abetr,  ju  wadf^en,  böp2iUcä  gelje,  wie  eä  ge^en  foU^ 
le,  rebet  er  nidjt,  itnb  Idpt,  wie  eö  fdjeint,  btc  üoncilten  ganj 
unertüdf)nt.  SBo^t  ober  rebet  er  t)on  einer  füld)en  ^fltd^t  beS 
Äonigä,  ber  ßorbä,  bc§  ^arlamentä:  bcnn  bie  Säten  müjyen 
oudt)  t)ier  eine  ßettung  ^abcn  unb  eö  mu^  ein  ^unct  ber  "iln- 
orbnung  unb  ber  3icge(ung  üorijnnbcn  fein.  25iefcr  wirb  am 
beflen  genommen  in  bem  tt>eWicJ)cn  ^errcntt)ume,  roclCi)eä  eben= 
fallä  auö  ©Ott  ift,  WJtc  ba$  ^rieflevt^um.  9J?an  fann  annel); 
men,  bap  folcl)e  Sbeen  in  ©nglanb  fortgewuc^ert,  bt§  fte  im 
fed?äje()nten  S(i()ic{)unbert  v>cvtt>irf(tct)t  werben. 

SBicIiffc'ö  SSob  aber  war  ber  rumifc^en  Äirdjc  ju  feigem 
9Zit^en.  25ie  SJJapregefn ,  bie  von  5iicf)arb  II.  im  'Sal)xt  1382 
ergriffen  worben,  waren  vorübergegangen.  »erlaufen  feitbem 
mehrere  SobrC/  «»b  ©eitcn»  ber  SJegtcrung  gefd)tel)t  gar  nicl)t§ 
gegen  bie  Äei^erei.  9J?inbe(lenö  nic^t  ab(;otb  jcigt  fiel;  bie  fonig- 
licbe  gamilie  ber  SIeforniatton  ,  wenn  fte  biefetbe  oudb  burd) 
tbätigeä  Eingreifen  nocb  ntd)t  förbern  ju  fonnen  meint.  5Ras 
mentlid)  wirb  bie  ®emal)lin  3itd)arb  Jl.,  2fnna,  btc  5£od)tec 
Äatfer  Äarl  IV.,  mit  weldjer  fid)  ber  Äonig  von  (gnglanb  im 
3al)re  1382  ücrmdblt  bitte,  wegen  ibreä  eüangclifd;en  ©inne§ 
gerübmt. X>k  (Sadjen  flanben  in  ©nglanb  fd}wer  fiir  bie 
romifcbc  ilirdje.  Saä  Ä6nigtl)um  fd^ten  ju  wollen,  bafj  bie 
Äefjeret  er|l  mdd)tig  werbe,  um  ftcb  bann  auäjufpred)en;  bie 
betben  reformatorifd)en  Äenbenjen  fd)icnen  fiel)  umarmen  ju 
wollen.  25em  freien  SSolfe  von  ßnglanb  bitten  bie  inqutfitori; 
fcben  SÄapregeln  ntd)t  aufgenotbiget  werben  fonnen.  fd)eint 
bier  unerhört  gewefen  ju  fein,  bag  ^e^er  verbrannt  werben 
mupten. 

25ie  SSeforgniffa  ber  r6mifd)en  Äird)e  müffen  fid)  jleigern 
burd)  ben  ©ang  ber  25inge  nadj  aStcliffe'ö  Sobe.  25ie  2Biclif' 
ftten  ober  goUarben  fangen  ön  im  (Stillen  ibre  eigene  Äircbc 
ju  organifiren,  ibre  eigenen  ^riefter  ju  weiben.')  2)a§  «Spflem 
ber  alten  SBalbenfer  fd;eint  wtebergefebrt  ju  fein:  e§  ift,  ate 

1)  Lewis.    The  life  and  sutferings,  pag.  198. 

2)  Thom.  Walsingh.  Eist.  Angl.  pag.  339. 


—    241  — 


fönte  bie  römifdjc  &ixd)e  unterl)ül)lt  «erben  burd?  bie  ^rebfgt. 
SStele  ^Heiliger  jte()en  fjerum,  anQtti)an  tüte  bie  ^pofiet.  Sie 
le()ren  balb  im  ©tiUcn,  balb  lauter,  je  nad)bem  bie  Umftanbe 
finb.  SSiele  2orbä  unb  ^erren  fd}ü§en  ftc.  Surceilen  tverben 
bie  SSerfammlungcn,  rceldjc  bie  ^^rcbigt  ber  eoangclifcben  ©lau^ 
benäboten  i)bnn  njoDen,  »on  biefen  £crb§  mit  S3cn)affncten  ge: 
fdiüfet.  ^)  £)ie  ^Tufregung  be§  aSolfe§  foU  weiter  oerbreitet  werj 
ben.  9?id?t  feiten  ftnb  on  ben  Sl^üren  ber  fatf)olifcf)en  ^:rd)en 
(Sd)riften  »oll  fd)n)erer  S5efd)ulbigungen  gegen  ben  romifdjen 
Äleruö  angel)eftet.  Unter  ben  ®Iauben§boten,  bie  in  ber  nädjflen 
Seit  naä)  SBicliffe'ä  Äobe  genannt  «erben,  ftnb  bie  bcbeutenbfien 
Slicolüuä  ^ereforb  unb  3o^annc§  2£ff^ton,  bie  'ü)xc  (Stellung  an 
ber  Uniöerfttat  aufgegeben  ju  ()abcn  fd)einen,  3of)önne§  ^"»ernevj, 
So{)onne§  ^^arfer.  Stöbert  *2n)inberlp,  SBilljclm  ©«inburbp,  SBaU 
ter  25iffe,  ber  Karmeliter,  ber  bie  ungeljeuren  SSerbredjen,  «eldje 
in  ben  Älöjiern  begangen  «urben,  «cobomiterei  unb  SKorb, 
felbp  ungefdjeut  aufbedte.  ^)  2)iefe  @Iauben§boten  ftnb  ber  fKei» 
nung  gewefen,  ba^  ein  SBibcrruf  i^rcr  religiöfen  Ueberjeugung, 
«eld)em  fie  üon  ber  romifdjen  Kird^e  genörljiget  «orben, 
baä  ®e«ij|"en  nidjt  binbc,  ba^  bie  ^flidjt  ju  prebigcn  unb  ju 
Ie^>ren  unenblic^  bol)er  flet)e.  ^arum  bradjen  J^ereforb  unb  j 
tttff^ton  bie  geleifleten  ©d;n)ure ,  «cnn  anberä  bie  »on  bem  I 
@ef*idjtäfd)reiber  Knpgljton  mitgetljeilten  ffiiberrufäacten  nicf)t  1 
»erfdlfd)t  finb. 

2;iefe  ^rebigcr  flimmen  in  iljrerSebrc  ttn  SBcfentlidjen  mit 
SOBicliffe  unb  unter  fidj  felbft  überein.  @ie  kljxtn  mit  SBicliffe 
gegen  bie  3;emporalge«alt  ber  .Sirdje,  fie  »erwcrfen  baö  ?)app5 
tl)um,  baä  ©acerbotium  im  romifdjen  «Sinne  unb  bie  römifdje 
Sbee  Don  i^tr  Äird^e.  Sie  erfldren  ba§  fKönc^ätbum  fiir  anti^ 
c^riftlid)  unb  ftc  «oüen,  ba^  Jllleä  l)inauögeit)iefen  «erbe  ou§ 
ber  Äird)e,  «oä  nid)t  ju  er«eifen  fei  ou§  ber  Sdjrift.  Zud) 
fie  forbern  bie  «eltlic^e  ^Slaä)t  auf,  eine  Sfeformation  berÄirdje 
JU  er«irfen.^)  Sb  nun  «o^l  aber  (Jinietne  tton  iljnen  fid)  nat) 
an  SBicliffe  mögen  angefd)lofJen  l)obcn,  fo  geljet  bod)  bitrd)  ba$ 

J)  Knygtlion,  de  eyentib.  Angl.  pag.  2661. 

2)  Thom.  "VValsingli.  Bist.  Angl.  pag.  327.  328. 

3)  2;ie  Sefirc  Äcrcforbfi  apd  Knyghton  pag.  2657.  Ütff^tonfe  pag.  2659. 
^urnci)6,  2661.  SSjU^cIm  ©mct^«  pag.  2661.  sß-il^ctm  von  ©roinburöt), 
pag.  2666.  2670. 

U.  Zt)ti\.  16 


-   242  — 


©efammtBeftrebcn  biefev  SJZdnner  nod)  ein  finbcrer  ©eip.  68 
tjl  eine  freiere  JKeformation,  >t>eld)e  fte  woHen.  Sie  üermcrfen 
bie  Sntcrceffion  ber  ^eiligen  unbebirc^l,  fte  »oUeti  feinerlei  S5tU 
ber  bulbctt  unb  aufgepellt  wiffen.  ©tc  glauben  nidjt  an  baS 
^urgatorium  unb  fic  fagen,  ba^  bie  jel}igc  römifdje  Äird)e  ga^ 
feine  fold)e  fei,  bop  bie  ©acramente  in  ü)x  gar  nid)t  gegeben 
würben.^)  Unb  biefcä  ijt  c§,  waS  an  bie  Seigre  ber  alten  SBaU 
benfer  beutltd)  erinnert.  3luf  ben  Sufammenbang  mit  l»enfelben 
beutet  noä)  mebrercä  2lnbcre  bin-  ®ie  foUen  ben  gibfdbrour 
toerroorfen  b^»bcn ,  waä  mit  benfelben  ^infcl)ränhmgen  wie  bei 
ben  SBalbenfevn  felbft  ju  öcrflcben  ijl.-) 

SSet  biefer  Harmonie  im  ©anjen  fe()lt  e§  nid)t  on  SSer^ 
fdjiebenbeiten  im  ßinjeincn.  Sie  ttjefentlicbfie  2)iüergenj  mag 
tn  ber  ßebre  über  ba6  ©acrament  bc§  2lltarä  be|lanben  l^aben. 
Sie  ©inen  fd;einen  an  ein  blo^eä  3eicbcn  gebadet  ju  b^ben,  wie 
e§  SBicliffe  nid)t  gemeint,  nnb  bie  '^Inbcrn  eine  forperlicbe  ®e= 
genwart  angenommen  ju  baben,  bie  er  ebenfalls  nicljt  gewollt. 
"Kuä)  bie  ^rdbejlinationölebre  fcbcint  nid)t  bei  "^Uen  Eingang 
gefunben  ju  \)cihm.  ^) 

•Die  cngUfcI;en  Äircl^cnfürflen  woGen  ftd;  nun  wobl  belfen 
gegen  bie  .Kefeer,  ba  aber  ber  weltlid^e  3lrm  fte  nid)t  unters 
jliU^t,  iljuen  felbft  unmittelbar  entgegenarbeitet,  fo  frudjtct  tbr 
gjjüben  nid)tä.  25er  ffitfcbof  won  ßincoln  bat  ben  iteger  SBit- 
belm  ©w^nburbi)  vor  feinen  9?id)tcr|lubl  im  Sa^re  1382  ges 
brad)t.  (^r  will  ibn  verbrennen  laffcn,  aber  ber  ^erjog  wn 
8anca(ler  bulbet  e§  nicbt.  ®er  Jßifd;of  mu^  fid;  mit  einem  2Bi» 

1)  Quod  Septem  sacannenta  non  sunt  nisi  signa  mortua  nec  Talent 
in  forma  qua  eisdem  utitur  ecciesia. 

Quod  ecciesia  nihil  aliud  est,  quam  synagoga  Satanae. 

Quod  non  est  purgatorium  post  Lanc  vitain  ncque  quod  oportet  agere 
majorem  poenitentiam  pro  ullo  peccato  quamquaui  viiissimo,  sed  tantum 
ut  committentes  illud  deserant  et  apud  se  poenitent.  Thom.  Walsingh. 
Hysodigma  Neustriae,  pag.  558. 

Quod  imagines  cruxifixi  hcatae  virginis  aliorumqne  sanctorum  nnllo  , 
modo  sunt  venerandae.    Quod  non  est  supplicandnm  Sanctis  orare  pro 
viventibus.  Alürmant  enim  Deum  omnia  facere,  ipsos  nihil  facere  posse 
sanctos.    Knyghton,  de  eventib.    Angl.  pag.  2707. 

2)  Knyehton,  de  eventib.  Angl.  pag.  2707. 

3)  Sn  ber  lorinrbifclji'n  (Scl)rift:  the  laterne  of  ligbt  tjl  bic  'präbejlinoe 
tioniMet)rc  jcboc^  aiiiägcbrürft.    Concilla  Alagnae  Britanniae  III.  pag.  374, 


-   243  — 


*muf  begnügen,  ©iefen  btad)M  «STOtjnburb»)  nod)  furjcr  3««* 
mä)t  weiter  unt>  iprebigt  rvit  \>oxt)Cx.  0  SSom  erjbifd^oflidjen 
©tubfe  ju  Sonterburp  e  '»ebt  im  '^ci\)xt  1383  ein  (Srla^ ,  bc^ 
S^iemanb  bie  »on  ber  Äircbe  »erbammten  ßebren  iprebigen,  'Slk» 
manb  foldje  ^rebiger  fcf)ü^en  follte  bei  (Strafe  ber  ©rcommunU 
cation.  ^)  2(ber  oud)  um  biefeä  ©ebot  fcbeint  ffcb  ^^iemanb  ge- 
fummert  ju  b^ben,  unb  ber  ßr^bifcbof  mag  tiermtcben  \)ahtn, 
nu^lofe  ©rcommunicationen  auäjufprecl)en.  SS  mu^te  wieberum 
eine  beffere  Seit  erwartet  »erben. 

^in  unb  rcieber  fangen  ßorbS  ort,  bie  S5i(ber  unb  bie 
Äreuje  au§  ben  Äirdjen  fcbaffen  ju  laffen,  l)in  unb  wieber 
fommt  baä  SSolf  in  S3enjegung  unb  bie  SSitber  werben  auf  eine 
geroaltfame  SBcife  au5  ben  .Kircben  genommen.  S)er  immer  bc« 
benflicber  geworbene  .Kleruä  trachtete  i)(>ü)^  wat)vfcfeeinltd)crweife 
baxnaö),  ßinfluf  auf  bie  SBablen  ber  S!}?itglieber  be»  Unterbau; 
feä  JU  gewinnen.  Einmal  ifl  biefeä  aud)  gelungen.  25aö  ^ar; 
lamcnt  be§  3<ib^2ö  1387  bat  einen  anberen  2(niTticb  al§  gewöbn^ 
lid).  Dber;  unb  Unterbaut  begebrcn  je^t  einmütbig  9v?a§regelrt. 
gegen  bie  SoUarben.  9^un  fe|t  ficb  .König  Siicljarb  II.  wieber 
einmal  gegen  bie  .Äe^er  in  SScwegung.  ergebt  ein  fonigti: 
d)cr  SSeftbl/  bap  untjerjügtid)  alle  ©cbriften  be»  Sobanneä  Sfßi: 
cliffe  unb  beä  9?icolauä  ^ereforb  an  bie  fönigltd;e  .Äammer  etn= 
geliefert  werben  foQiten.  äBer  btefc§  ®ebot  nid)t  acbte,  ber  foHe 
gefdnglid)  eingejogen  werben;  alle  .Klericer  unb  beamtete  foßen' 
über  bie  SSoUjiebung  beffelben  wai^ben.  Ser  Äönig  nennt  ftcb 
in  biefem  ©rlaffe  einen  S5ertbeibigcr  ber  .Sird)e  unb  be§  fatbO' 
lifd)en  ®lauben§.  ^)  'Kud)  werben  bie  ©berip  ber  ©tabt  gon^ 
bon  beauftragt,  »on  Seit  ju  ^dt  bie  gebeimen  Bufammenfünfte 
ber  Sollarben  ju  »erbieten.*)  2tber  mit  allen  biefen  SSerorbnun; 
gen  fcbeint  eä  eben  nid)t  febr  ernjllid)  gemeint  gcwefen  fein. 
e§  wirb  im  fird)lid)en  ®ei|ie  geflagt,  bap  fie  bcinabe  gar  nid)t 
toUjogen  worben:  benn  bie  ©tunbe  ber  Südjtigung  fei  nodb 
ni^t  gefommen  gewefen.^).  £)ie  ©ebote  fdjcinen  fa|l  gar  fei* 

1)  Knygliton.  de  eventib.  Angl.  pag.  2668, 

2)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  183. 

3)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  204. 

4)  Brady.  History  of  Kngland  III.  pag.  463. 

5)  Sed  exceoutio  tarda  et  quasi  nulla  fiiit,  qiiia  non-lum  Lora  cor- 
tectionis  adTenit.   Knygliton,  de  eventib.  Aagl.  jag.  ',';08. 


—   244  — 


ncn  ©nbrucf  9cmad)t  l)oben.  S'ie  Gompofttton  itnb  bte  ®c« 
finnung  ter  folgenben  ^arlomcnte  war  cnberä.  Sni  S<i^)re  1390 
wirb  barauf  angetragen,  bie  englifdje  S3ibel  jii  tierbieten,  ober 
Öbers  unb  Untett;au§  »ermerfen  bie  S3iU. 

25agegcn  jeigte  ftd)  bie  erflere  reformatorifcf)e  Scnbenj  in 
bcn  nddjjten  Sa{)ren  wieber  bebeutenb,  bolb  auf  eine  nur  bem 
tömifdjen  .^ofe,  ba(b  auf  eine  bem  gefammten  ÄIeru§  von  ©ng» 
lanb  iriberwartige  SBetfe.  9}?an  l)otte  noä)  immer  nidjt  gcmins 
nen  fonnen,  ba^  ber  romifdbe  ®tu(}t  nad)  ben  cngUfcl)en  Sans 
beägefe^en  gefragt,  ©elbfl  ba§  Parlament  von  1387  Ijatte  bitter 
über  bie  ©teuer«  geftagt,  weldje  9fom  nod)  immer  üon  ber 
englifcben  Äird)e  einfammle.  Sa  gebot  9?id)arb  II.  ftreng  rote* 
berum,  bop  feine  ^jdpfilidje  S5uUe  jugetaffen  werben  foUte  ol)ne 
befonbere  fonigtidje  grlaubni^,  bap  9?iemanb  ol)ne  ebenbiefetbe 
crfci^einen  foUte  in  bem  JReidje  aB  pä:pjitid)er  ©innebmer,  bei 
©ttüfe,  als  Sanbeöoerrdtijer  be^anbelt  ju  werben.^)  S5er  cng^ 
Iifd)e  Äleruä  ifi  je^t  redjt  jartlid)  beforgt  für  bie  ^aö:)t  bc§ 
^a^jjleä.  Sm  Sab«  1389  reidjt  ber  ©rjbifcbof  »on  ßanterbur») 
eine  ^rotejlation  gegen  alle  Statuten  ein,  njclcbe  ben  Sfccbteit 
beä  ^apfieä  unb  ben  grei^eiten  ber  Äird}e  juwiber  waren.  ^) 

'Ubtt  fo  wenig  bie  Äirdje  für  gut  finbet,  fid)  um  bie  eng: 
lifd)en  ßanbeögefefee  ju  fümmern,  fo  wenig  fümmert  ftd;  Äö= 
nig  unb  Parlament  um  bte  9ied)te,  bie  fid)  wiUfübrlid)  bie 
Äird)e  felbft  mad}te.  .Konig  unb  Parlament  »erorbnen  im  ^a))vi 
1392,  ba^  fürberljin  i)itemanb  nad)  Siom  gelten  foUe,  um  fid) 
SJeferijationen  unb  ^vowifionen  üom  rüniifd)cn  ®tuf)Ie  ju  \)ckn, 
bei  ©träfe,  üly  Siebell  beljanbelt  ju  werben.    liUt  gngldnber, 

1)  Parlainento  Ricliardi  II.  libellus  exliibitiis  est  de  tollendis  Bibliis 
in  linguam  Angelicani  translatis;  qui  a  Nohiiibus  et  infeiioris  domus 
congregatione  prorsiis  rcjectus  est.  Et  acriter  respondit  Joannes  Diix 
Lancastriae.  Noliimns  faex  esse  oiiiniiim  hominuin,  q'iandoquidem  aliae 
nationes  legem  sua  lingua  exaratam  liabent.  Addideriint  alii:  Si  Evan- 
geliam  in  lingua  Anglicana  adinissum  liominibus  errandi  ansam  sit  prae- 
bitunim,  scitote  intcr  Latinos  plures  inveniri  hereticos,  quam  ex  aiia 
qnacunqne  lingua.  Decreta  nainqne  sexaginta  sex  hereticos  Latinos  re- 
ceosent.  .loan.  Fox  l'rael'at.  ad  livangel.  fiaxon. 

2)  Pioliibitio  regia  contra  imjiositiones  papales.  a.  1289.  Concilia 
Magnae  Britanniac  III.  pag.  207. 

3)  Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  208. 


—   245  — 


bfe  fid)  t>eäf)aü)  in  9Zom  befdnbcn,  foUten  öuf  bet  @teUe  jU; 
xMtti)xin.  "äüö)  \old)(,  bte  bereite  Seneftcien  befdpen,  mugten 
ouf  ber  ©teile  in  bie  ^eimatl)  fommen  bei  SSerlufl  biefer  S5e» 
neficien.  @ä  tuaren  aber  ütele  en9lifcf)e  Älericet  in  SJom  unb 
e§  foUten  mit  SSeradjtung  be§  Äonigä  unb  beä  ^arlamentä  me- 
ber  neue  S3ullen  jum  <Si)aten  bcS  ßanbcä  9efd)miebet  »erben. 
2)tefe  S5ütf4)aft  trifft  9?om  rote  ein  £)onnerfd)(üg.  ^ap(i  ^o- 
nifaciuä  IX.  fenbet  einen  ße.qoten  nadj  ©nglanb.  25er  ^apft 
»olle  bie  @t)rc  beä  Äonigö  nid)t  minbern,  fonbern  erf)öl)en^  aber 
für  baä  .l^eil  ber  Seelen  muffe  er  forgen.  £)ie  Ijd^lidjen  ©tas 
tute  „praemunire"  möge  ber  Äönig  bocf)  ja  abfd)affen,  fon<i 
»erbe  e§  ju  groper  SOZtnberung  beä  ©lanjeä  beS  cnglifdjcn  SitU 
djee  gereidjen.  ^)  2!)iefe  gcrabeju  »iberftnntge  ©^jrad)«  fdjetnet 
flber  <rtjd)  oon  ber  SSJclt  immer  beffer  öerfianben  »orben  ju 
fein.  Äonig  unb  Parlament  nefjmen  barauf  nic^t  bie  minbefie 
Stüdftdjt  unb  bleiben  bei  ber  n)icliffttifd)en  Äe^erei,  ftcf)  nidjt 
gebulbig  :plünbern  ju  (äffen,  lind)  \)at  ber  englifd^e  Äleruä 
einen  unmittelbaren  ©djlag  er{)alten.  &n  Statut  öom  Saljre 
1391  ijl  abermolö  barauf  bered)nct,  bie  »eitere  ^usbeljnung  ber 
SSefi^ungen  ber  Äirctje  ju  l)inbern.  2)  SBer  eine  SSuUe  beä  ^ap= 
jleä  in  baä  ßanb  bringt,  »er  einen  ^rojep  nadj  SJom  üerfdjleift 
l^at,  beffen  @ut  foH  ergriffen  unb  er  cor  be§  Äcntg»  @ertcl)t 
gejlem  »erben. 

2>aä  .^eröortreten  biefer  reformatorifdjen  Äenbenj  f4)einet 
ben  ßoUarben  neuen  SO?utt)  gegebeq  ju  ^aben.  ©egen  fie  ift 
»enig  gefd)eben  feit  bem  3al)re  1387.  2)er  Srjbifd)of  üon  ßan^ 
terburi)  l)at  im  3a{)re  1389  ben  2Bitt)elni  S^ailor  unb  onbere 
Äefeer  citirt.  Sie  finb  aber  niä)t  gefommen  unb  ber  (Jrjbifdjof 
^ot  bie  ©rcommunicütion  über  fte  auägefprodjen.  "äud)  bie 
©tabt  ßeicejler  Ijat  er  mit  bem  3nterbtcte  belegt.  2)en  2ßill)elm 
©metb  I)at  er  anä)  citirt,  aber  er  ift  ebenfalls  nidjt  gefommen. 
©nblid)  ijl  ber  (5ribifd)of  beffelben  l)abf)aft  geworben,  ^r  l)at 
«He  feine  ©cljriften  unb  Äractate,  beren  er  fe(?r  ütele  abgefaßt, 

1)  Thom.  M'alsingh.  Hist.  Angl.  pag.  344. 

2)  In  isto  parlamento  edituin  est  profanain  statiitiiin  contra  ecck&iam 
et  ecclesiae  persona»,  videlicet,  ne  quaevis  personae  ecelesiasticae  pos- 
sideant  nianeria,  glebas,  domos,  passessiones ,  terras^  redditus  quoscan- 
qua  per  manus  tisfatoris  absque  lieentia  regis  et  capitalium  doniinoram 
Knjgbton.  da  eventib.  Angl.  pag.  2738. 


fljiSliefcrn  «nb  einen  SBtberruf  abgeben  muffen.  ^)  W\t  fold)en 
SBiberrufen  Ijatte  e6  immer  nic^)t  oicl  ju  fagen.  X>tx  (JrjbU 
fdjof,  »om  n)eltltd)en  2frm  »erlaffen,  fonnte  bie  Äefeer  nidjt 
burcf)  eroigeS  ©efdngntg  ober  bte  gtammen  jum  ©djroetgen 
bringen.  25er  gropte  SS^eil  ber  genannten  ®lauben§boten,  fo 
öiel  tt)rer  ntd)t  unter  ber  fotgenben  Sfegierung  J^einrid)  IV.  ben 
SDidrtprertob  fiarben,  fdjeinen  in  ^rieben  l;inübergcgangen  ju 
fein.  '3lüv  9licotauö  .^creforb  foll  in  ber  ^aft  beä  ©rjbifdjofS 
üon  ßanterburp  gcjlorben  fein.  2)  ©ingcjogen  warb  berfelbe  oer; 
muttjlid)  aber  erjl  unter  ber  folgcnben  9?egierung. 

Unter  foldjen  Umjldnbcn  gefd)iebt  »on  ben  ßoUarben  ein 
^6d)ji  bebeutfamer  (odjritt,  ber  einen  S3(i(f  in  bie  jiattfinbenben 
SSer{)dltniffc  tfjun  Id^t.  £)ie  SoUarben  xdä)tn  bem  Äonig  unb 
k  bem  Parlamente  im  'Sai)xe.  1394  einen  SSorfd)Iag  ju  einer  3Je-- 
I  formation  ber  Äird)e  ein.  ©ie  muffen  alfo  »obl  gerauft  Ijaben, 
bap  eine  beterminirtc  geinbfc^aft  gecjen  fie  unb  eine  gdnjlic^c 
2tbneigung  gegen  bie  Ofeformation  bei  bem  .Rönige  unb  rcenig» 
ften§  bei  einem  SSfjeile  be§  Parlamentes  nidjt  ©tatt  ftnbe.  2)enn 
fonjl  l)dtten  fte  ben  ©cpritt  juerfl  für  »oüfommen  unnü^  eracf)s 
ten,  bann  aber  bie  ©efal)r  fdjeuen  muffen,  ber  fie  fid)  burd> 
bie  Eingabe  au§fe|ten,  ba  fte  ober  bod)  Einige  üon  iljnen  ba* 
tüxä)  mit  ber  fogenannten  Äefeerei  ganj  unjweibeutig  tjerüorj 
txattn. 

25ie  eingäbe  bejletjt  in  5w6lf  2£rtifeln,  unb  bie  2fufforbe« 
rung  jur  Sieformation  ift  in  il)nen  nur  inbtrect  auägefprodjen. 
25er  TOefentlicbile  Snbalt  berfelben  ift  biefer.  Seitbem,  xi)xet 
Stiefmutter,  ber  romifc^cn  Äird)e  folgenb,  bie  englifdje  bem 
^leru§  raeltlidbe  '>Staä)t  unb  9{eicbt()ümer  gegeben  i)at,  ftnb 
©laube,  Hoffnung  unb  ßiebe  au§  berfelben  geroicben.  *)  25a§ 
romifcbe  ©acerbotium  ifl  fein  fold>e§,  »oic  eä  ©bi'ifiuä  angcorb» 
net.  25ie  9?iten,  mit  benen  fie  ft'd)  weiljen,  finb  nicbt  ju  be- 
grünben  au§  ber  ©dbrift,  unb  mit  fo  beharrlichen  ©ünbern  i|l 
ber  beitige  ©eift  nid}t.  2)a6  ©elübbe  ber  6-ntf)altfamfeit,  »on 
ben  Prieftern  begel)vt,  tt)ut  weiter  nicbtä,  aB  baf  e§  bie  unges 
()euer|ien  unb  unnatürlid^ften  SSetbrecben  erjcugt.  ^ieröon  {jam 


1)  Concilia  Magnae  Britaiiniae  lir.  pag.  208.  209. 

2)  Knyghton,  de  cvenüb.  Angl.  pag.  2667. 

3)  Concilia  Magnac  Britanniac  III.  pag.  221. 


—  247  - 


belt  bet  britte  "Kxtihl,  naä)ma[^  aud)  nod)  bet  cilfte,  weiset 
ba§  ©elübbe  bet  ßonticnj  bei  ben  grouen  befdm^ift.  25oS  Sßuns 
ber  ber  S^ranSfubflantiation  fei  crfonnen  unb  erbid)tet  unb  vev- 
teite  bie  9J?cnfd)en  jur  Slbgotterei.   25ie  redete  8e{)re  üom  @a» 
cramcnt  beä  2fbenbma^t§  fei  oufgefieUt  »orben  öon  Soljans 
neö  SBtcliffe.     2)er  (Swciämuä  unb  bie  in  ber  romifdjen 
Mitä)e  genjoljnlidjen  Segnungen  be§  Delä,  beS  <Salje§,  bet 
©teine  u.  f.  w.  rcaren  nid)t  (Stjrijlent^um  ,   fonbevn  3aube= 
rei.   £iie  ©ebcte  füt  SSetflotbene  in6befonbere  waren  »x>ibet  ba§ 
@efe§  ber  d)rijllid)en  ßtebe.   Sie  ^tlgerfül;rten,  bie  2inrufun9 
tobtet  SSilber  unb  beö  J)6ljtrnen  Äreujeä  fei  reine  SJbgöttetei, 
2!5ie  0()renbcicl)tc  unb  bie  ©cwdlt  ju  binben  unb  ju  lofen  toa> 
ren  nur  erfonnen,  um  bie  Wtad)t  be§  ©acerbütti  ju  crljoljen- 
25ann  folgen  noclj  jmei  2trtifel,  rceldje  et»t»a6  feltfam  lauten. 
£)ie  jSöötung  eincö  SUenfdjen  fowo^l  im  .Kriege  aiä  buxd)  eini 
©taatägcfe^  fei  »iber  bie  ©ebote  beä  neuen  Äejiamenteä ,  mU\ 
d)eä  ein  ©efefj  beä  Srbarmenö  fei.    Stiele  Äünfie,  mlä)t  inl 
ßnglanb  betrieben  würben,  nat)rten  bie  ©ünbe.   Sie  S'iatur 
lojfe  ftd)  mit  SBcnigem  genügen,  unb  bie  Sd)rift  fage:  n>enn 
\i}t  iJJafjrung  unb  Ä(eiber  t)abt,  fo  loffet  md)  genügen:  barum 
möge  man  befonberä  bie  ©otbarbeiter  unb  bie  2Baffenfd)miebc, 
überf)aupt  aber  alle  unn6tl)ige  Jtünfic  abtijun.  £)ie  (enteren  2fr« 
tifel  bettjeifen  freilid),  baf  bie  ©ingebenben  feine  grope  ßeben§= 
n)eiöf)eit  befafen. 

^'Jicmflnb  fagt,  wn  wem  biefe Eingabe  ausgegangen;  üiets 
Uiäjt  wac  jobn  Stbcaftte,  ßorb  ßobijam,  nrd)t  oljne  3fntfjeil  an 
ber  ®ad)e.  23on  bemfelben  Ijoren  wirnid;t  allein,  bap  er  1389 
in  bem  ^arlomente  l)eftig  gegen  ben  5)apft  fprad),  fonbern  ba^ 
er  auc^  1395  in  bemfelben  einen  '-Antrag  auf  eine  9;e(ormation 
ber  Äird)e  ftellte,  wa6  wol)l  alä  SBieber^olung  beä  fd;on  einmal 
getljanen  ©djritteä  gefapt  werben  fönnte.  ^)  3tber  ju  ber  Äüf)n; 
^eit  einer  ^Reformation,  wie  bie  SoUarbcn  ft'e  begehrten,  Jommt 
baä  Bierjeljnte  Sal)v()unbert  nod)  nidjt.  2fud)  finb  bie  Snteref= 
fen  im  ^axlamtnti  gct^eilt,  unb  SJid^arb  IL,  l;dtte  er  etwaä 
ti)iin  wollen,  l;dtte  nid)tä  tl;un  fonnen.  3£ber  wie  erbittert  mag 
bet  Äleruä  über  ein  ©ouüernement  geworben  fein,  weld^eä  fold)e 
2)inge  bod)  onljörtc  unb  nidjt  mit  geuer  unb  ©djwett  auf  bie 

1)  Lewis,  tbe  life  and  sulferings  ^lag.  201. 


—   248  — 


Äe^er  (oäfii()r!  25er  Äteruä  ^üt  ter  ©ngabe  bet  ßollorben 
ftd)er  tud)tt9  entgegengearbeitet,  ©ine  (Kongregation  t>er  engli= 
fcl)en  ^mlaten  t?om  Saf)re  1394  bittet  ben  (5rjbi[d)of  von  Sana 
terburi),  ba^  er  bod)  bem  Äonige  Oie  ^6f)e  ber  ©efa^r  red)t 
bringcnb  tiorfielle,  bamit  berfelbe  feinen  roe(tIid)en  2Crni  jur  SSer» 
fotgung  ber  SoUarben  retdje,  auf  bap  beren  Äraft  ntd)t  etwa 
im  ©tiUen  fo  (Teige,  bap  i^r  fpäter  nid)t  mti)x  njiberjlanben 
roerben  fonnte. ')  !D?an  fielet,  ber  Äteru§  Ijat  bie  Sage  bec 
£)inge  »o^l  begriffen. 

SDb  nun  aber  aud)  geraip  2Bilt)elm  üon  ßanterburp  ben 
3(uftrag  ju  erfüllen  nid^t  tserfäumt,  fo  gefd)tel)et  üon  bem  Stbi 
nige  bod)  nid;t§  »on  SSebeutung.  9]id)t  eine  einjigc  allgemeine 
unb  fomit  allein  rec^)t  tvirffame  9}?apregel  wirb  ergriffen.  S5itter 
flogt  im  Sabre  1396  ber  ©rjbifcbof,  bap  auf  ber  Unioerfitdt 
ju  Drforb  bie  raicliffitifcben  Äeljereien  nod)  immer  fortgeleljrt 
würben.  2)  2Baä  t>on  JRicljarb  11.  gefd)iebt  tn  ben  leisten  Sa^» 
ren  feine§  2eben§,  ba§  fd^eint  er  nur  ju  tbun,  um  nic^t  ganj 
mit  ber  Äirdje  ju  bred)en.  gel)t  gegen  einjclnc  ^erfonen, 
bamit  bod)  etnja§  gefd)ebe,  um  bie  ^riefterfürjlen  ju  begütigen, 
ciber  eä  gebet  nid)t  gegen  ben  ganjen  ßoUarbiämuä,  al5  folle 
ber  ftille  gortgang  beffetbcn  unter  bem  SSoIfe  nid}t  gebort  wer» 
ben.  2ll§  im  '^ai)xe.  1395,  wdbrenb  ber  .König  in  Srlanb  i% 
Die  lollarbtid)en  ßorbö  9iid)arb  ©tun; ,  ßubwig  ßlifforb,  Zi)o-, 
maö  Satpmer,  Sob^nneä  fOZonteacubo  auf  eine  (Sd}tlber()ebun9 
gegen  bie  r6mifd)e  .Kird)e  ju  finnen  fd)einen,  ba  eilt  9iid)arb 
aUerbing§  fd)neU  ou§  3rlanb  b^^bei  unb  unterbrüd't  bie  begin: 
nenbe  ^Bewegung,  wat)rfd)einlid)  weil  er  fte  für  unjeitig  i)itU, 

brobet  ben  itorbä,  wenn  fie  bieCollarben  weiter  begünjtigen 
würben,  er  nimmt  aud)  bem  3?id)arb  ©tun;  einen  ©cbwur  ab, 
bap  er  bie  loEarbifd)cn  Äe^ereien  nidf)t  mebr  glauben  woUe,  er 

1)  Quatenas  digneniini  in  sustentationem  fidei  cathoKcae  et  expag-s 
nationein  liereticae  pravitatis  in  regno  AngUcae  per  sectam  perfidain  Lol- 
lardoriim  nimiuni  dilatatae,  iiiforinare  efficaciter  dominum  nostrum  regem, 
ut  in  ipsorum  periidorum  confusionem  dignetur  extendere  cum  eifecta, 
bracliiuin  siiae  regiae  majestatis ,  ne,  qiiod  absit ,  longae  taciturnitatis 
ailentio  invalescat ,  et  eorinn  forsitan  tanta  crescat  multitudo,  cui  pro- 
scessu  teinporis  difticilius  resistatur.  Concilia  Magnae  Britanniae  III. 
pag.  223. 

2)  Concilia  Magnae  Britanniae  Iii.  pag.  229. 


—  249  — 


btotjet  if)m  mit  bem  Zobz ,  wenn  et  btefen  (Sdjirur  bredjc. ») 
Xber  cttraS  ©nnAeiDcnbe»  gefc^ie^et  ntd)t.  2)er  ^ontg  n6t^)ts 
get  üud)  im  ^a^re  1396  einige  Äefect  nor  it)m  unb  »ot  bem 
eT5bif*of  ab5ufd)n)ör£n.  -)  2)od)  bie  ^rie]lerfütftcn  fonnten  fiic^ 
nic^t  tiufcben  über  bie  S5e?ieutungSloftgfeit  foldjet  »cteinjelter 
SKafregeln. 

Unterbeffen  war  S03ilf)e(m  Sourtnep,  ber  (5rjbifd)of  »on 
Canterburp,  im  %o.^xt  1396  geftorben,  unb  Sbomaä  2frunDeI 
war  oon  bem  v5tul}Ie  ju  ?)otf  jum  Primat  t>on  ©nglanb  ges 
forbert  werben.  25iefer  war  ber  tjeftigjie  ©egncr  ber  Sollarben. 
2Iber  fcbon  im  3abr£  1397  Idpt  ber  Äontg  bicfem  S^bomaS 
2frunbet  ben  SSefebt  jufcmmen,  bo^  er  ftd>  ouä  bem  9?eicbc 
entfernen  moge.^)  ßbcn  bamalä  werben  »on  3?icbarb  »or  bem 
f)arlamcnte  mancbe  @Dle  angeflagt  ^ocboerratber  gegen  tbn. 
Sn  biefe  Serfd-worung  fcbeint  SSbomaS  2trunbet  öerroicfelt  ges 
wejen  ju  fein,  ffieinabe  feltfam  iji  eä,  bop  ffionifaciuä  IX.  fein 
SBort  Derliert  über  baä  gewaltfame  SSerfabrcn  be^Äönigä  gegen  ben 
ßrjbifcbcf.  Siubig  geftatteter,  baf  ein  neuer  ßrjbifcbof,  Sfoger 
ton  SäJalben,  eingefeßt  wirb.  '21ber  nad)  ber  3\eoolutton,  bie 
S?id)arb  II.  fiürjte,  ijl  öud)  Sbomaä  2(runbet  üom  ^^apfte  wies 
ter  eingefegt  werben.  Se^t  fcbeint  ber  ^apf!  burd)  biefe  ißac^js 
giebigfeir  etwaä  2fnberc§  erreichen  ju  wolkn.  3m  Sabre  1398 
erfdjeini  ein  apo)loItfd)er  Segot  in  gnglanb  mit  ber  bringenben 
SBitte,  bo|3  ber  Äönig  bie  pdpjtticben  ^rooifionen  bod)  wiebet 
geftatten  mocbte.    2tber  eS  war  bamit  wieberum  nid)t».*) 

D'iun  \)(iX\t  fid)  JHicbarD  II.  bie  geinbfdjaft  ber  .Rirdje  im 
^ocbften  S)?aape  oertient.  2)ie  ^apftgewalt  foüte  in  @nglanb  febt 
«ingefd>ränft,  ber  .Rteruä  um  feine  unabbdngige  ©teQung  gebradjt 
»erben ,  baS  war  bie  Äenben j  be-^  ©ouoernementä  befouberä  feit 
6Duarb  III.   SSor  2tnberem  aber  fonnte  bie  b^i^ide  Strebe  mit 

1)  Thom  Walsingh.  Hist.  Ajigl.  pag.  328. 

5)  ÜBilbclm  Deynot,  gticolau*  Saittaur,  Ofi(f)arl>  ^ouc^cr,  ESif^eni 
Stotjcur.    Concilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  225. 

3)  Thom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  364.  SDcr  Srief  bc«  Äöntg* 
brtbülb  an  fccn  ^P^ipit/  [agt  „Tomas,  proditionis  non  expers  nostrae  re- 
giae  majestati  insidias  fabricavit.  Amicus  nobis  benevolus  esse  non  po- 
tent, qni  notoriis  inimicis  dextras  exhibet."  Concilia  Magnae  Britanniae 

,  in.  pag.  232i 

4)  Tbou.  Waisingti.  Uist.  Angl.  pag.  356. 


—   250  — 


^dnben  greifen,  ba^  unter  JRtdjarb  II.  eine  Keformation  cor« 
berettet  »erbe.  Siu^iQ  Ik^  man  bte  gollftrben  \id)  mittx  au§s 
breiten.  Wlan  gab  ft'd)  juwetten  baö  2fnfet)en,  al§  ttjue  man  tU 
tt)aS  gegen  fte,  aber  eä  war  faum  anber§,  a(§  wollte  man  ben 
S5rud)  mit  ber  römifcben  Äirdje  nic^t  ju  frü^)jeitig  berbeifu()ren, 
fll§  fönte  bie  «Kajorität  bc§  unb  bce  SSolfeä  erfi  für  bie 

Steformation  gewonnen  »erben,  bamit  baS  .S6nigtl)um  fidj  bann 
crfldren  fonne  mit  aller  ©idjert)eit.  S^iun  war  JRidjarb  II.  nod) 
ein  junger  unb  fräftiger  Wlmn,  ber  nod)  lange  leben  fonnte. 
@ing  eä  ober  mit  bem  ßoüarbiämuö  fort,  wie  eä  bisher  gegans 
gen,  fdbien  eine  gro^e  @ntfct)eibung  in  ©nglanb  gegen  ba3  ro* 
mifcbc  Äird)ent()um  fallen  ju  fönnen. 

2llfo  war  |)o^e  Seit  einzugreifen,  unb  eine  9?e»olution  mu^tc 
auöt)elfen.  Sn  ben  @cfd)ic^täbücbern ,  bie  im  ©eifte  ber  Äircbc 
gefcl)rieben  finb,  ift  aHerbingä  ber  3lnt()eil,  ben  bie  ^riefterfurs 
fien  unb  bie  ganje  .Kirche  am  Umfturj  beä  red^tmä^igcn ,  on 
2£ufricbtung  beä  reüolutiondrcn  Ä6nigtt)umeä,  baä  unter  bec 
Sßebingung,  im  ©pfteme  ber  Äird)c  ju  bonbeln,  emporgetragen 
wirb,  üerbecft.  2)oct)  leuchtet  ber  2lntbeit  ber  Jirdje  an  biefer 
JReüolution  immer  nod)  beutlid)  genug  i)cx)>0Tc.  2lud)  mu^te 
2llleä  bie  Äird)e  aufforbern,  bie§  J:6nigt()um  ju  (iürjcn,  "Küt^ 
fte  aufforbern,  ein  anbere§  aufjuflellen  unb  fte,  bie  ft'd)  felbfl 
immer  al5  baä  Sg)bd)^e.  unb  2lUeinige  betröd)tete,  waö  in  Zn-- 
fcblag  fommen  fonnte,  war  nidjt  gewoljnt,  foldje  2lnforberungen 
von  ber  .^anb  ju  weifen. 

Sie  9iei)olution  ijt  in  geheimen  gaben  gelaufen  unb  »or» 
bereitet  worben  burd)  geheime  SSerbinbungen  uitb  fBerljanblunj 
gen,  weldje  baä  2id)t  ber  ®efd)id)te  niemals  erbliden  werben. 
25ie  SSerbdltniffe  fommen  ber  Äircbe  ju  ^ülfe.  ffiidjarb  II.  t|t 
unbeliebt  unb  ungead)tet  bei  2lbel  unb  SSolf.  ©eine  Siegierung 
war  »erfd)wenbcrifd),  er  war  bcm  SBein  unb  ber  ßiebe  jugetpan 
unb  bie  friegerifdje  2ld)tnng  ©nglanbä  nad)  2luf  en  ju  war  gefum 
fen.  Sftmalä  "ijatu  er  bie  iparlamentarifd)en  SJedjte  nidjt  beadbtet, 
willfü^rlidje  SSerfügungen  ertaffen  unb  willfü^rlidje  Steuern 
ouägef^rieben.  2lber  waren  aud)  »iele  feiner  .^anbtungen  -wills 
fü^rlid)  unb  felbfi  blutig,  fo  waren  fte  bodj,  wenn  aud)  nid)t 
gered)tfertigct,  bod)  entfd)ult)iget  burcb  eigcntbümlicbe  S5erbdtt-- 
nijfe.  Sebcä  galle»  aber  war  9iid;arb  II.  fein  S£i;rann,  unb 
bie  9?eüolution,  weld^e  it)n  fiürjte,  bie  SJeformation  fjeramte 


—   251  — 


unb  unerme^tid)e§  Un^lM  über^nglanb  bxa6)tt,  w(ivm(S)t  t>flS 
SBerf  einer  unobn)et§baren  SRotljnjenbigEeit,  oB  t)ätte  mon  fi^ 
eine»  9Ranneä  entlebigen  muffen,  mit  bem  nid)t  auöjufommeit 
genjefen,  ftc  war  ba§  SBerf  einer  gaction,  n»e(d)e  fie  woUte. 
2fbel  unb  SSolE  lief  Stidjarb  II.  faKen,  weil  er  fiel)  felbjl  nid)t 
ju  Ijalten  »crflonb  in  ben  Slagen  ber  ®efat)r,  weil  cä  gleich? 
gültig  tvax  gegen  tl)n  unb  weil  eS  jum  SSt^eil  bie  befonberen 
Entwürfe  ber  gactton  m<i)t  fannte. 

@ä  fam  ben  Sfeöolutionämannern  jum  SSeweiä,  ba^  ftc 
einen  befonberen  3we(f  ücrfolgten,  aud)  feineäwegeä  allein  bars 
fluf  ön,  9iid)arb  II.  ju  entfernen,  fonbern  eben  fo  fel)r,  ben 
tedjten  50?ann  ju  finben  für  ben  Sljron,  ber  fiel)  l)ergebe  ju 
ibren  Entwürfen.  2)iefen  redeten  SOiann  l)üben  bie  ^riejierfür» 
jlen  gefunben  ouf  eine  beinahe  feltfame  SBeife,  bod)  nur  fo, 
bog  fte  ftd)  ber  9?öd)welt  tjcrrotben  mußten  aB  tbronerfcbütfernb 
unb  reüolutiondr.  Äonig  ©buarb  III.  t)atte  »ier  S3rüber  ge; 
bobt,  SioncU,  ßancafler,  ©orf,  ©loucefter.  Sionell  war  öer^ 
ftorben  »or  bem  Äonige  unb  Ijatte  einen  ©obn  Ijinterlaffen, 
SJoger  SD?ortimer  genannt.  2)tefer  Sioger  SRortimer,  weld)ec 
anä)  fdjon  öon  9{id)arb  II.,  wenn  er  obne  8eibe§erben  jlerben 
foUte,  ber  ©ucceffionäorbnung  gemdg  btieid)mt  werben  war 
fll§  fein  Siadjfolger,  bdtte  nun,  Ijdttc  bie  gaction  nur  ben  Strang 
gel)abt,  ftd)  eineä  SIprannen  ju"  erlebigen,  auf  ben  3;()ron  gcs 
fieUt  werben  muffen.  2lber  fie  neljmen  nid)t  biefen,  fonbern,  et' 
nen  2lnbercn,  bem  bie  Ärone,  »orauägefe^t,  bap  bie  SJewolus 
tion  gegen  9Jid)arb  II.  ju  entfd)ulbigen  gewcfen,  gar  nidfjt  ge^ 
biii)xt,  weil  er  ber  redete  9)?ann  ift. 

25ie  Äird)e  finbet  iljren  SO?ann,  wa3  beinahe  feltfam  iff, 
in  bem  ^oufe  ßancafier.  2)er  alte  ^erjog  üon  Sancajler  ift 
ba§  ©lieb  ber  toniglidjen  gamilie,  weld)eg  om  beutlid)(ien  Ijers 
vortritt  mit  feiner  eoangelifd^en  ©eftnnung.  ein  Äe^er  ben 
SBifdjöfen  ju  entreißen,  fo  ifi  ^ancafier  ba,  muß  bie  lieber» 
fe^ung  ber  l)eiligen  ©djrift  in  bie  englifdje  (Sprad^e  im  Carlas 
mente  »ert^eibigt  werben,  fo  ifi  ßancajier  wieber  ba.  25arum 
ift  aud)  ber  ^erjog  Da§  3iel  mand)er,  jebod)  erfolglofer,  SSer» 
folgungen.  2)te  ■^nl)dnger  ber  Äird)e  wollen  ßwift  jwifdjen  beu 
Äönig  unb  gancajtcr  fden.  25er  SDl)m  wirb  befdjulbiget  nad> 
bem  S£l)ron  unb  mä)  ber  ^errfdjaft  beä  Sleffen  ju  jlreben. 
©leid)  in  bem  erfien  Parlamente  yjidjarb  II.  wirb  ber  ^erjog 


—   252  — 

tm  Unterlaufe  be§  SSerratf)eä  an  bem  Äontge  be5Üd)tl9et.  25a§  ^ars 
lament  fdjldgt  bte  '^nffage  alä  »erldumberifd)  nieber.^)  SÄan  ftnbet, 
bap  fdjon  t>ter  3a^re  barauf  in  ©nglanb  gegen  ben  ^erjog  »lebet 
ettt)a§  angcfponnen  wirb.  @§  fc^etnt,  e§  war  gelungen,  einigen 
SSerbadjt  in  bie  @ee(e  beö  jungen  .Rönigä  ju  bringen,  ßancalter, 
nirgenbS  mei)x  ftdjer,  baä  ßeben  bebrot)t,  flief)et  nad)  ©d^ottlanb. 
2(ber  bie  ©ad)c  flärt  ftd)  balb  ouf.  9ii(i)<irb  II.  ruft  ben  ^erjog 
jurucf,  gebietet,  ba^  jebermann  it)n  fc^ü^en  follte.  55aä  fd)önflc 
8ob  fpenbet  babet)  Änt)gf)ton  bem  ^erjog:  ein  frommet  unb 
gottergebner  SJJann,  friebfertigen  ©inneö,  »eldjet  bet  UnbiU 
feiner  geinbe  niemals  gebadet.  2)  SßSieberum  üier  Sol)re  barauf 
(1384)  tritt  ein  Garmelitermond)  t»or  bem  ^aüammtt  auf,  8an* 
cafler  ^abc  eine  58erfd)tt)6rung  gebilbet,  ben  J:6nig  ju  ermorben 
unb  ftd)  bie  Ärone  ju  gewinnen.  Sancajicr  tragt  fogteid)  ouf 
Unterfud)ung  an,  bi§  ba£)in  muffe  ber  Äarmelit  gefangen  ges 
]()alten  werben. 3tber  e()e  ber  ZaQ  ber  Unterfudjung  fommt, 
wirb  ber  Äarmelit  im  ©efdngnif  crfdjlagen.  *)  Sie  ^art^ei, 
wel(ä)e  ben  ^erjog  »erfolgte,  fd}affte,  wie  e§  fc^eint,  \i)x  eignet 
SBerfjcug  fort,  ba  fte  fal),  bie  ©ad)e  gelje  nid)t.  'Und)  mod)te 
bie  ©rmorbung  beä  SOZönd)eä  notljig  fein,  um  bie  Unterfud^ung 
öbjufdjjneiben,  öon  wem  er  ben  2tuftrag  em^jfangen,  bie  SSer^ 
Idumbung  gegen  ben  ^erjog  auäjufpredjen.  83on  ber  angeblti 
ä)m  S3erfd)w6rung  Sancafterö  gegen  ben  Äönig  ftnbet  ftdf)  nicftt 
bie  minbefte  weitere  ©pur.  3wifd)en  ßancafter  unb  9ti4)arb 
^jerrfd)t  baä  größte  SSertrauen.  ^) 

Zn  biefen  SJorgdngen  mag  erfannt  werben,  wie  bie  Äirdje 
gegen  il)re  ©egner  üerful)r.  Sodj  nun  ^)6ren  bie  SSerfud^e,  3wift 
jwifd)en  ben  Äonig  unb  Sancafler  ju  fden  auf.  Sie  Äird)c 
wenbet  fic^  nad^  einer  anbern  ©eite,  wo  ber  Erfolg  großer  fein 
muf .  Sie  Unjufriebenljeit  ber  iJlation  mit  bem  Äonig  fteigt,  befon» 
ber§  nad)bem  mit  bem  Sa^re  1389  9?id)arb  II.  jum  WlaniK  Ijeram 
8ewad()fen,  felbfijldnbiger  regierte.  Sie  SSer|)dUnijfe  gepalten  fic^ 

1)  Lewis,  the  life  and  sufTtrings  pag.  196- 

2)  Knyghton,  de  eventib.  Angl.  pag.  2640.  2641.  2642. 

3)  Tbom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  309. 

4)  Thoni.  Walsingh.  Hypodigma  Neustriao,  pag.  536. 

5)  Sange  ging  bdd  ©ouDcrnciiicnt  nur  unter  tcm  9Jünicn  DJit^arb*, 
Öcr  «in  ÄnaOe  roar  ('eim  iobe  Sbunrb  III.  2>ie  für  ben  2oIIarbiÄniu»  gün^ 
ftige  Scnbenü  bce  @ou9crnementd  rührte  befonberu  »oii  Samafici;  I^er. 


—   253  — 


,  gfinjltgcr.  T>tr  3t»tfl,  mlAer  jtrtfdjen  Cancajier  unb  3?td)arb  II. 
md)t  aufgeregt  werben  fonnte,  wirb  emgt  jTci'cfaen  bem  Äonig 
unb  bem  ^crjog  non  ©[ouccjler,  bem  jüngeren  £)^m.  £)iefeä= 
mal  ijt  über  bie  SBeife  ganj  unberä.  ©loucefter  (oll  bcn  S-ö- 
nig  Siic^arb  enttf)ronen:  bie  Äird)e  roiü  ben  ftillen  ffiefc^ü^er 
ber  Äe^er  weg  boben.  <5ct)on  im  S^bre  1388  frf)eint  bet 
^lan  entworfen  worben  ju  fein.  Siic^arb  foU  ermorbet  ober 
einge!erfert  werfen,  (gloucefier  ober  9ioger  SJfortimer  foU  Ss>i 
nig  werben.  2Cber  ber  ^pian  fommt  nid)t  jur  ^luafü^jrung,  man 
wei^  nid)t  warum.  2>er  J^erjog  gejlanb  nacbmal»,  jwei  Slage 
lang  b^be  er  an  bie  ©nttbrcnung  be»  Königs  gebadit.  i)  2)as 
tnalö,  wie  bie  @ad)e  gefcbmtebet  wirb,  fcheint  bem  Jlönig 
Sitdjarb  II.  nicbto  ©enaiieö  »on  ber  SSerfcbworung  befannt  ge; 
werben  ju  fein.  T>uxd)  irgcnb  einen  Sufall  mag  9iid)arb  II. 
plö^Iid)  nad)  vielen  3<ibren  fidlere  Äunbe  »on  biefcr  SJerfd^wös 
rung  erhalten  ijahtn.  Sm  3al}re  1397  laßt  er  ben  .^er* 
jog  von  ©toucefter  greifen,  nad)  (lalaiä  fübren  unD  bort  nies 
berbauen.  ©ine  bebeutenbe  ^tn^abl  anberer  ßorbä  Id^t  JRidjarb  II. 
JU  berfelbcn  3eit  ergreifen  unb  babet  befannt  machen,  bap  nid)t 
biefeä  gcfdiebe  wegen  S^ingen,  bie  langft  »ergangen,  fonbcrn 
wegen  ganj  neuerlidjer.  (Sie  wären  SJerrättjer  an  i^m  unb 
ön  bem  S\eid)e.  -)  2?a§  ^Xtrlament  »erurtbcilt  ben  ©rafen 
»on  2irunDel  unb  ben  ©rufen  oon  SBarwic  jum  SoDe. 
SBarwic  erflärte  jidj  felbft  üor  bem  Parlamente  beä  ^Stx^ 
bred)en§  ber  beleibigten  fKajetlat  fd)ulbtg.  ^)  S^a»  3;obesurtbeiI 
wirb  inbeffen  nur  an  bem  ©rafen  "tonbel  ücUjogen.  25amal5 
war'»,  bap  jHidjarb  II.  bem  ^Bruber  beiJelben,  Dem  ©rjbifcbof 
SKbonifl^  2lrunbcl,  au6  bem  9Ieid)e  ju  gelten  gebot. 

ffiiele  2)unfelbeiten  liegen  über  bicfen  (Sreigniffen.  2)aß 
eine  SSerfdjworung  Statt  gefunbcn,  bie  9iid?arb  II.  au§  bemSBege 
räumen  foUte,  ift  flor  unb  ben  böd)j!en  ©raD  »on  SBabrfd)ein= 
liebfeit  ^at  eä,  ba^  biefc  SSerfd)WÖrung  geleitet  worben  i|t  von 
ber  Äirdje.  9iid)arb  foüte  fort  um  be»  SoUarbismuö  wiUen. 
SSijle  aber,  bie  mit  in  Die  a3erfd)w6rung  i^erwicfelt  waren,  mos 
gen  allerbingä  nicbt  gewußt  l;aben,  waö  bie  .^äupter  trieben 


1)  Tnrner.  History  of  England  II.  pag.  286. 

2)  Tliom.  Walsingh.  Hisf.  Angl  pag.  354. 

3)  Walsingh.  Hypodigma  Nenstriae,  pag.  651. 


254  ~ 


unb  bacf)tctt,  bie  9?id)arb§  an^ihliä)t  Sprannei  in  ben  SSorber» 
grunb  flellen. ')  (Sfjaractcrifltfd)  tft  e§  babet,  wie  ber®elft  bet 
^trd)e  tion  benen  tebet,  bte  für  feine  «Sadjc  gefallen  finb.  Sc* 
ner  Äarmelit,  ber  'ben  ^erjog  »on  ßancafier  angeftagt,  i)at 
SBunbev  Qttt)an  naä)  feinem  Zoit,  ber  @raf  üon  2(runbel  tjl 
ein  ^eiliger  5Kartprer.  2)  Sener  etnjelne  3ug  in  btefen  Sorgdn» 
gen  meifl  ouf  bie  ^rie|terfür|len  !)in,  bie  {)inter  bem  S3orf)angc 
tianben  unb  bie  DJewolution  leiteten.  3) 

9Jicl)flrb  II.  ober  ifi  nod)  jenen  SSorgangen  fel)t  beforgt. 
6r  \)at  feine  9?ul)c  me^r.  ©r  mag  erfannt  l}aben,  ba^  bie  ®e« 
fal)r  nod)  nidjt  toorüber  fei,  ba^  um  it)n  f)er  nod)  gar  S3ieleS 
im  ©tillen  betrieben  rcerbe.  Unter  ben  ©rofen,  bie  i^m  befon; 
berä  t»erbddt)tig  finb,  befinbet  ftd;  aud)  .^einrid»,  ber  Soljn  be§ 
J^erjogö  So()ann  tion  Sancofier.  2)er  alte  ^crjog,  ber  greunb 
beö  ©oongelii  unb  ber  ßoüarben,  fjat  an  ben  SSirren  ber  k^- 
ttn  ^t\t  9{id)arb  II.  feinen  llntijtU  metjr  genommen,  dt  tjl 
«od)  öor  bem  2luäbrud}e  ber  9?eüolution  am  3.  gebruar  1399 
geflorben.  ©eineö  ©ol^neö  .^einrid)  fd)eint  bie  Äird)e  ftd)  jei* 
tig  bemdd)tigt  ju  ^aben.  ®te  erfennen  ben  red)tcn  9}?ann  in 
it)m;  er  wirb  bie  Äird)e  galten,  wenn  er  burd)  eine  9feüolution 
auf  ben  X\)xon  geförbert  wirb,  .^^cinrid;,  nad)  bem  Sobe  feineS 
SSaterä  ^erjog  t>on  Sancaper  genannt,  war  bem  ivöntge  Sfidjarb 
lange  t)erbäd)tig  unb  er  wünfd)te  xi)n  fort  ju  Ijaben  auä  bem 
9?eid)e.  9iid)arb  benugte  eine  @elegenf)eit,  ba  SQtinxiä)  von 
Singen  gefpred^en,  üon  benen  ber  Äonig  wollte,  bop  ni(^t  ge» 
fprocben  werben  füllte,  um  il}n  auf  jel)n  3at)rc  auä  (Jnglanb 
ju  üerbannen.   25iefe§  gefd;iel)t  nod)  im  S«!)«  1398. 

9la4)bem  nun  ber  alte  ^crjog  »on  Sancafrer  geworben, 
wirb  biefe  jel)niä(;rige  SSerbannung  in  eine  immerwd()renbe  »er» 

1)  3)afür  fpricl)t,  bag  unter  ben  Sorb*,  roc(cf)C  ber  Äcnig  cinjk^cn 
Id^t,  fid)  aud)  Süliamic»  i!e  inonte  acuio  Dcfinbet,  ber  ju  ben  eifrigften 
SSefd^Ü^'Crn  ber  Soßarbcil  gct)ört,  qni  tantam  incurrit  amentiam,  ut  ima- 
gincs,  quas  Iiabcbaf,  in  capella  sua  deponi  faceret.  Thom.  Walsingh. 
Hypodigma  Neustriae,  pag.  ö40. 

2)  Thom.  Walsingli.  Hist.  Angl.  pag.  310.  Hypodigtna  Neusfriae, 
pag.  562. 

6)  i){id)arb  fürrf)tctc  glcid)  bie  'Prälaten  in6cf)ten  für  bte  »er^nfteten 
Sorb*  arbeiten.  Rex  vero  nescitur  quid  inetiiens,  per  idem  tempus  vetuit, 
ne  pontifices  aliive  praelati  facerent  processiones  sive  detentiones  pro  pro- 
cerum  ereptione  ditentoiuin.  Thom.  Waisingb.  Hypodigma  Neustriae,  p.  550. 


—  255  — 

wanbelt.  •)  9iicl)arb  fc^jeint  fid)  nun  ttcoai  (td)ct  gcfu^itt  ju 
^>aben.  Sm  2tpril  1399  jiel)t  er  nad)  Stianb.  3fuf  einmal  iji 
in  2onbon  JlÜeä  in  SSenjegung.  ©ne  neue  SSerfchwörung  biU 
bct  ild).  2)er  2fnt()eil  ber  Äirdje  tritt  fefjr  fdjarf  (jenjor.  5j;t)0« 
maä  2(runbel  i)l  roieber  ba.  ©r  madjt  bie  SJZitteläperfon  unb 
ben  JBoten  jroifcfjen  bcn  83erfd)n>ornen  unb  bem  ^crsoge  öon 
gancajler,  ber  ficf)  ju  ^ariä  bcftnbet.^)  liUti  gefjt  mit  gropet 
©djnelle.  ^einrid)  fommt  im  Sulp  nad)  ©nglanb  unb  Äau= 
fenbe  eilen  fogleid)  jn  feinen  5at)nen,  fßiele  gerci^  in  ber  WltU 
nung,  eS  Ijanbte  fid)  nur  um  bie  3?ettung  ber  greiljeiten  beä 
ganbeä.  Ungiin|lige  SBinbe  liegen  lange  feine  9iad)rid)t  nad) 
3rlanb  fommen.  9iid)urb  f)atte  nidjtä  erfaljren  Don  ber  SSer» 
fc^TOorung.  2£l§  er  von  5)einrid;ä  ßanbung  l)6rte,  fam  er  eis 
lenbä  nad)  gnglanb.  war  JeineSwegeö  2lUe§  üerloren.  ©in 
onberer  9Wann  ^atte  bic  legitime  ^artfjei  gegen  bie  Sieoolutionös 
männer  woljl  gctjalten.  Siic^arb  aber  »erlor  ben  SDJut^  unb  jog 
fid)  nad)  SSole»  jurücf.  2)urd)  ein  ©enjebe  üon  Slreuloftgfeiten 
unb  9Jieberträd)tigfeiten  bekommen  bie  Empörer  ben  Äonig  in 
i^re  ©enjalt.  S5er  (5räbi)'d)of  fpielt  in  benfelben  immer  bie  b(- 
beutenbfte  SfoHe.  Sie  führten  i[)n  nad)  Sonbon  unb  n6tl)igten 
tl)n  bort,  eine  Sntfagungäacte  ju  unter^eidjnen.  Sabei  muptc 
ber  unglu(flid:)e  SKann  nod)  Äeinrid)  von  ßancafter  ju  feinem 
i)Zad)fo(ger  empfel)len.  ^)  Qin  ^^arlament  warb  in  ber  @ile  be- 
rufen. 2^icfe§  warb  jum  SSerrdtper  an  ßnglanb  unb  an  bem 
Äönig.  ©5  erftdrte  9Jid)arb  II.  für  abgefegt.  Unter  ben  ©rün^ 
ben  ber  2lbfefeung  finb  nun  aHerbingä  oiele  ungefef2[td)e  unb 
will!üi;rlic^e  ^anbtungen  9xid)orbä  angeführt,  bie  ^auptfad)e 
aber,  ber  goüarbiSmuS,  wirb  flüglid)er  ffieife  ganj  mit  StiQä 
fc^weigen  übergangen.  5Bor  biefe»  Parlament  tritt  nun  .:^eins 
rid)  öon  Sancajier,  unb  baffelbe  erfennet  ein  fF.eäit  beffelben  auf 
ben  a::i)ron  an,  weld)e6  gar  nidit  »orf)ünben  ifi,  inbem  bet 
a;t)ron  nur  ben  ^Ibfömmlingen  gionelö  gebührt.  2Cber  biefe  mag 
bic  Äird)e  untauglich  gefunden  f)aben.  9\id)arb  II.  aber  wirb 
balb  nad)  biefen  -SSorgängen  im  ©efängnif  erwürgt  (23.  Scto* 
ber  1399). 

1)  Thom.  Walsingh.    Hypodigma  Nenstriae,  pag.  553. 

2)  Tnrner.  History  of  England  II.  306. 

3)  Les  records  et  proces  del  rennndation  da  roi  Richard.  Hiat.  ' 
▲ngL  Script  Antiq.  London  1652  pag.  2745. 


—   256  — 


35i'efc  9?eöoIutton  n>ar.  ein  imcrmep(td)er  SSorf^etl  für  bie 
Äird)e.  ber  Zt)at  wat  bie  t)öd))le  Seit  genjefen,  in  bet 
5j;f)at  ^atte  man  fid)  faum  onberä  l)elfen  fonnen  al§  auf  biefe 
SBcife.  SlUeä  gewinnt  in  ©nglanb  fogleid)  eine  anbere  ©efialt. 
£)ec  gortgang  be§  goIlarbiSmuä  wirb  aufgeljatten,  e§  ifl  feine 
9?cbe  mii)t  oon  einer  bmä)  ÄonigtJjum  unb  Parlament  ju  er» 
wirfenben  9?eformation. 

war  in  ganj  ©uro^ja  fein  ßanb  gcwefen  gefd)icfter  alS 
©nglanb,  bie  ^Reformation  ber  Äircfee  ju  beginnen  unb  i()r  ei» 
nen  erpen  fejien  gug  ju  geben,  'äbtx  Siid^arb  II.  (jotte  'Mt^  »erj 
borben.  Qx  wünfdjte,  wie  man  fonnenflar  fteljet,  bie  SJeformo» 
tion,  inbem  er  bie  ßoUarben  fdjatten  unb  walten  lie^,  wie  fte 
wollten.  £)ie  ®efa£)r,  weldjer  er  baburd)  baä  Äünigt()um  auä= 
fe^te,  ob  er  auä)  nod)  niä)t  ganj  offen  Ijcrüortrat,  war  ungc* 
J)euer.  @r  burfte  alfo  bie  ^iation  nidt)t  unjufricben  mad^jen  in 
cnberen  2)ingcn,  er  mupte  naä)  S[)?Dg(id)feit  fiel)  mit  berfetben 
JU  ibentiftciren  jireben.  £)ann  wäre  bie  SJeüolution  nidjt  ge^ 
fommen  ober  fte  wäre  mißlungen.  3n  wenigen  ^eccnnien  \)äu 
ten  bie  eöangelifdjen  ©lauben^boten  bie  SKajorität  be§  eng(ifcl)en 
SSoIfeö  gewinnen  fonnen.  Züt  biefe  SDinge  waren  üon  ben 
^rieperfürfien  bercd)net  worben.  ©ie  {)atten  gefeben,  e§  fei  bie 
I)64)Pe  3eit;  barum  i)abm  fte  bie  9fe»olution  loäbrcd;en  laffen. 

25a§  rcüolutionäre  ^onigätjauä  ibentiftcirt  fid?  burdjauä 
mit  ber  Äirdje.  ©ie  ift  wieber  "UUt^,  ber  ÄleruS  nimmt  wie» 
ber  bie  obcrpen  ©teilen  bcö  ©taateä  ein,  au6  bem  Parlamente 
»erfd)winbet  bie  jweite,  bie  freiere,  bie  eoangelifd)e  9iid)tung 
fluf  eine  9ieformation,  unb  bie  erjlere  erhält  fid)  mit  9J?übe. 
©rogen  ©influp  fd)eint  fid)  bet  Äleruä  auf  bie  SBabl  ber 
glieber  be§  untern  ^aufeä  oerfd;afft  ju  l^aben.  Äbomas  '^run» 
bei,  ftdjtbar  ein  ^au^jträbelSfubrer  ber  Sfeoolution,  wirb  fogleid) 
wieber  in  bas  ^rjbiötl)um  ßanterburt)  eingefe^t.  (5r  fdjeint 
feine  ilnfprüd)e  auf  baffclbe  niemalä  aufgegeben  unb  fid)  immer 
aB  redjtmägigen  grjbifdjof  betrad)tet  ju  ijcibin.  ©leid^  läßt 
i\)m  ber  neue  Äcnig  wiffen,  er  werbe  nidjt,  wie  feine  SSorgän» 
ger,  immer  (Selb  »on  ber^irdje  begel^ren,  nur  in  benbringeub* 
jten  gällen  follte  cä  gcfcljeljen.  2)ie  l)eilige  Äird;e  möge  itjn  i^» 
res  ©d)u^e§  unb  il)reö  ©ebeteö  würbigen,  bagegen  werbe  et 
alle  Äraft  auf  bie  S3ernid)tung  ber  Äc^er  wenben.  0 

1)  Goncilia  Magnae  Britanniae  III.  pag.  238.  239. 


—   257  — 


©et  ^ülfe  be§  mltiid)tn  Tlxmt^  tvat  bet  Äl«u§  nun  ge- 
wif .  6ä  fam  jebt  barauf  an,  ba^  bie  ©cfe^e  bet  3nquifition  burc^ 
^arlam£nt3fd)lüj|'e  ju  ©efefeen  ©nglanbä  erhoben  würben.  v3d)on 
auf  bem  jweiten  Parlamente  .^einrid)»  IV.  im  Safere  1400  tritt 
ber  Äleruö  auf.  @§  fei  bie  l)üc^fte  Seit  einjufd)rciten,  wenn  nic^t 
bie  Äe^er  bie  Äirdje  jerjloren  foUen,  ber  mltüd)t  "äxm  müfife 
eingreifen.  "Kudt)  baä  Parlament  ifi  wie  umgen?anbelt;  boüjläns 
big  wirb  ber  Äird)c  nadjgegeben.  25ie  Äirdje  foU  baä  Sitä)t 
^aben,  bie-Äe^er  ju  greifen,  wo  fte  biefelbcn  finttt,  fte  jum 
©efianbnip  ju  bringen  unb  in  ^aft  ju  fjalttn,  fo  lange  es  i^t 
gut  bunft.  2(ud?  rcirb  in  bem  ?>arlament§fd)lufre  ausbrÜ!flic^> 
gefaqt,  bap  Ijartnäcfige  .Re^er  nad?  ben  allgemeinen  .Rircl;engej 
fefeen  bem  trcltlidjen  Zxm  überlaffcn,  b.  fj.  »erbrannt  werben 
müßten.  X)k,  fagt  berfelbe,  wel^e  biefcä  nid;t  trifft,  fei- 
len in  ®elb|trafe  genommen  werben,  bie  ©elbftrafen  ftnb  an 
ben  Äönig  ju  ^aljlcn.  ©innen  üierjig  Sagen  foüen  ferner  bei 
©elb:  unb  ©efängni^jlrafe  alle  fc^erifd)C  @d?riftert  eingeliefert 
werben.  1)  2IQmälig  werben  nun  fafi  alle  inquifttorifd)c  fSla^i 
regeln  tbeiB  burd)  formlidje  Parlamcnt»fd;lüffe,  tf)eilä  burc^ 
SSerorbnungen  beä  Äonigä  unb  ber  Äird)e  in  (Sngtanb  eingej 
fübrt.  2)ie  Siocefen  foUen  burd)fud)t,  ben  EDiagijlratsperfonen  fol^ 
len  ©djwiire  abgenommen  werben,  bap  fie  bie  Äe^er  an  ba§ 
Sageältd)t  sieben  wollen,  bie  foniglid^en  ^Beamteten  foHcn  fie 
füjTen  unO  ber  Mixilji.  überliefern.  Sie  Äennjeid^en  werben  auf- 
gejiellt,  an  bcnen  man  bic  Äcf^er  evfennen  foQ.  3(lä  oerbddjtig 
ber  Äeberei  foU  angefef)en  werben,  wer  nidjt  üot  ben  .i^eiligen« 
bilDern  nieberfdOt,  wer  fte  nid^t  fügt,  wer  fte^en  bleibt,  wenn 
:ttnbere  oor  bem  Äreuje  nieberfallen,  wer  fein  Seichen  »on  S3er: 
e^ning  giebt,  wenn  eine  ^rojefnon  üorüberjiebt,  wer  »erbddj-- 
tige  Perfonen  befud)t.  9Ber  ein  englifcbeä  ffiud)  befigt/  wer  eä 
»orlefen  b^rt,  wer  S3efanntfd)atc  mit  fodben  \}at,  bie  englifdje 
SSüdjer  b^ben,  ber  foU  für  üer^äcbtig  ber  .Regerei  angefef)en 
»erben.  Unb  ein  „suspectus  de  heresi"  fonnte  nad)  ben  all: 
gemeinen  Snquijitionogrunbfdgen  unb  3J?a^regeln  febr  leid)t  in 
einen  wirflidjen  .Reger  Dcrwanbelt  werben  ,  wenn  man  firf)  fei^ 
net  fonjl  cntlebigen  wollte  S)er  @räbtfd;of  Sbomaö  2trunbel,  bi§ 
an  [einen  Sob,  ber  im  3a^re  1414  erfolgte,  unermüblid?  in 


1)  Conciiia  Magtiae  Britaniae  III.  pag.  239. 
II.  XtieiU  17 


—   258  — 

SSerfoIgung  bev  Äel^er,  ftellt  t%  ald  einen  l)intdnglid)en  ®runb 
jut  2(njctge  tjor  bem  SBifctofätribunal  auf,  wenn  Semanb  in 
feiner  'kxX  unb  SBeife  zivooA  S3efonbere§  unb  SigentljümlidjeS 
l)abe.  S5erfelbe  »evorbnet,  bap  Slicmanb  mef)r  übet  bie  @(au> 
benöartifel  anberö  al§  in  bem  ©inne  unb  nod)  ben  @ntfd)eis 
bungen  ber  Äirdje  biäputiren,  9liemonb  bic  Secretc  bet  Äircjje 
bejweifeln,  S'liemonb,  alä  «jer  baju  üon  ber  Ätrdje  beauftragt, 
bic  Äinber  in  ©egenftdnbcn  ber  Sieligion  unterweifen,  9?icmanb 
bie  ©djrift  ober  ^()eite  berfelben  in  bie  englifdfje  @prad)c  über; 
fegen  foUtc.  25agegen  ifl  ber  (5rjbifdt)of  fef)r  eifrig  in  ber  3fn» 
orbnung  üon  ^rojeffionen  unb  .|)eiligenocrel)rungen.  i)'lad)moB 
finb  SSicle  verbrannt  »orben,  nur  weil  fte  bie  englifdje  SSibel 
im  ^aufe  geljabt,  wenn  fie  biefetbe  aud)  nicl)t  gelefen  Ratten, 
©tattonen  folgen  auf  ßitationen  allentf)alben.  2)ie  2fcten  ber 
©pnoben  füllen  ftd)  mit  SBiberrufen  ber  Äeger.  2lber  aud)  an 
SKärtprern  beä  ceangelifd^en  ©laubenö  fe^lt  eö  nid)t.  SBit()clm 
©aüoutre  ijt  im  Sal)re  1401  ber  @rfte,  weld)er  ben  S^ob  in  ben 
glammen  ftnbet.  Söie^rere  2(nbere  folgen  nod)  unter  ber  SJegies 
rung  ^einrid)S  IV. 

2)er  Äonig  ifi  immer  bereit,  ber  Äirdje  ju  bienen,  aber 
er  forgt  aud)  für  ftd).  @in  jirengeä  ©biet  üom  S<il)rc  1413 
gegen  bie  Äefeer  oerfügt  jugleid),  ba^  bie  ßonftäcation  ber  ®ü; 
ter  berfelben  ©tatt  finben  foUte  jum  S5efien  be§  Äonigö.  2) 
S)iefeö  ifl  nun  in@nglanb  immer  ^rartS  geblieben,  ba^  bie  Göns 
fiäcation  ©tatt  l^atte  nid^t  für  bie  Äirdje,  fonbern  für  ben  Äonig. 
Snbeffen  im  Slnfange  gewinnt  bie  Äirdje  nidjt  »iel  burd)  bie  (Jim 
Jüljrung  ber  inquifitorifdjen  5)iapregetn.  2)ie  Äeger,  wirb  ge= 
llagt,  breiteten  nun  il)re  Sebre.  im  ©tiUen  weiter  auä.  ^)  <2ie 
mußten  crft  eine  geraume  Seit  gewirkt  l)aben,  et)e  man  einen 
nam()oftcn  ©rfolg  feben  fonnte.  Sine  J^auptfad)e  war  für  bie 
romifdje  Äirdje  boc()  fd)on  gewonnen.  Sie  gerabc  ©träfe,  weldjje 

1)  Concilia  Magnae  Britaniae  a.  1408  III.  pag.  317. 

2)  Que  toute  persons  convictes  de  lieresie,  de  qiieconque  cstat, 
condition  oa  degree  quils  suient,  par  les  dite  ordinarizs  ou  loor  coni- 
missarieSi  relinquenz  a  seculer  main  solonc  les  leies  de  seint  eglise,  per- 
dent  et  forfacent  touts  lour  terres,  et  tenenients,  quex  ont  en  fee  sim- 
ple, en  manere  q'ensint,  cest  assavoir,  que  le  roy  eit  toutz  les  terres 
qaeax  les  ditz  convictz  cunt  en  fee  simple,  et  qaeax  sont  tenus  de  luy 
immediatc,  come  forfaitz. 

3)  TLom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  366. 


—   259  — 


fid)  bic  [Reformation  gebahnt  i)aite,  um  burd)  baS  gcfei^mapige 
Äönigtljum  unb  butd)  baö  Parlament  ju  tljrem  @nbe  ju  fommen, 
xoat  burdj  baS  reöoluttondre  Äönigttjum  burc^groben  werben. 

ILuö)  bie  Uniöerfttät  SDrforb  reinigte  5lt)oma§  3trunbel  üon 
ber  tt>iclifftttfd)en  Äefeerei,  mit  ber  fie  angeftccft  war.  2)ic  Unii 
»erfitdt  t^at  im  ^ai)xt  1406  einen  fef)r  fufjnen  @d)ritt.  ®ie 
flelltc  baä  e^ircnüoUe  3«"gn'^  f"^  Sßicliffe  auä,  beffen  bereits 
©m)df)nung  gefdjefjen  i%   (5§  ifl  bti)auptet  werben,  ba^  biefeä 
geugni^  falfdj  fei.     ^eter  ^apne,  ein  greunb  SBicttffe'ä,  ber 
fpdter  in  S36^men  auftritt,  l)abe  ba§  (Siegel  ber  Uniöerfttdt  ges 
fie{)len  unb  baä  S'^ug"'^  gefertiget.*)   £)ie<Si;nobe  ju  Äojlni^ 
fagt  jwor  auä),  e§  fei  ein  falfdjeS  Scugnif,  aber  wn  bem 
©teilen  be§  ©iegelä  fagt  fie  ni(i)t#.   ga(fd)  aber  ifl,  wag  jum 
Sßejlen  ber  Äe^er  lautet.   SBicliffe'ä  greunbe  auf  ber  Unioerfts 
tat,  fagt  bie  ©pnobe  eigentlicb  nur,  (jaben  ba§  3eugni^  geferj 
ttget.   "Äber  biefe  greunbe  bominirten  eben  bamaB  ned)  an  ber 
Unioerfität. @ä  fann  auä)  nid^t  jur  @ntftäftigung  beä  geug» 
niffe§  bienen,  wenn  man  fagen  wolle,  bie  Uniwcrfität  fönne  ein 
foldjeö  iefet  nid)t  füglid)  ib^ben  ausgeben  laffen,  ba  fo  eben  bie 
l&atten  ©efe^e  gegen  bie  Äe^cr  erlaffen  werben;  benn  wenigs 
^en§  in  ben  ^arlamentöfcblüffen  war  SBicltffe  nicbt  namcntlid) 
genannt.  2fucb  gebietet  ber  ©ri^bifcbof  erfl  im  Sabrc  1408,  baft 
Sßtcliffe'ä  JBüdjer  auf  ben  Unioerfttdten  ju  Srforb  unb  ßam» 
bribge  nidjt  weiter  gelefen  werben  feilten,  biö  fte  unterfudjt  wors 
ben.   ^u§  ber  üenflitutien  beä  ©ribifcbofä  üon  biefem  Sab« 
fiebet  man  beutlicb,  bap  wicliffitifcbe  ßebren  auf  ber  ganjen 
Uniüerfttdt  t)m\<i)ttn.   Selbft  im  3abre  1409  wurden  fte  ju 
SJrforb  nod)  ganj  offen  vorgetragen.   Sn  einem  S3ricfe  an  ben 
Äanjter  be§  Äonigö  »om  Sabre  1411  flagt  SSbomaä  3lrunbel, 
ba^  bie  Uniöerfttät  »oüer  Äefjerei  fei.  2llle  biefe  2)tnge  fprec^en 
für  ba§  2)ocument  ber  Unioerfttdt  »em  Sabre  1406,  obwohl 

1)  Lewis,  the  life  and  sufferings  pag.  184. 

2)  Concilia  Magnae  Britaniae  II.  pag.  318.  322.  339.349.  350.351. 

3)  DictusHierunymusadconünnandaru  faiiiam  etsanctitatem  siaiulatam 
ipsius  WiclelF,  ut  falsarius  litterarnm  studii  Oxoniensis  in  favorem  Wi- 
defüstarum  qiiandam  literam  falsiücatam  legit  et  pronuntiavit  asccndens 
ad  catheHram,  sigillatam  sigillo  Universitatis  studii  Oxoniensis,  nt  ipse 
asseruit ,  licet  talse.  Quae  tainen  litera  fuit  acquisita  false  et  sarreptitie 
et  per  Wicleflistas  confecta  et  fa!:rii:ata.  Articuli  cor.tra  Hieronyi  lum 
de  Praga.   Von  der  Hardt.  IV.  I.  pag.  644. 

17  • 


—   260  — 


baffelbe  niä)t  toon  allen  S)?itgliebcrn  bcrfclben  mag  ouSgegangcn 
fein,  llbtx  ber  ©influfi  ber  »cranberten  Seitumfldnbc  bleibt  oud) 
bei  ber  Uniwetfitdt  nk\)t  aul  5luf  ®ebot  be§  @rjbifd)of§  wom 
3at)fe  1408  Ijat  eine  (Kongregation  öon  jwölf  ^octoren  unb 
SKagijiern  muffen  niebergefei^t  werben,  bie »icliffttifd^en  Sßüä)ev 
ju  unterfud)en.  9lun  bringen  fte  auä  benfelben,  nad)bem  fic 
lange  gefuct)t,  erfi  in  bem  Saläre  1412,  nidfjt  weniger  al§  jmei^ 
Sunbert  unb  ftebenunbfedjäjig  Äc^ereien  berauä.  "Sinn  läpt  ber 
©rjbifd)of  auf  baä  firengjle  gebieten,  ba^  folcbc  8el)ren  nid)t 
,  weiter  oerfunbct  werben  foUten.  SBicliffe'ö  iieidje  aber  wirb  auä= 
I  gegraben  unb  »erbrannt,  bie  2ffcbe  in  bießüfte  jerftreuet.  ©eit= 
bem  fdbeint  ju  Srforb  Slicmonb  mel;r  gewogt  ju  \)abtn,  Äefee; 
reien  laut  ju  üerEünbigen. 

"Küä)  bie  erfiere  reformatorifcbe  Senbenj,  weld^e  allein  ges 
gen  baö  ^ap|ltl)um  unb  bie  weltlicb  unabhängige  (Stellung  beä 
Äleruä  gerichtet  war,  blieb  füll  flehen,  obnc  be^balb  gerabe 
jurücfjufdjreiten,  2)enn  felbjl  bie  reüolutiondren  Äönige  woren 
JU  flug,  um  ba§  ^eft  ganj  wieber  au§  bcnJ^dnben  ju  geben. 
"ilnä)  l)citt(.  man  bie  beiben  ^jarlamcntarifcbe.i  .^dufer  unb  be; 
fonberä  ba§  Unterbaut  nid;t  immer  fo  in  ber  ©ewalt,  ba^  biefe 
crftcre  Scnbenj  fiel)  ntcbt  juweilen  beröorgetban  i:)attt  auf  eine 
für  ben  Äleru§  fcbr  bcbenflicbe  SBeife.  SSenn  aber  ber  SRi^ 
fomnien  will,  fo  jteben  bie  Sieüolutionäfönige  immer  für  bie 
Äivcbe.  S3ereit§  im  Sabre  1403  rebet  baä  Untcrbau§  baoon, 
bap  eine  beffcre  £)rbnung  in  ber  Äirdje  gefdjaffen  werben  müffe. 
Sm  Sobrc  1404  aber  ijl:  inelcr  £drm  auf  bem  Parlamente.  @ic 
flageu,  ba§  £anb  müffe  fid)  aufjef)ren,  aber  ber  Äleruä  ft^e 
rubig,  cv  tl)ue  nicbtä,  er  jable  nid)t§.  6ä  werbe  gut  fein,  wenn 
ein  ^b^i'  übecflüffigen  S?eid)tbum§  ibm  genommen  würbe. 
"Khtx  ber  ©rjbifcbof  wcnbet  fid;  an  ben  Äonig,  unb  ber  gelobt, 
bie  Mixd)t  ju  fdjirmen  bei  ibren  Siedeten.  25a§4)''U§  ber 

Sorbö  flimmt  mit  bem  Äonige  überein,  unb  bo5  Unterbaut  mu^ 
ben  @rjbifd;of  nod)  obencin  um  SJerjeibung  bitten. 0  3m 
3abre  1409  aber  wiebevbolen  bie  ©emeinen  bod)  ibren  2(ntrag  auf 
eine  noi^  freiere  unb  bebenflidbere  SBeife.  ^er  Äönig  foUe  ben 
überflüfftgen  Sfeicbtbum  bcä  ÄleruS  einjieben,  ber  nur  baju  bie» 
ne,  ba^  berfelbe  in  ©auö  unb  SSrauä  lebe.  9Rit  bem  eingejos 

1)  Tüom.  Walsingii.  Hist.  AJigl.  pag.  371. 


-.   261  — 


geneti  ®ute  würbe  er  funfjefjn  ©rafen,  funfje^nl^unbert  Siitter, 
über  fedjätaufent»  ©quire'S  auäflatten  unb  belet)nen,  auä)  l)un= 
bert  ^o^itakx  txi)alttn  fönnen.  ^uä)  be9el)ren  fte,  bag  ber 
Äleruä  bcn  weltltd)ett  SIribunalen  unterworfen  werben  tnüffe.  Sa 
fte  »erlangen,  baß  bie  ©trafgefeöe  gegen  bießollarben  cntweber 
ganj  oufgef^oben  ober  bod)  ermäßigt  werben  mödjten.*)  Zl\o 
ber  SüIIorbiämuö  felbft  mad)te  fid)  wieber  auf  bcm  Parlamente 
geltenb.  ©5  wirb  aber  wieberum  'Küe^  abgewiefen  mit  Strenge. 
Äonig  unb  DberIjauS  fieljen  jufammen.  ^einricl)  IV.  antwM» 
tft  ben  ©emeinen,  nicljt  gemtlbert,  fonbern  gefdjarft  (oUten  bie 
©efe^e  gegen  bie  ßollarben  werben. 

25ie  SSerfolgungen  aber  gegen  bie  jweite,  CDongclifdje  9?c= 
%mation§tenbenj  gel)en  fort.  £)er  SKitter  9Jogcr  'Äcton,  bie 
'  ©laubenäboten  2Bill)e(m  5£ai(or,  Sobanneä  üle»)ton,  3of)anne§ 
äßrown^  S!Bil()clm  Zi)orp,  So{>anneä  SSeberlev,  S£i)oma§  SSubb»; 
f}arben  tbeilä  unter  ^einrid)  IV.,  tljeifä  unter  ^einrid>  V.  -) 
ben  SSRdrtprertob ,  9iubolp()  Sntribe,  2Btll)elm  Soneö  retten 
baä  ßeben  burd)  2(bf(^)wören  ber  fogenannten  Äe|erei.  Zbtt  eä 
ifi  immer  nur  (Sinjelneö,  wa§  gefd)iel)t.  9Äan  fdjeinet  eä  nid)t 
ju  wagen,  bie  Äe(jer  in  SRaffe  jü  faffen  unb  in  Wla^t  ju  »er; 
brennen.  2)aä  freie  58o(f  »on  €nglanb  \)attt  eö  nid)t  getragen 
unb  bie  9?eoolution6Eönige  glauben  mit  SSorfidjt  t)erfat)ren  ^u 
muffen.  2)aber  gewinnt  benn  bie  Äirdje  weiter  nid)t§  alS  ei: 
nen  ©tiUjlanb  unb  ber  SSoben  beä  8anbe6  bleibt,  wenn  bie 
Deformation  aud)  nidjt  erreid)t  wirb  im  fünfjef)rtten  3abif()"n= 
bert,  bod)  gebüngt  für  bie  SJeformatton  be5  fed)äjel)nten.  2)ie 
3a^l  ber  goUarben  ijl  noä)  fel)r  bebeuten^.  «ie  fonnen  am 
^tnfonge  ber  9{egierung  SQtinxiä)  V.  (Sal)t  1413)  t>erfid)ern, 
im  IJlotbfaUe  waren  t)unberttaufenb  Scanner  bereit  aufjufteljen 
mit  ben  SBaffen. ')  Unter  biefem  SQtimid)  V.  erbalt  fid)  ganj 
ber  ©eijt  ber  9?egierung,  weld^er  unter  feinem  23ater  gewcfen. 
<£d)u^  ber  Äir^e  in  il)ren  2inmaßungen ,  weil  bie  gamilte  em- 
porgefommen  ijl  burd>  bie  Äird^e,  Verfolgung  ber  goQarben. 
2)ie  Seit  biefel  SQtinxiä)  V.  jeidjnet  ftd)  baburd)  auä,  baß  bie 
8:oUarben  eine  bewoffnete  ©c^^ilberljebung  mac^)en  ju  wollen  fcl)ei= 


2)  Thom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  379. 

3)  Fox.  comm.  rer.  in  eccl,  gest.  pag.  60.  72.  83. 

4)  Thom.  Walsingh.  Hist.  Angl.  pag.  382, 


1 


—   262  — 


mn,  ttjenigflcnä  finb  ft'c  foldjcr  ^(ane  unb  S3erfud)e  »on  beneti 
befcfeulbigt  trorben,  welcf)e  im  ©elpe  be§  romifdjen  Äir(})entt)um§ 
gcfdjncben  t)aben.   i3)roteftanten  bagegen  tjabcn  c§  für  eine  :Mvt 
ef)rcin)unct  geljaltcn  bie  Sollarben  »on  foldjen  TTnfdiulbigungm 
frei  ju  macben.  ^)    ©iner  fold)cn  gntf^ulbigung  bebürfen  ober 
bie  ßoUarben  ntd)t  Qud)  wenn  ft'e  ben  ©ebanEen  gehabt  ^aben 
foKten,  ftd)  bicfe§  Äönigätbumö  burd)  bie  SSSaffen  ju  erlebigen. 
25ie  S3ert)dltniffe  redjtfertigen  fid)  bin(dnglid).    2)a§  je^ige  Äo* 
uigäbauö  rcar  burd)  eine  9feüotution  entftanben,  inbem  bie  \)tu 
lige  Äirdje  eine  illegale  Snfurrection  gegen  ein  legitime^  Äönig§5 
gefcblecbt  anfliftete.  .Kein  @d)lup  eineä  feilen  unb  feigen  ^or; 
(ament§  fonnte  baä  reöolutiondreÄonigtbum  ju  einem  red)tmä* 
^igen  mad)en.  2Benn  bie  ßoEarben  ctn)a§  unternommen  bitten 
gegen  biefcö  .KönigSbou^/     w^te  bas  nur  eine  legale  Snfurrec^ 
tion  gegen  bie  9ieüolution  gen?efen.   2£uf  biefe  Umfidnbe  fel)en 
bie  3?ömifd)en  freilid)  nid)t  wenn  fte  eon  ben  ßoEarben  fagten: 
febet  ba,  fte  emiporen  ftd)  gegen  bie  »eltlicbe  9Jiad)t.  Sm 
Uebrigen  ifi  e§  nid)t  mit  ©enauigfeit  auäjumadjen,  ob  bie  CoU 
larben  fold)e  ©ebanfen  gebabt.  Untt>obrfd)einlid)  aber  ifi  e6  fef« 
neömegeä.   Steligiofe  unb  ^politifd)e  ©rünbe  muften  fte  treiben 
auf  ben  (3turj  biefeS  Äonigäbaufeö  Ju  benfen. 

25ie  <5ad)e  i)anQt  jufammen  mit  ber  @efd)id)te  elneä  SWar; 
ti)rer§  beö  ©laubenä,  beä  2orb§  ßobbam.  2)er  ift  ein  mdd)tts 
ger,  felbft  bem  Äonig  SQtmiä)  V.  befreunbeter  SRann.  @r  ift 
erjangelifdb  unb  eoangelifdje  ^rebiger  fielen  unter  feinem  ©cbu^e. 
S^em  Äleru§  ift  er  lange  »erbapt,  aber  Slf)oma§  3lrunbel  fürd)^ 
tet  ben  mdd)tigen  ßorb  anjutajten  unb  wenbet  ftcb  an  ben  Mo^ 
nig,  bap  biefer  tbn  abbringen  möge  öon  ber  .Rederei.  25er 
Äonig  ermabnt  ibn,  aber  ber  8orb  bleibt  feft  unb  öerldugnet 
feine  Ueberjeugung  nicbt.  '31m  giebt  ^einrieb  V.  ber  in  fold)ett 
25ingen  nicbt  anberä  b'^n^'f^n  will  al§  bie  Äird)C  begebrt,  ben 
ffiefebt,  bop  ber  ^rojef  gegen  ben  8orb  begonnen  werben  foEe. 
einmal  citirt  fommt  berCorb  ntc^t:  er  i)at  ftd()  auf  fein  ©cblop 
(Somlpni)  getlüd)tet.  3)o  ober  ber  ©rjbifclf)of  ben  8orb  nod) 
einmal  citivt  unb  bie  .^ülfe  beS  weltlicben  2lrme6  gegen  tbn 
önruft,  ldf,t  ibn  ber  Äonig  fangen  unb  ber  gorb  wirb  in  ber 
©anct  ^auB  Äird)e  ju  gonbon  üor  ba§  Slribunal  bc§  @r5bis 

1)  Fox.  comin.  rcr.  in  ecci,  gest.  pag.  99, 


—   263  — 


bifdjofä  gefleirt  (3(J^)r  1413).    X)a  äußert  jid)  6ob^)om  übet 
t>a§  (Sacrament  »om  ZUax,  bte  ©ewalt  ju  binbtn  unb  ju  los 
fen,  bie  J^eiligen  unb  bte  SStlberoere^rung  franf  unb  frei  fo 
öntiromifcl) ,  bo^  ber  erjbi[d)of  bte  (Srcommunication  über  i|)n 
auäfprtd)t.   2)er  8orb  aber  fagt  i^m,  ba^  er  um  feine  grcom; 
munication  fid)  nic^t  Eümmere,  benn  t3or  (Sott  fei  er  frei,  da- 
rauf »irb  Gobbam  al§  b^^rtnadiger  Äe^er  »erbommt  unb  bem 
weltlidjcn  2Crm  übergeben.  iSer  ©rjbifcbof  ober  ijl  milb  geworben: 
er  bittet  ben  Äonig  bem  Äefeer  nod)  eine  fünfjigtdgige  iBebenfs 
jtit  ju  geben.  0   SDffenbar  furcbtet  man  bie  2orb§  unb  ^erren 
ju  beletbigen  burd)  bie  SSerbrennung  eineä  fo  mächtigen  SWanneä. 
2)iefe  ®ebenfjeit  ober  benu^t  ber  Corb  um  ouä  bem  Zomx  ju 
entaetdjen,  in  welchen  er  gebracbt  worben.  ^orouf  nun,  wirb 
er^öblt,  fei  eine  gro^e  S3enjcgung  unter  ben  goUarben  ent|lans 
ben.  ©elber  unb  2Saffen  waren  öertbeilt,  bie  ©enoffen  jufammen 
berufen  »orbcn  ouf  einen  gewiffen  5£ag.  25en  Äonig  unb  feinen 
S3ruber  bitten  fie  ermorben  moUen,  ba  biefe  ju  ßltbom  bei 
Sonbon  gewcfcn.  Unwabrfdjeinlid)  ifi  ba§  2(Ileä  feineäroegeä,  wenn 
oud)  nicbtö  al6  ou6gemod)t  unb  bejtimmt  nadjgewiefen,  fonbern 
nur  ül6  ©erüd)t  erfdjeint.  SSSarum  follte  ßobbomä  ®efaf)r,  baä 
Slut  ber  unfcbulbigen  SKartprer  bie  SoUorben  nicbt  in  SJien- 
fcbenwetfe  auf  boä  böcbjte  erbittert  baben  gegen  ben  Äonig,  wel^ 
cber,  Äinb  einer  »errucbten  JReüolution,  fredt)er  9?duber  ber  ^trx- 
fd>aft,  fid)  i)ex$ab  jum  SBerf jeug  ber.  »erfolgenben  Äird)e.  .^ein= 
rid)  V.  t)at  3eit  unb  SDrt  erfabren,  ba  bie  Sierfcbworenen  ftd) 
fammeln  wollten,   ^r  i}at  bie  jlijoxt  tton  2onbon  fd)lie^en  lafj 
fen,  bomit  jenen  feine  .^ülfe  üon  ber  ©tabt  ou§  fomme,  wor; 
auf  fie  gerechnet  b<»ben  foUen.     9Ritten  in  ber  9?ad)t  fiürmt 
er  in  ein  ©ebölj  mit  feinen  ©ewaffneten,  boä  ibm  olä  ©ammels 
plo^  ber  83erfd)Worenen  bejeid)net  werben.    SSiele  werben  ouf 
ber  ©teile,  tjiele  im  SSerfolge  ber  Untcrfuc^ung,  goien  fowobl 
al§  ^rieller  gefangen,  bie  olle  gebangen  ober  berbronnt  werben.  -) 
S3ei  ber  Unterfucbung  fdjeint  man  einer  weiteren  SScrjweigung 
ber  SJerfcbworung  jebod)  nidjt  auf  bie  ®pur  gefommen  ju  fein. 
Siefer  aSorgang  fällt  in'ö  ^a\)x  1414.  £)eä  2orb§  ober  botte  man 
nid)t  b^bbaft  werben  fönnen.    Sange  jog  er  im  SSerborgenen 
berum,  flüdjtig  »on  £)rt  ju  Srt.    Zlä  er  im  Sobrc  1417  ge; 

1)  Concilia  Magnae  Britaniae  III.  pag.  353  —  3&7. 

2)  Thom.  Walsingh.  Bist.  Angl.  pag.  385. 


264  — 


fongen  wart»  fammt  einem  ^ticjler,  öertljeibigte  er  fidf)  nod)  tt)le  ein 
SOZann  unb  SJttter.  <Ste  bradjten  ben  fdjwer  SJerrounbeten  nad) 
ßonbon.  (Sr  warb  »or  ba§  Parlament  gefufjrt  unb  befonberä 
wegen  beä  5ßerrat()cä  an  ben  Äonig  angesagt.  6r  »ertljeibtgte 
fid)  nid)t  unb  bat  nur,  fte  m6d)tenä  furj  mit  if)m  madjen;  er 
traue  auf  bic  göttlld^e  a5armf)crjtgfeit.  ©te  erfannen  für  ii)n  tU 
nen  redf>t  graufamffangfamen  geuertob.  ®ie  fingen  t^n'auf  wie  an 
®abe(n  unb  liejjen  baä  geuer  üon  unten  anfd)lagen.  6ä  wirb  nod> 
bemer!t,  er  ^abe  bo5  @ericl)t  gar  nid)t  anerkannt ,  fonbern  ftd? 
berufen  auf  feinen  redjtmapigen  Äonig  unb  ^errn  3?id)arb,  bct 
in  ©d)ottlanb  lebe.  35emgema^  fdjeint  eine  ©age  gewefen  ju 
fein,  weld^er  bic  SoUarben  natürlid)  gern  glaubten,  ba^  bec 
red)tma^ige  Äönig  9Jid)arb,  ben  3JJ6rberfdufien  entronnen,  nod^ 
lebe  unb  fid^  in  ©djotttanb  »erborgen  ^alte.^) 

fortan  b^ben  bie  ©reigniffe  in  ©nglanb  btä  jum  ^tuägang 
beS  S[l2itfelalterä  feine  befonberc  fird()engefd)id)tli^c  S33id)tigfeit 
mebr.  2)a§  ©oangelium  t)at  \iä)  in  SBicliffe  unb  ben  SoHarben 
Elar  aufgetban.  ijt  burd)  bic  fIeifd)lid)eÄird)e,  unb  wie  biefc 
im  fpdteren  SKittelaltcr  immer  ftegte,  burd)  ©eroatt  aufgcbalten 
worben  auf  ber  Ißabn,  ouf  weldjer  eä  im  S3egriff  ftanb,  bic 
.^erjen  ber  SJZenfdf^en  ju  gewinnen  burd)  bie  Ueberjeugung. 
25od)  bkibtt  ber  8olIarbi6muä  unb  bünget  fortwd()renb  ben  S5o; 
ben,  wenn  feine  ^ant>  mä)  nid)t  me^r  fo  weit  reidjt  wie  jur 
3eit  ber  .^errfd)aft  ber  alten  Äontge.  3Dic  r6mifd)e  Äird)e  i)at 
nur  eine  grijt  gewonnen,  weld)e  bie  S!Se(tgefd)id)te  eine  furjc 
nennen  mu^,  unb  nirgenbS  finb  bie  9JZittcl,  mit  benen  fie  if)rc 
©iege  ju  gewinnen  ipficgte,  wcltlid)er  unb  gcwaltfamer  gewefen  aB 
\)'m.  Sie  ßoUarben  tierbreiteten  unter  bem  23olfe  tit^e  ©dS)riften 
Unter  benfclben  waren  bie  genannteren  :  The  laterne  of  light. 
Of  wiked  matnmon.  The  suin  of  scripture.  The  book 
of  beggers.  Kalender  of  the  Prymar.  Expositioa  into  tho 
swenith  chapitre  of  the  first  epistle  to  tbe  Corinthians.  3« 
btcfen  ©d)riftcn  crfd)cinen  bic  ©runbfd^e  SBicliffe'ä  über  bic 
(Scbrift,  bic  3uftiftcation,  bie  guten  SBcrfe  unb  bie  ^räbe|lina: 
tion  wiebcr  mit  Bielen  anbern  fd)ünen  unb  ct)angelifd)en  ©e-- 
banfen.  25ie  Äird;e  ber  SSerfolgung,  fo  viel  fte  aud)  brannte, 
fonnte  bodf)  nid)t  alle  biefc  ©ct)riften  bem  SSolfe  entreißen, 

1)  Respondit,  se  non  habere  judicem  inter  eos  vivente  ligeo  domino 
suo  in  regno  ScotiaercgeRicliardQ.Tltoin,  Waljingh.  H'st.  Angl.  pag.  400« 


—  265  — 


wcld)tB  begierig  war  nadf  bem  ©öangelto.  @{e  lebten  noä)  im 
fecbäjefjntcn  Sflf)rl)uni>etf-  Scr  eüangetifd^en  flWdrtprer  »tele 
fallen  noä)  unter  ben  J^dnbcn  ber  fletfc{)ltd)en  Ätrdje.  Unter 
benen,  'toilä)t  genannt  werben,  erf^einen  nid^t  SSSenige,  bie 
du^erlid?  ^riefler  ber  romifdjen  Äirdje  finb.  35te  ^flidjt,  baä 
SDSort  ju  »erfünben,  erad)tcn  fte  für  i)bi)tt  alä  ben  ©e^orfam 
unter  bie  ^rdlaten.  S<Jl)rc  1*57  fel>en  bir  felbjt  einen  S5t* 
fd^of,  SJegtnalb  ^rococe,  öor  bem  S^ribunal.  25ie  SSerfolgun* 
gen  gegen  bie  ßoUarben  »erben  »on  Seit  jU  3eit  »ieberljolt. 
S3ct  ber  Äronung  be§  jungen  Ä6nig§  jQtmxö)  VI.  im  Sofjrc  | 

1429  wirb  jur  geier  ein  2lutobafe  gehalten,   ©elbft  bie  X)id)U  ' 
fünft  wirb  in  ^Bewegung  gefegt,  um  bie  ©»angelifdjen  ju  ^öi)i 
nen  unb  ju  öerfipotten.  25a  fonnte  ba§  ©laubenäracrf  natürlid^ 
mä)t  fortgefefet  werben  in  früherer  SBeife.  2)er  Sollarbiemuä 
erhielt  ficb,  aber  er  breitete  fid)  nid)t  weiter  au§.  Saljre 

1430  finb  bie  ßollarben  nod)  fübn  unb  fdjeinen  ii)xn  Saljl  ju 
ttertrauen.  @ie  foUcn  bamalä  S5oten  t)erumgefenbet  t)oben  in 
bem  ganbe,  um  einen  allgemeinen  3lüf)!anb  gegen  bie  .RlDjier 
JU  erregen,  äu  2lbbington  bridjt  ein  foldjer  2(ufflünb  mxUid)- 
a\x6,  wirb  aber  »on  ber  ^Regierung  leidjjt  erbrürft.  ^al^arln-- 
ment  öon  1431  flagt  auä) ,  bag  bie  Äirdje  im  galle  fei  unb 
bie  .Refeerei  ba§  Stäupt  noö)  immer  emportrage.  SZa^malS  aber 
jieben  fid)  bie  fioUarben  in  bie  «Stille  jurü(f.  2)ie  romifdjc 
Äirdje  aber  dnbert  ibre  2Beife  fo  wenig  in  Snglanb  al§  onber» 
wdrts.  ^em  Äleru^  ift  e§  nur  barum  ju  tbun,  frei  unb  unabhängig 
JU  fein  »on  ber  2Belt.  2)er  ©treit  ber  weltlidjen  ^ad)i  bauert 
fort ,  unb  iebc§  3abr  bringt  ber  lefsteren  eine  neue  ^ein.  2)em 
r6mifd)cn  ©tublc  ift  eä  um  weiter  nid)tö  ju  tbun,  alä  bafj  er 
bie  englifd^cn  SSeneficien  »erfaufen  unb  Die  englifcbe  Äirdje  be; 
jieuern  fann.  3ft  biefeä  ber  Sali,  fo  ift  für  ben  romifcben 
©tubl  ba§  ßbriflentbum  ba,  weigert  fic^  Semanb  beffen,  fo  geben 
md)  ber  5Keinung  beS  ^ap|le§,  ober  »telmebr  md)  ber  Unwobr* 
beit  beä  ^a^jjleä,  weldje  «r  ber  SBelt  aufbringen  will,  bie  ©ee^ 
len  ber  ewigen  SSerbammnig  entgegen,  ^apjl  9Rartin  V.  giebt 
ftd)  in  bem  Sabre  1426  unermeplid)e  9}?übe,  baß  bie  abfcbeuli^ 
dben  unb  »errucbten  Statute  „praeumnire"  möcbten  jurücf; 
genommen  werben.|  2)en  (^r^bifcbof,  ba»  Parlament,  felbfi 
ben  Äönig  bebanbelt  er  babei  mit  bem  fred;fien  Uebermutbe. 
2)er  englifdje  Äleru§  felbft^  ber  boc^  früher  and^  Seieben  eineä 


—   266  — 


unabl)on9t3en  ©eifte§  gegeben,  tv'iü  nun  iei|t  felbjl  »enigflenS 
eine  SWobiftcation  i>tx  Statute,  »eld^e  t»ie  ^JJapfigewalt  in 
gnglani)  etnfdjrdnfen.   ©ie  fü|)len  t»eut(id)er,  je  t)o^)ler,  bec 
äBoben  wirb,  worauf  bte  Mixä)i  rut)et,  wie  notl)n5enbi3  tfjnen 
bte  ^apPgewalt  fei.   25a§  rcöolutionäre  ÄöniQ§f)auä  aber,  mU 
d)c§  fred)  bie  ^dnbc  nadfj  ber  Äonigäfrone  auSgefirerft  t)atte, 
warb  tton  ber  ^anb  ©otte§  gcfdjiagen.    2)a§  .^auS  8ionel6 
fonntc  bemfelben  nid)t  gefdf)rlid)  »erben,  benn  e§  war  auäges 
fiorben.   "Kbtv  eine  9?ct)olution  Edmpfte  gegen  bte  anbere  an. 
Unter  ber  ^errfd^aft  be§  fci)n)ad)en  SQÜnxiä)  VI.  )tanb  9iid)arb, 
^erjog  »on  §)orf,  mit  2(nfprüd)en  on  bie  Ärone  auf  (1455). 
©ein  ©ot)n  führte  biefelben  i)imu^  unb  ftellte  ftd)  aB  ©ouarb  IV. 
ouf  ben  S^ron  (1461).   ILn  biefer  ©egenrewolution  f)atten  bte 
fircbtidjen  SSert)dItniffe  wieberum  einen  namt)aftcn  2(nt()ci[.  &n 
5£^eil  beö  engltfd^en  Solfeä  ftreitet  in  ben  »erfd^iebenen  .Käm« 
ipfen,  »on  bencn  biefe  ©egenrcüolution  begleitet  i(t,  nict)t  fotDo{)l 
für  bie  ßancajter  unb  für  bie  ?)orf ,  aB  ütetmet)r  für  unb  wibec 
bie  Äircl)c.   £)ieiemgen,  wetdje  eine  9feformatton  ber  .fiirdjc 
wollen,  Raffen  bie  ßancafter,  weil  fte  ftd)  fo  ganj  ber  Mix<i)t  in 
bie  llxmt  geworfen  unb  wenigjtenö  einen  Sfjeit  ber  3nquifittonäs 
gefe^e  in  gngtanb  eingefü()rt  t)aben.    Sie  fdjeinen  auä)  bte 
^Öffnung  gehabt  ju  l()aben,  baß  bie  S)orE  ftd)  für  bie  9?efori 
mation,  wie  bie  legten  ©lieber  be§  alten  re^tmdßigen  .RonigSs 
l)aufe§,  ou§fpred)en  würben.   £)icfe  .l^offnung  fjat  inbcffcn  ben 
S£()eil  ber  Station,  we(d)er  auä  biefer  Urfac^e  ju  ben  ?)orE  ge= 
jlanberi  ju  l)aben  fcl)eint ,  getdufdjt  au§  inet)reren  ©vünben.  3u; 
erp  war  bie  'Bcii)i  ber  SoHarben,  weil  ba§  ßoangelium  aufge^ 
f)aUtn  worben  war  in  feinem  Saufe,  ju  unbebeutenb,  al§  baß 
bie  S)orf  im  SSertrauen  auf  fic  ctwaä  ju  unternet)men  üermod)r, 
bann  war  bie  .|)errfd)aft  ber  .Konige  au§  btcfcm  .i^oufe  burd) 
önbere  2!)inge  ju  bewegt  unb  ju  unftdber ,  al&  baß  fte  mit  ber 
r6mifd)en  Äirdjc  ftd)  Ijdtten  entzweien  fonnen.    ©buarb  IV. 
fdjeint  audj  gar  md)t  ber  3!Kann  gewefen  ju  fein,  ber  eine§  tie= 
fern  religiöfen  ®eful)leS  fäf)ig.   2Bir  fe^en,  baß  er  fid)  e\)tx  für 
fltä  gegen  bie  r6mtfd;e  .Rirdje  erEldrt,  inbcm  er  im  3o()rc  1462 
ber  Ärone  ba§  9?ed)t  beilegt,  »on  ben  Statuten  „praeimtnire'* 
JU  bi§^)cnfiren.    Äef^er  fdieinen  jebod)  unter  feiner  {Regierung 
fefjr  wenige  »erbrannt  worben  ju  fein,    ^lux  ein  einziger  wirb 
genannt,  ©ein  SSruber  9?id)arb  III,,  ber  balb  nad)  feinem  im 


—   267  — 


Saf)re  1483  erfolgten  Zobt  feinen  Steffen  Qimxb  V.  jlurjte, 
^enfd)te  ju  furje  3^'^/  SSejte^ung  auf  bie  Äirdje  eine 

§)olitif  entn)tcfeln  ju  fönnen.  Unter  bem  J^aufe  SJubor,  ml6)t^ 
mit  ^einric?)  VII.  im  ^ai)xt  1485  über  ben  ©turj  beä  britteti 
SJidjarb  fid)  auf  ben  englifdjen  5£^ron  ert)ebt,  roirb  2infangS 
ouf  ber  ©trage  ber  Äirdje  fortgefd)ritten.  SSiele  SoHarben  ftars 
ben  unter  ^dmid)  VII.  ben  Sob  für  ben  reinen  ©lauben. 
SSon  einer  ^Reformation  ber  Äirdje  ip  inbeffen  in  ©nglanb  forts 
tt>ä{)renb  bie  3?ebe.  £)er  (Sinflup,  »eldjen  bie  Könige  auf  bic 
^ird)e  gewannen,  warb  immer  bebeutenber.  ^apj^  Snnos 
cenj  VIII.  mupte  im  3a{)re  1489  ben  Äonig  ^ünxid)  VII. 
beöoIImdd)tigen ,  bie  englifdjen  Älofter  ju  reformiren.  <5o  fam 
bie  benfroürtige  ßeit  ^einric^  VIII.  {jeran,  unb  auf  eine  felts 
fame  äßeife  warb  bie  Äirdjenbefferung  in  ©nglanb  begonnen, 
©in  3ßann,  fat^olifd)  in  feinem  ©lauben,  wirb  burc^  an  ftd) 
felbfi  unreine  2)inge  bejtimmt,  bie  5£rennung  SnglanbS  t>on 
bem  romifdjen  ©tu^fe  l^erbeijufüf^ren ,  unb  wiber  feinen  SBillen 
wirb  er  genot^iget,  einen  @d)ritt  naö)  bem  anbern  ju  tljun, 
ber  ju  einer  Sieformation,  wie  er  jte  nidjt  gebadet  unb  nid>t 
gewollt,  in  bem  gortgange  ber  Seit  gefül)rt  l)at 


^ur^e  3cit  nadjbem  in  ^nglanb  SBicliffc  unb  ble  ZoUat- 
ben  »erfud^t  burd)  bte  weltliche  Wlaö:)t  eine  9?cformation  ber  Äirdjc 
{)ert)eijufü:^ren,  ba  unmoglicf)  fdjien  fte  burdj  bic  Prälaten  ju  gewin-- 
nen,  wcldje  ftd)  bte  Äirdje  nannten,  cntflonb  eine  anbete  Sßt-- 
rcegung  in  bem  9feidje  S56f)men,  nidjt  weniger  gefdf;rlicl)  füt 
SRom,  bic  ^rdlaten,  ba§  ganjc  ©acerbotium  unb  überwöltiget 
cnbtid)  mit  öiel  größeren  ©dircierigfeiten,  übemaltiget  aud)  nur 
in  bcm  ©inne,  bog  jte  oufge^alten  warb  in  bem  Streben,  bie 
SBelt  bem  römifd)en  Äirdt)entl)ume  ju  entreißen,  nid)t  ganj  jerjtört 
in  if)rem  25afein. 

£)ie  r6mifcf)c  ^ird)c  finbet  feine  9?u^e  mef)r,  feitbem  baä 
cilftc  3a^)rl)unticrt  baS  ©oangetium  wieber  en^jorgeljüben  l^atte 
unb  ob  aud)  bie  unmenfd^lidjen  SJia^regeln,  bie  fie  ergriff,  um 
ftd)  ju  fd)irmen,  bic  Seelen  ber  aJZenfdjen  erfd)üttern,  unb  ob 
6ud)  i{)re  SKadjt  eine  9J?aucr  »on  @rj  um  ba§  (Joangelium  ge^ 
jogen,  fo  breitet  [id)  bodj  ber  ®eifl  be§  SBtberjlanbeä  gegen  fie 
met)r  unb  m\)t  unter  ba§  SJotf  auä,  je  weiter  bic  3eit  »erlauft 
unb  ein  e»angelifd)eä  SBort  ftnbet  2CnEldnge  in  taufenb^  unb 
abermals  taufenb  frommen  ©emüt^ern,  fo  wie  e§  nur  Semanb 
ju  tocrfünben  wagt,  ©djon  im  brcijebntcn  Sal)rl)unbcrt  war 
äSo^men  ein  £anb  ooUer  Äefeer.  Äonig  ^r^emiSl  Sttocar  bat  ben 
^o^?fi  ^(leranber  IV^.,  bap  er  Äe^ermeifier  nad^  23öl)mcn  fenben 
modjte.  ^)  Äatljarer  unb  SOSalbenfer  fjatten  ftd)  au§  ber  a5er= 
I  folgung,  bic  fie  im  ©üben  traf,  gerettet  nad^  bcm  Sj!cn.  2Bic 
fte  aud^  {)ier  bic  »erfolgenbc  J^irdjc  ju  tmiä)en  bro^te,  jogen 
fte  fid)  in  bic  ©tillc  jurüif  unb  wirften  nur  in  fo  weit  eö  gcs 
fd^)e{)en  fonnte  ol)nc  2(uffel)cn  ju  erregen  unb  baä  geben  ^reiä 


1)  Raynald.  Annales  ecclesiae  «.  12^7.  XIV.  pag.  29. 


—  269  — 


ju  flellen.  Sn  tief«  2Beifc  fonnte  aber  nur  Unbebeutenbc§  ge^ 
wixh  unb  9efdf)affen  werben.  Q§  war  mcnfd)lid)  unb  fJug  fo 
ju  böubeln  unb  ba§  9)?art9rertf)um  mä)t  mit  ©ewalt  auf  fid) 
ju  jieben.  @§  muptc  bie  g^'t  erwartet  werben  unb  bte  Um« 
jldnbc  beredjnet.  9J?an  mufte  fidt>  begnügen,  bie  reine  ßef)re 
nid)t  ganj  untergegangen  ju  fe^en,  ftd)  begnügen,  bo^  fie  fort» 
erbaUen  warb  ß'intgen,  welche  laut  beröortreten  modjjten,  wenn 
bie  Bett  erfüUt  war.  2!)arum  fdf)wtcgen  bte  SBoIbenfer  in  Säoi)- 
ttien  unb  ben  benad)bürten  ßanben  unb  bie  romifdje  Äird)c  bc* 
merfte  fte  faum.  Sic  waren  ju  um  fo  größerer  SSorftcbt  ge« 
n6tf)igct,  aI5  fie  frember  Sungc  waren  in  bem  fremben  ßanbc. 
!Mber  wie  fie  in  ©nglanb  bet»orgetreten  al§  ßoEarbcn,  fo  wie 
eine  üon  anbercr  Seite  cntfprungenc  ^Bewegung  gegen  bie  ro; 
mifdje  Äirdje  ftd)  jeigt,  fo  traten  fte,  aB  ein  gleid^er  galt  in 
S56f)men  gefommen,  unter  bem  Siamen  3;aboriten,  weldje,  im 
(SJanjen  unb  in  ben  ^auptfad)cn  genommen,  bie  Sünger  i^rer 
SOieinungen  waren,  ob  fte  wot)(  aud)  fid)tbar  unb  greiflici^  nid)t 
mit  ibnen  jufammenbingen  bie  ftd),  wie  üon  einemun  ftd)tbaren 
©eijl  geprebiget,  burd)  bie  SBclt  mebr  unb  mebr  verbreitet.  9lur 
bunfle  Äunbe  mag  9iom  von  xi)xm  2)afein  in  S36(;men  gehabt 
Jjaben.  ^a^jfi  JSenebict  XII.  fc^reibt  an  ben  Äonig  3obanne§ 
ba^  ftd)  t)iele  Äefecr,  bie  »ielerlei  irrt^ümlid^c  SOZeinungen  wen 
fünbeten,  in  fein  Sitiä)  eingefd)lid)en.  3iber  er  fd)eint  mit  bic= 
fen  "Äuäbrüifen,  bie  er  nid)t  weiter  erläutert,  met)r  an  bie  fpi= 
rituellen  granciäcaner,  bie  SSeguinen  unb  ^Segarben,  bie  burd) 
ben  ®eijl  freigeworbenen  SSrübcr  unb  (Sd)wefiern,  bie  bie  Äir^ 
d)e,  um  Meä  geborig  burcbeinanber  ju  werfen,  aud)  SCBalbens 
fer  unb  ^icarber  nannte,  als  gerabe  an  biefe  felbfl  gebad)t 
l[)aben.  0  2)ie  rcligiofe  ^Bewegung,  bie  über  ffiobmen  Um, 
ging  aud)  üon  if)nen  nid)t  au§.  ©ic  traten  nur  in  bem  SSerlaufe 
berfetben  b^öor. 

25a6  r6mifd)e  .Äird)entf)um  war  ein  ©pflem,  baS  nur  bes 
fieben  fonnte  unter  vielen  SSorauSfeliungen,  baö  einer  9?cibe  »on 
3u|lanben  beburfte,  bie  wiber  bie  9Zatur  unb  ba§  5Kenfcbenlebeit 
»raren,  um  nid;t  ju  fd)wanEen.  Beigte  fid)  aber  eine  ßüde  in 
tiefen  SSorauäfe^ungen  unb  in  biefen  ßuftdnben;,  trat  aud)  ju= 
gteidS)  jeneä  ©c^wanfen  ein,  we(d)e§  na»)enben  gaU  ju  verfuns 

1)  Raynald.  Annales  ecciesiae  a.  1335.  XVI.  pag.  16 


—   270  — 


ben  fd)ten.  Sn  bcn  ganbcn  bct  f(aütfd)en  Stamme  f)atk  jtdt) 
SWand()c§  evl)«(ten,  wag  eine  fotdje  Surfe  in  bem  ©pfleme  offen 
llielt.  ®ie  lagen  bem  ©i^e  beä  ^aupteö  ber  Mixd)e,  ba§  bie 
facerbofalifdje  Sbee  am  bejten  aufgearbeitet  unb  fte  am  confe^ 
quenteften  \)antl)abtt,  ju  fern;  fte  waren  in  üerfjdltnißmä^ig 
fpäter  3«it  befe^rt  »orben  unb  nod)  bßtte  nidjt  2fUeä  in  fie  ein; 
9ebrad)t  »erben  fonncn,  »aä  baä  «Sacerbotium  beburfte  ju  feftem 
äBefleben.  Sie  ©latien  in  236bmen  bitten  eine  uralte  Ueberfefjung 
ber  ^eiligen  ©djrift  unb  fte  i)atte  ibnen  nidjt  cntriffen  werben 
fönnen.  bie  ^rebigt  in  ber  ßanbc&fpracbe  mu^te  öfter 

gebulbet  »erben  al§  gut  war  unb  bie  (ii)t  ber  ^riefler  war 
felbft  im  fünfjebnten  Sab^b^nbert  nid^t  uncrbort. 

-SÜBenn  jje^t  eine  Steformation  oon  neuem  bcginntn  wiö,  fo 
fangt  fte  bei  ben  größten  SOBiberfprücben  unb  bei  ben  \)axte^tn 
SDZipbrdudjen  an,  welche  fid)  in  ber  Äirdjc  ftnben  Sie  ifit  im 
2lnfange  weniger  lebrenb,  weniger  bie  25octrin  ber  Äircbe  an= 
greifenb  al§  flagenb  über  ben  Supanb  ber  Singe.  2Bie  bie 
ct)angelifd?e  Äenntnip  beä  S!JJanne§,  »on  bem  bem  biefe  klagen 
öu§geben,  weiter  [(breitet,  wirb  nud)  bie  Soctrin  ber  Äirdje  3lnj 
fang§  nur  leife  berüb^t,  beflimmter  angegriffen.  S3or  >l^u^  fd)on 
ttjirften  in  SSobmen  brei  9Kdnner  inbiefer  3Beife.  ^onrab-@tefeiL. 
n)etd?erftd)jlange3eit5u  SBien  aufgebalten  batte.  ^r  ^jrebigte  mit 
großer  .^eftigfeit  gegen  STT  ßapcr  be6  Äleru§.  2lber  bie  SBeife, 
in  weld)er  ba§  ©acerbotium  ton  ibm  befdmpft  worben  fein  mag, 
tfl  unbefannt,  benn  e§  ruben  feine  (Sd)riften  nod)  in  bem  ©taube 
ber  S3ibliotbefen.  3lud)  gegen  ben  8uru§  befonber§  ber  grauen 
foU  Äonrab  geprebiget  b^ben  mit  eben  fo  großem  ^ifer  oB  Qt~ 
folg.   Untterfolgt  toon  ber  Äirdjc  jiarb  er  im  Sab«  1369.  0 

SSebeutenber  fcbon  war  3Pb<>"neg  ^Kilicj.  dt  war  2lrd){s 
tiaconuö  5U  ^rag  unter  bem VrjbHd^dr©:njl,  legte  aber  biefe 
©teile  nieber.  dt  wibmet  ftd)  ber  freien  ^rebigt  unb  prebigt 
bobmifdf)  ben  SSobmen,  beutfd)  ben  Seutfd)en.  Sie  2Beife  feis 
ner  Äei^erci  Id^t  fid)  ebenfalls  nid)t  beurtbeilen,  benn  oud)  feine 
@d)riften  liegen  nod)  in  ben  ©ibliotbefen.  ^)  Sie  ©ad)e  ift  fo 
bebeutenb,  baf  fte  nad)  9tom  gemelbet  werben  mu^.  SJZilicj 
foU  jwetmal  nad)  Sfom  citirt  worben  fein:  einmal  fei  er  aud) 

1)  Historia  persecut.  ecci.  boein.  pag.  20.   Baibin.  Epitome  rer. 
bohemic.  pag.  406. 

2)  Baibin.  Epitome  rer.  bohetn.  pag.  408. 


#      _   271  — 


t>al)in9C9an9en,  aber  t)om  ^a^jfte  freigefprodjen  »orben. ')  SBc= 
ber  über  Äonrab  ©tiefen  nod)  über  Wüiq  roav  eine  ©rcom* 
munication  gefdjleubert  werben.  2)  SnbefTen  wirb  ber  xbmu 
fd)e  @tut)l  fpdter  bod)  wieber  fef)r  bebenfli*  über  9)?i(icj  unb 
feine  greunbe.  S§  wirb  eine  neue  ©ecte  gebtlbet,  flogt  ^apfl 
©rcgor  XII.  im  SaJjre  1374  ©laubenSboten,  greunbe  beö  dHU 
(icj,  jieben  Ijerum  in  S3ö^men,  ^ai)xtn  unb  ^oltn  unb  leb= 
ten  bem  SSolfe  ungeljeure  .Redereien.  £>ie  Siifcbofe  »on  ^rag 
unb  S5re6lau,  »on  ©nefen  unb  ßlutomifd)!  werben  ongewiefen 
ber  Äe^erei  ben  2Beg  ju  fp<rren.  ®er  Äaifcr  Siaxl  IV.  wirb 
flufgeforbert,  feinen  welttidjen  "Kxm  jur  UnterbrüdPung  berfclben 
ju  leiben.  ^)  2(uc^  i^kx  wirb  eine  ©rcommunication  nidf)t  auäs 
gefpvocben.  S)er  ^apji  befteblt  ben  S3ifcb6fen  bie'Soclje  er(i 
nod)  genauer  ju  unterfuc^en.  Snbem  bie  iBuIle  be§  ^a^jjleä 
©rcgor  XII.  gegen  ibn  auSging,  war  SOiilicj  fcbon  oerflorben, 
benn  fein  SSob  muf  gleid)  in  ben  3(nfang  be§  '3ai}x$  1374  fal- 
len, ba  in  einem  ©biete  Äaifer  Äarl  IV.  »om  Januar  1374 
SRilicj  aU  fcbon  t>erftorben  erwaljnt  wirb.  *) 

äeitgenoffe  biefer  beibenl9)?dnner,bo^  lange  fte  überlebenb,  war 
flud)  ^rtt^^iflg  »nn^anom.  ber,  weil  er  lange  ftd)  in  ^ariä  aufge- 
!)alten,  ber  ^arifer  jugenannt  warb.  Qx  war^^ei^^tg^r^^^^i: 
ferg  Äarl  IV.  S3on  biefem  9J?annc  befi^en  wir  eine  auf^aQenbe, 
jebod)  wenig  oerbürgte  (5rjdt)lung.  ©r  unb  feine  greunbe  foHen  ben 
Äaifer  einjl  aufgeforbert  Ijaben,  eine  öcumcnifcbe  ©pnobe  ju  be= 
rufen,  bamit  bie  Äirdje  reformirt  werbe.  2)er  .Raifer  abtx])abt 
geantwortet,  ba^  er  für  ftd)  biefeä  nidjt  fönne,  bap  er  aberßu; 
fammenberufung  einer  fol4)en  ©i^nobe  »on  bem  römifcben  SStfcbof 
begebren  wolle.  25er  ^apfl  aber  fei  barüber  ergrimmt  unb  babc 
»on  bem  Äaifer  begebrt,  baf  er  foldjc  .Re^er  öon  ftd)  entfernen 

1)  Baibin.  Epitome  rer.  hohem,  pag.  409. 

2)  Olim  Joannes  Milicius  et  Conradns  de  Steken,  alüqne  plures 
Sacerdotum  et  Monachorum  vitia  repreliendebant ,  nollus  tarnen  eorum 
fait  excommonicatos.  Andreas  de  Broda. 

3)  Quod  quidam  Mileczius  presbyter  snb  specie  sanctitatis  multos 
errores  tcmerarios,  hereticos  et  scbismaticos  publice  praedicare  in  regno 
tao  Boeroiae  et  in  aliis  terris  tuis  praesampsit  et  praesnrait,  nonnullas 
personas  ad  ejus  sectam,  quam  damnabiliter  inchoavit  indacendo.  Quare 
derotam  serenitatem  tuam  requirimas ,  ut  prompte  praebeas  tuam  sae~ 
calare  brachium.    Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1374.  XYI.  pag.  526. 

4)  Baibin.  Epitome  rer.  bohem,  pag.  409. 


—   272  ~ 


möge.  Äarl  IV.  l)abc  barauf  feinen  S3eid)t»üter  wtrflid)  auS 
fcem  Sieid)«  verbannt.  9?odjma(§  aber  fei  berfelbc  wieber  jurütfgcs 
fe()rt  unb  im  3fl{)te  1394  ju  ^rag  üerjlorben.  SBorausgefefet 
nun,  ba^  biefe  ©rja^lung  fBa\)x^)dt  tnti)ält,  fo  »are  [ie  nid)t 
unmcrEwürbig;  benn  fie  wiefe  bie  »eitere  SSerbreitung  be6  @e; 
banfenä  nfld),  bap  bet  Äirdje  ge()olfett  »erben  muffe  burd)  bie 
ßater.  ©ine  folc^e  3fnfid)t  pimmte  nun  auö)  xvoi)i  jufammen 
mit  ber  tiefen  25erad)tung,  mlä}e  SWatl^iaä  Sanen)  anberwdrtä 
befonoerä  gegen  bie  t)6J)eren  Srbnungen  beä  fecerbotalif4)eu  Stan= 
be§  ouäfpridjt.  dJlaüM^  x>on  S^no»  foU  aud)  für  ben  Äcld;  im 
tttbenbmat)le  geprebigt  traten.  Sm  breijtljnten  Sat)rl;unbert  l)atte 
bie  Äirdje  bie  tjorlaufigen  '•itnfiütten  getroffen,  um  ben  Säten 
ben  Süä)  ju  entjiefjen,  inbem  fie  l;crt)or^ob,  Oa^  üeib  unb  SSlut 
be§  ^errn  gteidjmdpig  in  bem  S3robe  gegeben  »erbe.  3m  oier; 
jei^nten  Sat)rt)unbert  entjog  fte  nun  beiifelben  ben  Saien  »irflid). 
3«  ä}6()men  gefd)ab  biefeä  um  ba§  3al)r  1350.  f9?ütl)ia»  »on  Sa^ 
no»  t)Ut  mehrere  <Sd)riften  abgefo^t,  de  vita  Christiania.  De 
crebra  coinmundone  sacrameutt  corporis  et  sauguinis,  de 
Aütlchristo,  de  Hypocrisi,  Liber  vitioruui,  de  uaitate 
ecclesiae,  de  abobiiiinatione  in  ccclesia  Dei,  Kegulac 
veteris  et  novi  testaineud.  2)aä  üBud)  üom  ©acrament  beö 
SUtaräiiat  bie  UnterfdE)rtft,  fcl)rieb'ä  aßagifier  a)?atl)ituö  ber 
rifer,  ber  fromme,  »elcl)er  »eil  er  immer  lel;rte  unb  prebigte 
ttiele  Verfolgungen  ju  erbulben  gehabt  unb  baö  'Kütä  »egen  ber 
e»angelifd}en  2ßat)rtjeit.  2)iefe  ©djriften  ru(;en  ebenfalls  in 
bem  Staube  ber  Jßibliotljefen  mit  '^uänaljme  einer  einjigen  unb 
»ieUeid;t  eineä  gragmenteä.  Unter  bie  'od;riften  bc6  3ol)anne§ 
^u^  ifi  ^ud;  eine  mit  bemSitel:  de  saourdotum  et  inouach- 
orum  carnalium  aijomiuatioac  geflellt  »orben.  i){un  citirt 
aber  3ot)anneä  ^Prjtbram  in  feinem  Jöudje,  contra  uovas  sectas 
im  soften  Äapitel  eine  ©teile,  »eld;e  ftd;  im  82iien  ber  angefüljr-- 
ten,  angeblicl)  üon  ^ufj  Ijerrül^renöen  (Sdjrift,  »ortlidj  »ieDerftn= 
bet  a\f>  ein  Sßerf  beä  ^Parifer»,  b.  l;.  beä  SßatljiaS  üon  ^anow.^) 

1)  Hist.  persecut.  eccl,  boliem.  pag.  22. 

2)  Sub  Arclue[)iscoi)0  priaio  tDrnesto  de  Bardubitz  sacacilcga  Kucba- 
ristiae  sub  una  administratio  iti  Qobcniia  priinum  aadita  et  visa  est.  Hist. 
perseciu.  eccl.  bohem.,  pag.  18. 

3)  Magister  nosler  Parisiensis,  libro  stio  de  abouiinatione  cap.  83. 
quod  incipit:  Et  vidi  mulierein  ebriam,  si«  dieit  et  eet<  Joann.  de  Przi- 
bram,  contra  novas  sectas  pag.  523. 


—   273  - 


Unb  ba  ^rjibram  ber  äettscnoffc  fidj  barin  fd)werlic^  irren  fonnte, 
fo  ifi  mit  @enjigt)eit  anjunef)nien ,  ba^  ba§  25ud)  de  carnalium 
abominatione  m6)t  bem  Sol)anne5  ^uß,  fonbern  bem  SOJatbtaS 
von  Sonott)  jugefdjrieben  werben  muffe.  £)b  nun  oberaud)  bic  bei» 
bcn  unter  ^uffenä  SSäerEe  mit  eingeteilten  Fragmente:  De  my- 
eterio  iniquitatis  Antichrist!  unb  de  reveldtione  Christi  et 
Anticbristi  eben  bemfelben  beijulegen,  ijl  md)t  mit  ®etüipf)eit 
3u  ermitteln  unb  beruht  nur  auf  SSermutfjungcn. 

Sene  ober  bem  ^arifer  unjweifelbaft  angel)örenbe  <S(i)rift, 
tfi  ein  \)i>ä)^  merfraurbigeä  ßengnip,  wie  »or  fcljon  vom 
böbmifcben  Äleruö  öielc  über  bte  ganje  Äird)e,  über  bic  ^rie^ 
fterfdjaft  bodjten,  wie  tief  2lllcö  gcfüljlt  warb,  wa§  bie  römifdje 
^ixd)t  auf  bic  SKenfcben  gelaftet  Ijatte,  wie  b^i^  "nb  innig  baä 
©ebnen  geworben,  baß  c§  anberä  werben  modjte.  25ie  fe^t 
lange  ©djrift  bes  Sßatfjiaö  ift  fein  birecter  2lntrag  auf  eine 
9Jeformotton.  ©ie  ifl  and)  feine  äSBefämpfung  ber  fatbolifcben 
jDoctrincn,  auf  weld)e  er  gar  nid?t  eingebt  unb  weldje  er  nur 
im  SSorbeigebcn  berührt,  fie  i|l  nur  eine  lange,  webniütljige,  tief 
ergreifenbe  Älage  über  bic  Ätrdje  unb  fa(l  ben  ganjen  gefell» 
f4>oftlicl)en  3u|ianb.  ^drter  alä  ^»ier  ein  ©lieb  ber  fatbolifd^en 
Stixd)t  ftcb  über  ft'e  auäfpricbt,  fonnte  ibr  erflärtefter  ®egncr 
nid)t  »on  i^r  fpredben.  3n  bunbert  üerfcl)iebenen  SSetfen,  in  ^un* 
bert  SQSenbungen  fagt  Wtaüfia^  üon  3<Jnow  immer  ein  unb  baffelbc. 
25aö  ganje  ©acerbotium  ift  ein  Srug  unb  eine  Sloufdjung.  25ie 
laut  gerübmte  .^eiligfeit  ift  nirgenbä  ju  ftnben,  wol)l  ober  bo§ 
Saficr  allentl)alben  in  feiner  obfcbrecfenbjlen  ©ejtolt.  Wit  allen 
ßeremonien  unb  dufiercn  2Berfen  erreicfjt  moTi  nid)t3,  gor  nidjtä, 
flt§  baß  man  auf  einen  ^unct  fommt,  auf  bem  man  »eber 
2lu§gong  nod)  Eingang  ju  finben  weiß.  (Sä  ift  2lllc§  ein  unge* 
beurer  äßiberfprud),  welker  bie  2Belt  ju  üerfdjlingcn  brobt. 
i|t  bie  große  ^ure  »on  SSobplon,  bie  »erbammt  fein  wirb.') 

1)  Hass.  Opera  I.  pag.  473—596.  Duo  mala  liypocrltamm  sacer^ 
dotum,  unnm  quo  iuipediunt  praedicantcs  veritatem  et  odio  liabent  et 
persequuntur  praedicantes  et  secundum  nialam  est,  quod  ipsi  quidquid 
praedicant  Tel  .juidquid  faciant,  in  oinniLus  qoae  sua  quaerunt,  non  quae 
Jesu  Christi,  pag.  489. 

Licet  cantent,  orent,  missas  suas  multipliccnf,  lioras  suas  singulas 
et  cerimonias  et  doctrinas  hominum  rite  et  Ordinate  exerceant  nisi  aver- 
tantar  ad  vitam  Domini,  sunt  omnes  in  via  et  vita  Antichristi.  Et  quanto 
£0(U.  18 


—   274  — 


3utt)ei(en  nur,  mitten  unter  biefen  ÄlagetJnen,  fdjeint  ber 
SSerfaffcr  auftreten  ju  wollen,  um  nun  and)  ju  lefjren,  wie  e3 
tt)of)t  anberS  werben  mödjte.  "Äud)  id)  bin  lange,  jammert  er, 
von  ber  ftarfen  Wlantv  umgeben  gewefen,  bie  mid)  nid)f§  fe^en 
lie^,  aud)  iö)  tag  tonge  ru^tg  unb  unbefümmert  in  biefen  ^in- 
fterniffen,  bi5  ber  J^eilanb  felb|l  mid)  ju  ber  ©djrift  führte  unb 
mir  ba6  redete  SSerflänbni^  berfelben  erfd)lo^.  25a  ijl  e§  in 
meine  S5rufi  gebrungen  wie  ein  geuer,  aber  wie  ein  fanfteä  unb 
erwärmenbeä  geuer,  unb  td)  f)abc  feine  9iut)e  mcl)r  get)abt,  at§ 
im  ^rebigen  unb  im  8cl)ren  ber  2Bat)rt)eit,  weil  mid)  baju  ber 
^err  gerufen.  Wlan  foHte  erwarten,  baf  nad)  fütd)en  "Ktü- 
Gerungen  S)iatl)ia6  toon  Sanow  aud)  bie  SDoctrin  ber  Äirdje  an= 
greifen  würbe  unb  fte  befef)en  mit  ber  8eud)te  ber  ©djrift.  2lber 
e»  gefd)ie^t  nic^t  unb  er  hi)xt  ju  ben  langen  unb  jloljnenben 
lÄlagen  wieber.  Qbtn  fo  ijl  nur  leife  »on  einer  9?cformatton 
bie  JRebc.  9^ur  on  einer  ©teile  fagt  er,  eS  fonne  nidjt  e^icr 
fid)  beffern,  al§  Jbiä  burd>au§  llUtä  anber§  werbe;^)  ju  tief 
})a'bt  fid)  allentl;albenl)in  ba§  Uebel  eingefreffen.  libtv  bie  2lrt, 
in  weld)er  eö  anbers  gemad)t  werben  füllte,  giebt  er  nid)t  an. 

:©ie  lange  ©d^^'ft  bre^et  ftd)  befonberö  um  biefe  ©cbana 
fen ,  weldje  auf  l)unbert  »erfdjiebene  SBeifen  auägebrüdt  wer« 
ben.  gicbt  einen  grieben  ber  SSofcn  unb  einen  grieben  ber 
©Uten.  S5ie  je^igen  ^riefter  fdjirmen  nur  ben  erftcren,  weldjcn 
man  jerftoren  muf,  wie  ber  ^err  unb  J^cilanb  iljn  jerflört  i)at. 

magis  ea,  quae  jam  dicta  snnt,  cnmulant  hajosmodi  tanto  magis  in  fer- 
mento  siiae  hypocrisis  contirmantur,  pag.  522. 

Dico,  quod  omnis  scriptura  in  veritate  nos  Christianos  hypocritas 
pessimos  et  primtim  clericos  et  sacerdutes  rcspicit  sinipticitcr  et  de  pia- 
no, r]uia  non  gentiles  non  Jodaei  unquam  feceriint  aboniinationes  tantas, 
quemadinodam  nos  Christian!  et  primum  sacerdotes  carnales.  i>ag.  504. 

Minor  est  daninatio  Sodomae  et  Gomorrae;  minor  damnatio  Jndae 
proditoris,  Simonis  magi  scelestissimi,  quam  damnatio  bujus  meretricis. 
pag.  537. 

1)  Qntun  perfodissem  parietem,  aparuit  ostiam  unnm,  id  est,  in- 
veni  mihi  dilatatam  notitiam  veritatis  in  sacra  scriptura.  Kt  ingressus 
est  in  pectas  meum  ignis  noms  et  fortis,  sed  valde  duicissimus.  Non 
habni  requiem  -spiritai  meo ,  praedicando ,  scribendo  instando ,  importu- 
ne ,  opportune  in  medio  summorum  sacerdotum  et  clericorum.  pag. 
502.  503. 

2)  Advertc,  quod  Dei  ecclesia  neqait  ad  pristinum  snani  dignitatem 
rcducij  nisi  prius  pmaia  fiant  nova,  pag.  526. 


—   275  — 


S^rc  Wlad)t,  i[)rc  9feictjt^ümer ,  tf)ren  @tnflu§,  baS  nennen  jie 
ben  ^rieben ,  ber  ntd)t  gejiort  rcerben  biirfe.  Um  ben  grieben 
G^rifli  fümmem  fte  fid)  nid)t  unb  eben  fo  njentg  um  baö  (äbrt: 
flentljum  felbjl.  ©te  glauben  an  ßbriPum  md)t  au»  Ufbcrjeu- 
gung.  ©te  fcbcincn  nur  an  ßbrifluin  ju  glauben,  weil  c$  [o  eine 
ölte  ©eroobnbeit  ijl,  befonber5  aber  weil  ibre  wcltlicben  SSor- 
tbeile  »ergeben  würben,  wenn  fie  fic^  nicbt  wenigftenä  baä  "Kn-- 
feben  gaben,  alä  glaubten  fie  nod).  £)abei  üerweilt  er  immer| 
am  Idngjten,  ju  jeigen,  bag  bie  ^rdlaten  bie  SBclt  betrögen, 
ba^  fie  ^ppocriten  wären,  ba§  fie  eigentlid)  gar  nid^tä  glaubten. 
6r  meint  babei  unb  giebt  jn  öerfleben,  waä  ^'»etrarca  flar  auö; 
fpridjt,  baß  fie  cigentlicb  2(tbeiflen  waren,  ©ie  lebren  unb  pre; 
bigen  etwa  nur  nod?,  waö  fie  felbfl  gemadjt  unb  baä,  woburc^ 
fie  groß  unb  i)txxüd)  erfdjeinen  mochten.  2)aä  ©oangelium  foQte 
geprebiget  werben,  aber  e§  gefd)iebet  nid^t.  ©ie  Ijabtn  baä 
^funb  »ergraben,  unb  wenn  Senianb  baüon  rebet,  wenn  3emanb 
t>on  ber  25cmutb  unb  ber  ßiebe  b£§  ßbrifien  fpridjt,  fo  »erfoU 
gen  fie  ibn  auf  ba§  bartejte.  25aä  i(l  aber  ba§  beutlidjfle  3ei= 
cl)en,  baß  ber  2(ntid)rt|l  i)m\i)t,  baß  bie  ßüge  jur  SBaljrbeit 
geflempelt  unb  bie  SBabrbeit  erachtet  wirb  für  eine  £üge.  2)aS 
innere  ßbriftentbum  foQte  bfi^f4)«n,  ober  e§  bf"'fd?t  nid)t-*) 
8eid)ter  fommen  fie  weg ,  inbem  fte  eine  große  Spenge  nu^lofer 
Zeremonien  üben.  25amit  werben  fie  leidjt  fertig ,  ba§  mad)t 
t^nen  feine  SSRübe,  fon&ern  bringt  ibnen  nod)  obenein  ®elb  unb 
®ewinn.  (Sbriplid)  leben  unb  b<»nbeln,  auf  ber  ©traßc  beä 
4)errn  geben,  baä  ifl  fd)wer.  2)arum  unterlaffen  fte  eä  wobl. 
2)ie  »ielen  Zeremonien,  gelle  unb  gabeln,  mit  benen  fie  bie 
Äirdje  angefüllt  b^ben,  finb  wie  baä  9Ze^  beä  2(ntid)rip§,  ba* 
rin  bie  ÜÄenfd)en  gefangen  unb  vom  wabren,  inneren  (ii)ri\tm= 
t\)um  abgejogen  werben.  2ille  biefe  2)inge,  befonberä  aber  baä  S3er- 

1)  Qaia  nobis  talia  adjacere  videmus  et  nos  licet  solum  sensualiter 
delectari  in  illis  ipsis  nobis  blandimur,  in  ipsis  nostrain  alutem  set  jn- 
stitiam  stataentes ,  mortao  Domino  Jesu  a  corde  existente  et  penuria 
ipsios  fervidae  charitatis^  pag;.  663. 

Excessiva  muUitado  traditionam  et  doctrinaram  atqae  mandatornm 
hominnin  carnalium  non  expediant,  imo  ofTiciunt.  Minus  sumus  solliciti 
ad  praecepta  divina  itnpleiida  et  sacramenta  inteliigenda.  Qaanto  pltires 
adinventiones  tales  in  popalo  cumulantur  tanto  plures  occasiones  trans- 
gressionis  adaugeutur^  pag.  592. 

18* 


—   276  — 


faufen  ber  ^nbulgenjen,  führet  bie  9Äenf4)en  in  bte  cntfefelid^- 
jlcn  3rrtl)ümer,  füljret  fie  immer  mittt  von  Qi)n^o  ah.  2)er 
^riejlcrf(f)aft  bienen  ftc  nur,  entweber  ftdf)  ju  er^oJjen  ober  fid(> 
ju  beretd)ern.  25er  @eij  tjl  ba§  Uebel,  weldjeä  ftdj  am  tiefjlen 
in  ba§  ©acerbotium  cingefreffen  i)cit 

9?ur  um  fid)  ijl  cS  i^nen  ju  tf)un  mit  2(ßem,  waS  fte  and) 
f4)affen.  @ic  wollen  fein  anbereä  ©efc^  i)aUn  alä  baä,  ma^ 
fte  ftd)  felbft  gemadf^t  baben.  ©ie  woUcn  angebetet  fein.  3Ber 
fic  nid^t  anbetet,  ben  laffen  fte  tobten.  Sb«  ^anbe  raudjen  »on 
SBlut.  SBeil  fle  fein  »oüen,  wie  fte  ftnb,  fo  fagen  fie,  in  ber 
®cbrift  fei  nidjtä  mebt  al§  ©trob,  feitbem  bie  Äirdjengefe^c 
barauä  gebogen.')  2fuf  bem  gegenwärtigen  ©acerbotio  rubet 
ber  ®ei(t  ®ottc§  nid)t  mebr.  giebt  nod)  rcürbige,  fromme 
«nb  ewangelifdje  SO?anner,  ba§  ftnb  bie  ^rebiger  beS  ©oangelii. 
2tber  bic  bei  weitem  größere  gabl  biJbet  ba§  9?eid)  beä  'äntU 
d)rift§,  ijl  ein  2(bgrunb  be§  Sammerö,  be6  eienbä  unb  be§ 
5Berbre(benö.  Sbr  SBerE  i|l  baä  SBerf  eine§  ftebenfad)en  3;eu= 
feB,  ber  bic  SKenfc^en  glauben  mad)t,  fie  fönnten  befteben  mit 
biefem  SBerfc  obne  ben  ^errn.  Sn  ber  ©djrift  »dre  2tllc§  ent; 
balten,  bamit  biefeö  ©ewebe  öon  Slrug  unb  Slaufdjung  jerftört 
werben  fönnte.  9Ran  foUte  e§  jerfioren  mit  beafelben  unb  einen 
gdnjlicben  Sieubau  ber  Äircbe  anfangen. 

©0  berb  batte  fKatbiaä  öon  Sanow  ju  ibnen  gefpro^en,  unb 
bod)  bitten  fie  ibn  frieblid)  binübergeben  laffen,  fei  e6,  baf  fie 
tbn  nid)t  erfaffen  fonnten,  fei  eö,  ba^  fte  ibre  .^errfcbaft  fiic 
ju  fidjer  begrünbet  eradjteten,  ol§  ba^  fic  gejtort  werben  fönnte 
burd)  bie  5Kad)t  ber  9tebe.  2£ud)  mag  baä  römifcbe  Äird)en; 
tbum  bie  Siotbwenbtgfeit ,  bie  ßabl  ber  eöaugelifcben  SKärt^rer 
nicbt  ju  bdufen,  um  ber  ©timmung  ber  9Renfcljen  willen,  tx- 
fannt  i)ahtn. 

1)  Verbum  Jesu  solum  panperes  et  devoti  qaaerant  stadere,  qui  in 
hoc  niando  sunt  abjectinec  faiite  quisquam  potcst  ditari  assecia  scriptu- 
rae  sacrae.  Magis  insoper  praeterit  impunitum  homini  Cbristiano ,  qui 
Jeium  et  scripturam  ejus,  vel  qnaevis  verba  divina,  irrideret,  blasphe- 
maret  vel  contemneret,  quam  qni  blaspliemaret  jura  canonica.  Dicunt^ 
quod  solum  jam  paleae  in  Biblia  remanent^  praeter  ea,  quae  ad  jns  ca- 
nonicum sunt  extracta.  Nesciunt  hoc  hi  tales  infelices,  quod  quidquid 
est  in  canone  bibliae  est  totom  granum  picnum  eeterna  salute  et  Teri- 
tate.  pag.  544. 


SebeS  g^n««  1)m\ö)U  eine  n\ä)t  unbebeutenbe  religtofie  IBe» 
wegung  in  S6l)men  fd()on  öor  bcm  2(uftreten  beS  e^mürbigen 
3oJ)anneS  ^u^.  (5inc  tüdjttge  Unwaljrljeit  entfjält  bie  ^(ngabc, 
ba^  e§  in  iööt)men  öor  btcfem  Äefeerci  nid>t  gegeben  t)abt,  bag 
2(lle§  barin  befianben,  baf  bie  S56[)men  nid)t  gut  auf  ben  Äte« 
tuä  ju  fpred)en  gewefen.  2)aS  waren  bie  Wenfdjen  aller« 
bingä  t)iev  aud)  niö)t,  fo  wenig  ol§  anberwdrtö.  Zbtt  bie  @e* 
finnung  gegen  ben  ÄleruS  Ijotte  in  JBo^men  eine  fefie  ©eflalt 
gewonnen  unb  fpra4>  ftd)  fo  au§,  ba^  baä  romifdje  Äir4)ens 
tt)um,  woUtc  t$  confequent  l)anbeln,  fte  notbwenbiger  SBeife 
für  Äe|erei  erüdren  mu^te.  S'Jun  war  aber  ber  Äaifc»  Äart 
geworben  lange  fdjon  ttor  5Rat^iag  öon  3<Jnow  im  Sat)re  1378. 
6r  ^>atte  nod)  eine  Uxt  Snquifition  in  J86t)men  orgonifirf,  welche 
jebod)  in  ber  3fegel  in  ben  J^änben  ber  8anbeöbifd)öfe  war. 
35a§  Sieid)  S56^men,  auä)  ba§  beutfdjc  Äönigtbum,  ging  wber 
an  feinen  @o^n,  ben  jungen  SBcnjcl. 

S36bmen  war  bamatä  ein  mdd^tiger  ©taat.  ^ai)nn,  <Bd}k-- 
ffen  unb  bie  SaufK^  bilbetcn  bie  9Zebenlanbc.  2lud>  ipolitifd)  bes 
fonb  ftd)  biefeä  8anb  in  einer  gewiffen  ®d()rung.  ,Raifcr 
Äarl  IV.  l;atte  unjweibeuttge  2fnjlalten  getroffen,  bie  ftolicn 
böl)mifd)en  S5arone  um  if)xe  ritterlic|>  ^  freie  unb  unabljängige 
©tellung  ju  bringen.  ®arau§  gingen  unter  Äönig  SEBenjel  eine 
SitH)t  innerer  ©türme  ^»eröor,  weldje  jeboc^  mit  ben  2fngelegen» 
Ideiten  ber^ird}e  nicbt  in  benfelben  3ufammenbang  fommen  wie 
in  (Jnglanb.   25ie  unabhängige  Stellung,  in  welcher  fidf)  ber 
bobmifdbe  '^bel  ju  bel)üupten  »erjtanb,  bie  »on  ben  großen 
©tdbten  beä  Canbeä  getf)eilt  warb,  war  bem  gortgangc  einer 
SJeformation  nic^t  ungünfiig.   2lud)  ^onig  SGBenjel  unterfiü(jte 
benfelben.  3war  war  SEBenjel,  wie  e§  fdbeint,  »iel  ju  lap  unb 
unbebolfen,  um  eine  großartige  SSerec^nung  anjuPellen,  Diel  ju 
weltlid)  geflnnt,  um  üom  ewangelifdjen  (Seifte  burcbbrungen  ju 
fein,  »iet  ju  üerwitfelt  in  <)olitif(l)e  2)inge,  um  ficb  febr  um  bie 
Äircbe  fümmern  ju  fonnen.  2lber  unem<>fdnglid)  mag  er  bod) 
oud)  mä)t  geblieben  fein  gegen  bie  Sebre,  weld)e  in  feinem 
Sieicbe  bem  römifdt)en  ^ircbentbume  gegenübertrat,   ©r  fcbeinet, 
wie  bie  alten  Könige  üon  ßngtanb ,  bie  fogenannte  Äe^erei  tbre 
©traße  böben  wollen  jieljen  laffen,  bi§  bie  Seit  erfüllet  fei. 

1)  Dubravius.    Hist.  Boiem.  üb.  XXIII.  pag.  192. 


—   278  — 


9Zur  wenn  er  nid)t  nnberS  fann,  ti)üt  er  etn)a6  gegen  bic  Äet^ 
jeret.  SOlit  SIedjt  fielet  biel  Äircfee  il)n  al§  einen  S3efd)ü^et 
berfelben  an  unb  beginnt  üon  ber  9?otf)n)enbigfeit  feiner  Jßeflras 
fung  ju  rebcn.  ^)  2)em  büjiern  oiittelatUrlidjen  Äatboliciömug 
jlanb  Äonig  SBenjel  fern;  »on  gajlen,  ßeremonien  unb  d()nli» 
c^en  2)ingen  {jtelt  er  nidjt  viel, 

2!)aö  9tci^  ber  3been,  n)e(d?eö  in  ©nglanb  SBicliffe  unb 
bie  CoUarben  roieber  oufgetl)an,  ^atte  üielen  ^fnflang  in  ben 
SlicDertanben  unb  in  ®eutfd)lanb  gefunben.  Die  wicliffütifd^en 
2e()ren  unb  ©djriften  ftnb  befannt  eieler  £)rten.  Swifdjen  S56lj3 
men  aber  unb  (Snglanb  war  nun  nod)  eine  befonbere  SSerbini 
bung  eingetreten.  2tlö  1382  bie  ^rinjeffin  2tnna,  Zod)Ux  Äai; 
fec  Äar(ö  IV.,  naö)  @ngtanb  gefenbet  «irb,  um  ftd?  mit  Mo-- 
nig  Siidjarb  II.  ju  öermäl)ten,  finb  eiele  S36t)men  in  i{)rem 
©efolge.  £>iefe  blieben,  worüber  bie  ©nglanber  felbji  flagten 
über  eine  Unocrfd)dmtbeit,  lange  an  bem  englifdjen  J^ofe.  2) 
£>ie  SSerbinbung  ber  beiberfeitigen  £anbeöuni»erfitäten  mag  burd) 
bie  ^otitifdjen  SSerbdltniffe  »ielfad)  erteid)tert  »orben  fein.  SSor» 
nef)me  JBofjmen  jlubiren  ju  Örforb  unb  (Sngldnber  fommen  naö) 
^rag,  mlö)t  Uniuerfitat  im  3a()re  1348  üon  .Raifer  Äarl  IV. 
gegrünbet  unb  mit  großer  Sorgfalt  gepflegt  warb.') 

9iun  warb  ju  Drforb  bie  Setjre  2Bicliffe'ö  offenbar  frei  wers 
fünbet  biö  über  boä  3af)r  1409  Ijinauä,  Die  wicliffitifdjen 
©driften  fommen  auf  einem  kiö)ten  SBege  md)  Sbbi)mtn.  @ie 
fdjeinen  nid)t  alle  jugleic^  bal)in  gelangt  ju  fein.  Den  Zxia-- 
loguö  foü  erjl  ein  ebler  SSöbme ,  waljrfdjeinlid)  J^ieron»)mu§, 
md)  ^rag  gebrad)t  t)aben;*)  barauf  waren  bie  übrigen  ©djrifs 
ten  öon  bem  ßngldnber  ^cter  ^apne,  ber  nadjnialö  jeboc^  mit 

1)  Bohemiae  regdta  mulctandum  pronuntio  si  fautor  illoram  impio- 
rum  bominuin  fuerit  adinventus.  Nam  et  miilta  bona  a  multis  efficta 
param  prodeiunt  si  heresnin  aut  errorum  favor  ab  eis  processerit  et  per 
maxime  si  Principes ,  quorum  interest  etiam  nsqae  ad  mortem  pro  ec- 
clcsia  pngnare  in  tarn  pericnloso  crimine  eam  derelinquere  non  abhor- 
rcnt.    Tlieod.  ab  Uric,  Hist.  Conc.  Const.    Von  der  Hardt  I.  p.  123. 

2)  T!>om.  Walsiiigli.  Hist.  Angl.  pag.  312. 

3)  S)icfc  aStr&inbuiig  rca^rct  Innge.  91o^  im  3a^rc  1431  wirb  ein 
iöiJ^mc,  ^Pftor  ©royurS  gcnnnnt,  j^u  Öjcforb  ol6  Se^tt  gefaßt  unt»  ms 
brannt.    Fox.  oomm.  rer.  in  ecci.  gest.,  pag.  72. 

4)  Jacubi  Piccolomini  de  Hussitis,  apd.  Frehcr  Scripte  Rcr.  beb. 
pag.  206. 


—   279  — 


jieinli4»  abujeidjenber  teltgiöfet  Uebetjeugung  unter  ben  ^dup= 
tern  ttx  Utraquijien  genannt  wirb,  eingefu^irt  unb  befannt  ge^ 
mad)t  worben.  •)  2)ie  ©cmütijer  ber  grommeu  mögen  ftd)  bo^ 
malä  in  einer  grofen  2fufregung  befunben  l;aben.  2>aä  3ubcl= 
ifl^r  tjl  eben  im  3at)re  1390  gefeiert  roorben,  unb  Äöntg  2Beiu 
jel  ^at  oom  *Papjte  bic  ßrlaubniß  er^jaltcn,  e§  in  ^rag  felbji 
feiern  ju  laffen.  2)er  2Bu4)er  mit  ben  Snbulgenjcn  unb  alle 
feine  »erberblic^en  golgen  finb  nabe  vor  bie  ©eclen  ber  Den« 
fenben  getreten.  2^er  ßrjbifdjof  oon  ^rag,  iRtcolauä  ^ud?nif, 
berüchtigt  burd)  feinen  ©eij,  ij!  im  ^at)xe  1402  geflorben,  unb 
©binco  »on  ^affemberg  ifl  im  2(uguji  ober  ©eptembcr  be§ 
SabreS  1403  auf  ben  erjbifd>6flid)en  ®tu|)l  beförbcrt  worben.^) 
£)icfer  (Sbinco  n?ar  wegen  feiner  Äenntni^lopgfeit  fe  berüchtigt,  | 
baf  if)m  ber  <Sv»cttnatne  2tl))f)>ibetariu§  beigelegt  warb.  T>oi)  ' 
fiellt  ibm  ^uf ,  welcher  fonjl  feine  Urfaci)«  bötte,  mit  ibm  ju= 
frieben  ju  fein,  ba§  ebrent>oUe  3'"9"'^  fl"^/  bem  roben 

2fberg(auben  unb  ben  falfcfjen  SBunbern  juwiber  geivefen.  ^)  3n 
ber  äwifdjenjeit,  rodbrenb  ber  erjbifd)6flid^e  Stubt  teer  jtebt,  ift 
ber  facerbotalifcbe  ®eiji  bebcntlicb  geworben  über  bic  SSerbrei: 
hing  ber  »icliffitifcben  ©dfee.  SQSenigjienä  foH  ein  gonftftorium 
ber  gebrer  gehalten  unb  ouf  Demfelben  am  8.  5)?ai  1403  fcie 
SSerbammung  über  fünfunbwierjig  wicliffttifchc  ©d^e  au§gcfpro= 
eben  unb  bie  wettere  SSerbreitung  berfclben  tjerboten  worben 
fein.*)  j35ei  ber  fpdtercn  JSerbammung  ber  widiffitifdjen  2ebre 
im  Sahic  1468  wirb  inbejfcn  fein  ®e5ug  auf  eine  fdjon  'oor- 
ouSgcgangene  genommen.  Sebeä  gaOcä  ift  fie  obnc  weiteren 
^folg  geblieben. 

21)amal§  lebte  ju  ^rag  ein  ebrwürbiger  ^riefler,  ber  Siebe 
unb  be§  ©trebenS  nach  2Bahrheit  üoQ,  wie  cä  beren  nad;  9Bi: 

1)  Cocblaeus,  Hist  Hussit.  lib.  I.  pag.  8. 

2)  Bai  bin.  Epitome  rer.  bohem.  pag.  410.  411.  412. 

3)  Huss ,  de  sangaine  Christi  Opera  L  pag.  201. 

4)  Quod  diiJura  de  anno  Domini  1403,  mense  Maio  Pragae  in  col- 
legio  Caroli  fuit  facta  plena  conTocatio  omninm  Magistrorum  stodii  Pra- 
gensis.  Ibideoique  articuli  Joannis  Wicleff  damnatae  memoriae  faenint 
publice  lecü  et  condcmnati.  Et  mandatum  foit  per  rectorem  univt'rsi- 
tatis,  qnod  nuUas  de  dicta  universitate ,  eosdem  de  cetcro  teneret^  do- 
gmatizaret  aut  defenderet  sab  poena  prae*tUi  juramenti.  @0  bcricbtct-bic 
©pnobc  iu  ^ojtni^.  Aiticali  cont.  Hieronvmom  de  Praga.  Von  der 
Hardt  IV.  pag.  652. 


—  280  — 


citffe  unb  9J?rttf)ia5  oon  Sanow  t»orf)  nod;  immer  t>tete  gab.  @r  »at 
im  ^ai)xe  1373  ju  .^uffineci  geboren,  unb  9)Zagifier  unb  2)oci 
tor  bcr  a^^cotogie  geworben,  üud)  ffieidjtwater  ber  ÄöntgtniSos 
^l)ta.  grü^  jeid)nete  er  ftdf)  au§  burd)  ben  (5ifer  feiner  ^rebigt 
gegen  bte  ©unbljaftigfeit  unb  baö  gottlofc  2Befen  ber  ßaien  fo» 
roo^l  aU  bcr  ^riefJer.  @r  war  beäl)alb  aud)  bereite  »erftagt 
worbcn  bei  bem  (5r5bifd)of  2Bolfram,  auf  weldjen  im  Sa^re 
1402  iJitcofauö  ^udjntE  gefolgt  war,  ber  nod)  in  bemfelben 
Satjre  »erjlorben.  "-itber  ber  ©rjbifdjof  fjatte  geantwortet,  ba^ 
man  ben  ^rebiger  rutjig  laffenmoge,  ber  bamit  nur  feine  5)fli4)t 
erfüUe.») 

3oI)anne§  .§uf  war  ein  einfad)er  unb  geraber  ÜRann,  ganj 
^rfuUt  »on  ber  ^eiligfcit  feineä  sBerufeö,  »on  weldf^em  er  wie 
SBicliffe  bte  bod)ftfn  Sßorjlellungen  l)atte,  an  ben  er  bie  l)öd)#en 
Ttnforberungen  jleUte.  ©ein  geben  war  fo  rein,  ba^  felbfi  feine 
erbittertjten  ©egner,  bie  fonfl  fo  gern  jur  Unwatjr^eit  itjre  3u» 
flucht  naf)men,  nid)t  ben  fleinjlen  Wlatd  auf  ibn  bringen  woUs 
ten.  2)ie  Streue  unb  bie  2(ufrid)tigteit,  bie  f)eilige  ®lutb  nad^ 
SBabr^eit  unb  Sfedjt  »ermutbetc  er  allenthalben,  wo  fid)  baä 
©egentbeil  nod)  nid)t  unjweibeutig  au8gefprod)cn  \)attt.  SSon 
ber  2Beiöt)cit  unb  eon  berStürfe  biefer  SSelt  »erfianb  er  n\d)t§. 
25iefe§  i|l'§,  waö  i^n  in  ben  gtammcntob  gefübrt  i)at.  (5r  ging 
nad)  J:o(tni^,  weil  er  eermeinte,  bort  waren  oud^  nod)  ©efüble 
jur  9?ed)t,  Sugcnb  unb  doangelium.  ©r  fanb  nur  bie  Slütfe 
biefer  2Belt  unb  ben  Sob.  3obanne§  ^up  i|t  nid)t  ju  bct 
\  ^bt)t  ber  greiljctt  gcfommen ,  wn  weld)er  2Bicliffe  ba§  r6mifd)C 
I  Äird)entbum  betrad^tet  \)<xttt.  dx  ip  fatt)olifcber  geblieben  al§ 
biefer,  ber  felbjt  nod)  9)iand()e§,  wa5  binweggetban  werben  muß* 
te,  beibehalten  um  ber  .^drtigfeit  ber  9Kenfd)en  willen.  2lbec 
bie  ©rfenntnip  mebrte  ftd)  »on  Seit  ju  3eit,  unb  l^ättt  er  Idns 
ger  wirfen  unb  forfd)en  fönnen  auf  biefer  (5rbe,  fo  würben  aud) 
feine  3been  flarer  unb  reiner  geworben  fein.  £)enn  baä  guns 
bament,  weld)e§  er  legte,  war  rein  unb  eöangelifd),  ba§  ©tre» 
ben  war  tüchtig  unb  bie  .Sraft  ber  ^inficbt,  wenn  fie  eben 

1)  Hist.  persecut.  ecol.  boh.  pag.  26f 

2)  Joannis  Cülum.  Hist.  Sanctissinü  Martjris,   pag.  .17.  Huss. 
Opera  toni,  I. 


—  281  — 


feine  ungcn)6f)nltd)e  gewefett  ju  fein  fd)eint,  war  t>0(S}  baju  ba 
in  t)in(anglicf)em  9J?aafe. 

2)er  ©ang  fetner  Sugenbbilbung  ijl  unbefönnt,  aber  bie 
fpateren  (3d)riften  öerratf)en  eine  genaue  S3efanntfd?aft  mit  ben 
t)eiligen  j53ücfjern  unb  jeigen,  wie  weit  ^uf  ftd)  öon  ber  müfs 
ftgen  ©d;o[a|liE  feiner  entfernt,  wie  wenig  er  eine  anbere 
Tfutorität,  oB  bie  2(utorttdt  ber  ©djrift  felbfl  anerkannte.  SQSer 
bte  ^x(ii)tit  f)tneingeworfcn  Ijat  in  biefe  «Seele,  ba§  tji  unbe- 
fannt.  3P  «ud>  gletdjgültig,  wofjer  fte  gefommen,  genug,  ba0 
fie  Da  war.  ©(ei^gülttg  ift  e§  bot)er  aud),  ob  fie  au§  ben  wis 
cliffitifd)en  @d)riften  tarn  ober  nidjt.  3Cber  er  befa^  biefe  unb 
t)atk  fie  ftutirt,  crft  bie  ^l^ilofop^ifd^en,  bann  bie  tf)eotogifd)en, 
bod)  wa^rfdjeinlid)  nur  bie,  weldje  in  lateinifd^er  <Sprad)e  ah 
gefapt  waren,  bcnn  ba§  (S'ngltfdje  m6d)te  ^u^  fd^werlid)  »ers 
ftanben  t)abm.  Einige  biefer  ©djriften,  befonberS  ben  Slrialo- 
guä,  l)at  .^uf  ou§  bem  ßateinifdjen  in  ba§  JB6f)mifc^>c  überfe^t 
unb  fte  bem  9JJarfgrafen  Sobfl  von  SWa()ren,  5Better  be§  Äö« 
ntgö  SBenjtt,  gewibmct. 

Sot)anne§  .lg)u^,  weldjer  feit  feinem  'Zfuftreten  in  ber  SBelt 
bei  bem  ^ofe  im  größten  2(nfel)n  gefianben  ju  I)aben  fdjeint, 
war  im  ^ai)xt  1402  ^rebiger  an  ber  Äajpelle  ju  SSet^leljm  gej  | 
»orben.  2)tefewar  im  Sa^re  1392  üon  einem  frommen  9Äanne, 
9lamen§  ^üi)li)tim  gejiiftet  werben.  @§  foUte  i)itt  bötjmifd^ 
geprebigt  werben  unb  ber  ^apfl  ^atte  baju  feine  ©inwiUigung 
gegeben.  '^olö)t  ÄapeUen/'.in  benen  bo^mifdjlge^^rebiget  warb,  gab 
met)rere  in  bem  Canbe.  SD?an  mußte  ben  ©laüen  etwas  nacfcs 
fel)en.  3iber  man  tt)at  eS  ungern,  3Die  ©laoen  waren  erbittert. 
S)er  größte  Sf^eil  beS  .Rleruä  in  S3öt)men  bejlanb  ou§  2!)eutfd)en, 
weld^e  toon  ben  ©ingebornen  fe^r  übet  angefet)eti  worben.  Sn 
ben  .I^auptfirdjen  war  ber  @otte§bienft  latetnifd). 

mag  um  ba§  Sa()r  1400  gewefen  fein  avaS)  bie  ©pnobe 
JU  Äojlnii^  nimmt  biefen  ßeitpunct  an^)  —  baß  ftc^  bie  retigiofe 
2tufregung,  fd)on  »orf)anben  unter  ber  böljmif^en  Sfiation,  flcigerte, 
fo  baß  ba§  r6mifd)e  ,Rird)entt)Um  bebenflid)  werben  mußte  nac!^ 
bem  2£b(aufe  weniger  3a^re.  2)amal5  fam  .^ieronpmuä  Saulfifd), 

1)  Gocblaeus.  Eist.  Ilnssit.  Üb.  I.  pag.  12.  38. 

2)  Cocblaeus.  Hist.  Hassit.  I,  pag.  27. 

3)  Articuli  cont.  HieroDymuni  de  Praga.    Von  der  Hardt  IVt  I. 
pag.  637. 


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befjen  »eifere  Sugenbgefc^id^te  unbefannt  tfi,  aul  ©ngtanb,  wo 
er  ftd)  ütel  mit  ten  ttiictiffitlfd)en  SSdjriften  befd)dftigct  fjatte, 
iBöf)men.  ^)  @in  a^rtumtoirat  gegen  baS  römtfdje  ilircl)entt)um 
entfianb,  weldjeä  »on  tiefem  ^ieronpmu§,  Sacob  oott  SKifa  unb 
3ot)anne§  gebUbet  war.  £)iefeö  3;rium»irat  war  Äefeerei, 
»eil  Siom  Eingriffe  auf  bte  neugema^ten  airabiticnen,  auf  bie  weit* 
(it^e  ®ewalt  beö  ^riefiert{)um5,  ^ervorfjcbung  beS  inneren  ßtjrijleni 
t{)um§  unb  bes  ßoangclii,  jumol  wenn  babei  baä  jefeige  Unwes 
fcn  ber  Stitä)t  tlax,  unjweibeutig  unb  in  feinen  ^rincipien  ge» 
Idugnet  warb,  immer  für  Äefeerei  erf(drte.  ^ieronpmuä,  ber 
ßngtanb  oertaffcn  ju  ^aben  fdjeint,  weit  burd)  bie  9ie»)olution 
öon  1399  bem  gortgange  be§  eöangelium^  ©tillflanb  geboten 
worben,  madjte  ftd)  in  ^rog  balb  bemerfbar.  dt  fleUte  öffent^ 
lid)c  Sifputattonen  über  <2äfee,  wetdje  'M>nlid)feit  mit  ben 
wicliffttifd)en  t)atten,  an.  2)ic  bcutfdjen  ®elet)rtcn  an  ber  Uni; 
»erfttät  Rieften  mit  bem  ^ap\t  unb  bem  ^itdjenwcfen.  3n()aU 
unb3fuägang  b.iefer£)ifputationen  warb  unter  bem  SJolfc  befannt 
unb  bradjte  ^Tufregung  ^eröor.  ^)  2)ie  fatl)oUfcl)e  Äird)e  war 
auö)  in  bem  Äampfc  mit  biefen  neuen  «Schern  immer  fel)r  un^ 
gtücflid),  wenn  e§  oufba§2Bort  unbS5ewei5,  nid)t  auf  ©djwert 
ober  baä  geuer  anfam. 

^ieron^muS,  wetdjer  bie  SactiE  ber  englifdjen  ßollars 
ben  fanntc,  arbeitete  auä)  audbruilid),  bie  iSad^e  unter  baS 
SSolE  JU  bringen.  Qt  üerfertigte  bof)mtfd)e  Sieber,  welche  ben 
Sn()alt  ber  ©4)rift  wiebergaben  unb  anbere,  weld)c  Eingriffe 
entbleiten  auf  ba§  r6mifd)e  Äitd)entl)um.  25iefe  gieber  famen 
in  ben  SOJun'o  ber  SSolfä  unb  felbfi  bie  t)anbarbeitenbc  klaffe 
warb  fo  eertrciut  mit  bem  ©eifie  ber  ©djrift.  *)  5«  S5öbmen 
unb  in  Sßdbrcn  jog  ^ieron^muä  »iel  l)erum  unb  obwohl  jum 
^riefter  niemaB  geweift,  ^>rebigte  er  bocl>  üor  2lbel  unb  öov  äiolf. 
jDenn  bic^rebiflt  era^Jtetc  er  für  frei  unb  meinte,  ba  bie  ^J>rie: 

1)  Cam  eram  adolescens  Gabens  ardorem  discendi ,  perveni  in  An- 
gliam  et  aodiuns  fainam  Wicicif,  qaod  fuit  vir  subülis  atque  excellentis 
ingenii,  dam  exemplaria  habere  potui,  Dialogam  et  Trialogum  trans- 
scri|K-'i  et  meiim  in  l'ragani  trudnxi.    Articuli,  pag.  635. 

2j  Ficri  non  potuit,  quin  miilta  in  propatuliim  emanarcnt,  qnae  in- 
ter  paricics  disserebantur.    Diibravius.  Uist.  Bocm.  XXIII.  pag.  193. 

3)  Articuli  cont.  HicroRyoiuni  de  Fraga.  Von  der  Hardt  IV.  I. 
pag.  669. 


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fletfdfjnft  fdjnjtcge  »om  ^»angelio,  fo  müßten  tt>o^)l  bie  funbtgen 
Caien  fid)  bem  £el)ramte  untcrjtd}en. Einmal  iprebigte  er  in 
Ungarn  felbft  t>or  bem  Äonig  ©tgiömunb,  öor  beffen  ganjem 
^ofe,  öor  »ielcn  S3if(i)öfen  unb  Prälaten.  ®abei  wax  er  an» 
Q(ti)an  mit  bem  c(ertcalt[cl)en  ©ewanb.  dt  eradjtetc  ftd)  für 
einen  öon  ®ott  eingefe^ten  ^rebiger,  n>eld)em  ber  Sßangel  ber 
firc^lidjcn  SBei^e  nt(i)t  fdjabe.  ^) 

Snbejfen  fdjeint  ^teronpmuö  nur  wenige  ^ai)n  in  einem  fort 
in  23ü^men  ober  in  9Jlal)ren  gewefen  ju  fein.  @r  befud^tc  noc^^ 
bie  Unioerfitdtcn  »on  ^ariö  unb  ^eibelberg.  2(uf  bciben  Unioerft* 
taten  ^atte  er  wicliffttifdje  gefjren  frei  »erfünbiget  unb  auf  bei; 
ben  SCßiberfad^er  gefunden,  gr  follte  oB  Äeifeer  ergriffen  werben 
JU  ^ari§  wie  ju  ^cibclberg,  aber  er  entjog  Hä)  iebeömat  burd^ 
%l\xä)t  ber  ©efal^r.  3u  ^ariä  war  befonberö  ber  befonnte  3o()an; 
neä  ©erfon  wiber  it)n.  2)ic  Sfeifen  na4>  ^ari§  unb  ^eibelberg 
fcbeinen  in  bie  ^af)xt  1407  unb  1408  ju  faUen.  3m  Sa^re  1409 
ijl  ^ieronpmuä  wieber  in  ^rag  ju  finben,  bie  wicliffitifcbc  ßefjrc 
tjon  ben  @rcommunicationen  ber  f[eifcl)licben  Äircl)e  »erfünbenb.  Die 
in  S36[)men  bamal§  ouäbred)enben  Unruben  mögen  ibn  bewogen 
baben  wieber  ju  geben.  "Km  3(nfange  beä  3abre6  1410  iji  er 
jwar  nodb  in  ^rag,  aber  in  bemfelben  Sabre  finben  wir  tbn 
auf  ber  Uniüerfitdt  ju  Ärafau,  bann  in  Ungarn.  3n  Ärafau 
bat  er  aucb  auf  S3etrieb  beä  S3ifcbof§  ergriffen  werben  foEen. 
^ber  bie  ^ai)l  feiner  2£nbdnger  unb  greunbe  mu^  ollentbalben  bes 
beutent)  gjwefen  fein.  Sebeömal  wenn  er  gefangen  werben  foU, 
weif  er  e§  üorber  unb  bie  SSRittel  jur  S(ud)t  febicn  ibm  niemals.  *) 

Untcrbeffen  i)at  ©binco,'  ber  (5rjbifd)of  r>on  ^rag  bie  (^x- 
communication  über  ^ieronpmuä  auögef;procben,  ßitationen  beS 
ÄefeerS  ftnb  aUentbalben  in  S36bmen  unb  in  fremben  ßanben 
angefd)lagen  worben.  lin  bem  Mn\Q  x>on  Ungarn  i)at  ©binco 

1)  Qnod  lioitnm  est  cuicnnqae  laico  litterato  ve!  alias  intelligenti 
nbiqae  sine  cujuscnnque  licentia  praedicare  verbnm  Dei.  Articnli, 
pag.  673. 

2)  (Sinitiol  eine  furje  Seit  W  Äontg  SEBcnscl  if)n  gefangen  fe|en  taf= 
fen,  weit  er  aU  Mc  geprebiget.   Cochlaens.   Hist.  Hussit.  VI.  pag.135. 

