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Full text of "Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den Vereingten Niederlanden"

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zeichnenden wine 


in 


Dertſdland und den — 


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ern D. Siorille 


ne. Dritter Bann | 


An * EEE EEE 





* Bannoven, 1818. 


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Bei den Gebsudern 90m ' 





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Daurchlauchtigſter Großherzog! 


Di killen und anfpruchlofen, aber in | 


das Weſen vaterlandiſcher Kunſt tief ein⸗ 


reifenden Bemühungen Ew. Koͤniglichen 


Hoheit: für Sunft und Wiſſenſchaft, er⸗ 


— in des wahren Kuͤnſtlers Bruſt 


— 


ein au freudiges Gefuͤhl, als daß nicht 
jeder von ihnen in Ew. Koniglichen Ho⸗ 


94 einen erhabenen Beſchuͤtzer und Be⸗ 


fürderer des Schönen und Guten in a 


3 verehren ſollte. 


Auch mich belebt dieſes Gefuͤhl. 
Wenn nicht ſchon in ihm ſelbſt Die Rechts 
ferfigung meiner Kuͤhnheit liegen follte, 
Ew. Königlichen Hoheit diefen Band meir 
ner Gefihichte der zeichnenden gunſte in 


Deutſchland als einen ſchwachen Beweis 


meiner Huldigung ehrfurchtsvoll darzubrins 
den; fo glaube ich fie in meinem Ver 
trauen auf Hoͤchſtdero Gnade zu finden. 
| Ich werde mich ſehr glauͤcklich ſchaten, 
wenn Ew. Koͤnigl. Hoheit den Verſuch, 
meine Kräfte einem noch unbearbeiteten 
wichtigen Gegenſtande gewidmet zu ha⸗ 


ben, eben ſo gnaͤdig aufnehmen als die 


Verficherung meiner unmandelbaren Ber 


- 3 
ehrung. 


Mit dem tiefſten Reſpeete verharre 


ih 


Ew. Koͤniglichen Hoheit 


unterthaͤniger Diener, 


| 





—— 


Vorrede. 


In dieſem dritten Bande der Geſchichte der 


Mahlerei in Deutſchland und den vereinigten 


Niederlanden » habe ich in der Einleitung einen 


Bli auf die älteren Zeiten geworfen, ruͤckſicht⸗ 


lich der Kuͤnſte in Holland, Burgund, Flan⸗ 
dern und Brabant: ich habe mich indeſſen dar⸗ 


auf beſchraͤnkt nur die zerſtreuten Fragmente 


zu ſammeln, welche auf Kuͤnſte Beziehung bar. 
ben, indem über die kirchliche und bürgerliche 


Geſchichte aller jener Provinzen ausführliche 


und gelehrt Schriften BONN, find, 


Auf diefe Furze Einleitung folgt die Ger 
fehichte der Mahlerei felbft. Sie fnüpft den 
Faden wieder an mit den Zeiten Peter Paul Ru⸗ 
bens und geht bis auf unſere Zeit herab, ohne 
jedoch der noch Iebenden Künftler anders als ger 
legentlich, oder im Borbeigehen zu gedenfen, 

\ Als ich im Jahre 1803 den erften Band 
meiner Fleinen Echriften herausgab, und eine 
Abhandlung unter dem Titel: „Fragmente zur 
Gefchichte der. Mahlerei und Bildhauerei in 
Deutfihland von.den Zeiten Karla de8 Großen 
bis zum Anfange des fünften Jahrhunderts;“ an 
die Spike deffelben feste, fehmeichelte ich mir mit 
der Hoffnung, von Freunden der fchönen Kuͤnſte 
durch Belehrungen und Nachrichten unterſtuͤtzt 
zu werden, Meine Hoffnung ift jedoch fo wer 
nig erfüllt worden, daß ich meine Leſer bitte, 
die vorliegende Arbeit als ein großes, aber nur 
erft angelegte Mofaif- Gemählde zu betrachten, 
in-welchem hin und wieder noch viele Steinchen 
fehlen. Dielleicht wird einft ein feinerer Geiſt, 


| * 
von tiefer Gelehrſamkeit und inniger Liebe zu _ 
den vaterländifchen Kuͤnſten unterftüßt ‚dem 
Ganzen eine andere Geftalt geben, und ruͤhm⸗ 
lich vollenden, was ich nur anzudeuten verfucht 
habe. Mir mag das Berdienft bleiben, ein 
großes Unternehmen gewagt zu haben! | 
Geftatten es meine übrigen Gefchäfte und 
meine ſchwache Geſundheit, ſo werde ich bald 
einen vierten und letzten Band ausarbeiten, mit 
welchem das ganze Werk geſchloſſen werden ſoll. 
Er wird enthalten: eine Abhandlung uͤber den 
| früheren Zuftand der fchönen Kuͤnſte in der 
Schweiß: Zufäge und DVerbefferungen zu den 
| drei erften Bänden dieſes Werks: einen Lieber; 
| blick des jetzigen Zuſtandes der Mahlerei, beſon⸗ 
ders bei den Deutſchen, verbunden mit kriti⸗ 
ſchen Unterſuchungen uͤber den neuen Kunſtge⸗ 
ſchmack, welcher unter ung herrſchend zu werden 
| droht: Hiſtoriſche Nachrichten über alle, die 
| ſchoͤnen Kuͤnſte in Deutſchland und den verei⸗ 
nigten Niederlanden. betreffende academiſchen 








Xu 


Inſtitute: ein Verzeichniß der in dem ganzen 

Werke angefuͤhrten Monogramme: ein Ver⸗ 
zeichniß der Bentnahmen, welche der im Jahre 
1720 in Rom aufgehobene Verein Deutſcher, 
 Slamländifcher und Hollaͤndiſcher Kuͤnſtler (die 
Schilder⸗Bent) anderen Kuͤnſtlern beigelegt 
hat; und endlich ein allgemeines Regiſter uͤber 
alle vier Bande, ſowohl ruͤckſichtlich der Nas 
men und Beinahmen der Kuͤnſtler, ald auch der 
vorzüglichften Sachen. 

Goͤttingen, am 30. Junius 1818. 


Der Verfaſſer. 








e 





Einleitung, 


Geſchichte der Mahlerei in Deutſchland und den 


vereinigten Niederlanden vom ſechszehnten 


| Sahrhundert bis auf nnfere Zeiten, 


XIII 


Seite I bis XCH. 


©, ı bis 440, 


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Gefbidte 
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jeichnenden Kuͤnſte in  Deutötan P 





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Einleitung 


N. 





| Use den una und Zuftand d der alten’ Batae = 
ver iſt viel geſchrieben worden a). Die ſorgfaͤltigſten — 
hiſtoriſchen Forſchungen ſtimmen darin mit einander 


überein, dag fie ein deutſches Volk, und zwar Cats — & 2. 


ten waren; daß fie weder lefen noch ſchreiben Tonne * | 

ten b), und daß ihre einzigen Archive in den Tradis _ 
"tionen der Heldenthaten ihrer Vorfahren ‚beftanden, 
die der Vater dem Sohne überlieferte, und die man  , 
ſelbſt in den Schlachten unter Begleitung mufifalie 
ſcher Inſtrumente abſang c). Als Karl der Große 
deeſe verſchiedenen Geſaͤnge ſammlen ließ —9 ur 





a 


; ” Cäfat, Sacituß, Plinius, Mela Suetonius, Pto⸗ 
os lomaus und Strabo haben unter dem Namen ; Ba: 
taver“ verfchiedene Völker mit einander verwech⸗ 
ſelt. — 


J 


—9 


— Tacitus de Mortus German. Cap. REIN. 


IE .e, Ebendaſelbſt Cap. U. und Ammianus Marcellinus 
Lib. XV. Cap. IX. Dan vergleihe die Bemer- 
Eungen eines ungerannien Schriftſtellers aus dem 
sten Jahrhundert über die Kriegsgefange ‚der Alten, 
befonders der nordifchen Bölfer, in Paquot Me- 
moires pour servir a lhistoire des Pays-Bas. 
Tom. U: p. 5ög: 


4d) Eginhart de Vita Caroli M. Cap. 29. 
Kiorillo, ES. SE 


! 





— Einleitung. 


ten fie ſchon einen großen Theil ihrer Originalitaͤt 
verloren haben, wenn man die Zeit erwagt, die von 
Tacitus bis auf ihn verfloffen war. Klaas Kolyn, 
der Altefte Chronifen» Schreiber der Niederlande (er 
lebte im ı2ten Jahrhunderte) behauptet-alte Öefänge 
der Barden a) in den Archiven der Abtei zu Egmond 
gefehen zu haben b). Was der ältere Plinius über 
die Kriege mit diefen Völfern gefchrieben hatte, ift 
verloren gegangen c); indeffen hat Tacitus, wie 
man aus mehreren Stellen feiner Annalen erfennt, 
feine Nachrichten benutzt d). Stephanus e) führt 
oft einen Aſinius Quadratus an, deffen Schriften 
ebenfalls verloren find. Die, Sorglofigfeit jener 
Zeiten war Urſache, daß mehrere Jahrhunderte bins 
— die Nation der Bataver, und ſelbſt ihr Na⸗ 
men aus der Weltgeſchichte verſchwand. Er erſcheint 
erſt wieder, nachdem ſich die Franken an den Ufern 
des Rheins niedergelaſſen hatten, bei den Schrift⸗ 


a) Einige Shchriftſteller fi ſind der Meinung, daß die 
Bataver feine ſolche Romanzen alter Volksſaͤnger 
beſeſſen haͤtten, wie alle uͤbrigen nordiſchen Natio— 
nen, und wollen nur eine einzige von Florenz, V. 
Grafen von Holland, dafür erkennen, der von Ge: 
rard van Velſen 1295. ermordet ward, Sie findet 
ſich am Schluffe der von Ban:der- Does 1620. im 
Haag beforgten Ausgabe von Milis Stod. # 

b) S. Jo. Aventini_Annales Bojor. lib. I. cap. 5. 
Nro., 10. u. cap. VII, Nro. 24. 


se e) Plinii epist. lib. IH. Epist. V. Nro. 4. 

qh Annalium I. c. er. XV. 55. Historiar. lib. II. 
c. 29. 

e) De Urbib. pag. 271. 745. Vergl. Strabo lib. IV. 








BR N. BERN us 


+ ftelleen des deitten Jahrhunderts. Auch bei Grego- 
tius von Tours finden ſich mehrere Nachrichten aus 
jenen Zeiten gefammelt. Diejenigen, welde man 
aus dem, an Chronifen» und Annaliften- Schreie 
bern, und an Sebensbefhreibungen der Heiligen reis - 
chern fechsten Jahrhunderte übrig hat, müffen der 
ſtrengſten Critik unterworfen werden; ein Gefchäft, 
dem ich mich hier nicht unterziehen ann. Rücfihte 

lich der älteren Gefhichte des Landes bleiben Zul, 

Caͤſar und Tacitus die vorzuͤglichſten Schriftſteller, 

beſonders der letztere in ſeiner Beſchreibung des blu⸗ 

tigen Kriegs gegen den Claudius Civilis a). | 
Unter der Menge von Briefen, — von - 

Paͤbſten, Kaifern und Königen fruͤherer Zeiten an 

hohe Perfonen gefchrieben find, zeihnen fih die 

Briefe des heil, Bonifarius aus dem achten Jahr⸗ 

hundert in Hinſicht auf die Geſchichte des Ehriſten⸗ 
thums bei den Frieſen vorzüglich aus. 

| Was die Zeiten der erften Grafen von Holland 

betrift, ſo verdienen, außer einer Menge in Samm⸗ 
lungen vereinigter Diplome, beſonders der ſchon ges 

nannte Klaas Kolyn und Melis Stock einer Erwaͤh⸗ 
nung. Der legtere infonderheit giebt manche Nach⸗ 


tiht von Holland, aus den Zeiten Florenz des fünfz- 


‚ten, und Johann des erften und zweiten, der erſten 
holländifhen Grafen aus dem Kaufe Hennegau. 


a) Man vergleiche Histoire de la guerre des Bata- -· 


ves et des Romains d’apres Cesar, Corneille Ta- 
cite etc. B: le Marquis de St. Simon. Amsterd. 
3770. fol. 


A* 


Mn. Einleitung. - 
Man darf auch der Tateinifhen Chronik von Wile 
heim Procurator nicht vergeffen, welche Nach—⸗ 
richten aus den Zeiten Wilhelm des Guten enthält, 
Alle diefe drei genannten Schriftftellee waren Moͤn— 
‚ che der Abtei zu Egmond, und ihnen verdanft man 
die vorzüglichften Nachrichten über Die ae Örafen 
von Holland a). 

Da ich indeffen nicht eine Geſchichte Laͤn⸗ 
der ſchreiben, ſondern nur die zerſtreuten Fragmente 
uͤber die ſchoͤnen Kuͤnſte, mit Hinſicht auf politiſche 
und religioͤſe Geſchichte ſammlen will; ſo liegt es 
zwar ganz außer meinem Plane, mid auf Unterſu⸗ 
chungen fowohl des Landes und feiner früheren Bes 
wohner, als auch des Urſprungs Niederländifcher 

Städte einzulaffen; inzwifchen Fann ich doch die an 
mehreren Orten befindlihen alten römifchen Denk: 
‚mähler nit ganz mit Gtillfhweigen übergehen,’ 
Dahin gehören die von Gruter b) und Scrivirius c) 
gefammelten Infchriften, und die von den Schrift— 
fielleen a Stadt Utrecht d) angeführten und dafeldft 


a) Vid. Philipp, a Leydes de cura Reipubl. Cap. 
LX. pag. 206. 

.b) Gruteri Inscriptiones. 

c) Seriveri Tabul. Antiqu. Batav. 

d) ©, Beka Hist. Episcop. Traject. p. 5. — Hede 
Hist. Pontif. Traject. c. I. p!5. c. II. p. ı0. — 
Buchel in Hedam c. I. pag. 7. — Oudaan Puis- 
sance Rom. — Utrecht heißt auch Trajectum 
inferius, um es von Maftricht oder Trajectum 
Mosae, oder auch Trajectum superius zu unters 
ſcheiden. 


J FENDER JR EU 5 Sa * Kor RER 
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seen Jnſchriften und Manjen von Adrian, 
-Domitian, Nero und Trajan. Demungeachtet vers 
figern die beften Schriftfteller, dag zu der Römer 
Zeiten nur ein Sager und ein Magazin dafelbft ger 
fanden habe, daß erſt fpäter von Kaufleuten eis 


nige Haͤuſer erbaut worden wären, und dag die 
Stadt feldft- erft unter den Fraͤntiſchen Koͤnigen 


entſtanden ſey a). 


Naͤchſt Utrecht iſt die Stadt geben ohne Zweis 


fel die Altefte Batavifche Stadt, deren Eaftell eben 


fo zur Vertheidigung der Spike gegen Friesland 


bin b) diente, als Nimwegen gegen Gallien. Ptos 


" Einltung. ’ I 


lomaͤus nennt fie Lugdunum Batavorum; fie hieß 


aber auch Caput Germanorum. Man willin dem _ 
‚alten Caftell (Bourg) dafeldft noch Spüren vömis 
ſcher Baukunſt, im Gegenfaß zu den noch übrigen 


dortigen Gothifhen Conſtruktionen entdeckt haben c). 


Daß die. Römer lange Zeit in diefem Theile Holz 
lands gewefen find, bemweifen unwiderſprechlich die 


Ruinen ihrer Caſtelle am Rhein und in der Gegend 
von Leyden, ſo wie andere ausgegrabene Monumen⸗ 
te. Einige daſelbſt aufgefundene Inſchriften reden 
von Lucensium, d. i. vom Haag, welches Lucen- 


sium Auspieium hieß d). Im Sande ſelbſt heißt 


a) ©. Hede am angeführten Orte. 


b) Die genaueſte Nachricht über Die älteften geiſiſchen 
Geſchichtſchreiber ſteht bei Paquot memoires pour 
servir à l'histoire des Pays-bas. Tom. I, p. 405. 


c) ©. Buchel in Hedam. Cap. IV. p. ı3. 
d) ©. Cornel. Aurel. Batavo. lib. I. p. 100. unb 


Einleitung. | 
die Stadt Haag „s’Gravenhage,“ d, h. Woher 
nung der Grafen. Wilhelm LI. Graf von Holland 
und Römifher König baute daſelbſt einen Pallaſt/ 
und lieg fih 1250 dort nieder. Aber ein großer. 
Theil diefer vielen, fomohl von den Römern als auch 
fpäter von den Holländifhen Grafen erbauten _ 
Sdchlloͤſſer (Saftelle) wurden während der Unruhen. 
zwiſchen den Hoeks und Gabeljaums a) zerftört. Ro- 
mae Burgum, welches man für Roomburg hält, 
ward von den Normännern zerflört, Die daſelbſt 
entdeckten, Alterthuͤmer aller Art beftätigen die Mei— 
nung, daß hier das Präatorium der Agrippina gewer 
fen feyb). Nach einer dort.gefundenen Inſchrift muß 
auch ein Amphiteater dafelbft gemwefen feyn. Sie 
lautet: Marti. Vict. Gladiatores L.G. P. F. (Le- 
gionis Gemellae Piae fortunatae) c). Die Gas 
binette der Antiquitäten= Liebhaber find voll von ges 
fipnittenen Steinen, Bronzen, Fleinen Statuen, 
Inſchriften, Grabfteinen, Waffen aller Art, Ges 
füßen, Münzen, Mofaif: Fragmenten und fonflis 
gen Alterthuͤmern d). Auch zu Alphen, Valken⸗ 


vi 


Oudaan Puissance Rom, p. 26. Scriverii Batav, 
=D. 6: 

a) Hoeks und Gabeljaums find die Namen von zwei 
Factionen in Holland, welche von 1550 bis 1500 
in Anfeben ſtanden. 

b) S. Cluver de tribus Rheni Alv. Cap. xvi — 
Alting notitia German, Inf. Part. L p. nı. 

c) ©. Scriver Tabular. Antig. Batav. pag. 219. — 
Smet Antiguit. p. XXVI. und Gruter. Inscript. 
p- LVII. Nro. 6. 

d) Oudaan Puissance Rom. p. 26, 


— Einleitung. vw 
bourg und Voorbourg hat man Alterthuͤmer und 
Münzen gefunden. Die Infel Walcheren a) war 
"wegen ihres Cultus des Merkurs berühmt, deſſen 
Bildſaͤule Willebrord umflürgte, der dns Evanges 
lium in Seeland predigte, Auch in der Gegend von 
Dombourg u Alterthümer und HOMER entdeckt 
worden b). | 

Egmond liegt nicht weit von Alkmaar. Aus 


RR 


Ehrfurcht gegen die Reliquien des heiligen Adelbert | 


lieg Theodorich, der erſte Graf von Holland, ein 
‚Nonnenflofter dafelbft erbauen, welches aber bald 
nad) feiner Vollendung von den Friefen verbrannt 
ward. Theodorich II. baute ed, und zwar von 
Steinen wieder auf, verfekte die Nonnen nah Bene 
nebroef in dev Nähe von Harlem, und übergab dad 
Kloſter den Benediftineen. Eben diefen Benediftie 
nern verdanfen wir die ältere Gefehichte des Landes. 
Wilhelm, der Prokurator dieſes Klofters, beginnt 
feine Legende mit dem Jahre 647, und führt fie bis 
1383 fort. In der Klofterficche befanden ih die 
Gräber. der alten Grafen von Holland. In der Fol⸗ 
ge Fam die Abtei in Befig der berühmten Sn der 
Grafen von Egmont c). | 


a) S. Antiqua Monumenta in Insula Waleheren i in 
Zeclandia. 1647. 

by ©. Gerard Noviomag. p. 294. Gruter Tnsekipt. 
p. MLXX. Nro. 4. 5 

e) ©. Annal. Esmond. apud Matth, Annal. Vet. 

'“Aevi. Scriver in Goudhaer. p- nee u. La Chro- 
nique de Goude. p. 18. 


Mn. Einleitung. 


Ich * bei einer anderen Gelegenheit Sereith 
des Stone» Henge gedadt a). 

Aehnliche Denfmähler finden fih in Friesland, 
und nad) den fabelhaften Sagen müßten die Bewohs 
ner jener Gegenden Riefen gewefen feyn, da man 
fowohl hier, als in England Knochen gefunden hat, 
aus welchen man fchließt, daß die Menſchen achtzehn 
Fuß hoch gemefen wären. | 

Dieſe Denfmähler (Hünen- Gräber? Lits des 
Huines) beftehen in einem Haufen fehr großer, auf 
einander gelegter Steine, welche größtentheild 18 
bis 20 Fuß lang, zwifhen 5 und 6 Fuß breit find, 
und zum Theil 9 Ellen im Umfange haben. Gegen 
Abend ift eine Deffuung, in welche man jedod nur 
auf den Knieen hineinkriechen kann. Welches auch) 
ihre Faum zn errathende Beſtimmung gemefen feyn 
moͤge; wahrfceinlich haben fie zu Grabſtaͤtten der 
Bolfshäupter gedient b). Größtentheils find fie auf 
Heiden errichtet; indeffen finder man fie doch auch 
auf bebautem Boden und an Heerftraßen c), Auch 
in Weftphalen, in den Eldgegenden, in dev Nähe 
von Magdeburg und Halberitadt, fo wie im Herzog⸗ 
thum Mecklenburg finden ſich voͤlli ig —— Monu⸗ 


a) S. Geſchichte der Mahlerei in Eugland. Bd. V. 
Seite 2. u. ff 
By — Kg description de Deuth. Oudenhoven. 
B4 22. 2 
€) = — tlıresor d’Antiquites. p. 328. Vergl. 
Junii Batav. et Schlichtenh.. Historia de Gueldria, 
Liv. Ip. 68. 





N 


mente, ueberhaupt ſind ſie im ——— Deuiſch⸗ 
lande, fo wie in Daͤnnemark, Schweden und Nors 
‚wegen häufig a). An den Graͤnzen von Drenth und 
Dberpffel befindet fih ein Denfmahl, welches man 
den Altar des Drufus nennt, „, Droes -Stoel oder 


Droes-Kussen, “ woſelbſt Druſus Recht geſpro⸗ 


chen haben ſoll b). 


Roͤmiſche Inſchriften, in welchen en Seiefen Ä 
gedacht wird, befinden fi in mehreren Sammluns _ 


genc). Es fheint mir jedoch nun Zeit zu feyn, eis 


nen Blick auf die Gefchichte der Eofien ale > von | 


Holland zu werfen, . 
| Um der DeutlichFeit willen muß man die Graf⸗ 


ſchaft Holland von den vormaligen Staaten von 
Holland unterfcheiden. In den früheften Zeiten verz 
ſtand man unter der Graflchaft Flandern die ſaͤmmt⸗ 


lihen Niederlande, weldhe ohne Zweifel den fihöne 
fien und größten Theil derfelben ausmachten. Go 
verftand man auch fpäterhin unter Holland die 


vereinigten proteftantifhen Provinzen, weil Holland - 


die erfte Provinz war, welde die Revolution von 


1566 veranlaßte, Alle die Länder nun, melde man 


Cinetung, a 


unter dem Namen der Katholifchen, und in der Fol⸗ 


ge der Proteftantifchen Niederlande begriff, alfo ſo— 
wohl die, welche unter fpanifcher Herrſchaft blieben, 


a) ©. Tollii epistola itineraria, p. 19. Picart de- 


scription de Drenthe. Liv. V. P- 51. 
b) ©. Picart. 1. ce. p. 96. 


€) S. Gruteri Insceript. Fol. DC. Nro. 13. Ser 


veri Tabalar. Antig, Batav, p. 229. 


u. Elm‘:  :.. 


als auch, die, welche fi unter dem Namen Holland, 
und unter der Regierung der Staaten vereinigten, 
waren in 17 Provinzen getheilt, nehmlich in 4 Herz 
zogthümer, 7 Graffhaften, einem Markgrafthum, 
und 5 Herrfchaften. Die Herzogthümer waren Bra⸗ 
bant, Simburg, Suremburg und Geldern; die Graf— 
fhaften, Flandern, Artois, Hennegau, Namur, 
Holland, Seeland und Zuͤtphen; das Marfgrafs 
thum, die Stadt und das Gebiet Antwerpen, vom 
9. Römifhen Reid als Marfgrafthum des Rheins 
beftätigt. Die Herrfhaften Mecheln, Utrehtz und 
die Erzbisthuͤmer Oberyſſel, Weftfriesland und Grös 
ningen. Nah einigen Schriftftelleen koͤnnte man 
mit diefen 17 Provinzen auch das Erzbisthum und 
die Herrfchaft Cambray, das Bisthum und die Herrs 
fchaft Lüttich, und. die Grafſchaft Lingen verbinden; 
allein diefe Sander ftanden niemald unter der Hertz 
Schaft des Herzogs von Burgund, und wurden nies 
mals zu den 17 Provinzen dev Niederlande gerechs 
net. Alle dieſe Provinzen wurden von ihten eiges 
nen Fürften regiert, und zwar einige unter Abgabe 
eines Grundzinfes an das Neid, andere unter dem 
Schutze Frankreichs, jedoh mit Ausnahme von Utz 
vecht und Mecheln, fo wie auch Cambray's und Luͤt⸗ 
tichs, welche unter Hoheit der Kirche fanden, und 
. ihren Erzbifhöfen gehörten. Alle diefe mit dev 
France Comte vereinigten Provinzen Famen dur 
‚die Heivath Philipps von Franfreih, dem jüngften 
Sohn des Königs Johann, mit Margaretha, einer 
Gräfin von Flandern, Artois und Burgund, an das 


ge N 


* Burgund: weiter Linie. Als nun alle diefe 
Sänder an Karl den Kriegeriſchen, den letzten Bur⸗ 
gundiſchen Herzog, der 1477 zu Nancy getoͤdtet 
worden ‚ift, gefallen waren, vermählte fih feine 
Tochter, die einzige Erbin derfelben, mit dem in 
der Folge Kaifer gewordenen Deitreihifhen Erz 
herzog Maximilian, einem Sohne Friedrichs TH, 
und auf dieſe Weife kamen fie ſaͤmmtlich an das 
Haus Oeſterreich. 

Es iſt indeſſen Zeit, den wieder auf⸗ 
zunehmen. Die Bataver lebten zwiſchen ihren 
Fluͤſſen, Suͤmpfen und Meeres Ufern frei bis zum | 
Sahre 865, wo der Fraͤnkiſche König, Karl der 
Kahle alle diefe Jänder, die in der Folge von ih- 
ven dichten Wäldern, großen Höhlen und beſtaͤn⸗ 
digen Ueberſchwemmungen den Namen Holland 
(Hohl: Sand) erhielten, zu einer Graffchaft machte, 
und ihnen einen Grafen zum Gouverneur gab. 
Diefer war das Haupt der vereinigten Provinzen. 
Als aber fpäterhin diefe Graffhaft, wie ih vor— 
bin gefagt habe, an das Herzoglich Burgundiſche 
Haus fiel, machten ſich dieſe Fuͤrſten zu unum⸗ 
ſchraͤnkten Herrn derfelben. . 

Als der erſte Graf von Holland wird Die: 
teric (898, nad) andern 865) aufgeführt. Karl 
der Kahle foll ihn zu dieſer Ehre auf Anrathen des 
Pabftes Nifolaus erhoben. haben, damit er die von 
dem Bifhof Willebrand a) bereits dort eingeführte 


3) Man giebt an, daß ſchon zu der Xpoftel Zeiten 
das. Evangelium an ben Ufern des Rheins gepre⸗ 





SEN, Einleitung. — 4 


katholiſche Retigion aufrecht erhielte, Nah einer 
anderen, gegründeteren Meinung, fol Karl es in 
der Abſicht Bert bahn, um eine e Schutiweht ger 


— RENNEN fey, und führt mehrere Märtyrer na⸗ 
mentlich auf. S. Ireneus ad Heraetic. Lib. I. 
Cap. 2. und Tertullian ad Jud. Cap. VI. €li> 
gius war der erfte, der das Evangelium unter den 
Frieſen predigte, worüber man, außer Pabteen 
Sipriftftellern die feiner gedenfen, auch Mabillon 
Annales Benedict. T. I. Lib. XVIIL $. 49. nach⸗ 
fehen fann: ‚‚Frisiorum conversionem ad fidem 
ehristianam imprimis tentavit $. Eligius, Epis- 
copus Tornacensis et Naviomensis.*“ Man vers 
‚gleiche Batavia sacra pag. 21. Nach Beda Hist. 
Ecel. ib. HI. cap. 27. und Batavia sacra p. 32, 
war der ‘heilige Egbertus (ein englifher Mönd) 
En Biſchoff, und befehrte die Friefen zum 
Shriftentbum. Willebrord war der erfte Bifchorf zu 
Utrecht. S. Wilhelmus Hedam p. 28. 29. Tom. 
U. ı. 20— 57. Die erfte Kirche dafelbft war von 
Dagobert zur Ehre des heil. Thomas errichtet, ward 
aber von den riefen zerftört. Bekanntlich ward 
der erſte Mainzifche und Utrechtſche Bifhoff, der 
heil. Bonifacius,"zum Märtyrer unter den Frieſen. 
a) &. Boxhorn Theatr. Holland. p. 60. Sie ward 
dem heil. Adalbert zu Ehren erbaut, von den Norz 
wegern zerftört, dann wieder hergeftelt, und end= 
lich dem Drden des heil. Benebdict übergeben. „Lar- —4 
ca insuper possessione Ecclesiam Egmondensem 
donavit praeter textum Evangelistarum auro ful-” 
vo pretiosisque lapidıbus circumtectum.““ Außer 
anderen Altaren find auch noch Anno Dom. 1187 
consecrata adhuc duo Altaria ab Heriberto Traj. 
Episcopo unum in honorem St. Crucis in medio 
Ecclesiae; aliud in honorem St. Joannis Evange- 
listae in Boreali. parte Ecclesiae, in quo pluri- 





PL Tu 


‚ Einleitung. vn 


eine Kirche und ein Nonnenkloſter im Anfange des 
aoten Jahrhunderts, und ſtarb im Jahre 925 a). 

Ehe ich weiter gehe, ſey es mir. erlaubt et⸗ 
was uͤber eine Sammlung von Bildniſſen der Gra⸗ 
fen von ‚Holland zu ſagen. C. van Alkemade ber 
Elagt fih in det Vorrede zu feiner allgemein ber 
kannten Rymkronyk von Melis Stockes, daß in 
den fruͤhern Jahrhunderten weder der Hollaͤndiſche 
Adel, noch die hollaͤndiſchen Staͤdte, ja ſelbſt nicht 
einmal die reiche Abtei Egmont dafür geſorgt haͤt⸗ 
ten, die Bildniſſe bi Grafen auf die Nachkom— 
menſchaft zu bringen. Die Carmeliter-Moͤnche zu 
| arlem waren die einzigen die dafür forgten, in⸗ 

dem fie die Portraite allee Grafen von Holland, 
von Dieteri I: an, bis auf die Gräfin Maria, 
die Gemahlin des Kaiſers Marimilien J. mahlen 
liegen. In diefem Klofter Tebten auch verſchiedene 
nusgezeichnete Priefter, unter welchen fih der Prive 
deffelden, und Verfaffer einer Gefhichte von Hole 
















Portraite waren mit Wafferfarben auf die Wände der 
Kloſterkirche gemahlt b). Theodorus Schrevelius 
erzaͤhlt in ſeiner Geſchichte der Stadt Harlem, RAR 


mae reliquiae Sauctorum reconditae, quae * 
J. Leidensem enumérantur. Vid, Batayı sacra 
'pag. 422. seqg. | 

a) Hermanni Corneri Gbranieon ad annum 925, 
Sigiberto, 


» Hier heißt es „Wände der Kirche, es Schrevelius 
nr „im Kloſter“ und Besmerus „an ber außer 
ren Mauer gegen Mittag.“ 





land, Zan Gerbrand von Leiden hervorthat. Sene 


NG, Einleitung. 


dieſes Garmeliter- Klofter im Jahre 1249 von eis 
nem Ritter Simon bon Harlem geftiftet worden 
fey, der fein eigenes Haus in der Hontſtraat dazu 
bergab, und e8 mit verfchiedenen Gütern ausſtat— 
tete. - Er flarb 1280 und ift vor dem Hochaltar 
der Kirche begraben. In dem Kloſter befand ſich 
auch ein großes Gemaͤhlde, auf welchem alle Gras 
fen von Holland von Dieterich J. an, abgebildet 
waren. Dieſes Kloſter, ſagt Schrevel, war zu uns 
ſerer Zeit beinahe ganz ruinirt, und die Gemaͤhlde 
find, zum Andenken der Grafen, auf dad Rath⸗ 
haus gebracht worden. 


‚Hier ift ohne Zweifel ein Irrthum, denn die 
auf das Rathhaus gebrachten Gemählde Fonnten, 
wie wir bald fehen werden, nicht diefelben feyn, 
die mit Jeimfarbe, oder, wir wollen auch anneh⸗ 
men a Fresco, auf die Mayer gemahlt waren. 
Der oben genannte van Alkemade erzählt mehrere 
Umftände von diefen Gemählden. Gie waren mit 
Wafferfarben auf die Mauer gemahlt; die Farben 
waren durch die Sange der Zeit verdorben, und 
‚die Mauer felbft mußte durch Feuchtigkeit gelitten 
‚haben, denn die Carmeliter waren gendthigt fie mit 
eichenen Brettern zu täfeln, und auf diefe die Pors 
traite dee Grafen in Oehl mahlen zu laffen, was 
damahls fhon befannt war. Diefe Dehlgemählde 
maren als die einzigen Achten Portraite der Hols 
ländifchen Grafen bis an das Ende des ıdten 
Jahrhunderts erhalten; Die Wuth der neuen Vil- 


— - Di a N 


ae 


derſtuͤrmer a), die alle Kloͤſter und alle Kirchen⸗ 
zierrathen zerftört hatte, würde auch fie zerſtoͤrt 
haben, wenn fie nicht aus Borfiht von dem Ma— 
giftvat auf das Rathhaus geſchaft worden wären, 
wo man fie auf dem Vorſaale bewunderte. Da 
fie ‚viel gelitten hatten, ließ fie der Magiftrat im 
Fahre 1745 von einem Mahler Fr. Deffer b) 
mit neuem Firniß überziehen, die darunter gefchrier 
benen alten Verſe wieder auffrifchen, und im Saale 
des Stadthauſes ſelbſt aufftellen, damit fie um ſo 
weniger befchädigt werden Fonnten. | 

Michael Vesmer giebt in feinem Werke c) ein 


4) Batavia illustrata ofte Hollandsche Chronyck 
door de H. S. V. Leuwen. 1685. In’s Graven- 
 hage. Tom. I. pag. 644. Der allgemeine Bilder: 
ſturm fieng den ı4ten Auguft 1566 in Weſt-Flan— 
dern an. ,, VVat men van Üapellen, Kerken en 
Kloostars. gesloten vont, wiert opgebroken, alle 
Beelden, Schilderyen, Sacraments-huysen, Au- 
taren en andere gewyde Cieraden om vergawor- 
pen, verscheurt, en vernielt, ja eenige ontsagen 
sich niet aan de boekeryen, grafschriften , gra- 
ven en dode lichnamen de handen te schenden. 
Schlielyck als een blixen kwaam dit Kwaad, en 
vloog voort sulx dat er in drie dagen meer als 
400 Kerken geplondert wierden etc. etc. ; 


b) Stanz Deffer war 1684 zu Harlem geboren, unb 
ein Schüler von Romeyn be Hooghe und Bartho: 
lomeus Engels. Er mahlte Portraite, unter wel: 
den die Zafel der Negenten des großen Pfründs 
hauſes fehr fchön und fehenswärdig if. ©. var 
&ool Tom. I. p. 49. NR ur 
e) Principes Hiollandiae etc. Antw. 1578. in kl. Fol, 
Unfer dem Zitel ſteht: ,„,Cum genuinis ipsorum 
‚ Iconibus, a 'Theodorico Aquitanise ad Jacobam 











4 


LE Einleituauag 
nige Nachrichten von den fruͤheren Schickſalen die— 
fer Gemaͤhlde, die aber, da fie von dem Mahler 
Wilhelm Thybaut von Harlem herſtammen, mich 
für fehr authentifh angefegen werden, ‚ik 
⸗ 
Fa Nack 


Bavariae diversorum quondam pictorum opera, 
ad vivum sedulo depictis: nunc autem primum 
‚ex vetustissimis parietibus in Carmelo obsessae 
urbis Harlemi per praesidiarios direpto, indu- 
stria Guilielmi 'Thybanti repertis, ac sincere una 
* cum reliquorum Principum figuris, ad instar pro- 
batissimorum Exemplarium delineatis. Pag. 42. 
wo die Nede von Wilhelm IL, römifchen Könige 
ift, fteht in einer Note: „‚Instauratio Carmeli Har- 
lemensis, 'ubi nunc genuinae Principum Batavo- 
rum icones a Guilielmo 'Thybauto repertae.“ End: 
lich heißt es pag. 84. wo von einem Gedichte „Apo- 
strophe ad Principes Hollandiae “* die Rede ift, 
und wo an mehreren Stellen Thybaut's gebacht 
wird, in einer Note zu pag. 86: — ,,Genuinas 
plurimorum Bataviae Principum justae quantita- 
 tis icones, a diversis et maxime egregüis picto- 
ribus Harlemi in porticu Carmelitana ad exterio= 
rem templi parietem, qui meridiem spectat, olim 
elaboratas et ad .amussim depictas in curiosum ac 
rude seculii ad majorem restauratae porticus ele- 
gantiam (ut tum videbatur) asseribus obduxerat, 
murosque contiguis tabulis ligneis vestierat in 
quibus postea uno quası filo Comites omnes pro 
artificis libidine fastiditis prioribus, effingeban- 
"tur. Demum his obsidii tempore per praesidia- 
rios divulsis, tabulisqgue refixis, denudati parie- 
tes venerandae antiquitatis depositum veros suo- 
rum Principum vultus habitumque ex parte mu- 
tilos posteris produnt indice Guilielmo Thybauto 
cive Harlemensi, qui eosdem optime fidelissime- 
que delineatos, aeternitati restituit, ne, quod ur- 
bis incendio pene evenerat, temporum injuriae 
post hac sint obnoxii. ‘* 


| Eineitung . 


MNach dieſem W Thybaut a) follen die mei⸗ 
* dieſer nicht ſehr ähnlichen Portraite der Hol— 
laͤndiſchen Grafen von beruͤhmten Mahlern dama— 
Tiger Zeit, an der aͤußeren Mauer nad der Mit— 
| mit MWafferfarben gemahlt worden ſeyn. 

‚Späterhin ließen die Sarmeliter - Mönde die 
Mauer mit Eichenholz bedecken, und zur Verzie⸗ 
rung die, Portraite, nach des Mahlers Phantafie, 
‚mit: Dehlfarbe darauf mahlen. Diefes fey nad 
langerer Zeit nicht mehr geachtet und vergeflen wor: 
den: Nah Aufhebung dev. Belagerung von Har— 
lem im Jahre 1575 wären dieſe Bretter megges 
bracht, und man habe nun an der Mauer Ddiefe 
ſchoͤnen alten Gemaͤhlde der Grafen — freilich be— 
ſchaͤdigt, gefunden, und auf den Vorſchlag des 
Kunſtmahlers W. Thybaut, der ſie genau abzeich⸗ 
nete, ſorgfaͤltig aufbewahrt. | Ä 
| Es ift indeffen ger nicht wahrſcheinlich, daß 
dieſe Gemaͤhlde, beſonders die, welche mit Waſſer⸗ 
farbe auf der Mauer gemahlt waren, ſich ſo viele 
Jahre lang haͤtten halten koͤnnen, ſo daß man noch 
treue, zuverlaͤßige Portraite Darin hätte erfennen 
Fonnen; indeffen hat fie Thybaut abgezeichnet wie 
er ſie gefunden bat, und wie fie noch jeßt. an dem 
Stadthaufe zu fehen find b). 



















| 2) Man vergl. was ich bereits Band 1. p. 482, Dies 
1. Set Sefhichte von ihm gefagt habe. 

by) Hier ift ein neuer Irrthum, denn. Die Gemaͤhlde 
im Stadthauſe ſind die auf Eichenbretter ſchlecht ges 
mahlten Portraite, und bier iſt im Gegentheil die 


diorillo. Ze Th. | B 


m Einleitung. 

Thybaut war ein berühmter Glasmahler a), 
und hat auf die Fenfterfcheiben im Saal des Jor— 
dann» Doele zu Leyden Mehreres gemahlt. Eben 
ſo ſind auch alle Portraite der Grafen, die ſich 
noch in alten Beſchreibungen und Geſchichten fin⸗ 
den, nach Thybaut's Zeichnungen gemacht. "Heinz 
rich Golzius hat diefe Portraite in Fleinerem Format 
in Kupfer geftochen. Sie ftehen in dem ſchon ans, 
geführten Werfe von Michael Vosmerus: „Prin— 
cipes Hollandiae, Antwerpiae apud ‘Christ. 
Plantin. 1578. fol. in Hadrıanı Barlandı Vita 
Principum Hollandiae. Leydae 1584, und bei 
‚Philippus Gallaeus. Antwerpiae 1568. , Biel] 
— im Jahre 1650 ließ —— Scriverius die) 






Rede yon den, auf die Mauer felbft ſchoͤn derbe] 
ten, von Zhibaut abgezeichneten, und von 9. Gol⸗ 
hius geſtochenen Gemaͤhlden. 


a) Theodor Schrevel in ſeinem gelehrten Werte: 
„Harlemum, sive urbis Harlemensis etc. Lugd. 
‚Batav. 1647. 4. fommt, nachdem er von verfchies 
denen Mahlern, Kupferſtechern rc. der Stadt Harz 
lem geredet hat, pag. 294. auf die Glasmahler, und 
fagt: In Cohortem Pictorum veniunt quoque hya- 
lographi, qui penicillo etiam utuntur, vitra seri-| 
bunt, pigmentis imbuunt. Inter eos maxime ex-| 
celluit Guilielmus Thibautius, vicinus olim meus, 
cuius opera in vitro relucent infinita. ' Inter ea], 
eminent, quae Lugduni Batavorum extant Comi-| 
tum Hollandiae icones in publico civium milita- 
rium 'hospitiö, et alterum apud Joannitas, histo- 
ria vitae Joannis Baptistae‘, in porticu. Item in] 
majori templo ‚augusto Ducis Bavariae, uxoris-| 
que ejus imagines” in supr emo adortum vitro etc, 
etc. 


Al, 
# 


Eineitung — xıX 










pfer ftehen, und bei Soutmann in Harlem herz 
aller der Grafen, die auf dem Bette der Ehre ge: 
die Bildniffe derer, welche eines natürlichen Todes 


vorgeſtellt find. 

gm Kleinen finden ſich die Bildniſſe der Gra⸗ 
fen auch im Theatro —— von ne Le- 
|ti, Amsterd. 1690; 4 


Io 


“he der Abtei zu Egmond begraben a); 

| Ihm folgte fein Sohn Arnold, der ebenfalls 
Init den Friefen Krieg führte, im Jahre 993 in 
Jinem Gefecht blieb b) und im Kloſter Egmond, 
„ben ev viel me a Bons begraben 
" en / 


ER | =) ‚Leonhard, Mods Brevic. up 147. und Klaas 


-Kolyn. p: 266. 
b) Diefes Datum ift nit — 
| D * 


> \ i B P 


® Bruftbilder der Stafen mit "großen Koſten in Ku⸗ 


ausgeben. Es wird angemerft, daß die Bildniſſe 


‚florben find, mit aufgehoßenen Schwerdtern, und 


‚geftorben waren, fih auf ein Schwerdt ſtuͤtzend 


| Dod, wit wollen au unfern Grafen — 


Dieterich II. führte blutige Kriege gegen die 
— ——— — und en es bei dem 


Mund ward neben der — Bi in der ern 











A Einleitung. 


WVon Arnold Söhnen ward Dieterih I. 
Graf von Holland, Er bezwang die Friefen, die 
fi feiner Regierung nicht unterwerfen wollten, 
und baute ‚ um feine Grenzen zu fihern, Dort⸗ 
vecht a) im Jahre 1015, da, wo man glaubt, daß 
früher- Durfos gelegen habe. Nach Beendigung 
mehrerer Kriege gieng er nach Paläftina, oder dem | 
heiligen Sande, und war der erfte Graf von Hol- 
land der Ddiefe Reife machte h). Gein Tod er— 
folgte im Jahre 1059, und aud er ward in der 
Kirche zu Egmond begraben. 

Ihm folgte fein Sohn Dieteridh IV: in 
der Regierung der Grafſchaft Holland nah, und 
hatte viel. Zwiftigfeiten fowohl mit den Grafen von | 
Flandern, und den Bifchöfen von Utrecht ce), als || 
felbft auch mit dem Kaifer. Als fih Dieterich || 
mit Gottfried, Herzoge von Jothringen verbunden |ı 
hatte, der auch mit dem Kaifer unzufrieden war, 
bemächtigte er fih Nimmwegens, und legte den von 
Karl dem Großen dafelbft erbauten berahmten Palz | 


a) ©. Boxhorn Theatrum Hollandiae p. gı.. In 
ber Batavia Sacra p. 165. fteht ein weitläufiger Ar— 
tifel über die dortigen Kirhen und Gapellen, und 
in der Hauptfirche wird neben anderen Altären uns 
ter Nro. 45. „eines Altard des heil, Lucas, des 
Mahlers‘‘ gedacht. | 

b) ©. Klaas Kolyn p. 272. und M. Stoke in Dirk 
IH. p. 23. 

c) ©. Hedam Hist. Ultraject. — Groot Charter- 
boek der Graaven van Holland, van Zeeland en 
Heeren van Vriesland etc. door Frans van Mie- 
ris. Deel 1— 4. Leyden 1755. Fol. wo fih alle 


laſt, in Aſche a). In einem Kampffpiele zu Luͤt⸗ 
tich hatte er das Unglück den Bruder des Erzbi- 
ſchofs Herrmann von Coͤlln zu toͤdten, welches ihn 

in mehrere Kriege verwickelte, in deren einem er 
1049 dur Werrätherei das Leben verlor. | 








| fein Bruder Florenz I, unter. Beiftand des Her— 
‚5098 von Sothringen in der Regierung. Auch er 
führte mehrere Kriege mit dem Biſchofe von Ut— 
recht, und ward verrätherifcher Weife im Jahre 
‚1061 getödtet, als er in einem Walde fchlief. Da 
‚er von feiner Gemahlin Gertrud, einer Tochter 





ter und einen, bei feinem Tode erft 3 Jahr alten 


Gertrud in der. Regierung nad. Sein Seihnam 
Bar in der a zu Egmond beigefeht, Unter 


Ureht von den Kaifern, Päbften, Königen und 
Grafen von Holland gegeben waren, verzeichnet 


»fiße von Utrecht waren, alfo im dten Sahrbundert, 


mas geweihte Kirche und Gapelle. ©. Epistolae 
© Bonifacii XCVIL:'p. 132. Edit. ‘Serrarü, und 


» Klaas Kolyn p. 255. Nach der Meinung einiger 
Schriftftellee fol ſchon früher eine Kirche dafelbft 


die Lebensbefhreibungen aller Bifchöfe findet. 


auch Tom. I. p. 33. diefer Geſchichte wo ich von 
dieſem Pallaſte el habe · 





Einleitung. a 


Schenkungen und Biviegien, die der Kirche zu 


Miraei Cod. Donationum Cap. X. pag. 13. 


Da er feine Kinder hinterließ, fo folgte ihm . 


= 


Herrmann, Herzogs von Sachſen, nur zwei Toͤch⸗ 


finden. Zu der Zeit, als die Franken noch im Be⸗ 
‚baute Dagobert dafelbft eine dem heil. Apoftel Tho⸗ 


geweſen feyn. Man vergl. Batavia Sacra, woman - 


a) ©. — — ad annum 1046, ſo wie 


wande alter Schenfungen zu bemächtigen. Noch 


we...  Einteitung, 


Coͤllns Beiſtande, und unter dem Schutze des Kais | 
fers fuchte der Biſchof von Utreht, unter Gerz 
truds ſchwacher Regierung fih mehrerer, zur Graf⸗— 
{haft Holland gehöriger Länder unter dem Vor⸗ 


‚ gefährlicher für Holland waren mehrere Verſuche 
Roberts, eines Sohnes des Flandrifhen Grafen 
Balduins V, indem man es wegen vieler Kaiferz 
lihen Schenkungen, als zum deutfhen Reiche ges 
börig, anfah. Diefer Robert, Robert der Frieſe 
genannt, heivarhete die Gräfin Gertrud, und fol. 
nah Einigen im Sahre 1065 zum Grafen von 
Holland, nah Anderen aber zum Regenten oder | 
Vormunde des jungen Dieterih ernannt worden | 
feyn. Nun erfolgten mehrere Kriege in dem durch | 
Heinrich IV. und Pabit Gregor VIL: — | 
gewordenen Zeitraume, [| 
Dieterih V. ergriff endlich die Zügel * 
gierung, und herrſchte in Frieden bis an ſeinen 
im Jahre 1091 erfolgten Tod. P 
Er hinterließ einen Sohn, Florenz II. oder den 
Fetten a), der ein trefflicher Fürft war, Er hatte 
Petronellen, eine Tochter des fahfifhen Herzogs 
Dieteric zur Gemahlin, und ftarb 1122. Nach 
feinem Tode übernahm fie, während der Minderz. 
jährigfeit ihres Sohnes Dieterich VI. die Regierung, | 
gevieth in Streit mit dem Kaiſer Heinrich V., 
a) Gravissimum pinguedine. S. Rudolphi Chroni- 


con S. Trudonis. lib. X. p. ut T. II. — 
L. d’Achery. 





Cine — 


genoß aber nahen yielev egänftigungen; ald ihr 
| Vetter, Sotharius, Kaifer ward, Dieſe Beguͤnſti— 
‚gungen erregten indeffen neue Kriege, an welchen 
| größtentheils die Bifhöfe von Utrecht Schuld waren, 
| Dieterich mußte endlich gegen feinen eigenen Bruder 
die Waffen ergreifen, als biefer ander. Spike der 
Weſtfrieſen Alkmaar pländerte, und die Kirche, und 
die ihr nah gelegenen Käufer verbrantea). Dieterich 


xxıuu 










Utrecht, nach deren Beilegung er 1139 b) nach dem 
\ Be Sande reiſte uud mägeakd Dinge Anfente, 


Dieterich YL a 1157, und feine 
ander feinem alteften Sohne, Florenz III., einem- 
Itapferen Krieger, der mit Kaifer Sriederih nad Paz. 
Jlaͤſtina zug, und mit ihm daſelbſt ftarb. Sie wur— 
den beide 1190 in der Kirche bei, heil, Peters zu 
Antiochien begraben. 

Iuyhm folgte ſein Sohn Dieterich VIL, der — 
tige Kriege mit den Frieſen, und viele Beſchwerden 
Ben feinen zum Örafen von Friesland ernannten 





I a) ©. Boxhorn Theatr. Holland. p- 365. Batavia 
| Sacra p. 416. 

b) ©. Boxhorn p. 250. _ 
) Einige Schriftfteler fagen, daß die Gräfin Netto: 
- nella das Klofter Nheinsburg gebauet habe; andere, 
| Daß es von ihr nur hergeftelt und befchenft fey. 
ES. Batavia Sacra p. 556. Sie ward nad. ihrem 
| Tode im Sa 1144 dafelbft begraben, 





‚hatte auch andere Zwiftigfeiten mit dem Bifhofe von - 


x 


sr Einleit 


Bruder Wilhelm führte. Als er 1203 ohne maͤnn⸗ 
lihe Nachkommen ſtarb, fiel die Regierung an feine 
Tochter Ada, welche durch die Ränfe ihrer Mutter ' 
ſchnell an den Grafen Ludwig von Soon vermählt | 
ward. Inzwiſchen fehte fih Wilhelm 1.5 der Brus ) 
dev Dieterih8 VII. in Beſitz der Grafſchaft, und 
ſchloß, naddem Ada nah England gebracht, und 
daſelbſt geftorben war, "einen Vertrag mit dem Gras 
fen von Loon — madte darauf einen Kreutzzug 
nad Palaͤſtina, und ſtarb 1222 nad) feiner Zurück | 
Eauft:ii. ws | S 4 
Die Regierung fiel nun an feinen Sohn Flos 
venz IV. der ungeachtet mehrerer Kriege um das Jahr } 
1244 zu Loos duinen, oder Losdunum große Gebäude | 
aufführte, nehmlich eine Kirche ‚und ein Klofter für I 
Bifterzienfer - Mönde a). } 4— 
In dieſem Kloſter ward die beruͤhmte Graͤfin 
Margaretha, eine Tochter Florenz und Mathil⸗ 
de's begraben, von welcher erzählt wird, daß ſie auf 
einmal 365 Kinderchen geboren babe b). - Er erbau⸗ 
te auch den koſtbaren Damm längs dem Rhein, von | 
Amerongen bis Schoonhoven, und ward, nachdem er 









> 


\ 


a) ©, Boxhorn 1. c. p. ı69. Batavia Sacra pag. 
243, und ruͤckſichtlich der Schenkungs-Urkunde 
Suppl. ad Miraei Oper. Diplom, T, Il, p. 849. 

‚, Matthaei Analecta T. Ill. p. 497. | 

b) ©. Lud. Guiceiardini Descrittione di tutti li) 
aesi Bassi etc. Anversa 1567. Fol. p. 191. wo 
diefe Geſchichte ausfuͤhrlich erzählt, und eine In⸗ 
ſchrift angefuͤhrt wird. Guicciardini ſagt, es ſey 
ein Nonnenkloſter vom Orden des heil. Bernard 
geweſen. Bar I 





Die 
E: Einleitung, Re REN 
| mehrere Siege erfochten hatte, veräthetife MWeife 
‚im Sahre 1234 von einem Grafen von Elermont in 
in einem Kampffpiele getödtet. Sein Körper ift in 
dem Klofter zu Losdunum beigefeßt worden, 
Ihm folgte als Graf von Holland, fein 6⸗ 
‚oder jähriger Cohn Wilhelm II. unter Vormund⸗ 
ſchaft. 
Die beftändigen Zwiſtigkeiten ſhen Kaifer 
Friedrich 1. und dem Pabfte waren Urfadhe, dag 
ſich in Deutfchland mehrere Partheien bildeten und 
daß Wilhelm erft zum Römifhen Könige erwählt, 
Hund darauf zum Kaifer ausgerufen ward, Er vers 
‚mählte fi im Fahre 1251 mit Elifabeth, einer Toch⸗ 
‚ter Otto's, Herzogs von Braunfchmeig, und ward im 
Jahre 1256 a) von einigen Frieſen ermordet, 
‚als er es gewagt hatte diefes Volk im Winter ans 
‚zugreifen, und auf einem Sumpfe, deffen Eis uns 
Iter ihm brach, vom Pferde gefallen war. 
1. 3 habe fhon an einem andern Orte gezeigt b), 
daß die Regierung Friedrichs IL eine glänzende 
‚Epoche für die Künfte war. Seine Liebe für fie 
Ibefeelte auch andere Fürften. Wilhelm wer ein 
Freund großer Baue, unter, welhen man einen 
I Pallaft in Alkmaar, an deffen Stelle in der Folge 
Fein anderer gebaut ward, der die Jahrzahl 1255 






aA) ©. Matth. Parisiensis ad annum 1256. p. 795. 
7, Melis Steke in WVillem I. p. 95. — Wil- 
helm Procurator ad annum 1255. — Mencken 
Chren, ad annum 1256. p. 157. 


b) S. Einleitung Band I. p. 88. 





Pa » 
} y I 


RR N Cintung Bu a 


am Giebel ah und eine große Strafe, den Ki | 
nigsmweg anführt a). Man glaubt aud, daß das 
Rathhaus zu Harlem, früherhin der gräflihe Pallaft 
genannt, von ihm erbaut worden fey b). Andere | 
‚ find jedod der Meinung, dag fhon 1214 ein 
Pallaft, oder Hof zu Harlem dafeldft geftanden habe, ' 
Mit mehrerem Rechte fehreibt man ihm die Erbauung 
des Hofes im Haag zu c), fo wie denn au) das || 
berühmte Prämonftratenfer- Klofter, oder die Abtei 
des heil. Nicolaus in Middelburg von ihm wieder 
‚aufgebaut worden ifte J 

Wilhelms einziger Erbe war Florenz V.J 
über welchen, da er kaum zwei Jahr alt war, ſein 
Dheim Florenz die Bormundfchaft übernahm. Als ' 
diefev wenige Fahre darauf (1258) farb, übers 
nahm feines Vaters Schwefter, Adelheid, die Re= " 
gierung, und zu ihrer größeren Sicherheit die Borz || 
mundfchaft in Gemeinfchaft mit dem Brabantifchen ' 
Herzoge Heintih. Ein dritter VWormund war Dtto, 
Graf von Geldern, bis Florenz V. endlich in einem || 
Alter von 15 bis 16 Jahren (1269 — 1270) % 
die Zügel der Regierung felbft übernahm, | 

Er führte mehrere Kriege, und baute fünf 
—— nehmlich in Medenblik, Alkmaar, be 


a) ©. Van der Wonude Chronik van Allan p- 19. | 
b) ©. Scriveriar. Graavenhage. p. 220. 
ce) ©. Jo. a Leydis Lib. XXIH. c. 15. insbefondere | 


aber Meermann Gaschiedenis van Graaf Willem |: 
; van Holland, Roomsche *—— T. II. 797: 8. 4 


p- 106. 





x 2 — 
* 


















letztere bei ſeinem Tode noch nicht ganz vollendet 


zur Sicherung der Stadt gegen die Unfälle der Fries 
Ifen fein Werf, fo wie auch das Luſtſchloß Vogel: 
Hang eine Stunde von Harlem, Er vollendete den 
Ivon feinem Vater angefangenen Bau des Pallaftes 
lim Haag, und würde fein Sand durch. die fhönften 
Gebäude verfhönert haben, wenn er nicht verräthes 
riſcher Weife ermordet worden wäre. Er liegt, wie 
aud feine Gemahlin Beatrix in Rheinsburg begra⸗ 
ben, wo ſpaͤterhin die große Menge der daſelbſt be— 





Iftört worden ift.a). 


En I. befand fid bei dem Tode des Vaters in 
England, während ſich in feinem Sande Partheien 





—P 
gebildet hatten, die er nur mit Gewalt unterdruͤk⸗ 
fen Fonnte. Sein Tod erfolgte im Jahre 1299, 


ließ, die gerade Unie der Grafen von Holland, nach 
einer mehr als 400jaͤhrigen Regierung, 


dan | der Ermordung des Grafen Johann J. vers 


Todesnachricht erhielt, und eilte nad Holland, wo 
er auch ſogleich unter dem Namen Johann II. zum 


destructa Principum Virorum Monumenta olim 
varia etc.‘ Vid. Batavia Sacra. p. 560. 





| Einleitung. nt a 
delburg, Eenigenburg und Rinwenbom;, ke 


war. Auch iſt der beruͤhmte Damm von Alkmaar, 


findlichen Monumente von den — eve, 


Sohann von Avennes, der einer Theilnahme 


daͤchtig war, befand fih in Frankreich, als er die 


1 * ‘,,In Tepnsberzensi Ecclesia per Iconomachiam - 


‚Sein Nachfolger und einiiget Sohn, Jo⸗ 


und mit ihm erloſch da er feine Erben hinter⸗ 


Ku 
F 


Ki. Erlatum⸗ 


Grafen von Holland und Seeland ausgerufen ward. b 

Die ältefte Urkunde vückfichtlich diefes Vorfalles iſt 
> der Brief der Bürger von Dordreht a), 7 
Johann II. führte mehrere Kriege, und dars 

unter einen mit großer Crbitterung gegen den 
Kaifer Albert, der die genannten Grafſchaften, als 
dem Reiche anheim gefallen, anſehen wollte. In 
dem deshalb geſchloſſenen Frieden ward ausgemacht, 
daß ſie als Reichslehen dem Johann II. und ſeinen 
os Ss verbleiben Werd: 


nifoner zu Balenciennes b). 


Ihm folgte Wilhelm IH. , genannt ber Gute, 1 
in dev Regierung, die. er beinahe 32 Jahr ruͤhm⸗ j' 
li verwaltete, Er foll lange Zeit einen Kreuke 
zug beabfichtigt, und mehrere andere Fürften dazu‘); 
überredet haben. Der Benezianer Marinus Sanu⸗ 
tus, der fange in des Grafen Gunft ftand, bes | 
hauptet, daß Niemand beffer als er im Stande 





a) Bei Balen, Dordrecht. p- 728. — - daß, wir | 
einen hohen und edlen Prinzen und einen wiürdi= 
gen Herrn, Johann, Grafen von Hennegau, ber” 
dur das Erbrecht Graf in Holland, Seeland und & 
Friesland ift, zu unferem rechten Herrn angenom= 
men haben u. f. w. "©. Allgemeine Gefhichte der 
vereinigten Niederlande von 3. Wagenaer; über: | 
fest von Zoze. Band I. p. 447. A’ 


» S. Mieris op.den Ongen Klerk. Bl. 202. 


n RR * u, — 
Einleitung. xxuix 


eweſen ſey, den Kaiſer Ludwig von Baiern mit 
dem Pabſte wieder auszuſoͤhnen a). 

Sein Sohn Wilhelm IV., ein kriegeriſche 
Mann, folgte ihm, und ſtarb 1345, nachdem er 
Kriege geführt hatte gegen ‚Spanien, gegen die 
(irthauer in Preußen, und gegen Frankreich: und 
Friesland. Da er ohne ehelihe Nachkommen ger 
orben war, fo ward feine Schweſter Margarethe, 
l Gemahlin Kaifer Ludwigs von Baiern, zur Graͤ⸗ 
fin von Holland und Seeland erflätt. 

So oft aud ſchon bei dem, ohne Hinterlaffung 
Fechtmaͤßiger Erben erfolgtem Zode der hollaͤndi⸗ 
Ichen Grafen Unruhen in diefen Ländern. entflans 
ben waren, fo hatte fi doch der Geiſt der Zwie⸗ 
racht nie fo unter alle Stände, in den Städten 
Ivie auf dem Sande verbreitet, ald nad) dem Tode 
Er IV. Während diefer Unruhen hatten. 
ich zwei Wartheien gebildet, die Hoekfhen, und 
ie Kabbeljaum’ fhe, melde beinahe 150 Sehr 
fortdauerten, Wilhelm hatte außer Margarethen 
10) nr een hilippine, EN wels 












# 4 


v 


Wilhelm die ann jedod mit Vorbe⸗ 
alt der Suveraͤnitaͤt. Als aber der Kaiſer Ludwig 
4 — ©. Marini Sanuti Epist. VI. p. 298. vH. p. 


299. ; VII. p. 300. XIV. p. 502. XVII. pag. 
- 310. Bergl. Epist. XVI. p. 3o7. XIX. p. 312. 
XXI. p. 334. e * | 














u N Cinitung, ' 
1347. Keſtbrben war, uͤberließ ſie Withelmen die 
Grafſchaften Holland und Seeland ganz, ‚und ber 

hielt nur Weniges für ſich. J 

Aus den allgemein verbreiteten Micelligfeis, 
ten entfland endlich ein Krieg zwifchen Mutter und | 
‚Sohn. Margarethe übernahm zwar wieder die Re⸗ 
gierung, mußte aber, da ihr Sohn ſowohl unter | 
dem Adel als in den Städten eine größere Parthei 
hatte als fie, ihren Schwager Eduard III von’ 
England zu Hülfe rufen. Während diefer Unruhen" 
wurden 17 adlihe Schlöffer der Hoekſchen a) Par⸗ 
thei zerſtoͤrt, wobei, wie man behauptet, in dieſen 
Gegenden zum erſtenmahle Schießpulver gebraucht | 
worden fepn fol b). Nachdem fich die Streitenden | 
wieder verſoͤhnt hatten, erhielt Wilhelm V. dien) 
a Graffhaft Holland, und die übrigen Beſitzungen, 
und feine Mutter Margarethe, die Grafſchaft Hen⸗ 
negau.  Gie farb Furz darauf im Jahre 15557 
zu Valenciennes. | m 

Wilhelm V. verlobt den Verftand, —* muß R 
te während der Iekten Jahre feines Lebens bes N 
wacht werden. Nad feinem im Jahre 1589 0) 
erfolgtem Tode, folgte ihm fein Bruder ’ .... 


„a) ©. Jo. a Leydes lib. XXIX. cap. ı7. ' 
6) ©. Du Cange Glossarium Voc. Bombarda. 


c) Einige fegen feinen Zod in das J. 1377: S. Jo. a I 
Leyd. lib. XXXI. c. 29. Andere in das Jahr Ei 
1579. ©. Meyer ad Annum 1379; indefjen ſcheint J 
die Meinung des Verfaſſers der allgemeinen Ges )| 
Tchichte der vereinigten Niederlande Th. IL. * 28. 
Dr wahrfcheinlichfte zu feyn, ' 


9 — Rz .? a 5a 


- % — J 
Etletung le —— 













ben Baierh,) der fein Vormund oeweſen war, in | 
| der Kegierung — ———— 

Albrecht, der auch in ——— gegen. die Mau⸗ 
‚Iren kaͤmpfte, war in mehrere Kriege verwickelt. Er 
hatte viele Kinder. Seine Toter Margarethe vers 
* ſich mit Johann, Herzoge von Burgund, 
— aus dieſer — entſproß Philipp der I 


| —** 
| Albrecht ältefter Soßn war. Wilhelm m mit wels | 
chem er aber immer in Streit lebte, Zu eben der Zeit, 
als in Holland die Partheien der Hoekſchen und 
Ben. rn erhoben fi in — 





* ſo ſoͤhnte er ſich mit ſeinem Sopne 
dieder aus, deffen Zapferfeit ihm befannt war, 
‚Die Friefen wurden mehrmahls von ihm befiegt, 
12 ſtarb 1404 und ward im Haag begraben... 
Wilhelm VI. ward im Jahre 1405 zum 
Iscafen von Holland ausgerufen, und übernahm ( 
Die Regierung aller Staaten feines Vaters, Die 
Anruhen der verſchiedenen Partheien faßten inzwi⸗ 
chen immer tiefere Wurzeln, Wilhelm hatte die 
Tochter des Herzog Philipp des Kühnen von Burz 
hund zur zweiten Gemahlin, und von ihr eine ein 
ige Tochter, Jacobine, oder Jacobagea, Die bei eis 





ner PS N. 3 ei 
zu feiner einzigen Erbin erflärt, und mit dem | 
Dauphin, dem Sehn⸗ Karls VI. von Frankreich 4 
vermaͤhlt ward. Aber ſowohl ihr Gemahl als 
Wilhelm ſtarben bald darauf, und Jacobine von 
Baiern ward 1417 in einem Alter von 17 Zah: 
ven regierende Furftin. Unter ihrer Regierung 
dauerten die Mishelligfeiten zwifchen den Hoek— 
fhen und Kabbeljaums nicht nur fort, fondern 
nahmen fo zu, daß fie fi zu einer zweiten Heir 
vath mit ihrem ‚Vetter, dem Herzoge Johann von 
Brabant entfchloß, der, als ihr Gemahl, als Graf 
von Holland anerfannt ward, | 
Mit den misvergnügten Partheien verband fih 
nun der Herzog Johann von Baiern, ein Brus ' 
der. des verftorbenen Wilhelm VI. unter dem Vor—⸗ 
wande, Anfprüche zu haben auf die Regierung. 
Ungeachtet ev. 27 Jahre lang Bifhof von Utrecht 
gewefen war, erhielt er vom Pabſte Martin V. 
die Erlaubniß zu heivathen, und vom Kaifer Gis 
gismund die Belehnung mit den Grafſchaften. 


Die Feindfeeligfeiten begannen von beiden Geiten | | 


zwifchen verfhiedenen Städten, und die allgemeine 
Verwirrung ward durch den Umſtand befonders 
‚begünftigt, daß Jacobine ganz anderen Geift, und 
ganz andere Leidenſchaften beſaß, als ihr Gemahl. 
Sie wurden mit Bewilligung des Pabſtes geſchieden, 
und ſie begab. fib nah England, woſelbſt fie ſich 
mit dem Kerzoge von Ölocefter, Humphried, vers 
maͤhlte. Nun waren vier Praͤtendenten vorhanden: 

der. 7 


a 





- 


Er. . tu: E00 


der. IR von "Öfocefter, Johann von Brabant, 
der Herzog von Baiern, und der Herzog Philipp von 
‚Burgund, Die Anzahl der gelieferten Schlachten, 
der eroberten Städte und der Ermordungen ver⸗ 
mehrte ſich immer mehr, und es war beinahe Fein 
| Det: mehr, wofelöft das Blut nicht in Strömen 
| fleß. 



















Der Tod Johannes, Herzogs von Brabant, 
i * die Scheidung des Herzogs von Gloeceſter 
von Jacobinen hatten einen Vergleich zwiſchen 
Philipp dem Guten und Jacobinen zur Folge a), 
| die, ihm ihre Rechte abtrat, Sie flarb 1456 
| und ward im Haag begraben. Auf diefe Weiſe 
kamen dieſe Länder, die beinahe 80 Jahre im Be⸗ 
ſitz des Haufes Baiern gewefen waren, wiederum 
in Befik der. Herzoge von Burgund. ° Philipp 
| ward nun Graf.von Holland und Seeland, und 
Herr von Weftfrieelend, und ihm gehörten außerz 
dem noch die Herzogthümer Burgund, Brabant 
und Limburg,‘ die Graffchaften Flandern, Bur— 
gund, Artois, Hennegau, und durch einen Vers 
glei mit der Erbprinzeſſin von Hennegau, auch 
in: 
* * * | 
a ©. Accord entre Philippe de Bönkedehe et Jac- 
quette des Bayiere: Preuves de YHistoire de 
\\ +» Bourgogne und Histoire senerale de ‚Bourgogne. 
* Dijon 1781. fol. Tom. IV. p. 129. und p. 133. 
' die Leitres par lesquelles Jacquette de Baviere 


donne ayis au Pape quelle s’est dessaisse de s ses 
pays en faveur du duc Pnilipe etc. 


Fiorillo. Ir Th. 


u 


4 


xxxiv Einleitung. 


Ehe ich weiter gehe, ſey es mir erlaubt, auf 
gleihe Weife einen Blich Ruf Burgund zu wer⸗ 
fen a). 

Die Burgunder find ohne Zweifel ein: beut⸗ 
ſches Volk b); Geſtalt, Geiſt, Gemuͤthsart, Sitten, 
Sprache, alles verraͤth einen deutſchen Urſprung ec). 
‚Schon in den fruͤheſten Zeiten, als fie ſich in 
Gallien niederließen, hatten fie ihre eigenen Koͤ— 
nige, und behielten fie bis zu ihrer Vereinigung 
mit Franfreich durch Chlovis Söhne, Ruͤckſicht⸗ 
lich ihrer Anzahl find die Schriftfteller fehr ver— 
fehiedenee Meinung; men weiß jedoch, daß zwis 
ſchen den Jahren 420 und 450 mehrere Kirchen, - 
Klöfter und Abteien errichtet worden find, Niemand 
giebt indeffen von ihren Königen genauere Nahe 
vicht als Gregor von Tour, deffen große Liebhaberei 
der Baufunft und Mahlerei feine Befchreibungen 
des Pallaftes zu Dijon, eines Tempels in Auvergne, 
und einer, auf feinen Befehl wieder hergeftellten 
und ausgemahlten Kirche hinreichend beweifen. 


a) AS ich den.. dritten Theil diefes Werkes heraus: 
gab, welcher die Geſchichte der Mablerei in Frank: 
reich enthält, habe id, wo die Rede von den er: 
ſten, unter den Zränfifhen Königen ausgeführten 
Kunftwerfen ift, nur im Vorbeigehen Einiges gez 
fagt, was Burgund insbefondere betrifft. 

b) Manche Schriftfteller laſſen die Burgunder, bald 
von den Römern, bald von den Bandalen, Gothen, 
Hunnen, Scythen und Deutfchen abftammen. ©, 
Histoire de la Bourgogne. Tom. I. p. 6. 

©) Man fehe befonders Gregorius Zuron, an meh: 
reren Stellen. — 








\ b Er 


Die große Menge Statuͤen koͤnigl. Perſonen 


aus dem erſten Geſchlecht der Merowinger ſind rohe 


Verſuche ohne Kunſt und Geſchmack, und groͤßten⸗ 


| theils aus den alten Portalen ihrer Cathedralkir⸗ 


chen genommen. Ein großer Theil dieſer Statuͤen 


iſt, wie ih ſchon an einem andern Orte bemerkt ha⸗ 
be, nicht ſo alt als man glaubt, und zum Theil im 
ııten und 12ten Jahrhundert entweder reſtaurirt, 
oder nach den alten verfallenen, oder von den Nor⸗ 


maͤnnern zerſtoͤrten Originalen copirt, ein Schick⸗ 


ſal, welches der groͤßte Theil dieſer Monumente in 
verſchiedenen anderen Kriegen erfahren hat. Mont⸗ 
faucon a) bemerkt ſehr richtig, daß außer einigen 
Grabmaͤhlern alter fraͤnkiſcher Könige ſich nichts 
bis auf unſere Zeiten erhalten babe, und auch 
dieſe ſind, wie man an den Characteren der In⸗ 


ſchriften fehen Fann, reſtaurirt worden. Viele der 


praͤchtigen, mit Statuͤen veih geſchmuͤckten Portale 
ſind durch den republikaniſchen Fanatismus, und 
waͤhrend der gaͤnzlichen Verachtung aller Religion 
| völlig zerſtoͤrt worden, mit Ausnahme des Wenigen) 
was durch Je Noir's Sorgfalt gerettet, und in 


dem jetzigen National-Mufeum bei den Auguſtinern 
in: Paris vereinigt iſt b). Ruͤckſichtlich Le Noir's 


— Erklaͤrungen habe ich ſchon das Noͤ⸗ 
— 
” Monumens de la Monarchie frangaise. Tom, L. 
P- 258. 


b) ©. Musee des monumens frangais. 


C* 


nn 


Einleitung, xxv 


\ 


AXXVI Einleitung. 


thige an einem andern Orte in meiner Geſchichte 
der Mahlerei in Frankreich bemerkt a). 
Dieſe Kunſtwerke waren auch noch roh EN 
plump unter der Regierung der Karolinger; man bes 
‚merkt inzwifchen etwas Driginelles an ihnen und eis 
nen gewiffen Geift im Ganzen, und fie verdanfen ' 
dieſen Fortfchritt ohne Zweifel Karl dem Großen, 
der. bei feinen unaufhoͤrlichen Zügen nicht nur die 
Veberbleibfel römifcher Derrlichfeit in den ſchoͤnen 
Künften, fondern auch das Schaffen und Treiben 
anderer Nationen zu beobachten Gelegenheit gehabt, | 
hatte. Es ift Feinem Zweifel unterworfen, daß er 
Songobardifche Künftler gebraucht, und nah Franf- 
veich verfeßt-habe, indem, wo er baute, der arabifhe 
Styl, befonders in den Zierrathen oft vorherefcht. 
Ich darf. nicht unbemerft laffen, daß alle 
Statuͤen der Könige aus dem Merowingifhen Ges 
ſchlecht aus jener Periode um den Kopf eine Scheibe ) 
haben, wie einen fogenannten Keiligenfhein, ein 
Gebraud, . der fpäterhin nicht mehr beobachtet | 
ward. 4 
Burgund. erhielt unter Karl dem Großen eine 
Menge neuer Kirchen und Abteien, und unter ' 
diefen auch die zu Corbigny b). Auch waren die ' 
Schenkungen an fromme Stiftungen nicht geringer 
von Seiten der fränfifhen Könige zweiter Linie, 
Der lebte. Burgundifche König war Godowar. 


a) Banb III. p. ıı, 
b) ©, Histoire de la Bourgogne. T. I. p. 109. 


* 





J Die 


| Einleitung Wxym 
Nachher Fam das Sand im Jahre 534 in Beſitz 
der fränfifhen Fürften, mit Ausnahme  deffen, 
was der Gothifhe König Theodorich bereits mit 
Italien vereinigt hatte, no 
In der folgenden Zeit erlitt das Burgundi⸗ 
ſche Reich viele Zerftückelungen, Die erſte fand 
im Sahre 843 ftatt, als das Reich unter die Söhne 
Ludwigs des Frommen getheilt ward; die zweite 

kurz nad dem Tode des Kaiſers Lotharius, welcher 
noch einmal das Ganze unter feine drei Soͤhne 
vertheilte; und endlich die, dritte, als der König 
von Auftvien, Lothar, den Theil von. Burgund 
abriß, den ervon feinem Vater, dem Kaifer, erhalten 
| hatte a). 1.2 
Gontran, ein fehr religiöfer Fuͤrſt, errichtete 
|; mehrere Klöfter und Abteien und befcenfte fie 
reichlich b). 


a) Er trennte Burgundia Transjurana, indem er es 
im Sabre 858 und 859 feinen beiden Brüdern, 
dem Kaifer und Könige von Stalien, Ludwig, und 
dem Provencalifchen Könige Karl überließ, von 
"Burgundia Cisjurana (dem nachherigen Franche 
“Comte und Graffchaft Burgund), welches er bis 
an feinen Zod behielt. Diefe beiden Theile von 
dem obern Burgund find in der Folge nie wieder 
mit einander vereinigt worden. S. Histoire , de 
Bourgogne. T. I. Liv. II. p. 154. 


b) Die Gründung und Ausflattung des Kloſters des 
heil. Marcelus bei Chalons an der Saone, war 
nur der Anfang von Gontrans Freigebigkeit gegen 
die Burgundifchen Kirchen. Außer den Gütern bes 
fchenfte er fie auch mit foftbarem Kirchenfchmud 
zum Dienft Chrifti und der Heiligen, mit Kreußen, 








av Einleitung, Be 


Unter Clotar U. fam ganz VBurgum an das | 
_ Seänkifche, Reich, und gegen das Ende des erften 
Fränfifhen Regentenftammes wurden unzählige 
geiftlihe und. fromme Stiftungen, gegründet: a). 
Drei Burgundifhe Alterthämer verdienen in meh⸗ 
reren Hinfichten einer befonderen Erwaͤhnung: es 
‚find die alte Kirche des heil. Benignus au Dijon, 
* Rotunde und das Portal b). 
Won dieſer Kirche, welche im. Öten —— J 
9 von Gregorius, Biſchof zu Langres, erbauet, 
im gten und ııten Jahrhundert reſtaurirt, im Fahr 
1272 zerſtoͤrt, und darauf in ihrer jetzigen Ge⸗ 
ſtalt wieder aufgebauet iſt, kann man ſich, bes 
ſonders ruͤckſichtlich der drei auf einander ſtehenden 
Kirchen, ohne hiſtoriſche Notizen kaum einen Ber 
griff machen, 


Reliquien Kaͤſtchen, Kronen, oa und Be } 
55 ‚nen Gefäßen u. f. w. 


a) Bei dem Sahre 1048 finde ich im Beben Olberti 
Abbatis Gemblacensis (Gemblours) bei Mabillon 
„in. Act.. St. Ord. Benedict. Tom. VIII. p. 630. 
, Fecit tabulam argenteam ante altare Sancti Pe- 
tri, anaglyplo opere non indecore caelatam: duas 
quoque alias argenteas minoris qualitatis ete. — — 
Candelabra arsentea fusilia duo; Calicem aureum 
unum, argenteos sex: Thuribula argentea duo: 
textus Evangeliorum unum aureum, tres argen- 
teos etc, etc. Tapetia etc. etc. 


b) Dissertation sur les anciennes Eglises de St. Be- 
nigne de Dijon, et sur Yantiquites ‘de la Rotonde 
et > du grand Portail de YEglise qui subsistent en- 
core aujourd’ hui. ©. ‚Histoire gen, et PAR de 
ah Tom. Lp. 476. 


* 





| | Cineung. | BE. 
— Das Grab des heiligen Benignus war 9 
Fuß fang, 45 Fuß breit und beinahe 12 Fuß 
hoch, und von Holz, aber ganz mit goldenen und 

ſilbernen Platten bedeckt, auf welchen die» Öer 
burt und die Seidensgefchichte Chrifti abgebildet, 


Der Abt Wilhelm verfaufte alle dieſe Koftbarfeiten 
zur Unterftügung der Armen während einer Hunz 
4 gersnoth, und das Grab behielt nur die daran bes 
| findlichen Zierrathen von Holz. 
Das Portal war mit vielen Statuͤen geſchmuͤckt, 
unter welchen ſich auch die einer Koͤnigin befand, 
die Mabillon für die heilige Clotilde a) hält, die 
aber von franzöfifhen Scriftftelleen „die Könie 
gin Pedanque“ genannt wird, weil fie einen Gans 
ſefuß bat. 
Aehnliche Figuren ſah man auch am Portal der 
Kirche Notre Dame de Neſſe in dem Kirchſprengel 
Troyes, zu St. Peter de Nevers, zu St. Pour⸗ 





8 Hauptfiguren, an jeder Seite vier, welde 67 
Fuß hoch, und wie Caryatiden an die Säulen ange⸗ 
lehnt ſind. Rechts ſtehen die Bilder eines Koͤnigs, 
des heil, Peters, Moſes, und der Königin mit dem 
Gaͤnſefuß: links ein König, der heil. Paul, ein Bir 
| ſchof und un ein Ems Hier haben aher bloß der 


a) ©. Mabillon ak Ord. St. Bened, or 50, 
.Nro. 35. ‚„‚Monasterium beatae Mariae iR Ni- 
gella, Pedis-anserini reginam, vulgo la Reine 
RS * 


und die mit Edelſteinen und Perlen beſetzt waren. 


| ein und an anderen Drten. Das Vortal enthielt - 


des heil. Sazarud von Autun, (dev Hauptfirche defz 


Lu or # Eintetung: 


heit. Peter, Moſes, ‚der heil, Paul: und der Bi: 
fhof den Nimbus a). Neben einer Menge ander 
ver Figuren im Bogen und in der hinteren Wand 
deffelben fit Chriftus von zwei Cherubim und den 
Symbolen der vier Evangeliften, und von zwei 
Königinnen umgeben auf einem Throne. Unten 
ift die Geburt des Herrn, der Engel welder den 
Hirten erfcheint, die Mohrenfönige zu Pferde 
vom Öterne geleitet, und die Anbetung devfelden, 
Nach mannichfaltigen Unterfuhungen ift e8 ause 
gemacht, daß diefes Kunſtwerk in das 11fe oder 12te, 
und nicht, wie man behauptet hat, in das öte : 
Sahrhundert gehöre. 


Diefer Geſchmack des ı1ten und 12ten Jahr⸗ 
hunderts herrſcht auch im großen Portale der Kirche 


felben Sprengel$) 5» in der Abtei zu Vezelay in 
in derfelben Diöces; in St. Vincent de Macon, 
und in den Reften der Hauptfirhe St, Peters 
zu Nantua, einer Abtei dev Diöces von — 
u. ft w. b). 


In meiner Gefhichte * Mahlerei in Frank⸗ | 
veich habe ich der Abtei Eluny in der Nähe ‚von 
Lyon gedacht c), melde während der Unruhen der 


2) ©. Hist. de Bourgogne. T. I. p. 503, 
..b) ©, Hist, de Bourgogne, T, I. p. 514. 
c) S. Band IH, p- 21. 














; era — 
ki, — en 
vi. Einlitme xxca 


franzoͤſiſchen Revolution verfauft worden iſt; ich 
habe inzwifchen den. Erfolg nicht erfahren a). 
Beinahe alle: Herzoge des erſtern Stammes 
haben eine Menge Kirchen und Klöfter erbauet; ihre 
Geſchichte ift aber ruͤckſichtlich der Kunft nicht ergie— 
big. Unter ihnen darf ich Hugo's des Dritten nicht 
vergeſſen, der 1192 in Tyrus ſtarb, und im Jahre 
, 2172 in der Kirche der Ziſterzienſer⸗ Abtei eine Ca— 
pelle zu feinem Begräbniß geftiftet hatte, in welcher 
I man folgende Grabfhrift lieft. ,,Hie jacet stre- 
| nuissimus dux Burgundiae Hugo II. filius 
Odonis I. qui gloriosa morte occuhuit in ex- 
peditione orientali contra Infideles anno 1102. 
| Fundaverat sacram Divionensem Capellam ; 
| anno 1172. Vivat in Coelis perenniter, Amen.“ 
| Die in der Histoire de Bourgogne Tom IL, 
I ©. a7. 541 — 343. 545. 353: 357. 380. 383. 
451. Aus, 521. 525 abgebildeten Grabmonus 
mente find alle geſchmacklos b). Dasjenige, weldes 
p: 385 fteht, zeichnet fih aus. Es ift das Grab 
I mahl Wilhelms von Wien, Abts von St. Seine 
I und Eybifhofs von Rouen, der zwar in Paris 
| flarb, deffen Körper aber in diefes von ihm in 
I feiner Abtei St. Seine erbaute und mit vielen 
| Statüen geſchmuͤckte Grab gebracht ward. | 
| a) ©. in Hinſicht ihrer Le Noir Musee des Monu- 
mens frangais. Tom. I. p. 6, * 


b) In der Abtei zu Fontenoy, in der Capelle der 
Herzoge von Burgund find einige intereſſante Mo— 
numente, 3. B. das der Johanna von Frankreich, 
Herzogin von Burgund und Gemahlin Eudes IV. 


2 


* Nr . y \ ” N 
. . 


SL Enletung. 


—* Philipp dem Kuͤhnen, dem a Bur⸗ 
gundiſchen Herzoge vom zweiten Stamme a) fängt 
die Gefchichte der Künfte in Burgund an intereffans 
ter zu werden. Er war ein Fürft von fehr eder | 


lem Gemüths Unter einer Menge Stiftungen .' 
und Scenfungen zeichnet fih das Gartheufers 


Klofter zu Dijon aus, welches er 1584 für 24 Möns 
he und: Priefter, und für fünf Layen ftiftete und 
dag La Maison de la Trinite- genannt, und mit 
Gemählden von einem deutfhen Mahler Crank 
ausgeſchmuͤckt ward, Die Einweihung gefhah 1387 
durch den Bifchof von Troyes. Der Herzog fihenfte 
dem Klofter eine Menge Koftbarfeiten; ein vergol⸗ 
detes ſilbernes Kreug mit einem Chriftus und zwei 


Marien zu feinen Füßen (wahrſcheinlich Maria 


und Sohannes), ein Rauchfaß, zwei Fleine Schenk 


gefäße zum Wein und Waffer für den Priefter bei © 


der Meffe, dreizehn Kelde, und dreizehn Fleine | 
Löffel, und zwei Kelchſchuͤſſelchen um die Kelche damit 


a) Die Vereinigung Burgunds mit den Niederlanden 
beginnt erfi mit Philipp dem Kühnen. Er war ber 
jüngfte Sohn vom Könige Johann von Sranfreic, — 
und erhielt Burgund als franzoͤſiſches Lehen, gruͤn⸗ 
dete den neuen SHerzoglichen Stamm, und heiras 
thete 1569 Margarethen, Erbaräfin von Flans 
dern, Artois, Nevers, Nethel, Salins und Mes 
cheln. Auf diefe Weife famen in einem Zeitraume 
von ungefähr 100 Jahren alle übrigen Länder der 
Niederlande unter Herzoglich Burgundifche-. Herr: 
ſchaft, und fo ward Karl der Kühne, der letzte 
männliche Sprößling diefer Familie, in Beſitz ei⸗ 
ner großen Monarchie. . 





u bedecken. Außerdem ſorgte er fuͤr das Geraͤthe 


ſchornem Sammet mit feinem geſtickten Namen, das 








‚jedem Tapetenſtuͤck waren in der Mitte von Cppris 





‚eine Tapete von Goldftoff ſticken, an welcher .die 
| Arbeit allein 6000 Livres Eoftete a). Im Jahr 1393 
ſchenkte der Herzog dem Canzler von Burgund, wels 
‚cher geweihter Bifchof von Arras gewefen war, 


N) 


‚nen mit einem großen Sapphir, und der andere mit 


\ goldnes mit Edelfteinen befeßtes Bild zum Geſchenk, 


Crucifix von Gold mit Edelfteinen, zu deffen bei⸗ 


‚Gold fanden, und viele Eoftbare Steine und einen 
I Eameen, 


| beſchenkte er ebenfalls mehrere engliſche große Herrn, 





und Dorf. Die Geſchenke beſtanden in drei praͤch⸗ 
| tigen Hauteliffe- Tapeten, wovon: eine die Gefchichte 
| Pharaond mit den Iſraeliten darftellte. Der Ger 


wa) ©. Hist. de Bourgogne. T. IH. P. — und die 
Note XXI. p. 





| andere mit blauem Atlas ausgeſchlagen war. In 


ſchem Golde zwei Limonen» und Apfelfinenzweige, 
| und Turteltauben geſtickt. Im gleicher Zeit ließ er 


‚ einen Biſchofs⸗Ring mit einem großen Rubin Balai 
und fünf großen Perlen, und noch zwei andere, eis 


| einem Rubin-Balai. Der Pabſt erhielt von ihm ein. 


die Verkuͤndidung vorftellend; ferner ein Bild des R 
| Beil. Antonius von Golde mit Edelfteinen befeßt, ein 


unter anderen Die Herzöge von Gloceſter, Sancafter 


a, 0 


zweier Zimmer, von welchen dag eine mit unge 


I den G©eiten die Bilder der beiden Marien von 


Amin einen Uinterkatdhrigen glücklich zu fepn, 


zum Einleitung. 


genftand der beiden anderen ift unbefannt, Als er | 
fuäterhin ſich wegen Unterhandlungen in Boulogne 
aufnielt, fchenfte er dem Herzoge von Lancafter eine 
ähnliche Tapete mit der Gefchichte Chlovis's, und dem 
Herzöge von Ölocefter eine andere mit. der Bel # 
ſchichte der heiligen Jungfrau, | f 
| Die übrigen Herrn erhielten drei Hauteliffes 
- Zapeten mit Cypriſchem Golde geftict, wovon die 
eine die Kreutzigung Chrifti, Die andereden Calvarienz ” 
Berg, und die dritte den Tod der heiligen Jung \ 
frau darſtellte. Außerdem fehenfte er noch eine ' 
folhe Tapete von Arras ‚mit Cypriſchem Golde, 
und Ließ drei andere von derfelben Art verfertigenz ” 
eine mit der Gefchichte des Königs und der 12 
Pairs, eine mit den fieben Tugenden, und eine ° 
mit den fieben Saftern a). Der Herzog machte 
überhaupt gern Gefchenfe an Juwelen, Gold und "| 
Silber. Unter andern Koftbarfeiten fchenfte er 


a) Sn der Chronique de Flandres, anciennement 7 
composee par Auteur incertain, et nouvellement 
mise en lumiere par Denis Sauvages de Fonte- 
naille en Brie, Lyon ı56ı. fol. finde ich im 2ten 

. Bande p. 140. bei dem Sahre 1397: „daß, als 

der König von Frankreich und der Herzog von 

Burgund dem Großfultan Bajazet Gefchenfe ſchick⸗ 

ten, ſie ſechs Saumthiere damit beladen ließen: 

zwei davon trugen Hauteliſſe-Tapeten von Arras, 
auf welchen die Geſchichte Aleranders des Großen ' 
vorgeftellt war; zwei andere waren mit den ſchoͤn⸗ 
ſten Tuͤchern von Rheims, und die beiden letzten 
mit den ſchoͤnſten Scharlachtuͤchern beladen. Auch 
hatte man ſich einige weiße Falken (Gerfaux) zu 

a gewußt, welche ebenfalls mitgefchidt wur: 

en 








‚Einleitung. Ri 


den Eardinal von Viviers eine mit Gold geſtickte 
Tapete, worauf die Kreutzigung Chriſti abgebildet 
war, und als feine Tochter Maria mit dem Grafen 
von Savopen vermählt ward, erhielt fie eine un: 
glaubliche Menge Koſtbarkeiten, und darunter Ger 
| väthfihaften für eine Gapelle, Zimmerfapeten, Sticker | 
reien u. ſ. w. 

Johann der Unerſchrockene iso ein 
Sohn Philipps IL, Herzogs von’ Burgund: vom 
| zweiten Stamme, ließ, im Sahre 140% eine Mens 
ge Sumelen, Geräte und Kleider verfaufen, um 
einige Schulden feines verſtorbenen Waters zu ber 
jahlen. „Ils vendirent des joyaux, des t«- 








J darauf ließ er wiederum mehrere Sachen verkaufen 
qui consistoient en de belle argenterie char- 
| gee de pierreries. “Wenige Jahre naher nahm 
er auß feinem Meublen - Worrathe ‚une gquantite 
| ’ornemens precieux, de tableaux, de Mitres, 
de tables ‘d’Autel et autres biens:meubles en 
) grand nombre““ die er feinem Beichtvater, dem Bir 
ſchofe von Arras Martin Poree fhenfte, Ferner‘ 
ließ er einige Zeit darauf durch ſeinen Kammerdie⸗ 
‚ner und Aufſeher feiner Zimmer, Capellen und 
Tapeten, Johann von Neufport, noch andere Ges 
ſchenke ausliefern, und fügte ihnen. MERNee Sehnen, 
Standarten und Flaggen bei. 

Auch im Jahre 1412 verſchenkte er Juwelen und 
| Silberzeug an die fhon oben genannten drei engli= 
ſchen Geſandten: der Biſchof von St. David erhielt 





blenux, habits et autres meubles.“ Einige Zeit 


Ver h Einleitung. 


zwei Altarblaͤtter und eine Tapete, und jr der 
: beiden anderen eine Zapete von Arras. 
Was das, dem Herzoge Philipp dem Kügnen. | 

in der Sarthaufe zu Dijon errichtete Grabmahl ber 
trifft, fo hatte Philipp felbft ſchon mehrere Jahre 
vorher dazu eine Menge Marmor, Alabafter u. 
f. w. .angefchafft. Seine Rehnungsbeamten fchlofs 
fen einen Contract mit: einem gewiffen Claux de 
Wrne, feinem Kammerdienerund Bildhauer, und 
mit dem Oheim deffelben, Claux Sluter a), ver⸗ 
möge deſſen man ihnen beiden für die Arbeit an 
dem Grabmahle die Summe won 5612 Livres aus⸗ 
zahlen folle. Der Contract ift naher dom Fuel 
age. ah genehmigt worden, ihn 
Außer dem Bilde des Herzogs, der mit ge⸗ 
faltenen Haͤnden liegt, und zum Kopfe zwei klei⸗ 
ne Engel, und zu den ‘Füßen einen Jömwen hat, | 
fieht man vings umher in erhabener Arbeit ' eine 
Art Portifus von deutſcher Architektur, unter wel 
chem 14 Gartheufer in Prozeffion ſtehen, viele in 
traueunder Stellung, den Kopf mit der Mönche 
futte verhält. Der Anführer der Prozeffion hat 


| 
4 
; 
i 
4 


a) Sch finde in den Preuves de Fhistoire de Bour- 

" gogne Tom. III. p. 45. Nro. 76. eine Rechnung 
über die goldenen und filbernen Gefäße, welde dem 
Herzoge von Burgund durch die Herzogin im No: | 
vember 1382 nach Peronne gefchidt wurden, häufig | 
eines Sofeph von Hal, oder Halle gedacht, der Herz 
zoglicher Kammerdiener und Goldſchmidt mar. 





* 


Einleitung.  zuvin 


Bespermantel — und ein Setesue in be 
‚Hand a). —— 
1 Das Grabmahl des —— —** und — * 
ner Gemahlin, ebenfalls bei den Carthaͤuſern zu 
Dijon, ſcheint von demſelben Kuͤnſtler verfertigt 
zu ſeyn W) und iſt in derſelben Idee ausgeführt. 
Auf dem Monumente Tiegt der- Herzog und die 
Herzogin, jeder mit zwei Eleinen Engeln’ zum Kor 
pfe; der ee die Progeffion ver Carthäufere 


a) Sie ift in der Eat. de Bourgogne Tom. II. p. 
204. abgebildet. 
b) Sn den Memoires pour servir A Vhist. de Bois 
gogne, contenant un Journal de Paris etc. Paris 
| 1729. 4. findet fih eine Nachricht über die Dieners 
> fohaft der Herzoge von Burgund. Unter der Dies 
nerſchaft Philipp des Kühnen wird p. 50. unter 
den Kammerdienern eines Johann don Baumes 
oder Biauviez, ‚der zugleich Herzoglicher Mahler 
war, und des Claux de Vermes, eines Bildhauers 
gedacht, welcher das Maufoleum Herzog Philipp 
des Kühnen gearbeitet habe, Nobert le Gaigneur 
war Staffirer der Tapeten (appareilleur de tapis- 
serie). Unter Herzog Sohanns ‚Kammerdienern 
it p- 137. der oben ‚genannte Claux, de Vermes 
| (hier heißt er Chaux de, ‘Verne) wiederum als Her: 
zoglicher Bildhauer aufgeführt. Sohann Pilain und 
Soh. Mainfroy waren Goldſchmiede, und Johann 
Malves Mahler des Herzogs. 

Unter Herzog Philipp des Guten Kammerdie⸗ 
nern iſt p. 225. Philipp Machefoing als Juwelen⸗ 
Aufſeher genannt. Herzog Johannes Grabmahl war 

von Johann de la Vuerta, genannt d'Aroca, aus Ars 
ragonien, und zu Dijon wohnhaft, verfertigt. Er 
wird hier „, Tailleur d’images *° genannt. 
Unter Herzog Karls Kammerdienern ift der ein— 
I. zige Girart Loyet zugleich ag este 
"and General: Münzmeilter 





= wi * 


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d. 


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| ’ —  . » 
Moͤnche, die Anzahl der Perfonen, nehmlich vier 
zehn, ift mit wenigen Veränderungen daffelbe a). 


N Von Philipp dem Kühnen, und feinem Gobh: 


ne Sohann ohne Furcht befinden fih Portraitein 


der Garthaufe zu Dijon b). Portraite der vier | 
legten Herzöge, nehmlich Bhilipp des Kühnen, 


Johann's ohne Furcht, Philipp des Guten und 


Karls des Verwegenen fichen in der Voy. pitto- 
resq.-de la France. Tom. VII. p. 25. und find 
ſehr ſchoͤn. 

Dem Herzoge Johann ohne Furcht folgte ſein 


Sohn Philipp der Gute e), welcher, mie bereits 


erzählt 


a) ©. bie Abbildung befjelben in der Histoire de 
Bourg. T. II. p. 526, und zwei ſchoͤne Anfichten 
des Chors in der Gartheufer- Kirche zu Dijon in 
der Voy. pittoresque de la France. Tom. VII. 
Planche 24. . NEON Zu 

b) ©. Histoire de Bourg. T. IH. p. 1. u. p. 211. 

“c) Oft weiß man die wahre Urfache ber fürftlihen 
Beinamen nit. Wilhelm IH, Graf von Holland, 
erhielt den Beinamen „der Gute‘‘, vielleicht weil 
er das Heilige Land wieder erobern wollte. Aus 1 
eben: demfelben Grunde hat: ihn vielleicht auch Phi 
lipp erhalten, denn feine’ Strenge, und fein Be: 
nehmen gegen Sacobinen (fie ftarb 1434.) war wer 






nigftend nicht dazu geeigner, ihm denfelben zu ver: | 


Schaffen. Vielleicht ift er von feinen Hofleuten ;,der 
Gute ‘* genannt worden, wegen feiner Freigebig— 
keit, feines Luxus und feiner ungeheuern Ausga= | 
ben. La Marche Liv. I. ‚Chap. XXXVI. fagt, 
Daß er 400000 Kronen in Golde, 72000 Mark in 
Silberzeug und beinahe zwei Millionen in Meu- 
bien, Büchern und Gemählden binterlaffen habe. 
Philipps Hof war einer der üppigften. F Feſt 
olgte 








| Ant -mit: a ale, . von ne 
Graf von Holland und Herr von Weflfriesfand K 
ward, jedoch ſeine Herzogthuͤmer Burgund, Brabant, 
Amburg 1: ſ. w. beibehielt. Philipp war dreimal 
bermaͤhlt, aber. nur von feiner dritten Gemahlin 
Jſabelle, einer Tochter Johanns, Königs von Porz — 
ugal, hatte er einen Sohn a). Unter feinee | 
ı Regierung entſtand ein heftiger Krieg zwiſchen 
| Holland und Seeland, und den Hanſee-Staͤdten 

| Hamburg und Lübel u. ſ. w. Philipp felbft führte 
mehrere Kriege mit Muth, und flarb zu Brüggen 
‚im Sahte 1467. 

Unter den vielen Künftlern von berſchiedenem 
Verdienſte, "welche an ſeinem Hofe lebten, foll auch 
der berühmte Johann van Eyck geweſen n, meine 
deshalb angeſtellten Nachforſchungen find inzwiſchen 
— faͤmmtlich fruchtlos geweſen. Ich vera deshalb 








4 


folgte dem: andern, als er ben Orden des goldnen 
Vließes geſtiftet hatte: 


>. Die Freiheit im Umgange beider Geſchlechter — 
ſchritt alle Grenzen; ſelbſt die Baͤder waren ges 
meinſchaftlich. Der Hof bildete fich nach dem He 
z0ge, der bei feinem Tode 10 natürliche Söhne und 
9 natürliche Zöchter hinterließ, S. Commines lib. 
3. ch. 2. p. 12. und mehrere Stellen der bereits 
angeführten Chronique de Flandres; 


"a Nehmlich Karl'n, Grafen von Charolois, welcher 
1455 geboren ward, und 1454 in zweiter Ehe fi 

"mit Sfabella,, einer Tochter des Herzogs Karl von - 
2 Bourbon vermählte, bie ihm 1457. eine a. 
| Maria, gebar: 


I Birite ch nn D 





ei 


a ing. 
⸗ meine seien auf den MEER Band a Werkes ; 


* 


Heerfuͤhrer, und hatte es darauf angelegt Koͤnig zu 
werden. Er pluͤnderte Luͤttich, legte ſich aber in der 
che des heil. Lambertus einen großen heil, Georg zu 


lich Burgundiſchen Hofes reden mehrere Schriftſtel⸗ 


€) Die Carthauſe bei iss ift auf Koften der Her: ’ 









©..283. u. f., auf meine Fleinen Schriften B. J. 
‚©. 189, und auf meine Beide der — in 
Frankreich ©. 85. | i 

Karl der Kriegerifche war einer der Füßnften J 


Folge ſelbſt eine Buße dafuͤr auf, indem er der Kir⸗ 


Pferde, von reinem Golde ſchenkte. 
Bon der Pracht und der Ueppigkeit des Herzog⸗ 


ler a), indeffen war ex eö bei weitem weniger unter " 
Karl, als unter feinem Vater Philipp. Als Karl } 
1476 geftorben war b), ward feine einzige Tochter | 
Maria Beherrſcherin aller von ihm hinterlaffenen " 
$änder c), die fi indeffen wegen der verſchiedenen 
Partheien, und wegen der geführten Kriege in gros 
fer Zerrättung befanden, Dennoch ward fie von eis " 

a) ©. Matthaei Analect. T. I. p. 233: 


b) Er ward, wie einige Schriftfteller behaupten, ı47y " 
zu Nancy "getötet. Sn der Schlaht bei Granfen 
1476 verlobr Karl der Kühne feine Zelte mit filbers 
nen Stangen, welche die Schweißer fir Binn hiels ' 
ten, feinen außerordentlich großen Diamanten und 
feinen mit Perlen und Ebdelfteinen befegten Huth. ” 
©. die intereffante Nachricht von einer Handfchrift 
von Fugger bei Koller Analecta Vindebonens, | 
T. II. p. 84ı. ’ 


zogin Margarethe ı a erbaut worden. . Die Kir: 
che ward wi das Chor 1550 eingeweiht, i 


Eulcun 
ner Menge Fuͤrſten Gemahlin begehrt, Ludwig. 
der XL. von Frankreich verlangte fie für den Daus 

phin, und dev. Kaifer Friedrich II. für den Erzherzog 
' Magimilian von Oeſtreich, welchem fie auch zu Theil 
ward. Marimilian, der 1477 Roͤmiſcher Koͤnig, und 
1495, nach feines Vaters Tode, Kaifer ward, hatte 
von ihr einen Sohn, Philipp, auf welden, als Erz⸗ 
herzog von Oeſtreich, die Regierung der Niederz 

lande übergieng, Maria ſelbſt war ſchon 1482 in 

de Die ee Lebens geſtorben. 


* * 














36 mus mir; auf eben die Weife, wie ER es 
bei Holland und Burgund gethan habe, einen Blick 
auf den Theil des Landes zu e welchen wir 
Flandern nennen. 
Die frühere Geſchichte fanbeind, fo wie der _ 
Namen ſelbſt, ift in tiefe Dunkelheit gehällt, und 
man kann nicht einmal mit Gewißheit beftimmen, ob 
letzterer aus det lateinifhen, deutſchen oder franzoͤ⸗ 
ſiſchen Sprache genommen fey. Sehr währfcheine 
| lich iſt es nach Caͤſars Commentar, daß der groͤßere 
Theil des inneren Flanderns von den Voͤlkerſchaf⸗ 
ten bewohnt worden ift, die ev Morini nennt. 
Kriege, Heirathen, Erbſchaften, haben im Laufe 
‚der. Zeit Flanderns Grenzen unzaͤhlich oft veraͤn⸗ 
| dert; die Unterfuhungen darüber eh aber ganz 
| | * dem Zwecke a), 


a) ©. Chronycke van Vlaenderen. Brüßshe 1756. 
fol. — Antonii Sanderi Flandria illustrata etc: — 


D * 


a A Einfeitung. 

0 Flandern war, wie überhaupt die Niederlande, | 
‚eine Zeitlang im Befiß dev Römer, und man hat 
daſelbſt eine Menge Alterthümer und Ruinen von 
Militaͤrſtraßen, Schlöffern, Eaftellen, Grabmählern, 
Gefäßen, Idolen, einige Statüen, Mofaik- Frags 
mente, und mehrere taufend römifche Münzen gefunz 

den, welche in verſchiedenen Werfen hefchrieben mo 

den find a). —* 
De Baſt gedenkt unter anderen p. 390. einer, 
nahe bei Antwerpen, in einemalten, gewoͤhnlich „het 
Reuzen-huys“‘ genannten Gebaͤude entdeckten Bild- 
faule der Iſis von Oranit. ‚Er liefert eine Abbil- 
‚dung b) derfelben, und bemerkt, daß die Statuͤe felbft 
fih in dem Gabinette des Abts Gasparoli zu Antwer⸗ 
pen befinde. Mit welhem Rechte fie indeffen eine 
Iſis genannt wird, weiß ic in der That nicht anzu⸗ 
geben, Bei diefer Oelegenheit c) führt diefer Ver⸗ 







Cronique de Flandres anciennement composee par 
_ Auteur incertain, et nouveilement mise en lu- 
miere par Denis Sauvage de Font£nailles en Brie. 
‘ Lyon ı561. fol. — Anales de Flandes por Ema- 
.nuel Sueyro. Anversa 1624, fol. — Jacobi Meyeri 
Baliolani Flandricarum Rerum. Antv. 1551. 8. 


a) Des Roches Hist. anc. des Pay - Bas Autrich. 
in 4to. — Eine lateinifche Abhandlung Über die iu 
den Deftreichifeben Niederlanden entdedten römis 
fchen Monumente, in den Memoiren der Academie 
zu Brüffel. Tom. IV. — Befonders aber die mit 
großer Gelehrfamfeit verfaßte „,Recueil d’Antiqui- 
tes romaines trouvdes dans la Flandres propre- 

“ ment dite, bei de Bast. ' 

b) Pl. XV. fig. 16. p. 368. 


e) Seite 391, 


Einleitung. I 


R: faſſer mehreres an, was die Stadt J— 
und zitirt eine Stelle aus dem, in ſiebenten Jahre 
| hundert von St. Oven gefhriebenem Leben des heil. 
Eligius als das älteffe Monument, in weldem der. 
| Bi Antwerpen gedacht fey. 
| Mas den Eultus der Sfi 8 betrifft, fo — 
dieſer in jenen Gegenden durch die roͤmiſchen Heere 
eingefuͤhrt ſeyn, die bekanntlich aus mancherlei Na⸗ 
tionen zuſammen geſetzt waren. Ueberdem war die 
Verehrung der Iſis ſehr weit verbreitet, und man 
findet Spuren derſelben bis in das ſiebente Jahrhun⸗ 
| dert, alfo bis zu der Zeit, als der heil, Eloiſius und 
der heil: Umandus (der erſte Benedictiner, dev nad) 
den Niederlanden Fam) das Licht des Evangelii das 
ſelbſt verbreiteten und bie heidnifchen Götterbilder 
ſtuͤrzten. 
= Unter den in. Belgien an verfchiedenen Serkaan 
‚gefundenen Infchriften find einige, welche fih auf 
1 die Sfis beziehen, und woraus man fihließen kann, 
daß fie dafeldft in großer Verehrung geftanden habe, 
Schedius führt die unten bemerfte Infehrift ana). 
Auch der Eultus des Priaps fand in den Nies 
derlanden in Anfehen. Außer einigen Fleinen dos 
fen und Priapifchen Saueen, welche man dort ges 
I funden hat, bemerft J. B. Gramay p. 14, wo er 
von der Stadt Loͤwen und einem ihrer Thore vedet: 
Ä »De Priapo autem eulto Bu nolim dubi- 









a) ISIDI SACRUM. Sex. — Sex. L. Sy- 
rus Mil. Leg. V. Aug. V.S.L.M 





a N 


n SALAT A A e A 1 
x . } h 


wi. Ahle 
tare, cujus efigiem mutilam portarum una. U 
praefert, ad eoque in veteri Sacellorum urbis in- 
dice, quem Leodico accepi, lego citariSsacellum ' 
Deiparae in Porta Priapeia Lovanü.“ 
Auch am Thore des Gaftelld von Antwerpen 
war ein Priap in Stein gehauen. Guicciardini fagt 
in feinem berühmten Werfe a), wo er von Hainault 
oder Hannonia (Hennegau) redet, daß diefer Theil 
Belgiens mehrmahls den Namen verändert habe, und 
vor alten Zeiten Pannonia genannt worden fey, vom 
Gott Pan, welchen die Einwohner verehrt hätten, 
In nicht geringerem Anſehen fland in jenen Ger 
genden die Verehrung der Cybele b), des Merfursc), 


aA) Descrizione dei Paesi Bassi, Anversa 1567. Eol. 
p- 260. 


b) Noch im Jahre 364 war in Autun der Gebraud) 
zur Weihe der Weinberge und der Felder die Bilds 
faule der Göttin Eybele auf einem Wagen herum ° 
zu fahren, Der Bifhof Simplicius zerftörte fie. 


©) Der heil. Eligius fol ein gefchidter Goldſchmidt 
gewefen feyn, Er ward nachher Bifchof von Nims 7 
wegen, „‚Factus est aurifex peritissimus atque in 
omni fabricandi arte doctissimus. * Für den Kö: 
nig Dagobert, der ihn. gern leiden mochte, arbei= 
tete er viel, „‚Fabricabat in usum regis utensi- 
lia quam plurima ex auro et gemmis.“ Auch 
erbaute er die Kirchen von Antwerpen und Cours 
tray, und zerftörte den Dienft Wodans oder Mer: 
furs, welchen die Vandalen dafelbft eingeführt hats "I 
ten. — ©, Mabillon Annal. Bened. Tom. I. lib. ” 
XVII. $. 49. — Batav. Sac. p. 21. — Tacit. de 
morib. Germ. cap. IX. — Cluveri German. an- 
tig. lib. I. cap. 26. — Auch in Gent, welches Glas 
rinea geheißen haben fol, erbaute Jul. Cäfar ein 7 
Gaftel und einen Merkurs-Tempel. Petrarch fagt, 





Ä Einfeitung. IN 


des Mars a), des Apollo b), des — c) und 
anderer Götter und Goͤttinnen d). 


wo er dem Garbinkt Colonna feine Reife nad) Ober: 
amd Niederteutfchland befchreibt : „, Gandavum quo- 
‚que Julio conditore superbum vidi‘“ und Meyer 
führt in feiner Gefhichte folgende Verfe an: ; 
Hanc Clarineam veteres dixere Coloni 
Gorduni populique truces coluere Sicambri: 
Mercurio Caesar , Christo sacravit Amandus. 


a) Die berühmte Abtei des heil, Michael zu Antwers 
pen, deren ich noch Fünftig gedenken werde, ift ar 
der Stelle erbaut, wo fonft ein Tempel des Mars 
ſtand, und zwar vom heil. Humbert, einem Ges 
führten de3 heil. Amandus. Auch die Kirche der 
heil, Balburga, Die ältefte unter den Kirchen zu 
Antwerpen, fol ein Marstempef gewefen feyn. In 
Löwen (der Name fol von dem altteutfchen Zoven - 
[loben] hergeleitet feyn,) war bis auf Caͤſars Zeit 
ein Zempel des Mars, weldhen man BE fehr 
verehrte, 


' b) Der erfie Bifchof von Tournay war der heil. Gleus 
.  therius, der aus den Trümmern des von ihm zer 
ftörten Apolo- Tempels dem wahren Gotte Altäre 
erbaute. ©. Vita St. Eligü lib: II, c. 2.3.4 
Die Pfarrkirche zu Beaune, dem heil, Peter ges 
weiht, ift 1098 aus den Triimmern des Belenuss 
oder Apollo- Tempels erbaut worden. 


©) Zongern fol von ganz Deutfchland und Gallien 
das erfte Land gewefen ſeyn, welches fich durch den 
heil. Maternus aus Pavia in der Lombardei, im 
Jahre 101 zum chriſtlichen Glauben bekehrt habe. 
Man ſah daſelbſt noch einen kleinen uralten Tem— 
pel, der zur Zeit der Heiden dem Herkules gewid⸗ 
met war, wie das über der Thür befindliche Bild 
defjelben zeigt. S. Guicciardini 1. c. p- 287.1. f. 
A) Man fehe M. 3. Borhorns Schrift: Bedieninge 
van tot noch toe onbekende Afsodinne Nehalen- 
'nia; over ettelike hondert — onder ’t sant 
begraven, ende onlanghs ontdeckt op het Strandt 





— 


RAN, N 
\ ⸗ . 
. h N. 


Einleitung, 


PTR ar ß iſt auch die Zahl. der ungeheuren- 
Steine, deren Urfprung man weder Fennt, noch auch 
weiß wer ſie aufgerichtet hat, und durch welche mes 
chaniſche Vorrichtungen fie errichtet worden find, Eie 
ner derfelben aus fehr hohem Alterthume fleht nicht ” 
weit von Tournay, und wird gemöhnlid Pierre 
Brunehaut genannt, 

Einige Schrififteller halten ihn für ein Sie⸗ 
gesdenfmal, andere für einen Sandes- Gränzftein, 
In den unten angeführten Schriften Aueh, man 
Das Weitere darüber a). 

Sndeffen ward die criftliche. Religion bereits 
im Jahre 290 durch fromme Maͤnner in jenen Ge⸗ 
genden verbreitet. Piaton von Beneveni ſoll einer 
der erſten geweſen ſeyn, und ohne die Weiber und 
Kinder zu rechnen 50000 Männer zum chriftlihen 
Glauben befehrt haben b). Zu Dornif fliftete er 
eine Kirche zur Ehre der Zungfrau Maria, und ” 
legte den erften Stein dazu. 


van VValcheren. Leyden 1647. 4. Bergl..Paquot 
Memoires pour servir a P’Histoire litteraire des ; 
Pays-Bas. 'Tom. I. p. 107. (45.) R * 


a) Memoires de Yacad. de Bruxelles. Tom. I. p, 


451. — De Nelis reflexioss sur un ancien Mo- 
nument de Touraisis appelleE vulgairement la 
Pierre Brunehaut. — Moniteur 1804. Nov. 28. 


Nro. 67. — de Bast recueil d’Antiquit. p. 198. 

b) Zournay wurde im Sabre 290 durch Wiatons und 
Chryſolius Predigten zum criftlihen Glauben be= 
kehrt. Beide ftarben als Märtyrer unter Diocle: 
tian, Sn der Folge predigten Eligius und Aman: 
dus bafelbfi das Evangelium. 














ß Ss 


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Emletung⸗ WIE 


® Im Fahre 588 errichteten die heil. Fuffi⸗ anus nnd 


Victoricus die erſte Kirche zu St. Omer, und der. 


Biſchof von Tours, der heilige Martin bekehrte 


I viele zum wahren Glauben. Das Sand ward aber 


| im fünften Jahrhundert dur die Vandalen, Go- 
B then und Hunnen ſchrecklich verwuͤſtet. 


Unter dem fraͤnkiſchen Könige Clovis J., wel⸗ 
chen der heil, Remigius, Biſchof zu Rheims tauf⸗ 
te, verbreitete ſich das Chriſtenthum immer mehr, 
und eben dieſem heil. Remigius verdankt insbeſon⸗ 
dere Flandern die Gruͤndung ſeiner erſten Abteien. 
Das Sand. war bis in das ſiebente Jahrhundert 





‚ unangebaut: Montes quien a) bemerft bei Gele⸗ 
genheit des Teſtamentes Karls des Großen, daß 
die außerordentlihen Gefhenfe, welche man den 
Kirchen madte, ‚weniger für veligiöfe Handlungen, 
als für Staatswirthſchaftliche Vertheilungen ans 
zuſehen wären. In der That fand der heil. Aman— 


dus, der Vater und Stifter der erſten Kloͤſter in 


| der Gegend von Gent, dns Land noch fo wild als 
feine Bewohner b). Dadurch, daß Die Abtelen 


a) Esprit des loix T. II. Liv. 31. chap. ı2. p. 361. 


‚Edit. Lond. 1772. 


b). S. Baudemundus in Vita St. Amandi in den 
Actis Sanctorum Ord. S. Bened. Saec. II. p. 714. 
‚‚Propter ferocitatem enim gentis illius, vel ob 

“ terrae infaecunditatem omnes ‚Sacerdotes a prae- 
-dieatione loci illius se subtrahat.** Man vers 
gleiche: „,„ Auctoris Anonymi Vita Sti. Amandi in 
Actis SS. Belgii. T. IV. Nro. 6. pag. 269 und 


Haringerus in Vita Sti. Amandi etc. in Actis 


Sanct. Belg, Tom. IV. Nro. 7 P- 263. . 


4 


ra Einleitung, 


nah und nad mit’ Wohnungen umgeben wurden, | 


entftanden Dörfer, und endlih Städte. 
Gent (Ganda, Gandavum a) ift Flanderns 
Hauptftadt. Als im Jahre 624 der heil. Amandus 
daſelbſt das Evangelium predigte, wurden viele 
Kirchen und Klöfter dort geftiftet, befonders von 
einem heiligen Manne, Bavo, der 630 geftorben 
ift b). Die Hauptfiche dafeldft heißt die ©t. 


Baefs-Kerke, ift aber nicht die vom heil, Bavo \ 
errichtete Kirche felbft, denn die Normanner haben 


die Stadt Gent geplündert, und das Klofter des 
ka Bavo verbrannt. * 


Im Jahre 635 errichtete der Ba Amandus 


die Abtei von Drongen. Sn der Folge predigte 
der heil. Bonifarius das Evangelium in diefen Ge— 


genden und machte fi ohne Dollmetfcher verfländs 
lid c). Bei dem Jahre 745 ift im eben der heil. 


Harlindis und der heil, Reinula, Aebtiffinnen von 
Eyfin den Actis St. Ord. S. Bened. Tom. II. 


p. 609 bemerkt: In praedicto namque monaste- 


rio quo creditae erant beatissimae Virgines 
' erudiendae — — — omni divino dogmate ple- 


a) ©, J. B. Gramaye primitiae Antiquitatum Gan- 
densiam. Antwerp. 1611. 4 


b) Sn der Chronica Sti. Bavonii ad annum 1072. 


wird angeführt: ‚‚Ecelesia parochialis in Castro 
Gandensi, quae vulgariter nominatur Ecelesia 
Sancti Christi sive Christi- Kerke, dedicata est 
in honorem Sanctae Crucis, Sanctique Bavonis. 


©, Miraeus Opp. diplom. Tom. IV. p. 354. 557. 
e) ©, de Bast. Supplem. I. p. 128. 





Einkitung 33 






|hicii et Ecclesiastici Ordinis, id est in legen- 
‚do, modulatione cantus, psallendo, neo non 
, Cquod nostris temporibus valde mirum est) 
| etiam scribendo atque pingendo, quod hujus ae vi 
‚ robustisssimis viris oppido onerosum videtur,“* 
| Seite 611 werden Kunftfachen beſchrieben „in au- 
‚ro quoque ac margaritis in serico. componen- 
dis, miris in modıs exstiterant perfectae op 
fices.“ — 

Ich würde nicht fertig werden, menn ih mich 
) über Die Verbreitung der chriftlihen Religion in 
\diefen Gegenden weiter auslaffen wollte, id will 
daher nur noch im Morbeigehen der a 
‚ verfchiedener geiftliher Drden in Flandern und _ 
Brabant gedenfen. Der Tranzisfaner- Orden Fam. 
‚1225 in die Gegend von Gent, und 1231 nad 
Mecheln. Die Dominikaner 1223 nad Gent und 
1241 nah Mecheln. Die von den Sarazenen aus 
dem heiligen Sande verjagten Carmeliter, Tiegen ſich 
1238 in der Nähe von Gent, bald darauf, (1254) 
in den Vorftädten, und 1303 in der Stadt Mecheln 
ſelbſt nieder a). Die Auguftiner kamen 1287 nad) 
‚ Gent, und 1295 nah Mecheln ; die Kartheufer 1558 
‚aus England, unter Glifabeth, und nah Maria's 
Tode. Die Capuziner 15995 die Jefuiten 10115 
die Väter Philippiner 1650 und die unit 
meliter 1650. | ’ 


a) ©, die Urkunde bei Ant. ‚Sanderi Brabantia Sa- 
cra. Tom. II. ed. nov. 





niter erant eruditae diversis usibus divini 0f- 


ıX es Enletung 


Nech Gramaye's Angabe a) iſt die‘ berůhmte 4 
Eiſterzienſer⸗ = Abtei Rofendael im Jahrr 1138 ges 
baut: unter den Nonnenkloͤſtern die Abtei Bylocke 
22015 dag Klofter Leliendael 1231 b), das Klofter 3 
Ooſt-Eeclov, fo wie aud die berühmte Abtei der 
heiligen Maria zu Tongerloo, Praͤmonſtraten ſer⸗ 
Ordens, im Jahre 1271. 
Man findet in den Rieberlanden noch eine 
Menge Kirchen und Kloͤſter von bewunderungswuͤr⸗ 
diger Bauart, wie z. B. die Hauptkirche in Dpern, 
die dem heil. Martin geweiht und ein großes herrli⸗ 
ches gothifhes Gebäude ift. Diefe gothifche, oder. 
eigentlich teutfche Architektur erhielt ſich bis Anfangs 
des abten Jahrhunderts, wie die wahrhaft ſchoͤne 
Kirche Unſerer Lieben Frauen zu Brou, nahe bei 
Bourg-en-Breſſe beweift. Diefe Kirche, und das 
damit verbundene fhöne Klofter wurden 1511 anges 
fangen, und 1528 vollendet. Die Verfaſſer der 
mahleriſchen Reife in Frankreich geftehen, daß fie ° 
die ſchoͤnſte Kirche Frankreichs im gothifhen Style 
fey, und halten die Glasmahlereien ihrer Fenfter 
für die fhönften in Europa c). Sie enthält drei } 





a) ©. Antiquites de Malines. Lib. 5. Sect. 10. 


b) ©. Sanderi Chronographia sacra Brabantiae. T. 
I. und Miraeus Dipl. Chap. 194. 


e) So fhön diefe Glasmahlereien auch feyn mögen, 
fchwerlih werden fie die in Gouda übertreffen. Die 
alte Kirche des heil. Sohannis des Täufers in Gous | 
da ward im Sahre 1552 durch einen Bliß gänzlich # 
zerftört. „Ad XII. Jan. anno 1552 ex tonitru et 
fulgure cum deflagrasset Ecelesia, liberali Cleri 








| "prächtige Grabmahler ———— in — Guiche⸗ 
rons Geſchichte von Savoyen abgebildet ſind. Das 
in einem uͤberaus leichten gothiſchen Style erbaute 


Schiff der Kirche ſoll ein wahres Me der 


Baukunſt ſeyn. —— 
Es iſt indeſſen nun. Wahl Zeit, meinen Lſern 
| Kinige ‚befondere Nachrichten von ben ER 
Örafen mitzutheilen. 
et oppidanorum cura splendidius restaurata, vi- 
irisque praegrandibus per Crabethios artificiosis- 


sime ductis vel efüctis, ad antiquae pietatis sus- 
citandam memoriam , ornata fuit. | 


Bon diefen Glasmahlereien fagt. Wilh. — 


im 2often Buch feiner Epigramme: 


Guda tuis pictis et late cognita vitris, 
Dat tibi res fragilis perpes "ubique decus. 


.. ©. Batav. Sacra. P. II. p. 180. und was ich da- 
von bereit3 im 2fen Bande p. 482. gefagt habe. 
Man vergl. in der Beschryving der Stad Gouda 
door J. Walvis. Gouda 17135. Tom. I. I. 4. im 
aten Bande S. 35. den Abſchnitt: „, Voornaame 
Beelder en Schilderyen in St. Jans Kerke‘‘ fo 
wie aud das Werk mit dem Titel; Les peintures 
des fenetres de.l’Eglise a Gouda, executees par 

° Dirk (Thierry) et VWVouter (VWValther) Crabeth, 
Uytenwael van Utrecht, Lambert van Noord et 


plusieurs autres, gravees en taille douce par Ju-. 


les Cesar Boetius A Amsterdam 1756. fol. en 40 
feuilles.. Rüdfihtlih mehrerer in den Niederlan- 
den befindlichen, und den Künftlern größtentheils 
| unbekannter Glasmahlereien fehe man: Guide uni- 
versel des Pays-Bas, ou ‘des dix-sept Provin- 
ces par la reverend Pere Boussingault, melden 


Le Bieil in feinem fchönen Werke: ° ;L’Art de la. 


. Peinture sur verre et de,la Vitrerie par feu Mr. 
a 1774. fol.“ auf der Baften Seite benust 
- Ya, 


— "Einleitung. N A 


- 


au Einleitung. 


Einige Schriftfteller beginnen die Gefchichte der | 
Grafen von Flandern mit yderik IL. van Harlebefe, 
andere mit Ipderif de Buck, dem erſten Flandrifchen 

Waldgrafen a), welchem fie Anton, Bouchard, 
Eftoreed und endlich Lyderik IL. folgen laffen, der 
als Herr von Harlebefe von Karl dem Großen zum 
Waldgrafen von Flandern ernannt feyn, und diefen ' 
Namen von feiner Frau, Flandrina, von deut- 
fhem Geſchlecht, erhalten haben folf, ö 
Iuhn folgte fein, durch große Forperlihe Staͤrke 
bekannter Sohn Inghelram. Nach dieſem war— 
Odoacer Flandriſcher Waldgraf, den Mejer b) Au- ° 
dacher Harlebecanus nennt, und welcher die | 
Grafſchaft vergrößerte, und wie fein Water in der 
Kirche zu Harlebeke begraben liegt. 3 
Der erfte wahre Graf von Flandern war Val⸗ 
duin der eiſerne (Balduinus ferreus — Bras de 
fer), welden mit feinen Nachkommen der fränfis 





a) Das fabelhafte Dafeyn des Amtes eines Flandri— 
fchen Waldgrafen ift von den beften neueren Schrifts 
ftelern unterfucht worden. Vredius, Miraeus, Ac- 

» ta Sanet. Belg. T. I. 440. Paquot Histoire de ? 


L’Art de verifier les Dates. 1770. fol, pag. 628; 
Des Roches Epitomes hist. Belgicae. Pars II. lib. 
6. cap: 12. p. 25ı u, 252. und andere Autoren # 
behandeln die Sache als eine Volksſage; Nie⸗ \ 
mand hat fie aber fo £ritifch behandelt als $. de 
Baft im Ilme Suppl. au recueil Antiquites Ro- | 


Fland. Synops. Bruxel. 178:. L. G. p: 2. in 4 7 


maines et Gauloises. Gand 1813. 4. p. 156. in 7] 


der Abhandlung Sur PExistence chimerique des fo- 
restiers de Flandre; 4 


b) Flandricarum rerum Hist. Antwerp. 1531. 





Einleitung. N 2 BE 


fe König Karl der Kahle in Veſt Bi von Flandern 
ſetzte. Er war nicht Odoacers, ſondern Ingelrams 
‚Sohn, und ward ſpaͤterhin Karl des Kahlen Schwie⸗ 


gerſohn. Die Flandriſchen Grafen waren nicht un— 


umſchraͤnkte Fuͤrſten, ſondern Kronvaſallen; und 


weder Balduin noch ſeine Rachkommen hatten das 


Recht Geld auszumuͤnzen. Erſt im 12ten Jahrhun⸗ 
dert wurden Münzen mit dem Stempel der Flandri⸗— 
ſchen Grafen geprägt, und erft um diefe Zeit fien— 


gen fie an das fränfifhe Joch abzuſchuͤtteln. Val 


duin flarb 879 und liegt in der Abtei des heil. Ders 
| tin begraben. 


Sein Sohn und Nachfolger war Balduin der 


Kahle, welder um dag Jahr 890 Brüggen mit eis 
ner Mauer umſchloß. Die Hauptkirche daſelbſt ift 
dem heil, Donatian, gemwöhnlid St. Donatus ges 
nannt, gewidmet. Aus einigen alten Urkunden im 
I Haufe des Probſtes fchließt man, daß fie von dem 
Grafen Lyderik I. gegründet, und fhon im Jahr 
I 621 der heil, Jungfrau geweiht gewefen fey. Gie 
I ward nachher von Balduin dem Eiſernen hergeftellt, - 


und erhielt von den Reliquien des heil, Donatus ben 


Namen, 


Balduin des Raklen Sohn war Arnold, oder 


Arnulphus J., der Alte genannt." Shm verdankt 


die Abtei des Beil, Peters zu Gent ihre Wieder: 


herſtellung. Ihm folgte in der Regierung Balz: 
duin dev Jüngere, ſtarb aber noc vor feinem Var 
Iter, und liegt zu St. Bertin begraben, Nach dem 
Tode Arnolds II., oder des Jüngeren, dev ein 








% 
# in 
ö 7 ‘ R 


-LXIV: RU, 








Einfeitung. 


Sohn Balduind des Züngeren war, gieng die Ne | 
gierung ungefähr im erſten oder zweiten Fahre 
des fränfifhen Königs Hugo Capet auf Balduin ; 
mit dem fhönen Bart, über. Diefem. folgte fein 
Sohn Balduin von Ryſſel, den Mejer a) -Prus 
et Insulensis nennt, und der. diefen Beinamen 
dadurch erhalten haben foll, dag er die Stadt PFsle 
wieder aufbaute. Er hinterließ zwei Söhne, wor 
von der ältere Balduin von Bergen, der jüngere | 
Robert der Friefe hieß. Das Land fiel dem er⸗ 
ſteren zu, der mehrere Kirchen erbaute und wie⸗ 
der herftellte, unter andern auch: die Peterskirche 
zu LIsle, wofeldft er begraben liegt. Ex hinter U 
fieg eine Wittwe und zwei Söhne, Arnold und N) 
Balduin. Robert, des verfiorbenen Grafen Brüe { 
der, führte mehrere Kriege mit der Wittwe und 
toͤdtete feinen Neffen Arnold, der zu Gt. Omer 
‚begraben liegt. Balduin verfuchte e8 vergeblich, 
fib ihm zu widerfeßen; er mußte fliehen, und ” 
. Robert der Friefe, der im heiligen Sande gemefen > 
war, ward Graf von Flandern. "Nah Mejer | 
ſtarb er im Sahre 1092. | 
Nach feinem Tode Fam die Graffhaft an Ro- 
bert, genannt Hierofolymitanus, der ebenfalls im * 
heiligen Sande gewefen war, und viele Reliquien ° 
Re. x von 
a) Eigentlich ift PIsle (Insule) von Balduin mit dem 
ſchoͤnen Bart um das Jahr 1007 erbaut. Aber 7 


Balduinus Pius ift dort geboren, Die Kirche des 
"heil, Peters dafelbft ift berühmt. 


3 t 



















‚von dort mitgebracht hatte. Bei feiner Zuruͤck⸗ 
kunft flürzte er in einem Gefechte mit dem Pferde, 


‚Sein Leichnam ift nad Arras gebradht, und das 


den, 
Ihm folgte fein Sohn Balduin, genannt Yo. 


er Feine Kinder hatte, und nach einer erhaltenen 
ſchweren Wunde fein Sebensende herannahen fühlte, 
Karlden Guten, einen Sohn des Daͤniſchen 
Königs Canut mit Roberts des riefen Zochter, 
zu feinem Nachfolger ernannte, fi einffeiden und 
Inch Roullers bringen fieg, wo er auch ſtarb. 


fire in einer Gruft von ſchwarzem Marmor bei⸗ 
geſetzt. 

Dieſer Graf Karl der Gute hatte viele Ver— 
folgungen auszuſtehen, und ward auf, eine verraͤ⸗ 
theriſche Weiſe, während er die Meffe hörte, in 
der Kirche des heil. Donats zu Brügge ermordet, 
wo er auch Degpaben liegt a). 


che zu Unferer lieben Frauen bewundert man eine 
Madonna mit dom Sefusfinde von Marmor, ein 
Werk Mich. Angelo Buonarotti's. Descamps er= 
zählt p. 280. der Voy. pittor. wie diefe Statue 
dahin gefommen fey. Auf dem Stadthaufe befins 
det ſich eine Mahler: — woſelbſt am Sefte des 


Fiorillo zr X. B 





* Einleitung. ee... 


ſelbſt in der Kirche des heil, Veit) begraben wor⸗ 


fin, ein tapferer und Fühner Krieger, der, weil 


Sein Körper ward, wie Mejer angiebt, im Jahre 
1119 in der Abtei St. Bertin vor einem Cruci⸗ 


a) Diefe ift die Hauptkirche. In der Collegiat: Kits 


(ward verwundet, und flarb Furze Zeit nachher. 


v 


uxvi Einleitung. 


Wilhelm von Npern, ein Vetter des verflors | 


benen Grafen Karl, feste ſich in Beſitz eined Theile 
vr Flandern, fobald er Karls Tod erfahren hats 


- Der fränfifhe König, Ludwig der Dicke übers 
* den rechtmaͤßigen Beſitz der Grafſchaft wies 
der an Wilhelm, Herzog der Normandie. Es er⸗ 
folgten nun mehrere Kriege, in die ſich auch der 


König von England miſchte. Wilhelm eroberte 


alle feften Pläge wieder, und zog mit dem fran⸗ 
zöfifhen Könige vor Brügge, um den Mord des I 


Grafen Karl zurähen. Hier liegen fie alle Theil- 


nehmer der Verrätherei, welche in ihre Gemalt ' 
gerathen waren, enthauptenz; inzwifchen retteten 
ſich viele der dortigen Großen nah Schottland. 
Die Unbefonnenheit des Grafen von der Norman⸗ 
die, mit welcher ex dem Sande neue Geſetze gab, al 
alte Privilegien aufhob, zog einen Aufruhr nad 7) 
3098 von D’Auffap und Gertrudens, der Tochter | 
Roberts des Friefen), der mit 5000 Kriegern auch 
wirflih nach Flandern Fam, und von dem Volfe 


fih. Man berief Dieterih (einen Sohn des Herz 





| 
I 


fehr gut aufgenommen wurde. Sobald inzwifhen | 


der Graf Wilhelm die Nachricht davon — 
hatte, ſo vereinigte er ſich mit dem Koͤnige von 
Frankreich gegen ihn, und es kam bei Haspoule 
zu einer blutigen Schlacht. Wilhelm erhielt eine 
gefaͤhrliche Wunde am Arm, an welcher er, nad‘ 


Mejer im Jahre 1125, nad) andern. aber im Sahre 


heil. Lucas ein Gemählde des unfterblichen J. van 


Ecck ausgeſtellt wird, 





—4 





— | ii. 


1142 ſtarb. Er liegt in einem kupfernen Sarge 


in der Kirche des heil, Vertin begraben, 
Thierry von Elſaß ward nun Graf von Flan— 


| dern. Ludwig Der Heilige, König von Frank⸗ 
reich, machte damahls auf Zureden des heil, Ber- 
nard's, des Stifters der Abtei Clairevaux, einen 
| Kreupzug ins heilige Sand, Auch Dieterich zog 
I dahin, Eehrte aber nach einigen Vorfällen in fein 


Vaterland zurück, farb 1168 zu Grevelinghen, 


t um fiegt in der Abtei Wuntene am Fluffe Aa mit 
der unten bemerften Grabſchrift begraben a). 


Nach ihm gieng die Regierung der Graf— 


ſchaft Flandern auf feinen Sohn Philipp über, 
I Während derfelden zerftörte eine Feuersbrunft die 
‚Hälfte dev Stadt Gent, und die Kirchen des heil, 
Michaels, und des heil; Jacobs. Y 


Philipp hat eine Menge Kloͤſter geſtiftet und 


nahm das Kreutz, nachdem er feinem Lande mans 
‚he gute Geſetze gegeben hatte, Er war ein tapfes 
Irer Krieger." Nach feinem Siege über den türfis 
ſchen Fürften Nibilion, deffen Schild er feldft ers 
Fobert hatte, veränderte er das vormalige Flandri⸗ 


Hier ligt begraeven der Heer Thiery van Ele 
tien, Grave van Vlaenderen, den welken vier- 
. mael het, heylish Landt heeft besogt; ende van, 
daer wederkeerende mede - gebroght heeft het 
Bloedt ons Heeren Jesu Christi, hel welke hy 








e — heeft aen de Stad Brügge: ende naer 
at hy Vlaenderen 40 Jaaren. hodde bestiert, is 
hy gestorven tot Grevelingen in tet Jaer ons 
keeren elf londert en acht en = sestigh: 


ia 
w 


LXviii 


— 


Einleitung. 


ſche Wappen in einen ſchwarzen Loͤwen im gold⸗ 
nen Felde. Einige Schriftſteller erzaͤhlen, daß, 
da alle bei dieſem Zuge nach Syrien befindlichen 
Flamlaͤndiſchen Ritter ſich Loͤwen von verſchiedenen 
Farben zu Wappen gewaͤhlt hätten, habe ſich Phie 


lipp einen ſchwarzen gewaͤhlt. Er fand ſeinen 4 


Tod bei der Eroberung von Acre; fein Körper 
ward aber nah Flandern zurücgebradgt, und in 
der Abtei Clairvaux beerdigt. al 
Die Graffhaft Flandern vererbte nun auf feis ' 
ne Schwefter Margarethe, Gemahlin Balz 
duins von Hennegam Balduin hatte mit ihr drei 
Söhne und drei Toͤchter. Der ältefte war Vals | 
duin, Graf von Flandern und Hennegau, wel 
cher nachher Kaifer von Eonftantinopel ward, Dev A 
zweite war Philipp, Graf von Namur, und 
der dritte, Heinrich von Angianty, andere fagen 
von Enghien, nachheriger Conſtantinopolitaniſcher 
Kaifer. Die Ältefte Tochter, Sfabelle, war Kö- 
nigin von Frankreich; die zweite, SFolante, Ges 
mahlin des Grafen von Aurerre, der durch fiel 
auch nachher Kaifer von GConftantinopel geworden 
ift; und die dritte, Spbille, die Gemahlin Ger— 








- 


hards von Lingny. Margarethe von Flandern ſtarb 
119% und ift mit der unten bemerften Grabſchrift a)) 


a) Deze is gheweest Margarita Huysvrouw van 
‘ Boudewyn Graf van Vlaenderen en Henegouw 
en eersten Mark-Graef van Naemen, Moeder 
van Elisabeth, de seer Heylige Koninginne van 
Vrankryck, Dogter van 'Thiery, en Suster van 
‚Philippus Graven van Vlaenderen: Sy heeft uyt- 


meer Cinfitung. — RE 


i 










in der — — des heiligen Dorlätianie‘ in Brügge 
begraben. Ihr Gemahl ftarb im Sahre darauf, 
fo dag dem älteften Sohne, Baldwin, zuerft die - 
Grafſchaft Flandern, und nn ‚die Grafſchaft 

Hennegau zufiel. | 
Nachdem viele Mißbelligkeiten zwiſchen Eng⸗ 
land und Frankreich, an welchen Balduin Theil 
genommen hatte, beigelegt waren, nahm er im 


anderer Herren ins heilige Land. Der Marquis 
von Montferrat ward ihr Anführer, und alle 
ſchifften fih in Venedig ein, wo fie fih verfam- | 
ji melt hatten. A Eonflantinopel erobert war, er⸗ 
I wählte man den Grafen von Flandern zum Kair 
Ufer, und überließ den Venezianern den vierten 
Theil der Beute a). Sein Bruder Heinrich trennte 


4 


muntende geweest in veel deugdelycke Verdien- 
sten, en ın alle goede Werken, overtreffende 
alle de Vrouwen yan have tydt. Sy is. overle- 
den den ı5. Nov. 1194. Dat Sy in Vreede 
ruste. 


a) Ueber die Kunſtwerke, welche bei Biefer Belegen: 
heit entdedt, zerſtreuet und vernichtet wurden, iſt 
von mehreren aͤlteren und neueren Schriftſtellern 
geſchrieben worden, unter andern von unſerm un— 
ſterblichen Heyne, in den Commentationen der Kö: 
nigl. Gefelfhaft der Wiffenfhaften zu Göttingen, 
und von Baſt in dem Recueil d’Antiquites. Gand.. 

—* 1808. P. 68. Sch gedenke nur der vier Pferde, 

welche jetzt wieder nach Venedig gebracht worden 

find. Man vergl. „Sui quattro Cavalli della Ba- 
silica di S. Marco in Venezia, Lettera di An- 

‘ drea Mustoxidi etc. 





Jahr 1205 das Kreuß, und zog mit einer Menge _ 


I, 


AR | U N RR 4 RN. 
Ay —9 RR —9 
iz Wi " einetungs 


fig doc der Krönung von ihm, und' eroberte in: 
de jeigen Türkei viele Länder, | 
Balduinsg Meich dauerte nicht ———— ce 4 
ward in einem Treffen gefchlagen, und man weiß 
nicht, wo er geblieben ift a). Sein Bruder Hein- 
rich ward daher in der Sophienfirhe zum Kaifer 
gefrönt, Balduin hatte zwei Töchter, Johanna 
und Margarethe ald Erben der Grafſchaft Fan: 
dern hinterlaffen, und als die Nachricht feines ” 
Todes dahin Fam, ſchickte fie fein Bruder Dhir ° 
pp von Namur, den er zu ihrem und feiner 
Staater Schuß zurückgelaffen hatte, beide heim ‚) 
lich nach Franfreih zum Könige Philipp, Dier ' 
ſes Verfahren brachte die Nation fehr gegen Phir 
lipp von Namur auf. Der König von Frank⸗ 
veih vermählte Fohannen mit Ferdinand von Porz: 


tugall, der dadurh nun Graf von Flandern und 
Hennegau ward, und Margarethe ward die Ger "I 


mahlin Bohards, Grafen von Avesnes. In dier 
fen Zeiten wurden viele Kirchen und Klöfter er | 
bauet, unter denen die im Jahre 1207 errichtete N 
Kirche des heil. Amotus in dev Nähe von Douay A 
‚ befonders merkwürdig ift, Um eben diefe Zeit ' 
wurden auch, wie ich bereits bemerft habe, in jer 
nen Gegenden die Drden des heil, Franzisfus von ' 
Aſſiſi, und des heit. Dominifus eingeführt, | 

Einige Gefhichtdr und Chronifenfhreiber ger 
ben Sealnan von Portugal), als den ıgten Bien i 


a) Nah Meier farb er im Sahre 1206. 








———— 


driſchen Grafen an, an deſſen Stelle — und 
unter ihnen auch Mejer, ſeine Gemahlin, die 
Eonſtantinopolitaniſche Johanna dafuͤr ſetzen, der 
ven. Vermaͤhlung mit Ferdinand unter ſehr guͤn⸗ 
ſtigen Bedingungen für Frankreich in Paris ver⸗ 





lipp gefangen genommen ward. Nach einer dreischite 
‚jährigen GSefangenfhaft bewirfte feine Gemahlin 


laffung, deren er aber nicht lange genoß, denn er 
ſtarb ein Jahr nachher (1228, nach andern 1233) 
Fund. ward in der Kirche O. L. Vrouwe mit ber 
unten angeführten Grabſchrift begraben a). os 
hanne vermählte fih wieder mit Thomas von Sa⸗ 
I voyen, hinterließ aber Feine Kinder. Ihre unvers 


Feines Ritters anvertraut, der ihr Vetter, und nächte 
dem einem gewiffen Bouchard, Grafen von Avess 
Ines, der Probft des Stiftes des heil, Petrus zu 
lle, und geweihter Diaconus war. Diefer lee 
‚tere begeigte ihr fo viel Sorgfalt und Yufmerfe 
Ifamfeit, daß fie ihm zwei Söhne gebar, Johann 


‚und bewirkte, dag der Pabft ihn von feinem Ges 


| K 9* * Ban! a 
a) Fernandi proavos Hispania-Flandria Corpus, 
Cor cum visceribus continet iste locus. 











‚handelt worden war. Es entftanden deshalb nahs 

her mehrere Kriege zwifhen dem franzoͤſiſchen Kös 
nige Philipp und Ferdinand, bis diefer letztere im 
I Sahr 1214 in der Schlecht von Bouvines von Phis 


I Sohanna bei dem Könige von Frankreich feine Freis 


‚mählte Schwefter Margarethe ward dem Schuße 


Jund Balduin, Bouchard gieng darauf nah Nom, 


S 


RE. a — 
A 2" j' 7 Mi ’ Ba J 
J 0. Einleitung. 


luͤbde diöpenfirte, und ihn mit der abweſenden Mar— 
garethe vermählte, Er war indeſſen Faum nah Haus 
fe zurückgefommen, als er Frank ward und tar. 
Margarethe verheirathete fid daher wieder mit 
Wilhelm von Dampiere und fchenfte ihm mehrere. 
Kinder, Die Gefchichte Margarethens wird auf 
verfchiedene Weife erzählt. Sie ward, nachdem 
Sohanne ohne Erben geftorben war a), ald Wil⸗ 
heim von Dampieres Wittwe Gräfin von Flanz 
dern und Hennegau. Es entflanden nun mehrere 
Kriege zwifchen den Brüdern Johann und Balduin 
von Avesnes und ihrer Mutter Margarethe. Jos 
hann farb, und Margarethe fühnte fi mit Bal⸗ 
duin wieder aus. Sie befchloß ihr Leben, wie‘ 
Mejer angiebt im Fahre 1279, und ward in der 
von ihr gegründeten Abtei Flines begraben. Ihr 
Sohn Balduin folgte ihr bald nach, und ward zn 
Valenciennes beerdigt. Nun übernahm Guido 
Dampiere die Regierung Flanderns, und führte I 
unter mehreren andern Kriegen, aud einen gegen 
den Grafen Flovent von Holland, in welben ef 
gefangen genommen ward. Durch) die Vermählung 
feinev Tochter mit dem Grafen von Holland, und‘ 
mit einer großen Summe Geldes erfaufte er ſich 
feine Freiheit wieder. "Der König von Frankreich 
feste ihn- zum zweiten male gefangen, weil er eben 
diefe feine Tochter auch) dem — von England 


"| x 













a) Mejer giebt das Sahr 1244 als ihr Todesjahr an; 
andere Schriftſteller das Jahr 1248 und 1249. Si 
ward in der Abtei Marquette begraben. 





"a 





NER 4 : — 
RN AAN N i } 
i 


in Paris, und ward bei den Franzisfanern (aux 
|. Cordeliers) begraben. Der Graf führte. einen 
neuen Krieg gegen den König von Frankreich, der 
ſich zu feinem Nachtheile endigte, indem fi meh: 
rere Flandriſche Staͤdte dem franzoͤſiſchen Koͤnige 


I. und zwei feiner Söhne ſelbſt thaten. Nach einer 
I Dienge anderer Fleiner, für Flandern bald vor— 
| theithafter bald nachtheiliger Kriege, farb er als 
\ Gefangener des Königs von Frankreich im Jahre 
1505. 
| Ihm fg ſein Sohn Robert von 
(Robertus Betuniensis), der, nachdem ex mit 
| dem Könige von Franfreih Frieden gefchloffen 
hatte, den Körper feines Vaters mit großer Feier: 
lichkeit und mit großem ©epränge in der, von 
feiner Mutter, der Gräfin Margarethe geſtifteten 
Abtei Flines beifeßen ließ. Es entfianden inzwi⸗ 
fhen neue Kriege zwiſchen Franfreih und Flan— 
dern, die fich jedoch durch Vermittelung des Pab⸗ 
| fies mit einem Waffenftillftande endigten. 
Robert ſtarb 1522, und die Regierung der 
Graffhaft Flandern, gieng nun auf Ludovicus 
 Kersiacensis, oder vielmehr Ludwig von Nivers, 
I genannt von Creſſy, über. Auch dieſer führte 
Krieg, und ward von den Bürgern der Stadt 
Brügge und Courtray zum Öefangenen gemadt. 
Der König von Frankreich, Karl der Schöne, ver— 
[hoffte ihm im Jahr 1525 feine Freiheit, und 





I zur Ehe verfprochen hatte. Sr ars aus Gram 


DR 


 Cinltng. | — 9 — | 


unterwarfen, ſo wie es denn am Ende der Graf 


— 


J er ‘' RN ' “ — a 
IN a. N ae —— 
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abe: ihn, nad) mehreren anderen Kriegen, ı wie⸗ | if 


dev in feine Grafſchaft ein. Er erlebte einige — 
deutende Unruhen in ſeinem Lande, indem ſich ſeine | 
Unterthanen zur englifhen Parthei fhlugen, ad 
fie fahen, daß er feldft e8 mit der franzöfifchen 


hielt. Er verlor im Jahre 1346 mit vielen an— 


dern tapfern Männern in der berühmten Salat 
bei Crecy das Leben. 

