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Full text of "Geschichte des Herzogthums Steiermark"

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STANFORD 
UNIVERSITY 
LIBRARIES 





„sretzjleiien 
Bud ne 1495 


/ ) 7 








Geſchichie 


Serggttuns Steiermark 


Bon 


Dr. Alert 5 eher 


weiland Stiftefapitular zu Admont, wirklichen Mitgliede der k. k. Aladennte 
der Wiffenfchaften in Wien und k. E. 6. o. Profeffor an ber Univerfität 
zu Gräß. 


Fünfter Theil. | 





Gräg, 1850. 


Bei Damian und Sorge. 


TME 


Seiner Raiferlichen Hoheit 


dem 


durchlauchtigſten Herrn Herrn 


Johann Baptift, 


kaiſerlichem Prinzen und Exrzherzoge von Oeſterreich, königl. 
Prinzen von Ungarn und Böhmen &c. &r.; 


Ritter des goldenen Vließes, Großkreuze bes militärifhen 
Marien: Sherefiene und des Faiferli-öfterreihifhen Leopold- 
Drdens, Ritter des kaiſerlich ruffifhen St. Andreas, St. Ale 
rander-Newsky-, des weißen Abler= und St. Annen-Ordens 1. 
Glaffe, des königlich preuffifhen ſchwarzen und rothen Adler 
Ordens; Großkreuze des Eöniglih-bayerifhen Hausordens des 
h. Hubertus und bes Eöniglih würtembergifhen Militär- Ver- 
dienft- Ordens; Ritter bes königlich fähfifhen Ordens ber Rau- 
tentrone und des großhergoglich badenfhen Ordens der Treue; 
Großtreuge des töniglid niederländifchen Löwen Ordens, des 
großherzoglich heffenfhen Ludwig⸗, des herzoglich ſächſiſchen 
Erneſtiniſchen Haus-Ordens und des königlich griechiſchen Or 
dens des Erlöſers; kak. Generals Feldmarfhall, Inhaber des 
Dragoner-Regimentes Nr. 1, dann Chef des Sappeur- Gre 
nadier=- Bataillon im kaiſerlich ruſſiſchen Genie-Corps und 
des Eöniglich preuſſiſchen 16. InfanteriesRegimentes, 


Dem 


fürftlichen Gönner der Steiermarf, 


dem 


erhabenen Kenner ihrer Gefchichte 


in tieffter Ehrerbietung gewidmet. 


Porwort. 


Die eriten Bogen- ded Manufcripted zu dem vorliegen 
den V. Bande der Gefchichte. ded Herzogthums Steier- 
mark waren eben in bie Druckerei gegeben, ald der nun: 
mehr verewigte Herr Verfaſſer von ſchwerer Krankheit 
befallen wurde, deren tödtlicher Verlauf der Wiſſenſchaft 
einen nicht geringen Verluſt zufügte. | 


Wenige Tage vor feinem Tode beauftragte er, aus 
der tiefen Nacht, in welcher heftiges Delirium feinen fonft 
fo hellen Geift gefangen hielt, erwachend, den Unterzeich- - 
neten mit der Herausgabe diefed Bandes, und übergab 
ihm die maffenhaften Vorarbeiten für die Fortfegung des 
begonnenen Werkes mit der dringlichen Bitte, die gewiß 
eben fo werth= ald mühevollen Früchte jahrelang fortge⸗ 
ſetzten Sammeleifers nicht der Vergeſſenheit zu überlie⸗ 
fern, ſondern ſie nach Kräften zu ordnen und zu publiziren. 


Diefem letzten Wunfche feines dahingefchiedenen Leh: 
rers wird der Unterzeichnete zu genügen ſtreben durch raſche 
Herausgabe des für dieſes Geſchichtswerk nachgelaffenen 
Materials, das bei Beobachtung der möglichſten mit den 
Anforderungen an die Gediegenheit der Arbeit nur im⸗ 
mer verträglichen Kürze jedenfalls noch 3 ftarke Bände 
liefern wird. 


Grätz am 25. März 1850, 


Engelbert Prongner, 








Steiermark unter den Babenbergifhen verzegen. r 


Machdem der letzte Traungauer, Herzog Ottokar ge Land— 
VIII., am 8. Mai 1192 geſtorben und die feierliche as “- — Ganaeeicht 
Belehnung mit Steiermark auf dem Hoftage in Wormg | 
vollbracht war (24. Mai 1192), Hatte Herzog Leopold der Aus 
gendhafte einen allgemeinen SHuldigungstag nusgefchrieben. Affe 
Hochedlen, alle herzoglichen Minifterialen, die Stände der Edeln 
und die angefehenften Freien waren in Gräß verfümmelt; und von 
Sremden umgnben den Herzog neben den öfterreichifchen Getreuen 
und Minifterialen, Dietrih Graf von Wafferburg, Gero und Wil- 
heim Grafen von Heunburg, Albrecht von Weichfelberg, Otto Land- 
graf von Steveningen, Konend von Schnumberg, Wernher von 
Griesbach, Dito von Donnersberg, Heinrich von Strafhofen u. 
D..0. ). Da empfing er die-Huldigung der Stände des Herzogthumg, 
der Minifterialen und aller Inndesfürftlihen Vaſallen und Dienft- 
Leute, hielt mit: ihnen vereinten Rath für die Wohlfahrt des Lan- 
des, . ertheilte und beftätigte alle bisherigen Iandesfürftlihen Les 
hen und befräftigte auch die alten Handveſten einzelner Ortſchaf⸗ 
ten, vorzüglich der Stadt Grät, mit neuen Diplomen °). Dann 
ließ er nach Sitte der Zeiten den vereinigten Wappenfchild von 
Defterreich und GSteier an einem Speere auf offenem Platze vor 
der Pfarrkirche zu St. Egyden nufrichten und hielt unter freiem 
Himmel feine erfte Malftatt, oder das .erfte offene allgemeine Ge⸗ 





1) Bon biefem Hoftage und von ber Huldigung erwähnen ausbrüdlich die Urs 
funden: Dipl. Styr. I. 171 — 172. für Sedau; u. Monum. Boic. XXIX. 
I. p. 47 —48. für Gleinf: „Ipso vero (Otakaro Duce Styriae) cor- 
pore exempto cam nobis omnia gubernanda provenissent, apud Graece 
ministerialium nostrorum magnum conventum convooavimus.‘“ — God. 
8. Pauli p. 80.: „oum curiam apud Grez celehrasset.‘“ — Ibidem: 

‚„Apud Grece magnum ministerialium nestrorum oonventum convoca- 
vimus, illio de nostris rebus ac provinciae salute saniori 
consilio aliquid trastatari.“ — Hanthal. I. 442. 


2) Wartinger, Privilegien von Gräß. 
1 %* 


4 Steiermark unter den Babenbergifchen 


richt im Lande zu Steier ). Da trat der achtzigiährige Propft 
Wernher von Seckau mit dem Stiftsdechnnte Gerold bittend vor 
ihn und erhielt die Beftätigung aller Spenden, welche Herzog Dt- 
tofar VIII. in feinem Zeftamente mit der Billa Waltendorf, mit 
Grund und Boden dafeldft bis an die Pöls Hin, und mit der Ju— 
denburgeralpe dem Stifte gemacht Hatte und die feierliche Weber- 
nahme des Vogtenamtes ?). Auch dem bajonrifchen Stifte Form⸗ 
bach ficherte der Herzog in einer Urkunde den Beſitz des Gutes 
zu Wartnanftätten zu, fo wie es Herzog Ottokar in feinen letzten 
Lebenstagen demfelden von allen Gerichts- und Vogteirechten be- 
freit, gefchenft hatte, und ließ die Urkunde fiegeln vor den Zeu- 
gen: Hartnid von Drt, Herrand von Wildon, Otto von Krems, 
Dttafer von Graze, Ulrich von Stubenberg, Nudoph von Stade, 
Erchinger von Landefere, Gerhard von Krumbad u. v. a. Ber 
Abt von St. Paul im Lavantthale brachte zum Geſchenke ein ftatt- 
fiches Streitroß, und der Herzog verhalf ihm wieder zum Beſitze 


eines dem Stifte lange entfremdeten Gutes zu Zellnitz (Villam 
Zellnz) ?). | 


degeg Bespofe in Nach diefem Landtage in Graͤtz eilte Herzog 
a ennar Leopold, begleitet von vielen Landesedlen, nad) Stadt 

Steier, um auch dort Ottokar's letztwillige Anord- 
nungen in Vollzug zu bringen und allen neuererhten Alloden und 
SHörigen Bericht und Necht zu thun. Als er dort dem Stifte 
Gleink für einige von Dttofar geſchenkten Güter die Kirche in 
Dietach ſammt Dotation und nen Nechten übergab und die Ur: 
kunde fiegelte, umgaben ihn als Zeugen: Wernhard von Schön: 
ber, Hartnid von Drt, Wulfing von Kapfenberg, Herrand von 
Wildon, Gundaker von Steier, Hnrtnid von Divenftein, Rudolph 
von Stadeck, Drto und Dttofar son Graeze, Pillung von Pern⸗ 
ftein u. a. m. ). Um diefe Zeit waren zwiſchen den Grafen Al— 





1) Chron. Admont. Zwettl, Reichersp. Vatzonis. Anno 1192. 


2) Johanneums⸗ urkunde. — Dipl. Styr. E 171-172: „Quia post obitum 
divae memoriae dileoti oogmati nostri,' Ducis Otacheri, Ducatum Sty- 


riae administrandam euscepimus, nos in placito nostro Graeee primum 
habito,“‘ 


3) Cod. 8. Pauli. p. 80: „‚Palafridum 8. Mareis comparatum illi prae- 
sentevimus,‘‘ 
*) Nonum. Boic. XXIX. II. 47—48: Acta aut haec anno Domini 1192, 


a 


Indiet. X. Data apud Styriam. Non, Aprij (f) 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 5 


bert von Bogen, und Rapoto und Heinrich von Örtenburg blutige 
Fehden entbrannt, mobei gegenfeitig die Allode in Kärnten und 
Salzburg vermüftet und die Hörigen erfchlagen wurden. Diefe 
Irrungen vermochte eine nach Lauffen berufene Verſammlung von 
Fürſten und Edlen auf gütlichem Wege nicht zu beenden (3. 1191); 
der Krieg begann wieder fo heftig, daß auch Herzog Leopold mit 
feinen Bemaffneten nusziehen mußte. Seinen Waffen eringen die 
Grafen von Drtenburg; und die Achterfiärung des Grafen Als 
bert8 von Bogen und feines Schwagers, Brimislaus von Böhmen, 
am 6. December 1192 nuf dem Yürftentage zu Regensburg nad 
dem ftrengen Urtheilſpruche des Kaiſers Heinrich VI. beruhigte die 
Länder wieder °). 


Während diefer Ereigniffe hatte ſich zwiſchen eisen 
dem Stifte Admont und dem Hochitifte Salzburg Salurg und Ad⸗ 
Streit über Nechte bei den Bauten nuf Silber und 
auf andere Erze, fo wie über das DBerggericht, deffen Erträgniffe 
an Wehrgeldern, über die Rechte auf Brohngebühr von den ges 
monnenen Erzen an den Bergen Zezzen, Zozzen, Kofin und Ret⸗ 
tin innerhalb der Pfarrgränzen von Guttaring in Kärnten, ind: 
befondere über Spitzrecht, Garrenrecht, Hutſchicht und 
über das Schmelzrecht entfponnen. Die Anfprüche der Ad⸗ 
montifchen Leute auf diefe Rechte ließ Erzbifchof Adalbert II. auf 
einer großen Verſammlung in Frieſach unterfuchen, vor den Pröp- 
ften: Dompropft Berthold von Salzburg, Wernher von Berchtes: 
gaden, Konrad von St. Zeno; und vor den Landesedlen: Siboto 
von Surberg, Dito von Königsberg, Otto von Goldeck, Dtto und 
Ekhard von Leibnitz, Dito von Landsberg, Albert von Risberg, 
Liutold von Eichheim, Marquard von Vagir, Pabo von Sun 
(Jaun), Ludwig von Kapfenftein, Konrad von Zeizberg, Albero 
von Einöd, Albero von Schergenberg, Konrad von Riute, Dtto 
von Tiefenbach u. v. n. Dem Stifte Abmont wurde das Recht 
zuerkannt, darauf der Schiedſpruch zu Schrift gebracht und von 
dem Erzbifchofe nuch noch die Beftätigung aller Zehenten zu Gam⸗ 
nar und Dbdach nach dem Inhalte der Privilegienbriefe der Erz- 
bifchöfe Konrad I. und Eberhard 1. beigefügt, die Urkunde in der 


1) Chren. Reichersberg. 1191. 1192. — Chron. Altahens. anno 1193. — 
Chron. Mellicens. 1185. 


6 Stelermark unter den Babenbergifchen 


Berfammlung abgeleſen, jedoch erit auf der Veſte zu Hallburg mit 
dem Siegel gefertigt ?). 


Diefem Friedens» und Spendebriefe folgt im 
nächften Jahre (6. Mai 1194) ein Onndendiplom 
K. Heinrichs VI., worin dieſer, wie fein großer Vater, dem Stifte 
Admont die Regalrechte nuf Salze und jede Art Metalle, auf den 
eigenen ftiftifchen Alloden frei und ungehindert aufzufchließen und 
zu bearbeiten, mit kaiſerlichem Inſiegel bekräftigte ). Weiters 
empfahk-gleichzeitig diefer Kaiſer auch dem Metropoliten zu Salz 
burg die Eräftigfte Befchügung des Stiftes Admont °). Zu diefer 
Zeit erweiterte Admont feine Befitungen und andere Rechte durd) 
die großmüthigen Spenden der Edelfrau Diemut, Gemahlin des 
Stadthauptmanneg von Salzburg Meingoz, des Siboto von Sur- 
berg und eines Nittermanneg, Wirich, mit zinsbaren Hörigen, mit 
zwei Höfen am Fluffe Sur zu Weng, zu Lutir, Wanhnröftein 
und zu Minzebrufe im Salzburgergebiete *). Im Jahre 1192 
löſ'te dns Stift St. Paul einige Lehengüter zu Hohenrain (in 
alta ripa) um3, und auf dem Remfchnigg (Remisnik) um 60 Sil⸗ 
bermarfen und ein ſtattliches Neitpferd wieder an fih von Reim: 
best von Mured 5), 


1184. 
Briefe für Admont. 


Wotlendung mer | Im Taufe des Jahres 1194 ift die Karthäu- 
Karthaufe in Seu. ferfirche zu Seiz im Johannisthale vollendet wor⸗ 
den. Die feierliche Einweihung derfelben vollbrachte Oottfried, der 
Patriarch von Aquileja, in Anweſenheit vieler Hochedlen geiftli- 
chen und weltlichen Standes, des Biſchoſs Poppo, Drtolph’s, Dt: 
tofar’s und Leupold's von Gonowitz, Gerold's von Ribinz, Konrad's 





*) Abmonterurkunde Z. 2: „Aota sunt haeo in castro nostro Hallburch, 
anno 1193. ‚„Coram his omnibus praesens pagina Frisaci primum fait 
recitata et eorum de oonsensu in Halburo sigillo nostro confirmata.‘“ 
— Saalbuch, III. 148-150. — Hansiz, M. 306 und corolar. p. 953. 

2) Archivsurkunde Z. 1: „privilegium monasterio 'Adniontensi super aqua 
salaria et metallo invento vel inveniendo in praediis suis ratum habe- 
ınus et praesenti pagina confirmanaus.‘* 

3) Chron. noviss, 8. Petri. p. 249. — Pex, Anecdot. VI. P. II. 47. 

*) Saalbücher II. 268. IV. 233: „‚Testes acoesserunt: Hartnit de Ruc- ‘ 
kerspurc, Ezil de Hengist.‘“ p. 299: „Sub tali conditione, ut videli- 
cet anniversarius dies ejusdem matronae de redditibus ejusdem prae- 
' dii perpetim agatur; ita ut enngregationi pano meliori, .pisoibus et 
vino illa die ministretur.‘‘ p. 298, — 


5) Cod. 8. Pauli. p. 78. 


Herzogen. x, 1192 - 1246 N: hr. 7 


von der Markt u. v. a. Zugleich hatten Rudolph von Raſia und 
deffen Gemahlin Hiltrude dem heit. Johannes zu Seiz eine Spen⸗ 
de von zwei Villen nuf der Bettauer Ebene, nahe bei der Stadt 
Bettau ſelbſt, Eandin genannt, geopfert, und die anmwefenden Ed⸗ 
fen zu Zeugen ihrer frommen Gabe gebeten '). 

Herzog Leopold der Zugenöhafte Hatte für das „ld Tu— 
Jahr 1195 abermals einen Zug nad Palaͤſtina im sendbage Kirbe in 
Sinne. Im December 1194 begab er fich zu diefem 
Ende nad Graͤtz, wohin er feine Getreuen, die Minifterinlen und 
alle Landesedeln, weiche an diefer Fahrt Theil zu nehmen gedach⸗ 
ten, befchieden hatte. Bereits war König Richard Lömenherz feit 
dem 2. Februar 1194 wieder auf freien Fuß geſetzt und nach Eng⸗ 
land zurückgekehrt. An feinem Geſchicke einer langen und harten 
Kerterhaft hatte ganz Europa Theil genommen. Cleonore, Wis 
chard's Miutter, brachte den lange swiderftrebenden Papſt, Cöle⸗ 
ftin 111, dahin, daß er die unmürdige Behandlung eines Könige 
und Kreuzfahrers höchlich mißbilligte und unter Bannesdrohung 
die Auslieferung der Geißeln und die Nüditelung aller Löſegelder 
von dem Kaiſer und dem Herzoge von Defterreich forderte. Hers 
zog Leopold weigerte fich deſſen ſtandhaft; ja, er fehwur. ſogar 
alten Geißeln fiheren Tod, wenn nicht König Richard's Nichte, 
Eleonore von Bretagne, als die feinem Sohne Friedrich vertrag: 
mäßig verlobte Braut herausgegeben würde, (was auch am 24. 
December 1194 wirklich geſchehen ift) )). Dadurch war 9. "eos 
pold, in alles Land Defterreih und Steier verfallen dem päpftli- 
chen Bannfluche und Interdicte; welche jedoch, des päpftlichen Be⸗ 
fehles ungenchtet, weder durch den Biſchof Adelhard von Verona, 
noch durch den Salzburger Metropoliten, Adelbert III., förmlich 
nusgefprochen und verfündiget worden find 3). Indeſſen blieb un- 
widerrufen der von dem Oberhaupte der Chriftenheit nusgefpro- 
chene Kirchenfluh. Nun traf den edlen Herzog dns Mißgefchid, 
daß er am St. Stephanstage in Graͤtz Turnierens pflegen woll⸗ 
te, beim Anbeginne des ritterlichen Kampfſpieles aber nuf eifigem 
Boden mit dem Pferde in ſchwerer Nüftung ſtürzte und fich einen 


ı) Dipl. Styr. II. 84 — 85. 


. 2) Hanthal, I. 444 — 470. - Chron. Admont. anno 1194: „‚Coelestinus 
Papa Liupoldum Ducem cum omni terra sub interdioto anathematis 
posuit.‘* 

3) Hanthal, I. 471 — 473, 


, > , hov. Austriec. bei Rauch I. II., Ortilo _bei_Hanthal. 1195 p. 485. RR 
v9 erihieben. 


% 


n 


8 Stelermark unter den Babenbergifchen 


Schenkel zeriplitterte. Die Unkunde der herbeigerufenen Aerzte 
wußte weder für die unfäglichen Schmerzen Milderung, nod) Ret- 
tung des wirklich bedrohten Lebens zu ſchaffen. Das zerfplitterte 
Bein mußte abgenommen werden '). In peinigender Angſt, daß 
der Kirche Bannfluch auf ihm Tafte, fühlte der hohe Krante feine 
Yeßte Stunde herannahen. Wirich, Pfarrer zu Hartberg, ftand am 
Krankenlager mit ermunterndem Troſtworte der Religion. Der 
fterbende Herzog gab die Berficherung, ale englifhen Geißeln fo- 
gleich Ledig zu Laffen und die für König Nichard's Loslaffung er: 
haltenen Geldſummen wieder zu erftatten. Der Sohn, H. Pried- 
rich, erhielt die gemeflenften Aufträge dnzu. Darauf ſprach der 
Pfarrer Ulrich feierliche Losſprechung vom Kirchenbanne aus. Auf 
des alten Herzog's Wunfch war nuch Erzbifchof Adalbert III. (von 
Leibnitz wahrſcheinlich) herbeigeeitt, erhielt dieſelben Verſicherungen 
und beftätigte die Banneslöſung *). In den Armen feines Soh⸗ 
ned Sriedrich und in dns geweihte Kleid des Cifterzienferordeng 
gehuͤllt, gab Hierauf Leopold mit beruhigtem Herzen am 31. De- 
cember 1194 feinen Geift auf, und ward fogleich in das öfterrei- 
chiſche Stift Heil. Kreuz zur Grabesruhe gebracht 3). 


gi Seromie wen Die zuverläffige Reichersbergerchronik erzählt 
en. dieſes traurige Begebniß mit folgender Darſtellung: 

„Sn demfelben Jahre 1195 ift der fehr mächtige 
„Bürft diefer Länder, Liupold Herzog von Defterreich, geftorben. 


1) Append. Chron. Otton. Frising. 1195: „‚Leopoldus Dux orientalis, nato 
apostemate in orure, ipseque orure propter intolerabilem dolorem prae- 
oiao, ingravesconte dolore vitam oum delore terminavit.“ 


2) Bericht des Erzbiſchofs Adalbert II. an Papſt Göleſtin. — Hausiz II. — 
Coroll. p. 953 — 956. 

3) Append. Chron. Otton. Frising. anno 1195. cap. 41. — Chron. Ad- 
mont. 1194. — Anonym. Leob. et Chron. Awetl. 1198. —:Chron. Neo- 
burg. et Vatzonis 1193. — Chron. Mellicens. Austriac. et Bern. No- 
rio. 1195. — bei Pes, I: — Chron. Garst. Cremif. Claustroneob. Oster- 


" 4 — Zn ber Angabe des Tobestages find bie Quellen v eorol. Ad- ““ 

" mont: ,„Pridie Kal. Januar. Liupoldus ex Duoce Monachus!“ — 
Es tft nicht unwahrfcheinlich, daß H. Leopold einen großen Theil ber englis 
ſchen Löfegelder bereits zur Ausbeflerung und Herſtellung von Burgen und 
©täbtemauern, befonders in Wien und Haimburg und zum Baue von Neu⸗ 
fladt verwendet habe, wie dieſes auch Ennenkl angibts daß aber von biefem 
englifchen Selbe unter anderen auch Fried berg in Steiermark gebaut und 
befeftigt worden fey, iſt Wermuthung ſpäterer GSchriftfteller: ded Anonym. 
Leobiens., Pez. anno 1193. „De qua pecunia (Richardi regis) postea 
stetim nova oivitas et Friedherch.sunt aedificatge st munitae et 
eiroumvallatae;‘‘ und Haſelbach's, Pes II. 712 und A. Caesar. Annal. 
Siyr. IL p. 61 — 67. 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Ehr. 9 


„Denn eines Tages, als er die Zeit mit ritterlicher Uebung und 
„Turniren zubrachte, ſtuͤrzte er aus göttlicher Zulaſſung mit dem 
„Pferde, brach ſich den Fuß, und als dadurch der Schmerz zu⸗ 
„nahm und er an fein Ende gebracht wurde, hat er das Mönchs⸗ 
„Eleid angelegt. Weil er aber vom Papſte (Cöleftin III. J. 1194) 
„mit dem Bannfluche belegt worden war, wegen des oben genann⸗ 
„ten Königs von England, welchem er, nachdeın er ihn auf der Wan- 
„derſchaft gefangen genommen, eine unermeßlihe Geldſumme 
„abgepreßt hatte, nämlich zwei Faufend Mark: fo fendete er eilendg 
„und ließ den Erzbifhof Adalbert von Salzburg herbeirufen, auf 
„daß er einigermaßen, wenngleich fpät, wieder gefühnt werden möchte. 
„Diefer Mann nahm den Reuevollen auf und fprach ihn vom Banne 
„log, unter der Bedingung jedoch, daß er die Geißeln des Könige 
„und das noch übrige Geld fogleich zurücftelen folte. Was auch 
„geſchehen it. Und endete er alfo in größter Zerknirſchung fein 
„Leben. Aus diefer Veranlaſſung fendete Erzbifchof Adalbert Ab- 
„georönete an den Papſt mit folgendem Schreiben: 
„Da Liupold, weiland Herzog von Defterreih, um Chri- 

„ti Geburt feierlich zu begehen, in die Gegenden feines Her— 
„zogthumg Steiermark gelommen mar: fo ereignete es fich, 
„daß er am Enge des heiligen Stephanug ſich mit anderen Edeln 
„auf das Feld begab, und dort) mit Uebung und ritterlichem 
„Spiele die Zeit zubrachte. Wie er nun fo in vollem Bergnügen 
„und nach menfchlihen Wahne in der Fülle feineg Glanzes war, 
„fürzte er plöglich mit dem Pferde nieder und brach fich den 
„Buß in Mitte des Schenkels foichergeftalten, daß er ſich nach⸗ 
„her den Schenfel in der Mitte mit dem Fuße abnehmen laſſen 
„mußte. Dadurch auf meiteres Leben verzmeifelnd, berief er einen 
„der anfehnlicheren damals anmwefenden Briefter, nämlich den Pfar- 
„eer Ulrich von Hartberg, und offenbarte öffentlich in größter 
„Demuth und SHerzenszerfnirfhung, daß er von Euch mit dem 
„Bannfluche belegt fei, verlangte die Losſprechung, den Genuß 
„der Wegzehrung und gelobte Bellerung des Begangenen und 
„die erforderliche Genugthuung. Der Priefter, fehend, daß der 
„Leidende fich im letzten Augenblide des Lebens befinde, willfuhr 
„feinen gerechten Borderungen, nachdem er jedoch früher den Eid- 
„ſchwur empfangen, daß der Herzog, wenn er die Gefundheit 
„wieder erlangen würde, ohme Lift und Zrug fich dem nyoftoli- 
"[chen Urtheile und Befehle ftelen werde. Nachher aber, da wir 
„und in derfelben Mähe, ungefähr zwei Bolten wur enkierut fra 


10 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„fanden, berief’ er nuch ung durch wiederholte Boten zu fich, und 
„in größter Zerknirfchung und Gottesfurcht, und mit Thrünen zu 
„unferen Süßen hat er fich zur Losfprechung von einem Bann: 
„fluche, durch deffen Bewußtſein er im Innern ungemein gefol- 
„tert wurde, und weil mit Eurer Heiligkeit ſelbſt fchleunig zu 
„verhandeln nicht geftattet war, unferer Macht, an Eurer Gtatt, 
„gänzlich unterworfen. In Anbetracht nun feiner Ergebenheit, und 
„um die ſchuldige Ehrerbietung gegen den römifchen Stuhl zu be: 
„wahren, haben wir dag vorzüglich ermählt, daß er uns auf die 
„Hand gelobend, was nad) Hebung und ®emohnheit unferes Lan- 
„des fieben Eidſchwüren gleichlommt, verfprechen follte, daß er, 
„wenn er am Leben erhalten werde, ohne alle Liit und Trug, in 
„Allem und Jedem, meswegen er von Euch mit dem Banne be» 
„legt zu werden verdient hat, geborfam fich bezeigen, uud alles 
„Webrige, fo wie er es vor dem Priefter allein beſchworen hatte, er: 
„füllen folte. Weberdieß haben mir ihn auch in Eurem Namen 
„verpflichtet, daß er den König von England des Schwures ent- 
„laſte, die Geißeln desfelben Königs, welche er noch für 21.000 
„Marten in feiner Haft habe, ledig laſſe, und A000 Marken, 
„welche er geftand, von dem Gelde des Königs von England nod) 
„im Beſitze zu haben, zurücftelle, für die übrige Geldſumme aber, 
„weiche er bereits verwendet hat, nach Eurem Belieben und Be- 
„fehle: ®enugthuung und Erſatz leiſte. Alles diefes hat der Gott: 
„ergebene,; wie ich geſagt habe, verfprochen zu erfüllen, und hat 
„feinen zugleich anmefenden Sohn Friedrich als Schuldigen an 
„feiner Statt, wenn er fterben follte, geftelet, welcher nuch in 
„unfere Hand dieſes Alles gelobt hat. Nachdem dieß ord- 
„nungsmäßig vollzogen war, hnben wir ihn in Gewalt des all⸗ 
„mächtigen Gottes und Eurer vom Banne Iosgefprocdhen, der 
„&emeinfchaft der Kirche wiedergegeben, indem wir ihn zugleich 
„mit dem Dele der Kranken falbten, und ihm den Genuß des 
„Fleiſches und Blutes unferes Herrn ertheilten.. Wie es aber 
„fühlte, daß er rettungslos verloren fei, auf daß er nicht in Ber- 
„zweiflung an dag ewige Heil verfalle, haben wir ihm die Ver⸗ 
„fiherung gegeben, daß wir Gott und Euch für feine Seele Re: 
„henfchaft geben wollten, und fo haben wir ung von ihm entfernt 
„In Höchfter Bermunderung, wie des Bannfluches Ausfpruch durch 
„Such über einen fo erhnbenen Mann ergangen, vor Uns ver. 
„heimlicht worden, und ung weder durch einen Gefandten, noch 
„Auch durch Euer Echreiben in der Zwifchenzeit mitgetheilt worden 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 11 


„fey; und um die Wahrheit zu geftehen, als wir diefes zwar 
"durch das allgemeine Gerücht hörten, haben wir es dennoch, ohne 
„von Euch eine fhriftlihe Mittheilung zu erhnlten, nicht glauben 
„Lönnen. Jedoch auf daß in einem fo großen Geſchaͤfte nichts Er⸗ 
„forderliches unterlafjen werde, weil wir vernommen hatten, daß 
"auch deflen Sohn Friedrich fi) zum Zheile anders gefinnt, und 
„ſchwankend in, feinem heiligen Verſprechen bezeige: fo haben wir 
„zur überfließenden Vorficht unferen Abgeordneten mit dem Leid) 
„name in das Stift H. Kreuz in Defterreih, mo er. von dem 
„Bifchofe von Paſſau beigefegt werden follte, ndgefendet, und wenn 
„nicht der Sohn durch größere Borficht gebunden würde, die kirch⸗ 
„liche Beftattung demfelben verweigert, und das ganze Land uns 
„ter dns Interdikt freien laſſen. Der Bifhof von Paffau hat 
„daher die in unferer Gegenwart von dem Sohne gegebene Zufage 
„wiederum erneuern laffen, und hat zwölf der Worderften von 
„ganz Defterreich durch eine gleiche Zufnge verbunden, und fodann 
„ben Leichnam kirchlich beftattet. Haben wir nun irgend eines des 
„Bebührenden etwa unterlaffen : fo wolle ung Eure ®üte, da mir 
„in folcher Eile nichts Beſſeres zu thun mußten, verzeihen, und 
„was wir noch darüber zu thun verpflichtet find, ung defehlen, 
„und wir werden Gehorfam leiften 1." 

Darauf erhielt der Erzbiſchof folgende Antwort: 

„Cöleſtin, Bifchof, Diener der Diener Gottes, dem ehrwür⸗ 
„digen Bruder Adalbert, Erzbifhof zu Salzburg, Gruß und apo— 
ftolifchen Segen! Se größere Gewalt ung und dir von dem 
„Schöpfer Aller ift verliehen worden, und durch Anordnung des 
„Herren je Mehreren wir vorgefeßt find, welche aus unferen 
„Sandlungen ein Beifpiel nehmen: um fo mehr müflen wir auch 
„beforgt fein, ung in dem übernommenen Verwaltungsamte fo zu 
„bewähren, daß mir die ung untergebenen Völker durch Wort 
„und That zugleich untermeifen, und die ung anvertrauten Bnlente 
„besboppeln und verdreifuchen können. Denn nach dem Zeugniffe 
„der Heiligen Schrift wird man Eräftiger und ausdrücklich erinnert, 
"Daß, da die Geſchenke erhöht werden, auch die Rechenſchaft über 
„diefelben wachfe; demjenigen, welchem mehr zugetheilt wird, von 
„ben, leſen wir, fei auch mehr zu fordern. Uebrigens dn deine 
„Berfon ſowohl die erzbifchöflide Würde, als nuch die Ziefe 
„der Wiflenfchaft vollendet nugzeichnet, daß du in denfelben ge- 


4) Chron. Reiohersp. Anno 1195. 


18 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„treu bewährt, über Vieles vom Herrn gefeßt zu werden ver: 
„dienſt: fo ſollſt du mit allen Kräften arbeiten, und die der 
"Kirche ergebenen Söhne, welche deiner Macht übergeben find, 
„fo befchüten und vertheidigen, daß du die Hartnädigen und Wis 
„derfpenftigen gegen den apoftolifchen Stuhl und die kirchliche 
«Zucht fräftigft bekämpfen. Gar hoch empfehlen wir daher deiner 
„Brüderlichkeit, daß du dich beim Tode Leopolds, weiland Her- 
„3098 von Defterreich, deffen Ende und Hartnädigkeit die Ohren 
„aller dem chriftlihen Namen untergebenen Glaͤubigen beleidiget, 
„Der Schuldigleit deines oberhirtlichen Amtes auch fo bewährt 
„haft; da du, um über feine VBergehungen Genugthuung zu leis 
„ften, und die Geldſumme, welche er für die Loslaſſung des er- 
„Inuchten Königs von England fchlechtermeife empfangen hatte, 
»zurüfzujtellen, feinen Sohn, weil für dag Leben bes Vaters Leine 
„Hoffnung wehr übrig mar, mit den Höhergeſtellten feines Lan: 
„des, unter Bermweigerung einer kirchlichen Beftattung zum Eid- 
„ſchwure zwangeft, für Alles Borbefngte die vollſte Genugthuung 
„zu leiften. Weil nun das, was von dir vernünftig vollbracht 
„worden ift, auch ung und den Brüdern vollkommen gefällig und 
„genehm ift, und wir dasſelbe auf feineriei Weife widerrufen werden 
„wollen: fo befehlen wir dir durch den npoftolifchen Erin, daß 
"du den genannten Friedrich, feinen Sohn, feinen Eidſchwur zu 
„halten, und wenn er Etwas von jenem, worauf er gemäß des - 
„Eidſchwures zu verzichten gehalten ift, zurückbehalten hat, nach⸗ 
„drüdlicher ermahneft und verhalten, dnsfelbe ohne Minderung 
„zurüdzuftelen, und wenn es nöthig fein folte, ihn auch durch 
„kirchliche Strafe, ohne weitere Appellation, treibeft. Gegeben im 
„Lateran, am 22. März, unferes Pontifikates im vierten Fahre.“ 
Wie fehr der frühe und plößliche Berluft des Herzogs in 
feinen Ländern bedauert wurde, verfihert Ennenkel: „Do wart 
er fiherleihen von Armen und von Reichen geflayt 
alſo fere, daz folder King nymere wert geſchehen 
werleichen von Arm und von Reichen ').“ 
Die Regierung von Defterreich und Steier ging fogleich auf 
feinen ‚älteften Sohn, Friedrich den Katholifchen, über; welcher 
feinen jüngeren Bruder, Leopold den Erlauchten, mit der 
Bermwaltung der Steiermark betraut hat, ohne daß dndurch eine 
förmliche Theilung der Länder benbfichtigt worden, oder wirklich 


— — — 
1) Bei Rauch 1. p. 295 — 296. 376. 


Herzogen. I. 1192—1246 n. Chr. 13 


geſchehen iſt; wie dann auch in keiner geſchichtlichen Quelle ſich 
eine Andeutung auf eine getrennte, und jedem der herzoglichen 
Brüder abſonderlich ertheilte Belehnung vorfindet '). 


Nachdem der Erzbiſchof Adalbert III. die An- „S- 1194. 1195. 


Synodal ⸗Verſamm- 


gelegenheiten am Stifte zu Gurk in Ordnung ges tun in Veuſtadt. 
bracht und an die Stelle des, wegen Altersſchwaͤche 

und Kränklichkeit abgetretenen Bifchofes Dietrich, den Propft Wern⸗ 
her von Klofterneuburg als bifhöflichen Steüvertreter für Kärnten 
und Steier eingefegt hatte: eilte er zu einer Synodal-Berfammlung 
nad) Neuftadt, auf weicher vom zahlreichen Clerus aus Steiermarf 
nuch erfchienen waren, die Pfarrer: Heinrich von St. Marein, 
Ulrich von Hartberg, Leupold von Bogau, Kaſhoch von Gradwein, 
Bernhard von St. Rupredt an der Rand, Heinrich von Graͤtz, 
der Abt Pilgrim von St. Peter, der kaiſerliche Kapellan Rein» 
hard, und viele edle Herren: Gerold von Zuͤrch, Wolf von Flatt⸗ 
fe, Heinrid von ©ebeneichen, Ulrich von Kalheim, Albert von 
Örimmenftein, Leupold Wurmbrand von Stuppach. Don den 
Derhandlungen auf diefer Synode wiffen wir jedoch nur foviel, 
daß ungeachtet der Proteftation des Pfarrers zu Neuntirchen die 
Kirche St. Margareten zu Kerchofen zur felbftftändigen Pfarre 
erhoben worden ift; weil fie von der Mutterlirche in Neunkirchen 
zu weit entlegen war und bei zunehmender Bevölkerung für die 
geiftlichen Bedürfniffe der Gläubigen von dort aus nicht mehr 
gehörig geforgt werden konnte. 


Den Herzog Leupold finden wir in dlefem S. 1195. 
Serzog Leopol 
Jahre in Warburg, umgeben von SHerrand bon —— m 


Wildon, Wulfing von Kapfenberg, Ulrich von 
Ortenberg, Ortolf von Gonobitz, Heinrich Pfarrer von Wil— 


ö e N —j — — 


1) Treffend ſagt die Chronik von Mölk, Pez I. 1195: „Liupoldus Dux 
Austrise et Styriae apud Graece moritur II. Kal. Januarii; pro quo 
Slius ejus primogenitus Austrise proponitur, et frater ejus Liapoldus 
Styriae substituitur.‘“ Die andern Chroniken haben hierüber weniger 
genaue Ausbrüde: Chron. Vatz. P. I.: ‚‚cui (Leopoldo) filii sui vide- 
liset Friderious et Leupoldus in Ducatum utriusque regionis sucoedunt.“ 

— Chron. Cremif. et Lambacens. ap. Rauch. I.: „‚Ducatum Austriae 
fAlio suo seniori Friderico potestative dedit, Ducatus vero Styriae fratri 
suo Liupoldo obedit!‘* Diefen fchrieb Ennenkl im Fürſtenbuche nach. Rauch 

I. p. 285. — So führt auch Herzog Friedrich in Urkunden des Jahres 
1196 den Zitel: „‚Friderious Dux Austrise et Stiyriae;‘‘ Leopold aber 
heißt 3.1195 nur: ‚„‚Leupoldus divina gratia Dux Styrensis !““ — Pez, 
cod. diplom. IH. 49. — Dipl. Styr. II. 75. — Hanthal. 1, AUd—AR\. 


14 Steiermark unter den Babenbergifchen 


don u. dv. a. Er fertigte eine Beftätigungsurkunde für das Kar- 
thäuferftift im Johannesthale zu Seit über die Zehenten in den 
Bien Rachis, Wedoni und Nogoß, welche fein Vater demfelden 
als Seelgeräthe geſchenkt hatte '). Auch das Stift Nein gelangte 
- in diefem Jahre zu Befitungen zu Rettenberg im oberen Mur⸗ 
thale, zwifchen Judenburg und Stnittelfeld, und zu Natenbach durch 
Rudolf von Nafe, deffen Gemahlin Hiltrude, und durch Gertru⸗ 
dis von Raſe, Mutterfchmefter Ulrichs von Stubenberg ; welcher 
jedoch diefe Güter dem Stifte vorenthalten, und erft im Sahre 
1222 dem Abte zu Rein eingenntwortet hatte ”). Bon den Zah: 
ven 1195 und 1196 berichten faft alle Chroniken nicht nur von 
Defterreich, Steiermark und Kärnten, fondern auch von Ungarn 
und ganz Deutſchland Waſſeruͤberſchwemmungen, Mißernten, 
Feuersbrünſte, Seuchen, Heuſchreckenzüge und dergleichen Plagen 
von Ländern, Menſchen und Bieh; fo daß Biele im Wahne je- 
ner Zeiten geneigt waren, diefe Ereigniffe als Strafe Gottes für 
die unwürdige Behandlung des Könige Nichard Lömenherz anzu« 
fehen 2). Bon Steiermark wiſſen wir jedoch in diefem und im 
folgenden jahre 1196 nur von verderblichen Heufchredenzügen, 
weiche gleich Wolkenmaſſen von Diten her dns Land in der un- 
teren Markt und um Leibnig vorzüglich durchzogen und verheert 
haben *). 

Zu Ende des Jahres 1195 hatte der Erzbifchof Adalbert IH. 
eine Synode nad) Lauffen nusgefchrieben, zu welcher ſich bis 15. 
November eingefunden hatten °) die Pröpfte: Gundafer, Bom- 
propft in Salzburg, Wernher von Berchtesgaden, Siboto von 
Kiemfee, Perchtold von Gars, Heinrich von Werde, Arbo von 


[m 2 


2) Dipl. Styr. IT. 75.: „Aotum apand Marchburch Anno 1195. 
2) Neinerurkunden vom Sabre 1195. 
3) Hanthal, I. p. 473. 484—488. - 


%) Chron. Claustroneoburg. 1195.:- „Autumnali tempore quoddam genus 
locusteram IV. pennas habens venit ab exteris regionibus per Unga- 
riam et Marchiam et Carnioliam vastens in eirouitu ommia.‘‘ — Chron. 
Cremifan. bei Rauch 3. 1196.: „Apud Karinthiam — eircg Libnis — 
turmae locusterum magnitudine similes passeribus apparuerumt.‘‘ Auch 
dad Chron. Lambac.: „Apud Karinthiam, in aliquibus fisibus Libnisze.‘“ 
Tabulae Claustroneoburg. P. I.: »&8 waren auch gu feinen zeyten Has 
berſchreken, die hatten vier Flügel: die flugen durch Hungarn, durch bie 
Steir Mark und durch Krain, und verberbten bafelbft alled, das da war. 
und wen fy euffugen, J— war es fo finſter, als ob es neblig wer. — 
Ortilo bei Hanthal. I. 


6) Dalham, Concil. Bali p. 0-9. 


Herzogen. 3 1192-1246 n. Ghr. 15 


Neichersberg, Alban von Sowen, Eliho von NRanshofen, Babo 
von Subrn, Konrad, Dompropft von Sreifingeu ; die Aebte: Lui- 
pold von Buren, Pabo von Atl, Heinrih von Formbach, Hein- 
rich, Erzdiakon von Gruſcharn aus dem fteirifchen Ennsthale, 
Friedrich, Dechant zu Negensburg. Meifter Richer, Domherr von 
Paſſau, Arnold, Domherr zu Baffau; und fehr viele Edelherren. 


In diefer Verſammlung wurde zwifchen dem ,..S: 1195. 


Erzbiſchofe Adalbert III. und dem Abte Iſenrik Abmont „aha We 
von Admont ein feit längerer Zeit fchon verabre- * del an hr 
deter Zaufchvertrag endlich gefchloffen und mit Urs sinne, 
funde und Sigi befräftiget. Admont gab an das Hochftift zu 
Salzburg zurüd das Spital zu Friſach in Kärnten, und empfing 
dafür die ungemein ausgedehnte, uralte Mutterpfarre St. Michel 
au der Ließing mit allen ihr untergeordneten Filialkirchen und 
allen anderen dazu gehörigen Nechten. In diefer für die alte ©e- 
ſchichte der oberfteirifchen Thaͤler der Palte und Ließing unge- 
mein wichtigen Urkunde werden folgende Beſtimmungen nugges 
fprochen : 

»Kund und zu mwiffen fei allen Chriftgläubigen, daß wir die 
„Kirche der H. Maria Magdalena und dns Spitalhaus in Frieſach, 
„welche aus den Spenden und Beltätigungen unferer Vorfahren 
„mit Sreiheiten und Stiftungsgütern (Traditionibus) zu eigen mar, 
"von dem ehrmwürdigen Abte Iſenrik mit Zuftimmung der ganzen 
„Stiftögemeinde wieder erhalten und diefelbe der Gemeinde der 
„&horherren in Srifach gefchentt, dafür aber die Pfarren zu Lie- 
„Bing und im Paltenthale mit volfftändigen Rechten von Pfarr: 
„kirchen entgegen gegeben und diefen Tauſch nachher nuf der Ka⸗ 
„pitelverfammlung in Leibnig in Anmefenheit der Präfnten und 
„unferer Minifterinien beftätiget haben.- Zur volftändigen Vor: 
„ficht erachten wir es für nothwendig, alle Kirchen mit, ihren Eigen» 
„namen zu bezeichnen; die Kirche St. Nikolaus zu Mutarn 
„(Mautern) auf dem Eigengrunde des Stiftes gelegen; die Kirche 
„St. Johanns des Taͤufers zu Chamern (Kammern); die Kirche 
„des H. Nupertus zu Trefiach (Trofaiach); die Kirche des 
„DB. Egydius zuNentingesdorf (Nendisdorf im Ließingthnle) ') 
„die Kirche St. Seorgen zu Ehromat (KRraubat), welche fünf 
„Kirchen niemals. den Rechten der Mutterfirhe St. Michael ent⸗ 


2) Im Abmontifchen Urbarbuche aus dem XIII. Jahrhundert. C. 578. 


16 Steiermark unter den Babenbergifchen 


"zogen waren. Die Kirche der H. Waldburgis aber, ſowohl 
„vermöge uralter Gewohnheit nis auch durch Privilegien von dem 
„Rechte der Mutterkirche geſetzlich befreit, haben die Teiblichen 
„Brüder, Ulrich von Hartberg und Neimbert von Leibnitz, in de- 
„ren Beſitz diefe Kirche erb⸗ und teftamentsmweife gefommen war, 
„in unferer und des Salzburgifchen Hochſtiftskapitels Gegenwart 
„mit demfelben Rechte und mit al ihrem Stiftungsgute überge- 
„ben, wofür ihnen von Seite des Stiftes eine lebenslaͤngliche Jah⸗ 
„reßrente von vier Marken zugefichert worden ift. Weiters zwei 
„Kirchen zu Leoben: St. Peter und St. Jakob nuf dem Allode 
„des fteirifehen Herzogs gelegen und befreit von dem alten Rechte 
„der Bfarrfirhe mit Ausnahme des Rechtes, Verſammlungen zu 
„berufen (præter jus convocandi conventum); und mwofeldft nud) 
bisher die Markgrafen von Steier eigene Priefter nach Gefallen 
„gehalten hatten. Der fteiermärkifche Herzog Dttofar (VIII.) nber 
„Hat als wahrer Eigenthümer (ut verus dominas) dfefelden zu 
„ewigem Beſitze gegeben. Die Kapelle St. Salvators nber, welche 
„auf dem Eigengrunde des Stiftes Traunkirchen fteht, wollen wir, 
„daß fie durch einen Priefter des Abtes im Gottesdienfte verfehen 
„werde, und welche wir, bei der zmeiten Einweihung mit unferen 
„Zehenten befchenkt, jedoch zur Untermürfigkeit in allen pfarrlichen 
„Rechten der Mutterfirche St. Michnel angemwiefen haben. Die 
"Kirche St. Stephans bei Kraubat gehört zwar dem Grund— 
„rechte nad) (jure fundi) dem SHofpitale St. Darin im Cerwalde 
„(Spital am Semmering), in Beziehung aber auf geiftliche Nechte 
„bisher zur Mutterkirche Ließing.. Die Sirhen zu Göf und 
„Brileb (Proleb Hei Leoben) bleiben in Bezug der Verfammlung 
„der Chriftenheit (placito christianitatis) , Büffung der Verge- 
„hungen (in excessuum satisfactione) und in den Gottesurthei⸗ 
„sen mit (glühendem) Eifen und (fiedendem) Waſſer an die Mut- 
„terkirche Ließing gebunden, welcher fie nuch vermöge uraltem und 
„tanonifchen Rechte nicht ungehorfam fein dürfen. Die Pfarrsge⸗ 
„meinde von Erngöß (Tragossensis vero plebs) fol Taufe, Be⸗ 
„graͤbniß, Chriſtenberſammlung, Losfprechung der Büßenden (pla- 
eitum christianitatis, absolutionem penitentium), bei St. Ru- 
„pert in Trofaiach, fo wie es bisher überliefert worden ift, ver⸗ 
„langen. Die Seelſorge, feßen wir feft, fol ganz der Anordnüng 
»des Abtes von Admont unterliegen. (In dispositione abbatis 
»curam animarum consisiere decrevimus.) Ueberdieß ertheilen 
„wir ihm und allen durch die Ehre eingehenden Nachfolgern 


Herzogen 3. 1192—1246. u. Chr. 17 


„dieſes Borrecht mit ewiger Belräftigung, daß ganz allein nach 
„ihrem Willen und Gefallen auf den genannten Kirchen Priefter 
„eingefegt werden ſollen; und damit diefe unfere Feſtſetzung Nie 
„mand in Zweifel ziehen möge, fo befehlen wir in Gewalt, in der 
„wir, wiewohl an Kräften unvermögend, hervorragen , daß Nie- 
„mand für irgend eine Perſon, wie es zu gefchehen pflegt, bei un. 
„feren Nachfolgern eine Bitte einzufegen wage; fondern die Be⸗ 
„forgung der genannten Kirchen (institutio jam dietarum ecele- 
„siarum) unerfchüttert und ruhig der gänzlichen Anordnung deg 
„Abtes zu verbleiben habe. Weiters erlaffen wir im Gefühle der 
„Gewiſſenhaftigkeit und &erechtigleitdliebe dem Stifte Admont 
„gewiffe Gebietsgrängen in Raftndt und im Pongaue, welche wir 
„bisher auf Einflüfterungen der Lnferigen vorenthalten haben ; 
„und beftätigen wir wiederholt, nicht nur in diefen Gegenden, fon- 
„dern nuch auf ihren einzelnen Befißungen im Lungaue, an der 
„Mur und zu Katſch alle Sränzen, ſowol in den alten, als in 
„den neu urbar gemachten Sründen, fo wie es in den von unfe- 
„ren Vorfahren darüber gegebenen Diplomen enthalten it. Wir 
„beitätigen auch das Herrſchaftsgut, fo Diemudis, die Witwe des 
„falzburgifehen Stadthauptmannes Meingoz, zwei große Höfe zu 
„Wenge an der Sur mit Geld, Wald und Weide u. f. mw. und 
„die zwei Güter zu Lutir und zu Wonharteftein, welche Sibotto 
„von Surberg dem Stifte Aömont gegeben hat.“ Zu diefem Al- 
fen fügte nun der Erzbifchof noch die Beftätigung des gefammten 
Fundationsgutes von Admont, von deffen Gründung bis auf die- 
fes Jahr, Serichtsimmunität, Mauth- und Zollfreiheit in allen 
falzburgifcehen Drten, WBogteifreiheit, die Negnlienrechte auf Salze 
und ale Metalle nuf den Stiftdgründen, dns Eigenthum alles 
Territoriums, Berge und Wälder mit nllen Hoheitsrechten nuf 
Jagd und Fifchfang des Zelgthales, Admontthales und der gan-« 
zen Herrfchnft Gallenſtein. Endlich wird auch noch beigefügt: 
„Wir beftätigen nuch die beiden auf den Stiftögründen gelegenen 
»Zauffirchen (ecclesias baptismales) auf dem Berge Zozzen (in 
„Kärnten bei Friefach) und zu Mukernau (St. Nikolaus im Sau⸗ 
„ſale) mit nlen ihren Rechten, nämlich mit Dotation, Schlüffel: 
„gewalt, und mit den dnzu gehörigen Zehenten. Die Erftere hat, 
„von dem ehrmürdigen Bifhof Roman I. zu Gurk auf Befehl 
„des Erzbifchofes Eberhard 1. eingeweiht, eben diefer felige Va⸗ 
„ter dem genannten Stifte Admont mit dem Priefterrechte (cum 


„jure sacerdotali) fo gegeben, daß die zwifchen den beiden Bächen 
Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. % 


-„ 


18 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„Sortzizt und Flattowe wohnenden Gemeinden Zaufe, Begräbnif, 
„Losſprechung der Büßenden und alles übrige Gottesdienftliche 
„durch den von dem Abte in jener Kirche eingefehten Priefter 
„empfangen und derfelben Kirche auch die Zehenten entrichten 
„follen. Die andere Kirche (in der Mufernau) haben unfere Bor» 
„fahren zur Taufkirche erhoben (baptismalem esse instituerunt), ' 
„weiche dann unter Erzbifchof Konrad I. Gottfried von Wietin- 
„gen von dem Pfarr- Rechte Iedig gemacht durch ein der Gais. 
„burgerfirche geſchenktes Eijengut, auf daß er dafelbft nach eige- 
„nem Gefallen einen Priefter haften fünne mit allem Zugehöre 
„und Nutungen der Kirche. So ift diefe Anordnung der Bor; 
„fahrer auf uns gefommen mit der Uebergabe des Gutes Mu— 
„ternau an dns Stift Admont. Wir beftätigen dieſes nun auch 
„diefem Stifte zu ewigen Rechte, daß nämlich dns Fundationsgut 
„(Dos) und die Zehenten vom Gute Gottfried’d von Wietingen 
„ganz und auch die Zehenten zu Chrotfe (Grötſch) ſowol von 
„Weingärten, als von Feldern derfeiben Kirche geleiftet werden 
„follen. Die Gemeinde auf dem Hügel zu Mulernau und zu 
„Chrotſe (Grötſch) fol Taufe, Begräbniß und alle Gerechtigkeit 
„bei der Kirche St. Nilolaus empfangen, mit Ausnahme der Chri: 
„ſtenheits- Verfammlung und des Gottesgerichtes mittelft Eifen 
„und Waſſer, weiches den Pfarrern in Leibnitz zugehört; mobei 
„ihn jedoch ter Priefter von Mukernau Hülfe zu leiften hat. Wir 
„achten ed der Mühe werth, hier auch zu bemerfen, wie daß einft 
„Reimbert, der Pfarrer zu Leibnig, allem GStreite, welchen er ge: 
„gen dns Stift Admont wegen der Kapelle des St. Nikolaus in 
„Mufernau, melchen er in Folge der vom npoftolifchen Gtuhle 
„erhaltenen Bullen an verfdhiedene Richter gebracht hat, nachdem 
„er die vom Erzbifchofe Eherhard I. ertheilte Urkunde eingefehen 
„und dag Recht des Stiftes klar erkannt hat, in Gegenwart der 
„in unferem Kapitel zu Leibnitz anweſenden Präfaten gänzlich 
ventfagt und dns benannte Stift im Beſitze feines Rechtes wei: 
„ters unangefochten belafjen Hat. Für alle diefe ertheilten Gnaden 
„nun bedingen wir ung fein anderes Entgeld, als daß dns Feft 
„des heiligen Bifchofes und Martyrers Thomas (von Eanterburn) 
„mit volftändigem Gottesdienfte (pleno officio) in Admont be⸗ 
„gangen und daß zu Ehren diefes Heiligen Martyrers und zum 
„Andenken an ung die Stiftsgemeinde mit befferem Brote, Wein 
„und Fifchen bedient, und daß auf gleihe Weife unfer Sterbetag 


Herzogen 3. 1192—1246 n. Chr. 19 


„ale Jahre önfelbft gefeiert werden wolle ').” Bei der feierli- 
chen Webergabe der Pfarre an der Ließing felbft waren als Zeu- 
gen anmefend: Ekhard der Propft von Marin Sant, der Erzdins 
con Meinhalm von Völkermarkt, mehrere Priefter und Dincone, 
die erzbifchöflichen Kapläne mit dem Hofmarſchall Wezilo, und 
viele Landesedle: Wulfing von Kapfenderg, Drtolf von Leoben, 
Siboto von Augia, Wilhelm von Ließnich, Heinrich von Motniz, 
Pereger von Radftadt, Wolfram von Hnpfaltisheim I. In Folge 
der oben ſchon angedeuteten faif. Weifung und eines päpftl. Auftrages 
an den Erzbifchof Adalbert TIL hatte dns Stift Admont um diefe 
Zeit über Vorenthaltung von Zinfen und Zehenten auf feinen Eigen- 
gütern DBefchwerden an Saifer und Papft gebracht. Denn ber 
Erzbifchof erließ ein eigenes Rundfchreiben an alle Prieſter und 
Pfarrer des Erzftifteg mit dem Befehle, nle pflichtfcehuldigen Ge⸗ 
meinden und Hörigen zur genauen Leiftung der Zehenten und 
Noboten jtrenge zu verhalten ®). An die Pfarrherren in Pöls, 
Weißkirchen (bei Sudenburg), Kapellen und im Lungaue, gegen 
deren mibderrechtliche Borenthaltungen der Zehenten und nnderen 
NRechtsverleßungen Hatte der Erzbifchof abfonderlihe Warnungs⸗ 
briefe ergehen laſſen 9. 


Am 8. März 1196 war Herzog Leopold zu Gergog Rrmak satt 


einem allgemeinen Gerichts- und Hoftage nach Grätz Kanbtap un) Geruft 


gefommen. Ihn umgaben: Berenger, Abt zu St. für Atmont. 

Lambrecht, Bernhard, Propſt zu Borau; die Edel- | 

herren: Herrand von Wildonie, Ulrich von Stubenberg, Drtolf 
von Gonowitz (Gumwitz), Dtto von. Kremfe, Richer von Mard- 
burch, Konrad von Sun (Zeun), Dinfer und Dtto von Graze 
und Grace, Drtolf von Leoben, der Truchfäß Dietmar, der Hug: 
meifter (economus) Adam u. v. a. Mit Brief und Siite über⸗ 


12) Archivsurkunde A. 16. — Saalbuch II. 134—143: ‚‚Actum in praesen- 
tie capituli nostri apud Loufen oelebrati. — Ego Adilbertus Arochie- 
piscopus subscripsi.‘ Die in diefer Urkunde angegebene Schenkung ber 
Pfarre Et. Lorenzen im Paltenthale ift nur ald eine Beftätigung ber fchon 
im Jahre 1169 gefchehenen und verbrieften Spende anzufehen. 

2) Saalbuch IV. 288. 

3) Archivsurfunde XX. Ab: „„Dominus apostolious literas nobis et per nos 
vobis dimisit, ac praecepta dedit, ut fratribug Admontensibus justas et 
plenarias decimas a plebibus nobis oommissig. efquiratis. — Praeoipi- 


mug‘ etc. etc. * 


4) Urkunde XX. 47: „Dileotis in Christo fratribus plebanis D— de Wis- 
zenkirchen, B— de. Pelse, S— de Capella et N— de Longowe -— 1‘ 


in u Be ri. EEE. Er er En EEE ⏑— 


20 Steiermark unter den Vabenbergifchen 


nahm Herzog Leopold die Dbervogtei über dn® Stift Admont, fo 
wie feine Borfahren feit Herzog Heinrich Jaſomirgott, ohne Lehen, 
Entgeld oder andere Bezüge und Nechte, allein nur um Gottes 
Willen ’). Zugleich gab er in einer zweiten Handfeſte die feierliche 
Erfiärung und DBerfiherung, daß feiner feiner Leute, welcher 
zugleich dem Stifte Admont verpflichtet wäre, auch feiner der 
demfelben Stifte gehörigen Mannen, wenn fie fi) auf irgend eine 
Weiſe gegen dns Stift nuflehnen und ihre Berbindlichkeiten und 
Pflichten gegen dasſelbe zu erfüllen ſich weigern würden, bei ihm 
oder bei feinen Minifterinien Zuflucht und Unterftüßung finden, 
fondern vielmehr von ihm mit allem Nachdrude zu ihrer Pflicht 
verhalten und beftrnft werden follten ). 


St. Lambrest. + Dem Stifte zu St. Lambrecht beftätigte der 

Biſchof Ulrich von Gurk den Tauſch, melchen der 

gurfifhe Minifterint Berthold von Alba, und deffen Brüder 

Ulrih und Marquard, mit demfelben Stifte hinfichtlich der Güter 

im Hinterbüchel, gegen andere Befigungen am Waldbach, Hub 
genannt, eingegangen hatten ®). 

Am 2. November 1196 beftätigte der Erzbifchof Adalbert III. 

dem Stifte St. Lambrecht die Kirche St. Margarethen im Pi- 


berthale mit allen anhangenden Rechten, fo wie dieß Alles größ- _ 


tentheild ſchon aus den Spenden des Karantanerherzoge Heinrich 
II. an dasſelbe gelangt war ?). 

Dieſes und das nerfloffene Jahr bezeichnen insbefondere noch 
die Todfälle zweier berühmter Männer des Landes, des dritten 
Abtes zu Nein, Wilhelm von Mureck, eines im Studium der 
heiligen Schrift ungemein eifrigen Mannes, und am 8. Geptem- 
ber 1196 des erften Propſtes Wernher von Seckau aus dem ur: 
alten Sefchlechte der Edlen von der Saul, eines hochgelehrten 
Herrn, welcher die Würde eined Propfted 56 Jahre getragen 


— — — 


1) urkunde M. 4: „Actum Grace Anno 1196. VIII. Idas Mareii. 

*) Urkunde M. 19. - 

2) Lambrechter Saalbuch: „Bona in Hinterpuhel sita — für — Bona in 
Torrente, qui vulgo Hub dieitur.‘ 

*) Saalbuch von St. Lambrecht: Anno 1196. IV. Non. Novembr. In mo- 
nasterio 8. Lamkerti in silva in comitatu Frisach ultra aquam Theo- 
dosiam. — Diffiditädnem Frisaci factam. — Testes: Offo de Teuen- 
pach. Gotfrid de Richenburch. 





Herzogen J. 1192—1246 n. Chr. 21 


hatte. Ihm folgte Propſt Gerold aus den Stamme der Edelher⸗ 
ven von Eppenftein '). Ä 


ne emimätl in (su 3. 1197. 1198. 
Den Zod des unüberwindlichen Saladin (zu Areugnugunb Top des 


Damaskus 1193) hielt man im Abendlande allgemein 5. Beiebriß. — Som 
, , , > folgt bee Bruder, ©. 
für den günftigften Zeitpunkt, bei der Uneinigleit keopolb d. Glorreiche. 
feiner Söhne die Heilige Stadt Jeruſalem den Un- 
gläubigen wieder zu entreißen. Papft Cöteftin DIL war dnher eifs 
rigft bemüht, die abendländijche Chriftenheit zu einem neuen Kreuz: 
zuge zu entflammen. Nach den erjteren Vorbereitungen auf dem 
SHoftage zu Worms (1195) war der Herzog Friedrich von Defter- 
reich und GSteier für diefeg Unternehmen hochbegeiftert 9. Er fon: 
melte ein großes Heer in feinen Ländern, übertrug die Regierung 
von Defterreih und Steier feinem Bruder Leopold ftellvertreten- 
der Weife ?); zog im Sommer des Jahres 1197 durch Italien 
und langte am 22. September in Ptolomais, dem Schauplatze 
väterlichen Nuhmes an. Der plößlihe Tod Kaiferd Heinrich VI. 
in einem Alter von 33 fahren (am 28. September 1197) veruneinigte 
das Kreuzheer und trieb alle Fürften ſchnell wieder nach Deutſch⸗ 
land zurüd. Auch Herzog Friedrich wollte wieder heimfehren ; 
er ftarb jedoch auf dem Wege, am 16. Aprit 1198, in den 
Armen feines Freundes, des Biſchofes Wolftar von Paſſau 9). 
Bon diefer Fahrt in dns heilige Land erhielt er den Beinamen: 
„der Katholifche.“ In die bisher ftellvertretende Regierung 
von Defterreih und Steier trat nun fein Bruder, Herzog Leo» 
pold der Glorreiche, nach Recht und Geſch und unter Bill. 
gung des Kaifers Cwenigftens für Steiermark als eröffneteg Reiche: 
lehen) als wirklicher Regent ein in dem blühenden Alter von zwei 
und zwanzig Sjahren (geboren 15. Detöber 1176), trefflich gebit- 
det von Meifter Ulrich, einem Grafen von Bergen oder Dietheim, 


1) Caesar, Annal. II. 69. 71. 
2) Chron. Admont. Zwetlens. Claustroncoburg. Anno 1195. 


3) Ortilo Anno 1197: „Dux iter in Palaestinam per Apuliam maxima cum 
hominum multitudine ingressus vioariam fratri Austriae suae guber- 
nationem commisit.‘ 


J 

4) Append. Chron. Otton. Frising. cap. 42. Anno 1195. — Chron. Ad- 
mont. Anno 1198: „‚Friderious D. A. in peregrinatione 8. Crucis obiit 
et Ducatum Austriae fratri suo Styrensi Duci reliquit. — Zwettl. Mel- 
licens. Claustroneoburg. Anonym. Leob. Anno 1198. — Ortilo apud 
Hanthal, p. 1290: ‚Ihidem etiam animam posuit XVII. Kal. Maji po- 
stulans, ut in Austriam reduoto corpore in S. Orace ad patrem ap- 
poneresur. — Frater fratrem ad tumulum conduxit V. Idus Ooctobris. 
— Hanthal. I. 493—497. — Arnold. Lubeo. Chron. V. 1—3.% 


22 Steiermark unter den Babenbergifchen 


lange Zeit herzoglichem Protonotar und feit 1215 Bifchof zu 
Baffau '); ein Herr gleich groß als Menſch, Held, Staatsmann 
und Geſetzgeber ?). | 
8 Beopald —— teen Nach dem Tode Kaiſers Heinrih VI. veran. 
————— laßte ſeine Grauſamkeit in Sicilien, ſein offenbares 
Streben, den Thron Kaiſer Karl des Großen in 
ſeinem Hauſe erblich zu machen, und die Furcht der Deutſchen 
vor dem Verluſte ihrer Freiheit, eine zwieſpaltige Kaiſerwahl zwi: 
fhen feinem jüngften Bruder, Philipp Herzog von Schwaben und 
Herzog Dtto IV. von Braunfchmweig, Sohn Heinrich deg Lömen. 
Ehen war auf Bapft Eöleftin II. (8. Sänner 1198) Innocenz TIL, 
der Zodfeind des Hohenftauffifchen Haufes, gefolgt; ein Dann, 
Hug mie Alerander III., unerfchroden und energifceh wie ©re- 
gor VII, und voll des hierarchiſchen Hochmuths, Vormund und 
König aller Zürften und Könige zu ſeyn. Ohne Erfolg jedoch war 
fein übertiftiger Einfluß auf die Kaiſerwahl für Otto von Braun: 
ſchweig, und felbft der Bannfluch gegen Philipp von Schwaben. 
Es kam zur Entfcheidung mit den Waffen; und der Papft mußte 
den Lebteren losſprechen und anerkennen. Schon am 30. Mai 
1198 hatte Innoeenz ein Schreiben an Herzog Friedrich Cdeffen 
Tod er damals noch nicht erfahren) erlaffen mit der Drohung, 
wenn er die Löfegelder für K. Richard nicht fogleich herausgebe, 
der Salzburger Metropolit bereitd den apoftolifchen Befehl in Hän- 
den habe, den Herzog mit dem Kirchenbanne und feine Länder mit 
dem Interdicte zu belegen ®). Herzog Leopold bewährte fi) aber 
als treuer Anhänger Philipps. In allen entfcheidenden Momen- 
ten, im Augujt 1198, am 15. April 1199 in Nürnberg, am 29, 
September in Mainz, in Erfurt, bei der Belngerung der wider⸗ 
fpänftigen Stadt Mainz — mar er mit Nath und That ftets an 
Philipps Seite, weit überftrahlend alle anderen Fürſten an Hel— 
denfinn und Biederfeit *). 


2) Chron. Admont. Mellicens. Claustroneob. Anno 1215. 


2) Chron. Altahens. Anno 1197: ‚„Mortuo in transmarinis partibus Fride- 
rico Leopoldus possedit utrumque Ducatum, home pacificus et virtuo- 
sus. — Ennenkl im Fürſtenbuche. Rauch I. 297. — Hanthal. I. 499 
—510: >Daz wart dem pruber da gefeit, wart im von Herizen leit. Idoch 
worde im fein Man vnd au daz Erbe vetretan Steyr vnd aud 

„ Dferreid.e 
2) Epist. Imnoceatii III. p. 242. apud Balus. 
*) Chron. Admont. Anno 1205. — Schrötter II. 153-161. 


.. Herzogen 3. 1192—1246 n. She 23 


Am 28. Februar 1497 war Erzbiſchof Adal- „,S ju Sciönig, 


bert III. in einer Sapitelverfammfung auf feinem Gntfheibung wegen 
Schloſſe zu Leibnig,. und umgeben von: Heinrich, ae Im Sa 
Pfarrer zu Leibnitz; Walther von Micheldorf, dem ſel. 
Hofkaplan; von den Edelherren Offo von Teuffenbach, Herrand 
von Wildonie, Ottokar von Graͤtz, Ortolph von Gonowitz, Neim⸗ 
bert von Mureck, Albert von Naminſtein, Dietmar von Liechten⸗ 
ſtein, Ulrich von Kalheim und deſſen Bruder Konrad, Eckhart von 
Tanne, Heinrich von Gebninge, Gottfried von Kholmberg, Otto 
von Lansberg, Eckhard Hauptmann zu Leibnitz, Wolfgang von 
Bruninderg, Konrad von Stucheim, Berthold und Stephan von 
Nohas (NoHitfh) u. v. a. Vor ihm mar erfchienen Friedrich von 
Bettau, fein Minifteriat, um einen langwierigen Streit austragen 
zu laſſen, nämlich feine Anfprüche auf das Gut Mukernau gegen 
dns Stift Admont, welchem das gedachte Beſitzthum vor mehr denn 
40 Jahren fehon der Edelherr Gottfried von Wietingen gefchentt 
hatte. Nach den vorgelegten alten Briefen entfchied der Metro- 
polit für dns Stift Admont, welches fich jedoch dazu verftehen 
mußte, die vermeintlichen Erbsanfprücdhe des Pettauerd mit 40 Mar- 
ten Silbers abzufertigen. Weber den Reliquien des H. Blafius 
entfagte nun Friedrich allen meiteren Forderungen, verfpradh für 
jenes Gut feinen Schirm, und gab mit dem Erzbifchofe Handpefte 
und Sigi ewiger Entfagung ’). 


Um diefe Zeit ift auch noch ein anderer Streit Ste: wet mit Serramı 
zwifchen Herrand von Wildonie und dem Gtifte —— A 
Admont zur endlichen Entfcheidung gebracht wor» 
den. : Lange Zeit hindurch hatte Herrand von Wildon einen Theil 
der nömontifchen Wnldung-in Gamnar (bei Admontbüchel) im mi: 
derrechtlihen Beſitze. Auf die. wiederholten Ringen der Stiftsge⸗ 
meinde wurde ein Tag nach Weißkirchen zur Ausgleichung anbe- 
raumt und diefelbe gefhwornen Schiedgrichtern, Dffo von Zeuf- 
fenbach, Ulrich von Chuftelmang und Dtto non Grajze über: 
tragen. Sn Weißlirhen waren vom Stifte Admont erfchienen: 
Nudiger der Satriftan, der Schaffner Eppo, der Priefter Gun⸗ 
dnker, die Brüder Dito, Gerung, und Engelbert der Vorgeſetzte 
der Laienbrüder (Magister conversorum). Auf Verlangen Hers 


1) Abm. Url. P.P. 8 11. — Saalbud. III. 143 -144: „Aota sunt haec 
in oastro nostro Libniz Anno 1197. II. Kal. Maroii. 


24 | Steiermark unter den Babenbergiſchen 


rand's wurden bon feinen Leuten bejähete und verftändige Maͤn⸗ 
ner Nichfer, Gundaker und Dietmar der Meier (Schaffner, Di- 
spensator) erwaͤhlt, mit welchen die Spruchmaͤnner zu den ftrei- 
tigen Graͤnzpunkten hinnufgeftiegen find und folgende Grädyen 
für beide Theile feftgefegt haben: Auf dem nächiten Gipfel bei 
Dbdach (Obdachek) geht der Scrakbach gernde herab bis in die 
Sradniz; von diefem aufwärts bi zum Gipfel, und die ganze Ge⸗ 
birgshöhe His in Predel (große Predlberg) nady Ablauf des Ne 
genwaſſers gegen den Weg durch Gamnar find dem Herrand die 
Sränzen feftgefeßt; von der andern Seite, das ift die Lavantalpe, 
dem Stifte Adınont. Hierauf trat dns Stift Adınont dem Her: 
rand nuf fein Verlangen die bezeichneten Oränztheile als Schen⸗ 
fung ab; in diefem Sinne ward die Handpefte verfaßt, mit Sigill 
gefertiget, und von folgenden Zeugen beftätigt: Engelſchalk von 
SHohenberg, Rudolph non Lobming, Dietmar der Weiße (Albus), 
Reimboto von Mammindorf, Dtto, der Baſall (Miles) Otto's von 
Stredau, Wulfing und Hermann von Püchel, Nichker von Ep⸗ 
penftein und deffen Sohn Richker, Hartlieb, Vaſall Offo's von 
Teuffenbach, Eberhard von Puch, Meinhard von Stadel, Nu⸗ 
dolph von Praitenfurt, Pilgrim von Viſcharn, Herwik von He 
zendorf ). 
u ———— Auf Seckau war der Chorherr Gewald einſtim⸗ 
tgungöbrief für bas mig zum Propfte erwählt worden. Er und fein Ka- 
pitel wendeten fih nun fogleich an den Erzbifchof 
Adalbert II, und erhielten von ihm, 19. März 1197, einen unge 
mein ausgedehnten Beftätigungsbrief über ihr gefammtes Stiftswe- 
fen. In diefem Diplome erzäplt der Metropolit umftändlich den 
ganzen Hergang, die erftien Einrichtungen und Fundationsgüter 
von Seckau und die weitere Gefchichte desfelben, weiche wir bereits 
erwähnt haben. - 
Nun fährt die Urkunde weiter fort: 


„Unter derfelden Bedingung unbefchwerender Bogtei hat Mark: 
»graf Ottokar VOL. diefe Vogtſchaft über Seckau geführt, und fein 
„Sohn, Dttofar VIIL, bald nachher zur Herzogswürde erhoben, hat 


2) Abm. Url. P. 7. Zu Straßburg am 31. October 1197 ſchloß Ekkard, ber 
Bifhof zu Gurk, mit dem Herzog Berthold von Maran einen Vertrag über 
die wechfelfeitigen Ehen und die Theilung der Kinder ihrer Dienftleute, bes 
fonderd: quos habet in Karinthia et Windiscoh - Graze et per totam- 
Carnioliam. ° 


Berzogen 3. 11921246 n. Ehr. 25 


„dieſelbe eben fo.gnädig gehalten, und dem Herzog Liupold von 
„Defterreich und deſſen Sohne Liupold hinterinffen. Nach dem 
„Zode des Erzdifchofes Eberhard I. folgte Konrad der Szüngere, 
„unfer Dheim, von Paſſau auf den Metropofiten: Stuhl in Salz⸗ 
„burg überfegt; welcher die beſchwerlichſten Fehden gegen die Feinde 
„der Kirche geführt hat. Auf fein Anfuchen und auf feinen Befehl 
„iſt im“ Stifte, feldjt der Hauptaltar durch Hartman Bifchof zu 
„Driren, und die Kapelle der H. Margareth von Ulrich Bifchof zu 
„Halberftadt geweiht worden. Diefer Erzbifchof hat nach unerhört 
„angeftrengten Kämpfen durch 4 Jahre und 14 Wochen fein Reben 
„befchloffen. Wir nun, fein Nachfolger, obwol auch wir nicht min⸗ 
“der drüdende Berfolgungen zu ertragen hatten, haben doc) für Kir⸗ 
„hen und Stifte Sorge getragen, perfönlich drei Altaͤre zu Ehren 
„des H. Kreuzes, St. Nikolaus und St. Miargareth in Sedau ein» 
„geweiht, und durch Peter Bifhof von Parentum zwei Altäre zum 
„9. Grabe und zu Ehren des H. Auguftinug, dur Bifhof Wolfe 
„ter von Paſſau die Kapelle St. Jakob's im Armenfpitale dafeloft 
„einmweihen laſſen. Auf unfere Zulaffung hat Poppo Biſchof von 
„Stetin die Sedau’fche Kirche in Heinrichgdorf eingeweiht. Die 
„Kapelle Schönberg ift auf Bitten des Propftes Wernher und Dffo’s 
(von Teuffenbach wahrſcheinlich) durch deffen Mutterſchweſter 
„Giſila, fo wie durch Herzog Dttofar VIII. mit Grund und Boden 
. „und mit der Fundation dem Stifte Seckau gegeben worden '). Bei 
„der Einweihung der Kapelle in Wetfin (Witfchein) haben wir die 
„Hälfte der bifchöflihen Zehenten von allen bis dahin urbaren 
„Gruͤnden den nuf dem Hofe dafelbft weilenden Stiftbrüdern ge- 
„ſchenkt, und in Hinficht der zukünftig urbar zu machenden Gtel- 
„ten haben -wir in Beobachtung des DBefehles des apoftolifchen 
„Herrn befchloffen und angeordnet, daß Fundationsertraͤgniß und 
„Opfer auf allen vom Stifte weiter entfernten Kapellen zu Wetfin, 
„SHeinrihdorf und Chunenberg (Kumberg) die Pfarrer daſelbſt 
„genießen, die Eleinen Kinder taufen, die Verftorbenen begraben, 
„in Schlüſſelgewalt und auf den Höfen aber dem Stifte und def- 
„ten Bermaltern feine Verletzung anthun, jondern nur das Recht 
„haben follen, dns Ihrige ein- und nugzuführen und aufzubewah— 
„ren, fo wie die Bauleute des Stiftes felbft. Zwei Theile der bi- 
„ſchöflichen Zehenten in den Höfen zu Arbendorf und Gtruendorf 


1) Die Einweihung der Kirche in Schönberg wird in ſeckauiſchen Saalbüchern 
gelegt auf den.8. October 1195, und ungefähr um biefelbe Zeit auch jene 
= der, Kapelle in Witſchein. 