3)  Notoiie  laicas  existens.    Articoii,  pag.  673. 

4)  Portas  civitatis  claudi  procararunt,  ipsum'diligenter  inqnirendo;, 
nescitur  unde  avisatus  ,  furtivo  a  dicta  civitate  recessit.  3u  .f  rofau.  Ar- 
ticuli,  pag.  68J. 


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eigene  gefd)rtebcn,  bog  btv  Äefeet  bod)  gefönt  werben  möge. 
^©igiSmunb  t)at  bie  ^rebigt  beS  Jg)ieronj)mu§  bod)  ongeljort,  wie 
e§  f4)elnt,  of^ne  grofien  Unwillen  barüber  ju  empfmben.  ©igiäs 
munb  la^t  aud)  ben  ^teront?mu§  gefangen  neljmen,  aber  f^on 
nad)  einigen  Sagen  wirb  er  entlaffen.  Qv  fommt  nun  noc^ 
SBien,  wo  fte  iljn  wieber  greifen.  Qr  muß  fdjworen,  fid)  nidjt 
öu§  ber  ©tabt  ju  entfernen  bi§  er  fidf)  »erantwortet  wegen  ber 
Äefeerei.  "Uber  er  entweid)t  wieberunf.  2luf  ber  ©pnobe  ju 
^ojinii^  entfdjulbtgte  er  ftd>  ob  biefer  %lud)t  bamit,  bof  gegen 
i^in  JU  2Bien  mit  lauter  ©ewaltfamfeiten  öerfabren  worben. 
(Sie  bitten  bort  gar  fein  9?e(^t  über  ibn  gehabt,  ba  er  ou§ 
einer  anberen  2)i6c6§  gewefen.  25ie  ©rcommunication  fei  i^m 
nid)t  befannt  gemadjt  worben  in  red)ter  gorm 

©binco,  ber  ©rjbifdjof,  gefjt  im  Saf)re  1411  nad^  Uni 
garn.  2)ie  buffttifdje  ^c^erei  jteigt  in  Jßöbmen  bebenflidj 
empor,  aber  Äonig  SBcnjel  ti)ut  nid)t§  ©ntfd)eibenbe§.  ©binco 
gebt  nad)  Ungarn  um  ^ülfe  ju  bolen  beim;  Äönig  ®igi§munb. 
Unterweges  jltrbt  er.  ^)  .!^teront)mu§  fommt  nad)  ^^rog  JurücE. 
SOBir  feben  ibn  nod)  im  ^ai)xt  1411  mit  großer  ^eftigteit  gegen 
bie  2lblaßframer  bea  ^apfteä  Sobanneä  XXIII.  auftreten.  dU 
nen  ßügner  unb  einen  JBetriiger  fdjalt  er  ben  ^ap|l  unb  feine 
Ärdmer,  weld^e  mit  (3d)impf  unb  ©djanbc  bie  ©tabt  räumen 
muffen.  2)ie  ©pnobe  ju  Äojlni^  warf  ibm  »or,  baß  er  bic 
2Cblaßframer  felbfi  mit  bewaffneten  angefallen  unb  bie  Jßullen 
in  ber  S^eufiabt  b^be  verbrennen  laffen.  ^amalö  prebigte  a\x(S) 
^ieron^muä  mit  großem  ©ifer  gegen  bie  3nbulgenjen.  5Run 
fdjeinet  ftd)  bcrfetbc,  beoor  er  auf  ba§  ßoncil  ju  Äoftni^  gebt, 
nur  nad)  einmal  au§  SSöbmen  entfernt  ju  böben.  Sab« 
1413  ijl  er  wieberum  in  flamfd)en  Sanbern,  in  ßitbauen  unb 
in  9?ußlanb.  ^lan  unb  2lbftd)t  babei  ijl  im  ©injelnen  unbe» 
fannt,  im  2lllgcmeinen  üerfid)ert  bie  ©ijnobe  ju  Äofini^  feibe§ 
^ieronpmuä  Streben  immer  barauf  gegangen,  bie  SÄenfdjen  unb 
befonberS  bie  gürften  aufzuregen  gegen  bie  ^)rie|ierlid)C  2Rad)t. 

1)  Articali  cont.  Hieron;inam  de  Praga.  Von  der  Hardt  IV4  I.  pag. 
636-638. 

2)  CochlacDS,  Hist.  Hussit.  lib.  I.  pag.  19. 

3)  Excatis  vos  viri  mendaces  com  vestris  niendaeiis.  Nam  Domi- 
nus Tcster  Papa  mendax  bereticus  et  usuarius  est  nuUamque  potestatem 
indulgentias  conccdendi  babet.  Articuli,  pag.  673. 


—  285  — 


£)a  lcucf)tetc  »ieber  bic  SScnbenj  SßicltffFe'ä  unb  bcr  8oIIar= 
ben  l)intiurd),  baf  bie  ^Reformation  begonnen  werben  miiffe 
burd)  S5red)un9  bet  a;emporal9ett;alt  be§  ?>ric(lertl)um§ ,  bap 
feine  Hoffnung  fei,  bie  ^rdlaten  würben  eine  Sieformation  in 
fcem  ©tauben,  im  Äultuä  unb  ber  2)ifciiplin  bulben,  ba^  ftc 
üorgenommen  »erben  muffe  uon  ben  ßaien,  befonber§  »on  ben  / 
gürjlen. 

eigent^ümlid^e  Äe^creien  be§  ^ieronpmua  fteUt  bie  r6mifd)c 
Äird)e  nicbt  auf.  3war  rebetbie  ©pnobe  ju  Äojini^  »on  Seijs 
wn  über  bie  SSrinität,  n)eld)e  »eber  »icliffttifdje  nod)  l)uffttifd)c 
finb,  aber  fie  will  nidjt  entfct)eiben,  ob  biefe  gerabc  Äefeereien  ftnb. 
25ic  @i;nobe  lie^  t^n  obne  'Kn^mi)mt  nodjmalö  alle  wicliffttifd;e 
unb  l)uffttifcl)e  Äefeereien  wiberrufen.  (Sö  erfd>eint  nun  aud)  etwa 
baffelbc  bei  .^ieronpmuä  won  ^rag,  wa§  bei  biefem.  SBenn  »on 
feiner  ^rebigt  bie  9?ebe  ijl,  fo  fagen  fie  gegen  ben^ienjl  ber  ^eiligen 
unb  ber  ÜKaria,  gegen  ben  ^apft  unb  baä  ©acerbottum,  gegen  bie 
Snbulgenjen  unb  gegen  bie  ©ewalt  ju  binben  unb  ju  löfen,  lef)rtc 
er  unb  meinte,  ba^  wobt  aud)  gaien  ^)rebigen  unb  bie  ©acramente 
auötbeilen  fönnten.  &x  batte  oor  SBicliffe  eine  gro^e  ^oclbad)tung.  • 
3n  feinen  äimmern  ^atte  er  ba§  JBilbniß  biefes  ef)rwürbigen  ÜKdr- 
tprer§  aufgehängt ,  weld^eä  er  mit  J^od)ad>tung  betrachtete.  2)ie 
@»jnobe  JU  Äojini^  machte  barauä  eine  formlicbe  3lnbetung. 
2lucb  foll  ftd)  .l^ieronpmuä  oftmals  be§  2luäbrucfe§  bebient  b^ben, 
ba^  5Jliemanb  feiig  werben  fonne,  wer  md)t  mit  SGBicliffe  glaube.  *) 
25od)  waren  nid)t  alle  bogmatifcbe  !Keinungen  beffelbcn  oon  ibm 
angenommen  worben.  Slamentlid)  erfldrte  er  ju  Äo(inife  furjuor 
feinem  SJobe,  ba^  er  bie  2lnnabme  SBicliffeä,  baf  nur  eine  fpirt» 
tueHe  ©egenwart  beägeibeö  beö  ^errn  im@acrament  be§3lltar§ 
jtatt  finbe,  nid)t  billige,  fonbern  eine  wahre  unb  förderliche  ^fn« 
wefenheit  annehme,  wobei  er  benn  alfo  ben  S3or(Iellungen  ber 
meijien  Sehrer  ber  englifchen  goüarben  folgte,  ohne  bie  fatholifchc 
3:ran§fubflantiation§lehre  anjunehmen.  ^)  X)tn  SohanneS 
fcheint  ^ieront)mu§  beinahe  ebenfo  betradhtet  ju  hoben  wie  ben 
SGBicliffe.  2)a§  Sidhere  ber  SSerbinbung  beiber  SRdnner  ifi  jwar 
unbekannt,  aber  im  ^a^xt  1410,  wo  J^uß  gegen  bie  ^Iblaf« 

1)  Articali  cont.  Hieronymum  de  l'raga.   Von  der  Hardt.  lY.  I. 
pag.  668. 

2)  Theod.  Vrie.  Hist  Conc.  Conit    Von  der  Haidt  I.  pag.  183. 


^  286  — 


frdmeret  öufflcfjt,  finbtn  wir  md)  ^terc««i;mu§  tfjStig  für  ben« 
felbcn  3n)crf.  '^ud)  t^n  bettaö)tttt  4)icroni)mu§  al§  einen  ved)U 
gläubigen,  frommen  unb  f^ctligen  SKann,  ber  bie  SSoljr^eit  be= 
ftegett  f)abe  mit  feinem  Süobe  unb  fprad)  ba§  fü^n  »orebenben- 
felben  au6,  wefd^e  i^n  »erbrannt  Ratten.  @ine  genjiffe  unrul^ige 
S.i)atiQhit,  juweilen  auö)  rool)l  eine  J^eftigfeit,  mlö)t  niä)t  ge^ 
billiget  werben  fann,  fd)eint  im  ^ieronpmuä  gelegen  ju  Ijaben, 
wenn  t$  nid)t  etwa  lauter  Unwaf)rf)eiten  finb,  mit  benen  bie 
©pnobe  ju  Äofinife  rebet.  Äl6|ler  greift  er  mit  bewaffneter 
^anb  on  unb  bie  Silber  wirft  er  jlürmifcl)  auS  ben  Äirdjcn 

X>tt  Sweite  in  biefem  Sreigeflirn  ber  mtl)t  ober  weniger 
breit  aufgefaßten  9?eformation  war  'jjacob  »on  9JJifa,  einem 
fleinen  <Stäbtd)en  in  S36l)men.  25erfetßf  war  ^riefler  an  ber 
©anct  9Äid)aeli§firdE)e  ju  ^rag.  Sbn  fonnten  bie  Utraquijlen 
nod)  am  erften  at§  il)rcn  SSater  betrad)ten ,  obwohl  fte  im  ©an» 
jen  i^)n  audt)  nid)t  »erjtanben  ^aben.  Um_wetdt)e  3eit  Sacob 
üon  9Äifa  aufgetreten  mit  einer  reformatorifdjen  SSenbenj,  ifl 
jweifeltjaft.  2)od)  fdjeinet  au§  einer  Eingabe  t)eri>orjuge{)en ,  baf 
etwa  um  biefelbe  3eit,  Iba  ^up  unb  ^ierontjmuS  gegen  ba§ 
römifd)e  ^ird)ent()um  aufjutreten  begannen,  auö)  Sacob  »on 
SOJifa  bemerfbar  warb  burd)  feine  ^rebigt  gegen  baS  ©acerboj 
tium.  2lud)  ijl  ni(l)t  mit  ©enauigfeit  ju  ermitteln,  ju  weld^er 
Seit  er  feine  8e{)rc  »on  ber  9^otf)wenbigfeit  be§  Äelcljeä  im 
2lbenbmat)te  werfünbete.  2)iefe§  foU  einer  Eingabe  jufolge  er|t 
um  baä  Sat)r  1413  gefd)el)en  fein,  fdjeinet  biefelbe  iebod) 
l()au^tfad)licl)  auf  ber  2£nnal)me  ju  berul)en,  baß  2acob  »on 
SRifa  erft  bnrd)  einen  Tinbern,  ^etru§  genannt  au3  25reäben, 
auf  biefe  8el)re  gebrad^t  worben  fei.  2)  2)iefe  2tnnal)me  foUte 
ben  ®d)ein  geben,  al§  fei  bie  Äe^erci  urfprünglid)  toä)  nid)t 
in  S56f)mcn  entjlanben.  2lber  Sebermann,  ber  bie  ©d)rift  unb 
bie  alte  Äirdje  fannte,  fonnte  barauf  fommen,  baß  ber  Äeld)  ben 
8aien  nidjt  entzogen  werben  bürfe.  Sn  S56i)men  war  bie  ßef)re 
auä)  gar  nidjt  neu,  unb  fdjwerlid)  mußte  Sacob  »on  9Wifa  erjl 
buxö)  einen  ©eutfcjjen  auf  fie  gebradjt  werben.  3weifell)aft,  wie 
bie  2Cnnat)mc,  auS  ber  fte  Ijertjorgegangen,  bleibt  alfo  aucfa  bie 

1)  Cochlaeos,  Hist.  Hassit.  lib.  I.  pag.  16. 

2)  Cochlaeus,  Hist.  Hassit.  lib.  I.  pag.  41. 


—   287  — 


JTngabe,  bö^  Sacob  fo  fpat  mit  Ut  itf)xt  wn  ber  Slot^wen-- 
bigtctt  be§  ÄelcfjeS  hervorgetreten.  ®te  fonnte  fd>on  lange  ge; 
prebiget  worben  fein,  efjc  bie  wirflidje  2(u§tt)cilun9  unter  beiben 
©eftalten  in  ^ta^  wieber  begann.  2)iefc§  gefd)a()  erjl  im  3af)rc 
1414. ') 

25ie  @treitfd>riften,  mld)t  S<»cob  »on  5Rifa  mtt  bcn  ®e= 
(ebrten  ber  ©ijnobe  ju  Äojlni^  gemedjfett  wegen  bto  Äetdjeä 
im  2(benbmal^t,  ft'nb  mm  aud)  fonft  »on  großer  2Bid?tigfett, 
weit  fie  jugleid^  feine  '2fnftdf)ten  über  Deformation  ber  Äirdje 
ju  erfennen  geben,  ©ie  ^aben  eine  nod)  weniger  breite  S3a-- 
ft§,  alä  SQ3ic(iffe  unb  ^u^  \id)  legten,  gr  l)dlt  nocf>  fefier  al§ 
jte  an  mandjen  fat^olifdjen  3been  unb  »ermag  md)t,  .ft'd)  jut 
wollen  eöangelifdjen  greiljeit  ju  er()ebcn.  Xioi)  fdjeinet  3acob 
von  9}Jifa  ju  füljlcn,  ba0  feine  JReformotion  ntdjt  evangelifd) 
genug  ifi.  einmal  fagt  er,  bie  ße^re  üom  Äeldje  im  Tlbenb^ 
mabl  »erfiinbe  er  bcäljalb  befonberg,  iamit  baä  3?eicl^  be§  2fn= 
tid)riftä,  unter  weldjem  er  bie  r6mifd)e  Ätrcbe  toerfle^t,  bod) 
winigflenä  in  einem  ?)uncte  erfd)üttert  werbe.  ^)  d'm  anbcre§ 
Tlai  fprid)t  er  e§  auS,  baß  ba§  ©üangelium  ber  @runb  unb 
SQalt  »onTtllem  fein  muffe,  roa6  in  ber  d)rifKid)en  Äirc^c  fei,') 
unb  baß  bnffelbe  änbern  wollen  ein  beutlic()eS  ©rfennungä^ 
jeid^en  beö  "Änticljrijlä  fei.*) 

1)  Brzona ,  Diarintn  Belli  Hnssit.  pag.  14. 

2)  Ad  hoc  hortor^  ut  regnum  capiditatis  et  Antichrist!  in  aliqao 
purgetur  et  Spiritus  fervoris  et  devotionis  in  popalis  Christianis  ab  anti- 
ijuo  exstinctns  resuscitetar.  Et  ut  saltem  aliqai  inoreantur  ad  sanctuni 
zelum  Dei  pro  decore  et  |reaediiicatione  domus  Dei.  Jacobeilus  contra 
Brodan).   De  communione  sab  utraque,  pag.  584. 

3)  Si  ad  morom  correctionem  evangelio  Christi  non  ereditur,  despe- 
randum  est,  cai  alteri  melius  credatar.  Supterfugia  sunt,  excusationes 
sunt,  lidem  nolle  simpliciter  servare,  nolle  a  criminibus  explicari.  Nam 
si  omnes  angeli  evangelizarent ,  si  spiritus  mandi  linguis  humanis  prae- 
dicarent,  si  omnes  mortui  revocarentor  ad  vitam  cum  scientia  et  pote- 
state  loqnendi,  si  ostenderentnr  ocdHs  humanis  supema  bona  et  infema 
mala.  Ad  haec  oninia  plus  et  Christus,  cai  prae  omnibns  adhibenda  est 
fides.  Jacobeilus  cont.  Conc.  Const.  Theologos,  De  communione  sab  ' 
utraque,  pag.  595.  ©ein  !princip  mx:  Scriptura  sacra  est  fidei  regula, 
pag.  766. 

4)  Est  enim  hoc  Antichristi  patare  le  posse  niutate  legcs  et  ten- 
pora,  I.  1.  pag.599.  ■..  ^^^^^  u-.i.^.. 


—  288  — 


"Kbtx  bie  2fnwenbung,  miö)t  er  biefcn  2feuperun9en  giebt, 
ifl  immer  nur  eine  fc^r  begrenjte.   SSorlaufi'g  tviU.  er  nur  ben 
Äetd)  im  2(benbmal)l  für  bie  ßaten  jurürf()aben.   ©r  »erfpricbt 
fid)  baüon  einen  feljr  grofen  Erfolg  unb  f)offt,  baä  (S^rijleni 
ti)üm,  je^t  unter  bem  SSolfe  beinahe  öerfdjnjunben,  werbe  bann 
wieber  aufnjad)en  unb  bie  ©ecten  ber  9)?enfd)en  »ieber  burdjs 
bringen  mit  geuer  unb  Äraft.  X>amit  meinte  er  fidjtbar  baö  innere 
(S^rijient^um.  Senn  an  ben  duneren  3eid}en  beffelben  fef)Ue  eä  ja 
in  ber  Äird[)e  nidfjt.^)  go^t  man  biefe  2fcü^erungen  beä  2acob 
»on  9Kifa  jufammen,  fo  mup  [man  ber  Ueberjeugung  werben, 
baß  er  e§  nur  für  moglicf)  f)ielt,  eine]  Steformation  ber  Äird}e  ju 
gewinnen,  wenn  fic  auf  eine  langfame  unb  aUmalige  SGBeifebes 
reitet  werbe.  25arum  glaubte  er  nict)t  mit  OTem  ^eroortreten  ju 
bürfen,  wa§  gegen  baö  r6mifd)e  Äirdjenwefcn  gefagt  werben 
fonntc,  t\id)t  alle  ßonfcqucnjen  jieljen  ju  Imüffen,  bie  auä  fei» 
nen  2iu§fprücl)en  über  bie  ©d)rift  eigentlidj  ge3ogen  werben  folls 
ten.    @r  glaubte  ferner,  baß  SöieleS  »or  ber  .^anb  beibeljalten 
werben  fönnc  auö  bem  fatbolifdt)en  6ult,  baß  ba§  SBiberd^rift» 
lid)e  au§  bemfelbcn  im  £aufc  ber  3eit  »on  felbfl  »erfdjwinben 
muffe,  wenn  ba§  SSolf  wieber  gelefjrt  werbe  unb  nur  geteljrt 
werbe  auS  ber  @(i)rift,  wenn  ^auflptfadjlidb  eine  reinere  unb 
cöangclifdje  ^riefierfdjaft  l)erangebilbet  worben  fei.   @r  wollte, 
feine  9iacl)folger  feilten  allmälig  weiter  geben  auf  ber  betretenen 
Straße.    £)aß  eS  ober  Sacob  von  9)?ifa  fo,  wie  angegeben, 
meinte,  baä  get)t  au§  »ielen  «Stellen  ()er»or,  weldje  ftd)  jerPreut 
in  iencn  ®treitfdf)riften  ftnben. 

Sn  bem  geben  unb  in  ber  ^rcbigt  mag  er  eben  fo  gcfpros 
4)en  ifobtn  wie  \)kt,  einfübrenb,  »orbereitenb.  £)ie  le^jige,  bie 
l)errfcbenbc  ^riePerfdjaft  ijl  if)m  nicbt§.  Sb^e  8«b«  filfd)/  ib^ 
geben  ift  SSrug.  ©ie  bilben  jufammen  einen  großen  Körper, 
tt)eld)eä  ber  2lntid)rip  ift.  ^)  e§  füllte  eine  ganj  anbere  ^rie» 
fterfdjaft  geben,  mld)t  nidjtä  ju  fdjajfen  b^be  mit  ber  Sffielt, 
weld)e  in  2(rmutl)  lebte,  weld)e  2llle§  »on  fid)  ^alt^,  wa§  fic 
entfernen  fonnte  öom  apojlolifdfjen  geben  unb  com  25ienfte  beS 

1)  Jacobellns  cont.  Brodam.  De  commnnione  siib  utraqiie,  pag.570. 

2)  Tota  ergo  multitudo  liypocritaruin,  qoae  sol)  specie  religionis  ni- 
titnr  destruere,  ne  fldeles  sint  nnum  in  Christo  per  imitationem  ejus 
vitae,  babentes  supra  se  uaam  caput  sunt  unus  Anticbristas.  Jacobellus 
contra  Brodam.  De  communione  sub  utraque,  pag.  517. 


—   239  — 


^ertn.  2>ie  {)6d?j!e  SSoÜEommcnf)ett  wäre  bie,  mlä)e  tox^a 
jeidjnet  njortien  »on  ßt)rtfio,  wenn  fie  üon  bcn  ßaten  nur  'iRaly- 
rung  unb  Äletber  ndfjmcn.  3u  billigen  vodre  e§  auci)  nodtj,  rcenn 
ftc  »on  ben  Seljnten  lebten.  2Cber  ganj  ju  verwerfen  ijt  es, 
.»enn  fie  rocltiidjeö  ^errentljum  befi^en  unb  boffelbe  für  ^Imo» 
fen  auggeben,  ©erabeju  l;eibmfd)  [ifl  eö,  wenn  fte ,  üergef, 
fenb  t^rer  prie|ierli4)en  ^flid)ten  unb  ftc  |)intanfefeenb,  weit* 
ttd;e  ^errcnredjte  ausüben.^) 

2llfo  eben  bei,  wo  SBicliffe,  meinte  anä)  ^acob  uon  9J?tfa, 
bap  bie  Äirdjenreformation  begonnen  werben  mü^tc,  burdf)  ^in^ 
»üegneljmen  ber  tt)eltliiä)en  9icict)tl)ümer  unb  ber  rceltlidjen  9}?ad)t 
oon  bem  priefierltc|)en  ©tanbe.  S)aä  ^rieftertf)um  foUte  einjig 
unb  oHein  gewiefen  fein  an  baS  SßSerf  ®otte§.  S5ie  grobfinn; 
lid)  aufgefaßte  ©eroalt  be§  S3inbenö  unb  beä26fen§  eine§^rie= 
ftert^umeö  Idugnet  er  ebenfalls,  unb  beruft  fiel?  babei  auf  "Km- 
broftuö  unb  ^ieronpmuä,  rote  auf  baö  S3ud;  über  bie  ^terar; 
ä)it,  roeldjeä  bem  2)ion9ftuä  beigefcl)rieben  roarb.  ©ine  unrecljte 
©rcommunication  binbet  nidjt  »or  ©Ott.  Sfliemanben  ifi  ju 
9el)orfamen,  ber  roiber  baö  SBort  ©otteS  gebietet.  @§  giebt  ei= 
nen  roa|)ren  unb  einen  falfdjen  grieben  ber  Mixä)z.  Sn  bem 
lefeteven  ijl  ba§  ^riejiert^)um  mit  feinen  9ieid)tl)ümern ,  feiner 
©djroelgeret  unb  ben  ©eroaltfamfeiten,  mit  roeldjen  eä 
t)hU.  Sie  Beobachtung  be§  ©oangelii  fiöret  ben  ronl)ren,  ben 
redeten  grieben  nidjt,  roenn  fte  aud>  jenen  jerbrid^t.  2)  £)te 
©eroalt,  roeldje  fic^  bie  Mk(i)i,  baä  l)etßt ,  bie  ^riejierfürften 
nehmen  nad)  il^ren  iebeämaligen  Sntereffen,  an  bem  doangelio 
ju  beuten  unb  e§  ju  »erbeuten,  greift  er  auf  Da§  ^eftigjle  ort. 
@ie  jtellen  ftd)  bamit  felbft  auf  al5  eine  ^(utoritdt  unb  madjen 
ftd)  felbpt  bag  ©efe^.  25arum  l)üufen  fte  Srrtl)um  auf  Srtt[)um. 
£)ie  Ärabition,  in  bem  ©inne,  in  roeldjem  ba§  römifd)e  Ätr- 
ct)entl;um  fte  bet)au:ptete,  bie  für  a:pofiolifd)e  Srabitton  ausgab, 
roaä  ibr  eben  ju  bilben  unb  ju  bet)aupten  bequem  roar,  oB  fei 
e6  etroaä  Urfprünglidjeä  geroefen,  roa§  jc^^t  nur  burd)  bie  "Ku-- 
toritdt  ber  Äird)e  an  baS  5£age6lid)t  geforbect  roerbe,  »erroirft 
er  burdjaug.  3(ed)te  unb  eoangelifd;e  Ärabition  ift  ibm  nur, 
rooä  t)on  bem  ^errn  unb  ^eilanb  fommt,  unb  barin  barf 


1)  Jacobellus  contra  Brodam.  De  commnnione  stib  iitrague,  p.  437. 

2)  Jacobellus  contra  Brodam.  De  comoiunione  sub  ui  raque ,  p.  512. 
II.  ZdtU.  19 


—   290  — 


iu(l)t§  gednbert  werben  btä  an  bnö  ^nbe  ber  S^age.  liud)  bie 
fleinfle  anbere  Svabition  fonntc  t)iev  unerme^Iirfjen  ©djaben 
bringen.  *)  S^ur  in  au^erlid^en  unb  unbcbcutenben  S)in9en  m^g 
ber  Äird)e  boä  9?ed)t  eingeräumt  werben,  auf  gewiffe  ^eit  QU 
Wü§  ju  bepimmen  a(ö  SSrabitton.  3e(^t  ftnb  bie  Berfd;iebenen 
airabitionen  nur  ia,  um  bn§  innere  ®)rif!entbum  in  ben  .l^in^ 
tergrunb  ju  brdngen.  9J?an  foüte  fte  abfd)a|fen,  fie  ftnb  nidjt 
auä  bem  ©eiflc  ber  2Bai)rI)cit,  fonbcrn  auä  bem  ©eiftc  ber 
8ügc.  2)  Wlan  foUte  fic  abfcljaffen  fammt  allen  ben  unnüfjen 
Zeremonien,  n)elrf)e  bie  9J?enfd)en  beladen.   Sie  fiegenben  ent» 

*(  tjüUm  aud)  wiele  tf^örigte  unb  alberne  Singe,  bie  man  fiteben 
foUte  wie  ©irr.  2lber  bie  ^eiligen  will  3acob  üon  SWifa  nod) 
Angerufen  wi)7en.  ^ä}  leite  ba§  SSolf,  fagt  er,  baju  an  unb 
id)  ttercbre  fte  felbjl  wegen  meiner  ©djwad^beit.  Sod)  fage  'vi), 
bo9  fte  ntcbt  allein  du^erlid)  angerufen  werben  muffen,  fonbern 

■  audj  nacbgeabmt  in  ibrem  ßebcn.^)  3lbcr  gegen  ba»  äjerfaufen 
ber  Snbulgenjen  eifert  er  mit  .^eftigfett.  Sie  Äircbe  b^lt  i^m 
bie  ßebre  von  bem  ©nabenfd^alje  ber  ^eiligen  entgegen. 

SSo  nun  aud)  Sacob  t)on  9}fifa  reformatorifcbc  ^rinci^ten 
üufftellt,  ba  werben  fte  bod)  nur  obenl}in  bebanbelt,  unb  'Kn- 
wenbung  lüirb  il)nen  gewoljnlid)  nur  auf  bie  Scbre  vom  ©acta» 
ment  be§  3(ltor§  gegeben.  9lur  baä  roniifcbe  ^ricftertbum  bi- 
famipft  er  auäfiil)rlicb,  weit  er  allen  weiteren  gortgang  für  ab- 
l)angig  l>Ut  »on  bem  ©turje  beffelbcn.  SSet  ber  8ct)re  wom 
©acrament  be§  "iHtax^  erfennt  er  bie  Eatl)o!ifd)e  SranSfubfian» 

i  tiation  an  alö  Srtboborie.  Ser  ßeib  unb  baä  S3lut  beä  .i^errn 
foU  üon  ben  übrigen  ongebetet  werben  inncrlid?  im  ©eifte  unb 
in  ber  SBa{)rbeit,  aber  btcfe  2lnbetung  foU  aud)  öuägebriicft 

1)  Concedo  etiam  hoc,  quod  ecclesiaCliristi  sanctoriim  aliquas  cer- 
tas  traditiones  potest  institaere  rarionabiliter  ad  tcinpns  permaiisuras  et 
postea  potest  eas  deponere  ex  certis  causis,  videlicet  accidcntaics  et 
extrinsecas.  Sed  evangelicas  traditiones  a  Domino  Jesu  rationabilissime 
institutas  ad  tenendum  usque  ad  finem  saeculi^  non  potest  rationabiliter 
nec  debuit  deponere  ecclesia  vel  immutare.  I.  1.  pag.  540.  Minima  tra- 
ditio excessiva  valde  impedit  observantiam  legis  Christi,  1.  1.  pag.  474. 

2)  Quae  sunt  ad  fastum  saecularium  et  avaritiam  cleri  adinventa, 
quibns  carnales  clerici  et  sedacti  laici  phis  innitnntur,  quam  scquelae  et 
legi  Domini.  Kt  quid  esset  inconveniens ,  si  talla  superiiua  et  iinpedi- 
tiva  salutis  sub  hypocrisi,  deponerentur ,  1.  I.  pag.  527. 

3)  Jacobellus  contra  Brodam,  De  coramunione  sub  utraque,  p.  494. 


—   291  — 


»üerben  curcl)  duperltcfje  3ctd)en.  llüzbxnäüä)  hdamp^t  er  bie, 
tt>cld)e  niä)t  an  eine  \vai)tt  unb  fürperltcf)e  ©cgenwart  glaubten. 
"Khtt  auä)  baä  ©eifiigc  fud^t  %uob  von  5Kifa  mit  biefer  '^ufs 
faffung  ju  ücrfd^meljen.  Soä  ©cKvamcnt  lüirb  nur  xtd)t  woit 
bcm  empfangen,  ber  fidf)  mit  bem  ®{ai!i)en  nafjet.  Der  ©taube 
jieljet  überbauet  über  ben  SBcrfen.  @ä  giebt  eine  2(njobl  reis 
ner,  geijTiger  unb  l;eiltger  SO?en[dben  fd)on  in  biefer  Söelt,  wel^e 
ben  2ctb  beä  J^crrn  nur  im  0ei|^e  genießen, 

2)er  über  »on  bcm  2)reige}tirn,  irclrber  ben  gropfen  unb 
fdjonflen  ittang  gewann  bei  ber  eöangeüfcben  5?acl)tt>e(t,  vrar 
gcjjianncä  ^u§.  3n  ber  SIKitte  eine§  oielbewegtcn  gebend  finb 
bie  ©d^rtften,  rceldje  feine  ©ebanfen  unä  barlcgen ,  gefd^rte» 
ben  Würben.  2)tefe  ©cbriften  befief)en  in  ^rebtgten,  "Kbijanbi 
lungen  über  bie  firdjiicten  äuftdnbe  feiner  Seit,  ^rldutcrun= 
gen  öon  Sücljern  ber  bfitige»  ©d)rift  unb  Briefen.  (Sine  nid}t 
unbebcutenbe  2rn5abt  berfetben  ift  nod;  in  bem  ©efdngnip  ju  Mo^-> ' 
ni^  gefd)rieben.  25ie  r6mifd)en  ^riejierfürllen  t^atten  in  i()rcm 
<Si;jleme,  nad)  bem  ber  SGBiberfprud^  fd^on  gegen  fte  Äefjeret 
war,  pollfommen  fRtä)t,  ba^  fte  biefen  ^u^  für  einen  .Ke^er 
erad)teten,  unb  9?ed)t,  ba^  fte  ibn  uerbammten  aI5  einen  fotcbcn, 
ba  geucr  unb  @d)ire;t  für  fie  bie  einjigen  Wlittä  fein  mußten, 
einen  SBiberfprucfj  ju  bdmpfen.  ®o  itutliä)  aber  unb  fetbfi  fo 
{jeftig  waren  fte  feit  langer  geit  oon  Stiemanben  angegriffen 
werben.  ®o  i)atte  feit  (engem  .Keiner  jebe  if)rer  Stoßen  aufj 
gebecEt  unb  ba§  t)icrarci)ifd)e  ®i;jlem  ßufgefud)t  in  feinen  le^s 
ten  ©d)fupfwinfcln.  <So  flau  battc  feit  langem  S'Jiemönb  gewie» 
fen,  wa§  fie  waren  unb  waä  fie  nid^t  waren,  fo  d)rilUiü)  war, 
feitbem  ben  alten  ©lauben^boten  ber  9JJunb  gefdjlcffen  werben, 
eä  ber  SÖäelt  nidjt  wieber  gcfagt  werben,  wag  eine  cl)r!{tlic{)e 
Äirdbe,  wa§  eine  d)ri|tlid^e  ^viefierfd^aft  fein  foUte.  £)al)ermufs 
ten  jte  in  gewöbnlid)cr  2Bcife  eilen,  ben  Wtunb  ju  fiopfen,  ber 
fo  gefdb^li^)^  SÖSabrbeiten  fprad).  .^u^  war  il)r  bitterjler  geinb, 
benn  aEe  ©dulen  ber  .§icrard;ie  b<'tte  er  angegriffen  unb  fte 
jerfiort  mit  ftegenben  ©rünben.   S^un  eilet  öb«  ein  Seber,  ber 

1)  Aliqui  Sancti  in  hac  vita  siipra  humanuni  niodam  viventes, 
per  mentis  *excessum  modo  angelico  mandaciivernnt  et  biberunt  corpus 
et  sanguinem  Christi  interdum  spiritualiter  et  non  sacramentaliter ,  l.  I. 
pag.  429. 

19* 


—    292  — 


1— 


öon  biefet  SBett  bcr  iüdjt§  !enn(  imb  nid)t§  adjtet  alS  bie 
^mü(i)hit  biefer  SBelt,  feinen  getnb  p  jcrpören. 

SBenn  jicar  öon  ben  fre(^en  ßafiern  be§  i)bi)txtn 
Äleruä  befonberä  unb  bec  SÄönc^e  rcbet,  wenn  er  »on  berSGBir» 
Eungäloftgfcit  ber  ganjen  Äotfjolicität  fpridjt,  fo  flimmet  et  nur 
ganj  mit  SSieten,  felbfi  von  benen  überetn,  auf  weldjer  ®c{)et^ 
er  »erbrannt  warb.  2Ber  wdre  im  @tanbe,  fid)  frf)drfer  unb 
fdjneibenbcr  über  bie  Äatboltcität  auSjufprecben ,  al§  nicl)t  S!öe; 
nige  »on  ben  SSatern  ber  ©i^nobe  ju  Äojtni^  felbfi  eä  tl)un. 
Sfßarb  i)0(t)  bort  runb  unb  gerabe  (jerauä  erfldrt,  eö  ift  nid)tö 
mitunä,  ben  ^rieficrfürften  unb  ben  ^riejlern,  e§  ift  nict)tä  mit 
ber  Äatf)o(icität,  roenn  mx  baöon  fpredjen  trollen,  bap  fie  im 
waljren  ©lauben,  in  8tebe,  im  ^offen  unb  im  2eben  wirffam 
fein  foUte  unter  i>tä)  SSolEe.  2lber  fte  mußten  ibn  bod)  »etJ 
brennen  trofe  biefer  Uebereinfiimmung,  benn  c§  blieb  ein  großer 
Unterfdjieb.  ^up  wollte  bie  Wütä  nac^weifen,  burd)  rceldjc 
bem  Uebel  gtünblid)  unb  »aljrbaft  ab9ef)olfen  »erben  fonnte, 
unb  biefeö  war  nict)t  onberö  möglicb  als  burd)  eine  Sfabicalcur, 
«)e(d)C  SSortbeilc  unb  ^aä)t  biefer  SBelt,  bie  baö  ©acerbo« 
tium  ie^t  befap,  nieberbrad).  2)ie  Sßdter  aber,  benen  ju  S,ofu 
ni^  balb  wioer  i()ren  -Söillen  ber  enifeljlirfje  Suftanb  ber  25ingc 
ba§  ©eftdnbnip,  ba^  eä  nid)t  meljr  au§jul)alten  fei,  unb 
ben  9Jatb  abnötbiget  ijat,  bap  man  bod)  beffern,  bap  man 
bocf)  reformiren  möge,  bie  \){itin  fid)  wobl,  eine  foldje  3{abical: 
(ut  anjuempfeblen  unb  ben  eigentlichen  ©runb  oHcä  Uebe(§ 
aufjubeden.  S)ie  Äüt)nt)eit  unb  bie  Siebe  jur  2Babrl)eit,  wclcl)e 
baö  JU  fagcn  gebot,  ba§  »ar'ä,  waä  jum  Äe^er  jicmpelte.  25ic 
reformirenben  SSdter  ju  Äoftnil^  begnityen  ftd),  Stcformen  oors 
juf4)lagen  in  bem  ®tt)[e,  in  bem  engen  Greife,  in  weld)em  bie 
Äirdbe  nun  fd)on  feit  ad)tbunbert  Sal)ren  ibre  SSefferungäbecretc 
erliep,  burdj)  weldje  nidbtä  gebeffert,  wobl  aber  ^lle§  fd)limmet 
geworben  »on  Sab^bunbert  ju  '^abrbunbert.  ©ine  fold)e  Stefors 
mation  »erlebte  Siiemanben.  X)it  blofen  Sammertone  unb 
Älagen  fonnte  man  ja  wo^l  rubig  boren. 

2)er  Eingriff  beä  Squ^  auf  bie  ^icrard)ie  war  ben  SSdtevn 
JU  Äojlnifj  bie  ^auptfad)e.    2Benig  flimmerte  fte  baö  £)ogma, 
müpte  benn  fein  um  ber  ßonfequenjen  willen,  bie  gegen  bie 
priejlerlidbe  9Rad)t  auö  bemfelben  gejogen  werben  fonnten,  ober 
c§  müpte  ein  fold)cä  barauf  binarbeiten,  bap  eine  reinere  ©ot- 


—   293  — 


teäoerc|)riin9  unb  xoai)xi)afte  ^inftrfjt  in  bcn  ©eifl  t>e8  ßfjrijlen« 
tI)umeS,  mit  tDcldjcr  bie  ^ierord)ie  ouf  bieCange  ber  $tittbtn-. 
fallö  nicbt  befle()en  Fonntc,  unter  bem  SJolfe  gegritnbet  werbe. 
SOBie  fönnte  man  meinen,  bap,  cuper  in  ben  angegebenen  gd(| 
len,  fte  unb  aöe  ^rieflcrfürpen  fic^  üiel  um  baä  23ogmo  ge- 
fummert,  wenn  man  ftel^et,  wie  ein  ^apjl,  3J?artin  V.,  bie  adjt 
tatf)olifd)e  Seljre  »on  bcr  9iatur  be§  .^eilanbeä  bt\)anMt,  olS 
ob  fte  eine  Äe^erei  wäre,  ot)ne  bap  in  ber  ganjcn  Mixä)t  fic^) 
aud)  nur  eine  einzige  Stimme  ergebt  gegen  bie  ^egerei  be§ 
^appeS. 

Sn  ben  ©djriften  aber  be§  Soif)anne§  .^up,  abgefaßt  ju  fo 
t)erfd)iebenen  Seiten,  tjerrfdjt  mä)t  in  allen  ©tücfen  eine  wU-. 
fommene  Uebereinjlimmung.  ©eine  ©rfenntnifj  tfi  gewadjfen 
mit  bem  ßaufe  ber  3eit  unb  beö  ©tubiumä.  @ö  i|l  i()m  ergan; 
gen,  wie  bem  9JZatl)ia§  öon  Sanow,  unb  aömdlig  ijt  bie  9?öt^)t 
»erfdjwunben,  weldje  fein  2luge  um^üüte.  2)a()er  dupert  er  in 
ben  fpdteren  ©djriften  über  »icle  '»Puncte  fid?  mit  ungleirf)  grö= 
^ercr  eüangelifctjen  grei^ieit  al»  in  ben  frütjeren. 

Ueber  jwei2)inge  aber  [dicinet  er,  batb  nad)bem  baB^tw- 
bium  ber  wtcliffttifdjen  «Sdjriften,  weldje  wieberum  auf  bie  Jßi-- 
bel  wiefen,  begonnen,  einig  geworben  ju  fein  mit  fid)  felbft. 
3uerjt  ba^  bie  Mtä)e  einer  grünblidjen  Sfeformation  bebürfe  unb 
wie  biefelbe  begonnen  werben  muffe.  S^amit  will  er  bie  9Jefor; 
mation  begonnen  wiffen,  womit  aud)  SBicliffe  e^woEte,  mit  ber 
^inwegrdumung  ber  jefeigen  ^ricperfd)aft.  ^)  2)ic  ^erfonen, 
wcldje  fic  btlbeten,  waren  in  i^rer  bei  weitem  größten  ^ßtaiotu 
tat  ju  tief  wcrborben,  aB  bap  mä)  etwa§  S£üd)tigeä  »on  il)nen 
JU  erwarten  fei.  25ie  Snfiitute,  mit  benen  e§  umgeben,  waren 
fatfd^  unb  bie  Sbecn,  burd^  weldjc  e§  ftd)  aufgefdjwungcn  in 
ber  SQJelt,  waren  werfe()rt.^)    ©ne6  wirb  cor  allem  3lnbern 

1)  De  jierfectione  evangelica  I.  pag.  605. 

2)  ©ic  finb  SRcrbcr  unb  ^Dicbc.  Sermo  babitas  Piagae  in  sjnodo 
ail  Clenim  II.  pag,  38.  3()re  STBctÄ^dt  i|i  orge  a5cifc^rtt)cif.  Ex  illo 
dicto  Christi  ,,supra  cadiedram  Mojsi  sederunt  Scribae  et  Pliarisaei, 
omnia  ergo  quaecunque  dixerint  vobis,  facite ,  etnungunt^  quod  debet 
eis  quill  bet  subditus  in  omnibus  obedire  et  sie  ipsi  sacerdotes  quidquid 
sonat  eis  ad  libitum  in  Cliristi  evangelio,  sine  correspondeiite  cbarita- 
tivo  ministerio,  pro  sua  gloria  clamorosi  stbi  adscribunt.  8ed  qnod  so- 
nat in  laboreni,  in  abjectioneni  miindialem,  et  in  sequelam  Jesu  Christi, 


—   294  — 


Öeri)ov9ef)obm.  Sie  iprebigten  unt)  Ie{)vten  mrfjt  nad)  i>em(5üan; 
gelto ,  1)  fte  wel}rten  bemfetben  fogar  mit  aller  il^rer  S)fad)t.  ^) 
@ä  irar  uid)t  eine  bbpe  S^crdnberuag  ber  ^evfonen,  weld^e  bcr 
Ätrd)c  beä  iQmn  i)tiün-  fonnte.   @ä  mu^te  eine  gdnslid)c  Um* 
gejlaltung  bc3  SBirfenä  unb  be§  ßc&en§  be§  facerbotalifcfjen 
Stanbcä  f)erbc!gcfül)rt  werben.   £)aä  (5t)angelium  mu^  wieber 
baä  üeben,  baö  2fUeä  beffelben  werben.  Sie  je'^ige  J^odjpricfier; 
fd^aft,  bcn  ^a^jl  an  ber  ©pi^e,  bulbet  bie  ^rebtgt  ntd)t  me^r. 
Sie  unb  er  ftnb  ber  3(ntid)rifit.  ®aä  ©eltfamfle  auä  biefer  3eit 
unb  waä  bie  grcjjte  Verwirrung  in  bie  SBeft  bringt,  tfi,  ba^ 
biefir  2£ntid)rift  t)ie  'Hpojlo(ifd)cn  unb  @üangelil'd)en  »erfolgt,  a(§ 
waren  jtc  bie  Soten  beä  2fnt!djriji§.  ^)   llhtx  man  mup  biefen 
waf;ren  ^(ntidjrtft  tierfofgen  unb  angreifen  im  iJlamen  be§  Q'oan- 
gelti,  wie  ()oa)  aud)  immer  [eine  9JZad}t  jiebe.         einer  felts 
(amen  2Beife  befdjreibt  er  biefen  ^fnticbrip.   2)ü§  ^aupt  wirb 
gebilbet  burcl^  ben  Sifdjof  »on  diom,  bieJ^aare  ftnb  bie  fleifdj^ 
liä)m  Süjle,  weld^e  in  ber  .Rircbe  l)m\d)tn,  bie  SiKondje  finb 
ber  öium^f,  bie  2irme  bie  apoftoltfd)en  Segaten,  bie  gü^c  bie 
SSettelmoncbe.^)   Saju  ij!  ^u0  enblicl)  t)orgef4)rittcn,  ba^  er 
ba0  ganje  ?)apfttJ)um  unb  bie  ganje  Äircbe,  tüie  fie  fic^  bi§ 
nun  organifirt  'i)atk,  üerwarf  ßtä  eine  B^tfiorerin  be§  Sbriften^ 
t^umö,  mä)'otm  er  in  früheren  @d)riften  eine  gewiffe  ^apftge-- 
walt  eingeräumt  i)ixtte. 

"äüt  3been  werben  befdmpft,  auf  benen  ba§  (Sacerbotium 
emporgefliegen  ift.  ©ine  folcl)e  Wa<i)t,  wie  fie  oun  if}nen  crbod)t 

illud  aspernantur,  tanquam  sibi  contrarium  ^  vel  üngunt  se  id  teuere  et 
noii  tenent. 

Quod  videtur  eis  sonare  ut  essent  divites  delicati ,  mundo  inclyti 
et  nihil  patientes  pro  Ciiristo  improperii,  id  raiiiinant,  proclamant  et 
extendunt  nimis  late.  Quidqiiid  autem  sonat  in  sequelam  Jesu  Christi, 
iit  paupertatem ,  mänsuetudinem,  huir.ilitatem ,  id  supprimunt  vel  glos- 
sant  ad  suum  libiüinem  vel  expresse  repndiant  tanquam  inipertinens  ad 
salntem,  Diabolus  seducit  eos  per  consequentiarum  ignorantiam.  De 
ecciesia  !.  pag.  270. 

1)  Quia  sunt  iniitiics  in  docendo.  Sermo  habitns  Pragae  in  Synode 
ud  clsiiim  ir.  pag.  51.  ©cätjiilb  t)a6cn  fic  nuci)  bie  apoftclifc^c  ©ciunlt 
vtalüiert.    Ad  scripta  Stepliani  I,  pag.  pag.  382. 

2)  Anatomia  Menibroruin  Antichrist!  I.  pag.  429.  430. 

3)  De  vita  et  moribus  Antichristi  I.  pag.  466. 

4)  Anatomia  Membroruni  Antichristi  I.  pag.  463. 

5)  Anatomia  niembrorum  Antichristi  I.  pag.  424.  427.  452. 


—   295  — 


»ovben  tjl,  warb  beit  2(^)ofto(en  mrf)t  gegeben.   9'lur  in  beK 
8el)re  bepanb  bte  ©ewolt  berfelben.  ^)  3n  biefer  ©ewalt  ju  letjs 
ren  tjl  fein  Unterfdjieb  gewefen  unter  ben  2(poftoten.  ^)   @r  be= 
fdmpft  mit  ,:^eftigfeit  bte  grobe  2Cnfid)t  üon  ber  ^apj!ge«>alt, 
mld)t  von  ben  <5d)olaf!tfern  aufgejleUt  morben  wax.^)  @ä 
giebt  brci  gro^e  Unn)a()rf)eitcn.  2)ap  ber  ^opp  baä  ^aupt  bei 
^irclje  unb  ber  ©tattljalter  ©otteä  ouf  grben  fei,  bap  feine 
S)ecrete  marcn  trie  ba§  ©üangetium,  bap  fte  fe(b{i  nod)  njid)ti= 
ger  waren  aia  biefeö.*)   £)ie  ©teile,  ba§  iji  ^etni§  unb  auf  1 
bid)  will  id)  meine  ÄirdE>e  bauen,  fogt  ber  ^eitanb  üon  fid)  f 
felbp:.   Siefer  ift  baö  ^aupt  ber  Äird)c,  Stienianb  weiter.  2?ie  * 
©teile  „weibe  meine  ©djafe"  iji  ju  »erfteljen  »on  allen  wahren 
2)ienern  be§  .^errn  unb  üon  allen  redeten  SSerfünbigern  feinet 
SBorteä.s)  ^äpfte,  Äarbinäle,  S5ifd)6fe  biefer  3ett  finb 

bie  9'{ad}folger  bec  5lpo|tel  nid)t  in  jener  ©ewalt  ju  lel;ren.  @ie 
geigen  cö  nict)t  ourd)  tl)r  geben.  @tc  fonnen  unmoglid)  baiä  ©alj 
ber  (Jrbe  fein,  üon  weldiem  gefd)rieben  fteljt. (i^  iji  nidjt 
genug,  baä  SBort  be§  ^errn  ju  glauben,  eä  mu^  fid)  aud) 
barftellen  in  bcm  Seben  be§  Gljriften ,  befonbers  beä  ^riefter§. 

foUte  nun  ein  ganj  anbcrcS  ^riejiertl)um  geben,  beffen  ©es 
walt  nur  barin  bepanbe,  ba§  ea  baä  SJolf  leljre  unb  bie  <3as 
cramente  üertt)eile.  SlUe,  weld^e  biefeä  tl)un  unb  djrijllicl)  babei 
leben  in  b«g  ^erjenä  Einfalt,  bie  finb  üu^  bie  9?od)folger  ber 
•ilpojiel. 

Qx  jcrfiort  bie  Sbee,  bap  bie  ^riejierwet^e ,  wie  fonft  öud) 
ber  9)?enfd;  fei  unb  lebe,  auf  bem  fte  rulje,  eine  überirbifdje 
Äraft  gebe:  benn  obwol)l  er  bie  S5Beif)e  beö  ^riejiertl)ume§  nod) 
für  fc^r  bod)  unb  l;eilig  l)dlt  unb  niemals  le^iret,  ba^  biefelbc 
fein  ©acrament  fei,  fo  fa^  er  bie  Wlaä)t  be§  priefterlidjen  ©tarn 
_  bcä  bod)  nid)t  fo  grobfinnlid)  auf,  wie  e§  je^t  in  ber  r6mifd)en 
Äird}e  gefc^alj.  3Jur  baä  ©eifiige  i|i  juerfl  ber  SSereid)  biefeö 
pricftevlid}cn  ©tanbeä  unb  bann  gelten  aud)  in  biefem  \l)xt  blo« 
fjen  SBorte  nid)t,  fonbern  nur,  wenn  fie  aus  ber  @d)rift  finb. 
9Jid;t  fie  verfdjliepeu  unb  eroffnen  ben  .^immel,  fonbern  ber 

1)  Adversn.«  iiidiilgentias  Papales  I.  pag.  225. 

2)  Ad  scripta  .Stepliani  I.  pag.  3.44. 

3)  Ad  scripta  Stophani  I.  pag.  342. 

4)  Anatornia  Meinbronim  Antic!:risti  I.  pag.  457, 
f))  Ad  script.i  Stepliani  I.  pag.  353. 

6)  Ad  scripta  Stcpliani  I.  pag.  351. 


V 


—   296  — 

^err.»)  25er  ?>ricf{cr  i)at  nur  bte  9Kart)t,  beä  ^errn  SBillcn 
ju  öerfünbigen.  gine  rceltlldje  ©erealt  foU  biefeä  ^nc|lertl)um 
nid)t  (S§  ifl  ganj  fetner  9?Qtur  jumiber.    5(ud)  er 

tt)tU,  ba^  btc  SJemiporalien  »on  ber  Jttrc^e  genommen  werben 
foUten,  aud)  er  i)at,  gleid)  SStclijfe,  barin  ben  ©runb  alle§ 
SSerberbenä  erfannt,  bog  bie  Ätrd^e  fo  reid)  geworben.  25o^ 
berü()rt  er  biefcn  ^unct  nic!)t  fo  oft       ber  cnglifdje  9?eformator. 

Saä  5Jrtcfierll)um  füll  bem  ®ei{!e  angef)6ren  unb  je  weiter 
c5  fidj  t)on  ber  Söett  entfernt,  bejlo  üoUfommner  ijl  eä.')  ©ie 
foUen  bienen  unb  lel)ren,  wie  bie  "iCipoj^el,  tebcnbig  fein  in  bet 
ßiebe,  jtorE  im  ©tauben,  fie  foUen  ftd)  bem  ^errn  oflpfern,  fie 
foUen  büä  ^au3  be§  grieben§  unb  ber  ^eiligfett  fein.*)  25reiet 
2)inge  foUen  fie  warten,  ber  £)emutl},  ber  2(rmutb  unb  ber 
^tu](i}i)dtJ)  Sn  foldien  2feu^erungcn,  jumal  in  ben  ©djriften 
9cfd)rieben  in  frut)crer  3eit,  leud)teninod)  mandje  fatf)otifd)e  3been 
burd)  unb  üon  mandien  i^at  er  ftc^  nic^t  loäwinben  fonnen  fein 
gebetang.  6ä  giebt  3ujlanbe  ber  SSollfommentjeit  unb  UnüoIl= 
fommcn{)eit.  Sie  "Kxmütt)  unb  bie  Äeufd)t)eit  get)6rcn  ju  ben 
erfleren.  ßbrifiuä  ()at  bie  Tfrmutf)  feljr  geliebt.  Sie  ©elübbc 
werben  aB  »erbinblid)  betrad)tet  unb  felbfi  baä  9R6nd)ät{}um 
wirb  an  fid)  felbfJ  nicljt  bircct  angegriffen.  Sn  ber  ©ewalt  aber 
üu  k\)xtn  fann  eä  feinen  Unterfd)ieb  geben:  baf)er  follten  bie 
^riel^er  etnanbcr  wieber  g(eid)  werben,  wie  c§  in  ber  primitir 
ücn  M\x6)(.  war.  Sie  ©ewatt  beä  ^ap)!e§  flehet  nidjt  ()6f)er 
üB  iiberl)au!pt  bie  ©ewalt  be6  ^rieperä.  Ser,  wetd}cr 
am  beften  lel)vt  unb  weldjer  am  wurbigften ,  am  meinen 
eüangclifd)  lebt ,  ber  fei  auä)  aB  ber  ^6d)jle  unter  if)= 
nen  erad}tet.   Saä  neue  ^rieftertt^um  foll  feinen  .^anbel  trei- 

1)  Impossibile  est,  quod  aliquis  Lomo  sülvatvel  ligatlioininem,  nisi 
de  ([uanto  conformatur  capiti ,  fonti  et  sponso  ecclesiae  Domino  nostro 
Jesu  Christi.    Ad  scripta  octo  Doctoruin  I.  pag.  387. 

2)  De  iiiysterio  iniqnitatis  Atiticbristi  I.  pag.  606. 

Optima  pars  ecclesiae  est  clerus,  dam  clHcaciter  praeest  officio 
(piod  incumbit.  Debet  enim  mundiim  relinqiiere ,  ecciesiam  vivificare  ut 
Spiritus  et  undiqiiaque  proxime  sequi  Christum.  Sermo  habitas  Pragae 
in  Synodo  ad  Cleriim  I.  pag.  41. 

4)  Explicatio  in  I  Epistolam  Petri  II.  pag.  249.  De  qtiinqne  Offi- 
ciis  Sacerdotii  I.  pag.  191. 

5)  Sermo  habitas  Pragae  in  Synodo  ad  Clerum  II,  pag.  37. 

6)  Ad  scripta  octo  Doctorum  I.  pag.  371. 


—   297  — 


ben  mit  bcn  Siibulgenjen,  cö.  foU  nidfjt  ^jrebigcn  tüte  ba§ 
fat^olifcfie  ti)ut,  mm  e§  über{)aupt  noc^  ^»rcbtget,  bap  bic  ^u= 
reret  feine  ©ünbe  fei,  bap  man  nid}t  reben  foHe  won  bcn  Cafiem 
be§  ÄleruS,  c§  foH  fid)  nidjt  bergen  hinter  eine  fälfdjiid?  be^aup= 
tete  ^etligfeit,  fonbem  c§  foU  in  fünf  Singen  feine  ©rfüHung 
ftnben.  ^rebige  baä  ©üangelium  in  bcr  2ßa^rl)eit,  eö  bete 
für  ba§  SolE,  eä  oertf)eile  bie  ©acramente,  e§  flubiere  bie  l^ei; 
lige  ©dirift  unb  eä  teudjte  öoran  in  gutem  SSeifpiel. 

3ucrj!  wollte  Squ^  al\o  baä  iefeige  5)ne|iertl)um  öufs 
gehoben  wiffen.  Saä  ©acerbotium  felbjl  foUte  nid)t  jerport 
«jerDen,  cä  foUte  nur  önberstro^in  getragen  werben.  3tnbere 
^flid}ten  foUte  t?>  jum  3;(;eil  ^aben,  eine  anbcre  SBirfung  auf 
bic  9}Jenfd}en,  ein  anberer  SSegriff  foQte  bemfelben  jum  ©runbe 
gelegt  werben.  £)i)ne  bie  2tu§übung  biefer  ^flidjten  fonnte 
ein  cl^rijltid)eä  ©acerbotium  gar  nid)t  gebad)t  werben.  2)aä  je^ige 
ftem^pelt  fid)  baburd)  befonberä  jum  2(ntid)rifl,  bap  e§  nid?t  al- 
lein bae  (Süangelium  nid)t  »erfünbete,  fonbern  nod)  ber  23er: 
fünbigung  beffelben  wel)rt. 

@ä  war  aber  nid)t  genug  biefe  2fnforberungen  aufjuftellen, 
wenn  eine  waljre  DJeformation  gebeil)en  follte.  @ine  grope  9J?engc 
üon  ©ebanfen  unb  9Jfeinungen,  üon  SSraudjen  unb  Snflituten 
ou§  beren  Sufammenflup  ber  wunber=  unb  wanbelbare  SÖan  beä 
gegenwärtigen  Äatl)oliciämuä  beflanb,  mußten  oufge^oben  unb 
jerjlort  werten.  3n  biefem  2luf()eben  ift  nun  Sq\x^  allerbingä  nid)t 
öllentl^albcn  jur  wol)ren  ^6t)e  ber  redeten  eoangelifdjen  greil)eit  ge; 
fommen.  3lber  e§  war  bocf)  nur  ^JZebenwerf,  waä  jurücfblieb  unb 
inconfequent  jurüdblieb,  ba  e§  bie  oberflen  ^rincipicn  wiberlegten, 
weld)e  er  fclbfl  aufgejtellt  b'^tte.  25a§  ßeben  ip  ibm  ju  flüchtig 
vorübergegangen  unb  wa§  im  ©ropen  aufgebaut  warb  flar  unb 
benimmt,  baä  Ijat  nod)  nidjt  auf  baö  ©injelne  angewenbet  werben 
fonnen  mit  berfclben  Älar^eit  unb  mit  berfelben  JSePimmtbeit. 
^Ifo  baö  @t»angelium  foU  geleiert  werben  in  bem  neuen  ^riefter= 
tt)um.  @ä  ijl  ein  ©lücf,  ba§  biefelbe  nod)  niö^t  ganj  in  SSer: 
geffenbeit  gebradjt  werben  burdf)  ben  äBibcrcbrifi,  b.  b-  burd) 
baä  r6mifd)e  Äird)entbum.  Sn  biefer  ©cbrift  ift^lCeg  entbalten, 
wa§  bem  9)?enfd)cn  ju  glauben  unb  wiffen  not^wenbig  jur  Se* 
ligfeit  unb  nidjt  minber  fcbreibt  fie  ibm  baS  wal^re  Seben  »or. 
83on  ben  Singen  aber,  mit  benen  bie  r6mifd)e  Äird)e  bieSBelt 
»erwirrt  bat,  ftebet  fein  SBort  barin.   %Ut$,  waS  nidjt  in  ber= 


—    298  — 


fclben  entgölten,  mog  in  einer:  gewiffen  ^tnficf)t  gabel  gt: 
nannt  njert>eti.  @§  giebt  feine  2£iitorität,  roeldje  über  ober  ne= 
ben  biefer  <£cf)rift  f^etjet.  Sebermann  fann  irren,  ber  romifdje 
^a:pjii  unb  bie  ganje  römifd)e  Äirrf)c,  nur  bieOdjrift  irret  nid)t. 
©5  ijü  eine  '^nnal)me  ^jerborgegangen  au§  bem  ©eijle  be§  SBts 
bevd)rip§,  bap  biefe  ©d;rift  unooUjlonbig  fei,  bap  e§  nodf)  etrcoä 
■^(nbereä  baneben  gebe.  Sie  itirdje,  bie  ffiuUen,  bie  Airctjen^ 
»dter,  2((leä  fdjopfet  feine  2ßa^vl)cit  erji  ouä  biefcr  alleinigen 
SebcnSquelle,  ber  ©djrift.  ^)  Samit  ijl  bie  iaÜ)oi\\d)t  3bee  »on 
ber  Äirdie  aufge{)oben  unb  {)inn)eggenDmmen  jene  berfelbcn  bei= 
vx)ol)nenbe  Äraft  fid;  weiter  auöjubauen,  rceldje  bie  Srubition 
genannt  raarb. 

Sn  biefem  ©inne  wirb  bie  Srabition  cbenfallö  für  ein  SBerf 
be6  2tntid)rij!S  erJldrt.   2)ie  otelen  (Zeremonien,  SSräudje  unb 

1)  Scriptara  sacra,  quae  est  Cbristianoram  omniiip  irreprehensibi- 
lissinia  et  sufüciendissiDia]  vivendi  rcgula.  Nondura  in  loto  est  per,  An- 
tichristum  corruptam.  Scriptura  soluni  fidei  culliditate  diaboli  per  Anti- 
cbristmn  est  concultata,  sie,  quod  adveniente  Domino,  fidem  mininie 
reperiet  in  terris.  Scriptura  vero  moralis  non  est  laesa.  Anatomia  fllem- 
brorum  Anticbristi  I.  pag.  433. 

Scriptura  sacra  est  sensns  spiritiis  sancti ,  quae  per  nullani  siigge- 
stionem  falsiiicari  poterit],  eo  quod  a  spiritu  sancto  inlringibiliter  et  a 
veritate  Domino  Jesu  Cbristi,  qui  nee  falli  nec  fallere  potuit  est  pro- 
lata. 

Scripturae  sacrae  plus  quam  Sanctis  vel  eorum  rationibus  est  cre- 
dendum.    Explicatio  in  VH  epistolas  canouicas  II.  pag.  168.  169. 

Tenetur  quilibct  Cbristianus  credere  explicitc  vel  implicite  omnem 
veritatem  qaam  spiritns  sanctus  posuit  in  scriptura.  Et  isto  modo  non 
tenetur  liomo  dictis  sanctorum  praeter  scriptniam  nec  bidlis  Papalibus 
credere,  nisi  quod  dixerint  ex  scriptura.    De  ecclesia  I.  pag.  260. 

Scripturarn  sacram  consulite  si  praeci))iunt  rconforiiiiter  ad  Cliristi 
consiüusi  et  secundum  boc  credite  eis  vel  discredite  secunduni  ejus  op- 
positnm.    Do  ecclesia  I.  png.  2991. 

Omnes  aliae  scientiae  dicuntnr  quod;immodo  fabtilae,  excei>ta  sacra 
scriptura.  Explicatio  in  II  Epislala  Petri  II.  pag.  388. 

Doctrina  evangelica  juxta  cai)acitatem  sensns  cujuslibet  lidelis,  lide- 
liter  et  attente  dcbet  suscipi ,  soi)icndo  omnes  inutiles  circa  candem  in- 
vcstigationcs.  Quando  excessive  sumitur  ea,  scilicct  investigando,  quae 
non  couveniunt,  bomiiiis  ani*jni  hac  subtilitates  ad  supeibiam  inflant 
et  coMscientiae  torsiones  gencrant  et  Hualiter  graves  dolores.  Secta  An- 
tichrist! stiperabundanter  et  excessive  snscipit  cibiim  faisae  doctrinae. 
omninm  ipsius  codicum  satagens  jussum  explere,  divinis  tarnen  [institu- 
tionibus  Semper  parvipensis.  Anatomia  Membrornm  Anticbristi  I.  pag. 
450. 


—   299  — 


SBibmungcn,  rveldje  imd)  bie  Srabition  l)zxt\n$tbtciä)t  trorben, 
finb  bcfonberä  beä()alb  fdjäblid),  ireil  fte  ben  9)?enfd)en  üotn 
n)ö(;rcn  ßi)riilent[;um  entfernen,  U)n  mit  ber  SSorfleUung  erfül; 
len,  ba^  er  bur*  fie  gerec^tfertiget  ttjevbe,  woburd)  bann  ba§ 
«Berbienll  ß^ifü  auf3el)oben,  böäganje  (Sfjviflentfjum  jerflörtwtrb 
in  feinem  inner|len  unb  f^eiligjlen  gunbamente.    (§§  giebt  aber 
(lud)  nci}te  unb  apoiiolifdje  Srabittonen,  miä)t  man  »on  benen 
2U  untcrfd)eiben,  bie  bie  Ätrd;e,  wetd^e  ben  ®ei|i  jum  Äörper 
TOunbcln  xviU,  ftd)  felbl^  gemad)t  l)at.  Sene  finb  auä  bem  tjeilis 
gen  ©ei|Te,  fie  finb  in  berSdjvift  fe(b|l  unb  fonfl  ntrgenbsrco.i) 
S^te  @d;rift  ijl  fo  eingertd?tet,  ba^  fte  »on  jebem  ©laubigen,, 
ber  mit  gefunben  ©innen  ju  if)r  tritt,  ml)l  gefaxt  »erben  fann.  ] 
25erfelbe  finbet  bann  bie  feltfamen  unb  obenbtfjeuerlidjen  Singe 
nid)t  barin,  mld)t  eine  öcrroorrene  @elel;rfam!eit  {)erau§gefun-- 
ben  f)aben  witt.   Siefe  ©djrift  foUte  baljer  »on  2(llen  getrieben 
werben  mit  allem  gleif. 

25ie  ©^rift  bcä  alten  unb  bie  (Sd)rift  be§  neuen  SBunbeS 
finb  ntd;t  auf  gleid}e  ginie  mit  einanber  ju  ftellen.  ©ie  finb 
nic^t  fo  in  unb  burdjeinanber  ju  werfen,  wie  e§  öon  ber  romiä 
fdjen  Äirdje  gefd?el;en  ifl.  Sic  Seoboc^tung  beö  @cfe^e§  bc§ 
ölten  S5unbeg  red)tfertiget  nidjt  mcl)r.  Sie  ginfferniffe  beä  ölten 
«Bunbcö  finb  t>erfd;wunben  toor  bem  gid;te  beö  güongelii.  See 
aijrijl  wirb  geredjtferfigct  burcf)  ei)ri(Iiim,  nid)t  burd)  boä  ©efe^. 

1)  Cnnvenit  Christianis  in  doctrina  evangelica  contentari ,  resecatis 
traditionibns  liumanis,  nirais  S])issini  multiplicatis.  Quidquid  de  scriptu- 
ris  non  liabet  aiictoiitatem  ex  facilitate  contemnitur,  qua  probatur.  Ana- 
tomia  Membroruni  Anticiirisü  I.  pag.  450. 

Quia  in  exercitiis  talium  adinventionum,  qaamvis  corporalinm  pec- 
catores  justilicationcs  saas  constitiiunt  et  ad  Dei  justitiam  et  misericor- 
diam,  videlicet  ad  crucem  Domini  nostri  Jesu  CJiristi  miniine  festinafe 
satagunt,  vel  in  sola  crucis  ignoniinia  cruciari.  Et  sie  soam  volentes 
justitiam  constituere,  justitiae  Dei  non  sunt  subjecti.  De  abolendis  se- 
ctis  et  traditionibns  I.  pag.  593. 

Diabolus  inde  magnam  potestatem  accepit  liomines  ad  majores  rea- 
tns  inducendi,  quia  accipit  occasionem  ipsos  tendandi  per  aniplius  et  quia 
valde  ccnscientiam  involvit  et  peccata  aggravat  et  a  poeiiitentia  deter- 
ret.  Mala  haec  in  ecclesia  introdncta  fuisse  sohim  per  hominem,  non 
est  credenduni:  sqd  et  per  operationem  Satanae,  qui  diu  ab  ante  dispo- 
sitionem  hujus  raali  introducens,  dUatavit  et  firmavit,  donec  his  tempo- 
ribus  summuni  gradura  attingens,  conclusit,  nunquam  in  posternm  si- 
niile  effecturus.   De  pernicie  traditionuni  Lumanarum  I.  pag.  595.  596. 


—   300  — 


2Daö  6()rtftent^um  ift  ein  freiem  ®tU^,  weld)e§  bicfer  Uebertajl 
von  Gcremonten  unt>  SBibmungen  ntd)t  aUetn  nidjt  bebarf,  ja 
mit  beffen  ©etfle  fte  in  bem  f)ärtejten  Sßiberfprudje  fiebcn.  2)ie 
S^cit  ifl  erfüUt.  2)ieSBeIt  foUftd)  wieber  rcenben  von  bem  Möxpcx  ju 
bem  ©eifte. ')  5Jlun  ift  aber  bicfcä  oberjle  ^rincip  Bon  ber  @d)rift 
unb  von  ber  9?ed)tfertigun3  nidt)t  aHentljalben  mit  ßonfequeni  öuf 
cinjelne  S^inge,  wäii)t  in  bem  Äatf)olici§mu§  bciftefjen,  ange; 
njcnbet.  2)iefcä  ift  jumat  in  ben  ©cljriftcn,  xodd)t  ber  frübcren 
3eit  angel^oren,  ber  gall.  ßwar  ben  roljen  SBunberglauben  feiner 
Seit  beftreitet  er  franf  unb  offen.  @§  ift  f)eibnifc^  unb  jübifcf), 
nad)  2Bunbern  ju  t^afdjen  unb  fie  ju  begehren.  @§  ftetjet  ie!^[  fcblim; 
mer  bei  ben  ßt^riften  oB  bei  ben  Suben,  benn  [ie  begel)ren  ber 
3eid}en  immer  mcbrere.  (Sä  finb  aber  in  ber  primitiven  Äirdtjc 
SCBunbej:  gefdjeben,  bamatä  alö  fte  notJjwenbig  roaren  bei  bet 
3tuäbreitung  be§  Sl;riftentbume§.  @ö  gefc^eben  ie^t  Feine  njirfli= 
d;en  SBunbcr  me^r.  Sie,  n?c(d)e  nod)  9efdf)eben,  finb  nur  baö 
2BerE  bofer  Samonen.  -) 

2Ba6  aber  ben  Sienft  ber  ^eiligen  anlangt,  fo  ift  ^ufj 
j  nid^t  fefl  unb  ftdb^»^  geworben  unb  nic^t  jur  voUflanbigen  grei: 
^eit  beä  ßoangelii  gefommen.  J^ier  bat  er  bie  Sieformation 
nidjt  Borgcjeid^net  in  ber  58olIenbung,  in  tvcld)er  fte  gejeid;net 
worben  uor  unb  naä)  feiner  3eit.  3war  eifert  er  gegen  bie  2fn; 
rnfung  unb  '2fu§{icUung  ber  Sieliquicn.  dt  tciMt  e§  mit  ^ef- 
tigfeit,  bafj  fte  in  9Iom  fo(d;e  £?ingc  aufftcltten  jur  SSerebrung 
ber  ©laubigen  unb  ftd;  babei  ber  tbortcbten  ^Tuörebe  bebienten, 
bap  baburd;  bie  ©emütber  lebl^aftcr  ergriffen  roürben.  ^)  ^r  ei; 
fert  mä)  mit  großer  ^eftigfcit  gegen  "^fufftellung  unb  'Anbetung 

1)  Tenübi-ae  veteris  testameiiti  transierunt  et  verum  Iniuen  jam  Iii- 
cet,  id  est,  veritas  ovangelii.    lixplicatio  in  I  epist.  Joanii.  Ii.  paa;.  321. 

Lex  Christi  est  lex  perfei  tae  lihertatis,  qtiia  supra  legem  anticjoam 
liberal  Iiominem^  iit  post  mortt  iii  transeat  ad  gluriam.  Et  siipra  omiies 
lege«  huinanas  liberat.  CLristus  enim,  qni  non  est  acceptator  persona- 
nim ,  iiiiliflerenter  dat  gratiam,  qiioad  lociim,  quoad  signum  et  qiioad 
sitiim.    Kxplicatio  in  epist.  Jacob.  II.  pag.  193. 

Tempus  est  faciendi  spiritiialia  et  tacendi  legalia.  Explicatio  in 
Psalm.  CXVIII.  II.  pag.  489.  'i^apfl  unb  icmifd)C  Äird)e  anirbf  jum  '?tn; 
tid)rifl:  ea,  qnae  suut  spiritiialia  ad  carnem  relorquendo.  AnatomiaMem- 
broriiiii  Aiiticliristi  I.  pag.  4'24. 

'i)  Ex|i1icutiü  in  primum  cap.  epist.  ad  Cor.  Iii  pag.  197.  De  san- 
guine  Christi  1.  pag.  197.  199. 

3)  De  saiiguiiie  Christi  I.  pag.  193. 


—   301  — 


bet  JBilber.  Tiefe»  ifl  xt)m  flare§  unb  offnes  igtiiznti)um.  >) 
Sen  ©niiib  unb  Sgalt  biefeä  Sicnjleä  aber,  bie  2ef)te  von 
bet  ^nterceffton  ber  J^eiltgen ,  taflet  er  in  oielcn  (gteüen 
unb  Scbrifren  nidjt  birect  an.  -)  Ssao  ©oangelium  ift  freiließ 
befTer  cIS  bie  ^^eiligen,  mon  foU  in  ben  5)eiligen  Borjüglid)  ®ott 
onrufen,')  man  foH  ©Ott  tie  Satreia  unb  ben  ^eiligen  nur 
bie  Souleia  geben.  ■*)  3n  ber  Seiire  eom  ^urgatorio  wirb  ben 
^eiligen  eine  ^rt  Snterceffion  jugeftanben.  )Run  frebet  aber 
biefe  8ebre,  roeldje  er  bod)  »enigf!en§  nid>t  ffar  utrvixft,  mit 
feinen  eigenen  2fnfiditcn  über  bie  5ieil)tfertigung  unb  über  bie 
©nabe  in  gerabem  SSiberfprucb.  Senn  e»  rechtfertiget  allein 
3efu§  Gbrifius,  eö  giebt  ber  ©laube  bie  «Seligfcit  o^ne  bie  gu^ 
ten  SBerfe,  ©Ott  fdjoffet  in  bem  SKenfdjen  2ineä  burd)  feine  ©nabe 
unb  ber  9?ienfd)  fdjaffet  nid)t§  burd?  jid)  felbfl.  SBoju  foUten 
alfo  bie  ^eiligen  nod?  bienen,  wai  foUre  ibnen  bie  9J?ad)t  ber 
Snterceffion  gegeben  f)aben,  roaä  bem  ©djofe  ber  ©naben,  vcn 
bem  bie  romift^e  Äircf)e  rebete.  S3ieEeid)t  i)at  aber  aud)  ^u0 
fid)  nur  gefdjeut  TLÜtxi  mit  einemmale  ju  befdmpfen,  rcoran  bie 
2)?enfd)en  fid;  einmal  gerootjnt  ftit  »ieten  Sa'9r{)unberten.  Sn 
ber  ^i)at  fi'nben  ftd?  einzelne  2(euperungen,  weldje  im  SBiberfprud^ 
mit  ben  angeführten,  aud;  in  biefem  fünfte  eine  reinere  Srfenntni^ 
»erratfjen.  <So  mehrere,  in  roeldjen  bie  flreng  gefabelt  rcerben,  rueld?e 
Vertrauen  auf  SRaria  unb  bie  J^eiligen  fe&en.  (Sie  werben  Sünber 
gegen  ben  ^errn  genannt,  2)ie  ©teile  fdjlie^t  ein  ßdugnen 
ber  8et)re  oon  ber  Wlad^t  ber  Snterceffion  ber  ^eiligen  in  ftdj. 

^ber  fcldje  2teußerungen  erfd)einen  tx>ie  oereinjelte  iid^U 
frra^len,  »etdie  mitten  hinein  fallen  in  eine  9^ad)t  »oQ  Sweifel 
unb  üoQ  Ungen)ipt)eiten,  mögen  biefe  nun  heraufgegangen  fein 
äu§  bem  ©ebanfen,  bap  oom  fat[jolifd)en  SSBefen  nod)  einiget 

1)  De  pernicie  traditionam  hamananun  L  pag.  596. 

2)  Caate  sunt  bonoranda  sanctorum  corpora,  ne  propter  cleri  ava- 
ritiain  commitatnr  error  et  idololatria.  Esplicatio  super  Psalmam  CXVI. 
U.  pag.  420. 

3)  Senno  habitns  Pragae  in  synodo  ad  Clernm  I.  pag.  81.  Ad 
scripta  octo  Doctorum  I.  pag,  387. 

4)  De  imaginum  adoratione.  II.  pag.  512. 

5)  Et  Lic  sont  increpandi,  qoi  plus  sperant  de  auxilio  matris  Chri- 
sti, qoam  ipsins  Cbristi  et  praesertim  illi,  qni  divcrsis  sanctis  affecti 
peccant  contra  Dominum  in  Sanctorum  aaxilio  conüdentes.  Explicatio 
in  Pialmum  CXVU.  pag.  420. 


) 


—   302  — 


muffe  getöffcn  werben  um  ber  ^axtia,hit  bcr  g}?enfcl)en  »illen 
ober  mag  eg  baf)er  ge?ommen  fein,  bag  bie  @infid)t  nod)  nidjt 
getangt  war  ju  t^)rcr  red)ten  >^ö(;e.  2)te  ^eiligen  fclbj!  f)flben 
ntdf)t  fo  üiel  ©nabenücrbtenfl  gewinnen  fonnen,  al»  [te  beburf: 
tm  5U  if;rer  eigenen  (Seligfeit.  ^)  Unb  bod)  ift  wcntgftenä  t^on 
einem  gewiffen  SKitKeramte  biefer  «^eiligen  nad)  Dieter  Crten  bie 
Sfebe.  '^tfo  ging  \)in  nur  »oran  mit  einer  fjatben,  gwei»  , 
feO^aften  unb  ungewiffen  Steformation  unb  nad)  i()m  fd)vitten  ba» 
tin  bie  Utraquiften  nidjt  üorwdrtä,  fonbern  fte  gingen  juvüd. 

ebenfo  wenig  fonnte  fid)  loowinben  üon  bem  ©lauben 
ön  baä  gcgcfeucr.  &  giebt  eine  breiföcl)e  Äird)e,  eine  bie  fdm^jft 
unb  ringt  auf  biefer  SBcIt,  eine  anbeve,  bie  in  bem  ^urgatorio 
fdjlaft,  eine  britte,  eine  triump&irenbe  im  ^immet.  2)  3n  brcierlei 
Sufldnbe  fann  baä  menfd)li({)e  ©efc^ilcd^t  wiebcrum  gefeilt  werben 
nad)  bem  5£obe.  Senn  wenige  fonnen  nodj  in  biefem  fo  ergriffen 
werben  »on  ber  Öicbe  6()rifti,  bajj  fie  mafcUoä  I)inübergef)cn, 
wie  bie  .^eiligen  (hinübergegangen  finb  unb  bie  9}?ärti)rcr.  Siefe 
gelangen  atäbalb  jur  ©eligfeit.  Sn  "vmberen  aber  ()errfd)te  nod^ 
mit  ber  ßicbe  ju  ßt^rijlo  ßuc^  bie  Siebe  jur  Söelt  unb  biefe  müf= 
fen  in  baä  ^urgatorium  wanbern.  Sulel^t  aber  wanbelen  bie, 
welcl)e  bie  2Be(t  mef)r  liebten  alä  ßbriRum  in  bie  ewige  SScr= 
bammnip.  5Rur  benft  ^up  babei  nidjt  an  einen  materiellen, 
fonbern  öllein  an  einen  geifiigen  Sdutcrungö^^roje^.  50?an  fonn 
aber  nid)t  fagen,  baft  mit  ÄUuI^cit  befdjrieben  fei,  wie  berfelbe 
»or  ;ftd)  ge^e.  25ie  ßäuterung  fommt  au§  bem  ju  Säuternä 
ben  felbfl:  bod)  fann  er  nid)t§  mel)r  gewinnen  burd)  ^anbeln, 
bie  Seit  be§  ^anbelnä  i(t  worüber,  fte  war  nur  «uf  tiefer  SQSelt. 
2)ie  ^eiligen  bitten  unb  wirfen  jwar  für  ii)n  unb  üben  einen 
gtnflup  auä  auf  bie  l^^uterung.  2lber  man  foU  ouf  biefe»  Qm-- 
wirfen  nicl^t  vertrauen,  juerfi  weil  bie  ^eiligen  nur  in  fo  weit 
JU  wirfen  vermögen  aB  bcr  9}?enfd)  e§  oerbient  l)at  in  biefem 
geben,  bann  weil  eigenttid;  allcy  S^crbienft  in  ber  Äirclje  nur 
V>on  bem  ^errn  unb  ^eilanb  fommt.  ßl^riftuä  ift  eigentlid;  bie 
einzige  ^ülfe,  auf  weldje  ber  9)Jenfd;  ju  ja^den  t)at.^)  3cber= 

1)  Explicatio  super  Psalmnm  CXVIII,  pag.  430.  431. 

2)  De  ecclesia  cap.  II.  I.  pag.  245. 

3)  Pensandum  est,  qiiod  oportet,  ut  purganili  hominis  capacitas, 
procedat  ex  propria  dignitate.  Nemo  recepit  de  iiiercede  post  lianc  vi- 
tam,  nisi  secundum  quod  merait  in  Lac  vita. 


mann  fie^t,  ba0  t)kx  SBit)€rfprüd)e  »orljanben  ft'nb,  weit 
nid)t  jur  Boßen  Älarl)cit  beä  ©»angelü  ju  fommen  »ermag. 
Süd}  fdjetnet  er  tiefe  feine  ^JJeinung  über  ba§  ^uvgatorium,  rcie 
wenig  fte  aud)  tUva$  S5e|timmteö  ausbrüdtc,  feftgetjatten  ju 
t)abin  bi§  jule/^t.  2)ie  Snbutgenjen  beä  §)a^fieä  werben  aud) 
üu§  bem  ©runbe  mit  verworfen,  weil  baburcl)  ba§  ^urgatorium 
öufgcI)oben  warb.  ^)  . 

2)ie  eöangelifdje  S?ec!}tferti9ung§(ef;re  erfd)eint  jwar  bei  ^uß  |/ 
oftmals  ba(b  in  flaren  unb  bejiimmten  2Borten  auSgefprodien, 
balb  burd)Ieuditcnb  in  Sßcnbungen  unb  @d|en,  bic  auf  ber  anbe^ 
ren  Seite  nocf)  piclÄ  at()Dlifd)eä  entl^alten.  2)urc;^brungen  aber  ijl 
er  »on  i^r  nid)t  worben  unb  fte  l)ai  iljn  nid}t  überall  l)in  geleud); 
tet,  wül)in  fte  il)n  tjdtte  leud^ten  füllen.  Sie  liegt  bei  il)m  nod) 
im  Äantpfe  mit  ber  fatl;otifd)en  2el)rc  oon  bem  SSerbienjle  ber 
SBerfc  unb  man  fann  nid;t  üerfcnnen,  büß  fid)  fiarfe  2Biber= 
flprüdjc  nid;t  allein  in  ben  "^tnftdjtin  ftnben,  weldje  au^gefpro» 
d)en  worben  ftnb  ju  t>erfd)iebenen,  fonbern  aud)  in  benen,  weld)e 
ber  Seit  nad)  bid;t  neben  einanber  fieben.  3"  Dielen  ©tücfen 
finbet  ftd)  nid;t  einmal  ber  ©rab  Oer  greiljeit,  welct)en  bie  wi-- 
cliffitifd)e  Sieformation  b''tte.  Unb  ob  er  auc^  oftmals  meine, 
bie  Seit  ber  ^errfdjaft  Deä  ^orperlidjen  fei  vorüber  gegangen 
unb  bie  ^ttv\(i)a^t  beö  ©ciileä  fei  gefommen,  eröermag  eä  nicl)t 
ftd)  loöjuminben  üon  biefem  Äorperlidjen,  weld^eä  nod)  l)errfd)t  ring§ 
um  i^n  i)tx  unter  ben  SJienfc^en.  giebt  nod)  äufidnbe,  wcld)e 
^eiligfeit  geben  unb  forbern,  wie  2lrmutl),  Mcix\d)i)tit,  ®el)orfam. 
^orperlid)  rein  üon  ferualifd)cn  S3erl)dltniffen  foU  ber  ^rtetier 
fein,  weld)er  ber  ©acramente  wartet,  obwohl  er  t>abti  aud)  bic 
S?einl)eit  be§  ©eifieä  unb  beä  .^erjenö  ju  bctrod)ten  t)at  aß  ba§ 
nod)  5öorjüglid)ere.  2) 

Sancti  suifragantnr  in  pnrgatorio  homini  proportionaliter  nt  mernit 
Lic  in  vita,  qnia  soluin  Lic  est  locus  merendi,  loquendo  de  merito,  quod 
est  libera  sui  digniiicatio  ad  beatitudinem. 

I  Oportet  sapponi,  quod  Christus  Dominas  noster  est  basis  totius  me- 
riti  meinbroruni  ecclesiae.  Sermo  habitas  Pragae  in  synodo  ad  Clernm 
I.  pag.  79.  anno  1411. 

1)  Adversns  Indulgentias  Papales  I.  pag.  229. 

2)  Sacerdos  ad  continentiam  est  obligatior  ex  voto  et  ex  dignitate 
sacerdotii,  tum  quia  digne  debet  tractare  sacramenta  Domini  et  praeser- 
tim  manibus  et  ore  iinpollutis  contingere  sacramcntum  corporis  Christ. 
Ad  scriptum  octo  Doctorum  I.  x'^g-  400. 


—   304  — 


25er  ®eb(m!e,  ba^  üüö)  ^rtcjTcr  »ere^elidjt  fein  fönnten, 
fd^eint  biö  gegen  baS  dnbe  fetneä  Sebenö  bei  gar  nid)t 
flufgefommcn  5U  fein.  £)te  ©elübbe  betrad}tet  er  mit  e{)rfurc^t. 
Äcinc  ©pur  t>on  bem  fran!en  unb  offnen  2{uftreten  beä  So: 
tjanneä  SBicltffe  gegen  baS  9}J6nd)ätf)um.  ^itp  tabelt  fie  jnjar 
mit  ^cftigfeit  unb  wcifl  bic  SBiberfpvüdje  nad),  in  weldje  fie 
jerfaUen,  ober  ba§  9}?6ncl)ltt)um  felbft  tajiet  er  nidjt  bircct  an.  0 
Mmdlig  ober  mag  aud)  t)ier  bie  einftdjt  gcjliegcn  fein,  obwohl 
fie  immer  nidjt  jur  tooUjien  maxi)dt  unb  S3ePimmt()eit  gelangt, 
ßr  empftel)lt  enblid)  bie  SSerfdjmeljung  ber  9}?6nd)e  mit  ben  iib= 
rigen  ^rieftern.^)  ®abei  i(i  jeboc^  noc^  öorauäjufcfjen,  ba^  bie 
©d)rift,  barin  biefer  S3orf4)tag  entf)a(ten,  »irfUcJ)  bem  Eobans 
ne§  ^up  unb  nid;t  bem  9J?atbiaä  tjon  S^not)  ange()6re,  njeld)eä 
jweifelfjaft  ifi.  2(ber  ju  ^oftni^  ift  mttüö)  üon  ibm  eine  fleine 
®d)rift  aufgefegt  worben  über  bie  ^bc,  in  welcber  ber  ^)64)f^c 
©rab  ber  eoangelifcben  greibeit  erfdjeint,  biä  ju  weldbem  er  in 
tiefem  ^uncte  gelangte.  2)ie  ©be  wirb  in  berfelben  mit  ben* 
felben  ®rünben  unb  mit  benfelben  «Stellen  ber  ©cbrift,  mit  mU 
eben  ftc  im  fecb^^ebnten  Sabrbunbcrt  »on  ben  großen  beutfcben 
9Jeformatoren  gegen  ba§  ßölibat  ber  römifcben  Äirc^e  üertbeibis 
get  warb,  in  ©djug  genommen  unb  gepriefen.  ©leid)  am  ©im 
gange  biefer  furjen  ©^rift  fagt  .^u^,  fo  b^iliä  unb  ebrnjürDig 
fei  biefe  fo  werbe  ber  fÖZenfcb  auf  fie  gewiefen  burd)  bie 
©ebote  ®otte§,  baf  felbft  ein  ©elübbe  ber  ßontinenj  fie  nicbt 
l)inbern  fonne.  SBeiter  aber  fommt  er  nidjt  al§  biä'  ju  biefem 
2luöfprud)e  unb  eine  9iuganwenbung  gegen  baö  ßolibat  ber 
^riejier  ber  romifdjen  Mixd)t  wirb  nicbt  gemad)t.  JBSobl 
öber  wirb  geflagt,  ba^  ber  ©eifi  ju  fcbwadj  fei,  um  über  ben 
wichtigen  ©egenjianb  fattfam  ju  \ö)mben,  jumal  ba  er  nie^ 

1)  Detestabilissimam  est,  quod  religiös!  possessionati  divites  sive 
pingues  Domini ,  Monachi  ex  avaro  fundainento  fraternitatis ,  iabricant 
literas ,  quibus  magnificant  sua  opera ,  contra  illud  sulvatoiis :  cum  fece- 
ritis  omnia,  quae  praecepta  sant  vobis^  servi  inutiles  sumus.  Sermo 
Labitns  Pragae  in  Synodo  ad  Clermn  II.  pag.  43. 

2)  Monachoram  in  ecciesia  potestas  est  rota  quinta  in  quadriga. 
Utilius  foret  pro  tote  corpore  ecclesiae  si  Religiosi  et  Monacbi  Sacerdu- 
tibns  plebium  adjungerentur,  cassatis,  quae  unam  inter  Sacerdotes  et 
religiöses  ponunt  dissimilitudinem  et  scissionem  habituuin,  protessionuin, 
adinventionum  et  doctrinarum.  De  Mysterio  Iniquitatis  Anticl:risti  I. 
pag.  608. 


—   305  — 


feergebrüdt  fei  »on  ber  ^cin  beS  ©efangniffciJ  unt)  ber  Untere 
jlüfeung  ber  (Sd)riften  2(nberet  entbc()ren  muffe.  ^) 

2flfo  war  fd>on  in  .^u^en»  ©djrtften  fetbjl  ber  Sttiefpalt 
öuägefpro^en;  roe(d)er  \id)  md)malä  fo  üerbcrbenbringenb  flu§j 
brücfte  unter  feinen  Büngern  unb  feinen  greunoen.  ^ie  ßiren 
bauten  »orwart»  auf  ber  coangelifd)cn  ©trape,  bic  er  i^nen,  bodj 
bunfel  unb  unflar,  gcnjicfen,  bie  2(nbcren  blieben  fleljen  ober 
bauten  felbft  rüdwdrtä  wieber  nad)  ben  Sabnen  be§  römifdjen 
■Äircbentfjumeä  ju.  Unb  weber  ben  ©inen  nocij  ben  "Knitxn  fef)ltc 
an  ^Berufungen  auf  ,5(u5fprüd)e  beä  3oJ)anneä  ^uf.  S)ie 
©acramcnte  ber  römifdjen  Ätrd;e  waren  üon  i^m  cbenfaUä  nidjt 
öngegriffen  werben.  2)aö  ©acroment  i(l  i^m  ^tiöjm  einer  Ijeis 
ligen  ©adje.  2Senn  er  beiläufig  auf  ©acramente  ju  fpred)en 
fommt,  wie  auf  baö  ©acrament  ber  5£aufe,  fo  lefjret  er  barin 
tedjtgldubig;  Siur  über  ba§  (Sacrament  be§  2(benbma{;B  f)atte 
er  eine  anbere  SSorftellung  bic  römifcbe  .Rirdje.  be;i 
^)ä(tiwarbüä  SBort  SSranäfubftantiation  bei,  ober  bie  !ot^olifd)C  i 
SKranäfubjlantiationälebre  ijl  eä  nid)t,  welche  öon  i^m  vorgetras  | 
gen  wirb.  Sn  jwei  5U  tterfct)iebenen  Seiten  gefdjriebenen  ©djrifi ' 
ten  finbct  ftd)  eine  nidjt  unbebeutenbe  Sioergenj.  Sn  ber  erjlcn 
Qtt)t  ^uf  üon  bemSSegrtffe  „fdjaffen"  au§.  S^iemanb  fann  du 
wa§  fd;affen  aB  @ott  unb  wer  fdjcffen  fann,  mug  not^wenbis 
gerweife  ©ott  fein.  Der  ^riejler  fdjafft  alfo  feincäwegeä,  wie 
fie  ie^t  fagen  ben  8eib  unb  baä  S5(ut  beä  ^errn,  benn  fonfl 
müßte  er  ©ott  fein.  3)er  8eib  beä  ^errn  wirb  nidjt  erfd)affen, 
nidjt  erjeugt  im  ©acroment,  eä  ijl  fein  Beitflpunct  ba,  wo  et 
ju  fein  beginne.  ^)  25omit  ijt  auci^  bie  Sranäfubjlantiation, 
weld)e§  2Bort  ^u^  nidjt»  beflo  weniger  beibef)dlt,  aufgefjoben. 
J^u^  nimmt  nur  bie  SJcalgegenwart  an.  3n  bie  feineren  JDfjtincj 
tionen  beä  Sof)anneä  SBicliffe  »erliert  er  fid)  t)'m  nidjt 

Sn  einer  fpäter,  noi)  im  ©efüngni^  ju  Äojlni^  abgefap«" 
Un  ©d)rift,  gehaltet  fid)  bie  2fnfid)t  onberS  unb  rüdet  ber  fa« 

1)  Nec  votam  eontinentiae  nec  affinitas  Tel  consanguiiiitas  vel  alte- 
lias  conditionis  iinpedimeritum,  obstat,  quin  possit  eam  in  matrimonium 
Kcite  acceptare.    De  Matrimoniu,  Ii  pag.  42. 

Ingenii  nie  impedit  parvitas,  quae  clausa  ip  carcere,  nalüus  libri 
«opia  adjuvatur.    De  Matrimonio  1.  pag.  41. 

2)  NuUus  sacerdos  non  Dens  creat  corpus  Christi.  In  transsubstan- 
t'ratione  panis  in  corpus  Christi  non  incipit  esse  corpus  Christi.  De  cor- 
pore Christi.  Hist.  et  Mon.  IL  pag.  6J12, 


—   306  — 


tljoltfc^en  8e^)rc  um  ctmaS  na^er.  3eber  5)viePer,  er  möge  fon(i 
ein  guter  ober  ein  fdjledjtcr  fein,  bafern  er  nur  ben  redeten  ®[au= 
Den  ^at  ob  bicfeä  ©acramenteä  unb  ju  t()un  ben  SBillen,  n)a§ 
SefuS  (5^)ri(tuä  geboten,  »errcanbelt  mit  ben  (^infei^ungäroorten 
SGBein  unb  SSrob  in  ben  ßcib  unb  ba§  fQiut  beä  ^errn.  dx  üoUen» 
bet  ba§  \tboä)  nxäjt  burdb  fic^  fe(b|l  unb  au§  eigner  9)iad;t,  fon* 
bern  nur  in  fofern  er  ein  X>kmx  beä  ^crrn  ijl.  25enn  c§  ftnbet 
babei  nod)  eine  onbve  eigentlid?  fd;affenbe  Äraft  beä  ^eilanbä 
felbjl  jiatt.^)  2)a;nit  war  bie  Eat[)o[ifd)e  Sran»fub{tationä(el)re 
nur  nidjt  gerabe  in  iijrer  bcrbepen  SluffajTung  gegeben.  S5ei  bcm 
f)oi)tn  5Wutbe  unb  ber  großen  gteif)cit,  weldje  Sgu^  ju  Äojl» 
niij  fe(b(t  im  '^(ngefic^t  beä  3;obeä  bef)auptet,  ijt  eä  unbcnfbar 
brt^  er  feine  2(nftd)t  Bom  (cacrament  um  irbifcljer  9iütffid)ten 
l)a(ber  foüte  gcwanbelt  ^)aben,  ba  et  nod^  obenein  rou^te,  ba^ 
eine  anbere  2ebre  v>om  Söcramente  be6  2fttar$  alä  er  fie  früher 
aufgefiellt  in  S56(;men,  il)n  nid)t  »om  Sobe  retten  würbe.  £)ie 
2(boration  be§  Sacramc-ntä  t)at  er  ju  ollen  Seiten  \)ert()eibiget2) 
unb  wenn  er  aud)  erft  im  ©efangnip  eine  eigene  ©d)rift  abgefaßt, 
um  ben  Äeld?  im  2Ibencmabt  ju  wevtbeibigen,  wobei  er  bie 
2(u§tl)ei(ung  in  einer  ©ejlalt  ein  ®acri[egium  nennt,  ^)  fo  I^attc 
er  bod)  aud)  fdjon  früi)er  bie  2Cu§tbeitung  unter  beiben  ©eflal» 
ten  immer  alä  bü6  allein  redete  betrad;tet.  *)  @ine  beinahe  aettt 
wictiffttifdje  2lnftd)t  oom  ©r.crament  bcä  3lltarä  wirb,  wie  fpus 
ter  ju  bemerfen,  jwar  aufgcfteüt,  aber  balb  wiiber  aufgegeben. 

2llfo  füllen  bie  ©acramente  ber  romifdicn  ^ird;e  bleiben, 
bleiben  fclbft  ber  ©laube  an  eine  gcwiffe  Äranöfubjiantiation 
unb  bie  3lnbetung  beä  ©acramentä.  llnoerfennbar  wirf'cn  auf 
Sqü^  bie  Umgebungen  nod)  ein  unb  bie  ©inbaücfe,  unter  benen 
er  üufgewad)fen.  3nbem  er  nocb  fo  oietcS  Äntbolifdje  beibehält, 
fd;eint  er  faum  ju  füllen,  wie  grop  bie  SSiberfprüdje,  in  welche 

1)  Facit  ministerialiter,  qnia  tanqnam  Minister  Christi,  qni  po- 
testate  et  Terbis  Christi  facit  ,  quod  facit  Christus  potestate  propria 
et  verbis  propriis  transsubstantians  panem  ii»  corpus  saum  et  vinuni  in 
sangoinem  snam.    De  coena  Domini  I.  psg.  48. 

2)  Caro  Christi  sive  huiiianitas  Christi  in  se  considerata  non  est 
adorationc  Latriae  adoranda,  qiiae  soli  Deo  debetiir.  Ac  tamen  caro 
Christi  ,  quia  est  verbo  iiiiita  stippositaliter  est  liyperdulia  adoranda. 
De  Adoratione  imaginum.  II.  pag.  513. 

3)  De  sangiiine  Christi  sub  specie  vini  a  laicis  siitnendo  I.  pag.  53. 5i. 

4)  Explicatio  ^uper  Psaiiuum  CIX.  II.  pag.  383. 


—    307  — 


er  mit-^ien  oScrftcn  ^rinctpicn  Farn,  ml<i)t  er  bod)  felbfl  aufs 
gePellt  i)aiU.  ®crit  folgt  er  fcem  tjciligcn  SScrnarb  üon  ßlah« 
t»aur,  bffftn  SSerfe  ebenfalls  ooU  ton  fold;en  SSiberfprüdjen 
»aten.  Stmm  tarn  man  gröpere  fel}cn,  al3  fte  bei  in 
toielen  ©teilen,  j.  S5.  über  bcn  ßu(tu3  ber  J^etligen  ftnb.  grei« 
lid)  fiebet  baä  @»angeltum  »ot  2(llen,  unb  genau  genemmen 
giebt  e§  foldjc  .l^eiltge  nicf)t,  wie  bie  r6mifd)e  Ätrc^e  fie  ^at. 
2)enn  9Zicmünb  »erbicnet  fo  »tel  bei  ©Ott,  als  er  bebarf  ju  fei« 
ner  eigenen  ©eligfeit. liud)  giebt  c§  nur  einen  ?OHttlcr  in  ber 
^crfon  bc§  ^etlanbcS,  nur  eine  Siedjtfertigung  bUrcb  iljn.  Unb 
bocb  ijl  fo  oft  unb  an  fo  oielen  ©tcUcn  nod)  bie  9tebe  »on 
biefen  ^eiligen,  ibrer  ^Tnrufung,  ifjrer  Snterceffton. -)  Sic 
boUe  Älarf)ctt  bridjt  nur  jurceilen  burc^  unb  eiiifam  jteben  foId)e 
©teilen  ba  mit  Seudjten  in  bem  ^albbunfel  ber  Ungeroißb^it- 
2Bie  ober  feine  9}?einung  über  bie  ©d}rift  bod)  tie  tomifd)e 
Äird)e  in  ibren  gunbamenten  erfaßte,  ob  er  aud}  Sinjelncö  nodJ 
belieben  lieg  unb  über  2tnbereä  jnjeifelljafr  unb  ungewiß  blieb, 
fo  waren  für  biefelbe  nid)t  minber  crfd;ütternb  feine  "ilnfidjten 
über  bie  5Red)tfertigung,  bieÄirdjc  unb  bie  ^rabejiination.  ®ab 
man  ibnen  bereinfl  2lnn)enbung  unb  gingen  fie  in  ben  ©tauben 
unb  in  ba§  geben  ein,  fo  mu^ttn  bie  büfleren  SSilber  t5on  tem 
i|>immel  ber  Äird)e  öerfdjwiuben,  mit  benen  fte  auögefiattet  njor^ 
bcn  oon  3iom  unb  oon  ber  fletfd;lid)en  fKajoritot.  * 

ßbiij^uä  roar  gefommen  in  bie  SSelt,  baä  ganje  9J?enfd)en- 
gefd)led)t  ju  etlofen  auä  ber  ^Sla<i)t  ber  <2ünbe.  3n  biefer  Sßf 
jiebung  ffinnte  man  fagen,  bag  bie  Äirdjc  ftd)  ausbreite  übet 
bie  gauje  SBelt.')  b^ttc  nun  ®ott  in  feiner  '^llliradit  btefe 
©ünbenerlcfung  aud)  erreid}en  fonnen  tmd)  einen  3)?enfc^en, 

1)  Explicatio  snper  Psalinum  CWVni.  II.  pag.  428—431.  De  evan- 
geüca  perfectione  I.  pag.  602. 

5)  Qoae  cam  ita  sint  honoremus  beatos  niartyres ,  principes  fidei, 
Üitercessores  uiundi,  praecones  regni,  coliaeiedes  Dei.  Jixpiicatio  super 
Psalnium  CXVI.  II.  pag.  416. 

3)  Ecce  Christus  est  propitiatio  peccatornm  nostrorum.  Non  tarnen 
nostrorum  sed  et  totins  mnndi,  Ecce  liabes  ecclesiam  per  totuni  ninn- 
Aüxo.  Noll  sequi  falsos  justilicatores,  sed  veri  participatores.  In  illo 
Eionte  esto ,  qui  implevit  orbem  terrarum ,  ^oia  Christus  est  propitiatio 
peccatornm,  non  tantum  nostrorum,  sed  et  totius  mnndi,  quem  snu  saa- 
gnine  comparavit.  Explicatio  in  primaiA  capat  epist.  a<!  Cor.  1!.  pag. 
•  137. 

10  • 


—   308  — 


burd;  ein  gefd^affenc§  SJBefcn.   S§  war  aber  bod)  eine  gcwtffe 
9'?ot;;n)cnt'i9fcit ,  Dap  ftc  »or  fid)  gcfje  t>urd^  ben  eingeborenen 
@o{)n  ©otteä.   Senn  eä  war  juerft  bie  ©ott^eii  ()art  beleibiget 
burd;  bie  ©unbe  beä  9}?cnfd?en,  unb  cä  beburfte  beöljolb  eineä 
unbegrenjtcn  25erbienf}e3,  bamit  bie  £6fang  gewonnen  werbe, 
©in"  fold)e§  ober  befap  Feine  erfd)afffne  Äreatur.    £)ann  aber 
war  anä)  bie  menfd;Iid)e  Statur  üerborben  unb  fein  SO?enfd)  t)dttc 
2(n&ere  redjtfertigen  fonnen,  ba  aud^  ber  9{einfte  ftd)  nid?t  eins 
mal  felbfi  ju  reinigen  ücvinag.  3u>n  ©ritten  fonnte  ba6  menfd): 
lid)e  (Mefd)led)t  mit  ber  ®ottl)eit  nur  wieber  auögef6f)nt  werben 
burd;  einen  9)?ittlcr,  unb  biefer  mußte  SI)cil  l^aben  an  bergött^ 
lid;cn  fowo^l  als  aud;  an  ber  menfd?lid}en  5Jlatur,  bamit  bic 
gottlid)c  9?atur  ©ott  üerfoljne  unb  burd;  bie  menfd)lid)e  9iatur 
bie  9)?enfcl)l)eit  ouSgeföfjnt  werbe  mit  ©Ott.   25ie  9?ebemption 
öber  burd)  Sefuä  ßljrifluä  ifl  barum  fo  tooUfldnbig,  weit  er  fo 
fd)wcre  ßeiben  für  baö  men[d)lid)e  ©efd)led)t  gebulbet,  ba  fd}on 
ein  Sro^fen  [eineä  S5lute§  Ijdtte  erlofen  fönnen,  weil  er  geljor? 
fam  war  biä  in  ben  Sob,  weil  feine  ©ünbe  an  it)m  erfnnben 
warb  unb  weil  bie  @rbfünbe  nid}t  an  it)m  Ijaftete.^)  2)ie  Sieii)U 
fertigung  be§  9}?enfd)en  erfolgt  allein  burd?  ben  ^crrn,  burcl) 
ben  ©lauben.  ^)   Unb  bod)  Id^t  eö  ftd)  md)t  werBennen ,  ba^ 
öud)  l)'m  gro^e  2Biberf^5rüd)e  ©tatt  finben  unb  bap  bie  ecanges 
lifdte  3fli^tficationölef)re  nidjt  üoUftdnbig  burdjgcbrungen  i% 
2)cr  DJJdrtprertob  eineä  9J?enfd}en  für  ben  ©lauben  i|l  auc^  eine 
Suflification.  5)   2)aS  S5erbienjl  ber  Sßerfe  wirb  nid)t  bejtimmt 
geldugnct,  obwol)l  bie  ©elegenl)eit  fid)  gerabcju  in  bie  ^anb 
gab,  *)  unb  ba§  £)pfer  ber  SOZeffe  foU  auä)  nid}t  geldugnet  fein.  ^) 
inbercrfeitä  fann  nid)t  einmal  ber  SJZenfd)  flar  erfennen 
aus  feinen  Söerfen,  ob  er  ju  ber  ©d)aar  ber  ^rdbejlinirtcn  ge= 

1)  Explicatio  in  I  epist.  Pet.  II.  pag.  243.  204. 

2)  Fides,  quae  sine  operibus  salvat.    Explicatio  in  II  epist.  Petri 
II,  pag.  280. 

3)  Pretiosum  est  mortem  pro  Christi  nomine  pati  ac  subire.  Mors 
enim  talis  omnia  delet  peccata,  cnm  mors  sit  peccati  retributio.  Expli- 
catio in  Psalinum  CXV.  II.  pag.  415. 

4)  De  ecclesia  cap.  XIX.  I.  pag.  296. 

5)  Nolo  missartim  in  aliquo  detrahere  sacrificio,  sed  salotaris  hostia 
est  me^ces  sufiicientissinia  omnium  purgandorum.  Semio  liabitus  Pragae 
in  synodo  ad  clerum  II.  pag.  42.  anno  1405. 


—   309  — 


^ore  ober  nidjt.   £)ic  ©nate  @otte§  wirft  unb  fdjofft  in  bem 
5Wcnfc^)cn,  »aS  auc()  immer  au§  il)m  ijtxwxQti^t^)   ©elbji  bie  , 
AeiHgcn  l)aben  nidjtS  gewonnen  burd)  tl^re  SSerfe,  fie  haben  eä 
gewinnen  muffen  burd)  bie  ©nabe  ®otte§, 

S^idjt  burd;9etuf)rt,  aber  aufgeftellt  ijt  eine  fireng«  Sufiift= 
cation5!el;re,  weld^e  bie  Se^rc  öon  bem  SSerbienfle  ber  SBcrfe, 
bie  in  ber  fat{jolifct)en  Äirdje  biencn  muptc,  fo  öieleä  ju  erijdr- 
ten,  nai  wiber  ben  ©eiji  beS  6i)rijlent{)um6  war,  ganj  auä; 
fdi(o0,  jog  man  bie  not^igen  ßonfequenjen  au§  ifjr.  X>aä 
gropte  SSerbienjt  biefer  Seljre,  bap  ber  ©laube  redjtfertige  oI)ne 
bie  SScrfe,  fo  füarf  aud)  au§gcfproc^)en  t>on  ben  9ieformatoren 
fce§  fed)§jel;ntcn  Sa()r()unbertä,  war,  taf  fie  ßljriftum  gleidjfam 
wieber  in  bie  2Selt  cinful)rte,  ou»  weldjer  er  burd)  ben  SBaijn 
ber  9}?enfd)en  »erfd^wanben,  weld)e  meinten,  i()rc  SSet^ungen,'  if;re 
SBibmungen,  ii)re  S5üpungen  red)tfertigten  fie  aud)  oor  ©Ott.  - 
Unb  ^uß  fprad).  bie  eüangeltfc|)e  9?ed)tfertigung§(el;re  fd)on  ftarer  J 
unb  beftimmter  au§,  aB  e§  gefd)ct)en  war  von  2Bic(iffe.  ' 

2)ie  Sbee  ober  ber  Äirc^e,  weld)e  er  aufftellte,  ^ub  bie 
römifd)e  3bee  wen  ber  Äird)e  üoUfidnbig  auf.   2)ie  Äird)e  war 
bie  ©emcinfd)aft  ber  ©laubigen  unb  ber  (Seligen  ober  ^rdbes 
fiinirten.  ^)    <5ic  war  üorl)anbcn  in  einer  breifad^en  ©efialt. 
Bucrft  war  fie  bie  fdmipfenbe,  b.  f).  bie  3al;I  ber  ^^rdbejlinirten, 
bie  burd[)  biefeä  geben  nad)  il)rer  ^timati)  gel)en.  S)önn  war  ftc 
bie  fd)lummernbe,  b.  l).  bie  ^rdbepinirten,  weldie  im  ^urga^ 
torio,  nad)bem  fie  ber  ©nabe  @otte5  fd)on  tt)eill)aftig  gewefen 
im  ßeben,  audf)  bie  nod)  gewonnen,  baf  fie  burd)  baä  ^urga; 
torium  jum  .^immet  gelangen  follen.  25ie  triumpl)irenbe  Äird)c 
wirb  bargcftellt  »on  benen,  weld)e,  ben  Äampf  auSgefiritten,  in 
ber  SQ$Khaxi)  finb.   ^m  SSage  beä  ©erid)tel  werben  biefe  brei 
©lieber  ber  Äird)e  «ine  üoUenbete  (Sinl)eit  bilben.') 

9Rid)tä  Ä6rperlid)eä  unb  9)?aterieUe§  bilbet  bie  ©nl)eit  bie^ 
fer  Äircl)e.  @ine  @inf)eit  fonn  man  fte  nennen,  in  fo  fern  e5 
eine  3al)l  unb  (Sd)aar  ber  ^rdbejlinirten  giebt,  einen  ©lauben, 

1)  Kxplicatio  in  VII.  epist,  canon.  II.  pag,  168, 

2)  Congregatio  in  charitate  Dei  aliqiiorum  Loniinum.  Explicatio  in 
VII  priora  capita  I  epist.  Paul,  ad  Cor,  II.  pag.  131.  Ecclesia  catholica 
est  omniuDi  praedestinatorum  unirersalitas.    De  ecclesia  I.  pag.  244. 

3)  De  ecclesia  I.  pag.  246.  246. 


—   310  — 


eine  Siebe  unb  eine  Sugenb. 2){efe  Äircf)e  ru^)et  allein  «uf 
6t)rirruö5  fte  xui)ttt  auü)  auf  ben  2(po(tolen,  aber  nidjt  in  benx 
©inne,  wie  fie  auf  (5t)rtjluö  ru^t.*)  2)ie  fireitcnbe  Äitdje  ouf 
(5rt)en  l)at  feinen  SSicav  beä  ^errn,  eben  fo  wenig,  alä  bte 
fdjlummcrnbe  einen  foldjen  i)atJ)  Sie  (Sf)re  biefet  Äird)e  be» 
|tel)t  barin,  bap  fie  (S^riilum  folge.  5D}an  braudtjt  nidjt  an  bie 
fat()olifct)e  Äird}e  ju  glauben,  benn  fte  iji  nicljt  ©Ott,  fonbern 
nur  b(?§  ^auä  ö5ottcö.  2(ber  glauben  mu^  man,  baf  biefe 
^irdtje  bie  ffiraut  be§  ^errn  ift.  3u  biefer  Äirclje  geborten  bic 
SBöfen  nidjt,  fie  ftnb  jraar  in  ber  Jlirdje,  aber  fie  geljorten  nidjt 
au  ibr.*) 

25ie  itircbe  befap  nirt)t,  wie  bie  9?omifd?en  fagen,  bereit 
ganje  (gopbiftif  »om  S3ater  beä  SSofen  ibnen  eingegeben  war, 
eine  Äraft,  fid)  irgenbwie  anberä  ju  bilben,  e§  gab  feine  3:ra» 
bttion,  unb  ber  billige  ©eijl  »etfünbete  m<i)t  burcb  ben  Tlunt) 
trtenber  unb  fünb^after  9J?enfd)en,  ob  biefe  e§  wobl  bel)aupte» 
ten,  Weber  burcl)  ben  ^a:pft  nod^  burd)  bie  (Soncilien,  ba^  bie* 
feä  ober  jeneä  SBiUe  ©otteä  fei.  ^)  ©ie  l)aben  bie  2Belt  ge» 
tdufd^t  mit  fplcben  S3ebau:ptungen  unb  burcf)  biefctbe  3(lleä  an» 
georbnet  ju  ibrem  irbifdjen  uno  fleifcl)lid)en  SSortbeile.<^)  SGBaä 
fein  mu^,  ruljct  in  ber  ©djrift,  bie  t)on  bem  .^eilanbe  !am, 
ber  tiefen  unb  unerfd)6pflicben  £lueüe  aller  SBei^beit  unb  alleS 
ßebenS.'')  Sie  Äirdje  l^at  fid)  nid)t  üerförpert  unb  fie  xufj^t 
mä)t  auf  biefem  ober  auf  jenem,  weber  auf  bem  romifdien  ^on» 
tifejc  nod)  auf  fpnp  Semanben.  Sefuä  6f)rijluä  ip  biefer  ^on» 

1)  Cnitas  ecciesiae  catholicae  consistit  in  nnitate  praedestinationi^. 
In  pr^esenti  etiam  ejus  unitas  consistit  in  unitate  lidei  et  vjjj^tum  et 
charitatis*  De  ecciesia  I  pag.  246. 

2)  De  ecciesia  I,  pag.  262.  264. 

S)  Ad  scripta  Stxnislai  I.  pag.  355i 

4)  Qaoniodo  est  oinnis  CLristianns  praespitns,  de  ipso  corpore  tan- 
quam  Stereos  tinaliter  egerendus.    De  ecciesia  I,  pag.  247. 

5)  Lex  Jesu  Christi  continet  in  se  oinnem  veritatem,  omnem  legem 
particularein.    De  sufiicientia  legis  Cliristi  I.  pag.  58. 

6)  Ex  ogitaverunt  quasdam  religiones  juxta  hominum  statuta  ,  ut 
Minplices  homines  post  se  ducant.    Kpistol^e  IX.  I.  pag.  122. 

7)  Non  perfecte  inederetur  animamt  nisi  rclinqueret  sibi  nnain  le- 
gem sufticientem  pro  regiraine  debitae  sanctitatis.  Ergo  reliqnit  Chri- 
stus log9in  sufficienteui  ad  regendum  tarn  corpus,  quam  animam.  De 
sufficientia  legis  Christi  I.  pag.  5^. 


/  —   311  — 

Hfej:.  (it  tj!  baS  gunbament,  «uf  welkem  bte  "Kpoflel  bte  Ätr4)e 
erbaut  t)aben.») 

©orgfam  max  ^uf  bemüht  gewefcn,  bie  9)?ad)t  menfc^)(i= 
d)er  Dinge  unb  menfcl)licJ)er  S3er{)ältnijTe  auf  biefe  Mixä)t  abju= 
graben,  ber  SSerförperung  cntgegenjuarbetten,  welche  bie  Präla- 
ten ollmäQig  ber  Sbee  „Äird)e"  gegeben  battcn.    25ie  i)kx  auf 
gerben  unftd^tbare  ©einctnfdiöft  ber  ©laubigen  unb  ber  ^rdbefli^ 
«irten  war  feine  Äirclje.   Siefe  liebten  ben  ^eilanb  wie  er  ftc 
Hebte,  bie  ©nabe  ©otteä  tvor  in  il)nen  unb  ber  l^etlige  ©cift 
leitete  fte  auf  ben  redeten  SSabncn.   ©ie  waren  in  ber  ©enof- 
fenfd)aft,  n^eldje  bie  ftdjtbar  erfdjeinenbe  Äircbe  tx»ar,  aber  fein 
!Wenfd^  »ermodjte  fte  in  berfelben,  fte  felbfl  ftd)  nicf)t  flar  ju 
erFennen.   Snbtffen  !onnte  biefe  dunere  ©enoffenfrf^aft,  in  mU 
cber  auc^  bie  Sofen  unb  bie  ^rdfciti  waren,  nur  infofern  eine 
Äird;e  genannt  werben,  alä  bie  ©laubigen  unb  bie  ^räbcfünir; 
ten  fic^)  in  iljr  befanben.    ©ine  ©ewalt  über  fte  l;atte  nur  ©ott, 
ber|  il)re  ©nabe  war,  ber  ^eilanb  wetdjer  fte  erlöj^  unb  ge: 
re^tfertiget.   gaffe  man  aber  bie  Äirdje  wieber  alä  eine  dufere 
©rfd^cinung  unb  woüte  man  ibr  eine  ©cbwertgewalt  beilegen, 
fo  fonnte  man  fie  il)r  in  einem  gewiffen  <3inn  geben.  23er 
5£^eil  ber  Äircbe,  welche  bie  ^riefler  waren,  i)attt  baä  gci|iltd)e 
©cf)wert,  bie  ©ewalt  ju  lehren  unb  bie  ©acramente  ju  geben 
unb  ber  S^eirter  .Kirche,  welche  bie  ßaien  waren,  ^atte  ba§ 
weltlid[)e  ©cljwert,  b.  b-  bie  weltlicf)en  £)inge  ju  orbnen  tn  welts 
lxä)tx  unb  menfcblid;er  SQSeife.    @o  fonnte  man  fagen,  bap  bje 
Äirdbe  jwet  @d)werter  beft'^e.  ^)    Wit  fofdjen  ©ebanfen,  wie 
fte  an  ftd)  felbjt  immer  fein  modjten,  muften  bie  ^riefterfürflen 
ben  S5oben  unter  ftd)  fdjwanfen  füllen.  S5arauf  beruheten  fte 
ia,  bap  bie  Sbee  öon  ber  Äirdje,  bie  SDZadJjt  ber  Äircbe,  beö 
Gbtift^ntbumä,  bcä  .^eilanb^  unb  be6  SSaterä  in  i^nen  ftcb  m-- 
fordert,  in  il)ncn  ntebergelaffen  fein  foEte.    SJ;ief  mupfe  ber 
fierrfdjenbe  Äleru§  bie  alfo  gefd)lagcne  SSunbe  füllen. 

2)ie  Sbce  über  bie  .Kird)c  ftanb  in  einem  feljr  naben  3u; 
fammenbange  mit  feiner  ^rdbefrinationglebre,  aufweld)e  ergern  j| 
jurüiffommt.  T)oii)  mag  ju  'berUnflar^eit.  in  wcldjer  biefelbc 
crfd)eint,  beitragen,  bafi  fte  ni^t  in  einer  cigen§  il;r  gewibme^ 


1)  De  ecciesia  I.  pag.  273. 

2)  AdversQS  indiilgentias  Papales  I.  pag.  219. 


—   312  — 


ten  <5d)rift  aufgefieüt  wirb,  fonbcrn  immer  nur  beiläufig,  roenn 
cä  ber  3ufammenl)an9  mit  anbeven  ©egenfidnben,  bie  er  be* 
^anbert,  ju  erforbern  fd)eint.  SSorjügdd?  ijt  fte  iebod)  bcl)anbett 
in  bem  Eingänge  beä  23ud)cä  De  ecclesia.  2)a§  menfd)lidjc 
@e[d)lecl)t  jerfdUt  in  ^räbejltnciti  unb  in  ^rafciti,  »on  benen 
jjene  jur  (Scitgfett  unb  biefe  jur  a>erbammni^  bejiimmt  ftnb  von 
©njigfeit  i)tx.  Sliemanb  fann  baran  etwaS  dnbern  unb  felbjl 
ber  ^err  Sefuä  ßf)ri(tug  fonnte  einem  ®ünbcr  feine  Snbulgenj 
gemd^ren,  rceld^e  fein  ®d)itfj"cil  anbcrä  bcflimmte,  al§  e§  »otx 
©Ott  nai)  weifem  unb  geredetem  Statö  bejiimmt  werben  üon 
ewigfeit  ^) 

£iarum  ijl  c§  a\xä)  eine  fo  gro^e  S3la§pt)emie/  wenn  ber 
r6mifd)e  ^ßifd)of  Snbulgcnjen  üert()eilcn  wiH,^)  ba  er  e§  bod) 
nicbt  einmal  t)on  fid;  felbfl  weip,  ob  er  ju  ber  ©d^aar  ber  ^rds 
befttnirten  ober  ju  ber  ^atil  ber  ^rdfciten  getjort.^)  ^enn  wes 
nigftenä  mit  ©idjerljeit  mag  e§  S^iemanb  ergrünbcn,  ob  er  üott 
ber  einen  fei  ober  «on  ber  anbern,*)  ba  bie  ^rdbefiination  eine 
freie  ©nabe  ©ottcä  ip,  weldje  nidjt  burd)  baä  SSerbienjl:  be§ 
9Kenfd)en  gewonnen  werben  fann.  6§  fann  ber  S!)?enfd)  wobl 
wiffen  unb  uberjeugt  fein,  ba^~  er  gute  2Berfe  ber  Siebe,  ber 
@erecl)tigfeit  unb  ber  ®tdrfe  tljue,  ob  er  aber  tugenbt)aft  fei, 
ob  in  ber  ©nabe  be§  ^errn,  ba§  fann  er  mit  ©i^erbeit  nic^t 
wiffen.  ^) 

£)ie  aber,  njel^e  berufen,  gercd^tfertiget  unb  er|)6bt  ftnb, 

• 

1)  Nec  papa  nec  Dominos  Jesus  Christus  potest  facere  dispensatiu- 
nem  cum  aliqno,  nec  dare  indulgentias,  nisi  ut  aeternaliter  Deus  patec 
justo  consilio  detinivit.   Adversos  indulgentias  papales  I.  pag.  229. 

2)  Ad  scripta  octo  Doctorum  1.  pag.  387. 

3)  Ad  scripta  Stepbani  I.  pag.  322. 

4)  Nemo  nisi  praedestinatus  tempore  suo,  sine  n^aoala  yel  rqga  est 
membrum  ecclesiae.  Sed  nemo  sine  formidine  vel  revelatione  assereret 
quod  ipse  sit  praedestinatus  ac  sanctos  sine  macala  ac  ruga.  De  eccle- 
sia I.  pag.  254. 

5)  Haec  autem  certitudo  non  est  simpliciter  scientiae,  sed  conje- 
cturae,  non  rei  sed  spei.  Sunt  autem  quatuor  signa  qnibns  aliqnis  pot- 
est pTobabiliter  conjecturare ,  se  esse  vocatnm  et  electum.  Divinoruiq 
verborum  delectabilis  inteUectio  et  audiendi  devotio.  Bonorum  operuin 
prompta  et  delectabilis  executio.  Vitiorum  detestatio.  Peccatorum  prae- 
teritorura  vehemens  dolor  et  cont^itio.  E)^plicatio  in  U  epist.  PetM  II. 
pag.  286. 

/ 


—   313  — 


t)a§  jtnb  tod)  bie,  ttjeld>e  on  bte  SE5a^)r^eit  glauben  unb  in  bet 
SBaljrtjeit  leben,  bic  bei  benen  bcrölaube  fid)  abfptegelt  im  Ce» 
ben  unb  in  iljren  Zl)aten,  bie  @tanbl)aften ,  bie  3;u9enb()aften 
unb  bie  9?e*tfd)ajfenen.  ^)  2)ie  Äroft  jur  SSugenb  wirb 
bem  S0?enf4)cn  jnjar  burd)  bie  ©nabc  ©otteä  unb  burd)  3«funt 
ßbrij^um  eingeflößt,  fo  wie  ber  an  fid)  felbjl  regung§tofe  Äcr^ 
per  fein  geben  burdj  bie  @ee(e  emipfangt,  aber  eä  ift  aud)  biefe 
Äraft  unb  il;re  Bewegung  nod)  dtma^,  ba§  in  bem  SBillen  beS 
SKenfdjen  begrünbet,  ba§  üerbienjllid)  unb  ©nabc  gewinnenb.  2) 
2l(fo  ft'nbet  bie  ^rdbejlination  jnjar  jiatt  »on  (gwigfeit,  fte 
ift  nad)  bem  ^eiligen  2lugujlin,  bie  freie  unb  gnabenüoOe 
njdf)lung  ©otteä,  aber  fte  ridjtct  fid)  bod)  nad)  bem  ©laubeti 
unb  nad)  bem  geben  beä  9J}enfd)en.  Sie  Äraft  be§  ®lauben§ 
unb  ber  S^ugenb  ift  jipar  wieberum  eine  ©nabe  ©otteä,  ol)ne 
»eldje  überbauet  nicbtl  gewirft  unb  gefdjaft  rcirb  im  SRens 
fcljenleben,  aber  ein  gewiffeä  SSerbienfl  bleibt  bem  9)fenfd)en  ba^ 
bei  bod)  aud)  nod>.  25a6  ^anbeln  beä  SJJenfdjen  errcirft  jwar 
bie  ®nübener!rdl)lung  nid)t  unb  bie  auS  berfelben  flie^enbe  ®es 
Itgfeit,  aber  ©Ott  in  feiner  ©ered^tigfeit  beruft  nur  bieSSugenb; 
^aft:  ©laubigen  ^um  ewigen  geben.  (i6  fallt  and)  bie  SJSorl^ers 
beftimmung  ©otteä  gdnjlid)  jufammen  mit  ber  Sigcnfdjaft,  »ers 
möge  «elcber  er  oorau^njeiß,  wie  aße  25inge  fommen  werben. 
Senn  er  wußte  »om  3lnfange  an,  wer  ein  ©laubiger  fein  würbe 
unb  »on  wem  er  würbe  oerrat^cn  werben.  25er  ^rdbejtinirte 
warb  prdbeftinirt,  weil  ber  .^err  wußte,  wetdjer  3ieue  er  fein 
.^erj  erfd)ließen  würbe,  aud)  wenn  er  gefallen  in  biefem  geben, 
unb  weldjen  2[u6gang  ber  ^rdfcituS  netjmen  würbe.  ^) 

1)  Inter  testes  Teritalis ,  qui  ab  aeterno  praedestinati ,  in  tempore 
vocati ,  justificati  et  magnificati  sunt ,  conscribuntur ,  qui  perfecte  verbo 
et  facto  praetuleront  ac  praeferunt  veritatem ,  viros  constantes ,  magnae 
et  probatae  virtutis.  De  abolendis  sectii  et  traditionibiu  üominum  I. 
l'ag.  594. 

2)  Licet  membra  eeclesiae  Labeant  virtutes  inflaxas  a  CLristo,  sicut 
membra  corporis  habent  virtutes  infiuxas  ab  anima,  a  quibas  ponuntur 
in  esse  inembrorum,  tarnen  inüoentia  prior  et  membrorum  operatio  est 
volontaria  et  gratiosa  et  meritoria.   De  ecclesia  I  pag.  247. 

3)  Cum  enim  Deus  plene  seit  qualeni  finem  quicunquo  praescitus 
cum  ipso  faciet,  et  quantam  poenitentiam  facient  qaicunque  praedesti- 
nati casuri;  post  inodum  perpetuo  Deo  grati,  patet,  quod  qoemlibet 
praedestinatum  crimiaosum  (plus  diligit ,  quam  aliquem  praespitam  in 


—  314  — 


"Küä)  tjl  bie  ^rabeflinatt'on  eine  jtütefad)«.   25te  eine  be« 

tjiimmt  jum  ewigen  Seben,  ba§  in  ber  3ufunft  gewonnen  »er» 
ben  foU,  bie  anbere  giebt  nur  eine  ®erecI)ti9Eeit  in  biefer  SBelt. 
25icfe  tjt  benen  gegeben,  n)elct)e  nid)t  auäbauern.  ^)    ^abei  tfl 
fllfo  wieberum  an  ein  wenn  audb  nid)f  ganj  frcieö  ©inwirFen 
beä  50?enfd)licl)en  gebarf)t.   Q?>  giebt  nun  auc^  ^rafciti,  mlä)i 
I  bie  ©ered^tigfeit  biefer  2Bclt  bcft^en.   Sie  ^rdbe|!in«tion§(e^re 
'  bc§  ^ug  nimmt  nun  baburd)  eine  t)erbere  ©eflaft  an  bie 
tt)icliffttifcf)c,  bap  biefc  ^räfciti  bod)  ber  SSerbammnig  anbeim 
gefallen  bleiben.  2)    &  fehlet  bie  SScrftcberung,  ba^  aud)  nod) 
für  bie  ^räfciti  eine  ©nabe  <Statt  finbe,  wenn  fte  bem  ©uteri 
unb  ber  Sieue  nid)t  mit  5«  arger  58cf)arrlicl)!eit  ft'd)  »erfd^Ioffen, 
eS  fcl)Iet  bie  SSerftcberung ,  bap  baö  S56fe  nid^t  b«beigefübret 
werbe  burcb  bie  ^rafcienj  ©otteg  unb  baf  bie  9}?enfdben  oHe 
jur  ©eligfeit  berufen  ft'nb.   SBte  ein  büjlere§  S^ebetbitb  fdt)webt 
bie  ^räfctenj  über  bem  mcnfd)licl}en  geben,  S^iiemanb  weip,  wos 
i)in  er  fdjreitct,  unb  jegtidber  mup  einen  't)oi;hn  ffioben  unter 
ft^  fübten.   25ie  ^räbeftiuation§(eI)re  nimmt  aud)  i^re  ©teile 
ein,  wie  er  öon  bem  ©atrament  ber  ^onitenj  fprtd)t.    dt  t)at 
babei  nid)tä  an  bem  ®a^e  ber  Äirdbe  auSjuflellen,  bag  biefe§ 
©acrament  au§  brei  ©tücfen  beflebe,  ber  ßontritio,  ber  ßon? 
feffio  unb  ber  ©atiäfactio.   Sie  3?eue  unb  bie  guten  S!Ber!e 
folgen  ölfo  md)t  auf  bie  im  ©acrament  empfangene  9?ed)tfers 
tigung  unb  ©nabe,  fonbern  fte  finb  im  ©acramente  fetbjt 
miterjeugenbe  SBirEungen  ienec.   Qt  bemerft  inbeffen  babei,  bap 
•bic  rec^tfcrtigenbe  ©nabe  aufgebe  au§  ber  3tllmad()t  unb  bem 
Erbarmen  ©otteö,  arbeitet  auii)  bic  ganje  Sebre  nidt>t  weitet 

qnacnnqne  gratia  fuerit  temporali,  qnia  praedestinatnm  vnit  habere  per- 
petoam  beatituflinem  et  praescitam  vult  habere  ignein  perpetuain.  De 
ecclesia  I.  pag.  250. 

1)  MuUi  enim  fiant  participes  in  praesenti  jnstitiae,'  sed  propter 
defectnm  perseverantiae ,  non  fiunt  participes  vitae  aeternae.  Mniti  vi- 
dentur  praedestinati  merito  praesentis  justitiae,  non  antein  praedestina- 
tione  claritatis  aeternae.   De  ecclesia  I.  pag.  248. 

2)  Aliqni  sunt  in  ecclesia  solum  secnndnm  fidem  et  gratiam  prae- 
sentem,  nt  justi  praesciti,  qui  non  sunt  in  ecclesia  secundum  praedesti- 
nationem  ad  vitani  aeternani. 

Aliqni  Sücundum  praedestinationem  et  praesentem  gratiam,  ut  omnes 
Christian!  electi,  Christnm  in  moribus  imitantes,  qni  adhuc  possnnt  in 
hac  vita  fluente  gratia  excidere.   De  ecclesia  I.  pag.  262. 


—  315  — 


ou§,  fonbern  begn^tgt  ftd)  ju  jeigen,  t>ag  bem  itleruä  nidE)t  bre 
©enjalt  binben  unb  ju  löfen  fönne  gegeben  fein,  roetd)e  bic 
tömii"d)e  Ätrdje  ^aben  behaupte,  ba  eben  f)tet  2((le§  abbans 
gig  fei  von  llümaö^t ,  (Erbarmen  unD  2BtUen  ®otte§,  weld)« 
Bom  2£nfange  an  baS  2tUe§  präbej^tnitt  tjabe.^) 

©0  jicUte  ftcf)  baS  S5ejlreben  be§  3o()anne§  >|)u^  bar,  eine 
onbere  Ätrdje  aufzubauen  unb  au§  berfelbea  bie  25tnge  ju  ent; 
fernen,  n?efcbe  er  alä  antieoangctifd)  erfannt  i)attt.  TLm  beflen 
unb  am  fräfttgften  fprtdjt  er,  rcenn  er  tion  bem  S3erberben  be§ 
Äleruä  rebet  unb  öon  ber  unnatürltdbfn  (Stellung,  in  »reldje 
bie  Äirdje  gefommen  war.  25a  flctjet  bis  SBabrIjeit  unb  ba§ 
geben  fo  tief  eingreifenb  »or  feiner  Seele,  ba§  e§  unfcfjroer  tcar, 
minber  crgreifenb  ju  reben  ju  ber  Sßelt.  SGBaä  .^up  i)kx  fprad), 
ba§  fprüd)en  tanfenb  2fnbere  mit  ii)m  auS,  ob  fie  auä)  ^aft 
unb  SJerfotgung  ju  fürdjten  l)atten  unb  fetbji  ben  Sob.  dbeti 
baffelbe  fül}[ten  Slaufenbe  unb  abermafä  Saufenbe,  bie  eä  jebod? 
für  fieberet  unb  bequemer  cracbteten,  ju  fribroeigen,  über  biefe§ 
!Berbeb|eu  ber  SBatjr^eit  fid)  troftenb  mit  bem  ©ebanfen,  ba0 
ibr  Sieben  bod)  eine  ©timme  in  ber  SBüjle  bleiben  rcerbe,  ba^ 
ba§  Uebcl  ftd)  t>iel  ju  tief  eingefreffen  i)abt  in  olle  Bui^änbe  ber 
SBelt,  ba^  eä  fonnercteber  geboben  «erben.  @ben  baffelbe 
brücfte  ficb  bei  bem  grofen  Raufen,  weldjer  gebanfenloä  in  bic 
SBelt  binsinlfben  mu^te,  n>eil  in  feine  ©emütber  niemals  ctwaä 
2(nbere?  gefloffcn,  alä  njaä  bie  ^riefterfürften  eben  bitten  rooU 
len  b'neinpiepen  laffen,  in  einem  balb  bumpferen,  balb  lauteren 
SOJt^be^agen  au§;  e§  brü(f te  fid)  ^ule^t  auä  in  bem  ganjen  öers 
»orrenen  3i;itanbe  ber  SBelt.  Unb  aud)  biefe  SSertüorrenbeit 
warb  roobt  gefüllt  »on  ben  9J?enfd)en.  ^§  fdjien  aber  unmög» 
lidb,  fte  JU  löfen. 

^anbelt  eä  fid)  ober  borum,  baf  gegen  bie  ge^re  ber  ro» 
mifd)en  Äird)e,  njeld)e  fid)  burd)  bie  ©4)olajiif  unb  burdf)  bie 
ollmälig  ju  bcfiimmten  @d^en  geworbene  SD?einung  ber  fKajo» 
rität  ber  fleifd)lid)en  SKenfc^n,  eine  cüangelifd)e  ftarf  unb  be? 
flimmt  cntgcgengefeljt  »erben  foH,  fo  finbet  man  nid)t5  wenis 
ger  al§  ein  fcfieä  unb  abgefd)loffeneö  ©pfiem,  rceldjeS  oufju* 
jlellen  Sob^nnt^  -^up  f^i"«  Seit  unb  ®elegenl)eit  gewann.  SSer^ 
gebenä  würbe  man  Uebereinfümmung  ber  Seigren,  (onfequente 

1)  De  ecciesia  I.  pag.  266.  267. 


—   316  — 


S)urd)fü^)run9  unb  Tfnwenbung  bec  dufgejlcUtcti  ©dfee  fud)en, 
tre(d)e§  jcbod)  mit  ben  bereits  angegebenen  S3er()al(nijTen  geredjts 
fertiget  »erben  mup.  £)aö  (Streben  nad)  2Bat)rbeit  fprid)t  fid^ 
bod)  fräftig  au§,  unb  ba§  reine  unb  gebicgene  @olb  beä  ©öon» 
geltumä  war  bod?  aufgefunben,  wenn  c§  audh  nod)  nicljt  auä: 
geprägt.  £iie  2)arfleüung  beä  .^u^  ift  immer  fel)r  in  bieS5reite 
gejogen.  9J?it  I;unbert  werfd)iebenen  SBenbungcn  wirb  immer 
ein  unb  baffelbe  gefagt.  9^id)t  feiten  aber  giebt  er,  fogor  in 
berfelben  <Bä)xi\t,  fi'd}  bie  SKube  nid;t,  ba6  bereits  ©cfagte  oor» 
jutragen  in  einer  neuen  SBenbung,  unb  wieberljolt  e§  einfad). 
©aber  fmb  trofe  ber  großen  '-itniabl  feiner  (Sd;riftcn,  ber  niä)t 
unbebeutenben  ßange  einiger  berfelben,  bod)  nur  wenige  3?efuU 
täte  ouo  ibnen  ju  gewinnen. 

SiefeS  liegt  flar  toor,  bap  in  So{)anneS        bie  Äat^olis 

)'  citdt  nod)  in  einem  Kampfe  gewefen  ifl  mit  bcm  ewangelifdjen 
Gljrijfentbume,  weldjer  gewäljrt  i)at  fein  ganjeS  ßeben  binburdf). 

ip  aber  für  gut  eradjtet  worben,  gleid)  üom  'Anfange  (}ers 
ein  ju  äcigen,  bis  ju  weldjer  ^6be  ber  Srfenntnip  unb  ber 
grcibeit  er  gelangte,  bamit  begriffen  werbe,  wa§  fcer  SStam  in 
feiner  ganjen  (Jrfi^einung  ber  SBclt  unb  bem  ßl;ri(tcntbum  ges 
worben.  Sie  ©ntwidelung  aber  ift  in  il)m  felbfi  nur  allmälig 
t)or  fid)  gegangen.  @a  war  gut,  bap  fie  nur  fo  »or  fid;  ging, 
;  benn  waren  feine  9J?einungen  fogleid),  mit  aller  ©djärfe,  weldje 
fie  nadjmalä  gegen  bie  röm'ifdje  ^irclje  gewonnen,  fymoxQdxt: 
ten,  fo  würben  bie  ^riejterfürjlen  i^n  audt)  wol)l  fofort  niebers 
geworfen  Ijaben.  ©purlo6  wäre  bann  eine  furje  2Birffamfeit 
vorübergegangen.  2tber  berSSoben  foUtc  gebüngt  unb  üorbereis 
tet  werDen  für  bie  glücflid)ere  3?cformation  beS  fed)äjel)nten 
3abr()unbert6.  Sm  2£nfangc  fonnten  bie  ^riefterfürften  nidjt 
meinen,  ba^  bie  ©adje  auf  einen  ganjlidjen  S5rud)  mit  ber  ro* 
mifdjen  Äird)e  laufe,  ©oldje  klagen,  über  ben  3u{}anb  ber 
S)inge,  wie  fie  au§  bem  93?unbe  beä  SobanneS  Sqü^  tamtn, 
würben  ia  gebort  »on  allen  Seiten,  »on  allen  Sxeblidjen,  »on 
5lllen,  äu  benen  ein  8aut  beä  eoangelii  gefommen.  2(ud>  foldjc 
SO?abnungen,  bop  ba§  ßbriftentbum  unb  bieÄird)e  bod;  wieber 
gebaut  werben  modjte  auf  bad  ©öangelium  allein,  fie  würben 
ia,  b^lb  wiber  it)ren  SÜSiaen,  felbft  benen  nicbt  feiten  auSge» 
preft,  weld)c  im  Uebrigen  ber  gro^e,  feit  S«^rb"nberten  einge- 
wurzelte facerbotaltfd)e  ©tanbeägeip  feflgcbonnt  (;telt  an  tut 


—   3!7  — 


<S(iä)t  bcr  SQ'mcixd)k.  Unb  bod)  »raren  oUc  biefc  göute  öorübcr= 
gegangen  imb  [tc  Ratten  ju  nidjtä  gefrommt.  Sia§  ©acerbotiiim 
l)atte  fidi  eine  eigene  2Bet§l)ctt  gebilbct,  mit  weldjer  c§  im  ©an; 
Jen  genommen  glücftidf)  alle  '^fngrtffe  abgenjefjrt,  md)t  wtU  biefe 
SBei»f)cit  «n  ficb  felbft  gtwaä  gemefen,  fonbern  weil  fie  geflutt 
warb  burcfj  baä  tveltlidje  <S(i)mvt.  2?er  ©eborfam  ifi  beffer  alS 
bie  8iebe.  '^Ifo  barf  iRieliianb  etwaä  2(nbereä  rcoflen  al§  bic 
5)riejlerfürpen.  ^)  Sie  Siebe  »erbietet,  ben  ^rieben  ©otteä,  ber 
Mixd)e,  ber  SOJenfdien  ju  fiören.  Zl\o  barf  S^iemanb  ben  ^rte- 
tierfür|len  miberfprecfjen ,  wenn  fte  befjaupten,  ira§  fie  eben  be~ 
Raupten  wollen,  unb  »oHfii()ren,  waS  fie  eben  üolIfü(;ren  woU 
len.  '.^(Ifo  fonnten  fie  einige  3eit  meinen,  bap  oud)  biefe  2autc 
»orüberl;aUen  würben. 

es  »erlief  barum  eine  geraume  Seit  unb  fte  fdjritten  ju 
auperfien  9Bitteln  nidjt.  Solj^nneä  ^ug  ober  fprad;  eine  ganj; 
licl)e  S^rennung  üon  biefer  Äirdje,  bie  in  9?om  unb  in  bem  ges 
genwdrtigen  ©acerbotio  liegen  wollte,  audf)  er|l  mä)  bem^a^rc 
1412  au§.  £)ie  @t)nobe  ju  ^ifa  Ijatte  eä  noä)  gar  nidfjt  ber 
Wlüi)t  für  wert^  erachtet,  »ort  Spu^  ju  reben.  SBeld)  anberen 
3;on  fiimmte  aber  bie  ©pnobe  ju  Äoflni^  an.  25iefe  m\)m 
baä  Sal)r  1400  oB  ben  3(nfang  ber  antir6mifd)en  ^Bewegung 
in  S36t?men  an.  25iefeä  flimmt  nun  jiemlid)  mit  ber  2tuäfage 
beö  Squ^  felbfi  überein  ,•  weld)er  baä  Sa^r  1401  alä  ben  lln^  t 
fangäpunct  feiner  SSeftrebungen  bejeidjnet.  biefem  3af)rc  ift  ^ 
er  aufgetreten  mit  feiner  erflen  ©djrift:  De  corpore  Christi.^) 
©leid)  in  biefer  bemerft  man  einen  großen  ginflup  SBicliffe'ä. 
Qt  rebet  ^ier  »on  bem  ©acrament  be§  2l(tarä  ganj  wie  S55i; 
cliffe.  6§  ifl  eine  JReolgegenwart,  ober  man  barf  babei  nid)t 
on  eine  forperlidje  benfen.  <5ä  ift  ein  geiftigeä  ©ffen  für  bie 
giebe  unb  für  ben  ©lauben.  2)iefe  2(nftd)t  i(t  bei  ^up  nur 
eine  »orübergeljenbe  gewefen.  dt  »erldpt  fie  balb  wieber  unb 
fd)liept  fid)  in  ber  bereite  befd)riebenen  SBeife  ber  fatl)olifd)en 
Celjre  ndljer  an.  Sie  politifd)en  3u|idnbe  ftnb  einer  religioäs 
firdilid)en  Bewegung  md)t  ungünflig.  Äonig  3Ben5el,  im  3a^re  . 
1400  »on  einem  Z\)tiU  ber  gürften  be§  beutfdjjen  SJeidjeä  befs  I 

1)  Stephani  Prions  Cartosiae.  Antihussns.  Pez.  Thesaur.  Anecdot. 
IV.  pag.  378. 

2)  Wessel.  De  sacramento  poenitentiae ,  pag.  54, 

3)  De  coena  Domini  I.  pag.  49. 


—  318  — 


felBen  für  uitTOÖrbtg  erffart  unb  ßbgcfefjt,  fiefjct  öud;  in  feinem 
@rbrcict)e  SSötjmen  \ö)mxt  Singe.    Sm  3«ti"e  1401  wirb  er 
gefangen  genommen,  ent»eid;it  jebod)  fit)on  1403  unb  bcmeijlert 
fid)  bee  ®i)u»ernementö  wieber.    Unterbeffen  ift  ju  ^rag  im 
9)lai  be§  5a^re§  1403  bic  SSerbammung  über  bie  n)ic(iffitifd)en 
®d;riften,  ba§  SScrbot  ju  (e{)ren,tt)ie  fie,  ouögcfproct>en  TOorben. 
9Ziemonb  Ijat  in  bc6  9?eid?eä  SSerwirrung  auf  bie  ä5olljiel)ung 
beffelben  ju  ad)ten  bie  Äraft  befeffcn.   23er  freigeworbene  SDBen» 
jel  fümmert  fi4>  um  ben  ©treit  wegen  biefcr  @d)riften  unb 
wegen  ber  fortbauernben  ^rebigt  nid)t.  35er  ©influf  aber  jener 
©(^riften  auf  3of)nnneä  Squ^  wirb,  wenigftens  in  ben  ©ct)rif= 
ten,  weld^e  ben  nddjpen  Sat)ren  ange{)6ren,  nimmt  man  bie 
tton  SBicliffe  entnommene,  balb  wieber  aufgegebene  "^nftdjt  öom 
©acrament  bcö  2fltarä  ^inweg ,  wenig  bemerfbar.  Sn  bie  mä)^ 
ften  Saljre  fdjeint  bic  ©djrift  „de  omni  san(>;uinc  Christi 
glorificato"  ju  ge^)6ren.  Sn  berfelben  befdm)pft  er  nur  ben  ro* 
l^en  SBunberglauben  feiner  3eit.    (Sr  ifl  einmal  felbft  bei  einer 
ßommiffton  gewefen,  bie  ein  SBunber  unterfuc^en  feüte,  unb 
f)at  gefeiten,  wie  fte  bie  2Bunber  mad;tcn. ^)    Sn  ber  Qd^ti't 
foUten  fte  bod)  ruljen,  nidjt  in  ben  $ti(i)tn.  gerner  gehören  in 
bie  näd^flen  SaJjre  »ier  9?eben,  an  ben  ^(eruä  gef)alten.  2) 
fd)e:net  öor  ber  ^anb  nur  bie  (;erben  SBiberfprüdje  ju  füf)len, 
weld)C  in  bem  ©acerbotio  finb,  er  will  fte  au6fpred?en,  er  wiH 
fie  geljoben  wiffen.   "übet  baä  gc^et  burd)  biefc  Sieben  nur  wie 
ein  Icifer  SSJunfd?.   Qt  fogt  noc^  nic^t,  baj?  fie  gei)oben  werben 
wüßten  burd)  .^inwegräumung  biefer  ^riejier,  weldje  ftdj  bic 
Äirdje  nannten.    @ie  foUten  arm,  bcmütt)ig,  fcufd?  fein,  fte 
foUten  bic  ßaien  lieben  unb  fie  leijren.  2lber  fte  finb  oon  2lllem 
baä  reine  unb  »oUe  ©egent^eil.  @ie  quälen  bie  ßaien  mit  un« 
geheurer  gred)^eit.   @o  weit  ift'S  gcJommen,  bap,  wo  nur  ir^ 
genb  ein  äwijl  entfianben  jwifd;en  fcaien  unb  Äleruä,  bie 
fieren  ftd^  faum  anberä  ()ctfen  fonnen,  alö  burc^  bic  roljeflen 
©ewaltfamfciten.    Sie  finb  ein  '^Ibgrunb  beS  l^aftcrss  unb  bcä 
SSerbevbenä,  (56^ne  beä  Seufel^,  bie  an  ben  fd)ted)tejien  «Drten 

1)  Vere  et  realiter  veram  corpus  et  verus  sangnis  Christi  non  sab 
propriis  speciebus  sed  sub  alienis  manducatur  et  bibitiin  De  corpore 
CLvisti  [.  pag.  207. 

2)  Opera  II.  pag.  35-62. 


—   319  — 


ju  pnben  finb,  wo  ffc  bie  SJietficr  fpiclen.»)  X>tx  9fetd)t^um 
unb  bie  aicmpovölgcroalt,  meint  er,  ifl  ber  erfie  ®vunb  »on 
aU'  biefem  Sjcrberbcn.  %btx  tx  wagt  nodb  nidjt  ju  fagen,  ba§ 
bcibeä  ^imveggcnommen  wetten  niüffe  üon  bct  Ätrdje.  <3tc 
bro^)en  bie  ganje  2Bett  ju  öerfc^lingcn.  ÖDeina^e  uUeö  Unljeil 
in  ber  äBelt,  oUe  (Spaltungen  in  ber  M\xd)t,  wn  roem  finb  ftc 
ausgegangen?  S3on  i^nen,  wn  i\)x<x  ^abfudjt,  ifjrer  ©ier,  il)^ 
rem  ©tolje,  iijrer  ^errfd)fucht. 

ift  nid)t  genug  ju  fagen  unb  ju  fingen,  wir  glauben, 
nic^t  genug,  bie  duferen  ßreemonien  beä  ©etteäbienfleä  ju 
obad}ten.  ßcben  mufj  ben  ©lauben  beweifen.  ©ie  foUten 

nidjt  in  9{ebcn6artcn  (ic^)  ^«vumwinben,  bie  nidjtä  bebeuten,  fte 
foUten  wirflid)  arm  fein,  wirflici)  bie  SSett  werlaffen.  @ie  foH^ 
ten  bie  Äirdje  erlcucl)ten,  ben  ®ei)l  in  jtd)  erleud^ten  unb  tjon 
auf  fteljen  in  bem  ©treite,. ben  Ijier  auf  ßrben  baö  menfd?lid?e 
6>efd)led)t  ju  jtreiten  t)at  mit  ber  ©cwalt  beö  ®atan§.  SBeil 
biefeö  ieljo  ober  nidjt  gefd)iel)t,  ift  eben  bie  SBelt  überwältiget 
»om  Sleifct)e  unb  von  feiner  Sufr.  -)  Qx  glaubt  iljnen  fagett 
JU  rnüffen ,  wie  ein  d)rijilicbe§  2eben  gefuljrt  werben  muffe,  ba 
e6  ie^t  fo  gar  wenige  wüßten.  'Uu<i)  ber  Snbulgenjen ,  ber  fRc- 
liquien ,  ber  Silber  gebenft  er  fd)cn.  "Ubtx  bie  Sel)ren  greift  et 
ni4>t  an,  auf  benen  tiefe  2)inge  ftanten.  Qx  meinet  nur,  bet 
J^antel  bamit  tien?,  tie  9}?enfd;»cn  um  ii)x  Sgaht  unb  ©elb  ju 
bringen.  9)?anc^e  anbere  25inge  fommen  in  biefen  ©pnotalre^ 
tcn  Bor,  wcldje  unangeneljm  bie  ID^ren  ber  ^riefierfürflen  be* 
rubren  mußten. 

25aö  @»angelium  foHte  eigentlich  bos  gunbament  öon  Wil- 
lem fein,  bie  gürjlen  waren  t>or  ®ott  üerantwortlid)  wegen  bec 
großen  9J?euge  üon  ©ünbcn,  welche  ber  gegenwärtige  Stanb  ber 
2)inge  unter  bie  SRcnfdjen  brdd)te.  "Kbix  im  ©an^en  genoms 
men  waren  eä  bod)  nidjt  mcf)r  alä  .Riagen,  nod)  feine  birecten 
SWeinungen  jum  2(enbern.  Zbtx  bie  ^retigt  be§  ^uß  an  ba§  Qi 
SSoITmag  ben  SBiberfprud)  ber  Äirdbe  mit  ffd)  felbfl  ben  ßaten 
ted)t  flar  gemadjt,  in  geleierten  2)iäputationcn  mögen,  befontcrS 

1)  Testentnr  laici,  qni  sant  in  suis  tabemis  propter  eos  varie  im- 
pediti ,  et  qnid  si  qnaerunt  absentias,  nt  exerceant  liberias  in  Praga, 
aut  alibi  meretricias  neqaitias  sab  fiico  studii  II.  pag.  45. 

2)  Haec  est  euim  ratio,  quare  Christianus  exercitus  est  tantam  ho- 
die  a  carne,  a  mundo,  a  diabolo  et  a  genlibus  superatus  II,  pag.  47. 


—   320  — 


burcf)  ^{eron»)mu5/  fd)on  bebcnf(id;ere  (S5f^e  oufgcpellt  unbtoer« 
tljcibigt  u^orben  fein.  2)te  ^vte(!erfüv|len  tuerben  beforgt.  2(n 
S)ienern,  bie  fic  dufmerffam  maä)tn  öuf  bo§,  wa^  gegen  jic 
fiel)  regen  xviU,  fcl)let  e§  niemals.  gc^et  ein  grofjet  fefl  jus 
fammen()(jltcnber  ©tanbeSgeij!  buxä)  fte.  8cid)t  ifi  eS^  Seniani 
bcn  jum  Äefjet  ju  madjen.  2Btc(tffiämu§  tp,  wo  man  it)n  eben 
Ijaben  will.  X>it  3eit  ber  9?ul)e  enbet  für  3ol)anneä  ^up  mit 
tem  Sflljvc  1408. 

©binco,  ber  ^rjbifd^of^  glaubte  cnblid)  «uftreten  ju  mfifs 
fen  gegen  bie  tueiterc  2(ugbrcitung  ber  »ictiffitifdjen  2e^re.  SJar» 
unter  vcrflanb  man  jiveierlet.  Suerjl  biefe  8el)re  felbft,  jraettenS 
2llleä,  waö  überljaupt  gegen  bie  facerbotalifd;e  .^errfcbaft  gefagt 
warb,  weil  fold)eS  auä)  eine  ^efeerei  ift.  SBicliffiti6mu§  ijl 
Äe^crei,  unb  jebe  Jfefeeret  ifl  wicliffitifd)  unb  nadimal»  ljuffü 
tifc!^.  Äefeerei  ifi  wieberum  3llle3,  wa§  baö  ©ciccrbotium  ober 
oud)  nur  ein  beffelben  nidjt  will.  SQ3ic  auf  ber  Opnobe 
5U  Äoftnife  Äonig  ©igiämunb  unb  bie  beutfc^en  ^rdlaten  be» 
getreu,  bap  bie  Sieformation  ber  Äird)C  beenbet  werbe  öor  ber 
2Ba{)l  eines  neuen  ^apfteS,  fo  erflaren  bie  .farbinate  unb  bie 
italieni[d)en  ^rdlaten  ein  foldf)eä  SSerlangen  für  {;uffitifc^)c 
Äefeerei.^ 

giad)  btcfcr  ©ebeutung  be§  ^fuSbrucfeS  ile^cret,  nad)  weU 
c^er  c§  eigentlid)  gar  nid)t§  mel)r  bebeutet,  War  aucb  je^t  fd)on 
3ot)anncö  ^u^,  ber  wol)l  um  ba§  Sal)r  1408  bie  wicliffttifdjc 
2tnftd)t  ttom  ©atrament  be§  2lltar§  wieber  aufgegeben,  ein  wt» 
cliftfiifd)er  .Ke^er,  ob  er  auc^  üon  ben  befonberen  fWeinungen 
bcö  SBicliffe  nod?  feine  einjige  öffentlich»  auggefprodjen,  fonbern 
nur,  wie  SBicliffe  unb  Saufenbe  mit  i^m,  über  baä  Serberben 
ber  Äirdje  gesagt  unb  bie  SSerantaffungen  beffelbcn  ongegeben 
^atte.  Snbeffen  gerabe  weil  nur  biefe  2lrt  ber  wicliffitifd^en 
Äetjeret  bei  ii)m  ju  fmben,  ifi  ©binco,  ber  eräbifd;of,  auper 
etanbe,  unmittelbar  gegen  J^up  etwa#  ju  unterneljmen.  Um 
tnbeffen  etwaä  ju  tt)un,  ftellt  er  bie  fünfunboierjig  wicliffttifdjen 
®ä|e  aüf,  weld)e  aud)  nadjmalä  »on  ber  ©pnobe  ju  ^oftni^ 
anatbematifirt  werben  finb.  ^rei  58crfammlungen  i)inkx  ein» 
anber  foUen  beä^alb  gebalten  worben  fein,  ber  Uniücrfttdt,  bann 
t)tt  tljeologifd^en  gacultät,   bann  aller  £)octoren,  SÄagifier, 

1)  Von  der  Hardt  IV.  1.  pag.  637. 


—   321  — 


SSaccalaurcn  uitb  ©tubiienben  ber  b6{)mifd^en  Station.*)  2£uf 
tiefer  leiteten  SSerfammlung  foU  nun  aud)  3of)anne§  an« 
»cfenb  gemefcn.  25erfelbe  foU  im  miubeflen  nid)t  wiberfprodjen 
Ijaben,  wie  bie  ©äf|e  alä  ^e^ereien  »erbammt,  wie  bei  (Strafe 
ber  'ituäiloßung  au§  ber  bü()mifd)en  iliation  »erboten  roorben, 
fie  weiter  ju  Icljren  unb  befonberä  bie  2Berfe  2Bicliffe'5  über 
brt§  ©ocrament  be»  2(Uar§  unb  ben  SSrialoguä  and)  nur  ju 
lefen.  So  bcrtdjtete  ber  Utraquiit  3o(janneä  ^Prjibram  in  einer 
©djrtft,  bie  etwa  jweiunbjwanjig  3abre  naä)  bem  SSorgangc 
felbft  aufgefeilt  worben.-)  6od)tduä  l)at  eine  längere  «Stelle  au§ 
biefem  SBerfe  bem  feinigen  einüerleibt.  ^up  fei  bei  ber  SSers 
bammung  burcf)  bie  Uniüerfitdt  unb  burd)  bie  tljcologifdje  ga= 
cultdt  jugegen  gewefen  unb  Ijabe  mit  feinem  SBorte  bagegen 
gefpiod)en. 

(Sä  oerbient  aber  Sobanneä  ^rjibram  felbf^  wenig  ©laus 
ben.  3'^«r  fd)wur  bcrfelbe  feineSwegeä,  wie  bie  Äatbolifdf)en 
beljauptet  t)aben,  bie  £el)re  üon  bem  Äeldje  wieber  ab,  jwar 
trat  er  feineäwegeö  formlid)  jur  fatl)olifd)en  Äirdje  jurücf.  2lber 
}u  ben  utraquiftifd)en  ^riejicrn  gel)6rte  er ,  bie  if)re  Äird)e  fdu: 
bem  wollten  öon  allen  freieren  3lnf{d)ten,  wetd)e  ^up  gel)abt 
unb  weldje  »on  bemfelben,  ber  gew6bnlid)en  2lnfid)t  ju  golge, 
au§  ben  witliffttifc^ien  Sd)riften  gefd^opft.  Sn  feinen  SGBerEen 
^sreift  er  wieber  bie  Tlutoritdt  ber  Äirclje,  fapt  bie  ©inbeit  ber^ 
felben  wieber  moteriell  unb  finnlid)  auf,  ^jreijl  bie  2lutoritat  ber 
3)octoren,  ol)nc  ber  nod)  ^oberen  be§  ©»angelü  ju  gebenfen, 
rebet  in  ben  ungemeffenftcn  2luäbrüden  »on  ber  2Bürbe  unb 
^ol)eit  be»  facerbotalifc^en  ©tanbeä ,  nimmt  bie  fatf)olifd)t 
3:ranäfubftantiation5lel)rc  wicber  an ,  »erttjeibiget  bie  Sebre  üon 
ber  Snterceffton  ber  ^eiligen  unb  bie  3lnbetung  ber  jSßilber. 
Äurj  er  fud)t  bie  Äirdje  ber  Utraquiften  bem  Äaff)olici§muö  wies 
ber  fo  nalje  alä  möglid)  ju  bringen.  Selbjt  ben  ?)ap|l  erfennt 
er  wieber  an  fammt  ber  Semporalgewalt  ber  Äirdje.  ©egcn 
SBicliffe  tft  er  heftig  unb  üon  ber  £e()re  be§  Sof)anne§  ^up  unb 
be§  5Katbia§  üon  Sanow  will  er  nur  annebmen,  waä  t5on  ©Ott 
ongenommcn  wirb,  »on  ber  fatboIifd)en  Äird^e  unb  »on  iljren 
ßeljrern.   ^rjibram  ^atte  ein  gropeä  3nterejfe  baran,  bie  ©a» 


1)  Coclilaens.  Hist.  Hass.  pag.  12. 

2)  <äüi  \)tt  <Bd)n\t :  Ardculi  Wideffi  Co  hkeas  Bist.  Hass.  p.  12. 
II.  Zf)tif.  21 


—   322  — 


df)en  falfc^)  barjutieCfen.  X)\t  Utwquiften,  roeldje  er  jur  Äattjo* 
licitdt  jurudfü^ren  wollte,  foQten  meinen,  So^annc§  ^up,  ben 
fte  »ere^rten  wie  ben  Urfjeber,  wie  einen  üJidrtprcr  i^rer  Äird)e, 
,  l)übe  alle  SKeinungen  l>e§  SBicliffc,  we(ct)e  bie  Äirdje  »erbamins 
tc,  ebenfalls  »erbammt. 

35ag  ober  ber  ©ang  ber  35inge  ganj  onber§  war,  o(3 
ßodjlduä  unb  ^J^jibram  bcridjten,  Qd)t  au§  ^upenö  (3d)riftctt 
flar  unb  unjweibcuttg  bc^öo''-  9?icbt  bie  Unitjcrfitdf ,  fon; 
bern  nur  adjt  £)octüren,  welche  fid)  bie  tbcologifd^e  gacultdt 
nannten,  (jaben  bie  fünfunböierjtg  '2lrtifet  toerbammt  unb  i^rcn 
5Befd?lu^  auäget)en  laffcn  wie  einen  allgemeinen.^)  @S  ijl  bar^ 
auf  eine  ^^auptüerfammlung  ber  Unioerfitdt  gehalten  werben. 
2)iefe  Ijat  ifjr  Urtfjeit  über  bie  wtcliffttifcl)en  @dge  aufgefdjoben, 
von  ben  ^Doctoren  aber,  welrt^e  bie  Serbammung  auägefprodben 
bege()rt,  ba^  fte  bie  ^frtifcl  wibcrlegen  modjten  auä  ber  ©c^rift.^) 
S)ie  Uiiioerfttdt  l)at  bicfes  2Cnfinnen  an  fie  oftmals  wieberl)olt. 
!2iber  mä)  im  ^ai)xt  1412  b^ben  bie  J^erren  nidjtS  wiberlegf 
untf  bie  ©adje  ijl  noä)  immer  nid)t  auagemadbt. ')  ^in§  nur, 
baö  won  ^u^  mit  Still fd;weigen  übergangen  wirb,  m6cf)te  auS 
^rjibram  alö  eine  SBa^rbeit  ju  entneljmen  fein,  ba^  bie  gan5e 
tbeologtfd)e  gacultdt  bic  ße^re  SQStcliffe'ä  öom  ©acramcnt  beä 
tJlbcnbmabB  alä  falfd)  tierwarf  unb  bog  aud)  Sobanneö  J^u^ 
in  biefe  SScrwerfung  cinftimmte,  weil  er  um  biefe  3eit  gefunben 
ju  t)aben  glaubte,  bap  fte  wirf(id)  falfd)  fei,  weil  er  bie  anbere 
2lnftd)t  aufgefaßt,  weld)e  bei  ber  3ufainnienftellung  feiner  \)aü)pU 
fdd^lid)ften  SUJeinungen  mitgetbeilt  worben  ijl.  *) 

25aran  aber  fdjeint  fein  äweifel  ju  fein,  bap  auf  feine  eigene 
.|>anb  ©binco,  ber  (Srjbifcbof,  ein  SSerbot  ber  wicliffitifd^en  @c^rif= 
tcn  ei"get)en  lieg,  unb  eben  fo  wabr  mag  e§  fein,  baß  er  babet 
burd)  bie  (5ntfd)eibung  einer  ßongregation  be§  Äleruö  unteaflü^t 
worben.  2lber  ber  SBiberfianb  ber  Unioerfttdt  ip  nid)t  minber  flar 
unb  gewip.  ©dbon  fonnen  bie  S3ewegungen  in  JBcbntcn  nidjt  un^ 
bebcutenb  gewefen  fein.  ®ie  fangen  an  ben  Äonig  SBenjel 
beforgt  ju  madjen.   SBenjel  ruft  enblid)  bie  SSarone  be§  3?eis 

1)  Ad  scripta  Magistri  Stanislai  de  Znoyina  I.  pag.  331.  332. 

2)  De  Oecimis.  I.  pag.  146. 

3)  Du  ublatione  teniporaliam  a  clericis.  pag.  146. 

4)  Joann.  Przibram.  contra  novas  sectaa.  pag.  539. 


—   323  — 


d)e§  nad)  ^rag,  fcamit  bie  jlveitentien  ^aitljeten  beS  Äleruä 
frtcbltd;  oer^ltdjen  njürben. 

Sb  SGBenjel  ben  ©ad;en  ouf  ben  (Srunb  faf),  ob  er,  tute 
bie  ölten  redjtmdpigeu  Äönige  »on  ©ngtanb,  einer  9?eformation 
ber  Äird)e  im  StiÜen  ben  SBeg  bereiten  woUte,  baä  Id^t  fid) 
flUerbingä  nidjt  mit  ©ewi^fjeit  fagen,  weit  fein  betragen  nid)t 
fo  franf  unb  offen  ift,  wie  ba&  betragen  jener,  bie  SSefd^üfeung 
bec  fogenannten  Äe^er  niemaB  ganj  l)anbgretflid)  t)erüortritt. 
SBar  tnbcffen  in  i^m  and)  nid)t  ber  flare  ©ebanfe,  baß  er 
l}anbcln  niöffe  tüie  bie  .Könige  ©buarb  III.  unb  Stidjorb  IL, 
fo  war  bod)  in  il)m  n)o!)l  ber  ftide  SBunfd),  baß  bie  Äe^crei, 
ttjeld;e  in  il)ren  23trfungen  für  bie  fürftltd)e  S)fad)t  fo  erfpriefs 
üä)  werben  oerfprad),  nid}t  möge  unterbrücft  werben.  2)ie 
Se^ie,  vocld;e  je^t  öerfünbtt  warb  in  S3ö()men  oon  unb 
Sacob  üon  SlJifa'  mag  nod)  nid)t  gegen  bie  ganje  römifdje 
Jtirdje  gelaufen  fein,  aber  eä  jlanben  anbere  Tlhnntt  neben 
nen,  welcl^e  bereitä  einen  l;6l)eren  Xon  angeftimmt.  Unter  ben^ 
fetben  worauf  ^ieronpmuä  t>on  ^rag.  Seren  8el)ren  unb  Me'u 
nungen  faljen  bie  SJömlinge  gewi^  an  al§  »oUftdnbige  Äefeereien. 
Äönig  SBenjel  will  nid)t,  bap  biefe  Äe^ereien  unterbrücft  wer* 
ben  follten,  aber  er  will,  baß  gefagt  werben  möge,  Äe^erei  ijl 
im  Sanbe  5ßöl)men  nic^t  ju  füiben.  SBal)rfd)cinlidj  in  golgc 
ber  Sufammenfunft  ber  b6bmifd)en  S5aronc  muß  ©binco,  ber 
grjbifd)of,  in  feierlid)er  SJerfammlung  aller  ^rdlaten,  ©octoren 
©tubenten  unb  wer  fonfl  öon  ben  ©laubigen  ftcf)  l)attc  cinfi'ns 
ben  wollen,  crfldren,  baß  eine  forglidje  Unterfudjung  ergeben, 
wie  Äe^er  im  Sieidje  S5öl)men  nid)t  ju  finben.  2)tefe  Qxtla- 
rung  warb  im  3uli  beö  "^aijxt^  1408  ertaffen.  ^)  ©iel)et  bas 
bod)  faft  au§,  alä  l^abe  jtönig  SBenjel  ftd^  unb  bie  freie  Se^re 
ftd)ern  wollen  »or  üJJaßregeln  bcä  romifdjen  ®tul)le§,  fielet  c5 
bodj  fafl  au§,  ol§  t)abe  er  ber  tefjteren  fagen  wollen,  breite 
bid)  nur  erft  au§  unter  bem  S5olfe,  bamit  Äonige  unb  Surften 
fid)  für  bid)  erfidren  fonnen,  o^ne  fürdjten  ju  muffen,  olS 
.Se|erbefd)ü|er  burd)  bie  ^riejterfürfien  um  2anb  unb  Seute  ge« 
hxa&/t  ju  werben. 

1)  UrFunbe  ^JIc.  216.  !pelje(.  IBe6enö9efd)ic^tc  be»  roniifc^cn  unb  60^5 
tnifd^cn  Äöiiiijö  QSenjet  I.  pag.  124.  125. 

2)  Tenor  Appellationis  Joannis  Huss  I.  pag.  14. 

21* 


—   324  — 


©btnco  nun  ^atte  gewl^,  wenn  er  aud)  üon  ©ele^rfnmfeit 
nid)tö  üerltant»,  boä)  bie  Saftif  be§  ÄonigS  unb  etneö  guten 
5£(;etle§  ber  bö()mifd^en  ffiaronc  tt)oJ)l  burcl)fci)aut  unb  nur  un= 
gern  unb  gejroungen  feine  ^anbe  geboten.  SSalb  barauf  brac^ 
ein  «Streit  auä  jwifc^en  bem  Äonig  unb  bem  ©räbifcljof.  &ta 
foUte  baä  (Sd;iöm«  ber  .Rircbe  burd)  bie  Äarbinäle  beenbet  weu 
ben.  2)iefelben  [einrieben  an  Äonig  SSenjel  wie  an  anbere  gür* 
fien ,  ba^  er  bem  ^npfie  ©regor  XII.  bie  £)bebienj  entjieljcn 
mb(i)te.  ©ie  marf)ten  i(}m  .^offnung  in  bem  ©cbreibcn,  bap 
»on  .einem  neuen  ^n^^  oud)  feine  faiferlidje  2Bürbc  über 
2)eutfd)lanb  m6d)te  onerfannt  werben,  ©regor  XII.  fjatte  ben 
©egenfönig  SJuprec^t  anerfannt.  2Benjel  erfldrte  Darauf  aud) 
wirflid)  ba»  SJeid)  i!8ö()men  neutral;  weber  ©regor  XU.  nod> 
SBenebict  XIII.  foU  vorläufig  in  bemfclben  üB  ^apft  angefe- 
|)en  werben.  £iiefer  ©ntfd)eibung  beä  Äonigä  wiberfe^t  fic^) 
©binco  unb  ein  guter  SSfjeil  be§  Ä(eru§.  (Jä  ent|lei)en  barauä 
lebtjafte  Sfeibungen  jwifc^en  ber  wettlidjen  unb  ber  gei|llid)en 
©ewalt.*)  So^anneä  Squ^  aber,  »iel  anbere  üe^rer  unb  ^rebi* 
ger  arbeiten  für  baS  ^ifaner  ßoncil,  weldjeä  eben  norbereitet 
wirb.  Men  biefen  nun,  namentli^)  unb  ouöbrüdlicl)  bem  ^u^ 
Id^t,  weit  fie  »om  i)eiligen  SSater  ©regor  XII.  abgefallen, 
©binco  bie  2(u§übung  aller  ipriefterlidjen  S3errid;tungen  »erbies 
ten.  ^)  2)er  (Jrjbifdjof,  weldjer  mit  ber  Äef»crei  ntcbt  an  ben 
5Kann  |)atte  fommen  fonnen,  fud)t  an  ifjn  ju  gelangen  in  ei« 
ner  anbern  SBeife.  @ä  bleibt  aber  baö  ©ebot  ganj  unbcadjtet. 
9lun  fd)webt  aber  noc^  immer  bie  @ntfd;eibung  einer  anberen 
gragc  ob.  £)ie  Unioerfität  ^at  nid»t  eingewilligt  in  bic  SScr; 
bammung  ber  wicliffitifd)en  ©Triften,  welche  oon  ©binco  unb 
bem  Äteru§  auSgefprod^en  worben.  ©ie  l;at  begehrt,  bag  eine 
Unterfudjung  wcranjialtet  werben  foUte.  ?iun  wirb  jwar  nidjt 
gefügt,  tjon  wem  fie  gefütjrt  wcaben  foUtc,  aber  e§  fdjeint,  .^up 
unb  feine  greunbe  wollten,  bap  fie  gcfüt)rt  werbe  »on  ber  Uni» 
»erfitdt  felbfi.  SSon  biefer  ©ntfd^eibung  nun  war  gewip  noä) 
immer  bie  3?ebe.  £)ie  £)eutfd)en  an  ber  Unioerfttät  waren  meifl 
Igreunbe  beö  ^apjltljumeö  unb  bet  Äirdje.   ein  groper  5£^eil 

1)  Secundam  exameii  publicum  Joann.  Huss  in  Conc.  Const.  Von 
der  Hardt  IV.  1.  pag.  312. 

2)  Epistola  Joann.  Huss  ad  CoUeg.  Cardinal,  a.  1411.  i.  pag.  11 


—   825  — 


über  ber  S36l)men  ^ötte  met)r  ober  weniger  bte  »ic(ifftttfd)en 
SKeinungen  ergriffen.    2)ie  geinbfd)aft  5n)ifd)en  ben  2)eutfd)en 
unb  ben  <S(aoen  bnd)t  bei  jeber  SSeranlaffung  bfwor.  'Sinn, 
xvtü  bte  ©ntfdjeibung  bcr  Srage  über  bte  wicliffitifdjen  @d)rtfi 
ten  beöorjujle^en  fc^ien,  war  eS  für         unb  feine  greunbe 
»on  3Sid)tigfeit,   ber  bö^mifct)en  Station  ein  Uebergen)id)t  an 
ber  UnioerfitiU  ju  »erfdjaffen.   Urfprünglid)  ^atte  Äarl  IV.  bei, 
Stiftung  ber  prager  Unioerfttdt  oerorbnet,   ba^  bie  S56bmen' 
brei  unb  bie  fremben  Stationen  nur  eine  Stimme  l^aben  foüten 
in  allen  25ingen.  ^)   Snbeffen  i)attt  fid)  bie  @ad)e  anber§  ge^ 
jlaltet,  unb  bie  fremben  Stationen,  bie  Saufen,  bie  äßaiern, 
bie  ^oJen  b<itten  fid)  breicr  Stimmen  angemapt  unb  ben  Söl^s 
men  »ar  nur  eine  geblieben.   S^un  arbeiteten  ,^u^  unb  ^ieros  { 
npmuä  bei  bem  Äonige,   bap  er  ba§  urfprüngli4)e  SSerbaltnip  1 
wieber  l)tx\ttUtn   möge.     Unb    Äonig  SBenjel  entfdjieb  im  0 
Sonuar  be§  3at)re»  1409  für  bie  S56bmen.  -)   2Seil  bie  ®ad)c  f 
jufammenbing  mit  ber  @ntfd)eibung ,  bie  über  bie  wicliffitifd^jen 
SSüc^er  gefaxt  »erben  foQte  unb  weil  baä  Uebergewidjt  ber 
SSobmen  fie  b^tte  ju  ©unjlen  ber  Äe^erei  wenben  fonnen;  wirb 
begreiflieb,  wie  bie  ©pnobe  ju  Äojlni^  bie  S5e|lrebungen  be§ 
^u^  in  biefer  2fngelegenbeit  ibm  fafi  anrechnen  fonnte  aläMeU 
jereien.   Sn  ^rag  ober  entheben  grofe  Bewegungen  über  be§ 
Äönigä  ©ebot.   X>ie  S5ürgerfd)aft  nimmt  ^artbei  für  bie  S3üb= 
men ,   unb  am  2tnfange  be»  ©ommerä  1409  »erlaffen  bie 
2)eutfd)en  meijl  bie  ©tabt. 

3n  bemfetben  Sabre  ijl  3obanne§  S^u^  SJector  ber  Untoer- 
fttdt  unb  bält  acabemifd)e  SSortrdge  über  bie  libri  senteatia- 
rum.  ^)  (5in  aber  ber  SJoctoren  böbmifdjer  Station  ijl 
gegen  bie  wicliffttifcbe  2ebre  geftimmt,  weldje  nun  auä)  bei^l^ug 
fclbjl  immer  beutlicber  b^^ßortritt.  Snboffen  wirb  bemevft,  bag 
bie  Entfernung  ber  £)eutfcben  üon  nid)t  geringem  ©influp  ifj, 
greier  unb  offener  treten  bie  ^rebiger  auf,  ibre  3abf  w^b  tm= 
mer  groper.  SSom  fatbo[tfd)en  Äleruä  treten  »iele  ju  ibnen,  unb 

1)  Secnndum  examen  pabticam  Joan.  Huss,  in  Cunc.  Const.  Von 
ier  Hardt  IV.  I.  pag.  312. 

2)  Urtunb;  D^o.  226.   ?pclie(.  2e6cn69ef*/i4>te  &<S  touiif^cn  unb  6ö§5 
mifc^en  fiontgä  SBcnjcl  II.  pag.  125, 

3)  De  coe  a  Doinioi  I.  pag.  49> 


—   326  — 


man  fann  fte  bereite  <infe{)en  ol5  eine  formtrte  ^artl)ei.»)  ^ug 
felbfl  bejctd)nete  fte  eine  foldje  im  3a^te  1411.  Unfere 
^artf)ei  fefet  er  [i^on  ber  ^nej!erfd)aft  Sfomä  entgegen.-) 

iDer  facerbotalifcbe  ©eifi  wirb  beforgt  um  feine  .|)etrfd^aft. 
3£nbreaä  »on  Sßrobe,  SSaccalaureuö  ber  Sbcotogie,  fdjreibt  an 
©binco,  ben  ©rjbifcbof,  e§  fei  bie  i)öd)p  Seit,  einjugreifen, 
immer  weiter  unb  weiter  »erbreiteten  ftct)  bie  wicliffttifcben  Wlei'- 
nungen.   Unter  benfelben  waren  nun  oud)  fold)e,  welche  üon 
^up  unb  ^ierontjmuä  nicbt  aöoptirt  voorben,  wie  bie  '^nficbt 
beä  ©nglänberä  »om  ©acrament  be§  "^benbmablö.  ^)  war 
aber  wo!)l  faum  nöt^tg ,  ben  ©rjbtfcbof  jur  Unterbrücfung  ber 
fogenanntcn  Äe^erei  oufjuforbern.    ®ewip  'i)am  er  fc^on  mit 
©regor  XII.  in  Unterl)anblung  geftanben,  baf  etwaä  gcfd)ct)en 
muffe.*)   3!)iefer  ^apji  aber  war  »iel  ju  befcbäftiget  mit  ber 
®orge  um  bie  ©rbafung  feineä  ^ontifkatä,  a(§  bap  er  ftcb  oiet 
um  S56bmen  i)atU  fümmern  fönnen.    9?un  \)at  aber  bie 
nobe  »on  ^ifa  am  26.  Suni  1409  3£(eranber  V.  eingefe^t  unb 
©binco  t)at  bie  Sfiot^wenbigfeit,  benfelben  fofort  anjucrfennen, 
begriffen,  bamit  bie  Operationen  gegen  bie  Äe^er  beginnen 
fonnen.  ^)     9iun  ift  fidbtbar  «Sbinco  »on  bem  neuen  ^apftc 
gleid)  bei  bem  3fntrttt  feiner  SJegierung  ermuntert  worben ,  et; 
waä  Sflambafteä  gegen  bie  Äe^erei  ju  unternebmen.  SBabr» 
fcljeinlid)  ließ  er  eine  neue  SSerfammlung  beö  ÄIeru§  b^lten,  ber 
bie  ©ntfcbeibung  über  bie  wicliffitifc^en  «Scbriften  gab,  wcld)c 
bie  Unitterfitdt  jurücEbielt,  ba  fte  weber  SBictiffe'ö  ßcbre  »eri 
bammen,  md),  bem  romifcben  Stuhle  gegenüber,  9JJeinungen 
für  orttjobor  erfldren  wollte,  bie  biefer  für  fefjerifcb  erachtete. 
'Slad)  ber  ©ntfcbeibung  jener  SSerfammlung  nun  erließ  ber  @rj: 
bifcbof  ba§  erjle  @ebot,  baß  alle  wicliffitifcbe  ©cbriftcn,  bamit 
fte  »erbrannt  würben,  an  ibn  abgeliefert  werben  foUten.  Siefer 
erjle  <S>ä)ntt  be§  grjbifcbofä  fd^einet  fid)  nidjt  auf  eine  aus; 
b'tütflid()e  SSuUe  be6  romtfcben  @tul)leg  ju  ftüfeen.    Hbtx  bie 


1)  Cochlaens.    Hist,  Hussit.  [tag.  16. 