Sein Nahfolger, Ludovicus Malanus, fa 
van Maele fand fein Sand zwar in der größten 
Unordnung; indeffen gelang es feiner großen Klug: 
heit ibm im Sahre 1580 den Frieden wieder zu 
geben. Als die Feindfeligfeiten der Genter mit den 
Bürgern von Brüggen wieder ausgebrochen, fland 
ihm der König von Franfreih Karl VI bei. Der 
Graf ftarb im Jahre 1385, nachdem er die Ans 
führer in der berühmten Schlacht von Rofenbecque 
befiegt hatte, und liegt in der wine des heil. Pe- 
trus zu Lille begraben, 

Nah Ludwig Malanus Tode ward hs Hers 


zog Philipp der. Kühne von Burgund, der ein 1 


Bruder des Königs Karld V. von Franfreid, 
und Oheim Karls VI. war, und ſich mit Ludwig 
Malanus Tochter Margaretha Malana vermählt 


hatte, ald Graf von Flandern anerfannt, und auf J 


dieſe kam, wie ich bereits oben bemerkt habe, das 
ganze Sand an das Haus Burgund, und naͤchſt⸗ 


- dem. an das Haus Deftreich. 


Ich komme nun endlih zu Brabant. Der 
Urfprung des Namens Brabant, des Sandes, 





Ber — NEE a Are A kam! —8 ji ei Y 
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J——— Egleitun I 





1 — nach Caͤſars Angabe, die Aduatiſchen Voͤl⸗ 
kerſchaften bewohnten, iſt gaͤnzlich unbekannt. Cie 
nige Schriftſteller wollen ihn von einem Römer, 
'Salyius Brabon ableiten, welcher mit Gäfarn 
nach Gallien gefommen fey, woſelbſt ſich ein Rieſe, 
| Namens Antigone, vder wie ihn andere nennen, 
Druon a) aufgehalten habe, Dieſer Riefe foll an 
Iden Ufern der Schelde, da wo jeht Antwerpen 
liegt b), ein feftes Schloß gebaut, von den Rei— 





9 Ueber die Fabel dieſes Rieſen hat Cornelius 
pheus folgende artige Verſe gemacht: 

J In Coxam. 

Manta haec horrifici fuerit si coxa Gigantis 
Cetera quanta illi membra fuisse putes? 


In Dentem. \ 
Faucibus immensis dens hic stetit, ore voraci 
Qui visset solidos ille vorare boves. 


In Brachium. 
Quam fuerit forti munitus robore saevus 
Ile vir, id cubiti pars monet ista sui, . 


In Scapulam. 
Ardua terribilis Scapula haec est (erede) ——— 
Quid reris quantum sustinuisset onus? 
In Tibiam. 
Gestavit vastum, vasta isthaec. tibia Corpus, 
un - Enceladum aequavit (non dubium) ille gradu. . 


Man erzählt Übrigens, daß man vor alten Zeiten 
bei gewiſſen feierlichen Aufzügen ein überaus großes 
"Standbild dieſes Rieſen herumgefuͤhrt babe, hinter 
welchem einige Perſonen mit einer (dem Scheine 
nad) abgehauenen Hand gefolgt, wären, Vergleiche 
Guicciardini p. 63. 


6) Die Hauptkirche in Antwerpen, deren Geſchichte 
beinahe ganz unbekannt iſt, war anfaͤnglich der 
Jungfrau Maria gewidmet, und brannte-im Jahre 





IN —* din ö RUE, — 
) 


Einleitung. 


1XXvI 


fenden eine gewiffe Abgabe gefordert, und ihnen, | 


wenn fie fie nicht entrichten wollten, die Hände ab- 


gehauen und in den Fluß geworfen haben, wor 


her der, Name Hantzwerpen entftanden fey. 


Andere Leiten den Namen Brabant von un⸗ 
bebauten Landſtrichen, Brad)» Sand, her. Die 
Sache verliert fih in fabelhaften Zeiten; wem an 
weitern Nachrichten gelegen iſt, der findet fie bei 


Gramaye a). 
1553 fo ab, daß nur der Thurm und das Chor ſte⸗ 


ben blieben. Der Thurm ift ein Meifterftüd der 
Baufunft, und wird nicht felten dem Strasburger, 


Miünfter vorgezogen. Er ift auf Koften der Stadt 
von Hans Amel im Sabre 1422 erbaut, nnd 1517 


vollendet worden. Das Schiff der Kirche ift eined 


der fhonften in den Niederlanden. Es ift 500 Fuß 


lang, 230 breit und 360 body; hundert und fünf © 
und zwanzig Säulen unterftüßken das Gebäude. © 
Der Thurm hat mit Ginfhluß des 16 Fuß hohen ° 


Kreußes eine Höhe von 466 Fuß. 


Die von St. Norbert 1124 in Antwerpen er: ' 
baute Prämonftratenfers Abtei des heil. Michael ' 


fteht, wie ich fon bemerft habe, auf der Stelle 


eines alten Marötempels. Bor dem Hodaltar iſt 
das Grabmahl Ifabellens, der Gemahlin Herzogs 7 
Karl des Kühnen von Burgund, welche 1465 ges 7 


ſtorben iſt. Der Thurm ftürzfe 1262 ein. 


Sn der Parochial: Kirche der beil. Sungfrau iſt 
der Zaufftein von Bronze im Sahre 1465 verfers 
tigt. Das Chor der heil. Jacobs s Kirche iſt 1327, © 
der Thurm 1491 erbaut. Das Chor der heil. Georgs⸗ 
Kirche ift 1326 gebauf, und die berühmte, von Al⸗ 
bertus Magnus eingeweihte Dominikaner: Kirche 
im Sahre 1341. Brabant bejist bewunderungss 
würdige Gebäude diefer Art, von welchen ich fünf ° 


tig zu reden Gelegenheit haben werde. 
a) ©. J. B. Gramaye Historia Brabantica. p. 3. 





x 


Cinetung. 7 RE 





a9 nun die Folge der Brabantifden. 
1 Herzoge a) mit Pipin von Landen an b). Er 
| | war Karlomanns Sohn, und mit Idebergen, eis 
ner heiligen Frau, vermählt, weldhe ihm einen 
| Sohn, Orimoald, und zwei Töchter, «Gertrude 
und Begghe gebar. Er erbauete mehrere Klöfter, 
1 Abteien e) und Ar eanFegBanleN zur Unterftügung 


a) ——— van de Hertoghen van Brabant. Ver- 
ciert met hunrne tiguren nac "rLeven etc. door . 
Laurens van Haecht Goidtsenhouen. T’Antwer- 
pen 1612. fol. 


) Landen wird für die ältefte Stadt Brabants ge: 
halten. Pipin farb dafelbft 640, und fein Körper 
ward unter dem Könige Dagobert nad) Nivelles ges 
bracht, wo er neben dem Altare der heil, Gertrude, \ 
ſeiner Tochter ruht. 


ce) Stalien ausgenommen, ift Fein Land fo reich am. 
frommen Stiftungen, Kirchen, Klöftern, Abteien 
u. |. w. als Brabant. Es fey mir daher erlaubt, 
einige Stellen in gedrängter Kürze aus Gramaye 

* anzuführen, 

Sn der Nähe von Brüffel, in einer Gegend die 
“Ter-Vorst heißt, ſahe man bis 1582 eine der hei= 
ligen Sungfrau geweihte Kirche, deren Stiftung 

bis zum Anfange des ı2ten Jahrhundert hinanfs 
reiht. Gramaye fagt Davon: Inter sacram suppel- 
lectilem inveni tapetia vetera duobus ornata in- / 
signibus, altero Leeones tres, altero Crucem erec- 
tam praeferente. Inveni et manuscriptum Codi- 
cem Bibliorum piceturis auroque exornatum quan- 
tivis pretii, cum hac inscriptione: 

Omnibus exuta, tua Jussa Sibylla secuta. Ut 
sibi sit lumen, dedit hoc tibi Christe volumen. 
Addebant Virgines, fuisse ‚ante has turbas ar- 
gentea Thuribula, Candelabra 'aliaque regalis 

 magnificentiae dona, eaque omnia ex Anglia « esse 
as ob J—— secus Altare rem 








‚dam Enletung 


\ 


der Armen und fuͤhrte glaͤckliche EUREN mit A 
ſcen Volterſchaften. J 


* 


Regis Angliae animam a morte purgatorüis N 
suppliciis addictaın. 


Ebenfalls in der Nähe von Brüffel iſt die bez 
rühmte Abtei Diligem, Prämonftratenfer = Ordens, 
weiche ein Ritter Onulph van Wolverthem im Sabre 
2140 gründete. Das Chor derſelben ward 1270 


ausgeſchmuͤckt. 


Nicht weit davon zu Campenhout befand ſich 
ein wunderthaͤtiges Madonnen-Bild, welches uns | 
ter dem Namen Onse livve Vrou ten Trooste be: 
kannt, und dafelbft bis 1267 verehrt worden ift. 


In der Pfarrkirche zu Vilvorden ( Villam"for- 
tem) waren Glaämablereien, ‚,Sunt intemplo vi- 
treae insignes quae duces Burgundiae Authores 
loquuntur, semper in Ecelesiam a suis structam 
Majoribus propensos., — 


Die Collegiatkirche zu Tournehout ift zum heil © 
auf Koften der Herzogin Maria 1592 erbaut, und 
die Altäre im Chor 1485. — ,„, Ornamenta Sacros, 
rum splendida inter quae est tapes, acu picta, 
ante summum altare propendens, ipsius Mariae 
manu confecta elegantı et antiquo opere praefe- » 


rens D. Petrum in Cathedra sedentem cinctum E 
hine inde Johanne et Maria geniculantibus, ha- © 


bens Epigraphum hoc: „‚Sancte Peire peccatorum 


solve vincula potestate tibi tradita. Witreae veteres 


Ducum Burgundiae et Austriae Principum effigie- 
bus incoctis Tumuli nobilium aliquot, Pieturae 
etiam non inelegantes,  plures futurae, ‚si Ico- ” 
noclastarum manus sibi temperassent! — , - 


Die Kirche des heil, Sohannis zu Herzogenbufh 
ift eines der bewunderungswärdigfien Bauwerke. 
Die Gründung ‚der Säulen Foftete, bei dem ſum⸗ 
pfigen Boden, nnfägliche Arbeit, und es find dazu 
unter andern aud viele in Salz aeweichte Ochfenz 
bäute verfenft worden, Das Ganze ruht gegen 

















EN 


‚Einleitung. 


0; 


SR 


LXXIX 


Grimoaldus, Pipins Sohn regierte nicht fange, 
| Seine Unterthanen rebellivten gegen ihn, und lie— 
ferten ihm den König Clovis IL. von Franfreih 
| aus, der ihn im Jahre 658 tödten, oder wie anz 
dere fagen in ein Gefängniß einfperren ließ. Sein 
| Sohn ward fhon früher in einer Schlacht getöds 
det. ta J NR 
0 Begga oder Begghe, Grimoalds Schwefter, 
vermaͤhlte fih mit dem Herzoge und Pfalzgrafen 
Anfegifüs, einem Sohne des Bifchofs zu Mek 
‚ gewordenen Heiligen Arnold, und regierte dad 
Herzogthum 27 Jahre in Gemeinfhaft mit diefem 
| ihrem Gemahle. Als er 685 ermordet wurde, 


Weften auf 5o Säulen. Der Thurm ift 100 Fuß 
body „cuius fornices si suspicias caligant oculi, 
tam immanis est altitudo. °‘ Adjacent praeterea 
Choro et Navi Ecclesiae duo ab utroque latere 
ambitus 100 Columnis 60 pedum‘, lacunari quo- 
que saxeo desuper imminente arcuato uni lati- ' 
 tudo 25 alteri 20 pedum intercolumnii distantia. 
ı5 Toli etc. Die zum Bau nöthigen Steine wur 
den auf der Mofel aus Lothringen, von Lurem: 
burg, Andenne, Namur und Luͤttich gebracht. ,, Al- 
taribus 50 Ecclesia exornatur, Praxiteli sculp- 
tura et Apelli pictura non cedentibus. ** — Alta- 
ris summi Chori, et Diyae Virginis superioris | 
 extant tabulae singulari arte Hieronymi Bosz de- 
‘ lineatae, referentes illud opus creationis Hexa- 
meron mundi, item historiam Abigaelis etc. ete. 
Außerdem wird noch einer Menge anderer Gemaͤhl⸗ 
be gedacht, unter welchen — „‚insignis pictura de 
‘ eruce depositionis Salvatoris altarı St. Petri et 
Pauli Adriano Scorelio Canonico Ultrajectino au- 
tore“ — Gein Name ift Johann Schoorél; ©. 
Band IL p. 426, diefer Gefyihen ” 


F 


. Einleitung. 


309 fih Begga nah Audenne, einem Echloffe in 
der Graffhaft Namur zurück, woſelbſt fie ftarh, 
nachdem fie ein Gapitel von Canonicis und Car | 
noniffinnen gefliftet hatte. 

Shr folgte ihr und Anfegyfus Sohn, Piz 
pin 11., nad feinem Geburtsorte, wo er ein 
Schloß hatte bauen laffen, Pipin van Harftel 
genannt, Er vermählte fich zuerft mit Pleetrudis, 
des Herzog Grimoald von Baiern Tochter, die im 
Rufe der Heiligfeit farb. Alle feine Kinder flarz 
ben vor ihm. Seine zweite Gemahlin war. die 
fhöne Alpiadis, die Mutter Karl Martels a), den 
‚man für den Vierten Herzog von Brabant hält. 
Er war ein fehr unerfhrockener Fuͤrſt, und ſchlug 
die Fränkifhe Krone nach Chilperic IL Tode mit. 
den Worten aus: daß er lieber Königen befehlen, 
als ſelbſt König feyn wolle, - Seine Söhne mwa- 
ren Karlomann und Pipin der Dice, Er ſtarb 
in Frankreich, woſelbſt ev aud 741 im Begräbs 
niffe dev fraͤnkiſchen ‚Könige zu St. Denys beer⸗ 
digt worden ift. 

Ihm folgte Herzog Pipin der Kleine, wels 
her nach einer Furzen Regierung im Jahre 751 
zur Fraͤnkiſchen Königswürde erhoben ward, und 
den Titel „allerchriſtlichſter König‘ erhielt, : weil 

—* ir er 


a) Der Baron Le Roy hat in dem Grand Theatre 
Sacre du Duche de Brabant Tom. I. P. H. pag. 
32— 56. die verfchiedenen Meinungen -über diefes 
biftorifhe Factum gefammelt, se 





1 — er = Mn, DEI EE : 24 * 

0 N Senn } " N Pr 
⸗ — * 
—— 


J en Eintung” 0, AXxar. 


| er die von dem Königoßnebifepen” PR Aſtolph 
unterdruͤckte Kirche beſchuͤtzte. Seine Gemahlin 
| war Bertha, eine Tochter des griechiſchen Kaifers, 
| welche ihm mehrere Kinder gebar, Er flarb im 
| Sabre 768 und. iſt ebenfalls in St. Denys ber 
graben, 

Nach feiner Tode fiel die Regierung des Has 
zogthums Brabant zuerſt an Karl den Großen, 
deſſen in dieſem Werke ſo oft gedacht worden iſt; 
dann an ſeinen Sohn Ludwig den Frommen a) 
und darauf an Lothar, der, nachdem er, wie. bes 
reits angefuͤhrt iſt, ſeine Staaten unter ſeine drei 
Söhne vertheift hatte, fih im Jahre 855 in der 
1 Abtei en in Ardenen als Moͤnch einkleiden 
ließ. 








Als Lothar IL, König von Sothringen und 
‚Herzog von Brabant 869 ohne legitime Kinder 
geſtorben war, vererbte Brabant auf den Fränfis 
schen König Karl den Kahlen, und darauf auf 
deffen Sohn Ludovicus Balbus. Der Iektere 
ward im Jahre 878 in der Hauptkirche zu Troyes 
in Champagne vom Pabite Johann VID. ſelbſt 
‚gekrönt. Er war genöthigt, ſchwere Kriege I - 
den Normäannern zu führen. 

Ludwig IH. ward König von Frankreich 
Lothringen, und theilte mit feinem Bruder Katz 
Iomann bie vaͤterliche Erbſchaft. Er ſtarb im Jah⸗ 
a) Die Abtei und Kirche des heil, Sacob3, Cauven⸗ | 


berg zu Brüffel genannt, fol im Jahre 850 von 
Ludwig dem Frommen geſtiſtet worden ſeyn. 


Siorillo. 3 Th. 


8 = u 1 —* x Eh, 


—— 


uxxxu Enlung 


re 883 und Karl ward im Jahre 884 auf einer 
Jagd von einem wilden Schweine getödtet, Beide 
liegen zu St. Denys begraben. i 


Die A fit nun an Karl dem Cinfältis 
gen, einem nachgebornen Sohn von Adelheid, der 
zweiten Gemahlin Ludovici Balbi. Da feine Bez ! 
mühungen die Normänner aus Frankreich zu ver- 
treiben, ohne Erfolg waren; fo ſchloß er einen ! 
Frieden mit ihnen, und trat ihnen Neüftrien | 
ab, weshalb diefe Provinz fpaterhin ebenfalls Nors | 
mandie genannt worden if. Karl ward zu Pe⸗— 
vonne gefangen genommen, und ift auch dafeloft 
im Jahre 929 als Gefangener geftorben, | 
Ihm folgte ald Herzog von Brabant Sud: 
wig IV., genannt Outremer, weil er fih mit ſei⸗ 
ner Mutter Otgive, einer Tochter des Koͤnigs von 7 
England, dorthin geflüchtet harte. Seine Gemah⸗ 
‚Jin war Gerbergr, eine Tochter des Saͤchſiſchen 
Königs Heinrich 1., und Schweſter des Saifer 
Otto I. Man rief ihn nad Franfreich zuruͤck; 
er wurde aber daſelbſt gefangen genommen, ind 
erhielt feine Freiheit nur durch Vermittelung Ot⸗ 
t0’8 wieder, Sein Tod erfolgte im Jahre 95% 
zu Rheims. 


Auf Ludwig IV. folgte der feänfifche Rönigl 
Sothar III., der aber das Herzogthum Brabant 
an feinen Arber $udwig V. im Jahre 979 abtrat. 
Ludwig V. farb 986, und liegt in dev Abtei des 
heil. Remigius begraben. 





2 — 


— 


Se — BA 5.0 a VEN 


Erg N 
Nach rinn Ableben ward ar der Dicke, 
ein Sohn Ludwigs d'Outremes, zum Heizoge von 
Brabant ernannt. Diefer ffarb auf eine elende 
Weiſe im Jahre 991, oder wie andere angeben, 
im Jahre 99% im Gefängniffe, nachdem ihn Hugo 
Eapet, Graf von Paris beftegt hatte, 
Otto, Karls Sohn, begnügte fih mit dem 
| Herzogthum Brabant, obwohl er als der letzte rechts 
mäßige Erbe aus Karls des Großen Geflecht, auf 
die fraͤnkiſche Krone hätte Anſpruͤche machen koͤnnen. 
Er ſtarb unvermaͤhlt im Jahre 1005 und ward in 
der Collegial⸗Kirche der heil. Gertrude zu N nn / 
les begraben a). \ 
1 Die Regierung des Hergogthums fiel nun an 
Lambert I. und Gerberga, einer Tochter Karls 
des Dicken, Lambert ward im Sahre 1014 in: 
der Schlacht von Florivaen getoͤdtet, und hinter⸗ 
ließ das Sand feinen beiden Söhnen, Heinrich L, 
‚genannt der Alte, der im Jahre 1058 in der 
Schlacht von Loͤwen fiel; und Lambert II. genannt 
Balderick, der im Fahre 1054 in einer Schlacht 
bei Tournay das Leben verlor, und im der Kirche 
der heil. Gertrude zu Nivelles bei feinen Vorfah⸗ 
ren — liegt a 










J 


a) Ueber dieſe — und die große Menge der darin 
befindlichen Sehenswuͤrdigkenen verweiſe ich meine 

Leſer auf Le Grand theatre Sacré du Duché de 
Brabant. "Tom. I. P.II. p. ı. 


b) Die ſchoͤne Kirche des heil. Peters zu Löwen * ih⸗ 
ren beiden Thuͤrmen ſoll von Lambert II. erbaut wor⸗ 





58 
J 


aazıv Einleitung. 


Auf Sambert IT. folgte? Heinrich U, der im | 


Sahre 1068 meuchelmörderifch das — verlor, 
und deffen Grabftätte unbekannt ift, 


Sein Sohn Heinrich II war mit Gertruden, ' 
der Tochter des Flandrifhen Grafen Robert des 


Frieſen vermählt. Er hinterließ Feine maͤnnliche 


Nachkommen. . Die Abtei Afflingen, eine Stif: 
tung feiner Mutter, verdankt ihm eine Menge I 
Guͤter a); ein Tod fällt in das Jahr 1096, 


und fein Grabmahl ift in der Kirche der heil. 
Gertrude zu. Nivelles. 


Auf Heinrich III. folgte fein Bruder, Gott⸗ 


fried der Baͤrtige, ein tapferer Krieger. Er ſtarb 
1140, und liegt in der Abtei Afflingen begraben. 
Die berühmte Abbatia Parchensis, (du Parc) 
ift von ihm geftiftet worden b). Nah feinem ” 
Tode vegiegte Gottfried IL, der glückliche Kriege 
führte, und 1142 flarb. Sein Grab ift zu Loͤ⸗ 
wen in der Gollegial= Kivhe des heil. Peters c), 

Gottfried der Dritte (Gottfried in der Wiege) 
ſtarb 1186, oder nach einer andern Angabe 1163, 0 


den feyn. Sie hat in den Fahren 1570 — 1578, und“ 
1604 viel gelitten. S. Gramaye Antig. Brabant.” 
‚Pag. 15. | 


a) Man fehe die gelehrten Unterfuhungen über diefe 


Abtei, der älteften in ganz Slandern, in Le grand’ 
Theatre etc. Tom. FH. Livr. VII. p. 341. 

‚b) ©. Antonii Sanderi Chronographia Sacra Bra- 
bantia T. I. p. 157. und Le "grand ‚Theatre etc. 
T.I. p. 141. 4 


e) ©, Le grand Theatre etc. TL p- 9% 













| “ " - u N RE EN 
| Einleitung. ixxxv 


* 


und liegt neben — Vater Sören begraben. 
Er hinterließ mehrere Söhne. N 
Noch bei Lebzeiten deffelben nahm fein Sohn 
und nachheriger Nachfolger Heinrich, ‚der Vierte 
des Namens, und der erfte als Herzog von Lo⸗ 
thringen und Brabant, Theil an der Regierung a). 
Er ſtarb 1235 zu Coͤlln, ward aber in der Mitte. 
des Chors der großen Kirche zu Löwen begraben b). 
Er verfchönerte die herrliche Kirche des heil. Mis 
chael zu Bruͤſſel, und begann im Jahre 1226 den 
Bau der beiden Glockenthuͤrme derfelben c). 
Heinrich der Fünfte, (oder der Zweite ald 
Herzog von Brabant) folgte feinem Vater in der 
Regierung nad. Er hatte mehrere Kinder fomohl 
von feiner erften, ald auch von feiner zweiten Ges 
mahlin. Sophie d), einer Tochter Ludwigs, Sands 
eo De Baft giebt im erften Suppl. mehrere Nachrich⸗ 
ten uͤber die Stadt Gent, und uͤber die von Paͤbſten 
und Grafen ihren Kirchen und Kloͤſtern verliehenen 
Privilegien, Er bemerkt, daß alle beigifihen Urfunts - 
den, welche bis zum ıdten Jahrhundert noch vor: 
handen find, lateiniſch abgefaßt ſind, und daß das 
erfte in Flamlaͤndiſcher Sprache abgefaßte Document 


von Heinrich 1. Herzoge von Brabant, und feinem 
älteften Sohne vom Jahr 1229 fey. 


b) ©. Le grand Theatre etc. T. I. p. 94. 
- ec) Ib. T. J. p. ı78. 
d) Sn der Eleinen Stadt Villoorde, zwei Meilen ı von 


Brüffel, befindet fich das berühmte Garmeliter: . - 


Nonnen Klofter Onse Lieve Vrouwe ten Trooste, 
welches von diefer Sophie 1228 geftiftet Eee iſt. 
Sie ſchenkte ihm auch ein Madonnen-Bild, welches 
ſie von ihrer Mutter geerbt hatte. Ich habe bereits 
Seite ae davon geredet, — 


\ 


LXEXVI } *: Gina en 


| grafen von Thaͤringen und der heiligen Eliſabeth a). 


BE 


Pr a N > V 3* — 
EN 7 4 
—* 


Er ſchlug das ihm vom Pabſt Innocenz IV. ans 
getragene Römifche Kaiſerthum aus, brachte 1243 
die Dominifaner nach Antwerpen, und fiftete dag 


beruͤhmte Kloſter des heil, Bernhard, zwei Meise 


fen von der Stadt b). Sein Tod faͤllt in das 
Jahr 1247, und fein Grab iſt in dev Abtei 
Villers 0). 

Heinrich der Sechſte (als Herzog von Brabant 
der Dritte), genannt der Gütige, regierte mit vier 
fer Milde, und fuchte mit feinen Untertanen in 


. Frieden zu leben, ward aber dennoch im Jahre E 


2a) ©. Band I. diefes Werkes p. 431. u. f. 


b) ©. Lie grand Theatre etc. T. I. P. I. pag. 158, 
Ebenfalls nicht weir von Antwerpen liegt die Derrz 
ſchaft Hoochſtraten. Gramaye ſagt davon pag. 38: 

„In ipso autem Hoochstrati municipio admirationi 
esse solent exteris tapetia, casulae et Dalmaticae 
a comitibus ecclesiasticis usibus relictae, et etiam- 
num in parte superstites, T’umuli itidem et mo- 
numenta Comitum, Anthonii quidem et Isabellae 
in medio Chori marmore pario affabre. et magni- 
üce elevatum, ad latus autem Philippi Il. —— 
et aliorum.““ 


c) S. Le grand Theatre eto. T. I. P. II. pag. 14. 
Das äitelte Ziſterzienſer-Kloſter in ‚den Nieverlanz 
den ift das von Villers, woſelbſt fich nicht nur die 
Gräber der Brabantifchen Herzöge Heinrich des 
Zweiten und Sohannes des Dritten, fondern auch 
vieler anderen berühmten Männer befinden. Es ift 
vom heiligen Bernard geftiffet. Heinrich IV. (oder 
der Erfte als Brabantiiher Herzog) vermehrte 
2184 die Einkünfte deſſelben. ©. Aubert le Mire 
im '2ten Buche der Diplom. Belgic. Cap. 53. und 
Anton Sander Brabantia sacra. 'Tom. I. 











‘9 REN 


1260 von einigen-Rittern ermordet. Er liegt in 
dem von ihm erbauten Dominikaner Klöfter zu lbs 
wen begraben a). 


Während der Minderjährigkeit ſeines Sohnes — 


ward das Herzogthum Höhen Sahre lang von feiner 
hinterlaſſenen Gemahlin Aleide oder Alix regiert, 
welche auch das ſchoͤne Dominifanerz Klofter zu Aus 
werghem, nicht weit von Brüffel'geftiftet bat b). 
Johann der Erſte, wegen des Glücks feiner 
I Waffen „der Siegreihe‘‘ genannt, war ein tapfer 
rer Held, und gewann im Zahr 19288 die berühmte 
Schlacht don Waeringhen bei Coͤlln. Ex endigte 
fein $eben im Fahre 1294, und ift in der Franziss 
kaner⸗Kirche zu Brüffel beerdigt worden, woſelbſt 
ſich noch mehrere, nachher von den Bißerflürmern 
 zerftörte Monumente befanden. | ! 
Sohann der. Zweite, genannt der —— 
vermaͤhlte ſich mit des Königs von England Eduard 
des Erſten Tochter, die ihm in Johann dem Drit— 
ten einen Erben gebar, Johann der Zweite ſtarb 
3312 und liegt im Chor der Kirche der heil, Gudula 
I zu Brüffel begraben ce). 

0 Dbwohl Johann der D Dritte, genannt der Sieg⸗ 
Ä Are d) mehrere Göhne und T Töchter hatte, ſtarb 


a) ©. Le grand Thöätge T.I. p. 115. Auch ift da⸗ 
FE ſelbſt das Grab feiner Gemahlin Aleide. 

by) S. ib. Tom. I. p. 326. 

0) Le grand Theatre 'Tom. I. p. 147. 


d) Eine der fchönften und größten Kirchen zu Brüffel 
ift die Kirche Onse lieve Vrouwe op den Savel. Jo⸗ 


a. BR. Sue A 
‚ BAREVEE 7° 7 Quinn 


aber dennoch ohne männliche Nachkommenſchaft a), 
fo daß ihm feine aͤlteſte Tochter, Johanna, in der | 
re % Regie⸗ 


hann der Dritte baute der heil. Jungfrau eine ſchoͤne 
Capelle in derſelben. Auch befand ſich daſelbſt ein 
wunderthaͤtiges Muttergottes-Bild, welches die Bil— 
derſtuͤrmer 1680 zertruͤmmerten, an deſſen Stelle 
aber nachher ein anderes geſetzt worden iſt. ©. Le 
grand Theatre Tom. I. p. 241. Der Stiftskirche 
des heil. Peters zu Tournhout fehenfte er eine fehr 
—ſchoͤne Glasmaͤhlerei, auf welcher er mit feiner Ges 
mabhlin, und feinen drei Söhnen und drei Töchtern 
abgebildet war. ©. ebendafelbft Tom. II. Pars I. 
p- 185: Eben diefer Sohann III. begann den Bau 
des Pallaftes zu Brüffe. S. Gramaye Bruxelles 
. etc. p. 2. — 
a) Mecheln ſoll von dem fraͤnkiſchen Koͤnige Pipin im 
Jahr 755 einem Grafen Adon gegeben worden ſeyn. 
Karl der Einfältige ſchenkte 915 die Herrfchaft Mes 
cheln der Kirche zu Lüttich. Andere Schriftfteller be: 
haupfen, daß Mecheln in zwei Theile getheilt wor: 
den, und der Theil in welchem fich die dem heil. Rom: 
boud geweihte Hauptfirhe befunden habe, an Lütz 
tich gefommen fey. In Le grand Theatre Bud I. 
p- 2. u. f. find die verfchiedenen Meinungen darüber 
efammelt. Da: inzwifcpen alle älteren Nachrichten 
über Mecheln verloren find, fo muß man ſich mit de— 
nen des ı6ten Sahrhunderts begnügen. . Diefen zu 
Folge foll der Slandrifche Graf Louis de Ereffi nad) 
mannigfaltigen Mißhelligfeiten das ganze Gebiet 
von Mecheln dem Herzoge von Brabant, Sohann 
dem Dritten im Sahre 1546 überlaffen haben, Wenn .| 
das Factum wahr ift, ſo geſchah diefes in demfelden 
Sahre, in welhem Ludwig in der berühmten Schladht 
von Crecy getödtet wordem:ift. 
Diie ſchoͤne Hauptfirche zum heil. Nomboud ward 
ſchon im ı2ten Jahrhundert angefangen. Das Chor 
ift 1250 in einem fehönen Styl erbauet, und das Ge- 
woͤlbe 1451 geendigt, wie folgende Inſchrift fagt: 


„in 





ein. N DEREK 


* nachfolgte. Mesh erfor Gemahl war 
| Wilhelm H. Graf von Hennegau und Holland, der 
‚im Sahve 1345 in einem Gefechte gegen die Sriefen 
Bblieb, der zweite war Wenceslaus, der Sohn des 
| Bbohmiſchen Koͤnigs Johann und der Beatrice von 
| Bourbon. Er erhielt von feinem Bruder, Kaiſer 
Karl IV. die Grafſchaft Luxemburg, und mehrere 
andere Länder, Wenceslaus ſtarb im Jahre 1388— 
ohne männliche Nachkommenſchaft, und liegtindee 
rent: Orval .. BON 






m Jahre — 9— trat Johanne das Herzoge i 
| uns han! dem Sohne ihrer Schwefler Mare - 
| garetha, Anton von Burgund ab, und wide nach 
| ihrem zwei Jahre darauf erfolgten Tode im Chor 
| der Carmeliter a zu Bruͤſſel begraben a). 


Dieſer Anton von Burgund war ein Sohn 
des Herzogs —— des Kuͤhnen von Burgund. 





120 Int jaar .Mccce Vyftigheen was d’ jaar van 
Ä ‚„„Jühileen hier gemeer doen wert gesloten de- 
en Steen, °* 
80 ſehr ſchoͤne Thurm ift 1453 angefangen, und das 
Gewölbe des Schiffs der Kirche 1487 geſchloſſen wor— 
den, laut der Sufchrift: „ Dit Werck wort geslo- 
ten in jaer MOCCOLXXXVII Openbaæer.“ "Nach 
einem andern Diſtichon iſt der Thurm 1515 vollens 
det. „Geslooten was ik tol elek Aensien, Daen man 
'schreef MDXM. 


a) ©. Le grand Theatre etc. m I. p. 259. 
- giorillo, Ir IH, | N G 








I 


* 


* 
—2 


ii ang er | * 
der dreigehnjährige Sohann IV. folgte ihm in der 


reeits angeführt habe, bald darauf wieder von ihr . 


.(1426) ift fein Werf. Er ſtarb in demfelden Jahre 


Seine Einfekung erfolgte 1400. In der Shlacht 
von Azincourt verlor er im Jahre 1416 das Leben, 
und ward zu Terpuren begraben a), Sein Sohn, „ 


Regierung des Herzugthums nach, und vermählte 
fih mit der berühmten Sacobine, die einzige Erbin 
- Wilhelms von Bayern und Grafen von Holland, 
Seeland und Hennegau, ward aber, wie ich, ber 


gefhieden. Die Stiftung der Univerfität Loͤwen 


ihrev Gründung. Gein Grabmahl ift zu Ter⸗ 
vuren b). a Si 


Nun fiel im Jahre 1427 dad Hergogthum 
Brabant an feinen Bruder, Philipp I, der in Rom 
war, und eine Reife nad) dem heiligen Sande machen | 
wollte, Nach feiner Zurücfunft regierte er feine - 
$änder mit vieler Klugheit. Er ſtarb 1430, und 
liegt neben * Bruder begraben. | 


Bon ihm 22 fein Vetter Philipp MH ah) 
zog von Burgund, genannt der Öute, alle ihm zuges 
börigen Laͤnder, die nun, wie wir fhon. gefehen ha⸗ — 


x u 
* 


.1⸗ grand Theatre, Me 313. u. 51% 
b) Ibid. Tom. L p. 314 





— 


sen, Ele Bife wir dem beuſe Vargand zufie⸗ 
den. 


er 
— 


Geſchichte der verſchiedenen Provinzen der Nieder⸗ 





mir eine Wiederholung zu. erſparen, einen Blick 
auf dasjenige zuruͤckzuwerfen, was ich bereits im 


Ich ſchließe daher dieſe Einleitung mit der Bemer⸗ 


Regierung Alberts und Iſabellens auf die Gattung 
der heiligen Geſchichts ⸗ Mahlerei eingewirkt hat, 
ſo lange die katholiſche Religion in dieſen Provinzen 
in ihrem urſpruͤnglichen Zuſtande blieb; eben fo un⸗ 
guͤnſtig und nachtheilig iſt ihr die errungene Freiheit 
I der Holländer vom Spaniſchen Joche geweſen, in⸗ 
dem ſie die Religion ihrer Vorfahren verließen, und 
I den Cultus annahmen, oder in feinen Kirchen weder 

Statuͤen noch heilige Bilder Due — 





den reichſten Huͤlfsquellen geſchichtlicher mahleriſcher 
Darſtellungen beraubt, und wurden genoͤthigt eine 





Meiſter wa: ‚ausgpgpichnet, ‚hatten. Gie durften 


a) ©, 268. — — 
7 


Er Euletumg rs 


| zweiten Bande diefes Werks vorgetragen habe a), 


kung: daß, eben ſo guͤnſtig als ſpaͤterhin die ſanfte 


Nachdem id; — bisher gifgehen iſt, in ” 


lande durchgegangen bin, bitte ich meine Leſer, um 


Die hollaͤndiſchen Kuͤnfler — x ib. nun 


Gattung. zu verlaffen, in welcher ſich ihre früheren _ 


xcıh Einleitung. 
| — 
fernerhin nur Gegenſtaͤnde mahlen, welche mit der 


dort gehaßten und verfolgten katholiſchen Religion 
‚in Feiner Beziehung ſtanden, naͤmlich Gegenſtaͤnde 


der weltlichen und buͤrgerlichen Geſchichte, Landſchaf⸗ | 
ten, Blumen, Fruͤchte u.f.w., und fo find denn | 


jene Gebilde der Niederländifhen Kunft verfhwuns | 


den, die noch biß,jekt mit Bewunderung und den 


Ruhm Brabants, Flandernd, und zum er auch 
Deutfchlands ausmachen. . 











Peter Paul Rubens, 
geb. 1577, geſt. 1640. 


Einer von jenen erhabenen Geiſtern, die die Natur 
nur von Zeit zu Zeit hervorzubringen pflegt, und die 


eine neue Erſcheinung herbeifuͤhren! In ihm werden 
wir hier zugleich den Kuͤnſtler, den Gelehrten, den 
Staatsmann, den Hofmann und den Weltmann vereis 
nigt — 

Johann Rubens und Marie Pipelings, 
‚beide von guter Familie, waren Peter Pauls El: 
tern. Der Vater, ein Zurift und Rathsherr der Stadt 
Antwerpen, hatte, während der Unruhen in den Buͤr⸗ 
‚gerfriegen, die damals in Brabant herrfchten, dieſen 
Aufenthalt verlaffen und fich mit feiner Familie nad) 
Eöln gezogen, wo Peter Paul ben 28. Jun. 1577 
‚gebohren ward a). Er erhielt eine eine Erzies 





a) Die Deutfhen haben den Flamändern niemals bie Ehre raus 
ben wollen, daß Rubens ihr Landsmann gewefen fey, indem 
diefer Künftler nur durch einen Zufall in Coͤln gebohren ift; 

Indeſſen gab es einige Staliener, unter denen fich Bellori, 

OSrlandi und m. a. befinden, die ihn in Antwerpen gebohren 
feyn laffen, So viel ift gewiß, daß weder in: dem Kirchen— 
büchern von Antwerpen, noch auch von Cöln fein. ‚Zaufzeugs 
niß ſich befindet,‘ Herr von Bourtin in ſeiner Schrift Traité 
uf w. T. I. pag.'175: führt Mehreres über dieſen Punct 

und zugleich auch den Briefran, den Rubens ſelbſt an einen 


Fiorillo, 3: Tb: u: A 





bei ihrem Auftritt immer eine Epoche oder wenigſtens 


2 Geſchichte der Malerei 


hung, und beſchaͤftigte ſich in ſeinen erſten Jugendjah— 
ren vorzuͤglich mit den humaniſtiſchen Wiſſenſchaften, 
wo er ſich beſonders durch große Fortſchritte in der la— 
teiniſchen Sprache auszeichnete a). 


gewiſſen Georg Gelsdorf ober Geldorp fchrieb; aber nichts 
von alle dem ift entſcheidend. Nur in dem Werke des Aegi- 
dius Gelenius de admiranda sacra et civili magnitudine 
Coloniae Claudiae Agrippinensis Augustae, Ubiorum ur- 4 
. bis cet. ceti Coloniae 1A45. %. pag. 407. hat man den ” 
authentifchften Beweis, daß Rubens in Coͤln gebohren ward, 
Man liejt hier folgende Worte: 
Inter hujus Ecclesiae imo urbis spectabiliora monu- 
imenta est majoris marmoreae arae tabula sancti Petri 
vivam efligiem exprimens donum Everhardi Jabachi, Se- 
natoris Coloniensis divitis, et artificiorum atque antiqui- 
tatum admiratoris et amatoris; ipsa vero pictura tabu- 
lae, opus est clarissumi Viri pictoris Petri Pauli Rubeni, 
Ubii, qui nostro aevo laudes et nomen Apellis non im- 
merito sibi artis praestantia acquisivit et hunc, uti Co- 
lonia ferax est bonorum ingeniorum ın hac Parochia, 
orbi dedit domus haeredıtaria Excellentissumi Domini Jo- 
docı Maximilianı Comitis in Gronsfeldt, sita e Regione 
hospitii S. Vrsulae, quam nuper Archiepiscopus Mogun- 
tinus inhabitavit exut, et in qua Serenissima: Maria Me- 
Jicaea, Galliarum Regina, extremam vitae periodum 
Sanctissune peregit et clausit. — Auch fein Älterer Brus 
der Philipp ward in Göln gebohren 157%, geitorben 16113 
SM, f. Andreae Bibliotheca Belgica, Topos ‚ Soppens Bi- 
bliotheca Belgica, Swertii Athenae Belgicae. Und fo auch 
fein gelehrtes Werk: Electorum libri II. Autwerpiae 1608. 
4. Mit verfchiedenen ſchoͤnen von feinem Bruder gezeichneten 7 
Kupfern, Go bewundert man aud) in der Galerie Pitti zu ” 
Florenz das fchöne Gemählde von Rubens, befannt unter dem 
Namen der vier Philofophen, in dem man Lipfius, Grotius, 
Philippus, und Peter Paul Rubens vorgefteltt fieht. 


a) Um dem Leſer eine Idee von, der Latinität des Rubens zu 
geben, feße ich hier den Auszug aus feinem Briefe bei, den | 
er an den berühmten Gelehrten Fran; Junius ſchrieb, als 
diefer ihm fein berühmtes Werk: de Pictura, Veterum zum 
Geſchenk geſchickt hatte, Diefer Brief, findet fi, vor einigen 
Ausgaben des Junius. Er ift in niederländifher Sprade ge= ' 
ſchrieben, doch findet ſich in ihm folgende lateiniſche Stelle: — 
immenso hoc totius antiquitatis thesauro tanta diligen- 
tia refosso, et ordine pulcherrimo publice distributo. 
Nam liber iste D. V. ut uno verbo dicam, vere prownus 


* 





in Deutichland. 5° 03 


| Nachdem die Uneinigkeiten durch den Herzog von 
Pirma, det Antwerpen der fpanifhen Herrſchaft wie: 


‚condus est üuberrimus 'omnium exemplorum̃, sententia- 
rum et dogmatum, yuae a veteribus uspiam sparsim ad 
dignitatem et lucem Artis Pictoriae pertinentia, litteris 
consecrata maximo nostro emölumento hactenus peren- 
narunt, itaque titulo ‚et argumento lıbri. de Pictura Ve- 
ierum a D. V. ad unguem satisfactum censeo, monıta 
eiiam et leges, judieia, et exempla maximam nobis lu- 
cein.afferentia passim\insertälet admiranda quadam eru- 
ditione elegantissimoque locutionis genere ———— et or= 
dine recto totum hoc opus perfectissime digestum, at> 
que insigni Cura et lima ad calcem usque perpolitum. 
Sed quoniam exempla illa ‚veterum Pictorum phantasia 
tantum et pro cujusque captu magis wıt minus assequi 
possumus; vellem équidem eadem diligentiä similem 
quandoque tractatum excudi posse de Picturis Italorıum; 
quorum exemplaria sive prototypa. adhuie hodie publiee 
'ostant; et ‚digito possunt monstrari et dicier „,haec 
sunt‘‘! ham illa quae sub sensum cadunt, acrius, Unpri- 
inatur et haerent, et exactius examen requirunt atque 
wateriam uberiorem proßiciendi studiosis ‚praebent, quım 
illa, quae sola imaginatione tanquam somnia se nobıs 
afferunt, et verbis tantum adumbrata terfrustra compre- 
'hensa (ut Orpkeum Buridices imago) eludunt saepe, et 
sua quemque spe frustrantur. (uod experti dicimus, 
nam quotusquisque nostrum si praeclarum aliquod Apel- 
lis aut Timanthis opus a Plinio aut aliis auetoribus gra- 
phice descriptum, pro rei dignitato oculis suhjicere ten- 
taturus aliıquid non insulsum aut a vete rum majestate 
non alienum praestabit, sed genio suo. quisque indul- 
gens musteum aliquid pro. Opimiano illo dulce amaro 
promit; et injuriam magnis illis manibus. affert; quos 
ego ‚veneratione summa Prosoquos et vestigia euntium 
potius adoro, uam vel sola cogitatione assequi me posse 
ingenue proßiteor cet. “ 

Dap Rubens fi, im Briefwechfel mit vielen Gelehrten 
befand; darüber hat man mehrere hiftorifhe Beweife, M. fi 
im 2ten Band der Melanges de Critique et de Philologie 
par $. Chardon de la Rochette. Paris 1812: 8. wo man 
pag: 184 u, ſ. w. Nachricht von einem Brief findet, den 
P. P. Rubens italieniſch ſchrieb und der ſich ganz pag. 19% 
findet. Er iſt an den Herrn Louis Frarin adreffirt, der ihn 
dem. Deren von Peiresc übergeben jolte, und im Jahr 16235 
aus Antwerpen gefäjrieben. Dieſer Brief enthält in ſchlech— 
tem Stalienifd viele Gomplimente und Danklagungen für ihm 
uͤberſchickte geſchnittene Steine; Folgendes ift die Stelle dar— 


2 

















4 Geſchichte der Mahlerei 


der unterworfen hatte, beigelegt worden waren, kehrte 
der Vater von Rubens wieder in das Vaterland in feis 
nen alten Poſten zuruͤck ad, und der junge Rubens, 
der von angenehmer Geſtalt war, ward als Page zu 
der Gräfin, von Lalain gebracht. Die ausgelaſſene Le⸗ 
bensweiſe, der ſich die Pagen gewoͤhnlich zu ergeben 
pflegen, war aber Urfaͤche, daß er dieſe Laͤufbahn ver⸗ 
ließ; und da fein Vater geſtorben war, ſo beſtimmte 
er ſich fuͤr die Mahlerei, Man brachte ihn zuerſt zu 
Tobias Verhaert b), einem wackern Landſchaftsmah⸗ 
ler; darauf zu Adam van Oboort c), deſſen Character | 
und dem Trunk ergebene Lebensart dem Rübens miße | 
fiel, weshalb er fich entfhloß, Schuler: des Dtto Bes 
niusd zu werden, von dem wir fchon gefprocyen ha⸗ 
“ben d), und der in jenen Zeiten fuͤr den Raphael von 
Flandern gehalten ward, Diefen Meifter ſuchte Rus 


bens nicht allein nachzuahmen in der Kunft, — 








aus, die ich habe verſtehen koͤnnen. Ich gebe ſie hier, mit einer ſie 
begleitenden Kleinen Zeichnung, j. Tab. 1. Nro. 27, — „maper 
tornar alle nostre gemme, mi piace in estremö la diva 9 
tolle ale dı papilioni, ma non posso discernere che cosaı 
sia quello ch’ & tra Valtare e la bocca d’essa vulva. | 
Dico questa roversciata, che forse, discernero meglio has 
vendone fatto l’inpronto, che,non ho potuto far ‚hoggi 
per le molte occupazioni mie, ne anco in cera dı Spag- 
na. La causa ch’assomigiiano la vulva e’l V’imazone, non“ 
posso imaginarmi se non é forse per la capacitä del 
catacollo ch’e un receptacolo molto aito e condecente alı 
suo locato, et ancora per essere un animal viscoso et 
humido, ‚et Cornua possent comparari eristäe, quam viden- 
tur utringue exerere cuni cum pruriunt, Haec tecum liber, 
et forse, non infuceta sed spurca nimis.“ : 


a) Andere ſchreiben, daß nad) des Vaters Tod die Mutter nah 
Antwerpen zuruͤckkehrte. 
b) Carl van Mander, Deschamps T. I. pag. 251; eye ſpre⸗ 
chen von ihm. MM. f den T. II. pag. 531. diefer Geſchichte. 
c) M, ſ. was ich über ihn geſagt B. II. ©, 522, biejer Ger 
ſchichte. 
BU S. Siq. 


j 


ar Den 5 


ebenfalls. im Betragen, Sitten, Artigkeit, und im Fleiß; 
fo daß er im Alter von 28 Jahren ſich fuͤr hinreichend 
gebildet hielt, nunmehr den, sus Aejn zu feinem, Nas. 
‚ben Glüd zu wagen. 

Wohl war e8 aber auch die Bichensgeärbigteit feie 
Ines Betragend, die ihn zw den, ausgezeichnetfien Fuͤr⸗ 
fen. den Zutritt verſchafte! So fol ihn. der Erzherzog 
‚von Defterrei Albert a) dem ‚Herzog von Mantua, 
IBicenzo Gonzaga empfohlen ‚haben, - der, ihn als 
F Edelmann in feine Dienfte nahm, und wo er ſieben 
2 Sabre hindurch, mehr um die Werke der ausgezeichnets 
Iften italienifhen Meifter zu fludiren, als die Vergnüs 
I gungen des Hoflebens zu. genießen, zugebracht haben foll« 
‚Man erzählt, daß er eines Tages, als er das berühmte 
‚Gemählde, den Kampf ded Zurnus mit dem Aeneas 
| vorſtellend, verfertigte, und die Verſe des Virgils des 
clamirte: — 

Dle etiam patriis agmen, cet. 
vom Herzog überrafcht ward. Diefer lächelte und wollte: 
ihm imponiven indem er lateiniſch zu ihm, ſprach. Aber 
‚wie groß war. nit die VBerwunderung des Herzogs, 
dals Rubens ihm in diefer Sprade vollkommen ant— 
Zwortete! 
I So große Talente waren auch der Beweggrund, 
daß der Herzog ihn als Gefandten an den Hof Phi— 
Ilipps des Iten, Königs von Spanien, abfhidte,. wo 
‚er zu gleicher Zeit dem Herzog von Lerma viele Ges 
‚fchenfe zu übergeben hatte Rubens ward hier mit 
‚der größten Achtung empfangen und verferfigte viele 
‚Portraits und hiftorifhe Bilder, fowohl für den Mo— 
narchen als für die Großen des Reis. Man behaup⸗ 
| a) Einige behaupten, daß Rubens am 9. Mai 1600, im 25ften 

Sahre feines Alters nad) Venedig abgieng, wo er die Werke 

des. Tizian und des Paul Veronefe ftudirfe, und daß er dar⸗ 


auf nah Mantua gieng, um den Giulio Romano zu fLudis 
zen. | 










6 Sefchichteder Mahlerei 


tet, daß in diefer Zeit die Einladung ded Herzogs von 
Braganza, der in der Folge König von Portugal 
ward, an ihn erfolgt fey; aber ich kann mich nicht dazu 
entfhließen, dieſem Vorgeben Glauben beizumeffen, 
das ich für eine Erdichtung halte a). Nach feiner Ruͤck⸗ 
fehr nad) Mantua ward er nah Rom gefhidt, um | 
mehrere Gemählde dafelbft zu Fopiren. Allein die aus: 
gezeichneten Werke des Zizian und des Paul Veronefe 
zogen ihn nad Venedig, wo er nad diefen Meiftern 
feine Manier bildete. Von da wieder nah Rom zus 
rüd, arbeitete er viele Gemählde und darauf wendete er 
fih nach Genua, wo er fi Yange Zeit aufhielt. In 
diefer Stadt erblidt man von ihm viele herrliche Ge: 
mählde, ſowohl Portraits als hiftorifche Darftellungen. 
Außerdem zeichnete er die ausgezeichnetften Gebäude 
diefer Stadt und machte fie durch Kupferabdride bes 
fannt b). 

Eine gefährliche Krankheit, die feiner von ikin zartz 
lich geliebten Mutter zugefloßen war, ward Urfache, 
daß er alle unternommenen Arbeiten liegen ließ, und 
nad einem Aufenthalt von faft 7 Jahren in Stalien 
fi anſchickte, wieder in das väterlihe Haus zurhdzus 
fehren. Aber fo groß au die Schnelligkeit war, mit 
der er feine Reife befchloß und vollführte, fo hatte er 

a) Man erzählt, daf der Herzog ihn einlud, ihn zu Billa Vi— 
ciofa, wo der Herzog ein Landgut hatte, zu beſuchen. Aber 


ba er vernommen hatte, daß Rubens mit einem großen Ge: 
folge kaͤme, ſo ſendete er ihm, um den Aufwand zu vermei— 


den, einen Ritter entgegen, der ihn bitten follte, feinen Be- | 


ſuch auf eine andere Zeit zu verfparen, indem er ihm zu gleis 
her Zeit für die gehabten Unkoften 50 Doppien überfendete, 
Hierauf fol aber Rubens geantwortet haben: „Er ſey nit. 
gekommen um zu mahlen, fondern um fid 8 bis 10 Zage auf 
dem Lande zu vergnügen, und habe 1000 Doppien mitge⸗ 
bracht, um fie daſelbſt zu verthun.“ 


b) Palazzi antichi e moderni di Genova, raccolti e dis- 
segnati da P. P. Rubens. Anversa 1622, 1652 und 1708, 
wit 139 Kupfern, in 2 heilen. 


in Deutichland. a 
doch den Schmerz, feine hochgeliebte Mutter ſchon todt 
und in ein befferes Leben hinübergegangen zu’ finden! 
I Diefer für fein Gefühl fo harte Schlag hätte ihn faft 
‚ bewogen, fein Vaterland zu verlaffen und nah Man: 
tua zurüdzufehren; aber der Erzherzog Albert that 
alles mögliche, ihn davon zuruͤckzuhalten, und dazu Fam 
noch feine Liebe zu Elifabeth Brants, die er her— 
' nad auch heirathete; demnac entfchloß er fih im Va— 
terlande zu bleiben. 
Auger der Erbauung eines fehe fchönen Hauſes bil- 
dete er ſich nunmehr ein reiches Kunftfabinet, das viele 
Buͤſten, Vaſen von Porphyr und Agat und eine große 
ı Menge von Gemählden verfchiedener Meifter enthielt, 
‚das er, aus Freundfchaft zu feinem Freund, den Her: 
zog von Bufingham, mit demfelben theilte und wos 
fuͤr er mehrere 1000 Gulden empfieng a). 
Sein Vermögen war nunmehr fehbon fo bedeutend 
geworden, daß er blos arbeitete, um die unzählbaren 
Liebhaber zu befriedigen, die etwas von feinen Werfen 
zu befisen wünfchten. Diefes nöthigte ihn, ſich außer 
‚ feiner Schüler nody der Hülfe anderer Mahler von aus⸗ 
‚ gezeichnetem Verdienſt zu bedienen, deren id an ihrem 
Ort gedenken werde. Schon hatte Rubens für eine 
große Menge von Fürften Gemählde geliefert, als im 
Jahr 1620 die Königin Maria von Medicis ihn 
nach Paris einlud, um ihm die Ausführung zweier Gaz= 
lerien in dem Pallaft Luremburg zu übertragen, von 
denen jedod nur die eine wirklich ausgefuͤhrt ward. 
Dieſe ſtellt in 24 Gemaͤhlden die Geſchichte der Koͤni— 
gin vor, von ihrer Geburt an bis zu ihrer Ausföh- 
nung mit ihrem Sohn Ludwig den ı3ten b). Ich 









a) M. f. was ich in dieſer Hinficht ſchon ſagte, Geite 266, fo 
wie auch ©, 315, in ber Geſchichte der Mahlerei in Eng- 
land, 


») M. f, La Galerie du Palais de Luxembourg dessinge 


ö Geſchichte der Mahlerei 


will in diefem Augenblick tiber ihr Verdienft in Hins 
ficht auf das Colorit nichtS bemerfen. Dieß alles vers 
fpare ih mir bis dahin, wo ich von dem Styl diefes 
Meifters fprechen werde; nur will ich nicht unerwähnt 
Yaffen , daß man mit Grund diefe Gemählde als ein 
epifches Gedicht betrachten Fann, das ‚einen großen 
Reihthum von Alegorien enthält. 

Ale diefe Gemählde wurden, mit Ausnahme von 
zweien, in Antwerpen während eines Zeitraums von 
5 Sahren gemahlt, indem Rubens im Sahr 1625 mit 
der ganz vollendeten Arbeit nad) Paris zuridfehrte a). 
Mährend diefer Zeit, behaupten einige Schriftfteller b), 
fey Rubens mit dem Prinzen von Wallis (namlih 
im Jahre 1625) nah Spanien gegangen und habe da= 


par Nattier et gravee par differents maitres, en 24 
estampes. “Paris 1710. fol. Dieſes jhöne Werk giebt Feine 
volllommene Idee von dem Character, befonders von der Zeich- 
nung bes Rubens; wohl aber von deffen Compofition und def 
fen Allegorie. Dieſelbe Galerie erſchien von neuem im Jahr 
1809 in kleinem Format unter dem Titel: Galerie de Ru- 
bens, dite du Luxembourg. Paris. fol. Aber diefe Unter- 
nehmung gehört zu denen, welde von den Franzoſen beftimmt 
find, aus dem Beutel der Sremden, bejonders der Deutſchen, 
das Geid zu ziehen. 
a) Die Originalſkizzen, die von Rubens ſelbſt in Oel gemahlt 
ſind, von 18 dieſer Gemaͤhlden, befinden ſich in ber berühm= 
ten Galerie zu Münden, M. f. von Mannlich Befchreibung 
u. ſ. w. Band II. ©, 795 ferner ©. 399 bis 416. Vor— 
übergehend will ich hier nur bemerken, daß der Herr Graf 
Dene in Braunfhweig in den Jahren 1770 bis 1780 eine 
Heine Sammlung von Gemählden befaß, unter denen fi 7 
bis 8 ſehr fchöne Copien biefer Galerie befanden, Die Figu— 
zen waren etwas Eleiner als halbe natürliche Größe. Man 
behauptete, fie wären von Le Brun in Paris nah den Ori— 
ginalen copirt worden, Wohin mögen diefe nad) des Befißers 
Zod gefommen feyn? 


b) M. f. De Piles, Ant. Palomino und Bellori Vite de Pit- 
tori, pag. 159. befinden fih im Irrthum, daß Rubens im 
Sahr 1623, zu einer Beit nah Spanien gerufen worden jey, 
wo der Prinz von — ſich dahin begeben hatte, 





% 








in Deutfhland. 9 


"I felbft bie Gemählde des Tizian, ben Raub der Eur 
ropa und das Bad der Diana, copirt. Nun iſt ed 
’3 zwar wahr, daß der Prinz wegen der Heirath mit der 


Infantin, die er im Sinn hatte, im Jahre 1623 in 
' Madrid war; aber Rubens fam dahin im Jahr 1628, 
und damals war der Prinz von Wallis ſchon König von 
England. Sch kann nicht begreifen, wie Palomino 
den Worten des De Piles mehr glauben konnte, als 
feinen eignen fpanifchen Schriftftelern, dem Vicen— 


zio Carducho und dem Francesco Pacheco, die 


nichts davon fagen. Aber auf diefer zweiten Neife co= 
pirte er mehr Gemählde nah Zizian, indem er fih 
9 Monate dafelbft aufhielt a). 
| Die Infantin Sfabella,. weldhe die Zalente des 
‚Rubens als Staatsmann vollkommen kannte, fendete 
ihn nah Madrid, um dem König von dem gegenwaͤr⸗ 
tigen Zuſtand uͤber Brabant die vollkommenſte Aus— 
kunft zu geben. Hier hatte er mehrere Zuſammenkuͤnfte, 
ſowohl mit dem König, als mit dem Herzog von Oli— 
varez und mit dem Marchefe Spinola. Auch wurde 
er bey diefer Gelegenheit von dem König und von den 
Großen mit Ehrenbezeugungen überhäuft- und außer ei: 
nem Diamant von großem Werth erhielt er noch fechs 


Pferde und das Amt eines geheimen Staatöfecretairg, . 


nebſt einer Verficherung diefer Gtelle nad) feinem Zod, 
fuͤr feinen Sohn. 


. Da nun ber Herzog von Dlivarez bie genaue 
Sreundfchaft Fannte, die zwifchen dem Herzog Buking— 


ham und Rubens Statt fand, fo ſchlug er dem Kö 
nig vor, diefen lestern nad) England zu fenden, um 
dafelbft den Frieden zu unterhandeln. 

Rubens gieng im Jahr 1629 nad) England ab, 
wo er dem König vorgeftellt ward, der ihn mit großer 


a) M. ſ. meine Gefhichte der Mahlerei in Spanien, ©,. 199. 


* 


10 Sefihichte der Mahlerei 


Huld empfieng. Hier wußte nun Rubens mit fehr viel 
Feinheit unmerklich von Gegenfländen der Kunft zu de— 
nen der Politik überzugehen. Der König bemerkte wohl 
bald, daß er Inſtructionen darüber erhalten hätte, und 
fo vorbereitet, frug er ihn nun: ob er irgend einen 
Befehl von feinem Hofe mitgebracht habe? Nachdem 
darauf Rubens diefes bejahet und feine Beglaubis 
aungsfchreiben vorgezeigt, fo gelang es ihm, im No— 
venber und December des Gahres 1650 den Friedens: 
tractat abzuſchließen a), ber auch hernady durch Ges 


a) Vollkommene Beweiſe darüber, dag Rubens einen Öffentlichen 
Character ald Gefhäftsmann oder als Gefandter gehabt, lafs 
fen ſich nicht beibringen, Ich gebe hierüber folgende Belege: 
Khevenhüller Annales Ferdinandei. Tom. XI. pag. 893 
— 1629. „Dies Sahr ift aus Spanien ber vortreffliche 
Maller Rubens (als der auch in allerlei Negotien universal 
und dem Könige von Engelland fehr angenehm gewesen), den 
Frieden zwifchen den zwenen Kronen Spanien und Engelland 
zu tractiren, dahin geſchickt worden; was er nun alldort dies 
Jahr verrichtet, das ift aus einem Schreiben, fo der geheime 
Ganzler Don Juan de Billela auf Befehl des Königs an den 
Grafen Khevenhüller unter dato den 6ten November abgehen 
laſſen, zu vernehmen, „‚‚Leglih hat man vom Peter Paul 
Rubens (fo fih in England aufhält) diefe Nelazion gehabt, 
in welcder er avifirt, daß der Don Francisco Cotinton mit 
eheitem die. obgedachten Pratiquen zu continuiren nad) diefem 
Hofe verreifen wird, — — Rubens erinnert, daß die Auf- 
haltung des Cotinton in England zu dem unter Handen ha- 
benden negotio — fehr nüslidy geweſen, daß er ihm feine 
motiven communicirt und verfihert, er ſey eine ſolche Per— 
fon, der man trauen und glauben folle — — und haben dem 
Könige aus Engelland etlichemal ſowohl der Cotinton als aud) 
der Rubens Bar eriviefen, daß der holländifche und franzoͤſi— 
ſche Gefandte kein Recht habea zu glauben, dag Engelland ei- 
nen Frieden mit restitution der Pfalz zu erfaufen gefinnt. 
— pae. 897. — Der Rubens hat dem Könige gelagt, es 
wäre hieraus (aus einer defensiv-allianze, die Frankreich 
proponirte) eine offensive geworden; denn wenn die Sache 
zwiihen Spanien und Frankreich in Italien zum Brudye kom— 
men werbe, fo wäre England gedbrungen worden, fid mit 
Srankreich wider Spanien zu conjungiren.“ — Ferrera’s Ge- 
fchichte Span, Fortfegung T. XII. p. 132. — 1630. „Dies 
Geſchaͤfte (dev Unterhandlung einer Verbindung zwiſchen Spa= 
nien und England) ward anfänglid) von dem ſpaniſchen Ge⸗ 














in Deutſchland. ı 


fandten feyerlich beftätigt ward. Bei diefer Gelegen: 
heit ſchlug ihn Earl der ıfte nicht allein zum Ritter, 
fondern gab ihm auch noch einen herrlichen "Diamant 
und den Degen, mit dem er ihn zum Nitter 'gefchlagen 
hatte, nebft einem yrachtigen Service von Gilber. 
Außerdem ward er noch in mehrern andern öffentlichen 
Angelegenheiten gebraucht, da man feinen Werth als 
Geſchaͤftsmann nunmehr trefflich Eennen gelernt hatte a), 
Denn fo ward er bey feiner Ruͤckkehr nad) Flandern, 
wo ihn die Infantin Iſabella außerordentlich gnädig 
empfieng, in Gefhäften nach Holland gefendet, wo er 
- fi unter dem Vorwand eigner Gefihäfte allein damit 
befaßte, einen Waffenfiilftand zwifhen Spanien und 
‚den vereinigten Staaten zu Stande zu bringen. Auch 
hatte diefes Gefchäfte einen guten Erfolg und es ward 
nur durch den Zod des Pen Mori von a une 
terbrochen, 

— um dieſe Zeit verheirathete ſich Ru bens 


ſandten Don Carl Colonna zu London, und von dem engli⸗ 
fchen Gejandten, dem Ritter Cottington, zu Madrid, vors 
nehmlich durch Bermittelung beö dortigen favoyiichen Gefand- 
ten, Alexander Cäfar Scallia, Abt zu Stafarado, getrieben, 
bis e endlich durch die dazu ernannte Bevollmöcytigte, und 
zwar Spaniſcher Geits durd den Grafen von ——— den 
Grafen von Onate und Peter von Zuniga, Marquis von 
Flores d'avila, von engliſcher Seite aber von dem Abgeſand⸗ 
ten Cottington zu Stande kam.“ — 


a) Magenaer Geſch. der v. Niederlande, Th. V. p. 84. Der 
berühmte Antwerpifche Mahler Peter Paul Rubens, welcher 
den Titel eines Secretairs in dem geheimen Rath —* Koͤnigs 
von Spanien führte, bekam 1632 einen Paß von den verei⸗ 
nigten Staͤnden und die Erlaubniß nah dem Haag zu kom— 
men, und daſelbſt wegen des Koͤnigs uͤber einen Stillſtand zu 
handeln, Er hatte vormals vieles zu dem Frieden zwiſchen 
Spanien und Großbritannien beigetragen. Aber weil die Bes 
vollmädhtigten von der andern Seite, die am Ende des Ja: 
nuars 1633 wieder nad) dem Haag gekommen waren, es übel 
nahmen, daß ein anderer das Werk, welches ſie augefangen 
hatten, ausfuͤhren ſolle, ſo blieb Rubens zuruͤck. 


12 Geſchichte der Mahlerei 


zum zweitenmale mit der Helena Forman a), bie 
von außerordentliher Schönheit war und die er unzaͤh— 
lige Male fowohl in feinen Altargemählden, ‚vorzüglich 
aber in dem Altargemaͤhlde der Gapelle der Kirche von 
St. Jacob, wo er begraben liegt, dargeftellt hat b). 
Indeſſen bededit mit aller. Ehre, die diefe Welt nur ges 
ben kann, und im Befiß großer Reichthuͤmer, begann 
Rubens doch nunmehr die. Wirfungen zu erfahren, 
melde die Laft der Jahre mit fich zu bringen pflegt; 
wozu noch ein großes Zittern in den Händen und viele 
Schmerzen famen, die das. Podagra ihm verurſachte. 
Deshalb zog er ſich aus der Melt zurüd, indem er die 
Ruhe oder die Einfamkeit in feinem fhönen Haufe fuch- 
te, und nur GStaffeleigemählde verfertigte. Demohn— 
geachtet ward noch jede große Feftanftalt von ihm ge: 
leitet oder erfunden. Denn fo componirte er alle Tri: 
umphbögen und alle andern Fefte, die bei Gelegenheit 
des Einzugs des Cardinald Ferdinand, Infanten von 
Spanien, in Antwerpen gegeben wurden c). Allein 
a) Er hatte die erfte Frau im Jahre 1626 verlohren. 


b) Ein vorzüglich ſchoͤnes Portrait von Rubens zweiter Frau fieht 
man in der Galerie zu München, Nro. 1162 und 1136. Diefe 
Galerie befigt auch noch ein anderes Gemählde, wo ein Schäfer 
eine Scäferin umarmt, und man behauptet, das hier fein 
eignes Portrait mit dem feiner Frau vorgeitellt fey. Denfelben 
Segenftand, ebenfalls von natürlicher Größe, Eaufte vor meh 
teren Jahren Seine Durchlaucht der Herzog von Gotha, 


©) Dieje finnreidhen Erfindungen, an denen Caspar Gevarzio gro= 
gen Antheil hatte, wurden von ihm genau befhrieben und mit 
eleganten Sinnſpruͤchen verfehen, die er hernad mit den Ku— 
pferflihen in Antwerpen befannt machte im Sahr 1635. Unter 
folgendem Zitel: Triumphus Austriacus, id est, descriptio 
arcuum triumphalium et pegmatum in adventu Serenis- 
simi Principis Ferdinandi Austrii, Hispaniarum Infantis, 
Belgarum, et Burgundionum Gubernatoris cet. Hierbei 
muß ich jedod bemerken, daß mein achtungswerther Freund, 
Herr Vanderpiven, der feit mehreren Sahren in Rom ſich aufs 
hält, mir verfihert hat, daß man diefes Werk nur felten volls 
ftändig findet, indem größtentheils der Triumphwagen fehlt, 





J 





in Deutſchland. 48 


da das Uebel immer wuchs, fo neigte ſich am 30, May 


1640 ſein Leben gaͤnzlich zum Ende. Beweint von den 
Großen, von den Gelehrten, von den Kuͤnſtlern und 
von Allen ward er mit außerordentlicher Feierlichkeit 
in der Pfarrkirche von =. — zu Antwerpen bes 
BR 

Sn Rubens erhielt die niederländifhe Schule ihr 
Urbild, ihr Prototyp , ihren unterfiheidenden Character, 
» Durch einen natlırlichen Inſtinct gewifferinaßen ges 


‘trieben, hatte Nubend den Tizian und den Paul 


Beronefe allen andern Mahlern vorgezogen, und 
ſchon in feiner Sugend hatte er die Portraits, die hie 
ftorifehen Gemählde und die Landfhaften des Tizian 
ftudirt und vielleicht behauptete oder glaubte er, ihn 
nachahmen zu müffen, um einen -leichtern Weg zu er⸗ 
wählen a). Aber durch diefes Mittel erwarb er fih 
wohl ein: liebliches Aeußere, nur gelangte er nicht zur 
Einfachheit des Tizian, indem er die Umriffe feiner 


‚Figuren wenig beachtete und auf die Wahrheit zu we— 


nig Rüdfiht nahm. . Sn der That, in der Zeihnung 
war er incorreft und ohne Schönheit; und wenn er fich 
auch manchmal einiger Erinnerungen bediente, die ihm 
die Anfhauung gegeben und: die er in der Antike ise 


wundert hatte, wie 3. B. des Apollo, in dem Gemaͤhlde 


der Galerie von Luxemburg, ‚welches die blühende Re— 


gierung der Maria de Medici vorficht, und wo 


man offenbar fieht, daß er den Apollo von Belves 
dere im Auge hatte, jo bemerft man doc leicht, daß 


Die Univerfitätd - Bibliothek zu Göttingen beißt 3 Eremplare 
dieſes Werks, in denen dieſer Wagen ſich befindet, 

a) Sehr gut bemerkt Deschamps T. I. pag: 311. in diejer Hin: 
ſicht: — „il teneit cet artifice de lexamen des Ouvr aget 
du Titien, de Paul Veronese et du Cörrege etc. il a 
cependant mins fondu ses couleurs, il nous laisse la 
route plus frayde que ces Maitres Italiens, qui now 
deguisent leur marche par une fonte presqu insensibie,® 


14 Geſchichte der Mahlerei 


die Umriſſe ſehr verderbt find, und daß er mit den con⸗ 
vexen Linien Misbraud trieb, welche feine Geftälten 
ſchwer und gemein machen. 

Gleich dem Leon Batifta Alberti a) pflegte et 
immer feinen Schhlern zu fagen: Nicht fey in der 
Mahlerei fo gefährlich, als das Weiß und das Schwarz 
Denn dag Weiß vernichte das Durchſcheinende in den 
Schatten, und made.die Zinten fehwer Und grau; im 
"Gegentheil Fannten die Lichter wieder bedeckt werden, 
wenn man fie frei und rein erhielt, Wirklich mahlte 
Rubens nie mit einer zweiten Farbe in die Schatten 
und hier bemerkt man befonders, daß die Grundirung 
immer durchſchimmert, nur die Lichter hat er wieder 
iıbermahlt. Eben fo hatte er auch die Methode, fich 
nıehrere Farbentöne zu. bereiten, die er vollfommen rein 
an ihrem Drt auftrug. Er quälte fie nicht dur Im— 
paiſtiren; eine fo aͤußerſt ſchwere Sache, da beſonders, 
wo die Toͤne ſich in einander verliehren und leicht 
ſchmutzig werden! Er vereinigte die verfchiedenen Töne 
raut Dülfe eines Dachspinfels b); Und da man hieraus 


a) Leon Battista Alberti lb. II: Nachdem diefer mehreres 
über den Misbrauch dev Mahler in Dinfiht auf dir Anwendung 
des Schwarz und des Weiß gefagt hat, fügt er noch Folgendes 
hinzu; vSono adanque da esser graudemente vituperati 
quei pittsri che si servono del Bianco intemperamente 
e del nero senza alcuna diligentia: e per questo vorrei 
id che da i pittori fussi comperato il color bianco piü 
care che le preziosissi:ne gemme: Särebbe veramente 
bene che il bianco et ıl nero si'facesse di quelle perle 
di Cleopatra che ella inteneriva con lo äceto, accio che 
eisi ne diventassero piü avari. Imperoche le opere sa- 
rebbono piu leggiadre, ‚e più vicine alla veritä, ne si 
puo cosi facilmente dire; quanto bisogna che sia la par- 
simonia et il modo nel distribwre il bianco et il nero 
nella pittura cet. cet. Man fehe pag. 38. Ausgabe von Pa: 
ris. 1051. Sol. 

5) Es ift jest hinlaͤnglich bewieſen, daß Rubens im Allgemei: 
nern weiß oder hell, untermablt hat, eine trefilie Manier 
zur Erhaltung der Suchen; aber Rubens war zu unterrichtet 





i 


in Deutiihland. 1: 0% 


die Art, wie er zu Werke gieng, leicht erfennen kann, 
fo ift er leicht zw kopiren. Das Durchſichtige oder die 
Transparenz in feinen Schatten und die Reinheit, der 
Töne in den Lichtern macht nun, daß manches Gemähk 
de von ihm, in hellem Lichte gefehen, beim erſten An⸗ 
blick ganz wie aus farbigem Cryſtall zu beſtehen ſcheint a). 

Diefer Glanz, dieſe Lebhaftigkeit, und diefe Far— 
benpracht. verführte die Franzofen b), die Spanier c) 
und die Niederländer felbfi, die feine Manier für die 
volfommenfte hielten, ihn als Mufter anzufehen, und 
bewog fo viele Schriftfieller, ihn für den: nie, Colo⸗ 
riſten zu nehmen. 

Ich im Gegentheil finde auch an dieſem fo hoch 
geruͤhmten Theile der Rubenſiſchen Mahlerei mehr zu 
tadeln als zu loben. Mein Tadel trifft vorzuͤglich die 
zu vielen und zu ſtarken Reflexe oder Wiederſcheine, 
durch brillante Farben bewirkt, wodurch die Ruhe ge— 


in dem practiſchen Theile ſeiner Kunſt, daß er einige Theile in 
ſeinen a mit gefärbten Del hätte bedecken ſollen! De 
Burtin T. I. pag. 67. fagt: „Quelgues-uns mäme'ont sü 
tirer parti — cette espece de fond, dont le grand Ru- 
bens s’est servi avec tant de succes; pour ses laisses sa- 
vans, en a? 5 a pour glacis qu’un peu d’huile ä 
peize coloree.* Was für eine Dauer aber hätte ein wenig 
gefaͤrbtes Del a Eönnen! In diejer Hinficht, bemerkt 
Deschamps T. I. pag: 310: 9 ‚C’etoit üne des eritiqües 
de ses ennemis qui pretendoient que ses Tahleaux' n’e- 
toient point assez u et n’etoint, presque ‚quün 
vernis colorie: — Toüt n’avoit d’abord; sous le pinceau 
de Rubens, que Vapparence d’un glacis; mais güoiqu’il 
tira soüvent des tons de Yinmpression de sa toile, elle 
etoit cependani entieremient couvertes de coüleur; ° 
Dieß iſt die Sprache eines Kuͤnſtlers 


a) M. T; was ich in dieſer Hinſicht ſchon ſagte 7. I. meiner [0 
ſchichte der Mahlerei in Italien pag. 386. \ 

)) an f. T: IM: p. 158 in det a8 ber Maflerei in drant⸗ 
rei 

*) M. ſ. T. IV: pag: 40 und 200 meiner Geſchichte der Sage 
in Spanien; 











16 Gefihichte der Mahlerei 


ftöit wird wenn ſchon manchmal fih Natur in ihnen 
zeigt: Diefem Fehler find mehrere: feiner Nachahmer ' 
durch vorfihtige Mäpigung der Neflere entgangen, und 
dadurch haben fie mehr Harmonie in Br —— ge: } 
braͤcht. 
Im Contraſt und in der Compofition feiner Se \ 
mählde war er ausgezeichnet und gelehrt. Seine Draps 
berieen oder Bekleidungen haben zum heil den Fehlet 
des Daul Beronefe, feines. Borbildes; das heißt, fie 
find zu reich, ſowohl in Dinfiht auf die Befchaffenheit. 
der Stoffe, als auch in Hinfiht auf ihre Menge: Ges 
nau ftellte er den Stoff felbfi dar und opferte diefer 
Urt Darftelung die Schönheit der Formen auf. Schwers 
lich Taßt fich auch diefes beides mit einander vereinigen; 
denn größtentheild beflehen die in feinen Gemählden an: 
gebrachte Drapperieen aus Sammt:, Atlas- und ans 
deren feidenen Stoffen, welche felten fchöne Falten 
geben. 

Unter der Anzahl von faſt 4000 Gemaͤhlden, die 
man dem Rubens beilegt, mag nur der bei weitem 
kleinſte Theil von feinem Pinfel allein ſeyn, und ich 
glaube nicht zu irren, wenn ich zu diefem größtentheils 
die Gemählde zähle, welche fi), vor dem großcs- Raub 
der franzoͤſiſchen Armeen, von ihm in Stalien befan: 
den, die aber jeßt hoffentlich wieder an ihre Pläge zu: 
ruͤckgebracht ſeyn werden, * 

Oben ſagte ich, daß Rubens leicht nachzuahmen 
ſey; und ſicherlich kann man die unendlich große Menge 
von Werken, die fuͤr die ſeinigen gehalten werden, fuͤr 
den beſten Beweis dieſer Behauptung anſehen, wenn 
man gleich in dieſen die, ſeinen wahren Werken eigen— 
thuͤmliche Vollkommenheit nicht antreffen ſollte. De 
Bourtin a) behauptet, daß —— Zizianz 
Paul 

a) DM; ſ. TLipag: 107: 





f un ü N ER 
in Deutſchland. 17 


Paul Veroneſe, Guido, Albani, Hannibal Car— 
racci, überhaupt alle große italieniſche Meiſter weit 
leichter zu copiren waͤren, als Rubens. Aber dieſes 
iſt unrichtig, und unter den eben genannten Meiſtern 
hat Paul Beronefe allein Nachahmer gefunden, Se 
für einen Augenblid den Kenner im Bweifel laſſen. 
Jedoch wenn man Gelegenheit hat, diefe Nachbildungen 
‚in der Nähe zu betrachten, fo wird man bemerfen, daß 
ihnen jener Geift, jene Anmuth und jenes Xeben in den 
‚ Gefichtsbildungen abgeht, die ihn von dem großen Hau— 
fen unterfcheiden, Diefes Talent befaß außer ihm nur 
noch fein Sohn, der jedoch nicht fo viel Reiz im Co— 
Iorit befaß, wohl aber meht Kraft, die er fich in der 
Schule des Baffano erwarb a). 

Ä Mit den Schülern des Rubens verhielt ſich die 
Sache anders, Er war ihr Alles; daher fuchten fie, von 
anderen Manieren nicht abgeleitet oder durch fie nicht 
von ihm weggezogen, ihn allein nachzuahmen. Sch ges 
be zu, daß ein geübtes Auge, das fi mit dem Stus 
dium und der Gritif der Werke die dem Rubens beige: 
legt werden, viel befchäftigt hat, dahin gelangen kann, 
den Pinfel des van Thulden, des Dieppenbede, 
des J. van Hod, des Cornelius Shut, des U. 
van Dyd, des Jac. Sordaens u. f.w., wenn aud 
der Meifter deren Gemählde hie und da uͤbermahlt hat; 
ohne noch fo vieler anderer Künftler hier zu gedenken, 
die feine Schüler nicht waren und deren er ſich bei det 
Ausführung feiner Werke bediente, zu unterfcheidens 
Indeſſen fann man doch nicht läugnen, daß die oben 
‚ fo. eben Erwähnte, Eigenfchaften befaßen, die ihnen meh: 
rere Vorzüge felbft vor dem eigenen Meifter gewähren: _ 
Denn wer erblidt nicht in dem van Dyck einen weit 
weicheren Pinfel nebſt einer weit währern Carnazion; 





a) M. [. meine Gefchichte der Mahlerei in Stalien. T. U. 
Fiorillo. Zr Th. B 


ZU 


16 M Geſchichte ber Mahlerei 


und fo wird man e8 auch im Jordaens nicht ver: x 
werflich finden, daß er in on Schatten, —* ſo cp: | 


fiallartig ſey. 


Rubens großes Berdienfl befteht in jener Uni. | 
erfalität, die er in jedem Theile der Mahlerei befaß; 
in jenem Reichthum der Ideen; in jener Gelehrfamfeit; 
in jener leichten Behandlung — ich möchte faft fagen, 
Berachtung — des Pinfels, Eigenfhaften, die man in " 
fol) einem Grade felbit vereinzelt nur felten antrifft; 
in jenem Fleiſch voll Xeben, das Guido den Ausfprud 
abnöthigte: „daß Rubens Blut unter feine Farben miz ” 
ſche.“ Es befteht ferner in jener huchft lebendigen Dar: 


fiellung, wo Körper und Seele in einer gewiffen kraͤf— 


tigen Bewegung ſich befinden, und wo die Leidenſchaf-— 
ten bis zum Enthufiasmus gefeigert find; weshalb auch 
Rubens Gegenftände der Art, in denen folche Bewer © 
gungen vorzüglich nöthig waren, vorzugsweiſe erwählz © 
te. Nur war feine Zeichnung, wie ſchon erwähnt, manz 
gelhaftz fie’ hat Naturwahrheit, ‚aber diefe ift nicht ge” 
wählt, nicht correft oder ausgebildet durch das Stu: ” 
dium ber Antife, nicht mit den Grazien vermählt. ” 
„Daher wird der wahre Kenner in Rubens Werfen ” 
vieles vermiffen, und er wird fühlen, daß fie. mehr 
binreißen als befriedigen, mebr anziehen als fefthalten; 
daß, ungeachtet fie ihn in Werwunderung feßen und 
fein Auge taͤuſchen, fie dennod) in Form, Styl, Aus: ” 
drud und Geſchmack das Gepräge der aͤchten Schönheit 
nit tragen, und folglih das hohe Schönheitsgefühl ” 


in einer feiner geflimmten Seele nicht erregen, und 
dem Auge des damit begabten Kenners feine unfreiwil: 
lige Thräne auspreffen können’ a). 


a) linter den Hauptwerken dieſer Art verdient der unjchuldigen | 


Kinder Mord, den man in der Galerie von Münden Nr. 1140 
bewunderte, einen vorzüglihen Platz. M. ſ. die Beſchreibung 
von Mannlich, Th. I. 348, 





—J 





= 


Deutſchland. 19 


Seine Gemaͤhlde mit bekleideten Figuren ziehe ich 
immer denen vor, wo die letzteren blos nackend find; 
und unter fo vielen Rubenſiſchen Werken, die ich auf 
meinen Reifen geſehen, geſtehe ich, daß ein kleines Ge: 
maͤhlde in der Dresdner Galerie, bekannt unter dem 
Namen „die Schule des Amor‘ mir iminer vor 
Augen fieht, indem id) in diefem die hohe Kunft fos 

wohl als auch die Leichtigkeit bemuiunbee, mit det ei 
dieſe Kunſt darzulegen verfland! In ihm giebt es feine 
unangenehme Nadtheit, die Belleidungen paffen zum 
Gegenſtand; alles ift mit außerordentliher Kraft, Lieb: 
| lichteit und Leichtigkeit, und mit einer -folden Harmo— 
nie und Lebendigkeit gemahlt, daß man überhaupt als 
les darinn volfommen nennen fann! Ich habe viele 
‚andere Werke von Rubens von weit größerer Compo— 
fition gefehen, die mit weit mehr Studium und Kunft 
ausgeführt find, allein diefes hat für mich einen fo - 
großen Reiz, daß ich es immer vor mir fehen möchte 
Im Gegentheil find mir alle feine Gemaͤhlde, die viel 
nadte Siguren enthalten, um feiner Zeichnung willen 
aͤußerſt unangenehm a). 

Sey ed nun wahr oder nicht, daß er uͤber die Nach⸗ 
ahmung der Antiken geſchrieben habe; er fuͤhrte wenig— 
ſtens in der Wirklichkeit die Grundſaͤtze nicht aus, die 
er in dieſem Werke ausgeſprochen hat; demnach halte 
ich es für unrichtig, wenn man behauptet, daß er von 
der Antike Gebrauch gemacht habe b). So hatte er auch 


a) Von dieſem Gemählde fah icy in dem Herzoglihen Schloſſe zu 
" Gotha eine fchöne Copie. 

b)! Petri Pauli Rubenii de imitatione statuarum Graecarum 
schediasma. Cours de la Peinture par de Piles, Ich finde 
noch ein anderes Werk unter dieſem Titel: Theorie de la fi- 
gure humaine, consideree dans ses prineipes, soit en re- 
pos ou en mouvement; ouvrage traduit du latin de Pierre 
Paul Rubens, avec XLIV planches gravees. par Pierre 
Aveline, d’apres-les desseins de ce cel£bre Artiste. Pa- 
ris ‚Charles Antoine Jombert pere, 1775. in 4, 


2 


20 Gefchichte der Mahlerei 


einen fehr verdorbenen Gefehmad in der Wrchitectur, der nur 
zu ſehr an die herrfchende Manier feines Sahrhunderts 
erinnert. Aber alles, was zu dem dichterifchen Theil ” 
der Kunft gehört, die Allegorie, die Mythologie, und 
die Sfonologie wurden von ihm mit großer — 4J 
benutzt. 

Rubens hatte unter feinen Schülern auch einige 
trefflihe Kupferftecher, die nach feinen Werfen viele Stis 
che lieferten, worinn fie ohne alle Berfhönerung feine ' 
Formen in den Umriſſen und in den Falten, und über: 
haupt in allen Dingen vollfommen nachahmten. Allein 7 
da ein Kupferftih nur die Zeichnung, die Compoſition, 
und die Wirkung des Halbfchattens darftellt, hingegen 


die Magie des Colorits in ihm gänzlich verlohren geht; I 


fo ift die Folge davon, daß gerade dasjenige, was man ) 
in feinen Mahlereien am mehrften bewundert, in feinen 


Kupferftihen am wenigften anzutreffen if. Ein Scid: I 


fel, das auch alle beruͤhmte Eoloriften der Venetianiſchen 
Schule erfahren haben! \ 

Außer dem Berzeichniß feiner MWerfe, das von mehe " 
reren Schriftftelleren — unter denen ſich D’Argen3=: 


ville, Deshamps u. f. w. befinden — herausgeges TI 
ben worden ift, habe ich auch noch alle diejenigen gefam= I 


melt, die man von ihm in Spanien a) und in Eng: 7 
land b).bewunvdert. j\ 

Hier will ich nur noch angeben, daf die Wiener hi 
Ballerie ©) mehrere. Stuͤcke von ihm befißt, unter denen N 
drei wahre Meifterftüide find und die er auch wirklich ale 
lein ausgeführt hat. Diefe Stüde find. der St. Jlde 
phonfus, der St. Ambrofius und der ©t. Igna⸗I 
tius. Alle drei find Altargemählde und von außerordent- 


a) M. f. meine Seid. T. IV. pag. 200. cet. cet. 
b) M. ſ. meine Geſch. T. V. pag. 315 — 321, 
ec) M. ſ. Mechel ꝛc. ꝛc. der deren 45 zählt. 





in Deutfchland, 21 


lich großer Compofition a). Auch das Porträt feiner 
' Gattin, die ganz nadt ift, wie fie aus dem Bade fleigt, 
mit einem Pelz auf dem Rüden, iff\ficherlih ein von 
ihm allein gemahltes Werk, Die Föniglihe Galerie zu 
Dresden hat auch außer der von mir genannten Schule 
des Amor noch viele anderen Stüde von Rubens, 
unter denen ein Hauptfiüd, eine Schweinsjagd in Elei- 
I nen Figuren darftellend, fich auszeichnet, 

Die Churfürftliche Galerie zu Düffeldorf zählt faft 
47 Stüde. Diefe befinden fich jest zu Münden, und 
find dafelbft unter die andern Stüde verftreut, welche 
von Mannheim und von Zweybrüden dahin gebracht | 
U worden find. Weberhaupt enthält die königliche Galerie 
zu München fehr viele wahre Hauptwerfe von Ruben 
I Auch erblidt man in der Galerie von Schleißheim b) 
unter den übrigen Werfen der Kunft viele herrliche 
Werke von Rubens, zu denen ich jedoch fein jüngftes 
\ Gericht nicht rechnen Fann, indem ich diefes immer als 
"eine große Schlahtbanf angefehen habe! c) Ehemals 
befand es ſich in Düffeldorf. 
Die Galerie von Salzthalum d) hat ebenfalls mehrere 
Werke von Rubens, unter denen fich ein ſchoͤnes Portrait 
des Marcheſe von Spinola befindet e), das wahrſcheinlich 
nach Frankreich gekommen iſt, von dem ich aber hoffe, 
daß ed jeht auf dem Ruͤckwege nach Braunfchweig feys 





, » a) Der heilige Ildephonſus, Erzbifchof von Toledo, erhält von 
der Madonna ein Mepgewand 2c. ꝛc. Der heilige Ambrofius 
verhindert den Kaiſer Theodoſius in die Kirche von Mailand zu 
treten, Der heilige Sgnatius treibt aus einigen Befeflenen den 
zeufel aus, 

b) Befchreibung 2c, ꝛc., wo man 57 Stüde zählt, 

e) Einige behaupteten, daß der größte Theil diefes Gemähldes 
eine Arbeit des G. van Thulden fey. 

d) Beſchreibung 2c. ꝛc. Man zählt hier 13 Stüde, 


e) Ebendaf. pag. 58. Nr. 227. 





22Geceſchichte der Mahlerei 


Die Heine aber fehöne Galerie von Caffel, in der 


fi) mehrere Bemählde des Rubens befanden, ward wie |’ 


befannt, faft ganz nach Frankreich abgeführt, wenigftens 
bie befferen Stüde derfelben. Zwar ift ein großer Theil 7 
‚zurüdgebracht worden, aber ihre wahren Hauptwerfe 
fiheinen doch für immer verlohren zu feyn. it 
Sn der Galerie des Prinzen Lihtenftein zu Wien 

find mehrere Hauptwerfe von Rubens; nämlich die 
Portraits feiner beiden Söhne, die man aud in Dresden 
fieht; eine Himmelfahrt und 7 berühmte Gemählde aus ” 
der Gefchichte ded3 Decius a). JR 
Auch die Galerie von Berlin b) hat mehrere Werke "| 
von Rubens, fo wie auch die von Sandfouci co). h 
- Unter den auswärtigen Galerieen will ich hier nur " 
noch der Bemählde-Galerie des Capitoliums zu Rom ge: 7 
denfen, in der fich befonders eine Wölfin, welche Romu: 


(us und Remus faugt, von Rubens Hand auszeichnet, 3 | 


Der Privat: Galerieen, in denen fih Stüde von 
Rubens finden, erwähne ich hier nicht; fie find dem 


Zufall und dem Verkauf zu fehr unterworfen, in einer 


Zeit befonders, wo wir gefehen haben, daß felbft die 
der Monarchen nicht an ihren Plägen blieben. Hier ” 
fen mir nur erlaubt noch anzugeben, daß der Herr von 
Burtin uns berichtet, daß er mehrere Hauptwerke von 
Rubens befige d), unter denen fih ein Befuc der 
heil. Elifabeth befindet, die er mit der Zranäfiguration 
bes Raphael vergleicht. 

Unter den vielen Portraits von ihm felbft darf es 
nicht Übergangen werden, daß man in der Zlorentiniz | 


a) Siche von Mechel's Befhreibung der Bildergalerie zu Wien, 
b) Yuhlmann Befchreibung 2c, 2c., zählt 14 Stüde, 

c) Matthias Defterreihs Beſchreibung ac, 20, zählt 38 Stuͤcke. 
&) T. II. pag. 288. seq. 










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in‘ Deutſchland. 9 — 


ſchen Gemaͤhldeſammlung deren 2 erblidt a). Uebrigenb 
— iſt die Menge der nach feinen Gemaͤhlden und Zeich— 
ae verfertigten Kupferſtiche — b) 


Schuͤler und Gehulfen des Rubens. 


Nicolaus ven der Horſt, geb. 1587, von Ant⸗ 
werpen, war ein Schüler des Rubens, Nachdem er 
ſich in feiner Kunft ausgebildet hatte, hielt ex fich in 


2 Deutfhland, Sranfreih und in Italien auf, und blieb 


| endli in Bruͤſſel, wo er auch im Jahr 1646 ftarb. 
ı Zür die Kupferjtecher lieferte er eine sehlofe Menge von 
| Zeichnungen. “ 

| Samuel Hofmann, ‚geb. zu Zürich im Saht 
 15g2. Schon mit guten Fortfchritten im Zeichnen vers 
ließ er fein Vaterland und gieng in die Schule des 
Rubens. Nachdem er ſich daſelbſt vervolfommnet, 
zog ihn die Liebe zum Vaterland, nach einem Aufent⸗ 
halt in. Amfterdam, wieder nah Züri zurüd. Don 
da aus begab er fih nach Frankfurt, wo er in. der 


Bluͤthe feiner Sahre 1640 ſtarb. Er lieferte. hiftorifche 


Gemaͤhlde und Porträts. Seine Wittwe Fehrte mit ih⸗ 


‚ren beiden Soͤhnen nach Amfterdam zurüd, wo dieſe 
ſich mit der Mahlerei, mit gutem Erfolg befchäftigten. 


Abraham van Diepenbede, geb. zu Herzos 


genbuſch im Sahr 1607. Sein erfter Lehrmeifter ift uns 
, befannt; aber er befaß fchon den Ruf eines guten Glass 
mahlers, als er diefe Art. der Mahlerei verließ und fich 
der Dehlmahlerei in Rubens Schule ergab. Nachdem 
er. dafelbfi reißende Fortfhritte gemacht hatte, wendete 
er ſich nad Italien und brachte mehrere Jahre in Rom 
zu, von wo aus er bei ſeiner Ruͤckkehr nach Antwerpen 





e) M. ſMoareo Fiorentino, TIL. Pag. 147. 
a) M. ſ. v. Murr Biblioth. T. II. pag. 761. seq. 


24 Goefchichte der Mahlerei 


in bie Schule des Rubens wieder eintrat; zuverläffig ; 
aber jest nur als Gehülfe Auch in England foll er . 
gewefen feyn und dafelbft verfchiedene Werke geliefert 


haben a). Er befaß eine große Leichtigfeit im Compo— 
niren und Zeichnen , und dieß war Urfache, daß er auf 


das Mahlen Feine große Sorgfalt wendete. Ebenfalls 


arbeitete er viel für die Kupferftecher. Unter diefen gro— 


gen Werfen hat ihm dasjenige, das den Zitel führt: 
„der Zempel der Mufen‘‘ vorzüglich viele Ehre gebracht. 
Er ftarb im Sahr 1675, nahdem er feit dem Sahre | 


1641 Direktor der Akademie gewefen war. 
Diepenbede ift einer der guten Schüler von 


Rubens; vol Genie; aber troß feiner Keife nad) Sta: 
lien blieb feine Zeichnung incorreft. Seinen Werfen 
gab er viel Kraft und verband damit die Manier feines 
Meifters in einem hohen Grade. Sn der Gapelle der 
Armen in der Hauptfirche von Antwerpen mahlte er 


die Werfe der Barmherzigkeit und die Porträts der Ad⸗ 


miniftratoren. Cbendafelbft mahlte er in der Dominis 


Faner- Kirche 10 fihöne Fenfter mit dem Leben des ©t. 
Paulus, und noch andere treffliche Sachen. 

Theodor van Thulden, wie der vorige an dem= 
felben Ort und in demfelben Sahre gebohren, ein Schi: 
fer der Rubens. Diefer war einer feiner größten Ge— 
hilfen, denn man will, daß er einen großen Theil der 
Gemählde der Galerie von Luremburg, von der ich fchon 
geiprohen, gemahlt habe, die der Meifter hernach nur 


übergangen hat. Er war mit dem Meifter zugleich in 
Paris, wo er fich mit dem Studium der Werfe des Pri- 
matice, die man in Fontainebleau fah, fehr beſchaͤftigte. 


Zhulden ward viel gebraucht, die Landfchaften 
und die Architectur-Gemaͤhlde anderer Mahler auszu= 
fhmüden und mit Figuren zu verfehen; eine Sache, 


b) M. f. T. V. pag. 321, meiner Geſchichte der Mahlerei, 





* 


in Deutſchland. 25 


worinn er vortrefflich war. Er lieferte ebenfalls große 
hiſtoriſche Gemaͤhlde; allein fuͤr kleinere Figuren beſaß 


er ein ausgezeichnetes Talent. Auch beſchaͤftigte er ſich 
viel mit der Darſtellung von Maͤrkten und Kirchweihen 
I in der Manier des Teniers. Vorzuͤglich zu Mecheln 











‚ im einem Klofter, genannt Muyfen vom Orden des St. 
Bernhard, fah man eine Menge von feinen Werfen a). 
‚ ‚Er farb in feinem Baterlande Herzogenbufch. 

| ‚Erasmus QDuellyn, geb. zu Antwerpen im 
Jahr 1607. Anfänglich wollte er fludiren und ergab 
ſich erft der Philofophie; nachdem er aber Zutritt in das 
, Haus des Rubens gefunden, das ein VBereinigungsort 
| aller Gelehrten und geiftveihen Männer war, ergriff 
ihn die Liebe zur Kunft fo mächtig, daß er feine begon— 
nene Laufbahn in den Wiffenfchaften verließ und ein 
Schüler des Rubens ward. Er befchäftigte fich beſon— 
ders mit der Architecture und mit Profpecten; übrigens 
mahlte er auch Landfchaften und Portraits. Er lebte 
immer in engfter Freundſchaft mit Rubens und hatte 
mehrere Söhne, von denen nur einer Sohann Era& 
mus, fih mit der Mahlerei befhäftigte und fein Schuͤ— 
ler ward. Quellyn flarb zu Antwerpen 1678. Corne 
lius De Bie befang das Leben diefes Künftlers in 
Berfen. Er componirte mit Geift und Verftand und 
‚ feine Zeichnung ift ziemlich correft. Seine Farbe ift 
‚ bie der Schhiler des Rubens. Ueberhaupt gehört er zu 
der Anzahl der befjern Künftler, die aus diefer Schule 
hervorgegangen find. Deschamps T. I. pag. 120 nennt 
mehrere Gemählde diefes Meifters, 

Johann van Hoeck, geb. zu Antwerpen im Fahr 
600, einer der berühmteften Schhler von Rubens. 
In feinen frühern Sahren befchäftigte er fi mit dem 
Studium der Biffenfhaften. Darauf wendete ſich ſeine 


e) M. ſ. Deschamps voyage pittoresque cet. cet. pag. 124. 


26 Ä Gefchichte der Mahlerei 


Liebe zur Mahlerei und er ward Schüler von Rubens, - 


ohne jedoch das Studiren gaͤnzlich aufzugeben. Nach: - 


dem er mehrere Fortfchritte in der Mahlerei gemacht, 





entfchloß er fi, die Keife nach Stalien zu unternehmen; 4 


er reifte durch Deutfchland und gieng nah Rom, wo 


er nicht allein. als geſchickter Künftler, fondern auch als 


Gelehrter anerkannt und in mehrere gelehrte Sefellfchaf: 
ten aufgenommen ward. Ob nun fihon mehrere Gar: 
dinäle ihn hier feftzuhalten und zu befchäftigen. fuch: 
ten; fo Fonnte er doch die Anerbietung nicht aus: 
fehlagen, die ihm vom Kaifer Ferdinand dem 2ten ge= 
macht wurde. Ihm zu Folge begab er fi an feinen 
Hof, wo er mit großem Beifall arbeitete, Indeß lieg 


ihn die Liebe zum Vaterland hier nicht lange, er lehnte | 


ſelbſt die ausgezeichnetften Anträge ab und Eehrte in 


Gefellfhaft des Erzherzogs nah Flandern zurüd,. wo er 
im Sahr 1650 im Beſitz vieler Glüdsgüter und einer 


ansgezeichneten Achtung flarb. Diefer Künftler mahlte 


auch Portrait, deren Berdienft denen des van Dyd 
fehr nahe fommt. In Meceln fieht man ein herrliches 


Altargemählde von ıhm. 


Franz Leurx, von Antwerpen, faͤlſchlich Luyks ge: 


nannt, war ebenfalls ein Schuͤler des Rubens. Er 


reiſte nach Italien, Fam in die Dienſte des Kaiſers Fer-⸗ 
dinand des 2ten, verfertigte eine große Anzahl von 


Gemaͤhlden und erhielt das Amt eines Ober-Directors 
der Kaiſerlichen Galerie. Er hatte zwei Soͤhne, welche 
auch Kuͤnſtler waren. 


Unter der großen Anzahl der Gehuͤlfen und der 
Schuͤler des Rubens verdient jedoch keiner einen fo auss 
gezeichneten Platz, als 





in Deutfchft and. 27 


Anton von Dyck, 
geb. 1599, geſt. 1041. 


J Anton van Dyck war zu Antwerpen gebohren, wo 
‚fein Vater, aus Herzogenbuſch gebuͤrtig, nad Houbra— 
Ten a) ein guter Glasmahler war b). Nachdem er ei— 


| nige Studien in den Wiffenfhaften gemacht, und ale 
I fein Vater feine große Neigung zur Mahlerei bemerkt, 
l gab er ihn in die Lehre bey Heinrih van Balen, der 
felbft in Stalien ſtudirt hatte, von welchem er den er— 
fen Unterricht in den Anfangsgruͤnden diefer Kunſt er⸗ 
} hielt. Aber der Ruf und die Werfe von Rubens bes 
wogen ibn, deſſen Schüler zu werden. Rubens, der 
in dem jungen van Dyd bald große Talente beinerfte, 
vertraute ihm nicht lange nach feinem Eintritt in feine 
ı Schule die Ausführung. verfchievener Werke nad) feinen 
I Entwürfen an; ſo daß er auf diefe Weife fein ausge— 
I zeichnetfier Schhler und Gehuͤlfe ward. Einen deutli— 
, Gen Beweis, daß er von allen feinen Mitſchuͤlern als 
| bh anerkannt worden ift, liefert folgender Berfall. 
Rubens pflegte. gegen Sonnenuntergang fi von 
| feinen Arbeiten gewöhnlich durch einen Spaßiergang zu 
erholen. Dieß war meiftentheilS die Zeit, wo feine 
Schüler fih in feine Werfftätte begaben, um dasjenige, 
was er den Tag über gemahlt hatte, zu betrachten. Ei— 
nes Tages nun, als alle fich in derfelben befanden und 
ein jeder fuchte, eine vom Meifter ganz frifch arfertigte 
Arbeit ganz in der Nähe zu fehen, ward Diepenbede 
von einem andern geftoßen und fiel unglüdlicherweife 
auf das Gemählde, wo er größtentheils dasjenige, was 
ganz frifch gemahlt war, aus! BI Diefe Sache brachte 


a)T.Lp.ı0.. . 


b) In der Befchreibüing der Stadt Gouda lobt der Gefhihtsfärei- 
ber Walmis den’ Vater des Antonius van Dyd als einen treffe 
lichen he NM, |. auch le Vielie cet. pag. Str. 









! 









28 Geſchichte der Mahlerei 


alle in große Furcht; einer ſah den andern an und kei— 
ner hatte den Muth zu ſprechen; endlich nahm Johann % 
van Hoed das Wort: „Wozu blicken wir uns fo an, 
ſprach er, das Fann uns nicht aus der Noth helfen! |: 
Muth, liebe Freunde! es ergreife der gefchidtefte von 
uns die Palette und die Pinfel, und fuche auf alle Weife 
dem geſchehenen Unglüd abzuhelfen; was mich anbetrifft, 
ic fchlage dazu den van Dyd vor.“ Alle erwiederten | 
einftimmig: „Sa, van Dyd, van DOyck!“ — Er befz "|! 
ferte auch das Ganze wieder aus. Einige behaupten ° 
nun, daß Rubens am folgenden Tage nichts bemerkt 
hätte; andere, daß er es bemerkt hätte aber alles fo ließ, 
wie van Dyd es gemacht hatte; endlich wollen wieder 
andere behaupten, daß er das Ganze von friſchem ges 





mahlt habe. Dieſes Gemählde war eine Kreuzabnahme, IJ 


die man in der Kirche Unſerer lieben Frauen zu Ant— J 
werpen ſah. 


Die dem auch ſeyn mag, fo glaubt man doch, daß, 
von diefem Augenblid an, Rubens aus Eiferfucht den 7 
van Dyd zu überreden gefucht habe, fich blos mit der | 
DPortraitmahlerei zu befchäftigen. Dieß kann ichjedohvon 
dem edlen Gemüthe des Rubens nicht vermuthen; im 
Gegentheil fcheint es mir weit glaublicher, dag van 
Dyd, aus Furcht nicht zur Vollkommenheit feines Meiz 
ſters in Hinficht auf alle Theile der Kunft zu gelangen, 
fi) entfchloß, fein Talent vorzüglich in der Portaitmahe 
lerei auszubilden, obgleich er nie aufhörte, auch hiſtori— 
fhe Stüde zu verfertigen. Rubens gab ihm überdieg 
noch dem Rath, eine Reife nach Italien zu unternehs 
‚men, vor deren Antritt fie beide bei dem Abfchiede ſich 
wechfelfeitig befchenften. Er gab feinem Meifter einige 
Gemählde, nämlich einen Ehriftus im Garten, ein Ecce 
Homo und das Portrait von Rubens Frau. Diefe 
Gemaͤhlde wurden von dem Meifter in einem fhonen 








in Deutſchland. 29 


Gemach aufgeftellt und er gab feinem Schuͤler eines der 
ſchoͤnſten Pferde aus feinem -Marftalle, 

| Nachdem van DydK Antwerpen verlaffen und nad) 
Bruͤſſel gefommen war, verliebte er fih in eine Baͤue— 
rinn des Dorfes Savelthem; und diefe verfchafte fich 
‚eine fo große Herrfchaft tiber ihn, daß fie ihn bewog, 
für die Kirche ihres Dorfes zwei Altargemählde zu verz 
‚fertigen. Bon diefen ftellte das eine den heiligen Mars 
I tin zu Pferde vor, wo er fich felbft abgebildet haben 
fol a), und wo das Pferd daffelbe gewefen fey, das er 
von Rubens erhielt. Das andere ftellte eine. heilige 
Familie vor, in der er das Portrait feiner Geliebten mit 
dem Portrait ihrer Eltern anbrachte b). 









| fender durch diefen Ort; diefer erwedte in ihm die Liebe 


Ber Mühe riß er fih nun los von dem Gegenftand fei- 
ner Fiebe, indem er die Neife nach Italien unternahm, 
! wo er fich in Venedig aufhielt und, wie fein Meifter, 
die Werfe des Tizian und des Paul Beronefe ſtu— 
dirte. 

Als er in Genua ankam, fand er daſelbſt viel Be— 
ſchaͤftigung, und in der That ſieht man daſelbſt feine 
ſchoͤnſten Werke. Von da gieng er nah Nom, wo er 
bald nad feiner Ankunft ein Meifterfiüd lieferte, nam: 
lich das Portrait des Cardinals Bentivvglio ec); 
er mahlte bier fowohl für diefen Gardinal, als auch 
für einige andere Privatperfonen dafelbfl viele Sachen; 
| a) Ban Dyck hat fidy in der Folge oft ſelbſt gemahltz aber viele 


von feinen Portraits find ſchoͤne und treffliche Copien. Co 
fieht man auch eine in dem Museo Fiorentino T. II. p. 25. 


b) Diefes Gemählde ift verſchwunden, ohne dag man jemals hat 
erfahren Eönnen, wo es hingefommen jey. 


c) Diejes Hauptwerk in der Portraitirkunft ſah man noch vor 


Lavallee Galerie du Musee Napoleon. T, IV. Nr. 245. 


einigen Sahren in dem Musée Napoleon. M. 1. Tilhol et- 


7 


Gluͤcklicherweiſe gieng der Ritter Nanni als Hei: 


zum Ruhm und das Verlangen zum Reiſen. Mit gro— 
























30 Geſchichte der Mahlerei 


‚aber feine eigenen Landsleute ſuchten ſeine Werke in 
Miscredit zu ſetzen, ſo daß er ſich hietdurch bewosen 
fuͤhlte, nah Genua zuruͤckzukehren. J | 
\ Sch muß bier bemerken, daß ſchon feit langer Zeit 
fi in Rom eine Gefellfihaft oder eine Vereinigung 
Flamaͤndiſcher, Hollaͤndiſcher und Deutſcher Mahler J 
bildet hatte, die unter dem Namen der Schilder-Bent 


befannt ift a). Nun hatte aber das ein wenig zu freie 
Leben diefer Gefellfaft, das fih für van Dyds Cha— 
racter nicht paßte, ihn fo zuruͤckgeſtoßen, dag er nicht 
in fie trat; er nahm ihre Einladungen dazu nicht an, 


a) Die Flämändifhen Mahler hätten in Rom ünter dem Nas 
“men der Schilder Bent eine Bereinigung geftiftet, Im dieſe 
wurden auch Deutſche und Holländer zugelaſſen. Die Verei— 
nigung geſchah in einem Wirchöhaufe zu Rom (am gewoͤhn— 
litten in einer noch beſtehenden an die Bäder des Dio— 
-tetian angebauten Weinſchenke) auf Koften des Neuaufge— 
nommenen. Mac einigen läcerlihen Gevemonien erhielt der” 
ıIteuaufgenommene einen Zunamen. Dieſes Zechfeft dauerte 
die ganze Naht hindurch, und am Morgen darauf giengen 
fie in einiger Entfernung von Nom bis zum Tempel des Paz’ 
chus, wo fie das Feſt beſchloſſen. Diefe Vereinigung hat feit 
dem Jahr 1720 aufgehört, M. f. v. Mitrr.Bibl de Pein- 
tere T. I. p. 151. Mathias Pol Hat in Amſterdam drei! 
@:möhlde des Dom, van Wynen, genanıtt Ascanius, eince 
hollaͤndiſchen Mahlers, geſtochen, in denen bie Ceremonien dert 
Flamaͤnder vorgeficht find. Paſſeri in dem Leben des Peter 
ander (d. bh, des Deter van Laar, genannt der Bamboccio), | | 
indem er diele Vereinigungen der Flamaͤnder weitläuftig beit 
Schreibt, erzählt: „daß die Hauptausgabe für Die Zeche der 
Neuaufgenommene be ni hatte, Diefes Zechfeſt dauerte 
wenigftens "ak Stunden in einem fort, ohne daß man fid) vom. 
Tiſch erhob, Während dieſer Zeit liegen die Gäfte den Wein’ 
in großen Faͤſſern beyſchaſſen und fie nannten dieſes Gelage 
de3 Tauffeſt, weil fie in demielben dem Reuaufgenemmes 
nen einen, entweder von ber Geftalt oder ven andern Eigene” 
fchaften deffelben hergenommenen bizarren Spitznamen ertheils” 
ten, Hierauf fpielt Salvator Rosa ın feiner Satyre auf ET 
Mahlerei an, da wo er faat: AR 
Andar con quei Fiaminghi alla Tavernu N 
Che profanando in un la Terre e l’Etera, : d —9 
Han trovato un Battesmo alla moderna, ll 


M. ſ. meine Ausgabe diefer Satyre. pag. 56. 









shaft zu... Nachdem er in Genua wiederum mehrere 
Portraits und hiftorifche Gemählde verfertigt, fchiffte er 
nach Sicilien, wo) er ebenfalld mehrere Werke Lieferte, 
was er aber durch die Peft zu verlaſſen genoͤthigt 
ward. Endlich kehrte er ins Vaterland zuruͤck, und hier 
war fein erfies Werk der heilige Auguflin in Begeifte: 
rung, ein Werk von einer wahrhaft großen Compofition! 
Ale Künftler ſtimmten darinn überein, daß er auf fei- 
ner Reife große Fortfhritte gemacht und durd) Studium 
‚der großen Meifter viel gewonnen babe. | 





Es dauerte the lange, ald ihm von den Domber- 


‚nem großen Gemählde für den Hauptaltar ertheilt ward. 


‚len; aber daS Gemählde erhielt durchaus den Beyfall 
‚der Domberren nicht, und der Künftler ward von ihnen 
mit der größten Unhöflichfeit behandelt. Die Sache fen 
nun wie fie wolle, genug! ber Borfall ward verfchiede- 
nen Liebhabern befannt, die, als fie das Gemaͤhlde ſa— 
"ben, es für eines der fchönften erklärten. Nun bemerks 
‚ten die Domherren ihre eigene Unwiſſenheit und um ih— 
ten Credit auf irgend eine Weije wieder herzuffellen, 
beriefen fie ein Capitel zufammen, in dem fie erk:ärten, 
‚des van Dyds Gemählde fey ein vollkommenes Werf, 
und um feiner Ehre Genugthuung zu geben, trugen fie 
ihm nody zwei andree Gemählde für diefelbe Kirche auf. 
Aber van Dvd, ber über die Unwiſſenheit diefer Der: 
I ren einmal ſchon aufgebracht war, erflärte: ‚in Cour— 
trai wären genug Schmierer; er habe fih von nun an 





Besten". Dos Kapitel fühlte fih daruͤber beleidict, 
und übertrug die Berfertigung der beiden Gemaͤhlde 


eu :  . Br 


und dieß zog ihm natuͤrlich ihren Haß und ihre Feinde 


‚ren der Collegialfirhe von Gourtrai der Auftrag zu eis _- 


Nachdem er diefes Gemählde zu Antwerpen vollendet, 
U begab er ſich felbft dahin, um es an feinen Platz zu fleis 


vorgenommen, blos für Menfchen und nicht fir Eſel zu 


30, Geſchichte der Mahlerei 


dem Caspar de Crayer a), wovon das eine bie heil, 

Dreyeinigfeit daS andere das Maͤrtyrthum der St. Ca⸗ 
tharina vorſtellt. 
Houbraken ſagt, daß Rubens ihm feine ältefte 
Tochter zur Frau angeboten und daß van Dyd fi 
damit entfchuldigt habe, daß er nah Rom zuruͤckkehren 
wolle, Andere fagen, er habe die Tochter ausgefchlagen, 
weil er in die Mutter verliebt gewefen fey. | 
Viele Feindichaften waren nun der Beweggrund, 
daß er die ihm oft angebotene Einladung annahm, die 
der Prinz von Dranien, Sriedrih von Naffau, 
ihm hatte machen laffen, und fich nach dem Haag begab, 
wo er viele hohe Souveraine, alle Großen des Hofes, 
viele Gefandten und die vorzüglichften Kaufleute mahlte, 
Sept Fam es dem van Dyd in den Kopf, nah 
England zu geben. Diefe erfte Reife gelang ihm Eei: 
nesweges fo, mie er fich es vorgeftelt hatte; auf einer 
zweiten war er glüdlicher, da er auf diefer eine außerors 
dentlihe Menge von Werfen verfertigte; diefe ift aber 
von mir fchon in meiner Gefchichte der Mabhlerei in Eng: 
land hinlänglich bejchrieben und dargeftellt worden by 
Ban 





a) Sn Hinficht auf diefen Vorfall, den mehrere Schriftſteller Zu: 
geben, habe ic) doch einiges Bedenken, indem ich finde, daß y 
diefes Gemählde ein Geſchenk war, das ein Canonikus Roger 
Braye gab, und daß außer feinem Portrait im en man 
als Epitaphium liefi: 

Monumentum 
Rogerii Braye 
Hujus Ecclesiae Canonici 
quem 
Munificium Domus Domini cultorun ° 
archita Capitoli 
Tabulaque huic altarı donata 
testantur 


obiit XXVII Octobris MDCXXXH, 
Basar P4 


db) M. f. T. V. pag. 321 — 354. 





Ban Dye Hatte hier die Shwachheit, ein großes hiftoz 
riſches Werk hervorbringen zu wollen. Diefes war ver 
Beweggrund, daß er auf dem Gipfel feines Gluͤcks ei: 
nen Ausflug nad) Frankreich machte; da er aber feine 
Unterftügung feines Vorhabens hier fand, fo Eehrte er 
eiligſt nach London zuruͤck. Daſelbſt veranlaßten es fei- 
‚ne Freunde, daß alles fo eingeleitet ward, daß er die 
Wände des großen Saals von Banquetinghoufe, wo die 
Dede von Rubens verfertigt war, mahlen ſollte; als 
lein die Umſtaͤnde des Buͤrgerkriegs und das Verlangen 
Don 10000 Pfund Sterling, waren Schub baran, daß 
nichts ausgeführt ward: 








Sn dem Zeittaume zwifchen feiner erſten — zwei⸗ 
ten Reiſe nach England war er in Antwerpen, wo er 
mehrere hiſtoriſche Stuͤcke verfertigte. | 


AR Bey feiner Ruͤckkehr nach England, mit der feine 
glaͤnzendſte Epoche beginnt, fand der Koͤnig ein beſondes 
res Wohlgefallen an ſeiner oͤfteren Unterhaltung, Einſt⸗ 
mals ſagte er zu ihm, als er Geld noͤthig hatte: „Rit— 


bis 6000 Guineen nöthig hat!“ Datauf erwiederte 
dan Dyck: „Ihro Majeflät! ein Künftler, ber täglich 


‚für feine Maitreſſen, weiß leider nur zu oft, was die 
‚des Morgens: fruͤh an bis zw 4 Uhr Nachmittags Fanien 


‚nem großen Saale , wo Muſik gegeben wurde, und wo 
"alle Arten von Erfriſchungen aufgefeßt waren. Um 4 
Uhr gieng man zu Tafel, und nad) der Tafel pflegte et 
ſich allen Vergnuͤgungen zu überlaffen, indem er fuͤr das 
ſchoͤne Gefhledht große Neigung, hatte, was auch feine 
Geſundheit ſehr ſchwaͤchte. de war er auch noch 
der Alchymie ergeben: Mn 


Fiorillo. Ir Th: © 





* 
r 


ter, ihr wißt ‚nicht was das fagen will, wenn man 5 


‚für feine: Freunde offene Tafel Hält, und offene Börfen - 
Geldnoth fuͤr ein uͤbles Ding iſt.“ In der That, von | 


die Perfonen. die. fih mahlen ließen; diefe blieben in: eis 


34 Geſchichte der Mahlerei ; 


Der Herzog von Budingham fuchte ihn dem 
Strudel zu entreißen, in den ihn die Weiber gezogen 
hatten, von denen er umgeben war. Er verheirathete ihm 


daher mit Beiflimmung des Königs die Tochter des 


Mylord Ruthven, Graf von Goree, eines fchottifchen % 


Ritters, die Maria Nuthven, eine der fohönften 
Frauen von England. Aber ihr Adel und ihre Schön: 


beit waren .ihr einziger Reichthum, indem das Unglüd 
ihres Vaters den Ruin der Güter diefer Familie nah. 
fih gezogen hatte. Mit feiner Gemahlin machte er bald 
daraur die Reife in fein Vaterland und wendete fih 
nad) Paris, indem er fich fchmeichelte, irgend eine große". 
Arbeit zu finden, was ihm aber nicht gelang. Er fehrte 
alfo nach zweimonatlibem Aufenthalt dafelbft wieder 


nach London zuruͤck. Seit diefer Reiſe ward er aber 


zunehmend ſchwaͤcher; bald bemeiften die Aerzte, daß es 


Fein Mittel gäbe, ibm das Leben länger zu erhalten, 


und fo.ftarb er im Jahr 2641 im 4aten “feines Alters, 


Er ward in St. Paul mit großer Pracht begraben; ohn- 


geachtet feines großen Aufwands ließ er doch mehr als 


100000 Neichsthaler unfers Geldes zuruͤck. 
{ 
Wenn man die außerordentliche Anzahl der von ihm 
gemahlten Porträts erwägt, fo fieht man deutlich, daß 
er eine große Fertigkeit: befaß, indem: er'felten länger 


als einen’ Zag an einem Kopfe arbeitete. Aber in den 


legten Zeiten vernacdläffigte er fich fehr, und man be— 


merkt, wie er, nachdem er feinen Ruhm fon begründet { 


** auf nichts als ner or Gewinn — a) | 


v - 
15 » #5 


— v. Burtin ſagt T.E En 272: —— ainsĩ que — Gior 
dano ponr obeir au fa presto de son pere, Berchem, pour‘ 


appaiser les criailleries de sa mechante femme, van Dyck, 
pour soutenir son luxe en Angleterre, le Guide, pour 


eontenter sa passion pour le jeu, Rembrandt.par avarice, 


Rs 





ist in‘ Deutfipland. 55 


"Ban dye ift det einzige Portraitiſt, den man mit 
Kir Tizian vergleichen kann; aber zur Entſchuldigung 
der Übrigen‘ muß man bemerken, daß beide in Zeiten 
lebten, die der Portraitirkunſt weit guͤn raſtiger waren, als 
den wackern Vortraitiſten, die auf fie folgken. Gihßteu⸗ 
theils waren‘ die Kleidungen ſchwarz, die Haare waren 
natuͤrlich ohne ‚Puder, oft Handſchuhe w. rw. "Alles 
bieß trug dazu bei, die Hauptlichter auf'den Kopf far 
‚len zu Taffen, In dem baräuf folgenden Jahrhunderte 
machten "die großen’ Peruͤcken oder die’ Frifitten und. ge 
puderten Haare, die bunten Kleider tind Bänder und 
Schleyer u. f w. aus taufend Schmetterlingsfarben zu⸗ 
ſammengeſetzt, es faſt unmöglich, Harmonie und Ein 
Er in bie: au rin" 

Anita J —J 

Ban Bye hatte‘ ebenfaig‘ größe Lalemt ſar ig 
 Biftorienmählerei: In einigen Stuͤcken Fam er feinem 
| Meiſter gleich, und in ändern uͤbertraf et ihn, indem er 
ein größerer Freund der Wahrheit war, und vor zůglich 
| war dieſes der Fall in den Portraits: In den Beiwer— 
fen war er zierlicher, auch war fein Pinſel zatter/ Und 
in ſeinen erſten Portraits mahlte er mit größeter Leith⸗ 
tigkeit, Annehmlichkeit und Reinheit. In viefen krifft 
man vor allen Dingen die zarteſten Farbentoͤne⸗ eine 
edle Zeichnung und vorzuͤglich ſchoͤne Hände an," ndem 
er mehr die Nachahmung der Natur und ver Stoffe 
| fühte, als die Schönheit der Formen des Falten wurfs · 
In Hinſicht auf ſeine Werke habe ich am angeführten 
| Orte ht en — die ſich von nihm in Ens⸗ 


3* 
LIES Rt 








199.33 


M ade qui a end leurs ‚tableauz de Pratique si info- 
" Tıeurs &ä leürs autres vuyrages;“ | See an Feist 


C2 





36 Grfehichte der Mahler 


Land befinden, Descamps giebt uns ein langes Ver: 


zeihniß.von allen denjenigen, die fich zu feiner; Zeit in 


Sranfreich, im Beſitz des, Königs, des Herzogs von Dre 
leans und verſchiedener anderer, Derfonen, fo wie auch von 
denjenigen, - ‚die ſich in Flandern befanden®e Hier. werde 
ic nur. diejenigen, nennem, die ſich als die, fhönften in 
verſchiedenen Galerien, Deutichlands auszeichneten. ‚Die 
kayſerliche Gallerie zu Wien beſitzt von dieſem Meiſter 
26 Gemaͤhlde, unter denen ſich viele ſchoͤne Portraits nebſt 
mehreren hiſtoxiſchen Stuͤcken beſinden a). Die Gallerie 
yon München beſitzt von ihm 26 Gemaͤhlde, vorzüglich 
viele, ſchoͤne Portrait,“ Der Catalog der , Gallerie von 
Schleisheim gieht ebenfalls mehrere an, von denen ein 
Theil in die Gallerie, von Münden gekommenriftg. In der 
Gallerie von Dresden befinden fich ebenfalls viele Van— 
dycks, unter, welchen, das Portrait Carls IE, Jacobs II 
und deſſen Schwe ſter Henriette, als Kinder, dab GarlI 
von ‚England und deſſen Gemahlin, die ſchoͤnſten find. 


Die, Gallerie von Berlin beſitzt verfchiedene Hauptwerke; 
als. bai Portrait Carl Lnebſt den uͤbrigen Perfonen von 


deſſen „Eöniglishen Sanilie,. alle,in.dem Jahr 2657 ge: 
mahldy; Eben, dafelbft fight „man.von ihm das Portrait 
gings ‚Bilohauers,, vom Jahr a630; ‚ferner das Portrait 


der Donug -Sjobella,. Shiaxg Eugenia, Infantin vom Spa= 


Fra 


gien, in Noungakleidung, ahnlich: demjenigen, was man 


zu Wien erblickt. Endlich ſieht man noch dafelbſt ein 
vorzuͤgli ich, Schöass ‚Gemählde, einen) Prinzen zu Pferde, 
—— driedrich weinrich von anien — g 


en Viele der Heeifteuten "abnften Gemähtbe Ken Ah in der 
vortrefflichen Sammlung unter dem doppelten Zitel: „Ico- 
nes Principum, Virorum doctorum etc. und Le Cabinet 
Bes?'plus' beiutx “Portraits ‘de plüsieurs Priiices. etc, Taits 

Hi par 1e färherix Antoine “Vandyck & Anvers. Wit demfels 

“dan hen" Tikel iſt ein’ Nachtrag dazu im Jahr 17928 eifthienen. 

ug; "ae raönne de'Mr. de Liorangere, par Ger- 
saint, pag: 258: Nro, 36'385.’ 





u a > Be 


% 


‚in Deutſchland. 57 
in der "Entfernung erblickt man eine Schlacht, und 
das Gemählde ift mit feinem Namen bezeichnet. Die 
' Gallerie von Salztahlen zählt ebenfall3 mehrere Ge— 
mählde von ihm: auf, und unter diefen einen Lauten— 
 fehläger, der, wenn er auch nicht von Vandyck wäre, es 
wohl verdiente, unter feinem Namen aufgeführt zu wers 
‚den. Ob übrigens das Haupfgemählde von Vandyck, 
das Verloͤbniß der heil. Catharina fey, das fich im Be 
fiß des Herrn von Burtin a) befindet, und von dem 
diefer fagt: „ein Meiſterwerk von wunderſamer und ent⸗ 
zuͤckender Ausfuͤhrung, das durch die Vollkommenheit 
alter feiner Theile alle hiſtoriſchen Gemaͤhlde übertrifft; 
die ich von diefem Meifter gefehen habe’; darüber will 
ich nur denjenigen urtheilen laffen, der dieſe Samm— 
lung von Meifterwerken gefehen hat. 
David Tenniers, der alte, geb. zu Antwerpen 
J 1582, geft. 1649. Gr war ein Schüler des Rubens und 
begab fich darauf nah Nom, zu eben derfelben Zeit, wo 
fie Elzheimer daſelbſt befand, deſſen Manier ihm fo 
N fehr gefiel, daß er fh derfelben bey Eleinen Gegenz 
fanden bediente, ohne jedoch die große Manier der Ru— 
benſiſchen Schule zu verlaſſen. Nach einem Aufenthalt 
von 10 Jahren in Rom kehrte er in fein Vaterland zus 
ruͤck, wo er mit vielem Beifalle arbeitete, indem er Ges 
‚ genftände: behandelte, ‚die man Bambocciaten nennt, eine 
Art Mahlerey, in. der ſich fein Sohn David bekanntlich 
ſehr ausgezeichnet ‚hat., Als er flarb, hinterließ er zwei 
Söhne, David und Abraham, von denen id. in ber 
Folge ſprechen ‚werde. 
Der Hiſtoriograph der Stadt Harlem Ympfing er⸗ 
waͤhnt, einen Peter Soutmann b). Dieſer war ein 





EN a). Vid.-Tom. UI. pag. 187. N 


) Bon ihm fagt Schreveli: . „Petrus Soutmann eo nomine 
. eelebrandus quoque, quod regius pictor in Pelonia fug- 





38 Gefchichte der Mahlerei 


Schüler des Rubens und in der Folge Mahler des Churs 
fürften von Brandenburg; auch befand er fich eine Zeit 
lang an dem Hofe des Königs von Polen und Be nach 
ſeinem Meiſter viel in Kupfer geſtochen. 


Cornelius Schut, geb. zu —5 ERS j 
Auch dieſer war Schüler des Rubens und zeichnete fih 
in großen Fresfogemahlden aus, unter denen fich die Cups 
pel unferer lieben Frauen zu Antwerpen befindet. Er 
mahlte fchöne Badrelief3 in den Guirlanden von Segs 
her. Er ftah in Kupfer, war ein guter Dichter und 
noch fieht man eine große Zahl feiner Werke, die feinen 
Kenntniffen und feiner Schule Ehre machen. 


— 


Johann Thomas, geb. zu Ipern 1610, eine gro⸗ 

Be Zierde der Rubenſiſchen Schule. Er reiſte mit ſeinem 
Freunde und Mitfchüler Diepenbede nad Italien. Als 
er von da zurüdgefehrt war, arbeitete er eine Zeit lang | 
bei dem Bifchofe von Mes. Sein Ruhm verbreitete fih 
fo, daß der Kaifer Leopold ihn im Jahr 1662 zum erz 
ſten Hofmahler ernannte. Bon ihm hat die Gallerie zu 
Wien zwei Gemählde von reicher und trefliher Com: | 
pofition, einen Triumph des Silen, und einen Zriumpb 5 
des Bacchus. 





Mattia Vanden Berg, ebenfalls zu Ipern im 
Jahr 1615 geb. und geft. 1647. Sein Vater Johann 
hatte ihm den erften Unterricht im Mahlen ertheilt, wor: 
auf er in die Rubenfifhe Schule eintrat. Johann 
war des Rubens Güterverwalter zu Spern und dadurch 
befam er Gelegenheit feinen Sohn diefem großen Mei— 
fter zu empfehlen. Mattia war einer der getreueften 


rit.““ Vid. Harlemum, sive Urbis Harlemensis descrip- 
tio. Lugd. Batav. 1647. wo das ſechste Buch von verigier 
denen Künftlern handelt. 


in Deutfchland, 39 


Eopifen feines Meifters Ein Jahr vor feinem Tode 
ward er in die Gefellfhaft. der Mahler zu — auf⸗ 
genommen. 

| Ein Mitfchüler der bisher nennen aus der Nuben- 
ſiſchen Schule war ‚Srans Wouters, geb. 1614 zu 
Liere, geſt. 1659. In der Folge befchäftigte er ſich vor— 
zuͤglich mit der Landfchaftämahlerei, die er mit Kleinen 
Figuren ausfhmüdte. Der Kaifer Ferdinand II beehrte 
ihn mit dem Zitel eines Hofmahlers, Darauf gieng er 
nad England a). 

| Deodat Delmont, geb. 1581 zu Et. Tron, von 
abeliher Familie, war zugleich großer Geometer und ' 
| Aftronom. De Bie b) behauptet, daß er die Kunft, 
" wahr zu fagen, befeffen, und feinen eignen Tod meh 
rere Sahre vorausgefagt habe. Er befand fich mehrere 
Jahre an dem Hofe des Herzogs von Neuburg, fo wie 
auch als Ingenieur in fpanifchen Dienften. Anfänglich 
war er der vertrautefte Freund des Rubens, ward dar: 
auf fein Schüler und fein Gefährte auf deffen Reifen 
durch ganz Italien. Mit feinem übrigen Talente verei- 
nigte er noch den Ruym eines guten Mahlers. Zu 
Antwerpen befanden ſich drei fchöne Gemählde von ihm. 
| Er ftarb im Sahr 1654 und verdiente das Lob, das ihm 
‚von feinem Meifter Aubens, ertheilt worden ift. | 

| Einige wollen noch unter die Schüler des Rubens 
I den Linzenzius Malo zählen c). 

J Jacob van Campen, Herr von geb. 
i zu Harlem. Er erlernte zuerft die Kunft von Johann 
' Brondhorft und dann von Rubens, fludirte in der 
Folge Architektur und Mahlerei in Stalien, und ent— 
" warf nah feiner Rüdkehr für das treffliche Rathhaus 













— — — — nn — EEE he Ann TE 








a) ©, Band V. meiner Gefhichte der —— pag. 378. 
|  b) Het Gulden 'Cabinet p. 134. 
6) Vid. Soprani p. 468. Kl 


F 


40 Geſchichte der Mahlerei 


zu Amſterdam die Pläne und Zeichnungen a) Er 
mahlte in der Rubenfifhen Manier, konnte es aber in 
ben Farben zu Feiner großen Xebhaftigfeit bringen. 
Größer war fein Ruhm als Architekt. Er lebte immer 
als großer Herr, indem er feine Freunde mit feinen 
Werken befchenkte. Zu Folge feiner Grabfhrift befchloß 
er feine Tage im Jahr abö7.  - 
Nach den bisher: genannten Schülern von Rubens 
muß ich nunmehr auch feiner Gehülfen erwähnen, das 
heißt, der verfchiedenen Mahler, die fih nah andern 
Meiftern‘ gebildet. hatten, die aber von ihm in mehres 
ven feiner Werke befchäftigt worden find. f 
Bon diefen ift der erfte: \ 
Franz Sneyders, Snyders, auh Snyers 
genannt, geb. 1579, geft: 1657. Er war in Antwers 
pen gebohren und erlernte die Mahlerei bei Heinring- 
van Balen, von dem wir fchon gefproden haben. 
Zuerft befchäftigte er fih mit der Frucht-æ, und dann 
mit der Thier:Mahlerei, worin er auch von Niemans 
dem übertroffen worden ift b). Rubens war der erfte, 
der fein Verdienſt hervorhob, und fich feines: Pinfels in 
feinen Werken bediente; deshalb fieht man viele Ge— 
mählde von Sneyders mit Figuren von: Rubens, von 
Jordans und Anderen, Die größte Kunft beftand hier 
darin, daß. man weder in der Behandlung des Pin- 
feld, noch in der Kraft des Colorits irgend einige Ver: 
fehiedenheit wahrnahm. Als Philipp UL, König von 


a) Afbildung van’t Stadt-Huys van Amsterdam in dartig 
coopere Flaaten, geaarineert door Jacob van Campen, 
en geteknet door Jacob Vennekol. Amsterd. 1661, 166%. 
fol. gr. — Prospectus Curiae Amstelodamensis, inven- 
tus a Jacobo van Campen, ut et praecipuae effigies ac 
ornamenta eius in candido marmore effecta, per Artum 
Quellmum. Amstel. 1665. fol. 2 Vol. BT 
b) Einige behaupten, daß er in Italien gewejen fey und bie 
Werke von Caſtiglione ſtudirt habe, 





in Deutfchlnd, 41 | 


i Spanien, eine Hirfhiagd von ihn gefehen hatte, fand 
dieſe ſo vielen -Beifal bei dem Monarchen, daß meh: 


rere große Jagd- und Schlachtgemaͤhlde bei ihm beftellt 


wurden, Er war zum erflen Mahler des Erzherzogs 


1) Albert, Gouverneurs der Niederlande, ernannt, Er hat 








in mehrerern Gattungen gemahit, aber feine wilden 
Thier-Kaͤmpfe, wie z. B. ein von mehreren Hunden 
angegriffener Eber, ein Wolf oder ein Bär, find alle 
mit einer Kraft dargeftelt, die Erflaunen erregt, und. 
woraus man bemerkt, daß er die Natur in ihrer hoͤch— 
ſten Vollkommenheit ſtudirt haben mußte. Vollkommen 
richtig ſagt Mannlich von ihm: „Snyders componirte, 
zeichnete und mahlte mit Geiſt, Geſchmack, Feuer und 
WVerſtand. In der Wuth des Gefechtes, wo alles durch 
einander: geht; in der Mannigfaltigkeit der Stellung, 
welche fo richtig Muth, Zaghaftigkeit, Schmerz oder 
bis zur Wuth gereisten Zorn ausdrüden, wußte er in 
. Blid und Gebehrden, alle Leidenfchaften, welcher eine 
thieriſche Seele fähig iſt, vorzuftelen, und in diefem 
Tumult ale Regeln der Kunft auf das genauefte zu 
. beobachten; die Natur in ihrer Wahrheit, Größe und 
Schönheit, Fraftvoll, geiftreich, fleißig und mir fühnem 
Dinfel gleihfam hinzuzaubern.“ — Der größte Theil 
feiner Gemaͤhlde iſt groß und reich an Figuren und fin: 
det fi in den großen Gallerieen. Unter den Privat: 
gallerieen will ich hier nur die des feligen Grafen von 
Brabeck anführen, die ein Meiſterſtuͤck dieſes Meifters, 
eine Bürenjagd, befist. Die Eaiferliche: Gallerie zu 
Wien hat fieben Stüde, die zu Münden viere von ihm. 
Auf Diefen großen Thiermahler folgen num bier 
zwei berühmte Landfchaftsmahler, deren Pinfel in den 
Werken von Rubens Befhäftigung erhielt: Sohann 
Wildens und Lucas van Uden. 
Wildens war in Antwerpen gebohren und mit 
Rubens faſt in gleichem Alter. Man weiß nicht, ob 


2; 


42 GSefchichte der Mahlerei 


die Natur allein fein Lehrer war, aber fo viel ift ges 
wiß, daß feine großen Zalente ihm die Achtung und das 
Bufrauen von Rubens verfchaften; weshalb diefer auch, 


ob er gleich felbft die Landſchaft fehr gutimahlte, fich 


feines Pinfels in feinen großen Werfen, wegen der 


großen Annäherung deffelben zu dem feinigen, auf das 


haͤufigſte bediente. 
Die Erzaͤhlung, als ob Wildens ſich geruͤhmt haͤtte, 
daß ohne ſeine Huͤlfe Rubens ſo viele Werke nicht haͤtte 
hervorbringen koͤnnen, fo wie die Antwort, die Rubens 
darauf gegeben haben fol u. f. w. find leere Gerüchte, 
die in dem Publikum von Sanffens und Rombauts 
verbreitet worden find, die auf alle Weife das Verdienſt 
des Rubens zu ſchmaͤlern ſuchten, die aber in der That 
nur für Hunde, die den Mond anbellen, zu halten find, 
Mildens war ein Freund des Rubens und demfelben 
perfönlich fehr ergeben; er war ein berühmter Land: 
fhaftsmahler und zwifchen beiden fand Feine Eiferſucht 
ftatt. Im Gegentheil fol Rubens gefagt haben, dag 
Niemand beffer ald Wildens die Kunft verftanden habe, 
den Hintergrund mit dem Gemählde in Uebereinftims 
mung zu fegen, daß die allgemeine Harmonie nicht ge: 
ftört war, eine, befonders in großen Werken, fehr ſchwe— 
re Kunft. Diefen berühmten Künftler darf man aber 
nicht nach kleinen Staffelei-Gemählden, fondern blos 
nad großen Werfen beurtheilen, wie z. B. nach zwei 
Gemählden, die zu Antwerpen in der Kirche der Nons 
nen, weldhe man Fades nennt, fich befanden; d. h. 
nach einer Flucht nach Egypten und nad einer Ruhe. 
Hier lıbertrifft die Landfchaft alles, was man von Dies 
fen großen Meifter nur fehen kann. 
Lucas van Uden, geb. zu Antwerpen im Jahr 
1595, befam den erften Unterricht von feinem Vater, 
ben er in kurzer Zeit übertraf. Da er die Natur in 
allen Zufälligkeiten ftudirte, fo fand ihm Rubens bei, 





| | 
! 





/ 


in Deutſchland. 43 


Eike er einige feiner Landfchaften mit Figuren aus: 


ſchmuͤckte. Im Gegentheil bediente fih Rubens in der 
Folge des Pinfeld von Lucas; denn die große Kunft des 
Rubens beftand darinn, daß er feine Gehülfen wohl zu 


wählen wußte, je nachdem die Umſtaͤnde es verlarigten, 
fo daß durch. fie niemals der Haupteffeft feiner Ge: 
mählde gefchwärht, fondern vielmehr gehoben ward. Lu; 
cas farb in hohem Alter; jedoch ift das Jahr feines 


‚Zodes nicht bekannt. 


Sohbann Breugbel oder Breugbelbe Blour. 
Er war in Brüffel gebohren im Jahr 1589 und Sohn 


des Peter Breughel, Er hatte mehrere Lehrmeifter, 
gieng darauf nah Coͤlln, und’ dann nach Italien. Anz 
faͤnglich befhäftigte er fich allein mit Blumen- und 
Fruchtmahlerei, aber in der Folge mahlte er Landfhaf- 
ten mit großer Bollfommenheit, fo wie aud) Eleine Fis 


guren, fo daß er mit feinen Landſchaften die Hinter: 
gründe vieler Gemählde des Nubens, des van Balen, 
und des Rottenhammer ausfhmüdte, und daß er au 


| die Figuren in den Gemählden des Steenwid, des Mom: 


per und Anderer verfertigte. Ein Gemählde, das zu 
den vortrefflihften in feiner Art gehörte, war dasjenis 
ge, was er mit Rubens zugleich verfertigte, nehmlich 
das Paradies. Die zwei Figuren des Adam und der 
Eva waren von Rubens gemahlt, die Landfchaft und 


- die Thiere find von Breughel mit dem arößten Fleiße 


gearbeitet. Zu Descamps Zeit war diefes Gemählde 
im Befiß des Herrn van der Voort zu Leyden. 
Ein anderes berihmtes Gemählde warb im Zahre 
1715 in einer Verfteigerung für 2825 holländifche Gul⸗ 
den verkauft; darinn fanden fih auch zwei Figuren, 
den Vertumnus und die Bellona vorſtellend, von Ru⸗ 
bens gemahlt. 

Von ſeinem Tode hat man nichts ſicheres bei den 
Schriftſtellern ſeines Landes; aber Felibien glaubt, daß 


44 Geſchichte der Mahlerei 


er im Jahr 1642 ſtarb. Bor der Invafion der Frans 
zofen bewunderte man eine große Menge feiner Werke |. 
in Mailand und: unter diefen befanden ſich die vier Eles | 
nrente, die nad) Paris abgeführt, jegt aber wieder zus 
rüdgebracht worden find. Eben fo' befanden fih auch 
in der Galerie von Düffeldorf gegen 57 Stüde von 
ihn & 
Einer der vornehmften Gehälfen von Rubens war 
Sacob Fordans, geb. 1594, gefl.1678. Er war in 
Antwerpen gebobren und ein Schüler de Adam van 
Dort a), deffen fchöne und liebenswuͤrdige Tochter Gas 
tharina ed bewirkte, daß, als alle Schüler defjelben feiz 
ne Schule verließen, er allein darin blieb und fie felbft 
endlich heirathete "Nachdem er fich unter Anleitung feiz 
nes Schwiegervater gebildet, fieng er an die Werke der 
berühmteflen Meifter zu ſtudiren und unter diefen vor: 
züglich die des Tizian, wodurch fein Nuhm immer mehr 
wuchs, fo dag Rubens fein Freund ward, und diefer 
ihm in der Folge zu einem feiner vorzuͤglichſten Gehül: 
fen annahm. Befonders hatte er eine große Anzahl 
von Gartons für den Koͤnig von Spanien zu verfertie 
gen, die in Tapeten ‚ausgeführt werden follten. 
 Sandrart behauptet, ich weiß nicht mit welchem 
Grunde, daß Rubens ihn diefe Cartons mit Wafferfar: 
ben mahlen ließ, um ihm nad) und nad den Geſchmack 
im Goloriren zu verderben; eine Sache, von ber 
ich nicht weiß, wie fie der gute Sandrart hat erzählen 
fönnen. Jordans copierte und ftudierte Die Werke des 
Rubens und würde er Italien befucht haben, fo wäre 
er fiber zu einem‘ hohen Grade von Vollkommenheit 
gelangt; ja ich Liebe ſogar in feinem Coforit, daß die 
Schatten nicht fo transparent und die Reflexe nicht fo 
-flarf find, wie man fie faft immer bey Rubens erblidt, 


a) S. Band II. meiner Geſch. der Mahlerei p. 622 





in Deutſchland. —2* 46 


Fuͤr Carl Guſtaph, König von Schweden, verfertigte 
er 12 Gemaͤhlde, die: die, Leidensgeſchichte vorſtellen. 
Auch fuͤr die Witwe des Prinzen Heinrich von Naſſau 
arbeitete er auf Befehl mehrere ‚Gemählde, Die denkwuͤr— 
digſten Handlungen ihres Gemahls vorſtellend, "Das 
ſchoͤnſte unter dieſen ſoll der Triumph des Fuͤrſten ſeyn, 
von 4 weißen Pferden gezogen. Jordans hatte eine na⸗ 
tuͤrliche Neigung zu komiſchen Gegenfländen, und unter 
dieſen war. einer feiner ‚Lieblings= Gegenflände der. des 
Bohnen Königs... Nur beobashtete er dabei nicht im— 
mer ganz. 'genam den Anſtand der Darſtellung; indeß 
finden ſich doch. darin große, Schönheiten, beſonders 
in Hinſicht auf Darſtellung des Charakters der Perfo: 
nen, welche vom Weine und von Wohlleben eine gewiſſe 
‚ Eraltation, des Geiſtes erhalten haben, Emmen andern 
Gegenſtand, den ic oft von ihm ‚behandelt gefehen, uns 
‚ ter ‚andern im der. fhönen Gallerie von Eaffel, ift ein 
| Satyr, der, von. ‚einem Bauer zu einem Gelag :eingelas 
den ift, und den er aus der Fabel des Aeſops genom⸗ 
men hat. Jordans arbeitete fuͤr mehrere Kirchen und 
Pallaͤſte und brachte fein Leben bis auf 84 Jahr. Er 
hatte ein ſchoͤnes Coloxit und viele Harmonie, war reich 
in ſeiner Compofition und copierte die Natur mit ein— 
fachem Ausdruck, jo wie fie ſich zeigt, ohne Wahl; daher 
) fommt es auch, daß feine, Zeichnung die beſte nicht iſt, 
doch hat er mehr Kraft im Coloxit, als Rubens, nur 
iſt er nicht fo lebhaft. Außer den vielen Werken, die 
im verſchiedenen Kirchen von Antwerpen ſich befinden 
und die Descamps angegeben, beſitzt die Gallerie von 
Wien drei Stuͤcke, als: Philemon und Baucis, die Ju⸗ 
piter und Merkur empfangen, in natuͤrlicher Groͤße, 
welches Stuͤck ſich, nur, weit; Heiner, in der Gemaͤhlde— 
Sammlung des. Grafen von Brabeck befindet ; , ferner ° 
das Feft des, Bohnen- Königs, wo die Figuren in nes 
tuͤrlicher Größe ſind; endlich Zin ſchoͤnes Bachanal 





46 | Geſchichte der Mahlerei 


Sn der Gallerie zu Berlin befinden fich der Bauer mit 
dem: Satyr; der Nereus, ein ſehr fchönes Studium; 
der Merkur und Argus, in nathtlicher Größe, nnd ein 
trunfener Silen. Die Gallerie zu Münden hat ebenfalls 
mehrere Werke von ihm, doc befist nur die vorzüglich 
ſten die ‚Gallerie von Dresden, ald: einen trunfenen 
Silen; ein großes Batchanalz eine Magdalena; eine Un: 
terhaltung, ‚die fich mit dem Gefang beluftigt ; die Dar—⸗ 
flelung im Tempel; Diogenes mit det Laterne don Men— 
fchen und Thieren umgeben; den verſchwenderiſchen Sohn; 
Silen mit einigen Bacchantinnen. Die Gallerie von 
Salztahlen enthält außer einem großen Gemählds des 
Königs mit dem Bohnenfefte noch verſchiedene andere 
Werke —59— Meiſters. 

Ein Zeitgenoſſe des Nubens am ‚Hofe Carte I, Koͤ⸗ 
nigs von England, war Balthafat'Gerbier v’Ous 
villy, geb. zu Antwerpen im Jahr idgr, gefl. 667, 
von dem ich in der: Gefhichte der: Mahletei Band V. 
S. 347 — 349 mehr geſprochen habe 
Evben fo wird man am angeführten Orte Seite 356 
Nachricht finden von Georg Geldorp, der ebenfalls don 
Antwerpen gebürtig war; man fehe, was ich von Aue 
oben Seite 2 gejagt habe; 

Gbendafelbft erwähnte ich auch des B. van Hagen, 
der zu verfchiedenen Beiten-in London mahlte. Man 
fche Seite 354 des Sten Bandes meiner Geſchichte 2 
Maplereis 

Unter den Schůlern des van ne zeichneten Pi 
aus Bertrand Fouchier. Diefer war in Berg-op⸗ 
Zoom im Sahr 1609 geböhten, und flatb 1674. Schon 
in früher Sugend war er Schüler des van Dyck. Er 
würde niemals dieſen Meifter verlaffen haben, wenn 
nicht der Strudel der Geſchaͤfte deſſelben Urſache gewe— 
ſen wäre, daß er feinen Schhiler vernachläffigte. Fo u— 
hier war in Utrecht Edjüler des Johann Billaert; 





in Deutichland, 47 


darauf gieng er nah Kom; wo er vorzüglich die Werfe 
des Zizian ſtudirte. Unter dem PVontificat Urbans VAIL 
wÄrde er daſelbſt fein Gluͤck gemacht haben; aber: Jo⸗ 
| Hann Friedrich von Yfendoren, ſein Freund, bekam eis 


I nen Streit, in den er fih miſchte, und dies war Urs 


Sache, daß er Rom verließ, indem er mit diefem ſei— 
nem Freunde nach Florenz gieng, (und von da in fein 
I Vaterland zuruͤckkehrte, wo er ſich in Converſations⸗ 
I Stüden auszeichnete. 