26 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„am Bache Wei (Wides) haben wir ihnen geſchenkt; die ftreiti- 
„gen - Zehenten von einem Gute in Kobenz, woſelbſt Erzbifchof 
„Eberhard I. den Altar St. Maria's eingeweiht hatte, erlaſſen wir 
„dem Stifte freiwillig. Den Zehenttauſch zu Worlach, Huetbdorf 
„und Sachendorf, welcher wegen befchwerlicher Straßen durch den 
„erzbifchöflichen Schaffner (Procurator) von jenem Erzbifchofe ift 
„gefchloffen worden, billigen und beftätigen wir von Neuem und 
„für immer.“ | 
‚Wir fügen auch noch bei, daß Keiner unferer Nachfolger, 
„Vize⸗Dome, Schaffner, Mautner von den Stiftsbruͤdern nuf Se⸗ 
„Eau im Wein- oder anderen Handel Spanndienfte oder andere 
„neue Forderungen verlange, außer drei Saͤume Weines oder 
„bier Pfunde Frieſachergeldes (praeter tres samas vini sive qua- 
„tuor solidos Frisacensis monetae), fo wie e8 zur Zeit ded Erz: 
„biſchofs Eberhard I. angeordnet worden if. Wir gebieten auch, 
„daß es Niemand wage, innerhalb des mit Mauer und Zaun um- 
„ſchloſſenen Stiftsgebäudeg und an ihren gleicherweife umzäunten 
„Maierhöfen weltliche Verſammlungen zu halten, Feuer anzule- 
„gen, Raub und Diebſtahl zu verüben, Menſchen nufzugreifen oder 
„zu tödten, auf daß die Diener Gottes defto ungeftörter Gott die: 
„nen können. Unferen Minifterinien geben wir die Freiheit, das 
„Chorherrentleid auf Serau zu nehmen, ihre Söhne und Zöchter 
„daſelbſt zu opfern, von ihren Befigungen dnhin zu fpenden, wenn - 
„Dadurch nur nicht zu fehr unfer Metropolitenftift beeinträchtigt . 
„wird. Wir ertheilen dem Stifte auch freies Begräbnißrecht mit 
„Semähr gegen die Zauffirchen, wobei jedoch mit Bannflud und 
„Ssnterdict Belegte nicht einbegriffen find. Die in euren Diplo⸗ 
„men verzeichneten Anordnungen der Päpfte Innocenz II. und 
„Alerander IIL., in Beziehung nuf Beobachtung des Kanonikeror: 
»deng, der Daropferung von Knaben, der Vergelübdung Erwach⸗ 
„fener, der einigen und. gefeßmäßigen Wahl der Pröpfte, der Ze⸗ 
„henten von allen mit eigenen Händen, oder nuf eigene Koſten 
„gemachten Reubrüchen, des Empfanges der Sarramente von dem 
„Diözeſanbiſchofe, fo lange diefer fatholifh und dem römifchen 
„Stuhle unterworfen feyn wird, der geheimen Feier kirchlichen Got⸗ 
»tesdienftes, wenn ein allgemeiner Bannfluch auf dem Lande la⸗ 
„ftet, nehmen wir an und billigen fie. Die Difpenfen, Schenkun⸗ 
„gen und Anordnungen aller unferer vorgenannten Vorfahrer Kon- 
„rad I, Eberhard I., Konrad II. und Bifhofs Roman von Gurt 
„(des erzbifchöflihen Vikars) in Betreff des Standes von Seckan 


Anm 


Herzogen. 3. 11921246 n. Chr. | 27 


„beftätigen wir. Ueberdies alles, was immer unfer Blutsverwand⸗ 
„ter, Dttofar Herzog von Steier, in Beziehung auf Auffindung 
„und Genuß von Salzquellen und Metallen auf den Eigengrün- 
„den des Stiftes Seckau gegeben und in Hnndvefte fehriftlich aus⸗ 
„gefprochen hat, betätigen nuch wir in oberpriefterliher Bollmacht. 
„Da es aber wirklich ſchwer faͤllt, Vieles gut und ſchnell zu be 
„wirken, fo haben wir die verfchiedenen Spenden und Opfer ver: 
„ſchiedener Fürſten, Hocedlen und Getreuen unter den Schirm 
„des Kirchenbannes geftellt, und in einer anderen Hnndpefte fchrift- 
„lich aufgeführt ?). 

Sm folgenden Jahre 1198 fügte zu diefem Beitägigungspriefe 
Erzbiſchof Adalbert II. noch die Schenfung einer ewigen Jahres⸗ 
rente von fieben Talenten von dem Salzwerke in Tuval, und zwar 
dem Stifte Seckau A, und dem Stifte Vorau 3 Zalente, welche 
jederzeit am Vorabende deg beil Johannes des Täufers ausbe⸗ 
zahlt werden ſollten *). 

Zu Ende des Jahres 1197 fühlte ſich Wulfing von Kapfen⸗ 
berg in ſchwerer Krankheit dem Tode nahe. Er beſchied den Propft 
Gerold von Seckau und feinen Neffen Ulrich von Stubenberg auf 
fein Schloß Kapfenberg, und gab .önfelöft, 11. December 1197, 
dem Stifte Sedau Brief und Siegel über die Schenkung eines 
Hofes zu Ling mit alem Zugehöre, welchen Ulrich von Stuben- 
berg, als Erbe, überantworten mußte °). 

Sn diefem Jahre beftätigte Biſchof Wolfter von Paffau die 
Schenkung eines gemiffen Irmfried und feiner Gemahlin mit einem, 
demfelben Hochftifte unterthänigen Hof in der Aue an dag Stift 
zu Seckau °). 


Die Zahl feiner Beſitzungen und Nenten ver- 5. Leopold im Stifte 
mehrte das Stift Admont zu Ende dieſes Sahrhun- erwiehe'neue Gier 
dert8 ungemein. Im Laufe des Jahres 1197 war | 
Herzog Leopold bei Bereifung des Landes auch nach Admont ge- 
fommen, begleitet von: Dffo von Teuffenbach, Poppo von Pufen- 


bach, Dtto von Puchbach, Ulrih von Chuftelmang, Gerung von 


2) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 173-182. 

2) Zohanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. p. 182: „in Salina apud Tuval 
nostri juris ad septem talenta perpetualiter .contulimus singulis annis 
accipienda.‘‘ 

3) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 182— 183. 


4) Johanneumsurkunde. 


28 Steiermark unter den Babenbergifchen . 


Seckau, Stephan von Nohitfch, Ulrich Marſchals von Hartberg, 
Wolfgang von Graufcharn u. v. a. In diefer Berfammlung fchenkte 
der Tandesfürftliche Süchenmeifter (Magister coquinae), der alte 
SHiltigrim von Grauſcharn (oder Steinach), mit Zuftimmung fei- 
ner Söhne, Gottſchalk und Dttofar, dem heil. Blaſius ein von 
dem Stifte Sedau erfauftes Gut zu Luetfcharn im Oberennsthale 
(apud Lonscha), und zwei Befisungen zu Puͤchel und zu Et. 
Peter, welche er aber vom Stifte Admont als erblihe Man⸗ 
neslehen für fi und feine Söhne wieder zurüdempfing ’). Auf 
feinem Zodtenbette fehenkte der Edle und Freie Konrad v. Wolfg- 
eck die. Hälfte feiner Beſitzungen zu Schladming dem Gtifte, und 
ließ dieſelben feierlich in Admont felöft durch den Freien Adalbero 
von Hausruck überantworten ?). Später kam die ganze Herrfchafts: 
befißung Konrad's durch Eberhard den Freien von Haus (im Ober: 
ennsthale), den Schmeiterfohn Heinrich's von Hausruck, an dag 
Stift Admont. Die falzburgifchen Miniſterialen, die Brüder Adil⸗ 
905 und Hartmann von St. Michael, fchenften ein But in der 
©ött (ad Salich) ?). Die Edelherren und Brüder Konrad und 
Rudolph von Kinöberg eine Befitung, und Nudolph der Kaſtellan 
von Kindberg fein Lehengut bei Strechau im Paltenthale zum Un- 
terhalte der Spitalgarmen in Admont *) — in die Hände Hein- 
rich's des Spitalmeifters; der Freie, Hartwich von Kammern im 
Ließingthafe, opferte, als er in Admont das Kloſterkleid nahm, all 
fein Gut in Zammern, eben. fo nuch ein anderer freier Mann, Wolf: 
ger von Kammern °), und ein gewiffer. Iſembert mit feiner Ge⸗« 
mahlin Machtilde ihr Gut zu Reunach im Liefiingthale %. Bon 
dem Priefter und Salzburger-Minifterint Rapoto und von feinem 


t) Saalbuch IV. 299-300: ‚Acta sunt haeo voluntate atque consilio Liu- 
poldi junioris Styrensium Ducis in loco nostro Admunt coram his te- 
stibus —.“ 

2) Ebendafelöft, 261 — 262. 

3) Ebendafelbft, 262. 


4) Ebendaſelbſt, 294: „„Chonradus nobilis de Chindeberch et frater ejus 
Rudolfus tradiderunt ad sustentationem pauperum in jus hospitalis. — 
Actum apud Triwenstein primo, secundo apud Vischach his testibus : 
Friderious de Ponihil, Ortarin de Widis, Engildic de Chindebero, Hel- 
wio de Cassc. P. 296. 

s) Ebendafelbft, 264. 285. 294: ‚‚coram his testibus: Adilbert de Liass- 

| nich. Albero de Lonsarn. Hartrat de Mutar. Snelle de Siginsdorf. 
Ruodwin de Chamere. Chonradus de Puoche. Trowinus de Chamere. 
Meginward de Dumirsdorf. Duringus de Zuchdal. 


6) Ebendaſelbſt, 286 —287. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ghr. 29 


Bruder Rudolph von Hollneck, ebenfalls falzburgifchem Dienftmann, 
erhielt Admont gefchenkt auf den Reliquien des heil. Blaſius, Erb- 
güter zu Hollneck, Weinberg und Guͤter zu Walchesdorf, die Kir- 
hen St. Egyden und St. Bartholomä zu Hollned, und eine Be- 
figung zu Traföß (ad Travese). Nudolph bedingte fich dafür eine 
Grabftätte in Aömont '). Durch einen Zaufchvertrag für zwei Guͤ— 
ter in Hißendorf (Hizinchdorf) mit einem Freien, Almarus, ge⸗ 
Inngte Admont zu zwei Befißungen in Straßgang, welche Swiker 
von Göſting überantwortet hatte ?). Lampert, ein Höriger Gott⸗ 
fried’8 von Wietingen, opferte auf dem St. Nikolausaltare zu Mu— 
fernau einen Weingarten dnfeldft, und Ulrich von. Mukernau gab 
ein Gut zu Straßgang °). Ein gewiffer Pernold non Leibnig 
fchentte zwei Weingärten zu Jahring“). Gerhard, ein Freier von 
Götzendorf (de Gezendorf im Pölsthale des Rottenmanner-Tau- 
erns), brachte feinen ausfägigen Sohn im Hofpitale St. Amand's 
in Admont in Verforgung, und gab Hofftatt und Ader in Götzen⸗ 
dorf 5). Die ndmontifchen Bejigungen in Defterreih unter der 
Enns vermehrten fih durch Weinberge von Hartwil von Welm⸗ 
nich, und zu Würflach durch Sünther von Würflah 9. Ein ge- 
wiſſer Engilſchalk nahm dns Mönchskleid in Admont, und erhielt 
von ſeinem Herrn, Albert von Wieſelburg, die Erlaubniß, alle 
ſeine Lehengüter zu Nietmarch, zu Steinarn und zu Gaſſenbrunn 
in der Pfarre Neumarkt dem Stifte zu ſchenken ). Adelheid, 
die Witwe des ermordeten Volmars von Buchberg im Pongaue, 
gab als Seelgeräth desſelben, und für ihre Wochter, Kloſter⸗ 
nonne in Admont, ihre Allode eben dort, welche Ulrich der Nich- 
ter im Pongaue (praeco de pongowe) auf dem St. Blaſien⸗ 


1) Saalbuch IV. 259. 260. 292: „‚Testes: Heinricus de Tanne. Pruno de 
Holneche. Fridericus de Pettowe. .Lantfridus de Eppinsteine. Otto de 
Perneke. Henrious de Waltinpurch. Altmannus de Chamer. Rupertus 
de Treboche.‘‘ 

2) Ebendafelöft, 287. Testes: Swikerus de Gestnich et ejus milites et 
servi. Henridus et Riohkerus, villici de Straxkanch. 

3) Ebendafelbft, 287. 258. 

4) Ebendaſelbſt. 

5) Ebendaſelbſt, 245: Gerhardus liber homo de Gezendorf filium saum 
leprosum in hospitali nostro proourari necessariis petens tradidit. — 
Mestes: Pabo de Gezendorf. Eberhart et Friderich de Pelse. 

6) Ebendafelbft, 232. 301. 

7) Ebendaſelbſt, 290. Testes: Arnoldus de Raminstein. Meinhard de Scho- 
nenberch. Chuno de Friberch. Lienhart de Friberch. Ulricus de Pu- 

oheim. Henrious de Rifenstein etc. 


30 Steiermark unter den Babenbergifchen 


aftare in Admont übergab. Zugleich opferte er fechzehn Leibei⸗ 
gene (mancipia pröprietatis jure): Perchta mit drei Söhnen, 
Nichild mit zwei Söhnen, Gotſchalk mit drei Brüdern u. f. m. ') 
Die Befigungen in der Propftei zu Großkirchheim in Oberkaͤrn⸗ 
then erweiterten die daſelbſt angeftellten Kiofterbrüder durch Ans 
tauf von Gebirgsftreden auf der Chalmünzalpe °). Die admonti« 
fhen Güter zu Chapelle in Kärnthen fehütte der Stiftsobervogt, 
Herzog Leopold gegen die mwiderrechtlihen Anſprüche Konrad’ 
von Zopelftein ). Konrad von Brunnen, und Friedrich von Zozzen 
ſchenkten dem H. Blaſius mehrere Leibeigene zu Frieſach und nuf 
dem Zozzenberge *). 


Sehrciher Kamp Nach dem Tode Belag III. erhielt deſſen erft- 


Sriepriche von ra geborner Sohn, Emmerich, das Königreich Ungarn, 
tau mit ben Ungarn. . . . 
— Gründung b. deut- Andreng, der jüngere aber, Dalmatien, Srontien, 
une Romu und Kulm. Als Emmerich feinen unmün- 
digen Sohn Ladislaus (aus Konftantie von Arra⸗ 
gonien) zum Thronfolger trönen ließ, erhob Andreas Krieg, in 
weichem er gefchlagen und, nach Defterreich flüchtend, von Emme⸗ 
rich auch dort aufgefucht werden wollte. Jedoch der fräftige Arm 
des Herzog Leopold befchüßte ihn und warf .die ungnrifchen Hor⸗ 
den, welche fehon über die Grauͤnzen herein vermüfteten, ſchnell wie- 
der zurüd. Er bemühte fich hierauf, vorzüglich durch den Erzbi- 
ſchof Konrad von Mainz, der eben von der Kreuzfahrt aus Pa⸗ 
Iftina herbeigefommen war, Einigung und Frieden zwifchen den 
feindfichen Brüdern zu ‚vermitteln. Vergeblih. Nur dur Ein. 
kerkerung. des Andreas nuf dem Schloffe Kanarin Slavonien ward 
Ruhe hergeſtellt I. Nicht unmanrfcheinlich hatte fich Friedrich von 
Pettau diefe innern Zerwürfniffe in Ungarn, und mahrfcheinlich 
auch frevelhnfte Anfälle der Ungarn auf die fteirifchen Landesgrän- 
zen zur günftigen Veranlaſſung genommen, mit bewaffneten Scha-⸗ 
ren auszuziehen, die Feinde vorzüglich aus dem unteren Thale der 
Peßnitz über Großfonntag und Friedau hinab zu vertreiben und diefen 





1) Saalbuch, IV. 284. 
2) Ebendafelbft, 271. 
3) Ebendaſelbſt, 295—296. 


4) Ebendafelbft, 234: Chonradus de Prunnen tradidit IV. mancipia, quae 
sunt apud Frisacam, quorum sunt nomina: Heinricus qui dieitur ou- 
nearius, a cuneis faciendis, est enim pannifious. 


5) Hanthal, I. 503—505. — Gchrötter, Geſch. v. Oeſterreich. II. 245 —251. 


Herzogen. 3. 1192-1246 n. Chr. 31 


Landtheil für Immer der Steiermarf zu fihern. Zu Hütern der 
Bränzen hatte er die eben berühmt gewordenen deutfchen Ordens⸗ 
ritter nuserfehen , welchen er bald darauf al feinen Eigengrund 
zu Sonntag (Grofßfonntag ) fammt der Hälfte der Zehenten in 
dem freilich noch nicht fehr bewohnten Landftriche umher geſchenkt 
hatte °). | 

Es ift daher nicht zu bezweifeln, daß fich eine Gemeinde deut: 
foher -Drdengritter gernume Zeit vor dem Jahre 1222 in Groß: 
fonntag- an der fteiermärtifhen Südoftgränge niedergelaffen habe ?). 
Während diefer Begebniffe hatte der falzburgifche Metropolit am 
7. April 1200 fein forgenvolle$ und Teidenbefchwertes Leben geen: 
det ; ein hochachtbarer Kirchenpirt, uneriüdet für Ausbreitung und 
Feſtſtellung des Chriſten- und Kirchenthums in feiner Metropoli- 
tane, wie zahlreiche Urkunden, vielfache Reifen von Salzburg. bie 
Bettau und Großfonntag, und die vielen Synoden und Kapitel 
zu Leibnitz (1187, 1189, 1197) — Frieſach (1193) — Laufen 
(1195 — 1196) u. v. n. bemweifen, und wenn gleich anfänglich zu 
hierarchiſch gefinnt, wußte er nadher, durch Unglüd belehrt, doch 
fo die Mitte zu Halten, daß er vom Papfte Lucius TIL (Verona 
1184) die umfaffende Beftätigung feines Hochftiftes, von Cble— 
ftin II. (1194) die Erhebung zum apoftolifchen Legaten erhielt, 
und daß ihn der große Kaifer Friedrich J. (1178) und Kaiſer 
Philipp TI, glei fo vielen früheren Negenten des deutfchen Reli 
ches mit Gnadenbriefen jeder Art großmüthig ausgezeichnet haben 2). 
Ihm folgte auf. dem Stuhle zu Salzburg (20. April 1200) Eher: 


9 

1) Dipl. Styr. II. p. 207. Friedrich von Pettau ſagt im Jahre 1222 in dem 
Beſtätigungsbriefe für Großſonntag, welches fein Water dem Hoſpitale St. 
Maria's des deutſchen Ritterordens gegeben habe: „Friderions pater nouter 
— pro remedio animae suae ac progenitorum nostrorum contulit — 
Domni Hospitali S. Mariae Teutonicorum Jerosolymitani proprietatem 
suam in Dominico cam medietate decimae ejusdem terrae eo tempore, 
cum praedietam terram memorandus pater noster de manibus Ungaro- 
ram eripiens, licet vacuam adhuc et inhabitatam primo suae subjuga- 
vit potestati.‘‘ - In der Beftätigungsurkunde des Erzbifchofs Eberhard II. 
vom Jahre 1236 wird gefagt: „Quod pater ipsorum (Friderici et Hart- 
nidi fratrum de Petovia) contra justitiam abstulit, Ecolesiam, quae 
vooatur ad 8. Dominicum, Hospitali S. Mariae domus Teutonicorum 
Hierosolymitani, quam avus eorum legitime donaverat eidem.‘‘ — Dipl. 
Styr. II. 207—209. — Vom H. Leopold haben wir für das Jahr 1199 
eine ginzige, Steiermark betreffende Urkunde, worin er die Schenkung einer 
Matrone, Mathildis, beftätigte, welche all ihr allodiales Erbgut der Kirche 
im Sohannedthale zu Seit gefchenkt hatte. Dipl. Styr. II. 75—76. 

2) Echrötter II. 338. 


3) Hansis II. 803— 313. 953. — Ohron, Aamont. Anno 1201 und Soalh. 
Il. 28. — Necrol. Admont. O. 543. 


32 Steiermark unter den Babenbergifchen 


hard IE, Bruder Liutold’8 von Regensberg, aus einem altberühm⸗ 
ten Edelgefchlechte des Zürchgnues ’), ein gelehrter, ſtaatskluger 
Herr, früher Domherr zu Conſtanz und feit 17. Juli 1196 Bifehof 
in Briren 9. 

3. 1200. Eines der erften Gefchäfte des neuen Erzbi- 


Die befeftigten Drte , . 
Neuftart, Briedberg, ſchofes war, fich nach Wien zu begeben, am 28. Mai 


aut Meopolb 1200, um der feierlichen Wehrhaftmachung des jungen 
en Weiz Herzogs Leopold, umgeben vom zahlreichften Adel 

aus Defterreihh und Steier, beizumohnen und an 
dem Frieden zwifchen den beiden königlichen Brüdern in Ungarn 
mitzuarbeiten 3). Nun begann Herzog Leopold für die Wohlfahrt 
feiner Länder Defterreich und GSteier mit ungemeiner Thaͤtigkeit 
zu arbeiten. Zuerft forgte er für die Sicherheit der Graͤnzen ge- 
gen Ungarn, von woher noch immer VBerheerung und Barbarei 
feinen Provinzen drohte. Er legte die Orundfteine zum Aufbauf 
der befeftigten Orte Neuftadt, Friedberg und Boitsberg ; zu mel: 
her Stadt vorzüglich dag Stift St. Lambrecht Grund und Bo- 
den Önrgegeben und dafür Güter zu St. Martin im Lungaue 
erhalten hat °). 

Wohl fchon in diefem Jahre 1200 hatte H. Leopold den Plan 
gefaßt, vorzüglich zur Belebung des italifchen Handels für Steier 
und Defterreich, an dem Einfluffe der Sau in die Save eine mäch- 
tige fteinerne Brüde erftehen zu machen. Zu diefen Zweden ver- 
weilte er im Jahre 1200 längere Zeit in der Steiermark. Auf 
einem Hoftage im Markte Weit umgaden ihn die Hochedlen (No- 
biles) die Brüder Leupold und Ulrich von Peckau, Rudolph von 
Kindberg; die Edeiherren: Erdinger von Landifere, und deffen 
Bruder Rudolph von Stade, Wulfing von Kapfenberg, Ulrich von 


1) Ambr. Eichhorn, Beitr. I. 243-247. 


2) Chron. Admont. et Salzburg. — Pez I. et Altah. Oeffele I. p: 660. — 
Abmonter Saalbuch III. 28. — Hansiz II. 313— 314. 


3) Chron. Claustroneob. Austral. Vatzonis. — Zwettl, Anonym. Leob. Anno 
1200. — Chron. Garst. ap. Rauch. Anno 1200: ‚„Liupoldus Austriae 
et Styriae Dax potentissimus apud Wien in Pentecoste gladio ac- 
cinotas est.‘ 

4) Ortilo apud Hanthal. ad Anno 1200. — Anonym. Leob. Anne 1194. 
Die Sagen, welche Über die Erbauung von Neuſtadt und Friebberg beftehen, 
mag man auf fi beruhen laffen. — Bon Voitsberg werben wir weiter 
unten noch ſprechen; indeſſen befagen bie St. Lambrechterurfunden vom 3. 
1270 über die Erbauung diefes Ortes: „per Domnum Leopoldam quon- 
dam Ducem Austriae memoratam civitetem oomstruentem pariter et 
fandantem.‘‘ 


Herzogen. I. 1192—1246 m. Chr. 33 


Stubenberg, Dtto von Krems, Dtacher und Dtto von Gräß, Nu⸗ 
dolph von Nafe, Berchtotd von Limberg, Ulrich und Dietrich von 
Sıiltgraben , Albero von Duntenftein und Ludwig von Kapfen⸗ 
fein. In diefer Verſammlung wiederholte Ulrich von Peckau die 
fhon im Jahre 1187 gefchehene Spende der Edelfrau Eliſabeth 
von Gutenberg an das Stift Göß mit dem Patronntsrechte der 
Kirche St. Beit in Proleb fammt allen dazu gehörigen Funda— 
tionsgütern und Rechten, mit Gütern von Koach und Mel in Steier 
und zu Hatzinsdorf in der Dftmark '). Am 8. December 1200 
hat zu Graͤtz Herzog Leopold ein Schreiben an das Generalkapi⸗ 
tel des Eifterzienferordeng erlaffen mit der Erklärung, dnf er für 
. fein und feiner Borältern Seelenheil durch dag Stift H. Kreuz 
ein neues Eifterzienferftift gründen wolle, wozu er die Vollmacht 
und Unterftüßung des Ordens erwarte. Diefe ward auch am 22. 
uni 1201 zugefichert; worauf fogleih die Gründung des Stif⸗ 
tes zu Lilienfeld erfolgte 2). Im Jahre 1200 fehenkten dem Stifte 
St. Paul Kunegunde von Marburg eine Befigung zu Pregand, 
Mechtilde, die Gemahlin Dietmar’d von Griffen, ein Gut zu 
MWofingen bei Marburg und Volkmar von Marburg für eine Bee 
gräbnifftätte im Stifte St. Paul acht Manfus in der Villa Gri— 
Inu (Gyilov) bei Marburg °). Um diefe Zeit reformirte Bifchof 
Edard von Gurk das Klofter in Gairach, welches — in Disci⸗ 
plin und Wirthfchaft zerfallen — der Auflöfung nahe war. Er 
übergab die Oberleitung desfelben dem Bompropjte zu Gurk mit 
voller Gewalt, verfehmenderifche Vorfteher adzufegen und ſicherte 
dem Klofter den Zehenten aller Einkünfte feiner Herrſchaft Peilens 
fein. Die Urkunde fertigte er am 13. April, 5.1200 9), 


Das Jahr 1201 brachte am 4. Mai ein zer⸗· her 
ftörendeg Erdbeben, welches fich durch die ganze ber in der ganzen 
Gteiermarf big hinnuf über Lungau in dag Land 
ber Bauern erftredte; zahlreiche Kirchen ftürzten ein, feftgemauerte 


Häufer wurden zertrümmert, im Schloffe zu Weitenftein in der 


flovenifchen Steiermark erfchlug ein einftürzender Thurm den fteis 


rifhen Miniſterialen Hartrod, mit fieben Menfchen, das Schloß 


1) Dipl. Styr. I. 32—33: „Haeo in praesentis nosiya apud Forum Yivi- 
des aota sunt.‘‘ 


2) Hanthal. I. 559 — 573. 
3) Cod. 8. Pauli p. 83. 
4) Gurker Urkunde. 
Geſch. d. Bteiermart. — V. Bd. 8 


34 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Katſch war herabgeftürgt und begrub unter feinen Trümmern alle 
Bewohner, und durch dns ganze Lungau erbebte der Erdboden 
fo gewaltig und lange Zeit hindurch, daß faft alle Bewohner ihre 
Häufer verließen und dns ganze Sahr hindurch unter freiem Him- 
mel in Hütten, aus Baumäſten und Erde nufgerichtet, zubrachten ’). 


Spuode © au Outarıng Im Laufe diefes Jahres Hatte der Erzdifchof 
"Hunde f Admont. Eberhard II. die erfte Bereifung ſeines Mietro- 
politanfprengel$ unternommen. Auf einer großen Berfammlung zu 
©utaring in Kärnten maren bei ihm anmefend: Der neue Bi: 
fhof von Gurk, Walther, Dheim des Erzbiſchofs, Meinhalm 
der Erzdincon von Frieſach, Heinrich Propſt von Mariaſaal, 

Wrich Pfarrer zu Hartberg in Gteier, Konrad von Truchſen, 
Bernhard Herzog in Kärnten, Wilnrd von Karlsberg, Friedrich 
son Pettau, Neimdert von Mured, Heinrich von Leibnig, Albert 
von Leibnig, Eckhard von Tanne und Konrad von Pfarre, Dort 
fiegelte er für den Abt Johann I. zu Admont (lange Zeit Brior 
dnfelöft, dann Abt zu Liburg) °) eine Bertragsurfunde, in wel: 
cher für ewige Zeiten feftgefeßt war, daß alle weiblichen Hörigen 
des Salzburger Hochftiftes, welche bereits an Eigenleute des Stif- 
te8 Admont verheirathet fenen, oder fich verheirnthen merden, 
auch alle falzburgifchen, auf Stiftsgründen rüdfäßigen Hörigen 
fammt ihren Kindern in das Recht und Eigenthum des Stifts 
übergehen follten, und gleichermeife entgegen nuch die Stiftshöri- 
gen in dns Hochſtiftsrecht. Auch die Anſitze beiderfeitiger Höri- 
gen ſollen die ſich Verheirathenden begleiten, fo daß fie der Ge⸗ 
richtsbarkeit jener Kirche unterftehen ſollten, im welche die Hei- 
rathenden übergehen °). 


5. Rn ao b⸗ Am 28. Auguft 1201 befand fich Herzog Leo: 


zent (sa dem pold nuf feiner Landesbereiſung wieder im Gtifte 
Kapelle St. Martin Admont mit dem Zeugen (puer) Grafen von Bogen, 


“ —& 2" mit den Edelherren (Nobiles) Ulrich von Tekindorf, 





2) Chron. Salsb. apad Pes. I. Anno 1201. — Gaalb. v. Abmont III. p. 35 
Anno 1201: ‚„Terrae motus magnus faotus est per dimidiam fere ho- 
ram, IV. Nonas Maji, ac deinceps frequenter adeo fortis, ut nonnul- 
las ecclesias subverteret et domos muratos, in quibus longe lateque 
magna hominum strages faota est, inter quae in Gastro Wizenstein 
turris corruens Öhospitem dumus, Hartrodum, ministerialem Ducis Sty- 
reneis, oun septem viris interemit. Sed et castram Archiepiscopi Chacts 
dirutum fere omnes habitatores suos morti dedit.‘‘ 


2) Chron. Admont. 1199. 
3) urtunde E. 1. — Saalbuch III. p. 16%—163. — Hansiz IL 315. 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Chr. 35 


Rapoto u. Konrad Brüder von Nein, Walfun von Griesbach, Hart- 
nid von Ort, Herrand von Wilden, Pill neg von Kirchheim, Gun⸗ 
daker und During Brüder von Steier, Ulrich von Shinnome, dem 
Drundfchent des Herzog’s Albero von Grimmenſtein, dem Truch⸗ 
feß Berchtold von Emirderg, Rudolph von Summaningen, dem 
Kämmerer, und NReinherr von Tann. Aus befonderer Zuneigung 
und Hochachtung ſchenkte da Herzog Leopold mit Brief und Si⸗ 
gille dem Stifte die freie Kapelle St. Martin bei Eich am Salza⸗ 
fluffe im obern Ennsthale, auf herzoglichem Allodialboden gele⸗ 
gen und von aitersher ſchon von der Mutterkirche Gröbming be⸗ 
freit, mit eigenen Rechten, mit Dotation, mit Kirchenfchlüfjel, mit 
Keibeigenen, Zehenten, Beldern, Wäldern und Weiden, gegen die 
Berbindlichkeit, daf vor den Altären St. Marin und St: Bla: 
fius für fein, feines Vaters, feiner Bermandten, und für das See⸗ 
lenheil des H. Ditofar VII. Tag und Nacht zwei ewige Lichter 
vom Erträgniffe jener Kapelle unterhalten werden follen ?). 


Im folgenden Jahre 1202 bereifte Erzbiſchof eynon in riefad 
Eberhard abermals feinen Erzfprengel in Kärnten und Seibnig. Erob. 
. Eberhard 11. verſi⸗ 

und Steiermart. Auf der Verſammlung in Fries derte dem Stifte @b- 
fach entfchied er die Angelegenheiten des Stiftd Ad- a 
mont, deflen Pfarre zu Jahring in den mwindifchen Büheln viel- 
fach angegriffen und demfelden auch wirklich vorenthalten worden 
war ?). Ganz nach dem Inhalte der Privilegienbriefe feiner Vor⸗ 
fahren beftätigte er dem Stifte den ausfchließenden Befis der Pfarr- 
kirche mit ol ihrem Fundationsgute zu Jahring, und dem Stifts⸗ 
nbte insbefondere dns Recht, daſelbſt die Pfarrer zu beftellen, und 
dies vor den. Zeugen: Walther, Bifchof zu Gurk, und vor den 
ſalzburgiſchen Minifterinlen Albert Graf von Wichſilburg, Fried⸗ 
rich von Pettau, Dtto von Chunigesberg, Heinrich von Leibnig, 
Ekhard von Tann, Konrad von Pfarre, den Kaftellnnen Konrad 
von Salzburg und Heinrich von Frieſach, und feinem Mundſchent 
| 3 * | 


1) urkunde Q. 65. — Saalbuch II. 226-227. Damals war in Gröbming 
der Pfarrer Rupert. — Saalbuch IV. 250: „„Quod nos pro sua religione 
plarimum diligimus, liberam quamdam capulam 8. Martini. in Enstal 
apud Eich juxte flavium Salzach in nostro dominicali situm et ex an- 
tiquo ab ommi jare matricis ecolerine Grebnich exemtam cum omni 
jure suo, dote videlicet et olave eccolesiae, manoipiis et deeimis ad 
eam pertinentibus eto.‘‘ 


2) Urkunde A. 103. 


36 GSteiermark unter den Babenbergifchen 


Marauard ’). Hierauf ging der Erzbifchof nach Leibnig und hielt 
daſelbſt eine zahlreihe Berfammiung von Elerus und Bolt (in 
frequentia cleri et populi) ; beftätigte, empfing und übergab dem 
Gtifte zu Nein die Spende des Pfarrers Luitold zu St. Beit im 
Bognue, vermöge deren diefer 75 Marten und 200 Metzen Korn 
beftimmt hatte, damit von den Jahresrenten an drei Fefttagen im 
Jahre die Kapitelherren dnfelbft an der Mittagstafel ſtattlicher be- 
wirthet werden mögen ?). In diefem Jahre Hatte auch Propſt 
Bernhard I. in Borau fein Leben befchloffen. Kurz vorher hatte 
Grathsau, von Trunne zugenannt, dem Stifte feine Erbvogtei über 
die Stiftsgüter in und bei der Billa Wenigzell verpfändet, wor: 
über der Bater Grathsau von Zrunne mit Zuftimmung feiner übri- 
sen Söhne und einer Tochter eine Beſtaͤtigungsurkunde gefiegelt 
hat 5). Auf Propft Bernhard I. folgte Bropft Leopold I. Im 
September des Jahres 1202 weihte, nuf Befehl des Erzbifchofg 
Eberhard II, Markus, Zitularbifchof von Berithos, den St. Mag⸗ 
dnlenenaltar in der Stiftglirche zu Vorau, und eine Pfarrkirche 
außerhalb des Stift# zu Ehren der heil. Dreifaltigkeit, des heit. 
Egydius und der heil. Agatha *). 


8. eovalb empfängt Im Srühiahre 1202 befand ſich Herzog Leo: 
die Faif. Belehnung Hold im Hoflager Kaifers Philipp II, treuergeben 


mit Defterreih und " , ⸗ 
Gteiermart, und wider Parſt Innocenz III., und empfing von ihm 


on 0 die feierliche Velehnung mit den Reichsfürſtenthü— 


mern Defterreich und Steier nach Drönung und Ge⸗ 
feß des römifch: deutfchen Neichs. Seinen Nuͤckweg nahm der Her: 
309 durch die Steiermart, wo wir ihn nm 2. Suni 1202 im Stifte 
Admont treffen, umgeben von ungemein vielen Landegedfen aus 
Gteier und Defterreihh, welche ohne Zmeifel mit ihm am kaiſerl. 
Hoflager geweſen waren, mit Ulrich von Stubenberg, Herrand von 


— — — 

2) urkunde A. 103. — Saalbuch IN. 163: „Parochiam Jaringen cum omni 

Jure suo salvo tamen Episcopali et Archidiaoonali super Altare 8. Bla- 

sii oontradimus. Curam etiam animarum ejusdem parochise in tua 

su0cössorumgue tuorum dispositione oonsistere deoernimus. Totaliter 
ipsam parochiam praefato monasterio in perpetuum oondonamus.“ . 


2) urkunde des Stiftes Kein. 


2) Caesar, Annal. Il. 469: ,Nos Grathsau diotus de Truın — obligatio- 
nes juris Advocatise super bonis Vorawiensis Ecclesiae in villa et 
jaxta villam Celle sitis, quo dilectus filius noster Grathsau Domno 
Wernhardo vener. Praeposito diotae eoolesine praefatum jus advo- 
eatine de nostro oonsensu et beneplacito obligavit.“ 


% Caesar 11. 85-86. 


Serzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 87 


Wildon, Dietri von Lichtenftein, Heinrih von Kapfenberg, 
Berthold (dapifer) Truchfeß von Emmerberg, Gundacher von 
Steier; Drtolph und Hartnid von Wolkenftorf, Gundacher von 
Storchenderg, Albero von Polnheim, Albero Schenf (pincerna) 
von ©reimftein, Dttofar von Slienbach, Ulrich und Leutold von 
Bernau, Heinrih von Adelwang, Dtto und Otacher von Wolfen» 
ftein, Walther von Fürftenfeld, Dietrich von Hohenftein u. v. a. 
Hier gab er zuerft dem Propfte Hermann von Seckau Beftäti- 
gungsbrief und Sigi über alle Befihungen und Rechte des Stifte, 
mit den Worten: „Leupold durch Gunſt göttliher Güte Herzog 
„von Defterreih und Steier allen Chriftgläubigen in Emigfeit. 
„Nachdem wir. durch die Anordnung göttliher Vorſehung die Bes 
„herrfchung des fteirifchen Fürſtenthums erlangt und erhalten ha⸗ 
„ben, fo glauben wir einen Gott wirdigen Dienft zu vollbringen, 
„wenn wir nach der Herrlichkeit unferer Erhöhung ung beftreben, 
„die Eirchlichen Inſtitute durch getsergebene Unterftüßung und durch 
„den Schild unferer Belchirmung zu erweitern. Dem zu folge, nach» 
»den Herr Hermann, der ehrmwürdige Propſt der Seckauerkirche, 
„durch Unterbreitung feiner Achten Handveſten unferer Excellenz 
„in dag Gedächtniß zurüdfgerufen hat, wie Adelram von Waldet, 
„ein edler und freigeborner Herr, der vortreffliche Gründer feineg 
„Stiftes, fein Schloß Starchenberg mit feiner nahegelegenen eigen» 
„thümlihen Billa Trabſtetten, und zugleich alle feine edferen Va⸗ 
„fallen (milites nobiliores) dem durchlauchtigften feligen Markgra⸗ 
„fen von Steier, Dttofar, mit der Bedingung übergeben, und allem 
„Anſpruche darauf entfagt Hat, damit derfelbe diefe feine Stiftung 
„mit allen gegenwärtigen und zufünftigen Gütern ohne irgend ein 
„Entgeld von Bogtrecht felbft in Perfon und nicht durch belehnte 
„Bögte bevogten und befchirmen fol, und deßwegen an unfere 
„fürftliche Güte, feitdem die Leitung des Fürftenthums an und 
„gekommen ift, die nachdrückliche Bitte geſtellt hat, daß wir alle 
„Gnaden, Schenkungen und Freiheiten, welche durch denſelben 
„Markgrafen und durch ſeinen Sohn, den vortrefflichſten Herzog 
„Ottokar von Steier, unſeren geliebten Oheim, gemacht und frei⸗ 
„gebig ertheilt worden find, in einer einzigen Handveſte eingeſchloſ⸗ 
„fen durch die Breigebigkeit unferer Großmuth zu beftätigen ung 
„würdigen möchten; glauben wir, indem wir nun des vorgednchten 
„Propſtes vernünftige Bitte und die edle Großmuth des Gtif- 
„ters mit gnädigen Augen anfehen, nach dem Rathe unferer Stände 
„(Procerum) feinem Verlangen offenen Eingang. zu griätwa.n 


38 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Hierauf folgt die Aufzählung aller Stiftsbeſitzungen und Rechte, 
insdefondere auch Drarft: und Mauthfreiheit und Burgfrieden (Heim- 
garten) auf allem Stiftsgrunde zwiſchen den Büchen Ließfig und 
Graden (Grada videlicet et Liessnich) und das Regnirecht auf 
Salze und Metalle auf ſeckauiſchem Allodialboden ’). Am 4. Juni 
1202 erfolgte für Seckau ein zweites Diplom, worin er diefes Stift 
in feinen befonderen Schuß nimmt, alle gerichtlichen Eingriffe frem⸗ 
der Richter auf ſeckauiſche Güter und Hörige ftrenge verbietet, und 
insbefondere Befig und Eigenthum des dem Stifte nahe gelegenen 
Müuühlwaldes und eines, von Pabo und Engelſchalk von Pinien 
gegebenen Gutes zu Hauzenbüchel beftätigt 9. Das Stift Admont 
ſelbſt beſchenkte der Landesherzog bei diefer Anmefenheit mit drei 
befonderen Handveſten; er beftätigte das nite Bogtrecht des Stif- 
tes, daß auf ftiftifchen, gegenwärtigen und zufünftigen Herrfchnfte- 
gütern Niemand irgend eine Bogteigewalt nuszuüben habe, als nur 
der von demſelben freigewaͤhlle «Kajtenvogt, nämlich der Landes» 
herzog; die Schirmvogtei über die admontifchen Güter zu Naſtadt 
dem geftrengen Nitter Kuno von Werfen, jedoch ohne alle Anfor: 
derung oder Befchwerung ftiftifher Güter und Hörigen; endlich 
ertheilte er dem Stifte Admont und deſſen Leuten Befreiung von 
allem Marktrechte, fo oft fie Kaufes oder Verkaufe wegen, oder 
auf Neifen fommen und gehen ?). 
Begehuie i dem. Bevor Abt Johann I. zu den Bätern einging, 
. &. Sept. 1202) *) ward Folgendes noch im Stifte 
vollbracht: Die Vogtei über die nömontifchen Befigungen im obe- 
ren Murthale hatte Dffo von Teuffenbach zur Zufriedenheit und 
ohne Beſchwerde des Stifts oder feiner Leute geführt, und dann 
freiwillig heimgeſtellt. Hiernuf wurde diefe Bogtfchaft mit einftim- 
migem Kapitelbefhluß dem Dietmar von Lichtenftein anvertraut, 
jedoch nicht erbsweiſe, nuch ohne alles Entgeld, ohne allen, unter 
dem Zitel „Bogtrecht” fonft gewöhnlichen Forderungen, vorzüglich 


2) Johanneumsurkfunde. — Dipl. Styr. I. 183—187: „Datum apud Admun- 
. dem, anno 1202. IV. Non. Junii. — Ludewig, Relig. IV. 214. 181. 
2) Dipl. Atyr. 1. 186—187: „Data apud Admunt. II. Non. Junii anno 1202. 
8) Archivsurkunde M. 2. 5. Z. 4. - Saalbuch III.: ,,Quod nos fratribus 
Admuntensibus, tam ipsis, quam hominibus eorum totum jus fori re- 
laxamus, ut nullas a vobis (offieialibus suis) angarias patiantur, quo- 
tier vel emendi vel vendendi causa vel itinerandi ipsum forum adire 
necesse habuerint.‘‘ 


Herzogen. J. 1192-1246 n. Chr. 39 


ohne Wehr» oder Gtrafgelder, Nachtherbergen, Spanndienften u. 
dgl., allein nur gegen jährliche zwei umd eine halbe Mark SH. 
bers '). Erzbiſchof Eherhard 1. Hatte der von ihm eingemeihten 
Kirche zu St. Gallen im Walde (1152) die Zehenten der Neu⸗ 
brüche daſelbſt, fo wie der Salze (an der Salzſtaͤtte zu Weißen» 
bach an der Enns bei St. Gallen) und der Erze gefchenkt. Diefe 
wurden durch die nachfolgenden Stiftsaäbte nber von jenem Gottes⸗ 
haufe genommen und zu den Renten der Stiftsfchaffnerei eingezo- 
gen. Abt Kohann I. hob diefe Verfügung wieder nuf, und ſtellte 
der Kirche zu St. Gallen im Walde das ihr Zugehörige wieder 
zurück, um daraus die altgemöhnliche, genügliche Bemwirthung der 
Borüberreifenden zu beftreiten ?). 


Herzog Leopold war bei der feierlichen Erhe: 8 —— 
bung und Uebertragung der irdiſchen Hülle der heil. bie „Birde St. Au * 
Kunegunde in Bamberg anweſend, und hatte den negu Gray. 
Entſchluß gefaßt, zur Verehrung diefer heiligen Fürſtin eine Kir 
che in Gräß zu erbauen. Er wählte dazu eine Anhöhe außerhalb 
feiner Burg, und fol felbft bei feiner Anweſenheit in Graͤtz den 
Srundftein dnzu gelegt und den Aufbau begonnen haben °). Urs 
funden von St. Lambrecht bewähren feine Anweſenheit in Graͤtz. 
Am 13. December fehlichtete er eine Streitangelegenheit zwifchen 
feinem Minifterial, Herrand von Wildon und Abt Berenger von 
St. Lambrecht. Herrand hielt die Wälder zwifchen der Deigitfch 
und Graden im gewaltfomen Beſitz, melche das Stift St. Lam: 
brecht von ihm vergeblich herausforderte. Nun entjchied der Her- 
zog feldft den Streit: Herrand mußte die unrechtmäßig befefjenen 
Landſtrecken wieder herausgeben ; dafür gab ihm Abt Berenger an: 


1) Archivsurkunde M. 17. Diefe Urkunde wurde erft im Sahre 1228 umftänd- 
lich verfaßt, und von dem Erzbifchofe Eberhard II. beftätigt. — Saalbuch 
I. p. 174—176. 


2) Saalbuch III. p. 191—192: „Quod ego Johannes — decimas tom fru- 
gum, quam salinarum et fodinarum et quorumlibet proventuum eccole- 
sine 8. Galli ab Episcopo Eberhardo in soJatium peregrinorum et trans- 
euntium vollatas, sed a praedecessoribus meis ad usus oellarii nostri 
reduotas timore Dei correptus et pro remedio animae mese et prae- 
decessorum meorum, qui hano’ distinotionem fieri consenserunt, ecole- 
sine jam dietae ad beneficium hospitalitatis indigentibus ibkidem con- 
ferendum cum consensu fratrum nostrorum restitui.‘‘ — Archiosurkunde 
M. 18. 23. 


Caesar, Annal. I. 87. Im Jahre 1227 erfcheint diefe Kirche als ſchon 


lange fertig. Herzog Leopold hielt in derfelben am 17. Februar 12327 BVerı 
fammlung und Gericht. — Dipl. Styr. I. MR. 


3 


—RX 


40 Steiermark unter den Babenbergifchen 


deren Grund und Boden zwifchen der Pleinen Söfßnig und der 
Sraden, dns Gebirge Primansburg jedoch ausgenommen. Al 
Zeugen deffen fanden zu Gericht: Rapoto von Falkenberg, Pil⸗ 
grim von Schwarzenau, Hartnid von Drt, Ulrich von Gtubenberg, 
Dito von Krems, Wigand von Klamm, Dietmar von Lichtenftein, 
Leupold von Leubenftein, Gundaker von Steier, Cholo von Truch. | 
fen, Hermann von Pütten, Richer von Marburg ’). Hierauf 

ertheilte H. Leopold dem Stifte St. Lambrecht nuf dem mwieder 
eriedigten Landtheile zwifchen der Deigitfch und Graden alle herr. 
ſchaftlichen Rechte des Landgerichtes, Marchdienited und Vogtrech⸗ 
tes, todeswürdige Verbrecher und Diebe allein ausgenommen, mel: 
che gefänglich eingezogen, und gebunden den Inndegfürftlichen Ge 
richten ausgeliefert werden ſollten. Auch auf den’ lambrechtiſchen 
Neugeräuten in der Kainach und in der Mark überhaupt, wenn 
ein Höriger des Herzogs von Inmbrechtifchen Leuten verwundet 
wird, fol dem Beleidigten Genugthuung gefchehen, aber der Ge: 
richtsbann doc dem Stifte verbleiben. Auch von diefer Handlung 
waren Zeugen: Hermann von Wildon, Hartnid von Drt, Fried⸗ 
rich von Pettau, Ruger von Planfenwart, Ulrich) von Stubenberg, 
Dtto und Dttofar von Grät, Ludwig und Marquard von Scha— 
lad, Starthand von Krems, Reimar von Afflenz, Hartwik von 
Teuffenbach, Pilgrim von Spielberg, Dtto ‘von Lug, Friedrich 
und Heinrich von Kainach *»). Am 11. April 1202 mar Rudolph 
bon Rofin in das Karthäuferklofter Seig im Johannesthale gekom⸗ 
men mit feinem Bruder Cholo von Naſia, Alrim von Weitenjtein, 
Ulſchalk, Bruder des Hoſpitals der heil. Marin zu Rafin, Geb⸗ 
hard, Sohn Konradg von Sunnenberg, Walther von Plantenftein, 
Gerold von Ribinitz (Rinbits), Konrad von Talein, Americh von 
Tochendorf und Konrad von der March. In diefer Verſammlung 
beftätigte er und ließ mit Brief und Sigill' durch den Schreiber 


1) St, Lambrechter Saalbuch: ‚Super Herrandum ministerielem nostrum 
de Wildonia, quia violenter usurpasset sibi sylvam, quae sita est in- 
ter Auvium, qui dicitur Tewkwitz et alterum fluvium, qui dieitur Graeda. 
Praediam quod situm est inter rivum Goznize minorem et alterum ri- 
vum, qui dicitur Graden, solo monte, cui nomen est Primaspuroh, 
exoepto.“ 


2) St, Lamb. Saalb.: „In praedio a Herrando ministeriali nostro de Wil- 
donie coram nobis obtento inter fuvia Teukwik et Graden sito omnia 
juro ad nos spectantia, quae vulgo Lantgericht, Marchdienst, Voit- 
recht dicuntur libere tradidimus, hoo salvo, si fur aut alter malefa- 

.  etor poena mortis pleotendus deprehensus fuerit praeconibus nostris 
‚oingulotenus tradatur judicandus.‘ 


Berzogen. I. 1192—1246 n. Ehr. 41 


Petrus befeftigen die Spende von zwei Billen auf der Ebene an 
der Drau, Candin (Heidin?) genannt, und nahe bei. der Stadt 
Pettau geleger (in confinibus civitatis Petoviae), welche er und 
feine Gemahlin Hiltrude vor mehreren Jahren ſchon der Kirche 
des Heil. Johannes in Seitz gegeben hatten, mit Vorbehalt jedoch 
des lebenslaͤnglichen Genuſſes für den überfebenden Theil . 


Nach Abt Johann I. erhielt den Krummftab „1208. 2. 
in Admont der Kapitelpriefter und Stiftsprior Ru: fpungen | Becl- 

diger 9. Am 6. Jaͤnner 1203 bezeugte ſich Erz- 

biſchof Eberhard TE abermals wohlthätig gegen dieg Stift. In 
einer fiegelgefertigten Urkunde beftätigte er zuerft Alles, was alle 
feine Borfahren am Hochftifte zu Salzburg dem Gt. Blafienmün: 
fer in Admont gethan und gefchenft haben. Sodann fchentte er 
dahin in volles Einenthum und mit Gewalt hnbender Hand dag 
SHerrfchaftsgut im Freilande mit deffen Umgränzung zwifchen den 
Baͤchen Losnitz genannt, und von der Gegend, Stange geheißen, 
bis zu den Graͤnzen des bambergifhen Beſitzthums (im Lavant: 
thale), fo wie dies ein Priefter, Fruto genannt, von dem Erzbi- 
ſchofe Adalbert TI. in Beſitz gehabt hat, mit allen Rechten, und 
was fonft noch zum Nutzen und Vortheile der Kirche und der Hö- 
rigen dafelbjt innerhalb der bezeichneten Graͤnzen erzielt merden 
fann. Auch gab er dem Stifte Admont die dafelbft zu Ehren des 
heil. Leonhard gegründete Kirche mit allem Zugehöre, mit Sundn- 
tionggut und Zehenten, und mit der Unabhängigkeit von der Mut⸗ 
terfirche. Dagegen fol man im Stifte verpflichtet feyn, nm Sterbe⸗ 
tag des Erzbiſchofs und feines Vaters am 30. Sept. die Stift: 
gemeinde mit befferem Brot, mit Wein und Fifchen zu bemwirthen 
und Arme mit einer Spende zu betheilen. Dazu wird noch ges 
fügt die wiederholte Beftätigung der Pfarre Saringen, Mauth- und 
Zollfreiheit des Stifts in allen falzburgifchen Städten und Drten, 
dag Altariehen in der Kirche St. Martin's im Ennsthale, die Be- 
freiung der ndmontifchen Mühlen und Güter bei NRaftadt und nm 
Fritzbache von allen Abgaben, und eine zingfreie Hofftatt zu Pet- 
tau. Als Zeugen maren bei der Briefesfieglung anmwefend: Ber- 
thold, Propft zu Speier, Heinrich, Erzdiacon zu Grauſcharn im 
Ennsthafe, Hartnid, Domherr zu Pettau, Meifter Arnold, Mei- 

1) Dipl. Styr. II. 84—85. 
2) Saalbuch II. p. 35. — Pez II. 210. — Chron. Adınont. 


42 Steiermark unter den Babenbergifchen 


fier Simon, Konrad von Miüldorf, Liutold von Gaſtein, Nudi⸗ 
ger don Klamme u. v. a. '). | 
— —E Hierauf bereifte der Erzbiſchof feinen Metro- 

Stiftes 85. politanfprengel und hielt zu Frieſach, wohin auch 
Herzog Leopold gefommen war, eine ungemein zahlreiche Verfamm= 
lung. Den Herzog und Erzbifchof umgaben der Bifchof Wnither 
von Gurt, Abt Rudiger von Admont, der Abt von Viltring, der 
Propſt Gerald von Seckau, Heinrich Domdechant von Gurt, 
Heinrich Archidiakon von Lavant, Heinrih Pfarrer zu Gruͤtz, 
Sighard (Pfarrer) zu Hartberg, Daniel Hofkapellan des Her- 
3098, Herrand von Wilden, Hadmar von Kuenrieg, Dito von 
Haßlau, Marquard von Himberg, Rudolph von Poltendorf, Wis 
kard von Karlsberg, Dietmar von Lichtenftein, Heinrich von Leibe 
nitz, Friedrich von Pettau, Dito von Königsberg, Drtolph von 
Montpreis (Montparis) u. v. n. In diefer Verſammlung in 
der St. Bartholomäugfirche erfchien Ottilie Abtifin von Göß 
mit vielen ihrer Minifterinlen tragend die Handveſten ihres Stif⸗ 
tes, und erhob Kinge wider Ulrich von Stubenberg, welcher unter 
dem Vorwande, mit der Vogtei ihres Nonnenftiftes vom Landes. 
herzoge belehnt zu ſeyn, dasſelbe hart bedrüde; es verhindere, oh- 
ne fein Mitthun weder Jemanden auf Pfarren des Nonnenftiftes 
einzufegen, Benmte innerhalb und außerhalb des Kloſters anzu⸗ 
ftelen, Zehen zu ertheilen, in feloft durch den Amman ihres Ka— 
piteld Hofverwaltungen zu beftellen, und andere Anorönungen mit 
Stiftsgütern zu treffen. Höchlich mißbifigten die Anweſenden 
ſolche Uebergriffe und Ulrich von Stubenberg mußte Öngegen das 
feierlichſte Gelöbniß ausſprechen 2). Bei diefer Gelegenheit bes 


— u — — — * 
— — | 


1) Archivburkunde 55. 3 13. Dem genannten Priefter Frutto hatte der Erz⸗ 
bifchof Adalbert III. 40 Manfus Boden mit Geftrippe und Baldung in der 
Gegend bes Schloſſes Landsberg (in confinio castri Lonisberch, in loeo, 
qui dicitur Vrilant silvas adhuc incultas). Auch hatte das Bisthum das 
mals die Gegend Bluminau zwifchen den beiden Bächen Losnitz bis auf bie. 
Alpen binan (in loco, qui dicitur Bluminnve inter duos Losnis usque 
in alpes) vom Erzſtifte zu Lehen, welche Gebirgsgegend fpäter auch an das 
Stift Admont geſchenkt worden ift, wie die Urkunde vom Jahre 1207 zei⸗ 
gen wird. — Hansiz 11. 316. — Saalbuch II. 156—158: Praediam 
in Krilande oum terminis suis, scilicet inter rivos, qui dicuntur Los- 
nis, et ab co loco, qui dicitur Stange, usquc ad terminos Babinber- 
gensis eoolesiae. — Ecclesiam quoque beati Leonardi ibidem funda- 
tam cum omnibus attinentiis suis, dote videlicet et decimis, in ea li- 
bertate, qua exempta est a jure matriois ecolesiae. — Locum ourtis 
in Bettowe, ita ut nullum inde solvant censum. 


2) Dipl, Styr. I. p. 24— 26: „Aota sunt haec Anno 1203 in Koclesia 
S. Bartholomaei in Frisaco.“ — 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Ehr. | 43 


ftätigte auch der Admonterabt Rudiger mit Brief, Abtei: und Ka⸗ 
pitel⸗Sigille den Pachtvertrag feines Vorgängers, Abtes Johann I., 
mit einigen Bürgern zu Frieſach über eine ndmontifche Silbergrube 
am Zezzenderge gegen Abgabe des neunten Theiles vom jährlichen 
Erträgniffe ). Bei feiner Heimkehr traf Abt Nudiger eine Be: 
ftätigungsbulle des gewaltigen Papftes Innocenz II, °). Am 29. 
November 1203 in Friefach beftätigte H. Leopold die Spende fei- 
nes Minifterinlen Leupold von Levenftein an das Gtift Biktringen 
mit Sütern in Defterreih, Kärnten und im Muͤrzthale zu Bor: 
feluch oder Parſchlug °). In diefem Jahre feierte Herzog Leo» 
pold feine Bermählung mit Theodora, Tochter des griechifchen 
Kaiſers Emanuel Comnenus oder Theodorus Laskaris, einer Frau 
von wahrhaft königlichem Geifte *). 


Bald darauf ward H. Leopold wieder ernſtlich 5. kenn In unge 
in die ungarifchen Angelegenheiten vermwidelt. Bapft “fen Ungelegen- 
Innocenz III. hatte die Befreiung des königlichen Dei 
Bruders Andrens aus dem Serfer und deffen Wiedererhebung zu 
der ihm gebührenden Würde vermittelt. Plötzlich ſtarb König Em⸗ 
merich (im Jahre 1204). Als Vormund des unmündigen Prin: 
zen und Thronfolgers Ladislaus ftrebte Andreas diefem nach dem 
Leben. In banger Furcht flüchtete die Mutter, Konftantin, mit 
dem unmiündigen Kinde, mit Krone und Schäßen nad, Defterreich 
und in den Schuß des biedern Herzogs Leopold. Diefes führte 
zum Striege >), und in Defterreich und Steier murden die Heeres: 
ſcharen nufgeboten. Die blutigfte Schlacht ftand bevor ; als der 
plößliche Tod des Kindes (1205) die Seindfeligfeiten endete und 
den Frieden brachte. Die PBrinzeffin Witwe eilte hierauf nad) 
Spanien heim und wurde bald darnach (J. 1209) Gemahlin des 
großen Kaiſers Friedrich IL. ©). 

So war Herzog Leopold ftetd mit hochwichtigen Begebniffen 
in Anſpruch genommen. Er hatte jeßt nuch den einflußvollen Ge⸗ 


2) Admonter Urkunde 2. 3. 
2) Abmonter Urkunde A. 61. 
3) Viktr. Urkunde. 


49) Chron. Mellicens. Pez, 1. 1203. — Chron. Garst. apıd Rauch. Anno 
1203. — Schrötter, II. 269 — 270. 


5) Ortilo apud Hanthal. p. 522— 523, — Chron. Ölnustroneob. Anno 1204. 
. — Chron. Admont. Anno 1208. 


6) Gchrötter, II. 255— 259. E 


44 Gteiermark unter den Babenbergifchen 


danken gefnft, in Wien, im Stifte zu den Schotten, einen Bifchof: 
fi zu gründen, und die Benedictiner anderswo reichlih zu ent- 
ſchaͤdigen. Er mußte jedoch diefen für Defterreih fo folgereichen 
Plan an der Hartnädigften Widerſetzlichkeit Mangold's, Biſchofs 
zu Paſſau, und an dem zu frühen Tode des K. Philipp IL. fchei- 
tern fehen ). Sm Jahre 1204 brachte Erzbiſchof Eberhard IL. 
dem Stifte Admont eine Urkunde, in welcher die ndelige Matrone 
Diemut, Witwe des Meingoz, Kafteland von Salzburg, dem heit. 
Blaſius in Admont als Seelgeräth zwei Höfe zu Wange (entwe- 
der im Lungaue, oder St. Agatha in Weng beim Markte Zeiring) 
zur Zeit des Erzbifchofs Adalbert III. gefchentt hatte, mit Bor: 
behalt des lebenslaͤnglichen Genuſſes, jedoch gegen einen jährlichen 
Zins von 12 Pfennigen. Der Erzbiſchof nahm dieſe Schenkung 
in ſeinen beſonderen Schutz, und ſiegelte die Urkunde vor vielen 
geiſtlichen und weltlichen Zeugen ?). 


Sole endet Im Jahre 1205 war Konrad von Grodno, der 


en ‚Stifte Rein ine eine pierte Abt von Rein, geftorben, und Zheodorich, ein 

berge.  Landegedler von Greißeneck, in diefe Würde ge- 
folgt. Eben war H. Leopold mit feinen Heerſcharen aus Deutfch- 
land von der Krönung Kaiſers Philipp II. zurüdgelehrt 3), nis 
ihm Abt Theodorich feine Huldigung bezeugte und eine herzogliche 
Gnade für dns Stift empfing. Der Herzog fchenfte naͤmlich dem 
Stifte zu Nein fo viel Eifen am Erzberge in Eifenerz, als mit 
teift vier Blasbälgen erzielt werden kann. Diefe Handlung und 
Urkunde lich er bezeugen von: Ulrich von Stubenberg, Dtto von 
Hnslau, Dtto von Graz, Dttofar von Graz, Dtto von Krems, 
Dito von Stein, Rudiger von Plankenwart u. v. a. *). Zu der- 
felden Zeit ſchenkte auch Heinrich von Landsberg dem Stifte Nein 
zwölf Rehengüter zu Dber- und Unter-Hemtſchach bei Leibniß >). 

Den Karthäufern zu Seit im Johannesthale beftätigte. Ber⸗ 
thold, Herzog von Dalmatien, Herzog in Sftrien, mit Urkunde 





1) Hanthal. II. p. 528— 532. — Schrötter, II. p. 278-290. 
2) Archivs urkunde O. i. — Saalbuch II. p. 158—159. 


3) Chron. Admont. Anno 1205: „‚Liupoldus Austriae Styriaeque magna- 
nimus Dux copiosam et electam militiam ducens et non minas muni- 
fioe, quam magnifice agens.“ 


4) Dipl. Styr. II. 17—18: „in fodina ferri nostri quantum ejus utilitatis 
provenire potest ex quatuor follibus.‘“ 


5) Heiner Urkunde: „In villa Hemesach duodecim beneficia — Heinrious 
de Lossperoh.“ 


Herzogen. 3. 11921246 n. Ghr. 45 


und Sigille (1205) die Schenkung feines Vaters, des Markgra⸗ 
fen Berthold, von einer jährlichen Getreideſchüttung in Windifch- 
gräß (in Windischingrätz), mauthfreien Bezug aller herzoglichen 
Bertäufe und Käufe, fo wie z0oll= und mnuthfreien Durauug | im 
Markte Stein in Krain (in foro suo Stein) °). 


- Am 10. November 1205 befand fi Erzbischof 5... — 
Eberhard II. auf feinem Schloffe zu Leibnitz, und 
wie es feheint, in einer zahlreichen Kapitelverfammlung mit: Abt 
Uri von St. Paul, Propft Gerold von Seckau mit den Erz- 
dinfonen Meinhard und Heinrich, Heinrich Propft von Mariaſaal, 
Eberhard von Neunkirchen, Gerold von Murtze, Sighard von Pi- 
fchofesdorf, Dttofar von Viſchach, und mit feinen Minifterinien : 
DOtto von Königsberg, Otto von Leibnis, Konrad von Jaun, GSig- 
fried von Velsberg u. v. n. Schon früher hatte Abt Berenger 
bon St. Lambrecht den Erzbifchof gebeten, einen ihm vorgeftellten 
Briefter als Pfarrer in Piber einzufeßen. Der Erzbifchof, in der 
Meinung, Piber fey eine Patronatspfarre von Salzburg, weigerte 
ſich deffen. Nun legte Abt Berenger die urfundlichen Bemeife, 
daß Piper dem Stifte St. Lamprecht gehöre, vor; worauf Eber- 
hard II. von feiner Anſicht abftand und die Bitte des Stifts- 
abtes erfüllte °). 


| Als im Jahre 1206 Eliſabeth von Gutenberg 5. Fon gar— 
die Spende ihres Gemahles Liutold mit der Alpe a zu 
Neziftal an das Stift Nein wiederholte, beftätigte 

Herzog Leopold die Handlung vor folgenden Zeugen: Wernhard 
von Schowenberch, Gottfried und Otto von Truchſen, Dietmar 
von Ratenftein, Otto von Graäͤtz, Herrand von Wildon, Neim« 
bert von Mureck, Albero dem Mundfchent, Dttofar und feinen. 
Söhnen Dttofar und Ulrich von Graͤtz, Wikard von Karlsberg, 
Wilard von Wardftein, Erdinger von Landifere, Nudiger von 
Plankenwart u. v. a. 3). Bald darauf feheint Herzog Leopold 
die untere Mark befucht zu haben. Denn er empfing perfönlich 


ı) Dipl. Styr. II. 87—88. 
2) St. Lambrechter Saalbuch. 


3) Dipl. Styr. II. 18—19. Die urkunde' in den Eanisüdiern von Rein gibt 
folgende Umgränzung biefer Alpengegenb: „Alpes, quae vocantur Necistal 
— cum omnibus attinentiis — a jugo montis Ysingor (Eifengor) sur- 
sum per juga Schwarzenekke, Varmbach, ipsasque alyes Neciatae un- 
que Prenta et per jugum Favryn, Stubinkhoubil Wayne Zurwante.t 


46 Steiermart unter Ten Babenbergifchen 


im Karthäuſerkloſter zu Seitz für chen dasſelbe aus der Hand 
Otachers von Gonobig die Schenfung von zwei Gütern im Drte 
Dpilsttnig ') vor dem ganzen Kloſterkapitel und vor den Zeugen: 
Audotph von Neebſach, Dito von Radisdorf, Ortolph von Blanfen- 
fein und Marquard von Bofeth *). Wie das Stift Adment im 
Jahre 1203, eben fo bealüdte Papſt Tnnocen; III. das Stift 
Lambrecht (21. März 1206) mit einer apoſtoliſchen Bulle, worin 

dad gefammte Stiftsweſen mit allen geiftliden und welitlichen 
Rechten nach dem Beiipiele feiner Borgänger, Baslal IL, Hene- 
rind II, Eugenind II. und Alerander III. beftätiget und infen- 
derheit Die dem Stifte zugehörigen Kirchen und Pfarren genannt 
werben: die Kirche fammt Filiallioſter Grazzlupe, die Kärchen 
su Saltenfirchen, Weißlirchen, Afflenz, St. Georgen, Gt. Marein 
im Muürzthale, ;n Adriady, St. Andrd, St. Margareten, in SE- 
genburg u. f. w. 2). In Admont hatte Abt Nudiger bei dem 
Einfiurze eines Felſens fein Leden verloren (18. Mei 1205) 9. 
Ihm folgte als Abt der feit 10 Jahren in Admont einheimifche 
Priefter Wolfram aus dem tfüringifchen Kloſter Reinhardötrunn. 
Dasegen erhielt dad Gtift Oßiach in Kärnten an dem admonti- 
ſchen Stiftsprieſter Gottfried auf einflimmiged Verlangen des 
Kapitel einen neuen Borftcher >). 

Sm Sommer bereijte Herzog Leopold die 
obere Steiermark und weilte auch im Stifte zu 
- Admont. Am 14. Auguft 1206 beftätigte er und befiegelte die 
Spende der Edelfrau Eliſabeth von Guttenberg, welche in feiner 
Segenwart durch die Hand ihres Vollſtreckers, Ulrich ven Pedan, 
auf dem ©t. Blaſienaltare opfern ließ eine Beſihung von fünf 
Manſus und einer BRühle zu eifrig wahrſcheinlich bei Peckan) 
nach einem Bergleiche mit Wilard von Walditein, welcher jene 
Befigung im Pfandbefihe gehabt hatte *) und mit Gottſchall non 
Neitterg, welcher den Lehenbeſitz derſelben anſprach. 


2) Dipl. Styr. IL 86. 

?) Actum est hoc im claustre praefatae ecclesiae (Vallis 38. Jeannis) 
Anne 1206. " 

>) Saalbach von Et. Lambrecht. 

) Neereleg. C. 543. 544. — Eaalbudy III. p. 35: „dam forte in lapi- 
dieina laberantibas interesset peira quadam ia praeceps decarrente 
percussus et mertuus est.“ 

5) Goalbudy III. 35. — Chroa. Admont. Anne 1206. 

6) Ardiventunde A. 18. 123. — Gaalbud) Ill. 339230: „Actem anne 
32306 in vigilia Assumptionis beatae Mariae apud Adaumt.“ . 


I. 123%. 
5 Yrrelrim Etine 
Armut. 


Herzogen. 3. 1192—1246. n. Chr. 47 
Sm Jahre 1207 Hatten ſich die Karthäuſer zu 1207. 


Beiviligtenbeief bes 
Seit an Herzog Leopold gewendet mil Befchmwerde, 8. aeunalb, füz bie 
wie ihr Stiftsgut nllerorten widerrechtlich anges 
griffen und beeinträchtigt werde. Darauf ertheilte ihnen der Her⸗ 
zog folgenden Beftätigungshrief : 

„Rund und zu miffen feye allen Chriftgiänbigen jedes Alters, 
„daß ich Leupold, von Gottes Gnaden Herzog zu Defterreich 
„und Gteier, zu Lob und Ehre des Altınächtigen und Marin der 
„ewigen SSungfrau, feiner Gebärerinn, den Drden der Karthäufer- 
„einöde in der March unſeres Gebietes, melcher durch unfere Vor⸗ 
„fahrer, Markgrafen und Herjoge unter npoftolifcher Vollmacht 
„eingepflanzt worden iſt, in Anbetracht frommer Ergebung verehre 
„und wegen der DBefeindung vieler Angreifenden, welche die Voll⸗ 
„ſtrecker dieſes Drdend an vielen Drten in ihren Befitungen und 
„Sränzen beunruhigen,, für nöthig erachtet haben, unter dem 
„Schirm unferer Macht zu begünftigen, und daß wir zur Erhö- 
‚hung unferes Geelenheileg Alles, wus unfere Vorfahrer dem 
„Haufe des vorgenannten Drdeng im Johannesthale gegeben haben, 
„Für gebiffigt und unerfchüttert zu haften befchloffen haben. Und 
„damit fie nun ruhiger und fiherer das Gegebene befiten mögen; 
„fo beftätigen wir die vor ‚Alters ſchon (durch die Miniſterialen 
„Ottakers unſeres Vetters, Graf Heinrich, Otto, Wulfing, Cho— 
„lo, Heinrich, Ludwig, Offo, Dietmar von Grätz, Hartnid von 
„Wildon, Ortolph von Tales, Neimbert und vielen Anderen) feſt— 
„geſetzten Gebietsgraänzen, deren Lage folgende ift: Beim Ein: 
„gange in die Einöde vom Gipfel deg Berges bis Meran, dann 
„über den Hügel oberhalb der Villa Gundramftorf, dann zur 
„Waſſerfurth, Drau genannt, von dort bis zum Bruͤcklein, wo 
„die Drau den Berg befpült; und fo oberhalb bis zur Villa Zu: 
„Hedole , die Ville .felbft mit ihrem Zugehöre und fort bis zum 
„Grund und Boden des Liupold von Hohenek und die Ville Nor- 
„bach: genannt, welche von Wulfing (von Kapfenberg) einem 
„Dienftmanne Ottakers eingetaufcht worden ift, mit allem Zuge- 
„höre, und bon dort über die Berghöhen , wie die Bäche und 
„Schneewäffer gegen dns That feldft bingblaufen ‚und fo big an 
„denjenigen Thurm, welcher neben dem Drte Betſach fteht. Auf 
„daß nun nber der genannte Drden nicht irgend einen Mangel 
„erleide, fo haben wir von unferem Eigenen noch hinzugefügt: 
„Bor der Stadt Bettau eine größere Ville, Briglausdorf genannt, 
„weiche zur Zeit Nudolph's von Rafin, in zwi Suypaen ar- 


48 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„theilt gemwefen ; eine kleinere Ville, Predensdorf; jenfeits des Ba⸗ 
»che8 Pulzlau einige Neubrüche; in der Billa Nogot vier Man« 
„fuß, weiche von Richer (Dicher) von Thurn an ung gelangt find, 
und in einer Billa zu Nebau, jenfeitE der Drau einen Manſus 
„Grund zum Baue eined Weingartend. Und diefes Alles wit 
„allem Sugehöre, mit Weiden, Fifchereien, Zchenten, nichts von 
„irgend einem Rechte ung vorbehniten, haben wir den Karthäufern 
„zum freien und ruhigen Eigenthume übergeben vor den Zeugen: 
„Hartnid von Drt, Albert von Rohitſch, Dttafer von Gonowitz, 
„deflen Bruder Liutold, dem Kelfermeifter (Magister cellarins) 
„Konrad, Wernher von Marburg, Marquard von Boſetz Propſt 
„zu Marburg und vielen anderen unferer Miniſterialen ).“ 


‚Bald darnach war Herzog Leopold In Linz 
mit Mangold Bifhof zu Paſſau, Graf Leupold 
von Plain, Bernhard von Schaumberg, Rudolph von Kindberg, 
Liutold von. Peckau, Hartnid von Drt, Wulfing von Kapfenberg, 
Hartnid von Wildon, Ulrich von Stubenderg, Dietmar von Lich: 
tenftein u. v. a. Edelherren und Minifterinfen aus Defterreich, 
und gab dem Stifte zu Gleink einen nusgedehnten Schenfungs- 
brief, worin unter vielen Anderen auch Güter im oberfteirifchen 
Ennsthale zu Gumpenberg bei Haus gefpendet wurden ?). Dem 
Chorherrenftifte auf Seckau fehenkte im Jahre 1207 Heinrich von 
Prank mit gewalthabender Hand und ganz und gar fein vÄterliches 
Erbgut in Prank als eigenes Seelgeräthe wie für die Aufnahme 
feiner zwei Schweſtern Leutardi und Eliſabeth in das Nonnen 
Elofter zu Sedau, feiner feldft in die volle Bruderſchaft, endlich 
auch für feine Orabftätte in Seckau. Er gab auch zwei Güter 
zu Nigendorf, damit davon eine Kapelle zu Ehren der Apoſtel 
Peter und Paul zu Sedau erbaut und dotist werde. Seine Schwe⸗ 
ſter Perchta von Timmensdorf und ihre Angehörigen entfchädigte 
er mit Alloden zu Strechwitz °). 