2)  Pars  nostra.    Replica  tontra  Joan.  Stokes  1.  pag.  137. 

3)  Cochlaens.    Hist.  Hussit.  pag.  17. 

4)  ©d)on  in  ber  testen  3"t  OrcgorXlI.  featte  er  ctnmnf  gebeten,  bfl& 
bie  rcicliffitifchen  !5iicl)cr  ocrOrannt  rocrbcn  foOten.  Oido  pioce.lendi  in 
causa  Joann.  Hlss  per  ipsumniet  signatns  I.  pag.  109. 

5)  Epistola  Joann.  Huss  ad  coli.  Cardinal,  a,  1411.  l.  pag.  116. 


—  327  — 


fWa^regel  ifl  ganj  in  t)cm  ©etjle  unb  iti  bcm  SBillen  bcffelben. 
Sqü^  übet  unb  feine  greunbe  legen  eine  2(pjpcUation  anf  cn  biefen 
römifc^en  <2tuf)l.  @te  fenben  felbji  einen  SKann,  9Zamen§ 
SQt'mxid),  nad)  Siom,  bet  bort  ii)xe  ©acl)e  füfjren  foU.*)  ^apjl 
'Ülepanber  V.  aber  nimmt  feine  9iurfftct)t  auf  biefe  2fpipcUation, 
fonbern  erldft  an  ©binco  am  20.  35ccember  beä  3at)reö  1409 
eine  feierlidje  2}uUe.  S56^men,  Sßdl)ten,  bena(|)barte  ganbe 
finb  angefüllt  mit  wicliffitifcber  Äe^erci,  befunberä  über  ba§ 
©acrament  be5  "Kltax^.  @ä  foll  fortan  nur  nod)  ge:prebiget  wer: 
ben  in  ben  Äötl)ebralen  unb  in  ben  Älo(}erfird)cn.  SBicliffitifd)e 
Äe^erei  foll  9Uemanb  mel)r  weber  prebigen  nod)  auf  bem  Sebr^ 
jiul)le  »erfünbigen.  2Ber  e»  ferner  nod)  t^un  n»trb,  foU  erad)» 
tet  werben  für  einen  Äei^er.  £)ie  S3ulle  i\t  jumeifi  barauf  be; 
v((i)mt,  bem  (Srjbifd)of  moglid)  ju  mad)en,  bie  b6t)mifd)e 
^rebigt  in  ben  Capellen  ju  »erbieten.  ^)  Senn  l}ier  war  e§, 
«0  bie  ffd)  bilbenbe  eüangelifd)e  ^Priejterfd)aft  oon  bem  SSolEc 
ecrftanben  warb,  wenn  fie  »on  bem  gefuntenen  Suftanbe  ber 
T6mifd)en  Äird)e,  wenn  fte  üon  bem  ©»angelio  rebete.  2Benn 
aber  geftagt  warb  über  bie  Äird)e,  wenn  gemül)nt  warb  an  baä 
©wangelium,  wenn  bie  ße^ren  beffelben  auöeinanbergefei^t  wurs 
ben,  fo  foUtc  eä  wenigftenS  in  lüteinifd)er  @prad)e  gefd)el)en, 
bamit  baä  SSolE  es  nic^t  fajje,  bamit  biefe  Äöne  wirEungsloä 
in  ben  ßüften  »eri^allten. 

©binco  aber,  ber  @rjbifdf)of,  Idpt,  na(I)bem  er  bier6mifd)e 
SSulle  erl)alten,  einige  äüt  »erlaufen,  ef)e  er  berfelben  2(nwens 
bung  giebt.  2)iefe  geit  biente  if)m  wa l>rfct)einlid) ,  ben  Äonig 
unb  feine  Umgebungen  ju  bearbeiten,  ^nblid)  im  SDionat  Sunt) 
beä  1410  »erfammelte  er  eine  "ilxt  ©^nobe.  2)iefe  nun 

verbammt  bie  wicliffitifd)en  ©d)riften  al§  Äe(|ereien  entt)a(tcnb 
jum  geuer.  Wid)ad  von  S)renowi^,  betrug  üon  Sialentia, 
Sol)annc!ä  oon  ßangficn,  9)?arcuä  t>on  ®re|,  welche  fiel)  allem 
SL^erfa'qrcn  beS  (^rjbifd)ofö  gegen  bie  Ee^erifd)en  ®d)riften  f)ürtnäf= 
fig  witerfefjt,  werben  namentlid)  unb  auSbrücflic^  in  bem  @d)luff< 
ber  Syiiobe  «ufgefoibert,  binnen  fed)ö  Sagen  äBicliffe'ä  (Scl)rif: 
ten  einjuliefern.  Sobanneä  .^u^  aber  wirb  nicht  mit  genannt, 
wol)l  ein  neuer  S5eweiö,  bap  er  unter  bem  befonbern  @c^)ufee 

J)  Tenor  Appellationis  Joan.  fliiss  i  pag.  115.  117. 
2)  Baynald.  Annales  eccle&iae  WW.  pag.  396.  3ft7. 


—   328  — 


be6  ^6ni3§  ftant» ,  mii)Alb  man  iijn  fd)onen  muffcit 
glaubte.  S)arauf  Inpt  bte  ©pnobe  t>a§  SSerbot  bet  ^rebigt 
in  ben  ÄapeÜen  folgen  bei  ©träfe  ber  ©rcommunication  unb 
ber  ^aft.  ^u^  fclbjt  tt)et(et  biefen  ©pnobatfdjlup  mit.')  (5§ 
ift  ,bet  (e^te  unb  cntfcbeibcnbe  ©djritt,  raeldjen  ber  ©tjbii 
fdjof  tbut. 

S3iete§  "Jfnbere  ijl  oorauSgegangen,  wie  ^up  ebenfalls  felbft 
öuf  ber  ©pnobe  ju  ^o)lni|  erjäljlt.  ^ßalb  md)  bcm  Empfange 
ber  SSuUe  b<>t  ber  @vjbifcl)of  gebieten  (äffen,  bop  bie  wicfiffitts 
fdjcn  ©cbriften  iljm  eingeliefert  rcerben  foUten.  SSiele  baben  fte 
Abgegeben,  anbere  nid^t.  i)at  feine  ©remplare  bem  @rj. 

bifd)of  übergeben,  babet  ober  gebeten,  baf ,  ebe  ein  SBeitereä 
gefcbebe,  erjt  unterfuc^t  werben  möchte,  ob  aud)  wirflid)  Äegereien 
in  ibnen  entbalten.  Einige  tion  ©binco  berufene  S^beologen 
baben  bie  wicliffttifdjen  ©Cb^ift^i  ^eutx  »erDommt.^)  Ses 
ren  SSerfammlung  barf  nid)t  »ernjccbfelt  werben  mit  ber  ©pno« 
bc,  n)etd}e  ber  ©r5bifd)of  fipater  bielt-  S^ft  alle  2)octoren  ber 
Uniwerfitdt,  einige  ausgenommen,  »elcbe  ©binco  mit  ju  jener 
erjlen  SSerfammlung  gejogen,  geben  barauf  ben  Äonig  SBenjel  an, 
ba^  er  bie  SSerbrennung  ber  n)icliffttifd)en  ©cbrtften  b'nbern 
möge.  Sebenfallä  beriefen  fie  ftd)  immer  barauf,  bap  beren 
.Ke^ereten  nod)  gar  ntd)t  erwiefen  unb  baß  barüber  ein  gültiges 
Urtljeil  nur  »on  ber  prager  Unioerfttdt  felbfl  gefprodben  werben 
fönne.  2)arauf  fenbet  ber  Äonig  jum  @rjbifd)of,  ftd)  ju  erfuns 
bigcn,  wie  e§  (lebe,  fagt  ^u^  in  ber  Äürje.  2Babrfd}einlid) 
ober  liep  SBenjel  ben  ©binco  wiffcn,  er  möge  ba§  weitere  SSer» 
fahren  einjlellen,  biä  baä  Urtbeil  ber  Unioerfitdt  gefommen. 
©binco  antwortet,  er  werbe  nid)t»  wiber  ben  SBillen  beä  Äo; 
nigä  tbun.  er  glaubt  nun  eilen  ju  muffen.  2)te  ooUe  2luto: 
ritdt  ber  Äirdje  foU  ber  ßntfcbeibung  ber  Uniüerfttdt  jUüorfom= 
men.  dt  bdlt  bie  (Sv)nobe,  beren  bereit»  get)ad;t  worben.  9?un 
bat  ber  romifcbc  ©tubl  entfdjieben  fammt  ber  prager  ©pnobc, 
bap  in  SBicliffo'S  ©d)riften  wirflid)  Äc^ereien  ftnb.  SBer  will 
nod)  bawiber  fein  unb  fagen,  bap  fte  nid)t  barinnen  ftnb.  3n 
biefem  @pnobalfd)lup  tritt  nun  oud)  ©ettcnS  be§  ©rjbifd^ofä 
baä  SSerbot  ber  ^rebigt  in  ben  ÄapeHen  juerfi  t)mox. 

1)  Tenor  Appellationis  ab  Archepiscopo  ad  Pap.im  f.  pag.  113.  114. 

2)  Secundum  exaiuen  publicum  Joan.  Huss.  Von  der  Hardt.  IV. 
I.  pag.  309. 


•      —   329  — 


©binco'ä  Setwgm  aber  jetgt  immer  von  %\xxd}t  unb  Un= 
gewt^tjett.  2>tefe  fönnen  faum  onbcr§n)of)er  gefommen  fein,  als 
t)on  bera  S3enel)men  beä  Äonigä  unb  beä  '2£Del§,  n)eld)e§  ber 
Äegerei  meljr  alä  ber  Äird)e  fid)  geneigt  erwie^.  ©binco  tjat 
bie  IBüd}er  jum  Jeucr  ocrbammt,  aber  er  wagt  nidbt  fie  oud) 
fofort  »erbrennen.  @ä  fommt  inbeffen  auä  Staticn  bie  9^ad); 
ridjt,  bfl^  ^^apjl  3ller<jnbcr  V.  gefiorbcn,  tt)eld}e5  im  9)?ai  bies 
fcS  3ö{)reä  gefd)eben  war.  ©btnco  fürdjtet,  ber  neue  ?)a^)jl 
ni6cl)te  bie  SuUe  etwa  jurücfne^men.  ©anj  in  ber  Stiße,  im  ^ofe 
beS  erjbifdjöflidjen  ^olajle»,  bej"d)üfet  öon  Jßemaffneten,  läft  er 
enblid^  bie  -93üd}er  verbrennen.^)  Sweibunbert  ©rcmptare  finb 
ifjm  eingeliefert  njorben,  nllc  vracbtooU  eingebunben.-)  ©o  mt'- 
nig  war  Äonig  SBenjel  jutricbcn  mit  biefem  ©djritte,  bap  er 
ben  ©rjbifd}of  ucrurtbeilte,  ben  SBertb  ber  »erbrannten  SSücber 
ju  erfe^en.  2Benjel  will  burd)auä  nid)t,  bag  e§  i)ti^tn  foU, 
Äe^erei  l)errfd)e  in  S5öbmen.  <Bo  ld§t  er  ftd)  »erlaufen  in  einem 
SSriefe,  an  bie  Äarbinale  Sobannä  XXllI.  gefd)rieben.  ga(t 
fd)cinet  cä,  einen  etwa§  anberen  SBeg  will  er  geben,  al6  bie 
Äonigc  »on  gnglano.  £)aburcb  wiH  er  baä  ©mporfommen  ber 
Äe^erei  bcgünjiigen,  ba^  er  behauptet,  wtcliffttifd}e  9J?einungen, 
bercn  Safein  ibm  bocb  gewig  wobl  befannt  war,  feien  gar  nidjt 
Äe^ercien.  S)a  nun  ^^apfie  unb  ^riefterfürflen  e§  fcf)r  oft  »er; 
fidjert  battcn,  bag  fie  Äe^ercicn  waren,  fo  war  eä  ein  nidjt  ges 
ringer  ©raD  »on  greibeit  unb  »on  Äübnbeit,  wenigjlenä  inbis 
rcct  }U  bct)auptcn,  bap  fie  feine  -Redereien  waren.  25er  Äönig 
bittet  bie  .Rarbinale  in  bem  SSriefe ,  fie  möd)ten  erwirfen ,  bag 
ber  drjbifdjof  feine  ©etrcuen  nid)t  weiter  quäle.  ^)  Unter  bie; 
fen  ©etreuen  fann  9Ziemanb  anberä  ncrllanben  fein  olä  ^ug 
unb  feine  Jrcunbe,  bie  Barone  unb  bie  J^erren,  wcldje  ibnen 
onbingen.  2)ü§  ajolf  ober  fam  in  ^Bewegung.  @ä  würben 
©pottlieDer  auf  ben  (grjbifd)of,  ber  S3ud)er  l;abe  »erbrennen  lafs 

1)  Clam  convocatis  suis,  curia  nndiqae  clausa  et  armatis  militibus 
munita  1.  i. 

2)  DubraTins.    Hist.  Bohem.  apd.  Freher,  pag.  193. 

3)  Paternitates  vestras  aifectnose  rogainus ,  ut  a  nobis  concepta  di- 
scedat  tnrbatio,  temeritas  Arcliiepiscopi  inconsulta  subjaceat,  nostorum 
fidelium  indebita  cessct  vexatio.  ^peljcf.  Sctcnsgefe^idjtc  tci  romifdjfn  unb 
tc^niife^tn  ^vonig«  aBenjel,  Urfunbe  SKo.  221.  Ii.  pag.  131. 


—   330  — 


fen,  bte  er  webev  gelefeu  noä)  oerpanben,  auf  ben  ©äffen  ob- 
gefungen.i) 

gut  3o^annc§  ^up  aber  ifi  bte  bobmtfcbe  ^rebigt  bte 
^auptfad)e.  Sie  ift  ber  2Beg,  burd)  wctd^en  er  allein  bem 
a3olfe  gelangen  fann.  @d)on  an  ben  ^a:pft  "^teyanbet  V.  J)at 
er  eine  'ifppeUation  erge()en  laffen  wegen  jener  S3uUe,  rvdd)t  bte 
^rebigt  »erbot,  gie  lief  »on  bem  iibelunterrtd}tetcn  an  ben 
beffer  ju  untcrridjtenben  ^apjl.  S^adjbem  aber  bie  S3üd)cr  S!Bi= 
clijfe'ä  »erbrannt  werben  ftnb,  »eretniget  er  ftcb  mit  mel)reren 
greunben.  ©ie  appetliren  an  Sol)annnä  XXIII.  ®ie  reben 
mit  groger  Müt)ni)e\t  2)aä  25erfal}ren  ^apfl  "Jderanber  V.  ift 
falfd)  unb  ungültig  gemefen,  ba  er  feine  9iücfficf)t  genommen 
i)at  auf  i^re  bereite  frül)er  eingelegte  '2i^3peUation,  bie  Sierbams 
mung  ber  n>icliffttifd)en  ©djriften  alä  Durd)aug  fe^erifdj  ijl  SBis 
berftnn,  ba  »iele  Singe  barin  enthalten,  über  bcren  SBa^r^eit 
fein  groeifel.  Sie  ^rebigt  in  ben  Capellen  fann  i\iä)t  »erboten 
werben,  grüljere  ^dpjlc  Ijaben  fte  erlaubt,  bie  9ied)te  berer, 
welclje  fte  gegrünbet,  werben  baburd)  gefrdnft,  baS  SBort  ®ot- 
teä  barf  nid?t  gebunben  werben,  unb  feine  'Madjt  fann  feine 
SSerfünbigung  Ijemmen.  25ie  ftarfe  ©pradje  ber  '^^pellation 
wirb  burd)  bie  SSorauSfe^ung  ber  SSerfaffer,  bap  ©binco  ben 
^a^jjl  getdufdjt  unb  bie  S3ullc  nur  erfd;lic()en,  wenig  gemiU 
bert. 

SRtt  biefer  ^fppellation  wirb  nun  ein  S5e»oD[mdd)tigter  beö 
Sq\x^  unb  bercr,  bie  ju  il;m  jtanben,  an  ben  .^of  '$)apfl  3oban; 
nc§  XXIII.  gefenbet,  um  iljre  (Sad)e  ju  führen.  Äönig  SÖJcns 
jel  fdjreibt  ben  fd)on  erwäl)nten  Srief  an  bte  jlarbinäle.  Qx 
wünfd)t,  bap  3(Ueä  möge  beigelegt  werben,  bug  JRom  rul)cn 
möge  unb  ft'd)  fteUen,  al6  glaube  eä,  bag  feine  .Rederei  »ot; 
^)anben.  Sotjanneä  XXIII.  aber  fd)eint  in  fd^were  Sicrlegen^eit 
gefommen  ju  fein,  ©ein  ^ontiftcat  flehet  fc^wanfenb  unb  un^ 
gewig.  @r  will  ben  .König  nid^t  erjürnen  unb  bie  Äe^erei  fann 
er  bod)  auä)  nid)t  gelten  laffen.  @r  fudjt  einen  '2(u§weg,  ber 
»or  ber  <^anb  ben  Äönig  begütige  unb  bod)  gegen  ba§  Snte^ 
treffe  ber  Äirclje  nid)t5  entfdjeibe.  Einigen  2)octorcn  juSßologna 


1)  Cochlaens.  Hist.  Hiissit.  pag.  15. 

2)  De  ecclesia  cap.  18.  I.  pag.  294. 

3)  Tenor  Appellationis  ab  Archepiscopo  ad  Papam  II.  p.  112 — 116. 


—   331  — 


tragt  er  auf,  bte  a5üd)cr  SBicIiffe'ä  ju  untcrfucl)en.  g^ie 
fc^eibung  berfelben  roax  fet)r  bürr  unb  trocfen,  fid)tbar  \o,  wie 
ber  ^iipft  fie  i'onen  üorgefdjrteben  in  feiner  I8ertegen^eit.  X>k 
wicliffitifcben  S3üd?er  l)ätten  »on  Dem  ©rjbifd)of  nidjt  follen  | 
üerbrannt  werben,  @ic  fagen  babet  nirf)t,  ob  fte  fefeerifc^ 
ober  nidjt.  Sicfe  nicijt^fagcnDe  @ntfd)etbung  fommt  nod)  in 
bem  ßaufe  bcä  1410  mä)  S56t)men.   Sen  S3eüoUmdc^; 

tigten  aber  ber  2(ppeIInnten  lajjt  3oJ)fnne§  XXIll.  nid)t  üor 
fid).  Stwa  jwei  Sat}re  ifl  berfelbe  an  bem  römtfd)en  ^ofe, 
o^ne  Korgelaffen  ju  werben.  2)  Offenbar  wtU  ber  ^apjl  felbft 
nidjt  gern  etwa§  ^Romtjafteä  tf)un  in  biefer  ©adje,  um  ben 
Äonig  SCBenjel  nid)t  ju  beleibigen.  ©orgfam  fud)t  berfelbe  übers 
^)auv»t  nad)  allen  Seiten  l)in  feinem  ^ontificat  Jreunbe  ju  ges 
»innen,  weil  eä  auf  fe^r  fd)wad}en  gü^en  fteljet.  (St  »ertrauet 
auf  ben  @rjbifd)of  Sbincc,  ba^  biefer  fdjon  aUdn  tt)ün  unb 
burdjfegen  werbe,  wa§  nötl^ig  in  ber  @ad)e  ber  .Äe^erei. 

Sooanneä  ^u^  aber,  feiner  ^Ippellation  »ertrauenb,  {)at 
nod)  einige  gcit  fortgeprebiget  in  ber  ÄapcUe  ju  J8etl}le^em, 
wie  c§  fdjeint,  ot)ne  (3d}onung  beä  @rjbifd)of§.  Qx  freuet  fid), 
bap  ba§  SBort  be§  .^errn  i()m  l^otjer  gejlanben,  alä  ein  ®ebot 
ber  9}?enfd)en  wtber  bte  <Ba(i)e  ©otte».^)  2)er  (Sribtfdjof  aber, 
fül)lenb,  bay  fo  mit  ber  SSerbrennung  ber  wicliffttifdjen  Sd)rifi 
ten  gar  nic^iö  gewonnen  fei  unb  bic  fiagc  beä  romifdjen  ?)aps 
peä  errenneab,  bap  berfelbe  nict)t  wol)l  t)anbeln  fonne  unb  wer« 
be,  platte,  wa^rfc^einlid)  fdjon  im  '^aljxt  1410  unb  nod)  el)e 
biefe  2trt  (?ntfd)eibung  burd)  Sol)anneö  XXIII.  erfolgte,  einen 
weiteren  ©djritt  getljan  auf  feine  eigene  ^anb.  dx  legte  ba§  1 
Unterbiet  auf  bie  .Sapelle  öon  5Betl)lel)cm ,  in  xvdd}tx  J^up  pres  f 
bigte.  2)er  (£rjbifd)of  mag  fd)on  gebreitet  ^aben  mit  nod)  ans 
bern  SKa^regeln.  '.iluf  ba§  ©ebot  beä  Äonig»,  ber  ©trett  unb 
befonberS  2luffel)en  üermciben  will,  Sbu^  wal)rfd)einlid)  au6 
^rag  gegangen  unb  t)at  ftd)  jurucfgejogen  nad)  feinem  ©eburtä» 

1)  Ordo  proctclendi  in  causa  Joan.  Huss  per  ipsumniet  signatns  1. 
pag.  109. 

2)  Qiuim  feie  bieniiium  per  meos  advocatos  noii  essem  admissus 
ad  defensioiiem ,  ad  suminum  judicem  Christum  provocavi.  Secundum 
exanipn  iiubliciini.    Von  der  Hardt  IV".  I.  pag.  311. 

3)  Actus  pro  defensione  libri  de  trinitate  Joan.  Wicleff.  I.  pag.  132. 


—  332 


ort  ^uffiitccj ,  wo  er  unter  bem  ©dfjufee  beä  ©utSberrn 
lebte. 

Sn  btefer  3"t  finb  mc{)rere  SBriefc  gefd^rleben,  welrfje  unS 
ai;fbc()a(ten  werben,  burcf)  bic  mancbe§  Stc^t  über  ben  äujtanb 
ber  Singe  üerbreitet  wirb.  Sr  ijl  gegangen,  bamit  bie  ^rebigt 
in  bü{)mifcl)er  @<)rüd)e  nid)t  ganj  müd)te  get)inbert  werben.  2(lfi> 
warb  fortgcprebiget  in  berfelben  unb  ber  ©rjbifcbof  I^atte  weiter 
nid)tö  burd)fc^en  fonnen,  al§  eine  »ereinjeltc  9}?a^regel  gegen 
Jg)upenä  ^erfon.  ®ie  %abtn  baran  gebadjt,  alle  biefc  jtapeUcn 
nicberjurei§en,  aber  fte  ^aben  e§  jule^t  bod)  nid)t  gewagt.  Sie 
mcijlen  biefer  Sriefe  finb  an  feine  (Semeine  ju  ^rag  gericl)tet. 
er  lobt  fie,  bag  fie  mit  fo  großem  ©ifer  baä  Sßort  ©ottes 
borten.  ®ie  mögen  barin  »crbarren  unb  fid)  burd)  nidjtä  irren 
laffen.  ©rcommunicirt  üor  ®ott  finb  nidjt  bie,  weld;e  baö  SBort 
@otte§  l)6ren  mit  glaubigem  ©emütbe,  fonbern  nur  bie,  weld)e 
bie  '5)rebigt  beffelben  »erbieten,  ©ein  ©emütl)  ifl  ruljig.  @r 
bofft,  ba^  biefer  ©türm  balb  t)orübergef)cn  njcroc  unb  er  ju; 
rüctfommen  Jonne  nadj  ^rag.  'VAtx.  baS  9)?drti;rertl)um  fcbeucf 
er  mc^)t.  @r  ift  nicbt  au§  ^rag  gegangen,  um  bemfelben  ju 
cntgeben.  ©r  ift  gegangen,  um  ibnen  eine  ©ünbe  mel)r  ju  ers 
fparen  unb  um  bie  ^re^igt  nidjt  ganj  gebemmt  ju  fe^en.  gr 
ifi  ungewiß,  ob  fein  ßeben  üon  größerem  ^^u^en  fein  werbe  ober 
fein  sjjdrtprcrtbum.  ©ern  will  er  aber  fterben  für  baä  ©oanges 
lium,  wenn  eö  ber  SBiUe  ©ottcä  fo  erbeifdjt.  Sn  feiner  ®eelc 
tjl  cä  ßid)t  geworben  über  baä  romifdje  Äirdjentljum.  Sa^  fie 
bic  ^rebigt  verboten  baben,  ba§  bit  ib'ii  bie  "^tugcn  geöffnet. 

ift  mel  »om  !ffiibcrd)rijl  bie  Siebe  in  biefen  ©riefen,  unb 
bie  romifcbe  &\xA)t  ift  e§,  weld)e  baruntcr  üerftanben,  obwohl 
fie  nod)  nidjt  genannt  wirb.  @ie  b^ben  ba6  (Sbriftentl^um  Oers 
mengt  mit  mcnfd;lid)en  Bufa'ifn  unb  eine  9ieligion  jufammens 
gewoben,  beftimmt,  bie  9J?cnfcben  ju  tdufd)en.i) 

1)  Christi  nionitione  et  excmplo  ductus  discessi ,  ne  inalis  sim  ad 
aeternam  damnationem  occasio.  Deinde  etiam  ne  inipii  sacerdotes  pcni- 
tns  praedicationem  verbi  Dei  impedirent. 

Oiiinilnis  niodis  verbum  Dei  oppriraere  conantur.  Invaseriint  qiiae- 
dam  ti-mpla  et  saceUa,  ne  in  illis  verbumDei  praedicaretiir,  veruntauien 
tale  facinus  Cbiisfus  illis  perpetrare  non  permisit. 

Libenter  propter  Cbristum  veliin  mori  et  rursus  libenter  vobis  ver- 
bum Dei  propter  vcstram  salutem  praedicaee  cupsrein,  verum  nescio  quid 
mihi  eligendum,  lipistolae  aliquot  Joan.  Huss  I.  pag.  117—127. 


—   333  — 


Unter  biefen  <Sd)reiben  befmbet  fid)  aud)  eine  3fntwort  oitf 
ttd§  Srofrfd;reiben,  n)cld)e§  bte  prager  Unicerfftdt  t(;m  äugefen^ 
bet.  Qx  bcbavf  eineä  Srofleä  nid)t.  Äeine  Serfotgung  wirb 
itjn  abnjenbig  madjen  von  ber  ©adje  ©orte»,  mlä^x  er  mit 
greubigfeit  jugettjan.  '^(ngefugt  tjt  ein  <£d)rciben  cineä  loIIar> 
bifdjen  '■prebigerä,  batirt  gonbon  im  '^ai}n  1410.  eine  d)rtft= 
lic^e  Scrmahnung  jur  (2tanbl)aftigfeit,  eine  jarte  ^infccutiing 
(luf  ba»  VMeUcicl}t  bevorftcbenbe  SJfart^rertljum.  Sn  bemfelben 
(5rile,  aber  erjl-  im  3aJ)re  1411,  i'd)cint  aud)  ber  ^örief  ön  bie 
Äarbindle  So()anneä  XXIII.  gefdjrieben  ja  fein,  dx  erbietet 
fid)  feine  2el)re  ju  vertfjeibtgen  im  ^Tngefid^t  beö  gtuerä  »or 
ber  prager  Uni\)erfitdt,  vor  allen  ^rdlaten,  cor  allem  a^olfe. 
Qx  iit  überjeugt,  fold^e  2el)re  fonne  9?temanb  Äe^erei  nennen. 

ioar  biefelbe  Ueberjeugung,  »eld^e  if)n  nadjmalä  frei»r)illig 
nad)  Äoflnif^  fäfjrte. 

2)er  S3rief  an  bie  ^arbindle  t)om  Sa^?«  1411  fdjeint  fd)on 
in  eine  anbere  Äette  »on  (Sreigniffen  l)ineinjugel}ören.  2)er  Sni 
grimm  be§  @rjbifd)ofä  mag  balb  gejtiegen  fein.  Qx  t)at,  weit 
bie  ^rebigt  in  ben  ©aceUen  nid)t  aufl)6rte,  bas  Unterbiet  auf 
bie  ganjc  ©tabt  ^rag  unb  auf  baä  ßanb  jtrei  WlcUen  im  Um- 
freife  auögebebnt.  Äonig  SSenjet  aber  ifl  bem  6ribifd)of  fdjarf 
entgegengetreten,  (ix  i)at  bie  ?)rierrer  gen6tl;iget  fort  ju  prebis 
gen  unb  alle  gotte^bienftlid^e  ^anbUingen  ju  oerridjten,  n>e»balb 
er  »on  Sqü^  feljr  gelobt  wirb.  ^)  Offenbar  iji  and)  S^u^  »dl); 
renb  feineä  ßrilä  me^rmal»  in  ^rag  gemefen.  dx  t(l  bort  felbft 
mehrmals  ganj  öffentlich  aufgetreten.  SKeljrere  Sieben  an  ben 
Äleruö  geboren  in  biefe  3eit,  tljeil»  in  ba^  Sat)r  1410  unb 
t^eilä  in  ba§  Sabr  1411.^)  £)ie  SSermabnuna  an  ben  Äleruf, 
t)a^  eä  anberö  »erben  muffe,  »irb  in  bicfen  Sfeben  immer  biU 
terer.  2>ag  bie  ^rebigt  beä  ©»angelii  bie  .^auptfad)e  fei,  be= 
ren  ber  priefterlidje  @tanb  ju  warten  bobe,  njtro  in  benfelben 
nun  ganj  unöer^ofjlen  erfldrt.  Unb  bamit  tfi  benn  nun  aud) 
fd)on  beutlid)  genug  ju  »erfleljen  gegeben,  bap  bie  J^ierarcljic 
öufljörcn  mütje. 

2)cr  ganje  3"^''"^'  ^^"^  3Dinge  muf  einen  tiefen  (Sinbrutf 
machen  auf  ben  facerbotolifctjen  ©eifl.    Äönig  SBenjel  tf)ut 

1)  Senno  Dominicae  Secnndae  II.  pag.  74. 

2)  Opera  II,  pag.  67—84. 


—    33*  — 


nt(^t§,  la^t  bte  ©ad^en  ge^cn,  tute  fte  ge^en  woüen,  ^)tnbert 
tte  Äirdje  überall  an  fc^)neUer  Uebevtrülttgung  ber  Jtei^erci.  S^k-- 
ronpmuä  woii  ^rag  jieöt  Ijerum  in  allen  f(aoifd)cn  ßanben, 
bem  SSolEe  baä  ©oangclium  »etfünbent),  bcn  giirjlen  unb  ^er^ 
ven  lcf)reno,  baß  fte  ftd)  nicl)t  länger  mccl)ten  »ergemaltigen 
taffen  Bon  einer  flolicn  ^Prieperfdjaft,  Squ^  fängt  an  n)icliffiti= 
fdje  SKeinungen,  njelrj^e  bod^  alä  Äe^ereicn  üevbammt  irovben 
\  ftnb,  offentlirf)  ju  ttertf)etbigen.  3tn  3al;re  1411  faßte  er  bie 
©d)rift  gegen  3oi?anneö  ©tofeS  ab,  üon  weld)cm  SBicliffe  an; 
gegriffen  morben.  2)ie  SBalbenfer  beginnen  fiel)  ju  regen  unb 
{)in  iinb  wieber  fd)einen  jef^t  fdt)on  Ätofler  flünnifcl)  von  bem 
SSolEe  jerflort  worben  ju  feinJ) 

(56  ift  eine  ®eTOegung  t>orl;anben  unter  ben  SE)Zenfd)cn,  bie 
fcl)r  gefäl)rlicl)  ju  werben  brol)et,  rocnn  fie  nod)  lange  ritl;ig  unb 
ungepört  fortgcI)en  barf.  £)iefe  ^Bewegung  i|I  fo  »ielgellaltig 
unb  fte  l^dlt  ftd)  jum  SJfjeil  nod)  fo  im  Verborgenen,  boß  ber 
facerbotalifd)e  ®eifi  nidjt  weip,  wo  er  fie  faffen  foll.  @r  greift 
nad)  Sol)anneg  -^uß/  welcher  il)m  bie  l)erOür)!ecl)enbjle  »on  ben 
gefäl)rlid)en  ©rfc^cinungcn  ju  fein  fd)cint,  obwol)l  e§  in  ber 
SSljat  anbcre  giebt,  bie  weit  gefäfjrlidjer  finb.  J:iagcn  auf  Äla: 
^en  über  bie  Äefeerci  biefeä  ^up  (Irömen  ju  3ol)annc§  XXIll. 
S5i§  je^t  bort  in  9to»n  feine  Siebe  getüefen  non  ber  Äefjerei 
be5  Sol)ann  ^up.  @§  ift  biS  jegt  nur  ge^anbelt  werben  um 
bie  wicliffitifd)en  ®cl)riften  unb  bercn  äJerbrrnnung,  gegen  bie 
^li^  unb  feine  greunbe  protefiirt  l)aben,  um  baä  Serbot 
ber  ^rebigt  in  ben  ©acellen,  gegen  weldjeö  fie  ebenfalls  ^^rotes 
jiirt.  ßiner  ober  meljrere  ^rocuratoren  bcfinbcn  fid)  bcät)alb  an 
bem  r6mifd)en  @tul)le.  2)er  bebrängte  3ol)anne§  XXllI.  glaubt 
bod)  etwaö  tl)un  ju  mülJen.  @r  beauftragt  ben  Äarbinal  6o» 
lonna  mit  ber  Unterfudjung,  ob  ^uß  ein  itef^er  fei.  2)tefer 
cntfdjeibet  bie  grage  mit  einem  unb  läßt  bem  'Auftrage  beä 
^apfieö  gemäß  eine  Sabung  crgel)en,  baß^uß  ftd)  fiellen  möge 
in  9?om.  £)ie  ^rocuratoren  be»  .^uß  wollten,  wie  e§  fd)eint, 
ben  ©egenbeweiä  füljren,  aber  fie  würben  nid)t  jugelaffen. 

Die  ßabung  muß  am  2lnfange  beä  ^ai)xcä  1411  mö) 
äB6l)mcn  gefommen  fein,  ©ie  ifl  ein  Sd)lag  für  ben  Äönig 
SßJenjcl,  feine  ©emaljlin  ©op^ie,  bie  ^jrager  Unioerfität.  '^ber 


1)  Cocblaens.   Hist.  Hussit.  pag.  16. 


—   335  — 


e§  fiiibet  eine  fcfie  ©eftnnung  unb  ein  entfcl)iebener  SBiHc  fiatt, 
ben  ongeblid^cn  Äcfeer  n\(i)t  bem  r6mifd)en  <Stni)U  ju  opfern, 
gafl  fcl)cint,  fei  bie  ©odjc  befprocben  njorbcn  auf  einem 
SSage  beä  9?eid)e§  S35f)men.  Senn  c§  raivb  bcridjtct,  buf  nidjt 
aliein  ber  Äonig,  fonbern  auü)  bie  Sörone  beä  9feid)eä  famrat 
ber  Untocrfttät  ^rag  eine  ®efanbffd)aft  abgeorbnet  nad)  9?om. 
3of)nnneä  Squ^,  foUen  biefe  S3oten  fogen,  fei  mit  Unved}t  m-- 
Dämmt  «orben  unb  nur  nad}  uerlaumbcrifdjen  9ieben,  nac^ 
9fom  fönne  er  nid)t  fommen,  benn  feine  ^einbe  bereiteten  il)m 
auf  bem  SBege  9?ad)lleUungen,.  ber  ^apjl  möge  einen  Segaten 
nad)  S3üt)mcn  fenben  unb  forfd)en  laffcn,  ob  t)ier  Äefjereten  t>or* 
banben,  eä  waren  aber  berfdben  feine  ba.  Buleljt  foUen  fie 
bitten,  ba^  ber  ^Popj!  ba»  SSerbot  ber  ^rebigt  in  bcn  ©acellen 
jurücfnetjmen  möge. 

eine  fo(d}e  @prüd)e  mujjte  t)on  bem  fncerbotalifd)en  ©eifte 
leidjt  »erftonDen  werben.  Sn  S36i)men,  lautete  fie,  will  man 
ber  Äird)e  nid)t  me'or  abfolut  gef)ord)en,  man  flellt  bort  anbere 
^Begriffe  üon  Äe^eret  auf  aB  9?om  fie  fennt,  was  bie  bdrtejie 
Äe^erei  ju  aüen  Reiten  gemefen  ifi:  in  Siom  unb  in  feinem 
©acerbotio,  baä  iji  in  5ß6[)men  feine  Äe^eeet  mel^r.  S)ie  SÖfans 
ner,  bie  biefe  Äefeeret  üerFünben,  will  man  ben  SSerfoIgungcn 
ber  romifdjen  Äird)e  entjiet;en.  £)ie  ^ircije  foü  getaufd^t,  fie 
foü  in  iSdjlummer  gewiegt  werben,  bi§  bie  Seit  erfüllt  i%  Un; 
terbeffen,  fo  fd>eint  e»,  i)abtn  ^u^enä  ^rocuratoren  in  5Kom 
tton  bem  31uSfprud)e  be§  Äarbinatä  an  ben  römifdjen  ?>aipjl 
felbjl  appeüirt.  "übet  biefeä  i(!  unbeadjtet  geblieben.  S)er  Ser= 
min  ift  abgelaufen  unb  ber  Äarbinal  Ijat  bie  ©rcommunication 
über  auägcfprodjen,  weil  er  nid)t  erfd)tenen. ')  Um  biefe 
Seit  mögen  bie  b6l)mifcl)en  S3otfd)after  in  9iom  angelangt  fein. 

®ie  brad)tcn  bem  ^apjle  3ol)anne§  XXIIl.  eine  aberma= 
lige  fcl)were  Sierlegenljeit.  ^icr  griff  baä  @d)i§ma  bod)  nidjt 
unbebcutenb  in  bie  ©adje  ber  fogenannten  Äe^erei  ein.  Äird)e 
unb  .Äird^engewalt  waren  üerförpcrt  worben  in  ben  ^erfonen 
ber  jebesmaligen  ^dpfte.  ©eitbem  eä  nun  mehrere  ^dpfte  unb 
in  bem  «Sinne  biefer  ^äpfle  felbft  mehrere  Mud)en  gab,  eine 
mi)xt  ,  wofür  ber  ^apfl  fid;  felbjl,  unb  eine  falfdje,  wofür  er 

1)  OHo  procedendi  in  causa  Joan.  Huss  per  ipsummet  signatns  I. 
pag.  109.  110. 


_   336  — 

itn  anbcrn  ^apft  crfldrte,  fdtbem  jeber'J^npjl  bte  tt>af)re  Äircl)e 
ntd)t  allein  in  ber  Sbee,  fonbcrn  aud)  factifd)  fein  wollte,  »aS 
ober  nur  ju  gewinnen  war  burd)  bic  2(nerfennung  ber  2Belt, 
bie  je^t  wablen  I;attc  unter  mehreren  Äircfjen  unb  mcljrcren 
^ap<itt)ümern ,  war  natürltcl;,  ba^  bie  ^apjlc  nic^t  mel^r  (jans 
beln  fonnten  in  bem  rein  fircl)Iic})en  ©eijle.  £)enn  fie  woren 
genotfjiget,  bei  jeber  .^anblung  er]!  fidj  felb(l  ju  frogen,  ob 
bicfe  nid)t  etwa  einen  5£()ei(  ber  SBelt  bcicibige  unb  benfelben 
bewegen  fonne  I)inübcrjuget)en  ju  einem  anbern  ^ap(te  unb  ju 
einer  anbern  Äirdje.  ©eit  bie  übrigen  ^lieflerfurllen  erfannt, 
bap  ein  üerbo?)pelte§  unb  oerbrcifacl;te§  ^.ipjlt()um  in  fotdjcr 
SBeife  bie  2Birf|amfeit  beö  firct)tid)en  ©eifleä  l^emme,  waren  bie 
SSer(idnbigen  alle  wieber  für  baä  eine  ^ontificaf,  wie  wünfcljenä» 
wert!)  eö  ibnen  aud)  fonft  erfd)tcnen,  ben  ^TUcinbefiij  ber  obers 
jlen  Äird)enmad)t  ben  Italienern  ju  entreif?en  unb  überf)aupt 
bie  2£uäftd)t  auf  ben  ©ewinn  berfelben  etwaä  breiter  ju  madjen. 

S5ci  Sot)anne§  XXIII,  tarn  nun  nod;  bie  Erinnerung  an 
feine  äa()lreid)en  ©ünben  ^inju,  ob  wetdjer  er  in  jleter  2{ngft  ben 
opoflolifdjen  ©tufjl  wiebcr  ju  verlieren  fürd}tete.  2llfo  modjtc  et 
ü\xö)  biefeä,  !Kal  nid)t  an^open  bei  bem  Äönig  SOSenjel  »on  SBo^s 
nten,  unb  fdjeuete  ftd^)  einen  duperfien  ®d)ritt  ju  tt)un  gege» 
So()anneä  J^up.  äurücfgenommen  .fonnte  inbeffcn  bon  ben  er* 
griffenen  9}?afregeln  aud)  nic^)tö  werben.  SBie  l)dtte  ber  apofto* 
lifd)e  iStuf)l  bic  Slugen  ganj  jubrücfcn  fonnen  über  fo  grofc 
Äe|ergefal)r.  2llfo  fc^te  ber  ^apfl  eine  neue  ßommiffion  von 
t>ier  Äarbindfen  nieber ,  we(d)e  bie  ©ad)e  unterfucfeen  foHte. 
SSon  biefer  (Sommiffion  get)et  bie  @ad)e  wieber  an  einen  Äars 
t)inal  über,  unb  bei  bemfelben  bleibt  fie  anbert^alb  Sal)r  fdjwe* 
ben,  ol)ne  bap  weber  ba§  Urt^eil  über^u^  beftdtiget  nod)  aud) 
onbererfeitö  eine  »on  ben  ergriffenen  9)?aprege(n  ^urüdgenoms 
men  warb.^)  2Deutlid)  ftel)et  man,  ba6  ©anjc  ij!  bem  romi; 
fd)en  ©tut)le  juwiber.  Er  f4)webt  jwifd)en  ber  Unmoglid)feit, 
fcie  Ttugen  jujufd)(iepen  übet  Äefeerei  unb  ber  gurd;t,  anju|lo= 
^en  bei  Äonig  Söenjet. 

1)  Probatio  dictis  articulis  dominnsPapa  mandavit  Registrnm  prae- 
sentare  Domino  CardLnali  do  Brancatiis,  corain  quo  fere  ono  anno  cum 
Biedio  fuit  de  singulis  disputatuni.  Nec  tarnen  ipse  Cardinalis  volcbat 
ad  uUeriora  procedere  Tel  citationem  et  excommonicatioDem  tolleie  et 
relaxare.    Ordo  per  ipsummet  signatus  I.  pag.  110. 


—    337  — 


S)em  Äonig  tjon  S36l)mcn  ober  tjl  »tebetum  biefcr  unge^ 
»iffe  @tant)  bet  Singe  juroiber.  @§  tfl  tl)m  ntd)t  gelungen, 
üon  9?om  eine  (SrRdrung  ju  erf)alten,  Da^  in  S56^men  feine 
Äe^erct  fei,  ofjne  ^up  preiäjugeben.  Qv  fudjt  einen  anderen 
^Tuäroeg  unb  unterl)anbelt  mit  bem  @rjbifd)of  ©binco.  SDicfer 
beftnbet  ftd)  ebenfaUä  in  einer  fdjwiettgen  £age,  ba  er  nidjt  ers 
warten  barf,  oon  bem  ^ap^t  fraftig  unterflü^t  ju  »erben.  (5r 
muß  feinen  ©rimm  bejä^men  unb  ber  Äe^erbefdjü^ung  beä  M- 
nigä  jufel)en.  @in  S5d)ieb§geric^t,  vom  Äonig  aus  weltlidjcn 
unb  geijilid)en  ®ro§en  jufammengcbitbet,  t)at  er  nef)men  müfj 
fen.  3)iefe6  ®erid)t  fe^et  bie  ^uncte  auf,  burd)  mld)t  in  Sßöi): 
men  ber  ©treit  jroifdjen  bem  Äonig  unb  bem  @rjbif4)of,  bet 
3n>i)i  in  ber  Äirdje  felbft,  auägegtict)en  werben  foU.  ®a§  ©erid)t 
I)at  ganj  nad)  bem  Sißißen  beö  ^6nig3  »crfaf)ren  muffen,  beffen 
Äe^erbcfd)ii^ung  fafl  unjroeibeutig  ^eroortritt. 

2)ie  aufgefegte  UrEunbe  i(l  un§  in  büf)mifd)er  ©^jradje  auf» 
befjalten  roorben.O  35er  @rjbifd)of  foU  an  ben  ^apfl  fdjreiben, 
baf  in  S36bmen  feine  Äe^ereien  ju  finben  wären,  er  foU  ferner 
bafür  forgen,  ba^  ber  Äird)enbann,  ber  etwa  auf  S^manben 
liegen  mödjte,  com  römifdjen  <Btui)k  aufgehoben  werbe,  bie 
SRapregeln,  bie  öon  if)m  felb|l  ausgegangen,  foU  er  eben» 
faU§  wiberrufen  unb  bie  3?ecbte  ber  Unitierptat  ungefränft 
laffen.  £>iefe  ^uncte  fagten  im  ©runbe  nichts  2fnbcreä,  alä 
baf  ber  @rjbifd)of  bie  ^Tugen  ganj  jumadjen  foUtc  über  bie 
Äefeeret.  SBenjel  bewilliget  bagegen  bem  @rjbifc!)of  nidjtä  wet* 
ter,  al§  bie  ^lericer,  weld)e  »on  tf)m,  weil  fie  baö  Snter» 
biet  beä  erjbifd)6flid)en  @tuble§  gel)alren,  waren  gefangen  gefegt 
Würben,  wieber  ju  befreien.  SRun  wirb  ber  Srjbifdjof,  unb  ge^ 
ttif  mit  feinem  l)öcl)flcn  2Biberftreben,  noö)  gcnötbiget,  einen 
äBrief  an  Sobanneä  XXIII.  ju  fdjreifaen.  ijt  feine  Äe^erei 
in  ganj  SSö^men  gefunbcn,  SJliemanb  ber  Äe^erei  überfüljrt 
worben,  ba^  eine  Äird)cn|Trafe  gegen  if)n  gered^tfertiget  werben 
fonnte.  2Cud)  aller  anbere  (Streit  jwifd)en  ber  Uniuerfitdt,  So* 
l^anneä  J^uf  unb  bem  ©r^bifd^of  ift  ausgeglidjen.  Ser  ^apji 
möge  ba^er  alle  ergriffene  9Rafrege(n  annuUiren  unb  befonber§ 
bie  ßitation  gegen  ben  e^rwürbigen  ^u^  wiberrufen.  Äönig 


1)  ^cljcf.  Sc6en«9€fd)t^te  &c6  römifc^cn  unb  fecOmlftfet-'n  Äcnti)»  2CQen« 
id.  Urtunbc  221.  U.  pag.  121. 

0.  £$cit.  22 


—  338  - 


SBcnje!  aber  fclbjl  f(t)retbt  obermalS  md)  9iom.  25o^  in  JKom 
ouf  fold)e  <S(i)raben  ntcbt§,  fein  9{ü(ffd)reiten  gegen  bie  Äe^es 
tei  erfolgte,  war  natürlid^)  genug.  SSßie  bitter  war  e^bod)  frijon, 
einen  Äonig  fo  walten  ju  feben  wie  einen  ®d)irmer  berÄe^erei. 

Sem  ©rjbifcbof  ©binco  waren  nun  aber  aud)  um  biefc 
Seit,  unb  auf  feinem  ©tanbpuncte  mit  allem  9Jed)te,  bie  gäben 
feiner  ®ebulb  üoUfiänbig  gerijT^cn.  SBenjel  tfjat  nid)t§  gegen  bie 
Äefeerei,  fonbern  fcbivmte  fte  gar,  3ol)anne§  XXIII.  fdjien 
ebenfalls  jujufcben.   25a  »erliep  ber  ^rjbifcbof  ^rag  unbSSof)' 

^men  unb  wollte  ju  ©igtSmunb,  SBenjelä  JBruber,  bem  Äonig 
von  Ungarn,  bamit  biefer  bie  Äird)c  rette  »om  gaüe.  Unterwe» 

:  geS  aber  jlarb  ©binco.  ^)  Unmittelbar  nad)  ber  2(breife  beS 
@rjbifcl)of§  treten  .l^u^  unb  ^ieronpmuS  wieber  in  ^rag  auf^) 
unb  fein  fWenfdb  fümmert  ftdb  um  bie  SRapregeln,  welche  öon 
ber  Äircbe  angewenbet  worben  ftnb.  Ser  erjbifdjoflicbe  ©tufjl 
ober  tjon  ^rag  Utibt  geraume  Seit  leer  peben.  SBenjel  »erfauft 
benfelben  enblid)  an  einen  SSöbmen,  ^nmen^  ?((l?ifii^;  weldjec 
Ceibarjt  feineö  S3ruber§  ©igiömunb  gewefen  war.  S^iefer  ILU 
bicu§,  berüchtigt  burdb  feinen  @eij,  bejablt  aud)  ben  ^a^fl 
Sobanneä  XXIII.  für  bie  S5ejiätigung.  Sn  bem  ßaufe  be§ 
Sobreä  1412  warb  2(lbicuö  eingefe^t,  ober  notH)  »or  bem  @nbe 
biefeä  S^breä  befd)lieft  ba§  Äa^)itel  t)on  ^rag,  ibm  in  ber^ers 
fen  ßonrabS,  bee  S3ifd)of§  »on  SUmü^,  einen  2tbmini|lrotor 
ju  fe^en.  2)enn  2tlbicu§  fümmerte  ficb  burd)weg  um  nid)t§ 
unb  bie  erjbifc^oflidjen  bieten  fonnten  gor  ntdjtä  »on  i^m  be« 
tid)ten.  *) 

Zi^o  batten  bie  Äe^er  wieber  eine  Seit  tJoUfommne  9iube, 
unb  bie  SSewegung,  weld)e  fo  eigentlid)  niemald  unterbrod)en 
worben  war,  jcigte  ftdb  wieber  in  oU'  ibrer  ©tdrfe.  25ie  5)res 
bigt  war  wieber  ganj  frei.  SSRebrere  wid^tige  <Sd)riften  beä  Squ$ 
fallen  in  biefe  Seit,  tbeilS  in  baä  @nbe  beö  3üt)ve§  1411,  tbeilö 
in  ben  'Anfang  beä  folgenben.*)  3"  benfelben  treten  bie  wiclif- 

1)  Ordo  per  ipsuinmet  signatus  I.  pag.  112. 

2)  Cocblaeui.   Hist.  Hussit.  pag.  19. 
S)  Dubravins.   Hist.  Bohem.  pag.  194. 

4)  Cochlaeus.   Hist.  Hussit.  pag.  28. 

5)  De  ablatione  teniporalium.  De  decin)is.  Contra  occultum  adver- 
sarium.  Contra  praedicatorcin  Plznenseni.  De  arguendo  clero  pro  con- 
cione.  De  quinque  ofliciis  sacerdotis.  De  omni  sanguine  Christi  glori- 
ficato.   De  tribus  Dubiis.   De  credere. 


—    339  — 


fitifdjen  ©ranbfä^»;  in  SBejic^ung  bcfonberä  auf  3Iemporalgett>alt 
bet  Äirc^e,  ©acerbotium  uub  ^apjltt)um  jlufeniDeife  immer 
beutlidjcr  f^croor.  65  wirb  nun  auägefproc^en,  ba^  ba§  Sa: 
cerbotium  ganj  unb  butd)auS  umgcfioltet  werben  muffe,  ausge^ 
fpcod^en,  ba^  eine  SSrennung  \>on  bec  romifd^en  ^ird)e  bereits 
»orfjanben  fei.  @S  war  bat)er  nid)t  anberS  möglid),  e§  mugte 
über  Jurj  ober  über  lang  ,  bei  irgenb  einer  SSeranlaffung ,  ju 
einem  großen  Jluäbrud)  fommen.  Ttber  fcl)neller  olä  e§  fonfl 
wobt  gefdjeben,  warb  ber  Äuöbruc^  Ijerbeigefüljrt  burc^  biefe 
Serl)ältnif[e.  ^apfl  Sobnnneö  XXIII,,  ein  SKann,  oon  bem 
man  nid)t  begreift,  wie  erju  leben  Dermod)te  mit  bem  ffiewußt- 
fein  ber  ungel)euren  S3erbred)en,  weldje  öon  \t)m  begangen  wor« 
ben  waren,  jdblte  ben  Äönig  gabiäloS  »on  9leopel  ju  fei* 
nen  bitter|len  geinben.  25iefe  geinbfdjaft  ^atte  ber  ©rünbe 
me^)rere.  ßuerP  erfannte  gabiölaä  nod)  Tregor  XII.  al§  ben 
re4>ten  ^apfl  an  unb  So()anne§  fa^)  fid)  baljer  bebrobt  in  Sta-» 
lien  felb|l.  SweitenS  war  befonnt,  baf  ber  Äönig  nod)  immer 
nad)  bem  JBeHße  ber  ©tabt  3?om  unb  bei  ganjen  .Rtrcl)en|iaa» 
teS  trad)tete.  3um  Dritten  (jattc  ber  .Ronig  früher  jwei  S3rü=  ( 
ber  beä  ^apfte§,  weldje,  fo  wie  er  felbfl,  Oeerduberei  getrieben,/ 
auf  eine  "Ärt  binridjten  laffen,  wie  fte  gemeine  58erbred)er  t)er>| 
bienen.  Wiefel  tonnte  ber  ^apft  3o()anne9  XXUl.  bem  MniQ 
nidjt  wergeffen.^) 

2)ajj  er  ben  ^Papfi  ©regorXII.  anerkannte,  baä  ^atte  ben 
Äonig  Sabislaä  »on  9ieapel  in  eine  f4>wierige  £age  gebracht. 
@d)on  »])av(l  2(leranber  V.  i}attt  il)m  baä  jüngere  .^auä  2lniou 
entgegengefefet.  2tber  ben  Äönig  fdjien  biefe  fd)wieriqe  gage 
wenig  ju  fümmern,  ba  gerabe  ber  .Krieg  gegen  bie  ^dpjle  tti 
pifanif^en  GoncilS  auf  ber  anbern  Seite  i^m  bie  2(u§fid)t  bot, 
fict>  in  ben  33efi^  ber  ©tabt  9tom  unb  be§  r6mifd)en  ©ebieteä 
JU  fe^en.  3n  bem  Söljre  1411  Ijatte  er  fid)  in  ben  ffiefife  ber 
@ampagna,  ber  wid^tigen  ©tdbte  9ieatine  unb  ^erufta  gefegt. 
9?om  felbfl  war  oon  ii)m  bebro^t.  Da  warb  aber  aud>  ber 
ganje  ®rimm  2ol)anne§  XXIII.  unb  all'  fein  Slfer  aufgeregt. 
Der  ^apji  eilte  tjon  SSologna,  wo  er  fid>  etwa  bis  ein  3abt 
feit  feiner  2öal)l  aufgeljaltcn,  felbjl  nad)  3?om,  bie  ©tabt  ju 

1)  Theodor  a  Nienj.    De  Tita  Joannia  XXIII.    Von  der  Hardt  II. 
pag.  346. 

22» 


~    3^0  — 


fd^frmen.  fd^rieb  nod)  ^xmhtxd^,  inmiU  bic  "Kniou  Prdftig 
iinterflü^t  mxom  mödjten,  er  !nüpfte  in  bem  9?cid)e  9?capel 
felbjit  üenätt)eiifcl)e  SScrbinbungen  on,  um  Sabiäloö  ju  flurjcn, 
wobei  eö  ungewiß  bleiben  mag,  ob  ber  ^a^|l  bem  ßubwig  üon 
2fniou  baä  SJeid)  ^JJeapel  wirflidf)  geben  wollte,  ober  ob  er  nid^t 
eber  e§  bem  opojlolifdjen  ©table  felbfi  gewinnen  wollte.  @8 
würben  jwar  einige  Erfolge  über  ßabiiälaä  gewonnen,  aber  8ub= 
wig  oon  ^tnjou  uerftanb  fie  nidjt  ju  benufecn.  2(ucb  mag  fein, 
top  er  bie  äweijüngigf'eit  beä  ^apftes  erfannt.  dt  fel)rte  noä} 
in  bemfelben  Saljre  in  bie  !3)ro»encc  jurücf ,  in  beren  SSeft^  fid^ 
bo§  jüngere  ^auä  Tinjou  gebradjt  i)aite.  ^) 

25er  5Ktt()älfe  ber  ^tnjou  in  bem  Kriege  gegen  8abi§la§ 
beraubt,  mupte  Sobanneä  XXllI.  auf  anbcre  Wlittd  bcnfen, 
fein  .^eer  ju  üerjtdrfen.  £)ober  erfldrte  er  ben  Äönig  ßabi6laS 
für  abgefegt  unb  befd)lo0,  ba^  ba§  .Rreuj  gegen  i^n  geprebtgct 
werben  foUte.  3»"  September  beä  3ab«^  1411  crfdjeint  in 
9Jom  bic  ÄreujbuUe.  2{llentbalben  foU  ber  gludb  ber  Äird)e 
über  ben  Äonig  auögefprodjen  werben  alö  über  einen  ©djiämos 
tifer  unb  Äe^er.  "ilüt  feine  3fnbdnger  foHen  bemfelben  gludje 
öcrfallen  fein  unb  ein  d)rijtlicbe§  S5egräbni^  foU  ibnen  nid)t  ju 
5£betl  werben.  SBer  fie  bennocb  wiffentlid)  beerbiget  in  biefer 
SBeife,  ber  foU  unter  bie  ©rcommunication  fallen.  "KUt  ©lau« 
bige  foUen  fid)  erbeben  gegen  biefe  Äef^er.  2)er  ?)ap)!,  wenn 
fie  reuemütbig  ftnb  unb  gebcidjtet  l)abtn,  exti)tUt  ibnen  »olle 
SSergebung  ber  Sünben.  ^)  @§  braud)t  aber  nidjt  ein  jebet 
felbjt  auäjujiebeK,  er  braud)t  nur  einen  Wlann  auf  einen  fKos 
not  JU  jlellen  unb  auäjurüjten  in  biefem  beiligcn  ©treite.  'Kud) 
biefe  ©efteüten  werben  ber  ©ünbenwergebung  bann  tbeitbaftig.*) 
Sn  granfreid),  dnglanb.  Stallen,  25eutfd)lanb,  Ungarn,  ^olen, 
JBobmcn,  25üncmarf,  @d)weben,  SJorwegen  unb  dppern  foU 
ba§  Äieuj  gepvebiget  werben.*) 

S3efon&ere  ßommiffaire  werben  für  bie  einzelnen  Siprtcte 
ernannt.   £)ie  SSuUe  für  bie  ßommiffton  für  bie  ©rjbiätbümet 

1)  Raynald.  Ännules  ecclesiae  a.  1411.  XVII.  pag.  411.  412. 

2)  S)nn'iDcr  fngt  Äug :  In  bulla  nulla  est  inentio ,  ut  popiiliis  caveat 
sihi  a  pfccatis,  praeli-r  qnoJ  ibi  sonat  confeisis  et  contritis.  Contra 
Bullam  Papae  I.  pag.  235. 

3)  Bulla  Indulgentiaruin.  apd.  Hussii  Opera  I.  pag.  212.  213. 

4)  Haynald.  Aonales  ecclesiae  a.  1411.  XVII.  pag.  414. 


—   341  — 


«Ort  SPfagbeburg,  ©aljburg  unb  ^rog  i|l  un§  oufbe()aUet».  £)iefe 
befonberen  JöuUett  rüdften  nun  ber  eigenttidjen  2tbficbt  t»e§  ^aps 
fte»  weit  nä(;er  al§  bie  .^auptfreuibiiUe.  @ä  war  nid^t  ju  er: 
»rotten,  bop  bie  9Renfd)en  für  bie  o^jojlolifdx  ©ünbentiergebung 
fid)  fo  anilrengen  würben,  um  felbjl  baö  Äreuj  ju  nel)men  ober 
einen  3Rann  ju  jlellen.  X)ai)n  foUen  aud)  bie  ber  oerEünbeten 
©nobenoertbeilung  tljeil^aftig  werben,  weldje  nod)  i()ren Gräften 
gtwaä  von  ifjrem  Sjermögen  beitragen  ju  biefem  Kriege.*)  25er 
^apjt  will  @elb  i^ahm,  bamtt  er  ein  ©ölbnerfjeer  gegen  Sabiös 
löö  aufteilen  fann,  weld)e5  feine  (3ad)e  fdjon  l)inauöfu^5 
ten  wirb. 

Sm  ©ommer  beä  Sa^reä  1412  treffen  nun  jwei  2tblapfrd= 
mer  in  ^rag  ein.  ßtwaä  früher  war  ein  opo)lolifd)er  ßegat  ge» 
fommen.  Äönig  SQSenjel  (jatte  [a  in  ber  mva\)nten  SSotfdjaft 
felbft  gebeten,  bap  ein  fold)er  naä)  SSöbmcn  gefenbet  werben 
möge,  bamit  er  fidf>  überjeugc,  ba^  Äe^erei  nicfct  oor()anben 
fei.  SJiit  bemfelben  fdjeint  Squ^  »icl  »erJjanbeU  ju  ^aben  wc» 
gen  be§  nod>  am  rpmifdjen  ©tul)(e  obf4)webenben  ^rojeffeS. 
^ug  rebetc  nod)  eine  ehrerbietige  ©^)rad)e.  @r  {jat  bie  ©vcom- 
munication  unb  bie  Gitation  mä)t  t)erad)tet,  aber  iß  il>m 
eine  Unmüglid)feit,  nad)  9?om  ju  fommen,  weil  feine  geinbe 
i{)n  unierwegeä  üerberben  würben.  @r  erbot  fid)  entweber  »or 
einer  boi^mifdjen  ©pnobe  unb  oor  bem  Srjbifd)of  ober  »or  einem 
Snquifttor  ju  erweifen,  baf  feine  ^e^erei  in  tJjm  fei.^)  Sebe§ 
galtes  aber  erftärte  ^up,  bap  nur  baö  Äe^erci  fei,  waS  wiber 
ben  flaren  ©inn  ber  @d)rift.  X)a  war  natürlidj ,  bo^  ber  ße» 
gat  bie  gebotene  2fu§funft  nid)t  anneljmen  fonnte. 

ßine  onberc  unb  bem  apofiolifd()en  ©tuble  »or  ber  ^anb 
tt)td)tigere  ©ad)e,  ba6  auS  S36l)men  für  ben  "Kbla^  ju  ^)offenbe 
®e(b,  brängt  aud)  bie  erfie  in  ben  ^intergrunb-  Ser  Segat 
war  nid}t  ot)nc  äSSeforgnip,  ba^  .l^up  auftreten  möge  gegen  bie 
2fbla0främeret.  SJa^er  citirte  er  benfelben  t)or  fid)  unb  »or  bm 
erjbifd)of  '^Ibicuä  unb  frug  i\)n,  ob  er  ben  apojtolifd)en  f&i- 
fehlen  fid^  gel)orfam  erweifen  werbe.  J^up,  wie  er  felbft  erjdl)lt, 
antwortete  |tanbl)aft,  baf  er  fol(^)en  ©eboten  oUerbingä  ge^or-- 

1)  Bulla  de  erectione  crucis  contra  Ladislaum.  apd.  Uussii  Operal. 
pag.  213.  2i4. 

2)  Ordo  per  ipsummet  signatus.  I.  pag.  III. 


—   342  - 


6)tn  mtU.  Unter  ben  apoflolifdjen  S3efef)Ien  öcrjlef)e  er  ober 
nur  bie  ße^rc  be5  J^errn  unb  ber  Tfpoflel,  flimme  ba§,  roaS 
ieifet  cnoartet  »erbe  »on  bem  r6mifd)eii  Stuhle,  bomit  überetn, 
werbe  er  ©eljorfom  letzen,  wiberfprecbe  e$  ober  jener  2e^re,  fo 
»erbe  er  flonb^aft  bowiber  fein.*)  "Kud)  fjotte  3o^anncö  J^u^ 
f4>on,  e^)c  bie  SBuHe  in  ^rog  erfdjien  unb  bie  2(bla^framcr  ans 
longten,  offentlid)  in  feinen  SSorlefungen  gegen  biefe§  Unwefen 
gefprodjen.  ^uä)  ©tepl^on  ^aU|,  nod)mol§  ein  fo  bitterer 
*,0einb  beS  ^u^,  Ijotte  f{ct>  bogegen  auögef^)rod)en.  2(nbere 
©octoren  ber  Unioerfttat  rebeten  im  ©tiUen  gegen  fte,  wagten 
ober  nid)t  offentlid)  mit  if)rer  SSÄeinung  t)erDorjutreten.  Q'm 
©emurre  beä  Unwillen^  ging  i4bert)aupt  burd>  bie  2Belt,  wenn 
iefet  eine  fotd>e  "Äblaf  bulle  erfd)ien. ') 

SBie  fte  nun  ober  erfc^ienen  unb  bie  Ärdmer  ju  ^rog  auf* 
getreten  mit  gewoljnter  gredb^eit,  nodbbem  Äönig  2Benjel,  weil 
in  ber  S5ulle  ollen  benen,  fo  biefe  Tlbloßprebigt  b'nbern  wür^ 
ben,  gebro^et  warb  mit  ben  ^rtejten  Äircbenflrofen ,  feine  fo* 
ntglidbe  Srloubni^  gegeben  unb  geboten  i)attt,  bof  9}temanb 
wiberfpre(i()en  follte,  lie^  ^u^  bod),  befonnt  mit  ben  ©eftnnuns 
gen  beö  Äonigä,  ber  nur  gejwungen  bem  ^opfle  einmal  nod)» 
geben  ju  muffen  glaubte,  betonnt  madjen,  bof  er  eine  2)iä^>u» 
totion  onjteDen  wolle  über  bie  ??rage,  ob  ba§  ©üangelium,  bie 
ebte  ®otte§,  ba§  .^eil  be§  S3otte§  unb  ber  SRufeen  beS  9ieid>e§ 
S3öbmen  bie  ^reujbulle  gegen  ^onig  Sobi^loS  onjunel)men  unb 
JU  billigen  geftotte.')  35ie  9febe,  wetdje  ^u^  bei  biefer  ©eles 
genbeit  vor  einer  grofen  58crfommlung  gel)alten,  fdjeint  biefelbe 
JU  fein,  weld)e  unS  unter  bem  5£itel  „Disputatio  adversus 
indulgentias  papales"  oufbebolten  worben.  ($r  ift  nic^t  ge? 
raeint,  ben  Äönig  8:abt§la§  ober  ben  ©egenpapjl  (Sregor  XII. 

i)  Ego  iHx'i,  quod  affecto  cordialiter  implere  mandata Apostolica  et 
ipsia  omnino  obedire,  sed  voco  mandata  Apostolica,  doctrinas  Aposto- 
lorum  Christi,  et  de  qn^nto  mandata  Romani  Pontilicis  concordaverint 
cum  mandatis  et  doctrinis  Apostolicis  secundum  regalam  legi«  Cbristi, 
de  tanto  volo  ipsis  paratissime  obedire.  Sed  si  quid  adversi  concepero, 
non  obediaai ,  etiamsi  ignem  pro  cumbostione  mei  corporis  oculis  prae-> 
ponatis.    Ad  scripta  octo  Doctorum  I.  pag.  367> 

3)  IVIiirninr  pnr  totiim  Christianismum  resonat-  Advenus  iodulgen- 
tias  papa'e«.  I.  pag.  Yifi. 

3)  Ad  scripta  octo  Doctoinm  I.  pag,  367. 


^  343  — 


in  <Sd)\it\     nehmen,  nur  eon  bcn  Snbulgenjen  felbfl  voiü  er 
Ijflnbeln,  obroof)t  eö  ganj  »tber  bie  2Bürbe  eineö  ^ricjlcrä  uiib 
eines  S3ifd?ofä  ift,  ber  bemütf)i9  unb  arm  bem  SQtxtn  folgen 
foU,  eine  <3ad)e  ju  fut)ren  mit  ©d^wertcSgemolt.    2(ber  biefe 
ffiuUe  entl()ä(t  8üge  unb  Unüerfdjämt^etf,  fie  ifl  nur  borauf  be- 
redjnet,  bog  S3olf  ju  plünbern,  cä  um  bcn  wahren  ©lauten 
ju  bringen  unb  ba§  ^»angcUum  ju  eerbunfeln.    25er  ^apjl 
fonn  in  feiner  SBeife  erf)drten ,  ba^  er  ein  S?ed)t  {)abe ,  foId)e 
Snbulgenjen  ju  ertbeilcn.   9liemanb  fann  e§ ,  benn  9iiemanb 
weif  t)on  [id)  felbjl,  ob  er  ju  ben  ^rabejlinirten  ge{)6rt  ober 
ju  ben  ^rdfciten.   ©er  ^a^jjl  fann  irren  unb     ifi  eineSIaS* 
^jljemie,  wenn  man  meint,  bag  er  fid)  nic|)t  irren  fonne.  2)ie 
ganjc  romifdje  Äird)e  fann  irren  unb  fte  t)at  ft^^  oftmals  geirrt. 
jRict)t  blinber  ©e^orfam  braucht  bem  romifdjen  <Btüi)le  ju  n>er= 
ben,  e§  fann  iJ^m  ©el^orfam  nur  »erben,  wenn  er  mit  bem 
©öangelio  rebet.   £)iefen  ganjen  'Angriff  auf  bie  Snbulgenjen 
fann  man  in  fo  fern  einen  matten  nennen,  olö  ^uf  bie  ßet)re 
»on  bem  ®nabenfd)afee  ber  ^eiligen,  auf  »eldje  bie  papijlifdfje 
Äirc^e  ftd^  bod)  bie  9Rad)t,  bie  Sufulgenjen  in  biefer  SBeifc 
auszugeben,  aufgebaut,  nic^t  anjuta|ien  wagt.    @ine  anberc 
Reinere  ©djrift:  „contra  bullain  Papae"  enthalt  öon  biefem 
.|)öuptpuncte  ebenfalls  ntd)t  ein  SBort.   SD?ebrere  Spctoren  ber 
Unioerfttdt  foUen  ^ufi  lebhaft  wiberf^jroc^en,  «|)teronpmuS  »on 
''Prag  aber  eine  lange  Sitte  im  ©inne  ^u^enS  gehalten,  bic 
©tubirenben  beibe  mit  großem  S3eifall  gehört  f)aben. 

Die  faccrbotalifd)e  ©eroalt  ju  binben  unb  ju  lofcn  'fjatte 
J^uß  in  biefen  £)iSputationen  ganj  anberS  oufgefagt  als  bic  / 
romifdjc  Äird)e.  2luSbrü(fltdt)  l)atti  er  bie  grobe  '2(uffaffung  ber« 
felben  befämpft.  9Äan  fann  überbauflpt  annehmen,  baß  etwa  üon 
ber  iefeigen  3«t  an  bie  airennung  oon  bem  römifdjen  Äirdjens 
tbume,  fo  roeitJ^uß  fie  t)erbeifüt)ren  njoUte,  beginnt.  (5r  ift  eS 
fic^)  bewußt  geworben ,  baß  bie  ©emeine  feiner greunbe  unb  2Cnbans 
ger  im  S3egriff  ftdnben,  etroaS 'iinbercS  ju  »erben.  25ie  ©egner 
werben  eS  fid)  ebenfalls  bewußt,  baß  eine  anbere  Äird)e,  aud) 
dußcrlid),  entfieljen  wollte,    ©o  lange  .§uß  gegen  bie  ^)onbs 
gretfüd)en  gafier  beS  ÄleruS  eiferte,  batte  er  an  ber  Unioerfitdt 
Dielen  Änbang  gefunbcn.   3cfet,  wo  er  bem  gonjen  ©acerbotio 
an  baS  ^erj  ging,  minbert  ficb  bie  greunbfcbaft ,  weldje  jwi= 
fdjen  ^uß  unb  ber  Unioerfität  berauben  t)at,  bebeut^nb.  X)xi- 


—  344  — 


felben  Tiä^t,  mli)t  [x6)  fdjon  bei  ber  SSerbammung  ber  tuiclifs 
ftttfd)en  ©cbtiften  bemerfbar  gcmacbt,  regen  fid)  wieber.  2)ie 
tbeologifcbe  gacultdt,  in  welcber  fie  jefjt  iie  9J?ei(ter  gefpielt  ju 
^)abcn  fd)etnen,  begcbrt,  bag  J^uf  bie  eben  gebaltene  £)iöiputas 
tion  it)rem  Urtbeil  unterwerfen  foUte.  Sqü^  mad)tt  i^nen  einen 
S3orfd)lag,  welcber  wl  'ituffallenbeä  bat-  Stiebt  bie  tbeologifcbe 
gacuUat,  fonbern  be§  Ä6nig§  Stall!)  follte  über  feine  ©djriften 
entfcbeiben.  SBe(dljcr  nun  be§  3rrtbum§,  ber  Äei^eret 
überfü()rt  »erbe,  ben  foIIte  bie  ©träfe  beä  geuertobeä  treffen. 
@ntn>eber  müf  te  bonn  er  ober  fte,  jene  adbt,  »erbrannt  werben,  fo 
meinte  e§  ^u^.  Die  2?octoren  wollten  ftcb  aber  baju  nidbt  oerfles 
ben,  fonbern  nur  einen  »on  ftcb  alö  ©egner  be§  ^up  auffleüen. 
Sabei  nebmen  fie,  wie  eö  fd)eint,  bie  übrigen SSebingungen  an, 
n)eld)e  geflellt.  2)er  Äonig  aber  wollte  mit  ber  ©adje 
notürlidj  nicbtä  ju  ti)un  i)abtn.  3)er  Äleruä,  entfd)ieb  fein 
ütati) ,  muffe  bicfe  Streitigkeit  unter  ftdb  felbjl  beilegen.  ^)  ©ca 
wiß  ifi  baburd)  erwiefen,  baß^u^  berechtiget  war,  in  benÄos 
nig  unb  feine  Umgebungen  ein  großes  SJertrauen  ju  fe^en.  2)ie 
Zö)t  baben  fpater  eine  ©cbrift  gegen  ^up  aufgefegt,  in  weldjet 
fte  bie  Äbatfacbe  etwa§  anberö  erjdblten.  25iefe  (Scferift,  au8 
weldjer  ^ug  S3rud)fiücEe  in  feiner  2(ntwort  mittbeilt,  fdbeint 
febr  unbebeutenb  gewefen  ju  fein.  S^ei  35inge  nur  ftnb  in  ber» 
felben  tjon  Sntereffe.  Suerft  geftebcn  bie  2(d)t  ein,  bag  au»  bet 
©d)rift  bie  S3uUe  be§  ^apjleä  nidjt  »ertbeibtget  werben  tonnte. 
2)aber  ift  eä  ein  alberneä  unb  tboridjteS  SSerlangen,  einen  foU 
eben  SSeweis  ju  forbern,  unb  ber  Äönig  foUte  gor  feine  Siücfs 
fid)t  nebmen  auf  eine  fo  nidbtige  ©inrcbe.  2)ann  tjl  ju  bemer= 
fen,  ba^  ber  Siame  „SBalbenfer"  i)kx  wieber  einmal  genannt 
wirb.  2)ie  2tcbt  nennen  eä  eine  walbenfifd)e  Äe^erei,  ba^  ^u^ 
gegen  bie  Snbutgenjen  beS  ^a:pjleä  lebre.^) 

2fber  Äonig  SBenjel  fdjeinet  ber  Cebre,  ba^  man  auf  nicbtä 
JU  aö)ttn  babe,  al§  auf  bie  2lutorität  ber  ÜKajoritdt  ber  ^/rie» 
jlcrfcbaft,  febr  wenig  guganglid)  gewefen  ju  fein.  2Bie  SSitle^ 
Id^t  er  bodb  in  ffiobmen  fiel)  g^gen  bie.Äircbc  bewegen,  gür  fte 
erfcbeinet  S^bat  unb  (Sorge  offenbar  nur  bann,  wenn  e§  ibm 
unabweisbare  SZotbwenbigfeit  ift,  bamit  er  nidjt  in  offnen  .Kampf 


1)  Ad  scripta  octo  Doctorum  I.  pag.  366. 

2)  Ad  scripta  octo  Doctorum  I.  pag.  371. 


—   345  — 

mit  tf)t  Qtxati)t.  Tiaxum  fonn  auä)  Sgm^  auftreten  tro^  teä- 
Äonigä  ®€l)ot  wegen  ber  Snbulgenjen,  mxl  er  weiß,  ta^  eS 
bamtt  nic^t  eben  ernjiltd)  gemeint  fei.  ^n  ber  ©tabt  ^rng  ift 
eine  gro^e  SJewegung,  fo  lange  bie  Ärdmer  be§  ^a^3fie§  ba 
finb.  2)rei  junge  Scanner  riefen  offentlid)  auf  ben  ©trogen,  _ 
ber  ^apjl  fei  ber  2(ntid)rifi.  25er  Statt),  weldjer  auä  £)eutfd)en 
grö^tentljcilö  bejlanb,  licp  biefe  SOJänner  greifen,  n>enbet 
an  ben  3?atl),  um  eine  58otbitte  für  fte  cinjulegen.  £)cr 
9vat^  aber  läpt  fie  l}inrid)ten  al§  9idbeläfüt)rer  ber  Unrul)e.  ^)  ■ 
9lun  wirb  auf  ber  ©i;nobe  juÄojlnife  beijau^jtet,  ba^  Squ^  bie 
Ceidjen  biefer  Scanner  mit  »ielcm^omp  jur  ^rbe  beftattct  unb 
fie  babci  gepriefen  l)abe  aU  SOfärtprer.  ^ug  aber  beijauptet, 
bog  er  niä)t  einmal  bei  bem  2eict)enbegdngnig  gegenwärtig  ge» 
wefen.  ^)  9Zid)t  alä  aJiärtprer  preijl  er  fie  in  feinen  ©djriften, 
aber  er  fagt,  bag  fie  für  bie  2Bal;rl)eit  gcftorben  unb  weil  fie 
bem  2lntic^ri(l  wiberfprodjen. 3tudj  weifet  er  mä),  baß  bie 
J^inridjtung  oor  fid)  gegangen  ol)ne  auSbrMlidjeä  ©ebot  beä 
Königs. 

einige  Seit  lang  mag  ber  Stat^  bie  unrul)ige  Bewegung 
gebdmpft  unb  ben  '^bla^frdmern  freien  4>ont'^^  toerfdjafft  t)a-' 
ben.  ßange  inbeffen  fd)einen  fte  i^r  SBefen  in  ber  ©tabt  nidjt 
getrieben  ju  Ijaben.  S5alb  fingen  ^\x^  unb  befonberä  J^ieron^s 
mu6  wieber  an  gegen  bie  3nbulgenjen  ju  ßreiten.  2Bo  ^ieroj 
npmuä  bie  ^Iblapfrdmer  traf,  ba  fdjalt  er  fie  unb  ben  '»Papfl: 
Sügner.  Einmal  laßt  er  felbfi  bie  pdp(ilid)e  S3uUe  »erbrennen. 
Qin  anbereä  9J?al  foU  er  ben  argen  Unfug  getrieben  tjaben,  bie 
:pdpfilicl)en  S3uüen  unjüdjtigen  grauen  anju^dngcn  unb  fte  fo 
äum  ^oi)n  unb  ©^)ott  in  ber  ©tobt  herumtragen  ju  laffen. 
es  fdjeint,  baß  im  '^uguftmonat  1412  bie  3lblagfrämer  für  ges 
ratbener  fanben,  bie©tabt^rag  ju  meiben.*)  Untcrbeffen  l)atte 
Äonig  SÖSenjel,  wie  eä  fcbeint,  bereits  im  5uli,  feine  SJJaßregeln 
ergriffen.  Sinen  fel)r  parfen  S3rief  fdjreibt  er  an  ben  S3ifd)of 
öon  SJom.  2)er  Äonig  befd)wert  fiel;  nid)t  allein  über  bie  gren> 
jenlofe  gtcd^^eit,  mit  weld)er  bie  2fblaßfrdmer  auftraten  unb 

1)  Cochlaans.   Hist  Hassit.  pag.  39.  40. 

2)  Tertiuni  examen  publicum.   Von  der  Hardt  IV.  I.  pag.  327, 
^      3)  De  ecclesia  I.  pag.  295. 

4)  Articuli  contra  Hieronyranin  de  Praga.  Von  der  Hardt  IV.  I. 
pag.  671.  672. 


—   346  — 


feine  UnteitOonen  um  t^r  ®elb  brd^Jten,  fonbern  et  wagt  «ud) 
ba§  ditd)t  be6  ^apjle§,  foldje  ^nbutgenjen  ju  't)ert[)ei(en,  ju  be= 
(Irelten.  2>enn  er  fagt  bem  ^a^)jie,  beinc  llbfofframet  »erfau: 
fen  für  @elb  bie  JBergebung  ber  ©ünben,  unb  eö  l|l  un$  bod) 
befannt,  ba^  btefc  nur  benen  ju  STl^eil  wirb  bei  ©ort,  tt>etd)e 
fte  »erbienen.  25ic  SRniejiät  ©otteS  rcerbe  beleibigt  burd^  foldfje 
^(bfafprebigt  unb  eine  @ünbe  begangen,  weldje  mit  md)t$  ^att 
genug  gejüdjtiget  »erben  fönne.  35te  ^tbla^prebigt  rnüffe  aufj 
I)6rcn.  JBei  ber  ©tdrfe  biefer  ®prrtd)e  fidjert  ftdj  SBenjel  ba« 
burd),  ba^  er  oon  bem  ^apft  unb  feinen  SSuUen  nid)t  au§5 
brücflid),  fonbern  immer  nur  »on  ber§red)beit  ber  2(bla^frdmer 
rebct,  ba  it)m  bod)  fel)r  njo^l  befonnt  fein  mu^te,  ba^  biefe 
nur  im  Tfuftrage  bes  r6mifd)en  <Stut)le§  ^onbelten.  "äuä)  ge^et 
ou§  bem  Jßriefe  beä  Äonig»  \)ix\>ox,  bo^  »on  ber  Uniuerfitdt 
nnb  »on  ber  progcr  ®ürgerfd?aft  dl>nlid)e  ©cbriften  an  ben 
^a^jji  erlaffen  werben.  ^) 

2flfo  waren  .^u^  unb  .^ieronpmuä  nid)t  bie  einzigen,  weld)e 
bem  2Cb(op  juwibcr,  fonbern  eä  war  ein  ©efubl  in  allen  2)en; 
fenben,  SSer^dnbigen  unb  9?eblid)en.  25a^  aber  ein  namhafter 
SEl)eil  ber  ))xaQtx  Uniwerfttdt  ein  in  bem  "Sinne  foldjer  Scannet 
unb  beä  Äonigä  an  ben  römifdjen  <2tuf)t  gerid)tete§  ©d)«iben 
nur  unwillig  mit  unterjeid^net  f^aben  !ann,  ge^et  auS  bem 
gortgange  ber  ©reigniffe  beutlid)  f)txt>ox. 

^apft  So^anne§  XXIII.  aber  möd)te  burd)  bie  Sdjreiben 
t)on  SSö^men  abermaB  in  fdjwere  SSerlegenfjeit  gefommen  fein, 
wenn  fid)  nid)t  ein  3lu6weg  bargeboten,  weldjer  ii)n  t>on  fetbjl 
IjerauSgejogen.  8abiöta§,  ber  Äönig  tjon  ^liapel,  war  bebend 
liö)  geworben.  Wlit  ber  (Eroberung  JRomö  unb  beä  «Rirdjen» 
flaateS  war  e^  üor  ber  .!^anb  nid)t5,  woljl  aber  fcfete  iljn,  bap 
er  ©regor  XII.  anerfannte  al§  redeten  ^apft,  in  ©efaljr,  iWa» 
mens  unb  2luftrag§  be§  romifdjen  ®tu{)le§  nod)  »on  ben  2lniou 
fluö  S^eaipel  felbjl  »ertrieben  ju  werben.  25arum  i)attt  et  Un» 

1)  In  inferno  positis  redemptionem  promittant  et  coeleste  regnum, 
qaod  nun  nisi  pronierentibus  dari  posse  cognovimiis.  In  qao  sie  divi- 
nani  credimiis  inajestatein  olTensam,  ut  nostro  judicio  nec  infamiae  culpa 
conTcnitns  nec  delicto  poena  sufRciens  videatnr.  Sricf  bi'i}  .KinigÄ.  fitU 
icl6  Scbcni>bcfcf)rcibung  bcö  röiiiifd)cn  unb  66^mift^«n  Äönigd  933«njcl.  Ur; 
lunbc  3Jo.  at.  II.  pag.  151. 


—   347  — 


t£rf)anbtun9en  angefnupft  mit  3ot)rtnnc5  XXIII.,  mlä)e  oon 
bemfelben  feljt  bercttrciUig  aufgenommen  morben  ju  fein  fdjeinen, 
ba  ibm  öicl  b.nan  gelegen,  feinen  ©egner  ©regor  XII.  ber 
mad)tig|len  ©tüfee,  »refdje  er  noc^)  in  Italien  Ijötte,  5U  berau: 
ben.  2)arum  oerfprad)  er  bem  Äöntge  nid)t  allein  eine  jlorfe 
©umme  ©elbeö,  fonbem  gelobte  aud)  eine  ■Änjaf)(  ^frünben  in 
bem  Stei(t)i  S'ieapel  teer  ju  mad)en,  bamit  fte  naä)  bem  Söillen 
bc§  Äönig§  neu  befe^t  werben  f önnten.  Älä  nun  beibc  jli)dli 
einig  geworben  über  ben  ^anbel,  Iie§  Äönig  ßabiäla§  eine  3al)t 
®elel)rte  üerfammeln,  unb  biefe  mupten  auf  einmal  finben,  ba^ 
nid)t  ©regor,  fonbem  3of)anneä  ber  »at)re  unb  recf)tma^igcj 
^ontifer  fei.  S3ei  a;rompetenfc{?all  wirb  burdj  bag  fReid)  ba 
fannt  gemad)t,  ba^i  3fbermann  bei  ben  Ijärteften  ©trafen  nun 
mit  bem  Äönig  biefen  ^apfi  ju  nehmen  Ijabe.  £abi»la§  ric^= 
tet  nun  ein  bcmütl)ige§  ©einreiben  on  ben  ^apfl,  in  roeldjem 
er  um  S3erjeiJ)ung  bittet  unb  bie  Tfnerfennung  auäf^jrictjt.  2) 
9lur  eon  ber  SBatjrfjeit  unb  bem  ßfjriftent^um  ift  bie  9?ebe  in 
biefem  ©cbreiben.  2)ie  SKenfdien  tjatten  fic^  gen)6l)nt,  if)r 
©piel  ju  treiben  mit  bem  .^eiligjien.  9Jlit  2tu§na{)me  ber  un= 
wiffenben  9Renge  wußten  TLÜt,  biefe  Steben  ju  bebeuten 
Ijatten.  2(ber  jeber  gab  (id)  baä  "KnW^n,  al§  glaube  er  bem^fn« 
bem,  unter  ber  äßebingung,  ba^  biefer  fid)  roieber  ba§  2(nfel)en 
gebe,  al§  glaube  er  i^m.  2)er  arme  ©regor  XII.  mupte  nun 
fd?neü  entit)eid)en,  um  mcf>t  »on  8abiäla§,  wie  biefer  feinem 
neuen  greunbe  eerfprodjen,  gefangen  genommen  ju  »erben. 
&r  entflot)  ju  ©d)iffe  nad)  Dalmaticn.  25er  S3rief  be§  ÄonigS 
an  ben  ^apjl  ift  »om  SDctober  be§  Sa^rcä  1412.  Zl\o  im 
^erbft  roar  bie  SSeranlaffung  jur  ^rebigt  beä  2Cbtaffeä  f)intt)egs 
gefallen  unb  fie  tjörte  »on  felbft  auf.  Sol)anne§  XXIII.  fam 
baburd)  auä  ber  58erlegenf)eit,  eine  2fnt»ort  geben  ju  muffen 
auf  ba§  ©djreiben  be§  Äönigä  »on  S56f)men  ober  mit  bemfeU 
ben  in  einen  Sonflict  ju  geratben  »egen  ber  Ärämerei  beä 
Äblaffee. 

25er  ©treit,  weldjer  fid)  in  586l)men  erhoben  (»atte  gegen 
bie  Snbulgenjen,  bic  ©ewalt,  mit  roelc^ier  er  »iele  SRenfc^en 
für  fic^  gewann,  mu^te  einen  tiefen  ISinbrucf  mac^jen  ouf  bie 

1)  Theodor  a  Niem.    De  vita  Joannis  XXIII.  cap.  24.  29. 

2)  Kajnald.  Annales  ecclesiae  a.  1412.  XVII.  pag.  419. 


—   348  — 

furflltdje  ^riejlerfdjaft  unb  auf  "KUt,  rceldje  ju  fcet  ©ad)e  ber* 
felben  ftanten.    SBar  büd)  feincSnjcgcä  allein  bie  ^aä)t  beä 
^apfleö  angegriffen  »orben.   2)a§  ©atcrbotium  in  feiner  je^i^ 
gen  ©eflatt  rcarb  erfd)iittcrt,  baffelbe,  an  bem  taufenb  unb 
öbcr  taufenb  weltlid)«  Sntereffen  unD  Erwartungen  l)ingen.  3Cuäs 
breitung  fold)er  ©ebanfen,  wie  ^u§  fte  aufgejlcUt,  brarf)  ba§ 
ganjc  feltfame  ©ebaube  jufammen,  reeldjeä  ber  SiÄipoerflanb 
ber  frul)eren  unb  bie  S3erec|)nung  ber  fpdteren  3«f)tl)unberte  beä 
5)?ittelalterö  aufgebaut  i}atte  unb  baö  mit  feinen  "äxmtn  bie 
SBelt  nun  umfc^lungen  l)ielt.    3)ie  SSewegungcn  in  S5öl)men 
würben  immer  bebenflidjer.   SBtlber  vnh  Sfeliquien  würben  jer* 
trummert.  2)er  ©ebanfe  war  unter  bie  3)?enfd)en  gefommen,  ba^ 
man  fic^  Ijelfen  muffe  burd)  ©ewalt,  nad)bem  S^u^  unb  feine 
greunbe,  obwpt)l  fie  fotdje  ©ewalt  nidjt  onriettjen,  boc^  ge* 
lebrt,  ba^  biefe  3)inge  ein  ^inberniß  wären  für  ba§  innere 
6f)riffent^um,  weld)eö  ba§  oUeinige.  gür  biefeä  aber  l)atte3?om 
unb  bie  ^riefferfd)aft,  weld^e  in  feinem  ©eiffc  arbeitete,  nie  tU 
wa§  getban,  aber  baä  äußere  gad):  unb  glitterwerf  war  \i)xt 
2(rbeit,  berS3oben  unb  bic  .^obe,  auf  wetd)er  fie  ftanben.  3)a§ 
^eroortreten  beö  ®eiffe§  fonnte  bie  römifdje  ^ricfferf^aft  nic^t 
bulben,  fo  lange  fie  bejleben  wollte  in  i(;rer  ie^igen  2Beife. 
^apfl  Soljanneä  XXIII.  aber  l)atte  fid)  tap  unb  träge  erwie* 
fen  in  ber  S3erfotgung  ber  fogenannten  Äefjeret  unb  nid)t  mit 
Unrc^t  fonnte  geflagt  werben,  baß  er  e§  gewefen,  ber  burc^ 
©d)weigen  unb  Sufeben  ba§  2(uffommen  berfelben  geförbert. 
2)arum  mögen  bei  bem  Snbulgenjenflreite  bie  2lufforberungcn 
an  ibn,  ba^  etwaä  9efd)el)cn  muffe,  immer  bringenbet  gewor^ 
ben  fein. 

^Jtlfo  beginnen  nun  bie  fräftigeren  Operationen  be5  romts 
fd)en  ©tuljleS.  Sobanneä  XXIII.  fann  fein  perfönlidbeö  Sntea 
refjc  nid)t  länger  über  baä  Sntereffe  ber  gefammten  Äirdje  fiel; 
len.  9lun  l)atte  biefer  ^apff  bereite  im  Sabre  1*11  «nc 
formationSfpnobe  nodj  9?om  auögefdjrieben.  2tbcr  auä  ber 
Steformation  ifl  nidjtS  geworben  unb  fte  treiben  fortwäl^renb 
mit  ber  beilis«"  ©el)nfucl)t  frommer  Wltn\ä)tn,  baß  eö  anberS 
werben  möd^te,  il^x  unl)eiltge§  ®pte(. 

1)  Haynatd.  Annales  ecclesiae  a.  1411.  XVII.  pag.  415. 


—  349  — 


Ithtt  ju  etw«§  3(nt>erem  Um  bicfeS  9?eformation§concil, 
ungevn  berufen  unb  fdjieunigfl  wieber  nufgelojt,  m\)l  btcnen. 
S^er  ^apjl  fefet  eine  Kongregation  jur  Unterfudjung  ber  (5df)rif5 
tcn  2Sicliffc'§  nieber,  n)ctd[)e  natürlid)  Tautcr  Äcljereien  barinnen 
ft'nbct.  JDemgemdf  »erbammt  ba§  ßoncil,  wie  eS  fd)eint, 
ntd^t  allein  bie  fünfunbüt'erjig  Zxtihl,  welcl)e  feit  einiger  3eit 
au§  ben  S}iict)ern  ()erüorget)oben ,  fonbern  bie  wiclifft'tifdjcn 
©d)riften  überljaupt.  £)iefe  ©ntfd^eibung  foH  nad)  jwei  ©citen 
f)in  wirfen.  Sn  ©nglanb  foll  fte  ben  begonnenen  Sieg  über 
bie  ßoUarben  boEenben,  in  SSof^mcn  foH  fie  bem  Äam^^fc  gegen 
bie  Äe^er  unb  bem  geljofften  ©iege  jur  ©riinblagc  bienen. 

3m  2lnfange  beö  1413  erfdjien  bie  Sßulle  ^apft 

Sol)anne§  XXIII.,  weldje  biefe  2Serbammung  bcr  2Belt  tunb 
mad)te.  0  ©el)^  beutlid)  iji  in  berfelben  SJücfftdjt  auf  SSöljmcn, 
auf  ^up  unb  feine  greunbe  genommen,  obttJof)l  S'Jiemanb  ge« 
nannt  wirb.  ®ie  S5ücl)er  2Bicliffe'ä  finb  unbebingt  Äefecrei, 
Senn,  wa§  aud)  an  fid)  felbfl  SGBaljreö  barin  entl)alten,  i(t  bod) 
angeftedt  unb  üerborben  wn  bem  @ifte.  ©ie  follen  alle  »er» 
brannt  werben,  9liemanb  foll  nad)  \i)mn  le(}ren,  fie  lefen,  fie 
beft^en.  3Ber  e§  tljut,  foll  angefeljen  werben  aU  ein  S3egün)lis 
ger  ber  Äefjcr,  beffen  ©laube  oerbddjtig,  gegen  ben  Unterfu- 
c^ung  eingeleitet  werben  muf.  SBer  baä  2lnbenfen  SBicliffe'ä 
ju  t>ertl)eibigen  gefonnen,  ber  foH  »or  biefem  Soncil  ober  bod) 
in  9fom  erfd)einen.  ©nblid)  wirb  bariiber  geflagt,  ba^  fo  viele 
fromme  Seelen  »erborben  würben  burd)  ibie  wicliffttifdje  2cl)re, 
ol)ne  ba§  angeführt,  wo  unb  üon  wem. 

braud}te  nidjt  genannt  ju  werben  in  btefer  S3ulle, 
weil  ju  g(eid}er  S^it  «in  unmittelbarer  Eingriff  auf  iljn  gefdje* 
ben.  2lnbertl)alb  3a^re  t)atte  fein  ^to^i^  in  9?om  gelegen,  war 
md)t  üorwärts ,  aber  aud)  nid)t  rücfwdrtä  gefcl)ritten.  2)er  ^ros 
curatorcn,  weld^e  Sqü^  in  üiom  i)klt,  l)atte  man  ftd)  baburcf> 
cntlebiget,  ba^  man  fte  in  J^aft  genommen,  ^lo^lid)  erinnert 
ftd)  ber  ^apft  biefeä  ^rojejfeö.  2?em  Äarbinal  eon  Solonna 
wirb  eine  neue  Unterfudt>ung  aufgetragen.  Siefer  entfd)cibet 
fdjnell.  Sie  @rcommunication  wirb  über  ^uf ,  feine  2lnl)änger 
unb  (Sdjüler  befinitiu  auägefprodjen.  Sa§  Unterbiet  wirb  auf 
bie  (Stabt  ^rag  unb  ouf  jeben  IDrt  gelegt,  ba  ftd)  ^u^  auff)atten 

1^  Raynald.  Annales  ecclcsiae  a,  1413.  XVII.  pag.  415. 

I 


—   350  — 


möge.  *)  Unb  aud)  mnn  er  fid)  entfernet,  foU  tiefet  Unterbiet 
noc^  brei  üoUe  Sage  bauevn.  ^)  2)iefe  ÜJia^regcIn  fdjetnen  ge» 
gen  ben  2(uägang  beä  ^ai)xt$  1412  ergriffen  worben  ju  fein, 
©leid)  barauf,  jur  3eit,  ba  bie  ©pnobe  bic  wicliffitifd^en 
@d)riften  bereite  öerbammt  l)atte,  fd^rcibt  bet  $ap|i  einen 
Sßrief  an  ben  .König  von  Seemen,  worin  er  il;n  aurforbert, 
feinen  njeltlidjen  "Kxm  l)erjugeben  jur  Ueberwältigung  ber  Äe^es 
rei,  bamit  fein  Sieid)  mä)t  ©efaljr  laufe.  d)lan  muß  eä  ben 
Surften  immer  in  Erinnerung  bringen,  baß  fte  nur  unter  bet 
JBebingung,  ben  Äircbenfürflen  ju  get)orfamen,  Sürjlen  finb, 
man  muß  iljnen  bie  ©efatjr  ber  "iCbfe^ung  immer  in  bet  gerne 
aeigen. ») 

'äüt§  iji  ie^t  in  S^dtigfeit.  25er  geleierte  ©crfon  fdjreibt 
an  ben  erjbifc]()6flid)en  ©tutjl  oon  ''Prag.  Wian  foU  fid),  meint 
er,  nid)t  mit  2)iäputationen  unb  Unterfud)ungen ,  bei  bes 
nen  nid)tä  ^erauöfommt,  einlaffcn,  »eldje  nod)  ofaenein  gegen 
ba§  ©ebot  ber  Siebe  laufen,  man  foll  ftd)  auc^  nid)t  auf 
SBunber  eerlaffen  unb  auf  bie  Äraft  be§  fatl)oIifd)en  ©loubenö, 
fonbern  bie  .Reger  foUen  getöbtet  tperben  fo  balb  al§  moglid). 
SBBte  nun  biefe  ®od)en  alle  nad)  Bommen  gelangen,  n)cld)e§ 
meifi  nod)  t>or  beut  Snbe  beä  3abreä  1412  war,  fo  fdjeinet 
2fnfangä  ber  ©inbrucf,  ben  fte  befonber»  ouf  ben  Äönig  ma* 
djen,  nid)t  fel)r  bebeutenb  geroefen  ju  fein.  Jg)uß  fann  nodj  eis 
nige  Seit  ruljig  fortprebigen.  dB  wirb  barüber  gcftagt,  baß 
bie  Äeger  2Cnfang§  oller  biefer  SBaßregeln  gefpottet  unb  baß, 
ttjenn  eä  auf  3)iäputation  unb  Unterfud}ung  'angefommen,  bie 
Äatl;oltfd)en  md;tä  l)ätten  errcid)en  fönnen. 

SBie  ^uß  fid)  üerbammt  fie[)t,  legt  er  wor  bem  ^apjic 
eine  Appellation  an  3efuö  ßljrijiuS  ein.*)  Siefen  ©d)ritt  fonn* 
ten  bie  SSdter  ber  ©pnobe  von  .Roflnife,  »eil  fte  feine  2(l)nung 
l)atten  »on  bem  tiefen  religiofcn  ©innc  biefeS  9Kanneö  unb  fei-- 
net  frommen  ©ottergeoung,  rooljl  beladjen,  wie  fie  benn  bort 
überljaupt  unter  gad^en  unb  @d;erjen  it)re  ®aat  mit  bem 
äBlute  ber  Unfc^ulb  büngten.  25iefe  Appellation  foUte  bei  J^uß 
fagen,  boß  er  feine  @ad)e  ouf  ©Ott  gejiellt,  ber  allein  übet 

1)  Ordo  procedendi  per  i|isummet  signatus  I.  pag.  110. 

2)  De  ecclesia  I.  pag.  316. 

3)  Cochlaeus.  Hist.  Hussit.  pag.  21. 

4)  De  ecclesia  I.  pag.  312. 


—   351  — 


fein  geben  »crfügen  trerbe,  bog  er  rolUig  über  fiel)  werbe  erge» 
t)en  laffen,  waS  ©Ott  über  iljn  befd)lof[en ,  bap  er  ftd)  aber 
bem  9\ömer  un^ejiDungen  nid}t  überliefern  werbe,  weil  berfelbe 
feine  @ad)e  fül)re  nnb  nidjt  bie  @ad)e  ©otteä,  baß  9iiemanb 
gehalten  fei,  bortl)in  ju  ge^en,  wo  man  nict)t  unterfu*cn,  fon-- 
bern  nur  ben  Äob  geben  wollte,  bap  jcber  nur  gehalten  fei  ju 
ge^en,  wenn  bie  @timnie  ©otteä  it)n  rufe.')  Um  biefelbe  Seit 
mag  ^up  aud)  ba§  ©laubenäbefenntnip  befonnt  gemadjt  b^» 
ben,  weld)e§  »on  il)m  angeführt  wirb.  2)affelbe  war  be|limmt, 
einige  2Serbrel)ungen  ju  wibcrlegen,  weld)eüber  feine  Sebre  üer= 
breitet  worben.  @ä  fei  falfd),  bap  er  ber  wicliffitifcben  2Cnitcbt 
Bom  ©acrament  beS  2(benbmablä  folge,  falfcb,  bag  et  fage, 
ein  ^tiejler  in  berSSobfünbe  fonne  bepben  nid)t  warten,  falfc^ 
ferner,  bap  er  gegen  bie  SSergebung  ber  «cünben  überbaupt 
lebre.  galfd)licb  werbe  enblid)  bebauptet,  bap  er  bem  S3olfe 
,lebre,  ftcb  ber  ^riefterfd)aft  mit  bem  weltlidjen  Schwerte  ju  er* 
lebigen ,  bap  bie  äebnf^i  gerabel)in  nicbt  gejablt  unb  bie  welts 
lidjen  .^erren  ebenfo  bem  Äleruä  it)re  @üter  nebmen  foüten. ') 
2tber  natürlid)  wjr,  bap  olle  geinbe  beä  goangclii  fid)  reg» 
ten,  wie  fte  faben,  baß  ber  römifcbe  @tubl  enblid)  fraftig 
auffdireiten  wollte.  (5d?on  etwa5  früber  mögen  bie  2tcbt  bie 
©dirift  gegen  Squ^  ausgegeben  baben,  beren  Snbalt  er  «n§ 
felbfi  in  ber  SBiberlegurg  mittbeilt.  Sefet  aber  fommt  bie  tbeo- 
(ogifcbe  gacultat  ober  bod)  ber  größere  Sbeil  bcrfelben  jufam^^ 
men  unb  fie  faffen  einen  ffiefd)lup.  Siiemonb  foUte  fortan  tU 
wa§  2(nbere§  glouben  unb  lebten,  olä  bie  römifd)e  Äirdje  e§ 
tbue,  beren  ^aupt  ber  ^apft  unb  bie  ^arbindle,  jebet  foUe  ge» 
flcben ,  bop  et  ber  tömifdjen  unb  apofiolifcbcn  Äirdje  folgen 
muffe  in  allen  ©laubenä-  unb  Äird)enfad)en ,  baf  er  ben  $rds 
loten  unbebingten  ©eborfom  ju  leijten  b^be,  eö  fei  benn,  bog 
ibr  ©ebot  etwo§  offenbar  @ute§  öerbinbere  ober  offenbar  S56fe§ 
beige,  getnet  foUte  3«bcrmonn  fcbwören,  bof  bie  SReinungen 
SBicliffe'ä,  befonberä  über  bie  fteben  ©acromente,  falfd?  waren; 
bei  ©träfe  ber  (Jrcommunication  unb  SScrbonnung  ouä  bem 
Sieicbc  follte  weiter  IRiemonb  S)inge,  wie  -SBicliffc  gelebrt,  leb' 
ten.   3obanne»  ^ug  aber  foUte  fidj  au§  ^rog  entfernen,  um 

1)  De  ccclesia  I.  pag.  304. 

2)  Kayoald.  Annales  ecclesiae  a.  1412.  XVII.  pag.  421. 


—   352  — 


tem  apo^oü\ä)tn  ©tu()te  ®ef)orfam  ju  erwciftn.  SBenn  berfelbe 
bie  fatf)oIifci)e  ßel)re  eon  bec  Stndjt  unb  »on  bem  ^appe,  eon 
ben  ftcben  ©acromenten  unb  üon  ber  Sbebienj  gegen  bie  ^rä» 
loten  annef)me  unb  bie  SSerbammung  ber  wicliffttif^en  SReinuns 
gen  billige,  fo  wollten  fte  iljm  ein  Scugnip  au^flellen,  baß  fte 
in  allen  übrigen  ®Iauben§fad)en  mit  it)m  übereinfiimmten,  fonfl 
fönnten  fte  eö  aber  nidbt,  benn  fte  würben  ba  ben  Äönig  unb 
bie  ganje  SGBelt  belügen.  Sn  bem  erjleren  gaQe  aber  wollten 
fte  über  an  bie  rümifct)e  ßurie  in  ber  billigten  unb  bejien 
2Beife  fdjreiben. 

3Cuä  biefen  SBorten  wirb  flar,  baß  bie  58erfammlung  ge* 
\)dtm  werben  ip  nadj  bem  S53illen  be§  Ä6nig§  SBenjel.  Serfelbe 
{)atftd)tbar  eine  2fuäfunft  gefud}t.  Sn  einen  offenen  Äampf  gegen 
bieÄird)e  fann  unb  will  er  ft'd)  nidjt  einlaffen.  2)aä  Unterbiet, 
weldjeä  ber  ^a:pfi  auägefprodjen,  i(t  ibm  i)axt  unb  brürfenb. 
S'lacbbem  ber  JSifdjof  ßonrab  »on  SDUmüg  2tbminif[rator  beS 
ßrjbiötbumä  ^rag  geworben,  })at  er  baä  päpjllidje  Unterbiet 
über  ^rag  auäfpred)en  laffen.  SBcnjel  ^at  biefeä  fSlal  nid^t 
gewagt,  ben  Äleruä  ju  jwingen,  eS  n\6)t  5U  galten.  3lber  bie 
©efinnung  be5  Ä6nig§  unb  feinet  .|)ofe§  blicft  allentbalben 
burd).  SBenjel  laßt  bie  Siebten  wäbrenb  beä  Unterbietet  burd) 
feine  ^ofbienerfcbaft  beerbigen.  2(uf  bie  25auer  aber  ift  mit  fofc 
d)en  fWitteln  nidfjt  auäjufommen.  X)ix  Äönig  muß  wunfd)en, 
baß  baö  Unterbiet  aufgeljoben  werbe,  baß  ber  Äampf  jwifdjen 
ben  beiben  ®lauben§=  unb  Äircben^artcien  in  feinem  Sfeid^e 
mä)t  jum  3fu6brud)e  fomme.  (Jr  meinet,  wie  er  früher  ^er* 
auägefommen  o^ne  ben  3(uäbrud)  eine§  offenen  Äriegeä  mit  bet 
Six<i)t  unb  obne  ben  So^anneä  .^uß  unb  feine  greunbe  aufju» 
opfern,  fo  werbe  er  \auä)  je^t  berouöfommcn.  2)enn  baß  bet 
Äonig  bie  neue  ße^re,  wie  bie  Sfomifcben  ZUt^  nannten,  wa§ 
ba§  urfiprünglicbe  (5^rijlentf)um  war  ober  ftd)  bemfelben  näherte, 
ftiU  begünfttgte,  liegt  auf  ber  fladjen  ^anb.  2)ie  tbeologifd^c 
gacultat  foll  ii)m  bie  CDJittel  an  bie  .^anb  geben,  ben  ^ap|t 
JU  begütigen  unb  wiebcr  jum  ©djweigen  ju  bringen,  fo  wie 
er  früher  jum  ©d)weigen  gebracht  warb  burd)  ben  Srjbifdjof 
©binco.  'Kbtt  ber  ©tanb  ber  2)inge  l)ot  ftd)  wefentlid)  öerdn» 
bert.  2)ie  neue  Sebre,  iamal^  in  itjrem  Äeime,  \)at  ftd)  jefet 
entwicfelt  in  ibrer  ganjen  @efdbrlid)feit  für  bie  fleifdjlicbc  Stiv 
^t.  25ic  romifd^e  Gurte  i|l  barum  entfd^loffen,  eine  SSerfolgung 


^  353  — 

ju  bejjinnen  unt>  bie  präget  25ocforett,  htn  ©ebanfea  beS  Ä6» 
nigs  n)of)l  burdjfdjauenb ,  liellen  tie  @öcl)e  auf  bie  ®ipi|e.  di 
gtebt  feine  anbere  2Cu5funft,  fll5  wenn  3o^anne5  ^uf  bie  Zt\)xt 
äBictijfe'ä  felbjl  üerbammt  unb  wenn  et  9fom  unb  ben  ?)tola» 
ten  ben  olten,  fdjweigcnben  ®ef)orfam  »erfprid^f.  25ann  wollen 
fte  fet)en,  xoa6  (iu§  Erbarmen  füt  bert  reumütl;igen  Äe^et  ge» 
tf)an  werben  fann. 

^Ifo  war  bet  ^lan  beS  Ä6nig§  gefd)eitett.   25enn  e6  tet» 
ftanb  ftd)  oon  felbft,  bog  Sol)atuie5  ^uf  unb  feine  grcunbe 
nidit  eingeben  fonnten  auf  bie  üorgelegtcn  25eöingungcn.  Xiit 
Uebcrjeugung  wat  ba,  bag  bie  Äircbe  teformirt  werben  muffe, 
wenn  baä  ßbrißentbum  nidjt  untergeben  foUtc,  bet  (Sntfcfelug 
wat  ba ,  biefe  3?efotmation  im  9?amcn  ©otte§  ju  beginnen  unb 
baS  9Ädtti)tettbum  nid)t  ju  fdjeuen,  wenn  e§  in  bet  (3ad)e 
®otte§  erlitten  wetben  muffe.  2)ie  Sebingungen  abet  bet  ©eg- 
net  biegen,  ibt  foHt  fd)weigen  unb  ba»  2llte  laffen,  wie  aud) 
@(I)tift  unD  SSetnunft,  Sammct  unb  S^otb  bet  SBSelt  bagegen 
rufen  mögen.   ^Ifo  i)itlt  aud)  Squ^  mit  feinen  gelebiten  gteutis 
ben  eine  Songtegation ,  bie  aud)  oon  »ielen  Ungeleljtten  bes 
fucbt  watb,  welche  bie  ©tteiter  füt  ben  wöbren  ©lauben  burd) 
ibren  SSeifaU  ermunterten.   2!)ie|e  Kongregation  madjtc  anbei 
SSetgleidjäüotfdjlage.    61  foUte  eine  groge  SSerfammtung  öon 
cHem  .Äleru§  gebalten  werben.    2luf  berfelben  follte  ieber  auf« 
tteten  fönnen,  bet  ben  3obtinncä  S^u^  einer  .Rederei  jeibe  unb 
bie  2Cnfcf)ulbigung  beweifen,  Tille,  bie  nacb  SJom  gefcbritben, 
tag  in  SBöbmen  .Redetet  bctrfcbe,  foQten  ebenfalls  biet  erfcbeii 
nen  muffen,  um  ibre  ©acbe  ju  beweifen,  eben  fo  jebet  2lnbett, 
weichet  gegen  itgenb  3emanb  ftd}  beä  2£u6bru(feä  Äe^erei  be* 
bient.  SÖJenn  nun  aber  ni^t§  crwiefen  werbe,  fo  follten  Äonig 
unb  grjbifd)of  ein  ©ebot  ergeben  laffen,  bap  9?iemanb  weitet 
ftd)  bc§  2lu6Drucfeä  Äe^erci  bebiene.     2)arauf  follte  öon  bem 
^öntg,    ben  IBaronen  bc§  Steidje?,    bem  Äleruä,  üon  be« 
nen ,  weldje  bie  falfd)en  S5erid)te  nad)  3?om  gefenbet,  eine  feiet 
Iid;e  ©efanbtfd)aft  an  ben  apofJolifcben  ©tubl  erlaffen  werten' 
an^ujeigen,  tag  in  S5öbmen  feine  Äe^crei  üorbanben  fei.  3u-, 
lefet  erflärt  biefe  dongregation  nod),  bag,  weil  SoJjanneö 
'     V^^ebige  unb  lel)re,  fein  Unterbiet  ©tatt  fi'nben  bürfe,  ba  eä 
ganj  wibcr  bie  Sl^rbnungen  unb  bie  Salbungen  bet  bei'igcn 
Äirroe  fei. 


354 


3^eut^id;  crPennt  man  in  biefen  (Sdjlüffen  wicbcvbie  Spanb 
be§  .RünigS  SSenjel,  welcher  immer  wiü,  bap  e§  nicl;t  l;eij;en 
füll,  in  bcm  9ieic()e  23ö^)men  ifi  Äe(|e«i.  SBcnjel  mog  gcgloubt 
Ijabfu,  bap  bod)  »iclleidjt  nod)  eine  2(uäfunft  gewonnen  werben 
fonnte.  -iBcnn  ber  fnt(;Dlifd)e  Äleruä  btefe  ^cr9leid)äDorfd;lage 
am\ai)m,  fo  njartiorauö^ufcl^en,  ba^  [tc  nid)t§  würben  bcweifen 
fonncn,  ba  ^it^  unb  feine  greunbc  anbere  S3eweife  ßlä  auS 
ber  (Sd;rift  entnommene  nid)t  juliejien.  9}?an  fonntc  t)offen, 
bap  fie  [ii)wei3en  unb  burdf)  bie  "Autorität  beä  Äonigä  baf)in 
gebradjt  würben,  fetbft  ju  bezeugen,  baß  in  S5öl)men  feine 
lÄe^erei  »orfjanben  fei.  Wit  einem  foldjen  Seugnip  fonntc  man 
bann  üielleid)t  ben  ^apfl  fetbjl,  ber  in  Sfom  unb  feinem  ®tul)lc 
fd)wanfenb  unb  jweibeutig  jtanb,  btc  greunbfd;aft  be»  Äönigä 
braudjte,  weranlaffen,  bie  laugen  wicbcr  nuf  einige  Seit  äuju' 
fd)lie0cn  tro^  beö  gortgangeS  ber  fogenanntcn  Äef^erei.  'Kbcv 
ber  fatI)o[ifc^e  Äleruä  wicl)  bem  (3d)lage  auä,  auf  weld)cn  bec 
Äonig  offenbar  bad)te.  ben  SSevglcid)öüorfd;lagen  ber  ßon» 
gregntion  ber  ^uffiten  tcnete  ein  SBort  i)ixciuä,  baö  fie  nidjt 

1)  6ren  fonnten  ,,95eweifcn  unb  auö  ber  ©cprift  SScweifen".  2)enit 
baß  ^iip  baä  SSeweifen  fo  üerftanb,  wußten  ftc.  dx  l)attc  e§ 
i()nen  ja  fd)on  oft  genug  gefagt.  (Sie  wußten,  baß  bie  2lutüritat 
ber  Äird)e,  b.  l;.  il;re  eigenen  wirfltd;en  ober  angeblidjen  'SJltU 
nungen,  bei  iljm  nod;  lange  fein  S3cweiä  war.  ©ben  fo  gut 
wußten  bie  Älügeren  unter  il;ncn,  baß  fie  au5  unb  mit  ber 
(Schrift  il)re  ©ad^e  nit^t  \üi)xen  fonnten.  9?un  verlangte  gewiß 
ber  Äönig  »om  '2£bminiftrator  unb  »om  fatl;olifd;en  Jlleruö,  baß 
fie  bie  S3orfd)läge  ber  .^ufftten  anne()men  unb  beweifen  foütcn, 
baß  baä  wirflid;  Jtef^crei  fei,  waö  fie  Äef^erei  nannten,  ba  bie 
SBiberpart  beljaupte,  c§  fei  feine  Äcfeerei.  'Kbix  ßonrab  unb 
ber  Äleruä,  3llleä  burdjfc^auenb,  waä  ber  Äönig  wolle,  weifen 
biefeä  ffiege()ren  ab. 

9Iun  ifi  eä  üon  feiner  großen  2Bid;tigfeit  mel)r,  baß  fie  bö§ 
SSerlangen  2BenjeB  nid)t  unbcbingt  abweifcn,  fonbcrn  bie  bci= 
berfcitigen  S3erg(eid}öüorfd)(agc  noä)  bcm  S3tfd;of  uon  2eutümifd)l 
einreid)en,  um  einen  ^aupt=  unb  ©cblußuergleid;  aufjufcl^en. 

2)  enn  biefcr,  ber  ^avtbci,  bic  für  baS  2llte  fireitet,  angel)orcnb, 
billiget  alle  2lrtifel,  weldje  ber  Äleruä  aufgefegt,  unb  verwirft 
bic  wefenttidien,  weld)e  üon  ben  ^uffiten  aufgejlellt  worben 
ffnb.   aöie  fonne  benn  in  S6(;incn  gefragt  unb  geforfcl)t  werj 


355  - 


l>en,  ob  Äe^erel  wirFtid)  »ortjanbcn  fei,  ba  9?om  btxtitä  barubcr 
ent|"d;ieben  ^abe.  S5tefc  Ic^te  ©ntfdjetbung ,  mld^t  unbebtngte 
Unterwerfung  unter  ben  romifcben  <Stubt  prebigte,  tji  im  ge» 
bruar  bc6  Sabre§  1413  gefaxt. 3ei^o  ftnb  bie  g^tttcl  bc§ 
Ä6nig§  crfd)öpft,  wieber  eine  2tu§funft  ju  gewinnen,  wie  er  fte 
burd)  SbincD  ermatten,  ©r  i)l  an  bem  bcterminirten  2Billeii 
beS  römifd^en  ©tu^Ies  unb  bc5  Eatf)olifd)en  Äleruä  inS6()men, 
fid)  nid)t  langer  taufdjen  ju  laffcn,  gefdjeitert.  dx  mup  etw(i§ 
t{)un,  um  nid)t  in  offenen  Äampf  mit  bcr  Äivct)e  ju  fommen. 
S2Jn§  er  aber  t()ut,  wenn  er  mit  ber  Äirdje  b<»nbcln  mug,  ba6 
i|l  immer  ungemein  wenig.  Qt  gebietet  jegt  nur,  ba§  Squ^  bie  j 
©tabt  ^rag  meiben  follte.  J^ätte  er  i^n  nidjt  fangen  unb  auf  ' 
ber  (Stelle  muffen  »erbrennen  laffen,  wenn  er  in  9iom  angefes 
^en  werben  wollte  aB  ein  guter  unb  red;ter  ®ül;n  bcr  Äird;e? 

®aä  ©ebot  beä  ÄonigS,  ba^  ^up  bic  (Stabt  ^rag  met:l 
ben  follte,  ift  am  Anfange  bc§  Sal)re§  1413  erfolgt.  war| 
feit  langer  3eit  wieber  ber  erfte  Stritt  üon  SSebeutung,  weldjen 
SOBenjel  für  bie  alte  Äircl^e  tf)at.  2tber  er  i)citt(  il)n  getf)an  uns 
ter  fid)tbarem  Bwange,  wiber  feinen  2Billen,  ber  immer  bem 
grcunbe  be§  5oangelium§  jugewcnbet  blieb  unb  ollen  benen, 
bic  im  ©cifte  beffelben  Ui)xtm.  25iefe  batten  unter  ben  erwabn^ 
ten  (Streitigfeiten  ibre  Trennung  t»on  bem  xomi\6)tn  Äirdjen-; 
tbume  fübn  au6gefprod)en  unb  bitten  ftd)  einen  anbern  9?amen 
gegeben,  bamit  bie  SJZenfcben  erfennen  müd)ten,  ba^  bie  Seit 
erfüllet  fei,  wo  e§  anberS  werben  müpte.   £ien  eoangelifdjen  V 
Äleruö  nannten  fte  fidb.  25emfelben  war  ba§  ^8o^t  geneigt  unb  ' 
^orcbte  bod)  ouf,  wenn  er  tjon  bem  SSorte  ®ottc§  ^)rebigtc. 
2lucb  Äönig  SSenjel  war  auf  biefe  Seite  getreten  unb  gab  bem 
fatbolifdjen  ^leru§  feine  fficfinnung  fd)on  üielfältig  burd)  d'mi 
fcbranfung  ber  weltlidben  SJedjjtfame     ernennen,  weld)e  fiel)  bie 
Äird)e  genommen.-)  • 

2lber  ben  offenen  S5rud)  wit  ber  romifdjen  Äirdje  \)attc  er 
nicbt  wollen  fönnen.  Darum  l)attt  er  geboten,  bof  Sqü^  geben 
möge.  2>er  fatbolifdje  Äleruö  b<Jtte  biefe  SJJapregcl  erjwungcn. 
2)enn  nodj  wabrenb  ber  SSerfudbe  bc§  Ä6nig§,  einen  S5ergleicb 

1)  Die  fämmHi^cn  ^icrl;er  flc^oiigcn  Wctcnflürfc  bei  Coclilaens  Hist. 
Hussit.  pag.  29  —  36. 

2)  Cocblaeus.  Hist.  Hussit.  pag.  62. 

23  • 


356  — 

l)ct()cijtifii()rcn,  'roatcn  bie  'Hd)t  jufammcti^ctretcn  wnb  tjatttn, 
ganjiute      fdjfint  auf  i(>ve  eigene  gaiijicineu  S3efd)Iuß  &«fi<^t. 
2?ic  über  Sol^onncS  Sqw^  auägcfptodjencn  Ätvcbenftrufen  mü^Un 
fllö  oon^ülHij  bctrad)tet  »tvbcn,  bo  c6  nidjt  bie  Sadje  bc5  Äle» 
ni&  üon  ^rag  fei,  ju  untcrfuc^cn,  ob  fte  geredet  ober  ungercdjt 
anuen.   Siefem  58cütlu0  war  ber  2l!bminijlrator  ßonrab  unb 
bei-  gefammte  Ä(eru§  öon  ^rag  fommt  b»r  jurifiifdjen  gacultat 
beigetreten.  ')  3ol)ainie§  »on  Seffeni^  ober,  2)octor  beä  cano* 
nifcben  9?ecf)tö,  (jatte  eine  ?(p^)eUation  eingelegt.  9ladj  ben  ^xU 
oilegien  ber  Unioerfitat  bürfc  fein  ©lieb  berfetben  in  irgenb  einet 
©adjc  ungef)6rt  \)erurtf)eitt  werben,  eine  SUert()eibigung  fei  felbP 
bem  gurficn  ber  .^oUe  ju  gefiotten.  ^)    Diefe  Appellation  nwr 
norf)  im  ©ccembcr  bc§  Sol?re§  1412  eingefegt  worben.  2)a 
nun  ober  bolb  bavauf  bie  @ntfd)eibung  beä  58ifcI)of§  »on  tili« 
mü|  einlief,  fo  n?ar  SBen^el  nid}t  im  «Stanbc  gcwefen,  ber 
Äirdjc  längeren  2Biberfinnb  ju  leiten.   Einern  neuen  ©djluffc 
ber  £)octoren  ber  S^l^ologie,  baß  alleä  Unljeil  in  S3ol)men  nur 
bal;er  fomme,  ba^  üon  ©inigen  bem  romifdjen  <Stu()le  unö 
ben  ^rälateii^  fein  ©e^orfam  gelcifiet  werbe,  ba^  bie  wfcliffitij 
fd)c  8e{)rc  befonberö  über  bie  fieben  ^cacramente  öerfünbet  n>ür» 
be,  tt)eld)e$  von  nun  on  aufljoreu  mülfe,  i)atte.  ber  .Röntg  feine 
Sujlimmung  geben  unb  ii)n  muffen  befatmt  m<icljen  laffen  wie 
ein  föntglidje»  Qkict.  Umfonfl  Ijatten  bie  .|)ufyiten  adjtje^n  2tr» 
tifel  entgcgengeftellt,  um  ju  fccweifen,  bap  bie  ßkgner  »on  »er» 
hi)xtin  Segriffen  über  Äirc^e  unb  .Äirdicngewalt  ausgingen. 
2n  biefen  5lrtifeln  nennen  fie  fiel)  felbjl  ben  «oangelifdjen 
Äleruä. 

5[Ben5ct  Eonnte  ftdj  nid;t  tn  einen  offenen  .Sarttpf  mit  bet 
Äird[)e  einlaffen,  unb  fo  gebot  er,  b*^  ^u^  bie  ©tabt  ^rag 
meiben  foUte.  Sn  biefer  3<it  waren  x>on  feine  üorj«glid>» 
fien  ©djrtften  an  ben  Sag  geförbert  worben,  bie,  t«  benen  bic 
Trennung  »on  ber  romifd^en  Äirdje  unb  beren  SSerwerfuttg  be; 
flimmt  auögefprodjen.  9?od)  in  bem  Sal)re  1412  war  bü3 
fQud}  De  tcclesia  erfd)icnen.  SBa^rfdjeinlid)  «m  3(nfange  beä 
fütgenben  bie  ©djriffen  Ad  scripta  Stepbani  Palet/,  Ad  scripta 

1)  Cochlaeus.   Hist.  Hussit.  pag.  47. 

2)  Joannis  Jessinetz  pro  dcfensione  causae  Mag,  Joan.  Huss.  Ope- 
ra I.  pag.  408-419. 

3)  Coclilaeui.   Hbt.  Hussit.  pag;.  50— M- 


—  357  — 


Stanislul  do  Znoynm,  Ad  scripta  octo  Doctoriini.  Un<)e< 
fa[)r  in  icnfelbeii  '^dtm  mujTen  bte  @cl)nften :  He  Auüchrisio 
ut  niembroruiii  ejus  aiiatoinia,  De  aboleiidis  80ütiä  et 
traditiouibiis  Homitiuiii,  De  perniciu  traditionuiii  luiiiiuiia- 
ruin,  De  unitate  ecclesiue,  De  cvangclica  perfuctioue 
De  adoratione  iinagiiiuin  unt)  bie  Serinonos  de  Aiiliohristo 
tifcbieneii  fein.  S5enn  in  allen  tiefen  ivo^nt  im  ©«njen  g<: 
nommen  ein  unb  berfelbe  ©eift,  ein  anb  biefeloe  Sic-nuerfun^ 
be§  romifdjen  Äird)cnt!;unicä. 

Snbem  aber  ^er  Stbni^  ben  So^i^nne»  fluä  ^rag  ent- 
fernte, wollte  er  eigentlidj  nicl)t§  gegen  biefen  unternet)mcn, 
fonbern  er  wüHte  bamit  nur  erreid)en,  ba^  ba§  Unterbiet  »vie; 
ber  auf{)et)oben  werbe,  »veldjeS  auf  ber  ©tabt  ^rag  lag,  weit 
t>iefeö  ju  IBeunruljigungen  fü!)ren  fonnte,  unb  er,  entfernte  er 
^up  nidjt,  aB  ein  offenbarer  ^e^erbefd)ü^er  unb  S3erad?ter  ber 
oberjlen  fircl?ltdf)en  2(utoritöten  erfdjeincn  mugte.  2)er  Äönig 
crreidjt  feinen  äwer!,  ba§  Unterbiet  wirb  aufgel^pben.  S3on  bem 
r6mifd)en  ©tu^lc  f)at  er  iefjt  weiter  nidjtä  ju  befürd)ten,  ba 
Soljanneö  XXIII.  balb  in  fc^wcre  5ßcrl)ältntffe  fomtnt,  "ck  ifem 
gebieten,  bie  klugen  jU  V)erfd)lie^en  bei  OTcm,  voci^  mä)  in 
S56l)nien  gcfcl)e|)«n  mag.  25arum  bleibt  er  fogleid)  wieber  fte» 
"  l)m  unb  nicJ;t»  erfolgt  weniger  al§  bie  Scvfolgung  beä  cwange; 
Iifd)en  Äleruä,  weldje  ber  fatl^olifclje  naä)  ben  erfien  Schritten 
SBenjelä  erwartet  {)oben  mag. 

2)ie  (Entfernung  be§  ^u^  bleibt  bajle^en  aB  eine  üerein^ 
jeltc,  unb  wie  fic^>  balb  erweift,  fclbfl  alä  eine  nid)t§fagenbc 
!Wapregel.  .^up  ^at  fiel)  jurücEgejogen  naä)  ^ufftn^cj,  feinem 
©eburtöorte,  wo  er  ^)rebiget  wie  juüor.  ©eine  gteunbe  unb 
©laubenäbrüber  prebigen  ebenfalls  ganj  rubig  fort  in  bem  al: 
ten  a;one,  unb  nad)  bem  ©ebote  beä  .lonigS,  !eine  wicliffiti: 
fd)ert  iKeinungen  weiter  ju  »erfünben,  fdjttnen  fte  gar  nicbt 
fragen,  ^^iun  wirb  SSenjel  eon  ben  3i6iJÜfd)ea  gern  gcfcijütert 
clö  ein  9JJann,  ber  ftd)  um  nid)t5  gefummcrt  unb  3i'Ue'5  ()abc 
ge^en  laffen,  wie  e§  eben  l)abe  gelten  wollen,  i)  ift  betet:? 
bemerft  worben,  ba^  ein  ganj  fici^eres  unb  bejiinimte»  Xhüyiil 
übet  il)n  ficb  üüerbiiigä  nidbt  fallen  lafit.  Sein  ubrigce;  £eben 
fprid}t  in  SBatjrbeit  nid;t  bafür,  böß  er  emvf^'ngiic^  gewcün 


1)  Dubravins.  Hist.  Boltem.  pag.  19(i. 


—   858  — 


für  tiefe  unb  veine  ©efü()le,  für  ben  waljren  ©tauben  imb  bcig  er 
in  tt)eltlicf)cn    ingen  gcredjnet  mit  ®efd)icf  unb  mit  ^lugfjeit. 
3nbeffcn  fc^cinet  eä  iod) ,  baf  er  bem  ^ufftti§mu5  geneigt  ge^ 
tna(i)t',  üiclleidjt  nur,  weil  berfelbe  eine  Äirdjenreformation  »er= 
fprad),  mld)t  jum  58ort()eil  ber  n)clt(id}en  Wlaö^t  nu§fd)lagen 
niupte,  gerabe  in  bicfen  3(ngelegenf)citen  redjnete,  unb  redjnete 
in  einer  wirfücf)  nid^t  unfeinen  SBeife.    Qr  l)atU  bie  ^rebigt 
ber  »icliffitifd^en  ßef)re  verboten  unb  fid;  baburd)  geftdjcrt  auf 
alle  Salle.  Qx  mUk  aber  nid)t,  ba^  bie  Sfeformation  oufgcljal- 
ten  werbe.  2)arum  bulbete  er,  ba|3  tro^  fcineä  SSerboteiS  ber  c»ans 
geli[d)e  Äleruä  fovtleljrtc  in  feiner  2Beife.    ©ing  fo  aud)  bie 
Äe^erei  üorreartä,  fo  xoat  eS  il)m  bod^  öon  9iom  ^djvotx  ju 
beweifcn,  bap  fie  vorgegangen  fei  burd;  feine  S3egün)]igung. 
Sa^u  modjte  SBenjel  fül)len,  bap  bie  geit,  in  welcher  ber  rö^ 
niifd)e  ©tu^l  burd;  fein  blope§  9}Jad)tgebot  aud)  auf  ben  bloßen 
SSerbad)t  ber  Äe^erbefdjü^ung  einen  gürjten  »om  Stjrone  wer; 
fen  tonne,  worüber,  fei,  unb  in  biefem  ©efüfjle  fonnte  er  eine 
neue  23crul)igung  finben.   Unb  inkt^t  i)ätu  er  aud) ,  wenn  er 
gewollt,  nur  ©eringcä  »ermodjt  über  bie  mdc^)tigen  .^errcn  unb 
S5arone,  üon  benen  bie  et)angelifd?e  ^))riefierfd)aft  gefc^ü^t  warb. 
£)icfe  aber  wu^te,  wie  e§  gemeint  fei  mit  ben  ©cbotcn  be3 
Ä6nig§,  wujjte,  baß  fie  benfelben  ge^orfam  fei  in  iljrem  Unge^ 
t)orfam.   SBenig  ^Sli\i)t  gab  man  fiel)  in  ber  %,t)at,  e§  »or  ber 
Äatt)olicität  ju  tjer|)eimlid}en,  wie2llleö  gemeint  fei.  X)tm^axuS^ 
Mp^j-ynb  btefeg  fjweiten  gritg  fam  felbfl         n\d)t  feiten,  Uüjjj) 
i^rag  jurüif  unb  :prctigte  in  ber  Äa^jelle  ju  S3etl)lel)em,  ol)ne 
b"af7^5"g'fwT^  wegen  beö  .R6nig§  unb  ber  SSarone,  ber  fa; 
t^ülifd^e  .SlcruS  baö  9J?inbeftc  bagegen  ju  t^un  »ermodite.*) 
war  alfo  eben  fo  gut,  alö  wenn  gar  nid)t>3  gcfd)cl)en  wdre. 
2)ie  Äc^erci,  wirb  geftagt,  gewann  nid)t  allein  in  ffioljmcn, 
fonbcrn  aud)  in  ben  ßanbeit,  wcld)e  jum  b6l)mifcl)en  5ieid)e  gc; 
Nörten,  immer  größeren  2lnl)ang.  Sie  fanb  biefen  2ln!)ang  aud) 
oußcrljalb.   9iid)t,  wie  ber  greunb  bcö  r6mifd)cn  jlird)entl)um6 
will,  war  eä  allein  Sgci^  unb  9^eib  gegen  bie  übermäd)tige 
^riejlerfdE)aft,  weld)e  unter  bem  $öolfe  geneigte  £il;ren  ber  fcfee- 
rif(I)en  ^rebigt  fc^uf,  eä  war  cud)  ber  2)rang  ber  SKenfcl)en 
nad)  bem  reinen  ©»angelio,  fo  wie  fie  wieber  bie  crficn  gautc 
üon  bemfelben  »ernommen. 

i)  Cocl»laeu3.    Uist.  Iliissit.  pag.  03. 


—   859  — 


2(lfü  ivar  bie  ©teUung  ber  romtfdjen  Äird)e  iüiebcnim  fc(jr 
b'cbenHtd^  geworben,  ©ie  war  je^o  bebroljet  t»on  üic(cn  ©eiteti 
l)er.  Sufffl  bemcrfte  man  wieber,  wie  bie  ölten  2Bn(fccnfcv 
laut  würben,  bann  Ijatte  man  ju  ringen  mit  bcn  ßoUarbcu  in 
©nglanb,  ju  ringen  mit  ben  SfJcfien  bcr  glagellanten  unD  ber 
jßrüber  unb  ber  (Sd;wcjtcrn  beä  freien  ©eijleS,  unb  cnb(icf)  fal) 
mon,  wie  »on  S56l)men  auä  eine  eoangcIifd}e  Äird)e  ftd)  bilbcn 
wollte.  S^aju  bemerf'te  man  bie  ©efinnung  ber  gürten  unb 
ber  SBclt,  ber  bie  .§ierard)ie  immer  wiberwärtiger.  Sie  Äirclje 
aber  fonnte  biefen  »en  öerfd;iebenen  ©eiten,  »on  üerfdjiebenea 
S(nftc!)ten  (}er  fommcnben  2(ngrifen  nod;  immer  nid;t  i()re  trium« 
^j{)irenbe  ©inJjeit  entgegenfc|3en. 

25ie  brei  ^apfle  3oI)anncä  XXHI.,  ©rcgor  XIL  unb  5Be^ 
ncbict  XIII.  tljeilten  fid;  nocb  immer  in  bie  Sbebienj  bcr  ffiJclt. 
e§  gab  nod)  immer  brei  Äird)en,  unb  nod)  immer  wufjte  9Iie- 
manb  mit  ganj  fd)(agenben  ©rünben  ju  bemonftriren,  wekbe 
bie  wal;re  unb  bie  redete  fei.     @§  waren  jwar,   wie  bemeift 
worben,  »on  bcn  ©clel)rtcn  anberc  Segriffe  über  bic  Äircl)e  nuf^ 
gcftcHt  werben,  alä  bie  ^npjle  fie  Ijatten  unb  Icl)rtert,  weil  fie 
fiil)lten,  ba^  man  nidjt  jugeben  Eonne,  baß  ofjnc  bie  minbefic 
©cl)ulb  ber  9J?cnfct)en  ,   oi^ne  bie  minbepe  2lbwanblung  uom 
tomifdjcn  ©lauben,  ein  3ufall  auf  einmal  jwei  ober  mel;rere 
^irdjen  fd)affen  fonne.  '.über  biefe  feineren  Erläuterungen,  welche 
ba6  morfcfje  ©ebäube  be§  römifdjcn  .^irdjentfjum^  jtüi^en  föU; 
ten,  Ratten  weber  Sugang  nod;  überjeugenbe  .Rvaft  für  bie 
5Waffe  ber  5D?cnfd)en.    Sie,  bei  bcnen,  wie  bie  SGBelt  meinte, 
bie  facerbotalifd)e  Ärnft  unb  ^errlid)fcit  am  t)6c})fien  geweigert 
war,  bie'JJäpjle,  bie  be|)aupteten  ja  alle  brei,  baß  fie  bie  allein 
rcd)te  Äirdje  barjiellten.   Sarum  war  ber  Jammer,  bie  9Jotl?, 
ia  bic  SSerjweiflung  ber  ©laubigen  ber  römifdjen  Äirdje  om 
2fnfange  beä  funfjeljnten  Sabrbiin^«rt§  immer  noc^  üorbanben, 
ia  Ijatte  ftd)  noc^  geweigert,   feitbem  ba§  pifaner  ßoncil  baö  ' 
Soppelpapjltbum  in  ein  brcifad)eä  ücrwanbelt  Ijatte.^) 

3wci  Singe  gingen  IjcrauS  au§  biefer  ßage  bcr  Äicdjc. 
Sucrfl  bic  ßeibenfd)aftlid)Ecit,  mit  weldjer  bic  ^riejlerfürfien  unb 
bic  @clel;rten,  bie  mit  il)ncn  auä  einem  ©ciftc  waren,  gegen 
Sof)onneä  ^uß  ^anbelten.   Sicfe  2eibcnf4)aftlid;feit  war  um  fo 

1)  Tbeodonci  a  Niem.  Fnvcctiva  in  Joannen»  XXIII.  F.  cap.  2. 


—    8(i0  — 


gvöfer,  je  gropet  bii:  ©ffat)r,  je  grojjev  ber  raigcbroIjcU  SSsrliill 
mltliä)tx  ©üter  unb  trelttidjer  ^mlic{)feit,  je  geringer  bei  i^^ 
nen  (S()riflcntl)iiiti  uiib  ©löube  war.  2)aö  SJiaaß  beö  ®laubcn5, 
mld)i5  unter  bcn  SSotern  üon  Äoftni^  üorJ)önt>en,  war  genjif! 
jel^r  unbcbeutenb,   £)ie  2Borte,  »eldjc  fte  f^jredjen,  tönen  »ie 
l^ol^lc  klänge  aii3  ifjrer  jSBrufl,  fie  treiben  ein  (Spiel  mit  iljren 
eigenen  9?eben  üon  Äirdje,  ß!)ri(ient{)um ,  ^eiligfeit,  grömwig' 
!ett.   @ie  wollen  bie  SBelt  betücfen  mit  biefen  klangen,  |fie 
felbil  glauben  nid)t  an  ii)ren  3nbalt.   (Stimmen,  bie  ganj  un-- 
tjerfanglid)  ftnb,  benn  fie  fommen  öon  9Jldnnern,  bie  bem  rö^ 
mifd)en  Äirdf)ent()ume  feineSwegeö  feinb,  beweifen,  ta0  bct 
jl  !Ätl)eiömuä  befonbcrä  unter  bem  ^o^en  Ä(eru»  febr  toerbreitct 
IR  gewefen.    Sa  man  fann  fagcn ,  gewiffermaßen  flellen  fie  ein 
folcl;eS  3>^"g"i^  "^»««^  ftt^  f^l^P  o"^-   3n  früljeren  Sab^b""^«- 
(en  iji  gefagt  worben,  ba^  bie  facerbotalifd^e  Äraft  aud)  bur4) 
ba§  unvüurbigfte  geben,  unb  bie  unwurbigfie  ©eftnnung  ntd)r 
beeintrddjtiget  werbe,  eine  ßebrc,  bie  fo  fiarf  ber^^orgebobcn 
werben  mu^te,  weil  ^flicbt  unb  geben  bei  ber  üRaioritat  bec 
5)riejlerfc!)aft  fid)  im  b«rteften  S[Biberf\>rud)  jeigte.   3u  Äofhii^ 
\  aber  bebaupten  fie,  ba^  man  gar  fein  @bwfi  iu  fein  brauet)?, 
um  bocb  ein  red}tcr  ^apfi,  ein  redjter  S5ifd)of,  ein  redjtcr  ^rie» 
fler  ju  fein  unb  ©eborfam,  unbebingt^n  ©eborfam,  begebren  ju 
fönnen  alä  foldfjer.  2)arin  liegt  ba§  (Singejtänbnif,  ba^  e§  öon 
ber  SBelt  bod)  ju  öiel  begebet  fei,  wenn  fte  von  berfelben  für 
wirfliebe  ßbrift^"  gebalten  werben  foHten.   25arum  bie  'j(uö> 
fünft,  ba0  biefeä  oud)  gar  md)t  nötbig  fei,  ba^  felbft  ber  gdnj» 
lid)c  SBangel  be§  Qi)xi^tnQlaubm^  bie  facerbotalifdje  9Rad)t 
nicl)t  beeintrdcbtige.  ^)  eben  barum  meinet  oud)  ßeonarbo  Hxtt 
tino,  ob  fie  nid)t  lad)en  müßten,  wenn  fie  fidb  anfäb«n,  wenn 
fie  bebdd)ten,  wer  fie  wären  unb  i(}rc  eigenen  Sieben  iibcrÄird)e 
unb  ©lawben,  übe«  iSugeiib  unb  9?ed)t  borten,      ^apfl  3o= 
l  I)onneä  XXIII.  war  ein  beclarirter  'Kti)t\^,  fein  geben  jcber 
!■  benfbören  S3erbred)an  »oQ,')   2)ennod)  tonnte  »ermutiget  wer» 

1)  Von  der  Hardt  IV.  1.  pag.  537. 

2)  Leonardi  Aretini  contra  Hypocritas  Lüieltus,  j>ag.  308i  apd. 
Brawn.  Fascil.  Rer.  expcteiid.  et  jTugiend, 

3)  Quidquid  nnqaam  mali  in  toto  orbls  fere  amijita  »it,  vel  factum, 
ex  te,  tanqnam  cx  adipe  ac  fönte  iinico  dicitur  prodiissc.  Sic  etenini 
ditcordiarum  sceleramqiie  oiigo  tunc  vorabcrii. 


l>cii,  bfl<5  fr  üon  ti«n  Äarbinalen,  bic  \i)n  Qt\xiai)lt,  immer  nocb 
btf  befie  gewcfen.  2)cr  ?S?cmcit>  l)errf(i)te  gcrabe  unter  be«  an; 
gefeljcnjlen  S>atetn  be»  ßonciB.  ©ie  ijutkn  gffd)n>ore»  on  bca 
^a;pfi,  n)at)ienb  über  beffen  ^(bfe^ung  bcrat(;cn  warb,  nic^tä 
5U  offenbaren,  n)ü§  cuf  bem  ßoncU  feinetljalber  gefcl)c()C.  2(ber 
ter  ^>ap)i  braucfjte  nur  ®e(b  ja  geben,  um  oon  i^ntn  felbjl  ju 
€rfa()ren,  roaö  er  nur  wiffen  wollte.  ^)  @te  Io(^>en,  fi'e  lad^en, 
wenn  ber  eljrwürbige  Sol)atineä  boöon  rebet,  ba^  er  in  fei« 
ner  ©ad)e  ajfjpellirt  ^abc  an  ScfuS  ßl)ri(iu3,  b.  {>.  ba^  er  fein 
SJerf  auf  ®ott  gejleüt  Ijabc  unb  ouf  ben  gottlldjen  «Stiftet  bet 
^irdje. 

'^nberc  «Stimmen,  bie  wn  ©liebern  bc§  Äoftnt^er  ßoncilS 
felbfl  Eommen,  beren  Sreuc  unb  SBabr^jaftigfeit  [amit  fdjwerlicb 
in  3>T«ifJl  gejogen  werben  fann,  nennen  bic  S3atct  .^eudjler 
unb  ?)(;aritaer,  unter  bencn  man  ber  wirEligcn  Gt^rifien  gar 
wenige  ftnben  würbe. ^)  ^err,  worum  üernidjtefl  bu  fie  nid>t 
In  beinern  gered)ten  3orn?  ruft  ein  2lnberer  au5.*)  ©ie  ftnb 
alle  tief  in  bie  Sünbe  gc[unfen;  eö  finb  nur  SSenig«  unter  il}» 
iicn,  ucn  benen  ju  Ijoffcn,  bap  fie  ter  eiütgcn  ©cligfcit  werben 
tbeiU)öftig  werben.  ^J^r  ßebcn  ifl  nadb  benfelben  SeugnifTcn, 
wie  mau  cö  erwarten  fann  ton  SKcnfdjen,  bie  ficb  alleä  ©lau^ 
benö  ericbiget  ^)abcn.'*)  (Sie  rü(;men  ftdt)  felbfl  unb  nennen  ficf) 
felbft  ^eilige,  aber  Sebcrmann  »eig,  ba^  0e  üoüer  ßJerbrec^jen 

Non  enini  rccolo  me  au<1issc  tet  detcstabilia  Je  alicujas  Incontinen- 
tia, incestii,  aduUerio,  stnpro,  qnam  ex  illo ,  qoi  Qxorem  fratris  sui  gt:r> 
mani  liube'ut  Romae  in  conciibinain.  Tlieodorici  a  Nitm  InTcctiva  in 
Joannen!  XXIlF.  I.  cap.  23.  II.  cap.  1. 

1)  T!\eoilorici  a  Niem  De  vita  Joannis  XXHJ.  If.  cap.  2. 

2)  Panel  veri  Praclaü  atqiie  etiam  Christiani  reperiuntor.  Theobald] 
piihlica  contjuestio.    A'on  der  Hardt  I.  pag,  899. 

3)  Cur  n'-;n  cacdis  iltus  iiiipurtiinos  atrjne  tibi  rebclles  tyrannos,  qni 
non  modo  palriinoniam  tiiuin ,  sed  et  teiiipla  sancta  Ina  profanant.  Noli 
differre  qiii  luiciisque  distulisti,  vindicare  tarn  grande  scelgs,  tarn  iui- 
mane  facinus ,  tainque  liorribile  crimen.  Tlieod.  Vrie.  Hist.  conc.  const. 
Von  der  Hardt  i.  pag.  74. 

4)  Quid  valent  nostrae  proccstioncs  ant  quid  prcficiunt  nostri  ser- 
mones.  Udi  tot  ubiindant  deceptiones,  ubi  tot  snnt  lupi,  oviuin  conir- 
stfstatores.  Totos  coetus  concilii  generalis  a  peccatis  non  emdndatiir. 
Ideo  panci  salvantur.  Bernardi  Baptisati  Invectiva  in  clufuni.  Xon 
«!er  Hardt  I.  .p»g.  887. 


—   862  — 


unb  Dotier  Süfie  finb.*)  2Me  (Simonie  i|l  baä  gropte  SScrbre; 
ä)en,  fd)limmet  al§  Äefecvei,  fic  ftno  alle  <3imom(teiT  üom 
^apfie  an  t)i§  ju  bem  ©eringften.  S^id^t  einmal  auf  bem  ßon» 
eil  beobacl)ten  fie  auä)  nur  ben  äupcrcn  '^njlanb.  S^rc  SSui)-- 
lerinnen  t)abtn  \k  mitgebradjt,  bic  ©djanbe  fann  nid;t  »erbor- 
gen bleiben,  benn  bie  S3uf)lerinnen  rüljmcn  fid).  fcf)einct, 
bic  SÜxä)i  fönnc  feine  ©oljne  niel)r  f)eroorbringcn,  fonbcrn  nur 
SSipern  nod).  ^)  Sic  ßaper  werben  angebetet,  bie  ^Begriffe  finb 
l^erumgebrel)t,  bie  Slugenb  Ijeipt  2after  unb  ba6  ßafier  wirb 
Sugenb  genannt,  auf  nicl)t§  ijl  bcr  Eatl)olifd)e  ©laube  l)crab3Cs 
bxa(i)t.  ^)  Sie  ^riejterfürjlcn  biefeä  ßoncilä  ge()en  üorauä  in 
bem  Unglauben,  ba  ifi  natürlid),  bap  bie  Saien  mä)  nicf)t 
mef)r  glauben  unb  fidj  md)t  meljr  fummern  um  biefeä  ßoncif, 
ouf  tt)eld;cm  frei(id)  aud)  nicbtä  weiter  ül5  ein  groper  ^anbcl 
mit  allen  Singen  getrieben  wirb.  *) 

©0  tincn  bie  Stimmen  ber  ©iferer  auf  bem  ßoncil.  Sie 
$8ater  fufjlen  wol)l  bie  S3itterfcit  Diefer '  2lrjenei ,  of)ne  iebo4) 
ctwaä  2lnbcreä  ju  t()un,  als  bap  fie  »on  anbern  Sfcbnern  i[)re 
Wla(i)t,  ©ewalt  unb  .^errtid^feit  preifen  laffen,  weil  fie  bodj  bie 
ollgemeine  Äirdje  barpellten,  weil  ber  ^eitanb  unter  ibnen 
wobne,  weit  bcr  (jetlige  @ei|t  bod)  auf  ifjnen  rulje.  Sod)  fcli)fi 
bie  beftellten  unb  bejablten  ^anegprifcr  ^aben  nidjt  umt)in  ge» 
fonnt,  bie  bitterften  ©eitenblid'e  auf  ben  wal;ren  ©tanb  ber 
Singe  ju  ti)nn.  ^) 

SBenn  man  nun  burd)  alle  biefe  Singe  fid;er  wirb,  bajj 
unter  ber  bei  weitem  größten  fWeijrjalil  bercr,  weldjc  ben  J^el» 

1)  Dicantar  virtutibus  omnibus  clarerc,  qaain  tarnen  constct  eos 
omni  si)nrcitie  plcnos.  Theobald!  publica  conquestio.  Von  der  Hardt 
I.  pag.  904.  909.  910. 

2)  Nam  cum  oHin  mater  ecclesia  r,um  dclectationo  peperisset  egre- 
gios  et  spectabiles  iilios  adoptivos,  nunc  vero  quasi  stcrilis  effecta  vi- 
pereos  concipit  lilios,  quos  non  sine  gravissimo  dolore  utique  niptura 
parturit  abortives.  Mattliael  Roederi  Oratio.  M'^alch.  Moniiuenta  inedii 
aevi  II.  pag.  37. 

3)  Fides  catholica  ad  niliilam  est  redacta.  Bernliardi  Baptisati  In- 
vectiva.    Von  der  Hardt  I.  pag,  880. 

4)  Jacobi  Laudensis  Idea  inelioris  pont.  eligend.  Von  der  Hardt 
I.  pag.  935. 

5)  Thoodorici  de  Monasterio  Pancgyricas.  Bertrandi  Vaqueri  l'a- 
ncgyiicus.   Wakli.  Moninienta  oiodii  aevi  II.  pag.  82— 12Ü. 


—   S63  — 


bcn  beS  ©oangclü,  Soljnnneä  ^u^,  f(^msrjcnvoIlem  geuer^ 
fobe  üerbammten,  bct  ©laube  an  baffelbe  m<i)t  »orljanben  roar 
iinb  fie  i^n  olfo  »erbrannten,  nur  »eil  fte  SSerlujl  if)rer  trbts 
bifdjen  ^errlidjfeit  burd)  feine  Sefjre  furd^tcten,  fo  nafjmen  bie 
ajorgdnge  ju  ßojlnt^  allerbingä  eine  @ef!«lt  an,  mld)t  btc 
tnenfd)ltd)c  S3rufl  tief  ergreift,  ^ber  'eben  biefer  unter  ben  SSd» 
tern  »orfdjfagenbe  Unglaube  unb  bie  Surd)t  beä  beoorjieljenben 
SSerlufieä  macbt  bie  ßeibenfd)aftlid)feit  unb  ben  J^af  begreiflid), 
mit  weldjem  fie  gegen  ^ug  unb  feinen  greunb  ^ieron^mu^  ^an« 
beln.  SJjre  ganje  ßeibcnfdjaftlidjfeit,  ii)t  ganjerJ^a^  war  auf» 
gefladjelt  burd)  bie  ©rö^e  bcr  fie  umgcbenben  ©efafjren  unb  ber 
S}?ange(  an  d)riillid)em  «Sinn  unb  d)ri|llicl)em  ®(nuben  fefete  ftdf) 
leid)t  über  bie  ^Trt  unb  SSScife  ber  9)?ittel,  bie  jur  SBcrnidjtung 
be§  geinbcS  ber  irbifd^en  ^err(icf}!cit  führten,  fjinweg. ^)  S)aä 
Breite  aber,  n)a§  mit  S'Jotljwenbigfeit  auä  ber  Sage  ber  Äirt^e 
fid?  ergab,  war  ber  ©ntfilup  ber  SOIajoritat  bcr ^rieficrfürjien, 
ba§  breifa^c  ^apfttfjum  nid)t  langer  ju  bulbcn.  6»  gab  ben 
Äe^ern  ein  freiere^  Spiel,  unb  bie  3wcifel,  ttjeld)e  bie  Matt)0- 
lifc^en  qudtten,  wo  unter  ben  breien  bie  redite  Äird;e  ju  finben 
fei,  brol)cte  aud)  unter  biefen  ben  alten  ©laubcn  ju  bredjcn. 

I        25ie  beibcn  ©egenpcpfle  JBenebict  XIII.  unb  ©regor  Xil. 

I  ()attcn  fid?  feit  bcm  ^jifancr  ßoncil  be^aupttt  mit  »ielcr  (Stanb; 
l^aftigfeit  unb  alle  2(uägleid)ungäüorfdjldge  jurürfgenjiefcn.  25ie 
brei  ^dpRe  »erbammten  ftd)  unter  einanber  oB  Äe|er  unb 
®d?iämati!er.  ^Sliöjt  feiten  ftelltcn  fie  bann  ^atarener,  SBaU 
bcnfer  unb  anbere  Äefeer  bid)t  neben  bie  bciben  ©egenpdpfie, 
unb  überreifen  fte  alle  äufammcn  bem  Tlbgrunbe  ber  ^6Ue.  ^) 
SSencbict  XIII.  befanb  fid)  nod)  in  einer  äiemlidj  günfiigen 
Sage.  Sl)«  erfannten  nod;  .Saftilicn,  Slragonicn,  9?aoorra, 
Sd)ottlanb  unD  bie  nid)t  unmäc^itigcn  ©rafen  t?on  goir  in 

,  granfreidj  an.   Xiai)tt  fül)rte  er  benn  Q\iä)  nod;  eine  fe^r  f)ol;e 

1)  Nec  vero  gens  esf  nlla  ad  crodelitatem  propensior,  si  ulciscendi 
liccntiam  nanciscantnr.  Qua  in  re  ahnntJarem  exemplis  nisi  ab  initio 
proposoisscni  neminem  nominare.  LeonarHi  Aretini  contra  Hjpocritas 
Liliellas.  3n  tcr  !5f)nt  Por|ic!)ti3  nennt]  tr  ^JJieitiQnb,  au^  bcii  ÄleraS 
nid)t,  ben  er  weint,  unb  bocf)  rcbct  er  burrf)  bie  ganjc  f leine  «S^rift  auä) 
wieber  fo,  br.jj  nmn  fie  mit  ^dnbeu  greifen  fann. 

2)  Bulla  Gregoril  XII,  apd.  Raynald.  Annales  ecciesiao  a.  141» 
XVII.  pag.  409. 


—   364  — 


©prad)e.  dt  l)&tk  QtU\)xk  %e.bitn  für  fid)  in  Scwcc^ung  qc-  i 
f€^t  unfc  gegen  baS  :pifanifd?e  SoncU  fdjrcibeii  laffeit.  5n  btefeii  I 
<Sd?riften  Ijatte  et  crfldreti  laffcti,  bofi  ber  ^eitanb  unb  ber  ^ 
^opfit  ein  unb  baffelbe  ^aupt  ber  Äircl?e  wären,  2)amit 
l)atte  er  ben  »on  ben  ©elcf^rten  oufgcjtelltcn  Untcrfil)ceb  einer 
fatt)olifcl^en  Äirdje,  beren  ^awpt  3efu§  61)rijluö,  unb  einer  x6: 
mif^en,  in  «rjlerer  entljnttencn  Äirc^e,  beren  J^aupt  ber  ^opft 
fei,  untergraben  woDen.  Sn  biefen  ©djriften  waren  mä)  ben  ^ 
SSe^ouptungen  feiner  ©egner  ungemein  toielc  .Redereien  ju  fin» 
ben.  ©d)limmer  fianb  e§  mit  ©vegor  XII.  ^ladjbem  Äönig 
£abi§(a5  ii^ti  »erratfjen  t)atte,  wax  feine  £)bebien5  ganj  unbes 
beutenb  geworben,  ©o  [jartndrfig  er  aud)  früher  oewefen  xoax, 
fo  tjatten  bie  3eit  unb  bie  (freigniffe  i^n  bod)  mürbe  gemadjt. 
Qx  fanb  wdtjrenb  beä  Äofinitjcr  ßoncilä,  bap  ein  ^pap^Ü)üm, 
wel(^)cä  fajl  9?iemanb  mef^r  anevfenne  unb  wcld;em  befonber» 
S'liemanb  mti)x  jable,  toö)  im  ©runbe  genommen  nidjt  met 
roertl)  fei.  2{tfo  erfal)  er  nadjmalä  bie  3eit,  fein  ^ontificat  nod^ 
für  einen  guten  ^rei§  on  baö  Äofinif^er  ßoncit  lü5jufd)Iogen 
unb  auper  bem  ©elbe  nod)  noml)ofte  ßobeäer()ebungen  ju  ge^ 
Winnen.-)  25a§  ©elb  war  unter  ben  ^riefterfurilen  baä  ßim 
jigc,  was  in  "ifufd^tag  Qthxaä)t  warb,  c§  modjte  bie  3?ebc  fein 
wo»on  eS  woUte.3) 

2)cr  brittc  ^apll,  3o^anneä  XXIIL,  fianb  freilidj  feinen 
beiben  ©egnern  dufer(id)  \et)x  überlegen  entgegen,  ba  feine  SDbe» 
bienj  "bie  bei  weitem  größte  war.  Snnerlid;  aber  jlanb  et  fefjv 
fd)leci)t  begrünbet.  S)avum  t)atte  er  fid),  wie  bemerft,  nad) 
oHen  ©ei.ten  gteunbc  ju  erwerben  gefud;t.  äBefonberä  tradjtete 
er  bie  ©unjl  ber  parifer  Uniuerfttät  ^u  gewinnen,  we(d>c  bei 
geklärten  ©treitigfciten  oftmals  ben  2(uöfd)[ag  gab.   SJielc  »or^ 

1)  Gersoiiii  Demonstratio  contra  Petram  de  Lima.   Von  der  Hardt 
II.  pag-.  581.  ■ 

2)  Sl)cobor  oon  <J2ura  fd)ilbcrt  ben  ^apti  ©rcgor  XII.  in  ben  3n','cc*  | 
tiocn  roie  ben  »crrucf)te|T«n  ber  9Jii'nfcbcn,  nncf)  feiner  ^itibiinfuno  in  ba  1 
Sc()end()cfd)rcibung  Sobanneö  XXMI.  niac;)t  n  einen  (Sngcl  au*  ihm.  I 

3)  Hodie,  i»roli  dolor,  i>cciniia  tincit,  pcciiniu  i;r|icrat  universi»,  m 
Lodie  pecnnia',  dissoiianlia  et  iuiconn>atii)ilia  consonat,  ina<'qn3!ia  an-  M 
i[iiat,  ima  siunmiis  conjiin^it.  Hodii;  jicciinia  isnpios  jusl:lirut,  im-.fl 
nicritos  et  iniiigiios  jiistilicat  et  exaünf,  rcprobo.v  acco.y.tst  et  coMiiieml;it.  m 
Auctoris  Anonymi  oratio  in  C'cnc.  Coiist.  Walcli.  ftioniinenta  iiie.üi  acvi^ 
II.  pag.  132. 


363 


nef)me  uixb  nn3cf«f)ene  9}?anncr  t)aUt  et  in  taS  ÄarbfiwfScoUe* 
(}inra  ^bcu  fotip  «)irf)ti9en  <BttUm  gefördert,  banttt  fie  wie» 
Oixum  ii)n  Italien  foUteU;  fünttcnl)/  t>ap  fte  felbfl  mit  i^m  fa(= 
(eit  m6c5}tcti. ') 

war  bcr  S5licf  ouf  fein  teUn,  mld)tt  if)n  mit  ber  im». 
nienva{)venbcn  '^(ngjl  erfüllte,  ba^  er  fein  mit  fdjweren  SSerbre^  ' 
d)cn  errungene^  ?>ontific(it  boct)  wicber  verlieren  Eonnte.  !Äuf 
bem  ßoncii  ju  Äo|!ni^  fonntc  \>on  ii)m  gefogt  werben,  bap  et 
von  frül)eftet  Sugcnb  an  burd)  ©djamloftgfeit,  Unjüdjtigfeit, 
ßug,  SSetrug,  Ungeljorfam  gegen  feine  ©Item  ftcfy  in  ben  aU-. 
gemeinen  9iuf  einer  grenjenlofen  ^lidjtänjürbigfeit  gebradjt,  ba^ 
*r  barauf  @ccrduberci  getrieben  unb  bann,  wie  Sl)eobor  tjon 
Sliem  fagt,  unter  bem  9?amen  einc§  ©tubenten  ftd)  längere 
Seit  in  S5ologna  flufgebolten,  aber  nid;t§  gelernt  unb  weitet 
mdbtä  getljan,  al6  bie  Siädjte  in  wilben  @cl)temmereien  f){njue  • 
bringen.  Serner,  wie  er,  nad;bem  er  üon  iBonifaciuä  IX.  jum  1 
ßubiculariuä  unb  3fr(I)ibiaconuä  ernennt  worben,  in  beffcn9Zas 
tnen  bie  Äird)endmter  öerfauft,  »iete  {Betrügereien  babei  began» 
gen,  bie (Bsplünberten  nodb  »erf:pottct  unb  fteSSarbaren  gcfd)oI» 
ten,  mit  bem  jufammengefdjarrten  (Selbe  2Buc^>er  getrhben.  SBic  / 
er  ftd^  fpdter  bie  Äarbinalöwurbe  üon  bemfelben  ^o^pjic  erfauft,  V 
wie  er  fid)  jum  Segaten  oon  S5ologna  ^abe  ernennen  laffen,  wie  - 
er  bie  «Stabt,  bie  ftd^  bamalä  gtgen  ben  ^ap\t  empört,  belas 
gert  unb  eingenommen  unb  bann  fo  »icle  a)?enfd)cn,  baf  eine 
Reine  ©tnbt  mit  i^nen  angefüllt  w«rben  fönnte,  wenn  fte  leb* 
ten,  babe  binrid)ten  laffen,  nidt)t  weil  fte  eine  @d)ulb,  fonbera  | 
weil  fte  ®elb  gehabt,  beffen  er  ftcb  b^be  bemcijleen  woÄen,  wie  ] , 
er  bie  ganje  ©tabt,  aUe  ©tdnbe  in  berfelben  metbobifdj  ge^plün;  ; ! 
bcrt,  eine  ©teuer  felbfi  üon  ben  gemeinen  grauen  cincafftrt  | 
^abe,  wie  er  in  biefer  ©tabt  Spönnen,  SGBeiber  unb  Jungfrauen  j 
—  man  fonne  beren  me^r  al§  jweibunbert  jd^len  —  QtmaiU  \ 
fam  gcfd)dnbet,  in  9?om  Unjudjt  getrieben  mit  feineä  leiblidjen  | 
Sruberä  ®attm,  wie  er  feinen  Sorgdnger,  ben  ^a^jjl  "Ultvarii  i 
ber  V.  unb  beffen  Ärjt  b<ibe  oergiften  laffen,  wie  er  burdjJBes  j 
jiedbung  auf  ben  apoftolifcben  ©fubl  gcfommen,  wie  er  auf 
bemfelben  bie  Äirdjendmter  an  feine  SSafiarbc,  an  fleine  Mm-  I 

1)  Theodoriei  a  Niem  de  vifa  Joannis  XXni.  lib.  I.  cap.  23.  Petri 
Alliaco:  de  reforaiatione  ecclesiae,  ai)d.  Gerson.  Opera  p^.  305. 


366  — 


ben,  an  Caicn  mfd)aci)erc,  wie  et  tic  ganjc  ^it^t  unbarm^ier^ 

(jig  ^ilunbere  unb  OTeä  in  @clb  umfcl)ta9e,  waS  ftd)  baoon  um^ 
fe^eit  liepe,  rcie  er,  ber  beclarirte  unb  beterminirte  ^ftf^eijl,  bic 
Unflerblid;feit  ber  ©ecle,  2£uferfte()un3  unb  jüngfteä  ©eridjt 
Idugnc,  t>erftcl)erc ,  bafj  mit  biefem  ßeben  "äiltä  (iuägemad)t  fei. 

2)arum  nennen  tljn  bie  2Cnflagcacten  ben  ^(bgrunb  aller 
©ünben,  ben  ein9efleifd)ten  unb  unverbefferlidjen  @obn  öUer 
benfbaren  23erbrecl)en,  einen  ©iftmtfcber,  SSobtfcbläger,  9?üuber, 
Jtefjer,  ein  ©canbal  für  bic  ganje  SBelt.  2llle  biefe  Singe  mn 
ben  übet  baä  SDberbaupt  ber  Äird^e  nid)t  allein  gcfagt,  fonbern 
fie  werben  aucl;  erliefen,  ©ie  ftnb  entweber,  wie  bie  SBergifs 
I  tung  be§  ^apfteö  ^Hcranber,  fo  notorifd)  unb  bejeugt,  bap  9Jies 
manb  baran  jweifelt,  ober  ftc  werben  burd)  einjctne,  auäbrütfs 
liebe  S^usniffc  »on  Äarbindtcn,  S3ifd;6fen  unb  anbern  Jltcricern 
crf)drtet.  ^) 

SBeld)e  SSürfteQung  foH  man  faffen  toon  einer  Seit  unb  von 
einem  «ötanbc,  ber  fold)'  einen  SOfann  binaufitellte  al5  baö 
Cberbauipt  ber  Äird)e,  alö  feinen  ^errn  unb  9tegierer!  SÖSeldje 
S5orftellung  foU  man  eublid)  faffen  üon  bem  ©eifte  bejfelbetx 
®tanbe§,  wenn  bie  @cfd)id)te  bie  Ueber^cugung  an  bie  J^anb 
gicbt,  bap  ber  SO?ann  öon  feiner  boben  Stellung  entfernt  warb, 
ui^t  weil  er  bie  S3erbred)en  begangen,  fonbern  weil  bie  SBelt 
ftd)  anfing  ju  üerwunbern ,  wie  eä  bod)  fomme,  baß  man  oudj 
mit  fotd;en  a>erbred)en  betaben  ber  S^adjfolgcr  bcö  oberjicn  ber 
3lpo)lel  fein  fönne.^)  2)ie  ganje  Stellung  ber  Äirdjc  war  in 
biefen  Tlugenbliden  l)6d)ft  bebenflid?.  25ie  btei  ^dp^e  jerriffen 
bic  alte  3Iube  unb  ©id)erbeit  beö  ©laubenä  ber  großen  SRenge, 
bie  Äefjer  ^prebigten  »on  bem  ßoangelio  unb  bic  ©roßen  bet 
SBelt  fingen  an  unterfud;en,  auf  weldjem  ©runbe  benn 
cigentlid)  bie  .Rirdjc  jlcbe.  25aä  war  fo  fd)limm,  wie  aud) 
ein  SJebner  ju  Äoj!ni^  bemerft,  baß  man  anfing,  bet  Äitcbe, 

1)  Von  der  Hardt  IV.  I.  pag.  228  —  255.  Sessio  generalis  XI,  in 
qoa  Joannes  Papa  publice  accusatus,  pag.  228 — 237.  Articuli  LIV. 
puqlice  oblati  contra  Papam  Joannem  pag.  237  —  248.  Articuli  contra 
Joannem  Papam  probati,  sed  ob  honorem  ejus  non  praeiccti,  p  248—255. 
Theodorici  a  Nicm.  de  vita  Joannis  XXIII.  IIb.  I.  cap.  1—15. 

2)  ©cn  Äarbinälcn  wat  gernbc  bicfcr  '))npil  rcc?)t,  fic  miinfcf)tcn  unb 
Ocgefjrten  fnncn  anbctn.  Gerson.  de  reformatione  ecciesiae.  Von  der 
Hardt  I.  pag.  94. 


—  367 


b.  i).  btx  ^icrard^ie,  ©rünbe  entgcgenjubalten,  auf  m\d)e  man 
bk  Antwort  fdjulbig  bleiben  mupte.*) 

2>aju  fonnte  man  nid)t  länger  bulben,  bap  ein  S5?ann 
wie  Sofjanncä  XXIII.  ben  apoflolifcljcn  (Stut)!  länger  befä^c, 
ber  bcn  ©tauben  an  bie  ^eiligfeit  beffelben  unter  ben  5Kenfd)en 
jcrjloren  mußte.  25arum  warb  jefet  »ielfadb  barauf  aufmerffam 
gemacbt,  ba$  bie  .Rircbc  bringenb  einen  9elef)rten,  njeifen,  gu: 
ten  aJZann  jum  ^apjle  erbalte,  ober  roenigjtenä  einen  foldjen, 
bciJen  geben  fein  öffentlidjeä  (icanbal  gäbe.')  £)ie  £)enfenben 
unter  ben  ^ric|lerfürflen  unb  iljren  greunben  mußten  bariiber 
einig  fein,  bajj  biefer  ^apfi  ^inweggefdjafft  werben  muffe 
Ueber  bie  SJot^wenDigfeit  ber  ^igjinwegräumung  be§  2)oippelpaptl» 
tl)um»  waren  fie  längfl  einig  gewefen.  5(lfo  waren  fd)on  öoc 
bem  .Koftniljer  ßoncil  ®d;riften  erfd^icnen,  in  benen  bie  ße^re 
öon  ber  Suprematie  allgemeiner  Soncilien  über  ben  ^apfl  üon 
neuem  eingefdjärft  worben.  ^in  unb  wiebcr  gab  man  e§  bem 
Zapfte  aud)  fd^on  ju  üerjte{)en,  baf  ba6  ^cil  ber  Mxd)t  wo^l 
begehren  werbe,  baß  er  feiner  SSürbe  entfage  auf  biefem  6ons 
eil, 2)  bie  Ärone  bec  2)emutt)  gewinne  unb  fid)  opfere  für  feine 
.l^cerbe. 

2)ie  ©emütljer  ober  ber  weltlid)en  ©rofen  unb  Herren 
würben  »ielfad?  bearbeitet,  unb  ba^  allgemeine  ßoncil,  weld)e§ 
bie  ©inbcit  be&  ^apfttljumeä  unb  ber  Äirdje  wieber  i)ex\ltUtn 
füllte,  wirb  ben  ßaien  aud)  angepriefen  al§  ber  befte  unb  ftd;er|lc 
2Beg  jur  allgemein  gewünfd)ten  Sieformation,  ift  ftd)tbar, 
ba^  unter  biefem  ^uäbru(f  beibe  5£l)eile,  bie  ?)riefterfürfien  unb 
ber  beffere,  benfenbe,  öufgef'lärtere,  uneigennü^ige  Zi)tii  bet 
8aien  unb  beö  niebrigen  Äleruä,  an  etwa§  3Cnbere5  bad)ttn. 
®ic  ^riejlerfürflcn  »erflanben  barunter  weiter  nid)tä,  al§  baS 
.^inwegräumen  einiger  2(nmaßungen  unb  ©elberpreffungen  be§ 
römifd)en  <Stut;leä,  bie  if)nen  befonberä  läjlig  wären,  ber  anbrc 

1)  Proh  dolor  Dianas  nostra,  qiiae  olim  libera  erat  et  regina,  oppri- 
niitar  iinpugnationibiis  tyrannorum,  vexatur  argumentis  et  cavilationibus 
hereticorum.  Auctoris  anonymi  oratio  in  Conc.  Const.  Walcl).  Moni- 
menta  nicrlii  aevii  II,  pag.  126. 

2)  üllerstoni  petitiones  quoad  reforniat.  ecclesiae.  Von  der  Hardt 
I.  pag.  1130.  1144.  Petri  de  Alliac«  ile  necessitate  reforniationis,  Ger- 
son.  Opera  pag. 

3)  Gersonii  de  modis  nniendi  ecciesiam.  Opera  II.  pag.  183. 


^  368  — 


I)fl(^)te  bobcS  an  eine  jyfegcnerotion  bcr  ganjen  Ättd^C;  a\\  bie 
"ifuflleUung  bcc  58?ittel,  watjrtjaft  cljriftlidjen  ©Inuben  unb  mit 
t()m  ^rt(ilicf)eö  geben  unter  baSSSolf  ju  bringen,  an  eine  ^ins 
roegraumojng  bcr  Singe,  weldjc  pdjunnüg,  gEfd(;tlid)  bcr  \va\)> 
ren  Ätrdje  erwiefcn.  25er  eine  büd>te  biefcö  mit  größerer ,  ber 
anbere  mit  minberer  Älarbeit.  SBer  eö  bad)te  mit  ber  größten 
Älarbeit  unb  wer  mö)  bem  @t>ongelio  bie  SOiittel  nad)n)eifen 
wollte,  mit  bcnen  fo  @ro^e§  gewonnen  werben  fonnte,  ber  eben 
war  ber  Äc^er.  ®arum  fonnte  audj  gegen  ben  '^uägang  be5 
5Kitte(alterä  mit  9fcd)t  gefagt  werben,  bie  ^alfte  ber  2Belt  U* 
jlanbe  au§  Äe^ern. 

£)ie  2Cngjl  aber  be§  ^ap^t^  5o()ann€S  XXIII.  war  gejlie* 
gen,  wie  er  bie  ^Bewegung  unter  ben  ^rieftcrfürjten  gewahrte, 
t>a§  ©djiSma  aufju^eben  in  ber  SDBeife,  ba^  nidjt  allein  bie 
©cgenpopße,  fonbern  auä)  er,  ber  wa^re  romifd^e  ^"»ontifer, 
wid^c  tton  bem  ®tiif)le  bcr  2rpo)Tel.  £?arau6  wirb  aud^  begreif» 
liä)f  wie  eS  fam,  ba^  er  ben  ©act)en  in  SSobmen  feine  au§j 
bauernbe  2iufmcrEfamfeit  wibmete.   SDer  allgemeinen  ©timmc 
ber  ^od)priefler|'d)aft,  wcld^e  ein  Soncil  begehrte,  um  ba§  brei» 
fad)e  ^ap)ttl)um  auf^utöfen,  bcr  allgemeinen  Stimme  ber  Saiens 
weit,  ml(S)t  baö  ßoncil  be9ef)rte  ob  ber  allgemein  erfel;nten  Äir^ 
d)enrcformation,  '^ättt  Sobanneä  XXIII.  fct)werlid)  lange  au§t 
wetdjen  fonnen.   25ie  Umfidnb«  befdjleunigten  cä.   Unter  be« 
gürjten  ber  SSklt  begeljrte  ba§  ßoncil  am  eifrigften  ®tgi§munb, 
ber  Äaifer,  ber  .Röntg  ber  25ewtfd)en  unb  ber  Ungarn. 
floffen  bei  i^m  bcr  bcftimmcnbcn  ©rünbe  mehrere  jufammen: 
benn  ou^er  ben  allgemeinen  wollte  er  aucb  barum  bie  ßljriftcn: 
^eit  vereiniget  feben,  ba^  .Kraft  gewonnen  würbe  gegen  bieDS* 
manen,  welc^>e  fdjon  an  bie  Sbore  Ungarns  pochten.  25anr» 
mag  er  aucfj  an  iBöbmen  gcbad)t  baben.        war  öorauSjufet 
Ijen,  bag  SBenjel,  fein  ®rubcr,  tinbcvlo§  {lerben  würbe.  Qv 
wollte  9?ul)c  baben  in  ®übmen,  bie  am  befien  burcb  ein  6on» 
eil  b«geP«Ut  werben      fonnen  \ä)im,  bomit  ferne  ©ucceffion 
ficljer  geftellt  würbe, 

@§  gcfdfjal)  aber,  ba^  bie  übribcgrünbete  greunüfcbaft  jwis 
fcl)cn  bem  Äönig  Sabiälaä  von  '^tapd  unb  bem  ?)a!pfle  ^oS^m* 
neä  XXIII.  brad).  £)ie  lücranlaffung  war  unbebeutcnb,  ber 
^auptgrunb  war,  bap  ber  Äonig  boä  «Streben  md)  bem  üBcfils 
be5  Äir4)en|i«ateS  nidjt  aufgegeben.     2)c6  Äonigä  Gruppen 


—   369  — 


bemeijlcrtcn  fiel)  pWid)  bcr  Stobt  Siom.  25er  ^a^^,  bie 
Äarbinatc,  bie  ganje  Äurie  ijermod)fen  nod)  ba§  SSeite  ju  qv 
Winnen.  2?er  ^apfl  flol)  nncf)  bem  o&crn  Stalten.  J^iev  traf 
er  jufammen  mit  bem  Äaifer  «Sigiämunb.  grül^er  fdjon  \)atte 
berfelbe  ben  ^apft  aufforbern  laffen,  eine  ocumenifdje  Spnobe 
öuöjufcljreiben,  beten  SBteDerIjolung  ba§  pifaner  Sonett  beftimmt, 
büxd)  n)eld)eä  baä  ©d^iiäma  nllcin  beenbet  werben  fonne.  Sn 
einem  unbenjad;ten  ^fugenblicfe  Ite^  fid)  ber  ^apfl  ba»  SSerfpre^ 
d)en  abgewinnen,  bie  ©pnobe  auäjufrfjreibcn.  2)ccember 
be§  3a{}teä  1413  erfd)ien  bie  SSufle.^)  25aä  ßoncil  war  ein= 
berufen  auf  ben  SRoüembcr  bea  folgenben  Sa^veä.  2)er  ^apjl 
erfctjraf  ungemein  über  feine  Unoorffd^tigfeit.  Qt  wollte  2(Ue§ 
wieber  juritcfnel^men.  2fber  fclbp  bie  Jtarbinäle,  wclct)en  fon|l 
an  bem  ßoncil  aucl)  nicl)t  »iel  gelegen  war,  t)erftd;erten,  bap 
biefeä  nid)t  gelje.  2Cud)  befanb  ftd)  So()anneä  felbft  ^jolitifd) 
bi§  tief  in  ba»  3al)t  1414  Ijinein  in  feljr  fdjlimmen  SJer^dlt: 
niffen.   Äonig  2abi»la§  fe^te  ben  Ärieg  gegen  ben  ^a^fl  fort. 

mad^te  3injialten,  benfelben  in  SSoIogna  ju  belagern.  3ti 
biefem  Unternel)men  unterbrach  aber  ben  Jlonig  eine  Äranfljeit, 
weld;e  feinen  Sob  (;erbeifül;rte.  ^) 

2)aburd)  warb  Sofjan'ieö  jwar  »on  biefer  ©eite  frei,  aber 
e§  l^alf  nid^t  mel)r.  25enn  ber  Äaifer  ©igiömurtb  l)atte,  auf 
ba§  ■2(uäfcl)reiben  be§  ^apjleä  gefiüfet,  alle  2Belt  bereits  einge^ 
laben  jum  ßoncil.  25ie  ffieprcbungen  be§  ^apjleä  ©regor  XII., 
ba^  nidjtS  werben  mo^te  au3  biefem  Soncil,  waren  ganj  m\-- 
beaditet  geblieben.  ^)  25iefer  t)atte  beSljalb  »ergebend  eine  S3ulle 
an  ben  Äaifer  ©igiämunb  erkffen.  "Knö)  8abi§laö  Ijattc  eben 
fo  »ergebend  in  tiefem  ©inne  gearbeitet.  25ie  Stimmung  ber 
Söelt  war  für  ba§  ßoncil,  unb  fte  jeigtc  fiel?  ali  eine  dJlad)t, 
weld):r  nidjt  immer  mefjr  wiberftanben  wcroen  fonnte.  Qint 
golge  ber  gejieigerten  ffiilbung  unb  ber  erweiterten  SSerbinbung 
unter  ben  3Renfd)en.  S5at)er  f)atte  ber  ^apjl,  wcldjer  feltfam 
in  feine  eigenen  9Ie^c  uerwicfelt  werben,  fid)  genotfjiget  gefeiten, 
bie  ^njlalten  jum  ßoncil  ernftljaft  ju  betreiben.  Qt  Ijattt  nur 
nod^  eine  .|)offnung,  baS  ßoncil  fo  ju  leiten,  baf  üon  i(;ni, 

I  1)  Rayuald.  Annaics  ecclesiae  a.  1413.  XVII.  pag,  4.31. 

I  2)  TüeoHorki  a  Niem  de  vita  Joannis  XXIII.  lib.  I.  cap.  39. 

■  3)  Raynald.  Annales  ecclesiae  a.  1413.  XVII.  434. 