Es ift nicht entfchteden, ob Hadrian Hanemann 
Schüler des van Dyd oder des Ravesteyn gewefen ift. 
Er war im Fahr 1610 im Haag gebohren, und da er 


I diefen Aufenthalt niemals verlaffen bat, fo iſt es wahr— 


ſcheinlich, daß er Schhler des Ravesteyn war a). Wie 


I dem aud ſeyn mag, er mahlte Portrait und unter dies 
I fen das von Wilhelm II, Kürften von Naffau, ganz im 
‚I Styl des van Dyd. & mahlte auch hiftorifhe Dar: _ 


flelungen 'mit vielem Geifte, und war einer: von den 
‚48, die darum angehalten haben, ein abgefondertes 
4 Corps oder eine Academie zu Haag im Jahr — zu 


‚4 bilden. 





. Ein anderer Schüler Bes van Dyck war — 
de Key n, ber zu Dünfirhen im Jahr 1610 gebohren 
I feyn fol. Man febe, was ich uͤber ihm anderwärts 
4 fagte b). } 
“David Beek war ebenfalls Schuͤler des van 
Dhyck; auch von dieſem habe ich ſchon anderwaͤrts ge— 
fprochen ec). 
1 ——— van Cyl, von EL ober von Ley⸗ 


a) Walpole behauptet, daß er unter der Regierung Karls J. 
nach England gekommen Er &, meine Geſch. der Mablerei 
B. V. S. 379. 2 — —— 


b) Ebendaſelbſt ©. 354. 
e) Ebendi S. 352. F 


43 GEeceſchichte der Mahlerei 
den. Er Fam nach London, wo er fih um die Freunde 
fohaft van Dyds bewarb, indem er beffen Werke mit 
ſolchem Eifer fluditte, daß er fie Volfommen nachahm— 
te, weshalb er auch der Fleine van Dyd genannt wurs 
de: Er mahlte Portraits und Gonverfationsftüde und T 
arbeitete um das Sahr 1649; RN 
Bon Peter von Moya, aus Granada geburtig, 4 
habe ich an einem Ort viel geſprochen a). Uebrigens 
ſehe man über die vielen Nachahmer und Schuͤler, die 
van Dyck in London hatte, den Bericht, den ic) an feis 
nem Drt-ertheilt habe .b); 3 
„Stalien, Sranfreich,: Spanien iind England haben 
in der Gattung der Blüthen- und Frucht: Mahlerei ver⸗ 
ſchiedene beruͤhmte Kuͤnſtler hervorgebracht, von denen 
ich an ihrem Orte geſprochen habe; allein die Flamaͤn⸗ 
der, die Holländer und die, Deutfchen waren gewiß die |: 
berühmteften in dieſer Gattung. Außer verfihiedenen 
Kuͤnſtlern, die mit ihren übrigen Talenten auch das der 


Blumen- und Frucht-Mahlerei vereinigten, und deren 


ich ſchon gedacht habe, will ich hier nur noch: zweier er— 
waͤhnen, die ſich ganz ausgezeichnet mit dieg Beſchaͤf⸗ 
tigung ‚befaßt, haben. 

Einer der beruͤhmteſten war Daniel Seghers, 
ein Jeſuit. Diefer war in. Antwerpen ‚im Jahr 1590 
gebohren, und fludirte die Mahlerei bei dem Breug 
beide Vlour, dem fogenannten Sammets Breughel; 


der in dieſen Zeiten, wie fhon gefagt, Blumen mahls 


te c). Diefer Gattung ergab fih der Daniel, der fhon 
als Süngling in den Orden der Sefuiten getretenvund 


darinn zwar nur Laienbruder war, obgleih er immer 


ber 
a) Gefh, der Mahlerei 8, IV. ©. 85 


b) Ebend, 8; V. 
e) 8: IL ©; 473, meiner Geſchichte der Mahlerei iD ef 





















ber Pater Seghers genannt ward Nachdem er fein 
Noviziat vollendet, arbeitete er viel in den Kirchen fetz 
Ines Ordens zu Antiverpen. Er befand ſich auch in 
Rom— wo er viele Studien machte. Fuͤr den Prinzen 


vortreffliche Blumenſtuͤcke, die ihm edelmuͤthig bezahlt 
wurden. Die Schönheit der Karben, die Harmonie und 
die Zattheit der Blätter, die Schmietterlinge und ans 
‚dere Inſekten, die ſich auf ihm befinden, alles iſt von 
einer entzlidenden Vollkommenheit. 

AS ſein⸗Hauptwerk ward immer eine Guitlande 
angeſehen, die ſich in der Kirche der Sejuiten. zu Ant: 
werpen befand, in deren Mitte Rubens eine Madonna 
mit dem Sefusfind gemahlt hat: Er flarb im Jaͤhr 
13660, Es giebt wenig Gallerien, in denen man nicht 
Meiſterſtucke von feiner Hand antrifft. In ber zu Dress 
den find mehrere fehr ſchoͤne Skuͤcke. Die Gallerie zu 
Wien hat einige, die von ihm allein gemahlt ſind, und 
andere, in deren Mitte fi) Figuren oder Gemählde von 
Jandern Künftlern, als Basreliefs, und eine Madonna 
befinden. Er foll auch Landſchaften —— haben, aber 
ich habe fie nicht geſehen. 
Ein Schüler von Seghers war Johann Phi— 
lipp van Thielen, von edler Geburt, Herr von 
Couwenberch, der zu Malines im Jahr 1618 gebohren 
Jund im Jahr 1687 gefforben iſt. Es erhielt derfelbe 
eine ausgezeichnete Erziehung, aber das Zeichnen ward 
feine herrſchende Leidenſchaft. Er ward ein Schuͤler von 
Seghers und gelangte zu einem ſo hohen Grade von 
Vollkommenheit, daß er mit ihm ſehr oft in Gemeins 
haft arbeitete, und für den König von Spanien und 
‚Fir den Hof von Brüffel Gemählde zu verfertigen hattes 
Er liebte diefe Kunſt fo ſehr, daß er bei der Erziehung 
‚feiner drei Zöchter die Mahlerei zum erften Iwed mach: 

te. Diefe hießen: Maria Therefia, geb: 1640; Anne 


- Kiorillo, Zr Ih. | D 








von Oranien und fuͤr deſſen Gemahlin mahlte er zwei 


50°. Gecchichte der Mahlerei 


Maria, geb. 1641, und Francisca Catharina, geb. 1645. 
Dieſe drei Damen kopierten die Werfe ihres Daterö 
und componirten endlich felbft eigene Werke. 

Ein anderer Schuler von Seghers war Otto mar 
Ellger, oder Elliger, geb. zu Gothenburg im Jahr 
1652; er erlernte die Kunft bei Seghers in Antwerpen 
und Fam endlich an den Hof von Berlin, wo der Chur: 
fürft Sriedrih Wilhelm ihn mit dem Titel feines Mah— 
lers beehrte. Er hatte einen Sohn vefjelben Nas 
mens, und diefer einen, der Anten hieß. Dttomar 
der Sohn war zu Hamburg im Sahr 1666 gebohren, 
und. ftarb zu Mainz 17352. Der Sohn Anton, geb. 
. zu Amfterdam 1702, hatte eine Tochter, die ebenfalls 
mahlte. Man fehe van Gort, T. II. pag. 301. Aber 
allein derralte Dttomar war Blumenmahler. Die Gals: 
lerie von Dresden hat mehrere Stüde von ihm. i 

Johann David de Heem war zu Utrecht ges 
bohren und Ternte feine Kunft von feinem Vater Da: 
vid, der Blumen: Mahler war. Sein Geburtsjahr ift 
das Jahr 1600 a). Aber der Sohn übertraf feinen Va— 
ter bei weitem; die Blumen, die Früchte, und die ſchoͤn— 
fien Gefäße von Gold und Silber und Eryſtall pfligte , 
er mit einem Metallglanz und mit einer Durchfichtigkeit / 
zu verferfigen, die in Berwunderung feßt b). , Er mahlte 
auch einige Kandfchaften, aber diefe find von großer Gel: 
tenbeit, und befchloß feine Zage in Antwerpen im 
Sahr 1674. Descamps bemerkt, daß er nicht wife, 





a) Deschamps fagt 1600, und fo auch Fuͤßly's Eericon, Aber 
im zweiten Theile deffelben ©, 525. wird 1604 als fein Ges, 
burtsjahr angegeben, So Mannlih, Buſch läßt ihn 1610 
geboren werden, 


b) Peter van der Willingen, geb. zu Berg-0p=-3oom 
um 1607, mablte blos leblofe Gegenftände, goldne, filberne 
und perlenmutterne Sefüße, die er herrlich nadahmte, Geiz 
ne Gemählbe find gemeiniglid, Ginnbilder des Zodes, 





in Deutſchland. Er 


von wem er zum Nitter ernannt don ſeh De Heem 


nöch übertraf. Der Mißbrauch des Ultramarins bon 
der etften Sorte, der in der Farbe waͤchſt, iſt jedoch Ur⸗ 
fache, daß ſeine Pflaumen und Weintrauben zu blau und 


im Ton zu ſtark ſind, beſonders in SAN, auf das 
Medeige. 3 


Aus der Ehüle des David de Heem jeichriete fi Br 
diefer Gattung außer den beiden Söhnen deHeems Cors 


nelius van Kik oder Kid, geb. zu Anifterdam im 
Sahr 1635, fehr aus. Er war fein Nachahmer, aber feine 
große Unihätigkeit war Urſache, dag er wenig gearbeitet 
a“ weßhalb feine Gemählde von größer Seltenheit find. 

Zu dieſer Schule gehören ferner noch Abraham Mig— 


I non aus Frankfurt, der den erften Unterricht im Blu: 


menmahlen von Jacob Morel erhielt, nachher aber 
Schuͤler des de Heem war; Nachdem er nach Deutfchland 
zuruͤckgekehrt war, ſetzte er ſich in Wetzlaͤr, wo er im 


ZJahr 1679 ſtarb. Descamps T. IN, 52 seg. nennt 


mehrere Gemaͤhlde von ihm. Heinrich Schook, der 


im Jahr 1680 ſich in det Blumenmahlerei auszeichnete, ; 


I warebenfallsfein Schüler. Ferner Jacob Noodtheus, 


oder Roodtſe us, Sohn eines Mahlers Sohannes, Endlich er 


gehört noch zu den Schhlern des de Heem die Maria don 


. Dofterwyd, die in dem Dorfe Noorddorp im Jahr 1650 


gebohten war. Sie machte große Fortfchritte in der 


hatte zwei Söhne, die fich beide mit derfelbet Gattung 
1 - befchäftigten, befonders aber Cornelius de Heem, der feiz 
‚ nen Vater durch eine ganz außerordentliche Ausführung 


\ 


Blumenmäblerei und ihre Werke waren don den vor⸗ 


I zuͤglichſten Höfen von Euröpa ſehr gefucht: Sie grups 


pirte vortreflich, verſtand die Kunſt des Gegenſatzes, 


und war in der Wahl der Blumen ganz vortreflich; 


überhaupt war fie eine ganz ausgezeichnete Kuͤnſtlerin 


| in dieſer —— und beſchloß ihre Tage im Jahr 2693; 


D 2 


* 4 \ PER a a GE N 


2 Geſchichte der Mahler 


Weyermann a) nennt einenFohannde Heem, 
der aus dem Haag, und ein Verwandter von David 
war. Diefir 'mahlte auch in diefer Gattung und arbeis 
tere zu London im Jahr 1720. 


Noch ein Blumenmahler aus diefer Zeit war Has 
 drian van Utrecht, der zu Antwerpen 1699 geboy: 
ren war und fih in ter Blumen =, Frucht und 
Bögel: Mahlerei auszeichnete, indem er dies alles mif 


\ / - 4 


einer entzuͤckenden Leichtiafeit behandelte. Er mablte ” 


viel für den König von Spanien und beſchloß fein Les 


ben 1651. 
“ Der Geſchichtſchreiber Schrevelius b), are er 
mehrerer Mahler Erwähnung thut, bemerft, daß Flo: 


EDER 


ris van Dyd mit fo großer Vollkommenheit die Früchte - 
mahlte, daß er fogar die Voͤgel betrog. Destamps 
T. DI. p. 46 fagt, daß er auch in der Hiftorien= Mahe 


lerei ein guter Künftler geweſen jey. 


In diefe Claffe gehört ferner noh Otho Marcel: | 


fis, geb, 1613. Bon feiner Jugend weiß man nichts, 


obgleich er nad feiner Ruͤckkehr aus Italien in Paris! 


— 


bi 


fir die Königin arbeitete. . Nachdem er in fein Vater: ” 


land zuruͤckgekehrt war, ftarb er zu Amfterdam im Jahr 
1673. Ermahite vorzüglich ſchoͤne Pflanzen mit Schmetz 


terlingen, Käfern, und taufend andern Snfeften, mit 7 


Eideren und mit Vipern. Die Göttinger Gemähloe: 


Sammlung befist von ihm ein fihönes Gemählde, in 
dem man die Thantropfen erkennt ec). 


Eberhard van Aelſt, aus Delft, geb. 1602, ' 
geft. 1658. Ein waderer Mahler unbelebter Gegenſtaͤn⸗ 


de, vorzüglich todter Vögel. 


Wilhelm van Aelſt, des Vorhergehenden Brus 4 


a) Tom. III. ©, 387. 
b) ©, Harlemum Ceite 295. 
€) ©, meinen Edtalog S. 30, Nro. 19. 








ur Deutflant. rs 


ders⸗ Sohn und Schuͤler, geb. 1620, gef. ER -Ein 
trefflicher Blumen- und Frucht-Maͤhler, der ſich ſieben 
Jahre in Italien aufhielt und vorzuͤglich zu een ge⸗ 
ſchaͤtzt war. 

Ein ausgezeichneter Kuͤnſtler in dieſer ——— war 
Johann van Keßel. Dieſer war zu Antwerpen 
2626 gebohren, und arbeitete viel in der Manier des 
Breugbel de Blourz feine Blumen, Pflanzen und 
Difteln mit einer großen Menge von Infekten, Schmetz - 
terlingen und Gewürmen verfehen, gewähren den be= 
zaubernöften Anblid. Er hatte einen Sohn, Ferdinand 
van Keßel, der aber das Verdienſt feines Waters nicht 


erreichte. 


Mattias Withoos, geb. 1627 zu Amersfort, 
mablte ebenfalls Blumen, Pflanzen, Schlangen und In— 
feften, alles mit einer herrlichen Ausführung. Er bes 

ſchloß feine Tage im Jahr 1705, und ließ drei Söhne, 


Jzuruͤck und vier Töchter, die ebenfalld Mahler waren. 


Die jüngfte, Alida Withoos, trieb die Mahlerei ihres 
Vaͤters mit gutem Erfolg. 

Ein Zeitgenoffe der Maria van Softerwyd war 
Wilhelm Kalf, geb. 1650, geft. 1695. Er war Schüs 
ler de3 Heinrih Pot, der ein guter Gefchichtsmahler 
war, deffen Schule er aber verließ, und ſich vorzüglich 
‚mit der Darftellung von Früchten, Blumen, von Ges 
faßen von Metal und Cryſtall und von Perlenmutter bes 
ſchaͤftigte, alles in der größten Vollkommenheit. 

Georg van Son, Bon diefen und vorzüglich 


von feinem Sohne, Sobann van Son, bie beide in 


England berühmte Blumen- und Fruchtmahler waren, 


babe ich ſchon geſprochen a). 


Gegen das Jahr 1626 war gebohren Alexander 
Adriaenſen, der in der Blumen-, Frucht-, Marz 


a) ©. meine Geh, der Mahlerei B. V. pag. h15. - 
3 J 1 


. v 
a4 Geſchichte der Mahlerei 
I 
mor- und Cryſtall-Gefaͤße-, fo wie auch in der Guir⸗ 
landen-Mahlerei ſehr berühmt war, 
Seine Zeitgenoſſen waren Johan und Franz 
Eyckens, Schuͤler jhres Vaters, Peter Eyckens. 
Beide mahlten Blumen und Früchte und ihre Werke 
waren fehr gefchäßt. 
Philipp van Bahren, ein Priefter und Ober: - 
auffeher der Gallerie des Erzherzogd Leopold, Um das 
Jahr 1670 zeichnete er fich aus vu Blumen= und 
Mignatur- Mahlerei. 
Houbraken giebt uns Nachricht von einem Sohann 
Meyermann, von dem man jedoch nicht weiß, ob er 
zu der Familie des Campo Weyermann gehörte, von 
dem wir zu feiner Zeit fprechen werden. Sicher aber 
machte er die Neife nah Stalien, und zu Rom erhielt 
er von der fihon oft genannten Gefellfchaft der Flamänz 
der den Zunamen „Compaviva“, deffen Bedeutung 
ich nicht erklären Fann, Doch dem mag feyn wie ihm 
wolle, er war gelehrt, verftand und ſprach fieben Spras A 
chen, war Satyrifer und mablte mit großer Vollkom— 
menheit Blumen und Fruͤchte. 
Auch die Glasmahlerei ward in dieſer Zeit ſehr bes 
trieben a). Im ihr zeichneten fich folgende aus: 
Peter Sanfens, geb. zu Amfterdam 1612, [ernte 
zuerft in Harlem bei dem Glasmahler Johann van 
Bockhorſt. Bon ihm fieht man viele Werke von gutem 
Geſchmack. Diefer Johann van Bodhorft, von dem 
Descamps T. II. p. 198. gefprochen hat, muß noth= 
wendig ein ganz anderer Künftler feyn, als Sohann 
van Bodhorft, genannt Langhen Jan, von dem furg 
vorher gefprochen worden ift, und der ein Schüler des 
Sordaens war. Eben fo wird man eines andern So: 
bann von Bronkhorft, aus Utrecht, noch erwähnen, 


‚) ®&. Band I. pag. 481. diefer Gefchichte, 





Be Deutſchlande ee 
on der Glasmahlerei zeichneten fi fi in England fehr 


maͤnder, von denen ich in der Geſchichte von — 


ehrenvoll geſprochen habe a). 


Claës Janſze, ein Hollaͤnder, he im Jahr 
‚1601 ein Glasfenfter in der Kirche Si. Sohann von 


Gouda, worauf die Gefchihte der Ehebrecherin vorge 


"DB fteut iſt. Aus der Unterfchrift bemerft man’, daß er der 
Erfinder und Mahler deffelben war, denn es heißt da— 
feibft: Ela&s Ganfje fig. et pinx. Roterdam MDCI. 
Sein Zeitgenoffe war Cornelius Clod, aus 
IF Leyden, der nach den Gartons von Smwanenburg zwei 
F Stasfenfter mahlte, die der Kirhe St. Sohann von Gou— 
da geſchenkt worden. Hier lieſt man die Namen und 
IE das Datum 1601 und 1609. { 
3u derſelben Zeit zeichneten ſich noch aus: Bylert 
von Utrecht; Both aus derfelben Stadt, Vater der 
IF beiden berühmten Kuͤnſtler, Johann und Andreas; 
Fund Johan Berburg, der der Meifter des Johann 
F von Brondhorft war, ebenfalls aus Utrecht, wo er ger 
bohren war im Jahre 2603. 
| Sacob Wouters Vosmeer, geb. gegen 1584, 
geſt. 1641 zu Delft. Er war in Italien und mahlte 
Ä — und Fruͤchte mit großem Beifalle. 


| | aus: Bernhard und Abraham van Linge, dla: 


‘Unter den Landſchaftsmahlern dieſer Zeit zeichneten 





fi aus: 


Vaters Philipp war. Er warb gebohren au ae 


1578. x 
Hadrian Stalbemt, geb. zu Antwerpen — 


ein guter Landſchaftsmahler, der feine Landſchaften mit 


Schönen Figuren ausfchmüdte. Er war in England, 
und ift von mie T. V. pag. 380. unter Dem Namen 


a) Band V. p. 288, 


Davıd nee, ‚ber ein Schitler ne 


56 Geſchichte der Mahlerei 


Etalband angeführt worden. Cornelius de Bie pag. 
228. nennt ihn U. Stalbempt, Descamps I, 340, - 
Stalbemt, und Fuͤßli Lex. Stalbent. 

Dirk Raphael Kamphuizen, geb. zu Gorkum 
im Sahr 1686 und Schüler des Thierry Govertz, 
der in kurzem von ihm übertroffen ward, Geine Land: 

ſchaften find, gut und enthalten Eleine Figuren; er, ward 
aber. in der Folge ein Theolog. 

Der berühmte Gefchichtöfchreiber von Keyden, Si— 
mon Leeuwen, giebt um diefe Zeit, nemlich 1590, - 
Nachricht von einem guten Landfchafter Johann Arents. 

Alerander Kierings war ein. waderer Lande 
fhaftsmahler, der die Natur getreu copierte, der aber 
außer Holland wenig befannt iſt. Seine Landfchaften 
haben wenig Abwechfelung, aber daS Ganze ift mit dem 
größten Fleiße gearbeitet; die Figuren in demfelben find 
größtentheils von Poelenburg a). 

Lucas de Wael von Antwerpenz wo er ıdgı 
gebohren war; ein Sohn des Johann de Wael, war 
Schüler des Johann Breughel und fuchte ihn nachzuah— 
men. Er war in Frankreich und in Stalien, wo er 
mehrere große Stüde in Del und in Fresco, mit Felfen, 
Wafferfälen und Stürmen u. ſ. w. geliefert hat. 

Raeland Roghmann, geb. zu Amfterdam 1597, 
war Landfchaftsmahler, aber feine Zeichnungen find mehr - 
gefchäßt, als feine Gemählde. Er lebte noch im Jahr 
1685. Bartfh (IV. pag. 15.) theilt mehrere Notizen 
von diefem Künftler mit, der viel in Kupfer geflohen 
bat. 





Peter Molyn, war auch ein guter Landfchafts- 
mahler. Zwei andere wackere Künftler- waren in der 
Landſchaftsmahlerei; 


N S. was ih von ihm im Sten Bande meiner Geſch. — 359, 
gelagt habe; ‚ 


NA in Deutſchland. & ar 


Franz Berwilt, von Rotterdam, und Daniel 
Vertanghen, aus dem Haag. Der erfle war ein 
Schüler des Cornelius de Bois; der zweite des Poelenz 
+ burg. Die Landfchaften von beiden Meiftern find von 
großer Schönheit, 

Peter Sohbann van Aſch, geb. zu Delft im Jahr 
1605, mahlte vorzüglich liebliche Landfchaften. > 

Daniel Banheil aus Brüffel, geb. 1604, war 
‘ein waderer Candfchafter, aber er mahlte auch mit der- 
felben Vollkommenheit Inſekten. SHoubrafen zeichnet 
unter feinen Gemählden den Brand von SRDIR und 
den von Sodom aus. 

Die. Artifel über Leismann, —— Eis— 
mann und Carl Brifighella find gewiß in Fuͤßly's 
Lex. T. IL ein wenig verwirrt, und ich kann nicht be- 
“ greifen, wie daS Leben, das fi im Iten Band des flo- 
rentiner Muſeums pag. 69. hinlänglich ausgeführt ſinden 
ihm entgehen konnte. 

Johann Antonius Leiſmann war zu Salz— 

burg 1604 gebohren. Er beſchaͤftigte ſich mit dem Stu— 

dium der Wiſſenſchaften, der Mathematik und des Zeich-⸗ 
nens, welchen letztern er ſich vorzugsweiſe ergab. Er 

beſchaͤftigte ſich vorzuͤglich mit der Landſchaftsmahlerei— 
und wußte ſeine Landſchaften mit geiſtvollen Figuren 

auszuſchmuͤcken. Er begab ſich nach Venedig, wo er ſich 

lange Zeit aufhielt, und hier, ſo wie an andern Drten - 

auf dem feſten Lande, mit großem Beyfall arbeitete. 
Der Commandeur Fra Bartolomeo del Pozzo a), er: 
wähnt mehrere herrliche Kandfchaften von ihm, die man 
zu Berona in mehrerern Cabinets bewundert. Waͤh— 
rend feines Aufenthalts in Venedig verband er fich ge: 
nau mit. einem gewiffen Mattia Brifeghella, defjen ei: 
nen Sohn er an Kindesftatt annahm, indem. er ihn zu 
- #) Vita dei pittori Veronesi p. 208..302. 300. 


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538 Gefechte der Mahlerei 


feinem Erben ernannte. Diefer war fein Zoͤgling und 
nannte fih Carl Leismann. Us Sohann Antonius 


i 


"in fein Vaterland gieng, nahm er ihn mit, und von da 


* 


kehrten beide wieder nach Italien zuruͤck. Er ſtarb im 
Jahr 1698 zu Venedig 94 Jahr alt. 
Albert Kuyp, geb. in der Stadt Dort und Schuͤ— 


ler ſeines Vaters, Jacob Gerrit Kuyp, der ein - 


guter Landſchaftsmahler war. Aber der Sohn uͤbertraf 


ihn weit. Seine Landſchaften find groͤßtentheils mit 


Canaͤlen von fließendem Waſſer ausgeſchmuͤckt, und dar— 
auf Barken, daneben Wieſen mit Thieren und uͤber— 


haupt getreue hollaͤndiſche Natur. Er beſaß eine große 


Kunſt, die verſchiedenen Tageszeiten, den Morgen, den 
Mittag und den Sonnenuntergang darzuſtellen, mahlte 
auch die Pferde ſehr gut. Descamps T. I. p: 80. be⸗ 
ſchreibt mehrere ſchoͤne Werke von ihm. 

Hermann Zaft-Leeven, geb. 1609, geft. 1685, 
(nach d'Argenville) war ein lieblicher Landfchafter, der 
die Natur getreu copierte, befonders die nahen Umge: 
Dungen von Utrecht und die Ufer des Rheins. Er be: 
faß zwei Manieren; in der erften findet man die ein- 
fache Nachahmung der Natur, in der zweiten eine fhb« 
ne Auswahl diefer Natur, Seine Himmel und feine 
Ferne find bewundernswürdig ſchoͤn. Herman ftarb zu 
Utrecht, aber das Zahr ift nicht befannt. D’Argenpille 
fest feinen Tod in das Jahr 1685, fo wie auch feine Reife 
nach Stalien, aber fein flamandifher Schriftfteller giebt 
hierüber Nachricht; im Gegentheil behaupten fie alle, 
daß er fich aus feinem Baterlande nie entfernte. Des— 
camps giebt ein großes Werzeichniß feiner Gemählde, 
die in mehreren Gabineten zerftreut find; aber auch die 
deutfihen Gallerieen befißen viele Gemählde von ihm. 
Er hat gegen 55 Stüde im Kupfer geftochen a), 


a) Bartsch T. 1. pP: 237. 








I Dautfihland. "59 


Von den beiden Wilhelm van de Velde, Va— 
‚fer und Sohn, berühmten Marinemahlern, babe ich in 
meiner Gefchichte von England weitläuftig gefprochen a), 
worauf ich die Leſer verweife, indem dort das: Theater 
ihrer Kunſt fi befand. - 

Mit vielem Beifalle mahlte große und kleine Lands 
fhaften Emelraet,. zu dem Grasmus QDuellin und 
‚andere die Figuren machten. Er befand ſich mebrere 
Sahre in Nom; zu Antwerpen aber fieht man bie meis 
fien Sachen von ihm. | 

Sacob van Artovis, geb. zu Brüffel 1613; man 
weiß nicht, wer fein Lehrer war, aber man glaubt, daß 
es Wildens gewefenfey. Artois war ein berühmter Fand: 
ſchaftsmahler, und er würde fih ein großes Vermögen 
erworben haben, wenn nicht fein Ehrgeig, ed den Vor— 
‚nehmen gleih thun zu wollen, fo groß. gewejen wäre, 
Sein Tod ift nicht befannt. Die Kandfchaften drs van - 
Artois find in einer großen Manier gemahlt; Himmel 
und Zernen find gleich, und von vieler Abwechfelung; 
die Bäume haben ſchoͤne Formen und fiheinen von der 
Luft bewegt zu werden; in den VBordergründen trifft 
man eine, vortrefflihe DBegetation. Zenniers war 
fein Freund und mahlte ihm entweder feine Figuren, 
oder er mahlte fie ihm wenigftens aus. Es fcheint, 
daß er in Hinfiht auf Kraft den Tizian fludirt habe. 
Artois mahlte im Großen wie im Kleinen, und in den 
Gallerieen Deutfchlands finden ſich verfhiedene ſchoͤne 
Gemaͤhlde von ihm. 

Bonaventura Peters, im Sahr 1614 zu Ant: 

werpen gebohren. Seine Werfe erfüllen mit Schreden, 
indem er größtentheild das Meer im höchften Sturm 
mahlte, wo alles in da3 Chaos überzugehen fcheint. 
In dieſer Dinfiht war er fiher bee berühmtefte Land— 


a) Band V. p. AGB. 


60 N i Seisigte der Sohlen 


ſchafter ſeiner geit. Er war auch ein guter hg“ 
ftarb aber jung 1652. 


, 
Sein Bruder, Johann Peters, war zu Ant 


werpen 1625 gebohren. Er mahlte in-derfelben Gat: 


tung, und Flandern befist eine große Menge feiner | 
Merfe, 2 


Ein berühmter Landſchaftsmahler war Gottfried 
Wals aus Coͤlln, der um das Jahr 1640 arbeitete, Er ” 
Fam nach Neapel und nah Rom, wo er ein Schüler 
des Auguftin Taſſo ward und in der Zolge viel zu Ges | 
\ 


nua und Savona arbeitete a): 
Thomas Wyck war ebenfalls ein bertihmter 


Künftler in der Darftellung der Häfen, mit Barken, 


Schiffen, ausgeladenen Waaren, Märkten, öffentlichen 
Hagen und Theatern von Charlatanen u. f. w.‘ Er 
bat im Styl des Tenniers mehrere Gemählde geliefert, 


unter denen fih befonders das Innere des Laboratos 
riums eines Chemikers auszeichnet, wo alles im fhöns 


ſten Colorit und mit guter Zeichnung gemahlt ift. Man 


fehe, was ich anderwärts b) von ihm ſagte. Hier will 


ich noch beifügen daß er 1616 gebohren war, und nad) ei- 
nigen 1686 ftarb. Bon ihm hat man auch 2ı Kupfer: 
ftihe in der. Manier des Peter Laar-c). _ 

Sein Zeitgenoffe war Peter Neded, der fi in 


der Randfchaftämahlerei auszeichnete. In der getreuen. 


Nachahmung der Natur ohne irgend einigen Bein ver: 
dient er eine ausgezeichnete Stelle. 

Thomas Wyd hatte einen Sohn und Schüler 
Hans Wyd, der ein waderer Künftler war, und von 
dem man in meiner Gefchiche der Mahlerei in England 
mehrere Nachrichten findet d). 


a) ©. Soprani p. 463. 

b) ©, meine Geſch. der Mahlerei B. V. p. LuQ. 
‘e) Bartsch IV. 139. * - 
a) Band V. 150. 





/ 





nenne 6 
Anton Waterloo, 
Nach, Einigen fol diefer in Amfterdam, nad) andern in 
| Utrecht gebohren ſeyn; gewiß aber ift es, daß er feine 
ganze Lebenszeit hindurch in Utrecht blieb, und daß er 
in feinen Zeichnungen und Mahlereien nur die Gegen: 
den von Utrecht vorgejtellt hat: Wheninx hat feine Ges 


maͤhlde ‚größtentheils mit lieblichen Menfchen = Figuren 
und Zhieren verjehen. Der Himmel, das Waſſer, die 


' Bäume, die Pflanzen, alles iſt mit einer ſolchen Leiche 


tigkeit und einer fo getreuen Darftellung der Natur ges 
mahlt, Die durch die unendliche Wirkung des Lichts in 
der That ergößt. Er hat ſelbſt eine große Menge fei- 


F Landfchaften vadiert und feine Stiche verdienen Die größte. 


Bewunderung a). Diefer unglüdlice Sänfiter farb im 
größten Elende im Hospital. 


Wilhbelmpan B mmel, geb zu Utrecht — 


© und einer der beſſern Schuͤler des en Zaftzkeevem 


Er reifte in Italien und wählte die Gegenden um Nom 
\ vorzüglich zu feinen Darſtellungen. Seine fhönften Ge- 


indem er getreu die Methode feines Meifiers befolgte, 
nemlich alles genau nach der Natur darzuilellen. Er 


F mählde find Anſichten von Stalien, mit Wa iferfällen, 


feste fih in Nürnberg, wo. man eine große Menge ſei⸗ 


ner Gemaͤhlde findet. 

Blisher haben wir mehrere wadere Kuͤnſtler anges 
‚geben, vie fi im erwähnten Zeitraume ausgezeichnet 
haben; allein gegen die Mitte des ı7ten Sahrhunderts 
‚erhob fih in der Landſchaftsmahlerei eine noch weit grös 
Bere Anzahl berühmter Meifter, deren wir hier fur; ges 
denken wollen. 

Hermann Swanevelt, geb. gegen 1620, aberman 


a) Bartſch hat Schon im Jahr 1798 das Verzeichnig feiner Ku: 


pferſtiche deutſch drucken laſſen. In feinem von mir Häufig 
. angeführten Werke: Les peintres graveurs, Tom. 31. p. >. 
ift es mir einigen Zufägen wieder eingerüdt, 


+ 


3 


62° GefihichtederMahleri 


weiß nicht, wo. Eben fo unbeftiihmit ift es auch, wer feine 
erſten Meiſter geweſen find, indem einige behaupten, 


Daß einer von ihnen der Gehrhard Doum gewefen 
fey. So viel ift gewiß, daß er noch als junger Menſch 


nach Rom fam, und daß er die dortigen Geſellſthaften 
und das Vergnügen vermied, um ſich allein mi: feinen 
Studien zu befchäftigen. Diefes zuruͤckgezogene Leben 


war Urfache, daß er den Namen des Eremiten vder DES 
Einfiedlerö erhielt. Swanevelt bewundert die Talente 


de3 Claudius von Lothringen, war fein Schtiler, und 
gewiß ein großer Kuͤnſtler. Er befaß jene feifche Farbe 


und denfelben zarten Pinfel, welcher das große Verdienit 
dieſes Mahler ausmacht: ‚Demohngeachtet Fam er nicht 

zur Vollkommenheit des Meifters; nur in den Figuren 
und den Thieren tibertraf er ihn; er farb ju Rom, man 
weiß nicht, in welchem Jahre a). In der Gallerie des‘ 
Herzogs von Drleans befanden fih zwey Gemählde von. 


Swanevelt; da3 eine eine Landfchaft, das andere, eine 
Anſicht des Campo Vaccino. Er hat in Kupfer gefto: 
chen; auch unter feinen Stichen befindet fi "eine Samm— 
lung von 7 Blättern mit Thieren D). 


Barthbolomaus Breenberg, 
in Utrecht gegen das Jahr 1620 gebohren. Wer fein 
Lehrmeifter und wann er in Stalien gewefen, ift nicht 
befannt geworden; aber man fieht, daß er hier eine 


fhöne Manier annahm, wozu er aus den Umgebungen 
von Rom die Sdeen fehöpfte; auch fieht man deutlich, - 


dag er nach den Landfchaften des Tizian und des Geor— 


gione ftudiert habenmuß. Er flarb jung im Fahr 1660. 
Seine Landſchaften find nicht allein mit alten Nuiz 


nen ausgefchmüdt, fondern aud mit Figuren, in denen 


a) Huber notices des graveurs fegt feinen Tod in bas Jahr 
1663. 


b) Bartsch T. 1. p. 247. 





in Deuiſchland. 63 
er ——— Handlungen darſtellte. Indeſſ en iſt hier 
nur von ſeinen kleinern Gemaͤhlden die Rede, denn ſo 
wie er in das Große uͤbergehen wollte, verlohren ſeine 
Gemaͤhlde ihr Verdienſt. Auch er hat in Kupfer geſto— 
den a), und zwar nah Bartſch 28 Stuͤcke b). Sn 
der Göttinger Sammlung fieht man ein ſchoͤnes Gemähls 
de von ihm. c), das den heil. Johannes vorftelt, ber in 


der Wüfte predigt. Diefes Gemählde hat viel Kraft 
und Iebhafte Farbe; aber die Zeichnung ift unkorrekt 


und die Geſichter ſind nicht abwechſelnd. 
Peter de Witte, geb. zu Antwerpen 1620. Man 


weiß nicht, ob er Reifen gemacht. hat, aber feine Lands 


fhaften haben große Abwechfelung und find ſchoͤn coms 
ponirt. 

Kaspar de Witte, ebenfalls zu Antwerpen ges 
bohren 1621. Man behauptet, daß er des Vorherge— 
henden Bruder gewefen. Er reifte in Italien nnd ward. 


ein waderer Künftler in kleinern Gemählden, der in feis 


nen Hintergründen Bruchftüde der Ardhiteftur anbrachte 


und überhaupt das Dunftige fehr gut darftellte, 


Sohbann Franz Ermels, geb. in der Nähe von 


Coͤlln 1621. Er mahlte Gefhichten und Landſchaften. 


y 


Gegen 1660 kam er nad) Nürnberg, wo er mit großem 
Erfolge arbeitete. Seine Landfihaften find ein wenig - 
in dunfelm Ton gemahlt, jedoch findet fi) in ihnen 


viel Harmonie. Er farb zu Nürnberg 1695. 


Sein Zeitgenoffe und ebenfalls aus Cöln, war. 


Hans Hollemann oder Hulsman. Diefer war 
.ein Schüler des Auguſtin Brun und a ein 


a) Bartsch IV. 157. 

b) Unter diejen ift eine Sammlung von 17 Darftellungen roͤmi⸗ 
fcher Ruinen, unter dem Titel; Verscheyden vervallen ge- 
bouwen so binnen als buyten Romen. Geteykent en 
Gheets door Bartholomeus Breenbergh Schilder. Gedaes 
in’t Jaer 1640. 

e) ©. meinen Gatalog berfelben ©, 27. Nro. 12. ‘ 


J—— Geſchichte der Mahlerei Ba 


ſchoͤnes Colorit. In der Gallerie von Düffeldorf fahe 
man ehemals ein von ihm gemahltes EB en 


Er flarb 1659. 


Zwei Mahler von ausgezeichnetem Verdienſte en: | 


Sobann ud AndreasBoth, 


beide in Utrecht gebohren. Den erften Unterricht erhielten 


fie von ihrem Bater, der ein Slasmahler war; Darauf ka— 
men fie in die Schule des Abraham Bloemart, reiften 
zufammen und trennten fich nur mit ihtem Tode. Als fie 


nach) Rom gefontmen waren, nahm : Sohann ben Claus. 


dius von Lothringen zum Mufter "und Andreas 
folgte der Manier de5 Bamboctio, In: Nom verfers 
tigten fie mehrere Gemählde zufammen,; Sohann mahlte 
die Landſchaft und Andreas arbeitete die, Menfchen und 
die Thiere a), Diefe enge brüderliche »Freundfchaft. ward 
in Benedig dur einen traurigen Zufall getrennt. An— 
dreas fehrte eines Abends dafelbft im Jahr 1650 von eis 
nem Abendeffen zuruͤck und fiel in einen Canal, wo er 
ertrank. Johann Fonnte nun nicht länger mehr an eis 
nem Drte leben‘, wo er einen fo geliebten Bruder ver— 
lohren hatte. Er verließ Italien und Fehrte nach Utrecht 
zuruͤck, aber er überlebte feinen Bruder nicht lange. 
Ihre Werfe find weit mehr in Stalien, als in ihrem 
Vaterlande verbreitet. Wahrhaft lieblich find ihre Land: 
ſchaften; fie find ausgezeichnet durch eine frifhe und rei- 


zende Farbe; unendlich fehön ift das Licht, welches das _ 


Grün derfelben beleuchtet, und das Ganze ift mit der 
größten Leichtigkeit gemahlt. Die Staffage des Andreas 
hat viel von dev Manier des Bamboccio; fie ift gut ge: 
zeichnet und hat in der Ausführung viel Feinheit; aber 


dasjenige, was in ven Werfen diefer beiden Brüder am 


* n 


) Auch Karl dü Jardin, beffen wir noch gedenken werben, * 
auch haufig die Figuren in die Landſchaften des Johann gemahlt. 


I 





4 


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Br Bi; in Deutfland. 68 


eigen geräte, iſt die Uebereinſtimmung und die große 
Harmonie, die fih in ihren Landfchaften findet, fo dag 
ülles von einem und denfelbem Pinfel gemaplt zu feyn 
ſcheint. Zuweilen ift die Landſchaft an einigen Stellen 
ben Figuren aufgeopfert, ein andermal find diefe in ei: 
nem gewiffen Ton aehalten, im die Schönheit der Lands. 
ſchaften nicht zu beleidigen; Inden Gallerien Deutſch— 
lands hat man einige ſchoͤne Werfe von ihnen. f 

Zwei ändere ausgezeichnete Landfchaftsmahler aus 
dieſer Zeit waten Adam Pynaker, und Alder van 
wer — 

Pynaker war 1621 gebohren im Dorf Monaten, zwi⸗ 
| fchen Schiedan und Delft. Seine erflen Lehrer find. un 
bekannt: Man weiß, daß er ſchon als Süngling fi in 
Rom befand, wo er.durd) das Studium der Natur dahin 
gelangte, die fhönften Landfchaften fowohl im Großen 
als im Kleinen zu verfertigen. Außer denjenigen, die 
‚bon Descamps angeführt werden, und denjenigen, wel: 
the Andere erwähnen, beſitzt die Goͤttinger Sammlung 
ein ſeht ſchoͤnes Gemaͤhlde diefes Meiſters, voll Kraft und 
don — Ausführung a): 

In einem ganz verſchiedenen Styl arbeitete Ever⸗ 
dingen feine Landſchaften. Er war der zweite Bruder 
des Caeſar, von dem wir ſchon geſprochen haben, zu Ale⸗ 
maer 1621 gebohren und Schuͤler des Roland Saves 
rii, und darauf des Peter Molyn— Diefe beiden 
Meiſter uͤbertraf er weit, und ob er gleich in vielen ans 
dein Gegenſtaͤnden ein waderer Mahler war, fo zeigte ei 
fih doch in der Landſchaft am vorzuͤglichſten. Dieſe 
ſchmuͤckte er auch mit trefflichen Figuren. Er mahlte See— 
ſtuͤcke und Stuͤrme, deren Wuͤrkung Schauder erregend 
iſt, mit dem verfchiedenften Spiel der Wellen: Gleicher: 
geſtalt befaß er die Kunf, liebliche ee mit 


4) &, meinen Catalog berfelben ©; 22; Nro0.36: 
Florillo. 3826: - E 





66  Gefhichteder Mahlerei 
Sonneneffeft und mit den fchönften Fernen darzuftellen, 
Borzüglich trifft man in feinen Landfchaften Fichtenwäl 
der und Wafferfälle. Eine von ihm im baltifchen Meer 
‚gemachte Reife ift Urfache der bewundernswärdigen Vers | 
fehiedenheit feiner Landichaften; alles ift aus der Natur | 
genommen, Er farb im Fahr 1675 und lieg drei Söhne 
zurüd, von denen zwei auch tüchtige Mahler waren. 

Everdingen fach trefflih in Kupfer, und ihm 
verdanken wir auch die fhönen Kupfer zu Neinede 
Dem Fuchs, an der Zahl 57. Er componirte fie für die 
Arbeit Heinrich von Alcmaer, feinen Landsmann. 
Man fehe Bartfch Vol. I. p. 156 u. f. w. und in Hin- 
ficht auf Heinrich von Alemaer einen Artikel in dem Wer: 
fe Dayuot Memoiren. ſ. w. Er flah auch, ver: \ 
fchiedene Anſichten aus Norwegen, wo er fi) faft ein Sehr 
aufhielt. 

Sein jüngerer Bruder war Johann van Ever: 
dingen, der ebenfalls in Alcmaer gegen 2625 gebohren 
war, Er mar ein Schhler feines Bruders Caeſar, aber 
er mahlte blos unbelebte Gegenftände mit großer Boll: 
kommenheit und nur zu feinem Vergnügen, da er ein 
Suriii war. Descamps fagt Tom. I. p. 350, daß er 
für den beften Advocaten feiner Stadt ‘galt, und daß feis 
ne Neigung zur Advocatur ihn die Mahlerei vernadhläffi: 
gen ließ, wodurch er zuverläflig ein größeres Vermögen 
und auch mehr Achtung fich erworben haben würde. 

Ein lieblichet Mahler von Gegenfänden aus dem 
Hirtenleben, war Sacob van der Does, geb. 1625. 
geit. 1673. Er flammte aus einer guten Familie aus 
Amfterdam und bildete fih in der Schule des Nicolaus. 
Moyaert. Nachdem er daſelbſt die beften Fortfchritte 
gemacht, gieng er im 2ıflen Sahre nach Paris und dar— 
auf nah Rom, Als er dafelbfi anfanı, traf er bei Porta 
del Popelo einige Landsleute an, die Künjtler waren, 
von benen er fogleiih in ein Weinhaus geführt ward, 





in Deutfehland: % 


Shne einen Groſchen Geld hatte er ſich entfchlöffen, pbfl: 
cher Soldat zu werden. Alle von der Geſellſchaft lach⸗ 
ten uͤber dieſe Idee, und nachdem ſie ihn in den Schilder⸗ 
Bent aufgenommen, ertheilten fie ihm den Zunamen 05 
Tambours. Auf men — konnte er ſeine Studien 
fortſeten. 

Die Werke des Bamboccio zögen ihn vorzüglich an. 
Über anftatt die Sanftheit des Characters deffelben zu bes 
fisen, ward er melancolifch und feinen beiten Freunden. 
unerträglich. Er Eehite in fein Vaterland zurüd und 
nad) einem Aufenthalte von mehreren Sahren, wo er die 
Mahlerei gleichfam verlaffen hatte, begann er mit vielem 
Eifer zu mahlen und ward in der Thiermahlerei, befonz 
N ders der Ziegen. und Schaͤfe, von Niemand übertroffen 
| Seine Gemählde tragen etwas von feinem 

| Charakter an fich: 

Jacob hatte einen Sohn, Simon vander Does, 
‚der 1655 gebohren war. Diefet war fein Schüler und 
Wwohnte an mehrerern Orten, da er einen unruhigen 
Geiſt hatte und in einer ungluͤcklichen Ehe lebte. Er 
fuͤhrte ein kuͤmmerliches Leben. Seine Werke ſind in 
dem Styl ſeines Vaters, und ſeine Portraits in der Ma⸗ 
nier des aͤlteren Netſcher. 

Won feinem Sohne Jacob werde ich an einem ans 

‚bern Orte fprechen: 

Zacob der Vater hat nur einen einzigen Küpferftich 
‚ geliefert, der fehr felten ift und 5 Schaafe darftellt a); 

| Mehrmals ſchon habe ih in meiner Gefchichte erklaͤrt, 
daß mir nichts ſchwerer fällt, als über Kuͤnſtler zu fpres 
N ben, für die ich einen ausgezeichneten Enthuſiasmus bes 
fiße, Sept befinde ich mich bei dem folgenden: Künfiler 
wiederum in demſelben Falle; Dieſer iſt 






N Bartch IV. igi: ° 


a 


68 Geſchichte der Daher A 


"Nicolaus Berghem, ah 
gehn: 102, Gelb, LOS 1 sarah 


Seine Geburtsſtadt ift Harlem; fein Vater war Peter. 
van Harlem a), ein mittelmaͤßiger Kuͤnſtler unbelebter 
Gegenſtaͤnde. Der Sohn hatte mehrere Lehrer; außer 

dem Bater befand er ſich einige Zeit bei Fohann van 

Goyen, Nicolaus Moyaert, Peter Grebber 
und Johann Baptiſta Weeninx b), die alle von 
ihm in der Landſchaftsmahlerei uͤbertroffen wurden. 

Der Cavalier Carl van Moor erzählt, daß der Na— 
mæe des Nicolas eigentlich blos Harlem war, aber dag 
zuur Seit, wo er fich in der Schule des van Goyen befand, 
er einfimals von feinem Vater bis zum Haufe feines Leh— 
vers verfolgt ward, indem ihn diefer wegen eines geile 
fen Berfehens Aichfigen wollte, Ban Goyen, der ſeie 
nen Schüler liebte, hielt nicht nur den Vater zurid, fone 
dern wendete fich auch zu feinen anderen Schulern und 
fagte ihnen: Berg hem, das heißt, verbergt ihn, und 
- feit diefer Zeir blieb ihm immer diefer Name ald Fami— 
lien: Name, Sein Leben war, nachdem er fich verheiraz 
thet hatte, nicht glüdlich, da der Geiß feiner Frau ihn 
eroig plagte. Er befaß Feine andere Erhohlung, als Die 
Freundfchaft feiner Schuͤler, mit denen er, wie.ein guter 
Bater mit feinen Söhnen, lebte. Für den Bürgermeis 
fler der Stadt Dordrecht,'van der Hulf, verfertigte er 4 
ein Gemaͤhlde in Concurrenz mit Johan Both, für 
den Preiß von 800 Gulden, mit dem Verſprechen eines 
Geſchenks über den Preis in Verhaͤltniß zur Trefflichkeit 
des Gemähldes. Berghems Gemählde beftand in einer 
herrlichen Kandfchaft mit Gebürgen und vielen Thieren. 
Das Gemählde von Both war ebenfalls ein Meifterftüd. 

a) Einige behaupten, daß er Klaas oder Claes hieß. | 


b) Unter feinen Lehrern wird auch Johann Wils oder Willie 
genannt, der in der Folge fein Schwiegervater ward, 





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| in Deutfhland. je. > ‚00 


. Ban der Hulk lobte Werke, ertheilte einem Jeden 
den Preis, und gab daruͤber einem Jeden das verſprochene 
Geſchenk. Juſtus van Huißun, ſein Schuͤler, erzaͤhlt, daß 
er ſeine ſchoͤnſten Werke oft ſingend verfertigte, ſo leicht ward 
ihm das Arbeiten, Berghem flarb 1685 zu Harlem. 
Außer der großen Leichtigkeit zu arbeiten, befaß er 
eine Kraft in feiner Farbe, die überrafcht, und Renee Halb: 
» dunkel ſcheint von Sonnenlicht gebildet zu feyn. In ſei⸗ 
ne Landfchaften pflegte er oft Gemäuer und oft Mauer: 
ähnliche Gebürge anzubringen, die ihm zum Contrapoſt 
in dem Gemählde dienen mußten. Der Pinfelftridg iſt 
bei ihm fehr. fett, und an feinem Ort angebracht. Die 


Abwechfelung der Gegend, reich an Vegetation allerhand ” 


Uri, und vorzüglih an Flüffen, wo Heerden weiden, 
oder wo fie durch das Waſſer gehn, gewährt die ſchoͤn⸗ 
ſten Anfihten, die man nur finden kann. 

Obgleich Niemand von feinen Lebeusbeſchreibungen 
davon ſpricht, daß er in Italien war, ſo ſollte man 
doch, nach der Wahl ſeiner Gegenſtaͤnde, vorzuͤglich aber 
nach feinen Gebürgen und Hügeln, an feinen Aufent— 
balt in diefem Lande glauben. Um fo mehr, da, wie 
Mannlich fehr wohl bemerkt: „alles deffen ungeachtet 
ift es unter feinen berühmten Wetfeiferern, van der 
Belde, Potter und Wouwermans, der, welder 
den erften Schritt von der Natur feitwärts thut und auf 


die Manier losgeht u. ſ. w.“ wohl nur ein längerer - 


Aufenthalt in Stalien ihn zu diefer idealen Anficht der 
Natur. hatte führen koͤnnen. Demungeachtet ift nicht 
zu läugnen, daß Die Natur von ihm nicht vernadhläf- 
figt, fondern vielmehr von feinem erhabenen Genie ver: 
fhönert worden ift. 

Ehemals befaß. der König von Frankreich zwei herr⸗ 
liche Gemählte von ihm. Sn das neuere franzöfifche 
Mufeum waren ebenfalls viele gekommen, die aber ent 
wieder zurüd find. 


* 70 * Sahidee da Dahl 9 


* 


N 
a 


Die Gallerieen zu. Minden, Duͤſſeldorf ey und 


Dresden, wo ich eines ber fchönften Gemälde Ddiefes 
Meiſters gefehen habe, * herrliche — von 


ihm. 


Wa Einer der autgegeichnöfften Künftler in — an 
ſchaftsmahlerei, und vorzüglidh in Thier-Stüden, war 


Paul Potter, 
geb. 1625, geft. 1654. 


Aus einer berühmten Familie entfproffen, ward 
Paul in Enkhuiſſen geboren. Sein Vater, Peter Pot- 


ter, war ein mittelmäßiger Mahler, und fein einziger 


Lehrer, den er aber in kurzer Zeit weit übertraf. 
Sch glaube nicht, dag man ein zweites Beifpiel 
in der Gefchichte der Mahlerei finden wird, wo ein 


Süngling von 14 bis 16 Sahren fih in der Kunft fo 
fehr auszeichnete, daß feine Werfe mit den Werfen der 1; 
berühmteften Künfiler feiner Gattung gleich geflellt werz- 


den fonnten. 


Nachdem er fich von feinem Vater getrennt hatte, | 


der feit 1651 in Amſterdam wohnte, fam der junge 
Paul nah dem Haag, wo er mit dem berühmten Baus 


meifter Nicolaus Balfenende in freundfchaftlihe Wer: 


bältniffe trat und feine Tochter Adriana heirathete, 
Sein Ruf verbreitete fih immer mehr, weshalb er 


nicht nur vom Fürften Mori von Dranien, fondern 
auch von allen Großen feines Hofes befchäftigt ward. 
Um diefe Zeit beftellte die verwittwete Prinzeffin Emis 
‚fie, Gräfin von Solms, bei ihm ein großes Gemaͤhlde 


a) In der Düffeldorfer Galerie ift eine fihöne Landfchaft, mit 


den Kuinen eines Amphiteaters und einem Fluſſe. Descampe 
T. II. p. 346. irrt ſich, wenn er fie für die Ruinen des Eos 


5 lifeums hält. Diefes würde meine Vermuthung beftätigen, 
‚daß er in Stalien gewefen ſey. Das Gemälde ift begeichneg 
F. Berchem f£. 








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a, in Deut | f | ar 


für ihr Zimmer. Potter: Liefer * — herrliches 
Werk, aber als Hauptbild, welches den Mittelpunct 
Des. Gemäldes ausmacht, mahlte er eine piffende Kuh 
In der That ein Gegenfland, der fi fir das Zimmer 
einer Dame nicht ſchickte. Die Arbeit blieb deshalb auch 
8 in feinen Händen. Dieſes Gemälde kam zuerſt in die 
Familie des Hrn, Mouffart, dann an. einen Heren'van _ 






Bieſum, einen Bilderhändler,, der es für 2000 Gulden BR 


an einen Herin Jacob van Hod verkaufte, von wel: 
chem es endlich für, eine faſt unglaubliche Summe von 
dem Großvater des jeßt Iebenden Churfürften von Hefz 
ſen-Caſſel gekauft, ward, und fpäterhin mit allen uͤbri⸗ 


gen Meiſterwerken der Gallerie zu Caffel in’ das große 


Magazin nach Paris gewandert ift a). 

Einige Schrififteler behaupten, daß er von feiner 
Frau viel zu leiden hatte, die zur Kofetterie geneigt 
war; aber der: Vorfall, den d'Argensville erzählt, ſcheint 
 fabelhaft. Wie dem auch fey, er verließ im Sahre 


1652 feinen Aufenthalt im Daag, und begab fih auf: 


Bitten des Herrin Tulp, Burgermeifters von Amfters 
dam, nad) diefer Stadt. Für diefen Liebhaber arbeitete 


Ber fehr viel; aber eben feine Arbeitfamfeit war Urs 





ſache, daß feine Gefundheit immer fehwächer ward, und 
daß er im Sahr 1654, da er nicht einmal 29. Fahr. alt 
. geworden war, daf⸗lbſt ftarb. 


a) Von diefem Gemählde hat man einen ſchoͤnen aupferſtich von 
dem berühmten Carl Kunz. Caſſel hat den größten Theil 
von ſeinen nach Paris gebrachten Sachen wieder erhalten; aber 
dieſes Meiſterwerk mit etwa 40 andern der ausgeſuchteſten 
Stüre find vielleicht auf immer, nicht nur für Gafjel, ſon— 
dern auch für Deutfchland verloren. In einer Zeitung lieſt 
man Folgendes: 
„Unter den Gemaͤhlden/ welche ein großer fremder Mo⸗ 
„nach (der Kaifer vom Rußland, Alexander der Gütige); 
„aus der Gallerie zu Malmaiſon gekauft hat, befindet ſich 
„ud die piffende Kuh von Paul Potter. Diefes beruͤhmte 
„‚Stüd, welches im Sahr 1646 N wurde, ift mit 
7.190000 Franken bezahlt. 





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N 72 N 


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in Kleinen war er noch —— ‚Seine Thiere find 


 fomwoht růdſichtlich ber Vollkommenheit der | i 
als in Hinfiht auf Golorit unvergleihlich fhön. 


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P; h N v 


Sein Baumfchlag hat wegen einer zu felavifchen | 
Nachahmung der Natur zuweilen etwas Harte, u 
in feinen Himmeln ift er zuweilen etwas nachläffig, ob⸗ 
wohl er eine große Kunſt im Helldunkel beſaß. 


Das Bild zu Caſſel, wo auch noch einige andere 


N Potter hat mehrere 9x0 — — verfertigt, aber h) 






Sltuͤcke von ihm waren, tft zwar fowohl wegen der | 


ECompoſition, ald wegen der Wahl des Lichts das be- r 


rühmtefte unter allen, aber es hat dennoch einige Härs 


ten. Deutfche, vorzüglich holändifche Cabinette befigen 


viele feiner Werke, 
Potter hat 18 Blätter in Kupfer, geftochen a). 
Mit Stilfhweigen -übergehe ih den Herkules 


Zegers. Ungeachtet feiner ausgezeichneten Zalente 
Landſchaften zu mahlen und in Kupfer zu ftechen, vers 
folgte ihn ein ungluͤckliches Geſchick durch fein gufyee 2 


Leben, 


men, Fruͤchte u. ſ. m. mahlte, 


Gasper * Nicolaus van Eyck waren zu u 
Antwerpen geboren. Casper mahite ſehr ſchoͤne See⸗ 
ſtuͤcke und viele Seeſchlachten, Schlachten, Angriffe ꝛc. 

Peter van dev Borght aus Brüffel, war ein " 
Geſchichtsmahler, legte fich aber nachher auf die Lands 


fhaftsmahlerei, worin er große Kortfchritte machte. 


Johann Siebrechts aus Antwerpen, ahmte bie j 


Manier von Berghem und von Garl du Jardin nad. 
Ich komme nun auf 


a) Vide Bartsch Tom. I. p: 30. 


Sohbann van Held, in der Nachbarſchaft von \ 
Dubdenarde geboren, lebte in Rom, wo er viel fir den 
Herzog von — arbeitete, und Landſchaten⸗ Blu: 9 











— 1625, art, RT er 


Er. war in Sranffurt -am Mein a ‚Man > 
weiß nicht, weſſen Schüler er war, doch fam er jung 


nach) Amflerdam, gieng von da im Jahre 1642 nach 


Paris und nachher nach Rom, wo er fich 6 Jahre auf | 


h hielt. Nachdem er ‚alles, was fihb ihm Schönes dar: 


bot, gefammelt, gezeichnet und fudiert hatte, reiſte er . Er 
nach Amſterdam zuräd, wo er mit allgemeinem Bei: 


falle arbeitete. Die vorziglichften Stüde feiner Mahle— 


rei waren ifalienifche Seehaͤfen, mit einer großen, Menzi 


ge Figuren im Bördergrunde. Oft pflegte er aud, da⸗ 
mit. die Ferne eine defto größere Wirfung hervorbringen 
‚möchte, ein großes Thor oder einen Zriumphbogen, oder 
irgend ein anderes architeftonifches Werk, zumeilen ah 
| Springbrunnen mit bronzenen Statuͤen in den Border 
grund zu fielen. Mit einem bezaubernden Ausdrude 
mahlte er Märkte mit Marktfchreiern. Seine Himmel 
‚und feine Fernen find fehr ſchoͤn; Die Gegenflände wer: 
den durch einen Duft leicht verdeckt. 


| Sch habe einige Seehäfen mit Sonnenlicht von ihm 
geſehen, ‚die den Werfen des Claude nichts nachgeben. 
| Descamps weiß das Sahr feines Todes nicht, aber 
von Mannlich a) fagt, daß er im Jahre 1687 in Am— 
ſterdam geftorben fey. 

Seine vorzüglichften Sujets find, wie ſchon geſagt, 
Landſchaften Seehaͤfen, Ruinen und Maͤrkte. Er mahlte 
mit N — Saat und — en 





BR 


von ihm. 
Sein Sreun war: Sopann Wort, der auf 


‘a) Band I. P- 250, wahefheintih aus u. Mechels Catan, 


N 7 iM Geſchichte der Mahlerei 
der Reife nach Rom begleitet —2 wo ſie zuſammen J 
ſtudierten. 


„ 
den zu mahlen, aber feine große Fertigkeit im Zeiche 


Worft beſaß ein großes Zafent italieniſche Gegen—⸗ 


nen war Urſache, daß er wenig mahlte, dagegen abe 


‚unzählige Zeichnungen verfertigte, welche von den Lieb: 


babern fehr gefucht wurden. 

Um eben diefe Beit lebte Wilhelm don Drik 
lenburg. Er war in Utrecht im Jahre 1625 von gu= 
ter Familie geboren, und lernte in feiner Jugend die 
Mahlerei zu feinem Vergnuͤgen bei BONO Bloe⸗ 
maert. 

In der Folge verließ er dieſe Schule und mahlte 
Landſchaften in der Manier von Both, beſaß jedoch den 
leichten Ton und die natuͤrliche Farbe nicht, welche 
Boths vorzuͤgliche Schoͤnheit ausmachen. Houbraken 
ſchreibt, daß er 1668 im Dortrecht gelebt habe, und er, 
fein Schüler gewefen fey. Er war fo arbeitfam, daß 
er oft länger als einen Monat das Haus nicht verieß; 
wenn ihm aber die fißende Lebensart Käfig ward, fo 
kleidete er fih an, gieng ins befte Wirthshaus und 
blieb dafelbft 3 bis 4 Tage und Nächte hintereinander, _ 

Sohann (Zeuniß) Anton Blanfhof ward 
1628 in Alkmaer geboren, hatte in den erften zwei Jah— 
ven unbedeutende Lehrer, erhielt aber nachher Unter: 
richt von Gäfar von Everdingen, der ihm rieth nach 
Rom zu gehen, wo er gleich nach feiner Ankunft in 


die Schilder: Bent aufgenommen ward, und den Zune: 


men Maet erhielt a). Seine unruhige Gemüthsart ver= 
anlaßte, daß er in kurzer Zeit dreimal von Holland 


nah Nom reift. Endlich fhiffte er fih nah Candia 


ein. Hier gab er ſich ganz dem Studio des Meers hin, 


a) Maet heißt Kamerad, ein Wort, was er in jedem Augen⸗ 
hlick im Munde fuͤhrte. 





NM 


FR Deufub. En 


fo daß er einer der er himtähien Seemahler warb. Die— 


I. 


U jenigen feiner Gemählde, auf die er zu viel Fleiß ver: 


wandte, find nit fo ſchoͤn, wie die übrigen, und ha— 
ben das Feuer und den Geift nit, die feine eigen 
| AURNERED.) Manier ausmachen. 


Zu aͤngſtliche Vollendung eines Werts verringert — 


| fäiken Werther 


Er ftarb im Jahre 1670, und Amſterdam und Ham⸗ — 


U burg ſtreiten um den Befis feiner Aſche. 
Um diefe Zeit lebte auch Peter van Brodael, 


7 im Jahr 1650 in Antwerpen geboren.. 


Bon feinen Lehrern und ob er in Rom war, weiß 


man nichts Beſtimmtes, aber er ‚brachte einige Jahre, 


1 am fpanifchen Hofe zu, wo er beinahe in der Manier 


J des Johann Breughel ſchoͤne Landſchaften mahlte. 


Jemehr man ſeine Arbeiten bewundert, um deſto 
mehr bemerkt man darin die Umgebungen Roms. Er 


| war 1689 Director der Ucademie zu Antwerpen 


Wilhelm Doudyns erblidte das Licht der Welt 
im Jahre 1630 in Haag. Sein Bater war Burgermei: 
ſter und ließ. ihm zum Vergnuͤgen das Zeichnen von 
" einem unbefannten Mahler, Alexander Petit, Tehren. 

Doudyns machte jedoch fo ſchnelle Fortfihritte, dag 
er nach Rom gieng und dort fogleich mit dem Zunamen 
Diomed in die SchildersBent aufgenommen ward, 

Nachdem er dort lange flubirt hatte, gieng er in 


2. fein Vaterland zurüd und ward eines der eifrigften 








Mitglieder der dort errichteten Academie, zu deren Di— 
rector er mehrere Male ernannt worden iſt. Er ftarb 
im Sahre 1697. 

| Doudyns arbeitete in einer großen Manier. Da 
er das Nackte fehr correct zeichnete, fo befaß er viele 
Geſchicklichkeit in Plafonds- Mahlerei, von denen man 
' noch einige im Rathhaufe im Haag fieht. 

| Unter allen den Mahlern, welche Seeftüde mahl— 


”"\ 0 ee 
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76 | Geſchichte der Mahferel ——— 


ten, oder eigentlich unter allen denen, welche dieſes 


Element in verfchiedenen Momenten darftellen, fcheint “ 
mir feiner die —— und — erreicht 


zu haben, Be 5 


Ludolph Bakhuyſen Kir ee 
geb. 1651, geft. 1709 a), 


erreicht hat. Embden war fein Geburtsort, Bis in 


fein achtzehntes Sahr befchäftigte er fih mit Schreiben 
und Rechnen, worauf er in die Dienfte des berühmten 
Kaufmanns Barthelot in Amfterdam trat. Hier fieng 


er an, mit der Feder Seeſchiffe und andere aͤhnliche 


Dinge zu zeichnen, welche eine fo große Menge Liebe 


haber fanden, daß man ihm den Nath gab, die Mah: —4 


lerei zu erlernen und ſich dieſer Kunſt ganz zu widmen. 
A. van Everdingen gab ihm den erſten Unterricht. Wie 
dem auch ſey, er erwarb ſich in kurzer Zeit einen gro— 
ßen Namen. Die von ihm gewaͤhlte Gattung der Mah— 
lerei ſetzte ihn haͤufig großen Gefahren aus, indem er 
ſich mit einem Boot weit in die See fahren ließ, um 


ein größeres Feld zur Beobachtung dieſes waletgtuſen 
Elements zu haben, 


Dies gefhah nicht nur bei ruhiger See, Tone 


viel häufiger bei den heftigften Stürmen und Gewittern. - 


Hier beobachtete er dann, wie troß aller Anftrenz 
gung der Matrofen die Schiffe an Felfen zertrümmerten 


n. f. w. und zwar fo genau nach der Natur und mit. 
fo kaltem Blute, dag die Schiffer fih oft der ihnen je: 7 


den Augenblid drohenden Zodesgefahr nicht länger aus— 

feßen wollten. 

Eiin ſo vorzugliches Talent mußte ihm natürlich die 
allgemeine Bewunderung ſelbſt von Perfonen des hoͤch— 


a) Mannlich ſetzt, wie mir feheint, durch einen Druckfehler, fei: 
ne Geburt in * Jahr 1619. 


— 


BE 


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— — — 
er ee 


—— 


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RE: 
— 


— * — 


— 














ER in Deuefäf . 77 


fen Ranges zuziehen, unter welchen ih, nur den Kö: . 


—— von Preußen, den Churfuͤrſten von Sachſen, den 
Großherzog von ee und den Gaar men nennen. 
2 will, ® 
| Dieſer — eine ſo große Leidenſchaft, ſih in 


der Schiffsbaukunſt zu unterrichten, Daß er ſich von 
Bakuyſen eine große Menge Zeichnungen von verſchie-⸗ 


denen Gattungen von Schiffen machen ließ, um Ken 
| rer bei dem Bau derfelben zu bedienen. 

Für die Amfterdamer Burgermeifter mahlte er 
I em großes Seeftüd, womit diefe im Jahr 1665 Ludwig 


) dem XIV ein Geſchenk machten. Bey allen, diefen Be- 
ſchaͤftigungen fuhr er dennoch fort Leuten von Stande 


| Unterricht im Schreiben zu geben, da er eine Methode 


| erfunden hatte, die noch jekt im Gebrauch if. Er liebte | 


I Bier Poefie leidenſchaftlich und die beruͤhm ateſten Dichter 
und Gelehrte waren feine Freunde. Sch fönnte viele 
Züge feines muthigen und philofophifchen Geiftes ers 
I zählen; aber ich verweife den Wißbegierigen auf Hou— 
‚ brafen und Descamps. Er flarb im Sabre ‘170g. 
Wenn man die Art feines Arbeitens beruͤckſichtigt, in- 


dem er alles aus der Natur fhöpfte, fo pflegte er ſich 3 


U demungeadhtet die. Gegenftände,- wenn auch die augen- 
blicklichen Erſcheinungen ihm nicht hinlängliche Zeit lie— 
ßen fie zu copieren, dennoch fo treu. dem Gedaͤchtniß 
‚ .einguprägen, daß er, fobald. er nad) Haufe gefommen 


war, fi) fogleich hinfeßen Fonnte, um alles was er fius 


Diet hatte, auf die Leinwand zu bringen. Bol Leben- 
"digkeit und der fchönften Färbung druͤckte er mit leich⸗ 
‚ tem Pinfelfteich die Wellen und ihre verfchtedenen Be- 

wegungen aus. Kurz, er war ein vorziglicher Kuͤnſtler 
‚ in dieſer Gattung. Nicht fo günftig ift das Urtheil, 
welches 9. v. Burtin Tom. I Pag: 284. von ihm fallt, 
; wenn er fagt: - 

„, Bakhuysen s’y distingue par de ciels, des orages 


J 


786 Gehichteder Mahler 


et des tempötes bien agenocs: par des flots bien 
souleves: par un ton plus ou moins maniere, sou- 


went vielätre, et par une touche, tres-belle par- . 
tout ailleur, mais plate et sans verite dans ses figü- 


res qui nuissent beaucoup au tout- ensemble de ses 
ouvrages. “ 


Diefes Urtheil zeigt deutlich, daß * 3 kei⸗ 
nen Bakhuyſen in ſeiner Sammlung beſitzt. Dreyzehn 
Stuͤcke ſind von — ſelbſt in Kupfer geſtochen 


worden a) 


Sein Zeitgenofje war R. Spirings, ein berühm- 
ter Landfchaffemahler, der in Paris, Lyon und in Stas 
lien arbeitete, und ‚alles aus ber Natır nahm und nad 
ihr fudirten 

Die Vordörgründe feiner Randfchaften find mit herre 
lihem Laubwerk und Bäumen gefhmüdt, und er bes 
faß viel Fertigkeit die Manier anderer Mahler, befonz 
ders des Salvator Roſa, nachzuahmen. 


Von Wilhelm van de Velde dem juͤngern, 


der in dieſe Zeiten faͤllt, ſehe man, was ich bei Gele: - 


genheit feines Vaters von ihm bemerkt habe b). Bei 


diefer Gelegenheit will ic) auch einige Worte von Sis 


mon de Blieger fagen, der ein berühmter Seemah— 
ler war. Er blühte im Jahre 1640 in Amfterdams 


Außerdem daß er der Lehrer des Wilhelm de Velbe 


des jüngern war, weiß man wenig oder nichts von 
ihm. 

Vlieger hat auch 20 Stüde mit dem Zeichen S:D. v. 
in Kupfer geſtochen ce). 


Sn unferer Sammlung ift ein 1 fchönes Bild — 


4) ©. Bartſch Vol. IV: p. 260: e 
b) ©. oben ©. 59: und Band V: p. 462: us ff 
&) Vide Bartsch Vol: I. p. 21. 






u an u u - A u — 


we j 79 
em. Ebhriſtus in einem Soien mit den Apofteln ſchla⸗ 
| ae vorſtellend, mit der Jahreszahl 1630 Be 


ai ‚ Sobann affelyn, 


ward in OHR geboren und war. ein Scttler von 
Johann Myel und von Jeſaias van der Bee 
Er zeichnete ſich durh Schlacht und Thierſtuͤcke 
und durch kleine gefchichtliche Darſtellungen aus. Sn 
Rom ward er in die flamlaͤndiſche Schilder-Bent auf 
2 genommen, und erhielt den Zunamen ———— Gra⸗ 
batier, oder Krab, 
Er war ein Freund von Bamboccio in Rom und 
I von van Platten in Slorenz, deſſen Manier er nachzu⸗ 
ahmen ſuchte. Er arbeitete auch in Venedig, und be— 
ſchloß fein Leben in Amfterdam im Jahre 1660. Er 





ſchrieb ein Buch: De Broederschaft de Schilderkonst, 








‚welches 1654 in Duart zu Amſterdam erſchien. Bal- 
dinucci nennt ihn faͤlſchlich Azzolino. 
Matheus van Platten, deſſen 
men Fuͤßly's Lexicon von Platenberg oder von Pletten— 
berg ableitete, und den man in Frankreich auch Plate- 
‚ Montagne, auch wohl nur Montagne nannte, ward in 
| Antwerpen geboren, und an nach Stalien, wo er 
‚ vorzüglich mit feinem Freunde Johann Affelyn in Flo: . 
renz arbeitete. Seine Landichaften, vorzüglich aber feis 
ne Seeſtuͤcke fanden allgemeinen Beifall. Er ſoll um 
das Jahr 1640 gebluͤht haben, und im Sahre 1660 in 
J Paris geftorken feyn. 
Er hatte einen Sohn, Nicolaus, der 16831 Pro- 
feſſor der Königl. Academie zu Paris ward und 1706 
daſelbſt farb. Er wär ein trefflihes Geſchichtsmahler. 
Im Iten Bande meiner Gefchichte Seite 287 babe ich 
von ihm gefagk, daß er ein trefflicher Landſchaftsmahler 


a) Siehe mein Verzeichniß u. { w. pP. 8: Nro, 9. 


- . machte, und wo Helmbreder diguren und Thiere in ſei— h 


je. N eh * * 
80 Geſchichte der Mahlerei 
Hemeſen⸗ fey. Dies iſt ein Ban ap re 
auf feinen Vater. ® 
Beide flachen auch in Kupfer: dom Bater findet 
man fein eigenes fhönes Bild im Museo Fiorentino 
. Tom. IT. p. 308. 


Ein ‚anderer Künftler, von dem ich hier etwas fas 
gen muß, war Robert von Haed, im — 
im Antwerpen srhmich, 





aber er mablte mit außerordentlicher — ee 3 
dem fehönften Colorit und mit großer Richtigkeit der 
Beichnung. Groͤßtentheils mahlte er Friegerifche Gegen: 
ftände mit febr Efeinen Figuren, aber mit einer Erftau: 
nen cerregenden: Vollendung und Genauigkeit." Man ° 
weiß nicht, wann er fiarb. - — 

Aus der Schule von Aſſelyn folgt nun Friedrich 
Moucheron im Jahre 1663 zu Embden gebohren. 
Don feiner erfien Kindheit an, zeigte er eine große Leis ” 
denfchaft für die Mahlerei und war Affelyns Schüler: ° 
Moucheron war auch in Paris, wo er große Fortfchrite N 


ne Randfchaften mahlte. ‚Späterhin ließ er fih in Am: ° 
ſterdam nieder, wo fein Freund Adrian van der Velde 
ihm diefelben Dienfte leiftete, die ihm Helmbrede in Ri 
Frankreich geleiftet hatte. Ü 


Diefer waderer Landfchaftsmahler farb im Sabre J 
1686. Friedrich hatte einen Sohn Namens Iſaac, der | 
auf Reifen gieng, in Nom den Zunahmen, Ordonanz ° 
erhielt, die Manier feines Vaters nachahmte und ihn 
weit uͤbertraf. { 

Seine Arbeiten haben ein vorzüglich ſchoͤnes “ 4 
haftes warmes und natuͤrliches Colorit, und find mit 

leich⸗ 














u > Deut 81 
Ma buftigen Pinfel ge Unſere — 
beſitzt ein ſchoͤnes Gemaͤhlde von ihm a). | 
Eine neue reihe Quelle für die Bandfehaftsmahler 
waren die Neifen, welche RUNDEN ee nad 
Indien unternahmen. 
| Franciscus Poſt, Sohn von FSohann Poft, ei⸗ 
nem Glasmahler, von welchem er den erſten Unterricht 


erhielt, kam ſpaͤterhin in die Dienſte des Prinzen Mo⸗ | 


ritz, mit welchem er im Sabre 1647 eine es nad) Ins 
‚dien machte. AR 
Dort mahlte ex die fcjönften Anfihten verſchiedener 

Gegenden mit Bäumen und auslaͤndiſchen Gewaͤchſen. 
‚Nach feiner Zuruckkunft ſchmuͤckten fie Re Pals 
2 * aus, deren Houbraken gedenkt. 

Poli flarb 1680 in Harlem, 


Zacob Ruysdael, oder — Kern | 
| geb. 1035, geft. 1881, 


Es ift ſehr wahrfcheinlich, daß Jacob, der in Harz 
lem geboren war, den, erfien Unterricht von feinem äls 
‚teren Bruder Salamon Ruysdaal erhielt, der ebenfalls 
daſelbſt 1613 geboren war und 1670 ftarb, und den fein 
' Bruder, obwohl er felbft ein guter Mahler war, Doc 
‚bei weitem übertraf, Die forgfame Auswahl der Nas 
‚tur, die Geftalt der Bäume und gewiffe - Aehnlichkeiten 
‚in ven Borftelungen beftärfen mich in diefer Meinung. 
Dbwohl Jakob der Freund von Nicol, Berghem ward, 
(und einige machen ihn fogar zu feinem Schüler b), fo 
"wird man doch bei der Betrachtung der Werfe diefer 
‚beiden Meifter fogleich finden, dag nicht bie geringfte 


a) Siehe mein Verzeichniß ©, 19, Nro, 59.‘ 
) Man behauptet, daß er nit nur Schüler von Berähem, 
IM ſondern auch von Allart van Everdingen geweſen fey. 


Fiorillo. Ir Th. F 








82. Gefchichte der Mahlerei 7 


Aehnlichkeit unter ihnen Statt findet. Ruysdaal hielt 
ſich firenger an die Nadahmung der Natur, aber er 
waͤhlte fie gern wild. Geine WBafferfälle zwifhen Fel- 7 
ſen und Gebuͤſch, feine Wälder und Überhaupt feine 
andſchaften find gefchloffen und ohne weite Fernen a); 
aber fie enthalten Slüffe und Seen, worin die Gegen- 
fände fih ſpiegeln. Mit einem Worte, er gehört: " 
unter bie Zahl der ahtungswürdigften Landfhaftsmahs 7 
ler. Die Dresoner Gallerie befigt mehrere ausge: 


# 


ſchaft mit einem Walde, worin ein Hirſch gejagt wird, 
u. ſ. m N 
Diefes ift gewiß eine feiner fihönften Mahlereien. 


ihm; aber ich zweifle, daß irgend ein Souverain eine 
fo ausgezeichnete Sammlung feiner Gemählde aufzu: N: 
weifen hat, als der verftorbene Graf von Braber, in 
deffen fhöner Sammlung in Soeder fid) 9 bis zo Stüde 
von Ruysdaal befinden. Darunter find zwei Wafjer: 7 
fälle uhd ein drittes, worin man einen Sonnenblid 


auf einem Kornfelde fieht, ift das Schönfte, was man |! 
fehen Fann. . Ich darf nicht unbemerkt laſſen, daß, da’ "|| 
er feine Figuren zeichnete, Ddiefe entweder von Wou: ” 
vermann oder von Adrian van der Velde gemahlt finds |: 
Bon diefem legten find auch die Figuren und Thies) )| 


ve in der obengenannten Landſchaft zu Dresden, 

Ruysdaal hat auch 7 Blätter in Kupfer geſtochen, 

von welchen die von Bartſch befcpriebenen vier erfien. 

* * J 

a) Burtin Tom. II. p. 296. führt an, daß er eine ſehr fhöner 

Landichaft von Ruisdahl beſaͤße, ‚avec une immense eten- | { 

due de pays, varıece de plaines et des hauteurs de colli- 

nes sablonneuses et de terres labourees etc. — Le mor- x 

ceau precieux est un de ceux, que feu S. A. S. le due 

de Brunswic ın’a permis de choisir en 1703 dans la mag- 
nifique gallerie etc.‘ Auch dies Stüd findet ſich nicht in 

dem Verzeichniffe der Gallerie zu Salzthalum, | 


4 








in Duft u 83 


Ä die aan find. a). Er farb zu — im Jahre 
1681. Man behauptet, daß der berühmte Sohann Meins 
"dert Habbema, ein Holländer, einer ber Br rähintelten 
1 Landſcha ftsmabler- fein Schüler geweſen fey. Ne 
Ä Viele berühmte Kupferftecher, wie. Maffon, Ge 





fochen. 
oo $ohann van re im —— —— wuͤrde 
ſich in der Landſchaftsmahlerei ſehr ausgezeichnet haben, 
© wenn er nicht‘ fo einförmig im Colorit gewefen wäre, 
worin die Urfache lag, daß feine "Himmel fowohl a 
feine Landfchaften beinahe ganz dunkel find. 
| Ein anderer waderer Holländer war Joha nn 
Hadert. Er war zu Amſterdam geboren, reifte viel 
in Deutfehland und in der Schweiß, und fludierte in 
‚ beiden. Ländern feine Landfchaften. Bei feiner Zuruͤck⸗ 
kunft nach Holland mählte er nach der Menge der von 
ihm nach der Natur entworfenen Zeichnungen, — 
‚und fonderbare Landſchaften. 
| Er war ein genauer Freund von "Adrian, van: der 
Belde, der ihm gewöhnlich A Figuren zu aa van 
ſchaften mahlte. * 
| Um diefe Zeit war zu Yntgesgen Peter Gyzen, 
oder vielmehr Peter Gyfels, ein Schüler von Jo— 
hann Breughel, geboren. 
Diefer Künftler mahlte feine Landſchaften und die 
darin vorkommenden kleinen Figuren mit einem un⸗ 
glaublichen Fleiße, aber ohne Harmonie, Seine Hime 
2 mel find zu dunkelblau und feine Bäume zu grün, oh— 
U ne daS Dunflige und Duftige, was man bei entfern- 
‚ten Gegenftänden wahrnimmt. Unfere Sammlung bes 
fist von ihm zwei mit dem größten Fleiße sa Kupfer 
2 gemahlte Eleine Landſchaften b). 


Ara) Siehe Bartſch m I. p. 300. 
1% il ©, mein Verzeihnig Seite 45; Nro, 16417% 


F 2 





Ya Brownn und andere haben nah aan Ideen ge ! 


\ 


u Gecſchichte der Mahlerei | 


Mi nderhouf von Antwerpen ließ ſich in Brugge 
nieder, wo er im Jahr 1662 in die Academie aufge⸗ 
nommen ward. Gr mahlte vorzuͤglich Seehafen, und 
man bemerkt, daß er Schiffe, Flußbarken und Seeſchiffe 
fehr genau fludirt hat. Seine Figuren find nicht viel | 


werth. Descamps liefert ein Verzeichniß mehrerer ſei⸗ 


ner bekannten Werke a). | 
Ein trefflicher Sandfchaftmahler war Wilhelm de } 
Heuß, 1638 in Utrecht geboren. Er begab fih [hen 
früh nach Stalien, und Johann Both, deffen Manier 
er vollfommen nahahmte, war fein Lehrer, Seine Ger 
mählde haben ein fehr fchönes Eolorit, und meiftens 
treue Darftelung der Natur, indem er feine Landfhafz 
ten mit lieblichen Figuren ſchmuͤckte, welche Jagden oder 
Reinlefen, oder andere ländliche Fefte und Vergnüguns 
gen darftellten. In der Gallerie zu Däffeldorf bewuns 
dert man mehrere feiner Arbeiten. N 
In der Mahlerei haben fich viele Kuͤnſtler ausge 4— 
zeichnet, welche die Namen van der Velde fuͤhrten. 
Bon den beiden Wilhelm van der Velde, Bater und N 
Sohn, habe ich fhon ausführlid) geredet b), Be 
Sept fey es mir erlaubt, etwas von 


Adrian van den Beide, 
aeb. 1639, gef. 1672, 
zu fagen. Er ward in Amſterdam geboren und zeigte Y 
ſchon in feiner frühen Tugend die lebhaftefte Neigung 
für das Zeichnen, vorzüglich für die Darſtellung von F: 
Siegen, Schaafen und Kühen u, f. w. R: 
In der Folge ward er ein Schüler des berdihiiitei 
Sohann Wynands, welcher ganz frei von der Eifer ' Ni 


a) Tom. III. p. 58. 
») Siehe Band V. p. 42, u, folg. 











Ri \ 


en Deuſchund· > 


ſucht, welche. die Lehrer fo oft gegen ihre Schüler Auf: 
fern, dem jungen van der Velde alles, was er von der 
Kunſt wußte, mittheilte, } 
In der Zhat machte auch unfer Adrian fo ſGnelle 
Fortſchritte, dag er in der Folge ſowohl ſeinem eigenen 


Lehrer, als auch verſchiedenen andern beruͤhmten Lands 


ſchaftsmahlern fehr nüglich ward, indem er 3. B. dem 
Wynants, van der Hayden, Habbema, RauDeran u die 

Figuren zu ihren Bildern mahlte. 

Es erregte ein nit geringes Erſtaunen, bob er, 
der in Wynants , alfo eines Landfchaftsmahlers Schule 
‚gebildet war, verfchiedene hiftorifche Werke von der um- 
faſſendſten Compofition unternahm, und darunter eine 
Abnahme vom Kreuß für eine ber Eatholifchen Kirchen 
in Amſterdam. Aber fein im Jahr 1672 erfolgter früs 
ber Tod, war Urfache des Verluſts — Werke, die 
er in dieſer neuen Gattung ausgeführt, und die gewiß 
in keiner Ruͤckſicht feinen berühmten Landſchaften nach⸗ 
| geftanden haben würden. 
Das Berdienft feiner Landfihaften befteht in. einem 
lebhaften Colorit, mit freundlihen duch ſchoͤne Bäume 
hindurch fheinenden Himmeln; das Laubwerk ift mit 
großer Kunft nur leicht hingeworfen und demohngeach— 
‚tet fleißig vollendet. Seine Figuren find fihön gezeich— 
net, und feine. Thiere Enge nicht beſſer dargeſtellt 
werden. J 

Be, feiner: kurzen Lebenszeit erregt die Menge der 
Arbeiten, die von ihm in den vorzuͤglichſten Gallerien 
vorhanden und alle mit einer unglaublichen Vollendung 
gemahlt find, ein gerechtes Erſtaunen. Descamps lie— 
fert ein weitlaͤuftiges Verzeichniß ſeiner in den Cabi— 
netten zerſtreuten Arbeiten, aber. unzaͤhltg find die Bil⸗ 
Der anderer Meifler, zu denen er die Figuren und die 
Thiere mahlte. 

Wackere Schüler von ihm waren; Theodor 


—— 


Ro it he —— 


Bergen, Sacob online! und Sohann van ber. Bent. ) 
Peter van der Leeuw war ein treuer Nahahmer feiner —3 
Manier. — 
Von dieſen allen wird im Verfoig dieſer Pe H 
die Rede ſeyn. = 

Ein Landfhaftsmahler von ausgezeichnetem Ber: 
dienfte war Abraham Genaels. Er war in Antwer- 
pen 1640 geboren. In der Schilder: Bent erhielt er 
den Zunamen Archimedes. Er hat zwar einige Por 
traite gemahlt, aber fein eigentliches Fach war Sand: 
ſchaftsmahlerei und Perfpectiv. 

Sein erfter Lehrer war Safob Bakereel; in der 
Folge benutzte er aber die geſchickteſten Meiſter RREERF 

Le Brun, der feine Arbeiten gefehen hatte, unters | 
fttiste ihn, als er nach Paris Fam, und er ward im 
Jahre 1665 in die Königl. Academie aufgenommen. ) 
Sn der Folge reifte er nah Rom, und nachdem er dorf, 7 
fo wie bey feiner Zurhdfunft in Paris viel gearbeitet 4 
hatte, Fehrte er im Sahre 1682 in fein Vaterland zus 7 
ruf, wo er ftarb. 2 

Sn Paris befindet fih eine große Menge feiner A 
beiten, weiched gewöhnlich große Landfchaften find. } 

Er hat jedoch auch einige Landfchaften geägt. | 

Bernhard Appelmann war 1640 im Haag ges ” 
boren. Man weiß wenig mehr von diefem Meifter, als 
daß er gewiß in Stalien war a), und gewöhnlich Anz 
ſichten jener Gegenden mahlte, "Seine Landfchaften find " 
gut toffirt, fo wie aud die Figuren, die ſich darauf 
befinden. Er mahlte auch, die Landfchaften in die Bil: " 
der verfchiedener anderer Künftler. Im Schloß von 
Saesdick befindet fich ein Saal mit fehönen Profpecten, Bi; 
die man immer für & ein feiner würdiges Berk gehalten A 
bat. E 


a) In dem Verzeihnig der Mahler der Schilder Benz hat er 
den Zunamen Hector, 


m 
— 






— — 











in Deuſthu 87 
Ein Geiite Söüter von Berghem war 


| ‚Carl dur Jardin, 
N gl, 1640 a), geft. 1678. 


4 Amſterdam war ſein Geburtsort. Er widmete ſich 
der Mahlerei, und war Berghems ausgezeichnetſter 


Schuͤler b). Bon Amſterdam begab er ſich nach Ita— 


unter dem Namen Bocksbart aufgenommen. Seine 
Werke fanden in Rom, wie im uͤbrigen ganzen Italien 
einen allgemeinen Beifall. Demungeachtet wollte er in 


‚4 lien, und ward in Rom fogleih in die Schilder Bent‘ 


fein Vaterland zurüdkehren, Er bielt fihauf feiner Durch⸗ 


reiſe einige Zeit in Lyon auf, und obwohl er viel Geld 


verdiente, ſo waren doch ſeine Ausgaben immer ſo ſehr 
viel größer, daß er, mit Schulden beladen, ſich nicht bef- 


fer zu helfen wußte, als feine zwar ſchon alte aber reis 


he Wirthin zu heirathen c). 

Da er den Schritt, welchen er gethan hatte, indeſ⸗ 
fen bald bereute, fo gieng er mit feiner Frau nach Am— 
flerdam, wo er fehr wohl aufgenommen. ward, und ſei— 


nen dortigen Aufentpalt fihwerlich wieder Berfaffen ha⸗ 


ben würde, wenn er ihm durch feine alte Frau nicht 


verleidet worden wäre, Unter dem Borwande feinen 


‚Freund et bis an den- Den im Zerel zu begleiten, 


a) Einige en feine Geburt ins — 1635 
b) Einige Schriftfteller,, und unter diefen aud) Burtin R alten en 


‘feine Lehrer nicht anzugeben, Mannlih alaubt, daß Paul 


Potter und Nic, Berghem ihn unterrichtet hätten. 
e) Salvator Rofa in der Satıra de la Pittura 6 meine Aub⸗ 

gabe pag. 48.) jagt von ihm: 

„Che per lo genio tuo pedestre e ignobile, 

„Io t’ho veduto fare infino all’ oste 

„Stufo d’essercitare arte si nobile, “© 
Sn der Anmerkung habe ich verfchiedener Mahler gedacht, wel⸗ 
he die Kunft verliegen und Wirthe -wurden, Wielleiht bes 
zieht ſich auch diefer Hieb auf unjern Earl, IE“ 


‚88 Geſchichte der Mahlerei 


reiſte er mit demſelben noch einmal nach Rom, and.) | 





fohrieb feiner Fran, daß er in Eurzer Zeit zurüdfehten | \ 


werde. Sie fah ihn jedoch nicht wieder. Nach einem | i 
längeren Aufenthalte in Rom und in Venedig, wo er Ki 
immer ein luſtiges Leben führte, ſtarb er im der legts 
genannten Stadt im Jahr 1678, und erhielt ein fehr 
ehrenvolles Begräbniß, ob er gleich Proteftant war. , 





Du Jardin mahlte feine Landfhaften und feine Fi- "|! 


guren mit dem lebhaften und Fräftigen Colorit von 
Berghem, aber er wußte diefen noch einen gewiffen aus 
der italienifchen Schule entlehnten Glanz, ich meyne 
jene Wärme, jene leuchtende Sonne mit einer Wirkung 
von ſchoͤnen Schatten hinzuzufügen. Er mahlte mit 
großer Leichtigkeit; der größte Theil feiner Bilder ent: 
hält nur wenige Figuren und Thiere in reigender Lands 2 
fchaft, voll Geift und muthwilligen Einfällen, mit der 
fchönften Zeichnung. Eins feiner. fhönften Bilder ift 
der Charletan im Mufeo zu Paris, Ueberhaupt beſteht 
fein größtes Verdienft darin, daB er feinen Figuren 
während der augenblidlihen Handlungen, die man im 
Fluge erhafhen muß, den rechten Character zu geben 
verftand, Er hatte aud) in den Jahren 1652 bis 1660 a) 
eine Sammlung von 5ı Blätter mit hislem Dleiße in 
Kupfer geſtochen. R 
Hier muß ich etwas von Eglon van der WR 4 
fagen, den ich jedoch, obwohl er ein achtungswerther 
Künftler war, feinem Bater ie 
Artus oder Arend van der Neer, 
‚weit nachſetze. Diefer wahrhaft berühmte Land—⸗ ve 
Tchaftsmahler, von dem man nur fpärlihe Nachrich⸗ 
ten hat und: der im Amfterdam Iebte, war im Jahre 
3619: in Holland gebohren und flarb 1685. Wer fein en 
Lehrer war, ift nicht befannt. Er felbft war, we nidt 
a) Barti B. I. p. 1601. IJ 





in Deutichland. 89 
einzig, doch vorzäglic berühmt durch die Darftellung 
von Landfchaften vom Mond erleuchtet. Der Schatten 
in feinen Gemählden ift eine ſichtbare und kuͤnſtliche 
‚Beraubung des Lichts mit bezaubernder Kunft barges 
ftellt; feine Kanäle mit einfachen Fifherwohnungen find 
treue Darftellungen der Natur. Die Wafferflähe und 
der Mond, der fih darin fpiegelt, ift mit tiefer Kennt— 
niß Ddargeftellt. Diefem Licht wußte er zuweilen das 
Tünftlihe Licht einer Feuersbrunft beizufügen. ° 

Zwei fihöne Bilder finden fi von ihm in unferer 
Sammlung a). Das erfte ift eine Feueröbrunft, ein 
wahres Meifterwerf in dem etwas braunen Ton feiner 


4 vorzuͤglichſten Stüde; das andere hat ebenfalls ein gro: 





ßes Verdienſt, hat aber einen ſchwaͤrzlichen Ton. 
Sein Sphn war alfo 


Eglon Heinrich van der Neer, 
zu Amflerdam im Sahre 1643 geboren. 

Der Bater Iehrte ihn zwar die erften Anfangsgrüns 
de ‚ber Kunft, aber bei feiner Neigung zur Figuren = 
Mahlerei ward er ein Schuler von Sacob Vanloo b); 

Um diefe Zeit hatte ſich ein Geſchmack an der fran= 
aöfifchen Schäle verbreitet, welcher mehrere Künftler 
nah Paris zog. Auch Eglon gieng dahin und lebte 
dort mehrere Jahre. Nach feiner Zuruͤckkunft nach Hol- 
land nöthig te ihn feine zahlreiche Familie zu einer un 
unterbrochenen Arbeitſamkeit. Er war in der That fo= 
wohl in der Soubjhafts- als Seihihts- Sa be⸗ 
ruͤhmt. 


4) &, meinen Catalog Seite 12. Nr. 15. u, ©, kı, Nr. 8. 
b)-Die Banloofhe Familie ſtammt aus einem edlen Geſchlecht 
von Ecluſe in Flandern ab, und hat verſchiedene beruͤhmte 

Mahler hervorgebracht. Jakob war ein Sohn des Johann 
und lebte als ein vortrefflicher Mahler in Amſterdam: von 
ihm ſtammen auch alle die Vanloos ab, die zur franzoͤſiſchen 
Schule gehoͤren und deren ich an ihrem Orte gedacht habe, 


90 Gefechte der Mahlere 


Nachdem er an den Pfälzifchen Hof zu Duͤſſeldorf 
———— oder vielmehr dahin berufen nen war, \ 
nahm er dort die Zochter von Johann Spielberg a) zu 

“ feiner dritten rau, und ſtarb daſelbſt im Jahre 1703 b), 
> Ban der Neer war ein vielfeitiger Künftler. Er 
behandelte alles, Gefchichte, Landſchaft und Portrait mit | 
vieler Kraft, und pflegte vorzüglich feine Landfchaften 
im Vordergrunde mit fehr fleißig ausgeführten Bäumen 
und Laubwerk zu fehmüden, welches er auf das forge | 
- famfte fo treu nach der Natur copirte, daß ed oft der 
Ausarbeitung des übrigen Gemähldes nicht entfpricht. 
Auch Converfationsftüde mahlte ev in der Manier von 
Terburg. Außer den verfchiedenen Gemählden, die 
man in ber Düffeldorfer Gallerie bewundert, enthalten | 
auch die übrigen Gemählde- Sammlungen in 5 
land mehrere Stuͤcke von ihm. J 

Um dieſe Zeit zeichneten ſich auch die beider Bruͤ⸗ 
der Gabriel und Peter van der Leeuw vortheilhaft 
aus, und waren beide Schüler ihres Waters Sea, | 
flian e). 

Gabriel ward 1645 zu Dortrecht geboren, — 
ſich in der Folge nach Amſterdam und reiſte von dort 
nach Italien. Er ſtudirte die Manier des Caſtiglione 

und Roos, und kehrte nach einer Abwefenheit von 14 | 
Sahren nah Holland zurüd. Seine Werke wurden ber 





a) Spielberg war Mahler des Churfürften von der Pfalz; die Rn 
Tochter, Wittwe des Mahlers Breekveld, eine Frau von vier 





5 — SR ne ie 


er 


lem Künftlerverdienft, fo daß fie nah Ealons Tode im Dienfte 
des Churfürften blieb, | 

b) Der Verfaffer des Florentinifhen Mufeums jagt im Uten J 
Bande pr27, wo fein Portrait ſteht, daß er im Jahre 1697 
geftorben jey. Hinter dem Bilde fteht: „Eglon Henderie 
van der Neer F 1606. . 


e) Sebaftian van der Leeuw war ein guter Thiermahler, verließ 
aber die Kunft, nachdem er bei dem Brauweſen angeftelit wor- 
den war, Er war ein Schüler von Sacob Gnerit Kuip. 


J * 


in — and. © ne 


wundert, aber ſie hatten die Vollendung nicht, fuͤr 
welche der Hollaͤnder leidenſchaftlich BERN ift. 
en Tod fallt in das Jahr 1686. 

Peter, deſſen Landjchaften Figuren und Thiere in 
er Manier des Adrian van den Velde enthielten, wer 
Ä chen er vollfommen nahahmte, indem er während feis 
I ner Arbeit immervein Gemählde diefes Meifters neben 
I fie) fiehen_hatte, fand viel Liebhaber in Holland, und 
I feine Arbeiten find fehr geachtet. - Sein Todesjahr u 
I mir unbefannt. x 
2 Viele andere wadere Landſchaftsmahler — 
I fi in dem Falle, daß fie die Figuren von anderen mah— 
I den ließen. Unter diefen finde ich einen Cornelius 
4  Deder, ber fehr fhöne Landſchaften mablte, worin 
, aber die Figuren nicht von ihm find. ji 

Zwei berühmte Portraitmahler von großem Rufe, 
welche nach einander den allgemeinen Beifall in Lon⸗ 
don See waren _ 4 





| Peter van der Faes, genannt P. Lelh, 
| geb. 1618, geſt. 1680, 


a und. 


Anna Kneller, 
geb. 1648, geſt. 1725. 


es Kate war zu Soeſt in Weftphalen geben * 
ein ee von P. F. Grebber. 
Der Geburtsort des zweiten ift Lübel, und man 
zahlt ihn unter die Schüler von Rembrandt, 
Bon beiden habe ich ausführlich in der Gefchichte 
, ber Mahlerei in England a) gehandelt, indem man Lelly 
, wegen feines langen Aufenthalts Dafelbft für einen ein- 





u‘: 


a) Siehe Band V. p. H18— 25. und p. 492 - 498 


92 Sethihte Der bins 





Gehlitfen, Kneller kam, nachdem er in 1 Stalien genmes Sal 
fen war, im Jahr 1674 oder 1676 nad) England, und 
ward Lelly’3 Nebenbuhler in einem ſolchen Grade, daß. ’ 
diefer vor Schmerz darüber flarb. + Das Weitere fehe y 
man an den angeführten Orten nach, damit ich nicht 
noͤthig habe mich zu wiederholen. Mi 
Die Deutſchen, Blamländer und Holländer fahen Fi 
England immer als ihr Peru an, wo fie ihr Glüd % 
machen fünnten, aber viele fanden fich in ihrer Hoff: 
nung betrogen. Schon zu Heinrich des. dten Zeiten 
hatte fi fo eine große Anzahl Flandrifher Künftler in 
England verbreitet, daß er fie für Anhänger feiner ers |i 
ſten Gemahlin Gatharine hielt, und einen Befehl erließ, 
in Folge deffen fie fammtlich das Land verlaffen muß: 
ten. Man fchäste ihre Anzahl auf beinahe 15000 a) 
Auch in der Folge unter den Stuart5, und befonders 
unter der Negierung von Wilhelm dem äten begab fih 
eine unzählige Menge Künftler dorthin. J 
Bon Joſeph Buckshorn, Johann Baptiſt Caspars 
oder Johann Caspers Baptiſt, Jeremias van der Ey⸗ 
den von Bruͤſſel, Wilhelm Wiſſing aus dem Haag, 
DProsper Heinrich Lanfrinf, einem wadern Landſchafts⸗ 
mahler, fo wie auch von Heinrich Dankers, Baftler, 
Daniel Boon, Iſaac Baling, Jacob Huysmann oder 
Houfemann von Antwerpen, einem trefflichen Portraite 
mahler, Gerhard Soeſt oder Zouſt, Jacob Loten, der 
fi durch Darftellung der wildeften Natur auszeichnete, 
Adam Eoloni von Rotterdam, Sunmann Stopp, Jacob 
Pen, Steiner, Wilhelm von Keifar aus Antwerpen b), 


a) ©. was id davon im Sten Bande p. 223 gejagt habe, 
M Fuͤßly's Leric. B. II. p. 617. behauptet nach Meufel Mife 
eel, 8. IV. ©. 9, daß er ein Engländer gewefen fey, aber 
Walpole giebt uns eine ausführliche Lebenshefhreibung von ihm. 


a a N 
— in Deutſchland. 93 


| Sohann Sydrecht und vielen andern habe ich ſchon in der Se 
ſchicht der Mahlerei geredet, wohin ich den Leſer verweiſe a), 
Von Martin Pepin, den man auch unter die 

Shiter. dah Rubens zu zählen pflegt, weiß man wes 
nig oder nicht. Er gieng in feinen beften Sahren nah 

| Rom, wo man ihn für einen großen Meiſter hielt und, 

ji | behauptet, daß Rubens felbft gefürchtet babe, er koͤnne 
ihm feinen Ruhm flreitig machen. Weyermann will von. 
ihm eine Abnahme vom Kreuz gefehen haben, die er 

Rubens beiten Werken gleich ftellt, 

Salamon de Bray verdient ruͤhmlich — 
zu werden, ſowohl wegen ſeinem eigenen Talente, als 
weil er der Kunſt zwei Söhne erzog. Der Vater war 
Sin Harlem 1579 geboren und ftarb 1664. Von feinen 
Söhnen ift nur Jacob bekannt, der für einen der treff⸗ 
I tichften Harlemer Künftler gehalten wird, Salamon 
de Bray mahlte Gefhichten und Portreits; fein Sohn’ 
farb einige Wochen vor ihn, und hinterließ einen Sohn, 
der Blumen mahlte und Mönd ward. In Rixdels 
i Gedichten iſt des Jacobs ſchon gedacht. 

Zeitgenoſſen der Ebengenannten waren Franz 
Grobber von Harlem, Bernhard und Paul van 
S omer von Antwerpen b). 

: Jahnſons van Keulen, iſt vorzüglih durch 
Fein großes Gemählode befannt, welches er für den Ma- 

. ‚güftrat vom Haag mahlte, und welches als Gegen 

ſtuͤck zu einem Gemählde von Ravenjtein dienen follte, 

65 ftelt die Burgermeifter und Syndici dar, mit der 
Jahrszahl 1647 und enthält 14 Figuren in Lebensgröße. 

Indeſſen fommt es dem Bilde von Ravenftein nicht 

‚gleich. Auch van Keulen war eine —— in or 

| land. | 

| |; ») ©, Band v. von Seite 45 — 489. 


',») ©. von ihm 8, II. p. 46% meiner Geſchichte der — in 
Deutſchland 










4 Gefhichte der Mahlerer 
Johann van en i 


wird von van Mander, Houbrafen und 
genannt. Aber Johann van Gool ſagt, 







rer geweſen iſt, aber. er war ein * Mahler: * 
man kann ihn nur mit van Dyck, van der Heldſt und 
‚Govaert Flind vergleihen. Drei Gemählde, welche den * 
Gartenfaal der Schügengefelfhaft in Haag Ihmüden, 
find _Gegenftände der größten eher r enthal⸗ 

ten lauter Portraite, 'k 


Raveſtein war an der Spitze ber 48 Mahler, Bilde 4 
bauer 2c., welche im Jahre 1655 eine Bittfchrift uͤber⸗ “ 
reihten, um fi von der Gilde der Anftreicher los zw. 
machen, was ihnen auch bewilliget ward. Bewegung, 
Leben, Kenntniß der Perfpective und eine vollkomme— 4% 
ne Gompofition, von einem vollendeten Golorit und ° 
von einer tiefen Kenntniß des Helldunfel begleitet, find 7 
die Eigenfchaften, die man in feinen Werfen bewun- || 
dert. Sein Todesjahr ift unbefannt. Er hatte einen 
Sohn Arnold, der im Jahr 1615 in Haag geboren ward, 
und, wenn er auch die Höhe feines Vaters nicht. ' 
* erreichte, doch immer ein ausgezeichneter Kuͤnſtler war. 
Der Prinz von Heſſen-Philippsthal beſaß viele feiner ” 
Arbeiten. In der Folge ward er in den Jahren 1661 
und 62 zum Vorſteher der Mahler im Haag ernannt. J 

Es gab mehrere Kuͤnſtler mit dem Namen Rave 
fein. Cornel. de Bie S. 102 fpriht von einem Cas⸗ 
per; van Gool Band 2. ©. 508. von einem Anton; |! 
und Weyermann Band 3. S. 64. von einem Hubert 
van Raveſtein. Biel fpäter lebte gewiß ein Heinrih 
und. fein Sohn Nicol, van ——— Siehe Gool 
Band 2. ©, 445. | 


Br 


“ — in in Deut > a 











Me Aa Über Boort war auch ein wade: 
rer | Portrait: „Maple „ 
ee ließ ſich in Amſterdam nieder. 





| Rüdiger Blod von Gouda, reiſte jung 
1 nach alien, legte ſich außer der Mahlerei auch auf. 
{ ‚die Mathematik, mahlte vortreffliche Architekturſtuͤcke und 


baukunſt. 


Nicol— van der Heck, ein a von 
| Martin Hemskerk, war ein guter Geſchichts⸗ und Land⸗ 
Ufchaftömahler, Auf. dem Rathhaufe zu Alkmar befinden 
ſich drei geoße Gemählde von. ihm. Eins ftellt das To— 
U desurtheil dar, welches unter dem Grafen Wilhelm dem 
N Deitten, genannt der Gute, gegen den Amtmann von 
ESuͤdholland vollfiredt ward; das zweite enthält das Urs 
theil des Cambyſes, und das dritte das Urtheil des Sa— 
\Namon3. . Er wird fehr gelobt, und. war einer von de— 
‚nen, welche vorzüglich zur Errichtung der, Mahlergefell: 
ſchaft zu Alkmar im Sahr 1651 beitrugen, Son ſei⸗ 
nem Tode weiß man. nichts. 


Gerhard Dieters. 


| Gornel. Eorneliffen war. Pieters wurde zu Amſterdam 
geboren, hatte mehrere Lehrer, unter welchen J. Leon⸗ 
U hard der erfte war. Seine Kunft- dad Nadte zu mahs - 
len machte ihn beruͤhmt. Er war auch in Rom, wo 
er fid Tange aufhielt, und ließ fich nach feiner Zuruͤck— 
unft in Amfterdam nieder. Er mahlte Portraits und 
Converſationsſtuͤcke. Descamps fagt Bd. 1. ©. 339; 
I ,,daß Gouvarts,.ein guter Landſchaftsmahler, der vor⸗ 
h zuͤglich kleine Figuren ſehr gut arbeitete und ſehr jung 
farb, fein Schuͤler geweſen ſey | 











zu Antwerpen im Jahre 1680 in 


beſchaͤftigte ſich in der En ganz allein mit der Kriegsr = 


9 


Wir haben ſchon gefagt, Daß er ein Schuͤler des N 


| 


dirung bat, fo fhimmern an einigen Stellen die Kern“ J 


* 


96 Geſchichte der Mahl u 


"Da ich bei den, forgfamften 9 — ngen kids. 
ſichtlich der näheren Lebensumſtaͤnde von G nichts 
habe auffinden können; fo will ich hier nur“ emerken, J 
daß ſich in der Gemaͤhldeſammlung unſerer Univerſitaͤt 
eine Landſchaft befindet, die an einer verborgenen Stelle 
mit A. GOVAERTS bezeichnet if. Es iſt eine kofle 
bare Landſchaft. Zur Linken des Zufchauers einige große | 
Bäume, in der Entfernung Dörfer und Gebirge; zur 
Rechten ein dichter Wald, worin befonders Eichen und ' 
andere majeftätifche Bäume hervorragen, unter deren 
Schatten zwei Jäger mit einer Dame ruhen, Bei ih— h 
nen liegen die Hunde und die Beute der Zagd, todtes 
Geflügel. An der linken Seite des Waldes find eben: 

falls einige Figuren, unter andern eine zu Pferde, und 
im Dickicht felbft bliden einige Säger mit ihren Hun— # 
den hervor, welche einen Hirfch verfolgen. Das Bild "| 
ift fehr gut erhalten worden, und fcheint eben vollendet 
zu feyn, wenn ich den Himmel und die Gebirge aus: 
‚nehme, deren Blau etwas nachgedunfelt hat. Da die 
Farbe leicht aufgetragen ift, und das Bild Feine Grunsz 


* 














und Faſern des Holzes durch. 
Zu den Vorzuͤgen dieſer Landſchaft gehören der 
Fleiß, womit die Figuren, Bäume, Blätter und Grüs 
fer ausgeführt find; der meifterhafte Baumſchlag; die‘ 
Mannigfaltigkeit im Stamme und Zug und Laub 
und Bewegung, die Kraft des Golorits und die bes E 
wunderungswürdige Leichtigfeit des Pinfels. Der un: 
bekannte Urheber muß ein Landfhaftsmahler vom erften 
Range gewefen ſeyn, der nicht allein die Natur, fons 
dern auch die Arbeiten von Zizian und Giorgione 
ftudirt hat. Rubens bemühte fi zwar diefe Meifter 
nachzuahmen; aber fein Pinfel vermochte es nicht, jes 
mals ein folhes Werk in diefer Gattung hervorzubrins 
gem. Es gehört zu dem Beten, was man in diefer 
At I 









rt sehen. — 
dur Sierde gereichen = 


Pa 


Waͤ send der —— der ——— und des 






I nem verewigten und unvergefichen Sreunde Heyne, ein 
Billet mit folgenden Worten: „In biefem Augenblide 
1 "erhalte ih die Nachricht aus H., Daß der Denon uns 
I befuchen wird; Freund, retten Sie was Sie vetten koͤn⸗ 
nen ꝛc. Sch benutzte die Nachricht und ging, um kei⸗ 
nen Verdacht zu erregen, in der Nacht mit zwei Leu— 
‚ten in unfere Gallerie, und ließ nut zwei Städe, nams 
lich einen fehr ſchoͤnen Kopf von D. Bailly, und Diefe 
Landſchaft nach meinem Haufe tragen, weil ich wußte, 
daß das Parifer Mufeum von Ddiefen beiden Meiftern, 
nichts befaß, und daß fie gewiß für gute Beute erklärt 





em Beſuche verfehont geblieben, 


Casper de Sroneth 
\ geb; 1562, geft. 1669. 


J Ich bereite mich nun von einem Kuͤnſtler der er⸗ 
ſten Klaſſe unter den Niederlaͤndern zu reden. 
| ‚Er ſtudirte zuerft feine Kunft zu Antwerpen, wo 
Fer geboren war, und ward in der Folge ein Schäler 
des Raphael Coxcie. 
| Crayer machte fo fihnelle Fortſchritte in der Kunſt, 
daß er feinen Meiſter ſchon übertroffen hatte, ehe er 
‚I feine Schule verließ. Ohne Brüffel zu verlaffen, ders 
I fand er es, die öffentlichen Kunftwerfe zu benugen, vor— 
züglich aber die Natur, weshalb er aud) ſich eine eis 
gene Manier gebildet hat. 

I: Nachdem er mehrere große Gemahlbe verfertigt hat 


4 * Vid. meinen Catalog p- 19. Nr. 33., 
Fiorillo. 3t Th. 8 





a werden würden. Glüdlicherweife find. wir aber mit dies ’ 


N 
‚m 


N 


99 


— 
2 
$ An 


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"te, ward er auch mi — — eibmlichbe | 


Mr Als van Dyd aus London reifte, befuchte er — | 


in fein 86ſtes Jahr, wie man an dem Martyrthum [ 
des 9. Blaſius fieht, welches mit eben derſelben Kraft } 
Und Kuͤhnheit gemahlt iſt, mit der er in der Bluͤthe 


Cr BEN N VAR yi N Ta, 
— NE a ER a — 


u. aihte da Male 
























Cardinal Ferdinand ſein Beſchuͤtzer —— fol von. ’ | 
ähm gemahltes fehr ſchoͤnes Portrait an feine — 
den Koͤnig von Spanien ſchickte. Seine Arbeit geſiel 
ſo ſehr, daß der Koͤnig ihm eine goldene Kette mit De 
ner goldnen Medaille fhidte, und ihm eine Penſion bez 7 
wiltigte. „AUS Rubens fein fehr ſchoͤnes Gemählde in | 
dem ‚Spei faal der Abtey Affleghem fah, vief er aus: 
Crayer, Crayer! Did wird Niemand übertreffen! 
Man wandte alles an, um ihn in Brüffel zu hats % 
ten und gab ihm. ein ehrenvolles Amt; aber umſonſt, 
EN er verließ Brüffel ohne ein Mort zu fagen, gab 
J fein Amt u. f. w. auf, und ließ ſich in Gent 

| er. Demungeachtet befhäftigte ihn ‘der Hof fort 
— Die Stadt Gent bekam in der dolge 2) 4 
große Altargemählde von ihm. 








nen Freund Grayer, und mahlte bei dieſer Gelegenheit ' 


fein fehönes Bild, was man in der von van Dyd ges 


a mablten Sammlung von Künftlern fieht. Er arbeitete 


‚mit einer erftaunenswärdigen Aemfigfeit, und zwar bis 


feiner Jahre arbeitete. Der Zod hinderte ihn an der 
Bollendung diefes Bildes. Er farb im Jahr 1669 9 E 
Grayer hatte nit fo viel Feuer ald Rubens, ‚aber feine) 
Zeichnung iſt eben fo vollkommen. Seine GCompofitiee 7 
ten find mit Figuren überladen, und haben etwas Gran: 
dioſes, da er auch die größeren Gegenfiände mit der groͤß 
ten Sorgſamkeit ausarbeitete. Seinem Ausdruck liegt 
die Natur zum Grunde, aber es iſt auch bei griechiſchen 
und römifchen Gegenfländen eine Slammländifche Na⸗ 


a) Felibien ſetzt ſeinen Tod ikrig in das Jahr 1606, >. 








1, wit f — ER AT H h — J 
— J \ 


Auer Sein —— in das gar zu ii * uͤber⸗ 
trieben Durchſcheinende zu fallen, nähert fih der Ma- 


nier van Oycks, und dieß iſt der Grund, weshalb es 


g oft ſchwer wird, beide Meiſter von einander zu unters 
ſcheiden. 


Descamps a) liefert das Berzeihuiß der hönen 


öffentlichen Arbeiten, die man in Flandern und in, Bra- 


bant von, ihm bewunderte, und eine Zeitlang. in Paris 


fuchen mußte b). Sie find jegt von neuem an ihre vo: 


tigen Stellen zurüdgebradt. Die Galerien von Wien 


und Münden: befigen einige Bilder von ihm. Die 


Düffeloorfer, welche jetzt ebenfalls in Muͤnchen iſt ent 


hält ein großes Altarftüd von ihm mit der Mutter Got—⸗ 
tes auf einem Throne, mit vielen: Heiligen umgeben. 


Diefſes beinahe 19 Fuß hohe und ı2 Fuß breite Ge 
mählde ‚hat mit Einfluß einer davon genommenen Eos 


pie gegen 20000 Rthlr. gekoftet. 


Bon feinen Sale werde ich an einem aber, * 


Orte reden. 


Heinrich van der Borgt ward 1583 in Brie 


I fel geboren, und kam wegen der Kriegsunruhen als 
I Kind mit feinem Vater nah Deutfhland, wo er fih 
imn der Folge bei einem Gilles von Valkenborg aufbielt. 


I Er reifte in Stalien und blieb mehrere Sabre in. Rom, 
wo er fih eine folche große Kenntniß der Antique ers 


‚I warb, daß der berühmte Graf von Arundel und andere 
I Gelehrte ihn ſehr hoch fhäßten. Man weiß nicht, 


I wann und wo er geftorben ift. 


Deter Valks, im Jahr 1584 in Eenwarben in 


Friesland geboren, vervollfommnete fih in Rom. Er 
mahlte Portraite, Geſchichte und Landſchaften, und 


J vierte bei ſeiner Zuruͤckkunft den in des — Le⸗ 


— 
bb) S. meine Geſchichte B. III. p. 604; 
62 





ji Deufätund, 99 


* 
7 


200 | Geſchichte der Mahlerei 


von einem Genuefer an einen Barbaresfen Seeräuber 
verkauft, und man hat von ihnen hernach nichts wieder 


war ein Mahler von großem Talent, und gewiß einer 


"lem, um Hals zu befuchen, Eonnte aber feinen 8Zweck 


war. Endlich ließ ihm van Dyck ſagen, daß Jemand 4 
da fey, der fich von ihm mahlen laffen wolle. Bei feiz 7 


“wollte ihn bereden, mit ihn nach London zu gehen, = 








warde. Er Er hinterließ zwei Söhne, von weichen. einer & 
Mahler war. 18 beide in Stalien reiſten, wurden fie 


ah # 


Franciscus Hals, 
geb. 1584, geft. 1066. 


der vorzüglichften Portraitmahler, Mecheln war fein ' 
Geburtsort. Won den Studien diefes Künfklers ift nichts ” 
bekannt. Drey Biertel feines Lebens foll er in Wirth 
häufern zugebracht haben. Ban Dyd übertraf ihn im ° 
Portraitmahlen, aber Fein anderer Fam ihm gleid. Dyd 
nahm auf feiner Reife nad) England den Weg über Har: 


lange nicht erreichen, weil jener immer im Wirthshaufe SI 


ner Ankunft bemerkte ihm van Dyd, daß er ein $rem: 4 
ber fey, der fein Portrait von ihm gemablt zu haben 
wuͤnſchte. Hals feßte fich fogleich zur Arbeit nieder, und 
bat einige Zeit darauf den Fremden aufzuftehen, und * 
feine Arbeit anzuſehen, der denn auch fehr zufrieden das 
mit war. Nach einigen Scherzen bemerkte van Dyd, ° 
daß die Mahlerei etwas fehr Leichtes zu ſeyn feheine, " 
und daß er auch verfuchen wolle, fein Bild zu mahlem 
Hals, der wohl merkte, daß er es mit einem Kunftvers I 
wandten zu thun hatte, feste fi, und nachdem ihn van 
Oyck nach einiger Zeit bat, nun auch feine Arbeit ans 
zufehen, umarmte ihn Hals bei dem Anblick derfelben, — 
und rief aus: Ihr ſeyd van Oyck! Niemand als Ihr 
Tann fo arbeiten, wie Ihr gearbeitet habt! Ban Dnd | 


in Deutfchland. 01 


i Sr sul - i Yo 

und verſprach ihm, da er im groͤßten Elend lebte, ein, 
ſeinem Verdienſte angemeſſenes Gluͤck. Er konnte ihn 

aber nicht dazu bringen, denn er antwortete, daß er, 

gluͤcklich ſey, und Fein beſſeres Schickſal verlange, Ban 

Dyd ließ fein von Hals gemahltes Bild‘ hinwegbrin⸗ 

gen, und gab ſeinen Kindern ſcherzend mehrere Gui⸗ 

neen. Hals befaß das Talent, feine Portraite ſehr ſreſ 

fend in einer ſchoͤnen kunſtvollen Manier zu mahlen, 

und war geſchickt genug, um das Sclaviſche zu vers. 
ſtecken, was der, Portraitmahler ruͤckſichtlich der Aehn— 

lichkeit zu beobachten hat. Unglaublich groß iſt die Zahl 

der Portraite, die man von ihm, vorzuͤglich in Harlem 

und Delft bewundert. Er ſtarb im Jahre 1666, und 

hinterließ mehrere Soͤhne, die alle Mahler ober Mus 

ſiker waren, und einen Lebenswandel führten wie ihr 

Vater. Ein Bruder von ihm war Dirk Hals, der Ten 

huͤbſche Converfationsftüde und Thiere mahlte und 1656 
farb. Unter Franz Hals Schülern zeichneten fi bes . 
fonders Andrian Brauwer, Thiery van Bahlen und | 
andere aus. Sch übergehe den aus einer ebfen Familie 

abftammenden van Klieth, und Heinrich van Flieth, feis 

zen Neffen, und komme nun zu den berühmten Künfts 
BR 


 Eorn. Bartenure 
| geb. 1586, geft. 16060. 


Er war in Utrecht geboren, und wie ſchon an eis - 
nem andern Ort bemerkt ift, ein Schüler von Bloe— 
m Bon Utrecht ging er nad. Stalien a), In Rom 


a) Poelenburg kam jung — Italien, wo er von feinen Lands⸗ 
leuten den Zunamen: „der Ung effüme, (Brusco)‘, und 
von andern „der Satyr“ erhielt, wie denn die Slamländer 
ſich unter fih, nad ihren ua zu nennen pflegten, 
©, Lettere Pittoriche. Tom. II. p. 87. 








i | ; Kr ! —* * 
Geſchichte der Mahlerei 


"hielt er fi an die Manier des Elzheimer, und obwohl 9 
man vorgiebt, daß er auch die Werke des Raphael ſtu⸗ 
dirt habe, ſo geſtehe ich doch, daß ich durchaus keine 
Spur davon finde. 

Su Seine Arbeiten fanden bei den Roͤmern allgemei⸗ 
nen Beifall, da er ſich ſeine eigene Manier gebildet 
hatte. Dieſe beſteht in kleinen Gemaͤhlden mit freund— 
lichen Ausfichten, die meiftens mit einigen Ruinen des 

alten Noms, und mit lieblidyen größtentheils "aus der 
Babel genommenen Figuren, vorzüglich aber mit Bas 
denden und Satyren, ſcherzenden Nymphen und aͤhnlie 
hen Dingen ausgeſchmuͤckt find. 
Sein Golorit gehört zu den Lieblichſten; der Him⸗ 
mel, das Feld, Buſchwerk, Alles athmet Anmuth a). 
Diefes Lob erſtreckt fich aber nur auf feine Fleinen Bil: 
der, worin die Figuren nur einige Zoll hoch find. So— 
bald er weiter geht, und diefe Größe verläßt, fo zeigt 
ſich an ihnen feine Unfunde der Zeichnung. Bei feiner 
Durchreife durch Florenz ward er dafelbft von dem Groß: 
herzoge aufgehalten, für welchen er viel arbeitet. Auh 
in England hielt ex fich eine Zeitlang auf b). Niemand 
Tonnfe ihn indefjen von dem Worfage abbringen,, in 
fein Vaterland zurüdzufehren, wo et geliebt und geehrt 
lebte, und im Jahre 1660 ſtarb. 


* 


a) Die Harmonie, eines Gemaͤhldes fließt aus dem Haupt Zone 
deffelben. Diefer Hauptton neigt fi zumeilen zu einer vor— 
berrfchenden Farbe; fließt er aus der Wirkung des Lichts, fo 
iſt alles gut; fließt er aber aus dem Misbraud einer Farbe, 
ſo iſt es ein Fehler. Cornelius hat einen Ton in ſeinen Ge— 
maͤhlden, aus dem man ihn leicht erkennen kann, aber ihn 
einen ‚ton vineux, pourpré“ zu nennen (ein Ausdruck, deſ— 
fen ſich ein Schriftfteller bebient), das giebt eine falihe Vor— 
fiellung, Eben derſelbe Schriftfteller, nämlich Vurtin, fagt, 
ruͤck ichtlich der Manier des Poelenborgs, daß man ihn „par 
une manıere suave et legere, par un ton general "tour- 
nant ver ‚la lie du vin‘* erfennne, Was heißt das? } 


bh) ©, Band V. p. 555. eg. 


. 











Y > r- —F * ra 
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in Deufäfanti,i 3 


Die Gallerien von Munchen und Duſſebort beſitzen 
Mehreres von ihm; einen Loth mit feinen Toͤchtern, 
eine Geburt Chriſti, die Familie des Churfuͤrſten Frie— 
drich VL Fuͤnf ſchoͤne Stuͤcke find in Dresden, und zwei 
in der Wiener Gallerie, mit feinem Nanıen C: P. F. 
bezeichnet. In der Gallerie:zu Berlin finden ſich von 
ihn: eine Diana mit dem Acteon im Bade; eine Mag— 
dalena in der Wuͤſte; ein Bad mehrerer Weiber; eine 
fhöne Landihaft mit einigen Nymphen und Satyren. . 
Poelenburg hat mehrere Schüler gebildet, unter des 
nen Sohann von HDaansbergen, deſſen ich bald geden⸗ 
ken werde, der beruͤhmteſte iſt. 
Heinrich Terbruͤggen ward im Jahr 1688 in 
Siebenbuͤrgen geboren a) und ſtarb 1629. Er war ein 
Schuͤler von Abraham Bloemaert und ging nad) Ita— 
dien, wo er zehn Jahr blieb. Man hat mehrere große 
Altargemaͤhlde von ihm und felbft Rubens bewunderfe 
ihn nad) feiner Zuruͤckkunft. Er flarb in Utreht. — 
| Georg van Schooten, im Jahr 1587 zu Ley— 
den geboren, war ein Schüler von Conrad von der 
Maes, mahlte ſchoͤne Portraite und Geſchichtsſtuͤcke und 
hielt fih immer zu Leyden auf, wo man nod) viele feiz 
| ner Arbeiten fieht. 
Auch er bildete mehrere Schhler von ausgezeichnes 
| tem Berdienfte. Unter andern den Johann Lievens, 
BP bon dem ih an feinem Drte reden -werde, und den 
Abraham van den Tempel, der 1618 in Leyden geboren 
ward, und, nachdem er mehrere Sahre in Schootens 
Schule zugi oracht hatte, fowohl in der Geſchichts- als 
 Portraitmahlerei eine eigene Manier annahm Das 
Ä Portrait eines Mannes mit einer Frau, an, man 


a) Sowohl Sandrart als — de Bie irren fi in Anſe⸗ 
hung diefes Künftlers im Namen und im. Vaterlande, indem 
fie ihn Verbruggen nennen, und zu Utrecht gehoren werden 
laſſen. 


FA RR 


10 Cefehichte der Mahlerei 


w'’ 


in dem Gabinet des Herrn de fa Court zu Leyden be⸗ 


wundert, wird von allen Liebhabern als ein Wunder— 

werk ——— Mehrere Kuͤnſtler von vorzuͤglichem 

Verdienſte haben ſich in Tempels Schule gebildet. 
Jacob Eruſt Thomann war ein trefflicher 


Künftler, der in der Manier von Elzheimer arbeitete ) 


und fich länger ald 15 Fahr in Rom aufhielt, und es 


nie verlafjen haben würde, wenn ibn nicht Elzheimers —4 
Tod zu ſehr angegriffen haͤtte. Er ſtarb zu Landau im 
Dienſte des Kaifers. \ a 

Houbrafen rühmt einen Peter Feddes aus. Hara x 
lingen, der auh in Kupfer —— habe, und ſeine — 


Blaͤtter nur mit dem Namen . Harlingensis. bezeich⸗ 
net habe foll. 


Ein treffliher Künftler im Helldunkel (camaieu) 


war Adrian van der Benne, der im Jahr ı5ög, 


und nicht, wie durch einen Drudfehler im Fuͤßly fieht, | 
1586 in Delft geboren iſt. Fruͤherhin fiudierte er, legte 
ſich aber nachher unter Anleitung des Hieronymus van "| 
Diet, der auch im Heldunfel mahlte, aber bald von 
ihm. übertroffen ward, auf die Mahlerei. Er war ein | 
guter Dichter und hat mehreres geſchrieben. 7 
‚Hans Torrentius war im Jahr 1589 in Am I 
ferdam geboren. Sch habe feiner fehon an einem ans 
dern Dit gedacht a), und: würde ihn wegen der ſchaͤnde⸗ 
lichen Gegenſtaͤnde die er mahlte, mit Stillſchweigen 
übergehen, wenn die Geſchichte nicht verlangte, auch ei: I 
nige Worte über ihn zu fagen. Gein feiner und lieb ” 
kicher Pinfel machte ihn zu einem. Künftler opm großem 
Zalent; er wählte aber feine Gegenftände aus den un 
zuchtigften Hurenbäufern, fo. daß. felbft die größten Wüfte 7 
linge über feine Arbeiten errötheten. Seine Unver— Ei 


* 


ſchaͤmtheit ging ſo weit, daß er endlich — die Reli - 


a) ©. Band V. p. 358. 


* 
9 te 0  - 





"4 


J 
—9 








gl 


. gion — und eine Geſellſchaft Bitte, worin er. die 
; abſcheulichſten Keßereien befannt machte, Das Üebrige 
feiner Geſchichte habe ih ſchon erzaͤhlt a), Ein großer 
heil feiner, Gemaͤhlde iſt durch Deuferebaub NepraunE 
worden. 

Gerhard. Seghers h) mar gegen u geboren, 
and der aͤlteſte Bruder von Daniel,, einem berühmten 
-Blumenmahler, und Jeſuiten, von ehem ſchon geres 
det ill. “ — 


od Deufpland, 2.208, 


Gerhard war Schüler von Heinrich van Balen, ging 9 


darauf nach Rom, ſtudirte daſelbſt mehrere Meiſter und 


folgte vorzüglih der Manier des Manfredi c). Nach, 


feiner Zuruͤckkunft ins Vaterland erfchienen einige Eräfs 


‚tige Gemählde von ihm, beinahe im Geſchmack des Garz 
ravaggio, die aber Feinen Beifall fanden, weil die Klarz 
heit in den Gemählden des Rubens herrfchender Ges 
ſchmack geworden war. Er verließ alfo diefe Manier 


wieder d), und dieß war Urſach, daB er in her Folge | 


2) ©. m. G. Das. p. 800, 
b) Sm 5ten Bande ©, 3514. meiner Geſchichte der Mahlerei in 


England hat ſich in der Note k ein Fehler eingefchlichen, dem. 


ich hier verbeffern will, Nicht Descamps, fonbern 0’Xrgant- 


ville Band III. p. 350, behauptet, daß Seghers, Eu er im⸗ 


mer Zegers nennt, in Condon gewefen fen. 


9) Einige Schriftfieller behaupten, daß er am Spanifigen, Be 


“dere, daß er am Engliſchen Hofe gearbeitet Ente; = glaube, 
"daß er bald in fein Vaterland zuruͤckgekehrt ift. 


A) Wir haben im Lauf diefer Geſchichte ſchon einige Beifpiele - 


gehabt, dab Mahler ihre Manier veränderten, ein Ausdend, 

der Häufig gemißbraucht wird, da eine folde Veränderung Eeiz 

ne leichte Sade if, Wo fie Statt fand, Tann man beinahe 

immer annehmen, daß ſie eine Berihlimmerung war, Jeder⸗ 

mann weiß, daß die erſte Manier Guercinos weit vorzuͤgli⸗ 

“her iſt, als die zweite. Ich will der verſchiedenen Manteren 
Naphaele und Gorreggios nicht gedenken, da ich fhon am ger 

hoͤrigen Ort deutlich gezeigt habe, daß dieſe Keine Veraͤnde— 
zung der Manier, fondern Fortſchritte der Kunjt geweſen fey. 

Seghers erſte Manier mar vol Kraft, und obwohl er das 

bei Manfredi und ——— im Auge gehabt an fo. war 


308 Gefihldhte der Mohlerei 


giete Urbeiten erhielt. Er war immer ein — * 
uns und van Dyck's, und ſtarb im Fahre 1663.— 

Descamps a) liefert ein Berzeichniß der vorzuͤglich⸗ 
fien Kirchenſtuͤcke. Unfere verfihiedenen deutfchen Galle: 


rien befigen mehrere Arbeiten von.ihm, aber fein Mei 


ſterſtuůͤck war die Verlobung der heiligen Jungfrau. Ein J 
großes Gemaͤhlde des Hochaltars der hr armn⸗ 9 
lter zu Antwerpen. 

David Bailly, ein Sohn Peter Bailly's, eines 


mittelmaͤßigen Mahler, ward im Sahr 1590 geboren. 


Eornelins van der Voort, ein guter Portraitmahler, war 4 


unter feinen verfihiedenen Xehrern der vorzüglichfte. a 


Bailly reifte viel, war in Rom, und der Herzog von 
Braunſchweig bot ihm bei feiner Zuruͤckkunft eine Pens 
fion an, die er aber ausfhlug und fich in Leyden nie⸗ 
verließ. 3 

Unfere hiefige Gemählde: Sarrlunk befißt in beim. 
Portrait eines nachdenfenden Priefters mit der rn im 7 
der Hand, ein Meifterffüd von ihm b). 

Pit Stillfhweigen übergehe ich den Adrian van 
Einfhooten, der ein Schhler von Spagnoletto geweſen 
ſeyn fol; und den Johann Noodtfeus, einen Schüler 
von Peter Laftmann, der fehr fhöne große Doms 4 
mahlte. N 

Wo Wybrand de Gheeft in Friesland ‚geboren 
ift, weiß man nicht. Er war ein Gefchichtsmahler, von 


Runen Zeitgenoſſen geachtet, und hielt ſich mehrere Jah⸗ 


ſi⸗ doch ſeine eigene. Aber in u zweiten, worin er bie 
Schatten erhellen und fie durchſcheinen machen wollte, ſuchte 
er —0 feine originelle Manier zu veraͤndern, und copiirte 
nur die des Rubens, 


a) Tom. I, pP. 387. 


b)’S. Beihreibung der Gemählbe - Sammlung ber. Univerfität 
zu Göttingen, ©. 3. Nro. ı. und das, was id) darüber bei 
Gerhard Pieters pag: 97. gefagt habe, 


4 





in Deutfehland. 107 


ve vorzuͤglich in Kom auf. Ueber feine Studien kann 
| man aus einem in Amfterdam erfihienenen Buche ur— 
theilen a), Ein Enkel von ihm gleiches Namens, war 
ein Schuͤler von Anton Coxcie. | | 
a Adrian de Bie, zu Liere im Jahre 1594 N 
ven, war in Rom und zeichnete fih in feinem Vater⸗ 


2 Iande aus. Sein Sohn war Cornelius de Bie, wel: 


cher das Leben der Mahler in Verſen gefihrieben hat b), 

2 Dirk van Hoogſtraaten von Antwerpen, geb. 
F 1596, geft. 1640, war ein frefflicher Künftler, von def- 
2 fen beiden Söhnen Samuel €) und Johann ich in RN 
I Zolge reden werde. 

J Jacob Franquaert aus Brüffel, reiſte in Ita— 
lien, war Gelehrter, Mahler, Baumeifter im Dienfte 
I des Erzherzogs Albert und Lehrer der Anna Francisca 
de Bruins, der Mutter des Ritters Bullart. 

| Leonhardt Bramer aus Delft, 1596 geboren, 
I teifte in Stalien und arbeitete in vielen Gegenden mit 


I Beifall ſowohl im großen als im Fleinen, Höhlen, un⸗ 








I terirrdifche mit Fadeln erleuchteten Gewölbe u. ſ. w. mit 
I Ichönen Figuren. Der Dichter Smidt befchreibt eines 
U feiner Gemälde, welches Piramus und Tysbe vorftellt. Er 
beſaß auch viel Geſchicklichkeit in der Darſtellung metal— 
lener Gefaͤße und aͤhnlicher Gegenſtaͤnde, und wegen ei— 
ner gewiſſen Lichtfuͤlle, die er mit großer Kunſt in ſei— 
I ne Arbeiten zu bringen verſtand, hal ten ihn eng für 
I einen erle von Rembrandt, 
| Sn dem Augenblid, da ich diefen Artikel fihneibe; 

erhalte ich durch die große Güte des Herrn A. Sen in 


a) Cabinet des Statues; Amsterd. 1702, 
6) Gulde Cabinet der Edele Schilder- Konst, 


©) Von dieſem ift eine Schrift vorhanden unter dem Fitel: 
k’ecole de la peinture. Ich merdR feiner unter ben Shi; 
lern Rembrands gedenken, 




















208 Geſchichte dev Mahlerei 
Bremen ein Berti in ——— mit 72 Stiygen unter dem a 
Zitel: 


Het. Leven en Bedryt van den Termmerilen Thgt — 4 
Ve door L. Bramer — 1656. J 


piere ſchattirt, mit Bleiweis —— und mit Biere \ 
Geift toffirt. Sie enthalten das Leben des berühmten 
‚ Eutenfpiegels von der Geburt bis an feinen Zod, und | 
verdienten wohl beſonders duch Steindrud bekannt: ge⸗ 
macht zu werben. a 


Sch fomme nun zu 


Johann van Goyen, 
geb. 1596, geft. 1656. 


Er war zu Leyden geboren, Fam jung zu einem. 
Landſchaftsmahler Schilperoort, dann zu Zohann'Nis © 
clai, Man, Heinrich Klof, und endlih zu Wil. TU 
helm Gerrits. Nachdem er einige Zeit in Frankreich 
gereift hatte, Fehrte er in fein Vaterland zurüd und 
hielt fih zur Schule des berühmten Sefaiad van den 
Velde. Späterhin lieg er fich in Leyden und endlich im 
Haag nieder, wo er auch fein Leben. befhloß. J 

Seine Gemaͤhlde find eher See- und Flußſtuͤcke, 
ald eigentliche Landfchaften, ob man gleich in der Ferne 7 
meiftens ein Dorf liegen fieht. Kanäle, Kähne, Fifches, % 
reien und ähnliche Dinge ſind Hauptgegenſtaͤnde ders 
elben. u 
Alles trägt den Stempel der treuften Natur und J 
iſt mit Erſtaunen erregender Leichtigkeit behandelt, und 
alla prima gemabhlt. Ri 

Man behauptet, daß jene dunfelgraue Farbe feiner 32 
Gemaͤhlde aus dem Mißbrauch einer in jenen Zeiten fehe = 
viel gebrauchten Farbe, des Harlemerblaus, entflanden J 





\ “ in welcher ſich auch verſchiedene andere Sünfles 
getaͤuſcht haben 


nige ſchon angefuͤhrt habe. 

Ein anderer Seemahler jener Zeit war, Johann 
Parcelles, zu Leyden geboren, ein Schuͤler von Hein⸗ 
rich Vroom. Seine Gemaͤhlde ſtellen meiſtens das Meer 
‚in Ruhe dar, find ſehr ſchoͤn, und mit einer großen 


Thaͤtigkeit find; aber die Stürme, Ungewitter, Schiff: 
| brüche, der Natur felbft mit Gefahr abgefeben, find 
Meiſterſtuͤcke und erregen Schreden bei dem Anblick. 
| Sein Sohn, Sulius, der aud in diefer Gattung mahlte, 
| wird zuigeilen mit dem Vater verwechſelt, indem beibe 
| ihre Gemählde mit I. P. bezeichneten, 

| Peter de Neyn, ein guter Mathematiker, ward 


4 Eunft und die Mahlerei bei Jefa:s van den Velde. Er 
I ward Baumeifter der Stadt Leyden, wo er im Sahr 
] 1639 fein Leben befchloß. 


1 Augsburg, oder wie andere mit mehr Grund behaup- 


1 % Kupferflihen befannt. 


Her und trat in Dienfte des Ehurfinften von Baiern, 
Auch er war fowohl in der Dehl- als Fresco- Mahlerei 
] ein Kuͤnſtler von ausgezeichneten Verdienften und. we— 
I gen derfelben zum Burgermeifter von München ernannt, 
I wo er fein Leben im Jahr 1634 befchloß. 

A Sandrart giebt uns ‚Band I. Pal 322, feine Grab: 
| | ſchrift a) * 


a) Ich kann hier eine Nachricht mit Stillſchweigen über: 
gehen, welche man in Bieſters neuer Berliniſchen Monatſchrift 





TR Be N —* — 


eh Deutſchunde a 


Menge Fifcher und Geeleuten geſchmuͤckt, die alle in, 


| im Sahr 1597 zu Leyden geboren und fudirte die Baus 


Mathias Kager ward um das Jahr 1598 in 


1 Ban Goyen Hatte biel Schüler, von — ich ei⸗ | 


I ten, im Jahr 1566 in München geboren, und iſt dur 
\ "mehrere von Sadler nad) feinen Eompofitionen geſtoche⸗ 


Er reiſte in Italien, ſtudirte die Werke großer Mei— 


20 Gefhichterber Mahler — 


Johann Meel, fo nennt ihn Cornel. de Bi J 
aber häufiger iſt er unter dem Namen Miel und Jos 
hann della Vite bekannt, ward im Jahr 1599 in Sams 
dern geboren und war ein Schuler von Gerhard Se 
hers a). Zu Rom ward er in die Schule von Andreas el 
Sacchi aufgenommen, und beſaß viele Zalente für die 
Darftellung fowohl des Komifchen als des Genfhaften a 
Die Geſchichte des Moſes, wie er das Waſſer aus ie 
nem Felſen foringen laͤßt, ein Werk, welches er fir 
Alexander VII. in bie Gallerie von Monte Cavallo 


























vom Zahr 1811. Band 26. Seite 511 findet, bet Gelegen⸗ —4 
heit eines Kupferſtichs, der einen, unter dem Namen des Ponte 
merſchen Kunftichranks bekannten Schrank betrift. IH will, - 
indem ich den Lefer auf den ſehr interefjanten Kuffas felbit 
verweife, nur fo viel davon mittheilen, als zu meiner Abficyt 
dient, Es ift ſehr wahrfcheinlich, daß diefer Schrank im Jahr ° 
1616 vollendet ift, Es arbeiteten 24 berühmte Künftler mans 
herlei Urt daran, und außer einem Manufcript, welches die 
Arbeit ſelbſt betrift, findet fid) auch ein Gemälde, das diefen 
Schrank darftellt, wie er in Gegenwart des Herzogs und der 
Herzogin von Pommern und verfgiedener Perfonen ihres Ho— i 
fes gezeigt wird. Sowohl alle die Künftler, welche daran ars ” 
beiteten, als auch alle übrigen Perfonen, wie man aus dem 
„ obangeführten Kupferftich erfieht, find numerirt, und die Nas ” 
men derjelben darunter geſchrieben. Nachdem das obengedachte 7 
Manuſcript die verfchiedenen Künftler geuannt hat, fügt eg ) 
binzu: „und wer biefer Kunftler leben und humores alle bez 
ſchreiben wolt, der wurde wol eine halbe Cronie zufammen, 
und viel Gntenfpiegelßbofen mit unterbringen, wie denn ſon⸗ 
derlich die fünf vorderfte Künftler auf dem Brettlin, nemlich 
der Achilles Langenbucher, Jois Miller, Gobfried Münderer,) = 
Daniel Grußboih und Philipp Jacob Puhner zwar groſe Künfte 
ler, aber naſe Bruder ſein.“ Dieſes find die Nr. 9 bis 13, 7 
Mathias Kager ift unter Nr. 7 dargeftellt und mit vieler 
Mahriheinlicykeit ift er der Verfertiger diefes — — ” 
maͤhldes. 


a) Lanzi redet in der 2ten Epoche von Piemont von einem Rit⸗ 
ter Johann Miel, der in der Gegend von Antwerpen gebos 
ren und ein Schüler von van Dyck geweſen fey, Er läßt ihn 
nah Baldinucci um das Jahr 1599 geboren werden und 1644 

ſterben. Bei diefer Gelegenheit gedenkt er eines Balthafare 
‚Mathieu von Antwerpen, von weldjem er ein Abendmahl 
Ehriſti fehr lobt, ©, Lanzi B. II. Th. 2. pag. 370. er 


in Deutſchland. au 





 Mmahttenwar die Beranlafung, daß in a Folge eine 
* große Menge eh für die Kirchen in Rom bei ihm 
De wurden. Sm Jahr 1648 ward er zum Mitgliede 
der Academie des heil. Lucas in Rom ernannt. In der 
De ward er vom Herzoge Emanuel als erfter Mahler 
am den Hof von Savoyen berufen und dort ‚mit dem 
Orden des heil. Moritz beehrt, und mit dem diamante— 
nen Kreuze beſchenkt. Ungeachtet aller Ehtenbezeugun— 
gen, mit welchen. er uͤberhaͤuft wurde, wollte er den: 
noch nah Rom zuruͤckkehren. Er ſtarb im Fahr 1664, 

wahrfcheinlih aus Berdrug darüber, daß der Herzog 
ihn nicht abreifen laffen wollte. Man behauptet, daß. 
er auch neun Blätter in Kupfer geftochen habe a). Ein 


| ſchoͤnes Bild von ihm man im Museo ———— 
lino b). RT 


"Peter Eidens, genannt der Alte, ward — 
in Antwerpen geboren. Das Wenige was Weyermanns 
von ihm gefchrieben hat, erkennt Descamys für falfch. 
Er war ein guter Gefhichtsmahler und befaß überhaupt 
eine Menge fehöner Talente; auch er mahlte Figuren in 
die Landfchaften vieler anderer Mahler. Unter feinen 
"vielen Söhnen zeichneten fich Franz: und Johann aus ce). 
"Seine beſten Wibeiten befinden fi in Antwerpen, 


"Hubert Jacobs genannt Grimany, zu Delft ge: 
boren, ging jung nad) Stalien und hielt fich zehn Jahr 
in Venedig auf, wg der Doge Grimany, deſſen Na: 
men er annahm, fein Beſchuͤtzer ward. Er ſtarb als 
ein guter Portraitmahler im Jahr 1628 oder 1629. 


| Zacharias Paulutz, Gerhard Sprong, Heinrich An: 
drieſſens genannt Mancken Heyn, Peter Grebber, Paul 


— Bartſch B87 
b) Tom. 31. P- 30. 
6) Ihrer ift bereits oben pag. 5u, ee 























iR sg GSeſhihe⸗ br mehlen IR 


A de Bot a), Heinrich‘ Pot, Juftus Eufterinanns, 
auch Subtermannd gehannt wird, ſich am Hofe zu Flo⸗ 
ne aufhielt und von weldem man ein ſchoͤnes Bild 

Z2ten Bande des Florentinifchen Mufeums pag: 295° 
Fee ; Cornelius Wieringen, ein treffliher Seemahler; - 
| Bernard von Ryſen, Wilhelm (oder rg) Steenree, 
Enkel und Schhler von Poelenburg; Johann Wilhelm 
Bauer ), der in Waſſerfarben mahlte und ein Schhs 
ler von Friedrich Brendel war; — alle diefe Männer 
waren Künfiler von Verdienſt. Giner befondern Erz ” 
wähnung verdient indeffen Jacob van Doft ver 
ältere, im Sahr 1600 zu Brlage geboren, Nachdem 
ex einen guten Grund in der Kunſt gelegt hätte, ging 
er nah Nom, und hingeriffen von der neuen Manier 
des Hanibal Garracci, gab, er fih ihr ganz hin. Uns 
geachtet der großen Menge Künftler, die fi bei feiner TI 

Bunde 4 


*) Paul be Vos, zu Aelſt im Jahr 1600 Albokön, und durch 
feite Darftelungen von Zhieren, Jagden und Schlachten ber 
zühmt. Des Martin de Vos ift ſchon gedacht; auch viele ans E 
dere führten diefen Namen, Gorneliis de Vos warein wader W 
rer Mahler, Schuͤler und Nadyahmer von Anton van Dyd. 7 

IJ. de Vos war ein Portraitmahler, -Lambert de Bos aus 
Redeln reiſte im Jahr 1674 in die Türkei und mahlte die 
berichiedenen Trachten. In der Bibliothek des Gymnaſiums 
zu Bremen befand ſich zu Uſſenbachs Zeiten (Reifen, II. Pr 
174,) ein Bahd im groß Folio auf türkifchen Papier, — eine 
Sammlung gezeichheter und mit den fchönften und Iebhafteften 
Farben gemählter Trachten und Kleibungen der Türken. Born 
fand: Lamberius de Vos Mechlisiensis D. Caroli Rymy 4 
Caesarei Oratoris Pictor Constantinopoli Ao. 1574 pinz © 
gebat. Simon de Vos, im. Jahr 1605 zu Antwerpen geber 
zen, war ein guter Gefchichts und Jagden-Mahler. Eine 
ſeiner ſchoͤnſten Jagden, ein Hirſch, der von mehreren Hun⸗ 
„ben angegriffen wird, befiridet fie) in der Gallerie zu Düffele 
dorf. Was id fhon von mehreren Mahlern dieſes Namens 
gejagt habe, ſehe man B. II; ©. 479, u. folg. 


b) Melchior Kuffel hat eine Menge Sachen nach VSauer ⸗ J 
chen. 


2 JB abe a % 
* wi A . DAR * F * 


‚in in Daufeland. 