3. 1207. 
9. Leopold in Linz. 


Sig ara keit Im Jahre 1207 zeigte ſich Erzbiſchof Eber- 
bes @zöifäofe ter. hard IE, ungemein thätig für das Wohl der Stifte 


mat. in feinem Sprengel. Dem Stifte zu Nein beftätigte 





4) Dipl. Styr. II. p. 76—78. 
2) Kurz, Beitr. III. 324—327: „‚Praedia tredecim in Enstal juxte Gum- 
penperge montem apud Hous.“‘ . 


3) Dipl. Styr. I. 187-188, 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 49 


er die Zehentfreiheit von allen Neubrüchen, welche auf den Stifts⸗ 
gründen entweder durch die Hände der Stiftsbruͤder oder auf de= 
ren Koften gemacht werden. Bei feiner Anmwefenheit im Novem- 
ber zu Sriefad zwang er durch Bannesdrohung den Ritter Dito= 
far von Slierbach von allen widerrechtlihen Anfprüchen nuf dus 
Stift Lambrechtiſche Beſitzthum in Piſch fogleich abzuſtehen ). 
Zwiſchen dem Stifte St. Lambrecht und dem Pfarrer Eberhard 
zu Vonſtorf, erzbiſchöflichem Kapellan, war feit lange ſchon Streit 
wegen. der Kapellen St. Egyden zu Obdach und St. Andrä zu 
Baumkirchen, auf welche, als zu feiner Kirche gehörig, gedachter 
Pfarrer Anfprüce feithielt und diefelben fogar an den npoftoli- 
fen Stuhl zur Entfcheidung gebracht hatte. Als Schiedsrichter 
waren von Nom aus bezeichnet: Abt Oottfried von Oſſiach und 
der Pfarrer von Görtſchitz in Kärnten. Die ftreitenden Parteien 
erfchienen vor Erzbifchof Eberhard II. in Briefah, welcher am 
21. November 1207 den Pfarrer Eberhard zur völligen Entfa- 
sung auf die genannten Kirchen und Pfarren anwies, dagegen 
aber den Stiftsabt von St. Lambrecht zur immerwährenden jähr« 
lihen Bezahlung von fünf Marken an die Pfarre und Kirche zu 
Bonttorf verbindlich machte. Endlich fchenkte der Erzbifchof die 
Zehenten der Kirche in Obdach dem Stifte St. Lambrecht feldft *). 


Das für die Topographie der Länder Gal;- ee kannten 
burg, Defterreih, Steier und Kärnten bei weiten Zehenten bes Gtife 
merfwürdigfte Diplom des Erzbifhofs Eberhard IL 
von diefem Jahre ift‘die Beftätigungsurkunde aller nödmontifchen 
Zehenten, weiche folgendermaßen lautet: „Eberhard von Gottes 
„Snaden Erzbifchof von Salzburg, des npoftolifhen Stuhles Le: 
„gat, dem ehrwürdigen Abte Wolfram von Admont und feinen Brü: . 
„dern in Emigleit! Indem wir gemäß des von dem Urheber 
„alles Guten empfangenen Amtes kirchlicher Regierung fowol unter 
„gegenmwärtigen als nuch zufünftigen Söhnen unferer Kirche dns 
„But des Friedens und der Ruhe zu befeftigen uns beftreben, 
„fo zweifeln mir nicht ,daß dieſes wirkſamer vollbracht werde, 


ı) St. Lambr. Saalbuch: „praedium quod dioitur Pisoh.“ 

2) St. Lamb. Saalb.: „Pransaotionem, quae inter monasterinm S. Lam- 
berti et oapellanum nostrum Eberhardum plebanum de Vonstorf super 
capellis in Obedach (S. Egydii) et de Boumkirche (8. Andreae), — 
Testes: Chunradus plebanus 8. Marise in Lavant. Walchinus de Fri- 
s200. Gotpoldus de Frisaco. Heinrious de Noestein. Chunrsdus do 
Jun. Waltherus de Micheldorf.‘“ 


Selb. d. Oteiermart. — V. DD. N 


50 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„wenn wir bemüht feyn werden, einem Jeden die ihm gebührende 
„Gerechtigkeit zuzumwenden. Dem Beifpiele der Emſigkeit unferer 
„Borfahren, melche das Stift Admont wegen feines religiöfen 
„Geiſtes mit befonderer Liebe erhoben haben, rechtmäßig folgend, 
„halten wir es für werth, nuf eure gerechten Bitten zu hören, um 
„für euer Wohl und für eure zukünftige Nuhe zu forgen, daß 
„wir nämlich die Schenkungen eurer Zehenten mit den ihnen zu- 
„tommenden Graͤnzen durch diefe fchriftlihe Handveſte für euch 
„und für euren Münfter in Emigfeit unter unferen Schuß zu be- 
„Ihirmen nehmen , wir ihr diefelben von unferen Vorfahren, den 
„Erzbifhöfen Konrad dem Aelteren, Eberhard I. heiligen Anden- 
„kens, Konrad dem Jüngeren, und von dem ehrwürdigen Adal—⸗ 
„bert III. in eigenen Handveſten beftätigt, befeffen habt. Und auf 
„daß ihr euch für die Zukunft durch überfhwengliche Vorficht 
„(Huth) nicht beſchweren dürft: fo bezeichnen wir hier die Namen 
„iener Zehenten mit ihren Gegenden und Umgränzungen. Die 
„zehenten im Qungnue mit folgenden ©ränzen bezeichnet: Vom 
‚nbezeichneten Ahornbaum (ab arbore platano designata) ober 
„Srezen am Bache Seebad aufwärts, von Azzimannisdorf big 
„Konskize und fo bis Laſach; von dort bis Schwarzendrunn und 
„bon dort big zur Mur. In der Breite von Judendorf jenfeits 
»der Mur neben Turach aufwärts gegen Lunnitz und fo fort big 
„zu den äußerſten Gränzen Gratendorf, und von dort allerorten 
„gegen Goriach und Leffach, zu Leffach, zu Lusnig, und von da 
„Über Nevenich hin, big man wieder zurüdlommt zu dem oben 
bezeichneten Ahornbaum ober Frezen mit den Zehenten aller ges 
„genwärtigen und zukünftigen Neubrüche. Die Alpe, Lunniß ge⸗ 
„nannt, anfangend vom bezeichneten Baume am Bache Lunnig und 
„bis auf die höchften Höhen reichend, und gleichermeife der Länge 
„und Breite nad) bis zur Alpe, Enstalar genannt. Weiters. eine 
„andere Lunniz vom Bache Wiztriach, die Hälfte der Alpe Kons⸗ 
„kize. Den Zehent zu Katſch, von Funſtritz abwärts bis Mur: 
„brucke, und von dort bis zur Alpe aufwärts bis Jausdorf. Den 
„Zehent zu Breitenfurt. Den Zehent zu Walmerdorf mit .feiiem 
»„Zugehöre. Zwei Huben zu Purch, und die Häffte der Kirche. 
„Den Zehent zu Liftach, von der Höhe Predigoi gegen Goner- 
„niz und big an die jenfeitigen Graͤnzen Judinburch. Damit nber 
„über diefe Gränzen fpäter fein Zweifel entftehe, fo glauben wir 
„selbe nach Einficht der Handveſten unferer Vorfahren alſo be⸗ 
„zeichnen zu ſollen: nämlich von den Graͤnzen Preitenfurt neben 


Herjogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 51 


„dem Abfall des Fluſſes Mure von der Seite Eppenſtein bis in Chien⸗ 
„einöde und Predigoi, in drei Pfarren, Pöls, Vonſtorf und Chuen⸗ 
„berg und Kapelle Weißkirchen bis auf die Piberalpe hinauf und an 
„die Öränzen der Pfarre Piber und von dort big Lobnich, und vom 
„Bache Lobnich rüfmärts Eppenftein in Beldern und Wäldern, durch 
„den ganzen Gemnarwald, nämlich von Obedach bis in Predel 
„mit den Graͤnzen der Waſſer und Gebirge zu den Gränzen der 
„Pfarre St. Maria Lavend, und von Predel jenfeits des Fluſ⸗ 
„ſes Lavend His Lavendel, und von da big Sravenwart und’ 
„Scöbern und bis zur Gränzfcheidung beider Pfarren St. Ma⸗ 
„rin Orazzlup und St. Marin Pöls ſollen euch und eurem Mün- 
„ſter von allen urbaren und urbar zu machenden Gründen die 
„Zehenten geleiftet werden. Den Zehent von der Brüde des Pöls⸗ 
„fluffes bei &ezindorf bis an die Gränzen Tiefenbach. Den Ze⸗ 
„hent zu Chramat von Chieneinöde auf beiden Seiten des Fluſſes 
„big Notilftein. Den fogenannten Borzehent vom Gaizarwalde 
„und Chieneindde. Den Zehent zu Kammern mit vollen Zuge- 
höre. Zwei Huben zu Lufnig mit allem Zugehöre den Zehent 
„und die Billa zu Sahringen mit dem Zehent. Zu Arnsdorf (in 
„der Dftmark) drei Weinberge und die Hälfte der Opfer jener 
„Kirche und den Öetreid- und Weinzehent von den Anfigen zwölf 
„Rückſäßiger, den Zehent zu Micheldorf bei Frieſach und zu 
„Krapfelde mit allem Zugehöre. Zu Scherzinberge aufwärts durch 
„den annzen Umfang des Tobersberges und von einem ©ute auf 
„Toberſcha und nuf dem Berge Telchingen den annzen Zehent 
„und gegen. Rommenftein hinab bis zur Ville Eich, und von Eid) 
„an der Seite bi Gurke, zur Graͤnze des Herrſchaftsgutes Chrum- 
„plowe mit den Zehenten von allen Neubrüchen. Alles was euch 
„im Exrzrechte auf dem Gute eurer Kirche auf Zozzen unfer Bor- 
„fahrer; Adalbert III, in feiner Handveſte beftätigt hat, die Hälfte 
„nämlich don all dortigem Erzeugniffe, und von Allem, was dn 
„genannt wird Garrenrecht, Spizrecht, Hutrecht, von Steuer 
„(de Stiura) und von allem Pergrecht, und dem Rechte des ganzen 
* Ares und Wachpfennige und Sumpfennige und Schogpfennige. 
n Zehent zu Tiven und Flaͤtſach alfo umgränzt: vom Berge 
„ober Bache Huneſitz bis Pfnffendorf, und von dort bis Zahutfe 
„und bis Wofferberg, von dort auf Albecke bis zur Stelle Tor 
„genannt und von dort zu beiden Geiten des Gurkfluffes bis Na- 
„tingtein, und von hier über die Alpe Auriach bis zur Kirche Auriach, 
ba zum vorgenannten Drte Huneſihz wieder wurütgelangn, (8: 
N 


N | | - 
- 32 Steiermark unter den Babenbergifchen 


«wohl von urbaren, als urbar zu machenden Gründen. Den Ze: 
„hent in der Pfarre Zumaitsberg vom Bache Wunewig big über 
„Waltpuresecke bis in die Gurk und von der Gurk bis Wäffin- 
berg und von hier durch die Einöde in Polan, und von der 
„Einöde bis Goſſel bis wieder nad Wunewitz zurüd. Den Ze: 
„hent im Pongaue, zu Mitterhofen und Gerhohisbach bis Bi- 
„beremelle. Den Zehent zu Kamertal und zu St. Martin im 


2 Walde und durch die ganze Flachowe und Hirslant ale Zehen- 
nten, und in der Pfarre Raſtat den Zehent von zwei Huben. 


„Eben fo in den Pfarren St. Eyriat und St. Veit. Den Zehent 
„auf dem Berge Buchberg. Den Zehent in der Pfarre Hus (im 
„Ennsthale), weichen der Sochedle Magenug befeflen hatte, und. 
„zu Srental, und zu Pruckarn den Zehent von fünf Huben. Den 
„Zehent in der Pfarre Laffing und zu Liegen. Den ganzen Zehent 
„in der Pfarre Palten. Den Zehent zu Wolfsdorf und St. Mar: 
„tn, Straßgang, von den Gütern de8 Markgrafen Günther 
„(von Hohenmwart) und zu Edinvelt und zu Huntftorf von neun 
„Huben. Den Zehent zu Pofendorf und zu Nazzawe und zu 
„Gleinitz den Zehent von vier Bien. Den Zehent zu Merges- 
„Dorf und Velkeis, und bei Püchel den Zehent von neun Hu«- 
„ben. Den Zehent an der Rabnitz, bei Chotfansdorf, und von 
„ſechs nahe gelegenen Villen. Den Zehent zu Lazlauftorf. Den 
„Zehent zwifchen Gamze und Lasnitz, vom Bache Vokir, aufwärts 
„auf die Alpen, auf dem Gute, das ihr aus der Schenkung Her⸗ 
„5098 Otachir in DBefig gehabt habt. Den Zehent im Sreifande 
„von dem Herrſchaftsgute, dns Eckhard Bifchof zu Gurk mweiland, 
„und der Prieſter Fruto vom falzburgifchen Hochftifte gehabt, 
„und das wir felbft noch bei Lebzeiten des Anderen gegeben 
„haben in der Gegend Bluminowe genannt, zwifchen den beiden 
„Bächen Lasnitz big auf die Alpen. In der ganzen Pfarre: Ze: 
„chantskirchen zwei Theile der Zehenten. Zu Ehrots und zu Mu— 
„kirnowe und auf dem Hügel neben der Kirche und auf Niute von 
„ſechs Huben, und nuf dem Gute Chrotfe von drei Huben. Den 
„Zehent zu Jahringen auf dem Gute des Stiftes. Den Zehent in 
„der ganzen Pfarre Sahringen. Sim Admontthale die ganze Pfarre 
„von der Choferome und Klaufe des Dietmarsberges, eben fo bon 
„der Klauſe an der Balte und an der Enng big zum nächften Baͤch⸗ 
„lein Riute, und von dort zu beiden Seiten des Enngfluffes bie 
„zum Bache Fradnitz — mit allen alten und neuen Zehenten, welche 
„fowol bifchöflichen als pfartlichen Rechtes find, mit der Kirche 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 53 


„des H. Gallus im neuen Walde, und mit den Zehenten. aller 
„gegenwärtigen und zufünftigen Neubrüche in demfelben Walde. 
„Auf daß nun das Eigenthum diefer Zehenten oder Beſitzungen, 
„welche entweder durch die Freigebigkeit unferer Vorfahrer, oder 
"durch unfere Spende Bott und dem H. Blaſius gegeben worden 
„jind, allem euren Genuſſe für alle zukünftigen Seiten unerfchüt- 
„tert und ungemindert verbleiben möge, indem wir fie unter Got⸗ 
„tes und unferen Schuß nehmen, belegen wir, in Vollmacht, in 
„welcher wir einmal unmürdig hervorragen, alle diejenigen mit“ 
„den Kirchenbanne, wenn fie fich nicht zum Befferen wenden wer: 
„den, welche gegen dns in diefer Handvefte Angeorönete irgend 
„einen Angriff wagen ).“ | 

Für die Stifte feines Metropolitanfprengelg tunen nr bie 
zu forgen unterließ Erzbifchof Eberhard II. feine Stifte Rn uub 
Selegenheit. Zuerft betätigte er im Jahre 1208 | 
dem Stifte Rein den Eigenthumsbeſitz der Ville Strazille oder 
Straßengel, Neze und Qudendorf, welche erft Herzog Dttofar 
nus der Spende feines Vaters, des Markgrafen Dttofar VII., 
vorenthalten, dem Stifte überantwortet hatte; wozu der Erzbifchof 
noch die Erlaubniß fügte, in der Kapelle zu Straßengel für die 
Stiftsgemeinde gottesdienftliche Handlungen zu verrichten 2). Am 
11. December 1208 fertigte er mit feinem Sigille einen umfaffen- 
den Beftätigungsbrief für das Chorherrenftift Seckau. Propft 
Gerold war. zu diefem Zwede nach Salzburg gefommen, legte 
dem Dretropoliten feine Bitten und zugleich alle früheren Hand- 
veiten und Schenkungsbriefe feines Stifte$ vor. Der erzbifchöfliche 
Beitätigungsbrief Iautete nun ganz nach der Weife des großen 
Diplomes Adalbert IH. (Jahr 1197) °), nur finden fich hier noch - 
folgende fpätere Schenkungen beigefeßt: „Aus der Spende Leu- 


pold's, Herzogs von Defterreich und GSteier, den Müllmald und 
.einen Antheil an der Eifengrube bei Leoben (im Erzberge Bor 


dernberg's wahrfcheinlich) ; aus der Schenkung AlbertS von Eden«. 
feld die Ville Chotfamsdorf; aus der Spende Hartnid's von Drt 
die Villen Alramsdorf, Wagerin, Pucche und Mogelnik; aus der 
Schenkung der Gertrude und ihrer. Zochter Mechtildig die Villen 


1) Admont. Archiosurkunden XX. 2.48. 4. 2. — Saalbuch II. 151-156. 


2) Reiner Saalbuch: „„Capella cedat to, wsus perpetuas, et ut ibidem oon- 
vetsis suis divina faciant.‘‘ . 


3) Dipl. Styr. I. 173— 182. 


54 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Wetfchine, Sulze, Piesnich; nus der Spende Neimberts von Mu⸗ 
reed Staideromfedorf; von Albert von Eppenftein Leopoldgdorf, 
Kappel, Kraumat ; deſſen Sohn Landfrid Gabernitz mit Zu- 
gehöre; aus der Spende Herrand’$ von Wildon Giginsdorf ; 
durch Judith und ihren Sohn Albert von Romeftein Hof und 
Hube zu Leifta und Alpe mit Zugehör; von Wulfing von Ka: 
pfenberg den Hof Stade; und durch viele andere Spenden Güter 
zu Bruk, Aich, Sudendorf, Model, Nußdorf, Feuſtritz, Mautarn, 
.:. Babentorf, Theſenbach, Flatſach, Stattendberg, Forche, Heydorf, 

Erlach in der Au und Neudorf '). 


anthen —8 Ben. Die blutige Fehde in Deutfchland um SKaifer: 


— es beats frone und Reich zwifchen Bhilipp IL und Dtto von 

ſchen Reihe. Braunſchweig war tm Sahre 1207 durch einen 
Waffenftiliftand einjtweilen beruhigt worden. Am 21. uni 1208 
war Kaifer Philipp II. durch den von ihm betrogenen Pfalzgra⸗ 
fen Dtto von Wittelsbnch ermordet worden. Nun begann der Kampf 
neuerdings zwiſchen dem SHohenftauffen Friedrich von Sizilien, 
Sohn Kaifers Heinrih VI und Dtto IV. von Braunfchmeig. 
Erft auf Rath und Dringen des Bapfted Innocenz III. flug ſich 
Herzog Leopold von Defterreich und Steier zur Partei des Letz⸗ 
teren, der endlich allgemein als Kaifer anerkannt, auf dem Hof: 
tage zu Würzburg Cim Juni 1209) durch dag eifrigfte Bemühen 
Leopold's mit Beatrir der jüngeren Zochter des ermordeten Phi: 
lipp’$ verlobt, und endlich auch in Rom (5. Det. 1209) feierlich ge: 
frönt worden ift?). Im Zodegjahre des Kaifers Philipp H. (1208) 
hatte Herzog Leopold von Dejterreich und Steier in einer unge: 
mein zahlreichen und feierlichen Verſammlung zu Klofterneuburg 
aus der Hand des Karthäuferpriorg, Niklas von Seiß, das Kreuz 
und die päpftlihen Ablaßbullen (Rom, 25. März 1208) zu einem 
Zuge nach Paläftina vol heiligen Eifers empfangen ?), um dag zu 
magen, was von feinen erlauchten Vorvordern eine Frau (Ida) 





1) Sohanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 189 — 190: „Aota sunt haeo 
Salzburgae. Anno 1208. Ill. Idus Decembris.“ Bon fteirifch = falzburgis 
ſchen Minifterialen waren damals als Zeugen anweſend: Konrad von Leib⸗ 
nis, Heinrich von Hard und Ernft von Reichenburg. 

2) Baluz. in registr. de negot. imper. I. p. 175. — Arnold. Lubec. VII. 
15—20. — Otto S. Blasii apud Unstis. I. 227. 

3) Chron. Mellioens. Zwettl. Asonym. Leoh. Pez I. 1208. — Baluz. re- 
gist.. de negot. imper. I. 175. — Manthal. I. 533 — 534. Bier ſchloß 
aber Herzog auch einen Vergleich mit dem Erzbiſchof Eberhard II. in Betreff 
der Theilung der Nachkommen Keimberts von Mured, 31. März 1208, 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 55 


zu ihrem Unglüde, Heinrich Jaſomirgott ohne Nuhm und Nußen, 
Leopold der Tugendhafte zum Verluſte der Auhe in der Ichten 
Lebensftunde, und Friedrich der Katholifche mit Einbuße feineg 
jungen Lebeng gewagt hatten! Für iet jedoch kam der Zug nad) 
Palaͤſtina nicht zu Stande. 


Am 10. September i209 finden wir ihn auf em 
einer ungemein zahlreichen Berfammlung non Lan— Dee uch 
burg. Urkunde für 

degedfen in Marburg, umgeben von Werigand von Seip. 
Hoheneck, Gebhard von Seuneck (Sannef), Leutold von Peckau, 
Dietmar von Lichtenftein, Dito von Krems, Ulrich von Stuben: 
berg, Cholo von Zruchfen mit jeinen Brüdern Gottfried und 
Dtto, Friedrich von Pettau, Reimbert von Mureck, Albert von 
Rohitſch, Cholo von Nafe, dem Truchfäß Berthold von Emmer- 
berg, dem Mundſchenk Albert von Grimmenftein, dem Marſchall 
Nudiger von Plankenwart, Eckhard von Leibnig, Ditofar von 
Wolkenſtein, Otto von Wafen, Gerard von Krumbach (Thalberg) 
und deffen Bruder Heinrich von Wildhnufen, Heinrich dem Käm— 
merer von Zribuswinfel u. v. a. Herzog Leopold hatte fich auf 
Bitten des Geiger Priors Nikolaus der bereits gänzlich wieder 
verfnllenen Karthaufe in Gnirach angenommen, und zum Beginne 
des Aufbnueg einer neuen Kirche daſelbſt Befehle ertheilt '). Sm Vor⸗ 
aus gab und befiegelte er einen Beftätigungg- und Spendebrief 
folgenden Inhaltes: „Zur Kunde aller Segenwärtigen und Zu: 
„eünftigen fol gelangen, wie wir zu unferem und unferer Xeltern 
„Seelenheil das Haus des Karthäuferordeng, Oyrium zugenannt, 
„wieder hergeitellt haben, welches, nachdem eg vor Jahren von 
„dem ehrwürdigen Biſchof Heinrich zu Gurk auferbaut (1174), 
„aber von dem befagten Orden durch die Nachfolger des genannten 
„Biſchofes wieder hinweggenommen, und fo faft gänzlich zerftört 
„und vernichtet worden ift,. und das wir aus Gewiſſenspflicht zu 
„Ehren Sefu Ehrifti, der Heiligen Marin feiner Gebärerin und 
„des H. Johannes des Täufers durch Darreichung unferer hel- 
„fenden Hand zum Karthäuferorden wieder gebracht haben, Au— 
„ferhalb der Graͤnzen des ihr früher gehörigen Beſitzes geben 
„wir der SKarthaufe zu Gairach noch die Bille der Weinberge 
„mit Nomen Planinich, und wir mweifen ihr in unferer Stadt 


1) Dipl. Styr. 11; p. 138: Koclesiam, quam ibi in honorem Dei — yru- 
priis sumptibus aedificavimus — heißt es im Jahre 1212. 


® 


56 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„Marburg eine jährliche Rente von fünf Marken Sriefachergel: 
„des zu Fiſchen an. Wir erteilen hiermit auch allen unferen 
„Minifteriolen die Freiheit, Schenkungen mit Gütern an diefeg 
„Klofter zu machen. Die Schirmvogtei von Gayrach behalten wir 
„ung feldft vor ').“ 


3. 1209. Am 25. Mai 1209 ward auf dem Schloſſe 


Streitigfeiten wegen 


ber Redite ber Mut Thalberg zwifchen dem Bropfte Liutold von Vorau 


terpfarren in Borau 


und in Grabwein. und den Edelherren Gerard und Heinrich von Krum: 


bach offene Verhandlung gepflogen vor den Zeugen: Berthold von 


Emmerberg, Berthold von Stege, Meinhard von Broberg, Drtolf 
von Schrattenftein, Ulrich von Burchfelde (Birkfeld) u. v. n. Die 
alte Kirche St. Jakob und die jüngere Kapelle St. Margarethe 
in Zelle (Wenigzell) waren Filialkirchen der Pfarre zu Borau, jedoch 
derſelben feit Iange ſchon entzogen, und vorzüglich die erftere von 
Gerard und Heinrich von Krummbach unter dem Titel des Grund: 
rechtes angefprochen und der Mutterlirche vorenthalten worden. 
Propſt Leopold hatte jeßt endlich die genannten Edelherren dahin 
gebracht, daß gie als Dpfer für ihr Seelenheil die Rechte der 
Bornuer Mutterkirche anerkannten, und daß dem Vorauer Propſte 
das ewige Necht verbleiben follte, einen zu St. Jakob im eigenen 
Pfarrhaufe ſtets wohnenden Prieſter zu beftellen, welcher pflicht« 
gemäß ſowol hier, als auch in der Kapelle der H. Margarethe zu 
Wenigzell den Sottesdienft zu beforgen hätte ?). Die dnrüber ver- 
faßte Urkunde ließ Propft Liutold vom Landesherzoge und von 
dem Erzbifchofe Eberhard II. beftätigen und fiegelfertigen. : Ein 
ähnlicher Zwiſt dauerte ſchon Jahre lang zwifchen dem Stifte 
Rein und dem Pfarrer Gregur in Gradwein um die St. Marien 
kapelle zu Straßengel, fo daß Letterer fogar nach Rom nppellicte. 
Die von Papſt Innocenz IH. beſtellten Schiedsrichter waren 
Heinrih Erzpriefter von Grauſcharn, Walther von Neuftadt und 
Dttofar von Fiſchach. Diefe entſchieden' in einer feierlichen Ver⸗ 


1) Dipl. Styr. II. 136 — 138: „Aota sunt haeo in foro nostro March- 
burch. Anno 1309. IV. Idus Septembris.‘‘ — Ludewig, Relig. IV. 185. 


2) Caesar, Annal. Styr. II. 101 — 102 aus ber Borauer Ehronit, und p. 
480 ber Urkunde felbft: ‚‚Quod Vorawiensis Praepositus in praedicte 
Capella 8. Jacobi sacerdotem jugiter ibi oum domo permanentem de- 
beat ordinare, qui tam in ipsa, quam in alia capella S. Margaritae in 
cella, praediotae Vorawiensis Eoclesiao filia, divina debeat oelekrare.‘‘ — 
„Capella 8. Jacobi, quae multo tempore a matrici ecolesia Vorawiensi 
fuit alienata.‘‘ — Aota publice in Thalberg. Anno 1209. VIII. Kal. Junii. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 57 


fammlung vor den Pfarrern Heinrich von Greze, Heinrich von 
Leibnitz, Albero von. Leibnig, Bernhard von Rabe, Berthold von 
Adriach, und Betrug von Polan (Pölau) und vor den Edelhoer⸗ 
ven: Ditofar von Greze, Nudiger von Piantenwart, Dito von 
Stein und Marquard Pruhaven den Streit fofgendermaffen: dem 
Pfarrer Gregor fol der Genuß der Kapelle mit ihren Dpfern 
und Jahreszinſen Tebenslänglich, fo wie ein Gut in Borenze und 
eine Hofftatt in Gradwein verbfeiben ; dagegen aber fol der Erz: 
bifhof die St. Marienkapelle zu Straßengel in einer Synodnl: 
verfammlung vom Pforrsrechte zu Gradwein für immer erledigt 
erflären. Das Stift Rein fol nuch die ftete Gefaͤlligkeit haben, 
der Mühle des Pfarrers von dem auf den Stiftsgründen fließen» 
den Waſſer den nöthigen Antheit zukommen zu laſſen ). 


Am 1. Mai 1209 befand ſich Erzbiſchof Eber— Geo e aner- 


hard II. zu Frieſach mit Walther, Biſchof zu Gurk, ſammlung in Brie 
, fa. Streit wegen 
Walther, Pfarrer zu Hove, Nudiger, Pfarrer zu vr Rice Schönberg 
Stulfelden, mit den Pfarrern Albert von Weißkir⸗ " 
chen, Nudiger von Pöls, Friedrich von Indikhofen, Heinrich von 
Lind, Sohann von VBonftorf, Hartnid von Rabenz. Da lief er 
den Streit um die ſeckauiſche Kirche in Schönberg durch ein Ge- 
richt mehrerer Pfarrer, Walther von St. Michael in Hof, Audi- 
ger zu Pöls, Alert von Weißtirchen und Heinrich von Lind, 
unter dem Vorſitze Dietmar’s, des Erzdiacons der untern GSteier: 
mark, dahin entfcheiden, daß der Pfarrer Eberhard zu Bonftorf 
allen Anfprüchen auf die ferfauifche Kapelle zu Schönberg feierlich 
entſagen mußte. Entfcheidungs. und Beftätigungsurfunde wurden 
gefertigt am 1. Mai 1209 ?). Neben den ſchon genannten Beift- 
lichen erfcheinen dabei in der Urkunde als Zeugen: Johann, Price: 
fter von Judenburg; Berthold, Diacon von Kobentz; Hartnid, 
Priefter von Kobentz; Heinrich, Kapellan des Erzdincong. Um die 
Mitte des Jahres 1207 hatte Abt Wolfram zu Admont wegen 
anhaltender Gicht die nbteiliche Würde niedergelegt, zu welcher 
nachher der ehemalige Stiftspriefter, Gottfried IL, feit dem Jahre 
1205 als Abt zu Dffiach in Kärnten, berufen worden ift 3). 





— — — — — 





1) Reiner Urkunde, 
2) Dipl. Styr. I. 190-191: „Data Frisaci Kalendis Maji. Anno 1209. 


3) Neorolog. ©. 381 — 543. 544. — Gaalbud III. 35—36. — Chron. 
Admont. Anno 1207. 


58 Steiermark unter den Babenbergifchen 
3. 1209. Am 14. Juni 1209 hatte der Erzbifchof Eher» 


—— Merten. hard II. auf feinem Schloffe Werfen eine Kapitel- 
verfammlung gehalten, wobei anmwefend waren: Als 
brecht der Dompropft, Engelmar der Domcuftos, Rudiger der 
Spitalmeifter, Heinrich der Domkaͤmmerer, eilf Domkapitularprie⸗ 
fter, zwei Domfapitular » Dincone,,: der Domdechant Albert, der 
Abt Simon von St. Peter, Konrad der Propft von Hofe, die 
Pfarrer Amilrih von St. Cyriak, Pilgrim von Raftat, Karl von 
Mallentein, die Minifterinlen Friedrich von Pettau, Konrad Burg: 
graf von Salzburg, Dito von Werfen, Albero von Moog u. v. a. 
In diefer Verſammlung ließ der Erzbiſchof fehreiben und fie: 
geln einen allgemeinen Beftätigungsbrief über ale ndmontifchen Be⸗ 
fitungen und Rechte, freien Aus: und Eingang auf allen Stifts- 
gütern, ungehinderte Verheirathung falzburgifcher Hörigen mit nd: 
montifchen; wobei mit Kind und Habe das Weib in den Herr- 
fchaftsdefig de8 Mannes übergehen folle. Weiters wird in diefem 
Diplome feftgefeßt: „Unfere Hörigen, welche freiwillig gegen ah: 
„reszins Grund und Boden der ndmontifchen Herren (Domino- 
„rum Admontensium) bearbeiten, folfen fürderhin Leine order: 
„ungen von unferen Vermwaltern erleiden, und follen diefe einen 
„folhen Rüdfäffigen zu irgend einem Dienfte geeignet halten, fo 
„mögen fie ihn nach Necht der Hörigen (jure colonorum), je: 
„doch ohne Nachtheil des vorgenannten Miünfterd (zu Aömont) 
„nehmen. Alle neuen und Älteren Streitfachen über einen der vor: 
„genannten, oder über ©egenftände, welche Vurhupit genannt wer: 
„den, erlaffen wir von nun an ganz und gar. Die Laiengerichte 
„folen die Leute des Stiftes eben fo wie die Unſerigen zu fürd)- 
„ten und zu beobachten haben, mit Ausnahme der Diebe, welche 
„gebunden nusgeliefert werden follen, in allem Uebrigen follen die 
„Leute des Stiftes ihr eigenes Gericht haben )).“ — Auf Befehl 
des Papſtes Innocenz III. mußten die Aebte von Dſſiach und 
St. Paul die Befchwerden des Stiftes Viltring gegen den fteier: 
maͤrkiſchen Edelherrn, Ritter Neimbert von Mureck, welcher die 
fen Stifte ein Haus in Völkermarkt meggenommen und deffen 
Mauthfreigeit zu Feiſtritz beeintraͤchtiget Hatte, unterfuchen und 
fchlichten 2). 


ı) Archivsurkunde A. 100. — Saalbuch III. 159—162: „Aotum apud Wer- 
ven. Anno 1209. Il. Idus Jalii.‘ 


”) Bilteinger Urkunde. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 89 
Solcher Berfiherungen und urkundlicher Hand: 3. 1210. 


9. Leopold auf dem 


veften ungeachtet find die Stifte von allen Seiten Reicetage, un) ver 
an Habe und Rechten angegriffen und verletzt wor⸗ noat Die Rete bee 
den. Schon feit laͤngerer Zeit hatte fi Graf Mein: Seiften Admont. 

hard von Abensberg der Schirmvogtei über die nömontifchen Be: 
ſitzungen zu Eifendorf bei Regensburg widerrechtlich untermunden, 
und diefelbe mit fteten Bedrückungen des Stiftes und feiner Leute 
ausgeübt. Auf dem Hoftage in Nürnberg erſchien nun Abt Gott: 
fried II. vor dem kaiſerlichen Hofgerichte mit Klage darüber. Die 
eben anmefenden beiden Reihsfürften Herzog Leopold von Defter- 
reich und Steier und Erzbifhof Eberhard II. verneinten es, den 
Grafen Meinhard jemals mit einer Vogtei über jene Güter be- 
Iehnt zu haben. Die Vogtei wurde hierauf dem Marſchall Hein: 
ri von PBappenheim anvertraut ). Dies Urtheil beftätigte dann 
der Kaifer mit Brief und Sigille. Sugar auch an Papſt Inno—⸗ 
cenz III hatte ſich Herzog Leopold nid ndmontifher Obervogt 
- wegen fortgefeßter Anmafung des ®rafen Meinhard wenden müf- 
fen; worauf der Papft dem Bifchof von Regensburg die Bes 
fhüßung der admontiſchen Güter in Baiern in einer eigenen Bulle 
(4. Suni 1211-1212) nachdrücklich empfahl 2). 


Die Schenkung der Kirche der heil. Marin in all. 
Leoben, weiche Konrad Graf von Plaien dem Stifte won uud DSB um 


die Kirche Maria +» 


Admont im Jahre 1188 gegeben hatte, wurde ein guaafen in Leoben. 
Begenftand jahrelangen Streites zwifchen Admont 

und dem Nonnenftifte zu Göß, welche den Beſitz diefer Kirche 
aus verfchiedenen ®ründen anfprachen. Beide Theile verglichen 
fih endlich im Jahre 1210 auf ein Schiedsgericht ehrenmerther 
Dränner, des Propftes Gerold von Sedau, Wikpoto's des Priors 
zu Admont, Ulrichs von Stubenberg und Dito’8 von Krems, wel: 
cher zum Theile noch um das Urtheil zu finden, und als Zeugen 
der Handlung beiftanden: die Admonter Capitularen Briedrich, 
ehedem Prior in Admont, nun Pfarrer zu St. Michnel an der 
Ließing, Friedrich der Kämmerer, Heinrich der Nechtslehrer (Le- 
gista), Wieland Kapitular; die Pfarrherren: Hartwik Pfarrer 
zu Kobent, Nudiger zu Mur bei Göſſe (ad Gösse), Rudolf von 
Leoben, Wolfram von Trofaiach, Konrad von Cham, (Priefter 


2) Monum. Boio. XXX. I. 470 - 471. 
3) Zwei Archivsurkunden M. 21. 


‘60 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


und Bifarien des Admonter Abtes); die Landesedlen Wigand 
von Leoben, Herwik von Kapfenberg, und die Gößerminifterinlen 
Walrab und Halmrich. In diefem Gerichte ward der Beſitz der 
Kirche St. Maria Waaſen zu Leoben dem Nonnenjtifte Göß zus 
gefprochen, diefes dagegen verpflichtet, der alten Mutterkirche zu 
St. Michael an der Liefing und dem Stifte Admont eine ah: 
vesrente von vier Marten nuf Gütern zu Traboch, zu Podigor 
in Mur, zu Krottendorf und zu Bealsdorf in der March (in. 
Marchia) .zu verfihern. Weiters folle die Kirche St. Marin 
Waaſen bei ihrem erften Oründungsrechte beinffen werden, näm- 
ih mit dem Rechte der Taufe und Beſtattung aller Hörigen auf 
den Eigengütern des Gründers (fundatoris), des Grafen Kon» 
rad und feiner Enkel, ‚der Herren von Glainch. Procerum de 
Glainh), von welchen Gütern auch diefer Kirche die Zehenten ge⸗ 
feiftet werden. Eben das gleiche Net in Hinficht auf ihre und 
auf die göffifchen Guͤter in demfelden Thale folle Hierfür die Kirche 
St. Drarin Magdalena in Tragöß genießen; im übrigen aber dem 
Pfarr Nechte der Mutterkirche unterworfen bleiben. Die ganze 
Derhandlung wurde dem Erzbifchofe Eberhard II. zur Wiflen« 
ſchaft vorgelegt, und dann förmlich verbrieft und fiegelgefeftigt I. 


6. Seovald ne Sm Herbfte des Jahres 1210 hatte ſich Her- 
9. Leopold zu Stall» , . 
hoſen dirtunne hie zog Leopold laͤngere Zeit in Steiermark aufgchals 

ten. Am 24. Dftober 1210 finden wir ihn in dem. 
auf römifhen Trümmern erhobenen Orte Staühofen, umgeben von 
Herrand von Wildon, Ulrich von Stubenberg, Dietinar von Licdh- 
tenftein, Dtto von Krems, Hartnid von Drt, Nudiger von Plan» 
tenmwart, Dttofar und Dito von Greze. Hier ftellte er dem Stifte 
Nein eine Beftätigungsurfunde aus über das Eigenthum der Alpe _ 
Önttenfeld Cbei Hirfche), oder alles Alpengebirges am Mtarf- 
bache, Rorbache, bis hinab in die Deigitfh, und auf die Höhen 
der Berge hinauf, fo daß auch alle Abläufe des Berges Predi 
nach Rein gehören ſollten. Dazu fügte er dann noch die Schen- 
fung von vier Gütern bavarifchen Maßes in der Ville Bremftede 


1) Dipl. Styr. I. 34—38. — Zwei Urkunden des abmontifchen Abtes Gott⸗ 
. fried IL. und des Erzbiſchofs Eberhard II. — Abfchriftsurfunde im Admon⸗ 
ter Archive D. 309. — Sohanneumsabfchrift: ‚„„Actum apud Salzpurch 
1210. In eben diefem Zahre 1210 am 1. December empfahl auch Papft 
Snnocenz IH. den Schus des Gößernonnenſtifts dem Herzoge von Kärnten. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 6 


(Premftätten) '). Bon diefem Jahre melden die Chronifen un- 
seheure Regengüffe und allerorten furchtbar zerftörende Waflerflu- 
then der Bäche und. Slüffe im Juni, Auguft und December, und 
im folgenden Winter weit über alles Menfchengedenten mächtige 
Schneemaffen. Am 30. December war faft die ganze Stadt Steier 
überfluthet, und fehr viele Bewohner verloren ihr Leben in den 
Fluthen ?); mas auf lange anhaltende, ſchwere Negengüffe tm 
oberſteiriſchen Hochlande fehließen laͤßt. 
Schon über fechzig Jahre beſaß dns Stift Nein 3. 1211. 


. Begebniß mit den 
ein Salzwerk zu Ahorn (oder Ausſee) mit vollſtaͤn⸗ Galgwerten es@tif- 


es Rein in Ausfee. 
digem Eigenthumsrechte fammt Bergantheil und Gü- ©. Leopol in Gray. . 
tern. Zu Anfong des XII. Jahrhunderts nahm 
jedoch der Salzgewinn an diefer Stätte fo bedeutend nb, daß dag 
Stift mit feinen Theilnehmern an demfelden Berge neue Zubau- 
ten anlegen mußte, und dadurch reichliches Salzlager nuffchlof. 
Durch dieſes Beifpiel, und durch den Rath feiner Leute nufge- 
muntert, ließ auch Herzog Leopold an feinem nahe gelegenen Berg 
antheil einfchlagen, fand gleicherweife reichliches Lager, verkürzte 
aber dndurch den Salzgewinn des Stiftes Nein, fo daß darüber 
zwifchen den SHerzoglichen und den Stiftsleuten thätliher Zant 
entftand, wobei die Letzteren unterlagen. Als Herzog Leopold im 
Juli des Jahres 1211 eben in Gräß anmefend war 3) mit feinen 
SHoffapellänen : Ulrih, Heinrich, Liupold und Pitvolf, und mit 
den Miniſterialen Herrand von Wildon, Ulrich von Stubenberg, 
Dito von Greze, Otacher und deffen Sohn Diacher. von Greze, 
Hartnid von Drt, dem Mundſchenk Albero, Audiger von Plan⸗ 
‚ tenwart, dem Zruchfäß Berthold von Emmerberg, Diepold von 
Leoben, Ephrin von Greze u. v. a., brachte der Abt zu Rein, 
Theodorich von Greißenegg, feine Befchwerden über die Salzhaͤn⸗ 
det zu Ahorn, Iegte die alten Handveften feines Rechtes vor und 
bat um Urtheil vom Herzoge. Diefer entfchied : für alle Befchädiguns 
gen und Nachtheile folen dem Stifte Nein für immer alle jahre 
hundert Metzen Salzes in Ahorn gegeben werden; dieſes Galz 
mag dns Stift daſelbſt haben, wenn dasſelbe will; von allem wei- 


4) Urkunde des Stiftes Rein: „quatuor mansus bavaricos in villa Prem- 
stede.“ — Dipl. Styr. II. 19. 


2) Chron. Mellicens. Pez I. und Chron. Garstens. Rauch I. Anno 1210. 1211. 


3) Eben am 15. Juni 1211 war dem Herzog Leopold der Sohn, Friedrich der 
Streitbare zugenannt, geboren worden. 


68 GSteiermark unıer den Babenbergifchen 


terem jaͤhrlichen Gewinne an derſelben Galsftätte muß dem Gtifte 
ſtets Die zehente Marl, und zwar die Hälfte zu Michaelis, die 
andere Dälfte zu Georgi gezahlt werden ; endlich hat das Stift 
im Befige feiner Hufen, Weiden, und anhangenden Rechte da— 
ſelbſt zu verbleiben ’). Am 18. Juli mußten auf feinen Gerichts⸗ 
ſpruch alle von Erdinger von Landifere dem SHofpitale im Cere- 
walde widerrechtlich entzogenen Güter wieder zurüdgeftellt werden ?). 
In diefem Jahre erhielt dns Stift Nein auch den Beftätigungs: 
brief Eberhard's IE. über den mit Pfarrer Gregor zu Gradwein 
(3. 1209) gefchlichteten Streit und die Befreiung der Kapelle 
auf GStraßengel vom Rechte der Mutterfirche zu Gradwein, nach⸗ 
dem das Stift die von den Schiedgrichtern, den Erzdiafonen Hein- 
rih von Braufharn, Walther von Neuftadt und Dttokar von 
Biſchach feftgefehten Bedingungen angenommen hatte >). 


Bhreße fatjenigifge 5 einer zahlreich befuchten Synodalverſamm- 
Derhantlangen na fung (unbekannt ob zu Leibnig, Frieſach, Salzburg 
rd. Gerhard 21. oder Viſchach in Defterreich) ward zwifchen Erzbi- 


"un bat um fhof Eherhard IT. und Herzog Leopold eine wich: 

tige Streitigfeit entfchieden, in welcher es fich um 
den Befit der Burgen Vager und Haunsberg, um den Erfaß für 
Lehen Kuno's von Werfen, und um das Patronatsrecht der Pfarre 
Lanzenkirchen, Hartberg, Oraͤtz, Nadkersburg, St. Darein, Wal- 
tersdorf und Natsgoisburg handelte. Rath und Urtheil zu finden 
waren um den Erzbifchof verfammelt: der Starthäuferprior Niko: 
(aus vom Sohannesthale, die Aebte Wernher von Heil. Kreuz, 
Hiter von Lilienfeld, Gottfried bon Admunde, Wezito von Gött- 
weih, Hadmar von Barften ; die Pröpfte Otto von Gt. Florian, - 
Heinrich von Mariaſaal, Gerold von Seckau, Konrad Erzdiacon 
von Kärnten, Nudbert Erzdiakon von der March, die Pfarrer: 
Heinrich von Graͤze, Rudiger von Stulfelden, Heinrich der Pet 
tauer, Hofkapellan des Herzogs von Defterreich ; die Edelherren: 
Liutold Braf von Plain, Hadmar von Kuenringen, Wilard von 
Gerfeid, Marquard von Hintberg, Rudolph von Potendorf, Brie- 
drich von Pettau, und deſſen Sohn Friedrich, Dito von Leibnig, 
Dtto von Königsberg, Drtolf von Montpreiß, Herrond von Wil 


gs waren /⸗ — — 


1) Reinerurkunde. — Dipl. Styr. II. 20-21. 
2) Hormayr, Archiv, 1827. ©, 455. 
3) Seinerurbunde. 


Herzogen. 3. 1199 —1246 n. Chr. 63 


don, und deflen Sohn Herrand, Ulrich von Stubenberg, Dietmar 
von Lichtenftein, und Reimbert von Mureck. Vor diefen Allen 
entfagte der Erzbifchof dem Patronats- oder Collationsrechte der 
Pfarren Lanzenkirchen, Hartberg, Gräze, Radkersburg und Ma- 
rein, jedoch mit Vorbehalt der Diözefanrechte, und daß ihm bei 
den übrigen ohne alle Präfentation von Seite des Herzogs, oder 
deffen Nachfolger das Patronat zuftehen folle. Dagegen begab fich 
der Herzog der Burgen Bager und Haunsberg, und nler An— 
ſprüche auf Erſatz für die Lehen Kuno's von Werfen, und ftellte 
dem Erzbifchofe auch die Vogtei über den Markt Leibnik Heim. 
Die Urkunde wurde mit beiderfeitigen Innſiegeln befräftiget '). 


Ungenchtet Herzog Leopold ſchon im Jahre 1208 „ —8 Enns 


dag heil. Kreuz feierlich empfangen, und für einen in ne 
Zug nad) Palaͤſtina eine npoftolifche Ablaßbulle er» —— 
halten hatte, ſo konnte auch jetzt noch nicht ſolch ein 

Zug unternommen werden. Am 22. April 1212 befand er ſich 
noch in der Stadt Enns. Dort berieth und gab er die Urkunde 
über die Stadtrechte dieſes wichtigen Ortes, Sicherheit der Per: 
fonen, des Eigenthumg, der Ehre, des Handels und Wandels, 
der Erbfolge u. f. w. welche er fiegelte in Gegenwart vieler Ed⸗ 
len aus Defterreich und Steier, die mit ihm zum Zuge nach Spa— 
nien fi) eingefunden hatten, und von welchen die Urkunde nament; 
lich nennt: Ulrich und Leutold Brüder von Peckau, Herrand von 
Wildon, Friedrich von Stubenberg 9). Von hier machte er ſich 
auf, durch Deutſchland nach dem ſüdlichen Frankreich und vorzüg: 
lich nad Spanien zu ziehen (1212). Dort hatten endlich die Kö— 
nige von Kaftilien, Arragonien und Navarra (J. 1209) zu Mal- 
fen Briede gefchloffen, und fich gegen die Almohaden vereinigt; 
nachdem Mohamed Annafer (I. 1203) Majorka erobert hatte, 
und (3. 1210) Kaftilien von Neuem bedrohte. Herzog Leopold 
mit zahlreichen Nittern und Minifterinlen aus Deſterreich und 


1) Original im k. E. g. Archive in Wien. — Hormayr, Archiv. 1826. S. 160. 
— Juvavia, Abhandlung. p. 310. — Abmont. Archivsurkunde A. A. 104: 
„Cum quaestio moveretur et controversia super — Gastro Vuger et Bu- 
per eastro Hunsperch ac super jure patrongtus ecolesiarum subscri- 
ptarum, quae sunt in Ducatu Stiriae Lanzenkirchen, Putên, Hartperch, 
Graeze, Walthersdorf, Ruckerspurch, Merin, Rategoysperch — de 
communi consensu capituli nostri et de consilio fidelium nostrorum 
tam olericorum quam laioorum — convenimus.‘“‘ 


2) Franz Kurz, Deſterreich unter K. Ottokar 2. II. p. AB. 


64 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Steier wollte ihnen gegen die furchtbaren Mauren Hülfe Teiften ') ; 
er kam jedoch ſchon zu fpät zur blutigen Schlacht bei Toloſa (19. 
Juli 1212), welche die Herrſchaft der Chriften in Spanien über 
die Almohnden big zu deren gänzlihen Bertilgung entfchieden hatte. 
Nach einigem Aufenthalte bei König Peter von Arragonien fehrte 
Herzog Leopotd wieder in feine Länder zurüd. 


5, ER. gung Inzwiſchen hatte ſich nad) langwierigem Streite 
entfiheitet Strei. Propſt Gerold von Seckau (auf dem Schloſſe zu 
Kenbert x Nured Frieſach) gütlich verglichen mit dem Gurkerbiſchofe 
und bem Stifte Kein. Malther, daß non den Gilbererzgruben am Berge 
Dobirſchach in Kärnten alle Zehenten, und von ihren dortigen Gü- 
tern alle Erträgniß ſtets zu gleichen Theilen getheilt werden, und 
daß ſowol das Gurkerſtift, als auch dns Stift Seckau dafeldft 
ihren eigenen Bergmeiſter und Grubenwaͤchter haften ſollten ?). 
Einer der vorzüglicheren fteiriihen Minifterinfen, Reimbert von 
Mureck (Unus de Primoribus Ministerialium Styrensium), hatte 
mit Erlaubniß des Markgrafen Dttofar VIL, und mit Zuftimmung 
feiner Gemahlin Brigitta und des Sohnes Neimbert, dem Stifte 
Rein Neubrudgründe am Radelgebirge zu Rndelach gefchenkt. Nach 
feinem Zode erlaubten fich die mureckiſchen Hofmaier daſelbſt fol- 
he Bedrückungen und Gewalt gegen dns Stift Nein, in deffen 
Boden fie fo viel Waldung niederfchlagen und nugrotten ließen, 
daß bereits vier Villen darauf erhoben werden fonnten, fo daß 
der Abt Theodorich von Nein mit feiner Klage zum Herzoge Leo⸗ 
pold, der eben von der Fuhrt nach Spanien heimgeflommen mar, 
eilte. Diefer entfchied die Sache in feinem Gerichte in Graͤtz vor 
SHerrand von Wildon, Ulrich von Stubenberg, Dttafer und deſſen 
Sohn Dttafer von Sräße, Dito von Krems, Dito von Gtein, 
Nudiger von Plankenwart, Pilgrim von Mureck, Leo von Wil- 
don, Weilard von Waldſtein — dahin: Weil Neimbert jene Wald- 
gegend nm Radelberge wegen feines nahen Schloffes Arnfels nicht 
miffen kann 3), fo fol er dem Stifte Nein das Gut Flagotten⸗ 
dorf mit allem Zugehöre dnfür geben, dieſes aber wegen diefer 


2) Chron. Admont. Anno 1213: „‚Liupoldus Dux Austrise et Styriae cum 
magno exercitu ad terram 8. Jacobi ad bellendum Paganos transiorat.‘ 
— Chron. Claustroneob. Anno.-1213: ‚‚cum magno comitatu.‘‘ — Chron. 
Neoburg. bei Rauch. 1213. 

2) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 191-192. 

2) Propter commodam vicinitatem castri swi de Arnfelse praedicto nemore 
carere non posset. 


Berzogen. I. 1192 — 1246 n. Sfr. 65 


Waldgegend von aller weiteren Ringe abſtehen. Bür die bereits 
zu vier Bien gebiehenen Neubrüche zu Radelach folle dem Stifte 
eine Stahreörente auf anderen Gütern Neimbertd, auf einer Mühle 
zu Hnzelßdorf, und im Muͤrzthale bis zu fünfzehn Marken des 
Jahres, gegeben und verfichert werden ’). 


Die neue Kirche zu Gairach, deren Bau Her 0 ai 
zog Leopold im Jahre 1209 angeorönet hatte, ift varh- N eur 
im November diefes Jahres im Beifeyn des Her.“ 
zogs ſelbſt, von dem Biſchofe Eckbert von Bamberg feierlich ein- 
geweiht werden. Auf Bitten dieſes Oberhirten vermehrte H. Leopold 
dad Fundationsgut diefer Karthaufe anfehnlich, und erweiterte vor⸗ 
züglich die Heimgartögrängen (Bursfrieden) in Gairach ungemein. 
Nach der Heimkehr (am 7. November 1212) zu Kiofterneuburg 
ließ er den Brief darüber nufrichten und fiegelfertigen durch fei- 
nen Kanzler Heinrich von Pettau. Diefe Handveſte, die eigentliche 
Gtiftungsurfunde von Gairach, Inutet, wie folgt: 

„Xeopold von Gottes Gnaden Herzog zu Defterreich und 
„Steier alien gegenwärtigen und zufünftigen Chriftgläubigen Gruß 
„im Herrn! Kund und zu wiffen fey, daß wir unferem Kloſter in 
„Gairach au Enge der Einweihung jener Kirche, welche daſelbſt 
„zur Ehre Gottes, der heil, Diarin, des heil. Johannes des Taͤu⸗ 
fers, des heil. Martyrerd Mauritius, Führers und Fürſten der 
„thebanifchen Martyrer, nuf eigene Koften von ung erbaut wurde, 
«mehrere: befondere Gnaden bezeugt, und daß wir geruht haben, 
„mehrere früher ſchon bewiefene Gnaden zu beftätigen. Zuerft, auf 
„daß die Befigungen, welche wir von Bifchof und Kapitel des Sur: 
„ter. Hochftifteg um 100 Marken Silbers Sriefacher Gewichtes 
„erkauft haben, mit den Graͤnzen, welche wir in der Fundations⸗ 
„urbunde angezeichnet haben, volllommen gefchloffen feyen : fo ge- 
fiel es unferer Beurtheilung, andere Punkte als Graͤnzen aus⸗ 
„zuzeichnen, und als Kirchweihgabe auf Bitten Biſchofes Eckert 
„von Bamberg, welcher die Kirche geweiht hat, und unſeres ge⸗ 
‚uliebten Sohnes Friedrich und vieler unferer Adelihen und Mis 
niſterialen, welche aus Defterreih und Steiermark ‘zur Einmei- 
‚»bung mit Uns dafelbft zufnunmengeftrömt waren, über den Bach 
„Graſſenich nuf folgende Art auszudehnen: ober der Villa Ga⸗ 
„thronich iſt die Hauptſtraße (via publica) gegen Mittag zu, neben 





ı 2) Stift Reiner Urkunde, 
Geſch. d. Steiermart. — V. Bd. ð 


66 Steiermark ‚unter den Babenbergifchen 


„derfelben ein Thal, welches in feiner Tiefe unfer Gebiet (terram) 
„von den Beſitzungen des genannten Klofters fcheidet bis zum Ward. 
„bache (torrentem) Lochomel, auf der linken Seite der genannten 
„Heerſtraße aber fcheidet diefe des Kloſters Boden und uuferen bie 
„zum Belfen, genannt Eruceranum ; von weichem der Bach Gothronich 
„herabfließend die genannten Befigungen feheidet von dem Boden 
„Drtolfd von Montpreis bi in die Graſſenich, von dort erftredt 
ofih die Gränze dns Thal hindurch und anfteigend zum Berge 
„fcheidet fie den Grund und Boden, welchen wir vom ©urfer 
„Bifchofe erfauft haben, vom Boden des Herrn Uri von Mont⸗ 
„preig, im Ablaufe davon nber endet fih die Vegränzung nm 
„Wege, weicher vom Schloffe Montpreis ausgeht gegen Weiten zu, 
„mwofelbft eben derfelde Weg die vom Gurker Bifchofe erfnuften 
„Beſitzungen feheidet von dem Befiäthume des Herrn Ulrich von 
„Montpreis bis an die Sränzen der Ville Paproch genannt, von 
„weicher Stelle vom Wege links nbgehend (relicta via) ſich die 
„Sränze rechts hinnufzieht über den Oipfel des Hügeld bis auf die 
„Bergeshöhe, welche die Landbewohner daſelbſt Gräh nennen ; von 
„dort erftredt fie fich bis zum Gipfel ded Berges Sitilonich ge- 
„nannt; von dort zieht fie fich immer nuf den Berghöhen fort 
»(semper eundo per montium cacumina) big zum äußerften Theil 
„de Berges Leicit genannt. jenen Theil diefer Berge, der gegen 
„Norden ſchaut, geben wir mit den angränzenden Weiden: dem ge: 
„nannten Klofter. Vom genannten Berge Leicit erſtreckt fich die Grän⸗ 
„ze fort an den Berg, Cremer genannt, von welchem wir den gegen 
„Graſaich ſchauenden Theil dem genannten Kloſter zu Eigen be: 
„ftätigen. Vom Berge Eremen geht die Bränze fort in die Graf . 
„fenich gegen Welten, von dort auffteigend zwifchen unferer Sie 
„Pogoritz genannt und der Billa Stygezeliz, welche wir mit deren 
„Bebiet dem Stifte gegeben haben, fcheidend im Wuffteigen die 
„Beſitzungen unferer Billa, windifh: Berreth genannt, und vie 
„Billa Graconig, welche wir mit deren Heimgarten dem Kiofter 
„gefchentt haben, bis hinauf auf den darüber hervorragenden Berg, 
„von welchem die Öränzen niederfteigen, ſcheidend unfere Befifung 
„bon den Beſitzungen der Billa Lihcowitz, jenſeits welcher dem 
„Klofter mit Helmgarten gefchenkten Villa eine Duelle Ift, die am 
„Sränzfaume entfpringt, und nach dem Abfluffe in den Waldbach 
„Lochomel die Sränzen felbft fchließt. Alles nun, was von dieſen 
„Bränzen umfchloffen wird, fchenfen wir zu ewigem unangreife _ 
„barem DBefiße Gott, der feligen Marin, dem h. Johannes dem 


Herzogen. 3. 1192—1246 nm: Chr. 67 


„Taͤufer, dem Martyrer Mauritius, dem Anführer und Sürften 
„der Ehebanifchen Legion und den Bienern der Kirche von Gairach. 
„Außerhalb diefer Umgränzung ſchenken wir ihnen dns Weingar- 
»tendorf (villam vinearum) Plaminich, indem wir ihnen beftätigen 
„fünf Marken Frieſachergeldes zum Sifchlaufe, welche fie in unfe: 
„rer Stadt Marburg am Drichneldtage alle Jahre bezahlt erhalten 
„foßen. Wir mollen meiters, daß fie jährlich in unferem Amte zu 
„Leoben zehen Maßen Eifen empfangen follen, wozu wir noch die 
„neue Schenkung von fünf Marten Bfennige in unferem Markte 
„Tyffer zum Salzkaufe fügen. Die Vogtei über Gairach behalten 
„wir ung und unferen Nachfolgern vor, nllein und rein nur wegen 
„Gott, nicht aber wegen eines allfälligen zeitlichen Bortheils, fon« 
„dern damit wir die Diener Gottes und deren Eolonen und Hörige 
„(familiam) vor ungerechten Bedrüdungen Anderer befchirmen, und 
„wir feßen daher kraͤftigſt feſt, daß feiner unferer oder unferer 
„Nachfolger, Richter oder Amtmann, Gewalt haben folle, zu rich- 
„ten die Colonen und Hörige der Karthäufer zu Gairach, außer 
„von ihnen dazu gerufen. Wenn nber ein Breier oder SHöriger 
„des Kloſters angeklagt ift wegen Diebftahl, oder wegen mas im- 
„mer für anderem Verbrechen (maleficio), fo fol die Sache vor 
„den Amtleuten des Kiofter$ unterfucht werden; und wird der 
„Thaͤter geſetzlich uͤberwieſen: fo fol die Habe desfelben gänzlich 
„den Stlofter verbleiben, der. Thäter felbft aber, wenn er körper⸗ 
"lichen Tod, oder Berftümmlung eines Gliedes verdient hat, mit 
iner Haft umbunden, unferem ®erichte in Tyffer überlaffen 
„werden. Kann derfelbe jedody nach den Rechten des Landes die 
vBerſtũmmlung mit Geld abthun: fo fol die Löfegeldbeftimmung 
wwud Zahlung dem Kiofter zugehören (ipsa redemptio). Wir feßen 
- auch feft, daß Niemand mit Jagen, Biehweiden oder Holzfällen die 
„Befigesgrängen: der ummohnenden Diener Gottes zu beunruhigen 
Ru Und: weil wir unferen Sägern von unferem eigenen Spei- 
‚über die Roſten zu anhlen pflegen, fo verbieten wir denfelben, das 
-wRtefter; oder deſſen Hörige, oder die Unferigen durch Gaſtſied⸗ 
„lungen (hospitando) zu beſchweren. Dieſe Handlung unſerer 
„Gott ergebenen Geſinnung befeſtigen wir mit unſerem Sigille, 
„und wir waren befliſſen, auch die Zeugen, welche anweſend waren, 
„und ung durch ihre Bitten bewogen haben, hier- namentlich zu 
„unterzeichnen: Eckbert Bifchof zu Bamberg, Friedrich unfer Sohn, 
„Ulrich von Pettha, Aldert von Naos, Leutold von Wilden, 
„Briedrich von Pettanin, Dito von Kunigsberg, Dito von Tre: 
5” 


68 Gtetermarf unter dem Babenhergifchen 


berg, Dito von Gray (Windiſcharaty), Leopold von Bonswwiß, 
„Hadmar won Auenring, Starchand von Hynberg, Ruger Mar: 
„hal von PBlanfenmart. Dies ift gefcheben im Jahre 1212 am 
„7. November ; gegeben auf unferer Burg zu Rimenburg durch bie 
„Hand unferd Notars, Heinrich des Pettauers (Peitoviensis) ’).“ 
Schon am 13. April 1212 war ein Beftätigungssrief des Papſtes 
Innocenz IH. der Gairacher Karthaufe ertheilt worden, und am 
18. März 1214 auf Bitten der Karthaͤuſer eine neue apoftolifdge 
Bulle erflofien *). Herzog Peopold hatte den Kaifer Dito IV. 
fon im Jahre 1209 nicht zur Krönung nah Rem (5. Dctober 
1209) begleitet. Als diefer, durch fremdes Unglüd nicht gewarnt, 
mit dem Papſte Innocenz III. zerfiel, trennte fi auch Herzog 
Leopold gänzlich ven feiner Parthei, und hielt zu Friedrich I. 
von Gicilien, welcher durch den Einfluß des energifchen und 
ftantsllugen Papfted in Frankfurt (6. December 1212) zum deut: 
ſchen Könige ausgerufen, und am 2. Februar 1213 zu Wachen 
feierlich ift gefrönt worden; mährend der unüberlegte Krieg bed 
Kaiferd Otto IV. mit Sranfreich fein Glück und feine Kraft ge- 
brochen (Jahr 1214) und ihm ſelbſt bis zu feinem Tode (19. Mai 
1218 auf der Harzburg) in ruhmlofe Ohnmacht geworfen bat °). 
5, —— vom Zu Anfang ded Jahres 1213 befand ſich Her⸗ 
— in nur zog Leopold großentheild am SHoflager des jungen 
Seis. Kaiſers Friedrich I. Er erſcheint als Zeuge. in 
vielen zu Regensburg ausgeſtellten Urkunden für Berchtesgaden, 
für das Schottenkloſter St. Jacobs in Negendburg u. f. w. Er 
begleitete den jungen König auch bis Aachen. Später treffen wir 
ihn wieder in Steiermark, und zwar in Marburg, umgeben non 
feinen Minifterialen, Ulrich von Stubenberg, Otto von Kremd, 
Urih von Marburg. Heinrich von Borenberg, Otacher von Go: 
nobig und deflen Bruder Liutold. Er beftätigte dn theils die Spende 
theits den Verkauf von Lehengütern, welche Herr Thiemo - son 
Elsnitz von den Herzogen von Steier befeflen und num in des 
Herzogs Gegenwart den Karthäufern zu Sei im Johannesthale 
übergeben hatte. Einwilligung und Anfprüche feiner Nichte Eis⸗ 








L 


ı) Ludewig, Relig. IV. 186. — Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 138 
— 139. — Caesar, Ansal. Il. 106-107. 


°) Dipl. Styr. II. 156 — 157. 
3) Godefrid. Colon. Anno 1211. — ‚Chron. Ursperg. p. 318. — Ohren. 
Augustun. Annis 1312. 1213. 


Heryogen. 3. 1192-1946 m. Chr. 69 


beth und deren Söhnen, vorzüglich feines Neffen Thiemo's eines 
Briefterd und damals Bilard in Enchfenberg, wurden von den 
Karthäufern mit Geid befriedigt ; mobei ed Zeugen in Ratigoid« 
berg nnweiend waren: Marquard der Pfarrer von Natigoisberg, 
Neinhold der Briefter, Hermann von Ponikl, Konrad von Gore, 
die Nitter Poppo und Liutold , die herzoglichen SHofvermalter, 
Gebhard von Natigoisberg und Rudiger von Marburg (Officia- 
les) Ritter Siboto von Dplottnig SHofrichter (curiae praeco) 
und deffen Bruder Seln, die Briefter und Pfarrer Friedrich von 
Sala, Berthold von Dbernburg, der Diakon Petrus und ber 
Gubdiakon Arnold, die Edelherren Dtacher und deffen Bruder 
Liutold von Gonobitz, Adelſchalk von Rabenberg und deffen Bruder 
Eberhard von Leuberg. Auf Befehl des Herzogs verfaßte das 
Diplom darüber fein Notar, der Pfarrer von Retz '). 


F xri . 1213. 
Bon den Stubenbergifchen Hörigen Ottokar „ ee ea 


und Heinrich von Muofezehel hatte das Stift zu tigumgsbulle beb hr 
Rein in der Ville Leuzenftorf zwei Huben bajon- vas ©t. Kein. 

riſchen Maßes nebſt fünf Marken und 40 Pfennige Friefacher: 
gelded empfangen, und dafür eine Hube bajonrifchen Maßes in der 
Bine Pacharn (bei Brud an der Mur) mit dem. vollen Eigen» 
thumsrechte (cum omni libertate Dominii et proventus utilitate) 
gegeben. Wirich von Stubenberg gab dazu feine Einwilligung ; 
und als er am 30. Juli 1213 zu Gt. Stefan an der Brüde 
(bei Kaiſersberg) einen SHofrechtstag hielt, gab und fiegelte er 
darüber dem Stifte Rein den Bertätigungsbrief vor vielen Zeugen: 
Wulfing, Sohn Ulrichs von Stubenberg, Rudolph von Bilelbach, 
Srimatd, Pfarrer zu St. Stephan, Nudiger, Piarrer zu Mürz, 
Herwit von Kapfenberg, Albero von Stratendorf, Meingoz der 
Hofamtmann Ulrichs ). Am 26. December 1213 ertheilte Papſt 
Innocenz III. dem Stifte. Nein, auf Bitten des Abtes Theodorich 
von Greißeneck, eine ausgedehnte Beſtäͤtigungsbulle. Alles Gut, 
Recht und Weſen diefes Stifted nimmt Innocenz in feinen, des 
heit. Apoftel Petrus und des römischen Stuhles apoſtoliſchen 
Schutz. Alle Stiftsbeſitzungen werden namentlich beftätiget, das 
Herrſchaftsgut Nein, der Hof in Graͤtz (Xova Grezia), Stan- 
gersdorf, Lungwitz, Werndorf, Söding, Naked, Gotzdaber, Grad: 


1) Dipl. Styr. Il. 78 - 80: „Aota sunt haco apad Marpurch in praesen- 
tia nostra et ministerisliam nostrornm.“‘ 


2) urkunde von Rein. 


70 Steiermark unter den Babenbergifchen 


mein, Stadelhofen, Hergoß, Blas, Schirnabel, Blutſcharn, Au: 
degerddorf, Grafenbach, Kallsdorf, Dualach, zwei Salzwerke in 
Auſſee (Ahorn). Für alle durch eigene Hände oder auf Stiftsko⸗ 
ſten erhobenen Neubruͤche wird Zehentfreiheit erklͤrt. Das Stift 
hat das Necht, nach Belieben Cleriker und Laien in den Orden 
und in die Stiftsgemeinde aufzunehmen. Kein Stiftsmitglied darf 
ohne Zuſtimmung des Abtes das Stift verlaſſen, oder ohne Ge⸗ 
leitsſchreiben desſelben irgendwo aufgenommen werden. Ohne Ka⸗ 
pitelsbewilligung darf weder Allod noch Lehen vom Stifte hindan⸗ 
gegeben oder veräußert werden '). Kein Stiftsmitglied darf ohme 
Zuftimmen des Abtes oder Kapitel$ (majoris capituli) Gelder 
aufnehmen, oder für Andere zu Bürgen ſtehen; im widrigen Falle 
die Stiftsgemeinde zu feinem Erfab, oder zu feiner Zahlung ver- 
bunden ift. Alle Stiftsprofeffen können in betreffenden Stiftsan- 
gelegenheiten und ſelbſt dei Criminnlverhandlungen gültige Zeu- 
genfchaft leiften (ne jus vestrum defectu testium in aliquo va- 
leat deperire). Weder eine weltliche noch geiftliche Obrigkeit 
fon Mitglieder des Stiftes Nein zwingen dürfen, zu Synodal⸗ 
verfammfungen zu fommen; nuch follen fie Hinfichtlich eigener Be- 
ſitzungen und Saden nicht vor weltlichen Gerichten zu erfcheinen 
verhalten werden fünnen. Riemand, fein Bifchof fol, um Weihen 
zu ertheilen, Streithändel zu erheben und zu fchlichten, oder an- 
dere Berfammlungen zu halten, dadurch dem Stifte zur Laft fals 
len dürfen. Kein Bifchof darf die freie Abtenwahl ftören, er fol 
den Abt auf Bitten des Stifte weihen; weigert er fich deffen 
und auch des Uebrigen, was feines Amtes ift: fo mag fich das 
Stift frei at einen anderen Bifchof wenden. Alle Weihen und 
Saeramente hat das Stift von dem Sprengelsbiſchof zu empfan- 
gen; ift kein Bifchof da, und der Sit ledig, fo mag dns Stift 
dazu, jedoch ohne Beeinträchtigung des Sprengeldnnchfolgers, eis 
nen benachbarten Bifchof erkiefen. Das Stift darf auch von durch 
reifenden Bifchöfen, welche jedoch mit dem Apoftolifhen Stuhle 
in Verbindung und Gemeinſchaft ſtehen, Altar: und Priefterivel- 
hungen nehmen. In allen Sufpenfiond, Kirchenbannungs- und . 
Interdiktsfäüllen iſt Rein ausgenommen und befreit. Diefem Stifte 
fo in jeder Hinficht Immunität und Unverletzbarkeit zufommen *). 





1) Absque consensu totius oapituli, vel majoris et semioris parfis Äpsius. 


2) Stift Reiner Urkunde: „Datum Laterani VII. Kalend. Januaril.“ Ron 
ſiebenzehn Garbinälen unterzeichnet. 


Herzogen. 3: 1192—1246 #. hr. 1 


Am 19. Diärz 1214 erhielt Erzbiſchof Eberhard II. vom Papfte 
Innocenz II. ſchriftlichen Befehl, alle Zehentvedrüdungen, vors 
züglich bei den Neubrüchen des Stiftes Rein ferne zu halten, und 
über alle diejenigen, welche an ein Ordensmitglied des Stiftes 
gewaltfame Hand legen, fogleich bei angeziindeten Warhglichtern 
den feierlichen Kirchendann auszuſprechen ’). 

Sm Juni 1214 befand fich Herzog Leopold 3. 1214. 


. . 5. Leopold fümmt 
auf feinem Schloffe zu Steier. Auf Bitten der Aeb⸗ vom Schlofe Steier 


tiffin zu Göß, Dttilia von Guntenberge, ließ er eine —— 
ausgedehnte Beſtaͤtigungsurkunde aufrichten über das und des Stiftes St 
Patronatsrecht zu St. Veit in Proleb, die ge. em. 