I  II.  ZtitiU  24 


—    370  — 


feiner  9?ecl)tma§i9feit^  feinem  Seben  auf  bemfelbeii  nid)t  gefpco« 
cl)en  würbe.  2)aju  foHten  i()m  bie  ®c^d(je  bieuen,  welche  et 
jufammcngepvept  Ijatte,  bie  er  mit  nad)  Äoflnife  na(}m,  mit 
benen  er  bie  citlbern  ■SirdjcnfürPen  ju  bcflccljen  büd;teJ)  (Sc 
fannte  fid)  itnb  feine  ßeutc.  ®oct)  bad)te  er  nod)  an  anbere 
@icliev^)eiten  unb  ernannte  ben  ^erjog  griebrid)  von  SDefterreid)» 
.'Jirol,  bem  er  eine  tiidjtige  Summe  auöjal)(en  liep,  jum  ®on» 
fübniere  ber  ,Ätrd)C.  ^)  @o  geftdjert,  immer  aber  üoU  gurd;t 
unb  Umrißen  ,  gelangte  3o5anneä  XXIII.  am  28.  Dctober  beä 
3al;re5  1414  in  bie  ©töbt  ^ofini^^)  gtitja  um  biefclbe  3eit 
irarb  ber  ?>ap|l  and)  lieber  .^err  ber  ©tabt  9iom,  ba  burd) 
ben  Äpb  beä  .Äonigä  gabiyfaä  bie  ^(nne  be§  .^aufeä  S^ieapel 
auf  ben  .Kirdjenftaat  öor  ber  SQani»  jufammengebrod}en  waren. 
£'er  2(nfan9  be§  (5onciI5  mn^re  aufgefdjoben  »werben. 

S)ie  2£u6ficf}ten  für  ben  ^'*apft  l)atten  ftd)  bereite  trübe  ge» 
fiattct.  Äaifcr  ®igi6munb  l)atte  \id)  fe^r  ttiel  I)crau6genommen. 
S'r  hatte  bie  bciben  ©egenpäpfte  eingelaben,  buvd)  "^ibgeorbnete 
nuf  bem  (Sancil  ju  erfd}eincn,  a(ä  wären  fte  nod)  anerkannte 
W,äd)te,  ba  bod)  ba§  ipifancr  ßoncil  bereite  über  fte  entfd)iebe"n 
l>Ute.  S)ie  ©ntfcl)eibung  beflctben,  il^re  2{bfe^ung,  warb  burc^ 
fold)'  Sierfal;ren  gewiffermafien  iriberrufen.  SBie  nun  bie  S3i» 
fd;6fe,  bie  Soctoren  ber  Uniüerfitäten ,  bie  '^(bgeorbneten  ber 
wcltltd}en  gürflen,  enb(id)  ber  Äaifer  ©igigmunb  felbp  am 
14.  Siooember  allm^lig  anlangten,  würben  einige  präparatoris 
fd;e  ©if^ungen  gei)alten,  unb  baä  ßoncil  felbfl  war  am  16.  S'Züj 
»ember  eröjfnet  worben.  ©leid)  am  "Anfange  na()m  'KÜci  eine 
feljr  ungünftige  Söenbung  für  ben  ^apft.  Qx  wollte  bcfonberä 
burd)  bie  Staliener  ben  ©runbfafj  burd)fe4)ten  laffen,  bap  ba» 
gegenwärtige  ßoncil  nur  cngefel^en  werben  fönne  alä  eine  gortt 
fefjung  beö  pifönifdjen.  £)iefn-  ©runbfa^  war  für  i^n  »on  bec 
l;6cl)jien  SBidjtigfeit.  2)enn  eö  folgte  nun  üon  felbji  baraui', 
büp  bie  beiben  ©egenpäpfle  gar  feine  ^dpfle  wären,  bo§  von 
il)neii  gar  nid;t  meljr  bie  Siebe  fein  fonne,  er  aber  ftet)en  bleibe 
clo  ber  redete  ^apfi,  ba  er  ber  Sladjfolger,  ber  canonifd):red)t« 
mäßige  5)iadjfolger  beä  von  jenem  ßoncil  ernannten,  2t(e]can= 


1)  Tlieodorici  a  Niem  de  vita  Joannis  XXIII.  lib.  II.  cop.  2. 

2)  Von  iler  Hardt  II.  pag.  146. 

3)  I/enfuiit.  Ili&tuirc  du  concilu  deConstance.  I.  pag.  19. 


bev§  V.  fei.  2)te  grcunbe  te§  9)appe3  3oI)anne5  XXIII. 
be()aupteten  bal)er  oud) ,  bap  gegen  bie  beioett  falfdfjen 
'3)dp]le  unt)  xl)xt  ^Tnfjnngcr  njeiter  s'^'^  md)t§  übrig  blei= 
be,  ala  bie  SBaffen  ju  neljmen,  wenn  fie  ftd)  nid)t  fofort  fügj 
ten.  2)tefer  tric^tige  ©runbfa^  b^itf«  "'"^^t  burd^gcfe^t  trerben 
fonnen,  »eil  ein  groger  3;f)eit  be§  Ä(eruä  überjcugt  war,  bag 
bie  itirclje  nur  bann  raieber  ju  3(nfel)en  unb  2(d^tung  gelangen 
fonnte,  wenn  ber  ganj  unwürbige  So^anneS  XXIII.  entfernt 
würbe.  2)af)er  be(;auptetcn  fte  jefjt,  bag  feineSmei^eä  Untrüg= 
licl}fcit  einer  öcumentfd^en  ©pnobe,  nicbt  einmal  in  ®lauben3« 
fud;en,  angencmmen  ju  werben  braiid^e. 

^ricjlerfürfien  formiren  fiel)  bie  £)ogmen  über  ©cwin^ 
nung  unb  geftficßung  ber  ©inljeit  ber  Jtircbe,  wie  fie  bicfelben 
jebeämal  braueben.  @ö  fehlet  il;nen  übcrl)aupt  nirfjt  an  einer 
gewiffen  .Runfl  ber  Interpretation,  welche  b^^au^bilft  auä  allen 
Siotben.  Sie  (Simonie  ijt  baä  fcbwärjelle  unb  abfdbeulidjfle 
öUer  23evbrecl)en,  baä  oiel  fd)limmer  no6)  ifl  alä  .Kefierci.  ^) 
2)0  fie  nun  aber  jum  bei  weitem  größten  S^beil  burd)  Simonie 
JU  iljren  Stellen  gefommen  finb  unb  ftd)  bod)  unmöglidicr  213eife 
felfcji  jum  geuertobc  »erbammen  fonnen,  wie  fie  mit  ben  MtU 
jern  bcfonber5  t^un,  weld;e  gegen  bie  ^ierarc^ie  reben,  fo  i|l 
biefe  ©imonie  aucb  wieber  fein  S3erbrecbcn,  wenn  man  fte  ge; 
trieben  bot  mit  einer  guten  Tlbftdjt  unb  einer  guten  ©eftnnung. 
25a  ijt  nun  bie  Interpretation  glürflicb  ba,  burcb  welche  fie  fiel? 
öUe  fjloiren  fonnen.  ©o  in  allen  S^ingen  unb  and)  biefeä  SKal. 

■2llfo  wirb  burd^gefef^t,  bag  bie  ©efanbten  ber  bciben  ©es 
genpäpfle  angenommen  werben  müßten.  2)a5  3lllerfd)limmfte 
aber  iit/  bög  fogleid)  öorgefd)lagen  wirb,  wie  bie  ©intracbt  ber 
Äirdje  am  befien  erreicht  werben  fonnte,  wenn  alle  brei  ^\vp{le 
juglei^,  mitl)in  aud)  ^ol^anmi  XXIH.,  freiwillig  obbanften, 
ein  2lnfinnen,  gegen  wcld;eä  bie  pdpjilidjc  ^artljei  fid^  mit  ber 
duferjten  SSer^weiflung  webrt.  @ben  fo  fct)limm  ift,  bap  bie 
S3ifd)ofe  bas  alte  JRcdjt  beä  Stimmend  auf  bem  Goncil  nicbt 
allein  behaupten  fonnen,  ba  burdjgefe^t  wirb,  bag  über(;aupt 
oUe  "^nwefenbe  foUten  mitflimmen  fonnen,  unb  jwar  fo,  bap 

1)  Mauritius  de  Praga.  Consiliiim  dt»  oinendanda  ecciesia.  Von 
der  Hardt  I.  pag.  86S. 

2)  Gersonii  de  Simonia  abolenda.    Von  der  Hardt  F.  paq.  Ii. 

24  • 


—    372  — 


md)t  tie  Jtöpfc,  foiibern  bie  Stationen  9C5df)It  würben,  ^icfeä 
war  bcn  "»prieflerfurflen  be§f)alb  üon  einer  grof^en  2Btdf)tt9Eeit, 
m'ü  fte  cä  bicfeä  wirÜid)  abgefel^cu  I)attcn  öuf  eine  'ilxt 
von  Sxeformattün.  Sic  wollten  bie  übermäßigen  Sitä)tc  ein« 
fd)ranfen,  weld)c  fid)  bie  ^apfte  über  bie  Äird)enamter  angc» 
maßt  ()atten.  2)ie  ^(uäübung  biefcr  9ied)tc  fiel  guten  Xi)tM 
jum  S3ortl)ctt  ber  Italiener.  2)er  Staliener  war  eine  große  3a()t 
auf  bem  (Sonci(,  weldje  auä  bem  angegebenen  ®runbe  bie  <3ad;e 
be§  ^apficö  üerfed)ten  mußten  wie  eine  Sflationalangelegen^eit. 
'2{l[o  wollte  man  bie  Italiener  um  bie  2(uäfid)t  auf  bie  S0?6gj 
lidjEeit  be6  ©iegeä  in  bicfer  @ad}e  bringen.^) 

Sn  biefer  SOBeifc  Ijatte  ftd)  ber  3lnfang  be»  ßonctlä  von 
Äopnifj  gemattet,  ©ie  bewegte  ftd)  fort  unter  uielen  unb  l)efi 
tigen  ©türmen,  unb  bie  SSötcr  tjielten  eö  nirgcnbä  nid)t  einmal 
ber  9}lü()e  wertl),  ben  äußern  2ln{lanb  ju  beobad)ten,  webcr, 
wenn  fte  auf  bem  ßonctl  über  etwaä  jlrittcn,  nodj  in  itjrcm 
fieben.  @o  viele  SSerbreij^en  würben  in  Äoflnif^  begangen,  baß 
eine  lange  3ett  nid)t  Ijingereidjt  l)aben  würbe,  bie  <Stabt  jn 
reinigen  von  allen  ©reuein.  ^)  Sn  ?3obmen  aber  fcbeinet  feit 
bcit  julel^^t  crjaf)lten  ©retgniffen  nicbto  von  S3ebeutung  gefdjc^ 
^)en  ju  fein.  Um  bie  3eit,  wo  über  bießroffnung  beö  ßoncilö 
ge'banbelt  wirb,  finb,  aber  man  weiß  nicljt  von  wem  juerfl, 
Unterf)anblungen  eröffnet  worbcn  mit  Sobanncä  .^uß,  baß  er 
fid)  ju  Äoflnifj  einftnben  möge.  (5§  ift  barüber  viel  l)tn  unb 
\)tt  gefd^rieben  worben.  Sn  biefen  ©d)riftcn  unb  burd;  biefc 
Unterbanblungen  ift  ber  eljrwürbige  ^uß  getaufd)t  worben  auf  v 
bie  fd)anbbarpe  unb  abfdjculidjjlc  2Beife.  £)ffenbar  bringt  man 
il;m  unb  ben  SSöbmen  ben  ©lauben  bei,  baß  ju  Äofinifj  eine 
orbcntlid)e  tlnterfud)ung  angcfiellt,  baß  mit  J^uß  nur  burcl) 
©rünbe,  auä  bem  Svangelio  entnommen,  gellritten  werben 
foUtc,  böß  man  felbfi  ber  SBabrljeit  auf  ben  ®runb  ju  fommen 
wünfd)e,  baß  man  nur  biefe  fudjc  unb  erfirebe  unb  nur  mit 
ben  9}?itteln  allein ,  buxd)  wcld;e  fte  gewonnen  werben  fonne. 
^uß  Ijat  fiel)  nun  immer  bet'cit  erflärtju  fommen  unb  3fntwort 
ju  geben  über  feine  Seljre,  fo  wie  nid)t  von  roljer,  jufa^renber 

1)  Von  der  Hardt  H.  pag.  185-226. 

2)  Si  Constantiae  fuissetis,  concilii  illius ,  qiiod  se  Tocat  sanctissi- 
muni,  taleqiic,  «inod  errare  non  possit,  illius,  inquain,  abominationcm 
iDaxiinam  conspcxissctis,    Epistola  ad  ßoIieiDOS.    Opera  i.  pag.  77. 


—   373  — 


©ewntt  t)ie  Stebe  geirefen,  fonbern  »on  Unterfud)ung.  3laä) 
9?om  l)atk  er  nid)t  gefjen  mollen,  weil  er  wupte,  cä  erwarte 
i()n  bort  nid;t§  aB  ber  S^ob,  beim  er  fanntc  fflom,  unb  n?er 
tannte  cä  nicl)t?  "Äber  ju  Äoflnife,  meinet  er,  bei  fo  groger 
Bal)l  mUü(i)a  unb  9eijllid)er  giu-jlen,  würben  bod)  einige  fid) 
finben,  wetdien  (Sfjrijlent^um  unb  2ßa^rf)eit  lieb,  unb  ba  gebort 
unb  unterfud}t  «erben  foUte,  würbe  bie  Äraft  ber  ffiSa^)r|)eit 
nod)  '.Jfnbere  gewinnen.  2(lfo  glnubt  er  ben  ©treit  wagen  ju 
rnüffen  im  Salomen  ©otteä.  (5r  r»erfprid)t  mä)  Äoflni^  ju  foms 
men  frei  unb  ungezwungen  unb  ot)ne  bap  eine  f6rmlid)e  gabung 
an  ii)n  ergef)ct.  ߧ  maä)t  i()n  nidjt  irre  in  feinem  S3ertrauen, 
ba§  fid)  balb  bofe  3cid)en  auftljun.  ©eine  erbittcrtl^en  ©egner 
auä  bem  bofjmifcl)  sfat^oüfdjen  Äleruö,  @tept)ün  ^elec^,  SWt: 
d;aet  be  ßauftä,  2fnbreaS  S5roba  iinb  2tnbere  eilen  naä)  Mop 
ni^,  um  bie  ©adjen  gegen  i^n  einjuteiten.  '^nbere  fenben  ®elb 
nad;  Äojliu'fe,  um  bie  Äarbindle  anzufeuern  gegen  ben  Äe^er. 
Sljne  ®e(b  wirb  überljaupt  nid)tö  gefcljaffen,  unb  felbft  für  ba§, 
was  fte  ju  t()un  i)ahtn  in  if)rer  eigenen  ®ad)e,  müffen  bie 
^rieflcrfür(ien  S3e5al)lung  empfangen.^) 

2Ba^)rfd)ein(id)  fo  wie  bie  ©rHdrung  beä  Sofjanneö  Squ^ 
gefommen ,  bap  er  ftd;  in  Äopni^  einftnben  werbe,  fjatte  ^ap|i 
Sol)anne§  XXIII,  bie  über  ii)n  ausgefprodjene  Srcommunication 
aufgeljoben  ober  fuäpenbtrt. -)  ^uj^  i(t  öffentlid)  unb  ungef)in; 
bert  in  ber  ®tabt  ^rag.  @ine  böl)mifd)e  Äirdjenterfammlung 
foll  eben  ge()alten  werben  im  ^ßlomt  "^ugufi  beS  Sat)reö  1414. 
^u^  mad)t  worf)er  burd;  cffentlidjen  3Cnfd)Iag  befannt,  baf, 
wer  if)n  ber  Äefjeret  bejüd)ttgen  woUe,  tior  bicfer  Äird}enoer; 
fammlung  erfdjeinen  m6d}te.  2!)ort,  wenn  er,  ^u§,  einer  2(b= 
weid)ung  »on  ber  wahren  d)ri)l(ic^en  ßefjre  überwiefen  werbe, 
wolle  er  gern  bie  ©träfe  ber  ilcl^eret  erleiben.  2lud)  faget  er 
l;ier,  bap  er  md)  Äojlni^  gel}en  werbe  jum  ßonctl.  2fud)  bort= 
i)in  modjten  alle  mit  i^m  fommen,  bie  feine  Seigre  für  falfd; 
gleiten.  ®old}e  S3efanntmad)ungen  lägt.^up  in  ganj  SSöbmen 
ouSgeben.   2Bie  nun  bie  böl)mifd)e  Äirdjentterfammlung  ^ufam^ 

1)  Brzona.   Diariain  belli  Hussitici ,  pag-,  13ü. 

2)  Quia  papa  de  plenitudine  potestatis  suspendit  jam  dictum  Inter- 
Jictuin  et  sententias  excommunicationis  contra  Joannein.  Kpistüla  Joan- 
nis  de  Jannoviz  Opera  I.  pag,  73. 


—   374  — 


men  ifl,  fo  tritt  9?iemanl)  t»on  beti  Seinern  fcc6  öuf.  (Sie 
l)ütetcn  ftd)  it)of)I,  ^ier  ivettcr  über  eine  @ad;e  ju  biäputiren, 
bie  ju  Äpf!ni(|  mit  geuer  ober  (Sdjnjcrt  ju  ^nöe  9ebrad)t  rcer« 
ben  foUte.  Sa  9^tcmanb  f'ommt,  fo  gcljct  ^ufj  einige  S5arone 
m,  bie  ftd)  bei  ber  Ä!rd[)cnoerfammtuii3  befinbcn,  baß  i^m  won 
Äonwb.ein  günfit^eä  Ssugnijj  auSgcfleUt  rcerben  möge.  Unb  bicfet 
jieütmit  ber  größten  SiereitrciÜigfcitcin  Scugnip  quS,  bap  erben 
nid)t  Viox  bie  Äircl}ent>erfammtung  gclaffcn,  weit  fein  jtlä« 
ger  gegen  iljn  aiifgclretcn,  ba^  er  von  einer  Äef^crei  biefeä  So» 

1)  annc§  Squ^  ntd}tä  rciffe.  9Jico[au§,  JSifdiof  oon  9?oj(iret(v 
tt)eld)en  ber  ^"»apft  üor  einiger  3«'t  jum  Snc|ui)'ttor  über  bie 

2)  i6c65  üon  ^rag  gcftellt,  giebt  bemfelben  ebcnfallä  ein  3c"9' 
nip,  n)eld)e§  nod)  weit  gunlliger  lautet.  Sftmalä  tjabe  er  mit 
^uf  über  bie  ©djrift  unb  üijer  bie  ^trtifel  bcä  ©Joubenä  ftd) 
unterljalten,  niemaB  tjabc  er  etraaä  '2{nbcre§  a(ä  reine  fotboli» 
fd)e  ßebre,  niemaB  eine  ©pur  »on  Äefeeret  in  iljm  erfunben, 
(iu4)  fei  niemaB  ein2(nf[ägcr  gegen  .^up  »or  it)m,  bem  3ti<iui5 
fttor  erfd)ienen ,  obraobt  t»on  jenem  felbji  '^ufforberung  baju  er; 
gangen.  2)iefe  beiben  äc'Jgniffe  ftnb  nod;  im  SJionat  2(uguft 
fluägefertiget.  0 

3tUe  biefe  S^inge  eiftärcn  ftd)  teicfjt  unb  »on  fctbft.  ffiöfe 
®erüd)te  gingen  unter  ^upenä  greunben  um.  ©ie  warnten 
ibn,  unb  fetbft  nadjbem  ber  ©eleitäbrief  ©igiämunbä  üerfproj 
djen,  waren  fie  »oU  SO?iptrauen.  ^)  ©ie  fagten  ibrem  Sreun= 
be,  bap  er  würbe  betrogen  werben,  bafj  er  feinem  Untergange 
entgegeneile,  wenn  er  nad)  Äojlni^  gebe.  Unb  .^up  fetbfi  fdjeis 
net  feineäwegeä  o^ne  fdjwere  SSeforgniffe  geivefen  ju  fein.  T>a 
man  mit  ©cwolt  ben  5)?ann  nid)t  ^aben  fonnte,  fo  tnupte  'äU 
Icä  get()an  werben,  tbn  ju  berücfen,  bap  er  freiwillig  !ommc. 
!Klfo  mag  er  »erantapt  worben  fein,  jene  3eugniffe  fid)  au§: 
fertigen  ju  laffen,  alfo  mag'  i^m  bie  SJJeinung  beigebracht  wors 

1)  T)'k  bierfecr  gc^övtgcn  ^(ftcnflüctc.   Opera  I.  pag.  2—5. 

'2)  De  rege  Sigisinundo  dixerunt  mihi  quidam  in  Bohemia ,  (]noi 
cavbre  deberein  a  suo  conducta  et  alii  dixerunt.  Ipse  te  dabit  ininiicis. 
Et  Dominus  Myksst  Dvvoky  dixit  milii  coram  Magistro  Jessenitz.  Ma- 
gister scias  pro  certo,  quod  condemnaberis.  Existiino,  qiiod  ille  scivit 
intcntioneni  Kegis.  Existiuiabam  quod  saperet  sibi  Lex  Dei  et  veritas, 
modo  conciplo,  quod  nun  aiultum  sibi  supiat.  Epistola  ad  incertum. 
Opera  I.  pag  87. 


—   375  — 


t>:\x  fein,  ba^  cv  ju"Äo(lut§  gar  nidjt  b<trad)tet  njcrben  foHte  tpie 
einer,  r.?elu)er  bcr  Äe^crei  oert)äd;ttg  unb  bei  bem  ju  unterfud)en, 
ob  er  ein  wivflidjcr  Äe^cr  fei,  fonbevn  luie  ein  9J?ann,  ber  9J?et» 
nungen  über  ©lauben  unb  Äirdjc  aufgeflellt,  »on  benen  eö  noc<) 
jTOcifelöaff,  ob  fie  in  bcr  ©djrift  begrimbet  ober  nid)t.  2)ie 
römifctjcn  Äavbinale  mögen  e§  befonber§  gewefen  fein,  welche 
bic  ^ebct  in  J8e»t)egimg  festen,  bie  ^ier  tvirffam  rtaren.  (Sic 
wollen  ben  ^up  in  ii)xt  ©ewolt  I)aben,  um  i()n  fofort  verbren- 
nen JU  fonnen  oljne  bie  minbeffe  Unterfudjung.  <3ie  l)aben  bei^ 
getragen ,  ben  ,König  SBenjet,  bie  ®arone  unb  ^upcn  felbfi  in 
tljrer  Säufdjung  ju  befiärfen.  2)oc^  f4)einen  le^tercn  bü|lcre 
2t()nungen  beö  beöorfie[)enben  9}Jarti)rert()um§,  CWi^trauen  gegen 
8ug  unb  Srug  ber  ^f)arifäer  niemals  ganj  »erlaffen  ju  fjabcn. 
TLbtx  er  «rbeitet  bod)  nod)  mehrere  JReben  auä,  bie  er  in  Mo^-- 
nt^  »or  bem  (Soncil  ju  \)aUin  gebenft,  unb  furdjtlod  glaubt  er 
feine  anbere  Jie()re  unb  feine  onberc  SKeinung  über  ben  je^igen 
Äteruä  au6fiprcd)cn  ju  muffen,  ol§  er  fie  auägefprod)en  im  3u' 
(ionbe  ber  »oUjten  grciljeit.  ^) 

2Beld)en  2rntl)cil  nun  aber  <3igi§munb  an  biefen  Zaw 
•  fdjungäfünften  genommen,  ba§  lapt  fidj  nidjt  ermitteln.  25a§ 
aber  iji  gcnjip,  bag  unter  .^upenö  greunben  gteid)  großes  9}?i0s 
treuen  gegen  i^n  {)errfd)t.  35iefeä  SJZi^trauen  follte  befd)micf)ti= 
get  werben  burd^  ben  ©eleitäbrief,  wefdjen  ©igiSmunb  ju  ©peict 
im  Dctober  ausfertigen  lapt.  ©igiämunb  nimmt  ben  e^renwers 
tl^en  Sol)anne§  ^up,  fo  wirb  er  genannt,  unter  feinen  befon= 
bem  unb  auäbrü(flid)en  ®d?u^.  'iLUt  ®et)orfame  beä  SJcid^eS 
»erben  angewiefen,  if)n  frei  fommen,  bleiben  unb  jurüdrcifen 
ju  laffen.  2fber  er  felbfl,  ©tgiSmunb,  fagt  nid)t,  bag  er  ben 
Sqü^  frei  wolle  jurüiJreifen  laffen  nad)  S36l)men,  e§  möge  mit 
ber  Unterfud)ung  fommen  wie  eS  wolle,  olfo  bop  eine  SBenbung 
unb  @rfldrung  je^t  fd)on  offen  geljalten  warb.  ^)  2)tefer  ©c^ 
leitäbrief  ift  ben  Begleitern  bcä  Sgm^  crft,  wie  fie  balb  na4» 
Äopni^  gelangt  finb,  auägcantwortet  worben.  3n  SSö^men 
fd;on  wupte  ^up,  baf  er  einen  ®eleit§bricf  er|)ülten  wuvbe. 

4)  De  sufficientia  legis  Christi  ad  regendam  ecciesiam.  De  fidei 
■uae  elocidatione.  De  pare.  <SU  xoattn  beftimnit,  beiu  Soncit  ju  ^oftni^ 
aorgclcfcn  ju  lucrbcn. 

2)  Omni  prorsus  iinpedimento  remoto  traniirc,  itarr,  mc*««  et 
redire  libeie  permittatis. 


—   376  — 


a>'ieUeirf)t  f)atU  man  t^m  gelobt,  ia^  et  anberä  lauten  würbe, 
alö  eä  fid)  nadjmaB  fanb.  finb  Um  ©riefe  üon  ©igi^s 
munb  übergeben  worben,  mlä)t  bie  befien  SSetfpredjungen  möj 
gen  entgolten  l)aben.  ©igiämunb  felbji  gebcnft  auf  bem  Qon-- 
ctl  biefer  Jßriefe  unb  fü()ret  au§  benfelben  baä  SSerfpredjen  bec 
vollen  9iebefretl;eit  fiir  ^uiß  ouf  bem  Soncile  an.^  9ln-- 
bereS  aber  mag  »erfd^wiegen  werben,  waö  l)tec  oerfpros 
6)m  worben.  äwet  böi)mi^d)e  SSarone,  3ol)anneä  üon  ß^lum 
unb  SBenjel  »on  25ubna,  finb  üon  ©igismunb  felbft  beauf= 
tragt  worben,  ben  ju  geleiten  unb  ju  fdjü^en.  !Diet)= 
rere  anbere  geben  tl)m  ein  (5m^)fel)Utngöfd)reiben  an  ben  Äonig 
mit.  -)  Squ^  geltet  fort  auf  bem  einmal  betretenen  SBege  unb 
reifet  won  ^rag  ab,  obn)ül)l  feine  91f)nungen  immer  trüber  gc* 
Würben  ju  fein  fdjeinen.  @r  l)interlafjt  einen  SSrief  an  einen 
Sreunb,  9Ragifter  5Wartin.  25tefen  SSrief  foU  berfelbc  erjt  off^ 
nen,  wenn  ii)m  fidlere  j;unbe  üon  feinem  Sobe  geworben. 
Sarin  betradjtet  er  fid)  fd)on  wie  einen  tobten  Wlann  unb  be» 
ftimmt,  wie  feine  Kleiber  au»get^eilt  werben  foUten  unter  bie 
greunbe.  ©en  SKartin,  einen  '»Priefter,  ermat)nt  er,  abjulaffen 
üon  bcr  .Rleiberpracl}t  unb  überhaupt  üon  allen  weltlidjen  Dins  . 
gen.  Q'm  anberer  S3rief  bleibt  jurüif  an  alle  SSöbmen,  bie 
feine  ^rebigt  get)6rt.  Sarin  SSerficberungen  feiner  Ciebe  ju  ii)- 
nen  unb  wie  er  forgen  werbe  für  fie,  wa§  er  fonne,  fo  lange 
er  baö  8eben  habe,  barin  bie  S3itte,  bap  fie  beten  möd;ten  für 
i^n,  bap  er  ftarf  erfunben  werbe  in  bem  SScfenntnifj  ber 
SBal;r^ctt  unb  bap  ®ott  il)n  tröjten  möge  in  feinem  9)?arti;rcr; 
tl)ume,  wenn  eä  gelitten  werben  muffe.  Senn  ibr  werbet  mid) 
wobl  nid;t  wicberfel)en  in  ^rag,  fd}reibt  er  iljncn  ^ropbctifd).') 

1)  ©igiiiiumb  fugt  jii  .Ouß  im  SSerfjcv:  Nos  niukonim  principum 
testiiDonio  [irobare  püssunius,  te  [iriiisquam  Pragam  desereres,  eas  lite- 
ras  a  noliis  accii)isse  ptr  Doininuin  Wenceslaui»  <le  DiiNna  et  Joannom 
de  Cliluni ,  quoriiin  nos  liilei  te  cominendaviimis ,  ne  qua  tibi  fierct  in- 
juria, sed  libere  tibi  coraiii  toto  concilio  dicemii  potestas  esset  et  de  tua 
lide  atqiie  doctiina  respomlendi.    Von  der  Hardt  IV.  I.  pag.  313. 

2)  Opera  I.  pag.  Ü6. 

3)  In  ips!>  concilio  [iliircs  erunt  iniinici  niei ,  quam  fuerunt  advcr- 
siis  salvatorem  nostriim.  Primiim  ex  Episropis  et  Magistratis,  drinde 
etiani  ex  Principibus  Liijiis  raeciili  et  cx  Pliari&aeis. 

Jaul  forte  Prayae  nie  poiro  non  visuri  estis;  si  auteui  omnipotens 
Dens  pro  siia  voluiitatö  dignabitur,  me  reddere  vobis  aninio  co  liilariorc 
in  Iigc  Dei  piolicitmus.    l<)pibtola  ad  Bolienios.    Opera  I.  pag.  73. 


—   377  — 

25ie  9?eife  naä)  Äofini^  9efcl)al)  mit  einem  gewiffen  ^ompe. 
SBSenjel  unt>  bic  t)üf)mtfd)en  S5avone  wollten  bie  2Belt  darauf 
aufmerffam  mad^en,  baf  c§  ein  ©ro^es  fei,  xoai  von  it)nen 
ouSgegangen.  3(ber  bie  3ßelt  voat  fcf)on  aufmerffam  geworben. 
2Btc  fic  auä  Söfjmen  ^inau§  waren,  ritt  So()anneo  im= 
met  mit  unbebedtem  unb  unoerf^utltem  ®eficl)t,  bamit  Scbejs 
mann  öuf  bemfelben  feinen  Wlutt}  unb  fein  ©ottoertrauen  lefen 
fonnte.  1)  2Bol)in  fte  gelangten,  ba  war  grope  '2lufrcgung  um 
ter  bem  SSolfc.  IlUt  ©trafen  tmb  ^Id^e  waren  mit  SOfenfcljen 
angefüllt,  S3oten  eilten  »on  ®tabt  ju  ©tabt,  ju  »erfünben, 
ba^  ber  eljrwürbige  ^"»rieflcr  fomme.  ^)  Sn  ben  bebeutenbjien 
©tdbten  erlief  eine  23efanntmad)ung ,  baf,  wer  i\)n  einer 
Äefjerei  äeif)en  wolle,  mit  il)m  gen  Äojlnilj  jiel)en  möge.  SDft» 
malä  fdjeint  er  geprebiget  l)aben;  in  ^flürnberg  gef(j(jal)  eä 
gewip.^)  Dag  S5olf,  wie  immer,  wenn  nur  in  biefem  ©eifte 
ge^)rebiget  warb,  l)ord)te  bem  (5oangelio.  iJiirgenbS  erfuf)r,^uf 
ein  SBiberftreben  be§  fat(}otifcl?en  Äleruä,  eine  feinblidje  ^Cnorb? 
nung  ber  weltlid)en  S)brigfeit.  £)arüber  freuet  er  ftd)  ungemein 
in  einem  ^Briefe  an  feine  ^rager  gefc^rieben :  in  Deutfcl^lanb 
ftnbe  er  feine  ©egncr,  nur  in  iBoljmen  ^abe  er  fte  gefunben. 

2)er  3(rme  falj  nicl)t,  baf  ber  ©corpion  unter  ben  ^BIu* 
men  lag,  baf  biefe  9}?ilbe  »on  Sfom  nur  beäljalb  geboten  wor= 
t»en,  bamit  er  ftd)  md)t  anberö  beftnne  auf  bem  SBege,  naä) 
S5öl)men  fet)re  unb  bem  83erberben  entffcmme.  3lm  jwanjigjlen 
Sage,  nad;bem  fte  ^rag  »erlaffen,  gelangten  bie  ^öljmen  nad> 
Äoftni^,  unb  fte  feierten  bei  einer  SBittwe  ein  (am  3.  Siowems 
ber  1415),  wetdje  giba  geljeifen  war.  S3orl)er  f)atten  fic  nodf)' 
ein  freiestSelette  »om  ^apfle  empfangen.  9J?id)ael  bc  (5auft6 
war  fd)on  ba.  3lnbere  S36f)mert,  geinbe  beä  ^oangelii,  würben 
nod)  erwartet.  Sener  aber  lief  fc^on  am  erften  5£age  nad)  ber 
2lnfunft  eine  ^Inflage  gegen  Sqü^  öffent(id)  anljeften.  Darin 
nannte  et  benfelben  einen  ©rcommunicirten,  einen  9}ienfcf)en, 
»erbdd)tig  ber  Äe^ecei.  Wit  foldjen  2lnfd)ldgen  fu^)r  Wid)ati 
be  ßaufiä  fort  von  Xaq  ju  a;ag.     Siefen  SDiann  Ijattc  ber 

1)  Epistola,  quam  Noribergae  scriptam  Pragam  trainisit,  Opera  I, 
pag.  73. 

2)  Historia  Sanctiss.  martyr.  p_ag.  5.  Opera  I. 

3)  Epistola^  qaam  Noribergae  scriptam  Pragam  tramlsit.  Opera  I. 
pag.  73. 


—   378  — 


vömifdje  <3tul)t  in  bett  Sjorbcrgvunb  gefreßt.  Um  gemeiner  Se= 
tmgcreicn  Ijalbcv  wat  er  auö  bcm  Sfcidje  SSbt)mm  »erjagt  raor* 
bcn.i)  Scr  romifdje  @tul;I,  bie  Äarbindle,  fie  [einwiegen  nod). 
Unter  bcn  ief^igen  fo  oertuorrenen  Umfidnben  fc(;(te  bod)  bec 
dJliüi) ,  fid)  beä  Äe^erä  fofort  ju  bemäd}tigen  unb  t^n  ju  oer» 
brennen.  3u  bcm  ^o^^fte  waren  ßtjlum  unb  ßel^nbog  gegan^ 
gen  Qkiä)  nadb  ber  2fnfunft.  3oI)anneä  XXlIl.  l;atte  gefd)n)o= 
ren,  fo  Biel  in  feiner  9}Jad)t  fielje,  foUte  bem  ^iig  in  ^io|lni§ 
fein  ^aar  gefrümmt  werben,  unb  wenn  er  feinen  (eiblidben 
äBruber  crfd}(agcn  ^ntte.  Qin  anbcreö  9)?a(  üerfprad)  berf.-lbe, 
bap  in  biefen  "^ngelegenljeiten  burc^auä  nid)t§  mit  (Seivalt  ent» 
fd}ieben  werben  foüte.^)  Bnm  Äönig  ©igismunb/  ber  fd)on 
früher  in  Äenntni^  gefefet  worben,  ba^  ^up  naä)  Äoftnifj  reife 
fetbfl  oljne  ba§  freie  ©eleit  empfangen  ju  f)aben,  worb  ^einri4> 
»on  2a|enbog,  ein  boi)mi\ö)tx  (iikx,  gefenbet. 

25ie  feinb(id)e  ©efinnung  ber  .Karbindle  trat  aUmätig,  aber 
im  2fnfangc  feljr  teife  Ijeroor.  ®ie  fenbeten  ju  SobanneS  ,§up. 
@ä  b^be  ftd;  ©treit  erljoben  jwifd^en  bem  ^opjle  unb  ben  Äar= 
binälen  wegen  ber  ^rcommunication,  bic  Srficrer  aufgehoben. 
S)b  nun  xvot)l  biefe  (?rcommunicntion  üli  wirflid)  aufgehoben 
ju  bitxad)tm  fei,  fo  mochte  ftd)  bod?  ^up,  um  2ruffe(;en  ju 
vermciben,  bei  5!}?effen  unb  anbern  geierlicf)fciten  nidjt  feigen. 
Sm  Uebrigen  foUte  er  ier  uneingcfd)ränfteften  grei^eit  genießen, 
^liefern  TTnfinnen  fdjeint  ftcf)  Sqü^  gefügt  ju  i)aben.^)  SDffens 
bar  woUtcn  bie  Äarbinäle,  bap  bic  2(ufbcbung  ber  ^rcommu= 
nication  bereits  alä  i)alb  jun'icfgenommen  erfdjeinen  möge,  ©ros 
fiere  Sorge  Ratten  fie  aud),  bog  So^anneS  ^up  öffentlich  V^^- 
bigen  werbe,  ©chon  fünbigtc  S^manb  von  ber  Äanjcl  berab 
an,  bap  biefeä  ndd)fienä  gefd^c^en  würbe.  Squ^,  ber  eä  felbft  er: 
jdblt,  fögt  nidht,  ob  mit  ober  wiber  feinen  2BiUen  biefe  llnfmu 
bigung  gefdbeljen.  3wei  SSifchöfc  unb  ein  2)octor  inupten  mit 
Sol)anneS  tfpta,  einem  b6t)mifd)en  greunbe  be§  ^up,  i)täl)db 
hanbeln.  2£uch  fügte  ftcb,  wie  c§  fct)etnt,  ^ug  fogleich 
bem  S5er(angen.  9JJit  ben  SHäthen  ©igiämunbä  war  überhaupt 


1)  Hisforia  sanctiss.  martyr.  pag.  6. 

2)  Epistola  ad  Ainicos  Oper«  I.  [yag.  74.  Historia  sanctis».  niai- 
tyr.  pag.  5. 

3)  Ki>islola  Joannis  de  Janovvitz  Opera  I.  pag.  72. 


—   379  — 


fluägemac^t  tvorbcn,  bap  üor  ber  ^nEiinft  be§  ÄontgS  burdjauS 
nictjt^  unternommen  werben  foUtc. 

@ed}ä  unb  gwanjig  5£oge  »raren  »erlaufen  feit  ber  ^Cnfunft 
in  Äojlnif^  ^u^  Ijatte  fic  in  ber  ©tille  »erlebt,  befd)afti9et 
waljrfcljcinlicf)  meip  mit  bcm  ©ntroerfen  ber  fleinen  ©djriften, 
bie  im  ©efängni^  nadbmaB  »oUenbet  rpurben,  alä  ptofelid),  S5o; 
ten  beä  ^a<)(leä  unb  fdmmtltd}er  Äarbinäle,  bie  S3ifcl)üfe  üon 
2(u9§bur9  unb  Sribent,  ber  SSurgcrmeijier  »on  Äofini^  üor 
i^m  (am  28.  SZotjember  1414)  erfct)ienen.  SSor  i()r  beiligeS 
Kollegium  foUe  er  fid)  jleUen,  Sieb'  unb  Antwort  über  feine 
ßef)re  geben.  Sie  rcdren  bereit  i()n  ju  l}6ren;  ge()6rt  ju  werben 
l;abe  er  ja  fetb(t  immer  begeljrt.  S^arauf  SoI)anneä  ^uf^  dt  fei 
gefommen  9?ebe  ju  jlet)cn  nid)t  bem  '•papt^e  unb  ben  Äarbina= 
Icn  allein,  fonbern  bem  ganzen  (Soncil,  bod)  wolle  er  nicJ^t  weis 
gern,  aud)  iljnen  insbefonbere  ju  antworten,  bcnn  obwol)l  er 
übel  »on  t&nen  aufgenommen  worben,  wolle  er  boc^)  bem  ^eis 
lanb  üertrauen.  gurd)t  beä  Äobeä  werbe  i()n  nie  bewegen  ju 
wiberrufen ,  wa§  er  alö  2Bal)rt)eit  erfannt  burd)  bie  ^eilige 
©d)rift.  Sann  folgt  er  ben  Scannern,  bie  iljn  »or  baä  ßotle- 
gium  fül)ren,  begleitet  »on  bem  3f Itter  ßblum.  3^  ^^^r^ 
fprod)cncn  Unterfudjung  aber  Um  e§  nid)t.  Sie  ^arbindlc 
fagten  nur,  fte  l)dtten  gehört,  er  fei  ein  großer  Äe^er,  t>töi)aih 
fei  er  gerufen  worben,  bamit  fte  erfüljren,  wag  an  ber  ©ad)e 
fei.  ^up  entgegnete,  er  fei  fein  .Ke^er;  barum  fei  er  gefoms 
men,  ba);  er  biefeä  erweife  »or  bem  gefammten  ßoncTl.  Sic 
Äarbindle  entfdjieDcn,  bap  il)ncn  foldjeö  woljl  gefalle  unb  fte 
gingen,  i) 

aber  unb  ß^lum  blieben  jurücf,  umgeben  »on  Sßti 
waffnetcn.  Sie  Äarbindle  l^attcn  feit  einiger  Seit  in  ber  ©tiße 
»iele  iSßewaffnete  in  bie  ©tabt  fommen  laj^en.  Sie  »erfprod)ene 
Unterfud)ung  war  abermals  weiter  nid)t§  al6  eine  ildufdjung 
gewefen.  ®ie  |atten  fid),  of)ne  2fuffef)en  ju  erregen,  ber  ^er» 
fon  .^u^enä  »erfidjern  wollen.  S?on  biefem  S^age  an  begann 
bie  @efangenfd}aft,  au§  weld)er  it)n  nur  ber  Sob  erlofle.  Sie 
Äarbindle  bcfanben  fid)  aber  in  großer  23erlegenl)eit.  ®ar  S3ie» 
le§  war  benfbar,  weldjeS  fold)e  23erlegenl)eit  aufregen  mu^te. 
ßin  .^aupttl)2il  ber  t)uffttifd)en  M)xi  lief  gegen  bie  weltlid)e 

1)  Historia  sanctiss.  inartyr.  pag.  6. 


I 


—   380  — 


^rie|Iermad)t,  tt)elcf)etr  bte  Surften  utib  .^erren  {)6d)jl  ungeneigt. 
Vfuf  biefcm  ßoncil,  bnä  fonnten  bte  Äarbinale  n)ot)l  fdjon  bt-- 
merfen ,  würben  biefe  eine  ©ttmme  füt^ren  neben  ben  Sifdjöfen, 
neben  bem  ^tiejievflanbe.  2Bie  leidet  fonnte  bie  mU\iä)t  ^aä)t 
l)u[fitifcl)c  Sbeen  benui^en  bei  ber  JReformation  ber  Äirdje,  njeldje 
»orgenommcn  werben  foUte.  Sie  gurd;t  vox  ben  njiclifft'tifdjs 
()ufftttfd)en  3been  war  e§  gcwt^,  weldje  auf  bem  Äoftnifecr  (5on= 
eil  bem  ^rteflerftanbe  gebot,  bie  Äircfjenreformatton  mit  fo  we; 
nigem  (Srnfle  ju  betreiben.  &n  «Stein  auä  bem  ©ebäube  gc^ 
nommen,  unb  2(Ueä  fdjien  ^ufammenfturjen  ju  muffen. 

Z[\o  berictfjen  bie  Äarbinate,  nadjbem  fie  biefcn  erffcn 
©djritt  gegen  Sqü^  getljan,  ob  cä  nid^t  beffet  fei,  i\)n  geben 
ju  (äffen,  bamit  oon  ibm  gar  feine  Siebe  fei  auf  bem  6onci(. 
@in  neuer  unb  fdt)(agenber  Jßemeiä,  bap  bie  2e{)re  be6  ^up  an 
fi'd)  felbfl  \i)mn  üoUfommen  gteid^gültig  war.  2(ber  ©tepf)^" 
^alec|  unb  9JJid?ael  be  ßauftä,  weldje  ju  biefer  SSerbanblung 
gejogen  werben,  waren  auf  baä  '•üen^erfle  juwiber.  Sie  9)?ebr= 
|)eit  entfd)ieb  für  ibre  2Cnficbt  unb  wobl  mit  Kedjt.  i)  ©tanb 
bod)  Meä  weit  gefdt)tltd)ct  öuf  bem  ©piele,  wenn  man  ber 
Äe^erei  ganj  freie  SBabn  gejtattete,  als  wenn  nur  baä  ferne 
^inwirfen  ber  Sbeen  berfelben  auf  bem  ßoncit  ju  befämpfen  war. 
?ßor  bem  ©inbrucbe  ber  S^lad^t  war  'Mt§  entfd)ieben.  Sem 
S?itter  ßbtum  warb  geme(^et,  bap  er  frei  fei  unb  gcfjen  fonne, 
wobin  er  woUe,  ^up  aber  warb  ad}t  5£age  lang  »on  ben  ®e= 
waffneten  balb  i)kxi)in  unb  balb  bortbin  gefübrt.  Snblicb  bradjs 
ten  fie  ibn  in  ba§  J;(ojler  ber  ^rebigcrmondje,  am  Ufer  bc§ 
SJbsinftro'iic^  gelegen.  Ser  9?ttter  ßblum  aber  fcbric  üergcbcniJ 
über  SJreulofigfeit  unb  §ßerratb,  unb  wenbete  ftd)  »ergebend 
balb  an  biefen,  balb  an  jenen.  Sie  ^aft  aber  beä  ^up  war 
2lnfangä  jiemlid;  gelinbe.  @r  burfte  »erfebren  mit  feinen  bobmi- 
fdben  greunben,  eä  war  ibm  moglicb,  ^Briefe  nad)  S55bmen  ju 
beforbern,  er  fonnte  mehrere  ©cbriften  fertigen,  unb  bie  gurdbt 
t)or  bem  5Kdrtprert{)ume  war  nidbt  im  ©tanbe,  bie  grei^eit  fei-- 
neä  ®eijle§  ju  überwältigen.  Senn  er  lebrte  in  biefen  ©d^rif^ 
ten,  wie  er  gelehrt  fein  ßebenlang. -)   Siefe  iBüc^er  würben 

1)  Corpus  Actor.  Conc.  Const,  Von  der  Hardt  IV.  I.  i>ae:.  21.22. 
Historia  sanctiss.  iiiartyr.  pag.  7. 

2)  De  iiiatrimonio.    De  poenitentia.  De  oratione  Dominica.    De  dl- 


—   38t  — 


gcfdjricbcn  ntd)t  unter  ben  ©orgen  be§  ©efdngnlffeS  «Hein,  fons 
bern  jum  Sfjcil  oud)  unter  ber  Sa)!  förperlidjer  geiben;  benn 
gleid)  im  ^(nfange  ber  SQa\t  ftel  J^u^  in  eine  Äranft)eit,  unb 
^'e  ttJrt^rete  geraume  Seit,  "-^rber  ©ottocrtrduen,  SUuti)  unb 
©tanb^aftigfeit  »erliefen  ben  Sliärfprcr  bcä  ©laubenS  nie.  Sion 
ben  <Bd)Xidtn  beä  3;obcä  umgeben  i}at  er  nod)  Äraft  genug, 
bie  ©einen  ju  trollen,  fiiebaib,  ern.unternb,  maljnenb  tönet 
feine  ©timme  nad)  S3ü()men  bin.  S^id^t  i^n  füllten  fte  ^oren, 
auf  il)n  nid}t  bauen,  nur  bie  ©cljvift  foütcn  fte  Ijören,  bauen 
nur  auf  fte,  aber  t»on  ber  anerfannten  SBabrbeit  nicbt  laffen. 
5nid)t  irren  möd^ten  fte  ftd)  laffen,  ba^  bie  SBett  baä  SOBort  bcä 
.^eilä  »erfolge,  rocldjeä  wiber  bie  tü\ti  biefer  SQSelt  -fei;  e§  fei 
JU  allen  '^titm  »erfolgt  njorben,  jumeift  tton  falfdjen  ^ricficrn 
unb  ^Ijarifdern.  2>ie  SSarone  ermaljnet  er,  baß  fte  bie  falfd;cn 
^rieper  meiben,  aber  bie  eüangetifdjen  fd)irmen  unb  fdjii^en 
foUten  in  il)rem  SBerfe.  2)er  ©laube  follte  tl)dtig  »erben  in 
ttjrem  8eben;  fte  mcd)ten  beffen  gebenfen,  wnä  ft'e  üon  iljm 
get)6rt  uiib  gelernt,  er  meine,  baß  er  nie  etn»a§  gefagt,  rcaS 
tüiDer  ©otteä  SBort  fei.  SOJit  grcubc  bemerft  er,  baß  ber  ©laube 
fd^on  tt)dtig  geroorben  ift  in  bem  Sanbe  586l)men ,  wo  reinere 
©itte  »raltet  als  anberwdrt».  Mcn  banft  er  oft  für  bie  große 
Siebe,  bie  fte  iljm  ermiefen,  äumeifl  bem  .Könige  unb  ber  Äo« 
nigin  üon  S3ü^men  unb  ben  JBaronen.  Dftmalä,  mitten  unter 
ben  menfc^ltd)en  ©djrecfen  beä  JSobeä,  fpridjt  er  ben  unerfdiüt= 
terlid)en  ©ntfcfjluß,  ju  fterbcn  für  bie  2Ba Arbeit,  wenn  cä  fein 
muffe,  nid)to  jurürfjunetjmen,  waä  er  auä  ':er©d;rift  entnonis 
men,  aus.*) 

SOlidjael  be  ßauftä  aber,  um  ben  ^riejlerfürjlen  redjt  ein» 
feudjtenb  ju  mad)en,  wie  gefäbrüd)  bie  l)uffittfd)e  2el)re  fei, 
f)atte  bem  ^apjic  Soljanneö  XXIIJ,  eine  ©d;rift  über  biefelbe 
eingegeben.  2)ie  {)auptfdc{j(id)jlen  .Ke^ereien  l)attt  er  in  ben 
SOJeinungen  beä  .:^uß  gefunben,  burd)  rocldje  bie  ^riejlermacljt 
unb  befonberä  bie  weltlidje  ^rieflermadjt  angetaftet  rcorben.  2lIfo 
ift  l)ier  befonberä  ^>ert)orge^)oben ,  baß  nad)\^uß  bie  Mxd)t  nicbt 
m$  bem  Zapfte,  ben  Äarbinälen,  ben  ffiifd;6fen  befiel;e,  baß  bie 

leetione  et  cognitione  Dei.  De  tribos  hostibns  hominis.  De  peccato 
mortali.  De  sanguine  Christi.  De  sacramento  corporis  et  sanguinis 
Domini. 

1)  Epistola  ad  Pragenses.    Rpistola  ad  Dominos  Boliem.  et  cet. 


—   382  — 


^ird)e  feine  njcltltcf^e  ?!JZfldjt  beft'ßen  bürfe,  ba^  biefc  ii)X  «ieber 
genommen  werben  miifje,  ba^  bte  opojloltfdje  ©ewalt  anberä 
5U  ftiffen  [et,  a(§  9iom  ftc  üerflefje,  ba^  bic  ^rieflet  an  SBürbe 
etnanber  gletd),  bo^  9iiemanb  bte  ^vebigt  üerbtcten  Eonne.  X)oA) 
tfl  aud),  bamit  baä,  nja§  bcn  ^riefterfiirPen  jtveifeläo^ne  bie 
^auptfacfje  tuar,  nid)t  aCletn  {)eröortrete ,  am  ©tngange  gcfagt, 
ba^  Sqü^  bie  Siealgcgenmnrt  Idugne  unb  be()aupte,  ein  ^riefter, 
mit  einer  Äobfunbe  belauftet,  fonne  bcr  ©acramente  nidjt 
warten.  ^) 

Sie  @efd^rlicl)fcit  ber  erjteren  ^uncte  (jütten  fte  teldjt  bc^ 
griffen,  unb  wenige  Sage  mä)  ber  ©efangenncljmung  f)atte 
Sü^anne§  XXIII.  eine  Unrerfudjungäcommiffton,  auä  brei  S3i' 
fdjofen  beftel)enb,  über  ^up  angeorbnet.  2!)iefe  bcfdjäfttgten 
fiel)  nun  jundchft  bamit,  Seugniffe  ju  fammetn  unb  «Stellen 
auS  <|)u^enö  5Sud)ern,  befonberS  auä  bem  S3ud}e  De  ecclesia 
jufammenjuftellen.  Sin  SSertf)eibiger,  wc(d)en  ftd^  erbeten, 
warb  nidt)t  bewilliget.  Se'jt  fagtcn  fte  eä  l)erauä,  waä  ftc  nicl^t 
Ijatten  fagen  wollen,  fo  lange  er  in  586(;mcn  war  unb  unter= 
wege»,  ba^  er  ber  ite^erei  verbdd)tig  fei, 

5Rid)t  lange  barauf  traf  ©igiämunb  in  .Äoftni^  ein.  «Si; 
giSmunb  f)atte  fcbon  bcn  ^efeljt  gegeben,  ba^  Sqü^  auf  bcr 
(Stelle  lebig  getaffen  werben  foUte.  2lbcr  er  warb  fet)r  balb 
umgeflimmt,  unb  bie  ©adjen  blieben  in  ber  Sage  wie  »orljer- 
3wifd)en  ^apj^  unb  Äarbinälen  einers,  unb  ©igiomunb  anbe- 
rerfcitä  fcpcinet  wegen  Squ^  m{  uerl^anbett  worben  ju  fein.  Set 
^apft  bnt  bcgeljrt,  ba^  ^ujj  auf  ber  ©teile  atä  .Selker  tjinge: 
ricl)tet  werben  foUte.  ©igiämunb  aber  begehrt  immer,  ba^  eine 
orbentlid)e  Unterfud}ung  ©tatt  finben  miiffe,  »erftünbiget  fiel) 
jebod)  mit  bem  Rupfte  unb  ben  Äarbindlen  balb  barüber,  bap 
nid)t  freigelaffen  werben  barf.  2{lfo  flagt  aud;  ber  eble 
Sol)anneä  üon  ül)lum  umfonft  in  öffentlid)em  2fnfd)Iag  barüber, 
bap  ber  ^apft  beä  .Sönigä  ®ebote  nid)t  ju  »olljie^en  wage.  ^) 

©igiämunb  war,  obwohl,  wie  eä  fdjcint,  frül)er  ber  ewans 
gelifd)en  ^rebigt  nid)t  ungeneigt,  bod)  ol)ne  tiefere  religiofe  ©e^ 
fü^le  unb  ol)ne  @inftcl)t  in  bie  •2Bal)rl)eit.  2(ud)  panben  feine 
ipolitifc^en  SSerl)ältniffe  ju  »erworren,  alä  baß  er  einen  Ärieg 


1)  Historia  sanctiss.  martyr.  pag.  7.  8. 

2)  Literae  querimoniales  de  injuria  Papae.    Opera  I.  pag.  95.  96. 


—   333  — 


mit  ben  ^rie(lcrfürf!cn.  irolleti  fonnte.  SDIine  Ävieg  ober,  tai 
war  fdn-,  un'ivbcu  ft'e  nidjt  lueidjen  oon  \i)xtx  SQÖt)e.  %lio  ließ 
er  fic  öuf  berfclben,  obwol)!  er  i)ic  ©cbanEen  an  eine  9icformfl= 
tion  ber  Äircl;e,  um  we(d)c  fie  i()n  nacl;maB  betrogen,  nidjt 
oufaab,  unb  fuc^te,  wag  i()in  alC-  gvieben  luit»  ginbeit  bev 
S.ixd)c  erfCi)cinen  mocbtc,  bie  (Sinbeit  bes  roniifd^en  ^apiltbumeä 
wieber  beröufrelJ'C«-  2(n  Sobönneä  ncib!"  er  fein  Sntcreffe 
unb  er  opferte  ibn  bi'i/  ^veit  er  :neinte,  er  mutJc  ben  Äarbiiiaj 
len  unb  23ifd}6fen  öucI;  @ine6  bcirilligen,  bamit  il;m  ■^(nbereo 
uon  ibncn  bewilliget  lüerbe. 

(3;ia  S3rubcr  aber,  a^ensct  üon  S36f)mcn,  war  au»  ben 
a5crl)ältniffen  l)crauogetveten,  wivfte  nid)t  mcbr  auf  bicfelben  ein. 
■^bcr  bie  erflcn  'i}?au}rid)tcn  üon  ber  SBeife  bc»  23erfal)rcnö  be§ 
Goncil»  gegen  S^u^  batten  2(ufregung  unter  bie  ffiöbmen  gebrad)t, 
weld)er  mebrere  Siarone  Stimme  gaben.  6ä  liefen  juerji  jwet 
©cbrciben  ein  an  Sigiämunb,  ba§  eine  meift  üon  b6bmifd)cn, 
ba§  anbere  mei]!  von  mäbrifd;en  3;ittern  unb  Saronen  untere 
fd)rieben.  SSitter  flagen  fte,  bap  bü§  föniglidbe  SBort  fo  übel 
erfüllt,  bcr  ebnrürbigc  ^up  ungebört  tnä  @efängni§  geworfen 
werben,  ©ie  nennen  c»  SSerlaumbung,  wa»  gegen  ibn  üorge- 
bradjt  werben,  fie  begebrcn,  baj?  ba§  (äoncil  ibn  boren  foUc 
mit  SDffenbeit  unb  9\eblid;feit.  ^)  2lebnlicbeä  begebrt  ein  britteS 
©direiben,  üon  brei  SSoronen  unterjeidinet.  3(uä  bemfelben 
gebet  bcroor,  bafj  ftd;  ^up  au»  bem  ©efangnip  l}txaü^  an  feine 
böbniifcben  ^rcunbe  gewenbet.  £)iefe  ©cbritte  aber  fübrten  nur 
berbei,  bap  ba§  ßoncil  ftrengere  SKapregeln  ergriff,  ^up  worb 
in  ba»  Ä!o|ler  ber  Dominicaner  gebradjt  unb  ungleidj  (Irenger 
fllö  früber  gebaltcn.  -)  Das  gefdjab  gleid)  am  2Infange  beä 
Sabrc»  1415.  2!)iefer  (Sd)ritt  fübrte  ein  abermalige^  @d)reiben 
bcb"iit'*i)fr  Sblen  an  ©igiämunb  berbei,  nidjt  minber  wie  bie 
frübercn  öergeblid).  2)ie  ©pradbc  wirb  bitterer  in  biefem  ©cbreis 
ben.  ®ie  fragen  ben  Slbni^ ,  waä  au§  Äreu  unb  (Biaubm, 
waä  üu§  feinem  fürrtlid}en  2Borte  werben  feilte,  wenn  er  nid^t 
für  .^upenä  gvcibeit  forge.  S^idjt  allein  b6bmifd)e  unb  mdb» 
rtfd)e,  fonbern  oud)  polnifcbe  gbtc  nebmen  ft'd)  ber  <Bad)t  beS 
^up  an.  SJiebrere  bevfelben  batten  fid)  ju  Äo^ni^  eingefunben.^) 

1)  Opera  I.  pag.  96.  97. 

2)  Von  der  Hanit  IV.  I.  pag.  .33^ 

3 )  Epistola  ad  consolandum  R egem  et  Regnum  Bobeniiae.  Opera I.  p.  77, 


—   384  — 

2)er  ^roce^  wüx  inbcffen  bi§  in  ben  Stnfang  beS  Saf)re§ 
1415  Ijincin  nidjt  bcbcutenb  üorgefdjrttten.  S5ie  Gommiffton 
{jafte  ft'ebenunboierjig  ^(nflügepunfte  oufgefe^t.  2)ie  ßommtf= 
faire  unb  it)re  SJe^Jutirten  waren  nidjt  feiten  im  ©efdngni^. 
SSietcä  unb  ®ro^e§  fdjetnt  i^in  geboten  worben  ju  fein,  rcenn 
er  wiberrufen  wollte.  2)te  SSefonnenern  unter  ben  SSatern  be§ 
(SonciB  mer!ten,  bap  bie  Betten  fiel)  ju  dnbern  begonnen,  bap 
^c^eröerbrennungen  Tluffefjen  erregten,  weldje»  man  öermeiben 
muffe.  Sal)cr  wünfdjten  fie,  böp  bie  ©odje  in  bcr  ©tille  bet- 
gelegt werbe.  2tber  foldjeä  2lnfinncn  an  Sqü^,  um  irbifdjer 
^errtic{)!eiten  willen  bie  ©adje  ©otteö  aufzugeben,  war  an  ber 
übelftcn  ©teile  angebradjt.  25a  ^up  wobl  wupte,  bap  öon  ben 
©efdbopfen  bcä  Q)apjTe§  unb  bcr  Äarbindle  nxä)t^  ju  erwarten 
fei,  fo  berief  er  fid)  immer  auf  bie  ©ntfdjeibung  be§  ßoncilä.^) 

2)arum  aber  war  biefer  ^^rojep  fo  langfam  vorgegangen, 
weit  ba§  ßoncil  onbere  2)inge  ju  tf)un  (jatte,  welche,  nac^bem 
man  fid)  einmal  be§Äe^er§  »erfic^ert,  bap  er  md)t  wieber  enti 
rinnen  fonnte,  aB  von  gröferer  SBidjtigfett  erfd}ienen.  ®ie 
wollten  bie  Sinbeit  bcä  ^^ontificatä  wieber  b^rf^cllen  unb  ^iö) 
aller  brei  ^dpffe  entlebigen.  2)ie  Stellung  bco  ^apjleS  So^an* 
ne§  XXIII.  war  immer  fd)wieriger  geworben,  ©rft  in  ber 
Stille,  allmdlig  öffentlid),  war  eine  2lufjä[)lung  feiner  SSerbre- 
ä)tn  umgegeben  werben,  weld)C  ein  Italiener  aufgefefet  batte.^) 
®ie  Cegaten  ber  ©egen^äpfte  waren  üom  Goncil  angenommen 
unb  ibre-  .^crren  unb  9Äetfier  baburd)  beinahe  auf  gleidje  ßtnie 
mit  bem  r6mifd)en  ^ontifer  geflellt,  bie  ©upeiiorität  ber  ocus 
menifcben  ©pnofcen  über  bie  romifdje  Äirdjc  warb  immer  beuts 
ltd)er  aue>gefprod)en  unb  bem  ^a^)fte  immer  ndljer  gerücft  mit 
bem  SSerlangen,  bap  er  jum  grieben  ber  Äird)e  abbanfen  muffe. 
"ilUt  S!Bünfd)c  be§  ^apftes  unb  feiner  Äarbindle,  ba§  Goncit 
wieber  aufjulofen,  waren  vergebens.  Snblid)  mupte  Soban- 
neS  XXIIl.  baä  SSerfpredjen  ablegen,  unter  gewiffen  S3ebin- 
gungen  abjubanfen.  ^)  9iun  fud)tc  er  2tu§f[üd;te  vielerlei  2lrf, 
unb  baä  srötptrauen  gegen  ibn  fieigcrte  ficb.  &  war  fd)on  bie 
9?ebc  bavon,  bap  man  fid)  feiner  ^erfon  öerftcl|)ern  miiffe.*) 

1)  Responsio  ad  Articulos  Opera  I.  pag.  92. 

2)  Tlieodorici  a  Niein  de  vita  Joaiinis  XXllI.  II.  cap.  6.  7. 

3)  Von  der  Hardt  IV.  I.  pag.  53. 

4)  Lenfant.  Histoire  du  concile  de  Constance.  I.  pag.  120. 


—   385  — 


Xia  entrann  ter  1)a)(>ff  ou?  Äoftnt^  (am  21.  üRarj  1415)  unb 
flüArete  fid)  unter  ben  Schu|  griebticbS,  be»  ^erjogä  üon 
Ceftreic^^Stirol.  3&ni  folgte  ber  grögte  Sl^ieil  ber  Äatbtnäle. 
9?ocb  trat  feinet  ber  betben  ©ey^enpäpfte  abgetreten  unb  eä  f  jnn 
gefagt  n?erben,  ba^  bie  tbrifrltive  SBelt  einen  ^fugcnblicf  in  ©C' 
fa^r  jianb,  einen  eierten  ^apft  erhalten.  Senn  So^anne», 
unter  heftigen  .Riagen  über  Sigtämunb  unb  baä  doncil,  wen- 
bete  ftc^  an  ben  franjöfifdKn  ^cj  unb  mad^re  Witnt ,  ben 
©tu^l  nac^  Äoignon  ju  cerlegen,  roeldjeä  eine  neue  Spaltung 
be5  fdjon  breifad>  gefpalteten  ^apftt^umS  leidjt  Ijdrte  Ijerbeifu^- 
ren  fonnen.^) 

S^er  ©ebanfe  bc§  ^apjte»,  rcieber  ein  fransoftfc^ey  ^apjTi 
tfeum  5U  grünben,  bamit  bie  granjofen  für  feine  Sadje  geroons 
nen  würben,  bat  feine  2(uäftd;t  jum  ©elingen.  Sie  granjofcn 
fonnen  i^n  ni*t  auffaffen,  weil  ihr  Sveid)  eben  in  ben  ärgjlen 
politifcben  Serrcirrungen  liegt.  Sie  '5)riefrerfur)lcn,  fo  roeit  fte 
btnfen  unb  überlegen,  haben  alle  Xufmerffamfeit  auf  bie  SSie^ 
berfjerjieüung  ber  ginbeit  bc»  ^ontificatä  gerid;tet,  roeil  jie  fütj- 
len,  obne  biefe  werbe  itjre  ÜJiacbt  balb  vergeben.  Tb  nun  woljl 
bie  .RarbinaLe  ,  befeclt  »on  temfelbcn  SBunfcbe  wie  3ol;an» 
mx>  XXlü.,  bag  gar  nidit»  auä  bem  Goncil  roerben  modjtc 
unb  am  roenigjlen  eine  EUeformation  ber  Äirdje,  ibm  anJ}ingen 
unb  ibm  auc^  gezeigt  »raren  auf  feiner  glu*t,  fo  war  bod) 
gegen  bie  Stimmung  ber  23elt  unb  bie  Stantfjaftigfeir  bc» 
ßancilä  nid>t6  ^u  gewinnen.  Unter{iü|t  pon  Sigismunb,  ange= 
feuert  von  bem  gekörten  ©erfon  unb  con  ber  parifer  Unii?er|t= 
tat,  balt  bie  ^rnote  an  mel^reren  ®runbfa|en  fe)t,  roelch:  ii-. 
Rauptet  trerben  müffen,  bafem  je^t  nid>t  TlüeS  auöcinanberbre; 
iljcn  foU.  Sa§  bie  Autoritär  eines  ccumenifcben  ßoncil?  über 
ber  tKutoritat  bes  ^pileS  ftebe ,  -)  bag  burd?  ben  -SBeggan^ 
bes  *)?apiteä  bie  »erfammelten  23ater  nid;tä  oerloren  an  ä^ac^t 
unb  isBefugnif. 

1)  TtieoJorici  a  NIem  de  vita  Joannis  XXIII.  II.  cap.  12. 

2)  Quod  ipsa  syncdas  in  spirita  sancto  congregata  legitime  eccle- 
mm  catholicam  militantem  repraesentaus ,'  potestatem  a  Christo  imme- 
*ate  habet,  cni  qoilibet  cujoscanqoe  statns  vel  dignitatis,  etiamsi  Papa- 

>  Es  exisfat,  obedire  tenetur  in  his,  qnae  pertinent  ad  Jidem,  ad  ex- 
'  atirpationem  dicti  scliismatis  et  ad  reformationem  ecclesiae  in  capite  et 
im  membris.    Voa  der  Hardt  IV.  1.  pag.  86. 

II-  sxii.  55 


—    ä«G  — 

9Äan  würbe  fe()i'  tmii,  wenn  man  in  bicfen  Idingen  ein 
3eic{)en  toon  greit)ett  bcr  ©ebanfen  ber  ^riePerfürfien  ober  eine 
Senbcnj  «uf  eine  tt)irflid)e  Sfeform  ber  ,Sird)e  txUldcn  mUte. 
5?tdt)tä  fie^«t  i{)nen  ferner.  Siur  bie  feltfamc  Sicrwirrung,  in  tt)eld)e 
baö  ^ontiftcat  fett  einem  ^a[biaf)rt)unbert  fjtncin  gerat^tn  i|l, 
l)at  ft'e  bewegen  fonnen,  gegen  boffclbe  aufsutrctcn  mit  einet 
2cf)re,  bie  tiielletdjt  nidjt  einmal  Ueberjeugung  war.  25ie  'otx- 
fallen  in  bie  fd^werjlen  3rrtf)ümer^  we[d)e  bie  in  ben  mittleren 
3a^rf)unberten  von  ^rieficrfürfien ,  dJlbnä)tn,  2)octoren  auöge= 
fprodjenen  ßel)ren  imb  SKeiuungen  unbebingt  für  waf)re  Uebers 
jeugung  berfelben  anfef)en. 

2tn  alle  gürjlen  unb  >^erren  fd)reibt  ba§  ßoncit,  unb  bie 
3Beft  erflart  fi'd)  für  baffelbe  unb  gegen  ben  ^ap\l  3ol)ans 
ne§  XXIII.  25ic  beffercn  9)Jcnfd?en  werben  abgcjlo^en  von 
ber  ^erfönlidjfeit  biefc§  9)?annc§  unb  angezogen  öon  bem  5ßer= 
fpred)en  ber  Äird)enreformation ,  mit  weld)cm  bie  SSater  bcr 
@i)nobe  fortwa(;renb  ju  tdufdjen  bmiii/t  ftnb.  3£[fo  wirb  ein 
neueä  (3cl}iäma  glücflid)  »crmieben.  ^apfl  unb  Äarbindlc  mup= 
ten  ben  Jtampf,  ben  fte  unbcfonnen  begonnen  ^»atten,  balb  ouf^ 
geben.  ®er  einzige  9)?ann,  weldfjer  i^re  ©ac^e  l^atte  führen 
wollen,  griebrid;  uon  £)ejlreicl):5£irol,  brad;te  fid)  baburd)  in 
fd)wercS  3)?ipgcfdE)icf.  2>ie  Äarbindle  würben  bebenf(id),  liepen 
bea  ^apfi  fallen  unb  feierten  aUmall^  jum  ßoncil  jurücf. 
waren  bofe  25tnge  über  fie  ouf  bem  ßoncil  gefagt  worben. 
fte  würben  SOicineibige  unb  9'iicl)t§würbige  genannt,  wcldje 
ba§  [)etlige  ßoncil  l)atten  auSeinanberfprengen  wollen  unb  bie 
bamit  in  fd)weren  Svrtljum  gefallen.^)  Unb  ba  bie  ©ynobe, 
ba  c§  eben  fo  pa^te,  greoet  unb  SSerbredjen  ju  einem  ^intäng^ 
lidjen  ©runbe  ber  2lbfe^ung  mad)en  wollte ,  fo  glaubten  fte 
burd)  3lu5f6f)nung  mit  bem  ßoncit,  burd)  2lufgeben  be§  ^ap= 
jteä  ftd)  falüiren  ju  müffcn.   25a§  ßoncil  naljm  fie  wiebet  auf 

1)  Benedict!  Gentiani  Oratio.    Von  der  Hardt  IV.  II.  pag.  280. 

2)  Cum  ipsi  Cardinales  Dominum  Joannein  scientes  eum  talem  es- 
se, pront  est,  nihilominus  elegerunt  in  Papam  debent  privari  electione 
et  sunt  alias  graviter  punieiidi. 

Cum  ipsi  Caidinales  dictum  Joannem  post  ejus  turpem  fugam  secnti 
sunt  et  liic  reversi  publice  asseiuerint,  quod  per  recessura  dicti  Joannis 
dissolutum  fuerit  c.oncilium  videntur  enormiter  errasse.  Conclusiones 
contra  l'apam  et  Cardinales.    Von  der  Hardt  IV.  1.  pag.  121. 


—    387  — 


wie  9ieine,  ü(fo  Daf  3o{)anne§  XXIII.  bafferen  b(icb  al$  ba§ 
caeintge  Dpfet.  Sitermal  ergingen  an  ii)n  bie  ditationen  beä 
6oncit§;  toi)  tarn  er  nic^t,  obxüo\)l  feine  @ad)e  rettungäloä 
»erloren  voat,  um  nid^t  S^ug^  f""^'^  Sdjanbe  ju  fein,  ©ein 
^roje§  be(fte  bie  .2(bf4ieulic^feiten  feineä  ßebenö  auf,  beren  bt- 
reit»  ßrreabnung  getf)an  trorben  ift.  2)ie  ©uöpenfion  warb  am 
14.  !Wai,  nacbmalä  bie  'irbfe^ung  am  29.  Wlai  über  ben  un-- 
glücffetigen  SKann  auägefprodjen.  Qx  warb,  nacbbem  er  in  bie 
^änbe  @igiämunb§  gefallen,  einige  Seit  auf  ber  SSefte  ©ottles  V 
ben  aufbebalten,  nad)mal5  in  baä  innere  2)eutfcblünb§  gefübrt/  \ 
xoo  er  üerftorben. 

Unteröeffen  batte  ©rcgor  XII.  fein  ^ontificat,  ibm  ju 
ntdjtä  mebr  nüfee,  für  einen  guten  ^reiä  an  ba§  ßoncil  lo§ge= 
fcblagen,  SSenebict  XIII.  aber  rcetj^'te  fid)  mit  ber  grogten 
©tanbbafdgfeit,  unb  bie  frucbtlofen  Unterbanblungen  mit  ibm 
jogen  ficb  lang  uno  fcbmerfdUig  bin.  25aä  .pinwegräumen  bie- 
feä  ^a^pe»  »arb  nun  für  bie  .^auptfadje  eradjtet,  »eldje  bie 
©pnobe  nocb  äu  erreichen  Ijahi.  S3on  ber  Sieformatton  ber 
Äircbe  war  wenig  bie  Siebe,  fo  bittere  .Klagen  cud)  fcbon  bin 
unb  wieber  ertönten,  ba^  ftc  ju  lange  binflu^Sefcboben  werbe. 
fBenn  ton  biefer  SJeformation  gerebet  warb,  fo  bif^  „9Ror= 
gen"  in  einem  fort.  2)ocb  brad^en  bie  .^auptftreitigfeiten  bar; 
über  erft  bann  auä,  alo  man  mit  SSenebict  XIII.  ju  @nbc 
ober  ttielmebr  nid}t  ju  Gr.be  gekommen  war.  25amit,  bap  öor 
ber  .^anb  beffen  ©ad)e  er)!  ju  ©nbe  gebrnd)t  werben  m.upte, 
fcblugen  bie  ^cieiierfürficn  je^t  am  beften  bie  eintrage  auf  bie 
JRcformation  ber  Äirdie  nieber.  SBegen  ber  ^apilwabl  aber 
bfcretirte  bie  Spnobe  immer,  bag  fte  biefeä  9)?ot  nid)t  @tatt 
finben  Eönne  obne  Einwilligung  unb  5)?itwiffen  beö  ßoncilei. 

2Ba§  über  bie  .Refeerci  anlangte,  fo  war  fte  wäbrenb  biefer 
ereignilfe  feineswegä  oergeffen  worben.  Snt  9J?onat  2(pril  iiiS, 
alä  eben  wegen  ber  §lud)t  beä  ^apftcä  ju  Äoftnife  2llleg  in 
groper  ©dbrung  war,  l)atten  fie  ben  S^u^  auf  bie  gefle  ®ott= 
leben  bringen  laffen,  wo  er  mit  fteigenber  .^ärte  bebanbelt 
warb.')    Um  biefelbe  ßeit  wor  aud)  .^ieronp^^uä  »on  ^^rag 

1)  Theodorici  a  Niem  de  vita  et  fatis  Joannis  XXllI.  II.  cap.  23. 

2)  Vitalis  Episcopi  Tliolonensis  Oratio.    Von  ^er  Hardt  IV.  II. 
pag.  1360. 

3)  Lenfant.   Histoire  du  concile  de  Constance  I.  pag.  156. 

25  • 


—    J8S  — 


am  4.  'ilfitil  in  Äojtni^  eingetroffen.  ')  einev  anbern 

9lflc[)rid)t  Um  er  nur  in  ein  Dorf,  tüeld)eö;  bcr  <StaDt  benacl)» 
bort.  ^)  2)aö  ganj  freiwillige  ©rfc^einen  biefeä  SJianneä  ^at 
immer  eüuaä  ^(uffaEenbeä,  nacl)bem  man  gefeiten,  wie  baö  ßom 
cit  mit  ^up  »erfufjr.  @r  foll  eä  bem  grcunbe  S^ü^  tjcrfpro^en 
l)aben,  it)m  jur  Unterftu^ung  ju  tommen  unb  feine  2ef)re  mit 

t>ert()cibigen,  fo  wie  er  urt^eile,  bag  eine  folci)e  Unterflu^ung 
iJloti)  fei.  ©laubte  ^ieronijmuä  wirflid),  glaubten  bie  S56l)men 
wirflidj  nod),  bap  bie  äiäter  in  itoi^nifj  uuterfu(i)en  wollten 
unb  unterfucl^cn  nact)  bem  (Soangelio,  fo  ifi  ber  glaube  fcltfam 
unb  ein  S5ewei§  üon  ber  (Einfalt  il)rer  ^erjen  unb  xi)m  Un= 
Eenntnip  beö  waljren  @tanbe§  ber  £>inge  unb  ber  waljren  ®t- 
finnung  ber  ^Jenfd;en,  benen  fte  gegenüber  ftanben.  'ilber  er 
fd;einet  in  ber  ^l)at  ©tatt  gefunben  ju  l)abcn,  biefer  ©laube. 
Äam  ^ieronijmuä  wirflid)  in  bie,  'Stabt,  fo  blieb  er  bod)  nur 
v>erborgen  in  berfelben.  S36i)mifc^e  ju  .Koftnifj  anwefenbe  Sba- 
vone  baten  juerft  ©igiSmunD  um  freie§  ©cleite  für  ^terony; 
mu§.  ©igiömunb  wiep  aber  bie  <Bad)t  ganj  ab.  2>ie  £)eipu= 
tirten  ber  91attonen  beä  ßoncilä,  an  weldie  bie  S3aronc  fid) 
nun  wenbeten,  wollten  baä  ©eleit  geben  jum  kommen,  nidjt 
jum  @et)en.  X)a  fte  nadjmalä  auf  ber  @»;nobe  becretiiten,  baß 

Äe^erei  fei,  einem  Äc^ev  bie  gefd^worene  Ärcuc  ju  balten, 
fo  muß  mon  ft'd)  über  btc  l)ier  waltenbe  S)ffenl?erjigfcit  woljl 
wunbern. 

2luf  fold)c  ^ßotfdjaft  entfernte  fid)  .^ierom;mu§  in  ber  «Stille 
wie. et  gefommen,  fogleid)  wieber  auä  Der  ©tabt  unb  begab 
fid)  jundd)jt  nad)  Ueberlingen.  Sie  b6l)mifd)cn  SSarone  aber 
forgten  bafür,  baß  eine@c^rift  öon  ibm  angefd;lagen  warb  an 
ben  Sl)üren  ber  Äird)en  unb  ber  Sßol^nungen  ber  Äarbinale 
unb  ber  anfel)nlid)ften  Prälaten.  Sn  berfelben  erbietet  er  fi'.t, 
vor  ba§  ßoncil  ju  fommen  unb  bie  S)rtl)oborie  feinet  ßebre  ju 
crweifen,  wenn  er  baä  freie  ©cleit  nod)  erhalte,  itonne  et  ba'j 
nid)t  crweifen,  wolle  er  bet  ©träfe  ber  Äe^erei  verfallen  fein. 
Äefeerei  nennen  biefe  (S»angclifd)en  nur,  wa§  wiber  ben 
flaren  ©inn  ber  ©djrift.  .^ielten  fte  aber,  fügt  jene  Sd)rift 
nod)  l)inju,  baö  freie  ©eleit  nid;t,  fo  würbe  ja  wol)l  aller  Sßclt 


1 )  Narratio  de  .Alag.  liienoDynio.    Opera  II.  pag.  522. 

2)  Alia  nariatio  de  eodcm.  Opera  II.  pag.  528. 


— :?80  — 


offenbar  werben,  ba^  bie  <3adf)e  bcä  (Sonci(§  nicbt  in  ber  @e> 
rcct^tiv^feit  rut)c.  ®od)  wo'dt  er  von  einer  \o  erf)abenen  S^er- 
fammlung  foldje  Sinqe  nicf)t  glauben.  2)a  aud)  barauf  ridjt» 
gefd^at),  roaä  etwaä  @iite§  erwarten  liep,  fo  reifete  ^ieronpimtä 
md)  -Jööl^men  jurücf,  begleitet  wn  einem  Beugni^,  njeldjeä  it)m 
bie  Sßarone  auägcftellt.  2)icfe§  Seugnifj  foüte  xi)m  njat)rfcbcin- 
lid)  jur  3ied)tfertigung  bei  ben  S36t)men  bienen  unb  biefen  er» 
(fürten,  bap  er  ipirf(id)  in  i£o|lni(}  gewefen  unb  feine  ge^re 
»ertl)eibigen  fid)  erboten.  ^) 

2)aä  ßoncil  aber,  ba§  fruf)er  fid)  um  J^icronpmuä  gar 
md)t  geflimmert,  war  baburd)  aufmerffam  geworben  auf  ibn 
unb  l>atte  il)n  a(§  einen  9J?enfd5en,  weld)er  wictiffttifdjer  ,Kelje» 
reien  fel}r  oerbödjtig,  citirt.  2)  .:^ieroni;muä  aber  warb  ju  .^tr^ 
fd)au  üon  ben  Sßeaniteten  beä  ^faljgrafen  3t>l}t»nn  t>on  ©ul^^ 
bad)  (am  25.  'iTpril)  ergriffen  unb  auf  Sfequifttion  beä  ßoncilö 
fluägeliefcrt.  ©ebunben  unb  mit  fc^)weren  Letten  befaftet  warb 
er  (am  23.  9}iai)  nad)  Äojlni^  gebrad)t  unb  in  baä  Älofter  ber 
SDominicancr  getljan.  @(eid)  wie  er  fam  war  er  in  ba§  t»er=  - 
fammclte  (»oncit  gcfüljrt  worben.  25od)  fann  man-  nid)t  fagen, 
ba^  an  biefem  Sage  ein  ürbent[id)cä  ^cttjix  ©tatt  gefunben. 
@ie  fd)rien  nur  bunt  burd;  einanber  auf  ii)n  l;incin,  ber  ßine 
biefc§  unb  ber  ^Tnbere  jeneä.  ©ine  ©timme  aber  erf;Ob  ftd), 
man  muiJe  ii)n  auf  ber  ©teile  werbrennen,  ^ieronpmuö  ent= 
gegncte  barauf  gefaxt,  cä  fei,  wenn  eä  ©otteä  SBilTe  ift.  Daä 
war  wo{)l  Tlütt  aßeinung,  bcp  man  am  beften  l)erauäfomme, 
'Wenn  man  bie  fogenannteu  Äefeer  ebne  SBeitereä  oerbrennc. 
^ber  nidbt  ^He  meinten,  baf  man  mit  biefer  SSJZeinung  fo  frant 
unb  offen  Ijeroortreten  bürfe  um  ber  SBelt  willen.  £)arum  ver» 
ftdjertc  ber  erjbifdjof  »on  ©aljburg  l)eud)lerifd),  bap  biefcä 
nicl)t  alfo  gefdjeben  foHe,  weil  ®ctt  nid)t  ben  5£ob  beS  ©iui= 
berä  wolle,  fonberu  bap  er  ftd)  befebre.  Unb  fo  warb  ^kro- 
npmuä  in  baä  ©efangnig  gebracht.') 

grüber  fd;on  batte  bic  ©ynobe,  weldje  auc^  über  .Reijerei 
ftd)  als  oberpe  SRi4)terin  tjingejtellt,  ein  neueä  SSerbammungö. 

7)  Narratio  de  Mag.  Hieronymo.    Opera  II.  pag.  524. 

8)  Von  der  Hardt  IV.  I.  pag.  119.  134. 

9)  Narratio  de  Mag.  Hieronymo.    Opera  H.   pag.  523.  5?3.  Von 
der  Hardt  IV.  1,  pag.  217  218. 


—   390  — 


urtf)eil  über  SBicIiffe  unb  feine  ße^re  auSgefprodjen.  2fIIe  SSer: 
orbnungpn,  roeldje  bie  legte  r5mifcl)e  ©ynobe  in  biefer  ^inftdjt 
erloffen,  rourben  wieber^oft  unb  eingefcbarft  S)a3  3tnbenfen 
Sötcüffe'ö  warb  »erfludit,  feine  ©ebeine  follten  ausgegraben  unb 
öerbrannt  werben,  n)eld)e§  aber  bamalö  bereits  gcfc^eben,  unb 
ouper  ben  geroöljnlidjen  fünfitnbttierjig  Äef^ereien  liep  bie  <S\)' 
nobe  nocb  jn)eil)unbertiinbfed)§äig  anbere  in  ben  rcicliffttifc^en 
@d)riften  aufft'nben.  ©eltfam  war  babei,  bafj  bieSpnobe  am 
SSage  voxi)tt  alle  ^Inl^änger  n)icliffitifd)er  5f)?einungen,  "äUt, 
mld)t  mit  fopf)i|lifd)en  ©rünbcn  fte  ju  öertl}eit)tgen  ^pflegten, 
öufforberte,  annjefenb  ju  fein  bei  biefer  SSerbammung. 

Unterbeffen  b^tfe  .^u^  im  ©cfängnig  gelebt  unter  »ielen 
£lualen.  S56fe  SJraume  beunrubigten  ibn,  bie  er  nad)  ber  ©ittc 
ber  Seit  wadjcnb  ficb  ju  beuten  fucbte.  2)ic  "Kncß  bcä  qualüoüen 
^obeä,  njeldjcr  bewcrjlanb,  raar  immer  an  feinem  Säger.  2)ie 
Unterbanblungen  mit  ibm  gingen  fort.    Saä  ßoncil  l)atte  nur 
ein  S5egebr,  er  follte  jebcn  einjelnen  ber  2trtifcl,  iretdje  au§ 
feinen  ©cbriften  gcjogen  worben,  für  falfd)  erflavcn.  ^up  batte 
immer  nur  eine  2lntn)ort,  fte  foUten'S  i^m  erweifen  au§  ber 
<S(t)x\\t   ^ale^  fam  oftmalö  inS  ©efdngniß,  um  iljn  ju  qua; 
len,  unb  ganj  df^aracteriflifd)  ijü  e§,  ba^  bie  ßommiffarien  beS 
(Soncilä  nadb  ®elb  bei  bem  (Befangenen  fpa^eten.  @ie  meinten, 
er  müffe  beffen  febr  üiel  Ijahm.  £)ocb  waren  nid)t  alle  ^rie|ter= 
fürftcn  üon  biefem  böfen  ©eijtc  bcfeffen.   :©er  Äarbinal  üon 
Sflia  nabete  fid)  bem  ©efangenen  wenigflenä  mit  trojtenben, 
freunblicben  unb  milben  2Borten.  ®od)  ben  SBiberruf,  ben  un- 
bebingtcn  Siberruf  begebrte  aud)  er.   X)k  bobmifd^en  S3arone, 
befouber§  3obanne§  »on  ßblum,  mübeten  fid)  auöjuwirfen,  ba^ 
.^u^  cnblid)  tjerbort  werbe.  SJZit  biefer  2{nforbfrung  würben  fte 
lange  abgewiefen,  balb  »on  ©igiämunb,  balb  üon  bem  Qon- 
eil.   Sßenn  ba§  le^tere  einmal  einjugeljen  fc^ien  auf  ba§  S3e= 
gebr,  fo  warb  Bor  'Mem  @elb  begebrt  von  ben  SSobmen,  um 
bic  ßngeblicl)en  Äoften  ju  beden.   Sie  böbmifctjen  SSarone  ju 


1)  Von  der  Hanlt  IV.  I.  pag.  124. 

2)  Von  Her  Har<It  IV.  I.  pag.  149 -15i). 
Kpistola  41.    Opera  I.  pag.  90. 

4)  Kpistola  48.    Opera  l.  ^wg.  92, 

5)  P:pistola  SS.  39.  40.    Opera  I.  pag.  89. 


V 


—    391  — 


Äojtni^  beftnben  ficf)  ober  in  ®e(boerfe3enf)eit,  mU  ft'e  fcfjon  fo 
Siele»  I)aben  öufrocnben  muffen. 

Smmer  nodt)  ^)aben  jte  fi'djtbar  wenigfienö  einiget  äjer^ 
trauen  auf  ein  S3er(;ör  wx  bem  ganjcn  ßoncil,  (^ie  fonnen  eä 
fid)  nicf)t  anberS  benfen,  oB  baf;*  biefeä  jug(eicl)  eine  wirElidje 
Unterfudjung  fein  muffe,  unb  fte  meinen  trauen  ju  bürfen  auf 
bie  Äraft  ber  SBal)rf)eit,  Eurj,  fie  fiiunten  bie  ^rte)lerfür)len 
noä)  nid}t  gan^.  Unterbeffen  war  bie  2(ufregung  in  bem  Sanbe 
SSc^men  großer  geirorben.  SBer  fennet  bie  ä5erfpred)ungen  alle 
unb  bie  SXaufcl}ungöhm{!e,  tt)elcl)e  von  bem  ßoncii  angewenbet 
jDorben  fein  mögen,  ben  bol)mifd)en  'KM  bewegen,  ba^  fte 
ben  Soljanneä  nad)  Mo^niii  gef)en  liepen.  ^)  Sefet  fennet 
baä  ßoncit  feine  biefer  SSerfpredjungen  mc[;r.  f)at  nur  jn>ei 
2Borte,  jwifc^en  benen  eö  bie  2öaf)(  (dpt :  „SBiberrufe  ober 
ftirb."  Unb  3rileö  foIUe  er  wiberrufen,  waä  bie  ßommiffarieu 
aufgejicllt,  es  mod)tc  in  feinen  ©d)vtften  fief^en  ober  ni6t.  ^) 
£)ie  mcifrcn  Später  be§  ßonciB,  nur  f[üd)ttg  ben  ©tanb  ber 
£)inge  betrad)tenb,  mögen  gei)pfft  l}aben,  bap  mit  bem ©diwei» 
gen  ober  mit  bem  3;oöe  ber  ,.^cre[iin\t,en  aud;  bie  ^auptfad;= 
lii^)jie  ©cfvjJ)r  für  bie  ^ird}enmacf)t  werbe  uberwunben  fein. ' 
2Cnbere  ober,  we(d;e  bie  ä>cri)dltniffe  beffcr  fenncn,  finb  fd!we= 
rer  ®ebanfen  »oU,  benn  fie  wiffen,  ba^bamitgar  wenig  würbe 
gewonnen  fein.  Sarum  fagt  ©tepfjun  ^aki^  ju  ^u^  fclbft  im 
©efangnifj ,  baf  fie  alle  nad)  Äo.jlnifj  Sefüt;rt  werben  niü(iten, 
Yüclcbc  feine  ^rebigt  auc^  nur  ange(}ört.^)  Unb  er  trotte  wa^r= 
l)afttg  SRccl^t,  fie  mufMcn  21  Ue  nad)  ^tojlnife  gebrad;t  unb  burd) 
Sob  ober  ^aft  ju  ewigem  <Sd;weiä.en  gebrad^t  werben,  j.u  be^ 

1)  ©0  gcbciift  y?in}  bcö  iBcvfprci)«!? ,  bciö  er  nuf  jcicn  gcitt  nacf) 
95ü£)incn  ^KaicEäCla)7i'n  ivcrbi'H  folltc.  Uiiod  sahem  seniel  potsem  lotini 
Kegi,  anlei}<iaiu  conileinner ,  cii'ii  ad  suaiii  vo'.untateni  luic  venirtiii  tt 
sub  sua  promissione ,  iit  salviis  ail  Boliemiaiii  redirem.  Epistola  54. 
Opera  1.  pag.  93. 

2)  Narratio  Historica  de  condemnatione  Joannis  Uuss.    Oj'era  I!. 
pag.  516. 

3)  Nnllns  milii  plus  nocet  qnam  Paletz,  parcat  sil>i  omnipoleiis 
Deus.  Ipse  Paletz  omnium  ductor.  Kt  instabat,  c^nod  oiiines  adliereii- 
tes  citentur  et  al  juverit.  Koistohi  54,  Opera  I.  pa?:.  91.  Itein  dixit, 
quod  omnes,  <|ui  meiiiii  sermoneni  visitaveniiit ,  iiifecti  sunt  heresii. 
Epistola  38.    Opeia  I.  pag.  87. 


—   392  — 


nen  baS  ©»angelium  gebrungen,  follte  bie  Äirc{>enmad)t  ficfjer 
fortan  befielen. 

2fber  aud)  bte,  m\d)c  raupten,  njenig  txjerbe  fo  gewonnen 
TOcrben,  njoUten,  baf  ein  "Anfang  gemad)t  werbe  mit  ben  MtU 
5ern,  ein^fnfang  mit  ber  SSIutfcene,  burd^  rceldje  fie  ifjre  9iuf)e 
ftnben  wollten.  Söenn  ber  a;ob  ^up  nod)  nic{)t  getroffen,  fo 
war  nur  baran  Sd)ulb,  bag  fie  nidjt  wußten,  wie  fte  benfeU 
ben  ^)erbeifüf)ren  foUtcn.  ©igiSmunb  warb  ficbtbar  bearbeitet, 
bap  er  feine  Einwilligung  geben  follte  jum  geuertobe  beä  ^ßlan-~ 
neö,  »on  bem  eä  ja  fdpn  au§gcmad}t,  ba^  er  ein  Äefjer  fei. 
"Kbix  ©igiömunb  t)at  nidjt  bewogen  werben  fonnen,  feine  @in= 
willigung  ju  geben,  unb  er  l)at  immer  geantwortet,  ba^  bod) 
er|t  nod)  eine  Unterfud)ung  ©tatt  bo^'sn  muffe.  ^) 

3flfo  mögen  bie  ^rietlerfürften  allmdlig  crfannt  Ijaben,  ba^ 
fte  nic^t  Ijerauäfommen  würben  obne  ^u^,  ob  audj  nur  bem 
(Sd)eine  unb  bem  9iamen  nod),  gcfjort  ju  l)aben.  @ö  war  aud) 
im  ©runbe  genommen,  ein  foldjeä  S>erf}6r  für  fie  ganj  gefabrs 
Io§.  ßinen  JRid^ter  in  biefcr  ©ad)e  erfannten  fie  ja  nidjt  an, 
am  wenigf!en  ernannten  fte  bte  ©djrift  an  al§  einen  fold}en  üiidy. 
ter.  @ie  erfunnten  al»  Siidjter  nur  an  xijxm  eigenen  SBiUen, 
welken  fie  bie  'Autorität  ber  Äirdje  nannten.  (5ä  war  bei  il)- 
nen  auägemadjt,  bop  3Cuflel)nen  gegen  biefe,  S'Zid^t^^tnerfennung 
berfelben  ba§  größte  unb  ungeljeuerfte  oller  S3crbred)en  fei.  Unb 
9Ziemanb  t)on  ben  gurflen  unb  .^erren,  bie  mit  auf  bem  (5on« 
eil  waren,  fonnte  iljn  lau^ncn,  biefen  ©af^,  of^ne  mit  ber^ir; 
(^enmad)t  fofort  in  offenen  Ärieg  ju  geratljen. 

Unter  folgen  SSerljaltniffen  fann  e§  ben  SSatern  be§  6on: 
cilä  nid)t  einmal  ganj  unangenehm  gewcfen  fein,  bap  oon 
Sßbl)mm  eine  abermalige  2lufforberung,  ben  ju  bören. 
Um.  S5ol)mifct)e  unb  polnifclje  Sble,  welche  ju  Äoftnife  anwe= 
fenb,  reid}ten,  wabrfdjeinlii^  auf  2luftrag,  ben  fie  auä  ber  .!^eis 
matlj  empfangen,  an  bemfelben  vierten  VJtai,  an  beni  SQSicliffe'ä 
2ei)re  abermals  ocrbammt  warb,  bem  ßoncil  eine  ©d^rift  ein. 
S)er  Snl)alt  berfelben  begeljrte,  bap  baS  freie  ©cleit  gcbalten 
unb.§up  gebort  werbe,  bamit,  wenn  er  ettuaä  wiber  bie  ©d)rift 
gele[}vt,  es  gebcffcrt  werben  ?6nne,  wie  eä  aud)  ber  .König  felbfl 
üorlangft  werorbnet.   äugleid)  erwdbnet  bie  ©d;rift,  bap  auf 

1)  2)arü6fr  tlcigtc  tjcftifl  nad)  feiner  5"lucl)t  ^apji  Ool&nnnf»  XXIII. 
Von  der  Hardt  IL  pag.  155.  / 


bem  (Soncil  wn  einigen  »icte  mmt)xt  S^inge  ukr  ffio^men 
crjä^lt  würben,  me,  bap  bort  J^anbwetBleute  ber  ©acramente 
tücirteten  unb  bap  baä  9ett)eil)cte  S3Iut  in  glafd)en  ^erumgetra: 
gen  werbe  üon  einem  bem  onberen.  £)er  S5ifd)of  üon  ßeu: 
tomifdjt  trat  nuf,  nad?bem  bicfe  ©djrift  »crlefen  »orben,  „ba= 
mit  fei  er  ♦cfonberä  gemeint,  unb  er  »erlange  einen  3;ermin, 
um  beweifcn,  waä  er  über  S36t)men  gefagt.  Zl\o  würben 
bie  ffiöJ)men  wieber  »orbefdjieben  ouf  ben  fcc^gjeljnten  9J?at. 

"Kn  biefem  Sagel  lic^  baö  QomU  benfelben  jucrft  eröffs 
nen,  bap  ba§  freie  ©elcit  bem  ^u^  gar  nic^it  gebrodjen  wor= 
ben.  25enn  e§  fei  it)m  baffelbe  erjl  jugefommen,  nadjbem  er  in^aft 
bereits  genommen  gewefen.äweitenäfei  er  m(i)t  unge^ort  oerbammt 
worben,benn  früfjev,  unter  ^apft  3of)annc§  XXIIL,  wären  feine 
^rocuratoren  »erljört  worben  in  9?om,  unb  ba  fei  er  bereits 
aläÄeger  erfunben  worben.  gum  britten  i)abt  er  aü6)  md)  ges 
wagt,  ju  Äojlni^  ju  prebigen.  2)rei  Unwal)rl()eiten  auf  einmal 
^jrepte  bem  ßoncit  ba§  SSerlangen,  mit  ^u^~  of)ne  weitere  Un- 
terfud)ung  fertig  ju  werben,  auä.  Sarauf  trat  ber  JBifdjof  üon 
geutomifct)!  ouf  unb  benuneirte  ben  in  S36t;men  immer  l)dufü 
ger  werbenben  ©ebraucf)  be§  Äeldjeä  im  Tfbenbma^l  aB  eine 
Äefeerei.  ®iefe§  war  baö  erjle  Wlal,  bap  tton  biefer  2(ngeleger>« 
l^eit  bie  9icbe  war  auf  bem  ßoncil.  -)  23ie(  Streitet  war  in 
®ö^men  über  fte,  unb  üor  furjer  Seit,  fo  fdjeint  e6,  l^atte  ftc^ 
Sof)anneä  oon  ßblum  an  ^uß  um  eine  ©ntfcljeibung  be^alb 
gewenbet.  ^) 

3wei  5£agc  barauf  burften  bie  S36^men  »or  bem  ßoncit 
wieber  erfdjeinen.  Sie  wiberlegten  bie  brci  Unwal)r()eiten  be§ 
ßoncitä  mit  fd)(agenben  ©rüuben,  übergingen  aber  ben  neuaufs 
gejlellten  ^unct  wegen  beö  Mää)t§  im  '2(benbma()(  ganj  mit 
©tiüfcljwetgen.  Sie  SSdter  aber  fd)einen  ba§  S3efie  get()an  ju 
Ijaben,  waö  auf  bie  2Bibcr(egung  berSSo^men  gefdjet^en  fonnte. 
©ie  antworteten  gar  nid)t§.  Sie  Sotjmen  aber  gaben  am  Ie|s 
ten  9}?ai  eine  neue  ©djrift  ein.  ©ie  begehren  nodj  einmal,  ba^ 
J^up  freigetaffen  werben  foUte,  fie  werlat^en,  bap  ba§  ßoncil 
tt)n  ^ore  mit  Sitäjt,  S3iUigfeit  unb  £iebe.     ®ie  nennen  bie 

1)  Historia  sanctiss.  martyr.  pap.  9.  10. 

2)  Von  der  Hardt  IV,  I.  pag.  212.  213. 

3)  Qnia  fratrum  adhuc  aliqoalis  est  scissio  et  propter  illnd  mülti 
turbantur.    Kpistola  Joannis  de  Chluin.    Opera  I.  pag.  91. 


—   394  — 


^uncte,  n>tld)e  tion  bcr  Gommiffion  aitf^cfe^t  tt)oib;n,  jum 
S^cit  fatfcf)  unb  lügnenfd).  (?g  muffe  bfl^ier^über'fie^cine  genaue 
Untcvfucl^ung  »or  bem  Sonett  Statt  fi'nben.  "Kn  bcmfetben  Sage 
Ijaben  fie  bei  ©tegmunb  eine  icuplif  eingcreicljt,  bnmit  er  fid; 
bei  bem  ßoncil  für  bie  <Saä)c  »ernjcnbe.  ©ie  maf)nen  ifjn  bars 
an,  bap  er  ber  ©rbe  tf)re§  9ieicl)e§  fein  ttjollc  unb*fomit  audj 
für  äBofjmen  ju  forgen  gel)a(ten  fei.  Sic  S35f)men  aber  cr(ja(; 
ttn  ebenfalls  noä)  an  bemfelbcn  5j;age  x>on  bem  ßoncit  bie  3(nti 
tt>ort,  baf  t()rem  SSegel^ren  in  fo  Tt»eit  getriHfaljrt  fei,  bag  auf 
ben  fünften  Suni  Sof}anne§  üernommen  werben  foUte  oor 
bem  gcfammten  ßoncil.  ^) 

£)btt)oI)l  fie  eigentlicif)  gar  nid)tä  babei  tragten,  fo  ifl  ben 
SSdtern  beö  ßoncilä  hod)  bie  Sßenbung  feine§wege§  angene{)m, 
mld)C  bie  @ad)e  genommen.  SBatjrfd^einlid)  l^otte  nur  ber 
flUöbrM(id)e  SBille  ©igiämunbä  fte  ju  bem  ©ntfcbluffe  bewegen 
fönnen,  bap^u^  orbentlid)  »crnommen  werben  foUte.  2)ie3wij 
fd}enjeit  bi§  jum  SSer^orgtermine  wollten  fte  bcä()alb  nod)  be^ 
nu^en,  um  bie  ©acl)e  in  ber  ©tille  beijulegcn.  Sie  früfjer 
beftellte  ßommiffton,  wcldje  bie  l}ufi'itifd)cn  Äc^ereicn  au5  ben 
©d^riften  au^ki)m  follte,  war  beöcutenb  ücrjlarft  worben.  ®ie 
bepanb  jei^t  auä  nidjt  weniger  öIö  '  fuufjtg  Soctoren.  Sine 
Sici^e  olS  ^c^ereien  aufgeftelltcr  ®ä(^e,  brei^ig  uub  einige  an 
$al)l,  gutentl)eil§  biefelben,  weld;e  nadjmalä  in  ben  25erl)6ren 
üorgebrad)t  worben  finb,  waren  an  Squ^  üorlangfl  gegeben  wov^ 
ben,  bomit  er  fte  wiberrufe.  ©ie  maditen  ju  Nottleben  nod) 
einen  SSerfud^,  il)n  ju  einem  fold^en  2Biberruf  ju  bewegen. 
Sa  er  aber  bei  bcr  gewul)nltd)cn  Antwort  be()avrtc,  fo  mujite 
ber  ©efangene  nac^  Äoftni^  gebrad)t  werben.-)  Saö  SUert)6r 
fanb  inbeffen  nidjt  an  bem  bcftimmten  5£age,  am  fünften  Sunt) 
©tätt.  Senn  nod)  einmal  üerfud}tcn  bie  ^>rteflerfiir|len,  unb 
awar  auf  eine  fel;r  plumpe  SBeife,  ob  fid)  ba§  ä5erl)ör  nid;t 
umge[;en  lie^e. 

©ie  famcn  an  biefem  Sage  in  bem  Älofter  ber  9J?inbcr- 
brübcr  jufammcn,  liefen  bie  fe^ertfcl)en 'ilrtifel  üorlcfen,  unb  e5 
warb  flar,  bap  fic  ba§  a?erbammungäurtl)eil  au§fpred)en  wollten 
ol)nc  ^upenä  2lntwort  üernommcn  ju  l)aben.  ©igiömunb  wufU 

1)  Histona  sanctiss.  iiiarljr.  iiag.  i3  11.     Von  ilcr  IJühU  IV.  !. 
pag.  289-290. 

2)  Von  der  Hardt  IV.  I.  [)ag.  .306.  7 


—   395  - 


md)t^  5?on  bierem  SSerfafjrcn.  Qx  meinte,  ta^  ^uf  9ef)oIt 
worben  frt,  tric  eS  befrimmt.  £)a§  Goncit  njoUtt'  xi)n  mit 
einem  formlidien  ScMu^  überraftf>cn,  bap  bie  Äe^erei  Tittf-im 
I  enoiefen  fei,  unb  hoffte  bcnn  mit  feiner  2(utorität  baä  SJerlani 
gen  <2igi?munbS,  bag  ^up  gefjort  werben  muffe,  nod)  nieber; 
ju^alten.  2tber  —  mon  mi%  ni*t  wie  e§  fam  —  ein  S6f)me, 
ber  Squ$  befreunbct,  ^etrul  5!??[obannettji&,  befanb  fid)  bei  bet 
SSerfammlung.  23te  er  bie  8ifi  ber  ^^rälaten  bemerfte,  eilte  et 
fort  unb  fegte  bie  25arcne  ^ubna  unb  (ii)lum  in  Äenntni^. 
^'icfe  fcbneC  ju  «Sigifmunb.  2?iefer  ober  fenbete  Sutwtg ,  ben 
^V'aUgrafen  rem  Sfbein,  unb  ^riebricfi,  ben  Burggrafen  von 
?lürnberg,  in  ba§  (Scncil  ynb  lic^  gebieten,  baf  üor  ber.|)anb 
niditS  weiter  gefc^)ef>e.  Sgn$  muffe  burdiouS  getjort  werben. 
9?pn  fem  großen  Unwillen  ©igt^munbä  über  bflä  etenbe  S5e- 
neimien  ber  ^ralüten  giebt  ber  freilich  nur  terubergehenbc  QnU 
fd^luf ,  bie  ©ntfcbeibung  in  biefcr  «Sache  cnbem  würbigern  Süans 
nern  ju  übertragen,  äeugnip.  SSegreiflic^  wirb  biefer  rtugen^ 
blicfliche  dnrfdiUip  bei  biefem  elenben  ffienebmen  be§  ßoncil», 
begreifliclj  wirb  ta»  rofcbe  SBiebcraufgeben  beffolben,  wenn  man 
bie  ganje  8age  ber  S^inge  überbenft.  ^)  3laä:)  guten  Seugniffen 
ifl  nun  an  biefem  Sage  nichts  weiter  in  ber  Sacfje  gefct)e^en 
in  bem  Gcncil  feJbft-  'än  bemfelben  geben  bie  bc[}mifcf)en  SSas 
rone  eine  foldie  2fbfdirift  ber  Sdjriften  bes  ^up  ein,  weldje 
biefer  felbji  für  eine  ad?te  unb  aut^entifclic  cnerfennt.  25enn 
bie  ©elehrten  be§  gcncilä  b"tten  eiele  ^aU  faifch  gefopt.  3u 
eben  bemfelben  a;jge  gebort  nod)  ein  anberer  SSorgang.  S5iet 
äBifd>öfe  verfügen  fich  ju  ^up ,  begleitet  üon  ben  S3aronen 
S^lum  unb  2}ubna.  SZoc^  einmal  fragen  fie  ifjnunb  {äffen  if>m 
bte  SBo^I  jwifcfjen  5wei  fingen,  ^ntweber  foH  er  »er  ba§  üon= 
eil  üc^  flellen  uiib  bie  gebren  tertheibigen,  weld?e  ihm  «Schulblges 
geben  würben  ober  er  fotte  wiberrufen  unb  fid)  anijeifdjig  madien, 
ine  künftige  ba§  ©egentbeil  »on  bem,  waä  er  bil  jefet  gelehrt,  ju 
fchreibcn,  ju  prebigen  unb  ju  Icbren,  atte?  na*  -Sorfc^rift  beä  ßon^ 
ciB.   ^arouf  ermabnet  itjn  Qi)lum,  er  möge  na*gebcn,  wa§ 

1)  Ut  in  caosa  Joannis  Huss  praefecd  concilii  nihil  decernerent, 
pnasquam  ijjsum  et  quidein  aequo  aniu:o,  aiidivissent  et  quoscunqne  in 
eo  articulos  erroneos ,  deiTehendissent ,  ad  se  ot  mitterent.  Nam  se 
datonim  o;>eram,  ut  3  viris  doctis  et  bonis  examinarentur.  Historia  san- 
ctiss.  martyr.  pag.  12. 


—   396  — 


nad)9cgebeti  werben  fonne,  ermuntert  tön  ober  jug(eicf),  niAtji 
gegen  bie  SOBa()r()eit  ju  tt)ün,  fonbern  für  [te,  muffe  eä  fein, 
fierben.  S^n^,  jraar  unter  S^ränen,  aber  ftanbl^aft,  entgegnet, 
l^abe  er  etn?a§  getel^rt,  waä  wiber  bie  ©djrift  fei,  fo  woüe  er 
e5  gern  wiberrufen.  ßiner  ber  S3ifd)üfe  aber  fdjrie  barouf  mit 
Unwillen:  „Ätüger  alfo  wiU  er  fein  alä  t>a$  gefammte  doncil?" 
Squ^  entgegnete  barauf  mtt  berfelbcn  ©tanbtjaftigfeit  unb  SBürs 
be:  nicljt  Etüger  bünfe  er  fid)  ju  fein  alä  baä  gefammtc  ßoncil, 
bem  iJZiebrigflen  au§  biefem  ßoncit  wolle  er  fiel)  untcrorbnen 
mit  greuben,  ber  il)n  qu§  ber  ©d}rift  ju  wibertegm  im  «Stanbe. 
25arauf  ^atte  jener  nur  bie  2lntn?ort:  wie  ^artncicfig  ijt  er  tod) 
in  feiner  Äefeerei!  25amtt  cnbeten  bie  ©reigniffe  biefeä  Äageä.*) 
(Srft  am  folgenben,  fo  fdjetnt  e§,  fanb  ba§  $yerl)or  ©tatt. 
ß^lum  unb  2)ubna  begleiteten  ^u^,  ©igiämunb  war  jugegen. 
@ö  gefcbal)  aber  an  biefem  SSage  etgentlid>  gar  nic^tl  25ic 
»on  ben  S36l;men  eingegebenen  (2cl)riften  würben  öor  ^up  öor; 
gezeigt  unb  er  erfannte  fie  als  bie  feinigen  an.  £)arauf  warb 
ein  fe^erifd)er  ZxtiUl  ijerlefcn,  welcher  bie  Setjre  »om  <Sacra= 
ment  beä  Tlltarä  betraf.  war  ebenberfclbe,  ben  ba§  Soncil 
nacl)malä,  weil  e§  fid)  in  ben  meiflcn  ©djriften  beä  .^u^  an; 
bcrä  fanb,  alä  bie  ßommiffarien  eä  aufgefaßt,  felbp  mu^te 
fallen  laffen.  Äaum  war  biefc»  gcfdt)el)en,  alä  fid)  üon  allen 
(Seiten  ein  witber  ßarm  unb  ein  ungebeurcä  Äoben  erbob, 
alfo  ba^  faum  Semanb  fein  eigene^  SBort  »erjieben  fonntc. 
Squ^  öerfud}te  einige  fKale  ju  reben.  dö  entfielen  ibm  bie  Söors 
te,  er  Ijabe  gemeint,  in  einem  Soncil  müpte  2(n|lanb  unb  SBürbc 
l)errfd)en.  '^m  ©anjen  fonnte  er  nid)t  ju  einer  jufammenl)än= 
genben  9febe  fommen  unb  befd}lo^  ju  fd)weigen.  fie  itjn 
fo  niebergefd)rieen,  triumpbivten  fie:  feilet,  ber  Äe^er  fct)weigt, 
er  ifl  überführt,  wa§  brauchen  wir  weiter  S^ugnip?  ^'n 
binal  »erfudjte  auä)  bem  ^up  bie  red)te  ßeljre  wm  ©acramcnt 
beä  ^Itarä  ju  bemonjiriren  mitten  burd)  ben  wilben  8ärm  l)in; 
burd),  »erwirrte  fid)  aber  wegen  beä  ßdrmeö,  wegen  feiner 
Sgnoranj  unb  fd)wieg.  25iefe  unwürbigc  ©cene  fdjeint  geraume 
3eit  gebauert  ju  i)ahm.  @rjl  baben  fieMeä  ^etban,  waä  mi 
©ewalt  ober  8ift  fid)  tl)un  liep,  um  eä  baljin  ju  bringen,  ba 
^ufj  ungel)6rt  öcrbammt  würbe.   9'iad)bem  eä  nid)t  gelungen 

1)  Narratio  Historica  de  condemnatione  .Joannis  Huss.  Qi)eru  II. 
pag.  516. 


—    397  — 


unt)  ein  «?i'rflid)eö  S3erl)6r  l)at  nngeorbnet  «erben  muffen,  wer- 
fudjen  fie  bcn  ^up  nieberjufdneien.  2öe(cf)eä  SSertrauen  müffcn 
fic  geljabt  tjaben  ju  tt)rer  ©elefjrfamfeit,  ju  tf)rem  ©df)arfftnn, 
ju  tbrcn  2futoritaten.  ^nbeffcn  wart»  ber  unwurbigen  ©cene 
baburc^  ein  (5nbc  gemocht ,  bap  ber  Äaifer  9?ii{)e  gebot  unb 
ein  S3efonnenef  ben  Eintrag  pcUte,  bte  ©tfjung  auf  ben  fotgen-- 
ben  ^ag  ^  öerfcbieben.^) 

I  ^  9?un  mog  @igi§munb,  em:p6rt  über  bie  Unwürbigfeiten 
tiefet  5£ageö,  ben  Prälaten  ju  erfennen  gegeben  Ijaben,  ba^ 
e§  nicbt  fortgeben  fönne  in  biefer  Söeife  .3)enn  bei  bcm  SSerljor, 
roelcbeä  roieberum  am  folgenben  5£age,  am  ftebenten  Sunt,  ge^ 
Ijalten  wirb,  gebet  eS  mit  etwaö  größerem 2(n(!anbe  ju,  obwol}! 
üüä)  je^t  feine  Srbnung  bervfcbte  rueber  in  bemS5enebmen  noä) 
in  ben  'Eintragen  unb  '^Tnfragen,  roelcbe  an  ^up  geftellt  würben. 
S^idjt  bie  neununbbrci^ig  "KxtiM,  welcfje  bie  ßommiffion  aufge^ 
[e^t,  nebmen  fie  an  bicfcm  Sage  t>or,  fonbern  einige  anbere 
©egenftänbe.  Bütx\t  wirb  von  einer  Sdjrift  üorgelefen,  bie  erft 
feif  turpem  eingegeben  unb  »on  Wiä)ati  bc  ßaufiS  entworfen 
worbcn  fein  foUte.  SSom  ©acramcnt  be§2((tar5  foüte  ^u^  ge-- 
lebrt  babcn  gerabe  wie  SBicliffe.  '^Ingefübrte  Beugen  bewiefcn  eö. 
9Zun  ift  nicl)tä  feltfamer,  alä  ba^  bie  bufftfc^e  ©djrift,  in  weU^er 
fajl  ganj  bie  widiffttifc^e  90?einung  vorgetragen  worben,  nicjjt 
alä  äeugnif  angefüf)rt  wirb.  35te[eä  ifi  nun  woI)l  ein  flarec 
JBeweiö,  bap  nicfet  einmal  fKicbaet  be  ßaufB  bie  SSücber  beä 
Squ^  wirflid)  ju  fennen  ft'd)  bie  gegeben.    25er  ©nglän^ 

ber  (Stofeä  beruft  ftdfj  jebod)  im  Saufe  bcä  ©treiteä  auf  biefe 
®cf)rift  unb  bebauptet:  bort  jtdnbe,  bag  aud;  nad)  ber  ßonfe; 

1  tration  baä  natürlidje  SSrob  bleibe.    '3lm\  lagt  eä  ftd)  ntc|)t  > 

1)  Tanta  erat  confiisio  et  perturbatio ,  ut  iminanium  aliqaot  belua- 
rnm  tumultum,  non  Lominuni  dixisses,  nedutn  liiijusiiiodi  Tirorum  con- 
gregationeni,qui  ad  judicanduiii  de  rebus  maxiiiiis  convenissent.  tlisturia 
sanctiss.  martyr.  pag.  15.  Jpug  fcl6(l  fagt:  Quantus  autem  clamor, 
quanta  siibsannatio  derisio  et  blasplieniis  liebat  in  ire  a  congregatione 
illa,  sciunt  Doniiiii  Dubna  et  Clilum.  Unde  et  ego  tantis  obrutus  saepe 
dauioribiis  dixi  ista  Verba:  existimabam  ,  qiiod  in  concilio  isto  esset 
major  reverentia,  pietas  et  disciplina.  Et  tunc  audiebant  oinnes^  quia 
rex  (iracceperat  dare  silentiuui. 
.  Quam  in  publica  audiontia  adducebam  scriptiiram  Christi  vel  san- 

ctorum  doctoruin  concilium  vel  deridebat,  vel  me  male  intejligere  dice- 
bat  et  Doctores  me  impertinenter  allegare.    Epistola  15. 


—   398  — 


laugnen,  bap  in  bev  <Bd)xl\t  De  coena  Domini  ^fus^brude 
ent()atten  ftnb,  weld^e  btefe  SSorflellung  ju  bebingeii  fd^einen, 
ober  antwortet,  bop  baä  Eingeben  eine  Unn)ot}i:l)eit  fei. 
Keffer  wäre  e5  gemcfen,  ju  ge(icl)en,  baß  er  feine  S3ov|leÜun= 
gen  fjierin  in  bem  3Ib[aufe  bcr  Seit  geanbcrt.  9bd;bem  ber 
Streit  einige  Seit  gebauert  unb  bie  gegen  Sqh^  2(uftretcnben 
ftd)  fid)tbar  »erwicfett  unb  \nd)t  weiter  fonnen,  ge(!e<)t  ein  eng» 
lifd;er  ffiifd)of  ein,  baß  .^upen§  SO?einung  «om  ©acrament  be§ 
^Itarä  ganj  red)tglaubig  fei.  SKan  möge  olfo  biefen  ^unct 
foUen  laffen.  ©in  bül)mifd)er  ^vicjiev,  Soljanneä  ^rotiw«,  fc^rie 
nun  ouf.  {)abe  ben  ^eiligen  ©regor  etimiat  einen  )ilax-' 

ren  gefd}oltcn.  fd)eint,  bie  SSater  wollten,  ei?  foUte  wieber 
ein  großes  Carmen  entfielen,  bamit  fie  bet  Unterfud;ung  unb 
beö  25ifputiren§  über()oben  würben.*) 

3(ber  bie  ©ad;e  warb  befeitiget,  unb  bcr  itarbinal  yon 
glorenj  naf)m  ba§  SGSort  unb  la^  einen  Itxtihl  t)or,  in  weld;em 
gefagt  war,  büß  ^uß  bie  wicliffttifdjen  Äe^creien  in  S36f)men 
gcte()rt  l)abe.  Ser  ftare  Scweiä  baoon  fei,  Oaß  er  bie  SSerbam^ 
mung  unb  SSerbrennung  bcr  (Sdfjriften  bc§  Söicliffe  nid;t  gebiU 
liget  bobc.  ^uß  entgegnete  barauf,  allerbingS  l^abe  er  biefc 
SSerbammung  gewiffermaßen  nic^t  billigen  fönnen,  ba  mehrere 
widiffitifdje  ©ä^e  burd)auä  ortl;obo):  wären.  3u  biefen  oxtt)0: 
boren  Sebren  red)netc^uß,  baß  ber  ^apfi  feine  weltlicbe  9)?ad;t 
fei,  baß  bie  Sehnten  2llmofen  waren  unb  böß  ein  ^riefter  in 
bet  JSobfünbe  ber  ©acramente  nid}t  red)t  warten  fonne.  Qv  er* 
läuterte,  wie  man  eä  üerfteben  muffe.  25aä  ©acramcnt  fei  guU 
tig,  aber  ber  unwürbige  ^riefier  »ollsie^e  eä  jum  ®d)aben  fcis 
ner  ©eele.  2)ie  3el)nten  wären  jwar  2llmofen,  aber  e§  fei  eine 
^flidjt  ber  ©laubigen  ,  fte  ju  jal)len.  Selten  ließen  fte  ibn 
auäreben.  Wttijx  alä  einmal  warb  baö  SBort  i^m  abgefd)nitten. 
SBegen  ber  wicliffitifd)en  ©djrifren  bulbeten  fte  inbeffen,  baß  er 
ftd;  weitläufiger  ücrt^eibigte.  ®binco  t)abt  bie  SSitdjer  öerbren^ 
nen  laffen  einer  S3uUe  gemäß,  bie  er  »on  ^a^jft  3lleranbet  V.  nur 
erfd)lid)en.  Qx  aber  \)ahc  immer  nur  barauf  befianben,  baß 
angeblidt)C  Äegereien  auä  ber  (Sd)rift  erwiefen  werben  müßten. 
SSJegen  ber  greibeit  ber  ^rebigt  b^be  er  an  ben  ^apfl  "^llerans 
ber  felbp  appcllirt,  bann  an  Sobannc»  XXIII.,  unb  erft  m<i)' 

1)  Historia  sanctiss.  maitjr.  pag.  15.  16. 


—   399  — 


bem  jwei  ^ixi)xe  oerlaufcn  unb  feine  ^vocuwtoren  in  9\om  nid^t 
gcf)ürt  tvovben,  an  Sefuä  6t)rijlu§  felbft.   2)a  fuhren  fte  oUc 
auf  unb  fru^cu,  ob  mttn  eine  ved^tma^ige  ^fppellation  on  Se= 
fuä  einlegen  fönnte.   "Kli         biefeä  bejahte,  mil  bod;  bec 
^eilnnb  ber  oberfte  9Itd;ter  bev  d)vifl[td)en  SBeft,  ging  ein  fdjaU  « 
Icnbe»  ®eläcl)tcr  buidf)  ben  ©aal.   SlJaffelbe  ertönte  njteber,  a(§  { 
^up  öon  bem  Seben  jenfeitä  fpvad)  unb  meinte,  2BicIiffe  werbe  ^ 
nid;t  bei  ber  ©djaar  ber  SSerbammten  fein,  er  f)offe  an  benfet- 
bm  Drt  5U  gelangen,  woi)in  biefcr. 

@ie  liefen  barauf  nod)  einige  2frtife(  ocriefen,  mlä)t  fclbp; 
gefd)affene  ©erüd)tc,  unbcfiimtnte  2(ngaben  ober  SSerbreljungen 
entl;ielten.  @r  Ijabe  toon  SSunbern  gcfprod^cn,  bic  in  ©nglanb 
für  ben  SBicItffitiämuä  gefd)e()en,  er  l;abe  ba§  SSolE  oufgcfor; 
bert,  mit  ben  SBnffen  über  ben  Äferuä  ^erjufallen,  er  fei  an 
ben  Swijligfeiten  (5d)u(b,  bie  5tt)ifd)en  ©binco  unb  bem  Ä6= 
.nig  SQSenjel  entftanben,  rceldje  nur  baf)er  gefommen,  weit  in 
ber  gem6()ntid)en  2Beife  ber  ^rdtaten  ber  @ribifd)of  feinem  Ä6= 
nig  unb  ^errn  tro^ig  in  '^n9clegcnl)eiten  entgegengetreten,  bic 
^upen  nichts  angingen.  25er  ^arbinal  tjon  ßambrat  wollte 
üuä)  nod)  ben  "Zlbsug  ber  25eutfd}cn  »on  ber  ^jrager  Uniüerft'tdt 
atö  eine  SSertrcibung  be§  Äleruä,  bie  |)up  bewirft,  barflellcn. 
Semanb  Ijabc  eä  il)m  fo  eräd[;lt.  £)ftmalä  mufj  ber  unbejlimmte 
Semanb  3euge  gegen  ^up  fein.  SBirb  baxnaä)  gefragt,  wer 
biefcr  3emanb  fei,  fo  l)ei^t  eä,  er  fei  unterbeffcn  gefiorbcn. 
Rügens  SBiberlegungen  biefcr  ^lnfd)ulbigungen  nel)men  fie,  weil 
ftd)  in  ber  Sbcit  nic^tä  bagegen  fagen  liep,  l)in,  oljne  weitere 
Sßorte  ju  madjen.i) 

£)amit  enbete  ba§  S3cr{)6r  biefeS  3;age§.  iJiun  crfd)eint 
c§  auf  ben  erjlen  ^nblicf  fajl  feltfam,  bap  fte  an  biefem  5^age 
nur  ganj  unbeilimmte  2lnfd)ulbigungen,  mit3luänal)me  ber  an^ 
gebli^n  Äefjerei  über  ba§®acrament  bcä2lltarö,  feine  ^aupt; 
fad)en,  nid^ts  auS  ber  langen  fKtii}t  ber  Äe^ereien  anfütjren, 
bie  fte  au§  ben  @d)riften  l)attcn  auäjieben  laffen  unb  bie,  wcs 
nigpeng  jum  Äf)eil,  nad)  ben  je^t  fjerrfdjenben  ■^nfid)ten  unb 
^Begriffen,  atä  wirflidje  Äe^ereien  angefcljen  werben  mußten. 
®o  feltfam  biefeS  auf  ben  erpcn  2lnblicf  fdjeint,  fo  lcid)t  erfldrt 

1)  Von  der  Hardt  IV.  T.  pag.  306.  307.    Historia  sanctiss.  marlyr. 
pag.  16.  17. 


—  400  — 


eS  ftd).  T)k  ei9entiid)en  ®tki)xUn  auf  bem  ßoncil,  c§  mag 
gcwcfen  fein  auä  we.djem  ©runbe  e§  rcolle,  mocl)ten  offenbar 
nid()t§  ju  tf)un  l^aben  mit  biefec  ©adje.  ^ein  ^injiger  üon 
if)nen  tritt  auf  gegen  ^u^  unb  für  bie  gef)re  ber"  r6mifd)en  Äir^ 
d)e,  nicl)t  ©erfon,  nid}t  'Küiaco,  nid)t  fo  üiete  anöere  berütjmtc 
Flamen,  bie  fid)  auf  bem  ßoncil  finbcn.  (55  ftnb  Äarbinafe, 
Sifd)6fe,  untere  böl^mifc^e  ^rieflet,  unbefannte  Seute,  bie  ges 
gen  iljn  fpred)en,  mit  beren  ©eleljrfamfeit  eö  fefjr  fdjlec^t  beflellt 
tft.  25aä  2)iäputiren  ijl  iljncn  ungemein  juroider.  S5eim  erften 
S3erf)or  f)aben  ginige  ben  SSerfudf)  gemadjt,  etmaö  ju  bemons 
ftriren.  ©ie  ftnb  babei  Derwirrt  geraorben  unb  Ijaben  fd)n)eigen 
muffen.  Siefe  Seijre  ift  für  fte  fo  ftarf  geiüefen,  baf  fic  üon 
nun  an,  wenn  eä  nam(id)  auf  ge(ef)rte  SemonProtionen  anfoms 
men  foUte,  lieber  gar  nid^tä  me(}r  fagen.  Saä  Surdjgefjen  bec 
einjelnen  "iLrükl,  mld)t  alSÄe^ereien  aufgeftcüt  njorben,  fürd)> 
teten  fie  nod)  immer.  Denn  c§  rcar  bod)  wegen  ber  »ielen  ans 
TOefenben  ßaien  fd}ltmm,  wenn  man  gar  nid)tä  weiter  bagegen 
fagen  fonntc,  at§  ba§  ijt  nun  einmal  eine  «Ke^erei.  2(lfo 
gloubten  fic  nod)  einen  93erfud)  mad^enju  müffen,  ob  fid)  nid)t 
üon  Sqü^  ein  SBiberruf  gewinnen  liep,  obne  bap  auf  bem  Qon- 
eil  felbj^  üon  ienen  Äcfeereien  weiter,  bie  Siebe.  Siefer  8Serfucf> 
war  nun  bal  jweitc  SSerl^ör  gewefen. 

(Sie  madjten  t^n  mit  großen  Hoffnungen,  benn  fte  tjatten 
ben  Äaifer  Sigiämunb  ganj  gewonnen.  2)ie  ©efinnungen  bie^ 
feä  3)lanncä  ftnb  offenbar  anberä  geworben  binnen  wenigen  Sa« 
gen.  ©rft  ^attc  et  immer  begeljrt,  bap  eine  förmlid)e  Unterfus 
d)ung  vorgenommen  werbe.  25ap  eä  nun  nicbt  unterfud)en  ge^ 
nannt  werben  fönne,  wenn  man  bem  ^up  feine  angeblid)en 
.Äe^ereien  »orlafe,  feine  ©rünbe  au5  ber  ©djrift,  auä  benÄirs 
d)enwdtern,  auö  ber  SScrnunft  anf)6re,  fte  nidjt  mit  einem  ein» 
jigen  2Borte  wiberlege,  fonbern  ganj  trocfen  nur  fage,  es  bleibt 
bod)  eine  .Äe^erei,  wupte  unb  füllte  ber  Äaifer  gcwip  eben  fo 
gut,  wie  jeber  anberc  benfenbe  9JZann.  Sennod)  läpt  er  jefjt 
bie  ©ad)c  in  biefer  SBeife  gel;en,  oljne  ein  SSort  gegen  fie  ein- 
juwenbcn. 

2lber  ber  Äaifer,  weld)en  bie  veligiöfe  2(ngelegenl)eit  falt 
gelaffen,  will,  ba^  bie  ©adje  ju  (gnbe  gebrad)t  werbe.  @r 
l)attc  erfannt,  baß  bie  ^riefterfürften  in  bem  Streite  mit  Sqü^ 
fid)  nt4)t  fonnten  überwinben  laffen,  o^ne  fid;  felbjl  unb  iljre 


—  401  — 


^o^e  «Stellung  oufjugeben,  bog  jte  aud)  nld)t  unterfudjen  fonn^ 
ten,  eben  rcetl  tie  Unterfud)ung  ttjre  Weberlage  war,  unb 
ba^  nidjtä  übrig  bliebe  al§  ein  Ärieg  mit  ber  rooblbegrün« 
beten  ^aäjt  ber  Äircbe  ober  ein  Burücffcbreiten  beä  SÄeforma» 
torä.  25en  Ärieg  aber  wollte  er  nidjt  unb  fonnte  ibn  nid)t 
»ollen  nad?  allen  feinen  SSerljdltniffen.  3u  biefem  Kriege  aber 
Ibütte  eä  fommen  muffen,  wenn  ber  Äaifer  ben  ^rieflcrfur|ten 
entgegentreten  unb  ^u^en  unb  feine  ge^re  i)atU  fcbü^en  wollen. 
2llfo  blieb  nid)t§  weiter  übrig  al§  ben  9Rann  oufjuo^jfern,  wie 
bitter  baö  audf)  bem  Äaifer  in  feinem  ^erjen  gewefen  fein  mag. 
2tn  bem  (5nDc  be§  SJerborä  t)itlt  ©igi^munb  bal)er  eine  JRebe 
on  ^u^,  bie  nod)  bem  ©cijte  ber  ^riefterfürflen  war.  S^ix^ 
follc  fid)  ber  (5ntf(l)eibung  be§  6onciB  unbebingt  unterwerfen, 
fcann  werbe  er,  ber  .Raifer,  bafür  forgen,  ba^  er  entlaffen 
werbe  mit  einer  leidsten  ©träfe.  SCBo  nid)t,  fo  werbe  feine 
Jg)artndcfigEeit  von  ii)m  nid)t  gefd)üfet  werben,  er  werbe  biefe 
Hiebt  länget  bulben,  ebr  felbjl  feinen  «Sdjeiterboufen  anjünben '). 
4>uf  entgegnete  mit  aller  £)emutb,  ba^  er  ja  gar  nid)t  Ijart» 
ndcfig  fei,  fonbern  bc§f)atb  eben  auf  baä  ßoncil  gefommen,  um 
belehrt  ju  werben.  2)arauf  wirb  er  obgefü^rt.  ^n  biefem 
Äage  überlief  fid)  .l^u^  einiger  Jg)offni'.ng.  Qt  freut  ficb  in 
einer  jurürfgelaffenen  ©djrift,  ba^  baä  Soncil  bereit?  jwei  2lt» 
tifel  b>Jbe  muffen  fallen  laffen,  er  bofft,  baß  eS  mit  nod)  met)» 
reren  fo  fommen  werbe.  V,  ruft  er  au§,  wenn  xä)  nur  rec^>t 
JU  SBorte  fommen  fonnte,  wie  wollte  icb  fic  jum  @(l>wei3eit 
bringen^). 

25a  nun  ftd)  bem  Verlangen  bet  ÄaiferS  nit^t  ge< 
fügt  unb  fein  le^teS  SBort  gewefen,  baß  er  belebrt  fein  foQte, 
fo  bejlimmte  ba§  6oncil  ein  neueä  SSerbör  auf  ben  folgenbert 
S£ag.  Sigentlicb  war  baffelbe  eine  ganj  nu^lofe  äBeitlduftigfeit/ 


1)  Nos  qiiidem  tnis  erroribus  ef  pertinaciae  nunquäin  patrocinabi- 
mur,  imo  nos  liisce  manibus  ignem  parabimus  potias  tibi,  qnaln  nt  ea^ 
qoa  bactenus,  pertinacia  te  diutius  ati  patiamor. 

2)  Deleti  sunt  articuli  Hiio,  jain  spero  de  gratia  Dei,  qaod  plares 
delebantur.  Clamabant  quasi  omnes  quemadmodam  Jadae  adversas 
Tesam. 

O  si  mihi  daretar  audientia,  nt  respondereni  argunentis  ipsorninj 
quibus  vellent  impugnare  articulos  in  Tractatis  positos,  aestiuo,  quod 
niilti,  qui  clamant,  obmatescercnt.    Epistola  35.  Opera  I.  pag.  88. 


—   402  — 


mlä)t  bte  SSater  ober  bod)  \>oxna^)mm,  um  fid)  ben  (Sd)ein  ju 
geben,  at§  Ijdtten  fte  nid^t  werur%i(t  o^ne  eine  ernfle  Unter« 
fud)ung.  @ä  gefd^at)  in  biefem  S3ert)6c  trciter  nidjtä,  a(ö  ba^ 
ein  3;()ei(  ber  ZxüM,  »eldje  bem  ^uf  fd^on  im  ©efangni^ 
üorgelegt,  nod)  einmal  »erlefen  unb  barauf  bie  iueitcren  'Hui- 
fül^rungen,  SSert|)eibi9un9en  ober  S5erid}ti9ungen,  mlä)t 
ftc^  eben  bort  aufgefegt  unb  tueldje  fid)  bereite  in  ben  ^änben 
ber  ßommiffaire  befunben  l)flben  muffen,  jum  Äbeil  münblid) 
üon  bemfelben  nod)  einmal  »orgetragen  werben  bürfen.  ''Jlut 
@te:pl;an  ^ate^  toerfitdjt  einmal  einen  geletjrten  (Streit  onjufan^ 
gen,  oi)nt  bamit  weit  ju  fommen.  Sie  Uebrigen  bören  S^u^ 
gonj  rubtg  an,  wiberlegen  ibn  nid}t  mit  einem  einzigen  2Borte, 
tt)eld)e§  S5ead)tung  tjerbiene,  erflären  ibn  aber  ber  Äefjerei  für 
überführt,  al§  baä  ©anje  öoUenbet.  2)ie  ©i;nobe  i)attt  3luö. 
5Ü9e  auä  mehren  @d)riften  beä  .^u^  madjen  laffen,  au'5  bem 
55ud)C  de  ecclesia  unb  auS  ben  @d)riften  gegen  Stephan 
Paletz  unb  gegen  Stanislas  Znoyiiia.  £>iefe  '^iuS.^üge  maren 
nidjt  obnc  eine  fleinc  ^unft  gemacht.  2!)iefelben  Äc^ereien  erj 
fd)ienen  an  öerfd)iebenen  ©teilen  wieber  mit  anDcrn  SBorten 
unb  SBenbungen,  fo  bap  bem  trüben  äBlicfe  ber  l^aicn  bie  2tn5 
jabl  berfelben  nodj  um  etwaä  großer  erfdjeinen  fonnte,  als 
eö  ber  gaU  gewefen,  wenn  n)iffenfd)üftlid)  unb  fpjiematifd)  üer^ 
fahren  tnorben. 

S)aä  SSert)6r  fann  nur  fur^e  Seit  gerodljrt  b^ben.  £)ic 
3(rtifel  werben  »erlefen  unb  erläutert  fte  mit  einigen  Bus 
fd^en.  2)ie  SSäter  be§  ßoncilä'  boren  in  ber  3?cgel  '2tllc§  ganj 
rubig  an;  nur  einigemal  toben  unb  fd)reien  fie  auf.  2£uper 
einmal  ©tepb^n  ^olej  madbt  fein  SOienfd)  ben  SSerfud),  einen 
©egenbeweiä  ju  fübren  ober  auf  eine  n)iffenfd)aftlid)e  2)emon; 
ftration  einzugeben.  3iid)t§  befto  weniger  t6net  om  ©d)lufre 
beS  SSerborä  bem  armen  Sqü^  ber  allgemeine  9?uf  entgegen 
„bu  bifl  überfübrt,  wiberrufe".  3uerjl  nabmen  fte  bie  'Kxtihl 
au§  bem  Sß\xd)t  de  ecclesia  üor.  3Die  erjten  ad)t  betrafen 
bie  ^rdbeflinationölebre  unb  bie  bamit  jufammenbangenbe  T)t> 
ftnition  üon  ber  Äird)e.  Sie  S36bmen  bdtten  nid)t  fo  ml  fla= 
gen  foUen,  baf  bie  SSäter  J^ufjenä  Sebrmeinungen  abftd)tlid) 
entfiellt  aus  feinen  ©djriften  gejogen.  2Benn  eö  ftd;  um  Zn» 
fid}ten  über  baS  Sogma  banbelt,  ifl  biefeä  mcift  nid)t  ber  gaU. 
3war  nid)t  rvottüö),  aber  bem  ©inne  nad?  jiemlid)  treu,  finb 


—   403  — 

bie  2fnf{d)ten  ^ugenS  »tebergegeben.  2)a5  ßoncil  fonntc  ft(^ 
aud)  ifiix  SUetbre^ungen  Ieid}t  crfparen.  25ie  fiaien  »erjlanben 
ja  nidjt,  roooon  bie  3?ebe  fei,  unb  ba§  ßoncti  bott«  9«  fein« 
£ufl  ju  bifputiren;  eä  wollte  jule^t  nur  rufen  „ba§  tft  Äe^erei"' 
^uf  fübret  gercöbnlicb  bie  «Stellen  feiner  (Schriften  wörtlicb  an 
unb  erläutert  fte  burcb  2lnfül)run9en  auä  ber  ©djrift  unb  auS 
ben  Äird)ent)dtern.  2)ie  ^räbeftinationölebre  gelit  Borüber,  ol)ne 
baf  bie  SSäter  ein  SBort  borüber  verlieren.  X>ie  Zxtitd  neun 
bis  fecbjebn  betreffen  apof!olifd)e  SKadjt,  ^apjlgeroalt  unb  ba« 
bin  gebörige  2)tn9e.  3tlle§  lä^t  baä  ßoncil  tubig  »orüberjiei 
ben.  £)er  ßarbinal  »on  (Sambrai,  bamit  ba§  ©djaeigen  bet 
gelebrten  SSäter  bod)  md)t  gar  ju  tief  fei,  ruft  nur  einmal  üu§, 
baf  bocb  ba§  ^oncil  ju  fRkäa  bie  ^ap|lgen)alt  anerkannt  bo^£> 
äBeim  jebnten  Ärtifel  bxaö)  ein  ßärm  oug?  „SBet  nid)t  auf 
bem  IJBege  beS  ^errn  njanbelt,  »en  ®eij  unb  ^abfucbt  bes 
feelt,  njer  bie  ^cerbe  ^)lün*bert,  ber  ifi  nicbt  ein  D^acbfolger  beä 
^enn,  fonbern  3uba  be§  SSerrdtberä."  2)ie  äBö^men,  njcldjc 
bie  ZttiUl  jufammengefcbrieben,  finb  offenbar  etroaä  tüd\\d) 
gewefen  gegen  bie  SBöter  be5  ßoncil§,  bie  boben  ^ircbenfürjien 
überbauet,  unb  fie  b^ben  gern  fold>e  <Za^t  ^u^ens  aufgenoms 
men,  in  benen  biefen  eine  berbe  SBabrbeit  gefugt  rcarb.  25te 
SSdter,  wie  biefer  2lrtifel  üerlefen  warb,  fd)ütteln  mit  ben 
Äopfen  unb  brecben  in  laute6  gacben  auS.  «Sie  belac^jen  ben 
guten  dinfaH  beS  tucEifdjcn  ®öbmen.  2)er  Äarbinal  »on  6am» 
brai  aber  ärgerte  fid)  über  tiefe  SDinge,  füblenb,  baf,  in  ©e» 
genwart  ber  gaien  burcb  lautet  Sacben  erfennen  ju  geben,  wie 
febr  man  ficb  über  2tUeä  binwegfe^e,  Übeln  ©inbrucf  bei  bens 
felben  madjen  müffe.  2115  baber  ber  ftebiebnte  2frtifel  »erlefen 
warb,  welcber  fo  gefaßt:  Äarbinöle,  weldje  nid)t  apoftolifcb  Ic» 
ben,  finb  bie  S^acbfolger  bet  2l^o|lel  nidjt,  nabm  et  e§  glei^ 
fo  auf,  baf  eä  gegen  fie  gefagt,  unb  rief,  eS  fei  bod)  fd)dnblid>, 
bie  Äarbinäle  fo  ju  »erläfiern,  wenn  fie  ni^it  babei  waren, 
fid)  nidjt  »ertbeibigen  fönnten.  SDb  et  nun  woi)l  öbet  eben 
je^t  bie  fcbönfie  ©elegenbeit  bitte  fie  ju  »ertbeibigen  unb  mä)i 
juweifen,  bap  fte  wütbige  Stacbfolger  ber  2lpoftel  waren,  tjer; 
lor  er  tod)  barüber  fein  SSort.  2)er  «djtjebnte  2lrtifel  fagte, 
baß  Äe^er  n\d)t  eerbrannt  werben  foCten.  S3et  weiterer  2tu3s 
fübrung  entfielen  bem  ^uß  bie  2Borte,  baf  bie  ^riefler  ^b"» 
tiföet  wdten,  welcbe  bie  gürjlen  brängten,  baf  fte  Unfdjulbige 

26- 


—   404  — 


»erbten iicn  Hepen.  ®a  töbten  fte  alle  empor,  mn  er  unter 
ben  ^^arifdern  »erjtel)e.  SSon  ben  iljnen  bcfreitnbeten  ffiö^men 
mocbten  [te  fid)  folcfce  ^inge  fagen  laffen  unb  xooi)l  barübet 
ladjen,  ober  nidjt  üon  J^u^.  2)iefer  entgegnete,  ^^arifdet 
ftnb,  ttjcldjc  bie  Unfdjulb  verfolgen.  9?etn,  nein,  riefen  fie,  et 
meint  bie  2)octoten.  25ie  2lrtifel  neunjcfjn  biä  fecl;6  unb  jrnan» 
jig  l)anbelten  »on  ber  greif)eit  ber  ^rebigt,  bem  gci(llid)cn  @e> 
^orfam  unb  ber  ©ewalt  ber  (3d)[üf[el.  '-iluc^  biefe  liegen  fie 
ruf)ig  üorüberjieben,  nur  ber  Äarbinat  »on  ßambrat  rief  einis 
gemal  bajwifdjcn,  bag  in  .^ufenS  ffiüd)evn  2llle§  mit  weit 
t)cixtmn  2tuöbrü(fen  jiel^e,  aU  in  ben  ^rtifeln'). 

iJlun  famen  bie  2lrtifet  an  bie  9?eif)e,  tt)elcf)e  ou§  bem 
S3ud)e  gegen  ©tejpban  ^alc^  genommen:  eö  waren  ibrer  ftcben. 
©leidb  bet  erfte  enttjielt  eine  arge  SSerbrcbung.  &n  ^rdtat, 
ein  §ür(t,  ber  eine  Slobfünbe  begangen,  fei  .  fein  folcber  mebr. 
@ilt  eö  bic  gürflenmadjt  bebenflid)  ju  mad)en  über  bie  Äe^erei, 
ftnb  foldf)e  SSerbrebungen  febr  an  iljrer  ©teile.  Sqü^  öertbei» 
fcigte  ftd),  fteHte  feine  »abre  SIReinung  i)tx'oox,  md)  weldjer, 
fo  ttjtc  nur  ber  ein  red)ter  6f)ri(l  fei  üor  ®ott,  tt)eld)er  nicbt 
ber  ©unbe  verfallen,  fo  aud)  ber  ^rdlat  unb  ber  gürfi,  wab^ 
rer  unb  d^ripdjer  ^rdlat  ober  gürfi  fei  oor  ®ott,  ber  ftd)  bet 
©unbe  mä}t  ergeben.  Siefe  50?einung  unterftüfete  er  burd)  "Km 
I  füljrung  ber  ©teilen  alter  Äird)enodter.  ©tepbm  ^«^Isj  niöd)te 
SRiene  ftcb  auf  eine  Sifputation  einjulaffen,  befann  fid)  aber  g(eic^> 
cineö  Seffern  unb  crfldrte,  bag  c§  albern  fei  fid)  auf  bie  Ält* 
d)entidter  ju  berufen.  25abet  entfubr  ibm  aud)  ber  2luäbrucP, 
I  baß  man  gar  fein  6f)"(t  ffin  braud)e,  um  bod)  red)tet 
\  S5ifd)of  unb  red)ter  ^apft  ju  fein').  2)ie  SSdter  be§  (Soncilä 
l)atten  nid)t  baS  5Kinbefie  einjuwenben  gegen  biefe  ßebre.  2)ie 
übrigen  2lrtifel  betrafen  befonberä  »ieber  ^rdbejlination  unb 
^apjtgenjalt,  bie  jiill  worüber  gingen  wie  bie  früberen.  25et 
le^te  Pellte  al§  Äe^erei  ^ugen§  9)?einung  ouf,  baß  bie  S3er» 
brennung  ber  S5üd)er  SBictep  wiber  SSernunft  unb  3?ed)t  fei. 

1)  Historia  sanctiss.  oiartyr.  pa^.  19. 

2)  Videte,  quanta  in  eo  sit  stultitia,  qu!  allegat  ea,  qoae  nihil  ad 
rem  faciunt.  Nam  etiamsi  aliqais  non  sit  vere  Cliristianus,  an  propterea 
non  sit  veriis  Papa  vel  Episcopiis,  vel  Rex,  cum  ista  sint  nomina  of- 
ficii,  Cbristianus  Tero  nomen  meriti.  Kt  sie  aliqnis  potest  verus  esse 
Papa,  Episcopns  vel  Rex  etiamsi  non  sit  verus  Christianus. 


—   405  — 


iRun  famen  fecf)3  ZxtiUl  auä  bem  JBucf)e  gegtn  ©taniälouS  von 
3nopma,  njiebmim  r>or5iigItd)  über  ^"»rabcj^ination  unt)  ^abjt; 
geroalt.  ^ug,  inbem  er  gegen  baS  ^abfitfjum  fpracb,  fü{)rte 
einmal  an,  fe^et,  bie  Äird^e  i)at  je^t  feinen  ^abfl  unb  bodf) 
Ijdlt  fie  ber  ^err  jufammen.  Sie  bradjen  rcieberum  in  ^allen^ 
bt$  ©eläcfcter  au§.  ©ie  moc^)ten  roo^I  meinen  in  i^rer  ^er= 
jenäb^rtnäcfigfeit,  bie  Äirdje,  barunter  ffe  etroa§  2(nbere§  »er; 
jlanben  alä  Sqü^,  \\)xt  9J?ad>t,  if)re  9{etc^)tf)ümer,  if)re  J^errlidjfeit, 
werbe  ja  nur  jufammengef)alten  burd>  t{)re  .Runft.  ;Ciefen  2(ri 
titeln  warb  abermal§  fein  SBort  entgegcngefe^t '). 

©0  waren  im@anjen  neununbbrei§ig  "Kxtitd  Beriefen  roorben. 
S)?el)rere  anbere,  bic  mit  biefcn  bem  .^uf  bereitä  im  ®efängnifj"e 
waren  übergeben  wwben,  würben  ganj  mit  «Stilifcbweigen  über^ 
gangen.    9iun  jlanb  ber  Äarbinal  t>on  ßambrai  auf.  ^u0 
^abe  bie  ungel)euren  SSerbred^en  alle  oernommen ,  bic  if)m 
@d)ulb  gegeben.   Sroei  SBege  jlänben  if)m  offen :  entweber  foQe 
er  fid)  unbebingt  bem  Goncil  unterwerfen,  weld^eä  bann  bei 
©igiämunb  unb  SSenjel  ju  feinem  Seiten  fid)  »erwenben  woQe, 
baf  er  mit  großer  5Kilbe  bel^anbelt  werbe,  ober  er  foHc  eine 
weitere  Unterfud)ung  begeljrea.   2)er  ^arbinal  warnte  if)n  ober 
»or  biefem  lc|ten  SBege.  2)enn  fefjr  »iele  unb  feljr  gelel)rte  9San' 
ner  wären  bereit,  if)n  »oUflanbig  ju  wiberlegen.   25a  nun  ober 
b«nnod>  biefeä  erwäfjlt  unb  belel)rt  ju  werben  begeljrt, 
flnbert  fid)  plo^lic^  bie  ©pradbe.    25a§  ganje  ßoncil  ruft  auf, 
febet  ben  Äe^er,  er  »erlangt  SSete^rung;  ni4)t  löele^rung,  3^» 
rec^tweifung  foE  bir  werben,   darauf  ^u^,  fie  möc^tenä  nen» 
neiv  wie  fie  woUten,  S3elebrung,  Burec^trotifung  ober  fonfi  wie, 
nur  bic  ©ad^e  foüten  fie  geben,  bie  Unterfu4)ung  »eranjlaltcn, 

!ttber  t>on  ber  großen  3*1)1  gelehrter  9J?anner,  bic  belel)ren, 
unterfud)en,  juredjtweifen  ober  fonjl  etroa§  tbun  follen,  ift  mit 
feinem  2Bortc  bie  3febe  mebr.  Scr  Äarbinaf  öon  ßambrai 
»erliefl  nur  einen  bereite  gefaxten  ®d)lug  ber  ©pnobc,  baf 

fid)  unbebingt  unterwerfen,  bog  er  wiberrufen  müffe.  iRun 
brängten  fie  aHe  auf  it)n  ein,  baf  er  wiberrufe,^  felbjt  ©igiS^ 
tnunb.  "äbtt  bajwtf^en  Ijörte  man  fd)on  cinjelnc  ©timmen,  bie 
Äefeergefefee  wären  ftar,  man  bürfe  ii^n  niä^t  jum  SBJtberruf 

1)  Von  der  Hardt.  Acta  Conc  Const.  IV.  I.  pag.  308  — >  32S. 
Historia  sanctiss.  martyr.  pag.  19  —  33. 


—   406  — 


lalffit,  man  muffe  ü)n  öerbrennen.  2)a  fiel)  nun  ^rx^  be§ 
SBiberrufeS  weigerte,  fo  meinte  ©igiSmunb  enblid),  er  muffe 
»erbrannt  »erben.  2)amit  warb  jururf  in  ba§  ©efang^ 
nif  geführt. 

trat  nun  eine  lange  ^aufe  ein,  beren  J^u^  fid)  freut, 
»eil  ©Ott  i^m  unb  feinem  ßetbenöbruber  .^ieronpmuä  Seit  gc= 
fiatte  if)re  J^erjen  ju  reinigen  in  IBuße  unb  £)emutf),  el)e  ftc  bie 
Ärone  be§  9}?drt9rcrtl)umä  gewönnen,  unb  erfennen  ju  lernen, 
bo^  nicljt  um  leidsten  ^rciö  bie  grcuben  bes  .^immeB  gewoni 
nen  werben  fonnten').  25iefer  ©tiUflanb  aber  fam  befonberS 
bal)er,  ba^  ©igiömunb  fdjwer  baran  ging  feine  Einwilligung 
ju  Jg)ufen§  SSerbrennung  ju  geben,  ©inen  ©treit  mit  ber 
Äirdje  will  er  m<i)t,  einen  2lu§weg  wci^  er  aber  aud)  niäft  ju 
finben.  2lm  bebten  wirb  bie  ©adje  beigelegt,  wenn  .^u^  wis 
benufet.  @§  ijt  wol)l  Eaum  ju  bejweifeln,  ba^  ©igimunb, 
wenn  wiberrufen,  bafür  geforgt  ^aben  würbe,  bap  er  mit 
9)?ilbc  beljanbelt  werben  wdre'). 

3llfo  werben  tiiele  Unter^anblungen  mit  Sof)anne§  Squ^ 
gepflogen.  2?aä  Goncil  begcljrt  ftetä,  baf  Squ^  ol)ne  Unters 
fdjjicb  'Mt$  wiberrufe,  wfi§  i^m  öorgelegt  worben  fei,  e§  möge 
nun  in  feinen  ©djriften  fo  entf)alten  fein  ober  nid)t,  e§  möge 
nun  fo,  wie  e§  in  ben  Ttrtifeln  aufgefaßt,  t)on  il)m  oerjtanben 
worben  fein  ober  nidjt.  Sqü^  begehrt  juerjt,  bap  bie  25inge 
herausgenommen  würben,  weld)e  ftd)  in  feinen  SSüdjern  ganj 
anberS  ober  gar  nidjt  fanben.  Er  flellet  eS  ferner  alö  eine 
9Röglid)feit  auf,  bap  er  geirrt  ^aben  fönne  in  einem  ober  bem 
önberen  ^uncte.  2ßo  biefe§  ber  gall  fei,  werbe  er  nid)t  wiber 
bie  S!Ba^)rt)eit  fein.  <Sel)r  gern  wiü  er  ieben  Srrt^um  wibers 
rufen  üor  ber  ganjen  SCBelt ,  fo  fagt  er  in  feiner  ßrfldrung  üom 
1.  3uli  1415.  Qt  fe^et  babei  natürtid)  üorauä,  baß  man  eä 
ibm  erfl  beweifen  müffe.  Snbeffen  weiß  unb  füljlt  er,  bap  feine 
Srrtf)ümer,  wenn  fte  überljaupt  üorl)anben,  nur  ba§  Unwefent» 
üä)ttt  feiner  ßeljre  betreffen  fönnen.  3llle§  fann  er  nid)t  wiber» 
rufen,  iji  tief  gefül)lte  unb  flar  erfannte  SBa^jrbeit.  dt 
würbe  falf^?  unb  treulos  fein  gegen  ®ott  unb  gegen  S^enfc^en, 

1)  Epistola  apad  Von  der  Hardt.  IV.  I.  pag.  343. 

2)  S)Q«  goncil  fiatte  freilieft  für  ben  gaD,  bog  er  »iberriefe,  Me 
immertod^renbe  immuratio  beeretict.  Von  der  Haidt  IV.  I.  pag,  434. 


mnn  er  wibetriefe^  tt  würbe  bte  9)?enfd)ctt,  mid)i  er  erfüllt 
mit  bem  ©vangelio,  wieber  inäweifel  unb  Un9en)iß{)eit  führen: 
er  will  wie  bie  SKartprer  beä  ^(tertf)umä  nid)t  jum  S3errdt()ev 
werben  an  feinem  ©tauben,  et  erwartet  nirf)t§  weiter  aB 
ben  SEob '). 

^ie  ©rfidrungen,  weld)e        befiimmt  unb  jlanbljaft  gab, 
waren  ollerbingä  nidjt  tion  ber  llxt,  ba^  fte  ben  SSdtern  beS 
ßoncilä,  wenn  aud)  fte  4>"P  ">fi}t  5«  verbrennen  9ewünfd)t, 
SSeranlaffung  jur  auägleidjenben  SSer^janblung  Ratten  bieten 
fonnen.  2)enn  er  liep  fte  f(ar  feigen,  bap  er  feine  S^aupttd)* 
■  ttn,  mit  benen  bie  Äirc{)e  nid;t  bejle^en  fonnte  in  if)rer  je^igen 
SBeife,  nid)t  aufgeben  würbe,   ©ie  wuften  nur  ju  genou,  bap 
fie  biefelben  nidjt  wiberfegen  fonnten.    3fber  bte  Später  wün= 
fc^eu  nid)t§  weiter,  atä  bap  Squ^  möge  »erbrannt  werben.  Xxi- 
t)ev  ge()en  fte  auf  gar  nidfjtö  ein  unb  bege^jren  immerfort,  bap 
^up  2tlIeS  wiberrufe,  waS  einmal  gef(l)rieben  ftef)e.   «Sie  mei» 
nen,  ber  Äob  be§  ^erefiardt)en  werbe  ein  großer  ©djlag  für  bic 
Äefeerei  fein,   ©ie  benfen  aud)  fcl)on  weiter.  3n  S36l)men  ft'nb 
folcl)er  Äcf^er  nod)  biele  anberc;  bie  mup  man  faffen.  Sarum 
wirb  am  15.  Suni  bic  Communio  sub  utraque  »erbammt, 
t)on  weldier  man  freilid)  eingefiel^en  mu^,  bap  ft'e  in  ber  urs 
fprunglidjen  Mixd)e  gewefen;  nadjmalä  aber  i|i  fte  für  bie  ßaien 
ntd)t  gewefen  unb  fo  t|i  e§  in  ber  .Rird^e  loblid^er  Sßxauä)  Qt- 
worben,  »on  bem  o^ne  ©rlaubnip  ber  Äirdjenobern  niemanb 
weid)en  foU.    2)ie  Utraquiften  in  S36^men  unb  SO^tljren  nen; 
nen  ba5  Sntjiel;en  be§  Äeld)e§  eine  Äe^erei.   SSiete  biefer  Utra* 
quiften  Ijaben  nun  nod)  anbere  bofe  9)?einungcn,  wetd)e  öuäs 
gerottet  werben  müffen  mit  ber  SBurjcl.    ®al)er  wirb  gefagt, 
bap  biefe  Utraquiflen,  mläft  ben  ie^igen  Sßtauä)  ber  xbm\\ä)tn 
Äir^je  ganj,  bur(i[)auö  unb  ftanb()aft  oerwürfen,  Äefeer  waren, 

1)  Nolo  articulos,  qni  vere  extraeti  sunt,  confiteri  falsos,  nec  volo 
abjurare  articulos  per  falsos  testes  mihi  iaipositos.  Quia  abjniare  est 
confiteri,  se  errorem  tenuisse.  Quia  seit  Dens,  qnod  niinquam  praedi- 
cavi  illos  errores,  qiios  inaltis  snbtractis  yeritatibas  et  appositis  falsitati- 
bas  confinxerant.  Libentissime  aatem,  si  quem  scirein  de  meis  artlcu- 
lis  Verität!  esse  contrarium,  emendarem,  revocarem  et  ejus  appositom 
docerem  et  publicarem.  Sed  aestimo  quod  nallus  est  Isg>  Christi  et 
sanctoriim  Doctoruui  dictis  contrarius.  Epistola  apud  Von  der  Hardt 
IV.  I.  pag.  342. 


—  408  — 


weld)e  bet  ^Tnwenbung  ber  Snquifttionägefefee  verfallen.  3!)o§ 
foUte  ber  trfle  (Schritt  fein,  bie  onbern  S56t)men  nod)  ju  faffen'). 

35a  ülfo  iSigiämunb  ntcl)t§  über  ^uß  getuinnen  tonnte  unb 
bte  ©pnobe  nid)t§  über  ifjn  gewinnen  »oOte,  fom  am  6.  3ult  1415 
bie  (5ntfdjeiDung,  nad)bem  S^ageS  »orljer  |^u^  nod)  bic  "äxt 
be§  2Biberruf§,  »eldjc  boö  ßoncit  begeljrte,  jlonbf)aft  jurürf= 
gewtefen  l)atte.  &n  S3ifd)of  l)telt  bie  ©röffnungärebe  in 
biefer  ©t^ung  unb  S^xad)  über  bic  ©rd^lidjfeit  beö  Uebelö 
ber  Äc^erei,  ber  Äefeerei',  weldje  ben  gürjlen  if)re  redjtj 
md^igc  ©ercatt,  ber  ^ric|ierfct)aft  ifjre  red)te  «Stellung,  bent 
SSolfe  Äenntni^  beS  6t)ri)lentt)um§  unb  d)rijllid)eö  geben  ju-- 
rücfgeben  foUte.  £)arauf  n>urben  bie  2frtifet  wieber  alle  \>txt 
(efen.  @ie  bitten  nod)  ©inigeä  neu  eingcfteHt.  ^u^  'i)abt 
einen  üierten  ®ott  ge(el)it.  SBa§  fte  aber  babei  fi^  gebad)t, 
ba^  fie  eine  gute  unb  ortbobore  2ebre,  bie  ßebre  t>on  ber  SSer» 
einigung  beiber  9'laturen  in  ßf)rifto,  aufjleHen  unter  ben  !Keis 
nungen  .l^upenS,  unb  bap  fie  biefe  ortljobore  ßebre  für  eine 
Jte^erei  ertldren,  m6d)te  fd)tt)er  ju  fagen  fein.  Unmöglid)  ifl 
onjunebmen ,  ba^  wenigftenö  nid)t  eine  flcine  2(njat)l  ber  58äter 
geroupt,  baf  biefeä  Srtbobojie  fei  unb  feine  Äei^erei,  bap  ebeni 
biefelben  nid)t  gefüllt,  ba^  ba^ßoncil  ftd)  entfei^lid)  bloft  fiellc, 
n^enn  e§  9?edf)tgläubigfeit  für  Äe^eret  crfldre.  2lber  »arum 
fc^)n>iegen  bie,  »etd^c  c§  wußten,  warum  erhoben  fte  \)m 
mä)t  xi)xt  Stimme,  warum  riefen  fie  biet  nicbt,  wenn  fie 
2Bobrl)eit  fud)ten,  wenn  fie  für  gefüblteö  unb  erfannteS 
S?cd)t  ftanben,  warum  riefen  fie  t)ier  nid)t,  i)at  SQuf  biefeS 
gelel)rt,  fo  ifl  er  barin  wenig|len§  rechtgläubig  unb  nic^t 
^erif^).  ^beir  fte  fd)wiegen,  uiib  warum  fd)wiegen  fie?  SBeil 
—  eä  giebt  i)'m  feine  anbete  Tintwort  —  e§  ibnen  allen  nur 
borum  JU  tf)un  t|l,  ba^  bie  9?eil)e  ber  Äefeereien  beä  ^u^  ben 
gaien,  bie  ni4)tS  baoon  verfleben,  etwag  langer  unb  grä^Iid)er 
erfd)einen  möge,  bamit  fie  williger  bie  ^dnbe  bieten  jur  ä3er> 
brennung  beS  SU^ttS,    SGßo  ber  SSerbrebungen  ntd)t  wenige 

1)  Quapropter  dlcere,  qnod  haue  consuetudinem  ant  legem  obser- 
vare  sit  sacrilegum  ant  illicitum,  censeri  debet  erroneura.  Et  pertina- 
citer  asserentes  oppositam  praemissarum,  tanqnam  heretici  arcendi  sant 
paniendi  per  dioecesano«  aut  inquisitores  lieretica«  pravitatis.  Von  der 
Hardt  IV.  I.  pag. 


—   409  — 


fielen,  ba  mag  aud>  eine  »ort  bet  Mnd)t  fetbfl  al§  recf)tglau» 
big  flnerfannte  ße^re  etngefdjoben  »erben  oB  eine  Äe^eret. 

^uf  ober  burfte  nidjt  mcbr  antworten.  Einmal  raenbete 
et  ftd)  on  ©igiämunb  unb  mahnte  it)n  baran,  wie  bei  faiferli^ 
djem  SBort  i^m  freie  Siebe  üerfprod)en  »orben.  Sigiämunb  > 
warb  rotf)  »ot  ©cbaam,  ober  ju  t)e^en  tvü^U  er  ftcb  nid)t.  \ 
Vorauf  warb  über  bie  ©cbriften  unb'ibren  SSerfaffer  bie  S3er> 
bammung  ouägefprodjen.  25obei  fdjrie  Squ^,  wie  fie  bic  ©djrif* 
ten  öerbommen  möcbten,  bie  fte  nid)t  mit  einem  SBorte  wiber* 
legt,  bie  fie  jum  Zi)e'ü  gor  nidjt  »er|tünben,  bo  mondje  in 
böbmifcber  ©pradje  »erfaßt.  ZU  über  ibn  felbft  bie  SSerbom» 
inung  ouägefprocben  njorben,  fiel  er  ouf  feine  Äniec  unb  betete 
ju  ©Ott,  bo^  er  feinen  geinben  biefe  S!J?iffetbat  »ergeben  möge 
um  feiner  S5armberiigfeit  willen,  ©ieben  JBifcböfe  entflcibeten 
tbn  borouf  beä  priefterlicben  ®etponbe§.  Vlod)  bobei  jonften 
fie  fid)  unb  fdjmöbeten  fidj  unter  einonber  felbfl,  bap  Squ^ 
rief,  barübet  finD  fie  einig,  baf  fie  grouforn  fein  wollen,  ober 
batübet  nicbt,  in  wetdjet  SBeife.  9?un  ber  facerbotalifd)en  SBürbe 
enttteibet,  warb  er  bem  weltlichen  "Kxm  übergeben  unb  binauä» 
geführt  »or  bie  ©tobt,  wo  olle  2tnjlaltcn  bereite  getroffen  was 
ten.  3uerft  muf  te  er  bie  SSerbrennung  feiner  ©cbriften  onfeben. 
25arauf  warb  er  felbft  bem  geuer  überantwortet.  Qt  erlitt  ben  * 
SRartprettob  mit  groget  ©tanbbaftigfeit.  SGBebet  bet  ^obn 
feinet  geinbc  no^  bet  Sdjmetj  »ermocbte  etwoS  über  ibn.  I 
©eine  legten  9?cben  waren  ©ebete  ju  ®ott,  bog  er  t^n  ftdrfen 
wöge  in  feinem  SJJartprertbum,  bo^  et  feinen  geinben  vergebe').  ! 
6§  fehlte  nicbt  an  einzelnen  3ügen  be§  blinben  ^onatiSmuS 
gegen  bie  Äe^er,  welchen  bie  Äird)e  ju  fdjoffen  bemüht  gewefen. 
Sm  ©onjen  jebod)  mad)te  ber  SSorgong  einen  tiefen  ©inbrucf 
auf  ba§  SSolf.  Sie  fpradjen  unter  einonber,  wir  wiffen  nidjt, 
»oS  biefet  9Rann  ftübet  gelehrt,  ba§  obet  feben  wir,  ba^  er 
betet,  bap  et  flirbt  wie  ein  abrijl').  £)ie  z\ä)t  aber  beä  Äöt» 
<5etä  unb  felbji  bie  2lfd)e  ber  bleibet  liepen  fie  in  ben  SJbein» 

• 

1)  Historia  »anctiss.  martyr.  pag.  33  —  37.  Von  der  Hardt.  IV,  I. 
pag.  389  ^  450. 

2)  Nobis  non  est  compertum,  quid  hic  Hassins  antea  docoerit  vel 
concionatus  sit ,  ceteram  nwt\.  videniDs  et  andimos  ex  eo  sacra  eloqaia 
ac  piac  preces.  Narratio  hUtorica  de  Joanne  Huss.  Opera  II.  pag.  519. 


—  410  — 


flroi^i  jerjlreuen.  <Bä)mxli(i)  i|i  biefeä  gefcl)ef)en,  weil  m«n 
fürchtete,  ba^  bie  S36f)men  bte  "•Mfclje  ju  gewinnen  fitdjen  rour» 
ben.  e§  mog  gc[dt)ef)en  fein,  mU  man  furdjjtete,  baä  beutfdje 
5Bolf,  ^ier  in  Äoftni^  unb  in  ber  Umgegenb  felbft,  fönne  fid) 
biefer  §lfd)e  bemadjtigen  unb  fie  möge  aufbewaljrt  werben  ein 
3eugnip  gegen  bie  Äirdje,  eine  9feliquie  beS  e()rtt)ürbigen  dJlaxi 
tt)m§.  £ienn  bitter  war  allenthalben,  bitter  im  ]höd)Pen  ©rabe 
bie  Stimmung  einer  nidjt  geringen  3lnjaf)l  »on  9Kcnfd)en  ge» 
gen  bie  ^riejlerförjten ,  unb  \>pn  biefer  (Stimmung  waren  »iel« 
Ieid)t  bei  ber  graufamen  Zeremonie  bebenflidjc  3eid)en  l^ers 
vorgetreten. 

SSernicf)tung  tjt  ba§  gofungSwort,  weld)e§  bie  Äirdje  ge» 
gen  bie  Mt^mi  fennt.    S)a^  ^upenö  SSob  allein  i^re  Sadje 
nic^t  tiiel  weiter  führen  werbe,  fü()lten  wol)t  bie  meiflen  SSater 
be§  GonciB.    3tbcr  eä  folltc  biefer  aucl;  nur  ber  2(nfang  fein. 
fWan  wollte  fie  nod)  alle  faffen,  bie  in  S36l)men  unb  9Ral)ren 
üerbädjtig  waren,  fie  waren  alle  jum  9J?ärtorertl)ume  beftimmt. 
25aS  wupten  bie  SSdtet  wol)t,  bag  9?iffe  gefommen  waren  in 
ben  S5au  ber  Stixä)t,  unb  baf  bie  freien  ©ebanfen  ber  Wim-- 
fd)en  wieber  gebunbcn  werben  müßten  aUentfjalben,  wenn  biefc 
9Jiffe  nid)t  immer  breiter  werben  foUten.   Tiber  biefc§  ©eignen 
nad)  S3ernid)tung  fonnte  nur  nod)  gcfättigt  werben  an  einem 
Spanne.    ^ieronpmuS  »on  ^rag  fcbmad)tete  nod)  in  l)artem 
©cfdngniffe,  al§  fein  greunb  ben  fKdrtprertob  (tarb.  S3arba. 
rifd)e  ^drte  warb  an  biefem  'Kxmtn  geübt,    (ix  lag  in  einem 
finfieren  5i;i)urme,  bie  güffe  gefeffelt  an  einen  fd)weren  Ä'lo^. 
Suweilen  warb  nur  SBaffer  unb  SSrob  al§  <Qpti\(  it)m  gereid)t, 
juwcilen  würben  bie  geffcln  fo  um  feinen  £eib  gefd)lungen,  baf 
er  fid)  nid)t  fcfeen,  nid)t  ba§  mübe  ^aupt  jur  SJube  legen 
fonnte.   Einmal,  ba  er  fd)wer  erfranft,  war  nur  mit  großer 
Wlüi)t  ba§  ßoncil  ju  bewegen,  einen  S3eid)tiger  ju  il)m  ju  lafj 
fen').   Snbeffen  waren  bie  SSdter  im  ©treit  über  fein  (Scf)i(fs 
fat.    (S§  waren  nid)t  wenige  ber  5Reinung,  ba^i  bie  ©cenen, 
büxd)  weld)e         in  ben  SJob  getrieben  worben,  ber  SBelt 
nid)t  öfter  öorgefiiljrt  werben  biirften,  weil  ß  ben  ü)?enfd)en 
ju  benfen  gäbe.   2)ie  2lnftdf)ten  biefer  Partei  bei^öu^^tete«  ö"' 
fang§  ba§  Utbergewid)t  auf  bem  ßoncil,  vkMdjt  md)  barum, 

1)  Narratio  de  Hieronymo  Pragensi.  pag.  524.  529. 


—  411  — 


»eil  bei  ^u^tni  Wlaxtx)xextott  eine  gewiffe  JBemegung  unter 
t)em  58olfe,  unter  ben  ßaien  gcnja^rt  njorben  war.  2flfo  gin« 
gen  S5otf)en  auf  S5ott)en  in  t»a§  ©efängnif  ju  ^teront)mu6, 
einen  SZBiberruf  von  i^m  ju  gewinnen,  ©ie  dngjligten  i^n  mit 
ber  JBorfleüung  beS  furchtbaren  geuertobeä,  unb  fic  gewannen  t 
enblid)  einen  Sieg  über  ben  ^rmen,  ber  einen  2(ugenblicf  »ot  i' 
bem  9)?drt9rertf)ume  erbebte  unb  »on  bem  mcnfcblid)en  SScr; 
langen  ju  leben,  bo§  ßidjt  ber  ©onne  ju  fdjaucn,  übenraU 
tiget  warb.  2(lfo  willigte  .^ieronpmuä,  waä  fic  »on  iljm  be» 
3cf)rten. 

3uerfl  warb  er  nun  am  11.  September  1415  oor  einen 
engeren  2fuSfd)ug  be§  ßoncilS  geführt.  SSor  bemfelben  erflärte 
er  SBicliffä  unb  .^u^en§  2ef)re,  beren  er  felbjl  oerbäd)tig  gewei 
fen,  für  Äe^erci,  erflärte  ferner  feine  üoHftänbige  Uebereinftimj 
mung  mit  ber  romifdjen  Äirc^c  in  aUen  2)ogmen,  Snflituten 
unb  S5rduc^en').  25ie  83äter  erachteten  e§  jebocb  für  n6tt)ig, 
ba^  er  auch  noch  in  fin«  allgemeinen  @i§ung  erfcheine.  2>ie» 
feä  gefchah  am  23.  beffelben  SWonatä.  £)er  erfie  SBiberruf 
warb  wieberholt,  aber  noch  mehrerei  Tlnbere  hinjug^fügt.  ^ie- 
ronpmuä  mußt«  erfldren,  wie  eS  gefommen,  baß  er  in  bie  huf« 
fttifche  Äe^erei  gcrathen.  ©r  h<>bc  J^uß  in  ber  Äirche  unb  in 
ber  ©chule  gehört,  unb  habe  feiner  münblichen  £ehre  unb  ^re« 
bigt  nach  ihn  für  einen  frommen  üßann  gehalten;  er  habe  auch 
beähölb  nicht  geglaubt,  baß  bie  ihm  ©chutb  gegebenen  Äetje« 
reien  in  feinen  S5üchern  enthalten.  2)a  er  fleh  nun  aber  batjon 
überjeugt,  baß  fie  wirflich  barin,  fo  ftimme  er  in  Willem  ber 
SSerbammung  ^ußenS  bei  unb  werbe  auch  ferner  alle  für  »ers 
I  bammt  erachten,  welche  meinten  wie  J^uß  unb  SSicliff.  darauf 
,  würbe  eine  9ieihe  wirklicher  ober  angeblicher  gehrfdge  bie|er  bei; 
ben  5Känner  »erlefcn,  welche  ^ieronpmuS  noch  einjeln  »erbam- 
men  mußte').  &\t  noch  biefem  jweiten  SBiberruf  warb  bie 
^aft  etwas  milber. 

jJiun  über  entjlanb  unter  ben  SJdtern  heftiger  «Streit. 
25ie  ^arthei,  welche  meinte,  baß  man  ber  fKärtprer  nicht  ju 
üiele  machen  bürfe  um  ber  2Belt  willen,  begehrte,  baß  nun 


1)  Von  der  Hardt.  IV.  I.  pag.  497. 

2)  Von  der  Hardt.  IV.  L  pag.  499  — 
njmo  Pragensi,  pag.  525. 


614.    Narratio  de  Hiero- 


—  412  — 


^ieronijmuä  oud?  frei  gelaffen  werbe.  (Selbft  »tcr  ^arbtndle 
waren  biefcr  SKeinung.  "Jtber  eine  anbere  unb  {jdrtere  "2£nfic{)t 
marf)te  ftd)  fd)arf  neben  ber  milberen  geltenb.  2)ie  3)Jänner 
berfelben  i)atkn  fd^on  ungern  gefef)en,  ba^  ^ieron»)mu&  jum 
SEBiberruf  jugetaffen  werben:  nur  SSernid^tung  gtebt  üolle  @i= 
(i)txi)t\t,  war  i()r  S!Bal)lfpruc^.  2(n  ber  ©pifje  bicfer  ^art^et 
jianben  <Stfpi)an  ^alej  unb  CDIidfjael  be  ßauftä.  (Sie  [)atten 
SK6n(f)e  auä  S36f)men  fommen  la|[en,  beren  erjdljlungen  ben 
fßdtern  red)t  flar  madjen  feilten,  wie  gefdf)rlicl)  8e()re  unb  Se» 
ben  bcö  J^ieronpmuä  für  bie  für|!^rie|ierlid)C  fWadjt  gewefen. 
®ie  laffen  eine  9?eii)c  3frtifel  gegen  Jg)ieront)mu§  auffegen,  weldje 
gewiffermaffen  ba§  ßeben  beffelben  ent()telten,  bcfd^rieben,  wie 
unb  waä  er  ge^prebiget  ^ier  unb  bort.  25icfe  würben  bei  ben 
SSdtern  beä  ßoncitä  herumgegeben'). 

3fud)  ber  gelehrte  ©erfon  ftanb  «uf  (Seiten  ber  ftrengerge» 
ftnnten  ^axti)cl  6ine  eigene  (Sd)rift  fa^t  er  ab,  um  ben  8Sd> 
tern  beä  ßoncitä  ju  beweifen,  baß  man  fid)  burd)  ben  erflen 
SGBiberruf  beö  ^ieronpmuä  nid)t  bürfe  ^inbcrn  (äffen.  3uerft 
beruft  er  fid)  auf  ben  großen  ©runbfafe  ber  Sn(?utfttion ,  baß 
Semanb,  ber  ber  Äefeerei  übertjau^pt  einmal  »erbddjtig  gewefen, 
ganj  frei  unb  rein,  ganj  öerbadjtloö  niemals  werbe.  (5r  bes 
Qti)tt  <iber ,  of)ne  e§  auöjufpredjen ,  of)ne  ben  .^ieronpmuä 
»on  ^rag  and)  nur  ju  nennen,  weit  mebr,  aB  baß  berfelbc 
für  nid)t  un»erbdd)tig  gef)alten  werbe.  @r  »erlangt  md>  feit 
nem  ßeben.  2)ie  «S^rift  l)anbe(t  beäljalb  oon  ben  ©runbfd^en,  j 
nad)  bcnen  man  3Kenfd)en,  weld)e  bie  Äe^eret  obgefdjworen,  I 
unb  .Refeer  überl)aupt  ju  bel)anbetn  unb  ju  bctradjten  babe.  1 
Unb  biefe  ©runbfdfee  finb  fo  furd)tbar  breit  gefaßt,  baß  übcr- 
l)aupt  ieber,  ber  t>on  2lnbern  jum  Äefeer  nad>  ibrem  JBelieben 
gemad)t  werben  foUte,  ou4)  baju  gemadjt  werben  fonnte.  ®er; 
fon  füllet  c§  aud>  felbft,  baß  feine  2Bei§f)eit  ba§  ganje  ßeben 
zweifelhaft  unb  ungewiß  madje,  wenn  er  fagt,  baß  ber  drgfte 
St^tx  für  ben  beflen  Äatbolifen  gehalten  werben  fonnte,  weil 
über^au^pt  bie  Kriterien  ber  S3eurtbeilung  fo  fein  wären,  baß 
man  fie  faum  ju  fe^en  üermoge*).    2llfo  fonnte  aud)  i)mmt- 

1)  Articuli  contra  Hieronymum  de  Praga.    Von  der  Hardt  IV.  I. 
pag.  643  —  693. 

3)  Huoianum  judioiam  id  spectat,  qood  foris  est  et  ande  certificari  l 
potest  per  signa,  teste«,  voces  et  opora.   Quo  fit,  ut  vere  credens  in- 


—  413  — 


betum  ber  befle  Äatf)oltf  angcfeljen  werben  für  einen  Mef^tr. 
9ltemanb  fann  ftrf)  baburdf)  retten,  ba^  er  fcigt,  er  i)ahi  ben 
©touben  ber  Äircbe.  Wlan  mug  eä  nad)  bem  ©rabe  tbrer  S3tt» 
bung  beurtbeilen,  »aä  fie  eigentlid)  2rUeä  bitten  glauben  follen. 

fann  tljnen  ntd)t  frommen,  wenn  fie  fagen,  fie  würben  ba§ 
geglaubt  ()aben,  wenn  fie  eä  nur  gewußt.  @te  b^itten  e§  fd)on  / 
wiffen  miif[en,  ebe  fte  e§  gewußt,  gerner  iJJtemanb  alä  ®ott 
fann  wifien ,  ob  ein  gefd)ebener  SQStberruf  im  ^erjen  aucb  jum 
SBiterruf  geworben  fei.  £)b  nun  auf  ber  einen  ©eite  baä  ei= 
gentlicb  3iiemanb  wiffen  fann  atä  ®ott,  fo  giebt  bodj  auf  ber 
flnberen  ©eite  wieberum  gewiffe  Seugniffe,  woburd)  eä  aud) 
SRenfcben  erfahren  fonnen.  S3ei  mancben  SSerbd^tigen  ifi  oft 
ein  einjigeä  SBort,  weld)e5  eigentlid)  an  ftdj  felbft,  bei  einem 
önberen  2)?enfcben  gar  nid}t§  iji,  ber  ttoIIf!änbigf!e  SBeweiä'). 
SRit  foldjen  ©äljen  fonnte  gewi^,  fo  wie  fid)  nur  jemanb  fanb, 
ber  fie  alä  ber  Äe^erei  wrbdcbtig  ju  »ernennen  ßufi  unb  ^Slaä)t 
i)üttt,  bie  gefammte  SBelt  »erbrannt  werben. 

S)ie  jirengere  ^artl)ei  aber  gewann,  wie  e§  fdjeint,  obnc 
groge  9JJül)e  einen  ööUigen  @ieg  über  bie  milbere.  ^ieronpi 
muä  warb  am  27.  !Mpril  1416  wieber  jum  crjlenmale  »erhört. 
äBei  biefem  erjlen  SSerbor  bcmerft  man  nod),  wie  Bon  Sobeg: 
furd)t  geängfiigt,  ^ieronpmuä  burcb  2iu5flücbte  unb  ^nterpre^ 
tationen  i)txa\i^ühmmtn ,  ficb,  feine  5£f)aten,  feine  ßel)re  we= 
nigftenä  in  einem  milberen  2id}te  barjujlellen  jlrebt.  ©eine 
Sretbeit  aber  jlieg,  je  näber  bie  ©tunbe  ber  ßntfd)eibung, 

terms  et  explicite  qnandoqne  non  possit  hoc  ostendere  contra  Signa  et 
testes.  AUquando  autem  fit  e  contra,  ut  qni  veraciter  est  hereticas  in 
Corde,  ille  humano  testimonio  per  allegationem  ignorantiae  catliolicos 
tenseatur.  Gersonii  judicium  de  protestatione  et  revocatione  in  negotio 
üHei. 