E ſrickkunft in Bruſſet befanden, wurden ihm benmo 6 er 
eine Menge Arbeiten aufgetragen. N 
PN | Schon in feiner Sugend hat er. viel Kine. im Eo⸗ 
piren der Werte des Rubens und van Dyds bewieſen, 
indem. man feine Eopien noch jest für Originale anz 
ſieht. Er mahlte nur große Geſchichtsſtuͤcke von ſchoͤner 
Compoſition, und nicht mit vielen Figuren überladenz 
beſaß Kenntniffe in der Architectur und Perfpective, und : 
| hatte Anfangs eine ganz eigene Manier, bie Lichter in 
| feinen Gemaͤhlden zu ſchraffiren, was er in der Folge 
über wieder aufgab. Er flarb im Sahre 1671, Au 
ı ein Bruder ven ihm, der Facobiner- Mind ward, bes 
ſchaͤftigte ſich mit der Mahleren; aber fein Sohn, der 
| ebenfalls Jacob van Soft hieß, fludierte in Frankreich” 
J und zu. Kom, und ließ fich bei feiner Zuruͤckkunft in Lille 
| nieder, wo er zwar 41 Jahr wohnte, aber doch im Jahr 
1718 in Brüggen ſtarb. Er war ein guter Portraits 
und Geſchichtsmahler. 

Mu Johann van der Lys, ein Schller Poelenbourgs; 
A zeichnete fi durch Nachahmung der Manier —— 
Maus: * — 
ber im Sahr 1602 in 
| Briffel geboren ward und mehrere ‚Lehrer hatte, kam 
| in einem Alter von 19 Sahren nach Paris, wo er zu⸗ 
erſt mit vielem Beifalle Portraite mahlte, nachher in 
r Dienfte des Hofes trat, und endlich den Auftrag erhielt, 
die Gallerie des hummes illüstres zu mablen a); Er 
N arbeitete auch für den Catdihal Richelieu und für die 
Königin Mutter b); Auch. gefchichtliche Darſtellungen 
mahlte er mit Kraft, und ſtarb als Director der Aca⸗ 
demie im Jahr 1674. 

— han einen im Jahr 1643 auch in Bi 

A 

&. meine Geſch. der Mahlerei in ran 8, III: p. 
b) Ebendaſ. P. 159: E 


Fiorillo. 30H | 92 


























* 


hielt fich auch eine Zeitlang in Wien auf, wo er den Kais 


verbreitete fich, und er erhielt mehrere Beſtellungen ſo— 3 
wohl vom fpanifhen Hofe für den König und den Gars 


w Ze a RL — % 
ee x Selhihu der Mahlerei Ra x u 


fl geborenen Neffen, Johann Baptiſt der in ars I“ 
fein Schüler war. Diefer reifte nachher in Stalien, RN | 
konnte ſich aber von einer in Frankreich gelernten ges 

n eignen Manier nicht losmachen, und farb als x 
J—— der Koͤnigl. Academie im Jahr 1695 a). Bon i 
den vorzüglichften Arbeiten Philipps liefert Descamps Et 
ein Berzeichniß b). \ 

Zugleich in Portrait» und Landſchafts- Mahlerei 
zeichnete fih aus: Simon Peter Tillemann ges 
nannt Schenf, aus Bremen. Während feiner Reifen 
in. Stalien arbeitete er’ dafelbfi mit vielem Beifalle,; er 





* FR 


fer Ferdinand und verfchiedene Herrn feines Hofes mahl- 
te. Auch eine Tochter von ihm mahlte ES und 
Blumen. 

Juſtus van Egmont, im Fahr 1602 zu Leiden 
geboren, fland in Dienften Ludwig XII und XIV, und # 
war einer der zwölf Erften bei Errichtung der Königl. 
Ucademie im Sahr 1648, Er mahlte große und Eleine © 
Gefhichtöftüde, verlieg Franfreih und flarb 1674 zu 
Antwerpen. Ei 

Sohann van Bronkhorfi, 1605 zu Utrecht ges 
boren, war-ein gefhidter Glasmahler, und fieng an Poe⸗ 
lenburgs Manier nachzuahmen, nachdem ihm jene Art 
der Mahlerei nicht mehr gefiel, Er ward ein trefflicher 
Kuͤnſtler. Seine Glasmahlereien find fehr fhön, bes T 
ſonders die in der neuen Kirche zu Amſterdam. J— 

Johann Coſſiers, ein Schuͤler von Cornelius 
de Voß, ward 1605 in Antwerpen geboren. SeinRuf 


dinal Infanten, als auch flır Ri Leopold. 
Mit einer richtigen Zeichnung verband er die Kunft feis 


a) Andere fagen im J. 1688. X u 
b) Tom. 1. p. 67. 


är i 








a a. 
in Beufuh, | 115 


— ne Figuren ſchoͤn zu gruppiren; ſeine ——— find 
ſehr finnig angelegt, befonders, ‚weil er fih architectoni⸗ 
ſcher Gegenſtaͤnde ſehr gut zu bedienen wußte, ‚Sm Sahr 
2659 war er Director der Akademie zu. Antwerpen. ’ 

Ä Peter Srangois, zu Meceln 1606 geboren, war 
. ein Sohn und Schüler von Lucas, deſſen ich. ſchon ges 
dacht habe a), Seine Fortfchritte in der Kunſt waren 
ſchon ſehr bedeutend, als er Gerhard Seghers. Schule 
betrat. Er: befchäftigte fich mit Gefhichts : Mahlerei im . 
Ä Großen und im Kleinen, mahlte fehr fchöne Portraite 
und eine geoße Menge kleinere Figuren in die Landſchaften 
andrer Kuͤnſtler. Er ſtarb 1654. Ein anderer Bruder, 
Lucas, war 1615 geboren und ein Schüler feines Va⸗ 
ders und des P. P. Rubens. 
| Ich übergehe den Johann Bylert, Chrifian van 
- Kouwenberg und Peter Danfers oder Danferts, genannt 
de Ry (geboren 1605); der in Dienften Ladislaws bes 
4ten, Königs von Ehweden fand; den Ludwig Primo 
(geb. 1606, geft. 1657), aus Brüffel, der auch unter 
dem —— Gentile von Bruͤſſel bekannt iſt, und der 
1660 Mitglied der Akademie des heiligen Lucas in Rom, 

auch ſonſt ein Geſchichts und Portrait-Mahler war, 
und ſich beinahe 30 Jahr in Rom aufhielt; um mich 
deſto laͤnger bei einem der erſten Genies aufzuhalten; 
die die Natur u bat, namlich bey u, 

Ba A s 

i — * 

Shwohl, iniefihen fruͤher bemerkt iſt, fi nach Rubens 
und ſeiner Gehuͤlfen Zeiten der grandioſe und heilige Styl 
zum Theil verlohren hatte, und obwohl von Zeit zu Zeit 
ſich in dieſer Gattung der Mahlerei ein ausgezeichneter 
Geiſt erhob; fo ; igte er ſich doch groͤßtentheils nur bei 
| Ratholiken die ſich in Italien vervollkommnet hatten: 


9) 8 oben Tom: I: © 55. 


a, ER — et; IRRE; 
* N" » r * — * 9 * — N F 
Kir 


116. Gefhiite der Mahler 


Mi 
viiele andere und vorzuͤglich die Holländer verließen biete 

! "+ Gattung ganz, und Iegten ſich darauf, Landichaften, Sees } 
ſtuͤcke, Blumen und Früchte, kleine Geſchichts⸗Thier⸗ 

und Converſations- Stüde und Bambocciaden ıc. zu 

mahlen. Vorzüglich die Ftaliener pflegen mit dem Na: 4 

men Bambocciaden verſchiedene Gemaͤhlde zu belegen, 

die ihrer Natur nad) in Gegenſtaͤnden und Characteren 

ſehr verſchieden ſind. Es iſt bekannt, daß dieſer Name 

zu der Zeit in Rom entſtand, als Peter Laar, der il © 

- Bamboccio genannt ward, fidy dort aufhielt. Man 

> hatte ihm diefen Beinamen in Hinficht auf feine et 

was lächerliche Geftalt, aber gewiß nicht in Hinficht,auf 

feine Gemäbhlde gegeben, welde, wie die von Wouver-⸗ 

| nrann und einer Menge anderer Künftler, Feine Bam: 

bocciaden, fondern Gegenflände ganz anderer Art find. ° 

Obwohl die herrfchende Manier von Brauer, Teniers, 

Oſtade und Hemskercks Gegenftände enthalten, die das, © 

was man unter Bambocciaden verfteht, in fich faſſen. 

Wir haben überdem ſchon gefehen, daß alle diefe vers 

ſchiedenen Gattungen aus viel älteren Zeiten find, als " 

Deter Laar, und daß der ihm rüdfichtlich ‚feiner befon- © 

dern Förpetlichen Geftalt gegebene lächerliche Name mehr © 

dahin zielte, daß er folchen Gemählden glih, als dag © 

er fie felbft gemahlt habe, weit weniger noch, wie eini- 

ge Schriftfteller behaupten, daß er der Erfinder und © 

Schöpfer diefer burlesfen, Fomifhen und fehr gemei: ° 

. nen Manier gewefen fey. Dies alles bezieht fih nur 

auf die Flamänder und in der Folge vorzuͤglich auf die 

Holländer, während die Deutfhen in diefer Gattung ” 

S nicht fo gluͤcklich waren a). Etwas ganz anders iſt es 

mit Rembrandt. Er bearbeitete heilige und heroiſche Ges u 

genſtaͤnde und gab ben Geftalten, ohne es zu wollen, gee 

a) Dftade ift zwar in Deutfchland geboren, aber feine Manier —9 

iſt doch ganz hollaͤndiſch. | 






a 





in Deutfchland. un 
8 meine Phyfi iognomien, da im Gegentheil Dfiade aufdie 
Geſichter gemeiner Figuren ſehr viel Kunſt verwandte. 
Mihris, Terburg, Metzie, Dauw, Schalcken find fine 
Bambocciaden = Mahler und koͤnnen auch fo nicht ges 
nannt werden. Ihre Mahlereien gehören zu einer ganz 
andern Gattung; auch die Gemälde von Trooſt find 
feine Bambocciaden; von allen dieſen Künftlern werde 

ih zu feiner Zeit reden. Nur durch Brauer, Teniers 
und Dftade verbreitete fih der Gefehmad an Bamborı 
ciaden und der große Beifall, den fie dadurch erhielten, # 
war Urfache, daß eine große Menge anderer Künftler, 
‚wie man zu ſiner Zeit ſehen wird, ſie nedna 


ſuchte. 


mer Kembrandt van Ryn . 
t geb. 1606, geft. 167%. A 


In ihm erfcheint eins der Drigimal- Genies, deffen _ 
Gleichen Feine Schule aufzuweifen hat. Paul ward im 
Sahr 1606 in den Nhein- Gegenden zwifhen den Doͤr— 
fern Kouferk und Leyerdorf in einer Mühle ‚geboren, 
wo fein Vater, Herrmann Gerretsz van Ryn, ‚Müller 

war. Bom Rhein erhielt er den Zunamen van Ryn; 
fein eigentlicher Samilien = Namen war Gerretsz. In 
einer Schule zu Leyden, wohin Rembrandt gefchidt 
ward, um Kateinifch zu lernen, machte er Feine großen‘ 
Fortſchritte, zeigte aber eine ſo leidenſchaftliche Vorliebe 
fuͤr die Mahlerei, daß der Vater ihn zuerſt zum Jacob 
van Zwaanenburg brachte, wo er einige Sahre blieb, 
dann zu Peter Laſtmann in Amfterdam, und endlich zu 
Jacob Pinas a). Rembrandt hatte ſich vorgenommen, 


einen andern Fuͤhrer und Lehrer als die: Natur, und 
Hai: 





| a) Man behauptet, daß Jac. Pinas fein erſter Lehrer — 
ſey. Nach Simon Leewen in feiner Beſchreibung der Stadt 
\  . Xeyden war es Georg Schooten, i 





* 118 Geſchichte der Mahlerei ‚x 


zu feinem Aufenthalte und zu feinen Kuͤnſtler— uesungen 
. nur die Mühle feines Baters zu wählen. Ohne gereift r 
zu ſeyn, ohne die Antique und die Werke der großen 9 
Meiſter der italieniſchen Schule zu kennen, begann er 
mehrere Bilder zu mablen, ohne vielleicht zu ahnden, * 
wie groß ſein Genie ſei. 
Als er einſt ein Gemaͤhlde geendigt hatte, rieth ihm 
einer feiner Freunde, es nach dem Haag zu bringen, wo 
er einem Kunfttiebhaber empfohlen war. Diefer nahm ' 
den Kiünftler nicht nur mit vieler Achtung auf, fondern 2 
bezahlte ihm auch fein Gemählde mit 100 Gulden, und 
diefe unerwartete Summe freute ibn fo fehr, daß ern 
bie Poft nahm, um feinen Bater die Nachricht davon A 
um fo ſchneller zu überbringen, Sein Ruf verbreitete ki 
ſich immer. mehr. Verſchiedene Beſtellungen und Ges 
maͤhlde noͤthigten ihn oft nach Amſterdam zu gehen, wo. 
er ſich auch im Jahr 1630 niederließ und eine Schule 
errichtete, die von einer großen Anzahl Nachahmer und 
Lehrlingen befucht ward. # ® 
Ohne alle Kenntniß der Antife fo, wie der fchönen 
Geſtalten des menfchlichen Körpers, ohne Bekanntſchaft 
mit der Geſchichte, der Fabel, dem Coftüme, ohne alle.” 
Studien. der Architektur, Perfpective, Anatomie und 
Geometrie beftand fein ganzer Apparat in einigen alten 
Nüfltungen, in. Kleidungen von irgend einem polnifhen n 
Suden, in mehreren Turbanen u, f. w. welches alles er. ” 
in feiner Stube, aufgehangen hatte, und feine Antifen a 
zu nennen pflegte. E 
Seine Modelle waren feine Frau, eine o Bäuerin aus 
dem Dorfe Ransdorp, und die Magd a). Er verfchös 
nerte die. Natur nicht, fondern copirte fie treu mit als Be 
len ihren Mängeln. m 





— — — 


let u 
—— x 


a) Rembrandt hatte ihr. Bild fo treffene gemahlt, daß, ala es 
am Senfter ſtand, einige Be mit ihm ſprechen woll⸗ 
ten, 


a — 








u2 3 16 GENE" DEF BEN, * V 
I . 


In in Deutfßfand, h 10 


Einige Schriftftellee behaupten, Fr er im’ Jahr 
635 eine Reife nad) Stalien gemacht habe; aber fie 
irren fich. Descamps zeigt mit Gründen, Den, Diet Ans 
gabe falſch fey a). 

Bekannt iſt, daß er einſt eines ſeiner Gemahlde 
dem van Oyck zeigte und dieſer es lobte, er eine hohe 
Miene annahm, und ſagte: „und doch bin ich nicht in 


Italien gewefen;‘“ worauf van Dyd etwas aufgebracht 


antwortete: „man ſiehts au!“ 

Sn feinen fräheren Sahren arbeitete er feine Ge— 
mählde mit großem Fleiße aus, und gab ihnen eine faft 
unglaublihe Vollendung. Descamps führt mehrere Ge⸗ 
maͤhlde der Art von ihm an. 

Sein Geiz und die Begierde reich zu werden war 


aber Urſache, daß er ſpaͤterhin in ſeinen Gemaͤhlden nur 


N auf großen Effect fah. Diefer Geiz verleitete ihn zu 


taufend liffigen Streichen mit feinen. Kupferftihen; er - 
verkaufte fie namlich, wenn die Platten noch nicht vollig. 


beendigt waren, und wenn er eine große Menge Ab— 
drücde davon verkauft hatte, fo brachte er entweder et- 
was Neues hinein, oder loͤſchte etwas darin befindliches 
aus, und verkaufte fie dann aufs neue den Liebhabern, 


die nun feine Arbeiten vollftändig haben wollten, und 


mithin alle diefe verfchiedenen Blätter kaufen mußten. 
Sch Fenne eine Flucht aus Egypten von ihm, in wels 
cher 4 bis 5 Veränderungen bemerklich find; eine Juno 
mit und ohne Krone, den kleinen Joſeph mit weißem 


. and mit fhwarzem Gefiht; eine Frau mit und, ohne: 


Müpe, bei Hühnern. 
Selbſt der berühmte Kupferflih, wo Chriſtus die 


Kranken heilt, den er für 100 Gulden verkaufte, und 


der daher unter dem Namen des Hundert -Gulden-Blatz 


tes bekannt ift, ® faum zum dritten Theil vollendet b).. 


a) Tom. II. 


P- 
b). Die Platte Sieg Kupferſtichs warb. von, Bohdet gekauft, hex. 


0 Gecchichte dee Mahler Be 


Aufferdem, daß er fich von feinen Schhlern bezah⸗ 


len ließ, verlaufte er auch ihre Arbeiten und Sandrart 


glaubt, daß ihm diefer Handel jährlich gegen 2500 Fl. 


eingebracht habe. Er zeigte eine gewiſſe Abneigung ges 
gen Leute von Stande, fo daß er immer mit VPerfonen 
bon niedererm Stande umgieng, als feine Berhältniffe 


forderten, und wenn er fih mit Vornehmen einließ, fo 
geſchah es gewiß nur, um einen großen Bortheil bat: 
aus zu ziehen. 


Der einzige Mann von Stande, mit dem er in 
freundſchaftlichem Verhaͤltniſſe lebte, war der Burger: 
meiſter Six, welcher nicht weit von Amſterdam ein 


Landhaus beſaß, worin Rembrandt ſowohl ſein Zimmer, 1 


F auch feinen ganzen Kupferſtecher-Apparat hatte. Es 


ſehr wahrfcheinlich, daß Die beiden feltenen Kupfers 


fine, für welche faft unglaublide Summen: bezahlt 


‚werden, nemlich das Portrait des Burgermeifter Sir 
und die Landfchaft de la Moutarde auf diefem Land» 
haufe gearbeitet, und die fo reichlich bezahlten Platten 


in dem Beſitze des Sir geblieben find a), 


fie, nachdem er einige Eremplare davon hatte abziehen laſſen, 
in vier Stüde zerfchneiden, und von diefen Stücden Abdrüde 
nehmen ließ, damit Jedermann fid überzeugen Eönne, daß Mr 
würflich vernichtet jeyn, 


a) Sch habe diefes Portrait, weiches zu ben feltenften Saden 
des Rembrandts gehört, auf allen meinen Reifen nur zwei- 
oder dreimal gefehen, In der Schönen Königl, Sammlung. zu 


Dresden befindet es fich nicht, wohl aber eine Gopie, Auch 3 


wir befisen in unferer Sammlung bei der Bibliothek. eine fo 
ſchoͤne Copie, daß nur wenige im Stande "find fie dafür zu 
erkennen, da der Abdruck ſehr friſch iſt. Was die Landſchaft 
de la Moutarde betrift, ſo hat es damit folgende Bewand- 
niß. Rembrandt wohnte zuweilen mehrere Tage bei Sir und 
aß gern Genf zum Sleifh. Eines Tages war durch Nachlaͤſ⸗ 
ſigkeit der Bedienten nichts mehr in der. Senfdoſe und Sir, 
der fehr gegen die Bedienten aufgebraht war, befahl, daß 
einer fogleih nad der Stadt laufen und Senf kaufen follte. 
Die Wahl fiel auf einen etwas phlegmatifchen Diener, Rem⸗ 
brandt wettete, daß er, ehe als jener mit dem Senf aus ber 


ar 
# 





in Deutfhland, 





Leuten, wo er fie haben Fonnte, und pflegte zu fagen, 
baß er, wenn er ſich ein wenig erholen wolle, fich wohl 
De bornehme Gefelfchaften zu, ſuchen, die ihn ar 
ee liebe die Freiheit. 

Seinen Arbeiten fehlt es — an Geiſt, in ſo fern 
ſich dieſer auch unter den gemeinen Leuten findet; aber 
fie find ohne alles Edle, weil er es nie vor Augen hatte, 
Sein Tod erfolgte im Jahre 1674 in Amflerdam a). 


Zeichnung fehlte , fo war er in feiner Arbeit unficher, 
und fo ift auch in feinem Berfahren nichts Unbegreiflis 
ches, wie ein Schriftfteller glaubt b), fondern es ift 


I. Künftler immer im $inftern’ tappt, und wo er immer 
N Sarbe auf Farbe fest, bis er dapin me, wohin er 
kommen wollte. | 


kommen wie er. In feinen Gemählden, mögen es hifto= 
riſche Stuͤcke oder Koͤpfe ſeyn, bemerkt man immer 
an diefes Theils der‘ Bann Grundfäge, 


Stadt Matehn⸗ ‚ einen Kupferſtich geſtochen haben wuͤrde. 

Sir nahm die Wette an, und Rembrandt ergriff eine ſchon 

. mit Firniß überzogene Platte, ftellte ſich an das Fenfter, flach 

die Anſicht Amſterdams von dieſer Seite in Kupfer und hatte 
die letzten Striche in der That fruͤher vollendet als der Be—⸗ 
A diente mit dem Senf zurücdtam, Er gewann alfo die Wette, 


" der Sir mit 800 bis 1000 Sr. bezahlt, 


a) Außer den Verzeichniffen "der Werke Rembrandts von Ger: 

ſaint, Helle, Glomy und D. Yoer erfchten im Jahr 1796 ein 
neues in englifher Sprade, A descriptive Catalogue of 

— the Works of Rembrandt, and of his Scholars eic. by 

Daniel Daulby. Liverpool 1706. 8. — Adam Bartsch Ca- 
talogue raisonne de toutes les Estampes qui forment. 

. Yoeuvre de Rembrandt et ceux de ses principaux imita- 
teurs etc. Vienne — d. 


m: Bustin. 








Rembrandt liebte bie Unterhaltung mit gemeinen 


Da ihm der Hauptgrund der Kuͤnſt, naͤmlich die 


Dieſer Kupferſtich wird auf Auctionen mit 4 bis 600 Sr, und. 


das natürliche Refultat desjenigen Verfahrens, wo der 


Niemand kannte die Harmonie der Farben fo volle 


b a —6 ’ g — 
Be a, h ö 


RR Be 
la. | Gecchichte der Daftee 


— die Art der Darfteltung, als ob die Sadı in 1 
einem Keller vorfiele, wo die ganze Kraft des Lichts 


durch eine. einzige Deffnung auf den Hauptgegenftand 


fällt, und ales Uebrige in eine Dämmerung verfegt if, 
in welcher man jeboch alles unterfcheidet, und wo fih 


nur die Local» Farben verwifchen , fi gegen die Dun: 


kelheit abftufen, und jenen unerreihbaren Zauber bewirken, 
den Fein anderer Künftler erreicht hat; am wenigſten 
‚diejenigen, welde in ihren Gemählden den Glanz und 


‘ die Klarheit der gemahlten Fenſter nachzuahmen fuchen, 
Sch gebe zu: daß man bdiefen Effect in einigen wenigen 
Gemaͤhlden verändert findet, aber dieſe Veränderung kann 
die Wirfung einer durch die Zeit, oder durch irgend eine 
Farbe verurfahten Verwandlung feyn, die jedoch nie in 
das fhwärzliche fallt, wie Bei einigen feiner Nachahmer, 
und vorzüglich bei Joſeph Maria Crespi, genannt Spag— 
noletto, deffen Gemählde jekt ſchwarze Zafeln find, auf 
denen man nur hin und wieder einen Kopf unterfcheis 
det. 


irgend einer Schule behangen if, und wo ber Blick fo= 
gleich auf ein Bild von Rembrandt fallen wird, wenn ſich 


nur ein einziges von ihm darunter befindet. Das Auge 
fucht immer die größte Helle, weil es aber nad einer 


gewiffen Anftrengung Nuhe fucht, fo findet es diefe im— 
mer im Rembrandt5 Gemählden. Auf der einen Seite 
wird dem Auge in jenen hellen und. klaren Gemählden 


durch eine lebhafte Farbe gefhmeichelt, auf der andern 4 


aber findet es Feine Ruhe. Wo iſt das Gemaͤhlde, weis 
ches ruͤckſichtlich der Harmonie nicht neben einem Rem— 
brandt verlöhre? Jedes andere Gemählde gleicht einer 
Landcharte in Bergleihung mit den feinigen. Gein 
Zauber zieht dad Auge an und zwar nur vermittelft des 


— 


Daß fein Helldunkel ein wahrer Zauber ſey, bemerkt 
man leicht, wenn man in ein Gabinet oder eine Galles 
tie tritt, deren eine Wand mit den fhönften Gemählden 7 





in Deutſchland. b 125 


1 Helldunkels, werde in der Ehat die Baſis von allem 
Jüuͤbrigen iſt; die Farbe iſt nur zufällig. 
| Nembrandts Nahahmer waren Bramer, Lievens, 
und andere, unter denen einige ihm nahe famen, aber. 
feiner feine Originalität erreichte, . \ 
Unter den Neuern gehört der wadere Dietrich das 
zu, der immer Andere, namlich Poelenburg, Salnator 
Roſa, Carl Maratta, vorzuͤglich aber Rembrandt nach— 
zuahmen verſuchte. Von dieſen feinen Verſuchen ſieht 
man Beweiſe in der Dresdner Gallerie; auch in der 
Gallerie von Salzthalum waren zwei fhöne Gemaͤhlde 
von ihm in der Manier von Rembrandt; wer koͤnnte 
ſich jedoch ſo taͤuſchen, um Dietrich fuͤr Rembrandt zu 
halten a)? Dietrich, der ſelbſt in feinen ſchoͤnſten Ge- 
maͤhlden, vorzuͤglich in Landfchaften ſich nicht enthalten- 
kann, alle Farben der Palette in die Vordergruͤnde zu 
bringen, ſelbſt wenn fie im Schatten liegen, was der 
Manier Nembrandts ganz entgegen ift! Rembrandt bes 
zeichnete zwar alle feine Gemaͤhlde mit dem Namen und 
dem Datum; man darf aber darauf nicht bauen. Sn 
aunferer kleinen Sammlung befindet fih das Bild eines 
Mannes mit einem Barett auf dem Kopfe. Das Zei: 
chen R. 1635 kann nicht voflfommener nachgeahmt feyn, 
und in 'einer gewiffen Entfernung macht das Bild im 
| Ganzen Eindrud, auch bemerkt man in ber Behandlung 
jene Unficherheit im Auftragen verfchiedener Tinten. 
Uber ihm fehlt, was man in allen Werfen Rembrandts 
findet, naͤmlich Geiſt b). 

Rembrandt copirte die Natur ohne Kuswahl, wie 
fie fih ihm darftellte, und gab feinen Arbeiten, befonders 
feinen Portraiten, die immer feinen Ge ſchichtsſtuͤcken vor⸗ 
zuziehen find, ein großes Relief. Diefe Bolkommenz 





a) Dies behauptet jedoh Burtin Bd, Ir. ©, 189, 
Bun Saasanın = 10. Muemap. 











A at 


Geſt Bichte der Draft 


die Art der Darftellung, als ob bie Sade in 
einem Keller vorfiele, wo die ganze Kraft des Lichts — 
durch eine einzige Oeffnung auf den Hauptgegenſtand 
faͤllt, und alles Uebrige in eine Dämmerung verfegt iſt, Au 
in welcher man jedoch alles unterfeidet, und wo ſich 
nur die Local-Farben verwiſchen, fich gegen die Duns 
kelheit abftufen, und jenen unerreihbaren Zauber bewirken, I: 
den Fein anderer Künfkler erreicht hat; am. wenigften ©” 
‚Diejenigen, welche in ihren Gemählden den Glanz und I. 
die Klarheit der gemahlten Fenfter nachzuahmen fuchen. 7 | 
Sch gebe zu, daß man diefen Effect in einigen wenigen 
Gemählden verändert findet, aber dieſe Veränderung fan 
die Wirkung einer durch die Zeit, oder durch irgend eine _ 
Farbe verurfachten Verwandlung feyn, die jedoch niein 
das fhwärzliche füllt, wie Bei einigen feiner Nachahmer, ” 
und vorzüglich bei Zofeph Maria Emspi, genannt Spags 
noletto, deſſen Gemaͤhlde jetzt ſchwarze Zafeln find, auf 
denen man nur hin und wieder einen Kopf unterfcheis 
det. 





Daß fein Helldunfel ein wahrer Zauber fey, bemerft 
man leicht, wenn man in ein Gabinet oder eine Galle: 
tie fritt, deren eine Wand mit den fünften Gemaͤhlden 
irgend einer Schule behangen ifi, und wo der Blick ſo— 
gleich auf ein Bild von Nembrandt fallen wird, wenn ſich J 
nur ein einziges von ihm darunter befindet. Das Auge 4J 
ſucht immer die groͤßte Helle, weil es aber nach einer 
gewiſſen Anſtrengung Ruhe ſucht, fo findet es dieſe im-⸗ 
mer im Rembrandts Gemaͤhlden. Auf der einen Seite 
wird dem Auge in jenen hellen und. Elaren Gemählden 
dur) eine lebhafte Farbe gefhmeichelt, auf der andern 
aber findet e3 Feine Ruhe. Wo_ift das Gemählde, we: 
ches rüdfichtlich der Harmonie nicht neben einem Rem: 
brandt verlöhre? Jedes andere Gemählde gleicht einee 
Landcharte in Vergleichung mit den feinigen. Sen 
Zauber zieht das Auge an und zwar nur vermittelfi des 


— — — 
EEE, 


kr 


in Deutſchland· 125 


Heltunkis, welches in der <hat die Baſfis von allem 
uͤbrigen iſt; die Farbe iſt nur zufaͤllig. 

Rembrandts Nachahmer waren Bramer, Lievens, 
und andere, unter denen einige ihm nahe famen, aber 
| feiner feine Originalität erreichte, . Ä 
Unter den Neuern gehört der wadere Dietrich da— 


1 zu, der immer Andere, namlich Poelenburg, Salnator 


Roſa, Earl Maratta, vorzüglich aber Rembrandt nach⸗ 
zuahmen verſuchte. Von dieſen ſeinen Verſuchen ſieht 


man Beweiſe in der Dresdner Gallerie; auch in der 


Gallerie von Salzthalım waren zwei fihöne Gemaͤhlde 
von ihm in der Manier von Rembrandt; wer Eönnte 
ſich jedoch fo täufpen, um Dietrich für Rembrandt zu 
halten a)? Dietrich, der ſelbſt in feinen fchönften Ge— 
mäblden, vorzüglich in Landfchaften fich nicht enthalten- 
‚ Tann, alle Farben der Palette in die Worbergründe zur 
bringen, felöft wenn fie im Schatten liegen, wa3 ber 
Manier Rembrandts ganz entgegen ift! Rembrandt be— 
zeichnete zwar alle feine Semählde mit dem Namen und 
dem Datum; man darf aber darauf nicht bauen. Im 
unferer Kleinen Sammlung befindet fid) das Bild eines 
Mannes mit einem Barett auf dem Kopfe. Das Zei: 
hen R. 1635 kann nicht vo ffommener nachgeahmt feyn, 
und in einer gewiffen Entfernung macht das Bild im 
. Ganzen Eindrud, auch bemerkt man in der Behandlung 
‚jene Unficherheit im Auftragen verfchiedener Zinten. 
Uber ihm fehlt, was man in allen Werfen Kembrandts 
findet, namlich Geift b). 

Rembrandt copirte die Natur ohne Kuswahl, wie 
fie fi ihm darftellte, und gab feinen Arbeiten, befonders 
feinen Portraiten, die immer feinen Geſchichtsſtuͤcken vor⸗ 
zuziehen ſind, ein großes Relief Diefe Solfommenz 


a) Dies behauptet jedoh Burtin 3b, ir. ©, 189 
b) — mein Verzeichniß ©, 18. Nr. 50. 





f 


126 Geſchichte der Mahlnd 4 
Joachim von Sandrart, = 
geb. 1606, geſt. 1688. — Hu 


Joachim ward zu Frant furt geboren und a Mi 
aus einer anfehnlichen Familie, welche ihre Votahr $ 


I 


- bis in das 1ate Jahrhundert hinauf führte a). 


Nachdem er mehrere Sprachen gelernt hatte, — 
er ſich auf die Zeichen- und Kupferſtecherkunſt und auf 
die Mahlerei. Er war ein Schüler von Yfelburg und ” 
von Egidius Sadler, der ihm vietd, das Kupferftechen " 
ganz aufzugeben, und fih nur der Mahlerei zu widmen 
Auf diefe Weife ward er ein Schüler von Gerhard Hontz 7 


horſt, der, als er zu Carl dem Erfen nach England 
reifen mußte, unter allen feinen Schülern nur den San: 


drart allein zum Gefährten und Gehuͤlfen erwählte, Er 


hielt fih lange Zeit dort auf und ward nicht allein von 


bem Monarchen, fondern vorzüglich dom Herzog von # 
Budingham geliebt, deffen plögliher Tod (er ward im | 


Sabre 1627 in feinem eigenen Schlafzimmer ermordet) 7 
die Urfache war, dag Sandrart unter dem Borwande 


nach Italien zu gehen, England wiederum verließ b),; 
Bei feiner Ankunft in Venedig ward er von zwei feis 


ner Landsleute, nämlich von Sohann Lys genannt Pan, 3 
und von Nicolaus Rainer ſehr freundſchaftlich aufge⸗ 


nommen. ‚Er begab ſich darauf nah Bologna, Florenz, 


und fam auch nad) Nom, wo er jedoch, wie fich deut: % 


lich ergiebt, unter die Mitglieder der Schilder: Bent 


nicht aufgenommen ward, obwohl er in Gemeinihaft ihit 
Le Blond, mit welchem er nach) Rom gefommen war, 7! 


a), Siehe Carpentier histoire genealogique des Pays - -Bas. 1% 

Leide 166%. Partie III: pag. 1066. 1077. RR 

b) Es ift fonderbar, daß Sandrart, wie ih auch ſchon in der 

Geſchichte der Maplerey in "England Sb. V. p. 373. bemerkt 
habe, in der Biographie des Gerhard Honthorft diefer ua 
mit feinem Worte gedentt; 





— 
* \ —— FM 


Ei Denn, a. Ne 


peefhlinenen Mahlern, unter: denen fi auch Staliäner 
und Franzofen befanden, ein Gaftmahl gab. 

| Sandrart ſtudirte und arbeitete mit großem Bei: 
falle, und ward zu einem der zwölf Mahler erwählt, 
Deren jeder fir den König von Spanien ein großes Ge> 
ſchichtsgemaͤhlde zu verfertigen beauftragt war, Das 
Seinige ftellte Seneca's Zod vor a). 
| Das allgemeine Lob, welches er fi) erworben hat: 
te gab Beranlaffung, daß der Marquis Bincenz Ius - 
ſtinjani ihn zu fi in feinen Palaft nahm, “Er mahlte 
mehrere Portraite, und ward dem Pabſt Urben VIIL 
empfohlen, der ihm ebenfalls mehrere Arbeiten. aufs 
trug. 

Sn der Folge mabhlte er mehrere Gemählde ſowohl 
für Kirchen als für Pallaͤſte. Als der Marquis Juſti⸗ 
niani feine ſchoͤne Sammlung von Statuen durch Ku— 
pferſtiche bekannt machen wollte, Beste Santrart 
| die Zeichnungen, nach welchen viele berühmte Kuͤnſtler 
den Stich beforgen wollten b), Auch in Neapel, wos 
hin er eine Reife unternommen hatte, arbeitete er mit 
großem. Beifalle. Er war auch in Sicilien, wo er eine 
Menge Zeichnungen von Gegenden entwarf, die fpaterz 
bin von Mutheus Merian dem ältern copiirt, und theils 
in Öottfrieds Aechontologie, theild in der italiänifchen 
| Topographie befannt gemaht wurden. Bon Sicilien 
gieng ee nah Malta, Fehrte darauf nah Kom zurüd, 
und verließ diefe Stadt wieder im Jahre 1635, um fich 
nach Deutfchland zu begeben. Die Unruhen des Zojähs 
rigen Krieges veranlaßten ihn von Frankfurt nah Am— 
fierdam zu reifen, wo ihm ebenfalls ein allgemeiner 
‚Beifall zu Theil ward. Nach dem Zode feiner Gattin, - 
von welcher er ein nahe bei Ingolſtaͤdt gelegenes Band: 

a) S. meine Geſchichte der Mahlerei in Kom Bi. 1. 
'b) Galleria Giustiniana etc. Roma 1631, fol, 2 Vol, 








Me - x Geſhihte der Miehlee 


gut, Stodau, geerbt bi x verfaufte er in Holland 
feine Sammlung von Zeichnungen, Kupferſtichen, Ge 
maͤhlden 2c. für bie — von 22616 Gulden a) und 
‚reifte dahin ab, um Befig davon zu nehmen. Aber 
auch hier blieb er nicht, lange. Da er Feine Kinder 
hatte, fo verkaufte er alles und ließ fi in Augsburg 
nieder. Inzwiſchen verlor fich feine Leidenfchaft für die 
Maplerei nie, und beinahe unzählig find die Arbeiten, 
die er für den Churfürften Marimilian von Bayern, 
für den Erzherzog Leopold und für die Jeſuiten in 
Landshut verfertigte: ! 

Bei dem Abſchluß des Friedens, zu welchem fich 
die Gefandten vereinigten, ward er im Jahr 1649 nad 
Nürnberg berufen. Hier mahlte er den Generaliffimus, 
nachherigen König von Schweren, Carl Guſtav, Wran— 
gel, Piccolomini ꝛc., und im Jahr 1650. in dem großen." 
Saale das ſchwediſche Friedensgaftmapl, auf welchem 
ſich alle Portraite der Gefandten und des Nürnbergis 
fhen Magiftrats befinden; 

Was feine Manier betrift, fo flieht. man leicht, 
daß er die. venetianifche Schule liebte, namlih Paul 
Beronefe und Tizian, daß er fih aber, nur edler 
in der Wahl der Natur, fehr an die Manier von Me: 
rigi gehalten hat. Nicht geringer war der Ruhm, welz 
chen er fich durch feine literaͤriſchen Arbeiten erwarb. 

Das erite Werk, welches von ihm erfhien, war 
„die deutſche Academie der Bau-, Bildhauer- und 
Mahlerkunſt,“ wovon der erſte Band 1676, der zweite 

We. b) herausfam, Eine lateinifche Usberfogung dies 
fes 


> 


- 


a) Descamps Tom. II. pag. 105. giebt die Verkaufs: Summe‘ 
auf 48621 Gulden an. 

b) Sandrart Tom. I. p. 341. (II. Th. II. Buch) giebt uns 
„von zwei berühmten Sloventinifchen Künftlern Nachricht, nem: 


lich von Alerander Abondio Vater und Sohn, beide gleiches 
Namens: 





2 


vn 





” 


| Fr Bruhn 189 


fes Werks von dem beruͤhmten Ghriftion Rhodius iſt 


1683 gedruckt worden. Seine übrigen Werke find; die 
Metamorphoſen dcs Ovids; Sammlung von Statuen 


mit einem lateiniſchen —* von Chriſtoph Arnold, im 


Vahre 1680 unter dem Titel: Admiranda sculpturae 
'seu statuariae veteris; Iconologia Deorum u:  w.: 


e Sammlung von Anfichten ber vorzüglichiten Gebäude in 


Rom u. f. m. 
Er war eine ber Hauptftügen der Academie ai 
Nürnberg, die im Fahr 1662 errichtet worden ift. Auſ⸗ 


fer vielen goldenen Ketten, welche er zum Geſchenk er: 


halten hatte, ward er auch von der Republik Venedig 
zum Nitter von St. Marcus, und von dem Ehurfürs 


ſten von der Pfalz zum Kath ernannt, Sandrart bes 


ſchloß fein ruhmvolles Leben im Sahr 1688. Er ſelbſt 


hate feine Kinder, aber die Familie Sandeart hatte 


‚eine große Menge Kuͤnſtler aufzumeifen. 

Um dieſe Zeit blühten Monnix, zu Seisogenbufi 
1606 geboren, und 1686 geflorben. Er mahlte Gonverz 
fationsflüde, war in Kom und felbft in Dienflen des 
Seine Arbeiten ke felbft in Flandern ſehr 
— 


Namens. Der Sohn, der die Kunft vom Vater gelernt hat⸗ 
te, kam ebenfalls in die Dienſte des Kaifer Rudolph des Ilten 


‚in Prag, und nachher in die Dienfte des Churfüriten Maris: 


. milian von Bayern, mo Sandrart ihn Eennen lernte, Da 
' "vo er Seite 312 bes eben genannten Bandes non den Unters 
ftügungen print, durch welche ihm Notizen zufamen, fügt 


‚er hinzu: ;,..:... wie ich ferner ſolches nicht wenig zu danken 
habe dem berühmten Alexander Ubondio zu Münden, 


der vor ſich ſelbſt ſehr nachforſchend in feiner Tugend geweſen, 
und von denen alten Teutſchen alles ſelbſt fleißig erfahren, ge⸗ 
ſehen, und von feinem alten Vatter, einem curioſen kunſtrei⸗ 
hen Mann, vernommen, und ic alfo durch allerley dergleis 
hen Mittel unfere teutfhe Kunft- Mahlern, nad) Möglichkeit, 
dergeftallt zujammengebraht, dag andere nad) mir die Forts 
ſetzung gar leichtlich zu Werke richten koͤnnen.“ 


Ueber. feinen bis nad) Bien gedrungenen Ruf fehe man 
ben Artikel LuyEe; 


Fiorillo. 38 Ih; & 


r 


10 Gef Sihteh ber Mehlerei — 

Gäfır van PRCTEEN FRe 1606 in ailtiv 
boren, war ein Schuͤler von Johann van Bronkhorſt a), 
‚zeichnete ſich durch Portraite, durch geſchichtliche und 
architectoniſche Darſtellungen mit — aus, und ſarb 
1679. | 


Des Johann Ulrich Loth, der in Muͤnchen ges 
boren war, fo wie auch feines Sohns, Johann Carl . 
Loth, habe ich fon in der Gefchichte der Mahlerei in 
Benedig Bd. IL. p. 166 gedacht, wo ich zeigte, daß er 
fein Schüler von Caravaggio hat feyn können, ein Strs 
thum, der neuerlich no) von Herrn von Mannlich wicz 
derholt worden ift b). Ein ſchoͤnes Portrait von Carl 
findet fi in der Sammlung der Florentinifchen — 
ler c). 

Johann Lievens, von einigen faiſchlich fir ei⸗ 
nen Schuͤler von Rembrandt gehalten, war im Jahr 
1607 in Leyden geboren, und lernte zuerſt bei Georg 
van Schooten, nachher bei Peter Laſtmann. Er machte 
große Fortſchritte Waͤhrend des Volks-Aufruͤhrs im 
Jahr 1618, wo die Burgermeiſter zu Leyden genoͤthi— 
get wurden eine Menge Leute zu bewaffnen, blieb Lie⸗ 
vens ruhig in feinem Arbeitszimmer, und ahndete nicht 
einmal die Gefahr, der er ausgefest war d). 

Sowohl Portraite als re glüdten ihm 
überaus, wohl. 

Seine Arbeiten RR. in London jebr geſchaͤtzt, 


a) Es giebt mehrere Kuͤnſtler dieſes Namens, Einige RER 
feln auch wohl J. van Bronkhorſt mit I. van Bod- 
horſt. Johann ward in Utrecht geboren, und mahlte auch 
Fenſter. Unfere Sammlung befist ein ee Gemaͤhlde von 
ihm, ©, Verzeichniß pag- 57. Nr. 50. 

b) ©. Gall. T: I. p. 253. 

c) ©, Mus. Fior. T. UI, pag. 251. 


d) Eben dies war der Fall mit Franz Mazzuola genannt Par- 
megianino im Jahr 1527 bei der Plünderung Roms, und mit 
‘, Protogenes, als der König Demetrius Rhobus belagexte. 





we... N ae 
u; kl Deutſchlnde 151 


skin er im Sahr- 1630 ee, fich daſelbſt drei Jahr 
aufhielt, und den König, die Königin, nebft vielen Gro— 
Ben des Hof mahlte: Von England gieng er nah 
Antwerpen, wo ihm mehrere Kirhengemählde aufgetras 
gen ‚waren. Für den Prinzen von Dranien werfertigte 
1 er im Sahr 1641 zwei Bilder, 
Somohl der Dichter Vondel als Philipp Ungels, J 
der Verfaſſer einer Lohrede auf die Mahlerei, reden 
beide mit vieler Achtung bon ihm. Der letzte lobt das 
Opfer Abrahams, welches in der Folge in die Gallerie 
nah Salzthalum Fam, und gewiß eins der fchönften 
Gemählde ift, welches man von dieſem Meiſter ſehen 
kann Ds 
ch habe fihon an einem —— Ort by mehrerer 
Künftler des Namens Stevens gedacht; hier muß ih _ 
| bemerken, daß Palamedes Stevens genannt Palames. 
H deſz, —— er im Jahr 1607 in London geboten war, 
dennoch Holland angehört. Sein Water war. ein bes 
]; zühmter- Arbeiter in agatnen und porphirnen Gefägen, 
und vom König Jacob dem J. nach London berufen wors 
den. - Der Sohn mahlte Schlachten und ähnliche Dinge 
im Styl von Sefaias van de Velde. Seine Arbeiten 
werden fehr gelobt. Er ſtarb um das Jahr 1658. Ein 
„älterer Bruder von ihm mahlte Vortraite und Conver— 
fationd -Stüde, war 1673. Director der Academie zu 
Delft, und ſtarb 1680. J 
Gerhard Zerburg, ein Schuͤler ſeines Vaters, 


ER AESREI 


% — im dahr 2608 von guter Familie in Zwol ges 


a) Diefes ſehr — Semahlde ſtellt den Augenblick dar, wo 
Abraham nach dem Opfer, auf den Knien liegend, ſeinen Sohn 
in die Arme ſchließt und dem Hoͤchſten danket, Coloxit und 
Ausdrud mahen die vorzuͤglichſte Schönheit diefes Kunſtwerks 
aus, Was den Leſer noch mehr intereſſiren wird, ift die mir 

gegebene Verſicherung, daß dieſes Bild ul in die pe des 
Seren Denon gekommen ift, 


b) ©, 8b, V. bas Kegifter, 
52 





132 Geſchichte der Mahlerei 


boren. Nachdem er die erſten Anfangsgruͤnde gelernt, 
und ſich einige Zeit bei einem anderen Mahler in Har⸗ 
"Tem aufgehalten hatte, unternahm er eine Reife durch 
Deutfehland und Stalien, welche aber durchaus feinen 
Einfluß auf feine Manier hatte ‚ die fich nie veränder: 
te, In der That fand er fo viel Beifall, daß feine 
Arbeiten immer reichlich bezahlt wurden. 

Im Sahr 1648 findet man Zerburg bei dem Fries 
dens > Congreß in Münfter wieder, wo er beinahe alle 
dort verfammelten Gefandte mahlte. Auf Bureden des 
fpanifchen Gefandten, Grafen Pigaranda, folgte er die: 
fen nach Madrid. Der König ernannte ihn nicht nur 


zum Ritter, fondern befchenfte ihn auch noch mit einer Y 


goldenen Kette, Degen und Spornen. Er mahlte faſt 
alle Hofleute. Auch in London und Paris ward er ſehr 
geehrt, ließ ſich aber in Deventer nieder, wo er endlich 
ſelbſt zum Burgermeiſter ernannt ward a). Er mahlte 
das ſchoͤne Bild von Wilhelm dem 3ten von Dranien, 
als diefer Souverain durch Deventer gieng. Sein Tod 
faͤllt in das Jahr 1681. 

Wenn auch Terburgs Zeichnung nicht — — | 
correct ift, fo werden dennoch feine Gemählde fehr ges 
achtet wegen einer gewiſſen Natürlichfeit, Einfachheit 
und Anmuth, und wegen einer freuen Darftellung der 
Draperie, befonderd des weißen Atlafles, und in der 
That giebt es kaum ein Gemählde von ihm, in welchem 
er. nicht ein folches Kleid angebracht hätte, - 

Die Gegenftände feiner Gemählde find alle aus dem 
Privatleben genommen: ein Lehrer, der einen Schüler 
unterrichtet; eine Dame, die irgend ein Inſtrument 
fpielt, und von einem Ritter bewundert wird; ein ah 


a) Nah Houbralenz Andere Tagen, und zwar mit — 
Grunde, daß er nur zu einem Mitgliede des aus 40 Perſo—⸗ 
nen beftehenden Raths diefer Stadt, nicht aber sum Burgers 
meiſter erwählt worden ſey. " 





. | in in Deutſchland. a 


ige, FM einer Dame ein Billet bringt, und taufend a an: 
dere aͤhnliche Dinge. | 

Auſſer einigen ſchoͤnen Bildern von —— wel⸗ 
che aus dem Cabinet des Statthalters in das Muſeum 


zu Paris und jetzt gewiß wieder von dort zurüdgebracht 
find, befist auch die Gallerie in Wien zwei ſchoͤne Stüde 


ı von ihm. Im der Dresoner Gallerie befinden fich viere; 
in dreyen derfelben iſt der fhönfte weiße Atlas darge 
ſtellt, ven man fehen kann. Auch die Münchner, Duͤſ⸗ 
ſeldorfer, Schleigheimer ꝛc. Galerien, beſitzen mehrere 
ſchoͤne Stuͤcke von ihm. 

Sein groͤßtes Meiſterſtuͤck iſt das Bild, worauf alle 
Miniſter des Congreſſes zu Muͤnſter dargeſtellt find, und 


wo er ſich ſelbſt unter den Zuſchauern gemahlt hat. Es 





I iſt don van Snyderhof in Kupfer geſtochen worden. 

IR. Bon feinen Schhlern werde ich in der Folge reden; 
| Na will ih noch bemerken, daß er eine Tochter, Ma: 
| ae hatte, die feine Schülerin war, und feine 
| (de entwarf, die dann, wenn fie von ihm ſelbſt 
\\ arbeit waren, für feine eigene Arbeit galten. 
Da ich hier einer Mahlerin gedacht habe, fo fey es 
mir erlaubt, auch etwas über die berühmte Anna Ma: 
ria Schauermanns zu fagen, welche im Jahr 1607 in 
Utrecht geboren ward a). Schon von ihrer erſten 
Kindheit an zeigte fie ein ganz aufferordentliche Genie 
fuͤr die Wiffenfhaften. Schon im 7ten Jahr ihres Al⸗ 
ters ſprach fie Lateinifch, legte ſich in ber Folge auch 
auf das Griechiſche, genoß den Unterricht des berühmten 
Voſſius in orientalifhen Sprachen, und trat fpäterhin 
mit mehreren berühmten PRannern und Braken in lit⸗ 
J teraͤriſche Verbindung b). 


a) Einige geben Coͤlin als ihren Geburtsort an. Siehe. Huͤpfch 
Epigrammatographie zweiter Theil ©. 70 u. ©, 96. 

b) Nobiliss. Virginis Annae Mariae à Sehurmann Opuscua 
la etc. Lugd. Batav. 1648. 8. 


134 Geſchichte der Mahler 


Was die Kunft betrift, fo mahlte fie, arbeitete mit 
dem Grabftichel, verftand die Bildhauerkunſt und zierte 
“alle dieſe Eigenſchaften noch durch große Zalente in der 
Muſik. 

Hinſichtlich 6 Religion ſcheint ſie die ——— 
LAbadie's a) angenommen zu haben, gab auch unter 
dem Zitil „Eucleria“ ein Buch über diefe Grundfäße 
heraus. Sie jtarb 16758 in Altona, Labourneur b) 
Voſſius, Salmafius, Kats, Andreas, und Andere —— 
ihrer ruͤhmlichſt — 


2* 
* 


Schon vor Terburg 8 Zeiten machten einige Kuͤnſt⸗ 
ler Verſuche mit Gegenſtaͤnden, die aus dem Privatleben 
genommen waren, aber es gluͤckte keinem, und Niemand 
verſtand es den pflegmatiſchen und ehrbaren hollaͤndi⸗ 
ſchen Character feſtzuhalten⸗ 

Terburgs Gemaͤhlde beobachten immer einen gewiſ⸗ 
ſen aͤuſſerlichen Anſtand, ſelbſt auch bei anſtoͤßigen Ge— 
legenheiten, wie 3. B. in den Gemaͤhlden zu Paris, 
wo ein Dfficier einem Frauenzimmer Geld" anbieter. 
Wenn er auch nicht als der Gründer und Erfinder die: 
fer Manier anzufehen ift, fo war er doch mwenigftens 
das vorzüglichfte Mufter derfelben. Gruppirte Familien: 
Gemählde gaben ohne Zweifel die erfte Idee zu diefer 





a) Ueber Johann de Cababie, den Stifter einer neuen Sec: 
te, ſ. Selleri Monument in Ediet. trimestr. IX. Nr. 50. 
pag. 517. Die, Labadiften  Eommen mit den Reformirten in. 
allem überein, haben ſich aber 1670 von ihnen getrennt, vndt 
fie feinen zum heiligen Abendmahl zutaffen, als welche fie aus 
gewiffen Proben für Wiedergeborne : halten Eönnen, wollen 
auch nur folher Wiedergebornen Kinder taufen, außerdem tie\ 
Taufe fo lange fuspendiren, bis folhe Kinder erwachlen und 
jelbft dergleichen Proben ihrer Wiedergeburt ‚ablegen koͤnnen. 
Sie befinden ſich jetzo meiſtens in Penſylvanien in Nord— 
america, Vid. Jaeperi Dissert. de Labadismo. « 


») Relation du Voyage de la Royaume de Pologne etc. par 
J. Le Labourneur ete. Paris 1647. %. pag. 65. sqg, 





F si 135 
Krk der Mahlerei,. welche nachher. bon mehreren Künf | 
lern zu einem ‚hohen Grabe Be aelteagendeh, ge⸗ 
ei worden ift. R 
„Eine. ‚ganz andere Nanie war Die des 


* Adrian Brauwer g 
OA: BRD 1608, geſt. 1640, Hk 


ki Das. wahrhaft ſchwelgeriſche Leben und die Züge 
der Undankbarkeit dieſes Kuͤnſtlers uͤbergehe ich mit 
Stillſchweigen, und will nur von IE lanien MO ſei⸗ 
nen Werfen. ‚veden. , 
\ en Adrian ward in. Harlem a) von armen Eltern — 
melde ihm Feine Erziehung geben fonnten. Seine Mutz 
‚| ter war eine Stiderin und machte Putz für Bäuerinnen; s 
5 er felbft zeichnete Blumen und Vögel zum Stiden. & 
Kamen, ein Schüler von Franz. Hals, der fih der Talente 
dieſes Juͤnglings zu feinem eigenen Vortheile zu bebies 
% nen wußte, indem er. ihn ganze Tage einſchloß und ars 
I" beiten. ließ, ohne ihm ſelbſt die noͤthige Nahrung und 
I Kleidung - zu geben. Sein Mitfehäler und Freund, 
„Adrian von Oftade, der feinen elenden Zuſtand kannte, 
rieth ihm einen Mann zu verlaffen,, der ihn. fo graus 
ſam behandle, und ser, entwifchte nach einigen Verſuchen 
‚endlich auch wuͤrkl ich nad) Amfterdam. Der Zufall führte 
‚ihn. zu Heinrich van Soomern, einem Wirthe, der in 
„feiner Jugend ſich in der Mahlerei. verſucht und einen 
— hatte, der recht artig geſchichtliche Gegenſtaͤnde, 
Landſchaften und Blumen mahlte. Das Leben in eis 
nem. Birthshaufe, ‚gefiel ihm; er ward beffer bekoͤſtigt 
und bekleidet; ſeine Arbeiten, die der Wirth verkaufte, 
A, goten Beifall und er ſelbſt verkaufte ein Stuͤck 





* — = 


2) Cornelius de Bie ——— daß er in Ubenatde been‘ ſey; 
Houbraken läßt ihn dagegen in Harlem geboren werden und 
gründet ſich auf einen SM vom Burgermeifler SH, 


RE... 4 
1356 Geccſſchichte der Mahiete 


fuͤr 100 Ducaten, wodurch indeſſen der Grund zu feis 
ner ausſchweifenden Lebensart gelegt ward. 4 

Obwohl er viel verdiente, verfihmendete er doch 4 
les, hatte nie Geld und machte noch Schulden, deren 
Bezahlung er fi) durch die Flucht entzog. Er gieng 
nach Antwerpen. Da er von der Welt nichts wußte, 
als was in den Wirthshäufern- vorgeht, fo ward er, da 
er —— Paß hatte, arretirt und für einen Spion ges 
halten. In der Cidatelle fand er gluͤcklicher Weife den 
Herzog don Uremberg, der ebenfalls dafelbft in Arreſt 
war, Nachdem diefer die Umftände erfahren und Rubens, 
der Brauwern fehr achtete, davon benachrichtigt hätte; 
fo befreite ihn diefer aus ‘dem Gefangniffe, nahm ihn 
an fein Haus, gab ihm Tiſch und Kleidung, und ver— 
fuchte ihn auf einen guten Weg zurädzuführen, jedoch 
vorgeblih, da er nie auf gutem Wege gewefen war. 
Nachdem er das Haus des Rubens verlaffen hatte, fuchte 
er fi einen Wirth, der feinem Character beſſer zuſpraͤ— 
Ge. Er fand diefen in der Perfon Jofeph von Graesbefe, 
eines Beders, der wie ich weiter unten erzählen werde, 
Mahler geworden war. Ihre anflößige Lebensweife 
' gieng aber fo weit, daß fie auf Befehl der ———— ge 
trennt wurden, 

Braumer reifte nach Paris, kehrte aber balb nach 
Antwerpen zuruͤck und ſtarb daſelbſt zwei Tage nach ſei— 
ner Zuruͤckkunft im Jahre 1640 in einem Hoſpital, und 
ward auf dem Kirchhofe der an der Peſt Geſtorbenen be⸗ 
graben. Als Rubens den Tod und das traurige Schick⸗ 
ſal Brauwers verfahren hatte, vergoß er Thraͤnen dar⸗ 
über, ließ ihn wieder ausgraben und in ur VER 
Kirche ehrenvoll bearaben. 

Es ift fehr natürlich, daß ein Mann, — den groͤß⸗ 
ten Theil des Tages und ganze Nächte in Wirthshaͤu—⸗ 
fera und in Schwelgerei bingebracht hatte, Feine edle, 
große, oder wenigſtens nur fitkliche Idee faffen Eonnte, 












J Dagegen fiellte er die darin vorfallenden Scherze, Witze, 
Spaͤſſe, Ruchloſigkeiten und Betruͤgereien in ber boͤch⸗ 
9 Bollfommenheit bar. 

"Ale Gegenftände feiner Gemählde find en aus 
"dem ‚gemeinen Volk, oder doch von Perfonen bergenomz 


| men, die ſich duch einen natürlichen Inftinet mit ihm 


vereinigen; trinfende und Zobad rauchende Bauern, 
"Ztunfenbolde, welche mit Soldaten Karten oder Tric— 


dieſe Geſellſchaften beſuchen, Zaͤnkereien, die mit Fauſt 
und Stockſchlaͤgen und Meſſerſtichen endigen. Mit ei— 
| Amen Wort, alle die Unwuͤrdigkeiten, die in ſolchen Or: 
| ten vorfallen, wurden von ihm aufgefaßt und fludirt. 
| Geiſtreiche, liſtige, boshafte, betruͤgeriſche, ſchelmiſche 
Phyſiognomien ſtellte er mit Geiſt und mit einer be— 


ee es allein, die man unter dem Samen „Bamboc— 


faſt in allen Galerien, vorzüglich. aber in vielen Cabi- 
"netten. Ein Verzeichniß davon hat Descamps geliefert. 
Sein Freund und treuer Gefähtre war, wie ſchon 
| "bemerkt worden ift, Sofeph von Eraesbete, im 
regngıe) 1608 zu Brüffel geboren. Er war ein Beder, 
und hatte ſich in. Antwerpen niedergelaffen, woſelbſt er 


Laſtern ergeben waren, ſo waren ſie auch immer zuſam— 
men, und ſo bald Graesbefe feinen Backofen Teer ges 
‚macht hatte, gieng er in die Stube feines Freundes, in 
deſſen Gefelfchaft er dann die Abende im Wirthshauſe 
| ie Raten einen 'zubrachte.) 'Craesbefe machte 
einige Berfuche im Mahlen, bei welchen Brauwer ihm 
. Anleitung gab, verließ endlich die Bederei, ward felbft 
ein Mahler, und ahmte feinen- Lebrer mit vieler Ges 
ſchicklichkeit nach. Er war ihm aud) in der Darftellung 
ke Scenen ziemlich gleich, nehmlich in Labagieen⸗ 


— — 


N 
% 


m ee _ Mör 


Trac fpielen; Darunter feile Dirnen, Marktſchreyer die 


Zaubernden "Leichtigkeit dar. Gerade diefe Geftalten 


Ä ‚ciaden‘ verftehen: muß. Arbeiten von ihm finden ſich 


Brauwer's Befanntfchaft machte. Da fie beide einerkei 


Hagen 


138 Gefihichteder Mahlerei 


Wachtſtuben, Zänfereien zwifchen Betrunfenen, u. f.w. 
wobei er bie Grimaffen im Spiegel fludierte. Oft 
pflegte er auch Das eine Auge an einer Figur mit einem 
Pflaſter zu bedecken, und fie mit aufgeſperrtem Munde 
darzuſtellen, wie man haͤufig die Beſoffenen abgemab; | 
fieht. Er hat indefjen aud) einige wenige TORE 9“ 
mahlt. 

Ein trefflicher, gleichzeitiger Portraitmahler von 
Brauwer war Jacob Backer, zu Harlingen im Jahr 
1608 geboren. Seine Leichtigkeit im Arbeiten ſoll ſo 
groß geweſen ſeyn, daß man behauptet, er habe oft ein 
Portrait in einem einzigen Tage vollendet. Amſterdam 
war faſt immer fein Wohnort. Er mahlte auch einige 
Hiftorien : Stüde, welche gelobt werden, Sehr gut foll 
‚er das Nadende, befonderd an weiblihen Körpern dars 
geftellt haben, Ein großer Theil feiner Arbeiten befin= 
det fih in Spanien; ein Hauptbild von ihm, das jüng- 
ffe Gericht, war in der Garmeliter= Kiche zu —— 
pen. Er ſtarb im Jahr 1641 a), 

"Peter van Lint aus Antwerpen. Wer nr in 
(bei Kunft unterrichtet habe, ift unbekannt; er war in⸗ 
deffen fhon jung in Stalien, mahlte Portraite und Hi— 
ftorien, fo wie aud in Rom in der Kirche Madonna 
del Popolo eine Gapelle, und warb vom Gardinal Se: 
vafi viel beſchaͤftigt. Nach ſeiner — in fein 
ſtian IV von Dännemarf b). 2 den f 

Seine beſten Rn fest man in dee Gatgenna: 
kirche zu Ditia.: 
"Ohne der, in. der Portrait: und — „Mahler 
"zei fehr gefhidten Mahler, nehmlich des: Salomon © 


Be de Bie irrt fi, da er feinen Tod in das gabe 1058 
est, 
b) ©, Weinrich Malers Biledhuggar zu, pag- 65. 





Däurtund, .. Malah 


Üı rings, Zohann Bastif von Heil, Robert van Hack, 
Jacob Potma, und des Johann und Peter Donkers 
weiter —— gg gedenten, — ich nun — 
F D avi zT T enierg dem Jungern 
4 ‚geb. ‚1610, geft, 1090. 


N 5 Seines Vaters, der völlig gleiche Namen mit ihm 
| führte, iſt ſchon unter den Schülern des Rubens gedacht 
"worden; allein obwohl unfer David die erfien Elemente 
der Kunf von ihm gelernt hatte, fo nahm er doch die 
I Manier von Adrian Braumer an, deſſen Schüler er 
| vard. Auch Rubens unterwies ihn in mehreren Theis 
len der Kunft. Seine Tälente machten ihn ‚dem Erz⸗ 


Taufte, fonderm ihn auch zu feinem erſten Kammerdier 
ner ernannte, und ſeinen Ruf und ſeine Arbeiten an 
| —— Hoͤfen bekannt machte. Da dieſem zu Folge 
Auch der Koͤnig von Spanien, die Königin von Schwe— 
den, und eine Menge anderer Perfonen etwas von feis 
ner Kunſt zu beſitzen wuͤnſchten, fo vermehrten fich feine 
 %rbeiten täglich. David beſaß ein beſonderes Talent 


ahmen. Unter andern erinnere ich mich einige Sachen 
von ihm in der Manier des Salvator Rofa gefeben zu 
| . Haben, die aud) den groͤ öpten ‚sunfitenner — Fälle R 
ſchen önnen, 

Da Zeniers fih einmal vorgenommen- sale bie 
Natur zu feiner Fuͤhrerin zu nehmen, ſo wollte er ihr 
auch nur auf dem Lande folgen, und zog nach Perck, 
einem Dorfe zwiſchen Antwerpen und Mecheln, wo er 
alles ſtudierte, was unter Landleuten vorfaͤllt, Märkte, 
und weltliche Feierlichkeiten, Hochzeiten, Schmaus 
ſereien, Zänfereien, Schlägereien, Wirthshaus-Conver— 

ſationen, herumziehende Muſikanten und Marktichreier, 





bersoge Leopold bekannt, der nicht nur feine Arbeiten 


-andere Meifter, die er copiert und fludirf hatte, nadhzus 


140 Gefehichte der Mahlerei 


kurz alle Scenen die in und außer den Häufern das 
ſelbſt vorfallen koͤnnen. Alles dieſes veraͤnderte er bis 
ins Unendliche, und immer voll Ausdruck; nur feine 
Landſchaften, oder vielmehr der Hintergrund feiner Ges 
mäblde hat wenig Abwechslung und. ftellt meiftens die 
Gegenden feines Aufenthaltsortes dar. Beſonders vom 
ihm geliebte Gegenfiände der Daritelung find Alchymiſten, 
wo ein Greis in einem Laboratorio fist, und eine Mens 
ge Retorten u. f. w. am Zeuer hat; Zauberinnen, und 
befonders. die Verfuhung des heiligen. Antontus, Er 
mahlte fie mit einer Menge Veränderungen. 

Sein Landhaus war der befländige Vereinigungs: 
punct der geiftreichflen Perfonen, des Adels und ver 
Künftler. Selbft Johann von Oeſtreich, fein Schüler 
und Freund, wohnte zuweilen bei ihm. Seine Arbeiten 
fanden bei allen Fürften allgemeinen Beifall; nur der 
einzige Ludwig XIV liebte fie niht a 

Diefer treffliche Künftler farb zu Brüffel im Jahr 
1690 b). Er war Director der Academie in Ant 
‚werpen im Jahr 1644. Er hat auch eine Menge Eleis 
ner Figuren. in: Landfihaften und arditectonifhe Ans 
fihten mehrerer anderer Meifter gemahlt. - Biele feiner 
Bilder find mit einer Erfiaunen erregenden Leichtigfeit 
in einem Zage gemahlt, fo daß man in einigen Anfichten 
noch die Grundirung durchfcheinen. fieht. Obwohl er 
zuweilen in einen etwas hellen Ton fällt, fo ift doch 
immer das Ganze mit einer bezaubernden Harmonie 
dargeftelt, .·. 

Alle Sallerien in Deutfchland beſitzen Arbeiten von. 
ihm, insbefondere aber hat die Galerie in Dresden ein 


a) Als einſt ſein Favorit ⸗Kammerdiener, Vontems, mehrere Ge⸗ 
maͤhlde von ihm in des Monarchen Cabinet aufgeſtellt hatte, 
ſagte dieſer ſobald er ſie erblickte: „laß mir die Maulaffen 
fortſchaffen.“ 

b) O Argensville fagt, ‚im Jahre 169% 





im Deutfchland, 141 


el febe ſchoͤnes und großes Bild von ihm, ein Bauernfeſt 
mit Tanz. Sch glaube nicht unbemerkt laffen zu dis 





X] fen, daß er zur Beit, als er noch in Dienſten des Erz: _ 


"| herzpgs Leopold war, ein Bud) herausgegeben bat, wels 
1 ches eine Beſchreibung der in feines Fürften Befig bes 
J findlihen Gemaͤhlde aus der Italiaͤniſchen Schule ent— 
halt a). Ein Bruder von ihm hieß Abraham, der auch 

i — ſeiner Manier mahlte, aber ihm weit nachſtand. 
Aus der Schule Sacob Jordaens trat Johann 
Bodhoift genannt Langhen San hervor. Diefer wadere 
Künftler, um das Jahr 1610 im Mönfter geboten, und 
ſtammte aus einer guten Familie ab. Schon nach ei⸗ 
nigen Jahten feiner Studien ſahe man, daß er große 
Fortfehritte machte. Seine Manier nähert ſich der von 
Rubens, in der Weichheit aber, befonders in Portrais 


nel. de Bie, fein Leben und das — ſeiner Ar⸗ 
beiten geliefert. 

Ein Schuͤler Jordaens war chart van der 
Koogen, um das Jahr 1610 in Harlem geboren. Den 
erſten Unterricht in der Malerei erhielt er von ihm in 
Antwerpen; jpäterhin ward er ein genauer Freund von 
Cornel. Bega. Koogen arbeitete, da er reich war, nur 
zu feinem Vergnügen, fowohl im Großen, als im Kleis 
nen, und äzte auch in Kupfer, Er ftarb im Jahre 1681 
zu Harlem. 


ſtoph Eimert der ältere, in Regensburg 1603 gebo⸗ 
zen, und 1663 geſtorben. Er war in mehrerern Fächern 
geihidt, und erbaute mit vielem Ruhme den Triumph— 
bogen zum Einzuge Kaifer Ferdinand des Vierten. Auch 


a) ©. Davidis Teniers Theatrum pictorium, seu pieturae 
quas Sereniss. Archidux in Pinacothecam suaın Bruxelli 
N sollegit. Antwerpiae, Fol, 


’ 


ten, der des van Dyck, mit weldhem auch feine Arbeis, 
ten verglichen werden. Descamps hat uns nad) Eors 


Um diefe Zeit zeichneten fih aus: Georg Chris i 


man auch hoch in mehreten Kirchen Arbeiten von ihm ſo⸗ 


142 | Geſchichte der Mahlerei | “ RX # 


- feine drei Shene machten ſich als a Hipmlic, be⸗ 
kannt. 
Ehriflonh, Storer bon Gonflang. och 26 
‚gef. 1671. Seine Lehrer. waren theild fein eigener Bazı 
‚ter, theild Herkules Procaccini in Mavland, woſelbſt⸗ 


wohl in Oel als in Fresco ſieht. Auch in der Gallerie 
von Schleisheim find Sachen von ihm 
Joh. Paul Avet von Nürnberg, ©. z. Eimerts 
Schuler ward daſelbſt 1656 geboren, und fiarb — 
Er mahlte Portraite, Hiſtorien und Landſchaften, hielt 
ſich auch einige Zeit in Venedig auf, wo er Pietro Libe— 
ri's Unterricht genoß, und erwarb ſich nach ſeiner Zuruͤck⸗ 
kunft in feinem Vaterlande großen Beifall. 
Sebaſtian Stoßfopf, ein geborener Ehrasbure 
burger, und treffliher Mahler von fogenannten „„Stilles 
ben‘, Sm. Sahre 1661 mahlte er mit allgemeinem Ben 
fall zwei Bilder dieſer Art fuͤr den Kaiſer Ferdinand den 
Dritten. 

Martin Steinwinkel, einnieberländifcher Mehe 
ler, war beſonders durch die von ihm gemahlten Pferde 
berühmt. Im Jahre 1640 ſtand er in Dienſten des Daͤ⸗ 
niſchen Hofes, woſelbſt ſich auch noch mehrere ——— 
von ihm befinden a). 

Ein Beitgenoffe von Aver war Geotg Bahman 
bon Friedberg, der in Wien Portraite und Altarblätter 
- mablte, und 1661 geftorben ift. 

Ludwig Haering bon Prag b): ftarb im Zahe 
1650 in der Blüthe feines Alters. : Sandrart gedenkt ſei⸗ 
4) ©. Weinrich Maler-Billedhugger pag. 56. „Han ſkal have ma- 

let en Platfond i Dronningens Wanralse paa Slottet Kron⸗ 

borg, fareſtillende de ſho Planeter ſom de Svenske, da de 


1659 ware i beſiddelſe af dette Slot, ſkal havn taget bort 
med ſig.“ 


b) Zuverlaͤſſig derſelbe, den C. de Bie pag. 259, Hans da. 
ringh Mahler yon Prag nennt, 





I re Deut. iM 143 | 





1 Ka Eleine en Mabietei mit Thieren und. 
I Landfchaften. Er mahlte indeffen auch für mehtere Kite 
— und ſtarb 1704. 


Adrian van 
geb. 1610, geſt. 1685. 


Wenn glei) Adrian in Luͤbeck geboren war, fo muß 
| man ihn doch als Holländer anſehen. Schon früh ges 
I noß er des Franz Hals Unterricht, und war, wie ſchon 
an einem anderen Drte bemerkt worden ift, Brauwers 
F Mitfhüler und Freund, deffen Manier er in der Mahl 
der Gegenftände folgte, obwohl man hicht läugnen kann, 
Daß er ſich feine eigene Manier. gebildet habe. Gein 
befiändiger Wohnort war Harlem, Die Kriegsunrupen: 
hatten ihn genöthigt denfelben zu verleffen, und er hatte, - 
ſich fhon vorgenommen in fein Vaterland zurüdzufeh: 
ren, nehmlich nach Luͤbeck, als er bei feinet Durchreife 
durch Amſterdam (etwa 1662) von einem dortigen Kunft- 
‚ liebhaber aufgehalten ward, für weldhen er eine Menge 
Zeichnungen und Gemählde verfertigen ſollte. Der all: 
gemeine Beifall, welchen. feine Arbeiten erhielten, war 
Urſache, daß er Nachher gar nicht mehr daran dachte 
Amſterdam zu verlaffen, und daß er. bort im me 
1685 fein Leben befchloß. 

Sein Bruder, Sfaacvan Oftade, war ein Schů⸗ 


ig" Geſchichte der Mahler 


ler von ihm und mahlte in betfelben Gattüng: er fand: | 
I; jedoch in Anfehung der Kunft fehr nad: i 
- Adrian van Dftade hat nur aus der Natur — 
mene niedrige Gegenſtaͤnde dargeſtellt, und ib moͤchte J 
ffaſt ſagen, daß er, anſtatt fie zu verfchönern, yon nn 1 
haͤßlicher zu machen geſucht habe a); 9 
Teniers Bauern ſind groͤßtentheils Leute vbn ſchoͤ⸗ 
ner Geſtalt, von zufriedenem freundlichen Anfehen, und 
anftändig gekleidet. Die von Dftade erfcheinen ſchmutzig 
und zerlumpt, mit Gefichtern die vom vielen Trinken 
entftelt Ind, mit Gebehrden und Stellungen des nie— 
drigften Pöbeld, aber vol Ausdruck, herrlich gemahltz 
mit einer tiefen Renntniß des Helldunfels, Er bat“ 
auch mit vielem Geifte geäzt b). 

Ich zweifle, daß es irgend eine Gallerie oder ein 
Privat: Cabinet giebt, in welchem man nicht irgend etz 
was von diefem Meifter finde. Ein großer Theil feiz 
ner vorzäglichiten Stüde war in das Mufeum zu Paz 
ris gefommen. 9 

Um dieſe Zeit zeichneten eich aus: Martin * 
gelé, von welchem bekannt iſt, daß er ſich bei der 
Academie zu Haag als einer der drei Rectoren im Jahr 
1666 aufgefuͤhrt findet. Von ihm iſt nur ein einziges 
ſchoͤnes Gemaͤhlde im Saal der —— im Haag 
bekannt. — 

Juriaen Jacobſz, den einige für einen Schwei— 

TR 
a) Ich muß hier bemerken, daß im Pariſer Muſeum (©. Fil- 
hol Tom. IX. Nr. 506.) ein ſehr ſchoͤnes Gemaͤhlde von ihm 


beſindlich tft, welches, in einem edlen Styl gehalten, feine eigene 
Familie darftellt., Es hat fehr große Schönheiten, 


b) ©. Bartid Vol. J. pag. 349, wo bie Zahl der von ihm 
geägten Blätter auf 50 angegeben wird, Oſtadens Merk: 
„De vermaarde Schilder Adrisan van Ostade, alles door 
En selfs geinsenteert en geest ıft häufig mit einem Por⸗ 
„traite von ihm in hwarzer Kunſt von Johann Gole geſto— 
en, veriehen; \ 





| Bi andere ehr einen Hamburger halten, war ein Shi 
‚der von Franz Sneyers, den er in der Zhiermahlerei 
I nahapmte, doc aber auch mir großem Beifalle Hifto: 
I rien mahlte. _ 

. Cornelius Eoerdyd von Tergaer, ein ge 
| ſchickter Hiſtorien-Mahler. 













Crabeth, ward in Gouda geboren, und machte fih be 
|| fonders durch das bon ihm verfertigte Portrait des Franz 
ziskaner⸗ Moͤnchs Simpernel bekannt. 

ZJohann von Baelen, der feinen Bafdı Hein: 
rich von Baelen fo nachahmte, daß man beide mit eins 
ander verwechfelte, wat in Stalien, ohne daß jedoch ſei⸗ 
ne Zeichnung dadurch beſſer geworden wäre. 
SohannMeyßens, im J. 1642 in Brüffelgeboten; 
war Anton von Opſtal's, und nachher Nicolas von der 
Horſt's Schuͤler, und mahlte recht gut Vortraite und, 
‚Hiftorien. ‚Er foll die Mahlerei wieder verlaffen, Und, 
| nielleicht aus Ruͤckſicht auf ſeinen Sohn Cornelius, der 
ein guter Kupferſtecher war, einen Handel mit Kupfets 
ſtichen angefangen haben. - 

Cornelius Bafte Leven, oder vielmehr Kor: 
nelis Zachtleven, ein Bruder des berühmten Landſchafts⸗ 
mahlers Herrmann Zachtleven, wird dieſem von Eini⸗ 
gen noch vorgezogen, und mahlte theils im Gefhmade 
von Brauwer vorzüglich, Wachtſtuben mit Soldaten, die 
ſich mit verſchiedenen Sieb unterhalten, theils im 
Geſchmacke von Zeniers dad Innere von ‚Häufern und 
I Küchen mit Bauern, die er nach der Natur ſtudiert 
hatte. Sein Zodesjahr iſt nicht bekannt... . 

. Ein ——— von ausgezeichnetem Verdienſtẽ 
war 


Fiorillo. 3: Th. K 


in Deutf Gais. aa 


Söhann Duinen, aus ber Schule bon Wouter 





\ ik 
a 


tt Geſchichte der Maählerei 


-  Bartholomeis van der Helft, / 
im Sahre 1615. zu Harlem geboven a). y' 
Unter der großen Anzahl feiner Portraite zeichnen 

ſich vorzüglich die aus, welche er für den Gerichtsſaal 
im Stadthanfe zu Amfterdam mahlte. Es find nehm: 
lich alle Offiziere der Bürger- Miliz in natürlicher Gros 
fe. Stellungen, Draperien, goldne und filberne Ges 
fäße, kurz, alles ift darauf mit einer Kunſt behandelt, 
die beinahe der des van Dyds gleih kommt. Ein ans! 


deres Gemählde derfelben Art von ihm, aber mit klei— 


nen Figuren, fiebt man in dem Parifer Mufeum. Es 
flellt vier Bürgermeifter dar, die berathichlagen, wel: 
chen der beften Bogenfchügen die ausgefehten Pieife zus 
erkannt Werden follen. Diefes berühmte, unter dem Na— 
men ‚, Doelenstuck  befannte Gemählde ift im Jahre 
1657 verfertigt worden, und befindet ſich gegenwärtig 
im Mufeo zu Amfterdam. ©. Catalogus der Schilde- 
ryen, Oudheden etc. op het Koninkliik Museum tot 
Amsterdam. Nro. ı20. Ein anderes beruͤhmtes Ge: 
mählde eben deffelben Meifters, ward von ihm 1648, 
bei Gelegenheit des Muͤnſterſchen Friedensfchluffes ges 
mahlt, und befindet ſich ebendafelbft pag. 31. Nr. 118. 
„Dit van alle de Nederlandsche Schilderyen het be- 
„‚roemdste Stuck, verbeelt de Schutters Moaltyd, ter 
„gelegenheid van het Sluiten der Vrede te Münster 
‚„„Ann. 1648, 'waarvan het vers van den Dichter Jan 
», Voss, het welk achter op den Trommel gestoken 
„is, de Verklaaring geeft.““ DBelloone walgt van 
bloedt etc. Es enthält 24 Portraite. Sein eigenes Por: 
trait fteht in der ſchoͤnen Florentiner Sammlung b). 


a) Das Museo Fiorentino fagt 1601, 


b) ©. Museo Fiorentino Tom, IIl. pag. 55. Auf der Rüd- 
feite des Bildes ſteht: „D. B. Van der Helst fecit 1667.“ 








in Deutfchlande a7 


Er biieb immer in Amfterdam, und hatte einen Sohn 
der auch Mahler war. 

Es laͤßt ſich nicht laͤUugnen, daß van Dycks ausge: 
zZeichne es Verdienſt mehrere Perſonen antrieb, nach glei⸗ 
cher Ehre zu ſtreben. 

Unter dieſe verdient Thomas Willeborts ge⸗ 

nannt Boſchaert gezählt zu werden, der im Jahre 
16135 in Berg: 0p:300m geboren ward, und ein Schuͤ⸗ 
ler von Gerhard Seghers war. Er gieng nachher nach 
I Stalien und fam, nachdem er an verfchiedenen fremden 
I Höfen mit Beifalle gearbeitet hatte, nach Antwerpen zus 
zu, wo er 1649 zum Director der Academie erwählt 
ward, und 1656 ſtarb. Sowohl in Portraiten als in 
biftorifhen Gemählden Fam er dem van Dyd fehr nahe, 
Ein langes Berzeihniß feiner in Flandern befindlichen 
und bewunderten Arbeiten liefert Descamps. 


Peter van Saar 


m eben der berühmte van Laar genannt Baibotike; 
F von welchem ich ſchon bei ver Römifchen Säule zu tes 
ben Gelegenheit gehabt habe a). 

WVan Laar ward um das Fahr 1613 in dem Dorfe 
Laaren b), nicht weit von Naarden, geboren, und zeigte 
bereits in feiner frühen Jugend eine befondere Anlage 
zum Zeichnen. Wer fein Lehrer war, ift nicht befannt c)5 
"man weiß aber, daß er fihon früh nad) Frankreich und 

von da nach Rom reiſte. 


a) S. Band I. p. 173, RE AR 

V) Sandrart, der fein Freund war, und mit ihm in Rom, und 
nachher in Holland lebte, nennt ihn Band II. ©, Z11, Pe | 
ter Laer und giebt Harlem als feinen Geburtsort an, 


eo Sn v. Mannlichs Gemählde-Samml, Band 4, p 8 — wird 
Sohann del Campo als fein Whrer genannt. 


Ra 


3* 148 Geſchichte der Mahlerei 


# 


Den Bunamen „Bamboctio“ bekam er in Ron 
Und zwar wegen feiner Geſtalt. Nach Sandrarts Schil⸗ 
derung derſelben muß er eine wahre Karrikatur gewe⸗ 
fen ſeyn a). Einige glauben, daß er dieſen Bunamen 
in der Schilder: Bent zu Rom erhalten habe; aber Nies 
mand gedenkt dieſes Umſtandes, und ich finde in dem 
Berzeichniffe der Mahler, welche diefe Gefelichaft ause J 


machten, nicht einmal den Namen Peter kaar. Was | 


mich noch mehr darin beſtaͤrkt, daß er nicht Theil daran 
genommen habe, iſt, daß man in jenem Verzeichniſſe 
auch nicht den Namen feines Bufenfreundes, bang 


-Sandrarts, findet b). 


Italiaͤniſche Schriftfteller , befonders Pafferi, fee 


jehr gegen diefe Gefellfehaft c), fo wie aud Salvator 


Nofa in der Satyre Über die Mahlerei. Indeß ficht 
man deutlich, dag ohnedem viele Mahler fich nicht ha— 
ben darin aufnehmen laffen. Der Beiname Bamboccio 
ward ihm alfo nur rüdfichtlich feiner Geftalt und aus 
Scherz gegeben, da feine Gemählde und Kompofitionen . 


. geößtentheild nicht in Bambocciaden, fondern in Jag— 


den, Angriffen von Straßenräubern welche Reifende bes 
zanben, Märkten, öffentlichen Feſten, Landſchaften, See— 


a) Sandrart, Sand’ II. p. 311: „Er hatte eine fehr feltfame » 
Geſtalt, deßwegen ihn Sie Romaner nur il Bamboccio benah- 
met, womit ein fifteliches Ding gemeinet wird, denn fein Uns 
terleib war nur ein Drittheil größer, als der obere, und) 
hatte fast ganz feinen Hals, darzu eine kurze Bruft, weß— 
halbens viel Lachen uͤber ihn und dieſen Defect entſtanden, 
womit er aber ſelbſt nur geſcherzet, und die Kurzweil ver— 
mehret.“ Sein Bild ſteht im dritten Theile des Museo Fio- 
rentino pag. 115. 

b) Vid. Liste des Peintres Flamands, Allemands et Hollcn- 
dois qui ont pris des noms particuliers dans la Bande 
Academique à Rome, connue sous Je nom de Schilder- 

Bent etc. in Murr Biblioth. des Peint. Tom. I. p: 1517 — 
größtentheils genommen aus Houbraken Tom. II. pag. 348, 
uf. 


9J Vergleiche was ich daruͤber Band I. ©, 178. 7 habe, 





x —* — 


—6 Deutſhlunde Me 


Meise mit alten eömifihen Ruinen geſchmuͤckt, beftes 
B ben.  Diefe Manier, vol Geift und mit fo viel An— 
muth und Lebhaftigkeit der Farben leicht hingemworfen, 
J zufammen mit der Manier vieler anderer Mahler, die 
E zu gemeineren Darftellungen herabfanfen, war die Ur. 
ſache, daß man allen diefen Gemählden den allgemeinen 
I Namen „Bambocciaden“ gegeben hat, weshalb aud 
I Michel Angelo Cerquozzi, der: früherhin den Beinamen 
| M. Angelo dalle Battaglie führte, fpäterhin M. An- 
I gelo dalle Banboötihte: genannt ward, als er fi der 
I Mode jener: Zeiten fügte, und ſolche Sewaͤnwe verfere 
ms: 





Deter lebte zu Nom in febe genauer Freundſchaft 
Sandrart, Pouſſin und Claudio Gelée, genannt 
Claude Lorraine, und ſtudierte mit ihnen zuſammen 
nicht allein in Kom ſelbſt, fondern auch in den umlie— 
genden Gegenden von Albani, Tivoli, Frascati u.f. w. 
Nach einem ſechszehnjaͤhrigen Aufenthalte in Rom, dran—⸗ 
gen feine Berwandten darauf, daß er in fein Batere 
and zurüdfehren follte, indem fie ihm anzeigten,, daß 
‚feine Urbeiten dafelbft allgemein beliebt wären, Selbſt 
Sandrart a), der damals gerade in Holland war-, bere= 
dete ihn dazu, und fo. gab er diefen Bitten endlih nah, 
und reifte im. Jahre 1659 von Rom nach. Amfterdam: 
ab, von wo er fi zu einem feiner Brüder nah Har⸗ 
fem begab, der bafelbft als Schullehrer mit großem Bei⸗ 
falle lebte. Houbraken und Weyermanns. erzählen feis 
nen Tod auf verfchiedene Weiſe. Der erfte behauptet, 
mad) einer langen Erzählung, daß er fich in einen Brun- 
‚nen geftürzt habe b); Weyermanns hingegen giebt vor, 
Porekalen arten Florent le Comte, einen, ruͤckſicht⸗ 


AS. Band H. p. Fin, 


——9 Houbraken voll diefes von einem ihm in England bekannt 
“gewordenen Mahler erfahren haben, 


150 h Gefchichte der Mahler Ä i 


Yich der nicht italiänifchen Mahler, ſehr unzuverläffigen 
Schriftſteller abgeſchrieben, und fuͤgt hinzu, daß als de 
Laar ſechszig Jahre alt geweſen ſey, fein hypochondri⸗ 
ſches Uebel immer zugenommen, und ſeinem Leben im 
Jahre 1673, oder vielmehr 1674 ein Ende gemacht has 
be. Diefes fcheint mit alem was Sandrart von feinem 
Tode gefchrieben bat, übereinzuftimmen a). wi 

Bamboccio hatte zwei Brüder. Der ältefte, Roland, 
reifte mit ihm in Stalien, mahlte in gleicher Manier, J 
und ftarb in Genua b). 

Descamps widerfpricht fih in dem, was er kurz 
vorher in Peters Leben angeführt hatte, indem er nehme 
lich hinzufuͤgt: „Bamboccio hatte fhon zwei feitier 
Brüder in Stalten fterben fehenz der ältefte, Roland de 
Laar flarb in Venedig, und der jüngfte, der ihn auf 
feinen Reifen begleitete, verlor zufälliger Weife en Les 
ben in Rom,“ u. f. w. 

WVan Laar hat auch mehreres geäzt c). Außer — 
was in dem von Descamps gelieferten Verzeichniſſe von 
ſeinen Arbeiten aufgefuͤhrt iſt, beſitzen auch die Galle— 
rien zu Dresden, Wien, Schleisheim und Berlin meh— 
reres von ihm. In Holland waren in Gerhard Re— 
quet’3 Sammlung drei ſchoͤne Stüde von ihm, welche 
wahrfcheinlich nach England gefommen find d). 


a) Meufels Mufeum Band IM. Stüd 16. p. 258. macht eine 
Antwort Peter Laar’s auf einen Brief von Mid. Hondekoe 
ter befannt, die vom ı. May 1666 aus Harlem datirt iſt. 


b) ©. Descamps Tom. II. p. 189. 


c) &, Barti Vol. J. p. 3. giebt die Zahl, diefer Blätter auf 
20 an, Unter einigen derfelben fteht fein Zeichen P.D.L. fe, 


d) Variarum Imaginum a celeberrimis artificibus Pictarum 
Caelaturae Elegantissimis Tabulis Repraesentatae. ‚JIpsae 
Picturae partim extant apud viduam Gerardi Reynst, 

»quondam huius urbis Senatoris ac Scabimi partim Ca- 
rolo II. Britaniarum Regi a Potentissimis ——— 
Weit - frisiaeque ordinibus dono missae sunt, 

Amstelodami. 





a a u — un ad er Fr 


in Deutſchland 451 | 


uUm dieſe * lebte ein trefflicher Landſchafts⸗ und 
We Mahler, BincenzLederbetien, genannt 
| Manciol,. und von den Staliänern Mozzo d’Anversa, 
| der. Stumpf von Antwerpen), weil ihm die rechte Hand 
\ fehlte, und er fich der linken bedienen mußte. Er war 
in Antwerpen geboren, :blühete um das Jahr 1650, und 
arbeitete mit Beifalle in Rom. Auch in Frankreich hat 
er fich- aufgehalten. | 
A ke Ein anderer Mahler jener Zeit war omboar 
F van Troyen, der fih durch Darftellung von Gegen: 
den mit Ruinen, und anderen Gebäuden auszeichnete, 
4 und i im Jahre 1660 zu Amſterdam ſtarb. Unſere Samm— 
lung beſitzt von ihm eine weite Ausſicht mit zerſtoͤrten 
Tempeln u. ſ. w.: im. Vordergrunde das cananaͤiſche 
Weib zu den Fuͤßen Chriſti, der von den Apoſteln um— 
I geben iſt. Das Colorit faͤllt etwas ins Gelbe, wie bei 
I alles Werken dieſes Künftlers N 
2. Ban Laars Beitgenoffen waren Nice. von - 
Helt Stockade, welder, nachdem er bei David Ry—⸗ 
ckaert dem ältern, feine Studien vollendet hatte, nady - 
| Stalien gieng, und fich beinahe fein ganzes Leben hins 
durch in Rom und Venedig aufhielt: und Abraham 
Willaerts und N die ich mit — 
uͤbergehe. 
Ich komme nun zu einem ausgeeiäneten tif 
IR — % 






Gerhard Douw oder Don, | 
geb. 1615, geft. — ” | 


| Gerhard ward 1613 in Leyden geboren, Bei ſei⸗ 
ner Neigung zur Mahlerei ward er zuerft zum Bartho= 
lomeus un v dann au Peter a und Ri, 


' S 


a) ©, mein Verzeichniß Pag. 31. — A 


152 | Geſchichte der Mahlerei 


lich im Jahr 1628 zu Rembrandt gebracht. Bon PN 
fem Meifter eignete er fih nur die Harmonie der Bars. 
ben und das Hellduntel zu, und bildete ſich, nachdem 
er mehrere kleine Portraite gemahlt hatte, eine eigene 
Manier, nehmlich kleine Gemaͤhlde mit Gegenſtaͤnden N 
aus dem bürgerlichen Leben und balben Figuren, wel 
che aber mit einer unglaublichen Vollendung bargeftellt 
find, 






Mag es aus Unficherheit in der Zeichnung oder aus 
Bequemlichkeit gefheben fiyn, daß er ſich eines Netzes 
zwifchen dem Gegsnftande und dem Auge, fo wie auh 
des Mittels bediente, feine Modelle durch einen condes 
ren E pienel anzufehen. Man hält ihn für einen ber - 
erften, die es gebrauchten und vielleicht für. den Erfin- 
der deffelben. Jedermann weiß, daß die in einem fol- 
chen Spiegel gefehenen Gegenftände ſich aufferordentlich 
klein darſtellen, und, daß das Ganze dadurch einen ge 4 
wiffen Ton, und eine magifche Harmonie erhält, wie 
ohngefähr in der Gamera obſcura; aber diefe Spiegel 
veranlaffen, wenn man fie nidt mit der größten Vor— 
fiht gebraucht, nicht unbedeutende Fehler, indem ſich 
die Gegenftände fo wie fie fih dem Spiegel nähern, 
fo. vergrößern, daß z. B. die ihm nah gebrachte Spitze 
eines Fingers, größer erſcheint als der Arn. 

Dow hat ſeine kleinen Sujets mit einer unglaub⸗ 
lichen Vollendung dargeſtellt. Man kennt nur zwei etz 
was größere Arbeiten von ihm, nehmlich den beruͤhmten 
Marktſchreyer in der Duͤſſeldorfer Gallerie a), und bie 
waſſerſuͤchtige Frau b), welche ſich vormals in der 


a). Er. iſt im Sahr. 1632 gemahlt und mit GDOV bezeichnet, 


ur Sn der Mitte des Zimmers fist. die Kranke, welde in zwi⸗ 
ſchen keinen widrigen Anblick gewährt, auf einem großen Lehn⸗ 
- fuhle; zu ıhren Füßen Eniet in dev. Blüthe der Jugend ihre, 
Tochter, im, Begriff der guten Mutter die Hand zu Eüffen, 
hinter ER eine gute, treue Magd ſteht, die ihr Arznei, 


— DR: 
in Deutſchlande 153 


"Sammlung des Königs von Sardinien befand, und 
nachher in das Mufeum zu Paris gefommen if. Daß 
‚ er Gemählde mit Bildern in Lebensgroͤße gemahlt habe, 
iſt immer geleugnet worden, da kein —— Schrift⸗ 
| — derſelben gedenft. 
Unter der Menge Gemaͤhlde von Gerhard Sl, bie 
‚im Muſeo zu Amſterdam befinden, kann ich die im 
' Catalogus der Schilderyen etc. ©. ı8. Nro. 69. gege⸗ 
"bene Befthreibung einer Schule mit brennenden Lich— 
F tern, nicht mit Stillfehweigen übergehen.- 
beze in allen opzigten beraemde Schildery, 
stelt voor een Avondschool: de Meester, gezeten aan 
eene Tafel, 'waarop een Lessenaer staat, schynt eene 
erustige vermaning te geven aan een’ Gone welken 
hy met het ol bord onder den arm uit.de school 
. zendt, terwyt een bevallig jung Meisje met alle aan- 
dacht voor hem staat te shellen. Vors op de Tafel 
| staat een Zandlooper. en eene Kaars, welke deze 
groep verlicht. Wat meer voorwaarts zit een Jon- 
. geling met eene lei te cyferen; by dezelve staat een 
jong lagchend Meisje, dat eene brandende Kaars in de 
hand houdt, en hem bylicht. De uitmuntend. Op. 
den end staat eene opene Lantaren, waarin 
eene brandende kaars, waarvan het licht zich kun- 
stig op de daarby. zynde voorwerpen verspreidt. Op. 
‚den derden of achtergrond is eene Tafel, waarop, 
eene Kaars staat, en waaraan eenige Kinderen van bei- 
derlei Kunne zyn gezeten, bezig mit hunne lessen te, 
leeren; wat vülser komt nog een Jongeling, eene 









Sun 


darreicht. Nicht weit von diefer Gruppe fieht ein junger. 
Charletan und befieht den Urin in einem Glafe, Diefe haͤus⸗ 
lihe Scene hat große Schönheiten. und rührt den Beſchaͤuen 
.. hen, ba die Gruppe der. drei Frauen nicht yollkommener ſeyn 
—* Kann als fie ift, Wenn er anftatt des Charletans einen nach— 
denkenden Arzt an die Seite der Kranken geſtellt haͤtte, fa 
würde das Bild nichts zu wuͤnſchen übrig laffen, ei 


J— ee 7.“ - \ 
“ 

er Geſchichte der Mohlerei 

Kaars in de hand houdende, den trap af. Een breed, 
en ten deele opgehaald- — grootsch en natuur- 
lyci geplooid, strekt ten voorhangsel van dit Too- 
neel. In deze Schildery ziet man vyf Kaarslichten, 
700 anig verstandig geplaatst, en natuurlyk afge- | 
beeld, dat echter het algemeen effect hierdoor niet 
word benadeeld. Het — is van het uitmuntend= | 
ste van dezen Meester, zynde de kleur krachtig en 
gloeijend, de teeliening en uitdruiking der hartstog⸗ 
‚ten is allernaauwkeurigst, en sprekende. Men houdt 
met rest dit stalk (na het verlies van de beroemde 
Kraamkamer, eertyds in het Kabinet van wylen den I 
Heer G. Braamcamp, doch naar Rusland övergevaerd, 
en op zee verongelukt) het allervoortraffelykste dat 
van dezen Meester bekend is. * a 





Ein wahrhaft Herne Gemaͤhlde in 1 
der Sammlung des verſtorbenen Grafen von Brabed, J 
welches von Dom verfertigt feyn fol, hat mir zu einis # 
gen Unterfuchungen Gelegenheit gegeben; aber ich habe, 
nichts entdeden Fünnen, als daß fi in der Brands. 
campsſchen Auction, in Amfterdam unter Gerhards Weis 
fen zwei Gemählde von ungewöhndiher Größe befans 
den, von welcden das eine, einen: dem Graͤflich Bra— 
beckſchen Gemaͤhlde ähnlicdyen Gegenfiand darftellte, nehme 
lich den Tobias, der von feiner Blindheit geheilt ift a). 
Daß diefes in Frage flehende Gemählde ein Meifterftüd 
fey,.daß es von einem Schüler won Rembrandt herruͤh⸗ 
ze, und daß e5 den beften Arbeiten der Holländifhen 
Schule gleich geftellt werden koͤnne, davon überzeugt fich 
Veicht jeder der e8 Fennt. Daß ed aber von Gerhard 
Dom fen, das wird fo lange ungewiß bleiben, bi$ man 
ein — —2 dieſes Meiſters von 4 


a Siehe Söder par roland. Goett. 1797. pag. 115: 


in Deutſchland. a: 


woͤhnlicher Größe ‚findet a). Die große Vorſicht, wels 

che er während des Arbeitens anmwandte, um zw verhüs 
E ten, daß Gemählde und Farben nicht durch Staub ver— 
© dorben würden, ift von einigen ſelbſt lächerlich gemacht 
worden; noch laͤcherlicher aber iſt es in der That, wenn 
man Leute von dem practiſchen Theile der Kunſt reden 
hört, die gar Feine Kenntniß davon haben. 

5 Ich bin überzeugt, daß Mieris, Scalden, van der 
| Werff und andere eben dieſelbe Vorſicht angewandt ha⸗ 
ben, ohne welche ſie unmoͤglich zu der bekannten Fein⸗ 
heit ihrer Arbeiten haͤtten gelangen koͤnnen. Zu bewun⸗ 





hard Douw, ungeachtet dieſer aͤngſtlichen Vorſicht, den⸗ 


mit der groͤßten Leichtigkeit gemahlt iſt. 
Bon einem Manne, der fo viel mahlte, wie, er, 
iſt es kaum moͤglich zu glauben, daß er drei Tage noͤ⸗ 


len b). 


nigl. Schwedifche Nefident Spiringer der eifrigfte; denn 


‚und zwar für den Preis, den er felbft dafür fordern 
wuͤrde, das Vorkaufsrecht zu haben. Es iſt natürlich, 


a) Man Eönnte veranlagt werben. zu glauben, daß er auch im 
Großen gearbeitet habe, wenn man bei Nescamps Tom. II. 


Sohannis für die Kirche Santa Maria della Scala in Rom 
gemahlt habe, und er hinzufeßt: „je crois le seul Tableau 

‚en grand de Gerard Douw.“ Es ift aber jekt bewiejen, 
daß diefes Gemählde von Gerhard Honthorft ift, den man in 
Stalien aud unter dem Namen Gerardo J— oder 
auch Gerardo dalle Notte kennt. 


6) Siehe Descamps Tom. II. 'pag. 210. ı 


©) Sandrart erwähnt diefes Umftandes ; aber 9. Angels, in ſei⸗ 
ner —— auf die Mahlerei fprigt nur von 500 fl, 


noch nichts Aengitliches wahrnimmt, fondern. daß alles 


thig gehabt habe, um einen einzigen Den zu mah⸗ 


Unter den Liebhabern feiner Arbeiten war der Kos 


Pag. 223, Vieft: daß Gerhard die Enthauptung des heiligen 


dern ift es indeflen, daß man in den Arbeiten von Gera 


+ 


er bewilligte ihm eine jährliche Venfion von 1000 Gul- 
dene), um in Anfehung aller feiner vollendeten Arbeiten, 


156 Geſchichte der Mohlerei 

daß er bei ſeiner beſtaͤndigen Arbeitſamkeit und bei dem 
‚hohen Preife, welchen er ſich bezahlen ließ, in eine ſehr 
glüdlihe Lage Fommen mußte, Bene Arbeitfamfeit war 
‚ aber auch Urfache, das er fich ſchon im dreigigften Jah—⸗ 
re feines Alters einer Brille bedienen mußte. Er ftarb 
in Leyden, man weiß nicht in weldem Jahre, Er 
lebte aber no, als Cornelius de Bie im Jahr 1662 | 
fein Leben befchrieb a). | t 

Gerhard Doum war ein fehr achtungswerther 
Künftler, nicht nur wegen der großen Vollendung feiner 
Arbeiten Überhaupt, fondern weil man durchaus nichts 
Gefünfteltes darin bemerft. Er befißt viel Kraft in den 
Farben, eine bezaubernde Harmonie; fein Licht iſt im— 
mer mit großer Kunſt zufammen gehalten, un d was man 
mehr als alles tbrige bewundern muß, ift, daß er Alles 
unter einer Erftaunen erregenden Keichtigfeit zu verfteden 
verftand; alles athmet Anmuth und Zierlichkeit. Das 
einzige was er zu winfchen übrig läßt, ift mehr Boll- 
fommenbeit in der Zeichnung. Darin übertraf ihn fein! 
Schuͤler Mieris. 

Wie fchon bemerkt worden ift, mahlte er auch einige: 
Portraite im Kleinen b). Houbrafen lobt Darunter be- 
fonders die Familie des oben erwähnten Spiringer. Aufs 
fer denjenigen feiner Arbeiten, von welchen Descamps 
ein langes Verzeichniß geliefert hat, befigt auch das Pa⸗ 
rifer Mufeum eine Menge Sachen von ihm.c), fo wie 
auch die Galerien zu Dresden, München, Salzthalum, 
Berlin u. f. w. 

Wenn man die große Zahl feiner Arbeiten überblidt, 

a) Einige ſetzen feinen Eod in das Jahr 1630; 

db) Unter diefen verdient fein eigenes einen —— Platz 
Es ſteht im Museo Fiorentino Tom, III. p. 119. 

e) ©. Musee Napoleon par Filhol, En III. 203. T. V. 

533. ER 363. 367. T. VII. 43%. 443. 453. T. VII. 518. 





in Deutſchi mn: A 


* moͤchte man dem, was Karl van. Moor von ihm geſagt 

haben ſoll, voͤlligen Glauben beimeſſen, nehmlich, daß er 
ſehr ſchnell und mit großer Leichtigkeit mahlte. Er hatte 
| mehrere Schüler, deren ich bald gedenfen werde, ! 

Nachdem ich hier von Gerhard Douw geredet habe, 
möge es mir erlaubt feyn, einen Blick auf Rembrandts 
Schule zu werfen. Geine eigene neue Manier, und der‘ 
Beifall, den feine Arbeiten erhielten, veranlaßten mehrere 
Mahler, feine Schhler zu werden, und diefe Manier 
nachzuahmen. Ich will Knellers hier nicht gedenken, der 
eigentlich ein Portraitmahler war, und von welchem ich 
ſchon ausführlih in. der Geſchichte der Mahlerei in Eng: 
land geredet habe a), wo eigentlich fein Schauplas war, 
und wo er 1725 ſtarb. Sch übergehe auch Gerhard van 
Bathem, Battem oder Battum, einen Landſchaftsmahler; 
- Sodann Ulrih Mayr, einen Portraitiften; Jacob Las 
vecq, der feine [höne Manier verließ, und in Frankreich 
I eine fihledhtere annahm; Leonhard Bramer, deſſen ich 
ſchon gedacht habe b), und der von einigen unter Nems 
brandts Schuͤler gerehret wird; Droft; Bernhard Keil, 
| oder Keilau, der in Stalien unter dem Namen Monsu 
. Bernardo befannt war; Franz Wulfhagen, im: Herzog- 
thum Bremen geboren; Jacob Effelins und Philipp Ko- 
ningh, der fhöne Portraite mahlte c), und einige andes 


a) ©, Band V. pag. 402. 

b) €, oben pag. 107. 

’c) Sm Museo Fiorentino T. 11. p- 1ög. findet fi das Le- 
ben, und ein ſchoͤnes ‚Portrait von Peter Koningh von Am— 
fterdam, der in jüngern Jahren ein Sumelier war, und pi 
terhin ein treffliger Portraitmahler ward; Er lebte um das 
Sahr. 1690, Als Beweis feiner Talente, führt, Fuͤßly en, 
daß fein Portrait fi in der Florentiner Gallerie befände; 

Rachdem Fuͤßly in dem Artikel „‚ Peter Koningh“ gefagt Hat, 
daß er. 1619 in Amfterdam geboren, ein Schüler von Rem- 
brandt und ein guter Portraitmahler gewefen, und 1689 ge: . 
florben fey; fügt er hinzu: aus der Nehnlichkeit der Bildniſſe 
des obbemeldten — und biefes Philipps, ſollte man fait 





158 ai Geſchichte der Malerei 


ve, um mich bei den Folgenden uw N aufsatten au 
koͤnnen. I 
| Adrian Verdael, — zu —— um 
das Jahr 1620. Obwohl ibm Einige andere Lehrer ge: 
ben wollen, fo ift es doc feinen: Zweifel unterworfen, 
daß Rembrandt der feinige war, und daß er deffen Ma— 
nier annahm. Seine Sompsfitionen find voll Beift, und 
edeler; auch) feine Zeichnung ift richtiger bei vieler Kraft 
im Colorit. . 

Mihael Willmann, im Jahr 1630 zu Königs: 
berg geboren, erhielt den erften Unterricht bei feinem Va— 
ter, Peter Wilmann, und Fam dann nach Holland in F 
Kembrandts Schule. Im Jahre 1660 arbeitete er in Ber 
lin, darauf in Breslau, wo er in Arnold, Abt von Leus 
bus, einen eifrigen Befchhger fand. Buͤſching a) be 
merft, daß fich vielleicht 1000 Gemählde von ihm, theils 
in Del, theild a Fresco in Schlefien befinden. 


MWilbelm (nah andern Michael) Poortes von J 
Harlem, war ebenfalld ein waderer Künftler und Schü: F 


ler von Rembrandt; er mahlte aber auch viel in der Ma— 
nier von Gerhard Doun. | 
Surien (Georg) Ovens war einer der ausgezeich⸗ 
netſten Schüler Rembrandts, und mahlte mehrere kraͤftige 
Bilder mit Fünftlihem Licht. Im Stadthaufe zu Am— 
fierdam befindet fich ein großes Gemählde von ihm, wel: 
ches den Claudius Civilis vorftellt, wie er in einem Wäld- 
chen (Schaker-Bosch) ein nädtliches großes Gaftmal 
giebt, und dabei durch feine Beredfamfeit die berühmte 


fliegen, daß felbige entweder Vater und Sohn, oder die glei- 
he Perſon vorfielten, Die erfte Meinung gründet ſich auf 
die Ungleichheit der Lebensjahre, die zweite aber auf das Still: 
ſchweigen aller niederländifchen Mahlergefhichten von Petern, 


rn ©, deutfhes Mufeum, herausgegeben von Friedr. Schlegel. 
Band II. Zulius 1812, Nachricht von der Breslauer Gemäpl: 
‚be-Sammlung. pag. 46. 








0 m Deutfihlande © 159 


ehe gründete, um das römifche Joch abzuſchuͤt⸗ 
ten. Er mahlte aber auch ſchoͤne Portraite. 

Chriſto ph Pauditz, ungefähr 1618 in Nieder: 

fachfen geboren, war auch einer von Rembrandts beffern 
Schülern, und arbeitete'mit vielem Beifalle für den Etz⸗ 
1 bifchof von Regensburg, und den Herzog Albert Sigis— 

mund von Bayern. Es ift nicht ausgemacht, ob Pauditz 
| und Beudiz nicht eine und dieſelbe Perſon iſt. 

Nicolaus Maas, ebenfaͤlls Rembrandts Echter, 

war 1632 zu Dort geboren. Einige Bilder von ihm wur— 
| den allgemein gefihäst, er verließ aber dieſe Manier wies 
der, und mahlte aus bloßer Liebhaberei heirlihe Por⸗ 
4 rraite, in welchen er die groͤßen Schatten feines Lehrers 
| \ vermied, Die aber demungeactet eine große Wirfung 
thun. Maas verdient eine Stelle unter den en Nor: 
Ftraitmapiern. HR 
4 Govart Flint ward 1616 in Gleve von reihen 
Eltern geboren, und zur Handlung beſtimmt. 
Seine Leidenſchaft für die Mahlerei war aber fo groß, 
daß nachdem er mehrere Lehrer gehabt hatte, er ſich die 
Rembrandtſche Manier ſo zueignete, daß viele ſeiner Ar⸗ 
beiten für Arbeiten von Rembrandt gehalten wurden. 

Er ward fehr von den Großen geachtet, befonders 
vom Churfürften von Brandenburg, und ftarb im Sabre 
2660, 

Samuel van Hoogftraeten, im Sahr 1627. 
zu Dortrecht geboren, lernte die erſten Anfangsgruͤnde 
der Kunſt von ſeinem Vater Theodor, und kam darauf 
in die Schule von Rembrandt. Obwohl er ſich vorzüglich 
mit Portrait: Mahlerei abgab, u mahlte er doch auch Die | 
florien, Blumen und Früchte. In Wien, wohin er ges 
gangen war, fanden feine Arbeiten Beifall», Von Wien 
begab er fi nad) Kom und von danach) England. Nach 
feiner Zuruͤckkunft nach Dortrecht lebte er daſelbſt in ke 
hem Anfehen.und von Schhlern umgeben, 








de. W Gefhihte 


Houbraken, der auch darunter MEN ruͤhmt ihn J 
wegen ſeines großen Talents, fich deutlich zu machen Fi; 
Mit feinen. Künftler- Kalenten vereinigte er gründi che 
wiſſenſchaftliche Kenntniſſe und war ſelbſt ein guter Di 
ter. Sein Buch uͤber die Mahlerei a), fo wie auch zwei 
andere Merfe und feine Heife nah Stalien find Be 
weife feines hohen Geiftes. Er flarb im Jahre 167% 

Ferdinand Bol, auch aus Dortrecht, und ebene 
falls in Rembrandts Schule gebildet, folgte der Methos 
de dieſes Meiſters in einem ſolchen Grade, dag man | 
getäufcht werben kann; und wirklich ficht man in vie . 
Yen Palläften Bilder von ihm, welche man für Arbei⸗ 
ten von Rembrandt hält. Viele ſchoͤne Arbeiten von F 
ihm befinden fih im Rathhauſe zu Amſterdam, und der 1 
Dichter Vondel ruͤhmt ein Gemaͤhlde von ihm, welches 
er für die Admiralitaͤt daſelbſt gemahlt hat; überhaupt 
werden mehrere feiner Portraite und Hıftorienitüde für I 
Meifterwerfe gehalten. Unter feinen Meifterfiüden bes 
wundert man eine DVerfammlung von Dffizieren und 
Schügen der Bürger: Compagnie Es find 16 Perfos 
nen, lauter Portreite. S. Catalogus der Schilderyen 
etc. pag. 24 Er ſtarb im Jahr 1681 in gro An: 
fehen. 

Einer der ausgezeichnetften Schüler von Rembrandt & 
war ohne Zweifel 















Gerbrant van den Eeckhout, 
1631 in Amſterdam geboren: Er zeigte früh viel vers 
fprechende Anlagen, und ward Nembrandts Schüler. 


Obwohl er anfünglih mit großem Beifalle ſowohl große 
als 


a). Inleydinie tot de hooge Schode der Schilderkonst: 
Middleb. 1641: 4. Rotterd. 1678, & 


a N. Dei —— J— 


——— kleine Vortraite eine jr “ tießte er Eboch vor⸗ 
zuͤglich die Hiſtorien-Mahlerei, in welcher er ſich durch 
reiche Compoſition und lebhaften Ausdruck in den Ge⸗ 
ſichtszuͤgen auszeichnete. In Holland befinden ſich zwei 
ſeiner beſten Gemaͤhlde, nehmlich Chriſtus unter den 
Lehrern im Tempel, und GSimeon mit dem Knaben Jes 
ſus auf dem Arme. Unter alen Schülern Rembrandts 
B bat ſich feiner biefem Meifter fo genähert, als Eeckhout, 
der alle ſeine Schoͤnheiten ſo wie ſeine Fehler angenom⸗ 
men hatte. Er beſaß eben den Ausdruck und die Kraft 
U bes Colorits, wär aber eben fo fehlerhaft in der Zeichs 
F nung und im Coſtuͤme. Sein Tod fällt in das Jahr 
3674. In den Bildergallerien Deutfchlands finden ſich 
viele Arbeiten dieſes Meiſters. Das oben gedachte Ge⸗ 
maͤhlde, Chriſtus unter den Lehrern im Tempel, iſt in 
der Folge in den Beſitz des Cpurfürfien bon der Pfalz 





| Sm Pärifer Mufeum war ein fchönes Gemaͤhlde 
bon ihm, Elcana, die dem Hohenpriefter Heli ihren 
Sohn zeigt. 

‚Heymann Dullaert, im Jahr 1636 zu Rot⸗ 
terdam geboren und 1684 geſtorben, war der Sohn ei⸗ 
nes Bilderhaͤndlers und zeigte von ſeiner fruͤheſten Ju— 
gend große Neigung für die Mahlerei. Er kam in Rem⸗ 
‚brandts Schule und ward einer feiner freueften Nas 

Envlih Arenb (Arnold de Gelder), zu Dort 
1645 geboren. 

Nachdem er von Hoogftraeten das Beichnen gelernt 
hatte, kam er in Rembrandts Schule und machte darin 
große Fortſchritte Sein Wohnort war Dort, wo er 
ſich ein Arbeitszimmer einrichtete, welches, wie das ſei⸗ 

s Lehrers, mit einigen alten Kleidern, Schaͤrpen, Stie⸗ 
und aͤhnlichen Dingen fo verſehen war, daß man 
es für die Wohnung eines Kleidertroͤdlers hätte a 

diorillo, 38 Th. 





gekommen. Cs 


' ‘r ” Pi 
* 









162 | Geſchichte der Mahlerei 


koͤnnen. Er mahlte Hiftorien mit Geiſt; Ausdruck und 
Mannigfaltigkeit find in feinen Gemählden unglaubli 
groß, aber im Coſtuͤm wird er zuweilen unerträglich. 
Faſt alle Gegenftände feiner Gemähide find aus der heil. 
Schrift genommen: Er brauchte viel Farbe beim Mah- 
len, und pflegte zuweilen mit dem Pinfelftiel darin her- 
umzuſahren, was guten Effect machte. Er ftarb ploͤtz⸗ 
lich im Jahr 172% & 

Ein Künftler von ausgezeichneten Rufe war 

Bertholet Slemmael, 

im Saht 1614 zu ®üttich geboren: Seine Lehter was 
ven zuerft Trippes, und nachher Gerhard Douffleit, J 
der eben damals aus Rom zurädgefonmen war In 
‚feinem 24ften Sahre teifte er in Stalien, und män bes ° 
wunderte ihn in Rum, wo er große Studien gemacht 
"hatte, fo mie auch in Floren. Er gieng darauf nad 
Sranfreih und ärbeitete mit Beifälle in den Simmern F 
zu Verſailles. Die Himmelfahrt ded Propheten Elias 
‘in der Kuppel dei Catmeliter- Kirche, und die Anbetung 
‘der Könige in der Sacriſtei des grands Augustins find 
von ihm gemahlk i 
Gecgen 1647 fam er in fein Vaterland zuruͤck. Ue⸗ 
berhaͤuft mit Ehre und Reichthum und Freunden fiel 
er in eine fo tiefe Schwermuth, daß die Mahler ihm 
‘zuwider ward; er unterlag endlich und ſtarb im Jahr 
3675. Man glaubt, daß eine gewifje Brinvilliers, die 
"aus Lüttich mit ausgewandert war, und mit welcher er 
'in einer genauen Fteundfhaft gelsbt hatte, ihm Gift 
gegeben habe. Er war mit Dispenfation des Papftes 
‘zum Canonicus des Collegiatftifted von St. Paul er- 
mannt. Bertholet war auch ein trefflicher Architect und 
ein firenger Beobachter des Goftimes. Seine Zeichnung 
hat etwas von der italiänifchen Schule, Descamps lies 


- ER 


in Deuäfanh. 368 


fert ein großes Verzeichniß ſeiner Arheiten. Auch in 
‚mehreren ‚Galerien fieht man Arbeiten von. im, die 
Werth. haben: . 

David Kodaert, Sohn und Schäter don Da: 
Aid Ryckaert, ward 1615 in Antwerpen geboren; St 
feiner Sügend mablte er nur Landfchaften; als er aber 
„den Beifall bemerkte, ‚den die Arbeiten don Brauwer, 
Teniers und Oſtade durch ihre Bambocciaden erhielten, 
ſo gab er ſich dieſer Manier ganz hin, und fand Bei⸗ 
fall und Unterftügung bei dem Erzherzoge Leopold: Als 
ſich fein Ruf verbreitete, ernannte ihn Die Ücademie zu 
Antwerpen im Jahr 1651 zu ihrem Director > 
Man weiß hicht, wie er in dem Alter von 50 Jah⸗ 
ten: dazu Fam, wo nicht feine Manier, doch wenigſtens 
Gegenſtaͤnde und Compoſition zu veraͤndern, indem er 
fpäterhin nichts darftellte, als wobei der Zeufel etwas 
zu thin hatte, unter andern mehrmals die Berfuchung 
des heiligen Antonius Descamps fagt mit Recht; 
E35, daß diefe Bilder von einer etwas fieberhaften Einbil: 
dungskraft zeugen, 4 Sndeffen würden fie von Liebhas 
bein und Großen fehr gefuht. Sn Darftellung der 
Hände war er ſehr nachläffig, ahmite abet in allem uͤbti⸗ 
gen die Natur treu nad: 
ur Bu Bet Glaffe von Gerhard Douw; Biene, SI 
9 uf: is gehoͤrt auch 


Gabriel Mentzu— 
geb. 1616, geſt. 1658. 


Gabriel — in Leyden geboren, und gehört ges 
wiß zu den beruͤhmteſten hollaͤndiſchen Kuͤnſtlern. 
Man weiß nicht, in welcher Schule er die Kunſt 
erlernte, aber es ift ſehr wahrſcheinlich, daß er die 
Wore von Douw und von Therburg ſtudirte Schon 

in ſeiner Jugend Man er ſich zu Amſterdam als ein 
2 | 





16% Gef chichte der Mahlerei 
Mann von großen Talenten befannt. Bei einer ſchwa⸗ 
chen Geſundheit und einer ſitzenden Lebensart litt er aber 
feyr an Steinfchmerzen, und lieg ſich in feinem 4öften 
Lebensjahre opetiren a), | 

Es ift nicht befannt, ob fein Tod während der. 

Operation erfolgt fey, oder ob er nach derfelben noch 
einige Beit gelebt habe. Die Gegenftände feiner Dars 
ſtellungen nahm er, wie Mieris, aus dem Privatleben; 
aber fein Gefhmad in der Zeichnung ift vollfommen, 
"Sn Hinfiht auf die Feinheit der Arbeit flieht er feinem 
‚der oben genannten Mahler nad), da er eine bezaubern= | 
de Peichtigfeit des Pinfeld befaß. Im Eolorit nähert 
er fih dem van Dyck. Seine vorzüglichfte Kunft bes I 
ftand in einer gewiffen Abftufung der Gegenflände und 
im Helldunfel, und durch beides unterfchied er die Ges 
genſtaͤnde ſchaͤrfer als durch Veränderung der Farbe. 

Im Franzoͤſiſchen Muſeum find mehrere Meiſter— 
ſtuͤcke ſeines Pinſels. In der Dresdner Gallerie befin⸗ 
det ſich ein Officier, der einen Brief lieſt, waͤhrend ein 

Trompeter auf feine Befehle wartet. Die Muͤnchner 
"Gallerie befist von ihm eine bolländifche Köchin, die 
eben befsbäftigt ift, ein Huhn an den Spieß zu ſtecken, 
und neben welcher ein Hafe hangt, Dies Bild ift auf: 
ſerordentlich fchön von dem berühmten Wille in Kupfer 
geftohen worden, Die Salzdahlumer Gallerie beſaß 
ein Bild von ihm, morauf eine Frau dargeftellt ift, die 
in der rechten Hand einen Krug, und in der linken einen 
Becher hält, und wobei eine Kaße fist. In der Eaffeler 
Gallerie waren zwei ſchoͤne Stüde von ihm. H. v. Burtin 
‚ “befißt nah feiner Verſicherung b) mehrere Gemälde, 
und zwar wahre Meifterftüde diefes Mahlers, ua 


a) Bon Mannlidh Band I. pag: 289: fagt, daß er 1658 — 
ben ſey. D' Argansville verſichert, daß er bei der Operation 
geſtorben ſey, und dieſe fällt in daſſelbe Jahr, > 


b) Tom. II. pag. a4ı bis 247. 





in Deutſchland. — 1665 


Nro. 89. La belle evanonie. go. Le repas de l’ami- 
! ral. gı. La fruitiere. g2. Le gouter de la fermiere 
bhollandoise. und 93. rar Sehr intereffant ift 
‚der Artikel von G. Metzu im 2ten Bande von Fuͤßly's 
Lexicon, worauf ich den Leſer verweiſe. 

Ich uͤbergehe N. La Zombe, der in der Schilder: 
Bent zu Rom den Zunamen „der Stopper‘ erhielt, 
weil er jeden Augenblick feine Pfeiffe nachſtopfte. Er 
mahlte Geſellſchaften, die nach italiänifcher Werfe ges 
kleidet waren. Sein Freund Rembrandt bat fein Vor⸗ 
trait geſtochen. 

Hans — geboren zu Delft im Jahr 
3616, war jung zu Neapel, Venedig und Rom, und 
erhielt wegen feiner Fertigkeit im Arbeiten in der oben 
F genannten Gefelfchaft den Beinamen ‚„,Potlepel‘“ als 
koͤnnte er feine Figuren mit dem Löffel aus dem Napfe 
ſchoͤpfen. Er zn zu Voorburg, in ber Nähe von 
Haag. 
Gilles Schagen —— ſich durch Portraite 
aus, reiſte viel und ward auch vom Admiral Tromp 
| gebraudt. 2 
| Ludolph de Yong malte eine Portraites 
' Deter Meert wird von Cornelius de Bie, jedoch 
‚ wohl nur mit poetifcher Licenz, dem van Dyd im Por⸗ 
traitmahlen gleich geſtellt. 





Era 
Gonza Les Coaues, 
geb. 1618, geft. 1684. 
Er war in Antwerpen geboren, erhielt den erften 
Unterricht von David. Ryckaert dem ältern, ward 
aber in der Folge Freund und Schwager von Nychaert 


oder Ryckaert dem jüngern, deſſen fchon gedacht worden 
iſt. Er hatte ſich die Vortraitmahlerei im Kleinen era 





" Geſchichte der Mehlerei 


wählt, worin er dem han Dyck nicht nachfteht. Nach⸗ 
her zeichnete er ſich beſonders durch Darſtellung von 
Gegenſtaͤnden aus dem Privatleben aus, durch Conver⸗ 
ſations⸗ Stuͤcke, in welchen er die Portraite einer Fa— 

“ milie vereinigte. Da diefe Art der Darftelung Mode 
ward, fo konnte er nicht mehr fo viel arbeiten, als von 
allen Seiten von et und vom Adel Beftellungen 
gegeben wurden. d. Mannlich bemerkt mit Recht: „Sons 
zales Verdienſt iſt nicht zweifelhaft, aber die Nachbar⸗ 
ſchaft eines Zherburgs, eines Natſchers und anderer Mei: 
fler, erträgt er nicht 20.“ 

Johann Goedaert, von Middelburg, war ein 
trefflicher Inſelten⸗ Mahler, und behandelte dieſen Theil. 
ber Naturgeſchichte als Gelehrter, indem er nach 5ojähs 
rigem Studio ein Wert in drei Bänden herausgab, wos 
pon der erfte im Jahr 1662 erſchien. Er ſtarb 1668 a). 

Cornelius Everdyd flammte aus einer bes 
rühmten Kamilie ab. Seine Arbeiten als Geſchichts⸗ 
mahler kann man nur in feiner. Familie fehen. 

Sohann Spielberg, im Sahr 1619 zu Düffelz, 
dorf geboren, ward, nachdem er einige Fortſchritte fuͤr 
ſich gemacht, und die Grundſaͤtze der Kunſt bei ſeinem 
Vater, einem geſchickten Mahler, erlernt hatte, mit eis 
nem Empfehlungsſchreiben an Rubens nach Antwerpen 
geſchickt, erfuhr aber Rubens Tod unterwegens und ging 
nach Amſterdam, wo er ſieben Jahr blieb und Govaert 
Flincks Schule beſuchte. Sein Ruf verbreitete fi im⸗ 


gt 


a) Unfere Bibliothek befigt davon zwei Ausgaben, eine hollänz 
bifche und eine lateinifhe, beide in 3 Bänden, Die erfte mit 
ausgemahlten Figuren hat den Zitel: Metamorphosis 

‚paturalis ofte historische beschryvyinghe van den Oir- 

'_ spronck aerd eygenschappen ende yreemde verandering- 

. hen der. wormen, rupsen, maeden, vliegen etc. door 

ä Johannem Goedaert tot Middelburgh. 8. Im 2ten Bande 
Reh fein Portrait W, Eversdyck pinx. R. a. Persyn 
scul pe 





Bi: Deutſchland 167 


mer mehr.‘ Der Herzog: von Juͤlich, der’ Ehurfürft von 


dev Pfalz und viele andere Fürften wurden von ihm ges 


| mablt, und ‚jeder wünfchte ihn in feine Dienſte zu zie⸗ 


hen. Er ſtarb im Dienſte des Churfuͤrſten von der Pfalz. 


im Jahre 1690. Spielberg war ein £refflicher Portraits 
und Hiflorien: Mahler. Seine Tochter Adriana, die ſich 


in Paftelmablerey auszeichnete, war zuerft an Wilhelm. 


I Brenkvelt und nachher an Eglon van der Neer, beides: 
i' naabler, verheirathet. 


Sandrart a) redet von einem Johann Spielberg, 
Maler 1628 in Ungarn geboren und 1670 am Wiener 


Hofe gearbeitet haben fol; es ift aber zweifelhaft, 0 | 
dieſer nicht mit jenem ein und diefelbe Perfon fey. 


Bictor Boucyuet, Sohn und Schüler von 


Marcus, zeigte wannigfaltige Talente für den Falten— 
wurf, mahlte VPortraite und Hiſtorien, war aber in⸗ 
I correct in der Zeichnung. Er flarb im Sahre 1677. 


Eben, denfelben. Fehler hatte Karl,von Savoyen, 


der meiſtens nur nagfende Figuren ns, Gegenftände aus 
| Ovids Metamorphoſen mahlte, aber ſeine Figuren mit 


vieler Anmuth colorirte. Der hollaͤndiſche Dichter Vos 


| -befchreibt unter andern ein — von ihm, welches 
Adonis vorſtellte 


Dierk Meerkerck ward in Gouda geboren; ſein 
Lehrer. ift nicht befannt. Er reifte durch ganz Stalien, 


hielt ſich einige Zeit in Rom auf, und arbeitete viel 
fuͤr den Biſchof von Nantes. Er ertrank in einem 
nale. 


Aart (Arnold) von Maas aus Soude, — 
David Teniers Schuͤler. Als Lieblings: Gegenftände 
mahlte er die unverdorbene Natur in Bauern Gefell- 
Thaften und Bauernhoczeiten. Er. war aud in Sta: 


— und medien an in Kupfer Sehnen. 


» Tom. I. pag. 338. 


18 Geſchichte der Mahlerei I 


‚Sn biefer Art Mahlerei zeichnete fih ebenfale Cor⸗ 


nelius Bega a) aus, ber ein Schuͤler von Adrian 


Dftade war. Béga ward zu Harlem geboren. Wenn 


er die Vollkommenheit feines Meifters nicht erreichte, 
fo war er doc) einer feiner beften Schüler. Seine Ges 


‚genftände find Bauerngefelfchaften, Alchymiſten u. ſ. w., N 
aber forgfältiger fludirt. Er flarb im Jahre 1664 an 


der Peſt, und war von feiner Geliebten angefiedt. 


In der Cafjeler Galerie war von ihm ein Alchy⸗ 


myſt in ſeinem Laboratorio; in der Berliner, eine Ges 
ſellſchaft Matrofen und eine Bauern- ⸗Familie, und in 


der Münchner eine gemifhte Bauerngeſellſchaft beiderlei 


Geſchlechts. 
Von 


Luyeks 


ſchreibt Samuel van Hoogſtraeten, deſſen ſchon unter 


Rembrandts Schuͤlern gedacht iſt, in einem aus Wien 
vom yten Auguſt 1661 datirten Briefe Folgendes: 


„Man Findet einen Sandrart an; diefer fol der. 
3, berühmtefte deutfhe Mahler ſeyn, und feine Anz 
„kunft macht viel Geräufhe. Man fagt: Er wer: 
„de im Kayferliche Dienfte kommen, um dafelbft 
„fein Stud zu maden. Es Grin, er werde J. 


„K. Mei. erfien Mahler Luyks Kbertreffen wollen.‘ 


Und Fuͤßly fügt hinzu: 


„Er ift ohne Zweifel der in feiner Ordnung anges 
„führte Franz Leur‘“ b). 


a) Er ift ein angenommener Name; fein Vater nannte ſich 
gyn. 


b) Siehe Fuͤßly's Lexicon und was ich unter den —— von 
Rubens Pag. 26. gefagt habe. 





in. Deutfehland. 169. 


Philipp Wouvermanns, 
‚geb. 1620, geſt. 1668 a). | 
Unter * großen Zahl —— Meifter, welche bie 






dann zu Johann Wynants, unter deffen Anleitung er 
sehr fchnele Fortſchritte machte, und fich feine eigene 
‚Manier bildete, obwohl er fehr gut in der Manier der 
‚Bamboceiaden mahlte, Er wählte fih gern folde Ge⸗ 
‚genflände, bey welchen er Pferde anbringen Fonnte, die 
‚er meifterhaft mahlte, und unter welchen fi Immer ein 
weißes zu befinden pflegt. | 
Hauptſaͤchlich ftellte er dar: Jogbgefelſchaften, wel⸗ 
ſche zur Jagd aufbrechen, oder von der Jagd zuruͤckkom⸗ 
‚men, oder Halt machen; Märkte, Marftälle, Reitbahnen, 
Hufſchmiede welche Pferde befchlagen, Feldſchlachten, 


deſſen, ſey es, weil ſie dem damaligen Geiſte, oder der 
damaligen Mode nicht zuſprachen, den Beifall nicht, den 
ſich Laar erworben hatte, den zu jener Zeit die Hollaͤn— 
ber eben fo bewunderten, als ihn die Römer vorher lan⸗ 
ge Zeit bewundert hatten, Diefes, und eine gewiffe 
Blödigfeit, und Familien = Sorgen nöthigten ihn für. 
Bilderhändler, und befonders für einen gewiſſen de Witte. 
zu arbeiten, der weit mehr damit gewann, feine Gemähl- 
de im Auslande zu verkaufen, als er felbft, fie zu mah— 

len. 

Houbraken ſcheint in allem was er von Woumer- 
‚mann gefchrieben hat, mehrmals das Gegentheil hiervon 
zu behaupten und gewiffermaßen einen Haß gegen. die— 
fen Künftter zu haben, indem er von feinen vielen Be: 


a) Einige. fagen 1670, 


Reiterfiharmüßel u. f. w. Seine Urbeiten fanden ins | 


170 Geceſchichte der Mahleri 


fhüsern und von dem gluͤcklichen Geftirn, welches ihm. 
leitete, fpricht. . Descamps und Argensville beweifen mit 

vielem Grunde das Gegentheil, ja felbfi, daß es ihm zus F 
weilen recht elend ging. Demungeadhter war er bei feiz 
‚ner Arbeit nie nachlaͤfſig, fondern vollendete feine Ges 
mählde immer mit dem größten Fleiße. # 

Man erzählt, daß er vor feinem Tode ale feine, 
Studien habe verbrennen laffen, damit Niemand ſehe, 
wie viel er von den Skizzen des Bamboccio gebraucht‘ N 
habe. Andere erzählen, daß er Dadurch feinem Sohn! 
den Gebraush derfelben habe entziehen wollen, damit er 4 
genöthigt ſey, fich feine eigenen Studien mach der Ra 
fur zu machen. Alle diefe Erzählungen ſcheinen fabel⸗ 
haft. 

Wenn man die Arbeiten Wouwermanns wit denen 
des Bamboccio zuſammen ſtellt, ſo nimmt man eine 
große Verſchiedenheit ſowohl im Colorit als in der Wahl 
des Locals wahr, wenn auch die Gegenſtaͤnde felbft dies. 
felben find. Bamboccio Hatte weit mehr Lebhaftigkeit 
und Kraft im Colorit; Wonwermann hingegen einen 
fifbernen Ton, eine überaus fehöne Zeichnung und einen 
weichen, zarten Pinſel. 7 

Bamboccio's Audfihten waren zum Zheil aus der 
Nähe von Rom genommen; Woumermann hingegen war: 
nie aus Harlem gefommen, daher er die Natur fo vors 
fiellte, wie fie ihm vor Augen fihwebte. Er ftarb in: 
einem Alter von 48 Jahren zu Harlem, im Jahr 1668, 
und hatte einen Sohn, der Carthäufer ward, 

Unter mehreren Schülern, die er bildete und deren: 
gedacht werben wird, will ich hier nur feine beiden Brüs 
der, Peter und Johann, nennen. Peter mahlte in der 
Art feines Bruders, kam ihm aber nicht gleich. Die 
Zeichnungen feiner Pferde und Figuren glüdten ihm fehr 
gut, aber er befaß nicht jene Feinheit des Pinfels, wel- 
ches feinem Bruder .eigen war. Johann mahlte nur 





’ — 


J am 


tandfchaften, ſtarb aberj jung im Jahre 1666 a Jahr 
‚or feinem aͤlteſten Bruder. 











einem Tode zu einem fehr hohen Preife, indem der 


oe; 


h Y t jeden Preis Egufen ließ. 


EP ansdifgen Mufeo, und unter diefen eine große 
| * a). Sn der Gallerie von Dresden befindet ſich 


f weiß nicht warum, ihn pag. 76 Philipp Heinrihb Wouwer⸗ 


lerie befindtich ſind b). 
Johann Baptiſte van Deynum 


Er ward im Jahr 1620 in Antwerpen von reichen El⸗ 
tern geboren, und Dies gab ihm freies Spiel zum Stu— 
diren und zur Bervollfommung feiner Arbeiten, 


ya war 


2) ©. Gall. WOrleans Tom. Im. 19—22. Mus. Nap. par 
° Filhol T. I. 69. T. II. 81... T. IV. 232. 262. T. V. 


56%. T. IX. 6:6. 634. 


B). Ruͤckfichtlich ſeiner Arbeiten ſehe man: Ueber. die Gompofition 
in Philipp Woumermanns Gemaͤhlden zum Unterricht für Lieb⸗ 
haber der Mahlerei. Leipz. 1789. 8. Bei dieſer Gelegenheit 

will id) noch bemerken, daß Ph. Wouwermann ein einziges 
Blatt geftochen hat, nehmlich ein Pferd im Profil, ©. Bartſch 
82. I, pag. 397. ee 


Die Arbeiten Philipp Wouwermanns ſtiegen nach 


Churfuͤrſt von Bayern, Maximilian Maria, Gouver⸗ 
neur der Niederlande, fie ee aufſuchen und 


Gegenwaͤrtig befinden ſich mehrere Stuͤcke von ihm 


auch Vieles von ihm, worunter auch einige Copien 
ſind. Auch die Muͤnchner Gallerie beſitzt mehrere Stuͤcke; 
die Wiener zaͤhlt ihrer Viere, und Puhlmanns, der, ich 


mann nennt, führt viere an, die in der Berliner Gal⸗ 


war ein waderer Miniatur: und Wafferfarben - Mahler. 


\ Einer der ſchaͤtzbarſten Kuͤnſtler aus A. Bloemaerts 


352. T. VI. 388. 429. T. VII. 460. T. VIII. 539. 551. 


m Geſchcchte der Waffen 


Johann Baptiſt Werning, 9 
geb. 1621, geſt. 1660. | 


Er war ein geborner Amflerdbamer und ein Sohn 
des Baumeifters Johann Weéeeninx, der unter dem . 
men Jan met de Konst befannt :ift. 

Johann Baptift hatte mehrere Kehrer, nämlich send 
Sohann Mider, Abraham Bloemaert und Nicol. Mo: 
yacıt, deffen — er vollkommen nachzuahmen vers | 
ftand. Noch fehr jung verheirathete er ſich mit: der Toch⸗ 
ter von Wilhelm Hondekoeter, eines Landſchaftsmahlers, 
von dem ich weiter unten reden werde. Dieſe Heirath 
that ihm in der Folge viel Schaden’ als er. nad Ita⸗ 
lien zu reifen wuͤnſchte, und deshalb vielen. Sideruu | 
zu befiegen hatte. 

Obwohl er einige Jahre in Rom blieb, wo er wes i 
gen feiner rauhen Stimme den Beinamen „de Ratel‘ 
erhielt, fo ward, er doch von feiner Frau und von feis 
nen Verwandten fo lange gequält, bis er diefen für ihr 
fo angenehmen Aufenthalt wieder verließ. Ob er glei - 
befonders vom Gardinal Panfili unzählige Einladungen 
zur Ruͤckkehr nach Rom erhielt; fo ward er doc immer 
daran gehindert, und. ließ ih in. Utrecht nieder, wo. 
‚er viel für Liebhaber arbeitete und im Jahr 1660 ftarb, 
als er erſt 39. Jahre alt geworden war. 

Weeninx mahlte Hiftorien, Landfchaften, Portraiten 
Thierſtuͤcke, Flüffe mit Barfen u. f. w. mit der größten 
Bolkommenheit nach der Natur. Biele diefer kleinen 
Gemählde von ihm ftehen, rüdfihtlih der Vollendung, 
den Gemählden von Mieris und von Doum nicht nach. 
Er hat auch, jedoch nur zwei Stüde, in Kupfer geflos 
chen a). Descamps giebt ein großes WVerzeichniß feiner 
Arbeiten. Bon einem feiner Söhne, der ein berühmter 






a) ©. Burtih Bd. I. pag. 391. 


ee. a in 1 Deutffund. 173 


Kunſtler war, ih vorzüglich todte &hiere ſehr gut 
‚te, werde ich in ber Folge reden, 

Ä Unter une Zeniers an zeichnete ji bon 
N — aus 


Seite Rokes gehannt — 


Rokes ward im Jahr 1621 in Rotterdam geboren. 
Sein Bater war Echiffer und führte eine der Barfen, 
welche Kaufmannswaaren von Rotterdam nad) Dort brins 
U gen. Den Bunahmen Zorg, der auch auf feinen Sohn 
uͤberging, erhielt er wegen der großen Sorgfalt und 
Aufmerkſamkeit, die er fuͤr die ihm uͤberlieferten Guͤter 
trug. Heinrich ward Teniers Schüler, da er aber in 
der Folge einige Seit dey Wilhelm von Buytenweg oder 
Buytenwech zubrachte, der edlere Gegenftände, nämlich 
F Eonverfationsftüde mahlte; fo verband er beide Manie- 
F zen mit einander, indem er von einem das Colorit und 
U von dem andern die Compofition entlehnte, und dadurch 
B wahrhaft bewundrungswürdige Arbeiten hervorbrachte. 
Es ift kaum glaublih, daß ein Mann von folhen Ta- 
lenten wie er, die Mahlerei verlaffen haben Fönne, um 
die Stelle feines Vaters als Führer eines Guͤterſchiffs 
wieder einzunehmen. In mehreren holländifchen Cabi⸗ 
netten fiebt man Gemählde von ihm, welde die Nach— 
barſchaft von Zeniers Arbeiten wohl aushalten. 
| Sein 3eitgenoffe war Cornel. de Man, im Saht 
1621 in Delft geboren. Er teilte in Frankreich, beſon⸗ 
ders aber in Italien, wo er ſich viele Jahre aufhielt, 
und die Werke der größten Meiſter ſtudirte. Nach feis 
ner Zuruͤckkunft in fein Vaterland maͤhlte er unter ans 
Bern in dem Berfammlungsfaal der Delfter Wundaͤrzte, 
alle Aerzte und Wundärzte, welche damals dort lebten. 
Dies Gemälde ift ganz nach dem Geſchmack von Zitian 
gearbeitet, welchen er währen» feines —— in 
—— eifrig findirte, 











* Geocſſchihte der Mahler 


Emanuel Murant war —— in Amſterdam gebe 
ten und ein Schhler von Philipp Wouwermann: Seine | 
Gemaͤhlde ſtellen hollaͤndiſche Ausſichten und Ruinen dar, 
und ſirid alle mit einer ſolchen Vollendung gemahlt, daß 
man ſie ſelbſt mit einem Vergroͤßerungsglas anſehen kann. 
Die Famillie der Vaillant war reich an Künſtlern. 
Valle rant Vaillant werd 16235 zu Lille in Flan⸗ | 
dern 'geboren, von wo er nah Antwerpen g ging, um ein | 
. Schüler von Erasmus Quellyn zu werden und ſich vor⸗ 
zuͤglich auf Vortraitmahlerei legte... 
Bei ber Krönung Leopolds I, begab er ſich nad 
Frankfurt, und mahlte nicht allein den Kaifer, ſondern 
auch fehr viele der Großen, welche damals fig dort aufe 
r hielten. Der Marfchall Grammont nahm ihn mie ſich 
nach Paris, wo er die. Portraite der Königin Mutter, des 
Herzogs von Orleans und beinahe des ganzen Hofes, 
‚mahlte. Nach einem Aiährigen Aufenthalt * Frank⸗ 
reich ging er nah Amflerdam, wo er im Jahr 167 u 
farb. Discamps a) irrt Fehr, wenn er glaubt, daß 
Vaͤillant zuerſt in ſchwarzet Kunſt geſtochen habe, ein 
Geheimniß, welches ihm der Prinz Robert mitgetheilt 
h haben ſoll. Es ift völlig ausgemacht, daß diefe Erfinz ] 
bung dem betühmten Ludwig von Siegen, einem. hefjiz 
ſchen Lieutenant im Saht/i648 angehört. | 
Ballerant hätte vier Brüder, Johann, Beenbardr 
Jacob und. Andreas, welche alle ſeine Schuͤler waren⸗ 
Johann war 1625 ib, und hatte viele Anlagen zur 
Mahlerei; eine reiche Heitath beranlaßte ihn aber fie 
wieder zu verlaſſen, und fi auf den Handel zu legen. 
ai Bernhard reifte mit feinen Brüder; beichäftigte fih 
aber befondeis nut mit Zeichnen. Jatob wat auch in 
Stalien und erhielt in Rom in der Schildeibent den 
-Bunämen „die Lerche“ (Lewerich); Nach feiner Zu: 
Bi; i ’ 

ä) Tom. 1. Pag: 351: 









je in Deutſchland. | 175 | 


ruckkunft trat er in die Dienſte des Churfuͤrſten von 
Brandenburg, worin er auch ſtakb. Andreas Vaillant 
‚endlich legte fich auf die EN und farb bei 
vr Bruder in Berlin, ı | 
Zu diefer Beit zeichnete fich aus Theodor —— 
ten im Jahr 1624 zu Harlem geboren. Er war 
Sein Schüler von Giebber, bei welchem er größe, Forts 
| ſchritte machte, und ging darauf nach Stalien, wo er 
M mit vielem Beifalle in mehreren Battungen mahlte, nem—⸗ 
ch Landſchaften mit vielen Figuren, und Hiftorienftiüde, 
Jeinige in der Manier des Bamboccio. Naͤch einem kur⸗ 
© zen Aufenthalte in feinem Vaterlande kehrte er nach 
U Kom zurück und beſchloß dort ſein ruͤhmliches Leben im 
—5— 1694. Die Zahl feiner Arbeiten, welche man dort 
noch bewundert, ift viel größer als die, welche man nod) 
9— ‚in feinem Vaterlande, befönders in — — 
U ten Kloͤſtern bon ihm ſieht. | 
gm. Ein berühmter Blümen- und &hier- Mahler war 
Deter Boelim Jahr 1625 in Antwerpen geboren. Man 
U Hyatt ihn mit einigem Grunde für einen Schhler von 
"Snaheis, der, wie wir wien, in diefer Gattung fih, > 













a 





U fte'und daſelbſt mit vielem Beifall mahlte, fo rief ihn doch 
bie Liebe zum Baterlande nach Äntwerkeh zütüd. Er hat 
auch 6 Blätter unter dem Titel „, diversi Uccelli ee in 
N Kupfer geſtochen, welche Raubvoͤgel und ändere, mit vielem 
“Bei: und mit ſchoͤnen Landfchaften vereiniget daͤrſtellen. 
uUnm dieſe Zeit lebten Philipp Fruitiers von 
Antwerpen, der ſich in Miniatur: und Guaͤſch⸗ Mah— 
lerei vorzuͤglich auszeichnete und felbft von Rubens, 
u — er in vielen Dingen nachahmte, bewundert ward. 
ı - Anton Goeboumw, auch von Antwerpen, reiſte fruͤh 
| a: Kom und Fam als ein geſchickter Hiſtorienmahler 
| jur, Einige Bilder hat er . in J——— Manier 
rl | 4 “ — 


— 





auszeichnete. Obwohl er in Italien und in Frankreich rei⸗ 


hätte, Portraite zu mahlen, in ver Hiftorienz Mahlerey i 


176 Geſchichte der Mohlerei 
Ein Beitgenoffe von dieſen war: Franz von 

Neve, Er fuditte die Werte Nubens und van Dos,] | 
ging nah Rom und arbeitete dert nach Antifen und 
nach Raphael, Nach feiner Zurüdfunft fand er in ſei⸗ 
nem Baterlande, wo man noch jetzt feine beſſern Ar— 
beiten bewundert, viel Beifall, Man hat 14 Eupte ſti⸗ 
che von ihm a). * 
Ganz in der Manier von F. Sneyders oder Su — 
ders, Simon de Voß und einigen Andern, naͤmlich in 
rer von Sagden, todten —* un —* w. zeie ⸗ 














uung der mern nichts nach, indem er fe in den 
beftigften Bewegungen mit fräftiger Farbe und vollkom⸗ 
men richtiger Zeichnung darftelte, und Federn, Wolle 
und Haare vorzüglid gut mahlte. Die Düffeldorfer,) 
Münchner, Wiener u. f. w. Gallerien befigen viele von ⸗ 
zuͤgliche Stuͤcke von ihm. 
Peter Tyſſens war ein *—— ausgezeichne⸗ 
ter Kuͤnſtler, der, wenn Gewinnſucht ihn nicht verleite 


dem Rubens gewiß gleich gekommen ſeyn würde: Tyſe 
fens war 1625 in Antwerpen geboren und man weiß! 
nicht, welche Schule er befucht habe. Er hat große Meis 
fierftüde geliefert, und unter diefen eine Himmelfahrt |) 
der Zungfrau Maria in der Kirche des heil, Jacobs zu 
Antwerpen. Im Jahr 1661 war er Ditertor der dortigen 
Academie. Descamps führt viele Stüde Yon ihm an. ! 
Ein anderer Tyſſens, welchen man fuͤr ſeinen Brud 23 
hält und von Manlih Bd. I. pag. 425 Bartholomeuß |) 
nennt, der auch vielleicht ebenfald 1625 in Ant⸗ 
| werpen | 


a) ©. Bartſch 8b, IV. pag. 117 

















N —— in Deutſchland. W ne . 


werpen geboren worden iſt, mahlte Ruͤſtungen und Vz⸗ 
‚gel, arbeitete im Jahr 1700 in Düffeldorf und ward 
von dem Churfürften nach den Niederlanden gefchidt, 
um dafelbft.Gemählde für feine Gallerie zu kaufen. | 
Bon nod einem andern Tyffens, von welchem Des: 
camps Bd. IV. pag. 206 fpricht, wird an feinem Ort ge= 
‚vedet werden. 