ſammten Güter in der Billa Proleb, in Cotich, nuf der Mei in 
der obern Steiermarf und zu Hettinsdorf in Defterreich, welche 
Eliſabeth, die Gemahlin Liutold’8 von Guntenberg mit deffen und 
mit Einftimmung ihrer Töchter, Kunegund, Gemahlin Grafen Wil- 
heims von Huneburg, und Gertrude, Gemahlin Herrands von 
Wildon, als Seelgeräth und für ihre künftige Grabſtaͤtte in Göß 
diefem Stifte gegeben hatte, melche Spende Markgraf Dttofar 
von Gteier bejtätiget, und der Edelherr Ulrich von Peckau in 
Göß ſelbſt ordentlichermeife übernntwortet hatte. Auf einer Ber: 
fammlung im Markte Widis ift diefe Verhandlung neuerdings 
von Herzog Leopold beftätiget worden vor den Edelherren: Wil- 
helm Stafen von Hunendurdh, Ulrich von Peckau und deffen Brus 
der Liutold, Rudolph von Kindenberg, Erchinger von Landifere, 
Nudolph von Stadet, Wulfing von Kapfenberg, Ulrich von Stu- 
benberg, Dffo von Teuffenbach, Ditofar von Graͤtz, Otto von 
Krems, Wezilo von Soven, Swiker von Göſting, Berthold von 
Emmerberg, Gottſchalt von Fraberg, Ludwig von Kapfenftein. 
Die Abtiffin Ottilia übertrug auch dns Vogtrecht dem. Herzoge 
Leopold. Nach dem Zode der Mutter Eliſabeth ließ diefe Aebtiſ⸗ 
fin nochmals dur Ulrih von Peckau feierliche Uebergabe auf 
dem St. Minrienaltare in Göß vollbringen vor, einer ungemein 
zahlreichen Verſammlung, vor During von Steier, Wilard dem 
Süngeren von Karlsberg, und deflen Vaſall Leo (miles ipsius) 
Werigand und Dito Brüder von Zorfeul, During von Schönet, 
Wigand von Pfannderg, Heinrich von Zunniwiß, Hahald von 
Gurzheim, Sriedrich von Waffe, Otto und Konradnsonsiitfch, 


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: 2) Steiner Urkunde. ' Ä 3 kb mu oma) \ 
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7% Steiermark unter deu Babenbergiſchen 


Dtto und Friedrich von Berge '). Bon Gteier mar Herzog Las⸗ 
pold nach Gräg gegangen. Auf der Landtagsverſamuelung daſelbſt 
am 16. juli 1214 umgaben ihn. die wprdsuften geiftlichen und 
weltlichen Herren ded Landes : Die Aebte Gottfried Il. von Abd» 
mont, Engelbert von Helfenftein von Rein, der Prop Gerold 
von Seckau, Heinrich der Dechant von Graͤtz, Albert der Pfar⸗ 
rer von Weißkirhen, Meiſter Swiker von Graͤtz, Herrand von 
Wildon, Dtto von Krems, Ulrich von Kapfenberg, Dietmar von 
Lichtenftein, Dtto von Lueg, Rudolph von Stadek, Erchinger von 
Landifere, Neimar von Afflenz, Leo von Wildon, Bilgrim von 
Spiegelberg, Hartwit von Zeuffenbach, Albert Richter von Graͤtz, 
Rudolph von Boitäberg, Ulrich von Werde. Der herzogliche Mi- 
nifterial Herrand von Mooskirchen hatte von Eigengütern des 
Stiftes St. Lambrecht im Kainachthale drei Huben im widerrecht⸗ 
lichen Befite. Als Saftennogt forderte ihn daher Ulrih von Gtu- 
benberg zu Gericht, und zwang ihn zur Herausgabe der ange. 
maßten Güter. Herzog Leopold befiegelte die darüber errichtete 
Urkunde zu Graͤtz am 16. Juli 1214 3. 


ek rk Bon Gräß weg fcheint Herzog Leopold in 
Soflager ;nacer m das Hoflager des Kaifers Friedrich II. fich begeben 
Streite zwifgen Ab- und bei der Belngerung von Juͤlich im kaiſ. Lager 


mit dem Herzoge Heinrich von Brabant und Lothrin⸗ 

gen mit Srafen Rudolph von Habsburg u. f. w. ge- 
weſen zu ſeyn ?). Jedoch im November finden wir ihn fchon wie: 
der in Graͤtz mit dem Erzbifchofe Eberhard IL, Dompropft Dite 
von Salzburg, Konrad Erzdiaton und Pfarrer zu Volcheim, Kon- 
rad Bizedom zu Frieſach, Konrad Grofen von Plain, Kole von 
Wachſenegg, Ulrich von Peckau, Dietmar von Lichtenitein, Kolo 
von Zruchfen, Ottokar dem Aelteren und Dttolar dem Jüngeren 
von ®räg. Hier wurde der durch viele Jahre und unter großen 


1) Johanneumsabſchrift und Dipl. Styr. I. 3034: „Hano transastionem 
diversis temporikus faotam sigilli nostri impressione signari oura vi- 
mus. In oastro nostra Styrae. Anno 1214. V. Kalend. ae .— F 
an für das Stift St. Florian erfcheinen in Geleitichaft des H. Leo⸗ 

zu Harn bei Mauthaufen am 16. Mai 1214, und zu Wien 16. Juni 
er die ſteiriſchen Edeln, Dietmar von Lichtenftein, Dtto von Krems und 
Berthold, Truchſaͤß von Emmerberg. 

2) St. Lambrechterſaalbuch: ‚‚Herrandus, Ministerialis nester de .Moskir- 
chen conterminus jam diotae Koolesiae juxta fluvium Zechnutsi tres 
mansus, quos hactenus Eoolesia in pace possederat, sibi altraxorat.‘‘ 


3) urkunde vom 3. September : in oastris vor Jülich, 1214. — Dasil. Hist. 
ord. Teut. Appeond. 13. 


Berzogen. 3. 1192-1246 n. Chr. 73 


Unkoſten zwiſchen dem Gtifte Admont und Reimbert von Mureck 
ſchwebende Streit um Zehente bei Obdach und Aömontbühel dahin 
entſchieden, daß Reimbert für ſich und alle feine Nachkommen ge. 
gen eine Zahlung von 150 Marken Briefachergeldes von allen wei 
teren Anſpruͤchen auf irgend ein Zehentrecht in den gedachten Land⸗ 
theilen für immer abftehen mußte °’). 


Fruͤhzeitig im Zapre 1215 eifte Herzog Leopold , „S,125 F 
wieder in das Hoflager des Kaiſers Friedrich II. vbotlagen Funde Op 
Am 5. Aprit 1215 wurde dnfelbft zwifchen ihm 
und dem Bilchofe Mangold von Paßau ein Iangwieriger Streit 
über Patronatrecht der Pfoarrlirhe zu Wien, über die Kirchen- 
vogtei von St. Pölten, über Landgericht, Marchfutter und die 
Brüde bei Ebersberg entfchieden ?). Zu Regensburg am 14. Februar 
1215 waren an Herzog Leopolds Seite auch die fteirifchen Ebel: 
herren, Rudolph von Stadeck, Neimbert von Mureck, Friedrich 
von Pettau, Dito von Krems, Dtto von Graͤtz >). Kaifer Frie⸗ 
drih 309 dann zur feierlihen Krönung nad Anchen (25. uni 
1215), wohin ihn jedoch Herzog Leopold nicht begleitet hat. Erz: 
biſchof Eberhard II. war indeffen auf Bereifung feines Sprengels 
nach Kärnthen und Steier abgegangen, um feine weitausſehenden 
Blane vor der wirklichen Ausführung in ernftliche Ueberlegung 
und Berathung zu ziehen. Auf feinen Ruf waren zu Leibniß er: 
fhienen: Nudiger, Propft von Zell, der. Erzdinfon Konrad von 
Kärnthen, Meiſter Bernhard der Notar, die Pfarrherren Wal- 
iher von ZTheffindach, Konrad von St. Georgen an der GStiffing, 
Konrad von Marburg, Wernhard von Rabe (St. Ruprecht an 
der Rand), Konrad von Mieingozburg, Dietrich von Friach, Eher: 
hard von Bonftorf, und Berthold, deffen Bruder und Kapellan, 
— bie Edelherren: Dietmar von Lichtentein, Friedrich von Pet⸗ 
tau, Kolo von Truchfen und deſſen Brüder Gottfried und Dtto, 
Reimbert von Mureck, Hartnid von Ort, Dtto von Teibnig, Otto 
von Krems, Berhard von Leibnig u. v. a. Hier wurde (3. Juni 
1215) zur letzten Entfcheidung gebracht der uralte, von den Ges 
richten der früheren Erzbifchöfe ſchon verhandelte, und fogar big 


Le — —— — ——— 


1) Archivsurkunde P. 3. — Saalbu II. 172 — 174: „Faota sunt haeo 
apud Graets. Anno 1214. Nonis Novembr. 


3) Hund, Metrop. I. 255. 380. — Hansiz. I. 359. 
3) Stülz, Geſchichte von St, Florian. p. 287. 


74 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


an den apoftolifchen Stuhl getriebene Streit und Anſpruch der 
Leibniger Pfasrer gegen dns Stift Admont um die Kapelle St. 
Nikolai im Saufale '). Admont verficherte dem Leibniger Pfarrer 
Heinrih und allen feinen Nachfolgern eine ewige Jahresrente von 
vier Morten Geldes auf Gütern zu Razzau, und derfelbe ent: 
fügte für immer für ſich und alle Nachfolger allen Anfprüchen auf 
benannte ndmontifche Kirche St. Nikolaus im Saufnle ?). Sehr 
wahrſcheinlich ift in diefer Berſammlung das einflußreiche Borha- 
ben des Erzbifchofes, feinen ungemein ausgedehnten, und an Be⸗ 
völkerung immer mehr zunehmenden Metropolitanfprengel in meh: 
rere Bisthümer zu zertheifen, und bifchöfliche Bikarien mit Sit 
und Dotation einzufeßen, befprochen worden. 


— eheran Bon Leibnig eilte Erzbiſchof Eberhard IE. nad) 
vold auf einer Ber- Rom, nahm an der Kirchenverfammiung im No⸗ 
a une vember thätigen Antheil, legte dem Papſte Inno— 
cenz III. feinen Entwurf, mehre Hütfsbisthümer zu 
arüinden, und vor allen ein Bisthum nuf der uralten Stätte des 
Chriſtenthumes in Chiemfee, erftehen zu laſſen, vor, und empfing 
im Boraus ſchon die apoftolifche Bewilligung und Beftätigung ?). 
— Auf einer großen Berfammiung am 8. Auguft in der Stadt 
Enns finden wir auch fteirifche Edelherren an der Seite des 9. 
Leopold, und als Zeugen in feiner Beftätigungsurfunde für dns 
Stift St. Florian: Herrand v. Wildon, Dietmar von Liechten: 
ftein, Otto von Krems, Berthold Truhfäß von Emmerberg, Kon- 
end von Ramftein *). | 





1) „Pro ospella videlicet 8. Nycoolai Mukinowe, quam Gotfridus de Wie- 
tinge et uxor ejus Adila ooenobio Admontensi contulerunt, infra ter- 
minos parochiae Leibniz constitutam cum dote et deoimis et hoo ex 
consensa praedecessorum, qui eandem capellam baptismalem esse con- 
suorunt; ita ut populus, qui est super oollem, et ad Mukinowe et ad 
Cröts baptisma, sepulturam et caetera divina a Sacerdote Abba- 

ctisa aeolpiat. In placito vero Christianitatis et reoonciliatione poeni- 
. sentium et judiciis eoclesiasticis ad plebanam eoolesiam Leibniz spe- 

. otare debent.‘“ 

2) urkunde P. P. 5. — Saalbuch III. 164 — 165: ,„Videlicet Abbas et 
fratres ejus plebano et ecolesiae Leibniz ad IV Marcorum apnuam 
pensionem — de praedio eoclesiae Admuntensis apud Nazzooh simul 
cam decimis assignaverunt. Actum est in castro nostro Libnis III. 

‘*Non. Jun.‘ " 

3) Hansir. II. 322 — 323. — Juvavia. p. 255 — 256. - - Gtiftbrief von 
Chiemſee. — Archiv für Sübbeutfchland. H. 261. 

4) Stülz, Sefchichte von St. Florian, p. 385. 


Herzogen. 3. 1192 —1246 n. Ehe. 75 
Sogleich nach feiner Rücktehr aus Rom fi ſetzte „Dt 


5. Leopold am kaiſ. 


Erzbiſchof Eberhard II den Bifchoffig zu Chiem- Hoflager. Vorbereis 
fee ind Wert und berief eine Synode nach Salz⸗ —— 
burg, wo in Folge des Beſchluſſes im achten Intes " erinnern." 
ranenfifchen Eoncilium die Ausführung der kirch⸗ 

lichen Anordnung berathen und anempfohlen wurde, zur Unterftüßung 
des heiligen Landes von dem Papſte, von den Eardinäien, und von 
dem geſammten, mit kirchlichen Bfründen betrauten Clerus den zwan⸗ 
zigften Theis der Renten zu erheben. Auch ſollte das paͤpſtliche In⸗ 
dult verfündigt werden, daß jeder Cleriker, welcher dng heilige Kreuz 
zum Zuge nach Paläſtina nuf fi genommen habe, ungehindert 
nuch in feiner fernen Abmefenheit feine Pfründe genießen, und 
diefelde auch im Nothfalle verpfänden könne ’). Kaiſer Friedrich 
hatte bereits ſchon 1215 in Aachen das Kreuz genommen, und 
jest ließ Papft Snnocenz IH. die Ausführung feines Berfprecheng 
durch den Cardinni-Tegnten Petrus nuf den Hoftagen in Nürn- 
berg und Würzburg (1. Mai 1216), an welchen auch Herzog Leo- 
pold Theil genommen, betreiben. Auch diefer hatte bereits ernftliche 
Anftalten zur Fahrt nach Palaͤſtina in Defterreih und Gteier 
getroffen. Inzwiſchen mar am 16. Suni 1216 Bapft Innocenz II, 
zu den Bätern eingegangen, und Papft Honoriug II. von glei: 
chem Geiſte beſeelt, bejtieg den apoſtoliſchen Stuhl. Daß ſehr viele 
ſteiriſche Edelherren zum Zuge in dag heilige Land ſich vorberei⸗ 
teten, mag man aus einer Urkunde Ulrichs von Stubenberg für 
dns Chorherrenftift zu Seckau fihließen. Am 25. Mai 1216 wa- 
ren auf dem Schloſſe Kapfenberg verfammelt: Wolfter, Abt zu 
St. Lambrecht, Engelbert, Abt zu Rein, Gigfried, Spitalmeifter 
von Cerewald, Ditafer, Pfarrer zu Mürze, Albert Pfarrer zu 
St. Dionyfen, Leutold, der Freie von Pecau, Rudolph von Sta- 
def, Napoto von Stein, Heinrich und Hermil, Brüder von Kro- 
tendorf, Heinrich und Reinhard, Brüder von Afflenz, Hartmann 
von Pereck und feine Söhne Heinrich) und Hugolin. Hiltrude bon 
Raſſe, die Mutterfehtwefter Ulrich's von Stubenberg, hatte dem 
Stifte zu Seckau vorlängft ſchon vier Huben in der Villa Nat. 
tenberg im Murthale gefchenkt, Ulrich und fein Sohn Wulfing 
aber diefelben bis jeßt mwiderrechtlich vorbehalten. Im Begriffe 
nun, nach Serufalem zu ziehen, ficherte Ulrich in einer Urkunde 





1) Dalham, ooncil. Salisburg. p- 94— 96. | 


76 Steiermark unter den Babenbergifchen 


dem Stifte Sean den Eigenbeſitz jener Huben feierlich zu '). 
Eine gleiche Urkunde erhielt nu das Stift Nein, weichem eben- 
falls Hiltrudis von NRaffe drei Huben in Wettenberg nach ihrem 
Zode zum Beſitze geſchenkt hatte. Ulrich von Stubenberg aber, 
unter dem Bormande, daß er, ihr rechtmäßiger Erbe, von dieſer 
Spende nichts gewußt, und feine Zuftimmung dazu hergegeben 
habe, hatte diefe Beſitzung an fich gezogen, und jetzt erft, vor feinem 
Zuge nad Jeruſalem, beftätigte er urkundlich das Vermächtniß 
feiner Tante zum Beſitze, jedoch erft nady feinem Tode, und bis 
dahin zu einem jährlichen Zinfe von fünf Pfennigen von jeder 
SHube, wozu er noch fügte Lehengüter beim Schloffe Peckau und 
zu Kindberg °). 


Angeleienkeiten. bet Zu Ende diefed Jahres Hatte das Stift Form⸗ 


Stiftes Vorau wer hach gegen das Stift zu Vorau Anſpruͤche auf drei 


gen der Kapellen 


Di Datob und &. Kapellen, Mönichwald, St. Jakob und St. Mars 

nigzel. gnrethen in Wenigzell erhoben, und diefe Forder⸗ 
ungen nuf eine Urkunde des Erzbifchofes Eberhard I. gegründet. 
Der Erzbifchof Eberhard 11. entfchied den Streit dnhin (Salzburg 
24. September 1216), daß die Kirche in Mönichwald dem Gtift 
Formbach gehöre, die Kapellen St. Jakob und St. Margarethen 
des Stiftes Vorau feien 5). Jedoch dns Stift Vorau war mit 
diefpr Entſcheidung keineswegs zufrieden. Dan legte ale Älteren 
Hnndveften vor, welche bemwiefen, daß die genannten drei Kapellen 
Tochterlirchen der uralten Mutterlirche in Borau feyen; und man 
fuchte auch die Falſchheit des erzbifchöflichen Briefes, den Formbach 
vorgewieſen hatte, nachzuweiſen. Bald überzeugte ſich Eberhard von 
der Feſtigkeit diefer Beweife, und in der Verhandlung am 24. Jaͤn⸗ 
ner 1217 zu Werfen erfiärte er in einer Urkunde die bezeichneten 
Kirchen als Filinten der Borauerpfarre und Eigenthum desſelben 
Stifte; er verhielt aber den Propft zu Vorau, die Anfprüche 
des Stiftes Formbach mit 20 Marken Geldes für immer abzu⸗ 
fertigen *). — Bon dem "nömontifchen Abte Gottfried IE und 


t) Dipl. Styr. I. 192-193: „Ego Ulrious de Stubenberoh, quod in prao- 
oinotu itineris versus terram Jerosolymitanam constitutus.‘‘ — „Acta 
sunt haco in oastro Chaphenperch. Anno 1216. VII. Kaleud. Juli.‘ 
— Sohanneumsurkunde. 

?) Reiner Gtiftsurkunde. 

3) De Lang, Regesta. I. p. 76: „Dat. ap. Salsburch per manum ma- 
gistri Berahardi notarii. VIII. Kalend. Ootobr.‘“ 

%) Caesar, Annal. Styr. II. 488: ‚‚quod oum inter Voraviense et Vorm- 
bacense monasteria super tribus oapellis Münichwalde, ot 8. Jacobi 


Herzogen. 3. 1192-1246 n. Ehr. 77 


feinem GStiftöfapitel befteht von diefem Jahre 1216 eine Urkunde 
über die Berpachtung der admontiſchen Silbergruben am Zeszen- 
berge bei Frieſach, nämlih: die Iſenhartesgrube und die 
Admontergrube, welche zufammen Einen Bau geftafteten, an 
drei bergwerkölundige Herren Meinhard und Heinrich von Bu: 
lendorf und deren Mitgenofien, Gottfried, um 1130 Denarien 
und gegen. Gtellung von fünf anhlungsfähigen Bürgen '). 

Bon dem Hoftage zu Nürnberg (21. Sänner le lie 
1217) eilte Herzog Leopold nad) Defterreich zurüd, A a ale 
um für die Zwiſchenregierung feiner Qänder alle er: 
forderlichen Anftaiten zu treffen. Zuerft hielt er auf der Burg zu 
Steier (5. Februnr) eine Zufammenfunft, wo er in Anmefenheit 
der Achte von Admont, Steiergarften, Seitenftätten und Krems: 
münfter die Bogteinngelegenheiten des letzteren Stiftes mit Ortolph 
von Worllenftorf in Drdnung brachte 9. Nachdem er dann in Wien 
feine hochgefinnte und mannhafte Semaplin Theodora zur Verwe—⸗ 
ferin der Länder Defterreich und Steier feierlich erklärt und ein- 
geſetzt Hatte, betete er nm Grabe feines Vaters in Lilienfeld, und 
eiftte nach Steiermarf, wo wir ihn am 15. Mini 1217 in Admont 
treffen, wie er für Kremsmünfter ein Dipfom mit der Beftätigung 
der auf der Gteierburg geordneten Kaftenvogtei und viele andere 
Schenkungen und Gnaden befiegelte 3). Auch dag Stift Nein er: 
bielt von ihm noch, eine Urkunde (Jahr 1217), worin er auf alle 
MWeinzehenten in Widersdorf, die er von Salzburg zu Lehen trug, 
verzichtete ; auf daß der Erzbiſchof Eberhard II. nad feinem Wunfche 
freie Hand habe, welcher diefelden dem Stifte zu Rein ſchenkte; Nein 
sad dafür fünf Manſus zu Muotensdorf, Subellesdorf, Puotenau 
und zu Eich in der untern Steiermark, welche Herzog Leopold zu 
Lehen von Salzburg befam, vor den Zeugen: Herrand von Wil- 
don, Reimbert von Mureck, Dietmar von Lichtenftein, Berthold 
von Gtege u. v. a. Die Uebergabe der Zehenten geſchah dann 











et.8. Margarethae quasstio verteretur — — quod jam diotae capellae 
filiae sint Voraviensis Parochiae et reverentiam attinentiae matri suae 
exhibeant. — Nos idem Privilegiam (D. Eberhardi I.) extingui faci- 
mus, quia de falsitate ab ädversa parte suspeotissimum habebatur. 
Datum apud Werum (Werven). Anno 1217. IX. Kalend. Februarii.‘ 
— Caesar, Aunal. Styr. 114—115. 117. — Mon. Boie. IV. p. 148 - 
150 haben das Datum der Urkunde: 1. October 1208. 


1) Archivsurkunde. Z. 2. | 
2) Pachmaier, Series Abbatum Oremif. Diplom. p. 106. 
3) Pachmaier, ibidem. — Rettenpach. Annal. Cremifan. p. 173. 


«8 Steiermark unter den Babenbergifchen 


auf dem Schloffe zu Frieſach (4. uni 1217) von dem Erzbifchofe 
felöft vor : Heinrich, Bifchof von Surf, Nudiger, Bilchof zu Ehiem- 
fee, Abt Konrad von Dffiah, Karl, Bropft zu Sriefach, Albert 
von Huneberg, Domherr zu Paſſau, Dtto von Königsberg, Eper- 
hard und Hermann von Schonenftein, Hartnid von Wildon u. v. a.'). 
Herzog Leopold eilte dann der Meereskuͤſte zu mit Graf Leutold 
von Bogen, Bifchof Ebert von Bamberg, Herzog Otto von Me- 
ran, Hadmar von Kuenring, Graf Leopold von Pleien, Rudolph, 
Abt zu Mölt, Engelbert von Auersberg, Wlrich von Stubenberg 
und mit vielen anderen Edelherren aus Defterreich und Steier. Am 
21. Augujt vereinigte Herzog Leopold ſich mit dem Heere des Könige 
Andreas von Ungarn; in Aquileja ertheilte er dem Patriarchate 
Schenkungs⸗ und Gnadenbriefe ?), ging dann zu Schiffe, Iandete 
nach einer glücklichen und ſchnellen Sahrt in Syrien, und traf zu 
Ende Novembers in Ptolomais ein ?). 


re. Erzbiſchof Eherhard IL, ganz befeelt vom apo⸗ 
Kumes 1 Sedan. ftolifchen Geiſte feiner Vorfahren, Rupert, Birgit, 

Arno und Gebhard, Hatte fhon lange den Borfag 
gefaßt, in feinem zu ausgedehnten Metropolitanfprengel einige Bi- 
ſchöfe mit Sit und Dotation einzufeßen, und diefen folgenreichen 
Plan mit fenntmißreichen kirchlichen Männern berarhen. Run fehritt 
er fräftig und mit feltener Uneigennübigleit zur Ausführung. Zum 
bifchöflichen Site hatte er das Stift Seckau nuserfehen, und zu⸗ 
gleich eine nach feinem Ermeffen genäglihe Dotation für einen 
bifchöflichen Dberhirten ermittelt. Mit allen feinen Anfichten und 
mit den Befonderheiten feines Vorhabens vollkommen betraut, fen- 
dete er den Propft Kari von Briefach zu Ende des Jahres 1217 
oder Anfangs 1218 nah Nom mit Briefen und mündlihen Auf: 
trägen, theils aber auch, um den Papſt mit diefem Manne perfön- 
lich bekannt zu machen. — Was bis zur vollendeten Gründung des 
Bisthums auf Seckau veranlaßt und vollbracht worden iſt, mag 
aus folgenden wörtlichen Urkunden am beſten erſehen werden. Papſt 
Honorius III. erließ hierauf zwei Bullen, die eine am 22. Juni 
1218 an Erzbiſchof Eberhard II. mit der Vollmacht, nach den dem 
npoftolifchen Stuhle vorgelegten Anträgen in Seckau einen Biſchofs⸗ 


1) Reiner Urkunde, 

2) De Rubeis, Antiquitates Aquilejensis. p. 765. 

3) Chron. Garst. Rauch. I. — Chron. Mellie. Clanstroneob. Admont, Ano- 
nym. Leob. Aastral. Anno 12317. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. «9 


fiß au gründen, und die andere am 20. uni 1218 mit Ernen- 
nung npoftolifher Commiſſarien und mit dem Auftrage, die getreue 
Ausführung aller gefteliten Anträge genau zu uͤberwachen. Die erfte 
Bulle Iautet, wie folgt: 


„Honorius, Bifchof, Diener der Diener Got» 3. 1aır. 
„tes, dem ehrmürdigen Bruder Eberhard, Erzbifchof 3 an ranbuns 
„von Galzburg, Gruß und npoftolifhen Segen! '* Zigthumes 
„Dad Du nicht dab Deine, fondern dag, was Chriſti 
„ift, oder vielmehr was Chrifti und Dein ift, durch forgfältiges 
„Nachdenken erftreben wilift, davon geben Deine Werke dag nugen- 
„faͤlligſte Zeugniß; im fehnfüchtigen Streben, den Dir Anvertrauten 
„mehr zu. nügen als vorzuftehen, ziehft Du den Seelengewinn, mie 
„es einem Priefter des Herrn geziemt, dem irdifchen Erwerbe vor, 
„in auch, damit Du nicht fo fehr fcheineft fie zu meiden als nb- 
„zumeiden, fo bringft Du, da Du dns Fleifchliche in ihnen ernten 
»Eönnteft, das Geiſtige dem Säenden dar; und fo gefchieht es, daß 
„Du Dir als Diener Ehrifti und als Austheiler der Dienfte Gottes 
„Achtung erwirbft, Deinen Dienft in dem Herren zu Ehren erhebſt, 
„und Dich ſelbſt Allen verehrungswärdig macht, und dadurch Dir 
„unfere Gunſt um defto beftimmter erwirbt, als Du Di) ausdrück⸗ 
»licher nach unferem Wohlgefallen fügeft. In klüglicher Ermägung, 
„daß der Galzburgerfprengel fo gar weit ausgedehnt fey, daß Du 
„nicht vermögeft, allen Bewohnern desfelben mit hirtlicher Sorg⸗ 
„falt nahe zu kommen, auch in der Beforgniß, daß Niemand fey, 
„weicher den Kleinen die Milch der Lehre, den Ermachfenen aber 
„bie feſte Speife dnrreiche, oder der dag, was in ihnen ſchwach iſt, 
„befeftige, oder anbinde, was abgeriffen ift: haft Du jüngft durch 
„Den geliebten Sohn, Karl, Bropft zu Friefach, Deine briefliche 
«Bitte demüthig an Uns geſtellt, daß Wir geruhen möchten, Dir 
„die Erfaubniß und Gewalt zu eriheilen, in der Kirche zu Sedau 
„Deiner Diözefe einen Biſchofſitz zu errichten, uud nach der be- 
„reiten Zuſtimmung Deines Kapiteld demfelben eine und eine halbe 
„Ingreife in der Diözefe und 300 Marten an Renten zuzumeifen, 
»ſo daß das Recht der Seckauer Kirche unangetaftet verbleibe, 
„nichts von den Gütern derfelben auf den bifchöflichen Stuhl über: 
„tengen werde, und dem Hochftiftdfapitel zu Salzburg dndurd) 
„Richt der geringfte Eintrag an Würden, Sreiheiten, Gewohnheiten 
„und Berhältnifien verurfacht werde; daher, da Du wohl um defto 
sweniger zu. folch einem Werke ungenügend erfcheinen mußt, als 


89 Steiermark unter den Vabenbergiſchen 


„Du felbft eindringlicher Dein Unvermögen hervorhebſt: fo: Haben 
„Wir in verdienter Anpreifung Deines Borgabens im Herrn, und 
„defto geneigter Deinen Bitten willfahrend, um wie -piel feltener 
„denfelben Ähnliche, und viel öfter ganz unähnliche, oder gar ent⸗ 
„gegenftehende Uns vorgebracht werden, unferem ehrwürdigen Bru- 
„der, dem Bifchofe zu Freiſingen, und den geliebten Söhnen, dem 
„erwählten Bifchofe von Briren, und dem Abte (Gottfried) zu 
„Admont Unſeren fehriftlichen Auftrag ertheilt, auf daß fie, alle 
„Umftände diefes Unternehmens forgfältig erforfchend, und infon- 
„derheit in genauer Erhebung, ob dieß Wert nach ihrem Ermef- 
„fen der Kirche zu Sedau vorteilhaft fey, ob bie Zuftimmung des 
„Hochſtiftstkapitels beitrete, ob weiters auch die Kirche zu Salz⸗ 
„burg dabei ganz unbeeinträchtigt erhalten werde, ob die vorbezeich⸗ 
„nete Dotation eines zukünftigen Bifchofes genügend und angemeffen 
„fey ? über diefes Alles getreulich die Wahrheit anher berichten 
„ſollten, dnmit wir nach deren Erkenntniß mit dem Nathe Un- 
„ferer Brüder ohne Anftoß vorgehen könnten. Run find die Bor- 
„gezeichneten, Bifchof und Abt, wie fie uns in ihrem Schreiben 
„in Kenntniß geſeyt haben, weil der vorgenannte Ermählte (von 
„Briren) mit dem Kreuze degeichnet, und im Begriffe der Wan⸗ 
„derung (nad) Jeruſalem) ftehend, an diefem Gefchäfte nicht Theil 
„nehmen konnte, yperfönlich nach Salzburg gelommen, haben die 
„Zuftimmung des Kapitels bereit gefunden, und fo viel fie dort, 
„uals auch an anderen Örten fich belehren konnten, erfahren, daß 
„diefes Wert zweifelsohne der Salzburgerkirche zuträglich fey; fo- 
„dann haben fie den Propft und das Kapitel zu Seckau perfönlich 
„aufgefordert, und die verfihernde Antwort erhalten, daß ſowohl die 
„Sedauerkirche gänzlich unverleßt und unbeeinträchtigt bleibe, fer- 
„ner haben fie, dnmit wir deren Worte gebrauchen, für angemeffen 
„befunden, die Graͤnzen der neuen Diözefe bis nuf eine und eine 
„halbe Tagreiſe auszudehnen, nämlich die Pfarre Ehumberge mit 
„allem ihren Zugehöre, in weicher die Seckauerkirche gelegen iſt, bie 
„zum Ende der Pfarre St. Lorenzen in der Länge, die Kirche 
„St. Marin in Praek aber bis zum Ende der Pfarre Lemsniz 
„in der Breite mit allen innerhalb gelegenen Kirchen, ihren Zu- 
gehörenden und Kapellen, die fich innerhalb ihrer Graͤnzen befin- 
„den. Die einem zukünftigen Bifchofe zuzumeifenden Renten haben 
„fie gefunden: Die Kirche Bonftorf und dreißig Manfus vom 
„Walde, der an dem Bache, Gewl genannt, ift; die Kirche Teibnig, 
„die Kirche Bogau, die Kirche Rabe (St. Ruprecht an der Ranb) 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 81 


„mit allem Zugehörenden derſelben unbeſchadet des Nechtes der 
„Perſonen, welche bisher dort dem Herrn gedient Haben; den Ze⸗ 
„henthof in Sackach Cim Sagathale), und dns Haus in Frieſach, 
„weiches Da von der ndeligen Frau Hemma, und das Haus in 
„Salzburg, das Du von dem Salzburger Bürger Heinrich erkauft 
„Haft. Aus diefem Allen ergeben fich nad Schäßung biederer Muͤn⸗ 
„ner vofftändig 300 Marken Renten, von denen der zukünftige 
»Bifchof anftändig erhalten werden kann. Darauf haft Du ung 
„durch eben denfelden Propften brieflich und eindringlich gebeten, 
„daß wir, dn Du in Bereitſchaft fteheft, ſowohl die Diözefe, als 
„nuch die Einkünfte, fo wie es oben nusgedrüdt ift, dem zukünf⸗ 
„tgen Biſchofe zuzutheilen, Dir die Vollmacht ertheilen ſollten, in 
der vorgenannten Sedauerlicche einen neuen Bifchoffit zu erhe⸗ 
«ben, folchergeftalten, daß die Wahl und Inveſtitur desfelden Bi: 
„Thofes Dir und Deinen Nachfolgern ohne alle Einfprache zuftehen 
„ſollte, weil offentundig aus deren Gütern das neue Bisthum be- 
„gadt und ausgeftattet worden ift; der Gurker Bifchof aber, welcher 
„befanntlicy der Bilär des Salzburgerbiſchofes in feiner Diözefe 
„it, fol au in jenem Bisthume Vikaͤr feyn, in wieferne eg die 
„bifchöfliche Jurisdiction erfordert, damit auch hierin deffen Recht 
„nicht ſchweren Eintrag erleide, Wir haben nun nad) gchaltenem 
„Rath mit unferen Brüdern die Weberzeugung gefaßt, daß diefeg 
"dein Vorhaben zum Ruhme des göttlihen Namens und zur Er- 
„höhung der chriſtkathol. Religion gereiche und willfahren all Deinem 
„Begehren, wie dasſelbe oben nusgedrüdt ift, ohne Beeinträchtigung 
„fremden Rechtes. Keinem Menſchen foll es daher erlaubt feyn, 
edie Urkunde diefer unferer Zugeftändniß zu brechen, oder in fühner 
„Wagniß döngegen zu treten. Sollte es nber doc) Jemand wagen, 
„der ſoll wiſſen, daß er dem Zorne des allmaͤchtigen Gottes und 
„feiner Heiligen Apoftel Petrus und Paulus verfallen ſeyn merde. 
„Amen. Amen ).” Schon am 20. Juni 1218 hatte Papft Hono: 
rius III. in einer eigenen Bulle npoftolifhe Commiſſarien beftelt, 
welche über die gennue Ausführung der Bisthumsfundntion nuf 
Geckau machen, und dem römifchen Stuhle darüber Bericht erftat- 
ten ſollten. Diefe Bulle lautet wie folgt: 

„SHonorins Bifchof, Diener der Diener Gottes, den geliebten 
„Söhnen, den Aebten von Sewen und von Raitenhaslach der 


— — 


1) Dipl. Styr. I. 299-802: „Datum Romae apud 8. Petrum. X. Kalend. 
Juli. Anno 1218. 


Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. & 


83 Stelermark unter den Babenbergifchen 


„Salzburgerdiözefe, und dem Meifter Hugo, Domherrn zu Ne; 
„gensburg Heil und npojtolifchen Segen!« Nun folgt in der Buße 
nlie8 dag, was in der vorhergehenden bereits mitgetheilt worden 
ift. Der Schluß jedoch Inutet insbefondere: „Um nun allen und 
„jeden Stoff eines Zweifels oder Anftandes zu befeitigen, befehlen 
„wir eurer DBefcheidenheit, auf welche wir dag vollefte Bertrauen 
„im Herrn ſetzen, auf daß ihr, geftügt auf unfere Macht und An- 
„fehen, gennue Borfehung pfleget, damit Alles mwertthätig in Boll« 
„zug gefeßt werde, daß Niemand dagegen etwas verwegen unter 
„mehme, und daß ihr nllen dagegen Handelnden mit Hülfe der 
„kirchlichen Beſtrafung ohne alle weitere Appellationszulaffung 
„Einhalt thuet. Und ſolltet ihr alle drei nicht bei Ausführung des 
„Angeordneten zugegen feyn können: fo follen doc) wenigſtens zwei 
„von Euch an der Ausführung Theil nehmen. Gegeben zu Rom 
„bei St. Beter, 20. uni, im zweiten Jahre unferes Pontifile- 
„tes ?).“ Am 8. Juli 1218 erließ der Papft feine Bulle an das 
Stift Sean feldft ganz gleichlautend mit dem Inhalte des Schrei⸗ 
bens an Erzbifhof Eberhard II. ſelbſt (22. Suni 1218) 2). 


Ratferliäpen Bett. Das kaiſerliche Beftätigungsdiplom für die neu 
—X Prim errichteten Bisthümer zu Chiemfee und Seckau (Nürn- 
berg 26. Dctober 1218) Inutet folgendermaßen: 

„Briedrich, von Gottes Gnaden, römifcher König und König 
„von Sicilien, feinem geliebten Fürften, Erzbifhof Eberhard von 
„Salzburg und allen feinen Nachfolgern in Ewigkeit! Um das 
„Dorhaben Deines religiöfen und frommen Beſtrebens durch die 
„Gnade unferer erhnbenen Großmuth au unterftüßen, gewähren 
„wir Deiner ehrfamen Bitte ein mohlmollendes Dhr und geftat- 
„ten Dir in unferer königlichen Vollmacht, dnf die zwei Kathedral⸗ 
„Lirchen, nämlich die zu Chiemfee und die zu Sedau, welche Du 
„mit Erlaubniß des npoftolifchen Stuhles und mit Beifall des 
„königl. Wohlwollens, wie auch mit Einftimmung unferer Fuͤrſten 
„(des Reiches) aus den Renten deiner Kirche begründet und begabt 
„haft, und mit beftimmten aus deinem Sprengel nusgefchiedenen 
„Umgränzungen eingefchloffen, bei der Mnjeftät des Neiches Ehre 


2) Dipl. Styr. I. 303-304. 


2) Sohanneums-Urkunde. — Dipl. Styr. I. p. 193. 304— 305: „Datum La- 
terani VIII. Idus Julii. Pontificatus nostri anno secundo. 


Herzogen. 3, 1192—1246 n. Chr. 83 


„erlangen follen '), und wenn Jemand in der Zeitenfolge denfel- 
„ben Burgen, Minifterinien, Bünzrechte, Mauth und Zölle, oder 
„was immer für öffentliche Nechte als Seelgeräth, oder unter 
„was immer für einem Zitel verleihen will, fie diefes Alles unter 
„den Titel von Negalien befigen mögen; und daß die Oberhirten 
„derſelben diefe Dinge von Dir und von Deinen Nachfolgern, 
„welche zur Zeit feyn werden, nach Weife der Vaſallen empfangen, 
„daß fie mit dem Eidfehwur der Treue Huldigung leiften, und in 
„diefem Eidfchwur der Treue Niemanden nusnehmen oder aus—⸗ 
„ſchließen follen. Die Miniſterialen diefer Bifchofskirchen handen 
„ihren Bifchöfen den Eid der Zreue zu leiften, und dabei Mie- 
„manden nuszunehmen, als allein nur den Erzbifchof zu Salzburg, 
„und fie felöft ſollen dann alle Rechte der Miniſterialen empfan⸗ 
„gen, welche die anderen Minifterinlen deutfcher Kirchen bisher 
„zu befigen pflegen. Wir wollen au, daß wenn diefe Bifchof- 
„fühle erledigt find, die Regalien allein nur dem Erzbifchofe zu⸗ 
„ftehen follen, big er die erledigte Kirche mit einem neuen Hirten 
„berfehen wird, welcher dann diefe Regalien von des Erzbifchofes 
"Hand nach der bezeichneten Weife empfangen fol. Wir fügen 
„nuch bei, wenn es fich zuträgt, dnf die genannten Bifchöfe den 
„Löniglichen Hof befuchen, fie die Gewalt haben, die bifchöflichen 
„Sitze Hinzutragen. Diefer Sache Zeugen find: Theodorich Erz. 
„bifchof von Zrier, die Bifchöfe Dtto von Würzburg, Dtto von 
„Breifingen, Ulrich von Paßau, Konrad von Regensburg, der 
„Abt Chuno von Fulda und Elmangen, Ludwig Pfakzgraf bei 
„Rhein, Herzog in Bniern, Heinrich Graf von Ortenburg, Theo⸗ 
„wald Herzog von Lothringen, Rapoto Pfalzgraf in Bniern, 
„Burfard Graf von Mannsfeld, Hermann Graf von Hirfinderg, 
„Eberhard Graf von Dornberg, Anfelm von Sufting der Mar- 
„ſchall, Bernhard von Wallant der Truchfäß, Ulrich von Stigen- 
„dorf der Kämmerer, u. n. m. So gefchehen im Jahre 1218, im 
„[echften Jahre des römifchen Königs Zriedrich, glorreichen Bür- 
„ſtens von Sizilien, gegeben zu Nürnberg am 26. Betober 2)u 





2) Hierüber bemerkt ber gelehrte VBerfafler der Juvavia. p. 509: »Was den 
Erzbiſchöfen von Salzburg auch zum unterfcheidbenden Worzuge gereicht, ift, 
daß bie vier Bifchöfe zu Gurk, Chiemſee, Sedau und Lavant, fobald fie 
folche benennen und inveftiren, ſchon daburd zugleich als Fürften des Reis 
ches angefehen und betitelt werben, ohne baß fie ein kaiſerliches Diplom dar⸗ 

"über erheben ober Löfen dürfen. Der Grund biefes Vorzuges ruhet in der 
älteren Verfaſſung Deutichlande.« 

2) Dipl. Styr. I. 194—195. 305. 


84 Steiermark unter den Babenbergifehen 


Geb. Eberhard U. Nachdem nun alle diefe Berhandfungen in Rom, 


ernennt ben Pr opft 


Kat zu — als in Salzburg, auf Seckau und nm königlichen Hofe 
Sedan. Seine Ur- gepflogen und das ganze Vorhaben ind Werk ges 

runde darüber. feßt worden war, ernannte und weihte Erzbiſchof 
Ederhard II. den Propſt von Frieſach, Karl, zum erften Bifchof 
auf Seckau, inveftirte ihn daſelbſt feierlich und feftigte deffen bi: 
ſchöfliche Pflichten und Rechte in folgender Urkunde: 

»Eberhard, Erzbifchof zu Salzburg u. f. w. dem ehrmürdigen 
„Kart Bifchof zu Seckau in Emigkeit ! — Wir, beftellt über des 
"Herrn Samilie, nuf daß wir ihr zur Zeit Speife dargeben, in 
„forgfältiger Ermägung des Wortes: Die Ernte ift groß, wenig 
„find Arbeiter; flehet alfo zum Herren der Ernte, daß er Arbeiter 
„in feine Ernte fende! — haben vereint mit unferem Hochſtifts⸗ 
„Lapitel dem Papfte Honoriug III. unfere Bitten vorgetragen, welche 
„er auch in npoftolifher Gunſt erhört hat, daß wir im Herzogthume 
„Steier, im Stifte Sedau, einen bifhöflihen Stuhl aufrichten 
„Dürfen, ungefährdet in Allem das Necht desfelben Stiftes, und 
„daß nichts von defjen Gütern nuf den Bifchofsftuhl übertragen 
„werde, nichtsdeftomeniger nuch ungefährdet in Allem die Rechte 
"des falzburgifchen Hochkapitels, und dnf dadurch demfelben an 
„Würden, Sreiheiten, Gewohnheiten und Berhäftniffen fein Ein- 
„trag erzeugt werde. Wir nun durch Zulaffung apoftofifchen Wohl⸗ 
„wollens, mit Roth und Zuftimmung unferes Kapitels hnben im 
„vorgenannten Stifte den bifchöflihen Stuhl gegründet, und fo 
„wie es in der npoftolifchen Handveſte ausgedruͤckt ift, haben für 
„gut befunden, denfelben mit beftimmten Gruͤnzen zu umfangen, 
„nämlich: von der Pfarre Chumberg mit allen ihr Sugehörigen, 
„in welcher die Seckauerkirche gelegen iſt, bis an das Ende der 
„Bfarre St. Lorenzen in der Länge, von der Pfarre St. Marin 
„in Prank aber bis zum Ende der Pfarre in Lemsniz in der 
„Breite, mit allen mitten innen gelegenen Kirchen und Kapellen 
„und ihren Zugehörenden, deren Namen wir ausdruücken zu follen 
„glauben: Lint, Weißkirchen, Piper, Moslirchen, Tobel, St. 
„Margnrethen bei Voitsberg, St. Margarethen bei Wildon ’). Das 
„Recht der Patronate und die Zehenten in den bezeichneten Kir- 
„hen behalten wir ung, fo wie wir fie früher gehabt haben, bevor. 


1) Johanneums Urkunde. — Weber die Ausdehnung und amgeängung diefer ers 
ſten Diözefe hat der Erzbiſchof Eberhard II. noch eine andere Urkunde er⸗ 
laffen: „Datum apud Salzburg. Anno 1220. XIII. Kalend. Martii.‘“ — 
Dipl. Styr. I. 306—307. 


Herzogen. 3. 1192-1246 n. Chr. 85 


„Dir aber und Deinen Nachfolgern, welche von ung und von un⸗ 
„ſeren Rachfolgern canonifch erwählt und inveftirt feyn werden °), 
„meifen wir folgende Renten an: die Kirchen Bonftorf, Leibnig, 
„Vogau, Nanb mit allen ihrem Zugehörigen, bebauten und unbe: 
„bauten, mit Vorbehalt jedoch des Nechtes der Perſonen, welche 
„daſelbſt bisher Bott gedient haben, dreißig Manfus nın Geilbache, 
„die Zehenthöfe in Sackach und Ziftinz mit ihren Zugehören, ein 
„Haus zu Sriefach, fo ung von unferem Bürger Chriftian ledig ge- 
„worden, und ein Haus in Salzburg, fo wir vom Bürger Friedrich 
„Snabel erfauft haben; den alten Thurm auf unferer Burg Leib- 
„nig, weichen mwir von Friedrich von Pettau erlöfet Haben, und die 
„Stätte, welche fich daſelbſt zwifchen jenem Thurm und unferem 
„@etreidelaften innerhalb und außerhalb der Mauern befindet. 
„Den Baumgarten und einen Theil ded Berges, wie fich der Baum⸗ 
„garten nach der Länge erftredt, und dort quer von der Heerftrnfe 
„(a strata publica) bis an den Fluß, im Volksmunde Sulben 
„genannt. Wir feten auch feit, daß derjenige Bifchof, welcher zeit 
„weilig in der Selnuerfirche Dberhirt ift, den Eid der Treue 
„dem Salzburger Erzbifchofe ſchwöre und von deffen Hand em- 
„pfange dns Bisthum und die Regalien 2), fo wie es in der kai— 
„ferlihen Handveſte zugeftanden ift, nach Weife und Normen der 
„Bafallen 9.” . 

Dieſes hochwichtige Werk, die Gründung eines ne en er babe 
Bisthums im Lande Steiermarf, mar in Abmefen- bie Tanpesfüchficen 
heit des Landesherrn berathen und vollführt worden, 
ohne die an deſſen Stelle gewalttragende Herzogin Theodora beis 
zuziehen, ihre Einftimmung und Mitwirkung zu heifchen. Die er: 


1) In einer Urkunde des Erzbifhofs Eberhard (Galzburg, 12. Mai 1228) 
wird gefagt: „In primis oonstituimus, ut praepositus et capitulum Sec- 
ooviense nulla umquam jure quidquam sibi vendicet de praefati epi- 
soopi eleotione, sed ipsius eleotio simpliciter .et jure tantum ad nos et 
nostros speotet ex ordine Suooessores coram cupitulo nostro in Do- 
mino oelebranda.‘“ — Juvavia, Abhandlung. p. 263. (c.) 

2) Die Urkunde vom Jahre 1228 (10. Mai) befaat hierüber: „Episcopus a 
nobis vel successoribus nostris eleotus et pontificali annulo inve- 
stitus et inbenefloiatus coram oapitulo nostro homagium faoiat ar- 
chiepiscopo et sacramentum praestet, se in omnibus fidelitate debita 
eidem et eoolesiae Salsburgensi serviturum.“ — Juvavia. p. 263. (v.) 
267 — 268. 

3) Dipl. Styr. I. 196—198: „Datum Salsburg. Anno 1219. XIII. Kalend. 
Martii.‘ — Abbat. Altahen». Annal, apud Ocffele. I. 667. Anno 1218. 
— Anonym. Leob. Pez. I. p. 866. — Hansiz. II. 323. 


86 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


lauchte Srau nahm auch diefe wefentliche Umgehung und Bernach- 
läffigung ihrer Rechte Höchlich übel; und ohne auf des Erzbifcho- 
fe8 fromme ©efinnung zu ſchauen, wendete fie ihre Beſchwerde 
geradezu an den npoftolifhen Stuhl, und -proteftirte gegen alles 
Borgegangene. Papft Honorius III. mußte die Gerechtigkeit die 
fer Befchtwerde anerkennen, und wenn er gleich von der frommen 
und einftimmigen Gefinnung ded Herzogs Teopold felbft überzeugt 
war, fo mußte er doch die Außerachtlaffung Inndesfürftlicher Ho⸗ 
heit und Rechte öffentlich mißbiligen, und wenigſtens zum Schei⸗ 
ne befehfen, bis zur Rüdlehr des Herzogs Leopold alle weiteren 
Borgänge einzuftelen. Erzbiſchof Eberhard II. erhielt daher 
(Rom, bei St. Peter 7. Mai 1219), freilich erft, nachdem der 
Sriefaher Propſt Karl bereits‘ als erfter Bifhof in Seckau 
inveftirt war, ein eigenes paͤpſtliches Schreiben ). In der im 
Detober i219 in Salzburg gehaltenen Provinzial» Synode, an 
weicher die Bifchöfe von Pafjau, Freifingen, Chiemfee, Gurt und 
Seckau Theil genommen hatten, legte der Erzbifchof vorzüglich die 
Vorgänge bei Gründung der Bisthümer in Chiemfee und Seckau 
zur feierlichen Betätigung vor ?). 

3. 1219. Die.bei der Sründung des Bifchofituhles auf 


a en. Seckau bewährte eifrige Thätigkeit ſcheint Erzbifchof 
rent. Eberhard I. dem Abte Gottfried von Admont fo« 

gleich vergoften zu haben. Denn noch im J. 1218 
fchenfte er ihm und feinem Stifte als immermährende Jahresrente 
40 Säume Salz zu Muͤllbach oder Hallein 3), Eben fo erkennt» 
lich bewies ſich diefer Erzbifhof gegen das Stift Sedau Auch 
diefem fpendete er ein ewiged Deputat von 100 Säumen Salzes 
ale Jahre in Müllbach zu erheben, mauth» und zo0lffrei von dans 
nen zu führen, und fiegelte den Brief darüber vor den Bifchöfen: 
Karl von Sedau und Rudiger von Chiemſee; Albero, Propit von 
Salzburg; Chuno, Domdechant dnfelbft; vor den Aebten: Gott: 
fried von Admont und Gerard von Viltringen; vor den Edelher- 





1) Raynald, ad Anno 1219. Liber III. p. 404. 

2) Dalham, Conoil. Salishurg. p. 96—98. 

3) Abmont. Urkunde. H. H. H. 5.: „Aotum anno 1218 in vigilia 8. Ma- 
thiae in civitate nostra Salzburch., — Saalbuch IH. 172. Bei dieſer 
großen Verſammlung in Salzburg finden wir neben den Biſchöfen von Gurk, 
Thiemſee und Seckau auch den Erzdiacon Heinrich von Grauſcharn und viele 
ſteiriſche Edelherren, Herrand von Wildon, Dtto von Königsberg, — in 
Viktringer⸗ Urkunden. 


Hergogen. J. 11921246 n. Ehr. 87 


ren: Dtto von Königsberg, Friedrich von Pettau und deffen Sohn 
Sriedrih u. v. a.). Der Ersbifchof erließ auch hierin an den 
Mauthner in Werven die gehörigen Befehle °). 


Sleichzeitig im Jahre 1218 verjicherte Eber- 3.128. 
hard IL der Kirche St. Georgen in Stiffen das Surf 3. 20. 
volftändige Zehentrecht, fo wie ſchon Erzbifchof 
Eberhard I. es derfelben gegeben hatte. Die Verhandlung darüber 
geſchah in Leibnitz, den Beftätigungshrief ſelbſt ließ der Erzbiſchof 
ſchreiben durch Meijter Heinrich, feinen Notar, und er fiegelte ihn 
in Bonftorf *). Im folgenden Jahre 1220 zu Et. Beit am 10. 
Sänner ſchenkte Herzog Bernhard von Kärnten durch die Hand 
des Grafen Hermann von Ortenburg dem Stifte Göß einen Hö- 
rigen, Dito von Milberg, mit der Bedingung, daß derfelbe im 
Falle der Verehelichung wieder in fein Eigentum zurüdfehren, die 
Kinder diefer Ehe aber mit dem Göſſerſtifte getheitt werden foll- 
ten. Weiters im Jahre 1220 ertheilte Konrad Graf von Bleien 
feinem getreuen Minifterinien Herrand von Wildon und def» 
fen Söhnen Herrand und Ulrich die Erlaubniß, der von deren 
Aeltern zu Ehren des heil. Georg an der Stiffing gegründeten 
und von ihren Alloden befchenkten Kirche fünf Manfus, welche fie 
von feinem Herrfchnftögute daſelbſt zu Lehen trugen, als Dotation 
und Eigenthum des Hochaltarg derfelben Kirche ungehindert ſchen⸗ 
fen zu dürfen *). 


Im Driente ſtrahlte H. Leopold von Defter- Se en 
reich und Steier durch ungemeines Anfehen, durch rot Im Duienke unb 
Mäßigung, womit er die Einigkeit unter den kreuz: 
fahrenden Fürften erhielt, durch perfönliche Tapferkeit, und durch 
überwiegende Waffen» und Kriegestunde vor allen Fuͤrſten her- 
vor. Er lenkte vorzüglich den Angriff auf Aegypten, um durch 
Eroberung diefes Landes die Macht der Ungläubigen zu trennen. 





2) Sohanneums-Urkunde. — Dipl. Btyr. I. 196. 

2) Johanneums⸗Urkunde. 

3) Dipl. Styr. I. 306. 

*%) Dipl. Styr. I. 306: ,‚Quoniam parentes nostri — viotorioso Martyri 
Goorgio — apud Styven in honorem memorabilem Eoclesiam fandare 
et suo primitus dotare praedio ouraverunt, decem videlicet areolis 
adjacentibus eto. — Datum apud Sevell Auno 1220,“ Auf Bitten Hers 
rand's von Wildon hatte Graf Konrad von Pleien felbft auch über dieſe 
5 Manfus eine eigene Schenkungsurkunde gefertigt. „Datum apud Berch- 
tesgaden. Anno 1220. — De Lang, Regesta. II. 112. 


88 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


Insbeſondere bewährte er unerſchrockenen Muth und hohe Zapfer- 
feit bei der Bertürmung von Damiette (31. Mai 1219) '). Sei⸗ 
nes Lobes find alle gleichzeitigen Chronifen voll. So ruhıngefrönt 
fehrte er gegen Ende des Jahres 1219 durch Ungarn in die Gteier- 
mar, und von da, von feinen Söhnen Heinrich und Friedrich freu- 
dig begrüßt, nach Defterreich wieder zurüd ?), und im November 
finden wir ihn wieder am Hoftnge des Kaiſers Briedrich II. zu 
Hürnderg (2. November 1219). 


PR —* Zu Anfang des Jahres 1219 hatte Erzbiſchof 


Zehensftzeit * Eberhard eine Kapitelverſammlung nach Leibnitz bes 
der Pfarre Senge- ſchieden. An derfeiben haben Theil genommen: die 
Ve neeranburg,  Pröpfte Hermann (Schachner) von Sedau®) und 

Liutold von Mariaſaal, Walther, der erzbifchöfliche 
Kapellan, Theodor, Pfarrer zu Mallentein, Meifter Hartmann 
und Meifter Heinrich. Anmefend waren dabei auch: Herrand von 
Wildon, Hartnid und Ulrich, deffen Söhne, Dito von Leibnig, 
Dietmar von Eichheim, der Marſchall, Ulrich von Lichtenfteim, 
Heinrich von Wzelingen u. dv. a. Alle waren in der St. Jakobs⸗ 
kirche zu Leibnitz verfammelt, als der Erzbifchof die Zehentftreitig- 
feit zwifchen dem Stifte Rein und dem Pfarrer Berthold von Et. 
Lorenzen zu Hengsberg entfchied. Seit mehr denn fiebenzig Jah⸗ 
ren, aus den Zeiten des Erzbifhofs Konrad I. und des Abten 
Gerlach, befaß und übte dag Stift Nein die vollftändige Zehent⸗ 
befreiung auf feinen Gütern zu Stanigoreftorf, Wirnowe und 
Pletichach. Das Stift hatte dafür fieben Manſus flovenifchen 
Grundmaßes zu Stoigorjtorf und Moſen gegeben. Nun erhob der 
Pfarrer Berthold in Hengsberg, in deffen Pfarre Stangersdorf 
Ing, Befchwerde dagegen. Um allen Zank fchnel zu enden, nahm 
der Erzbifchof das Anerbieten des Stiftes, dem Pfarrer einen 


ı) Am 18. Juli 1218 fol Herzog Leopold zu Damiette eine Beftätigungsurs 
kunde geftegelt haben, Über Güter zu Hartwigsdorf und Krebsbach, welche 
weiland ulrich von Stubenberg dem Johanniterorden geſchenkt hatte (2). 
„Aotum in obsıdione Daniatae.‘‘ 

2) Hanthal. I. 630— 645. 689. — Ortilo: ‚„‚Rediit Dux Leopoldus per Hun- 
gariam in Styriam et ex Grez oum ambobus filiis Heinripo et Fride- 
rico, lioet parvis, venit ad vallem nostram (Campililiensem).‘‘ — Chron. 
Garstens. apud Rauch. p. 28. — Chron. Claustroneob. Admont. Melli- 
oens. Anonym. Leob. Vatzo. Anno 1218-1219. — Jacob. de Vitriao. 
L. IH. in Bongarsii gesta Dei per Francos. 1. 


3) Propft Gerold von Eppenftein muß alfo fchon früher, als nach den Seckauer⸗ 
Tatalogen am 28. Zuli 1220, geftorben feyn. 


Heryogen. 3. 1192—1246. n. Chr. 89 


Weingarten in Poech und eine Hofftatt in Lank zu geben, an; 
worauf derfelbe für fich und feine Kirche die ewige Entiagung auf 
die Zehenten von den genannten ftiftreinifchen Befigungen zu Ur: 
funde gab und von dem Erzbifchofe befiegein ließ ”). 

Dom Hoftage in Nürnberg zurüf finden wir den H. Leo. 
pold zu Unterdrauburg, umgeben von Popo Bifchof zu Pebenn, 
den Aebten Ulrich von St. Paul, Konrad von Dffind, Ezzmann 
Propſt von Seckau, den Grafen Wilhelm und deffen Enkel Wils 
heim von Huneburg, Gebhard von Sanneck und deffen Sohn Kon- 
rad, Ulrich von Bernau, Herrand von Wildon u. v. a., mo er 
am 8. Sänner 1220 auf Bitten des Aquilejer Patriarchens Ber⸗ 
thold, und Leonhards des Propftes von Oberndorf, urkundlich ges 
lobte, die Vogtei des Stiftes Dberndorf nicht mehr an Untervögte 
zu verleihen ?). 


Am 10. Jänner 1220 zu St. Veit und im Haufe _ _ 3. 1220. 

Friedrich's bejiegelte Herzog Bernhard von Kärn⸗ nen, 
ten vor: Wulfing von Neudeck, Hartwik von Ybach, 
Konrad von Lebenach, Rudiger von Müllberg, Briedrich von Am⸗ 
ſelberg, Otto von Steinbuͤchl, Arnold von Hnvenerberg und Hein- 
rip dem Schulmeifter von St. Beit — einen Spendebrief für dag 
Ronnenfiift Göß, worin er demfelben ſchenkt Dito, den Sohn Dts 
t0’6 von Muͤllberg, durch die Hand des Grafen Hermann von 
Drtendburg, mit der Bedingung, daf im Falle einer Berheirathung 
diefer Dtto wieder in des Herzogs Gewalt zurückkehren ſollte, und 
daß dnnn Dtto’d Kinder zu gleichen Theilen zwifchen dem Herzoge 
und Göß getheilt werden follten °). 


Die Erhebung eines eigenen Bifchofftuhles im Streit wegen ber 
Seckau Hatte wahrſcheinlich die WBerhältniffe der CL eambecht 
Geloftftändigkeit des Stiftes St. Lambrecht zur 
Sprache gebracht. Der Erzbifhof Eberhard II. wollte von der 
Eremtion diefeg Stiftes nichts wiffen. Der Streit gelangte bie 
nah Rom, wohin der Erzbifhof den Propft Wernder von Ma— 
rinfanl, dag Stift St. Lambrecht feinen Pfarrer Gerold von Pi- 
ber gefendet hatte. Papft Honoriug III. jedoch verſchob die Ent⸗ 


1) Urkunde des Stiftes Rein. 
2) 8, k. geh. Archiv. 


3) Dipl. Styr. Z. 38—39: „Aota sunt haec in domo Domni Friderici ad 
8. Vitum. Anno 1220. IV. Idus Januarii.‘ 


90 Steiermark unter den Babenbergifchen 


ſcheidung bis zur Vorlage der fiftifchen Originalbriefe der Puͤpſte 
Paskal II. Innocenz u. ſ. w. und trug bis dahin beiden Theilen 
Stillſchweigen auf )). Im Sommer finden wir den Erzbifchof 
Eberhard II. demungenchtet im guten Einvernehmen mit dem Stifte 
St. Lambrecht in Frieſach, wo er am 4. Auguft 1220 der Kirche 
und dem Biliniffofter St. Michael's in Marinhof von drei dem 
Stifte nahe gelegenen und von den Stiftshrüdern ſelbſt bebnuten 
Höfen zwei Theile der Zehenten ſchenkte, und zugleich eine jähr: 
liche Getreideſchüttung am falzburgifchen Zehenthof in Schäuf: 
ling anwied. Graf Ulrich von Drtenburg, Friedrich von Bettau, 
Heinrich von Beldesberg, Pabo don Hohendurg — maren Zeus: 
gen dieſer Schenkung 9). 


Angeisgenbeiten ber Am 19. Sänner 1220 ward zwifchen den Stif: 


elite Docan, Kein, ten Vorau und Neichersberg der Streit über ein 

Baul. von dem letzteren angefprochene® Borauergut zwi⸗ 
fen den größeren und Lleineren Zeichen gelegen, durch Bergleich 
nusgetragen. Mit Einftimmung beider Stiftskapitel und auf den 
Rath, mehrerer berufener Edelherren fertigte Borau mit 15 Pfun- 
den Wienergeldeg alle Anfprüche für immer ab, und blieb im Be⸗ 
fie jenes Gutes °). In diefem Jahre 1220 gab Ulrich von Stu⸗ 
denderg mit Einftimmung feiner Gemahlin Gertrude und feines 
Sohnes Wulfing dem Stifte Nein Mauthbefreiung für alle Fah⸗ 
renden und Fußgehenden des Stiftes Nein durch den Drt Stapfen- 
berg *). Mit dem Stifte Seckau ſchloß der Landesherzog Leopold 
einen Tauſchvertrag um zwei Gehöfte im Ceremalde, melde er 
zu feinem Schloffe Ourtenftein 309, für Alpenantheile bei Sedau 
innerhalb der Graden °). Zeugen dnbei waren: Herrand von 
Wildon, Erchanger, Gundaker und Marquard von Stretwich, 
Diepold von Leoben, Heinrih von Oberndorf, Friedrich von Au, 
Dttolar und Bernhard von Pounke ©). Sehr wahrfcheintich hatte 


1) St. Lambrechter Saalbuch. 
2) St. Lambrechter Saalbuch. Die Schüttung von 10 Megen Getreides wurde 
auch vom Papſte Honorius III., Lateran 16. December 1220, beſtätigt. 


3) Caesar, Annal. Styr. II. 123. — Das Chorherrenſtift zu Reichersberg am 
Innfluſſe in Baiern war fchon feit ben Jahren 1144, 1160 und 1161 im 
erweiterten Befige der Zehenten in den Pfarren Pütten und Bramberg bis 
an die Pinfau und an Hartberg herein. Dadurch ift jener Streit gegen 
Borau veranlaßt worden. 

+) Stift Reiner Urkunde, 

5) Zohanneumesurkunde. — Dipl. Styr. I. 198-199. 


9 Zohanneumssürkunde, 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. | 91 


Herzog Leopold dieſes dermalen in Defterreich gelegene Schloß 
mit neuen Mauern und Vormerken verfehen, und einiger nahe ges 
legener Güter bedurft, um damit. den Kaftellan zu beiehnen ). 
Weberhaupt Hatte ſich Herzog Leopold in dieiem Jahre hindurch 
ganz den Angelegenheiten von Dejterreih und Gteier gewidmet ; 
und es fcheint nicht, daß er am michtigen Hoftage zu Frankfurt 
und bei der Wahl Heinrichs VII. zum römifchen Stönig anwefend 
geweſen; mie er dann auch am Zuge Kaiferd Priedrih II. zur 
Koiferfrönung in Rom (22. November 1220) keinen Antheil nahm. 
Um diefe Zeit, Jahre 1219-1220 erwarb dag Stift St. Paul 
neue Güter in Steiermark. Dtto von Traberg brachte feine Ge⸗ 
mahlin in das Stift zur Beerdigung und ſchenkte zwei Guͤter zu 
Gemenz bei Gamelinz, und nis Wernher von Tanne dem Stifte 
feine Lehengüfer aufgnd, verpfändete er demfelben nuch feinen Hof 
in Marburg (curiam) und ein But au St. Leonhard in den 
windifchen Büheln ?). 


Den Anfang des Jahres 1221 brachte Erzbi« e a Feibnit. 
ſchof Eberhaͤrd II, in Steiermark zu. Am 15. Jane ° Stift Rein. 
ner 1221 gab er in einer Berfammlung zu Leibnig dem Stifte 
Rein einen Beftätigungsbrief über Zehenten und Zehentbefreiungen 
ſtiftiſcher Güter, weiche ſchon vorlängit im Jahre 1157 auf einer 
Synode in Leibnig befeftiget worden waren. Diesmal waren in 
Geſellſchaft des Erzbiſchofes auf dem Schloffe zu Leibnig : Bifchof 
Nudiger von Ehiemiee, Bifhof Karl von Seckau, Propft Liutold 
von Mariaſaal, Propft Bernard von Frieſach, Berthotd Pfarrer 
zu St. Lorenzen in Hengsberg, Pfarrer Liuprand von Gt. Nu⸗ 
precht an der Rand, Dtto von Leibnig, Otto von Königsberg, 
Eberhard von Schönftein ?). In eben diefer Umgebung finden 
wir den Oberhirten am 1. Februar 1221 zu Beiftrig bei Peckau, 
wo er in einer Urkunde dem Stifte Nein gänzlich zu Eigen über: 
(äßt eine falzburgifche Hörige, Eliſabeth Clener, welche einen 
Hörigen des Stiftes Nein, Heinrich, geehelicht hatte, und zwar 
mit Berzichtung nuf alle aus diefer Ehe zu erwartenden Kinder 9). 


1) Johanneums⸗urkunde. Der Herzog ſagt in eben derſelben: „Quod nos mu- 
nimini patrise nostrae operam dantes.“ 


2) Codex S. Pasli. p. 91. 
3) Reiner Urkunde: „Acta sunt haeo in Libniz. An. 1221. XIII. Kal. Febr.‘ 
4) Reiner Urkunde: „Aota sunt haeo in Feustritz. Auno IR. Kal, Wahr 


— 


92 Steiermark unter den Babenbergifchen 


q. Bo anftem u Anfang des Jahres 1221 hielt Herzog 
Bang D in Sb Leopold in Grit großen Hoftag mit den Bifchöfen 

im envantihale, Karl von Sectkau, Nudiger von Ehiemfee, dem Propfte 
Bernhard von Friefach, mit Graf Albert von Tirol, Heinrich . 
Markgraf in Iſtrien, Mainhard Graf von Görz, und deflen 
Sohn Mainhard, Wilhelın Graf von Haunburg, Hermann von 
Drtendburg, Graf Bernhard von Liebenau, Ulrih von Pedau, 
Kolo von Truchſen, Hartnid von Drt, Rudolph von Nafe, DBer- 
thold von Emmerberg. Hier ‚beftätigte er dem Stifte St. Paul 
alle fteierifchen Befitungen, vorzüglich zu Hollern und Raft, von 
der Höhe des Bachers (Pocher) bis zur Drau mit dem Blut 
gerichte zwifchen den Bächen Lubentz und Walit, die Güter unter 
dem Schlofie Warburg, zu Nadkersburg und in Luttenberg, das 
freie Holzungsrecht der Unterthanen im ftiftifchen Trawalde vom 
Walikbache bis an den Berg Somersel, wie ed aus der Spende 
des ©rafen Bernhard herkömmlich geweſen, endlich nuch freien 
Kauf und Verkauf für die ftiftifchen Unterthanen zu St. Lorenzen 
in der Wifte ). Zu Ende des Jahres 1221 war H. Leopold 
abermals in Grätz und ſchenkte dem Heinrih von Truchſen und 
feiner Gemahlin Tuota die Kapelle St. Paul in Hornderg fammt 
dem Batronntsrechte auf die Bedingung, daf fie ihm die Kapelle 
und dns PBatronatsrecht an derfelden in Tobl (in Tobil) mit allen 
Rechten abtraten ?). 


3. 122 Bon diefem und dem folgenden Jahre (1221 
Anbei ve Bü und 1222) haben wir Andeutungen, daß in Gräß 
Gray u. Judenburg, 
ber Dominicanerin- IM heutigen Sranciscanerklofter Herzog Leopold 
—— I den Drden der Winoriten, Seyfried von Mahren- 

dudenburg. herg und deffen Mutter Giſela Dominicanernonnen 
in Mahrenberg gegründet haben 5). Schon um das Jahr 1221 
hatte die H. Clara aus Affifi in Umbrien Schweitern des Ein- 
rifferordeng allerorten nusgefendet, wovon nuch einige nach Ju⸗ 
denburg gekommen feyn follen. Diefe hätten nach Art der Einge⸗ 
ſchloſſenen (Reclusarum) daſelbſt in einem Haufe mit Kapelle, 


weiche im Jahre 1222 geweiht worden fey, gelebt, big zum jahre 


1) Codex 8. Pauli und Johanneums⸗urkunde. — Fejer, Cod. Hung. II. I. 
p. 343: Wien, 15. October 1221. ‚‚Leopoldus Dux in sua oonstitutione 
oriminali et .civili mercatoribas de Suevia, Ratisbona et Patavia introi- 
tam cum meroibus in Hungariam vetat 9° 

37 8, 8, geh. Archiv. 
3) Dipl. btyr. II. 327. — Caesar, Annal. Styr. IL. 125. 127 — 128. 


Herzogen. 3. 1192-1246 a. Ehr. 93 


1256 Habe eine Bürgerfamilie, Heinrich und deflen Gemaplin 
Giſela im Drte Paradeis außerhalb der Stadt in der Fohnsdor⸗ 
ferpfarre ein Kloftergebäude vollendet, und die bisher eingefchlof 
fenen Etariffernonnen dort eingeführt, wozu der Biſchof von Seckan 
am 1. Juli 1256 die Bewilligungsurkunde gefiegelt habe. Bene: 
dicta, aus dem St. Damiansklofter in Stalien nach Szudenburg 
gefendet (3. 1255), feye dann im Paradeiskiofter die erfie Vor⸗ 
fteherin gewefen. Nachdem dicje aber bald wieder nach Italien 
zurüdgefehrt war, fen ihr als Borfteherin gefolgt Eäcilin, bie 
Tochter Heinrichs und Gifela’d. Bon nun an war das Ronnen- 
flofter im Baradeis feft gegründet, beſaß &üter und Nenten und 
it durch Bertätigungsbriefe und Ablaßbullen von den Päpften 
Innocenz IV., J. 1254, Alerander IV., 3. 1298 und Bonifez 
VIII. 3. 1291, 1302 ausgezeichnet worden '). Auch die Gruͤndung 
eines Klofterd der minderen Brüder in der Stadt Sudendurg ſeldſt 
fänt in die Zeitepoche, als noch der H. Franciscus (+ A. Detober 
1226) und die H. Clara (+ 12.Auguft 1253) gelebt haben. Ab⸗ 
laß⸗ und Beitätigungsbriefe des Papſtes Alerander IV., 20. De: 
cember 1254, der Bifchöfe Heinrich von Chiemfer, Jahr 1267, 
Emicho von Sreifingen, 3. 1293, Leopold von Bamberg, 9. 1298, 
Hederih von Briren, 9. 1298, und Emerich von Warasdin, 
J. 1300, bewähren das feite Beftehen diefes Inſtitutes ?). 


Zu Anfang des Jahres 1222 mar Herzog , gungen. 
Leopold in Graͤtz. Zwiſchen dem Stifte Rein und Suc Keam nt 
St. Lambrecht ſchwebte ſchon feit lange her Streit 
über die Beſitzung des Herrſchaftsgutes Gödingen, welches der 
im Jahre 1215 ermwählte und in Rom vom Papfte Honorind IM. 
ſelbſt geweihte Abt von Et. Lambrecht, Walafrid, als Eigentyum 
feines Stiftes in Anſpruch nahm. Der Abt Engelbert zu Rein wollte 
friedtichen Befig desſelben Gutes, und bot als Aofertigung 90 
Marten Frieſacher Geldes an. Abt Walafrid gab fi) dnmit zu⸗ 
frieden und ſtellte zugleich eine Entfagungsurfunde auf alle wei⸗ 
teren Anfprüche auf die ftiftreinifchen Befigungen am Södingbache 
bis auf die Höhen der Alpen aus. Der Landesherzog beftätigte 
diefen Brief (Graͤtz 9. Sinner 1222) vor den verfammelten Her: 
ren: Hermann Propft zu Seckau, Heinrich von Meran, Land« 


1) Herzog, Cosmographia. p. 700-703. 