1)  Non  salvat  Semper  hnjosroodi  protestatio:  suflicit  mihi  fides  ec- 
clesiae,  non  salvat,  etiamsi  non  errant.  Quia  non  safficit  sola  Ades  ge- 
neralis et  implicita,  sed  explicita  reqniritar,  apud  istos  qaidem  minas, 
apud  alios  amplius.  Sunt  multa  de  tide  per  nniversos  pene  Christianos 
promulgata  in  praedicationibus,  in  picturis,  in  mutuis  relationibus  sea 
collationibus ,  in  obscrvantionibus  autbenticis  celebritatum  sanctorum  et 
ita  de  reliquis.  Haec  aatem  talia,  quae  publice  fiunt,  non  est  licitam 
ignorare. 

Evenit»  qaod  verbnm  annni  dabit  suspicionem  heresis  in  üeo  loco, 
qnod  in  alio  luco  vel  persona  nihil  reputabitor.  loc.  laud. 


-  414  — 


Sn  bem  SScrf)6r  üom  26.  Wlai  nannte  er  ben  So^)anne§  |)uß 
einen  frommen  unb  e^rnjürbtgen  SKann,  mlä)tt  ber  fBai)xi)tit 
ntemaß  ungetreu  geworben,  rebete  von  ber  burd^auS  üerfel)rten 
(Stellung,  in  weldje  bie  Ätrc^)e  l)ineingerat()en,  ttjiberrief  enbli^ 
feterlid),  n>a5  er  nad)  feinem  SBiberruf  über  SBicltffä  Cebre  auf 
©ebot  bc6  ßoncilä  an  bie  S36f)men  l)atte  fdjreiben  muffen'), 
gr  fügte  aber  aucf)  l)inju,  bag  er  .^ufenö  unb  2ßictiffä  ^ti)tt 
»om  ©aframent  be§  3lbenbma(ä  nic^t  ju  ber  feinigen  mai)en 
wolle,  fonbern  ber  anljange,  »elcf^e  bie  Äirdje  je^t  ^abe.  ©er 
gelct)rte  Florentiner  ?)oggio  l)at  biefer  unb  einer  früljeren  ©i^ung 
t)om  23.  SJiai  betgenjoljnt.  gr  fann  nid)t  genug  befcl)reiben, 
wie  groß  unb  l)errlicb  .l^ieronpmuä  feinen  geinben  entgegenge* 
fianben.  ©ie  gaben  xi)m  nun  noä)  jwei  Sage  Jbebenfjeit.  <£ie 
Verlangten  nodt)  einmal  SSJiberruf.  Äaum  vermag  man  ju  fa» 
gen  warum.  2Bolltcn  fie  bie  SJerbadjtigfeit  biefe§  jweiten  SBi» 
berrufeö  fid)  auä)  nod)  ju  ermitteln  bie  9}?üt)e  geben.  2lber  .^ie* 
ronpmuä  »erfdjmäljete,  waä  fte  ii)m  boten.  2tm  30.  SSJiai  l)6rte 
er  fein  Urt^eil  unb  empfing  ba5  SD?drtprcrtbum  an  bemfelben 
SSage.  ijl  nod)  fein  floifd)er  ^bilofopl),  fagt  ^oggio,  ge« 
fiorben  fo  freubig,  fo  gefaxt  wie  biefer  9Kann.  (ix  parb  unter 
bem  S^one  frommer  ßicber  unb  ©ebete.  2lber  c§  war  ein  langes 
SO?ärti;rert^um.  bauerte  eine  SSiertelflunbe  elje  bie  glamme 
bie  £luelle  feineä  ßebenö  »ertrodnete.  2lüö)  feine  2lf(J)e  war» 
fen  fte  in  ben  üii)im''). 

SÖ?it  fo  Ijarten  ©dalagen  woren  bie  S3dtet  »on  ^onflanj 
ouf  bie  fogenannten  Äe^er  gefallen.  2)a^  fte  aber  ju  biefen 
©djritten  ©igilmunb  unb  viele  anbere  Surften  gewonnen,  baju 
I)atte  wol)l  nid;t  wenig  beigetragen,  bo^  auf  ber  ©pnobe  jefet 
nod)  immer  von  ber  9?eformotion  gercbet,  weld)e  mit  ber  Äird)c 
vorgenommen  werben  follte  am  .Raupte  unb  an  ben  ©liebern. 
T>k  Ueber^eugung,  ba^  ber  gegenwärtige  3uj!anb  ber  Äirdje 
nid)t  fortbauern  tonnte,  war  allgemein,  ^ie  fogenannte  Äe^erei 
SCBicliff§  unb  .l^u^enä  war  weiter  nid)tä  alä  ein  jlarfer  unb 
beftimmter  2luöbrucf  biefeä  in  ber  SBelt  f)«trfd)enben  ©efüljlö. 
3)iefe§  ®efül)l  war  fo  ftart  unb  ber  Sufiönb  ber  Dinge,  au5 

1)  Von  der  Hardt.  IV.  I.  pag.  751  —  773. 

2)  Narratio  historica  de  Hieronymo  Pragensi,  pag.  531.  Vrie.  Hist. 
Conc.  Const.  VIII.  3.  Theodor  a  Mem.  de  vita  Joannis  XXIII.  III.  34. 


—  415  — 


bem  e§  ^«öorgefproffen,  trat  fo  fd^rcienb  i)twox,  bap  btc  ^tk» 
fterfürften  felbfl  nid)t  mel^r  «ogten  ju  bet)aupten,  c§  bebürfc 
bte  .tirci)e  im  ^(Ugemetnen  feiner  9ieformation.  5Jlur  in  ein» 
jelnen  gaßen,  wie  bei  bem  Streite  über  bie  beiben  ©eflalten 
im  2tbcnbmale,  wagte  man  ttm  nod)  ju  fagen,  ba^  man 
boffer  unb  «eifer  geworben  fei  wie  bie  ^»rimitiüe  Mitö)(.  25ie 
Sieformation,  welche  ^uf  gewollt,  Mte  weniger  a(S  bie  Sie« 
formation,  weldje  SBicüff  erjirebte,  bie  2)ogmen  bnüifxt.  25en 
facerbotalifdjen  ©tanb  i)attt  er  wieber  jU  einem  ße^rftanbc 
möcben  woUen,  unb  e§  war  baju  notbig  gewefen,  baä  mijjlifdbc 
©ewanb  ju  jerftoren,  mit  bem  ftcb  baä  ©acerbotium  umgeben. 
Hbtt  gcrabe  bcn  ^up  ^atkn  bie  ?)rieftcrftirf}en  »erfolgt  mit 
einer  btinben  geibenfcbaftlicbteit.  5Bei  bcr  SKebr^ab^  i>er  Saien 
nun  fnüpften  fid)  an  taä  2Bort  „9?eformatton"  bunfele  @cfitl)le 
unb  SBünfcbe,  baß  e§  anbcrä  werben  muffe,  aB  eä  je^t  war. 
"Km  meifien  war  i^nen  bie  je^ige  ©eftalt  ber  (gacerbotii  ^uwis 
ber,  unb  ba§  eä  anberS  werben  mochte  in  unb  mit  bicfem,  ba§ 
war  baä  ftdrffle  »on  ben  ©efüblen  unb  ber  fldr!|le  oon  ben 
2Bünfcben,  welche  man  mit  bem  SBortc  SJeformation  »erbanb, 
S)ie  ^riefierfürjlen  befanben  fid)  in  ber  feltfamjten  unb 
»erworrenjien  8age.  3uerp  mußten  fie  eingegeben,  baß  bie 
Äirdje  einer  ^leformation  bebürfe,  baß  eä  furdjtbar  in  bem 
^)rie|}erlid)en  ©tanbe  jugebe,  baß  fein  ^njlttut  ber  &h<i)t  fei» 
nem  Swecfe  genüge,  baß  faftifd)  ba§  uolle  ©cgent^eil  ber  fa« 
cerbotalifdjen  ^eiligfeit,  wcldje  bocb  bie  große  9Rouer  war,  auf 
wel(^er  bie  Äird)ent)errfcbaft  ftanb,  »orbanben  fei.  ©ie  mußten 
aud)  üon  biefer  SJeformation  reben  unb  2lnfialten  ju  i^r  tref« 
fcn,  weil  bie  SBelt  fie  mit  lautem  Ungeftüme  begehrte,  'iibtt 
fie  mußten  fo  werfabren,  baß  au§  biefer  Steformotion  in  bem 
Sinne,  in  weldjem  bie  SEelt  fie  erfebnte,  bod)  nicl)tä  werbe. 
'I}k  2Be(t  war  ber  ^riefierberrfdjaft  mübe  unb  febnte  ftd)  nadj 
einem  eoangelifd)en  Sujlanbe  ber  Äirdje.  2)ie  Äe^erei  lag  in 
ber  flaren  ßrfenntniß,  baß  e§  fo  fein  müßte,  unb  in  ber  9?acb» 
weifung,  wie  eä  gewonnen  werben  fonnte.  X)ie  ^rieflerfürfien 
faben  ben  gall  ibver  9?eid}tbümer,  ibrer  weltlid)en  COZadjt,  ibrer 
ganjen  .^errlid)feit  in  einer  foldjen  9?eformation.  £)er  ®eifi, 
ber  in  ibnen  war,  webete  fajl  burd?  baä  gonje  ©acerbotium 
Ibinburd):  benn  aud)  in  ben  unteren  ©raben  beffclben  genoß 
man  bodj  baö  £eben  ot)nt  "Uxbtit,  fianb  wie  ein  SBefen  Ijof^erer 


—  416  — 


litt  über  bem  Raufen  bet  5Wenfc!)en,  fonnte  bet  gürilenniad)t 
felbjl  S^rofä  bieten  unb  fidb  unter  bie  glügel  ber  geijllic^en  ®e» 
tidjtäbarfeit  flüd)ten,  mld)t  bic  S()ri9en  mit  ber  größten  SKttbe 
bebanbelte,  ob  fte  aud)  aller  SSerbrcdjen  »oU  waren,  war  enb; 
lid)  üon  ben  ©elübben  im  oftmals  wilben  ©enupe  ber  ßebenö= 
freuben  nidfjt  gejiort.  X)k  ^rie)Ierfur|ien  wollten  ober  jene  5Re= 
formotion  nidjt,  unb  ibnen  war  ber  grimmigjle  unb  unge» 
Ijeuerfte  Äe^er  aud)  wer  ber  SBelt  bie  ^Wittel  angab,  wie  fie 
ju  gewinnen,  unb  wer  nacbwie^,  ba^  biefe  9)iittel  c^rijtlicb, 
eüangelifct)  wären.  X)\t  ^Reformation,  weld^e  bie  SBSelt  erfe^nte, 
follte  t^r  nic^it  werben.  2lber  biefeä  Seinen  war,  wie  bemcrft, 
§u  jlarf,  alö  baf  eä  ganj  Ijdtte  abgewiefen  werben  tonnen. 
2llfo  mufite,  wdtjrenb  bie,  üon  benen  bic  wa()ren  SÄittel  für 
eine  wirflidje  Sfeformation  bargeboten  würben,  alä  .Re^er  »er; 
nid)tet  würben  mit  geuer  unb  ©djwerbt,  toä)  immerfort  ge» 
tebet  werben  »on  biefer  ^Reformation ,  olS  foUe  fie  nodj  gefdje» 
l()en,  ot)ne  baß  jemals  wirflid)  etwaö  gefd)el)c. 

i2o  lange  nun  bic  SOBelt  trolj  i^re»  @el)nen§  mä)  einer 
^Reformation  nod)  in  bem  ©lauben  war  an  bie  .Rircbe  unb 
an  bie  ^riejlerfdjaft,  welche  jene  bilbete,  fonnte  biefeä  ©p* 
flem  ber  3;äufd)ung  angewenbet  werben.  £)enn  fo  lange  bie 
SQBelt  an  bie  Äird^e,  an  bie  ^rie(lerfd)aft  glaubte,  mu^te  fie 
öucb  alä  £aiin,  weldjer  feine  Stimme  in  2tngelegen^eiten  ber 
JReligion,  für  weldje  felbjl  ba§  ©»angelium  er(i  feinen  ©inn 
unb  feine  JBebeutung  burd)  bie  Äird)e  empfing,  eS  ru^ig  fid) 
gefallen  laffcn,  wenn  »on  ber  9?eformation  immer  gefprodjen 
warb,  unb  wenn  fte  nimmer  fam  ober  wenn  it)r  als  Stefor» 
mation  (5twaS  geboten  warb,  waS  fie  gar  nidjt  erfel)nt  ober 
was  »on  bem  ©rfel)nten  baS  2lllerunbebeutenb(le  war.  9iun 
war  aber  aud)  ber  ©laubc  an  bie  St\xä)t  burd)  baS  (gdjiSma 
mddjtig  erfd)üttert  worbcn.  Smmer  nodj  wußte  ^Riemanb  ges 
nau,  wo  bie  wabre  Äird)e  ju  finben  fei.  9Zod)  fd)limmer  war, 
baß  baS  <3d}iSma  nur  burd)  2(ufflellung  einer  Ce^re  gehoben 
Werben  ju  fönnen  fdjien,  weld)e  jefet  wenigjlenS  eine  neue  £et)re 
war,  burd)  bie  ßebre  »on  ber  ©uprematte  ber  öcumenifd^en 
©pnoben  über  bie  Mixä)t  unb  über  ben  ^abfl.  Denn  eS  war 
baburd)  wieberum  bie  2el)re  »on  bem  ^ontiftcat  in  boS  äwei; 
felbafte  unb  Ungewtffe  ge|leUt.  iSiefeS  ''Pontificut  war  auS  be» 
reitS  ongegebenen  ©rünben  in  ben  früheren  Sa^r^unberten  be§ 


—   417  — 


5)?itfelalter3  t>on  bem  großen,  innig  gcfdjtoffcncn  ©eijle  bej^ 
©acevbotii  ungemein  (;od)  gcftellt  roovbcn:  war  gut  fiit  alle, 
ouc^  für  bic,  reeld^e  in  ben  unterften  ©raben  ber  facetbotaltJ 
fdjcn  ^erTfd)aft  unb  ^errlidjfcit  jlonbcn,  wenn  on  ber  ©pi^e 
be6  ganjen  *Prieftert{)um§  ein  untrüglict)cr  SSicar  ®otte§  unb 
be»  .|)eiianb§  ftanb.  3«  {)öl)cv  feine  9J?ad)t  ftanb  über  ber 
Äird)e  unb  über  ber  2BeIt,  befto  fefier,  bcflo  gefdjloffener  fonnte 
bie  faccrbotalifcf;e  ^errfd;aft  werben,  befio  beffer  fonnte  immer 
geljanbeCt  werben  in  einem  ©eifte,  bePo  fraftiger  ber  SSiber-- 
jtanb  ber  SBelt  beftegt. 

9?iemanb  fann  fagen,  bop  bie  S3ifc^öfe  von  fRom  ber  S3e= 
bingungen,  unter  bcnen  fte  erl)oben  worben,  jemals  ganj  um 
eingeben!  geworben:  benn  wenn  fte  auä)  in  ben  fpatcrn  ^al)x- 
^unberten  bc§  9}Jitte(olterS  ftdf)  fetbft  me^r  l)eroor()eben,  ijl  bod) 
bic  SWacbt,  bie  grei^eit,  bie  Unabf)angigfeit  ber  Uebrigen  md) 
9R6g(id)feit  fefi  gehalten  werben  mit  allen  SKitteln,  welrf)e  ju 
©ebote  jlanben.  25ie  ©rünbe,,  mä)  weldjen  ba§  ^ontificöt  fo 
boc^  gejlellt  worben,  bauern  aber  niä)t  allein  fort,  fonbern  fic 
finb  aud)  in  einem  nod)  bringenberen  ©rabe  atä  früher  üorljans 
ben.  £>ie  gcinbfcbaft  ber  SBelt  gegen  bie  «Sirdjc  ijl  bit= 
terer  geworben.  25ie  .Rirdje,  wenn  man  fte  fa^t  nlä  ben  ^n-. 
begriff  ber  greiljeiten,  SRecbte,  einfünfte,  wtldjt  bie  befafen, 
von  benen  fte  ftnn(id)  bargefiellt  warb,  fonnte  gegen  biefe  geinb; 
fd)aft  nur  nod)  gehalten  werben  burd)  bie  unoerfürgte  2Cutorts 
tat  be§  r6mifd)en  ©tul)[e§.  25ie  neue  üetjre  üon  ber  ©upre» 
matic  ber  öcumenifdjen  ©pnoben,  aufgepellt  in  ber  S^otb,  ein 
SQSerf  weniger  ber  Ueberjeugung  alS  eine»  gebicterifd)en  25ran= 
9e§,  fonnte  von  ber  .^od)pricf}erfd)aft,  um  il)rer  felbfl  willen, 
nid)t  behauptet  werben.  2)arum  i)at  man  fte  aud;  nadfj  cini^ 
gen  matten  SSerfudjen,  fte  in  ba§  ßeben  ju  führen,  wieber  fal: 
len  laffen.  ©ie  |te()et  auf  eben  fo  jweibcutigem  ^Boben  al§ 
bie  gebre  öom  unbebingten  ^ontificat.  X>k  SBclt  ift  an  bic 
lefetere  gewöhnt  feit  Saf)tb"ni>«ten ;  warum  S^eifcl  in  iljr  aufJ 
regen  baburd),  ba^  plöfelidj  ctwa§  S^eueä  an  bie  ©teile  be* 
tttlten  gefegt  wirb! 

Dbwobl  fclbft  auf  bem  ßoncil  ju  .Roflni^  cS  biefer  £el)re 
ffine§weg&  an  ©egnern  fehlte,  welche  bie  unbebingte  *Papflgc; 
walt  be^au)3teten '),  fo  mu^te  e§  bod)  im  ©anjen  genommen 

1)  Ktiamsi  Papa  ratervatim  aü  Inferos  dcdiiceret,  nulhis  niti  Deas 
II.  Jfxil.  27 


-  418  - 


an  berfclDcn  fejt^alten,  fo  lange  baS  ©djt^ma  nldjt  ju  @nbe 
gebrodjt.  SUnn  tvax  l)a§  (Soncit  fertig  geworben  mit  jwei  ^ä^p« 
jten,  mit  So^annes  XXIII.  unb  QJregor  XII.  !Mber  SSene»; 
bift  XIII.,  tt)e(d)er  nod^  immer  tton.Rnftilien,  3iragonien,  9?öe^ 
»arra,  !Sd)Ottlanb  unb  goir  anerfannt  warb,  fe^tc  einen  üer» 
jroeifetten  SBiberftanb  entgegen.  25aä  ßoncit  ijotte  oud)  mit 
i^m  fd)on  feit  langem  Unterl)onblungen  angefnü^jft.  jvot 
i^m  »iel  toerfprodf^en  worben,  bie  Äarbinal^würbe,  reidje  ©infünfte, 
wenn  er  nur  t?orl)er  burd)  freiwillige  2(bbanfung  feine  ßiebe 
für  ben  griebcn  ber  Äird^e,  feine  Untcrtpürfigfeit  unter  bü§ 
öcumenifdje  ßoncil  alä  ber  oberften  Äirdjcnautoritdt  erliefen. 
SSenebict  XIII.  aber  l)atte  vion  ftd)  immer  in  bem  l)6d)(ien 
Sonc  gefiprodjen.  ©eine  göttlidje  SBürbe,  feine  grope  giebc 
für  feine  gei(ilid)en  Äinber  geftotte  itjm  ja  mä)t,  feinem  redfjt» 
mdßigen  ^ontiftcat  ju  entfagen  unb  bie  .l^eerbe  ju  laffen  o^ne 
i^ren  realeren  unb  redeten  ^irten.. 

£)en  t)orgefd)lagenen  2Beg  ber  freiwilligen  2lbbonfung  wieä 
er  tnbeffen  babei  eben  fo  wenig  ganj  ab,  öl§  biefeS  »on  frü-i 

1)  eren  fd)i§matifd)en  '5)dpflen  gefd)et)en  war,  ober  er  »erflaufu= 
Itrte  benfelben  fo,  ba^  man  leidet  erfannte,  cä  f6nne  auf  biefe 
^rt  JU  nicf)tö  fommen.  Cieber  rebete  er  Bon  bem  SBege  ber 
©ered^tigfeit,  wa§  in  feinem  ©ebanfen  weiter  nid)tä  l)ie^,  aU 
ba^  unterfud)t  werben  foUte,  wer  üon  ben  fdjiämatifdjen  ^dp» 
flen  ber  red)te  gewefen,  unb  bog  bei  biefer  Unterfud)ung  Ijerauä« 
9ebrad)t  werben  foUe,  ba^  er  eS  gewefen  fei.  2)a  bicfeä  nun 
ntd)t  JU  gewinnen  war,  fdjlug  er  balb  biefe§  unb  balb  jeneS 
x>ot,  nur  bamit  bie  ©a^c  immer  weiter  »erworren  werbe'). 

2)  a§  Goncit  fonnte  bie  ?lu§?unft,  mlö)t  fid)  ju  bieten  fdjien, 
bie  (5int)eit  ber  Äircl)e  burd;  bie  2fnno{)me  äßenebict  XIII.  jum 
^apjt  wieber  l)erju|leUen,  au§  jwei  ©rünben  ntcf)t  ne^>men. 
äuerft  weil  baä  Soncil  ju  ^ifa  SBenebict  XIII.  fd)on  abgefegt 
f)atte  ölä  Mt^tx  unb  ©djiämatifer  unb  ba§  2lnfel)n  beffelben 
nicl)t  toernid)tet  werben  burfte.  Sarum  begefjrte  aud)  ber  5)ap|i 
bei  ollen  feinen  a3orfd)ldgen  immer  juerfl,  bap  jener  2(uäfprud) 

hanc  cnlpam  in  hoc  mundo  redarguere  potest.  A  Papa  procedit  virtus 
et  auctoiitas  concilii.  Joannis  Patriarcbae  propositio  de  jure  i'apae. 
Von  der  Hardt.  II.  pag.  298. 

1)  Vrie  Hist.  Conc.  Const.  VIIF.  5.  6. 

Acta  de  cessione  Benedict!  XIII.  Von  der  Hardt.  II.  pag.  488  —  562. 


—   419  — 


t>e§  ^ifaner  SoncilS  für  null  unb  r\iä)ÜQ  erflart  werben  mü|Te, 
weit  er  wupte,  bag  bie  Äojlnt^er  biefeä  nid)t  fonnten.  Xiann  | 
wollte  man  mit  btcfem  alten  ®efd)Iecl)t  ber  fd?iömatifd)en  ^dpfte, 
weld^e  baä  ganjc  ^ontifkat  in  übten  ®erud)  Qzbxai^t,  ju  @nbe 
fommen.  ©in  neue§  ^a^(tgefd)lcd)t  foUte  beginnen,  bamit  bie 
SBett,  wenn  auä)  öuf  furje  Seit  nur,  fi4)  mit  ber  >|>offnun9 
trojie,  e§  werbe  nun  2(lteä  bcffer  werben.  @§  war  and)  fd)on 
Idngfl  be§t)alb  ein  2)ecrct  gefaxt,  ba^  feiner  üon  ben  S^reien 
wieber  jum  ^apfl  gcwät)tt  werben  fönne.  fam  bcfonberä 
barauf  on,  bie  Könige  »on  2fragomen  unb  Äajiitien  abwenbig 
ju  mad)cn  oon  SScnebict  XIII.  £)eät)atb  ging  ©igimunb  fetbjl 
nad)  Spanien.  @§  warb  eine  Unterljanblung  ju  ^erpignan 
ge^jflogen,  bei  ml<i)tx  bie  Könige  öon  Tfragonien,  Äajiilien 
unb  9laüarra  anwefenb  waren.  Sieben  ©tunben  lang  :prebigtc 
^ier  ber  alte  ^apfi,  um  bem  ©igiämunb  ju  beweifen,  ba^  et 
red)tmd^iger  ^a^pft  fei.  Sie  SSertjanbtung  füt>rte  ju  nidt)t§'). 
e§  entflaj\b  ein  t)efttger  ßärm  in  ^erpignan.  2)ie  ^artt)eien 
fuj;  unb  wiber  ben  ^apfl  gerietben  unter  ben  (Spaniern  fetbfl 
mit  ben  SBaffen  an  einanber.  2tuf  ber  einen  Seite  wor  ba$ 
Ceben  ©igimunbä  in  ®efat)r*);  auf  ber  anbern  ba§  geben  be5 
^apjleä,  welcher  auf  Stati)  be§Ä6nig§  öon  3(ragonien  ftd)  ou§ 
bet  ©tabt  flüd)tete,  bie  jum  3;^eit  nieberbrannte').  SSene* 
biet  XIII.  flücbtete  nadb  ^enifota. 

2)aä  ßoncit  fing  nun  am  5.  9io»ember  1416  bjn  ^to-- 
je^  an  gegen  ben  ^apfl,  brot)ete,  untertjanbelte,  cifirte,  ob  et 
ftdj  noc^  fügen  werbe.  2(ber  obwol>l  bie  Äontge,  wetdje  itjm 
biö  ie^t  Dbebienj  geleijiet,  fid)  bem  ßoncil  anfdjtoffen,  enbtidi) 
t^n  ganj  aufgaben,  war  bod^  nid^tä  ju  gewinnen  über  ben 
unbeugfamen  üRann.    2)a§  ßoncil  tie^  ftd^  nun  won  bem  gcs 

1)  Von  der  Hardt.  II.  pag.  491. 

2)  3n  bcrfclfccn  SJBcilc  i)uh  <i  an  ju  prcnncn  ju  ^erpcrgan,  bfl 
ttugte  bsr  roinifd)  Äonig  unb  aü  fein  58olf  nit  onbcrS,  benne  boö  fie  fotfs 
tcn  crfd)(a9en  rccrbcn,  unb  6crattcn  |id)  in  aüt  iftre  .^nrnefc^,  Unb  ber 
.^cnig  fdbcr,  rccnnc  bic  Äot^cloniger  unb  bic  .^ifponigcr  ftugen  gat  fet« 
pn  cinanbct  in  ber  finbf.  Wlfo  fom  be4  Äonigc«  <Sun  »en  Wragon  gcrit« 
ten  JU  bcni  romifcben  Äonige,  unb  fnvetc  cor  im  niber  unb  fprad^,  gn«* 
big«  über  ^erre,  3r  follt  cudfe  nit  beforgcn,  unfcr  SSotcr  unb  wir  motten 
£cip  unb  ®ut  bei  fud)  laffcn.  SfflinbcdE  Hist.  Imperat.  Sigism.  Menken 
Script.  Rer.  Germ.  I.  pag.  1098. 

3)  Tlieodor  a  Niem  de  vita  Joannis  XXIII.  II.  cap.  17. 

27» 


—   420  — 


Uf>tten  ©crfon  bereifen,  baß  Senebict  XIII.  ein  (jartnddigcr  ' 
Äefeer  fei.   2)abei  führet  berfelbc  einige  ©teilen  au6  ©djriften 
an,  bie  ber  ^apjt  entweber  fetb|l  gefertiget  ober  üon  anbercn 
für  ftd)  f)atte  fertigen  loffen.  „ß^rijluä  unb  ter  ^apfl  ftnb  eine 
üoUfommene  @inä,  fie  bilben  jufammen  ba§  .^aupt  ber  Äirdje. 
2)a§  Urt()eil,  ob  er  bem  ^aipjltf)um  ju  entfagen  t)abe  ober  nidjt, 
berulje  auf  t()m  aUcin:  e§  würbe  feine  roa^re  Äird)eneinf)eit 
entjlel)en,  »renn  er,  ber  ^apfi,  aud)  auf  baä  aSerlangen  ber 
ganjen  2Belt  bem  ^ontiftcat  entfage,  unb  es  Qt\d)ti)t  bicfeä  roibet 
feine  Ueberjcugung')."    25aS  (Soncit  fefete  i\)n  nun  aberma[ä  i 
am  17.  Suli  1417  ab  ol§  einen  t)artndcfigen  Äe^er.  25amit 
erad)teten  nun  bie  ^rielterfürjlen  baä  @cl)i§ma  für  grünblid) 
9et)ei(t.    9?id)t  fo  SSenebict  XIII.,  weld)er  tjor  feinem  Sobe, 
ber  im  ^ai)xt  1424  erfolgte,  bie  Äarbindle,  bie  bei  if)m  ge* 
blieben,  fd)n)ören  ließ,  baß  fie  einen  neuen  ^ap^  ernennett 
würben'),    ©inen  au§  ftd)  ernannten  fte  wirflid)  jum  ^ap% 
unb  biefer,  ber  Äorbinal  2legibiu§  5Wunoj,  gab  fid^  ben  Settel 
ßlemenä  YIII.        ^flanjte  ftd)  ba$<Sd)iäma  fo  nod)  fort  bi§ 
5um  Sabrc  1429,  wo  ßlemenö  VIII.  fein  fleine§  ^ontificat 
on  ^apft  SSKartin  V.  üerfaufte').   SSeweifen  Eonntc  nun  gewiß 
9?iemanb,  baß  biefe  franj6ftfd)5fpanifd)e  ^vH)(üfamilie  nid)t  bie 
ted)tmä^igc  gewefen.    äweifel  unb  Ungen)ißl)eit  waren  aud> 
noc^  lange  in  ben  @emütl)ern  ber  9Kenfd)en  in  Spanien,  wo 
öon  be^  Soncil  unb  bem  neuen  römif(I)en  ^a^3(lgefd)led)t  fet)t 
wenig  get)alten  warb*). 

3nbcffen  fd)on  nad)  ber  2fbfe^ung  S5enebict  XIII.  betrad^s 
tete  bie  ©pnobe  bie  (Sint)eit  ber  Äird)e  atS  wieber  be^gef^eHt 
unb  bie  8el)re  t>on  ber  (Suprematie  ber  6cumenifd)en  ©t)noben 
i)Cittt  bie  grüd)te  getragen,  um  berentwillen  fie  aufgejlellt  wor»  , 
ben.   £)ie  gurdjt,  wcld;e  bie  SBelt  frül)er  gel)abt,  bie  Äird)e 

1)  Cicrsonii  demonstratio  contra  Petram  de  Luna.  ' 

2)  Cardinalibus  sub  gravissimis  poenis  injunxit,  ut  eu  decedente  'I 
aliani  cligetbnt  in  Papatu  loco  sui.  Theodor  a  Niein  de  vita  Joan-  i 
IM  XXIII.  H.  cap.  26.  il 

3)  Bulla  Ct^ssionis  Clement.  VIK.  Bzovius,  Annales  ecciesiae  XV«  . 
pag.  713.  , 

4)  yicnfo  V.  oon  Siragontcn  no^m  btc  ®c3cnp4pftc  SBcncbift  XIII. 
unb  eUnienö  VIIF.  roicbcr  unter  feinen  ©cf)u(i.,  tinb  miü  fie  Sdifangö  nur  ' 
für  ungeheure  "Prcife  an  OTortin  V.  cerfaufen  QCQtn  ^Mbtrctung  nflcr  Ätrs 
(^entinfünfte  in  tMrngonien.   Bzovins,  Annales  ecciesiae  XV.  pag.  690. 


fönne  gefpalten  »erben  in  »ter,  woljl  nod)  meistere  ^a^pfitljümev 
unb  "Hütt  m6d)te  unter3el)en  in  einer  ungeheuren  aSernjtrrung, 
ijl  nun  bod)  »erfdjtpunben.    9J?ef)r  ü(5  jreei  3fll)re  »arcn  jefet 
öerfaufen  feit  bem  2tnfange  be6  6oncil§.    3n  biefer  S^'t  waren 
nicl)t  feiten  (Siferer  für  bic  Sieintgung  ber  Äirdje  aufgetreten, 
weld)«  balb  baä  ßoncit  felbfi,  balb  ©igtämunb  an  bie  Siefori 
mation  ber  Äird?e  möljnten,  bie  balb  broljeten,  balb  flagten 
unb  bie  ©emütljer  burc^  bie  ©cl;i(berung  beö  Sufianbeä  ber 
S)inge  ju  erfc^üttern  fud)ten.  25iefe  (Siferer  verfuhren  nicbt  »ie 
SQSicltff  unb  ^u^.    ©ie  mal)nen  nur,  ba^  baS  (5l)rijienthum, 
4>rifilid)e  2Beife,  Suc^t  unb  ©ittc  vricber  Ijergefiellt  »erben 
mbä)tm  unter  ?>rieftern  unb  SSolE.   ".iCber  bic  SDJtttcl,  bie  oUein 
■  t)a\)\n  fuljren  fonnten,  gaben  fie  nidjt  an.  @ie  wären  ja  fonjt  al§ 
Sit^it  öerbrannt  »orben.    ^6d)jtenö  mag  man,  »ic  ber  ge;  [ 
lehrte  (Serfon  fo  oft  in  feinen  @d)rtften  t^ut,  leifc  bcn  Urgrunb  | 
'  aller Uebel  berül)ren,  flogen,  ba^  bie@d)rift  »ernadjlaffiget  »erbe, 
baf  bie  2)ecrete  ber  ^äflpjte  über  fie  geflellt  »ürben,  t>a^  ber  J^ci- 
ligen^unb  SSilberbienfi;,  baä  3nbulgenjen»efen  aQjuüiel  um  fid^ 
gegriffen.  'Kbix  tiefer  unb  grünblidjcr  barf  man  nid>t  eingeben  ouf 
biefe  ^inge  unb  am  »enigjten  bie  2(utorität  ber  Äird^e,  b.  \).  ber 
[  ^rieflerfürjlen  Idugnen  ober  gar  fagen,  ba^  i^rc  »eltli4)e  9Kad;t 
i  baä  @rfie  fei,  mld)t^  buxä)  eine  S?eformatton  {)in»eggebrad)t 
I  »erben  muffe.   Siefe  beiben  £iinge  finb  bie  ungeljeuerpen  aller 
Äe^ereien,  »eldje  gefagt  »erben  fönnen. 

9Kitten  in  jene  3Rat)nungen,  jeme  klagen  t)inein,  »eldje 
umfonfl  üorübertonen ,  fcljaüen  nun  uon  '^ät  ju  3eit  aud) 
fd)on  onbere  (Stimmen ,  »eldje  ton  ber  S3erj»cifelung  au§= 
gepreßt  finb.  §6  »erbe  nidjtä,  gar  nidjtä  fjerauöfommen  auS 
öUen  biefen  Sieben  üon  einer  9ieformation.  X)k  i)oi)m  ^tx- 
ttn,  Don  beren  "itutoritat  9lUeä  obljdnge,  »oUten  nidjtä  refot« 
mircn:  ju  tief  fei  '^lleS  oerfault  unb  »er»e|l,  al6  bap  nocf> 
Jg)ofnung  auf  et»aö  Südjtiged  gefagt  »erben  Eönnte.  £)iefe 
(Stimmen  nun  oerfünbeten,  »aä  »irflid)  »ar.  3n  bem  (Sinne, 
in  \vtlö)m  bie  2Belt  e§  meinte,  »aren  bte  ^riefierfürfien  nidjtS 
•  iü  reformiren  feft  cntfcl)loffen ').  ®d)on  baS  2ßort  iji  i^nen 
ungemein  »erl)a^t.  SScnn  oon  ber  9ieformation  auf  bem  ^om- 
ni bic  Siebe  ifl,  tönet  boffelbc  »ilbe  Sdrmen,  mit  bem  ber 


1)  Gersonii  lib.  de  reformatione  in  ecclcsia  Universali. 


—   422  — 


etjwürbige  ^uf  nict»ergefd)rien  werben ').  £)ber  fie  fagen  jebcn 
Sag,  morgen,  pur  ^eutc  ni^t,  foU  baS  SJeformationäroctE 
beginnen. 

Snbefyen  voax  bem  9?ufe  ber  SBelt  nad)  einer  SReformation 
mä)t  ganj  auöjubeugen.  @o  lange  aber  bie  Äird)enfurjien 
eon  ben  gläubigen  8aten  anerfonnt  würben  olä  bie  allein  ent» 
fdjeibenbe  unb  orbnenbe  Zütoxität,  xoax  i\)ntn  natürlidj)  audj) 
bie  ^Slaä)t  gegeben,  waä  fie  wollten,  md)t  waö  ben  ©efü^len 
ber  Sßelt  entfjprad),  für  eine  »olle  unb  gcnügenbe  9ieformation 
auäjugeben,  SQSenn  fie  nun,  fo  wie  eä  feit  ad)tl)unbert  Sauren 
in  einem  fort  gefd)el)en,  wieberum  einige  2)ecretc  erliefen,  baf 
9JJ6nd)e,  Slonnen  unb  ^riejlcr  i^ren  ©elübben  gemäß  leben, 
bap  (^ittc,  2lnjtanb,  3u^t,  Sugenb  l)errfd)en  foUte,  baß  fein 
^onbel  mel)r  ju  treiben  fei  mit  geifllid^en  25ingen  unb  mit 
geijtlid()en  "Ktmttxn  unb  d^nlidl)e  25inge  meljr,  fo  ließ  fiel)  fd)on 
mit  einigem  2(npanb  bel)aupten,  ba^  biefe§  eine  Sfeformation 
fei,  obwot)l  man  genau  wußte,  baß  biefe  2)ecrete  eben  fo  wes 
nig  etwa§  frommen  würben,  alö  burd)  bie  alten  unb  uralten. 
baS  5SRinbeftc  et!reid)t  worben  war.  Uebcr  ben  Sommer  ber 
2Belt  aber  fonnte  man  fiel)  l)inwegfe^en,  fo  lange  fie  nur  nid)t 
bie  Srfenntniß  gewonnen,  baß  reformirt  werben  fönne  üon  einer 
anbern  Seite  i)tx  als  burd)  bie  ^riefterfürjten  felbfl,  fo  lange 
bie  2lutoritdt  ber  @d)rift  nod)  unter  ber  Autorität  ber  Äir» 
d?c  fianb, 

war  aber  bod)  aud)  eine  (Seite  ber  a3erl)dltniffe  uorl)an= 
j  ben,  barin  ein  Zi)tU  ber  ^riefterfürjten,  ein  SK^eil  ber  2>dter  ber 
i  ©pnobe  felbft,  ^Deformation  wünfd)te.    £)ie  ^apjlgewalt  war 

it)nen  über  ben  Äopf  gewad)fen.  $t)euer  mußten  bie  Äird)ens 
I  dmter  öon  ben  ^Jdpjten  crfauft  werben,  t)oi)t  Steuern  waren 

oon  il)nen  ju  jol}len,  ^ie  Italiener,  bie  ^ofleute  be§  ^apfle6 
!  l)afd)ten  bie  beßten  ''Pfrünben  fi(^)  hinweg,  fd)lugen  mel)rere  ber? 
i  felben  jufammen,  alfo  baß  an  eine  Seelforge  gar  nid)t  mebc 

1)  Sathan  verissime  in  oongregatione  Constantineiiji  «lognoscitur 
guerras  et  ri^as  concitare,  ne  inter  se  concordare  valeant  ad  quos 
sanctae  reforinationis  onus  et  opus  spectare  videtar.  Sunt  enim  alterius 
contra  alterum  clamores,  jurgia,  contumeliae  et  hujusniodi,  quue  sine 
diabolico  instinctu  esse  nequaquam  posscnt.  Per  quae  tantum  rerorma- 
tionis  negotium  in  capite  et  in  meiiibris  suminopero  retardatur.  Vrie 
Hi»t.  Cop.c.  Const.  VII.  8,  , 


—   423  — 


^  ju  benfen  war.  25arum  njünfdjte  ein  Zt)t\i  t>et  ^rie|ierfürj!en, 
ba§  bie  Äarbindle  fütbert)in  au§  allen  Stationen  genommen 
ȟroen,  bo^  bie  Rupfte  bem  Stedtte  ber  2(nnaten,  ber  5Refer= 
üiUionen,  ber  ^roBljtonen,  ber  ßommenben  entfage.  Sfefornid-: 
th)n  in  biefen  fingen  nannten  fte  3iirü(ffül)ren  ber  firc^ltc^en 
SßerfjdItnijTe  auf  i^ren  primttben  Sujtanb. 

gür  bie  SBifdjöfc  rcaren  biefe  Singe  von  einer  t)o()en  5!Bid)tig: 
Feit,  für  baS  ßfjrillentljum  roaren  fie  beinafje  gteidjgültig.  91od) 
gfeidjgültiger  war  e»  für  fte,  ob  bie  oberjte  ^irdjenautorität  in 
ben  ^änben  eineä  römifchen  S3ifd}of»  ober  in  einer  ocumeni^ 
fc^en  ©pnobe  ru()cte.    2)ie  Sbee,  bie  J^errfd)aft  übcijutragen 
auf  "KUt,  {jatte  gen>i§  einen  äauberifd)en  JReij  für  oiele  &t-. 
mütf)er.    @5  rooren  aber  groge  ^ebenflidjfeiten  babei.  X>ie 
SSSelt  war  in  Seroegung,  unb  bie  Äirdjenautoritdt  fing  an  be» 
(kitten  ju  werben  üon  »ielen  Seiten  f)er.    <goUte  ber  alte 
©laube  ber  fDienfc^en,  ntl<i)t  an  baö  ^ontificat  gerooljnt  rea» 
nod)  erfdjüttert  rcerben  burd)  eine  Steuerung  ber  Äirdjc  felbft, 
jumal  ba  fo  fräftige  ©efammtintereffen  für  ba§  ^apfltl)um  in 
feinem  Botlilen  Umfange  fpradjen.    2)arum  war  ein  großer 
a;^eil  ber  ^riejterfürjlen  immer  für  biefeä  unbebingte  ^a:pfi; 
tt)um,  unb  bie,  weld)e  eä  angriffen,  griffen  eä  nur  an,  roenn 
eä  JU  brücfenb  warb,  unb  fdjwanf ten  in  i^ren  ^Tnftdjten  Ijin 
unb  ber.   £)iefer  2frt  waren  befonberä  bie  3(ngriffe,  welche  baS 
^apptöum  auf  ber  Spnobe  |u  ^ojinifo  erfut)r,  fdjwanfenb, 
jweibeutig,  unbeftimmt.    SebenfaHes  badjten  bie  meijlcn  ber 
SSäter,  weldje  überbauest  auf  eine  ^Reformation  fannen,  nur 
auf  eine  foldje,  weld^e  in  ®elbfad)en  ju  i^rem  unb  il)re6  ©tans 
beS  25ejlen  auäfdjlagen  fcüte.    Snbeffen  war  an  einer  flippe 
üoruber5uf4)iffcn.    Sigiämunb,  welcher  auf  baä  ßoncil  jurürfs 
gefcbrt,  begctirte  jlarf  eine  3?eformation.    S3iä  je^t  war  baS 
Jfnfinnen  immer  bamit  »on  bem  ßoncil  jurücfgewicfen  werben, 
bap  crjt  bie  (Sin^eit  ber  M\xd)t  wieber  f)ergefteüt  werben  müffe. 
X>it]e  galt  nun  für  wiefcer  ^ergefteüt,  nadjbem  S5enebtct  XIII. 
abgefegt  worben.    iJlun  mußte  ein  Äampf  beginnen,  ber,  wa; 
ten  fie  einig,  ungefä^rlid)  für  bieS5ifd)6fe  war.   ©o  lange  bie 
SBelt  an  bie  ^lutorität  biefer  Jtird)e  glaubte,  wa»  fonnte  jie 
tbun?   3Kußte  fie  bod)  2(IleS  al§  eine  wafjre  ^Reformation  i)in-. 
ne^imen,  wa§  it)r  geboten  warb  alä  eine  fold)e.   65  wor  aber 
feine  red)te  ©in^eit  unter  i^nen,  weil  ein  Zi)tÜ  ba§  ^apfittjunt 


—  m  — 


in  t»et  befd^rtebenen  2Beife  reformiren  wollte,  ber  «nbere  bicfeä 
für  fef)r  bebenflic^  );)\tU,  weil  ba§  9?eformatiün5t)erIanöcn  bet 
fiBelt  bann  weitet  greifen  mbä)tt  naä)  ^jingen,  weld)c  in  aller 
3ntereffe  waren'),  darüber,  ba^  bie  2Be(t  getäufd;t  werben 
foUte  in  i\)xtn  eigentlidjen  Erwartungen,  waren  beibe  Äl)ei(e 
vollfommen  einig.  ®o  fonnten  fte  gegen  ben  eigentlid)en  geinb, 
gegen  bie  SBelt  unb  bie  beilige  Setjnfudjt  berfelben,  am  Enbe 
fid)  bod)  leid)t  jufammenftnben. 

@ä  war  enblid)  eine  (Songregation  niebergefeljt  worben  für 
bie  Steformation  unb  nun  entfianb  bie  Srage,  ob  bie  9?efors 
mation  üorjunebmen  fei  »or  ber  ^apjlwal)l,  auf  weldjc  fid> 
bie  ©pnobe  für  biefeämal  einen  gewiffen  Einfluß  fd)on  auöbe» 
bungen,  ober  ob  bie  ^a^ftwat)l  öor  ber  Sieformation*).  SSro^ 
ber  neuen  £ef)re  üon  ber  (Suprematie  ber  ocumenifcben  ©pnos 
beu,  j!anb  bie  ^säpftlidje  2lutoritdt  nod)  fel)r  i)o<i)  in  ber  9)?ei» 
nung  ber  9)?enfci)cn.  25ic  felbjl,  weldje  ftc  aufgejlellt,  böttett 
fie  üie(fad>  etngefdjranft,  fü^lenb,  wie  notbwenbig  für  if)r  ^n* 
tereffe  bie  unbcbingte,  bie  g6ttlid)e  2£utorität  beö  römifcben 
®tul)le§  fei.  ©0  war  gefagt  worben,  gegen  recbtmd^ig  er» 
wählte  ^ä^jfte  gelte  bie  2lutoritdt  ber  ocumenifcben  @»;noben 
gar  nid)t.  35ie  unbebingte,  bie  gottliebe  9Kad)tfülle  eine§  ro; 
mifd)en  S3ifd)of§  allein  fonnte  ba§  bo^fl  bebenflicbe,  immer 
jiürmifcbet  werbenbe  9feformation§oerlangen  ber  SBelt  nieber» 
fdjlagen.  3llfo  mufte  ber  ^apfl  juerfl  gewählt  werben,  bamit 
eine  oon  ben  Saien  no^)  geglaubte  ober  bod)  gefürcl)tete  9J?ad;t 


1)  S)o6  bicfe  Surc^t  ber  ^völoten  in  einem  l)ot)cn  Orabe  gegrünbct 
mx,  bflg  auf  bcm  ßoncil  fe(6il,  b.  ^,  unter  ben  gürjlen  unb  Herren  auf 
bcnifclben,  rcicliffitifd)  s  tuffitifd)e  aSorfleClunöen ,  rcie  nion  bie  Dfeformatton 
ntad}en  niüjfe,  laut  getoorben,  deroeifen  bie  jmölf  grogecapitel,  roeld)e  ouf 

'  beut  Sontil  »on  ber  facerbotalifd)en  'Pflrt()ei  aufgeiicDt  unb  natürltd)  in 
i^rem  Oeijie  beanttportet  routben,  ©enn  bet  eilfte  lautet:  ütrum  dicere, 
qnod  Roniana  et  universalis  ecciesia  non  possit  debite  ac  pcrfcctc  re- 
formari,  nisi  per  subtractionem  bonorum  temporalium ,  quibus  a  prin- 
cipibus  superflue  est  dotata,  sit  erroneum  et  expresse  sapiens  bercsin 
Joannis  Huss  per  hoc  sacrnm  conciliam  condemnatam.  Von  der  Hardt 
I.  pag.  924. 

2)  ?)ccret  com  4.  3uli  1415.  Sacrosancta  synodus  ordinal,  quod 
ad  electioneni  futuri  summi  Pontiücis  nullatenus  procedatur  sine  dcl»- 
beratione  et  consensu  hujus  sacri  concilii  generalis. 


—   425  — 


ba  fei,  (reld)c  fpredje,  ba§  ift  t»ie 9\eforniation,  ober,  wir  braus 
ö)tn  feine  9ieformation 'j. 

Ztx  größte  Äl^cit  ber  SSater  Don  Äojlni^  begriff  baä  nun 
au(^  red)t  n)Ot)l  unb  ki)  ein,  ba^  einem  neuen  Zapfte,  bem 
fo  ©rofeä  »DÜrbe  »erbanft  rrerben,  baS  tapfer  gebrad^t  »erben 
muffe,  bap  öud)  üon  feiner  SReformotion  md)t  bie  3iebe  fei. 
"KÜt  begriffen  e§  abcrjnic^jt  fogleid) :  ba^er  bcr  ©treit*).  Sie  Äar* 
binäle  aber  ffanben  an  bec  ©pifee  ber  erilcren  ^axti)d.  ©ie 
proteftirten  fogteidj  am  9.  unb  11.  ©eptbr.  1417  gegen  jebe 
Sieformation,  bie  »or  ber  ^apiln)at)J  gefcftetje.  Sie  fd)einen  mit 
groper  ©djtaufjeit  werfatjren  ju  fein.  Sie  jeigen  ben  übrigen 
S5ifd?6fen,  wie  an  bem  Sieformationäoerlongen  ber  SBelt  nur  oor« 
überjufommen  fei  burd)  ben  QJabft').  S3alb  erl)eben  bie  italies 
nifd;en,  bie  fran56fifcf)en,  bie  fpünifd)en  23ifd)6fe  ein  einmüt^is 
geä  ©efc^rei,  ba^  »ot  allen  Dingen  ein  neuer  ^apff  ju  njdf)s 
len  fei.  2!?er  Äarbinal  "HUmo ,  ber  eben  erft  gegen  bie  unbe» 
bingte  ^apftgeiralt  geeifert,  t>erfict)ert,  ba§  o\)ne'  einen  ^apfl 
gar  nid)t  ju  teformiren  fei.  ©ie  fagen  gar,  ba§  fei  eben  bie 
3?eformation,  wenn  man  roieber  einen  ^apjl  ^labe. 

1)  64on  Olli  9.  Sanuor  1416  ^ott«n  bic  Äorbinale  i\ixd)  ixt  ÄontJ 
gtn  3o^anna  von  'JJeapel  ben  Stnrrag  an  ba«  goncil  ^tütn  laffen,  ba§ 
fd)(<untg  tnUber  ein  ^apjl  gemd^It  tcerbc. 

2)  Jniher  ift  bcr  Äarbinol  Sittiaco  fogar  ber  OTcinung  gerocfen,  bog 
bicfeemol  bie  Äarbinale  Den  ber  'papfinja^l  auÄgefdjlcffcn  rccrben  mü§tfn, 
fonft  rcürbe  ou«  ber  iKeformaticn  getci^  nid)t8  tcerben.  Dicti  cardinaies 
in  statu  eoroin  nibilominus  remanentes,  dicerent,  qiiod  ad  eos  dnntaxat 
»pectaret  electio  sammi  Pontilicis.  Qnod  si  obtinerent,  non  est  dabi- 
tandum,  quin  nnam  ex  se  ipsis  eligerent,  sicut  fecemnt  in  Pisis.  Sic- 
que  nülia  reformatio  efficax  et  frnctnosa  seqoeretur  nisi  Tocalis  et  uniaa 
personae  mntatio  tantnm.  Et  bi  quidem  electus  et  electores  jnxta  mo- 
res veteres  eomm ,  similiter  perpetnnm  errorcm  in  ipsa  ecclesia  con- 
tinuarent,  qooasqae  udds  eorum  in  eodem  stata  in  ipsa  ecclesia  rema- 
neret.   Petri  de  Alliaco  lib.  de  didlcoltate  Reformat.  in  Conc.  Univers. 

3)  Talis  raorosa  dilatio  procedendi  in  negotio  electionis  non  caret 
scmpulo  fautoriae  scliismatia.  Nec  ullam  causam  allcgant,  nisi  qood  ante 
electionem  tiat  reformatio.  Quae  causa  nuIla  est^  quoniam  et  fieri  re- 
formationeni  dictae  tres  Nationes  et  Cardinales  voiunt.  Si  reformatio 
fienda  est  de  deformatis ,  qaae  major  est  aat  esse  potest  in  corpore  de- 
formitas,  quam  carere  capite.  lUa  igitur  prior  tanquam  magis  neces- 
saria  debet  esse  retormatio  quae  corpus  ipsum  ad  capot  reformet  et  in- 
formet.  Protestatio  cardinaliam.    Von  der  Hardt  I.  pag.  919. 


—  426  - 


2)ie  35eut|'4jen  aber  unb  bie  ©nglänber  begriffen  e6  im 
Jfnfangc  nid^t.  ©ie  jtanben  mit  ©igiämunb  unb  begehrten, 
bafi  bie  Sfeformation  ber  ^apPn)a{)(  t5orau6gel)en  müfife.  ^eftig 
tobt  bcr  ©treit  i)'m  unb  l;er.  ©igiömunb  njiU  bie  Äatbindte 
gefangen  nehmen').  35ie  Äavbinäle  erfldren  fein  SSer(angen 
für  ()ufTitifcf)e  unb  n)icliffitifd)e  Äegeret,  fie  fd)»6rcn  a(ä  9J?är. 
ti)rer  ju  fievben  in  biefet  <Bad)t^).  Sf)re  aSorjleUungen,  it)re 
9)?ad)inattonen  wirften  im  ©tiUen  auä}  unter  biefen  beiben  '^a-- 
tionen  wie  fie  gewirft  Ijatten  bei  ben  3fomanifd)en.  ^ie  §ng» 
länbcr  traten  jurütf.  2)ie  25eutfctjen  mögen  aiid)  bebenf{id)  ge» 
werben  fein,  waä  benn  «Sigiämunb  'Mei  reformirt  haben  rooUe. 
©ie  felbjt  wollen  nid)t§  weiter  reformirt  t)iben  aB  xi)xt  ®elb= 
fad)en.  ©igismunb,  tdglid)  mebr  »erlaffen,  ftebt  ftd)  ju  einem 
'^bfommen  genötbiget.  25er  ^apfl  foU  juerfi  gewäblt  werben, 
ober  berfelbc  foU  gel)alten  fein,  bie-  Sieformation  fogleidj»  Borju^ 
net)men  unb  bie  ©pnobe  ntdbt  ju  entlaffen,  beoor  fie  geenbet. 
2)ie  S3ifd)öfe  (teilten  nun  bie  ©adjen  auf,  welcl)e  reformirt 
werben  foUten.  @ä  finb  bie  oben  berül)rten,  bei  benen  baä 
6t)riftentl)um  faum  ein  3ntereffe  l^at.  2)ie  Äarbinäle  aber 
wdl)len  ben  Äarbinat  Äotonna  jum  ^apjlc  am  11.  '^floxtem» 
ber  1417.  £)iefer  Wlann  foll  einen  2Bal)(fprucb  gehabt  l)abm, 
weldjer  md)t  allein  il}n,  fonbern  auä)  bie  meifien  '$)ri(terfür|len 
treffenb  d^arafterifirt').  SBer  nidjt  tdufcben  fonne,  »ermögc 
}  üud)  nid)t  ju  l)errfdien.  @r  fcnnt  feine  8eute  unb  mact)t  gleicl) 
nad)  feiner  2Babl  befannt,  wer  ein  ^eneficium  );)abm  wolle, 
möge  fid)  nur  bei  i()m  melben. 

2)iefe§  gefd)a^  natürlid)  aud)  nid)t  umfonft.  Sa6  ganje 
ßoncil  war  ia  ein  gro^eö  Äauf^auä;  nid)t^  alä  ©etb  unb  Q5tU 
beäwert^  fam  in  ffietrad)t  unb  nidjtö  Ijatte  bagegen  SBertb- 
©ie  foUten  nun  oud)  nid)t  auf  bie  Sfeformotion  beä  a^jojiolifdjen 

1)  Von  der  Hardt  IV.  II,  pag.  1417. 

2)  Tale  scriptum  erat  hoc  tempore  publicatiim,  quo  Caesar  et  Ger- 
iiiani  atqne  Angli  ob  Refonnationeni  tarn  impense  quaesitam  ante  novi 
Papae  election^m,  hereseos  et  quidem  ob  majorem  invidiam,  Wicletiti- 
sticae  et  Hiissiticae  sectae  accusabantiir.  Von  der  Hardt  IV.  II.  pag.  1414. 

3)  3tm  wart  niicjcijffijn ,  öa^  er  ber  armefl  unb  einfaltigili«  Äarbinat 
»cre  unter  atlcn  Äcrbinalcn,  bie  ju  JCojtani  barjumaU  ivarent.  25arna<l) 
»ort  er  ber  atterreidbeft  unb  ber  ciOergutigipe,  baö  man  meinte  mnn  funbe 
einen  Surnen  octt  ©olbnin  unb  JJufaten  ^intcr  im  ba  et  ftaxb.  Windeck. 
apiid  Menkcn,  pag.  1118. 


-   427  — 


©tuf)le§  bringen,  fie  foUten  fef>en,  bap  bie  allgemeine  ©eraatt* 
fülle  beffelben,  ba  er  bie  S3eneftcien  oergab,  mm  er  wollte, 
ba  er  auf  bem  Raupte  eine§  fo  »iele  berfclben  jufammenfcljlug, 
al§  er  wollte,  bocf)  aud)  für  fie  felbji  juweilen  »on  er^eblic^)em 
9?ufeen  fein  fönnte.  ging  aber  i)OÖ)  nict)t  ganj  »ie  ber 
^ap(t  gebadet.  Sie  Otimmung  unter  ben  S3:fd)öfen,  ba^  bie 
'Pnpftgemalt  in  2lemter  =  unb  ©elbfacljen  ermäßigt  werben  muffe, 
fonnte  nidjt  ganj  niebergebrücft  werben.  Zuä)  wollte  bie  SBelt 
wenigflenä  ctwaö  üon  einer  9teformation  l)ören.  2)ie  2)cut- 
fdben  bewegen  ftd)  noä)  immer  für  biefen  ßwecE;  fte  rcidjen 
^roject  auf.^roject  ein'j:  felbft  bie  granjofen  unb  ©panier 
ftnb  biefen  ^Bewegungen  nicl)t  fremb.  25er  ^apjl  ^)at  fiel)  ge> 
nött)igt  gefel)en,  eine  Kongregation  für  bie  ^Reformation  nieber* 
jufe^en.  ©ie  arbeitet  lange  unb  eä  will  nidjtä  l)erauäfommcn. 
Um  bie  ©potttieber,  weictje  oon  ben  granjofen  gegen  ii)n  m-- 
breitet  werben,  fümmert  ft^)  ber  »erftänbige  ^ap|l  nicfjt.  -Dem 
ßoncil  ftnb  bie  ^änbe  gebunben,  feitbem  eö  wieber  einen  xtäfU 
mä^tg  erwählten  '?)apft  l)at.  @ä  läpt  fid)  aber  aud)  ftd^tbar 
nic^t  ganj  ungern  bie  .^dnbe  gebunben  fein.  9?iemanb  rcbet 
met)r  »on  ber  Suprematie  ber  ocumenifcljen  ©ynoben,  welche 
über  ben  ^apfl  flet)enb  woljt  eine  ^Reformation  felbft  madjen 
Jonnten,  wenn  c§  biefer  an  ftcb  ermangeln  laffe. 

gnblid)  lä^t  ber  ^apfi  eine  Sfeformation  auftlellen,  weld)e 
iammerooU  unbebeutenbe  Singe  entt)dlt,  jebeä  noä)  »erfefeen 
mit  ber  Älaufel,  bag  fortan  ber  ^apfi  fo  tl)un  foUe,  wenn  er 
nid)t  gerabe  triftige  ©rünbe  l^abe,  anberS  ju  tl)un').  @ä  batte 
bereite  früt)er  ©erfon  barauf  aufmerffam  gemadjt,  ba0,  wenn 
eine  Sieformation  etwa  ju  ©tanbe  fommen  foUte,  man  bem 
^apjl  bod)  [a  nidjt  bie  9Rad)t  laffen  möge,  ftcb  üon  ben  JRe- 
formationäbecreten  wieber  ju  bifpenfi'ren,  weil  man  bann  ges 
nau  wieber  auf  bem  alten  glecfe  fein  würbe*).   Saran  benft 

1)  Germanicae  Nationis  Aiticuli  de  reformatione  supremi  Status  ec- 
clesiastici.  (£bcnfaQ6  lauter  ©clD  unD  Wemtcrfacfecn.  iJIut  bie  ungeheuren 
Snbulgcnjen,  feie  aUt  mögliche  «Sünben  »ergeben,  foflen  rcibetrufen  roers 
ben.    Von  der  Hardt.  I.  p.  999  —  1011. 

2)  Martini  V.  Reformatio  in  capite  et  curia  Komana,  Von  der 
Hardt.  I.  pag.  1021  —  1045.  Statuta  de  refounatione  ecciesiae.  Von 
der  Hardt.  IV.  II.  pag.  1532  —  1542. 

3f)  Tunc  caveat  universalis  ecelesia  snper  omnia  ot  nanquam  sob 


—   428  — 


je^t  9liemanb,  unb  2(Ue  finb  wiebet  in  bem  tiefiten  ©et)orfam 
unter  bem  ^apjt.  X)m  ©runbfa^  aber,  weld)en  bic  ©pnobe 
frü()er  aufgejteUt,  ba^  »on  nun  an  forttt)d{)renb  ocumenifdje 
Goncilien  3cl)a(ten  »erben  foUten,  ba§  evjic  in  fünf,  ba§nddt)ftc 
in  fteben,  bann  »on  jet)n  ju  jet)n  3a{)ren,  bejtdtigct  SWartin  V. 
jttjar  nid)t  auäbrüdltd),  aber  er  »erftanbigt  ft'd)  bod)  mit  ben 
SSdtern  baruber,  ba^  bie  nddfjfte  ©pnobe  in  ber  ©tobt  ^a»ia 
geljalten  »erben  foUte  mä)  bem  2(btaufe  üon  fünf  3«l)ten'). 
X>m  ©a^e  »on  ber  ©uperioritdt  ber  6cumenifd)en  ©pnoben 
ijl  fonjt  SJ?artin  V.  gar  nidjt  f)olb.  2)ie  ^olen  appellirten  in 
einer  ©treitfadje,  miä)t  nidjt  ()ierf)er  ge()6rt,  an  eine  foldje 
ocumenifdje  ©tjnobc.  25er  ^a^jjl  erließ  eine  ßonjlitution,  baß 
in  feinet  ©ad)e  an  einen  ^apjl  appellirt  »erben,  9?iemanb  in 
(Slaubenöfa^en  gegen  feinUrt^eil  fid)  ertjeben  bürfe').  darauf 
fd)loß  er  am  22.  2fpril  1418  bie  ©pnobe  unb  gab  if)nen  allen 
grofe  Snbulgenjen  umfonjl  mit  auf  ben  2ßeg.  ©igiämunb,  in 
\  oUen  feinen  @r»artungen  getdufd)t,  l;dtte  ben  ^apjl  gern  in 
2)eutfd)lanb  be()atten,  um  »enigfienS  fidjer  ju  fein,  baß  au§ 
ber  ©pnobe  ju  ^aüia  et»a§  »erbe.  2fber  SWartin  V.  maä)tt 
fid)  eilenbä  auf  nad)  Italien.  <Bo  würbe  bie  SBelt  »ertröfiet 
»on  einer  3eit  jur  anbern  mit  ber  JÄeformation.  Unb  fo  tange 
rooUte  man  fie  offenbar  üertrofien,  bis  fie  felbjt  ber  ©adje  über* 
brüßig  geworben  unb  ber  9ieformation  »ergeßen. 

qaovis  colore  conccdat  Papae  potestatem  dispensandi  seil  immutandi 
propter  varietatis  temporum  et  novos  supervenientes  casus,  sed  qaod 
solum  illa  debeant  immutari  per  aliud  conciliain  generale,  iiendum  de 
tempore  in  tempus  propter  reforinationem  ecciesiae.  Gersonii  üb.  de 
reformatione  ecciesiae  in  Concilio  Zniversali. 

1)  Von  der  Hardt.  IV.  II.  pag.  |549.    SDcctct  t)om  22.  «prit  1418. 

2)  Von  der  Hardt.  IV.  II.  pag.  1532. 


trüber*   S^a$  ^oncil  ju  ^'afd. 


ßondl  ju  Äoflnii^  fal)  ben  ^(nfang  bcr  b6^mifd)en 
Unrul)en,  bod)  bett  »oHett  3(uäbrud)  berfelben  erlebte  eä  ntdfjt 
mebr,  bereitete  i^n  ober  vor,  in  einem  ©eific  mit  bem  ^on- 
tificat  ()anbe(nb,  wenn  e§  Ueberwdlttgung  ber  ^e^crei  galt, 
©eitbem  bie  S36tjmen,  welcbe  ber  2el}re,  bie  Bon  ber  römifc^eit 
Äirc^e  eine  neue  genannt  warb,  anfingen,  fü{)en,  wie  bitter  fte 
getäufdjt  vrorben,  aB  fte  ben  fd)6nen  S33orten  geglaubt,  weldje 
bie  ^rieflerfürjten  ju  i^nen  gefprodjcn,  al§  wolle  man  fid)  mit 
^u^  nur  üerllanbigen,  ober  it)n  bod)  unpart^eiif^  Ijören,  waren 
fte  in  Ijeftigc  ^Bewegung  gcfommen.  ^i)xt  Stimmung  madjt 
ftd)  ßuft  in  ben  b^ftigen  iöriefen,  welche  fte  an  baä  ßoncit  ^ 
fc^)reiben.  3n  ben  fiärfflen  2(u§brü(fen  fpradjen  fte  i^ren  Uns 
willen,  il)ren  3ngrimm  au§.  2)er  Sauber  ber  2tutorität  ber 
Mxä)t  i|l  t)erfd)wunben.  X>k  S56l)men  fat)en  in  ben  SSas 
tern  be5  GonciB  nur  SSenfdjen,  bie  t>oU  blinber  ßeibenfdjaft: 
lid^feit,  weil  H)xe  wcltlid)en  Sntereffen  angetajlet  waren,  ^u^ 
unb  .^ieronpmuä  üernidjtet  |)atten. 

Zn  biefer  Stimmung  nimmt  audj  Äönig  SBenjel  Z^ziL  ^ 
9?id)t  allein  weil  ba§  freie  ©eleit  gebrodjen,  weil  ber  böi)mi\d)t 
SRame  gel)öl)nt  worben  war,  aud)  weil  baä  ßoncil  Mcä  ju; 
tücfweijl,  waä  einer  wirflid)en  3?eformation  audfj  nur  t>on  fern 
al)nlid)  ftel)t,  ijl  er  beftig  erbittert,  ©ein  ©ebanfe,  jener  ©es 
banFe,  ben  er  mit  Qbuaxb  III.,  Sobann  üon  gancafter  unb 
SRic^arb  II.  gemeinfdjoftlicb  gef)att  ju  l)üben  fdjeint,  bap  bie 
fogenannte  Äe^erei,  unüerfolgt  von  Siom,  im  ©tiUen  gebedt 
t)on  ber  weltlidjen  ^aä)t,  einen  breiten  S3obcn  gewinnen  möge 
unter  bem  S3olfe,  bamit  bie  Könige  unb  bie  .^erren  ftd)  nadj« 
mal§  für  bie  SSeriiingung  be§  eüangelifc^en  e^rif[entf)um§  er; 


-  430  - 


fldren  f6nntcn  of)nc  ©efal)r  cinc§  garten  Äampfe§  mit  Stom, 
tjl  burd)  beti  ©ang  ber  ^inge  gebroc^jen  worben.  25tc  SGBclt 
betradjtet  aud)  biefen  SQSenjel  alö  einen  jiem(idf)  offen  l)er»or-. 
tretenben  fficgünfitgcr  ber  Äefjcr.  @§  ifl  ju  Äojlni^  baoon  bic 
S?ebe  genjefen,  bcn^rojep  gegen  il)n  ju  beginnen,  ©igismunb 
t)at  bie  9J?a^regcl  öufgcljalten').  3a  man  g(aubte,  bie  ercom^ 
munication  fei  über  xi)n,  bie  Königin  Unna,  bcn  ganjen  ^of 
bereits  au»gefprod)en  werben 2(ber  e6  ift  nid)t  ber  gall. 
giidjt  täufd)en  bürfen  bie  2obfprucbe,  weld^e  baä  ßoncit  bem 
Äönig  nod)  ijin  unb  wieber  ertl)eilt.  (5ö  foU  bamit  nur  ge= 
fet)en  werben,  ob  für  bie  ©adje  nocl)  etwa§  öon  i\)m  ju  bof' 
fen  ober  ob  er  ganj  aufgegeben  werben  rnüffe. 

"Kbtx  ber  9J?ann,  »erworrene  ©adjen  ju  leiten,  war  SGBen- 
jel  niä)t  ^r  fdjaut  in  bie  witben  ^Bewegungen  binein,  btc 
befonberä  mä}  ^u^en§  unb  ^icronpmuö  3;obe,  I336bmen  burdjj 
jlürmcn,  er  »erliert  bie  ®c:icigtbeit  nid)t  für  bie  ite^erei,  aber 
ju  leiten  »ermag  er  biefe  ^Bewegung  nidjt;  fte  übermannt  i^n, 
er  war  ein  SJiann,  ber  aud)  von  einer  geringeren  ^Bewegung 
überwältiget  werben  wäre.  <2cin  2eben,  fo  lange  e§  nod) 
bauerte,  blieb  ebne  bebeutenben  ^influ^  auf  ben  @ang  bet 
Singe.  @§  Eommt  über  entfei3(id)eä  9JJi^gefd)irf  über  \>a€  Sitiä) 
SBöbmen,  unb  in  einem  wilben  Kampfe  gegen  3?om  unb  gegett 
bie  fatbolifcbe  Ätrdje  wirb  nidjt  gewonnen,  wa§  om  2tnfange 
ber  ©reigniffe,  beren  SSrdger  ^obannes  ^u^  gewefen,  erwartet 
werben      fönnen  fd)ien. 

2)a§  SO?i^gefd)i(f ,  wetd)eä  S56bmen  traf,  bie  entfe^Iid)e 
SSerwirrung,  weldje  ftd>  über  ba§  8anb  verbreitete,  bie  ©ering» 
fügigfett  be§  Siefultateö,  Daö  enblid)  für  ben  gortgang  be6  eoan« 

1)  Hoc  sacram  conciliom  decreverat  bis  diebus  contra  fratrem  no- 
struin,  veluti  dissimulantcm  pracdicta.  Suspicantur  enim  quam  plnrimi 
et  argumentantur  nonnulli  manifeste,  qnod  in  terra  et  regno  Regis  tarn 
potentis  tantiim  sccins  et  facinos  sine  ipsiiis  conniventia  non  poterit  sub- 
repere.  Modo,  interventu  nosfro,  qnod  fratris  nostri  honorem  scmper 
defensare  disposnimns,  ab  luijns  procesBu  aliquamdiu  siipersedere  pro- 
ponit.  Kpistola  Sigismandi  ad  Lnnienses.  a.  1417.  Von  der  Hardt. 
IV.  II.  pag.  1412. 

2)  Wlfo  bic  Srung  So  jluni) ,  in  bcmfctbcn  wart  Äom'g  aBtnulcn  von 
Sefjcim  unb  bie  Äoniginnc  unb  (inb«r  oil  .e><rrn,  bic  bnmit  befcv  Äcjcrig« 
Gilten  in  bcn  frccrftcn  *Pnn  getan.   Windeck  apud  Menken.  I.  pag.  1128. 


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geliömuö  fid)  ergab,  alle  biefe  2)tn9e  floffen  jufammen  auä 
mel)vcven  ©vunben.  Sucrft  voar  S3öl)men  nod)  in  ftd)  felbft  um 
bie  ^au^ptfrage  getljeilt.  ©eit  Äaifer  Äarl  IV.  tuaren  »tele 
,2)eutfdje  fej?t)aft  SSöbrnm,  ein  Ä^eit  be§  ßanbc§  njor  ger» 
maniftrt  werben.  S3öl)men  unb  35eutfd)e  l^aften  fid)  furd)tbar, 
2)ie  25eutfd)en  t)ieltcn  meijl  ju  bem  ^apfttbum,  tbeiB  au§  al; 
tem  ©lüubcn,  tbeilä  üu§  ^a§  gegen  bie  ffiöbmen.  2)od)  auci) 
ber  eigentlicben  S36bmen  nidjt  wenige  woren  nod)  in  jenem  aU 
ten  ©lauben.  £iag  ©»angelium  batte  nod)  nid)t  ba§  ganje  SSolf 
gewonnen.  ^Diefen  9)?oment,  wenn  ba§  SSolE  nod)  in  fid)  felbjl 
getbei(t,  wenn  bie  SBabrl^eit  nod)  nid)t  allen  gebrungen, 
battc  bie  romifcbe  J:ird)e  biö  je^t  jebeSmal  !lug  unb  glücftid) 
erfaßt  unb  baburd)  waren  bie  (Siege  gewonnen  worben.  Sit 
bem  eigentlid)en  Sßöbmen  war  bie  neue  ßebre  am  weiteren  »er» 
breitet,  in  SKäbren  fd)Dn  in  »iel  minberem  ©rabe,  in  <5d)leften 
fo  wie  über  ben  5ßercid)  beä  b6bmifd)en  9?eid)e§  t)mau^  nur  bei 
ßinjelncn.  nun  aber  bie  SBaffengewalt,  weld)e  bie  S36f)= 
men  nieberfämpfcn  foUte,  »ergebenä  jlritt,  \)attt  biefer  innere 
(Streit  baburcb  nod)  beigelegt  werben  m6gen,  ba^  ba§  Qvarii 
gelium,  beffen  Verbreitung  in  biefcn  Sabrbunberten  tro^  ber 
unermc§lid)en  ^inbernifTe,  weld)e  bie  Mixö^e  in  ben  2Beg  legt, 
mit  einer  unoerfennbaren  ßeid)tigfett  toor  fid)  gebt,  nod)  bie 
übrigen  S36l)men  bdtte  gewinnen  fonnen.  2(ber  aud)  bicfeS 
Eonnte  nid)t  gcfdjebcn,  alä  bie  2lnbonger  ber  neuen  ßebre  fic^ 
gefpaltet,  bie  3ieformation  ber  Utraqui|len,  weil  fie  eine  b^lbe 
war,  bie  ©emütbcr  nid)t  ergreifen  fonnte  unb  bie  3;aboriten 
mit  ibrer  SButb  jurürf fliegen ,  wa§  nod)  fatbolifcb  war.  ßwei» 
ten§  feblte  eä  an  ieglid)er  Oberleitung,  weltli^cr  fowobl  alä 
9eijllid)er.  SBenjel,  üon  bem  (Sturme  übermannt,  jog  ficb  balb 
jurü(f ,  unb  bie,  weld)e  nad)  feinem  5£obe  an  feine  ^Stelle  tra* 
ten,  ttermod)ten  obne  f6niglid)eä  ^nfcbn  nid)t  ju  orbnen  unb 
JU  lenfen.  £>ritten§  war  am  »erberbcnbringcnbften  ber  3wie- 
fpalt,  weld)er  unter  bie  3lnbanger  ber  neuen  Cebre  fam  unb  ber 
fid)  in  bem  Saufe  ber  Seit  ouäbilbete  ju  einem  f6rmlid)en 
©d)i§ma. 

gcfd)ab,  bap  eä  nad)  .^upenä  Sobe  on  SKännern  fel)lte,  • 
bie  mit  groper,  flarer,  eoangelifd)er  2lnftd)t  grofeä  Zn^n  »er. 
banben,  um  fein  SBerf,  ba§  er  unwollenbet  gelaffen,  au^j^u^ 
bauen,        ip  angeführt  worben,  wie  fd)tt)anfenb  ^upen§  2fn: 


—   432  — 


fidjten  in  toiclcn  ©Ingen  noä)  waren/  wie  jweibeutig  er  ju= 
roctlen  ftanb  jn)ifd)en  ÄaffjoliciSmuä  unb  (Süangelt^muS.  ßan« 
ger  {)atte  er  leben  foüen,  bamtt  ba§  8idbt  t^m  würbe  nad)  allen 
«Seiten  t)'m.  "Kbtx  fdjon  bei  feinem  ßeben  war  fein  '^nfe^n 
ntd)t  baö  aHein  geltenbe  in  236f)men  gewefen.  @§  jlanben  «n^ 
bere  5ERdnner  neben  if)m,  beren  9feformation§gebanfen  noä)  we» 
niger  umfangreid)  waren.  Äatl)o(ifd)e  ^lieper,  wcldf)e  üon  bet 
liebgeworbenen  3bee  ber  facerbotalifdjen  ^errli(^feit,  ber  allges 
wattigen  Äird)c,  fid)  ni^t  trennen  mod)ten,  bie  aber  bie  SJe^re 
vorn  Äetdfje  erfaßt  mit  Reifer  Snbrunft,  bdmmten  in  il)ren  ^re= 
bigten  unb  in  il)ren  Sdjriften  mct)r  unb  me^r  bas  (5öangelifd)c 
jurürf,  weld)eä  in  ^upen§  (3d)riften  lag.  entftanben  jwei 
^au\)tpartl}eien  unter  benen,  welche  fic|)J^u^enä  ©c^üler  nanm 
ten.  Sie  Utraquifien,  weldje  im  ©treite  gegen  bie  9?6mifd)en 
immer  weiter  jurücfgcfüljrt  würben  jur  Änt^olicität.  SOBeil  ii)xt 
^riejter  fie  ba^tn  bröd)ten,  baf  bie  Sürennng  t>on  9?om  nid)t 
franf  unb  frei  ou&gefprod}en,  weil  bie  3lutoritdt  berÄird)e  ons 
erfannt  blieb,  mußten  fte  enblid)  biefer  2lutoritdt  ftd)  fugen. 
25ic  greiljeit  fonnte  nur  gewonnen  werben  burd)  gdnjlidjeä  8oäs 
reipen  üon  bem  rümifd)cn  Äird^entl^ume.  ©ine  anbere  .^au^pts 
^axti)ti  aber,  wetd)e  bie  5£aboriten  nadjmaB  genannt  würben, 
wollte  bie  Folgerungen,  weldje  au§  J^upen§  Sdjriften  gewons 
nen  werben  fonnten,  alle  gewinnen,  ©ie  wollten  eine  \>oU> 
jldnbige,  ev)angelifd)c  9teformation,.  aber  fte  wollten  biefe  l)er* 
beifübren  in  einer  uneuangelifdjen  SÖeife,  in  einer  2Beifc,  weldjc 
entfcfelid)  war  über  alle  SSegriffe. 

b6bmifd)e  ßanb  war  in  groper  ©di^rung  um  bie  geit, 
ba  ^u^  ba§  aJ?drtJ)rertt)um  erlitt.  SBenjel  ttjat  nid)t§,  alä 
baß  et  bem  ©trome  nad)ging,  in  weld)en  bie  ^Jlation  geratben, 
unb  Bon  ber  9?ad)e  rebete,  bie  genommen  werben  müßte'). 

1)  5l6cr  genug  t^at  aiBcnjel  tcr  extremen  ^Portl&d  fcincäroegc«.  ©ie 
»oUte,  ba§  er  bcn  cftenen  .ftrieg  mit  bcn  Dtcniern  beginnen  füllte  burd) 
.^inroegna^mc  ber  Semporalien.  Hoc  cnim  constat,  (jnia  publice  prae- 
diacastis,  qiiod  Dominas  Rex  Wenceslaus ,  qiii  neqiiaqnam  vestras  ina- 
nes  et  falsas  exliortationos  sequitiir,  si  ntillam  aliam  occasionem  siiae 
perditionis  haberet,  hoc  solum  snlficeret  ad  suam  damnationem,  qiiod 
possessionus  ecclesiasticas  non  aiiffrat  Clero  circum  circa.  Stephani 
Prioris  Cartusiae  Epistolae  ad  Iliissitas  pag.  596.  2)fr  aSerfoilcr  er« 
roäl)nt  gleid)  barauf,  fo  roie  nucb  nn  mcbrercn  onboren  Stellen,  oaß  er 
im  3a^rc  1417  ftt)rei6t.    Pez.  Thesaurus  Anecdot.  IV. 


—   433  — 


2)ie  iBarone  fobcrirten  fid)  jur  SSert^eibigung  beä  ®(aubcn§'), 
fingen  aber  au<i)  fd)on  uii  bie  @utev  bcr  Äird)e  an  fiel)  ju  «ifs 
feil.  ^at^olif4)e  ^riejler  »üuiben  »crtrieben  wo  bie  SReugläu: 
bigen  l)crrfd)ten ,  unb  graufam  gemigijanbelt').  ^önig  SBenjel 
ti)at  nid)t§  für  fie  tro^  aller  9J?ol)nungen.  "Kbtx  ber  Bwiefpalt 
unter  biefen  i)?eugldubigen  war  \d)on  üorfjanben.  25er  eine  Sljeil 
ber  ^rebiger  unb  mit  i^m  ein  ^i)ül  be»  S3o[fe3  erflärte  bie 
Äut^ülifdjen  nur  barum  für  Äe^er,  weil  ftc  bcn  ßaien  ben 
Äeld)  »erweigerten  unb  ctraa  nod),  weil  itjre  ^riefter  weltlidje 
fBlaä)t  befäpen,  weil  bie  offentlidjen  <3ünben  nicfet  auä)  öffent^ 
lid)  bei  i^nen«  geftraft  würben.  2)er  anbere  ^Ijeil  bcr  ^ries 
jicr  aber  unb  be§  S3olfeä  lel)rte  gegen  bie  ganjc  Äat^olicitdt, 
nannte  ftc  eine  neue  Äirdjc,  werwarf  fie  ganj  mit  iljrer  3(uto» 
titäc,  il)rcn  S3ilbcrn,  it)ren  ^'ff'Sf"-  Unter  bicfer  ^artljei  bt' 
merfte  man  fd)on  bic  Spuren  bcö  ©eiile»,  bcr  ftd)  md)mal§ 
in  aller  Äraft  unter  ben  Äaborttcn  jeigte.  X)ie  ^xtii)tit  ber 
^rcbigt,  wn  weld)er  Sqü^  gcfprod)cn,  warb  nü-^üerftanben. 
Scanner  prcbigten  o^nc  ju  XJiencrn  beö  ^errn  berufen  ju  fein, 
grauen  felbfi  ^prebigten  unb  ßaien  »ertf^eilten  bie  Saciamente*). 
ßincn  gaien  licp  ^6nig  SBcnjcl  beSljalb  l)inrid;tcn.  X)k  ^cf; 
tigilen  ©türme  gegen  bie  Äatljolifcljen  gingen  üon  biefcr  ^ar> 
t^ei  au».  Äl6|ler  würben  gefiürmt,  äBilber  unb  .Äreuje  jcr^ 
fd)lagcn,  fatl)olifd;e  ^ricficr  crmorbet.  2lOcntl;alben  SBcrwirs 
rung  in  weltlidjen  wie  in  geifllid^en  £)ingen,  nivgenbä  eine 
orbncnbe,  leitcnbe  ^anb. 

2)a§  ßoncil  ju  Äoflnife  wäre  am  liebficn  in  biefe  SJerwir» 

1)  Cochlaeas.  Hist.  Hussitar.  pag.  155. 

2)  Divina  profanantur  et  ad  profananduDi  der us  obedieiis  Cömpellitun 
Majoruin  et  parocliialium  ecclesiaruin  et  alii  beneliciali  de  suis  beneficiis 
laicali  potentia  et  severa  opprobriose  capelluntiir,  nonnulli  etiam  ex 
ipsis  aciitis  ecciesiasticis  perjariis  lacessiti  cäptitantar,  per  laiCos  exactio- 
najifiir  et  crndelissiroe  crnciantur.  Epistola  Sigimündi»  ad  Lanienses.  h 
I.  pag.  1411. 

3)  Factnm  est  in  Praga  ut  quaeddni  malier  ad  Popolum  praedicabat 
in  ecclesia. 

Hoc  enim  (bic  ©acramcnte  geben)  non  a  laicis,  non  Begutisj  ser- 
vis  et  ancillis ,  sed  a  sacerdotibns  fleri  pracceptam  est. 

SJQÖ  <?ntfc^lid)(le  bog  fie  ik  bö6iiitfd)e  ©pracbe  beim  ®otte«Men|!c 
(raiK^en.  Nova  et  inaadita  Ribaldia  Alissas  in  Bohemico  sermone  caa- 
tatis.   Cujus  licentia  haec  agitis?   Stei)haD.  1.  I.  pag.  519.  637.  556» 

II.  zf}tii.  28 


—   434  — 


rung  f)tnem9cfal)ien  mit  ber  ®dt)drfe  beS  «Sd^werteS.  2fber 
S36()men  voax  mad)ttger  nlä  3;ouloufe,  unb  bie  (Stimmung  ber 
9)?enfd)en  war  wefentlid)  onberä  geworben,  feitbem  ba§  ©djiöma 
ben  alten  ©lauben  an  bie  Äircfae  »anfenb  gemad^t  l)atte.  2tud) 
ffanben  bie  Dömanen  bro^enb  on  ben  SJ^oren  ber  obenblanbi^ 
fcf)en  ß^rijien^eit,  unb  e§  modt)te  bebenflidf)  crfd)einen,  einen 
Äreujjug  unter  ben  (5()rijlen  aufzuregen  in  fo  fcljwerer  3ett. 
2)iefe  Sämanen  t)aben  nadjmalö  im  fedjgjeJjnten  3af)r()unbert 
mef)r  alä  einmal  btefe(ben  ^rotejtonten  gerettet,  »eldje  mit  fdjö» 
nem,  d^rifilid^en  @ifer  bie  (S^rifienfjeit  gegen  fic  unter  bie  SBaf^ 
fen  rufen  unb  if)r  S3lut  gegen  ftc  oerfpri^cn. 

2flfo  'otx\\xä)t  bie  ©pnobe  juerft,  »06  fidf)  gewinnen  laffe 
mit  t)of)len  9Jebenäartcn  unb  großen  SCBorten.  2)arum  juerft 
(am  26.  ^uli  1415)  ein  Srief  an  ben  Äterus  ber  ©tabt  9)rag. 
W\t  affectirtem  3orn  reben  fte  junödjjl  »on  ber  grdpti^en 
Äe^eret  2Bicliff6.  Sann  erjäfjlen  fte,  wie  fie  fanft  unb  mit 
großer  ßtebe  ben  Sof)anneä  Sqü^  {)dtten  be(e[)ren  woUen,  wie 
oUe  überjeugt,  welcf)e  anwefenb  gewefen,  unb  buvcf)brungen  tion 
ber  SEBurbe  unb  ©tanbfjaftigfeit,  mit  weldjer  ftd)  bag  (Soncil 
in  biefer  ©ad)c  benommen.  3ebe  Seil«/  Kbeä  SIBort,  mä)t  eine 
©elbjitdufdjung,  fonbern  eine  Unwabrf)eit.  2fbcr  eä  f^abe  2tEeä 
nidjt  gefrud)tet;  fie  Ratten  if)n  muffen  verbrennen  (offen,  weil 
et  nxäjt  belet)rt  l)abe  fein  wollen.  23ürauf  2fufforberung  an  ben 
Älcruä,  bop  er  nun  bafür  forgen  möge,  bog  bie  .Rederei  aus 
ganj  S36f}men  üerfd)winbe.  ®ie  mod^ten  fid)  beäljalb  befon: 
ber§  an  ben  Äonig  SBenjel  wenben,  von  bem  fie  gel)6rt,  böß 
er  für  2lufred)terl)altung  ber  fat^olifd)en  Äirc^e  fcl)r  eifrig  fei. 
3umal  bie  fefeerifdje  ^rebigt  foüten  fte  ja  nidjt  meljr  bulben 
unb  überbauet,  wiefern  fte  nidjt  felbft  bie  l^ärtejlen  Äivdjenj 
{trafen  erfal)rcn  wollten,  nidjtä  »erabfdumen,  was  jur  Unter- 
brüdung  ber  Äe^erei  biene.  Tin  bem  ©d)luffe  ^ti)ti  bie  2)ro 
tjung,  bap  gegen  bie  Äc^et  unb  ifjre  S3efct)üljer  bie  gonje  ©trengc 
ber  SnQuifltionägefe^e  in  2(nwenbung  gebradjt  werben  follte*). 

1)  Scientes,  si  qai  ansu  temerario  hanc  nostram  sententiam  Deo 
gratissimam  quoquomodo  impugnare  tentaverint  et  in  eaileni  damnatissiina 
heresi  perstiterint,  aut  in  ea  persistentes  juverint  quomodo  Übet  rel  de- 
fcnderint,  ultra  divinam  vindirtam,  nos  in  eosdem  debito  modo  et  juxta 
canonicas  sanctiones  processuros.  Epistola  Conciiii  ad  Bohemos.  Von 
der  Hardt.  IV.  I.  pag.  485  —  490. 


—   435  — 


3ol)«nneä,  bei  SSifc^of  t)on  ßeutomifd)!,  fjatte  tiefen  Sricf 
mö)  fSb^men  ju  bringen.  @6  geljorte  berfelbe  5U  benen,  wel; 
d)e  fic^  auf  ber  ©pnobe  am  fredjfien  unb  ungejlümpen  gegen 
4)u§  betragen  l)atten.  ©eine  2Cuftrdge  lauten  feine§n)ege§  allein 
auf  ba§,  n)a6  in  bem  S3riefe  gefd^rieben  fte^t.  Die  fdjonen, 
gegen  ben  Äönig  SGBenjel  auggefprt)d)enen  SGBorte  ftnb  {)Ol)te 
©leignerei.  2)aä  Soncil,  ober  ttelmebr  bie,  unter  beren  ßettung 
baö  ßoncil  panb,  Ijatte  mit  if)m  ganj  anberc  ©ebanfen.  ©ie 
t)altm  offenbar  bie  $ai)l  ber  Äai^oltfi^en  ober  bie  Sat)l  bet 
blinben  unb  unbebingten  '£)\tmx  ber  Äirdjenautoritat  in  S5of)s 
men  für  weit  bebcutenber,  al5  fte  roirflid)  war.  25a  fie  wif» 
fen,  bap  SBenjel  ourf)  jegt  nid)t§  tl)un  werbe  gegen  bie  Äe^eret> 
Ijatte  Soljanneä,  ber  S5ifd)of,  nod)  einen  anbern  2(0ftrag  ems 
:^fangen ').  Sag  Stücf,  weldjeä  gefpielt  reorben  ift  gegen  Äonig 
SJidjarb  II.,  foU  n>tebcrt)olt  werben  gegen  SBenjel:  aud)  biefec 
^e(^erbefd)ü^er  ijl  »om  3;t)rone  ju  flogen,  modjte  bem 
ßoncil  fd)einen,  baf  in  S5öl)men  bie  @ad)e  ftd)  nod)  »iel  leid()s 
ter  ma(l)en  werbe  alö  in  ©nglanb ,  ba  ©igiämunb  bereit  ftanb/ 
fog(eid)  mit  feinem  ©djwerte  barein  ju  fd)lagen.  diit  ju  einer 
Äreujptebigt  gefct)ritten  warb,  wollte  man  erfi  feigen,  ob  nid)t 
fonber  eigene  9}?üt)e  unb  @cfal)r  bie  Äe^er  ftd?  überwältigen 
ließen  burd)  SSöbmen  felbfl.  Merbingä  fagt  c§  S^iemanb  au6s 
brücflid),  baß  bie  l)eilige  Äird)e  abermaB  eine  unl)eilige  3?eooi 
lution  gegen  SBenjel  angefttftet,  and)  tritt  baä  @anje,  weil  e5 
nid)t  gelungen,  mit  minberer  Älarljeit  \)n'oox  aB  in  ©nglanb. 
2lber  eS  ijl  nod)  immer  flar  genug,  baß  man  eä  fe()en  fann. 

2)a§  ©d)reiben  be§  ßondlS  mad)te  nid)t  ben  minbeflett 
ßinbrucf  bei  ben  S5öl)men,  weld)e  ber  neuen  £ef)re  geneigt. 
25ie  SSarone,  fd)on  me^rfadj  unter  einanber  foberirt/  finb  ent* 
fc^loffen,  ©ewalt  ber  ©ewalt  «ntgegenjufegeni  9lod)  ifl  eine 
Trennung  jwif4)en  ben  Utraquiften  unb  ben  a;aboriten  mä)t 
eorljanben,  bie  SJitaffe  gat)rt  nod(),  aüS  weld)er  fid)  biefe  Srem 
nung  geftalten  foll;  25ie  S3aröne  fürd)ten  nid)t  bie  minbejle  ©es 
fa()r  für  ba§  wcltlidje  ^crrentbum  auö  ber  ©efferung  ber  Äirdje. 
^uß  Ijatte  immer  mit  ber  größten  3(d)tung  üon  bem  weltlidjen 
Jg)errentl)um  gefprod^en,  wo^l  aber  bie  Herren  ttmal^nt,  U)xt 


1)  3wci  (Smpfc^tungäbrtcfe  für  3o^anne«  dn  bie  SSö^mtn  unb  ÜJla^i 
wn  in  Hussi  Opera  I.  pag.  100  —  103. 

28« 


-   436  - 


Untergebenen  ju  bc^anbeln  mit  d)nfiltd)et  SD?t(be,  wie  er  bie 
Untert^anen  ermahnt,  untert^an  ju  fein  mit  ä)xi^ü(i)tt  25es 
mutl>*).  25iea5arone  feigen,  waä  bfl§  Sonci{  will.  2)a§  Ärcuj 
foU  gegen  bie  i53öl;men  geprebigt  wtxtm,  rvenn  fie  ftdj  nid)t 
fügten  in  fdjweigenbem  ®ef)orfam.  2f(fo  mafjnen  fte  ben  Äönig 
SßSenjel,  ba^  er  einen  9?eid)ötag  berufen  möge,  bamit  gemein^ 
fame  SOZa^regeln  ergriffen  «werben  fonnten.  SSenjel  erlaubt  ib= 
nen  ju  tf)un,  ju  befd^liepen,  toaä  fte  für  gut  fänben.  (Sinen 
cigent(id)en  9?ei^ätag  will  er  nid)t  galten,  bamit  er  nid)t  fclbp 
genötljigt  werbe,  flor  beworjutreten  mit  ber  Äeljerbefdjüfeung. 

25emgemd^  tjerfammeln  ftd)  bie  Sßarone  unb  JRitter  ber 
SWeugldubigen  in  ber  Äopelle  »on  SSet^tebem  ju  ^rag. 
wirb  am  2.  (September  1415  ein  ©d)reiben  an  baö  ßoncil  auf- 
gefegt, bemfel^en  mahnen  fte  cä  juerft  an  einige  8ef)ren 
beö  (5f)rijientl)uiTi§,  weldEje  ganj  tjergeffen  ju  baben  fdjiene. 
SBa§  bu  willfl,  ba^  bir  gcfcbeljen  foU,  ba§  tl)ue  anbern  aucb, 
unb:  bu  foUfl  beinen  Sfldcbfien  lieben  alä  bid)  felbil.  Sarauf 
fagen  fte,  ba^,  waä  ba§  ßoncil  »on  Sob^nneg  Squ^  gcfcbric; 
ben,  eitel  8ug  unb  ^rug  fei;  nidjt  belebrt,  nicbt  überfü()rt 
l)dtten  fie  ifjn,  fonbern  »erldumbet.  :£)iefer  3obanneö  ^u^ 
öber  fei  ein  el)renwertl)er,  würbiger  SOZann  gewefen,  weld)er  ^ 
nid)t§  getban,  alö  baf  er  baS  Seangelium  »erfünbet  unb  auöi 
gelegt,  wie  c§  bie  wa^re  jlird)e  begebrc,  ber  ju  Siebe  unb  gric^ 
ben  bie  9J?enfcbcn  geführt,  'ilUen  üorangegangcn  burd)  eoange; 
lifd)eö  ßebeu  unb  eifriger  SBiberfacber  jeglidjer  Äe^erei  geiuefcn 
fei.  Äcfecrei  fei  in  SSöbmen  nidjt  ju  ftnben,  nur  nieberträdj: 
tige  güge  unb  SSerldumbung  fönnc  baä  fagen.  äßer  baä  fage, 
ber  lüge  auf  feinen  Äopf  unb  fei  ein  SScrrätber  be§  b6l;mifcben 
9?ei(beä;  ba»on  wollten  fte  Siiemanb  auäriebmen  al§  @igi§: 
munb,  ben  erben  beä  3?eicbe§,  t5on  welchem  fte  bofften,  baf; 
er  iPeinen  Zi)t\l  babe  an  allen  Singen,  weld)e  vorgegangen. 
@te  waren  immer  red)tgläubig  geblieben  unb  untertban  ber 
wabren,  römifcben  Äird)e,  wollten  aud)  ibre  SScrtbcibigung,  fo 
wie  bie  SBelt  wieber  einen  unjwetfelbaft  recbtmdgigen  ^apft 
t)übtn  würbe,  weitlduftiger  führen.    Se^ungeacbtet  fügen  fte 


1)  Obsecro  Dominos  ut  suos  snbditos  panperes  tractent  hninaniter 
regantque  juste.    Obsecro  serVos ,  ut  suis  lieris  fideliter  serviant.  Flpi 
tlola  ad  Kegnum  Dohemiae.  Opera  I.  pag.  76. 


—   437  — 


tiod)  fojjleic^  I;tn5u,  aber  bic  aSerbrcitunß  bc§  ßüangelii  uiib 
t>effen  Sierfünbigcr  würben  fte  nptl)igenfaUö  fc^üfeen  mit  bcn 
2Baffen  in  ber  ^anh  unb  um  menfd;li4)e,  bartvibet  (aufenbe 
rrbnungen  ftd)  nid)t  flimmern')- 

£)arin  erfcfjeint  ^d)on  bie  llngc»»if(;eit,  in  »eldjer  bie  nun 
baib  cr|d?einenben  Utraquiften  fianben.  2(uf  ber  einen  ©ette 
2(nerfennung  ber  2futorität  ber  Äirdje  unb  felbfl  fccä 
t^um»,  auf  ber  anberen  ©treben  mä)  freier,  eüüfljelifdjer  S3e» 
njegung.  2)arauf  fdjliegen  bie  äßaronc  ein  SJerÜjeibigungöbünbs 
ni^  auf  fed)§  ^ai)Xi,  mld)t^  »on  SBenjet  ebenfalls  gut  geljeif  en 
»irb.  ^ie  ^rebiger  beä  göttlidjen  2Borteä  foHen  gefdjirmt  wer» 
ben,  bie  SSifdiofe  fie  nid)t  |)inbern  bürfen.  92icf)t  biefe,  fonbern 
bie  proger  Uniocrfttat  foU  bie  le^te  @ntfd}eibu;ig  i)ahen,  n>a» 
^e^erei,  waä  nict)t  Äe^erei.   S5ann  unb  (Srcommunication  auS* 

i)  timi\d)tx  S3ifd)6fe  foH  ni^it  beacf)tet  werben,  bem  neuen,  redjs 
tm  ^apfl,  wenn  er  wirb  evwdf)It  fein,  will  mart  fid)  unter» 
werfen,  w<nn  er  nämlid)  nid)t6  tljut  unb  nid)tö  begehrt,  wa8 
wiber  ba§  SBort  ©otteö.  SBenjel  gab  aud)  förmlid)  ben  S5ü» 
ronen  bie  (5r(aubniß,  ba§  2fbenbma()t  unter  beiben  ©ejlalten  t>on  [ 

ii)  xm  Pfarrern  au§t()eilen  ju  laffen  unb  bie  Pfarrer  ju  »erjas  j. 
gen,  weldje  e^  nic^t  fo.  au§tt)eilen  wollten.  Hü6)  in  ^rag  unb  f 
anbern  ©täbten  würbe  ber  Äeld)  ben  Saien  gegeben,  unb  wec  | 
nid)t  fatbolifd)  geblieben,  fragte  nidjt  nad)  bem  Snterbtqt,  mit* 
bem  ber  @rjbifd)of  bie  ©tabt  ^rag  belegte. 

So^anneä  abtx,  ber  S5ifd)of,  modjte  jeitig  erfannt  ^abtn, 
bag  burd)  bie  £)rol;ungen  beä  ßoncilä  nic^tä  ju  gewinnen  fei, 
am  wenigften  über  ben  Äönig  Söenjel.  "Ul^o  brad;te  er  am 
3(nfange  bcö  J^erbjteä  beö  Sa^reä  1415  eine  ^Inja^l  fatljolifclje 
^rren  jufammen,  weld)e  bie  Sßajfen  gegen  ben  Äonig  ergrtf» 
fen.  2tber  SBenjel,  unb  wo^l  noä)  me^r  bie  greunbe  be6  neuen 
©laubenä  entroideltcn  gro^e  5Jl)ätigfeit.  2)ie  ©tdnbe  werben 
berufen  unb  bewilligen  eine  allgemeine  Äriegöjleuer.  Die  9?e* 
»olution  wirb  in  it)rem  2(uffeimen  niebergebrüdt.  2!)ie  rebel» 
lifdjen  iBarone  werben  aUmdlig  in  ii)xm  ©d)loffern  überwdts 

1)  Praemissis  enim  non  obstantibas,  t«gem  Doinini  nostri  Jesa 
Christi,  ipsiasqae  devotos,  buniiles  et  constantes  praedicatores,  usque 
ad  effusionem  sanguinis ,  omni  timore  et  statutis  liumanis  in  contrariam 
editis  piostergatis,  dcfendere  volunius  et  tueri.  Boheinorara  et  Mora- 
rorum  Epistola  ad  Conciliani.   Vod  der  Hardt  IV.  I.  pug.  494  —  497. 


—   438  — 


tiQt,  nid)t  wenige  berfelben  nad)  ^rag  9efül)rt  unb  mit  bem 
3;obe  befirafet,  cinbere  won  SBenjel  nad)maB  begnobigct.  2)er 
^Tnjiifter  ber  9?eoolutton,  bet  S3ifcf)of,  b<Jt  ftd)  jeitig  ouä  bem 
©taube  gemod^t  unb  bie  trübe  SSotfdjaft  ben  Siätem  be§  ßon» 
ctt§  gebrad)t,  bo^  e§  für  biefe§mal  nidjtö  fei'). 

2nbe(fen  Ratten  bie  ©emegungen  in  S56bmcn  eine  geraume 
3eit  gebauert.  2)o§  ßoncit  gab  nidjt  foglcidb  alle  Hoffnungen  auf. 
S)ober  gef(^)af)  iiemlid)e  3eit  nirf)tä  gegen  bie  Äeljcr  in  SSobmen. 
SDian  wartete  auf  iRacbridjten,  ob  bie  3?cwolution  nicbt  beffet 
weiterlaufen  werbe,  al§  fie  begonnen.  6rjl  al§  eä  flar  erfannt 
worben,  ba^  eS  nidjtä  ijl,  wirb  wieber  ein  ©d)ritt  getban, 
Buerfl  ift  am  23.  ©eptbr.  1415  eine  ßommiffion  niebergefefet 
worben,  welche  ju  feben  i)at,  waä  in  ©adjen  ber  bobmifdjen 
Äe^erei  weiter  ju  tbun  fei').  25arauf  werben  wieberum  er(l 
naö)  geraumer  Seit  am  24.  gebruar  1416  im  ©anjen  fünf^ 
(junbert  unb  fünfjig  Sßöbmen  unb  9Räbren  al§  Äe^erbefdjü^er, 
barunter  eine  gro^e  2(njabl  S5arone  unb  9?itter,  öor  ba§  ßon: 
eil  geloben*).  2tuf  jene  Sabung  aber  fam  fein  SSKenfcb,  unb  e§ 
»erlief  wieberum  eine  geraume  3ett,  obne  baf  ba§  ßoncit  etwa§ 
S3ebeutenbe§  gegen  SSöbmen  tbat. 

SKan  war  »iel  mit  onberen  2)ingen  befcbdfttget.  2)a§ 
<Sä)i^ma  muftt  grünblid)  geboben,  bie  SBelt  um  iljre  Sfefor^ 
mationöboffn""g«n  getdufdjt  werben.  2)iefe  J)inge  waren  für 
bie  SSdter  minbeftenä  »on  eben  fo  großer  SDBidjtigfeit,  al§  bie 
böbmifdbe  ^efeerei.  25arum  mu^tc  man  fie  fet)cn,  obwohl  fie 
immer  ftärfer  warb,  je  langer  man  fie  rubig  anfab.  "Und) 
wu^te  man  nod)  nicbt  redbt,  wie  man  fie  faffen  foUte  unb  ijattt 
©igiSmunbä  3ntereffe  ju  beacbten,  ber  nod)  gütliche  Beilegung 
^offtc.  @§  fd)eint,  ba^  ein  S3rief  ©igiämunbä,  gefcbrieben  an 
bie  föberirtcn  SSarone,  in  biefe  Seit  gebort,  balb  nad)bem  bie 
erfle  ßabung  be§  ßonciß  on  bie  S3arone  ergangen,  »on  bencn 
ba§  ©djreiben  an  ba§  ßoncit  unterjeicbnet  worben.  SRebr  für 
fiel)  a(ö  für  bie  Äird^e  forgt  ©igiämunb  in  biefem  ©einreiben, 

1)  Pelzel:  2eben*9cfd)id)te  t>ti  röunfcfecn  unb  böfemifcftcn  ÄJnig*  ÜDens 
}{I  II.  pag.  641.  2ln  bcni  Urfunbenbucbe  fielen  iroct  SScrotbnungen  Wtm 
jeW;  barin  roctbcn  aüt  ©ftrcue  ju  bcn  SDaffcn  gemannt. 

2)  Von  der  Hardt.  Acta  Conc.  Const.  IV.  1.  pag.  528. 

3)  Von  der  Hardt.  Acta  Conc.  Const.  IV.  I.  pag.  840.  3|l  om  4. 
September  1416.  roieber^olt  »erben. 


—    439  — 


ioä)  iji  i^m  bie  Mt^mi  aud)  juroibcr,  weil  fie  feine  poütu 
tifd^en  2ibftc^ten  jiort.  3uer)l  ttagt  er,  bo^  tiie  S3arone  fid) 
unter  cinftnlser  foberirt,  mlö)c^  o^ne  befonbere  föniglidjc  @r= 
laubni^  nic^t  9cfd)et)en  bürfe.  Qx  ffellt  fid),  aB  tüü^te  er  nid;t, 
büß  fein  SSruber  SSSenjel  bie  @r(üubni§  ju  biefem  SSunbe  ge; 
geben.  S^onn  fommt  er  fogleid)  auf  So^anneö  ju  fpre- 
djen.  "Kn  ber  58er[)üftung  beffelben  l)übe  er  nid)t  ben  minbejien 
Zntt)(iU  i)atte  nur  ju  il)m  fommen  unb  ntd^t  gteid)  al- 

lein nad)  Äo^ni^  reifen  foUen,  ba  würben  bie  (gadjen  ganj 
onbers  gegangen  fein.  2flle  S56t)men,  weldje  auf  bem  (Soncil 
genjefen,  fönnten  it)m  bejeugen,  wie  oft  er  für  ^u^  gefprod)en, 
wie  oft  er  baä  doncit  üoUer  3ngrimm  berlaffen  Ijabe.  3<J,  er 
fei  einfi  entfd)loffen  gcwefen  ganj  Ijinwegjugeben.  X}it  fßakx 
Ratten  t^n  aber  gefragt,  ob  er  ben  ßauf  ber  ©ered^tigfeit  l)em-. 
men  wolle.  25a  tjdtte  er  bod)  ber  2lutoritdt  ber  ganjen  Mixi^t 
unb  fo  oieler  ©ele^rten,  gürficn  unb  Herren  ntdjt  entgegentre; 
ten  fönnen.  Sarauf  aber  fommen  bie  2)ro^ungen.  2lud)  fte, 
bie  SSöljmen,  würben  n\<i)t  gegen  biefe  3£utoritdt  flel)en  fonnen 
unb  wenn  fie  e§  tljdten,  fo  würben  grd^lid^e  unb  ungeheure 
2)inge  barauS  l)ert>orgel)cn,  baS  Äreuj  würbe  gegen  fte  ge^re^ 
bigt  werben').  2)aju  nun  fei  bie  @ad)c  wo^l  gar  ntd)t  einmal 
tt)id)tig  genug.  Qx  forbert  inbeffen  bie  citirten  Sarone  nid)t  auf, 
fid)  wirflid)  »or  bem  doncil  ju  jteHen,  fonbern  bietet  Üyxien  feine 
SSermittelung  an.  Qx  meint  babei  natürlid),  bap  fte  il)r  Sit- 
formationäwerf  unbebingt  aufgeben,  ftd)  unbebingt  wicber  ber 
t6mifd)en  Äirdje  unterwerfen  müßten  of)ne  ben  bebenflidjen  3u- 
fa^,  weld)en  fie  gemad)t,  wenn  biefe  römifdje  Äird)e  mit  bem 
(Soangelio  ib^nbele.  gür  einige  {)o^le  !Rcbenäarten  unb  ganj 
nichtige  J^offnungen  foUen  fte  ibre  Sieformation  aufgeben,  grei: 
ltd)  jtcl)e  e§  mit  bem  Äleruä  fe^r  fd)led)t,  freilid?  waren  neue 
ßrftnbungen  in  bie  Äirdjc  gebradjt  worben;  man  müffe  be§: 
fjalb,  wie  au4)  er  ju  tt)un  gefonnen,  immer  ber  wahren  Mixd^t 
önljangen  unb  Ijoffen,  baf  ber  Äleryä  ftc^  beffern  werbe.  Q$ 
Ijabe  berfelbe  bod)  feine  gcfe^md^igen  £)bern,  bie  kffern  fönn^ 
ten,  eä  Ijabe  berfelbe  and)  bie  '^d)xi{t,  au§  mld)tx  bie  SGBal)r= 

1)  Et  fortassis  rigore  juris  contra  tos  procedetur,  Kt  si  non  ob- 
temperabitis ,  sicat  obedientes  tilii  fortassis  et  crucem  contra  vos  obti- 
nere  poteritis.    Epistola  Sigismundi  apud  Cocbl,  pag.  155, 


—  440  - 


i)txt  gefunbcn  werben  m6d)te.  'Slux  bürftcn  bte  ßaien  bcm  Ä(c= 
ru§  tii<S)t  »orf4>reiben  wollen,  n»aä  er  ciuä  biefer  ©dfjrift  unb 
wie  ju  fmben  Ijabe').  ©egen  fotdje  nu^lofe  9?ebnerei  folUc 
ta$  begonnene  b6l)mtfd)e  Sfeformattonäwcrf  Aufgegeben  werben 
imb  bte  6{)rifienlöeit  ouf  ben  mit  9Kärti;rcrb(ut  gebüngten  fBo- 
bcn  ber  3futoritdt  ber  ^riefierfürfien  treten.  2)ie  S56()men  lafs 
fcn  biefem  33rtefc  fein  9{ed)t  wiberfa^jren  unb  tt;un  ntd)t  bn§ 
QKinbefie  barauf. 

Sie  (Stimmung  aber  gegen  ©igi6munb  wirb  immer  bits 
tcrer.  ©eine  @ntfd)ulbigungen  wegen  SQu^tni  Sobe  madjen 
feinen  ©inbrnrf:  mon  betrad)tet  if)n  alö  einen  entfdjiebenen  "Km 
f)nnger  ber  Äird)c,  obwot)l  er  e§  im  .^erjen  fc|)werlid)  war, 
weil  er  ba§  3rbifd)e  fe^te  über  ba§  ©eiftige,  weil  er  nid)t  wie 
bie  S56t)mcn  bredjen  wollte  mit  ber  Äirct)e. 

Unterbeffen  woren  bie  fünfjig  SSage  »erlaufen,  weldje  bei 
ber  legten  ßabung  ben  b6{)mifd)en  SSaroncn  gefeilt  jum  ©rfdjei» 
nen  auf  bem  (Soncil.  2)ie  ßitotion  war  nur  in  Äojlnife,  9Jes 
genöburg,  SBten  unb  einigen  anbern  ©täbten  bcö  beuifd^en 
S?eid)e§  ^jublicirt  worben.  war  ben  ©tirten  auct)  gefagt 
Würben,  bap  fte,  wenn  fie  nidjt  erfd)ienen,  in  Contumaciam 
würben  tierbamml  werben.  3llö  bie  Seit  aber  fam,  naljm  boä 
Goncit  bie  ©ad)e  bodt)  nur  ber  ßommiffton  ab,  welcl)er  fte  frü; 
^er  übergeben  worben,  unb  übertrug  fte  bem  ^otriardjen  3o« 
Ijanneö  »on  ßonjtantino^el  ju  neuer  Untcrfudjung,  als  ob  nod> 
gar  nid)tö  gef(^ef)cn  fei.  25ie  ^riefierfürjten  fommen  erfi  mit 
ber  SQSabl  SÖlartin  V.  ju  ©tanbe,  ef)e  fte  ber  S36^men  wieber 
gebcnfen.  ©igiömunb  fd)reibt  ©riefe  mä)  S3ot)men  »oller  bits 
terer  klagen  unb  25rol)ungen.  Sliemanb  fd)eint  ii)xn  gead)tet 
ju  f)aben,  al§  bie,  welche  fat^olifd)  geblieben  unb  auf  weldjc 
e§  nid)t  anfam. 

2llä  aber  bie  <Ba(i)tn  beenbet,  weldje  ben  ^riefterfürften 
bie  wid)tigflen  finb,  fegt  ba§  ßoncil  furj  »or  feinem  «Sdjluffe 

1)  Ecclesiae  sanctae  Dei  adliaerere  volumns,  non  advertentes  quas- 
canque  novas  adinventiones.  Tunc  Clerici  inter  scmetipsos  se  corrigent, 
prout  srinnt;  habent  ipsorum  Superiores,  ad  quos  talis  correctio  per- 
tinere  dinoscitar.  Etiam  babent  scriptnram  sacram  prae  oculis,  cnjas 
interpretatione  ipsorum  est  intendere,  nobisque  simplicibas  non  licet, 
prout  neque  possumas,  scripturae  sacrae  profunditatem  investigare.  Epi- 
stola  Sigimundi  apud  Cocbl.  pag.  156. 


—  441  — 


om  22.  Sebruar  1418  ticr  unb  anjanjtg  5(rtifel  ouf.  ^te  S^ee, 
bie  Äe^er  alle  nod)  auf  baö  Scncil  ju  taten,  war  aufgegeben, 
^ie  tier  unb  jTOanjig  ^rtifel  [inb  eine  2frt  SSefebl  an  bie  ffiö^j 
men,  in  »elcbct  9Bcifc  bei  ibnen  bie  Äe|crei  unterbrMt  unb 
bie  fircblid)e  Drbnung  wieberbergejlellt  merben  foH.   S5cr  Mb-- 
nig  foD  alle  gretbeitcn  ber  Äitd^e  befcbrcören,  alle  njicliffitifcb= 
{juffttifcbe  Äe^cr,  Die  ^^rebigcr  foroobl  al^  bie  ßaien,  bcfonberS 
bie  Gitirten,  »eldje  nicbt  erfcbienen,  foüen  bie  Äefjerei  abfcbwo» 
ren,  bie  ®cl)lüffc  ber  Spnobe  gutbei^en.   ^Tucb  bie,  n)etd}e  ba5 
"Zfbenbmabl  sub  utraque  genommen,  follen  biefe  Äc^erei  ab- 
fd;tD6ren  unb  fcbnjören,  eine  foldje  2Cu§tbcitung  nid}f  mebr  ju 
bulben.   ©rfl  ijl  nur  baS  bi«rtndifige  SSebauptcn,  ba§  bie^fuS« 
tbeilung  sub  una  n)iber  bie  ©ebote  ber  ©d}rift  fei,  Äe^erei  gts 
nannc  njorben;  je^t  ift  fcbon  baä  Smpfangen  sub  utraque 
felbfl  Äc^erei  geworben.    £'ie  Unitjerfttät  ^rag  ift  ju  refor; 
miren,  bie  2Bicliffi(len  muffen  entfernt  werben,  bie  freie  ^re= 
bigt  foU  nicbt  weiter  gemattet  werben  unb  bie  bobmifd^en  SSoIfg; 
gefänge  gegen  bie  Äirdje  finb  ju  unterbrü(f en ,  .bie  «Sduiften 
beä  3obanne§  Sb\x^  unb  beä  Sacob  Bon  9)?ifa,  befonberä  bie 
in  böbmifdjer  Spracbe,  finb  auSjuliefern.    2)ie  Äird^enguter 
muffen  wieber  i)txüuiQiQihtn ,  bie  geiil(id}c  ©ericbtäbarfeit  bci- 
geftellt,  alle  fatbolifcbe  SJiten  unb  ßcremonien,  Borjugsiwcife 
bie  2Cnbetung  ber  J^eiligcn  unb  9feliquien  wieber  eingefübrt 
werben.  SBer  nun  fortan  nod)  prebigen  ober  bogmatifiren  wirb 
in  wicliffttifcb^buffitiftbst  2Bcife,  ber  foü  a(§  ein  reuelofer  Äe^er 
betradjtet  unb  obne  2Bcitere§  oerbrannt  werben.  83on  ber  ©nabe, 
weldje  baä  ßonctl  ben  übrigen  Äe^ern  angebeiben  laffen  will, 
bag  fie  nocb  wiberrufen  fönnen,  obne  fogleid)  verbrannt  ju 
werben,  finb  folgenbe  ^erfonen  au&genommen.    3''cob  »on 
!Wifa,  3obanneä  2effini^,  Simon  von  Sifna,  3obannc§  oon  9?o; 
fvcjana,  ßbriPian  »on  SSrocbeti^,  Sobanne»  Äarbin«li§,  ßbenfo 
ton  £oben ,  äoi^lauä  »on  Seiertig  unb  9J?icbacI  »on  ßjigfo. 
2)iefc  foUen  genötbigt  werben,  fid)  »or  bem  apoftoIifd)en  ©tubt 
cin5ufmben '). 

S3om  hüpfte  SSKartin  V.  aber  ergebt  cbenfollä  nod^  bor 
bem  @d)luffe  bc§  ßoncilä  ein  (Jrlap  an  alle  SBelt.  Serfelbc 
9}?artin,  welcber  ben  abgefegten  ^apfl  Sobanne§  XXIII.,  ben 

1)  Von  der  Hardt.  Acta  Conc.  Const.  IV.  II.  pag.  1514  —  1519. 


—   442  — 


notorifd)en  2(tf)etften,  roiebcr  jur  Äarbinatäwürbc  cr()ub,  hxid)t 
in  tiefem  ©rlap  in  evl)eucl)elten  Jammer  auä  über  bie  Äefeer, 
bie  ftd)  fdjon  über  bie  ©renjeti  S36^)men§  ju  »erbreiten  begon= 
hen  bitten,  unb  fagt,  biefe  rcdren  cö,  mid)t  bcn  9?amcn  ®ot= 
tc§  unnü^  im  9}?unbe  führten,  unb  Äinber  ber  8üge  nennet  er 
ft'e.  (Sr  fcbarft  bie  alten  Snquifttionögefe^e  »ieber  ein.  ^in 
Äe^er  foU  betrad)tet  werben,  wie  «uggeflopen  au§  bem  menfd): 
lidjen  ®efcl)led)t ').  5!}?artin  V.  füt)rt  nun  breij^ig  Äefeereien 
ouf,  benen  befonberS  nadjjufpüren  fei.  Unb  babei  begegnet  eä 
«ud)  ibm,  ba^  er  bie  ßef)re  »on  ben  beibcn  iJiaturen  in  (^i)xi^o 
mit  unter  bcn  Äe^ereien  oufjdfjlt,  o^ne  ba^,  wie  bemerft,  ir; 
genb  Setuanb  eö  ber  SRüfje  für  wertl)  eradjtet,  über  biefe  Äeljerei 
beä  ^a^fteö  aud)  nur  ein  SSort  ju  eerlieren,  ba  eä  fid)  babet 
»eber  com  ®e(be  nod)  »on  3femtern  ^)anht^t,  nod)  uon  bem 
2Cnfebn  be6  ^rie(lerlid)en  ©tanbe§.  25er  ^apft  bf't  feinem  6r- 
la^  nod)  eine  Unterweifung  angefügt,  wie  bie  Mt^tt  ausgefragt  | 
werben  follen.  i 

Sie  Surjlen  ber  Stixä)t  fannten  fi'c  wobt  bic  (Stimmung 
ber  SBelt  unb  wußten,  ba^  »on  ibr  im  fünfjet)nten  3(ibrbun= 
bert  nid)t  mebr  ju  begehren  fei,  wa§  fie  bereite  im  breijcbnten 
gegeben  i)attt  mit  b<itbüerbaltenem  Unwillen.        fdjcint,  man 
erwartete  im  SSorauä  feine  gldnjenben  (Erfolge  mebr  »on  einem  | 
^reujjuge.   ^apft  SOiartin  V.  fagt  in  einem  2)robf^reiben,  baö  | 
er  im  '^a^xt  1418  an  bie  böbmifcben  äBaronc  fenbet,  bof  nur  ^ 
bie  S3ittcn  ©igtämunbä  baä  (Scbwerbt  ber  Äircbe  nodb  jurücf=  j 
get)alten  I)dtten^).    25iefe  {Bitten  ftnb  gewi^i  eingelegt  worben. 
2)enn  ©igiSmunb  i)attt  fdjweren  Ärieg  mit  ben  SDSmanen,  fürc^>;  j 
tete,  burd)  bie  duperflen  SDlittet  bie  S56t)men  and)  gegen  ficb  auf  , 
ba§  ^6d)fte  ju  reijen,  l)offte  offenbar  nod?,  ba^  bie  S36bmen 
fid)  würben  cinfdjüdjtern  laffen  burd)  £)robungen,  erwartete 
t>ielleid)t  iefet  fd)on,  wa§  fid)  nad)mal§  oerwirf lid)te,  bap  bic 
Utraquiften  in  ibrem  ©treite  mit  ber  beterminirten  9?eforma-  , 
tionS^jartbei  nod)  ju  bem  römifdf)en  Äird)entf)umc  jurücfgejogen  ^ 
werben  fönnten.  j 

1)  Nec  eosdcm  domicilia  tenere,  larem  fovere,  negotiationes  et  mer-  " 
cantias  quaslibet  exercere  aut  homanitatis  solatia  com  Christi  fidelibus 
habere  permittant.   S5ie  ganje  SBuHc.    Von  der  Hardt.  Acta  Conc.  Const. 

IV.  11.  pag.  1518  —  1532. 

2)  Coclilaeus.  Hist.  Hossitaruin.  pag.  174.  I 


Tibtx  bie  Ätrdje  ^dtte  öuf  biefe  JBitten  md)t  geadjtet,  weit 
jebe,  aiid)  jebe  f leine  Serjogerung  t(}re  gefäljrlicbe  Stellung  vtx-- 
fchlimmerte.  @ie  I)ätte  baä  Äreuj  fofort  geprebtget,  wenn  fte 
felbjl  fdjnelle  unb  gro^e  Erfolge  booon  erwartet.  25arum  wirb 
bie  Äreujprebigt  aufgcfpart  für  einen  legten  unb  auperften  gaü. 
SDie  :S)rot)ung  aber  mit  einer  Äreujfaf)rt  wirb  ben  SSö^men 
unaufl}6rlid)  l)in9e[)alten.  2)ie  fatl)olifd)en  ffi6f)men  foUen  ju 
ben  SBaffen  greifen,  ©igiämunb  fagt  baä  faft  lunb  l^erauä  in 
jenem  ©riefe  öom  Snl)re  1417,  bejjen  bereite  gebadjt  worben. 
S)ie  felbjl,  weldje  fatf)olifd)  geblieben  finb,  fagt  er,  unb  fid) 
gegen  bie  Äe^er  nidjt  regen,  verfallen  in  fd)tt)ere  ©d)ulb,  man 
mu^  meinen,  baf  fie  felb|l  bie  Äefeerei  im  (Stillen  begüniligen: 
wirb  e§  nidjt  anberö  in  S56f)men,  fo  wirb  er,  ©igiämunb, 
ni^t  f)elfen  fönnen:  ber  ganje  3orn  ber  Stixä)t  wirb  in  einem 
Äteujjuge  gegen  baö  8anb  loäbredjen.  Sn  ötjnlic^er  2Beife  laus 
tet  ber  ©rief,  weld)en,  wie  oben  gebac^)t,  ber  ^abfl  an  bie 
@efammtl)eit  be§  b6t)mifd)en  2Cbelö  ricl)tetc.  @ö  fd^eint,  biete 
Jg)offnung  fefete  man  immer  nod)  auf  bie  fatf)olifd)en  S36()meti 
unb  it)re  SBaffen.  llud)  an  Unterl)anblungen  mit  ben  ^riejtern, 
welcf)e  befonberS  an  ber  8ef)re  »om  Äetd)e  fejlljietten,  mag  eS 
fd)on  jefet  nid)t  gefehlt  l)aben.  2(ber  fte  fd)einen  in  biefer  3eit 
nod)  feine  2Birffamfcit  gel)abt  ju  l)aben.  5m  3a()re  1418  er^ 
fd)ien  ber  Äarbinat  »on  @t.  ©irt  al§  apo|lolifd)et  gcgat  in 
S56f)men.  ßr  ^atte  volle  ®ewalt,  bie  reumütt)igen  Stt^tt  in 
ben  ®d)oog  ber  Äirdje  wieber  aufzunehmen.  2tber  bie  2(rbeit 
be§  Äarbinalä  war  aud)  bei  ben  Utraquijlen  öergeblid£>,  fo  un; 
begreiflid)  bie  JRomifdjen  e§  finben  mod^ten ,  ba^  bie  ßel^rc 
vom  Äeld)  im  2lbenbmal)lc  mit  folcljer  Snbrunfl  erfaßt  werben 
fonnte'). 

25eutlicf)  fprid^t  e§  für  ben  alten  ©ebanfcn  ber  ^irdje,  bfe 
SSö^men  burd)  S36t)men  ju  befampfen  unb  ben  fe^erifd)cn  SBem 
gel  JU  ftürjen,  bag  gcrabe  wdljrenb  ber  Tfnwefen^eit  biefeä  2e; 
gaten  in  SBoljmen  eine  neue  Sdjilber^ebung  fatf)olifd)er  ^Barone 
gegen  SSenjel  9efd)tel)t.  "Kbtx  fie  ifl  nod)  fd)wdd)er  alä  bie 
erjlere,  unb  wirb  leidjt  überwältiget.  9J?it  5Benjel  felbfl  fc^eint 
berÄarbinal  gar  niö)t  t)erfel)rt  ju  Ijaben:  man  erwartete  nidjtä 

1)  Pelzel :  «e6cn#9efc^id|te  ^e«  6cf>raif(^en  unb  toimft^cn  Äönigö  aSkn= 
|el  II,  pag.  675. 


—  444  — 


mef)r  von  tl)m.  35er  Q^of!olifd)e  ßegat  »crfdjwinbet  nad)  bie; 
fem  abermalä  üevunglüdten  SSerfuclje  fpurtoä  au§  S56l)mcn  unb 
begiebt  [td)  nad)  Ungarn  ju  ©tgiämunb. 

S)tefer  fdjeint  ber  SSeracgung  nid)t  fremb  gewefen  ju  fein, 
mli)t  bie  fat[)ottfd)en  S3öl}men  getban.  (Sr  i)at  mit  mebreren 
58aronen  »erabrcbet,  bop  im  2£nfange  be§  Sab»^^^  1419 
(Sfclicj  eine  SSerfammlung  gebalten  werten  foll,  wo  bie  9J?ittel 
ouöjumacljen,  wie  bie  fe^erifdjen  Sobmen  ju  unterbrüden.  SQSens 
jcl  aber,  mitten  in  ber  Verwirrung,  bie  ibn  bamalä  fdjon  um^ 
giebt,  tro^  ber  ©paltung,  weld^e  [id)  imter  ben  S^eugläubigen 
JU  ergeben  beginnt,  bleibt  feinem  alten  ^tane  treu,  ber  foge^ 
nannten  Äe^eret  rubige  ^iuSbreitung  ju  geftatten  burd)  fdjlaue 
5ßerfteIIung  gegen  3?om.  25ic  Seit  baju  war  jefjt  freilid)  öor= 
über,  ba  fte  in  9?om  flar  unb  unjweibeutig  erfannt,  bap  bie 
gebre,  weld)c  in  S56bmen  »orwaltete,  ibre  ganje  9)?ad)t  ju  jerbre« 
d)en  brobete.  X>a  fi'c  aber  feit  geraumer  '^tit  gebrobt  unb  im- 
mer niä)t  loägefcf)lagen,  ibrer  ©dfjwadfje  fid)  bewußt,  mag  Äb-- 
nig  SBenjel  gemeint  i)aUn,  fd)aben  fonne  eä  aud)  nid)t,  wenn 
man  fübnlid)/  wie  fruber,  immer  noä)  bebauptete,  eä  fei  gar 
feine  J:e^erei  in  S3öbmen,  unb  beffer  jebeä  gaUe§,  al6  wenn 
man  flar  unb  unjweibeutig  auäfpredje,  bap  man  einem  neuen 
©tauben,  wie  bie  3?6mer  eä  nannten,  ffcb  ergeben  bobe.  '2iuf 
feinen  gall  war  baoon  in  trgenb  einer  SSejiebung  ber  minbePc 
SSortbeil  ju  erwarten,  ^c^aib  fdjrieb  er  an  feinen  ©ruber 
©igiämunb,  e§  fei  gor  feine  Äe^erei  in  SSöbmen  »orbanben 
unb  er  möge  bafür  forgcn,  bap  alle  SKaapregeln  ber  Äird)e 
jurücEgenommen  würben.  SBenjel  wupte  unb  mußte  wiffen, 
baß  iefet  fd)on  außer  ben  Utraquijlen  eine  anbere  mdd)tige  ^ax- 
fbei  ftdb  inS3öbmen  bewegte,  bie  fid?  ganj  loägcfagt  oon  9iom, 
bie  bur4)greifenbe  Umgepaltung  ber  Mixöjt  erfirebte.  SOBir  wif^ 
fen  md)t,  ob  SBenjelä  Seele  mebr  ju  ben  Utraquiflen  ober  mebr 
JU  ben  SSaboriten  fid)  neigte,  ba§  aber  feben  wir,  baß  er  bie 
Äefeer  inägefammt  beden  will,  inbem  er  immerfort  fianbbaft 
beljauptet,  baß  Äe^eret  in  ä36bmen  gar  md)t  ju  finben  fei. 
■^Cud?  wunbert  fiel)  ©igiämunb  in  feiner  ^Mntwort  gewaltig,  wie 
man  eine  fold)e  S5ebau<3tung  nod)  oufpellen  fonne').   ßr  be^ 

1)  Continet  autem  inter  alia  consiliariorum  relatio,  qualiter  idein 
frater  noster  nesciat  in  Regno  luo  aliqaos  eironeos  homines,  inio  si 


—   445  — 


gctjrte,  baf  fein  ©ruber  ©oten  ju  \\)m  fenbe  unb  gemem; 
fd)aft(id)e  fDfaapregcIn  jur  Ueberwatttgung  ber  Äe^er  getroffen 
würben:  er  »erbe  fonft  alle  SSerbinbung  mit  \i)m  obbredjen, 
2(ber  SSenjet  tfl  aud)  Drof)ungen  unjugdngltd).  dx  frf)retbt 
einen  Sanbtag  auf  ben  SRai  beä  3at)reä  1419  au§,  n)af)rfcl)ein« 
lid)  wegen  ber  S3ertf)eibigungämaa^rege[n.  Siefer  ganbtag 
fd^eint  inbeffen  md)t  ju  ©tanbe  gefommen  ju  fein.  JTber 
©igiämunb  unb  bic  romifdje  Äirdje  bro^en  fange  nur,  t^un 
jebod)  nicf)t§. 

Unterbeffen  treten  bie  ^artl)eien  ber  Utraguiflen  unb  ber 
Saboriten  aB  bcfitimmtere  ©efialtungen  {)eroor.  25ie  fd)arfe 
unb  genaue  ©onberung  ifl  inbeffen  erjt  ba§  2Berf  fpaterer  Seit. 
£)ie  Utraquiften  nannten  fid)  J^uffiten  unb  bet)aupteten  ^upen§ 
dd)te  ©djüler  ju  fein.  2(ber  c§  ru^ete  ^upenö  ©eijt  nid)t  auf 
tarnen,  ©ie  würben  md)  ^upenä  Stöbe  üon  Scannern,  wie 
Satob  oon  SRifa,  So^anneä  Äarbinaliä,  So^anneä  ^rjibram,  So^ 
^anneö  Siofi^cjana  geleitet,  beren  9feformation5gebanfen  weit  enger 
unb  befdjränfter  waren,  alö  bie  Sieformationögebanfen  »on  S^u^. 
©ef)en  wir  biefen  aud)  nod)  fd)wanfenb  unb  unbeflimmt  in  nidjt 
unbebeutenben  £)ingen,  ^ielt  er  bod)  an  bem  grofen  ©runbs 
fo^e,  ba^  bas  @t>ange(ium  genüge  für  ©lauben  unb  Äirdje, 
bop  e§  üufer  bemfelben  feine  3(utoritüt  gdbe,  unerfdjütterlid) 
fefi  unb  fprad)  fte  mit  einer  S3ejlimmt[)eit  auä,  weld)e  feinen 
9iü(fent)alt  übrig  lie^.  S^un  finben  fid)  jwar  bei  biefen  ^uf» 
fiten  nod)  lange  bic  (Spuren  feineö  ©eifteä  unb  feiner  2ef)re, 
aber  in  ooUer  Älarljeit  ijl  beibeS  nid)t  »orl)anben  gleid)  tjom  "ilrii 
fange  an.  Sene  ©puren  aber  jeigen  ftd)  batb  in  einjelnen,  balb 
in  SÖJc^reren,  in  bem  balb  bunfler,  batb  beutlidjer  auägefprod)enen 
SSerlangen,  ba^  bie  Äird)e  ©otteö  weiter  reformirt  werben  muffe, 
olfo  ba^  fie  mit  ifjren  ©egnern,  ben  Saboriten,  oftmals  in 
©inä  jufammenfliepen  ju  wollen  fd)einen. 

2(ber  g(eid)  md)  bem  Äobe  ^u^enö  finbet  man  ©runbs 
fd^e  unb  2(nftd)ten  bei  biefen  Utraquiflen,  weld)e  eine  e{)erne 

qxxi  tales  essent,  paratns  esset  eisdem  contrariari  et  eos  delere,  de  quo 
plorimnm  admiramur,  com  tarnen  Regnam  ipsam  infamatum  sit,  et  cla- 
mor  sit  et  fama  pablica  de  erroribns  et  infectione  Regni  illius  in  toto 
nniverso.  Epistola  Sigimnndi  ad  Wenceslaom.  fp^ljel  If.  pag.  170.  Urs 
lunbenbud). 


—  446  - 


©d)etben)anb  j»tfd)ert  betten  bUben,  mld)t  xt)xt  9?eformation 
über  furj  ober  über  lang  rücfgangtg  maä)tn  mufi.  ®ic  erfennen 
^bie  "Kütoxität  ber  römifcben  Ätrdje  an,  of)ne  bie  2Cutoritdt  ber 
I  ®cl)rift  fd)arf  unb  auöbrücftid)  über  fte  ju  jleUen,  ofjne  befom 
ber§  JU  bt^ti)un,  ba^  im  ©tauben  ober  in  ber  Äircf)e  nicl)t§ 
fein  bürfe,  waä  mit  ben  SQSorten  ober  mit  bcm  ©eijie  tiefet 
©d^rift  in  Söiberfprud)  flebe.  ijl  n>af)r,  fte  fieUen  fefjr  balb 
fdjwere  ^(nforberungcn  an  tiefe  römifd)e  ^ird)e,  ^(nforDerungen, 
burd)  tt)eld)e  baä  3{nerfenntnip  »ieberum  gebrodfjen  ju  »erben 
f4)etnt.  (Sie  begehren,  top  3?üm  nicbtä  2tntere»  lebre  unt  ge» 
biete,  aU  tt)a§  nad)  tem  ßtjangelio  fei,  fte  »erlangen  ben  Äel(^> 
im  ^Cbenbmable'),  fie  bcgeljren,  bap  bie  ^rtefierfcbaft  feine  »elt* 
lidje  ^errfdjaft  beft^e,  fonbern  in  apofiolifdjer  2lrmutb  lebe, 
bap  bie  ^rebigt  teä  göttlicben  Sßorteä  frei  fei'). 

SBenn  aber  in  folcbem  S3ege[)ren  unb  befonberä  in  ber  ^ors 
berung,  baß  tie  Äircbe  ftd)  nadj  tem  ©tjangelio  ricbten  muffe, 
ein  großes  reformatortfdjcS  ^rinjip  liegt,  «elcbes  weitere  grüd^tc 
tragen  ju  muffen  fdjeint,  fo  tdufdjen  bod)  alle  ©rttjartungen, 
iuetdje  auf  bie  Utraquifien  gefegt  rocrtcn  mögen.  25enn  ibre 
^riefterfdjaft ,  um  nid)tS  einjubüßen  an  ber  facerbotalifdjen 
.^errlid)feit,  ift  ftd^tbar  unabldffig  tbdtig,  ben  (Safe  »on  ber 
oberjlen  2lutoritdt  ber  Äird;e  einjufdjärfen.  £iie  Sebre  üon  ber 
9?otbtt)cntigfeit  tcö  J^intueggebenä  ter  »cltlidjen  Wlad)t  fdjeint 
tbnen  febr  unangcnebm  gewefen  ju  fein.  £»aturd)  unt  turd) 
tie  tie  fd)lauen  Äünjle  ter  Sibmtx  unt  baä  tolle  Stafen  ber 
Saboriten,  weld)e§  in  bem  gortgange  einer  Sfeformotion  nur 
Berftörung  unt  SSerwirrung  fel)en  ließ,  gefdjab,  baß  tie  Utras 
quijlen  immer  weiter  rüdwartä  gejogen  wurten.  Sb«  ©runts 
fdfee  bleiben  fdjwanfent  unt  jweiteutig,  wie  fte  ftd)  fdjon  in 
ben  ©(^)riften  ber  S3arone  an  bie  romifdje  Äirdje  auSgebrüift 
^aben. 

2)arum  tuar  mtüxlx^,  baß  fid)  neben  bem  ibrigen  nocb 

1)  Jfür  ben  Äcld)  im  Wfccnbmat  fa§t  bie  Unioerfität  »on  ^rag  im 
gjlai  1417  «inen  ©djiuf,  6<irin  iai  ©afcin  iti  2)ectet6  ber  ©onobe  con 
jKo(ini^  gani  ignDrirt  rcirb:  quod  si  huic  sacratissimae  Christi  Constitu- 
tion!, liumana  quaevis  obstet  constitatio,  quae  pridein  in  sacris  Cano- 
nibus  nondura  est  reperta,  nec  de  postj  nt  credimos  affotura.  Coch- 
laeus.    Hist.  Hossitar.  pag.  161. 

2)  (Ein  jroeitet  a5ef(l)lu6  ber  Unicerfitdt  unb  be«  Äleru«  oon  ?>tfl8 


—  447  — 


«in  onbereS  Streben  entnjtcfelte,  n)eld)e»  ouf  eine  freie  unb  »oIU 
ftanbige  JReformotion  9ericl)tet  war.  Siefe§  war  im  TTÜgemeis 
nen  in  l>en  SSoboriten  »or{)anben,  obwof)!  nicljt  jeber  einjelnc 
f)ot,  ber  mit  biefem  9^amen  erfdjeint.  25iefe6  Streben,  bic 
©runbfä^e,  bic  2inftcl)ten,  ouf  mlä^t  eö  gebout,  finb,  mit 
Äuänaf^me  einiger  cigentfjümlidjcr  SSorfiellungen,  ouS  ben  8ef)s 
ren  SBiclip,  ^upen§  unb  ber  alten  -SBalbenfer  jufammenge* 
floffen.  SReben  ben  Saboriten  erfdjeinen  bie  fogcnannten  ^i* 
wrber,  beren  S3ertx)crfen  ber  S3ilber,  ber  ^eiligen  unb  ber  Sie- 
liquicn  bie  utraquiflifd;e  Unioerfttät  ju  ^rog  fofort  für  Äc^eret 
erfldrt,  wie  fte  ^rag  ftd)  jeigen.  2)iefe  ^icarber,  fonfi  mit 
ben  SXaboriten  übereinfiimmenb,  weichen  üon  ibnen  befonberJ  , 
in  ber  geljre  üom  ©acramente  bcS  Tlltaxi  ab.  ©ie  benfen  ba* 
bei  nur  an  eine  geiftige  @cgenn?art,  unb  bie  S^aboriten,  mld^e  i 
bie  9?eaIgegenn>ort  anneljmen,  »erfolgen  fte  beö^alb  auf  taä  ^ 
^eftigfte'). 

war  eine  wilbeßeit  inS36f)men.  Äatbolifdf)e  unb  Utra= 
quifien  lagen  in  offenem  Kriege  unter  einanber,  »on  allen  ©eis 
ten  l)er  bro^ete  ©efabr  befonberä  für  bie,  reetcbe  nidjjt  ju  ben 
Utraquifien  gef)6rten  unb  unter  bem  ©c{)u|e  ber  foberirten  SSa» 
j  rone  panben.  X)a  tarn  in  bie  ©eelen  einiger  9}?dnner,  bic 
'  fübtten,  ba^  bie  9?eformatton  ber  Utraquipen  auf  l^albem  SBege 
(ieljen  bleibe,  ber  ©ebanfe,  md)  fiel)  in  fo  wilber  Seit  fefi  ju 

ftc^t  Huss.  Opera  I.  pag.  104  —  106.  fc^eint  einige  3eit  nad)  bem 
erjitrcn  gefaft  ju  fein,  ba  lai  Sebütfnig  gcfü^ft  maxi,  aud)  no*  anbete 
©runblcferen  sii  fccfiimmen.  3n  bemfelbcn  tpirb  juerft  bie  Se()re  com  ©os 
trament  beö  libtnimatjUi  6c()nnbclt,  SSon  ben  Äofinißetn  »irb  bafici  ges 
fngt:  Non  obstat  insanum  Constantinensis  synodi  decretum,  quo  legem 
Christi  in  hac  parte  impio  inore  damnavit.  Sonn  folgen  bie  brei  am 
beren  Ce^ren,  bie  noc^mali  mit  6ei  ben  4  'Präger  «rtifeln  erf*eincn.  !J)o= 
inolÄ  toiü  ber  utrQquiflifd)e  Äleru«  baö  roeltlid)e  ^crrcnt^um  nci)  ganj 
Öinmeggenommcn  toijfcn.  Ut  sacerdotes  ecclesiae,  sicut  ex  Officio  sont 
Vicarii  Apostolorum,  ita  juxta  formam  illoram  in  voluntaria  paupertate 
vivere  studeant,  temporaliom  rerum  temporali  dominio  abdicato.  ©pds 
ter,  ali  fie  fi*  befonnen,  brücfen  fie  fid)  »orfi^tiger  au«. 

1)  Omnes  Magistros  et  Presbyteros,  qui  asserunt  sob  speciebus 
panis  et  vini  esse  verum  corpus  et  sanguinem  Cliristi  esse  deceptatores  et 
sedactores.   Brzezyna  apud  Dombrowsky  @cfd)i*te  ber  bo^mifc^en  ^icor; 
ben.   "Ib^anbl.  b.  böfem.  ?(cnb.  b,  SffiiiTenfdjft.  IV.  pag.  311.   ®iefe  ^pi; 
I  corbet  »cröargen  fidj  nad)  SrjejQna  oftmal«  unter  ben  Snboritcn. 


1 


—   448  — 


jiellen,  ju  fidjern,  ju  waffnen.  Sie  nahmen  ben  IBerg  S^xa^ 
^>if[■tin  ein,  auf  bem  nod)  alte  SSefeftigungen  übrig  waren  unb 
Plannten  i(}rt  Xahox.  ®ie  befefligten  fid?  I;ier,  unb  auä  bcn 
SBefcjligungen  ernjudfjä  allmdlig  eine  ©tabt.  Sn  ben  religio- 
fen  2£nftct)ten  ber  9J?cnfdjen,  mlä)e  ftd)  l)ier  jufammenfanbeu, 
mag  e§  im  ^Tnfange  fe^r  bunt  auäge|'ef)en  Ijaben.  25cr  eine 
fam,  um  be§  befeligenben  Äeldjä  in  gricben  ju  genießen,  mä^ 
t)alb  xool)l  gefagt  werben  fonnte,  bap  bie  urfprüngtidjen  Sabo= 
ritcn  ßaUirtiner  ober  Uttaquipen  genjefen'),  ber  anbere,  um 
äStlber  unb  ^eilige  nid)t  »ereljren  ju  muffen,  ber  britte,  weit 
baä  ^obe  2ßefen  ber  foberirten  SSarone  il^n  ab(}ie^  unb  er  lie= 
ber  unter  bcm  2Baffenfcbu^e  gemeiner  8eute  jieben  rcoUte.  Zn-- 
beve  festen  ficb  auf  anbere  Serge  unb  nannten  fte  SDreb  unb 
S3arancf.  6ä  waren  ober  bie  £)rebiten  unb  bie  S3rüber  be§ 
ßammeä,  wie  fie  mä)  i^ren  bcfefligten  äbergen  fid)  nannten, 
t)on  ben  SKaboriten,  wie  e§  fd)eint,  nur  baburd)  ocrfcbieben, 
bap  fie,  wenn  ber  Äampf  gegen  bie  ÄreujbeefC/  gegen  bie  Äa* 
tboltfcben  alle  geführt,  alö  befonbere  ©djladjtljaufen  flritten, 
unter  anberen  Tlnfübrern  a(§  bie  Saboritcn,  bei  benen  3'^^'* 
üon  SSro^now  unb  Sflicolaö  »on  ^uffinej  bie  angefel;enilen  gclb^ 
l)auptleute  waren. 

J:eincäwege§  ift  bie  ©tdrfe  biefer  9}?cnfcben  bcfd)rdnft  auf 
ben  engen  Umfretö  ber  S3erge,  auf  benen  fie  ficb  fefigefei^t  i)<u 
ben.  ^ier  ijl  nur  ber  ftreitbare  Äern,  an  welchen  ftdj  anber»s 
wo  52Bo^nenbe  anfd)(te^en  in  ben  SSagen  beä  Äampfeö  unb  ber 
®efaf)r,  wie  fie  beren  ©enoffen  finb  in  reltgiöfen  "Auflebten  unb 
in  ftrcblicben  äwecfen.  2)ie  ÜJ^eufiabt  \>on  ^rag  war  faft  ganj 
taboritifd). 

Siefe  SSaboriten  baben  einen  böfen  .Klang  bei  ber  Vlad): 
weit  crbaltcn.  guerft  burd)  bie  entfcfjlicbc  2Butb,  mit  weichet 
fie  ben  .Kampf  gegen  bie  Äatbolifd)en  fübren.  (5S  ift  wabr, 
bie  Äabortten  finb  furd)tbar  gewefen  in  biefem  ©tteite  inner» 
balb  fowobt  a(§  au^erf)a(b  S56bmen.  SBobin  fte  fommen,  wer^ 
fen  fte  fatboüfcbe  ^riefiet  unb  SÖZöndje  in  bie  glammen  ber 
brennenben  Äird)eh  unb  Älofier.  Sftmalä,  wenn  eine  fatbolifd) 
©tabt  genommen  wirb,  mu^  alle§  9)?enfd;lidbe,  wa§  fidb  t 
berfelben  ftnbct,  «Känner,  grauen/  Äinber,  bie  bunfele  «Stra 

1)  Dubravius.  Hist.  Boliem.  pag.  217. 


—   449  — 


bc§  S£obe§  jie^en.  3)ie  grauen  bet  Saboriten  cvft^ilogen  fa^ 
li)ülii'd)e  Sraueti  unb  Äinber'). 

Saä  '^uftretm  einer  ©enoffenfd)aft,  bie  ftd)  eine  evange« 
lifdje  nannte,  in  foldjev  SBetfe,  {)at  gewip  bem  govtgange  einer 
9ieformation  unermeplidjcn  ©djaben  Qiti)an  unb  Uliemanb  wirb 
baran  benfen,  biefe  ©räucl  ju  entf^ulbigen  ober  ju  bemänteln. 
3Bol)l  aber  fann  erfldrt  roerben,  mit  biefe  »ernicfjtenbe  S33ut^ 
in  bie  ©eetÄ  ber  SOienfdjen  gekommen,  unb  baä  fann  bel)aup= 
tet  werben,  bap  S'Ziemanb  anberä  t)ierüon  bie  <Sä)VLlb  trägt 
bie  fat^oIifc!^e  Äirdje  felbf!.  gurd)tbor  lajiete  bie  Snquifition 
auf  ben  9J?enfd)en.  SSut^  unb  5ßer5n)eiflung  trug  ftc  in  bie 
^erjen  berer,  bie  einen  SSater,  einen  S3ruber,  einen  greunb, 
einen  ©laubenägenoffen  (;atten  umfommen  feben  muffen  in  ben 
Stammen  ober  in  ber  Slml  eraigen  @efängni)fe§.  S)aö  gurc^ts 
barjie  fprad;  bie  Äircbe  gegen  ibre  ©egner  aui.  <3ie  jliep  fic 
binauS  ou6  ber  menfdjlicben  ©efeüfdbaft,  ft'e  erklärte  fte  für 
ou^er  bem  göttlicben  fowobl  alä.  bem  menfcblicben  ©efefe,  fie 
:prie^  SScrnid)tung  ber  Äe^er  unaufbörlicb  atä  baä  ©ott  rooijU 
gefäUigjle  SBerf.  2)iefeä  bitten  fie  getban  im  ©treite  für  baä, 
i»üä  fie  Sßabrbeit  nannten,  ©ie  l)atten  felbft  robe  SOZcnfcben 
mit  bem  ©ebanfen  erfüllt,  ba^  gewürgt  werben  müffc,  »er 
ttjiber  bie  göttlicbe  SSal)rbeit  fei.  3bre  Söabrbeit  aber  fonnten 
fie,  wie  bie  Spnobe  Bon  Äoflni^  erwiefen,  nid)t  einmal  mebr 
beweifen.  2)te  Saboriten  waren  nun  überjeugt,  eine  anbere 
SBabrbeit  gefunben  ju  b^ben,  wetd)c  bie  fatbolifd)e  SBabrbeit 
jur  Unwabrbeit  madbte.  S5ie  roben  unb  wilben,  burd)  ©rauj 
famfeiten  ju  ©raufamfeit  aufge{lad)elten  ©cmütbcr  wenbeten 
nun  bie  2ebre  ber  fatbolifcben  Äircbe  nur  gegen  biefe  fetbjl  on. 
©ie  firittcn  für  ibre  SBabrbeit,  beren  wefentlicbe  Steile  ftc  wc^ 
nigjten»  beweifen  fonnten,  mit  benfelben  SBaffen.  ©ie  »er» 
fannten  bamit  eben  fo  graufcm  wie  ibre  ©egner  ben  ©ei(l  beä 
(SbrifientbumS.  ©ie  geborten  in  biefer.lBejiebung  gar  ntcbt  bem 
©oangcliämuä,  fonbern  bem  Äatboliciämuä  an. 

3m  Uebrigen  wäre  fcbwer  ju  fagen,  wcldje  ^artbei  bie  anbere 
on  ©raufamfeit  überboten,  welcbe  fte  in  tiefem  ©treit  gerabe 
juerp  begonnen  b^t.  2Bo  bie  Äatboltfdben  berrfdjen,  gebet  eä 
nid)t  minber  wilb  ju,       wo  bie  iSaboriten  bie  9Reijier  fpie« 


1)  Brzezyna  Diariam  bell.  Hus^it.  pag.  142. 
II.  Zt)(ii.  29 


—  450  — 


len.  S)ie  25eutfc^)en  tn  Battenberg  faufen  gefongene  Slaboriten 
unb  iDetfen  fie  tn  bie  (£c^ad)ten  \i)xex  öergtvcvfe.  £)ie  Äreuji 
fa^)rer,  bie  nad)ma(S  in  256l)men  cintrad)en,  movbcn,  \va^ 
nen  in  bic  ^anbe  fallt,  S)?anner,  2Bciber,  Äinber,  Sciborifcn 
unb  Uttoquipen  o^ne  Unterrd)icb.  ©tc  laffcn  ifjre  ^ferbe  nuS 
ffbcn  Äeldjen  faufen,  ouö  benen  bie  Utraquiflen  baä  ffilut  bes 
;(^crrn  getrunfcn').  25ie  ©raufamfeit  auf  bcr  eyjen  ficigerte 
bie  ©raufamfeit  auf  bcr  anbern  ©eite,  unb  jule/jt  blieb  nur 
noä)  übrig,  bap  50ienfd)cn,  ß^riften,  fid)  gegcnfeitig  mit  ben 
Säl)nen  jerriffen  l^dttcn,  wie  bie  wilben  Sbicre  beö  SöalbcS. 
S3i§  ju  biefem  ©rabc  waren  bic  ©runbfa^e  beic  SIcligion  ber 
reinpen  Siebe  eon  ben  SOJenfcljen  »erbre^t  worben. 

25aä  'ilnbere  aber,  weld^eS  ben  JJaboriten  einen  Übeln 
itlang  gab  bei  ber  jJladjwelt,  ber  fatl)oIifd;en  fün)ol)l  alö  aud) 
ber  eöangelifdjen ,  waren  bie  feltfamen  8cbren,  bie  einige  ifjrer 
^rebigcr  ju  bem  ßoangelio  {teilten.  (Sintge  i^rcr  8el)rer  wirb 
l)ier  mit  Sic<i)t  gefagt.  £)enn  man  barf  fid)  bie  SJaboritcn  nidjt 
benfen  alS  eine  fir4)lid)e  ©enoffenfdjaft,  in  weld)er  ©laubc  unb 
9?ituä  üollfommen  gleid)  gewcfen.  Sie  Stnboriten  ftnb,  befon« 
berö  in  i(;ren  2lnfängen  al§  eine  9Jfaffe  üon  dJUn\ä)m  ju  fafs 
fen,  weld)e  nad)  bem  (Sttangelio  firebt  unb  bic  ©runbübel  ber 
tömifd)e  Äirdje  begriffen  i)at,  über  ber  aber  jum  Zi)e\i  ber  fa« 
tt)olifd)e  ©eifl  nod)  ^(i)mht  unb  weldje  oon  bunfelcn  ®efül)len, 
bie  auö  bem  verworrenen  ©tanbe  bcr  fatl)olifd)en  SBclt  erzeugt 
roorbtn,  »on  einer  wilben  ^{)antafte  fo  wie  ju  Untbaten  fo  an<S) 
ju  feltfamen  unb  abentbeucrlid;)en  Süeinungcn  getrieben  werben, 
bic  iebod),  weil  ba§  ftare,  eöangelifd)e  ßicl)t  immer  ancrfannt 
bleibt  al6  alleinige  ßeiterin,  nur  »orübergetjenben  (Sd)abcn  brin» 
gen  Eonnen.  ©o  lie^  3iöca,  ber  unter  ben  S^aboriten  bod)  eine 
I  fo  bcbcutenbe  9?ollc  fpielt,  bie  Batf)olifd)e  9J?effe  Dor  fid)  feiern, 
unb  feine  ^riefter  würben  baber  »on  ben  eigentlid;en  taboriti- 
fc^jen  ^rieftern  gebaut  unb  üerad)tet'). 

aiaboritifdje  ^riefler  leljrten,  bic  Stit  fei  erfüllt  unb  ba3 
taufcnbid^rige  9?eid)  l)erangefommen:  bec  .^err  unb  ^eilanb 

1)  3n  Seutmcrtfe  loft  ber  Sürgermeifter  ciet  unb  jrcanjig  ebcOcut«, 
bU  Scßerfinb,  in  bic  (£lbe  rotrfcn.  ©eine  Süd)tcr  fpringt  bem  (SotUn 
Mi).    Historia  pcrsecnt.  eccles.  Boheni.  pag.  37.  42.  45. 

2)  Baibin.  Epitome  reruin  Bolieiuic.  pag.  466. 


—   451  — 


würbe  wieber  auf  Srben  erfd)einen.  SJarauf  rcürbe  eine  an» 
bere  S^vbnung  in  ber  2Be(t  ent|lel)en,  alle  S35fen  »ürben  un» 
tergeljen  iinb  nur  in  fünf  ©täbten  bie  9J?enfd)en  errettet  wer» 
ben:  biefe  nannten  fte  "»pilien,  Satecj,  guna,  6Iana  unb  ßans 
towia.  ©teßen  ber  ^ropf)eten  unb  ber  2(pocah;pfe  legten  fte 
in  biefem  (Sinne  auä').  @ä  ift  aber  ju  bemerfen,  ba^  biefe 
€el)re  t>om  taufenbjafjrigen  9?eid)e  niemals  allen  taboritifdjen 
^rebigern  gemeinfam,  bap  fte  3rrtl)um  ©injelner,  nirf)t  eis 
ner  größeren  ©efammtfjeit.  'Kud)  fdjetnt  fie  nur  !urje  Bett 
oerfünbigt  roorben  ju  fein.  Sie  warb  oufgepeQt  in  ber 
riobe  ber  größten  ®efal)r,  alä  e§  galt,  bie  ©laubigen  für 
tien  betoovflet)enbett  Äampf  ju  fanatiftren.  2l(fo  »erfdjwinben 
bie  ^nfdjulbigungen  jroar  nid;t,  weldje  ben  SSaboriten  gemacht 
werben,  aber  fte  erfUiren  fi4)  au§  ber  Seit  unb  ben  5Berl)dlt5 
niffen.  (Sie  famen  auä  bem  jtat^oliciömu6.  2}ie  2ti)xt  'oon  j 
ber  9?otl)»enbigfeit  ber  Jßernidjtung  ber  Ungläubigen  war  bie 
römifd)e  3nquifition  gegen  bie  Äe^er,  bargejiellt  unb  gel)anbs 
()abt  in  einer  anberen  Söcife.  S)ie  flüdjttg  üorübergeljenbe  8el)re 
vorn  taufenbidl)rigen  9?eic!)e  war  ber  2(u§bruif  be§  irvegefjenben 
©efüblä,  ba^  bie  SBelt  einer  nioralifdjen  9Je»olution  bebürfe, 
bag  eS  nidjt  weiter  gef)e  wie  eS  biä  je^t  gegangen,  ba^  baS 
S5öfe  ftd)  breit  unb  tief  eingefreffen  l)abe  in  bie  2Be(t,  ba^  es( 
öuägereutet  werben  muffe,  wenn  bie  Äirdje  ©otteä  nid^t  unters 
gef)en  follte.  Tlufi)  bie  ^atf)olifd)en  geflantcn  e6  ein,  ba^  fein 
^rijllidjer  ©taube  unb  feine  d^rijllicbe  (Sitte  mefjr  öortjanben, 
ba^  bie  SBelt  im  Qlergflen  liege,  ba^  man  an  bem  Sianbe  ber 
SSerjweifcIung  jte^e.  Sie  SEaboriten,  aufgewacbfen  im  SBun; 
berglauben  ber  fatljolifct^en  SBelt,  erwarteten  baä  wirflid),  waä 
»erjweifelungävoU  Petrarca  vom  ^immel  Ijerab  geflef)t,  ein 
SBunber  jur  Umgejtaltung  ber  SJelt. 

1)  Brzecyna.  Diarinm  belli  Hnssit.  pag.  1/J5.  156.  2)ie  £a6ortt«n 
tcaren  bic  Dfadjceng«!  jur  Serflörung  ber  SSöfcn.  Concionatores  Thabo- 
ritae  conciones  prorsDS  sanguinarias  de  pltione  habebant ;  plnra  de  lege 
noya  veterique  detorquere  solebant.  Jain  in  hoc  ijisorum  praesenti  saC" 
culo  consnmmationem  instare  asserebant,  in  qua  Christas  occalte  sicnt 
fnr,  Tentnrus  esset  ad  regntim  SDuni  hic  in  terris  reparandam.  Thabo- 
ritas  autem  esse  angelos  ad  exequendum  a  Deo  missas.  Sic  rarsQs  ad 
desolandas  villas ,  pagos ,  civitates  snos  animabant.  Dabravios  bist.  Bo- 
hem.  pag.  213.  214.  So^cnncö  gccipto  f^ricb  ein  eigene«  ilDcrt  baruSer, 
tag  üüt  f&o\t  erfd^togen  toerben  müßten.  Cochlaeus.  Hist.  Hnssit.  pag.  234. 

29» 


—  452  - 


9Jod>  floffen  UtraquiPen  unb  SSnboriten  in  ctnonber.  llbtt 
-  bie  üerljdngntgooUe  ©tunbc  ber  Trennung  röcfte  immer  näfjer 
l;eran,  ber  Trennung,  mläjt  bie  9ieformation,  auf  bie  bet 
eljrnjürbige  3o^anneö  gefonnen,  für  bie  b6^mifd)en  Sanbe, 
t)ieUei(l;t  für  bie  2Be(t,  t)inberte.  famen  bie  legten  £eben§s 
tage  ber  Ä6nig§  SBenjel.  Selten  erf(^eint  er  {)anbe(nb,  abet 
xvo  eä  ijl,  fo  ifi  eä  für  bie  9?eiigläubigen.  ^rog  fte^en 
bie  ^orttjeien  ber  3?eformation  unb  ber  römifdjen  Äirdje  i'id^t 
neben  einanber  ewig  in  Äampf  unb  ©treit.  2)ie  f«tboli[4)cn 
^riefier  mögen  ifjren  ©rimm  über  bie  S^eugldubigen  nid)t  ber^ 
gen.  ©ie  gießen  ba§  {)etlige  S3lut  au§  unb  werfen  ben  £eib 
beä  ^errn  weg,  welchen  bie  neuen  ^riefler  gemad)t.  Älagenb 
über  bie  Äatl)olifd)en  erfdjeinen  im  gebruar  beä  ^al)xt^  1419 
bie  brei  ^rager  ©tabte  »or  bem  Äonig.  Unb  SBenjel  »erfpricbt/ 
i{)re  Älagen  obiu|leUen.  £)ie  UnbitDen  ber  r6mtfd)en  ^Priejiet 
foUen  bejlraft  »erben.  £)ie  iteld)ner  follen  üoUe  grcibcit  i)abtn 
unb  auf  bem  nädjflen  ßanbtagc,  n)eld)er  nid)t  ju  <2tanbe  ge- 
fommen  ju  fein  fd}eint,  foU  unterfudjt  werben,  ob  bie  fSann- 
flüdje  ber  romifd)cn  .Sird;e  gegen  S361)men  gerecht  ober  unge» 
xtd)t.  2!al)ingegen  foUten  fiel)  bie  ^eldjner  aber  aud)  aüer  Uns 
ru()en  enthalten.  Qtxvai  fpäter,  im  ©ommcr,  «erbietet  er  ib* 
nen  aud)  bie  öffentlidjen  Umjüge,  bie  ®elegenl)eit  jum  Streite 
mit  ben  Äatljolifen  gaben ').  Zütä  biefe§  war  ganj  in  feinem 
alten  ©pjleme,  'Kü\^tt)m  ju  »ermeiben,  bamit  ben  .*){üinifd)en 
weniger  SSeranlaffung  würbe  t»on  ber  böl)niifd)en  Äe^erei  ju 
fpred)en.  £)ie  Äaboriten  aber,  bcfonber»  in  ber  SReupabt,  bie 
Utraqui)len,  bie  3?6mifd)en,  alle  wollten  berrfdjenbe,  nid)t  to» 
terirte  ^art^eien  fein.  SJJun  b«tte  2Benjel  cbenfaUa  im  Soms 
mer  be§  S^br^ä  1419  einen  neuen  Siaü)  über  bie  Tieupabt  qcj 
fe^t.  2)effen  9J?itglieber  waren  bem  jleld^e  juwiber  unb 
berten  in  aller  SBeife.  S5er  furd)tbare  Siäca  war  eben  in  ber 
©tabt,  unb  ber  ^aufe  hxaä)  am  30.  Suli  lo§  gegen  ben  Siatf). 
h<S>it  würben  ber  roljen  b6bmifd;en  ©itte  gemdjj  auä  ben  gen= 
2flern  be§  JRatbboufeä  geworfen,  unten  üom  rafenben  SSolfe  mit 
l©piefen  aufgefangen^).   £)a  foU  SBenjel  einen  2lugenblirf  entj 

1)  Pelzel:  CrtcnÄ&cf^tcibung  beö  9fßmif(^cn  unb  Sö^raiff^cn  ^öntgi 
aBenjet  II.  pag.  467. 

2)  Historia  pcrsecut.  ccci.  Bohem.  pag.  34. 


-  453  - 


fdifoffen  gcwcfcn  fein,  die  >^uf]"tten  ju  bcrnid)ten.  ©clbji  üoit 
feinem  S5ruber  ©tgi^munb  l;abe  er  baju  ^ulfe  begeljrcn  woU 
kn.  Hbtx  wie  bem  aud)  fei,  eS  gefdjiefjt  nidf)t  baä  SJiinbepe. 
SEenjel  lüirb  »on  feinen  Umgebungen  fogleidj  wiebcr  begütiget. 
X>h  S'leufläbter  bürfen  ftd;  felbft  ciifen  9}?(?giftrat  ttiai)kn,  ber 
fluä  Utraquijlcn  bejle^)t,  bie  SBcnjel  befidtiget ').  Sn  ben  le^= 
ten  Sogen  trifft  er  friegeri[cf)c  TTnfialten,  tt)al)rfd)einltd)  um  ftc^ 
ju  üertl;cibigen,  »cnn  er  üon  ber  Jlird)e  foHte  angegriffen  rotx> 
ben.  Unerwartet  jlirbt  er  am  16.  2(ugu|l  be§  '^ai)xe^  1419. 
£)iefeä  gefcf)o^,  wie  ©igiSmunb  ftd)  eben  ju  Sfen  bcfönb^). 

25ie  Sage  beä  b6l)mifd}en  9ieid)e§  war  feltfam,  »evworren. 
S^ur  in  bem  eigent(id)cn  5Böl)men  behaupten  bie  D'ieugldubigen 
baö  Ucberge>r>id)t,  oI)ne  jebod)  auf  allen  ^unctcn  be§  Sanbeä 
JU  lKrrrd;cn.    SSon  ©igiämunb,  nun  Srben  bcö  Sieid^eö,  war 
nidjtä  JU  erwarten.    (Sr  l)atte  eine  anbere  Stellung  aB  2Ben« 
jet,  anbere  ^lane.   SBenjcl  (;atte  ft'd)  nur  gefümmert  um  S56f): 
men  unb  S36{)menä  .^errfdjaft  Ijattt  i{)m  genügt.  «Stgiämunb 
l^attc  eine  weite  .§ierrfd)aft,  glaubte  ftd)  nid)t  in  (Streit  einlafs 
fcn  ju  bürfen  mit  Siom,  yermodjte  e5  aud)  nidjt,  fo  lange  er 
Äonig  in  Ungarn  unb  in  Seutfdilanb  bleiben  wollte.    Qx  war 
ganj  im  2nterefj"e  ber  rcmifd;en  Äird)e;  e6  flanb  ju  erwarten, 
ba^  er  bie  9'ieugldubigen  nur  in  bem  ©eijle  berfelbcn  bc{)anbeln 
unb  bctrad)ten  würbe.    S^arum  tobte  boä  SJolf  in  ^rag  fo 
furdjtbar  empor  nad?  SBcnjelä  SSobe,  bag  es  jeige,  eS  wotte 
feinen  ^rieben  mit  9\om.    Sie  wilbcn  Saboriten  ftrömten  in 
bie  ©tabt.    S)ie  Äloftcr  würben  crftürmt,  bie  Wlönä)i  erfdfjlas 
gen.   25ie  9Jomifd)en  erl)ebcn  bicfe  ju  9}Jdr(t;rern'):  man  l^at 
gefe()en,  wie  fie  jum  ^immcl  gc()oben  würben.   £)ie  Königin 
®opl)ia,  beren  ^u§  mit  großer  Siebe  gcbenft,  ©benco  »on 
ÜBartembcrg ,  ber  SSurggraf  üon  S36l)men,  »iele  anbere  S3aronc, 
ungern  baä  2luf|lürmen  beä  gemeinen  SSolfeä  fe^enb,  l;atten 
tt>el)ren  wollen.    2tber  bie  Äüniglid;en  l)atten  bie  anfongä  »on 
tljnen  befe^t  getjaltenc  Äleinfeite  nicl)t  bel)aupten  fonnen.  <So- 
^i)\a  unb  bie  IBarone,  mit  benen  gewif  aud^  bie  ^rie|ier  ber 
S'ieugläubigen  arbeiteten,  weldje,  wie  ftd>  balb  crwief,  nod) 


1)  Brzecynu.  Diarium  belli  Hussit.  pag.  144. 

2)  Windeck,  apud  Menken,  Scriptor.  Rer.  Germanic.  I.  pag.  1129. 

3)  Balbin.  Rpitomc  rerum  Bobemic.  pag.  433. 


—  454  — 


üoHet  fatf)olifd)cr  ^hitn  waren,  wollten  milbern  unb  »erfofjnen. 
©ie  fd)tofTen  einen  ^rieben  mit  ben  ^rogern.  £)icÄl6jter  unb 
bie  SSilber  füllten  9efd)ont  werben,  bagegen  wolle  bie  Äonigin 
(Bopi)ia  md)  Gräften  orbeiten,  bop  ben  S56f)men  ba§  <5oans 
gclium  unb  befonbcrS  berÄeld)  bleibe').  Die  S^aboriten  jo» 
gen  wieber  ab.  "Kud)  ©o;pt)ia  entfernte  ftd^  balb.  ©ie  ging 
ju  ©igiämunb  unb  l)attc  weiter  feinen  ßinflu^  auf  ben  ©ang 
ber  £)inge. 

SSon  (Sigiämunb  waren  ®otf^after  in  ber  ©tabt,  2fners 
fennung  al§  @rben  be§  boljmifcfjen  9f?eid)e§  ju  begef)ren.  S)ic 
fatljolifd^en  S36ljmen  erfannten  il)n  ofjne  SQSeitereä  an,  aber  bie 
9leug(dubigen  wollten  ©id^erung  iljreä  ©lautend,  ©igiämunb 
^atte  einen  b6l)mifd)en  unb  mäl)rifd)en  ßanbtag  nad)  S5rünn  auä^ 
gef4)rieben,  ju  bem  aber  au§  S56l)men  nur  bie  Äatl)olifd)cn 
gefommen  ju  fein  fdjeinen.  Die  utraquijlifdjen  S3arone  liefen 
eine  S3otfd)oft  nad)  JBrünn  ge^en.  ©ie  f^rieben  bem  Könige  bie 
JBebingungen  t>or,  unter  benen  fte  i^n  aner!ennen  wollen.  25ie 
greit)eit  be§  2Borteö  ©otteä  unb  beä  Äeldjeä  foU  bleiben  wie 
fie  öon  SBenjel  bewilliget  worben,  wer  ba6  Äe^erei  nennt,  foU 
auö  bem  ßanbe  getrieben  werben.  Daö  (Joangelium  foU  in 
b6l)mifd)er  ©))rac^e  9elel)rt  werben,  Äcfecrei  foll  nur  fein,  wa§ 
wibcr  bie  (Sdjrtft  ifl^).  Dem  ^a^pjle  ijl  ju  melben,  bap  eä  fo 
geljalten  wirb  in  SSö^men,  unb  er  foll  baä  beflätigen  unb  gut» 
Reifen.  Da§  wettlid)e  .l^errentf)um  beä  priefterlidjen  ©tanbe§ 
ijt  abjujlellen,  unb  fein  Jrfwber  foll  in  a56{)men  eine  ^ftünbe 
ober  ein  anbereö  ^mt  erl)alten,  weld)eö  von  einem  JSöfjmen  »er« 
fel)cn  werben  fann.  ^nbere  3(nforbcrungen,  weldje  bie  3561)» 
men  nod)  peilten,  betrafen  nidjt  ftrd}licb=religi6fe,  fonbcrn  weit« 

2tngetegcnl)eiten.  Die  ©tabt  ^rag  ^atte  ftd)  angefcbloffett 
an  bie  JBotfdjaft  ber  iSßarone. 

©igiämunb  aber  antwortete,  ba^,  waä  bie  firc]^lid)en  ©o? 
cf)en  betreffe,  bicfe§  ii)n  gar  nid;t  angelte.  9?id)t  an  il)n,  fonbern 

1)  Brzeeyna.  Diarium  belli  Hussit.  pag.  147  —  150. 

2)  l5cud)tc  i)cmanb  ober  mxtt  mon  ctfcnncn ,  bofi  in  b<m  fonbt 
t)rgent  ein  Srrungc  mxt  tuibcr  b«n  glawben,  unb  bcö  inai|lcr  ju  feefe^cn 
boburd)  geben,  unb  beö  bic,  bie  bauen  routben  befaget,  oerbörct  unb  aui 
ber  ficiligen  @d)rift  obgcrceifet  unb  gclait  rourben,  unb  bie  bann  ber  lere 
nit  Bolgcn  tuotlten,  ba«  uOcr  bie  fori  orbentIid)en  gerichtet  roetben.  Win- 
deck apad  Menkon.  Scriptor.  Rer.  Geruanic.  I.  pag>  1133. 


—  455  — 

an  baä  ßoncil  öon  Äoflnife  (juttett  \>k  S36()m<n  ftd;  mit  \ol(f)in 
2(nfori>crunc|en  »penbeti  rnüfftn.  Uebrigen  aber  woUe  ec  "HU 
leä  tterjei()cn,  wenn  er  fofort  olä  itöntg  anerfannt  würbe.  25ie 
geflüchteten  Äat[)olifen  müßten  jurücf berufen,  bie  SBajfen  aui 
ben  .^änben  gelegt,  bie  Äctten  auä  Den  ©trogen  oon  ^rag 
genommen  werben,  ©igiämunb  gebot  fo  ben  SSö^men  ben  §rie: 
ben  wieber,  weldjer  ber  griebe  @oite§  nid)t  war,  jenen  falfdjen 
grieben,  ber  baä  weltlicb^firc^licfae  Sptxxtnti)\im  begeljrte,  gegen 
»velc()en  fid)  ber  ®et)i  bc§  eoangeltfdjen  gvtebenä  üielfad)  ge^ 
regt  f)atte  unter  ben  ffi6f)men.  ©igi^munb,  nodjbem  er  bie 
S3oten  entlaffen  unb  oon  ben  Äat()oltfc^en  alä  Äonig  aner; 
fannt  worben,  begab  ftd;  wieber  nad;  iSßreälau.  3»  feiner  ^Be- 
gleitung war  ein  ü))ojiolifd)cr  8egat,  ber  in  58reS(au  »olle  SScr^ 
gebung  ber  ©ünbe  unb  ber  ©cl^utb  allen  üerfünbete,  mlö)t 
bie  SBaffen  gegen  bie  Sßb\)xmn  nebmen  würben.  2)arüber  fpet^ 
teten  bie  SSöbmen  gewaltig,  weldjc  in  ben  Umgebungen  ©i» 
giömunbä  waren  Siefer  aber  begann  bie  ffiöl^men  fe^en 
ju  laffen,  wa§  oon  i^m  ju  erwarten  war.  @d)on  mupte  ein 
SSöfjme  ju  aSreglau,  2o&anne§  Ärafa  gebci^en,  ba§  Wläxt^-- 
tertbum  erbulben^).  Sn  ffiöljmen  aber  unb  in  ^rag  trat  ein 
"ilugenblid  ber  SSerjagtbeit  ober  bod)  ber  Ungewipb^'t 
@d>on  lie^  ber  9fatb  »on  ^rag  befannt  madjen,  bag  bie  »er; 
triebenen  Äatbolifd)en,  bie  ^riefter  unb  bie  9K6nd)e  jurüdfelb' 
ren  fönntcn,  niemonb  bürfe  fte  befdjäbigen  ober  tf)rer  fpotten. 
25ie  SSaboriten  jogen  auä  ^rag.  SBie  nun  ©igtämunb  biefen 
guten  gortgang  faf),  fo  fdjrieb  er  »on  ©reölau,  ba^  bie  S£a» 
boriten  üerntd)tet  werben  foUten.  Xiit  Äatbolifdjen  trium^>b'r» 
ten,  befonberä  bie  jurüdgefommenen  Wlbnäje.  35ie  2)eutfd)en 
in  j?uttenberg  fingen  Utraquijten  unb  S^aboriten  unb  warfen 
fie  in  bie  @(had)ten*).  ©igt^munb,  fo  fdjeint  e§,  wollte  iefet 
fd)on  bie  Utraquiften  »on  ben  Saborlten  trennen. 

'ilber  baä  angejlimmte  S^riumpbgefdjrei  war  »oreiltg  gewe- 
fen:  benn  beibe  ^artbeien  gewabrten  je^t,  wa§  ibnen  gemeins 
fam  be»or  fiebe.   2)ie  ^rebiger  ber  SSaboriten  entflammten  bie 

1)  ©t<  ÄrcuibuIU  SKartin  V.  gegen  bic  Seemen  war  im  OTdrj  1420 
cift^icnen.  Apad  Cochlaeum  Hist.  Hussitar.  pag.  183  —  186.  (Si  war 
alfo  nur  auf  SBeniel»  Sob  gewartet  roorben. 

2)  Hist  persecat.  eccles.  Bohemic.  pag.  39. 

3)  Brzecyna.  Diariam  belli  Hossit.  pag.  151  —  ir>4. 


—   456  — 


®emöt£)er  mit  ber  ßel)«  öon  ber  9idf)e  be§  !^tmmltfd)en  9?eid)e§, 
3t§ca  unb  bie  anbcm  gü()rer  riefen  ju  ben  SBaffen,  ^rag  rüs 
ftete  unb  foberirte  fid^  mit  ben  neugläubigen  ©tabten  unb  bie 
SSarone  [äumten  ebenfaEä  nid)t.  2Bte  ba^er  ©igismunb,  nad): 
bem  er  fid^  be§  ®e()orfam§  bcr  ^roüinj  ®d)Ie[ien  geroi^  ge^ 
maä)t,  l()erangejogen  fam  mit  einem  ficljen  .^eere,  ouö  Ungarn, 
ffiofjmcn  unb  Seutfcf)en  bejte^enb,  fo  »ermodjte  er  nid)tä  ju 
gewinnen  gegen  bie  ©tabt  ^rag,  nje(d)e  bie  SSaboriten  lieber 
oufnaf)m,  obwohl  er  in  bem  S3e[t^  ber  fefien  ©djtöffer  nxir, 
obmi)l  er  fidj  bie  botjmifdje  Ärone  auf  bem  2Biffebreb  aufs 
fe^en  lief.  £ier  ©egen  beä  ^a^fleS  unb  bcr  Äirdje  Ijatf  bem 
^eerc  ©igi§munbä  nidjt.  S)ic  S3elagerung  öon  ^rag  muftc 
oufgel)oben,  ganj  S56f)men  enblid^  »erlaffen  werben. 

waren  öiele  SSerfud)e  ju  einer'  58erf6bnung  gcmad)t, 
ober  nid)tä  war  ju  ©tanbe  gefommen.  2)enn  wenn  bie  Sßöt)^ 
men  auä)  nur  ben  Äcld)  begehrten,  fo  wollte  unb  fonnte  ©i^ 
giömunb  baS  nid)t  bewilligen,  ba  er  in  Äircbenfad^en  nidjt  cnt; 
fcl)eiben  ju  fonnen  gloubte,  unb  bie  Äird)e  nod)  meinte,  baf 
ibre  2Cutoritat  in  SSö^men  befScI^tJUt  werben  fönnte  mit  ben 
2Baffen.  £)er  S^^bjug  ober  ©igi§munb§  »om  'Saijxt  1420 
macbte  einen  tiefen  ©inbrucf  auf  bie  neugläubigen  S36bmen  aüe. 
25enn  ba§  feinblicbe  J^eer  war  mit  ber  entfe^licbflen  S3arbaret 
aufgetreten  mit  SSranb,  föforb,  ©dj^änbung  ber  SBBeiber  unb 
Sungfrauen.  2Da  meinten  bie  S36l)men,  bap  ein  9)?ann,  bcr 
fo  tierfabren  laffe  gegen  baä  ganb,  nid}t  Äönig  beffelben  fein 
fonne.  X)tx  böbmifc^e  2(bel  gab  bem  ©igiämunb  fogar  ben 
©cbanfen  ©djulb,  fte  alle  ou§  S36bmen  ju  treiben  unb  burd^ 
ungarifd)e  @ble  ju  erfe^en').  2tlfo  trat  ba§  ganje  2anb  ge= 
gen  il)n  auf,  fo  weit  c§  utraquiflifd)  unb  taboritifd)  war.  ©elbft 
bie  fatbolifdjen  ^Barone  jeigten  fid)  fdjwierig.  ©igiämunb  fe^te 
ben  Äampf  in  bem  folgenben  S^b^e  nicbt  gludlid}er  fort,  ©clbfl 
©ct)leften  unb  9Käbren  fdjwanften.  2)ie  SKaboriten  jieben  fuvd;t= 

1)  2ßtr  clagen  oud)  ü6er  ©igtmunbe  »on  Ungtrn,  ob  et  fein  wert 
ifl  JU  einem  Sonig,  ber  It*  ^at  »crgcffcn  an  feiner  aclgcpornicfcit  unb 
bie  gubig  unb  genabig  Sctfpielbc  feiner  gorfern  i^at  von  im  getrieben,  unb 
l^at  fid)  ergeben  auf  ungerifcl)e  €rbarfeit,  bie  er  beni  toni9rei(i)e  ju  Scj 
^eim  berceift  mit  prantc  unb  3ungfrait>en  unb  groroen  gro§e  S^otiocftetung 
mit  morben  ber  lernte  unb  finber.  95rief  bcr  Marone  an  bie  ©tabt  Saban. 
Willdeck  apud  Menken.  Scriptor.  Rer.  Germanic.  I.  pag.  1141. 


-   457  — 


bar  ^crum,  verljeerent»  unb  vernic^fcnb.  ®a§  wn  ber  xmu 
fd)en  Äirc^e  gc^rebigte  Äreuj  cmcift  ftdj  fieglo^  in  offener 
gelbf*la*t. 

2fbcr  ber  religiofe  Streit  jnnfd?en  ben  Saboriten  unb  Utra-  j 
quiften  fcmmt  nun  cbenniU»  5i!m  offenen  2(uäbriid)e,  unb  bic  I 
i>artt)eien  treten  fi6  fdjrojf  cnr^cjcn.    S'er  ©ang  ber  ^reigniffc  ^'^ 
tjt  burchaus  abb^ingig  t>on  tcn  ©efinnungcn  ber  SJiünner,  mts 
c^c  an  ber  Unioerfität  ju  ^>rag  eine  ^auptrclle  fpielcn.  ®ie 
finb  gcTOilfcrmfl^cn  bie  Schöpfer  ber  utrdquijnfcbcn  ^art()ei. 
©ie  finb  du§  bem  alten  Sacettotio  unb  ()aben  ben  ®eifi  be»; 
I  felben  be|)atten:  fie  wollen  feine  Steformation ,  roeldje  bie  fas 
cerbotclifcbe  .^errfcljaft  jerilöre.  @ie  fud)en  ben  ©eifi  ber  greunbe 
beä  Äeld)»,  reeller  nad)  einer  weiteren  Sicformation  bor  «Kirche 
brängt,  eon  berfelben  cUmälig  binnjegjulciten,  weil  eine  weitere 
Siefcrmation  audj  ber  Umiturj  ber  alten  facerbotalifcben  ^jerrs 
li4>feit  ifr. 