Unm dieſe Zeit zeichneten fih aus: Gerhard van 
‚Hoogftad, von Brüffel, der Hiſtorien befonders aus 
der heil. Geſchichte mahlte. Gysbrecht Thys von 
Antwerpen, ein treflicher Portraitmahler. Nicolaus 
Loyer von Antwerpen, ein Eräftiger Hiftorienmahler. 
Wilhelm Sabron, aud aus Antwerpen, war lange 
Fin Kom und arbeitete dafelbft mit großem Beifalle. Er 
mahlte goldene, filberne und porzellainene Gefäße, die mit 
‚Blumen gefhmüdt waren, äufferft täufchend. | 

2 Artus Wolfaerts, ein Landsmann der vorigen 
‚zeichnete fich Durch Darftelung aus der heil. Geſchichte 
aus. Seine Compofitionen find einfach, aber in einem 
großen Styl; die Hintergründe mit Architectur oder mit 
Landſchaften nad) der Natur gefhmüdt, und fehr genau 
Sim Coſtuͤme, was von dem größten N der Künftler 
"wenig beachtet wird. ; 
Er war in der Gefchichte und Mythologie bewan⸗ 
dert. Sn feinen Erholungsftunden mahlte er jedoch zus 
| weilen ſcherzhafte Gegenſtaͤnde im Styl von Zeniers. 
Ein Schuͤler von D; Teniers war Franz du 
Chatel aus Bruͤſſel. Seine Manier naͤhert ſich theils 
der ſeines Lehrers, theils der des Gonzales Coques. 
|Zeniers fah ihn wie feinen Sohn an, und gewiß machte 
er ihm als feinem Ehre, da er ihn bis zur Taͤu⸗ 
ſchung nahahmte Im Ganzen genommen, war nod 











Me Converfationsftüde und Familien’ Portraite, 
Eins feiner fhönften Bilder iſt ge ‚welches 
.. 3r Th. M 


mehr Adel in feinen Werfen. Spaͤterhin mahlte er vor⸗ = 


- bie er in Rom gemacht hatte, und daher pflegen die, 


lande ‚übertragen; habe-, 


178 Geſchichte der Mahlerei 


er fuͤr den RKeuterſaal im Stadthauſe von Gent: mahlte 
und welches den Koͤnig von Spanien darſtellt, wie ihm 
im Jahr 1666 die Staaten von Braband und Flandern 
den Eid der Treue ablegen. Es enthaͤlt beinahe tau⸗ 
ſend Figuren und iſt 20 Fuß lang und 14 Fuß hoch; 






die, Figuren im Vordergrunde find einem Fuß hoch. 

Man hat es au wohl ivriger Weife für ein Werk 
von Coques gehalten, 

Gilles van Tilborgh, oder Tilburg, ein Zeit⸗ 
— von du Chatel, war auch in Bruͤſſel geboren 
und ein Nachahmer der Manier des Teniers. Seine a 
Gegenftände find aus dem nicdern Volke genommen; 
Bauern: Berfammlungen, Wirthöhäufer und Wactftusr ; | 
ben. Sm ‚Eolorit nähert er fih Braumwern, aber fein 4 
Pinſel tokkirt nicht ſo geiſtvoll, wiewohl man eine große | 
Wahrheit, und ein vortreffliches Helldunkel, diefe vor: | 
züugliche Eigenſchaft der Niederländifchen Mahler, in * 
nen Gemaͤhlden wahrnimmt. 

Eines andern Kuͤnſtlers dieſes Namens, oieleichtul 
feines Baters, iſt fhon Bd. II. Seite 555 gedacht wor· 
den. 9 J 

Johann Offenbéd, im Jahr 1627 in Rotter⸗ 
dam geboren, ging nach Italien, wo auch ein großer 
Theil ſeiner Arbeiten geblieben iſt. Seine Manier naͤ— 
herte ſich der zu jener Zeit herrſchend gewordenen Ma—⸗— 
nier des Bamboccio. Seine Landſchaften mit Thieren 
und Figuren ſind ſehr anmuthig componirt, und im ſei⸗ 
nen Gemaͤhlden vereinigt ſich die Kraft der Stalianern 
und die Vollendung der Niederlaͤnder. 

Alle ſeine Gemaͤhlde ſind mit den Studien — 


Flammaͤnder zu ſagen, daß er rt in. die MACAU 


Bon -Perer. Roestraetem von ln einem, 
Schüler, und ‚Schwiegerfohn von. Franz Hals, habe ich 


















x F / * EN“ ji % { 
M Deutfchland. 7 mg 


* in meiner — der rich in am ge⸗ 
uedet a). 

Ich darf aus dieſen Seifen dein Serie Sraum, 
* gegen 1627. in Hoorn geboren iſt, nicht mit Still⸗ 
Schweigen. fibergehen. Er lernte die Mahlerei unter Ja⸗ 
tob-van Kampens Anleitung, gieng im Fahr 1648 nad 
‚Stalien und fiudirte dort die Antike und die Werfe gro: 
‚Ber Meifter, "Bei feiner Zuruͤckkunft nach‘ Holand zeich— 
nete er fi) durch feine grandiofe Manier — und be⸗ 
blog fein Leben in Alfmaer. 
Aus der Schule von Sohann Barth u nun 
ps berühmter Künftter, 


Heinrich Verſchuuring, 
geb. 1627, geſt. 1690. 
Sein Vater war Militär. Heinrich ward in Gor— 
um geboren, und beflimmte fid), wegen feiner ſchwaͤchli⸗ 
hen Gefundheit für die Mahlerei. Zuerft befuchte er 
die, Schule von Thierry Gouertz, gieng aber dann nad) 
Utteesit zu Sobann Both, wo er fehs Jahre blieb. 
Nachdem er einen guten Grund gelegt hatte, begab er 
ſich na Stalien, wo er fehr gründlich fludirte, und jes 
dermann in Verwunderung feßte, als er auf einmal anz 
Ofieng Bambocciaden zu mahlen. Als er zum erſten 
Male in fein Vaterland zuruͤck reiſte, ließ er fi unters 
Wegs verleiten wieder nah Rom zuruͤckzukehren. Nach 
drei Sahren entfchloß er fich endlih im Jahre 1655 
wirklich nad Haufe zu reifen, wo er ſich dann nad) fei- 
mer Ankunft ganz auf die Bataillen= Mahlerei legte. 
Im Sabre 2672 gieng er mit der holländifchen Armee, und 
Zeichnete alles, was ſich ihm Merfwürdiges auf diefem 
npe darbot. —— ihn ſowohl wegen ſeiner 


x 


8 3b. V. pag. 452. "wo durch einen Druckfehler ſeine Geburt 
ſtatt ie das Jahr 1627 in das Jahr 1672 geſetzt iſt. 


M 2 


180 Geſchichte der Mahlerei 


Kunſt, als auch wegen feines Verſtandes fo fehr, daß | 
er zum Bürgermeifter von Gorcum erwählt ward, Er 
fand feinen Zod auf einer Fleinen Wafferreife, ald das 
Schiffchen, worin er fi befand, zwei Meilen von Dort: 
recht umfchlug, und Niemand von der Gefellfchaft ges 
rettet werden Fonnte. Ein Sohn von ihm, helm 
Berfhuuring, 1657 geboren, lernte die Anfangögründe 
der. bei ihm-- felbft, und ward nachher ein — 






pferſtiche hat man von ihm a), Ein weitlaͤuftiges Ver⸗ 
zeichniß ſeiner Werke ſteht bey Descamps. 9 | 

Sn derfelben Gegend und in demfelben Sahre 1627 
ward geboren 


Sacob van 7— Ulfs. 


Aus der Art, wie er manche Dinge darſtellte, hätte 
man fließen follen, daß er in Rom gewefen ſey; in 
deſſen iſt es ausgemadht, daß er niemals eine Reife j 
nach Stalien unternommen habe. Mit feinen Zalenten 
in der Mahlerei vereinigte er verfchiedene andere, vor⸗ 
zuͤglich chemiſche Kenntniffe, vermitteljt welcher ed ihm 
gelang, viele fhöne Farben für die Glasmahlerei zu ers 
finden, die auf feine Weife den lebhaften Farben, deren 
fi die beiden Brüder Crabeth bedienten, und deren N 
Compofition man fälfhlih für verlohren gehalten hat, 
nachftanden b). In der That fieht man von ihm ſo⸗ 
wohl in Gorcum als uͤberhaupt in Geldern verſchiedene 
ſchoͤne Glasmahlereien. Auch ihm widerfuhr die Ehre, 
zum Bürgermeifter ernannt zu werden. Der größte 
Theil feiner Gemählde befieht in Ausfichten von Stalien, 

a) Barti Tom. I. p. 123. jagt, daß man nur. vier fehr fel- 


ten gewordene Kupferftihe von ihm Eenne, davon einige mit 
dem Monogramm H. V. S. bezeichnet find, 


») ©, was ich darüber Bd. II. ©. 485, gefagt habe, 


— 


in Deutſchland. BR 181 


bon Rom, Seehafen u. ſ. w. und zwar fo gemahlt, 
und mit Figuren ausgeziert, als ob er an Ort und 
| SEtene geweſen ſey. u 


Theodor van der Schunt, 
ward im Jahr 1628 im Haag geboren, Fam jung nad) 
Paris und ward ein Schüler von Sebaſtian Bourdon. 
| Nachdem er. beträchtliche Fortſchritte in der Kunſt gemacht 
hatte, begab er ſich nach Rom und ſtudirte dort die Werke 
von Raphael und Julio Romano, Mehr als dieſes trug 


© indeffen der ihm zu Theil gewordene Schuß ber Köni- 








| gin Chriſtina von Schweden zu feinen Fortfchritten bei a). 
Sein froher Sinn und feine fanften Sitten machten ihn 
bei jedermann beliebt; in der Schilderbent erhielt er den 
Zunahmen ‚, Vrienschap‘“ (Freundſchaft). Bei feiner 
Zuruͤckkunft nah dem Haag im, Sahr 1665 ward er 
Mitglied der dortigen Mahler: Academie, und erhielt 
4 unter andern vielen Beftellungen auch den Auftrag zur 
| Berfertigung des Plafonds in dem Saale der Bürger 
‚ meifter im Stadthaufe zu Gorcum, welches ihm, fo wie 
' viele andere ähnliche Arbeiten, allgemeinen Beifall erwarb, 
| In van der Schuurs Character war ber feiner Na⸗ 
| tion eigene Handelögeift vorherrfihend. Werfchiedene un: 
gluͤckliche Ereigniffe zerflörten indeffen feine Handelsſpe— 
eulationen; er verlor alles und nahm feine Zuflucht 
% wieder zur Mahlerei, die ihn den auch wieder in feine 
frühere gute Lage verfeßte. Er farb im Jahr 1705 und 
‚ hinterließ, was für einen holländifhen Mahler etwas 
ungewoͤhnliches iſt, eine Menge Arbeiten im Großen. 
| Bon Johann von Hoogftraeten, dem Jüngern Bru⸗ 
der Samuels, deſſen ſchon unter Rembrandts Schuͤlern 
| gedacht worden ift, hat man Feine Nachrichten, als daß 


IH a) Es iſt wahrſcheinlich, daß Sebaſtian Bourdon, der eine Zeit⸗ 
lang bei Chriſtinen eh in Gnade N ihr feinen 
empfohlen habe. 


182 Gefhirhte der Mahlerei 


er mit feinem Bruder rveifte und mit ihm am Wiener 7 
‚Hofe arbeitete, Im Jahr 1649 war er in bie Maple 
gefelfchaft zu Dortrecht aufgenommen, arbeitete viel fuͤ * 

den Kaiſer und ſtarb, nicht wie Heidenreich fat, in Be u 
nedig, jondern in Wien im Tahr 1654. 4 


Bernhard— Graat, 


im Jahr 1628 zu Amſterdam geboren, warb ein Schuͤ⸗ 
ler feines unter dem Namen „Meiſter Hans ‘‘ bekann⸗ 
ten Onkels. Er mahlte Landfchaften, Bambocciaden, 
" Portraite und Hiftorien und war ein Mann von großem 
‚Genie. In Amfterdam errichtete er eine Zeichen-Schule 
nad dem Plan der Königl, Darifer Academie, fuͤr wel⸗ 
che ſich zwanzig der ausgezeichnetften. Meifter mit ihm 
-verbanden. Diefes achtungswerthe Inſtitut dauerte 15T 
Jahr, nemlih bis zu feinem im Sahre 1709 — ar 
Zode, u 

Seine Manier war Anfangs der des Bamboccio Ei 
ahnlich. Thiere, vorzüglich Schaafe und Ziegen mahlte” 
er vollfommen gut in einem herrlichen Colorit und in 
großer Harmonie. Beides findet man auch in feinen | 
Portraiten und in feiner Hiftorienmahlerei wieder. Die a | 
Dichter D. Scelte und G. Bidlo "haben ihn: beſun | 
gen und der letztere befchreibt insbefondere ein Gemaͤhl⸗ 
de von ihm, David und Bathfeba, — von G. Sale 
in Kupfer geſtochen worden ift. * 


Vincens van der Binne,. 7 
ein Schhler von Franz Dal, ward 1629 in Harlem 4 
boren. Schon in früher Jugend hat er ſich der Mapter | 
rei gewidmet und machte unter Hals Anleitung J 
ſchnelle Fortſchritte, daß er eine Reiſe durch Deutſchland, 
die Schweiz und Frankreich unternehmen konnte. Gr 
gen 1655 fam er in fein Baterland zurüd und mahlte 
Plafonds, Landfchaften und Portraite. In den legten 














in Deutfchland. ‚183 
"Beiten feines Lebens verleitete ihn Gewinnfucht, feine 
Arbeiten zu übereilen. ‘Er farb im Jahr 1702 und hin: 
terließ drei Söhne, Lorenz, Sohann, und Iſaac, faämmt: 
Nic) Mahler. Descamps a), führt an, daß der Prinz 
Karl in feinem Gabinet zu Brüffel ſechs Gemählde von 
2 ihm gehabt habe, und zwar vier Portraite, einen Seeha= 
fen und einen Zahnarzt. Ich führe diefes nur an, um 
die Berfchiedenheit der von ihm behandelten Gegenftänz 
me bemerklich zu machen. 

Unter den Schülern von Nubens if bereits des 
F Erasmus Duellyn gedacht und dabei bemerft worden, 
daß unter mehreren ſeiner Soͤhne ſich nur der Johann 
Erasmus allein auf die Mahlerei gelegt habe. Dieſer 
ward im. Fahre 1629 in Antwerpen geboren, ward ein 
‚Schüler feines Vaters und hatte ein guͤnſtigeres a 
fal als diefer, indem er ganz Stalien durchreifte, 
Gluͤck, welches dem Vater nicht zu Theil ward. Der — 
Quellin ward wegen ſeines ausgezeichneten Genies in 
‚Rom, Benedig, Neapel und Florenz bei vielen bedeu— 
tenden Arbeiten gebraucht. Nach feiner Zurüdkunft in 
| fein Baterland fand er in den vorzüglichften Flandern 
ſchen Städten Befchäftigung genug bis an feinen Tod, 
welcher im Jahr 1715 erfolgte. 
| Wiewohl man in feinen Werfen ee daß 
er aus Rubens Schule fey, fo ift es doch auch unleug= 
‚bat, daß er während feines Aufenthaltes in Ftalien, die: 
Werke des Paul Veronefe ftudirt habe, und daß alle ſei— 
ne großen Compofitionen in der Manier diefes Meifters 
gearbeitet: find. Descamps b) liefert ein weitläuftiges 
Verzeichniß feiner Arbeiten, unter welchen er, als fein 
Meiſterſtuͤck ein Bild in der Kirche der Abtey des heil. 
Michaels anführt, auf welhem die Figuren von mehr 
"als natärlicher Größe find, und welches Chriſtus dar⸗ 













a) Tom. II. pag. 419. 
b) 8b, I. pag. 421. seq. _ a 







184 | Geſchichte der Mahlerei | 


ſtellt, wie ex bie Kranken heilt. ,, Cette belle et: — 
composition est si bien dans la maniere de Paul w 
Veronese quon la pourvoit attribuer à ce Maitre 
sans lui faire injure.“ Auch andere von ihm darge⸗ 
ſtellte Gegenſtaͤnde, wie z. B. große Gaſtmale u. fe m. |} 
ſind im Geſchmack von Paul. u 

Um diefe Zeit lebte auch Heinrich | 
zu Glunder nahe bey Wilhelmftadt im Jahr 1629 gebos 
ten. Philipp MWoumwermann, Thomas Willeborts je h 


Mn 


Großen von ihm Dun feyn wollten. Sn ee 
und Blieflingen verfertigte er die Portraite aller Mit: N 
glieder der Schügengefelichaft. Ueberhaupt finden fih Ef 
fowohl in Holland als in Flandern von diefer Gattung di \ 
gefchichtlicher Gemählde, und von Bildniffen ganzer Cor= I 
porationen mehr wahre Meifterfiüde, als in irgend eis 


V 


nem andern Lande. | 


Theodor van Loon. | 
Diefer treffliche Künftler ward um das Sahr 1629 hi 
geboren. Bon feinen früheren Berhältniffen zur Kunft ift 
nichtö auf uns gefommen, Man weiß aber, daß er fpas 
terhin in Rom ftudirte, wo man, fo wie auch: in Flo: 
renz, fowohl in Kirchen als in verfchiedenen Paläften Arbeis 
ten von ihm fieht. Er war ein Freund von Karl Maratta, 
deffen Manier er in der Compofition, im Character der 
Zeichnung und im Edeln der Phyfiognomien nachzuahmen 
fuchte: im Golorit fehlte er zuweilen in den Schatten, 
die zu dunkel find, und zuweilen zu fehr ins Schwarze 
‚allen, 


—— — 


4 m Deutfehland, 185 


Auch in Brüffel befinden ſich — Gemaͤhlde 
er ihm. 

Livius Mehus, oder Meus, von welchem J 
bon einiges. angeführt habe a), ward im Jahr 1650 zu 
U Dudenarde. ‚geboren und farb dafelbft 1691. Er kam 
dies — ee nachdem ı er fich eine Zeitlang in Mai⸗ 






men habe, Man darf ihn in der That wohl nicht zu 
U den Makiniften zählen, denn alles was ich von ihm 
2 gefehen habe, find Gemäplde für Zimmer und Cabinette, 
und ‚Sohann Anton Checchini, ein florentinifcher Bürger, 
ber. in den Jahren 1760 bis 1770 in Bologna: lebte, 
‚befaß von: ihm eine Verlobung der heil. Catharina, wels 
che eins der lieblichften Bilder von der Welt war. Aus 
den Lettere Pittoriche Tom. II. 44. ergiebt fich deutlich 
J daß Ciro Ferri auf ſeine Verdienſte eiferſuͤchtig war. 
Sn demſelben Bande finden, fi mehrere intereſſante 
Nachrichten von ihm. Sein Bildniß fleht im florenti: 
niſchen Mufeum b), 

‚Sein Schüler war der wadere Hieronymus Haftner, 
der dennoch uns Deutfchen angehört, obwohl er in Flo: 
‚ren; geboren ward. Sein Vater gehörte namlich zu den 
deutſchen Soldaten, welche der Kaifer Ferdinand der 
2te dem Großherzoge Ferdinand dem 2ten uͤberlaſſen 
hatte. Er hieß Sohann Chriftian Haftner, und war 
‚aus Königsberg gebürtig, Der Sohn ward im Sahr 
2665 in Florenz geboren, Als ihn Cosmus der III im 
Jahr 1688 unter a —— nahm, — er ſchon 





BL pag. hun, der Geſchichte der italienifchen N 
lerei. 


b) Tom. III. pag. 233, 


186 | Geſchichte der Mahlerei 


Sie Studien vollendet, mahlte mit vielem Seit, Air 
und wuͤrde viel Vermögen binterlaffen haben, wenn |ı 
er nicht immer eine höchft unregelmäßige —— 
gefuͤhrt hätte, Seine vorzuͤglichſten Arbeiten find im); 
Florenz und in Pifa. Der Abt Pazzi hat fein Leben be | 
fhrieben und ein Portrait von ihm gegeben. Ber 
Sch uͤbergehe den Cornelius Bifchop, der 1630 in Do rt li 
geboten ift, Portreite und Hiftorien mahlte und unter defe | 
fen vielen Söhnen fich zwei, naͤmlich Jacob und Abraham: 
auf die Mahlerei legten, um einige Nachrichten von einer I 
Mahler: — naͤmlich der Familie Roos mitzutheilen. N 


44 j 
Johann Heinrich Roos, in 
geb. 1651, geft. 1685. f 
Er ward zu Dfterberg in der Pfalz geboren, und | 
war-der Sohn eines armen Webers, der nicht im Stan⸗ 


de war, ihm die geringſte Erziehung zu geben. Bei ſei⸗ 3 











9 


nem Wunſche die Mahlerei zu erlernen, ward er ein 
Schüler von Julian du Jardin, der ein Hiftorienmapler | 
‚in Amfterdam war; nachher Fam er zu Adrian de Bie a) 9 
Roos mahlte in der Folge herrliche Landſchaften Br JE 







a) Descamps Bd, II. pag. 415. ſcheint in einen Irrthum Be : 
fallen zu feyn der viele andere zur Folge gehabt hat, n j 
Bernhard Graat’s Leben, deſſen ſchon gedacht worden ift, Hagel 1 
er, daß er feine Schüler gezogen habe; il eut pourtant la” 
gloire de former Jean Henri Roos excellent Peintre d’Hi- 
stoire, de Portraits et d’Aniınaux.  Celui-ci, retire & 
Francfort, envoya par reconnoissanee & son — 
son Portrait et trois petits volumes d’animaux gravés 
Veau forte de sa main. Aber in Roos Leben (ebendafeldft 
pag. 437) gedenkt er des Graat gar nicht. Sohann Hein h 
rich Roos ift gewiß ein und diefelbe Perfon mit Sohann Frie⸗ 
drich Roos, den Weyermann Bd. II. pag. 257 anführt, (©, 
Füsly’s Ser. Bd, I. pag. 560.) ' 


‘ b) Ich bin. gang Hüsgens Meinung (Nachrichten von Frankfur⸗ 
ter Künftlern pag. 96), daß naͤmlich Johann Hd. Roos in 
Stalien gewefen jey, da dieſes durd die Menge römifher Rui- 
nen, die son ihm gemahlt find, und unter diefen durch „‚den _ 


De · 687 


vor zůglich aber Thiere, Siegen, Schaafe und Kühe. Sn: 
deffen hat man auch einige Portraite von ihm, unter 
welchen das — ——— des Churfürften von ea 
— wird a), 
Roos hatte fih in Frankfurt, niebergelaffen, wo er 

geehrt und reich war, und mit allgemeinem Beifalle 

arbeitete. Er verlohr auf eine ungluͤckliche Weife fein 
‚Leben in dem großen Brande von 1685, und hinterließ 
vier Söhne und eine Tochter, welche alle Mahler waren. 
8008 gehört gewiß zu den geſchickteſten Thiermah— 
‚ern von richtiger Zeichnung und Compofition, und vonr 
kraͤftigem anmuthigem Colorit. Er hat auch in Kupfe 
——— b) 
Ein Bruder von ihm, Theodor Roos, war in Mefel 
Kgeboreit, und eine kurze Zeit Schüler von Adrian de 
Bie 0). Er erhielt fpäterhin einigen Unterricht: von 
feinem Bruder, und arbeitete mit ihm mehrere Sahre 












Weg und die ganze Gegend von Albano nach Ricci mit dem 

Grabmahl der Horatier’”’ mehr ale wahrfheinlic, wird, 

u). Sohann Philipp aus dem Haufe Schönborn. \ 
db) Bartſch Bd. 1. Pag. 131 fagt: daB man die Zahl der von 
ihm geſtochenen Blätter nit wiffe, jedoch 39 ſelbſt in Hän- 

den gehabt habe, und befchreibt fie mit einer wu die 

N feinen Schriften rühmlich eigen ift. 

5 oo Ich befenne, das in allen diefen Artikeln, welde von den 

Roos handeln, noch Dünkelheiten find, die ich ungeachtet ver 

Ä Br? firengften Kritik noch nit habe aufhellen Eönnen, 





Noos. 
—— Deine, 2 Theodor. 
— 1631. geſt. 1685. 1638 _ 
il, 
—  ..Sobenn Meldior. 
> geb, 1655. geft, 1705, geb. 1659. geſt. 1731. 


FG Sofeph, geb, 1728, 


188 Gefihichte der Mahlerei 


im Dienfte des Landgrafen von Heffen= Gaffel. Später m 
bin hat er auch für andere Höfe gemahlt, aber vorzüge j 
lich nur Portraite. Er befand fi in Strasburg, als die hu! 
Sranzofen die Stadt einnahmen. Auch er bat. fehs in 
Blätter geftochen, und wahrfcheinlich nach den Zeichnuns Ir 
gen von J. H. Roos. ©. Bartfch Vol. IV. pag. 29% 
Es ift fon vorhin gefagt worden, daß Johann ir 
Heinrih Roos vier Söhne hatte; ich finde indeffen nur 
Nachrichten von zweien. Wo Hüsgen am angeführten | 
Drte, Seite 111 von Melchior Roos redet, fügt er. hi nz 
zu: „nach feiner Eltern Zode erzog er feine zwei jü = 
geren Brüder, und bildete aus beiden gute Mahler, das 
von fich der ältefte in Stralfund niedergelaffen hat, | 
wofelbft er Bauernftüde mahlte; ber jüngfte hingegen 
ift im Sahre 1697 als Portraitmahler in London geftors 
ben, allda er auch fhöne Stillleben verfertigte.“ Philipp” 
Roos a) fol, nach Descamps b), der zweite Sohn Jo⸗ 
hann Heinrichs gemwefen, und 1655 ec) in Frankfurt ges 
boren feyn. Er genoß fhon früh des Schuges be3 Land: 
grafen von Heſſen-Caſſel, der ihm auch eine bedeutende 
Summe zu feiner Reife nah) Rom gab, wo er gleich” 
nad) feiner Ankunft, unter dem Namen ‚„„Merkurius 4” 5 i 
in die Schilder: Bent aufgenommen ward. R 
Sc übergehe mit tiefem Schweigen die an 
feit, welche er gegen den Landgrafen von Heffen bewies, 
die Raͤnke, welche er anmwandte, um die Tochter des be: M 
ruͤhmten Mahlers Hyacinth Brendi zur Frau zu haben; 
das ſonderbare Benehmen gegen ſeinen Schwiegervater 
der vor Kummer darüber ſtarb u. ſ. w., und will nr 
bemerfen, daß er fich mit feiner Frau nach Zivpli begab, 4 












— 


a) Hüsgen, am angeführten Orte S. 108, nennt ihn Philipp 
Peter, 3 
b) Band LIT. ©, 319. 
e) Hüsgen fast 1657. 













im Deutfehland. 189. 


ind dadurch in der Folge unter den Italiaͤnern den Nas 
en „Roſa von Zivoli‘ erhielt a), Bei einem fehr 
usfchweifendem Leben gieng es ihm, ungeachtet er eine 
woße Menge Bilder gemahlt — hoͤchſt elend; er finds 
706 in Rom | 
Ein Sohn von Philipp Roos war Jacob, de 
unter dem Namen Rofa von Neapel bekannt ift, und 
Ayie Mahlerei von feinem Großvater Hyacinth Brandi 
yelernt haben fol (was mir inzwiſchen aus mehreren 
ASrhnden falſch zu ſeyn fheint). Diefer ahmte die Ma- 
Inier feines Vaters fo nach, daß man ſich gänzlich täu- 
ſchen Eann. Seine eignen Gemählde haben, wie ich ber 
merkt habe, eine Bolus ähnliche Grundfarbe, aber er 
arbeitete mit vollem Pinfel, und fo ift die Wolle feiner“ 
Schaafe, und das Haar feiner Ziegen, und zwar alla 
prima gemahlt. Unfere Sammlung befist ein fehönes 
‚und großes Gemählde von diefem Roſa von Tivoli b). 
| Joh. Melhior Roos ward 1659 in Frankfurt ges 
boren, und ift ohne Zweifel eben derfelbe, den Weyer: 
mann, und nach ibm Descamps ohne Vornamen, als 
einen Bruder des Philipp Roos aufführt c). Man hält 
ihn bald für einen Schüler feines Vaters, bald feines 


.a) sonst roͤmiſche Schule, vierter Zeitraum (Edit. II. p. 521.), 
1 erzählt nach Soprani ©, 322, da wo er vom Thiermahlen 
I Apriht: „M. Sohann Roſa, ein Niederländer, ift in Rom.‘ 
5, wegen der großen Menge feiner Thiergemählde fehr befannt, 
für weldhe Art der Mahlerei er ganz befondere Talente ber 
fa. Man jagt, daß man mit feinen gemahlten Hafen die 
"Hunde getäufht, und fo die, ven Plinius hoch geprieſenen 
Wunder des Xeuxis wieder erneuert habe. Zwei feiner groͤß— 
ten und fchöniten . Gemaͤhlde befinden ſich in der Gemaͤhlde⸗ 
fammlung Bolognetti, fo wie aud) ein Portrait, ich weiß nicht 
ob von diefem Mahler felbft, oder von einem andern, Man 
muß diefen nicht mit dem Roſa von Tivoli verwechſein der 
zwar auch ein guter Thiermahler, aber nicht fo berühmt war, 
als diefer, und fich erſt ſpaͤter auszeichnete, 


| b) ©, mein Verzeichniß u, f. w, pag. 78. Nro. 30. 
'«) Tom. III. p. 400. Ex iſt vieleicht: ein dritter. Sohn. vom 















190. Geſchichte der Mahlerei 


Bruders Philipp, doch iſt ſein Pine, seicht Ehen all 
der des lehteren a). A 
Ein anderer Sohn. Philipps war Kaiser Roog, er 

der in der Manier feiner. Vorfahren mahlte, und. ſich — 
im Sahre 1750 in Wien befand, wo er mehreres bei, N 
Gelegenheit des Leichenbegängniffes des Bniyayn Euger 
von Savoyen maͤhlte. „Jh 
Noch ein anderer. Sohn Philipps, Sufeph Roos, 
arbeitete in Neapel, und machte dem Namen feines Va⸗ 
ters und Großvaters Ehre. Ein Enkel von dieſem, auch 
em Jofeph Roos, ward 1728 in Wien geboren und J 
wurde Director der Kaiſerlichen Gallerie, von welcher 
er auch ein Verzeichniß u D). Er. war ein 2 
waderer Banitien. en Am 


die ich nicht aufzuflären im Stande * 
Es ſcheint unglaublich, daß in einer Kunſt, Weihe 
das Schöne zum Gegenflande und zur Richtſchnur hat, 
fih fo viele Künftler. den ‚Laftern, und befonders der, | 
Trunkenheit hingeben, die den Menfchen unter. das Bien N 
erniedrigt. Und doch ift es fo. 
Adrian van der Kabel, oder Gabel, war im 
Jahr 1651 zu Nyswid geboren, und ein Schüler von 
van Goyen, unter deffen Leitung er große Fortſchritte 
machte. Seine Abſicht war, in Italien zu reifen, aber er 
fam nur. bis Lyon, wo er ftarb ec). Er zeichnete, fih 


Sohann Heinrich, dev * — Philipp der weile var, 
wenigftens iſt diefer jpäter geboren, . Von einem aͤltern Ben r 


der finde id) keine Nachricht. 

a) Hier ift gewiß aud ein Irrthum. nr 

b) Gemählde der K. K. Gallerie. Wien 1706. Erfte Abthei⸗ 
lung. Italiaͤniſche Schulen, Zweite Abtheilung, Niederländi- 
ſche Schulen, In diefem Werke unterſchreibt er ſich Rosa. 

ce) Descamps Tom. II. p. 439. macht, da er von ihm kebet, | 


in: m Deutföfan). © 191 


13 durch Landſchaften, Seeſtuͤcke und Thiere⸗ die er 
nit großer Kraft zeichnete und mahlte. Mit: feiner: 
tunft hätte er ſehr anftändig leben Finnen, ‚ aber’ feine 
jemeine Lebensweife und feine Zrunfenheit festen ihn 
ielen Gefahren aus, und brachten ihn in ſehr fhimpf- 
ice Lagen, Doch, ic ai: die Sename —— Kr 
nicht fchreiben. Er: 
Van ber Kabel Hatte. bie Manier guter Meifter im. 
Luge,. und ahmte bald den Benedict Gaftiglione, bald 
en Salvator Roſa nach. Er zeichnete“ Figuren und 
Ehiere fehr gut, und mahlte alles mit freiem Pinfel, 
wobei er in der Manier des Carracci zu. .coloriren fuchs 
e a), jedoch ein wenig zu viel ins Braune verfiel, was 
man den fihlechten Farben zufchreibt, deren er ſich be⸗ 
diente. Er ftudierte alles nad) der Natur, und war ein 
mwadrer Zeichner. Auch Kupferſtiche von ihm find vor⸗ 
Ihanden b). Er ſtarb zu Lyon im Fahre 1696. 
Sobann van Affen, um das Jahr 1631 in Am⸗ 
Üterdam geboren, mar ein. guter Hiſtorien⸗ und Lande 
Waſs⸗ Mahler: Nur aus Bequemlichkeit, und: um 



















- die Bemerkung ; „Son projet etoit Waller en alien mais 
il n’a jamais ete plus loın que Lyon.‘ Murr indeſſen, 
* in der-Bibl. de Peinture Tom. I. 'p. 135, 109 er das Ber- 
zeichniß der Mitglieder, der, Schilder - Bent anführt, fast „ daß. 
er darin „Corydon, und Geeſtigkeit“ genannt worden ſey, 
“und diefes ift ein überzeugender Beweis, daß er in Rom war, 
was, auch überdem feine Manier mod) mehr außer Iweifel fest. - 
v. Murr hat Jedoch nur den Houbraken abgeſchrieben, der. 
Tom. II. pag. 548. u, f. das Verzeichniß der Mitglieder der 
Schilder⸗ Bent liefert, und p. 349. unter ihnen auch Adrian 
van der Kabel, Koridon“ nennt. Auch ©. Bay, up van: 
der Kabel Geeftigkeit. „2 Fuͤßly iſt dadurch in feinem Lericon 
"Band II.. ©, 611, verleitet worden, zwei verfchiedene Perfo- 
nen. daraus zu machen. Wo er jagt: „da ihn, van Goyen bie= 
weilen u, f. w. muß man, andern „da ihn Houbraken bis⸗ 
weilen u, ſ. w.“ 


Ma) Jedermann weiß, daß die Carracci beſonders Sonn, auch 
ſehr ſchoͤne Landſchaften mahlten.‘ ©. 


) ©, Bartſch Vol. IV. pag. ag) ne u 


a; - 2 







19°. Gefhichte der Mahler 


—* davon zu kommen, bediente er * der Compoſi⸗ 


nuel, Adolph und Benjamin- der Mahlerei 3 
Der lebtere Benjamin, zeichnete ſich in Gefchäfts- un | 
Portrait Mahlerei aus, reifte in Ungarn und Italien, 
und heirathete Anna Catharina Fiſcher, die Tochter von 
Johann Thomas Fiſcher von Nuͤrnberg, welche ſich durch N 
Blumen - und Frucht» Mahlerei berühmt machte. N 
Da ich hier eines Frauenzimmers gedacht habe, fo 
fen es mir erlaubt, aud) ein Paar Worte über die Des 
moifele Rozee zu fagen. Sie war im Jahre 1632 zu 
Leyden geboren, und erfand die Kunſt vermittelft aufs 
gebrehter, loſer Seide Gemählde zu verfertigen. Sie 
wußte: dieſe fo gefhidt und kunſtvoll zu gebrauchen, | 
daß fie Eoftbare Gemählde daraus bildete, Gie farb 
1682. MWeyermanns redet mit vielem Lobe von ihr. 
-Um diefe Zeit machten fich rühmlich befannt Chris 
ftoph Pierfon, 1651 in Haag geboren. Er mahlte 
Portraite und Hiftorien, endigte aber Damit, daß er fich 
auf die Manier Léemans legte, nehmlich auf die Mabz 
lerei lebloſer Gegenftände, wie Sagdinftrumente u. ſ. w. 
Surian (Georg) van Streed, 1652 zu Am⸗ 
fierdam geboren. Seine Stillleben beftehen meiftens in 
einigen mufifalifhen Inftrumentenbüchern, einem Tod⸗ 
tenkopfe mit einem ausgelöfchten Lichte und andern auf 
ven Tod anfpielenden Gegenfländen, daher fie meiltens 
eine ſchwermuͤthige Richtung haben. Er farb 1678. 
Sein Sohn Heinrich mahlte gute Perfpective. 
Auch die beiden Brüder Schellinfs machten fih um 
diefe 


te Druflant 198 


diefe Zeit ruͤhmlich bekannt. Wilhelm mahlte Hiſtorien 
und Landſchaften, und unter feinen Arbeiten wird bes 
fonders ein Gemaͤhlde fehr geruͤhmt, welches die Eins 
ſchiffung Karls I. von England darftelt, ald er nach 
England zuruͤckkehrte. Der zweite Bruder, Daniel, zeich⸗ 
—— ſich nur in Landſchaftsmahlerei aus. 

Das Schwelgerei und Wein das Unglüd einer Mens 
— batentooitsr Menfhen werden fünnen, beweift auch 
das Beifpiel von Emanuel Bifet von Mecheln, im 
Fahre 1655 geboren. - Er war eine Zeitlang Mahler 
des Grafen Montery, Gouverneurs der Niederlande, auch) 
irector der Ucademie zu Antwerpen im Jahre 1674, 

konnte aber durch alles dieſes von feinem unordentlichen 
Leben nicht abgebracht werden. Weyermanns, der uns 
von feinen Laflern erzählt, fagt auch, daß’ er im höchiten 
Elende geftorben fey. Seine Gegenftände waren meis 
| ſtentheils Converſationen, oft ein wenig zu uͤppig. Ein 
ISohn von ihm, Johann Baptiſt, war auch ein Mahler. 
Johann van der Baan war in Harlem gebo⸗ 
Jren, und genoß feinen erſten Unterricht von Piemans, 
ſeinem Onkel, dann von Jacob Backer. Er gab ſich auch 
‚mit Portraitmahlerei ab. 

Der Geſchmack an ——— cheilte fich um dieſe 
Zeit in zwei Hauptgattungen. Die van Dyck'ſche Mas 
nier ward fehr geachtet; und ward beliebt, weil fie die 
‚Natur treu darftellte und dem hertfchenden Gefchmade : 
‚angemeffen war. Die Rembrandtihe fand auch eine. 
Menge Liebhaber, fonnte ed aber doc) nie dahin bringen, 
‚wohin es jene gebracht hatte, am wenigften bei dem’ 
ſchoͤnen Geſchlechte, welches die Rembrandtſchen dunkeln 
Schatten nicht leiden kann. Baan ſuchte van 
Dyck nachzuahmen, und hielt ſich auch eine kurze Zeit 
mit Beifall in England auf. Houbrafen bemerkt, daß 
Lely über die Nachricht von feiner Zurhereife nach dem 
Haag fehr erfreut gewefen fei, Er mahlte mehrere vos 

Fiorillo, &r hs 
























194 Geſchichte der Mahlerei 


nehme Perfonen, und der EChurfürft von Brandenburg | 
ernannte ihn im Sahre 1676 zu feinem erften Mahler N 
und zum Director der Academie, eine Ehre, die erje 
doch ablehnte, und feinen beflen Schhler und Enkel, 
Sohann van Smeel dazu in Vorſchlag bradte. Er 
' hatte unglaublich viele Berfolgungen auszuftehen, oe 


—*7 Bei Descamps findet ſich auch das — ? 
‚feiner Werke. Das befte darunter ift das Portrait des 
Prinzen Moritz von Naſſau-Siegen, welches in Beſitz 
des Königs von Preußen gekommen iſt. Bon einem 
feiner Söhne, Sacob, werde ich in der Folge reden. | 

" Ein Künftler der fih in der Schlachten - Mahlerei 
auszeichnete, und unfere Aufmerffamfeit verdient, war | 


Anton Sranz van der Meulen, 
3 geb. 1634, geſt. 1690. 


Anton ward in Brüffel von wohlhabenden und gebilz y 
deten Eltern geboren, die, als fie ein entfchiedenes Talent ” 
fir die Mahlerei in ihm bemerften, ihn der Obhut des ! 
Peter Snayerd, eines verdienftvolen Schlahten-Mah- 
Vers, anvertrauten. Ban der Meulen machte ſehr fehnelle ” 
Sortfchritte, indem er die Manier feines Meifters im 
Landfchaften, und vorzüglich in Bataillen nahahmte, 
Einige feiner nach Parid ‚gefommenen und Colbert be 
fannt gewordenen Arbeiten, waren Urſache, daß diefer va 
Minifter ihn auf Le Brun’s Rath, nah Frankreich zw \ 
ziehen fuchte, und ihm deshalb Vorfchläge that. Van ' 
der Meulen nahm fie an, verließ fein Vaterland, und 
kam nach Paris, gerade zu der Seit ald Ludwig XIV. 
in den Niederlanden große Siege erfocht. Er begleitete | 


re Deutfchland. "08 


‚den König auf ae Zügen, und mahlte alle Angriffe, 
Bataillen, Belaͤgerungen, Einnahmen von Staͤdten, 
kurz, alle verſchiedenen Anſichten von Feſtungen und Feld⸗ 
laͤgern. Seine Arbeiten bilden eine ſprechende Geſchichte 
‚der ruhmvollen Thaten dieſes Monarchen, die ſich von 
Tage zu Tage ſo vermehrten, daß der Mahler kaum 
‚zeit hatte fie auf die Leinwand Zu bringen. 











—T Was den Werth feiner Arbeiten noch erhoͤht, iſt ſei⸗ 
‚ne große Genauigkeit in Hinſicht auf Locolitaͤten und 
(Begebenheiten. Indeſſen Eonnten doch die Ehre, der 
Reichthum und der Schuß, den er genoß, fo wenig wie 
‚feine Berwandfihaft mit Le Brun ihn vor verſchiedenen 
Verdruͤßlichkeiten ſchuͤtzen. Houbrafen und Weyermanns 
ſchreiben ſie der Auffuͤhrung ſeiner zweyten Frau zu, die 
Le Brun' s Enkelin war, Er — im — 1690 zu 
Paris⸗ 


Bei weitem der bedeutendfte Theil feiner Arbeiten 
befand fi vormals im Schloffe zu Marly, nehmlich die 
Einnahme von Luremburg, Dinan, Douay, Lille, Ba; 
\lenciennes, Maftriht u, f. w. Sm Parifer Mufeum 
befanden fih auch fhöne Sachen von ihm, ID. wie auch 
| in einigen deutfchen Galerien, { 












I 2 Bernard Schendel, Cornelius Brize, welcher 
2 Basreliefs, Waffen und andere leblofe Gegenftände mit 
U vieler Kunft mahlte, Bleders, waren talentvolle Kuͤnſt— 
ler. Der Dichter Vondel gedentt der beiden — in 
ſeinen Werfen, 


Aus Gerhard Dow's Schule erfchienen mehrere 
Künftler von verfchiedenem Verdienſte. Ich babe ſchon 
oben, wo ich vom ihm redete, bemerkt, daß einer ber be. 
| mine feiner Schuͤler, 





N2 


196 WW Geſchichte der Mahlerei 


"granz van Mieris, © 
geb. 1635, geft. 1681 a). x a 
geweſen fey. Er ward von wohlhabenden Eltern, (fein 
Bater war Goldfhmidt b) zu Delft geboren, und zw 
derfelben Profeffion beſtimmt. Da man indejfen. ſeht 
viel Neigung zum Zeichnen bei ihm bemerkte, fo ı ent⸗ 
ſchloß ſich ſein Water ihn zu Abraham Toornevliet, del 
nem trefflichen Glasmahler, und dem beften Zeichner feiz 
nes Landes, in die Lehre zu geben. Nachdem er hier 
ſehr fchnelle Fortfehritte gemacht hatte, Fam er zu Ger: 
hard Dow. Einige Schriftfteler Haben geglaubt, daß es 
für unfern Franz beffer gewefen fey, wenn er Adrian 
van den Tempels Schule befucht hätte; da er fich aber - 
einmal beftimmt hatte, Gerhard: Manier zu folgen, fo 
blieb. er auch diefer Schule bis auf den Punkt treu, wo 
er Feines andern Lehrers, ald der Natur, weiter bedurfz ' 
te. Seine Arbeiten fanden fo viel Beifall, daß fich die ' 
Liebhaber um die Wette fritten, fie zu erhalten, Mie: ” 
ris Gegenftände find ganz in der Gattung feines Mei: 
fterö: halbe Figuren, Fleine Converfationen, Kramladen, 
mit den verfaufenden oder ab wiegenden Eigenthuͤmern, mit 
einem Worte, folche ähnliche Gegenftände, die ihm zu 
hohen Preifen bezahlt würden, nachdem er unter den 
günftigften Anerbietungen einen Ruf an-ben Wiener | 
Hof erhalten hatte, elchen er aber ablehnte. 


3 








a 


a) Franz van Mieris, 
geb. 1635, get. 1681. 
| 
Johann. Wilhelm, 
geb, 1660, geft. 1690, agb: 20, get. 1747, 
| 





Ira 
geb, 1689. aeft, 1763, 


b) Beukraten Tom. IH. p. 2, fagt, fein Vater war en Coud- 
smit en Dyamantslypor, N 


AIR 








| Pa wird das Vorfrait der Battin des Gorneltus ** 
von verſchiedenen Schriftſtellern als eines der vollfom- 
menften gelobt, die man fehen Fönne. Dieſe Bleinen 


Z gefallene Frau mit dem heifenden Arte, eine weinende 
Alte, oder ein junges Mädchen, welches ſchlaͤft, oder we⸗ 


‚an einen dabei Stehenden verhandelt u. ſ. we wurden 


dabei fehr Liederlichen Menfchen, war Urfache, daß er viel 
‚Seit verlor, da er die Gefelfchaft deffelben fehr liebte, 
‚Einige behaupten, daß er felbft den Wein geliebt, daß 
fein’ unordentliches Leben ihn in das Unglüd gebracht, 
daß er wegen Schulden gefangen geſeſſen habe, und 
‚daß, ungeachtet er fih mit wenigen Arbeiten die Frei 
| heit hätte wieder verfchaffen Finnen, er doch nicht dazu 


habe, daß die eifernen Gitter feines Gefaͤngniſſes ihm 


rerem Grunde, daß, obwohl ihn Steen zu einem aus⸗ 
ſchweifenden Leben verführte, er dennoch das Laſter ver⸗ 
abſcheut habe, und dieſes ſcheint durch den Umſtand be— 


‚er ihn verführen moͤchte. Man könnte ſogar fagen, er 
ı babe in genauer Freundſchaft mit Steen gelebt, und ſey 





im Sabre 1681. 

Mier is zeichnete correcter als ſein Meiſter; feine 
Figuren haben mehr Adel, find ausgewählter, vol Geift 
mit feifcherer kraͤftigerer Farbe gemahlt; feine Arbeiten 


in Deutfhland. ·4897 


| ha Unter ben — —— von ganz Kleinen Format, 


P nigſtens zu ſchlafen ſcheint, waͤhrend eine Kupplerin ſie 


"bis zu 3000 Gulden verkauft. Mieris genaue Freunde 
ſchaft mit Sohann Steen, einem trefflichen Künftler, aber . 


Jzu bringen gewefen fey, indem er ſich Damit entfchuldigt- 


das noͤthige Licht naͤhmen; und fo ſey er auch im Ge⸗ 
faͤngniſſe geſtorben. Andere verſichern dagegen mit meh⸗ 


Gemaͤhlde von ſeiner Arbeit, z. B. eine in Ohnmacht 


wieſen zu werden, daß er feinen Sohn, der bei’ Laireſſe 
‚war, von demfelben zurüdnahm, weil er fuͤrchtete daß 


verblendet geweſen ruͤcſſichtlich ſeiner Fehler. Er ſtarb 






198. Oefehichteder Mahler 


haben auch mehr Vollendung: Unter andern befindet ſich auf 
einem Gemäblde von ihm in der Dresdner Gallerie ein 
. Mann, deffen Strümpfe fo feine Mafchen haben, daß 
man fie ohne Huͤlfe eines Vergrößerungsglafes kaum ſe⸗ 
ben kann. Ich will damit nicht fagen, daß feine Arbeis | 
ten mit ängftliher Mühe gemablt find; aber es ſcheint 









Lehrer Dow. Obwohl feine Compofitionen von größe: ! 
vem Umfange find, fo glaube ich doch nicht, daß er fih 
hohlgeſchliffener Gläfer dabei dedient habe, wie es fein 
Meifter that, da der Gebrauch derfelben zu Irrthuͤmern 
verleitet, die man in feinen Arbeiten nie bemerft, Im 
franzöfifchen Mufeo waren Meifterftüde von ihm. 4 
Descamps liefert das Verzeichniß vieler anderen | 
Stüde von ihm. Die Wiener Gallerie befigt zwei Ges 
mählde von feiner Arbeit. Das eine ftellt ein junges ° 
Eranfes Frauenzimmer dar, an deſſen Bette ein: Arzt ° 
fißt, und iſt 165% datirt; das andere eine junge Kraͤ— 
merin, die einem DBedienten mehrere Waaren zeigt, vom 
Jahr 1660, In der Dresdner Gallerie find drei Stüde 
von ihm, und. unter diefen eben Der leſende Mann im | 
Schlafrode, von deſſen Strümpfen ic) vorhin geredet 
habe, Die, Münchener Gallerie befist eine große Anz 
zahl von Meifterftüden von ihm. Unter einigen ande⸗ 
ten in der Gallerie Pitti ift auch fein Portrait a). 1 
Aus feiner Schule traten mehrere Meifter vom ente - 
fhiedenem Berdienfte hervor, Sch will zuerfi von feinen 
Söhnen reden. 2 
Sohann van Mieris, im Fahr 1660 in Leyden 
geboren, war der ältefle. Er folgte weder dem Vater - 
noch dem Bruder rufihtlid der Bollendung in der 
Heinen Mahlerei, fondern legte fich ganz entfchieden auf 
die Mahlerei im Großen. Nach der Bellimmung feines 


a) ©. Mwsee; Fiorentino Tom. III. p. zrı. 


=. 
F 


in Deutſchland. et 


Vaters follte er in der Schule des um die Kunft ver- 
dienten Laireſſe gebildet werden; aber die unorbentliche 
j Lebensweife diefes letzteren war die Beranlaffung, daß 
i der Bater felbft feinen Unterricht übernahm. Steine 
h ſchmerzen hinderten ihn, ſich dem Studio der Kunſt mit 
fer erforderlichen Beharrlichfeit zu widmen. Auffeiner, 
ta) dem Zode feines- Vaters unternommenen Heife 
ö nad) Deutfchland und Stalien, ward er in Florenz fehr 
















elbft im Sahre a Dan kennt nur wenige Su 
| Bu von ihm. 

Der zweite Sohn, nehmlich Wilhelm var Mieris, 
| * 1662 auch in Leyden geboren, ward ein Schüler 
ſeines Vaters, und ahmte ihm voͤllig nach. Als er im 
mneunzehnten Jahre das Ungluͤck hatte ihn zu verlieren, 
‚war er ſchon ein gemachter Kuͤnſtler. Er wählte aͤhnli— 
che Gegenstände wie fein Vater, und fteht ihm auch in 
‚den Nebendingen niht nah, nur fein Fleifch iſt nicht 
‚fo natürlich, undder Harmonie fehlt der letzte Hauch. Was 
‚er vorzüglich volfommen mahlte, waren Eleine Basre— 
liefs mit welchen er feine Gemählde auszufhmüden 
‚pflegte. Wir haben von ihm in unfrer Sammlung eine 
Srömerbube, wobei fih ein ſolches Basrelief von der 
größten Schönheit befindet a). Der Anblid mehrerer 
Gemaͤhlde von Laireſſe, der immer nur edele Gegenſtaͤn— 
‚be aus der griehifhen und römifhen Geſchichte, oder 
‚aus der Fabel, oder Mythologie wählte, verleitete ihn 
‚zur Dartellung eines ähnlichen Gegenftandes. Er wählte 
alſo einen aus Taffo, nehmlich den im Schooße der Ar⸗ 
mide ruhenden, ſchlafenden Rinald, von Grazien und 
 Liebesgöttern Beh, mit einer ſchoͤnen Landſchaft im 





a) ©, mein Verzeichniß p. 42. Nre. 10. 


‚ —* 
HR 


a Geſchichte der Mahlerei | 


gleicher bezaubernder Vollendung mahlte. eine Ge I 










Sintergrunde. Dieſer Verſuch oltıdte ihm fo volkom⸗ 
* men, daß er eine Copie davon machen mußte, die er ‚bei 
einigen. anderen: Veränderungen, aud etwas vergrößerten 
Zulest arbeitete Wilhelm Mehreres in diefem höheren, Ni 
Style, wiewohl er auch Landſchaften und Thiere mit 


ſchicklichkeit in Wachs und Thon zu modelliren verfchafte‘ 
ihm fehr viele Bortheile in feiner Kunft. Beinahe alle 
Gallerien in Deutfchland befigen von feinen Arbeiten 
Er ſtarb im Jahr 1747. Ein Sohn von ihm, Franz) 


zeichniß ſich bei d Argensvbile findet, die aber der = 
—* angehen a). 


Johann Ste sem 
geb. 1636, geft. 16089. 


Aus bem Wenigen, was ich oben, als ich von dei 
alten Franz van Mieris fprah, von Steen angeführt 
habe, hat man fhon Gelegenheit gehabt, fich einen klei⸗ 
nen Begriff von feinem Character zu machen. Johann 
Steen ward in Leyden geboren, und war der Sohn eiz | 
nes Bierbrauerd. Man bracte ihn, als er Neigung zur 
Mahlerei bezeigte, erft zu Knuffer, dann zu Braumer,- 
und endlich in die Schule de3 van Goyen, der ihm, wes 
gen feines munteren Weſens feine eigene Tochter zur Frau 
gab. er Talente uͤberließ er ſich demnach der Schwel- 
gerei, ward Bierbrauer, und endlich Wirth. Ungeachtet 
er den größten Theil feines vorräthigeh Weines für fei: 
ne einene Perſon verbrauchte, und beinahe immer be: 
trunfen war, fo verfertigte er doch ſchoͤne Gemählde, 


ei 
4 
7 

i 

| 


2) ©. Tom. IV, pag. 191. 


0 iDeifepland..n won 


—* ſprach mit gruͤndlicher Kenntniß von: feiner Kunſt, 
und von ihren Regeln. Die meiſten feiner ‚Arbeiten 
befanden fih 'bei Weinhändlern. Er flarb im Elende 











' find größtentheils feinem Character angemeffen ,. nehm: 


jedoch mit leichtem -Pinfel und vielem Ausprude ges 
! mahlt, und voller Laͤcherlichkeiten. Ein aͤhnliches Ge⸗ 
maͤhlde bewundert man im Franzoͤſiſchen Muſeo; es 
ſtelt einen Arzt vor, der.in Gegenwart des Vor— 
mundes die Kranfheit feiner Mündel unterfucht, ein 
Gegenftand, welchen er mehrmahls bearbeitet hat. Bus 
weilen nehmen feine Borftellungen einen höheren Flug, 
So befißt unfere Fleine Sammlung einen Antonius und 
‚Gleopatra, die vor einem mit einem Teppiche bevedten, 
und mit einigen Srüchten befegten Tiſche ſitzen. Anto— 
nius erſcheint wie ein, in einen Tuͤrken verkleideter Hol: 
Tander, und Eleoyatra wie eine huͤbſche Holländerin mit 
großen Manfchetten. Das Ganze ift inzwifchen ſehr 
leicht gemahlt b), und außer dem Namen befindet-fidh 


fert ein großes Verzeichniß feiner Arbeiten c); auch ber 
ſitzen die Galerien zu Wien, Minden, und andere 
Ä me Stude von ihm. _ | 

um dieſe Zeit lebten: Sobann van Nes, ein 


be, ‚Bier fah er täglich Befoffene, deren innere Gefühle, 
Handlungen, Stellungen er aus eigener Erfahrung vollkom— 
men kannte, und ihre betaͤubte Zufriedenheit, ihre, Freude, 
» ihren Born ober‘ @efühllofigkeit, -fo wie fie der Grad ihrer 
Anmaͤßigkeit nad ſich zog, mit vieler Wahrheit und mit Geiſt 





vorzuſtellen wußte,‘ 
6) S, mem Verzeichniß p- 23. Nro, 2. 
c) ©, Tom. 18. p..28, \ / 


{ 


im Sahre 1689, Die von ihm gewählten Gegenſtaͤnde 


ich Gefellfihaften betrunfener Perfonen in Schenken a) 


‚auch das Datum dabei, nehmlich 1667. Descamps lies 


| ref icher — von Mierebelt. Er reiſte in Italien, 


a) Mannuch bemerkt, daß er ſelbſt ein Wiethe haus hehelten bar 


\ 













20% Gefihiebte der Mahler 


und es ift zu ‚bedauern, daß ein Künfkler von feinem In 
Zalenten fih nur mit Portraitmahlerei abgab. * 
Peter Frits, machte auch Reiſen in Italien, und 
war auch an mehreren Höfen. Er ließ ſich in Delfi 
nieder, machte aber Fein befonderes Gluͤck, weil er nı 
fonderbare Gegenftände mahlte, ohne fih darum zu bes 
kuͤmmern, ob fie dem Pubiifo gefielen, oder nicht. 

Johann Béetdemaker mahlte fehr fchöne Hirfh=eP 
und wilde Schweins-Jagden und fland in gutem Rufes | 
Unter mehreren feiner Schüler zeichnete fich fein Sohn | 
aus, defjen ich noch gedenken werde g). 4J 

In demſelben Jahre 1656 ward Franz Carré in Sl 
Friesland geboren. Er verſtand viele Sprachen, und Ai 
war zum geiftlichen Stande beftimmt; feine Leidenschaft | 
für die Mahlerei überwand jedoch alle ihm entgegenftehen: 4 
de Schwierigkeiten. In der Folge ward er erfter Mahler | 
des Prinzen Wilhelm Friedrih, Statthalters von Frieds 
Yand. Er war ein Mann von Geift, mahlte fohöne Bau: Ü 
ernfefte, und flarb im Sahre 1669 b) Seiner beiden Hi 
Söhne, Heinrich und Michael, wird noch 5* wer⸗ 
Den. —4 
Johann Le Duc, von einigen Duck, De h 
genannt. Alle Artikel, die von diefem Namen handeln, || 


a) Descamps ſpricht von zwei Söhnen, deren in ber Folge ge: 4 
dacht werden wird; ic), finde indeſſen nur Nachricht von einem 
bei demfelben, | 


b) Franz Garre, 
N geb, 1656, geſt. 1669. 
En | 4 
Heinrich, Michael. 
geb, Re: geft, 1721, geb.... geſt. 1728. , 


Abraham, Heinrich. FJohann. 
1694 7. 1696 T. 1698 +. 
| ” 


— — — — — 


mehrere Soͤhne. 


in Deuſhland· 208 


h ntbatten‘ fichertich Irrthuͤmer/ ja, einige halten ſogar 
Sen U. le Ducq für eine Perſon mit Johann le Ducq. 
le — die ich für — des N — 

















————— kleinen a befindet fich ein — 
choͤnes Gemaͤhlde von ihm, ſowohl in Hinſicht der treuen 
achahmung der Natur, als der Wirkung des Lichts. ES 
‚eine ganz vorfrefflich gemahlte Wachtſtube b). Er foll 
Huch zehn Blätter in Kupfer geflohen haben, unter de= 
Iren achte Hunde darftellen c), —— rechnet ihn auch une 
| er Paul Potters Shhäler. 

9% Daniel Haring, ungefähr 1636 geboren, * 
‚706 geftorben, mahlte fehr gute Portraite. Außerden 
Daß er mehrere Schuͤler gebildethat, ward er auch meh: 
‚ere Male zum ———— ber N N im Sauyı 
rnannt. 

Daniel Mytens,n —_ nicht zu verwechſeln mit ei⸗ 
nem andern gleiches Namens, defjen ich ſchon ausführlich 
in der Gefchichte der Mahlerei in England gedacht habe d), 
und der zu Rubens und van Dycks Zeiten lebte — ward 
im Jahre 1636 im Haag geboren. Er kam jung nach 
Kom, wo er fchnelle Fortfchritte machte, und mit Carlo 
Maratti und anderen in freundfchaftliche Verhältniffe trat. 
Sein bedeutendes Vermögen verleitete ihn zu einer ge= 
wiſſen Eitelkeit, die ſich hauptfählih. in einer Menge 
— Kleider zeigte, weshalb er — in der Schilder: 


va) Tom. IH. p. 35. 

b) ©, mein Verzeichniß pag. 13. Nro. 17. 
‚c) ©, Bartſch Vol. I. pag. 190. - 

de) ©, Band V. pag. 27%, 


TE Geſchihte der Mahler 


Bent den Bunamen „Bunte Kraͤhe“ erhielt. Als er in ö 
‚ Zabte 1664 in fein Vaterland zurüdkehrte, erſtaunte a an⸗ 
angs Jedermann uͤber feine Arbeiten; anſtatt daß er aber) 
in feiner Kunft immer hätte zunehmen follen, erfolgte ou 
vabe dad Gegentheil. Er war mehrmald Director der Aca⸗ 
demie, und ſtarb im Jahre 1688, 
Von David de Koning hat man nur wenige 
"Nachrichten, Er war in Antwerpen geboren, und in je 
nen Zeiten ein Schüler von Johann Fyt, den er erreichte 













in den meiften feiner Gemählde ein Kaninchen befindet,l 
unter dem Beinamen „der Ramler in die N 
Bent aufgenommen. it 
Konings Gemählde Befiehen; wie die von Fyt, in | 
todten und lebendigen Thieren, und find mit Blumen 
und Früchten ausgefhmüdt. In der Darftellung der Voͤ⸗ 
gel zeichnete er fich befonders aus, Fyt hatte jedoch eine) 
volfommene Harmonie vor ihm voraus, Fuͤßly ſagt im 
erften Bande feines Lexicons, daß er 1684 noch gelebt | 
babe: „Koning fam 1668 gen Rom, wo er 1684 noch 
lebte, auc dem Vermuthen nach ſtarb.“ Aber ich finde || 
bei Ghezzi ©. 48: daß er 1686 zum Mitgliede der Aca⸗ 
demie de3 H. Lucas in Rom ernannt worden ift. 
Sch übergehe van Terlee, Poorter, Spalt | 
bof und Gellig. Die drei erften mahlten Hiſtorien; 
Spalthof war dreimal in Rom, und arbeitete dort mit 
vielem Beifalle im niederländifchen Gefhmade. Sacob 
Gellig von Utrecht mahlte mit fehr vieler Kunft alle Gat- 
tungen Fifche; auch einige Portraite, und bezeichnete fei= 
ne Arbeiten. mit dem Namen Gillis a). 
In der Darftellung des Federviehes hatNiemand bie 
Aehnlichkeit, den Geift und den wahren Character diefer 
Zhiergattung fo volfommen erreicht, als. 


2) ©. Weyermanns Tom. II. pag. 382. 


0 Dantfehland. 205 


Melchior Honderarter. | 
AIR geb. 1636 geſt. 1695. we 


Immt aus einer berühmten Familie, und war Sup 
And Schüler von Gisbrecht Hondefaeter,. deffen 
Ic ſchon gedacht habe a), und Enkel von Gilles Bin- 
| enbooms und Savary. Bis in ſein ſiebenzehntes Jahr 
ar er Schüler feines Vaters, welcher im Jahre 1663 
farb, und bei demfelben fhon zu einer großen Bol- 
| Iommenpeit gelangt, befonder® in der Darftellung der 
MBühner, Küken, Enten, Gänfe, Pfauen u. ſ. w. Sein 
"R )nkel, 3 J. B. Weeninx, unterftüßte ihn mit feinem Ra: 
Ihe, Mit feinen Talenten fir die Kunfl verband er eine 
tiefe Gelehrſamkeit in der Theologie, und einen ſehr fitt« 
lichen Character. Alles diefes verwandelte fi) aber durch 
leine unglüdliche Heirath, die ihn im Sahr 1695 auch 
ins Grab brachte, in ein abſcheuliches und lieberliches 
Beben. Die vorzuͤglichſten Galerien Deutfchlands befigen 
Sachen von ihm; auch in unſrer kleinen Sammlung 
befindet jih ein ſehr ſchoͤnes Ol von feiner 






Johann van Neck —— in Narden geboren, und 
war ein Schuͤler Jacob de Bakker oder Backer, deſſen 
Werke ‘er mit großer Kunſt nachahmte. Er mahlte Hi— 
ſtorien. Houbraken beſchreibt ein ſchoͤnes Gemaͤhlde von 


| Bas Kind Jeſus in den Armen hält. Diefes fhön ges 
zeichnete und ſchoͤn colorirte Gemaͤhlde bewundert man 
in der franzoͤſiſchen katholiſchen Kirche zu Amſterdam. 
Van Neck ſtarb im Jahre 1714. 

Ich uͤbergehe Mechlinger von Lucern, der 
mehrere Sachen in feinem Vaterlande, befonders für 


a) ©. pag. 172. wo man jedoch einen. Irrthum „Wilhelm“ ana 
ftatt Gisbrecht“ liegt. 
b) ©, mein Berzeihniß pag. 9. Nro. 18, 




















206 Gefihichte der Mahlerei 


bad dortige Srangiskaner: Klofter mahlte. Er verfei at ; 
aud Portraite von großer Uehnlichkeit, und noch heus 
tiges Tages fieht man dort eine Verfuchung des heilie \i 
gen Antonius von ihm, in welcher alle Teufel Portre te 
damahls befannter Perfonen find. Ich komme nun zu 


Matthäus Merian dem Züngern, ih 


geboren zu Bafel im Jahre 1621, und Cohn des 7 f 

zühmten Kupferfichers Matthäus Merian (geb. 1593, | 
geft. 1651) a). Der jüngere Merian hatte mehrere Lehrer⸗ 
unter weldhen ihn Joachim von Sandrart wie Sohn 
behandelte, und nicht nur nach Amſterdam ſondern auch 
nach London mit ſich nahm. Spaͤterhin benutzte er den 
Unterricht des Anton van Dyck, und ſelbſt des Rubens 
und Jacob Jordaens. Nachdem er in Frankreich und 
in Italien gereiſt hatte, ließ er ſich in Frankfurt am 
Main nieder, wo er Ehre und Vermoͤgen haͤufte, und 
im Sahre 1687 flarb. Er mahlte Hiflorien und Porz 
traite, und ward in beiden Gattungen berühmt. Fuͤr 
den Dom zu Bamberg mahlte er ein großes Altarſtuͤ 
das Maͤrtyrthum des heiligen Lorenz, fo wie auch die 
Portraite des dortigen Bifhofs und des Erzbifchofs von 
Mainz. Bei Gelegenheit, der Krönung verfertigte er | 
aud ein ſehr ſchoͤnes Portrait des Kaifers Leopold im 
Sahre 1658. Ein Sohn diefes Matthäus Merian war 
Johann Matthäus, ein guter Portraitmahler in 
Paſtell, der ſich aber vorzüglih mit dem Handel dee 





va 
a) Matthäus Merian sen, on 
geb. 1693. geft, 1651. n 
| 
vie \ 
Matthäus jun. Gaspar. M.Sibylla,. 


geb. geſt. 1667. geſt. 1627. geb, 1647, geſt. 1717. 


go Matthäus. 
geb. — geſt. 1716, 


FE 














in Deutfehland. 207 


dunſtſachen und Kupferſtiche abgab, welche: er von feis 
rem Vater und Großvater geerbt hatte. Er flarb in 
Srankfurt 1716, Matthäus hatte noch einen Bruder 
ind eine Schwefters Der Bruder, Caspar, war 1627 
jeboren, und Kupferflecher. Zu feinen mannichfaltigen 
tbeiten ‚gehören aud die Kupfer im Krönungs = Diaz 
ium Kaifer Leopold: vom Jahr 1658, Die Scheller, 


h Maria Sibylia Merian, 
| geb. 1647, gell. 1717. 


var in Frankfurt geboren, und: zeigte ſchon in ihrer | 
ruͤhen Sugend große Neigung zur Mahlerei und zur 
N —— Die Mutter wollte indeffen ihrer ar 





en felbft hätte BR, Bones fo BE er ihr 
30h in Abraham Mignon einen berühmten Meifter. 
Sie beſchraͤnkte ſich hauptfaͤchlich auf Blumen⸗ Frucht⸗ 
und Inſecten-Mahlerei aller Art; indeſſen wollte fie ſich 
doch auch in höheren Gattungen, beſonders im Nackten 
berfuchen, und entſchloß ſich daher, da ſie fuͤhlte, daß 
dieſe Mahlerei dem. jungfräulichen Anftande entgegen 
fe, im Sahre 1665 den gefchidten Nürnberger Mahler 
va Urchitekten Johann Graff zu heirathen b). Der 


— Jakob Marel — Moreels , ober eigentlih Marrel, war. au j 
M Utredt gebürtig und ein Schüler Georg Flegels, telden er 
in Darfiellung der Blumen und Fruͤchte übertraf. Er hatte 
die MWittwe des ältern Matthäus Merian geheirathet, und 
farb im Sahre 1683. Bon ihm ift ein Kleines Werkchen vor- 
handen unter dem Titel: „Artiges und Kunſtreiches Reiſe— 
buͤchlein für. die anfommende Jugend zu lehren, infonderheit 
für Mahler, Goldſchmidt und Bildhauer sufammengetragen 
und verlegt durch Jacob Marrel, Bürger und ‚Mahler in 
Frankfurt. Ao. 1661. 


| » Sie trennte fih im Sabre 1685 von ihrem. Manne, und 


















2 Seſhehte dr Mahler 


erfte befannten ‚Werfes erſchien im Su ei 
— der —* 1685. a). Nah einigen —— tee n te | 





Sie Fee ihres Aufenthaltes bei einem — 
von Sommerdyck Gelegenheit eine große Menge Ame— 3 
rikanifcher Infekten zu fehen. Diefes veranlaßte fie eine 
Reife nad) Surinam zu machen, wohin fie 
ner et Töchter im Jahre 1698 —— 


Pflanzen die ihr vorfamen, nad) der Natur, und — 
1701 nach Amſterdam zuruͤck. J 
Die Studien und die Frucht dieſer Reiſe erfchtenet u 


nahm ben Namen ihres Waters wieder an. Ee iſt aber farich, N 
weenn b’Xrgensville fagt, daß ihr Mann den Namen ihres Bas’ 
ters angenommen habe, fo wie es auch falſch ift, daß ſie ih⸗ 
zes Mannes Namen nicht angenommen haben follte, da doch 
auf dem 2ten Theile ihres Werkes er bemerkt 
„Maria Sybille Gräffn sculpsit. “ 


a). Der Raupen wunderbare Verwandlung und abetan ; 
Blumennahrung u, ſ. w. von Maria Sybille Gräfin, Matzi | 
thai des älteren feel. Tochter. Nürnberg, Tom. 1. 1679... | 
Tom. II. Frankf. 1683, a 
2. Der erſte Theil dieſes Werks, illuminirt, | IJ 

3, Erucarum Ortus, Alimenta et paradoxa ‚Metamor- N 
hosis ‚per Mariam $ ybillam Merian. — > mit 4 
Hinzufuͤgung eines dritten Theils. 1 
4, Metamorphosis Insectorum Surinamensium. Amste- | . 
lodami. Fol. £ 
5, Maria Sybilla Merian Surinaemsche- — Am- 
sterd, 1719. Fol. mit einigen Zufäßen, r 


8) ©. pag. 134, wo bie Rede von Anna Maria Schurmanns N 


®) » Metamorphosis Insectorum Surinamensium ““, mit eis 


ner andern Abhandlung verbunden unter dem Titel: a 
des. an Y 22 caru 










hauptet, daß fie auch Blumen auf Leinwand und Seide 
gemahlt habe, die ſelbſt durch Abwaſchen gar nichts von 
ihrer Schönheit verloren a). 

Auch ihre beiden Töchter mahlten Blumen, So 
hanna Helena, die im Sahre 1668 geboren war, 


half ihr, und unternahm eine zweite Reife eben dahin, 


feften und Blumen mit großem ‚Beifalle zu Amſterdam, 
und gab einen Anhang zu dem Werke ihrer, im Jahre 
1727 geftorbenen Mutter b), oder einen driften Zheil 
deffelben heraus. Auch von ihr hat man eine Abhand= 
lung unter dem Titel: De Generatione et Metamor- 
phesibus Insectorum Surinamensium. 


Jrians Zeit aus: 


geboren. Er ftudierte die Mahlerei in Amfterdam, reiſte 
in Deutſchland, Frankreich und Italien, und kehrte nad 





| er im Sahre 1675 flarb. 

Sein Zeitgenoffe war Johann Wir, der mit 
großer Kunſt Portraite mahlte, und auch in Kupfer 
ſtach. 


Nicolaus Rycks, den man mit einiger Wahr: 


J 


carum ortus, alimentum et paradoxa — A 


60 Kupfertafeln. Eine zweite Ausgabe hat den Titel: Dis- 
sertatio de generatione et metamorphosibus Insectorum 
Surinamensium etc. mit 72. Rüpfertafeln. 


— a) Siehe J. F. Füußly's Geſchichte ꝛ2c. Band II. p. 198. Er 
x hatte mehrere Beweije davon gejehen, 


| we» ©. Paquot Memoires T. I, p, 685. seq. 
Fiorillo. Ir Th. | O 


ie war auch eine vollkommene Stickerin and man 66. 


‚begleitete ihre Mutter auf ihrer Reife nah Surinam, 


Dorothea Maria, 1678 geboren, mahlte In— 


Als Portraitmahler zeichneten ſich zu Matthias Me: u 


Sobann Rudolf Werenfels, 1629 in Bafel 


‚einer langen Abweſenheit in fein Vaterland De wo 


| ee — einen Sohn von Johann —— haͤlt, 


in Folio, deutſch, franzoͤſiſch, lateiniſch und hollaͤndiſch, mit 






















210 Gcſchichte der Mahlerei 


war in Bruͤggen geboren. a ‚reifte — im Drient w 


"dar. Im Sahre 1667 os) er in die Mahler - ‚Sefell E 
fehaft zu Brüggen aufgenommen, und mahlte Figuren, 
Pferde, Kameele mit großer Leichtigkeit und Kunſt. 
WVon einem „Conftanz Perez‘, deffen Namen 
eher fpanifch als deutſch zu feyn ſcheint, findet. fich- bei 
Ghezzi ©. 44: „Conſtanz Perez, ein deutſcher Mahler, 
1655. — Sn diefem Sahre. nehmlich ward er zum 
Akademiker von St. Lucas in Rom ernannt. 
Ein Mahler von großem Nufe war 


Sofephb Werner, 
geb. 1637, geſt. 1710. 


‚ Er war in Bern geboren, ind der Sohn eines) 
Mahlers. Sein Bater hieß auch Zofeph. Bon früher, 
Sugend an trieb er die Zeichenfunft und andere Wiſſen 
f&haften, worin er auch ziemliche Fortſchritte machte, und | 
ward fpaterhin in die Schule des oben gedachten Mat⸗ 
thaͤus Merian nach Frankfurt geſchickt. Er hatte ſchon 


lerei zu legen. Sm Jahr 1654 Fam er nad) — wo | 
er fich mehrere Jahre aufhielt, und mit allgemeinem Bei 
falle arbeitete. Sein Ruf in diefer Art Mahlerei hatte ſich 
bis an den Hof Ludwig XIV. verbreitet, ber ihn zu | 
fich entbot, und den er mehrmals mahlte, fo wie auch 

mehrere Großen des Reichs, nachdem er dafelbjt ange: 
- kommen war, Ich will die Meinung derjenigen nicht” 
unterftüßen, welche behaupten, daß Le Brun’s Eiferſucht 
die Urſache geweſen ſey, weshalb er ſich nicht lange in 
Paris aufgehalten habe; ſo viel iſt indeſſen gewiß, J 


N N % — 
Br j x 


EEE N N F B 4 * 
















ſeine eigene, etwas unbeſtaͤndige Gemuͤthsart wohl auch 
etwas dazu beigetragen haben mag. Wie dem nun auch 
feyn mag, er verließ Frankreich und arbeitete mit gro— 
ßem Beifalle in Deutſchland, nehmlich am Pfaͤlziſchen, 
Wiener und Bayeriſchen Hofe. Um dieſe Zeit, 1696, 
erhielt er eine Einladung an den Berliner Hof, als 
Director der daſelbſt errichteten neuen Academie. Die 





Mahlern daſelbſt erfuhr, waren indeſſen Beranlaffung, 
Sa er auch diefe Stadt wieder verließ, und in fein Ba: 
terland zurüdfehrte, wo et im Jahr 1710 ſtarb. 
Werner war ein Mann von ausgezeichneten Ver: 
bienften. Seine Compofitionen und Allegorien haben 
‚ein ſchoͤnes Helldunfel, und gute Zeihnung Wiewohl 
‚er nur_wenig in Oehl mahlte, fo fieht man doch einis 
ges in. der Att von ihm zu Bern; viel mehr aber in 


rühmlichft befleißigten. Mehrere Künftler, die den Na: 

men Werner führten, und ber denen ich mid nicht auf— 

halten: will, gehören wahrfcheinlich zu derfelben Families 
SObwohl in Deutfchland geboren, muß man 


Caspar Netſcher, 


geb. 1639, geſt. 1684, 


| doch in der Hollaͤndiſchen Schule aufführen. Sein Ge: 
burtsort war Heidelberg, und er war ein Sohn des 


fo. trug doch feine Leidenfchaft für die Mahlerei den 
Sieg davon, und er widmete ſich ihr ganz in Roſters 





daß er auch Gerhard Douws, und Gerhard Terburgh's 
‚Unterricht genoffen habe; inzwiſchen iſt nur fo viel ges 
ig, daß er in mehreren Gattungen mahlte, vorzuͤglich 
| »2 


in Deutfehland. Be 


unfreundlichen Geſinnungen, welche er von andern 


‚Miniatur. Er hatte zwei Söhne: Ehriftoph Joſeph, 
und Paul Werner, die fih auch beide der Mahlerei - 


Bildpauers Johann Netſchet. Ungeachtet er aus⸗ 
ſchließlich fuͤr das Studium der Medizin beffimmt war, ° 


‚Säule, der Vögel und Wild mahlte, Einige behaupten, 


J Geſchichte der Mahlerei 


aber — ————— und halbe Figuren, in ver) 

beliebten Gerhard Zerburgh’fhen Manier a), und daß 
er wie biefer, in allen feinen: Gemählden irgend ein, in. 
weifen Sammt gefleidetes Frauenzimmer anbrachte, 
den er mit der größten Vollkommenheit mahlte. Auf’ 
einer Reife, die er nach Stalien machen wollte, Fam en | 
nur bis Bordeaur, nahm fi) dafelbft eine Frau, tehrte 
nach Holland zuruͤck, und ließ ſich im Haag nieder, wol 
er mit allgemeinem Beifalle verfchiedene Cabinetsſtuͤcke 3 
und Portraite mahlte. Seine ſchwache apart hinJ 












England anzunehmen, Er ſtarb im Jahre 1684 in 4 
Bluͤthe ſeines Lebens, und hinterließ mehrere Söhne, 
unter welchen ſich drei auf die Mahlerei legten. J 
Theodor Netſcher, den man auch, weil er 1661 
in Bordeaux geboren ward, den Franzoſen nennt, 
ward in der Folge der beſte Schüler feines Vaters, bei 
dem er bis an fein 1dtes Jahr ftudierte, Er gieng mit‘ 
dem franzöfifchen Gefandten, dem Grafen d'Avaux, nah 
Paris, mahlte dafelbft viele Portraite, und ward der 
Lieblings - Mahler der Damen, weil er die Kunft ver: N 
fiand, bei großer Achnlichkeit noch zu verſchoͤnern. us 
er nah Holland zurüdgerufen worden war, zerflörte der I 
Tod des Königs Wilhelm alle feine Hoffnungen. Erf 


a) Hr. von Burtin gedenkt in feinem mehrmahle angefügeten. 
Werke Band II. ©. 326, wo er von Zerburgh fpriht, eis a 
nes Gemähldes unter dem Namen: „La Vengeance.de Ter- 
burg‘ ‚mit folgenden Worten: „Ce Tableau tres capital, 
peint en 1672 est d’une grande finesse et d’une verite 
surprenante. Il offre une Allegorie critique tres piquan- 
te, fruit du ressentiment de ce grand Artiste contre son! 
disciple Gasper Netscher et contre le Stadthoudre Guil- 
laume III. Prince d’Orange, Roi d’Angleterre, qui avoit 
choqué Yamour propre de, Terburgh en temoignant au 
Mayxistrat de Deventer en 1672 une preference marquee 
pour le disciple qui etoit son peinize favori au desavan- 
tage du Maitre‘‘ etc, 


en. ee :.. >813 


erhielt endlich ein. Amt, aber feine Neigung am Hofe 
zu leben, veranlaßte ihn ſich im Haag niederzulaffen, 
wo er im Sahre 1752 flarb. 

Sein Bruder Conftantin (1670 geboren), mahlte 
ebenfalls Portraite mit großem Beifalle. Im Jahr 
‚2699 war er Mitglied der Ucademie im Haag, und farb 
er: Der dritte. Bruder, Anton, war auch Portrait: 

mabhler, ward aber wegen feiner fhlechten Aufführung 
* Oſtindien geſchickt, wo er ſein Leben beſchloß. 
Die Familie Werdmuͤller hat ſich in Wiſſenſchaften, 
in Künften, und im Kriege fehr ausgezeichnet. 
Johann Rudolph Werdmüller von welchem ich 
einiges mittheilen will, ward 1639 in Zuͤrch geboten, 
‚lernte zwar die Mahlerei bei Conrad Meyer, bildete fih 
MB aber vorzüglich durch eigenes Studium bei feinem Vater; 
‚welcher eine fhöne Sammlung von Gemählden und Kur 
U pferflichen befaß. Werdmüller mahlte Portraite, Lanp- 
‚fihaften und Früchte, reifte in Deutfhland, und hielt 
E fi eine Zeitlang bei dem gefchidten Blumen - Mahler 
Morell auf, defjen ich fchon gedacht habe. Er war aud) 
Fin Holland, und verlor unglüdlicher Weife fein Leben 
‚in einem Fluſſe, ald er im Jahr 1668, in feinem 29. 
Lebensjahre eine Reife nach Franfreih unternehmen 
‚wollte. Seine drei Brüder, Jacob, Heinrich und ons 
ser beſchaͤftigten ſich ſaͤmmtlich mit Mahlerei und Baus 
kunſt. 

Um dieſe Zeit in Wilhelm Stettler, aus Bern, 

Mahler und Kupferftecher und Schüler von Jacob Wae— 
ber, Conrad Meyer, und Joſeph Werner dem jüngeren, 
Bon ihm find unter andern die Zeichnungen zu den 
Münzen des berühmten Werks von Karl Patin. Er 
bat auch ein Kleines Buch über Mahlerei gefihrieben a) 
| and ift 9 zu Bern geſtorben. | 









a) Beriht von dem rechten Wege zu der Mahlerei. Bern 1679, 

















1 Gefchichte der Mahlerei — | 


Man weiß aus, der Gefchichte, daß mehrere Mahler. 
ihren Fürften mit fo treuer Liebe anhiengen, daß fie 
ſelbſt im größten Unglüd nicht verließen. Der alte 
cas Cranach gab davon ein auffallendes Beyfpiel. Bi 
Eben daſſelbe laͤßt ſich von Dominicus Nollet 


Mabler- Gefellſchaft daferbft aufgenommen ward. J 
allgemeiner Ruhm veranlaßte den Herzog — 
von Bayern, als damaligem Gouverneur der Niederlan⸗ 
de, ihn zu feinem erfien Mahler zu ernennen, und ihm 


da er ſich im Befig einer großen Anzahl von Meifters |! 
ftüden befand. Nollet verließ diefen Prinzen nicht, als” 
er in Ungnade gefallen war, begleitete ihn nach Paris, 
und folgte ihm auch nach Bayern, als er in feine Staaten 
zurüdkehrte, Erft nach Marimilians Tode gieng er I! 
wieder nach Paris, und ftarb dort, 96 Jahr alt, im |} 
Sahre 1736. Er mahlte Hiftorien und Candfchaften, ll 
aber feine Bataillen find befonders voll Geift, Feuer” 
und Wahrheit, mit einer Erffaunen ——— Leichtige 
keit gemahlt, und von großer Wirkung. Im Ganzen’ 
. nähert fich feine Manier, der Manier van der Meulens a)e 
Bon Mannlich macht ihn zu van der Meulens Schuͤler, und ” 
fügt hinzu: „Nollet kam in Churbayerſche Dienfte, und“ 
wurde um das Jahr 1706 wegen feiner erprobten Rechte 
fhaffenheit und Treue zum Begleiter der Churfuͤrſtin 
nach Venedig ernannt‘, Viele feiner Arbeiten befinden 
fi in deutſchen Gallerien. 

SamuelBottfhildt, zu Sangerhaufen i in Thuͤ⸗ ! 
ringen geboren, war ein verdienftvoller. Mahler, und“ ! 
lebte als Gallerien = Infpector, Director der Academie, 
und Hof: Mahler in Dresden. Bei einer vortrefflichen 
Compofition find feine Figuren in einem guten Styl 


_ 


a) ©, von Mannlich 3. I. p. 309. 



















ı 


beit: Er mahlte mehrere Arie, im großen. 
Garten: Dalaft in Dresden, und auch eine Abnahme 
dom Kreug für die Martinstirche i in DE n 
god fällt in das Sahr 1707 a). 

- Denn Geduld und hödhfte Belenpung allein den 
| großen Künftler bildeten, fo würde Peter van Slin- 
Ügelandt gewiß eine der ausgezeichnetften Stellen un: 
ter den Mahlern verdienen. Diefer war 1640 zu Ley⸗ 
den geboren, und ein Schüler Gerhard Douws.  Indef- 
fen iſt der Unterfchied zwifchen Meifter und Schuͤler fehr 
groß: bei jenem ift alles mit der größten Leichtigkeit ge— 
mahlt; bei diefem veduzirt fich alles auf Mühe, Geduld, 


Auf ein Bild der Familie Meermann verwandte er drei 


Bollendung fand er doch Liebhaber, und verfchiedene 
feiner Arbeiten werden in den Gabinetten der Großen 
bewundert. Slingelandt flarb im Jahre 691. 
Ein anderer Schüler Gerhard Douws war: 


Gottfried Schalfen, 
geb. 1643, geft, 1706. 


Er war in Dort geboren, und der Sohn eines 


Schulrectors, der ihn im Lateiniſchen unterrichtete, ver⸗ 


tung Samuels van Hoogſtraeten, deſſen ich bereits ruͤhm⸗ 





5 Im Sabre 1693 erichten ein von ihm geſtochenes Cupferwert 
unter dem En „Opera varia historica poetica et ico- 
nologica“ in Fol, - 

b) &s fheint, as das unvernünftige Syſtem ben Fleiß dem Gei⸗ 
ſte vorzuziehen, bei vielen Kuͤnſtlern feſten Fuß gefaßt habe, 
welche oft bei ihren punktirten Gepia -Beichnungen ganze Mo— 

nate verlieren, 


Jahre, und ein Spihen - Kragen befhäftigte ihm oft eis 
nen Monat b). Ungeachtet dieſer peinlichen, Falten. 


ließ aber die gelehrten Studien, um fih unter Anlei⸗ 


in Deutſchland215 


— 


und eine unglaubliche, wiewohl geiſtloſe Vollendung. 


lich gedacht habe, der a zu widmen. Nachdem . 


216 or Gecſchichte der Mahlerei 


er in ——— Douws Schule gekommen; war, gab er ft! 
ſich der Manier deffelben gang hin, und mahlte Eleine Ja 
Gegenſtaͤnde mit der größien Vollendung, bediente ſich 
aber, ruͤckſichtlich der Beleuchtung, größtentheils fünftti Fr 
cher Lichter, Fodeln, Koblen, und zuweilen nur der 
Sonne unmittelbar a). Sein Ruf gelangte auch nach n 
London, wohin er fich gegen das Ende des 17ten Zahrz I 
hunderts begab b). Man behauptet, daß er dort viel Un⸗ 
annehmlichfeiten erfahren habe, befonders von Seiten 
Knellers, der alle nad) England fommenden Künftler |} 
von Berdienft verfolgte, % 

Weyermann erzählt unter anderen Dingen von Schals” 
fen, daß er das Portrait Wilhelms des III. mit einem |i 
Zalglichte in der Hand, indem ihm das gefhmolzene” 
Talg über die Hand träufelt, gemahlt habe. Schalken 
verließ London mwicder, und wählte den Haag zu feinem | 
Mohnorte. Spaterhin fuchte ihn der EChurfürft von der I 
Pfalz, fir welchen er fehr viel, und unter andern auch 
die fehr bewunderten „klugen und thörigten Jungfrauen“ —4 
gemahlt hatte, nach Duͤſſeldorf zu ziehen. Er ſtarb im 
Haag im Jahr 1706. y 

Schalten war fehr geheimnißvoll beim Mahten, 
und ließ Niemanden zufehen. Seine Arbeiten haben eis 
ne große Vollendung und ein herrliches Colorit; befonz 
ders verftand er es bei feinem leichten Winfel die Wir⸗ 
kungen des kuͤnſtlichen Lichts mit großer Kunſt, und mit 















a) Ich habe Schalkens Gemaͤhlde immer wegen ihrer Vollendung, ie 
und wegen bet herrlihen Wirkung bed Helldunkels bewundert, 
eine Wirkung, die von jeinen Nadahmern meiftens ber eh 
worden ift, - Der einzige Künftler unferer Zeit, der in der 
Nachahmung brennender Lichter die höchfte Vollkommenheit er⸗ 
reicht hat, und zwar ſelbſt in Bildern von natürlicher Größe, R 
war Georg, oder vielmehr Chriſtoph Friedrid Reinhold Lis 
ftewsty, ein Bruder der Terbufh und der Matthieu, zweier 
Frauenzimmer von entichiedenem Verdienſte. Sch werde vielz , 

leicht nody Eünftig diefer Mahler - Familie gedenken, 


b) ©, was darüber Band V. p. 513, gefagt ift, 









in Deutſchland 77 
us: ON ber Natnr en aber feine 


waͤhlt, oft ohne Geſchmack. Daher kommt es, daß ſeine 


— Figuren, beſonders im Kleinen, ſeinen groͤßeren 


rbeiten ſehr vorzuziehen find. Ueberhaupt möchte ich 
mit von Mannlic, wo er von Schalfen Ipricht, fagen: 





„, Seine Werke gefallen den Kenner mehr, als fie ihn. 


befeiedigen. * 
Ale deutfhen Gallerien befitzen Arbeiten dieſes 


Kuͤnſtlers, nahmentlich die zu Muͤnchen, Caſſel, Salz: 


dahlum und Duͤſſeldorf, wo vier Stuͤcke von ihm waren. 


Huch im Pariſer Muſeum find dergleichen, fo wie auch 


in der Gallerie zu Florenz, wo ſich ſein und ſeiner Toch— 
ter Bild befindet a). 

Er hatte mehrere Schüler und die meiften 
der legteren fielen in zwei Fehler; die Schatten find 


| nehmlich entweder zu dunkel, oder die Lichter zu feu— 
rig, ſo daß die Gegenſtaͤnde eher von brennenden Kohlen, 


als von einer Kerze beleuchtet erſcheinen. Ueberhaupt 
faͤrben alle kuͤnſtlichen Lichter die Gegenſtaͤnde, und brin— 
gen mehr oder weniger eine Wirkung hervor, die mit 
dem größeren: oder geringeren Mangel des BAR 
Lichts im Berhältnig ſteht. 

Zu Gerhard Doum’s Schuͤlern gehört auch Mat. 
thias Neveu, im Sahre 1647 zu Leyden geboren, 
Den erfien Unterricht erhielt er von Abraham Toren 
vliet; erfi fpäter genoß er Douw's Unterricht, zu def: 
ſen treueften Nachahmern er gehört, indem .er fich die- 
ſelben Gegenftände wählte, wobei er fich jedoch zuwei⸗ 
‚ Ten in zu weitläufige Compofitionen verlor. Zu diefen 
letzteren rechnet Houbrafen ein an Figuren fehr reiches 
Gemählde, welches man „die Werke der Barmherzig⸗ 





keit“ nennen koͤnnte. Er beſchloß fein Leben zu Um: 


\ 


2) ©. Mws, Fior. T. IV. p. 2ı. 


Zeichnung iſt inkorrekt, und ſeine Compoſition nicht ges 


4 
















218 Geſchichte der Mahlerei 

ſterdam, wo er im Jahre 1719, in großem. Anſeh 
und nachdem er ſeinen Meiſter in vielen ſeiner eigenen 
Arbeiten gleichſam wieder ins Leben zuruͤckgerufen De 
te, noch lebte. 4 
Die vorliegenden Blätter enthalten eine Menge Be 
ſpiele davon, daß Laſter ſich mit den ausgezeichnetſten 
Talenten vereinigen koͤnnen. Ich bin jetzt wieder in 
dem Falle, von einem ſolchen Manne reden zu müffen. 


Gerhard von Laireffe, 
| geb, a gef 178. 


En des Fürftbifchofs von Küttich — wackeren 
Kuͤnſtlers Regner von Laireſſe a). Er verſtand Malerei, | J 
Dichtkunſt und Muſik. Schon in früher Jugend war er im 
Stande, fhöne Copien zu machen, und ſtudierte vorzuͤglich 


ſich nit nur durch Portrait-, fondern auch durch Hiftorienz 
Mahlerei aus, und mahlte für die Churfürften von 7 
Coͤlln und Brandenburg. Sein Gefiht war überaus | 
haͤßlich; man fah faum eine Spur von einer Nafe b), 


a) Regner von Laireffe, 
| 


Ernft — ke — Jacob — Sohann. 
Abraham, Johann X 

b) Emanuel de Witte, deffen ich ſchon B. II. ©,547 gedacht — — 
befand ſich einſt mit Laireſſe in einem Wirthshauſe. Laireſſe 
zeichnete einige Linien auf den Tiſch, damit de Witte, der 
fih für einen großen Geometer hielt, fie erklären follte, De’ 
Witte machte, ftatt der Antwort, neben die Linie eine hoͤchſt 
unanftändige Zeihnung, und fagte: „ſeht, das ift Schuld dar= 
an, daß ihr eure Nafe verloren habt.’ Kaireffe, der unge: 
achtet feiner Liederlihkeit von fanftem aber doc fehr reizba- 
tem Character war, mißhandelte den de Mitte fo, daß, 
ihn am folgenden Tage einige feiner Bekannten ganz entſtellt 
ſahen, und ihn fragten, wer ihn ſo mißhandelt habe, er ih⸗ 




















! Sr kleidete ſich beinahe prächtig, liebte das fchöne Ge: 


Fehr beliebt. ‚Ein Mefjerftih, den ihm eine feiner’ ver- 
aſſenen Schönen gab, war die Veranlaſſung, daß er 
Fich verheirathete. Er zog ſich nach Utrecht zuruͤck, und 


zen eingebernen Mahler galt. 

2°  Laireffe war ein Mann von ausgezeichnetem, dich⸗ 
eriſchem Genie. Er verſtand Geſchichte, Mythologie, 
Allegorie, componirte mit vielem Geiſte, und wuͤrde, 
da er nichts von der herrſchenden Manier der Hollaͤnder 
angenommen hatte, wenn er nur einige Jahre in Sta: 
lien gelebt und Gelegenheit gehabt hätte, die dortigen 
, großen: Mufter zu fiudieren, nad) einer feften Ueberzeugung 
ein wahres Wunder der Kunft geworden feyn. So aber 


guren, die ohne alle Grazie find, und feiner Architektur, 


I 8 





te, fehlt alle jene Einfachheit, die den Hauptcharacter 
des Grandiofen ausmadt., 
Ä Man kann indeſſen nicht —— daß in allen ſei⸗ 
nen Arbeiten eine Nachahmung des Nifolaus Pouffin 
Soorherrfcht, fo wie auch Peter Testa's, welchen er eben= 
falls nahzuahmen fuhte. Er mahlte fowohl große Ge— 
genſtaͤnde, als auch Cabinetſtuͤcke und Zimmerdeden, und 
‚ahmte mit großer Kunft Basreliefs im Heldunfel nad). 
Auch ſind eine unzaͤhlige Menge von ihm ſelbſt geſchmack⸗ 
voll gearbeiteter Kupferſtiche vorhanden, ſo wie er denn 
auch Mehreres uͤber Mahlerei geſchrieben hat a), und 





nen antwortete, daß er von Leireſſe geſtern bei Lichte ſo ſey 
angelegt worden, und daß er ihn aufſuche, um ihn bei Tage 
vollenden zu konnen. 
a) Murr fuͤhrt in ſeiner Bibliothek Tom. J. p. 160. Eines von 


Peinture par Gerard de-Lairesse. Amsterd. 1720. Deutſch 
zu Nürnberg 1724, in 4, Engliſch zu London 1730. in ı& 


in Deufitand. Ä 219. 


Ichlecht, und war wegen feines Geiſtes bei demſelben 


ieß ſich darauf in Amſterdam nieder, fo daß er für ei- 


verfiel er in eine gewiffe Schwerfälligfeit bei feinen $iz. 


nit welcher er die Hintergründe feiner Gemählde verziers 


Laireffe’s Werken unter dem Zitel an: „‚Principes de la‘ 





























220 Geſchichte der Mahferi | 
en s j 


darunter ein Merk in holländifcher Sprache. ' D’Argens I 
ville, der ihn perfänlich kannte, fcheint zu fagen, daß feim 
Werk erft in feinem Alter erfchienen fey, daß es zu feiz A 
ner Unterftügung "gereicht habe, und daß er erblindet, 
und im Jahre 1711 geftorben 1. Andere Schriftfteller, m 
und unter diefen auch Descamps erzählen die Sache anz 

ders; nehmlich, dag er im Jahre 1690 das Geſicht ver⸗ 
loren, und bei ſeiner heftigen Leidenſchaft fuͤr ſeine Kun t, 
wöchentlich eine Mahler-Gefelfchaft gehalten habe, worsll 
in er feine Ideen diftirte, die dann, von feinem Sohne 
gefammelf, und mit einer Menge Kupferftihe begleitet N 
nach feinem Zode in zwei Bänden herausgegeben waͤren. 


Sn meinen Papieren finde ich biefes Werk unter folgendem 
Zitel aufgeführt: ,„Principes du Dessein, ou Methode) 
COurte et facile pour apprendre cet art en peu de temps 
par Gerard de Lairesse. Amsterd, 1746. in Sol, mit Kusf 
pferftichen. Ebenfalls bei Murr I. c. Tom. U. pag. 470.0 
' finden fi: „Les principes du Dessein par G. de Laires- 
se, avec fig. à Amsterd. 1719. 1729. Fol. deutjd von Sa=7 
muel Theodor Gerike, Berlin, 1705. %, ji 
Neu eröffnete Schule der Zeihyenkunft mit 120 Kupfertas TI 
feln, Leipz. 1745. ol, N 
Hier fieht man, daß. man. ein andres feiner Werke mit 
bem größeren Zractat vermwedjfelt hat, G. v. Laireffe großes 
Mahlerbuch zc.. Nürnberg 1728. 178%. 4, drei Bände mit 
Küpfern. Engliſch London 1738. u, 1784. 4, Franzoͤſiſch 
Paris 1787. Tom. I. II. 4to. S. von Blankenburg litter, 
Zufäge Band II. pag. 336, i $ 


Unfere Bibliothek befist 


1. Godofridi Bidloo M. D. et Chirg. Anatomia hu- 7 
mani corporis. Centum et quinque tabulis per artificio- 
siss, G. de Lairesse ad vivum delineatis etc. Amsteloda- 
mi 1685. fol. | 

2. Gerh. de Lairesse Leodiensis Pictoris Opus Blegan-_ e 
tissimum Amstelodami ipsa manu tam äere incisum, quam 
inventum, et per Nicolaum Visscher c. privilegio Ord. 
Gen. Belg. foederatae editum. wu 

3. ’t Groot Schilderboek door Gerard de Lairesse, tot 
Amsterdam. By Hendrick de Sbordes. T. I. I. 1712. #. 

-  &. Die teutſche Ueberſetzung „Großes Mahlerbud, Band 
1. II. III. Nürnberg 1728, 
5. Neu eröfinete Schule der Zeichenkunft, Leipz. 1745, Fol, 


— — J— 1 
x F 


ee Be in Deufätande Br 221 


— Leireſe hinterließ zwei Soͤhne welche feine Schü: 
er waren, und einen Enfel. Der ältefte feiner Brüder, 
F enft, mahlte Thiere, war einige Zeit in Italien, und 
darb in Dienften des Fuͤrſtbiſchoffs von Luͤttich; Jacob 
ind Johann mahlten Blumen und Fruͤchte, und ließen 
Fi in Amflerdam nieder. 
Wir haben ſchon bemerkt, daß Laiteffe 5 Zeichnung 
forgfamer hätte feyn koͤnnen; aber feine Ideen find poe— 
tiſch; er ift reich in der Komponkibn, befiät eine richti⸗ 
ge Kenntniß des Coftüms, if bewandert in der Allegorie, 
nv bat einen angenehmen Ton im Colorit, und einen 
leichten Pinſel. 
Die deutſchen Gullerien find reich an Werken diefes 
Frünftiers. Vor allen anderen muß ich vorzuͤglich des 
| ſchoͤnen Gemaͤhldes in der Salzthalummer Gallerie ge⸗ 
Denken, welches: den Achill vorſtellt, wie er vom Ulyſſes 
unter den Weibern des Licomeds entdeckt wird. Es iſt ge⸗ 
wiß eine ſeiner vorzuͤglichſten Arbeiten. Ein ſchoͤnes Por— 
ihm befindet ſich in Florenz a). 
| Im Jahre 1640 ward, von einer ——— Fimi- 
Sie abſtammend, Franz van Euyd de Mierhop in 
EBrüggen geboren. Er genoß einer vorzüglichen Erzie⸗ 
hung. Anfangs lernte er die Mahlerei nur zu feinem 
V ergnuͤgen; in der Folge aber noͤthigten ihn verſchiedene 
Umſtaͤnde, von feinen Talenten eruſthaften Gebrauch zu 
machen. Obwohl er Geſchichten mit Portraiten der dare 
| in handelnden Perfonen ſehr ſchoͤn mahlte, fo zeichnete 
Fer fi doc nur in der Darfiellung von Thieren, und 




























— 






Gleichen hat. Er ſtellte ſie meiſtens mit Fruͤchten und 
trait von Vieh gruppirt vor. 
i Ary de Boys ward 1641 in Leyden geboren. 
Sein Vater war Drganift, und hatte gewuͤnſcht, daß 





— 


a) ©, Museo Fiorent, Tom. I. p. 501. 


'befonders von Fifchen fo aus, daß er wenige feines. . 


EN HC Ye N NER RR In * 9— RE —9— 


222 Geccſchichte der Mahlerei A u 
SR { 


a 
















auch er fich diefem Gefchäft gewidmet haben möchte; aber 
die Luft zur Mahlerei uͤberwog die Luft zur Muſik, und 
fo Fam er. zuerft zu Knufer, und nachher in die | 
des Abraham van den Tempel. Er bildete fih ine 
deffen eine eigene Manier, und erwarb fi fo großen 
Ruf, daß er ein reiches Frauenzimmer heirathete, w 0. h 
durch er aber in eine ſolche Unthätigfeit verftel, daß er, \ 
auch nicht das Geringfie mehr arbeitete, Die Gegene N 
fände feiner Gemählde waren Landſchaften und, Hiftes j 
rien, worin er zwat Poelemburgs und Brauwers Mas 
nier- nachahmte, jedoch. immer eine große Originalität | 
damit vereinigte. Sowohl fein Aufenthaltsort als auch | 
das Jahr feines Zodes find unbefannt, h | 
Sacob Torenpliet, einkandsmann und Zeitgenoffe | 
von de Boys, fo wie auch wie diefer 1641 in Leyden 
geboren. Sein Lehrer ift nicht befannt; die Shriftfieke 
ler feiner Zeit bemerken nur feinen Hang zur Ueppig⸗ 
keit. Er befhäftigte fi vorzüglich mit Portraitmahles ] 
rei, und gieng in der Folge in Gefellfchaft des Niko⸗ 
laus Roſendael, eines Hiſtorien-Mahlers, nach Stas 
lien, wo er in Rom bie Werke Raphaels, Paul Vero⸗ 
neſe's und Zintoretti’3 fudierte, und fih in Venedig A 
befonders. auf das Studium des fchönen Colorits diefer | 
Schule legte. Er farb 1719 in Leyden. Man fieht es 
einen Merten beutih an, daß er in Satin Hübich 
hatte. Er mahlte auch Portraite, und Descamps führt 
vorzüglich ein Bild von ihm an, weldes die Familie 
Gornelio Schrevelius darjtellte, —4* 
Ein vollkommener Nachahmer und Schüler von Cot⸗ 
nel. Poelemburg war Johann von Haansbergen, 
1642 in Utrecht geboren. Dieſes Lob verdienen indeſſen 
nur feine früheren Arbeiten, denn in der Folge verſchlech⸗ 
terte er au Gewinnfucht immer mehr, bis zu feinem 
im Sabre 1705 erfolgten Zode. 1 
Sn der HifioriensMahlerei im Großen zeichnete 


in Deutſchland. 225 


— 


in der Nähe von St. Omer, zu Oppenois, im Jahre 
642 geboren, machte feine erſten Studien zu St. Omer 
bei einem Juden, dann bei Claudius Francois genannt 
Luc Recollet, und gieng darauf nach Italien, wo er in 
Rom ſich auf das Studium der Antike und Raphaels 
‚legte. Die dortige Academie des H. Lucas ertheilte ihm 
den Preis; und diefe Ehre, und taufend andere Begün: 
ſtigungen, zu welchen auch die Protection des Prinzen 
Danfili gehörte, gaben Beranlaffung, dag neidifche Men- 
ſchen ihn fo lange verfolgten, bis er Rom verlaffen 
mußte. In Paris liebte und unterſtuͤtzte ihn Le Brun 
ſehr. Er mahlte nur große Hiſtorienſtuͤckke, und einige 
Portraite. Bon feinen vorzuͤglichſten Urbeiten liefert 
Descamps ein’ ausführliches Verzeichniß. Der Tod die: 
“ trefflichen Künftlers erfolgte im Sahre 1624 in Eile 
Sch uͤbergehe mit Stilfhweigen Abraham van 
4 alraat, welcher Figuren, vorzuͤglich aber Blumen und 
Fruͤchte mahlte; Theodor. Freres und Adrian 
| Bader, welche beide in Stalien waren; Horaz Pan 
lyn, einem Schwindelgeift, der fo unzüchtige Gegen 
fände mahlte, daß felbit ein Aretin davor haͤtte erroͤthen 
muͤſſen a); Arnold Berbices, oder vielmehr Verbuis, 
der Portraite, aber vorzüglich obſcoͤne Bilder für Wuͤſtlinge 
mahlte: mehrere Mahler mit dem Namen Hamilton, 
die aus Schottland abflammend ſich in Deutfchland nieder: 
ließen, und deren ich fchon ausführlich in meiner Geſchichte 
der Mahlerei in England gedacht habe b) — (von Karl 
Wilhelm, Sohann Georg und Ferdinand Hamilton be- 
‚ finden ſich mehrere Sachen in der Königl, Galerie zu 
Münden) - — und fomme nun zu | 





1 a) ©. meine Befäiäte: Band Y. S. 380. 
5 S b) [SW pag- 380. u. f. 


ſich indie: de Buez fehr vortheilhaft. aus, Er war 


— 


Y dere ſchaͤtzbare Notizen über die Kuͤnſtler, die den Nas 1 


Jagden und andere Luftparthien mahlten. Gerhard ſtarb 


ihn ſehr, und machte ihn zum Ritter. Auf feiner Reife 


verdächtig, daß er feine Frau, oder wie andere fagen, | 
feine Maitreſſe habe ermorben laffen. Seine Befreiung 
wird auf verfchiedene Weife erzählt. Descamps, der 
























224 i Sei 
Dyp er — 


oder Mulier, oder de Mulieribus, genannt der Cava- 
liere Teempesta. Er ward im Sahre 1645 a) zu Dar: 
lem geboren, war ein Sohn von Peter Molyn dem ältıe | 
ren, deffen ich ſchon gedacht habe, und ein Mann von | 
großem Genie. Den Zunamen Zempefla erhielt er in 
der Schilder⸗ Bent wegen ſeiner Seeſtuͤcke und Meeres⸗ 
ſtuͤrme. Auch Gegenden und Thiere mahlte er mit gros # 
Ber Vollkommenheit. Der Herzog von Bracciano tiebte, 


über Venedig und Mailand ward er zu Genua verhafz I 
tet, und des Verbrechens, wo nicht überführt, doc) ſehr 


Tom. II. p. 148. Nachricht von ihm giebt, fo wie auch 
Pascoli, ſtimmt mit dem Verfaſſer des Mus. Fiore at | 
welcher Tom. III. p. 287. ein ausführliches Leben von J 
ihm liefert, nicht überein. Man vergleiche, wa3 ich von J 
ihm im erften Bande ©, 204, gefagt habe. Einige ans 


men Molenaer oder Molyn führen, find bei ne 
Tom. IV. p. 1— 7 nadhzufehen. 

Hiob und Gerhard Berckheyder, beide’ in 
Harlem geboren, waren Brüder, und ausgezeichnete, 
Künftler in Darftelung von — — Converfativ⸗ 
nen, Portraiten, und dem Innern von Kirchen und 
Städten. Sie ftanden mehrere Fahre in Dienften des 
Shurfürften von der Pfalz, für welchen fie Hof: Hefte, 


16905 

a) Viele Schriftfteller fesen feine Geburt in das Jahr 1637, und 

unter diefen auch das Museo Fiorentino Ton. III, pag, 281. 
wo aud) fein Portrait ſteht. 


Ba 


















—— Baterlande; Hiob — 1698. in Ann: 
PR in einen Canal und ertranf, Das Leben und 
Portrait des Hiob findet man im Museo Fiorent, 

om. Ill. p. 257: Wr 
3J Des Johann Voſtermanns, eines Schuͤlers 
von Herrmann Zaftleven, habe ich in der Geſchichte der 
Mahlerei in England umſtaͤndlich gedacht a) 
Aus N. Berghem's Schule erſchienen mehrere 
Kuͤnſtler von ausgezeichneten Verdienſten. Der erſte 
Ben der fi mir —— iſt 


Peter de Hooge, 


bon welchem man nur wenige Nachrichten hat. Er war 
11643 in Holand geboren. Aus feiner Manier kann F 
| ‚man mit Wahrjcpeinlichkeit fließen, daß er aus Berg 
U bems Schule fey, da alle feine früheren Gemaͤhlde in. 
der Manier deffelben gemahlt find. In der Folge lies 
ferte er Arbeiten: von anderer Art, nehmlich Nachah— 
E mungen von Mesu, Mieris, Coques und Slingelandt. 
In die. Köpfe, und Hände wußte er eine Kraft zu les 
‚gen, die der von.van DyE gleich fommt. Wenn we 
‚auch die Vollendung von Metzu und Mieris nicht er 
reichte, fo übertraf er ſie doch, da er einen leichten Pin: 
ſel führte, in der Kraft des ——— 

Sein Mitſchuͤler bei Berghem war Johann Glau— 
ber, von deutſcher Familie, aber 1646 in Utrecht ges 
boren. Eine unwiderſtehliche Neigung, bei welcher er 
viel Hinderniſſe zu überwinden hatte, führte ihn zum 
‚Zeichnen, bis er endlich Nicolaus Schüler ward, un- 
ter deſſen Anleitung er die ſchnellſten Fortſchritte mach⸗ 
te. Nachdem er mehrere Arbeiten verſchiedener italiaͤ— 
niſchen Meifter copirt hatte, reife er nach Rom, und 


a) ©, Band V. pag. 467. 1, fr 
Fiorillo. 3 Ch. P 


P — 


"0 Mahleri 


Deutfchland zuruͤck, gieng über Hamburg nad Goppen: 


Ale | Dallas "aan ANNE 


















ward in bie Schilder⸗ -Bent unter ve "Nomen polidot 
aufgenommen. Nach einem Aufenthalte von mehreren 
Sahren zu Rom, Padua und Venedig, Fam er nad 


hagen, wo er einige Jahre verweilte, ließ ſich dann in 
Amfterdam nieder, und ward ein genauer Freund von! 
Laireffe, mit welchem zufammen er mehreres im Schloſſe J 
zu Soesdick mahlte. Er war unermuͤdet bey der Arbeit, # 
und ſtarb 1726. Glauber war einer der beften Hole 
landifchen Sandfchaftsmahler, aber feine Manier hat etz 
was Staliänifches, und feine Gegenden gleichen den Um-f 
gebungen Roms, mit warmen und wahrem - Golorit." 
Dbwohl feine Arbeiten mit der größten Leichtigkeit gef 
mahlt zu fein fcheinen, fo mahlte er doch alles mit der groͤß⸗ 
ten Feinheit und Sorgfamfeit. Die Figuren find mei⸗ 
ſtens von Laireſſe, was ihren Werth noch erhoͤht. 

Einer feiner Brüder, Johann Gottlieb, ward 
mit ihm in Stafien, lernte aber dod am meiften vonf 
ihm, obwohl er mehrere andere Lehrer hatte. Sie Ieb | Ä 
ten nach ihrer Zuruͤckkunft nach Deutfchland zufammen 
bis in das Jahr 1684. Johann Glauber ließ fi), ‚wie 
fhon gefagt, in Amfterdam nieder; Johann Gottlieb 
aber in Deutfchland, wo er auch, und zwar in Bresz 
Yau, im Sahre 1705 fiarb. Seine Landfchaften ſind voll 
Anmuth, und dieſes zog ihm, zur Erinnerung der von 
ihm dargeſtellten reizenden Gegenden, den Beinamen 
Myrtillus zu. Er mahlte auch Seehafen, die er mit 
fehön gezeichneten und ſchoͤn colorirten Figuren aus— 
ſchmuͤckte. 

Eine ihrer Schweſtern zeichnete ſich durch Vortraite⸗ 
und durch Darſtellung einiger geſchichtlichen Gegenſtaͤn⸗ 
de aus. Sie lebte zu Hamburg, und verlor das Geſicht. 

Zwei andere Harlemmer Mahler waren ebenfalls 
Berghems Schüler, nehmlih Theodor Viſcher und 
Dirk Maas Viſcher ward gegen 1650 geboren, und 















tw Deutfhland. 0 er 


teifte, nachdem er einen guten Grund gelegt hafte, nad) 
Efom, wo man ihm in der Schilder-Bent, wegen feiner 
Neigung zum Trunke den Beynamen Slempop run: 
kenbold) gabe 

| Descamps glaubt, daß er in Rom gefforben fen, 
ib; er fih im Sabre 1696 ſchon 26 Jahre aufgehalten 
Ehatte. Seinen Ruhm gründeten Landſchaften und Thier- 
ftüde, wobei er zwar immer der Manier feines Meiſters 
folgte, aber doch weit nachlaͤſſiger tokkirte. 

Maas, geboren 1666, war zuerſt ein Schuͤler von 
Seintich Mommers, der im italiänifchen Geſchmacke 
Maͤrkte mit Gemuͤſen und Früchten mahlte. Maas ver— 
Jueß dieſe Manier wieder, ward ein Schüler von Bergs 
hem, und würde es gewiß zu einer großen Bollfommen= 
heit gebracht haben, wenn er nicht aud die Manier die⸗ 
ſes Meiſters wieder verlaſſen, und der, des berühmten 
I Batailten- Mahlers Johann Hugtenburg gefolgt wäre. 


mit ſolchem Eifer, daß er felbft ein trefflicher Bataillenz 
Mahler er und auch Sagden und andere Gegenflän- 
Ude mahlte, worin er Pferde anbringen Fonnte, 
wWie ſchon an feinem Orte gefagt worden iſt a), 
Hatte Johann Baptift Weeninr einen Sohn, von wel⸗ 
— ich nun reden werde. 


Sohann Weeninx, 

geb. 1644, geft. 1719. 
| Sein Geburtsort war Amſterdam. Die Anfangs- 
gruͤnde der Kunſt lernte er von feinem Water, welchen 
‚er aber ſchon im ı6ten Sahre verlor, und ftudierte in der 
B Folge theils nach feines Waters Merken, theils nach der 
Natur. Sein fruchtbarer Pinfel ejanf Landfchaften, 


a) ©, ©eite 172. 


P 2 


fudierte die verfihiedenen Bewegungen der Pferde | 


PL 


ge Xrbeiten von ihm, die rüdfichtlih der Manier ſich J 


228  Gefhichte der Mahlerei 









Hifforien, Thiere, Blumen und feine früheren Arbeiten 
lajjen ſich von denen feines Vaters nur durch die verſchie— 
denen Namenszüge unterfcheiden. Späterhin verbeſſerte 
er jedoch einen gewiflen grauen Zon, in welchen fein: 
Baier verfallen war. Fuͤr den Churfuͤrſten von der 
Pfalz, Johann Wilhelm, verfertigte er eine große Meng e 
Gemaͤhlde, Hirſch- und wilde Schweins-Jagden — 
Thiere, Landſchaften, Figuren, und alles vollfommen, 
Sn allen feinen Werfen, ſowohl in großen als in Eleiz 
nen, ift ihm eine unerreichbare Vollendung eigen. J. 

Tach feiner Zuruͤckkunft nah Amſterdam endigte er 
daſelbſt fein rühmliches Leben im Jahre 1719. Arbeiten 
von ihm beſitzen alle vorzuͤgliche Gallerien Deutſchlands. 

Franz Mile, oder Millet, von Antwerpen, war 
nicht allein Landfhafts : Mahler, wie irrigerweife an eiz 
neit. anderen Drte gefagt ift a); fondern mahlte auch 
Hiſt srien, und war Mitglied der Academie zu Paris, 
Er fol-im Jahr 1680, im 36ften Jahre feines Alters durch 
Gift umgefommen feyn. In Paris hat man eine Men— 





der Manier des Kaspar Pouffin nähern. Auch er hatte fi 
zwei Söhne, die fi der Mablerei wibdmeten b). ö 
Um diefe Zeit, (1644) ward Robert Duval, ein 
Schüͤler von Nikolaus Wieling, im Haag geboren. Er 
gieng nah Nom, und erhielt, dort den Beinahmen La 
Fortuyn. In Venedig genoß er des befonderen Schutzes 
eines Nobile, unter welchem er, nach er ſich vorzüg: 
lıh der Manier des Peter von Gortona ergeben hatte, 
feine Kunſt mit Ruhe ftudieren fonnte,. Durch Bermitt: # 
lung feines Schwiegervaters erhielt er die Aufficht über’ 
die Palläfte des Königs Wilhelm II. und mußte nad Ü 
England reifen, um die im Pallaft zu Hamptoncourt 


a) ©. Band V. p. 470. 
b) ©. Füßly’s Lericon Tom. II. wo mehrere Notizen von diefem 
Künftler zufammen getragen find, 


— in Deutfiland, BR: > z 


sefindlichen beruͤhmten Cartons von Raphael, und andere - 

Gemählde zu reſtauriren. Nach feiner Zuruͤckkunft nach 
Holland, ward er zum Director der Academie im ‚Daag 
Prenannt, und ftarb dafelbft im Jahre 1732 a). 

= Sn den von ihm im Saale der Academie, und über 
her Treppe im Pallaſt des Grafen von Portland im 
Ä Haag gemablten Plafonds if die Manier des Cortona 
Panz unverkennbar. 
Die Schweiz ift immer reich — an Maͤnnern, 

die ſich in und Kuͤnſten a a 
Jen. * 

Johann —— iſt im Jahre 1645 zu Bern ges 

i Jioren. on er reich war, " ‚Hunderte ihn 














I Auch der berühmte Gelehrte und kt pa 
Mndreas Morell, lebte um dieſe Seit, und ich gedenke 
ſeiner hier nur in Rüͤckſicht auf — Talente in der 
Peichenkunſt/ die er von dem jungen Joſeph Werner er⸗ 
lernte. Morell ſtarb 1703 als Kath und Oberaufſeher 
ſJeines Muͤnzcabinettes bei dem Grafen von Schwarzens 
burg. - Befannt genug ift fein berühmtes Werk „, The- 
|saurus Morellianus “ in welchem eine Menge Münzen 
von ihm gezeichnet, und geſtochen find. 

Albert Meyering von Amſterdam, war ein’ 
Schüler feines Vaters Friedrich, eines mittelmaßigen 
Kuͤnſtlers. Albert reifte in Frankreich und Stalien, 
kehrte nach einer zehnjährigen Abwefenheit in fein Paz 
terland zurüd, und arbeitete mancherlei, und in Gemein⸗ 
ſchaft mit feinem Freunde Glauber, von dem ich ſchon 


a) Sn meiner Geſch. d. K. in England habe ih Band V. ©, uba. 
‚eines Philipp Duval gedaht, den man für einen Schüler von 
Le Brun hält, Diefer ift aber gewiß ein ganz anderer Künftler, 


280. Gefhichte der Mohlere 


—— babe befonders, Plafonds im Pallaft bes Köni 2 
Wilhelm HL. Für fein Todesjahr hält man daS Sabre 
1714. eine Gemaͤhlde ftellen Anſichten von Yattäften 
mit Gärten und Ruftwäldchen dar, die mit einer Menge 
Figuren ausgeſchmuͤckt ſind. Er aͤzte Ko in ji 












weh Seine natiırkiehe Unbeftändigfeit war Be 5 Bi 
‚daß er in einem ganz kurzen Zeitraume mehrere Lehrer 
hatte — nehmlich Martin Zaagmoolen, Abraham van 
den Tempel, Gabriel Metzu und Adrian van Oſtade⸗ 
Obwohl er die Vollkommenheit aller dieſer verſchiedenen 
Meiſter nicht erreichte; fo lernte er doch von jedem, und 
wußte das Gelernte zu feinem Vortheile zu benugen. 
Er smablte in ea erwarb N 


ſchoͤnen rl, und der Kunſt zu verfchönern. 34 
ſtimmt allgemein darin uͤberein, daß ſein Meiſterſtuͤck das 
Gemaͤhlde ſey, auf welchem er feine ganze Familie dar⸗ 
geſtellt hatte. Er ſtarb ſehr wohlhabend im Jahre 1706. 
Ein ſchoͤnes Portrait von ihm ſteht in der orentiniſche 

- Sammlung a). ö v 

; 

Ruͤhmlich befannt, fowohl unfer den Kuͤnſtlern als 
unter den Allerthumskennern iſt der Name des Jo— 
hann Biskop, Biſchop oder Episcopius. Dies 
fer war 1646 im Haag geboren, ſtudirte die Rechtsge— 
lehrfamfeit, und ward ein beruͤhmter Procurator. Das 
Zeichnen war indefien feine herrfchende Leidenſchaft; er 
widmete ſich ihr daher ganz, und hat auch mit vielen 
Kunft und Leichtigkeit eine Sammlung von Statuͤen 
und anderen Figuren, als Studien, in Kupfer geſtochen, 


a) ©, Mus. Tierent. IV. 29. 


in Deutſchland 31 


ein Merk, welches meiftens nur unter, dem Namen 1 
Episcopius angeführt wird a). 

sh habe an feinem Drte verſprochen, etwas von 
Saspar Grayers Schülern zu fagen, Diefe waren Ans 
Eton van Heuvelen und Johann van Gleef. 
Bon —— der auch nur ſchlechtweg Don Antonio 
heißt, ſieht man viel huͤbſche Sachen in den Kirchen zu 
Buͤffel und Gent. Cleef war aus Venloo gebuͤrtig, 
‚und 1646 geboren. Seine Beffimmung war, zu fludie: 
‚ren; daer aber zu nichts Luft hatte, als zum Zeichnen, 
fo De man ihn zuerſt zu Primo Gentil, einem His 
ſtorien⸗ Mahler in Bruͤſſel, und darauf zu Caspar Crayer, 
deſſen Lieblings-Schuͤler er ward, und nach deſſen Tode 
‚er eine Menge Arbeiten, die Crayer unvollendet gelaf: 
| fen hatte, vollendete, 

7. Gleef war ein ausgezeichneter Künftler, der feine 
| Laufbahn im Sahre 1716 als ein fehr wohlbabender 
"Mann befchloä. Der größte Theil feiner Arbeiten be: 
findet ſich in Gent. Er zeichnete beſſer als fein Mei— 
‚fer, aber er erreichte das fchöne Colorit deffelben nicht. 
Ueberhaupt hatte ſich Eleef feine eigene Manier gebil- 
det. Descamps findet in’ vielen feiner Arbeiten eine 
‚große Aehnlichkeit mit der Manier Pouffins, (ich glaube 
daß fich diefes auf feine Draperie bezieht, welche ſehr 
Won iſt —) und liefert ein weitlaͤufiges Verzeichniß 
ſeiner Arbeiten, unter welchen das Meiſterſtuͤck ſich in der 
| Kirche der ſchwarzen Schweſtern zu Gent befindet, nem⸗ 
| lich die Darftellung, wie die Schweſtern dieſes Kloſters 
Ah en Dülfe A Sn der Glorie ſieht 












a) Ich finde bei von Murr an drei verfchiedenen — ange⸗ 
fuͤhrt: 
1. Livre des desseins de Mr. Bischop. 
2. Episcopii paradigmata Graphices. > Feuilles in fol. 
3. Joh.. de Bischop quinquaginta Statuae aeri incisae. 
 Hagae Comit, fol. 4 


232°. Gefchichte der Mahler 


man bie Mufter Gottes mit dem Kinde, den heili 
Auguftin, die heil, Monika, — — und ven hei, 
Rochus. M 
Unter den Kuͤnſtlern, die ſich bar Darfteltung von Ih 
Bataillen, Angriffen, Scharmügeln u. f. w. auszeichnes A 







von welchen ich fhon an feinem Orte geredet habe, ver | 
dient eine ausgezeichnete Stelle 


Johann van Hugtenburch, 
geb. 1646, get. 1753. | 


Er ward zu Harlem geboren. Man weiß nicht, ob Ik 
er ber Sohn eines Mahlers bung iſt; aber an weiß, | 


Wyck war, und daß dieſe Sreundfchaft viel zu — 
Vollkommenheit beigetragen habe. 
er feiner Er Jacob van Huotenbür war. N 


—— unſern — im Jahre 1667 zu ihm sw 
Beben, und ee — — zu ae was auch Ye ü 


————— hatte, * HR er nad Paris zu van ver 
Meulen, bei: welchem er viel in der Kunft Yrofitirte, 
und kehrte 1670 nah Holland zuruͤck. Nachdem fich fein” 
Ruf verbreiteg hatte, und eine Menge feiner Arbeiten‘ 
theils in Gabinette von Liebhabern, theils in die Galle⸗ 
“rien der Großen gefommen waren, fo trat er gegen 
2709 in Dienfte des Prinzen Eugen. Dieſer ſchickte 
ihm mit der größten Pünktlichkeit ale Plane von Be 
lagerungen und Schlachten feiner Feldzüge, mit Bemer⸗ 
kungen von ſeiner Hand verſehen, und beſuchte ihn oft 
felbft, wo er ihm alsdann mündlich die genaueften Nach⸗ 
weiſungen ertheilte. Dieſe Sammlung von 4 Fuß ho— 
hen und 5 Fuß breiten Gemaͤhlden iſt zum Theil vom 


in Deut. 988 


N | 
RR vers in einem ſchönen Werke in Kupfer se 
Ichen worden a. 
Hugtenburd brachte den gebhten Zheil ſeines Le— 
bens im Haag zu, und nur kurze Zeit vor feinem Tode 
kehrte er nach Amſterdam zuruͤck, wo ſich ſeine Familie 
aufbielt, und wo er 1755 ftarb. 
Er war ein Künfffer voll Geift, der feinen Köpfen 
Biel Ausdrud zu geben, und die Nationalverſchiedenhei⸗ 
ten zwiſchen Tuͤrken u. ſ. w. mit vieler Kunſt darzu⸗ 
ſtellen verſtand. Unſere Sammlung beſitzt ein ſehr ſchoͤ— 
nes Bild von ihm b), ein offner Pferdeſtall, wovor ſich eis 
nige Damen zu Pferde befinden; es ſteht mehreren 
fhönen Gemählden von Woumwermann in feiner Hinficht 
| nach: Mit einem Worte, er verdient eine ausgezeichnete 
| ‚Stele unter den Bataillen-Mahlern. 

Um diefe Zeit, nehmlich im Jahre 1647 ward Jo— 
"ba nn Boorhout in der Nähe von Amfterdam geboren. 
Zuerſt war er bei Conſtantin Verhout in Gouda, einem 
geſchickten Mahler von Converſations-Stuͤcken. Er blieb 
ſechs Jahre bei ihm, und ward darauf Schuͤler des beruͤhm⸗ 
ten Hiftorien- und Portrait=Mahlerd, Sohann van 
INRovorte) bei welchem er fich ebenfall5 fünf Sahre auf 
J hielt. Wegen des Krieges zog er ſich eine Zeitlang nad) 
Friedrichsſtadt, und dann nach Hamburg zuruͤck, wo er 
geachtet und geliebt ward, und gieng endlich, nach einer 
Abweſenheit von drei Jahren wieder nach Amſterdam. 
Sein Zpdesjahr iſt unbekannt. 


1107 














e 

a) Descamps Tom. III, p. 197. nennt diefes Werf ‚, Descrip- 

tion des Batailles du Prince Eugene‘et du Duc de Marlbo- 
roush.“ Der eigentlihe Zitel' aber ift: Batailles gagnees 
' par "le Prince Eugene de Savoye, depeintes et gravees 'par 
J. Huchtenburg,, avec des Explications ‚par J. du „Mont. 
A la Haye 1725. fol. 


N ) ©, mein Verzeihniß ©, 9, Nro. 11. 


e) Unfere Sämmlung beſitzt ein ſchoͤnes av von feiner Sand, ©, 
mein Rn p. 7. Nro: 5. 





Br 
1 


254 | Sönke der mtr N 


Sacob Denyß, 


bon deſſen Geburtsjahre und Lehrern, zu Folge Des > 
camps a) gar nichts genau befannt iſt. Nur fo viel iſt 
gewiß, daß er um das Jahr 1647 zu Antwerpen gebo⸗ 
ren ward. Er gieng jung nach Rom und Venedig, wo | 
er nach den Werfen Naphaels, Julio Romano’s, Guido’ 8 

und Zizian’s fludierte. Sein Ruf hatte fich fo verbreis Mn 
tet, daß er mehrere Einladungen fowohl vom Herzoge | 
von Manfua, ald auch vom Großherzoge von Florenz 
erhielt. Am letzteren Hofe mahlte er die Portraite ber 
fürftlihen Familie. Zu großem Bedauern mußte er aber ! 
Slorenz wieder verlaffen, und nad) Mantua zuruͤckkehren, 
wo er fortwährend befchäftigt war, die Palläfte des Sou: 

perains mit Hiftorienftiiden auszufhmüden. Der Wunſch, 
fein Vaterland wieder zu fehen, veranlaßte ihn, nad eis 
ner Abmefenheit von ı4 Sahren, mit Ehre und Reihe 
thum überhäuft nach Antwerpen zurüd zu gehen, wo 
er fowohl von den dortigen Künftlern, als überhaupt, 
von Kedermann, wie in einem feyerlichen Zriumphe aufe 

genommen ward. Er genoß inzwifchen diefer Ehre nur 

furze Zeit, denn er farb bald nachher. Die größte An: 
zahl feiner. Arbeiten befindet fih in. Stalien. Seine 

Manier ähnelt mehr der Römifchen als der Holändis 
fhen Schule; alles ift grandios und leicht gemahlt. 











a) Houbrafen fagt von ihm, nachdem ev Tom. III. p. 229, von 
Matth. Neveu gefprocen hat: „, Zyn Jaargenoot en Leerling 
van Erasmus — Jacob Denys etc. 














„A in Deutfchland. N 


£ — * Vasen | 
| #8: Ein anderer lobenswerther Portrait: Mahler war 
David van der Plas, Plans oder Places, 1647 
\ in Amſterdam geboren. Nach ſeiner Manier zu urthei— 
len, muß er in Italien geweſen ſeyn, und ſich nad Ti— 
WM zian gebildet haben. Unter der großen Menge der von 
ihm  verfertigten Portraite, welche alle fehr fehön find, 
eichnet ſich das Portrait vom Vice-Admiral Tromp ſehr 
aus, in welchem ſchoͤne Zeichnung, herrliches Colorit, 
Moollfommene Harmonie mit Wahrheit vereinigt. find, 
Er beſchloß fein rühmliches Leben 1704. 
Sein Zeitgenoſſe war — beruͤhmte 


Daniel Syder, 
oder blos Cavaliere Danielle. 
geb. 1647, geft. 1705. 


Einige machen ihn zu einem gebornen Schweizer, 
M andere, und zwar mit mehrerem Grunde, zu einem ge= 
bornen Wiener. Er kam jung nad) Venedig, wo er ein 
Schuͤler von Karl Loth ward, und die Werke der beften 
Meiſter diefer Schule copierte und fludierte. Sn Nom 
wählte er ſich den Garlo Maratti zu feinem Führer, 
und die Fortichritte Die er unter der Unleitung eines fo 
verdienſtvollen Meiſters machte, und Maratti’3 Liebe 
zu ihm, feinem Schüler, waren fo groß, daß ihn Ma: 
| ratti ſelbſt dem Herzoge von Savoyen empfahl, der ihn 
nicht nur an ſeinen Hof zog, ſondern ihm auch den Or— 
den des Heil. Mauritius ertheilte. Dieſes war die Ver— 
anlaſſung, dag man ihn in der Folge blos den Cavallie— 
‘ re Danielle nannte, 

| Während feines Aufenthaltes zu Kom: ‚erhielt er 
von der dortigen Flamländifchen Mahler: Befellfchaft den. 
Beinamen Avontſtar a). Nachdem er ſowohl für den 








| a) Houbraken nennt ihn in dem Berzeichniffe der Mitglieder der 
D. Shilder-Bent, Tom. II. p. 358. Avontstar ( Abendftern )5 


h 036 Geſchihte * Moherei 


Herzog als Fir — Kirchen — Bilder‘ In 
gemahlt hatte, erhielt er den Auftrag, für die neue Kir⸗ 
che der Philippiner Vaͤter in Rom zwei große Gemaͤhl⸗ 
de zu verfertigen, nehmlich das Manna in der Wuͤſte, 
und dad Abendmahl Ehrifti. Bei feinem Wunſche nah P 
Rom zuruͤckzukehren, nahm er diefe Gelegenheit wahr, 4 
um feinen Fürften zu fagen, daß er fie an Ort und 
Stelle mahlen wollte, welches dann auch gefihahe. Er | 
hielt fi lange in Rom auf, ‘und ftarb dafelbft im Jahr A‘ 
1706 a). # 
Seine früheren Arbeiten haben viel von ber Manier , N 
Karl Lorhy’s; in den fpäteren aber zeigt er ſich als ein 
treuer Nachahmer feines Meifters, Carlo Maratti. 9 
Maratti's Verdienſte zogen viele Fremde zu ſeiner 
Schule, von welchen ich, ohne jedoch eine ſtrenge Zeitz. 9 
folge zu beobachten, einiges fagen will. A 9— 
Der erſte, der ſich mir darbietet, iſt 


Robert van Audengert, oder Oudenaerde, 
im Sabre 2665 zu Gent geboren. Mierhop und 
Eleef waren feine erften Lehrer: Nachher gieng er mit Ti 
Empfeblungspriefen an Maratti nach Rom, deſſen Schü: 
ler ex ward, und ber ihn lieb gewann und auszeichnete. 
Er machte täglich Fortſchritte ſowohl in der Mahlerei ” 
als im Kupferftechen, und vereinigte mit diefen Talen- 
ten noch ein anderes, er war nehmlich-aud ein guter 
lateinischer Dinter. Seine Gefchidlichfeiten veranlaßten 
den Gardinal Barbarigo, Biſchoff von Verona ihm eine 
Arbeit aufzutragen, mit welcher. er- feine Samilie vers 
berrlihen wollte b), und die auch wirklich unter den 









nennt ihn aber Tom»IJI. p. 231, wo er fein Leben erzählt, 
Morgenstar. J 
a) Gezzi nennt ihn in dem Verzeichniſſe der Mahler von der Aca⸗ 
demie des H. Lucas in Rom „Daniele Seitter, ein teutſcher 
Mahler. hu 
b) Numismata Virorum illustrium ex Barbadica Gente, Pa- 1 


in Deufland. Ya 237 . ; 


ägegeichneten Werken eine vorzuͤgliche ‚Stelle. verdient. 
e unzählige. Menge Allegorien, womit es ausgeſchmuͤckt 
iſt, machen dem Kuͤnſtler Ehre Anmuth Schoͤnheit, 
herrliche Zeichnung, ausgewaͤhlter Faltenwurf⸗ alles fin⸗ 
det ſich in ſeinen Eompofitionen vereinigt, Die Werke 
Maratti's zu feyn fcheinen. ‚Seinen Gemählden wußte 
Mer noch eine gewiffe Kraft dadurh zu geben, daß er 
fein. vaterländifches brillantes Colorit damit: vereinigtes 
Nach einem beinahe Irjährtigen Aufenthalte in: Kom, 
wuͤnſchte er endlich fein Vaterland wieder zu fehen, und 
die gute Aufnahme welche er dafelbit fand, bewog ihn. 
dort zu bleiben. Er flarb 1745. Eine Menge feiner 
A Xrbeiten bewundert man in Kirchen und andern Orten. 
Aus derfelben Schule war Marfusvan Duve— 
nede, um das Jahr 1674 in Brüggen geboren, Auch 
er kam jung nach Italien, hielt ſich mehrere Sabre dort 
‚auf, und ward ein Schüler Carlo Maratti’s. Nach Bi 
ner Zuruͤckkunft bewunderte man ‚ihn als einen wadern | 
Kuͤnſtler, aber er lebte nicht lange mehr, denn er ſtarb 
ſchon 1729. Das Wenige, was von ihm bewundert wird, 
iſt ganz in der Manier feines Meiſters gearbeitet. 
Ich übergehe mehrere andere Künftler, welche fich in 
| Maratti’s Schule gebildet haben, namentlich die beiden 
ı Brüder Hermann, Magnus Duitter, Wilhelm von In— 
3” Rus utrecht genannt „der ee a), N, 











taviı ex rapie Seminarii. MDCCXXXM. — 
annem Manfred. Die Erlaubniß zum Drud ward 1731 ers , 
theilt, und der Verfaſſer war der ehrwürdige Pater Kavier Val- 
cari,.ein Sejuit, Die Anzahl der. Kupferftiche beläuft fi aufiök, 
ohne die Anfangsbuchftaben zu ‚rechnen, die aud) ſehr ſchoͤn find, 


a) Wilhelm von Ingen ward, nad) Houbrafen, im Jahr 1651, 
nad Weyermann im Sahre 1650 zu Utrecht geboren, und war 
zuerft ein Schüler von Anton Grebber, dann von Marattı in 
Kom.  Descamps liefert Tom. IH. pag. 276. das Leben dieſes 
Kuͤnſtlers und bemerkt, daß er den Namen „Ingen “, di. 

der Erfte, in der Schilder - Bent erhalten habe,- Eben derſelbe 
Schriftſteller ſagt, daB ev mehrere Gemaͤhlde für verſchiedene 





1 


238 | Sefhichte der Dahteri 


mit vielem Beifalle Hiftorien, Gonverfationsftide und It 


hann Pieter geredet — ſaͤmmtlich Gehuͤlfen von 












Krod, Goitfried — 2 Samuel Theodor Serie, 7 
fi nicht nur als ein guter Künfkler, und als 3 Direeth M 
der Academie zu Berlin befannt gemacht hat, fondern | | 
auch du Frenoys arte grafica und Laireffe's Wert ins 
Zeutfche uͤberſetzte. —— zählt auch einen Jaco | 
‚aus Flandern (Giacomo Fiamingo) unter Maas Ä 
Schuͤler. 

Matthias Wulfraat iſt um die Mitte des ‚ieh 
Sahrhunderts, nehmlich 1648 zu Arnheim geboren wors 
den, und ließ fid nachher in Amfterdam nieder, wo J 







kleine Portraite mahlte. Sowohl in Deutſchland als 
in Holland giebt es eine Menge Arbeiten von ihm. Er 
ffard 2727, mit Hinterlaffung einer Tochter, deren I; 


in ver Folge umſtaͤndlich gedenken werde. 


Baer, von * dan der See und von Jo— ' 


Kneller, der, obwohl in Lübed geboren b), dennoch ſei⸗ 
nen Wirkungsfreis in London gefunden hatte. N 

Als ein fehr verdienftvoller Maler zeichnete CZ 
unter den Holandern aus 


— Hoet, 
geb. 1648, geſt. 1755. 


Dieſer treffliche Kuͤnſtler war in Bommel geboren. i 
und lernte die erften Gründe der Kunit bei feinem Bar 
* der ſich mit Glasmahlerei beſchaͤftigte. 


Kirchen in Rom gearbeitet habe; ich finde aber durchaus Leine ” 
Nachricht davon bei Titi. 4 


a) ©. Band V. pag. 490. 
b, Ebend, ©, 592. 


in Deutfhland. N | 239° 


Eine kurze Beit benutzte er — den Unterricht von 











gezwungen, ſeinem Bruder bei der Glasmah— 
erei bis in das Jahr 1672 zu helfen, wo mit dem Ein- 
falle der Franzofen in Holland die unglüdtliche Periode 
für diefes and begann. In der Folge begab er ſich 
nach dem ‚Haag, arbeitete dort mit großem Beifall, und 

ſtarb 1733. Mit einer ſchoͤnen Compoſition verband er 
auch noch andere Talente und viel Befanntfihaft mit 
dem Goftlime der Alten. Ungeachtet erim Großen mahl- 
te, brachte er es doch auch in ber Mahlerei im Kleinen 
zu einer befonderen Bollfommenheit. Seine reiche Phan— 
afie ließ ihn zumeilen, wenn er die Natur nicht Defrag: 
te, ins Manierirte verfallen. Er verfertigte auch meh— 

rere Zeichnungen zu Büchern, äzter in Kupfer, und Bo- 
dart gab ein Zeichenbuch nach ſeinen —— her⸗ 
bin. a). 

Gerhard hatte zwei Söhne, Gerhard und 5 ein- 
rich Safob. Der ältefle machte fich durch einige An— 
‚merfungen zu Gool's Werf befannt b), und legte, da 
‚er mit Gemählden handelte, ein großes Gabinet an, wel⸗ 
‚ches 1760 verfauft worden ift c). 

Heinrich Jacob war 695 geboren, und farb 1733. 
Er mahlte in des berühmten Huyſums Manier Conver—⸗ 
ſationsſtuͤcke, Blumen und Fruͤchte. 

Ein wahrer Autodidactos war Johann —— 


a) Gerard Hoet fondemens du dessein par Bodart. a — 
1723. fol. 


b) Gerard Hoet Anmerkungen op het eerste en tweede Deels 
der Nieuwen Schouburghs. voy. van Gool. 


€) Catalogue du Cabinet des Tableaux de dessein et d’estam- 
pes des principaux Maitres Italiens Frangais, Anglois, Al- 
lemands, Flamands et-Hollandois, de meine que de diver- 
ses figures de bronze et d’argent Basreliefs Ouvrages d’Es- 
tampes et autres livres de Gerhard Hoet, vendus en 1760. 
ala Haye. Otho van Thol. 1760. 8vo. - 


Wernher von Ryſen, indeſſen ward er durch Familien— 




















* — ein Sir Sein natürli 


‚und 
J zur Malerei zog ihn zu dieſer Kunſt. Er — 
el in Guache, und machte ſich damit beruͤhmt. Der‘ 
Dichter Johann von Vollenhove gedenkt ſeiner mit vie⸗ 

lem Lobe. J— 
Cornelius Huysmann, meiftens Huysmanı v. von, b 

Mecheln genannt, war 1648 in Antwerpen geboren, una 
„ein Schüler von Cas parde Witteund Sacob van 
' Artoi is. Seine Landſchaften find vortrefflich; er mahlte] 
—8 auch Figuren und Thiere, und machte ſich als ei 
trrefflicher Kuͤnſtler bekannt. 2 

Ban der Meulen ſchaͤtzte und liebte ſehr, un | 





der Franzsfifben Sprade. Er Band, 1727. ö 

Seine Manier hat viel vom Staliänifhen Sefmad, ! 
bei einer fräftigen Färbung. Er mahlte Landfchaften in 
bie Hintergruͤnde det Gemaͤhlde anderer Kuͤnſtler, und 
wieder Figuren in die Landſchaften Anderer, kurz, er 
war ein Mann von großen DBerdienften. Descamps 
giebt Nachricht von feinen, ſowohl in deutfchen Gallerien, 
als auch in Flandern zerſtreuten Arbeiten, 

Der Terweſten a) gab es drei Bruͤder, die ih RE 
um diefe Zeit rühmlid) befannt machten. "Der ältefte, 1. 
im Haag geboren, zeigte viel Anlage für das Zeichnen, 
legte fi aufs Modelliren und Graviren, und endlich un-⸗ 
* ter 


Re - 


a) Terweſten. 





— Zn 





— — — — — — 


Auguſtin. S — Matthäus. J 
geb, 1649, geſt. 171411. geb, 1651, “ 1729. geb. De gef — 


ai 





Augufin. 
geb, 1711, geſt. 


— 




















Rom gefommen war, ethielt er daſelbſt in der Schilder: 
ent den Beinamen Snyp (Schnepfe), gieng nad) einem 
nehrjährigen Aufenthalte von dort nad) Franfreich und 
England, und fam im Sahre 1676 in fein Vaterland 
uruͤck, wo er viele Beweife feiner Kenntniffe an ben 


hm eine große Stäbe. Der nachher König von Preu⸗ 


13 Hafmahler na Berlin. 
Obwohl Werner zum beffandigen Director der 


porden war; fo iſt man doch Terweſten Dank dafuͤr 
chuldig, daß er diefes Inftitut, aus welchem fpäterhin 
an wadere Kuͤnſtler hervorgegangen find, feſter be= 


ruͤndete a). Er hatte eine richtige Zeichnung und viel 
teichtigfeit im Arbeiten, und, was noch achtungswerther 


m Berlins. 
‚Elias war im Hang geboren, und Auguſtins Shi: 


veftand in Blumen- und Frucht-Mahlerei. In Kom 
aufte er in Auftrag des Churfuͤrſten von Brandenburg 
ine große Sammlung von Gipsformen fuͤr die Berti: 
ner Ucademie, und das ganze Cabinet von Bildwerk 
veg Meter Bollori. 


Brüder, der auch in Rom gelebt, und dort den Bei— 
damen Arents- (Adler) erhalten hatte, war im Haag 
geboren, und ein Schuͤler von ne De 2 


IA, 


4) S. Eurynome und Nemeſis, eine Zeitſchrift don Dr, —— 
Koch. April 1808. ©, 321, Geſchichte der Koͤnigl. Academie 
der bildenden Kuͤnſte und —— Wiſſenſchaften zu Ber- 
tin, von Konrad Lewezow. 


Fiorillo. 3x Th. El 


Mn ee 7 + 


r Doisyns Anleitung auf die Mahlerei.. a. era % Ey 


Kag legte. Die Mahler-Academie im Haag befag in 


jen gewordene Churfürft von Brandenburg 309 — 


euen Academie der Mahlerei und Baukunſt ernannt 


ſt, viel Liebe für feine Collegen. Er ſtarb ſehr geehrt 


er. Waͤhrend feines Aufenthaltes in Rom erhielt er 
ven Beinamen „Paradiesvogel“. Sein Hauptoerdienſt 


Mattheus Terweſten endlich, der dritte biefer | 















———— Seide der —— 


Daniel Mytens. Er. febte au. bei feinem. Bruder | 
Berlin, und befchäftigte fih mit Beifalle mit Sifiorien, | 
Mahlerei dı - J 
Ein guter Portrait-Mahler war der im Jahr 1649 | 
zu Gertruybenberg geborne Johann Vollevens 
Man ſieht aus ſeinen Arbeiten, daß er die beſten Mei x 
ſtudiert hatte, Unter mehreren Lehrern, deren Untere 
richt er genoß, war Sohann de Baan derjenige, vom 
welchem er vorzüglich viel lernte. Ein Sohn von ihm, 
der. 1685 geboren war, machte fich auch durch Portraits 

Diahlerei berühmt. Vollevens flarb 1728, 
Sn Oſtade's und Braumwers Manier mahlte 


Regner Brafenburg, 


Er von Heinrih Mommers und Bernhard J 
del; ein fuͤr alle Freuden des Lebens empfaͤnglicher Mann) 
und auch Dichter. In allen feinen Arbeiten, mögen & 
Gonverfationsftüde, oder Bauern oder andere- Perſonen 
feyn, foricht fi) Liebe und Wein immer aus. Er be— 
nußte die Natur bis in die Eleinften Umftände, und) 
mahite mit großer Vollendung. Sein Zodesjahr ift ung 


befannt, 


Sein Mitbürger war | 
s 

Sohann van Nifkelen, | 

w ! 


im Sahre 1649 zu Harlem geboren und wahrſcheinlich 
Sohn und Schäler von Ifaac Nikkelen, ‚eines Perfpe: 
tiv-Mahlers. Sohann mahlte Landihaften in Carl du 
Jardins Manier, und fland in Dienften des Churfürftenk 
von der Pfalz in Düffeldorf, wo er aud zum Nitter ers] 

— 


a). Rücfichtlich eines Peter — febe man was Weyer⸗ 
manns Tom. II, Pag 182. von A jagt, 





















ſchen Hof, wo aud noch viele Urbeiten von ihm find, 
und farb dafelbft im Sahre 1716. Eine Tochter von 
Tihm‘ Sacobea Maria war 1690 geboren, lernte Die 
Kunſt bei Hermann van der Myn, und legte fich haupt; 
fächlich auf Blumen» und Frucht: Mahlerei. . Sie ward 


ſchon gedadt bei Houbrafen Tom. IIL, pag: 265 ,. bei 
Weyermanns Tom. IIL pag: 118. und am ausführliche 
Alten bei van Gool Tom. IL. pag. 5. 