94 Steiermark unter den Babenbergifchen 


fhreiber, Ulrich von Peckau, Hartnid von Ort, Neginbert von 
Mureck, Hermann von Kranichsberg, Rudiger von Plantenwart, 
Leutold und Ulrich von Wildon, Heinrich von Gravenſtein, Dtto 
von Gtein u. v, a. '). Nachdem der kaiferliche Brinz Heinrich VII. 
am 9. Mai 1222 in Aachen zum deutfchen König gefrönt worden 
‚war und er die Negierung in Deutfchland unter Dbernufficht des 
Herzogs Ludwig von Bniern führen folte ?), ward auf den 11. 
Rovember 1222 ein Hoftng nach Beronn befchieden. Schon im 
Sahre 1221 hatte der Kaifer unter feierlichem Eide einen Heer: 
zug nach Palaͤſtina gelobt. Die Kämpfe und Berlufte der Chriften 
daſelbſt waren außerordentlich, und mit dem Falle von Damiette 
war ihnen die letzte Stüße geraubt. Vorzüglich jene Fürften wollte 
der Kaifer in Berona berathen, welche aus früheren Heerzügen 
Syrien, Palauͤſtina und Egypten ſchon kannten. Unter diefen war 
Herzog Leopold von Defterreich der nusgezeichnetfte. Allein feine 
Theilnahme an den Bernthungen in Verona ift nidt erweislich; 
vielmehr befchäftigte ihn zu eben jener Zeit die Verehelichung fei- 
ner zweiten Tochter Agnes mit Bernhard von Anhalt, eines Soh⸗ 
ned. Heinrichs von Bernburg und Bnlenftädt, zweitgebornen Soh⸗ 
nes des Herzogs Bernhard von Sachſen °). 


3. 1222. Wir Haben oben am Ausgange des vorigen 
a ereis ter Jahrhunderts gefagt, daß Friedrich I. von Pettau 
a romntan, 5 in den Kriegen der Herzoge von Defterreich mit 

den Ungarn die Gränzen der Steiermark mannhaft 
vertheidigt, fodann die Feinde aus dem untern Thale der Pößnig, 
wo fie ſich feftgefeßt hatten, wieder vertrieben und einen ‚Theil 
des freigemachten, wenn gleich noch unbebnuten Landes dem Orden 
ber deutfchen Ritter gefchenkt ‚habe. Das Jahr diefer Spende laͤßt 
fich nicht mehr genau angeben. Indeſſen gab der Sohn, Friedrich IE 


/ 


bon Pettau, im J. 1222 eine Beftätigungsurfunde darüber, melde 


wir, als die erjte für den deutfchen Ritterorden in. Steiermart, wört- 
lich anführen: 

"Im Namen des ewigen Gottes, Friedrich von Petobia, allen 
„CEpriftgtäubigen) in Ewigkeit! Da das, was in der Zeit gefchieht, 
„öfters im Laufe der Zeit aus dem Gedächtniffe der Menſchen 


en zus 


2) Keiner Urkunde: „Aota sunt haec in Grez. v. Idus Januarii 1222. “— 
Dipl. Styr. II. 22, 


2) Godefred. Calon. Anno 1222. 


Herzogen. 3 1192 — 1246 u. Ghr. 95 


„[hmwindet, und damit von den Nachlommen', oder von wem im⸗ 
„mer dns, mas vollbracht worden ijt, Leine Beeinträchtigung er- 
„leide: fo Hat die menfchlihe Vorficht für müßlich und ehrenhaft 
„erachtet, nuf daf Angriffe Böswilliger gänzlich vermieden werden, 
„dasſelbe durch dns Zeugniß der Schriften zu verewigen. Daher 
„ſey fund und zu wiſſen ſowohl gegenwärtigen Glaͤubigen, als nuch 
„jenen der zulünftigen Nachkommenſchaft, daß Friedrich, unfer Vater 
„feligen Andenkens, für.fein und unferer Borältern Seelenheil dem 
„ehrwürdigen Hnufe, dem Spitale der H. Maria der Zeutfchen 
„(Nitter) zu Serufalem, gefchenkt habe fein Eigentbum im Sonn⸗ 
„tag mit der Hälfte der Zehenten desſelben Landtheiles, damals als 
„diefen Landſtrich unfer denkwuͤrdiger Vater den Händen der Un⸗ 
„garn entriffen, und wenn gleich leer noch und unbewohnt zuerft 
‚feiner Macht unterworfen hat. Da nun auch wir den Bußftapfen 
„unferes Vaters nachfolgen wollen : fo beftätigen wir deffen ver- 
„nunftgemäßer Weiſe gefchehene Schenkung, fie mit guten Willen 
sertennend, fo wie diefes Eigengut mit allem Rechte und mit defs 
„fen Zugehöre vorliegt, freigebig durdy Gewalt der gegenwärtigen 
„Urkunde. Auf daß nun eben diefe Schenkung unſeres Vaters, 
„ehrenmwerthen Andenteng, welche wir erneuern und billigen, frei 
„bleibe und feftbeftehe, fo glauben wir diefelbe mittelft Anhängung 
„unferes Ssunfiegel® vorfichtiglich zu befräftigen ).“ Eben hatte 
Kaifer Friedrich II. zu Zarent im Monate April 1221 den Orden 
der deutfchen Ritter in allen Landen des heiligen römifch-deutfchen 
Neiches mit einem für ihre Beſitzungen, Lehen und Hörigen, und 
für ihre Perſonen ſelbſt an Freiheiten und Borrechten überreichen 
Majeſtaͤtsbrief mit goldener Bulle beſchenkt, in Folge deffen die 
genannten Edelherren von Pettau ganz ungehindert eine folche 
Spende zu machen berechtigt geweſen find 2). 


Im folgenden Jahre, im März 1223, gab Anis Het 2 
fer Sriedrich II. dem Abte Waldfried von St. Lam: Sri St-Sambreät 
brecht, welcher perfönlich vor ihm zu Tarent in Ita⸗ Weis. Urkunen von 
lien erfchienen war, ein Majeſtaͤtsdiplom, in welchem Segau. 
alle Beſitzungen, Rechte und Freiheiten des Stiftes beftätiget, das⸗ 
ſelbe unter des Kaiſers und Reiches befondern Schuß geftellt, und 
in$befondere die freie Wahl eined Abtes zugefichert und befeftiget 


1) Dipl. Styr. Il. 207—208: ‚Acta sunt haec Anno 1222.“ 
2) Lünig, Reichsarchiv. p. 3. 


Du Steiermark unter den Babenbergiſchen 


Wird. Im November befand ſich Erzbiſchof Eberhard IE. in Ad⸗ 
mont und beftätigte am 26. Novemder 1223 die Spende, welche 
fein Minifterint Hartwik von Prunne mit Beſitzungen zu Prunne 
und in Thulgen dem Stifte Nein gemacht hatte, vor folgenden Zeu⸗ 
gen: Karl, Bifchof zu Secktu, Konrad non Mülldorf, Ulrich von 
Auffee, Rudiger, Pfarrer zu Pöts, Konrad, Burggraf zu Galz- 
burg, Dito der Aeltere von Leibnig uud vielen anderen hochftifti- 
fhen BWinifterinlen '). Auf einer Verſammlung zu Welh waren 
anmwefend die Pfarrer: Sieghard von Hartberg, Walther von Rand, 
Walther von Weit, und Konrad von Stiffen; und die Edelherrn: 
die Brüder Leutold und Ulrih von Wilden, Wulfing von Ka: 
pfenderg, SHeinrih und Hartwik, Brüder von Krotendorf, Nudi- 
ger und Dtto von Gutenberg, Leo von Reifnitz und deffen Sohn 
Wulfing, Konrad von Wildon, Detlin und Afpin von Peckau 
u. v. a. Edelherren. Der alte Herrand von Wildon und deffen 
iterer Sohn SHartnid hatten auf ®ütern des Stiftes Sedau zu 
Kumberg am Schöftl mit Brand und Plünderung übel gehaus't und 
große Belhädigung angerichtet. Vergeblich waren Hartnid und 
Herrand von den Stiftsherren oft zum Schndenerfaß gemahnt wor⸗ 
den. Diefen leifteten nun durch Brief und Siegel in der oben be- 
zeichneten Verſammlung die nachgelaffenen Söhne, die Brüder Leu⸗ 
told und Wirich, und übergaben dem Stifte Seckau zu emigem 
Eigen ihr Gut zu Preming fammt den darauf erblich Rüdfäßigen 
Seinrich und deflen Gattin Richarde *). Im Jahre 1223 über- 
ließ Propft Hermann von Seckau dem thätigen Stiftspriefter und 
Pfarrer zu St. Margarethen alle dem Stifte in diefer Pfarre ge: 
hörigen Zehenten gegen die Verbindlichkeit, daß er die waldichte 
Gegend zu beiden Seiten des Gleinbaches (Clye) ausrotten, ur« 
bar machen Iaffe, und an neue unterthänige Anfiedfer vertheile >). 
Bon dem Sahre 1223 wiffen endlich die Ehronifen die außeror- 
dentliche Naturerſcheinung eines fehr ftrengen Winter und rothen 
Schnees, der ſich in Blut verwandelt habe, zu berichten *). Auch 
ſollen auf den langen hartnädigen Winter Viehfeuchen, große 


2) Reiner urkunde: „Aota sunt haoe in Agemund Anno 1223. VI. Kal, Deob.“ 
2). Johanneums⸗urkunde. — Dipl. Styr. I. 199—200. 
3) Johanneums⸗Urkunde. 


%) Chron. Austriac. Anno 1223: „Nix nixit in Stirie, quae veren est in 
sanguinem.‘‘ — Chron. Neoburg. Rauch, 





Herzogen. 3. 1192-1246 n. Ehr. 97 


Hungersnot in Defterreich, im der March und in Kärnten ge- 
folgt feyn '). 

Schon wor einigen Jahren hatte Herzog Leo- et ke 
pold den Bau einer fteinernen Brüde über den Sa: üter tie Sarc. 6. 

n . Seefelt auf tem 

veftrom bei der Einmündung der Sann in die Sabe grezen Lanııag in 
angeordnet, um nicht nur die Berbindung zwiſchen "> 
Steiermark und den fhdlichen Ländern auf geradem Wege herzu- 
ftelen, fondern und vorzüglich um dadurch den Meereshandel ge: 
rade herauf und durch die Steiermark, Defterreih, Neuftadt und 
Wien zu leiten. Um diefe Zeit ſcheint diefes mächtige und ein- 
flußvole Wert vollendet worden zu feyn. Der Herzog fcheint die 
vollendete Brüde ſelbſt befichtigt zu haben. Auf dem Rüdwege war 
eine große Landtagsverfammlung nad) Marburg befchieden, wo fich 
die Edelherren (Nobiles) Gebhard von Sannet (Seunech) und 
deffen Sohn Konrad, Liupold von Hohenet und teffen Bruder, 
Sartnid von Drt, Albert von Rohitfh , Reimbert von Mureck, 
Dtto von Zraberg, der Mundfchent Albert von Grimmenftein, der 
Truchſäß Berthold von Emmerberg, Rudolph der Marſchall von 
Blanfenwart, Rudiger von Pulsfau, Liupold von Gonobitz, Dr: 
tolph von Vreudenberg, Heinrich der Schreiber von der March 
(Scriba Marchiae) u. v. a. eingefunden hatten. Am 8. Februar 
1224 ließ er nun einen Immunitaätsbrief errichten und fiegeln, in 
welchem er der auf feinen Befehl und auf feine Koften erbauten 
Savebrücke befondere Vorrechte und Freiheiten ertHeilt ?). 


Hierauf war Herzog Leopold in die obere Steier- 6. an An 
mark gegangen, wo er twnhrfcheinlich mit dem Erz- benburg. 


bifhof Eberhard I. in Judenburg zufammentraf, der eben auf 
der Reife nach Friefa mar. Auch Adt Gottfried non Admont 
feheint daſelbſt anweſend gewefen zu feyn. Denn am 18. April 





1) Chron. Honorii et Voraviens. Anno 1224: ‚‚Pestilentia animalium per 
totam Austriam, Marchiam et Carinthiam gravissima facta est.“ — 
„Hiems longissima et asperrima.‘“ — Godefrid. Colon.: ‚‚Fames etiam 
magna et inaudita per biennium perdurans.““ — Chron. Mellio. et 
Claustroneoburg. Anno 1225. 


3) Dipl. Styr. If. 139—140: „Acta sunt haec in Marchburch VI. Idus 
Februarii Anno 1224 per manus Liupoldi Notarii.‘‘ 9. &eopold war bei 
diefer Reife fchon am 28. Jänner in Unterdrauburg, und beftätigte die Spen⸗ 
de des Otto von Traberg (viri nobilis) mit Gütern zu Jutdendorf an 
das Stift Viktring, nachdem er am 1. Jänner 1224 zu Marburg eine We 
che Spende dieſes Edelherrn mit Gütern zu Höfelein in tee Erarnt OU 
Reiffnig (in Provincia Riventz) beftätigt hatte, 


Selb. d. Steiermart. — V. DD. N 


98 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


1224 gab er auf Anſuchen des Herzogs und des Erzbifchofs in 
feinem und des Stiftskapitels Namen dem Propſte Bernhard zu 
Frieſach und zugleich Pfarrer zu Viſchach in der Oſtmark zu per- 
fönlihem Lehen einige GStiftsgüter mit Mühle bei Neuftndt und 
Weingärten in derfelden Pfarre Viſchach gelegen mit der Bedin. 
gung, daß nach des Propftes Tode, oder nach deffen freimili: 
ger Entfagung alles auf denfelden Gütern befindliche bewegliche 
und unbewegliche Gut mit Gebäuden, Neubrüchen und Berbeffe- 
rungen dem Stifte Admont unentgeldlich wieder anheim fallen, und 
daß fein Nachfolger zu Viſchach auf befagte Güter einen Beſitzes— 
anfpruch zu machen Necht haben folle '). Der Landesherzog und 
Erzbiſchof ſtellten ſodann, Judenburg 24. April 1224 und Frie- 
ſach 2. Mai 1224, eigene Beltätigungd- und VBerbürgungs - Ur: 
funden aus 2). Zu derfeiben Zeit gab Abt Ootifried II. mit voller 
Kapitelbewiligung zweien freien Männern, Heinrich und Ebno, 
Ladocher zugenannt, einen ftiftifchen Weingarten fammt dem zu 
deſſen Baue nöthigen Lehengute zu Gumfarn in der Dſtmark zu 
Burgrecht nach der in Defterreich beftehenden Gewohnheit, gegen 
jährliche Abgabe an Wein und Geld, und mit dem Nechte der 
Nachfolge der Söhne Ebro's im Befige diefer Burgrechtsgüter >). 
Bald darauf legte Abt Oottfried I. feine Würde aug Altersſchwaͤche 
nieder (6. December 1226) und ging im Jahre 1228 zur Gra— 
besruhe ein. Ihm folgte als fiebenzehnter Abt zu Admont der 
einheimifche Briefter Wilpoto 9). 


1) Archiosurkunde DDD. 1: „Praesentem cartam oonscribi feoimus et 
sigillorum nostrorum tam Abbatis quam oonventus munimine roborari. 
Datum Admunt. Anno 1224. XIV. Kalend. Maji.‘ 


2) Archivsurkunde DDD. 2. 79: „Datum apud Judenburch Anno 1224. VIII. 
Kal. Maji.“ — ‚Datum apud _Frisacum. Anno 1224. VI. Nonas Maji. 


3) Archivsurkunde DDD. 78: „Acta sunt haec apud Admunde — de oonsensu 
nostro et totius conventus — tam domnorum, quam laicorum scilicet 
Domni Prioris Stefani, Domnorum etiam Gundacheri, Wichpotomis cel- 
larii, Ditmari cantoris etc. 

Necrolog. C. 381. 543. — Chrou. Admont. Anno; 1226. - Saalbuch 
II. p. 36. In der Handſchrift der Gtiftsbibliothe findet fi, von gleichzei⸗ 
tiger Hand gefchrieben, folgende Notiz: „Anno 1228 obiit samctae memo- 
riae Domnus Gotfridus scientia literarum et puritate vitae conspiouus ; 
qui ecclesiae Admontensis abbas per annos prope XX exgtiterat, et pro 
ı vitae suae merito cunotis acceptus Domini Liupoldi Austrise Styriae- 
que Ducis et Domini Bernardi Carinthiorum Ducis compater adscitus 
plurima eorumdem Principum impendia ecolesise Admuntensi compa- 
ravit.‘ — Pez, Script. Austr, Il. 210. | n 


4 


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Herzogen. 3. 1192—1246 u. Chr. 99 
Auf die Zebenten des Stiftes Nein im Gi. „ . mi. 


dingthafe Hatte fon feit Kängerer Zeit Dito von a 
Leonrode und Krems Anſprüche erhoben, vorzüglich auf alle Zes 
henten der Neubrüdhe. Der Streit kam fogar bis an den npoftoli« 
ihen Stuhl, weldyer den Abt von St. Paul und Erzdinfon in 
Kärnten, Konrad von Zriren, und Dietmar, den Erzdiakon in der 
unteren Steiermark, zu Schiedgrichtern beftelite. Diefe Iuden nun 
am Öregeriustage 1224 die ftreitenden Theile vor ihr Gericht in 
Leibnitz. Otto erfchien jedoch nicht und ließ durch unzureichende 
ſchriftliche Entſchuldigungen fi von einem Cleriker und einem 
feiner Bofollen vertreten. Es ward demnach ein peremtorifcher 
Gerichtstag nad Wolfsberg anberaumt, und dafelbft alles Zehent- 
recht dem Stifte Rein eigenthümlicy zuerfannt. Auf der Berfamm- 
lung im Stifte zu Rein feldft, 1. Augujt 1224, übergab dann der 
Edelherr von Leonrode und Krems feine Entfagungsurkunde vor: 
Konrad, Abt von St. Baul, Dietmar, Erzdinton der March, vor 
den Pfarrherren: Küfter Gerold von Piber, Heinrich von Prud, 
Dietrich von Adriach, Gregor von Gradwein, vor den Edlen: 
Heinrich von Nacknitz, Wilard und deffen Sohn Dietmar von Wald. 
ftein, Gerald, Caſtellan von Boitsberg, Rudolph, Richter von Voits⸗ 
berg. Auch Conrad von Thurn hatte Reiniſche Stiftsgüter bei Fer⸗ 
nitz ſich angemaßt, jedoch auf ernſtliche Warnung an fein Vorrecht 
ſogleich wieder allen Anſprüchen darauf entſagt. Hartwik non Zub. 
gaft fpendete dngegen dem Stifte Nein eine Amtmannsbefigung 
zu Ruderftorf bei Zobl '). 


. Am 3. September war der Seckauer Bilhof „,..ntanizue. 
Karl zu St. Marein am Pickelbache mit Bernhard Rarein am ide . 
Propft zu Frieſach und Erzdiakon der March, 
mit den Pfarrern, Dietrich von Adriach, Walther von Rand, 
Heinrich von St. Marein in Pidelba und mit den Edelherren, 
Heinrich von PDietrichftein, Heinrih von Ede, babenbergifchen 
Miniſterialen, Hartwig von Schoenberg, Eberger von Weitz. Dort 
ſchloß und verbriefte ergeinen Tauſchvertrag mit dem Stiftskapitel 
auf Seckau um eine Wieſe am Raabfluſſe, die er feiner Menſal⸗ 
pfarre St. Ruprecht an der Raab einverleibte, für den dritten 
7 * 


1) Urkunden bed Stiftes Rein: Anno 1224 in die 8. Gregorii sedentihun 
nobis pro tribunali,. — Acta sunt hase in Läbenz., — Anta want hart 
Runde. 1224. u 


100 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Theil der Zehenten in den Billen Arbendorf und Neuendorf, mo 
das gedachte Kapitel ohnehin fchon me Zehenttheile zu Eigen 
hatte '). 
Srede vo Die Vorgaͤnge im königlichen Hauſe in Ungarn 
lung, Bee un Zur hatten den Herzog Leopold mit dem K. Andreas 
Der Digter und Rit- in feindfelige Stellung gebracht (1224). K. Andreas 
in hatte feinen Sohn, den Prinzen Bela IV., mit Ma— 
rin, Tochter des griechifchen Kaiferd Theodorus 
Comnenug verehelicht und ihn bereitd auch als Ehronfolger krönen 
Inffen. Nach zwei Sahren mußte fi) Beln von feiner Gattinn 
zum Xergerniffe des ganzen Königreiches wieder trennen. Darüber 
brachten die ungarifchen Biſchöfe Kinge an Papſt Honorius II. 
und Bela vereinigte fich felbft wieder mit Maria; mußte nber 
vor dem Grimme feines Vaters Zuflucht bei Herzog Leopold in 
Wien fuchen. Mit Energie und Klugheit verföhnte diefer jedoch 
bald wieder Vater und Sohn und befeftigte den Frieden °). Als 
biederer Berföhner war H. Leopold in diefem Jahre auch zwi⸗ 
fhen dem Markgrafen von Sftrien und Herzog Bernhard in 
Kärnten nm 1. Mai 1224 in Frieſach erfchienen. Die Wichtigkeit 
der Handlung hatte dafelbft ungemein viele geiftliche und weltliche 
Bürften, Grafen, E&delherren, Ritter und Freie hingezogen, ing« 
befondere, dn die Brüder Dietmar und Ulrich, der Sänger von 
Lichtenftein, prunkvolle Kampffpiele und Zurnierftechen veranftaitet 
und deßwegen allerorten ihre Bothen hatten nusgehen laſſen. Un⸗ 
ter den geiftlihen und weltlichen Fürften und den fechshundert 
verfammelten Grafen, Edelherren und Nittern waren die hervor⸗ 
ragendſten: Herzog Leopold von Defterreih, Herzog Bernhard 
von Kärnten, Markgraf Heinrich von Sftrien, Albrecht, Graf 
von Tyrol, Meinhard Graf von Görz, Markgraf Diepold von 
Vochburg, Berthold der Patriarch von Aquileja, Erzbifhof Eber⸗ 
hard II. von Salzburg; die Bifchöfe, Rudiger von Paffau, Hein- 
rih von Brichfen, und jene von Bamberg und Preifingen; die 
Grafen Hermann von Ortenburg, Ulrich von Pfannderg, Hugo 
von Zauferg, und die von Liebenau, von'Schlüffeldurg, Schomwen- 
burg und Heunburg (Hiunenburc) die Edelherren und Ritter 


1) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 200--201: Aota sunt hacc Anno 
1224. III. Non. Septembr. Data per manum Tham, Notarii coram 8. 
Mariae ecclesia in Pychelpach. 


2) Raynald, Anno 1224. ; 


Herzogen. I. 1192—1246 m. Er. 101 


Dietrich von Tanzenbach, Dombogt von Regensburg, Liutold von 
Pettach (Bettau), Konrad von Schöne, der Nitter von Dmars- 
burg, Dietmar won Botenftein, Hartnid von Drt, Hartnid von 
Wildon, Wulfint von Stubenberg, Reinpreht von Mureck, Ru- 
dolph won Rafe, der Held von Königsberg, Hermann von Ara. 
nichberg, Heinrich und Otto von Pütten, Heinrid und Kol von 
Truchſen, Dtto und Ortolph, Brüder von Gruͤtz, Öttofar von Wol- 
tenftein, Sundater und Dietmar, Brüder von Stir (Steier), Gun: 
daker von Starfenderg, Albrecht von Nußberg, Hndnmar von Kuen- - 
ringen, Wolflin von Gars, Dtto von Schönkirchen, Rudiger 
von Amtſchau, Ulrih von Stouz oder Steunze, der von Dtten- 
fein, Hadmar von Schönenberg, der von Hackenberg, Heinrich 
von Kiow, Konrad von Sounnecke, Liupold von Lengenburg, Si⸗ 
fried von Topenbach, Heinrih von Bigän, Heinrich von Lünnz, 
Heinrich von Triwanswinkel, Ulrich und Dietmar, Brüder von 
Lichtenftein, Wirich von Murberg, Dtto von dem Wafen, Dtto 
von Miſſowe, Hermann der Schenk von Dfterwig, Neinherr von 
Eichelberg, Kuon von Friedberg, Dtto und Dietrich von Buche. 

Brunfreich, mannigfaltig und muͤhevoll dnuerten da Stechen, 
Buhurt, Puneiß und Turnaz durch 14 Enge, bis die Bereinigung 
zwifchen Herzog und Markgrafen zu Stande gebracht war. Die 
fürftlide Berfammlung ſchied von Frieſach am 15. Mai 1224 '). 
Im Jahre 1224 wurde auch ein Streit ausgetragen zwifchen dem 
Stifte St. Paul und den Brüdern Heinrich und Gottfried (don 
Wildhaus wahrfcheintich), da diefe bewiefen, daß fie Güter zu Pre⸗ 
pach, das Schloß Widhaus und Steinbrüche unter dem Schloffe 
als ftiftifche Lehen beſitzen, dngegen aber unrechtmäßig beſeſſene 
Süter zu Babin, Ritus, Rielſitz und Boratſow dem Stifte zu⸗ 
rüũckſtellten 2). 


Es iſt unbekannt, durch welche Veranlaſſung ER eye 
— wir finden ander am 19. Jänner 1225 den Her: —— 
zog Leopold und den Erzbiſchof Eberhard II. im 
Hartberg, wo die anmwefenden Brüder Liutold und Ulrich von 
Wildon offen Uebergriffen , welche fie fich feit langem ſchon und 
gegen den Willen des Biſchofes Karl von Seckau auf Bisthums⸗ 


ı) uni von Lichtenfein. Herausgegeben von Karl Lachmann. Berlin 1841. 
P — 


2) Cod. 8. Pauli. p. 9%. 


1023 Steiermark unter den Babenbergifchen 


güter bei Weit angemaft hatten, gerichtlich entfagen, und der 
Erzbifchof in Gegenwart des Herzogs eine Urkunde darüber auf⸗ 
richten, und neben feinem Sigille auch noch mit dem Serzog- 
lichen befräftigen ließ '). Dem Stifte zuSt. Lambrecht hatte unter 
Abt Werner ein gewiffer Ritter Pernger zwei Güter zu Bnier- 
dorf im obern Murthale für die ftiftifche Kirche St. Maria 
und St. Michael in Hof gefehenft. Nun erhoben die Bermandten 


desfelden Anfprüche dagegen. Abt Wallfried brachte fie jedoch zur 


friedfihen und urkundlichen Entfogung nuf diefelben (13. März 
1225) vor den Zeugen: fung, Borfteher (Rector) des Filial⸗ 
kloſters St. Michael, Liupold, Spitalmeifter daſelbſt, die Nitter: 
Herr Remboto, Herr Dietrich Jotſchan, Konrad von Berg (de 
Monte), Hartmann der Richter, Chuno der Mauthner ?). 
3. 1225, Von Hartberg ſcheint H. Leopold na Graͤtz 
a en gezogen zu ſeyn; hier war der Biſchof von Neutra 
im Namen des Ungarnkönigs Andreas erfchienen, 
und friedliche Ausgleichung gefchloffen worden, vorzüglich wegen 
des Schloffes Pinta, von welchem der Herzog die Beweiſe vor- 
legte, daß dasſelbe auf feinem Landesboden und nicht auf ungaris 
fhem erbaut worden fey °). Bon hier weg machte Herzog Leo- 
pold Anftalten zur Nedfe nach Italien, mo er am 22. uni 1225 


am Hoftage zu St. Germano erfhien %. Hier wurden mit K. 


Friedrich II. alle nöthigen Unterhandlungen gefchloffen zur Ver—⸗ 
ehelichung des Prinzen und deutfchen Königs Heinrich VII. mit 
Margaretha, Tochter de8 Herzogs Leopold, welche auch am 1. 
Rovember 1225 auf das feierlichfte vollbracht worden ift *). Ebenſo 
iſt in dieſem Jahre Konſtantia, die dritte Tochter des H. Leopold 
it Heinrich, Markgrafen von Meiffen, verlobt, die VBermählung 
jedoch erft im Jahre 1234 vollzogen worden °). Hierauf folgte 


1) Dipl. Styr. I. 306 —307: „Datum apud Hartpach auno 1225. XIV. 


Kal. Februarii. 
2) St. Lambrechter Saalbuch: „Miles Perngeras — dus praedia in Payer- 
dorf ecclesiae 8. Mariae.et 8. Michaelis in Hove. 

3) Fejer, Cod. Hang. II. II. 9—10: „Aeta sunt haec apud Graez per 
Do. Nitriensem Episcopum vice regis et Duoe Leopoldo praesente 6. 
Junii — Castrum in Pinka aedificatum paratus est dux in praesentia 
regis probare in Dominio suo esse. 

*) Ughelli, Itul. Saor. anno 1225. Richard de S. Germano. 
5). Abb. Ursperg. Chron. Mellic. Claustronsob. Garstens. und Chron. Leob. 
Anno 1225. 


6) Echrötter, II. 314. 


Herzogen· 3. 1192—1246 m. Chr. 103 


im Jahre 1226 die Bermählung des jungen, Ießtgebornen Sohnes 
und Herzogs Briedric mit Gertrude, Prinzeffin von Braunfchmweig, 
weiche aber fchon nad zwei Monaten geftorben ift (17. oder 19. 
April 1226). Noch in diefem Jahre nahm dann Friedrich eine 
zweite Gattin, Sophia, Zochter des gricchifchen Kaiferd Theodo⸗ 
rus Laskaris, Schwefter der ungnrifchen Königin Marin. Aber 
fon im Jahre 1229 hatte er ſich wieder von ihr ſcheiden laſſen, 
und bald darauf die dritte Gattin, Agnes, Zochter des Herzogs 
von Dieran, genommen '). Zu gleicher Zeit begab ſich Herzog 
Leopold mit feinem Schwiegerfohne, dem römifchen König Hein 
sid VII, durch Tirol nach Stalien zu dem nach Cremonn aus: 
gefchriebenen Hoftag. Während er in Trient, durch die Empö⸗ 
rungen der Bewohner um Verona mehrere Wochen zurüdgehal- 
ten, weilte ?), empörte fich in Defterreich fein zweitgeborner Sohn, 
Heinrich, der Oraufame zubenannt, mit welchem er wegen unges 
ftümer Forderungen eineg eigenen Erblandes ſchon lange zerfallen 
war. Der Sohn verjngte die eigene Mutter, Theodora, aus dem 
Schloſſe zu Haimburg, und begann eigenmäcdhtig im Lande zu 
falten. Jedoch Herzog Leopold, ſchnell herbeigeeikt, unterdrüdte 
ihn fogleich mit Wnffengewalt, und reichte ihm gütig die Hand 
zum Brieden und zur Verſöhnung. Heinrich aber genof des Da- 
terd Huld nicht mehr lange; er ftarb am 29. Februar 1228, und 
bald nach ihm feine Gemahlin Agnes (oder Richardis), und ließ ze". 
die einzige Tochter Gertrude einem fpäteren traurigen Geſchich 
vorbehalten 3). — Schon im April diefes Jahres 1236 hatte K. 
Friedrich IL. dem Stifte St. Paul einen Majeftätshrief mit Be- 
ftätigung aller Beſitzungen und Rechte, und darin aud) das Me- 
taffregale auf Stifdgründen in Kärnten und Steiermart uf Sil⸗ 
ber, Blei und Eiſen ertheilt *). 


Wir mögen bemerken, wie daß Erzbiſchof Eher: * ie 
hard II. thätiger nis alle feine Borgänger faft in bed Gezbifä ber 
iedem Jahre feinen ungemein ausgedehnten Sprens tes: Bistums 2a- 


. u 
gel bereifet und felbft in dem entfernteften Drten, zer su Sans, ee 


wie zu Hartberg, firchlihe Verſammlungen gehal- Biſchof. 


1) Schrötter. II. 318. 
2) Godefr. Colon. und alle übrigen Chroniken anno 1226. an 
3) Schrötter. II. 319—325. u 

%) Urkunden des Sohanneums. hi 


104 Steiermark unter den Babendergiſchen 


ten habe. Don den geiftlichen Bedürfniffen und von den Mitteln, 
. diefelben bei fo zahlreichen gläubigen Bewohnern‘ zu befriedigen, 
hatte er ſich dadurch vollkommen belehrt, und in dieſer Ueberheu⸗ 
gung erhob er mit ſeltener Großmuth die biſchöflichen Stifte in 
Chiemſee und auf Seckau. Er ſah jedoch Bald ein, daß hierdurch 
noch nicht, weder Zweck noch Mittel volftändig erreicht feyen '). 
Er eröffnete daher dem’ Papſte Honorius TI. fein nenerliches 
Vorhaben, auch noch zu St. Andrä im Lavantthale ein drittes 
Bisthum zu gründen. Bon Rom erließ man an den Bifchof zu 
‚Breifingen und an die Uebte zu Salmannsweil und H. Kreuz apo- 
ſtoliſche Aufträge, des Erzbiſchofs Vorhaben zu prüfen und alle 
Berhältniffe, vorzüglich gegen das ſchon im Jahre 1212 zu Gt. 
Andrä unter dem erften Propften, Friedrich Schralle, eingefeßte 
&horherrenftift zu unterfuchen. Der Bericht diefer apoftolifchen 
Commiſſaͤre lautete volfommen zum Preife des erzbifchöflichen Vor: 
habens. Hierauf murden an Drt und Stelle fogleich alle nöthis 
gen Einrichtungen getroffen, und Ulrich, der gelehrte und thätige 
‚Pfarrer zu Hnus, im obern Ennsthale, als erfter Bifhof von 
Lavant benannt (10. Mini 1228). Die feierliche Weihung gefchah 
zu Straubing, in der anfehnlichften Berfammlung, vor: Herzog 
“ Leopold von Defterreih, Berthold, Herzog von Kärnten, vor den 
Bifhöfen von Würzburg, Bamberg, Paſſau, Regensburg, Augs- 
‚ burg, Chiemfee und Seckau (14. Mai 1228). Dem neuen Bifchofe 
gear eine eben fo befchränfte Diözefe angemwiefen, wie dem Bifchofe 
zu Seckau, und zwar fo, daß fie in Kärnten die Pfarre zu St. 
Andrä, Lavamund und Unterdrauburg mit ihren Kapellen, aber 
auth mit den. Pfarren am Remſchick, St. Peter bei Lindendurg, 
St. Martin im Sulmthale und zu Grofflorion, — einen: Theil 
der Steiermark in fich begriff ?\. 


8. Pa Gate Zu Anfang des Jahres 1227 mar Herzog Leo: 
großes Sunbgericht Hold in Steiermark. Am 17. Februar ſaß er in 

zu Grat. der Kirche St. Kunigunde am Leech zu Gericht, 
umgeben von den Hochedeln und Edeln des Landes: Gebhard 


2) Considerans, quod commissi sibi gregis multitudo adhuc indigeat ulte- 
rius cura pastoris, cum ipse propter viarum pericula vix valeat totam 
dioecesim visitare ! 

'8) Chron. Osterhovens. ap. Rauch. anno 12286. — Abb. Altah. Oeffele. 
I. 668. Annis 1226—1228. — Chron. Salab. — Per. I. anno 1226 

— Anno millesim. Ossiacens. p. 26—27. — Meichelbeck, Hist. Fries. 
HP. I. 2. — Tangl, Reihe der Bifchöfe von Lavant. p. 58—59. 


Herzogen. 3. 1192—1246 m. Er. 106 


son Sonne (Nobilis), Utrich und Lintold (Nebiles) von Peckau 
(Beka), Habmar und Heinrich, Brüder von Kuenring, Kolo von 
Truchſen, Dtto von Traberg, NReimbert von Mureck, SHertu 
von Drt, Wulfing von Gtubenderg, Albert von Rohitſch, Ber 
thold, Truchſaͤß von Emmerberg, Rudiger, Marſchall von Plan⸗ 
fenwart, Ortolf von Stretwich, Ernft von Teufenbach, Dtto und 
Albert, -Bräder von Stretwid, Otto und Konrad, Brüder von 
Bfaffendorf. Er nahm da zu Brief und Sigill den Vergleich zwi⸗ 
ſchen dem Stifte Sedau und den Brüdern Liutold und Ulrkch 
son Wilden, in welchem der Propf von Sedau die Anfpräde 
der Wildoner nuf das Gut Gobernig wit 50 Marken Pfennige 
nbfertigte, die genannten Edelherren aber die Bogtei darüber bes 
hielten '). Diefes Gut hatte ein Blutsverwandter, Leufried der 
Wildoner, dem Stifte Seckau ſchon vorlängft gefchenkt, aber der 
Bater und Bruder desfelden mit Gewalt vorenthalten. Die Ueber: 
gabe verbürgten die genannten Brüder jet mit einer eigenen Ur: 
funde vor den Zeugen: Gundaker und Marquard, Brüder von 
Baumlirden, Ernft von Eppenftein, Konrad von Wildon, Kon- 
. rad von Moura, Leutfried von St. Stephan, Ulrich von Obdach, 
Ortolph von Stretwich, Siboto von Reichenfels, Dtto von Lichten⸗ 
ftein, Friedrih von Obdach, Gorung von Judenburg, Ulrich von 
Walterjtorf u. o. a. 2). 


Bon Graͤtz eilte Herzog Leopold nad Aachen „ „Il wären 
zur glänzenden Krönung feiner Tochter Margare⸗ bei der 
ner Tochter, Ih yes 
tha, (28. März 1227) wo alle Edeln und hervor» — IS: 
ragenden geiftlichen und weltlichen Bürften in Glanz "nie. 
und Herrlichkeit anmwefend waren 3). Am 18. Mai 
hierauf war Papſt Honoriusg II. zu Grabe gegangen. Ihm folgte 
im achtzigſten Jahre feines Lebens Papſt Gregor IX., welcher 
den K. Friedrich II wegen ftäten Aufſchubs des geſchwornen Kreuz⸗ 
zuges dreimaf mit dem Kirchenbanne belegte, und dies der ganzen 
Chriſtenheit verkündete. Am 15. Mai war H. Leopold ſchon wie. 


1) Sohanneums = Urkunden, — Dipl. Styr. I. p. 202: „Aota sunt haoo in 
Graecz in ecclesia S. Chunegundis XIII. Kal. Martii anno 1227. — 

Auch Leopold von Gutenberg entfagte allen Anſprüchen auf diefe Befigungen 
zu Gobernich, fo daß auch vier Huben, welche Gundacher von Sandſchach 
ale Prefarien inne hatte , nach deſſen Tode dem Gtifte Sean gu ‚eigen 
gehören follten. —W 

2) Dipl. Styr. I. 209. 

3) Godefr. Colon. Anno 1227. 


106 _  Gteiermark unter den Babenbergifchen 


der in Gteiermarf, und im Stifte Admont, wo er einen Brief 
über Gerichtscommunität der Unterthanen des Stiftes Kremsmün- 
ſter gefiegelt hat '). Am 7. November 1227 war große Landtags: 
verfammlung in Marburg, und Herzog Leopold in der Mitte 
der Landesedlen Ulrich von Peckau, Aldert von Rohitſch, Ulrich 
und Liupold, Brüder von Wilden, Sriedrih von Pettau, Oer— 
hard von Krumbach, Dtto von Königsberg, Dito von Traberg, 
Liupold von Gonowitz, Berthold von Truna, Pechlin von Ziffer, 
der herzoglihe Notar Liupold und der Schreiber Wulfing (Scri- 
ba noster). In diefer Berfanmlung,an welcher auch Ebert, Bifchof 
zu Bamberg, und Ruitprand, Erzpriefter zu Völkermart, Theil ge: 
nommen hatten, ertheilte er einen großen Beſtaͤtigungsbrief den 
Karthäufern in Gairach °). 


——— Bin Am 11.NRovember war der Herzog nad) Win- 
tunden für. Sedau diſch⸗-Feiſtritz gekommen, wo er in einer zweiten 

un Amen Urkunde die Minuthdefreiung für das den Karthäu« 
fern zu Seitz bei der Stiftung gegebene Jahres-Deputat an Ei- 
fen und Salz in Steiermark beftätigte ). Hierauf begab er fidh 
mit dem Bifhof Ebert nad Graͤtz und entfchied, als erwaͤhlter 
Schiedsrichter. mit dem Erzbiſchofe von Salzburg, die Streitig- 
feiten des Hochſtifts Bamberg mit dem Herzog Bernhard von 
Kärnten, welcher hierauf den Bifchof Eckbert mit dem Schloffe 
Werdenberg belehnen mußte, 17. November, 1227 vor den geifte 
lichen und weltlichen Herren, den Bifhöfen Rudiger von Chiem- 
fee und Karl von Sedau, Markgrafen Heinrich von Ssftrien, den 
Grafen Hermann von Ortenburg, Wilhelm von Huneburg, und 
fehr vielen Landesedlen %). Ber falzburgifhe Erzbifhof Eher: ' 
hard II. war in diefem Jahre wieder in die Steiermark gekom⸗ 
men. Am 21. Februar entfchied er in Pölg (datum apud Pelsa) 
den abermaligen Streit zwifchen dem Stifte Sedau und dem Pfar- 
rer Hartmann. von Vonſtorf, um die Kapelle in Schönberg. Die 
Berhandlung darüber gefehah vor den Biſchöfen Rudiger von Ehiem- 
fee, Karl von Seckau, Ulrich von Lavant (Electus), Bernhard 


2) Pachmayr. p. 106. 
»") Dipl. Styr. 1I. 140—141: „Acta sunt haeo anno 1227. VII. Idus Non. 
#... ja Foro nostro Marchpurch. 
3) Johanneums⸗Urkunde. Datum Feistriz. 
%) Ludewig, Soript. Bamberg. p. 1141. — Lünig, Reichsarchiv. Spioileg. 
Ecoles. II. 30. Actum apud Graza XVII. Nov. 1227. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 107 


Bropft von Frieſach, vor den Pfarrern: Eberhard von Bölg, 
Meifter Ludwig von Kirchheim, Wezilo von Dettingen, und bor 
den Edelherren, Kuno (Senior) von Butrat, Gottſchalk von Rei- 
ded, u. a. ſalzb. Minifterinien. Wahrſcheinlich begab er fich auf 
diefer Reife auch zu dem im Lande eben ammefenden Herzog 
Leopold. Denn in diefem fahre, in Gegenwart des Erzbifchofes 
und vor Karl, Bifhof zu Sedau, Ulrich von Peckau (Nobilis) 
Otto von Truchſen, Hadmar von Kuenringen, Berthold von Maus 
erbach, u. v. a. entfchied.; der Herzog den Streit zwifchen den 
Brüdern Otto und Hermann von Kindberg und dem Stifte Ad» 
mont um ein Gut zu Perchach, welches laut den Handveſten ſchon 
über 60 Jahre im ftiftifchen Befige geweſen if. Admont mußte 
mit 12 Marten Geldes die Anfprüche der Kindberger abfertigen '). 
In diefe Zeit gehört noch ein anderer Streit des Stiftes Admont 
gegen Konrad von Wildon, welcher die bedeutenden Befißungen 
des Stiftes in der Gams bei Stein; angefprochen, gemaltfam an- 
gegriffen, und nuf admontifhem Grund ein Haus auferbaut hatte. 
Der Streit war bis an den Landesherzog gediehen, auf deffen 
Urtheil jenes Gebaͤude wieder abgebrochen werden mußte. Nun 
mußte Leopold von Wildon, als Vogt und Hofrichter der ftifti- 
ſchen Befitungen zu Game und Srieland, in einer eigenen Urkunde 
die Umgränzung des. dortigen nömontifchen Herrſchaftsgutes befe- 
fligen, und von den anwefenden Zeugen: Engelfchalt und defien 
Sohn Babo von Wildon, Hermann von Wildon, Friedrich von 
Stiffen, Berthold von Mourſchach, Marquard von Wildon, Kon: 
rad Wolf von Wildon (Lupus), Ruger von Premftätten, Gu⸗ 
dacher, nömontifcher Propſt zu St. Martin, Gudacher, Amtmann 
(Offieialis) von Admont (De Agmonda), befräftigen laſſen °). 
Dem Stifte zu Seckau verficherte Liebold von Gutenberg und 
fein Bruder Ulrich den gewiſſen Befig einiger Güter in Gober⸗ 


1) Archivsurkunde. A. 17.: „Aotum est anno 1227 in praosentia Domini 
Eberhardi II. Salsburgensis Archiepisoopi , apostolicae Sedis legati.““ 


=) Archivsurkunde T. 53: „Super praedio in Gaemza. Termini sunt hi: 
Bicnt ascendendo via a domo illa, quam super praedio injaste sibi 
vendioato aedificaverat, et ex praoceptoe Domini Ducis est destructa, 
usque ad montem, gui dioitur Grim, a monte illo usque ad distisotio- 
nem viarum, ubi infessus est lapis marginalis ; a lapide illo usque ad 
aliam lapidem marginalem, qui infossus est apud paridem Meinhardi; 
& lapide illo usque ad duas ripas Gamz et Muolpach, inter venas ri- 
parum illerum sursumusgue super pyarvam alpem, ah illa alpe sur- 
sum sicut discernant guttae imbrium usque super magnam alpeom, 
ab alpe illa sursum usque ad Vilzwos, a loco illo directe unuue aA 
mejorem Lasnize. ° 


108 Steiermark unter den Vabenbergiſchen 


nitz, welche von ihren Aeltern demſelben waren geſchenkt worden, 
ungeachtet Gundaker von Landſchach einige derſelben zum Lehen⸗ 
beſitz inne hatte. 


BR ER ahrt In diefe Zeit fiel auch der nbenteuerliche Zug, 
des Diäters Ulcih welchen Ritter Ulrich von Lichtenftein, nid Königin 

von kichtenſteim. Venus durch Friaul, Kärnten, Steiermart und 
Defterreich bis an die Gruͤnzen Böhmens machte, allerorten rit- 
terlich turnirte, wozu er fich von Benedig im Prunke der reichten 
ritterlihen Nüftung und Kleidung und umgeben von. einem zahl: 
reichen Hofftante und Gefolge erhoben hatte. Voraus ließ er durch 
alle Lande: folgende Aufforderung bringen: „Die werthe Königin 
„Venus, Göttin über die Minne, entbiethet allen Nittern, die zu 
„Baumgarten und zu Friaul und zu Kärnten und zu Steier und 
„zu Defterreich, zu Böhmen, gefeflen find, ihre Huld und ihren 
„Gruß, und thut ihnen fund, daß fie um ihre Liebe zu ihnen fah- 
„ren will, und mil fie lehren, mit wie gethanen Dingen fie wer: 
„tHer rauen Minne verdienen oder erwerben follen. Sie thut ihnen 
„Lund, daß fie ſich hebet des naͤchſten Tages St. Georgen Enge 
„aus dem Mieer zu Dieifters, und will fahren, big fie zu Böheim, 
„mit fo gethanen Dingen: wel Ritter gegen fie kommt, und ein 
„Speer wider fie entzwei fticht, dem gibt fie zum Lohne ein gul- 
„den Bingerlein, das fol er fenden dem Weide, dieihm die Liebfte 
„ift. Das Singerlein hat die Kraft, welcher Frau man es fendet, 
„die muß ihm defto fcehöner feyn, und muß fonder Falſch minnen, 
„den, der es ihr gefandt. Sticht meine Frau Venus einen Ritter 
"nieder, der fol an vier Enden in die Wett ringen, einem Weibe 
„zu Ehren. Sticht aber fie ein Ritter nieder, der fol alle die Roffe 
„haben, die fie mit fich führt. Sie führt des erften Tages zu Ter⸗ 
"vis, des andern Tags an den Plat, des Zten zu Setſchin, des 
„äten zu St. Ulrich, des 5ten zu Clemeun, des 6ten zur Clauſe, 
„des Tten zu dem Thor, des Sten zu Villach. Da liegt fie den 
„Iten Tag ftille, des LOten Tages zu Feldkirchen, des 1iten zu 
«St. Beit, des 12ten zu Frieſach, des 13ten zu Schäuflich, des 
„i4ten zu Judenburg, des 15ten zu Chnütelfelde, des 16ten zu 
„Leoben, des 17ten zu Kapfenberg, des 18ten zu Mürzzufchlng, 
des 19ten zu Glocknitz, am 20ften. bleibt fie dn den ganzen Ing. 
„Am 2iften ift fie zu Neunkirchen, am 22ften zu der Neuenftadt, 
„am 2äften- zu Dreskirchen, am 24ften zu Wien, Am 25ften bleibt 
„fie da liegen, Am 2öften ift fie zu Neumburg, am 27ften zu Ni⸗ 


Heryogen. I. 1192—1246 n. Chr. 109 


„ftelbach, nm 28ften zu Feldberg, am 29jten ift fie an der Tynn 
„zu Böheim. Da hat ihre Fahrt ein Ende. Sie will auf der Fahrt 
‚ihr Antlig, noch ihre Hände Niemanden fehen laſſen; fie mil 
„nuch wider Niemand ein Wort fpreden. Sie gebietet von dem 
„Tage ihre Fahrt ein Ende hat, am achten Tag einen Turnez zu 
„Neumburg. Welcher Ritter ihre Sahrt vernimmt, und gegen fie 
„nicht kommt, den tut fie in der Minnen Acht und in allen Gu⸗ 
„ten Weide Aechtung. Sie hat ihre Herbergen darum alle ange⸗ 
„ſchrieben, daß ein jeglicher Ritter wiſſe, wann oder wo er gegen 
„fie kommen fol, daß es ſich ihm zum Beſten füge.“ Diefe ritter= 
liche Fahrt ward ſodann wirklich vollbracht. 
Die Zeitverhaͤltniſſe und kluge Vorſicht fuͤr die 3. 1228. 


3b. Eberhart II. 
Zukunft veranlaßten den Erzbifhof Eberhard II. * bie Rechte zwie 


am 12. Mani 1228 einige neuere Anorönungen und un "an eite w 
Beftimmungen, über. die Rechte des Bifchofes zu Sedau "fh. 

und des Chorherrenkapitels dnfelbft in einer Urkunde zu befeftigen. 
Er ordnete daher an: „daß Bropft und Kapitel zu Sedau auf 
"die Wahl eines jeweiligen Bifchofes zu Seckau fich keinerlei Necht 
„anmaffen dürfen, fondern diefe Wahl, jedesmal vor dem Hody- 
„ftiftslapitel vorzunehmen, fol einfach und von Rechtswegen nur - 
„ung and unfern NRachfolgern zuftehen. Jeder Ermähite hat vor 
„der bifchöflihen Weihung vor unferem Kapitel ung ftäte Ireue 
„und Huld zu ſchwören. Iſt der falzburgifhe Metropolitenfig 
„erledigt: fo hat fich ein Bifchof zu Seckau nuf keinerlei Weife 
„einzumifchen in die Ermählung eined Erzbifchofes. Seierliche 
„Gottesdienſte in der Kathedralkirche zu Salzburg darf ein Se⸗ 
„ckauerbiſchof nur auf Einladung des Hochſtiftskapitels, ſonſt unter 
„keinerlei Borwand eines Nechtes halten, außer, oberhirtliche Pflich⸗ 
„ten, welche er aber nur an Unſerer Statt bei Unſerer Abweſen⸗ 
„heit und auf Unſern ſonderheitigen Befehl vollführen darf. Ent- 
„ſcheidungen von Angelegenheiten, welche in Unſerer Abweſenheit 
„nach gemeinem Nechte nur dem Hochftiftsfnpitel zuftehen, hnt er 
»fich außerhalb feiner Diözefe keineswegs zu unterwinden. Wir 
„wollen auch, daß zufolge der niten Gewohnheit ſowohl öffentlich, 
„als in privaten Berhältniffen der fnlzburgifche Dompropft wegen 
„Anwefenheit des Sedauerbifchofes oder der von Uns ermählten 
„Biſchöfe niemals von unferer Seite getrennt werde, fondern der 
„Dompropft ſoll dann jedesmal Uns zur Tinten Seite, der Bilchaf 


110 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


„zu Gurt aber und die übrigen nach dem Alter jedes Bisſsthums 
„zu unferer rechten Seite Pin nehmen '). 


Am 17. Nov. 1228 erhielt das Karthäuferftift 
zu Gairach einen ausgedehnten Schirmbrief vom 
Bapfte Gregor IX., worin freie Aufnahme von Rovizen, Zehent- 
befreiung von allen Stiftsgründen vor dem allgemeinen Concilium, 
Derboth der Anfiedlungen anderer geiftliher Orden auf eine Entfer- 
nung von einer halten Meile umher, Steuer» und Gerichts⸗ 
freipeit, Sreiheit von nem Zwang bei einem Concilium oder ei» 
ner weltlichen Verſammlung zu erfcheinen, freie Priorswahl ohne 
Einmiſchung eines Biſchofes verſichert wurden ?). 


J. 1228. 
Urkunde fürGairach. 


Angelsienbäten ber Zu Neuftadt und in Gegenwart des Herzoges 


Ay du Rein um und Leopold (1228) ſchloß dns Stift Nein den Kauf 


rm eek von Gütern zu Rohr und Widersdorf in Defter- 
das —— reich mit Wikard von Toggenburg mit Zuſtimmung 

des Lehen- und Grundherrn derſelben, Otto von 
Lenzenbach, Vogt zu Regensburg, welchem für die Einwilligung 
und Verzichtsleiſtung auf fernere Anſprüche zwanzig Pfunde Wie⸗ 
nergeldes gegeben werden mußten. Wulfing von Stubenberg, im 
Begriffe mit K. Friedrich II. den Zug ins heilige Land zu thun, 
ſtellte dem Stifte Nein die Vogtei über die Guter zu Raͤddenberg, 
welche ſeine Aeltern geſpendet hatten, mit Zuſtimmung der Her⸗ 
zogin Theodora, wieder heim °). Im Laufe des Jahres 1228 
wurde ein ungemein langmwieriger und erbitterter Streit zwiſchen 
den Stiften Admont und St. Beter in Salzburg zur endlichen 
Entſcheidung gebracht. Wir haben im Laufe der Gefchichte er⸗ 
zähft, wie K. Heinrich II. (7. December 1005) dns Herrſchafts⸗ 
gut Adamunta im Admontthale, damals im Ennsthalgaue und in 
der Grafſchaft Adalberos (von Muͤrzthal und Eppenftein) gele⸗ 
gen, dem Salzburger Dberhirten Hartwick mit der Bedingung ge: 
geben habe, daß es nach feinem Tode dem Stifte St. Peter zu 
Eigen bleiben ſollte. Hartwicks Nachfolger behielten aber dies 
But bei dem Hochftifte, ohme dem Stifte St. Peter einen Erfat 
dafür zu geben. Einen Theil desfelden verwendete Erzbifchof Geb⸗ 


— 





2) Dipl. Styr. I. 203 — 204. 307 — 308. Anno 1228. Datum Salsburch 
IV. Idus Maji. . 
2) Dipl. Styr. II. 157. — Johanneums⸗urkunde. 


3) Stift Reiner Urkunde. 


Berjogen. 3. 1192 — 1246 u. Chr. 111 


hard zum Baue und zur Dotation des Stiftes Admont. Die er⸗ 
ſten Anſprüche erhob nun Balderit I., Abt zu St. Peter (J. 
1125— 1447), und erhielt von dem Erzbiſchofe Konrad I zum Er⸗ 
füge andere hochftiftifche Güter im Pongaue, zu Duhufen und am 
Berge Hegil bei Salzburg (12. Zuni 1143) und die Urkunde dar» 
über auf der Beite Werfen in Gegenwart des Gurker Biſchofs 
Roman I. und vieler Edelherren. Weil aber der Erzbifchof diefe 
Güter als Erfag für den Theil der Herrſchaftsgüter Admont, 
welchen er als unter den Hochſtiftsgütern rüdbehaften gefunden 
habe, bezeichnete '), fo ergriff Abt Heinrig I. (J. 1147—1169) 
neuerdings die Beranlaffung, von dem Abte Gottfried I. zu Ad» 
mont Erſatz für die andere, bei dem Baue und der Dotation fei- 
nes Stifte® verwendete Hälfte des Gutes Adamunta zu begehren. 
Der Abt Sottfried Iehnte den zugemutheten Erſatz ad, und wies 
dns Stift St. Beter an den Erzbifchof Eberhard I., ließ die Sad. 
fage durch den Gurkerbiſchof Roman I. nochmals erheben, deffen 
Aeuferung dns Endurtheil begründete: daß bereits der Erzbiſchof 
Konrad I. für die Handlungen feiner Borfahren, Gebhard und 
Zhinno, dem Stifte St. Peter Senüge gethan habe; und daß folg- 
lich alles, was jene frommen Erzbifchöfe (viri religiosi et sancti) 
dem Stifte Admont im Admontthale gegeben hätten, demfelden un⸗ 
angefochten zu verbleiben habe °). Nun Hlieb faft durch 50 Jahre 
Nuhe. Um dag J. 1211 foht Abt Simon von St. Peter (J. 
1199 — 1231) den Befiß des admontifhen Gutes zu Mukernau 
im Snufale an, und — zurüdgewiefen — forderte er neuerdings 
Erſatz für die andere Hälfte de8 Gutes Adamunta, und gerechtes 
Urtheil fogar vom npoftofifchen Stuhle. Bapft Innocenz III. be- 
fahl Unterfuhung und Entfcheidung dem hochftiftifhen Dompropfte 
Albert und dem Abte zu Raitenhaslach, Berthold, deren Schied⸗ 
fpru auf einer Berfammlung in Kuchel (13. November 1211) 
den Streit nicht endete. Erft am 18. Sänner 1229 wurde Die 
Sache nusgetrngen — in Admont felbft, wohin Abt Simon von 
St. Peter, Bernhard, Propft von Friefah, Ivo, Pfarrer zu 
Hallein zu diefem Zwecke gefommen waren. Abt Simon Ieiftete 
Verzicht auf alle weiteren Forderungen wegen Adamunta und Mu- 
kernau, und verpönte darob fich, fein Stift und alle feine Nach⸗ 


Y) Chron. novissimum 8. Petri. Dipl. 1143. p. 217. _ 
2) Archiosurtunde P.P. 13. — Gaalb. IV.59—61. — Sarah, I. IR— IR. 


112 Steiermark unter den Babenbergiichen 


folger mit 300 Pfunden Geldes. Dafür bezahlte Admont an dns 
Stift St. Peter ein für nlemal 50 Pfund Salzburger Münze, 
und dies vor Gundaker, dem. Prior und der verfammelten Kapi- 
teldgemeinde des Stifte '). 0 


Die ne Mora Zu Ende diefes Jahres (20. Nov. 1229) ſtarb 
« und Sedau. dann der Abt Wilpoto von Admont. Ihm folgte, 
von Buren berufen, Abt Berthold I., fchon ſeit 1217 Abt zu Mi- 
chelbaiern, ein wegen hoher Gelehrſamkeit vielberufener Dann *). 
Am 25. December 1228 befuchte auf der" Vifitntiongreife Bifchof 
Karl von Seckau das Chorherrenftift zu Borau, und weihte in der 
Etiftskirche zwei Altäre zur Verehrung des hi. Kreuzes und des 
heil. Jakobs. Bald darauf (A. Behr. 1229) farb Propſt Hein- 
rich. Den Rrummftob zu Vorau erhielt Propft Pernold ?), Die 
Brüder Leutold und Ulrich von Wildon ftellten um diefe Zeit dem 
Ehorftifte zu Seckau nlle Güter zurüd, welche einft ihr Blutsver⸗ 
wandter Leutfried demfelden gefchenkt, ihre Bruder Hartnid aber 
bis zu feinem Tode gewaltfam vorenthalten hatte. Zeugen dabei 
waren; Gundacher und Markward, Brüder von Bnumtirchen, Ernft 
von Eppenftein, Konrad von Wildon, Konrad von Mura u. v. a.— 
Dominikaner waren in Pettau ſchon in der erften Hälfte deg XIU. 
Jahrhunderts gegründet; denn in der Studeniter Urkunde vom 
Jahre 1237 erfcheint neben Friedrich von Pettau als Zeuge auch 
Frater Grifo de ordine preadicatorum. 


6. Nepal am kurt. Herzog Leopold von Defterreich war bisher 
en Denia in allen hochwichtigen Angelegenheiten des Kaifers 
ea Een tl in Deutfchland und Sstalien wit unerfchütterlicher 

Anhänglichkeit, mit Weltklugheit und Kraft an deffen 
Seite geftanden ; weßwegen auch die beiden erlauchten Fürften- 
jtämme durch dns Eräftigfte Band der Verehelichung des Kaifer- 
fohnes Heinrich VII. mit Margaretha von Defterreich noch inni⸗ 
ger verbunden worden find. Gegen Bannfluch und Anfchuldigun- 


gen des Papftes vertheidigte fich der Kaifer fchriftlih. Er Hatte 


2) Archivsurkunde P.P. 2. 3. 4. 12. 13. 14. — Chron. novissim. 8. Pe- 
tri p. 217. 262. 263. — Saalbuch IM. 103. 128 — 129. 143 — 144. 
193 — 194. 

2) Necrolog. ©. 543. 544. 581. — Gaalb. III. 36. — Chron. Admont. 
Anno 1229. Pag. II. 210, 

3) Caesar, Annal. Styr. II. 140-143. 


Herzogen. 3. 1109-1246 n.- Chr. 113 


1228 im März einen Hoftag nach Ravenna ausgefegrieben, mMo- 
hin auch Herzog Leorofd und der unermüdete Metropolit Eber- 
hard II. von Salzburg zogen; jedoch vergeblich in Benedig harren 
und wieder heimkehren mußten, weil die nufgeregten Veroneſer 
und Lombarden afen Durchzug Bertveigerten '). Biernuf wohnte 
Herzog Leopold mit Herzog Bernhard von Kärnten, Otto Herzog 
von Meran, Heinrih, Diarkgrnf von Andechs und noch vielen ande. 
ren Hohen und Edeln des Weiche der feierlichen Wehrhaftmachung 
Otto's, des Sohnes Herzogs Ludwig von Baiern, am 14. Mai 
1228 in Straubing bei. Die Linheimiſchen Chroniften wollen miffen, 
daß Herzog Leopold hier in die höchſte Gefahr, fein Leben durch 
Gift oder Dolch auf Anftiften feines ergrimmten Sohnẽed Heinrich 
des Grauſamen zu verlieren, gekommen fey 2). Im Auguſt hierauf 
befand ſich Herzog Leopold in Balern und indbefondere am Hofla- 
ger feines Schwiegerfohnes, des deutfchen Königs Heinrich VII. Auf 
dem Hoflager zu Eflingen 28. Auguft 1228 zeichnete diefer den 
hochverdienten Herzog und alle feine Nachfolger mit einem Dinje- 
ftätshriefe aus, der ihnen folgende außerordentliche Vorrechte zu⸗ 
erfannte: „Ber Herzog von Defterreich und Steier ift befugt, 
„Reichslehen von geiftlichen und weltlichen Fürften überall zu neh- 
„men, ſelbſt wenn auch wegen dringender Zeitumftände die Ein- 
„willigung des Neichsoberhnuptes noch nicht erfolgt wäre; der 
„öfterreichifehe Herzog darf feine Belehnung zu Pferde empfan- 
„gen; auf dem Serzogshute darf er dns Dindem mit dem Kreuze 
„der Krone des römifchen Königs tragen, und nlle, bisher erwor⸗ 
„benen Rechte und Freiheiten, Gnaden und guten Gewohnheiten, 
„wie auch alle künftig noch vom Kaifer und Reiche zu erwer« 
„benden follen ſowol nuf der Perſon der Herzoge, als auch auf 
„ihren Ländern haften ).“ 


Sm Jahre 1227 war K. Friedrich II. duch zes u. und 
die itnlienifchen Angelegenheiten. und durch Krankheit Du GreyorX m 
verhindert, mit dem in Sstalien ſchon verfammelten die euhe Dherkurg 
Kreuzheere nach Paläftinn nufzubrechen. Seht, im 


Jahre 1228, verlangte er als Breis feiner Anftrengungen und 


?) Conrad. Urepergens. Anno 1228. 
2) Chron. Australe. Anno 1228. 


3) Lünig, Reichsarchiv. p. 6. — Vitus Arnpek. Pez. I. 1207. — Scrättex, 
II. 213 — 237. vertheibigt diefe von Lünig für wumeht archalteor Wrtonte. 
— Boehmer, Regest. Imper. 200. — Chron, Gottwio, 1. 88. 


Selb. d. Steiermark. — V. Bd. 8 


114 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Gefahren, das h. Land ſelbſt zum Befite, nahın, zum rolle des 
Papſtes Gregors IX., den Titel eines Königs von Jeruſalem an 
und 309 nad) dem Driente. Der eben nicht günftige Erfolg der Waf⸗ 
fen. der Kreuzfahrer, wohl erkluͤrbur aus den durch Gregors Aufrei- 
zungen unter denfelben entſtandenen Uneinigkeiten und die aus der- 
feiden Duelle entfpringenden Vorgänge in Stalien, befonderg in Apu⸗ 
lien, bewogen aber den unermüdeten Kaifer, mit dem Sultan von Ae- 
gypten, Malek el Kamel, einen fechzehniährigen Waffenſtillſtand zu 
fließen , um dadurch die heilige Stadt, Bethlehem, Nazareth u. 
Sidon zu behaupten und fchnel nach Europa wieder zurüdzu- 
kehren. Denn PBapft Gregor IX., welcher die Handlungen des Kai- 
fers als Für die Chriftenheit nachtheilig und ſchimpflich anſah und 
erklärte, verband fich mit den Iombardifchen Städten, rief die deut. 
ſchen Fürften, und unter diefen insbefondere den Herzog Leo. 
pold von Defterreich auf, einen andern deutfchen Kaifer au waͤh⸗ 
fen und ihre vereinten Wnffen mit ihm gegen den ercommunicir- 
ten Sriedrich zu kehren. In den beiden Ssahren 1228 und 1229 
erhielten die fteiermärkifchen Stifte auf ihre Bitten mehrere päpft- 
lihe Bullen und Briefe. Im März und am 17. November 1228 
ertheilte Papft Gregor IX. dem Stifte zu Obernburg und Seiz 
ein Beftätigungsdiplom über alle ihre. Befigungen und Nechte, 
und über befonderen npoftofifhen Schuß und Schirm aller ihrer 
Perfonen, Güter und Rechte '). 


Berfommiung in Am 7. April 1229 erwart Leopold von Wic— 


Wtue Sropolbvon don vom Erzbifchofe Cherhard n alten Grund und 


Wildon beginnt die 
Sründ. eines Chor- Boden rund um die Kirche her H. Katharina in 


a " Stainz, welcher aur Bfarre. St. Etephan jn Lemfis 
gehörte, für ein andere Gut in der Sie. GSſchwendt 
(villa apud Gswendt) um fein Vorhaben, dafelbft ein Ehorherren⸗ 
ſtift zu gründen, ungehinderter ing Werk ſetzen zu können. Die dies⸗ 
fäligen Verhandlungen wurden in einer Berfammlung zu Zeib- 
nis gepflogen ?). Sm Jahre 1225 wurde der Abt von Wein, 
Engelbert von SHelfenftein, als Abt in das Kiofter Eberaſch veru 
fen. Ihm war in Nein gefolgt Ludwig aus dem Stamme Ber 
Edelherren von Stade. Diefer hatte nach dem Wunfche der Her⸗ 
zogin Theodora im Stifte eine Kapelle zu Ehren des H. Thomas 
!) Dipl. Styr. II. p. 88. 295 — 296. 
7) Saalbudy von Stainz. 





Herzogen. J. 1192—1246 n. Chr. 115 


erbaut und gefehmüct, deren Einweihung Bifchof Karl von Seckau 
vornahm; worauf die Herzogin Theodora zur Erhaltung eines 
ewigen Lichtes in derſelben Kapelle dem Stifte Nein vier Eimer 


Weinbergrecht von den ſtiftiſchen Weingaͤrten in Algerſtorf bei Brig 
für immer nadhließ ?). 


Am 17. September 1229 war Bifhof Karl v⸗ In in 
von Seckau auf einer Verſammlung in Gleisdorf Sleiebort 
mit Otto von Erenfels, Hermann von Preiſing, Ottokar von Le⸗ 
zowe, Hugo und Heinrich nom Berge, Bernhard von Frieſach, 
Erzdincon der untern Mar. Kin gemiffer Hirzmann von Co: 
myn hatte der Kirche in Gleisdorf mehrere Fundationsgüter ge⸗ 
fpendet, welche jedoch fpäter fein Sohn, Ulrich von Comyn, ange- 
fprochen und gemwaltfam vorenthalten Hatte. Bifchof Starl hatte 
daher einen Tag nach Gleisdorf nusgefchrieben, wo die Falſchheit 
der von Ulrich vorgelegten Handveſten und fein Unrecht erkannt, 
zugleich nber auch er felbft gezwungen wurde, allen Anfprüchen auf 
die Dotationsgüter der Kirche zu Gleisdorf für immer zu entfngen 2). 
3u Ende des Jahres 1229 am 23. December beftätigt Papſt Gre⸗ 
gor IX. dem Stifte Seckau alle ertheilten Freiheiten, VBorrechte 
und Indulte, und nimmt dasſelbe unter befondern npoftolifchen 
Schuß und Schirm. Das Stift Neichersberg beſaß um diefe Zeit 
einige Süter zu Wernersdorf an der weißen Sulm. Auf diefe 
erhob Graf Hermann von Ortenburg nachdruͤckliche Anfprüche 
unter dem Borwandte fie von dem Propſte Heinrich von Reis - 
chersberg erkauft zu haben. Der Streit hierüber kam vor den 
Herzog Leopold und Erzbifchof Eberhard II., weicher vor Bifchof 
Kart von-Seckau, den. Pröpften „Konrad von Kiofterneuburg, 
Bernhard von St. Fiorian; Seivrich von Marin Saal, und Bern⸗ 
hard von Frieſach dem Eile, Neichersberg dns Beſitzrecht zuer⸗ 
tannten, und den Grafen non Drtenburg nur dag Einftandsrecht 
zufprachen für den Fall, daß dieſes Gut einmal von Reichersbers 
verkauft werden follte ®). 
| ‚In. diefem Jahre 1229 gaben Konrad von Mar- Bern 33 au 
burg und feine Söhne, Konrad, Pfarrer zu Kötfch, Mariaſaal in darn- 
die Ritter Wilhelm und Gerung dem Stifte Seh 


1) Reiner Archiosurfunde De vineis Rheinensiam in Algersdorf. 
3) Dipl. Styr. I. 308. 
3) Gub. Archiv. T. I. 1093. 


116 Steiermark unter den Babenbergifchen 


zwei Befigungen in Altgonowitz (in antiqua Gonnwiz) als Erfah 
für den Schaden, welchen die Unterthanen der Edelherren zu Freu⸗ 
denberg nuf den Alpen und gegen die Unterthanen der Karthäufer 
verübt hatten. Der Bropft Ortolph von Mariaſaal und viele Edel: 
herren machten die Vermittler, und die Sache wurde im offenen 
©erichte zu Mariaſaal abgethan, vor Neimbert von Mureck, Lan- 
deshauptmann in Steiermark, dann deffen gleichnamigem Sohne, 
vor Heinrich dem Landfchreiber, dem Schenken von Gausbach und 
mehreren Anderen ). Im Sahre 1229 Tegte Herzog Leopofd den 
Grund zu den Ermwerbungen feines Haufes im Lande Krain, in- 
dem zu Wien am 5. April 1229 durch Bermittlung ded Aglajer 
Patriarchen Berthold der Kauf der Freifingeriehen, welche dur 
den Tod des Markgrafen Heinrih von Iſtrien (1228) vom Bi: 
fhof Gerold zu Freifingen um 1650 Marten Silber erworben 
worden find, gefchloffen wurde. 


8. Beooth verfäßnt Nach feiner Rückkehr aus dem Driente fuchte 


Daft, And ‚Kaifer Kaifer Friedrich IL, in der Weberzeugung, daß er 
Germano in tatien. hei einem offenen Kriege wider den npoftolifchen 
Stuhl den Geiſt der Zeiten gegen fich habe, Sühnung und Frie- 
den mit dem Papfte. Als Vermittler feinerfeit$ wählte er vorzüg« 
lich den Herzog Leopold von Defterreich, den edefgefinnten Salz⸗ 
burgermetropoliten Eberhard IE, den Aglajer Patriarchen Ber: 
thold, den Regensburger Bifchof Senfried und die Herzoge Bern- 
hard von Kärnten und Otto von Meran. Auf des Kaifers Ruf 
mar Herzog Leopold fchon im Jänner 1230 nad Italien ge- 
‚ gangen, begleitet von Berthold Batriorhen zu Aquilein, Eber- 
hard II. Erzbifchof.zu Salzburg, Herzog Bernhard von Kärnten, 
Herzog Dito von Meran und Neimbert von Murel u. v. n. ”); 
er verhandelte in Rom zweimal perföntich mit Bapft Gregor IX. 
und brachte durch feine angeborne Friedensliebe, Ktugheit, Demuth 
und WohlredenHeit am 23. Juli 1330 die Bereinigung zu Stande °). 
Allein die ungemeinen Anftrengungen bei diefem hochwichtigen Ge⸗ 


— — — — — — un 





1) Johanneums⸗Urkunde v. Geiz. 

2) Noch vor feiner Reife nach Italien hatte H. Leopolb alle Unterthanen des 
Stiftes Viltringen in der unteren Steiermark in befonderen Schut genoms 
men: „in universis praediis suis in Marchia constitutie jura nostra ple- 
niter relaxamus -- ita videlicet, quod per judioes et defensores no- 
stros debeant tanquam praedin nostra defensari.‘‘ — Viktr. Urk, 


F.2) Schrötter, II. 237—243. — Perz, Monum. Hist. IV. 270. 


Herzogen. I. 1198—1246 n. Chr. 117 


fehäfte ') zogen ihm eine ſchwere Krankheit zu, welcher er auch 
fhon am 28. “Juli 1230 zu St. ®ermano in Apulien — zum 
tiefften Leiöwefen aller verfammelten Fürften und feiner gefamm- 
ten Länder — unterlag. Herz und Eingeweide wurden im na⸗ 
hen Kiofter zu Monte Caſſino beigefeßt; die Gebeine ließ fein 
Sohn und Nachfolger Friedrich IL. zur Erfüllung eines früher 
geleifteten Schwures nah Wien dringen, und dann in Lilienfeld 
zur Grabesruhe beifegen ?). Herzog Leopold war ein ritterlicher 
Fürft, ein Landesherr von für jene Zeit ungemeiner Bildung, und 
von den feltenften Borzügen des Geiſtes und Gemüthes, die es 
ihm möglich machten, ſich gleich groß als Fürft des heiligen deut: 
fhen Reiches und als Negent von Defterreich und Steier, fo wie 
als würdigen Zeitgenoffen feines in geiftiger Erhnbenheit unüber⸗ 
trefflichen Knifers zu bewähren. Da fein Streben dnhin ging, alle 
Willkühr zu verbannen und den Gang des bürgerlichen Lebens in 
beftimmten Geſetzen und bewährten Gepflogenheiten feftzuhntten, fo 
fammelte er die uralten Gewohnheitsrechte von Defterreich und ließ 
feide in forgfam abgefaßten Hnnöveften auch in der Steiermark 
zur Richtſchnur aufftellen ; diefe find nun aber nichts anderes, als 
der ſchriftliche Ausdruck der urgermanifchen und der altbajuvari⸗ 
ſchen, in den Ländern unterhalb der Donau und im Hochlande 
der Alpen feit der Urzeit durch die Gepflogenheit geheiligten Ned) 
te. She Seift und ihre Weſenheit ift folgende: Ä 


„Zu Berathung und Gericht über die wichtig: 5 cl orener. 
„ften Verhaͤltniſſe des innern Lebens, Leib, Ehre reis und Steer, 
„und Eigenthum — verfammeln ſich mit dem Her» 

„zoge die Vorderſten der Länder: Grafen, Freiherren, Miniſteria⸗ 
„len zu bejtimmten Zeiten in offener Schranne unter freiem Him- 
„mel und in bezeichneten Drten des Landes. Wer auf Todſchlag 
„ergriffen wird, fol auch auf Tod gerichter werden; entwifcht er, 
„fo werde er vor Kaiſer und Reich belangt. Kaifer und Reich 
„haben dns letzte Urtheil. Perfönlich fon Niemand aufgegriffen 
„und eingezogen, fondern vor die Schranne des offenen Gerichtes 
„gelnden werden. Kömmt er bei der vierten Berufung nicht, fo 
„fol er deffen, weß man ihn gefordert Hat, fchuldig erklärt wer⸗ 





1) Chron. Garst. apud Rauch. Anno 1230. „Fidelis mediator inter papam 
et imperatorem, summae pacis opifex. 