25tefeä  Streben  wirb  ibnen  nidit  leidit.  X>inn  unter  ben 
Eaien,  bie  ibnen  ge^orfamen,  regt  fid)  jener  ©eijt  nad)  einer 
weiteren  SJefcrmation  juweilen  fräfttg  unb  jeigt  fid)  un»  in 
ftaren  unb  unjweibeutigen  Spuren  »ieler  3(rt.    Sie  Spradjc  . 

j  ber  utraquiftifcben  ^"»rieftcr  unb  bie  Scrad^e  ber  utraquifrifdjen  j 

I  güien  lauten  oftmals  ^odift  oerfdiieben.  3n  ber  erfteren  ge; 
»obrt  man  tai  bcutltc^e  Streben,  llüt^  ju  entfernen,  wag  bie 

j  2Bürbc,  ^c[)eit  unb  3futoritat  be§  faccrbotalifd)en  Stanbeä 
fdjwdc^e.  S'ie  Seljrc,  weld>e  bie  S3arone  au»  ^uffen§  ^rebigt 
gejogen,  bap  ber  ^Priejterjtanb  fein  weltlidjca  ^errcnt()um  bt- 

.  fi^en  fönne,  baß  eä  ber  Einfang  oller  9\eforniation  fein  müffe, 
ba^  ein  ganj  anbereS  Q)riejlertbum ,  ein  einfadjcr  2ebrpanb  ges 
fd)affen  werbe,  ift  ihnen  ftc^tbar  au^erjl  ^uwiber.  S^al)er  brürfen 
fie  fid)  über  bicfen  ^unct  immer  i)ö(t)\i  jweibeutig  unb  unbe» 
flimmt  au§,  wäbr£"b  ti«  58arone  franf  unb  offen  baüon  res 
ben*).  Sie  m6*ten  eine  Interpretation  ftnben,  burd)  weld}e, 
wie  bei  ben  Jatbolifc^en ,  bie  apoftolifcbe  2lrmutl;  oereinigt 
werbe  mit  bem  -JBefi^e  beä  weltlicl^en  ^errentt)umS,  ba  fie  pd^ 

1)  Unb  b«t  britte  Sfrtbitel  ift,  boä  ber  oOer  ^errfc^aft  oon  brat  f)oi)i 
Pen  ^^riftcr,  cä  fri  ber  ^pabcft,  uitj  an  ben  minbften  unb  clmnjien,  ni^t 
geloit  werten,  <i  fej  guter  ober  Stnfe  unb  t>ai  bie  sergenannte  ^erfd^aft 
ber  geiftlichen  mit  ber  .^ulfc  ber  n)ernilid)en  yertifgt  n-erbe.  Srief  ter 
95arone.   Windeck  apud  Menken.  Scriptor.  Rer.  Gennanic.  I.  pag.  Hol. 


—   458  — 


offen  für  baffclbe  nic^t  öu§jufpred)en  wagen,  ^atte  nur  9?om 
ben  Äeld)  nadjgegeben,  fo  würben  fie  'Mtä  'Knbtxi  gern  ^aben 
fallen  loffen.  nimmt  2ßunber  aud)  ben  Sacob  von  SKIfa 
in  biefer  Siidfjtung  ju  fmben.  ©eine  ©tanbeSgenoffen  mögen 
feinen  ©eifl  überwältiget  unb  bie  9?efürmation§ibeen,  bie  er 
früljer  ge()cgt,  erbrüdt  t)abtn. 

Siefe  3?icl)tung  nun  ber  utraquif!ifd()en  ^rief[erfd:)aft  ifl 
fdjon  früljer  bemerfbar  gewefen,  aber  ft'e  jcigt  fidj  fortan  tm^ 
mer  beutlid^er.  25ie  Q)rebiger  ber  Äaboriten  traten  i(}r  entge- 
gen. JBcreitä  im  3al)rc  1420  mad;en  fie  eine  Zxt  @lauben§» 
befenntnip  befannt,  in  bem  au^er  ben  großen  eüangelifdjen 
^rincipien  allerbings  aud)  einzelne  Büge  beä  rol)en,  bamalä 
unter  ben  SSaboriten  waltenben  ganati§mu§  bemerfbar  werben. 
£ia§  eoangelium  be§  neuen  S3unbeö  allein,  fagten  fie  in  bie* 
fer  ©cljrift,  fei  ju  glauben.  Sie  £)ecrete,  Srobitionen,  Sn» 
jlitute,  ffirdudje,  weldje  bemfetben  juwiber,  müßten  ju  ^nbc 
gebrad)t  werben.  2Beber  an  bie  .I^eiligen  nodj)  an  ba5  gege- 
feuer  foUte  ber  S^rijl  glauben,  noä),  mit  2Cu§nät)me  beS  <2onn= 
tag§,  bie  neuen  gefte  feiern  ober  bie  gaften  Ijatten  ober  bie 
£)f)renbeid)te  bead)ten.  Tlan  follte  weber  fingen  in  ben  Äir* 
dben,  mä)  bei  ber  Slaufe  ben  Teufel  ouätreiben  wollen,  no(§ 
mit  gcweiljtem  SBaffer  taufen.  @anj  einfad^  follte  ber  25ienfl 
ber  Äirdje,  fern  öon  allem  ^om;p  unb  oon  aller  ^xaä)t  fein. 
@ie  begehrten,  bap  bie  SJZepbücljer  unb  bie  9)?epgewänber,  alle 
onbere  unnü^e  ©egenftanbe  berfelben  ICxt  »erbrannt ,  jerrif: 
fen,  jerftört  würben,  ©ie  wollten  aud),  bap  alle  S3üd)er  unb 
®d}riften,  mid)t  bie  menfd)Iid)en  ©a^ungcn  unb  SSrabitionen 
entbleiten,  alä  SOSerfe  beö  ^ntid)rifiä  oernict)tct  würben,  ©ie 
erfldrten,  bap  bie  S3efc^)dftigun9  mit  ben  fogenannten  freien 
fünften  wiber  baä  ^oangelium  fei').    @ie  erfldrten  fid?  cnb^ 

1)  Nulla  scripta  aut  dicta  quoruncunqoe  doctorum  a  fidelihus  sunt 
tenenda  aut  catholice  credenda,  nisi  quae  in  canone  Libliae  explicite 
continentur,  quia  omnes  libri  talium  sunt  astutiac  anticliristi  et  abji- 
ciendij  destruendi  aut  combnrendi. 

Nulla  decreta  sanctorum  patruin  aut  seniorum  instituta,  nnllus  alt- 
qnis  ritns  aut  traditio  humanitus  inventa,  sunt  tenenda,  sed  omnia  talia, 
sunt  abolenda  et  destruenda ,  Telut  Antichristi  traditiones,  cum  Christus 
et  ejus  Apostoli  ea  fieri  nnilibi  in  novo  testamento  expresserunt. 

Omnis  homo  in  eOi  quod  studet  in  artibus  liberalibus,  aut  gradus 


—  459  — 


lid)  über  bie  apoflolifdje  2Crmut^  in  einer  SDSeifc,  »eldje  ben 
utraquijlifd^en  ^riejiern  l;6d)fi  unan9enel)m  fein  modjte.  5Rit 
allem  SJedjt  —  eS  rcor  bamaB  in  Böfjmen  fdjon  »ielfad)  ges 
fd}c^en  —  f)dtten  bic  roeltlidjen  ^erren  ba§  roeltltdje  ®ut  lie- 
ber an  fid)  genommen.    SRiemanb  foHtc  bic  ©acramente  tton 
einem  ^rieficr  neljmcn,  ber  aSeltlidjeä  beft^e:  ein  ewangelifdjer 
^riefter  cürfe  m<i)t  einmal  in  bem  ^aufe  wohnen,  tt)eld)e§  bic 
gaien  i^m  alä  ein  2llmofen  gegeben,    ©ie  rcoUten  wanbernb  | 
leljren,  rcie  bie  3fpofiel  getljan.    ^ie  einfad)e  SBeife  ber  tabo^ 
ritifdjen  ^riefier,  öon  n)e(d)er  fte  rüt)mten,  bap  fte  bie  apoflo» 
lifd)e  Ware,  Ijatte  einen  großen  9Jeij  für  bie  ©emüt^cr  ber  9J?enge. 
SSon  bem  i)bi)^tn  ^omp  beö  fatfjolifdjen  ßultuä  einft  angezogen, 
würben  fie  je^t  wieber  angejogen  von  bem  Dollenbetjlen  ©egen« 
fa^e.   aiaboritifdje  unb  utraquiftifd^e  ^riefler  befdm^jfen  fi4>  iit 
^rebigt  unb  ©d^rift.   Wlit  Jammer  fte^t  bie  utraquifiifcbe  ^rie» 
fierfd)aft,  wie  ber  Untcrfd)ieb  jwtfdjen  bem  ®acerbotio  unb  beni 
Saienjtanbe  ganj  ju  toerfc^winben  brol)e.    @ie  glauben  ibre 
9Raa^rege(n  treffen  ju  müffen.   ^er  ©rjbifd)of  Äonrab  ijl 
ben  Utraquiftcn  übergetreten,  v  3m  3uli  be§  Sabreä  1421  »er* 
fammelt  er  eine  utraqui|iifd)e  «Spnobe  ju  ^rag').  2obanne§ 
»on  '^Jrjibram,  3acob  t>on  SKifa,  Sobanneö  üon  Sieujtabt,  ^ro* 
copuä  oon  Hilfen  baben  ben  SSorft^.    2)ie  Spnobe  wdblt  bic 
genannten  »icr  9J?änner  ju  3)irectoren  beä  Äird)enwefenS,  ju 
einem  ßonft|iorium  ber  Utraquifien.    25aS  £)ecret  legt  ibneit 
eine  grope  ©ewalt  bei,  obne  jebod)  bie  ©renken  berfelben  fd)arf 
unb  genau  ju  befiimmen. 

25ann  werben  bie  ©runbfd^e  einet  i)ali>tn  unb  jweibeutis 
gen  ^Reformation  aufgehellt.  25a§  ©acerbotium  foll  bleiben  in 
feiner  alten  ©eftalt;  e§  foll  fid)  fdjon  im  2leu^eren  fdjarf  un> 
terfdjeiben  öon  bem  ©tanbe  ber  ßaien  unb  nur  unter  ber  geift» 
lieben  ©eridjtäbarfeit  fteben.  Siefe  9?eformatoren  benfen  n\ä)t 
baxan,  ben  ^rieftern  bie  ju  gcjlatten.  2)ie  utraquijlifcben:  j 
^riefler  foll  nidjt  mit  grauen  jufammenwobnen,  nid)t  mit  ib^  » 
nen  fpredjen,  nic^t  ju  ifjnen  in  baS  ^au§  geben  außer  in 

in  eisdem  acceptt,  est  vanus  et  gentilis  et  peccat  contra  eyangeliam. 
Brzecyna.  Diarium  belli  Hussit.  pag.  191. 

1)  bereit«  im  SIoDember  1420  roat  bort  Ut  9tütö ,  mlijtt  ben  Sa; . 
boriten  günjitg,  obgefcjt  werben.  Baibin.  Epit.  Rer.  Bohemic.  pag.  443-^, 


—  460  — 


gdüen  ber  fevingenbliten  «J^otf^wcnbigfett.  foH  bcr  canoni- 
fd?cn  ^orcn  warten  tinb  t)k  fiebcn  ©acramenfe  ben  gaien  um; 
fonjl  geben,  bleiben  fte  bann  bem  Äatl;oticiämn§  treu,  cnt= 
fernen  fie  fiel)  bod)  öon  bemfelben  in  anbern  n)cfentnd}en  ^un- 
cten.  25er  ^rtcjicv  foU  bte  ®cf)rtft,  befonberö  beä  neuen  SSum 
be6  iroI)t  inne  t)aben  unb  bie  ^rebtgt  beä  SBorteä  ®otteö,  bie 
2)arftellun3  beffelben  in  •  feinem  eigenen  geben  foU  er  für  feine 
erjle  ^flid)t  eracl)ten.  @r  foU  nid)t§  teuren  »iber  bie  @d)rift, 
bie  ölten  Äird)ente^rer  unb  bie  tt)o(}tbegrünbeten  alten  ©cbluffe 
ber  Äird)e.  ©r  foU  ben  ©ntfdjeibungen  ber  ©ubernatoren  beS 
9feicl)eö,  ber  £)ircctoren  ber  Mivd)i  ober  einer  ©ppobc  fiel)  un= 
terwerfen Unbejtimmt  laffcn  fie  Ijier  baö  2BtcI}tigftc  in  ber 
Suft  fd)n)eben.  S!Belc|)e  25inge  finb  wiber  bie  ©cbrift  ober  bte 
alten  Äird}enlef)rer  ober  bie  alten  ©c{)lüfre?  ®ie  wollen  n\ä)t 
xüiffen,  bap  fold()e  öorf)anbcn  gewefen  ftnb  in  ber  !atbolifd)en 
■Äirclje,  benn  fte  emäi)mn  ja  ntcl)t§.  ©in  .^auptfdjritt  ober 
fd)eint  gcfd)et)en  ju  fein.  2)ie  oberfle  Tfutoritdt  ber  ©cljrift  wirb 
gewiffermo^en  anerkannt,  unb  bie  3tutontät  JRom§,  an  beren 
©teile  eine  anbere  gefegt,  wirb  gar  nid)t  erwähnt.  3(ber  im 
©runbe  genommen  war  baS  wenig  ober  gar  ntd)t§.  £)ie  ^ers 
ren  t)üten  ftd),  Bon  ber  reinen  unb  alleinigen  3futoritdt  ber 
@d)rift  ju  reben.  ©ie  jtellen  ein  unbeflimmte§  @twa§  baneben, 
burd)  weld)e§,  wenn  nur  bie  2aien  ben  ^rieftern  wieber  allein 
bie  SSejlimmung  überlaffen,  wa§  üon  alfer  Äircbcnlel^re  unb 
alten  ©d)lüffen  angenommen  werben  muffe  aujjer  ber  ©cljrift, 
bie  ganje  je^ige  Äatljolicttät  gerettet  werben  tann.  25ann  fcl)ärs 
fet  bie  ©v)nobe  ben  ©ebraud)  be§  2fbenbmal)le§  unter  beiben 
©eftalten  ein,  obwof)l  unter  einer  ©efialt  ber  2eib  be§  .^errn 
ganj  enthalten  fei,  gebietet,  bap  bie  9}?cffe  gefeiert  unb  bie 
äaufe  'gebanb^abt  werbe  in  l)ergebrad)ter  SBeife.  3n  beiben 
2Crtifeln  i|l  fid)tbar  ffie5iel;ung  auf  bie  2el;re  ber  SSaboriten  ge; 
nommen. 

gnblid)  bef)anbeln  fie  aud)  ben  fd)wiertgen  ^unct  oon  bet 
mMä)tn  59?ad)t  unb  ben  weltli4)en  (ginfünften.   £»ic  ^rieftet 

2)  Niillns  clericornm  aliquam  novitatem  inconsuetani  contra  evan- 
geliuin  aut  antiqua  sanctorum  patrum  praecepta  audeat  docere.  Sed 
ipsam  ad  praedictos  regni  gubernatores  et  directores  aut  ad  synodnni 
provincialem  deferat.    Apud  Cochlaenm  Hist.  Hussit.  pag.  188, 


—  461  - 


foUeu  mä)  hm  ©cbot  beä  (Süangclii  leben  in  o^^ojtolifdfjet  lix-. 
muti),  jufr'icben  wenn  fie  S^cil^ning  unt)  Äleibev  \)ahin.  «Sie 
foUen  ©ütcr,  J^aufer,  3infen,  9ied)te  nid)t  bcfi^en  nad;  mlU 
lid)tm  Siedete,  aber  bic  tt>eltlid)e  9}Jad)t  foU  baä  ©ut  ber  Äird)e 
oud)  nic^t  l)inwegne()men  büvfen').  2)te  utraquijlifdje  ^riejleri 
fd)aft  ftei)t  in  einer  büfen  geit  2)ie  9Keinung,  ba^  bic  Ste» 
formotion  gleid)  bamit  begonnen  werben  miiffe,  ba^  bic  ^ries 
jierfd^aft  aller  meWidjen  .^crvenred)te  entfleibet  werbe,  l^at  tiefe 
SSSurjel  gefaxt  bei  ben  Maronen,  felbft  bei  fotdjen,  bie  f'atfjos 
lifd) geblieben^).  SStele  baben  auf  ibren  ©ütem  bie  Siefoimation 
begonnen  in  biefer  2Beife,  ©elber,  Sinfen,  ©uter  an  ficb  gcs 
nommen;.  £!ie  ©iinobe  fann  unb  mog  ber  ßebrc.uon  ber  o^o« 
jiolifd)cn  3(rmutb  ntcbt  wiberfieben,  fo  wenig  alä  fie  bcn  ©e= 
waltfamEciten  ber  ^Barone  offen  entgegentreten  will.  2lber  fie 
fud)t  einen  2lu§weg,  mit  bem  für  bie  äuvunft  Me»  wieber  ge- 
wonnen werben  mag.  Sie  unterfd)eibet  beSbalb  einen  ffieft^ 
mit  weltlid;em  unb  einen  JBeft^  mit  einem  anbern  9Ied)t.  ®ic 
»erbietet  baä  9iebmen,  unb  fagt  fein  SBort,  wie  ba§  überreicbe 
Äirdjengut,  ein  .^auptgrunb  aller  Uebel,  anberä  alä  jeitber  an= 
gewenbet  werben  möge. 

SBie  anberä  lautet  e§  bodj,  wenn  S3arone  »on  biefent 
^uncte  fpred;en.  2)a  foU  bie  weltlidje  Wlad)t  eä  fein,  welche 
»om  ^apfi,  üon  ben  S5ifd)öfen,  üon  ber  gefammten  Äirdje  baö 
weltlidje  Jperrcntbum  unb  ben  großen  SSeftfe  binwegreformirt. 

^ie  ^riejicr  follen  nun  ferner,  mä)  ben  ©d^lüffen  ber 
©pnobe,  alle  Sobfünben,  bie  naü)  flarem  ©efe^e  ©ottcy  üer» 
boten  finb,  bei  fid)  fetbft  unb  bei  ben  ßaien  auäreuten.  3lucb 
über  biefcn  ^unct  reben  bie  S3arone  gan^  anberö,  bie  fid)  übers 
Ibaupt  ber  2lutoritat  ibrer  ^riejler  lange  nid)t  fügen  wollen  unb 
fie  überbauet  ntd;t  alä  allein  entfcbeibenb  betrad)ten.  Sic  ©ps 
nobc  aber  fögt  jule^t,  baß  bie  9iiten  unb  S5rducbe,  weld;e  man 
au5  gewiffen  ©rünben  ju  ^rag  je^t  abgefdbafft,  »or  ber  SQan^ 

1)  Nallns  sacerdos  CLristi  super  praediis,  agris,  dotnibus  aat  qui- 
bnscDnqae  aliis  proventibus  et  possessionibus  civili  et  seculari  jure  do- 
minetur,  sed  verius  et  ad  norniam  evangelicae  paupertatis,  victu  et 
amicta  moderato  contentetur.  Ipsas  autem  eleemosynas  et  facaltates  ec- 
desiae  approbriatas  et  dotationes  nemo  seculariam  dominoram  per  se 
nsarpare  debet  aut  auferre.  1.  1.  pag.  189. 

2)  Windeck  apud  Menken.  Scriptor.  Rer.  Gerraanic.  pag.  1140. 


—  462  - 


•obgefcijofft  bleiben  mocfjten,  bi§  e5  au^^maö)t  fei,  ob  e§  md)t 
Keffer,  fte  vüicbec  aufjunel^men.  Unb  aud)  mit  biefcr  Tfeugerung 
T)aben  fte  fid)  bic  9?ucffe(;r  juin  Äatt)olictämu§  ftd?tbur  offen 
Ijalten  woGen'). 

2)ie  fraget  ®iki)xten  über  jwetfelten,  ob  burd)  biefe 
©dblüffe  ben  Slaboriten  unb  befonberö  ibreit  ßnicn  'KUt$  genug» 
fam  flar  werbe'),  ©te  feilten  bo^er  nocb  brei  unb  jwnnji^'  i 
'Kxühl  auf.  25arin  banbeln  fie  juevjl  üon  ben  fieben  Eat^oUs 
fdben  ©acramenten  unb  fd)drfen  bie  2Cnbetung  ber  J^oflie  ein. 
©ie  »nrnen  Dor  bem  Eingriffe  auf  bie  Äird)engüter,  ba  man 
SZiemanben  ncf)men  bürfe,  xoai  er  mit  9fecl)t  befil^e,  ba  nid)t8 
äSBofeä  gctf)an  werten  bürfe,  bamit  etroaö  ®utc6  barauS  Ijer* 
»orgelte,  ©ic  behaupten  auö  ber  ©djrift  gefunben  ju  i)abm, 
t>ap  bie  ^eiligen  bei  (Sott  für  ba§  menfcbtid^e  ©efdjiedjt  intet*  j 
cebirten  unb  ba^  fte  bt^alb  angerufen  werben  müßten,  obwo^jl 
bie  ßatreia  nur  bem  bm^^n  SBefen  gebüfjre.  ©ie  tjaben  auö) 
im  ©lauben  an  baä  gegefcucr  für  redbt  unb  »abr  erfunben,  - 
fte  fdjarfen  bie  gaften  ein  unb  bie  alten  Jßraudje  ber  S\x<S)t 
aUt.  Sftmalö  reben  fie  gelegentlidj  oon  ber  b«itig«n  .Kird^e, 
efter  nod)  üon  ber  facerbotalifd)en  SKacbt  unb  ^errtidjfeit.  2)« 
ftnb  bie  }^bf)txm,  e»angelifd)en  3been  Sgm^tni  alle  wieber  tjets 
fcibwunbcn.  Obne  3"föfe^  o()ne  SSebingung  bat  baä  ^rieflet» 
t^um  bie  @d)Iüffe(  ber  Äird}e  unb  bie  ©ewalt  ju  binbert 
unb  ju  löfen,  unb  ba§  ^rief!ertbum  fann  nur  oon  ben  SöU 
fc^ofen  gegeben  werben,  ^nkt^t  jlebet  bie  SO?abnung  an  bic 
©laubigen,  biefen  SSifdjöfen  gcborfam  ju  fein,  benen  ^rieftet 
unb  £aien  unterworfen,  aud)  wenn  fie  nid)t  waren,  wie  fie 
fein  fpUten.  @d)led)tc  J8ifd)6fe  bürfe  man  nidbt  leidjtfin» 
nig  »erf lagen,  fonbern  müffe  fie  tragen,  wenn  fte  nidjt  im 
©lauben  irrten,  3(Ue§  um  ber  Siebe  unb  um  ber  ©inbeit  ber 
Äirdjje  willen'). 

1)  Circa  ritus  ecciesiasticos ,  illa,  qaae  sant  radonabilitcr  ex  certis 
causis  amissa,  quod  haec  liabeantur  et  teneantur  pro  omissis.  Nisi  ma- 
gis  rationabilis  et  magis  utilis  causa  interveniret  pro  tali  ritu  resumendo. 

2)  Sereitö  im  SDcccmbcr  1420  ^ottc  bic  ^Piagcr  Uniocrjttöt  unter  bem 
0?ector^procop  oon?>ilfen  fcd)«unb|ie6«nji9Äc^ereicn  berSaboriten  oetbammf, 
1.  I,  pag.  191. 

3)  Res  alienae  a  quantuncanque  jnstis  de  commnni  lege  non  sunt 
avare  invadendae  jaxta  docamentam  Pauli,  mala  non  sunt  facienda,  ut 


—  463  — 


9?od)  trat  eine  Statte  jwifdjcn  bem  romifcljen  unb  bcm 
utrciquijtti'rf)cn  ^rtcjlertljum.  3"  ber  Ueberjeitgung  bcr  Utra- 
quiflen  Ijnbcn  fctc  9Jümifd;en  geirrt  im  ©tauben,  atä  [ie  ben 
Äelclj  tterroorfeit.  SBcnn  fie  wn  ber  unermc^lidjen  '2(utontät 
bcr  Äird^e  iinb  beä  ^riefiert(;umö  reben,  mtd)tx  bie  öaicn  fid) 
fd^njcigfam  ju  fügen  l^aben,  fo  gcbenfcn  fte  ber  Slbmtx  nod) 
md)t,  unb  fte  frfjeinen  junddjfl  nur  fid}  felbft  ju  meinen.  Zbtx 
ftc  üer»t)erfen  jene  audj  nid;t  gerabel)tn,  unb  fie  fdjeinen  ju 
füllen,  bajj  fie  ftd)  nid)t  be{)aupten  fönntcn  auf  eigene  ^anb 
©te  treten  bem  ©lauben,  ben  9?itcn  unb  S3raud)en  ber  3iömer 
fo  naf)e,  a(ä  fie  nur  fönnen.  ®ie  5ei9en  ftd)  mel)r  a(5  geneigt 
wegen  be»  njeUlidjcn  J^errent()umä,  worauf  ben  Siömern  fo  wiet, 
»0  n{d)t  ?(Ueä  anfommt,  ju  paciSciren  unb  fid)  jufricben  ju 
(teüen  mit  einigen  neuen  gcrmetn  unb  JRebenäarten,  bei  benen 
bie  SBelt  ftd)  berul)igen,  mit  benen  3(llc§  beim  3f(ten  bleiben 
foUte.  2)aö  ©anje  ijl  fo  bcutlid),  alä  nur  etwaS  fein  fann. 
£)ie  facerbotalifdje  .^errfdjaft  wöt  i^nen  leib  geworben  unb  fie 
wollten  jurü(f;  nur  bcr  Äeld)  unb  bie  ®tarrf)cit  ber  9?6mer 
unb  nod?  me^r  bie  ©efinnung  ber  S3arone  madjte  i(>nen  ©djwie» 
rigfetten  unb  S3ebenfen. 

Siefe  S^ic^tung  unter  ben  ^auptern  ber  utroquipifdjen 
^riefierfdjaft  gewaijrt  man  um  fo  bcutlidjer,  je  länger  bie  3eit 
Berlduft.  'Jßorljanben  mag  fte  bei  9}?el)rercn  fd)on  je^t  gewcfen 
fein,  wenn  man  aud)  nur  langfam  unb  jögernb  bamit  Ijeroors 
trat.  Sie  ©emiitljer  muffen  ja  erjt  bearbeitet  unb  bie  S3arone 
juru(fgebrad)t  werben  t>on  il)ren  fül)nen  9?eformationöerwartuns 
gen.^  X)arum  laffen  fte  nod)  eine  geraume  3«it  t>ergef)en,  el)e 
fie  fagen,  ba^  mit  bem  ©e^orfam  unter  bie  ^rdloten  unb  bie 
Mx(i)t  ber  ©eljorfam  unter  bie  r6mifd)en  Prälaten  unb  bie  ro* 
mifd)e  Äird)e  gemeint  gewefen  fei. 

3i:m  2)eutlid)jlen  fprid^t  biefe§  im  Sa^re  1430  3of)annef 
^rjibram  auä,  welcljen  wir  je^t  fd)on  alä  einen  ber  .^auptlen» 
fet  ber  ■^ngelegenl^eiten  erblicf ten.  Qx  fd^reibt  eine  eigene  Sd)rift 

bona  eveniant.  Omnes  sacerdotes  et  Christi  fideles  sobjecti  tcneantar 
episcopis  etiam  discolis.  Etiatnsi  ipsi  aliter  agant  quam  debeant.  Juxta 
praeceptara  domini,  qui  dixit.  Quae  dicunt,  facite,  qnae  autem  faciunt, 
facere  nolite.  Et  qaod  tales  episcopi  non  leyiter  sunt  arguendi,  sed 
potins  supportandi  niii  in  fide  erraverint.  Apud  Cochlaeum,  pag. 
194.  196. 


—  464  — 


gegen  bte  9?eucvcr»).  £)b>üot)I  öbcr  ber  Zahoxitm  unb  t^)rer 
£et)rcn  einigemal  in  berfclbcn  gcbad}t  wirb,  fo  tfl  fic  bod^  roeit 
weniger  bejlimmt,  fie  ju  »ibevlegcn,  olä  üiefmeijr  bic  Utraqui^ 
jlen  in  allen  <BtMm,  mit  2fuänat)me  ber  2cf)rc  »omÄeldje  im 
!M(jenbma^[e'),  jur  Äat()olicitat  jurucfiufii()ren,  baä  ^apflt^um, 
bie  ^rie(letfd)aft,  bie  ^riejiermad)t  ju  fluten,  bie  9Jtipbraud)e 
^)injuftellen  tti§  alte  apofto(ifd)e  Snflitute  unb  mit  I)ol}(en  9?es 
benäarten  bie  SJeformation  nieberjumerfen.  Ttan  foUte  fic^ 
nicljt  trennen  üon  ber  romifd^en  Äirc^e,  weldje  jugleid;  bie  ia^ 
t^olifd}e  ijt:  mit  @d;mad)  unb  ©i^anbe  bebedt  fid)  jeber  3;i)eil, 
ber  ftdb  trennt  üon  ber  ©efammt(}cit,  »on  ber  @inl)eit.  (SS 
giebt  i^m  feine  Äirdje  me^r,  mictn  im  redeten  ©lauben  unb 
im  redeten  ßcben  rubct.  itirdje  iji  nur  nod)  Siom,  beffen  "Knt 
erfennung,  beffen  5J^ad)tbereid)  ficb  äuficrU4>  über  bie  SBelt  üer^ 
breitet.  2)ie  ganje  ^ierard}ie  ber  Äirdje  i(i  wiebcr  öortrejflid) 
geworben').  Ser  ^^apjl  bat  einen  ©tanb  ber  SSorjüglicbfeit 
in  ber  ^ird)e  unb  bie  ©ewalt  ber  ©cblüffel  er  in  einem  auSs 
gejeid;netcn  ®rabe.  9Jicbt  greibeit  unb  freieä  gor[d)en  iprebigt 
^riibram,  bemütt)igc§  Unterwerfen  nur  »or  ber  ©ewalt,  »clcbe 
eben  ieljt  bcficbt.  ©cborfam  mil  er  fein  biä  jum  Sobe  ben» 
^apjte  unb  ben  Prälaten,  felbfl  wenn  fte  ©djrciber  unb  ^b^- 
rifder  finb,  wenn  fte  nur  t>on  ibrcm  ©tub(e  gebieten:  benn  e§ 
giebt  feine  ©ewalt,  al9  wetd^e  t>on  ©Ott  £)er  3«ff^/  bö^ 
biefe  Prälaten  nad)  bem  göttlicben  ©efelj  gebieten  mußten,  will 
md}tö  met)r  fagen.  Denn  baä  Uvtbeil,  was  cä  fei,  waä  nicbt, 
iji  ja  biefen  felbjl  anbeimgegeben.  S^iemaB  barf  man  oud;,  fo 
fügt  er  auäbrücflidb,  einen  tbätigen  SÖSiberfianb  entgegenfe^jen : 
biefer  SSBiberftanb  fcU  immer  nur  ein  bemütbiger  unb  tbaten* 

1)  Contra  novas  sectas,  hinter  ber  ZtüiQaht  i(i  Cocblaeus  »on  1549. 
pag.  503  —  548.  Sluc^  bei  Bzovius.  Annales  ecclesiae  XV.  pag.  741 
—  756. 

2)  3Bo6ei  er  fi(^  jebod)  ebenfatld  fe^r  bcniüt^ig  ouSbrücft.  Profiteor 
vere  et  calliolice,  salva  Semper  subjectione,  reverentia  et  obedientia 
sanctae  ecclesiae  Catliolicae  et  Romanae  in  omnibus  licitis  et  honcstis, 
quod  omnes  iideles  possunt  licite  et  catliolicae  de  illo  pane  edere  et  de 
calioe  bibere.  pag.  419. 

3)  Approbo  et  approbanda  dico  omnia  oiHcia  ecclesiae,  grados, 
dignitates  et  ministeria  ecclesiastica  et  quoad  statum  saom  esse  ecclesiae 
catliolicae  valde  licita  et  expedientia,  tanquam  a  lege  veteri  et  Hierar- 
cliia  coelesti  praesignata,  pag.  522. 


-   465  - 


lofer  fein.  <Bo  nur  barf  man  t»ie  ©teile  ocrjle^en,  ta^  ®ott 
tntl)t  ju  getjorfomen  fei  ölö  ben  9Wenf4)en*).  @ol^e  8ef)re 
mußte  natür(id)  in  Stom,  baä  für  Slotljfdlle  einen  SBiberftanb 
ertaubte,  welcher  fein  SBiberftanb  war,  ungemein  tviUEom- 
men  fein. 

3(uctj  über  ben  fd)tt)ieri9|!en  ^unct  vom  weltli^cn  Sep^ 
unb  öom  n>ettlid)en  .^emntt^um  ift  ^rjibram  glucEtid)  l)'mmQ: 
gefommen.  SGBo()t  Eann  berÄleruS  wieber  beibeö  beft^en.  X)k 
^eiligen  unb  bte  SKiutprer  l)aben  biefcö  ©ut  erworben  burd? 
ibr  IjeitigeS  ©tut.  SBie  üiet  audb  Ueberflup,  ^rac^t  unb  ^crr; 
licbfcit  bem  priefierlid^en  ©tanbe  boburdj  werben  mag,  eö  ift 
ber  Söelt  unantafibar  will  ftc  nidjt  bie  fd)wer|ie  ©ünbe  bege^ 
I)en,  bie  mit  ber  ^rcommunication  betraft  werben  muß').  25ie 
SSifdjüfe  baben  nur  nötbig  eine  9iebcn§art  anjubringen  unb 
3llle§  ip  gut.  ©ie  braueben  fid)  nur  mä)t  .^erren,  fonbern 
^rocuratoren  beä  weltlicbcn  @uteä  ju  nennen,  greilid)  wdre 
c§  beffcr,  fie  entf4)lügen  fid)  aUer  biefer  SJinge  unb  lebten  wie 
(5()rijluö  unb  bie  2lpofieln.   3lbcr  aud)  bafür  weiß  er  eine  "Ku^t 

1)  Usque  ad  mortem  meam  volo  humiliter  esse  subjectas  ecciesiao 
sanctae  Romanae  et  ejus  summo  Pontifici  et  omnibas  aliis  praelatis 
raeis  in  Omnibus  Ileitis  et  honestis  Deo  et  legi  ejus  non  adversis. 

Addo  Jiis  notanter,  qnod  obedientiam  negans  super  causam  justam 
non  addat  violentam  et  rebellem  proterviam,  sed  immilem,  modestam 
et  omniquaqae  virtoosam  renitentiam,  pag.  525.  526. 

2)  Qaod  divitiae  et  bona  temporalia  sacerdotnm,  sunt  omnia  per 
mortem  cradelem  et  effusionem  copiosi  sanguinis  et  Martyrum  et  labo- 
rem  ipsorum  per  mundum  Universum  acquisita  et  quam  varie  et  quam 
diutine  elaborata  et  expngnata.  Ita,  quod  quidquid  pro  nunc  nos  sa- 
cerdotes  habemus  quietis ,  quidquid  abundantiae  rerum  omnium ,  quid 
quoqae  splendoris ,  gloriae  et  honoris,  omnia  sunt  Patrimonium  et  mer- 
ces  sanguinis  Jesu,  pag.  529.  Sei  bitfcr  ©tetlc  niu§  man  auf  tit  Wrt 
oufmtttfara  mad)tn,  mt  ^prsiOrnn  feine  ©ad)e  fü^rt.  i(t  grobe  unb 
^anbgreijiidje  SSetrügerei.  aSon  bcr  nngefübrten  ©teile  fogt  er  nmüd), 
er  ^nbe  jie  entnommen  aui  bcm  83  Sapttct  bcö  Sudjeö  de  carnalium  ab- 
ominatione  beö  OTatttiduö  üon  ^pari«.  ©ie  Cflt^ntte  bte  OTcinung  beffelben 
Ü6er  tai  mUüd)e  S5ominiuni  bet  Ätrd)o.  9Iiin  finben  fJc^  bie  angebogenen 
SBortc  aHerbingö  beim  OTatt^u«,  nic^t  aber  al6  feine  9Weinung,  fonbern 
o(«  bie  Dfcbe,  bie  ©op^ifiereien  ber  "Prieller,  bte  er  »iberlegt,  ©orum 
^lat  ^PrjibraiJi  aud)  ba6  aUott  „bypocritae"  (liigli^)  tctggelajfen.  Uncers 
fc^ämt  fö^rt  er  bann  fort.  Quamvis  autem  Magister  iste  verum  dicit, 
tamen  ex  alliis  causis  melius  esset,  si  vellent  sacerdotes  Christi  posset- 
sionibus  hnjnsmodi  carere.  pag.  529. 

II.  %t)tn.  30 


—   46G  — 


fünft:  benn  eä  giebt  btev  öerfd)iebene  (Stufen  beä  ©acerbotü. 
"Äuf  ber  erjlen  lebt  man  rote  61)rtftu§  unb  ijl  bann  allerbing^ 
am  ttollfommcnjlen-.  Zu^  ber  wiertcn  lebt  man  wie  bie  ^rd; 
latcn  ie^t  unb  bcljerrfdjt  2Beltlid)e§  naä)  »eltlidjem  9?ed)t.  3n 
ber  facerbotalifd;en  SBürbe  unb  Äraft  fclbfi  aber  ftefjet  bie  mcrte 
©tufe  ber  erften  tocJ)  gleicb').  (Sbenfo  irirb  bie  geijllidje  Qdt- 
rid}töbarfett  gegen  bie  SBelt  in  @d()u|  rfjcnommen.  (3oId)c  In- 
terpretationen liefen  fte  ftd)  nun  in  Sfom  getüi^  fel^r  gern  ge- 
fallen, ba  bamit  bie  ©ac^e  ganj  beim  Gilten  blieb,  unb  ebenfo 
gut  ben  äufag,  Dq^  ein  SSl^eil  beä  Äirct)engut§  bcn  2trmen  ge: 
t)(>r(.  2Bir  crfu^vcn  bereits  burclj  bcn  b^i'igcn  33ernarb  »on 
Glaivüeauic,  baß  bie  2lrmen  im  ©anjen  genommen  fo  gut  wie 
nicl)t»  empfingen. 

(^nblicl)  füellt  ^rjibram  bie  ©djrift  inieber  gehörig  in  ben 
.^intergrunb.  ©eine  S3en?eife  ftnb  auä  ben  jüngevn  Äird}en= 
üdtern,  auS  ben  ®d)olaftifevn ,  ben  25ecretiflen  unb  ben  ®ecre= 
talien  genommen.  ®§  ijt  nidjt  n6tf)ig,  bap  2llle§  in  ber  (Sd;rift 
ouSbrudlid)  ftebe.  25a{)cr  will  er  alle  9?iten,  SSräudje,  3n(ti: 
tute,  ©acramente,  bie  fici^  je^t  in  ber  fatl)olifd)cn  ^ixd)t  ftn= 
ben,  anerfannt  triffen  aB  apoftolifdj.  Wit  bcfonberem  @ifer 
rebet  er  für  Snterceffion  unb  2lnbetung  ber  J^citigen  unb  fuctjt 
auö  Slöiclip  S5iid)ern  mübfam  ©teilen,  in  früherer  Seit  von 
biefcm  SJeformatov,  ba  er  fid)  in  bcm  ®ei|ic  bcö  (5()ri|lentl)umö 
nod)  nicbt  ganj  flar  geworben,  bafür  unb  für  baö  £)pfer  ber 
SReffe  jufammen,  um  bieÄe^cr  ju  wiberlegen  burd) '^lu5fpi-üd)e 
il;rer  eigenen  ßeljrer.  25er  ebnvürbige  ift  ebenfalls  wiebcr 
jum  Äefjer  geworben.  Soweit  fd)ritten  bie  utraquijlifd;en  .^od); 
priefter  jurücf  „  bap  fte  gegen  bie  SJomer  nur  nod)  bcn  Äcld) 
beljaupteten,  iebe§  galleä  mit  fid)  fclbft  in  SBibcrfprud) :  benn 
evEannten  fte  bie '-M^utorität  ber  r6mifd)en  jtirdje  im  2(llgemcincn 
an,  fo  mußten  fie  fid)  aud;  einem  2(u§fprud)e  berfclben  im  Säi- 
fonbcvn  fügen,  ©o  fucl)t  bie  ''Priefierfd)aft  bie  Utraquijlen  ju= 
rüdjuleiten  tangfam  unb  üorftd^tig.  25od)  bie  SBirffamJeit  il): 
reä  @ei|te§  unb  tbrer  2tnftd)ten  fprid)t  fid)  febr  beutlid)  ouä. 

@ö  fommt  ein  SJag  ber  bö^mifcbcn  ^erren  unb  ©täbte  ju 


1)  Ad  intenlionein  sanctomm  doflonim  dico,  Praelatos  «ti-lesiac  su- 
per bonis  teiiiporalibus  non  ilebere  duininari ,  nec  do  ninos  dici,  sed  ec- 
cleaiaüticaniin  reriim  |irooiiratorej>  et  dispensatoree.  pag.  ,'»21. 


—    167  — 


ßjaälau  jufammen.  mag  jum  größten  Sfjetl  nur  uon  t)et 
jeljt  ^lerrfd^cnben  ^artl)et,  »on  bcii  Utraqui)1cn,  'cc\ü6)t  »erben 
fein.  S>on  ben  Söfjmcn  ftnb  auä)  bie  SJJäljren  etngelaben  wer- 
ben, biefen  9icid)5tag  ju  befudjen.  ©te  finb  aber  in  Streit 
gefommen.  iSenn  bie  ÜRat)ren  wollen  nid)t  üon  bem  @ibe  laf« 
fcn,  tx)eld)en  fte  Sigiämunb  fi^on  gefc^woren.  2)ie  S36l)men 
ober  eradjten  bai  9ieicl)  a(ä  erlebigt.  ^»  ererben  jwanjig  ®u= 
bernatoren  ern)äf)It,  bie  cber  in  ber  wilben  Seit,  welche  folgte, 
wenigen  ©e^orfam  fanben.  fann  »on  einer  S!Baf)l  Sigiä^ 
munbo  bie  Siebe  fein,  wenn  er  bie  religiöö:firdi[id>cn  unb  bie 
politifchen  gorberungcn  ber  Station  5iigefiet)t.  2luf  btefcm  3ieic[)§i 
tage  ßjaälau  nun  werben  bie  fo^annten  »ter  ^y^fiet  2tr» 
tifel  entn?orfen,  fo  genannt,  weil  fie  wal)rfd)einlid>  fd?cn  »or 
hm  9iei*ätage  ^u  ^rag  jwifd^en  ben  SSaronen  unb  ben  Sßbi)-- 
men  üerab*-ccet  werben.  S'iacbmal»  werben  fie  »on  fRati)  unb 
S5ürgerfd)aft  ju  ^^rag  ebenfalls  in  einem  befonbern  (3d)lu^  an^ 
genommen,  äuer)!  ber  3n()alt  biefcr  ^'»rager  ^Irttfel.  2>a§ 
2Bort  ©ctte»  foU  in  S35bmen  frei  »crfunbiget  werben,  jeboc^> 
nur  öon  orbinirtcn  ^rtciicrn.  3ni  ©acrament  beä  2lbenbma{)lö 
foU  S5rob  unb  Äeldj  allen  ©laubigen  gereicht  werben,  bie  feine 
SSobfünbe  begangen.  25a§  weltlicf^e  ^errentpum,  welcl)e§  ber 
Äleruä  bcfifet  gegen  bie  ©ebote  ©ottcä,  ^um  9?ad)t^eil  ber  SBelt 
unb  jum  ©c^jaben  feine§  2£mteä,  foU  bemfelben  genommen  unb 
et  baburcl)  jum  eüangelifcfjen  unb  apoflolifcfjcn  Seben  jurücfge« 
füt)xt  werben.  @nbUcl>  foUen  bie  Slobfünben,  unb  befonberS 
wenn  fie  öffentlidt)  begangen  worbcn  finb,  unb  übefl^aujpt  alle 
anbern  SScrge^ungcn,  welche  wiber  bie  ©ebote  ©otteä  ftnb, 
burd)  bie,  beren  2lmt  e§  i|l,  gebinbert  unb  gejhraft  werben, 
olö  ba  finb  Sobtfdfjlag ,  Unjucljt,  ^Weineib,  2i)iebftal)l,  l^üge, 
©reffen  unb  ©aufen,  2Bucl)er  bei  ben  Saien,  biefelben  2)inge 
bei  bem  Äleru§,  bei  weldjcm  noä)  ©imonie,  ©elberpreffen  für 
©acramente  unb  anbere  Äircbenbienfle,  doncubinat,  ^Betrügerei, 
3anf  unb  ©treit  ^injufcmmt.  2luf  ben  erfren  S3ii(f  fic()et  man, 
bag  bie  ^rager  "ilrtifel  nidit  unbcbci'tenb  »on  ben  ©cl)lüjfen 
abwcidjen,  weld)e  üon  Älericern  früljer  allein  gefaxt  werben 
finb.  25ie  .^auptoerfcbiebenbeit  aber  betrifft  ba§  weltlicl)c  ^er^ 
rcnti)um.  S5cm  .Sleruä  foll'ä  genommen  werben:  e§  wirb  rvtu 
ter  feine  Snter^etatien  geftattet"). 

1)  QdoiI  dominium  seciilare,  qaod  contra  j'raecephim  Chrbti  Cle- 

30  • 


—   468  — 


J)ie  öict  ^Präget  llxtiM  rut)en  ouf  einem  @runbe,  rotld)» 
Uüt)tt  fd)on  unb  ebenfalls  üon  utraqui^ifd^er  ^riejterfd)aft  aufs 
gefiellt  roorbeti.  ^rieper  fiptetcn  auf  bem  Sicidjätage  ju  ß^aäs 
lau  wieberum  bie  ^aiDptxoUt,  mm  »on  ben  fircl)ttd)jreli3t6feit 
■-ttnforberungen  be§  3?eict)eö  an  ©tgiämunb  bie  JKebe  ifl.  Äons 
rab,  ber  fraget  ©rjbifdjof,  unb  3ot)anneö  ^rjibram.  ®iefe 
fagen  ben  ßaien,  »aä  fei  e§,  ba§  man  begel)ren  fonne,  nic^t 
me^r  unb  nid)t  weniger.  @ä  mag  it}ncn  babei  ml  Ueberwin* 
bung  ge?opet  f)aben,  ben  ZxüM  über  ba§  welttidje  ^crrcntljum 
fo  jlellen  ju  laffen,  wie  er  geftellt  warb.  ?T?icl)t  umfonft  {jaben 
ft'e,  feitbem  ^up  au§  JB6(;men  öerfd)n)unben  /  immer  »on  bet 
Äirdte,  ba3  l^eipt,  »on  iljrer  2(utoritdt  gefprocl)en.  ©ie  wenben  i 
biefe  Zutoxitht  je^t  baju  an,  ju  bejiimmen,  wa6  ber  »o()ren 
Mixd)t  9iotf)  fei  unb  wa§  nid^t.  25ie  S3arone  unb  bie  Saien 
alle  {)aben  bie  redeten  ßinfic^ten  nod)  nid)t  gewonnen;  ft'e  lafs 
fen  fid)  leiten,  »ol)tn  man  fte  leiten  will,  ©ie  begreifen  »ieU 
leidet  gar  nid)t,  warum  ber  Äleruö  bie  2trtifel  fo  unb  nid)t  • 
anber§,  warum  nid)t  me^r,  warum  nid^t  weniger,  j!eUt.  Sic 
borten  oon  ber  freien  ^rebigt  beä  ©eangelii  reben,  üon  ber 
3(b|lellung  ber  übermäßigen  ^ricftermacl)t  unb  »on  ber  ©orge, 
weld)e  genommen  werben  foHte  für  bie  ^arflellung  eine§  ä)xip 
üd)en,  eine§  beffercn  unb  ftttlid)eren  Sebenö  unter  bem  SSolfe. 
2)iefe  Singe  gefielen  i[)nen  wol)l  unb  befriebigten  bie  ©efül^le, 
weld)e  in  il)nen  waren.  (Sie  geben  im  ^lUgemeinen  ben  SSlitf 
öuf  eine  anbcre  Butunft  ber  JRirdje.  35arauf  nun  fd)einet  e5 
flud)  abgefe^en  gewefcn  ju  fein  »on  ber  utraquiftifdjen  ^ricfter« 
fd)aft,  bie  @efü^)le  ber  9)?enfd)en  öor  ber  .^anb  ju  befriebigen. 
äugleid)  aber  wollen  fte  nud^  biefe  ©efü^te  tdufdjen. 
mn  ben  SKenfdjen  ^rfe^inte  foU  i^nen  nid)t  werben.  iSie,  bie 
@elel)rten,  l^aben  t>^nt  allen  3weifel  gefüf)lt  unb  gewußt,  ba^ 
eS  TluflleUung  ganj  anberer  8el)ren  unb  ©runbfdi^e  bebürfe, 
»enn  man  ju  einer  wal^rcn  ^Reformation  ber  Äird)e  gelangen 
wolle.  9?ocpcjana  weiß  e§  wenigjlenä  fpdter  unb  fagt  ber 
IBrübergemeine,  er  wiffc  wo^l,  bap  bie  9?eformation  ber  Utra^  i 
quifien  nur  eine  ^albe  fei,  unb  bap  weiter  gefdjritten  werben 

TOS  occnpat  in  praejudiciuni  sui  officii  et  damnum  brachii  secularis  ab 
ipso  auferatur.  Et  ipse  clems  ad  regulam  evangelicam  et  vitam  Apo- 
stolicaiB  reducatiir. 


—  m  — 


muffe").  SßiU'um  foüten  fte  nid)t  gewupt  f^obcn,  baß  mon  he-, 
vfltmmen  muffe,  roa^  ©üangeltiim  fei,  mnn  eine  anbere  Ätrdje 
ol§  bic  fat()oIifcl)e  bargejlellt  werben  folltc,  »arum  feilten  fte 
n{cf)t  gewußt  Ijaben,  bop  mon  ju  nicbtä  gelangen  fönne,  wenn 
man  nidjt  fo  beutltd)  unb  fo  flar,  aB  es  nur  gefd)et)en  lonntc, 
bcnjeifc,  baf  bte  2lutoritat  ber  romifc^en  Äirdje  nidjt§  fei  gegen 
bie  ©djrift?  2lber  fte  wollten  alle  biefe  2)inge  nid)t  wtfftn, 
weil  ber  ©eift  biefer  2Belt  fd)on  über  fte  geftegt  ^atte.  (Sie 
befdjrdnFen  bie  ©egcnfä^e  auf  ba§  möglidjji  SBenigjle.  @ie 
'  jieüen  bie  Slot^wcnbigfcit  ber  2tufl)ebung  ber  Älojter,  roeldje 
boä)  fd)on  burd)  bie  utraqui|tifd)en  S5arone  unb  ©tdbte  öot 
ftd>  gegangen  ifi,  nid^t  mit  unter  ben  2tnforberungen  ouf. 
SSJenn  fte  oUcin  reben  o^ne  bie  S3arone  unb  ©tdbte,  mü^en 
fte  ft'd?,  bem  Äat()o(icigmuö  fo  mi)e  al6  moglid?  iu  rücfen. 
SBer  crfennt  barin  nid;t  baä  Streben,  bie  Utraquifien  »ieber 
fatfjolifd)  JU  mad)cn,  ein  (Streben,  n)eld)eä  bei  ben  ^duptern 
biefer  ^riejterfd?aft  eingetreten  ju  fein  fdjeint,  fo  wie  fie  flar 
erfennt,  baß  ^Reformation  juglcid)  Untergang  be§  (Sacerbotit 
in  feiner  jeit^erigen  S3ebeutung  fei.  »dre  gerabeju  t\)bn<S)t, 
JU  beget)ren,  baß  ftd)  biefeä  (Streben  beutlidjer  barlege,  al§  eS 
bmä)  Xi)un  unb  3liö)it\)ün  biefer  ^riefter,  burd)  ben  ganzen 
®ang  ber  ©reigniffe,  tvtld)tx  offenbar  gelenft  n>irb,  gefd)ief)t. 
2BiU  etwa  Scmanb  begef)ren,  baß,  tva$  nad)  SO?öglid)feit  ju 
bergen,  alle  Sntereffen  gebieten,  flar  unb  mit  beftimmten  SBor^ 
ten  auägefprodjen  werbe,  bamit  baä  erfcl)nte  3iel  ftd)er  nic^t 
errcid)t  werben  fonnc?  25ie  utraquijlifdje  .^odjpriejterfdjüft  ^atte 
ben  SRcformationäeifer  ber  SKenfdjen  ju  beFdmjpfen,  unb  fte 
mußte  benfelben  ^anbt)aben  unb  lenfen  mit  großer  S3orft4)t. 
£)al)er  fo  mand)c  3">fil'«uti9f«it  Ungewißljeit. 

2)at)er  aud)  fo  große  83erfd)iebenl)ett  in  ber  <B^xa<lt)e,  wenn 

1)  S)ic  Srübcr  fccrufcn  pc^  in  einem  (Sdjreibcn  an  i^n  fluf  feine  tU 
gcnen  C(eugcrunc|en.  Practerea  testabaris  diabolum  omniam  sacramen- 
torum  abosum  iiitroduxisse,  miseriim  vulgus  falsam  salutis  spem  in  iis 
reposuisse.  Monstratias  den'qiie  quoniodo  pii  et  veri  Christiani  sacra- 
menta  ad  salatem  suam  percipcre  debeant  idqne  scriptis  apostolicis  et 
exeniplis  primitivae  ecciesiae  coniirmabas.  Scio,  inqaisti,  tos  vera  sen- 
tire;  sed  si  milii  suscipienda  est  causa  vestra,  eadeni  perferam  convitia, 
in  idem  incnrram  dedecns  parique  ignoininia  afficiar  necesse  e«t.  Ca- 
merarins.  De  ecclcsia  fratrum.  pag.  63. 


—    470  — 


iitraquiflifc^c  ^rieilcr  unt»  ivenn  utraquiflifcl;e  ßnien  reben. 
SBie  tirürfcn  [td;  bie  gelteren,  83arone,  »x)eld;e  an  ben  beut- 
fct)cn  jReidjgtag  ju  iJtürnberg  im  S^ljre  1431  fd^reiben,  bod) 
ganj  anberS  auä.  3'ltd)t  »on  ber  'Kutoxitat  bei  Äirdje  reben 
fte,  fonbem  von  ber  2(utontät  ber  ®d}vift.  "^luä  biefer  allein 
fönne  beriefen  werben,  wa^  djrijllid?  fei,  xvai  nidjt.  25ie 
^eutfd)en  mödjten  ftd)  ntd)t  tdufd)en  [ajjcn  buvd)  i()re  Pfaffen, 
bte  meinten,  2öien  biirfren  in  foldjen  2)ingen  gor  nidjt  f^jrcj 
djen.  (Sie  reben  nid)t  »on  ber  itirdjengcnjalt,  ober  fie  nennen 
ben  2lbla^  beä  Zapfte»  2u3  unb  Snig.  ®te  iroUen  fid)  nidjt 
fummern  um  ben  Bann  beä  '»Popjlcy  unb  ber  ilird)e,  baoon 
fte  reiffen ,  böp  er  ber  Seele  nid)t  fd'nibe,  unb  ben  2eib  wollen 
fie  fd)on  mit  bem  ©d^werbtc  fd}i'i^en  gegen  Unrecht  unb  ®e= 
»alt.  @ie  nennen  bie  SOieffe  Äe^erei,  ben  ^a^)jl  einen  Äef^cr, 
unb  bie  ^lojier  93ejlcn  beö  ileufelö.  <£ie  mnt)nen  bie  Deut: 
fdf)en,  bie  bofen  ^riefter  fortjujügen,  unb  fd)ilbern  ben  ^riefiers 
Unfug  mit  flaren  3ügen'). 

llbix  bie  ßcitiing  ber  Singe,  bie  2fuf(teUung  ber  ©runb: 
fd^e,  wa§  man  ton  ben  Sfömern  begel)ren  muffe,  überlaffen 
fie  boc^  ben  ^rieflern,  unb  fte  gel)en  auf  bie  9)?einung  berfel: 
ben,  bap  man  überhaupt  etmaö  »on  i^nen  begeljren,  fomtt  fid; 
nid)t  trennen  burfe  üon  il;nen,  immer  me^r  ein,  je  länger  bie 
3eit  «erläuft. 

2)ie  üier  ^rager  2lrti?el  nun  werben  üon  bem  J)ieid)§tage 
an  ®igi6munb  gefenbet,  noä)  mit  einigen  anbern  S3efd)wcrben 
begleitet.  2)ie  erjicren  foll  er  ben  S36l)men  willigen,  bie  an» 
bem  abfieHen,  wenn  fte  iljn  erfennen  foUen  alö  Äönig.  ©i: 
giSmunb,  immer  oon  Prälaten  umgeben,  bie  iljn  in  bem  ©eijlc 

1)  25flrum6  U6et  .^«rr  unb  Scrgcr  laffct  fie  (bie  roinifdf)cn  ^pticjier) 
mit  ben  unf«n  ©trcitcn  mit  bcw  üöort  ©otiö  unb  ^oxtt  ir  unb  mit  ju 
unb  ni)mmct  ubettüi)nbe  ben  anbern  mit  ©cronlt  ober  mit  befcr  ^iftigtcit, 
funbet  oflcin  mit  bem  aSott  @oti«.  3|t  e*,  b(i§  croct  a5ifd)cjf  bciler  bts 
rcerunge  t)an  in  bem  gloiübcn  aui  ber  ^ciliijcn  ö'Wrift,  bcnn  rcir,  boB 
unfer  gInroOen  wir  funbcn  ungercd)t,  rcir  njDQen  puffen  unb  pefferen. 
SBurbcn  aber  ercer  Sifdjcffe  uberrcunbcn  nu4  ber  ^eiligen  ©efcftrift  oon 
ben  unfern,  fo  tretet  nu  un«.  3fl  eS  ober,  ba§  cwre  "pfAfren  fpred^en 
unb  leren,  ti  getjorct  ben  Eaien  nid)t,  botet)  ),u  fein  unb  iu  fcor«",  ba4 
fuHct  ir  nit  anbcr«  furnemcn,  Senne  tai  fie  forc^ten,  fie  roerben  uDerrcunben 
unb  gefd)empft  oor  aller  rcerlbe,  Svief  ber  Söf)men  an  bi«  2)eutfcl)en 
von  1431.  Windeck  apud  Munken.  Scriptor.  Rer.  Gennanic.  I.  pag.  1231. 


-   471  - 


ber  Äird)e  \t^\)aitti\,  5cfinbet  ftd)  in  ber  Unmögltcljfeit,  baiSät-- 
gebrte  ju  rpifli^cn ').  3Bie  fonnte  ber  2ate  entfd)etben  übet 
fold)e  Singe.  25ie  Äirdje  aber  fjofft,  nod;  3flleä  ju  nbtxxväU 
tigcn  mit  bem  Sdjwerte.  2(lfo  geltet  ber  Äampf  fort,  in  mU 
d)em  bie  Äreujfal;rcr,  fcie  greunbe  ber  romifd^en  Äirc^e,  rote 
cd6  ©otteourt^eil  übet  \l)xt  ®ad)e,  S^ieberlage  auf  9iieberlage 
erfafjrcn. 

2)ag  aber  unter  ben  J86()men  felbfl,  jroifdjeti  ben  Utraqui^ 
fien  unb  ben  Saboriten,  feine  ^Bereinigung  geroonnen  werben 
fann,  ijt  unter  ben  oL'uialtenbcn  Umfianben  nafürtid)  genug. 
£>ie  utraquillifdic  .^od)vrie|lerfd)aft  ^dtte  fte  gewonnen,  biefe 
SSereinigung,  burd)  weitere^  @ingeJ)en  auf  teformatorifdje  ^rin; 
cipien,  baä  t)ii^t,  buvd)  ba»,  roaö  fie  eben  gerabc  nidjt  rooUte. 
£)ie  DteligionS^ejpradje  jerfdjtagen  fid)  gleid)  bei  ibren  "Kn-- 
fängen').  Xtit  romifriie  Äircbe  aber  nötbiget  bie  Utraquijten, 
mit  ben  Äaboriten  ju  (leben,  roeil  fte  beiDe  a(ä  Äe^er  bcfetjbet, 
bie- 3;aboriten  jroar  oertudjter,  bie  Utraquifien  bodj  nicbt  min» 
ber  Untergangeä  roert^  finbet.  3Benn  baljer  bie  romifdjen  >:^eere 
fommen,  fo  fteben  beibe  jufammen,  roie  feinb  fie  \vb  md) 
fünft  immer  fein  m6gen.  (55  fommen  auä)  anbere  25inge  biiä"/ 
»eld}e  bie  religt'öfe  'Spaltung  erroeitern.  .Sie  Utraquiften  er- 
rodbten  einen  neuen  ^onig  unb  bie  S^aboriten  erfennen  i^n 
faum  an'J.  Sie  batten  babei  üon  ber  greibeit  gefprocben, 
weldje  bem  freien  23olfe  ber  SSöbmen  gebübre*).   25iefe§  2Bovt 

1)  'i"!;L'(>!>al(l.  Uist.  Hussit,  pag.  3b'J. 

2)  B.  S.  ^ai  OtdigicnÄgcfprocI)  v>cn  142S  ;u  35crnun.  Lent'atit.  Hi- 
stoire  du  Htissilisme  et  du  concile  de  Basle.    I.  pag.  266. 

3)  3iaca  bartc  bei  ber  ÄcntgätraH  ctngcwenbct,  bic  öjobitiin,  ein 
freie«  aSolf,  bctüiftcn  eine»  Äeniaö  ntclit.  'Zk  Snrcne  unb  Prag  Ratten 
borfluf  entgegnet,  Quii)  unrer  bem  ÄL^nigt^uine  fei  Söbmen  immer  frd  ge; 
wefen.  Ball>in  Kpit.  Rer.  Bohemic.  pag.  453.  ?ia^bem  aber  jfiie  ben 
Äonig  genjdfclt ,  n?ar  bet  .ft'rieg  mit  ben  iaboriten  auÄgebrccl)en  1423. 
Sieca  brcuete  'Pr«g  jU  jerjicrin.  OJber  Si»ca  fcl)e*t  ficb  billig,  bie  Sr.ciic 
auf«  ^leugerfte  tteiC'.-n.  (5r  fcf)lie§r  1424  ;^rieb«n,  unb  <r  niuü  babei 
bns  .«cnigt^um  Sigifmunb  gcributd  anerfniini  ^aben.  'JUii  fef)en  biefeii 
fdmpftnb  1426  an  ber  ©pi^e  ber  Joboritcn.  Baibin.  Epit.  Rer,  BoLe- 
7nic.  pag.  45ü. 

4)  gehen  1420  iinfer^anbelten  bie  ^c^men  mit  aEBlabiSlauß  oon  "Pc- 
Icn  unö  -Sß-itclb  rcn  Sitbauen,  unb  begehrten  einen  oon  ifjnen  jum  Äönig. 
BJitolb  jeigte  (id)  am  gcncigtejlen  unb  bit  S66men  nannten  ifen  fdjcn  ib^ 


—   472  — 


niav)  unangenefjm  in  bie  Dljten  bet  äSarone  unb  bet  wxnti)--  i 
meii  (gtüt)tl)cmn  getont  l)üben.  @ä  maljnte  an  bte  »uilben  j 
5ßotSauf(lant)e  gegen  '.ttbel  unb  ie9lic{)eS  mUüd)t  ^errent^um,  i 
bie  fid)  in  bet  legten  3eit  beä  SO?ittela(terä  [o  Rauften. 

£)aju  fam,  baß  bie  SJaboriten  fovtfuf)ten  mit  einer  2But^ 
ju  f)anbeln,  raeldjc  baS  geben  ju  jerjiören  brof)ete.  ^lieSiege, 
über  bie  Äreujfaf)rcr  erfodjtcn,  reiften  fte,  bie  Reiben  unbdJto- 
f)amniebaner,  roie  fte  bie  Äatf^olifen  nannten,  auä)  in  iljrcr 
Äeimatf)  aufjufudjen.    <3ie  bradjen  naci)  aUen  Siiditungen  [)in  I 
|ouö  S36f;men  ^erau6  unb  S5(ut  unb  namentofe  ©räuel  »raren  u 
sin  it)xtm  ©efolgc.    X>k  SSarone  mod)tcn  [o  i)bd)\i  ungern  ge>  a 
fe^cn  Ijaben,  boß  gemeine  2eute  bie  SBaffen  genommen  für  ben  f 
©lauben.    traten  nun  biefe  Slaboriten  aud)  jc^t  mä)  nidjt  n 
gegen  bie  Utraquijlen  ouf,  »peil  fte  biefelben  braudfjten,  fo  war  J 
bod)  für  bie  3ufu"ft  2(Ueä  »on  it)nen  ju  fürdjten,  ipenn  bie  j 
gemeinfame  ©efafjr  burd)  bie  JRomifdjen  enben  folltc.    25a  l^a=  i 
ben  bie  utraquiftifdjjen  ^riefter  freie  J^onb  gewonnen  ju  Ief)ren,  j 
foldje  3erjtörung  beö  ßebenö,  fold)e  SBilbt)eit,  foldje  ®efa()r 
fomme  allein  bot>on  i)tx,  wenn  ber  SKenf^  auö  bem  @et)orfam 
gegen  bie  Äirdjenobern  trete,  wenn  er  bie  ^eiligen  nidjt  adjte 
unb  anbere  2)inge  mef)r.    Unb  wie  wenig  bem  aud)  SBat^rljeit 
jum  ©runbe  lag,  fo  war  eö  bod)  fein  2Bunber,  wenn  e§  oll» 
mdlig  ©inbrucf  modjtc  auf  bie  Utraquijlen,  roeld^e  toom  2(nfange 
on  gew6f)nt  worben,  baö  2fuflel)ncn  gegen  bie  Äirdjenmacbt  alä  ; 
Äefeeret  ju  betradjtcn,  ob  fie  aud)  fetbft  gegen  3?om  aufgeftans 
ben  waren. 

Sie  fat{)olifd)e  Äird)e  aber  befanb  fid),  ben  Utraquifien 
gegenüber,  in  feiner  günftigen  2age.  Ärofe  wiebert)olter  S3ann; 
ftral)len  wor  gegen  bie  236(;men  nichts  ju  gewinnen.  3e  ntebr 
bie  SSaronc  unb  bie  ©täbte  »on  it)ren  ^riejlern  um  bie  anberen 

ren  nncreertangtcn  Äinig.  fenbetc  im  OTorj  1422  feinen  Cleffcn  ©ts 
giiraunb  ffortbut  ali  SÜtrrocfcr  bcfi  9feid)eS  narf)  Softnien.  SnbejTcn  fd)on 
1423  roorb  et  auf  5)ro^en  be«  ^papfic«  jurücfgcrufcn.  Die  3öf)m«n  rie= 
fen  nun  aber  ©igiimünb  (Soribut  nod)  einnicil  l&erbci.  !JJun  tpofffen  fi« 
t^n  fel6jt  jum  Äontg  nehmen.  (Sigt«munb  fforibuJ  fcf)Ic§  nun  1424  ben  j 
Stieben  mit  ben  Snbotitcn.  ©eine  ©tcllung  blieb  fe^t  jroeibcutig.  ^ 
f^eint  nad)  COiattinö  Söttcfen  Raynald.  Annales  eccieciae.  a.  1427.  XVIII, 
pag.  60,  baß  et  aBetOinbungciT  mit  SJfom  featte.  SDtefe«  wutbe  ju  ?pra9 
befannt  unb  et  mu§t{  fliegen. 


—   473  — 


9iteformation§{)offnun9cn  Qtbxa6)t  würben,  bcfto  eifriger  (hielten 
fie  an  bem  Äeld^e  unb  m  ben  übrigen  bürren  J^offnungen, 
roel^e  iljnen  nod)  gelaj^en  waren.  2Bie  lange  foUte  fRom  baS 
Äreuj  fortiprebigen  laffen,  wnb  wie  oft  nod)  wollte  e§  feine 
Äreuj()eerc  mit  ©djimpf  unb  ©djanbe  flieljen  fe^en  üor  ben 
Äe^ern?  £)ie  S36l)men  flellten  ii)xt  ©iege  aB  eine  2frt  ©otteä; 
urtfjeil  bar.  2?ie  Äefeer  waren  feit  ber  ^Bewegung  ber  Sßcii)mm 
melfac^  auf  anberen  ^uncten  ftdjtbar  geworben').  2Balbenfer 
bemerfte  man  wieber  bi6  nad)  Bommern  l)inauf,  bie  .^liffiten 
öUec  garben  würben  in  ben  S'iieberlanben  unb  in  ®eutfdj(anb, 
am  meijien  aber  in  Ungarn  unb  in  ^olen,  gewaf)rt^).  2)aä 
f6nigltd),e  .^auä  in  ^olen  jeigte  gar  feine  beterminirte  ©eftn^ 
nung  gegen  bie  b6fjmifd)en  Äe^er*).  <5ä  war,  als  ob  nur 
Surd)t  baffelbc  fjinberte,  ftd)  ganj  offen  für  bie  5S6^men  au§- 
jufprc4)en.  Sule^t  ging  burd)  bie  ganje  fatl)olifd)e  SSelt  ein 
<Sä)xti  beä  Unwillens,  ba^  bie  ^Reformation  öon  ben  ©pnoben 
ju  ^ifa  unb  Äojini^  fo  fd)mdf)lid)  l)intertrieben  worben. 

2)aö  3?ufen  ber  SQBelt  nad)  einer  w{rflid)en  9?eformation§j 
©pnobe  iji  fo  ungejlüm  geworben,  bap  felb|i  ein  SJJartin  V. 
nidjt  ganj  wiberftel)en  fann.  3m  Saljre  1423,  wie  bie  »on 
ben  SSdtern  beftimmten  fünf  Sal)re  abgelaufen  finb,  mfidjert 
et  nad)  allen  ©eiten  l)in,  ben  SSifd^öfen,  ber  ^arifer  Uniüer; 
\ität,  bap  er  ©ynobe  unb  .9feformation  nidjt  Ijinbern  werbe. 
25ie  SKeinung  ber  SEBelt  glaubt  er  begütigen  ju  muffen,  weldje 

1)  ®c6r  glauSIid)  i|l  laUi,  roni  "papfl  OTortin  V.  fil6fl  6crtd)tct, 
ia%  l)ic  Äc^cr,  obreofcl  butd)  bie  CRamcn  tierfd)ieb<n,  bod)  unter  cinanbcr 
in  SScrbinbung  gcjinnbcn.  A  lide  dignis  accepimus,  quod  saepenumero 
a  Wicleifistis  in  Anglia  latentibus,  in  Bohemiam  proficiscuntur  nantii 
illos  in  saa  perlidia  confortantes  et  praebentes  eisdem  auxilii  et  snbsidii 
gpem.  Martini  Bulla  ad  Anglos.  Brown.  Fascicul.  Rer.  expetend.  et 
fagicnd.  pag.  616. 

2)  Rajnald.  Annales  ecciesiae  a.  1422.  XVIII.  pag.  48.  a.  1425. 
XVIII.  pag.  77. 

3)  Quae  quidem  res  satis  horrenda  apnd  omnes  arbitrari  potest, 
qnod  Iii  qni  fidelcs  censentur,  cnm  perfidis  bereticis  in  suppressionem 
catbolicoram  sie  se  connectnnt  et  jam  apertias  monstrant  ea  subsidia, 
qaae  ipsis  hercticis  a  prima  puUuIatione  bujus  pravitatis  Semper  dedc- 
ront,  quemadmodum  constat  omnibns  nationibus  convicinis,  quod  nisi 
fnisset  adhaerentia  Polonoram,  ipsi  heretici  dadum  ad  alia  fiiisse  deflcxi. 
Epistel«  ^igimandi.  Mansi  coli,  concil.  XXIX.  pag.  194.  Id5. 


—   474  — 


überjeugt  tjl,  baf?  ber  <3tatti)aUn  &oüt^  auf  ©rbcii  auf  nidjtä  i 
njeniger,  alä  auf  bie  ^(bflcllun.i^  aud)  nur  ber  brütfcnbfien  j 
Uebel  ftnne,  fo  wie  biefelben  etwa  in  feine  tvettlidjen  Snters  f 
cffen  eingriffen.  Snbeffen,  gteicljfam  um  ber  SQJelt  etroaS  l)m  \ 
juljalten,  rcomit  fte  fiel)  befd;dftigen  fonne,  befonberä  aber  um  i 
bie  oon  ber  Äoftni^er  ©pnobe  angefe^ten  S^ermine  ju 

^  ten,  tpirb  enblid;  eine  @i;nobe  nad)  ©iena  berufen,  weil  in 
^aoia  bic  ^efi  Ijerrfd^t,  unb  am  22.  2(uguji  1423,  aber  ntd)t 
t>on  bem  ^ap^e  in  ^erfon,  eröffnet.  , 
Sort  werben  wieberum  nid)t  wenige  Steben  gebülten.  25et  ( 
©ine  mabnt  an  bie  ©d)rift,  bie  üon  ber  Äirdje  »ergeffen  wor-  { 
ben  fei,  ber  anbere  fto^t  i)txiiixui^ini)t  Ätagetone  aus  übet  j 
ben  äuftanb  ber  Äird^e,  beö  Sßolfeä  unb  befonberä  ber  SQoä)> 
^priejlerfd)aft.    £)ie  Reiben  lie^e  biefe,  überl)au^t  ber  Äleru§,  \ 
an  ®<i)mlQ,mi  weit  binter  fid)  jurüd.  SBaä  ftd)  jerfioren  laffe,  t 
bie  2Be(t,  baä  d)rijilid)e  ßeben,  bie  wa^re  Äird)e,  baö  Ratten  f 

I  fie  jerftort,  fo  weit  baä  in  il)rerÄraft.    2Bcnn  fünfjebntaufenb  j 
fatt)olifd)e  ^riejier  in  ^6()mcn  öon  ben  Äe^ern  erfcbtagen  wor^  n 
ben,  fo  fönne  man  baä  nur  anfeilen  atä  geredete  ©träfe  für 
fold}  Uebermaa^  ber  ©ünbljaftigfeit.  ^an  möge  fid)  nidjt  täus 
fd)en  laffen  üon  bem  iHamen  ^riefier,  ben  fie  fidj  tnägefammt  , 
gäben,  fie  wären  cigentlidj  ©elcbrte,  Äünjiter,  Äaufleute,  ®oU  ; 
baten,  wetdje  fid)  ^riefter  nennten,  gewiffe  bleibet  trügen,  in  i 
gcwiffen  Sufianben  lebten,  gewiffe  Zeremonien  übten,  weil  obne  ( 
biefen  S^ang  bie  SSovtbeile  be§  ©tanbeg,  weld)en  fte  ju  biU  d 
ben  bef)auvteten,  einmal  nid)t  ju  gewinnen  wären,    ©ie  ent= 
fd)äbigten  fid)  aber  für  biefen  3wang  auf  aQc  anbere  SZBeife. 
2)a§  geben  beS  Siolfeä  fei  öerwirrt,  obne  waf)re  [Religion,  o^ne 
©lauben'). 

©0  tonen  abermaB  übet  bie  ®efammt()eit  bic  Stimmen 
einzelner  9}?änner  oon  3'Jeblid)Eeit  unb  Jßefonnenbeit.    ^n  ben 
SSätcrn  aber  tonen  biefe  Stimmen  vorüber  wie  leere  ßaute. 
^iefe6mal  fdjeinen  bie  Prälaten  bem  ^'»apfte  felbfl  baä  SSJort 
gegeben  ju  l)aben,  bap  nid)t5  aud  ber  ganzen  Sfeformotion,  , 
alfo  aud)  ntd)tä  au§  ber  [Reformation  be»  ^apfteö  werben  follte.  i 
Sleun  StJtonate  t>erlaufen.   25er  größte  S^eil  ber  gelabenen  ^rä=  i 
loten  fommt  nidjt.  2(nbere  bic  ge!ommen,  entfernen  ftd)  unter  j 

I 

1}  t-infiint.  Histoirc  du  Coiicile  <lt:  Uaatu.  I.  pag.  225.  —  228.  | 


—   475  — 


biefcm  ober  unter  jenem  ä^orwanb?.  £iie  äuriidgebliebcneii 
'  fdjetnen  gelärmt  unb  gerobt  ju  i)abtn,  ba^  nur  md;t§  ju  <Stan'i)t 
I  fomme.  35iefe  erroünj'cljte  SSeranlaffung  ergreift  [clbjl  fßtaxün  Y., 
um  am  12.  a3^^rJ  1424  bie  ©pnobe  für  gefdjloffen  ju  erf{a= 
ren,  welAeä  er  noä)  obenbrein  aB  einen  großen  SDienfl  ber 
Äirdjc  unb  ber  9?eformation  cvmiefen  barfteUt.  25er  üorfidjtige 
^a'fit  oerbittet  üon  nun  on  bei  «Strafe  ber  Srcommunication 
nod)  irgenb  einen  S5efd}lug  ju  faffen')-  9'iicf)t§  i\t  ju  ©tanbe 
gefommen,  ober  fieben  Sa^r«  Srifl  ftnb  lieber  gewonnen, 
©leid;  in  biefer  ffiuüe  bejiimmt  SJJartin  V.,  ba^  ba§  nddjfie 
(Soncil,  rok  e§  bie  Äoftni^er  aud)  bejlimmt,  ni<i)t  friil}cr  al§ 
in  fteben  Sauren  ju  SSafel  gehalten  werben  foUte. 

2)iefer  SSorgang  madjt  abermalä  böfeä  S5lut  unter  ben 
SBenfdjen  gegen  bie  9i6mer.    S3on  (Snglonb  fommen  mel)rere 
berbc  S3orfieIIungcn.    SOBarum  bie  Sfeformation  abermals  um 
fteben  3al)re  aufgefdjoben ,   warum  bie .  (St;nobe  nid)t  fo- 
gteid)  nad)  33afcl  berufen  worben?    9J?an  fei  nun  wn  bem  \ 
^ifaner  ßcncil  auf  baö  romifdje,  »on  bem  vomifdjen  auf  ba§  | 
Äojini^er,  »on  biefem  auf  baä  ftenenifd)e  üertröfiet  reorben  unb  | 
t)on  biefem  »erbe  man  nod)  weiter  gewiefen.   Sine  biefer  (Ein- 
gaben »on  Äönig  SQtlnxiö)  VI.  felbft  ifl  üoller  bebcnflid^er 
Äeu^erungcn.    @ie  fommt  im  Dramen  eine§  Äönig§böufe§, 
weld)eä  burd}  bie  Äirdje  auf  ben  X\)von  oon  ©nglanb  geforbert 
worben,  unb  bod)  i)at  fte  berbe  2£nfpielungen  auf  bie  ^feubo= 
djrijten,  wcldje  nod)  weit  fc^limmer  wären  al§  bie  Äe^er  unb 


1)  Ad  fiuüd  neque  jiraelafi  et  ceferi,  i|ui  biijiistnodi  coiicilio  Inter- 
esse Hebebant,  per  iiovem  nienses  evspectati ,  in  tanto  niimero  conve- 
neriintj  quantiun  reruni  agendarom  pondus  requirere  videbatur,  ipso- 
rumqiie  praelatorum  paucitate  pensata,  animadrertentes ,  qnod  plures 
ex  iUis,  qui  ad  conciliuni  ipsum  vencrant,  inde  recessisstntj  siciit  quoti- 
die  recedebant,  propterea  inter  se  praemissa  considerantes  ac  sentientes 
ex  longa  mora  statui  universalis  ( cclesiae  ac  to!i  Clirijtianitati  pericula 
quam  plurima  imminere  et  in  codem  conciliu  per  nonnullos  tales  modi 
indecentes  et  inlionesti  tenebantur,  quod  neque  ibi  sessio  publica  te- 
neri ,  neque  conclusa  et  concoidata  poterant  ex(>Iicari,  ex  quibus  optata 
ecclesiae  reformatio  juxta  desiderium  cordis  nostri.  et  cet.  Hui  aüen 
brefen  ®tünb<n  luiil  er  bic  @i)nobe  aui  {iiiontcr  gci)cn  l^tffcn.  S)i«  ?tuf5 
lofungSfeuflc  ÜJlortin  V.  Raynald.  Annales  ecclesiae.  a.  1424.  XVfIl. 
pag.  64. 


—   476  — 


fcic  man  gar  nidjt  lange  ju  fucben  braudjc').  e§  fommcn 
ou(i)  anbcre  »arnenbe  (Stimmen  mä)  Siom.  9?eformirt  bic 
M\xä)t  \iä)  md)t  fcalb  felbff,  fagt  Semanb  ju  ^apfi  Wlaxün  \., 
wirb  bie  roeUlidje  SOiadjt  balb  reformiren  of)ne  bie  Äird)e*). 

2(ber  bie  JRomcr  rcic  bie  ganje  J^odjpriejlerfdjaft  fümmcrn 
alle  biefe  3eict)en  ber  Seit  nicht.  2Baä  wollen  bie  Saien  t^un, 
fo  lange  fie  bie  unbebingte  2futontdt  ber  M'nd)t  anerkennen? 
®ie  fonnen  jammern,  f lagen,  bitten,  worüber  man  ftd)  \)m 
wegfegen  fann.  ifl  unter  SJZartin  V.  nichts  weiter  für  bie 
^Reformation  gefcf)e^en.  9?acl)  beffen  Sobe,  ber  am  27.  gebr. 
1431  erfolgte,  wirb  ber  .Karbinal  ©abriel  ßonbolmerio  jum 
j|'5)apft  gewaf)lt  al§  @ugenIV.,  üon  bem  bie  SBelt  wieber  fagte, 
'^man  fonne  nicljt  faffen,  wie  bie  Äarbinäte  ben  bitten  wdt)len 
fonnen.  ßugen  IV.  rafft  ficb  nodf)  einmal  gegen  bie  S56bmen 
auf  unb  Idpt  ba§  Äreuj  ^jrebigen.  Sdmmerlidjer  aber  war  md) 
fein  .Rreujfjeer  uor  ben  236f)men  ju  ©c^anbe  geworben,  ol§ 
biefeä  im  Sabre  1431.  I 
3llle  CWittel  ber  Äircl)e  im  gewobnlicben  ©tple  waren  nun  ' 
crfd)ö?pft,  unb  eä  mupte  auf  anbere  gefonnen  werben,  ©igiö» 
munb  \)atk  fcbon  feit  Satiren  fcen  ©ebanfen  gehegt,  ba^  man 
fid)  frieblicb  mit  ben  S56bmen,  werficbt  fid)  nur  mit  ben  Utra: 
quiflen,  »ertragen  müffe.  ^apjl  9J?artinV.  \)attt  ibn  i)axt  an-  ^ 
gelaffen  wegen  biefeä  ©ebanfenä.  £)od)  ^attt  ©igiämunb  üiel= 
fad)  unterbanbelt,  felbft  mit  3i^ca  unb  mit  ^rocop  bem  ©roßen,  i  | 
ben  Sübrern  ber  SSaboriten.  X)k  Äirc^e  mupte  nun  aber  cnb^ 
lid)  felbjl  einge{)en  auf  biefcn  ©ebanfen.  Sßie  foUtc  bie  <Baä)t 
aud)  anbcr§  ju  6nbe  gebradjt  werben.    2)ie  Äirdje  begriff, 

t 

1)  Sed  et  Rege  ipso  dissimulante  et  nsqae  ad  terminnm  in  Senensi 
praeüxum,  concitii  generalis  celebrationem  exspestante,  postqnam  sta- 
totis  concilii  Constantinensis  super  ecclesia  Dei  reformatione  editi*  satis- 
factum  esse  non  videt,  magis  autem  ipsam  Dei  ecclesiam  continne  videt 
exponi  periculis  hereticorum  et  quod  lamentabilius  est  periculis  Psendo- 
Christianorum  per  saos  detestabiles  corruptosque  mores  ipsam  ecclesiam  ^ 
enormiter  notorie  scandalizantium  et  eet.  Propositio  super  acceleratione 
generalis  concilii.    Brown.  Fascil.  Rer.  expet.  et  fugiend.  pag.  XIV.  S 

2)  Revera,  pater  beatissime,  nisi  salnbri  et  celeri  occuratur  reme-  B 
dio,  timendnm,  quod  in  brevi  Rcformationem ,  quam  negligit  ecclesia,  ,  |{ 
in  ejus  defectu  perficiet  secularis  potentia  et  mornm  correctionem,  quam 
dissimiilat  Flcclesia  facere  per  se  et  volnntarie,  a  braciiio  secnlari  pa- 
tiatur  invite.    Propositio  Willielmi  Sulbnry   Brown,  pag.  XX. 


—   477  — 


wai  in  856f)men  no^  ju  gewinnen  fei.  £)er  (Streit  jrcifdjen 
ben  STaboriten  unb  ben  Utraquiflen  l)attc  ftd)  n\ä)t  gelegt.  (5t 
ttxjr  felbjt  bitterer  geworben  unb  bie  Söarone  bebenftidjer.  25ie 
fRomer,  bie  Prälaten  überhaupt,  mußten  fefjen,  wie  bie  utra? 
qni|tifd)e  ^riejlerfdjaft  \i)nm  entgegen  arbeitete,  ©ie  woUten 
ben  Utraquipen  nid)t§  jugejlet)en,  nid)t  einmal  bcnÄetd):  benn 
c§  galt  baä  2rnfef)n  ber  Äird?enau§fprüd)e  im  ^gemeinen. 
Zbet  fie  wollten  ben  S56l)mcn  bie  SBaffen  auS  ben  .^änben 
roinben,  bie  Saboriten  burdj  bie  Utraquifien  nieberfämpfer, 
biefen  bann  wteber  nel)men,  Yoa6  i^nen  für  biefe  Sweife  etwa 
2(nfangä  jugepanben  werben  muffe.  9lun  tjatte  baä  ?)apftt^um 
baS  aSertrauen  ber  9Äenfd)en  »erloren.  war  allgemeine 
SDieinung,  bie  ftc^)  freilief)  auf  gar  nidjtS  grünbete,  bag  3Jefor= 
maticn  ber  Äirdje,  Beilegung  ber  Äe^erei  nur  erwirft  werben 
fönne  burd)  eine  öcumenifdje  ©j^nobe.  2)a  nun  bie  ffeben  bür? 
ren  3at)«  abgelaufen,  brang  ©igiämunb  bei  ©ugen  IV.  auf 
Bufammenberufung  beS  ßoncitä,  unb  fc{)on  2(nftanbe§  falber 
tonnte  ber  ^apjl  nidjt  auäweidjen.  Saä  ßoncil  warb  einbe: 
rufen  unb  bie  ©i^ungen  beffelben  würben  ju  äBafel  am  23. 
2uli  1431  eröffnet.  Ungern  f)atte  (fugen  IV.  baö  ßoncil  be= 
rufen  unb  Ijdtte  lieber  gleid)  2(Ueä  wicbet  jurücfgenommen. 
Unb  eben  fo  ungern  fcbeint  ein  nidjt  fleiner  SÜ^eil  ber  SJdter 
gefommen  ju  fein.  25ie  Seutfdjen  mupte  ©igiämunb  bei  al; 
len  ©trafen  beä  9?eid)e§  mahnen ,  nadf)  SSafel  ju  ge^en').  ZU 
le§  fürd)tet  l)ier  bie  9feformotion,  welcl)e  bie  2Bclt  begehrte. 

2)ennod)  l)atte  bie  ©pnobe  faum  begonnen,  al§  au6)  fofort 
wieber  ein  mdcl)tiger  ©treit  auäbrad).  £)ie  SSdter  glaubten  ju  er^ 
fennen,  ba^  eä  biefeSmal  nidjt  ol)ne  alle  Sfeformatton  abgelte: 
baber  wollten  fie  wenigflenö  etwaä  reformiren,  ndmlid)  bic 
bie  ^apftgewalt.  S3ielleid)t  fd)ien  e§  ibnen  gewögt,  bic  SBelt 
ouf  baä  2feuferjle  ju  bringen  unb  gar  nid)t§  ju  t^un.  ©te 
meinten  am  beften  berauSjufommcn,  wenn  fie  baö  einigermaßen 
reformirten,  wa5  i^nen  felbjl  brücfenb  geworben.  2)iefeö  war 
gut  juerft  an  fiel)  felbjl,  jweiten§  aber  unb  befonberä,  weil 
man  bann  gegen  bie  Sßelt  auftreten  fonnte  unb  fprecf)en,  fe^et 
baö  nun  ift  bie  grünblidje  ^Reformation  ber  Äird^e  an  ^aupt 

1)  S5ti<f  ©igiimunb«  on  bie  lieutf^cn  fPrdlaten.  Windeck  apud 
Henken  Scriptor.  Rer.  Germanic.  pag.  1251. 


1 


—   478  — 


unb  ©(tebcrn,  n>eld)e  ii)x  beQtl)xt  i)dbt.   9J?an  wollte  etwa  nod)  | 
einige  Sccrcte  berfelben  "Kxt  l)injutl)un ,  wie  fie  feit  adbtljunbert  1 1 
Saferen  üergebenä  erlaffen  werben  waren,  bap  bie  S3ifc{j6fe  qc- 
k\)xt,  bie  ^rie{!er  fromm  u.  f.  w.  fein  follten.  i 
"ZClfo  warb  ber  ©a^  öon  ber  Suprematie  ber  öcumenifdjen  i 
(Soncilien  gteidf)  wiebcr  ^axt  auögefproct)en.    ßugen  IV.  wat 
barübcr  geuer  unb  glammen,  unb  e6  wäre  gleid)  entweber  ein  1 
neueä  ®d)i6ma  auSgebrodjen  ober  bie  ©pnobe  auä  einanber 
gefprengt  worben,  wenn  nidjt  t5or  ber  ^anb  (gigiämunb  baö  i 
(Sine  wie  baä  2fnbere  ocrf)inbert.    2[lfo  blieb  ba§  ßoncil  unb  t 
fonnte  bie  S3er()anbtungen  mit  ben  S5ö^men  beginnen.    3Der  ( 
©eifi  ber  Äirclje,  wie  er  befcf)rieben  worben,  fd)webte  iiber  if)r.  i 
2!)ie  S56l)men  follten  beruht  werben,  nadjbem  bie  gew6l)nlid)en  i 
SBaffcn  ber  J;ird}e,  geuer  unb  <Sd)mxt,  ftcf)  wirfungäloä  ers  i 
wiefcn.    SSovfid^tig  wirb  juerp  eine  allgemeine  ©inlabung  auf  i 
ba§  Soncil       fommen  unb  fiel)  ju  red)tfertigen  wegen  il;re§  i 
©lüubenä,  on  bie  S56()men  erlaffen').    ©ie  foU  mit  greuben  i 
aufgenommen  worben  fein.    2lber  bie  S56l/men  finb  üoU  Tlx^- 
trauen:  fie  bcgeljren,  ba^  S5otfcl)nfter  beä  ßoncilä  ju  il)nen  gc^  | 
fenbet  würben  nad)  @ger=).    2tlle  gürflen  unb  ©tdbte,  burcb  1 
bejcn  (Sebiet  bie  9ieife  ber  95öl}men  laufen  wirb,  muffen  fid) 
üerpflid)ten,  fo  wie  aud)  bie  ©rjnobe  unb  ©igi^mimb  felbft,  | 

i 

1)  35Gtc  t>ai  dottcH  fd)on  begonnen,  tji  bie  ©timiming  ber  95arone  f 
nod)  fe£)v  fcfjivicng,  Sie  iiabtn  iiiiterftnnbelt,  boi;  fic  ouf  bem  Scncil  crs  i  j 
fdjciiicn  rennten.  ®ic  fjafcen  tcgc^rt,  beiß  bie  ©cl)rift  jur  Orunblagc  ber  ;  j 
Untcrl)anbtung  gcnoninfen  rocrbe.  SDicfcö  ifl  jurüclgcrciefen  rcrben.  Sie 
aSarone  finb  barübcr  cntrüftct.  Optuvimus  et  optamus,  ut  divinarnm  ' 
scripturarum  rectissima  et  inefTabilis  regiila  per  justissimom  judicem, 
justitias  et  veritatem  diligentem  derelicta  in  terris,  quae  nec  fallere  pot- 

est  nec  falli,  in  medium  concilii  proferatur.  Sed  lioc  ipsi  nulla  tenns  ac- 
ceptare  voluerunt.  Sc  snpra  se  enormitcr  erigentes  infringibilis  divinae 
veritatis  doctrinas  jnxta  suam  libidinem  jiidicando  variare  volant.  Quid 
Lac  temeritate  stultius,  quid  hoc  errore  nequitiu»,  quid  Lac  peste  per- 
niciosius  potest  inveniri.  Litera  missa  a  Boliemis  ad  Christi  fidele«).  a. 
1431.  Mansi  CoW.  Concil.  XXX.  pag.  57.  SJie  ©cfinnung  inug  fid) 
6alb  gednbert  ftaben. 

2)  Sil  Grger  niirb  paciocirt,  njic  übet  bie  4  Wrttfel  auf  bem  goncil  , 
gcfianbelt  rocrben  fotl.  Lex  divina,  praxis  Christi  apostolica  et  ecciesiae  j 
primitivae  una  cum  conciliis  doctoribnsque,  fundantibus  se  veraciter  in  j 
eodcm  pro  veracissimo  et  indi(ferenti  judice,  Mansi  Coli.  Concil.  XXIX.  j 
pag.  146. 


—   479  - 


bo^  fte  frei  unb  fidjer  fein  foUten  i)in  unb  jurürf')-  25ie  ©6!)-- 
men  laffen  jwei  Äunbfc{)after  nadb  SSofel  gef)en,  nad}jufef)en, 
ob'§  wol}l  aud)  ^rnfl  mit  QlHem  fei.  2)iefc  gcute  »erben  mit 
ber  größten  SSorjicbt  be^anbelt.  Semanb,  ber  einen  ber  SSoten 
einen  Äeljer  gefd^olten,  wirb'  in'ä  ©efangni^  geworfen*). 

2)arauf  ronrb  ein  ganbtag  gel^alten,  rotl&iex  von  allen 
^artbcien  befiid)t  irorbcn       fdieint.    2?ie  Soboriten  flanben 
ju  ben  Utrnquijlen  nod)  immer  in  bem  ölten  SSerl)äItniffe ,  ja 
e§  war  bi«fe6  nlte  a3€rt)altnip  baburd)  nod)  »erf^Iimmert  wors 
ben,  ba^,  wie  man  an  So^anneä  »on  ^rjibram  fteljet,  wenige 
(tenä  ein  großer  S^eil  ber  utraquiiiifd)en  ?>rieflerfd)aft  immer 
weiter  jum  jtüti)olictömu§  jurücfgefdjritten  war.     2(uf  bem 
ßanbtage  war  bie  grage,  ob  man  baö  ßoncil  su  befenben  Ijabe 
ober  :üd)t.    25ie  S'aboriten  unb  i^re  SSerbünbeten  entfd^ieben 
mit  9iein.    3lber  bie  Äat^o[ifd)en  unb  bie  Utroquiflen  entfd)ie= 
ben  mit  3a.   SSeibe  j?anben  unter  ber  geitung  be§  SJJain^arb 
üon  SJieutjaul,  weldjer  mit  bem  ßoncil  im  9el)eimen"  Bufam: 
menTfötTge  war.    Sßie  nun  bie  Utraquiften  ferner  befd)loffen, 
bap  itber  bie  öier  ^'»rager  2lvtifel  mit  bem  ßoncit  gel}anbclt 
werben  follte,  unb  ba  überhaupt  ba§  Unterf^anbcln  befd)lolTen 
worben,  meinten  aud)  bie  Saboriten,  bop  fie  ftcf>  md)t  au§j 
fd)lie^en  bürften.    rsl;re  ^aupter  muffen  unter  ffdf)  übereinge-- 
fommen  fein,  bo^  man  anf  bem  ßoncil  mit  ben  Utraquifien 
fteljen,  tf)re  "^Irtifel  mit  »ert^eibigen,  bie  2lnnül)me  berfelben  für 
JBoljmcn  mit  fud)en  wolle.   Sic  Saboriten  mögen  gefüllt  l^a«  | 
ben,  ba^  fic  gegen  bie  Siereintgung  bcv  .Äat^oüfdien  unb  ber  ' 
Utraquijten  nic^tö  t>evm6g«n  würben,  bic  äßefonnencn  unter  tf);  1 
ncn  waren  be§  wilben  SSreibenä  felbfl  mübe  geworben,    ©ie  i 
l)offten  Sulbuiig  für  iljre  ganjc  Sieformation,  wenn  bie  i)aibe  l 
Steformation  ber  Utraquifien  in  S5cl)men  l^errfd)c.    2l[fo  ging  ■ 
üon  ibrer  «Seite  ^Vocop  ber  ©vo^c,  ber  gefeierte  @nglanber 
^etru§  ^awne  unb  9?icülauä  t>on  ^cle^co  mit  auf  baä  ßoncil.  I 
Soljanneä  üon  Sfecpcjano  ging  für  bic  Utraquifien.   SSiete  an=  j 

1)  2>tc  Sotcn  bc«  gcncile  t)ahen  \d)on  auf  ben  gonocnt  ju  fifgtr  ti- 
ncn  @«Ifit*&rfff  b«ficI6<n  «litgcbracbr.  SDqö  @c(dt  ifi  btefcSmal  „pura 
lide  et  integro  corde"  gegeben  nidjt  allein  flu  ba«  Äenimen,  fonbcrn  auä) 
für  bo«  Surürfgeften.  2)er  95rief  flc^t  6ei  Mansi  Coli.  Concil.  XXX. 
pag.  418. 

2)  Cocblaeus.  Hist.  Hussit.  pag.  246. 


—   480  — 


ticre  ©cle^rte,  ^emn  unb  Si'ükx  jogen  mit.  2tm  4.  Januar 
1433  famen  fie  nad>  S5afel.  5§  »areti  im  ©anjen  über  breie 
^unbert  ^erfonen. 

2)aö  ßoncil  empfing  fie  mit  cinfc^)einenbem  S3So()(n)olIen. 
@§  öertrauete  baöfelbe  feincänjegeS  »ebet  feiner  ®ele()rfamfeir, 
mä)  ber  Äraft  ber  Äat^oltcität,  fonbern  feinen  SJaufdjungö^ 
fünften  unb  ben  Oingen,  mlä)t  fid)  in  S56{)men  entfpinnen 
würben,  ©ine  3tnjal)t  SSifdjofe,  befonbers  ober  beö  ©elbeä 
Biel  warb  naä)  S5öf)men  gefenbet,  um  SSRoinfjarb  »on  Sieufjau^ 
ju  unterftü^en.  25er  Streit  jn)ifc^)en  ben  SEaboriten  unb  Utra^ 
quijlen  foUte  jum  offenen  Tlu^bxuä)  gebrad)t  werben.  '2tuf  t>em 
ßoncil  «urben  bie  böfjmifd^en  Jßotfdjjafter  üom  Äarbinal  Julian 
mit  einer  madjtigen  Siebe  begrübt.  2)er  Sinn  berfetben  xvax, 
fie  m6d)ten  bie  SBJaffcn  nieberlegen,  fidf)  ber  allgemeinen  Äirdje 
VTjiebcr  unterwerfen,  bie  3{utorttdt  berfelben  anerfenncn.  £)ar: 
öuf  bie  S56f)men.  ®ie  (jdtten  ftd)  »on  berfelbcn  nidjt  getrennt, 
ber  redete  ©loube,  ber  im  ßoangelio  ru^c,  fei  in  JBöl)men. 
25iefen  ju  üert()etbigen,  waren  fie  gekommen.  2)ann  werben 
fie  befragt,  in  wetdjen  unb  wie  üiel  ^uncten  fie  anberö  le\)xttn, 
ol§  bie  r6mifcl)e  Äirdje.  ©ie  antworten  einmütf)ig,  in  »ier^r^ 
tifetn.  '.^Ifo  waren  aud)  bie  SSaboriten  gemeint,  mel)r  nidjt 
aB  biefe  ju  be9el)ren.  Buerft  bifputtrtc  Stocpcjana  übet  bie 
£el)ce  t)om  .Keld?,  bann  9^icolaö,  ber  SSaborit,  über  bie  SSeftra: 
fung  ber  ©ünben,  bann  Ubotric,  berSöaife,  über  bie  freie  ^rcs 
bigt  unb  ^etru§  ^apnc  jute^t  über  ba6  weltlidje  25ominium 
ber  Äird)e,  jeber  met)rere,  Sage  lang.  SQSenn  bie  Äoboriten 
reben,  brüifen  fie  fid)  auf  eine  bem  Goncil  {)6d)ji  unangeneljmc 
SBeifc  au§,  ^up  unD  ^ieronpmuä  werben  eüangelifdje  Scanner 
t3on  iljnen  genannt'),  iöic  Äat{)olif^en  antworten  wieberum 
mehrere  SEöge  ()inburd) ,  ober  ein  9?efultat  wirb  nid;t  9C= 
Wonnen^). 

Sa§  Qontii  modjte  gern  gleid;  i)kx  in  SSafel  ben  «Streit 
jwifd)cn  ben  Utraquiften  unb  SSaboriten  jum  ^uöbrudje  brin: 

1)  JWansi.  Coli.  Concil.  XXIX.  pag.  262—  485. 

2)  So^annc«  oon  OJagufio  übet  ben  Äelt^,  «egibiu«  Sorteiiu«  ü6et 
bie  ©träfe  ber  ©ünbtn.  .^cinric^  Äalteifen  Ü6er  bie  freie  ^>rcbi9t.  3oj 
t)annc6  'Poloraat  üOet  t)ai  roclUicfje  SDominium.  Mansi.  Coli.  Conc.  XXX. 
l)ag.  702  —  1167. 


—  481  — 


gen.   25orum  mu^  .Äarbtnat  Sultön,  ^rafibent  be§  6onctI§, 
om  28.  Sanuar  bemerfbar  maä)tn,  ba^  bic  t>ter  "Kxtihl  \a  gar 
md)t  bie  alleinigen  waren,  in  bencn  asöt^men  öon  ber  Seljre 
Storni  abmid^c.    9?oct)  anbcre  »tel  fdjreerere  .ße|ereten  wären 
in  S36l)men  »otbanben;  adjt  unb  iwanjig  berfelben  f6nntc  baS 
ßoncil  nad)tt)eti'en').    2tber  bic  S56^men  beugen  bem  ©daläge 
<»u§.   ©ie  wären  gefenbet,  nur  um  bic  öier  2lrttfe(  ju  »ert^cts 
tigen,  ftc  flänben  i)kr  ein  jeber  mö)t  in  feinem,  fonbcrn  in 
bem  Flamen  beä  b6l)mtfd)en  Sidäjt^.  3ule^t  fd)lägt  ba§  6on= 
eil  ttor,  ba  feine  SJerflanbigung  iefet  gewonnen  werben  fönhe 
über  bie  »ier  2lrtifct,  fo  möge  bie  SScreinigung  erp  gefdfjloffen  | 
»erben,  bann  bic  Unterfud)ung  wiebet  beginnen.   Wit  anberen  I 
SBorten,  bicJSobmcn  foUten  bie  3lutorität  ber  Mixö)t  erfi  ancr* 
fenncn,  um  fid)  bann  »on  berfelben  fagen  ju  taffcn,  ba^ 
.Rederei  fei,  wa§  fic  begehrten.    ^iefe§  3tnftnnen  nennen  bic 
a36t)men  ti)mä)t.    @ie  mögen  nun  crflärt  böben,  ba^  ibrc 
s8ollmad)ten  ju  ^nbe,  unb  traten  bic  S?ücfreife  mä)  2301)* 
men  an. 

25a§  üoncil  aber  fertigt  eine  grope  ®efanbtf(J)aft  ab,  an 
beren  ®pi^e  Äarbinal  ^olomar  fief)t.  SSor  einem  Sage  ber 
bßbmifcben  S3arone  ju  ^rag  wirb  bic  SSotfdjaft  be§  ßoncilg 
im  SRonat  3uni  geljört.  ^olomar  rcbet  m'cl  öom  grieben,  oon 
ber  ßiebe,  bie  ba§  ßoncil  ju  ben  236^men  trage,  befonberä  aber 
üon  beffen  uncrmeplidjer  2£utorität;  bie  (Streitpuncte  überge{)t 
er  mit  ®tillfd)weigen^).  2)ieS5aronc  aber  antworten  mit  groper 
®d)ärfe.  ©ie  mahnen  an  ba§  S5l"t  ber  unfdjulbigcn  Wlattx)^ 
rer,  ^up  unb  .^ieronpmuS.  SSon  ber  2lutorität  be§  6oncil§ 
fei  bie  Siebe  nicbt:  im  übrigen  t)äUen  ocumenifcf)e  ©pnoben 
öielfad)  geirrt  im  ©lauben  wie  imgeben,  S^iemanb,  weber  ber 
^apjt  nodt)  ein  ßoncil  i)abt  eine  anbere  2futorität,  alä  in  bem 
SBortc  ©ottcä  beruhe:  nur  einer  foldfjen  wollten  bic  23obmcn 
unterworfen  fein.  25ie  SSarone  feigen  eine  @d)rift  an  ba§  ßon- 
cil  auf.  25ic  2lnnal)me  ber  öier  Präger  2frtifet  foUe  bic  grie- 
ben§bebingung  fein,  ©ie  ftnb  fcbon  etwaä  milber  für  bic  ro»  \ 
mifd)c  Äird)c  gefaxt.  €ine  ^ntfcbeibung  ber  5)rager  Untoerfttät 
tjl  nid)t  obne  einflup  auf  bic  SSarone  geblieben,   ©ie  begel): 


1)  Mansi.  Coli.  Concil.  XXIX.  pag.  258. 

2)  Mansi.  Coli.  Concil.  XXIX.  pag.  590  —  593. 
II.  Zt)t\l.  3t 


—   082  — 


xtn  ie^t  f(!()on  nxdjt  mc^r,  bap  ba§  mMä)c  ^txventi)üm  tcn 
^riejicm  entrijjcn  werbe,  fonbevn  fie  brucfen  bicfcn,  füj  bic 
rüinifcl^c  ^ocl)^)riepetfd)aft  fo  Vüidjtigen  @afe  nur  fo  auö:  bev 
jtlcru§  [oUe  über  tpeltlidjc  IJinge  nid)t  f)errfd)«n  mit  roeltlidjem 
Siedjt.  ©ie  fdf)rclben  aber  babei  borf)  nod)  anbere  SSebinguni 
gen  wx,  bte  auf  bem  üoncil,  in  9iom,  einen  fel)r  bofen  Ätang 
t)aben  müjjen.  ®ie  wollen  ben  ^rtefiern,  ben  Prälaten,  ben 
ßoncitien,  ben  ^d^jlen  wtebcr  geborfom  fein,  wenn  btcfc  nidjtS 
gebieten  würben,  wag  wibcr  bie  ®cl)rift  fei.  25a§  (Soncil  foütc 
a\xä)  eine  (Srfidrung  an  bie  SBelt  erlaffen,  ba^  S^iemanb  ein 
Äe^er  fei,  ber  wie  bie  S3o()inen  glaube,  ba§  ßoncil  foÜtc  felbjl 
bafür  forgen,  baft  nod)  alle  ^riejter  in  SSobmen  bie  £et)re  öom 
Äel(J)e  anndfjmen,  unb  jule^t  foUte  ebenbaffelbe  eine  allgemeine 
unb  burd)greifenbe  Sieformation  ber  Äird)e  in§  2BerE  fe^en'). 

Sicfe  3(nforberungcn  waren  t>on  einer  bo^en  SBicbtigfeit 
unb  öon  feinem  ©tanbpunfte  au§  war  eä  eine  Unmoglidjfeit, 
bag  fte  üon  bem  ßoncil  bewilligt  werben  fonnten.  2ßie  fonnte 
man  jugebcn,  ba^  bie  Ätrcbc  fiel)  geirrt  ju  Äofinig,  alö  fie 
ben  Äeld)  werbammt,  wie  fonnte  man  ttor  aller  Sßelt  erflären, 
ba^  bie  Untrügtidjfcit,  beren  man  fid^  gerühmt,  nict)t  »orf)an: 
ben  gewefen  fei.  Se^t,  ba  ber  ©laube  an  bie  Äircbe,  wcld)c 
bic  ^riefterfdjaft  immer  für  bie  alleinige  erftart  \)at,  fo  üon 
allen  ©eiten  ju  wanfen  beginnt,  jefet  barf  man  am  wenigjten 
tbn  felbfl  crfd^üttcrn.  Unangenebm  war  cS  aud;,  ficb  üon  ben 
SBobmen  an  eine  burdt)gretfenbe  Sieformation  ber  Äird)e  mabnen 
ju  laffen.  3u  S3afel  wie  ju  Äojini^  waren  bie  SSatcr  ent^ 
fcbleffen,  ni4)t  in  bem  «Sinne  ber  SBelt,  fonbern  nur  in  ibrem 
eigenen  ju  reformiren.  2l(fo  würben  bie  2(nforberungen  ber 
S56bmen  ju  S3afel  mit  bem  grofjten  Unwillen  aufgenommen.  ■ 
25aö  fei  feine  ©inbeit,  ba§  werbe  eine  gefpaltene  Mxä)t  geben. 
Qk  fel)en,  gaben  fte  t)kx  nad),  fo  würben  fte  balb  mit  3(uf» 
forberungen  jur  Steformation  »on  allen  ©eiten  bcjlürmt  wer= 
ben,  unb  fiüiJweife  werbe  ber  löau  ber  facerbotalifcben  SKacbt 
fluäetnanberbred;en,  jiürfweife  bie  Snjittute,  bie  ffirdud^e  f}in= 
weggenommen  werben,  welcbe  an  ber  ©teile  beS  ßb'^'P^"^')"'"^ 
bem  SSolfe  gegeben  worben  waren. 

^ie  2fnforb€rungcn  ber  23öbmen  würben  nun  bie  S>dter 

1>  Coclilaciis.  Uist.  Hussit.  pag.  267.  268. 


—  483  — 


tn  fdjwcrc  SScrte9cnf)eit  gefeilt  l^aben ,  wenn  ffe  nx^i  bem 
Ctanbc  bev  SJtngc  in  S36i)men  f)atten  »ertrauen  fönncn,  bec 
fjtxvi^  burd)  it)rc  Äüujte  nod)  verworrener  Qtmaä)t  »orben,  alä 
er  fd;on  nn  ftd)  felbfl  war.  Sine  neue  ©efanbtfcbaft  tuarb  nadf) 
.•äBöbmcn  beorbert,  rceld^e  jundcl)ji  mit  ben  S)efenforen  ber  öier 
^rager  2frtifel  ju  »erl)anbeln  b^tte.  25ie  ©pnobe  b<>tte  9J?oin; 
•^orb  üon  9leubauä  gewonnen,  welcbcr  batb  ein  Utraquijl,  balb 
'ein  Äatboltf  genannt  wirb,  aber  wo^l  baö  geltere  war,  ftc 
^atte  Sobanneä  üon  .^oc^cjana  gewonnen,  welcbem  baä  utra: 
•quifiifcbe  ©rjbiätbum  »on  ^rag  tierfprod)en  worben.  SWun  batte 
«ucb  biefer  eifrig  in  bem  ©inne  ber  utraquiftifcben  ^ocbprie= 
flerfdjaft  gearbeitet,  welcbe  feit  bem  SSobe  ^upenä  unabldffig 
bemübt,  ibre  ^uffiten  ju  ben  fatbolifdbcn  SSorfleUungen  luxM- 
jufübren.  ®ie  bitten  beöbolb  einen  borten  Äampf  mit  ben 
95aronen  ju  bcjleben,  weldie,  wie  nod)  iüngjt,  immer  tton  ber 
oberjlen  Autorität  ber  Scbrift  fpradjen. 

Sie  S5arone  waren  aber  allmdlig  mürbe  geworben,  unb 
bie  Saboritcn  trugen  baüon  befonberö  bie  ®d)u{b.   25iefe  bö^' 
ten  bie  SBaffen  nod)  nicbt  auä  ben  ^dnbcn  gelegt,  feit  bie 
frieblid)en  Unterbanblungen  mit  bem  ßoncil  begonnen,  diau: 
benb  unb  ^lünbernb  ftnbet  man  fie  nod)  aUtnti)albtn.  25ie 
^ämjter  ber  Saboriten  mod)ten  bemerfen,  ba^  fie  in  ben  S3ors 
au§fe^nngen,  unter  benen  fie  ^i)tU  an  ben  SSerbanbtungen  ju 
SSafel  genommen,  ftd)  gdnjlid)  getdufd)t.    ©ie  begriffen,  ba^ 
8?om  ben  Utraquijien  Sinigeä  nadbgeben  würbe,  ba^  eine  SSer: 
einigung  ju  ©tanbe  fommen,  bie  '2tutoritdt  9tomg  wieber  l)et' 
geftellt,  fie  aber  t>on  ben  Utraquiften  ^reiö  gegeben  würben. 
SQSutb  unb  SSerjweifetung  b^tte  fid)  ibm  bcmdd)tiget.  Sbr  J8e-  , 
tragen  gegen  bie  S5arone  mag  gan^  rü(ffidE)tälo§  geworben  fein.  | 
(Sie  bad)ten  nun  oieUeid)t  baran,  ftd)  mit  ben  SSSaffen  ju  be^  ; 
boupten  gegen  bie  Utraquiften  wie  bie  Äatbo(ifd)en.  ©ebanfen 
nid)t  allein  an  religiöfe,  fonbcrn  aud)  an  bürgerlid)c  greibeit  I 
waren  unter  ben  Saboritcn,  guten  SJbeilä  5Wenfd)en  au§  ben 
unteren  ©tdnben,  bie  feit  ^ai)xtn  ii)xtn  SBoffen  einen  furd^ts 
baren  Älang  in  ber  SBelt  gemad)t  bitten,  aufgepiegen.  ^ro< 
cop  ber  ®ro^e  foU  julefet  gewiliet  gewefcn  fein,  aüt  Saronc 
jU  »ernid)ten.    35en  Utraquijlen  ift  e§  nun  fafl  unabweisbare  } 
Slotbwcnbtgfcit  geworben,  ftd)  ganj  mit  9?om  auäjuföbnen. 

2)ie  2(nbdngcr  beS  ßoncilä  benü^en  bie  Umjldnbc  mit 

31" 


—   484  — 


©efd^'cf.  ©n  Sanbtog  wirb  im  Sanuot  1434  ju  ^rag  9e{)a(= 
ten.  9)?an  müffe  einen  obcrjicn  gelb|)auptmonn  unb  2(bmts 
nifirator  ernennen,  btc  SCBaffen  gegen  bte  übcrmddjtigcn  unb 
übermüt^tgen  Äaborttcn  ergreifen.  &n  folc![)er  wirb  nun  öudj 
erwdblt  in  ber  ^erfon  beä  "Ki^a^  9?tfenburg ').  Set  SSruc^, 
ben  ba§  ßoncil  gewoEt,  ift  ba.  Sn  biefem  2fugenblitf  trifft 
bie  ©efanbtfc^aft  be§  ßonciB  ein.  2)er  Äarbinal  ^olomar  unb 
sin  fd)tüuer  SRonn,  ^{)ilibert,  S3ifd)of  }u  Äoflni^,  ift  wieber 
babei.  ®ie  bringen  eine  öon  bem  ßondl  aufgefefjte  gintradjtäs 
formel  mit,  rceldje  toon  bem  nodb  üerfammelten  ganbtage  für 
Sßöl)mtn  unb  5J?dl)ren  of)ne  2Beit(duftigfeiten  angenommen  wirb. 

Sn  biefer  Sintrad)t§formel  ift  nim  ben  Utraquiften  wenig 
unb  biefc^  SBenige  nur  jweibeuttg  gegeben  worben.  @ö  iji  eine 
bittere  .9'loit)wenbigfeit  für  bie  SE5afeler  genjefen,  aud)  biefeS 
SSBenige  nadjjugeben,  bamit  bie  Saboriten  unterbrüift,  bie  3(u= 
toritüt  bcr  Ätrdje  wiebergeftellt,  ber  gortgang  ber  Sfeforma: 
tion§ibeen  flud)  bei  ben  Utraquiften  gef)emmt  merbe.  3enc 
\  ©ntrad)t§formel  nun,  bie  ßom^actaten  genannt,  nimmt  bie 
5B6f)mcn  .roieber  auf  in  ben  (2d)oo§  ber  fatbolifd)en  Äircbc, 
l)ebt  aGe  Äir4)enftrafen  gegen  fte  auf,  »erfünbet  oUgemeinc 
!ämneftie.  2)en  SSo^men,  Wlai)nn  unb  allen,  bie  iljnen  in  bics 
(er  Sad)e  anf^angen,  foU  ber  ©ebraucb  beä  Äeldjeä  im  Uhmb' 
ma()le  bewilliget  fein,  bafern  fie  fonfl  in  allen  Singen  ficb  i)kx 
m  <^.ac|ramente  be§  2lbenbmable§  mä)  bem  ^ßraudje  ber  Äirdjjc 
ti^e».  ;  .  Sliemanb  foU  bie  Utraquiften  ferner  Äefeer  nennen, 
unb  bie  ©pnobe  ju  JBafel  wirb  beö^alb  eine  eigene  Jöerorb-- 
nung  erlaffen. 

•@ie  ifi  ben  SSafelern  fauer  geworben  bicfe  ßonceffion,  unb 
ef  ift:;beSl)alb  nod)  eine  feltfame  Slaufel  angef)dngt,  weld)e  eine 
i^intertt)ür  offen  lief.  X>aä  \)t\ÜQt  ßoncil  wirb  unterfuc^en, 
weldi)eö  nun  aud)  baä  wat)rc  unb  red}te  fei,  ob  sub  una  ober 
sab  utraque.  25arauf  werben  bie  SBorte  ber  formet  ab\i(i)U 
tid)  bunfel  unb  üielbeutig  geftellt.  SSSenn  nun  aber  3llle§  ge» 
|)örig  erwogen  unb  bie  S36()men  bod)  um  ben  Mdä)  bitten  foU; 
ten,  wirb  i^nen  »?on  bem  ßoncit  bewilliget  werben.  2lbf{d)iJ 
lid)  ift  bier  ni^t  gefegt,  wa§  nad?  ber  SKeinung  ber  S3übmen 
gefegt  fein  foüte,  wenn  bie  ©pnobe  gefunben  l^at,  baf  sub 

:i  tl)  B^bin.  Epit.  Ker.  Bohemic.  pag.  482. 


Jil 


-  485  - 

uua  t)<jS  9Jed)tc  fei  u.  f.       fonbern  nur,  wenn  bte©öd)e  er-- 
ttjogen  ijl.    Offenbar  gefdjtel^t  biefeS,  um  fpdtet  bei  günjltgev 
©elegen^eit  ben  J86f)men  ben  Äeldj  »icber  »erbieten  ju  fonnen, 
ha  tiefer  S?if  in  ber  Äird)e  auf  bie  £)auer  niä)t  gebulbet  »er; 
ben  fann').    gerner  l^at  baä  ßoncil  ben  Ärtifel  über  lie  S5e> 
ftrafung  ber  (Sünben  fo  angenommen,  ba^  bomit  OTeä  beim 
2(ltcn  bleiben  fann.   23ie  ©ünben  follen  natürltdt)  befiraft  wer» 
'  ben,  aber  nur  »on  benen,  tvelöjc  bie  f)erEümmlid)c  Suriöbiction 
beftfeen.    ^ie  5B6t)mcn  l)atten  mit  biefem  "äxtiM  urfprüngtid) 
gemeint,  ba^  ba§  ßeben  beffcr  unb  djrifiUdjer  gemadf)t  werben 
foUe,  befonberä  baburd),  ba^  ber  Ä(eru§,  ber  nad)  ber  fe^igen 
SSSeifc  faft  ganj  |!raf(o§  blieb,  wirflidf)  beflraft  werbe,  wenn 
er  fid)  »ergebe.    Sie  i)atten  bie  geifilidjc  Sun^biction  beSfjalb 
aufgp()oben  wiffen  wollen.    Sl;re  ©cleljrten  aber  i)attm  ben 
(So^  toerbrel)t  unb  »evrenft.   2)te  (S»;nobc  bref)ete  it)n  nun  nod) 
weiter,  alfo  ba^  nidjtä  weiter  l^erauäfam,  a(§  wa§  bie  Slomer 
felbjl  niematä  geläugnet  unb  wobei  fie  fid)  ganj  tjortreffiid)  be= 
funben. 

Sann  bewilliget  bie  ©Jjnobe  bie  gorberung  ber  freien  ^r«; 
bigt  in  it)rer  SZBeife.  ünä)  bei  biefem  2lrtifel  l)atten  bie  JBaronc 
an  Stwaö  2lnbereä  gebad)t,  unb  bie  ©eleljrten  eä  anberä  auä: 
gebrücft.  3)ie  äßarone  Ijatten  gemeint,  ba§  wa|)re  ©oangelium 
muffe  frei  geprebigt  werben,  anflatt  ber  2!)inge,  »on  benen 
in  ben  romifdjen  Äird^cn  gefprod)en  ju  werben  ^Jflegte.  S5ie 
utraquijlifdjen  ©eleljrten  —  unb  e§  ijl  wol)l  anjunet)men,  baß 
öud)  bann  ©eleljrte  im  ©ipiele  ftnb,  wenn  bie  ©arone  in  ii)- 
rem  eigenen  Flamen  ouftreten  unb  bie  üier  ^rager  3frtifel  eU 
wa§  anberä  lauten,  atä  wenn  fie  ücn  geijllid^en  Üor^porationen 
fluägegangen  —  bdben  barau§  einen  ©a^  gebilbet,  weldjen  bic 
Siömer  nid^t  ju  laugnen  braudjten  unb  bod)  2llleä  beim  2llten 
behalten  fonnten,  ba^  ba§  (Joangelium,  wobei  fic  •  '"^t  extiär- 
Hn,  waö  biefeä  nun  entljalte,  frei  »on  ben  orbinirten  ^rieffern 

1)  Et  articnlos  ille  in  sacro  concilio  discalietur^  quoad  materiaui 
de  praecepto  ad  plenum.  Et  videbitur  quid  circa  illum  articnlum  pro 
Teritate  catholica  sit  tenendum  et  agendam  pro  utilitate  ei  salate  po- 
poli  Christiani.  Et  omnibas  mature  et  digeste  pertractafis  nihilominus 
si  in  desiderio  habendi  dictam  communionem  sub  duplici  specie  perse- 
veraverint  sacram  conciliam  sacerdotibus  dicti  Regni  communicandi  sub 
ntraqne  specie  popniam  facoltatem  in  domino  largietur. 


-   486  - 


»crfunbet  mxtxn  muffe').  2)tefe5  nimmt  bie  ©pnobe  an  nur 
mit  ber  f leinen  ßlaufel,  bop  e§  natürlid)  üon  bec  tomifc^en 
Mvä)e  orbinirte,  vom  Zapfte  abf)an9ige  ^rieflet  fein  müßten. 
äBeim  oierten  unb  tt)id)tigflen  "ilxühi,  »om  weltlidjen  ^erren« 
t\)VLme,  t)aben  bie  utraquijlifdjen  ^rieftet  ben  r6mifcl)en  fdjon 
tüdjttg  oorgearbeitet.  2)ic  Siomcr  nef)men  i{)n  an  in  biefer 
Saffung.  ^ic  Äirc^e  fann  n?eltlid)e§  @ut  beft^en,  nut  ijl  fte 
nidjt  ©gentl)ümerin,  fonbern  blo^  SSerrcolterin^).  2)abci  bleibt 
natürlid)  3(lle§  um  fo  met)r  beim  2llten  aB  ba§  ^inwegne^» 
men  beS  »cltlicben  ®ute§  nod)  auäbrüdlid)  »erboten  roirb. 

2)a  bie  SSoljmen  fid)  aber  nid;t  »erocblen  fonnten,  ba^ 
"KUtS,  »a§  befonberö  in  SSejug  auf  bie  brei  leisten  2trtifel  in 
ben  ßompactaten  fiebe,  ein  leeret  ©erebe  fei,  ba  fte  bie  ^tn- 
benj  bet  ^riefterfdjaft,  2lüe§  beim  2llten  ju  erhalten,  n^r  ju 
gut  burd)fd)auten,  unb  fie  bod)  ben  ®rang  iljrer  ^erjen  nad) 
einer  weitem  Sfeformation  nidjt  aufgeben  wollten,  fo  nahmen 
f(c  biefe  brei  legten  "Uxtihi  in  ber  gaffung,  wie  fie  nun  flanj 
ben,  i)t)d)  nur  nod)  mit  berÄlaufel  an,  ba^  ftd)  in  biefen2)in» 
gen  bofe  9J?ifbraud)c  in  bie  Äird'e  ein9efd)lid)en  bitten,  bie  ve- 
formirt  werben  müpten,  bafi  fie  fid)  »orbebielten,  auf  eine  fold)e 
9?eformation  anjutragen').  Unb  bod)  war  eigcntlid)  aüeö  2Be> 

1)  aSon  einem  ^öfteren  ©tanbpuncte  faffcn  txe  ^Prieftcr  ber  5aboritcn 
biefe  ©tnge  in  ber  SDiSputatton  iu  Sofet  ouf.  Ulridj  eerbtnCct  bie  fie^re 
Don  ber  Sr(i()eit  ber  ^rebigt  mit  ber  dfefonnation.  Media  autem  elficacia 
pro  reformatione  ecciesiae  videntar  ad  piaesens,  esse  dno.  Primum 
suscitatio  Ordination!  Christi.  Secunduni  exstinctio  traditionis  contrarias. 

Non  intendinius  loqui  in  articalo  nostro  de  liberalitate  generaliter, 
ut  unusquisqae  nsarpet  sibi  praedicandi  officium  sed  loquimiir  de  facal- 
tate  ab  ipso  Domino  concessa,  qnam  quisqae  suscipere  dicitur,  qnando 
ad  ordinem  diaconatus  legitime  est  sosceptos.  Mansi.  Coli.  Conc.  XXX. 
pag.  321.  323. 

2)  Qnoniam  doctrina  ecciesiae  non  est  verbis  ambiguis  pertractanda 
propterea  daximus  exprimenduni  praeniissas  cunclusiones  esse  v(!r;.!>,  vi- 
delicet,  quod  ecciesiastici  viri  bona  ecciesiae,  quornm  sunt  adininistra- 
tores,  debent  iideliter  administrare. 

3)  Veram,  quia  circa  ipsorum  trium  articulorum,  nonnullis  videtiir, 
abnsiis  plnres  et  deordinationes  aliqaas  currere,  est  intentionis  ipsius 
congregationis,  qood  super  reformatione  dictorum  abiisuum  et  deordi- 
nationnm,  intendit  in  sacro  concilio  per  suso  Ambasiatores  instantiani  et 
solicitudinem  adhibere.  Et  qiiod  si  quae  etiam  singiilares  personae  tales 
reformationes  vellent  in  sacro  concilio  proraovere  modo  debito  et  ho- 


—   487  - 


fentltd^e,  tuaä  wenigllenS  tic  Säten  bec  Utraqutflen  t>om  Kn* 
fange  an  erflrebt,  aufgegeben.  9lacl)bem  fte  nun  bie  ^(utotitat 
beä  ^apfieä  unb  ber  ^tdtaten,  ber  Mxä)e,  wk  man  c8  nonnte, 
roteber  nnerfannt,  babutc^)  wieber  fatt)oü\d}  geworben  waren, 
(ianben  fie  aud)  mit  ben  ÄatboUfdjen  in  gleid^em  SSerl^altntfi. 
©ie  Ijattcn  ju  erwarten,  ob  biefe  Ätrdje  unb  wie  fte  rcformi^ 
ren  wollte.  (5ä  i)at  t)tellcid)t  mä)t  geringen  2(nt^eil  an  biefer 
SÖenbung  ber  (Sadje,  ba^  Sacob  »on  fWifa  im  Sal)re  1429 
»erfiorben  unb  bic  geitung  ber  geifilidjen  2(ngc(egen()eitfn  be- 
fonberö  in  bic  ^änbe  bc§  3ol}anneä  üon  ^rjibram,  beffen  ©eifi 
bereite  aü§  feinen  ©djriften  f(ar  geworben,  unb  bc§  Sotjam 
ne§  9Joci)cjana  gefommen  if}.  2)iefer  ifi  ein  SKann,  gonj  mit 
bem  ©eifie  ber  r6r!iifd)en  Prälaten  erfüllt.  S)aS  utraquiflifdje 
erjbi'3tl)um  ju  ^rag  ijl  il)m  üerfprocl)en,  baö  l)at  feinen  refor; 
matorifdjen  @ifer  niebergefänipft.  @r  wei^  e§  genau,  bap  bie 
9Jeformaticn  ber  Utraquijten  nidjtä  ifl,  unb  fdfjeut  fid)  nid)t, 
eä  auöjufpredjen,  wenn  H)n  bie  Hoffnung  oerlaßt,  jeneö  Srjs 
bi§tl)um  von  ben  SJömern  ju  gewinnen.  8cud)tet  aber  biefe 
J|)offnung  wieber,  fo  »erfolgt  er  bie  äßrüber,  bie  er  früher  ol§ 
©eangelifd)e  anerfannte,  mit  aller  .^cftigf eit 2)aß  aber  in 
ben  ßompactaten  wicl)tigc  25inge  gonj  mit  @tillfcl)weigen  über- 
göngen  waren,  wie  ber  fBxauä)  ber  bül)mifd()en  ©prad)e,  ben 
bie  Utraquipen  bei  iljrem  @otteöbicn|i  eingeführt,  bic  Äloficr, 
weldjc  fie  jerfiort,  baä  mltüä)t  Äird)engut,  baä  fie  an  ftd)  gc; 
nommcn,  aixä)  ba§  fonnte  il)nen  wenig  frommen,  nad)bem  fte 
fidS)  einmal  wieber  unter  bie  2lutoritat  berjtirdje  begeben,  wot)l 
öber  fonnte  e§  führen  ju  3anf  unb  (Streit. 

2)ic  Söboriten  aber  fdjeinen  »on  ben  ©reigniffen  über- 
rafd)t  worben  ju  fein  unb  {»aben  ftd)  jeben  gaUcS  ol)nc  Ätug= 
^eit  benommen,  ^rocop  ber  ©rope  war  auögcjogen,  um  bie 
fat()olifc^  gebliebene  ©tabt  ^ilfeii  ju  belagern^),        foü  iljr 

nesto,  qnod  eis  hoc  liceat  et  sit  concessa  facaltas.  Praefatis  vero  Legatis 
sacri  concilii  hoc  placuit,  qaoniam  sacrum  conciliom  ad  morum  refor- 
mationcm  intendit  et  vult  stadiam  et  sollicitudinein  adliibere,  Ipsique 
legati,  qiium  omnem  bonam  reformationem  in  ecciesia  Dei  fieri,  toto 
desiderio  cupiant,  ad  omnia,  quae  bonam  reformationem  ecclesiae  con- 
cernunt,  adjatores  et  cooperatores  esse  volunt  et  pollicentur. 

1)  lüst.  persecut.  eccles.  Bohem.  pag.  61. 

2)  Balbiii.  Epitome  Rcrum  Bobcmic.  pag.  471- 


—   488  — 


ergefien,  tüte  fo  oictcn  anbern.   ^roco^p  fdjetnt  «5  faum  »et: 
mutf)et  ju  t)oben,  ba^  btt  %b]ä)lu^  jwtfdjen  ben  Sfömifdjen 
unb  ben  Utraquipen  fo  nai)t  be»orpef)e.    2)iefe  aber  finb  vooi)l 
gerüfitet  unter  ben  SQJaffen.  «Sie  befc^en  bie  ©tabt  ^rag,  rocldbe 
Itetö  ber  ^eerb  beä  ^fufftanbeä  gegen  9{om  gcwefen.    3n  ber 
2lltfiabt  finben  fie  feinen  SfBiberjlanb,  mU  fie  meijl  »on  Utra= 
quijlen  bewobnt.    ^ie  9leujlabt  aber,  angefeuert  »on  einem 
^riefier  ber  9leug(dubigen,  ßupuä  genannt,  wiberpe^t  unb  will 
j  bie  ßomptactaten  nidjt  anneijmen.    £)rebiten  ftnb  e§,  tt)elcl)c 
|%en  ©i^  in  ber  Präger  Steuf^abt  l)aben.    eine  furchtbare 
|9Raf[acre ftdjert  t)ier  ben  ©ieg  ber  3i6mer.  ^mci  unb  jwanjig  Sau^ 
ffenb  Äefeer  tuerben  erfd^lagen.  2)arauf  rcirb  bie  Sieujiabt  rut)ig '). 

iJlun  erji  ^)ub  ^roco^j  bie  ^Belagerung  üon  Hilfen  auf,  jog 
^)cran,  als  ein  ^auptfdjlag  ben  SJomifcben  fd)on  gelungen. 
foU  nun  feine  2lbfid)t  gewcfen  fein,  aUeS3arone  ju  »ernicl;ten'). 
"Kbix  in  einer  furdjtbaren  @d)lacbt,  bei  SSroba  in  ber  iJidbe  von 
^rag  am  30.  SSTdai  1434.  gcfc^lagen,  fiel  bie  entfdjeibung  ge^ 
i  gen  bie  3;aboriten.   ^roco^)  felbji  unb  mit  il)m  bie  tapferften 
üRdnner  ftnben  ben  SSob;  9J?ainl)ürb  üon  S^eubauä,  mlöjtx 
aud)  unter  bem  ©ubernator  Siifenberg  bie  ^(ngelegenbeiten  nodb 
leitet,  lie^  bie  gefangenen  3;aboriten  lebenbig  »erbrennen.  Sßti 
fd)6niget  würben  biefe  SSarbareien  burd)  bie  3?ebe,  ba^  mit  fo 
ttjilben  9)?enfdben,  »ic  bie  Saboriten  waren,  ba§  menfd)lid)e 
geben  m(S)t  bejiel)en  fönne.    SBo  nun  fonfl  nod^  bie  romifctien 
bie  SOieifter  ju  fpielen  üermod^ten,  ba  würben  bie  Saboriten 
t)ernid)tet  mit  gleicher  ©raufamfeit^).    £)ie  9Zamen  ber  SJabo; 
riten  unb  felbft  ber£)rebiten  erl)alten  fid)  tnbeffen  nod)  geraume 
Seit.    ®ie  ftnb  aud)  t^o^  ^i^fer  iJiicberlagen  nod)  mdd)tig  ge; 
nug,  um  gefürdjtct  ju  werben.  Die  S3arone  muffen  eine  2rrt  ' 
grieben  mit  ibnen  fdjliefen,  weld)cr  ju  einer  ^acification  we^  j 
gen  be§  ©laubenä  jwifdjen  ben  utraquiftifd^en  unb  ben  tabo^  I 
tttifd)en  ^rieflern  benu^t  werben  foll.    Diefe  ifl  ober  wie  \ 
natürlid),  nid)t  ju  ©tanbe  gefommen*).    (Sigiämunb,  trol) 
feineö  r6mifd)en  ©inneö,  finbet  eä,  ben  3luäbrud)  eineS  neuen 

1)  Cochlaens  Hist.  Hussit.  pag.  276. 

2)  Baibin.  Epitome  Rer.  Bobemic.  pag.  484. 

3)  Cochlaeus,  Hist.  Hassit.  pag.  276.   Baibin,  Epitome  Rer.  Bo- 
hemic.  pag.  486.  493. 

4)  Cochlaens,  ffist.  Huss/t.  pag.  280  —  282. 


—   489  — 


Kampfes  ju  »ermeibcn,  für  nottjtg,  ben  Saborttcn  eine  fünf» 
jd{)ngc  9?eli9ionäfreil)eit  ju  gejiatten').  ßange  nod>  bleiben  bie 
S^aboriten  unter  ben  SBaffen.  3feneaS  «Sploiuä  fiel)t  fte  im 
Saljre  1451  in  i^rem  ^auptfi^e,  in  ber  ©tabt  Zabov,  ein 
roilbeS  unb  fü^neö  ®ef4)ted)t.  @ie  erfd)eincn  auiS)  juweiien 
nod)  mit  ben  2Bajfen  unb  üerjieJjen  Angriffe  rußig  flbjumeifen. 
2fber  oQmälig  üerliert  fiel)  bie  ©eftnnung  für  Streit  unb  Ärieg 
fammt  ben  ^)^anta|iifd^cn  S3or{leUungen  ber  früfjeren  gcit,  unb 
au6  ben  rcilbenSaboriten  getjt  bie  fttlle@emeine  ber  ffirüfcer  fier»or. 

25ie  ^Reformation  ber  Utraquijlen,  bie  cigentlid)  aufget)ört 
l^at,  9teformation  im  wahren  unb  üoülldnbigen  Sinne  beö  SZBors 
te§  ju  fein,  nad)bem  fte  wieber  eingegangen  ftnb  in  baä  romifd)e 
Äird)t{)um,  brad)te  nur  Sammer,  SZotJ)  unb  fßerwirrung  über 
SSofjnen.  £)ie  r6mifcf)e  Äirdfje  fonnte  baä  SBenige,  n)a§  in 
ben  6om^5actaten  gegeben  rcorben,  nicljt  butben:  benn  e§  war 
ein  in  bem  ©pfieme.  @§  war  nidjt  gegeben  worben,  ba^ 
mit  eS  gehalten  werbe,  fonbern  nur  um  bie  ^Tnerfennung  ber 
Äirdjcnautoritdt  wieber  ju  erfjalten  unb  bie  SSaboriten  burd; 
bie  Utraquiften  ju  erbrücfen.  2)ie  ßompactaten  waren  aud) 
foum  gefd)Io|Ten,  a(§  ftd)  neuer  ©treit  erl^ob  jwifcl)en  ben  ßegaten 
unb  ben  utraquijlifdjen  ®ele{)rten  über  ben  Sinn  ber  gebraucljten 
gormein.  Sn  bemfelben  erfldren  bie  ßegaten  f4)ün  runb  Jjerauö, 
baf  ber  ©ebraudj)  beö  Äeldjeg  im  2Cbeni)maf)tc  bodj)  eigentlich) 
.Äei^erei  fei. 

X>ic  romifd^c  J;ird^e  mu^  ^ße§  boran  fc|en,  bie  Qom'- 
ipoctaten  wieber  ju  jerjtoren ,  unb  fte  i)at  reb(id)  get{)an, 
wa§  fie  üermod)te,  ot)ne  ju  fragen  nad)  bem  äBtutc,  weU 
4)eS  borum  wergofCen  unb  nad)  ber  SSerwinung,  mlä)t  bor^ 
um  aufgeregt  werben  mu^te.  S)ie  ©pnobe  ju  SSafct  inbef= 
en,  in  i^rer  bofen  ©teüung  ju  ber  SBelt  unb  ju  bem  ^app= 
ti)um,  wagte  bod()  nid)t  mit  ben  b6f)mifd)en  Utraqutflen  ganj 
offen  JU  bred)en.  SSon  ben  S36^men  würben  bie  SSdtcr  balb 
mit  ber  3(nforberung  gebrdngt,  bap  ber  Äeld)  in  ganj  fBbi)-- 
men  eingefütjrt  werben  folle,  balb  ftellte  man  an  fte  baä  noä) 
unangenehmere  SSerlangen  nad)  einer  gdnjtidjen  unb  brnd)-- 
greifenben  9?eformation  ber  Mixd)e.    ®ic  mupten  wenigjlen6 


1)  Hos  sacrüegos  bomines  Sigismnndus  civitate  donavit  et  qaos  ex- 
tcrminare  decebat,  libeios  fecit.  Aen.  Sylvius. 


bte  ßom^jactaten  befidtigcn.  25ie  ISßejlnii.quug  roaib  ben  So()j 
raen  im  Safere  1436  jn  Sglau  üuSgeljdnoiget '). 

©te  fonnten  oud)  ntdjt  umfjin,  bie  (Jntfdjetbung  ju  faf- 
fen,  mlä)t  in  benfelben  eerfprodjcn  worben  xvat,  bie  (Sntfdjeis 
bung,  ob  ba§  sub  una  ober  sub  utraquc  t)a6  9{ed)te  unb 
SBa{)re  fei.  25ö  ft'e  nun  bie  Unfeblbarfeit  bei  ©pnobe  Äofl= 
nig  eben  fo  wenig  beeinträdSjtigen  wollten,  olö  ben  itanusf  mit 
ben  S36bmcn  jum  2lu§brud)  bringen,  fo  fafjtcn  fic  einen  S8e> 
fd)lu^,  raelcber  fo  »icl  wie  gar  nid)t6  fagte,  eä  ber  Äirdje  aber 
für  bie  Sufunft  offen  liep,  ben  Äelcf)  im  2lbenbmat)l  bod)  nod) 
für  Äel^erei  ja  etcldren.  5Wacl)  langen  unb  gelehrten  Unterfu= 
tbungen  bätten  fie  gefunben,  bap  bie  £aien  nad)  bem  göttlicben 
©efe^  nicbt  üerpflicbtet  wären  ben  Äelcb  ju  nebmen,  ba§  ©ai 
tramcnt  6ub  una  aber  fei  eine  uralte  unb  febr  löblicbe  ®ej 
tüobnbcit,  für  weldbe  ftd)  bie  gelebrtcftcn  SJZdnner  entfcbieben. 
6ö  fei  baber  S'liemanben  gejlattct  baö  ju  mißbilligen  ober  obnc 
bie  3lutoritdt  ber  Äircbe  etwaS  baran  ju  dnbern*).  2)ie  a56b= 
men  werben  in  biefem  2)ecret  ganj  mit  SttUfd;weigen  über= 
gangen  unb  baö  ©anje  war  für  einen  klugen  weiter  nid)t§ 
öB  eine  laute  ^rfldrung,  bap  man  gcrabe  icfjt  ©rünbe  b^^be, 
nid)t  mit  ben  SSobmen  gonj  ju  brcd)en,  e§  ober  tbun  werbe, 
fo  wie  baju  nur  S^it  unb  ©elegenbeit.  Unterbeffen  tief  mon 
e§  burd)  onberc  (Stimmen  nad)  allen  Seiten  bi'i  oerfünben, 
bof  bie  Utraquijien  Äe^er  waren. 

3tlfo  fielltc  bie  gegebene  ©ntfdjeibung  'Mt$  in  baS  Unge» 
wiffe  Ijxmn^.  Sie  Äirdje  weid)t  au§,  wo  fie  nidjt  gerabebin 
ju  verneinen  wagt,  biö  eine  beffere  3eit  werbe  gefommcn  fein. 
e6  ift  biefelbe  Äunfi,  mit  wetd^er  immer  eon  ber  9?eformation 
ber  Äird)e  gefprodjen  wirb,  weil  man  e§  nod)  nid)t  ju  läugncn 
•wagt,  baf  eine  SJeformation  notbwenbig  fei,  unb  womit  fie 
l)inau§gefd)oben  wirb  auf  fteben  batb  unb  balb  auf  fünf  ^'Jbre. 
X>tn  Utraquiften  aber  finb  bie  ^änbe  gebunbcn,  eö  mag  mit 

1)  Cochlaeus,  Hist.  Hussit.  pag.  294.  ' 

2)  LaiiHabilis  quoqiio  consnetudo  cominunicandi  Inlconi  populum  sub 
nna  spccie,  ab  ecclesia  et  sanctis  Patribus  rationabilittr  introdiicta  et 
liactenus  diiitissime  observata  et  a  doctoribns  divinae  legis  sacraram 
scripturarum  atque  canonum  muUam  peritiam  liabentibiis,  jam  a  longaevo 
tempore  coininendata,  pro  lege  habcnda  est.  N(!c  aliciii  lichum  est  eam 
rei>robare  aut  sine  aotorittite  ecclcsiac  istam  luiuiutdii.. 


—  491  — 


it>nen  t>erfal)reii  werben,  wie  ba  will,  ©ie  l)abctt  bic  ZxitoxU 
tat  biefer  Äirdje  wtebet  anerfannt,  i()re  ^riefier  Ijabcn  t(>ncn 
9elet)rt,  wieber  an  biefc  ju  glauben,  unb  fie  müfTen  in  ben» 
felben  Bwiefpalt  mit  fiel?  felbft  jerfallen  fein,  wie  bie  Äat^oli» 
f4>en  aUe.  2(uf  ber  einen  ©eite  ba§  ©efüf)I,  bof  faum  etwaä 
fei,  wie  eä  fein  foUe,  ber  innere  ADrang,  ba^  ba§  reine  ß^ri= 
fientf)um  wieber  lebenbig  gcmadjt  werben  möc^)te  in  bem  ße^ 
ben,  ouf  ber  anbern  Seite  baä  9}iad)t9ebot  ber  Äirdje  „fdjweige, 
fuge  t)id)  unb  l)altt  ba§  für  ba§  waf)rc  ßt)rtfientf;uin ,  wenn 
wir  neue  ^eilige  auf)leüen,  neue  SÜBunber  mad)en  ober  fie  »er^ 
'  fünben,  bic  2e^re  »on  unferer  greil)cit,  Unab{)dngigfeit  unb 
^errfdjaft  neu  oerfünben,  unö  felbjt  aber,  baö  S3olf,  boä  ge^ 
ben  fortgeljen  laffen  in  ber  atten  ungebeuerrT  SSerwirrung." 

3^ie  S36bmcn  madjten  fid)  bem  Soncil  im  ^ai)xe  1438  un^ 
angene()m  mit  bem  SSegetjren  einer  allgemeinen  unb  burdi^reis 
fenben  Deformation  ber  Äirdje.  2)aä  S>erlangen  ober  bie  JSitte 
fann  fo  wenig  etwoä  frommen,  ob  fie  »on  biefer  ober  ob  ffe 
»on  jener  ©eite  fommt.  X)ie  SSöl^men  erf)alten  eine  2(bfertis 
gung  wie  aQc  anbern.  ift  ju  einer  foldjen  9feformation 
nod)  nid)t  3eit  unb  ©elegenl^eit;  bod)  benft  bie  ©pnobe  baran, 
ober  nod)  b'nbert  ber  böfe  geinb  Zütä.  "Kn  Stebenäartcn  wirb 
nieinaB  ein  3)?angel  oerfpürt 

2tlfo  in  t^ren  ©runbprincipicn  ganj  öerfe^lt,  fonnte,  oljne 
bem  Qf)n^tnt\)üm  ein  jJZamljafteS  ju  frommen,  obwol)l  eine 
SBaf)r^)eit,  bie  Seljrc  »om  Mtld),  fefigef)alten  warb,  bie  9iefors 
mation  ber  Utroquijten,  wenn  biefer  2(u»brucf  anberä  nod)  ge» 
bxauäjt  werben  barf,  ju  nid)tS  2fnberem  fül)ren  al§  ju  S3erwirs 
rung.  25ie  Utraquiflen  waren,  inbem  fie  ber  JTutorität  9?om6 
juwiber  ben  Äeld)  beljaupteten,  eigentlid)  in  SBiberfpruc^)  mit 
fid)  felbft.  25ie  Mixä}t  mu^te  biefen  2Biberfprud).  erbrüten  wols 
len.  SSon  ibrem  ©eifte  waren  aud)  bie  gürj^en  geleitet,  weldje 
S5of)men  empfing,  bafcrn  biefe  nidjt  ouö  ben  Utraquiflen  felbft 
licroorgcgangen  finb.  3(1  e§  nid)t  ber  ©laube,  ber  bie  gürfien 
mit  bem  ©eifte  ber  Mix<i)t  erfüllt,  fo  ift  e6  bic  9iotb'.renbigfeir. 
Äirdie  unb  geben  finb  fo  eng  in  einanber  gefugt  worben  feit 
»ielen  Sat)rl)unberten,  ba^  9?iemanb  meinet  obnc  ©djaben  ober 
bod)  o^nc  SSerwirrung  baä  ©anje  umbauen  ju  fonnen.  ©i: 
giämunbä  Sntcreffen  finb  febr  eng  mit  ber  Äircl^e  ücrwad;fcn. 
'2iner  Surften  Snterejjeji  finb  überJ>aupt  mit  ber  Äirc^je  oerfloc^ten. 


—   492  - 


fo  (önge  ftcf)  ntd^t  eine  Ucberjatjl  tt)rer  SSotfet  für  eine  burd)- 
greifenbe  Sfeformation  ftarf  nuggefprodKn  t)aben  wirb,  din 
Zü^txzttn  gegen  bic  Äirdje  tjl  jugleid)  eine  gwge  um  ©ein 
unb  9'lid)tfein. 

©igiämunb  tfl  enb(id)  oon  üüen  äBö()men  i\)x  MbniQ 
cnerfannt  itjorben.  ©d^werc  ^ßcbingungen  ^ot  er  cingeljen 
ttiüjTen,  bie  mit  ben  in  9?üm  {)errfd5enben  Zn\id)Un  unb  dJitu 
nungen  ganj  unttertragltd)  finb.  Äein  2fuämartigcr  foll  ein 
ßoUationsrec^t  in  Sötjmen  i)abm,  fein  S56f)me  »or  ein  frem* 
be§,  geifflidjeä  @erid)t  gebogen  werben,  ©elbfi  ba§  nal^mcn 
ftd)  bie  SSarone  auä,  bap  fie  bie  eingejogenen  Äirdjengüter 
nid)t  jurücfäugeben  bvaudjten,  bog  bie  Vertriebenen,  befonberS 
bie  9}?6nd)c,  bie  fa|t  üUent^alben  au^gewiefen,  nid)t  jurütf= 
feieren  bürften.  ®d}on  ©igtömunb  will  eigentlid)  2tlle§  wieber 
ouf  ben  ölten  ©tanb  jurücffüf)ren.  @ä  wirb  aud)  l)in  unb 
wieber  ein2(nfang,  ein  SSerfudt)  bamit  Qtmaä)t.  ILbtx  Hat  i)tX' 
»ovjutreten  wagt  er  unb  bie  Äirdje  bod)  noä)  nidf)t,  bamit  ber 
füum  beenbcte  Ärieg  nid)t  öon  S^euem  wicber  auäbred)e. 

©igigmunb  jlirbt  im  Saf)re  1437.  ©ie  fatl;olifd)en  unb 
bie  utraquijlifd)en  S3arone  jleben  fici^  feinblid^  entgegen.  SBobl 
fd)miljt  bie  3af)(  ber  Utraquipen  jufammen.  2fenea6  ©ptoiuä 
fanb,  ba|t  bei  ben  SSaronen  ber  ^atboHciömuä,  bei  ben  (Stäbs 
tcn  unb  auf  bem  gonbe  bie  Sef)re  ber  Utraquifien  ober  Sabo; 
riten  uorwalte.  "ilbtx  baö  gufammenfcbmeljen  ge^)t  nur  alt; 
malig  öor  fid),  fo  wie  fid)  aud)  bie  weiteren  91  efornationäibeen 
cr(t  allmdlig  üerlieren.  2{lbred)t  »on  Seftreid),  ©igiämunbö 
5£od)termann ,  wirb  t»on  ben  SKcijien  jum  Äöni^  genommen. 
6ine  beterminirte  utraquiftifcbe  ^artf)ei,  geleitet  oon  einem 
QUtn,  iRamenä  ^ta§co,  jte^t  i^m  entgegen.  Siefe  ^art^iei 
folgt  aud)  anberen,  nationalen  Sntereffen.  deinen  25eutf4>en, 
einen  ©laoen  wollen  fte  jum  .Ronig.  25aä  föniglidje  .:^auä 
üon  §)olen  unb  ßitbauen  fann  baä  fdjone  Sieid)  SSöbmen  nod) 
immer  nid)t  »ergeffen.  ^tagco6  ^artljei  wirb  inbeffen  »on 
2tlbred)t  niebergefämpft,  oljne  ganj  ju  nerfdjwinben.  2tlbred)t 
jcigt  fid)  abgeneigt  wie  ©igiSmunb. 

©ein  balbiger  SSob  im  Sal)r  1439  jlürjt  S36bmen  in  neue 
SSerwirrung.  Sabi§la6,  fein©ol)n,  wirb  crji  nod)  feinem Slobc 
geboren.  @§  tft  bic  ^xao^t,  ob  btcfer  Änabe  jum  Äönig  ge» 
nommen  werben  foß.   Sie  Utröquijlen  finb  ber  Ueberjeugung 


—  493  — 


.Ißtttjorben ,  bof  fte  nur  ftd()ct  toaxin  unter  einem  Äontg,  ber 
fclbjl  ju  t{)rer  Äird()enpartf)ei  gebore.  ^ta6co  begcbrt  einen 
;<5(aöen  jum  Äönig.  2)ie  *partbeien  fonnen  fiel)  ni^t  »ereini« 
gen  unb  eö  werben  jwei  ©ubernatoren  errodblt,  ein  fatbolifdjet 
unb  ein  utraquifiifdjer.  r  r,  ; 

2)a  ber  utraquipifdje  g)ta§co  im  Sabr  ^^^^  pirbt,  crf)e-- 
ben  bic  Äat(;olifcben  unter  9J?ainbarb  baä  ^au})t.  Ser  romi: 
■fc^ie  ©tubl/  mit  SKainbarb  eintjevfianben,  faft  bie  Hoffnung, 
bflfi  bie  S56f)men  ben  Äetcb  unb  rcaS  fonjl  nodf)  (ireitig ,  fricb^ 
\i(f)  aufgeben  würben.  ^Jlicolauö  V.  fenbet  einen  ßegaten  über 
ben  anbern  nacb  Sßbl)mtn,  3tcnea§  Sijtöiuä,  Sfiicolauä  ßufa, 
3ob<inne§  ßapifirano.  "Um  meijlen  i(i  eä  bem  rümifd)en  ®tubl 
>  um  bie  2Bieberaufri(i)tung  ber  mltüä^tn  ^errlidjfeit  beä  ^jrager 
erjbi§tbum0  ju  tbun.  ift  »or  ber  .^anb  nid)tä  mit  biefen 
Hoffnungen.  2)ie  Utraquijlen  aber  werben  fe^r  beforgt.  ®ic 
(teilen  ftd;  unter  ©eorg  ^obiebrab  unb  neJ;men  ?)rag  1448. 
^er  junge  8abi§lauä  wirb  jwar  enblid)  im  Sabre  1449  atä 
Äonig  angenommen;  aber  feine  ©ewalt  i|i  gering,  ©eorg  leis 
tct  bie  weltlicben,  9Joci)cjana  bie  geijtlicben  3(ngelegen freiten. 
8abi§Ia6  flirbt  unb  bie  Utraquifien  bringen  burd).  ©eorg  ^os 
biebrab  Wirb  jum  .König  oon  S3öbmen  gewallt.  ^iuS  II. 
willigt  ein,  meinenb,  bap  ©eorg  für  eine  fiebere  Äonigäfrone 
ben  .Seid)  wobl  aufgeben  werbe.  (Sal^r  1459.) 

(Seorg  jeigt  ftd)  bemütbig,  unterwürfig  bem  romifcben 
©tuble.  ^r  will  Meä  nad)geben,  nur  ber  Äelcb  foH  ben  SSob* 
men  gelaffen  werben.  25er  römifcbe  ©tubl  ^Jlagt  unb  martert 
tbn  in  öUer  SSeife,  ba^  er  ftd)  feiner  Autorität  unterwerfen 
foU  obne  fiHen  SSorbebalt.  25iefeä  fann  ©eorg  mä)t,  obne  auf 
ber  anbern  «Seite  mit  ben  ©einen  ju  jerfallen.  2lucb  fielet 
ibm  JRocpcjana  jur  (Seite,  immer  mabnenb,  baß  er  fcjtbalte 
on  ber  »obren  Sebre  öom  Äeld)e.  SSielen  tttraquiflen  waren 
bie  Som:pactaten  um  fo  tbeurer  geworben,  ie  größer  bie  ®e= 
banfen  gewefen,  oon  benen  fte  ben  9ie)t  entbielten.  £)er  ros 
mifd)e  ©tubl  aber,  am  <5nbc  beä  «0?ittelalter§  fo  fdjwanfenb 
ouf  allen  Seiten  geftellt,  will  biefen  Streit  beenbet  wiffen  um 
ieben  ?)rei§.  ein  Segat  ^apftS  ^iuä  II.  erfd)eint  t5or  bem 
Äonig.  Sie  S3öbmen  waren  c§,  weld)e  bie  (5om^)actaten  md)t 
Qtl)aikn,  fie  waren  ferner  of)ne  ©eltung.    Sabei  beträgt  ftd) 


-   494  - 


ber  8cgat  Jiiit  fo  großer  Un»crfd)dmtf)eit,  baß  ber  Äonig  tf)n  J 
mu^  gefangen  neljmen  (äffen.  ^ 

SBcnn  barauf  ^tu§  II.  md)t  fogteid^  mtt  ber  Äreujprebtgt  ' 
fluf  ben  Äontg  ©eorg  loöfdijrt,  fo  liegt  ba§  nur  baran,  ba^  ' 
bcv  r6mifd)e  ©tul;l  eben  grope  ©orgen  icegen  ber  SDämanen   1  ' 
^at,  unb  ba^  bte  frü()eren  .Äveujijeere  nld)tö  gegen  bte  586^men 
gefdjaffen  ijattm.    Znä)  rcbet  ©eorg  forfwaf^renb  eine  bemü^ 
tljigc  ,(Spracl;e.    2fbcr  ben  ^auptpunct  fann  unb  mU  er  nidjjt 
fiufgcben,  unb  ^aul  It.,  5^a4'foIger  ^iuö  II.,  ftef)t  ftdf)  ge= 
nott)igt,  ba§  Äreuj  gegen  t{)n  prebigen  ju  läffen.   35ie  Ungorn  ^ 
fiub  eben  brtngenb  not^wenbig  an  ben  (Srenjen  ber  dfjrtjiltc^cn  S 
SBelt  gegen  bte  S3arbarei  ber  £)ämanen.    2)ie  ^dpfte  muffen  ^ 
bcinabe  fetbfi  in  Sfom  jittem.    2(ber  ber  <Stu(}l  fe(ite  ft'd)  über  ^ 
I  rtUc  a5cbcnElid;fetten  (}iniüeg,  unb  S5fattbia§  ßoröinuä,  ber  Mb^  ' 
nig  »on  Ungarn,  inirb  bewogen,  gegen  ®eorg  ju  ben  SBaffen 
ju  greifen,  ben  Äe^cr  »om  3;f)rone  unb  fi'dj  felbft  auf  ben^  f 
*(fclben  5U  ftellcn.    ®urd)  ben  grdulid^en  .Krieg,  ,ber  nun  ents  f 
brannte,  warb  roobl  ber  allgemeinen  ©ad)e  ber  (5brift*:nbeit 
großer  ©cböben,  unb  bem  romifdjen  ©tu^te  fe(b)!  baburd)  SSer;  ' 
floji  g.'bvacf)t,  ba^  ffiebenflid)feiten  ber  gürfien  gegen  ibn  aufs 
geregt  werben  mußten;  ba§  aber,  wa6  ber  r6mifd)e  ©tu()(  ges  ' 
wollt,  ^ernicl)tung  ber  2lnbdnger  ber  ßcbrc  vom  Mtld),  warb  ' 
nic!)t  gewonnen',    oie  be()ielten  ilin  in  fficljmen  fammt  bem 
SSrau^e  ber  Sanbeäfpracbc  in  ben  Äird^en  ber  Utraquiffen.  Sns  ^ 
bcffen  'i)attt  bie  .Sirdje  bod^  ba§  nocb  gewonnen,  ba^  fie  frei  ^ 
auftreten  fonntc  unb  fpredjen,  bieSel)re  üom  Äelcbe  fei  Äc^eref.  ^ 
25a6  JU  t^un  üerfdumten  bie  bebten  romifcben  23ifd)6fe  be§ 
sjRittelolterö  feine  ©elegen&eit,  unb  fo  fonnte  benn  TOot)l  gefogt  ^ 
»erben,  ba^  tro^  ber  gortbauer  ber  fefeerifdf^en  Utraquiflen,  bte 
ginbeit  ber  Äird)e  bod)  »orbanben  fei. 

Unterbeffcn  batte  ber  Salome  ber  SSnboriten  notf)  geraume 
3eit  fortgebauert,  unb  e§  wirb  mebrerer  kämpfe  gebad)t,  weld)e 
•  mit  ibnen  gefdjlagen  worben.    ^i)xt  ^al)i  fdjeint  inbeffen  mebt  1 
unb  mel)r  jufammengcrücft  ju  fein.   Obwohl  '^teneaä  @>;löiu§ 
fte  nod)  in  ber  fWitte  bcö  fec|§jet)nten  3al}rbunberteä  weit  auf 
betn  ßanbe  jerjtreut  finbet,  muf  bennad)  i^re  2fnaabl  weitet  ^ 
jufammengefdjmoljen  fein.   ®a§  geuer,  weld)eä  in  ben  Zaba  g 
rcten  aufgelobert,  war  ein  wilbeö  gewefen,  burd)  bie  ^l)antm  » 
fte  mcbr  angeblofen,  öle  burd>  ruhige  unb  flore  SSernunft  cnt* 


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-  495  — 


junbct.  25ct  ganott§mu5  mxauö^U,  Ucberjeugung  mar  burd) 
gc^rc  unb  goangeltum  »ieQeic^t  gar  nidfjt  gemonnen  njorbeti, 
unb  fo  Witt  ber  Siüifweg  jum  Äatt)olict§muä  gebahnt.  2(ber 
eine  2ai)l,  irclcbe  mitten  in  ben  h-iegerifcben  ©türmen  ber  Seit 
eine  Ueberjcugung  ou»  bem  ©oangelto  gewonnen  bitte,  blieb. 
2)iefe  rauften  ben  ouäfcbroeifenben  ßebren  ber  früf)ercn  S^ßboris 
ten  entfagen,  fo  wie  fie  mit  eoangeIifd)cn  ©eifie  erfüllt  würben, 
©ie  legten  bnö  ©djwcrt  auö  ben  J^dnben,  nic^t  allein  weil, 
nacbbem  Äotbolifcbe  unb  Utraquijlen  ftcb  »ereinigt  bitten,  tbr 
©treit  ein  bofFn^S^Iofer  war,  fonbern  aud)  weil  ftc  erfcnuen 
gelernt,  ba§  bie  SBabrbcit  burd)  baS  SBort,  nicbt  iuxd)  ba§ 
©d)werbt  jur  ^errfdjaft  gebracht  fein  woße.  ©ic  fübrten  bic 
SBaffen  nid)t  weitcv,  um  ^atbolifd)e  unb  Utraquiften  ju  tobten 
fie  fübrten  fie  nur  nod),  wenn  fte  angegriffen  würben. 

©0  fanb  fie  '^fcneaä  ©plvius,  wie  er  im  Sabre  1451  al§ 
opojtolifdicr  gegat  nacb  S3öbmen  fam.  ©in  Unwetter  notbigte 
iljn  mit  feinem  ©efolg'c,  bie  ©aflfreunbfdjaft  ber  ©tabt  S^abor  ' 
in  "Jrnfprud)  ju  ncbmen.  dx  befcbrcibt  bie  ©la>f,  ©Tffe  unb 
©lauben  ber  SSewo^iner.  "Kn  ibrem  lieu^mn  fcbe  man  nod) 
bie  ©puren  ber  früberen  Seit:  fte  fdben  nod)  auä,  wie  ein  wiU 
be§,  fricgorifd}eä  ®efd)led)t.  gür  ii)xe  ^riefter  trugen  fie  in 
ein  öffentlicbeö  ©ebäube  jeber  einen  ^t)iU  be§  (5rtragcä  feiner 
2frbeit  ^ufammen,  weldjeä  bönn  monatlid)  unter  jene  au^c- 
tbeilt  warb.  2(ufevbcm  empfing  jeber  ^"^riefier  nod)  eine  flcine 
©umme  ®elD').  ©o  meinten  fte  bie  Einfalt  ber  primitioen 
Ätrcbe  wieber  bergejtejleüt  ju  b^ben. 

SBaä  tbren  ©lauben  unb  tbre  Äircbe  anlangt,  fo  erfldrt 
ber  SRömling  beibe  natürlicb  für  ben  TTbgrunb  ber  SJerworfen: 
beit.  ^ber  bic  au6fcbtt'eifenben  taboritifcben  gebren  ber  frübes 
ren  Seit,  welcbe  er,  wenn  er  öon  ibnen  aud)  nur  bie  minbefie 
©pur  nod)  gefunben,  aufjujdblen  nidjt  »ergeffcn  ."jaben  würbe, 
ftnb  ganj  »crfcbwunben.  ©ie  erfennen  baä  Primat  ber  römi: 
fcben  Äird)e  nid)t  an,  fie  woüen  nicbt,  baf  ber  Äleruä  ©igen: 

1)  Voluernnt  hi  ecclesiae  more  primitivae  in  omnibus  vivere  et  in 
commoni  tenebant  omnia.  Frumerito,  cervisia,  lardo,  leguminibiis,  lio-- 
lüs  et  omni  supellectili  necessaria  publice  domum  complent  et  addunt 
in  singula  capita  singnlis  niensibns  sexagenam,  ex  quo  pisces,  carnes 

i recentes  et  Tinum  emant. 


—   496  — 


tl)um  beftfee,  ft'c  glauben  webet  an  baö  Fegefeuer  nod)  on  bic 
^ciÜQtn,  noä)  an  bie  Äroft  ber  gajlen  unb  ber  SfJZeffc.  ®aS 
^onrf)§l()um  nennen  fte  eine  ©rftnbung  be§  ^eufelö,  bie  fieben 
©acramente  ber  r6mtfd)en  Äird)e  nebmen  fie  nidjt  an,  fte  ja^s  ; 
len  bie  Sehnten  unb  bie  ©rjtlinge  md)t  2)rei  ©acraraentc  nur 
t)oben  fte,  bic  Saufe,  ba§  2ibenbma^l  unb  bie  g^e.    (5r  giebt 
il}nen  (Sd)ulb,  bap  fte  nidjt  einmal  an  bic  9?eal9egenn)att  glaub; 
ten,  fonbern  ber  »icliffitifdben  3inftcl)t  üom  ©acramente  be§ 
2lbenbmablcä  folgten.    2lufallenb  aber  finbet  et  eS,  ba^  biefeä  ^ 
I  fenji  fo  oerrudjte  ®efd)led)t  bocb  bem  ©tubiren  fef)t  ergeben  | 
fei').    Sf)re  Äird)e  ip  ein  unanfebnlid)eä  t)6ljerne§  Sqqu^,  in  (| 
»etcbem  nur  ein  cinjiger  3lltar  jieljt.    25a  wirb  immer  ge^prc»  ( 
biget  unb  baö  SSSort  ©otteö  aufgelegt.    SZicmanb  barf  fdumig  |  \ 
ju  ^üufe  bleiben  unb  ben  ®otte§bienfl  »erfäumen.  2)er  ©aus 

(migc  wirb  mit  SKut^enfdjlagen  fogar  in  baä  ®otteöbflu§  ge*  i 
trieben'),  dnbltd)  um  bod;  etwaä  ju  fagen,  n)a§  ben  SBorwutf  \i 
ber  S3errud)tbeit  begrünbe,  meint  2feneaä  ©plüiuö,  fte  nättn  j 
gar  nid}t  einig  in  i^rem  ©laubcn,  jeber  benfe  unb  lebe  nac^>  Ii 
feiner  eigenen  SBeife^).  Qv  war  jweimal  in  Sabor.  Daä  er»  j 
j!emal  wie  er  i)in  nad)  ^rag  ging,  ba§  jwcitemal,  wie  er  jm  1 
rücffam.  25abei  Ijielt  er  aud)  eine' 2)i3putation  mit  9?icolau§,  | 
weld)en  er  SSifd^of  ber  Saboriten  nennt.  i 
2ieneaö  ©plüiuä  traf  bie  SBrüber  eben,  wie  fie  mit  TTuf«  \ 
rid)tung  einer  wirflidjen  Mixä)e  befdjdftiget  waren,  wie  bie  aU  t 
ten  Saboriten  in  bie  ©emeine  ber  ©ruber  iibergingen.  ©ie  J 
Ijatten  trübe  ©d}idfale  gehabt  wdljrenb  ber  geit,  ba^  bie  Utras  d 
quiften  il)ren  muffeligen  Streit  mit  Süom  fortfe^en  mußten,  "\& 
äuweiten  ndljerten  fid)  bie  Utraquiften  unb  befonberS  Slocpcjana  11 

1)  Perfidum  hoo  genus  hoc  solnm  bonum  habet,  qnod  literas  amat.  ^1 
Aen.  Sylv.  Epist.  124. 

Pudeat  It.iliae  sacerdotes,  qnos  ne  semel  quidem  novam  legem  con- 
stat  legisse;  apad  Thaboritas  vix  mnlierculam  invenias,  quae  de  novo 
testamento  et  veteri  respondere  nesciat.    Aen.  Sylv.  de  vita  Alfonsi,  i, 
lib.  ir. 

2)  Hic  popu!o  praedicant,  hic  legem  per  omnes  dies  exponnnt. 

'  Nulla  major  his  cnra  est,  qaam  sermones  audiendi,  si  quis  negligens  jjo 
est  domiqne  torpet,  ant  negotio  ludove  vacat,  dura  sermo  est,  virgis 
caeditur  et  intrare,  ut  verbam  Dei  aadiat,  compellitur.  tu; 

3)  Non  (amen  concordes  sunt  in  ona  fide;  sed  aliter  isti,  aliter  isti 
sentiunt.   Velle  suum  cuiqae  est,  nec  voto  vivitnr  nno.  ä 

i 


—   4Ö7  — 


ttn  Saboritcrt  wiebcv,  wenn  fte  eben  ttiitSiöm  jetfoHen  waxew. 
3m  %ü)xt  1443  warb  swifdjen  betben  ^arttjcien  ein  9?cIigion§= 
gcfpidrf)  3U  Äiittenbcvg  gehalten.  Sie  jerfteten  föglcidj  über 
bic  2et)re  wm  <Sacrahient  beö  "Kltax^.  ^oä  Sfeligionägct 
fpräri;  l6jte  ftd;  in  nid)t§  auf).  9?ocpcjana  wollte  bie  2)inge, 
um  bcrentwillen  bie  iSoboviten  flu§  ber  Äird)e  fdjeibcn  ju  inüf: 
fea  glaubten,  nur  Zeremonien  nennen,  auf  weld^e  nidf)t  tiiet 
iinfomme.  9foo)C3ana  wollte  ftd)  tl}eil§  Serbienjie  erwerben  bei 
Si'om,  ba^  er  bie  Saboriten  unterbrMte,  unb  t(;ei(»  woöte  er 
gegen  9Jom  bie  ^art^ei  jlarfen,  an  beren  ©pi^e  er  jlanb.  25ic 
©inigungäüerfudje  würben  im  '^ai)tt  1444  erneuert.  (§x  na- 
()ctc  fiel)  ben  Äaboriten  wieber  mit  freunblid;en  SBorten.  "Hüf 
weffen  Seite  bie  2Bal)rt)eit  fei,  ju  ber  werbe  er  fommen.  25te 
Äaboiiten  wuroen  bewogen,  ©cl)ieb6rid)ter  anjunef)men,  »on 
beren  3{uöfprud)  feine  'iT^pcKation  weiter  gejlattet  fein  foUte. 
Siefe  (Sd)ieb§rid)ter  nun,  fo  fdjeint  cä,  beflimmten,  bap  bie 
Se^rc  ber  Utraquiften  bic  redete  fei,  unb  bie  ^aboriten  ffc^  mit 
iljnen  einigen  müßten.  £)abei  ftnb  aber  ©eitenä  ber  Ufra= 
quifien  SSerfpredjungen  getban  worben,  bap  il^re  Äirc^e  weitet 
reformirt  werben  foUte.  ®ie  S^aboriten  gelobten  barauf^  in 
ben  S3rdud)en  mit  ben  Utraquifien  üortäuftg  einig  ju  fein. 
iRun  fam  ©eorg  ^obiebrab,  ber  ©ubernator,  unb  belagerte 
bie  ©tabt  Sabor.  2)enn  bie  Slaboriten  i)atkn  wabifd)einlicl)er; 
weife,  aB  fie  erfannt,  baf  fte  t?on  ben  Utraquifien  mit  bem 
SSerfpredjen  einer  weiteren  Sieformation  getäufcljt  worben,  aud^ 
baä  if)rige  jurücfgenommen.  SJabor  warb  genommen ,  unb 
©eorg  führte  viele  ^riejier  fort  in  bie  @efan9enfd)aft.  25ie 
Staboriten  erjdl)lten,  ba^  fie  aB  SOJärtprer  gejiorben  Waren*). 
I      £)ie  gefäbrlid)e  unb  5weibeuti9e  Stellung,  in  weld^er  ftd(> 

1)  Caiherarius.    De  liistoria  fratrum.  pag.  60. 

2)  übi  post  inultas  disceptationes  arbitri  delecti,  qui  definitivam 
"errent  sententiain,  coniitiüruin  auctoritate  ita  contirniandain ,  ut  neatri 
parti  amplias  provocare  liceret,  sed  illico  se  alteri  parti  adjiingeri  tene- 
petnr;  qui  cum  pro  Rocyczano,  res  enini  composita  erat,  pronnntiassent, 
|>oni  et  simplices  Taboritae  dolo  se  circuraventos  tandfm  agnoverunt. 
I'actis  tarnen  contra  ire  non  andentes,  consensnfn  in  ritibus  poUiciti 
Innt.  Cum  tarnen  illi  domom  reyersi  ecclesiam  reformare  different, 
l*rorcx  Georgias  cum  exercitu  interveniens  urbem  obsidione  cinxit. 
Ilist.  persecnt.  eccies.  Bolieni.  pag-  67.  58. 

I  II.  ä2 


—    498  — 


bie  Utiaquiflcn  felbfl  befinben,  ()cipt  fic  jebod)  abfielen  t>on  ber 
©eivalt  gegen  bie  Saboritcn.  25ie  ©tnnaf)me  bcr  ©tabt  SSo-- 
bor  l)at  ju  nid)t8  gefuljrt:  bie  fird)ltc})e  ©cfellfc^aft  Ijot  fortge^ 
bauert.  fllö  ßabi§[a§  enbticl)  Äonig  in  asöfjmen  geworben 
unb  bie  Utraquiften  ftd)  unbebcglid)  füllten  unter  bcm  fatl)o= 
lifdfjen  ^errn,  jeigte  fid)  Siocpciona  ben  SSdboritcn  ober  bcn 
25rübern,  wie  fte  ftdf)  nun  nannten,  n)oI)l  geneigt  unb  unter- 
t)flnbe(te  mit  ifjnen  »on  9?eucm').  2tber  eä  warb  nidjt»  gewon: 
nen,  benn  ber  faccrbotalifdje  ©eijl  waltete  über  SJocpcjona  unb 
feinen  ©enoffen. 

3)ie  SSruber  Ratten  unterbeffen  erFennen  gelernt,  baf;  eä 
n6t()ig  fei,  fid)  bcftimmt  »on  ben  Utvaquificn  ju  trennen  unb 
eine  fefie  Äircljenorbnung  üufjurid)ten.  einer  foldjen  fel)lte 
c§  unb  eä  gefcljat)  baljer,  ba^  bie  S3rduci^e  in  ber  einen  itirdje 
fo,  in  ber  anbern  anberä  waren.  iSiefeö  modjte  um  fo  meljr 
über^anb  nel)men,  je  meljr  bie  ©emeinben  ein  äufammcnflup 
üon  SSaboriten,  ^icarbern  unb  SBalbenfern  waren.  ^§  famen 
1  batjer  im  Sa^te  1457  fecl)jig  Scanner  au§  allen  ©tänben  iiu 
\  fammen.  3Cuä  biefen  würben  burcl;»  ßooä  brei  9)?dnner  auä: 
9cfd)ieben,  weldje  bie  neue  Äirdje  orbncn  foUten.  £)enn  fie  er- 
odjteten  ftd)  nun  »öUig  t)on  ben  Utraquijlen  getrennt').  2lud} 
ber  SRame  ber  Slaboriten  t)erfd)winbet  nun  ganj.  <5ie  nennen 
ftd)  äßrüber  unb  werben  auä)  »on  anbern  fo  genönnt.  S5alb 
barauf  warb  ©eorg  ^obiebrab  Äönig  »on  S36l)men.  2)ie  ffiru^ 
ber  würben  ou§  ^rag  gewiefen  unb  i^nen  ein  2(ufentf)alt  in 
^er  9lät)e  t>on  Seutomifd)l  gegeben*). 

2>ie  ßeitung  ber  2fngelegenl)eiten  ijl  nidjt  meljr  in  bcn 
^dnben  ber  SSewobner  ber  ©tabt  S^abor,  fonbcrn  bei  biefer 
^ager  ©emeine.  25ie  2(norbnungen  tjom  ^ai)xc  1457  füt)ren 
noc^  ju  feiner  beflimmten  ©eflaltung.  2)arum  lüarb  im  3«brc 
1467  eine  abermalige  Sufammenfunft  get)alten  in  bem  ^xtt 
ß^oto,  wo  aud)  bie  erfte  bereite  ge{)alten  worben').  Sä  war 
bamalS  »on  allen  unmittelbaren  ©djülern  be§  Soljanneä  ^u{j 
nur  einer  nod)  übrig,  !l!Kid;ael  Samberg  genannt.   @ö  werben 

1)  Camerarias,  <le  historia  fratrum,  pag.  68.  69. 

2)  Lasitius,  de  fratrib.  Bohemic.  pag.  191. 

3)  Caraerarius,  de  ecciesia  fratrum.  pag.  87.  d 

4)  Camerariiis ,  de  ecciesia  fratnin).  pag.  97.  r 


ä 


—   409  — 


nun  neun  58cvfiel)er  ter  Äircbe  ernannt.  3Me  ffiritfcer  woUtcn 
bc.malä  fluc^  itircbengemeinfcliaft  mit  ben  SBalbenfcrn  in  £)eft= 
rcid)  fd)lic^en,  welche  teö^alb  von  i!)tien  befenbet  werben.  2Cbcr 
bie  örübcr  finben  jroar  ben  ©louben  rein,  tabeln  jebod),  bö^ 
man  fid}  toor  ben  Äatfjolifd)en  t?erberge').  Kuä)  fann  bie  SSor^ 
Einigung  fd)on  be5f)iilb  nicht  ju  <3tanbe  fommen,  weil  balb 
barauf  über  bie  e|lrcid}ifd}en  SSalbenfer  eine  \d)\vm  Verfolgung 
fluäbrid^t,  tuxd)  n)el*e  fie  genct^iget  werben,  ftd)  in  ba»  IBxam 
benburgifdje  ju  flüd)ten.  SSiele  SBalbenfer  fommen  aber  aucl) 
nad)  ^öl}men  unb  oerfchmeljen  mit  ben  SBrübergemeinben^). 
£)arau§  Qtl)tt  fd)on  Ijeroor,  ba^  bie  Sel)auptung  ber  JBrüber, 
fie  Idingen  mit  ben  SBalbenfern  gar  md)t  jufammcn,  fie  Ratten 
üon  biefen  gar  nid)t§  gewußt,  ber  2Sal)r^eit  nid)t  gemäß  if}. 
(Sic  glaubten  aber  biefc§  aud)  nur  barum  behaupten  iju  muf: 
fen,  weil  bie  9?Dmifd)cn  bie  23a[benfer  für  ibentifcl)  mit  ben 
^Mcarbern  erklärten  unb  weil  biefen  fälfd^lich  bie  ßeljren  unb  bie 
2(u§fd)weifungen  ber  in  ber  Äat^olicität  felbfl  erzeugten  Äe^er; 
fcctcn  «Scljulb  gegeben  würben.    2)ie  SBrüber  waren  offenbar 

I  nidit  ol}ne  JBcbenfen  baran  gegangen,  eine  ganj  eigene  Äirr 

i  die  ju  grünbcn.     ®ie  l)ielten  nod)  etwa§  auf  ben  ftditba; 

Ire:-;  Äirdjcnbau,  ber  audfr  dußerlicf)  »on  ben  2tpo|ieln  flamme. 

'  Sic  hatten  baljcr  balb  mit  ber  gried>ifd?en ,  balb  mit  ber  mal: 
tiii-'ifdien  Äird)c  in  Sßerbinbung  ju  fommen  gefrrebt.  (Sie 
liepen  barum  aud)  i^re  erfien  £el)rer  üon  einem  ffiifd^of  ber 
2ßalbenfer,  einem  SSifcfjof  ber  Saboriten  unb  einem  fatl)olifc$en 
^Tieftcr  weihen,  gleiciifam  um  ganj  ficfjer  ju  fein,  baß  bic  apo- 
ftolifdje  (Succeffion  auf  it)ren  ßehrcrn  rul)e'). 

S5et  ber  .§albl)eit,  in  weldjer  ftd)  bie  Utroquifien  l^altcn, 
ijl  bie  (Stellung  ber  äBrüber  gleici)  bei  ifjrem  @nt|Tchen  höd)|l 
9efäl).rbet.  ©corg  ^obicbrab  ift  eben  Äönig  geworben,  wie  fie 
fic^  alä  eine  befonbere  jlivd>e  conftituirt.    ^obiebrab  if}  ein  cif; 

!  ciger  Utraquifi  unb  glaubt,  bie  JSrüber  unterbrücfen  ju  müffen, 

i  5amit  er  für  fid)  ©nabe  »or  bem  r6mifd?en  (Stuhle  finbe. 

1  ttuf  einem  Sage  beä  9iei*e?  wirb  im  Sahre  1468  eine  a^er= 
»rbnung  gegen  fie  erlaffen,  baß  jeber  gbelmann  auf  feinem 

1)  Camerariiis,  He  ecciesia  fratniin.  pag.  105. 

2)  Hist.  (lersccut.  eccles.  Bohemic.  pag.  73. 


32" 


—   500  — 


SSerritovio  [o  ötel  ^Icürbev,  al§  er  fonne,  ergreifen  unb  iiod) 
feinem  ©utbünfen  unt)  nacl;  S5efd}offenI)eit  ber  Umftanbe  it- 
flrrtfen  folle,  bamit  biefe  abfdjeulidje  Trennung  von  ber  Äird)c 
ge{)inbert  werbe.  25er  Äonig  (jatte  fdjon  früljcr  auf  feine  ei= 
gene  ^anb  ber  S5rüber  üiele  gefangen  nehmen  (äffen  unb  fie 
in  l)arte  ©efangniffe  geworfen,  barin  »tele  ben  5£ob  fa^en'). 
Snbeffen  befd^dfttget  ber  Ärieg  mit  bem  i?5nig  »on  Ungarn, 
tt)e(dt)er  i^m  üon  bem  ^apfl  aufgeregt  werben,  bod)  ben  ©corg 
ütcl  ju  fe{)r,  bap  er  an  ber  Siernidjtung  ber  S3rüber  mit 
altem  @rnfie  arbeiten  fonnte.  2)ie  fromme  Äonigin  So^anna 
fdjü^t  tiefelben,  wo  fie  !ann.  SSiele  SeiCen  muffen  fie  inbeffen 
erbulben,  \vk  fie  in  einem  S5riefe  an  Sxocpcjana  flagcn');  fie 
i)abtn  ein  @Iaubenäbe!enntni0  aufgefegt  unb  eä  bem  Äontg 
jugefcnbet:  S'iiemanb  t)at  bie  9?einbeit  beffelben  beadjtet.  2Bot)l 
aber  verbreitet  man  bie  obfd^euIic^lTen  58erlaumbungen  gegen 
fie,  nennt  fie  ^icarber  unb  2lbamiten,  um  iijnen  "iLüti  <Sd)utb 
geben  ju  fönnen,  waä  man  von  biefen  wu^te. 