Sener Trooſt war 1684 in Amſterdam geboren, und 
Johann Glaͤubers Schuͤler. Schon in feinen jüngeren 


Deberf, wo er durch feine lieblichen Landfchaften viel 
| Beifall fand, und die ebengenannte Nikfelen heitathetes 
ESn ber Folge arbeitete er an mehreren Höfen, und ward 
Füberatt wegen feiner Verdienfle und wegen feiner recht— 
Blichen Lebensweife geehrt. Bon —— Rabe hat man 
feine Rriot, n 


Johann Herkolie, 
2 geb. 1650, gef. 1695, 


Ähsar. in Amfterdani geboren, und. ‚der Sohn eines 
Schmidts, deffen Handwerk er gelernt haben würde, 
wenn. ihn nicht in feiner Jugend. eine Krankheit meh: 
Erere Fahre genoͤthigt hätte, das Bette zu huͤten. In 


Zeichnen, was fpäterhin feine Kunft ward. Er bildete 
ſich aus ſich felbft, doch auch vorzuͤglich nach den Wers 
fen Gerhard van Zyls a), und befam ——— eini⸗ 
Vi Unterricht von ——— ne ö } 


a) Es ift eben der Gerhard, En beffen ich Schon unter van EL 
‚4 ger gedacht habe, ©, 17. 
22 


dieſer Zeit befchäftigte er fih zu feinem Vergnügen mit 


in Drutfgfand; Eben 


erst: —— Spaͤterhin kam er an den Heffen⸗ Eaffel⸗ 


Wilhelm Trooſt's Gattin. Des 3. von Nikkelen iſt 


ZN 


IR Zahren fam er an den Churpfälzifchen Hof nach, Duͤſ⸗ 


















244 Sefchichte der Mahlerei 
Verkolie hatte fich in Delft niedergelaffen, und a 
beitete dafelbft mit Beifalle. Außer feinem Talente fl fü : 
Landfhafts: Mahlerei war er auch gluͤcklich im Portre aite 
Mahlen, und lebte ſehr geliebt und geehrt. J 2‘ 
Seine Schuler find: Thomas van der Wilt, Johann 
van der Spriet, Albert Banderburg, Heinrich Steenwin 
fel und Wilhelm Verſchuiring; der ausgezeichnetſte von 
allen ‚aber war fein eigner Sohn % 


Nifolaus Berfolie, | 


- freunde fo chen, daß ihm bald — — Mt 
beiten zur Ausſchmuͤckung von Sälen u. f. w. aufges 
tragen wurden. Seine fehr fhönen Zufch- Zeichnungen | 
find fehr felten, und waren eine Zierde der vorzügs, 
lichften Cabinette. Gegenftände von Fünftlihem Lichte 
beleuchtet, gelangen ihm auch fehr gut. Die hulandial 
fhen Dichter Feitama und Bogaeıt befangen ihn in ide 
ven ſchoͤnen Gedichten. Er arbeitete ebenfalls fehr gut 
in.fhwarzer Kunft und flarb 1746. N 
Es giebt eine große Menge Künftler mit Namen 
Koning, oder Koening, oder Coening. Descamps ges |, 
benft eines Jacobs Koening, der ein Schüler von. 
Adrian van der Velde geweſen feyn foll, und Landfhafe 
ten, Figuren und XThierftüde mit großem Beifalle ga T 
mahlt hat. In der Hifforien= Mabhlerei zeichnete er, ſich 
fo ‚aus, daß er an den Hof des Königs von Daͤnnemark 
berufen ward. Ob er auch dafelbft gefiorben ift, ift uns 


in Deutſchland. 245 


ekannt a), Der oben angeführte Schriftſteller ſagt, daß 
t. gegen 1650 geboren fey; aber Bianconi b) läßt. ihn 
an Nürnberg geboren werden, und rechnet zu feinen Ar⸗ 
eiten au einen Drpheus im .Churfürftlichen (jekt. 
doͤnigl.) Pallafte zu Münden, welchen er 1613 in Rom 
emahlt habe. Dadurch wird es zweifelhaft, ob unter 
iefem Namen nicht zwei ganz verfchiedene Künftler vers 
rgen find. 
25.8 übergehe Droogsloot oder Droech⸗ Sloot, 
en einige gegen 1660 in Gorkum, andere in Dortrecht 
geboren werden laffen, und welcher Holländifche Gegen 
en, Märkte mit vielen Figuren u. f. w. mahlte; Jo— 
Syann van der Bent aus Amfterdam, einen Schüler 
Don Peter Wouwermanns, und nachher von van der Vel⸗ 
ne, deren Werke er nahahmte; Matthias Wytmann, 
m Jahr 1650 zu Gorkum geboren, welcher mehrere Lehs 
ker. hatte, Netſch ers Manier nachahmte, mit gutem Erz 
folge Blumen und Früchte mahlte und 1689 ſtarb; Ma⸗ 
rienhof, auch aus Gorfum gebürtig, der ein fo beſon— 
beres Talent befaß, Rubens Werke zu copiren, daß er. 
ſelbſt Kenner taͤuſchte, und der auch einige kleine Gegen: 
fände in der Manier diefes Meifters mahlte; und kom⸗ 
ame nun zu 


MOErL, Keuven, 
geb. 1650, geft. 17128. 


Nachdem Reuven, fo nennt ihn Houbrafen, (Weyer: 
mann fchreibt feinen Namen Ruyven) feine erſten 
‚Studien vollendet hatte, ward er ein Schuͤler des be- 
ruͤhmten Jakob Sordaens, und zeichnete fih in der Hi- 
J und Plafonds-Mahlerei aus, wovon man im 































4)8. Weinwich Mahler-Billedhugger ze, Pag. 19. 
) ©. Francesco Alberti lettere di Monaeo, Residenza — 
Baviera. Monace 1792. pag. 29. 


246 Sefchichte der Mahlerei 
Königl, Pallafte zu Loo mehrere bewundert, Bei ſeie 
nem vorzüglichen Talente zu. großen Compofi fionen ward 
ihm die Anordnung des, bei Gelegenheit des Einzug 1 
Königs Wilhelms IH. von England errichteten 2 Triumph 
bogens aufgetragen. Er ftarb 1718. 1— 
Die Utrechter Kuͤnſtler rechnen den Fohann van of ’eT 
Meer auch zu ihrem Landsmann, obgleich erin Schorn, 
hoven geboren ift, Im der Blüthe feiner Tugend gieng 
er in Gefellfhaft des Lievin Verfhuur nah Ita— 
lien, und ward in Rom fowohl von den Staliänern al 
auch von feinen Landsleuten wegen ſeines angenehmen 
Betragens geliebt. Die Gluͤcksguͤter, die er fih nad 




















die franzöfifche Armee, Si Zeit ſeines Glüds —* ei 
von dem berühmten Johann David de Heem ein Bild] 
mahlen, für welches er 2000 Fl. bezahlte. Diefer de Heem 
ward nachher beinahe die einzige Huͤlfsquelle ihn! 
in feinem Ungluͤcke. 4 


Ver, und mir feheint es, als 06 alles was man von os 
hann erzählt, nicht ohne Grund auf Sacob angewen 
det werden möchte. Man muß fich in diefer Hinficht anf 
D’Argensville halten, der von drei van der Meer Nache 
richt giebt. 

Bernard van Kaalraat ward 1660 in Dort 
‚geboren, und erhielt den erften Unterricht in der Kunſt 
von feinem eigenen Bruder Abraham, nachher von Al 
bert Knyp. Sein vorzüglichfter Lehrer war die Natuty 
nachdem er Arbeiten des Zaft-Levens, nehmlich die Rheins 
gegenden gefehen hatte, die großen Beifall fanden. 

Ob Rochus van Been ein Sohn, oder ein En 
fel von Otto Venius fey, wage ich nicht zu entfcheiben, 
und bin vielmehr geneigt zu: glauben, daß er zu einer 
anderen Famille gehöre, Wie dem auch fey, Destamps 


PR 


in Deutf — Br. 247 


i — III. pag. 269 Nachricht von ihm und von 
wei feiner Söhne, die mit vieler Kunſt Voͤgel mahlten. 
Houbraken gedenft eines Abraham Heuſch, den 
yermann Hens nennt, und von welchem Descamps 
Bemäplde unter dem Namen Heuſch gefehen haben 
Fit. Dieſer in Utrecht geborne Künftler war ein Schuͤ⸗ 
er ‚von Chriſtian Striep, und machte ſich durch feine 
Semählde von Pflanzen und Infecten berühmt, 
Um diefe Zeit zeichnete fi) durch feine Portraite 
Fornelius van der Meulen aus, ein —— von Sa⸗ 
uel van Hoogflraaten. 
Zwei unzertrennliche Freunde, — die Sefhichte der 
| ” ablerei liefert mehrere Beifpiele diefer Art — waren 
Sohann Starrenberg und Jacob de Wolf, bei: 
ve aus Gröningen gebürtig, zwei Menfchen eben fo ver> 
chieden in ihrer Gemuͤthsart als in ihrer Mahlerei. 
Stärrenberg vol Feuer, und kuͤhn in feiner Arbeit; 
Wolf langfam, furchtfam, ftill, menſchenſcheu; jener lebte 
glüdlich, diefer nahm fich felbft das Leben. 
Sch habe fihon mehrmahls Gelegenheit gehabt, von 
berühmten Srauenzimmern zu reden, Unter diefen ver- 
dient auch eine Stelle 


l * / 




















Sohanna Raerten Bloc, | 
‚geb. 1650. geft. 1715. 


Es ift Faum glaublich, wie viel über dieſe berühmte" 
Johanna gefagt und gefchrieben worden iſt. Sie war. 
‚in Amſterdam geboren. Schon in ihrer Kindheit zeigte 
fie vorzügliche Talente für Die Muſik, für Stiderei, für 
‚Galligraphie, und fir das Modelliren in Wachs, worin 
fie farbige Früchte von der größten Schönheit verfertigte, 
"Sie gravirte auch mit Diamant in Kryſtall, und trieb 
dieſes alles nur wie zu ihrem Vergnuͤgen und zu ihrer 
‚Erhohlung. Im der Folge mahlte fie auch in Wafler: 





248 Geſchichte der Mahlerei 











farben, — auf eine ganz neue Weiſe, indem ſie Seide 
unter die Farben miſchte. Was ihr indeffen den mei— 
fen Ruhm erwarb, war die Kunft, weißes Papier mit 
der Scheere auszufchneiden. Sie verſtand diefe Kunſt 
fo vollfummen, daß wenn man den. von ihr ausgefchnite 
tenen Figuren und Vortraiten ein fhwarzes Blatt unter: 
legte, man den ſchoͤnſten Kupfetftih zu ſehen glaubten 
In diefer Manier verfertigte fie Landfchaften, Seeſtuͤcke, 
Thiere, Blumen und Portraite. Shr Ruf hatte fich am 
alle europaͤiſchen Hoͤfe verbreitet, und alle vornehmen 
Perſonen pflegten ſie bei ihrer Ankunft in Amſterdar 

zu beſuchen, was auch ſelbſt Peter der Große bei ſeinem 
Aufenthalte daſelbſt gethan hat. Alle ſchrieben ſich im 


für mehrere andere Höfe, und ſtarb im Jahre 1716. 

Da Niemand vor und nach ihr. in diefer Manier 
gearbeitet hat, fo kann man fie in der That einzig, und 
ein Original nennen. Ihre Arbeiten laffen fi) am bes 
fen no mit den von Mellan gefiochenen Sachen vers 
gleichen, die, wenn. fie auf ſchwarzes Papier geklebt] 
find, Kupferfiichen oder Federzeichnungen gleihen. Hous 
brafen hat, unter Anführung einiger zu ihrem Lobe ges 1 
machten Gedichte, umfländlich von ihr gehandelt a). 

Ich gedenfe nur mit wenigen Morten des Niko— 
laus de Bree, der fehr zurkdgezogen, beinahe ganz 
unbekannt lebte, Landſchaften und Blumen mahlte, und 
2702 in Alkmaer flarb; des Franz Danfs, der 1650 
in. Amſterdam geboren war, in Rom den Beinahmen 
Schildpad erhielt, fehr gut in Wachs modellirte, und 


%) De groote Schouwbourgh Deel IIH, P: 295 — 308. 







Abraham Storks, einen ebenfalls in Amfterdam ge- 
borenen trefflichen Mahlers von Seeſtuͤcken, der diefes 
Element in Ruhe und im Sturm mit vieler Kraft dar 
i ſtellte, und ſeine Gemaͤhlde mit ſchoͤn geordneten kleinen 
Figuren ausſchmuͤckte; des David Colyns aus Am- 
Mfterdam, der Eleine Gemählde mit einer Menge bibli- 
e Figuren verfertigte; des Bernhard Gool und 

Sfaaf Koene, welche eine Menge Bilder gemein- 
hafttic mahlten, und von melden Gool zu Harlem 
geboren, und ein Schüler von Woumwermannd, Koene 


MW fchaftsmahler und Schüler von Ruisdaal war; und ends 

HM lich des N. Peutmanns von Rotterdam, eines eben: 

falls ausgezeichneten Kuͤnſtlers jener Zeit. 

Von verſchiedenen Kuͤnſtlern mit Namen 8 ondius, 
und beſonders von Abraham Hondius, habe ich 

— in meiner Geſchichte der Mahlerei in England ge: 

tedet a). 


nannt der Alte (von welchem ich fihon pag. 5% geredet 
A habe), fo wie auch zweier feiner Söhne, die er 
Eydens nennt 0). Wo  Descamps Tom. UL p. 
286. daS Leben eines-Peter Eydens, genannt ber Alte, 
liefert, der 1650 geboren feyn fol, liegt gewiß ein Jrr⸗ 
thum zum Grunde; man muß wohl „der Jüngere‘ 
leſen, und diefes fcheint das Nathrlichite, da ich mich 
mit Fuͤßly nicht überreden kann, daß beide eine und die- 
ſelbe Perſon ſind. Was Descamps von ihm erzaͤhlt, iſt 
Folgendes: Er ſey in Antwerpen geboren, und habe die 
Werke der vorzůglichſten Meiſter dieſer Schule, und die 


a) ©, Band V. p. Lı6. 
.b) Tom. II. pag. 35. 
€) ib. pag. 365. 


J—— in Deutſhiende ae 


ſehr hübfche Eleine — und Portraite mahlte; des . 


‚aber, dem Gool die Figuren mahlte, ein trefflicher Land- 


Descamps b) gedenkt eines Peter Eyfens, be 










250 Gefihihterder Mahlerei 
Natur ſtudiert. Als er ſich bekannt gemacht habe e 
eine Drugs — — ei — und — 2 


pen, Meceln u. ei w. befannten — oe | 

Anton Shoon:Jans war im Jahr 1650 in 
Antwerpen geboren, und ein Schüler von Erasmus” 
Duelinus, begab fich aber früh nah Rom, wo man 
ihm in der Flamlaͤndiſchen Mahlergeſellſchaft den Na⸗ 


ii erhielt er den Ruf an den Hof Leopolds 1; wo er | 
die ganze Kaiferliche Familie mahlte. Er war ch eine | 
Zeitlang am Churfuͤrſtlich Pfälzifhen Hofe, und in Ber⸗ 
Bo kehrte aber doch wieder nach Wien zuruͤck, wo er a 


träglichen Stolzes, siehe wegen feines Zitel3 BT a 
ferliher Mahler. Indeſſen ift nicht zu leugnen, daß” 
er ſowohl in Hifforien= als Portraitmahlerei und in 
der Darftellung des Nadten ein Künftler von Berdienft ; 
war. Sein eben ift im vierten Bande de$ Mus. Fio- 
‚rent. ausführlich befchrieben b). 

Sohann Moortal, 1650 zu Leyden ——— — 
und 1719 geſtorben, war ein trefflicher Blumen— und | 
Sruchtmahler, der die Manier des Mignon und de 
Heem's mit vieler Kunſt nachahmte. 

Von weit umfaſſenderem Genie in derſelben Gate. 
tung der Mabhlerei wat Peter van der Yulft, im 4 
Sahre 1652 in Dort geboren. Er lernte die Kunft bei 
mehreren Meiftern, und reifte nah Rom, wo ihn die 
Arbeiten des Mario dai Fiori zu dem Entſchluß brach— 


RX 
a) Wer war biefer Karl? Vielleicht ein Sohn Peters? 
b) Pag. 95. wo er Anton Schoonians genannt wird, 








| ee; ſich auf dieſe Gattung der ag zu beſchraͤn⸗ 
1 fin, Sn der Schilder Bent legte man ihm den Nas 
| men Zonebloem (Sonnenblume) bei, weil er diefe Blus 


ne Manier iſt ſehr fhön, obwohl nicht von der Bollen- 
1 dung, wie man fie bei den Holländern gewohnt ift, aber 
voll Geift, und Feuer, und Leben. In feinen Gemähl- 


wuͤrme. 

3wei geſchickte Mahler von Seeftliden waren, os 
hann Kietfhhof und fein Sohn Heinrid. Je— 
Ener ward 1652 in Hoorn geboren, und flarb 1719, war 





| "den Zöglingen deffelben durch feinen trefflichen Lebens⸗ 
wandel aus; dieſer ward 1678 geboren, und ‚folgte dem 
Beifpiele föines, Vaters. 


Brafenburg, deſſen Manier er mit vielem Gefhmade 
in feinen . Converfations: Stüden nahahmte,. wobei er 
aber felbft fehr manierirte. 

Abraham Begyn oder Begeyn a) vereinigte 
| mit feiner Kunft viele architeftonifche und perfpectivifche 


| Brandenburg, der nachher König ward, berufen, wo er 
den Auftrag, eine Menge Anfichten von verfchiedenen 
Koͤnigl. Pallätten zu mahlen mit großer Kunft ausführte 
und andre Figuren und Thiere fehr ſchoͤn mahite. Er 
beſchaͤftigte ſich meiftens mit großen Sachen, 


berühmt — Mann iſt 





hems Manier gearbeitete Landſchaft, unter welcher A. ae 
feeht, S. m, Catalog p- 55. Nro. > | 


"in 1 Deinfätand & en 


men auf feinen Bildern gern anzubringen pflegte. Sei— 


den bewundert . ‚man ſowohl ſchoͤne Pflanzen, als Ge⸗ 
Sein Schüler von Bakhuyſen, und zeichnete fih unter 


Egidius de Winter, gegen 5 ——— | 
geboren, und 1720 geflorben, war ein Schäler von 


Kenntniſſe, ward 1690 an den Hof des Churfärften von 


Ein fowohl durch Verdienfte als durch große Reifen 


| ' a) In unferer Sammlung befindet fig eine, beinahe i in Berg | 


— 


) 
\ 


252 Ri Geſchichte der Mahlerei 


Cornelius de Bruym 
nal 1652, he 2 — 








— * ‚ dann aber zu Theodor van der Schuur ge 
bracht, um Zeichnen zu lernen. Im Fahre 1674 machte J 9— 
er eine Reiſe nach Deutſchland, gieng darauf nach Rom i 
wo ihn Robert Duval, deffen ich fhon erwähnt habe, | 
gleih am Tage feiner Anfunft in die Gefellfhaft der] 
Nieverläudifhen Academiften einfübrte, und von welcher” 
er, nachdem er darin aufgenommen worden war, dem | 
Beinamen Adonis erhielt. Nachdem er einige Jahre 


Yang die Ruinen und Alterthiimer Roms ftudiert hatte, 


gieng er nach Neapel, und Zivorno, von wo aus er feiz | 
ne serfte große Reife nach Klein-Afien, Egypten, und den | 
Inſeln des Archipelagus unternahm a). — 

Nach Vollendung dieſer Aſiatiſchen Reiſe kam er 
nach Venedig zuruͤck, und beſchaͤftigte ſich mit der Mah⸗ 
lerei unter dem berühmten Carlo Loth; 1695 begab er 
fich wieder in fein Vaterland, und machte 1698 feine |! 
erfte Reife durch den Drud befannt b). Die allgemein 
gute Aufnahme diefes Werks machte unferm Kuͤnſt⸗ 
Ver den Muth, im Jahre 1701 eine zweite Reife zu uns 
ternehmen. Er gieng über Moscau, wo er das Portrait | 
Peters des Großen mahlte, nad Perfien, Indien, den 
Inſeln Geylon und Batavia u. ſ. w., fam mit den ge⸗ 


a) Nachrichten uͤber das Leben und die Reiſen von Cornelius 
de Bruyn findet man bei van Gool Tom. I. p. 112. Des⸗— 
camps Tom. III. p. 297. — Paquot Memoires pour ser- | 
vir à V’histoire litt, des XVII. Provinces des Pays-Bas, 
Tom. 1. pag. 498; in Hinfiht auf feine Reifen aber befone 
ders in meines unvergeßlichen verftorbenen Freundes Zoh, Bed 
manns Litteratur der Älteren Reiſebeſchreibungen, zweiten 
Bandes drittes Stuͤck pag. 409 — 429. 


b) Die frgnzöftfche Ueberfegung esiäien 1700, Eine neue fran= 
Zzoͤſiſche Ausgabe 1726, 













in Deut. N 253 


7 Schaͤtzen dieſer Reiſe 1708 in fein Vaterland 
uruͤck, und gab fie 1711 heraus a).. Nachdem er fi 
wegen der Beforgung der Kupferflihe in Amſterdam 
{ aufgehalten. hatte, begab er fih nah dem Haag, wo er 
ſich mit ſeiner Kunſt, und mit den Arbeiten der dorti⸗ 
gen Mahler-Geſellſchaft beſchaͤftigte. Er beſchloß ſein 
Leben in Utrecht, wohin er von einem Herrn van Mol 
lem eingeladen war; fein Schriftſteller beſtimmt indeſſen 
das Jahr feines Todes, Bruyn war ein Kuͤnſtler von 
‚ausgezeichneten Verdienſten. 

Einigen Ruhm erwarb ſich um dieſe Zeit idee 
Ivan Orley. Er war 1652 in Brüffel: geboren, lernte 
[bie Anfangsgrände der Kunft von feinem Bater Peter, 
‚einem mittelmäßigen Landfihaftsmahler, und ward dar- 
auf von einem Onkel, einem Sranzisfaner- Mönche, uns 
terrichtet. Anfangs mahlte er mit Beifale Miniatur- 
Portraite, legte fih dann aber auf die Hiftorien- Mah⸗ 
lerei, ſtach in Kupfer, und ſtarb 1732. a 
a Ein Bruder von ihm, Sohbann van Orley, hat 
fih aub in der Kunft hervorgethan. Ob fie mit 
Bernhard van Drley zu einer und derfelben Familie ge⸗ 
hoͤren, weiß ich nicht zu entſcheiden b). 
1 Sohbann Withoos, der fih durch Landſchaften 
auszeichnete, war ein Schüler feines Vaters Matthias, 
2 und gieng auf feinen Rath nad) Rom, um dort an der 
Duelle und in ihren Umgebungen die Kunft zu fiudies 
ten, Er hielt fih mehrere Fahre dafelbft auf, und der 
| Ruf feiner Arbeiten drang bis nach Deutfchland, wohin 
‚er an den Sachfen- Lauenburgifchen Hof eine Einladung 
) erhielt, dort fehr geachtet lebte, und auch) dafelbft im 
B Sahre 1685 ftarb, Seine meiften Landſchaften find be— 





* a) — von biefer Reiſe giebt es eine franzoͤſiſche Meberfesung, 
| ruͤckſichtlich welcher man das eben angeführte Werk von Beck⸗ 
mann en kann. 

ı" b) &, Tom. I, p. 458, 


264 Seibihn dr Mb “ 


ſtimmte Atatiänifihe Gegenden. Johann hatte mehrere | 
Brüder. Peter war auch ein Schüler des Vaters, mabhlte Hi 
ſehr geſchmackvoll Blumen, Pflanzen, Inſecten, Me | 
ſtarb 1695 in Amfterdam, Der jüngite, Franz, maͤhlte 
in derfelben Gattung, aber feine legten Arbeiten: fiehen 
feinen. fruͤhern ſehr nach. Er ſtarb 1705 in Hoorn. 
Auch eine Schweſter, Alida, mahlte mit vieler Fan 
in derfelben Gattung. 

Um eben diefe Zeit ward Cornelius Holfteyn It 
in Harlem ven; und fol ein Schüler feines Baters Ir 
gewefen ſeyn. In der Folge ward er ein. trefflicher |f 
Hiftoriens Mahler. Zu feinen beften Arbeiten rechnet 7 
man den Triumph des Bachus im Saale des Amfters 4 
damer Waifenhaufes, und den Lycurgus; der feinen | 
Enkel zum Erben feines Vermögens erklärt, m 

Nur mit wanigen Worten will ich des Joh, Mars: 
tin Veith gedenken, der. 1650 zu Schafhaufen in der 
Schweiß geboren ward, und 1717 farb, Er fiudierte in 
Stalien, hielt fich einige Sabre bei dem Fürften Radzi— 
will in Polen auf, und mahlte Hiftorien und Portrait J 
Mebreres it nach feinen Gemählden in Kupfer geftochen 
worden, und verräth einen guten italiänifchen Gefhmad, ' 

Theodor und Chriſtoph Lubienegfy, aus 
edlem: Geſchlecht in Pohlen entfproffen, haben fich beide F 
in der Mablerei ausgezeichnet: Theodor war ein Schlie - 
ler von: Gerhard Laireffe, und Chrifioph von Adrian 
de Baker. Diefer legtere war auch in Italien und bielt 
fi eine Zeitlang am Hofe des Großherzogs von Toskana 
auf, fpäterbin am Brandenburgifchen Dofe, wo er sum 
Director der Academie ernannt ward, | 

Ein anderer - treffliber Landfhaftsmahler, Felit 
Meyer, war 1655 zu Winterthur in der Schweiß ges 
boren. Franz Ermeld in Nürnberg war fein Lehrer 
Er durcreifte die Schweiß, und mahlte die intereſſan⸗ 
teſten Gegenden dieſes Landes. Anfangs blieb er der 










5 
T 


in Deutfhlan N. 255 


Manier — Meiſters getreu, — ſich Aber. in’ der 
Folge ganz an die Natur, die er fehr vollfommen nach: 

HB ahmte. — Meldhior Roos und Georg Philipp, Rugen⸗ 
das haben eine Menge feiner, Gemaͤhlde mit Figuren 
und Thieren verfehen. Meyer hat: auch in A — 
ſtochen, und iſt 17135 geſtorben. 

Auch ein Schweizer, und ein Zeitgenoſſe von ihm 
| war Sohbann Rudolph Byfs von Solothurn, 1660 
| geboren. Sn feiner Sugend fam: er nah) Prag, und 
war in der Folge einer der beften dortigen Künftler 
Er hat viel a Fresco und in Del gemahlt. Im Sabre 
1704 arbeitete er viel fir den Kaiferlichen Hof zu Wien, 
MD unter andern auch den Plafond in der Bibliothek. Späs 
terhin trat er in Dienfte des Churfürften von Mainz, 

und flarb 1738 in Würzburg, Er mahlte Landfhaften, 
I Hiftorien, Blumen, Früchte, Vögel u. ſ. w. und feine 
beſten Arbeiten befinden fih in den Schlöffern zu Geu⸗ 
Ä bach und Pommersfelden. Von ihm iſt die im Jahre 
719 zu Bamberg in Folio gedruckte, ſehr ſeltene Be⸗ 
ſchreibung der Gallerie zu Pommersfelden,“ von wel⸗ 
cher 1774 eine neue Ausgabe in Octav zu Anſpach er⸗ 
ſchien a). 

Sehr vortheilhaft zeichnete: ſich um dieſe Zeit als 

Kuͤnſtler aus, Heinrich Chriſtoph Fahling, 1659 
zu Sangerhauſen geboren, und ein Schuͤler von Sa⸗— 
muel Botſchild, der ein Verwandter von ihm war, und 
in deſſen Geſellſchaft er feine Reiſe nach Italien antrat. 
Naͤchdem er ſich einige Jahre in Rom aufgehalten hat— 
te, kam er als Hofmahler nach Dresden zu dem Chur: 
fuͤrſten Johann Georg IV. Unter dem Könige Auguft II. 

erhielt er. die Direction der —— und nach Bot: 
















4) Ludolf Bys Pommersfeldiſcher Bilderihas. Bambera, 1719. 
Sol. ©. aud) Joh, Georg Ping Verzeichniß der Schildereien 
in der Gallerie des hodgräflichen a le zu 
Pommersfelden, Anſpach. 8 - 


l 


ſilds Tode, im Fahre arör 3 Auſſicht u die Ga | 


hann Hoogzaat, der in feiner frühen Sugend ein 


ia) &, Tom, III p. 234. meiner Geſchichte ber Mapere in 


An k 7— —— 


256 i Geſchihte ke Wied —— 
























lerie als Inſpector. Er hat mehrere Plafonds im Pa 
lafte des großen Gartens, und im Swinger, fo wie au 
im Pallafte” des Prinzen Labomirsky gemahlt. Sei 
Tod’ fallt in dad Jahr 1726. Die Stelle eines Dire 
tors der Academie ward nun, wie ich ſchon an eine 
andern Drte gefagt habe a), dem Louis Silveftre übers 
tragen. Die Brüder Bind waren Fehlings Schüler." 
"x Sn Amfterdam ward im Jahre 1654 geboren, J o⸗ h 


Schület von G. Laireffe war, und in der Folge für ki 
nen beten Schuͤler gehalten ward. Er mahlte viel in 
Pallafte zu Loo für den König von England Wilpelm IH 
und unter vielen andern Arbeiten fir Privatperfoncil 
auch den großen Plafond im Bürgerfaal des Stadthaus I 
fes zu Amſterdam. Gein einziger Fehler beftand darin 
daß er alles mit dem größten Fleiße ausmahlte, um in |, 
der Nahe bewundert zu werden, und darüber den Effect” h 
in der Entfernung vergaß. Er 
» © Ein anderer treffliher Schüler von ©: Laireffe war |, 
Philipp -Tidemann, 1657 in Hamburg geboten. |F 
Er fiammte aus einer guten Familie ab, und erhielt 
daher eine gute Erziehung, und Unterricht in mehrerm |} 
Sprachen. Indeffen war die Maplerei fein Hauptaus |; 
genmerk, und fein vorzuͤglichſtes Biel. Den erſten Uns 
terricht erhielt er von einem gewiſſen Raes; nachher kam. 
er nach Amfterdam zu Laireſſe, der ihn bei mehreren 
feiner Arbeiten ald Gehülfen gebrauchte. In der Folge, hi | 
Vieg er fih in Amfterdam felbft nieder, arbeitete mit ||| 
Beifalle, und farb daſelbſt 1705. Geine Compofitios EN | 
nen find ſehr geiftreih, und er gehört zu ben beften 
Hiftorienmahlern jener Zeit, 


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—4 
Ein Mi 


Frankreich. 


Fri 






















£ Ein Schüler x von gerhlhh Saft: Leben * Rey 
yann van Bunnif, 1654 zu Amfterdam ‚geboren. 
Machdem er ſich mehrere Jahre mit der Kunſt beſchaͤftigt 


hen, und dabei insbeſondere ganz Stalien genau. ken⸗ 
ten zu lernen. In Nom, wo er verſchiedene feiner 
Yandsleute dorfand, ward. er mit dem Beinamen Ke⸗ 
eltrom ‚Daufe) in die Geſellſchaft der Flamlaͤndiſchen 
ahler aufgenommen. Carl Maratti war fein genauer 
Freund, und zog feine Landſchaften den Landſchaften 
aft aller feiner Landsleute vor. Er hatte in ganz Ita⸗ 
fen eine ausgezeichnete. Aufnahme gefunden, und ars 
yeitefe, nachdem er nad Stalfen für den Herzog von 
Modena, in deſſen Dienſten er eine „Zeitlang ‚and, 


or 


land, Wilhelm IH. zu oo. Ungeachtet er ſich viel ver= 
Kant hatte, brachten ihm feine einenen Soͤhne doch in 
Armuth. Sein Tod erfolate im Sahre 1727, Er war 


olland hervorgebracht hat. 
Seine Zeitgenoſſen und Freunde waren Tempe 


genannt Loffenbrug,. ein waderer Landſchaftsmah⸗ 
fer, und Ferdinand Boet von Antwerpen, der ſich 
in Hiſtorien⸗, Portrait- und Landſchaftsmahlerei aus⸗ 
zeichnete. _ Diefer letzte fludierte in. Rom, und bielt ſich 
auch eine Zeitlang in Turin und Paris auf. Sein Le⸗ 


fehr wenig Notizen von ibm. und was Descamps Tom. 
II. p. 315, von ihm in einer Note anführt, ift wenig 
oder nichts. 

Ein Künftler der viel verſprach, deſſen ſchoͤne Stu⸗ 


Fiorillo. 3 Sy. R 


Jatte, faßte er den Entſchluß, mehrere Reiſen zu ma⸗ 


Holland Ahr den fehönen Pallaft des Königs von Enge 


gewiß einer ber aefchickteften Landfchaftsmahler, die 


fa, Genoels, Udrian Honing von Dorfreht, 


ben ſteht im vierten Bande des Florentiner Muſeums 
P- 271. unter dem Namen Vout; aber man bat nur 


dien aber ein fruͤhzeitiger Tod unterbrach, war Jacob 

















288, | Setihte der Mahler | 


“ 


van ber Does, ein Sohn von Sacob, und ein Br ING j 
der von Simon, deren ih ſchon gedacht habe. E 
war noch ſehr jung als er feinen Vater verlor, lernte 
zuerft bei Karl du Jardin, ward nachher eine Zeitl 
‚ein Schüler von ©. Laireffe und flarb, wie gefagt, in 
der Blüthe feines Lebens. Aus ihm würde ohne Zmeik 8 
fel. ein, Kin, ausgezeichneter Mahler ‚geworden fon. 


gen J— machte feine erſten Verſuche in der Mahe fm 
lerei durch Copieren ber Landfhaften von Breughel, 
Paul Bril und Nieuland, und hatte fonft weiter kei— | 
nen Lehrer als bie Natur. Er unternahm eine — | 


überhäuft nach dem Haag zuruͤck, wo er im Sahre er 
mit Hinterlaffung von vier Söhnen, unter denen zwei” 
ebenfall8 Mahler waren, farb. Obwohl man behaupz 
tet, daß er auch in Miniatur gemahlt habe, fo kenn: | 
man doch bloß Zeichnungen von ihm. . Er äzte auch in li 
Kupfer. El 

In eben demfelben Sahre, 1655, ward auch Roc| 
lof Koets in Zwoll geboren, und.erhielt feinen erſten “li 
Unterricht von feinem Vater, der auch ein Mahler wars |} 


In der Folge ward er ein Schüler von Gerhard Terz zul 


burg, und übertraf alle feine übrigen Mitfchüler fo fehr⸗ 
daß Terburg wegen der daraus entſtandenen Eiferſucht 
veranlaßt ward, ihn aus ſeiner Schule zu entlaffen. 
Koets ward ein berühmter Portraitmahler, Außer dem. 
Portraiten des Grafen von Dalwigh, Portland, Eſſer⸗ 
Wilhelms III, und einer Menge anderer Engländer und. 
"Deutfhen, die ſich bei dem Könige am Hofe zu Lo at 
aufpielten, fol er, wie man mit Gewißheit verfichert, | 
Beinahe 5000 Portraite, und zwar alle überaus forgfäl- 
tig, gemahlt haben. ‚Er war bis zu dem letzten Augen: 
blicke feines Lebens befchäftigt, und ftarb 1725, 


— 


j in Deutſchland 289. 
Ko Binden Achtung verdient 3 
“ | Cart de Moor, A 
















geb. 1656, geſt. 1738. 


Sohn eines, Bilderhändlers, und zu Leyden geboren. 
Man hatte ihn für die Wiſſenſchaften beſtimmt, aber et 
30g ihnen die Maählerei vor, und ward in der Folge 
ein Schüle von Gerhard Douw, von Abraham van 
den Tempel, dann von Franz Mieris, und endlich von 
feinem. Mitfhüler aus der Douw’fhen Schule, Gott: 
fried Schalken. Er hatte fchon mehrere Portraite ‚ges 
mahlt, als ein Gemählde von ihm, Pyramus und This⸗ 
be, feinen Ruhm fo verbreitete, daß die General-Staas 
ten ein Bild bei ihm beitellten, welches in ihrem Raths⸗ 
Saale aufgeſtellt werden ſollte. Moor waͤhlte zum Ge⸗ 
genſtande den Augenblick, wo Brutus feine beiden Soͤh⸗ 
ine zum Tode verdammt. Dieſes Bild erregt Schauder, 
und der Ausdruck ift volfommen. Obwohl er auch ver= 
ſchiedene Altarblaͤtter mahlte, fo hinderte ihn dieſes kei⸗— 
nesweges, auch freundliche kleine Kabinetſtuͤcke mit der 
groͤßten Anmuth und Feinheit zu mahlen. Sein Ruf 
drang bis nach Italien, und der Großherzog von Tos⸗ 
ana wuͤnſchte fein Portrait Zu haben, um: e8 in der 
‚Sammlung dei Künftler= Porträite aufzuftellen. . Dies 
[es gefhah 1691, Und der Großherzog ſchenkte ihm eine 
‚Medaille an einer goldenen Kette a). ALS der Kaifer 
‚die Portraite des Prinzen Eugen, und des Herzogs von 
Marlborough von feiner Hand gemahlt, zu befiken 
wuͤnſchte, ließ er durch ſeinen Geſandten, dem Grafen 
Zinzendorf, deshalb mit ihm reden. Moor mahlte ſie, 
und ſchickte ſie mit dem Vortrait des Geſandten nach 
Sein Portrait iſt im Mus. Fiorent. Tom. IV, Pag. 250. 


N fehe fon getochen. "Unter demfelben fteht: C. d. Moor u 
Auni Batavorum manu propria An. MDCXCI. \ 


R2 


——E 


ge Geſchichte der Mahlerei | 


Wien, wo fie der Kaifer mit größer Freude aufnahm, 
und ihn zum Zeichen feiner Gnade in den Reichsritter⸗ 
ſtand erhob: Im Jahre 1719 endigte er ein Gemaͤhlde 
mit Figuren in halber Lebensgroͤße, welches den gan⸗ 
zen Magiſtrat der Stadt Haag darſtellt, und große 
Schoͤnheiten hat. Auch Peter der Große ließ fein Por⸗ — 
trait von ihm mahlen. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß 
er feinen VPortraiten bald das Kräftige von Rembrandt, 
bald das Natürlihe von van Dyd zu geben wußte. — 
ſtarb im Jahre 3755 auf einem Landhauſe in Warmont. 4 
Nach einer Stelle im Leben Douws von D’Argensville $ 
ſollte man glauben, daß er auch Schriftfteller gewefen 3 
ſey; ib habe indefjen aller Nachforfhungen ‚mgeadjteig 
nichts Näheres davon auffinden koͤnnen. 
no &udwig de Deyſter hatte fih in Johann Mac 
Schule gebildet. Er flammte von "guter Familie ab, 
und war 1656 zu Brüggen geboren. Nath mehrjaͤhri⸗ 
gen Studien begab er ſich nach Rom, und blieb von. 
der Zeit an immer in Gefellfihaft des Anton van den 
Eeckhoute, mit welchem er in der genaueften Freund: 
Schaft lebte, und der in der Folge fein Schwager ward: 
Eeckhoute war auch aus Brüggen gebürtig, und mahlte 
Blumen- und Fruchtfiüde, zu welchen Deyfter die Fi— 
guren machte. Auch nach feiner Zuruͤckkunft in fein 
Baterland, wo er. ein fehr ehrenvolles Amt bekleidete, 
ward er der Kunft nicht untreu. Eine ſonderbare Lau⸗ 
ne brachte ihn zu dem Entfhluffe, fein Vaterland wies 
der zu verlafjen, und ſich nach. Liffabon zu begeben, wo 
er fich verheirathete, und ein großes Glüd make. Der 
Neid zog ihm inzwifchen Feindfhaften zu, und er ward 
im Jahre 1695 durch einen Piftolenfhuß in feinem eis 
genen Wagen getödtet. Seine Schwefter, die Gattin 
von Deyfter, erbte fein ganzes Vermögen, 
Deyſter, der mehrere große Hiftorienftäde gemahlt 
hatte, übertraf ſich ſelbſt in der Darſtellung des Todes 















er Sa a a: EN - & 
Drug "ale 


der Du Jungfrau, und erwarb: fi durch Diefes-Bile 
unferbliben- Ruhm: Von gleichem Werthe find zwei 
‚andere Bilder von. ihm, nehmlic, die Auferftehung Chri⸗ 
fi, und die Erfcheinung vor den drei Marien, ‚Seine 
Manier. ift fhön und groß, und ‚man fieht, daß. er, bei 
‚großer Kunft im Helldunkel ſeine vorzuͤglichſten Stu, 
dien in Stalien gemacht hatte, Ein ausfuͤhrliches Vers, 
zeichniß ſeiner vorzuͤglichſten Arbeiten liefert Descamps. 
Die ſonderbare Leidenſchaft fuͤr mechaniſche Arbeiten, 
nehmlich Klaviere, Orgeln, Violinen und. Uhren. zu 
machen, war Urſache, daß er viel Zeit verlor, feine, 
Talente vernachlaͤſſigte, und in Elend gerieth, worin 
‚ein Freund feine. einzige Stüße war, Er flarb ı711,; 
und hinterließ zwei Töchter. Anna Deyfter,: die in 
der Manier des Waters zeichnete und mahlte, und bloß 
mit der Naͤhnadel ſchoͤne Landſchaften verfertigte, * 
im Jahre 1746 a). 

ruͤhmlich zeichnete ſich in der Kunſt aus 2 


| Sohann Franz Douven, — 
geboren, zu Roeremont im Herzogthum. Geldern. . ‚Sein, 
Bater, der ein ehrenvolles Amt bekleidete, floͤßte dem 
Sohne eine ſo entſchiedene Neigung fuͤr die Kuͤnſte ‚il, 
daß dieſer ſich entſchloß, ſich in Gabriel Lambars 

tin s oder Lambertins Säule der Mahlerei zu wid⸗ 

men b). Nachdem er darin einen ſehr guten. ‚Grund. 
gelegt, und mehrere Gemaͤhlde der beſten Italiaͤniſchen 
Meiſter copiert hatte, ward er an den ——— Hef 


J 








es Sn. unferer —— de mein Verzeichmß p ie Arc! Pay 
ift ein fehr ſchoͤner Kopf, ein Portrait, —— von Wilhelm 
Deyſter I ſoll. Mir iſt, wie ich bereits bemerkt habe, die⸗ 
fer Kuͤnſtler ganz unbekannt, und vieleicht iſt unfer Ludwig 
Deyſter darunter zu verſtehen. Er hat auch einiges in Aus 
pfer geftochen, wovon Bartſch Vol. res en AR: 
zeichniß liefert. ; 
)S. RN, Tom. In. pag 182. 


» 
se 
— 


— 


22 Gefihichteder Mahlerei 


N 


berufen. In der Folge Fam er auch an den Hof zu K 


Leopold. ernannte ihn zu feinem erften Mahler. 


Man rechnet, daß Douven nach der Natur die Portraite 


. Königen, fieben Königinnen, und von einer großen 


gezeichnet find. Auch verſchiedene ſehr geſchickte Bild: 7 




















Wien, von wo er, nachdem er den Kaiſer und die Gr 
Ben feines Hofes gemahlt, und fehr viel Ehre genoffer f 
hatte, nach Dirffelvorf wieder zuruͤckkehrte. Der Kaiſer 


auch am Portugiefiihen Hofe, wo er den König und uf: 
die Königin mahlte — gieng dann an den Dänifchen "ll 
Hof a), wo er viel Portraite verferfigte, und war auch “ 
an den Höfen von Modena und. Florenz befchäftigt be 

; 


gemahlt habe, von drei Kaifern, drei Kaiferinnen, fünf an I 
t 
Menge Prinzen und Prinzeffinnen, Seine Portraite” " 
find ſchoͤn gemahlt, und fehr ähnlich. Der Pfaͤlziſche N 
Hof zeichnete fich zu jener Zeit vor allen andern Höfe 2 
als Bereinigungspunft vorzüglicher Künftler aus, denn 
e5 befanden fich zu gleicher Zeit dafelbft Antonio Pelle⸗ 
grini, Domenico Zanetti, Adrian van der Werff, Jo— " 
bann Weeninr, Anton Schoonjans, Eglon van der 
Meer, Rachel Ruys, Gerhard, de Laireſſe, Ant. Ber⸗ 
nardi da Bologna, und andere, deren Namen nicht aufe Ib 


hauer lebten dafelbft. 

i Sodann Klooftermann, oder GSloftermann, 
1656 zu Hannover geboren, machte ſich zu jener Zeit 
in der Portraitmahlerei rühmlich, bekannt. Bon feiner 
Erziehung zum Künftler und, von feinen Lehrern weiß 
man nichts, SH habe in meiner Gefchichte der a vi 
rei, in | bereits ausführlich von ihm gehandeit 


AA 


ih 
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ob 
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1 


* finde in — Mahler⸗ Siftorie gar keine grade 


pon ihm. 
d) Hier ſteht ſein Bild in der großen Sammlung des Mu. Fio- { 
rent. Tom. IV. p. 110. er 


ce) &, Tom. V. p. 505 — 506. 





















I Um eben dieſe Seit, nehmlich 1656 (andere fagen 


Afier in Amſterdam geboren, der mancherlei Veraͤnde⸗ 


| Schüler von Roeland Rogman zu werden, Er benußte 
Uindeffen. den guten Rath von Lingelbach, Adrian van 
den Velde, Ruysdael und ſelbſt von Rembrandt, deſſen 





annehmen koͤnnen, und ihn daher bloß mit ſeinem Ra— 
the unterſtuͤtzte Wie er ſich endlich der Landſchaftsmah— 
1 eret gänzlich gewidmet hatte, ſuchte er Lingelbachs und 


genehmen, der Natur getreuen Style arbeiteten, da hin⸗ 
Igegen fein Meifter Rogmann eine große dunfle Manier, 
und einen vorherrfhenden röthlihen Ton hatte, Grif- 


ner beiden Söhne. Nobert und Johann des jüngeren 
fhon ausführlich unfer den englifhen Mahlern ges 
dacht a). Was Walpole von ihm erzählt, paßt nicht 
zu dem, was Descamps Tom. II. p. 352. von ihm. 
Beihrieben hate. 


$ geboren, habe ich bereits das Nöfhige am angeführten, 
Orte gefagt b). 

Drei treffliche Künfkler waren die Brüder Bloemen, 
nehmiich Johann Franz, Peter, und Norbert. 


Sohann Stanz van Bloemen, 
geb. 1656, geſt. 1740. | 


Man halt ihn für einen Italiaͤniſchen Mahler, weil 





a) ©, Tom..V. p. ee 
—* ib. Pag. 428. 


in Deutſchland . 263 


1645), ward der bei den En glaͤndern unter dem Namen 
des Gentlemans von Utrecht befannte Sohann Grif— 


Schuͤler er zu werden wuͤnſchte, der aber ein zu genauer 
Freund ſeines Lehrers war, als daß er ihn dazu haͤtte 


van den Velde's Manier nachzuahmen, die in einem an⸗ 


Ifier-gieng nach London, und ic habe feiner, und feis 


Auch von Wilhelm Wiffing, 1656 im Haag 


tungen: unterlag, bevor er dazu kommen Fonnte, ein 


RR: 


26% Gecſhichte der Mahlerei 


er te, dort fiudierte, und dort flarb. Er war aus Antıwers 


Plan 









er den größten Theil ſeines Lebens in Italien zubrach 


pen gebuͤrtig. Von ſeiner Kunſterziehung weiß m 
nichts, als daß er nah Rom kam, dort in, die. Gefell 


ſchaft der Flamländifchen Mahler aufgenommen: ward, | 


— Architectur. 

























und den Beinamen Horizont erhielt, eine Anſpielun 8 
auf die ſchoͤnen Horizonte feiner Landfchaften. Frühe EN 


ſcheint er den van der Kabel nachgeahmt zu haben, pi" 


terhin hielt. er ſich aber allein an die treue Nachahmung 
der Natur, Seine Gemählde beftanden größtentheil® 
in Anfihten von Zivoli und der umliegenden Gegend, 
in Wafferfälen u. f. w. Am meiften überrafcht feine 
treue Nahahmung von Naturerfheinungen, eines feinen 
Regens, eines Regenbogen, zwifchen. leichten. Wölfchen, 
u. ſ. w. welche: Gegenflände er mit der größten Boll« 
kommenheit darftelte. Die Engländer Eauften feine. Ar⸗ 
beiten um jeden Preis: Er und Zerweften überlebten, 
die Schilder: Bent, die im Jahr 1720 aufgehoben ward, 1b 
Voruont ſtarb in Rom, im Jahre 1740. Sein Bruder 


| 3, 
Peter van Bloemen, en \ 


war auch in Antwerpen geboren, doc ift das Jahr ſei⸗ 
ner Geburt unbekannt. Er hielt ſich lange bei feinen 
Bruder in Rom auf, und befam den Beinamen Stanz 
daert. Als er 1699 in fein Vaterland zurüdfehrte, ward 
er zum Director der Academie in Antwerpen ernannt, 
Auch ſein Todesjahr iſt unbekannt. Er mahlte groͤßten⸗ 
theils Schlachten, Earavanen, Pferdemaͤrkte, und einige 
oͤffentliche roͤmiſche Feſte, Seine Pferde find ſchoͤn ge— 
mahlt, und die Hintergrunde ſeiner — CARS | 


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| 


Norbert van Bloemen, 


war 1672 in Antwerpen geboten, und reiſte nach Kom, | 

















aahdem. er in ſeinem Vaterlande ſeine erſten Studien 
pollendet, und ſich viele Geſchicklichkeit erworben hatte: 


; aſelbſt den Namen Cephalus, und dieſe Verbindung, die 


atte auf: dbn. feinen Einfluß. Er maͤhlte Gegenſtaͤnde 


n Amſterdam MER und beſchloß EN hafe (bit in Le 





€ —* des bereits — en ae, Ga 
I... Heineih war 1656 geboren a). Obwohl man. ihn 
für die Wiffenfchaften beſtimmt hatte, fo fiegte doch fei- 


begab. fich zuerft zu Juriagen (Georg) Jacobs und nad: 
her. zu. Jacob Jordaens. Er war auch eine Zeitlang in 





ßem Beifalle zu Amſterdam, und im: Haag. Bei feiz 
nem im Jahre 1721. erfolgten Tode hinterließ er au 
‚Söhne, welche ebenfalls Mahler. waren b). 

Sein jüngerer Bruder, Michael, war in Kınfer- 
‚dam, geboren, und begab fi, nachdem er einige, Zeit ein 
‚Schüler feines Bruders gewefen war, in Nicolaus Berg: 
hems Schule. Späterhin zog er die Manier, van, der 


an Abraham Begyns Stelle, der geſtorben — und 


a) ©, —— Sauhrafen fagt 1658, van Cool, 1050; fo 
auch dag oben,pag. 202. gegebene Schema, 

‚ b) Nehmlid, Abraham, geb, 1694, gefi, — Seinzid, geb 2696, 
J ae, — und Johann, geh, 1698, geſt. 





des Privatlebens, und Portraite, die. ſehr geſchaͤtzt wer— 
den. Nach feiner Zuruͤckkunft aus Italien, ließ er ſich 


5 in Deuts ir ra 


Kriegsdienften, legte fich, dann aber wieder mit verdop⸗ 
peltem Eifer auf die Mahlerei, und arbeitete mit gro⸗ 


In der Schilder⸗ Bent erhielt er, nach ſeiner Ankunft 


Juͤr viele Kuͤnſtler von hoͤchſt traurigen Folgen ‚war, di 


ne vorherrfchende Neigung für die Mahlerei, und er 


Leens vor, die jedod mit der. des Berghems auf keine 
Weiſe zu. vergleichen war. Von London, wo er eine 
Zeitlang lebte, erhielt er den Ruf an den Berliner Hof, - 


266 Gefihithte der Mahlerei 


| lich um Kath fragtes 


Heus, in der. Schilder-Bent unter dem Namen A 





















N 
blieb. daſelbſt 6i8 zum Mode bes Nönigs. Nach feir 
Zuruͤckkunft nach Amſterdam ſtarb er im Jahre 172 
Alkmaer. Kuͤnſtlerverdienſte koͤnnen ihm nicht abgefpr 
en werden, wiewohl er die Natur nicht: a Data 


Ein anderer Schuͤler von Jacobs war Davil J 
Kloeckner a), ſchwediſcher Legations-Secretair bei dem J 
Friedenscongreß zu Muͤnſter, 1629 zu Hamburg gebo⸗ sh 
ren. Diefer legte ſich ſpaͤterhin ganz auf das Studium 
der Mahlerei UN: ward ein Schüler von Georg Jacobs 
in Amfterdam. In Italien, wohin er reifte, fuchte er 
den Peter van Cortona nahzuahmen. Mit Bewundes 
rung fieht man mehrere feiner Arbeiten im Königl. Pal⸗ 
laſt zu Drottningholm. Er ſtarb im Jahre 1699 im 
Stockholm, nachdem er unter dem Namen Ehrenftrael % 
in den Adelftand erhoben worden war, mit Hinterlafe | 
fung zweier Töchter, Anna Maria Wattrang, und a: 
phie Elifabeth Brenner, welche mehrere Beweiſe — ef 
Talente gegeben haben b). al 

Nur im Borbeigehen will ich des Franz Peter Ry 
Verheyden und feiner zwei Göhne gedenken, Der 
Bater zeichnete ſich durch Thierſtuͤcke aus, und unter 
den Söhnen der jüngere, Matthäus, a aefömaduole 
Portraite, 

Ein waderer. Künfkler jener Zeiten war Sacob de 


E. 
2\ 

|) 
drud c) (Abdruck) bekannt, ein Schüler feines Oheims | 
— de Heus, deſſen ich bereits gedacht habe a 
Sn Rom fundierte er die Manier des Salvotar Rofoo 


* r 
a) ©. Mus. Fiorent. Tom. IH. p. 217. f N 4 
b) ©. Muliebris industriae ingeniique Monumenta etc. N 


€) Daffelse, was die Franzoſen Contre Epreuve nennen, und 
die man jowohl von Kupferflihen als von Zeichnungen —* 
‚hen kann, 


4) Siehe pag. 8%. 


' \ \ u N — N | > 
m Deutſchland. % 287% 


ber dennoch gleichen ſeine Arbeiten denen feines Meie 
ers in einem fo hohen Grade, daß ihm deshalb der. 

Mamen Abdruck gegeben ward. Auch in Venedig, wo, 
© fi) einige Seit aufhielt, fanden feine Mahlereien eis 
De allgemein gute Aufnahme. Nach feiner Zuruckkunft 
Dad) Utrecht erhielt er einen Ruf an den Berliner Hof, 

lieb. aber nicht lange dort, fondern lebte. groͤßtentheils 
N ? AUmfterdam, ' wo er En 108 ae ft. Seine ! 



















ei weitem, ſowohl in Hinſicht auf bie Lebhaftigkeit der 
jarben, a auch in Hinſicht auf die En der Dar⸗ 


Seife Be 

uUm dieſe Zeit traten. aus der. Schule‘ Ysrahams 
ie deffen ich ſchon ausführlich, gedacht habe, zwei 
chirler. ‚hervor, nehmlich Elias van der Brack, 
Ind Ernft Stuvens, Der Erftere war in Untwer: 
sen geboren, und. mag Blumen mit vieler. Kraft, aber 
'e verſtand es nicht, ihnen das Leichte zu ‚geben, was 
Fre Gattung der Mahlerei erfordert. Er ftarb, 1711 in 
Umfterdam. Der Zweite war in Hamburg geboren. Ein 
Yichter Schleier. möge das verabſcheuungswuͤrdige Leben 
des letzteren Kuͤnſtlers bededen, von welchem ich, nichts 
weiter anführen will, als daß man in mehreren hollaͤn⸗ 
diſchen Cabinetten geſchmackvolle Arbeiten von ihm in 
der Gattung der Blumenmahlerei ſieht. 
Ein anderer Hamburger war Franz VBernertam, 
‚2658, daſelbſt geboren. Als ſchon gebildeter Kuͤnſtler 
gieng er nach Rom, und obwohl ſein Hauptfach die 
Hiſtorienmahlerei war, ſo legte er ſich doch ganz auf 
die Mahlerei von Blumen, Fruͤchten und Ebern und 
ward ein fehr trefflicher Künftler. 

Deter Rysbraed, oder wie. ihn ann 
nennt, Rysbregts, war in Antwerpen geboren, und 
erhielt den erſten Unterricht in dee Kunſt von Franz 





5 





















268 Geſchichte * Mohlerei 
Mile. Er reiſte in, Frankreich, Fan aber bei. feinem 
furchtſamen und hypochondriſchen Character, ungeacht 
ſeine Arbeiten mit vielem Beifall aufgenommen wur— 
den, nirgend eine bleibende Stelle. Er kehrte daher. naı 
Antwerpen zurüd, wo er im Jahre 1725 zum: Directom | 
der Academie ernannt ward. In feinen Landſchaftei 
in die er fehr fehöne Figuren mablte, ahmte er Pouf 
Manier nad. Sein Todesjahr ift unbelannt. 
muß diefen Künftler nicht mit einem anderen. Rysbraes h, 
einem, mittelmäßigen Landfhaftsmahler verwechſeln den 
viel in Bruͤſſel gemahlt hat. — 
Ein Kuͤnſtler von entſchiedenem Verdienſte, von nie 
deren Stande im Dorfe Peena in der Naͤhe von Ca K. A 
im Jahre 1658 geboren, war Matthias Elias, oben \ 
Elie. Da er fhon als Kind, große Anlagen zeigte, fü 
unterrichtete ihn ein Künftler, Namens Gorbeen, der ein 
trefflicher Hiſtorien⸗ und Landſchaftsmahler war, und, 
in Dünfirchen lebte. Im. 2often Jahre feines Alters], 
gieng er. nah Paris, arbeitete dort viel, und begab ſich 
nach einem langen Aufenthalte dafelbft nad, De 6 
wo er in Duͤnkirchen mehrere große Sachen mahlte, und 
auf Vieler Bitten ſeinen Aufenthalt daſelbſt zu ee | 
befchloß. Er ifi dort auch im, Jahre 1741, und zwar hr 
im 82ſten Sahre feines Alters, geſtorben. Der einzige \; 
Schüler den gr in Paris, gebildet hat, war. Garlie 
Descamps a), auf welchen ich die ‚Liebhaber. verweif 
liefert ein ag Sertrichnit verſchiedener Arbeiten, 


Adrian van der Werf, 
geb. 1659, geſt. 1722 b). 
Night immer — Talente allein den Mann aroß 


S. Band IH. p. 380. u. . u I 
b) Einige. jegen feinen, Tod, in. das Jahr, 1727, H) 


in Deukfehland. "269 


ft wirfen Umftände und Verhaͤltniſſe auf das Ganze, 
nd das. unftäte, treulofe Gluͤck ſetzt ihm die Krone auf. 
ieſes war der Fall mit Adrian van der Werf, der zu 
raliugerambacht, in der Nähe von NRofterdam, von gu⸗ 
Ir, alter, aber etwas jürtefgefommener Familie gebo⸗ 
en ward, "As man ihm im ‚gten Sahre feines Alters 
ur Schule anhielt, zeigte er ein fo großes Talent zur 
eichenkunſt, daß ihn fein Vater nach Rotterdam zu 
ornelius Picofett, einem Portraitmahler ſchickte. Die 
Eltern hatten indeſſen andere Abſichten mit’ ihm, und 
Ir ‘erhielt nur mit vieler Mühe die Erlaubniß von ih⸗ 
en, Eglon van der Neers Schule beſuchen zu duͤr⸗ 
en. Hier machte er ſo ſchnelle Fortſchritte, daß ihn 
ein Lehrer auf mehreren Reiſen mit ſich nahm, und fih 
Fe ‚bei mehreren Arbeiten als eines Gehuͤlfen bedien⸗ 
e Im ſiebenzehnten Sahre verließ er van der Neer, 
nd fieng an mit fo vielem Beifalle zu mahlen, daß 
man ihn Zu bewegen füchte, fih in Rotterdam nieder: 
‚ulaffen, wo er mehrere Portraite im Kleinen mahlte 
| in Bild welches er unter mehreren für den Kaufmann 
be in Amſterdam gemahlt hatte, war der Grund ſei⸗ 
| 

J 


























es Gluͤks. Es ward nehmlich von dem Churfuͤrſten 
yon det Pfalz, der damals incognito in Holland reifte, 
‚jefehen und gekauft, und der Churfürft verlor den Kuͤnſt⸗ 
fer von nun an nicht mehr aus den Augen. Ban der 
Ber verheirathete fih im-Sahre 1687, und ward durch 
dieſe Heirath mit einigen der unsehaifien Magiſtrats⸗ 
perſonen von Rotterdam verwandt, Nachdem er mehrere 
Privatcabinette, befonders die ſchoͤne Sammlung des be⸗ 
kannten Buͤrgermeiſter Sir in Amfterdam zu feinen 
‚Studien benugt hatte, veredelte fich feine Manier, und 
vermehrten fi feine Kenntniffe fo fehr, daß ihn der 
Churfuͤrſt von der Pfalz, der im Jahre 1696. in Hol- 
‚land reiſte, in Rotterdam beſuchte, und zwei Gemaͤhlde 
bei ihm beſtellte, mit dev Bedingung, daß er he ibm 


| 
— 





270 Gefbichte der Mahlerei 


perfönlich nach Duͤſſeldorf überbringen ſollte. Dief 
geſchah auch wirklich im Folgenden Jahre, und er erhiel 
für beide Gemählde, nehmlich fir das Portrait des Chur 
fürften, und für das Urtheil Salomons 3000 Fl. a 
bezahlt. Der Churfuͤrſt wollte ihn in feine Dienſte hei 
men; van det Werf aber, der die Freiheit liebte, mach 
fih nur verbindlich fr einen. Gehalt von 4000 FL. fe 
Monate des Jahres für den Churfürften zu arbeiten 
Sch würde weitläufig werden muͤſſen, wenn ich alle di 
Geſchenke anführen wollte, die er an Silberzeug, Medail 
len, goldenen Ketten und Gelde erhielt, Indeſſen wa 
dieſe Freigebigkeit doch die Veranlaſſung, daß er in de 
Folge neun Monate für den Churfuͤrſten arbeitete, dei 
ihm- dafür 6000 Fl. bewiligte, und ihm noch Überbei 
alles zu hohen Preifen abfaufte, was er in den übrigen 
drei Monaten für fi) mahlte. Bu allen dieſen Bewei— 
fen der edelmuͤthigen Gefinnungen gegen ihn, fügte de 
Churfuͤrſt auch noch den hinzu, daß er feine und feiner 
Gattin Kamilie in den Adelftand erhob, ihn felbft zum 
Kitter machte, und ihm fein mit Brillanten ‚befegte 
Portrait fhenfte. Van der Werf war fortwährend fi 
fehr für den Churfuͤrſten beſchaͤftigt, daß, als ihn der 
Koͤnig Auguſt von Pohlen im Jahr 1710 a) in ſeiner 
Werkſtatt zu Rotterdam beſuchte, und einiges von ſei— 
ner Arbeit zu beſitzen wuͤnſchte, er ſich mit der Antwort 
entſchuldigte „ih kann Ew. Majeſtaͤt nichts verſprechen; 
meine Zeit gehoͤrt dem Chuͤrfuͤrſten“. Der Koͤnig ſchrieb 
darauf an den Churfuͤrſten, und dieſer machte ihm ein 
a) Im Jahr 1709 hatte ihn auch der Herzog von Braunſchweig⸗ 
Wolfenbüttel befuht, und, wie Descamps anführt, ‚nur mit 
Mühe eine Magdalena von ihm erhalten. Ich kann indeſſen 
verſichern, daß ein ſolches Gemaͤhlde in der Gallerie zu Salz⸗ 
thalum nicht vorhanden geweſen ift, wohl aber bewunderte 
man darin. einen Adam und. Eva von ihm. _ Vor Lo Fahren 
Tam auch fein Portrait dahin. Der Herzog beſchenkte die Frau 


van der Werf mit einer goldenen Repetir-Uhr, und‘ a mit 
‚feinem, mit Brillanten beſetzten Portraite. | 





















' in Deutſchland. J— 271 


—— mit zwei der fruͤhern Arbeiten unſeres Kuͤnſt⸗ 
ler sn der, a nr die von der Berfs in. ae 














u Kein Kunſtler hat wohl feine Arbeiten mit - ho ho: 
den ‚Summen bezahlt erhalten als van ber et Ich 
will —— Beiſpiele davon a Fu 


Ir inen Töchtern, twahrcheinfic — den ich in ven 
N Sahren 1770 bis 1780 im Landgraͤflichen SE: zu 
N Gaffel gefehen habe, für 4200 Fl. 

Nach dem Zode des Churfuͤrſten im Jahre — 
berfaufte er im fülgenden \ Sahre drei feiner Gemaͤhlde 
an den Grafen Czernin von Chadeniz für 10000 Fl. a), 
und im Sahre 1718 ein anderes, das Urtheil des Paris, 
fir 5000 Fl. an den Regenten; eine Flucht nach Egyp⸗ 
ten für 4000 Fl.; — dem Engländer, Ritter Page zehn 
Gemaͤhlde fuͤr 33000 Fl.; der ungerathene Sohn ward 
nach des Kuͤnſtlers Tode Für 5500 Fl. verkauft. 

I" Ungeachtet diefes außerorventlihen Getoinnftes, gab 
r doch nur wenig qus/ und batte nicht gern. viel Schů⸗ 


ehmich —— Bruder Peter van der Werf; Heinrich 
van Limborch, und Johann Chriſtian Sperling, der in 
—* Folge erſter Mahler des Markgrafen von Anſpach 
ward. 

2 Unausgeſetzt anhaltendes Arbeiten ſchwaͤchte ban der 
Dr Berfs Gefundgeit und war wohl die nächte Beranlaf- 
fung zum. Zode diefes berühmten Künftlers, der im 
Jahre 1722 erfolgte. Descamps liefert ein —5 
er — ſeiner Werke. F 


Nehmuch —* Urtheil des Paris fuͤr 5500 fl.5 eine heilige 
Familie für 2500 fi, und eine Magdalena für 2000 fl, 


SR 


X 


‘7 


kp Gefchichte der Dohlerei 


Ban ber Werf mahlte anfangs Pöttratte, vertiek 
iger diefe Gattung wieder und legte fi) auf die Hiſto— 
rienmahlerei im heroiſchen Style, nachdem er nur went 
ge Gegenftände in der Manier feiwer Mitbürger ge gemahlt 
hatte. An Vollendung und Feinheit uͤbertraf er alte 
anderen Mahler, doch Hat er aud einige große Sachen‘ 
gemahlt, die man vormals in Caſſel bewunderte. Sn 
der Zeichnung fehlte ihm die Kenntniß der Anatomie, 
und diefes war der Grund, daß er, um diefen Mangel 
zu verfteden, alle feine Figuren zu fett mahfte, Auch 
fehlt es, wegen der Feinheit und dem Muͤhſamen, das 
dieſe außerordentlich feine Ausarbeitung mit ſich bringt,’ 
- feinen Arbeiten an Feuer. Im Faltenwurf war er-Meis 
ſter; er ift groß und weit, und man fieht, daß er ihn 
nach der Natur fludierte. Im Golorit beſitzt er bie 
Kraft, und eine herrliche Harmonie, aber in der Färz 
bung des Fleiſches fült er zuweilen in die Farbe des’ 
Eifenbeins. Inzwifchen gehört van der Werf imnier 
unter die Zahl der ausgezeichnetften holl andiſchen Mah⸗ 
ler. Gegenwaͤrtig befindet ſich eine große Menge ſeiner 
Gemaͤhlde in Paris, und ein ſchoͤnes Portrait von vos 
ſteht im Mus. Fiorent. Tom. IV. p. 142. 


Peter van der Berf, r 
geb, 1665, geft. 1718. > 2 


war nur Nachahmer feines Bruders, der fich feiner ; zum 
Unlegen feiner Gemählde bediente. In der Nachahmung 
deſſelben hatte er es zu einem ſolchen Grade der Voll⸗ 
kommenheit gebracht, daß die Bilderhändfer haͤu fi ig ſei⸗ 
ne Arbeiten fuͤr Arbeiten Adrians, und die geringerem 
Arbeiten Adriang für feine Arbeiten ausgaben und v 

fauften. Originalität befaß er gewiß nicht. Seine Fleiſch⸗ 
farbe fallt auch in die Farbe des Eifenbeins. Er vers 

heira⸗ 





























in Deutſchland. 278 


heirathete ſich Kb Drarka Bosma nn ‚die fehr gut 
mahfte, aber die Kunft in der Folge wieder verließ. 

Heinrich von Limbord a) war 1680 im Haag. 
geboren, und flarb 17956 Er mar, ein Schüler von. 
en Brandon, Robert du und Ha Ad ian 


ſche aften und. Morttaie) und Ben eine —— 
lung an, in welcher ſich alle Werke Raphaels befanden, 
Sohann Ehriffian Sperling war. 1691 zu 
Halle in Sachſen geboren, und erhielt den erften Uns 
erricht don feinem Vater Deintih, der aus Hamburg 


Jahre 2710 als Hof- und CabinetSmahler an den 


Haubniß erhielt nach Notterdam zu gehen, wo er ſich 
der Leitung des Adrian van der Werf fo hingab, daß 
diefer ihn für feinen beſten Schuler erfannte. Nach mehs 
eren Jahren Fehrte er nach Anſpach zurüd, wo er im 


0/9 


— 1746 — — mahlte Dat, und geſchicht. 


Daͤniſhen Hofe, in der Duͤſſeldorfer Sallerfe, und in 

dem Gabinette des Grafen von Habfeld in Sälefien 

— Seine drei Soͤhne waren —— Kuͤnſt⸗ 

kr b). 

Zu van der Werfs Seit hatten fic) einigen Kuf er⸗ 

worben: 

J Dirk Dalens aus Amſterdam, Geb, äh, * 
1688, ein Schüler feines Vaters Wilhelm. Wegen der 

ÜRtiege, die fein Vaterland. beunruhigten, hielt er. ſich 

eine Zeitlang in Hamburg auf, war ein treffticher Künfts 

er, und ‚lae in der Blüthe feiner Jahre. 

—J 9 dArgensville nennt ihn faſhuch Julius en 

) S Bibliothek der fhönen Wiſſenſchaften T. V: p. 378. 


I Kiorillo, 37 Ih, 


Anfpacher Hof berufen, von weichem er nachher die Er: r 


| gebürtig war. Er ftubierte zuerfi in Leipzig, und ward . 9 


| 


RN 
9— 


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ü 


=? 9 Geſchichte der Ma eh 


fegte er feine Studien fort, und ließ ſich niemals im 


> an AN. 2 r 


9— IN 


















Y Michael Madderfieg aus Amfterdam, geb. 16; 
geft. 1709, war ber beſte Schuͤler von Ludwig Saktuyı 
fen und befaß gründliche Kenntniffe in der Schiffsbau- 
funft. Einen großen Theil feines Lebens brachte er am 
Hofe zu Berlin zu, wo aud noch a Arbeiten 
von ihm befindlich find. il 
Suftus van Huyſum, auch 1659 in Amfter: 
dam geboren, und 1716 geflorben, war Berghems Schüs 
ler und befchäftigte fih mit der Mabhlerei von Portrais 
ten, Hiftorien, Bataillen, Seeſtuͤcken und. Blumen, 
Sn allen diefen Gattungen war er fein mittelmößiger 
Künftterz in der Blumenmahlerei zeichnete er fich wirk— 
lib aus. Sein größter Ruhm war, der Lehrer feines 
Sohnes, Johann van Huyfum, gewefen zu feyn, der 
gewig in diefer Gattung der Mahlerei der größte Künfts 
ler gewefen ift, der bis auf unfere Zeit gelebt hats 
Ich behalte mir Yor, feiner Fünftig- an feinem Orte 
ruͤhmlich zu gedenken. 
Um eben dieſe Zeit zeichnete ſich in Antwerpen in 

ber Fruchtmahlerei N. Venendael aus, der mi 
dem Außerften Fleiße mahlte, und nähft den Werfen 
berühmter Meifter vorzüglich die Natur. ftudierte, —4— 
Aus Nicolaus Molenaers Schule erſchien Ni⸗ 
colaus Piemont, im Jahr 1669 zu Amſterdam ges 
boren. Bevor er in Molenaers Schule fam, war er 
eine Zeitlang Schuͤler von Martin Sragmükiin: Er 
übertraf feine beiden Lehrer in der Landfhaftsmahlereis 
und madte nod in Rom, wohin er gegangen war, 
große Fortfchritte. „Eine Heirath, die er dort mit einee 
Mirthin Schloß, bei welder er im Haufe wohnte, gab 
Beranlaffung, daß er in der Schilder-Bent den ſaty⸗ 
riſchen Beinamen Obgang (Erhebung) erhielt, weil er 
nehmlich aus einem geſchickten Mahler ſich zu einem 
Wirthe emporgefhwungen habe. Nichts deſtoweniger, 


in Deutſchland. 275 














mehrere Jahre bei ihr gewohnt hätte, ohne ihr das 
Geringſte zu bezahlen. Siebenzehn Jahre lebte er mit. 
Ei: ſehr zufrieden, und. begab ſich nad) ihrem Tode in 
fein Baterland zuruͤck, wo er fich wieder in eine Wittwe 
verliebte, fie heirathete, dann nad Vollenhoven z0g, 
I und Dafelbfi 1709 ſtarb⸗ 
Sein langer Aufenthalt im Stalien ift Urfache,. 
E Be man in feinem Baterlande beinahe nichts von fei- 
nen beften Arbeiten Sieht. Ale Figuren in feinen Land⸗ 
J—— ſind von anderen Kuͤnſtlern gemahlt, weil er 
ſelhſt fie nur fchlecht zu mahlen berfiand: — 


Arnold Houbraken, 
geb. 1660, geſt. — 





und erhielt wiſſenſchaftlichen Unterricht. Bei feiner aus: 
‚gezeichneten Neigung zur Mahlerei willigte fein Vater 
F ein, daß er Wilhelm Drillenburg’s a) undinächher Sacob 
J Lavecq's b) Schule befuchen. durfte, nad) deſſen kurz 
R Er erfolgtem Tode er zu Samuel Hoog-Straeten 
kam ce), deffen ich ſchon ehrenvoll gedacht habe. Nachdem 
ii er mit allgemeinem Beifalle fowohl mehrere Wortraite 
als Hiftorienftüde gemahlt hatte, bewogen ihn einige 
Sreinde, feinen Aufenthalt zu verändern, und fich in 
4 Amſterdam niederzulaſſen. Hier arbeitete er eine Men: 
ge Sachen für Buchhändler, und war eine kurze Zeit 
ud in N Da er in der Geſchichte und in 


u) &. 8. üi. p. 530, unter Abrah. Bloemaerts Schülern, 
=.» 8. was von ihm ps 157, bereits gejagt: iſt 
.e)8, ebend, P:. 150, 


BE . 5 : CH’ 


5 isthehaufe feben. Man behauptet, er babe biefe Frau 


Arnold war von ehrbarer Familie in Dort geboren, | 


ji 


hy 


Ro 
ED Geſchichte der Mahler Er 


freffliche Kenntniſſe beſaß, fo machte ibn biefeg Muth, 

die Gefchichte der Niederländifchen Mahler zu ſchreiben, 
zu welcher fein Sohn Jacob, ein geſchickter Kupferftes 
er, die Portraite verfertigte a), Das Werk hat fıberz 
haupt vie! Werth, befonders aber durch feine uͤberaus⸗ 
große Unpartheilichkeit. Houbraken theilte feine Zeit 
zwiſchen der Mahlerei und den Studien. Er war ein 


. guter Zeichner, und componirte mit Geift, aber fein Eos. 


lorit ift nicht natürlihd. Sein Faltenwurf ift in edler 
Manier gearbeitet, aber zu reich und zu voll; auch das 
Coſtuͤm kannte er genau, und fchmüdte die Hintergründe 
feine Gemählde mit fhöner Architectur. Ueberdem war 
er ein ſehr rechtliher Mann, deffen Lebensweife von 
mehreren gleichzeitigen Schriftftelern gelobt worden ift, 

Schr, verfchieden von ihm im Character, obwohl 


auch ein ſehr guter Mahler, Schriftſteller und Dichter, 
war 


Jacob Campo Weyermann, 


zu Breda im Jahre 1679 geboren und in der Folge ein 
Schuͤler von van de Leur und von Ferdinand van Keſſel. 
Wenn gleich feine Lebensbeſchreibungen der Niederlaͤndi— 
ſchen Mahler b) voll ſind von ſatyriſchen Beziehungen, 
und einer Menge falſcher Angaben; ſo verdienen ſie doch we— 
gen mehrerer intereſſanten Puncte geleſen zu werden. 


a) Dieſes ſchoͤne Werk hat den Titel: De — Schouburgh 
der Nederlantsche Konstschilders en Schilderessen etc, eto, 
door Arnold Houbraken Deel I— III, T’Amsterdam 1718, 
8vo. Die beiden eriten Bände erſchienen nod) unter feinen. 
Augen; der dritte aber exit nach feinem Tode. — 

b) Levensbeschryvingen der Nederlantschen Konstschilders 
en Schilderessen door Jacob Campo Weyermann. t’Gra- 

‚ wenhagen 1729. Vol. I. Ii. III. 1V. 4to, Descamps fagt im 
Avertiſſement des erſten Theils pag. X. von ihn: „Nous 
avons trois Volumes ın Quarto de Campo Weyermann, 
Peintre Hollandois. Il a rempli ses ecrits d’ordures, 
d’impietes et de -calomnies, ‘ 1 








| ' in Deutfhland. Re 


Das Werk if ie vielem Geift, und mit viel Gelehr⸗ 
famkeit, gefchrieben. Ich, uͤbergehe feine ſchlechten Strei⸗ 
che mit Stillſchweigen; er war ein wirklich ſchlechter 
Menſch: ich will aber doch bemerken, daß, nachdem er 
in feinen fatyrifhen und giftigen Schriften felbft das 
 holtändifche Staats-Miniſterium und die Oftindifche Com— 
pagnie angegriffen hatte, und dem Galgen entgangen 
mar, er im Sahr 1739 zu lebensiänglicher Gefangen— 
ſchaft auf eigene Koften verurtheilt worden, und au 
I darin 1747 geftorben if. Er hatte auch mehrere andere 
I Sachen gefchrieben, wovon jedoch der. größte Theil von 
Gerichtswegen verboten worden iſt. an Blumenmah— 
lerei beſaß er viel Talent. 

a Ein Zeitgenofje von Houbrafen, En ebenfalls ein 
| I Kae Künftler und a: war 









Bonaventura van Dverbief, 
geb. 1600, geft. 1706. 


Sein Geburtsort war Amflerdam, und er erhielt 
E von feinen reihen Eltern eine angemefjene Erziehung. 
an einer gelehrien Bildungsanftalt, wohin man ihn 
17 gebracht hatte, machte er zwar ſchnelle Fortſchritte in 
Sprachen, beſchaͤftigte ſich aber vorzuͤglich mit Zeichnen; 
und wenn man ſchon nicht weiß, wer ihn Darin unters 
richtete, fo ift es doch ſehr wahrſcheinlich, daß Laireſſe 
fein Lehrer war. Als er nah Nom gegangen war, er 
“ varb er ſich durch feine Kunſt viel Anfehen, und erhielt 
in der Schilder-Bent den Beinamen Romulus. : Erzeih- 
Bhete dort alles, was ihm vor Augen fam, und kaufte, 
da er. reich war, eine unzähiige Menge von Zeichnungen, 
 Gipsabdrüden, Modellen u. f. w., fo daß er bei feiner 
“ Ruͤckkehr nach Holland eines der vorzuglichften Gabinette 
beſaß, welches von allen feinen Freunden, und von al— 
len Künftlern bewundert, ‚befonderö aber von Laireſſe 


ur 


— Geſchichte der Mahlerei 


hingezogen fuͤhlte, und dadurch ſein genauer Freund 


- es, aber fein Körper war durch fein unordentliches Les 





benußt wurde, der ſich immer zum Studio. der Antike 


ward. So ſehr auch Overbéek das Vergnuͤgen liebte, 
ſo hinderte ihn doch die Liebe zu ſeiner Kunſt, ſich ihn 
ganz hinzugeben. Laireſſen's gefaͤhrliche Geſellſchaft ver⸗ 
anlaßte jedoch Overbéeken, wieder nach Rom zurüsfzureis 
fen. Er nahm einen Mahler, Namens Zrooft, mit das 
bin, der ihm eine Menge Alterthliimer copieren follre, 
unglüdlicher Weife aber in der Ziber beim Baden ertrank. 
Diefer Todesfall war für ihn ein fehr empfindlicher Fi 
Schlag, und er kehrte nach einem vierjaͤhrigen Aufent⸗ 
halte in Nom in fein Vaterland zuruͤck. Auf dieſer 
Reife begleitete ihn auf feine Koften der Miniaturmahz 
ler Chriftoph Le Blon. Um fi) alles zu verfchaffen, 
was feiner Sammlung noc fehlte, entfchloß er fih, nah 
einem kurzen Aufenthalte in Holland, zum dritten Male 
nach Rom zu reifen, wo er fi wieder zwei Fahre aufs 
hielt. Nach feiner Zuruͤckkunft wählte er fi den Haag 
zu feinem Aufenthalte, und ward dafelbft im Sahre 1685 
zum Mitgliede der Academie ernannt. Hier arbeitete 
er zwar mit vielem Eifer an der Bollendung feines Werz 


ben fo gefhwäcdt, daß er im Jahre 1706, im A6flen 
Sabre feines Alters ftarb, nachdem er feinen Neffen, 
Michael van Dverbeef zu feinem Erben ernannt, 
und ihm die nöthigen Verfügungen binterlaffen hatte. 
Sein Werk erfihien erfi nah feinem Tode im Sahre 
1709 a). Overbéeck war ein Mann von Geift und von 


a) Reliquiae antiquae urbis Romae, quarum singulas per- 
scrutatus est, ad vivum delineavit, dimensus est, d--' 
scripsit atque incidit Bonaventura & Overbecke; ou „Les 
Restes de l’ancienne-Rome par Bonaventure van Üver- 
beek. a Amsterdam 1709. gr. Fol. Tom. I. I. IM. 

Unter meinen Papieren finde id: ,‚Degli avanzi dell’ 
antica Roma, Opera postuma di Bonaveniura Overbeeke, 
Pittore Inglese etc. Aceresciuta da, Paolo Rolli, Patri- 


—— N 
in Deutfiland. | —— 


| gelehrſamkeit, ein frefflicher Zeichner, und ein guter 
diftorienmapfer. Sein Berk verdient auch jegt die 
größte Achtung a). er RR 
Um eben diefe Zeit thaten fich hervor: $ 
u: Bodekker, geboren 1660 im Bisthum Cleve, und 
a gefforben 1727, lernte von feinem Vater die Muſik, er⸗ 
ab fi) aber ganz der, Mahlerei und ward ein Schüler 
er n Sohann de Baen. Er war ein trefflicher Portrait⸗ 
mahler. 
7 Sacob van der Sluis, 1660 in Leyden gebo⸗ 
ven, und 1736 geftorben, war zuerft bei Ari de Voys, 
dann in Slingelandt3 Schule, und mahlte haupffächlic 
meisannsfide, nehmlich Gefellfchaften, Spiele, Tee 
fie u. ſ. w. Sn feiner Zeichnung ift feine Feinheit, 
"aber alle feine Figuren haben fröhliche Sefichter. 
Noch ein anderer Schüler von Slingelandt war 
Johann Filius, zu Herzogenbuſch geboren. Er 
ahmte feinem Meiſter in Darſtellung galanter Gegen⸗ 
fuͤnde nach, und zeichnete vorzuͤglich geſchmackvoll. 
Von allen dieſen Kuͤnſtlern war 


| Beter Brendel 

IE ein Zeitgenoffe. Er wurde 1660 in Drag geboren, und 
war ein Schuler von Johann Schröter b). Biele fei- 
ner Gemählde zieren die Kirchen von Prag und Bres: 
lau. Er ſtarb im größten Elende 1759 zu Kuttenburg. 
— Caspar Jacob van Opſtal aus Antwerpen, 
RN war um dieſe Zeit ein waderer Hifforienmahler von gu= 










Ä 210 —— In Londra 1739. — Les Restes de Vancien- 
me Rome, recherch&s etc. etc. et graves par feu Bona- 
venture d’Overbeek etc. imprimes aux depens de Michel 
@’Overbeeke. A la Haye chez Pierre Gosse, ‚1763. 


a) ©, Paquot Memoires T. I. p. 338. 


- db) Diefer war Kaiferliber Hofmahler und Aufſeher uͤber die 
Kunſt⸗Gallerie zu Prag, 


‚ 280 Geſchichte der Mahlerei mi 


‚ter Gompofition, richtiger Zeichnung und hertlichem GB: 


Director der Mahler: Academie ernannt. Man behaup= 








lorit. Außer vielen Altarblättern, die er in feinem V a⸗ 
terlande mahlte, lobt man auch vorzuͤglich ſeine Copie 
von Rubens großer Kreutzes-Abnahme in der Kirche 
Unſerer lieben Frauen zu Antwerpen. Dieſe Copie war 
1704 fuͤr den Marſchall von Villeroy beſtellt, und kam 
nach Frankreich. Aus einem Portraite im Saale der 
Maͤhler-Academie zu Antwerpen läßt ſich ſchließen, daß 
Opſtal auch in diefer Gattung der Mahlerei fehr ges 
ſchickt war. 

Mit ihm faft zu gleicher Zeit wurden feine Lands: 
leute. Eonftantin Stand, Gottfried Maes, und 
Ferdinand van Keffel geboren. 

Srands Geburtsjahr ift das. Jahr 1660. Er —— 
aus einer Familie ab, welche eine Menge Kuͤnſtler herz 
vorgebracht hat. Bon feinen Lehrern und Studien ift 
nichts bekannt; wohl aber, daß er felbft im Jahre 1695 
Director der Mahler: Academie in Antwerpen gewefen 
fey. Bataillenmablerei war feine Hauptfadhe, Figus J 
ren und Pferde zeichnete er fehr gut, inzwifchen iſt er 
doch zuweilen etwas kalt und troden. Eine feiner ges 
lungenften Arbeiten ift die Belagerung von Namur un— 
ter Wilhelm HI. von England, worin fich ſchoͤne Porz 
traite, fowohl des Königs als einiger Generale befinden, 

Gottfried Maes war ein Schuͤler ſeines gleichen 
Namen mit ihm fuͤhrenden Vaters, von welchem nichts 
weiter bekannt iſt. Aus den Arbeiten des Sohnes geht 
hervor, daß er fih nach guten Muftern gebildet habe. 
Er arbeitete viel für die Fabrik der Arazzi, die" 
damahls in Brüffel betrieben wurde, und befon- 
ders lobt man unter diefen feinen Arbeiten die ‚‚vier 
Welttheile“. Er mahlte auch mehrere Altarblätter von‘ 
vorzüglihem Werthe. Im Sahre 1662 ward er zum 


tet, er habe feinen Sty! nach Peter van Gortona, und 


















h rap van Ah der ein lebe 
U Vaters Johann van Keffels war, mahlte fehr ſchoͤn 
I &hiere, Vögel, Fiſche, Blumen u, f. w. und, war bes 
fonders für den König von Pohlen Sobiesty, und für 
| den Pallaft Wilhelm II. zu Breda befihäftigt. Ein Neffe 
| und Schuͤler von ihm zeigte großes Talent für Darftel- 
| Iungen in der Manier von Teniers und Dftade., 

N Vromans, den man gewöhnlid,den Schlan- 
enmahler nennt, war 1660 geboren, Seine mit gro: 
er Vollkommenheit gearbeiteten Gemählde beflehen in 
ſchoͤnen Pflanzen, mit Fröfchen, Mäufen, Raupen, Spin 
en, Bogelneftern, Schlangen, ze. Weyermann erzählt 
Tom, III. pag. 260. von ihm, daß er ein Schhiler des 
jeruhmten Htto Marcellis gewefen, und im 36ſten 
Jahre feines Alters Mönch geworben fey. Descamps 
"Tom. HI. pag. 16. giebt ihm Schuld, daß er zu den 
Thoren gehört habe, die ſich mit Erfindung von Mafchi= - 
| nen zum. Sliegen abgaben, und daß er bei dem erſten 
Verſuche die Beine gebrochen habe a). 

0 Sohann Brandenberg, ein Sohn bes 1688 | 
eftorbenen Thomas Brandenberg, war 1660 in Zug 
11) geboren und lernte die Kunft bei feinem eben genannten 
N Vater. Um diefe Zeit hatte fih der Sohn ſchon einen 
hi ruhmlichen Namen erworben und gieng mit dem Gras _ 
fen Ferrari nah Mantua, wo er ſich duch die Werke 
es unſterblichen Sulio Romano noch mehr in der Zeich— 
Bruns ausbildete, Er durdreifte ganz Stalien, ließ ſich 
| darauf An der Schweiß nieder, wo er Vieles für Kirchen 


nn) Nicht allein der berühmte Leonardo da Bine, fondern auch 
viele andere Künftler, haben fich mit der Kunft zu fliegen be= 
ſchaftigt, und mande darunter, die, mit der Theorie allein 
I nicht zufrieden, ihre Unterfuhungen, auch practif ausüben 
|. wollten, Hals und Beine dabei gebrochen. &, Conca T. IH, 
7. p. 36. und Publ, Virgilii Maronis Opp. ed. J. L. de la 
Be Gerda. Tom. il. Aeneidos lib. VI. pag. 603, 





OR. Geſchchte der Malte ei; r Ei: 


und fir Andere mahlte und beſchloß fein‘ Leben in 
Sahre 1729, | A 

Um eben diefe Zeit lebten drei Künftter, welche 
meiſtens in Gemeinfchaft arbeiteten, nehmlich — 
wyns, Franz Baut, und Du Pont. 

Anton Franz Boudewyns war ein treficha 
Landſchaftsmahler, und hi aus Brüffel BEDUeNB ge 2 
fen feyn. 3 

dranz Baut befaß ein — —————— Talent, — 
ſchoͤn gezeichnete, und herrlich colorirte Figuren voll 
Geiſt zu mahlen, womit er Boudewyns Landſchaften 
ausſchmuͤckte, ſo wie auch Baut nichts gemahlt hat, 
worin der Hintergrund nicht von ſeinem Freunde Bou⸗ 
dewyns verfertigt worden waͤre. 

Du Pont, genannt Pointié, mahlte ſchoͤne Ans. 
chitectur, die durch die licblichen Figuren Bauts noch 
mehr. verfhönert ward. Kurz, diefe drei Künftler-ars # 
beiteten ungertrennlich mit einander. Bon feinem iſt 
das Todesjahr befannt. 
Ich hätte ſchon fruͤher des Karl Fabritius ges 
denken muͤſſen, welcher 1624 in Deift geboren, und J 
1654 geſtorben iſt. Er war Portrait- und Hiſtorien⸗ 
mahler. Unter den Kunſtſachen, welche die franzoͤſiſche 
Armee im Jahr 1806 zufammenraffte, befindet fih auch 
ein Schönes Bild dieſes Meifters, den heiligen Petrus 
vorftillend, wie er die ganze Familie des römifchen Gens 
turio Cornelius in Gefarea, der ihn in fein Haus ein⸗ 
geladen hatte, und die ſich bei feinem Eintritte in dafs. 
felbe vor ihm niederwirft, fegnet (AUpoftelgefh. X.) Die 
ganze Familie ift hollandifh. Das Bild enthält viele 
Schönheiten, undwenn man auch behauptet, daß die Pers 
ſpective des Fußbodens fehlerhaft fey, indem ein zu hoher 
Gefihtöpunct angenommen ift, fo läßt fich doc auch fa= 
gen, daß ſich vielleicht die Farben verändert und dadurch 
die Wirkung der Abftufung- gehindert haben, Die Liz 









in Deutſchland 285 


r⸗ Perſpectiv iſt vortreffuich beobachtet, und wenn die 
ren die Flaͤche nicht in zwei Theile theilten, oder 
n nur eine einzige Stelle darin wäre, in der die 
e ununterbrochen fortliefe; fo würde man meine 
rtheilung noch. beffer verſtehen Fönnen. Auffer dem, 
Weyermann Tom. IH, pag. 178. von ihm berid= - 
Jeet, erzählt uns Houbrafen Tom. III. pag. 337. das 
traurige Ende diefes Künftlers, der bei dem. Auffliegen 
"eines Dulvermagazins, wodurch alle nabhgelegene Haͤuſer 
beſchaͤdigt wurden, mit allen Seinigen das Leben verlor. 
Arnold Bon hat auf diefe traurige Begebenheit ein Elei= 
nes Gedicht gemacht, das fi bei Houbraken findet. 
Sch übergehe nun die beiden Brüder Tyſſens, wos 
don der eine fehr ſchoͤne Tropharen, befonders aber Ge- 
Pflügel mahlte, in Dienfte des Churfürften von der Pfalz 
trat, und den Auftrag erhielt, für die eben damals er— 
richtete Bilder-Gallerie Gemaͤhlde in Brabant aufzu⸗ 
| |Raufen: fo wie auh N. Pauly a) in Antwerpen 1660 
(geboren, der ein vortreffliher Miniatur: Mahler war, . 
und Sofeph Werners Manier nachahmte; und endlich 
bie Brüder Bigor und Wilhelm van Heede, welde 
an mehreren. Höfen mit großem Beifalle arbeiteteng | 
En Be mic) nun zu 3 





















Gregor Se | 
geb. 1661, ‚get. 1691. 


Rs war in Bafel geboren, und der Sohn eines 
 gefchieten Goldfchmiedes, bei welchem er Gelegenheit 
"fand, fi aufs Zeichnen zu legen. Da er viele Anla> 

gen dazu zeigte, brachte man ihn zu Caspar Meyer: 
; er gieng aber ſchon in feinem 17ten Jahre nach Paris, 


BT 


i u a) ©, Triller gedenkt in feinen Gedichten B. II. p. 332. einer 
a von ihm, und nennt ihn Paulli, 


/ 


*4 


284 Geſchichte der Mahlerei 


und warb ©. Le Brun's Schüler, der damals gerade 
mit einer- Menge Arbeiten in Berfailles befhärtigt war) 

und ihn als feinen Gehuͤlfen gebrauchte, Diefe Aus⸗ 
zeichnung zog ihm viel Feindſchaften zu. Nachdem ihm 
die erſten Preiſe der Academie zuerkannt worden waren, 
gieng er in fein Vaterland zuruͤck, und wuͤrde dort bei— 
feinem fanften Character, der ibm täglich.neue Freunde 
erwarb, ein ſehr glüdliches Leben geführt haben, went 
ihn nicht ein. früher Tod in der Blüthe feiner Jahre 
hinweggerafft haͤtte. 

Zu Knellers Schuͤlern rechnet man auch Zohan 
de Bockhorſt, 1661 zu Deutefom geboren. Er Fam, 
jung nach London in Knellers Schule, und arbeitete 
viel. für Lord -Pembrofe, ſowohl Portraite als Hiſto⸗ 
rien, und Bataillen. ‚Bon London gieng er an den Bere 
liner Hof, und flarb im Fahre 1724. Im Steiicen) 
hat er. eine Menge Portraite gemablt. 

Eines anderen Johann van Bodhorft ift ſchon an 
einem anderen Orte gedacht worden a), 

Wir baben bereit5 von mehreren, Künftlern mit Nas. 
men Ravenfieyn gehandelt, Nicolaus Ravenfteyn,: 
von welchem ich jest reden will, war 1661 in Bommel 
geboren. Sein Vater war Heinrich Ravenfteyn, ein ges. 
fhieter Mahler, der aber jung farb. Nicolaus ward 
noch 1672 nad) dem Haay zu Wilhelm Doudyns, und 
nachher in Johann de Baens Schule gebracht. An meh- 
reren deuffchen Höfen, befonders am Waldedifchen, arz 
beitete er als ein geſchickter Mahler mit vielem Bei— 
falle, und gab fih auch mit Hiftorienmablerei ab, Sein 
Tod erfolgte 2750 in feinem ögften Lebensjahre. \ 

N. 5— 1661 zu Antwerpen geboren, kam 
jung had Rom, wo feine Arbeiten vielen Beifall fane 
den. Wegen feiner großen Nafe erhielt er in der Bi 




















a) Siehe pag. ı%1. 








di: Gefellchaft den Beinamen „Nußbrecher”, Wahr⸗ 
ſche inlich wuͤrde er Italien nicht wieder verlaſſen ha⸗ 


— lebte, zur Ruͤckkehr bewogen haͤtte. Mit der herzlich⸗ 
ſten — 5 ward es num feine vorzuͤglichſte Sorge, die— 


| x ſelbſt Sehr geehrt: Sein Tod fällt in das Jahr 1710, 
4 — Nikolaus Hooft ward 1664 von guter damis 
) lie im Haag geboren. Bei feiner leidenſchaftlichen Neiz 
Jens 1 Maplerei wurden erft Daniel a und 


Ihr nike bei feiner Emſigkeit im Arb iten unglaubt iR 


' Fortfohritte. Obwohl er nad) dem Zode feines Vaters 2 


) viel Vermoͤgen geerbt hatte, ſetzte er die Mahlerei zu 
feinem Vergnügen fort, und vereinigte damit eine Lieb: 
baberei fuͤr die Jagd und den Fiſchfang. Auch er war 
zum Director der Mahler-Academie ernannt worden, 


Ih ‚führte en gluͤckliches Leben, und flarb 1748. Seine. 
IB ift fehr correft, und feine Lanbfyaften fan- 


IB en — Beifall. 
Sn eben dem Jahre (1664) ward Johann An— 
| ton van der Lespe zu Brüffel geboren a). Seine 
Eltern hatten diefen Ort wegen der Kriegsunruhen ver- 
laſſen, und ihm eine ihrem angeſehenen Stande (ſie 
waren von Adel) und ihrem Vermoͤgen angemeſſene Er— 
ehung gegeben: da er ſchwaͤchlich, und der einzige 
| Sproͤßling ſeiner Familie war, und da man es ungern 





feine Fortſchritte. Man erlaubte ihm nicht nad) Sta: 
lien zu. reifen, und verheirathete ihn ſchon im_ıoten 
Jahre. Alles diefes hielt ihn indeffen nicht ab, zum 
Theil wenigftens feiner Neigung zu leben, und er vers 
k — mehrere ſehr ſchoͤne Arbeiten in der a“ 


a) Sein Vater Sieg auch Johann Anton, 


Be lDeihfehlans.. * 285 


) ‚ben, wenn ibn nicht. das Elend, in welchem fein Vater - 


Fr beizuftehen. Seine Arbeiten wurden fehr geachtet, . 


E ſahe, daß er ſich ernſtlich beſchaͤftigte, ſo hinderte dieſes 


286 - Geſchichte der Mahlerei 


— 


Zzaͤhliche Menge Liebhaber, die feine Arbeiten zu haben 


Seine Landſchaften gleichen häufig den Landſchaf e 


ganz verließ. Er war einer der Vorſteher der Academie 



















mahlerei. Sein Arbeits zimmer war eine wahre Ver 
fammlung von Gelehrten, denn nur diefe Allein hatten 
Zutritt zu ihm. Er ſtarb ſehr geehrt im Jahre 1720M 


Pouſſins. Die darin befindlichen Figuren find entwe 
der von Marfus van Douvenede, oder von N. Kerk 
hove, zuweilen auch von einem Liebhaber, Kamond. E 

Matthias Meele war 1664 geboren, und gieng 
nachdem er feine erften Studien im Haag vollendet hatll 
te, als Peter Lely’s Schhler nach London. Nach einem 
mehrjährigen Aufenthalte dafelbft kehrte er in fein Ba: | 
terland, zurück, wo et mit glüdlichem Erfolge Portraitell 
mahlte, aber in Zolge einer reichen Heirath die Kunſt 


im Haag, und flarb 1714 a) 


Victor Honorius Sanffens, 
geb. 1664, geſt. 1759; 


gehört zu den guten Kuͤnſtlern Bruͤſſels. Sieben Sahrefl! 
verlebte er bei Volders als deffen Schüler, und lie alle 
feine Mitfchüler weit hinter fih zurüd, Als fein Ru 
fih verbreitet hatte, Fam er in Dienfte des Herzogs 
von Hollftein, und erhielt, als er nad) einigen an def 
fen Hofe verlebten Jahren nah Stalien reifen wollte, 
von dieſem gütigen Fuͤrſten ein Gefchenf von 1600 fl., 
womit er nicht nur diefe Neife unternehmen, fondern 
auch mit Bequemlichkeit einige Zeit in Rom leben konn⸗ 
te. Hier findierte er die Werke Raphaels und die Anz 
tife, mahlte Figuren in Tempeſta's Landfchaften, ahmte 
Abani’5 Werke im Kleinen nah, und fand eine uns 


wuͤnſchten. Nach feiner Zuruͤckkunft nach Brüffel ver: 


a) Man fehe was ich von ihm in der Gef, d, 8, in England 
Band V. p. 428. gefagt habe, 


2 Deurhfand. *8 


deirathete er fich mit einer Demoifelle Potter, mit der 
er eilf Kinder zeugte, und ward eben durch feine zahl: 
zeiche Kamilie veranlaßt, die Mahlerei im Kleinen auf: 
zugeben , und die bequemere und einträglichere Mahle— 
ei ei im Großen wieder anzufangen. Diefe feine größes 
en Arbeiten zieren mehrere Kirchen und Palläfte. Ges 

Ä ‚gen das Sahr 1718 ernannte ihn der Katfer zu feinen - 
J— und er reiſte dieſem Rufe zu —— nach a, 













ehdfehrte, und im Zahre 1739 dafelbft fein Babe be 
I forog. As Künftler befaß er viel Talente, viele Reich: 
N tigkeit im Erfinden und Ausführen, eine richtige Zeich— 
nung mit fehönen Formen in den Gefidtern vereinigt, 
j war. aber im Colorit etwas hart. Seine Arbeiten hat 
Descamps Tom. IV. pag. 62. ausführlich verzeichnet. 

I Ein Schhler von Verendael war N. Morel, der 
; in Antwerpen geboren feyn fol. Er folgte der Manier 
| feines Meifters in der FSrudt- und Blumenmablerei, 
ließ fi in der Folge in Brüffel nieder, und ift auch 
| geſtorben. Seine Arbeiten gehoͤren zu den beſten 


| berühmten Blumenmahler, babe ich fihon umftändlich 
I in meiner Geſchichte der Kunft in England gehandelt b), 
I wo auch feiner Brüder gedacht ift. 

| —* Von den beiden Brüdern Eduard und Simon 


R a) Meyermann Tom. 111. pag. 1406. befchreibt in feiner geift- 
— reichen und ſatyriſchen Manier einen Kuͤnſtler, den er Ano⸗ 
nymus nennt. Als er nehmlich mit dem berühmten Blumen: 
mahler Morel auf dem Markte zu Brüffel fpasieren gieng, 
7. bemerkte er eine zerlumpte und wahrhaft Lächerlihe Figur, 
I 2 und erfuhr, daß es ein berühmter Zeichner fey, der mit La 
Fage verglichen werde, Dann folgt die Befkhreibung der Ge— 
- Kalt, der Kleidung u. ſ. w. Ich glaube aber, dab es ein 
erdichteteer Namen iſt. ; 


'b) ©, Tom, V,p. 423, 436— 438. 


= Bon Simon Berelet oder — einem 


988 n | Geſchichte der Dhteri 


Dubois aus Antwerpen, ift nachzuleſen, was id on, 
daſelbſt pag. 601. darüber gefagt habes 


Joachim Franz Beich, | ER | 
zu Ravensburg in Schwaben geboren, erhielt den erſten 
Unterricht von feinem Vater, einem Geometer, der zu ® 
feinem Bergnügen mahlte. Der Sohn ward von feinem Mh 
umfafjfenden Genie fo fehnell vorwärts getrieben, daß 
ihn der Baprifhe Hof gebrauchte, um bie Schlacht zu 
mahlen, bei welcher der Churfuͤrſt Maximilian Emanuel 
in Ungarn gegenwaͤrtig geweſen war, und die jetzt inf 
Schleißheim aufbewahrt wird. Er machte eine Reife #; 
nach Stalien, und ward dort fehr geachtet. Bon Mann— 
lih a) fagt von ihm: „alle Wallfahrtsorte in Bayern! 
mit ihren herrlichen Ausfichten find von ihm auf dem 
Muͤnchneriſchen Bürger: Saale abgebildet.‘ Auch in der 
dortigen Galerie find mehrere Bilder von ihm. Er farb, F 

1748 zu München. Sn feinen Landfchaften mahlte er 
beinahe in der Manier von Pouffin und Salvator Roſa, 
und tokkirte ſeine Figuren ſehr ſchoͤn. Er aͤzte auch mit 

Geſchmack in Kupfer. 

Unter Adrian van Oſtade's Schülern zeichnete ſich 
vorzuͤglich Cornelius du Sart aus, der 1665 in 
Harlem geboren war, nach der Natur ftudierte, und mit 
der größten Vollkommenheit Landleute in ihren Spie⸗ 
len, Streitigkeiten und Vergnuͤgungen darzuſtellen ver⸗ 
ſtand, wobei ihm ſein außerdentliches Gedaͤchtniß zu 
ılfe Fam, mit welchem er fich einmal gefehene Gegen e 
ftande als wirklich gegenwärtig vorftellen Fonnte. Er 
ftarb plöslich im Fahre 1704, beinahe zu gleicher Zeit 
mit feinem Freunde Adam Dingemanns, mit dem er. 

aud) in ein und derfelben Kirche beerdigt ward." 
Für 








F 


a) Beſchreibung der Gallerie in Münden pag. 17. 


in Deutſchland ·89 


| Des feine: Gemahlde wählte. er dieſelben Gegenftän- 

h. ale Oſtade, und flelte fie edler, Fraftiger, und geift- 
voller dar, als fein Meifter, obwohl fein Colorit nicht 

die masiiie, Wirkung thut, als das Eolorit ſeines Mei⸗ 
ſers 
















m Ein Beitgenoffe und Schwager. won du. Sart war. 
N Sodann van der Meer, der nach dem Tode feines 
Vaters Johann, deſſen ſchon gedacht iſt, ein Schuͤler 
won: Nicolaus Berghem ward, und ſich unter feinen. bez 
fen Schülern auszeichnet, Er mahlte in einer ſehr 
bubſchen Manier Landſchaften, und. Thierſtuͤcke. Man 
behauptet, daß er: liederlich gelebt habe, und. im Elende 
| geftotben fey, ohne jedoch Das Jahr feines Todes ans 


| in veranftaltete ihm ein ſehr glaͤnzendes Begraͤbniß, zu 
welchem ſie alle ſeine Verwandten eingeladen hatte, und 
derſchwand, während dieſe der Leiche folgten, mit dem 
I: Beften was noch im Haufe war. Jene fanden. nad) ihe 
Pizer Burtfunft das Haus ‘leer, und ‚waren. ‚gewöthigt 
Bi Koſten zu bezahlen, / 
‚Einige feiner. Gemaͤhlde ſind mit: einer foldhen Eile, 
und folder Nachlaͤſſigkeit gemahlt, daß man darin ſei⸗ 
| nen Dinfel gar ‚nicht wieder erfennt; andere: verdlenen 
einen. ausgezeichneten Platz in jedem Gebinetier i | 
Ki ‚Unbekannt iſt das Geburts: und Zodesjahr ‘vor 
M Sohann van der Meer dem Jüngeren. Baͤrtſch ſagt 
don ihm Vol. J. pag. 251. daß er nur zwei ſehr felten 
Br Kupferſtiche mit Schaafheerden geſtochen ha⸗ 
be, unter welchen ſteht = vw, der Meer de. ‚Jonge f. 
N 2685. ir | 
1 Einen ehr Gerfihmten 2 in ber Bateilenmats 
| derei an ſich 


7 


Sirio, Sb N RN 


1: ühren zu koͤnnen. ‚Wie dem auch ſeyn mag, feine Gate 5 
















| 200 Geſchichte der Mohlerei 


Georg Philipp Rugendas I, 
geb. 1666, geſt. 1742. 


Rugendas war ein geborner Augsburger, und ein h 
Schüler des a —— Se Bilden vi 


der: Bent aufnehmen zu laffen. Man — ihm — 
den Beinamen Schild, als Anſpielung auf ſeine Krie e⸗ 
ger. Die Arbeiten von Bourguignon, Lemske und Tem— 
peſta machten ſeine Studien aus; nach ſeiner Ruͤckkehr 
ins Vaterland hatte er nach einer achtjaͤhrigen Abwefen a‘ 
heit im Sahre 1703, als Augsburg belagert ward, und Äh 
er bei diefer Gelegenheit alle feine Haabe verlor, Gele: 
genheit, das Unglüd des Kriegs jeden Augenblid ken⸗ 
nen zu lernen. u 
Nugendas mahlte einen großen Theil feiner Geh 
mählde mit der linken Hand, da er in einer Krankheit 
heit auf — Jahre den Gebrauch der rechten verlos | 
ven hatte. Sm Jahre 1710 ward er zum Director J 
Augsburger Mahler⸗ = Academie ernannt. 4 


4) Rugendas hatte mehrere Söhne und Neffen, ‚von welchen ei⸗ 
ge mahlten, andere ſich vorzuͤglich durch Kupferſtechen auss 
zeichneten. 3m 

Georg Philipp Rugendas, 
geb, —1 geft, 1742, 


"Beorg Philipp, Chriſtian. Jeremias Gottlob. 
geb, 1701, geſt. 1774. geb. 1706, geſt. 1781. geb, 1710, geft, 1772. 
| 


Georg Lorenz. Philipp Sehaftians Ä 05. Loren 
/ geb, 1775, gell, — 


Ss 


in Deutfchland. 291 


EEE 
Yon Joh. Caspar Fuͤßly zugleih mit dem Leben des 
Fohann Kopetzky befonders herausgegebene Lebensbe⸗ 
chreibung a), als auch auf feine Biographie in Des— 
"Zamps Tom. IV. pag. 76, und vorzüglich auf den 2ten 
heil des Fuͤßlyſchen aoler das fehr ausführlich von 
hm handelt. 
Außerdem daß alte deutfche Gemählbe- Sammlum 
ren Arbeiten von ihm befigen, befinden ſich aud in als 
en Kupferfiih- Sammlungen eine Menge von ihm felbit, 
nd von feinen Söhnen und Neffen geſtochener Kupfer: 
Blätter. | 
Rugendas ſtarb im Jahre 1742, allgemein aetiebt 
ind bedauert wegen ſeiner Talente, und wegen ande 
— edlichen Gemuͤths. — 
MNur mit wenigen Worten will ih des N. van 
Schoor gedenken, der 1666 in Antwerpen geboren, und 
roͤßtentheils mit der Verferfigung von. Cartons für die 
lrazziſchen Fabriken in Brůſſel und EN beſchaͤf⸗ 
Zigt war. 
| Um eben dieje Zeit lebte 


N Edee m a, 


eſſen — Friesland feyn fol. Er war in Su- 

k inam ‚ und darauf in den englifch: ameriFanifchen Co⸗ 
onien, wo er Gegenden, Inſecten, Pflanzen meiſter⸗ 
aft zeichnete, und reich geworden ſeyn wuͤrde, wenn 
hn ſchlechter Umgang und Liebe zum Trunk nicht ins 
FRerderben gebracht hätten. Ich zweifle nicht, daß er 
erſelbe Kuͤnſtler iſt, deſſen ich unter dem Namen Ger⸗ 
ard Edema in meiner Geſchichte der Mahlerei in 
England — 5 gedacht habe by. 























a) Sohanh Caspar Zul EN aa, Philipp Bugenbae unb 
Zohann Kopetzky. Züch 1758, 


| b) ©, Tom. V. pag. 457. u, — 


J2 


292 Gefchichte der, Mahler 
' rn daffelbe FR ber Sitveigtei und des Zun ui 
war auch J 


Sttmar erliger 


gefallen, der im Jahre 1666 in Hamburg geboren, u 
zuerfi von feinem Vater unterrichtet, in Michael van 
Musfchers Schule zu Amſterdam gebildet worden if 
Die Bekanntſchaft mit Laireſſe's Werken veranlaßte ihn, 
1686 zu dieſer Schule uͤberzugehen, worin er feinen Mei⸗ 
ſter in Allem nachzuahmen fuchte, und es auch in eis, 
nem Sabre dahin brachte, daß er mit Geift und Kennt⸗ 
niß componirte. Fuͤr den Churfuͤrſten von Mainz hat 
er zwei große Gemaͤhlde verfertigt, nehmlich den Top 
Alexanders, und die Hochzeit des Peleus und der The⸗ 
tis. In der Folge arbeitete er viel zur Verſchoͤnerung 
typographiſcher Werke, und machte eine Menge Eleinerih 
Gemählde. Mit feinem liederlichen Lebenswandel wur⸗ 
den auch ſeine Arbeiten unter aller Kritik ſchlecht. Des— 
camps ſagt mit Recht: das Genie vertrage fih nicht mit— 
einem ausſchweifenden Leben. Elliger ſtarb 1752. 
Albert van Spiers trat aus Wilhelm von In⸗ 
gen's Schule hervor. Er war 3666 in Amſterdam ge⸗ 
boren. Nachdem er fi ſchon gebildet hatte, reiſte er 
nach Rom, wo er die Werke Raphaels, Julius Roma⸗ 
no's und Dominichind' s ſtudierte, und in die Schilder⸗ 
Bent, und zwar wegen feines großen und hageren 
Körpers, unter dem Beinahmen „Pyramide aufge⸗ 
nommen ward. In Venedig ſtudirte er vorzuͤglich Paul 
Veroneſe's Arbeiten, reiſte 1697 ins Vaterland zuruͤck 
und mahlte in Amſterdam Plafonds und Zimmer: Verf 
zierungen. Die große Anftrengung mit welcher er at: 
beitete, fchwächte feine Gefundheit fo fehr, daß er 1718 
flarb, Er hatte immer die Natur und bie Meifter v vor 
Augen, nach welchen er fich ie hatte. 



















49 je Er ‚Heincic Bettegoutd 













‚eorrecteften Zeichnung, man in mehreren. Niederländiz 
ſchen Städten, Antwerpen, Löwen, Brügge u. ſ. w. 
il (bewundert. Das Jahr feines Zodes ift unbekannt. Er 
1 "hinterließ. einen Sohn, welcher wahrfcheinlic der Jo— 


hann Baptift ‚Herregouts ift, deſſen Weyermann a) 


j gedenkt. Descamps b) giebt Nachricht von mehreren 
ee: fowohl des, Vaters, als des Bee. 


er — ge A 


 Sbwoht von Boͤhmiſchen Kuͤnſtlern nur wenige 
7 vorhanden ſind; ſo will ich 290 wenigſten⸗ 
I von einigen derſelben reden. 

Karl Skreta, den Descamps faͤlſchlich — 
fe ‚Greeten, und Cornelius de Bie Carolus Creten nennt, 
war 1604 in Prag geboren, und iſt 1674 geftorben. 
Er war ein RD, von ——— Baur, mit welchen? 


W 


eur, und fein Talent die Meifter nachzuahmen, die e® 
in Stalien ftudiert hatte, war merkwürdig, Man ehrte 


er Kaifer Ferdinand III. erhob ihn in, den Abelftand, 


Er ſtarb 1674, und hinterließ. einen Sohn, welcher eben= 
| "a Kunſtler ware Sein Leben iſt von. NPelzel d) aus⸗ 


4 Tom. IM. p. 337. 
Mb) Tom. IV. pP..." \ ME 9 
ec) Tom. II. p. 365. 


ler, Band I. p. ıQ 


ER 


7 


in Deutffand. — #* 


—4— ————— von alien a und. von: ee. 


i ine Vortraite und feine. Sandfhaften Biel Beifall fan 

Alben. - In der Schilder -Bent hieß er Espadron. Er 

tlaeichnete fehe ſchoͤn; feine Bewegungen haben viel Na 
N 


ihn, fehr bei. feiner Zuruͤckkunft in fein Baterland, und, 


nd) Abbildungen. een und mihricher ohnn und Kuͤnſt⸗ 


N Kloffe, Johann Spindler und Kranz Paling aus. 


29% Geſchichte der Mahlerei 


fahrlich beſchrieben, und eine Menge ſeiner öffentlichen f 
Arbeiten angegeben, die man in Prag bewunde t. Un⸗ 
ter mehreren feiner Schuͤler zeichneten ſich art e 

















SE 
Anton Eublinsfy, zu Leſchnitz in Schlefien ges 
boren, ſtudierte in Prag, ward Doctor der Philofophie, 
und es ift wahrfcheinlih, daB er zu gleicher Zeit bei 
Kar! Skreta das Zeichnen und Mahlen erlernte, Seine 
Leidenfchaft für Die veligiöfen Studien verleitete ihn j 
nah Ollmüs zu gehen, und in den Orden der reguli 
ten Chorherren nach der Regel des Heil. Auguſtins zu 
treten. Sein Taufnahme war eigentlich Martin, der 
er in Anton verwandelte. Im Jahr 1671 ward er we⸗ 
gen feiner vortrefflihen Eigenfchaften zum Dechant ers 
nannt, in weldem Amte er die Vormittage Dem Got— 
tesdienfte, die Nachmittage aber dem Zeichnen und Mabe 
len widmete. Sein Ruf hatte fih in Mihren, Schle 
fien und Oeſterreich fo verbreitet, daß ihm überaus viel 
Dritelntugen gegeben wurden, deren Ertrag er ‚feine r 


ben ausfuͤhrlich befchreibt a), zähle aub alle feine fi 
fentlic bekannten Arbeiten auf. In Fuͤßlys a 
ift — Aetikel ganz entftelt, 


u in feinem — en ua, und vr 
zu Kuttenberg im Elende geflorben it; und Wenzel 
Lorenz Reiner, im Jahr 1686 zu Prag geboren, 
und 1743 geftorben ‚„ der den erften Unterricht von feiz 
nem Vater, einem mittelmäßigen Bildhauer, erhiell 
und dann zu Halwa⸗ b) kam, vorzüglich aber von Pe⸗ 


a) Band v. 3 — 


) Sohaun Halwachs aus Deſtreich war Joh. Karl —— Fu 
ler, und arbeitete viel in. Prag, 


2 Deutſchland. 295 


| m Brendel und Johann Schweiger lernte. — mahlte 
uͤbſche Landſchaften, Bataillen und Hiſtorien, ſowohl 
| ‚auf Kalk, ald in Del. Die Dresdner RN hat. meh⸗ 
rere Gemaͤhlde von ihm. 
Anton Kern, im Sahre 1710 zu Zetferi in Boh⸗ 
men geboren, war ein Schüler von Joh. Baptift Pit: 
 toni in Benedig, deffen Manier er nachahmte. Bon 
I NRom ſchickte er ein Gemählde, den Bethlehemitifhen 
 Kindermord, nah Dresden, der fo viel Beifall fand, 
iM daß ihn der König von Pohlen in feine Dienfte nahm. 
& Er flarb 1747 in Drespen. F : 
Berzlglich Sue als Kuͤnſtler beſaß 







obann une 
geb. 1666. geſt. 1740. | 


8 Einige Sciftfeller behaupten, daß er 1666, ans 
Ä dere, daß er 1667. in Pöffing b) in Ober- Ungarn ges 
boren ſey, nachdem ſeine Eltern Boͤhmen der Religion 
"wegen verlaſſen hatten. Der Vater war ein Weber, 
Ü und der junge Kupetzky floh in feinem aöten Jahre, als 
— daſſelbe Handwerk erlernen ſollte, aus dem vaͤterli⸗ 
chen Haufe, half fi, mit Betteln durch, und. ward. zu— 
J letzt Schuͤler eines Mahlers aus Luzern, Namens Klaus. 
| Mit Talenten reichlich, ausgeftattet, Fam. er nach Wien, 
Venedig, und endlich nach Kom, wo er in der Perſon 
| Br Joh. Kaspar. duͤßly eine Stuͤtze fand, Dur, Di 
% 


{ 2 Yuper- feiner —— von Zůhth in Bi en: 
„Leben Georg Philipp Rugendas und Johann Kupetzky, Zuͤrch 
1758, in &, und einer anderen von Descamps, die- aus jener 
ausgezogen, ift (Tom. IV. p. 9% findet man, aud) in Meu⸗ 
ſels neuen Miscellaneen St, X. p. 221. Nachrichten von ihm, 
fo u aud) einen. intereflanten, Artikel in duͤßlys Lexicon 
Tom. II. 


7 b Poffing — Ungarifch Bozin ; Slavoniſch Peſineck 


296 Geſchichte der Mahlerei 

fen machte er Befanntfchaft mit: Yoricola. ar Blendi 
ger b), Dam c), Eichler d) und Beich, defien ich ſcho | 
gedacht habe. Kupetzky legte fich befonders: auf Por— 
traitmahlerei, die ihm fehr glüdte, und wobei er im— 
mer auf ſchoͤne Darftellung. der Hände fa. Der Leib— 
arzt des Kaiferlihen Sefandten- führte ihn bei Ur 
xander Sobiesky ein, für welhen er eine Menge U 2 
beiten verfertigte. Er vergaß inzwifchen nicht, fort⸗ 
während die Werke Correggiolſs, Guido's und Titian's | 
zu fludieren, reifte nach Venedig, um fi im Colorit 4 
zu vervolfommnen,. und brachte es dahin, daß man 
feine PVortraite denen von Sebaſtian Bombelli vorzog e) 
Nach einem zwei und zwanzigjährigen Aufenthalte in 
Stalien, ward er von dem. Fürften Adam von Lichtenz 
fein nah Wien eingeladen, wo er bald nach feiner Anz’ 
Funft den Ruhm Stambarts, Danhauers oder Donz 
nauers und van Schuppens N etwas verdunfelte,, und 
Durch feine Arbeiten viel Beifall‘ fand, obwohl ‘feine 
Manieren eben nicht die liebenswuͤrdigſten waren. Be 
den Kaifern Sofeyh I. und Karl VI und bei dem Prin: 
zen Eugen war er wohlgelitten, und der Czar Peter, 
ven er im Karlsbad mahlte, würde ihn in feine Dien⸗ 
ſte genommen haben, wenn nicht eine thoͤrigte Idee von 
Freiheit ihn bewogen hätte, dieſen Antrag, fo wie auch 
andere noch vortheilhaftere auszuſchlagen. Er ſchlug 
Danhauern fuͤr die ihm zugedachte Stelle vor, ließ 
David Hoyer’ von Leipzig kommen, um ihm in den 
vom en bei ihm — —29— Gemaͤhlden die Ges 




















a) Ein biefißer andfehaftämahler. 
“b) Aud) Landſchaftsmahler. 
“ €) Dam oder Tamm, ein Blumen: - Mahlets 
A) Aus Braunfhweig: 
e) Bon einigen faͤlſchlich Pompelli genannt, 
$) Drei Mahler im Dienfte des Wiener Hofes⸗ 


ER 





wander mahlen zu — Seine —* war die 
ter ſeines Lehrers Klaus, eine boͤſe Frau von fo. ſchlech⸗ 
ter Aufführung, daß fie ihm viel ‚Kummer bereitete, 

Ürctigionselfer Cer war nehmlich fein: Katholik), und ei⸗ 
ne gewiſſe Furcht, die wahrfcheinlich von: denen. in. ihm: 
erregt war, die fein: Glüd und feinen Ruhm beneides 
ten, waren Urſache, daß er den Wiener Hof heimlich 
verließ, und fih nah Nürnberg zu feinem Feeunde 
Bleudinger begab, deſſen vorhin gedacht worden iſt. 
Waͤhrend feinem dortigen Aufenthalte kamen mehrere 
Fuͤrſten dahin, nm fich von ihm mahlen zu laffen.. Kus 
petzky farb 1740, nachdem er vorher einen Sohn vers 
‚Ioren bane er m liebte, und der viel vera: 


| ſprach. ei 


Kupetzky's Verdienſte als Portraitmehler find: bes 
kannt; er mahlte aber auch Hiflorien mit vielem Aus—⸗ 
druck. Sein Colorit hat viel Kraft, aber feine Tinten 
1 find etwas übertrieben, weil er feine Farben bis ins 
unendliche mit anderen durchfcheinenden Farben bedeck— 
te a). Eine große Menge feiner Portraite find in: Ku— 
. pfer geflohen, und machen ein eigenes Werk aus b). 
Alle deutſchen Gallerien befigen Gemählde von feiner 
Hand; die zu Salzthalum hat fein’ fchönes Portrait-mit 
; der Brille. und mit dem Sohne, welches als Gegenftüd 





a) Philipp: geiletm Deding wat zu Benzigerode im Fuͤrſten⸗ 
thume Blankenburg 1697 geboren, und flarb 1781 zu Braun 
ſchweig als Profefjor der Zeichenkunſt am Collegio Carolino. 
Er war Schüler und nachher: Schwager: von 3: Daniel Preißler, 
und hat mir mehrere Anekdoten von Kupetzky erzählt, den er in 
Nürnberg perfönlidy gekannt hatte, 


b) Joannis Kupetzky,- incomparabilis- Artificis‘ Imagines et 
Picturae quotquot earum haberi potuerunt, antea ad quin- 
que Dodecades arte quam wvoeant nigra aeri incisae, a 
‚Bernhardo Vogelio jam vero similiter continuatae opera 
et sumptibus Valentini Danielis Preissleri Chalcograpbı. 
Norimb. 1745. Fel, 





298 Geccchchte der Mahlere 


zu einem ſchoͤnen Bilde von Oeding Rienta weihe in 
Kupetzky s Manier gemahlt iſt. 

Außer. feinem Sohne Johann J5 zog 
er mehrere Schüler, unter die man auch Johann Ans 
dreas Brendel, Samuel Gottlieb Hanrich, 
Chriſtian Benjamin, und Gabriel Muͤller 
zählt. Der letztere war 1688 in Anſpach geboren, folgte Hr 
feinem Meifter von Wien nah Nürnberg, und er If 
auch Kupegfy- Müller genannt. k 

Ueber einige andere Böhmifhe Mahler fehe aa N 
Diabacz a) zwei Abhandlungen von ben FOLIEN den. v 

Künfte in Böhmen b). 


3% * 
2 * 


Eine Mahler-Familie war auch bie, des Elias 
‚bon Nimmegen, der 1667 dafelbft geboren war. Er #, 
ferbft ſowohl, als. fein Bruder Tobias lernten die Kunſt 
bei einem ihrer älteren Brüder, der in der Blüthe feis 
ner Sabre flarb. Weide mahlten Hiftorien. und Blu— 
men mit felbft erfundenen Basreliefs, und arbeiten viel 
zu Oberyfjel und im Pallaſte zu Leewarden, und beide 
hatten Söhne und Töchter, die fi der Kunft widme— 
ten. Elias ließ fih in Rotterdam nieder, und Tobias, 
arbeitete für den Hof zu Düffelvorf. r 
Nicolaus van der Leur war 1667 c) zu Bre⸗ 
da geboren, kam jung nach Rom, wo er anfangs einer 
der beruͤhmteſten Copiſten ward, aber nach ſeiner Zu— 
ruͤckkunft in ſein Vaterland auch Sachen von Werth, 





Ei 


a) N. Abhandlungen der Königl, Boͤhmiſchen Gefellfchaft. T. TI. 
p- 107. fl 

b) Diefe. Bogen; waren. fchon gedrudt, als. mir bas fleißig. gear⸗ 
‚ beitete Werk eben dieſes Schriftſtellers zur Kenntniß kam: „All⸗ 

gemeines hiſtoriſches Kuͤnſtler⸗Lexicon für Böhmen, und zum 
Theil für Mähren und Sclefien. Geſammlet und bearbeitet 

von. Gottfried Zohann Diaborz u. f. w. Prag 1815, ni i 


) Weyermann fagt — 


— 


u Se 
” 
‚fetöft mahlte; unter. andern. ein Altarblatt in der Kirche 
ber Recollecten au Breda, welches ein ausgegeichnetes 
Berk if. ; 
In der Geſchichte der Mahferei in England a) has 
‚be ih von dem 1607 in Genf geborenen berühmten 
Emaille: Mahler Johann Petittot, fo. wie auch von al⸗ 
len feinen in England ausgeführten Arbeiten ausführs 
lich geredet, und mir noch einige Bemerkungen uͤber 
ſein Leben vorbehalten. Um daS bereits Geſagte nicht 
zu wiederhohlen, bemerke ich alſo nur, daß er in Lud⸗ 
wigs XIV. Dienſte trat, der ihm einen Gehalt anweis 
Ein, und ihn im Louvre wohnen ließ. Er arbeitete im⸗ 
‚mer gemeinſchaftlich mit Jacob Bordier, und beide ha= 
ben beinahe eine Million. Livres verdient, die fie zuſam⸗ 
men theilten. Petittot hat mehrmals den ‚König, Die 
. Königin und die Königin Mutter gemahlt. Da er ein 
| * eifriger Proteftant war, und wegen des Edicts von Nans 
B tes in Zucht gerieth, fo fuchte er 1685 um die Erlaub⸗ 
F niß nad, nach, Genf zurückkehren zu dürfen. ‘Er erhielt 
I auf fein Geſuch Feine Antwort, ward aber, da man ihn 
retten wollte, unvermuthet in ein Gefaͤngniß geſetzt, 
worin ihn der beruͤhmte Boſſuet zur katholiſchen Relis 
gion befehren follte. Diefe Graujamkeit gegen ihn, eis 
nem Sojährigen Greis, zog ihm ein Fieber zu, und der 
Koͤnig geſtattete ihm darauf noch in demſelben Jahre 
nad Genf zurüdzufehren. 

Hier arbeitete ex wieder mit ber vorigen gewohnz 
ten Kraft, und. flarb 1692. Er hinterließ nur einen - 
Sohn, der die väterlihe Kunft trieb, und ſich in Lon⸗ 
don aufhielt. 

Außer den vielen Portraiten des gonigs und der 

Koͤniglichen Familie mahlte er auch ale Maitreffen des 
Königs, die La Valiere, Fontanges, Montespan, Mainz 





{ 


2) S. Tom. V. p. 3591 — 39; 


Ghſchchte der Mahler 


tenan u. ſ. w., und nur wertge haben in der Emailles 
Mahlerei die —— erreichte, die er erreichte a), 

Ein Landsmann von ihm, der ihm aber weit nach⸗ 
ſtand, war Jacob Anton Urlaud, 1668 zu Genf #, 
geboren und 2745 geftorben. Auch von ihm habe ich 
in der Gefchichte der Kunft in England ausführlich ge⸗ 
handelt, und verweiſe den Leſer darauf zuruͤck h). Nur 
bemerfe ich, daß «8 in der Note r, wo am Ende fteht: # 
„Auch hier hat er eine Zeichnung * der Leda in der 
Hand “„heißen muß: „Auch hier hat er eine Zeichnung | 
in der Hand, aber nicht die Leda.“ Auf feinem ſehr W 
fchönen, von ihm felbft verfertigten Mintatur- Portraite 
in Florenz, hat er mit eigener‘ Hand hinzugefügt: Ja- 
‚cobus Antonius Arlaud Civ. Genev. se — ad * 
vum depingebat 1727. 

Ein anderer Schweizer Mahler, Arlauds Zeitgen 
fe, war Joh. Rudolph Huber, 1668 zu Baſel ge⸗ 
boren. Seinen erflen Unterricht erhielt er von einem 
Glasmahler, Mannewetich, ward ı682 Schüler von 
‚Caspar Mayer, der, obwohl felbft nur ein mittelmäßi- 
ger Mahler, doch das Zalent befaß, feine Kenntniffe 
feinen Schülern mitzutheilen. Auch Brandmüller war 
fein Schüler. Nah Mayers Tode ward Joſeph Wer- 4 
ner fein Lehrer, deffen ich ſchon ruͤhmlich gedacht habe, 
Im ıgten Fahre gieng er nah Mantua, wo er Sulius 
Nomano’s, Titian's und anderer Meifter Werke ftudier- 
te, und begab fih, nachdem er einen großen Theil Sta= 
liens durchreift mar, nach Rom, wo er dem Carlo Ma: 
ratti nicht unbekannt blieb. Nah Vollendung ı einer an- 
bern Keife durch Frankreich, ließ er fi) in Bafel nie 


) 


a) Einer meiner geehrten Freunde beſitzt ſein von Le Notre ge⸗ 
mahltes Portrait; ein wahres Meiſterſtuͤck in der Emaille-Mahs 

lerei, ruͤckſichtlich der Sehhaftigkeit der. Karben und der Richtig⸗ 
keit der Zeichnung, 


b) ©, Tom. V. p. 55%. u. fi 





1." 09 n \ Buch — J 
J LE 
—3 — a — 
— y fi ; 


in Denun 80 1 









kehrte 1700. nah Baſel zuruͤck. Auch an anderen Hoͤ⸗ 


JGrafen von Trautmannsdorf zu. Wien, und id würde 
nicht fertig werden, wenn ich alle Neifen, aufzählen 


berief, als die bevollmaͤchtigten Minifter zum Abichluffe 
Jdes Friedens dafelbfi verfammelt waren, mahlte er fie 


Sabre 1748, und hinterließ nur eine Tochter, ‚welche 
| an Ulrich Schellenberg, einem Mahler in Winterthur, 


"Sintorefto" der ‚Schweizer, obwohl er fi nit immer 
gleich blieb. Sein Andenfen hat Sr Durch ein 
Gedicht gefeiert a). 

| Bon Soh. Rudolph Shmus, der — zu Re⸗ 
genſperg im Canton Zuͤrch geboren RE, habe ich loan, 
an einem andern Orte geredet b). 

Matthias Fuͤeßly, der jüngfte Sohn von Mate 
thias dem juͤngeren, und Neffe von Matthias dem al⸗ 
teren, deffen ich fhon gedacht. habe c), war 1671 ges 
boren, und ift 1759 in Zuͤrch geſtorben. Er war ein 
ſehr guter Portraitmahler, und Kupetzky's ‚genauer 
Freund. Sein Lehrer war Benedict Lutti, doch benugte 
er auch viel den a Karl Maratti’s.. Er lebte in einer 


® 8, Ri €, gäpte 8 Kinfiter der Seit, Band, II. Pag. 358. 
wo es abgebrudt if, 


—) ©. meine Geſch. der Kunſt in England, Banb p. 521, 
6) Tom. U. pag. 437. . 


a 


9— und an Bene Arbeiten mit einem. afgenienen. 
Beifalle, da er mehrere große Herren, mahlte. Im Jah⸗ 
re 1696 trat er in Dienſte des Wuͤrtembergiſchen Ho⸗ 
fes, für welchen er Plafonds und Hiſtorien mahlte, und 


‚fen hat er mehrere Portraite gemahlt, z. B. 1706 den 


Jwollte, die er auf erhaltene Einladung verfchiedener 
Höfe gemahlt hatı In Baden, wohin man ihn 1713 _ 


h alle in einem einzigen Gemaͤhlde. Er flarb berühmt im 


moerbeizatbet ‚war.. Huber befaß viel Feuer, arbeitete 
ſchnell, und man nannte ihn mit einigem Rechte den : 


\ 


309 | Sefbichte 9 abe 


glucklichen Ehe mit Anna Meyer, die Blumen map 
und eine Tochter von Sohann Meyer, und. eine Enkelin’ 
des berühmten Conrad Meyersmar TE 

In der Blumenmahlerei erwarben fi) einigen Rufz 
Kaspar Peter Verbruggen flammt aus einer Ant⸗ 
werpiſchen Familie ab, die mehrere Kuͤnſtler aufzuwei⸗ 
fen hat. Er war 1668 daſelbſt geboren, und vermuths | 
lich Sohn und Schüler von Peter VBerbruggen, 
welcher 1659 Director ber dortigen Academie war. Auch 
et ward ı6gı zum'Director diefer Academie ernannt, 
gieng 1706 nach Holland und arbeitete viel im Haag in 
Matthins Zerveften’s Geſellſchaft, in deſſen Gemaͤhlde 
er ſchoͤne Blumen mahlte. Sm Jahre 1708 ward er Mr 
Mitglied der Haager Academie, und erwarb fih durch 
feine Leichtigkeit im Arbeiten viel Vermögen. Er ftarb, 
"nachdem er nach Antwerpen zurüdgefommen War, dass} 
felbft im Jahre 1720. Descamps führt viele Arbeiten. 
von ihm an, und findet eine große Aehnlichkeit zwifchen 
feinen und Baptift Monoyers Werken. ine große 
Leichtigkeit und ſchoͤne Gruppirung zeichnen ihn aus, 
aber fein Golorit ift mehr brillant, als wahr. 

Heinrich Verbruggen, den man für ben älter 
ften Bruder Caspars hält, war ein gefhidter Blumen: 
mahler, und 1688 Director der Antwerper Academie. 

Bal Hal, 1668 zn Antwerpen gebören, mahlte 
Hiſtorien, gebött aber zu den Künftlern, die mit der 
Zeit an Werth betlieren, daher feine fpäteren Arbeiten 
nicht mehr fo gefuht wurden als feine früheren. 

Franz Beeldemaker, des bereits erwähnten 
Sohann Beeldemafers Sohn a), ward 1669 im Haag 
geboren, und erhielt den erften Unterricht von feinem 
Bater, der, wie man weiß, ſich dur fchöne Darftel: 
lungen von Hirſch- und wilden Schweins-Jagden auss 
zeichnete. Der Sohn verließ diefe Gattung der Mahles 

a) ©, pag: 209. wo irrig Buntdemaker anftatt Beeldemaker jteht, _ 





— 


” " ? . De 
a 4 * 


— — 


in in Deut we * 






Schilder⸗ Bent, wegen der hohen Meinung die er von 


Beeldemakers gedenkt Weyermann Tom. II. TR 
Theodor van Pee, 1669 geboren, und 1748 in 


ter Suftus, und mahlte in verſchiedenen Gattungen mit 
Beifalle Sowohl van Gool a) als Descamps b) er⸗ 
| zählen indefjen mehrere Thatſachen von ihm; die ſich 


moͤchten. 
Arnold Boonen ce), N in — o 
And 1729 geſtorben, erhielt feinen erften Unterricht von 





fen. Seine Cabinetftüde find meiftens von einem bren- 

enden Lichte beleuchtet, in der Manier feines Meifters 

| ‚Schalten, aber fie haben größtentheils den ſchon bemerk; 

ten Fehler, daß das- Licht zu feuerfarbig iſt d). eo 
Bild von ihm beſitzt unfere kleine Sammlung > 

BP Kaspar Boonen, fein jüngerer Bruder und 

I Schüler, war 1677 geboren, und ift 1729 geftorben. 


re, und zwar in demfelben Jahre, als fein Bruder, 


a) Tom. 1. p. 273. 
) Tom. IV. p. 134, 
. Boonen, 


d) ©, pas. 216. u, £ 
“e) ©, meinen Gatalog Pag: 88. Nro, 19. 


— 


fi) ſelbſt hegte, den Beinamen „Affe.“ Nach feiner 
| Ruͤckkehr ward er Mitglied der Haager Academie, ſtarb 
| aber in der Naͤhe von Rotterdam. Noch eines anderen ' 


| — geſtorben, war ein Schuͤler von ſeinem Bas 


Ibeffer für einen Süden ‚ als fir einen Kuͤnſtler ſchicken 


6) &o ſchreibt ihn van Gool. Andere nennen ihm Arnold van 


ee ’ er Schuler von Wuchelm — ———— ha nad) N Pur 
Rom, und erhielt dort bei feiner Aufnahme in der 


% 


Arnold Verbuis, ward aber in der Folge einer det bes 
ften Schüler von Schalken. Er mahlte Portraite ſehr 
ſchoͤn, und viele davon befinden ſich an deutſchen Hoͤ⸗ 


Ä Diefer maͤhlte Portraite und ftarb in feinem boften Jah⸗ 


— Dt die en war 
nf | n “ 


—* 
* 


3068 Gecchichte der Mahleree 
Ein Kuͤnſtler dieſer Zeit von ganz beſonderen * 


bye 


Sofeph van ra Kerfhoue, ei 
geb. 1670, geil. 1724, 


Seine Vaterſtadt ifi Brüggen. Er war ein Sch ii 
der von Joh. Erasmus Quellinus a), unter deffen Lei 
tung er fehr fehnelle Fortfchritte machte, Nach Vollen⸗ 
dung einer Reife in Frankreich mahlte er in feinem Bar 
terlande Mehreres für Kirchen und andere öffentliche Ge 
bäude, und verband mit viel Talent für die Hiftoriens | 
mahlerei auch ſehr viel Geſchicklichkeit im Portraitmah⸗ 
len. Sn Semeinfchaft mit Duvenede erhielt er von der 
Negierung den Auftrag, zur Errichtung einer öffentliz 
chen Mahler = Xcademie, deren erfler Director er ward b). 
Er farb 1724: Kerfhove war ein trefflicher Zeichner, F 
und befaß viel Adel und etwas Grandiofes in feinen 
Compofitionen, ohne fie zu uͤberladen, und viel Kennt= I 

niffe der Perfpective und der Architektur. . 
Alexrander van Goelen, 1670 in Amſterdam 
geboren, wars ein Schüler von Joh. van Huchtenburg, 
zeichnete fich in mehreren Gattungen der Mahlerei aus, 
und gieng unter der Regierung der Königin Anna nad 
England, 





a) Descamps und andere fagen von Erasmus Quellynus dem Bas 
ter; aber diefer ſtarb, wie ſchon bemerft ift, 1678, wo Kerk 
hove kaum 8 Jahre alt war, Johann Erasmus Quellinus aber 
ftarb 1715, im 86ften Sahre feines Alters. 


6b) Als Descamps fein Werk ſchrieb, war de Viſch Director diefer 
Ucademie. Im Avertiſſement des erften Bandes, pag. XV. 
jagt er: „Je dois un temoignage public de'ma reegn- 
noissance à quelques illustres “amis, qui n’ont aide dans 
cet ouvrage. Mr. Matthieu de Visch, Peintre, et Di- 
recteur de l’academie de Bruges, malgre ses occupations 
importantes, ım’a fait part de 36 sayantes recherches “ 
ete. 


v 


I \ Ad ae 4 
J 4 


in Deutfhfant. "ne, 


Ei. für welche er viel arbeitete. ‚Er mahlte auch 
verſchiedene andere Bataillen, Jagden ꝛc. 

N. Cramer van Leyden, wo er 1670 geboren 
ward, lernte die Anfangsgründe feiner Kunſt bei Wils, 
heim Mieris, und darauf bei Karl de Moor, mit wel 











im Sahre 1710. Gein vorzuͤglichſtes Talent beſtand in 
Heinen Portraiten, und Gonverfationsfüden, Die uns 
an \ | ” 


Zacob Chriſtoph 8: Blond, | 
Ag | geb. 1670, geſt. 1741. 


übrig gebliebenen Nachrichten find fehr verworren und 
'widerfprechend. Le Blond war in Frankfurt am Main 
‚geboren, und legte fich auf das Zeichnen, auf Minia— 
turmahlerei und auf Kupferftechen. Descamps fpricht 
‚in Philipp Roos Leben a), als ob Le Blond im Fahre 
‚1696 in Rom gewefen wäre, und läßt ihn, in ke Blonds 
jeigenem Leben b), in den Sahren 1716 und 1717 in 
des Kaiferlichen Gefandten, Grafen Martinetz Dienften 
Iftehen, wogegen van Gool Tom. I. p. 345, dafür die 
Jahre 1696 und 1697 anführt, Wir wiſſen auch nad 
Descamps Leben Overbeeks c), daß diefer ihn bei ſei— 
ner Zuruͤckkehr nah Holland aus Rom mit fih nahm. 
Noch mehr, von Uffenbach ſagt, wo er im dritten Bans 
de feiner Reife pag. 554. von Le Blond ſpricht, daß 
‘er ihn am auten Februar 1711 in Amfterdam. befucht 
babe. Le Blond konnte alfo in den Jahren 1716 und 
1717 nicht in Rom feyn, da wir wiffen, daß er nicht 
wieder nad) Italien zurüdgekehrt if. Man muß alfo 
h se | 
- a) Tom. III. p. 320. 
b) Tom. IV: p. 151. 

e) Tom. IV. p. 9. 


Ziorilo. Kb. u 


chem er in vertrauter Freundſchaft lebte, ſtarb aber j jung. * 


i WINE J 


306 Salchiht der Mahler — 


dieſe beiden Jahre in 1706 und 1707 aͤndern. In Am⸗ 
ſterdam mahlte er eine Menge Miniatur-Portraite mit 
ſo kraͤftiger Faͤrbung, dag man fie für Oelgemaͤhlde 
halt, Als fein Geſicht ſchwaͤcher ward, machte er Ver⸗ 
ſuche Portraite und Hiſtorien in Del zu mahlen, gieng 
nach England, und da er dort fein Gluͤck fand, ſuchte 
er eine neue Erfindung zu vervollflomnen, in welcer 
er ſchon 1720 die erfien Verfuche im Haag gemacht hat 
te, nehmlich farbige Kupferfliche zu verfertigen a). Er 
gab auch ein Fleines Werk in franzöfifcher und engli⸗ 
ſcher Sprache heraus b). Mehrere Notizen über dieſen 
Künftler findet man bei Heineden c). Sein Zod fol 
nach einigen Schriftftellern 1740 in Paris, nach andern J 
1741 in London erfolgt ſeyn d). iR 
Robert Gautier, welcher in einer Schrift glau⸗ 
ben machen wollte, daß er der Erfinder der vierten (zu 
den Schatten dienenden) Platte fey e), und Admiral was 
ren Le Blonds Schhler und Nachahmer. Der letztere hat 
einige ſehr ſchoͤne Sachen verfertigt. 


N. van Bergen arbeitete in Rembrandts Ma⸗ 








a) ©. Keyßlers Reifen Th. J. p. hr. 
b) Colorito, or the harmony of colouring in Painting, re- 
“ duced to mechanical Practice under easy” precepts and in« 
fallible Rules. Diejes dem Lord Rob, Walpole gewidmete 
Werk erſchien 1722, und 1756 kam in Paris eine neue Ausgabe 
davon heraus, unter dem Zitel: „L’Art d’umprimer les Ta- 
bleaux, von Gautier be Montdorge. i So 


c) Idee generale p. 210, mie auch im — ‚des Ar⸗ 
tistes Tom. III. M 
d) ©. Hüsgens artiftifhes Magazin ©. 287. Sn den von mir 
mehrmahls angeführten Oeuvres posthumes de Sylvain Bail- 
Iy findet fi ©. 30, ein Artikel über Le Blond mit vielen anz 
dern intereffanten Notizen, Nach dieſem foll er den 20 Mai 
1741 in Paris geftorben feyn, 

#) Lettre concernant la nouyelle art de gravemst Wim- 
primer les Tableaux ste. ä . 


m Deutfihfande ° d07° 


hier, aber mit befferer Zeichnung. Sein Geburtsort war 
Breda; er ſtarb in der Bluͤthe ſeiner Jahre. 

= Earl Borchart Voet, 1670 in Zwoll geboren, 
und 1745 geftorken, war aus einer guten Jamilie, und 
"lernte die Kunft bei feinem älteren Bruder, der Bur— 
‚germieiftet von Zwoll, und ein großer Liebhaber von 
Blumen, Inſecten, kurz von Allem war, was zur Ras 
turgeſchichte gehörte. Späterhin nahm er die Natur al- 
‚fein zu feiner Führerin. "Der Graf von Portland, der 
ihm wohlwollte, nahm ihn mit fih nah England, und 











| helm II. von England war ihm fehr gewogen, und er 
mahlte daher Biel fowohl für den Hof, als für verſchie— 
dene Palläfte und Luſtſchloͤſſer. Voet beſchaͤftigte ſich 
viel mit der Vollendung eines Werkes uͤber Inſecten 
und ihre Verwandlungen, und war im Begriff deshalb 
nah Surinam zu teifen, als der Zod feines Souve: 
E rains, welder 1702 erfolgte, die, Ausführung hinderte. 
JMUnter andern Unglüdsfällen traf ihn auch das Schick— 
ſal, daß er fein Geſicht beinahe ganz verlor. Er flarb 
1745. Seine Ürbeiten beftehen in Darftellungen aus: 
laͤndiſcher Vögel, Infecten, Pflanzen, welche er ganz 
vortrefflich mahlte. Sein großes Infecten- Werk ward 
E nach feinem Tode, zur Zeit als Descamps fehrieb, vers 
E Fauft, und fam in den Beſitz eines Herrn Snel zu 
| en 
| Zwei Künftler von ‚ gleichem Namen, obwohl nicht mit 
nanber verwandt, find die Nademafer. Gerhard 
Rademaker war 1672 in Amfterdam geboren, und ift 
1711 geflorben. Den erften Unterricht im Zeichnen gab 
ihm fein Vater, ein geſchickter Tiſchler; er ward aber 
van Goors Schuͤler, da er mehr Neigung zur Mahlerei 
zeigte. Er machte eine Keife nah Rom mit dem be: 
ruͤhmten Bifhofe von Sankt Sebaftian, Pater Codde, 
und heirathete nad feiner: Zuruͤckkunft eine Nichte deiz 


ua 


gab ihm eine anfländige Penfion. Auch derKönig Wir _ 


308 Gechihi der Mahlerei 


ſelben. Er that ſich in der Mahlerei durch —— 
ſche und perſpectiviſche Arbeiten hervor. Im Stadthauſe 
zu Amſterdam befinden ſich viel Sachen von ihn, “ug 
bat er die Vetersfirche in Rom gemahlt. 

AUbrabam Rademafer, der Sohn eines — 
ſers, war, auch 1675 in Yinlierham geboren, und fia 
755. Man behauptet daß er keinen Lehrer gehabt, aber 
fehon in feiner frühen Jugend angefangen habe... fich mit 
Zeichnen zu befchäftigen, und mit Waffer: und Sclfarben {| 
zu mahlen. Er machte fich befonders durch Architectur⸗ 
und Perfpectiv- Mahlerei berühmt. Im Sahre 1730 
ließ er fih in Harlem nieder, und ward in die Acades 
mie aufgenommen. Seine Landfchaften find mit gothis 
ſchen Gebäuden, Ruinen u. |. w. ausgeziert. Er hatte, 
beinahe 300 Profpecte und alte Denfmähler in verſchie⸗ 
denen Provinzen geſammelt, welche 1731: zu Amer 
dam in Ato erfchienen find. | 

Bon Abrabam Breugel, anderefehreiben Breugs 
bel, und Lanzi, Brugbhel, hat man nur vermworrene J 
Nachrichten. Descamps laßt ihn 1672 in Antwerpen 
geboren werden a). Db er ein Sohn und Schuͤler von 
Ambrofius Breughel, welcher 1655 und 1670 Director 
der Academie zu Antwerpen war, gewefen fey, läßt fich 
auf feine Weife entfcheiden b). In Rom erhielt er im 
der Schilder- Bent den Beinamen Rheingraf c). Dede 
camps fagt, daß er auch unter dem Namen „der Nea— 





a) Diefes ift ohne Zweifel ein Irrtum, indem id) finde, daß er 
1670 zum Mitgliede der Academie des H. Lucas in Rom er" 
Inannt worden ift. S. Geszi ze, der ihn fälfchlich Abraham 
Brugola aus Flandern nennt, 


. b). dv. Mecheln führt pag. 195. feines Gatalogs der Wiener Galle: 

"9 wie zwei Bilder von ihm an, mit der Sahrszahl 1609. und dem 
Monogramm A, B., die er für Arbeiten von Ambrofius Breug- 
bel hält, Dieſes hat aber Eeinen Grund, 


0) &, Houbraken 26, Tom. II. p. 351. 