2) Hanthal. Fasti Campilil. I. 735. — Richard de 8. German, Anne 
1280. ap. Murstor. Boript. VII. 1022. — Gägitter, I. p. TINTE 


118 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„den. Erfcheint er, fo darf ihn der Nichter zulnffen, fi) aus der 
„Acht zu ſchwören, daß er drei Taidungen dem Kläger zu Recht 
„ftehen wolle, wenn ihn nieht unuͤberwindliche Noth hindere. Dann 
„foß er nber zur naͤchſten Berufung binnen 14 Tagen kommen. 
„Kommt er nicht, fo ift er der Sache und Buße verfallen. Wer 
„ſich nicht binnen 6 Wochen aus der Acht ſchwört, ift dem Rich⸗ 
„ter um 10 Pfunde, den untern ©erichten nber um 10 Schilling 
„zur Bufe verfallen. Gegen Leben und Ehre follen ein und zwanzig 
„Männer, Genoffen und Uebergenoffen des Beklagten, al$ Zeugen 
„vor der Schranne ftehen; dann gilt Tod für Tod, Glied für 
»Glied, wenn eg nicht mit Bitte, Gut und Buße an den Richter 
„nbgethan wird. Nothzuht fol nad) Landesgemohnheit gebüffet, 
„nach Recht und Ürtheil aber dem Schulderlannten an feiner Ehre 
„weiters kein Ungkimpf gethan werden. Straßenraub und Mord 
„werden durch Zeugen nach Landesſitte bemwiefen und nach Lan⸗ 
„desrecht gebüßt. Zum Beweiſe und zur Reinigung durch Zwei⸗ 
„kampf fol Niemand unter zwanzig und über fechzig Jahre ver: 
„halten und ein ſolches Gottesgericht mit Waffen nur vor dem 
„Landesherzoge felbft gepflogen werden. Stets hat der Landesherr 
„die Vorderften des Landes zu berathen. Straßenraub, Mord, 
„Diebftahl und fogenannte böſe Dinge find von den gemöhnli« 
„hen Gerichten ausgenommen, und vorbehnitene Fälle. Ererb⸗ 
„tes Eigen können Geſchwiſter nach der gefehlichen Erbtheilung 
„einander verkaufen ; deßgleichen auch beftimmte andere Verwandte 
»ohne Einwilligung der Webrigen. Leber erfauftes Eigen? fann 
„man nah Willühr verfügen. Ein Teibeigen Kind gehört dem zu, 
„welchem die leibeigene Mutter gehört oder gehört Hat. Ein Hö⸗ 
„riger (Eigenmann) fol feinem bekannten Herrn nicht vorenthnt- 
„ten, fondern zurüdgeiteltt oder mit 10 Pfunden dem Herrn und 
„mit 5 Pfunden dem Nichter gebüßt werden. Weber Leibgeding 
„(Zehen) und über Eigen (Allode) fol der Richter durch Umfrage 
„in der Gegend derfelben, bei den Ruͤckſaͤßigen, ſich unterrichten, 
„und nad) Landesgewohnheit dann richten. Kindern der erften Ehe 
„gehört das mütterliche Bermögen. Kinder zweiter Ehe erben nur 
„das dadurch herbeigebrachte Gut. Von nbgeftorbenen Kindern 
„erben die lebenden Gefchwifter. Stirbt der Mann, fo gehören 
„Eigen und Lehen der Hausfrau. Die Verjährung von ein und 
„dreißig Sahren wird durch zwei ebenbürtige Zeugen zu Eigen 
„und Gewähr und Nuten erwiefen, Wer mit Mannlehen rechten 
“will febe binnen. 6 Wochen dazu den Tag an auf feinem Eigen- 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 119 


„gute und nach des Landed Gewohnheit und Recht. Nach-deg 
„Lehenherrn Tod find die Lehen, damit fie nuf die Kinder über: 
„gehen, am gehörigen Orte und in dem dazu beftimmten Zeitraume 
„zu nehmen. Streit wegen Lehenbefit entfcheidet Eidesleiftung des 
„Vaſallen und der Hausgenoffen gegen den Zehensherrn, mit deffen 
„Zuſtimmung nHein nur Lehen vergeben werden dürfen. Will ein 
„Herr feinem Vaſallen wohl, fo gebe er ihm Burgiehen ; Lehen 
„aber für Burgiehen zu verfaufen, unterliegt al$ Betrug der Strafe. 
„Seder Allodialherr beweiſſt ſich als Lehenherr eines Gutes, wenn 
„ihm von demfelben ſtets Dienft geleitet worden ift. Lehensver- 
„jährung nach 12 Sahren wird durch zwei Hausgenoſſen erwiefen. 
„Bei Lehensempfang wird Huld und Treue gefchworen. Jeder 
„Lehenbefiter ift fendmäßig und Erbbürger. Eine Frau ift vom 
„Lehen nusgefchloffen, nußer fie thut es mit Zeugen und Hand. 
„veften dar. Eine Srau hat feine Lehenshand. Mit ihrem Bode 
„geht alles Lehen weg — und nur dag Allod auf die geſetzlichen 
„Erben über. Alle Afterlehen gehen auf den urfprünglihden Herrn 
„zurüd. Ein Vaſall, der ſtandesmaͤßig von der Heeresfahrt zu 
„Haufe bleibt, gibt als Heeresfteuer den halben Zins der &üter; 
„ein Bauer und Bürger aber gibt den ganzen Jahreszins. Wels 
„her Herr gar nicht Heeresfahrt thut, hat auch feine Heerfteuer 
„zu fordern. Grafen, Freiherren und Minifterialen ift Urbar und 
„Vogtei auf ihren Gütern ganz allein zu Eigen, nur Todesver⸗ 
»„brecher müffen nusgeliefert werden. Wer fih am Eigenthume 
„offenbar vergreift, Löft den Srevel mit iO Pfunden, und zum 
„dritten Male mit der Acht ſo lange, bis er den Schaden dem 
„Kläger gut gemacht und dem Nichter Wandel bezahlt hat. Je— 
„der Geklagte tritt mit dem Richter zuerft in die Schranne, und 
„der letzte mit ihm aus derfelben. Niemand darf während deg 
„Berichtes die Schranne verlaffen. Auch Frauen Lönnen in der 
„Schranne erfcheinen. Sie ſchwören mit zwei Fingern auf ihren 
„Brüften. In das Alterlihe Vermögen kann der Sohn mit 14, 
„die Jungfrau mit 12 Jahren eintreten. Ob Jemand ein Haus—⸗ 
„genoffe fey, wird durch Zeugenfchnft der Nachbarn, der übrigen 
„Hausgenoſſen und mit Eid bekräftigt. Kein Vaſall darf Jeman⸗ 
„den, der auf einen Hnusgenoffen Anfall thut, helfen, es möge 
„Landesherr, Graf oder Freier ſeyn. Das Necht der Münze fteht 
„allein nur beim Landegfürften. Ohne deffen Wiffen und Bewil⸗ 
„ligung darf Niemand Mauth» und Zolftätte errichten; wer es 
„dennoch thut, ſoll als Straßenräuber angeleyen werten. Baer 


120 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„von Brücden, Beften und Wehren kann allein nur der Landes. 
„herr erlauben. Indeſſen mag Seder auf feinem Allodengrunde 
„bauen, Gaden zwei Stockwerke hoch, jedoch ohne alle Befeftigung. 
„Auch Bogteien können erblich ſeyn; fie müffen nber dann bei ber 
„Theilung dem Miterben mit anderem Cute erfeht werden. Sir: 
„chenvogtei muß treu, eifrig und ohne alle Pinderei geführt wer: 
"den, bei Strafe, ohne alle Berſchonung. Wer aus Rache gegen 
„ven Boat Bogteigüter brennt und beraubt, fol dreifacher Strafe 
„unterliegen. Wer Hand an Vater Iegt, auf deffen Güter, Bur- 
„gen, Guͤlten greift, brennt, raubt u. dgl., fol des Todes feyn. 
„Wer feinen Vater befchädigt nın Leibe, mit Wunden, mit Ge—⸗ 
»fängniß, Banden u. f. w., fol ehriog und rechtlos feyn. Wenn 
„ein Burggraf nuf Raub und Beute ausgeht, folen Haus und 
„Burg verbrannt und gebrochen werden, wenn der Herr nuch 
„Schuld trägt an ſolchen Freveln. Seder Edle, Edelgeborne ift 
„am Mauthen frei für den Hausbedarf an Speife und Trank. 
„Jeder Zeuge vor dem Schrannengericht fol die nöthigen Eigen 
„fchaften nach Landesgewohnheit und Necht haben. Der an des 
„Landesherrn Stelle gefehte Zandrichter fol Ehrung haben jedes 
„Sahr 300 Pfunde. Des Landesheren Schreiber fißt neben ihm, 
„und fchreibt ein alle zugeurtheilten Wandel und Buße.« 

Hit dem Elerus feines Landes hielt Herzog Leopold ſtets fefte 
Einigfeit und übte feinen ftarfen Schirm über denfelben. Auch er- 
theilen ihm alle Chroniken dns einftimmige Lob, daß er Clerus und 
Religion hochgeehrt habe (Amator religionis et pacis). 

Leopold war ungemein prunfliebend (vir magnificus) und 
hierin mit feinen Renten vorzüglich großmüthig. Der Sänger Ul⸗ 
ri) von Lichtenſtein nannte ihn: Fürſt Leopold den Neichen von 
Defterreih )! Da fein außerordentlihes Begebniß die georönete 
Bermaltung der Länder unterbrach, fo mag der beglüdte Zuftand 
derfelden durch zwei und dreißig Jahre, welche Leopolds Regierung 
umfaßt, inder Schilderung der alten Chroniken eine Wahrheit feyn : 
„dem Herzoge Leopold,“ fagt Ennenkl, „was Pfenning, Silber und 
„Bold, dns alles gemein, und auch das edle Geſtein. Bei ihm mag 
„Breude und Ehre und jugendliche Lehre; und was auch ſicherlich 
„bei ihm in Defterreich mit Fried zwei und dreißig Sahr. Das 
„fagt ung die Chronik für wahr. Bei ihm mad Tanzen und Sin» 
„gen, Beides, Laufen und Springen; man fah puhiren und rit- 


3) Ulrich v. Eichtenftein, Frauendienft. p. 64. 


Herzogen. J. 1192—1246 u. Ehr. 121 


„terlich tioſtiren, und Noſt und’ fliegenden Decken, und manchen 
„ſtolzen Necken, und maniche Fraue klar, und recht manniglich 
„gevar; dem was der Fürft mit Treuen Hold, und fie ihn lieber 
"dann Geld. Bei ihm was Freud und Ehre gemeint alfo fehre; 
„des Trauerns wenig jemand pflog; weder bei Nacht noch bei 
„Zag! Wann er wo ritt oder ging, feine Treue behielt er uͤberall 
»bei Armen und bei Reichen, dns wiſſet ſicherleichen; er maß 
„auch in der Weite befannt, in Bohlen und im Bnierland, in 
„Schwaben und beim Rein ; feine Zugend hätt vollen Schein ')!« 


Auf den edlen Vater, den Helden der Kreuz⸗ 1230, 


Herzo; ven ber 
fahrer, den Fürjten der Bernunft, des Rechtes, des — 8 


Geſetzes und der Milde, folgte der Sohn, Herzog Sen ne 
Sriedrich IL der Streitbare zubenannt (Strenue 

gubernavit, vir praecipua corporis elegantia et fortitudine prae- 
ditus!) ein Regent von befonderer Neigung zu ungeftünmer Waf⸗ 
fengewalt und foldatifcher Härte, der nur das Necht des Stärke 
ren anerkannte, welchem herrifches Thun und Willkühr, Fehde und 
Krieg als das Höchfte galten ?). 

Am 2. März 1230 ertheilte im Lateran Papſt Gregor IX. 
auf Bitten der Abtiffin Ottilia (von Gutenberg) und ihrer Kn- 
pitelönonnen zu Göß diefem Frauenſtifte einen großen Beftätis 
gungsbrief über deffen gefammte Stiftsgüter und Nechte; unter 
jenen Gütern werden fonderheitlich genannt: Göß, St. Nikolaus 
in Michilindorf, St. Andrä, St. Lambert, St. Darin bei Leo» 
ben, St. Martin in Seiz? (mol im Liefingthafe), St. Beit zu 
Proled, St. Martin in Proleb, St. Dionyfe bei der Mur, die 
Kirche in Tragöß in Lomnih, St. Martin in Sorch, Lebnadh, 
Kreindorf, Mülbach, Eraffindorf, Plufach, Unterm Berg, Karls. 
berg, Windel, Rinzendorf, Zreuendorf, Stallhofen, Lanſach, 
Stergoydorf, Arbendorf, Kumptwiz, Bansdorf, Slatnitz, Pretich, 
Dummiz, Liuben, Judendorf, Windel, Mei, Michelndorf, Wal: 
terbach, Stade, Eiche, Kallwang, Proleb, Kotich bei St. Diony⸗ 
fen, Tragöſſe, Lomnich, Dornbach, Rotenftein, Urmfach, Gemze, 
Seiersberg, Abteſſendorf, Stiffen, Ramarſchachem, Hard, Bacharn, 
Walchsdorf, Kruͤglach, Hettensdorf, Paumgarten. Auf jede Ber: 


1) Ennenkl, Fürſtenbuch. — Rauch, I. 297-298. 390. 


2) Chron. Osterkov. ap. Rauch et Chron. Melliocens. Anno 1230. Das 
Chronioon Garstens. bei Rauch anno 1230 fagt alkik nkonga \iynı“ 
„Friderious vir ultra modum strenuus in armis\‘‘ 


122 Steiermark unter den Babenbergifchen 


unglimpfung, dieſes Nonnenftifte® an Perfonen, Gütern und Nech⸗ 
ten wird die ſchwerſte Berpönung des Kirchenfluches gefeht, und 
dem Stifte befohlen, als Anertennung des npoftolifchen Schußes 
jährlich einen goldenen Peterspfennig (Aureum unum). in Rom 
zu opfern. Diefe Bulle ift von 12 Cardinaͤlen unterzeichnet wor⸗ 
den 9). Im April 1230 hierauf erhielt eben dieſes Nonnenſtift 
einen Majeſtaͤtsbrief K. Friedrich II. mit goldener Bulle, in wel. 
chem der Kaiſer die Urkunde K. Heinrih U. vom 1. Mai 1020 
wörtlich beftätigt, befonderd das Recht der freien Wahl eines Stifts⸗ 
vogtes befeftigt und aufrecht erhalten, und jede Gefährdung des 
Nonnenftifteg in Göß mit 100 Pfunden Goldes verpönt wiſſen 
wollte, Die biederen Vermittler zwifchen Kaifer und Papft, der 
Aglajer Patriarch Berthold, Erzbiſchof Eberhard IL. von Salzburg, 
E©eifried Bifchof von Regensburg, Herzog Leupold von Defterreich 
und Steier, Bernhard Herzog von Kärnten und die Qandesedeln 
Neimbert von Mureck, Heinrich von Prunne und SSrinfried von 
Himperch waren Zeugen diefer Urkunde kaiſerlichen Wohlwollens 2). 


canon 1200. das Am Tage der Heiligen Felix und Adauktus, d. i. 

Stift Schau. am 30. Auguft, erſchien Gertrude, die Gemahlin Wul⸗ 
fings von Kapfenberg, der ſo eben an einer ſchweren Krankheit ver⸗ 
ſchieden war, in Begleitung Hugo's und Hartmann's von Pernegg, 
Wulfing's von Viſchach, Karl's von Schneberg, Heinrich's von 
Stein, Nudolph's von Stadeck, Heinrich's von Spilberg, Ortolph's 
von Kapfenberg, Ulrich's von Praitenbach, Nudiger's von Puchberg, 
Hermann's von Stubenberg, Duning's und Landfried's von Stuben⸗ 
berg (Sohn und Vater), Wolfker's von Trofeiach, Gerhard's von 
Paſſeil, Liebhard's von Chartſch, und ihres Burgkapellans Johan⸗ 
nes, auf Seckau, um nach ihres verſtorbenen Gemahles Wunſch ſich 
eine Begraͤbnißſtaͤtte im Stifte daſelbſt für den Dahingeſchiedenen 
zu erbitten, und gab dafür Urkunde und Siegel über die Schen⸗ 
tung des Hofes zu Bnierdorf mit allem Zugehörenden und Red- 
ten .®), Megen Selöverlegenheit hat dns Stift Seckau um diefe 
Zeit fein Out zu Wagrain dem Kraft von Chauenberg (Kainberg) 
um 20 Marten Silbers verkauft *), wobei als Zeugen erfchienen : 





1) SohanneumssAbfchrift und Dipl. Styr. I. p. 126—128. 
2) Dipl. Styr. I. p. 20—22. 
3) Johanneums⸗Urkunde. — Dipl. Styr. I. 205-206. 
+) Dip). Styr. I. 204—206. 


Herzogen. 3. 1192-126 :n. Chr. 123 


Walter von Bölnu, Konrad von Vorhek, Walther von Nätenberg. 
Am 11. Juni 1230 hatte der Pfarrer Eherhard zu Pöls vor den 
Zeugen Albert von Nußdorf, Gundaker vom Baumlirchen und 
Dtto von Wieden dem Stifte Sedau eine Urkunde nusgefertigt 
über die genau bezeichneten Graͤnzen zwifchen den Pfarren Von⸗ 
ftorf und Kobentz ). Zu gleicher Zeit vollbrachte Bernhard, Her⸗ 
zog von Kärnten, die Spenden der Giſella, Gemahlin Gerardis 
von Mour, mit einem Gute zu Lonſchach, mit Einwilligung ihrer 
erbberechtigten ©efchwifter, Siboto, Helmwik und Gerbirge. Zeu« 
gen dabei waren: Hermann Graf von Örtendurg, Wilhelm Graf 
bon Hunenburg, Wichard von Karlsberg u. v. a. 


Am 30. November 1230 war Erzbifchof Eber⸗ FE i I. 


hard II. aus Italien zurüd und nuf einer Biſita⸗ Fe 
tiongreife in Steiermarf im Stifte zu Nein, umd Halten bie Bontif- 

mweihte Kirche und einen Altar, in welchem Neliquien Bu 

von der Krippe, vom Kreuze, Blute, Ro und Grab Zefu Chriſti 
eingefchloffen waren °). Bei feiner Anmefenheit in Gteiermart 
entfchicd Eberhard auch zu Bunften des Stiftes St. Lambrecht 
den Beſitz der Pfarren zu Schäufling und in der Scheiben, wel: 
che der Pfarrer Rüdiger von Pöls an. fich ziehen wollte, vor den 
Zeugen: Poppo, Propft von Aquileja; Meinhalm, Erzpriefter 
von Völkermarkt; Rüdiger, Pfarrer zu Klamm; Kuno, Pfarrer 
zu Dbermels 5). Während feines Aufenthaltes in Italien und 
Rom hatte diefer Erzbiſchof in perfönlichen Unterhandfungen mit 
dem Papfte Gregor IX. für den Metropolitanpropften in Salz» 
burg und für die Aebte zu St. Peter und Admont das Vorrecht 
des feierlichen Gebrauches der Infel erwirft. An beide Aebte er- 
ließ Papft Gregor IX. am 2. und 7. September 1230 die npos 
ftolifchen Bullen, melche denfelben und nen ihren Nachfolgern 
dieſe ihrer Wuͤrde gebührenden oberhirtlichen Inſignien zuſicher⸗ 
ten *%). Eigentlich war es noch der Admonter Abt Berthold I, 
dem zuerſt von allen Aebten dieſes Stiftes die genannte Auszeich 


1) Dipl. Styr. I. 206. Anno 1230. III. Idus Junii apud Pöls. _ . 

2) Keiner Urkunde. 

3) Lambrechter Urkunde. 

*) Abmonter Urkunde. B. 6. — Chron. novis. 8. Petri. p. 265. Die gleichs 
lautende Urkunde: „Ad deous et decorum ecolesiac, oui praees, mitres 


usum. in diebus solemnibus tibi ao tuls successorihus Ad noKtr& Kon- 
cedimus gratie. 


124 Steiermark unter den Babenbergifchen 


nung dur den Papft zuerfannt wurde, wenn es gleich nicht ges 
wiß ift, ob er noch in diefem Jahre in Admont durch den feinem 
Stifte fo wohlmollenden Salzburger Metropoliten nuch wirklich 
die feierliche Snfulirung empfangen habe. Denn nach der Nefi- 
gnation des unruhigen Abtes Simon I. ward er ald Abt nad St. 
Beter berufen, under erfcheint ſchon in diefer Würde daſelbſt im 
April 1231 7. Nah ihm gelangte in Admont zu Infel und 
Krummftab der im Stifte felbit erzogene Priefter Konrad 2). 


rn —* Dr In das Jahr 1230 wird die Gründung deg 
| mminitanertloßere in Dominikanerftiftes in Pettau gefeßt, und fomol der 

Thätigfeit des Erzbifchofs Eberhard II. als auch der 
Sroßmuth der Edelfrau Mechtildis, Witwe Friedrichs I. von Pet- 
tau, zugefchrieben. Ihre Sroßmuth bei der Dotation des neuen 
Kloſters fol auch durch die frommen Spenden Bernard’s von Pet⸗ 
tau, Wulfing’s und feiner Gemahlin, Gertrude von Stubenberg, 
unterftügt worden feyn. Die erften Dominilaner wurden unter 
einem. Prior, Otto Gromatika zugenannt, von Priefach her, in 
Pettau eingefegt )). Unverbürgte Nachrichten laſſen endlich im 
Sahre 1230 den Bau der ſchönen Kirche zu Maria .Reuftift bes 
ginnen, und durch einen Grafen von Pogen die Bun Pflindberg 
bei Auffee entftehen. 


„3. 1231, 1232, Nach Serfauer Katalogen ift dort der Propft 
Gtreitigkeiten über 
Barren und Zehen. Hermann Schachner am 15. December geftorben, 
Sim.  undan deffen Stelle Gottfried von Perneck getre- 
ten. In den Sahren 1231 und 1232 find für dag 
EhHorherrenftift zu Seckau mehrfache Streitigkeiten über Pfarrs- 
gränzen und Zehenten ausgetragen worden. Am 10. Sebrunr 1231 
wurde die Gtreitigkeit zwifchen den Stiften Seckau und St. Lam- 


brecht wegen Anſprüchen des Lambrechter Priefters und Pfarrers 





3) Ohron. Salzb. et Chron. Admont. Anno 1231. — Saalb. IH. p. 36. — 
Ohron. noviss. 8. Petri. p. 265—266.. Alles, was über den Smpfang 
der Infel für die Abmonter Aebte anders gefagt wird, und insbefondere, daß 
erft Abt Heinrich 1. (3. 1275-1297) den Gebrauch der Infel erhalten 
babe, ift falſch. — Unesar, Annal. Styr. II. p. 144. 149—150. 151 — 
153. Auf den Sigillen erfcheinen ſchon 3. 1237 und 1269 die Gtiftsäbte 
Konrad und Albert I. mit Krummflab, Kreuz und Infel. — Archivs⸗Ur⸗ 
kunde. N. 7. XX. 48. 


2) Chron. Admont.’ Anno 1231. — Saalbuch IU. 36. 


3) Caesar, Annak Styr. II. 145—147. aus den von den Dominikanern in 
Dettau ihm mitgetheilten archivaliſchen Nachrichten. 


Herzogen. I. 1192-1246 n. CEhr. 125 


zu Lint, Heinrich, nuf die Pfarrkirche in Knittelfeld als eine Bi- 
liallirche von Lint gütlicy ausgetragen. Ber Propft von Sedau 
gab zum Erfate des, der Pfarre Lint entgehenden Zehentes eine 
Mark jährlicher Renten von den Guͤtern zu Eich und zu Zeltwich; 
auch Tief man allen aus dem Pfarrbereihe von Lint in die 
Knittelfelderpfarre Ueberfiedelten , die etwa ihre Grabftätte doch 
nahe bei der Kirche St. Martins in Lint wünfchen follten, das 
Recht, ſich dort begraben zu Iaffen, frei. Abt Wolfler von Gt. 
Lambrecht fertigte darüber die Urkunde, und Gottfried der Prior 
und die Stiftspriefter Ulrich, Permann und Heidenreich bezeugten 
diefe Webereinkunft ’). Auch Erzbifchof Eberhard von Salzburg 
beftätigte diefe Ausgleihung mit Urkunde und Zeugenfchaft der 
Bifchöfe Rüdiger von Chiemfee, Ulrich von Lavant und dem neu⸗ 
ermählten Heinrich von Seckau ?), und während dann eben diefer 
Ant Wolfker als päpftliher Commiſſaͤr die Streitigkeiten gegen 
das Stift Seckau wegen der Kapellen zu’ Schönberg und Lobming 
unterfuchen, und dem Pfarrer Pilgrim zu Bonftorf ewiges Still⸗ 
ſchweigen &nrüber gebieten mußte (11. Auguft 1231) °), beftätigte 
Herzog Briedrich in einer Urkunde vom 13. März 1231 die Schen- 
tungen: Herrande von Wildon an den Sohnnniterorden *). In 
dem Gtreite wegen Zehenten und Gränzen der Pfarren Kobnig 
und Lieſtnich (oder Et. Michel im Liefingthafe) ward von dem 
Erzpriefter under Erzdiacon der ‚oberen Steiermark, Ditofar von 
Murze (de Murz), der im Hochgebirge entfuringende Gunters⸗ 
bach als Sränze beider Pfarren beitiinmt (29. Auguft 1232) und 
vom Erzbifhof Eberhard II. diefe Eintheilung (29. Nov. 1233) 
gleihfang heftätigt °). Als Zeugen waren anmwefend die Pfarrer: 
Meifter Gerald von Piber, Hermann von Weiskirchen, Heinrich 
‚von Lint, Wilhelm von Liesnich, Eberhard bon Gt. Margarethen; 
mit mehreren Edeln: Heinrich von Traboch, Hugo von Leoben, 
Diepold von Leoben, Heinrich und Ilſung von Prank, Albert und 
Wolfker von Bolan, Gerung und Arbo von Feiftrig, Arbo von 
Moure u. v. a. Dabei hatte Eberhard, Pfarrer in Pöls, und 
17 Sahre früher Pfarrer in Bonftorf, feierlichen Eidſchwur ges 


1) Zohanneums s Urkunde. 

2) Ebendaſelbſt. 18 

3) Seckauer Urkundenverzeichniß. 

4) Wisgrill, IV. 101. 

s) Zohan. Urt, — Dipl. Styr. 1. 207. - Sean Artundenurgikit, 


126 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


leiftet, daß das Stift Seckau ſchon fiber dreißig Jahre die Pfarre 
Kobenz, an dem Lobmingbache nufmärts bis an die Alpen, in Be- 
fit gehabt habe; er that dies vor den Zeugen: Berthold, Vikar 
zu Et. Margarethen, Gundaker und Widmann, Vikarien zu Pöls, 
Drtoiph von Strewich, Gundacher von Baumkirchen u. v. n. ’). 
PORT mn wi Weſach Gegen Ende des Jahres 1231 hatte Erzbifchof 
— * Eberhard I. am 2. December ein zahlreiches Ka⸗ 
ten —* und pitel in der St. Bartholomäugfirche zu Frieſach ges 
halten. Dnbei waren anmefend: die Bifchöfe Rü⸗ 
diger von Chiemfee, Ulrich von Lavant, Heinrich erwählter Bi- 
ſchof zu Sedau, Konrad Abt zu St. Paul, Marquard Bropft 
von Dettingen, Bernhard Propft zu Frieſach, Diner Erzdincon 
der obern Steiermark, Dietmar von Zelſach Dechant von Frie- 
fach, Liuprand Erzdiacon von Kärnten, Gerald Pfarrer zu Pis 
ber, Ortolph von Meideburg Pfarrer zu Lembesnig, Dtto von 
Traberg, Dtto von Königsberg, Nüdiger von Saalfelden, Hein- 
rich von Gravenſtein, Heinrich von Truchſen, Hartnid von Pet- 
tau, Konrad von Wildon, Gerhoch der Marſchall, Hermann und 
Eberhard Brüder von Schoenenftein, Ulrich von Hnpenärburg, 
Eckard von Tanne, Karl non Gutrath, Ulrich von Witarn, Gott- 
ſchalk von Nidecke, Eberhard von Holneck, Engelram von Straf: 
burg, Ulrich von Wildon und Ulrich von Lichtenftein. Ungeach⸗ 
tet fchon im Jahre 1214 die Anfprüche des Reimbertd von Mureck 
auf die Admontifchen Zehenten zu Gamnar und Obdach in dem 
Berichte des Landesherzogs Leopold und des Erzbifhofs ſelbſt 
abgewieſen, mit hundert und fünfzig Marken Priefachergeldeg be- 
friedigt, und dem Stifte Admont ausſchließlich zuerkannt worden 
waren, fo feßte fi) Neimbert nach dem Tode ded Herzogs Leo. 
pold gemaltfam nicht nur felbft wieder in den Beſitz jener Zehen: 
ten, fondern er beiehnte auch damit theilweife mehrere feiner Va⸗ 
fallen. Auf die Klage des Abtes Konrad waren Neimbert und 
deffen Sohn nach Frieſach vorgeladen. In der genannten zahl« 
reichen Verſammlung in der Bartholomäugkicche wurden fie ihrer 
Gewaltthat überwiefen, zur feierlichften Entſagung und zur Sühne 
verhalten, und alle Aömontifchen Zehenten zu Gamnar und Db- 
dach unter ſchwerem Kirchenbanne gegen alle ferneren Angriffe 


1) Zohanneumd s Urkunde. | s 


‚Serzogen. J. 1192-1246 n. Ehr. 127 


ſicher geſtellt y. Die förmliche Urkunde über diefe kirchliche Ge⸗ 
rihtshandlung ließ der Erzbifchof am 2. December 1231 in Ale 
tenhofen (bei Frieſach) nufrichten und fiegelfeftigen. Vol Zer⸗ 
fnirfhung und unter feierlicher Gelobung, fi) alles ferneren Un⸗ 
rechtes gegen Admont zu enthalten, leifteten auch beide Reimbert, 
Vater und Sohn, feierlichen Berzicht in einer gleichzeitig von ih⸗ 
nen vor den oben genannten Bifchöfen, Pröpften, Erzdinconen, 
Pfarrern und Edelherren nusgeftchten und gefiegelten Urkunde *). 


Sm Sahre 1232 hatte K. Friedrich II. einen Shnohl mm 
Hoftag zu Aquileia gehalten, an welchem auch Erz, lung na Lame 
biſchof Eberhard IE. anwefend war. Bon hier weg 
kam er nach Friefach, und weihte daſelbſt mit den Bifchöfen Rüc 
diger von Chiemfee und Ulrich von Lavant den nad dem Zode 
Konrad’ (13. December 1231) ernannten Biſchof Heinrich I. von 
Seckau am Pfingfifefte 30. Mai 1232 9. Hierauf ging er nad 
St. Lambrecht und feierte dafelbft das Feſt der Stiftsgründung 
am 9. Suni. Es fand damals in Lambrecht eine fehr anfehnlicye 
Berfammlung ftatt. Die Bifchöfe Rüdiger von Chiemſee, Ulrich von 
Lavant, Ulrich von Wildon, Dietmar von Lichtenftein, Heinrich von 
Zruchfen, Dtto von Königsberg, Karl von Butrath, Rüdiger von 
Salfelden, Landfried von Eggenftein, Erchinger von Oberndorf, 
Konrad von Troja, Gottfried von Ponek, Heinrich und Ilſung 
von Schäufling, Liebhard und Otto von Kati, Konrad von Zeufs 
fendach, Heinrich und Dtto von Admont u. v. a. Ungeachtet der 
Demüthigung der beiden Murecker im vorigen jahre vor dem Hoch⸗ 
altare der St. Bartholomaͤuskirche in Friefach hatte jet wieder 
ein gewiſſer Ritter, Dtto von Graßwien, die Stift Admontifchen Ze⸗ 
henten in den Gegenden Gamnar gemaltthätig angefprochen. Der 
Erzbifchof Tieß die Sache durch den Bifchof zu Sernu erheben, 


1) Archiosurkunde P. 5. — &aalbuch III. 1665—168. 


2) Adm. Url, P. 6. — Saalb. III. 2332—233: „Quod nos in eoolesie B. 
Bartholomaei apud Frisacum ante altare majus coram Archiepiscopo 
Salzburgensi Domino Eberhardo, ipso inducente, reoognovimus, quod 
contra Deum et ejus gloriosam matrem circa monasterium Admontense 
graviter hactenus deliqueramus ocoupando et detinendo decimas ad 
ipsum pertinentes in Gamnar. Quapropter timentes animabus nostris 
pro salute nostra et parentum nostrorum libere et absolute cessimus 
et abnuntiavimus pro nobis et heredibus ngetris eto.‘ 

3) Chron. Salzb. Pez. I. Anno 1232. Dom. Archiepisoopus ab Impera- 
tore reversus Ohunradum Frisingensem et Henricum Rersavienaum 
eleotos apud Frisacum in Pontecoste conseorawit. 


128 Steiermark unter den Babenborgiſchen 


und beſtimmte hierauf beide Theile zum Sthiedsgerichtsurtheile 
durch Meiſter Bernhard,- Propften zu Frieſach, Ulrich von Lich⸗ 
tenftein, Erneft von Teuffenbach, Heinrich von’ Oberndorf nnd 
Drtolph von Stretiwich. Nach deren Endfpruch zahlte Admont 
dem Nitter von Graßwien 75 Marten Friefachergeldes, und die- 
fer entfagte Yaut vor der Verſammlung allen weiteren Anſprüchen 
auf ‘benannte Zehenten, welche fodann der Erzbifchofin beſonde⸗ 
ren Schuß nahm und über den ganzen Streit und Schiedsſprüch 
die Urkunde befiegelte '). 


et 122, a Im Laufe diefed Jahres 1232 vermittelte Erz- 
ment und @s5, biſchof Eherhard II. noch eine andere Streitigkeit 
um Admontiſche Beſitzungen. Auf feiner Bifitationg- 
reife in Oberkaͤrnten mar er auch nach Sagtitz bei Großkirchheim 
im obern Möllthale gelommen mit Abt Konrad won Adınont, Mein⸗ 
hard IV. Grafen von; Görz, Heinrich von Berg, Konrad von Gra- 
fendorf, Johann von Godna, Kalo und Volker, Brüder von Flachs⸗ 
berg, und deren Neffen Chuno. Diefe Letzteren beunruhigten mit 
ihren Anfprücen auf Bergantheile und Alpenweiden die Admon⸗ 
tiſchen Befigungen der Propftei Großkirchen, Nukernize und in 
der Wenigen Flize genannt. Nach urkundlich erhobenem Sachver⸗ 
hältniffe wurden diefe Anfprüche gegen eine jährliche Gnhe an Ha⸗ 
fer und Häfen von der Admontifchen Guͤterpropſtei Großkirchen 
für immer befriedigt ?), -und die im Namen des Erzbiſchofs ge- 
fertigte Urkunde mit den Sigillen des Öberhirten Meinhardd von 
Görz, des Admontifchen Kapitels und Volkers von Flachsberg 
beftätigt. Dem Stifte zu Göß ſchenkte Diemuth und dns Nonnen: 
fapitel zu St. Georgen am Langfee in Kärnten eine Hörige, Ger⸗ 
trud, Tochter Edpolphs von Mulbach mit Allem, und befonders 
dem Erbrechte, womit fie bisher dem Stifte St. Georgen eigen 
gewefen war. In der am 17. September 1231 gefiegelten Ur- 
tunde erfcheinen als Zeugen: Konrad von Lebenach, Leo von Mül« 
berg, Dtto von Frauenfeld, Gebhard von Siebeneich u. n. >). 


2) Saalb. III. 171-172. „Quod inter monasterium Admontense et Ota- 
kerum militem de Grazwien dioimus quibusdam in Gamnar. — Datum 
apud S. Lambertum V. Idus Junii in die dedicationis monasterii.‘‘ 

2) Archivsurkunde CCC. 8. — Saalbuch III. 198. 

3) Bipl. Styr. I. 56—56. 


Berzegen. 3.:1192—1946 n. Chr. 129 
Sehr. bald nach dem Tode ihres erinuchten Ge- _ 3. 1231-1232. 


mahles und bei den in Defterreich beginnenden Un- Sheokore, Im Zube 
ruhen ſcheint die Herzogin-Witwe, Theodara, ſich nach Se 
Steiermark zurüͤckgezogen und in dem Gtädtchen Su "on und 
denburg ihren Witwenfiß aufgeſchlagen zu haben. 

Am 4. September 1232 mar fie in dag Stift St. Lambrecht ge- 
tommen, mit Gerald Pfarrer zu Biber, Liebhard Pfarrer zu Teuf⸗ 
fenbach, Hermann Grafen zu Ortenburg, Ulrich von Wildon, Ul- 
rich von Murberg, Hartwig von Krottendorf, Dietmar und Kon- 
rad von Strettwich, Dietmar von Wels, Liebhard, Otto und Wul- 
fing von Katfeh, Otto von Schallun, Wigard von Greßnich, Nü- 
diger don Altenhofen und Gottfried von Mure. In ihrer Ge: 
genwart wurde der Streit um Befißungen bei Laßnich (Laffing), 
insgemein im Gereut genannt, zwifchen dem Stifte St. Lambrecht 
und den Brüdern. · Alrich und Dietmar von Lichtenſtein, welche 
allen ferneren Anſprüchen darauf entſagten, abgethan y. — Schon 
ſeit langer Zeit hatte das Chorherrenſtift auf Seckau Beſi itzungen 
in Alramſtorf, welche aber jetzt von Hartwig von Willbrechtsdorf 
und feinem Bruder heftig angeſprochen wurden. Als Propſt Wol⸗ 
fram daruͤber feine Klagen bei der Herzogin Theodora vorbrachte, 
bewog die Fuͤrſtin beide Brüder von Willbrechtsdorf zur Entfa- 
gung auf alle ihre vermeintlichen Nechtsanfprüce. Sie fiegelten 
die Urkunde dnrüber zu Hartberg vor Konrad Propft zu Kloſter⸗ 
neuburg, Dtto von Grütz und Hugo von Muleinsdorf ). Ayfs 
gerichtet und gefiegelt mard auch im Jahre 1233 eine Urkunde, 
worin die Herzogin Theodora den Karthäufern in Seit eine Saum: 
fuhr Deht alle Sahre in Judenburg zu haben, fpendete, auf daß 
dnmit die Speifen der Karthäufer beſſer bereitet werden fünnten >). 
Später entfioh Theodora vor der ungeſtuͤmen Herrfchaft ihres Soh⸗ 
nes aus Steiermark nach Böheim (1236). 


1) Gt. Lambrechter Saalbuch: „Acta sunt haeo II. Non. Sept. anno 1232 
in ecolesia 8. Marise apud ipsum coenobium 8, Lamberti — Aocoeden- 
tibus nobis ad eoolesiam S. Lamberti Theodora D. @. Ducissa Au- 
striae et Styriae.““ 


2) Johanneumsurkunde. 

3) Dipl. Styr. II. 80. — Per, Cod. Epist. P. II. 83: „Notum sit omni- 
bus et maxime offcialibus in Judenburch — quod ego Theodora pro 
remedio animae nostrae et dileoti mariti nostri Leopoldi eto. — su- 
poraddi mandamus ab offcielibus in Jadenburch — sadmam olei ad 
confratrem ejusdem eoenobii eibaria — lautius oondiende. A wunk 
haec in Judenburch anno 1283. 

GSeſch. d. Steiermark, — V. Pd. ° 


⸗ 


130 Steiermark unter den Babenbergifchen 


3. 1230 u. 1281. Herzog Friedrich der Streitbare hatte die Re- 
a rilt vom San gierung von Defterreih und Gteier im neungehnten 
 ncinoen.  Stahre feines Alters angetreten, unterftüßt von den 

mannhaften Räthen feines weiſen Vaters, insbeſon⸗ 
dere vun Heinrich von Kuenring. Defterreihs Marſchalle ’), und 
deffen Bruder, Hadmar, dem Begleiter des H. Leopold nuf allen 
feinen Zügen. Heinrichs Einfluß und Gewalt auf den jungen 
Herzog und der ungeftüme Eigenwille desfelden machte ihm früh: 
zeitig einen großen Theil des Adels abgeneigt. Heinrich von Kuen- 
ring führte die Negentfchaft. allein 2), und mißbrauchte auf das 
Schmählichfte die Amtsgewalt und dns herzogliche Siegel (officio 
et sigillo Ducis abusus). Dieſe Kuenringer, die zmei Hunde 
mit zehn Burgen genannt 3), machten mit dem neu befeftigten Städt: 
hen Zwettl ihre Schlöffer von Weitrn bis Agenftein und Dür- 
renftein im Lande jenfeitd der Donau zu Sänmmelpläßen und Aus- 
gangspunften für Naubzüge und Berheerungen ; fie beftahlen Leo: 
polds forgfältig gefammelten Hausſchatz *); fie verbanden fich auf 
Friedrichs Drohungen mit K. Primislaus, mit K. Wenzl Dttofar 
von Böhmen, und mit K. Andreas und Bela IV. von Ungarn; 
welcher den Herzog Friedrich wegen Scheidung von feiner zwei. 
ten Gemahlin, der byzantiniſchen Sophin, tödtlich haßte °). Se: 
dach mit den vereinigten Scharen des eigenen Heerbannes und den 
ihm anhänglich gebliebenen Edelherren übte Friedrich, überall fieg- 
reich, blutige Rache und ftrafende Gerechtigkeit. Sein Heerzug 
endete gegen Ende des jahres 1231 mit völliger Demüthigung 
der Kuenringer und mit Bernichtung ihrer Uebermacht °). 


ı) In Urkunden für das Etift Zwettt nennt er fich ſelbſt: Henrions de Chuen- 
ringe primus vel summus Austriae Marchallus. — Link, Annal. Zwettl. 
I. 300. 

=) In einer Urkunde für Mölk K. Friedrich IT. S. 1231 ſteht: coram Hen- 
Jice de Chunring tunc temperis rectore Austriae! Philib. Hubert. A. 

L 19. 

3) Perneldus — bei Hanthaler anno 1230: quorum primus Henricus per 
fastum assumpeit nomen Hounde, quasi dune Manus, in quibur es- 
sent decem digiti, cam esset castrerum decem Dominas. 

”) Pernoldus anne 1231: a Weitrach et Dyrastein usque Chremis in- 
cenderunt et pracdabantur loca zacra cum prefanis. 

’) Chren. Austral. ap. Freker. Script. Germ. I. 322. — Anenym. Leeh. 
Pez 1. 809. — Die Ungarnfönige nennt Perseld 3. 12331: „eomjumitos 
Secies, und instigatiene Audreae regis Ungariae.t — J. 12382 und 
ale andern Gbroniten. Link, Annal. Zwettl. I. 296. 299. 


€) Peraoldus Anne 1231. — Link, ibid. ad annes 1291. 1232. 


Heryogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 131 


Am 2. Februar 1232 unterzog ſich Herzog Ze ne & 
Friedrich der feierlihen Wehrhaftmachung, bei wel⸗ Brietrid mit tem 
her ihm im Schottenflofter zu Wien Biſchof Geb. 
hard von Baflau das Schwert umgürtete, nachdem ihm diefer ge⸗ 
treulich mit dem Kirchenbanne die Demüthigung der Kuenringer 
vollbringen geholfen Hatte. Der Herzog felbft erfor fich zweihun⸗ 
dert junge Edelherren zu diefer Weftlichkeit, welche alle, prunfvoll 
in Scharlach gekleidet, mit hellweißen Leibgürteln angethan, den 
Altar umftanden und die er, felbft eben wehrhaft geworden, per- 
fönlih mit dem Schwerte umgürtete und zu Rittern ſchlug. Ein 
prunfvolled Zurnier und mannigfaltige, ritterliche Kampfſpiele zu 
Penzing erhöhten die Freude und die Herrlichkeit des Feſtes '). 
Beim Antritte der Regierung der Reichsfürftenthümer Defterreich 
und Steier war Herzog Friedrich zum fürmlichen Rehensempfange 
aus des Kaiferd Händen verpflichtet. Er unterließ diefed vorzüg« 
lich aus Gründen feiner im Jahre 1231 fehr bedrängten Lage. 
Sm Detober diefesg Jahres ließ der deutfehe König Heinrich VAL. 
die, feiner Gemahlin Margaretha, Friedrich's Schwefter, gebüh- 
rende Morgengabe von ihm fordern ?). Der junge Herzog wies 
nuch diefes Begehren mit Berufung auf den Drang der Zeitum⸗ 
ftände von fih. Nun vereinigte auch der Kaifer felbft fein eigenes 
Wort mit der Forderung des Sohnes. Vergeblich aber hatte er 
den eigenmwilligen Friedrich zu den SHoftngen nach Ravenna und 
Aquileja berufen. Im hohen Grolle zwar, aber eingedent der 
großen Berdienfte des Herzogs Leopold ſchrieb der vielgeprüfte 
alte Kaiſer diefe hartnäkige Weigerung dem unbedachtfamen Zu. 
gendtroße Friedrichs zu 9). Im Jahre 1232 war in Defterreich 
und Steier der Friede befeftigt. Kaiſer Friedrich I benahm dem 





1) Chron. Neob. beiRauch. — Chron. Austral. Mellio. Hagen. Anno 1232, 
— Pernoldus. Anno 1232: „Dux Friderious in purifioatione apud Soo- 
tos Viennae gladio accingitur, et Nobiles ducenti cum eo in magna 40- 
lennitate et hilari militum novorum lado; quorum vestes rubrae erant, 
albo interstinotae juxta formam clypei austriaci consuetam.‘‘ — Tab. 
Claustroneob. Anno 1232. — Pesz. Il. 1024. — Hagen, ibid. p. 1067. 
— Hoanthaler. I. 791— 801. 


2) Pernoldus Anno 1231: „Ineunte mense Ootobri legatus rogis Henriei 
in Vıennam propter dotem Dominae Margaretae, Reginae venit Abbas 
S. Galli.‘ 


3Litt. Friderici II. ad regem Bohemine ap. Hanthaler. Fast. Campil. 
T. TI. 832: „Deinde nobis transeuntibus Aquilejam, cum eum ibidem 
videre vellemus, vocatas pueriliter reousavit. Quod et Nos haben- 
tes respectum ad paterna servitia — dissimulare voluimua, weLatie 
suse moribus adsoribentes. 


132 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


widerfeßlihen Herzoge nun jeden Weigerungsgrund und berief 
ihn nad Portenau auf öfterreichifch«hergoglichen Boden und auf 
feiner eigenen Herrfchnftsallode ). Hier erſchien endlich Friedrich 
mit fürftliher Pracht, umgeben von den vorderften Minifterialen 
feiner Länder, und von zweihundert in Scharlach mit weißen Leib- 
binden gefleideten jugendlichen Nittergenofien °). Nur Huld, fei- 
nen Groll gab ihm der Kaifer zu erfengen ; keine Urkunde nber, 
“feine Chronik berichtet, welche Verhandlung und Vereinigung da 
gepflogen worden iſt; und, ob Herzog Friedrich die Belchnung 
mit Defterreich und Steier aus des Kaiſers Hunden genommen 
babe? — 
s. ee mit: Gm Maimonate war der Kaifer ſchon wieder 
Ge Beiehen In Ram in Apulien, und Herzog Sriedrich nach Defterreich 
— in | Sraln, zurüdgefehrt °). Hier bereitete er fich mit allem 
tel bei: Dominus Nachdrucke zuerft zur Rache an den räuberifchen 
| Böhmen. Er. ward jedoch früher nod) von der 
Steiermark durch die bambergifche Fehde in Kärnten in Anſpruch 
genommen. Bifchof Efdert zu Bamberg, einer der mäÄchtigften 
Dynaſten in Kärnten, hatte den Landesherzog Bernhard fiegreich 
aus dem Felde gefchlagen, und verheerte, Burgen und Örtfchaften 
zerftörend, dns Land Kärnten *). Gluücklich gelang es aber einem 
tapfern Dinifterinlen, Heinrich von Vinkenſtein, feinem Herrn, 
dem Herzoge Bernhard, den Bifchof gefangen zu überliefern, wel⸗ 
cher denfelben in einen finftern Kerker werfen ließ °). Da mußte 
Biſchof Eckbert den Herzog Friedrich zu gewinnen, welcher auch 
im Jahre 1233 die Verföhnung mit Herzog Bernhard und die 
Freilaffung des Bifchofs bewirkte ©). Zu gleicher Zeit hatte Frie- 
drich nuch feineg Vaters Ermerbungen in Krain theilg durch Käufe 
und Verträge, theil$ durch feine Verehelichung mit Agnes, der 


1) Litt. Friderici II. ibid. p. 834: „Ut si molestum tibi faorit, ip.eivita- 
tibus nostri imperii nos vidisse ad terram tuam pro nella apoedere 
non vitaret.‘‘ . *r 

2) Ennenkl bei Rauch. I. p. 323— 324. 

3) Episcopas Bambergensis cum duce Carinthiae movens bellam plures ei 
munitiones deßtruxit et terram magna ex parte vastavit. 

4) Per totam quadragesimam in oaptivitate teneter. _ 

>) Ab Henrico de Vinkenstein in dole captivatur, et per illustrem ducem 
Austriae Fridericum liberatur. — Chron. Austral. August. Sdäsb. 
Claustroneob. Anonym. Leob. Annis 1333. 1333. — Ludwig, Beript. 
Bamberg. I. 1141. 


6) Meichelpeck, Hist. Frising. IL ». 12. 


4 


Herzogen. 3. 1192 — 1246 m, Ehr. | 133 


Tochter Dito’d I. Herzogs von Mteran, fo bedeutend ermeitert, 
und jetzt newerdings , 29. Aprit 1233, mit dem in der Oſtmark, 
in Steier und Krain reichbegüterten Bifhof Konrad von Freifin 
gen über die werhfelfeitigen Berheirathungen ihrer SHörigen und 
Minifterinlen und deren Kinder einen Vertrag gefchloffen, fo daß 
er fih im Jahre 1233 zum erften Male und ohne Widerfprud 
von Kaifer und Reich mit dem urfundlihen Titel: Herr von 
Krain (Dominus Carnioliae) ſchrieb '). 


Darauf überfiel Herzog Friedrich mit trefflich zehre u 


bes H. Fried⸗ 


N \ me rich mit Bohmen. 
gerüfteten Schnaren und mit großem Ungeſtüme ts mit Bopmen. 


Vettau, dns Hnuptraubneft der Böhmen, an den in Steiermark. Die 
Landeswehr wird ge 


Sränzen von Defterreih, Mähren und Böhmen, fchlagen. 
eroberte und zerftörte ed, ohne vom Heere des Kö— 

nigs Wenzel Angriff und Berluft zu erfeiden. Während diefer 
Entfernung des gefürchteten Landesherrn waren nber die Ungarn- 
fünige Andreas und Bela IV. mit zwei Heeren zu Felde gegan- 
gen ; dns eine Heer fiel in Steiermark mit Raub und Brand 
ein. Dan war im Lande auf folh ein Ereigniß nicht gefaßt, 
Darum warfen fig nur die Edelherren der öftlichen Landtheile 
mit der ungeordneten Landwehr den verheerenden Magyaren ent« 
gegen. Diefe nahmen verftelten Rückzug, lodten die Gteirer über 
die Landesgränge hinaus in die Falle, erfchlugen eine große Menge 
derfeiben, und fchleppten viele Edelherren gefangen fort, fo, daß 
kaum 50 mit dem Leben heim gelangten °). 


2) Perneld. Anonym. Leob. Anno 1232. — Chron. Australe. Claustroneob. 
Anno 1233 


2) Pernoldus Anno 1233: ‚‚Ungari sub Andrea Rege, et Bela filio. ejus 
tam Styriam, quem Austriam ingressi, ut poenam summerent de repa- 
dio Zophise oognatae; et quia Ungari semper cupiebant Styrine par- 
tem olim longis retro temporibus sibi erreptam recuperare. Styria 
non habuit milites: unde Nobiles cum solis rusticis resistentes post 
fortissimam pugnam, in qua plerique coeciderunt, victi vastatoribus fu- 
rorem permittere debuerant.‘‘ — Chron. Claustron. ap. Rauch. Anno 
13234 „Ungari intraverunt fines Styriae et vastaverunt eas rapina et 
inosmdie. Btyrenses vero oongregati sine reotore perseqguuti sunt eos. 
Ungart vero longius eos trahentes a finibus suis imsidias ponentes 

paost hos convertabantur ad ipsos accedebant ante et retro, multi vero 
ex utragae parte mortui sunt, et multi vulneribus debilitati, tandem 
Ungari victorin potiti, nobiliores ex iis onptivarunt, extra multitudinem 
vix quinquaginta fugerunt, religui omnes aut interierunt aut captivi 
abdueti sunt.“ — Chron. Austrise,. Rauch. Il. Anno 1234. — Auf diefe 
verheerenden lingarneinfälle wird auch in einem Briefe des Ungarnkönigs Ans 
dreas II. vom Jahre 1234 hHingewiefen: ‚‚Quum inter nos et D. Fride- 
rioum, Duscem Austrise et Styriae guerra orta esset non wadlinu.t — 
Fejer, Cod. Ung. Ill. I. 408. 





— — 


— — — —— 


, 
134 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


6. Seheih beflegt Das andere Ungarnheer erfüllte das Land 
bie Aingarn. — Ab- Defterreich mit Zerftörung und Plünderung. Mit 

unglaublicher Schnelligkeit war Herzog Friedrich 
herbeigeeilt, und warf die Barbaren bei. Höflein an der Leitha 
nach einem blutigen und fiegreichen Kampfe wieder über die Gränze 
hinaus. Darauf trugen die Ungarnfönige felbft Frieden an, der 
auch in Neuftndt gefchloffen worden ift ). Während diefer Er» 
eigniffe entfchied der falzburgifche Erzbifhof Eberhard II. (Salze 
. burg 24. Aprit 1233) einen Zehentftreit zwifchen feinem Hoch— 
ftiftsfapitel und dem Stifte zu Admont. Das erftere forderte zu 
Folge gemeinen kirchlichen Rechtes den dritten Theil der Zehenten 
aller ndömohtifchen Befitungen im Lungaue, welche dng Stift aber 
permeigerte. Der Erzbifchof bemog dns Kapitel, abzuftehen von 
allen feinen Anſprüchen und weder Necht noch Handveſten weiter 
zu berüdficätigen; wogegen er ſelbſt demfelben eine Jahresrente 
von 5 Morten auf Gütern im Murthale zu Bnierndorf und 
Büheln, zu Stranath im Lungaue und Reina oder Rein im Pinz⸗ 
gaue fiherte, und an Admont eine Summe von 50 Friefncher- 
marfen zahlte 2). Ä Ä 


3. 1233. Waͤhrend man noch theild mit den Ungarn im 
5. Friedrich gründet 
ben deutſchen Orden blutigen Kampfe Ing, theild die Berfühnung in Neu⸗ 
Se Ortung findt unterhandelte, ward auch über die Einführung 

brief der deutſchen Ordensritter in Steiermark unter⸗ 
handelt und denſelben bei der Stadt Grätz als Hauptſitz die Kir: 
he St. Kunigunde am Leech mit anfehnlicher Dotation an Grund, 
Boden, Hörigen und befonderen Vorrechten gefchenkt. Die Brün- 
dungsurfunde lautet wie folgt: 

„Sm Namen der heiligen und untheilbaren BDreieinigkeit, 
„Amen !u 

„Friedrich von Gottes Gnaden Herzog von Defterreih und 
„Steier allen Chriftgläubigen in Ewigkeit!“ | 
XWeil wir den Wunfch in unferm Herzen hegen, der Kirche 
„Gottes durch unfere Kraft zu nützen, fo beftreben wir und mit 


— 





— — — — — —— —— — 


!) Pernoldus Chron. Claustroneob. — Zwettl, Austral. Anno 1233. — 
Hanthal. I. 804—809. 


2) Archivsurkunde. XX. 6: „Aeta sunt haeo Salzburg. Anno 1233. Datum 
ibidem. ‚VII. Kal. Maji.“ — Die befondern Urkunden des Grabifchofs und 
Domcapiteld XX. 4. 5. vom 3. Auguft 1235 enthalten als Zeugen: Alber- 
tus Episcopns Chiemensis, Magister Marquardus de Padua, Dom. Ger- 
hohus de Mathsee, Vioedominus Salsburgens. 


:Herjogem. 3. 1192—1246 n. Ehr. 135 


„allem Nachdrucke, zum Bortheil und zur Beförderung der geift« 
„lichen Orden (Beligiosorum) zu arbeiten. Daher, ung feithaltend 
„in den Fußftapfen des chriftlihen Mannes und des gottergeben- 
„ften Fürften, unferes Vaters, Leopold Herzogs von Defterreich, 
„feligen Andenkens, ſchenken wir den Brüdern des Hofpitalg der 
„h. Marin, deutfhen Hauſes in Jeruſalem, weiche fi) vor allen 
„Andern unferm Bater freundfchaflichft gefinnt und treu bewährt 
„haben, wegen ihrer ©ottergebenheit und zum Seelengeräthe un« 
„ſers Vaters, die Kirche, gelegen auf der Anhöhe neben der 
„Stadt Parifchgrät und zu Ehren der h. Kunigunde erbaut, mit 
„allem Rechte, aller Sreiheit und Gerichtsbarkeit, wie unfere Bor- 
„fahren diefelbe gegründet haben. Wir ſchenken nber den genann- 
»ten Brüdern diefe Kirche mit al ihren Dotationen und Nechten. 
„Diefe zur Kirche gehörigen Einkünfte find aber folgende: „ 
„Auf dem fogenannten Berge Predel vier Bien, Schillings⸗ 
„dorf, Schafsthal,. Rorbach und Neuftift mit allem ihren Zuge: 
»hörigen. Wir fchenfen ihnen audy einige Villen, Mokau, Vlech⸗ 
„nigen, Wulfingsdorf, und in Mayendorf acht Huben mit allem 
„Rechte und Zugehör, nämlich Wiefen, Weiden, Wälder, Felder, 
„gebaut und ungebaut, Weinberge mit allem Bergrechte und mit 
‚„Dienften, insgemein Marchdienſte gpnannt. Sie follen auch 
„freie Jagd nuf ade Wildgnttungen auf ihrem Grund und Boden . 
„innerhalb unferer Länder haben. Weiter fehenfen wir ihnen in der 
„genannten Stadt acht und zwanzig Hofftätte. Wir laffen ihnen 
„gleichfalls alled Blut⸗Wehrgeld, insgemein biutiger Pfennig ge: 
„nannt auf nalen ihren, in unfern Ländern befindlichen Gründen, 
„Je Ueberſchwenglicheres wir aber aus der Hand des Herrn 
„empfangen haben, defto mohlgefülliger erheben wir ung zur Ehre 
„des Gebers, wenn wir die Gott geheiligten Stätten und die fei- 
„ner Verehrung und feinem Namen geweihten Häufer großmüthig 
„ehren, Durch diefe Fromme Betrachtung geleitet, da wir dag hei- 
„lige Haus, h. Marin, der deutfchen Drdengritter zu Jeruſalem 
„gleichfam als das Werk unferer Vorältern mit günftiger Zunei« 
„gung umfaffen, und fie überall in unfern Ländern fich unferer 
„Gunſt und Befchirmung erfreuen, fo nehmen wir in Ermeiterung 
„unferer ähnlichen Gnade in unferem Lande GSteier die in diefer 
„„Provinz gelegenen Häufer diefeg Ordens mit den Lehrern (Prae- 
„ceptoribus), Brüdern und Leuten, Dienenden, Hörigen und deren 
„Samilien wie auch mit allen Befitungen, welche fie gegenwärtig 
„rechtmäßig zu. Eigen haben und halten, und weihe fir wol, = 


136 Gieermart uuier Dem Babenbeugikhen 


„für unter vechtmäßtger Weiſe anmwerben können, unler unferen 
„befondern Schutz, indem wir fie von allem weltlichen Gerichte, 
„son allen Dientbarkeiten, Anforderungen, Beſchwerden, der ih 
„rem Orden ertheilten Freiheit gemäß, für befreit erflären. Wir 
„überiragen überdies noch ihre Beidyismung unfern ©t ellvertre⸗ 
„teen welche zur Verwaltung zeitweife in eben jener Browinz 
„von uns eingefeht find, wie auch den Landſtäͤnden, den Richtern, 
„weichen wir gleichermeife befehlen, auf daß fie alle Faäͤle und 
„Ötreitfachen (quaestiones) der Häufer derſelben und der Brü⸗ 
„der, ſo oft fich deren in ihren Gerichtsbarkeiten ergeben, auf de⸗ 
„zen Ringe anhören und entfcheiden, fonft jedoch auf ihren Ei 
tern nicht um ihren Stand forichen, noch fie vor weltliche Ge⸗ 
„richte ziehen, fondern daß fie die eigene Ruhe und Ungefährde 
„der vorgenannten Häufer, Brüder, Leute, Hörigen, und alle de; 
„een Bamilie zu Ehren und Gunft unferd Namens bemahren- 
„Weber dies und im Uebermaße unferer Gnade befreien mir die 
„vorgenannten Haͤuſer mit Wiefen, Weiden, Jagden, Fifcherriew 
„von aller weltlichen Gerichtöbarfeit, fo daß es keinem Richter 
„erlaubt feyn fol, was immer für geftaltete Ausgleichung (Emt- 
„ſcheidung) auf den Allodinigütern der Kirche nuszuüben, oder die 
„Eigenleute oder die Zindleute zu verhalten, vor ihrem &erichte 
„ſich zu flellen, noch auch von den Echifffahrten und Fuhrwerken 
„ihrer Raufmanren etwas nbzufordern. Auch Folgendes ift unfere 
„Wilfendmeinung : daß, mo immerhin auf Maͤrkte, Jahresmaͤrkte 
„die Leute der genannten Kirhe Handels wegen in unferm Lande 
„Steier kommen werden, fie von jeder Miauth- oder Zolfforderung 
„befreit feyn folen. Auch wollen wir, daß die Kirche ſelbſt, die 
„&üter, und alle auf denfelden fi ergebenden Streitfälle von 
„aller Gerichtsbarkeit fo gänzlich und vollftändig befreit ſeyn fol- 
„len, daß, über diefelben Erhebung und Urtheil zu pflegen und 
„zu fällen, allein nur dem Meiſter, den Lehrern und den Briü- 
„dern dag Recht zuftehen fole. In Faͤllen von Diebftahl jedoch, 
„von Straßenrnub und von ſolchen Berbrechen, melde des Ber. 
„brecher® Tod fordern, bei Leuten diefer Kirche, weil Berfonen 
„religiöfen Ordens mit Ausführung criminellen Gerichtes ſich nicht 
„befaffen ſollen: fo fol, nachdem alles bewegliche und unbewegliche 
„Beſitzthum des Schuldigen der Kirche zuerkannt worden ift, die 
„alleinige Perſon des Verbrechers dem meltlichen ®erichte über: 
„liefert werden, mobei jedoch jede Schuld, weiche Buße und Wehr: 
„aeld fordert, ber Kirche zugeurtheilt und belaflen bleibt. Ferners 


Berzogen. 3. 1192-1246 n. Chr. 137 


„geftatten Hier vorgebachten Häufern und den Brüdern derſelben, 
„daß fie die eigenthuͤmlichen Lebensmittel, Getreide, Satz, Fleiſch, 
„Kaͤſe, Bifche, Dehl, Wein, Vieh und anderes, zu ihrem Gebrauche 
„gehörige Gut, ſowohl zu Wafler als zu Lande ohne alle Weg- 
„gelder, Mauthen und Zölle und andern Abgaben unangerührt 
„und ruhig führen mögen. Auf daß nun diefe Schenkung und 
„Breiheit zur gehörigen Wirklichkeit gelange, und im Uebrigen un- 
„erſchuͤtterk bleibe, fo befeftigen wir diefe, dieſelbe Schenkung ent 
„haftende Urkunde mit dem Schirm unfered Siegel! und vor den 
„unterzeichneten Zeugen, deren Namen folgende find: Friedrich 
„bon Pettau, Irmfried von Himberg, Ulrich, deffen Brüder, Bi- 
„Card von Arenftein, Suchſo, Chadold, Waiffo und 6. 9. 
„Dies ift gefchehen im Erpurch im Jahre 1233, 28. Dctober — 
„Amen! ')* 

Dieſe merfwürdige Urkunde bewährt, daß mit dem Drden der 
deutſchen Herrn auch ein regelmäßiger Schulunterricht in Gräg 
zuerſt eingeführt worden fen, und fie deutet auch beftätigend Yin 
auf die, diefem Orden fchon zu Anfange des XI. Ih. im Lande 
Steier zu Großſonntag gegebene Niederlaffung mit Grund, Boden 
und Serechtfamen. 


Das Stift au Rein erhielt im Jahr 1233 Stift Kein un er 
einiges Beſitzthum zu Walchendorf, in der Pfarre 
St. Georgen bei Murau von Dietrich, dem Propſten zu Gurno⸗ 
zin und Pfarrer zu Adrian, mit der Berbindlichleit, die Kapitel» 
herren zweimal im Jahre bei der Tafel mit weißem Brode, mit 
Fiſchen und mit Wein zu bedienen ?). Dem Gtifte zu Gt. Lam: 
brecht leiſtet urkundlichen Verzicht Nitter Conrad von Vokkenberg, 
auf alle Kinder, welche aus der Ehe feiner Hörigen mit Mägden 
des Stiftes St. Lambrecht entftehen werden ?). 


Mir haben fhon oben beim fahre 1229 an- hun D68 Gforken 
geführt, daß Leutold von Wildon Grund und Bo: venftiftes in Stainz. 
den .mit der Katharinenkirche in Stainz von dem 
Salzburger Erzbifchofe Eberhard II. eingetaufcht, und dnmit die 


Gründung des Auguftinerchorherrenftiftes dafeldft begonnen habe. 


1) Dipl. Styr. II. 177-181. > 
2) Urkunde von Nein. 
3) St. Lambrechter Saalbuch. 


138 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Bei diefem Gefchäfte waren Zeugen: Heinrich, erwählter Biſchof 
von Seckau, Ulrih von Wildon, Konrad von Hornel, Friedrich, 
Kaftelan zu Liubnig u. v. A. Bis zum Sahre 1233 war dies 
neue Stift vollftändig geordnet mit Dotntion und einer Stiftsge⸗ 
meinde von Chorherren aus Sedau unter dem Propfte Gerald. 
Mitten im Drange fo vieler Ereigniffe und Anſtrengungen er: 
theilte Herzog Friedrich diefer Stiftung durch feinen Minifterinlen 
Leutold von Wildon nicht nur die Iandesfürftliche Beftätigung, 
fondern alien feinen Miniſterialen überhaupt die Freiheit, von ih- 
ren Alloden und Lehengütern bis zu einem SSahreserträgniß von 
10 Marten Sriefacher Geldes Schenfungen zu machen. Graf 
Hermann von Örtendburg, Ulrich von Pettau, Heinrich von Schön: 
berg, Dtto von Traberg, Reimbert von Mureck, Ulrich von Wil: 
don, Leupold, Erzdiakon von Kärnten, Leupold, herzoglicher Kanz⸗ 
ler werden in der Urkunde Friedrichs als Zeugen genannt '). 
Am 23. Detober 1233 fchenkte hierauf Witmar von Hopfgarten, 
Truhfäß und Schaffner (Dapifer et Dispensator) de$ Herrn 
Leutold8 von Wildon dem Stifte Stainz vier wildonifche Lehen: 
huben in Schwarzenſchachen für mehrere Huben in Natzendorf 
mit der Bedingung, daß diefe, wenn Witmar mit feiner Gattin, 
Gebirge, ehelihe Nachkommen erziele, ihm erblich verbleiben, fonft 
aber wieder eigenthümlich an das Stift Stainz zurüdfallen ſollten. Leu⸗ 
told von Wildon beftätigte diefe Anordnung als Lehensherr mit 
feinem Inſiegel an der Urkunde, in welcher als Zeugen genannt 
find: Herr Gerung der Dechant, Here Hermann der Keliner, 
und mehrere Chorherren des Stiftskapitels, Drtoif von Pergarn; 
Nitter Witmar von Hopfgarten, Nitter Ulrich Bawarus, und 
Berthold von Panholz 2). 

S. 1234. Nah Dftern des Jahres 1234 gefchah die 


Dermählungsfeft zu , 
Stavelau een ber wirkliche Vermaͤhlung der ſchon feit dem Jahre 
Pfarre Admont. 1223 an den Markgrafen Heinrich von Meiſſen 
verlobten Conſtantia, Schweſter des H. Friedrich. 
Diefe Feftlichkeit der feierlichen Handlung ward auf offenem Fel⸗ 
de zu Stadelnu bei Wien unter freiem Himmel im Beifeyn einer 


zahlreichen Verſammlung fürftlicher und edler Herren, der Köniz. 


1) Stainzer Saalbuch: „Hino est, quod ad notitiam praesentium et futu- 
rorum praesenti soripto volumus pervenire, quod cum Leupoldus de 
Wildonis ministerialis noster in honore St. Katharine praepositaram 
de novo erexerit apud fluvium Stanz etc.‘ 


2) Etainzer Baalbudy : „Acta sunt hodie Anno 1233. XV. Kal. Novembris,‘ 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 139 


ge Andreas und Beln von Ungarn, Wenzel von Böhmen, des 
Erzbifhofes Eberhard II. von Salzburg, der Bifchöfe von Bam⸗ 
berg, Paſſau, Freifingen und Seckau, der Herzoge von Sachſen 
und Kärnten, des Landgrafen von Thüringen, und des Mark⸗ 
grafen von Mähren, — und ungemein vieler Grafen, Edelher- 
ren und Nitter, mit der heiterften Freude mit Löniglichem Brunf 
und mit ergößenden Spielen ritterliher Gewandheit vollbracht '). 
Inzwiſchen mar zwifchen dem Domkapitel in Salzburg und dem 
Stifte Admont abermals ein Streit entftanden: ob die Pfarre 
Admont im Admontthale dem Archidinfonate des Ennsthales, wel⸗ 
ches dem Hochftiftsfapitel zugehörte, untergeben fey oder. nicht? 
Der Erzbifchof, aus Liebe zum Frieden und um fefte Einigkeit in 
feiner Kirche zu bewahren, erflärte nun die Pfarre Admont ganz 
von der Gewalt des Ennsthaler Archidiakonntes für immer ent: 
hoben und den GStiftsabten zum Archidiakon desfelben mit Nech- 
ten und mit Würde jedes andern Erzdiakons; dagegen gab er 
aber dem Archidiakonate des hochftiftifchen Kapiteld die Pfarren 
Randentin (Nanten) und St. Georgen (ober Murau) mit dem 
befondern Rechte, daß der Dompropft als jemweiliger Erzdinfon 
feine Berfammlungen auch im Lungaue halten und die Pfarrer 
und Briefter der genannten Pfarre und der ihren unterftehenden 
Kirchen und Kapellen dahin berufen könne, Die vom Erzbifchofe 
darüber gefiegelte Urkunde beftätigten als Zeugen: Heinrich, Bi: 
ſchof zu Sedau, Albert der Dompropft, Kuno der Domdechnnt, 
Heinrich Unterdechant, Hobold der Guſtrer, Eberhard der Sko- 
Infter, Dietmar der Sänger, Ulrich der Kellner ?). 


Der Sedauerbiſchof Heinrich I. Hatte in den „2. de— 


bisher erzählten bedrängenden PBegebniffen dem Stiftes Sedan. 

Herzoge Friedrich nufrichtige und eifervolle Anhäng- “ ' 
Vichkeit bewährt. Zur Belohnung dafür erfreute ihn der Landes. 
herr (22. Februar 1234) mit einer Berfiherungsurfunde der vor- 
Yäufigen, landesfürſtlichen Beftätigung aller und jeder Verkäufe 
und Schenfungen, welche die herzoglichen Minifterinten mit ihren 


1) Chron. Admont. Austr. Neoburg. — Zwettl. Anonym. Leob. und Per- 
noldus. Anno 1234: Omnia splendida et cum paoe acta sunt in Stadlawe. 


„ 2) Ardhiosurfunde. B.B. 3: „De consensu capituli nostri Parochiam Ad- 
montensem ab omni jure archidiaconatas exemimus ita, ut Jiberum sit 
Abbati Admontensi — in ipsa parochia sine oontradiotione qualibet om- 
nis ad archidiaconatum pertinentia ministrare. — Acta sunt haec Auun 
1234. Datum apud Salzburch Idus Januarii.' 


140 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Gütern dem Seckauerbiſthume thun mwerden '), welche Gnade 
Herzog Friedrich am 29. December 1239 wiederholt erflärt und 
beftätigt Hat, in nnfehnlicher Berfammlung vor: Graf Konrad 
von Hardeck, Graf Ulrich von Pfannberg, Poppo von Peckau, 
Liupold, Stadtpfarrer zu Wien, Gerald, Erzdiakon von Muſſon, 
Heinrich, Landſchreiber in Steiermark, Heinrich von Brunne, 
Hartnid von Pettau, Otto von Walhunskirchen, Kammerer u. v. 
A. 2). Die Seckauer Saalbücher enthalten von dieſem Jahre 
1234 noch zwei andere Urkunden, in welchen Herzog Bernhard 
von Kärnten die Schenkung eines Gutes zu Lantſchach von Hil- 
ta, der Gemahlin Gerards von Mure an jenes Stift beftätigt, 
und Horbard, Pfarrer zu St. Dionyfen, dem Stifte Sedau zwei 
Huben zu Heßendorf und Algersdorf fehenkt, zur Gründung eines 
ewigen Jahrgottesdienſtes 2). Im Chorherrenftifte Seckau folgte 
auf den am 20. September 1234 verftorbenen PBropften Gott⸗ 
fried von Berne der Bropft Wolfram von Herberddorf. Na 
Berficherung einer SKtofterneuburgerchronit war die Kälte dieſes 
Winters und die Eismaffe der Fluͤſſe undefchreiblich groß; wor: 
auf ungemeine Wafferfluthen im Fruühjahre erfolgten. 


6 —— Be Im Frühjahre 1235 finden wir den Landes. 
tan. un emmprängt herzog Friedrich in Steiermark. Begleitet von den 
in Dürtenfein an Edelherren : Wlri von Pellau, Bernhard von 
ver Pa en Schowenberg , Reimbert von Murelt, und deffen 

Sohn, Hermann von Kranichsberg, Berthold von 
Ennersberg, Hermann von Sunenderg, Wilard von Armftein, 
Heinrich) von Hofenberg, Konrad von Himburg u. v. A., war er 
am 27. April 1235 in Pettau, übergab dem Karthäuferkiofter 
St. Sohannisthal im Namen der Matrone Sophia von Luenbach 
ihre Allodialgüter, fünf Huben in dem Dorfe Lasnig, theils nis 
Sanigeräthe für fie und ihre Angehörigen, theild als Erſatz für die 
vielen Befchädigungen , welche Konrad non Luenbach, der Neffe 


ı) Dipl. Styr. I. 309: ‚‚Considerantes devotionis sinceritatem, quam D. 
Henrious, Seocoviensis Episcoopus his temporibus mobis et mostris ex- 
hibuit per operum multipliciam exhibitionem meritorum tuorum — du- 
ximus indulgendam — eto.‘ 

2) Dipl. Styr. I. p. 309. 310. Act. Viennae IV. Kal. Januar. anno 1239- 


3) Yohanneumesirkunde. 