St)re  gctnbe,  ?)obiebrab  unb  9xoc»Kjana  fiarben  inbeffen 
im  Saf)re  1471,  unb  nad)  attbö^mifcfjer  ©ittc  werben  beim 
5£obe  be5  Äonigs  bie  fammtlidjen  ©efangenen  in  grcibeit  ge: 
fel|t.-  £)ie  vereinigte  SSerfoIgung  ber  Utraquijlen  unb  ber  Äa- 
tt)oIifcben  nott)igte  wobl  fd)on  in  biefer  Seit  viele  JSrüber,  fid) 
,in  baä  2(uälanb  ^u  flüd)ten.  ^olen  wirb  xi)t  ^auiptjuflud)tä= 
ort,  ^olen,  wo  ^u^enä  Seigre  gleich)  2infangä  nidjt  unbebeu= 
tenben  2(nbang  gefunben.  ©ie  organifiren  if)re  ©cmeinben  Ijier, 
jwar  in  ber  ©tille,  aber  bod)  o^ne  bap  bie  weltlidje  9Jlad)t 
eine  J^auptoerfoigung  über  fie  erge()cn  tä^t.  Sn  ^olcn  unb 
übert)aupt  im  Ttuälanb  nannte  man  fie  nun  bie  bo^mifdjcn 
SSruber,  ba  fie  in  ber  ^eimatl;  etnfad)  bie  Srübet  gel^eifen'). 
Sn  JBöf)men  unb  aßabren  blieb  ber  ^auptfiamm  jurüd:  e§ 
gab  l)ter  im  3ai)re  1500  bei  iweil;unbert  fieine  ©emeinben*). 

SSon  ben  betben  Surften,  bie  nad)  bem  Xoit  ©eorg^obiebrabä 


1)  Cameiaiius,  de  ecclesia  fiatryiii ,  pag.  189.  Hist.  pewecut.  ec- 
cles.  Boheinic.  pag.  71. 

2)  Ulis  tarnen  praeteritis  annis  iiiaxiinos  dolores  et  acerbissitiios 
cruciatns  pertulimas  coactique  siiinus  edere  confessionem  lidei  nostrae« 
Camerarius,  de  ecclesia  fratruin,  pSg.  63. 

3)  gricfc,  .ftirdjengefc^idjtc  fon  Ißokn.  I.  pag.  274. 

4)  Hist.  persccut.  eccics.  Boliernic.  pag.  74. 


1 


um  fficbmen  fänivften,  9)?att[)iüä  ßoryinu»  üon  Ungarn  unb  bem 
^Prinjcn  Sßlabt^dutS  tton  '»Polen,  erl)telf  Se^fever  bic  Äonigäfrone. 
^ie  23rüter  rühmten  oon  ifjm,  bn^  et  pon  bet  Univa[)rf)eit  ber  2rn= 
fdjulbigungen,  bie  von  ben  Äot!;o(ifd}en  gegen  ftc  erfjoben  ju  trer^ 
ben  pflegten,  ficb  überzeugt  f)abc.  Siüor  ivrtrieb  er  ftc  inj  ja^re 
1481  auö  5D?ä{)rt'n,  unb  t?iele  ffiriü'cer  mu§fen  bi»  in  bie  üKolbau 
unb  SBalladjci  flLid;ten.,  er  gab  i^ncn  fiber  aud)  formlid)  bie 
(Jrlaubni^  jur  SJuiffctir.  SSie  ober  naä)  bem  Sobc  beö  ^aU 
tl}ia»  ßoroinuä  bie  Äronen  üon  Ungarn  unb  S3ü()men  auf  bem 
Raupte  beä  SBIabiSla»  vereiniget  iperfcen,  wirb  i'c)t  Sujlanb 
bebenf[id)cr.  Sm  Sa^re  1503  »rirb  barübcr  beliberirt,  ob  man 
fid)  ber  ffirüber  nicl^t  burc^  einen  gropen  @d)lag  crlebigen  foöe. 
2^ie  fatbolifc^cn  SSifdjöfe  forbcrn  unauff)ür(id)  ju  ben  unnienfdj; 
(idiften  SJJaapregeln  auf.  @»  ergel;et  ein  f6niglid;eä  ©ebot,  ba^ 
irie  S3rüber  au5  ollen  ©tdctcn  gefrieben,  üon  oUen  2temtern 
gejagt,  bog  fte  jur  ^ottjolicitat  gezwungen,  bof  gegen  bie  ^alä^ 
{larrigen  bie  Äe6ergcfc|e  in  2(nn)cnbung  ge&iac^)t  n)erbcn  foQ; 
ten ').  £)iefe  Serorbnungcn  »rurben  in  ben  3a{)ren  1508  unb 
1510  bereite  \vkbexi)olt,  unb  mon  fte^t  fd?on  borauä,  bop  e§ 
mit  ber  a>oUjiel;ung  nid}t  olIentf)a(bcn  üie(  ©rnfi  gewefen  fein 
Fann.  '^üerbingä  feljlte  eö  nid)t  an  ßinjelnen,  rceldie  aB  Wlar- 
tiner  jlerben  mußten,  aber  bie  ©emeinben,  \Vild)c  unter  bem 
Sdju^e  mäd^tiger  JBarone  ftonben,  waren  immer  üor  bem  2feuf- 
ferflen  ftdjer. 

©0  lebten  bie  S3rüber  bi»  in  baä  9?eformatton§ialjr^unbcrt 
l)inein,  jvoar  immer  beunrul}iget,  ober  ntemoB  erbrütft,  jwar 
oljne  großen  ©inffuß  auf  bic  SBelt,  ober  bod)  ein  Beugnip  für 
bie  SSobr^eit  in  ber  ginfterniß.   63  ivirb  an  ben  SSrübern  gc;  , 
rü^mt,  büj}  bog  (5t)riftentt)um  bei  iljnen  in  einem  feljr  l)o^en  i 
©rabe  lebenbig  geworben  fei.  ^rvax  fcl)le     oud)  l)ier,  fo  wenig  t 
VW  irgenbrco  unter  'yÄenfdjcn,  an  Sßufen,  im  ®an5en  ober  fei 
^l^5  2cben  wie  bic  2el)re,  wooon  ein  jeber  fid)  liberjeugen  fonne, 
:cv  einige  Seit  unter  i^nen  gelebt.    @ä  finbct  fid)  oud)  biefeä 
nimer,  boß  coangelifdie  ©emeinben,  weld)c  unter  ben  ©cgncrn, 
inter  25rucf  unb  SJerfolgi-ng  leben,  burc^  eifrigere  Uebung  ber 

1)  Oratio  excnsatoria  fratrum  ad  Ula<1islaum  Regeui.    ßrown.  I. 
lag.  162. 

2)  Hist.  persecut.  eccles.  Boheraic.  pag.  81  —  86. 


—   501  — 


religiofen  SDblic9ei»{)eiteti ,  burd)  @infad}l)eit  unt)  ©ittenfirenge 
fi'cf)  fc^ir  auSjeic^nen,  m'ü  ber  2)ru(f  unb  bie  ©efaljr  allen  tie^ 
feren  unb  reineren  ©efüfjlen  einen  frdfttgeren  '2(ufflug  gicbt'). 

Seben  ber  ©ruber  =  ®emeinben  bejlanb  unter  einer 
jirengen  3ud)t.  Sn  treltlid^en  Singen  flanben  bie  fogenannten 
vt>e(f(id?en  ©enioren  über  ifjnen.  @ä  gab  befonbere  (Senioren 
männlichen  ®e[d)led}tö  für  bie  9}?anner,  unb  weiblidje  für  bie 
grauen.  @ie  folltcu  über  ta§  Sieid)  ber  ßiebc  rcacben  unb 
jürn  £)ienfie  ©otteS  ermuntern,  ©ie  gingen  üon  Seit  ju  Seit 
ih  bie  J^iVufer  unb  fallen,  ob  ^TlleS  njo()(  in  ben  gamilien  pe^e. 
©ie  forgten  für  2Btttroen,  Sßaifcn  i;nb  ^ranfe,  fie  njoren  fclbft 
bei  ben  ^od}jcitcn  jugcgcn,  nad)jufet}en ,  ba^  nid)t§  Unanftdn; 
bigeS  oorgel)e,  nid)t  getanjt  werbe  unb  jeber  jur  redeten  Seit 
nad)  ^aufe  gelje.  SBar  ©treit  in  ben  gamilicn  entftanben,  fo 
fi:^(id}tctcn  fie  il)n  oft,  unb  lieber  an  fie  rcenbeten  fid)  bie  Srü- 
btr,  qIö  an  ba§  ®erid)t.  roeiblidien  ©enioren  Ratten  be; 
fonbcrö  äu  tt)ad}en/  bag  i()re  Untergebenen  Oer  Äeufdj^eit  njars 
teten.  gab  »iete  graueu,  mlä^e  ben  ebelofen  ©tanb  er= 
voht)lUn,  rtid)t  weil  man  gemeint,  ba^  burd^  fcenfelben  ^eilig= 
feit  5U  gewinnen  fei,  fonbern  er  roorb  frei  mvhi)lt,  um  weni: 
ger  ge^inbert  ju  fein  in  ben  Söerfen  ber  Siebe,  in  ber  ©orge 
für  ^inber  unb  für  ^ranfe.  25er  ©peife  unb  be6  JSranfcä 
warb  mit  SJfa^igfeit  genoffen,  gaften  u\-rcn  nidjt  ungewoljni 
\  lid),  aber  fie  waren  frei.  SCBer  ba  meinte,  ba^  eä  eine  Sfucf: 
wirfung  auf  fein  ©emüt^  Ijabe,  mod)te  faften.  SBae  bie  Äird^c 
anlangt,  fo  blatten  bie  Sßrüber  grcil)eit  unb  Srbnung  mit  ein: 
anber     »erbinben  gcfliebt. 

(?ö  gab  eine  Äird)engewalt,  aber  fie  war  fo  georbnet,  ba^ 
bie  ^D?ipbriiud}e,  an  benen  bie  r6mifd;e  Äird)e  litt,  Ijicr  fd)weri 
lid;  üorfommen  fonnten.  S3el)arrlid}e  ©ünber  würben  erf!  t>on 
ben  weU(id}en  (Senioren  unb  r>on  it)rcn  Pfarrern  ermahnt,  bar; 
auf,  wenn  biefeä  erfolglos  blieb,  in  einer  SScvfamnilung  aller 

1)  Sunt  ubiqiie,  fateor,  ut  niali  ita  Loni :  at  ego  millo  alio  in  loco 
plures  simul  et  conjuncte  vere  \nos  Deumque  revcrentes  videre  (lotiii, 
licet  inuUas  jam  per  tot  annos  adierim  videiiinqiie  in  Europa  ecclesias. 
Uuod  noii  He  lionct'tis  tantuni  factis  ipsoruui^  verum  etiani  ile  vera  ac 
Viva  ia  Clirisfum  lidu  opeia  produceiite  bona  inteUiyemium  est.  Isani 
sicut  creilunt,  ita  ctiaiii  vivunt  äunimo  i\i&u  ail  oninia  Dco  natis  injtincta 
aspirantüs.    Lasitiiis,  de  fratrilj.  Bohcniic.  |>ag.  4. 


—   503  — 


(Senioren,  ber  »veltlidKn  unb  bcr  geifiltdjen,  oon  ber  Äiidjem 
gemeinfctaft  öuögffrfjIolTeti.  3u  tiefem  '2(eu^crjlcn  warb  aber 
feiten  gefdiritten.  ©enjö^nlidjer  »par  bie  '^(uftegung  einer  S5u^e, 
mld)e  borin  befianb,  bafj  bcr  ffiügenbc  eine  Seit  lang  nidjt 
jum  '^(benbma^Ie  gelaffen  rcarb  unb  ben  legten  ^(a^  in  ber 
Äirc^e  einnehmen  mu^te.  S5ei  ber  gänjlidjen  2(u§fc^tic|3ung, 
wie  überhaupt  bei  manc!}en  febr  withtigcn  Äircbenangelegenbct= 
t«u  ifl  ba§  Urtbeit  ber  ganjen  (gemeine  aufgerufen  werben. 

3n  bcr  9iege(  aber  rubct  bag  Sfcgiment  bcr  Äircbe  in  ben 
^nben  ber  S5ifd)6fe  uuö  ber  ©pnoben.    25er  S3ifcb6fc  giebt 
e§  geroöbnlicb  »ier,  einer  in  ^J)olen,  einer  in  ^Bobnien  unb  jwei 
t'rt  9)?äl)ren.    2)er  ©pnoben,  bcren  (gntfdjeibungen  ber  Qm- 
jelne  ]id)  unterwerfen  mugte,  giebt  eö  eine  jweifad^e  ©attung. 
Iiie  eine  äxt  ber  ©pnofcn  wirD  in  Der  Siegel  alle  Sab«  ge= 
l)i3(ten  unb  fic  wirb  nur  üon  bem  geijllidbcn  ©tanbe  befud)t.  (iU  ; 
wa3  fe(tenev  olö  alle  ^ab^c  einmal  werben  ©pnoben  gebalten,  ouf  i 
bcnen  nicbt  allein  ber  gcifilicbe  ©tanb,  fonbern  aud;  bie  weit;  i 
li'd;en  Senioren  ber  üerfcbiebenen  ©emeinben  anwefenb  ftnb.  j 
2;aburd)  ijl  »orgefebcn,  ba^  nid)t  bie  @ntfcbeibung  aller  Äir; 
(l)cnangelcgenbeitcn  in  bie  ^änbe  beä  Äleruä  allein  fommen 
fann.   I)n  S5ifd;of  foü  ber  allgemeine  ä3ater  ber  Äirdjen  bcö 
£)iflritf§  fein.   Qx  i)at  bie  Äird)en      »ifitiren  unb  bie  ßebrc 
burd)  ©cbriften  gegen  bie  geinbe  ju  »ertbeibigen.   3eber  f8u 
fcbof  ijt  von  ^irölf  biä  jwan'ig  'preäbptern  umgeben,  weld)e  auf 
ben  ©pnoben  erwabSt  werben,  unb  auä  benen  burd)  ebenbiefelben 
in  ber  Siegel  bie  3abl  ber  Jßifcböf.e  ergänzt  wirb.  2)er  ^reöbp; 
ter  fyxt  üorjüglid)  ber  ^rebigt  unb  ber  Sacromentc  ju  warten. 

3"  ben  J^aufern  ber  ^.resbpter  werben  junge  Seute  unter 
ehier  febr  firengen  3ud}t  für  ben  gei(tlid}en  ©tanb  i)txanQt-- 
bilt>et,  in  ber^cnntniß  unb  in  bcr@rflärung  berScbrift  geübt. 
3)tc  wabre  ©elebrfamfeit  wirb  fcineärocge^  peradbtet').   2)aö  4 
©tubium  wirb  immer  mit  ber  2lrbeit  oerbunben  unb  eine  ^unfl  || 
ober  ein  ^anbwevf  wirb  in  ber  Siegel  babei  nod)  erlernt  unb" 
betrieben.    Die  ®emcinbcn  finb  gewobnliclj  ju  arm,  um  ben 
.Diener  ber  Äird^e  ganj  ernäbren  ju  fonnen,  alfo  ba^  er  beä 
SBortey  allein  ju  pflegen  vermöge.    2luä  bemfelben  ©runbc 
unb  weil  ben  ^rcbigern  bie  ©efabren  ber  äSerfolgung  immer 

1)  Plus  iaciunt  illiteiatum  pietateiii ,  (juaiii  paruin  (lurani  liberatu- 
luiji.    Lasilius^  de  Iialrib.  Oohemic.  pag.  93. 


—   504  — 


,  juetfi  bro()cn,  bleiben  oudf)  »tcte  üon  biefcn  im  ctjetofcn  ©tanbe,  \^ 
ober  ein  Swing  ober  ein  ©Inube  an  eine  befonbere  ^eiligfeit 
ft'nbet  babei  nidE)t  (latf).   Die  jweite  ^ricftcvef)e  wirb  ungern 
gefeben,  aber  ber  menfdjlicljen  ©djwacbbcit  nacbgefc^en  unb 
nacbgegcben.    Sier  i^tvan^tb'übttt  Si'ingling  wirb  Diaconu§. 
Saju  \vai)lt  ibn  bie  ©pnobe,  unb  fie  wdblt  nur,  für  mn  bie  \ 
unjttjeibcutigjlen  ffieweife  ber  9?einl;eit  unb  ber  @itten|lrengc 
f^jrecljen,    Der  Diaconuä  tbeitt  bie  S3erufägefcbaftc  bey  ^reä;  i 
b»)ter8,  bleibt  jebod)  ber  ^ibficbt  beweiben  unterworfen.    25er  « 
2Ccolutb,  mid)tx  nocb  ben  eigentlid;en  Untercid)t  be§  ^rc5bi;terä  > 
empfangt,  l)at  jugletd)  beä  Unterricbt-S  ber  3ugcnb  ber  £aicn  S 
erwarten.   S3ei  bem  Eintritt  in  bo»  geiillidje  2tmt  wirb  ber  u 

I  Slame  »evanbert. 

SQB&f)renb  bie  Utraquiften  fid)  qucUen  mit  ber  römifdjen  ( 
Äird)e  unb  wä^renb  in  befcl)ri€bener  SBeife  bie  ftiUc  ©emetne  I 
ber  JBrüber  entjlanben  war,  battc  baä  ßoncil  ju  S3afel  Idngfl  j 
feine  ßaufbabn  befdjloffen  unb  feine  anbcren  Söcrfe,  weldje  eä  n 
öufricbten  wollte,  ob  aud)  unöergeffen,  i)atUn  fid)  bod)  practifd) 
in  nicf)t§  aufgeloj!,    Siefer  Dinge  ift  nocb  ju  gebenden.  Die 
©pnobe  ju  S5afel  ^atU  bie  Äirdje  reformiien  wollen  unb  e»  war 
(luö  biefer  SReformation  abcrmalä  nid}t§  geworben,  ffitelc  l;aben  i 
bie  ©pnobe  eine§  rübmlid;en  '2(nbenfcn§  in  ber  ©efdjicbte  wertl) 
gebölten,  ibr  ©erf  für  ein  gro^eä,  beben tfumcS^  bfi^f'»'"«^ 
Hart,  Die  ©efinnungen,  wetdje  unte?  ben  Spätem  ju  58afel  geanil; 
tet,  ftnb  für  ad)tbarc,  unb  bev  ©eijt,  ber  in  i^nen  war,  ifl  alä  ein    j  S 
freier  unb  guter  angefetjen  warben.       i(t,  a(6  ob  man  ju  be=    ' « 
fcauern  b<»be,  bap  iljre  SBerfe  nicbt  in  övfüUung  3C3ongen.  ' 

Die  ©efcbid^te  fann  weber  in  ieneä  Sob  einftimnien ,  nod)  i ' 
in  biefe  S^rauer.  Die  SSater  be§  ßoncilö  juSafcl  waren  m<bt 
anberö  alö  bic  SJdter  üon  ^ifa  unb  »o,n  9iom,  won  <5iena  unb 
»on  Äojinife  gewefen  waren.  Stiebt  ber  ©eift  bcä  (SbviftcntbumS 
fd()»cbte  über  i^nen,  fonbern  ber  ©eiji  ber  ©clbftfud)t.  Dev 
^apft  war  iljnen  ju  überniqd;tig  geworben,  er  riß  in  ju  gropem 
'  i 

1)  Inter  fratres  auteiu  muUi  sqnt  ex  ministris,  antiqua  coosuelu-  i 

dine  coeliljes,  imo  perpauci  non  coelibus,  si  eos  qiii  sunt  in  libera  tuta  j 
(         Polonia  excipias;  i<|  autew  ob  eas  causas,  «[iiod  supcrioiibiis  teniporibus 
mu'.ii  pericula  adierint,  niultaque  exilia  expciti  sint,  quae  etiam  nunc 

extimescunt,  dum  idein  vivit  gcnus  hominum,  qiiod  evangelii  prufesso-  ' 

res  summe  odit,   Lasitius,  de  Iratiib.  Bolicraic.  pag;.  98.  I 


^   505  — 


9Raape  %Ut^  an  ftd)  aUein,  fie  mußten  it)m  ju  ütet  jvif)len. 
25iefc§  wax  iljneu  wiberwävtig  geworben  unb  [ie  tvollteti  e§  ab- 
tt)un.  Snbem  fie  fo  gegen  ben  r6mtfcl)en  ©tu()(  arbeiteten,  ge; 
wann  e§  allerbingä  ben  "Kn^djtin,  al§  arbeiteten  fie  im  Snter= 
cffe  bcr  greiljeit  jeber  einzelnen  curo^jaifct/en  S^lation.  "äud) 
Jonnte  man  ben  3u|Ianb,  we[d)cn  fte  gewinnen  wollten,  in 
SSergleid)  mit  ber  je^igen  brücEenben  >|)crrfd)aft  9?om6  woljt 
grei()eit  nennen.  2)k  Süater  ju  Jßafel  arbeiteten  aber  eigentlid) 
md)t  bafür,  nicl)t  für  ba§  Sntereffe  ber  Äönige,  ber  SSöÜcv, 
ber  einzelnen  9?ationalfircl}en,  fonbern  fie  arbeiteten  für  ficf). 

ijl  ber  alte  facerbotalifd)e  ©tanbeögeift,  weld;cr  fte  leitet 
unb  fül)rct. 

®ie  9?6nier  (};iben  immer  fo  f)od;  gejlanben  in  aller  'Kü- 
gen,  weil  bie  ^ffegimg  unb  SBartung  ber  SSortf)ei(e  biefeä  ©tan- 
be6  fo  Mftig  gel)anbt)übt  warb.  3(ber  e§  ift  fcf)on  geraume 
Seit,  ba0  man  ju  bemerfen  glaubt,  bie  Sfömcr  l)attcn  fiel;  felbft 
an  bie  ©teile  bcS  ganjen  ©tanbey  gefeilt,  ©eitbcm  ift  ber 
Unfrieben  in  baS  dhki)  gefommen.  9?acl)  vielem  ^in^  unb 
^erbenfen,  ob  e§  wot)l  geratljen  fein  modjte,  einen  S£l)cil  bc§ 
gefd;affenen  ©laubenä  wieber  ju  jerftoren  ober  nid;t,  bridjt  ber 
Unwille  gegen  ben  romifd^en  ©rul)l- enblidf)  einuial  burd).  '^ber 
cä  ift  nur  üon  ,^errfd)aft,  üon  ®etb,  öon  2lemtcrn,  üon  ^ro; 
jcffen  bie  Siebe  unb  fonft  von  weiter  nid^U.  Sie  ©pnobe  fd)lo9 
eben  fo  gut  wie  bie  Siomer  bie  2lugen  üor  ber  ungel^euern 
SSerwirrung,  bie  t>or  i^r  flanb,  vor  bem  SScrfd}winbcn  beä 
wahren  (5l)riftentf)umö  au§  bem  ßeben  unb  au§  bem  -äJolfe.  / 
Sl)re  (53emütl)cr  waren  eben  fo  üerl)artct  wie  bie  ©emüt^er  ber 
SJomer  eä  waren,  e§  waltete  bei  il)iu'n  bie  ä3ered}nung  um  ir^ 
bifd)e  SDingc  allein  in  bemfelben  Maa^i  üor  wie  bei  biefen. 
%uä)  bei  it)uen  war  c§  gut,  wenn  S?o!)beit  unb  Unwiffenljeit 
beö  58olfeä,  auf  bcnen  bie  ^errfd)aft  rul;ete,  über  weld)e  jwi- 
fcljen  9iom  unb  bem  ßoncil  gefiritten  warb,  fortbauerte.  2)arum 
gewannen  fie  feine  Seit  ju  einem  ©djluffe,  bap  ba§  S3olf  wie= 
ber  betel)rt  werben  follte,  wal)renb  bie  geit  gewonnen  wirb  für 
bie  irbifd}en  ?5inge,  über  bie  fie  mit  9;om  jtreiteu,  eine  nid}t 
unbebeutenbe  3tnjal}l  fold)er  ©d)lüffc  aufjujieUen.  9?ur  bie  <iU 
lergrolijlen  ajJipbrdud^e  in  ber  Äird)c  fonnen  iljre  2iiifmcrffam: 
■feit  etwa  einmal  auf  fid?  äiel)en,  weil  fie  nid;t  5u  bulbcn  finb, 
bamit  ber  lefete  Stefi  ber  2lc|)tung  nid)t  üergel)c,  weldjc  bie 


—    50Ö  — 


^ird)e  nodj  unter  beit  SO?enfcl)en  geniest,  'äbtx  SJeid)  bet 
SBiin'oer  wirb  wn  iljneit  gemeljvt,  fo  gut  \vk  von  öeti  ^Römern, 
übn)o()t  ein  ftareS  ©efütjl  fugen  mu^te,  trn^  ntd)t  burd)  btefe 
SBunbet  baä  ßeben  ber  9J?en|'cI)en  d^rifllid)  gemad^t  werben 
fonnte,  fonbern  burcl^  bic  £el)ve  aUein.  @ie  {IcUen  baö  Jeft  ber 
unbcfledten  ©mpfangnip  ber  Tlax'ia  auf.  Sie  reben  von  ber 
Äird}e  nid)t  anberä  alä  bie  Stomer;  bie  .Ktrd)e,  b.  l}.  bie  ^rie; 
jter  ft'nb  eine  ünQii)zuxe  3J?ad)t,  njeld)er  fid)  2rUeä  auf  baö  uns 
bebingte|!e  fügen  mu(j.  Unb  (agen  bie  griicbte  biefer  liefjrc  nidjt 
üor,  unb  waren  biefe  grad)te  nid)t  3iunmer  unb  äerftorung 
alier  9lrt?  2tber  ®efül)le  für  baä  (51)rijtcntl;um  unb  für  bie 
2Be(t  ft'nb  bei  ben  Siätevn  ber  Si^nobe  nid't  ju  ftnben.  2Bo§ 
bie  irbifd)en  Sntercffen  beä  ©tanbeä  berül^rt,  mu^  lleljen  unb 
füllte  bavübcr  eine  (jatbe  25clt  ju  ©runbe  gefjen.  T)a$  geben 
ber  Äjater  ijt  eben  fo  wenig  rein  wie  bie  ®cfinnung  unb  Eaum 
onberä  alö  eä  jju  Äoflnifj  gewefen  war. 

'^Ifo  fd)cincn  bie  Siiiter  wn  S3afel  eineä  wafjren  ßobe^ 
nid)t  würbig  ju  fein.  53enn  man  aiid)  üteUeid)t  jugefte^en 
fonnte,  ba^  auä  bem  3u(ianbe  ber  35inge,  ben  fie  in  i()ren 
©ecreten  l)ingejteUt  (;atten,  eine  Der{)altniiimä§ige  Sreil)eit  ber 
S!)?enfd)en  üon  einer  beäpüHfd}cn  .Rirdjengewatt  l)dtte  entfte()en 
fonnen,  fo  log  e§  gewi^  nidjt  in  il)rer  ■^t>ftrf}t,  ba^  fie  entj^c; 
l)en  follte.  Unb  »on  ctwnä  "Hinterem  al»  wn  bem  äußeren  ©e? 
rüfte  ber  Äird)e  war  bei  i^ncn  gar  nid)t  bi«  9(ebe. 

©eltfam  unb  auffallenb  l}aben  eö  inand;e  gefunbcn,  bafi 
bie  Äünigä=  unb  gürfienmad^t  fid)  fogar  wenig  um  bie  ^öo.feler 
gcfümmert,  feltfamer  nod),  bay  bercitö  acceptirte  ^Decrete  bev; 
felbcu  nadjnuilö  wicber  aufgegeben  werben  finb.  gefjtereä  iji 
freiließ  fletö  burd)  befonbere  Sitrbaltniffe  l)erbeigefül)rt  werben, 
burc^  @d)lau^eit  beä  romifd)cn  @tul}leö,  burd)  9ia4)giebigEeit 
gegen  bie  3ntere)Ten  ber  gürfien,  benen,  je  näl)er  baö  Qnte 
be»  SÜlittelalterä  fommt,  befto  me(;r  ungern  nacl)gefel)en  werben 
mu};.  (Srftereä  i}<M  aber  gewiji  einen  eben  fo  tiefen  alä  natüi> 
lid}en  ©lunb,  ber  gewijj  unb  wal)i1;aftig  ba  gewefen  wenn 
er  aud}  oon  feinem  ®d)rift)teller  auä  jenem  S<i(?rl)ii»t'crt  auä; 
cinanbergefef^t  wirb.  ®ie  ergeben  fkl)  auä  ber  ganjenüagc  ber 
a5ert;ättniffe  unb  ber  Siatur  ber  25inge.  2)ic  SÜelt  war  in 
grojler  ^Bewegung.  2)ie  ÜKciniingen  beä  3ü^)anneä  unb 
feiner  greunbe  l;atten  ein  inad;tigeö  '^uffel^n  erregt,  nad;bem  Da» 


1 


—   507  — 


■^{uffe^n,  weldjeä  burd)  bie  SO^einungen  SBiclip  ^etuorgebrad;t 
wovben,  nocl;  nid^t  worüber  war.  Süicleö  war  auä  ben  £et)reit 
btefer  9)?anner  felbjl  in  bie  ©eelen  fotdjer  (jineingebrungen, 
»ucldje  ftd)  fclbft  alä  gute,  romifdje  Äat()olifen  betradjteten  unb 
ion  ber  SBclt  aud)  alä  fold^e  genommen  »verben  mupten.  £)ic 
sDppofition  gegen  bie  Äird)e  war  immer  uorl^aiiben  gewefen. 
@ie  t)ot  ie^t  eine  fejlere  unb  bcfiimmtcre  ©eivalt  gewonnen. 
2)a>o  @ef)nen  nad)  ber  3?eformatton  ij^  in  Stielen  fidj  ftarer 
unb  feiner  felb|l  mcl)r  bewußt  geworben.  Wlan  fing  an,  fid) 
bie  ©egenjldnbe  ju  benfen,  auä  benen  biefe  S?eformation  wol)l 
beftcl)en  mü^te.  Sie  ©ebanfen,  we(d;e  burd)  bie  fogenannten 
Äe^er,  bann  aud)  burc^  bie  9J?pftifer  in  Umlauf  gefeilt  würben, 
führten  bie  9)ienfd)cn  barauf,  ba^  bie  Sfeformatton  wol)(  nicbt 
allein  in  ben  JBejlimmungen  gefudjt  werben  muffe,  ob  bie  'Km- 
rcr  ju  bcfef^cn  üon  biefem  ober  oon  jenem,  ob  etwaS  ober  nid^tö 
bafür  gejal^lt  werben  miiffe,  unb  ä!)nlid)er  Singe  mc(}r.  9J?an 
[)otte  an  baS  wal)re  unD  innere  ßbi''f''>!»t')"fi  benfen  ternen  unb 
wenn-  Saufcnbe  nid;t  wußten,  waö  btcfeö  eigentlicl)  fei,  waren 
fte  bod)  bariiber  einig,  bap  e§  jefjt  nicbt  r»orl)anben.  S3on  ber 
Gmpfinbung,  batl  e§  woljl  eigeni(td)  I)ier  fein  möge,  wo  ber 
I}auptfad)licl;|Ie  Zl)c'ü  ber  Sfeformation  erfolgen  mü\\e,  biä  ju 
einer  Haren  ßrfenntni^  baruber,  war  nod)  ein  weiter  2öeg. 
3rber  »orbanbcn  war  jene  unb  ungemein  gefa(;rlid)  für  ba»  iel^ige 
Äird;enfi;ficm. 

Äaufenbe  unb  abcrmaB  Saufenbe  waren  febr  weit  bnüon 
entfernt,  ju  ben  .Sel^nrn  ju  treten,  aber  fie  tl)eil£en,  ol}ne  eö 
felbji  5U  wiffen  ober  eä  fidb  ju  gefte^en,  bie  ©ebanfen  unb  bie 
©efiunungcn  berfclbcn.  Äef^er  ift,  wer  »on  ben  l)6d)|len  unb 
tbcuerjlen  Sntercffen  berSBelt  flar  unb  unjweibeutig  rebet.  Sie 
asSelt,  welche  nid)t  fcfjerifd)  fein  will,  legt  il^r  SKerdmgen  in 
unbcfiimmten  '.ifuSbrüden  oor.  (5ine  allgemeine,  eine  burdjs 
grcifcnbe  9?eformation,  eine  Steformation  an  ^aupt  unb  ®tie- 
tern  wirb  begehrt.  Siefe  erwartete  man  nod).  Äeine  ber  9fc- 
formation§fi;noben,  fo  üiele  berfelbcn  aud)  bereit»  geljalten  wor-- 
ben  waren,  batte  etwaä  SBefentlicbeä  bafür  getf)an.  Saruber 
waren  alle  cinocrfianben. 

S3on  ber  ©ynobe  ju  SSafel  fonnte  nod)  "itllcG  erwartet 
werben,  unb  fie  warb  bc^b^lb  gcwi^  üon  ben  größten  Qxwax- 
tungcn  ber  5jJcnfd;en  begrüpt.    ^oä)  fonnte  unb  wollte  bie 


—   508  — 


SBclt  bem  ÄleruS  md)t  vorjci^nen,  njte  rcformirt  werben  muffe, 
nod)  erttincrte  man  fid)  nid^t  bavan,  ba^  dUe  (5()rijlen  ju  ^J)rie. 
fiern  unb  £)ienern  be§  ^errn  berufen,  bop  auä  bem  goangelto 
ieber  feijen  fonne,  wie  Mcei  fein  müpte.  Saä  üoncil  ju  S3a= 
fei  njurbe  nun  gewt0  baä  allergvol^te  SntcrclTe  für  ficf)  l;eroor= 
gerufen  t)abtn,  wenn  e§  im  eynnßclifrf}en  ©etfle  reformirt  l)ätU. 
2)ie  $ecrctc  beffctben,  mlä)t  auf  ßinfd^vanf'ung  bet  romifcljen 
^a^jftgewatt  liefen,  würben  cudb  '^nfongä  wirtlid)  mit  2ebl)afj 
tigfeit  ergriffen.  S)te  jefjige  ©cjlalt  i>ti>  i''aprttl;ttmcg  war  ja 
flud;  etwaä  üon  ben  unernuglid;  vielen  S)ingcn,  burd)  wcld}e 
man  fid?  gebrüdt  fiiljltc.  ©o  lange  intereffivte  fid)  bie  2Belt 
für  bie  @i;nobe  ju  JSafel,  alö,  \va$  [t'c  t^nt,  wie  ber  2(nfang 
ber  erwarleteten  gropcn  Sfeformation  befrad;tet  werben  Eonnte, 
alä  man  meinen  Jonnte,  ber  ljaiip!fdd)ltd)rte,  eoangelifd^e  ^t)t'ü 
berfelben  werbe  noä)  folgen.  211»  man  aber  ju  bemerfen  ons 
fing,  bafj  weiter  nid}tä  l;erau^fDnimen  werbe  unb  nur  Ijinweg^ 
reformirt  werben  foUte,  wag  ben  ^rdlaten  in  if)rer  Stellung 
jum  ^a^f!tl)um  unangeneljm  gcwcfcn,  muj^tc  fid)  alle§  Snter= 
efff  für  bic  JBafeler  öerlieren,  unb  e§  perlor  fiel)  aud).  Sarum 
flirbt  bie  .9icformationäfi)nobe  cincö  langfamen  unb  ädl)en  Zo-- 
beä  bol)in,  oljne  bap  fid)  jcmanb  barum  l'ümmert. 

2Bie  laut,  wie  ungefiüm  [)at  nidjt  erfi  bie  SBelt  begel)rt, 
bap  biefe  ©pnobc  beginnen  foüte,  unb  wie  gleichgültig  Idpt  man 
fie  fpdter  fallen.  ߧ  tfl  unmoglid)  biefe§  anber§  aly  eben  ba- 
burdi)  ju  erfldren,  bap  bie  SGBelt  il)re  (Erwartungen  »on  bev 
®t)nobe  nid)t  befriebigt  fanb,  unb  bap  ibr  bie  'ilemtcr  unb 
(S5elb|ad)en,  über  weldje  bie  Äird)cnfür|lcn  unter  einanter  felb)! 
in  Streit  geratljen,  jiemlict)  g(eid)giiltig  waren,  wie  fie  il)r  aucl) 
gleicl)gültig  fein  mupten.  £)icfe  ©limmung  ber  Sßeit  nun  gc= 
gen  bic  ©t^nobe  tritt  für  unä  befonberä  in  bem  üBctragcn  ber 
gürPen  gegen  fie  Ijeroor,  bie  bocl)  frül)er  nod)  lauter  al3  bie 
Uebrigen  fiel)  nad)  ber  9feformation-ofvnobe  gefel)nt  l)atten.  ©ie 
finb  ungewip,  ob  ba»,  wa§  bic  ©ynobe  il)nen  bietet,  aud) 
wirElid)  etwaä  fei.  Einige  acccptircn  bie  2)e(rete,  anbere  wer; 
werfen  fie,  unb  jene  befinnen  fid^  md)  bem  2tblaufe  einiger 
Seit  ebenfalls  wiebcr  anber§,  inbem  fie  baä  ■Angenommene  fal: 
len  laffen. 

©ie  l)aben  bie  JBemerfung  gemad)t,  bap  ba§  üon  ber©i)^ 
nobc  ©egebene  baä  (Erwartete  gar  nid)t  fei,  unb  bap  iljnen  in 


—   509  — 


ben  9iefüvmation§becretcn  ein  i)bd)^  jwetfctfjaftcS  ©efc^jenf  ge^ 
roorben.  ^lenn  bte  ^au:pt[ad)e  bcrfetben  fagte,  bfl^  fie  rüa(;(cn 
foUtcn  gwifcljcn  ber  ©u^)rematie  be§  SiWofä  »on  9?om  unb  bcr 
©uprcinntte  bcr  cciimentfdjcn  <2i;noben.  Dk\z  i)it^  aber  md)t^ 
2(nbcreä  n(5  bte  (Suprematie  ber  Jßifd)üfe;  benn  rcenn  [tclj  auf 
bie  Ie(5ten  ocumenifdjcn  ©i)noben  and)  anbere  ®timmfu(;renbe 
ctngebrangt  Ijattm,  fo  ^atte  bie  roa\)xi)a\t  facerbotalifd;e  ^ar-- 
t\)d  bod)  immer  eifrig  gegen  biefe  Sfleucrung  gefprodjen,  unb 
e§  war  batjer  i)bd)^  zweifelhaft,  ob  man  fie  auf  bie  2)auer 
würbe  be^)au)^t^n  fonnen.  SSon  jener  Suprematie  aber  ber 
äBtfdjöfe  glaubten  bie  gürften,  unb 'woljl  nicfjt  mit  Unredjt, 
nod)  weit  mcbt  fürdjten  ju  muffen  alä  »on  ber  Suprematie  > 
be§  romifdjcn  Stufjleö.  Sat)er  wiefen  fte  bie  ©runbfd^e  ab, 
welche  if)nen  alö  baä  2öefentlid}fte  unb  .|)auptfad)lid)fie  ber  er» 
fetjnten  [Reformation  entgegengel;alten  würben,  nadjbcm  fte  nur 
3cit  gewonnen,  ftd)  auf  bem  neuen  SSerrain  um5ufd}auen,  auf 
weldjeä  fte  burd)  jene  ©runbfafje  gebrad)t  worben.  X)ann  war 
auct)  natürltd),  baf  bem  Zapfte  jurücfgegeben  werben  mu^te, 
was  tl)m  md)  jenen  ©runbfdfjen  cntvtffen  worben  war.  S)aä 
bittere  ©efü^l  aber,  ba^  man  oon  allen  Seiten  mit  ber  dit- 
formation  getdufd;t  worben,  mufte  bleiben. 

S)iefe6  waren  bte  ©rimbc  öon  bem  ®ange  ber  greigniffc. 
25te  ©efinnungen,  mit  benen  bie  ^rdlaten  auf  baä  ßoncil  !oms 
men,  finb  immer  in  einem  nicljt  geringen  ©rabe  jweibeutig  unb 
ungcwip.  25a§  ^anbeln  gegen  ben  ^apjt  gefd)ie^t  bei  Den 
Ttz\\tm  nur  mit  Ijalber  Seele  unb  mit  l;albem  entfdjluffe. 
@ä  wdrc  beffer,  wenn  biefe  ganje  Streitfrage,  wo  nun  eigent; 
liö)  bie  Suprematie,  wo  nun  eigentlich  bie  Mud)t  unb  iljre 
Untrüglidjfeit  ju  finben  fei,  nid)t  tjor  bie  S^ven  ber  üJJenfd^en 
gebracht  ju  werben  braud)tc.  9?ur  baö  ()üd)(ie  Uebcrmaap  ber 
^apftgcwalt  ober  metmel)r  ber  le^tmoglid^e  ©rab  beö  9}ii^braU5 
d)e6  ber  ^apftgewalt,  gegen  weldje  man  fein  anbereä  SDiittet 
ftnbet,  fonn  bie  8el)re  von  ber  Suprematie  ber  ocumenifdjcn 
Spnoben  auSpreffen,  fo  wie  fte  früher  »on  ber  enblofen  S5er= 
wtrrung  be§  Sd)t§maä  auägepre^t  worben  ip. 

£)ie^rdlaten  ftnb  aud;  gar  nidjt  eifrig,  ju  ber  auSgefd^rie^ 
benen  Spnobc  ju  fommen.  25aä  btof-e  SBort  .Reformation  l)at 
eine  fd^rerfenbe  ©etralt  über  fie.  €ä  bebarf  bcd)  einiger  fünfte, 
wenn  einmal  eine  9?eformcftiongfi;nobe  nidjt  5U  oermcibcn  ijt. 


—   510  — 


tiefe  9?cformation  fo  ju  leiten,  wie  man  fte  ^aben  will.  3)ic  il 
®ifc(?öfe  muffen  müt)fe(i3  üon  ollen  ©citen  jufammengelplt  ifi 
werben  unb  bie  gürpen  muffen  fie  er(t  ermal^nen,  bajj  fte  bodj  ö 
gelten  foUten.  2)ie  Später  beginnen  ba§  5)apfitl)um  ju  refor^  i 
miren,  weil  bcr  2Bett  nid)t  langer  ou§jubcugen  ifi  unb  enblidj  fi 
einmal  wirflid)  etwa§  reformirt  werben  foU.  ©ic  finb  aber  j 
felbp  in  biefem  SBollen  ftdbtbar  »on  3wcifeln  unb  Un9ewi^l}ei- 
ten  gequält.  2)er  ^apfl  aber  weif  beftimmt,  waä  er  will.  i 
25ie  ganje  je^ige  Äird;e  foU  aufrecf)t  exi)aUzn  werben  mit  aQen  l 
il)ren  S!J?i^bräud)en ,  mit  allen  \i)xen  '.iluäwuc^fen ,  befonber§  .i 
wenn  fid)  «u§  benfelbcn  für  bcn  romifdjen  ©tubl  ein  erHccfli:  ^ 
d)er  weltlid)er  S3ortl)eil  crgiebt.  äSeibe  ^artl}ctcn  finb  nur  barin  fi 
»oUfommen  einüerjlanben,  baf  bie  SBelt  um  tie  .^offnung  auf  i 
eine  wirHidtje  Sfeforniation,  weld)e  fte  big  jc^t  getroftet  in  tlj--  I 
tem  Samnt«/  gebradjt  werben  foQ. 

©0  fielen  fid)  bie  ^artl;eien  entgegen  unb  fo  j!ef)en  fte  1 
Wieberum  ber  SBelt  entgegen,  aB  bie  S3ätev  fid)  allmälig  ju  ( 
äßafel  JU  üerfammeln  beginnen,  im  "^Infange  gering  an  'Bcii)l,  ' 
oHmälig  fid;  mel)renb.    @ä  ift  bereite  bemerft  werben,  wie 
bie  b6l)mifd)e  2lngelegenl)cit  l;ier  eingcwirft.    @ö  wiirbc  jur  Sße-- 
rufung  biefer  neuen  9ieformation&ft>nobe  gewip  nid)t  gcfommen 
fein,  wenn  ber  romifd^e  @tul)l  burd)  ben  übelen  ©ang  beö 
Äam^feä  gegen  bie  Äe^er  nic^t  in  fo  fcbwere  23er[fgenl)eit  gc;  i 
brad)t  worben.    Seätjalb  crfl  l)atte  böä  ©rangen  Sigiämunbä  i 
einen  (JinbrucE  gemad)t,  weil  man  bie  SSclt  nid)t  weiter  erbit:  ' 
tern  wolle,  bamit  nidjt  immer  mehrere  Steile  bcrfclben  gemein: 
fd)aftlid)e  ©a4)e  mad}en  m6d)ten  mit  ben  Äefeern,  weldje  mit  \ 
bem  ©djwerte,  bem  einzigen  2lrgumente,  baä  man  Ijatte,  nic^t 
ntel^r  ju  beftegen  waren. 

3m  Suli  beä  ^ai)xt^  1431  ip  bie  ©pnobe  eröffnet  wor- 
ben.  tjl  ben  SSätern  barum  ju  tl)un,  eine  gute  SOleinung 
bei  bir  SBelt  gu  gewinnen.  2)arum  erlaffen  fte  ©d)reibcn  an 
bie  SBelt,  in  welAen  grofe  .l^offnungen  erregt  werben,  ©ie 
gefieljen  ein  /  bap  ber  ßufianb  ber  Singe  entfc^Iid)  fei,  baf  bie 
Ätrdje  ganj  bid^t  an  bem  9?anbe  beä  Unterganges,  baf  won  ) 
bem  6^rijlentl)ume  faum  md)  ctwaS  ju  finben,  bag  alleä  »oller  ' 
Srrttjümer,  ^eibcntl;um  unb  gräflid)en  'Aberglauben^  fei.  ©ie 
fagen  ber  SBclt,  bap  fie  eingeben?  wären  it)rer  l)ol)en  unb  cr-- 
babenen  ^flid)ten,  M\xä)t  unb  d)tifllid)e  SBelt  ju  retten  wom 


-   511  - 

Unterfange;  fie  geben  ju  t)erf!el)en,  ba^  ^e§  önberS  rrerben 
foHe  unb  muffe,  wenn  fic  ftd?  auä)  nod)  nic^t  genauer  barüber 
au§^r^lcfen,  in  »clcber  3(rt  unb  SBeife  biefe?  gefc|)el)en  foU. 
Sarum  »veil  bie  Umftänbe  brnngen ,  l)aben  jte  ba»  Goncit  öud) 
f(t)on  eröffnet,  tro^  bem  ba^  ber  SSerufeneii  erfl  fo  wenige  er; 
fdjienen  ftnb'). 

£)iefeä  xoax  ganj  bie  @pra(ie,  njeld)e  gerebct  werben  mußte, 
n?enn  bie  2Belt  mit  Hoffnungen  erfüHt  i^?er^cn,  ivcnn  fie  ju 
bem  ßoncil  gereenbet  werben  füHte.  9Ran  beburfte  ber  guten 
Stimmung  ber  2öelt  für  ben  ©tveit  gegen  ben  römifdjen  ®tubl. 
©ewip  fehlte  e§  ju  S3afel  fo  wenig,  a(»  auf  ben  früf)eten 
formotion^j Spnoben  an  guten  unb  d^rijltid)en  Scannern,  bei 
benen  bie  gefproc^enen  2Borte  3(uäbrud  eineä  wal)ren  ®efüt)leä 
ftnb,  bei  benen  ber  ©ntfcblu§  ba  tjl,  Sßieleö  ju  beffern  unb 
TiUtä  cbriftlid^er  ju  müd)en,  wenn  für  ba»  (5()rirtcnti)um  ge^ 
fprod)en  unb  ge^anbelt  werben  fann  oljnc  ©efat)r  beö  SeibeS 
unb  be§  gebend ^).  2tcer  fo  gewi0  biefcä  ift,  ober  yielmel)r,  fo 
fct)r  eä  bem  menf*ltd)en  ^erjen  ^Bebürfni^  ift  anjuneljmen, 
bap  e§  fo  gewefen,  eben  fo  gewt^  unb  fidler  tji  aud),  bop  biefe 
3Ränner  nur  in  einer  fleinen  9J?inberjat)l  üor^anben  waren,  bi« 

1)  Diebas  nostris,  proli  rlolor!  supra  modam  bereses  et  errores, 
bella,  odia  et  contentiones,  nioruin  ac  dissolulio  vitae,  et  divinornm 
praeceptorum  transgressio  totam  undiqae  ecciesiam  vexant  ac  deformant 
et  qaasi  morbos  contagiosas  in  dies  inagis  augentar.  Si  txndiqne  Cliri- 
Btianam  religionem  consideremus,  ita  ipsain  multis  modis  conterniinatam 
reperimus,  ut  in  ea  nec  decor  nec  species  esse  >iileatur.  Quis  enira 
locas  aut  patria,  ubi  i)lnrinia,  qnibus  offenditur  et  irritatut  Deus,  quo- 
lidie  non  perpelrentur.  Quam  rarae  et  paacae  personae  sunt,  quae  ea 
aheant  vitae  puritate,  qua  decet.  Jam  igitur  ij/sa  ecclesia  tot  procellis 
undiqoe  commota  est  et  a  fandanientis  concnssa,  ut  roinam  pene  mi- 
nari  videatur,  nisi  di?ina  misericordia  ad  nos  oculos  saae  pietatis  con- 
vertat 

Qnis  enim  non  videt  flebilem  ecclesiae  statum ,  jilerisque  in  locis 
variis  exortis  erroribos,  sortilegiis  et  variis  superstitionibus,  ita  ut  plo- 
rimi  a  sinceritate  sacrae  lidei  deviaverunt  et  Petii  navicula  borribili  de- 
jecta  tempestate  adversis  üatibus  adeo  concatitur^  ut  ruptis  jam  magna 
ex  parte  couipagibns,  vis  sibi  paucae  admodum  partes  solide  cohaereant. 

2)  Ad  hoc  cnim  congregati  sumus,  ut  exstirpatis  heresibus,  de- 
jectis  perversis  eredulitatibus ,  et  eniendatis  fidelium  liotiiinibus ,  utrius- 
que  Status,  ecclesiastici  et  secnlaris  pacem  et  concordiain  demas  et  re- 
gionibas  pacatis,  di^cordiis  et  dissentionibas  semotis. 


—   512  — 

woi-  bcr  ?!}?e()rjö()t  tl;re  Erwartungen  unb  il)rc  ©ebanfcn  nicht 
laut  biirfte  »ücvben  (äffen,  bnp  bie  SDfcl^rjal}!  fid)  biefcr  9ccben 
nur  bebtcnte  ntä  tdufdfjenber  fünfte,  burcl)  wcld;e  ein  gcwiffer 
onbcrcr  Entwurf  erreidjt  werben  follte.  £)iefet  nun  war  fein 
onberer,  als  ba^  fte,  waö  i{)ncn  toon  bcr  ^^apftgewatt  laflig 
geworben,  (hinwegräumen  wollten.  (Sä  war  nad)  bcr  Uebcrjeu-- 
gung  SSicIer,  mlä)(  ju  biefer  bominirenbcn  SD?eI)rl)eit  ge()i3rten, 
biefcämat  nicf)t  Ijerauöjufommen  wie  auf  ben  ©i^noben  ju  ^ifa, 
Sfom,  ©iena  unb  itofini^,  bamif,  ba^  gerabeju  gar  nid)tä  ge^ 
fd}cl)e.  Sa§  SScrlangcn  ber  2Bett  war  ju  ftünnifd)  geworben; 
wenigfienö  etwa§  nutzte  i()r  gegeben  werben,  i|i  eö  nun 
am  beften  man  rcformirt  ba§  ^öpfttf^um  in  fo  weit  e§  ben 
Uebrigen  Idfiig  geworben  ifl.  greilid;  wirb  bie  SBett  baburd) 
in  i()ren  eigentlichen  Erwartungen  auf  baä  bitterfte  getdufcljt, 
aber  e§  ifi  bodE)  etwaä  unb  fie  mag  immerl;in  l;offen,  ba^  md)- 
fommenbe  9teformationö  =  Spnoben  bie  fel)lenbcn  .^auptfadfjen 
nad)t)oten  werben. 

^apjl  Eugen  IV.  aber  fennct  fiel)  unb  feine  Seute.  Um 
Hillen  juvorjufommen,  giebt  er  bem  Äarbinal  Julian,  ben  er 
ju  feinem  ßegaten  beim  Eoncil  beftcllt,  bereits  im  9?oüembcr 
'oeä  3al)reS  1431  ben  S5efel)t,  ba§  Eoncil  foglcid)  aufiulofen 
unb  ju  orbnen,  ba^  «ber  fiebcn  Sa^re  ein  anbereä  nad)  f8o-- 
logna  »crfammclt  werbe.  Eine  gortfe^ung  be§  nun  \<i)on  aU 
ten  ©piele»  mit  ben  fünf=,  fieben=  unb  jel^njdfjrigen  grijfen, 
n)eld)e  baS  ©an je  in  S3ergeffen()eit  bringen  follen.    "^ber  fielje, 

I  ber  Äarbinal  Julian  wagt,  bem  ©ebote  beä  ^ap(te§  nicl)t  ju 

'  gel)orfamcn. 

Einen  25rief  erlaßt  er  an  ben  ^apjl,  welc()er  einen  tiefen 
*Blic?  in  bie  Serljdltniffe  5wifd;en  ben  Üaien  unb  bem  ÄleruS 
t^un  Id^t,  weldjer  jeigt,  bap  bie  Spannung  furcljtbar  gewor= 
ben,  aud)  wenn  ber  Äarbinal  nid)t  ol)ne  Ucbertrcibungcn  reben 
foüte.  25ie  2aien  fteljen  auf  bem  ^uncte,  ftd)  burdf)  einen  Sdjritt, 
ben  nur  bie  wilbeffe  SSerjwcifelung  eingeben  fann,  ju  l)elfen, 
baburd}  ndmlidt),  bap  fte  ben  gefammten  Älcruä  nieberl;auen. 
<2d)on  reben  fte  ganj  offen  t)icrü0rt,  fcljon  fögen  ffe,  ba^l  bie-- 
fe§  ein  ©Ott  wofjlgefäQigeä  Sßert  fein  werbe.  S3i5  ju  biefcm 
©rabe  alfo  war  ba§  Cl^riffentljum  au'3  ben  ©eelen  ber  ^ei)x-. 
jatjl  ber  SJtenfcljen  »erfc^wunben ').        -  , 

1)  Yalde  tiinendum  est  nisi  se  eraendant,  ne  Laici  more  Hnssita- 


—    5f3  — 


Sann  berührt  ber  Äarbtnal  nod)  einen  anbetn  ^unct, 
wcld)or  bie  S3erf)ä(tnif[e  j^rifdjen  bem  (Sonctl  unb  ber  SBeft  bi- 
nifft,  unb  jeigt,  üou  »ueldjen  Seforgntffcn  oiid)  bie  SSdter  ju 
S3afel  gequält  waren,  baß  ba§  bloße  SBort  ^Reformation  unter 
ben  Caien  ben  ©ebanEen  Ijeroorbringen  luerbe,  bem  Äleruä  feine 
übenndpige  @en»alt  unb  feine  übermapig  großen  9ieidn[)iimer 
\n  nebmen,  ipe»balb  benn  auA  Sjicle,  wie  ber  Äarbinal  meint, 
von  einer  9ieformationä:@i)nobe  gar  nidbt§  i)bnn  wollten.  Ju- 
lian über  glaubt,  baß  man  fi'd)  barin  irre,    ©erabe  ein  ßoncil 
fei  baä  9J?ittel,  bie  treltlidje  ©emalt  ju  behaupten.  (5§  bejiünbc 
i.i  auö  ßlericern  unb  biefe  würben  bod)  gewiß  nid)t§  becretiren, 
wa»  gegen  il)ren  23ortf)eil  fei,  bringe  man  aber  bie  ßateti  auf 
ba§  ieußerfie  unb  ^atte  gar  feine  9?eformation§:!Spnobe,  bann 
wdre  ju  fürdjtcn,  baß  über  baä  weltlid^e  @ut  große  @efal)r 
fomme.    S^iefe»  le^re  er  SSielen,  aber  er  finbe  S3linbe  unb 
3;aube'). 

rnm  in  totnm  clerom  irraant,  nt  publice  dicnnt.  Rxspectant  gentes,  ut 
ex  lioc  concilio  seqiieretur  aliquis  frnctns.  SeJ  si  sie  dissolvatur,  dice- 
tor,  qnod  nos  irridtJiios  Deum  et  homines.  Et  cnm  jam  nnlla  ^les 
siipererit  de  no&tra  correctione,  irrnent  merito  Laici  in  nos  more  Hos- 
sitarnm,  et  certe  fama  publica  de  hoc  est.  Animi  hooiinam  praegnantes 
sunt ,  jam  incipiant  evomere  venenmn ,  quo  nos  perimnnt.  Putabunt  se 
sacriticium  praestare  Deo,  qni  Clericos  aut  truci  dabnnt  aut  spoliabnnt, 
quoniam  reputabuntur  jani  in  profundum  malorum  Tenisse^  tient  odiosi 
Deo  et  mundo  et  com  modica  nunc  ad  eos  sit  devotio,  tone  oinnis 
peribit. 

1).  SeJ  audio,  quod  nonnulli  trepidant,  quod  in  hoc  concilio  debeat 
auferri  temporalitas  ab  ecclesia.    Mira  res;  si  hoc  concilinm  non  fleret 
per  vires  ecclesiasticos ,  forsitan  dubitandum  foret.    Sed  qnis  erit  iste 
ecclesiasticus,  qui  huic  deteriiiinationi  consentiat?  Non  solum  qoia  esset 
contra  fideni,  sed  quia  redundaret  in  detrimentum  eorum.    De  laicis 
quis  erit?  nuUi  aut  paucissimi.    Et  si  forsitan  aliqui  principes  mittant, 
I     mittpnt  plerumque  ecclesiasticos  ^iros^qui  nullatenus  consentirent.  Nec 
,     illi  pauci  laici,  qui  eront,  admittentur  ad  vocem,  obi  agitnr  de  rebus 
;cclesiasticis.    Et  \ix  puto,  quod  deceni  in  toto  domini  secolares  hie, 
iTont  personaliter,  et  forte  non  quinnoe.    Deinde  non  pnto,  quod  hoc 
•»ncilium  sit  futurum  niajns  quam  Pisanuni  vel  Constantinense ,  nec  ta- 
nen  ibi  fuit  tractatum  per  concilium,  an  temporalitas  debeat  ab  eccle- 
'     Aa.  auferri.    Quomoilo  tiniendum  est,  quod  in  isto  debeat  auferri?  Nec 
;:     ;nim  unqnam  fuit  aliquod  legitime  congregatum  concilium,  in  quo  spi- 
itus  sanctns  permiserit  aliquid  contra  üdem  dcterminari.    Cur  timen- 
lam  est  contrarium  in  lioo?   Hoc  est  diffidere  de  spirito  feancto.  Sed 
II.  S^eil.  33 


—   514  — 


Sulittti  gef)t  babei  toon  bem  ganj  ridjtigen  ®efid)t§punctc 
öuä,  böß  bie  Äirdje  je^t  üor  2Ctlem  2fnberm  fireben  muffe,  bie 
SEBctt  bei  ber  ^(nerfennung  ber  2(utontdt  bev  Äirdje  ju  erhalten.  i 
Saburd)  bet)alte  man  bie  ©eroalt  in  ben  ^dnben  unb  fonne,  i 
wenn  einmal  reformirt  werben  muffe,  bod)  nodj  reformircn,  i 
wa§  man  wolle,  unb  unrefovmirt  laffcn,  ebenfalls  xvai  man 
vcoUi.   X>üxd)  ^(bnjeifung  oller  gorberungcn  ber  5ße(t  aber,  unb 
ttjcnn  man  felbfl  ben  (Sd)ein,  alä  gebe  man  auf  ba§  3?eforma; 
tionäöerlangen  ber  Sßelt  ein,  ablege,  würbe  erft  SllleS  Werber«  i 
ben  unb  baö  '^leu^eriie  berbeigefübrt  werben,  ba^  bie  gaien  bie  i 
Ttutoritdt  ber  Äirclje  gar  nid)t  mebr  anerkennten.    2)iefe§  ift  ; 
ein  ^au:ptgrunb,  ben  Julian  auffMlt,  welcher  ben  ^a:|)ft  be=  i 
wegen  muffe,  fein  ®ebot  jurüifjunebmen.    S)ann  gebenft  er  j 
ober  aud)  nod)  befonberä  ber  S3öl)men.    9}?an  würbe  fid)  üor 
biefen  bloäftellen,  ja  man  würbe  fid)  ber  ©efol^r  ouäfe^en,  bic   '  i 
b6l)mifd)e  2ebre  über  bie  benadjborten  SJolfcr  ausgebreitet  ju  ( 
fel)en,  ba  bic  9)?enfd)en,  würbe  boä  Qondl  oufgeloft,  meinen  ( 
würben,  bie  Äirdje  weid^e  befiegt  »or  ben  S56l)men  jurücf.  'äuä)  ' 
l)ier  fomme  eä,  wie  bei  ben  wettlid)en  ©ütern,  iefjt.befonberö 
baijpuf  an,  bic  2Cutoritat  ber  Äird;e  ju  retten. 

vereor,  iie  contingat  nobis,  sicut  contigit  Jiidaeis,  qni  dixenmt  ,  si  <li- 
iiiittimui;  liiiiic,  veiiient  Romani  et  tollent  locum  nostium  tt  geiitüin. 
Ita  et  iios  (licimiis.   Si  adniittiniiis  lieri  concilium,  venient  laici  et  toi-  I 
lent  tennioralitatem  nostraiii.     Sed  sicut  justo  Uei  judiciu  factum  fiiit,  | 
quod  Jufiaei  ]ierdl'lernnt  lociim  siiiiiii,  rjuia  noluorunt  diinittere  Cliristiim ; 
ita  et  justo  Dci  judicio  fiet,  quod  quia  nolumos  dimittere  concilium  iieri,   "  , 
perdeinus  leniporalitatem  nostram  et  utinam  non  corpora  et  animas.    j  ' 
Quando  Dtus  vult  alicui  populo  infurtunium  immittere,  primo  disponit 
ut  pericula  non  intelligantiir.    Ita  videtur  nunc  contingere  viris  eccle- 
siasticis,  quos  sacpe  redarguo  esse  coecos,  qui  vident  ignem  et  niiiilo 
minus  currunf  versus  illum.    Iste  sonus  dissolutionis  concilii  sermoncm 
habet  mali  et  suspicionein  gennat  et  liomiues  irritat.    Mira  res!  l'er 
concilia  invenis  rohoratam  et  auctatn  Semper  potestatcm  ecciesiae,  et 
nunc  timeums  debere  tolli.    Sed  esto,  dccernendum  sit,  ut  tollatur  tem-  ' 
poralitas.    Adhiic  niajiis  perioulum  est  (idci,  si  dissoWatur  concilium.  i; 
Forsitan  quod  jiraejudicabitur  auctorltati  summi  Pontiücis  in  aliquibus:  ^ 
non  puto  aliquem  «lehere  consentirc  contra  canonicas  sanctiones  decre- 
taque  sanctorum  Patrum,  nec  Spiritus  sanctus  illud  pptinitlet.  Nun- 
quam  fuisset  culcbratum  aliquod  concilium,  si  liujusinodi  liuior invasisset 
corda  putruni  nostrorura,  sicut  invadit  nostra.    Juliani  Card.  Epistola  > 
ad  Kngcnium  Ponlif.  Brown  I.  pag.  00. 


—   515  — 


Tthn  oUc  biefc  ©runbe,  wie  gewtdjtig  unb  wa\)t  fte  oud) 
fein  mod)ten,  madjten  Feinen  ©inbrurf  auf  ben  ^a:pfl.  JDiefer 
fürdbtct  nur  ©in§,  ba^  bic  ^appgcwalt  gefdjmdlert  werben 
möge.  2}a§  tfi  eine  @efa()r,  gegen  mlä)t  nidjtä  auf  bet  SSJett 
in  '■2rnfd)(ag  fommt.  @r  »er{)arrt  baf)er  bei  bem  gefaxten  QnU 
fdjluffc,  unb  im  Sanuar  bes  3al)reS  1432  tptrb  bie  ©uße  m-- 
gen  ber  2(uflöfung  beä  ßoncilä  formlidt)  inSfom  publicirt.  2ü)aS 
ßoncil  ju  Jßafel  aber  f)at  ftd)  biefc§  9Ral  um  ben  SSillen  beä 
römifdKn  ©tuljleä  nicl)t  gefümmert,  unb  am  14.  Secembet 
1431  feine  erfic  feterlid)e  Sii^ung  gel)alten.  3war  vpagen  bie 
^Dominicaner  in,S3afel  felbft  bie  apofiolifdje  S5uUe  ju  publiciren, 
unb  gewi^  fanb  fie  ^cifaÜ  bei  benen  unter  bem  Ä(eru§,  wdd}t 
fitr(l)teten,  eine  irgenbrcie  begonnene  9?eformation  ber  Mxd)t 
»erbe  ben  83er(u|l  ber  Semporalgenjalt  berfelben  nad)  fid)  jie= 
l^en.  llbtx  mk  gürpten  unb  ^erren  unb  üor  allen  anbern  ©i; 
giämunb,  ber  befignirte  Äaifer,  cr!lären  fid)  nidjt  aEetn  für  bal 
ßoncil,  fonbern  fie  begeljren  aud),  baf  bie  SSdter  fortfaljren 
foUten  fid)  alä  Soncil  ju  bdxaä)ten,  trofe  beä  @ntgegenn)irfen§ 
be»  ^apfteö.  @ö  ifl  bie  fd)6ne  3eit,  ba  nod)  eine  grope  unb 
burd)greifenbe  Sicformation  »on  bem  (5oncil  erwartet  wirb.  SSiele 
9)}itglieber  be§  (SonciB  unter5eict>nen  eine  2lppellation  gegen  baS 
S?erfa()ren  bes  ^apfteä.  Wlan  fonne  e§  nid)t  glauben,  baf  bie 
9j?cinung  be§  ^apfleä  gewefen,  baä  (5oncil  foöte  aufl)6ren,  e§ 
würbe  ja  ein  ©canbal,  jaeä  würbe  ld4)crlicf)  fein;  follte  eö  inbef= 
fen  bod)  fein,  fo  t)abt  ber  ^apji  baö  9?ed)t  baju  nid)t  gel)abt. 

Sigiämunb  bringt  ben  ^apjl  in  fd)were  83erlegent)eit.  (fr 
übernimmt  bie  9ioHe  be§  Unterl)dnbler§  jwifdjen  bem  ^apfic 
unb  bem  ßoncil,  Idpt  aber  ben  ^apji  wiffen,  ba^  er  in  bie 
'2(ufl6fung  bcö  ßoncilä  burdjauä  nidjt  willigen  werbe,  ba  c§ 
il)m  (Mewiffenöpflidjt  fei,  ben  Untergang  ber  Äirdje  unb  beS 
6l)riftentf)umg  nid)t  gelaffen  mit  anjufe^)en.  @o  weit  ge^t  ©1= 
giämunb,  ba^  er  felbfl  bem  ^apjle  üerfprid)t,  wenn  er  fid) 
nur  fonjl  aB  ein  gütiger  SSater  ber  Äirdje  erweife,  folle  bafur 
geforgt  werben,  ba^  bie  apojiolifdje  SRadjt  burd)  baä  ßoncil 
ntd)t  geminbert  werbe ').    ©ollte  barin  nidjt  ein  ganj  birecter 

1)  Si  aufem  Vestra  Sanctitas  hoc  mininic  faceret  sed  persistere  in 
dissolutione  intenderet  et  esse,  quod  absit,  causa  tanti  mali,  ex  tone 
e^a  Majestas  per  expressam  Vestrae  Sanctitati  per  nos  coramisit  ex- 

33  • 


—    516  — 


a5ewei§  üc\yn,  ba^  e§  ivenigjienä  bem  ^aifer  auf  bte  dttfox-- 
mation  bev  ©etbcr  unb  ^Temterfadjen,  wctdje  ber  ©tul)l  an  fic^>  | 
geriffen,  auf  bie  Sicformation ,  we(d;e  bie  $8dtev  be§  ßonci(3 
wollten  unb  nad)ma(§  auöfül)rtcn,  tvcit  weniger  anfam,  alä 
auf  eine  anberc,  bie  »ieüeidjf  nuv  bun!el  öov  feiner  ®eelc  ftanb. 
3wei  geinben,  bem  ßonctl  unb  bem  Äaifer  glaubt  ßugcn  im 
offenen  Äam:pfc  nirf)t  gewadjfen  ^ju  fein.  (Sr  ge()et  ba!)er  auf 
bie  Unterf)anbUin9en  ein,  welche  i()m  ©igi^munb  üorgefdjlagen. 
@r  benü^t  bie  ßeit,  um  bie  2(ufI6fung  beS  6onci(ä  auf^anberc 
■Jfrt  f)erbeijufii^ren  unb  bcn  Äaifev  ju  ubediften.  dt  fenbet  an 
bie  Surften,  fte  ju  gewinnen,  baf?  [te  il)re  S3ifcl}öfe  nidit  auf 
baä  ßoncil  fenben  mod^ten.  3!)ic  ^Bifd;6fe,  bte  nod)  nid)t  gegan= 
gen,  Id^t  er  bearbeiten,  ba^  fte  baf)eim  blieben,  felbfi  bie  fdjon 
iu  SSafel  SSerfammelten  werben  bearbeitet.  Me  biefe  5Dinge 
werben,  wie  ©igiämunb  felbft  an  bie  SSafefer  fd)reibt,  o^nc 
@d()eu  unb  ©djam  betrieben'). 

25te  ©pnobe  aber  fa^t  in  ifjrer  jweiten  <l^auptftf^ung  am 
15.  Scbruar  1432  ben  iSd)(ug,  bap  bie  gegenwärtige  6cume= 
nifdje  ©pnobe  eine  reditmä^ig  öerfammette  fei.  ©ie  wicber= 
l)olte  babet  bie  @d)lüffe  ber  ©pnobe  won  Äoftnifj,  bap  fie  bie  ' 
Äird)e  aufßrben  barfieße,  iljre  ©ewalt  unmittelbar  üon  Qi)xi^o 
empfangen,  bap  berfelben  fid)  3ebermann  unb  ber  romifd^e  SBi* 
fdjof  ebenfalls  unter5uorbnen  babe,  wenn  e§  ftd)  um  @lau= 
benSfad^en,  um  2)ämpfung  einer  Äct^crei,  eineö  @cbiäma§  ober 
um  eine  JHeformation  banbele.  25ie  ©pnobe  crfldrte  ftdi  bar- 
auf  für  berufen  ju  einer  Sfeformation  unb  befd)lop,  bap  fie  von 

ponere,  quod  eadcm  Majestas  sacro  concilio  per  spiritom  sanctiim  con- 
gregato  et  conimunitati  Christi  fidelium,  toto  posse  adhaerere  vult  et 
intendit:  quia  nullatenus  posset  videie  eversionem  fidei  et  ecclesiae 
ruinam. 

Et  piomittit  Majestas  regia  Vestrae  Sanctitati  si  cadem  conciliiim 
continoabit,  et  indifferens,  aequalis  et  communis  pater  in  rebus  agendis 
erit,  uti  debet,  quod  vult  Papae  in  omnibus  usque  ad  mortis  passio-  | 
nem  adhaerere  et  assecurare  eandem  sanctitatem ,  quod  ibi  nihil  tracta-  i 
bitur  in  diminutione  sedis  apostolicae  ac  Vestrae  Sanctitatis.    Proposi-  1 
tiones  Sigismund!.    Mansi  coli,  conc  XXX.  pag.  114. 

1)  Dominns  noster  Papa  ad  dissolutionem  hnjusmodi  concilii,  tan- 
tuni  laborat,  non  attendendo  pericula  et  scandala^  qnae  cvidentissinie 
in  subversionem  fidei  imminent.  Litera  Kegis  ad  concilium.  Mansi 
coli.  conc.  XXX.  pag.  104. 


—   517  — 


9iiciiianocn  aufgcloft,  ücrta^t  ober  werfest  werben  föiine,  ba0 
ii)xc  SJJitglieber  unocrlefjlid)  unb  bap  9?iemcinb  fie  verlaffen 
fönne,  bi»  bie  ©i;nobe  red)tmaßi3  gefd)(of[en darauf  tji 
bet  SJifcljof  öon  Saufanne  an  ben  ^np^  toon  bcm  ßcncil  ge- 
fenbet  worbeti,  bag  er  bie  ^uflofungäbiiUe  feierlidj  wtbermfc. 
2>ie  SJJadjinationcn  ©ugenä  t)aben  feinen  redjten  Fortgang  ge^ 
Wonnen,  ^nbeffen  tjl  eä  immer  nod}  wenig,  voaä  er  bem  Äai; 
•fer  unb  bcm  Soncil  anbietet.  Ijabe  ba§  Goncit  ju  SSofel 

oufgclöfi,  weil  für  ba§  gro^e  SBerf  ber  Sieformation  bort  viel 
ju  wenige  »erfnmmell'  gewefcn.  SSei  biefer  2(ufI6fung  muffe  c§ 
jwat  bleiben,  inbeffen  fei  bie  S3erpflanjung  md)  ^Bologna  boä) 
eigentlid)  nur  eine  gortfe^ung  ju  nen,nen,  wenn  fie  aud^  erft 
nod)  geraumer  '^iit  gcfd)cf)e;  biä  ba^)in  werbe  auö)  er,  ber 
^apji,  wieber  »oüfommen  gefunb  fein  unb  biefem  ßoncil  bei; 
wohnen  fönnen').  £tie  Safeler  foUten  fid)  alfo  eine  steine  Sn^ 
tcrpretatien  gefallen  laffen  unb  Sluflofung  ifjreä  Goncilä  unb 
Einberufung  eineä  neuen  nad)  S3ologna  für  g(eid)bebeutcnb  er^ 
Haren  mit  ber  gortfe^ung  beö  Safeler  ßoncilä.  2)em  ^a^pfie 
fam  eS  auf  weiter  nidjt»,  ol§  auf  bie  anbertfjalbjd'^rigc  Sriji 
an,  in  weld)er  neue  ©rünbe  gewonnen  werben  fonnten,  ba§ 
ßoncil  nciö)  SSologna  entweber  gar  nidjt  ju  berufen  ober  ba§ 
berufene  qUiö)  wieber  ^iim  ju  fenben. 

.Raifer  unb  ßoncit  aber  gc[)cn  auf  bie  ^^antafien  be»  ro: 
mifdjen  äöifdjofä  nicl^t  ein.  Sn  feiner  britten  .|)au!ptfi|ung  om 
29.  'Kpx'ü  1432  erflärt  ba§  ßencil  tic  2(uf[üfung  be§  ^apfieä 
für  null  unb  nid)tig,  bege^jrt  »on  tl)m,  bap  er  bie  be§()alb  er; 
laffene  S3uUe  feierlic^ji  wiberrufe,  wo  ntd;t,  fo  werbe  bie  <2i;nobe 
lud)  ben  ©eboten  beä  ()ciligen  ©eijleö  audi;  oljne  ben  S3icar  Qi)xi{ti 
lUif  ©rben  gehalten  werben.  2?arauf  werben  oud;  bie  .ßarbindle 
bc§  romifdjen  Stuljteö,  öon  benen  fid)  bereite  mel)rerc  an  bie 
Spnobe  üngefd}loffen,  ermal)nt,  fiel)  fpätejtcnä  binnen  brei  5Ä0- 

1)  Mansi  coli,  conc-  XXIX.  pag.  23. 

2)  QTod  in  Basilea  [ler  annam  et  ultra  paacissimi  convenerint  I'rac- 
laii^  qai  aJ  tilia  ac  laula  non  sufTecerint,  dictum  concilium  qQO  ad  lo- 
cum  taiiilaiii  dissulvit,  ülud  in  Bonnonia  assignando ,  quac  comuiutatio, 
continnatio  potius  diel  [zotest -qnam  dissolutio;  quia  Bonnoiiiam  in  con 
valescentia^  in  qua  est,  potcrat  venire  et  medio  tempore  plmiaui  recu- 
perare  sanitatem.  Äcticuli  propositi  por  dominum  Papam  domino  Regi. 
Maiisi  coli.  conc.  XXX.  pag.  119. 


naten  bei  berfelben  einjufi'nben,  fonji  roerbe  bie  <Sv)nobe  md) 
Qbttü(S)tm  unb  menfcl?li(i)em  9fed)t  gegen  fie  »erfat)ren  ')• 

Sie  JBafeler  geben  ber  neuen  im  (Sd)iäma  aufgefiefltcn 
8el)re  üon  ber  ©ewalt  ber  ocumenift^jen  ©pnoben  eine  ungemein 
weite  2(uöbel)nung.  ©ine  erfjabene  Äircl)enmad)t,  üor  weld^er  j 
felbfi  baä  ^a^jtt^um  üerfdjwinbet,  erfdjeint  in  it)nen.  SBenn  i 
e6  für  bie  SOBelt  auf  ber  einen  ®eife  angenehm  war,  bie  ^apfis 
gewült  fd^meljen  ju  fe^cn,  fo  fonnte  baS  ©mporftcigen  biefer  ' 
nod)  gropern  öietfopftgen  Wla(S)t  unmogtid)  rctüfommen  fein. 
50?an  mupte  ftd)  i)m  auf  einen  S3oben  gejlellt  fü[)(en,  miä)et  > 
f)6df))l  fd)n)anEenb  unb  gefd()rlid)  war.  2!Ba§  war  benn  eigent» 
lid^  eine  6cumenifd)e  ©pnobe  ?  wann  fonnte  eine  gcwiffe 
2£nja^l  S3ifd)6fe  fid)  fiir  eine  fo(d)e,  bie  nur  ftd)  fetbfl  jum 
®efe^  f)atte,  erflären  unb  wann  fonnte  ftc  e§  nid)t?  Snbcffen 
bie  Söelt  erwartet  je^t  eine  9?eformation  ber  M\x<S)t  von  biefer 
(Spnobe  unb  nur  SBenige  mögen  ftd)  mit  fold)cn  JBebenflidjfeis 
ten  gedngjliget  {)aben.  £)er  ^apft  aber  wanfet  unb  weicht 
nid)t.  ©eine  SSotfdjafter  unb  Unter^dnbler  ftnb  allenthalben  : 
5U  ftnben,  unb  bie  SSdter  bes  ßonctlä  laffen  fie  allenttjölbcn  ' 
burdj)  bie  i^)rigen  befdmpfen.  S^r  S£on  wirb  immer  i)oi)tx.  3n 
ber  eierten  ^auptft^ung  am  12.  Suli  1432  gebieten  fie,  bag, 
wenn  ein  3nter^)ontiftcium  wdljrenb  be§  (Soucilä  eintrete,  bie 
S!Bal)l  nirgenbö  anberä  al§  ju  S3afel,  in  Gegenwart  be§  don- 
ciB  ttor  ftd)  gel)en  fonnte,  fie  annulliren  im  SSorauä  jebc  am 
bere  5!Bal)l,  fte  löfen  alle  @ibe  unb  Säerf^sred^ungen ,  weld)c  3«- 
manb  modjte  abgegeben  l)aben,  nid)t  auf  baä  Soncil  ju  ge; 
l)en,  fie  gebieten  felbfl  bem  ^a:pjle,  bap  er,  fo  lange  baä  ßons 
eil  bouere,  bafern  er  üon  bemfelben  abwefenb,  feine  neuen 
Äarbindle  ernenne*).  Um  biefe  Seit  t)at  enblid)  ©ugen  IV. 
gefe^jen,  ba^  burd)  feine  9Kad)inationen,  baä  ßoncil  aufjulöfen, 
üor  ber  ^anb  nid)t6  erwirft  werben  fönne.  Qt  \)at  eä  für  gut 
erad)tet,  »orldufig  nac^jjugebcn,  unb  am  29.  Suli  ift  ber  gviebe 
jwtfdjen  bem  ^J)apjl  unb  bem  Äaifer  abgefd>loffen  werben.  I^ci- 
mit  wollte  ber  ^a:pjl  weiter  nid^tö  al§  Seit  gewinnen. 

25ic  innere  Sfeformation  ifi  e§,  weld)e  für  ©igiämunb  wie 
überhaupt  für  bie  2Belt  »on  bem  größten,  ja  »ielleicf)t  »on  al; 

1)  Mansi  coli.  conc.  XXIX.  pag.  25. 

2)  Maosi  coli.  conc.  XXIX.  pag.  32  —  34. 


~   519  — 


leinigcm  Sntcreffe  j^ewefm  ijl.  25örum  töutcn  t)te  iBebin^un^en 
feincä  Srtebcnä  mit  ^opft  ©ugcn  IV.  auf  t>m  erflen  "KnbM 
feltfara.  25er  ^opft  foll  ftd)  mit  bcm  (Soncil  üu6f6l)nen  unb 
fte  füllen  9emeinfd)aftlid)  *an  ber  Sfeformatton  orbetten.  X)ie 
©pnobc  foU  bie  Steformationäbeciete  Dem  Zapfte  jufcrttg?n  unb 
ber  ^apjl  bie  betätigen,  wcldje  aud)  baö  ßoncit  gut  l)eißen 
wirb.  3ft  bagegen  »on  bcm  Soncil  etwa^  Unebeneä  gegen  ben 
^a^)fl  bcfd}(offen  vuorbeu,  fo  foU  eö  für  ungültig  erfldrt  mer: 
ben.  itaum  ijl  moglicl)  flavcr  auäjufpredjen ,  toa^  ©igiömunb 
wollte.  Sb  bie  (Suprematie  t)ier  ru^e  ober  bort,  ob  bie  2lcm-- 
ter  befe^t  würben  von  biefem  ober  »on  jenem,  borauf  fommt 
(im  6nbe  wenig  an.  Sie  €igentlicf)e  9?eformation  ijl  baä  allein 
S33cfentlid)e,  bie  3?eformation ,  über  weldjje  bie  ßaien  ftd?  weiter 
nid)t  nuäfpred)en  fonnen,  ba  fte  nod)  in  bem  ©lauben  an  bie 
■.'tiitoritat  ber  Äird)enobern  ftnb,  jene  Sicformation,  nacl>  ber 
alle  frommen  ©emütljer  ftd)  feljnen  unb  wcldje  nur  in  einem 
gdnilid)en  Umbau  ber  Äirdje,  in  ber  SSerbreitung  ber  wahren 
Scl;rc  unb  in  bem  barauö  ju  tjerl}offenben  bcffern  unb  d^rijili-- 
d)en  geben  ber  9Kcnfd)cn  bejleljen  fann.  ©iefeä  le^tere  brücEt 
bie  (5prad;e  ber  Seit  burd)  ba&  SBort  „bie  Sicformation  ber 
©ittcn"  auö.  2)icfe  9?id)tung  ber  2Belt  ijt  bem  l)Olöen  Äleru» 
burdjauä  juwiber.  @r  freuet  ftd)  ber  günjligen  (Stellung,  in 
»üeld)cr  er  fid)  nod)  bcftitbct,  ba^  bie  gürjten  unb  bieSBelt  nur 
bunfel  unb  \)oAb  jweibeutig,  wa§  fie  eigentlid)  begehren,  on- 
beuten  bürfen.  ©agt  c§  Seuirtnb  gcvabe  f)erau§,  fo  ijl  eö 
Äe^erei.  Sarum  flö^t,  wie  ju  .Rojlnifj  gefeiten  worben  war, 
bie  eigcntlid)e  Äefeerei  unb  bie  (Stimmung  ber  9Belt  fo  fein  ju^ 
fammen,  bajj  fte  faum  me^r  unterfd)ieben  werben  fann,  unb 
baf]  9ßapregeln  getroffen  werben  müffcn  gegen  bie  eine,  wie  gc: 
ijcn  bie  anbere. 

£)aö  S3afclcr  6onci(  aber  mag  ftd)  l)6d)lid)  gewunbert  f)a^ 
ben  über  biefen  g'riebenäfdjlu^  jnjifd;en  bem  ^opft  unb  bem 
Äaifer.  nimmt  ba§  ßoncil  benfelben  mö)t  an,  fonbern  be- 
gel)rt,  ba^  ber  ^apjl  bie  SSulle  wiberrufe,  burd)  weld)e  er  baö 
ßoncil  aufgelöjl,  uiib  bafj  er  5U  allen  (Sd)lüffen,  weld)e  gefaxt 
worben,  l'cine  feicrlid)e  äujlimmung  gebe.  (5ine  neueÄette  Don 
llitterfjanblungen  fpinnt  ftd)  an.  3«  9iom  fpred)en  fte  bereits 
baoon,  bafj  bie  ^Bafeter  Äefeer  wären.  (Sigismunb  wenbet  ftd) 
diiglllicl)  balb  an  bie  eine,  balb  an  bie  anbere  ^art^iei,  bamit 


—   520  — 


tix  Streit  nicf)t  jum  vcUen  Tfuobruclje  fomme  unb  ba5  erfeljuto 
Siefonimtionöconcil  nid)t  etwa  in  ein  9Ztd;tu  üerfd;»mnbc. 

3wifcl)en  tie  betten  ^artlfjeicn  gefteUt,  n?cip  tie  2Be(t  nid)t 
genau ,  öon  wannen  ba§  ©ute  fonfnicn  werbe.   2)ocI)  wcnbct 
fie  [ich  meijl  ju  bem  Soncile.   2)a§  doncit  t)at  fo  otel  üerfpro-  ä 
d)en  unb  eä  ij!  fü  lange  baüon  bie  9?ct'c  gcwefen.    2Baö  üon  I 
3iom  ju  Joinmen  ^»flegte,  wujite  man  feit  xnelcn  3a[}i()unberten,  I 
unb  siiemanb  erwartete,  ba^  gebeffert  werten  würbe  t>on  tiefer  ■ 
Seite.    2)ur(^  biefe  Stimmung  ber  2Be(t  ermutf;igct,  ifl  baä  I 
Goncil  ftarE  gegen  ben  romifdjcn  Stubl  öufgetreten.    @ä  er^  7 
maljnct  ben  ^apft  unaufi)6rlic^,  feine  fcanbalofe  ffiuUe  jurü^s 
june()men  unb  fammt  ben  .Sarbtndten  bei  bem  ßoncit  5U  er- 
fcbeinen.   SSon  bem  fed}fien  bi§  jur  breiicbntcn  ©i^ung  ifi  bie 
Sijnobe  t)<iuptfdd)licl)  mit  tiefem  ©egcnilantc  befdjdftiget.  25ie 
S3dtcr  baben  ftc^tbar  2ufi  mit  einer  entfcljeitenten  ©entenj  auf 
ben  romifdben  ©tu^t  ju  trdngen,  aber  Sigiömunt,  ten  tie 
Södter  beäbatb  aud)  für  üerbdd)tig  bic'ten,  t)iüt  ii)t  ©cbwert  in 
ber  Scheibe.    @r  wiU  ben  S3rud)  5wifd)en  beiten  nidjt,  weil 
ba  ba§  9ieformation§werf  am  fieberten  jertrümmert  war.  2tlfo  j 
werten  bie  Triften  für  baä  @rfd)einen  tcö  ^apfieä  in  »ielen 
©i|ungen  wieterbolt.    ©ntlicb  bat  ©ugen  IV.  begriffen,  ba^ 
jc^t  nadjgegeben  werben  müffe.         tcr  »icrjebnten  Si^ung 
fann  entltd)  tem  ßoncil  mitgetbeilt  werten,  top  ber  ^apji 
feine  SSuUc  witerrufe  imb  bie  Scblüffe  ber  @»;notc  gut  beipe. 
SSiete  Äartindte  b^ben  ifjn  »erlaffen,  Sigismunt  t)at  feinen 
gifer  gejeigt,  bie  griebenäartifet  mit  tem  romifdycn  Stubfe  ju 
einer  2Babrbeit  ju  m.adjen,  unb  ter  ^^apfl  bat  tie  Stimmung 
ber  SBelt  ju  beadjten,  welcbe  nun  einmal  für  baö  Soncit  auä-- 
gefprocben  ijt. 

'Man  fonnte  ben  le^tmöglidjcn  ®rab  üon  gcinbeit  unb 
fd)Iauer  SSerecbnung,  bie  in  Siom  oftmaB  ju  ftnben  ift,  barin 
feben,  bof  ber  ^apfi  bem  6onci(  je^t  nachgab.  SBa»  unb  wie 
baffelbe  reformiren  würbe,  liep  ftd)  (eid)t  beredjnen,  unb  eben 
fo  leicbt  üorauäfeben,  bap  ba§  SSertangen  ber  Söelt  von  biefet  ( 
SReformation  nicbt  würbe  befrietigt  werten,  2Ü)ann  mufste  ta§ 
ßoncil  tie  SSeteutun.]  wieter  verlieren,  tie  eä  ief>t  bei  tcr  SBett 
batte,  unt  ter  r6mifd;e  «Stubl  fonnte  tann  wieter  b^rvortrcten 
mit  feinem  alten  3lnfebn,  unt  eö  war  5U  erwarten,  bap  bie 
2ßeU  ben  alten  @(aubcn  an  bie  Suprematie  unb  ^ob^'t 


—   521  - 


ronufcben  ©tu^lc»  ntcf)t  bem  ncum  ©loubcn  an  bie  ^oi)dt  bev 
5cunicnifd)cn  ©«nobcn  opfern  incrbc,,  rod;bem  ft'e  gefcljcn,  ba^ 
in  tm,  tt>a§  fü  etgentticl)  begcljre,  tiefer  neue  ©laube  i()r  nid^t 
baä  9)(inbeftc  fromme. 

SBie .  bie  ^u§f6f)nung  be§  6onciB  mit  bem  ^apjle  cnblid) 
etfülät,"  i)<it  baä  erltcre  feine  ctgentlidje,  reforinötorifd^e  Saufs 
bfl^n  bereits  eröffnet.  bcr  acMcn  <5i!^ung  (jatte  bie  ®i)nobe 
bccretirt,  baf ,  fo  wie  eö  nur  eine  Äird^e,  e»  naturlid?  au^)  im; 
mer  nur  eine  tt)al;re  ccumcnifdje  @pn«be  geben  fonne. 
eben  berfelbcn  rocix  es  aurf)  auf  ba§  fircngfie  »erboten  roorben, 
red;tmapige  unb  tüditige  SScfiijer  »on  4Bencficicn  unb  Äivdien- 
einfünften  au§  benfelben  treiben  unb  ]xd)  tiefe  bUrd)  ben 
romtfcljen  @tuf)l  conferiren  ju  (äffen.  Sn  bem  2)ecrete  ij:  viel 
bie  Siebe  uon  ber  >|)errfd)aft  einer  tüüfren  ©ier,  bie  alle  menfd); 
liebe  S'rbnung  mit  gü^en  trete.  5n  ber  jwölftcn-Sif^ung  finb 
fllle  papfilidjc  9icferoationen  aufgeboben.  25er  römifdje  Stubl 
foH  fürbcrbin  nur  in  ganj  aupercrbentltd}cn  gaUen  eine  Ku^- 
nat)mt  ju  mad)tn  befugt  fein.  Seber  neue  ^Papft  foH  bcfonber§ 
fd)n)oren,  ba^  er  biefeS  S'ecret  unoerbrucblidj  i)aiten  wolle. 
2)ie  SSSabfen  foUcn  »tieber  canonifci)  fein  unb  o^ne  ©imonie. 

SBabl  fcU  nur  auf  fromme  unb  tiid)tige  9)^änner  geleitet 
roerben.  ber  fünfjebnten  ©i<5ung  wirb  baä  ^nftitut  ber 
^Sppincialfsnpben  njieber  l)crgc(Ieflt ,  bie  minbcftenS  alle  ^a\)vt 
einmal  abjubatten  finb.  Sic  ^roöinjtalfpnoben  follen  befon= 
ber§  iiber  bie  .Rc^-eret  unb  über  baä  .^eibcntbum  wadjen,  n^el; 
^e»  nad)  allen  Tlnjcic^en  ju  urtbei(en  bei  einem  großen  Steile 
beä  SBolteä  eben  in  großem  g(or  fiebt.  ®ie  foUen  ourf)  ferner 
barauf  feb^"/  ba^  ?a§  ßeben  orbentlid)  unb  d}rift(tcb,  unb 
ba^  bie  apofloJifdie  llxmnti)  bei  ben  fWondien  aud)  »uirflicl)  p 
finben  fei.  Sie  vgpnobe  giebt  nid)t  an,  worin  biefe  eigcntlid) 
begebe;  benn  eä  war  ein  miplidjcr  ^unct.  ^rooincialfpnoben 
follen  aber  ju  ber  ßeit  ni(^t  fein,  wenn  eben  eine  ocumenifcbe 
©i)nobe  gcbalten  wirb.  @ä  möditen  baburd)  eine  SRenge  meU 
fopfiger  ^errentbümer  entfteben. 

3n  ber  jwanjigfien  ©i^ung  wirb  won  ber  befoiiberS  beim 
Stlmx^  einsufübtcnben  .Reufcbbeit  gcbanbelt,  in  berfelben  SSeife, 
wie  eS  nun  feit  adjtbunbert  ^abren  in  einem  fort  gefdjel^en, 
o()ne  bap  baS  ?JJinbcfre  ^)ixau^dommitt.  Siefcämal  brü(Jt  fid) 
bie  ©pnobc  inbeffen  allcrbingö  ftatfer  au§,       c§  früber  ge: 


—    522  — 


,v  n)öf)nlid>  Qc^d)ei)cn.  SEBer  binnen  jwci  SSKonoten  tton  SBcfannt» 
1  mad)ung  biefeä  S)ecrete§  an  feine  ßoncubine  nidjt  entfernt  i^at^ 
ttt  foU  obgefe^t  fein,  unb  wenn  eä  ber  vömifdje  S3ifd}of  felbet 
t  wäre.  %Ut  9Kipbrducbe,  weldje  in  biefer  SSejte^ung  pott  ftni 
ben,  namentltd)  bie  ®ett)ol)n()eit  toietcr  23ifd;6fc,  ftd)  oon  ben 
it)nen  untergebenen  ^(erifern  für  bie  @rlaubni^,  eine  ßocubtne 
f)alten  ju  bürfcn,  ®elb  ja()len  ju  laffen,  werben  auf  bo§ 
(Strengte  werpont.  £)b  nun  gleich  bas  ganjc  25ecvet  fo  fdjarf 
lautete,  alä  eö  nur  auägcfprüd}en  werben  fonnte,  fo  Ijat  fid^ 
bod)  9Zicmanb  barum  gefümmert,  eben  fo  wenig  alä  man  fid) 
um  bie  früheren  ©ebot^  gefümmert  !;atte.  Unb  Jßicle  »on  be^ 
nen,  weld)e  baä  £)ecret  gaben,  fanbten  es  gewiß  nur  in  bie 
2Belt  l)inauä,  um  einen  ©cball  ju  madjen,  weld^er  bie  SJlen^ 
fd)en  wieber  auf  einige  Seit  begütigen  möge.  3"  berfetbcn 
©i^ung  gab  man  aucb  bie  SSerorbnung,  bap  bie  @rcommunicatio= 
nen  nid)t  über  bie  SEIiaagen  üu6gebel}nt  werben  foUten.  2fud)  böä 
Unterbiet  foU  nur  in  bcm  galle  ,auf  eine  ganje  ©tabt  ober 
©emeine  gelegt  werben,  wenn  bie  ©tabt  fclbft  ober  it)re  S)?a= 
giftrate  baju  eine  Sseranlaffung  gegeben.  SBegcn  einer  einjeU 
nen  ^erfon  foU  bie  ©tabt  aber  nur  bann  mit  bem  S"tevbict 
belegt  werben,  wenn  jene  formtiel)  crcommunicirt  worben  unb 
nidjt  binnen  jwei  Sagen  üon  ben  weltlid)en  S}el)6rben  entfernt 
worben  ifi.  2ßeld}e  ©orgfalt,  ber  SBelt  nidjtä  nad^jugeben, 
cä  fdjroff  fefljuljalten  baä  ©cbaube  ber  fird)Iicben  Unabbängig= 
feit,  in  weld}er  bie  SBclt  einen  ^auptgrunD  alle»  Sumnciö 
unb  aller  Zerrüttung  febcn  mutite.  3n  eben  berfclben  ©il^ung 
wirb  beftimmt,  bafj  bie  TlppcUationen  nid;t  auf  eine  friüole  äßeife 
auägebebnt  werben  foUen.  ©ern  braud)t'man  fold)e 'iluobrüdc, 
welche  einen  guten  Älang  l)abcn  unb  mit  benen  bod;  eigcnttid) 
fo  üiel  wie  nid;tä  gefagt  ifl. 

Sn  ber  ein  unb  jwanjigften  ©if^ung  aber  läpt  ba§  ßoncil 
wieber  einen  madjtigen  ©djlag  auf  baö  ^Papfttbum  fallen.  6§ 
foU  Weber  öon  ber  apo)lolifd)en  Cammer  nod)  von  fonft  irgcnb 
Scmanben  etwaö  genommen  werben  für  bie  fird)lid}en  Stellen 
unb  ^frünben,  eö  mag  biefeä  gcfd)eben  unter  weldjem  Äitel 
wolle;  bie  2lnnatcn,  bic  ^rimi  gvuctuö,  bie  DeporUiy,  baä 
©elb  für  bie  Pallien,  3llleä  wirb  «erboten  mit  gleicher  ©trcnge. 
■^(llc  ^riinlcgicn  unb  ©tatuten,  bie  biefer  S^erfügung  entgegen^ 
ftel>en,  füllen  «lä  aufgebobcn  bctradjtet  werben,    'iil^  ©iuionic 


—   523  — 


foU  eä  angefefjcn  tretben,  rcenn  jcmanb  nocb  etwaä  tiefer  "KxL 
begeljren  tvixt.  2)et  romifdje  Sßifcljof  foll  fid)  »or  allen  TTnbenT 
öuS3cid)nen  in  ber  pünftlidjen  SSoUjiefjung  bcr  @ct)lüffe  ber 
ocumenifdjen  ©ijnoben.  Äommt  bicfem  etwa  bei  ju  [ünbigen 
gegen  biefeä  £)ecret,  fo  iji  bie  ©odjc  oor  eine  öcumenifdje  ©p- 
nobe  JU  bringen.  SBic  modjte  e§  in  9fom  erbittern,  baß  man 
eine  fold)e  S^raclie  mit  fid}  mu^'te  reben  laffen. 

2)ie  Herren  »on  Jßafel  fagen  fein  2Bort  ba»on,  baß  bie 
9feidjtf)ümer  ber  Äirdje  n)ol}t  ju  ^od)  angefdjrcoUen ,  fic  m- 
mutben  nitj^t,  baß  burd)  biefc  Sieid;t{)umer  bie  SDiitglicber  bcr 
Äird)e  auf  einen  falfd^en  SBeg  mödjten  gebrad)t  rcorbcn  fein. 
Soldje  2)inge  aud)  nur  »cn  fern  ju  berütjren,  liegt  ganj  außer 
ifjren  3n)ccfen.  ©ir.ä  nur  i(i  e§,  baä  fte  wollen  unb  crjlreben. 
<Sie  wollen  nidjrs  mef)r  jal/len,  wcber  bem  ^apjle  nod?  fonft 
Semanben:  baä  i\t  eben  bie  9icformaiioii.  33eilauftg  werben 
in  biefer  <£i^ung  nun  aud)  einige  anbere  2)inge  nod)  erwähnt, 
bie  nidjt  reine  ®elbfad)en  finb  unb  in  njljcver  S5ejic^ung  mit 
ber  Äird)e  felb)!  fiel^en.  ^'u  Unorbnungen  beim  ©otteöbienjle 
finb  auf  einen  ju  l)oben  ®rab  gcjliegen,  als  baß  nidjt  bie  ^uvc^t 
^Ma^  gewinnen  müßte,  felb(t  baä  äußere  Äirdjcngerüfie  werbe 
iuic^)itenö  au»  einanber  fallen,  griffe  man  nid^t  beffernb  ein. 
SBüßte  man  e§  niu;t  auä  einer  großen  SRengc  üon  anbern  ^mg- 
niffen,  fo  erführe  man  eS  bmä)  bie  ©djlitjfe  ber  Jßafeler  ®»;; 
nobe,  baß  ^offenfpiele  unb  ^)offenl)afte  Sanje  in  ben  Äirdjen 
aufgefü()rt  würben,  baß  bie  .Kirdjen  benufjt  würben  gcraufd); 
»oller  Unterhaltung,  baß  weber  Saicn  nod)  ^riefter  auä)  nur 
ben  gew6t)nlid?en  Tlnftanb  nod)  beobad)teten ;  bcnn  bie  Spnobe 
muß  fte  baran  mat)nen,  baß  man  bod)  fd;on  oor  einem  welt^ 
Iid)cn  Äonig  ftd)  mit  3lnjtanb  ju  betragen  pflege  unb  baß  tjor 
bem  Äonig  be»  ^immelä  biefeä  nod;  weit  mef)r  jieme. 

©nblic^  üerorbnet  bie  ©ijnobe  in  tl)rcr  brei  unb  jwanjig; 
fron  (Sibung,  baß  jcDer  neue  i^apft  fd)wi3ren  foüe,  bie  25ccrete 
bcr  ccumenifd)en  ©pnoben  ju  Ijatten  unb  fic  ju  rcd)ter  Seit 
ein3uberufen.  3ebe»  ^al)x  füll  bem  ^ap|le  aud;  oorgclcfen  wer; 
ben,  wie  et  ftd)  ju  betragen,  wie  er  gefinnt  fein  muffe,  wie  er 
bie  diri(llid)c  SBelt  ju  regieren  Ijabe.  Qx  foU  fid;  ja  feine  @d)ä^e 
biefer  QBelt  fammeln,  fonbern  nur  an  bie  @d}ä(ie  beä  |)im= 
mcB  benfcn,  unb  bie  römifd)e  Äurie  foll  fid)  juni  ©ittenfpiegel 
für  bie  ganje  d)riftlid)e  SBelt  mad)en.  Ssiefe  2lnforbcrung  l;abcn 


—   524  - 


^ieJRümer  beantwortet  mit  ber  "ÄuffieUung"  eine»  ^{(eyanbcv»  VI. 
^um  ^apjle  unb  er  l;at  geantwortet  mit  feinem  geben.  25te 
ej>nobc  becretirt  in  bcvfelben  ©ifjung,  bap  bic  Äarbinate  für= 
berf)in  auä  alten  Stationen  mvätjlt  werben  foUten,  unb  bic 
.Rarbinate  werben  wie  ber  ^opft  befonberS  barauf  gewiefen,  für 
Uebcrwdltigung  ber  Äefeerei,  'itiifrc(^tf)a[tun9  ber  guten  ©itten, 
2(ufrcd}tl;aUung  beö  grieben»  in  ber  6t)ri|Tcn(;ett  ju  forgen. 

®o  weit  fam  bie  ©pnobe  mit  ber  fogenannten  Sfeformai 
tion.  66  wor  nun  fc()on  eine  geraume  Beit  «erlaufen  feit  bem 
2fnfan9c  ber  ©if^ungen.  Sie  SSett  ()atte  {jinldngliclje  3eit  ge^ 
Wonnen,  fid)  über  ben  ©eill  ju  bclel;ren,  weldjer  unter  bcn 
SSätern  waltete.  @ie  fa^,  wa§  üon  SSafel  ju  erwarten  fei  unb 
wa6  nicl)t.  2)ie  Erwartung  ber  2ßett  war  getdufcf)t,  ifjreJ^offs 
nung  ^intergangen  werben.  9^id;t  einen  J^auptpunct  Ijattcn- 
fte  berütjrt,  Don  bem  fromme  unb  erleud;tete  SO^hmcr  bie  SKcts 
tung  ber  Äirdje  erwarteten.  SSeber  für  bie  SSelebrung  be$ 
S3o(fc6  nod)  ber  ^riefier  in  bem  wahren  ßb"l^fntb""i£  «'Ot 
aud)  ba§  fKinbejte  gefd}el)cn.  2ßer  fe^cn  fonnte,  ber  fat),  mit 
biefer  Sieformation  blieb  'Mci  beim  Otiten,  baä  l;eifit,  in  ber 
cntfc^lid)(^en  SJerwivrung.  ©elbft  baö  2ßenige,  waä  bie  SSdter 
geboten,  ba§  nid;t  2lemter  unb  ©elberfacben,  fonbern  ffiefferung 
ber  3ud)t  unb  ©itte  ju  bejwecfen  fdjien,  blieb  ol)ne  ben  min: 
bcjlen  ßrfotg.  S^icljt  in  bem  Heinjlen  grauenflofier,  t3erfid)ern 
9)?dnner,  weldje  nad)  ber  Seit  ber  ißafeler  ©pnobe  fdjreiben, 
t|t  e§  burd}  bicfe  £)ecretc  in  ivgenb  @twa5  bejfer  geworben. 
SBo  bie  »erfcl)rte  Unterlage  be§  ®anjen  blieb,  t)a  fonnte  aud) 
baö  ©njclne  nid)t  baucrnb  unb  frdftig  gebeffcrt  werben.  5?un 
l;at  gewip  nur  eine  geringe  3lniat)l  üon  S!}?enf4)en  flar  unb  he- 
^immt  erfannt,  woron  e§  liege,  bap  biefe  Sieformation  eigent: 
lid;  feine  9?eformation  fei.  Sn  SÖSenigen  ifl  baS  ffiewuptfein  ge^ 
wefen,  wa6  reformirt  werben  miiffe,  aber  in  2lllen  ift  ba§ 
fül)l,  bap  bicfe  Sfcformation  nidjt  bie  redete  fei.  Sarum  fommt 
über  bie  SBelt  eine  gro^ie  ©teidigüUigfeit  gegen  biefelbe  ©pnobe, 
weld;e  mnn  mit  ben  fro(;ejicn  Erwartungen  begrüpt  l)atte,  weU 
dje  man  mit  SSlut  unb  geben  vcrtl^eibigt  l)aben  witrbc,  l;dtic 
fic  reformirt  auf  bem  erfcl)nten  Sffiege. 

Siefen  Seitpunct  nun  fd;cint  ber  römifd;e  Stubl  ftd)  bc= 
red?net  ju  Ijaben.  9)?it  einiger  o^enntnip.  beö  facerbotalifcbcn  ©ci^ 
fteS,  wie  \k  iüSicm  gewip  nid;t  fel;lte,  licp  f"''^  »^'i^^^' l'""cd)»cn, 


—   525  — 


wie  bie  (Synobe  vcformivcn  würbe,  unb  eben  fo  M)o(;1  lief;  fiel) 
bie  ©(cidbguUigfcit  üovauf;fcf)cn,  in  m\ä)c  bic  anfangt  gvofjcn 
©rwnvtiingcn  uon  bev  Sfeformntionöfi^npbc  unifcf)lagen  würben, 
'^llfo  war  ei5  von  bem  rüintfcf}cn  ©ni()(e  ber  fetniTc  S£aet,  bcf; 
er  gcvübe  jcf^t  bcn  -Kam^^f  mit  bcr  ©ynobc  eröffnete,  nun  ba 
ber  9Be(t  bie  3(ugen  geöffnet  waren  über  bic  ©piiobe.  3um 
SSorwanbc  nal;m  @ugen  IV.  bic  llnterl^anbfungcn  wegen  bcr 
Union  mit  ben  ®ricd)en,  ju  begel;ren,  bafj  bie  (Si;nobe  naclj 
S0X<^3  ä'^'^^Sf..^''-??^^?'^  .'S'-MT^-  Sortl;in  tierlegte  er  bie  ®i)nobc 
burcf)  eine  SiiUe  (18.  @ept.  1437),  unb  biefe  «Spnobc  warb 
wie  eine  gnnj  neue  bctraci)tet.  Sie  Safeler  ^aben  inbeffen 
gleid^  gewaf)rt,  wel)in  bic  @ad)en  taufen  foUten,  ba^  e§  nicE)t 
auf  S5erfe^ung  abgcfel;cn,  fonbern  barauf,  bic  Sccrete  ju  jev= 
jloren.  <Sic  l)aben  baljer  ben  ^apfl  citirt,  if)n  erft  fufpenbirt 
(21.  Sanuar  1438)  enblici)  gar  nbgefetit  (25.  mai  1439)  unb 
fid)  in  bcr  ^"»crfon  beä  ^erjogä  2fmabeu5  von  ©av)0i;en  einen 
neuen  ^aipft  gewä{)(t  alä  gelij:  V.  X>k  ©»jnobe  bc§  ^apfle» 
()at  unterbeffen,  nacl)bem  fie  toon  g^rrara  nacf)  Storcnj  Dcrtegt 
worben  war,  bie  JBafcter  für  .Se/^er  unb  ©d)i§matifer  erHart, 
(Se^Jtembcr  1439)  unb  alle  if)re  bieten  caffirt.  25ic  ©cblüffe 
ber  ocumcnifdjen  ©pnobe  oon  .Koftni^  wegen  ber  ®ewa(t  bcr 
ßoncilicn  über  ben  ^ap|I  ftnb  tion  ben  äßafelern  fa(fcl)  perflan; 
ben  worben.  ©ie  f)aben  e^  geniacl}t  wie  bic  Äeger  unb  ©c{)iämn; 
ttfer  alle,  wclclic  ftd)  auf  ©cfjrift  ober  Äird)enüdter  berufen, 
jte  interpretiren  2(lle§  falfcl)').  SSeibe  SJIjcite  werfen  ftd),  wie 
3ew6(;nlicb,  alle  moglicljc  SSerbredjen  üov.  3»  Safet  ift  ein  ent= 
fefeli^er  '2(bgrunb  aller  benf baren  SSerrucI)t()ett  gewefen').  Sie 
SSafeler  aber  ib^ben  gleici^  bei  bem  3fuäbrud}e  beä  Kampfes  mit 
bem  ^apfie  i()rcn  bejlen  ©tü^punct  »erlorcn.  Sie  Säifcfjofe 
ftnb  jum  größten  S^eit  gegangen  unb  nur  bie  untern  ßlericer 
jurücfgeblieben.  Sie  glorentiner  fönnen  eä  fc^on  1439  ben 
JBafelern  »orwerfen,  ba^  fie  ja  meiji  nur  auö  gemeinen  Scuten 

1)  Raynald.  Annales  ecciesiae.  1439.  XVIII.  pag.  221  —  223. 

1)  ^Poggto  bcr  glorentiner  lU'er  bie  SBnfeler:  Quis  enini  ignorat,  qna- 
lis  fuerat  illa  tumnltuaria  iniquissinioram  honiinum  manus.  Quis  non 
novit,  quales  viri,  quam  nefarii,  qoani  reprobi,  quam  scelesti  in  illa 
sentina  neqiiitiae  fuerunt  versati?  Apostatae,  fornicarii,  incesti,  rapto- 
res,  transfugae,  tiirpt  convicti  ciimine,  blaspiiemi^  Deo  et  suis  supciio- 
ribns  rebelies.    Rainald,  Anuales  ecciesiae.  a.  1439.  XVII.  pag.  240. 


—   526  — 


beftunbcn.    Sic  SBifdjöfe  f)dtfen  freitid)  bie  ^flipjlgchjalt  gern 
mobertrt,  ober  ein  <Bä)\^ma  wollen  fic  nid^t;  baS  bringt  TlUtä, 
tag  ©cfammtinterelJe  "MUer  in  ®efaf)r.   Untere  ßtericer  ft'nb  c§,  j 
»Dc(d)e  bie  (£ad;e  forffe^cn.  X)tx  ©to(j,  bie  l;üd}|le  9J?acl)t  in  ber 
SBelt,  eine  6cumcni[d)e  «Spnobe  ju  fein,  l)at  fie  erfüllt.  2lber 
baä  ®anje  lofie  fic^  in  9?id}t§  auf.    Die  ©pnobe,  nur  nod) 
mit  bem  ©treite  gegen  ben  romifd^en  Jßifdjof  befd)öftiget,  biett 
im  3öt)re  1443  i^re  le^te  ©ifjung.    gelip  V.  entfagte  fecb§ 
3at)re  baraiif  feinem  ^ontificat,  nad)bem  er  erfannt,  ba^  ibm 
baffclbe  ju  nidjtä  belfe.   2)ie  SQJelt  mx  bei  ben  legten  SSorgän» 
gen  ganj  gleidjgültig  geblieben.   2)ic  güvflcn  fd)einen  überzeugt  ^ 
gewefen  ju  fein,  baf?  2)omination  beä  romifdjen  ©tul)leä  om 
(5nbc  bcffcr  für  ftc  fei,  alä  2)omination  ber  fogenannten  ocu»  i 
menifd)en  ©pnoben.  SBenn  gran!reid)  in  ber  fogenannten  ^rags  j 
matifd}en  ©anction  üon  1438  erft  bie  Scbliiffe  ber  S3afeler 
©pnobe  annabm,  mnn  Subjüig  XI.  biefe  bem  ^apjlt^um  wieber 
1464  aufopferte,  wenn  ba§  beutfdje  Sidä)  einige  Seit  jwifcbcn  | 
bem  ^apjte  unb  bem  ßoncil  fdjmanfte,  enblid)  ftd^  »iebcr  an 
ben  romifcben  ©tu^l  bielt  unb  bie  bafcler  ©djlüffc  bemfelben  | 
tüicber  aufopferte  in  bem  fogenannten  "^fdjaffenburger  doncorbat  ' 
(1448),  fo  battc  baran  jtvar  bie  ©cl)(aul)citbe§  römifcben  ©tubleä, 
l^atten  pDlitifd;e  unb  anbere  SSerl;altnif[e  nidjt  unȟefentlid)en 
2lnt()etl,  \)auf)t\a(t)iid)  aber  n»urben  bie  SSafcler  barum  aufges  . 
geben,  weil  fie  bie  tieferen,  inneren  ©runbübel  ber.Kircbe  gonj  | 
unbevül)rt  gelaffen,  unb  wegen  ©elD  unb  2lemtcrfacben  niemanb 
baö  Unglittf  eineä  ©d)i6ma§  wollte. 

@S  war  in  berSfjat  nidjt  ein  geringer  ©ieg,  weldjen  über  , 
ba§  ßoncil  ju  SSafel  bie  3iömer  gewannen;  in  fo  fern  war  er  | 
ein  nid)t  geringer,  alö  er  baö  Eeben  ber  xomi\<i)m  9J?ad)t  noclf>  I 
auf  einige  Seit  frijlete.   Saä  ^apPtljum  \)attt  ft'd)  genötbiget  I 
gefc()cn,  bem  58erlangen  berSBelt  nad)jugcben  unb  mit  il)r  von  " 
ber  SRotl)wenbigfeit  einer  Steformation  ju  rebcn.   3ur  Seit  fei; 
ner  ©djwäd^e,  ba  e§  burd)  baä  <Scbi§ma  in  ftd)  felbjl  gebro=  | 
djen,  war  eä  baju  gejwungen  worben.   fünfmal  binter  einan:  ' 
ber  waren  mebr  ober  weniger  gro^e  2lnjtalten  ju  einer  foldjen 
9{eformation  ber  jtirclje  getroffen  worben,  ju  ^ifa,  9?om,  Äoft; 
nig,  ©iena  unb  SSafel.    &  b^tte  jebeSmal  2fnfwenbung  »on  j 
.Rünjien  nötl)ig  gemadjt,  um  2llleS  ju  bintertreiben.  ®aä  Spiel,  | 
wenn  tion  einer  tvixU\ö)in  JJfeformotion  ber  Mxd)t,  wie  bie  j 


-   527  _ 


SBelt  fie  iid)  bad)te,  tvk  fte  tjon  biefer  bcgcljrt  warb,  bic  9?cbc, 
war  bem  r6mifcf)cn  ©tu^l  erleidjtert  roorbcn  befonberS  biircb 
jroet  2)ingc,  burd)  Cie '^(nerfennung  ber  Äirchenciutoritat,  we((^>c 
bte  2Siit  nod}  90b,  unb  burd)  ba§  SOJitmivfcn  bcr  übrigen  ^xic. 
jtcrfürfifn.  Subeffcn  fonnten  bic  Äünfte,  burd)  xdMjc  fd;on 
fünfmal  bic  ©ad)e  nidjtig  gemad)t  worben,  nid)t  immer  unb 
ewig  >tiieterf)olt  werben.  2)ie  Äirdje  mu^-te  biv3  2öort  „Sfcfors 
mation"  in  S3crge|Tenl)cit  ju  bringen  fud)en,  unb  bcr  crpe 
®4)ritt  baju  mu^te  natürlid)  ber  fein,  ba^  fte  felbft  c§  auä 
bem  SWunbe  nal)m  unb  bamit  jli[Ifd)n)cigenb  crflärtc,  ba^  bic 
von  ber  Söclt  begehrte  9?cfovmation  nid)t  notfjig  fei. 

SSom  ^uägange  gewann  ber  römifdje  ©tu^l  boppclten  8Sor= 
.  ti)tiU  juerfl  war  ba§  Streben  ber  anbern  ^ricfterfürflen,  be§ 
I  ^ontificatö  9J?aci)t  ju  ermäßigen,  erbrürft,  bann  aber,  unb  bie= 
I  feö  war  ba§  ©rötere,  batte  baä  ^a^)!tbum  gewifferma^en  frauf 
I  unb  frei  au^gefprocben,  ba^  eä  eine  9feformatton  ber  Äird)c, 
Weber  bie,  weldje  bte  ^od)prteflerfd)aft,  noö)  bie,  wcl(f)e  bte 
SBelt  gebad)t,  md)t  wolle  unb  baß  e§  fomit  nucb  weitere  ©9= 
neben  bc§[)alb  nid)t  einberufen  werbe.    X>a5  Spiel  mit  bem 
2tuffd)icben,  Sogern,  SScrtroflen  fonnte  in  SBa^rbeit  mä}t  lön; 
ger  fortgefe(«t  werben.    @in  gefäbrlicber  ®eift  i)atk  ftd)  auf 
I  tiefen  (Spnoben  gejeigt,  nid)t  fowobl  unter  ben  Sßifdjofcn,  afä 
t  unter  ben  gürfien  unb  itjren  ^(bgeorbneten,  welcber  ftdjtbar  ben 
i|  Swetf  \^at,  ftcb  allmdlig  alä  flimmgcbenb,  alä  unmittelbare 
S5efianbtbeile  ben  ©pnoben  aufjubrangen.   X)k  ^''äbfie,  tnbem 
fte  "Mt^  unterbrad)en,  babbelten  äunad)(t  aUerbingä  für  ftd), 
fie  banbeltcn  aber  eben  fo  febr  im  ®eip  unb  Sntereffe  be§  ge; 
fammten  ^riejlertbumä.    Siefeä  nun  t(l  ber  nicbt  unwid)tige 
©ieg  9fom§,  baß  aud)  biefeS  bie  SBelt  ftd)  gefaCen  laßt  unb 
im  ©anjen  genommen  geljorfamt,  wie  bitter  fie  aud)  flagt,  wie 
laut  aud)  il}re  (3d)mer5englieber  tonen,  baß  eä  fo  gefommen. 
Sie  muß  e§  ftd)  aber  gefaUen  laffen,  fte  muß  ba§  J^ärtepe  über 
fid)  ergeben  feben,  fo  lange  bie  binbenbe  ^ette  nirfjt  gefprun^ 
gen  unb  biefer  Ätrd)e  angemaßte  2iutorität  ganj  »erwor= 
fen  wirb. 

2tlfo  bewegt  fid)  om  @d)luffe  be§  «Kittelalterä  baä  ro= 
mtfd)e  Ätrd)cntbum  wieber  frei;  obne  SSdufcbung  unbSrug,  bie 
fo  lange  bie  9}?enfd)en  berücft,  crfldrt  e§,  baß  e$  eine  Sfefor; 
matten  md)t  nötbtg  erad)te.    ©ewiß,  eä  tji  ein  großeä  ©lücf  \ 


—   528  — 


gcwcfcn  für  bo§  mcnfc{;lict)e  ®efc![jled)t,  bafj  c§  fo  gcfornmcn. 
&m  Sicformation,  öuägegnngcn  oon  Stom  unb  von  bcn  Säi= 
fcl)üfcn,  trüvbc  nie  eine  »aljrf)aft  eönngclifcbc  geworben  fein, 
würbe  nirf)t  einmal  bic  ©runbübcl  ber  iefeigcn  Äird;cnücrfapng 
jerftört  l^aben.  Sie  Ijattt  nur  mit  SSeffcrung  einjelner,  unb 
gewi^  ber  om  wenigjlen  bcbeutenbcn  2)inge,  mit  leeren  2Sor- 
ten,  mit  SSerfpredpungen,  mit  Ääiifcbnngen  bic  9]'fenfd)en  »er: 
tvojiet  unb  l)inge!)aUen  unb  auf  ben  SBal;n  gebrad)t,  bap  baäffiefi 
~  fere,  baä  eigentlid)  ©ute  tod)  auä)  nod)  von  ben  Öiömern  fom- 
men  werbe,  weil  man  fdjon  einen  grnfl  gezeigt,  wenn  aud) 
vorlaufig  eben  im  Unbebeutenbflen.  £)aburd)  würben  bie9)?en; 
fd}en  in  Ungewipl)cit  unb  in  Swcifeln,  länger  im  ©el^orfam 

I  Siom§,  im  ©lauben  an  bie  Ätrcl)cnautorität  ge()a(ten  worben  fein. 

i  Uncnbüd;  bcffcr  für  bie  grciljeit  ber  ©eiflcr  war  bie  offenljerjigc 

i  ßrf'lärung,  bap  e§  nid;t§,  gar  nidjtä  fei,  waä  nad;gegcbcn 

I  werben  folltc. 

2)ie  SBelt  Ijat  bie  ftillfd;weigenben  (^rflärungen  ber  Sfomer 
woI}t  verftanben.  @§  ijl  nid)t§  mel}r  von  Siom  unb  von  bcm 
{)ol)en  ßlcrug  ju  erwarten,  fte  werben  nun  unb  ntmmermebr 
reformiren,  fic  werben  2tUeä  in  ben  ^Cbgrunb  ge^)cn  (offen,  an 
beffen  Sianb  e§  ftd)  fdion  befmber.  £)er  3(ntic^rijl  wirb  erfdjei; 
nen'),  ein  SBunber  müptc  gefc^eljen,  wenn  wir  errettet  werben 

1)  Credo  sccnndam  intellectns  niei  parvitatem  et  temporum  ac  ho- 
minnm  nostri  temporis  qiialitatein,  qiiod  liodie  currunt  ea,  (jnae  dicta 
sunt  in  quavta  et  qiiinta  visione,  quae  diirabunt  usque  ad  advcntum  Aii- 
ticliristi.  Ut  verum  fateor ,  non  habeo  aliquas  appai  entias  in  sacris  lit- 
teris,  in  infallibilibus  ralionibus,  quod  Status  nostri  tcn)])oris  generaliter 
reformari  debeat  aut  possit,  dictis  impoenitentiis  Iiominum  crescentibiis, 
sicut  et  in  processn  leruni  nafuraliuin  et  eleinenta  et  elementata  viribus 
suis  decrescunt.  In;o  verisiiniliter  opinabile  mihi  est,  statom  praesen- 
tem  continuanduni ,  imo  pejorandum ,  usque  ad  sextum  statuni,  scilicet 
Anticliristi:  cum  experientia  docente  agnoscinins,  lioc  magis  contraniti 
reforrnationi  generali  ecclesiae  quo  magis  decerct  conatn  toto  ad  refor- 
mationem  tcnderc,  cupiditate  et  primatu  bonorum  eos  ad  hoc  impellente. 
Etsi  quandoque  conatns  Deum  timentium  ad  reformaudum  operara  dare 
intendat,  tarnen  in  hoc  mundo  celebriores  et  potentes  vires,  plus  eccle- 
siastico$  quam  secnlareSj  videmus  se  fortiter  opponere,  adliaesionem 
sibi  adtrahentes  principum  et  potentum  secularium ,  quorum  multitudo 
aut  potentia  scintillain  inchoatam  exstinguit.  Uiide  et  Deus  justo  sno  ju- 
dicio  vilescere  facit  statum  religiosarum  et  ecclesiasticarum  personarum. 
Tanta  crudelifate  debachati  sunt,  ut  non  tantum  proleni  sanctam,  sei- 


—   529  — 


follten.  Umfonji  tönet  ber  Sommer  ber  2BeIt  on  ben  ^ricfter= 
fürften  worüber;  e§  ifl  »ergcbenä,  ba^  fte  bie  ^eerbe  öor  fid) 
\)erfd)raad)ten  fefjen.  iJiic^tä  »ermag  fie  ju  rühren,  nidjtö  ju 
beiüegen.  Sie  gefjen  immer  eifriger,  fd)neller  fort  auf  ber  be; 
tretenen  I35af)n,  fei  eä  »on  2Bid)tigfeit,  ben  allgemeinen 
Untergang  ju  befc^teunigen.  2^ie  Äirdjcnfürjlen  fümmern  ftd) 
um  biefen  3ammer  nid)t.  ©ie  »eradjten  bie  SBelt,  fte  l)alten 
ben  ©lauben  an  fid)  für  unjerbred)lid),  cä  fdjeint  fte  meinen, 
ba^  fte  eine  "Kxt  ©ötter  njdren,  bensn  S^iemanb  ungefiraft,  oi)nt 
ben  eigenen  Untergang  ju  fef)cn,  wiberfte^en  fonne'). 

£)ie  ^ird)e  ^at  eä  nun  xvoi)l  über  fid)  fetbfi  gewinnen 
f onnen ,  ba^  fie,  bie  "^ugen  gefd}toffcn  über  bie  allgemeine  SSer-- 
roirrung,  über  bie  klagen,  über  ben  Sanimer  ber  2)enfenben 
unb  ber  S5er|tdnbigen ,  bod)  nid)t  meljr  fprid)t  üon  ber  9?efor= 
motion.  S)a6  aber  Ijat  fie  nidjt  gewinnen  f onnen,  ba^  au^ 

licet  reformationem  necare  contendant;  sed  et  matrem,  scilicet  auctori- 
tatem  conciliormn  et  eorum  convocationem  occidant,  prout  res  in  pro- 
spectu  declarat.  Jacobi  de  Paradiso  lib.  de  sept.  st?'^b.  eccles.  Brown 
n.  pag.  104.  105. 

1)  Quando  enim,  quaeso,  iit  correctio  exccssuum,  nisi  in  quaiitum 
delictum  in  damnom  temporale,  yel  correctio  ad  lacium  tendii.  In  ta- 
libus  enim  snnt  bene  saevissimae  sententiae  et  poenae,  in  aliis  non  aji- 
paret  vel  modica  diligentia  corrigendi.  Matth,  de  Cracovia  lib.  de  sqna- 
lor.  Rom.  Cor.  Brown  II.  pag  585. 

De  totali  antem,  quem  depingis,  reformatione  ecclcsiae  ad  praesens 
et  propinqua  futura  tempora,  nullam  penitas  spem  habeo,  tani  qoia 
illad  Praelatornm  malitia  impedit,  tum  etiam,  quia  illnd  electis  Dei,  qni 
persecutionibus  malorum  probantur,  non  expedit. 

Si  enim  praesenti  concilio  generali  in  Basilea  annis  sex ,  ne  unum 
qoidem  fragilis  sexus  monasterium  reformari  potuit  propter  inhabitan- 
tiam  nialam  vitam  quid,  quaeso,  sperand um?  Johann.  Nideri  FornicariDm. 

Persuaderi  mihi  videor,  quod  nec  aetas  nostra  nee  futura  baec  pa- 
tietur.  Primo  propter  inveteratam  consuetudinem,  quae  diificile  curatar, 
secundnm  propter  potentum  tarn  in  scripturis  quam  in  altis  dignitatibus 
potentiam,  tertium  propter  avaritiae  morbum^  qui  ubique  invaluit,  ma- 
ximeque  in  altis  sedibus ,  qui  nuUo  modo  patientnr  sibi  aufferi  honores, 
fastns  divitiarum  et  voluptatis  amplitndinem.  Et  qui  amplius  insistere 
deberent  reformationi ,  pompis  amplius  delcctantur,  lingentes  ipsis  co- 
lores  snb  specie  defensicnis  ecclesiasticae.  Et  ideo  eos  oporteat  abon- 
dare,  ne  statns  eorum  vilescat  et  ut  babeant  armatam  militiam  quo  com- 
pescere  valeant  riolentes  bonorum  ecciesiasticorum  detentores.  Jacobi  de 
Paradiso  lib.  de  sept.  statib.  eccles.  Brown  IL  pag.  III. 
n.  S^til.  34 


—   530  — 


auberc  nidf)t  mti)x  baüon  fprad)en,  wie  9?om  woUte  unb  be^ 
gefjrte,  wo  baö  SScgefjr  nad)  einer  burdjgveifenben  Sieformation 
fortan  angefcfjen  warb  wie  ein  tobcäwürbigeä  58erbrccl)en.  9J?it 
ben  J8ifd)6fen  freilid),  bte  »on  t()rer  JKefürination,  b.  t).  üon 
ber  drmd^igung  ber  ^apftgeroalt  fiprad)cn,  mod)te  man  (eid)ten 
Äaufeö  fertig  werben,  wenn  man  iijncn  uorjtellen  lie^,  wie  ftc 
boc^  tl)6rid;t  auf  9}?inbcriing  ber  ^apftgewalt  brängcn,  ol;nc 
ju  erwägen,  ba^  biefer  9Rinberiing  bte  ber  bii'd)6flid}en  ©ewalt 
batb  folgen  muffe,  wenn  ber  alte  ©laube  ber  Mtn)d)m  einmal 
crfc^üttcrt,  bem  3iiifen  ber  Sßelt  nad)  einer  9feformation  ein^ 
mal  nad^gegebcn  worbcn  fei.  3iber  '^(nbeve,  bic  oon  einer  9ie- 
formation  rebeten  unb  etwaä  ganj  2inbcre§  al§  bie  S3ifc^)üfc 
barunter  üerjtanben,  eine  Erneuerung  beö  djrijllic^en  Sebenä  unb 
be§  ct)rifilid)en  ©laubenö,  wetdje  üon  vielen  ®uten  unb  X>en-- 
fenben  alö  fafl  untergegangen  betrad;tet  würben,  waren  nidit 
tüxö)  eigcneö  Sntereffe  jum  @cl)wcigen  ju  bringen.  Sei  veblis 
d)cn  ^rieftcrn,  bei  wa f)r()aft  frommen  9JJond;en,  einer  f leinen 
©cljaar  .i^eiliger  unter  bie  rei^enben  SBölfe  gejiellt,  bei  ®clel)r^ 
ten,  bei  J^crren,  bei  gürflen,  bei  Scuten  auö  bem  Solfe  war 
ber  £)rflng  nad)  einer  9?eformation,  ber  ©ebanfe  an  fte,  eine 
beilige  !2cl)nfud)t  nacl)  i^r  oorbanben  unb  waib,  ben  SHömern 
ju  '^ngft  unb  ©cörecfen,  üictfad)  ouögefprocben. 

@ä  war  eine  allgemeine  Ueberjeugung,  nur  bie9iol)eit,  ber 
bumpfbinlebenbe  .^aufe,  ber  Seid)tftnn,  bie  ^abfud)t,  bic  Sqo^ 
fat)rt  i)atk  ffc  nidjt,  bafj  eine  ,^)ieformatton  fommen  werte,  tom- 
men  muffe  auf  eine  SlBeife,  bie  jef^t  nod)  nid;t  gefel)en  unb  be- 
griffen werbe,  ba  man  nid)t  annel)men  fonne  unb  bürfe,  ba0 
ber  .^err  ben  Untergang  werbe  Eommen  laffen,  weld)er  aller; 
bingS  ie^o  nal)e  beoorjuftebcn  fdiien.  SBenn  man  nun  bic 
SSerl)dltniffe  betrad)tet,  unter  benen  im  fed)jel)ntcn  3abtt)unbert 
biefc  Erwartung  beä  reinem  3;i)etle§  be§  9JJenfd)engcf(^led)tö 
erfüllt  warb,  fo  mu^  man  gejieben,  ba^  jene  wunbcrbare  'äxt 
unb  SGBeife,  in  weld)er  bie  Dcnfenben  beä  fünfjebnten  3at)r; 
t)unbertö  bie  3?eformation  ber  Jlird)e  erwarteten,  wir^lid)  ein- 
gewirkt l)at.  Da^  SBunberbare  lag  in  bem  einfad)en  natürli= 
ctien  äufammenflopen  ber  politifd)cn  äuftdube. 

2)er  3uftanb  ber  9)?enfcl)en  unb  ber  Äird)e  war  ju  trübe 
ober  »ie(mef)r  ju  (jer^jerreifjenb,  alS  bap  ber  9?uf  nocb  einer 
Sieformation  mö)t  ()ätte  allgemein  fein  foUen.   SSaufenb  ^a\)xe 


—   531  — 


waren  nun  foft  feit  bem  Untergange  be§  9?eld)e§  ber  Sfomer 
im  S!Bc|len  »erfloffen  unb  nod)  einige  3af)rf)unberte  mef)r,  fett- 
bem  bie  Äird)e  nad)  bcm  geftrebt,  n>aä  fte  je^t  geworben.  @§  war 
fdjon  fel}r  lange  (jer,  ba^  fie  wenig|len§  ba§  J^au^tfdd)Iid)jle  tton 
bem  ©rjirebten  in  unbeftrittenem  ffieft^  f)atte.  25er  @eift,  »on 
weld)em  fie  betjauptete,  ba^  er  auf  ibr  xut)e,  i/atte  ftc^  frei  beroes 
gen  fönnen  nod)  allen  ©eiten  i)\n,  SBaä  er  bege()rte,  war  ge= 
fd)affen  worben.  gnblid)  einmal  mufte  man  bod?  gewobren,  weU 
d)tx  biefer  ©eijl  fei,  ob  in  ber  ÄI)at  ber  ©eiji  ber  SÖSafjrfjeit.  SBar 
er  eä,  mußten  feine  SBirfungen  bodf)  enblid)  einmal  in  bem 
©lauben,  in  bemSeben  einer  größeren  3fnjal)l  9J?enfd)en  erfenn= 
bar  werben.  "Kn  ben  grüdjten  mupte  man  ii)n  erfennen,  an 
weldjen  ber  dJlttt\d)  OTeä  ernennen  füll.  25aä  fonnte  wol)l  Slies 
manb  für  eine  wal)re  ^xü<i)t  beä  SBaltenä  jeneä  ®ei|le§  erad)' 
ten,  wenn  über  bie  SDte^rjaljl  ber  9J?enfd)ert  Ijinwcg  bie  3Bortc 
fdjallten  „2Qir  ftnb  6l)rijten,  wir  ftnb  bie  Äirdje,  auf  unä 
rubet  ber  ^eilige  ©cift,  wir  glauben  an  ba§  SBort  ®otte§  unb 
halten  bafür,  ba^  biefem  ©lauben  gemd^  rein  unfer  geben  fein 
foU."  unb  wenn  er  falj,  ba^  btefeffiSorte  ein  tobter  unb  leerer 
Sd)aU  waren,  bencn  in  bem  J^erjen  ber  9?ebcnben  nid)t§  ent« 
fprad},  wenn  er  in  bem  ßeben  Züi5  in  bem  ^drtejlen  SCBibers 
fprud)  mit  ben  ©efagten  fanb. 

Siefer  leere  @d}aU  nun  war  e§  nod),  weld)er  über  bie 
SQfenfdjen  t>ai)in  ging.        i(l  \vai)r,  feiner  Seit  SO?enfd)en  ftnb 
gewefen,  wie  fie  fein  follen.   £)a§  6f)ri|tentl)um  ift  über^au^t 
gar  nidjt  bejlimmt,  aud)  in  unb  burd)  boä  ßeben  ber  SJienfcfcen 
eine  BoUenbete  SGBabrl)eit  ju  werben,    ©eine  ^ot)t  fann  auf  ' 
tiefer  ®rbe  ber  SKenfd?  nidjt  erretdjen.    "iibtx  fte  foll  iljm  öor  \ 
2tugen  fd)weben  unb  im  ^erjen,  er  foll  ju  i^r  jlreben.   S56fe§  ' 
wirb  noc^  immer  »iclfad)  gefdjeljen  oud^  in  einer  djrifllicljen 
^iird)engcfellfd)aft,  wel4)e  nidjt  allein  bem  iJiamen  nad)  eine 
foldje  ift.    ILbtx  eä  ift  zweierlei,  eine  ®efeUf4)aft,  in  wel^jcr 
noi)  JßöfeS  gefdjiel)t,  unb  eine  ©efellfcljaft,  weld)e  böfe  ifi. 
©ine  böfe  ®efeüfd)aft  aber  ift  freilid)  nid)t  eine  fold)e,  in  weis  ^ 
d)er  aud)  nid)t  einer  meljr  gut  fei,  in  weld)er  aud)  nid)r  ein 
gefunber  unb  fd^öner  ©ebante  auffomme:  eine  foldje  ®efenfd)aft 
beftünbc  ou§  Sleufeln,  niä)t  auä  SO?enfcl)en.   <5tne  böfe  ©efell: 
fdiüft  ijl,  in  weld)er  ba§  SSöfe  fo  »orwaltet,  ba^  bie  ®uten 
unb  9ieblid)en  »or  bemfelben  in  ben  ^intergrunb  treten,  wo 

34  • 


—    532  — 


fie  ijte  "Uü^mi^mt  hUbtn,  m  ft'c^  ba§  gafler  mit  laut«  ^tid)- 
Ijeit  bewegt,  wo  man  feinen  ®!pott  mit  ben  eljrwürbigjlen 
@runt>fd^en  treibt,  wo  man  bic  gafter  mit  ^cudfjelei  unb  Un^ 
»evfcl)ämtt)eit  werbinbet. 

klagen  von  Sfitgenoffen  übev  oevrud^te  ©ttte  unb  SEBeife 
bev  3eit  finb  allemal  mit  einet  gewiffen  S^orficljt  ju  betradjtcn 
unb  ju  beurtl)eiten.  Se  fcl}warjer  ba§S5i[b  ifi,  weld^e»  fie  ent= 
werfen,  mit  bepo  größerem  9)fi^trauen  miiffen  fie  bctradjtct 
werben.  «Sie  finb  oftmaB  übertrieben  unb  Qti)en  auö  ber  be= 
fonberen  ©timmung  beä  beridjtenben  SnbiiMbuumö  mel)r 
au§  ber  SBab^bfit  8eben§  l)erüor.  2lbcr  eö  ifl  ein  billiger 
Unterfd)ieb  ju  maäjm.  Wit  jenem  9)?iptrauen  fönncn  fold>e 
25erid)te  boä)  nur  bann  betrad;tet  werben,  wenn  fte  »on  einer, 
tton  jwet  ober  von  brei  ^erfonen  fommen,  wo  bie  SRoglidjfeit 
fd;iefet  2lnfid)t  benfbar  wirb,  jumal  wenn  etwa  anberartigc 
£iuetten  barauf  binbeuten.  Stimmen  aber  in  ben  aufgehellten 
Urtbeilen  viele  S5erid;terfiatter  überein,  reben  überhaupt  alle 
Quellen  in  biefem  Sone,  unterp^cn  fie  alle  anbcre  Seugniffe 
auä  ber  3«it  felbft  unb  auä  ber  junddjfl  auf  fie  folgenben,  fo 
verfcl)wtnbet  billig  ber  bem  menfcblicben  ^er^en  fo  wof)ltbuenbe 
5ßerbad)t,  al§  walte  bier  Unoerfianb,  Uefcertreibung  ober  fin- 
jlcrer  jclotifd^er  Sifer. 

yiun  reben  über  bic  lefete  Seit  beä  !0?ittelaltcr^  eine  giem^ 
lid)  grope  9Kenge  von  äeugcn  alle  in  einem  SSone  unb  ftnb 
()öd)jlen§  in  etwa§  werfdjieben  in  ben  garben,  weld^e  fte  aufs 
tragen.  25id)ter,  ®efcbid)tfd)reiber ,  ^rebigev,  ©elebvte ,  bic 
greunbc  beS  alten  Äird)ent^umö  9Jom§  unb  bie  greunbc  beffen, 
weld)e§  man  ungenau  baä  neue  nannte,  bie  greunbe  ber  ^dpftc 
unb  bie  geinbe  bcrfelben,  alle  reben  über  ben  ©tanb  ber2)inge 
in  einem  Sone.  Unb  eö  wirb  baburd?  bie  9}?öglid)feit  nid^t 
allein  ber  S£dufd)ung,  fonbern  audj  ber  Uebertrcibung  voUiiihi; 
big  auögefcbloffen. 

Sa  ift  c§  nun  biefeä  23ilb,  baö  am  ©cbluffc  be§  9J?itte(: 
alt«r§  bem  S5etracl)tenbcn  entgegentritt  unb  weld)eö  alä  bie  grudjt 
be§  r6mifd)en  Äir4)entbumö  in  bem  2lugenblide  bctradjtet  wer: 
ben  mag,  ba  eine  neue  Seit  beginnen  foU.  2Ba§  ba§  SSolf 
anlangt,  fo  ift  nid)tä®uteö  met)r  ju  finben').   9?iemanb  bcnft 

1)  ffiö  wfli  ein«  r«^te  "Putierig«,  ali  mid^  bttud)t(,  mnn  fic  ilunb<n 


—    533  — 


au  ©Ott  unb  feine  ©cbotc;  e§  ijt  nun  bereits  fdjon  lan^e 
l)ei-,  bag  fie  üergcffen  finb  von  'ÄUcn').  Sgugenb  unb  9ieblic^- 
feit  fiidjt  man  ocrcjeben»  bei  ber  S)?et)rja()l  ber  9)?cnfcl)en,  baö 
göfter  fdnmint  mit  gvedjl^et^t  oben  auf,  cä  brotiet  2(lleö  t>on  iljm 
ücrfdjlungen  ju  werben;  man  mug  bangen,  wie  ba§  cnben 
wirb.  3>vifd)en  SioOeit,  gajler  unb  frcdier  Suftigfeit  taumelt 
büö  ä5olf  (>erum.  £>ie  l)ctlige  ©c^nfud)t  in  ber  Srujl  ber 
9J?enfd>en  nad)  bem  I)immlifd)eu  2Bort  ift  unbefriebtget  geblie- 
ben. 2)ie  crfien,  wefentlid?)len,  einfadjjlen  ©runblc^ren  be§ 
ßbnl^fntfjumS  ftnb  ben  SRcnfdjen  auä  bem  SBolfe  unbefannt 
geblieben,  ju  einer  Seit,  wo  eS  2)üctorcn  ber  SJ^coIogic  gab, 
roeldje  bie  ^eilige  Sdjrift  nid;t  einmal  gelefen  Ijatten,  wo  bie 
fogenannten  ©ele^rten  ei  für  fd)tm^)flid)  gel)alten  ^aben  wür^^ 
ben,  ft(^  mit  fo  einfad)en  S^ingen  ju  befd^aftigcn  unb  nid;t 
lieber  mit  ber  monflrofen  ©elel^rfamfeit,  weldje  benimmt  war, 
ade  ?)?i^br»ju4)e,  aüeä  2(ntic^rifllidie  ju  üertbeibigcn,  weldjcS 
in  bie  Äird?e  eingetragen  worbcn.  3£neä  brad)te  ©efaljr,  fonnte 
felbft  jum  i5d)eiterl)aufen  führen,  biefeä  war  ber  SSeg  ,:;u  ©elb 
unb  ju  @t)renfleUen.  X)it  Miv6)e  lyMtc  bie  9}?6glid)feit  eines 
(^riiilidKU  8eben§  unter  bein  SSolfe  t»crfd)lo|fcn  unb  l^ielt  fte 
vcrfd^loiTen  biä  juleljt.  SSenn  gclef)rt  unb  gcprcbigt,  wenn 
d^riftlic^)  gebadet  unb  djrifilid)  ge^anbelt  werben  foHte,  fo  f4)ob 
«5  einer  auf  ben  anbern;  c6  war  nid;t  allein  unbequem,  fon- 
bern  eä  war  oud)  gefätjrlid) SBaä  war  benn  eigentltd)  nod) 

aüti  nad>  Seit  unb  ivonig  nad)  rlCidjt,  funl)i,i  mai  ^ie  'Pföfföeit  ongino, 
tfii  nai  aOco  rcd)t,  ober  bic  2a)en ,  U'a»  bic  antrüfr,  tvai  ti  tuoll  rcdjt, 
fc  wai  tv  tad)  unrtcbt  unb  verloren.  3>a§  nun  nit  unter  funftitgf  nicn; 
ftfccn  einen  gertcfcrcn  fanb  nacb  djtiftliicr  Orbnung  unb  flunb  junial  ubcl 
jU  fccr  3«il  in  ber  anrlbc    Mimleck  apud  ^lenken,  pag.  1239.  1255. 

1)  Jacubi  de  Jiiterbuck  lib.   <ie  negligentia  |iraeIaloruin.  >ValcIi. 
monioienta  inedii  aevi  II.  pag.  166. 

2)  Verum  lioc  quitlem  sacerdotibus  est  cum  (irofanls  commune ,  ut 
ad  eniolumenti  messen)  vigilent  oinnes,  neque  fjuisi)uam  ibi  legps  igoo- 
rat.  Ceterum  si  qui.l  saicinaej  id  priidenter  in  aiienos  humeros  reji- 
ciunt  et  aliis  alii  tan(|uani  pilaui  pei  tnanus  tradant.  Siijuidem  laici 
qaoque  Principes,  queniadnioduni  partes  administranJi  regni  vicariis  de- 
legant  et  vicarius  iteui  vicario  tradit,  ita  pietalis  Studium  omne  plebi 
modestiae  causa  relinquunt.  Plebs  in  eos  rejicit,  quos  ecclesiasticos 
vocant,  perinde  quasi  ipsis  cum  ecciesia  nihil  oninino  sit  coniraerciij 
quasi  baptismi  votis  nihil  prorsus  sit  actum.  Rursum  Sacerdotes,  qui 
sesc  vccant  Secularis^  quati  mundo  initiati  non  Christo,  in  Regn- 


—    534  — 


Äefecret  in  bem  «Spflcme  ber  9f6mer:  S'llemanb  »u^tc  e§.  Zlio 
t^)at  man  am  dnU  lieber  gar  n\ä)t^,  mil  eä  etrcaä  ju  ttjun 
wax ,  mil  man  bamit  nod?  obenein  jum  Äcf^er  werben  fonnte. 
2(ber  SBSunber  lie^  bie  Mtä)t  nod)  madjen,  n)c[(l)e  bem  Siolfe 
etwa  ein  neueä  @d)recfen  »or  ber  großen  SJJadjt  ber  Äird)e  unb 
ber  ^rtcjter  ctnjogen,  nber  weber  bie  ©eele  erfreuen,  nod)  ba§ 
©emütf)  crnjarmen,  nod)  bie  ©eftnnung  crleud)ten  fonnten. 
iReuc  ^eilige  (lellt  man  auf,  unb  fudjt  übertjaupt  ben  ^eili: 
genbienjt,  n)eld)er  ebenfalls  weber  ba§  ©ine  nod)  baö  ^Tnbcre 
JU  t^un  »ermodjte,  neu  ju  beleben,    ©erabe  im  15ten  Sa^r= 

1)  unbert  ift  ber  Älerus  febr  tl)«tig,  SSrüberfdjaften  unter  ben 
ßaien  ju  errid)ten,  bie  unter  ben  ®d)u^  »on  ^eiligen  gejtellt 
bie  3tnbctung  berfclben  beforbern  foUten.  @ine  unenblid)e  SJZaffe 
»on  Äird)enceremonien  warb  burd)  neue  üon  geit  ju  3eit  ge- 
mehrt, ein  tobteö,  fatteö,  feelenlofeä  ©eprdnge  warb  an  ben 

2)  ?enfd)en  ttorübergejogen,  babet  fid)  S'Jienianb  etwaö  bad)te, 
oftmals  nid)t§  benfen  fonnte. 

Unter  biefem  ©eprdnge  lebte  ba§  ^eibentljum  ganj  unge-- 
fiort  fort').  Sie  S5rdud)e,  (Zeremonien, -SÖ^einungen  beffelben 
lagen  in  einem  gewiffen  Äam^fe  mit  bem£)ienjle  ber  ^eiligen. 
£iie  S3ornel)men  beö  SSolfeS  wenbeten  ftd)  lieber  an  bie  ©lerne 
aB  an  bie  ^eiligen,  ©ine  nid)t  geringe  gubl  batte  ftd)  troji= 
loä  bem  'Jltl)ei6mu§  in  bie  2irme  geworfen,  weld)er  unter  bem 
f)s>l)en  Äleruä  freilid)  nod)  weiter  öerbreitet  war  alä  unter  ben 
ßaien.  2)aä  Seben  be6  gemeinen  Äleru3  war  nicl)t  minber  ent^ 
fe|lid),  al6  ba§  geben  be§  »ornebmen  unb  be§  geringen  SSol: 
feä.  Sie  Älöjler  waren  ju  2iufentf)altäorten  ber  funblid)ften 
güfte  geworben'^),  bie  SDrben  lagen  um  ber  unbebeutcnbfien 

lares  onns  lioc  «levolvunt.  Reguläres  in  inonachos :  Monachi  laxiores 
in  arctiores :  oinnes  simul  in  inendicantes:  Mendicantes  in  CartLusienses, 
apnJ  quos  solos  sepnlta  latet  pietas  et  adeo  latet  sepiilta  ut  vi\  nnqnani 
liceat  conspicere.  Itidem  Pontilices  in  messe  peciiniaria  dilipentissiiiii, 
labores  illos  iiiniium  Apostolicos,  in  Episcopos  relegant,  Episcopi  in 
Pastorcs ,  Pastores  in  Vicarios,  Vicarii  in  fratres  Mendicantes.  Hi  nir- 
sus  in  eos  retrudunt,  a  quibns  ovium  lana  tondetur.  Erasini  stultitiae 
laus.    Opera  IV.  pag.  485. 

1)  Aljiisiones  qnoqne  paganicae  et  siiperstitiones  diabolicae  tarn 
moltae  stint  Romae,  quod  divinari  non  bene  j)ossent.  Matth,  de  Cra- 
coviae.  lib.  de  sqnal.  Rom.  curiae.    Brown.  II.  pag.  585. 

2)  Qaod  nisi  a  Deo  provideatur ,  transibit  laec  corruptio  ad  Mo- 


—   535  — 


2>in^t  Wirten  im  jletcu  Äampfc  unter  einanöcr.  2(lle§  fonnfc 
man  cl)cr  fmt>cn  bie  Siebe.  35ag  Sjolf  tonnte  ftdf)  ni(S)t 
retten  »or  bev  ®icr  iint)  bcr  J^abfudjt,  öor  bcr  fredjen  8aficr= 
IjrtftiqFcit  be§  Äleruä').  @ä  panb  bcrfelbe  nod()  immer  f)inter 
ber  alten  9)iauev  unb  fud)te  ft'cf)  gegen  bie  oftmatä  gerabeljin 
wiit^cnbc  geinbfct)aft  ber  Saien  ju  »ertbeibigen  mit  ben  alten 
9J?ittcln.  2öir  ftnb  tcä)  bie  SQtiü^m,  bie  Unantafibaren,  ba§ 
oiiöern)d(;lte  S3olE  ®ütte§,  bie  Wittkt  jtüifcben  cud>  unb  bem 
^immcl,  mögen  roix  tl)un,  reaä  wir  wollen,  il)r  müfjt  gebor; 
ä)m,  baä  Urtbeil  barubcr  ftebet  eud)  niä)t  jn.  Sie  Äird)e  ifl 
nod;  in  alter  Söeife  beforgt,  ben  Äleruä  l^ierin  ju  fdjirmen. 
^'m  finbet  ba§  SSerbredien  ©traflloftgfeit  ober  nur  ben  ®d;ein 
ber  ©träfe*).  @clbfl  ber  fo  natürlidje  SBunfcb,  bap  eö  unter 
bem  untern  Älcruö  fo  jugeben  möge,  bap  baä  S^olf  'Idbtung 
oor  bemfelbcn  b«ben  fonne,  fd^eint  faitm  mebr  »orbanben  ju 
fein,  (im  ^a^ft  erflart,  ^ur  @bve  ©otteö  muffe  jebcr  Älerifcr 
feine  JBublfdjwefter  b^ben^j.  '2tÜe  SnPitute  ber  ^irdje  finb  »er« 
brcbt,  auä  allen  ©eboten  ber  früberen  Seit  bringt  man  biirdb 

,nachos  et  Religiosos,  qiianivis  Monasteria  Urltis  (|iiysi  omnia  jaiii  l'ada 
sint  Iiii>anana  nemine  coritradicente.  Infessiira.  Diarium  iirbis  Küiiiae. 
Eccanl  Jl.  pag.  201J. 

1)  Fudicitiam  matronariini ,  viieiniim,  laicoruni  scilictt  uxonim, 
üliariini ,  soiorumque  attcntaiit  ac  nocte  inter'liiique  sollici(ant.  Kfli 
ciiint  qiioqiic  per  iiKltlessiim  lalioreiii ,  iit  Iionestae  alioqui  virgines  et. 
matronae  ad  peccatuiu  commoveantur.  Nec  raio  etiani  evenit,  ut  Jii, 
uxores  ac'iilias  maritis  patribusqiie  detineanl ,  iiiinantes  iiiteriiii  gladio 
ignive  ultiiros  repetitas  uxores.  Miriim  quid  latrociniiü,  lioiiücidiis,  iii- 
nocentiiiu  delutione^  igni ,  rapiiia,  fiirto,  falsa  cudcndu  nuinii>iiiata  üi 
mille  sceleriiiii  forTiiis ,  Interim  contra  divina  hiitnanaque  jura  otimia  li- 
berriine  et  iinjuine  quotidie  committant.  Centiiin  Gravaniina  Nat.  (aer- 
manic. 

2)  Nam  priino  multis  viis  se  cximuiit  iiiali  iioiiiines,  praeserliiii  c'c 
rici,  a  jurisdictione  sui  ordinarii:  deinde  si  non  sunt  exeiiipti,  coiifu- 
ginnt  statiui  ad  Poeiiitentiariani  vel  ad  Dutariaiii ,  ubi  confestim  iiivc- 
niiint  viaiii  inqiunitati  et  quod  pejus  tst  ob  pecuniam  praestitain.  Hop 
scandalinn  tanlopere  contnrbat  Ciiristianum  po('Uliini^  ut  non  queat  ver- 
bis  cxplicari.  Consiliuiii  delector.  Cardinal,  jiissn  Pauli  III.  ronsnripluni. 
Brown.  Fascicul.  Rer.  expetend.  et  liigiend.  II.  pag.  334. 

3)  Siilioccnü  VIII.  fngtc:  talis  elfecta  est  vita  saterdotum ,  ut  vi\ 
reperiatur,  qni  concubiiiani,  vel  sultem  nieretrioem  non  retineat  ad  lau- 
dein  Dei  et  (idei  Christianae.  Infessura.  Diariiitii  Rom  iirbisi.  Kccard. 
II.  pag  1997. 


—    536  — 

SBcntungen  unb  Interpretationen  l)erauö,  bap  aud)  baö  ®t' 
gent()eil  gefd)el)en  fonne,  olle  2(uäbrücfe  traben  einen  boppcltcn 
®tnn,  je  nadjbem  man  i{)n  eben  braudjt.  2)ic  2Belt  jammert, 
flagt  über  ben  Äleruä  fo  fdjreer  unb  [o  tief,  alä  man  fiel)  eine 
Älage  nur  benfen  mag.  35er  SGBiberfprud)  jwifdjen  bem,  wai 
iji,  unb  bem,  wag  fein  foU,  ifl  fo  ()anbgreiflid)  geworben,  ba^ 
er  audj)  bem  ©emeinftcn  nid)t  meljr  entgefjen  fann.  2(ber  mag 
fie  jammern  unb  flogen,  wie  fie  will,  bie  Äirdfje  wieber^olt 
l)6c^|iten§  ba§  fd)on  taufenbmal  »ergebend  get)6rte  ©ebot,  ba^ 
ber  Äleru§  bod)  tugenbl)aft  fein  folle.  fann  t()r  nur  ge()oU 
fen  werben,  wenn  bie  Äettc  wirb  gefprungcn  fein. 

25ie  S3crbred)cn,  ja  bie  ©rauel,  welche  in  ben  untern  fKt'- 
gtonen  beä  £ebeh§  öor  fid)  gingen,  öerloren  fid)  in  bem  ©trome 
ber  £>inge.  S)ie  aber,  weld)e  auf  ben  ^ü{)tn  be§  fird)lid)en 
ßebenä  begangen  würben  unb  barum  fd}rcienber  l)erüortraten 
unb  nod)  werberblidjern  ©influ^  ouf  bic  2Se(t  ausübten,  jeigen 
oud)  fraftiger,  wie  not()wenbig  im  fünfje^ntcn  Sol)rf)unbert  eine 
burd}greifenbe  Umgefialtung  ber  3)ingc  war,  wenn  nid)t  binnen 
.Ruvjem  gerabe|)in  2£Ueo  untergeljen  foüte.  3e  ^ötjcr  bie  ^ir= 
djenfi'irfien  jtanben  unb  je  größer  unb  breiter  bic  geiüt)mte 
SKauer  ber  ^eiligfeit  war,  bie  fie  »or  fid)  gefiellt,  bejlo  tter= 
worfener  war  geben  unb  ©itte,  beflo  ungefd}cuter  glaubte  man 
bem,  wa§  fein  foltte,  unb  ber  9}Jeinung  ber  SO?enfd)en  SQo\)n 
fpred)en  ju  fonnen.  2)er  meificn  Prälaten  Seben  war  fo,  ba^ 
eä  feine  ®d)ilberung  meljr  erreidjen  fonnte.  3n  bem  tieffien 
©^nbenpfut)l  werfunfen  genoffen  fie  ber  (Sinfünfte,  ber  Sieid); 
tl;ümer  ber  Äird)e  mit  unsjeftümer  8ujl.  ®aS  feinjte  'ituge 
fonnte  feinen  Unterfd^ieb  md)x  jwifd)en  il)rem  Seben  unb  bem 
befd)riebcnen  geben  ber  Saicn  entbccfen,  man  müfjte  benn  bie 
SBorte,  weld)e  fte  unaufl)6rlid)  fpredjen  „wir  finb  bod)  bie  ^ei' 
ligen  unb  baä  ©alj  ber  (Jrbe"  nod)  olä  einen  foldjen  Unter; 
f(^icb  gelten  laffen.  9J^an  foll  'lUeä  an  feinen  grüd)ten  evfcn-- 
nen,  ruft^emanb,  fo  erfennct  t)od)  bie  Prälaten  an  benfelben'). 

Sßü  bie  ©füllen  beä  ganjen  ©ebdubeä  ber  Äird)e  waren, 
wor  oud)  bie  S5ered)nung,  wie  baffelbe  geljalten  werben  muffe 
ttor  bem  brol)cnben  gall.  Ueberjeugung  üon  ber  Sßabrljeit  beö 
®el)altenen  war  bei  ben  SBenigpen  »ürl)anben:  man  wu^te, 

1)  Mattli.  ile  Crac.  iJe  stjualor.  Koni.  cur.    Urcwn,  Ui^'pag.  115. 


—   537  — 


büf  e§  ein  .^eudjelnjerf  fei,  mlä)c^  eertfjeibtgct  warb.  Sntcv. 
cffant  ludrc  ju  wiffen,  ob  bteSingobe  einiger  S3tfcl)6fe  üuä  tem 
fed)je()ntcn  Saf)r{)unberte ,  trie  bie  SJeformatton  eben  bie  .^ölfte 
beö  Äird^enbaueä  jerfd)ld9t,  an  ^a^jjl  ^aul  III.  ein  dd)te§ 
2(ctenjiücf  ift').  Sn  bemfelben  tritt  bie  ©efinnung,  bie  bei 
üteten  ^rdlaten  üorl)anben  war  imb  nirfjt  erjl  bur^  biefe6  3£cten; 
flüd  bewiefcij  ju  werben  braud)t,  flar  l)ix'oox.  ®ie  wiffen  e5 
felb(^  febr  genau,  ba^  bie  Äircf)e  ftd)  immer  weiter  von  ber 
öcbten  unb  apoflolifd^en  entfernt  i)at,  fe^r  genau,  bag  in  ben 
heiligen  ißüd)ern  eine  ganj  anbere  Äirdjc  üerorbnct  ift.  Wlan 
mu^  baber  ba§  ©oangelium,  auä  bem  bie  9)?cnfd)en  freilidj 
lernen  fönnen,  ba^t  eä  cigentlid)  ganj  anberä  fein  fonnte,  alä 
feine  größte  geinbin  betrad}ten  unb  e§  auf  oEe  SBeife  »erbet» 
gen  unb  ben  5Kenfd)en  entwinben,  jebodj  mit  ber  größten  SSor» 
ficbt.  £)aä  gegenwärtige  (Spflem  aber  mu^  man  feftbatten,  bie 
Sntereffen  ftnb  baran  gefnüpft.  9J?an  braudbt  nod)  nid)t  ju 
»erjagen  tro^  ber  begonnenen  Sieformation.  25ie  9?atbfd)ldge, 
»eldje  bie  SSerfaffer  bem  Zapfte  geben,  ftnb  febr  gut.  mup 
bem  Äircbeninterefi'e  juerjl  2(uäbcbnung  über  eine  größere  2(n» 
jabt  9ßenfdjen  gegeben  werben.  SOlan  mup  eine  große  2tnja^l 
neuer  Äarbindle  unb  S3tfd)öfe  mad)in  unb  baburd)  bie  oors 
nehmen  gamtlien  gewinnen,   gernet  muffen  neue  9JJönd)äorben 

1)  Apostolorani  temporibus,  nt  verum  tibi  fateainur,  sed  silentio 
opns  est,  vel  aliquot  annis  post  ipsos  Apostolos  nulla  vel  Papatus,  vel 
Canlinalatus  nientio  erat;  nec  aniplissimos  iUos  rerlitas  Episcopatuiim  et 
Sacerdotiorum  fiiisse  constat;  non  erant  monasteria,  non  Priores,  non 
Abbates,  multo  vero  jiiinas  Lae  doctrinae,  liae  leges,  liae  consuetudi- 
nes,  sed  neque  iniperiam  illud,  quod  in  gentes  et  nationes  bodie  obt'- 
nemiis.  Aestimet  ergo  Tua  sanctitas,  quam  male  nobiscum  ageretur, 
si  nostro  aliquo  fato  in  pristinam  paupertatem  redigendi  essemas. 

Gerte  vix  umbram  qnendam  retineraus  in  nostris  ecclesiis  ejus  doc- 
trinae et  disciplinae,  quae  Apostolorum  temporibus  fiornerunt  et  aüam 
]>rorsas  accessivimus. 

Hic  ille  est  liber,  qui  praeter  ceteros  hasce  nobis  tempestates  con- 
citavit.  Et  sane  si  qiiis  illum  diligenter  expendat,  deinde  quae  in 
nostris  fieri  ecclesiis  consoeverunt  singula  ordine  contempletur,  videbit 
plnrimum  inter  se  dissidere  et  lianc  doctrinam  nostram  ab  illa  prorsiis 
diversam  esse  ac  saepe  contrariam  etiam.  Consilium  quorund.  episco]i. 
Bonnoniae  congTegator.  quod  Julie  III.  datum.  Brown  H.  pag.  644  — 
6ö0.   SJcicntiücfc ,  ttxtn  ?(cd)tt)eit  freiti^  aH  jrocifclöaft  angefc^en  mtx^ 


—    538  — 


gefitftet  werben,  um  eine  größere  "iCnjol)!  9}?enfc()cu  ait§  ben  t 
untern  ©tanben  ebenfallö  in  baS  itivd^entntereffe  t)ereinjujiel)cn,    j  ( 
fomit  baffelbe  nod)  allen  9iid}tungcn  t)in  ju  verjweigen ,  bomit    '  i 
bie  Söelt  üon  bemfelben  fcjtgcJjalten  werbe.    sSie  ^irci^enccre- 
monien,  bie  ^eiligen,  bie  ßegenben,  bie  Sicliquicn  muffen  in    j  ; 
aller  Söeife  vermel;rt  werben,  bamtt  bie  9)?enfcl;en  S3efcl)äftigung 
fi'nben.  25er  fc^iofajlifcfjen  SBeiöfjeit,  bcm  ©tubium  ber  2)ccreta= 
Icn  mup  auf  alle  'äxt  aufgel)o(fen  werben:  baburd)  werben  bie 
geutc  won  bem  ©tubium  ber  ©djrift  unb  üom  ^ebratfd}en  unb 
®riec^ifd)en  obgejogen,  we(d)e6  ©tubium  immer  fe(;r  bebenf= 
lic^  ift. 

SBdre  nun  biefeä  Tfctenjlüif  mit  feiner  nai»en  £)ffen{)erji95 
feit  nidjt  a<i)t,  fo  würbe  bciburd)  ntd)t  ba§  Sliinbejle  an  ber 
oben  aufgeftelUen  'ifnfidjt  geanbert.  ©agcn  e§  boä)  fonft  tüd)- 
tige  3eugen,  böp  2(IIe§  ^cud;elwerf  war  bei  ben  meinen  ^rd= 
laten.  ©ie  liefen  eä  gar  ju  beutlid)  merfen,  bap  bem  fo  war. 
Wlan  fonnte  fie  fragen,  wie  eä  bod)  fäme,  bag  fte  nidjt  Iodf)en 
müßten,  wenn  [ie  l}ei(ige  SBorte  im  9}?unbe  fiüljrtcn,  man  fonnte  1 
rufen ,  wa§  ifi;  ba§  für  eine  2Beiöl)cit,  für  eine  9?cligion,  weld)c  | 
fold)e  grüd}te  bringt.  Sie  ©imonie,  weldjc  fte  bod)  felbft  6f= 
fentlid)  für  baä  l)dglid)fte  aller  Sajler,  für  etwa§  2ib[d)eulid)ereS 
al§  bie  abfd}cu(id)fle  Äefcerei  erf!ävtcn,  l)errfc|)te  burd)auä,  unb 
bie  meiften  wußten  üon  ft'c^,  bap  fte  alö  unredjte  .^irten  ju  ber 
^eerbe  gefommen  waren.  2£ber  bicfe§  S5cwu^tfein  brürft  fie 
im  minbcflen  nid}t,  unb  wie  wdre  ba§  ju  bereinigen,  wenn 
nid;t  aUc§  ^eudjclci  war.  ^cibentbum  unb  2it()cigmuä  Ijerrfd;; 
tcn  allent()albcn,  jumal  in  Stolien,  jumal  in  8iom  nor').  3n 

(iSiom  gel)ört  e§  ju  bem  Sone  ber  feinen  ®efellfd;aft,  'Ätl^ci)! 
t;;u  fein:  man  betrad}tet  ©eitenS  ber  ^rdlaten  bie  Äird^e  mit 
'it)ven  Zeremonien  als  ein  ©dngclbanb  für  bie  5i)?enge.  9Ran 
lel)rt  biefen  '^tttjeiämuä  taut  unb  ungefdjeut^),  unb  er  mu^,  ba 


1)  Sunt  etiain  aliae  Iiereses  in  iJopiiIo  Cliristiano,  inultac  snpersti 
tiones  et  contra  religioneni  Cliristianaiii  iiinumerac  oijservantiae ,  <|uibus 
iiiiserabiles  aniniae,  qnia  iion  eis  succiirritur  per  pastores,  porienint  et 
<lamnan(ur.    Propositio  conc.  Basil.  coiam  Domino  Papa.    Mansi,  Coli. 
Conc.  XX\.  pag.  95. 

1!)  Abusus  magnus  et  perniciosus  est  in  gyninasiis  piiblicis  praeser- 
tiiu  in  Italia,  in  quibus  multi  pbilosopliiae  professores  impietateni  docent: 
iino  in  templis  liunt  disputationes  iinpiissiiiiae.  Conciliuin  dclcct.  Card. 


—   539  — 


bie  ©tjnobe  tjon  ^ifa  im3ül)re  1511  e§  für  notiiig  fmbet,  bcn  i 
©lauben  an  ©Ott  tciebcr  ftreng  einjufcfjdrfen,  unter  allen  Älaf»  | 
fen  ber  ©efcUfdjaft  mit  um  fid)  gegriffen  Ijaben.  SStele,  bc: 
fonberä  ttaltenifdjc  ^^rälaten,  leben  fo,  rcte  nur  ber  beclarirte 
Xt^eijt  leben  fann.  <3te  felbfl  änbern  beä^olb  mä)t  ba§  9}?tn; 
bejle  an  ber  geir6t)nltd)en  ©pradje.  &n  2lleranter  YI.  rebet 
in  feinen  S5ullen  fromme  SBorte,  fo  gut  njic  ein  ^Tnbcrer.  dt 
mu^  bie  ^)eilige  .Rtrd^e  »ert()eibigen  gegen  bie  9}?enfd}en,  bic  fie 
reformiren  roollen.  Sie  iljnen  5?al)efiel)enben  »ernjunbern  ftdj 
fluc^)  niä)t  im  SSKinbefien,  ba§  foldje  ©pradje  geführt  wirb  üon 
fold)en  9J?dnnern.  25ie  fWoral  ijt  bcmgcmdg  ungemein  lar. 
35urd)  Definitionen,  SDiüifionen  unb  Srugfdjlüffe  bringt  man 
eä  glücflid)  Ijerau»,  ba^  Sünbe  feine  ©ünCe  fei.  3luf  ber 
©pnube  ju  ffiafel  rcirb  e§  bcmiefen ,  ba§  Unjucl)t  nidjt  bellvaft 
gu  irerben  bmudje,  njenn  man  eä  nur  ttd)t  betrad;te').  Sajn 
läugnet  bie  ßafter  faum  mef)r,  »relc{)e  5umal  unter  bem  ^o^en 
Äleruä  por  fid)  gcljen  unb  fjilft  fid)  mit  ben  trioialflen  ©emein; 
planen  l)erauä.  greilid)  t)errfd)en  ©eij  unb  .^abfud)t  tjor,  r.ber 
baä  ftnb  nun  einmal  menfd)lid)e  Sd)nja^[)eiten,  ireldje  tod> 
SJiemonb  au§  bem  menfd)Iid)en  @efd;lcd}te  wirb  herausbringen 
fonnen').  2^aä  cinemal  finb  fie  eine  9lrt  üon  ©ottcr,  njeldje 
1)00)  er[;aben  über  bem  menfd}ltd)en  2eben  ftel^en,  ba»  anbere 
mal  finb  fie  rcieber  2}?enfd)en,  je  nad)bem  man  es  eben  braudit, 
fo  wie  baffelbe  £)ing  einmal  ^e^eret  unb  aniS)  wieber  feine 
Äe^erei,  «Simonie  unb  aud)  wieber  feine  Simonie,  S.ifrcr  unb 
flud)  roieber  fein  ßafter  ifi,  wieberum  je  nadjbem  man  baS 
@ine  braud)t  ober  ba§  anbere.  @ine  verwirrenbe  unb  »erwor; 
rene  ©elc^rfamfeit  bringt  auä  3lUem  TlÜt$  fjerauö  unb  Meä 
t)inein,  was  ein  augenbliiflicbeä  Sntereffe  eben  auäjuflo^en  ober 
Ijerbei^ufü^ren  »erlangt.  2lm  fdjamlofejien  tritt  biefe  fogenanntc 
©eleljrfamfeit  ^eroor,  wenn  ein  unb  baffelbe  Snbioibuum,  je 

jussn  Pauli  III.  conscriptnin.    Brown.  Fascicul.  Rer.  expeter.d.  et  fu- 
giend.  II.  pag.  234. 

1)  Aegidii  Carlerii  Oratio  de  panitione  jjsccatorum.    Mansi ,  Coli. 
Conc.  XXX.  pag.  934. 

2)  Seraper  fuerunt  homines  pecuniarum  avidi.  Anticjua  labes  .Si- 
monia  sed  et  apnd  priscos  veteris  legis  Antistites  lioc  vitiiini  vj;;uisse 
constat,  qaando  et  Jasonem  pontilicatuin  nia.xiiiium  pecuniu  coemi^sa 
constat.    Aen^  Syl?. 


-    5^0  — 


nadjbem  Sntcrcffc,  3«it  ""b  StcUung  eö  bcgcf^rcn,  balb  boö 
©ine  unb  balD  baö  2(nbere-  alä  unumfiüfjlictje  2ßnl)r()eit  niif; 
jieliet.  2teneaö  ©plüiuö  Ijat  erf!  mit  grofjcni  (*ifcr  bie  8el)rc 
üon  bcr  ©uprematic  ber  ccumcntfcl}en  ©pnoben  üertünbet.  Zbix 
bie  Sxbmcx  l;aben  ben  9cfäl}rlid;en  ©egner  in  i()r  Sntereffe  ge^ 
gogen,  man  mad)t  i^n  enbtid),  ein  untvüglid^eö  Wittd  ben  ge= 
fa^yrtidjen  9)iunb  ftopfen  unb  einen  glänjcnbcn  SBSibcrruf  ju 
erhalten,  felbjl  jiim  romifdjen  äßifdjcf.  5J?un,  al§  fei  ibm  in 
iüdtjrenber  3cit  «ine  beffere  Ueberjcugung  gefommcn,  »erbammt 
^iu#  IL,  waä  er  nlä  2(enea5  ©plütuä  gc(e()rt,  unb  mivb  bcr 
eifrigjle  58ertl)cibiger  ber  uneingcfdjrdnfteflen  ^apflgcwalt. 

2Baö  unter  ben  ^rdlaten  unb  ^crren,  ju  benen  in  ße^re 
unb  ßebcn  gctreulid)  bie  meiflen  S^octoven  balten  —  benn  aud) 
öuf  ben  Uniüerfitäten  ijit  boä  ßeben  fünbfjaft  unb  »errcortren  — 
ju  ftnbcn  i|i,  baä  erfd^eint  ju  fKom,  bei  ben  Äarbinälen  unb 
ben  köpften  om  »oUenbetjlen  fluägc;prdgt.  ben  2(ugenblicfen 
ber  (Sefal)v  bcö  ©djiämaä  unb  ber  fogcnannten  ÄeJ^erei  Ijotten 
bie  S5dter  bcr  <2i;nobe  ju  .Rofinili  burcb  bic  ^(bfc^ung  be§  ah- 
fd;eulid}en  So^anneä  XXIII.  bie  SeSelt  ftdjtbar  mit  ber  ^off^ 
nung  troftcn  wollen,  ab^dljan  fei  jene  gamilie  ber  fd)iämati- 
fdjen  ^dpfie,  melcbc  fo  gropeä  '2(ergernip  gegeben,  cä  werbe 
eine  neue  bcffcre  ©cnerotion  von  ^dpften  beginnen,  ^ber 
war  audb  mit  biefer  .l^offnung  nid)tä.  Sladjbcm  nun  einige 
^dpfte  gewcfcn,  bercn  ßeben  tvcnigflenö  fein  offentlidl^eö  unb 
öllgemeinc§  ©canbal  gegeben,  fat)  man  lüiebcr  SJorgänge  unb 
SOJänncr  in  9?üm,  bercn  .^errfdjaft  bie  9Jäl)c  beä  allgemeinen 
Unterganges  ju  ücrfünben  fcljien  unb  aud)  bei  ben  ©ebonfen; 
lofen  bic  grage  im  ©emutt)  aufregen  mupte,  ob  baö  \vol}l 
92act)folge  bcr  'ifpoftel  ßl)rijli  fei.  ©irtuö  IV.  »»ar  bcr  uner= 
bovtcfte  3;i)raun,  ber  je  gebad)t  werben  fonnte,  bcr  an  bcr  5ßrufi 
ber  unnatürlidifien  2a(lcr  gelegen,  ber  bie  fd:)6nen  Jünglinge, 
mit  benen  er  S3uI)Ifcl}aft  getrieben,  ju  IBifd}üfen  unb  Äarbinä- 
len  bcforbcrte,  ber  in  bcr  Xixä)e  üerl;anbelte  unb  »er|teigcrte, 
wa-o  ftd;  nur  v»crl;anbeln  unb  »cvpctgcrn  liep,  von  bcm  9iie: 
manb  auf  bcr  ganjcn  SÖJelt  aud)  nur  ctwaä  ®ute§  5u  fagcn 
wupte ').  SSon  feinem  3Jad;foIger,  Smiocenj  VIH.,  fagte  Senianb, 


I)  Hoc  fülicissinio  <lie  Dens  liljcravit  })0|iiiIiiiii  üuiitii  de  niaiiii  liujiis 
iinjiiiöüimi,  cui  nullus  Dui  tiaiur,  niillus  amor,  nulla  Caritas,  nulla  al- 


—  5*1  — 


in  ginfterniffcn  fei  er  gewdljlt  tuorbcn,  in  SinpftnifTcn  "'«^'^ 
er  leben  unb  in  if)nen  jlerben.  25ei  jeber  ^apftnjafjl  trieben 
bie  ÄarbindU  einen  jiemlicf)  offenen  ^anbet  mit  if)ren  ©teilen. 
Snnocenj  VIII.  »crfprad)  einem  9)?6vbcr,  gegen  eine  tüd^tige 
©ummc  @etbc§  it)n  gegen  icben  Eingriff  wegen  eineä  S!}?orbe§ 
ju  fd^irmcn.  '^(cranbet  YI.  aber  Id^t  feine  beiben  SSorgdnger 
weit  ()inter  fiel)  juriiif.  oerbient  bead)tet  ju  werben,  wie 
bie  ©rd^lidjfciten  erjdljlt  werben,  bic  unter  unb  burd}  biefen 
SKann  in  9fom  öor  ftd)  gel)en.  @ä  wirb  fein  gro^eä  2tuf()eben 
bawon  Qmaä)t,  benn  e§  finb  jiemlid)  oütdgliclje  ©rfcf)einungen. 
Sie  ©trtbt  9?om  ijl  weiter  nid)tö  aB  eine  gro^e  Stäuber-  unb 
9K6rber()6^lc,  ein  2tbgrunb  aller  SSerworfenfjeit,  eine  bobcnlofe 
5£iefe  aller  SSerbred)en  linb  aller  ßafier').  SBie  bie  SBelt  ba^ 
niolä  aucl?  immer  fein  mag,  3llcranber  "VI.  ifl  bod)  ein  9J?ann, 
wie  nur  romifdje  SSerworfenljeit  itjn  grofgejogen  l)aben  fonnte. 
@ä  war  fein  SSerbredjen  benfbar,  weldjeä  nicl)t  ju  9iom  von 
biefem  2llcranber,  in  feinem  ^aufe,  unter  feinen  ^ugen,  nid)t 
etwa  im  Stillen  begangen  worben,  nein,  offentlicf?,  ungefdjeut, 
alä  fei  bie  SSerfe^rung  aller  JSegriffe  fd)ün  öoUenbet  unb  bie 
Sugenb  jum  ßafter,  ba§  SSerbredjen  juv  SJugenb  geworben. 
2)ie  9iaubfud)t  ber  ©t9t()en,  bie  3;reu(oftgfeit  ber  ^unier,  bie 
SCBitbljeit  beä  'iRixo  unb  be§  ßajuä  war  I;ier  im  SSerein  ju  ftn= 
ben.  @ä  wäre  fct)wer,  '2llle§  aufjujdl^len,  waS  mit  SOZorb, 
.9faub,  Unjudjt  unb  S3(utfcl)anbe  ^ier  gefreoelt  würbe'),  ^llers 

fectio,  sed  solam  voluptas  inhonesta  et  avaritia  in  consiJeratione  fiiit. 
Hic,  ut  fertiir  vnlgo,  et  experientia  ileinonstravit,  pueroram  amator  et 
Sodomita  fiiit.  Pueris,  qiii  serviebant  ei  in  ciibiculo,  non  solum  mul- 
tOTum  inilliuin  ducatornm  donavit  reditus,  verum  Cardinalatnm  et  mag- 
nos  episcopatiis  largiri  ausus  est.  Infessura.  Diarium  Rom.  urbis  Ec- 
card.  U.  pag.  1939. 

1)  Istis  temporibös  nihil  boni  Romae  actam  est.  In  civitatate  enim 
multa  et  iniinita  furta,  liomicidia  et  sacrilegia  liebant.  Infessura.  Dia- 
rium Rom.  urbis.    Eccard  II.  pag.  1987. 

2)  Omnia  jam  apud  Pontificem  esse  venalia,  dignitates,  honores, 
matrimoniorum  copulas,  eorundem  solationes,  divcrtia  et  repndia  uxo- 
rnm  et  alia  multa  quae  neque  aetas  parentum  nostrorum  vidit,  neque 
Christiana  consuetudo  adniittit,  sese  pnblicitus  offere  et  novam  sectam 
et  nova  dogmata  in  Christi  contameliam  populis  irrepere.  Nihil  esse  jam 
scelerum  aut  flagiticrum,  quod  non  Romae  publice  et  in  Pontiticis  domo 
.  coinmittatur ,  snperatos  esse  .Scythas  latrociniisj  Poenos  perfidia,  imma- 


) 


—    542  — 


anbcr  VI.  roax  ein  guter  ^reunb  be§  ©ultanS  ber  «Dämanen, 
mit  bem  er  in  freunbfd}aft(icl)em  S3nef»recl)fcl  jtanb,  an  ben  er 
bic  d;rtfHid;e  .l^cerbe  verriet!),  wenn  eä  fein  Sntereffe  erforberte, 
ben  er  —  freilid)  für  eine  tücl^tige  «Summe  ®elbc§  —  x>on  fei- 
nem Sritber  unb  Slebenbul^ler  25fd)em  befreite,  inbem  er  i>it-- 
fem  mä)  beä  ©ultanä  SBtÜen  ju  ben  greuben  be§  ^arabiefeä 
tier()alf').  ^tleranber  tjerftanb  treffitct)  ©ift  ju  mifcf)en  unb  ju 
l^anbl)aben,  bü§  Unbequeme  unb9?eicl)e,  bic  er  beröuben  wollte, 
ou§  bem  SBege  fd)affen  follte,  biä  er  fidj  enbliclj  einmal  »erfaf) 
unb  ba§  für  einen  Äavbinat  be(!immte  ©ift  felber  tronf.  (Sr  trieb 
S5u()Ifd)aft  mit  ber  eigenen  SSodjter  unb  bxadjtt  eä  bol^in,  bafj 
jebcr  wom  romifc^en  Ä(eru§  eä  für  eine  2trt  @()rcnpunct  ^ielt, 
fo  viel  Äinber  aB  mogfid)  ju  jeugen.  ©eine  burdf)  SBoUufl 
gefd)n)äd)ten  2üpe  fad)te  ^ii^>ft  2£(eranber  einft  baburd)  wieber 
an,  ba^  er  fid)  bei  einem  9}?a(e,  tt)eld)e§  er  in  ©cfeUfd)aft 
feiner  Sod}ter  ^ielt,  von  fünfjig  nacfenben  S5uf)lbirnen  umtans 
Jen  lie^').  @5  trdre  an  3(leranber5  ^ofe  unerhört  gewefen, 
bap  etwaä  für  ©elb  nid)t  ju  gewinnen.  2tugerf)alb  Sfomä  frei: 
Jid)  fanb  mon  baö  geben  be§  ^a^jflcä  unb  feineS  ^ofeä  ab: 
fdjeulid},  in  9iom  felbjt  fanb  man  eä  jicmlid)  in  ber  Srbnung. 
.^ter  war  öUe  <3cl[)am  unb  ©djeu  abgetf)an  werben,  unb  nid)tä 
weiter  warb  biaä)kt,  ali  wie  bie  ^irctje  unb  bie  SBett,  ein 
feuct)ter  ©djwamm,  jum  SSePen  9iom5  auSjuprcffen  fei. 

nitate  et  saevitia  Nerones  et  Cojos,  nam  caedes,  rapinas,  stapra  et  in- 
cestus  referre,  innumeri  qt  itiiiniti  prope  laboris  foiet.  E])istola  ad  Syl- 
viuDi  de  Sabellis  apud  Burcliard  Diarium  Koni.  cur.  Kccard  IL  pag.  2145. 