4 


N, 


in Deutſchland. 2). 0. 


; Eftranehe befannt gewefen fey a); — Johann van 
Geol b) giebt dieſen Namen dem Bruder Johann Bap- 
tift Breugel. In Non verdiente er viel Geld, ward 
aber von einem Kaufmann betrogen, welchem er fein 
| ganzes Bermögen anvertraut hatte. Der gänzliche Ver— 
© Iuft deffelben veranlaßte zunaͤchſt ſeinen Tod im Jahre 
1690. Ein Sohn von ihm ſoll Caspar Breugel 
E gewefen feyn, der ſich mit Blumen= und Fruchtmahle⸗ 
rei beſchaͤftigte. 
1 Johann Baptiſt ——— Abrahams Bru— 
© der, erhielt in der Schilder-Bent den Beinamen „Me: 
leager“ Er erlangte nicht den Ruhm feines Bruders, 
abet man ſchaͤtzte ihn in Rom, wo er ſtarb, wegen feiz 
nes Betragens und feiner Berdienfte, 
| Einige Zeit früher lebte Sigismund Zaire, 
E geboren 1554 in Baiern. In Rom machte er Auffehere 
durch feine MiniatursGemählde, ſtarb dafelbfi 1640, 
und ward in der Rotonda begraben. 
Sohann Paul und Egidius Schor, zwei 
i deutſche Mahler, arbeiteten unter Pabft Alerander VER 
mit Beifalle in Rom, wo der erflere zer der Aca⸗ 
demie des Heil. Lucas ward, 
/ Gerard Wigmann, in Sorfum 1675 geboren, 
und 1742 geftorben, wird für einen Schüler von Wil: 
helm van Mieris gehalten. Auch er hatte in Stalien 
die Werke großer Meifter ftudiert, erreichte aber auf. 
Feine Weiſe ihre Vollkommenheit, obwohl ev fih für 
einen zweiten Raphael hielt, und man ihn auh im | 
Scherz den Friesländifhen Raphael (Bafaelle. Frislan- 





x 


a) Toın. IV. p. 166. - 

b) Er fagt Tom. I. p. 46%, wo er von Abrahams Bruder fpridt: 
„, Zyn Broeder, Ten Batıst Breugel was mede een Bloem- 
en fruitschilder, een van hun beiden is waerschynlyck 
ender de Liefhebber bekent met den Naem van den Na 
pelschen Breugel, “ 


310 | Geſchichte der Mahlerei | \ 1 


do) nannte. Er legte auf ſeine Arbeiten einen bu 
Werth, und gieng auch nad England, wo aber bus 
Gluͤck ebenfalls ſeine großen Erwartungen nicht begin⸗ 
ſtigte. Ba } 

J 

Wir haben im Laufe dieſer Geſchichte mehrmals den 
von ausläandifhen Mahlern in Nom, unter dem Nas 
Mi „Schilder Bent‘ gefiifteten, Geſellſchaft 
dacht. 

Dieſe Vereinigung haͤtte fuͤr fremde Kuͤnſtler, 
che ohne Erfahrung und Kenntniß des Locals und ber |" 
Sprade nah Rom Famen, von großem Nusen ſeyn 
koͤnnen, und vielleicht war dieſes die Abſicht ihrer Stifs 
tung; fie artete aber in der Folge in eine, ſowohl für 
die Gefundheit als für die GSittlichfeit der Mitglieder , 
hoͤchſt gefährliche Geſellſchaft aus, und es war ein ſehr ver⸗ 
dienſtliches Werk des Pabſtes Clemens XI., ſie im Fahre 1720 
zu verbieten und gaͤnzlich aufzuheben. Die ſchaͤdlichen Fol⸗ 
gen der hoͤchſt gemeinen Lebensweiſe der Mitglieder ders 2 
felben, hat auch der trefflihe Künftler 

Jacob van Baan erfahren, der 1673 im Haag. 
geboren, und ein Sohn und Schüler des fhon oben 
erwähnten Johann van Baan war a). Boll glüdliher I 
Zalente mahlte er fhon im ıdten Jahre feines Alters 
Portraite mit folcher Vollkommenheit, daß fie den Ars 
beiten feines Vaters nicht nachftanden. Im Gefolge des - 
Königs Wilhelm III, gieng er nach England, wo er 
mehrere Portraite mahlte, unter welchen befonders das 
bes Herzogs von Glocefter fehr bewundert ward, Uns 
fer Künftler würde ohne Zweifel fein Glüd dort ge _ 
macht haben, wenn ihn nicht fein heißer Wunſch Stas 
lien und vorzüglich Rom zu fehen, veranlagt hätte, 






a) Siehe pag. 2u2. . 


in KR | a nn 





| von feiner nah Kom nn. N hier 
arbeitete er mit großem Beifalle, fand aber, als er 
5 wegen feiner Stärfe-und feines gewandten Körpers uns 
HE ter dem Beinahmen „der Gladiator‘ in die Schilder _ 
E Bent aufgenommen war, fo viel Vergnügen an ihren 
Bachantiſchen Gaftmählern und Feſten, bei welchen der 
Wein nicht in Flafchen, fondern in ganzen Fäffern auf: 
getragen zu werden pflegte, daß er ungeachtet feines 
vielen Verdienftes dennod immer im Elende lebte, und 
 datin verfunfen feyn würde, wenn ihn nicht ein Deuts 
ſcher Prinz mit fih nah Wien genommen hätte, Kaum 
"aber war ihm dieſer glückliche Stern aufgegangen, als. 
er in eine gefährliche Krankheit verfiel, die im Jahre 
oo fein Leben endigte, als er 27 Jahr alt war. 
Um dieſe Zeit lebte ein gewiſſer N. Smits, aus 
Breda, von bem man zwar nur wenig weiß, deſſen 
Arbeiten aber in Holland gefchäßt werden, und von wele 
chen man im Schloffe Hons = Laarsbye mehrere treffe 
liche Derengemählde und andere Arbeiten fieht. 
Unter dem Namen van der Bofch find mehrere 
Kuͤnſtler bekannt. Balthafar van der Boſch, der 
"in Antwerpen geboren und ein Schüler des in Teniers 
Manier mahlenden Thomas war, zeichnete fich befone 
ders durch Gonverfations= Stüde aus. Im Saale der 
neuen Bogenfchügen - Gefellfchaft zu Antwerpen find 
auf einem Gemählde alle damahls Iebende Vorfteher 
derſelben abgemahlt. Die Figuren von van den Boſch, 
die Architektur von Verftraaten und die Landſchaft von 
Huysmanns. Er mahlte auch Portraite. Ausfchwei- 
fungen im Zrunfe veranlaßten 1715, in feinem often 
Jahre feinen Tod, als er grade Director der Academie 
war, In daffeibe Lafter war auch Anfelmus Weeling 


Fr 


512 Gefihichteder Mahlerei > 


verfallen, ber 1675 zu Herzogenbuſch geboren, und 
1747 geftorben ift a), und in Dows, — und 
van der Werfs Manier arbeitete. a 
Markus de Bie, von adlicher Samilie in den 
Niederlanden geboren, lernte die Kunſt bei Jacob ven 
der Does, und zeichnete fich durch Darftellungen zahmer 
und wilder Thiere fo aus, daß er ſeinem Lehrer nicht 





Paul Potters Zeichnungen, und 24 Blätter mit Bären, 
Tigern und andern Thieren nah M. Gerard geäzt. 
Er bildete indeffen fein ausgezeichnetes Talent nicht aus, 
vieleicht weil er glaubte, daß die Mahlerei keine feinee 
adelihen Geburt angemeffene Befchäftigung fey: doch 
tieß er fi) im Sahre 1664 in die Academte im Haag I 
aufnehmen. hi 
Beinahe ganz unbekannt, und fo zu — vergeſ⸗ 
fen ift Joh. Potheuk's Namen, von welchem man ' 
im Peſthauſe zu Leyden ein im Sahre 1658 verfertige 4 
tes Gemählde fieht, auf welchem die Vorfteher diefes Hin 
Haufes dargeftellt find, Der Künftler ift vergeffen, obs Y 
wohl dieſe Arbeit allgemeine Bewunderung verdient b). 
Ban Gool Tom II. p. 450, führt einen Sohann | 
von Böfhorfi an, der 1661 in Deutefom geboren, 
und zu Knellers Zeit in London war, gewiß aber ein 
ganz anderer Künftler ift, als der den van Houbrafen 
Tom II. p. 124, unter denfelben Namen anführt. De | 
legte war ein Glad3-Mabhler. I 
NR. Bleek ward 1670 im Haag geboren, erhielt 9 
den erjten Unterricht bei Daniel Haring und Xheodor 
van Schuur, mahlte Portraite, reifte mehrere Male 
nach England, ließ ſich endlich dort nieder, und mahlte 
viele dortige deutjche Kaufleute, 


a) Nach van Gool Tom. I. pag. 409. Descamps ſagt arg. 
b) ©, van Gool Tom. I. pag. 36. 














A, 


v4 Unter feinen Söhnen iſt einer, digkeit Peter, 
van Bleek, der ſchoͤne Portraite mahlte, und A in 
| ‚London ftarb a). { 


Er oder Dirk Kint, 1676 im Hang geboren. Uns 
Eon er ſchnelle Fortſchritte machte, und das Gluͤck 


vielmehr, er vereinigte den Handel mit ihr, das heißt, 
er trieb einen Butterhandel, womit-er fehr große, Sums 
men gewann. Die Mahler Gejelihaft nahm ihn im 
Jahre 1706 zu ihrem Mitgliede auf, und er ſtand ihr 
auch mehrere Jahre als Director vor, Im Jahre 1750 
war er noh am Leben b, 

Johann Serin oder Sin, 1678 zu Gent 
| geboren, war ein Schüler feines in Erasmus Duellinus 
Säule gebildeten Baterö, der ein Lrefflicher Hiſtorien— 
Mehler ward, den man nad van Gool, in einem Ge- 
maͤhlde in der Kirche des H. Martin zu Tournay und 
in verſchiedenen andern Altarſtuͤcken in ſeinem Vater⸗ 
lande bewundert, Er ſtarb im Haag, wohin er 1698 
| gekommen war, uud wo er mehrere Portraite gemahlt 
hatte. Sein Sohn Johann war ebenfalls ein guter 
VPortrait⸗ Mahler, und lebte noch 1748 in gutem Rufe, 
F Nicolaus Wieling, im Sahre 1661 einer der 


Hiſtorien-Mahler, arbeitete viel für den Grafen von 
Hoorn, und ward 1671 an den Berliner Hof gerufen, 
wo er auch 1689 geftorben ift. | 

Ein ſehr umfafjendes Genie war der 1670 zu Amıs 
Ä ſterdam geborne Adam Silo, nicht nur in Hinſicht 
auf Schiffsbaukunſt, Mathematif, Optik, Verfertigung 
von Ferngläfern und Linfen, fondern auch in Hinficht 





4) &, meine Geſch. Bd. V. pag. 560, 
b) ©, van Gool Tom. I. p. 413. 


N Dirertoren der Haager Academie, war ein waderer 


in Deutſchland. 


Aus Conſtantin Netſchers Schule erſchien Theo: | 


‚ihm günftig war, verließ er dennoch die Kunſt, oder 


> 


1 Geſchichte der Mahlerei 


auf Bildhauerkunſt und Mahlerei, welche er bei. Theo⸗ 
dor van Pee lernte. Er zeichnete ſich durch Darſtel⸗ 
lungen von Seeſchlachten, Stürmen, FR 
x. aus, 
Matthias van Balen, 1684 zu Dortrecht J 
boren, war ein Schuͤler von Arnold Houbraken und 
mahlte fehr Ca Landfchaften und Hiſtorien. | h 





find mir nur die wenigen Notizen bekannt, die fich bein 
van Sol Tom. I. Pag: 138, befinden, nehmlich daß 


zeifen wollte, aber auf dem — dahin im Sapre 
1755 zu Lyon ftarb, 

Diefer Zeit gehört ebenfalls an: Heinrich von 
Limbord, ein Schüler von J. Heinrih Brandon, 
Kobert du Val und Adrian van ber Werf, und 1680 
im Haag geboren, Er war ein treuer Nachahmer van 
der Werfs, und erwarb fich großen Ruf. Die Gegenz |I 
ftände feiner Kunft waren Portraite und Landfhaften, 
Sn Fuͤßly's Lericon ift mit Recht bemerft, daß Ddiefer 
Künftler wahrfcheinlich derfelbe fey, den Argenspille in 
Adrians Leben Julius Limburg nennt. Er flarb 1758. 


fen ak und ließ fich in der Folge in Deventer nies x 
der, wo er Portraite, Gonverfations- Stüde aus dem 
bürgerlichen Leben, meiftens-mit. künftlihen Lichtern u. 
f. w. mahlte, und 1750 noch lebte. Zwei feiner Söhne“ 
haben es ebenfalld in der Kunft weit gebracht. Der eine, 
Sohann, ı7ı9 geboren, ließ fi in Leyden nieder, wo 
er der Manier feines Baters folgte, und fi Ruhm 
und Ehre erwarb. 

Koedyk, ein Zeitgenofle und Nachahmer von Ser: 


in Deutfchland. ; ; 18 


hard Dow, war zwar ein Mahler von Bervienft, man 
darf ihn jedoh Dom nicht. gleichftellen. | 
Wir haben im Laufe diefer Gefchichte oft Gelegen⸗ 
















bon Marimilien 1. Zeit an, immer eine entſcheidende 
Borliebe für die ſchoͤnen Künfte gezeigt hatte. Diefer _ 
Gefhmad ward in der Folge noch herrfchender, als ber 
Prinz Eugen ſich zum Befchüger derfelben erklärte. Die 
Fuͤrſten Lichtenftein, und die berithmten Familien der 
Trautſon, Althan, Schwarzenberg, blieben nicht zurüd. 
WVorzuͤglich aber beförderte ihn die Errichtung der Kais 
Sferlihen Mahler: Academie, bie, obwohl fie erft 1704 
erfolgte, doch von entfchieden vortheilhaften Einfluffe 
‚war, befonders weil man glüdlicher Weife die Leitung . 
Diefes neuen Suftitut3 einem Manne von ausgezeichnes 
ten Zalenten, einem Deutfchen, und nicht wie, es bet 
andern ähnlichen deutfchen Ucademieen der Fall war, 
‚einem Sranzofen übertragen hatte. Diefer war 


Peter Freiherr von Strudel, » 


gu Khloes in Tyrol 1660 b) geboren, und 1707 geſtor⸗ 
ben. Den erſten Unterricht erhielt er von feinen Vater 
Bartholomaeus, einem Bildhauer, und kam ſchon fruͤh 
nach Venedig in Carlo Loths Schule. In der Folge 
ward er Kayſerlicher Mahler; Leopold J. erhob ihn in 
den Freiherrnſtand, und Joſeph J. ernannte ihn im Jahre 
2705 zum erſten Director der neu errichteten Academie. 
| sZwei ſeiner Bruͤder waren auch ſehr ——— Bild⸗ 





a) Einige nennen ihn Strudi, und Pozzo nennt ihn in der Le⸗ 
bensbeſchreibung der Veroneſer Mahler pag. 229. Strudem, 
und behauptet, daß er von deutſchen Eltern. in Verona gebos, 
zen ſey. \ 


—— 


heit gehabt zu ſehen, daß der Kaiſerliche Hof, ſchon 











316 Geſchichte der Mehlerei al 


- bauer, und wurden von Zoſeph T. mit allen ieh f 
Nachkommen ebenfalls baronifirt. , Strudel, feibft war | 
ein Künjtler voll Talent; fein Fehler befteht nur in zu ® 
vielem Feuer ohne die nöthige Bedachtfamkeit, u und | 
darin, daß er aus Loths Schule zu viel von der übe >." 
triebenen, beinahe glühenden Särbung derfelben na 
nommen hatte. J 

Die Gallerien zu Wien, Münden, Duͤſſ ciborf 
u. fe w. befigen mehrere Arbeiten von ihm. Sein Tod 
re Einfluß auf die Studien der —— in⸗ 4 


dienſtvolle Kuͤnſtler aufhielten. Kopetzky, deſſen —9 
ſchon gedacht habe, Joh. Gottfried Auerbach a). 
'Stampart b), waren fehr gefchidte Portraitmahlen 
Unter den Landfchaftsmahlern zeichneten ſich aus, Ans 
ton Faiftenberger oe) und Joſeph Drient 45 } 
in Converfations-Stüden Franz Ferg, von welchen N 
ich in meiner Gefchichte der Mahlerei in England aus— 
führliche N gegeben habe e); in Blumen und 


X 
er 
M 


a) Joh. Gottfried Auerbach war 1697 zu Muhlhaufen in Sad- i 
fen geboren, und ftarb 1753, Unter Karl VI. — er den 
Titel eines Kaiferlichen Hofmahlers. hr 


b) Stanz Stampart, 1675 zu Antwerpen — und 1750 
geftorben, war ein Schüler Tyffens, legte fih aber vorzuͤg⸗ 
lich auf Portraitmahlerei nach van Dyck's Muſter. Er ließ 
ſich ſchon im Jahre 1678, alſo in ſeinen beſten Jahren im | 
Wien nieder, und die Kaiſer Leopold, Karl VI. und Franz T. ”ı 
beehrten ihn mit dem Titel eines Kabinets- Mahlers, Er 
ftarh zu Wien im Minoriten - Klofter, - e 

e) Anton Faiftenberger von Iniprud war 1678 geboren, und 
ftarb 1722, Er ſuchte Kaspar Pouffins Manier nachzuah⸗ 
men; # 29 

d) Joſeph Orient, ein Ungar und Schüler von Faiftenberger, 
670 geboren und 1747 geftorben, mahlte fchöne Landſchaf— 
ten, in weldyen aber die Figuren von Ferg und Janek find. 


e) ©, Band V. pag. 546. 












i% in Deutfehlan. nn 


Fruchtmaplerei gran; Wernber Zu mim, odet Damm, 
deſſen Name von mehrern Scdhriftſtellern/ beſonders von 
Paſſeri verſtuͤmmelt worden iſt, der 1668 in Hamburg 
geboren ward und 1724 flarb, und ein Schuͤler von 
Theodor von Soſten und von Johann Pfeiffer war. 
Er hatte ſeine Studien in Rom gemacht, und ſich das 
ſelbſt beſonders auf Blumen-, Frucht- und Thiermahle⸗ 
rei gelegt. Obwohl feine Arbeiten nicht mit der Fein— 
heit der hollaͤndiſchen Mahler ausgearbeitet find; fo find 
fie doch mit vielem Gefhymad und mit Geift tokkirt. 

t farb in Wien I er an den Hof a wor⸗ 
den war. Kun 


Bon Danhauer oder So da aus) ne 
ben find mir nur wenige Nachrichten befannt. Er war 
‚wie fein Vater, anfangs ein Uhrmacher, dann legte er 
ſich auf die Mufit, und endlich, als er nad Wien ge: 
Fommen war, in Sebaſtian Bombelli's Schule auf die 
'Mahlerei. Er.mahlte fehr ſchoͤn in Oehl und in Mi: 
niatur, veifte an mehrere Höfe, und ließ fich endlich in 
"Petersburg nieder, wo er ER Sabre 1733 geftor- 
(ben feyn fol, 


Theodor Bolfenburg war 65 in Amſterdam 
geboren, hatte mehrere Lehrer, nehmlich Kuilenburg, 
Michael Mufher, Hermann von Vollenhoven und Jos 
hann Weening, deſſen Manier er in der Darftellung 
zahmer und wilder Thiere nachahmte. Er mahlte auch 
‚ Portraite mit allgemeinem Beifalle, reifte in. Deutfchs 
land, und ward überall, beſonders in Wien wohl aufs 
genommen, wo er viel für den Fürften Lichtenftein ar: 
beitete.. Nach feiner Zuruͤckkunft in fein Vaterland ar- 
beitete ex für Wilhelm II. von England, Eine un- 
gluͤckliche Heirath bewog ihn nad Surinam zu gehen, _ 
um fich feinem Eheteufel zu entziehen; da ihm aber die 
dortige Luft nicht zuträglich war, fo Fehrte er nach zwei 










Geſchichte der Mahler 


Jahren nad Holland zuruͤck „und befhloß daſelbſt im j 
Jahre i72ı fein Leben. —— Ka 
Obwohl meine Schriften nicht geeignet find, von | 
dem fehönen Gefchlechte gelefen zu werden, fo iſt doch Ni 
meine Verehrung gegen daſſelbe fo groß, daß ich ihm, II 
wo mir Gelegenheit dazu geworden ift, meine Verehe 
tung immer bezeigt habe a). Diefes ift jegt der Falls 
ich erlaube mir alfo auch hier wieder von mehreren in 
der’ Mahlerei berühmt gewordenen Frauenzimmern zu 
reden. RR 


Rachel Ruiſch van Pool,  " 
geb. 1664, aeft. 1750. —— 
Holland zaͤhlt ſie mit Recht zu den beruͤhmteſten Ei 






Frauenzimmern Amfterdams, wo fie, eine Tochter des I 
berühmten Profeffors der Anatomie, Ruiſch, geboren ift. N 
Bon einem natürlihen Inſtinkt geleitet, ahmte fie alles 
was fich ihren Augen barbot, in Zeichnungen nad, und 
erhielt den Wilhelm van Aelſt, einen vorzugligen 
Blumen: und Fruchtmahler zum Lehre, Sn kurzer 
Zeit hatte fie fo große Fortſchritte gemacht, daß fie ſich 
entfchloß nur der Natur zu folgen; fie erreichte einen 
hohen Grad der Vollkommenheit. ‚Sie heirathete im | 
Jahre 1695 den trefflihen Mahler Surian Pool b) 
und fie und er wurden 1701 in die Haager Mahler: | 
Academie aufgenommen. Der Chitrflrft von der Pfalz 
Sohann Wilpelm, ernannte jie im Jahre 1708 durch | 


a) ©, meine Gef. der Kunft in Italien in mehreren Stellen, | 
aber befondere Bd. II. p. 416. Bd, III. p. 522. 
“b) Jurian Pool war 1666 in Amfterdam geboren, und ein gu⸗ 
ter Porträitmahler. So lange der Chürfürft von der Pfalz 
lebte, genoß er des bejonderen Schutzes defjelben; nach feis | 
nem Tode aber verließ er, man weiß nicht warum, die Mah: 
lerei und gab ſich mit dem Spigenhanbel ab; Cr flärb 1745. 


4 in Deutſchland. u 


air en Diplom zur Hofmahlerinn des Hofes zu 
| Düffeldorf, und fügte diefem noch befondere Geſchenke 
und Ehrenbezeugungen hinzu. Sie war mehrmals in 
Duͤſſeldorf, indem alle ihre Urbeiten für den Churfuͤr—⸗ 
| fen beftimmt waren, der ihren Ruf dadurch verbreitete, 
daß er einige ihrer Gemählde an den Großherzog von 
oskana ſchickte. Rachel verlohr diefen ihren Gönner 
Sim Jahre 1716, und erft dadurch gelang es den Flam- 

ländern und Holändern fich von ihren Arbeiten zu ber— 

ſchaffen. Dieſe berühmte Frau ſtarb 1750 im 86 Jahre, 
nachdem fie immer mit derfelben einheit und Kunft 

gemahlt hatte. Drei Stuͤcke von ihrer Hand beſitzt die 

Muͤnchner Gallerie a). In der Wiener befindet ſich 

auch eins ihrer ſchoͤnen Blumen- Frucht: und Inſekten⸗ 

‚Stüde b) mit Namen und Datum, Rachel Ruysch f. 

1706. Auch die Gallerie zu Salzthalum beſaß von 

ihr ſechs Blumen, Frucht- und Inſekten-Stuͤcke c). 


Margarethe Wulfraat war 1678 in Arrheini 
‚geboren, lernte die Kunft von ihrem Vater Mat- . 
thias d), und erreichte ſowohl in der Portrait- als 
‚Hiftorien- Mahlerei einen hohen Grad der Vollendung, 
Ihr Pinſel iſt ſanft und von einer Erſtaunen erregen⸗ 
‚ben Weichheit und Zartheit, und die Draperie fo ſchoͤn 
ausgedruͤckt, daß man die verfchiedenen Subftanzen ges 
nau unterſcheiden kann. Sie lebte in Amſterdam, kehrte 
aber 1741 nach ihrem Geburtsorte zuruͤck, wo u 
ſtarb. 





















2) &. von Mannlich's Gemählde 8b. I. p. 353, 
b) ©. v. Medel p. 195. _ 


a) — Beſchreibung der HBerzoglichen Bilder » Gallerie wu Solz 
w thalum, : 


d) ©, p. 238, im feiner — if, 

















-320 Gealchchuder Mahferei * 


Anna Waſer, im Jahr 167 79 zu Zuͤrich IR: 
ward eine Schuͤlerin Joſeph Werner des jüngern 
von welchen fie ſowohl in. Oehl als in Miniatur ma 
len lernte. Gie arbeitete mit vieler Anmuth, und vie 
ihrer Gemählde wurden zu hoben Preifen in fremt 
Laͤnder verkauft. Ihr Tod erfolgte im Jahre 1715. 

Henriette van Pee, 1692 zu Amfterdam geb 
ven, war eine Tochter und Schülerinn von Theodor b 
hatte aber auch einigen Unterricht von Chriftoph 
Blon genoſſen. Sie mahlte Portraite fo vortrefflid 
daß Veter der Große ihre’ eine Penfion von 6000 Gute T 
den anbot, wenn fie in feine Dienfte treten wollte, 
Diefen vorthetlhaften Antrag fehlug fie jedoch aus, 
heirathete den trefflichen Mahler — Wolters, und 
ſtarb im Jahre 1741. 

Maria Klara Eimart, eine Tochter Georg | 

Chriſtophs des jüngeren, war in Nürnberg geboren, und Äh 

zeichnete fih in Portrait» Blumen: Frudt- Malerei m 

und in Darftellung von Vögeln fehr aus. Gie befhäf: Hi 

tigte fih auch mit der Kupferſtecher-Kunſt, befaß viel aftros # 

| nomifche Kenntniffe und befchloß ihr Leben als Satin 

ae des beruͤhmten Profeſſors der Phyſik, Heinrich Müllers 
zu Altdorf im Sahre 1707. 

"Simon Berelet oder Barelet hatte eine Nichte, 
die bier ebenfalld eine ausgezeichnete Stelle verdient. 
Descamps glaubt, daß fie 1680 in Antwerpen geboren 7 
ſey, und eine vorzüglich gute Erziehung genoffen haben 
müffe, da fie mehrere Sprachen gefprochen und mehrere | 
Inſtrumente fertig — habe. Eine Zeitlang war 4 

ſi ei 4 
a) Auch —— Kuͤnſtlers ee) an feinem Drte Ihon ehrenvoll ges e 
il dacht worden, \ 


b). Theodor war ‚ein Schüler feines Vaters Juſtus, mahlte in. 
mehreren Gattungen, und trieb einen Handel mit italiänie | 
{hen Gemählden, die er an Liebhaber nach England zu ve: 
kaufte. ” 

a A 


’ 


E ! 


5 





in Dauſhunde 


ch ihr Sie mahlte Hiftorten und Por: 
raite, und zwar mit ſehr correcter Zeichnung: Ihr 
Todesjahr iſt unbekannt. Von den Thorheiten Simon 
Varelet oder Verelet und ſeiner Bruͤder, habe ich bereits 
ausführlich in meiner Geſchichte der a in Engfam. 
B. V. p. 456, geredet, 


Catharine Hedel, oder "Heetin,. war 1699 
n Augsburg geboren, und flarb dafelbft 1741 in ver 
Biäthe ihrer Sahre. Sie lernte die Anfangsgrühde der 
Zeichenfunft von ihrem Vater, einem geſchickten Silberz 
irbeiter, mahlte in Dehl und in Miniatur, und ſtach 
uch in Kupfer, Ihr Gatte war Hieronymus Sper— 
ing. Es giebt mehrere Künftler diefes Namens, die 
nan aber mit der lieblichen Dichtung von einem Bar 
erino in von Zhümmels Reifen nicht verwedhfeln muß, 


Barbara Regina Dietfch oder Dietzſch, eine 
kochter Johann Israels, von welchen fie die Kunft er⸗ 
ernte, war 1706 geboren, und ift 1785 geftorben. Sie. 
'eichnete fich durch ſehr kunſtvolle Gemählve von Blus 
Unen und Bögeln in den mannigfaltigften Stellungen 
us Der Churfuͤrſtlich— Brandenburgiſche Reſident 
Sruͤner beſaß im Jahre 1789 eine Sammlung von 108 
Ihrer ausgefuchteften Stuͤcke. Nach ihren Gemaͤhlden 
ft aut) ein Kupferwerk erſchienen. a) 


Der Margarethe Havermann werbe ich bald 
dem Artikel von Johann van Huyſum gedenken, 
eſſen Schuͤlerin ſie war, und der ihre Talente benei— 
ete. Sie gieng nach Paris, warb dort unter die Zahl 
vet Mitglieder der Königl. Academie aufgenommen, und 
ebte nvch im Jahre 1760. — 
eh Sacobea Maria Nikkelen Aa “ bes 

N Yv 


| ae Sammlung meift inlaͤndiſch use sgel, Sn Are Quer⸗ 
Folio, zu Nürnberg 1770 — 1775 erſchienen. 


— 3x Th X 






















— 





IR 4 7 Ruh \ 2 , —J 






















308 Geſchichte der Mahlerei | 


reits, bei Gelegenheit Aula Vaters, rahmlichee 
nung gethan. 

In einer RER EN zu Gottfried Schalkens % 
©. 216, a), habe. id verſprochen einiges von: 
Mahler Familie mitzutheilen, in welcher fich beſor 
zwei $rauenzimmer auszeichneten, und mir duͤnkt, 
ich es hier am ſchicklichſten werde thun koͤnnen. 

Das Haupt dieſer Familie war Georg Lifieumge); 
fy a) 1674 zu Olesko im Palatinat Belz in Klein: Pos 
len geboren. Nachdem er den Unterricht eines gefchide | 
ten Mahlers genoffen hatte, ließ er fi) in Berlin nie 
der, und erwarb fid) daſelbſt den Ruf eines ſehr gu 
Portraitmahlers, durch den Ausdruck und das herrliche. 
Colorit feiner Arbeiten. Bei feinem im Jahre 1746 
erfolgten Tode hinterließ er zwey Zöchter und einen I 
Cohn, welche alle von ihm zur Malerei Etappen, wor⸗ | 
den waren. oh 

Die ältefte Tochter Anna Rofine warb 1716 in 
Berlin geboren, und genoß von ihrer frühen Kindhei | 
an den Unterricht ihres Vaters, aus Liebe zu welchem 
fie einen, mit Befoldung verbundenen ehrenvollen Nu Eh 
an den Hof zu Dresden ausfchlug. Cie ward nachhe | 

1741," mit dem 1697 in Berlin geborenen Mahler’ De 
vid Mathieu verheirathet b), und nahm nad) feinen Hi 


8— —B 03 Georg Liefieurosty 
"geb. ‚1674, geft, 1746, 
| 


N I N ee ER ER 
Unna Roſina Anna Dorothea Ehriftoph — 
Mathieu, und nach⸗Therbuſch Reinhold. geb, | 
her von Gasc. geb, geb, 1722, 1 1782, „geil, uk 
1716, geft. 1783. ss Aa J 
| ’ 


an 1 SE RE SHFSAF IT HEHE BETZ BER 1 I 2 1 
Rofina C — Ma: Leopold Mathieu FT Friederike Julie 

thieu FT. geb. 1772, lebte noch 

im Sahr 1808, — 


» Mathieu hatte von ſeiner erftien Frau einen Sohn Sg 


a: 


“ 


in Deutf lan 303 


i 1735 erfolgten Tode einen Ruf an den Hof 
Zerbſt an, wo ſie fuͤr einen großen Saal, der den 
Een Salon des Beautes führte, 72 der fchönften Da- 
imen jener Seit mahlen follte, und 4o auch wirklich. voll⸗ 
endete Sn Sahre 1760 heirathete fie einen Heren bon 
Gast 9 der aus einer Familie der Refuͤgies zu Ber— 
lin abſtammte, gieng 1764 als Hofmahlerin an den Hof 
zu Braunfhweig, wo fie einen Gehalt aus der Scha— 
tulle des Herzogs Karl bezog, und reifle 1766 nach 
Holland. ‚Hier mahlte fie unter Andern auch ein gros 
Bes - Familien-Gemählde für einen reichen Suden, ben 
Baron Squaffo in Amfterdam, Drey Sahre. fpäter 
(1769) ward fie zum Mitgliede der Academie zu Dress 
den aufgenommen. Von ihrer Hand ift eine unzählige 
Menge Vortraite vorhanden; die Derfonen des Herzoglis 
ihen Hofes zu Braunfchweig find mehrmals von ihre 
gemahlt w worden; auch andere beruͤhmte Derfonen, unter 
velchen ee das Portrait des Abts Serufalem Lob 
verdient. Ausgezeichnet ſchoͤn war das Bild ihrer eiges 
nen Familie, und ihr eigenes Portrait in der Gallerie 
zu Salzthalum. Sie hatte eine Tochter Roſina Chris 
tina Ludovifa, und einen Sohn, Leopold. Jene mahls | 
fe Portraite mit vieler Anmuth, und mit weichem Pin⸗ 
fel, litt aber viel dur ihre ſchwache Gefundheit, und 
ft, wie ich glaube, vor einigen Jahren geflorben. In 
den Sahren 1775 und 1774 hielt fie fi) einige Zeit in 
Saffet auf, wo fie für den Landgrafen zwei — und 
Br noch einige Portraite mahlte, 

Der Sohn Leopold war ein mittelmäßiger Dortraits 
—* und ſtarb in Goͤttingen, wo er ſich a 
en hatte. 




















2 





85 





© David, der ein geſchickter Kuͤnſtler — und 1768 am Sofe 
zu Schwerin lebte, wo er auch geftorben ift, 
a). Er, farb als franzöfifcher — am Carolino zu 
Braunſchweig 
*2 


324 Geſchichte der Mahlerei 


Georgs zweite Zochter war Anna Dorothea, zu 
Berlin 1722 geboren, und mit einem gewiffen Therbuſch, 
unter deffen Namen fie auch befannt ift, verheirathet 
Nachdem fie die Kunft bei ihrem Water erlernt, fie aber 
nad ihrer Verheirathung nicht weiter ausgebildet hats 
te, brachte fie mehrere Jahre in einer gewiſſen Unthätige | 
keit zu. Die Liebe zu ihr erwachte indeffen wieder 
Sie verließ mit Einftimmung ihres Mannes Berlin im 
Sahre 1761, und trat aufs neue als Kuͤnſtlerin auf, | 
indem fie nad Stuttgard, Mannheim u, f. w. reifte, 
dort viel arbeitete, und nah ihrer Zurädfunft nad 
Berlin mit glüdlihem Erfolge und mit Beifalle für mehe 
rere Höfe Hiftorien- Stüde mahlte. Eine zweite Reife 
unternahm fie im Sahre 1766 nad) Paris, wo fie ſich 
bemühte, unter die Mitglieder der Koͤniglichen Academie 
aufgenommen zu werden, und während ihres mehrjähz | 
rigen Aufenthalts dafelbft, nur ein einziges Gemählde, 
Supiter und Antiope, an den Fürften Galligin für di 
Gallerie zu Petersburg verkaufte Im Sahre 1770 
fehrte fie nach Berlin zurüd, und arbeitete mehrere Ge] 
maͤhlde für Friedrih den Großen, und für den Ruffis 
fhen Hof. Sie farb im Jahre 1782 a), und ſcheint, 
fo lange fie lebte, fo wie auch ihre Schweſter, von 
einem unglüdlichen Geftirn verfolgt worden zu feyn. 

Ihr Bruder Chriſtoph Friedrich Reinbold 
(1725 in Berlin geboren) lernte die Anfangsgründe 
der Kunft von feinem Bater Georg, und ward 1762 
Mahler am Hofe zu Deſſau. Hier mahlte er unteel 

andern dad Bild des. Fürften Eugen von Anhalt zu 
Dferde mit großer Kunft, befonders das Pferd, obwohl 
die Stellung der Vorderfuͤße fehlerhaft if. Man ſagt, 
der Fürft habe fih ihm mehr als vierzigmal in dieſer 

















a) ©. Meufels Miſc. Heft XVII. p. 266. — 275, wo fa ein 
langer Auffag über diefe treffliche Frau befindet, 


in Deitſchunt on 


Dofition zu Pferde —— und das Pferd ſey dar⸗ 
über toll geworden. Sch habe ed in der Dresdner 
Gallerie gefehen, obgleich es Damald noch eb aufe 
| Pi war 
Dieſer Kuͤnſtler hielt fi 1768 feine Zeitlang in 
Diesen auf, und gieng 1772 nach Berlin zurüd, wo 
‚er mit feiner Schwefter Therbufh, wiewohl in ganz 
derſchiedener Manier, in Gemeinſchaft arbeitete. Sie⸗ 
ben Jahre ſpaͤter (1779) erhielt er einen Ruf als Mah— 
ler an den Mecklenburg-Schwerinſchen Hof, wo er 
‚auch 1794 geftorben if. Bei manchen Eigenheiten, 
‚und obwohl auch ihm das Gluͤck nicht günftig war, bes 
faß er doch ein ausgezeichnetes Talent in Darftelungen, 
die mit künfilihem Licht beleuchtet waren, Unter ver> 
ſchiedenen Bildern, die ih von ihm gefehen habe, kann 
ich eines in natürlicher Größe, das Bild eines gewiffen 
‚Sol nicht genug loben, welches in Die Galerie zu 
Salzthalum gekommen iſt. 

Seine Tochter, Friederike Julie, war 1772 in Def: 
ſau geboren, fam 1792 nad) Berlin, und ward in die 
‚Ucademie aufgenommen. Sie zeichnete fih dur Porz - 
\traite und hiftorifche Figuren aus, und lebte noch im 

wie — 


























* * 


— Breydel, in Antwerpen 1677 geboren, und 
174 geftorben, war ein Schüler Rysbraek des älteren, 
reiſte viel in Deutfchland, und war Überhaupt von uns. 
ruhiger Gemütbsart. Er mahlte mit vieler Kraft Figu⸗ 
Iren, Landſchaften, Rhein-Anſichten, Angriffe, Schar⸗ 
muͤtzel, und aͤhnllche Sachen. Unſere Sammlung beſitzt 
zwei kleine, wohlerhaltene und aͤußerſt liebliche Stuͤcke 
von ihm a). Er ſtarb 1744 in Gent. 





a) ©, mein Verzeichniß pag. 8. Nro. 7. 8. 











“ Geſchichte der Mahler 


‚Sein Bruder Franz (167g geboren) mahlte P 
Kite „Converſationsſtuͤcke, Carnevals⸗Beluſtigung 
und war lange Zeit für den Hof von Heſſen-Caſſel 
ſchaͤftigt. Er hatte auch eine Reife — errang gerne 
fiarb aber 1750 in feiner: weimalb. — 


na ei: 9 Soͤhne eines "Staliäners — 
Simon war ein Schuͤler von Crepu, ward ein treffli⸗ 
cher Blumenmahler, und arbeitete 1720 in London. |! 
Deter, fein Bruder und Schüler, arbeitete im Haag, w 
man noch mehrere meijterhaft von ihm verzierte Simmer. | 
ſieht, wobei ihm jedoch auch andere ah und untecge 


im. zoften Sahte feines Alters 
Ein anderer berühmter Blumen- Rh — 
ler war 4 a 2 


Eonrad Noeyelr 
geb. 1678, geft. 1748. 


im Haag aeboren, und ein Schüler von Gonftantin 
Netfcher. Anfangs befchäftigte er fih mit Portrait” 
mabhlerei, folgte aber fpaterhin feiner Neigung, und I 
legte fich mit fo großem Erfolge auf Blumen- und 
Sruchtmahlerei, daß er unter den Mahlern diefer Gat⸗ 
tung eine ausgezeichnete Stelle verdient. inige Zeit 
lebte er am Hofe des Churfuͤrſten von der Pfalz, aber‘ 
der Tod dieſes großen Beſchuͤtzers der Künftler ver⸗ 
anlaßte ihn Düffeldorf zu verlaffen, und nach. dem Haag 
zurüdzufehren, wo er für die vornehmften Liebhaber ar= 
beitete, und 1718 in die Xcademie aufgenommen, und“ 
nad) und nach mit allen Wemtern verfelben, bis zum” 


a) B. III. Pag- 245, 


in Deutfhland. © 327 


Directorat belleidet ward, 2 ‚lebte mitten in einem 












1 zu Studien dienten, — * im — Jahre 
ſeines Alters im Kreiſe treuer Freunde, und im Ges 
Unuffe gefeliger Freuden. Roepel war gewiß einer der 
Beiieteften Blumen: ‚und Sruchtmahler, us Arbei⸗ 


4 7 So achtungsmerth auch, die ung betannt geworde⸗ 
nen italiaͤniſchen, franzoͤſiſchen, engliſchen, und beſonders 
* Pet hollanbiidien und a eh Blus 


wie ih glaube, unter allen den Kranz 

* 1% 

Johann van Huyſum, 
geb. 1682, geſt, 1749. 


Er war in Amſterdam geboren, und der Sohn des 
[bereits erwähnten Juftus Huyfum a), der fi mit 
allen Gattungen der Mahlerei abgab. Dieſer unterrich⸗ 
tete ihn in den Anfangsgründen der Kunſt, und Jo— 
hann mahlte anfangs ſelbſt in allen Gattungen, beſon— 
ders Landſchaften, welche jedoch, ungeachtet fie ſchoͤn, 
und mit Nuinen aus den Umgebungen Roms ausges 
ſchmuͤckt waren (er felbſt ‚hatte Italien nicht. gefehen), 
bei den Holländern feinen Beifall fanden, weil fie ihre 
eigene Natur darin vermißten. Nachdem er fi) von ſei— 
nem Vater getrennt hatte, legte er fi ausschließlich N 
Ä auf Blumen- und Krucht: Mahlerei, und gelangte darin 
zu einer Vollendung, die alles übertraf, was man bis 
dahin in dieſer Gattung gefehen hatte. Seine Arbeiten 
wurden in der That zu fo hohen Preifen bezahlt, daf 
nur Zürften und fehr veiche Liebhaber zu ihrem Befige 
gelangen fonnten, Die Menge der ihm befannten Blu⸗ 


a) ©, pag. 274. 














5 Gefhiht eder Mahlerei 


miften metteiferte unter ſich, ihm das Schoͤnſte migug 1 
theilen, was ihre Gaͤrten hervorbrachten. Huyſum pflegte 

die Studien, aus welchen er ſeine Gemaͤhlde compor 
te, einzeln zu arbeiten, und wat, wie man erzählt, f 
eigen, daß er Niemanden zuließ, wenn er arbeitete, u 
aus der DBereitung feiner Dehle, Zirniffe und 
ben ein großes Geheimniß machte, eine Eigenheit, die 
indefjen nichts befonderes hat, da fie mehreren Blumene 

mahlern anhängt. Selbft feine eigenen Brüder durfte m 
ihm bei der Arbeit nicht zufehen, und daher war er nur) 
mis Mühe dahin zu bringen, Margaretha Sa 
mann zu unterrichten, -auf deren Zalente er eiferfüchz " 
tig gewefen feyn fol. Der Verdruß, den ihm einer fei= | 
ner Söhne verurfachte, wirkte fo auf feinen Berftand, ]i 
daß er in eine Art Narrheit verfiel, die jedoch auf feine] 
"Arbeiten feinen Einfluß hafte. In den letten Tagen |i 
feines Lebens kam er ganz wieder zu Verftande, und Il 
farb im Jahre 1749. Was feinen Styl betrifft, fol 
mahlte er alles mit VBerftande und mit unglaublichem 1 
Sleiße, und laffirte bis ins Unendliche, feibft die Ded: 
farben. Diefes ift die Urſache, daß feine Früchte zu —1 
ſchoͤn, oder deutlicher zu reden, daß ſie kuͤnſtlichen Fruͤch⸗ 
ten von Wachs oder gefaͤrbtem Elfenbein aͤhnlich ſind. 
Seine Blumen aber, feine Inſekten, der Thau und die | 
einzelnen Thautropfen übertreffen alles, was man in 

der Art bisher gefchen hat. Auch feine Landfchaften, 
deren Figuren etwas von Laireſſe's Manier an fih has 
ben, find von Werth, wie bexeits angeführt if. Bon 
feinen vorzüglichften Arbeiten geben fowohl Gool als 
Descamps Nachricht. In den Gallerien von Bien, F 
Dresden und Münden befinden fih mehrere Stüde von 
ihm. Auch die Gallerie zu Gaffel beſaß zwei herrliche 
Blumen: und Fruchtſtuͤcke von feiner Hand, die jest in 
Rußland find. 








SE 


in Deutſchland ·. 39 


* Sohann hatte drei Brüder, fammlich Kuͤnſtler. N 
Nikolaus war fein Schüler; Juftus, ein guter 
‚Schlachten: Mahler, farb jung; Jacob copirte die Ar- 
‚beiten feiner: Brüder fehr gerückt, und ſtarb — n 
Baia Ey 

Anton Ei enkennezs 1678 zu Inſpruck ges 
Foren, lernte bei Bouritfh und arbeitete in Joh. Glaus 
ers und Kaspar Dughet5 Manier. Er ſchmuͤckte feine 
Landſchaften mit ſchoͤnen Anfichten alter römifcher Ges 
baͤude aus; die Figuren darin aber find immer entwes 
der von Sobann Graf oder von Aler. Bredael gemahlt.. 
Er farb 1722 in Wien. Mehrere Gallerien, aud die 
Fuͤrſtlich Lichtenfteinifche, Befioen, ſwoͤne Arbeiten von 
ahm-b). . - 
Zoſeph war ſein Sohn und Schlier. ‚Hagedorn 
ſagt, daß er 1708 ein großes Gemählde für die dama— 
lige Gallerie zu Weimar gemahlt habe. Die darin bes 
findtichen Heinen Siguren und u find von F. W. 
Tamm (). 

Descamps d) gedenkt eines N. Tyſſens, als ei⸗ 
nes Bruders des bereits Erwaͤhnten, und glaubt, dag 
es vielleicht Auguſtin Tyſſens feyn koͤnne, welcher 691 
Director der Academie zu Antwerpen war, Fann aber 
- feinen Zaufnamen nicht angeben. Wer er auch geweſen 
ſeyn mag, er war ein guter Landfchaftsmahler, der feis 
ne Landfihaften mit Figuren und Thieren in Berg- 
hems Geſchmack ausfhmüdte, ein ſchoͤnes Colorit und 
eine anmuthige Compoſition hatte, und ug der Natur 
\ ſtudiert zu haben rl 










c 


a) ©. meine Gefh. der Mahlerei in England, B, V- P- Sr, 


b) ©. Fanti Descrizione completa della Galleria dı Pitiura 
del Principe di Lichtenstein. Vienna 1768. k. p. 97. 


e) ©. Betrahtungen über Mehlereien ze, 
a) Tom. IV. p. 206. 


350 













ed Mahlerei 


Philipp van Dyck gilt in Holland als der teste 
hollaͤndiſche große Mahler, Er war 1680 in Amfterdam |) 
gebören und ein Schüler von Arnold Boonen, bei wels Il 
chem er fid) gründliche Kenntniffe feiner Kunft erworben | 
hatte. In Middelburg, wo er fich 1710 niederließ, fand | 
er in mehreren angefehenen Perfonen eifrige Liebh 
der Kunſt. Bei einem entſchiedenen Talente für P 
traitmahlerei im Großen und im Kleinen, 'mablte & 
auch mehrere Sachen in Gerh. Douw's und Mieris Mas 
nier, Als er auf Bitten feiner Freunde feinen Aufent: 

halt in Middelburg mit dem im Haag vertaufchte, fand | 

er auch dort viele Künftfreunde. Beſonders viel arbeiz | 
tete er für den Prinzen Wilhelm von Heffen: Caffels 

Diefer nahm ihn mit fich zu feinem Vater, der ihn reich⸗ 

lich befchenfte, und noch außerdem zu feinen erften Mahe 

Ver ernannte, nachdem er ihn und feine ganze hohe |; 

Familie auf einem Bilde gemahlt hatte. In der Folge |f 

mahlte er viele Portraite, und ward von mehreren Pers) 

fonen gebraucht, ihnen entweder ein Gabinet oder eine 7 

Gallerie einzurichten. Die Staaten von Holland liegen | 

von ihm das Portrait des Prinzen von Dranien verferz N! 

tigen, um es in einem La Treve genannten Saale 

aufzuftellen, Er lebte immer ſehr anfländig, ı war ſehr 

geehrt, und ſtarb 1762. 

Um dieſelbe Zeit ſtand in gutem Rufe H ke Graf, 

1680 zu Wien geboren. Er war ein Schüler von von 

Alen, und obwohl er niemals aus feinem VBaterlande 

gefommen war, fo brachte er doch durch forgfältiges, 

Studium der Natur fehöne Arbeiten zu Stande. Sei: | 

ne Lieblings-Darſtellungen waren öffentliche Pläße mit 

einer Menge Menfchen angefüllt, Pferde u. f. w. Sein 

Zodesjahr ift unbekannt. 

Aus guter Familie ffammte Jacob Appel ab, 
der 1680 in Amſterdam geboren war, und von der früs 
heften Sugend an fo große Anlagen zum "Zeichnen bee 





7 


— * 
——— — 











“eo Daun 2 


wies, daß feine Eltern: dadurch bewogen wurden, ihn‘ 
von Thimotheus Graef, einem Landſchaftsmahler, un⸗ 
terrichten zu laſſen. Hier machte er ſo große Fortſchrit⸗ 
te, daß er in David van der Plaes Schule kam, und 
in der Folge ein ausgezeichneter Kuͤnſtler in allen Satz 
tungen der Mahlerei ward, ſowohl al Portraitift, als 
zuch als Hiſtorien⸗ und: Landſchaftsmahler. Waͤhrend 
einer Yangen Zeit hatte er beinahe ein Monopol, die ans 
‚gefehenen Häufer in Amfterdam, Saardam u. ſ. w. mit 
‚feinen Arbeiten auszufhmäden. "Er ſtarb 1751, 
I Ludwig Smith genannt Hartlamp, war ein‘ 
Blumen» und Fruchtmahler, der feine Gemählde ges 
‚wöhnlic im Helldunfel anlegte { Ay fie dann mit nas 
Kal Farben dedte. 
Ein anderer geſchickter war a 
ein Walliſer, und bis in fein 4oftes Jahr Offizier in 
ſpaniſchen Dienften. Sn der Folge ließ er ſich in Ant⸗ 
werpen, ſpaͤter in Bruͤſſel nieder, wo er mit allgemei⸗ 
nem Beifalle arbeitete. MWeyermann a); erzaͤhlt einen 
laͤcherlichen Vorfall, der ihm mit einem Hiſche Den 
nete. Er 
Der Talente Seas — der tn. 
oder Straeten, habeich fon i in meiner Geſchichte der 
| Maplerei in England gedacht b). eine Neigung zum 
Trunk machte ihn allen ao veraͤchtlich, — ws 
nen Genoffen. 
0 Ein Künftler, der unter die guten Dieertänbiiien ' 
lien gerechnet: wird, war 


GSegres Jacob von Helmont, 
a 1683, geſt. 1756. 


‚ in Untwerpen geboren, und von feinem Vater Mat: 


— 





a) B. II. pag. 239.1; f. 
b) 8, V. pag. 513, 















332° Gefchichte der Mahlerei 


thaͤus Helmont a) zur Kunft erzogen, Seine von | 
Kindheit an ſchwache Gefundheit hinderte ihn zwar fei 
Baterland zu verlafien, indefien wird er doch wege 
feiner fhönen, mit herrlichem Colorit verbundenen | 
poſition für einen geſchickten Kunſtler gehalten, und 
Bruͤſſel befinden fi fowohl in Kirchen, als auch i 
Privatbäufern eine Menge feiner Arbeiten, deren Bere 
zeichniß Descamps. liefert b) Bi 

SOdb unter dem Namen Breda, wie einige Särifte 

Beier behaupten, Br vedbaelzu — ſey, weiß ih ’ 


— Peter van 2 habe ich bereits) ‚gedacht d) ||| 
sn Fuͤßlys Lericon wird geſagt, daß er einen er | 


wii, ifte Vielleicht ein Sohn von Alerander va 
Breda? — Mie dem auch feyn möge, diefer Sohbann 
lernte bis 1707 die Kunft bei feinem Vater, ahmte aber, u | 
was man auch von Peter und Alerander fagt, viel A 
mehr die Manier des fogenannten Sammt: a 
nah. Sohann arbeitete auh bis zur Taͤuſchung in “ 
MWouwermanns Manier. Einige Zeit hielt er fih in 

England auf, und ward, geehrt und reich, bei feiner | 
Zuruͤckkunft zum Director der Academie in Antwerpen 1 
ernannt. Diefes gefbah bald nach dem Jahre 1725, 
Sm Sahre 1746 aber widerfuhr ihm die Ehre, bag 
Ludwig XV. bei feinem Aufenthalte in Antwerpen 


a) Matthaeus hatte die Kunft bei David Teniers dem jüngeren 
gelernt, und mahlte in feiner Manier Aldhimiften in ihren 
Laboratorien, Kram-Buden, Märkte und ähnliche Sachen, 

b) Tom. IV. p. 256. 

©) Weyermann redet Tom. IV. pag. 103. von einem van 
Bredael und pag. 110, von einem van Breda. 


d) S. pag- 75. 






in Deutfchland. 388 


vier Gemählde von ihm Faufte, Breda hat fich mehr 
‚als alle andere der Manier Breugheld und Wouwer- 
‚manns genähert, ‚Er farb 1750, und hinterließ einen 
‚Sohn, Franz van RE, der un ai. Schüler 


De * * 
Die Schweiz hat in allen Sabrhunberten ausgegee 
nete Kuͤnſtler⸗ Genies hervorgebracht. 
| Unter ihnen ward Sohannes Grimour im 
Sabre 1680 geboren, von dem man indeffen nur wenige 
Nachrichten hat. Bei ausgezeichneten Talenten fuͤhrte 
er ein höchft wüfles Leben, und ward jedermann ver: 
aͤchtlich durch feinen immerwährenden Aufenthalt in dem . 
Wirthshaͤuſern. 

Johann Ulrich — 1694 in Schaf⸗ 
hauſen geboren und 1765 geſtorben, war ein Schüler 
hi von S. Sacob Scheerer, und fludierte in der Folge in 
der Ucademie zu Wien, Er war ein Künftler von 
Verdienſt, aber — Lebensweiſe machte ihn —— 

veraͤchtlich. 

Hans Georg Hunkeler, im Conton — 
1682 geboren, und 1740 geftorben,. war eine Zeitlang 
| unter der Päbftlihen Schweizer Garde, und bejchäftigte 
ſich in Nom mit der Mahlerei. Seine beften Arbeiten 
| befinden fich in feiner Vaterfladt, in der Franziskaner⸗ 
Kirche. 

Auch aus —— war Klemens Bentler ‚ges 
vuͤrtig, der fih in Hifiorienz, befonders aber in Lands 
ſchaftsmahlerei auszeichnete, Sein Zeitgenoffe, und 
ebenfalls ein Luzerner war Franz Ludwig Raufft. 
Er ffudierte in Rom, ahmte Peter von Cortona’s Ma: 
nier nach, und erhielt in der Schilder- Bent den Beinas 
men „Fondament.“ Indem Regierungsgebäude zu Lu— 
zern ift von ihm eine Enthauptung des heiligen Sohenz 


















- 


nes. von großem Verdienſt. Er aibeiteter an mehreren 
le und hat a in einem ber — He 


dieſer — beſinden ſich am Wiener Ho 
Er farb 1708 in ‚der Bluͤthe ſeines Lebens, ‚und. hau 
25 Jahr alt. —— 


Johann Sat. Reiter aus Stechen 
auf mehrere Gattungen der Mahlerei, und‘ arbeitete 


ie im —— 


1748 Be war uerft J. Melchior — Fe hr 
Pesne's zu Berlin Schüler. Er zeichnete fi i in en b 
er ——— der iR: aus, und war mit dem Kai⸗ 


‚Ein anderer Schuler von wen und auch ein m 
Schweizer, war Johann Rudolph Daͤlliker. * 9 


Als geſchickter Portraitiſt zeigte ſich J ob R udo NZ ;' 
Se d er, 1700 in Winterthur geboren, SET u 


Karl Franz Rusca von Lavis, geboren 1701, 
geftorben 1769, war Amiconi's Schüler, und arbeitete 
mit allgemeinem Beifalle. eine Portraite find mit 
einer unglaubliden Leichtigkeit tokkirt, und viele derſel— h\ 
ben mit großer Kunft von berühmten Kupferftechern ge- 
ſtochen worden, In der Sammlung meines verfiorbenen 
Freundes, des Grafen von Brabeck zu Söder, befindet 
fi ein Driginal-Portrait des Generaliffimus der Res | 
publik Venedig, Grafen von Schulenburg, von Pitteri 
—— 


i ——— Deurfäfand, > Ba 


Johann Stephan eiotard⸗ 
geb. 1702, eff. . —— — 


Dieter treffliche Kuͤnſtler war in Genf geboren, und fuͤr 
die Handlung beſtimmt. Seine Neigung zur 9 ahlerei 
‚war indefjen fo groß, daß er, nach einem kurzen Stu- 
dium von einigen Monaten. ſich in Piniatur-, Emaille 
‚und -Paftell- Mahlerei verfuchte, ‚Bei Maife je, einem 
geſchickten Miniaturmahler zu Paris, hielt er ſich nur 
einige Zeit auf, gieng dann nah Rom, und mahlte da- 
ſelbſt viel in Paſtell. Einige Engländer, namentlich 
Lord Sandwih, Lord d’Uncanon boten ihm an, ihn 
mit fihb nad. Gonftantinopel zu nehmen, wo er denn 
auch im Sunius 1758 anfam, und die Portraite der 
fremden Minifter, und einer Menge angefehener Perſo— 
nen mahlfe, Er trug dort griechiſche Kleidung, ließ ſich 
den Bart wachſen, und blieb vier Jahre daſelbſt. Nach⸗ 
dem er ſich nachher noch 10 Monate bei dem Fuͤrſten 
der Moldau in Jaſſy aufgehalten hatte, kam er nach 
Wien, wo er den ganzen Kaiſerlichen Hof, und auf Be: 
fehl der Kaiferin Marin Thereſia auch fein eigenes Por- 
trait mahlte, welches in die, große Sammlung nad 
Florenz geſchickt ward a). Im Jahre 1766 verheira⸗ 
thete er ſich mit der Tochter eines franzoͤſiſchen Kauf⸗ 
manns zu Amſterdam. Seine griechiſche Tracht trug 
er fortwaͤhrend, hatte fi jedoh den Bart abnehmen 
laſſen. Auch in Frankreich und England hat er Reifen 
gemacht. ‚Seine Portraite find ähnlich und von ſchoͤner 
Zeichnung, vorzüglich die in Paſtell. Unter denen welche 
man in Dresden bewundert, verdient befonders das 
fhöne Wiener Stubenmädchen ein ausgezeichnetes Lob. 
Auch in Emaille- Mahlerei hat er Meiſterſtuͤcke geliefert, 
beſonders in Hinſicht der Größe, einem ber fchwierigften _ 


re 





a) ©, Museo Fiorent. T. VI, p. 274. 


* a Bd 2 N — LER; 


336. Gelhihte dee Mafferi 


Punkte in diefer Art Mahlerein. Das Jahr ſeines d To⸗ 
des iſt mir nicht bekannt. Man ſagt, er habe auch i 
Buch geſchrieben, welches ich jedoch nicht weiter kenn 
Ein Bruder von ihm, Johann Michael, wa 
geſchickter Zeichner, und gab ſich nn mit der Stei 
ſchneidekunſt ab. 












Mr * 
Das Sefäteht. der Fußly theilt fi Yin Zettel 
BERLIN, unter welchen ſich viele im —— in der 4J 


zeichneten. Ei 

1. Bon Matthias dem älteren b) Geb. — N 
geft. 1664) fo wie auch von feinem Sohne Matthias al 
dem jüngeren, einem mittelmäßigen Portraitmahler, (gebe “ 
1638, geft. 1708.) und von dem Sohne diefes legteren, 
Matthias dem jüngften, einem 1671 in Ztrch gebornen 
und 1759 geftorbenen verdienftollen — habe ich 
bereits geredet c). “ 

2. Bon einem Rudolf Fuͤßly hat man weiter U 


feine Nachricht, als daß er 1674 in Zuͤrch gelebt babe, 


war- 1677 geboren, und ift 1736 geftorben, Er lernte _ 3 
die Kunft bei Johann Meyer und arbeitete nachher in 
Berlin unter Samuel Blefendorf. Bon ihm find 
„50 Kupfertafeln in der Scheuchzerfehen Bibel gezeichnet. 
4, Hans Rudolph der ältere, 1680 geboren 
‚und 1761 geftorben, mahlte Landfchaften, Blumen und 7 
Portraite. Sein Mahlergeſchlecht Pe in zwei Soͤh⸗ N 
nen, 


a) Traite sur Vart de ia peinture et la maniere de la % 
juger. 
- b) ©, Tom. II, p. 457. u. f+ 
e) ©, 301. 





ar 


# und mehreren, Enten — Enkelinnen a), Sein 
aͤlteſter Sohn war 










geſt. 1782 b). Dieſer erwarb ſich die erſten Kunſtkennt⸗ 
niſſe bei feinem Bater, und kam darauf nad) Wien, 
wo er ein weites Feld hatte nach Kopekfy’s Werken zu 
ſtudieren. Er mahlte viele Portraite, und fand durd) » 
‚den ausgebreiteten Briefwechfel welchen er unterhielt, 
‚Gelegenheit, fih mit der Mahlergefchichte feines Vaters 
fandes befannt zu machen. Bon ihm ift das ſchoͤne 
Werkein 5 Baͤnden, uͤber die Schweizer Mahler her⸗ 
ausgegeben c), fo wie auch Kopezfy’s und Kugendas 
Leben d), ein Werk über Mengs e), ein Verzeichniß 
"der fohönften Kupferftiche f). und endlich eine Sammlung 
Briefe von Winfelmann 5). Er nahm auch Theil an. 


a) ar Hans Rudolph der Ältere, 
BR geb, 1680, geſt. 1761; 
— — VE 
Joh. der ältere „2 en ea 
geb» 1708, geſt. 176% geb; 1720, geft, 1801, 
— Heinrich der juͤngſte 
1 geb. 1755, geſt. EN 


> Bans Rudolph — der ‚Caspar der Anna Euſebech 
der juͤngſte geb, jüngere 1742, jüngere geb, re 
1737, geft, 1806, 1743, geft, 1786. 
'b) ©, Leonhard Meifters berühmze- Süriher, Th. U. p. 151% 
und Meufels Mife, artiftiihen Inpalte, Heft 19. ©, 1. 


c) Geſchichte der beſten Kuͤnſtler in der Schweitz, nebſt ihren 
Bildniſſen. Band I — V. 1759 — 1779. 8. 

4) Leben Georg Philipp Rugendas und Johann Kopezky. Zuͤrch 

—178 

eo Mengs Gedanken. über die Schönheit und den Sefömac in 

h der Mahlerei, 1765. 8. 

— KRaifonnirendes Berzeichnig der vornehmen Kupferfieer und 

ihret Werke, Zuͤrch 1771, 8. 

) Sammlung von Winkelmanns Briefen an defler Freunde * 

der Schweitz. 1778. 8 


J 





- 41 


Fiorillo. Zr Ch, 


Johann — be ältere, geb. 1708, _ 


LY 


Ze nr 


338 | Sehhibu da Mae . to 


, andern Yitterärifchen und artiſtiſchen unternehmungen 
und gab jungen Kuͤnſtlern und Liebhabern der RU 
praftifhen Unterricht. Unter den letzteren darf ih, My 
feines Schuͤlers, meines alten wuͤrdigen Freundes, 
Legations-Raths Tomman von ge * Vet 










u widmeten. Diefe find » 
2. Hans Rudolph der jüngfte I: ar 
geft. 1806.). Nach einem fehr gründlichen Anfange in | 
der Mahlerei, im Zeichnen und im Kupferfiechen, ‚ger | 
rieth er während feines Aufenthalts zu Bien in den |; 
Sahren 1765 und 1766 in andere Gefchäfte, die ihn feiz |; 
ner gluͤcklich „begonnenen Laufbahn entriffen. In der | 
Folge ließ er fih in Wien nieder, und machte fih da= “ 
ſelbſt durch mehrere die fhönen Künfte betreffende Schrif: 7, 
ten berühmt a). | oh 

2. Heinrich der jüngere, war 1742 geboren, |) 
Da er, fo zu fagen, ein nationalifirter Engländer ift, |) 
fo habe ich feiner ausführlich in meiner Gefchichte der |) 
Kunft in England gedacht b). Er führte den Pinfel und +] 
die Feder mit gleicher Kraft. 

3. Caspar Füßly der jüngere (der jlingfie f 
Bruder der beiden oben genannten) mahlte befonders ’ 
Sinfeften und Pflanzen, und gab Unterricht im Zeich- 


. a) Kritifhes Verzeichniß der beiten, mad, den — A 
Meiſtern aller Schulen vorhandenen Kupferftihe, 8 1... 
I. IV. Zuͤrch 1798 — 1806. 8. und Annalen * bildens ⸗ 
den Kuͤnſte für die oͤſtreichiſchen Staaten, Wien 1801. * a 
Heft 1, 2, in 8, 


b) Gefhichte der Mahlerei in Großbritannien, Band V. Pag 
782 — 790. 














Er gab MeheErE Schriften heraus 9 und > hart 
i7 86. Endih . 
Fi) Unna, und. 


kb, ‚Caspar des Älteren, zeichneten fi durch Blumen: 


ater. Be 


\ A, 


war Heinrich der ältere, geb. 1720, geft. 1801, 


ekten. Sein Sohn Heinrich der jüngfte war 1755 
in DDraen geboren, lernte die Kunft bei feinem On— 
kel 3: Caspar, und gieng 1776 nah Paris: In der 
Folge legte er ſich auf Landſchaftsmahlerei, und bat 
1799 in Zuͤrch eine große Kupferftich: Handlung eroͤf⸗ 
het, Und mehrere treff iche Schriften herausgegeben b). 

; V. Rudolf oͤder Hans Rudolf der Süngerg 
Beb. 1709, deft. 1795. Nach mehreren eigenen Studien 
Be: ed ihm durch feine Liebe zur Zeienfünft die er: 


e gruͤndliche Anleitung von Melchior Fuͤßly zu erhalten, 
effen ich bereits fruͤher ümſtaͤndlich gedacht habe; 
Nachher gieng er nach Paris, wo er ſich bei Philipp 


änderen, Meiftern copirte. Ungeachtet er von dort als 
ein beruͤhmter Miniaturmahler in fein Vaterland zu— 
ruckkehrte veranlaßte ihn boch feine hertſchende Neis 





gazin für Liebhaber der Entomologie, 3. I II: I. 1778; 
Archiv der Snfekten ⸗Geſchichte. ‚Heft 1-7, i7di 1786, 


b). ©. Merkwürbige Gegenden. ber Schweis; Ye Mit ı einer. hiftörtz 
ſchen Befchreibung begleitet; Heft 1 —6; 1797. 1803. Ana 
fongsgrunde zum Landſchaftszeichnen, in 12 getuſchten tind 
i colorirten Blättern, nebſt einer — zu Fuunnnt 


ten; 
I $ 2 





F u in Deutſchland. 339 


Br Elifabeth, beides Töchter bes oben genannten | 


‚Der juͤngſte Bruder von Caspar dem ältereit 


sr mahlte erft, Landſchaften, fpäterhin Bügel und Ins 


Jacob Lauterburg dem Bater, auf Miniaturiahleret , 
legte; und die Arbeiten. bon Lagilliere, Klingftedt und 


a) Berzeichnif der bekannteſten Schweiger: Infekten — Ma— 


Beh Inſekten mahlerei aus, farben abet beide vor ihrem 


| 


PYasy ; F uf | Be - 70 
var “ wir 


J hi ihr — 
























bliothek und eine bedeutende, — von. ; ‘4 
pferftichen anzufgaffen, mit deren. Hilfe er Er ms | 
tes Allgemeines Künftler- Lexicon verfertig e, von wel⸗ a 
chem Ausgaben HOSEN find; die erſte I} —— to 


tion ruͤhmen kann. 6: iſt die Feucht einer — “ 
gen angelirengten Arbeit! = 
‚Sein Sohn Heinrich (1745 EN) gab ſchon fruͤh 
Beweiſe ſeines Geiſtes, ſeines trefflichen Gemüths und | 
- feines republifanifchen Patriofismus. Er ift der Ver⸗ 
faffer des berühmten Supplenen zum Lexicon ſeines 
Baters, Man vergleiche was I. C. Fuͤbly von ihm | 
fchreibt b) und was ich im 2ten Bande meiner il 
pag- 457 von ihm geſagt habe, # 4 
Den Johann Balthaſar Bultinger, oh. 8 
Gaspar Heilmann, Emanuel Handmann, dent 
liebengwürbdigen Sohann Ludwig Aberliu 
f. w. übergehe ih mit Stillſchweigen, denn ich würde 
nicht fertig werden, wenn ich alle Schweißer Kuͤnſtler 
nennen wollte, welche ſich ausgezeichnet haben. Ich 
verweiſe meine Leſer daher auf den vierten Band, und | 
auf den Anhang zu Der Geſchichte der beften Künfier 
in der Schweiß, des oben angeführten 3. Caspar Fuͤß⸗ 
ly's, indem ich der noch lebenden, ſich ——— 
Kuͤnſtler nicht erwähnen kann c). 


a). Ich befise noch einen fehr feeunstihen Brief des Berfaffers, 
welhen er mir ſchrieb, als er mir ein FA ber zweiten 

Ausgabe zum Geſchenk machte, F 

b) Beioidiie der beften Künftler in der Schweiß, Band III. 
p. 18 

«) ©, er Nachtrag zur Geſchichte der Schweißer Künfkter in 






\ 


! er Deutſchland. 341 


J— van der Myn, 
" oa, gel. 17. 5 | 
A se —— Amſterdamer, und Sohn. eines Dre 


ter. und Hermann befihäftigte fih auch in der That > 
mit den Dazu nöthigen Schulwiſſenſchaften, theilte aber 


ſeine Zeit zwiſchen Studieren und Zeichnen, bis endlich — 
ſeine leidenſchaftliche Neigung zur Mahlerei den Sieg 


N davon trug. Er kam alfo «in Ernft Stuven’3 Schule, 
der ein geſchickter Blumenmahler, aber, wie ſchon an . 
- feinem Drte gefagt worden ift, ein ausfhweifender 
Menſch war a), und den er in kurzer Zeit. übertraf, 
. Sein erfangter Ruf trieb ihn zu Höherem an; er legte 
ſich auf Portrait und endlich auf. ‚Hiftorienmahleret, ; 


wiewohl nicht bekannt iſt, unter weſſen Anleitung. Im 


Jahre 1716 zeichnete er ſich am Pfaͤlziſchen Hofe aus, 


in deſſen Dienſte damals, und bis zu dem Tode des 


Cphurfuͤrſten eine Menge vortrefflicher Kuͤnſtler angeſtellt 
waren. Bei ſeiner Zuruͤckkunft nach dem Haag im 


Jahre 1717 brachte er das Bild einer Danae mit, wel— 
welches ale Mahler und Kunftfreunde in Verwunde— 
\ zung ſetzte. Der außerordentlich hohe Preis, welchen 


er daflır forderte, war Urfache, daß ihm Niemand Ars 
beiten -aufteug, und dadurch Fam er mehrmals in die - 
I Beeaenpeit feine Arbeiten verpfänden zu muͤſſen, und 
zu verlieren, weil er fie nicht zur beſtimmten Zeit wie⸗ 
der einloͤſen koöonnte— 

Eine Reiſe, welche er nach Paris machte, um dem 








9 


Regenten, Herzog von Orleans einige Bilder zu verfaus 
fen, bie allgemeinen Beifall gefunden hatten, hatte einen 
Meufels N. Miscellaneen artiſtiſchen Inhalte, Stür x. 
1799. ©, 149. 
a) ©, oben pag. 267. 


igers, war gewiß eins der größten Genies feiner Zeit 
E Sein Vater wünfchte, daß er Theologie. fludieren möche 











342 Gefthichte de wehleni — 


ſchlechten Erfolg. Er machte ſolche Forderungen, da 
er nichts verkaufte. Als er nach feiner Zuruͤckkunft 4 
Antwerpen die ganze Familie eines Englaͤnders gem 
hatte, wollte diefer fein Süd machen, und nahm ihn. 4 
mit fich nad England, wo er auch die Portraite der vor 
nehmften Perfonen des Hofes zu London mahlte. “ 
fehlte ihm dort nicht an Arbeit, da er aber ein großes 
Haus gemiethet, eine Menge Bedienten angenommen, 
und eine Familie von fieben Kindern hatte; fo drüdten 
ihn die Schulden zu Boden, und er mußte gonden im Saba) Ä 
Te 1756 wieder verlaffen. Zwei: feiner Töchter begleitete 
- ihn nad, Holland zurüd. Hier erhielt er von dem Sr 
en yon Dranien einen jährlichen Gehalt von 1500 FL 
verlor ihn aber wieder, gieng darauf nod) einmal nah 
London, und ftarb bald, darauf im Jahre 1741. Bei, 
allen feinen Berdienften war fein fonderbares und an⸗ 
maßendes Betragen die Urfahe feines unglüdlichen 
Schickſals. Rruͤckſi ichtlich anderer ihn betreffender Umſtaͤn⸗ 4 
de, ſo wie ruͤckſichtlich ſeiner Soͤhne, welche auch Kuͤnſt⸗ 
ler waren, verweiſe ich auf das, was ich bereits an ei J 
nem andern Orte don ihm gefagt habe a)., r 


Ferdinand van Keffel hatte einen Neffen, den 
Descamps N. van Keffel nennt, aus deffen Familie eis 
ne Menge Künftler hervorgegangen find. Diefer N. van 
Keſſel wuͤrde vielleicht alle übrigen übertroffen haben, hu 
wenn er fich, nicht durch feine gemeine Lebensweife ver: A 
dorben hätte. Er arbeitete in Teniers Manier, zeichnete 
ſehr gut, und befaß viel Feuer, ganz im Geſchmacke des La 
Fage. Zu ſeinem hoͤchſten Ungluͤck verheirathete er ſich in 
Antwerpen mit einer Frau, welche ebenfalls allen feinen 
Laftern ergeben war. Als fein Onkel Ferdinand von 
Kefjel in Breda geftorben war, under ihn beerbt halte, 


2) ©, meine Gef, der Mahlerei in Großbritt. ©, 551, 







ließ er ſich daſelbſt nieder, und — nun ſehr anſtaͤndig 
haben leben koͤnnen; aber er fieng ſein ausſchweifendes 
Leben aufs. neue fo arg an, daß er. wieder in Elend ges 
rieth und. darin. * Sein Todesjahr kann be AAN: 
nase * 


Balthafer Denner, 
=" geb. 1685, gefl. 1749, >, 


war. in Hamburg geboren (nad) einigen Schriftftellern 
aber der Sohn eines Minoriften- Predigerd Jacob Den- 
N Aatevs zu Altona) und zeichnete fich durch befondere Ma— 
nier aus, in welcher man ihn einzig nennen kann. An⸗ 
ſagen, daß er fuͤr ſeine Eltern eine Schenke beſorgt, 
und alſo der Kunſt nur einzelne Augenblicke der Muße 
| gewidmet habe. Er beſaß eine leidenſchaftliche Nei— 
gung zur Mahlerei, Fam zuerſt zu einem mittelmaͤßi⸗ 
gen. Mahler nad Altona a) und nachher zu einem an: 
pen nach Danzig, bei weldhem er in Del mahlen Iern= 
te b). Nach Vollendung mehrerer Reifen mahlte er in 
.stofiod. die Herzoglih Mecklenburg: Schwerinfche Famis 
lie, farb aber während der Arbeit. In dem Pallafte 
zu Gottorp fol ein anderes großes Gemählde der ganz 
» zen Herzoglichen Familie ſeyn, mit verſchiedenen Hof⸗ 
‚leuten, zufammen 21 Figuren, Peter der Große wollte 
| . Diefee Bild durchaus nad) Petersburg ſchicken, und ward 
nur durch vieles Bitten davon abgehalten. Sn der Ge: 
gend von ganbura Braunſchweig u. f. w. befinden, ſich 


tonaer Mahlers Amama, oder Ammama geweſen fey, von 
"dem id indeffen DuzaneN feine Nachricht finde; felbft nicht bei 
Weinwich. 


b) Vielleiht der berühmte Sfage Seemann, von weldhen 
meine Geſchichte der Kunft in England Band V. pag. 352. 
yachzuſehen iſt. 


t 





in Deutſchland. Mr 


a) Fuͤßly fagt in feinem Lericon ’ daß er der Sduͤler — Al⸗ 


— 


544 Seſhihie der Mahler 


mehrere Xrbeiten von ihm. Nicht zu ſeinen Heften 04 3 
mählden gehören die biere, die fih in der Dresdner Ga al 
berje. —— ». Sein —— iſt her * 






















* 
% 


5 —— mit ——— 1726, ſo daß er — 4 | 
‚damals 4ı Jahr alt war. Die ehemalige Gallerie ‚dw 2 | 


Koͤpfe von alten Männern und Frauen. Inder Mins 
chener Galferie find drei Bilder von ihm, unter wien 
Nro. 1089 ein ſehr fhöner Kopf einer Alten. 

Von Mannlich ſagt davon b): „in dieſem eine |: 


Natur ohne Auswahl und idealiſche — —— 
Man glaubt die guten Alten gekannt zu haben, ſo in⸗ 
dividuell ſind ihre Zuͤge. Von der Ferne betrachtet, be⸗ 
halten dieſe beiden Koͤpfe ihre Kraft und Wirkung in 
der Farbe. Je naͤher man tritt, deſto mehr findet man 
das Natürlihe und Wahre; durch das Vergroͤßerungs⸗ 
glas entdeckt der Liebhaber die kleinſten Merkmahle, fo: 
‚gar die Blutgefaͤße auf der Oberflaͤche der Haut, und 
bewundert die außerordentliche. Vollendung der beiden 
Bilder.“ Mit Recht fügt er jedoch hinzu: » „allein. 
der Eindruf, den die Bewunderung foldyer Meifterfitide 
in uns zurücdläßt, iſt nicht von Dauer: der Kuͤnſtler 
wirkt nicht auf unſere Seele. Der Verſtand en 
das Herz bleibt ungerührt und Kalt. “* \ a 
- a) ©, Neues Sach- und Ort-Verzeichniß der Königk, Sicfie 
fhen Gemählde Gallerie zu Dresden, Dresd, 1817, 8, 
muß bei biefer Gelegenheit bemerken, „daß diefer neue Sata \ 

log zum a 5 fehe unbequem ifl, indem das Verzeich- 

niß der Meifter Mct auf die Gemählde verweift, und alfon 

zu weiter nichts dient, als daß man erfährt, daß von dieſem 

oder jenem Mahler etwas vorhanden ift. Wie viel Stüde, 


und wo fie find, mug man mit großer Muͤhe fuhen, ©, pag· 
134. Nro. 554. pag. 115. Nro. 55g. 560. 561. 


b) 3b, I. ©. 129, und Bd. II. ©, 266. 


un, Deuftand vor 345 


— Eheiſtian Seibold ein Schuler von Den⸗ 
ner fey, wie man behaupten will, weiß ich nicht mit. 
Sicherheit zu entfcheiben. Er war nad Einigen 1697, ; 
nad) Underen 1702 in Mainz geboren, und mahlte 





und eben der treuen Nachahmung der menfchliden Haut, 

Obwohl er ein kraͤftigeres Colorit hatte als Denner, 9 
—— erreichte er ihn doch nicht im Sanften und iſt viel⸗ 
mehr in Bergleichung mit ihm viel trodener und härter. 
ı 080 der Florentiner Gallerie bewundert man fein 
1747 gemahltes Portrait a). Im Jahre 1749 fland er 
N als Cabinetömahler in Kaiferlichen Dienften b). In 
der Wiener Gallerie befinden fich feine beften Arbeiten, 
doch befißt euch die Dresdner Einiges von ihm. Er 
farb in Wien 1768. 

Salomon van Danzig, ein gefthieter Künfkter, 
deſſen Familiennamen unbefannt geblieben iff, verdient - 
beſonders wegen ſeines ſchoͤnen Portraits in der Florenz 
tinifchen Gallerie 0) einer Erwähnung. Er beſaß viel 
Talent in Darftellung Eleiner Figuren, befonders ruͤck⸗ 
ſichtlich des Ausdrucks der Köpfe, die voll komiſcher Bits 
ge, die ſchoͤnſten Carrikaturen find, die man ſehen kann. 
"Das Ganze ift fchön behandelt, mit großem a nlaR und. 

dem herrlichften Eolorit. 

Er fol 1695 nah Italien gegangen‘, NE. dort ges 
w ſtorben feyn. Fuͤßly glaubt in feinem Lericon, daß er 
vielleicht mit Salomon — von — eine Ab 

dieſelbe Perſon ſey 








— 





.a) ©, Mus. Fiorent. Tom. 'W. P. 277. 


b) Sch kann nicht begreifen, warum Hans Rudolf gt. inden 
Annalen der bildenden Künfte für die DENN gaten 
I feiner nicht gedacht bat, 
c) &, Mus. Fiorent. Tom. IV. p. 266. 


d) Daß er in Stalien Danzka genannt worden ſeyn fol, ſcheint 
mir ganz unwahrſcheinlich 


Hr 


"ri 


ganz in Dennerö Manier, und mit eben der Fein! u 2 


346 Gefhihte'der Mahleri 


Gegen das Ende des fiebenzehnten Jahrhunderts lebte 
Johann Baptift Le Bel, ein Flamlaͤnder, welder | 
Portraite, beſonders aber Koͤpfe alter Männer und Frau En 
mahlte, die theild aus der Natur genommen, theils 1 
erfunden find. In der Slorentiner Gallerie a) ift fein 
Portrait, ganz nach dem von Rigaud, welches Drewet fh 
1700 geftochen hat, copirt. Einige der ehengebach 9 
Köpfe befinden fi im Beſitz eines gelehrten Florenti⸗ 
ners, und wurden 1737, als die Zeichen-Academie, wie 
gewöhnlich, am Sefte des heiligen Lucas die RE 





Beifalle gezeigt b)si: Re 


Martin von — 
geb. 1698, geſt. 1770. 


ward in Stockholm geboren c), während fein Batel 
fi) am Schwedifhen Hofe aufhielt d). Dort machte 
er auch feine erften Studien, gieng darauf nach Holland. 
und England, und zulegt nach Frankreich, wo er für 
den damaligen Negenten, den Herzog von Orleans, ars 
beitete, ihn, Ludwig XV. und den Czar Peter mahlte, 
welcher fih damals in Paris befand. Der letztere be⸗ 
ftellte 40 Portraite bei ihm, und fuchte ihn unter fehr 
annehmlichen Bedingungen an feinen Hof zu ziehen, 


a) ©. Mus. Fiorent. Tom. IV. 269. 


%) ©. Nota de’ Quadri e opere di Scultura etc. esposti per 
la festa di Santo Luca dagli Academici del Disegno nella i 
loro Capela, € nel chiostro secondo del converito de 
Padri della santissima Nonziata di Fi irenze, L’anno 1737. 


e) Der Verfaffer des Museo Fiorentino Tom. IV. pag. 261, 
wo auch fein Portrait ift, läßt ihn 1695 geboren werden. 


A. Peter Martin von Mytens war im Haag geboren, hatte 
aber fein Vaterland, verlaffen , und eine Art —— Acade⸗ 
mie für bie Jugend. in Stockholm errichtet... 


em Deutfihlend, 847, 


f Meytens arbeitete auch eine Zeitlang am Dresdz 
ner Hofe für den König von Polen Xuguft J. Im 
Jahre 1721 kam er nah Wien, wo er das Portrait 
Karls VE. und feiner Gemahlin Gtifabeth Ehriftine von 
Braunſchweig⸗ Wolfenbüttel mahlte. Zwei Sahre nachs 
ber (1723). ‚gieng er nach Venedig, und von da nad 
‚Nom, wo er fih auf die Dehlmahlerei legte, nachdem 
'er bis dahin nur in Miniatur und in Emaille gemahlt 
hatte, und zwar in "beiden Gattungen mit großer Boll- 
kommenheit. Nach zwei und einem halben Jahre ſei⸗ 
nes dortigen Aufenthaltes begab er fi nad) Florenz, 
wo er, außer anderen, auch fein eigenes Portrait mahl⸗ 
te, welches man in der dortigen Gallerie bewun⸗ 
dert. 






Endlich — er a6 nach Wien zuruͤck, ward Kai: 
—— Kammermahler, in der Folge (1769) Director 
der Kaiſerlichen Academie, und farb dafelbft 1770 in 
Ruhm und Anfehen. Unter der Menge von Portraiten 
‚und großen Familien: Stuͤcken von ſeiner Hand, bewun⸗ 
dert man in Wien befonders mehrere Bilder.der Kaiſer⸗ 
lichen a), fo wie der Lichtenfteinifhen und SAL TGEN 
Familie. 
Hans Rudolph Fuͤßly b) zeichnet dieſen Kuͤnſtler 
ſehr richtig mit folgenden Worten: „Meytens, der zwar 
Talent befaß, und von dem man einige Bildniffe fin— 
det, die in mancher Ruͤckſicht ſchaͤtzbar ſind, ſchuf ſich 
bald eine eigene, im Ganzen dem Auge gefaͤllige, aber 
der Natur nicht getreue Manier, gab. feinen Portraiten 
einen 'gezierten Anſtand, gezwungene Stellungen, und 
coftumwidrige Kleidungen. Doch ſind aee und 


a) Ein ſolches Bild der Kaiſ. Familie, nehmlich Maria There⸗ 
ſia mit Franz J. und allen ihren Soͤhnen und Toͤchtern, be⸗ 
findet ſich zu Antoinetten- Ruh bei Braunfchweig, 


b), Annalen der bildenden Kuͤnſte u, . m ‚amd J. . Pag. 17, 
Band 11. . D. 70. 


j —9 ERBEN EN 6. 8 DE a m " 
"946 Gefchichte dee Mahleri > “ 


Hände immer mit-ungemeiner Richtigkeit gezeichnet.“ Ich 
‚will diefem Urtheile nur noch hinzufügen, daß auch 
feinen großen Werfen ber — und. mail 
Ver immer ſichtbar ift- % Ki A 
Um diefe Zeit lebte auch — von Bater.ne 
ohne Zweifel zu der berühmten Mahler: - Familie dieſ 
Namens gehört. Man weiß wenig mehr von ihm, 1 N 
daß er lange Beit in Dienſten des Churfürften von der N 
Pfalz Johann Wilhelm ftand, für welchen er viele herrliche h 
Sachen, befonders Portraite mahlte, und daß er. des 
Schutzes der Gemahlin deſſelben, der Prinzeſſin %ı 
Louiſe von Medicis genoß. Nach dem Tode des Chura® 
fürften (1716) fehrte die Churfürftin an den Hof ihres 
Baters, Cosmus II. nach Florenz zurüd, und dorf” 
erfcheint auch unfer Bader wieder im Jahre 1721. 
Sn demfelben Jahre hatte er in Rom fein eigen 
Bild gemahlt, welches er der Churfürftin fchenkte, und 
welches auf ihren Befehl in. der dortigen Gallerie aufs 
geftellt ward, Mit ganz kleinen Buchſtaben iſt uns 
ter demſelben bemerft; F. de Backer. P. Romae 1721 a)ıy 
Unter. meinen Papieren finde ich noch, daß er Chur 
fürfilih Mainzifcher Kammermahler gewefen, und von 
"dem Churfürften mit einer goldenen Kette begnadigt wor⸗ 


den ſey. 











——— 


Sacob von Rooren 
geb. 1686, gefl. 1747. 


warb 1686 in Antwerpen geboren. Da feine Mutter I 
eine Tochter des trefflichen Mahlers Dirk van der Hae⸗ 
ge war, fo iſt es nicht auffallend, daß er ein ausge⸗ 
zeichnetes Talent für die Mahlerei befaß. Ludewig ven 
den Boſch war fein erfter Lehrer; fpäterhin mahlte ee 


7 


a) ©. Mus. Fiorent. Tom. IV. p- 203. 










Na 
vn van der 7 Anleitung. Nach feiner Mut 


ie Mahlerei aufzugeben, und ein Goldſchmidt zu wer⸗ 


iSten Jahre feines Alters die Ehre, in die er 
Mahler: Geſel ſchaft aufgenommen zu werden. Sein 
Wunſch nach Kom zu reifen blieb unausgefühtt, weil 


befindet ſich eine Menge ſeiner Arbeiten in Flandern und 
Holland. Der Tod endigte feine ruhmliche ——— 
im Jahre 1747. 


| berg. in Gröningen geboren. , Sein Vater war Advocat, 
und hielt ihn zum Studieren und zum Zeihnen an. Im 


daß er das Studieren aufgab, ſich ausschließlich mit der 
Mahlerei befchäftigte, und ein Schüler Johann van 
- Dieven’s ward. Ban der Werf liebte ihn fehr, und 
unterſtuͤtzte ihn mit ſeinem Rathe ſo kraͤftig, daß er ſich 


zeichnete. Er ſtarb 1750, und hinterließ zwei Toͤchter, 
Gertrude Abelia, und Eliſabeth Gertrude, und einen 





. waren. 


und war der Sohn eines mittelmäßigen Mahlers, Pans 


cratius Ferg, ber feinen Sohn zu einem noch una 


849 


di ; indeffen ließ er das Zeichnen nicht: liegen, und 
ward zuletzt ein Schüler von van Opſtal. Nach mans 
nichfaltigen Beweifen feiner Talente, kehrte er in fein 
Vaterland zuruck, mahlte verſchiedene ſchoͤne Suchen in 
van Driey s und Eeniers Manier, und hatte fchon im 


. Um biefelbe Zeit (4689) ward J Johl Abel 8 a ffe n⸗ 


ber letzteren Kunſt machte er aber ſo große Fortſchritte, 


Ri Hald ſowohl in der Hiftorien= als Portraitmahlerei aus⸗ 


ter ‚Tode zwangen ihn, ſo zu fagen, feine Bormünder, 


ner exit 29 . Jahr alt war, und alſo als minorenn ſeine SE 
| Vormunder nicht zwingen konnte, ihm über fein Ber: 
moͤgen Rechnung abzulegen. Er mahlte mehrere Gemaͤhl⸗ 
de für Oeutſchland, und auch den Plafond in der Schatz⸗ 
kammer des Stadthauſes zu Antwerpen. Uebethaupt 


x 


i Sohn Johann, welde un zur Kunft angeleitet worden 


Franz Paul Fen ward 1689 i in Wien heran, } 


a | 550 2: Seſhihee der Wie 


wienberen Mahler, ald er fetbft war, mritih: zu Baſch J 
hueber, in die Schule gab. Nach mehreren, in — nei 
terrichte defjelben verlornen Jahren, kam er zu Hans h 
Graf, bei welchem er in der Figurenmahlerei ſeht ſchnel 2: 
Fortfhritte machte. In der Folge zog er den Unter⸗ hi 
zicht des Mahlers Drient a) vor, bei weichem. er ne 
mehrere Sahre aufhielt. Sein lebhaftes Verlangen ; pi) ji 
reifen deranlaßte ihn Wien im Jahre 1718 zu verlaſ⸗ Mm 
fen, Er hielt ſich darauf lange Seit in Franken auf In 
wo fein Nuf flieg, und er viel zu thun hatten sera 
bei Alexauder Thiele in Dresden hat er eine Zeitlang fir 
gelebt, und während berfelben ihm Figuren in feine Ä 
Landſchaften gemahlt. Ferg flarb im größten Siene | 
zu London b), —— 


Adrian! van der Burg, 
geb. 1693, geſt. 1733. 

In Dortrecht geboren, ward er ſchon früh ein Schuͤ— "Ni 

let von Arnold Houbraken, und in der Folge ein fehr ges 
ſchickter Portraitmahler, der mit der Aehnlichkeit in ſei⸗ J 
nen Bildern auch Anmuth vereinigte. Nach feiner Zi u 
ruͤckkunft in fein Vaterland mahlte er in einem Bilde 
die Vorſteher des Baifenhaufes, welches in einem Saale . 
deffelben aufgeftellt ward. Die ſiebenzehn Minz- Di: 
rectoren ließen ein ähnliches Bild von ihm mahlen; 
welches für ein Meifterftüd angejehen wird. Er mabhlte “ | 
auch mehrere Sachen in Mieri’s und Megu’s Manier, Bf 








a) Joſeph Orient aus Buebach bei Eiſenſtadt in Nieder⸗ Un⸗ 
garn, lernte die Kunſt bei Faiſtenberger in Wien und war I— 
ein geſchickter Landſchaftsmahler, obwohl die meiſten Figuren 
in feinen Landſchaften von Ferg find. Er ward Zum Vice⸗ 
Director der Kaiſerlichen Academie ernannt, und ſtarb 1747 
im ?oſten Jahre feines Alters; 


b) &; Heine Gef; der Künft in England; 8b; v. p: 546; 


zu ı er 


in Dautfätand. We. 


nd zu Diseainhe Beiten a) fahe: man im Eebinette 
ines Herrn Bifheps zu Rotterdam zwei Gemählde 
"In diefer Gattung, weldhe van der Burg eigentlich für 
inen anderen Liebhaber, einem Herin van der Lift ges 
aͤhlt hatte. Das eine ſtellt einen Verkaͤufer von See— 
rebſen vor, der im Begriff iſt ein neben ihm ſtehendes 
Naͤdchen zu umarmen. Man kennt es unter dem Na- 
ren Ary Buurman. Das andere, etwas unanftändig. 
der Behandlung, ift ein junges betrunfenes Mäd- 
Ihen. Burgs große Zalente wurden durch fein aus— 
Ihweifendes Leben verdunfelt. Er arbeitete nur, wenn 
hn die höchfte Noth dazu zwang, und flürmte fo auf 
Feine Gefunöheit los, daß er ſchon im Jahre 1733, alfo 
aum 40 Jahre alt, ſtarb. 































| Ber han Melder, Cornelio’3 Sohn, ward 1693 
In Amfterdam geboren. Er legte fich auf die Mahlerei, 
und einige Miniaturgemählde von der Rofalba Gariera, 
Die ihm zufällig in die Hände gerathen waren, bildeten 
Heine Manier. In der Folge copirte er nach Rotenham⸗ 
ner und van der Werf, und feine Arbeiten erhielten 
Algemeinen Beifall. Obſchon er das Gluͤck gehabt hat⸗ 
fe ein. ſehr reiches Maͤdchen zu heirathen, fo veränders 
te diefes doch nichts in feiner Lebensweife, in feinen 
Studien und in feiner Arbeitfamkeit. Er mahlte auch 
Portraite welche ſehr geſchaͤtzt wurden, und zeichnete 
ih in der Landfchafts-Mahlerei fo aus, daß fih die - 
Kunſtliebhaber aͤngſtlich bemuͤhten Arbeiten von ihm zu 
erhalten, Für den König von Polen, Auguſt III. mahl: 
te er mehrere Miniatur-Gemählde, die noch in Dresden 
find. Im Sahre 1735 ließ er fich in Utrecht nieder, um 
feinem Sohne eine befiere Erziehung geben zu koͤnnen, 
und ift auch dafelbft geflorben, wiewohl ih das Sahr 


= 


a) &, Tem. IV. p. 279. Le 



















ip Todes. nicht — denke Er wahne — | 
Emaille, wiewodl nur ir cr Er a | 


Sacob ee — 
geb. 1698, geſt. 1754, —— — x 


Ein ſehr achtungswerther Kuͤnſtler, deſſen Gleich en 
Holland in den legten Zeiten nur mit Mühe wird aufs | 
weifen koͤnnen. Er war in Amſterdam geboren, und. bes | 
wies von feiner frühen Jugend an ein heißes Verlan—⸗— 
gen, ein Mahler zu werden... Sein erfter Lehrer war |! 
dert Spierd Als er nachher zu einen Onkel, einem Li 
reichen Weinhändfer und Kunſtliebhaber, der felbft eim Ik 
ſchoͤnes Cabinet beſaß, nach —— geſchickt hm u 


Hiſt orienmahfers Schule, deffen. bereit3 gedacht. — J 
iſt a). Hier machte er ſo große Fortſchritte, daß oe Ihe 
1713 von der dortigen Academie fowohl den 'erften Preis‘) 
in Darftellung des Nadenden, als auch den, erſten 
Preis in der Ausführung eines Gemaͤhldes nah einem h 
aufgegebenen Gegenftande erhielt. Während feines Auf⸗ ltr 
enthalt in Antwerpen zeichnete er die von Rubens und | 
van Dyd in der Jeſuiter-Kirche gemahlten, und im Ä 


Sahre 1719 durch einen Blitz zerſtoͤrten 36 Plafones 


ken, daß dieſe herrlichen Werke der beiden vorzůͤglichſten J 
Mahler der Niederländifchen Schule vom gaͤnzlichen 
Untergange gerettet Be Sehr gerne hätte er in feine r 


a) ©. 302, 


b) Dix Estampe» des Plafonds que Rubens ayoit peints dans. 
les quatre Galeries de Y’Eglise des Jesuites d’Anvers; par 
Jacob de Wit. — Les Plafonds de ’Eglise de St. — 
a Anvers, peints par P. P. Rubens, gravös par Punt, en 
36 morceaux: 


in Däuftan. : 353 


1 — eine Reife nach. Rom gemacht; allein fein On: 
der wollte es nicht geftatten, vielleicht weil er ihn für 
zu jung dazu hielt, und de Wit fügte fi aus Danke 
barkeit für eine Menge Berpflichtungen, die er ihm 
ſchuldig war, in feinen Willen. Als er 1715 nad Am— 
ſterdam zuruͤckkam, ward er mit Portrait-Mahlereien 
uͤberladen, und obwohl feine Arbeiten allgemeinen Bei: 
fall fanden, fo war doch diefe Art der Mahlerei feiner 
Neigung nicht angemefien. Sein umfaffender Geift war 
zu einem höheren Fluge beſtimmt; er widmete ſich ganz 
der Hiſtorien⸗ Mahlerei, und zwar in einer grandioſen 
Manier. Gluͤcklicher Weiſe fanden ſich mehrere Gelegen⸗ 
heiten, bei welchen er feine Kräfte zeigen Fonnfe, und 
unter mehreren andern Kunftliebhabern gebrauchte ihn auch 
"ein gewiſſer Kromhout, Herr von Nieuvoetkerf, zu mehr . 
‚teren Arbeiten, daher fein Ruf fih über. ganz Holland 
verbreitete, und jeder Kunftfreund etwas von ihm zu 
‚befigen wuͤnſchte. Sm Jahre 1756 beauftragten ihn. 
‚die Burgermeifter von Amfterdam , den. Berfammlungss 
ſaal des Naths der Sechs und dreißiger in dem berühm: 
‚ten Rathhaufe dafelbft zu verzieren, und de Wit mahlte 
den Moſes, wie er die 72 Alten aus dem Volke zum 
Rathe erwaͤhlt. Die Compoſition dieſes Gemaͤhldes iſt 
von ſehr a Umfange; es ift 45 Fuß lang, 19 
hoch. 

Im der Darfieltung und —— der Besreliefs, 
des Marmors, Gipſes, der Bronze, Terra-cotta, des 
Bol u. ſ. w. übertraf er alle andern Künfkler, und 

ine Darftellungen der Art find fo vollfommen, daß 
fi auch das geübtefte Auge täufhen. Sn dem eben⸗ 
genannten Saale im Rathhaufe zu Amflerdam befinden 
fih eine Menge Verzierungen mit Basreliefs von der 
! größten Schönheit; befonders zeichnen fi) darunter die 
aus, worauf Kinder mit einander fpielen. In der franz 
zöfifchen Fastholifchen Kirche dafelbft ift das große Altar 

Forillo. Sr Ih 















. al Geſchichte der Mahlere ———— 
gemaͤhlde von ihm, ſo wie auch 10 gemahite Bisrelief, 
wie von Holz; in der Beguinen = Kirche -ift das gro 
Altarblatt, Simon im Tempel vorftellend, auch von ihm; 
in Delft mehrere Basreliefs. De Wit hatte ſich ei — 
ſchoͤnes Cabinet von mehreren Kunſtſachen angele 
welches ihm zum Theil wenigſtens den Verluſt — ’ 
nit in Rom gewefen zu feyn. Die Bilder Galeri ur 
zu Gaffel befaß vier fehr fhöne Basreliefs von ihm⸗/ 
ſcherzende Kinder darſtellend, die, da ſie im rechten Ge⸗ 
fihtspunfte und im rechten Lichte aufgeſtellt waren, I 
taͤuſchten, daß man fie berühren mußte, um ſich zu uͤber⸗ 
zeugen, ob fie gemahlt oder wirkliche Basreliefs wären: |j 
Während der Weftphälifchen Occupation find zwei 9 
von vernichtet worden. a 
In des Herın van Braamfamps Sammlung ve | 
fanden fi mehrere Stufe von ihm; verfchiedene anz |; 
dere find nach Franfreib und nach England gekommen, H) 
befonders mehrere im Helldunfel gemahlte Basreliefs, N 
ſcherzende Kinder darftellend, welchen er einen frefflichen : Hi 
Charakter zu geben verfland. In feinen Hiftorien- Mahz 1 
lereien hätte die Zeichnung gefhmadvoller und gewählten | 
feyn können. Er hat auch ein Werk über die Propor⸗ 
tion herausgegeben a). Demungeachtet haben wir v— Ir 
über. noch nichts volfommenes. Diefer beruͤhmte Künfte x hy 
ler befchloß feine ehrenvolle Laufbahn im Jahre 1754, J 
Theodor Hertzoefer, ein Sohn des beruͤhm⸗— 
ten Phyſikers gleiches Namens, ward gegen das Jahr 
1696 in Utrecht geboren, und durch eine ausgezeichnete" 
Neigung zur Mahlerei bingezogen. Auf feiner Reife in 
Stalien ward er in Benedig von Baleftra’3 Werfen 
fo hingeriffen, daß er ihn fi zum Lehrer erwählte, und. IM 


a) Terkenboek. der Propprtien vant menschelyke Rei iu 
geinventeerd en geteekend door Jacob de Wit, en mt 
Kooper gebragt door Jan Punt. Te Amsterdam by Isaak 
Tirion, 1747, mit einer franzöfifchen Ueberſetzung. JJ 


* Y 
























m 


Da er ein bedeutendes Vermoͤgen beſaß, ſo konnten bei 
ſeiner im Jahre 1720 oder 1721 erfolgten Zuruͤckkunft 
in ſein Vaterland nur ſehr wenige Liebhaber etwas von 
ihm erhalten, und wenn man hinzunimmt, daß er fchon 


geſtorben iſt; fo darf man fi nicht wundern, daf feine 
Arbeiten fehr felten find. - 

- Aus Crepu’s Schule erfhienen um dieſe Zeit 

| N. Bofhaert, zu Antwerpen im Jahre 1695 gebo=: 
zen, ein fehr gefchiekter Blumenmapler, und gewiß Cre⸗ 
pu's befter Schüler. Er toffirte die Blumen mit einer 
großen Leichtigkeit, — Todes jahr weiß ich nicht zu 
beſtimmen. 
Ein in einer ganz anderen Gattung ausgezeichneter 
— war 


geb, 1697, .geft. 1750. . 


\ Troo war zu Amſterdam geboren, kam jung in die 
Schule von Arnold Boonet, und legte ſich, nachdem er 
zwei und ein halbes Jahr bei ihm geblieben war, ganz auf 


verſationen, anmuthige, zuweilen etwas ſchluͤpfrige Ge— 
genſtaͤnde, und Portraite. Ein großes Bild von ihm, 
die fünf Infpectoren des Medizinal- Eolegii in ganzen 
Siguren und in Vebensgröße, erhielt fo allgemeinen Bei: 

ll a), daß die Directoren verfchiedener Corporationen 
ihre Biloniffe ebenfalls zur Verzierung ihrer Verſamm— 
lungs-Saͤle mahlen ließen, und man fieht daher meh— 
vere — dieſer Art von ihm ſowohl in Holland, 





fteht bei van Gool Tom. II, p. 25 


39 


Me. Deurfhtnb. 355 


auch fo lange bei Bien ‚blieb, bis er nah Rom abreifte. | 


12740 oder 1741 in der Blüthe feines Alters zu Utrecht 


Cornelius —— BR 


das Studium der Natur, Er mahlte Hiftorien, Con— 


j ) Ein vobsedicht auf dieſes ei von. W, van der Haeven 


R x 


356 Gefchichte der Mahlerei | 
als in Flandern. Unter ihnen verdient dasjenige, wel⸗ 
ches die Directoren des Waifenhaufes, und ein anderes, 
welches die Vorfteher der Böttcher - Zunft vorftellt, und 
endlich noch zwei andere im Saale der Mundärzte einer 
befonderen Erwähnung. Eines von diefen beiden Tegten 
ift unftreitig das Schönfte von allen. Es ftellt die vor⸗ 


nehmften dortigen Wundärzte um einen Tiſch ſitzend 
vor, während ein Profeffor der Anatomie mit einem |} 





dem Zifche heben Leichname etwas zeigt. Man — 
es fuͤr eines der ſchoͤnſten Gemaͤhlde jener Zeit. unter li 
ber Dienge Portraite von ihm, ift das Portrait bes = ‘ 


nen aus Schaufpielen, in deren Darfkelung: er ein we⸗ „ 
nig zu frei verfuhr. Alle feine Arbeiten find herrlich. fs 
componitt, von lebhaften Colorit, frei toffirt, und frei 
behandelt. Aud feine Portraite haben viel Beifall ger i 


i ei Ein befonderes Talent befaß er im Charakters. 2 
ter= Ausdrud verfchiedener Sekten, 3. B. der Quaͤker, 
Wiedertaͤufer, Herrenhuter und anderer Pietiſten. Dh 


fo fieht man doc) außer Holland nur wenige Arbeiten - 
von ihm. Eine Tohter, Sara Trooft, welche fhon 
in ihren ı7tem Jahre viel Zalent im Portraitiven zeige j 
te, hatte er felbft unterrichtet. Er ftarb im Jahre 1750, 
nachdem er längere Zeit fehr am Podagra gelitten hatte 
Ein Schüler von ihm war Jacob Buys, ı724 in 
Amfterdam geboren, welcher fehr ey Portraite und 
Cabinetſtuͤcke mahlte. Zu | 
Sohannes Antiquus war 1702 zu Gröningen 
geboren, legte fich anfangs unter Gerhard van der Veen's 
Anleitung auf die Glas: Mahlerei, und brachte darauf, 


— 
Da, 
7 


— 


| in Deutfchland. 357 
um die Sehl⸗ Mahlerei zu fernen, ein Jahr bei Benhei⸗ 








fe nbergs Schule begab. Diefer war zwar ein Künft- 

‚ler von Verdienſt, ließ fi) aber bei der Arbeit vor Nies 
manden ſehen, ſo daß alſo ſeine Schuͤler nichts von ihm 
lernen konnten. Nachdem er eine Reiſe nach Paris ge⸗ 
macht hatte, begab er ſich nach Amſterdam, wo er eini⸗ 
ge Monate bei einem Mahler Simnich zubrachte. Um 
‚feinen Wunſch zu reifen zu befriedigen, vereinigte er ſich 
| mit feinem Bruder Lambert, einem Landfchaftsmahler, 


"Captain, deffen Portrait Johann unterwegs ſehr aͤhn⸗ 
lich gemahlt hatte, Feine, Bezahlung annahm. Nach 
mancherlei Begebenheiten kam er endlich nach Florenz, 
trat in die Dienſte des Großherzogs, und ward Mit: 
| ‚glied der Academie. Bon hier aus machte er mehrere 
‚Neifen nah Nom, wo ihn Benedict XIH. achtete und 
beſchuͤtzte. Als der Großherzog geflorben war, verließ er 
‚Slorenz, durchreifte die Lombardey, und Fehrte mit fei- 
nem Bruder nad Gröningen zurüd. Seine Arbeiten, 
"unter welchen eine Menge Portraite find, fanden über: 
"haupt viel Beifall, aber fein Ruf ift eigentlich durch 
‚feine Hiftorien - Mahlereien verbreitet worden. Er mahl- 
‚te die Ruppel eines Saales im Fürftlihen Palafte zu 
| Breda mit fo viel Beifalle, daß der Prinz ihm eine 
‚ Jährliche Penfion bewilligte, damit ex fih in Breda nies 
| derliege, und daſelbſt einige Schüler zuzöge. Unter feis 
nen Arbeiten im Pallafte zu Breda bewundert man bes 
" fonders einen Mars, der ‚von den Grazien entwaffnet 
| wird, einen Scipio Afrieanus, und einen Goriolan. 
Fuͤr einen H. Landsheer mahlte er den Parnaß ,. ‚als 
| Plafond. Antiquus war ein trefflicher Zeichner, hatte 
ein ſchoͤnes Colorit, mahlte mit großer Leichtigkeit, 
und man fieht in allen feinen Arbeiten, daß er nach der 
Noͤmiſchen Schule fiudiert hat. Er flarb im Jahre 1750. 





mein zu, von welchem er fih in Johann Abel WBap 


zu einer Seereiſe nach Genua, für welche ihr Schiffs⸗ e 


— | ia der BR 








feinen aaa zu perbienen. en in 
bemerkte ein angeſehener Mann ſeine Talente, nee 


nommen werden fonnte, und —* b ſich N nach Lan⸗ 
— wo er einige Altar Gemählde, und darauf n 


F EN Simons des Pharifäerd. Es ift im —— 
des Kloſters aufgeſtellt. Er mahlte auch Portraite in 
Paſtell. Auch in Len war er lange Zeit beſchaͤfti 


wendete. Sein Tod erfolgte gegen das Jahr 17 
Kraufe war ein ausgezeichneter Kuͤnſtler, aber zu eins 
genommen von -feinen eigenen Berdienften, verachtete 
er alle andere Kuͤnſtler. Der Mißbrauch, den er mit 
mehreren Farben trieb, iſt die Urſache, daß ein — 
Theil ſeiner Gemaͤhlde bie Barbe: verändert bat BR, 1 


babe, fo will ich mic) diefer Gelegenheit bedienen u 
Einiges von meinem verfiorbenen, verehrten Freunde. 


Johann Heinrich Tifehbein & 
mitzutheilen. Zifchbein ift 1722 zu Hayna in. Heffen gebos 
zen. Sein Vater war Bäder und Zifchler, deffen ausge— 
zeichnetes Talent für die Mabhlerei fich fo über feine ganze | 
Samilie verbreitete, daß man fie mit-Necht eine Mahlerz 


a) S, meine Gefhichte der Mahlerei in Venedig, Tom. II. ©, 186, 


in  Deutffand. 359 







ganz gewöhnlichen. Unterricht von’ einem Tapetenmahler 
‚in Gaffel, dann von dem Hofmahler Freeſe. Erſt 
als der Graf Stadion fich feiner angenommen hatte, 
war der Grund zu feiner wahren Ausbildung, und zu 
‚feinem Güde gelegt. Auf Koften diefes feines Beſchuͤz⸗ 
zers reifte Zifchbein nach Frankreich und Italien, und. 
ward in Paris ein Schüler von Charles Vanloo, und in 
me nedig von Piazzetta a). Nach feiner Zuruͤckkunft in 
fein: Baterland zeichnete er fich als trefflicher Künftler 
—4 ans, und ward nicht nur die vorzuͤglichſte Stüße der 
in Caſſel errichteten Academie, fondern auch aller ſeiner 
Vettern. In den letzten Jahren feines Lebens litt er 
an den Augen, und ich habe ihn zum letztenmale 
geſehen, als er fich einige Tage bier aufhielt, um un= 
fern berühmten Richter zu confuliren. Sch wil mid). 
bier auf fein umftändliches Lob nicht einlaffen „da das 
Publikum meine Achtung gegen ihn bereits aus einem 
Briefe kennt, welchen ich ſchon im Jahre 1781 in Meu⸗ 
ſels Schriften habe drucken laſſen b). 
iR Tiſchbein war ein Künftler von großem Talente, 
reich in feiner Compofition, die befonders in feinen letzten 
| ) Jahren rüdfichtlich des Coſtuͤms richtiger war, als vorher, 
hielt ſich aber im Colorit mehr an die frangöfifche als an die 
j italiänifche Manier, wiewohl er eine befondere Vorliebe 
für Paul Beronefe hatte. Unter alen Werken, welde 
ih von ihm gefehen habe, hat mir feine Alceſte am 
4 | ‚beften gefallen c). Er befaß eine befondere Geſchicklich— 
J keit, ſeine Arbeiten trocken zu retouchiren, was mir nicht 
pass ift, da ich die zu retouchirende Stelle | immer 





a) ©, meine Sefh. der Mahlerei in — Band II. am En: 
de der Venetianiſchen Schule. 


— —9 Miscellaneen artiſtiſchen Inhalts Heft 8. S. 76.u. Kal 


6) S. meinen eben angeführten Brief, 


Bamitie nennen fann. Sn feiner Zugend erhielt er zuerſt 


. 

















360 Geſchichtet ie Moehlera 


mit Oel oder mit Retouchir⸗ Firniß anfencheen wach 
Er that es unmittelbar auf dem: trockenen Semaͤblde 
wenn die Farben eingeſchlagen waren, und wenn man IE 
ein folches Gemählde von der Seite anfah, ‚ehe Firniß Ai 
“ oder-Eiweiß darauf getragen war, fo Fonnte man lan 
tetouchirten Stellen deutlich bemerfen. — si 

Tiſchbein vollendete ſein ruͤhmliches Sen 


— ältefte ebenfalls Kuͤnſtlerin war. BE; 
Ich war im ar bier umftändliche, —— bi 


“ Burg, nerbanken; Da ich indeffen bemerfe, dag in wu, 
fels deutfchem Künftler:Lericon, Ausg. 2. 1814, Bd. IM. * 
pag. 175. mehrere derfelben bereits gedrudt find, fo” 
will ih, um fo weniger das fhon Gefagte wiederholen, ” 
da fih zwifhen meinen, handfchriftlihen und jenen ges | 
druckten Nachrichten nur fehr unbedeutende Verſchieden⸗ J 
heiten finden, Meuſel ſagt am angeführten Orte, in 
ber Anmerkung über die Tiſchbeinſche Kuͤnſtler— : Bamiz) 
lie: „Mein Berlangen nach einer genauen und —539 
lichen Nachricht von dieſem, lange im Dunkel und Ver⸗ 
wirrung gelegenen Gegenftande, welches ich. im 2ten 
Bande meines Küuͤnſtler-Lexicons S. 458, an ben Tag 
legte, ift inzwifchen zu meiner nicht geringen Freus 
de auf eine doppelte Weife erfüllt worden. Erſtlich 
ſchriftlich, durch eine genealogiſche Tabelle von dem 
Herrn ©. T. Zehender in Oldenbutg (October 1810), Van ; 
dem ich für diefe Gefaͤlligkeit hiermit den verbindlichften 
Dank eutrichte. Zweitens gedruckt, auch durch eine‘ 
‚‚genealogifche Tabelle Jin des Herrn Hofrath Strieders 
Grundlage zu einer Heffiidyen Gelehrten= und Schrifte 
ſteller- Gelhichte. Band XVL S. 218, : Da fie nod) ges 
nauer und umſtaͤndlicher als die Behenderfche iftz fo 


— 
——— 








‚gab ich ihr den WVonzug⸗ nachdem ſie mit Hůlfe 
dieſer, und durch eigene Notizen vervollkommnet hatte. 





Es wird dem Kunſtfreunde nicht unangenehm ſeyn, wenn 


ich fie unter dieſer Geſtalt hierneben mittheile.“ 
Was die Litteratur uͤber dieſen achtungswerthen 


der untenſtehenden Note angefuͤhrt a). 
| Ruͤckſichtlich aller uͤbrigen, theils ſchon geſtorbenen, 


— Wilhelm Tiſchbein als ein Kuͤnſtler von tiefem Stu— 
4 dium und vollkommner Zeichnung vorzuͤglich aus. Er iſt 
J 2761 ae und Iebt gegenwaͤrtig in Eutin. 


J 


J — Sibueth der ſchoͤnen Wiſſenſchaften Band xu. pag. 361, 
2.0 über eine Auferftehung, welche er für Hamburg gemablt hat, 


—— 1726. Beſchreibung mehrerer Gemaͤhlde von ihm. Eben⸗ 
dal, St. X. ©, 229. St. XIX. ©. 53. Von der Kuͤnſtler— 
‘ Familie Tiſchbein, 1, teutſcher Merkur 1781. Monat Mai 
©. 161, Genauer und vollftändige? in Meuſels Miscellen 
Heft IX. ©, 136. von Joh. Dan, HöE. Casparſon Beſchrei— 
bung zweier großer Altarſtuͤcke von dem verftorbenen Kath 


Hinficht der von ihm felbft, und von anderen nad feiner Gom- 


Curieux et des Amateurs de l’art etc. par Huber et Rost. 
Tom. IH, p. 146. Das Hauptwerk über ihn it: Sohann 
Heine, Zifhbein als Menſch und als Kuͤnſtler dargeftellt von 
Joſeph Friede. Engelfhall. Nürnberg 1797. 8. — Ein Bruch⸗ 
ftüc daraus fteht in Meufels neuen Miscellen artiftifhen Sn- 
halts, St. II, ©, 278 — 289. Bauers Gallerie hiftorifher 
Gemählde aus dem 18ten Sahrhundert. Eh. VI. p. 313— 318, 
Erneſti's hiftorifch = literaͤriſches Handbuh Bd, XIV. Abth. J. 
p- 515 — 362. Auszug aus einem Briefe, die radirten Blät- 
fend, in Meufels Müfeum St. XVI. pag. 232. - Vergleiche 
Kuͤnſtler⸗ Cericon, Ausgabe 2, Lemgo 1814, Bd. III. p. 176. 
wo ſich auch die senealegifäe Tabelle befindet, 


in Deuefland. “ 36 


Kuͤnſtler betrifft, ſo iſt das Hauptſaͤchlichſte davon in 


4 theils noch lebenden Glieder der Tiſchbeiniſchen Familie, 
verweiſe ich meine Leſer auf die oben angefuͤhrte Tabelle. 
Unter den letzteren zeichnet ſich Johann Heinrich 


RR, Bibl, der fh. Wiſſenſch. Band. XV. &, 311 — 3922. über, 
fein. Gemählde ‚,‚ Herrmann,’ Meufels: Miscelen St. W. 


Tiſchbein, in Meuſels Muſeum St. XI. p. 474 —ı77, Zn 


pofitionen geſtochenen Kupferſtiche, ſehe man Manuel des 


ter des verſtorbenen Raths und Profeſſors Tiſchbein betref- * 
in 
&t. KV. pag. 117, in der Note, Endlid) Neues teutihes 


562 Gecſchichte ber Mahleri 
Ich muß nun wieder einige Schritte zuruͤckgehen Sl 


’ Binzenz van der Vinne, deffen ſchon gedadt 1 
worden ift, hatte, wie ich bereitg gefagt habe, drei 1 
Söhne, Lorenz, Johann und Iſaak. Lorenz wit " 
1658 geboren, und mahlte ſehr fehöne Blumen und 
Pflanzen. Johann (1663 geb.) war in London, wo er 
Johann Wyck's Freund ward, daſelbſt mit gutem Erfol⸗ ‘ 
ge mahlte, aber nach feiner Zuruͤckkunft nach Harlem die 
Kunſt aufgab, ſich auf die Weberei legte, und mit vor 
ſchiedenen Gattungen Stoffen handelte: endlich Sfaak, 
(1665 geb.) der nur in Waflerfarben mahlte, Portraite Ni 
in Holz ſchnitt, ſich mit einem Buͤcherhandel beſchaͤftigte, 
und im Jahre 1748 noch lebte. 
Eines gewiſſen Johann Binders haͤtte ich | 
früher erwaͤhnen müffen. Er war aus Antwerpen gebüre 
tig, befchäftigte fih mit Nahahmungen der Arbeiten Rus 
bens in der Hiftorien» Mahlerei, und nahm in der Pors 
traitmahlerei die Manier des van Dyck's an. Er war 
ein Freund von Peter Snayers, blieb immer in feinem 
Vaterlande, und ftarb dafelbft 1670. Es ift fonderbar, 
daß Fein National: Cchriftfteller feiner gebenft, außer 
Guarienti. 3 





Blekers aus Harlem war um das Jahr 1670 
als ein geſchickter Hiſtorien- und Portraitmahler befannt, 
und der von mir mehrmahls angeführte Dichter Ban: 
del gedenkt feiner ruͤhmlich. Er arbeitete in Amfterdam 
und im Haag, war correct in feiner Zeichnung, und be- 
faß viel Feuer in der Compofition, Unter feine beften 
Arbeiten rechnet man den Zriumph der Venus, weldhen 
er für den Prinzen von Dranien gemahlt hatte. a 


A. H. V. Boom, ein berühmter Landſchaftsmah— 
fer, lebte in der Mitte des 17ten Jahrhunderts, obwohl | 
Niemand nähere Nahriht von ihm ertheilt. In der 


U Deukhtan ‚863 
| berlhmten Gemaͤhlde— Sammlınz des he von Truch⸗ 
ſeß befindet ſich ein Gemaͤhlde von ihm mit dem Zeichen 
AL. V: Boom f£, 1654... Bartſch a) verſichert, daß 
er auch zwei Blaͤtter in Kupfer geſtochen habe. 
Thierry Stoop. Bartſch glaubt an dem ange: 
I führten OrteS. 89, daß Thierry einerlei Name feymitdem 
N Hollaͤndiſchen Disk, mit dem Vortugiefifchen Roderigo, 


‚I. und mit dem lateiniſchen Theodoricus. Sch verweiſe 


4 meine Leſer auf das, was ich von dieſem Kuͤnſtler bes 
reits in meiner Geſchichte der Kunft in England gefagt 


a babe b). Bartſch führt 19 von ihm in Kupfer geſtoche⸗ 


ne Landfchaften an, unter weldhen eine Sammlung von 
7 bis 8 Blättern begriffen ift, mit dem Titel: ,, Lie vo- 
4 we de Catherine Infante de Portugal allant BL 


vg Charles II. Roi de la Grande Bretagne. 





2.00 Meindert Hobbema, oder. Minderhout 
2 Hobbima, ein berühmter Landfchaftsmahler und 
I Schüler von Jacob Ruysdael. Viele feiner Gemählde 
I find mit Figuren oder Thieren von dem berühmten Adrian 
van der Velde ausgeſchmuͤckt, und nach feinen Compo—⸗ 
ſitionen haben verſchiedene ruͤhmlichſt bekannte Kupfer— 
ſtecher geſtochen. Auf einem feiner Gemaͤhlde befindet 
fi die Jahrzahl 1665. Ein ſehr ſchoͤnes befindet ſich 
in der. Münchener Gallerie c). 

I Bon Abraham Storf oder Storks habe ich bes 
reits oben, pag. 249. etwas gefagt. In der Dresdner 
Gallerie ift ein Gemählde von ihm mit der Jahrzahl 1689. 
= Pilkington behauptet, daß er 1708 geftorben fey. 
I. Bartfch d) Eennt nur 6 Kupferftiche bon ihm; andere 
| Sqriftſteller an 8 an. In dem Serseiöuiff e der 


a) vi. Le Peintre Graveur Vol. IV. p. 75. 
b) Tom. V. p. 460. . 

ec) Vid. v. Mannlich Nro. 418; 

4) Vol. IV. p. 385. 





36 Geſchichte der Mahler = “ 


Gemählde von. Sohann Gildemeeſter pag. 90, Nro.a0. 4 
wird eines U. Stork des jüngeren gedacht, der | 
ſtuͤcke mahlte. Es giebt alſo zwei Stork: wer von 
Fa ee aber der Kupferfieher? — se 






redet, 9— 
Ob Gelles, d. h. Egidius Neyts, von welchem 
fi, eine Landſchaft mit der Jahrzahl 1681 in der Droste 


Bartich a) fagt, daß er zehn Blätter mit 7— Zeichen | 
F. V. M. ($ranziscus van Wyngaerde) exc. geftoch 9 
habe, und ob dieſer, wie Fuͤßly Tom. II. zu glauben 
fcheint, mit dem unter dem Namen Nooit oder 9 


Stande zu entfcheiben. —9 
Chriſtoph Liszka aus ie war ein Säle 5 
Ver feines Scwiegervaters Michael Willmann’s, und 
fuchte die, Manier defjelben nahzuahmen. Eine feiner % 
ſchoͤnſten Arbeiten ift die Kreuges-Erhöhung in der Kirhe 
- der Rothen Kreuß: Nitter zu Prag. Sn der Dresdener ' 
Gallerie befindet fih ein großes Gemählde von ihm, den 
Achillas darftellend, wie er dem Julius Caͤſar den SH 
des Pompejus darbietet. 4 
Menzel Lorenz Reiner, 1686 in Prag — 
ren, lernte die Anfangsgruͤnde der Kunſt bei ſeinem 
Vater Joſeph, der ein Bildhauer war. Er genoß je⸗ 
doch auch Hallwachs und Peter Brandel’s Unterricht, 
und ward ein geſchickter Landſchafts-, Bataillenz und 
Hiftorien- Mahler, In feinen Compofitionen A . 
viel Geift, mit Kühnheit des Pinfeld vereinigt. Er 
‚ mahlte in Dehl und a Fresco, und flarb 1745. In der 
Dresdener Gallerie find einige Landfchaften von ihm. 
a) Tom. IV. p. 303. 


B4 } 


in Deutfhland. 568. 
| Franz von Paula Ferg, 1689 in n Wien gebo: 
Iren, war zuerft ein Schhler feines Vaters Pankratius, 
dann von Bafchueber, Hans Graf und Fofeph Drient. 
Er mahlte in Oſtade's Manier Maͤrkte, Converſationen von 
Trinkenden u. ſ. w., die ſehr ſchoͤn tokkirt find. Seine 
Arbeiten find ſelten. Er hielt fi) eine Zeitlang in Lon⸗ ) 
don auf, und befchloß auch fein Leben dafeldft im Sahre 
1740, Die Dresdener Gallerie beſitzt — auf Sume, 
I gemahlte Arbeiten von ihm. ” 
F Eine ſchoͤn gemahlte Perfpective, aus der Galleria 
) Giustiniani, welche mit der Befchreibung in Paris her: 
' ausgefommen ift, wird für eine Arbeit von Wilhelm 
Stodeckge eſt gehalten; dieſer — aber u 
entſtellt. 
4 Da ich hier der, gegenwärtig im Beſfit des Königs. 
"von Preußen befindlichen Galleria Giustiniani gedenfe, 
I muß ih im Vorbeigehen bemerfen, daß ich’ an der Stelle, 
wo ich des Juſtus Suftermann gedacht habe a), ans 
‚zuführen vergefien habe, daß ſich eines feiner ſchoͤnſten 
U &emählde, der Zod des Socrates, in diefer Gallerie bes, 
I findet. Auch ift darin ein ſchoͤnes Bild von Michael 
Sobleau oder Subleas, der in Flandern geboren, und 

| ein Schüler von Guido Reni in Bologne war: m 

| Theodor van Apshoven, ein Niederländifcher 










u. f. w. mit vieler Kraft. Im der Dresdener Gallerie 
> ift ein Schönes Werk von ihm. ‘ 
| Wilhelm Romeyn, ein geſchickter Hollänbifcher 
Mahler in ländlichen Gegenftänden, war ein Schüler _ 
von Melchior Hondefoeter, und wird mit Berghem, 
| Aſſelyn und van der Meer dem juͤngeren gleich geſtellt. 
| Sn den Kirchen zu Löwen und Mecheln fieht man 
mehrere Altarblätter von einem gewilfen Blendef, die 


a) ©, pag. 119, 


4 Mahler, mahlte lebloſe Gegenflände, Fruͤchte Gefäße 


‘ iv 4* Ne 













BR Geſchichte der Mahlerei 


zwar in der Compoſi tion viel Gutes baben Pr — im. 
Colorit manierirt find. hl N a 
Claudius Albert Sevin, genannt Co, — il 

nach Einigen in Brüffel, nach Anderen in Tournay ge 
boren feyn. Der Bifhoff von Lüttich nahm ſich feiner | 
fehr ans. Er legte ſich ſowohl auf Dehl: als auch uf 

Miniatur: » Mahlerei, reifte in der Schweiß und in Enge, 
land, und gieng 1675 nad Rom, wo er im fofgenden |M" 
Sabre ftarb. Pazzi hat fein Saba und Al Bug | 
geliefert. — & 
oo nfeonhard van Orly und PR var. 
Luik mahlten größtentheils ſymboliſche Gegenftände, 9 
welche in den Zuſchauern andaͤchtige Gefühle einfloͤßten il 
und erwedten. C. de Bie gedenft ihrer p. 528. und Hou⸗ | 
brafen T. I. pag. 288. De Bie führt auch page 370, |" 
einen gefhidten Portraitmahler aus Antwerpen, Sohann N 
van Duyts an, welcher um das Jahr 1666 Tebte, 4 


Die beiden Bruͤder Accama waren in Friesland ei | 
geboren. Der ältere war ein Hiftorienmahler und eifte h IE 
nah Rom; der’ jürigere mahlte Portraite, Beide lebten iD 
noch 1750. j iR 
"  &ohann ten Campe war ı713 in "Arafterbam. m 
geboren, ein Schäler von Theodor Dalens, und judierte 
nad; Johann van Heyden -und Gerhard Berkheyden, 
Er flellte Ruinen und andere architectonifhe Gegenfläns 
de fehr gefhmadvol dar, und flarb 1790. 9— 


Ich komme nun zu einer edlen Mahlerfamilie, der —— 
von Bemmel, Burgundiſchen Urſprungs. Die bus 
tigen Religionskriege unter dem despotiſchen Philipp IL 
von Spanien, veranlaßten bekanntlich mehrere prote⸗æ 
ftantifhe Familien, ihr Vaterland, ihre Güter, und ihre 
Beligungen zu verlaffen, und fi in Holland einen rusı 
higen Bufluchtsort zu ſuchen. Auf diefe Weife Fam auch 
die adliche Familie der von Bemmel, proteftantifcher 


An tision,,. nah. cn "wo. * mehrere ER 
| Haas BEN | 















Wilhelm von Bemmel en 
EWgeb, 1630, geft. 1706. 


i iſt als Stammvater diefer Mohlerfamilie anzuſehen ‚ uub ; 
war in Utrecht geboren. Sein Bater war Gerhard, 
1 ‚Nittmeifter in Holländifhen Dienften. Nachdem er fich 
Religions: und Sprachkenntniſſe erworben hatte, erwachte 
in ihm die Neigung zum Studio der Mahlerei, und feine 
Eltern. [hidten ihn daher in des berühmten Landfchaftss 


J —5 San nach Rotterdam, we er fo 


— 


4 ee Wilhelm von Vemmel, — 
7 ‚geb. 1630. geſt. 1708, 


| Dohann Kerr "Peter, 
ieh Te & geb,1685, + 175%, 
| » 


J Fapac Sob. Noah, Chriftoph, Joh. chnenge 
geb. — geb. 1716. geb. 1707, | 
) * — 1758, = 





7— Feoe Te Karl " Simon Sodann 
I.» Chriftopp Albrecht, ‚Sebaftian, Joſeph, Casper, 
I GottliebL. geb. 1742. geb.1743. geb,17k7, ihrSale- 
geb.1738. + 1755, 3.3700. #7 1791. bruder, 
> We A ER LT 
Georg Chriftoph 

Gottlieb II. geb. — 
021765, 1,%% MD, Bemmel 
7 ee der Ungewiſſe. 
; Georg Ehriftoph = 
Gottlieb III. geb. 


1788. +. * 


‚368 % J 


feines Allers eine Keife * Stalien — — 


Venedig, Rom und Neapel waren die Staͤdte, in welchen 
er vorzuͤglich verweilte, und in den Umgebungen Zivoli’d Ir 
machte er feine größten Studien nach der Natur. Nah 
einer Reife in England und Deutfchland trat ev in 
Dienſte des Landgrafen von Heſſen-Caſſel, wo er ſich 
ſechs Jahre aufhielt, und feine Talente durch Darfte 
‚lung der herrlichften Landfchaften bewies, Spaͤterhin 


gieng er nach Augsburg, dann nach Nuͤrnberg, und 
ward uͤberall mit der groͤßten Achtung aufgenom 
In der letzteren Stadt verheirathete er ſich, und * 


eine zahlreiche Familie, von der aber nur zwei Soͤhne 


am eben blieben, nehmlich Johann Georg und Pe 


ter. Er ftarb in einem ehrenvollen Alter im Sahre 
1708 zu Wöhrd, wo er fich zulegt aufgehalten hatte, 

Sn Hinfiht auf die Kunft war er ein treuer Nach⸗ 
ahmer der Natur, nnd ber berühmtefte Nuͤrnbergiſche 
Landſchaftsmahler jener Zeit. Er hatte ein ſchoͤnes Co⸗ 


—* 





lorit, waͤhlte ſein Locale ſehr geſchickt, und tofficte \ 


Bäume, Wafferfälle, Fluͤſſe hoͤchſt vollkommen — Bor 


zuͤge, die ſchon Sandrart a) mit vollem Rechte an 
rühmt. Er ſchmuͤckte feine Landſchaften nicht mit kleinen 
Figuren aus; in feinen letzten Lebensjahren aber mahl⸗ 
ten fein Sohn Sohann Georg, oder auch Murrers die J 


Merde und Figuͤrchen dazu. 


Johann Georg von Bemmel, 9— 


geb. 1669, geſt. 1725. 


Wilhelms aͤlteſter Sohn, in Nuͤrnberg geboren, erhien 
feinen erſten Unterricht von feinem Vater, ward aber 


durch 


a) Theil I. Bud 3, Kapit, 23, 


’ 





in Deut. 1. eh 


} urch feine: aͤberwiegende ring zur Whe hletet | 
| veranlaßt, nach Johann Philipp Lemke's en 
j | zw fludieren, und ward ein trefflicher Kuͤnſtler. E 

mahlte Landſchaften, Thiere, Schlachten, und — 
J ſeine Gemaͤhlde mit herrlichen kleinen Figuren aus. 











E Podagra am Reifen hinderten, fo verbreitete fih fein B.. 


er Arbeit zu befigen. 

Bon mehreren feiner Söhne lieben nur zwei am 
4 Leben Joel Paul, und Johann Noah. Sn feis 
nen legten Lebensjahren fitt er auch am Chiragra fo 
I fehe, daß er nur zwei Finger gebrauchen Fonnte, und 
I doch lieferte er fortwährend. die herrlichſten Arbeiten · 
J — Une — Sein jüngerer Brüder war 


Meter von Bemmel, 
geb. 1685, geſt. 1754. 


F der iin feiner früheren Jugend gar Teine Luft aa mal; 
‚ lerei bezeigte, fich in der Folge aber mit ſolchem Eifer 
darauf legte, und fo viel von feinem Vater lernte, dag 
I er: ein berühmter Landfihaftsmahler ward. Mit befon- 
| derer. Leichtigkeit mahlte er Baumfihlag.  Späterhin 





nem Landfhaften Birkenbäume anbrachte, worin ihm 
auch feine Söhne gefolgt find. Ein befonderes Talent 
I befaß er in Darftelung von Gewittern und Winterſtuͤ— 
| den. Die Figuren in feinen Landfchaften find theils 
I von feinem Bruder, theils von feinem Neffen Johann 
Noah gemahlt. Er felbfi hat aud) einige feiner Land— 
ſchaften in Kupfer geftohen. Bamberg und Würzburg 
find mehrmahls von ihm befucht worden, und am: leße 
teren Orte ward er von dem Fuͤrſt-Biſchoff Franz Con⸗ 
Biorille, Sr Th. Ya 





ihn ihn feine fhwächlihe Gefundheit, und das 


Ruf doch fehr weit, und jedermann —— etwas von So 


I entfernte er fich wieder von der Manier feines —— 
4 indem er, aus einer befonderen Liebhaberei, in allen feiz ne, 








370 Gefhichte der Mahler 
rad, einem Grafen von Stadion und Kennen 
ſehr geſchaͤtzt. Auch von ſeinen Söhnen find nur zwei 
am Leben geblieben, nehmlich CHrintoph, und Jos 
hann Chriftoph. Er flarb im Sabre 1754 

Söhne von Johann Georg waren Joel Paul, | 
und Johann Noah. Joel war 17135 in Nürns | 
berg geboren, und faum 10 Jahr alt, als fein Bas |, 
ter. flarb. Er fiudierte die Kunft in der Academie 
von Joh. Daniel Preisler und Martin Saum I 


eine Menge hinterlaffener Studien feines Baters untl % 
ſtuͤtzten. Inzwiſchen glaubte er fein Grid im Militair | 
zu machen und trat in ‚Preußifche Dienfte, Sm Zahte, y 


nerals, der ihm viel zu arbeiten gab, und ihn auf 1} 
mehreren Reifen mit fih nahm. Nach drei Jahren Fehrte 
er in fein Vaterland zutüd, ließ fi) aber in Frankfurt " 
von einem vermeintlichen Sreunde bereden, wieder in 
‚Militair= Dienfte zu treten, und von diefer Seit an iſt 
ln weiter von ihm befannt. | 
Johann Noah, fein Bruder, war 1716 geboren, 
und ſchon im achten Jahre feines Lebens eine Waife, 
Auch er war ein Zögling der Johann Daniel Preislers 
ſchen und Martin Schufterfchen Academie, in der Folge 
aber ein Schüler von Johannes Kupezfy, und’ 
ward ein gefhidter Mahler, der feines Meifters Manier 
volfommen nahahmte. In den von ihm gemahlten 
Schlachten, Zhierftüden, Sagden u. f. w. ift die Mas 7 
nier feines Waters vorherrfchend fihtbar. Sonderbar 
iſt es, daß von feinen vielen Söhnen au nur zwei 
am Leben blieben, nehmlih Georg Chriftoph Gott: 
lieb, und Burkhard: Albrecht. - Er flarb im ange: A 

1758; i 







| | unterrichtet, Kain, feine Arbeiten würden in kurzer Beit 
von allen Kunftfeeunden bewundert. Zuerſt wohnte er 
Jin Nüenberg; nachher aber in Bamberg. Er war zweis 
i mäl verheirathet. ‚Seine erfte Frau - hätte ihm zwei 
I Söhne: geboren, Karl Sebafian, und Simon 
Soſeph; die zweite den. Sohann Caspar. Sein Tod 


| erfolgte im Sahre 1778... 


> ARTE Deut. 871 
Ehriſtoph Be Bemmel, Aboren 1707, war 


4 ältefter Sohn — von dieſem in der Landſchafts⸗ 
mahlerei unterrichtet, und ein geſchickter Kuͤnſtler. Er 
hielt ſich einmal in Mannheim, dann in Strasburg auf, 
wo er eine gute Aufnaͤhme fand: Im Sahre 1785 be> 
1 füchte er feinen Neffen Simon — Mehr iſt nicht 
4 ‚von n ihm befannt. 


Sein jüngerer Bruder war 
Johann Chriſtoph von Bemmel, deſſen Ge⸗ 





KR burtsjaht man nicht angeben Fann, der aber auch in Nuͤrn⸗ 
4 d berg — iſt. Bei feiner Neigung zur Landſchafts⸗ 


Georg CHriftoph Gottlieb. von NEUN, I. 


j han Noah's Sohn, war 1738 in Nürnberg ‚geboren, 


und erhielt den erften Unterricht im Zeichnen ſowohl 


) von feinem Vater, als auch von Georg Martin Preisler, 
N und ward 1755 unter Johann Juſtini Preislers 
Directorat in die Acaͤdemie aufgenommen. Er mahlte 
im Holländifchen: Style, Feldſchlachten „Koͤpfe von Alten 
Iufw fo kunſtvoll, daß man ſie fuͤr Arbeiten Johann 
I Georgs anſah. Ein Sohn von — der gleiche Namen 
führt, nehmlich 


Georg — von Bemmel ll. 


| ii im Sahre 1794 geſtorben. Sein, im Jahre — ges- 
5 borener Bruder, 


Burkard Albrebt von et ke von 


fruͤher Jugend an viel Talent im Thierzeichnen, befonders 
a in Darſtelung o von Pferden, Kühen, Hunden u, wm 


402 








372, Gefchicte ber Mahlere 


* 

























die er nach der Natur copirtes "Seine Zeichnungen. find »| 
fehr felten, indem er ſchon * in einem —— von 

13 Ien farb. 128 

FH Ya Re |, 

Karl Sehäfkian” von Bemmel, Ag 
geb. 1743, geft. 1796. A 


ein Sohn Johann Chriſtophs, war in Bamberg gebor 
ren, und hatte fi in feiner Jugend auf Landfchaftss n 

Manlerei gelegt. In einem Alter von 7 Jahren ver 
Yieß er wegen feiner Stiefmutter das vaterliche Hau 
und begab fi zu feinen. Verwandten nach Nuͤrnbe 
wo er viel und mit Eifer arbeitete. In der Folge ließ 
ſich daſelbſt ganz nieder, und mahlte Landſchaften in Wal 
ferfarben, bie in England, Spanien und Rußland ſehr 
gut aufgenommen wurden. Vielleicht iſt er unter der 
ganzen Familie der beruͤhmteſte Laubdſchaftsmahler. ws 
hatte die praͤchtigſten und gefi madoouften Ideen m 
Snventiren, einen fertigen Pinfel in Ausführung feiner J 
Gedanken, und mahlte herrliche Himmel und Perſpec— 

tide. Man glaubt daß feine Bäume fid bewegen, und 
ſieht dur feine Gewäffer den Erdboden durchfcheineng 
kurz alles was die Natur an Sabnpten im Großen 
bat, das zeigt er uns im Kieinen. * gta en 


Simon Joſeph von Bemmel, 4 
geb. 1747, geſt. z.. 4— 
war ebenfalls in Bamberg geboren, und ein Bruben 
des vorigen. Nachdem er von feinem Vater den: erſten Ir 
Unterricht in geſchmackvoller Darftelung von: Candfha 
ten erhalten hafte, gieng er nach Augsburg, Nürnberg) 
die Schweiz, und Strasburg, und befchloß fein Leben 5 
zu’ Klofter Neuburg bei Wien. Seine Arbelten non 
fehr ſelten. 


m Def land. ” vn 


17.. Be 


ein Stefbruder der beiden vorhergehenden, hatte in Bam⸗ 5 
‚ Iberg, wo er geboren war, den exrften Unterricht in der 
RKunſt erhalten, und verließ diefe Stadt nach dem Tode 
Mi feines Baters. Da er fehr groß war, gerieth. er uns 
gluͤcklicher Weiſe in die Haͤnde preußifcher Merber, und 
von der Zeit an hat man nichts weiter von ihm erfah⸗ 
Iren. 

| Georg Chriftoph Gotttlieb von Bemmel II. 
Jein Sohn von Georg Ehriftoph Gottlieb I. war 1765 
‚geboren, ‚erhielt neben dem Unterricht im Zeichnen von 
feinem Bater eine fehr gute Erziehung, und zeigte eine 
Ibefondere Vorliebe zur Landfchaftsmahlerei, weshalb er 


h ‚auch die Werke mehrerer Meifter copirte. 


Er lebt noch in Nürnberg, und hat einen Sohn 
mit gleihem Namen, nehmlic Georg Chriſtoph 
Gottlieb von Bemmel IM. der 1788 geboren iſt, 
und auf welchem die Nachkommenſchaft dieſer beruͤhmten 
Familie beruht a). 

1 Eine andere berühmte Mahler - Familie, die aber 
Junglüdlic geworden, und durch die blufigen Kriege der 
Schweden ihrer Beſitzungen in wol A, 
worden iſt, war > ; 
R 


\ 

























= 


| von Blatnerifche, 
ieet ne en deren Stammvater Hans 


e) ©. Meufels N, Miscellen, ©t. V. pag. 656. und &t, IX. » 
pag. 81. Biographien aller Bemmel u. f. w, wo ſich auch 
Se — Tabelle befindet, Vergl. Fuͤßly's Lexicon 

om . 
















4 * RE e 
370 Gefchichte der Mahlerei = 
Samuel Blättner iſt a). Da ſich jedoch eine'fehe | 
‚genaue Nachricht von ihr bei Meufel b) befindet; fo ve 1. Bi 
weife ich meirte Lefer darauf, wie auch auf Fuͤßly 
Lexicon T. II. pag, 80, vn. 
- 5 gehe nun zu einer anderen ansehe 
ler: $amilie über, welche fi um den Fortgang der I 
fhönen Künfte in Deutfhland viele Berdienfte erwor⸗ 
ben hat, nehmlich zu der Preislerſchen. EN 

| Der Stammvater war Daniel Preisler c), ge 

1627 in Prag und geft. 1665. Einige Schriftftell 
laſſen ihn in Dresden geboren werden, und behaupten 
daß feine Vorfahren Glasmahler gewefen, und vefetb | 
noch einige ihrer Arbeiten, mit dem Datum 1470 
Vorhanden wären. Sein erfter Lehrer war Shrifian | 


a: 
J 


a)- Hans Samuel, En 1633 L geft. wir 


Samuel, geb, 1674, geft. 1705. 
7 






Samuel, geb. 170%, " Sohann Samuel, 1706 nad N F 
geſt. Sa feines Vaters Tode — J 8 
J —— RE ET m 
30h. Samuel,geb. Ernſt Samuel, geb, ' 3 IM 
173 l, geſt. +++ 1745, geit. ER, UN J Inn 

| | | 3 h 
Heinrich Auguft Samuel, RR — 


34 
| 


gehe er 


b) ©. Meufels Miscellen artiftifhen Inhalts Heft XX. p. 104. 
Kurze Biograv ien einiger Künftler aus der ehemaligen von. 
Blattnerifhen jegt Blättnerifhen Familie, 


€) . Daniel Preisler, 
- 


N 





4 


— — — — — 


Johann Daniel, 


— — — — — — — — — — — — — — 


Johann Georg Johann Valentin Barbara 
Suftin, Martin, Martin, Daniel. Helena. 
RR! 


— — — 





Anna Anna Johann 
Maria, Felicitas. Georg, 





* * vs 


IS Hiebling, Sähfircer Hofmahler. Preisler war in 
Boͤhmen und in Deutfchland gereift, und ließ fi 1662 - 
om Nürnberg nieder, wog er mit. vielem Beifalle arbeis 
— tete, 

















Sein Sohn, Johann Daniel, ward einige Mose 
nate nach des’ Vaters Zode (1666) geboren, und ers 
ernte die Kunft bei feinem Stiefvater Heinrih Popp. 

nter feinen vielen Arbeiten befindet fich aud eine Ans 
leitung zur Beichenfunft, welche gedrudt a) und für die 
Peteräburger Academie au ins Ruffifche Üüberfegt wors 
den if, Er ward in der Folge Director der Nürnber- 
zer Mahler: Academie, und flarb 1757 mit Hinterlaffung 
don vier Söhnen und einer Tochter. 

| Der ältefte unter diefen Söhnen war Sohann 
Juſtus, 1698 in Nürnberg geboren, und 1771 geſtor⸗ 
ben. Nachdem er feine erften Studien vollendet hatte, 
J hielt er ſich 8 Jahre in Stalien auf, und war Mahler 
und Kupferfteher. In Florenz zeichnete er viele Geme 
men für dem Baron Stofh und gab ein Werk über 
Statuͤen heraus b), fo wie aud) 20 Blätter nach den Pla= 
fonds ‚von Rubens in der Jefuitens Kirche zu Antwerpen, 
[ Er folgte feinem Vater in der Direrfion der Academie, 
Sand war mit der berühmten Künftlerin Sufanna 
Maria Dorf ec) verheirathet. 