Herjogen. J. 1192 —1 246 n. CEhr. 141 


dieſer Matrone, dem genannten Karthäuſerkloſter zugefügt hatte '). 
Bon hier eilte der Herzog mit dem prunfvolliten ©efolge.nach 
Dürrenftein in der obern Steiermark, um dnfelbft den K. Fried⸗ 
rich IL, welcher aus Italien von Aquileja durch Friaul und durch 
Kärnthen hernufzog, zu empfangen. Die unnufhörlichen Unruhen, 
weiche die fortwährende Empörung feines Sohnes, K. Heinrich VH, 
in Deutfchland verurfachten, zwangen den Kaifer zu diefem Zuge. 
Im Maimonate 1235 langte er in Dürrenftein an und ward von dem 
Landesherzoge Friedrich nad, Neumarkt geleitet °). Dort hatten 
fi zur glänzendften Verſammlung eingefunden: Eberhard IL, 
Erzbiſchof von Salzburg, Eckbert, Bifchof zu Bamberg, Konrad, 
Bifchof zu Freifingen, Bernhard, Herzog von Kärnten, der Her: 
zog von Lothringen, Hermann, Weifter des deutfchen Drdeng, 
Graf Hermann von Driamünde, Graf Meinhard von Görz, 
Graf Heinrich von Greisbach, der Graf von Sulze, Heinrich, 
Marſchall von Pappenheim u. v. X. Unter Andern war -auc der 
Admonter Abt Konrad erfchienen, welcher dem Kaifer den Beſtaͤ⸗ 
tigungsbrief K. Friedrichs I. für dns Stift Admont unterbreitete, 
und um eine gleiche Gnade bat. Der Monarch erfühte dieſen 
Wunf und erfreute das Stift und. den Abt mit einem andern 
Majeſtaͤtsdiplome, in welchem die friedericianifche Urkunde wörtlich 
aufgenommen, und am Ende dann die befondere Verſicherung hin: 
zugefügt wird: „Wir aber, willfahrend den ergebenen Bitten des 
„borgenannten Abtes und in befonderer Gnade, womit wir den 
„Abt feldft, die Brüder und önsfelde Gotteshaus Admont mit al 
„feinem Eigenthume fhügen und fchirmen Sollen, haben befohlen, 
„den vorbezeichneten ‚Privilegienbrief diefem unfern Majeſtaͤtsdi⸗ 
„plome wörtlich einzuverleiben, indem wir alles darin Enthaltene 
„dem genannten Abte, den Brüdern und ihren Rachfolgern und 
„erwähnten Muͤnſter mit Schirm unferer Macht für immer be« 
„ftätigen. Wir fegen dnher feit und verpönen mit Eniferlicher Ver⸗ 
„Lündigung,, daß Niemand, meder SHochgeftellter noch Niedriger, 
„weder eine kirchliche noch weltliche Perfon dem Inhalte diefer 
„unferer Beftätigunggurfunde zumider die Vorgenannten, dem 


1) Dipl. Styr. II. p. 80-81. Acta sunt haeo in Petovia. V. Kal, Maji. 
Anno 1735. 

2) Permeldus.: Anno 1235: „Friderious Imp. ut ambiteum imperii in filio 
Henrico rege opprimeret et puniret, ex Italid per Aquilejam prefeotus 
est in Germaniam: cui Fridericus dux in Styria oum reverantüa ac- 
ourrit,‘ 


142 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„Abte, die Brüder, ihre Nachfolger und dns oft genannte Stift 
„in irgend einem Punkte zu befchweren wage; mer dem ungeach⸗ 
„tet dieß zu thun wagt, fol neben unferer Ungnade mit hundert 
„Pfunden Geldes geftraft werden, welche zur Hälfte unferm Fis⸗ 
„ug, zur Hälfte nber dem genannten Stifte bezahlt werden follen. 
„Damit aber diefe unfere Beftätigung die Kraft ewiger Feftigkeit 
„erlange, haben wir diefe gegenwärtige Urkunde zu errichten, 
„und mit unferm Majeftätsfiegel zu befeftigen befohlen ).“ 


3. 1235. Borzüglich aber hatten zwifchen dem Kaifer 


Unterhanblungen 


mit ©. Friedrich in und Herzog Friedrich von Deſterreich hier in Neu⸗ 
Kulfer zieht nad markt ernftliche Unterhandlungen ftatt; da der Er- 

ftere die Anforderung um das Heirathsgut der rö⸗ 
mifchen Königin Margarethn im hohen Ernfte erneuerte ?), Her⸗ 
309 Sriedri aber vom SKaifer Geldſummen forderte zur Nieder: 
fämpfung der ftetd unruhigen und gefährlichen Ungarn. Darüber 
fhieden beide mit erhöhter Abneigung und mit Groll auseinander ?). 
Kaifer Friedrich IL. zog nach Admont, feierte dafelbft das Feſt 
der h. Dreifaltigkeit *), ging dann in dng Land ob der Enns, und 
über Wels fort nad Worms. Diefe Eile, die Feftigkeit, dad Ans 
fehen und die £aiferlichen Schaͤtze wenden ſchnell die Anhänger des 
Sohnes ihm zu. Heinrich VII. mußte fi) unterwerfen, er wurde 
der Löniglihen Würde entfeht, mit der Gemahlin und feinen zwei 
unmündigen Söhnen fort nach Apulien geführt, mo er im Kerker 
fein Leben verhauchte. Des Kaiſers zweiter Sohn Konrad ward 
hierauf als deutfcher König erhoben °). 


3. 1235. Am 28. Juli 1235 gab Friedrich von Pettau 
OD Groß⸗ on: 
ag mit Einftimmung feiner Gemahlin Brief und Gie- 


gel, daß er dem Hofpitale der h. Darin zu Jeru⸗ 
ſalem dag Vetronatsrecht über die Kirche zum heiligen Sonntag, 


ı — A. 78. — Caalbiqh. III. 212—219: ‚Acta sunt haeo 
anno 1235. Mense Maio. — Datum apud Novum Forum in Styria.“ 
2) Pernoldus. Anno 1235: „Posito solvendi termino ad tres intra unam 
annum dies exaotionem cum armis ei minatus, si non praestaret.‘ 
3) Pernoldus. Anno 1235: „Dux Friderious — non modicum turbatus’ di- 
scessit.‘“ — Hanthaler. I. 815—817. 


) Chron. Admont. Anno 1235: „‚Friderious, secundus hujus nominis, Teu- 
toniae partes ingreszus, apud nos sollemniter est susceptus feria 
quarta infra Pentacostem.‘“ — Pachmayr. 


°) Pernoldus. Anno 1235. 


Herzogen. 3 1192—1246 ni’ Chr. 143 


indgemein Grosſonntag zugenannt, mit nem deffen Nechte 
und in dem Bertrauen fchenkte, daß der Gottesdienſt und der 
Neligionsunterricht dafeldft durch den Eifer der Brüder des deut: 
fhen Ordens nachdrücklich erhöht werde. Als Zeugen in 
dieſer Urkunde erfcheinen: Bruder Dtto, der Prior, und Bruder 
. Konrnd aus dem Dominifanerorden zu Pettau, Bruder Dtto und 
Bruder Konrad vom deutfchen Ordenshauſe, Hermann, Ritter von 
Bettnu, Pabo von Treven, Albert von Neichenftein, Dito von 
Pirch, Ortolf von Groifendorf, Heinrih Wolf u. v. A. Die 
Beftätigung diefer Patronats ſchenkung durch die Brüder Hartnid 

und Friedrih von Pettau, welche Friedrich von Pettau in der 
angeführten Urkunde von Seite des falzburgifchen Hochftiftes zu— 
gefichert hatte, ertheilte fpäter der Erzbifchof Eberhard I. (am 
26. Jaͤnner 1239) bei feiner perfönfichen Anmefenheit in Pettau, 
vorzüglich in der begründeten Erwartung, daß durch die forgfa- 
men Anftalten der deutfchen Drdensbrüder der unter jenem Slo⸗ 
venenvolfe fehr vernachläfjigte Neligionsunterricht möglichſt werde 
gebeffert werden ). Mit dem Erzbifchofe maren damals in Pet: 
tau anmwefend: Heinrich, Bifhof von Sedau, Dito von Königs: 
berg, Eberhard von Schönitein, Hermann von Pettau, Drtol« 
von ©roifendorf, Heinrich Wolf u. v. A. ?) 


Er36. Eberhard in Am 26. Jaͤnner 1235 war Erzbifhof Eber: 
* Ahr hard IL. in Zeibnig mit Heinrich, Pfarrer von Rute, 

Meifter Heinrich) von Vogau, Vicedom, Walther 
Kogel, Heinrich Laimur, Sudbert von Vonftorf, Heinrich von 
Saringen u. A. Das Stift Admont Hatte alle Nenten aus den 
Salzpfannen zu Baier: oder Reichenhall dem Erzbifchofe auf def- 
fen Wunſch abgetreten; wogegen der Erzbifchof ſowohl die gegen- 
wärtigen, als nuch alle zukünftigen Zehenten der nömontifchen 
MWeingärten in den Gegenden Hausfeld, Telni, Stallhofen, Per⸗ 
nau, Boſinbach, Liebgaſt, Reinhartsberg, Krottendorf und Apfal⸗ 
tin mit vollſtuͤndigem Nechte abtrat, und jetzt darüber Brief und 
Siegel nushändigte 2). In dieſem Jahre hatte auch dns Stift 


1) Dipl. Styr. II. 209: „Nos itaquo votis eorum salutaribus annuentes 
considerata plebis illius Solavicae correotione, quae ex provida 
F. F. domus Teutonicae nosset provenire, concedimus eto.‘ 

2) Dipl. Styr. II. 209: „Datum apud Petovium. Anno 1236. VII. Kal. Febr.‘ 


3) Saalbuch. III. 170: „Sunt autem praediotae decimorum vineae yariiaa 
in his locis: in monte Grusvalt, in monte Felin, in Ma Atalhet, in 


144 Steiermark unter deu Babenbergifchen 


Admont dem Gtifte Moffah in der Aglaierdiözeſe all deſſen 
Befitungen zu Kirchheim und Oberfärnten um 40 Marken Aglajer- 
pfennige nbgefauft und dadurch feine obertärntnerifche Guͤterprop⸗ 
ſtei bedeutend erweitert '). 


F ae Bra a. Als der alte König Andreas von Ungarn. mit 


dungen vet Bi Beatrir von Efte ſich vermählte, mar nuch Herzog 
viihe Konigetrene Friedrich bei der Feſtlichkeit des Beilagers im Ssu- 

ni 1234 mit fürftlicher Pracht und Begleitung er⸗ 
ſchienen. Fruͤhzeitig ſchon zeigte der Sohn und Thronfolger Bela 
IV. ungemeffenen Herrfchertrog und Härte. Die Perfönlicgkeit 9. 
Friedrichs machte nuf die Ungarn am Königshofe eineh fo mädh- 
tigen Eindruck ?), daß ihn die unzufriedene Partei zu ihrem Kö- 
nige wuͤnſchte; und eben war er, vol Groll über dep Kaifer, 
und wohl wiflend von den geheimen Wünfchen der ungarifchen 
Großen aus Neumark in Steiermark zurüdgelehrt: als eine ge- 
heime Sefandtfchnft der ungarifhen Mißvergnügten ihn erwarte- 
te, und ihm Ungarns Krone anbot. Der alte König Andrens war 
bereitd geitorben, — feine ſchwangere Gemahlin Bentrir aus Furcht 
vor dem jungen Bela IV. nach Deutfchland entflohen 2). Herzog 
Friedrichs Ehrgeiz fehte nun Alles daran, Ungarns Krone zu er- 
ringen. Eben war er vom Kaifer Friedrich IL zum Hoftage nach 
Mainz berufen. Er aber verfolgte im blinden Eifer fein Ziel *), 
fiel mit einem ftarten Heere in Ungarn ein, und machte anfäng- 
ki große Beute. Er fand fich jedoch bald bitter getäufcht : feiner 
der unzufriedenen Magnaten fiel ihm zu; Bela und defien Bru- 
der Kolomann bedrängten ihn mit einem großen Heere; fein ei⸗ 
gener Heerbann, im lebhaften Gefühle der Ungerechtigkeit folchen 





villa Bernome, in Bosinbach, in minori Grasfalt, in monte Liebegast, 
Maiahardsperge, Chrottendorf, Ophaltin. — Aota sunt haeo apad Li- 
was. Anno 1235. VII. Kal. Januar.‘ 


1) Xrchiodurfunde. CCC. 3: ,„‚Venditione faota a Domino Jaooho Mosss- 
oamai eleoto Domino Chonrado abhati de Hademont et suo monasterio 
de ommibus possessionibus, quas Monasterium Mosasacense hactenus ha- 


bait et possedit, in loco, qui dicitur Kirchaim. — Actum in Castro 
Vtinl in camera Domini Patriarchae. Anno 1237. quaria ineunte mense 
Merii.‘ 


2) Dee Continuator Martini Poloni fagt bei: Hocard. Script. Germ. I. 
(418: „Friderious Dux Austriae mirabili corporis elegantia et forti- 
tudine prasditus.‘‘ — 

2) Haeng. I. 244. 

| iger, ap. Hanthal, Fast. Campilil. I. 835. — 


Herzogen. 3 1192 — 1246 n. Ehr. | 145 


Krieg es, verſagte den Widerftand und floh; Friedrich ſelbſt mußte 
aus Ungarn siligft ſich zurüdiziehen ’) und hinter ihm verheerte 
König’ Bela IV. mit feinen magyarifchen Horden dns Land Defter- 
-reih bis an die Mauern son Wien mit allen Gräueln des Krie- 
ges. Der tollfühnen und ehrgeizigen Unternehmung Ende und er: 
te Folge war ein mit fehweren Geldſummen von den Ungarn er: 
kaufter Friede ?). 


Der Heerzug und Krieg gegen die Ungarn, an 287 
ſich ſchon ein Unrecht, war Friedrichs und feiner duch vrudne” 
Länder unglüd. Dadurch an Geldkraͤften gänzlich ns Sissergnügen 
erfchöpft, belegte 3) der leidenſchaftliche, von Ju⸗ in —æã— and 
den ſchlecht berathene Herzog in Deſterreich und 

Steiermark jedes Haus, jeden Herd, und insbeſondere die Klöſter 
mit einer, weder im deutſchen Staatsbürgerrechte, noch in der 
bisherigen Gewohnheit begründeten, ungemein drückenden Steuer 
(60 Pfennige auf einen Manſus geſchlagen) 9), welche er noch 
dazu mit ungemeiner Härte eintreiben ließ. Vergeblich waren bei 
dem allgemeinen Mißvergnügen, bei den lauten Klagen und bei 
den bedenflichiten Verſchwörungen in Defterreih und Gteier die 
Bitten und Warnungen der beforgten Mutter Theodorn, melde 
in Furcht vor nahem Ausbruche allgemeiner Empörung °) ihren 





1) Pernoldus, Anno 1236: „Fugere igitur coactas Dux maximo dolore 
et pudore zuo.“ — 


) Chron. Austral. Mellio. Claustroneob. et Hanthal. I. p. 818-871. — 
Pernoldus. Anno 1236, beffer 1235. — Anon. Leob. Chron. Salisb. Godefr. 
Colon. Anno 1235. — Pray, Annal. Regn. Hung. I. 244. 


3) Annal. Altah. ap. Oeffele. I. p. 672. Anno 1236. 


“) Chron. Claustroneob. ap. Rauch. Anno 1237. et ap. Pez. I. 457: „Item 
idem Dux fecit omnia olaustra, quae erant in principatu suo, uno die 
pariter irrumpi et inquiri peounias proprias et alienas, et inventas di- 
ripuit. Insuper in toto principatu suo recepit de uno quoque manso 
60 denarios. Initium dolorum fuerunt haeo et oausa dejeotionis suae.“ 


*) Diefes erfolgte auch, wie erhellet aus Godefr. Colon. Anno 1236: „Qui 
Austriam ingressi adjunctis sibi nobilibus terrae, quos ipse Dux antea 
injuste oppresserat, et de terra sua ejecerat.‘‘ — Auch Chron. Clau- 
stroneob. Pez. I. 457: „Postea propter multas insolentias et inormi- 
tates suas Viennenses et aliae civitates — et ministeriales in utro- 
que prinoipatu ceperunt se opponere ei.“ — Am ficherften folgt man 
der Erzählung Pernoldi, Anno 1236: „Dux, his magis iratus, quam 
hosti, in utraque provincia insolitum imperavit tributam de sin- 
gulis domibus, ut aurum, quod per suorum ignaviam perdidit, ex eorum 
mulcta recuperaret. Nobiles plures, qui prius pugnare detrectaverant, 
humiliavit valde, eorum looo humiliores sed obsequentiores exaltans. 
Coenobia, quae tributum negabant, propter Advocatos vwetanker, per wi- 


Seſch. d. Gteiermark. — V. Bd. 10 


2 


146 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Witwenſitz Judenburg verlich und nach Böheim entfloh. Wirktich 
und in feierficher Form brachten die bedrängten Länder ihre An- 
eingen an Kaifer und Reich, bathen um einen andern Landesre- 
genten und fielen, beinahe alle in Defterreih und Sfeier, von ihm 
ab ). 

3. 1236. K. Friedrich II. im alten Grolle über Herzog 


Klagen ber Lanther- BER 
ven ‚miber In bei Sriedrich megen Borenthaltung der Morgengabe 


dr ya m vie Margarethens und wegen Bermeigerung der Sülfe 

gegen die Lombarden und den Papſt ergriff fogleich 
die günftige Gelegenheit und ließ ihn zu mehreren Hoftagen, insbe⸗ 
fondere aber nach Augsburg vorladen. Herzog Friedrich dagegen, 
tief ergrimmt ob des Kaifers Grauſamkeit gegen K. Heinrich VII., 
deffen Kinder und Gattin Margaretha, welche, nachdem Vater 
und Kinder durch Gift und Dolch hinmeggeräumt waren, in einem 
Kerker Calabriens fehmachtete, erfchien bei feinem Fürftentage und 
wies des Kaifers Bothen mit Hohn zurüd ?). Er murde daher, 
ohne Vertheidiger, und gehaßt von den meiften Fürften nid Unge⸗ 
horfamer gegen Kaifer und Neich, feierlich als Neichsfeind erflärt, 
mit dem Reichsbanne belegt ?) und derfelbe im ganzen Weiche, 
vorzüglich durch Eniferliche, alle Gründe diefeg Urtheileg umfaf: 





lites et satellites coögit ad solvendum. Mitiora suasit ac rogavit Do- 
mina Theodora Mater; sed Dux necessitatem excusavit. Quare illa, 
seditionem timens, tandem aufugit. Exasperati enim subditi ob tributi 
novitatem, qui etiam.nimium insolentes in alterutrum Ducem rigide . 
judicantem noluerunt ferre, conjurarunt. Et sicut, qui conferre Prin- 
cipi ultra consultum debent, per impatientiam fiunt impotientes linguae, 
falsa multa ac turpia ab aliis commissa tamquam a Duce permissa, 
vel etiam jussa essent, eidem falsis rumoribus, praeter veotigalia af- 
figentes, apud Imperatorem alium Dominum petebant. Hic duci, quia 
dotem non solvit, aliunde arına intentans - — .“ 


1) Godofr. Colon. Anno 1237. — Chron. Claustroneob. — Chron. Melli- 

cens. Pez. I. p. 239: ‚‚Conjuratio exitiabilis contra Friderioum Du- 

. eem Austriae et Styriae facta est, hioqne a suis optimatibus de- 

seritur. Viennensis civitas et alise munitiones, tam castella quam ci- 

vitates, clauduntur eidem: rapinis, incendiis, continuis bellis terram 
inquietare non desistentibus.“ 


2) Chron. Claustroneob. ap. Rauch. Anno 1236: „Fridericus, Dux Au- 
strise et Styriae, saepe vocatur ad ouriam ab Imperatore Friderico et 
venire contemnens tandem sententiam prosoriptionis ouram multis prin- 
cipibus incurrit, tam propter quaerimoniam multoram praelatorum, ec- 
olesiarum et potentiae saecularis. Posten imperator misit in Austriam, 
interdixit ei gratiam suam, auxilium et oonsilium.‘“‘ 


3) Chron. August. ap. Freher. I. 372. Anno 1236 : „Fridericus, Dux Au- 
striae et Styriae, ab Imperatore prosoribitur apud Augustam. 


Herzogen. 3. 1192 — 1246 n. Chr. 147 


fende Schreiben ) an den König von Böheim, nn den Herzog 
von Baiern, an den Erzbifchof zu Salzburg, an den Patriarchen 
von Aquileia und an die Bifchöfe zu Regensburg, Freifingen und 
Paflau, verkündigt. Der Kaifer, durch Krieg in der Lombardie 
befchäftigt, übertrug die Vollziehung der Neichsacht dem Könige 
von Böheim, dem Herzoge von Bniern und den benachbarten 
Fürften mit dem Befehle, den widerfpänftigen Herzog aus Krain, 
Steiermark und Defterreich zu vertreiben und diefe Länder im 
Namen des Reiches in Beſitz zu nehmen 2). 


Die Angriffe auf Friedrichs Länder, begannen 3. 1236. 


Bollzi 
nun wirklich im Herbſte des Jahres 1236. Der — kınfan 


Böhmenfönig war über Defterreich jenfeits der Do- Geichrie" Sünder 
nau hereingefalen, und der Baiernherzog Otto, | 
vereint mit den jBifchöfen Nüdiger von Paſſau, Seifried von 
Regensburg und Konrad von Breifingen, im Lande Deiterreich 
bis an die Enus vorgedrungen. Herzog Bernhard von Kärnten, 
Berthold, Patriarch von Aquileja und der ftreitgeübte Biſchof 
Ekbert von Bamberg hatten fi in Friedrichs Landtheilen in 
Krain und im Lande Steiermark feftgefeßt *) — überall von zahl⸗ 
reichen, mißpergnügten und raubfüchtigen Edelherren mit Freuden 
aufgenommen und unterftüßt; wobei Gewalt, Brand und DBer- 
heerungen alle frühere Härte Friedrichs weit überbothen *). 
R 10 * 





1) Litt. Friderioi II. Imper. ap. Hanthaler. Fasti Campil. I. 832 — 841. 

- Herzogs Friedrich Sharakterhärte und offenbare Vergehungen gegen Kaifer 
und Reich , wider Recht und Klugheit Laffen ſich eben fo wenig entfchuldigen, 
als alle im Eaiferlichen Schreiben für Herzogs Friedrich Verurtheilung ans 
geführten Gründe ald wahr und genügend anerkennen. 

?) Pernoldus. Anno 1236. — Hanthaler. TI. p. 821—830. Zu Augsburg am 
27. Suni 1236 fon hatte K. Friedrich TI. mit dem Böhmenkönige und 
mehreren NReichsfürften ein Angriffsbündniß gegen H. Friedrich gefchloffen : 
Fridericum Ducem Austriae et Styriae contra nos, honorem et digni- 
tatem nostram et Imperii gravia nimis et illioita molientem. — Mon. 
Boic. XXX. I, 245 — 246. 

3) Chron. Salzb. Anno 1236: „Rex Boemiae ad mandatum Imperatoris 
vastavit Austriam; et Dux Bavariae et Episcopus Pataviensis obsede- 
runt civitatem’ Linos et infeoto negotio recesserunt, et Patriarcha 
Aquilejensis cum Episcopo Bambergensi Styriam hostiliter intrantes 
eoclesias spgliaverunt. 


*) Pernoldus. Auno 1236: ‚‚Inmisit Imperator in eum regem Bohoemiae, 
Ducem Bavariae et multos alies ex Principibus, qui Austriam, Styriam, 
Carnioliam occupaverunt vastatione ingenti. Hanc rebelles subditi longo 
acerbius persenserunt, quam grävamina Ducis (Friderioi).‘“ — Chron. 
Mellicens. et Claustroneeb. Pes. I. 239. 457. — Godofr. CGelon. Au- 
no 1237. 


148 Steiermark unter den Babendergifchen 


H. Friedriche tapfere Bon allen Seiten alſo furchtbar bedrängt, ver⸗ 

Gegenwehr. lor Friedrich weder Muth noch Befinnung. Er 
verboth allen Handel mit Lebensmitteln im Lande ob der Enns 
nah Baiern zu Waſſer und zu Lande '). Er rüftete fich zum 
Eräftigften Widerftande — nicht ohne neue Bedrüdungen und Ge— 
waltthaten vorzüglich an Burgen, Kirchen und Klöjtern )). Den 
treueſchwankenden Wienern gab er Freiheit, vor den heranrüden- 
den Feinden die Thore zu öffnen; er feldft zog fi von feinem 
feten Schloffe Mödling in die fefte Neuſtadt zurüd, und fchloß 
fi) dnfeldft ein vor den erften Anfällen, mit wenigen ©etreuen 
(cum electa militia) 3), mit Albert von Bogen, Anfelm von 
Suftingen, mit dem Erzdintone Leuprand von Kärnten, dem Mar⸗ 
ſchalle Berthold von Treun, dem Truchſaͤß Berthold von Emmer: 
berg, Bundafer von Stahremberg, Dietrich und Drtolf von Wol- 
fenftein, Albert von Nußberg, Ulrich von Chiendberg und Kolo 
von Frauenhofen. 


Fa Nun war aber auch noch der Kaifer Friedrich 


En * —* II. ſelbſt im Spätjahre aus Italien aufgebrochen *) 
zieht dann nad und während Wien von den vereinigten Baiern 

und Böhmen befegt und der Burggraf von Nürn- 

berg zum Stadthauptmann eingefeßt ward, Iangte er in Steier⸗ 
mart an (sub hiemem ipse Caesar advenit), eroberte einige, 
dem bedrängten Herzoge treu gebliebene Burgen, befam Agneg, 
die Gemahlin Friedrichs, gefangen, ließ fie in entfernter Gegend 
in feften Gewahrſam bringen 5), hielt feierlichen Einzug und blieb 
während der Weihnachten und bis über Neujahr in Gräß °). 





2) Chron. Salisb. Pez,. I. p. 355: „Dux Austriae olausit, neo per terram 
vel aquam annonam iu partes superiores ire permisit.‘ 

2) Chron. Austr. Anno 1236: ‚‚Deinde sequutae sunt rapinae et incendia 
et irruptiones claustrorum et ecclesiarum et castrorum.‘“ 


2) Pernoldus. Anno 1236: „Fridericus Dux in nova civitate, quod cxpu- 
gnari non potuit, furoribus cessit.‘‘ 


*) Im April diefes Jahres 1236 war K. Friedrich IT. noch in Verona. Geor- 
gisch I. 993. 


*) Chron. Austral. Anno 1236: „Tandem Imperater per Longobardiam 
subjugavit castra valde munita, multague oonfregit, 
et uxorem Ducis abstulit, quod ei maximum dedeous fuit.“ — Bichard. 
de S. Germano. 1236. 


6) Chron. Salzb. Anno 1237, beffer 1236 : „Imperator Graesa in Mar- 


chia oelebravit.“ — Chron. Lambac. apad Rauch. Anno 1237, befler 
1236. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 149 


Bon Gräß eilte Kaifer Friedrih nah Wien ’), mo ihn der Böh- 
mentönig Wenzel, Berthold Patriarch zu Aquileja, die Erzbi- 
fhöfe Seifried von Mainz, Dietrich von Zrier und Eberhard 
von Salzburg, die Bifchöfe Ekbert von Bamberg , Seifried von 
Regensburg, Rüdiger von Paffau, die Herzoge Dtto von Baiern 
und Bernhard von Kärnten, Heinrich Landgraf von Thüringen, 
“und ungemein viele Grafen und Edelherren aus allen Reichsftän- 
den umgnben. Er brachte den Winter in diefer Stadt zu, und 
handelte mit Defterreich und Steiermark als Neichdoberhaupt wie 
mit verwirkten Neichslehen. Er Tieß feinen zmweitgebornen Sohn 
Konrad zum römifchen König wählen, erhob die Stadt Wien zur 
Würde einer Neichsftadt und ertheilte ihr die entfprechenden Bor- 
rechte und Freiheiten *). Gleiche Majeſtaͤtsbriefe mit Beitätigan- 
gen, Nechten und neuen Gnaden gab er hierauf Allen, weiche 
darum bathen. Im Februar 1237 beftätigte er dem Orden de 
deutfhen Herren in Defterreih, Steiermark und in der. Markh 
Krain alle ihre Befißungen, Sreiheiten und Vorrechte, erfiärte 
diefelden unter feinen und des Neiches Schuß geftellt, und befreit 
von allen weltlichen Gerichten, Dienften und Abgaben. Neben 
den jchon oben genannten geiftlichen und weltlichen Neichsfürften 
erfcheinen als Zeugen in diefem Diplom, als Anhänger des Kai- 
fers, Graf Ulrich von Pfannberg; Graf Wilhelm von Heunbursg, 
Graf Hermann von Örtenburg, Leutold und Ulrich von Wildon, 
Friedrich und Hartnid von Pettau, Neimbert von Mureck, und 
viele andere aus der Steiermark ?). Drei volle Monate hatte fo 
der Kaiſer in Wien zugebracht, für die innere Drönung der ein- 
gezogenen Reichslehen Defterreich und Steier Befehle ertheilt: *) 
und auf die Unterwerfung des troßigen Friedrichs vergeblich ge- 





2) Chron. Garst. ap. Rauch: ‚‚Friderious Imperator per Canales et per 
Karinthiam armata manu Austriam ingressus.‘‘ — Anon. Leob. Anno 
1238 (1236): „Hio Imperator anno 1238 transit per Leuben, oivitatem 
Styriae, qui vocatus erat ab Australibus, ut eis provideret de Duce.‘ 


2) Calles, Annal. Austr. II. 306. — In Urkunden des Gtiftes Willhering 
vom Februar 1236 finden wir in Wien in der Umgebung ded Kaifers die 
fteierifchen Edelherren: Ramung von Kammerftein, Albert von Muerach, 
Heinrich von Scharffenberg, Switger von Hohenburg, Dietmar und Ulrich 
von Liechtenftein, Ulrich und Leopold Brüder von Wildon, Heimbert von 
Mured. — Stülz, Geſch. von Willhering. p. 510. 

3) Dipl. Styr. II. 181—192: „Aota sunt haeo anno 1236 (richtiger 1237) 
mense Fehruario. Datum Viennae anno, mense, indiotione praescriptis.‘* 


+) Godefr. Colon. Anno 1236: „Imperator apud Vıennam, nobilem Au- 
striae oivitatem, de statu ojusdem terrae sibi nuper subjugatae sagani- 
ter ordinat.‘‘ 


150 Steiermark unter den Babenbergifchen 


wartet 1. Nun forderten aber die Neichdangelegenheiten feine 
Anmefenheit in Deutfchland. Er ſetzte demnach den kriegserfahrnen 
und ſtaatsklugen Ekbert, Bifchof zu Bamberg, als Reichsberweſer 
oder Statthalter in des Reiches Anmen in Wien ein und erhob 
fih nad) Enns, um von dort weg das Öfterfeft (19. April 1237) 
in Negensburg zu feiern ?). 


3. 1236. 1237. Bei feiner Ankunft in Gräg im December 
Fa en bes , 
8 — für des Jahres 1236 ift Kaifer Friedrich II. von den 


dau und fürdasger- gefammten meltfichen und geiftlichen Ständen und 
oa em an anhlreichen Edelherren ferlich empfangen wor— 

den. Man brachte ihm alle, dem Oberhaupte der 
Länder des heiligen römifchen Reiches gebührenden Huldigungen, 
und jeßt um fo mehr dar, als die cigenwillige Herrfchnft des H. 
Friedrichs durch Verlegung aller brieflihen Drönungen und ®e- 
wohnheitsrechte aroße Unzufriedenheit im Lande hervorgerufen 
hatte. Auch unterließ der Kaiſer ſelbſt Leine Art von Gnndenbe- 
zeugungen gegen alle, dem Neiche und deffen Oberhaupte Zreube- 
währten. Dem Stifte St. Lambrecht and er am 7. December 
1236 einen Majeſtaͤtsbrief über alle Befigungen und Rechte und 
nahm dngfelbe unter befonderen Laiferlihen Schuß °). Am 3. 
Jänner zu Grätz (apud Grez) erließ diefer Kaifer an Albero 
von Bolheim den Befehl dem Rupert non Enfe Einhalt zu ge 
biethen, die von ihm ſchon drei Jahre gernubten Zinfen des Stif- 
tes Seckau fogleich wieder zu erftatten, und ſich vor allen Ber- 


1) Pernoldus. Anno 1237: Reversus est Imperator, qui Fridericum Ducem 
supplicem frustra exspectavit.‘ 


2) Chron. Claustroneob. Anno 1237: „Deinde Imperator relinquens Au- 
striam ingressus est Bavariam et vices suas commisit Episoopo Bam- 
bergensi Ekkeberto.‘“ — Idem Chron. ap. Rauch. Anno 1238. — Chron. 
Melliocens. Anno 1238: „‚Frideriocus Rom. Imp. ad expulsionem prae- 
dioti Ducis (Friderioi) ad persussionem Optimatium Austri- 
am ingressus in Vienna se tenuit; et oum id, quod conabatur, efficere 
non valuit, mense quarto Austriam egreditur, quibusdam comitibus re- 
liotis eivitati pro praesidio.‘‘ — Chron. Salzb. Anno 1237: „Imperator 
Natale Domini apud Groze in Marchia celebravit et apud Vien- 
nam hiemavit et oirca Pascha Austriam egrediens et episoopum Bam- 
bergensem ad impugnandum Ducem apud Viennam cum militibus dimisit.““ 


3) St. Lambrechter Saalbud: „Datum apud Gratz (Graza) VII. Dec. 
1236. Conventum 8. Lamberti in Grassluppa, homines tuns et bona 
sub nostram et imperii protectionem susoipimas.‘‘ Die Urkunde trägt 
zwar die Bezeichnung >1237,< aber irrigz weil K. Friedrich II. zu Ende 
besfelben Jahres nicht in Grätz, noch in der Steiermark überhaupt gewefen 
war. — Dipl. Styr. I. 207—208: „Datum apud Graeze tertia Ja- 
ausrii, deoima indiotione.‘‘ 


Herzogen. J. 11921246 n. Shr. 151 


unglimpfungen und Befchädigungen diefes Stiftes fünftighin ferne 
zu halten '). Damals auch unterbreiteten die Landesſtaͤnde und 
Minijterialen von Steier dem Kaifer die alten Handveften ihfer 
Rechte und Vorzüge von den Herzogen Dttofar VIIL, Leopold 
dem Tugendhaften, Sriedrich dem Katholifhen und Leopold dem 
Glorreichen, und baten um gnädige Beftätigung derfelben, wozu 
fie fi früher feit dem £niferlichen Großvater Friedrich I. niemals 
und jetzt nur durch die letzten Begebniffe mit Herzog Friedrich 
gedrungen fahen. Diefe wichtige Angelegenheit der Stände und 
des Landes aber ward erft in Wien umftändlicher. befprochen, 
und der Majeftätshrief darüber im Aprilmonate in der Stadt 
Enns ausgefertigt und mit dem kaiſerlichen Siegel befeftigt; — 
folgenden Inhalts: on 

„Sm Namen der heiligen und ungetheilten Dreieinigkeit ! 
„Friedrich I. durch Gunſt göttlicher Güte römifcher Kaifer, Kö— 
„nig von Jeruſalem und Sicifien. Es gereicht zur Zierde des 
„römifchen Reiches, und die Pflicht Eaiferliher Würde fordert, 
„Daß fie, für den Stand der Lntergebenen gütig Vorſehung tref: 
„fend, fie felbft vom Joche der Lnterdrüder befreie, die erprobten 
„Gewohnheiten und die Rechte derfelben erneuere, und alles dag, 
„was für ihre Wohlfahrt vorgefehen worden ift , beachte und mit 
„Allgemeiner Gnade billige. Dieg ift der Grund, marum wir mol- 
„Ten, daß durch den inhalt diefes Majeſtätsbriefes allen gegen- 
„wöärtigen und zukünftigen Getreuen unferes Reiches befannt wer: 
„de, daß, da die Minifterinlen und Landsleute von Steier, unfere 
„Öetreuen, unfere Erhnbenheit demüthig gebeten haben, daß wir 
„Und würdigen möchten, fie in Unfere und des Stifters Beherr- 
„ſchung für beftändig zu nehmen und zu haften, und feinem an- 
„dern zu überlaffen, wie auch ihre Nechte und Gewohnheiten, 
„weiche fie durdy die Herzoge Dttofar von Steier und Leopold 
„von Defterreich nach dem Inhalte ihrer Handveſten allbekannt 
„befigen, durch fortwährende Gunſtbilligung aus unferer Gnade 
„zu beftätigen — wir in Anbetracht der ungemeinen Treue und 
„Aufrichtigen Ergebenheit, womit die porgenannten Minifterinien 


— — — en 


1) Johanneums⸗-⸗urkunde. — In einer zweiten Urkunde an demſelben 3. Jänner 
1237 befahl der Kaifer allen Mauthnern und Zöllnern, bie von den frühes 
ren Sandesfürften dem Gtifte Seckau ertheilten Privilegien und Befreiungen 
auf das genauefte zu bewachen. Joh. Url. — Boehmer, Regest. p. 188 
—189. — Dipl. Styr. I. 207—208: Datum apud Greene werk Januar 
rii deoima indiotione. 


152 Steiermark unter dem Babeubergiſchen 


„von Steier, das Joch der Unterdruͤckung und der Ungerechtigkeit, 
„welches Unſere und des Reiches Majeſtät fo außermaſſen belei⸗ 
„bigte, von ſich weiſend, unſere und des Neiches gerechte und 
„milde Herrſchaft mit ganzer Zuneigung umfaßt haben, nicht nur 
„Ale insgefammt, fondern auch die Einzelnen, ſowol die Minifte- 
„rialen als auch unfere übrigen, in demfelben Herzogthume Steier- 
„mark befindlichen Getreuen, unter unfere und des Neiches Herr- 
„ſchaft nehmen, auf daß fie nur von Kaifern und Königen, unfern 
„Rachfolgern, immermährend gehniten werden follen. Wenn jedoch 
„das Dringen der vorgenannten Minifterinlen von Steier bei un: 
„ferer Borfehung ſich verwenden wird, daß wir dasſelbe Herzog: 
„tum aus unfern und des Reiche Händen irgend einem Fürften, 
„welchen Unfere Erhabenheit als dazu würdig nuserfehen wird, er⸗ 
„theilen möchten, fo verfprechen wir, dasſelbe Herzogtyum nicht wie 
„bisher gewöhnlich geweien, dem zeitweiligen Fürften von Defterreich 
„zu geben, indem Wir durch Uns oder durch unfere Nachfolger, 
„Kaifer oder König, diefen Vorzug unferer befonderen Gnade, 
„weicher den befagten Minifterinten in Gemäßheit ihres befonderen 
„Berdienftes von Ung ift zu Theil geworden, durch Gemalt und 
„Anfehen diefer unferer Vorrechtshandveſte gnädig beftätigen. Wir 
„beftätigen ihnen überdies alle bemäßrten Gewohnheiten und Nechte, 
„weiche ihnen ehedem die vorbezeichneten Herzoge, Ottokar von 
„Steier und Leopold von Defterreich freigebig beftätigt haben, fo 
„wie fie in ihren Privilegiendriefen enthalten find, und welche 
„Wir in ihren eigenen WAbfäen ausdrüden zu ſollen erachtet 
„haben. Nämlich: daß, mwer immer unferer ©etreuen von Steier 
„mit einem von Defterreich, oder ein Defterreicher mit einem Stei- 
„ermärler Berding (oder Handel-Bertrag) gefchloffen hat, fo fol 
"er Gewohnheiten und Rechte der Provinz genichen, in welcher 
„er fich nufhält oder feine Wohnftätte erhält, weil wegen einzel- 
„ner Perſonen eine befondere Gewohnheit von der allgemeinen 
„Leine Ausnahme machen fol ’). — Auch die der Gerechtigkeit 
„widerftrebende Gewohnheit, welche die genannten Steirer unver: 
„ſchuldet durch ihre Bürften dadurch zu bedrüden ſchien, daß ihre 
„Zöchter und Söhne gewiffermaßen gezwungen die Ehe eingehen 


1) Der Text der Ottokariſchen Urkunde lautet gang ‚einfach: „‚Quiounque de 
Styria vel Austria oontraxerint matrimonia, ejus provinciae jus habe- 
ant, in qua habitant.“ Im Majeftätöbriefe K. Zriebrih I. ift demnach 
dieſer Punkt gänzlich umgeändert worden — und er ſpricht von einem ganz 
andern Gegenſtande. 


Herjogent I. 11921246 n. Chr. 158 


„mußten, heben wir als Eiferer der Billigfeit gänzlich nuf, indem 
„wir ihnen die Freiheit geben und in Eaiferlicher Gerechtigkeit be- 
„ftätigen, daß fie ungehindert in Zukunft ihre Söhne und Töchter 
„denen, welche fie wollen, zur Ehe geben müffen. — Wenn irgend 
„ein Steirer ohne letztwillige Anordnung ftirbt, fo fol deſſen 
„Erbe oder der in der Linie der Blutsvermanptfchaft der nächte 
„ift, in feinen Ouͤtern folgen. — Entfteht zwifchen Steirern ein 
„Streit, fo fol kein Zmeitampf oder Beweis durch einen Kämpfer 
„ſtatt haben, wo taugliche Zeugen vorgebracht werden mögen, nad) 
„deren Zeugniß die Streitfrage entfchieden werden fol. GStreitig- 
„Leiten aber über Güter follen vor den eingefegten Richtern nad) 
„Anhören der Zeugennusfagen im gerichtlichen Vorgange nad 
„Gerechtigkeit nusgetragen werden. — Bei Lehen heben mir die 
„Befchwerde, inggemein Anfall genannt, (quae Anfel vulgo vo- 
„catur) als den guten und ehrlichen Gewohnheiten zumider, gänzlich 
„auf. Aus angeborner Gnade unferer Guͤte feßen wir auch durch Ge⸗ 
„malt diefeg gegenwärtigen Majeſtaͤtsbriefes feſt, daß die Töchter 
„in väterliden Gütern nachfolgen folen, wenn männliche Erben 
„derfelben fehlen; damit dadurch dns väterliche Andenken in Söh⸗ 
„nen fortgepflanzt werde. — Wir fegen überdies feit, daß von 
„Andern erworbene Lehensgüter, menn fie gleich von dem Lan 
„desherrn ind Eigenthum gelauft worden find, demjenigen, welcher 
„fie nach Lehenrecht befißt, belaſſen werden follen. — Weiter ge- 
»ftatten Wir denfelben unfern Minifterinten und andern Landgleu: 
„ten von Steier, ihre Guͤter zu verfaufen oder zu verfchenten. 
„— Sn Ueberftrömen unferer Gnade befreien wir nuch das Ser- 
„zogthum Steier und deffen Bewohner von Anforderungen und 
„von Laſt der Befchwerungen , welche durch die Amtleute von 
„Defterrreich gemacht und nufgeboten zu werden pflegen. — Wir 
„geben ihnen auch die Erlaubniß, daß, wer immer non Steiermarf 
„auf feinem Eigengrunde eine Kirche bauen oder von feinen Guͤ— 
„tern aus frommem Sinn den Kirchen fpenden möge, dies zu thun 
„befugt ſey. — Zu diefem verorönen wir fraft unferer Macht, 
„die wir führen, beitätigend, daß den oft genannten Minifterialen 
„und Landleuten von Steier die Leute ihres Eigenthums, melche 
„auf ihren Gütern auf welche Art immer eingefeßt find, und. die 
„in Städten oder Märkten, welche im ganzen Rande errichtet und 
„mit Freiheit begabt find, aus Anlaß eben diefer Freiheit ohne 
„Erlaubniß ihrer Herren, welchen fie zu eigen find, fliehen, dem 
„Herrn und Eigenthümer wieder zurügeliefert werden ale. — 


154 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„Mit dem kräftigen Vorſatze, auch fir unfere und unferer Nach: 
„folger, wie auch der oftgenannten Steirer Wohlfahrt zu forgen, 
„sehen wir feft, daß alle Mauthen imganzen Lande Steier, welche 
„in ihrem Erträgniffe über die Gebühr belaftet worden find, zur 
„Summe der Erträgniffe, welche fie zu den Zeiten des vorge: 
„nannten Herzogs Leopold bezahlt haben, zurückkehren follen und 
„daß es keinem Landesfürften erlaust ſeyn folle, über diefes Fett: 
„gefeßte durch mas immer für Forderungen zu befchmweren. Auch 
„die Münze, welche zufolge‘ leidenfchaftliher Habfucht alle Jahre 
„zum gemeinfamen Rachtheile der Bewohner desfelben Landes er- 
„meuert zu merden pflegte, wollen wir, daß fie ohmegemeinfamen 
„Rath der erfteren Minifteriolen von Steiermark auf feine Weife 
„erneuert werden, und daß die neue Münze im erften Gewichte 
„fünf Jahre fortzudauern habe. Wir feen alſo feft und ordnen 
„mit Eniferlicher Urkunde an, daß Niemand, weder eine hochge- 
„ftellte noch niedrige, weder öffentliche noch private, weder kirch— 
„liche noch weltliche Berfon gegen dag gegenwärtige Beftätigungs- 
„handveit in kühner Verwegenheit zu handeln wage; und mer es 
„wagt, fol mit hundert Bfunden reinen Goldeg zur Hälfte für 
„unfern Fiskus, zur Hälfte für die, denen Unrecht gefchehen ift, 
„geftraft werden. Auf daß aber diefe unfere Beftätigung die Kraft 
„beftändiger Feftigkeit erhalte, haben wir die gegenwärtige Urfun- 
„de nufzurichten und mit unferem Majeſtätsſigille zu bezeichnen 
»befohlen. Diefer Sache find Zeugen: die Erzbifchöfe Seifried 
von Mainz und Eberhard von Salzburg; die Bifchöfe Ekbert 
„von Bamberg, Sigfried von Regensburg, kaiſerlicher Hoffanzler: 
„Rüdiger von Paſſau, Konrad von Freifingen, Dito Pfalzgraf 
„bei Rhein, Herzog in Baiern, Heinrich Landgraf von Thu: 
„ringen, Pfalzgraf von Sachen, Bernard Herzog von Kärn: 
„ten, Hermann Markgraf von Baden, Konrad Burggraf zu 
„Rürnberg, Gottfried von Hohenloh, Friedrich von Zruhendin- 
„gen, Graf Hermann von Ortenburg, Graf Hartmann von Ty. 
„Lingen, Graf Wilhelm von Hainburg, Graf Konrad von Har- 
„der, Heinrich von Schnuendburg, Heinrich von Brune, Iremund 
„von Hintberg, Hadmar von Sunenberg. u. v. A. — Handlung un: 
„fere8 Herrn Friedrichs II. von Gottes Gnaden unübermwindlidy- 
„ften römiſchen Kaifers, von SSerufalem and Sicilien Könige. — 
„Dies ift gefchehen im Sahre der Menfchwerdung 1237 im Mo⸗ 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 155 


„mate April. — Gegeben zu Enns im Monnte wie oben gezeich- 
„net ift 1)“ — 


Während aller diefer Ereigniffe finden wir in 
feinem einheimifchen Dokumente Andeutungen, daß 
diefelden auf eines der vaterländifchen Inſtitute befondere ver⸗ 
derbliche Nückwirkung geäußert hatten. Der Vatriar Berthold 
von Aquileja hielt im Mai des Jahres 1237 eine Kapitelver- 
fammlung in Udine, wobei anmwefend waren: Friedrih Biſchof 
von Concordin , Jakob ermwählter Bifchof von Moſſach, Propſt 
Sohann von St. Stephan, der Erzdinfon von Billach Berthold 
und die Aglajerdomherren, Meifter Philipp und Gerard. Mit 
Einftimmung feines Kapitel gab er den Karthäufern zu Geiz 
den 29. Mai 1237 einen Beftätigungshrief über die Zehenten in 
den Pfarren Gonowiz, Kötſch, Schleiniz und Gt. Leonhard, fo 
wie diefelben die Herzoge Dttofar von Steier und Leopold von 
Defterreich und Steier geſchenkt hatten 2). Gleicherweiſe im Mai: 
monnte verbrieften das Stift zu Nein und die Brüder Leutold 
und Ulrich von Wildon einen Zaufchvertrag der Ville Grebingen 
für wildoniſche Befigungen zu Heßelsdorf im Kainachthale; mobei 
zu Zeugenfchaft ftanden, Heinrich Bifchof zu Seckau, die Nitter 
Bellung und Pabo von Liboch, Dietmar von Vonftorf, Drtolf 
von Lemsniz, Sriedrih von” Köflah, Hermann von Götenberg 
u. v. A.*). Am 22. Juli 1237 belehnte Abt Konrad von Ad: 
mont den Inndegfürftlichen Amtmann Diepold zu Leoben mit den 
Zehenten von den fogenannten Vorlehen der aödmontifchen Höfe 
zu Tollnich (Tollnichbach) an der Liefing bei St. Michael auf 
Lebenslang und mit der Bedingung des gänzlichen Heimfalles 
nach deffen ode. Zeugen der Belehnung waren Heinrich der 
Briefter (Pfarrer) von Jaring, Walchun von Timersdorf, Hein: 
rih Marſchall, Friedrich der Jäger u. A. ). — Wie wenig 


Seiz. Nein Ahment. 


— — — — —t— 


1) Nach Lünig, Reichsarchiv Contin. II. 141 —142. hatte der Kaifer dieſe Urs 
kunde mit goldener Bulle gegeben. — Landhandveft des Herzogthums Steier 
1697 p. 10. — Auch in Strennii Handveften, Freiheiten 2c. des Erzherzog: 
thums eſereigh — Einer Paſſauer Urkunde zufolge war der Kailer Ans 
fangs April in Wien, vor dem 18. Mai aber fchon in Regensburg. — Ge- 
rald. ad Hund. Metrop. II. 379. p.. 180—181. 

2) Dipl. Styr. II. 883—84, -— Pez. Codex. Epist. Il. 92. 

3) Neinge Urkunde, 


4) Abmonter Urkunde. XX, 48: „Ad petitionem fidelis et devott win\ waaırı 
providi et disoreti Domini Diepoldi Officielis de Leoben — Desiman & 


ı 


156 Steiermark unter den Babenbergifchen - 


übrigend Herzog Friedrich von den Landesedeln im J. 1238 ver: 
laſſen mar, bemährt feine Urkunde im uni 1238 für das Stift 
Gleuneck, in welcher ihn auf dem Schloffe zu Himberg umgaben: 
Biſchof Ekbert von Bamberg, Konrad und Liebold Grafen von 
Hardeck, Anfelm von Biftingen, die Brüder Bernhard und Hein: 
ri von Schauenburg, Otto von Steuze, Napoto und Hadmar 
von Falkenberg, Leutold und Konrad von Hohenftauf, Heinrich 
von Hackenberg, Hadmar und Heinrich von Kuenring, Gundaker 
und Dietmar von GSteier, Konrad und Geifried von Himberg, 
Dtto, During und Dietrich von Bolfenftorf u. v. A. '). 


eite n FR Sn diefem Jahre verzehrte eine Feuersbrunſt 
can. 1200. Sedan einen großen Theil des Stiftes Borau ; wobei nicht 
Beter bei Jutenburg MUT eine große Menge Älterer Urkunden, Sanl« 


en — bücher und Handſchriften zum unerſetzlichen Ver⸗ 
luſte für die vaterländiſche Geſchichte zu Grunde 
gegangen iſt, ſondern auch Propſt Bernard IL. ſelbſt bei der Net⸗ 
tung einiger der wichtigeren Documente des GStiftsarchives in den 
Flammen fein Leben verloren hat ”). Am 18. Dftober war auf 
Seckau geftorben der Propft Wolfram von Herberftorf und ihm 
in der Würde nachgefolgt Konrad von Stubenberg. An Ips im 
Lande unter der Enns am 17. April 1239 ſchenkte Friedrich dem 
Bisthume Seckau die Pfarre St. Peter bei Judenburg mit fol 
genden Worten der Urkunde: „Rund und zu wiffen fey allen Ge⸗ 
„genmwärtigen und Zulünftigen, daß wir in Ehrfurdt vor der fe- 
„ligiten Jungfrau Marin unferem geliebten Freunde Heinrich, 
„ehrwürdigen Bifchof zu Seckau, in Gewogenheit für die nusge- 
„zeichneten Berdienfte, das Patronatrecht und alle andern wie im- 
„mer benannten Rechte, welche wir auf der Kirhe St. Be- 
„terd oberhalb Sudenburg am Murfluffe gelegen, gefeßlich befigen, 
„ats rechtmäßige Schenkung ihm und nalen feinen Nachfolgern ge . 
„geben haben ?).« Zu Padua am 22. April 1239 befiegelte der 





duabus ourtibus Bolnich et vel ex his duxtaxat oulturis, quae dicuntur 
Voraegrin.‘‘ Acta sunt haeo anno 1237. XI. Kal. Maii. Datum 
apud Admuntem. 


1) Ar. Kurz. III. 342 — 343. 

2) Caesar, Annal. I. p. 168-169. 

3) Dipl. Styr. I. 310—311: Jus patronatus et setera jura — quse in 
Eoclesia S. Petri sita supra Judenwurch prope Auvium Muoram no- 


. seimus legitime obtinere.. Acta sunt haec and. Ips, anno 1239. XV, 
. Mel. Maji. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 157 


Salzburger Erzbifhof Eberhard I. für dns Bisthum Seckau die 
Berfiherung, daß er alle in Steiermark befindlichen Lehengüter, 
weiche ehedem der hochftiftifche Minifterint Karl von Guntach 
innegehabt, und welche er cigentlich durch die unerlaubte SHeirath 
mit einer falzburgifchen Hörigen erwirft hat, zu befferem Unter- 
halte des Bifchofes geſchenkt hatte. Als Zeugen unterfertigten fich 
Meifter Heinrich erzbifhöflicher Protonotar, Witego Notar, 
und Meifter Gottſchalk Pfarrer von Klamm :). Am 1. Devem- 
ber 1239 Teiftete Hartnid von Drt dem Bifchof zu Sedau fchrift- 
lihe Gewaͤhr, alle, durch feine Veranlaſſung demfelben zugezoge: 
nen Beſchaͤdigungen zu erfegen, fo wie die entriffenen ©üter in- 
nerhalb beftimmter Zeit wieder zurüdzuftellen bei hundert Frieſa— 
cher Marten Geldſtrafe, und mit Vorbehalt der weitern gerichtlichen 
Kinge des Befchädigten: Die Handlung war gefchehen in Wien 
. im Haufe des Bürgers Dietrich aus der Hölle vor Dtto Herrn 
von Graͤtz, Gottfried dem Kapellan und Witego dem Notar des 
Biſchofes ?). 

Am 13. Juli 1239 im deutfchen Drödenshaufe tee: den 
zu Gräß gaben Heinrich von ©ravenftein und Uls beutfigen Dtnen, für 
rich von Truchfen die Einwilligung zur Schenkung, 
welche ihr Bruder Cholo mit zehn Marken jährlicher Nenten in 
Syrni dem Hofpitnie der h. Marin deutſchen Drdend zu Je— 
rufalem gemacht hatte, vor den Zeugen: Dttacher von Lichtenberg, 
Wulfing und Hartnid von Leibnid, Heinrid, und Edard von 
Doberenge , Meinhard von Zemätisdorf, Heinrich non Pernet, 
Pfarrer zu Orig °). Als in diefem Jahre der Kärtnerhergog 
Bernhard zu Fridoloseiche eine Gerichtsverſammlung hielt, ver- 
briefte die Gößer Aebtiffin Kunigunde dem herzoglichen Miniſterial 
Konrad von Nußberg, ihrem Bafallen, die Belehnung mit Gütern 
zu Wehoime, melche derfelbe früher pfandweiſe befefjen hatte, auf 
lebenslang, und ſchloß mit dem Herzoge felbft einen Vertrag über eine 
Miniſterialin, welche verheirnthet, und die aug ihrer Ehe erzeugten 
Söhne zwifchen dem Stifte Göß und dem Herzoge getheilt werden 
foßten. Unter den Verfammelten waren auch: Ulrich der Bropft 





1) Dipl. Styr. I. 311: Actum Paduae Anno 1239. X. Kal. Maj. 


2) Dipl. Styr. I. 311—312: Acta sunt haeo in Domo Dietrici ex inferno, 
Civis apud Vientam in Kal. Decembr. Anno 1239. 


3) Dipl. Styr. Ii. Dotum Anno 1239. II. Idus Juli in Dame ytar- 
dictorum fratram’ in Graez in qie B. Margareihar. 


14 


158 Eteiermart unter den Babenbergiſchen 


von Völkermarkt, Wickard und Heinrich von Karlsberg, Gottfried 
von Hauenberg, Hartnid von Typen, Heinrich von Krich, Dtto 
von Steinbüchel, Zachäus von Himmelberg, Albert von Nufdorf, 
Herwik von Krotendorf u. v. U. '). 
’ ebene her Grün In diefe Zeit fünt der Anbeginn des Nonnen 
bung 006 armen Elofterd zu ÖOnadenbrunn (Fons gratiae) in Stus 
denitz. Im Jahre 1237 ſchenkte Nichza, Gemaplin 
Herrn DOttos von Königsberg, mit deſſen und ihrer Söhne Ein» 
willigung von ihren väterlichen Erbgütern zwanzig Manſus auf 
der Ebene (in campo) zu Drasgoi, Drasgoisdorf und Mamol, 
zu ewigem Zinfe am Gnadenbrunn, wo ihre Schwefter Sophie 
bereits eine Kirche und ein Hofgital gegründet hatte (ecclesiam. 
et domum hospitalem) , wobei fie zugleich alle Spenden ihrer 
Schwefter beftätigte und auf ale Erbanfprüche feierlich verzichtete, 
vor Friedrich von Pettau, Rupert Pfarrer von Peilftein, ihres 
Kapelluns Johann und des Burggrafen Reinhold. Big zum Jahr 
1243 war dann dag Hofpital in Studenit bereits in ein Nonnen: 
kloſter umftaltet worden. Denn im Sahre 1243 mufte Peter, 
Pfarrer zu St. Georgen in Gonowitz, auf Anordnung des Pa⸗ 
triarchen Peter von Aquileia zwifchen feiner Kirche und dem 
Nonnenklofter zu Gnadenbrunn folgenden Tauſchvertrag fchließen : 
„Die Kirchen zu Peltſchach und Lapriach mit ihren uralten Pfarr- 
„rechten (cum integro jure ecclesiastico ex antiquo possesso) 
„wurden an Studenitz ndgetreten für die Kirche St. Wenzeslaus 
„und Zeinach, fo daß auch die Örenzen derfelben gegen die Pfarre 
„Gonowitz durch die beiden Waſſer Veiſtritz und Keſtenbach ge- 
„bildet werden, und die am dritten Bache Leisnitz gelegenen Dör- 
„fer mit dem Zehenten demjenigen Theile zufallen und gehören 
»follen, in deffen Gerichtsbarkeit fie Liegen. Zeugen deffen waren: 
„Nupert, Dechant von Königsberg, Johann Pfarrer zu Puls- 
„gau, Pappo von Lengenberg, der Prior Burchard von er 
„und mehrere Bürger von Gonowitz ?).“ 


si et Sie Reichsſtatthalterſchaft in Wien führte Bi- 
a6 Reihäheer bei ſchof Ekbert von Bamberg nur gar kurze Zeit. Er 


euftabt. ftarb noch in dem Jahre 1237 und fand fein Grab 





1) Dipl. Styr. I. 6465: Acta un —* in Vridelseyche anno 1239. 
2) &tubeniger Urkunden im: gSehanneumt.“ 


Herzögen. I. 1192—1246 n. Chr. 159 


in der Schottenfirche zu Wien ’); Nun erhob ſich fogleich der 
Burggraf Konrad von Nürnberg, Feldhauptmann der Reichsars 
mee in Defterreich und fuchte fich mit den nufgebotenen Steirern 
in Verbindung zu feßen, welche bereits über den Semmering her 
nahe vor Neuftadt fanden; mit welchen und mit dem Patriarchen 
von Aquileja und Bifchof Rüdiger von Paſſau er nun Neuſtadt 
ringsum einfchließen wollte. Herzog Friedrich jedoch, durch des 
Kaifers Abzug aus dem Lande ungemein ermuthigt (animo insu- 
perabilis) ?), fiel, mit dem von dem Grafen Albert von Bogen 
herbeigeführten Hilfsſchaaren vereinigt, fogleich auf dem Gtein- 
felde bei Neuftadt über den Burggrafen her, fehlug ihn nach blu» 
tiger Niederlage in die Flucht, und befam die beiden Bifchöfe von 
Sreifingen und Paſſau, und viele Edelherren zu Gefangenen °). 
Friedrich benußte fehnell feinen Sieg, warf jich über feine verein- 
zelten Feinde, erftürmte zahlreiche Burgen, und verbreitete allge⸗ 
meinen Schreien *). Die aus Steiermark abermals hereingebro. 
chene Heeresfchnar folte ihm Einhalt thun. Allein Herzog Brie- 
drich drang, während fie raubten und vermüfteten, mit foldem 
Ungeftüme auf fie ein, daß Alles, mas feinem Schwerte entrin- 
nen fonnte, eiligft über die Gebirge wieder heimfloh 5). Von die: 
ſer Seite her ficher, eilte er mit einem zahlreichen Heere (denn 
viele Edelherren erflärten fich jeßt wieder offen für ihn) über die 
Donau, und fehlug die Böhmen aus dem Lande. Alle diefe Siege 
und daß er nach kurzer Haft die gefangenen Kirchenfürften auf 


1) Chron. Austr. Anno 1238 (1237). — Chron. Lambac. ap. Rauch. An- 
no 1237: „Qui eodem anno in pace quievit.“ — Chron. August. Anno 
1237: ‚‚Defuncto autem eodem anno Episcopo memorato (Eikberto).‘“ 


2, Chron. Claustr. Rauch. I. p. 31: „Sed imperator infecto negotio di- 
scedens Ducem strenuum rebellantem in terra reliquit.‘ 


3) Chron. Claustroneob. ap. Pez et Rauch. Anno 1237: „Hi terram et 
civitatem Viennensem Burggravio de. Nierenberch commendaverant, 
qui collectis multis venit versus Novam civitatem, loquuturus Patriar- 
ohae Aquilejensi et Styrensibus. In reversione sequutus est eos Dux 
cum comite de Bogen et fugavit eos, cum haberent decem contra unum 
cepitque duos episcopos, Pataviensem et Frisingensem.‘‘ — Chron. 
Aug. et Australe. Anno 1237. — Chron. Salishurg. Anno 1236. — 
Hansiz. I. 377. 


) Chron. Claustroneob. Pez. I. 457: „Post recessum Dux in brevi quin- 
que oastra obtinuit.‘‘ 


5) Chron. Claustroneob. Pez. I. 457. Anno 1237: „Deinde Styrienses 
conducti ab Imperatore Austriam intr&yerunt cum exercitu Ad conser- 
vatorem terrae, sed magis venerpnb #4 desolationem, quia in brevi 
nonnullis suis interfectis et dapth Sum contuaione aA yroygria wunl 
reversi.‘‘ -— Chron. Olaustren&; m Rauch. Anno 1338, 


160 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


freien Fuß gefeßt hatte, wendete ihm faft dns ganze Land wieder 
zu, fo, daß Graf Dtto von Eberftein, welchen der Kaifer nad 
dem ode des Bifchofes Ekbert zum Reichsverweſer in Herzog 
Friedrichs Ländern ernannt und mit einem ftnrfen Heerbanne 
tm November 1237) nach Defterreich gefendet hatte, fat das 
ganze Land, ja felbft auch die Bewohner Wiens. mehr für den 
tapfern Herzog Friedrich als für den Kaifer geftimmt fand; . und 
daher, dn der vorfichtige Herzog feiner Uchermacht bei Tulln aus- 
gewichen war, keine entfcheidende Waffenthat unternehmen tonnte '). 


— — zum Herzog Friedrich trachtete jetzt nor allem, den 
feiner Sande mächtigften Feind, den Böhmenkönig Wenzel, zu 


verföhnen ; da diefer eben ſchwankend und im Be: 
griffe war, fi) vom Kaifer loszuſagen (J. 1238). Wirklich ge⸗ 
warn er ihn durch die vorläufige Berficherung,, ihm dns ganze 
Land Deſterreich jenfeit$ der Donau nbzutreten, wenn er zur 
Miedereroberung der übrigen Länder nachdrückliche Hilfe leiſten 
wolle 2). Nun fuchte Friedrich den Reichsftatthalter, Dtto von 
Eoerftein, vor deffen Macht er früher gewichen war, feldft auf, 
und ſchlug ihn bei Tulln gänzlich 3). Sodann verftärkt durch die 
böhmischen Hilfsvölker machte er fi) im Laufe der beiden Jahre 
1238 und 1239, theild durch Gewalt, theil$ durch Großmuth und 
Güte gegen die mächtigften und fehr unverläßlichen Edelherren, 
wieder zum Herrn des Landes *. In Steiermark jedody hatte 


1) Pernoldus. Anno 1238. — Chron. Austral. Anno 1238 (1237). — Chron. 
Claustroneob. Pez. I. 457. Anno 1237: ‚‚Circa vindemiam, yuae satis 
sterilis fuit ipso anno, venit comes de Eberstein cum aliis mnltis ex 
praecepto Imperatoris3 cui Dux occourrit circa Tulnam cum suis. Cui 
cum resistere minime valeret, reversus est ad castra sua. Qui comes 
in Vienna manens sine effectu, quia nulli se oommittere audebat prop- 
ter infidelitatem, quae tuno regnabat in terra.‘‘ — Chron. Lambac. ap. 
Rauch. Anno 1237: ‚Quo faoto Imperator alium exereitum videlicet 
comitem de Eberstein et comitem de Henneberg oum aliis duobus co- 
mitibus et ministerialibus de Styria ad debellandum praedic- 
tum Ducem in Austriam destinavit.“ — Hanthaler. I. 845—850. 


2) Chron. Austral. Claustroneob. Zwettl. Anke. Leob. ad Annum 1239 
(1238). — Pernoldus. Anno 1240. — Chron. Claustr. Anno 1241. 


3) Pernold. 1238: „‚Licet Imperator — Ebensteinium cum novo exercitu 
mitteret — apud Tulnam contritum — — .“ 

%) Pernoldus. Anno 1238: „Fridericus — auxilio regis Bohemi, qui a Cae- 
sare reoessit, omnes provincias, magis ultro deditas quam ceptas, ma- 
xima ex parte reouperavit. Erant enim Nobilium affectus vagi et in- 
constantes, non jure sed petulentia huo et illuo moti, et nunquam sibi 
constantes, semper autem sibi ipsis malum oedentgs.‘ 


+ 


Herjegen. 3 1192-1246 n. Chr. 161 


er dur feine frühere eigenwillige Herrſchaft ſolches Mißtrauen 
hervorgerufen, daß man ihm eben fo, wie in Defterreich, Länger 
und £räftiger von, Seite der Borderften — WMinifterialen und 
Landleute — der Städte und befeftigten Schlöffer Widerſtanb 
leiſtete ). Indeſſen mar er big in den Sommer des Jahres 1239 
ſchon folchergeftatt‘ wieder Herr in Defterreih, daß der Landgraf 
von Thüringen Heinrich, Raspe zugenannt, (nachher im Jahre 
1246 Gegentaifer) um Friedrichs jüngfte Schwefter Gertrude 
freite, und daß Vermählung und Beilnger im Monate Juli zu 
Neuftadt mit fürftlicher Pracht gehalten worden find ®). 


Inzwiſchen aber hatten die italienifchen Ange⸗ 3. 1240. 


Vollkommene Der- 


legenheiten wieder zum offenen Zermürfniffe zwi⸗ föhnung des Kaifers 


{hen Kaiſer und Papſt geführt, fo daß Gregor 


mit dem H.Friedrich. 


IX. am Palmſonntage, 20. März 1239, abermals über den Kai» 
fer den Bannfluch ausgefprochen hat. Kaifer Friedrich mußte dn- 
bes die Gunſt der Reichsfürften nicht nur fefthalten, fondern auch 
feine Gegner möglichft zu verföhnen trachten 2). Bierin mar wol 
nichts wichtiger, nl dem Böhmenkönige, welcher offen zur Par- 
thei des Papſtes übergetreten war, durch Herzog Friedrich einen 
mächtigen Gegner entgegen zu ftellen. Geraume Zeit her mar der 
ſalzburgiſche Erzbiſchof Eberhard II. bemüht, eine Berföhnung zwi⸗ 
ſchen Herzog Friedrich und dem Kaiſer einzuleiten und zu be⸗ 
wirken. Zugleich verfündigte aber auch der Paſſauer Erzdiakon Al⸗ 
.bert von Böhmen den über K. Friedrich ausgeſprochenen Kirchen⸗ 
bann uͤberall mit fanntifchem Eifer und forderte die Dberhirten zu 
foiher Etrenge auf, daß er darüber mit den Bifchöfen von 
Baffau, Augsburg, Würzburg, Eichftädt und mit dem Erzbifchof 





2) Chron. Austr. Anne 1239: „‚Hoc anno Dux Austriae oum sibi adhae- 


VD 


rentibus magnam oopiam frumenti et vini oollegit, et resistentes sibi 
in quantum potuit, debellavit. Majores tamen tam in Austria quam 
in Styria, ministeriales et oivitates, fortiter resiste- 
bant ei; quis Ducis fidei ge committere non andebant.“ — Chron. 
Mellicens. Anno 1240: „Priderieus, Dux Austriae et Styriae, propter 
freguentes viotorias,. quibus suos adversarios orebro attrivit, auotus 


: viribus Viennam potenter obsedit. — Post oujus redditionem praedioto 


Duci prosperis succedentibus obtimates ad eum redeunt — etc.“ . 


Chron. Mellioeas. Anno 1289. — Pernoldus. Anno 1239: ‚Inter arma 
et bella Dux animo insuperabilis nuptias fecit Gertradi sorori suae cum 
Heinrico Landgravio Thuringio in nova oivitate Mense Junio.“ 


3) Pernoldus. Anno 1340: ‚‚Interim Caesar a Papa excommunigatus et 


quaereas farorem Prinsipum — Legätos in Austriam imlait etc! 


Geſch. d. Gteiesmarf. — V. Bd. M 


162 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Eberhard von Salzburg zerfiel. Er fendete fogar an H. Friedrich 
Bothen, mit dem Berlangen, die, verfchiedenen Kirchen ent zoge⸗ 
nen Rechte wieder zu erftatten, und mit dem Könige von Böheim 
wider K. Friedrich II. gemeine Sache zu machen. Friedrich wies aber 
diefe Bothen mit Befchimpfung und Hohn von fi. Dieſes DBe- 
gebniß berichtete Erzbiſchof Eberhard II. fogleih dem Kaifer und 
fhilderte fie zum Vortheile deg Herzogs mit lebhaften Yarben. 
So erhielt K. Friedrich II. feloft die günftigfte Gelegenheit und 
Beranlaffung, fich mit Herzog Friedrich auszuföhnen, feine Ge— 
waltbothen fogleich zur Wnterhandlung mit ihm nach Defterreich 
zu fenden, und nach gefchloffener Webereinkunft ihn feierlich Cam 
Meihnachtstage 1240) in feine Länder wieder einzufeßen '). 


3. 1241—1242. Bald darauf eilte Herzog Friedrich nad) Graͤtz, 
vr Grat · wo er feine Gemahlin Agnes von Meran, von 
welcher er 4 Jahre getrennt war, in ©eleitfchaft der Kirchen⸗ 
oberhirten : Berthold von Aquileja, Eberhard II. von Satzburg, 
Heinrich von Sefau, und Rüdiger von Paſſau wieder empfing. 
Diefes Begebniß und die Wiedervereinigung mit den Ständen und 
Edeln des Landes wurde mit großen Feftlichkeiten und Turnieren 
gefeiert ). — Nachdem Herzog Friedrich dem Sigfrid von Gu—⸗ 
tenftein, feinem Dienftmanne, die Erlaubniß ertheift hatte, ſowol 
von feinen Eigengütern als auch Lehen der Kirche Spenden zu 
machen, — beftätigte er am 6. Jaͤnner 1240 die Schenkung, wel: 
che Olleis, die Witwe Reichers von Buttenftein, dem Stifte Seckau 
mit eines Hube zu Würflach, einem Weingarten in der Aue, einer 
Waldung am Tirenberg in Defterreih und einer Hofitatt in 


t) Pernoldus. Anno 1240: ‚‚Caesar legatos in Austriam misit, qui Duci 
gratiam et pacem attulerunt.‘‘ — Chron. Mellio. 1240: „Legati Impe- 
ratoris veniunt, laetum nuntium videlicet gratiam Imperatoris portan- 
tes eidem.“ — Chron. Salisb. Anno 1239. — Anonym, Leob. Anno 
1240: „Friderious Imperator oontulit Sibi (Friderico) suas terras, 

. Austriam et Styriam.“ — Chron. Erford. ap. Schannat. Anno 1239: 
„Austriae Dux honoris satisfaotione texata, restitaitur.‘‘ Diefe feine 
Berföhnung mit dem Kaifer im I. 1240 zeidmete Herzog Friedrich fogar in 
der Beflätigungs-Urkunde bee Freiheiten des deutfchen Ordens in feinen Län⸗ 
bern an: „‚Viennae in natıvitate Domini post compositionem et 
concordiam inter Dominum nostrum Imperatorem et 
nos solemniter celebratam. Anno 1240.“ — Duell. in Ord. 
Teut. P. I. 6. — Dipl. Styr. II. 183. 


?) Anon. Leob. Anno 1239. p. 817. fagt ausdrücklich: reconciliendo oum 
Baronibus! — Chron. Salzb. Anno 1241. — Hanthal. I. 850-860. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ghr. 168 


Muͤrzzuſchlag gethan hatte )y. Im Sommer 1240 war Erzbi⸗ 
ſchof Eberhard in Gräß, und am 15. Zuli 1240 im Drte Paf- 
fait. Dort wurde eine Zehentftreitigkeit awifchen dem Bifchofe 
SHeinrih von Seckau mit Wulfing dem Süngern von Stubenberg 
und mit deffen Vaſall Herbord, welche zwei BDrittheile der Ze— 
hente in Paſſail angefprochen hatten, zu Gunſten des Biſchofes 
entfehieden, und zwar durch die beiderfeitig gewählten Schieds⸗ 
richter, die Ritter Wulfing von Stubenberg, Hugo von Prant, 
Drtolf von Kapfenberg, Schwilard von Neze, Wolffar von Po— 
fegle, durch den Pfarrer Eberhard von Stiffing, und den bifchöf- 
lichen Bilar Witego. Der Herzog und der Erzbifhof feftigten 
den Entfcheidungsbrief mit ihren Sigillen 2). An demfelben 
Enge hatte Herzog Friedrich zu Tobl, nachdem er feinem gelieb- 
ten Sreunde, dem Bifchofe Heinrich von Sedau, eine Minifterins 
fin, Kunegunde, die Tochter des Nitterd Albert von Purgftall, 
fommt den aus ihr erzeugten Erben mit ihrer, ihres Gemahls 
und ihrer Aeltern freimiliigen Zuftimmung geſchenkt Hatte, den 
Spendebrief önrüber fertigen laſſen 2). 