1)  ©ultan  SnjQfib  fcbrdbt  bcsjt)nlb  ein  ben  ^iipfl:  Et  in  hoc  magni- 
tiido  Vestra  contentabit  cumplacere  nobis  ,  prout  in  sua  prudentia  con- 
liiiinius  facere  velle,  debet  pro  meliori  Suae  Potentiae  et  pro  majori 
nostra  satisfactione ,  quanto  citius  fieri  poterit,  cum  illo  meliori  modo  I 
quo  placebit  Vcstrae  niagnitndini ,  dictum  Gern  levari  facere  (!e  aogu- 
stiis  liujus  mundi  et  trar.sferri  ilh'us  animam  in  alterum  seculnm ,  ubi 
nieliorem  liabebit  quietem  et  sie  adimplere  l'acitt  Vestra  Potentia.  Pro- 
mittimus,  si  mandabit  nobis  corpus  suum  in  qualicunqne  loco  citra  mare 
nostrnni  Nos  .Sultan  Bajazet  trecenta  millia  ducatornm.  Literae  Missi- 
vae  Magni  Turcae  ad  Papani,  apud  Burcliard  Diarium  Rom.  cur.  Kc- 
card II.  pag.  2059. 

2)  In  Palatio  Apostolico  quinquaginta  nieretrices  honestae,  Cortc- 
gianae  nuncnpatae,  quae  post  coenain  ciiorearunt  cum  servitoribus  et 
aliis  ibidem  existentibus ,  primo  in  vestibus  suis,  deinde  nudae.  Bur- 
cbard  Diarium  Rom.  cur,  Eccard  I.  pag.  2134. 


—   543  — 


X)u  beiben  folgenbcn  Zapfte,  Suliu§  II.  unb  ßeo  X.,  tru- 
gen bic  ©unbtjofttgfeit  fvetltd)  ntcf)t  fo  offen  jur  <Sd)ou  als 
"^(eranber  VI.;  fie  waren  auä)  um  ttxva$  beffer.  25enn 
[ülcl)c  ©rauel,  wie  uon  jenen,  weiß  von  il)nen  bte  @efd)icl}te 
nicl;t  ju  bcridjten.  2Iber  öon  wai)xl)a\t  d}ri|'i(tcl)cm  Sinne  war 
bod?  nid)t  baS  9)?inbcfle  in  i{)nen,  unb  ibr  geben  war  unwür; 
big  ber  ©teUung,  welche  fte  in  ber  2Be(t  babcn  wollten. 

©0  biep  bie  ganjc  Äirdje  9?om§  SScrobung  unb  S3erwir; 
vung  obne  SOiaaf ,  wie  bie  Siömlige  felbp  eingefieben  mupten, 
weil  eä  gar  ju  flar  am  Sgage  log.  wäre  nun  ein  SBun: 
ber  gewefen,  wenn  bie  römifd^e  ^ird^e  am  ^luggange  beä  SJiit; 
telalter»  nidjt  Eingriffe  erfal)ren  i)atk,  bie  in  einem  3uge  fort; 
liefen,  unb  weld^e  »eber  Siut)t  mefjr  nod)  S\a\t  gewdbrten. 
2:ie  fiwbere  3eit  i)atU  ber  SBabrbeit  fd)on  fräftig  »orgcar; 
beitet  unb  ba§  SSlut  ber  eoangelifd)en  9Rärti)rer  i)atte  ben  Soe- 
ben gebüngt.  Q'm  neuer  ®ei)l  begann  ftd)  in  ben  SBiffenfdjaf; 
tcn  ju  regen,  unb  bie  freien  ©ebanfen  würben  burd)  bieS5urf)= 
brucferfunp  fcbnell  umbergetragen.  i^erbient  bemerft  ju 
werben,  bap  ber  romifcbe  @tubl  zeitig  ©cfabr  üon  biefer  fd)nel; 
Icn  Söeiteroerbreitung  ber  ©djriften  fiircbtet.  25ie  S3ucber  fol= 
len  unter  bie  Dbfidjt  be§  Stubleä  unb  ber  S3ifd;6fe  genommen 
werben:  cä  foU  nicbtä  gebrutft  werben,  alS  nur  mit  ©rlaubni^t 
beä  ^apjleä').  S5ülb  i)üUcn  ftcb  jene  Eingriffe  in  baä  ©ewanb 
bc»  ©rnfieä,  balb  crfcbeinen  fte  in  bem  bleibe  beS  ©potteg. 
SOJan  fagt  mit  SSitterfeit,  ba  l)attt  ber  ^err  in  SBabrbeit  übel 
für  feine  Äird)e  geforgt,  wenn  er  fie  fo  fünbbaftcn  SOZenfd)en 
anvertraut  unb  unbebingt  übergeben,  wie  Den  S3ifd)6fen  oon  3?om; 
man  fragt,  wie  eä  ftd)  benn  auö  ber  ©djrift  beweifen  laffc,  bafi 
ein  fold)er  ©tattbalter  ©otteS  eingefe^t  worben,  wie  eä  benn 
fomme,  bap  9)?enfd}en  ©otteä  ©tattbalter  ouf  ©rben  fein  fonn- 
ten,  bie  an  ©ott  felbp  gar  nid)t  glaubten'). 

1)  Raynald.  Annales  ecciesiae  XIX.  a.  1479.  pag.  374. 

2)  Quomodo  enim  piissiinus  Dominus,  qui  ecclesiam  suam  sangiiine 
■DO  redemit,  providisset  eidem ,  si  voluisset  ac  conimisisset,  quod  unus 
homo  quandoque  ignarus^  alirjuando  malevolus,  et  dato,  quod  sciuns 
et  bonus  es&et,  tamen  deceptibilis  et  eirabundus,  regeret  eam  capufque 
ijas  faceret.  Matth,  de  Crac.  de  squaloribus  Rom.  Cur.  apud  Brown 
II.  pag.  599. 

Inde  infertur  hoc  inconveniens ,  qnod  Christus  ecciesiae  suae,  jiost 


—   544  — 


ein  2{ngriff,  we(d)er  fid)  in  baS  ©ewanb  beö  ©potteS  EleU 
bet,  in  bem  aber  ber  bitterfle  f  rnjt  »erborgen  ijl,  fdjilbert  ju= 
gletd)  in  ben  »pa^rfien  unb  treffenbfien  gügcn  baö  gefammte 
Äirdjenrcefen  in  feiner  gdnjiidben  S^idjtigfeit,  «Ue  SSibcrfprüd^e 
unb  oUe  S£^)or()eiten,  weldje  ben  9Renfd)en  gclefjrt  njorben  wa^ 
ten.  Sa  jteljen  fie  nun,  ruft  er  auö,  unb  meinen  ben  J^Tm- 
mel  burd)  beiaf)lte  Snbutgenjen  3U  gewinnen,  beredjncn  bie 
25auer  unb  bie  ßdnge  be§  gegefeuerä  unb  finnen,  wie  ftc  fd;ncU 
fid)  barauö  erlofen  modjten,  fte  fd)n)a|en  Die  ©ebete  nad),  bie 
ein  fd^lauer  Äopf,  um  fid)  ®elb  ju  gewinnen,  erfann,  unb 
wa()nen  bamit  ©lud,  gf)re,  f)?eid)tl)um,  lange§  geben,  enblid) 
ben  ^immet  ju  gewinnen,  nadjbem  ftc  jebod)  jügelloä  unb  un: 
gefdieut  alle  ßüjie  biefer  SOBelt  genoffen  l^aben.  ©ie  fjaben  e§ 
fid)  bequemgemad)t  in  i^ver  Slarrl^eit,  mel)r  nod)  al5  bie  größte 
©ecligfeit  meinen  fie  buvd)  mef)rmaligeä  ^erunterbeten  ber  ^faU 
men  ju  »erbienen.  S3on  fold)en  £)ingen  ijl  bie  ganje  (5{)riften5 
Ijeit  erfüllt,  wer  fie  nid)t  mittreibt,  mup  untergeljen.  SSon  ben 
3;f)eologen,  meint  bie  perfoniftjirte  Zi)oxt)tit,  weld)er  ber  SScr» 
faffer  feine  ©atpre  in  ben  9)?unb  legt,  fei  freilid)  bebenflid)  ju 
fpred)en ;  benn  fte  tt)akn  al5  tfjronten  fie  in  bem  ^immel,  unb 
wo  jemanb  wage,  etwaä  ju  fagen,  wa§  ii^nen  unbequem,  fo 
riefen  fte  „Äe|erei"  unb  bamit  fei  bie  ®ad)e  abget^an.  ®ie 
betrad)ten  alle  anbere  9J?enfd)en  alä  eine  2frt  unvernünftiges 
SSiel),  böä  ft'd)  üon  i^nen  gebutbig  mup  treten  laffen. 

Sl)rc  fogenannte  ®elel)rfaml}eit  bejleljt  in  Unterfucf)ungcn 

snam  ascensionem,  insulficienter  providit,  committens  eam  uni,  qui  cam 
in  damnationem  inducere  polest,  pro  qua  et  ejus  salute  ipse  de  coelo 
descendens  proptiam  sanguinem  fudit.  Et  quis  regUm  temporalium 
peregre  proficiscens,  in  oinnein  eventum  absolute  et  sine  correctione 
committet  populum  sonm  uni  ad  gubernandum  sine  omni  conditione. 
Jacobi  de  Paradiso  de  Septem  statibus  ecci.  Brown  II.  pag.  107. 

Damnabilis  scientia  praelatorum  et  doctorum,  quam  in  opere  niliil 
boni  sequitur,  imo  opere  doctrinae  repognatur.  Videamus  statnm  prae- 
sentis  ecciesiae,  cujus  caput  totum  mundum  liumiliare  satagens,  impe- 
rium  suppeditans,  olferens  beneficia  venalia,  vinum  prostitutionis  hujus- 
modi  quibusdam  hnic  capiti  familiaribus ,  adherentibus  ecciesiasticis, 
dulce  principibns  et  secularibns,  primum  qnidem  acerbum,  sed  assue- 
factione  sophisticalom  propinat.  Qui  corruptela  inebriati  putant  omnein 
taleni  prostitutionem  divinitus  ortam.  Georgi  Heyniburgensis  Coniutatio 
Primatus  Papae.   Brown  II.  pag.  117. 


-  545  — 


über  Glinge,  tie  feinem  iKtnfdjen  oon  tiem  gevincjjlen  9?i!f5en 
ftnti.    Sie  grübeln,  bitrd)  weldjen  Mciml  toä  ffiofe  in  baS 
menfdjlid)e  ©efcbledn  gefommen  fei,  ob  ®ott  beu  ewigen  So^n 
l)ftf[en  tonne,  ob  man  md)  ber  ■2(uferjicl)iing  effen  unb  trinfeti 
werbe.    9)Ut  foldjcn  Unterfuc^ungen  unb  bcn  gewonnenen  Sk« 
fultüten  meinen  [ie  bie  fallenbc  Äir^ie  ju  balten  unb  f(atfd)ett 
pd)  felbjl  SBeifaU  3U  über  il)re  tiefe  2Bei»()eit.    3e  weniger, 
Wü3  fie  bcrauöjlanimeln,  von  irgenb  3enianb  tjerflanben  wer» 
ben  fann,  je  bo.rbarifdjer  e»  lautet  unb  je  arger  bie  (Sd)ni^er 
finb,  weld)e  barin,  für  bejto  gelehrter  l)ülten  fie  e§.  3f)te 
^öpfe  finb  mit  i()rcr  3;f)or()eit  fo  angefüllt,  ba^  nid)t§  in  bei 
SBclt  mel)r  fie  baüon  abbringen  fann.    £)aä  (Soongelium  üuc^> 
nur  aufjufdjlagen ,  baju  gewinnen  fte  feine  3eit  ')• 

1)  Horum  magna  pars  in  tantiim  suis  nititur  ceremoniis  et  hominiim 
tratiunculis,  ut  putent  unum  coeluiii  paruni  dignum  esse  tantis  praenüum, 
Laad  cogitantes  futurum,  ut  Christus,  contemi)tis  Iiis  omnibus,  suam 
illud  sit  exacturus  praeceptum ,  nenipe  carifatis.  Alius  ostentabit  aqua- 
liculum,  omni  piscium  genere  distentuin.  Alius  psalmorum  centum  eifan- 
det  modios.  Alius  jujuniornm  myriades  adnumerabit  et  toties  unico  pran- 
dio  pene  disraptam  impntabit  alvnm.  Alius  tantum  cerimoniaram  acer- 
Tum  proferet,  quantum  vix  Septem  onerariis  navibus  Telii  possit.  Alius 
gloriabitur  sexaginta  annos  nunquam  attactam  pccuniaro,  nisi  digitis  du' 
plici  cliirutheca  munitis.  Alius  cucallam  ingeret  adeo  sordidam  et  cras- 
sam,  ut  nallus  nauta  suo  dignetur  corpore.  Commemorabit  alius  se  plus 
quam  undecim  lustris  spongiae  vitam  egisse,  Semper  eidem  afTixum 
loco.  A  ius  raocam  assidno  canta  voceni  adducet.  Alius  letliargum  so- 
litudine  contractum ,  alias  linguam  jugi  silentio  torpentcm.  At  Christus 
interpellatis,  nunquam  alioqai  üniend's  gloriis,  undenam  hoc,  inquiet, 
novum  Judaeornm  genus.    Krasmi  Encomium  Moriae.  pag.  474. 

Theologos  silentio  transire  fortasse  praestilerit  nee  hanc  anag^iim 
tangere,  utpote  genus  hominum  mirc  superciliosum  atqoe  irritabile,  na 
forte  turmatim  sexcentis  conclusionibus  adoriantur  et  ad  palinodiam  ad- 
igant,  quod  si  recusem ,  protinus  hereticam  clamitent.  Nam  illico  so- 
lent  hoc  terrere  fulmine,  si  cui  sui>t  parnm  propitii.  Hi  reliqnos  mor- 
tales  omnes  Dt  hunii  re|itantes  pecudcs  e  sublimi  despiciunt  ac  propa 
commisereantnr,  dum  tanto  magistralium  definitionuro^  conclasionom, 
corollariorum ,  propositionom  explicatarum  et  implicatarum  agmine  septi 
sunt,  nt  nec  Vulcaniis  vinculis  sie  possint  irretiri.  Arcana  mysteria  suo 
explicant  arbitratn.  Per  qnos  canales  labes  illa  peccati  in  posteritatem 
derivata  sit,  quibus  modis,  qnantulo  tempore  in  virginis  utero  absolatus 
sit  Christus.  Sed  haec  protrita.  lila  demcm  magnis  et  illuniinatis  tbeo- 
logis  digna  pntant,  ad  haec,  si  qnando  incidont,  expergiscuntor.  Nnni 
possibilis  propositio,  Pater  Deus  odit  filinm?  Nam  Dens  potuerit  sup- 
11.  S6»il.  35 


—  546  — 


T)k  S!)i6nd)c,  eine  <Bd)aax  jubringltd)er,  unwerfdjämter  unt> 
biuvifcf)er  9Kenfd)en,  bet)auptcn,  fte  jleHten  ung  bie  2(popc(  bar. 
©le  be^auipteten  bie  ßiebe  ju  bringen,  unb  ücrfolgcn  fid)  unter 
einanber  felbfi  um  ber  gleicbgüUtgften  SJtnge  wtUen  biä  auf  Cen 
a;ob.  Sbre  ^eiligfeit,  meinen  [le,  fei  fo  gro^',  baf  ein  .^im* 
mel  berfelben  gar  nicbt  me^r  genüge.  2ü)er  eine  fd)ütteU  bunbert 
©cbeffel  ^fatmen  au§,  bie  er  i)txmttxQtbtM ,  ber  anbere  fubrt 
fieben  ©cbiptabungen  ßerimonien  b^'bei,  bie  er  alle  burd)ge- 
mocbt.  Sic  ^dpftc,  bie  Äarbinäle,  bie  S5ifd)6fe  fd)cinen  nicbt 
einmal  mebr  ju  »iffen,  »aö  bie  Siamen  bebeuten,  njeldje  fic 
fubten.  SBcnn  fic  e§  «üpten,  wie  !6nnten  fte  ibre  ©teilen 
füufcn  unb  burd)  ©ewalt  unb  ©rauel  aller  "Kxt  fidj  in  benfet» 
ben  behaupten?  SBaä  'ilrbcit  unb  ?0?übe  t|i,  ba§  fd)icben  fte 
ben  '■ilpofieln  ^etru§  unb  ^autuä  ju,  vraä  9?eid)tbum,  ©cbwel» 
gerci,  SSergnügcn,  ba§  bebalten  fte  mit  greuben  für  ftd;.  ©ie 
ftnb  bie  »ütbenbften  unb  erbittertpen  geinbc  ber  wabrcn  Äircbe, 
n)eld)e  mit  ©cbwcrt  unb  jeber  ©ewalt  gegen  fic  fireiten.  Die 
beutfcljen  S5ifd)6fe  würben  e§  gcrabebin  für  einen  ©ct)impf  er« 
flcbten,  wenn  fie  jemonb  2tnberä  bctracbten  wollte  aB  weltlidje 
J^erren.  ©ic  eradjten  ben  Äob  auf  bem  ©d)lacbtfelbe,  mit  bem 
©djwertc  in  ber  ^anb,  für  ben  würbigfien  unb  fd)6njtcn.  Sft 
in  ber  ganjcn  Äird)e  von  ber  Erfüllung  ber  firdf)li4)cn  !3)flid)» 
ten  bie  SRcbe,  fo  fcbiebt  immer  einer  bie  ©ad)e  auf  ben  anbes 
ren.  2)er  S3ifd;of  »erweifl  auf  bie  SSicarien,  ber  SSicor  auf 
bie  fccularen  ©acerboten,  bie  ©ecularcn  üerwcifen  auf  bie  9?e» 
giilarcn,  bie  JRcgularen  öcrwcifcn  wieber  im  2tllgcmcinen  auf 
bie  2R6nd)e.  £)ic  SDrben  ber  leidjtercn  ©clübbe  meinen  wieber, 

positare  malierem,  nnm  diabolum,  num  asinam,  num  cacnrbitam,  nnm 
silicem.  Sunt  innumerabiles  leptolescbiae,  bis  quoqne  malto  sabtiliores, 
de  instantibns,  de  notionibas,  de  relntionibus ,  de  formalitatibus ,  de 
qnidditatibus ,  ecceitatibas ,  quas  nemo  possit  oculis  assequi,  nisi  tarn 
Lynceus,  ut  ea  qiioque  per  altissimas  tenebras  videat,  quae  nasqaain 
sunt.  At  i^isi  felicissime  sibi  placent,  imo  plaudunt,  adeo  ut  bis  sna- 
Tissimis  naeniis,  nocte  dieque  occupatis,  ne  tantnium  quidem  otii  sn- 
persit,  ut  Evangelinm  aut  Paalinas  epistolas  vel  semel  liceat  evolrere. 
Ita  demnm  maxime  «ibi  videntur  tbeologi,  si  quam  maxime  barbare 
spurceque  loquantnr  cumque  adeo  balbutiant,  ut  a  nemine  nisi  a  balbo 
possint  intelligi,  acumen  appellant,  quod  Tulgus  non  asseqaatur.  Erasmi 
Encomiam  Moriae.  pag.  465,  468.  470. 


—   547  — 


ba§  muffe  getljan  njcrbcn  buxd)  bie  ^xhm  ber  fdjwcreren  ®e« 
lubbc.  Stcfc  weifen  nun  wtebet  unter  ftd)  ^erum,  bi§  bie 
®ad)e  cnblid;  bei  ben  Äartfjdufern  jleljen  bleibt,  bei  benen  bie 
TOirflid)e  grömmigfett  »erborgen  liege,  fo  bap  fte  nur  ju  bicfen 
Seijtungen  gefdjicft.  Unb  bei  biefen  Äartl)dufern,  meint  ber  SSer» 
faffer,  liegt  bie  grömmigfeit  nun  auä)  in  ber  Äljot  fo  oerborgen, 
bü^  fein  a}?enfd)  im  Staube  ijl,  baä  9J?inbejle  baoon  ju  gewaljren. 

Wit  bem  Spott  wirb  in  biefer  ©djrift,  welc'pe  bie  gonje  3lufe 
gclöflljcif,  3erriffenl)eit  unb  innere  9'Jid)ttgfeit  ber  r5mifd)en  &ix<i}e 
cuf  boä  treffenbfte  fdbilbert,  immer  ber  ebcljle  ©rn(i  gemifdjt. 
2n  ben  ©egenfd^en,  befonberö  tpo  er  auf  bie  2(:po|iel  unb  bie 
crjle  d)riftlid)e  Äir^e  üerweifi,  jeigt  ©raömuä  beutlidj,  bap  er 
eine  ^Reformation  für  etwaä  bringenb  unb  unbebingt  9lotl)wen; 
bige§  I)ält,  ba^  ber  ©runb  ber  gegenwärtigen  Ucbet  nidjt  ba 
liegt,  wo  bie  .Rird)e,  bei  ifjren  leidsten,  anfd)einenben,  mä)t 
ernfilid)  gemeinten  9?eformation§üerfud)en,  ii)n  gefud)t,  weil  fie 
ben  red)ten  ni(^t  finben  wollte,  fonbern  bojä  ein  anbcrer,  tief 
in  bem  ©anjen  berul^enbet  »or^anben  fei,  ben  man  ouffuc^eii 
muffe,  wolle  man  ju  etwaö  SSBirflid)cm  gelangen. 

3rt  äl)nlid)er  SBeife  wie  l)ier,  wenn  audj  nid)t  unter  bem  / 
©ewanbc  beS  ©potteä,  war  bie  Äirc^e9?om§  von  oUen  Seiten 
angegriffen.  3n  einem  gewiffen  Sinne  fonn  man  fagen,  ba^ 
fte  burd)  bie  ^ö\)e,  ju  weldjer  bie  9}?i^brdud)e  in  il)r  gefliegen 
waren,  genötl)iget  warb,  fid)  felbjl  anzugreifen.  SBenn  »on 
ben  ßoncilien  fclbft  auä  Stimmen  ertönten,  baß  bie  SfBelt  burc^ 
bie  Äirdjc  unterget)e,  wenn  ebcnbafelbj!  ijon  ber  waltenben  83er« 
wirvung  fo  gef^prodjen  werben  mußte,  wie  gefprodjen  warb  unb 
wenn  jugleid) ,  weil  ba6  ^eittjerige  Softem  natürlid)  nid)t 
aufgegeben  werben  follte,  fein  burdjgreifenbc^  DieformationS« 
mittel  nad^gewiefen  werben  fann,  fo  mußten  foldje  ©ejidnb« 
niffe  bie  benfenben  9}?enfd)en  mit  S^otbwenbigfeit  barauf  brin» 
gen,  baß  ein  ©runbübel  in  ber  römifd^en  Ätrdje  Borbaiu 
ben  fei,  weldjeä  nur  mit  il)r  felbjl  l)inweggcnommen  werben 
fönnte.  2Clfo  fann  man  foldje  2feußerungen  wol;l  2fngriffe 
ber  ^ird)e  auf  fid)  fclbft  nennen,  wcld)e  burd^  eine  unabwei?» 
bare  9?otl)wenbigfeit  abgebrungen  finb.  gwifdjen  ben  eigenen 
unb  fremben  Eingriffen  unb  klagen  fd)wanft  ba§  Sdjif  ber 
Äird)e  im  fünfjeljnten  3(il)i;l)unbert  i)in  unb  t)et,  2lIIe5  iji  un» 
fid)er  unb  jweibeutig  geworben  fdjon  am  2(nfange  beiTcibeii. 

35« 


_   548  — 

Jßcreitä  bü§  Qom'd  JBafcl  i|l  nicbt  o()nc  ^uvi)t,  ba9  ganj 
25eutfd)lanb  )ki)  für  t>ic  b5l)mifd)en  Äefjcr  crflaren  münc').  Äein 
8anb  im  ^cr^icii  @uvopa5  t'il  ol;ne  Äefser.  2)ic  ölten  SBalben; 
fcr  finb  nod)  immer  lüdjt  nbgeftürben,  mnn  [ic  aiicf>  fit)metjV 
fam  geworben  finb.  3n  granfrcid)  habtn  fie  noä)  t()vc  form» 
lid)  organifirten  ©emeinben.  2)ic  Verfolgung  gegen  fic  mcid}t 
von  3fit  ju  3eit  tüiebcr  niif.  ^Dic  goUarben  bewegen  ßnglanb 
unb  tbeitwcife  bie  9?ieberlanbe,  bie  25ri:ber  fd^einen  fid)  ber 
flauifdjen  Stamme  bemdd)tigcn  ju  wollen,  felbft  in  Italien 
fe^It  e§  nid)t  an  JRe|ern,  weldje  bie  ^rt^jflgewnlt  Idugnen*). 

©ie  Äird)c  ijl  genötljtgct,  iljre  'linken  nad)  allen  Seiten 
binjuwenben,  unb  faum  weip  fie,  n)a§  unb  wo  fie  faffen  foU. 
Sie  neite  SBiffenfdjaftlid^feit  ber  3eit  bringt  fie  in  gro^e  SSer- 
legenf)eit.  Sic  fcl)olafttfd)c  ®elel)rfamfeit  mit  iljren  müßigen 
^agen  unb  ben  ©ntfdjeibungen  berfetbcn,  bie  Sfliemanb  wrjte^t, 
bie  felbft  niä)t,  weld)e  fie  gaben,  l^at  feine  ©cfafjr  gebradjt. 
Tfbet  bie  fdjolajlifc^ic  ®eUl)rfamfeit  fte^t  auf  bem  fünfte,  einer 

1)  ©er  Snrbtnal  3ulian  fd)ret6t  an  bcn  •papfi,  er  luog«  Da«  Sonc.t 
nid)t  cuflöfcn:  alioqiii,  sie  rebus  stantibus,  ut  nunc  stant,  si  dissolverö- 
tur,  seqaeretar  irrcinediubUis  confusio  et  scandalum  in  ecciesia  Dei  et 
tiniversus  orbis  talia  audiens  clamaret  ad  coeliim,  quod'  sunimus  Ponti^ 
fex  causam  dederit,  qnod  lieiesis  Boliemica  non  exstinguatur,  puto  quo  l 
tota  Germania  tum  ex  indignatione,  quam  ex  hoc  conciperet,  tum  quoJ 
crederet,  fidem  iiustram  non  veram,  quam  fugiendo  non  audemus  de- 
fcndere  confoederarct  se  cum  liereticis  in  ^)erniciem  totius  Status  cccle- 
siastici.  Epistola  Juliani  ad  Pontif.  (Jin  anScrcr  fürchtet,  foinine  nod> 
dn  ©djiäma,  fo  nierbc  SlUcä  auö  fein,  ÄIctuö  unb  .^irrf)C  bcn  Untergang 
pnben.  Valde  timendum  est,  ne  sie  proccdendo  et  ferrum  ferro  acnendo 
ac  invicem  se  mordendo  totus  elerus  detur  in  brevi  in  direptionem,  prae- 
dam  atquo  mortem,  sicut  in  Bolieinia  contigjsse  seimus.  A  praediclis 
cessandum  est  propter  periculiim  subversionis  fere  totius  Cliristianitatis, 
fjuae  inde  tinieretur  sequi  ratione  adhaerentiae  et  sequelae  niagnac,  quu 
enim  magis  essent  irati ,  eo  gravius  desevirent.  Epistola  Joannis  Card. 
a<l  Pontif.    Mansi  Coli.  Conc.  XXIX.  pag.  665.  669. 

2)  Dell"  anno  Domini  1467  furono  menuti  a  Koma  otto  Luomini  e 
sei  femine,  lequali  dicevano,  che  erano  herctici  e  dell'  opinioue,  che 
»lon  credevano  allo  Papa.  Infessura  Diarium  urbis  Romae.  Eccard  II. 
pag.  1893. 

Vadunt  begardi,  fraticelli,  secturii  suspentissimi  de  heresi  et  clero 
infestissimi ,  erectis  capitibus,  absque  ullo  timore  in  urbe  Koma  et  se- 
diiciint  lihere  quotquot  possunt.  Matth,  de  Crac.  lib.  de  squal.  Kom. 
ruriae.    Brown  II.  pag.  .Wf). 


—    0*5*  — 


neuen  »pio^      modjcii,  bie  practifd)  »vicfctiv^e  gragca  cvorfcrt, 
xvdä)e,  foU  Sioin  tauern  wie  eö  t|t,  in  iJUA^t  unb  «^djmfigen 
vergraben  bleiben  muß,   25ic  Jtirdjc  ()at  jivar  ba»  groj^e  SSort 
„Äe^erei"  mit  mld)tm  fte  7(Uem  entgegentrofen  fonn,  mit  rpe!- 
I     d)cm  fie  auä)  "KÜtm  entgegen  ju  treten  eiitfiloffen  ift.  ©ie 
fteljet  [ich  aber  mit  9ied;t  angjtfoll  an  ben  <Si)mlUn  einer 
neuen  i:ieit,  oon  rocldicv  man  nic^t  »oeip,  ob  fte  ftd)  mit  ben 
i     ölten  9J?itteIn  »virb  beborrfd)en  laffen;  neue  9J?ittet  fann  man 
i     ober  nicf)t  auf|Men.    X)er  fflegriff  Äe^erei  niupte  einen  guten 
I     Zt)eU  feiner  alten  guvd)tbarfeit  unter  ben  SUJenfdien  verloren 
I     ^)abe^,  feitbem  jwei  .^älften  ber  Äir(l)en  itjn  gegen  fid)  beibcr; 

feitig  angewenbet  Ratten,  feitbem  et  ouögebe^nt  reorben  öuf 
I     geringe  "^Ibroeid^ungen  üon  ben  ?[Reinungen  ber  obenpe^enben 
^ird/cnfürjlen  unb  felbjl  auf  bie  SIbnjeifung  irgenb  einer  5Kaag« 
I     regcl,  weldjc  fte  ergriffen  baben  wollten.   3n  ber  S^fjat  fcljien 
!     baä  SBort  feine  alte  äauberfraft  über  bie  5Kenfc^en  5U  ocr> 
i     Itcren.    6»  erregte  eine  unangenetjme  2lufmerffamfeit,  al5  im 
3at)re  1460  bü§  Tribunal  beö  S5ifd)ofe  üon  "itrraö  jreilf  2BaU 
bcnfer  jum  3Iobe  »erbammte. 

25ieÄird)e  mu^te  ollentfjalben  ®efaf)ren,  allentljalben  ©pm» 
ptome  be»  Unterganges  feigen.  Um  ^err  ju  bleiben  in  olter 
äBebeutung,  ^öttc  fte  bie  Äe^erflrafen  nad)  fo  unenblid)  sielen 
Sfid^tungen  f)'m  werfen  muffen,  bap  nidf)tä  mc^r  ju  überfe^en 
unb  ni^tä  mt\)x  ju  beredjjnen  gewefen.  X>u  ^üx\ttn  wollten 
nidjt  mel;r  jaf)ltn  unb  ftd)  mc^)t  meljt  »on  ber  Äird)c  gebulbtg 
l)el)errfd)en  laffen,  weld)e§  in  9?om  ju  allen  Seiten  alä  bie  ab» 
f(^eulid)pe  aller  Äe^ereien  ongefef)en  worben  ift.  ©ie  brangen 
auf  eine  JKeformation  unb  fingen  immer  beutlid^er  baoon  ju 
fpre4)en  an,  wie  ungel)6rig  eö  bod)  fei,  ba^  bo5  «Sacerbotium 
allein  i)txx^<^cn  unb  2(lleö  »erfdjjlingen  woHe ').   Die  iweibeutig 

1)  Excogitantnr  mille  modij  quibiis  Romana  sedes  aurum  ex  nobi^, 
taiiquam  ex  barbaris  subtili  extrahat  ingenio.  Ob  qoas  res  nostra  na- 
tio ,  nanc  ad  inopiam  redacta ,  in  squalore  jacet ,  suaiu  fortunam ,  euant 
pauperiem  nialtos  jam  annos  moeret.  Nunc  vero  quasi  ex  souino  exci- 
tati  Optimates  nostri  quibus  reuiediis  liuic  calainituti  obviani  pergant, 
cogitare  coepemnt  jugumque  prorsas  excutcre  et  le  in  pristinaui  liber- 
tatem  vindicare  decreverunt.  Erit  haec  non  parva  jactura  curiae  Ro- 
.  manae ,  si  qnod  cogitant  Komaoi  iioperii  principes  eifecerint.  Epi»lola 
cancellar.  Mogunt.  a.  1457.  Von  der  Hardt  Acta  ConcU.  IV.  f.  pag. 


—   550  — 


unb  uniid)et  geiuovbene  ©efinnung  bet  giuften  unb  .^errett, 
imä)  bercn  <Sä)mxt  bocl)  tnUiö)  unb  jute^t  bie  fruf)eren,  großen 
©tege  über  bie  Äe^erfecten  gewonnen  roorben  waren,  madjte 
bie  ganjeSage  ber£)tnge  f)6clj|t  bebenf(icl):  nur  mit  ii)xtx  frafj 
tigen  ^ülfc  i)attt  mm  etwa  nod)  ber  neuen  SBiffenfdjaftUc^feit, 
ber  SSerbreitung  beä  ©oangelii  in  ben  2anbe§fpraci)en  —  irm 
mer  ba§  ©efäl^rlidiftc,  waä  Siom  fannte  —  entgegentreten  foni 
nen.  3fber  bie  Äird)e  t)attt  bas  SKaa^  bi§  an  ben  3?anb  ge- 
fünt  unb  ben  tieffien  unb  allgemeinjten  Unwillen  gegen  il)re 
©lieber  allentljalben  aufgeregt.  25ie  Surften  fdjienen  ftd)  ju 
freuen,  wenn  etwaä  gegen  ben  Älcruä  gefagt  warb,  wenn  fie 
<JU(^  fonjl  noA  nid)t  »om  cöongelifdjcn  ©eijlc  erfüllt  waren. 

2!)aju  fam  nod),  ba^  baS  Sfetd)  ber  Äird^e  offenbar  uns 
ein§  geworben  war  in  fid)  felbft.  Q$  ifl  bemerft  worben,  mit 
weld)er  ^raft  in  ber  erften  .^alfte  beä  SKittelalterä  ber  facerbo» 
talifdjc  ©tanbeägeifl  bie  ©emüttjer  jufammengeljalten  fjatte, 
alfo  ba^  2llleg  mä)  einem  giele,  nad)  einem  'Swdt  arbeitete. 
2)iefer  ©tanbeägeift  l)atte  feine  ©^annfraft  offenbar  verloren. 
Ser  (5injelne  wollte  fein  £):pfer  mcf)r  bringen  für  2Bol)l  unb 
SSefie^en  ber  ®efammtl)eit,  ober  er  brad)te  C5  nur  no^  mit 
Sßiberftreben  unb  SBiberfiprud).  ^er  ^apfl  befeuerte  bie  ?Bu 
fd)6fe,  unb  bie  S5ifd?6fe  wollten  niä)t  mel)r  gutwillig  jal^lcn. 
3n  bcm  S^amcn  foldjer  S5ifd)6fe  warb  bn§  ^apftt^um  um  berlei 
©elbfadj^en  auf  baä  ^eftigfie  angegriffen,  unb  ber  römifd)e 
<3tul)l  antwortete  mit  ber  ©rcommunication.  ©o  würben  fte 
ber  SBett  ba§  aSilb  einer  fid)  felbjl  jerftopenben  Äraft,  weil, 
was  man  bie  ^elbenjeit  beö  ©acerbotii  nennen  fonnte,  entwis 
ä)tn  unb  ein  jeber  genießen  unb  beft^en  unb  bem  anbern  wenig 
übe?  nid)t§  woHte  jufliepen  laffen.  ©alt  e§  jefet  eine  geiftlicfjc 
^frünbe  ju  befi^en,  fo  mußte  oft  offenbare  ©ewalt  ober  ©ift  unb 
25old)  ben  ©egner  au§  bem  2Bege  räumen.  2)aö  Jluffjorcn 
ber  ^elbenjeit  beä  ©acerbotii  jeigt  ftdt)  aud)  barin,  baß  je|t 
fid)  SRiemanb  me()r  finbet,  ber,  wenn  aud)  nur  wie  bie  ^xarii 
ciäcaner  unb  25ominicaner  auf  einige  Sal)rje^ente,  bie  a^joftoli» 
fd)e  2frmutl)  unb  ©infad)f)eit,  welche  cigentlid)  bie  ganje  .Äirdje 
f)eben  foüte,  allein  ouf  feine  ©d)ultcrn  nehmen  mo(S)te. 
®enußfu4)t  i)at  olle  in  if)re  üppigen  2lrmc  gefdjloffen, 

SBar  aber  ber  Sjammer  ber  5Belt  gegen  ben  2(u6gang  be» 


—    551  — 


SJtittelaltet»  eben  fo  grog  alS  bie  9?ott)  unb  bie  SSerlegcn^ett 
bcö  römifdicn  <Stut)Ic»,  bot  baS  ©anje  ein  SSilb  ber  SSemir» 
rung,  lÄuflöfung  unb  3erfl6rung,  fo  n>aren  bocb  bie  3(u§ficl)ten 
für  bie  3ufunft  feineSrocges  fo  tnibe,  wie  rebliche  5I?anner,  bie 
im  Sd^ooBe  ber  Äßtbolicität  blieben,  meinten.    @§  nat  geforgt 
rootbcn  üon  ber  l}ücl}ften  !2Beiäl)cit,  ba^  baö  ©uangelium  nic^t 
untergeben  fönntc.   3u  bcrfelben  '^iit,  wo  bie  römifdje  Äirc^c 
auf  ber  Sßa^n  ber  2(b»i»ege  toon  jenem  tiefer  fidj  öerlor,  war 
auä)  bie  Sppojition  b^riJorgetreten  unb  fic  war  niemull  wr» 
(lummt  feit  jener  Seit,    ©ic  t)atte  fid)  gejeigt  balb  in  bicfet 
unb  balb  in  jener  ©eflalt,  balb  in  biefem  unb  balb  in  jenem 
8anbe  unb  bie  ©eifter  waren  lebenbig  erhalten  worben  burc^> 
jie.    3n  anberen  war  bie  l)eilige  ©el)nfud;t  geblieben  nadj  ber 
SBabrl)eit,  weld)e  erwartet  warb  wie  eine  geliebte  S5raut.  2Bie 
gro^  unb  wie  brünjlig  biefe  ®el)nfud)t  war,  beweijl  ja  woljl 
fcaä  fedj»jebnte  3abr^unbert  felbff,  2Beld)e§  war  ba§  europaif^e 
8anb,  wo  fte  nidjt  obgefiegt  Ijaben  würbe  nad)  furjem  ©treite, 
»enn  nidjt  ©ewalt  unb  fünfte  jeglidjer  2frt  in  einem  SJ^ieitc 
Guropaä  bie  jarte  S3lume  wieber  gebrodjen  Ratten!  25iefe 
greubigfeit,  weldje  fid)  für  ba§  ©oangelium  jeigt,  würbe 
unbegreiflid>  fein ,  wenn  man  nid)t  annef)men  müpte ,  bü0 
baffelbe  ober  wenigiienä  oereinjetnte  Saute  »on  bemfelben  im 
©tillen  fic^  eine  grogc  "Kn^a^l  »on  greunben  unb  2Cnf)dn: 
gern  erworben.   Schwimmt  auf  ber  £)berfläc^e  bc§  ßebenä  auc^ 
Unfenntui^,  ©ittenloftgfeit,  gred)f)eit,  2(u5fd)weifung  unb  ^ei» 
bentfjum  bei  Saien  unb  beim  Äleru§,  fo  Ijabcn  biefe  bod^  fei» 
neäwegeä  bas  ganje  geben  eingenommen,    ©ie  lärmen  laut 
unb  fred),  ba  bie  Seit  ihrer  .i^errfchaft,  auf  biefer  £)berfläd)c 
be§  gebenä  umher,  bie  ®efd)id)tc  rebet  öon  iljnen,  weil  jtc  jic^ 
bläl)en  unb  brüften  am  i)tUtn  ^age  unb  am  SJiarfte.  Sn  ba$ 
ftiUe  J^eiligtt)um  ber  gamilie  ober,  bie  ©Ott  anbetete  im  ®ei^ 
unb  in  ber  SBahrbeit,  in  bie  einfame  ^(Ut,  wo  ber  fromme 
5)?6n(^,  üon  ©del  ergriffen  über  bie  SSerwirrung,  bie  brausen 
in  ber  2Belt  unb  nur  ^u  oft  in  feiner  )}Ui}t,  jur  heiligen  ©djrift 
gegriffen,  rebet  Siiemanb.  Unb  S^iemanb  finbct  ber  9Kül)e  wert^, 
»on  ben  Saufenben  unb  abermalä  JSaufenben  ju  fpredjen,  Wel- 
lie balb  ülö  8ef>rcr,  wie  bie  fogcnannten  9J?i;jlifer,  ben  Äeim 
beS  gtangelii  an^ftreueten ,  balb  al§  ßernenbe  ba§  Sßort,  felb)! 
wenn  eö  i^nen  no4>  umbunfelt  unb  um^üUt  vorgetragen  warb, 


—    552  — 


üufjuft'itbcn  unb  in  einein  teincn  unb  d;ri(ilid)en  ßebcii  barju; 
jieüen  üevinodjtcn. 

SBenn  man  fagcn  hnn,  bo^  ba§  ganje  8eben  bcr  SBelt 
eine  ^rotejlatton  gegen  baö  römifd^e  Äirdjent^um  am  Sc^luffe 
be6  9J?ittelalterg  voav,  jeber  freie  £aiit,  mi<i)tx  auä  Äenntni^ 
unb  Ueberjeugung,  nidjt  ouö  ©tumpfjjcit,  ©cbolafli!  unb  Sn^ 
tereffe  l)ert)orgcgongcn,  eine  Sieformation  bcr  Äircl)e  unb  jirar 
eine  burd)gängtge  3?eformation  begehrte,  wenn  eö  ferner  nidjt 
fehlte  an  einer  großen  2(njal)l  »on  befiimmten  2(ngriffen,  bie 
auf  einen  ober  ben  anbern  ^unct  ber  Äird)en5  5Wifbräud)e  ge» 
nä)ttt  waren,  ebne  gcrabeju  baä  ®anje  ju  erfcbuttern,  fo  fehlte 
e§  aud)  an  fotdjen  9J?ännern  nid)t,  ml(i)e,  obne  in  birectem 
äufammenbange  mit  ben  SOBalbenfern,  ben  CoUarben  ober  ben 
l>6bmifd()en  ffirübern  ju  (ieben,  ot)ne  auä  ibnen  gcfcbopft  ju 
^aben,  bocb  biefelbe  breitere  ©runblage  einer  ^Reformation  fans 
ben  unb  fie  ber  SOBelt  aufhellten.    @ö  mu^te  l)ier  allentbatben 
eine  gro^e  SSerwanbtfcbaft  ber  2(nfid)ten  unb  Sbeen  eintreten, 
weil  mon  auä  einem  geweinfcbaftlidjen  S3orn,  ber  b^'^'S«" 
@d)rift,  fdjopfte.    25aö  3lltertbum,  bie  Ueberetnflimung,  bie 
3lllgemeinbeit  bcä  ©laubenä  war  bal;er  in  SEBa^rbeit  bei  biefen 
verfd)icbenen  ©ecten,  nicbt  in  ber  r6mifd)en  Äirdje  ju  ftn« 
ten,  weldje  jene  bret  ©runbdjaracterc  nur  mit  ber  feltfamflen 
Snterpretation  ton  ftcb  bebaupten  fonnre.    Unter  jenen  Tlan-. 
nern  nun  ftebet  _gojann  aBeffel  oben  an.    Scrfelbe  geborte 
JU  ber  ©efellfcbaft  ber  JBrüber  öom  gcmeinfamen  geben,  wel; 
üft  befonberö  in  ben  iRiebertanben  ouägebreitet  war.  @old)e 
@efeUfd)aften,  weld)e  obne  eigentlidbe  !K6nd)§gelübbe  fid)  ju« 
fammengetban ,  :pflegten,  obwobl  fie  oftmaB  ba§  ßeben  noö) 
mit  medbanifdjcn  'ilrbeiten'  gewinnen  mujjten,  ber  wabren  ßon«. 
tcm\)lation,  weldje  au§  ben  eigentlidjen  ÄlöPern  Idngfi  cntwi* 
d^en  war,  unb  fud;ten  aud)  burcb  Unterweifung  ber  Sugenb 
tbatig  ouf  ba§  Seben  einjuwirfen.  ©oldje  Kongregationen  wur* 
fcen  öon  ber  Äirdje  fafl  immer  mit  einem  gewiffen,  SKi^twuen 
betradbtet.   3n  einer  fold)«n  S5rüberfd)aft  nun  i)attt  SOBeffel  bic 
einbrücfc  ber  Sugtnb  empfangen  unb  ben  gew6bnlid)en  Unter» 
rid)t  genoffen.    ©r  befud)te  bann  bie  Uniwerfttaten  ju  Äoln 
unb  ^ari§,  wo  er  fid)  üielc  ^a\)xe  lang  aufbiclt,  lebrte  bann 
furje  3eit  ouf  ber  Unittcrfitdt  ju  4?£ib«lberg,  febrte  barauf, 
fd)on  im  böb«n  5J?anne§aIter ,  in  bie  ^cimatl;  äurücE,  lebte 


—   553  — 


bort  in  mef)men  ÄloPevn  unt>  Kongregationen  rut)tg  unb  ^u- 
rütfgejogen  biä  an  feinen  S^ob,  weldjer  im3al)re  1489  erfolgte. 

grüt)jeitig  Ijatte  SBeffet  baö  ©tubium  ber  ©djrift  mit  ber 
^^i[ofo]pl)ie  »erbunben  unb  ftd)  frei  gemadjt  öon  ber  müßigen 
©dfjolafiif,  mld)i  bamalä  nod)  unter  ben  ©ele^rtcn  f)errfd)te. 
Sn  feinen  oielen  ©d)nften  flellt  SBeffel  nun  bic  ©runbfd^e 
einer  ewangc(ifd)en  &nä)t  ooliftanbig  auf.  Swar  fogt  er  nidjt 
öuöbrürflid),  bap  bie  Äird)e  nadj  biefcn  Sbeen,  2(nfid)ten  unb 
©runbfä^en  reformirt  werben  müfte,  baf  er  c§  aber  wollte, 
miidjt  fid)  von  felbft,  ba  er  feine  SKeinungcn,  weil  fte  in  bet 
©d)nft  begrünbet  unb  au6  ter  ©d^vift  entnommen,  alä  2Bal)r» 
^jeiten  auffteUt.  Qv  wet^  eä  aud),  bap,  wenn  biefe  Sbeen  in 
CaS  ßeben  gefegt  werben,  eine  gro^e  Umgefiflltung  erfolgen  muf. 

Gr  \\t  m(i)t  otjne  eine  gewiffe  ©djeu  an  baä  SBerf  gegan» 
gen,  weld)eö  ba§  SSeftcfjenbc  jerfioren  foll.  dx  tritt  mit  einer 
Ztt  tton  ©taunen  »or  bie  ^ntberfungen,  wel(^e  er  auä  bet 
©d)nft  gewonnen  Ijat.  @ie  ftnb  xi)m  im  'ifnfange  beinahe  felts 
fam  Borge!ommcn,  weit  ba§  SSefte^enbe  fid)  ju  i^nen  in  fo 
großem  2Biberfprucf)  beftnbct,  unb  er  im  ©eijie  bie  unge{)eurc 
SJerdnberung  üorau§fie^t,  welche  baburc^  erfolgen  mü^te'). 
'Äber  ber  ®eift  ber  2Bal)rl)eit  tjat  biefe  %mci)t  enblid)  beftegt. 
Qx  ifi  e§  ftd)  flar  bewußt  geworben,  bog  biefer  ©eift  ber  SBa^r« 
fteit  il)n  erlcudjtet  Ijat,  ba^  er  alle  ^flidjten  cineä  treuen  gor» 
fdjerä  wobl  erfüllt.  ®d)wer  war  bie  ^flidjt  beffen,  ber  bem 
©lüuben  ber  gefammten  Äirdje  entgegentrat,  aber  ber  ^Bai)X'- 
^eit  »nu^te  ber  ©ieg  werben*).    Sn  ben  ße^ren  »on  ber 

1)  Fateor  in  multis  assertionibus  meis  et  crebro  singalaris  invenior 
et  valde  mihi  de  singularitate  saspectus,  non  parum  errare  formido.  Sed 
quia  rationes  ad  eas  conclosiones  me  moventes^  ut  miLi  Tidetur,  ex  fide 
et  Sacra  pagina  ortam  liabent,  partario  intra  me  et  non  nonquam  etiam 
foras  prorumpo.    Kpistola  ad  Jacobum  Hoek. 

2)  Quia  verisiinilius  est  unuiii  aliquem  penes  evangelium  toti  innl- 
titudini  contrailicentem  errare  quam  totam  doctorum  virorum  ecclesiam, 
ideo  debet  quicunque  ille  fuerit  Semper  suspcctum  sc  habere  et  fonni- 
dare  de  errore.  Verum  quia  seit  non  impossibile  maltos  doctos  errare^ 
debet  Semper  apparentem  evaiigelii  veritatem  primo  amplecti.  Debet 
igitur  secundo  veritatem  diligenter  inquirere  et  intelligentiam  evangelii. 
Debet  tertio  rationes  contradicentium  diligenter  attendere  et  illi  parti, 
quam  vicinioreni  evangelii  inrenerit  iirmiter  adhacrere.  De  pote.state 
ecclesiastica. 


—   554  — 


€5d)rift,  t5on  ber  JRcdjtfertigung  unb  ber  ©nabe,  von  beii  Scr= 
fen,  ber  S5upe  unb  ben  Snbulgenjen,  ooii  ber  Äird)e  unb  »on 
ber  Ätrd)en9ewalt  tritt  2BefTcI  ber  römifd^en  Mixä)t  entgegen 
unb  arbeitet  mit  25eftimmt(;eit  c.uf  eine  9ieformation  l;in.  25ie 
©d)rift  unb  befonberä  bie  ®d}rift  bcä  neuen  S3unbeö  tjl  ble 
alleinige  ©runblage  ber  djrilTlidjen  '^Infidjten.        i|l  ein  Un^ 
terfd}ieb  ju  madjen  jttjifd)cn  ber  neuen  unb  ber  alten  Öffen^ 
barung.   25ie  lef^tere  ifl  vorübergegangen.   Dag  alte  ©efe^  er» 
h  ttecEte  nur  ein  SJerlangen  in  ber  ffirufi  ber  g)fenfd;en,  welches 
I  erjt  burd)  baä  ^üangelium  bcfricbiget  werben  fonnte.  2)a§ 
e»angelium  ifi  ein  ©cfc^  ber  grei(;eit.   2)ie  l)eilige  @d)rift  tp 
in  allen  i\)xm  SSljeiten  tnfpirirt')-    S^c  Sßerjidnbni^  iji  leic^jt 
unb  rcivb  bem  einfadjen  unb  flaren  9J?enfd)enoer|tanbe  eröffnet. 
X)k  Srübition  ber  römifd^en  Äircf)e  finbet  bei  SBeffel  feine 
©teile  neben  bem  euangetio.    2)iefe§  ifl  ein  QtmS,  n)eld)eS 
in  nid^tä  unb  burd)  nid>tö*  irgenbwie  »eranbert  werben  fann. 
Äeine  Äird)c  t)at  eä  gewagt  unb  niemals  fann  fie  eö  wagen, 
baä  ©oangetium  5U  ycvanbern.         greift  bie  JSrabition  ber 
I  römifdjen  Äird^e  nid)t  auäbrüdlid)  an.    Qx  berü{)rt  Ijier  bie 
einjetnen  ^uncte  nid)t  mit  berfelbcn  ©djdrfe,  wie  e§  üon  So» 
lf)anneä  ^u^  gefcfjeljen  war.    Steffel,  weldf)er  e»  wol)l  wei0, 
ba^  auf  SSerfolgungen  gerüjlet  fein  muß,  wer  jefet  bie  2Bal)r= 
^eit  oerfünbet,  üermeibet ,  bie  feinblid^e  2lufmerffamfeit  ber 
t6mifd)en  Äird^e  auf  ftd?  ju  5ict)cn,  wo  biefeä  nidjt  burc^  eine 
unbebingte  9?otl)wcnbigfeit  geboten  wirb.  25arum  greift  er  auö) 
bie  in  ber  romifdjen  Jlirdje  atö  fliid^tige  Sgruggcflalt  wxi)an> 
bene  £el)re  tion  ber  SJrabition  weniger  birect  an,  alä  baß  er  fie 
burd)  bie  ßet)re  von  ber  2llleingü(tigfeit  unb  unbebingten  Un» 
wanbelbarfeit  ber  (Sd)rift  ju  entfrdftigen  unb  auf^ul^eben  fucl)t. 
SBenn  er  einmal  ben  2luäfprud)  tl)ut,  bap  bie  (Schrift  nid)t 
2tlle§  entl)alte,  waä  bec  ^err  auf  @rben  gefagt  unb  bap  ber» 
felbe  ein  unerfd)öpfl(id)er  SSorn  ber  2Bei6l)eit  fei,  fo  tjl  bamit 

1)  Universa  scriptura  una  copulativa  est,  cujus  necesse  est  omncs 
partes  per  spiritam  sanctiim  inspiratas  esse  et  veras.  Non  enim  copula- 
tiva yera,  cujus  vel  minima  pars  falsa  est.  Sed  in  hac  tarn  lata  copu- 
lativa una  pars  est  quod  necessc  est  omnem  legem  ita  impleri,  ut  nec 
apex  nec  iota  desit.  Perfecta  igitur  omnera  scriptnram  divinitus  inspi- 
ratam  compleri  nccesse  est,  ot  nec  apex  nec  ibta  desit.  De  Purgatorio^ 
pag.  95. 


—   555  — 


feliteSwjgeä  ber  r6mifd)en  Srabition  baS  Sßort  gerebet'):  benn 
btefe  fann  md)t  bejief)en  o()ne  jene  ei9cntt)ümli^e  '^tnftc^t  von 
ber  Äirdjc ,  weIdE)e  bic  Siömcr  aufgeftcUt  unb  auogearbeitct. 
Unb  biefe  3bee  wirb  von  SBeffcl  burd)  feine  3(nfid)t,  »aä  eine 
Stixd)t  fei,  voUjlänbig  aufgeljobcn.  2)ie  S^rift,  ber  mtx- 
fd)6pflicl)e  23orn  alleä  gebend  unb  aOet  2BeiS(;eit,  follte  befannt 
fein  allenthalben.  S3or  ii)xtt  2{utoritdt  mup  jebe  anbere  billig 
»erPummen.  25ic  2tu»fpvüd)e  ber  ?)äpfie,  ber  ßoncilien,  ber 
SSdter  muffen  beurt^cilt  »erben  mä)  ber  Scbrtft.  Sft  irgenb* 
wo  ein  ©trcit  entl)alten,  fo  entfd^eibet  bic  ©djrift  mit  if)rem 
flaren  unb  unjweibeutigem  ©innc.  Sa  ift  ba§  Siedjt  unb  ba 
i|l  bic  SBei5l)eit,  »o  bie  Ucbcreinflimmung  mit  ber<£djrift  vox' 
l)anben  ifi.  SRiemanb  brüucl)t  ju  glonben,  wa6  ein  9)Zenfd) 
fagt.  @ö  reid)t  nidjtä,  giebt  er  üerfiel^en,  auä  biefem  fies 
ben  in  ben  ^immel  I)inauf,  unb  i)iiemanben  i\t  eine  ©ewolt 
übertragen,  »eld^e  fid)  neben  ber  @d;rift  fjolte*).  Sarum  tfl 
ba§  ©oongclium  aud)  ein  ®efe^  ber  greitjeit,  weil  eä  nid)t  üor 
SKenfdjen  üerfned)tet,  fonbern  ben  ©eboten  ©otte»  "untertljan 
mad)t. 

SSJZit  nid}t  minberer  Älavljeit  al§  in  ber  2el)rc  »on  bet 
©cbrift  tritt  2öcffel§  rcformütovifd)e  Senbcnj  in  feinen  Slnfid)» 
ten  über  bie  9icd)tfertigung  unb  ben  hiermit  in  SJerbinbung 
fieljenben  2)octrinen  l;erüor.  Sa  er  übermeijiert  barin,  wenn 
mon  auf  bie  ©rfdjetnungen  ber  Seit  jundd^fi  »or  il^m  üd^tet, 
bei  weitem  ben  Sobonneä  J^up.  ^b  er  nun  aber  wof)l  felbfl 
fagt,  ba^  man  gerabe  in  ber  Sebve  von  ber  9?ed)tfertigung  üot 
©rübeleien  unb  Träumereien  fid)  l)ütcn  muffe,  fo  i)l  fie  bod) 
eben  berjeuige  feiner  Cebre,  wetd^er  am  meiften  myflifdj 

gebalten  ift.  (ix  fcbwdrmt  \)itx  ganj  in  feinen  tiefen  unb  inni; 
gen  Q5e\ü\)lm  unb  fdjeint  ber  (£rDc  entrudt  ju  fein.    £)abet  ifi 

1)  Sed  et  in  evangclio  ac  toto  novo  testamento  verbnm  ipsnin  ab- 
breviatom,  quod  quantainlibet  liquescentis  veritatis  claritate  resplendens, 
ipsnm  tarnen  verbum  parvulum  factum  propter  nos  non  adacquat.  Multa 
si  quidein  verboruin  et  operorum  Jesu  non  sunt  scripta,  quae  si  scri- 
berenlur  nec  mundus  capeiet  eos,  qui  scribendi  essent,  libros.  De  cau- 
fiis  incarnationis. 

2)  Propter  Deam  evangelio  credimus  et  propter  evaugelium  Papae 
et  ecciesiae,  non  evangelio  propter  ecclesiam.  De  potestatc  eccle- 
siastica. 


—   556  — 


ober  bie  ©djdrfe,  mit  wcldf^cv  er  gerate  l)ieriit  fer  r6mifc!;eti 
Äirc^e  entgegenarbeitet,  ungemein  bcutlid;.  (5r  ift  ()ier  gauj 
refovmatorifd)  unb  eö  i^m  barum  ju  tl}un,  burd;  genaue  ^er= 
üorbebung  ter  wal)ren,  eüangelifd)en  9Jed)tfertigungä(et)re  ben 
gerabel^in  antiewangcttfdjen  2In[id)tcn  ber  rümifd)en  Äird)e,  bog 
nod)  ctn?aä  2(nbere§  ö(ä  bü§  Reiben  unb  «Sterben  be§  ^errn 
unb  ber  ©laube  ben  9J?enfd)en  red)tfertigen  fonnten,  roetdjc 
eine  fo  uncnblidje  WlaWt  tobter  unb  nidjtigev  2BerfI;eiligfett  i)tX' 
eingetragen  l)attcn,  entgegen  ju  arbeiten  unb  fie  ju  jerfloren. 
(5r  i)at  ftar  unb  beutltd)  crfannt,  bap  t)ier  in  biefer  8cf)re  ba6 
^auptfanbament  ber  iual)ren  djrifilicben  Äirdje  »orfjanben  iji'). 

menfd)(id)e  ®efd)led)t  »rar  jroar  böfe,  jebod)  fo,  baß 
nod)  ein  Äeim  beä  ©uten  in  il;m  i|T,  mld)t^  frei  ergriffen 
werben  fann;  eine  <5mpfdnglid}feit  für  ba-o  ©ute  ift  üorf;anben, 
rceld}e  burd)  bie  ©nabe  ©ottc§  f)croorgerufen  wirb.  £iiefe 
©nobe  ©ottcö  fdjaffet  unb  njtrfet  'äUt^  in  bem  9}?enfd}en  unb 
£§  ficbet  nid}t§  neben  i^r.   2!:'ie  (Srlofung  beä  menfc^(id)en  ©c» 
fd)lecf)teä  Jonnte  nur  burd)  ben  ewigen  ©c^n  erfolgen,  nur 
burd)  i()n  tonnte  ber  9}2enfd)  S3ertrauen  ju  ©Ott  geroinnen, 
burd)  ibn,  roeldjer  ber  unerfd;6pflicbe  S3orn  oUer  SBciä^eit  unb 
\  aller  ßiebe  i(t.   DaäSpfer,  rocld^eä  er  barbradjte,  ift  ba§  58ol' 
*  l,enbetjle,  roeld^eä  gebradjt  werben  tonnte,  burd)  baä  alle  übrige 
Sipfer  unnotbig  geworben  ftnb.    ©6  war  ber  größte  Äam)pf, 
welcher  geftritten  werben  ip,  unb  ber  fcbonfie  <Sicg,  welcher  je» 
mal§  gewonnen  worben,  weil  er  burd)  bie  reinfie,  eDelfle,  götts 
ltd)ftc  ©eftnnung  gewonnen.    9Iid)t  baö  geiben  unb  ber  SEob 
{  allein  bilben  unb  »oUenben  ba§  ©rtöfungäwert,  fonbern  bie 
1  ©anjbfit  ber  erfd)einung  übvifti  auf  ©rben,  bie  bemütbig  ' 
fromme  ©inwanberung  be§  ©ottfobneä  ttt  bö§  !Wenfd)entbum, 
W£ld)e§  bier  allein  rein  unb  macfelloä  £rfd)etnt.  25ie  Jg)6lle  tjl 
beftegt  worben  burd)  bie  SJeinbeit  biefeä  £)pferä  unb  bie  Ur^ 

1)  Istam  laudem,  jstam  coronam  nemo  ceteroruin  filioram  Dei,  seJ 
solus  ipse  portabit  rex  gloriae  dominus  l'ortis  et  potens  in  proelio.  Ha- 
jos iiicensi  odorem  Serapliin  et  Clienihin  attollunt,  ubi  regem  fortein 
praedicant.  Permagiium  niinirum  fuisse  nucesse  est,  quo  nun  soIudi 
totius  mnndi  compensatur  justitia ,  sed  com  summa  gloria  justitia  dona- 
tur,  quoniam  et  qood  sublimius  est,  ctiara  beatorum  angeloruw  gloria 
camulatur.  De  plenitudine  ejus  accipient  liomincs  et  angeli  et  fracln 
operum  ejus  satiabltur  terra  Tivcntium.    De  magnitudine  passionis. 


—   557  — 


&ervf4>flft  fce§  SBöfen  ift  »erf^njunben.  35a5  Sevbicnjt  tiefer 
Suflification  i)at  3cfuä  allein;  eä  tjl  tie  reinjle  Unmoglidjfeit, 
bap  antcnrartä  baoon  ein  Ä(;eil  fei.  2)ie  üsuffificiUion  fommt 
üUen  2Kenfd;en  ju  ®ute,  in  fo  weit  fte  bofür  em^jfdnglidjfeit 
jelgen  iinb  bcm  ffiilbe  nacl)eifern,  weldjcö  ifjnen  «ufgeffcUt  ifl. 
S'Jiemanb  wirb  geredjtfertiget  tmd)  feine  SBevfe;  bcd)  fann  ber 
SKenfd)  fidj  bereiten  fiir  bie  Seligfeit  burd)  ben  ©lauben.  X)tv 
®(au6c  foU  fein  tobter  fein,  er  foU  nid;t  barin  befieljen,  bap 
für  \vai)x  eradjtet  rcerbc,  roai  gefd)ef)cn,  fonbern  er  foll  ein  Ic« 
benbigcr  ®(aube  fein,  tretd)er  baä  ganje  Snnerc  beä  Sl}?enfd)en 
burd)bvingt,  ergreift,  reiniget  unb  Idutert.  Sie  ebelftc  griidjt 
beS  ©laubenä  ijt  bie  Siebe.  2)er  lebenbige  ©laube,  ber  in  bem 
9J?cnfd)en  immer  wadjfen  unb  (leigen  foU,  ift  ba§  Wittd,  burd) 
tweldjeä  ber  SKenfd)  bie  Sfednfcrtigung  von  feiner  Seite  gewin; 
ncn  fnnn.  Sic  Siebe  pveifl  SBelJcl  in  »iclcn  ©teilen  feiner 
Säüä)tx  al§  bie  cbetfte  S5lütl;e  beä  (St)riflentl)umä  in  bcm  ßcben 
beä  gj?enfd)en'). 

2lud)  bei  ber  9?ecbtfertigungälel)re  öcrfii()rt  SScffel  wie  bei 
ber  £et)rc  über  bie  ©djrift.  ©ein  ^auptbejlreben  i(I  borauf 
gerid)tet,  baö  Steine  unb  ©eijlige  ber  eüangclifdjcn  ße^re  ber« 
»orjubeben,  weniger  greift  er  bie  9Ki^brdud)e  ber  Äircbe  birect 
unb  unmittelbar  an.  @§  trobnet  in  it)m  eine  gewiffe,  öcrjeil): 
liebe  9J?enfd)enfurcbt,  von  ben  liebeln  ber  Äird)c  ju  rcben,  unb 
ben  freien  unb  grofjen  (5ntfd)lup  ber  Sicformatoren  be§  fed^jeljus 
ten  3<»brbunbcrtä,  baS  ©ebäube  ber  menfcblidjen  SBa{)neä  rafd) 
•ju  jerfd)lagen,  mü^te  babei  aucb  ber.  SJldrtprertob  erlitten  »uer- 
ben,  fdfjcint  er  nid)t  bcfeffen  ju  baben.  Sie  reine  2ef)re,  wenn 
(te  üUentbolben  SBurjel  gefaxt,  mupte  freilid)  oUmdlig  »on  felbfl 
ba§  ©ebäube  ber  toUtn  SBerfbeiligfeit  jerfcblagen,  3tudf)  auf 
biefe  nimmt  SBeffel  juweilen  S?ücffii^t  unb  befdmpft  fte  au§= 
brucflid),  bocb  weber  mit  ber  ©djärfe,  nod)  mit  ber  OTgemein* 
^eit,  mit  welcber  e§  gefcbeben  mupte,  wenn  fd)lagenb  cor  bie 
2(ugen  ber  9)?cnfcl)cn  gepellt  werben  follte,  waä  fic  jefet  waren 
tinb  waä  fie  fein  foUten.  Sßü  biefcr  3ogbaftigfeit  greift  SBcfTet 
ba§  9JJfind)§tbum  nid}t  i)(ixt  unb  auöbrüdlid)  an.  (?r  fagt  nur, 
ba^  bie  ©elübbe  nidjt  unauflüälid}  wären,  erflärt  eä  für  eine 
Sborbcit  JU  meinen,  baß  baä  9J?6ncl}öoerbienrt  aud;  ouf  2(nbere 


1)  S)k  ganje  @(f;riff.   De  magnitndine  passionis. 


—   559  — 


übertragen  werben  Eönnc,  iinb  meint,  bap  bic  SSIrgtnItät  »otjl 
lobenöwerff)  [ci,  mnn  jemanb  fie  beg()alb  ergriffen,  um  unge^ 
^inberter  ®ott  bienen  5x1  Eonnen  unb  bem  ©eifte,  bap  ober  bie 
innere  SSirginitat  and)  baju  ju  genügen  fdjeine,  bog  enblid) 
über^auipt  ntdjt  bie  SSirginitat,  fonbern  bie  ßiebe  bie  fd)6npen 
grüd)te  trage'). 

Sa  er  inbeffen  fo  na^brücflid)  aUe§  SSerbienft  nur  in 
(5()rijlo  ftnbct,  olle  ^Bereitung  aber  ieö  5Kenfd}en  für  bie  Zl)ciU 
m\)mt  an  biefcm  S8erbienfie  nur  in  ber  ©nabe  unb  bem  ®(au- 
ben,  fo  ift  eä  unmoglid),  bag  er  bod)  nid)t  noi)  einige  ^uncte 
berü()re,  auf  welcl^e  9?om  ftd)  flii^t.  @inen  fold;cn  ©naben^ 
fd)a^  ber  .^eiligen,  wie  er  in  ber  Äirdje  jufamengebad)t  wor^ 
ben  ijl/  giebt  eä  nirgenbä,  fann  eä  nirgenbä  geben.  SBeber 
ein  ^a^jft  nod)  ein  ßoncil  fann  Senianben  eine§  ©djja^eä  ber 
Äird)c  t^ei(f)aftig  mad^en,  fie  müßten  benn  baä  .^erj  bcffelben 
rein  unb  lauter  ju  crijalten  unb  e§  mit  Siebe  ju  erfüllen  im 
©tanbe  fein.')  2)arum  fann  aud)  ber  ^a^|!  feine  Snbulgenjen 
ert^eilen.  £)ie  "Uxt  unb  SBSeife,  wie  fie  je^t  bie  Snbulgenjen 
üertbciten,  iji  in  ber  ®cl)rift  auäbrücflid)  »erbammt.  S'lur 
©Ott  t)ilft  ju  ber  ©emeinfd)aft  ber  ^eiligen,  bie  barin  beruljt, 
bap  man  in  einem  ©lauben,  in  einer  Hoffnung  unb  einer  Siebe 
verbunben. 

Sarum  »erwirft  er  aud)  bie  2e()re  »om  gegefeuer,  wie  fte 
in  ber  römifd;en  Ätrd)e  war.  ©r  äußert  ftd)  inbeffen  babet 
wieberum  üu§  gurcbtfamfcit  jweibeutig.  Q§  fonnte  wo^l  fein, 
bag  eä  gleid)fam  al§  äugabe  ein  wirflicfeeä,  materieüeä  gege« 
feuer  gdbe.  ©igcntlid)  ifl  e§  aber  bod)  wol)l  anberö.  ©trofe 
reiniget  ben  9)?enfd5en  mä)t.  Tlan  mug  baö  ^urgatorium  in 
einem  \)bi)mn  unb  geifligeren  ©inne  auffaffen.        giebt  einen 

m 

1)  Stnitam  promissionem  cretio  displicere  Deo,  sicut  impia  jura- 
menta  non  obligare  contra  salutem.  De  Potestate  ecciesiastica.  pag.  33. 

Finis,  quo  virginitas  redditur  laudatjilis  est  expedite  vacare  Deo. 
Ad  virginitatem  sufficit  integritas  propositi,  non  facti.  De  cominu- 
nione  sanctorani,  pag.  75.  • 

2)  De  thesauro  ecciesiae  neminem  potest  Papa  vel  concilium  gene- 
rale locopletare  in  parte  vel  in  toto,  nisi  quem  potest  conle  integrare 
et  atfectu  infiammare,  quatenns  verus  thesaurus  ecciesiae,  vere  iili  tlie- 
saurns  fiat.  Nemini  eniui  ulia  res  thesaurus  est,  nisi  qaatenus  cor  ip' 
ponit.   De  communione  sanetorum  pag.  68. 


—   559  — 


SRitteljujlanb  mä)  hm  Zoht,  ba  bte  «Seele  bcö  SÄenfdjeit  ge. 
reiniget  wirb  eon  ben  @cl)(acfen,  bte  it)r  auä  bicfem  Seben  ge« 
blieben,  ©ott  felbft  ba  ba§  reinigenbe  geiier,  unb  ba  fcf)merjt 
nur,  baß  bie  Siebe  in  bicfem  geben  nod)  nidf)t  ooUfommen  war; 
mit  J^ülfe  bicfeä  ©djinerjeS  wirb  bie  Siebe  tJoUfommener.  @r 
nimmt  alfo  ücr|'cl)iebene  ©rabe  an,  burd)  welcl^e  ber  9J?enfc^ 
gur  @elig!eit  fomme,  will  jebod)  nid)t,  bü^  man  fid)  biefe  ma« 
teriell  bcnfe'). 

3(uö  bemfelben  ©runbc  fiö^t  nun  2Beffel  aud;  in  ber  8el)re 
»om  ©acramente  beä  ^ibenbmalä  unb  ber  23uße  I^art  mit  ber 
romifdjen  Äirdje  jufammen.  S5ei  bem  ©acramcnt  üom  JTbenb» 
male  rebet  er  in  3tuäbrücfen,  wcld)e  jiemlid)  nal)e  an  bicienigen 
anjlreifen,  beren  ftd)  23icliff  bebient  fjatte.  dt  nimmt  jroar 
ein  f6rperlid?e§  ßffen  an,  aber  es  ift  baffelbe  of)ne  g^rudjt.  2)aö 
geiflige  (EjTen  ijl  e§,  weldjcö  bie  ^rudjt  bringt.  2)iefe§  geijiigc 
ßffcn  aber  unb  biefe  grud)t  wirb  nur  bem  ju  5£()eit,  weld)er 
ben  ©lauben  ^at.  3"  baS  gläubige  ©cmütl),  weldjeä  aufgc^ 
16)1  ifl  in  Siebe,  fenfet  fid)  bann  ber  liebenbe  (IbtiPuS  ein. 
3mmer  jwor  t)t  er  bem  ®iaubm  unb  ber  Siebe  gegenwärtig, 

1)  Purg:atorios  ingnis  est,  qui  interioris  hominis  tordes  etiam  carne 
soluti  couiitantes  purgat  potius  quam  torquct.  Ignis,  inqaam,  devo- 
rans  sordes,  boc  est,  peccata^  qucniam  interior  homo  maculas  alias  ha- 
bere non  potest. 

Quis  ergo  ille  ignis,  nisi  ignis  ille  consnmens,  qni  Dens  est  nrens 
renes  et  comburens,  depnrans  anruni,  donec  defioat  omne  stannum  et 
omne  plombam  ejus,  cxaminans  argpntam  et  pnrgans  ab  omni  scoria, 
■crntans  corda  et  renes  Dens. 

Deus  noster  ignis  consnmens  est,  qni  hominem  fecit  ad  imaginem 
suam,  quando  ignem  misit  in  terram  et  voloit  ut  arderet  et  omnem  de- 
formitatem  ab  iniagine  sua  fervore  cbaritatis  consumeret.  ünde  hic  vere 
porgans  ignis  est  per  se,  licet  ignis  materialis  per  accidens  purgatorium 
possit  esse. 

Non  niaterialem  ignem  purgatorium  pnto  principaliter,  sed  tamen 
ignem  principaliter  puto  purgatorium,  quia  per  se  suo  incremento  sancto 
purgatorins  est,  qui  quanto  crescit,  magis  Dco  assimilat  et  nnit.  ünde 
assimilari  Deo  et  per  amorem  nniri,  purgari  dico.  Et  impnrum  voco, 
non  perfecte  amare.  In  amore  crescere  id  vere  purgari  est.  Qnod  si 
poenaliter  afüigi  purgari  esset,  praedicatione  per  se  et  essentiali,  sta- 
tim  sequeretur  magis  torqueri,  magis  esse  purgari.  Et  ita  malignissi- 
mus  daemoniorum  lucifer  magis  purgaretur,  quia  magis  torqoetar.  De 
Pnrgatorio. 


—   560  — 


ober  beim  ©enuffe  be§  (Sacramcnlä  gcfdjtcljt  tiefet  bod)  auf 
eine  auägcjcid^nctc  Slßeife:  i|l  bann  nidjt  etwa  iinb 
SSlut  allein,  iüelc^e^  fo  faum  gebadet  werben  fcnnte,  fonbern 
e§  ijl  bet  ganje  Gbrijluä,  ber  ftd)  cinfent't  in  bie  Seele  beffen, 
ber  mit  ©tauben  unb  gicbe  erfüllt  ijl').  2)amit  i)!  natürlid) 
bie  fat{)olilifdje  Sranäfubfinntionöle{)re  unb  bie  SJorflellung,  bafi 
bei  ben  Sacramenten  bie  Slljätigfeit  beä  ^viefter§  baö  ^cil  er« 
n»irfe,  t)intt)eg9efaUen.  ße^tere  mügte  überl)aupt,  feinen  ©runb^ 
onfid)ten  jufolge,  wn  SBeffel  bei  allen  ©acramenten  geleugnet 
werben. 

2tud)  bie  fatbolifd)e  ße^re  t>om  ©acramente  ber  -Jßu^c  be« 
fdm^ft  SBeffel  auöbrücflid;  unb  auäfübrlid)/  weil  fie  mit  eben» 
benfelben  feinen  ®runbanfid)ten  in  bartem  SBiberftreite  ftanb, 
gr  verwirft  bie  fd}olajlifd)e  (Sintbcilung  bicfeö  ©acraraentä  in 
bie  ßontritio,  Gonfejfio  unb  Satiäfactio.  ©efimbiget  fann  aU 
lein  gegen  ®ott  werben  unb  nur  ®ott  giebt  bie  SJergebung  ber 
©ünbe  auä  feiner  ©nabe.  25er  5öeg  ju  biefer  ©nabe  i(l  baS 
©ebenfen  ber  <Sd}ulb.  25a§  ©ebenfen  ber  ©djulb  mu^  ein 
tiefer  inniger  ©d)merj  fein,  ba^  bie  Siebe  ©otteö  wertest  wor» 
ben.  25iefeä  ift  baö  ©efü^l,  weld)eö  ©ott  woblgefallig,  weil 
tä  au§  ber  ßiebe  'i)tx'0C)X(iti)t.  X)k  2iebe  fielet  bei  ©ott  Ijöl^et 
fll§  ber  ©cbmerj.  £)ie  ßontritio  fann  nid)t  einen  Sljeil  bc§ 
©acramentS  bilben.  SQJenn  bie  tiefe,  wabre  unb  innige  JWeue 
über  bie  ©ünbe  eingetreten,  fo  ifl  bie  ©nabe  ©otte§  über  bett 
SÄenfdjen  gefommen  unb  fo  folgt  bie  Sontritio  auf  ba§  (Sacra« 
ment,  weldjeö  bie  ©nabe  ift.  SKan  foHte  bie  9Äenfd)en  nidjt 
qudlen,  um  dupere,  ungeheure  äeidjen  be§  ©d)merje8  ju  geben, 
weldje,  wo  bie  ßiebe  mangelt,  nid)t  frommen.  £)ie  ßonfeffio 
üor  bem  ^riefter  wirb  jwar  nic^t  unbebingt  verworfen,  fonbern 
felbjt  gebiüiget,  eben  fo  wenig  aber  für  unbebingt  not^wenbig 
ongefeben.  Sie  Jßeid)te  fann  woblt^dtig  wirfen,  bap  ber  SSeg 
ber  ©nabe  leidster  gefunben  werbe.  2lber  ber  'jJriefter  ijl  fein 
5Rid)ter,  er  t)at  nur  ben  SSefennenben  lo§jufpred)en  unb  ba5 
2fnbere  ©ott  anbeim  ju  ftellen.  2llfo  ift  aud)  bie  ßonfeffio  fein 
wabrbafter  Sfjeil  be§  ©acramentä.  SQSaä  aber  b<i§  leiste,  bie 
©atiöfactio,  bie  S3u^en  onlangt,  weldje  bie  römifdje  .Rirdjc 
«ufjulegen  pflegte,  fo  nennet  SßSeffel  e§  felbfi  eine  JBlaSpbemie, 

1)  3)ic  gon}«  @rf)tift.   De  Sacramcnto  eiicliaristiae. 


—   561  — 


wenn  fie  5U  bem  «Scicranient  gered^net  roürbe,  weil  bamvt  g»5 
fagt  werbe,  baf  bie  ®nabe  ©otteä  nicfct  ooUflänbig  ba  fei  bis 
noch  biefeS  ober  jene§  Qtti)an  rcorben,  biä  eine  menfd?lid)e  ^ants 
(ung  (jinjutreten,  @ott  nidjt  woUftanbig  wirffam  werben  fönne '). 
6»  f)abe  ja  ber  ^crr,  -flll  er  bie  9J?arta  9JZagbalena  gelöfl,  »ei: 
ter  nid)t»  aI3  ben  ©tauben  iinb  tie  Siebe  üon  i^r  begefjrt.  3n» 
bem  er  fo  bie  tat^olifdje  2e(}re  »on  ben  beiben  «Sacramenten 
bejlreitet  unb  bie  reinere,  eoangelifdjc,  geijlige  an  bercn  (StcUe 
fe^f,  jer|l6rt  er  roicberum  ben  ©nnib  einer  guten  2(njQf)t  anti: 
d)rifllid)er  SSräudje,  rcetdje  mit  biefen  ßeljren  in  ber  Äird)ens 
gefeUfdjaft  aufgefommen  tuaren. 

<2o  erfdjütterten  biefe  get)ren  ba§  ©ebuube  ber  S?6mer  in 
feinen  innerften  gunbamenfen.  Tiod)  i)at  SBeffel  mit  biefen 
unb  einigen  anberen,  beren  fofort  ju  gebenfen,  fein  grogc§  "ZTufs 
fefien  erregt,  ja  nid)t  einmal  eine  feinbfelige  ^anblung  9?om5 
gegen  ficf)  erfaftren.  2)iefeä  liegt  nun  (lUerbingö  jum  Zi)til 
taxan,  büß  gerobe  am  ©d^luffe  be3  SWtttelaltcrö  9iom  feine 
2(ufmerffamfeit  auf  faft  ade  Zi)nk  ©uro^jaä  jugteic^  geridjtet 
l)aben  muß,  unb  ba§  eä  »idjtigere  3^inge  ju  tljun  giebt,  alS 
be§  SCUanne»  ju  gebenfen,  ber  ftill  in  einem  fernen  SBinfel  für 
bie  2Bal)rt)eit  rebet.  tag  aber  aud)  baran,  baß  SBeffel  bie 
Äird}e  nic^t  auf  ben  ^uncten  angriff,  worauf  fie  3fngriffe  am 
meiften  fürdjtete.  2(udj  er  will  eine  Sieformation,  aber  er  will 
fie  auf  eine  anbere  SBeife  al»  j.  SS.  So^anneS  .^uß.  dr  will 
ben  ©lauben  ber  SRenfdjen  cor  "KUtm  anberen  erneuen,  fldr; 
fen,  erfrifdjen.  2Bcnn  biefer,  ^offt  er,  in  feiner  SJein^eit  bie 
©emüttjer  ber  SOJenfdjen  wieber  ergriffen,  muffe  ja  öon  felbft 
2llle§  jufammenbre^ien,  wa§  wiber  ben  ®ei|l  beä  6I)riflentf)um5 
ber  (briitlicben  &ix<i)t  aufgenötljiget  worben  fei.  dt  unterlaßt 
auf  biefeä  bie  2(ngriffe  jwar  nidjt  ganj,  füljret  fte  aber  auc^ 
nidjt  mit  ber  Strenge,  mit  weldjer  fie  gefüljrt  werben  fonnten. 
SSon  folc^en  Jlngriffen  fürd)tet  bie  romifd^e  Äirdje  wenig  @efal)r. 
6ä  ift  eine  ©efa^r,  we[d)e  burd)  ben  ©eifi  fommen  foü.  9?un 
\)at  fte  i^re  2lnftalten  allentl)alben  getroffen,  baß  biefer  ©eijl 
m<i)t  über  bie  SO?enfd)en  fommen  fönne.  ^\)xt  X>'mtx  unb 
greunbe  ffnb  aUcnttjalben  verbreitet  unb  allentljalben  mddfjtig, 
ii)xt  ©efe^e  wadjen  aUcnt^)alben.  Unb  fo  meinet  man,  baß 
faum  etwaä  ju  fuxdjtm  fei  öon  ber  eoangelifc^en  SBa^rljeit, 


1)  De  sacramento  poenitenüae.  pag  &5  —  62. 
II.  Sbeii.  36 


—   562  — 


wenjj  fie  wn  einem  in  biefer  ®ejtaU  aitfgcflellt  tjl.  (5two5 
gohj  nn'oere§  ill  e§,  wenn  Se>nant>  auftritt  itnb  fpvid)t;  biefe? 
ifi  nic^t  bie  xed)tt  Äirdje,  biefc  ftnb  nid^t  bie  redjten  ^riefter, 
e§  nel)mc  bie  SBelt  fid)  nad)  bem  ©oangelio  neue.  2Benn  nun 
ebcnberfclbe  befonbcrä  fprid;t:  man  fange  bie  9icformation  gteidj 
bamit  an,  bap  ber  Äird)c  baä  übermäßige,  weltlidje  ®ut  ge* 
nommen  wirb,  we(cl)eS  fie  in  iijrem  wa()ren  SSerufe  f)inbert,  fo 
t{l  eine  roai)xt  unb  nai)t  ©efaf)r  ba.  greift  Den  9?6mern  an 
ba§  SQtx^  unb  ber  Äefeer  muß  »erbrannt  werben  um  jeben  ^reiö. 
SBeffel  aber  meint,  eö  fei  auf  ber  einen  ©eite  gut,  auf  ber 
önbern  übel,  bap  bie  Äird^c  fo  reidjeö  ®ut  beftfee'),  er  fagt 
oud)  nid}t,  baß  baö  gegenwärtige  ©acerbotium  ein  foldjeä  gar 
nid)t  fei,  wie  ^uß,  fonbern  er  flogt  nur  über  bie  ©ünbbaftig: 
teit  beffclben').  ift  fein  fct)arfer  8aut  nad)  einer  9ieforma= 
tion,  weld)e  fofort  ju  beginnen  fei,  e§  werben  feine  2(nfta(ten 
getroffen,  bie  S!Bal)rf)eit  in  baä  geben  ju  füljren,  unb  barum 
fommt  SBeffct  mit  ber  bloßen  'Sux6}t  ()inweg,  baß  er  möge  in 
Unterfud)ung  gejogen  werben. 

SBegen  ber  ©tillc  unb  ber  gerne,  in  weld)er  er  lebte,  l)at 
man  i^m  aud)  25inge  überfe{)en,  weldje  bei  anberen  nid)t  über; 
feben  werben  finb.  £>enn  juweilen  läßt  e§  SCßeffel  aud)  an  ben 
^ractifcl)  wict)tigen  Folgerungen  nid)t  fehlen,  weld)e  ben  9i6= 
mern  flet»  fo  bebenflidb  fein  muffen.  2)ie  @int)eit  ber  Äird)c 
Äircl)e  ip  eine  geijüge,  welche  in  ber  ©emeinfcbaft  ber  ^ei: 
(igen  unb  be§  waljren  ©laubenö  rut)et.    SBo  biefer  ijl,  ba  i(l 

1)  Bonum  est ,  qnod  ecclesia  liabet  niultas  divitias  et  temporalem 
potestateni  et  melius  esset  si  pliiies  liaLerct.  lioriiim  enim  est,  iiiulta 
bona  posse  et  melius  pliira  posse.  Maliim  est,  qnod  ecclesia  habet  innl- 
las  divitias  et  temporalem  potestatem ,  non  soliim,  quia  malum  exinde 
potest,  sed  etiam,  quia  nuilla  mala  exinde  facit.  De  potestate  eccicsiastica. 

2)  Valile  notaiiduiii  est,  intentio  domini  nostri ,  non  audieiidos 
doctcres,  praedicatoies  j  pastores,  qiiando  et  contra  debitiim  suum  in- 
oIHciosc  docent,  praedicantj  pascunt,  uti  sunt  liypocritac,  ostentatores, 
qni  omnia  opera  sua  faciunt,  ut  ab  bominibus  videantur.  Wuf  CtlU  Srcri: 
nung  ober  beftcljt  et  nidjt.  Verus  praelatus  est,  qui  legitimo  titulo  in 
cathedra  Petri  si'det.  Justys  vero  titulus  censetur,  qui  yel  canonica 
electione  vel  supeiloris  collatione  provenit.  Sequitiir  igi^ur,  quod  saepe 
Tcrus  Papa  est  pseudoapostolus ,  verus  praelatus  falsus  pasfor,  verus 
praesiilens  falsns  episcopus.  Oportet  ergo  populum  saepe  praeferre  pseu- 
doQpostolos  et  evangelistas ,  pseudoepiscopus ,  pseudojiastores ,  alioqni 
peior  üet  scissura.    De  jiolestate  ecdesinstica,  pag.  39.  42. 


—    563  — 


oudj  bic  reine  unb  »afjre  Äird)e,  in  9?om  unb  in  ^nbien,  al^ 
ent()alben,  unb  wenn  öud)  nicht  einmal  bcr  9?ame  beg  romij 
fdien  S5ifd)of»  bort  geljort  worben  i(l.  25ie  ^inf)eit  bcr  Äivcftt 
rcirb  nicht  bargeftellt  unb  nicbt  gehalten  üon  tem  S3ifcl)ofe  ju 
9Jom.  S§  fnnn  nicl)t  eineä  9J?cnfchen  (Sorge  fein,  über  bic 
ganje,  reeitücrbreitcte  Äirche  ju  walten  unb  ju  wachen;  baä 
fonn  »on  einem  9J?enfchen  gar  nicht  überfe^en  werben. 
Pünbc  i(i)kä)t  mit  bem  ®(aubcn  bcr  ßljriflen,  wenn  [te  abf)dn= 
gig  wären  von  bem  ©laubcn  ber  romifdjen  S5ifci)6fe,  wetcf)e 
oftmül»  fel)r  geirrt  h^f^en')-  ®lauben§einljeit  wirb  nichr 
boburd;  evjeugt,  wenn  ber  @inc  gcnötljiget  wirb  cnjunehmen, 
wa§  ber  "■Jfnbere  glaubt  ober  ju  glauben  bdjaupkt,  benn  eä  iit 
feinem  9)?enfc{)cn  ju  glauben  auf  feinen  Spornen').  Sine  freie 
Unterfuchung  fotl  jcben  ju  berfelben  Ueberjcugung  füt)ren.  'Ku(b 
bcr  wirflidhc  ©taube  einer  großen  SSajorität  ber  SUenfdjcn  ift 
^ier  üon  feinem  ©ewicht:  beim  eine  Unterfuci)ung  muß  eä  erfl 
ergeben,  ob  biefe  2}fajorirat  ditä^t  i)at  ober  Unrcdjt.  SBcffelä 
lÄnftchten  üon  ber  Schrift,  üon  benen  er  gewiffermaffen  auäge: 
gangen  unb  bie  i^m  jur  greiheit  gcl;olfcn  ^aben,  äußern  na^ 

1)  Unam  ecclesiam  catholicam  confiteri  oportet,  sed  hanc  anitatem 
in  Imitate  iidei  et  capitis  et  unitate  lapidis  angularis,  non  in  anitate  di- 
rectoris  Petri  vel  successoris.  Hodie  vere  secunduin  verbuiii  domini  te- 
stimoniam  evangelii  usquu  in  ultimum  teriae  receptum  et  vere  Christian! 
inveniuntur  ultra  Hyperboreos ,  ultra  Indes  et  Scytlioi> ,  ultra  Aetliiopes, 
ultra  tropicutn  capicorni,  quibus  locis  ac  Üngaa  distantissiinis  nulla  Ro- 
mani  Pontificis  aut  nostrorum  Constantineasis  aut  ßasiliensis  generaliuni 
Concilioruui  decreta  hunianitas  innotescere  possunt,  et  nibilominus  in  uni- 
tate iidei,  pietatis  et  verae  charitatis  nobisciim  unam  ecclesiam  catholi- 
cam et  apostolicam  constltiiunt,  etiamsi  Romam  aut  Romanorum  aliquem 
pontificem  esse  nesciant.  Valde  in  anibiguo  fluctuaret  Ildes  nostra ,  si 
Papae  credendum,  qui  ipsemet  saepe  errat,  ünitatem  ecclesiae  sibi 
Spiritus  sanctus  forendam,  viyilicandam^  conserrandam  retinnit  et  au- 
gendani ,  non  Romano  pontifici  saepe  non  curanti ,  reliquit. 

Tanta  est  in  universo  orbe  terrarum  diffusae  ecclesiae  latitudo,  tanta 
est  omnium  fidelium  multitudo ,  tanta  studiorum  et  vohintatum  varietas, 
ut  nullius  unius  hominis  industria,  etiain  summa  diligi  ntia  invigiluntis^ 
idoneani  eurura  curam  gcrere  pos&et,  in  bis  quae  ad  Oeum  sunt,  imo 
nec  unius  quidem  solius. 

2)  Non  colligavit  hominnm  societatsm  Dens  tidei  vinculo,  ut  cre- 
dat  alter  a'teri  necessario,  verum  esse,  quod  asserit  alter,  sed  colli- 
gavit charitate,  ut  necessario  teneator  alter  alteruui  diiigere. 

36* 


—   564  — 


tüxlxd)  oud)  l)ier  t^ren  dinfluf.  Qimm,  ber  i^m  entgcgcnge^ 
rufen  i)attt,  er  »ürbe  bod)  n\ä)t  bem  römifdjen  ©tu()le  wiber» 
ftet)en  »oQcn,  antnjortet  er,  baß  »on  biefem  bie  JRebe  gar  ni^t 
fei.  @§  n)dre  ja  wiberfinnig  aud)  nur  baran  ju  benfen,  baß 
©djrift  unb  SSernunft  bem  romifdjen  ©tuf)(e  untergeorbnet  rvä- 
ren').  2fn  bie  .Rircfte  wirb  geglaubt  um  be§  @oangelii  «illcn, 
nidjt  an  ba§  ©oangelium  um  ber  Äirdje  roiHen.  'ilud)  baä  römi» 
fd|)e  ©accrbotium  erfennt  er  nidjt  in  ber  überirbifdjen  !0?ad)t  unb 
^of)eit  on,  weldje  ftd?  baffelbe  üQmalig  felbjt  gefd^affen  i)attt. 
eigcntlid)  giebt  eö  ein  bo^^jelteä  ^ticflcrt{)um,  beö  ©acramentS 
unb  ber  UZatur*).  3n  bicfem  le^tern  ^rteftertl)ume  finb  aUe 
tedjte  ß^riflen,  unb  eä  fann  ba§  erfie  nidjt  fein  ot)ne  baä  jweite, 
unb  ba§  äweite  jle()t  nid)t  fo  erijaben  alä  ba§  erjle.  2)ie  ^rie* 
flerfdjaft  be§  ©ocramentä  finbe  ©eljorfam,  njenn  fte  S[Bei5f)eit 
rcbet,  fo  tt)ie  bie  üßeiä^eit  allenthalben  ®el)orfam  ftnbcn  foU'). 
^abcn  bie  Caicn  eine  befferc  unb  reinere  SGBei§l)eit,  fo  ijl  na« 
tmVid),  baß  it)nen  ge{)orfamt  werben  muß,  nid)t  ben  ^rieftern*). 
2)ie  SSerbinbung,  mi<i)e  jwifdjen  bcn  ^riejlcrn  unb  ben  8aien 
©tatt  finbet,  ifi  eine  freie.  25ie  ^ttxt>t  i)at  xi)xt  freie  S3eurs 
tt)eilung  nid)t  eerloren.  Sollte  bie  ^eerbe  bie  @ad)e  einmal 
witflid)  beffer  tierftel)cn,  fo  ift  fte  nidjt  weiter  ju  gel)orfamen 
geljalten.  SO?an  fönnte  bie  SSerbinbung  »ergleid)en  mit  berjeni« 
gen,  weld)e  jwifdjen  einem  Äranfen  unb  einem  3(rjte  ijt.  25er 
Jtranfe  bebienet  ftd)  bc§  2Crjte§  fo  lange  al§  unb  wenn  er  SSort^eil 
von  beffen  ^unjl  l^offt'),  ©ie  finb  ganj  albern,  meint  er,  wenn 

1)  De  sacramento  poenitentiae,  pag.  46, 

2)  Duplex  est  sacerrlotium,  unum  ordinis  et  sacramentale.  Alterum 
naturae  rationalis  et  commune  omnibus.  Secundum  sine  primo  sutis 
est.    Prirnnm  sine  secundo  rcatum  habet.    Secundum  gratiam  alFert. 

3)  Canones  et  statuta,  tantam  vim  habent^  quantam  continent  sa> 
pientiam.   D?  potestatc  ecctesiastjca ,  pag.  35. 

4)  Pastor  gregem  Dei  pascere  positas  est,  verum  quia  grex  pascen- 
dos  rationis  est  et  liberi  arbitrii ,  non  prorsus  in  potestatc  pastoris  tra- 
ditus  est,  ut  nihil  ab  eo  exigatur  nisi  pastori  obedire.  Debet  enim  ovis 
ipsa  dinosse,  quibus  pascatnr,  quibus  inficiatur  et  oblatam  etiam  a  pastorc 
ipso  vitare  pestiferam  infectionem  et  in  hoc  si  sequatnr  pastorera  non 
excnsatur.  Si  pastor  non  rectum  praecipiat  per  ignorantiam,  quantum- 
libet  bona  voluntate  rectus,  ubi  melius  rectum  grex  noverit,  non  parere 
debet,  maxime  autem  ubi  peqae  rectum  neque  recte  praeceperit,  Do 
potestäte  ecclesiastic^. 

5)  Omni«  enim  ecclesiae  petestas  inter  medicum  et  aegrotum  est 


—   565  — 


jle  fagen:  ber  Siebe  tfl  immer  ju  ttarten,  ölfo  muß  man  aud) 
immer  geljorfam  fein,  ^enn  e§  i(l  ja  ein  großer  Untevfd^ieb 
jirifdjen  Oer  ßiebe  ®otte§  unb  ber  ßtebe  bcr  95?enfa}en.  9Jid)t 
'ben  ^rötaten  ift  ber  Qi)xi]i  unterworfen,  fonbern  @ott.  25ie 
©teile:  feib  untert()an  oUer  menfcblidjen  ßreatur  um  ®otte5 
SGBiUcn,  i)t\^t  bod)  juerfl,  feib  untert()an  bem  ßoaiigelio:  benn 
eä  fielet  ja  9efd)rieben,  unb  rcenn  ein  (Jngel  öom  ^immet 
fliege,  fo  wart  bodb  etrcaä  3{nbere§  nidjt  ju  glüuben.  waxnt 
babei  aud)  einmal  »or  ben  ^bfnü'crn,  bie  nid)t  auf  bem 
©tuf)(e  ^etri,  fonbern  auf  bem  ©tut)Ie  beS  SSerbcrbenS  fä^en, 
unb  meint,  fo  rcie  fie  ein  2(ergernip  gäben,  müßten  fie  auögts 
trieben  werben. 

®o  finben  ftd)  bin  unb  »ieber  SBinfe  unb  2fnbeutungen, 
baß  ber  Sßelt  nid)t  geholfen  »erben  fönnte  alä  roenn  bie  füb-- 
mer  aufgetrieben  würben,  dx  fcbilbert  bie  ^riefier,  welcbe  nidjt 
gebort  werben  müßten  »on  bem  f8oIfe,  unb  feine  (Sd)ilberung 
be^eidjnet  genau  bie  9i6mifcben.  66  feljlt  nur  nocb,  baß  er  fte 
gerabe  unb  beutlid)  nenne,  baß  er  in  bie  SBelt  bineinrufe,  wie 
SobanneS  ^uß  getban,  baß  man  fte,  bie  gatfd)en,  wegtreiben 
unb  bie  Äirdie  reformiren  muffe  obne  fie.  @§  rettete  ibn  oor 
SBerfolgung  unb  ©cbmadj,  baß  er  eö  nidjt  tbal,  aber  ein  nicbt 
geringerer  3euge  ber  2Babrbeit  ijl  er  barum  bod).  3«  ber 
Äircbe,  weld)e  alä  ein  SbeaJ  oor  feiner  \)0^mhm  ©eele  ge- 
fcbwebt  böben  mag,  berrfd)te  nur  bie  ßebrc  ber  ©dbrift  unb 
flI5  ^riefier  jianben  nidjt  ©ewaltige  ba  auf  ßrben  unb  im 
^tmmel,  fonbern  bie  einfachen  S5erfünbiger  beä  (5»angeltumö. 
25eil  biefcä  3bcal  vorbereitet  werben  foH  unb  weit  gerabe  \)imn 
ber  gefunbe  Sinn  ber  ©cbrift  am  witbe|!en  eerbrebt  worben 
ijl,  rebet  SBeffel  auä)  üiel  »on  ber  ©ewült  ber  ©cbluffel.  (Jr 
brücft  ftd)  barüber  jwar  mit  eigentbümticbcn  SBenbungen  auf-, 

compacta,  id  esc,  pacto  doornm  constans.  Non  enim  potest  pastor  pa«- 
ciiie,  nisi  quantum  grex  pascitar.  Hanc  a  Domino  ecclesia  accepit  po- 
tfstatem,  ut  com  illo  fideliter  obtemperat,  uterque  sui  fructam  officii 
conseqnatur. 

Omnis  illa  »objectio  voluntaria  et  spondanea  esse  debet,  quare  non 
subeunda  nisi  cum  deliberatione.  Deliberatio  autem  causam  conside- 
rabit  et  fructum.  Unde  quandocunqne  causa  cum  frnctu  ejuscemodi 
sunt,  ut  movere  i)0s»ent  deliberantem  ante  contractiim,  pari  ratione  sol- 
vunt  obligatam^  quando  alter  contrahentium  deficit  in  promi«so.  De 
potestate  ecclesiastia. 


öber  ba§  9fefuUat,  n>cld)e6  er  gewonnen,  ifl  bem  of)nlid),  njeldt)e$ 
fd)on  Bon  onbern  ^Reformatoren  cor  if)m  aufgeftellt  worben  rcar. 

gicbt  eine  fo(d)c  ©d)lüf[el9en»a(t  gar  nid)t,  «ie  bie  Äird)e 
fte  ieljt  ju  {)aben  behauptet,  weber  bie  ^Cpofiel  (jrttten  fie,  no4> 
bie,  ttjeldje  ftd)  i^re  S^adjfolger  nennen.  @ä  i(t  immer  nur 
.einer,  @ott,  mlä)tx  bem  9}?enfd)en  bie  ©itnbe  erlaßt.  35ie 
f<5d)(iiffelgett)a(t  iji  bie  Siebe,  meldje  ber  ijtiÜQt  ©eift  in  bie 
(@eelen  ber  ®ered)ten  gcgofTen  l^at.  2)iefe  ©d^lüffelgewalt  ifl 
ntd()t  in  einem  9J?en[d)cn,  fonbern  in  ber  (finl^eit  ber  ganjcn 
Äirdje.  ©in  ^rieper,  ein  ^apfl  I;at  an  fid)  felbfi  nidjt  bie 
minbefle  ©ercalt  »eber  bie  ©ünbe  ju  vergeben,  nod)  oud)  fie 
ju  bet)alten').  2)er  waljrc  £)iener  bc§  .^cvrn  wirb,  wenn  er 
löfet  ober  binbet,  nad)  bem  ©eifle  unb  nadi  bem  SBitlen  ®oU 
te5  Ijrtnbeln.  2Benn  nun  ber  ^riefier  ganj  ^Bai)x^)^it  ifl  in  feis 
nem  Urt^etle  über  ba§,  waä  ®ott,  fein  ^err  unb  SJfeijter, 
fc^)on  wirb  geurt()eilt  unb  bcfd)Ioffcn  fjaben  über  ben  ©ünber, 
bann,  aber  aud^  nur  bann,  ifl  im  ^immet  gebunben,  waS  ge« 
bunben  warb  auf  ßrben,  unb  im  Gimmel  geloft,  wa§  gelöft 
warb  auf  ©rben').  3{ber  bie  9}?enfd)en  get)6ren  meijt  bem 
9ieid)e  be§  Sleifd)e§  on  unD  fte  fennen  ba§  tütiä)  ber  Siebe 
nidjt.  Sarum  mag  wobl  bier  feiten  ba§  wa^re  Urtfjeil  fallen*). 
Sebcnfallä  reicht  itjr  Urt[)eil  alä  etwaä  ©elb|t(länbigeö  nid)t  in 
baä  9?eid)  ber  Siebe  btiübcr.  (Jä  gi(t,  gilt  aber  nur  nad)  ber 
2Bei§{^cit  bicfer  2Belt  unb  für  il^re  ©inrid;tungen. 

1)  In  sacramento  confessionis  non  est  sacerdos  judex  aut  absoluter 
magis  quam  mundator  in  baptisma.  .Sensibile  quidem  ininisterium  sa- 
cerdos exliibetj  xed  nullius  potestatis  jura  exercet.  Spiritualis  enim 
vita,  quae  per  gratiain  spiritussancti  a  nullo  nisi  a  Christo  donatar. 
De  sacramento  poenitentiae. 

2)  Firmum  ergo  est  et  ratum  in  coelo,  quidquid  fidelis  et  prudens 
servus  desidcrat,  quidquid  odit,  quidquid  detestatur,  quidquid  laudat, 
approbat,  favet,  judicat  muiidum,  pollutum.  Nec  ad  lioc  enm  ordinis 
dignitas  autenlicat,  sed  caiitas  per  spiritam  sanctum  diifusa  in  corde. 
De  sacramento  poenitentiae. 

3)  Carnalis  bomo  non  sapit,  quae  sancti  araoris  sunt.  Igitur  ju- 
dicare  non  potest.  ünde  judicium  ecciesiae  et  eoruip ,  qui  in  ecciesia 
praesident,  quia  saepe  carnales,  animales,  miindales  aut  diabolici  sunt, 
et  tarnen  suuni  officium  vcre  adminislrant ,  sicut  veri  spirituales  et  Deo 
pleui,  liquet  excouimunicationes  et  indu'geiuias  non  ad  ca ,  quae  cari- 
tatis  i't  amoris  sunt  se  extendere ,  sed  tanlum  ad  exterioreni  pacem  et 
tranquillitatem  ecclesiae-   De  sacramento  poenitentiae. 


—   567  — 


Sn  bicfet  SBeifc  »onte  Sof)onn  SBeP  bcn  entfloljenen 
©eifl  .in  bie  d)nflitd?e  Äitdjengefellfdjaft  jurüiffüfiren.  2(Uc 
Uebet  bei  Äird^e  l)at  er  gmnbltct)  burdjfdjaut,  aud)  bieienigcn, 
»elct)e  er  nid)t  grünblid^  angreift,  unb  »on  bcnen  er  ou§  SKem 
fd)enfurd)t  weitläufig  ju  reben  »ermeibet.  3(u§  bem  ganjen 
3ufammenf)an9e  feiner  ©djriften  Qtl)t  e§  ^cr»or,  ba^  er  e§ 
flar  erfannte,  reeldjeS  ®e()alte6  bie  tti)xe.  fei,  bie  fte  feit  »ie; 
len  Saf)rl)unberten  öufgeflellt  unb  wel^e  fte  immer  metjr  ju 
btfeftigen  fudjten,  bie  ßei)re,  ba^  bie  Äirdje  befonberö  auS  bem 
faccrbotalifdjcn  ©tanbe  beftel)e,  ba^  ber  ©eifl,  mit  mld)m 
man  ollein  über  bic  ©d^rift  urti)cilen,  if)re  Se^ren  »erfiet)en 
unb  n»tffcn  Eonnte,  n>aä  fte  befagten  unb  waö  fte  nidt)t  befag^ 
ten,  fid)  niebergelaffcn  l)abe  ouf  fie.  fal&  unb  füf)Ite, 
bo^  fte  biefe  ßet)«  aufgcficllt,  bamit  fie  behaupten  fönnten, 
nidjt  ber  wa^re  unb  flar  baliegenbe  3nt)alt  fei  ber  Snbalf,  fon= 
bern  ba6  ®egentl)cil  fei  biefer  Sntjalt.  Sie  ganjc  feltfame  unb 
f^jifefinbige  ©elef)rfamfcit,  mit  ber  biefe  Sel)re  in  il)ren  ^aupt; 
unb  in  i^ren  SRcbenjügen  geflutt  warb,  jianb  alä  ein  galfd)e5 
unb  iJlirfjtigcä  »or  feiner  «Seele.  2)ic  ©djrift  rvax  eä  gewefcn, 
»eld^e  iljm  ju  biefer  gnbedung  gel)olfcn,  fte,  n?eld)e  ebenbabin 
jebermann  führen  fann,  wenn  berfelbe  nur  juerft  bic  ffiemer: 
tung  gemadjt,  bap  ein  göttlidjeä  SBort  büxd)  feine  ßebve,  bie 
onberän)ol)cr  gefcbö^jft  i)l  alä  auä  feinem  flaren  unb  unjwei; 
beutigen  ©inne  felbft,  ju  ettraö  2tnberem  gemad)t  werben  fann 
al§  wa§  e»  felbjl  fagt  unb  ijl. 

Sieben  3obanne6  SBeffel  flonb  nebjl  fo  »iclen  2tnbercn,  bie 
t^jeilä  mittelbar,  tl)eil§  unmittelbar,  tt)eil§  mel)r,  t^eil»  weniger 
ouöfübrlid)  baä  r6mifd)e  Äird)entl)um  angriffen,  fein  3eitge= 
noffc  Sol)ann  üon  2Befel,  S)octor  ber  Sl}eologie.  Sic  2tnftd;j 
ten  bie|eö  yjfaltneF'Ttefe'rrTth  ©anjcn  genommen  auf  btefelbcn 
\)inm§>,  weldje  2Beffcl  aufgcftellt  batte.  Sm  2Befentlid}cn  mu^ 
Uebereinftimmung  in  allen  benen  fein,  weldje  au6  "bem  goan- 
gelio  fdjöpfen,  wd^renb  bie  r6mtfd;e  Äirdje  beinahe  in  jebem 
Sab^bunbert  anberä  unb  in  ftd)  felb|l  immer  äerrifj'en  unb  yer= 
worren  erfd)cint.  £)ie  ßcbren  unb  9J?einungen  beä  3obann 
»on  SSefel  geben  bcroor  tbeilS  auö  bem,  wa3  er  felbjl  gcfd;rie; 
ben,  unb  tbcilä  au§  bcn  ^''agen,  we(d;e  ibm  von  bem  Snqui= 
fttionätribunnl  be»  (Jr^bifd^ofä  »on  SKainj  tjcrgelegt  werben,  t>a 
bie  Sragen  ge|lcllt  finb  nadj  bem,  wa»  bic  ^nquifttion  oon  ben 


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SRcinungen  SZBcfelS  crfunbct  i)atu.  SBefet  glaubte  juerfl,  ba^ 
HUe^  flnbere  unfid)er  fei,  unt)  bap  baä  ©id^ere  nur  gefunben 
werbe  in  ber  {^eiligen  ©djrift.  Sarum  ()abe  fein  SRenfdf)  ®e> 
WüU  i'iber  bte  ©c^rift  unb  9^icmanb  fonne  biefetbc  auflegen 
mit  feiner  menfdjtidjcn  SBeiätjeit,  fonbern  bte  Tfuälegung  fei 
fd)on  enthalten  in  ber  ©djrift  fetbfl. ')  ©o  i(l  ber  ©a^  gefleOt 
üon  ben  2inf lägern,  öbcr  fd)n)erlid)  wirb  er  genau  fo  gelautet 
I)aben.  SBefcl  wollte  fagen,  wü§  fic  alle  fagten,  bie  ©oange» 
lifdben,  bap  bie  ©djrift  mit  if)rem  floren  unb  einfadben,  burd) 
mt)|lifcbe  unb  fptfjfinbige  ©elebrfamfeit  unüerbrebeten  unb  un» 
üerjerrten  ©inne  ®laubenöricbtfd)nur  für  bie  d)rifilid)e  SQSelt 
unb  ßebenäregel  für  bie  dupere  ©rfd)einung  ber  djrifilidjen  Äir» 
ö)t  fei.  Somit  ijt  nun  ba§  ganje  römifd)c  Äird)entbum  uns 
tergrabcn,  weldjeä  von  SBefel  auä)  nod)  auäbrüdlid)  t5ern)orfen 
ju  fein  fdjeint.^)  dx  mill  nidjt,  bop  baä  ßbrijlentbum  in  ei; 
nem  Sleu^eren  beftef)e,  fonbern  er  »erlangt,  |ba^  e§  ein  S«' 
nere^  fei.  25arum  l)at  er  ben  ^uSfprud)  getljan,  baft  eS  gar 
fd)n)er  fei  ein  ßfjrifi  ju  fein.')  @r  meint  bamit,  bag  e§  fd)»er 
fei  für  bie  menfdjlidje  Statur  in  feinen  ©eftnnungen  unb  in 
feinem  Seben  btn  wabren  ßbriften  barjujlellen ,  ba^  bicfeä  aber 
baS  3iel  fei/  weldjem  jugejlrebt  werben  müffe.  ^Hun  bitten 
fie  in  bem  r6mifd)en  Äircbentbumc  eS  ficb  leid)t  gemadjt  mit 
biefem  ßt)riftentl)ume,  inbem  fie  eä  üerwanbett  in  ein  2(euf  ereS, 

1)  An  praelati  Labeant  auctoritatem  in^titoendi  leges.  Respondeo 
quod  non,  quia  Christas  in  evangelio  dicit,  discipulis  suis,*  euntes  in 
Universum  nninduni,  ergo  nee  delient,  nec  possunt  novas  leges  facere. 

Omnes  Cliristiani,  quantumcunque  docti  et  sapientes  non  habent 
auctoritatem  exponendi  verba  Christi.  Quis  vellet  dicere  inter  homines 
nientem  Christi ,  quem  ipse  praetendit  in  suis  verbis ,  nisi  ipse  solus. 

Doctorum  scriptis  eliam  sanctorum  quantumcunque  non  credit. 

Raro  reperio,  vel  non  doos  unanimes  litteratos,  etiam  infide:  nul- 
lus  teuet  mecum,  d*'nipto  evangelio,  ubi  omnes  sumus  concordes. 

Qiiod  timcat,  quod  nostri  doctores  male,  false  et  ficte  exponunt 
suci  am  scri|>turan).  Paradoxa  Joannis  de  Wesalia  ex  illius  concionan- 
tis  ore  excepta.    Brown  I.  pag.  325. 

2)  Kcnlesia  est  coltectio  omnium  fidelium  caritate  copulatorum,  ad- 
versus  quam  portae  inlieri  non  praevalebunt.  Et  credit  eandem  esse 
ccciesiani  Christi,  quam  nemo  seit  nisi  Oeus.  Examen  magistrale  ac 
theologicale.    Brown  I.  pag.  331. 

3)  Item  dixit,  res  est  d'illcilis  esso  Christianuni.  Paradoxa  I. 
pag.  326. 


—   569  — 


2)iefe5  war  e§,  J»a§  Sof)ann  »on  SBefel  beFampfeit  ju  muffen 
glaubte.  Sarum  bot  er  bie  S'^pc"/  t'ie  ^itgetungen  unb  tie 
9J?ejfe  »emorfen,  mldjt  3njtitute  bcr  waf^ren  unt)  ächten  ^irdt)e 
gor  nidjt  finb.  5(ud)  in  bem  9J?6ndj5tbume  fanb  er  fein  SJcr: 
bienft,  unb  er  fd?einet  baffelbe  ol5  einen  SBiberftrcit  gegen  ba§ 
(5f)rifientl)um  betrod)tet  ju  fjaben,  ba  er  meinte,  bap  ber  ü}?enfd) 
gans  abl)ängig  fei  Bon  ber  ©nabc  ®otte§.  3"  bem  SJertjore 
bn'idt  er  fid?  inbeffen  jmeifclfjaft  öu§,  um  bem  geuertobe  ju 
entge[)en. ')  Siefelbe  59?enfd)enfurd)t  fdjeint  xt)n  auä)  bei  axi' 
beren  ©egenfianben  ju  »erfdjiebencn  2(usfagen  9ebrad)t  ju  l;as 
bcn.  25aS  einemol  erflärt  er  wegen  be»  ^apfltf)umeä,  bup  e§ 
ein  IBicariat  ©otte»  auf  ©rben  unmoglid)  geben  fönne,  unb 
boä  anberemol  wirb  biefeä  Ißicariat  ouäbrüdlid)  anerkannt  unb 
bem  r6mifcl)en  @tul}le  jugefpvodjen.  2)ie  römifdjen  3nbulgen-- 
jen  aber  f:)at  SBefel  angegriffen  in  einer  eigenen  ®d)rtft.  ^ier 
9ef)et  er  »on  bem  ©ebanfen  auö,  bap  bie  «träfe,  tueldjc  ©ott 
ber  i3ünbe  auferlegt  Ijabe,  tton  SJicmanben  erlaffen  rcerben 
fönne,  weil  ^Ziemanb  bem  SBiUen  ©otte»  ju  njiberfteben  oers 
möge.  Sie  ©träfe,  rceldjc  ber  r6mifd)e  SSifdjof  erlaffe,  fonne 
nie  eine  anbere  fein,  al§  bie,  welche  auferlegt  werben  nad)  ben 
©efe^en  biefer  SBelt,  in  ben  ^immcl  l)inein  aber  ücrmöge  fein 
50?enfd)  ju  reidjen,  unb  wenn  bie  ^eiligen  einen  ©nabenfdja^ 
gewonnen  Ijdtten,  fo  fonne  bod)  ^Henuinb  benfelbcn  oertl^eilen 
fll§  ©Ott  felbfl.  Unb  wenn  ein  üJJenfd)  iljn  jum  SSerttjeilen 
foUte  empfangen  haben,  fo  ^atte  ba§  nur  gefd)el)en  fönnen,  in> 
bem  ©Ott  feine  S[)?a(^t  übertragen  auf  SO?enfd)en,  unb  wieberum 
müiTe,  ba^  biefeö  fo  gefdjel)en  fei,  erwiefen  werben  auä  ber  ^ei» 
Ugen  ©djrift,  e§  finbe  fid)  aber  in  berfelben  nid)t§  baoon. 
©teile  ber  reinen  ©^rift  „wem  if)r  bie  ©unbe  erlaßt,  bem  foU 
fte  erlaffen  fein  u.  f.  w."  fei  ganj  anberä  ju  neljmen  alä  fie 

1)  An  praedicaverit  religiosis,  monachis  monialibas  aut  beguinis, 
quod  non  teneantur  ad  voti  castilatis,  ant  cujiiscunqne  alterius  voti  ob- 
servationem.  Et  an  dixerit,  qiiod  religio  nihil  faciat  ad  salutein.  Et 
an  dixerit  fratribas  minoribus  hoc  yerbum  aut  simile  in  effectu.  Non 
possum  vos  salvare  in  stata  vestro.  Credit,  quod  teneantur  ad  vota  et 
dicit  se  dixisse ,  religio  non  salvat  vos  sed  gratia  Dei.  Item  credit  re- 
ligionem  riam  esse  ad  salutem.  Item  credit,  quod  fratres  in  religione 
possint  salvari.    Examen  magislrale  et  theologicale.   Brown  I.  pag.  329. 

2)  Examen  magistrale  ac  theologicale.   Brown  I.  pag.  329.  330. 


—   570  _ 

genommen  wcvbc.  ^tnn  fte  bejie^c  ftd)  nuf  o«e  SJfenfd^en, 
unb  mcbcr  öuf  ben  ^apjl  nocl)  auf  bog  ganje  Sacerbotium. 
25er  ^en\d),  ml<i)et  gegen  ben  9J?cnfclien  ganj  anberä  fehle 
al§  gegen  ©ott,  foüe  burd)  biefen  ©pvud;  gema(;nt  rcerben, 
bap  er  milb  unb  üerf6f)nlid;  fei  gegen  feine  gjiitmenfdien. ') 

SSiele  anbere  2(euperungen  ftnb  bem  Sütjann  »on  2Befe( 
entfallen  in  feinen  ^rebigten  unb  Schriften,  njeld;e  feine  ©nabe 
finben  oor  bem  romifcfjen  ©tuljk.  2)ie  itirdjc  hat  ftd?  fe()r 
oft  geirrt,  unb  eine  ©cwalt  ber  ©djlüffel  giebt  eö  nid;t,  unb 
einen  ©nabcnfc^ah  bei-  ^eiligen  giebt  c§  aud)  nid^t,  woju  wäre 
fonft  baä  gegefeuer  ba.')  ©elb]!  fein  teifereä  "^tuftreten  —  er 
rebete  »reit  weniger  fräftig  unb  umfaffcnb  al5  So^anneö  2Bef= 

•I  fei  —  bulbete  9?om  nid)t.  gr  warb  üor  ben  ©tul)l  beö  (5rjs 
bifd^ofö  »on  SJJainj  geloben,  weldjem  ba^u  ber  'Auftrag  m\ 
9iom  gefommen  unb  tt)eld;er  ge^orfamte,  weil  er  felbfi  biefen 
römifd^en  @tul)l  fürdjtete.  ^ier  mu^te  er  feine  3rrtl)ümer  you 
berrufen  im  S«l)re  1479,  in  ba§  ©efängnifj  wanbern,  in  bem 

I  er  balb  barauf  im  S«()re  1482  gejlorben  i\t. 

25er  römifc^e  ©tu^l  fa^te  nodj  immer,  wo  er  nur  faffen 


fonnte  unb  wo  iljre  ßel;ren  wirflid}  gefätjrlid)  erfd)ienen.  25ie 
^Bewegung  gegen  bic  romifdje  Äird)e  ifl  jwar  im  fünfjebnten 
2a^rl)unbert  oiel  ju  allgemein  geworben,  alä  bap  man  öllent= 
falben  faffen  fonnte,  öber  wo  man  eben  fann,  ba  wirb  eä 
gewip  nidjt  »erabfäumt.  böl)er  in  Stalien  unb  unter  bem 
l^o^cn  ^leruö  befonberö  ber  2lt()ei»muö  ftd)  verbreitete,  je  brei-- 
tere  Sßurjet  unter  bem  5ßolfe  baä  ^eibenttjum  fapte,  ic  weni; 
gcr  bie  Äirdic  in  ii)xtx  je^igen  gorm  öuf  bic  9)?enfd}en  wirtte, 
d)ripiid}e§  ßeben,  ©ittc  unb  ©lauben  ju  l)alten  fid;  wirffam 
erwie§,  befto  emfiger  glaubte  man  xvatijen  ju  muffen  über  bic 
2lufredjtbaltung  biefer  gorm  unb  ber  25inge,  wcld)c  an  bie 
©teile  beä  (5()riflent^umö  gefegt  worben  waren,  ffieibe,  "iltbeiö- 
muä  unb  ^eibent(}um,  breiteten  fid^  immer  weiter  auä  unD 
fdjienen  ,^anb  in  ^anb  mit  einanber  gel;cn  ju  wollen. 

3n  Italien  war  beibeä  immer  am  meiften  ju  ftnben,  ob: 
«,■»01)1  e»  auä)  in  anberen  üanbcn  nid^t  fel)lte  an  eiuietnen  foU 

I  )  Joaniiis  de  Wesalia  ailvcrtus  imiiilgentias  di^putatio.  Walch,  iiio- 
niinciita  niclii  aevi  I.  iiag.  110.  118.  128. 

3)  Di.-ifiulaiio  adv.  Indii'genlins.    pag.  145i  149.  I&3. 


—    571  — 


^en  (Erfdjeinungen. ')  "Kbtx  ba,  wo  bie  (BdjmUen  ber  3fpopel 
fein  foUten,  max  baä  (Begentf^etl  »om  (5^ripentl)ume  immer  am 
f)bd)\ltn  l)inau§9ebi(bet,  »äljrenb  befonberä  in  2)eutf(^lanb  ein 
befferer,  d)nfilid)cr  f«ei|l  ftd)  ixijklt,  über  ben  mon  in  9?om 
nid)t  oljnc  JSefor^niffe  n?ar,  unb  ben  man  aU  '>yicarbi§muä 
unb  5Salbenftdmuä  »erbammtc.  25ort  in  Diom  galt  e§  für  \)in> 
langlicb,  wenn  nur  bie  äußeren  ßeremonien  ber  Äird)e  mitge; 
maät  n?urben,  ba  man  beä  @d)ein§  wegen  fcod)  fc(bft  on  bem 
©ebaube  feft^atten  mußte,  auf  bem  bie  >^errfd)aft  ftanb.  Um 
ttiel  mef)r  aber  al»  um  ben  <Sd)ein  fümmertc  man  ftd)  nidjt, 
unb  gropen  Swang  tbat  man  ficf)  weiter  nid)t  an.  Ungejiort, 
obn)ot)l  bei  Äe^ergericbre  fie  verboten,  prebigte  2fretoin  in  feinen 
(2d)riften  ben  Unglauben,  unb  ''Papjt  2co  X.  freuetc  ftd)  über 
ba§  einträg(id)e  !Wa[)rd)en  »on  d^rilTo.  2)er  Äarbinal  S5embo 
njunberte  ftd),  roie  ein  fo  gelehrter  9}?ann  wie  9JJcland)t^on  an 
bie  Unilerblid)feit  ber  ®eete  glauben  fönne.  @raämuä  uon  SioU 
terbam  f)6rte  in  9?om  bie  furd)tbürften  ^Blasphemien  gegen  dbrij 
jlus  unb  gegen  bie  3fpojtel.')  @ä  gebort  in  9?om  jum  Sone 
ber  feinen  ©efellfcfaaft  ,  über  bie  ^eiligfien  2ßa^r[)eiten  beö  6f)ri: 
fientbum»  ju  fpotten,  e^  gef)6rt  bort  jum  SSone  ber  feinen  @e= 
,  fellfd)aft,  2(tt)eiji  ju  fein.  3?id)t  eic(  beffer  aB  in  9?om  war 
e»  in  ben  inei|ten  anberen  gropen  italienifdjen  ©tabten.  2)ic 
SOieijten  fümmertcn  ftd)  um  bie  STeligion  gar  nid)t  mef)r.  @e: 
rabe  in  Stalten,  in  bem  ^erjen  beä  römifd)en  Äird)entf)umeä, 
ba  fonnte  man  eä  aud)  am  beflen  ernennen  Temen  an  ben  grüd^)» 
ten,  n3eld)e  e§  getragen. 

Sn  ben  SSuUen  unb  Sccreten  freilid)  ber  römifdjen  Sifdjofe 
unb  in  aßem  bemjenigen,  waä  bie  t)oi)en  Jtird)enfürfien  über= 

1)  2ora6arbtcn  werbe  gcfcftrt,  la%  ©ünbe  feine  ©unbe  fei,  unb 
bap  tte  £icrrid!flfr  be5  S^riftentbumä  nädjften*  enbcn  rcerbe.  Raynald. 
Annales  ecclesiae.  a.  1498.  XIX.  pag.  23.  (J6cn  bort  ^errfcl)tc  ber 
©laube  an  beiönifcfje  SJdmDnen.  RavnaU.  Annales  ecclesiae.  a.  1501. 
XIX.  pag.  517. 

2)  Kgo  Komac  his  aoribns  aadivi  quosdam  abominantes  blasphe- 
miis  debaccLantes  in  Christum  et  in  illios  Apostolos,  idque  multis  me- 
ciim  aodientibus  et  quidem  impnne.  Ibidem  multos  novi,  qni  comme- 
morabant,  se  dicta  liorrenda  audisse  a  quibusdain  sacerdotibas ,  anlae 
pontiticiae  ministris ,  idque  in  ipsa  missa  ut  ea  vox  ad  multoruni  aures 
pervenerit.    Krasmi  Epist.  XXVI.  34. 


—   572  — 


ijaupt  mit  ihrem  officieHen  ß()aracter  tl)aten,  flanb  fretlid; 
eine  onbere  Spradje,  mä)t  bie  ©pradje  if)rc§  Snnern,  fonbern 
bie,  nje(cl;e  gerebet  werben  mugte,  wenn  jener  (Sd)etn  noä)  fcft-- 
ge()alten  »erben  foUte,  beffen  man  beburfte,  um  bie  .^errfd)aft 
ju  be()aupten.  25a  mu^te  fortgefaljren  werben  in  ben  frommen 
äBeftrebungen  ber  fru{)eren  Seit  unb  bie  Jte^er,  bie  armen  2Ba(» 
benfer,  fo  üietc  fid)  i()rer  noc^  erljattcn  \)atten  unter  ben  @tür» 
men  ber  ^tit,  bie  ßoUarben,  bie  b6f)mifcl)en  S3rüber  mußten 
üernid)tet  unb  jertreten  werben,  weit  fte  baä  SqüuB  bc§  ^errn 
unb  bie  ^eilige  Äirdje  üerwüfleten.  einen  fcften  SSegriff  über 
bie  Äe^erei  l^atte  bog  ^a^ftt()um  flüglid)  niemalä  aufgefteüt. 
2!)iefeä  mad^te  bie  S5equemlid)feit,  bap  man  ju  Äe|erei  ftem» 
pcin  fonnte,  wq§  man  eben  baju  jtem^jeln  wollte.  Se^o  galt 
eö  aud^  für  Äefjerei,  wer  bie  Singe  aufbecfte,  we(d)e  in  9?om 
gcfd)a()en,  wer  tton  bem  ©rauet  ber  58erwü(!ung  rebete,  ber 
ftd)  aufget{)an  fo  vieler  Srtcn.  S:f)omaä  ßonnecte  warb  im 
Sa()re  1432  in  9?om  üerbrannt,  weil  er  ju  fagen  gewagt,  bap 
eä  gräuetöoÜ  in  Sfom  jugetje,  bap  bie  ^irdje  einer  Sieforma« 
tion  bcbürfe,  bop  bie  Qi)e  ben  ^rieftern  nid)t  verboten  fein 
foüte.  ^m  ^eftigflen  verfolgte  bie  romifd^e  Äircfje  ben  cl)rwür-, 
bigcn  £'ominicancr  ©avonarola,  welcher  feit  bem  So^re  1489 
in  Slorenj  ^jrebigtc.  (Saoonarola  ^rebigte  nidjt  allein  gegen 
bie  gred)f)eit,  bie  Uc:ppigfcit,  ben  Unglauben,  weldje  fid)  in  Älö« 
jiern,  bei  ^riejiern,  bei  S3ifd)6fen,  bei  ^äpffcn  fepgefefet  bitten, 
er  wollte  nid)t  allein,  bap  bie  ©itten  ber  9}?enfd}en  gebeffert 
würben,  weld)e,  befonber§  in  ben  großen  italicnifdjen  Stäbten, 
in  bie  tiefjle  Unflätljerei  gefunfen  waren,  bie  biefeö  war  unb 
nidfjtä  2fnbreS,  wenn  fie  aud)  bei  ben  SSorne^men  unb  ©ropen 
ge^jaart  war  mit  einer  feinen  S5ilbung  unb  mit  einer  glänjen* 
ben  2lbgcfd)liffent)eit.  Tlbn  er  füljlte  aud)  bringenb  bie  ^ott}' 
wenbigfeit  einer  SReformation,  unb  mel)r  alä  einen  gürften  bat 
er  aufgeforbert,  eine  foldjc  ^Reformation  in  ber  Äirc^e  l)erbei-- 
jufübren,  ba  er  wupte,  bap  burd)  bie  gropen  Äird)enfürflen 
eine  fold)e  ^Reformation  nun  unb  nimmermel)r  fommen  würbe. 
S^alt  er  aud)  in  58ielem  nod)  an  ber  römifdjen  ^ird)e,  vermag 
er  aud)  nict)t  ganj  ftdj  loäjumadjen  von  ben  2fnftd)ten,  wcldje 
bie  3ugcnb  unb  baä  Älofter  iljm  eingepflanzt  Ijaben,  fo  fprid^t 
er  fid}  bod)  ftarf  unb  eifernb  gegen  ben  tobten  Seremonienbienfi 
unb  bie  falte  SBerfljeiligfeit  ou§,  weld)c  ju  nidl)tö  mt\)t  from^ 


—   573  — 

men  fonnten,  fettbem  an«  ©ei(l  »on  t^ncn  gewtdjen  fei,  fo  tfi 
i1)m  bodj  bte  r6mtfd)e  Äirdje,  rceldfjc  er  öot  ftd)  t)at,  eine  f)eibs 
nifdjjjübifdje,  fo  begehrt  er  bo^,  bap  «ieber  bie  fettige  ©cbn'ft 
bie  ©runbtage  unb  bie  alleinige  ©runblage  beä  ©faubenä,  ber 
Stixö)t  unb  beä  gebend  werbe,  ©inen  folcben  9)?ann  fonnte  ber 
romifdje  Stuf)!  nid)t  bulben,  unb  er  mugte  im  Safere  1498 
ben  Stob  in  ben  glammen  erbulbcn.  ^apjl  2fleicanber  VI.  mu^tc 
e§  gerabe  fein,  ber  Wlann,  beffen  ßeben  ben  9t6mern  felbfl  alä 
»erru4)t  unb  abfd^eulid)  crfd)ien,  burd^  »eldjen  ber  eferwürbige 
Dominicaner  in  ben  SSob  getrieben  warb.  So  butbete  ber  ro^ 
niifd)e  ©tufel  im  15ten  Saferfeunbert  mä)t  mefer,  bap  ber  SBBett 
aud)  nur  gefagt  werbe,  roaä  bicfer  ©tufet  fei,  welc^e6  baä  ße? 
ben  ber  ^rtejterfürllen,  welc^eä  ber  3animer  unb  bie  SSerobung, 
bie  iu  ber  .Äirdjc  ()errfd)ten,  bulbete  nid)t  mefer,  bap  gefagt 
werbe,  e§  muffe  anberä  werben.  Sie  erfldrten  fd^on  baä  für 
Meieret,  wenn  e§  gefagt  warb. 

©ie  featten  ba§  9}?aa^  fütten  foHen  bi»  an  ben  9?anb  unb 
e5  war  gefdjefeen,  bie  Seit  wor  erfüllt,  bie  ifenen  ber  ^crr  ge« 
fefet  {)atte:  fie  meinten,  bap  fte  bie  SSelt  befeerrfdjen  fonnten 
noä)  ttiele  3at)rf)unberte  feinau^  in  alter  SOSeife.  Dit  SBaferfeeit 
ftanb  gegen  fte  auf,  enblid)  unter  günfiigeren  S3erf)ältniffen  üB 
(tc  fid>  ifenen  cntgegengejtellt  in  früheren  3^agen.  ©ie  öermod)ten 
fte  nid)t  mel)r  ju  befiegen  weber  mit  iferer  8ifi,  nodj  mit  ibrem 
Qd)Votxtt.  «Sie  arbeiten  nun  feit  breifeunbert  Saferen,  ba§  SBerf, 
welcfeeS  bamalS  entftanb,  ju  »erldftern  unb  ju  jerfiören,  unb 
mit  oUen  iferen  SSeftrebungen  feaben  fte  im  ©anjen  nicfetä  er» 
teicfet  bi§  auf  biefen  Sag  unb  fie  werben  nid)tä  erreidfeen  in 
©wtgfeit. 


9 


3  n  ^  a  I  t. 


9(. 


SIbenbmal  6ci  bea  Sat^arcrn  I.  370. 
SIbelarb  I.  320. 

Slberglaube  ^eifcnifc^tr,  gortbau«  beffen  1.  86.  f.  $eibent^ura. 

SIbamiten  II.  158. 

Ad  coDditorem  canonum  II.  124. 

SIgobarb  bon  it)en  n.  f.  Schriften  I.  164.  163. 

Sllbi  ©ecte  ber  Äatbarer  I.  361. 

aibi  Sicomten  ton  finb  Äe^er  I.  339.  Ärnijjug  gefltn  P«  I.  339. 

Sllbicu«,  etjbif(f)of  von  ^raj  II.  338. 

Sllbigenfet  I.  288.  311.  340.  345. 

Slltjanbet  VI.  II.  541.  543. 

SllfonS  eon  Sculoufe  I.  285.  von  Slragonien.  I.  342. 

Stltfanber  V.  »erbitttt  bie  ^rebigt  im  böbm.  ©ptai^e  II.  327. 

Slnjore  23ilbelm  von  ©t.  II.  117. 

Slpoflel  bet  Äe^er  I.  146.  147.  281. 

Slpoflolifc^e  Slrraut^,  Setitgentelt  btt  römifc^cn  Äirc^c  mit  i^r  I. 

107.  397.,  bcr  gtanciöcan«  II.  114.  115.  Smlefpalt  üba  (le  in 

bcm  ßrben  II.  116. 
Slpopolifc^e  2»iact)t  nac^  b(n  Sotpenungen  ber  Älc^et  I.  230. 
Sirianer  I.  273. 

SItmc  ton  2t)on  u.  gcmbatbitn  I.  266.  272.  323.  336.  340.  343. 
8lrno[b  ton  fSxtSda  unb  feine  itijtt  I.  317.  321. 
Slffbton  3cbanneS  II.  184.  214.  217. 

8{tbei«rauö  ^trrft^aft  befftlben  im  röni.  Äirc^ent^ume  II.  534.  538. 
SlDignon  SScrIegung  be«  apcpolifcfjen  ©tubltö  babirt  II.  22.  38. 
©c^ilbcrung  M  $Dfe£  an  Slrignon  II. 


SBagncIo  Seele  fcet  Ä'cit^arct  I.  361. 

S^afcl  Coiidl  ju  23frufiiiij)  beffcn  II.  477.  eiitfeftcibet  über  bie 
©iiprematte  ber  bcum.  (Si}nDben  II.  478.  a3b^mif(4e  2Ibi]eorbnete 
auf  bcinfclben  II.  480.  ©efanbfcfiaft  beff.  nocö  »otimen  il.  481. 
JPctiMaiijungcii  be|T.  an  bie  iBD^men  11.  484.  485.  33.  C.  entfc^ef; 
bet  über  bie  Sebre  vom  SIbcnbmal  II.  490.  ©efinnuiig  ber  Säter 
beö  a?.  6.  II.  506.  i)<anitlt  ciegcn  bcn  »pabjl  nur  balb  II.  509. 
Säufdjt  bie  2BeIt  mit  ber  SRcformaticn  II.  5t0.  511.,  tsirb  Bora 
^abfi  aufgclöjl  II.  515  ,  protefiirt  bagegen  II.  515.  517.,  erläßt 
SKeformation^becretc  II.  520  —  524.,  gebt  au6einanter  II.  525.  526. 

a3ar baren  norbifdje,  2(rt  i^rer  S3cfc^rung  jura  (f^ripeiit^ura  1. 
68.  80.  87. 

^eguinen  unb  SBegarben  II.  138.  140.,  finb  oft  »erfc^tebene 

©cden  II.  146.  148. 
a?enebict  XI.  unb  bie  granjcfen  II.  35. 

aSenebict  XIII.  II.  74.,  fein  »enebmen  im  ©cfiiöma  111.92.,  Um. 
fang  feiner  £)bebicnj  II.  363.,  läfit  ©c^riften  für  fein  ^V^ifificfl' 
fdjreiben  II.  364.,  ver^anbelt  mit  beut  (Soncil  jn  ^oflnig  II.  418. 
unb  tsirb  abgefegt  II.  420. 

jperengar  unb  bie  S5ereng«rianer  I.  187.  204.  235. 

SScrnbnrb  ^apiifatuö  über  ben  fattiol.  Äleruö  II.  36t. 

iöcrnarb  »on  Giairoauj  I.  90.  131.  285.  287. 

iSilberbienft  unb  JBilberilrcit  I.  138  — 164.  ©utac^ten  ber  fräu; 
fiff^en  a5ifc^)öfe  über  ben  SSilberb.  I.  158. 

S3ilber|lürmerei  im  SIbenblanbe  I.  304. 

SPifc^bf  e  »erben  bie  Slacfefolger  ber  Slpofiel  I.  33.  34.,  treten  in 
baö  2el)Uön)efen  ein  I.  101.  105.  113.  122.  123.,  getoinnen 
richterliche  ©eaalt  I.  73. 

SB ifchbf liebe  Wtadbt  bei  ben  e»angel.  6()riften  I.  329. 

»cbmen  iieljer  in  II.  270.  ©laat  »on  fd.  II.  277.  3?erbinbung 
itnifcben  5».  unb  L*nijlanb  II.  278.  279.  JRtligibfe  SSeiuegung  in 
SBo^raen  II.  325.  329.  SSb^raen  auf  bem  Goncil  Bon  Äofini^  II. 
391.  393.  411.  SScbmen  nach  ^ußenö  Sobe  II.  430.  431.  432. 
JBrief  beö  Goncill  Bon  Kofmi^  on  bie  fS.  II.  435.  ©djreiben  ber 
SB.  SSarcne  uub  ©tabte  an  baö  ßoncil  ju  Äoflni§  II.  436.  437. 
Sabiing  tieler  Sbbmen  auf  baä  Goncil  II.  438.  SSefe^l  be«  don^ 
cilß  »cegen  ber  Äe^erci  in  SBoboieu  II.  441.  guflanb  ber  Singe 
in  JB.  nacb  bem  (fciicil  Bon  Äojlni^  II.  432.  u.  f. 

S^onaBentura  über  ben  £)rben  ber  granciöcaner  II.  115. 

SBonifaciuö  VIII.  tBamm  er  ^hil'PP  'V.  angreift  II.  27.  28., 
fein  Untergang  II.  33. 

»onifactu«  IX.  II.  71. 

sBcni  .^omincö  f.  f5ufe  Seute.  ^ 


JBtDba  2(iibrcal  II.  436. 

S5töbct  unb  (Sc^aieflern  be«  freim  ©cifte«  II.  146.  2)ie  »oKforn. 

»encii  unter  bciif.  II.  148.  149. 
ä8  rüber  ©emcinc.  SInfängc  btrf.  II.  496.  GH-flbung  i^rer  Äirc^c  II. 

499.  aSerfcIgung  burc^  bie  Utraqtiiflcn  II.  499.  500.  Stbcn  unb 

Suc^t  II.  500. 


eäfena  SffJicftael  wirb  ©eneral  btr  granciSCiUKr  II.  121.,  triltg«: 
jjcn  bell  rbmifcfjen  (Stul)l  auf  II.  127.  128. 

ebrifJent^um  S8c)limraung  bcff.  iii  fccr  2öe[t  I.  20.  7.^. 

eitmangt«  fcfcilbert  ba«  romifdje  Äirc^iciitbura  II.  41.  73.,  6e|lt«iJ 
tet  bie  Uiifeblbarfeit  ber  öcum.  ©^iicbcn  II.  53.  feine  SlnfiAt 
über  bie  b.  ©c^rift,  Äircfje  unb  >prie|lcr  II.  103.  105.  106- 

Slemen«  V.  gebt  nac^  Slcignon  II.  38. 

eiemen«  VI.  II.  44. 

6«nci(  f.  ®t)nobe. 

Goncorejc  ©ecte  ber  Äat^arer  F.  361.  363.  367. 
Gonfolamtntu  m  bei  ben  Slruien   i'cn  8t)oii  323.  330.  bei  ben 

Äfltborern  I.  255..  ttirb  bei  ben  Äat^arern  »on  ben  S5ifif)'6fert 

gegeben  I.  331.  f.  auc^  ©ctrD|lete. 
dompactaten  II.  484.  489. 

6cjlnt$,  ©tjnobe  ju.  tcirb  auSgefc^rieben  II.  369.  unb  eröffnet  If. 
370.,  bie  Slationen  |liramen  auf  beraf.  II.  371.  372.  ©runbfä^e, 
welche  bie  iSl^nobe  auffledt  II.  385.,  cerbaimnt  bie  Coromunio  sub 
utraque  II.  407.,  fe^t  ä3enebict  XIII.  ab  II.  420.,  Särui  tccgen 
ber  ^Reformation  II.  421.,  Änmt)f  toegen  berfelben  II.  423.  424., 
ttlrb  üon  bcra  »pabfie  gcfd^lcffcn  II.  428.,  ®c^i(bcruiig  ber  Safer 
ber  ©l^ncbe  »cn  .^cflnig  II.  361.,  iWca^rcgcin  be#  Concil«  ge» 
gen  bie  Keger  in  ä3b^men  II.  434.,  citirt  eiele  berfelben  II.  438. 


5D. 

• 

3)tcretalien  M  falfc^en  ^flbor  I.  125.  II.  Iii. 

2l)Dminicaner  I,  435.,  i^ire  SBic^tigfeit  für  bie  rem.  .Kirche  I. 

436.,  i^re  apofloHfc^e  Slrraut^  1.  438.,  i^re  ^Hebigt  II.  178. 
2>onleia  für  bie  ^eiligen  1.  89. 

S)o»pelpab)ltbuin,  irie  ti  überwältigt  werben  fcll  II.  52.  53., 
fcd  für  immer  feilgehalten  werben  II.  61.  83-,  brot)t  ficö  ju  cer* 
vielfältigen  II.  67. 


—  VI   


S^inigal,  ©e.qner  M  Älaubiuö  von  Surin  I.  iro.  176. 
$03 nie  11,  Wixitn  flebilbct,  wie  man  fic  braucht  II.  .^71. 


Gibf(^ü?ur  ainfic^tcn  bcr  Gi'angclifc^en  über  benf.  I.  132.  326. 

ber  Äat^iarer  I.  375. 
Ginfceit  ber  Äirc^e,  finnlic^c  Sluffaffnng  bcrf.  I.  118.  im  <Sd)iima 

befiritten  II.  70. 

Gfje  Slnjlc^t  ber  frü^eflen  Äc^er  übet  \'it  I.  232.  246.  308.,  ber 
Äatbarcr  I.  360.  372.  373.  374.  Slnjlc^ten  über  bie  Gl)e  in  ber 
tömifd)cn  Äirc^e  I.  62. 

G^e'Iofi^f cit  ber  fröticfien  ei'an.qelifc^cn  ^rie|lcr  I.  241.  253. 

344.  Gbetofiäfcit  ber  tat\)cl  ^m\itt  uiib  beren  golgen  I.  80., 

ujariim  fie  eingeführt  wirb  1.  202. 
Ed  dura  I.  255. 

Cngtnnb  unb  ber  rcmifc^je  ©tu^I  II.  169. 
eraömiiö  »on  Slcttcrbam  II.  542. 

Gi'angelium  beS  ^eiiigen  @eifle£  II.  118.  143.  148. 
Exiit,  qui  seminat  II.  121. 
Kxivi  de  Paradiso  II.  117. 
engen  11.  1.  161. 

Gugeii  IV.  feine  ftfclaue  ^olitif  II.  520. 


gcflen  burc^  ©elb  abjumoc^en  I.  84.  gaflen  ber  Äeger  I.  221. 
glagcllanten  II.  135. 

gbberation  bc^  englifc^en  Stbelö  gegen  bcn  Älernö  II.  170. 
graticellcn  II.  138.  139. 

grönciöcnncr  I.  436.  ©c^ifma  in  i^rem  ßrben  II.  121.  126. 
granj  von  S(ffifft  I.  435.  11.  115. 

granjofen  fommen  in  baä  Äarbinaf^ccffegium  unb  auf  ben  rcmi« 
fc^cn  ©tufel  11.  25.  granjbfifdier  Äleruö  loia  ba«  «Pontificat  be* 
Raupten  II.  47.  49. 

gfirfien  »en  ber  römift^en  Äirc^c  eingeft^üc^itert  1.  423.  427.  440. 
tcie  fie  gegen  Äirc^e  unb  ^ontipcat  fid>  fiebern  II.  23.,  »erben 
burc^  baö  ©c^iöraa  (iUe  bebrobt  II.  63. 


  VII 


©anbulf,  ©laubcn?bcte  aus  Italien  I.  'J'ii). 
(*5eiile6 taufe  bei  bcii  Äatbarcrn  I.  SSö. 
(Stle^tfainteit  bet  Äe|tr  jfi  UnmiiTciiljcit  1,  113. 
(öcroll»  ©laubenöbotc  in  Giialanb  1.  312. 

ötrfon  über  bie  S^ericirrung  be«  Sc^i^uia  11.  50.  61.,  uiiterfdjcu 
bet  jirifc^eii  r'Duiifdjet  unb  fatbolifc^cr  i\nü)<:  II.  52.,  fc^Iä^t  bi« 
Bereinigung  bcr  beifcerfeitigen  Änrbiiififc  vct  II,  86.,  irill  Äe^er 
foglcic^  gelobtet  miffen  II.  350.  Seine  Schrift  über  taS  SJerfal); 
ren  gejjen  Äe^er  II.  412.  413. 

©ttcalt,  SSermifc^ung  ber  tccltlii^en  unb  ber  gcijllic^en  I.  110.  II. 
20.  107. 

Oetröilcte,  fiub  ibcntifc^  init  ben  SSoDfommenen  I.  255.  258. 
299.  313.  323.  324.  331.  unb  befiimmen  ^id)  jura  ffiart^rer^ 
tbura  I.  255. 

©lanbc  näbcten  bcr  Äcfcr  1.  216.  255.  270.  280.  395.  II. 
184.  tceibüc^e  I.  331. 

©laubenöbefenntniffe  alte  ber  Äe^cr  1.  231.  325. 
©laubige  bei  ben  Äe^crn  I.  252.  253.  254.;  fcOen  bie  rcraifc^ie 
Äirt^ic  unter^oblen  I.  283. 

©ucjliciämu«,  trenn  betfelbe  im  Slbenblonbe  noc^  nic^t torl;anben 
I.  217.  235.  244.  tcma  er  in  baö  Sibenblanb  fcmmt  1.  273. 
276.  352. 

©Ute  Seute,  gute  Snien  1.  331.  332. 


.^obrian  I.  153. 

fieibeu  fpotten  über  baS  romifc^c  jSirc^entbum  II.  51. 
$>eibentbum  uorbifcfte«  1.  86.  gcrtleben  be«  i^eibentbuine  116. 

164.  272.  II.  134.  534.  538.  Diürffe^r  ber  SKenfcljen  ju  teuif. 

I.  116.  164. 
$cilanb  ber  gtageHanten  II.  136. 

.f>eiligflng  unb  $eiligtcit  im  rem.  Äirc^entb.  I.  96.  97. 

e i lig en » ereb  rn  ng  fcmmt  in  bic  ct)rifil.   Mirct)e  I.  50.  ^cbre 

über  fie  auö  SKbmer^Scit  I.  56.,  nachmalige  Sluöbrcitung  I.  87. 

88.,  a^fi^brauc^  mit  bcrf.  1.  90.  ?8ei  ben  katbaiern  I.  135.  354. 

$einric^,  ©lauben^bote  bcr  etangcl.^tat^cl.  Äirc^c  I.'  279.  284 
287.  313. 


  VIII  — 


$fnticianer  1.  272.  290. 

^ereforb  9licolau«  11.  184.  214.  217.,  ge^t  uat^  SRom  11.223., 
fein  lob  II.  246. 

$<eroiil)muö  t»on  ^rag  eerfettigt  b'efjraifc^e  Siebet  unb  ©c^tiften 
II.  282.  SReifen  unb  SRücffe^r  na*  ^xa^  II.  284.  Serbältniß  ju 
$ug  unb  £e^re  11.  285.,  eifert  in  ^rag  gegen  ben  älbla^  II. 
345.,  fommt  md)  Äofini^  11.  388.,  entfernt  jlc^  ttieber  unb  tcirb 
gefangen  11.  389.,  ttiberruft  11.  389.  411.  9leue  Stnflage  unb. 
Sob  11.  413.  414. 

$uß  3o^anne6  ©eburt  unb  G^arafterijlif  II.  280.,  greift  bie  rem. 
Äirc^e  an  11.  290.  291.  Unheil  übet  feine  Schriften  II.  293 
befireitet  bie  fat^ol.  2e^re  »cm  '*pricf^crfianbe  11.  295.,  letirt,  tcie 
^tieftet  fein  foüten  II.  296.  2Infi*ten  übet  bie  ©t^rift  unb  bie 
Srabiticn  II.  298.  299.,  übet  $eiligcncere^rung  unb  {Reliquien 
II.  300.  301.,  übet  baö  gegefeuet  II.  302.,  3uiliticationäIebre 
II.  303.  307.  308.  Slnfic^t  übet  ba«  Cälibat  II.  304.  Setzte 
»om  ©attawent  beö  Slbenbrna^l«  II.  305.  306.  unb  »cnberÄitt^e 
JI.  309.  310.  311.  spräbefiinationöle^re  II.  311  —  314.  Sren. 
nung  »cn  ber  torn.  Äitd>e  unb  erjle  Schriften  II.  317.  318., 
orbeitet  für  bad  Concii  )u  ^ifa  11.  324.  unb  gegen  bie  2!cutf(^en 
in  tag  II.  325.,  nitb  Slectot  unb  ^ait  acabemifc^e  ä3orträge 
II.  325.,  jle^t  unter  bem  befonfcetn  ©cöuö  beiS  Äbnigö  SBenjel 
II.  327.  328.,  appeditt  an  Slicfanbet  V.  megen  bet  bb^mifc^cn 
i^Jtebigt  II.  330.,  fenbet  einen  ?lbgecrbneten  nac^  Sicra  II.  331., 
ge^t  baö  erfieraal  auö  ^rag  II.  332.  58riefc  unb  Schriften  auö 
biefet  geit  II.  332.  334.  338.,  tcitb  nac^  SRom  geloben  II.  334., 
etfc^eint  uic^t  unb  mitb  efCDminunicirt  II.  335.,  fommt  nac^  ^Hag 
jurücf  II.  338.,  eifert  gegen  bie  äbiaßfraracrei  in  "^rag  II.  342. 
343.,  aorauf  fein  *l)roceß  in  SRom  »ieber  torgcncmmen  unb  bie 
Gfcoraraunication  befiniti»  auögcfproc^en  wirb  II.  349.  §uH  aps 
pettirt  an  3efu«  C^tijluS  II.  350.  unb  ge^t  abermal«  auö  ^frag 
II.  355.  ©c^riften  au«  biefer  geit  II.  .H56.,  wirb  »on  ben  SRcmis 
fc^en  bintergangen  unb  ge^t  nac^  Äoftni$  II.  372  —  375.  SRcife 
itac^  Äoilnifj  II.  377.,  wirb  »ot  bie  Äotbinüle  geführt  unb  ges 
fangen  II.  379.  380.  uub  nac^  (Sottleben  gebroc^jt  II.  387.  $ug 
im  ©efängni^  II.  390.  391.,  trirb  nac^  Äo|lnil}  jurücfgcbrac^t 
11.  394.  35ie  SStr^i'cre  unb  bie  Setbammung  11.395  —  406.  Uiu 
t(f()anb(ungen  M  6oncil«  mit  i\)m  II.  406.  3}iänt}tertcb  II.  409. 


3- 

3  an  Die  «ÖJattljia«  ton,  «eben  unb  Schriften  I.  271  —  276. 
3efuö  e^riflu«  nac^  ten  2lnfi(^t{n  bet  Äot^atet  I.  368.  369. 
3nnocenj  III.  I.  393.  399. 


3nnccenj  VIF.  II.  82. 
3n»epitur|lteit  I.  194.  195. 

3nquifitioii  I.  .={91.  392.,  ben  $ominiIanern  unb  granci«catiern 
äbctffiicfen  1.  439.  447.,  fc^retft  fcie  meltlic^en  gürfltn  I.  441. 
445.  örunbfä^c  btr  3nq.  I.  449.  lortur  bei  betf.  fingefütirt  I. 
450.  Setfabren  I.  451.  ©träfe»  453.  457.  fomrat  nad^  eng» 
[anb  II.  257. 

3n»)uifitoreii  ©eicalt  ber  I.  448.  2'^<\.  gerat^en  unter  (id>  felbfi 

in  ©treit  II.  123. 
3o^(innefi  XXII.  f.  «Streit  mit  ben  granciöcancrn  II.  122.  n.  f. 
bie  granciöcancr  finben  Äc^creien  in  feinen  SBuKen  II.  125.  129. 

3oN'ineö  XXIII.  luirb  römifc^er  Söifc^cf  t)at  feinen  Sor« 

gänger  Slleranber  V.   tjcrgiften  laffcn  f.  *Pontificat  jle^t 

fc^wanfenb  II.  330.  331.  336.  ©treit  mit  8abi«[atf  »en  Sleapel 
II.  339.,  lagt  baö  Ärenj  gegen  bcnf.  prebigen  II.  340.  nnb  fctjnt 
^td)  mit  i\;m  auö  II.  347.,  ^ält  eine  SKeformaticnSfi^ncbe  in  SRom 
II.  348.  ©i^ilberung  feine«  Sebent  II.  365.,  wirb  aufgeforbert 
bem  »pontificat  entfagen  II.  367.,  fcramt  in  neuen  Streit  mit 
SatiÄlaä  unb  fc^rcibt  ba«  Concit  ßon  Äcfinilj  auä  II.  368.  369., 
tritt  3''f''"i"t^  foglcic^  »etbrenncn  laffcn  I.  383.,  entfliegt 

aui  Äofiniß  unb  Witt  ben  ®tut)l  trieber  nac^  Sltignon  legen  II. 
385..  eitb  abgefegt  II.  387.,  «rirb  »cn  aJfartin  V.  tciebcr  )um 
Martina!  ernannt  II.  441.  442. 

3o^anneö  be  2ugbnne,  Scbrer  ber  Äatberer  I.  371. 

3pbanniter  fetten  aufgehoben  »cetbeu  II.  57. 

3c na«  Slurelianenfi«  I.  139. 

Subelja^r  II.  72. 


Äarbinale  Äampf  ber  franjbfifc^en  unb  italicnifc^en  II.  42.,  fal- 
len »cn  ben  fc^i#matifc^en  ^äbflen  ab  II.  86.,  ttoUen  ju  Äl'cftni^ 
bie  9teforraation  fcintettrcibcn  II.  385. 

Äatbartr,  bie  »DÜfcrameuen  bei  beiifelben  I.  253.  323.  331. 
349.  SIrt  ber  entjle^ung  ber  Äat^.  im  2lbcnbfanbe  I.  273.  351., 
tperben  »cn  ben  SKcraifc^cn  oft  genau  ton  ben  gipangelifcfeen  un^ 
terf^ieben  I.  295.,  öfter«  rermifcöt  I.  266.,  bei|5en  oft  Sllbigenfer 
unb  marnm  I.  311.  Verbreitung  bcrfclben  I.  343.,  fln^  t"f<"it«ö 
in  3talien  1.  345.  346.  401.  unb  in  bcra  füblicfccn  granftesd) 
I.  352.  Äirc^)cn  ber  Äat^aret  1.  353.  Xit  Äat^arer  balt<n  fi(§ 
für  bie  attein  fefigmad^nibe  Äirc^c  I.  354.  Sbre  Äirc^enorbnung 
I.  355.,  unb  i^re  (aaaamcnte  I.  356  —  359.  ©trcngc«  Sebcn 
terf.  1.  359.  360.  Süc  ©rctcii  ttr  Äatb.  I.  361.  362.  3bre 
it\)tt  ton  ben  jt»ei  lUroeftn  1.  362.  363.  unb  bie  üebre  tcn 


ben  ©ecfeit  bcr  aJJenfc^cn  I.  366.  367.  2(n|i(^t  über  beii  $eilanb 
uiib  tie  SRcbeniptiDii  I.  368.  369.,  fiber  ba«  alte  Sefiament  I. 
370.  371.,  über  tie  Gt)e  I.  372.  373.  374.,  über  bcn  Gib  I. 
375. 

Slatbolicitat  «littelatterlic^e,  i^r  Gntflctjcii  I.  66.  67.  68.,  ob 
S5ilbiing«iiittte[  M  a)Jenfc^engef(^(e(i)t«  1.  96.  97.,  'iprcbuct  ber 
©timmung  unb  be«  ©ci|le3  ber  SJZajorität  I.  III.  127.  £angj 
famc  2Iii«bilbiing  bcrf.  I.  133.  gcrttcäbreiibe  *prote|lation  gegen 
\lt  1.  168.  Äat^olkität  fällt  jumcilen  mit  bem  fogenannten  SW«; 
nic^aiSinuS  jufammen  I.  241.  SBitfung  ber  Äat^iolicitnt  auf  äBelt 
unb  Sebcn  II.  137. 

ite^er  crfu  in  ber  c^rijllic^cn  Äirc^e  I.  23.,  in  bera  ©inne  ber  fpä» 
leren  rem.  ^itd)t  I.  82.  109.  11,').  127.  181.  220.  2ßeltlic^c 
Wtad^t  gegen  bic  Äc^er  aufgeboten  I.  171.  Ä.  tbnnen  »on  ben 
Sicmifc^cn  nic^t  ttiberlegt  ujcrbeii  I.  123.  213.  Häupter  ber  Äe< 
^cr  geanfene  fatt)o[.  ^Viefler  I.  211.  2)ie  SJJeinungen  unb  2ebren 
berfelben  icerbcn  gettdltfara  »erbre^t  I,  218.  222.  245.  379., 
»erben  alle  ÜKanic^äer  genannt  I.  220.  -222.  238.  271.,  tjer» 
anrfen  bie  rom.  Äirc^e  I.  237.  343.,  unb  bie  ©acramente  berf. 
1.  299.  Äe^cr  brauchen  nic^t  tciberlegt  ju  tcerbcn  I.  95.  Äat^o^ 
lifc^e  ainfic^ten  bei  ben  Äc§crn  I.  135. 

Ä'e$er;®ecten,  bie  burc^  Uebertreibung  ber  ©runbfa^e  beö  Äatbo» 
lici«maö  entfteben  II.  133.  140.  Singriffe  bcrf.  auf  bie  rcmifc^e 
Äirc^e  II.  142.  2lnti*ri|llic^e  Sebren  betfelben  II.  144.  145.  148. 
149.  ©c^riften  II.  152. 

JKe^erei,  maö  fie  ifl  I.  20.  128.  II.  320.  415.,  mtf  ton  ber 
iieltlic^cn  Wlad^t  untcrbrücft  trerben  I.  127.  Äcgerei  iil  auc^  batf 
2)ringen  auf  eine  trirflic^e  Sfleformation  ber  Äirdje  I.  82. 

Mitd)t  eüangelifc^;fatl)olifc^c.  Slltertbum,  Uebcreinflimmnng  n. 
SlBgemeinbeit  berf.  I.  134.  II.  552.,  liegt  in  ber  ^^rctepalicn  ges 
gen  bie  bcginncnbe  Äatbolicität  I.  137.  Sleliepe  Schriften  auö  ber* 
felben  I.  246.  247.  251.  258.  314.  315.  ßb  »petruö  SSalbo 
©tifter  berf.  I.  264.  267.  2Jie  Slnfic^ten  in  bcrfelben  Hub  in  ben 
frübcren  geilen  jumcilen  ncd)  r'6mifc^  =  fatbolifi:^  I,  277.  SJerjaei« 
flung  unb  ©lauben^boten  berf.  I.  278.  280^  329.  345.,  bält  fic^ 
für  aHeinfeligmat^enb  I.  297,  298.,  nnbeft  ibre  Slnflt^ten  übet 
bic  Äinbertaufe  1.  304.  Se^re  unb  ©tellung  im  12.  3abrb.  I. 
344.  345. 

itirdje  roraifc^sf  a  tbclifc^e  über  Slltertbum,  Slßgemeinbcit  unb 
Ginlicit  berf.  I.  10.  11.  24.  25.  arbeitet  ben  SSorilellungcn  ber 
gelben  entgegen  1.  70.  87.  35etbcrben  berf.  nac^  bem  gaHc  M 
xm.  fRcid^tS  I.  74.  85.  Sergcblic^fcit  ibrer  S^eformen  I.  81. 
Ginfluß  beö  .$icibentb"mä  auf  fie  I.  95.  97,  99.  ©innlic^e  Sluf; 
frtffung  ber  3^ee  Äiic^c  I.  106.  S^cid)tbum  ber  Äirc^e  unb  beffen 
gcIgcn  I.  108.  109.,  beflebt  auS  SBifdjbfen  unb  ^^ricilwn  aQein 
1.  192.  Slbfclute  .^icrrfdjaft  berfelben  unb  beten  grüc^te  I.  210. 


Stcei  rora.  Äirc^en  im  ®c^i«ma  II.  49.,  aitb  »on  ben  grand«« 
canetn  crfc^üttttt  II.  130.  131.  unb  üon  ben  Ätzern,  bie  auS 
i^ten  ^>rmcipien  entließen  II.  133.  134.,  wirb  reeolnticnät  gtgca 
bie  gürjlen  II.  247.  248.  klagen  über  ba«  aSerberben  ber 
mifc^^tatbcl.  Äirc^e  1.  200.,  i^r  3u|!ianb  am  ßnbe  beö  15.  3a^r* 
^unbettö  II.  532.  533. 

Älaubiuö  von  Sntin  Schriften  I.  169.,  le^rt  gegen  bie  '^ntttf 
ccfllou  ber  ^eiligen  I.  173.,  »ertcitft  Ärcujcere^rung,  ^^ifgerfafer» 
teil  u.  f.  tt.  I.  173  —  176.,  befTen  Sctjre  über  bie  (Schrift,  dit^U 
fcrtigung  unb  ©nabe  I,  180.  181.  182.  ©eine  ©c^üler  I.  230. 
246. 

Änapmell  SÄi^arb  n.  f.  Se^ren  II.  162. 
iCreuHug  erftcr  gegen  bie  Äe$er  I.  339.  340.,  ge^en  bie  8(Ibi= 
genfer  I.  409. 


2. 


gaien  fotten  nic^t  [eljren  I.  209. 

«ollarben  eigentliche  II.  151.,  bie  engfifc^ien  II.  162.  168.  2ßi« 
cline  unb  bie  Sottarben  II.  164.  165.  225.  Se^rer  unb  Scbre  ber 
gctlarben  II.  241.  242.,  reichen  bcm  Äonig  unb  bcm  ^^arlament 
Sorilcüung  ujcgcn  einer  Äirc^enrefcrraaticn  ein  II.  250.  "js^stt  dits 
formaticu  mirb  unterbrochen  II.  258.  259,  Serfoigungen  gegen 
(ie  II.  261.  ©c^riften  ber  Sottarben  II.  264.  aoflarbiSranS  am 
Gnbe  bc«  2«ittelalterä  II.  265.  266. 

gflteinifc^e  «Sprache,  Slac^t^eile  beö  ©ebrauc^ä  berfelben  in  ber 
Äirche  I.  211. 

iubJcig  ber  grctunie  unb  ber  Silberbienjl  I.  158.  159. 
gugbuno  ^oMun**  »"u  I.  371. 


SWanic^äer  fogenannte  im  2lbenbfanbe  I,  227.  228.  229.  Mt 
Äe^er  \)ti^tn  SKanichäer  I.  220.  222.  238.,  aelc^e  im  Slnfange 
I.  233.  240.  242.  243.  259. 

SKarfiliu«  »on  ^>abua  II.  III.  112. 

a)iärtt)rer  Jlnfang  ber  Sere^rung  berfelben  I.  51.  69. 

aKärti)rertl)um  ^o^e  Scrflettung  ber  Äe^er  »on  bemfelben  I.  254. 
277. 

SJJifa  3acob  »cn,  prebigt  ben  Md)  11.286.  ©.  S(nfic^ten  unb  £e^» 
ren  II.  287—289. 


—  XIII  — 


SK'6n(^r  (inb  Gnge{  auf  Gtbeit  I.  117. 

SWbnci«t^um  1.  90.  ^^art^ei  nntet  ben  SKcadjen  gegen  baffelbe 
II.  82.  117. 


Slicäa  JBilbetftjnobe  ju  I.  143. 
Nobla  leycon  la  I.  246. 


ßecumentfc^ie  ©t)noben  Se^re  über  fie  ifl  ein  etgebiufi  ber  Ser^ 
^ältniffe  II.  52.,  finb  nacö  bem  einen  feblbar,  nat^  btm  anbetn 
unftblbar  II,  53.  63.,  bie  Se^re  über  fie  wirb  ju  ©unileii  be« 
*pcntijicat«  erraufbiget  II.  95.,  warum  bie  "Vriefter  fie  wieber  fallen 
laffeu  II.  417. 

£)ccani  SBi(be(m  von  II.  125. 
£)rtbobo|ie  tatbclifc^e  wie  fie  entjlebt  I.  205. 
£ppo[ttton  gegen  bie  rom.  ^irc^e  tfl  breifac^  I.  396. 


spapfl  ber  Äe^er  I.  310.  311. 

^apfltb  um  (jntflebung  beffelben  I.  7  —  24  unb  weitere  2(n«bilbnng 
118.  119.  ©reger  ber  ©ro^e  über  bie  «Wacht  be«  ^apfltburaö  I. 
121.  ^^apjltbum  wirb  ton  ben  58if4'6fen  gefbrbert  unb  warum 

I.  124.  125.,  wirb  ba«  ^pairjarc^at  ttS  Stbcnblanbe«  I.  147. 
©tcigenbe  Jlnfic^ten  über  baffelbe  I.  194.  195.  gewinnt  ba^  Äir> 
c^enregiment  I.  201.,  \)at  t^orjüglit^  bie  fPlac^t  ju  binben  unb  ju 
l'öfeu  I.  209.  *papfitbum  ijl  ben  ^^rieperfürflen  jn  b^t^  g«|liegfn 

II.  422.  505. 
«paffaginer  I.  341. 
^afloreUen  II.  137. 
^atarenet  I.  349.  383.  384. 
^au(iciani«mu«  I.  215.  238. 

^eter  beö  ebt«»ürbigen  «Schrift  gegen  bie  Äe$er  I.  291.  u.  f. 

^eter  »en  iörugö  I.  279.  280.  281. 

^etet  von  ^aflelneau  I.  405. 

Petrarca  II.  40. 

'^iuUpp  ber  Qöjont  II.  29- 


—  xn  — 


«pifa  iSi)nobe  ju,  wie  (le  bernfm  airb  II.  89.  90.,  unb  bie  Siv 

forinatiDn  auf  bcrfelbcn  II.  95. 
«picarber  II.  156.  157. 
i^cbiebtab  ©corg  II.  493. 
i^rager  Süttifel  II.  467. 

spriejlet jlanb  tat^olif*«.  Gntfle^ung  bet  2el)re  ecn  bemfelben  I. 
32.  38.,  etrfätlt  in  Slcblieit  unb  llnffii|ren|eit  I.  76.  88.  ip  un- 
aurbig  unb  boc^  ^ctlig  I.  204.  209.,  ^at  eigentlich  bic  fijnigfic^e 
©eoialt  I.  III.,  bcpctit  anö  einet  SWift^ung  aütx  «Stänbc  I.  206. 
®tanbe«geijl  in  benifcfben  I.  191.  195.  203.  2(uft)ören  bicfetf 
©tanbe6gci|le«  II.  Älagcn  über  ben  ^riciler|lanb  II.  360.  361. 
*474.  galfc^e  «prebigt  btffelben  I,  269. 

^rctefiation  gegen  bic  Äatt)D[icität  bifbet  fic§  mit  ber  allmafigen 
Gntncbiing  betfelben  1.  133.  134.,  »ielfac^e  ©cpaltungcn  ber  '!pro» 
teflation  I.  137.,  tritt  nur  admalig  als  bejiimmte  ©eflaU  ^er&ot 
1.  263.  270. 

^räbejltnatton  I.  189.  f.        unb  SSJicIiffe. 

Prälaten  arbeiten  anf  bie  UntrifTcnfeeit  beö  unteren  Älernö  1.212. 

£etbenfc&aftlic^feit  beifelben  im  «Streite  gegen  bie  ^e|er  II.  359. 
^Prjtbrara  So^^nf*       321.  ©eine  ©c^rift  gegen  bie  Äe§er  II. 

463.  u.  f. 


Quia  nonnunquam  II.  124. 
Quia  quorundam  mentes  II.  216. 
duia  vir  reprobua  II.  128. 
Quorundam  exigit  II.  123. 
Quum  inter  nonnulios  II.  125. 


SReformotiencn  in  ber  romifc^cn  Älirdie  T.  81.,  bleiben  immer 
»crgcblich  I.  97.  Slrt  unb  SSeife  berfclben  I.  115.  430.  431. 
aScrlangen  ber  SBelt  nac^  einer  burc^jgreifenben  S^eformation  cnt= 
(lebt  ttäb'renb  be^  «Sc^iöma  II.  96.,  »irb  auf  ber  ©ijnobe  ju 'ipifa 
ßetäufc^t  II.  97.  98.,  tto  bie  SRcfcrmaticnen  beginnen  II.  270. 
Sleforraationfif^uobe  in  SKcm  II.  348.,  bie  Äirc^e  ifl  gen'ötbigt 
bic  Steforraation  immer  ju  terfprec^en  II.  416.  SDie  Söelt  »erjmei^ 
feit  an  ber  SRefermation  II.  421.  SRefermatien  auf  ber  «Si^nobe 
ju  Äofiniö  II.  424.  425.  SKeformation  «Pabfi  «Wartin  V.  II.  427. 


  XIV   


428.  SRefotractio»  bcr  Utraquifieti  II.  447.  9icformationöfi)iiobe 
ju  ©icita  II.  474.  475.  5lßaö  fcie  ^^rälateu  unter  Stcformation 
»etfianb:n  aijTeii  mütn  II.  367.  505.  513.  514.  SReformatiMi 
bcr  ©tjnobc  ju  58afel  II.  520.  u.  f.  erfläning  bcr  rbrn.  Äirc^e, 
baji  bie  Steforraatioii  nic^t  nbt[)ig  fei  II.  528. 

?Rcf  0  rinotorifc^e  SRic^ttingeti  in  Cngranb  II.  166.  167. 

§Rcppt)nbon  *|.H}ilipD  II.  184.  214.  217. 

Stic^arb  11.  190.  ©ein  ^Betragen  gegen  SSicIiffe  11.214.,  ^lanbclt 
gegen  ben  r'cmifc^en  ©tu^[  II.  244.,  bie  Äirc^c  jcttclt  Scrfctitub-- 
rungen  gegen  i^n  an  II.  252.  unb  tcirb  burc^  bie  Äirc^e  gejlürjt 
II.  255. 


©acraraentc  bcr  Äat^arer  I.  356. 
©aucnatola  II. 

©binco,  Grjbif(^of  »cn  ^^rag  II.  279.,  ercommunicirt  $feront)inn« 
ccn  <prag  II.  283.,  »erbietet  bie  bb^mift^e  *Prebigt  II.  327.,  »er^ 
fcaramt  bie  ©djriften  53ßicliflFe'ö  II.  327.,  interbicirt  bie  Äapelle 
öcn  SSet^le^cm  II.  331,  ^Briefe,  bie  er  nac^  9iom  fc^reiben  uju^ 
II.  337.,  fein  lob  II.  338. 

©rf)iönia  fc^tuebt  über  ber  Äirc^e  11.41.,  entließt  bnrc^  benfÄainpf 
bcr  granjofen  unb  Italiener  uin  baö  ^cntificat  II.  42.  53.  61. 
Gin^cit  bcr  Äircfte  fcH  im  ©c^iöma  burc^  üJiorb  t)crge|lcat  iDcrben 
II.  51.  ^aS  ©c^i^ma  btid)t  bie  get)re  von  bcr  SlUgcmalt  beö 
S|3apfltt;um«  II.  52.  Jammer  bcr  2ßelt  im  <Sd)iSma  II.  69.  350. 
2)ie  aSegc  ju  beffcn  aibtleßung  II,  73.  Ginlcitung  ber  ^eenbigung 
bcffclben  II.  85.  ^nbe  II.  420. 

©c^Kcrter  £e^re  von  ben  jWei  II.  19. 

©iinonie  ifi  fc^Iimmer  alä  Äc^erei  II.  371. 

(Schrift  ^eilige  I.  197.  II.  327. 

©igiöraunb.  «Sein  35erfat)ren  gegen         II.  375.,  begehrt  eine 

Sieforraatipn  II.  368. 
©i^ncbe  jn  St^eimö  unb  SIrraö  I.  226.  228.  229.,  ju  loulcufe 

I.   234.,  im  Sateran  I.  239.,  ju  SR^eimS  287.,  jU  £omber«  I. 

300.  323.,  ja  Icurö  I.  311.,  jU  £>|forb  I.  312.,  ju  2lgeleö  1. 

419.,  im  8atcran  I.  423.,  in  2culoufe  I.  445. 


la  bcritfn  II.  433.  448.  449.  Sct)re  taboritifc^er  *Pric|1er  II.  450. 
©Iaubcn«bcfenntni^  i'cn  1420.  II.  458.  3«nc«"'>«  äSut^  btr. 


0 


—  w   


fe(6en  II.  472.  ©tcHung  ju  ben  6otmifc6cn  IBorenen  II.  48.?. 

S(u«gang  betfelben  II.  488.  33on  SicneaS  ®t)[t>iu«  gefc^iilbert  II. 

494.  495.,  »erben   »oti  beii  lltraquiften  bebrängt  II.  497.  iinb 

geben  in  bie  SBrübergemeine  über  II.  498. 
lempeln  ber  Äeger  1.  .Sl6. 
Srabitton  I.  27.  29.  94.  95. 
Sren  fti  bilantiation  I.  204. 
SraPifo  3ot)aniie«  tcn  II.  198. 
Sria(cgiiS  II.  224. 

Souloufc  alter  ©iß  »cn  Äeljern  I.  234.  285.  312.  332.  ©rafea 

von  2ouIcufe  I.  333.  Unterlet;neUute  beö  ©rafen  I.  403. 
lurlupinen  II.  138. 


u. 

(iDam  sanctam  ecclesiain  II.  31. 
Urban  VI.  II.  57.  68. 

llnieerfttat  ju  ^ariS  im  ©c^t«ma  11.73.  ju  ^Vag  II.  825.  3.=i3. 

Utraquiften  II.  407.  llngeuji^feeit  be*  ©laubcnö  bcrfdben  II. 
437.  445.  Sie  »prie|lerf*nft  ber  lltraquijlen  nnb  i^r  ©eijl  II. 
446.  447.  ©t)nobe  ber  Utraquiflen  jn  *prag  II.  459.  Slntirefor» 
matorifc^e  SBeflrebungcn  ber  ntroquifJifc^en  ''prieperfc^aft  II.  457. 
459.  469.  470.  Setfcbnung  mit  ber  rcmifc^en  Äirc^c  II.  483., 
bcgcl;rcn  eine  njcitere  Sicforraatien  ber  Äirc^e  II.  491.  Sergebii» 
t^ter  23ercinigungSPerfnc£)  mit  ben  Soboriten  II.  497. 


Serbäc^itigfeit  bei  ben  3nqnifition«tri6tina[en  I.  449.  460. 
SSerfc^mbrung  tti  franjbtlfd&en  SIbelö  gegen  ben  Äieruö  I.  405. 
S5irginitot  I.  81.  82. 
SoIIferamcne  f.  ©etrötlete. 


SB. 

SBalbenfer,  Urfprung  beö  9laraenä  I.  261.  262.,  ob  |Te  »on  ^t* 
truö  SBalbo  terpleiten  I.  164.  165.  Äat^clifi^e  Sinfic^ten  bei  ben 
ftü^eften  SBaibenfcrn  I.  277.  Verbreitung  ber  SSalbenfer  II.  153. 
1Ö9.  Balbcnfcr  in  Sßölraen  II.  169.  SSalbenfet  in  ©nglanb 
11.  196. 


aSenjel  Äönig  »Ott  SBo^men,  feine  ^olitif  ijegen  bfe  romifc^e  Äirt^e 
II.  277.  278.  329.  .=$.=»4.  344.  354.  357.  358.  f.  eingreifen 
in  bie  religiöf. ; f irc^I.  JBerotgnngen  II.  323.,  erflart  taS  SRei* 
■SBölsmen  iui  ©c^iSma  für  neutral  II.  324.  f.  ©efanbtfc^aft  na6 
SRom  für  II.  335.,  btfc^ügt  benf.  in  SBo^jmen  unb  bcbaup; 
tet,  er  fei  fein  Äe^er  II.  337.  352.,  i)l  gegen  ben  SIblaß  unb 
fc^reibt  beö^alb  nac^  §Rom  II.  346.  Cbaratterijlit  SBenjelö  II, 
429.  430.  fott  von  ber  Äirc^e  gefiürjt  tcerben  II.  435.,  fein  lob 
II.  453. 

SBefcl  3o^anneö  II. 

2Beffel  3c^anne«  II.  552.  u.  f. 

Sßicriffe,  ©eburt  unb  erfJe«  Auftreten  II.  177.,  frjle  «Schriften 
II.  179.,  ber  töraifc^e  ©tubl  jum  erpen  SRale  gegen  i|n  II.  181. 
SBidiffe  lefjrt  an  ber  Uniuerfität  II,  181.,  mld)t  ^Reformation  er 
tßiü.  II.  183.  225.  226.  9leunjet)n  SCttifel  gegen  ibn  II,  186. 
Gregor  XI,  SWaaf  regeln  gegen  2ß.  II,  189.  ^(S)U^  ber  toeltlit^en 
©rofien  II.  191.  Erläuterung  f.  Seferen  II.  192.  193.  aSibelüber; 
fe^ung  II.  196.  197.  Scbre  »cm  ©acramcnt  beö  SIbenbraabiö  II, 
200.  232.  Genfeffionen  II.  209.,  begehrt  SRcforraation  ton  Äönig 
unb  sparlement  II.  200.  JRic^arb  II,  gegen  5BJ.  II.  214.  215, 
SBiberruf  biefer  SKaa^regeln  11.220.  ©.  anlieft  über  ba«  «Wönd)«. 
t|ura  II.  215.  über  bie  ^eiligen  unb  bie  ^Pilgerfahrten  II,  228., 
über  Ißilberbienjil  unb  gegefeucr  II.  229.,  über  bie  lieben  ©acras 
tnente  II.  232  u.  f.  ^räbeflinationeubre  II,  236.  Schreiben  an 
ben  spapfi  H.  222.  Se^te  geben«tage  II.  221,  Stialoguö  II.  223. 
230.  SBicliffitifc^e  Sebren  ju  ßyforb  II.  259.  278.  <S.  ©c^riften 
in  ^rag  »erbronnt  II.  329.  3obanneö  XXIII.  tjerbarotnt  II. 
319. 


ERRATA. 


l.  pag.  253  ^att  perfeeti  lie*  perfecti 

:     =     282    ;   dmn     5  ©ocroin 

:    5    290    5  romifc^en  (3cbid)tcn  tUö  ronienifc^en  ®ebic^t«n 
s     5    293     ;   Stein  ticö  ©sercin 
:     :     493     :   inqaiorem  liti  iniquiorem 
II.    ;      40    s   fltduttcn     ;  ilraußcn 

:  *      86     2  jocandias    ;  jacandius 

s  i     105     ;   credierem    s  crederem 

:  s     154    »   !IBi)ctiffe     s  SIDicliffe 

s  5     169     5   ,3üd)ti9f«it  s  Sä^igfcit 

i  s    377     s  3  3Io»6r.  1415  He«  3  9f?oti6r.  1414 

I  5  387  tjt  (u  6cmcrfen ,  ba§  bcr  abgefegte  So^anneö  XXIII.  nt(^t  tn 
!J)cutfd5lQnb ,  fonbcrn  nad^  feiner  Dfürfte^r  oud  ©eutfc^lont) 
im  Sa^re  1418  ju  gloreni  geworben. 


BW1820.F58V.2 
Geschichte  der  Vorlaufer  der 

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