Der zweite, Georg Martin, (1700 geboren, und 
2754 gefterben), legte fi) befonders auf das Kupfers 
Iftehen, und hat fowohl mehrere Statüen der Oresd⸗ 


a) Beichenacademie, Nürnberg. 1721, 1754. 1765, Fol. 

b) Joh. Justini Preisleri Statuae antiquae aeri incisae, de- 
lineatae ab Edmundo Bouchardon. RUE 1732. 
Fol, 50 Blätter. : i 

e) Sie war 1701 geboren, und ift 1765 geſtorben. Ihr Vater 
lehrte ſie die Steinfchneidetunſt· Zuerſt war ſie mit Salo— 
mon Graf, einem geſchickten Mahler verhéirathet, welcher 
1737 ſtarb. Im Sahre 1738 heirathete fie unſern Joh. Sus 
ſtin Preisler. f \ i 


2 


















‚ner ‚Gallerie „als auch eine —* Sammlung R 
ſcher und Fiorentiniſcher Statuen nach den Zeichn Ns 
gen feines Bruders Johann Juſtus geſtochen — 
Als Kupferſtecher arbeitete er auch für das Seren iſ — 
Muſeum. Er ſtarb im Jahre 1764. * 


Der Dritte, Johann Martin — geborei 
und 1794 geftorben), lernte die Kupferftechfunft t n 
feinem Bruder Georg Martin, war 1739 in Pari 
und arbeitete dafelbft fleißig. Im Jahre 2744 erhielt | 
er ‚einen Ruf als Hoflupferfteher und Profeffor — 
Academie nach Koppenhagen. Unter vielem andern Zu 
er dort arbeitete, zeichnet fich die große Statue zu Pferd 9— 
von Heinrich V, nah Sally, ſehr aus. In der Folge | 
ward er Koͤnigl. Dänifcher wirklicher Juſtitz⸗Rath. Ale 
DBildniffe der Könige von Dänemark in Schlegels Gex 
fhihte find von ihm. Man vergleiche Fuͤbly 8 tern 
Band II. pag. 1163, 


Der Vierte, Balentin Daniel(geb. 1717, geſt. 
1765, andere behaupten 1765), war zwar zum Studieren 
beftimmt, allein feine Seidenfchaft für die Kunft verleitete 
ihn fi) ganz auf das Kupferftechen in ſchwarzer Kunft 
zu legen, in welcher Manier er viel arbeitete, und uns 
ter andern auch ein fchönes Portrait meines Waters nad h 
einem Gemählde von Golomba. Unten ſteht: Val. Dan. 
Preisler sculps. et excudit. Norib. A, C. 1750, & } 
hielt fi einige, Seit bei feinem Bruder in Koppenhas 
gen auf, und ftarb auch dafelbft im Sahre 1765. 2 


Endli Barbara Helena, bie nachherige Gatz 
tin des trefflihen Philipp Wilhelm Deding, Profefiors 7 
der Zeichenfunft am Collegio Garolino zu Braunfchweig, 
eines ber ſchoͤnſten und liebenswuͤrdigſten drauenzina — 


a) Statuae insigniores in Italico itinere a Joh. Justino Preis- 
lero delineatae, aeri incisae a Joh. Martino Preisiero.' 
Norimb. 1736. Fol. (20 Blätter.) 





i voll Talent fuͤr ‚Mablerei und. für Muſik. aaa edle 


2 Frau ſtarb im Jahre 1768 a). 


41...,8ohbann Juſtus Preisler hatte, zwei Lichter. 
+ Die ältefte, Anna Maria, lernte die Steinfchneidefunft 
von ihrer Mutter Sufanna Maria Dorfd, und 
I ward an den Bndbannier Stein in Menbers berheiue 
1. * WER 
- Die ifmafte, ma Selicitas, ‚lernte das Zeich⸗ 
nen. und Kupferftechen von ihrem. Bater, und ward an 
Zwinger, einem Schüler ihres Waters, und nachherigem 
Director der Beichenfchule in Nürnberg verheirathet. 
Zohann Martin Preisler. hatte einen Sohn, 
| ———— Georg Cnicht Gottlieb), der 1757 in Koppen= 
hagen geboren, und ein Schuͤler feines Vaters war, 
I Sm -Sahre 1780 erhielt er die goldne Preismedaille der 
Academie und begab ſich nach Paris, in Ville's Schule, 
Er iſt der Teste Sprößling der Preislerfchen Familie. 
| Eine andere Familie, deren männliche und weiblis 
I che Mitglieder Künftler waren ’ ift die Familie der 
Dietſch oder. Dietzſch. 
Johann Iſrael Dietzſch, (1681 geb, und 1754 


geſt.) war ein Schüler von Daniel Preisier dem Vater, 





und ein fehr-talentvoller Künftler, Er hatte eine zahle. 
reiche Be b). 


a) S. Meufels N. Miscellen St. xIV. p. 701, ‚‚Merkwür- 
dige Lebensumftände des im Jahre 1781 zu Braunſchweig ver⸗ 
ſtorbenen Mahlers P. W. Deding, von ihm ſelbſt aufae- 
fegt. Vergl. im Fuͤßly den Artikel Barbara Helena Preis- 
ler, wo ein Serthum zu ſeyn fheint, indem ih nicht glaube, 

daß. fie ſchon einmal verheirathet war, 


MD Joh. Sn Dietzſch. 


Barbara Sohann Sohann Johann Georg Johann Wargar. 
Regina. Giegm. at Sacob, Friedr. Albrecht. Barbare, 


— — — — — 


Sujanne Marie, 


378 * — 


Zitel a) | 
Sohann Siegmund ‘(1707 ee und Br | 
(1779) geſt.), war ein Schtler feines Waters, und 
mah te in Aquarell Landſchaften und andere Eu 





lung Landſchaften erſchienen b). 

Sohann Ehriftoph (geb 1710 und geft. — 
[1768]), mahlte Landſchaften, Blumen und Fruͤchte, 
und war ein geſchickter —E— — * ſeiner Com⸗ — 


ſtochen. Auch von ihm ſind unter dem unten fiehenden io 
Titel 11 Blätter erfchienen e). £. 

Sobann Sacob (17135 geb. 1776) mahlte Sand: A 
fohaften, und Feld- und Seeſchlachten. Mr 

Georg Friedrich (geb, 1717 geſt. 1765) mahlte 
liebliche Cabinetſtuͤcke. 

Johann Albrecht (geb. 1720 geſt. 1782) mahlte 
Landſchaften, Schlachten, Blumen, Portraite, und Gas 
binetſtuͤcke in Hollaͤndiſcher Manier. Man behauptet, 
daß die oben etwaͤhnten, von der Preſtel geſtochenen 
Lanpdfchaften nach feinen, und nicht nad) feines genannse 
ten Bruders Compofitionen gearbeitet find. 

a) Sammlung meift inländifh gefangener Vögel, welche nach 
den Mahlereien der jo geſchickten als berühmten Jungfer Bar— 
bara Regina Diezihin in Kupfer gebracht, und mit natürlie 


hen Farben aufs fleißigfte ausgemahlt find, Nürnb, 1772 — 
1775. Groß Quer: Folio, 50 Blätter nebft Text. Kr 


b) Auf die neuefte Art Landichaften zu mahlen. Inventirt unb 
gezeichnet von Joh. Siegmund Diezſch. Nürnb, 1763. 


c) Plaifante Profpecte von Nürnberg, wie ſolche von der Stadt 
aus gegen alle umliegende Dörfer, zu fehen, Nürnberg 1737. ı 
— Ein anderes blos Landichaften enthaltendes Werk ift von 
ihm und feinem Bruder, Joh. Albrecht herausgegeben. 


J 5 
va f 


Margaretha Barbara, geb. 1726 gefl. 1795, 

war verheirathet, und die legte diefer Familie. Sie 

Imahlte Früchte, Blumen und Vögel, ſtach aud in Kur 
pfer, und gab ein ‚großes Pflanzen Werk heraus, zu 

welchem der Hofrath —— in a den Sure, 
| — „ * 

Endlich Sufanna Maria, eine Tochter Johann 

Chriftophs, mahlte nur Vögel und gab ein Merk der 
‚Art heraus. Sie lebte noch im Sabre 2790 in Nuͤrn⸗ 

berg. 

Wilhelm Gorse, im Jahre 1635 zu Middel⸗ 

‚burg geboren, und 1711 geſtorben, war von feinem 

) Stiefoater gezwungen worden, Buchhändler zu werden, 

wobei er jedoch Gelegenheit hatte fort zu fiudieren. Er 
gab außer der Fortfegung des von feinem Vater uns 
ter dem Zitel „de Republyk der Hebreen ““ verfaß- 

I ten Werkes folgende Schriften über Mahlerei, Archi⸗ 

tectur u. fe w. heraus: 1) Verlichterie Kunde. Am- 
sterd. 1697, ı2. 2) Teyken Verlichterie en Schi- 
| derkunst. Amsterd. 1705. 8. 5) Natuurlyk en Schil- 
derkunstig outwerp der Menschkunde. Amsterd. 1708. 
12. cc. figg. 4) Algemeene Bouwkunde volgens de an- 
'lIykeen hedendissche Manier. Amsterd. zu 12. c. 
figg. | 








Diefe Werke find zum Theil auch von Johann Lanz 
gen ins Deutfche überfegt, und zu Hamburg in ı2mo 
gedrudt worden. 

| Einer feiner Söhne, Johann Goree, der 1670 
in Midvelburg geboren, und 1751 geftorben ift, machte 
ſich durch feine Gefchidlichfeit im Zeichnen rühmlic bes 
| kannt, und war ein Schuͤler von Laireſſe. Der Magi— 
ſtrat von Amſterdam ließ im Jahre 1706 die herrlichen 
Gemaͤhlde im Buͤrger⸗Saale des dortigen Rathhauſes 
zeichnen, die nachher von Joh. Hoopzaat und G. Ka: 
demaker ausgefuͤhrt worden find, Unter mehreren Schrif⸗ 


30 Gefhüchte der Mahler 


— 









ten von ihm, befindet ſich auch eine Beſchreibung der 
Gemählde im Rathhaufe zu Amfterdam, in dem Holläns 


- bifchen „, Wegwyzer door Amsterdam “ abgedrudt. . |, | 


Sohann van Gool (1685 im Haag —— 
geſt. „+. ) lernte das Zeichnen bei Simon van dee | 


Does, und legte fich befonderd auf Nachahmung der ji 
Manier Paul Potters. Er war ein fehr gefihidter Mann 
in diefer Art der Landfchaft= und Zhier- Mahlerei. Der 
Zitel feines oft von mir angeführten Werkes über bie |; 
Mahlerei, ift in der unten flehenden Note angegeben. a), 
.. Wilhelm Beurs, ein Schüler, Wilhelm Drillene 
burgs, war 1656 in Dortrecht geboren, mahlte Por 


1692 in Holländifher Sprache, und 1695 in einer 
deutfchen Ueberfegung erfchien, nad Weyermanns Urtheil } 
aber (im ten Bande pag. 188.) feinen Werth hat. 
Verſchiedene Künftler, die den Namen Blefendorf 
führten, lebten in Berlin, nehmlih Conftantin Frie 
drich und Samuel, und ihre Schwefter Elifabeth Bles 
fendorf. Die legtere war fehr gefchidt in der Emailles 
Mahlerei, und ftarb in Petersburg, wohin fie die Fürs 
fin Mentſchikof mit fi) genommen hatte EM 


Johann Elias Niedinger, | 
geb. 1695, geil. 17767. J 


Wir haben in der Geſchichte der Mahlerei ſchon ei⸗ 
nige Beiſpiele gehabt, daB Mahler auch leidenſchaftliche 
Jagdliebhaber waren. Riedinger war Mahler, Kupfer: 


a) De Nieuwe Schouburgh der Nederlandschen Konstschil- 
ders en Schilderessen, door Joh. van Gool. Deel I. II, 
in’s Gravenhage 1750. 1752. 8. Man vergleiche Gerhard 
Hoet Anmerkingen op het eerste. en tweede Deels des 
Nieuwen Schouburghs door van Gool. 














| 


ü 











0 Be — * ee 


Dreier us: gelernter Sägen ‚In einen Batırae 
ulm erhielt er den erſten Unterricht im. Zeichnen von 
feinem Vater Johann, der ein Schreiber war, und 
I febe geſchmackvolle Figuren mit der Feder zeichnete. Er 
ward in der Folge ein Schüler von Chriſtoph Reſch, 
fein vorzuůͤglichſter Meiſter aber war die Natur, und er 
lehte ſich mit Eifer auf das Studium der Thiere, vor⸗ 
 Ngfiglich der wilden. In Augsburg, wo er fi) niederge- 
laͤſſen hatte, arbeitete er viel für Kupferſtichhaͤndler. 
Gemaͤhlde giebt es nur wenige von ihm, und fie find 
mithin ſehr felten; dagegen ift die Menge feiner Ku— 


pferſtiche kaum zu zählen. Seine Leidenfchaft für die 
Jagd veranlaßte ihn, fih ganze Tage und Nächte in 


den Wäldern und zwifchen Klippen aufzuhalten, wo 
jene Thiere haufen, und wo er alfo ein weites Feld 
hatte, fie unter mannichfaltigen Umftänden zu beobadız 
ten. Manche feiner Arbeiten können als eine Naturge- 
| ſchicht⸗ der dargeſtellten Thiere angeſehen werden. Wil 
‚de Schweine, Hirſche, Wölfe, Fuͤchſe und andere wilde 
Thiere find von ihm mit der höchften Bollfommenpeit 
| bargeftellt. Unfere Königl. Univerfitäts:Bibliothef bes 
ſitzt eine” große Menge von ihm geftochener Blätter ; da 
! indeffen Huber und Roſt in ihrem Werke ein Bari 
niß der vorzuͤglichſten derfelben geliefert haben a); fo - 
verweiſe 10° meine Leſer darauf, und auf die no 
| vonftänbigere Ungabe'derfelben im Winklerſchen Catalog 

| Vorzuͤglich Thon gelang ihm die Darſtellung der 
Hiefche. Ulles, was diefes Thiergefchlecht angeht, Ruhe, 
Aufmerken, Furcht, Schrecken, Flucht u. ſ. w, iſt mit 
der größten, Vollkommenheit ausgedruͤckt. Auch haben 
die Stellungen und das Locale ſchoͤne Lichter, und man 
ſieht mit-Vergnügen, daß uͤberall die Natur dem rau 
ler die meh a N 


u © ae etc. Tom. u 8: Er x, £ 


1 


nl 


5892 Gefchichteder Mahlerei 





Im Jahre 1759 warb er Directoe der Acı — 
zu Augsburg und ſtarb daſelbſt 1767, mit Hinterlaffun ie 
zweier Söhne, : Der Ältefle Sopn, Martin Elias, 
war 1750 geb. und ift 1780 geſtorben: der jüngfte, Io: J 
bann Jacob, war wie fein Bruder, Kuͤnſtler. — 
Tochter war an Joh. Gottfried Seuter a) verheis 
sathet, welcher 1717 geboren ift, und ein Schüler. 4 Ri 
nes nachherigen Schwiegervater 3. F. KRiedinger, wi 
wie auch Georg Martin Preislers war, Er. hatte R 
Stalien beteijt, legte fih aber blos aufs Kupferſteche 

Chriſtoph Ludwig Agricola ſtammte aus 3 
ner guten und adlichen Familie ab, und war 1667 zu ä 
Augsburg geboren. Er machte ſich durch Landſchafts⸗ 
Maͤhlerei beruͤhmt, und nahm die Natur zu ſeiner vor⸗ #) 
züglichften Lehrerin. Auf feinen Reifen lernte er einen 
großen Theil von Europa fennen, und feine Arbeiten 
find in den beften Gabinetten zerftreut. In Neapel, wo 
er fich längere Zeit aufhielt, mahlte er mit meifterhafter 
Kunft viele.große Naturfcenen. Sein Zod oe in 4 ' 
pen Bagrlandr im Sabre 1719. 


Johann Georg Bergmüller, 5 ; | 
0 geb. 1688, geft. 1762. uote 


ein in Kuͤnſtler * entſchiedenem Verdienſte, war * ‚Dirk 
heim in Bayernrgeboren, und lernte die Kunft: auf Kos 
fien des BAneraren bei Andreas. Wolf bar in —* 


a) & war. ein Sohn von Johann Seuter, einem | Sorkraike * 
Hiſtorienmahler in Augsburg, der Karl Loth’s Werke ſtudier⸗ 

te, 1710 eine Menge Portraite in Berlin J und * 
ſeinem 33ſten Jahre ſtarb. 

») Joh. Andreas Wolf war 1652 geboren, und ift dr RENT 
ben. Er ftand als Mahler bei dem Churfuͤrſten von Bayern 
in Dienften, und unter feinen vielen Arbeiten zeichnet fi) ein 
Atarftüc in der Kirche der — Kempten in N vor⸗ 
zuͤglich aus. 


in Deufötan, 585 


chen. Daß er, *4 Vollendung ſeines — der 
Werke Carlo Maratta's ein geſchickter Kuͤnſtler, ſowohl 
in Fresco- ald in Oehl⸗ Mahlerei ward, beweiſen ſeine 
vielen Gemaͤhlde in den. Augsburger Kirchen und Pri⸗ 
bathäufern, ‘fo wie in den Umgebungen. Er äzte auch 











druden laſſen a), Sein Zod erfolgte.im Jahre 1762, 
als er Director der Augsburger Academie war, und den 
Titel eines Biſchoͤflichen Cabinet- Mahlers führte. 
Sein Sohn, Johann Baptiſt (geb. 1724, geſt. 
11785), folgte feines Vaters Sußftapfen, und ſchmuͤckte 
ie Kloſterfrauen⸗ Kirche zu Landsburg mit ſchoͤnen Ge⸗ 
maͤhlden. Auch er war Kupferſtecher, und nach v. Hei⸗ 
necke auch Kunſthaͤndler i in Augsburg. Das Werk ſeines 
Vaters, die unten angefuͤhrte Anthropometria iſt von 
ihm — worden. 


Johann —— 
u ns gef — er 


Bictiner- Klofters Drarienberg i im — eben und 
der Sohn des Klofter- Milers. Nachdem er die Schule 
mit Nugen befucht hatte, ward feine Neigung zur Mahe 
lerei fo groß, daß er fi zuerft zu Nikolaus Aver, 
‚einem Schhiler von Joh. Georg Bergmüller begab, 
und nachher mit dem Iegteren felbft mehrere Jahre in 
'Gemeinfchaft arbeitete, nachdem er vorher ſchon zwei 
anderen Mahlern, Merz und Robler geholfen hatte, 
‚Unter feinen vielen fhönen Arbeiten zu Augsburg, wo—⸗ 
‚felbft er daS Bürgerrecht erhalten hatte, verdient ein Ge- 
maͤhlde von ihm an der Äußeren Wand eines Wirths⸗ 


a) Joh. Georg Bergmüllers Antpeopometea, ober Be des 
Menſchen. Augsburg 1823, Fol, 
Seometrifcher Maͤaßſtab in des Architektur. 1752. 


mit vielem. Geſchmack in Kupfer, und hat zwei Bücher 












Haufes dafelbft, einer befonderen tühmlichen PR E 
Es ſtellt einen Tanz ı von Bauern und Piuerinnen 
Gelegenheit einer Hochzeit dar, und das Feuer der £ 2 
wegungen, die Wendungen, die verfchiedenen Stellun 
in Gegenfägen, das Koftim der Kleidungen u fi 
mit der höchffen Kunft von ihm ausgedruͤckt wor 
Schon L. Bianconi a) und der Graf Algarotti hal 
es bewundert. 
Bei feiner großen Fertigkeit im Fresco und Sen 
mahlen ift es nicht zu verwundern, daf man eine Der 
ge Altarftüde fomohl in Augsburg felbft, als in ber a , 
in Kirchen und Klöftern von feiner Hand fieht. ‚Seine 
letzten Arbeiten find in der Klofterz Kirche zu Schw 
zach am Main, in Franken. Sie wetteifern mit den 
Arbeiten van Dyd’s, Piazetta’s und Zipolo’s’b). — 
In einem kleinen, ſehr ſelten gewordenen Werk⸗ 
chen c) finde ich, daß Holzer an einem gewiſſen deut⸗ 4 
ſchen Hofe (dem. Wuͤtzburgiſchen) ein prächtiges Palais — 
mahlen ſollte, und dazu auch eine Skizze verfertigte, 
ſeinen erlangten Ruhm noch vermehrte. 5 
Ehe ſoll aber dem Herrn ſelbſt vorenthalten, und 
Sonen der Antrag gemacht woen ſeyn, * Kl Y 
* Re lien 2 


* 3* 
"AU, 


4) ©. Joh. Ludwig Bianconi zehn Sendfehreiben an Herrn Marz ie 
cheſe Phil. — 217, u. f. ‚oder nad) der italiaͤniſchen 
Ausgabe p. 21%, — 21 Ich bemerke noch, daß das PT 
woran fid) diefes Gemählde befindet, ein Eckhaus ift, an deje 
fen Ede fich von vielen Jahren herein Hirſchkopf mitnatür- 
lien Geweihen befand. Holzer ntahlte, wenn man das Yuge |; 
gegen die Ede richtet, zu diefem Kopfe drei Hirfche, ah | 
dag nah dem Studio feines Freundes Ridingers, von jedex 
Seiite nur ein Hirſch im Schuß und Sprunge zu fehen if. 
V) Ruͤckſichtlich dieſer Gemaͤhlde ſehe man ,, Reife eines Kuͤnſt⸗ 
lers durch Franken‘ in Meufels Miscellaneen artift, —* * 
2 Bd. I. P. 41. 
©) DR: und Ehrengedaͤchtniß 3. Holzers. Augeburg 1766 Pr 


— 


lien zu befuchen; man wollte ihn alsdann den Salon 
und die Haupttreppe aufbehalten. Dieſer Saal und 
dieſe Treppe ift nachher von Ziepolo. vor feiner Abs 
reiſe nach) Madrid gemahlt worden a). Im Sahre 1740 
‚erhielt Holzer einen Ruf an den Churfürftlichen Hof zu 
Bonn um das Luſtſchloß Elemenswerth auszu⸗ 
ſchmuͤcken. Er farb aber daſelbſt er er — Arbeit an⸗ 
‚gefangen hatte. 

Das Gemaͤhlde des Hochaltars in der Kirche 
Schwarzach, worauf die heilige Felicitas mit ihren ſechs 












feinem Tode noch nicht geendigt, und es ift von Bergs 
muͤller vollendet worden. Ein gewiffer Matthäus 
Guͤnther b) brachte alle feine Studien, und was er 
ſonſt in Hinfiht der Kunft hinterlaffen hatte, an fi. 
Ein großer Theil feiner Xrbeiten ift von 3 E. Nilfon 
iin Kupfer geftochen worden c). 

Einige behaupten, daß fein Tod die Folge feines 


‚gedachten Bauern-Tanz flatt der Bezahlung für ſchon 
getrunkenen Wein gemahlt habe; indeffen werden dieſe 
Umftande von Wahrheitliebenden Os geleug⸗ 
net d). 

Hier wäre der ſchiclichſte Ort, um des unſterbli 
Winkelmanns insbeſondere zu erwähnen, Aber was 


a) ©, meine Gefchichte der Mahlerei in Italien. Tom.i'H. 

b) M. Günther war 1705 geboren, und Director der Rune 
ger Academie. 

€) ©. Aussburgiſche Kunftzeitung. 1772. &. 86, 


) Diefe find, außer dem Verfaſſer des oben angeführten Merk: 
chens: Leben Johann Holzers, eines ehemals beruͤhmten 
 Hiftorien= und Fresco⸗ — in Aueeburg, vom Hofrath 
Zapf: 
Meuſels Miscell. artiſt. Inhalts. Heft vn. p. 7. und 


Fuͤßly's Lexicon Bd. IL. p. 563. 
Fiorillo. Ir Th. DE 


in Deutſchland. DB 


Toͤchtern als Märtyrer vorgeftelt waren, hatte er bet 


Iunordentlichen Lebens geweſen fey, und daß er den oben 


x 








386 Geſchichte der Mahleri — | 
* ich, nach ſo vielen Erklaͤrungen ſeiner Werke, ah 
Heyne's Lobrede auf ihn, die von der Geſellſchaft — 
Alterthumsforſcher zu Caſſel gekroͤnt worden ift, und. (fi 
nad Göth’s. berrlihe Werke „Winkelmann und fein ah 
Saprhundert““ mehr von ihm fagen? Sch befehränfe 
mich. alfo auf die mir felbft zur Ehre :gereichende Na ja). It 
richt, daß ich ihn in Rom gefannt habe, wo ich — Br 
Gardinal Alerander Albani von einem liebenswuͤrdige 
Fuͤrſten empfohlen war, und daß ich ihn zum letzten— 
male in Bologna bei Bianconi ſah, eben als er — 
ſeiner ungluͤcklichen Reiſe nach Deutſchland begriffen w 
Die bekannten von Heinecke, von Hagedorn, 
und Reifenftein find zwar feine Künftler, obwohl ber ar" 
eine in Paftell mablte, und der andere ſich im 59 
ſtechen verſuchte; inzwiſchen verdienen ſie doch hier mit 
vollem Rechte eine Stelle. 


Karl Heinrich von Beinede, * 
in Luͤbeck 1705 (andere ſagen faͤlſchlich 1712) geboren, im 
und 1790 als Churfächfifcher Geheimer Kammerrath zu 
Alt-Doͤbern in der Niederlauſitz geſtorben, war Reichs⸗ in 
Kitter und Kenner und Freund der fchönen Kuͤnſte. 
Unter ſeinen vielen Schriften zeichnen ſich die unten be⸗ 
merkten beſonders aus a). Die Handſchrift des Dictio- © 
naire des Artistes habe ich in der Koͤnigl. Bibliothek 
zu Dresden gefehen, zweifle aber daß fie die legte Feile 
erhalten hat, Seine große —— von Kupfapte 


a) Nachrichten von Künftlern und Kunffagen. Leipzig —— 
69. 2 Thle. 8: 
| Idee generale d’une collection — destampen. 
Leipzie et Vienne 1771.-8. 
Dictionaire des Artistes dont nous avons des estam- 
pes. 1778. — ein Werk, welches durd feinen Zod unterbro= 
hen und nur bis zur Hälfte des Buchſtuben D vollendet ift. 
Neue Nachrichten von Künitlern und Kunſtſachen. ER I: 
Leipz. 1786. 8, Tu 


in Deutſchland 387 


— 















hen, und beinahe 5000 Kuͤnſtler⸗ Portraite find nach 
feinem Tode in Beſitz der Königl. Preußifchen Hof Of⸗ 
fizin gekommen a). Ungeachtet aller gegen ihn gerich- 
teten Kritiken, hat ihn das Haus ae ſehr viel 
zu verdanken, 


Chriſtian Ludwig von Hagedorn, 

ein Bruder des bekannten deutſchen Dichters, war 1717 
in Hamburg. geboren und flarb in Dresden im Sabre 
1780: Ei hatte als Staatsmann auf feinen Reiſen 
an mehtete Höfe ein großes Feld viel zu fehen, und 
die genauere. Bekanntſchaft einer Menge Kuͤnſtler zu 
machen. Seine umfaſſenden Kenntniſſe waren bie Ver⸗ 
anlaſſung, daß der Churfuͤrſt Friedrich Chriſtian von 
Sachſen ihn zum Geheimen Legations-Rath, und zum 
Director der Academie in Dresden ernannte, 

Er hat zwifhen 1744 und 1765 etwa 50 Blätter 
mit Geift und geichtigkeit in Kupfer geftochen und fie, 
unter dem Zitel „; Berfuch “ mit feinem Monogramm v. 
IH. D. b) bezeichnet, Struth, und Baſan in ſeinem 
Dictionaire glauben, daß der Kuͤnſtler „Berfuch“ ge 
heißen habe, Seine Schriften find in det Unteniehenbeg 
Mote angegeben ec). | 
Zohann Friedrich Reifftein, oder Bickhehe 
Be (geb. 1719, geft. 1793), war eines. Ayen 


5 3) ©; Meufels Müfeum St; x. ©, 91; 


— b) Siehe meine Tafel, ſo wie duch ,‚Ueber die — Land⸗ 
ſſchaften vom Herrn von Hagedorn.“ Meuſels neue Miscels 
ten IV: p. L00— 405. 


e) Lettre ä un ainateur de la Peinture avec des Kellirai- 
semens historiques sur un Cabinet et les Auteurs des. Ta- 
bleau qui le composent. Dresde. 1755. 8. 
ee über die Mahlerei, Zwei heile Leipzig, 
1762, 8, 

Briefe tiber die Kunſt von und an EC. % von Bageborn, 
Leipzig: 1797. 8, (von Torkel Baden hevansgegehen,) 


B6 


% | / 
388 Geccſchichte der Mahlerei 
thefers Sohn aus Ragnit in Preußiſch Litthauen, und 
ftudierte zu Königäberg die Rechtswiffenfchaft, und di 
fhönen Künfte, indem er fih auf Miniatür- Manlerei 
und Aezkunſt legte. Er gieng im Jahre 1744 als Hof 
meiſter nach PN ward im folgenden Sabre ol 









ei, * Schweitz und Italien. —— Liebe zu den hör 9 
nen Kuͤnſten ward in Rom durch ſeine Freundſchaft mit 
Baelgun nod) er, und er faßte den Entfchluß, 9 a 


und den ———— Gegenden herum fuͤhren zu — 
Auch befaßte er ſich mit Kunſtauftraͤgen für mehrere 
deutſche, und beſonders für den ruſſiſchen Hof. Der 
Herzog von Gotha, deſſen beſondere Gnade er — 
ernannte ihn zum Hofrath, und gab ihm eine Penſion. Y 
Eben diefe Ehre widerfuhr ihm von der Kayferin Ga= 
tharina II. welche ihm überdem noch die Aufficht über ' 
ein, für die in Rom ſtudierende ruffifhe Sugend erriche 
tete3 Inſtitut gab. Mit wahrer väterlicher Liebe nahm " 
er junge deutfche Künftler auf, welche fich an ihn wands 
ten. Zu feinem, Vergnügen beſchaͤftigte er fich mit Dehl:, 
Daftel-, und Wachs-, oder enfauftifcher Mahlerei, mos 
dellirte in Thon und Wachs, und machte mehrere Vers 
fuche theilö in der encauftifhen Mahlerei, theils in der 
Nachahmung der Steine mit mehreren Lagen. Im Sahre 
1788 war er mit einer Abhandlung über diefen Gegen= 
ftand befhäftigt, deren Rode gedenft a), die aber, fo viel 
ih weiß, nicht erfchienen iſt. Zu feinen Schriften ges 
* 

a) ©. Vitruv von Rode, Bd. II. p. 126. und bie Allg, Litt. 

Zeit, 1788, p. 167, 111, u. f, - 


in Deutfhland. — 389 


N höre eine‘ ueberſehung der Arkenholziſchen Memoiren der 
Koͤnigin Chriſtine, wozu er ſelbſt die Vignetten und 
Muͤnzen zeichnete. Auch ſchrieb er „Ueber die Mahle— 

rei in Wachs-Paſtell im Journal étranger. Fevr. 17. a) 
und verſchiedene andere Sachen, in Hinſicht welcher ich 
meine Leſer auf feinen Artikel im Fuͤßly b) verweiſe. 
Auch verdient nachgeleſen zu werden, was in Goͤthes 








| gefagt worden ift: Er flarb im Jahre 1795. 


Ehriftian Wilhelm Ernſt Dietrich, 
Re geb. 1712, geft. 1774. i 


| > Weimar ift feim Geburtsort. Die erfte Anleitung 

zur —— gab ihm ſein Vater, und Joh. Alerander Thiele 
7 in Dresden. Was er als junger Mann im Brühlfchen 
Pallaſt zu Dresden gemahlt hat, ift im fiebenjährigen 
\ Kriege geplündert und verwuͤſtet worden. Unter Bruͤhl's 
Schuß trat er in Dienfte des Königs Auguft II, fühlte 
ſich aber dadurch, daß man um diefe Zeit in Dresden 
die italiänifchen Mahler fehr vorzog, fo gefränkt, da 
. er, unter dem Borwande nah Holland zu reifen, im 
| Sahre 1754 nach feiner Vaterſtadt Weimar zurüdfehrte, 
und fi dort eine Zeitlang mit Mahlen und Kupferftes 
chen befchäftigte. Als er ein Jahr nachher nach Dres- 
den zurüdfam, hatte er die Genugthuung, daß feine 
Mahlereien bei Hofe allgemeinen Beifall fanden, Er 
reiſte alfo 1742 nad) Stalien, und ftudierte zu Venedig 
. und Rom die großen Meifter, ohne jedoch dadurch feis 
nen Geift zu fefjeln, der ihn bald zur Nachahmung Poe⸗ 
lenburg's, Waterloo's, Rembrandts und anderer hinzog, 
bald und vorzuͤglich aber zur Natur, in den herrlichen 





) &; Meufel Neue Misc. XVII. p. 323 — 328, 
b) Lexicon T. II. p. 1227. 


H Schrift z, Winkelmann und fein Jahrhundert“ über ihn 


DB Sohchihe her Mh | E u 


Anfichten Slau Tibollis Frascati's, Ahden 
ſ. w. Sein Auf hatte ſich bei feiner Zuruͤckkunft ins Vaters 
land ſchon fo verbreitet, daß man "auch in England 
Tranfreich etwasvon feinen Arbeiten befißen wollte. A 
einer Menge Gemählde von feiner Hand im Geift u 
Geſchmack Rembrandts, hat man auch fhöne Kupferftihe 
von ihm; Die ſchoͤnſten Blaͤtter von ihm habe ich in Bo 
logna bei Carl Bianconi geſehen, welcher fie von feinem 
Bruder, Ludwig Bianconi, der viele Jahre am Dres 
ner Hofelebte, erhalten hatte. 
Die vollfiändigfte Sammlung feiner. Kupferſtiche 
beinahe 200 Blaͤtter, ſoll ſich in der ſchoͤnen Gemäbldes 
und Kupferfiihfammlung des Herrn P. Dtto in Leipzig | s 
befinden. Bon Heinefen a) hat über feine Kupferftiche In 
im Allgemeinen die ausführlichfte Nachricht gegeben. Im | \ 
Sahre 1764 ward er Profeffer der wieberhergeftellten —P 
Academie, und Director der Zeichen⸗ und Mahler⸗Schule 
zu Meißen. Er flarb 1774 | 14 N t 
‚Eine feiner Schwefter "Nabel Rofine befaß eben⸗ a 

| 

| 

! 










falle viel Kinftler- Talente, und Ba den Mopleyal 
* W. | Ü 


Johann Georg Zieſenis, —34 
geb. 1716, geſt. 1777. a 
Man rechnet ihn mit Necht zu den Deuffchen, ob⸗ 3 


] 


wohl er in Koppenhagen geboren iſt. Den erffen Un: a 
terricht im Zeichnen erhielt er von feinem Vater. In 


ie 


'®) Nachrichten von Künftlern und Kunftfahen I, p. 127. Vergl, 
defielben Verfaſſers Dietionaire de Graveurs, wo aber nur 
diejenigen angeführt find, welche nad) ihn geſtochen haben? 

Roſt und Minklers Gatalogen, fo wie auch: Oeuvres de G. 

©. E. Dieterich, Peintre de S. A. Electorale de Saxe 
etc. etc. XVII Planches imprünees sur 58 feuilles, à 
Dresde chez la Veuye Dieterich, S. Meuſels N. Shi: ! 
cellen St, X. p. 173. 





N — 





* 


ſeinen Bildern große Aehnlichkeit mit ungezwungenen, 








49 dem Character der dargeſtellten Perſonen angemeſſenen 
Stellungen vereinigte, und zwar ein kraͤftiges Colorit, 
I aber nicht: genug Abwechslung in den Sleifchfarben befaß, - 
| die in einem braͤunlichen Zone gehalten find. Wahr: 
1. fheintich ‚hatte er in feiner Jugend nad) Kupesfy' 3 Were 
I Een fludiert, fo wie er aud mehrere Jahrelang die Gal⸗ 
J lerie zu Duͤſſeldorf benutzte, woſelbſt er die Por⸗ 
traite des Churfuͤrſten, der Churfuͤrſtin und mehrerer 

4 vornehmer Perſonen mablter 


Im Sahre 1764 trat er als Bofnahlens in — 


overſche Dienſte, und reiſte verſchiedene Male von Han— 
nover aus an andere Höfe wohin er verlangt war, bes _ 
J ſonders an den Braunſchweigiſchen. Da er zur Secte 

der Herrenhuther gehörte, fo hatte er während feines 


Aufenthaltes in Braunfchweig nur Umgang mit Brüs 
dern ‚Diefer Gemeinde, zu welcher damahls auch der ge? 


gehörten. Indeffen habe auch ich Gelegenheit'gehabt; feine 


Bekanntſchaft zu machen, und bin fehr freundlic von 
ibm aufgenommen worden. Bwifchen den Jahren 1770 
und 1776 hatte er einen Vorfall, welchen ich hier wieder 


pgählen will, wie er ſelbſt ihn mir mifgetheilt hat, 


alle flüchtig und aus der Phantafie gemahlt, weil er 








J nicht Geduld genug beſaß, irgend einem Mahler ordent⸗ 
lich zu ſitzen. Zieſenis war gerade in Braunfhweig 


als die Nachricht Fam, daß der König in wenigen Zas 
gen in Salzthalum eintreffen werde. Die Herzogin ließ 
ihn fommen, und fagte-ihbm, in der Hoffnung daß der 
König fo viele Zeit aufopfern werde, um fein vortia 


i Friedrich ber Große pflegte feiner Schwefter, der 
I wegierenden Herzogin von Braunſchweig jährlid zur Res 
U oue Zeit einen Beſuch abzuftatten. Er war unzahs 
lich oft gemahlt worden, feine Portraite waren aber 


in in Deuthunte 59 | 


PN der Zolge ward er ein geſchickter Vortraitmahler, der in 


ſchickte Fabrikant Stobwaffer und einige wenige andere 









Eu Ohr der Mile 


von ihm mahlen zu laſſen: „sieſenis, halte‘ er ſich be⸗ 
reit, um jeden Augenblick feine Arbeit anfangen zu koͤn⸗ 
nen. Ich will aber durhaus das Original, und keine 
Copie haben, und darum ſchicke er mir bie Leinewand 
auf die er mahlen will, damit ich mein Pettſchaft drauf 
druͤcken kann ““ Sieſenis der ein fehr, rechtlicher Mann 
war, und durchaus fein Mistrauen leiden Eonnte, ward 9 
durch das Mistrauen der Herzogin ſo empfindlich ge⸗ 
kraͤnkt, daß er ein Mittel erfann ſich zu rächen, welches 
er unter anderen Umftänden gewiß nicht angewandt has 
ben würde. Er fpannte RER doppelte Leinewand k 


untere *—* dann auch mit eigener Hand beſiegelte 
ohne etwas zu. merken. Der König kam an, und da | h 
er bei guter Laune war, fo gab ‘er den allgemeinen y 
Bitten, und .befonders den Birten des Generals von 
Retz nach, welchen er: wohl leiden mochte, und beftimmte 
dem Mahler eine Stunde, während welcher er ihm figen 7 
wollte. Die Arbeit gelang  Biefenis vorfrefflich. Er hatte 7 
den Kopf ſehr aͤhnlich und ſchoͤn gemahlt, und ganz 
mit dem eigenen Blicke des Königs. Das Uebrige, den 
„blauen zugefnöpften Rod, die weiße Wefte, die [hwarz 
ſammtnen Beinkleider mahlte er nachher hinzu... So wie 
er nah Haufe Fam , fpannte er die obere Leinewand mit ” 
Dem Vortraite aus dem Rahmen, mahlte auf’ die untere 7 
eine vollfommene Gopie, und behielt auf dieſe Weife 7 
unter dem Namen der Copie das Original, von weldem 7 
er denn noch mehrere andere Copien verfertigte. Man ° 
darf bei feiner befannten Rechtlichkeit uͤberzeugt feyn, Ri; 
daß er nicht fo gehandelt haben wuͤrde, wenn ihm die 
Herzogin mehr Vertrauen bewiefen häfte, Unter den 
von ihm mit fprechender Aehnlichkeit gemablten vielen 
Portraiten, erinnere ich mich 'befonders der Vortraite 7 
des Herzogs Ferdinand von Braunſchweig, und des Ge 





u in Deut and. 895 


| —— der Portugieſiſchen Armee, Grafen von 
N Buͤckeburg. — Ga im aa —— ba 8 
er NINTURT% il Nr 


J Adam Friedrich Ser. 
Pen — geb. 1717, geſt. 1799. 





1 Jahre aufhielt, und im ıödten Sabre feines: Alters ei⸗ 


n was: zu dem zeichnenden Kuͤnſtler gehoͤrt, machte ihn 
allen Kuͤnſtlern lieb, beſonders dem Raphael Den— 
ner, bei welhem er fi in einem Zeittaume von zwei 


er das Studium der Antike nicht vernachlaͤſſiigt, und 
hatte ſich alle nöthigen Kenntniſſe ruͤckſichtlich des Coſtů⸗ 


gen Kenntniſſe entſchied er ſich doch) vorzüglich für die 
Maplerei, und gieng fhon 1737 als ein —— 
Kuͤnſtler nach Dresden, 

Dresden war zu jener Beit — Sis der Kunft in 
Deutſchland. Diedrich, Mengs, und mehrere andere 
RKuͤnſtler von Verdienſt 55 daſelbſt. Hier ſchloß uns 
I fer Oeſer eine genaue Freundſchaft mit Winkelmann, 





hatte ſich vorher, da er Ludwig Sylveſters Bekannt⸗ 
ſchaft machte, auch auf die Fresko-Mahlerei gelegt. 

Waͤhrend des für Sachſen hoͤchſt unglücklichen ſie— 
benjaͤhrigen Krieges hielt ſich Oeſer groͤßtentheils zu 
Dahlen bei dem Grafen vun Bimau auf, und gieng 
nad) dem Frieden nach Leipzig. Als darauf bald nach— 





\ | Diefer achtungswuͤrdige Kuͤnſtler war in Presburg von 
2 I ſaͤchſiſchen Eltern’ geboren. Bei einer, ſich ſchon in feiz 
u ner‘ ‚antten amiopet zeigenden a ein Ko i 


i Jahren im Boffiren fehr vervolfommnete. Auch hatte 


und man behauptet, daß Defer ihn auf den wahren 
Weg zum Studio der Antike geführt habe. ı Defer - 


1 Hari in der Arademie zu Wien, woferbit et fich feben IR 


I nen Preis gewann. Sein Verlangen: Alles zu umfaffen, 


mies u. fi w. erworben. Ungeachtet diefer mannichfaltie 


39% Gefihichte der Mahler 


\ 
* 


Soͤhne und zwei Toͤchter, welche ſaͤmmtlich zur Kunſt 


7 







her der Churfürft Chriſtian feine neue Academie N 
Dresden errichtete, ward ihm die freie Wahl gela 2. 
entweder in Reipzig zu bleiben, oder nach Dresden. 9 
geben. Defer ‚wählte das erftere, lich ſich 1764 haus: a 
lich in Leipzig nieder, und ward zum Director der dors 
tigen Academie, zum .Profeffor der Dresdner⸗ und Bu, — 
Churfuͤrſtlichen Hofmahler ernannt. a 
Mas er in Leipzig der Kunſt ruͤckſichtlich des Bi — 
Geſchmacks geleiſtet habe, das ſieht man in Leipzig in 
öffentlichen und Privathaͤuſern, die fein Pinfel ausfhmüdte, 
Mich hat befonders die dortige Sankt Nicolai Kirche 
interefjirt, Die ganz erneuert, ward , und worin fi, mehe 
vere ausgezeichnete. Gemaͤhlde von ihm befinden. 
Leipzig kann ſich gluͤcklich ſchaͤtzen an der Spitze Ev 
der, den Magiftrat und die Regierung betreffenden Ge | 
eebäfte, feinen berühmten Müller gehabt zu. haben, * 
dem es alle feine Verſchoͤnerungeu verdankt, und der 
die Kuͤnſtler ermunterte, belebte, und ehrte. Ich habe 
bei meiner letzten Reiſe nach Dresden noch die Freude 4 Ä 
gehabt, diefe- beiden achtungswärdigen Männer zu fer u 
ben und zu ſprechen. J— 
Unter Oeſers Bildhauerarbeiten zeichnet ſich die Statiie | 
des Churfürften auf der Esplanade zu Leipzig, das der Ads 
niginn Mathilde von Dännemarf zu Belle errichtete Monus fi 
ment, und mehrere andereMonumentebefondersdasßellert: 
fche fehr aus. Er war fo anhaltend fleißigund arbeitfam, daß 
er erft einige Tage vor feinem, im Jahre 1799 erfolgten Xo= 
de, einen Chriftus: Kopf vollendete a). Er hinterließ zwei 


angefeitet wurden. Der ältefte Sohn, Johann Fries 
drich Ludwig Defer, war.ı757 in Dresden geboren, 
erhielt den erften Unterriht von feinem Bater, und 


a) S. Neuer teuticher Merkur St. VI. p. 152. Weber Oeſer. 
Ebendaſ. St. X. pag. 170. „Ueber Seſers Gemaͤhlde in der 
der Hauptkirche zu Chemnig,‘‘ 





ee als Unterlehrer- ‚bei der Yesdeinie sk an: 
—7— geſtellt. Er verließ aber dieſe Stelle wieder, um ſei⸗ 
I nem lebhaften Kunſttriebe zu folgen, gieng 1778 nach 
Dresden zuruͤck, und hat daſelbſt -treffliche Gemaͤhlde 
und Zeichnungen in Ruysdaels Manier geliefert. Er 
iſt 1792 in der Bluͤthe feiner Jahre geſtorben. 
| Der jüngere Bruder, auch ein Künftler, flarb — 
früuͤher, fo das Oeſer das harte Schickſal erlebte, ſeine 

beiden Soͤhne vor ſich hinſterben zu ſehen. 
In Hinſicht der vom Bater und von den Soͤhnen 
4 — Kupferſtichen ——— ich auf Bunt 5 Lericon 
4 Ella 

En antete Mahlerfamilie ift bie: site 
von: —— * jedoch nur des 


“eprifian Sehr Sig“ 
BORN 1718, geſt. 1792. 


beſonders gedenken will,‘ Er war zu Floͤrsheim im 


Mainziſchen geboren, war 1731 ein Schüler von Hugo 


Schlegel, und ließ fih, nachdem er an mehreren Höfen, 
befonders. am Braunſchweigiſchen a) und Caſſelſchen 
gearbeitet hatte, im Sahre 1749 (nit 1743) in Frank 
furt am Main nieder, wo er anfangs „viel a Fresco 
mahlte und nach dem Gefhmade der Zeit Facaden von 


| RR ae nachher fich aber aama.auf sy A 


a) As ic im Sabre 1769 durch Frankfurt veifte, machte ich 
daſelbſt die Bekanntſchaft mehrerer Kuͤnſtler und Kunſtfreun⸗ 


de, Hüsgens, Krauſe's, den ih nachher oft in Weimar 


wieder geſehen habe a war der Sohn des Wirths in der - 
weißen Schlange dafelbit und ift 1733 geboren und 1806 zu 
Weimar geftorben), und befonders dies ©. G. Schüg’s, der 
“= mid) ‚überaus herzlich aufnahm und mir erzählte, daß er meis 
«e nen Vater genau Eenne, und daß derfelbe ihm zu Braune 
ſchweig, wo er fuͤr den Herzog Karl arbeitete, einen Sohn 
über die Taufe gehalten -habe, - 


in Deuthiunm is 395 ” 


u 


390 ——— 





30 wardın r a 
‚Er hatte das Gluͤck *— A Pi | 
ron, von Hedel, befonders begünftigt zu werben, der ihn. J 
in ſeiner angefangenen Laufbahn aufmunterte. Sein 
ausgezeichnetes Talent zeigte ſich beſonders in der Dar 
fielüng der Rhein- und Main- “egenben) um bern 
willen er mehrere Reifen machte. Im Jahre 1762 
begab er fih nad der Schweiz, Rüdfichtlich feiner vor ⸗ 
züglichften Arbeiten verweife ich auf Fuͤßly a), welcher 
bemerft, daß mebrere feiner ‚Arbeiten mit ſchoͤnen Thies 
ren von W. F. Hirt, und fpäterhin mit 59 Figuren 
von Pforr ausgeſchmuͤckt find. | DR: 
In den Jahren 1783 und 1784 beſtellte det Chur 
fürft von Mainz 14 Gemählde bei ihm, die vorzüglichften 
Anfihten von Mainz und. der umliegenden, Gegend darz 
ftellend. In früheren Jahren pflegte er feine Gemählde 
mit einem Pfeile zu bezeichnen, in der Folge aber feste er 
feinen Namen und die Jahrzahl darunter. Die beſten — 
feiner Arbeiten ſollen diejenigen ſeyn, welche er zwifchen 
1760 und 1775 verfertigte. Ueber fein Verdienſt ald 
Käufer, will ich nur Folgendes bemerfen: Er ftudierte La 
die Natur, und abmte fie mit Auswahl nad. Seine | 
BVBordergründe enthalten fchöne Gegenfäße; er mahlte 
mit vielem Fleiße, und beſaß ein anmuthiges Colorit. 
Seine Fernen find mit einer unglaublichen Vollendung, 
aber zu beſtimmt gemahlt. In Entfernungen von einer 
Meile und darüber unterſcheidet man noch die Dachzies 
‚geln, Fleine Blätter und ähnlihe Dinge, und es fehlt 
feinen Gemählden der Duft, dad Nebelige, welches die 
herrlichen Wirkungen des Heldunfels hervorbringt. Der 
größte Theil feiner fchönften » Gemaͤhlde hat eine ganz 
reine Laft, ohne allen u in der Atmosphäre, Une 


a) Fuͤßly Lexicon T. IE. p. 1552. 


nr ! 
x 


J Sohn 





m Deutfihlnd..) 397 


h geachtet dieſer Maͤngel gehoͤrt er dennoch zu den 


gezeichnetſten Landſchaftsmaͤhlern. 
Ein ſehr ſonderbares Fun war. im ättefter = 


gran; © SER 


I der ſich auch in Landſchaftsmahlerei auszeichnete, und 
1751 zu Frankfurt geboren, und 173: dafelbft geftorben 
I Äft.. Ueber die Eigenheiten diefes Mannes, und Inder 


feinen moralifchen Character iſt fo viel gefihrieben, daß 


I ich es für überfläffig halte davon zu reden, und meine 
Leſer daher auf die unten angeführten Schriften ver— 
weiſe a). Ein Auszug daraus findet ji) bei Fuͤßly 
7..Tom. II. p. 1552. 


Unter den vielen andern, zum Theil noch lebenden 
Kuͤnſtlern dieſer Familie zeichnet ſich als ein Kuͤnſtler 
von großem Verdienſt aus; Chriſtian Georg, auch 


1 Georg der jüngere, oder Schüg der Neffe. Er ift 1758 
geboren. Man vergleiche was Fuͤßly am angeführten 


Orte von ihm und ben Are bemerft Hat. 


Paſcha —— Friedrich Weitſch, 
| geb. 1728, geft. 1803, 


von Heffendamm, oder Hefjen, einem Dorfe im Sürftene 


thum Wolfenbüttel. Er war Militär, und machte als 
Unteroffizier den ganzen fiebenjährigen Krieg mit. In— 
defjen war von feiner Kindheit "an feine Neigung zur 
Mahlerei fo groß, daß er fih in den Wachtſtuben, wäh: 
rend andere tranfen und fpielten, damit befchäftigte al 
les zu zeichnen, was ihm vorfam. Bei feinem Abgange 

a) Meufel Miscelaneen St, XIV. p. 80 — 101. Diefer Auf— 


fag foll von Küttner herrühren, Hüsgen N, U, 380 — 387, 
und ſchon frühes im deutſchen Mufeum 1781, p. 175 —189 . 


Braunſchweigs, zu fludieren Gelegenheit hatte, fo 9— 







‚398. Sefdichte der. Mahler er 
von der Armee nahm fich der Venlei hie Herzog Bart ki 
von Braunfhweig feiner an, um ihn in der — bei h 
der Porzelain- Fabrik zu gebrauchen, —J il 

Weitſch war indefjen, obwohl er gar ie Un | 
terricht genoffen hatte, für einen höheren Zweck beftimmt, li b 

und legte ſich beſonders auf Landſchaft- und Thiermah— j 
lereis - Vorzüglich gelang ihm die Darſtellung von J 
chenwaͤldern, die er in der daͤhe feines Mohnortes, Ä 


mehrere feiner Gemählde wahre Ausfihten find. Auf 
einer Reife nach Caſſel und Düffeldorf hatte er Gelegenz 23 | 
heit in den. dortigen Gallerien die Werke Paul Potters, 
Berghemd, Both's u. ſ. w. zu bewundern, und erwaͤhlte 
ſich Potter zum Muſter ſeiner Thierſtuͤcke. Spaͤterhin 
reiſte er auch nach Holland, und fieng an neben ſeiner 
Mahlerei auch einen Bilderhandel zu treiben. Ungeach— 
tet er nicht zu der erfien Glaffe der Landfchaftss Mah— A 
ler gehört, fo haben doc feine Gemählde etwas fehr 
‚ Lieblihes, und man kann um fo weniger. läugnen, daß, 
er ein Künftler von Genie wat, wenn man bedenft, daß, R 
er alles aus fich ſelbſt, und zwar ſchon in früher Ju⸗ 9 
gend gelernt hatte ® 
Nach des Snfpertor Buſch Tode a) ward, (mie es. 5 
häufig zu gefchehen pflegt) durch Protection feine Stelle 
an einen gewiffen Eberlin gegeben, der nun, vom blos 
gen Bettmeifter des — zu S—— Sal 


X 


220 m te 


a) Johann Ehriffoph Buſch war — in —— g gebogen, 
und von feinem Vater, einem ganz gewöhnlichen, Vortrait⸗ 
mahler, unterrichtet. Bei feiner Neigung zur Hiſtorienmah— 
lerei erhielt er einige Anleitung von D, C. Andre, aus Mi— 
tau in Eurland, Buſch reifte in Holland und England, ars 
beitete nad feiner Zurüdkunft in Hamburg und Sannever, ' 
und ward Snipector der Bildergallerie zu Salzthalum, Er 
hat mit Geſchmack vieles in Gerhard Dow’s und Oſtade's Ma: 
nier gemahlt; feine Arbeiten haben aber, weil er zu viel Fir⸗ 
niß gebrauchte, ſehr gelitten‘, und find zerriſſen. 


— 


in Deutffand.. 6 


lerie⸗ Inſpector kn ward. Erſt Ei Eberlins To⸗ 
de bekam Weitſch dieſes Amt, und hat es auch bis an 
—4 ſeinem im Jahre 1805 erfolgten Tod wuͤrdig befleidet. 
Er dinterließ zwei Söhne. Der ältefte gieng nach: 
| Bere, und mahlte Landſchaften und Portraite; der 
huͤngſte erhielt die Stelle feines Vaters. Zu’ Weitſch 
Schülern wird auch ein gewiffer DorfteinIllia Hials 

\talin gezählt, welcher 1771 in Island geboren, und 
der-ı6te lebende Sohn feiner Eltern war. Bei feinem 
‚Verlangen ſich auszubilden, entſchloß er fih ſchon in 
ſeinem ıdten Jahre (1789) eine Reiſe zu machen, auf 
welcher er viel erdutdete, da er fein Vermögen befaß, 
und feine andere Sprache kannte, als feine Mutterſpra— 
Ihe. Nachdem er Schiffbrud erlitten hatte, fam er nad 
4 Danzig, dann nad Polen, wo ihn ein Baron Trenf 
| ! unterflügte, und endlich, nad) vielen Ubentheuern, nah 
4 Braunſchweig, wo er zufaͤllig in Stobwaſſer a) einen 
vaͤterlichen Freund fand, der ihn Weitſch fo fehr empfahl, 
daß er ein Schüler deſſelben ward, Er ließ ſich in 









* 


Manier ſeines Lehrers. Eichen tokkirte er mit beinahe 
4 al größerer Leichtigkeit als Weitſch b), 


- Gottfried Friedrich Riedels, 


war der Sohn eines Virtuoſen bei der Churfuͤrſtlichen 

Kapelle zu Dresden, und 1724 geboren, Als fein 
Waͤter in Dienfte des Landgrafen von Heffen : Darme 
1 ſtadt getreten war, wurde der junge Riedels bei feiner 
4 ans sur Malerei ein er des —— 


J Es iſt dieſes der berühmte Ladirer Stobmwaffer, den man 
überall ſowohl in Hinfiht auf feine ſchoͤnen Arbeiten, als auch 
in Hinſicht feines vortrefflihen Charakters Eennt, 


b) ©, Einige Nachrichten von dem Landihaftsmahler Dorftein 
Illia Stoltalin, einem gebornen Ssländer, in Meufels Archiv 
für Künftler, 85, I. St. 2, ©,.57, 1808, 


Braunſchweig nieder, und mahlte mit Beifall in- der - 


| D Ba 
400 Scfhihte der Matter 


preußiſche Armee Sachſen bedrohte, und man die Aufs R N 


Verdienfte, und war in mehreren Gattungen der — 










chen Hof und Gabinet: Mahlers — Ghripi nn | 
Siedler aus Pirna bei Dresten, und gieng erſt, nahe | 
dem er die Anfangsgründe der Kunft gelernt hatte, mit «| 
guten Empfehlungen an Sylvefler und ‚andere. Br RN 
nad Dresden zuruͤck. t 

Sein anhaltender Fleiß und feine Fortſchritte io a 
ren Veranlaſſung, daß der maͤchtige Miniſter, Graf Bruͤhl 
ihn in feinen Schutz nahm, und ihn 1743 als erſten 
Churfuͤrſtlichen Mahler bei der Porzellan- Fabrik u I 
Meißen anftelte. Diefe neue Art der Mahlerei, und |} 
die Veränderungen welche das Feuer in den Farben 3,1) 
hervorbrachte, waren ihm völlig unbefannt. -Eine ans a 
dere Unannehmlichkeit für ihn lag darin, daß ı745 die |K 
hebung der Porzellan: Fabrik fürdtefe. Uns diefe Zeit || 
lernte er indeffen von einem berühmten Künftler (wahr 2 
fbeinlih von Georg Friedrich Dinglinger) die Kunf 
auf Gold und Kupfer zu emailliven, die er fpäterhin 
mit neuen Entdedungen auf die Porzellain: Mahlerei —J 


* *8 
anwandte. Als im Jahre 1766 feinem Vaterlande neue 


u te ee —— 


Stanfreich zu reifen, wurbesaber, als er die Höchfter 
Porzellan» Fabrik bei Frankfurt, und nachher die Franz + 
kenthaler beſehen hatte, ſogleich daſelbſt angeftelt. Sm |: 
Sahre 1759 Fam er ald Dbermahler in die, vom Hers 
z0ge von Würtemberg zu Ludwigsburg angelegte Porz 
zellanfabrif, und ließ fih 1779 in Augsburg nieder, wo 
er fich mit Kupferfiechen befchäftigte, und ein anatomis 
[ches Buch herausgab a). Als Künfkler befaß er große - 


lerei ſehr geſchickt. Er ſtarb 1784. | 
Ehre f: 


a) Abbildung der Knochen und Muskeln des menſchlichen Koͤr⸗ 
pers fuͤr junge Kuͤnſtler. 





in » Deutfihtand. ol 


Ni — Ehrifian Bernhard — en 
— geb. 1725, geft. 1797: R 
Eein Geburtsort war Berlin, und fein erfter Leh⸗ 
‚rer Pesne a). In Paris lernte er viel von Carl Van⸗ 
loo und Sohann Reftout, machte dann eine furze Reife 
durch Stalien, nach deren Vollendung er in fein Vater: 
land zurüdfehrte, Hier arbeitete er nun a Fresco und 
in Oehl, fowohl für Kirchen in der Stadt, als auch in 
der Nachbarfchaft. Auf Befehl des Königs mahlte er 
1761 drei Bilder für die Garniſonkirche zu Berlin, wors 
in er, mit anderen allegorifchen Figuren, die Generale 
‚Schwerin, Winterfeld und Kleift anbringen mußs 


I vathäufern fieht man eine Menge feiner Arbeiten. Uns. 
I»ter feine beften zaͤhlt man ein Decken-Gemaͤhlde a Fres- 
I co (andere fagen in Oehl, und fo ſchien es mir ſelbſt, 
als ich es ſah) in der großen Gallerie des neuen Wallas 
| ftes zu Sans-Souci, und des daran floßenden Saales. 
1 Nach Le Sueurs Tode ward er zum Director der Aca— 
‚I demie der fchönen Künfte zu Berlin ernannt, und ſtarb 
2797 6b). 
Außer Preußen find feine Arbeiten felten; doch bes 
ſa die Salzthalummer Gallerie ein Opfer von ihm in 
halben Figuren von natuͤrlicher Größe. 

Bon den von ihm geäzten 150 Blättern machte er 
ſelbſt 1785 ein Verzeichniß bekannt. Sie find ſehr mah⸗ 
a leriſch und mit leichter und Fühner Nadel — 





Man versteh was id) im 3ten Bande meiner Geſchichte deu 
Mahlerei in Frankreich, an Orten von ihm all 
habe. — 

b) Kunſtnachlaß des Herrn Director Bernhard Rode in Berlin, 
‚©, Meufels neue Miscelen, St; VIII. p. 1063, 


| Fiorillo, Br Dh, Ges 


te, welhe im fiebenjährigen Kriege den Helventod ges — 
ſtorben waren. Sn den dortigen Pallaͤſten und in Prise - 










. 


408 Sehe der ht ! 


Rode war ein Mann von Aebhafter Phameſte mit 
beſonderer Neigung zu heroiſchen Compoſitionen, aber |. 
feine Zeichnnng ift manieritt und der Natur nicht getreu —* 

Er brauchte große Maſſen Licht und Schatten und. r 
brachte einen gewiſſen Effect hervor, dem aber, wegen J 
ſeines Colorits, die Harmonie fehlt. Da er zur Zeit 
der wiederauflebenden deutſchen Litteratur, mit Ramler, — 
Gellert u. ſ. w. lebte, und er, und Oeſer und Dieterih 
und einige wenige andere die einzigen Mahler waren, . 
welche ſich damals im noͤrdlichen ar — J 


4 


raz hat eine ſeiner ſchoͤnſten Oben zu Rodes Lobe — 
Alles was die Litteratur dieſes Kuͤnſtlers betrifft, 
iſt im zweiten Bande von Fuͤbly's Lexicon pag. ı3ı7 
mit fo großem Fleiße gefammelt, daß ich meine &efer 
darauf verweife. Ih will nur des unten bemerkten 5 
Meries — a). Fi 


Cornelius Ploos van Amftel,. 
geb. 1726, gef. 1799. 


verdient als Künftler ein befonderes Lob. Er war von ‘ 
alter und angefebener Familie zu Amfterdam geboren, 
und zur Handlung beflimmt. Das große Vermögen, 
welches er ſich erworben bafte, wandte er zum Nugen 
der fhönen Künfte und Wiffenfchaften an. Sein beſtaͤn— 
diger Umgang mit den vorzüglichfien Künftlern und 
ächten Kunftliebhabern hatte feinen Gefchmad gebildet, 
und viele Künftler verdanfen ihm ihre Kenntniffe und 
ibr Gluͤck. Er beichäftigte fib mit Mahlerei und Bild: 
bauerfunft, befonderd aber mit der Kupferfiecherfunft, - 


— Du Eu — 


re —— na 
Ui Fr | u 


'a) Ueber die Malerei der Alten, Ein Beitrag zur Gefhidhte 
der. Kunft, — von B. Rode, verfaßt von A. Riem. 
Berlin 1787, % 


in Deut. 403 


worin er es J weit brachte, daß feine Gefchiclichkeit 


von dem berühmten hollaͤndiſchen Dichter Langendyk 


4 beſungen ward. 


dern der Kunſt, Kupferſtiche mit Farben abzudrucken, 
welche die von hollaͤndiſchen Meiſtern mit Waſſerfarben 


u nen Zeichnungen im höchften Grade der. 
olfommenbeit nabahmen. Die Taͤuſchung ift fo groß, 


dab er, damit feine Kupferfliche nicht fir Originals 
‚Zeichnungen verfauft werden fonnten, Die Borficht ge: 
brauchte, auf | die Ruͤckſeite ſein nu aus feinen 


Namen zu feren. 


Was die Art und Weife betrifft, wie diefe Kupfer: 


I darüber angeftelten Unterfuchungen, und nad dem, was 
I aus einer von ihm in Gegenwart einiger Amſterdamer 
Buͤrgermeiſter angeſtellten Probe zu ſchließen iſt, daß 


I fie folgende ſey. Er zeigte nemlich jenen Herrn ein, 


i Kupferplatte, auf welcher etwas gezeichnet war, legte 
I pferpreffe gehen, Und erhielt hun einen Abdrud, der in 


| von ein und deifelben Farbe, s 
Kurz darauf zeigte er ihnen eine andere Kupfer 
platte, legte den obigen Abdruck darauf, brachte ihn 
‚unter die Preffe, und nun Fam ein vollfommener co- 
lorirtet Kupferftih zum Vorſchein. Man fieht hieraus, 


immer die zweite colorit war. 


En: nennen, Das Einzige was ich nicht habe entdefz 
en fonnen, ift die Subſtanz, mit welcher ſeine Farben 
gegruͤndet ſind. 


Von —— in Gegenwart der Buͤrgermeiſter an⸗ 
geſtellten V Verſuche, ſo wie von ſeinem Kupferſtechen 
ER 





Ploos gehört zu denjenigen vorzuͤglichen Erfin⸗ 


ſtiche gemacht wurden, ſo glaube ich, zu Folge der von mir 


ein angefeuchtetes Papier darauf, ließ fie durch die Kus | 


einem Umriſſe und einigen Schatten beſtand, und zwar. 


daß er fi) mehrerer Kupferplatten bediente, und daß 


Der Stich ſelbſt ift ver, den die Engländer: Aquas. 


— — —— 











104 Gefihichte der Mahler 


überhaupt, findet fih in einem holaͤndiſchen Zourna * 
| ‚eine ‚genaue Nachricht a), 
Außer Kupferſtichen hat ev auch eine Anatomie 


Fertiger. des Auctions: Catalogs der herrlichen —— 


Sammlung des H. B***#, Eine öffentliche Rede in 
der en zu Amfierdam, deren Director 


a von ehr ald einer Million Gulden und A a 
res Gabinet, deſſen Beſchreibung in zwei Bänden in 
Octav erſchienen iſt d). 


Daniel Nicolaus Chodowiedyr. J 
geb. 1726, geſt. 1801. N 


As Schöpfer einer jeßt noch herrfchenden Sattung | —9 
der Mahlerei verdient das Andenken Chodowiecky's hier 
eine Stelle, wenn es auch hier nicht der Ort iſt zu un⸗ 
terſuchen, ob ſie der Kunſt in Deutſchland vortheilhaft 
geweſen ift, oder nicht. 

Außer feiner von ihm felbft gefchriebenen Lebensbefchreis ' 
bung, hat man eine Menge Nachrichten über ihn und. N 
feine Kupferftiche, und eine Menge Schriften geben " Bi 
Een feiner mit dem größten Lobe. ‚Hier ift ed uns nur 
um eine Eurze Darftellung feines Lebens zu thun! 


a) Vaderlandsche Leiter - Oeffningen. 

b) Aanleiding tot de Kennis der Anatomie in de Teken- 
konst betrecklyk tot het Menschbeeld door Cornel. ‚Ploos 
van Amstel.. Amsterdam 1783. 8. 2 28 

e) Redenvoeringen gedaan in de Teken-Academie te Am- 
sterdam door "Corn. Ploos van Aınstel. Amsterd. 1785. 8 

d) Catalogus der T eekeningen, Prenten, Schilderyen et. | ' 
Boran fteht fein Portrait ‚mit der Unterſchrift: Cornelius - —J 
-Ploos van, Amstel. Jacob Cornelis J. Buys pinz. 1766. 
Reinr. J sculps. 1799. 





0 Dentfchland. ° 408 


Chodowiecky war 1726 iu Danzig geboren wo ihm 


ſein Vater, ein Kaufmann, der zu feinem Vergnügen 


in Miniatur mahlte, den erften Kunſtunterricht ertheilte, 


"I ald er feine Neigung zur Kunft wahrnahm. Nach dem 


‚im Sahre ı74ı erfolgten Tode feines Waters ſollte —— 


die Handlung lernen, und ward zwei Jahre nachher 

(1743) nad Berlin geſchickt. Hier munterte ihn eis 
“A ne Tante, Madam Ayrer,. welche felbft viel Geſchick⸗ 
| lichfeit in der Miniatur: Mahlerei befaß auf, fich der 
Kunft zu widmen, und fo mahlte er denn eine Menge 


Doſen in Email, die er den Berliner Kaufleuten vers 


ı Eaufte. Diefes waren indeffen nur bloße Berfuche, 
; denn erfi von 1754 an verließ er die Handlung ganz, 


ER und widmete fich. ausfchließlid der Kunft. Er machte is 


I nun die Bekanntſchaft der bejien Mahler, welche damals 
in Berlin lebten, Falbe's, Meil’s, Peine’s, Rode's 
u. f. w. und fieng an Portraite in Miniatur zu mahlen, 
I Erfi im Jahre 1758 unternahm er es einige Sachen 
I sin Kupfer zu flehen, und fein ausgezeichnetes Talent 
I) in Darfiellungen von Gegenftänden aus dem häuslichen 
' Und gemeinen Leben zeigte fih nun plöslih. Daß fei- 
ne Figuͤrchen viel Ausdrud-im Geficht, in der Stellung 
‚ und Handlung haben, ift zu bekannt als daß es einer 


Erwähnung bedürfte. Sie haben bei aller angemeffsnen 


ächerlichfeit immer den wahren Charakter, der den ver: 
ſchiedenen Laftern und Leidenfhaften eigenthuͤmlich iſt, 
und er muß diefe mit der größten Aufmerkfamfeit nach 
der Natur fudiert haben. Vom Fürften bis zum Bett 
fer find alle Charaktere vollfonımen treu dargeſtellt. 
Diefes beweifen insbefondere feine Kupfer zum Sebal: 
das Nothanfer, Viele Romane feiner Zeit wärden mit 
ihrem Erfiheinen auch wieder vergeffen worden feyn, 
wenn fie nicht wegen der von ihm geflochenen Vignet— 
ten Gnade gefunden hätten. Man bemerkt uͤberhaupt 
in allen feinen Arbeiten, daß er in einer großen Stadt 





* 


406 Cefhüchtedep Dahlerei 


lebte, wo eine Reſidenz und ein Hof at. und. wo er 
Gelegenheit fand alle Stände der Gefellfchaft nach der 
Natur zu beobachten und zu ſtudieren. Seine Darft 
lungen fanden fo allgemeinen Beifall, daß man beinah 
auf jedem Zitelblatt die Worte las: „Mit Kupfern von 
Chodowiecky,“ und ale Elementarbücder für, die J 
gend, ſo wie phyſiognomiſche, philoſophiſche, 
tragiſche Werke, komiſche und Ritter— Romane u. m w. 
mußten von ihm ausgeſtattet werden. 











Als er im Jahre 1770 anfieng den Kalender J— 6 
Berliner Academie mit Kupfern zu verfenen, gab eben 
dieſes das Signal, dag nun alle Mufen- Almanadhe u. m 

ſ. w. mit, Kupferfiihen von ihm ausgefhmüdt feyn fols "Ik 
ten, und obwohl er fehr arbeitfam und fleißig mar, Im 
(er hat mehr als taufend Blätter geftochen) fo war es  \n 


ihm doch unmöglich die von allen Orten berbei frde. 
menden Bitten der. Buchhändler und Buchdrucker zu J 
befriedigen. 

Und der Erfolg war? — daß eine Menge Kuͤnſt⸗ 
ler, ohne ſein Genie, und feinen Geiſt, und feine Kennts 
niſſe zu befisen, feine Gopiften, feine Nachahmer 
wurden, und. diefe Manier in ganz Deutfchland wie 
eine Peſt verbreiteten, die, wenn auch nicht mit gleis 
cher Heftigfeit, noch bis jegt fortdauert. 

Doch ſcheint uns nicht jcht eine ahnliche Gpidemie © — 
zu drohen, die ſchon feit einigen Jahren angefangen 
bat fich zu verbreiten? ur 

Das Schidjal ſchien Ehodowiely verdammt zu 
haben, immer nur diefe Fleinen Almanabs Figuren 
zum Vortheil der Buchhändler bearbeiten zu müffen a). 

Snzwifchen hat er doch auch einige große SE: 2 


a) Sch weiß, daß von einigen biefer Almanache jährlih 3—4e0o 

Eremplare gedruckt worden find, und daß unfer ſchoͤnes Ges 
fhleht, und unfere geiftreihe Sugend den größten Zheil bes 
Zahres nichts anderes that, als Almanache leſen! 





2 


A Deutfhland. 407, 


2 geftochen „ unter * ſich der Aoſchieb un Calas vor⸗ 
theilhaft auszeichnet. Er iſt nach einem von ihm felbft ver- 
| fertigten Dehlgemählde geflohen a). Er ward in der 
, I Solge zum Bice: Director der Academie. der ſchoͤnen 
Kuͤnſte zu Berlin, und nad) Rode's Tode ‚au Direc⸗ 


taor derſelben ernannt, 














Chodowiecky war ein Mann von dem beften Char 


| | racter, und verdient auch in diefer Hinficht alles Lob. 

Er ftarb ım Jahre 1801, und war bid an feinen Tod 
eben fo arbeitfam ald in der Blüthe feiner Jahre b). 
Ein Bruder von ihm, Gottfried Chovowiedy, 
war 1728 in Danzig geboren, und flarb 17861. Er 
hatte ſich auf Mahlerei und Kupferſtecherkunſt gelegt, 
war aber in feiner Nüdficht mit unſerm Daniel —* Wi 
nergleicen, 


\ 


Sofeph na, 
geb. 1728, geft. 1785. 


ein Wiener, und Paul Zroger’S und Daniel | 


Sran’s Schüler. Er mahlte viel, und fehr kraͤftig 
a Fresko und in Oehl, aber im leichten Styl von So: 
limann und der Nachahmer Peters von Gortona, und 


hatte ein herrliches Colorit, was der Wiener. Schule 


} } | \ 5 5 i h 
a) Huber Manuel etc. T, Il, p. 165. fagt „en d’etrempe.‘* 


2 .b) Ruͤckſichtlich der Litteratur ſehe man Meuſels Miscellaneen, 


Heft V. p. 3— 43, Dort ‚findet ſich aud) eine ‚, Beurthei= 
lung der Kupferftihe im Göttingifhen Zajchen= Kalender für 
tas Sa 1780. Berner: Heft VII. p. 3—ıl. Heft IX 
Tag. 3. „Herrn Chodowiecky's Erklärung über. den im ſie— 
benten Hefte befindlichen Auffaß, fein Leben betreffend. — 
Heft XXIL. ©, 227, Heft XXX. ©. 338. — Meufels Mus 
feum St. XVI. pag. 19%. — v. Heinecke Dictionaire etc. 
— Winklerſcher Gatalog. — Meufels N, Miscellen, St. x 

= pag. 617, — ©, Kunftcharacteriftit von ihm. Berl, 1800. — 
Hüber Manuel des amateurs de lart. T. Il. pag. 163. — 
Fuͤßly Lericon Tom. II. pag. 196. 


* 
N 


REN 


KUN 
\ 













408° Geſchicht⸗ der Daher 


überhaupt eigen ift. Eine befondere Geſchiglichkeit bi 
faß er in der Darftellung von Basreliefs von verſ 
denen Materien, und ahmte in vielen derfelben. felt 
die Bronce nah. In Meufels Miszell. St. XXL 
377 befindet eine ausführliche aa feiner ? 
en N 
—Nicolaus Mori Kleemann und feine fünf en 
ne waren ſaͤmmtlich Kuͤnſtler. Unter ihnen zeichnete ſich 
beſonders Chriſtian Friedrich Karl ruͤhmlich aus 
der 1760 die einzige Tochter von Auguſt Johann BR $ 
fel beirathete, (fie war 1705 geboreen und ftarb 1759) a 
und in der Folge die Snfecten- Beluſtigungen ſeines Schwie⸗ — 
gervaters fortſetzte, die zu jener Zeit ein ſehr beſchate * 
tes Werk waren. J 
Roͤſels ſchoͤnſtes Werk iſt unſtreitig fern Historia J 
Ranarum c. A Halleri Praefatione. Norimb. 1758. ‚Fol. * 
Des berühmten Nitters J 


| Johann Zoffani % 
aus Regensburg habe ih fhon an einem anderen Orte 
ausführlich gedacht a), und von feinen in England und 
in Oftindien verfertigten Arbeiten, wohin er fih im Sahre 
1781 oder 1782 begeben hatte, Nachricht gegeben. ° , U 
Sch will dem bereitö Gefagten hier nur noch hinzu⸗ 
fügen, daß man in Meuſels Miscellen Heft XV. pag. 
131. nur fpärliche Nacdrichten von ihm findet by. In 
eben diefen Miscellancen ce) wird von ihm gefagt: „Der 
befannte Mahler Zoffani, ein Deutfcher von Geburt, der 
vor ein Paar Jahren von London nah Dftindien ging 
um dort fein Gluͤck mit feiner Kunft zu machen, fol 


-—.- 


DI == 
ee en 


2) &. Geſch. der Mahlerei in England. Bd. V. p. 697— 701. 
b) Nachrichten von.dem Herrn Nitter Soffani, einem unferee \ 


‚berühmteften Mahler ,. in einem nd an den OR FO 4— 
- ‚bes der Miscellaneen, 


®) Heft XXIII. p. 3ı7. * — 





2 ei n Deuhfand. | 209 


4 Kr 36000 Pfunb Sterling Ha London —— has 
| I ben, und hofft, da er in diefem Sahre zuruͤckkommen 
1 wird, noch ‚30000 Pfund mitzubringen Endlich heißt 
18 ‘von hm im zehnten Stud von’ Meufets Mufeum 
1 380. Im Jahre 1788 flarb in Oſtindien — man 

f \ weiß noch nit an welchem Orte — einer der größten 
m beutfchen Mahler unfers Sahrhunderts, der Nitter (hier 
m — er) —— von Soffony, Ban, Banffely 









| ofen, Frateel 

war 1730 zu Epinal in Lothringen geboren und zum 
Studium der Rechtögelehrfamteit beftimmt. Bei feiner IR. 
= übertiegenden Neigung zur Kunft begab er fih aber in 
der Folge nach Paris, wählte ſich Baudovin zum Lehrer, — 
und machte fo ſchnelle Fortſchritte, daß ihn der Koͤnig 
Staͤnislaus in Nancy zu feinem Hofmahler ernannte. 
< Verfchiedene von ihm gemahlte Portraite und Hiſtorien⸗ 
ſtuͤcke, welche der Churfürft von der Pfalz zu fehen bes 

' Tam, waren Beranlaffung daß diefer Fürft ihn an feis 
nen Hof zog. Nachdem er fid) in Manheim niederges 
Laffen hatte, wo er Gelegenheit fand die Werke beruͤhm⸗ 
ter Kitnfiler, und die nach den beiten Antifen geformte 
fhöne Sammlung von Gipsbildern zu fiudieren, legte 
er fih ausfchlieglih auf die Hiſtorien-Maͤhlerei. Er 
bildete fich hier feine eigene Manier, gab feinen Köpfen 
viel Ausprud, und zeigte fowoh! in der Draperie aß . 
im Colorit einen herrlichen Gefhmad. Als Kupferftecher 
‚machte er fih auch befannt, und hatte Theil an dem von 
dem Baron von Zaubenheim im Sahre 1770 zu Mans 
beim herausgegebenen Werke: „La Cire alliee avec 
PHuile, ou la Peinture a Huil- eire “%. Er ftarb im 
Jahre 1783, 















410 Geſchichte der Mahlerei 


Die folgenden Nachrichten von Niederlaͤndiſche » 
Künftlern find mir unter dem Titel ‚Notices de — 
ques Peintres et autres Artistes modernes dans les 
Pays-bas“ von einem verehrten Freunde, dem. ‚Heren 
Vanderviven, vormaligen Kaiferlich Königl. Greffier im 
Rath von Flandern, mitgetheilt worden, einem geift: und N 
Fenntnißvollen Kenner der fhönen Künfte, der feit ehe & 
teren Sahren in Rom lebt. 
MM. Verhaegen, in Arfchot geboren, war ein — 

ſchickter Hiſterienmahler. Anfangs arbeitete er in Loͤ— ® 
wen, copirte, und mahlte Wappen. Die Aebte du Parc, 

und Averbode, welche feine auögezeichneten Zalente bes “ ß 
‚ merkt hatten, beftellten mehrere Arbeiten bei ihm, die 
ihm fo gut gelangen, daß die Kaiferin Maria Therefia 
ihn auf ihre Koften reifen ließ. Er hielt fi zugleich N 
mit Mengs in Rom auf, als diefer von Madrid aus E: 
dort war. Nach feiner Zuruͤckkunft nach Löwen gab er N) 


neue Beweife feiner Zalente durch feine Arbeiten für 14 | 
die Kirchen der Abtei du Parc bei Löwen, und der Ab 
tei Averbode., Ein Gemählde für die Dominikaner zu ar 
Gent enthält große _ Schönheiten. Auch wird ein ande |! 
res Gemaͤhlde von ihm fehr geruͤhmt, welches er für die D | | 
Erzherzogin Maria Chriftine verfertigte. Ercomponirte || 
\ 


ſehr verftändig und hat ein glänzendes Golorit, der Sale 
tenwurf ift ſehr geſchmackvoll. Nur in der, Zeichnung 
bat er einige Unrichtigfeiten, und man wirft ihm eine 
gewiffe Einförmigkeit in den Köpfen vor. Bon feiner 
Geburt und von feinem Zode weiß ich nichts zu fagen, 
aber von einigen feiner Werke giebt Descamps in feiner J 
Voyage pittoresque Nachricht. EN 
N. Herreyns, ein Hiftorienmahler aus Medeln, ' 
ein ‚guter Zeichner, und überhaupt ein Kuͤnſtler von Ta— 
lent. Seine beften Arbeiten befinden fih in der Abtei 
des H. Bernhard, in der Abtei du Parc, in der Haupt: 
firhe zu Mecheln, in der Kirhe Sanıtae Gudulae in 


y 


| in Deutjchland. m“ den 


Bruͤſſel, im Echloffe zu, Laeken und im: Saale ber 

| Stände von Brabant. Er iſt gewiß derfelbe Künftler, 
‚den. Fuͤßly 4) in Antwerpen geboren werden laͤßt, und 
der 1770 in Mecheln arbeitete, Von ſeiner Hand iſt das - 
h Portrait Kaiſer Joſeph des II.) in Lebengroͤße, welches: 
die Brabantifiben Stände in ihrem RB TE | 
| aufgefteit haben. 
] Guftey IU. König von Schweden, gab ihm den 
m Zitel feines erfien Hofmahlers und trug ihm auf, ver 
ſchiedene Gemählde aus der ſchwediſchen Gefhichte zu 
‚verfertigen, U. Cardon hat nach ihm das eben gedachte 
Bildniß Joſephs IT, geflohen. Er fol. im Jahre 1806 
noch ‚gelebt haben, 

Andreas Lens, in Brüffel geboren, (Fü ‘E / 
| I. pag. 692. fagt in Antwerpen) war ein geſchickter 

‚ Hifforienmahler, und würde der Guido Neni der 
Niederlande geworden feyn, wenn er nicht eine gewiffe 
4 Monotonie in feinen Gemählden gehabt hätte, 
| - Seine beften Arbeiten find in der. Hauptfirche: zu 
Mecheln, in der Kirche der H: Gudula zu Brüffel und 
I im Scloffe zn Laeken. Er war ein Mann von vielen ' 
Kenntniſſen, und hat ein trefflihes Werf ber das Gos, 
ſtuͤme gefchrieben b), Ein Bruder von ihm N... Lens 
aus Brüffel, war aud Hifiorienmahler ſtand ihm aber 
ſowohl in der Zeihnung als in der Compofition weit 


] nad» 












Ein Beitgenoffe beider war ver geſchickte Hiſtorien— 
mahler N. Dürtemontaus Antwerpen. N....Sac 
qu in aus Loͤwen mahlte anfaͤnglich wilde Thiere mit großer 


a) Allgem, Kuͤnſtler⸗-Lexicon. T, II, ©. 537. 


''b) Les Costumes, ou essay sur les habillemens et les usa- 
ges de plusieurs Peuples de J’antiquit& prouye par les 
Monumens par Andre Lens, Peintre ä Liege, 1776. &. 
Eine neue. Auflage fol 1785 in Dresden bei Walther erſchie— 
nen feyn; eine deutfche Veberfegung der erften Ausgabe mit 
Zuſaͤtzen von Martini war fhen 1784 gedrudt, 









412 | Gſſhhidhe der Mahler Be 


Kunft und legte fich nachher auf Hiftorien- und ort 
mahlerei, worin er aber nicht glüdlih warn 
Peter Gaddin aus Brügge, war lange: in 
lien, und hatte Preife von den Academien zu 39 
und Parma gewonnen. Bei gruͤndlicher Kenntnißg der 
Antike, bat er fi als fehr geſchickter Sit &ienmapieg Zu 
gezeigt. ı 
Aus Andreas Lens Schule erfchienen 2 AR zu 
fin von Gourtrai, der ſich gänzlich mit — 
beſchaͤftigte, und mit feinem Lehrer wetteiferte. 
Sein Mitfhüler, N. Lantheere mahlte mit 
größerer Zartheit. 
| Der Ritter Herry von Antwerpen ift ein ei 
Yiebhaber, der ſich durch mehrere Arbeiten, beföndere & 
durch ein Gemählde auszeichnete, welches den Schwur 
des jungen Hannibals darſtellt. J 
Uber Suvée von Brüggen (geb. 1743, geſt. x807) 
fehe man, was ich in meiner Gefchichte der Kunſt in 
Frankreich von ihm angefuͤhrt habe a). — 
Philipp Lambert Spruyt aus Brüffel, | 
fhäftigte fich mit gutem Erfolge mit der Hiſtorienmah⸗ 9— 
lerei. 
N... du Vivier von Bruͤgge, ſtudierte in Rom, 
und hat ſchoͤne Beweiſe feiner Geſchicklichkeit in der Hi- |" 
ſtorienmahlerei gegeben. Daſſelbe gilt auch von ee 
N... Duc von Ledegem in der Gegend von Cour | 
trai. ! 
N... Antoniffen von Antwerpen, ift ein trefflize 
cher Kandichaftsmahler in Berghems Manier, befonders 
feitdem er nicht mehr mit zu großer Feinheit arbeitet, ; 
Nr. Regemoorter von Antwerpen, mahlte Land» 
fchaften in Wouwermanns Manier, Eben das thatauh 


a) Band III. p. 490— 492, und p. 578. „Nachricht über bie 
franzoͤſiſche Academie in Rom,’ welche mir freundſchaftlich 
von ihm mitgetheilt worden iſt. = 


Le 


nn —3—9—5— 





in Deutfhfand. * 
Rue Gillon aus Brügge, a zum. ‚Mitgliede 


der Parifer Academie ernannt worden ift, un 






Tess DOmmega ng, auch von Antwerpen und Ans ° 


toniffens Schüler, maplt fo Fräftig, daß man ihn. hin 


und wieder feinem. Meifter vorzieht. En 
| NR... von Marre, von Sr. Nicolo, mahlt in 


Gent ſchoͤne Landſchaften in Ar ois Style. 


Joſeph Bailly von Gent, auch ein Landſchafts⸗ 
mahler in Artois Manier, wuͤrde den beruͤhmten Claude 
‚Gelee erreicht haben, wenn er eine beſſere Sefundpeit, 


und genug Vermögen ‚gehabt hätte, um reifen zu füns 
; nen. 


Rs. Garremin von Brügge, abe große Land⸗ 


| fchaften mit vieler Kunft, 


Tenzy von Gent arbeitete Serftiide in Wilhelm 


| Ivan der Velde's Manier, Er- ward ungluͤcklich durch 
| feine Neigung zum Trunfe, 


N... Geeraerdd von Antwerpen, mahlte Ba$: 


reliefs erſtaunender Taͤuſchung, uud würde, wenn 
| er mehr Gorreftheit in der Zeichnung befeffen hätte, bei 
| feinen Talenten alle übrigen Mahler diefer Gattung übers 
| troffen haben. Seine beften Arbeiten befinden fich in. 
| Antwerpen, in der Abtei St. Peter zu Gent, und be 
‚ fonders in der Kirche des heiligen Grabes zu Gambrai. 
4 Er ift in einem hohen "Alter geftorben. 


‚Sein Schüler, N... Saupage von Tournai, ward 


in die Koͤnigl. Parifer Academie aufgenommen, Er 
I mahlte Basreliefd zwar mit größerer Eorreftheit in der 
) Zeichnung, aber bei weiten nicht mit der Taͤuſchung und 
I dem Effect, den fein Meifter hervorbrachte. Er iſt der— 
ſelbe, deffen ich ſchon in meiner Geſchichte der Kunft in 

Frankreich gedacht habe a). 


Peter von Repſſchoot aus Gent, beſchaͤftigte 


a) Band III p. 558. 







414 Sefchichte der Mahleri 
fi mit allen Gattungen der Mahlerei vereinigte mit 
der Ausübung feiner Kunft eine gründliche Theorie, und 
zeichnet fich insbefondere durch herrliche ———— von 
Basreliefs aus. Wi 
Sn der Blumen: und Frucht: Mahlerei verdient PB 
angeführt zu werden: Johann van Dorne aus 
Löwen, an welbem nichts zu tadeln ift, als feine gu |; 
ße Aenſtuͤchkeit im Detail, und ſeine erkuͤnſtelte Vollen 4 
dung. 
Gerhard van Spandouck's, eines berühm, 
ten Blumen- und Fruchtmahlers, habe ich ſchon in mei⸗ 
ner Geſchichte der Kunſt in Frankreich ausfuͤhrlich ge⸗ N; 
dacht a). Inden mir mitgetheilten hHandfchriftlien Be: 
merfungen fagt H. Benderviven von ihm, daß er Plans 
zen, Blumen und Früchte beinahe noch ſchoͤner darge⸗ je 
fteut habe, ald van Huyfum. X 
ON von Glimes aus Brüffel, Peter van Gös 
fin aus Gent, und N. van der Berge aus Brügge 
mahlten mit vielem Geſchmack Portraite, und Gonverz n 
fationsftüde, J 
Franz van der Donekt aus Brugge, iſt ein 
beruͤhmter Miniaturmahler, ſo wie auch N. Maͤlpe 
aus Gent. % 
N. Verhägen aus Arſchot, ein Bruder bes vor⸗ u 
bin gedachten Hiftorienmahters, zeigt viel Kunft in der F 
Darftellung des Innern von Bauernhäufern, und Si 
N. $ontain e aus Courtroy, in der Darftellung des 
Innern bon Kirchen, ganz in Veter Neefs Geſchmack. J 
Die uͤbrigen mir von dem Herrn Vanderviven mitgetheil⸗ 
ten Nachrichten mögen in der unten fichenden Note ihre 
Stelle finden, da uns die darin —— Kuͤnſtler 
nicht unmittelbar angehen b). i 


a) Band III. p. 541. r 


‘b) N. Delvaux de Gand, Statuaire celebre, dont les ou- 
vrages font le plus grand hounsur & sa patrie. Ü’est 


EL — — — 5 
> = EN E - ET 
⁊ 









X 


— in  Deutfihfand. 1 


* 


Einer 7 aebartten Portraitmahler der. FR. 
Hälfte des verfloffenen Sahrhunderts war ange 


ton DS rarth, 

geb. 1736, geit. 1815. — 
Winterthur in der Schweiz. Den erſten Unterricht 
im Zeichnen erhielt er von J. Ulrich Schellenberg und 
hijielt ſich nachher beinahe acht Sahre in Augsburg auf, 





lui qui fit la magnifique Chaire de verite de St. Bavon 
a Gand, Il mourut & Nivelles, qu’on eroit tres-mal-& 
' propos sa patrie. 

Charles van Poucke de Diimuder Statuaire, a 
‚donne des superkes proluctions de son ciseaux & Rome, 
a la cour de Naples et a celles de Florence et de Vien- 
ne,ä V’Angleterre, et sur tout A sa patrie. 

N. Gedecharle de Bruxelles, et N. Sanstens de 
la méême ville, manient le ciseau avec le plus grand suc- 
ces; 

"N. Engels et N. Portois, tous deux de Gand, 
excellens Sculpteurs principalement dans le Basrelief. 

Le Chevalier Verschaffelt, si connu en Alle- 
magne, mort a Mannheim, Statuaire de S. A.S. E. 
Palatine, @loit natıf de’ Cand, , Il’a faitiä Bruxelles Ta 
Statue pedestre de feu $. A. R. le Prince Charle de Lor- 
raine en Bronze, et le Mausolee de Maximilien Van der 
Noot, Eveque de Gand. 

N. Tassaerd, Statuaire de S. M. le roi de Prusse, 
dont les ouvrages sont ne ‚par toute PAllemagne, 
&toit natif d’Anvers. J 

N. Martinaisie d’Anvers, N. Cardon de Bruxelles et 

‘ N. Tiberghien de Courtray mänient le burin avec succes. 
Le dernier grave avec la plus grande superiörite les 
pierres fines et les cachets: il est en m&me tems un des 
premiers Ciselcurs et Orfevres de ’Europe. N. Le Febure 
de Tournay rivalise comme Orfevre et Ciseleur avec Ti- 
berghien. Les Pays-bas comptent ausi un grand 
nombre de bons architeetes, parmi lesquels N. Fusco, 
N. Corthoud et N. Ramee & Löwen: N. du Wetz, N. 
Grimard et N. Montoyer aA Bruxelles, Josse Collin, Pierre 
van Reyschoot, les freres d’Huyvetter, N. T’Kint et Pierre 
Reyniers de Gand; N. de Cock de Bruges ont donné des 

‚ preuves non equivoques de leurs talens Superieurs. *— 


6 Geſchichte der Mahlerei 


wo er eine Menge fhöner Vortraite mahlte, und na 
dem ſich ſein Ruf verbreitet hatte, "im Sabre 1766. ® PB 
Einladung an den Dresdner Hof erhielt, die er au ans _ I 
nahm.» ‚Bon Dresden machte, er mehrere Reifen nach 2 
. Berlin und vorzüglid nad) Leipzig, wofelbft er immer | 
mit, allgemeinem Beifalle arbeitete. - Nachrichten über” 
feine Arbeiten finden fich bei Meufel a) und in. usa 
Zericon T. I. p. 471. Sch habe Gelegenheit gehabt — 
eine große Menge ſeiner Portraite zu ſehen. Bolgen 
des tft mein Urtheil darüber. J 
Im Allgemeinen ſind ſeine maͤnnlichen Portraite 9— 
immer ben weiblichen vorzuziehen. Sein Colorit it 
kraͤftig, aber feine Fleiſchfarben mehr männlich als weib⸗ 
Yich. Ich glaube bemerft zu haben, daß er in feinen ide 
tern, wozu er viel Farbe gebrauchte, die Farben quält teil | 
und herumzieht, und diefes felbft in folhen Portraiten, |, 
die er mit Ruhe und Muße hätte ausarbeiten und volle 
enden Fönnen. N 

Als ich 1791 die Bekanntſchaft dieſes — er, 
würdigen Künftlers in Dresden machte, bewunderte ih 
bei ihm das fehöne Portrait feines Schwiegernaters | 
Schulzen, und verfchiedener anderer angefehener Perfo: 
nen. Vorzüglich und außerordentlich aber gefiel. mir 
ein Knieftlüd, das Bild eines, wenn ich mich recht er: 
innere, Benetianifchen Gefandten, der mit der. Feder 
in der Hand nachdenkt, um etwas nieder zu fchreiben, 
und ganz einfah in ein Gewand von violletter Farbe 
gekleidet iſt. 

Es iſt eines der ſchoͤnſten Bilder, die ich je geſehen 
habe, ohne alles Gezwungene, und zwar aus dem Grun-⸗ 
de «weil er es ſehr ſchnell gemahlt hat, indem der Ges 
fandte in einigen Zagen abreifen wollte. Graff war 

4 einer 








a) Zeutfches Künftler-Lericon,. B, 1. Ausgabe 3, ©, 305, h 


x 


a Deut. N 


einer Der ————— Kuͤnſtler die es verſtanden, den Geiſt 
in ihren Bildern ohne alle Schminke auszudruͤcken, und 
‚zwar ohne zu übertreiben, Er beſchloß ſein ruhmoolles 
Leben im Jahre 18:3. RAS NR 
| Die Geſchichte der Brüder Hadert ift bei Be 
Schrifſſtellern etwas dunkel. Was darin aufgeklaͤrt iſt, 
\verdanfen mir den Bemühungen des Herrn bon Göthe a), \ 
auf deffen Schrift ſich das wenige gründet, was ich — 
von fagen werde, 
| Socob Philipp Salert fait dus einer Mah⸗ 
ler-Familie abs Sein in Königsberg geborner Großva— 
| ter mahlte unter Friedrich Wilhelm J. b) und fein eiges 
ner Vater, mit: ‚denfelben Vornamen, mahlte Portraite - 
zu Berlin. 
| Philipp war 1737 zu Prenzlau in ber Udermart 
geboren, und zum geiftlichen Stande beflimmt. Seine , 
ı Neigung zur Mahlerei überwog jedoch diefe feine Bes 
| fimmung, und nahdem ihn fein Vater einige Zeit uns 
‚ fertichtet hatte, gab er fihon in feinem ııten Sahre Be: 
| weife feiner Zalente für die Kunſt. Im Jahre 1763 
| ſchickte ihn ſein Vater zu einem feiner Brüder, einem 
) Decorationsmahler, nach Berlin, und ſpaͤterhin benutzte 
er Le Sueur's Unterricht, der damals Director der Ber— 
‚ liner Mahler Academie war. Im Sahre 1762 begab er 
ſich nad) Stralfund, fludierte die ſchoͤne Natur auf der 










\ a) Philinp Hädert,  Biogräphifche Skizze, meift nach deffen eis 
\s. „genen Auffägen entworfen von Göthe, Tuͤb. 1811; 8. 


b) Hackert. 





— — — — — — — — — 


Sch, Philipp, N. Hadert, 
geb. — geft.1768; 
| 


Jacob Karl Johann Aſbeim urn 
Philipp, Ludwig, Gottlieb, geb,1748, Abraham, 
9eb.1737. geb. 1740.  geb.ı754,  geil,1780; geb,1755, 
geft,1807. geit.ı800. _ geltl,ı773. 7 gefl.1805- 


Fiorillo. 88% | Dd 


; Inſel Ruͤgen, und reiſte mit dem Baron Olthoff x 


von Rußland. Dieſe ſechs von ihm gemahlten Bilder 


a1 Gccchichte der Mahlerei 












nach Stockholm, wo er mit großem Beifalle ſowohl I 
den Hof, als für, Kunftfreunde arbeitete. Das Jahr 


viel zu thun fand, feinen Srüber, Sohann Softlieh, von 

Berlin zu fi kommen, der ebenfalls, und zwar mit | 
vielem Gefchmiade Banbfehaiten mablte, Um diefe Zeit | 
waren in Paris in Gouache gemahite Landfkhaften von 
Wagner aus Dresden befannt, und fo gut aufgenommen 
worden, daß beide Brüder vieles in diefer Manier mahl- 
ten, wa3 großen Beifall fand, und reichlich bezahlt ward. 
Die Reife welche beide im Sahre 1768 nach Stalien unters | 
nabmen, wäre dur den Tod ihres Waters beinahe ver: vn 
eitelt worden, indeffen gelangten fie im December gluͤck⸗ 
‚lich nad) Rom, und beſuchten, nachdem fie alle Schoͤn⸗ 
heiten und alle Pracht diefer Hauptftadt gefehen hatten, 
die umliegenden Gegenden von Frascati, Zivoli, Grotta Bit 
Ferrata, Marino, Abano u. f. w. Lord Ereter Faufte 

ihnen alles was fie arbeiteten ab, und als er ihnen für | 
mehr als ein Jahr Aufträge gegeben hatte, entfchloffen 
fie fi drei Jahre dafelbft zu bleiben. Sie fehloffen hier 
mit Reifenftein eine genaue Freundfchaft, auf welchen st 
nah Winfelmanns Zode die Reifung aller Fremden von —* 
Stande in Rom uͤbergegangen war. Im Srühlinge DE 
Jahres 1770 begaben fie fich beide nach Neapel, wo fie | 
überall, und befonderd von dem englifchen Gefandten ” 
Lord Hamilton und feiner Gemahlin, fehr wohl aufge 
nommen wurden, und auf Beranlaffung derfelben mehs 
rere Anfichten eines Ausbruchs des Veſuvs mahlten, von 
welchen eine für die Campi Flegrei in Kupfer geflohen 
ift. Nach Wiederherftellung von einer Krankheit reifte 
unfer Philipp mit feinem Bruder im November deſſel⸗ 
ben Sahres nad Rom zuruͤck, und erhielt dort die bee 
Fannte aroße Beſtellung für die Kaiferin. Gatharine IL. 


in Deutfchland, 419 
ſtellten die Eiege der Nuffichen Flotte fiber die Tuͤrkiſche 
dor, und jedes ift 8, Fuß hoch und ı2 Fuß lang a), 
Hackert erwarb ſich durch dieſe Arbeit, nebſt einem an— 
ſehnlichen Gewinn, einen eben io EB als ſoli⸗ 
| den Ruf, 
Johann Gottlieb Hadert ——— ſich 1772 
von ſeinem Bruder, und reiſte nach England, wo ihm 
eine Menge Arbeiten aufgetragen waren, Inzwiſchen 
war feine Gefundheit fo ſchwach, daß er fhon im fol 
genden Sahre (1775) in einem Alter von 29 Sahren 
daſelbſt farb. Der Mahler Talbot beforgte die Beerdis 
gung, und Angelifa Kaufmann die Abfendung feines 
Nachlafjes an feinen Bruder. Der Zod dieſes Künfts 
lers war in der That ein großer Verluft für die Kunſt. 
Wenige Wochen vor ſeiner Abreiſe nach England waren 
zwei jüngere Bruͤder von ihm, Karl und Wilhelm 
in Kom angefommen. 
Der erſte, Karl, war 1740 geboren, blieb einige - 
Zeit in Rom bei Philipp, mahlte Landfchaften in Oehl 
und Gouache, ließ fih 1778 in Genf, nachher in Laus 
ſanne nieder, und nahm fi) im Jahre 1800. jet bt das 
ı Leben. 

Wilhelm war 1748 geboren, hatte fi auf Hiſto⸗ 
rien- und Portrait: Mahlerei gelegt, und arbeitete eine 
' Zeitlang unter Mengs. Späterfin gieng er nach Ruß⸗ 
land, und ftarb daſelbſt im Jahre 1780 als Lehrer der 
Zeichenkunſt bei einer der dortigen Academien. 

| Die unerwartete Nachricht von Johanns ode traf 
unſeren Philipp fehr hart. Er machte in demfelben 
Sahre wieder eine Keife nach Neapel, und fieng im fols 
genden Jahre (1774) mehrere Zeichnungen an, befonders 
von den verfchledenen Ausbruchen des Veſuvs. Auf ſei⸗— 












a) ©. v. Böthe in dem angeführten Werke p. 28 — 38, und noch 
ausführlicher p. 286: „‚Ausführlihe Befchreibung der ſechs 
1: Gemaͤhlde die zwei Treffen bei Tſchesme vorftellend, ’ 


252 


a TR NT PA 
420° Geſchcht der Mahferei 


nen Wunſch kam fein juͤngſter Bruder, Georg Abras 
ham zu ihm, der 1755 geboren, und zu Berlin in Ber— 
gers Schule gebildet war, wo er auch angefangen hatte, 
in Kupfer zu fiechen. Auf feinen in den Fahren 77a 4— 
und 1775 unternommenen Reifen war fein Hauptzwed 









Als Philipp nah Rom zurüdfam, überreichte e 
dem Pabfte Puis VI. eine Zeichnung der Gegend von 
Gefena, feinem Geburtsorte, und ward nicht nur ehren⸗ 
vol aufgenommen, fondern auch reichlich belohnt, und 
beide Brüder erhielten die Verſicherung des re 
Schutzes. 
Hackert war beſtaͤndig von Englaͤndern umgeben, — 
mit welchen er oft Heine Reiſen unternahm. Eine feie 
ner-intereffanteften Befanntfchaften war die der Familie 
Gore, und des Herrn Heinrich Knight, mit welchen er 
1777 die Neife nah Sizilien machte a). Mit eben ders 
felben Familie Gore unternahm er 1778 die Neife nah 
Dberitalien b) und nach der Schweiß. Nach feiner Zus 
ruͤckkunft verfertigte er mehrere Gemählde nach den ges» | 
machten Studien, und mahlte die Verfchiedenen Anfihs 
ten der Billa des Horaz, welde nachher in Befig der 
Königin von Neapel gekommen, und in Kupfer geftohen | 
worden find c). Ungeachtet er den Preis feiner Gemähl- 
de fehr erhöht hatte, war es ihm doch nicht möglich-alle 
die Kunftliebbaber zu befriedigen, welche von feinen Ars 
beiten etwas zu befigen wünfchten, Mit dem Großfürs EN 


a) ©. in v. Goͤthe's angeführtem Werke pag. 55 — 143 Zagebuch A 
einer Reife nah Siglien von Seinrid Knight, - — 
b) Bei dieſer Reiſe hatte ich Gelegenheit feine perfönlidhe Be⸗ 

fanntichaft in Bologna zu machen, woſelbſt ich mid) damals 
mit Copiren in der Galleria Zambeccari beſchaͤftigte. / 
c) Carte generale de la partie de la Sabine ou etoit situe 
la'maison d’Horace, suivie de dix Vues’ des Sites de cette 
Campagne, dediees a Sa Majeste Gustave III: etc. par 
J.:Ph. Hackert. Fol. \ 


| 1 u u A JE 


in Deutchand. Bu aa | 


ſten und der Grosfheflin von gußlond N er eine 
Reife nach Zivoli und Frascati, während Reifenftein: 
am Podagra Frank lag, und fie nicht begleiten fonnte. 
Beide: beftellten eine Menge Arbeiten bei ihm, und 
drangen: in ibn, nach Rußland zu reifen, Auch Gathas 
- eine I. wünfchte ihn in ihren Dienften zu haben, aber 
er, wußte fi immer zu helfen, indem er bald, feine, 
ſchwaͤchliche Geſundheit, bald die Menge der ihm aufge⸗ 








——— 


Im Jahre 1782 reiſte er nach Neapel, und der 
‚König wuͤnſchte ihn durch den Ruſſiſchen Geſandten, 
\ Grafen Raſumowsky perfünlih Tennen zu lernen. Er 
ward alfo vorgeftelt, und zeigte‘ bei diefer Gelegenheit 
mehrere feiner Studien vor, die fo ſehr bewundert wurs 
den, daß. der König und bie Königin vier Gemählde 
ı bei — beſtellten. Endlich traten beide Brüder, Phi: 
| Tipp und Georg, wirftih in Dienfte des Königs, und 
hier fängt nun die glänzende und glüdliche Periode an, 
| in Hinficht deren ich meine Leſer auf das angeführte, 
aͤußerſt intereſſante Werk von Goͤthe verweiſe. 

| Im Sahre 1787 war Haderf in Rom, um dort meh— 
| tere Statiien aus dem Pallafi Farneſe nad) Neapel trans— 
portiren zu laffen, und im Sabre ı790 machte er eine 
andere Reife an den Seefüften von Calabrien und Si— 
‚cilien, um bie Da en Anſichten zu zeich⸗ 
nen. 








J— —— uns nun der ren und fchref- 

kenvollen Zeit, als die franzöfifhe Armee in ‚Stalien 

eingedrungen war, und der Hof nach Palermo gieng. 
Unter allen furchtbaren Scenen welche Hadert dort .ers 

' lebte, fand er doch Schuß bei franzöfifchen Generalen, 

| und es gelang ihm, unter dem Vorwande nach Frank: 

reich zu reifen, die nöthigen Paͤſſe zu ethalten, Mit 





- 


'tragenen Arbeiten vorſchuͤtzte, ſo — der ganze Plan 











3 Gefihidhte der Daher 


Verluſt betrachtlicher Summen gieng er on elbor no, 
und von da nad Florenz. 

Sm Jahre 1803 kaufte er in der Naͤhe von — J 
ein kleines Gut, auf welchem er lebte. Sein Bruder 
Georg leitete in Florenz ſelbſt den Kupferftichhandel, 
farb aber ſchon a kaum 50 Jahr alt. Gegen das 


mit ſchnellen ie fich nähern, und — im up 
1807 ins befiere Leben binüber. 


Mir haben, ich darf es aufrichtig geſtehen, feine Er h 
Zeichnungen wegen der Harmonie und Kunft mit wel 
cher fie behandelt find, immer vorzüglich gefallen. Seine 
Gemählde haben zwar immer eine fhöne Wahl des Locales, 
aber ich finde daß ihnen, in Hinficht der Harmonie die 
Abſtufungen fehlen, welche man in den Werfen anderer 7 
berühmter Künftler bewundert. Bon feinen Transpas 
tenten, oder. vielmehr Ombres Chinoises zu reden, von 
welchen einige fo viel Auffehen gemacht haben, mag | 
man mir erlaffen, denn nur Gewinnfucht Tann ihn zu 
Diefer Art Arbeit, von welcher er nicht einmal der Erfin— 
der ift, veranlagt haben b). Er hat auch folgendes 
‘ Peine Werk gefchrieben: Lettera a Sua Eccelenza il | 
Signor Cavalliere. Hamilton di Filippo era a 
uso della vernice nella pittura. 
Ghthe ſchildert ihn als einen Mann von vortreffli⸗ 
Gen Charakter. Sch halte ihn auch daftırz er war abe 
dabei fchlau, befaß viele Feinheit und Weltkenntniß, 
und wuſte die Gelegenheit zu benutzen. Einige Zeit 
vor feinem Aufenthalte in Neapel hatte er. fih alemKünft: 
lern in Rom, die deutfhen ausgenommen, verhaßt ge | | 
a) DBergleiche in diefer Hinfiht in Göthe's Werk pag. 295: 


Hackerts Runftcharacter and Würdigung feiner Werke, vom 
Hofrath Meyer, 


b) Der Erſte war Neſtenthaler aus Salzburg. 










macht, indem er, und die Angelika und Reifenftein mit 
ven. deutfchen Künfklern, und mit Ausſchluß aller Mah⸗ 
er in Rom, von welcher Nation ſie auch waren, geſell⸗ 
ſchaftliche Sl der Art bildeten, welche die Franzoſen 
Tripotages und Coteries nennen, in welche fie alle 
Fremden, von dem Fuͤrſten an bis zu den in ihren 
Dienſten ſtehenden Edelleuten herab, hineinzuziehen, 
ſich einander in die Haͤnde zu arbeiten, und den Ruf 
aller Kuͤnſtler zu verkleinern ſuchten, die nicht zu ihrem 
Kreiſe gehoͤrten. Dieſe Geſellſchaften wurden in Reiſen⸗ 
ſteins Hauſe gehalten. 

Es iſt indeſſen nun wohl Zeit auch einige Nach⸗ 
richten zugeben von 


| Maria Angelifa Kauffmann, „ 
ji geb. 1742, geft. 1808. 


| genannt, war zu Chur in Graubündten geboren‘, und 
die Tochter eines mittelmäßigen Portraitmahlers, 302 


ſtanz und nachher nach Stalien 309. Angelika erhielt: 
den erften Unterricht vonihrem Vater, und fam mit ihm um 
das Sahr 1765 nah Kom. Sie war damals 21 Sahralt, 
| nicht Schön von Gefiht, aber von fchöner Geftalt, und von 
der Natur mit einer außerordentlichen Liebenswärdige 


feinen. Gegenbefuh madte, nahm er mich, einen das 


benahm fich überaus liebenswürdig, befcheiden und ehr— 
furchtsvoll gegen Batoni, der ihr, nachdem er einige, 
ihm von ihrem Vater gezeigte Portraite gelobt hatte, 
den Rath gab, nah gefhidten Meiftern zu zeichnen 
und zu copiren, und ihr yelbft von feinen eigenen, in 


— | ’ in Deutſchland. 323° 


ſeph Kaufmanns, der mit feiner Familie zuerſt in Con⸗ 


mahls 16 Jahr alten jungen Menſchen mit ſich. Sie 


Angelifa, fo wird fie immer von den Engländern 


keit ausgeflattet. Der Vater war eine lange, hagere 
Figur, und in, Rom wenig geachtet. AS ihr Batoni 


— 


4 Geſchichte der Mahlerei 


N zu verfchaffen. Winfelmann und Reifenftein gaben ihre K 


a Dies fey genug von ihrem erſten Aufenthalte in 


EN ut; * ——— — 
ee I} * — 
J x ö 6 V 







der Academie nach dem Nackenden gemachten Zeichn un— — 
gen anbot a). Dem zu Folge copirte ſie nach einiger | 
Tagen, wenn ich mic recht erinnere, eine Herodias I 
nad) Guido Reni, die fich im Pallaft Barberini befand, 
im welchen fie durch den Grafen Scudelari;ider darin 
wohnte, und ein großer Kunftfreund war, Zutritt erhal 
ten hatte ©. an 

Es iſt fehr natuiclich, daß eine — — J 
lentboue und beſcheidene junge Mahlerin von Jeder⸗ 
mann geſchaͤtzt und geliebt ward, und daß man wettei⸗ 
ferte ihr Arbeit und Bekanntfchaften und Protectionen 


Gelegenheit eine Menge Portraite von Fremden, befonz ’ 
ders von Engländern zu mahlen, die fie zu eirier Reife 
nah England mit der Verfiherung zu überreden fuchten 
daß fie dort gewiß ihr Glüd machen werde, # 


Rom, denn im Jahre 1765 gieng ſie wirklich nad Eng: 
land, und ward dafelbft unter die Mitglieder der Königt. 
Mahler: Academie aufgenommen. 4 

Sn der Schrift: Manuel des Curieux — par 
Huber et Rost, Zürick 1797. 8. ſteht ein weitlaͤufti— 
ger Artikel über fie, und ebendafelbft find auch zwei 
Briefe, einer von Winkelmann, der andere von Sturz 
angeführt. Sie witerfprad) diefer Schrift 1806 in den 
italiänifhen Miszellen P. I. p. 66 bis 67 mit folgenden 
Morten: Angelika Kaufmann (warum nicht Zuchi?) 
benachrichtigt jeden, der daS Bud Manuel des Curieux 
lieſt, daß der Artikel, welche ihre Gefchichte und: ihr 
eben betrifft, durchaus falfch und erdichtet iſt. Ohne 
zu unterfuchen, ob die Gefhichte ihrer Berheirathung 
mit einem Abentheurer in Londou, von dem fie hinter 
gangen worden feyn fol, und ihre Ehefcheidung wahr 


a) Sedermann weiß, wie ſchoͤn feine nad dem Nackenden verfer- 
tigten Zeichnungen waren, 
x # 


bar ar re u‘ J 





in London, wo ſie allgemeinen Beifall erlangt, und 


von wo ſich ihr Ruf dadurch, daß die beruͤhmteſten 


Kupferſtecher ihre Arbeiten in Kupfer ſtachen, immer 
weiter verbreitet hatte, (der berühmte Bartolozzi ge⸗ 


* in 1 Deufhfnd. u 


oder. unwahr ſey; BE einem ange Aufenthaue 


4 


I hörte auch darunter) Fahre fie im Sahre 1785 als Gate 


tin von Antonio Zucchi nach Nom zurüd a), 


Dieſer Antonio Zuchi, ein Diftorienmahler, war, 
1726 in Venedig geboren, und ein Mann von Talent, 
befonder3 int Eolorit, Sch habe ihn in Rom genau ge⸗ 
fannt wo er in Verbindung mit Karl Elerifeau b),eis, 
nem berühmten franzöfifchen Architeeten und geſchickten 
Gouachemahler arhitectonifcher Anfichten, und mit Domi— 


nicus Gunego, einem Beronefer, der große Geſchicklichkeit 
in der Aezkunſt befaß, und mit mehreren — jun⸗ 


gen Kuͤnſtlern aller Art in den Jahren 1763 


für den berühmten Schottiſchen Baumeiſter Robert 


Adams arbeitete c), | 
Die eben genannten drei Künffler wohnten mit 
Adams zufammen in einem großen Haufe bei Trinita 


| . de Monti; die an jüngern- waren theil mit Co— 
) 


piren in Nom, fheil mit Arbeiten in einem großen 
Saale bei Adams befihäftigt, und alle,- erhielten eine 
Befoldung, die ihnen von einem gewiffen Georg 


ausgezahlt wurde, der aus Schottland gebürtig, mit 


Adams nah Rom gefommen, und der gemeinſchaftliche 
Caſſirer war. Er war ein wackerer Architekt. 

Ich kehre jedoch zur Angelika zuruͤck. Sie hatte, 
wie bereits geſagt iſt, den Zucchi geheirathet, den ſie 
bei ihrem fruͤheren Aufenthalte in Rom, und nachher 
in England gekannt hatte, und machte, ſie wieder 


&. meine Geſch. dev Kunf®in Italien Bd, 11. p. 190, 

b) ©, meine Geſchichte der, Mahlerei in Frankreih, Tom. II. 
©. 100. seq. 

c) ©. Rains of the Palace of ihe Emperor Diocletian at 
Spalatro im Dalınatia. by R. Adams. Fol. 176%. 





Th 3 we MAR 
” N ’ 


46 Geſchichte der Mahlerei | 


+, 






nah Nom zuruͤckgekommen war, in Verbindung mit 


Neifenfiein, den Brüdern Hadert und anderen Künftlern, 


in diefe Gefelifchaftzu ziehen fuchte, und mit, Artigkeit 


uͤberhaͤufte, ſo iſt nicht zu verwundern, daß ihrer unzählig 


oft in Reifen und andern Schriften gedacht ift, um fo: 
mehr, da fie bei: einem höchft angenehmen  Betragen; 


ein glänzendes, wie ein Mufeum ausgeſchmuͤcktes Haus, 
in welchem die Bereinigung gegen die Staliänifchen Kuͤnſt⸗ 
ter fich bildete, von der ich fehon bei Gelegenheit Has 
Eert3 geredet habe. Da fie alle Fremder von Anfehen, 








r 


durch ihr ſchwermuͤthiges Wefen, in welchem fie fih zw ° 


gefallen ſchien, gewiffen Enthuflaften noch interrefians 
ter ward. Weber ihre Talente läßt fich nichts Treffens 
deres fagen, als was Götbe darüber gefagt hat a)« 
Hier find feine-Worter „, Das Heitere, Leichte, Gefällige 


in Zormen, Farben, Anlage und Behandlung iſt der, 


einzig berrfchende Character in den Werfen unſerer 


Künftlerin. Keiner der lebenden Mahler hat fie, weder 


in der Anmuth der Darftellungen, noch im Geſchmack 
und in der Fertigfeit den Pinfel zu handhaben übers: 
troffen. Dagegen ift ihre Zeichnung ſchwach und unbes; 


flimmt, Geftalten und Züge der Figuren haben wenig Ab⸗ 


wechfelnde3, der Ausdrud der Keidenfchaft Feine Kraft. Die 


Helden ſehen wie zarte Knaben, oder verfleidete Mädchen 


aus; den Alten und Greifen fehlt esan Ernft und Wuͤrde.“ 

Ich will, in Hinficht auf ihr Golorit nur noch hin— 
zufügen, daß es in ihrer legten Zeit beffer ift, als in 
der früheren. Sc fchließe dies aus einem von ihr ges 
mahlten Portraite der Herzogin Amalie von Weimar, 
weldes fehr ſchoͤn colorirt ift, obwohl mandes nur: wie 
mit Farbe angebaudt ift, mas die Zeit einft verwiſchen 
wird. Sie befchloß ihr ruhmvolles Leben in Rom im 
Sabre 1808. Aus ihrer Biographie, welche 1811 bei Mo- 
lini in Slorenz erfhien, fteht ein Auszug im Archiv für 


a) Winkelmann und fein Sahrhundert, ©, 30%. 





in Deutſchland 47 


Geographie, Hiftorie ꝛc. Wien. Jahrg. I. 1811. Sept. 
©. 494. October S. 503 u. 508. Man vergl. auch „Epi—⸗ 
ſtel an Angelike Kaufmann von Georg Keate Ey. aus 
‚dem Englifchen überfegt von Friedrich. v. Schaden. Nörds 
| 2. — 8. * Br — der — als Farbe.“ 


Von Anton ——— Menge Ei ich: bereits ann 


führlih im. erſten Bande der Geſchichte der Mahlerer 


[in Stalien, und im fünften Bande der Geſchichte der⸗ 
ſelben in Spanien geredet. 

Unter Mengs wenigen Schuͤlern hatten einige ihren 
erſten Unterricht in andern Schulen erhalten, und konn— 


I; ten fih von einigen. darin erworbenen Gewohnheiten 


| und Methoden nicht losmachen. Dies ift der Grund, 
daß diefe fi nur an Mengs ſchoͤnes Colorit hielten, 


und. alles Uebrige in Hinficht auf Schönheit der Fernen 
u. fe m. entweder nicht. faßten, oder vernachlaͤßigten. 


| Ehe ich mehr von ihnen fage, muß id Einiges von 

| Ismael Mengß,. 
geb. 1690, geft. OR 

vortragen. 

Diefer war Raphael Mengs Vater, ein wahrer Go 
the und Vandale. Er ward in Copenhagen geboren, 
und lernte die Anfangsgruͤnde der Miniaturs und Email. 
le-Mahlerei bei Goffre oder Coiffre, und gieng mit 


einem feiner Mitſchuͤler, Johann Harper a) nad Lübed, 


wo fie bei Heinede Unterricht im Oehlmahlen erhielten. 
Ismael Mengs reilte in der Folge nad Sachfen, 

wofelbft er, der fih zu einem wirklich geſchickten Minia— 

tur- und Emaillemahler ausgebildet hatte, im Sabre 

1730 zum Hofmahler ernannt ward b). | ? 

a) Geb. in Stodholm 1688. und aeft. 1746. 

b) Unter den verichiedenen berühmten Mitgliedern der Künftier- 


Familie Dinglinger hatte fih Georg Friedrich auf die 
Emailles Mahlerei gelegt, und erhielt in Dresden den Titel 


ie 


ihm unterrichtet, und ward eine treffliche Miniaturmah⸗ 


12 Ra heat AA AN \ hg) KR LS ‘ ; Rick 
* al F * 


128 Gefhichte der Mahleree 


Mehrere Nachrichten von feiner Perfon, feinem Cha⸗ 
racter und feinem Betragen, findet man bei Bianconi a) | 
und bei v. Heineden b). Er hatte zwei Zöchter. Die 
ältefle, Therefia Concordia, war 1725 geboren, von 4 







lerin. In der Folge heirathete fie den Mahler Anton ” 
Maron und ift 1806 in Rom geftorben. Die jüngfte, 
Sulia, auch eine Miniaturmahlerin, gieng in ein Klos 
fter, und lebte nody im Jahre 1789, F 

Endlich Anna Maria Mengs, eine Tochter 
Anton Raphaels, war 1761 in Dresden geboren, und 
von ihrer frübeften Jugend an durch ihren Water zur 
Kunft angeleitet. Sm Sahre 1777 verheirathete fie fich 
mit dem ausgezeichneten Kupferfteher Garmona. Une 
geachtet fie eine große Familie hatte, feste fie doch Pa— 
fiel: und Miniatur: Mahlerei fort. Die fchönften ihrer 
Arbeiten find in Madrid. Sie war Mitglied ber Ata⸗ 
demie von St. Fernando c). J 


Anton Maron, 17535 in Wien geboren, gieng, 
nachdem er feine erſten Studien dafelbft vollendet hatte, 


eines Hofmahlers, Georg hatte Werke der Art von unge— 
woͤhnlicher Größe unternemmen, und unter andern au eine 
Madonna dolcrosa mit gefalteten Händen auf der Bruft in 
„Zebensgröße, nad einem Gemählde von Manjodi.. Ismael 
Mengs, um dem Emailleur Dinglinger wehe zu thun, copirte 
jene Madonna, in Emaille, und in einem 5 Zoll hohem Dvale, 
Allein der König beharrte dabei, daß Dinglinger eben diefes 
Bild in gleiher Größe mit dem Originale nahmad)en müßte, 
und Dinglinger reüffirte endlich nad) einigen vergeblihen Ver— 
ſuchen dergeftalt, daß diefes Stück bis diefe Stunde das fhön- 
fte und größte ift, was man iin Gmaille fehen kann. Sch habe diefe 
außerordentliche Arbeit im grünen Gewölbe zu Dresden gefehen, 


a) Elogio storico del Cavalliere Ant. Rafaelle Mengs. 


b) von Heinede N, Nachrichten von Künftlern und Kunftfachen, 
&h. I. p. 28. 


e) ©. meine Geſch. der Kunft in Spanien, Band IV. pes. Pi 
427 — 42 8, H 


in Deutſchland. m, Ba 
Ina. Nom, und warb Mengs Schüler - Anfangs bes 


fchäftigte ex ſich mit der Portrait- Mahlerei, und in die: 
fer Gattung find fehr fchöne Sachen von ihm vorhanden, 






Florentiniſchen Familie in Schoͤnbrunn, fuͤr welches 
Maria Thereſia ihn mit einem koſtbaren Brillant-Rin— 


Portrait des Herzogs von Slocefter, Bruder Georgs IH. 
im Iahre 1773 gemahlt worden, fo wie Batoni 10 bis ._ 
21 Sahre früher das Portrait eines andern Bruders 
I des Königs, des Herzogs von Vork gemahlt hatte a). 

Durch feine Verheirathung mit Thereſia Menge war 

er Raphaels Schwager geworden. Er befleidete mehre— 

re ehrenvolle Aemter bei der Academie des heiligen Lu— 
cas, und flarb 1808, 

» Ungeachtet Maron ein ehe Künfkler war, 
zeichnete er fich Doch weder durch feine Seichnung, noch 
durch feine Compofition aus, und verfiel bei feinem 
Streben, den Meifter im Colorit nachzuahmen, in einen . 

zu gefuchten Glanz der Färbung. 

Nicolaus Guibal, der Sohn eines Bilbhau⸗ 
ers, war in Luͤneville 1725 geboren, und lernte die 
Mabhlerei bei Claudius Charles. Sn feinem ı6ten Jah— 
ve fam er nach Paris in Karl Natoire5 Schule, ward 
‚1745 Penfionair der Königl. Academie, erhielt 1748 den 
zweiten Preis, und reifte, weil er mißvergnügt gemacht 
worden war, nach Stuttgard, wo er während des Baues 
des neuen Schloffes viel Arbeit fand. Nach einem 
‚ıömonätlihen Aufenthalte daſelbſt gieng er aber nad) 
Rom, wo er in R. Mengs einen Freund und Rathge— 
ber fand. Hier blieb er vier Jahre, und der Herzog 
| von Würtemberg, der -inzwifchen nach Nom gefom- 
men war, gab ihm eine Penfion von 750 Gulden, 





a) Diefes Gemählde mug noch in Braunſchweig ſeyn 





wie z. Bo das große Gemählde der Großherzoglich 


* 


ge und 500 Ducaren belohntes Auch ift von ihm das u 


— adah, a RR. ‚r * N N 


430 — Geſchichte der Mahlerei 


weshalb er im Gefolge des Markgrafen Friedrich von 
Bayreuth nah Stuttgard zurüdreifte, und dafelbjt eine 
Menge Plafonds und andere Gemählde für den Wür⸗ 
tembergifchen Hof, doch auch manches für andere — 
ſten mahlte. Er ſtarb 1784. 

Sehr richtig bemerft Goͤthe a) daß in feinen, undd 
in Knollerd und Unterbergerö b) Arbeiten das Ernftefte \ 
abgfeitete. Sie überließen ſich ihrer Natur, und man 1 
erfennt Mengs Schule in ihren Werfen nicht aus 
der wohlverfiandenen Zeichnung ſchoͤner gewogener J 
Formen, ſondern blos an hellen munteren Farben und 
dem herrſchenden guten zone im allgemeinen. * 

Martin von Knolier, zu Steinach, nicht weit 
von Snfprud im Sahre 1725 geboren, war zuerft un 4 
Wien ein Schüler von Paul Zroger, bei welchem er 
ſich ſechs Jahre aufhielt. In der Folge gieng er unter 4 
der Protection des befannten Grafen von Firmian nah 
Kom, in Mengs Schule. Er arbeitete fehr viela Fred: 
co und in Dehl, entfernte fi aber nie von der damals 
in der Wiener Schule herrfhenden Manier. Zu allen 
Ehren, die ihm wieberfuhren, erhob ihn Maria — 
ſia auch noch in Ay Adelſtand. 








* a 5 . 

Aus der ar. Familie Kobell haben fich mehre: | 

re Mitglieder ausgezeichnet, und zeichnen ſich noch jetzt 
aus. 


Ferdinand Kobell, 
geb. 1740, geſt. 1799. 
ein geborener Mannheimer von guter Familie, hatte 
fi) dem Studiren gewidmet, und war bis 1762 Hofs 
a) Winkelmann und fein Jahrhundert. | 


b) Es giebt mehrere Künftler des Namens Unte eb erger. 
Jgnatz war Mitglied der Kaiſerl. Academie zu Wien, Franz 





in Deutſchland. N — 931 


| f 
kammer-Secretair. Inzwiſchen hatte er von Sugend 
auf fo viel Neigung zum Zeichnen gehabt, daß er,alle 
"von Amtsgeſchaͤften freie Stunden damit zubradte, 
und der Ehurfürft Karl Theodor, der feine Zalente bes 
merfte, feßte ihm einen jaͤhrlichen Gehalt aus, damit 
er fi ungeſtoͤhrt der Landsfhafts:- Mahlerei widmen 
koͤnne. Bon diefem Angenblide an fludierte er die 
Werke der beruͤhmteſten Meifter, deren Arbeiten zahl— 
reich in der Churfuͤrſtlichen Sammlung zu Mannhein 
I vorhanden waren, noch weit ämfiger aber die Natur» 
Er ward ein ausgezeichneter Landsſchaftsmahler. 
Im Sahre 1768 machte er mit dem Churfuͤrſtl. 
Geſandten, Grafen von Sidingen, eine Reiſe nach Pa— 
ris, wo er durch Vermittelung des Grafen Zutritt zu 
‚den beften Sammlungen erhielt, Nach einem anderthalb 
jährigen Aufenthalte in Paris Fehrte er nah Mannheim 
zurüd, mahlte wieder für den Churfürfien, warb Mit 
glied und Secretair der Academie, und Churfürftlicher 
Eobinets- Mahler, Die Unruhen des Feldzuges von _ 
2795 nöthigten ihn Mannheim wieder zu verlaffen, 
und. nah München zu geben, wo er nach dem Tode 
des Directors der Mannheimer Gallerie, von Schlich⸗ 
ten a), deſſen Stelle ee ur 1799 in Mannheim 
| farb, 
1% Seine Landfhaften find mit fehr feinen Figuren 
geſchmuͤckt. In der Mannheimer Gallerie find zwei 
| und Joſeph und Chriſtoph waren Bruͤder — und alle in Ty— 
rol geboren. Der letztere war Mengs Schuͤler. Man ver— 


gleiche über die drei letztgenannten Meuſels N, PN ar⸗ 
tiſt. Inhalts. St. II. p. 235 u, f. 


a) Sohann Franz von Schlichten, Johann Philipps Sohn, war 
in Mannheim geboren, ſtudierte in Italien und ſtarb als ge⸗ 
ſchickter Mahler und Gallerie-Director im Jahre 1795. Zwei 

Gemaͤhlde von Johann Philipp, der van der Werffs 
Schuͤler geweſen ſeyn fol, befinden fi in der Münchener Gal— 
lerie, und find allerdings in van der Werffs Manier gearbei⸗ 
tet. ©, von Mannlich T. II. Nro. 280. 390. 


4 


wm 


452 Seſchichte der Mäptere n 
Stüde von ihm. Sein Bruder Franz, und fein ech 


Ba N a ein 


Wilhelm, ber ein zweiter Wouwermann ift, find beide, 
noch am Leben; eben fo auch Heinrih Kobel. Alle has 


ben mit großer Kunft in Kupfer geflochen, und beſchaͤf⸗ 
tigen ſich noch jetzt damit. 


Johann Georg Pforr, 
zu Upfen in Niederheſſen im Jahre 1745 geboren, war 
eines Pächters Sohn, und follte fih der Bergbaufunde 


widmen. Bon Jugend auf aber befhäftigte er fi mit 


Dferden, und zeichnete fie in allen Stellungen, R 

AS der Minifter von Waiz die Talente des jungen 
Mannes bemerfte, ftellte er ihn als Mahler bei der Por: 
zellain-Fabrik an; da ihm aber diefe Mabhlerei nicht ges 
- fiel, fo verließ er nach einigen Jahren die Fabrik wies 
der, und befuchte als Schuͤler die im Jahre 1777 zu 


ah errichtete Mahler: Academie, obwohl er damals “ 
bertits 32 Sahr alt war. Allein ſchon im folgenden 


Jahre (1778) erhielt er den erſten Preis, und ward 
Mitglied der. Academie. Im Jahre 1781 hatte er fich 
in Sranffurt am Main niedergelaffen. Sein Ruf als 
geſchickter Thier- befonders Pferdemahler verbreitete fich 
immer mehr, und machte ihn einer näheren Verbindung 
mit dem Gallerie » Infpector Tiſchbein a) in Gaffel 
werth, defjen Schweiter er im Jahre 1784 heirathete. 
Alle die ihn näher Fannten loben detnen bortrefflis 
hen Character b). Eine Bruſtktankheit, die ihm fchon 


a) Diefe Etelle Fam nah Tiſchbeins Tode an meinen wackern 
und achtungswürdigen Freund, Ernft Friedrih Ferdi 
nand Robert, einen Schüler des Naths J. H. Zifhbein, 

“ feines Onkels. , Er war in Frankreich und im Italien, und 
verbindet mit feinen übrigen Talenten auch noch die Geſchick— 
lichkeit eines vorzuͤglichen Lehrers in der Perſpective. 


b) ©, den Greimüthigen 180%, &t, IX. 


* 





in 





in feiner Sugend befallen hatte, und ihm eine immer: 
‚Iwahrende brennende Empfindung vom Magenmunde an, 
bis in den Schlund verurfachte (das fogenannte Sodbrenz 
Inen), war die Veranlaffung feines ploͤtzlichen — im 
Jahre 1798 a). 


Schon im Jahre 1792 hatfe er 16 Blätter zu —— hi 


nersdorfs Anleitung Campagne= Pferde gbzurichten ausges 


arbeitet, und nicht lange darauf ein anderes Werk i 


„Darftelung der verſchiedenen Pferde-Racen“ heraus⸗ 
gegeben. Er mahlte außerdem auch Jagden und Thies 
| xe; in der Darftellung der Pferde ift er Innen wahts 
haft. ausgezeichnet. 


Einige gute Nachrichten uͤber ihn findet man bei 


Meufel b)., 
Ein anderer Hefje, auch aus der Safkifgen SOME 
war 


Bilhelm Boettner, 
geb. 1752, geſt. 1805. 


Er war aus Ziegenhayn- gebürtig, feine Eltern hat | 


ten ſich aber ſchon feit 1762 in Eaffel niedergelaffen, und 
fo fam, er bereits 1767 in des Rath Zifehbeins Schule, 


Eine Reiſe, die er im Jahre 1772 nach Di ffeldorf unters 


nahm, um bie dortige herrliche Gallerie zu benusen, 
hatte keinen glüdtichen Erfolg, denn es war, zu Folge 
1 eines höchft. fonderbaren Befehls verboten, in der Galler 
vie zu copiren, Er kehrte alſo 1775 nach Caſſel zurüd, 
und gieng noch im Herbfte deffelben Jahres nad) Paris, 
wo ermit Beifall arbeitete, und im Sahre 1776 die große 
Dreis = Medaille der Königl. Ucademie in der Zeichens 


Zunft erhielt. Im folgenden Sahre reifte er nah) Rom, 


a) S. N, teutfher Merkur 1799. St, II. ©, 250, 
d) Teutſches Kuͤnſtler-⸗Lexicon Ed. 2. Bd. ILL p. 147. 


Siorillo. Zr Th. ee 


in Deutfhlend. 438 


456 Gefihichte der Mahleri 









und erhielt von der Freigebigkeit des verftorbenen Lands 
grafen mehrere Sabre lang eine Penfion,, Erft im Zah. 
ve 1781 kehrte er nach Caffel zuruͤck, und ward Mitglied 
der Academic. Auf einer zweiten, 1785 nach Paris ges 
machten Neife, ernannte ihn der jeßige Churfürft, der 
üch felbft dort aufpielt, zu feinem Hofmahler, und faum. 
“ war er von dort nach Caſſel zuridgefommen, als er 
einen fehr vortheilhaften Ruf nach Paris erhielt, welchen 
er aber ablehnte. Im Jahre 1789 ward er zum Profeffor 
‚der Academie, fpäterhin zum Rath, und endlih zum 
Director der Ucademie ernannt, ald der alte Zifchbein 7 
1505 geftorben war. n 
Juſti fagt mit Recht a) „ES iſt zu beflagen, daß 
diefer Künftter feit mehreren Jahren ſich faft ausſchließ— ; 
lich mit der Portrait Mahlerei befhäftigt, und dadurch 
verhindert wird, öfter in feinem Hauptfache, in der His 
ſtorien-Mahlerei aufzutreten‘ Außerdem daß Goͤthe 
feines Supiters und Ganimeds, den er in Rom gemahlt 
hat, mit großem Lobe gedenft b), findet man aud 
in mehreren Schriften Nachrichten über ihn c), Diefem 
muß ich noch eine Nachricht über zwei feiner Gemaͤhlde 
in der Gallerie des Grafen von Brabed d) hinzufügen: 


N 


* 


a) N. teutfher Merkur 1803. St. VI. p. 121, 
b) Winkelmann und fein Sahrhundert, ©. 307, 
e) Meufels N. Miscellen artift. Inhalts. St. TIL ©, 297 — 
209. — Zeitung für die elegante Welt. 1802, ©, 357. —. 
Sufti im N. teutfchen Merkur. 1803. St. VI. p. 121, und 
1806, p. 123. — Juſti Heffiihe Denkwürdigkeiten. Bd. IV, 
Abth. 1, p. 457 — 461, — Fuͤßly Lericon, Bd, II: 

d) — „Un tableau moderne bien digne d’etre remarqu£. 
"Al represente une Venus couchee, badinant avec l’Amsur.“ 
L’artiste qui Ya peint c’est Mr.; Boettner, Professeur de 
Vacademie de Cassel. — Un tableau oval occupe le cen- 
tre du Plafonds; il est fort bien eclaire, et represente 
Apollon, Thalie et Terpsicore. Ces figures jetées avec 
legerte dans des nuages, forment un bel ensemble, et 
sont encore l’ouyrage de Mr. Boettner dont j’ai deja par- 

leé. WVid. Soeder par Roland, p. 25 et 30. 





in Deutſchland. 435 


das eine, ein liebliches Gemaͤhlde, das andere ein herr⸗ 
licher Plafonds in einem großen Saale. Unter den 
von ihm gemahlten Portraiten erinnere ich mid) immer 


mit Vergnügen des mit vielem Fleiße und vieler Sorge - 


falt gemaͤhlten Portraits meines Freundes, des Chur⸗ 

fuͤrſtlichen Bildhauers, Herrn Prof. Ruhl in Gaflel. . 
Sch beſchließe nun den. dritten Theil diefes Werkes, 

mit einigen Nachrichten uͤber I 


Asmus Jacob Earftens, 
geb. 175%, ‚geft. 1708. 
h Dieſes erhabene, und in der That originelle Genie ift 
zu Sanft Gürgen, einem Dorfe unweit Schleswig 
geboren. Obwohl er von früher Jugend an die unzweis 
felhafteften Beweife feiner Talente für die Zeichenkunſt 
gab, fo waltete doch ein ungluͤckliches Geſtirn über fei- 
nem ganzen Leben. Er mufte bei einem Weinhändler 
in die Lehre! Erſt als er im Sahre 1776 zu feinem 
Freunde Ipfen a) nach Kopenhagen gieng, widmete 
er fih ganz der Zeichenkunſt, und ftudierte Anatomie 


unter dem Profeffor Wildenhaupt, der einen fehr infrue 


tiven Vortrag hatte, Wegen verfchiedener Unannehm 
lichkeiten mit der dortigen Academie, die zum Theil 
‚ in feinem originellen: Character gegründet feyn mochten, 
verließ er Kopenhagen, und gieng in Geſellſchaft eines 
juͤngern Bruders und des Bildhauers Buſch nach Ita— 

lien. Beide Bruͤder trennten ſich aber bald wieder von 


dem letztern, und mußten, nachdem fie bis Mailand 


gefommen waren, wegen Mangel an Gelde und Kennt: 


a) Paul Ipſen war in feinen früheren Fahren ein Seemann ge= 
wefen, hatte ſchon verfchiedene Reifen zur See gemadjt, und 
‚aus überwiegendem Triebe zur. Kunft jenes rauhe Gewerbe 
verlaffen, Er madıte fi in der Folge als einen geſchickten 
Portrait- und Marine- Mahler bekannt, ©, Ternows Leben 

ECarſtens, pag. 17. und Weinwih Maler: Billed ꝛc. ©, 197. 


\ 


ALL ze Ev, * ER Er, 2 





0Soeſhihee da Mahl 


niß der Sprache, ohne — und Beſchiter eg en 
Ruͤckweg nach Deutſchland antreten. — —34 
Carſtens fand nun in der Schweiz einige Unterfihe 
tzung, gieng dann nad Kübel, wo er fih fünf Fahre lang 
dur Portrait» Mahlerei erhielt, und die enge Freund 
ſſchaft mit Fernow fchloß, welche bis zu feinem Tode 
fortdauerte, - Eben dafelbfi fand er in dem Senator R, 
‚einen Belhüser, der ihn mit Geld und mit Rath uns 
terflügte, Indeſſen war feine originelle Laune, verbuns 





den mit der größten Nechtlichkeit, nicht Dazu geeignet % 


ibm bei Leuten Eingang zu verfchaffen, oder ihn dem 
größeren Theile der Menfhen werth zu machen, Die, 
an Berftellung gewöhnt, fih an die Wahrheit nicht ges 


wöhnen fünnen, Carſtens Herz war auf feinen Lippen; 
dieſes war die Urfache feiner unangenehmen Begebens E 


heiten in Kopenhagen, und aller. anderen die er bis 
ans Ende feines Lebens erlitt, 

Nachdem er nach Berlin gereift war, erhielt er das 
felbft dur VBermittelung des Minifters von Heinitz vom 
Könige eine Eleine Penfion, und endlich), nach mancher— 
lei Umftänden, den Zitel eines Profefjors der Academie 
mit einem Gehalte von 450 Athl. um nah Rom zu ges 
ben, dem höchften feiner Wünfche, deſſen Erfüllung er- 
endlich im Jahre 1792 erreichte, 

Ruͤckſichtlich des Eindruds, welchen die Werfe von 
Michel Angelo (für welchen er ftet3 eine befondere Vors 
liebe hatte) und von Raphael auf feinen Geift machten, 
verweiſe ich meine Lefer auf fein ſchoͤn gefchriebenes Le— 
ben von feinem Freunde Fernow. Der erfie Eindrud, 
den er in der Sertinifchen Kapelle empfieng, wo. der 
Schöpfergeift Michel Angelo’s in feiner ganzen Erhabenz 
beit waltet, war, wie man ſichs bei feiner Empfindlich— 
keit für Größe überhaupt, und vorzüglich für die eigen- 
thümliche Größe jenes Kuͤnſtlers, der ſchon fo Tange 
fein Borbild gewejen war, vorftelen kann. Er fand 





in I Deufäfund. * a 


diefe Werke über fein Erwarten; nicht in ber Größe des. 
Styls, oder der Kraft des Ausdruds, denn da hatte er 
das Höchfte erwartet; darin Leifteten fie ihm blos Gent- 
ges — fondern in ber Mahlerer, befonders in den Darz _ 
ſtellungen des Plafonds, die er beſſer gemahlt und colos 
tirt fand, ald er dem Michel Angelo zutraute, von defs 
fen Colorit er immer viel Böfes gehört hatte u. f. w. 
- Daß er die Aufmerffamfeit feiner Landsleute in 
Rom auf fich zog, war fehr natürlich. Seine hoͤchſt einfache 
Kleidung, feine Aufrichtigkeit, Cer ſprach immer wie er 
dachte,) feine ganz eigenen Kunft > Sdeen, feine farkaftifche 
Berfpottung alles academifchen Kunft-Schlendrians, und 
tauſend andere ähnliche Dinge waren dazu geeignet; fo 


I wie auch daß er das eifrige Studium des Nadten laͤ— 











cherlich machte, und behauptete, diefes gehöre blo3 zum 
AB C der Kunftz wer in Rom fludieren wolle, müffe 
es ſchon wiſſen. 

Wenn Carſtens auch in vielen anderen Dingen 
Recht hat, ſo kann ich doch dieſe ſeine Behauptung 
ruͤckſichtlich des Studiums des Nackten nicht billigen. 
Es iſt kein ABC, ſondern eins der ſchwerſten Theile 
der Kunſt, den man nie auslernt. Wie wuͤrde Michel 
Angelo jene Vollkommenheit erreicht haben, wenn er 
diefen Theil der Kunft nicht fudiert, und ihn mit feinem 
tiefen Studio der Anatomie nicht zu vereinigen verſtan— 
den hätte? Etwas anderes iſt es, mit vieler Eleganz in 
seiner Academie das Nadte zeichnen, und etwas anderes 
das Nadte ftudieren. Diefes hätte Carſtens wiffen müffen. 

Sm Sahre 1795 ftellte er mehrere feiner Arbeiten 
öffentlich aus, und fie wurden von den Staliänern ges 
‚lobt und bewundert, Ganz anders benahmen fich die 
meiften deutfchen Künftler, befonders die, welche damals in 
der Zunft das große Wort führten, bei diefer Gelegenheit. 
gegen ihn; fie, traten auch hier als feine Gegner und 
Berkleinerer auf, befpöttelten feine Ausflelung, befritz 


| Pr En ih der Mal 9 


* J 3J 
telten feine Arbeiten, und — ſich durch dieſe eins a 


— 


liche Rache ihrer gekraͤnkten Eitelkeit nur lächerlich ohne 
dem Kuͤnſtler zu ſchaden u. f. w. a). Mehrere deutſcheKunſt⸗ 
ler in Rom hatten ſich vereinigt, deutfche Sournale dorthin 


tommen zu laffen. Jene Anzeige ward ihnen befannt, 
und ein Dorn im Auge aller Gegner unfers Künftlers. 
Da ihnen aber die Feder weniger geläufig war als die 


Zunge, fo konnten fie nur dieſe dagegen in Bewegung 
fegen, und mußten darauf Verzicht leiſten, ihre feinds 


lichen Gefinnungen gegen Carſtens öffentlich Fund zu ma⸗ 


chen, bis fie glüdlicher Weife, obwohl erft zwei Sahre 


ſpaͤter, wo jene Anzeige laͤngſt vergeſſen war, im ſoge— 
nannten Maler Muͤller das gewuͤnſchte Organ fanz 


den, um die Schale ihres Lächerlichen Zorns über den 


Verfaſſer ſowohl, ald über den Künftler auszugießen b). 


« Garftens originelle Laune war Urfache, daß er nicht nur 
mit der ganzen Academie zu Berlin, fondern felbft auch 
mit dem Minifter von Heinig in Streitigkeiten gerieth. 
Als er durchaus nicht nah Berlin zurüdfehren wollte, 
verlangte man von ihm, daß er den bezogenen Gehalt, 
eine Summe von ‚Mpgeläbr 1560 Rthl. wieder erflatten . 
follte. 


Ungeachtet feine Befundheit täglich ſchwaͤcher * 
war er dennoch immer beſchaͤftigt. Zu ſeinen legten Ar— 
beiten gehoͤren die 24 Zeichnungen zur Gefchichte der 
Argonauten c). 


4) ©, Fernow p. 178. wie auch N, teutſcher Merkur, 1705. 
St. VI: p. 158. Meber einige neue Kunſtwerke des Profej- 
fors Carſtens — ebenfalls von Fernow gefchrieben, und eine 
Beſchreibung feiner ausgeftellten EIER enthaltend, 


'b) ©, Fernow p. 181: 

c) Vid. Les Argonautes selon Pindare, Orphee et Apollo- 
nius de Rhodes en vingt-quatre planches inveniees et 
‚dessinees par Asmus Jacques Carstens, et gravees par Jos. 
Koch. à Rome. 1799. mit 4 Blättern Text. 

















" N | ——— % RN 
in Deuthind· 2 a 


Ser ae Maler Miller, der ſich * An⸗ * 
ſchein nach immer als ein Freund gezeigt hatte, trat 
nun ploͤtzlich 1797 in einer Schrift als fein Feind auf a. 
Die Sache gieng folgender Geftalt zu. Zwei deute 
ſche Kuͤnſtler, die ihr Anſehn unter ihren Landsleuten 
hauptſaͤchlich auf ihren laͤngeren Aufenthalt in Rom, 
"auf ihre Fertigkeit einen Akt zu zeichnen, und auf das 
‚große Bort) das fie als würdige Nepräfentanten des 
Zunftgeiſtes in der deutſchen Landsmannſchaft gewoͤhnlich 
fuͤhrten, zu gründen fuchten, waren immer erklaͤrte 
„Sean von Carſtens, weil er ihre Anfprüche, ihr Mo⸗ 
‚dell zeichnen, ihren Zunftgeift, und ihr großes Wort 
nicht. anerkennen wollte. Diefe waderen Zunftgenoffen 
‚hatten einmal, im Gefpräche mit Müller jener Anzeige 
der Garftenfchen Ausftelung im Merkur erwähnt, von. 
dem ‚Miller, der mit den übrigen Deutfchen wenig Ums 
gang hatte, und auch anihrer Sournal= Gefellfchaft nicht 
Theil nahm, bis dahin nichts gehört hatte. Sie erreg⸗ 
ten feine Neugier diefelbe zu lefen, und wußten zugleich 
feine Eitelkeit, feinen Künftler-Stolz, der etwas zu 
früh auf erträumten Lorbeeren eingefehlummert war, und 
ſeinen unfriedlichen Satyr, der ſich gern zuweilen den 
Spaß machte, feinen Bekannten unverfehens ein Bein 
zu fielen, dergeftalt aufzureizen, daß er, noch ehe er 
jene Anzeige gelefen hatte, etwas dagegen zu fhreiben 
beſchloß uf. we 
Ein trauriges Schickſal — Feindfchaften, Beneis 
dung feiner Talente, beſonders aber eine ſchwache Geſund— 
heit die ihn feit feiner Jugend niedergedruͤckt hatte, wa⸗ 
ren die naͤchſten Veranlaſſungen des frühen Todes dies 
fes trefflihen Künftlers! Er ftarb als er faum 44 Sahr 


a) Schreiben Herrn Müllers, Mahlers in Rom, über die Ans 
kuͤndigung des Herrn Fernow von. der Ausftellung des Herrn 
Profefjors Garftens in Rom, ©, die Horen, Jahrgang 1797. 
St IN. u IV. ; Bun 












rede ”% N. » 
— Ich habe die gegen Carſtens ausgehbten geindfer F 
Vichkeiten zu keinem andern Zwecke hier angeführt, als J— 
Y Me etwas zu beweifen, was ich immer behauptet Haben J 
Dieſe Handelsweiſe deutſcher Kuͤnſtler in Rom fieng zu 
Winfelmanns Zeiten an, ward —— Seh — 
und andern fortgeſetzt ‚und dau —3 bis auf. en en 
Tag. Wollte ich, flatt einer Geſchichte der Mat zu hi 
ſchreiben, ‚eine ſcandaloͤſe Mabier⸗Chronik * theu⸗ 
ren ! genoſſen in Rom ſchreiben; ſo haͤtte ich dieſen 
Band meines — noch ſeht erweitern können. Dh 
genug! die Seit jene Sandtungsmeife mit einem 
dichten eier verhüůllen. — u 
a dernen p. 237, u F fe * Eu Te 
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