Am 9. Auguft 1240 war Herzog Briedrich in „ z..5.is auf dem 
Marburg und zwar in glänzender Verſammlung; zur Ar nsur 
mit ihm waren: die Bifchöfe Rüdiger von Paſſau, und Leoben. 
Heinrich von Seckau; die Aebte und Pröpfte Kon- | 
rad von Admont, Permann von St. Lambrecht, Hartivig von St. 
Paul, Konrad von Seckau, Graf Konrad von Harded, Graf 
Ulrich von Peckau, Heinrich von Scheunberg, Hermann von Kira: 
nichsberg, Liutold von Wildon, Heinrich von Habsbach, Friedrich) 
von Pettau, Konrad von Hintberg, Ulrih von Marburg, Dffo 
von Pütten, Liupold von Blumennu u. v. U. Mit Nahdrud 
ſprach fih Hier Friedrich gegen die Uebergriffe und frevelynften 
Anmaſſungen der Kirchenvögte aus, und nahm das Kloſter Garſten 
in befonderen Schuß dagegen *%). Zu Ehrenhauſen am 27. Au» 
guft 1240 Teiftete Heinrich von ©ravenftein dem Stifte Serau 
für die zugefügten Befchädigungen Erfah mit drei Manfugs feiner 

11* 


1) Seckauer Saalbuch. — Zohanneums:Urkunde. 

2) Dipl. Styr. I. 312—313: Actum apud Pasayle. Anno 1240. Id. Juli. 
3) Dipl. Styr. I. 313: Datum ap. Tobl, Anno 1240. Idibus Juli. 

) Kurz, Beiträge. II 548-549. 


164 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


Beſitzung in der Ville Ratſch (in der Pfarre Gambitz bei Ehren⸗ 
haufen) unter Zeugenfchaft des Herrn Friedrich, Ritter von Eren- 
haus. Den Brief feftigten der Herzog und der Erzbiſchof mit ih- 
ren Sigillen ). Zu Ende Auguft (25. Auguft) 1240 waren beide 
fürftlide Herren in Sudenburg mit den Bifchöfen, Heinrich von 
Seckau und Rüdiger von Pafjau, mit Liuprand, Erzdiafon von 
Kärnthen, Pfarrer Leutold von Heimburg, Bfarrer Ulrich von 
Kirchberg, den Grafen Konrad von Harder, Dtto von Drtenburg, 
Wilhelm von Heunburg, Ulrich von Pfannberg, mit den Edel: 
herren Konrad von Hintberg, Heinrich) von Lichtenftein, Heinrich 
von Hedenberg, Dtto von Haslau, Dtto von Berchtoldgdorf, Hein: 
rich von Habesbach, Dtto von Königsberg, Friedrich von Pettau, 
Leutold und Ulrich, Brüder von Wildon, Diermar und Wirich, 
Brüder von Lichtenftein. Eine glänzende Verſammlung! Bier er- 
theilte Herzog Friedrich den Domherren des Kapitels in Salzburg 
die zoll- und mauthfreie Durchfuhr aller ihrer Weine und Lebens; 
mittel durch Steiermarf 2). Am 26. Auguft mar H. Friedrich 
mit dem Erzbiſchofe Eberhard, mit den Bifchöfen Rüdiger von 
Pafjau, Heinrich von Seckau, mit Liuprand, Erzdinfon von Kaͤrn⸗ 
ten, mit Herzog Bernhard von Kärnten, Grafen Konrad von 
Hardeck, Dtto von Drtenburg, Wilhelm‘ von Heunburg, Ulrich 
von Pfannberg u. v. A. in Leoben, nahm dag Stift Vittring in 
feinen unmittelbaren Schuß, und ordnete die Kaftenvogtei desfelben. 
Sm Jahre 1240 noch — verfaufte Konrad Vergauer dem Erz 
bifhofe Eberhard für den Bifhof von Sedau um 50 Marten 
Silbers einen Thurm zu Balkenftein mit 30 Warten Einkünfte 
und mit 40 Hörigen 3). . 


Für die Kirche in Stainz beftätigte in diefem 
Ssahre 1240 Leupold von Wildon die "Anordnung, 
daß alle feine und feines Bruders getreuen Vaſallen und Dienft- 
leute (Milites et Clientes) und deren Leute dem Markirichter in 
Stainz in Klagen Rede zu ftehen haben; und daß fie die vorge- 
fehriebene Gerechtigkeit, nämlich Sürfang (Vurvanch) und Mauth 


%, 1240. 
Stainz. Admont. 


1) Johanneums⸗urkunde. — Dipl. Styr. I. 209: Datum in Ernhaus. 1240. 
VI. Kal. Septembr. 


2) Abfchrift im k. k. ©. Archiv. Das Datum: „VII. Kal. Sept. datum apud 
Judenburch‘® ſcheint falſch zu feyn. 


)R EG. Archiv. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. _ 165 


dem Marktrichter und in den Kirchtagen (Kirchgang genannt), 
zu St. Stephan bei Lemfig und zu St. Georgen zu Eppendorf, 
dem Nichter und der Propftei zu Stainz zahlen follen ’. In 
diefem Jahre erhielt auch das Stift Admont eine Bermehrung 
feiner Güter in der Propftei Großkirchheim in Dberfärnten ; in- 
dem der Kaftelan von Lienz, Herr Heinrich, feine Aipenantheile 
in der großen Fleiß demfelden als Eigenthum fpendete. Sein 
Herr, Graf Meinhard IV. von Görz, gab dazu die Einwilligung 
und fiegelte den Schenkungsbrief vor den Zeugen: Ulrich von 
Nifenburg, Konrad von Eberftein, Heinrich von Rotenftein, Kons 
rad und Kuno von Grafendorf (bei Linz) 2). Etwas früher noch 
hatte der admontiſche Gütermalter dafelbft einen Streit um Be: 
fitungen in Stadl gegen Schugoi, Sohn des Berthold von Flache: 
berg, zu Gunſten des Stifteg entfcheiden laſſen durch den vom’ 
Grafen Meinhard beftelten Nichter in der Sache, Herrn Hein- 
rich von Vilalta, und zwar vor den Zeugen: Friedrich von Ka- 
fenach, Rudolph von Eibrian, Hartwik und Konrad von Chaſte⸗ 
lin, Kolo von Flachsberg, Burggraf zu Linz, Meinhard von Ka: 
yaun, (Copinne) Meinhard von Floyan, Kuno von Haus, Lud: 
wig, Pfarrer zu Kircheim, Siboto, Pfarrer zu Drißach (bei Lienz) 
u. v. A. 3). Endlich Hatte Graf Meinhard zu Görz ſelbſt auch 
dem Stifte Admont zur Güterpropftei in Großkircheim eine be⸗ 
deutende Waldung, am Malnizbache hinauf und auf der andern 
Seite durch behauene und wit Kreuzen bezeichnete Markſteine be» 
grängt, gefchenft und in Gegenwart vieler Zeugen den Spendes 
brief darüber durch feinen Notar, Eberhard Pfarrer zu Lienz, 
errichten und fiegelfeftigen laffen *). 

Bon dem Jahre 1240 haben wir folgende wich. Die Bastpaufe m 
tige Urkunde, welche über das alte Privatrecht in Seiz. 
Hinfiht der Weingärten des Karthäuſerkloſters zu 
Seiz eine bisher unbelannte Aufflärung gibt. 





1) Stainzer Urkunde. Im 3. 1240 fpendete Hartnid von Mettau bem Stifte 
Viktring Güter zu Lippladh und Seltensdorf für das Seelenheil des Swi⸗ 
ters von Kolenburg, — Viktr. Urk. 

2) Admonter Urkunde. CCC. 8. 

3) Admonter Urkunde. CCC. 35. 

*) Archivsurkunde. COC. 36: „Sitas vero praedioti nemoris protenditur in 
longum a rivo, qui Jdieitur Mulniz, — usque supra pontem in Brouiz 
ad iotam lapidis ; latitudo vero per lapidos orucistos in eodem newute 
evidenter apparet distinota.‘ 


166 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„Im Namen der heiligen und ungetheilten Dreifaltigkeit. Amen. 

„Wir Prior zum heiligen Johannes in Seiz thun Allen ing- 
„gefammt fund und zu wiſſen, daß alle Weingärten, welche auf 
„dem Grund und Boden des Klofters des Thales St. Johannes 
„in Seiz unter der Bedingung gepflanzt und den Bebauern fo 
„find übergeben worden, daß, wenn diejenigen Winzer, welche fie 
„gepflanzt Haben, oder die Nachfolger derfelden jemals von der 
„Eigwoßrung genannten Kloſters weggehen oder entweichen woll⸗ 
‚Reh, fit auch von der Jurisdiction ihrer Weingärten fallen, um 
„ditſelben nie wieder zu befißen. Weil jedoch diefeg mechfelfeitige 
„Webereinfommen durch die Bosheit verfehrter Menfchen in Ver⸗ 
»gefjenheit ift geworfen worden, fo haben wir die Bejiger unferer 
„MWeingärten vor der Kirche in Zeiftriß verfammelt, und dort 
„vor dem verfammelten Volke durch ſtandhafte Zeugen ermielen, 
»daß folchergeftalten die Einrichtung unſeres Grundes und Bo- 
„dens fey. Auf daß nun für die Zukunft diefe Einrichtung nicht 
„fürderhin umgeftoßen werde, haben wir diefe Urkunde mit unfe- 
„rem und dem Sigille des Prior von Gyrow zum ewigen An- 
„denken befräftigen Iaffen. Zeugen find: Upert, Nitter von Go—⸗ 
„nodiß, Hugo, Nitter von Hoheneck, Wulfing von Trok, Bejelin 
„Richter von Feiftrig, Gnorius, Urtheilsverkündiger des Herzogs ).“ 
Schon vor einiger Zeit hatte Liupold, der Sohn Wilhelmd von 
Hoheneck, bei feinem Tode den Karthäufern in Geiz einige Be— 
ſitzungen in der Ville Lintenbach geſchenkt. Der Vater, Wilhelm 
von Hoheneck aber, dem Kloſter feindfich gefinnt, beraubte und 
befchädigte dasſelbe auf vielfache Weife. Nun, zur Erfenntniß und 
Neue gebracht, fuchte er durch eine Spende non Guͤtern in eben 
jenem Drte allen Schnden wieder gut zu machen, und beredete 
nuch feine Schwefter, Frau Eliſabeth von Miltenburg, daß fie 
mit feiner Einftimmung in der Ville Strennwih vierzehn Manfug 
theils kaufsweiſe theils als Seelgeräthe, den Karthäufern fchentte. 
Endlich, ſelbſt von einer Todeskrankheit ergriffen, als fein Kran- 
kenlager umftnnden fein Beichtonter Dtto, Pfarrer zu Neun: 
kirchen, der Karthäuferprior Petrus, Konrad, der Pfarrer zu 
Ponikl, Konrad von Lewenbach, Heinrich von Grat (Windifch: 
grad), Hermann von BPilftein, Heinrih von Grimas, und fein 
Bruder, Hugo von Hohenel, u. m. A. ſchenkte er noch in fei- 
ner letztwilligen Anordnung dem Karthäuferkiofter als Seeigeräthe 


I) Sobanneumd » Urkunde. 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Ob 167 


für fi und feine 'Aeltern ſechs Manſus zu Brettenbad und 
zehn Manſus in der Ville Swertowitz mit allem Zugehör und 
mit den SHoheitdrechten nuf Fiſchfang und Zagd zu ewigem treuen 
Eigenthume, ohne allen Vorbehalt irgend einer Bogtei für fich und 
feine Nachfolger '). 


Zu Ende ded Monats Mai 1241 mar Her: „ddl 
zog Friedrich in Wien, mo er dem Stifte zu Baum: — Amons; ‘St. 

burg Mauthfreiheit im ganzen Lande Defterreich 

ertheilte (Wien 27. Mai 1241) 2). Im Monate Auguſt hierauf 
finden wir ihn in Steiermark und auf feinem Lieblingsorte, in To⸗ 
bei, wie er am 12. Auguft 1241 dem treuergebenen und um feine 
Berfon vielfach verdienten Bifchof Heinrich von Seckau dns Pa- 
tronatsrecht über die Kirche daſelbſt (der h. Maria in der Gtaude) 
fehenfte, und die Schenkungsurkunde bezeugen ließ durch: Meifter 
Ulrih von Kirchberg, feinen Protonotar, Heinrih Schenk von 
Hausbach, Konrad von Hornek, Heinridy den Landfchreiber von 
Steiermark u. v. A. °) . Um diefe Zeit war der Ruhm der fIö- 
fterlihden Vollkommenheit der admontifchen Nonnen bis nach Franf» 
reich gelangt, fo daß ein ©eneralfapitel der Dominikaner zu 
Paris denfelden eine Urkunde mit der Zufiherung der Zheilge- 
bung an allen Meßopfern, Zodtenvigitien, Gebeten und allen an- 
dern geiftlichen Bemühungen, Berdienften und der. Brüdergemein- 
ſchaft des ganzen Drdeng verehrte *). Im Jahre 1241,ift der Streit 
zwifhen dem Stifte St. Paul und SHeinrih von Traberg um 
dns Bogtrecht am Gebirge Nemfchnit vom Bade Welik bis Ses 
mernel durch den Landrichter in Steiermark, Grafen Ulrich von 
Pfannderg, zu Gunſten des Stiftes entfchieden worden 5). 


— — — — — — — — — — — 


1) Dipl. Styr. II. 92—94. 
2) Monum Boic. II. 201. 


°) Dipl. Styr. I. 315: „Jus patronatus, quod, in Eoclesia Tobel nobis 
hactenus oompetebat, ven. Patri et amico nosiro Domino Heinrico 
Episcopo Seocoviensi et Ecclesiae suae pro favore ipsius Kpiscopi 
qui gratus plurimum nobis exstat, donamus et conferimus. — Actum 
apud Tobi. II. Idus Aug. 1241. 

*) Dipl. Admontense in Codice Biblioth. V. 507: ‚‚Erater Joannes, servus 
inutilis fratrum Praedicatorum, dilecto in Christo conventui Sanotimo- 
nialium et Sororum in Admont. — Datum anno gratiae Domini 1241 
in Capitulo generali Parisiis celebrato.‘‘ 


>) St. Yauler Urkunde. 


108 ° Quelermark unter den Babenbergiſchen 
* Den Befſitz feiner Länder hatte Herzog Frie⸗ 


Berk um 6 drich größtentheild durch die Hülfe des Böhmenkö⸗ 
mäthig abgewertet. nigs Wenzel twieder errungen, wofür er demfelben 

die Abtretung des Landes Defterreich oberhalb der 
Donau verfprochen hatte, jeßt aber (TS. 1240) aus dem Grunde 
wieder verweigerte, weil Kaifer und Neih eine ohne ihre Zus 
ſtimmung gefchlofiene LändertHeilung nicht zugeben würden. Die 
Woffen mußten dnher entſcheiden. König Wenzel fiel vermiüftend 
in Defterreih ein (J. 1240) und war bei herannahendem Win⸗ 
ter. nur mit dem Vorſatze zurüdgezogen, im nächften jahre mit 
verftärkter Macht wieder zu fommen. Bis dahin jedoch gelang 
Berföhnung und Frieden durch die Vermittlung des Bifchofes von 
Sreifingen und Herzogs Dito von Bniern auf die Bedingung, daß 
Gertrude, die Tochter Heinrich des Grauſamen, dem königlichen 
Prinzen Wladislaus von Böhmen zur Ehe gegeben werde. Diefe 
Derehelihung ift jedoch erft im Jahre 1245 vollzogen worden '). 
Die nahe und große Gefahr der, in Ungarn eingebrochenen Zar: 
taren oder Mongolen veranlaßte den Herzog Friedrich, aus GStei- 
ermark jchnell wieder nach Defterreich zurüdzufcehren. Schon im 
Aprit 1241 waren über eine halbe Million diefer afiatifchen Bar- 
baren in Dberungarn eingebrochen, hatten fich von hier aus gegen 
Bolen, Schlefien und Mähren ergofien, und big gegen Beth hin 
ausgebreitet *). K. Bela IV. Tieß eiligft im ganzen Neiche rüften 
und bot Papſt und Kaifer zu Hilfe auf. In der großen Noth 
und Gefahr Ungarns war Herzog Friedrich mit feinem Heerbanne 
bei Perth erſchienen; und es gelang ihm, den Barbaren einftwei- 
fen Einhalt zu thun. Im Lande Ungarn find einige Jahre früher 
die Rumanen, gleichermeife eine orientalifhe Bölterfchaft, von K. 
Bela IV. als Anfiedler aufgenommen worden ?). Im Wnhne, 
dag von diefen die wilden Mongolen nad) Ungarn hereingerufen 
worden ſeyen, verübten hierauf die Ungarn wider K. Bela's Wil⸗ 
fen an dem Kumanentönige Gutan und an deflen Samilie die 
feindrichfte Grauſamkeit, worüber ſich das Kumanendolk mit den 
Tartaren wirklich verband, und diefe ſich fürchterlicher erhoben. 


2) Pernoldus. Anno 1240. — Chron. Claustroneob. Anno 1241. 

2) urkundliche Andeutungen biefer Züge im 3. 1241 in Fejer, Cod. Hung. 
IV. I. 212—215. 216-235. Am 25. Gept. 1241 befand ſich H. Fried⸗ 
ri in Krems an der Donau und an feiner Seite Biſchof Heinrich von 
Seckau. — Stülz. p. 517. 


3) Pes. I. Anno 1241. — Chron. Garst. Rauch. I. 


Herzogen. 3 1192—1246 n. Er. 168 


Herzog Friedrich, für feine eigenen Länder beforgt; war wieder 
heimgezogen, und bot den Heerbann ai? feiner Länder md alle 
Fürſten umher zur fehleunigften-Wehre auf. Wirklich mar das 
Heer der Ungarn in einer blutigen Schlacht, in weicher faft der 
ganze Ungarnndel und die vorderften VBifchöfe gefallen waren, fo 
gänglich geſchlagen, daß K. Beln mit Gemahlin, mit dem Prin- 
zen Stephan und mit der RNeichskrone nach Dalmatien zu fliehen 
gezwungen war '). Im Monate Jum' bis zu Anfang Jull's des 
Jahres 1242 that Herzog Friedrich am Wangfluffe den Barbaren 
tapfern Widerftand; die Edelherren, Graf Liutold von Plnien, 
Bernhard von Pottenftein, Wilard von Dmenftein, Heinrich und 
Ulrich von Lichtenftein, Heinrich von Hakenberg, Priedrich von 
Näbenftein, Ulrich) von Hohenburg, Ulrich von Kirfing, Wilhelm 
von Perfenburg, Walther von Porau, Bruno von Sffenburg, 
maren als tapfere Kampfgefährten mit ihm im Lager bei Cholo⸗ 
but (1. Juli 1242), als er die Urkunde fertigte, worin er die 
treuen Dienfte des Konrad von Himberg mit der Vogtei von 
Dornderg befohnte. Er mußte aber zum Schutze Deſterreichs ſelbſt 
ſchnell wieder zurürfehren ?). Darauf verbreiteten fich die wilden 
Berheerungen und viehifhen Graufamtkeiten der Mongolen unter 
allgemeinem Schrecken über Mähren her und bedrohten auch fehon 
Defterreich felbft. Bald ftanden der Böhmenkönig, Herzog Bern» 
hard von Kärnten, der Patriarch von Aquileja mit dem Heere 
des Herzogs Friedrich bei Neuſtadt vereinigt (im October 1241 
bis Ende des J. 1242), als die wilden Barbaren bereit$ gegen 
den Leithafluß herauf vermüfteten 3). Hier brach fich aber ihre 
Fluth bei dem unvermutheten Anblide eines fo großen, eifengepan: 
zerten Heeres. Sie ergriffen den Rüdzug; H. Friedrich eifte ihnen 
nach, erfchlug viele Zaufende und befreite Defterreich von meitern 
&infällen und Zerftörungen. Durch heimifche Unfälle und durch 
Zwietracht ihrer Heeresfürften felbft aufgelöft, zogen hierauf die 
barbarifchen Horden mit Raub und Plünderung durch Ungarn 


— — . 








—) Chron. Claustroneob. Anno 1241. 


2) Warmbr. Colleot. 277. — Fejer, Cod. Hung. IV. I. 245 — 246. — 
Wiener Zahrb. XL. 145. 


3) Parnoldus. Anne 1242: „Tartari monse Augusio inohoante venientes 
jaxta Danubium accesserunt usque Viennam. Dux vero adjunctis sibi 
auxiliis Boheniorum, Carniolaram, Carentanorum praeter suos oeleriter 
advolavit.‘* — Oaes. Annal. II. 184—185. 


170 Steiermark unter den Vabenbergiſchen 


und Bulgarien gänzlich wieder nach Afien zurüd '). Auf diefe 
blutigen Begebniſſe folgte in Ungarn Hungersnoth , und Defters 
reich mit den benachbarten Ländern wurde dur verwäßtende 
SHeufchredenzüge heimgeſucht ?). 


J. 1242. \ 1 i 4 
Be Berk Sp Die Rüftungen gegen die Barbaren fegeint 


in um Semmeing, Herzog Friedrich perfönlid in Steiermark betrieben 
Sol. zu haben. Am 12. April 1242 war er zu Spital 

am Semmering und fiegelte für den Erzbifchof von 

Salzburg einen Lehenrevers über die Grafſchaft Ennsthal zwifchen 
dem Fluſſe Monti und den Gewerken der Grafſchaft Leoben 
fommt Mouth, Gericht, Zehent und dem Dorfe Lunzen, fein Ei— 
genthum zu Grauſcharn ausgenommen, die Vogtei über Admont, 
die Zehenten an der Drau, die Inſel Luttenwerd, Güter im Lun⸗ 
gau und über fünf Kirchen: Lanzenkirchen, Neuftadt, Hartberg, 
Nudersberg, Marein, Graͤtz und über die Dörfer Dolmatfch und 
Goldarn bei Leibnig und Pettau ’). Im Juli befand er fich zu 
Grit und gab dem Stifte Admont als deffen Dbervogt cine Ber- 
fiherungsurkunde, daß, außer Handlungen des Blutgerichtes, fein 
öffentlicher Richter oder ein Iandesfürftliher Beamter auf Stifts- 
gründen und über des Stiftes Hörige und Eigenleute fich eine 
Serichtshandlung anmaffen oder eine Forderung ftellen dürfe; 
daß alle Stiftsbeſitzungen und Leute unter Tandesfürftliden Schuß 
geftelt feyen, und daß Jedermann, welcher vom Stifte ein But 
im emphiteutifchen Beſitz habe, die vertragsmäßigen Leiftungen ge: 
nau zu entrichten habe, fonit aber durh That und Recht feldft 
ihon feine® Beſitzes verluftig feyn fole 9. Am 12. Juli hierauf 
war Herzog Friedrih in Zobl mit Meifter Ulrich, Domherr zu 
Paſſau, Archidinfon von Defterreich, feinen Protonator, Heinrich 
Schänten von Hausbach, Kolo von Fraunhofen, Gottfried Kelto, 


— — —— — 





‘) Chron. Australe Claustroneob. Annis 1241. 1242. — Mag. Rogerii. 
Hist. de destruot .Hungar. per Tartaros, in Schwandtneri S. R. H. T. 
I. 292. —_ Pernoldus. Anno 1241. 1242: „Cujus exeroitu viso subite 
fuga dilapsi Tartari in Ungariam redieruntz; sed oocisi tamen ex eis 
multi et alii capti sunt.‘“ — Hanthaler. I. 879—889. — Fejer, Cod. 
Hung. IV. I. 298304. — Urkunden H. Friedrih 1242 am 4. October 
in Castris Weikinsdorf. — Huber, Austr. 2« 

2) Chron. Austr. et Claustroneob. Anno 1243. — Chron. Salzb. Ammo 1242. 

3) Galzb. Kammerb. im E. k. ©. Archiv. Juvavia, Abhandl. p. 362. 363, 

6) Abm. Urk. L. 1.: ‚‚Memoratae eoclesise praesentem oonoessimus lite- 
ram, sigilli postri munimine roboratam. Adta in Graetz. Anno 1242. 
Pridie Kal. Julii. — Saalbuch. IH. p. 230-231. 


Herzogen. 3. 1192 —1246 n. Ehr. 171 


Ulrich von Windifchgräß, u. v. A. Hier ward für feinen gelieb- 
ten Freund, Bifhof Heinrich von Seckau zur weitern Belohnung 
der vielen angenehmen Dienfte die Schentungsurfunde über die 
Ville in Paſſail bei St. Jakob, indgemein Erzberg genannt, mit 
allem Zugehör in dns ewige Eigenthum degjelben und feiner Nach: 
folger gefertiget '). Wieder in Zobel am 14. Juli fertigte er 
für das Stift Viktring eine Urkunde, worin er dem St. Antoni: 
fpitale zu Bokesrüke in Krain die Neal- und VPerfonnlemunität 
mit Ausnahme der Gerichtsbarkeit über Diebftähle und Zweikaͤm⸗ 
pfe ertheilte °). | . 


Zu Folge ſeckauiſcher Urkundenverzeichniffe 5.3., rar, 
beftätigte in diefem Jahre Ulrich von Wildon dem Salzburg. 
Stifte zu Sedau den, mit Zuftimmung ſeines Va— 
ters, Herrand von Wildon, durch Gundafer von Lantſchach ge⸗ 
machten Berfauf feines Gutes im Lantichacherbache, weichem Stifte 
der Verwandte der Wildoner, Landfried von &ppenftein, gleich: 
falls ſchon ein Gut zu Lantfchacherbach gefchenkt hatte, mit Vor⸗ 
behalt eines Metzens Marchfutter-Hafers (Marchgrez) und eines 
Huhnes von jeder Brut jährlich auf fein Schloß Eppenftein zu 
liefern. Zeugen bei den Handlungen waren: Ernft von Lobnich 
und Herrand von Huzenpouchel ?). Zur Austragung des Strei- 
tes über die Gränzen der Pfarren Bonftorf und Kobentz veran- 
ſtaltete Biſchof Heinrich von Seckau eine Berfammlung in Linth 
am 4. Dctober 1242, wo von beiden Seiten fieben Spruchmaͤn⸗ 
ner erwählt wurden: Wigand Bicepfarrer von Guttaring, Rus 
dolf Amtmann zu Vonſtorf, Sibuto von Undrien, Walther von 
Zirknitz, Volchold von Lobning, Swiker von Aichdorf, und Leu: 
told von der Aue, deren ‚Befund und Beftimmung gennu zu ad) 
ten, beide Theile feierlichft befchworen haben; wobei zu Seugens 
ſchaft geftanden find, Permann Abt zu St. Lambrecht, Wilhelm 
Dechant und Konrad von Kromat Ganonifer zu Sedau, die 
Pfarrer Hermann von Weißtirchen, Berthold von Linth, Paut 
von Bonftorf, und die Nitter Wigand, Gerung von Moure, Al: 


ı) Dipl. Styr. I. 313—314: „Quod nos ob amorem et multa grata ser- 
vitia, quae nobis haotenus exhibuit et offert in futurum, dilecotus ami- 
ous noster, Ven.$Heinricus — sibi et ecolesiae suae villam in,Pas- 
sayle apud Bt. Jacobum contulimus, quae Aerzbercoh appel- 
latur. Anno 1242..1V. Idus Julii. Aotum apud Tobi. 

2) Viktr. Urkunde, 


3) Johanneums⸗ Urkunde, 


172 Steiermark unter den Babenbergifchen 


bert von Nußdorf. Erzbiſchof Eberhard, der gleichfalls in Linth 
anweſend war, beſtätigte dann den Ausſpruch der Schmurmänner 
am 7. October des J. 1242, und fuͤhrte als Zeugen neben den 
oben Genannten noch bei: die Pfarrer, Walther von St. Mar⸗ 
gareten, Friedrih von Knittelfeld, Heinrich aus der Lobning, 
Gerung von Moure, Ulrich von Prank, Reimund von Bonftorf, 
Dietmar, Nitter von Knittelfeld u. A.). Am 22. März 1242 
erledigte Erzbifchof Eberhard IT. um 3000 Marken Silbers alle 
jene hochftiftifchen Lehen im Lavantthale (in provincia Lavant), 
weiche meiland Neimbert von Mureck befeffen hatte, als Afterle- 
hen von dem Grafen Heinrich von Ortenburg und deffen Sohne, 
dem Pfalzgrafen von Baiern, und melche nad) des Mureckers 
Zode an den Neffen des Drtenburgerärafen, Wilhelm von Heun- 
burg gelangt waren; wobei zu Zeugenfchaft geftanden find: Hein— 
rich Bifchof zu Seckau, Graf Ulrich von Sternberg, Herr Diet- 
mar von Griven, Friedrih von Wolfsberg, Landfried von Ep- 
penftein, und deffen Bruder Wulfing von Rißberg, Konrad von 
Michelddorf, Dietmar von Acheim, Otto von Wartberg, u. v. A. 
Der Brief darüber ward errichtet und gefiegelt nuf dem Schloffe 
zu Wolfsberg ”). 


Sopho, Mictge, _ um diefe Zeit befaß Sophia, Markgräfin von 
on NMeien, Sftrien, das Herrfchaftsgut Meinhardgdorf und viele . 


mont, fhentet tem andere Güter bei Oberwels im Thale der Wels. 
Stifte das Adelgut 


Meinhartsvog. Sie mar eine Tochter des Grafen Albrecht von 
Weichfelderg und Gemahlin Heinriche, Markgrafen 

von Sftrien. Heinrich war ein Sohn Berthold’$ des KH. von An- 
dechs, Herzogs von Meran und Markgrafen in Sitrien. Seine 
Brüder waren: Dito I. Herzog von Meran, Vater der Mine, 
der Gemahlin ded H. Friedrichs von Defterreih (J. 1220 — 248); 
Biſchof Efdert zu Bamberg (4 J. 1237) und Berthold Patri⸗ 


18. 

1) Johann. Urk. — Im Seckauer Saalbuche werben ald Gränzen zwilchen beis 
den Pfarren beftimmt: „Terminos autem taliter distinxerunt, quod omnia, 
quae sunt a lapide magno Vellerche ab una parte per vallem — 
usque in fluvium, qui vocatur Zinkniz, et ab alia parte ejusdem lapi- 
dis magni per valleny quod ducit usque in rivulum, qui fluit sub pede 
montis castri et Sulzbach nominatur, et emnia intermedia a locis su- 
prasoriptis usque in fluvium, qui Starichlobniok appellatur, sint et esse 
debeant — sine lite in terminis ecclesiae Vonstorf; religquum totum sur- 
sum simul oum capella superius in Lobnic ecelesiae de Chumbenz ter- 
minis adsoribentes.* 


7) Acta sunt haeo apud Wolfsberch, Anno 1342. Kal. Aprilia. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 173 


arch zu Aquileja CH J. 1259). Bon feinen vier Schweftern war 
Gertrud an K. Andreas von Ungarn, Hedwig an Hermann von 
Schleſien, Agnes an K. Philipp II. von Frankreich verehelicht, 
und Mathilde farb nis Aebtiſſin im Kloſter Kitzing bei Würz« 
burg. Die Brüder Ekbert der Bifchof und Heinrich, Sophiens 
Gemahl, waren vorzüglich thätige Mitwiffer des durch Otto won 
Wittelsbach an dem römifchen K. Philipp zu Bamberg verübten 
Mordes. Deßwegen in die Reichsacht erfiärt, mußte Ebert nad 
Ungarn zur Schweiter entfliehen, bis er durch die Gnade des 
Kaifers (5. 1214) fein Bisthum wieder erlangt hat. Heinrich 
verlor ale feine Zehen, vorzüglich in Iſtrien und ftarb um dns 
Jahr 1228 '). Die trauernde Witwe Sophia wählte nun für ihre 
letzten Lebenstage den heiligen Schleier im Nonnenklofter zu Ad- 
mont, ſchenkte dem Stifte bei ihrem Eintritte in die heiligen Hal. 
len ihr Allodialgut Meinhalmesdorf oder Meinhardsdorf und alle 
andern Güter im Thale bei Oberwels, behielt fich jedoch Iebeng- 
Känglich den Bezug der Renten derfelden ſowol in Geld als Na- 
turalien bevor, bedingte die Beier eines ewigen Jahrtages für fich 

und für ihren Gemahl und die beffere Bewirthung der Gtiftd. 
gemeinde und Nonnen mit Wein, Brot und Fifchen an demielden - 
Inge, und empfahl dem Bifchofe von Freifingen und dem Erzbi⸗ 
fhofe Eberhard II. von Salzburg die getreue Ausführung und 
Aufrechthaltung ihrer reichen Spende und Stiftung. Erzbiſchof 
Eberhard II. ftelite die Urkunde über diefelde aus und fiegelte fie 
mit Bifchof Konrad von Freifingen und dem Stiftsfapitel zu Ad⸗ 
mont ?). Nach Angabe der admontiſchen Zodtenbücher ift die Marks 
gräfin Sophia nid Nonne in Admont am 21. Sänger und nad 
den Todtenbuche des baieriſchen Kloſters zu Dieſſen im Jahre 
1816 geftossen °). In diefem Jahre Hatte der Erzbifchof Eber- 


2) Monum. Boica. VII. p. 172. 177. 302. 


«) Abm. Urt. R. 1.: „Notam facimus — quod — Sophia Marchienissa de 
Andechs peecata sua deflens, apud coenobium Admontense praedia sua 
apud Meinhalmisdorf et oirca Oberwels decem et octo marcarum red- 
ditaum monetae Frisacensis — cum omni jure —Admontensi ecolesiae 
contalit — pro remedio animae suae et piae memoriae Heinrici Mar- 
chionis quondam mariti sui — ut post mortem ipsius dies anniversarius 
hujus et mariti ipsius pariter celebretur, et ipsa die omnes conventus 
Admontenses specialiter procurentur in solemni piscinm ac vini admi- 
nistratione.‘‘ 


3) Necrolog. Admont. C. 543. 544. — Mon. Boic. VIII. p. 302. — Froel. 
Archontolog. I. Tab. IV. geneal. — Hoffm., Annal. Bemderg. iA Lu 


174 Steiermark unter den Babenbergifchen 


hard HI. dem Stifte Admont ein nusgedehntes Beftätigungsdiplom 
über alle Zehenten degfelben, fo mie im Jahre 1207 gefertigt 9. 
Am 14. Juli 1242 ftorb Abt Konrad I. von Admont 2). Kurz 
vor feinem Tode brachte er durch Tauſchvertrag für eine Hube 
zu Büchel bei Weng oder Zeiring und eine Mühle zu Getzendorf 
im Pölſerthale an fein Stift alle Salzrechte zu Hall bei Admont, 
weiche dag Stift Steiergaften aus der Schenkung einer edlen Ma- 
trone, der Mutter Herrand's von Hohenberg, im obern Ennsthale 
befeffen hatte; wodurch den langwierigen Streitigfeiten über Be- 
fißthumsgrängen zwifchen beiden Stiften für immer ein Ende ge- 
macht worden ift °). Auf Abt Konrad I. folgte Abt Berthold I, 
von Jugend auf in Admont erzogen, dann als Abt nad) Biburg, von 
dort nach Seon, und von hier endlich zur gleichen Würde mwieder 
. nach Admont zurüf berufen ®). 


3. 1243. Herzog driedrich ermüdete nicht, d die Berdienfte 
H. Fried rich befchenft 
ben Bifhof Heinrich und die Anhänglichkeit des Seckauerbiſchofes Hein— 


Sift St Eambreit, rich II. zu belohnen. Auf dem Schloffe SHintberg 

Am 12. SSänner 1243 fchenfte er diefem und allen 
feinen Nachfolgern ein Haug in Wien, nahe gelegen der herzog- 
lien Burg vor den Zeugen: Leupold Propft zu Ardnder, Mei- 
fter Leupold Pfarrer zu Wien, Meifter Ulrih von Kirchberg 
Erzdinfon in Defterreih, Markward Notar, Wolfter von Baro- 
we, Kämmerer, Dito von Walchungskirchen, dem Schenfen Die: 
trih von Dobrecht u. b. U. 5). Ebenfalls auf dem Schloffe Hint⸗ 
berg und von denfeldben Männern umgeben, in Anweſenheit deg 
Biſchofes Heinrih II. von Seckau, Otto's von Dttenftein, Otto— 
kars von Graze, Neinhers von Krems, Wolffartd von Hintberg, 
am 20. Jänner 1243 entfagte Herzog Friedrich allen Anſprü⸗ 
hen auf das Patronat der Pfarre zu Piber und nimmt das 


1) Abmonter Urkunde. XX. 3. 

2) Necrolog. Admont. C. 543. 544. — Saalbuch. III. 36. 

3) Abm. urk. HHH. 4. — Caalb. III. 194: „Fratres ecclesiae Garsten- 
sis cum in valle Admontensi apud Halle partem salinae possiderunt, 

"ad pensionem videlicet conventus Admontensis partem salinae ipsam 
teneat refuso praedietis fratribus de Garsten in concambinm salinae 
manso uno in parochia Pelz juxta Wenge apud Puchil et molendino 
apud Gezindorf.““ — Saalb. IV. p. 85 und 87. 


4) &aalbudy. III. 36. — Pez. II. 210. 
5) Dipl. Styr. I. 314— 315. x 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Chr. 175 


Stift St. Lambrecht mit allen Gütern und Nechten in befondern 
Schuß’). 


: F 1 Tu "%, 1243. 
Durch vierzehn Jahre bereit$ mit Agnefe von 5. ler um 


Meran verehelicht, hatte Herzog Friedrich feine ehe; große Berfermlung 
lihen Nachkommen erzielt. Daß ihm, als dem leß- ter Edlen von Gräg. 
ten männlichen Sproffen des erlauchten Hauſes der 

babenbergifchen Fürften in Defterreich, dieſes fehr ſchmerzlich war, 
ift Leicht zu begreifen. Sn ernftlichen Gedanken und Vorſatze ei- 
ner Trennung von Agnefe und neuen Verehelichung, berieth er 
fih mit feinen befondern Freunden, den Bifchöfen Rüdiger von 
Paſſau und Heinrih von Seckau. Zu diefem Zwecke befchied er 
Beide und den Erzbiſchof Eberhard II. von Sedau, den Bifchof 
Ulrih von Lavant und viele Prälaten und Gelehrte nach Gräß. 
Während feines Aufenthalte und den Unterhandlungen in Graͤtz 
gab er, 15. Juli 1243, dem Biſchof Rüdiger zu Paſſau die Ver— 
ſich erungsurkunde, daß er alles Wefen der Kirche zu Paffau in 
feinen ganz befondern Schuß und Schirm nehme, und wit ihm 
feldjt den Bund der herzlichiten Freundfchaft! gefchloffen habe, 
Diefe Handlung bezeugten: Heinrich Bifhof zu Sedau, Luit— 
prand Erzdiakon von Kärnten, Graf Konrad von Hardeck, Gra 
Otto von Drtenburg, Heinrich (Nobilis) von Schowenberg °). 
Bei dem Zerwürfniffe des Herzogs Friedricy mit dem Kaifer wa. 
ren die Edeiherren von Graͤtz hartnückige Gegner des Erſteren; 
und fie feheinen fo feft an dem Kaifer gehalten zu haben, daß 9. 
Sriedrich gegen fie ernftlicher hatte verfahren müffen. Dttofar von 
Gräß trug das Schloß Helfenftein (zwiſchen Stübing und Grad. 
wein) an der Mur zu Lehen. Herzog Friedrich zerftörte diefe 
Burg und gab die dnzu gehörigen landesfürftlihen Lehengüter 
dem Stifte zu Nein; wozu noch Erzbifhof Eberhard II. auch 
die dabei gelegenen falzburgifchen Lehen (damals im Befite Dt- 
tofars von Graͤtz) als Schenkung gefügt, und mit dem Serzoge 
zugleih in Grüß den Spendebrief gefiegelt hat vor den Zeugen: 
Rüdiger Bifchof zu Paſſau, Heinrih Bifhof zu Sedau, Per⸗ 
mann Abt zu St. Lambredt, dem Propſt von Vorau, Graf 


2) St. Lambrechter Saalb.: „Aota sunt haeo apud Hintperch. XIII. Kal. 
Februarii anno 1243. 


2) Mon. Boioa. XXX. I. p. 359: ‚‚Aotum in Graece. Anno 1243. Idus 
Juli.“ — Pez, Codex, Epistol. II. 96. — Deo Lang, Regesta. U. IR, 


176 Steiermark unter den Babenbergiſchen 


Konrad von Hardeck, Hartnid von Pettau, Heinrich bon: .DFR« 
burg, Rudolf und Leutold von Stade '), 


6 Sriria Aa ärier In der Berfommlung zu Graͤtz hatte Herzog 
ſach nbret. Friedrich die Trennung von feiner Gemahlin Ag: 

nefe auf dns Genaneſte erwägen, und endlich auf 
den Hauptgrund ftüßen Iaffen, daß er mit ihr in fo nahe Grade 
der Bermandtfchnft ftehe, daß nach canonifchen Rechten dig Ehe von 
Anbeginn ſchon unerfaubt und ungültig gemwefen fey. Hierauf wurde 
ein neuer Hoftag und die Herzogin Agnefe ſelbſt nach Frieſach 
in Kärnten befchieden, und im Gerichte hochgefehrter und fürft- 
licher Herren geiſtlichen und weltlichen Standes die Ungültigkeit 
diefer Ehe feierlich erklärt. Die Herzogin behielt fich darüber 
nicht8 vor als die Appellation an den npoftolifhen Stuhl 2). Die 
Anmefenheit des Herzog Friedrich zu Friefach im Spätjahre 1243 
ift auch durch eine Urkunde von St. Lambrecht beftätiget. Denn 
als fich der Abt desfelden befchwerte, daß ihm auf feinen Stif- 
tesneubrächen und im Waldgebiethe in der Beitfh und Dobrenye 
durch die herzoglichen Jagden großer Schaden gefchehe, erkannte 
Herzog Briedrih nicht nur allein dies Unrecht, und ſtellte die 
Jagden in die gebührenden Grenzen zurüd, fondern er gab dem 
Stifte die volle Gewalt, hierin auch auf feinem Eigengrunde im 
ganzen Aflenz- und Zellthale in den Erzbergmerken und Salzar- 
beiten daſelbſt nlle, feinen Rechten gebührenden Anftalten und Ber- 
fügungen zu treffen. Als er die Urkunde darüber in Sriefach 
(1243) fertigte, nahm er zu Zeugen: die Edelherren, die Bifchöfe 
von Lavant und Gurk, feine Minifterinlen Wirich und Lentold, 
Brüder von Wildon, Erhenger von Landefere, Wulfing von Stu- 


benberg, Ulrich von Lichtenftein, Dietmar non Dffenderg 9. Im 





1) Reiner Urkunde: „Datum apud Graetze. Anno 1243.% - 


2) Pernoldus. Anno 1243: „Dux Fridericus tertiam uxorem auam Acu- 
sem de Merania nuotoritate Archiepiscopi Salzburgensis et pluriam 
Episeoporum apud Frisach Karinthiae ex toro suo dimisit ob affinita- 
tem, et quia prius imperatorem sequuta est, neo fecunda fuit.“ — 
Chron. Balisburg. et Garstens. Anno 1243. — Hanthaler. I. 891 —895. 


3) Saalbuch von Gt. Lambrecht: „Datum Frisaci anno 1243 — in quibus- 
dam nemoribus et novalibas sui praedii, h. e. in Witscha et Dobryn. 
Non tantum in illis locis, verum etiam in silva sun, quae praedium, 
h. e. vallem Avelentengem contingit, quae Cella vocatur, in salina 
et rudere, quod Artz dioitur. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 177 


Dftober diefes Jahres (7. Dft. 1243) ift Bifchof Heinrich L, der 
Liebling und Freund des Herzogs, geftorben °). 


Um dns Jahr -1242 hat der Dompropft Kuno _ 3.120. 
von Salzburg auf Befehl des Metropoliten Eber- ER Sn Si 
hard II. mit feiner Zuftimmung (voluntate Domini" Te. Gher— 
Seccoviensis ordinarii) im Stifte zu Sedau eine 
kirchliche Unterſuchung und Befferung vorgenommen und mit Bei- 
ziehung und Rath kluger geiftliher Herren folgende Drdnung feft- 
gefeßt :. | | 

„Aller Streit zwifchen dem Propſte und einigen Stiftschor- 
„herren ift zu Brieden und Eintracht abgethan. — Ber Propft 
„hat ftets, wenn nicht befondere Gefchäfte hindern, im Chore, im 
"Schlafgemache und imSpeifefanle anmefend zu feyn. Das Stifts- 
„ſigill fol treuen Händen anvertraut werden. — Zu den Chor: - 
„herren darf nur den frömmften Leuten und nur durch den Stift: 
„dechant allein der Zutritt erlaubt werden. — Ein Chorherr fol 
„über des Propſten Haus beftelt werden. — Vergehungen der 
„Mitglieder follen nicht mit Härte fondern mit Milde und der 
„Schuld angemeffen gerügt und beftraft werden, und zwar in der 
»Kapitelverfammlung feld. Wer in diefer Verſammlung mit- 
„Befchrei und Poltern ſich gegen Eingezogenheit und Anftand ver: 
„geht, und, gemahnt, nicht abläßt, verliert fein Stimmrecht big 
„zur gänzlichen Befferung. Dreimal im Jahr hat der PBropft über 
„alle Parteienmacher, Diebe und Spieler den Bannfluch zu fpre- 
„hen, dreimal die VBeichte der Mitglieder aufzunehmen, und von 
„ſchweren Sünden loszuſprechen, Niemanden die Erlaubnif zu 
„ertheilen. Nur zu Pferde darf den Stiftsmitgliedern erlaubt wer— 
„den, in die nächſten Dörfer zu gehen. Zur Mittagszeit fol dns 
„Stift gefchloffen bleiben und nur im Außerften Nothfalle Jemand 
der Eintritt geftattet werden. Innerhalb des Stiftes ift eigene 
„Kleidung zu tragen, nufer man ift im Begriffe, hindan zu reiten. 
„Speifenüberbfeibfel dürfen von Niemanden fortgetragen werden ?).» 

Am 20. September 1242 erließ Bifhof Heinrich von Seckau 
für das Chorherrenftift önfeldft folgende Weifungen : „Auf Seckau 
„Dürfen im Nonnenklofter nicht mehr al$ 50 vergelübdete Nonnen 


_ 





1) Chron. Salzburg. — Pez. Anno 1243. ° Zur Grabesruhe ift er nach eige⸗ 
ner Anordnung in die Stade Zwettl, feinen Geburtsort, überbracht worden. 

2) Zohanneums = Urkunde, 

Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. | 12 


178 Steiermark unter den Babenbergifchen 


„gehalten werden. Eintritt und Aufenthalt von jeder Art Schi- 
‚lern (Studierenden, scholares) ohne Zonfur in dag Chor, in 
„das Klofter und in den Speifefant bleibt ftrenge unterfagt; und 
„eben diefe Anordnung hat auch für die fogenannten fahrenden 
„Schüler zu gelten (scholares vagi) ’). 

3. 1243. Graf Ulrich von Pfannberg, ſelbſt durch an= 


Allgemeiner Land» , , , 
gerihtstag inKtau- dere Begebniſſe gehindert, hatte an feiner Statt 


"m von Scan. dem Neimbert von Mureck die Bolführung der 
öffentlichen ©efchäfte übertragen ?), in deffen ®e- 
genmwart und Theilnahme dem Stifte Serau die Schenkung einer 
großen Waldung, Erzwald zugenannt, gemacht worden war, und 
weiche Befitung der Stadtrichter zu Gräg, Wackerzill, dem Stifte 
einzuantmworten befehligt worden iſt. Ohne alle Rechtsgründe aber 
nahm bald darauf Hartnid von Ramenſtein diefe Waldung in 
Anſpruch und flörte dns Stift Seckau unnufhörlih im Befiße 
derfelden. Auf die Befchwerde des Serauerpropftes befahl endlich 
Herzog Friedrich feinem Stelivertreter im Lande, Ulrich von Pfann⸗ 
berg, die Sache zu unterfuchen. Diefer beichied beide Theile vor 
fein Landgericht ?), welches er in Kraubath hielt, mo ihm Leutold 
‚der Freie von Peckau, Ulrich von Eggenftein, Wigand von Mafr 
fenberg, Leutold und Rudolph, Brüder von Staded, Heinrich von 
Perneck, Dito und During von Pfannberg, Albert von Polan, 
Erhenger von Feiftrig, Dito von Kraubath, und deffen Sohn 
Gunther von Kinnenderg, Leutold von Leoben, Markward von 
Altenhofen u. v. a. Schöppen das Urtheil finden halfen, welches 
die ungerechten Anſprüche Hartnids von Ramenftein hindanmieg, 
und das Stift in feinem Eigenthume beftätigte *). In eben die- 
fem Jahre ſchenkte Ulrich, Naspo zugenannt, Vaſall des Poppo 
von Peckau, mit deffen Einwilligung dem Stifte Seckau einige 
Weinberge und Hörige bei Feiftrig an der Mur, in der Moßnich 
zubenannt, der Lehenshere Poppo fügte im Jahre 1244 zur Be: 
ftätigung auch noch die Spende eines andern Gutes in der Stü- 
bing mit Zing und Bergredht, wobei Wolflo von Peckau, Hein⸗ 


2) Johanneums⸗urkunde. 


2) Nos D. G. Ulrious de Pfannberch qui auctoritate Domini Friderici Du- 
cis in Styria praesidemus. — Cum D. Reinbertus de Mureckhe off- 
cio nostro fungeretur. 


3) Nos igitur cum in Chrawat praesedissemus judicio generali. 
*) Sopanneums Urkunde. — Dipl. Styr. I. 210. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 179 


rich, Amtmann von Premming und Wolfker von Feiſtritz zu Zeu- 
gen geftanden find ’) 


Am 13. April 1243 erhielt die Karthaufe in Gala, Ei, Mr 
Gairach von dem Herzoge Bernard in Kärnten eine mont. 
Stelle in der Stadt Laibach zur Erbauung eine 
Hauſes und zugleih Mauthfreiheit für alle Perfonen und Ve⸗ 
dürfniſſe 2). In feiner Kapitelverſammlung zu Sazile beftätigte 
der Aglajerpatriarch auf Bitten des Abtes Heinrich dem Stifte 
zu Obernburg den, von dem Patrinrchen Peregrin im J. 1140 
ertheilten Sundationgbrief, und ließ als Zeugen unterfchreiden; 
Dtto Markgraf Propften zu Sanneck, Ulrich Berager, Vitzedom, 
Heinrich, Pfarrer zu Scholah, Albrecht, Pfarrer zu Zreven, 
Friedrich von Perzillis, Nudolph von Libriano, Wilhelm von fonte 
bono, Ortwich von Kaftelo, Ulrich und Johann, Vater und Sohn, 
bon Kuzania, Dttofar von Atems, u. v. A. 3). Zu Gurt am 9. 
uni 1243 gab Bifhof Ulricy von Gurk allen Vaſallen die Frei- 
heit und Erlaubniß, von ihren gurfifchen Lehengütern den Kar- 
thäufern in Geiz Spenden zu machen. Im Jahre 1243 verlobten 
fih Friedrich, Mönch (Monachus) zugenannt, und Adelheid feine 
Gemahlin gänzlich an das Karthäuferkiofter in Seiz, und fpen- 
deten zwei Weingärten am Schloßberge und auf dem Gute des 
‚Stiftes St. Baul, dem Landesherzoge und dem Gtifte St. Paul 
dienftbar. Zwar war diefe Beſitzung fehon dem Klofter Viltringen 
in Kärnten verfprodhen ; allein diefes Stift löſ'te alle Berpflich- 
tung vor den Prieftern Ulrich von Vogau und Gebhard, und 
mehreren andern Zeugen. Die Spende an Geiz gefhnh dann zu 
Marburg, im offenen ®erichte (in tribunale Marchpurgensi) 
vor den Zeugen: Konrad, Pfarrer zu Marburg, Ulrich von Mar⸗ 
burg, Ulrich von Vogau, Ulrich von Kötſch, Hartung von Ko- 
wasau, und vielen Bürgern der Stadt Marburg *). Bor feiner 
Reife nad) Graͤtz befand fi der Erzbiſchof Eherhard II. in Ra— 
ftott mit Heinrich, Bifchof von Sedau, dem Dompropfte Dtto, 
dem Grafen Konrad von Plain, Ulrich von Kalheim u. v. A. 
Am 26. März 1243 ſiegelte er ſelbſt für das Stift Admont eine 

12 * 


2) Johanneums⸗ urkunde. — Dipl. Styr. I. 211. 
2) Dipl. Styr. I. 141. 

3) Dipl. Styr. II. 290292. 

4) Johanneums⸗Urkunde. 


190 Steiermark unter” den Babenbergifchen 


Urfunde mit der Erfiärung, daß alle ndmontifchen Zinsiehen nur 
an eine Perſon und für deren Lebenszeit veriehnt, keineswegs 
aber erblich hintangegeben werden dürfen; und daß jede anders ges 
finitete Verlehnung zu Erbbefiß, von Seite der Stiftsäbte ertheilt, 
oder auf andere Weife errungen, an fich felbft ungültig und nich» 
tig fey ). Zum Bifchof von Seckau wurde der herzoglihe Kanz⸗ 
fer und’ Domherr zu Paſſau, Meifter Ulrich, durch Bermendung 
des Landes herzogs Friedrich erhoben ?). 


. 1243—1244. R : > \ : 
— — Die Herzogin Agnes, dritte Gemahlin des 


in-Steieemart. Herzogs Friedrich, mar eine Blutsverwandte des 
ae Königs von Ungarn. Die Trennung von ihr nahm 
König Bela IV. als eine feinem königlichen Haufe zugefügte, große 
Schmach, welche er mit blutigem Kriege rächen wollte. Schon 
ſtanden fich die mächtigen Heere nn der Leitha gegenüber ; jedoch) 
eine perfönliche Unterhandlung der beiden Fürſten vermittelte eine 
friedliche Verfühnung 3). Hierauf gedachte Herzog Friedrich an 
eine vierte Berehelichung mit Eliſabeth, Tochter Herzog Dtto’$ 
. son Baiern, mit welcher dns Verlobniß wirklich noch im Jahre 
1243 zu Wels feierlich befcehworen, nber im Jahre 1245, unbe» 
fannt aus welchen Urfachen, gänzlich wieder nufgegeben worden 
iſt 9. Um diefe Zeit erfchienen böhmifche Edelheren, Witego und 
fein Bruder Rüdiger, in der Steiermark. Herzog Friedrich hatte 
ihnen dns Schloß Halbenrain fammt den dnzu gehörigen Gütern 
am 26. Aprif 1244 zu Gteinebrufe Can der Save) zu Lehen ge: 
geben >). Sie entftammten dem Edelgefchlechte der Herren von 
Rofenderg, und führten auch die Titel: Herren von Neuhaus. 


— — — — 


1) Admonter Urkunde. E. 3.: „Quoniaem audivimus, quod plerique laiei, 
hahentes beneficia censualia ab Admontense monasterio, quae in ter- 
mino personae unius exspirare et vacare de jure consueverunt, nitun- 
tur eadem ad suos heredes quadam frivola ratione traducere. — Ut 
si quisguam abbatum jam dicti monasterii talia personalia beneficia 
cuiquam alio modo, quam ut beneflcium in morte possidentis omnino 
vacet, contulerit, ipsa oollatio nullius prorsus existere debeat firmitatis.“ 

?) Chron. Garstens. ap. Rauch. Anno 1243: „Magister Heinricus Secco- 
viensis Episeopus moritur, et Ulricus Seriba Dacis Austriae sibi sub- 
stituitur.°* — Chron. Salzb. Anno 1243. — Pez. I. — Galzb. Kam: 
merb. im k. k. ©. Ardiv. 

3) Pernoldus, Chron. Austriae Claustroneob. — Ziettl. Anno 1243: „Fri- 
dericus Dux Austriae et Styriae oum magno exercitu occurrit Regi 
Ungariae apud Leydam, jbique pacificati sunt sine congressione.‘‘ 

4) Chron. Garstens. Anno 1243. 


5) Ghmel, Rotigenblatt für Oeſterr. Geljichte- Neyeiten, N " 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 181 


Witego insbeſondere gelangte bald zu hohem Anſehen im Lande, 
zur Würde eines Landſchreibers, und ſelbſt zur Gewalt eines 
Landeshauptmannes, wie wir bald ſehen werden ). Zu Anfang 
des Jahres 1244 war in Seckau Propſt Konrad von Stubenberg 
geſtorben, (oder freiwillig von feiner Würde abgetreten?) worauf 
die Stiftschorherren dem neuen Biſchof Ulrich J. die Wahl eines 
Stiftspropſten übertrugen, welcher zu Ende Februars den Chor. 
herrn Nikolaus von Stubenberg zu dieſer Wuͤrde beſtimmte, aber 
zu Piber am 19. Februar 1244 einen Reversbrief mit dem Bes 
fenntniffe fiegelte: „daß ihm nur für diefen Fall die Propſtwahl 
"vom Kapitel anheimgeftellt worden fey ; und daß weder er noch 
„feine Nachfolger ein weiteres Wahlrecht anzufprechen Hätten! 2).⸗ 


Bei feinem Aufenthalte in Leibnitz im Jahre 
1244 ertheilte Erzbifchof Eberhard II. dem Stifte 
Admont einen Schenfungsbrief über eine Waldung zu Muckernau 
(St. Nikolaus im Sauſale) vor den Zeugen: Konrad von Hor: 
ned, Gottfried Khetz, Wulfing von Leibnig, Meifter Konrad dem 
Arzte (Physicus), Konrad von St. Martin, und Walther von 
Saringen 5). Weiters erflärte er in einem befonderen Diplome 
alle Zehenten in den Pfarren Ließnich und Palten (St. Loren 
zen im Paltenthnle und St. Michael an der Ließing nad) ihren 
Gränzen als uralte Mutterpfarren) und im Gaizarwald (zwiſchen 
Kollwang und Gaishorn) für ein uraltes Eigentum des Gtiftes 
Admont, aus den Zeiten der Gründung diefes Stiftes und den 
fpäteren Schenkungen der falzburgifchen Metropoliten *). Am 2. 
November 1244 war Erzbifchof Eberhard I. zu St. Veit im 
Pongaue mit Swithnrd von Bonfterf, Konrad von Praitenfurt, 
Bernhard von Langwiefen, Eberhard von Truffenbach, Rudolph, 
Sohn des Amtmannes von Bonftorf u. m. A. Er hatte vernom⸗ 
men, daß die Renten des Nonnenkloſters zu Admont nicht mehr 
hinreichen, den gelehrten Jungfrauen desfelben anftändige Beklei— 


3. 1244. 
Stift Abmont. 


— — 





1) Fr. Kurz, K. Ottokar und Albrecht I. 81— 83. 

2) Zohan. Urk. — Dipl. Styr. I. 211: ‚Datum in Pyber. Anno 1244. XI. 

» Kal. Martii.“ — Caesar, Annal. II. 193 — 194. 

3) m. urk. P. P. 6: „Silvam quamdam aped Mukirnowa cum ejus at- 
tinentiis conventui tradidimus.“ 

4) Abm, Url. XX. 23: „Proventus deoimales tam oultorum quam adhuo 
colendorum in parochiis Lietznioh et Palten et in Garzarwalde — \ooa 
Admontensi praecipue debent et dinoscuntur prooul Auhio attinera.“ 


188 Steiermark unter den Babenbergifchen 


dung zu fehnffen. Er fchenfte und verbriefte daher denfelben- eine 
jährlihe Nente von 10 Marten Silbers von den Neubrüchen 
feines hochftiftifchen Schenthofes zu Pöls, und verjicherte fie auf 
fünfzehn Lehengüter am Tauern (Rotenmanner Tauern) vom 
Drte „in den Winkel“ zugenannt, big über Morbruck (Mö- 
derbrüde) hin ’). In diefem Jahre wurde nuch die Vogteiange⸗ 
fegenheit über die ftiftadmontifhen Güter zu Elfendorf bei Ne 
gensburg in diefer Stadt felbft durch den Herzog Dito von Bai- 
ern, den Erzbifhof Eperhard, die Bifchöfe Nüdiger von Paſ—⸗ 
fau, und Friedrich von Eichftädt verhandelt, und nicht nur dns 
vom K. Dtto IV. ertheilte Diplom, wodurch alle Vogteianfprüche 
ded Grafen Meinhard von Obensberg hintangemwiefen worden find, 
beftätigt, fondern audy am 16. Auguft 1244 vom Herzoge Prie- 
drich zu Enns neuerdings verordnet, daß Niemand, felbft der 
Erzdifchof nicht, berechtigt ift, ftiftadmontifhe Guͤter⸗Vogteien zu 
vergeben, als allein nur der Stiftsabt und fein Kapitel 2). Die 
Betätigung der ndmontifchen Urkunden zu Enns gefchah bei Ge- 
legenheit, ald Herzog Friedrich gegen die Brüder und Edelherren 
des Naubfchloffes Waldeck nm Innfluſſe (1244) 309, dasſelbe er- 
ftürmte und dann den Brüdern Bernhard und Ulrich von Schnum- 
berg übergab. Er verfiel darüber mit dem Bifchofe Rüdiger zu 
Paſſau, dem Freunde der Waldecker, dermaffen, daf er die paf- 
fauifhe Burg Eberftein am Zraunfluffe zerftörte, und fi mit 
dem Feinde desfelben, mit dem berüchtigten Albert von Böheim, 
verband. Dadurch kam der Herzog zugleich fo in die bejondere 
Gunſt des Papſtes Innocenz IV., welcher am 24. Juni 1243 
auf Gregor IX., (geftorben 21. April 1241) gefolgt war, daß 
diefer nicht nur die jährliche Feier des Eolomannifeftes in Deiter- 
veich ausdrücklich befahl, fondern audy neben den Aebten von 9. 
Kreuz und Zwettl, dem Abte zu Rein, Ludwig von Stadel, den 
Auftrag erteilte, vorläufige Unterfuhung und Anordnung zur 


2) Abm. Urk. XX. 7: „Quod ad relevandam penuriam, quam sorores lit- 
teratae apud Admonte in vestibus patiuntur, moti visceribus pietatis, 
iisdem sororibus decem maroarum redditas donavimus — de novalibus 
nostrae ouriae decimalis apud Pelse — in monte Tauri — supra quinde- 
cim beneficiis a loco, gui dieitur „indem Winohel‘“ — usque ultra 
Morpruckke. — Datum apud 8. Vitum apud Pongew. Anno 1244. IV. 
Nonas Novembris.‘* 


2) Abm. urk. M. 21: „Aota sunt haeo apud Anasum, anno 1243. VII. 
Kal. Sept. 


'Hergogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 183 


Gründung eines Bisthumes in Wien nach den Wünfchen des 
Herzogs zu freffen ').. | 

Am 18. Mai 1245 befand ſich Erzbifchof Eber⸗ an 25 die 
hard zu Frieſach, und mit ihm maren anweſend: Bfarre St. Stehan 
Ulrich erwählter Bifhof zu Sedau, Bernhard, 
Propft zu Friefach, Konrad Pfarrer zu Stainz, der Priefter Diet- 
win, Dtto von Königsberg, Konrad von Wild, Konrad und Aus 
dolph, Brüder von Liebgaft (Ligist). Der Oberhirt beftätigte und 
vollzog in diefer Verhandlung folgenden Tauſchvertrag: „die Kirche 
„des Ehorherrenftiftes zu Stainz; (apud fluvium, quod dicitur 
„Stänz) tritt ihr Patronatsrecht nuf die Kirche St. Johann an 
„der Feiftrig dem Hochftifte zu Salzburg ab; dafür foll aber das 
„Patronatsrecht über die Kirche St. Stephan in Lempnitz an die , 
„Katharinentirche in Stainz fommen, mit der Bedingung jedoch, 
„daß Herr Leopold von Wildon, der Stifter des Chorherrencols 
„legiumg in Stainz, die Renten der Kirche St. Stephans gehörig 
„entfchädige ?).” Am 18. März früher hatte der Stifter von Stainz, 
Leopold von Wildon, mit feiner Gemahlin Agnes und feinen Töch⸗ 
tern Gertrudis und Agnes die Einwilligung ertheilt, daß dem 
Stifte Stainz eine Wiefe, zwifchen dem Orte felbft und dem Bade 
Lemfenz gelegen, nach der Ieätwilliigen Anordnung Wulfings von 
Weffenftein und deffen Bruder Rudlin mit Einftimmung feiner 
Töchter Mechthildis und Viemudis, gefchenft und eingeantwortet 
wurde, vor den Zeugen: den Nittern Walther Schrat, Ortolf 
bon Pergarn, und Ulrich Bawarus; und vor den Dienftmannen 
(Clientes) Audlin von Niuriut, Nudlin von Guntenterg, Ber: 
thold von Panholz, und Dito von Lemfenz °). 


— — — 


!) Pernoldus. Anno 1244. I. 381. — Philibert Huber, Austria ex Archiv. 
Mellic. illustrata. I. 21. 


2) Stainzer Urkunte: „Quatenus ecolesiam S. Joannis apud fluvium Fei- 
stritz, in qua tuno jus habuit patronatus, cedet ecclesiae Salisburgensi - 
et ecclesia S. Stephani in Lempnitz oedet erolesiae St. Catharinae 
jure patronatas, novellae plantationis Leupoldi de Wildonia — et 'sae- 
pe dietus Leupoldus redditus ecolesise S. Joannis cum quinque mar- 
carum redditibus in villa Maocussemdorf, redditus eoolesiae 8. Stephani 
recompensavit. — Datum apud Frisacum. Anno 1245. XV. Kal. Junii.“ 


3) Gtainzer Urkunde : „Acta sunt haec in capella S. Katharinae in Steinz. 
Anno 1245. XII. Kal. Martii.‘“ Im Jahre 1244 hatte der Erzbiſchof 
t Eberhard II. von dem Schenken Heinri von Habesbach erfauft das Gut 
Lichtenberg bei Stainz und 10 Mark Gülten für feinen Hofmark in Leibnig. 

— Hormayr, Archiv. 1828. ©. 704. 


184 Steiermark unter den Babenbergifchen 


3.12 Von Frieſach mar der Erzbifchof nach Gtei- 


Sedau, St. Lam⸗ R 
biecht und Amon. ermart gefommen und befand fih am 11. Sun 


1245 in Straßgang bei ®räh, wo er dem Bifchofe 
zu Sefau, Ulrich J. einen Gewaͤhrsbrief nugfertigte: für Zehen: 
ten in Paſſail, welche er dem Edelherren Poppo von Seckau zu 
Lehen gegeben hatte, dem Bisthume andere Zehenten zu erftatten, 


da wo er fie feldft im Lande Steiermark auswählen würde. Ag 


Zeugen diefer Gewähr ftanden: Dtto von Königsberg, Wulfing 
und Hartung von Leibnig, und Ortolf von Stretwid ). Am 29. 
Suni 1245 war der Erzbifchof wieder in Frieſach. Schon von 
dem Papſte Gregor IX. hatte er Erlaubniß und Vollmacht er- 
haften, fieben Präfnten feines Sprengeld den Gebrauch der Infel 
zu geitatten. Am oben angezeigten Iage zu Frieſach bekleidete er 
den Abt Permann von St. Lambrecht mit den Pontifikalien. 
Papſt Innocenz IV, erflärte auf Bitten diefes Abtes auch in die- 


fem Jahre, daß alle nnderrechtlichen Belehnungen mit Stiftesgü- 


tern und alles, dem Stifte St. Lambrecht entriſſene Beſitzthum 
ungiltig, und wieder zurüdzuftellen fey. Bon Bozen 1. Juli 1245 
erhielt auch Propft Nikolaus zu Seckau dag Indult, zum ftandeg: 
gemäßeren Unterhalte alle bisher befeffenen Lehengüter noch fort: 
während genießen zu dürfen. Zu Anfang des Jahres 1245 erhielt 
das Stift Admont zwei Urkunden vom Erzbifhofe Eberhard IL. 
Zuerft vermittelte er eine Ausgleihung mit den Edelherren und 
Brüdern Heinrih und Walther von Dürenftein, welche unter dem 
Bormande, Admont befiße widerrechtlich ein, ihnen zugehöriges 
But zu Öleiming im Ennsthale, die ndmontifchen Befigungen zu 
Miünechesberg und Bradesdorf in Bniern an fich reißen wollten. 
Der Vergleich geſchah in Admont feldft durch eine Geldſumme 
an die Herren von Dürenftein vor den Zeugen: Graf Konrad 
von Waſſerberg, Dietrihd Domherr zu Frieſach, Eberhard von 
Truffendah, Wolfram und Walther von Sahring, des Leßteren 
Bruder, Konrad von Straßgang, Sprundy zugenannt, Bernhard 
von Admunde, Heinrich der Richter von Admunde, Albert von 
Scherenburg, Bernhard, der Jaͤger zu Hall u. v. A. °). Sodann 


2) Dipl. Styr. I. 316—317: „Actum apud Strazganch. Anno 1245. IM. 
Idus Julii.‘‘ Bon dem Papſte Snnocenz IV. erhielt Bifchof Ulrich auch 
(tyon, 22. Juni 1245) eine Bulle mit der Srlaubniß, alle, vor feiner Er: 
wählung zum Sedauer Bifchofe genoffenen Benefizien noch weiters fort zu 
behalten, nur daß die Seelforger dafelbft dadurch keinen Eintrag erleiden. — 
Sedauer Saalbud. 


2) Abmonter Urkunde, 


% 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. ‘185 


« 


ließ er die Streitigleit zwiſchen dem falzburgifchen Miniſterialen, 
Kuno von Werven, und dem Pfarrer zu Sröning im Ennsthale 
über Zehenten in den Thälern Donnersbach und Oppenberg, durch 
den Erzdinfon und Pfarrer. zu Grauſcharn, oder auf der Pinf, 
und dem Pfarrer zu Laffing im Ennsthale zu Bunften der Pfarr: 
kirche St. Peter in Irdning entfcheiden '). Leutold von Wildon, 
der Stifter des Chorherrenftifteg zu Stainz, hatte die Vogtei über 
ndmontifhe Güter in der unteren March erhalten, dabei nber 
das Stift und deffen Leute vielfältig bedrückt und ungeſetzlich be: 
handelt. Er Teiftete jedt im Jahre 1245 dem Stifte einen Ge⸗ 
mährbrief, nimmermehr dergleichen Bedrüdungen ſich zu Schulden 
kommen zu lafjen, und folgende Beftimmungen genau zu beobach⸗ 
ten: „teinerlei Forderungen und Befchwerungen dem Stifte zu 
„ftellen, weder felbft noch durch feine Richter; jeder der ftiftifchen 
„Leute feiner Vogtei fol künftig fich mit eigener Hand losſchwö⸗ 
„ren können; dreimal im Jahre fol der Richter (der anftatt des 
„Dogtes ſelbſt kömmt) bei den freien Rüdfäßigen des Stiftes 
„(apud liberos cultores) nur mit zwei oder drei Berittenen, je 
„Doch aus Eigenem, Herberge nehmen, jedoch fich felbft verpflegen; 
„Richterrecht und Marchfutter fol ihm jedoch nach dem herzoglis 
„Hen Maße gegeben werden ; bei Buhren werde er des Stiftes 
„Leute nuf dns Befte verpflegen. Diebe unter Stift$hörigen werde 
wer aufgreifen, alles Out jedoch dabei unberührt laſſen; nur über 
„Diebſtahl und Blut werde er als Vogt richten, in allen andern 
„Ballen aber ſoll es der Stiftspropft oder der als Hofwermalter. 
„beftellte Stiftspriefter thun (sacerdos officialis)." Zu Zeugen 
diefer Gewähr nahm er die Herren: Rudolph von Liubegaft, Kon: 
rad von Wildon, Wulfing von Weffenftein, Dietinar von Hopf: . 
garten, Drtolph von Pergarn, Horbord der Nichter u. v. U. 2). 


Als in diefem Ssahre Ulrich von Lichtenstein , Gert J. um— 


herzoglicher Stellvertreter im Lande Steier, am St. kungen zu ör 9 und 
Egydentage zu Gericht ſaß, wurde die Beſchwerde 
der admontiſchen Nonnen wider Herbord. von Lobning wegen Ueber- 


1) Abm. Urt. AA. „‚Dileotis in Christo fratribus in Grouskaren et in Les- 
nich plebanis. — Quod inter eoclesiam Idenich ex parte una et C. de 
Werven Ministerialem Salzburgensis eoclesine ex parte altera super 
quibasdam Decimis in Noppenberg et in Donnerbach — quaestio ver- 
teretar. 


2) Abm. Urt, M. 10.: hot sunt haso in Bienz.‘*‘ 


186 Steiermark unter ten Babenbergifchen 


griffen auf Güter zu Binſterpöls vorgenommen; und, weil Ser- 
bord bis zum feftgefeßten Gerichtstermine nicht erfchienen war, 
er feloft fachfälig und alles angemafte Gut als Eigentum der 
befagten Ronnen erklärt vor den Rittern: Dietmar von Lichten- 
ftein, Ulrih und Dietmar Brüder von Reifenftein, Ortolf, Diet⸗ 
mar und Konrad, Brüder von Stretwich, Dito von Pfaffendorf, 
Ulrich von Obedach, und Gerung von der Aue, Eberwin von 
Menge, Ekhart von Binfterpöls, Albert von Winden, u. v. A. '). 
Segen Ende des Jahres reif’te der Landſchreiber von Steier, 
MWitego, auf Befehl des Herzogs umher, und hielt an beftimmten 
Drten Gerichtsverſammlungen und Gerichte ?). Am 2. November 
1245 faß er in Sraubath zu Gericht, umgeben von den Nittern : 
Wigard von Maffenderg, Dietmar von Plankenwart, Hugo von 
Perneck, Nüdiger von Branf, Hohold von Leoben, Dtto von 
Bfaffendorf, Dtto von Utſch, Wulfing von St. Beter, Konrad 
von Sourow, Heinrih von Spiegelberg, Meinhard von Gireidh, 
Drtolph von Kirchberg, Hermann von Krotendorf, Heinrich von 
Schofelich, Albert von Purgſtall, Wigand und Leutold,, Brüder 
von Lobnich, Walker von Grät, Eberhard von Truffenbach, Ek⸗ 
ford, Amtmarn zu Leoben, Marold Amtmann zu Judenburg, u. 
v. A. Auf die Klinge des Anwaltes der Admonter Ronnen erklärte 
er die Anfprüche des Heinrich von Perneck auf ein Gut in Bin- 
fterpelg, welches jene Nonnen ſchon aus der Spende des Herzog 
Leopold des Glorreichen beſaßen, für ungegruͤndet und nichtig ?). 


3. 1245. Das Hochſtift zu Salzburg erwarb in diefem 


Gütererwerb bes 55 
Hohfifte Salzburg. Jahre 1245 von ſteiriſchen Edelherren und Mini« 
Das Nonnentlofter j . „ 

Stubenip ergält bie fterinfen verfchiedene Güter und Lehen. Wulfing 
ar Sa hon Leibnitz verkaufte (zu Frieſach 4. April 1245) 
"dem falzburgifchen Domkapitel ein, ihm von mütterlicher Seite an. 
gefallenes But, Ehrendrechtsdorf, um 80 Marten Briefacherge- 
wichtes. Bon den Edelherren von Pettau, feinen Vaſallen, ermarb 


Erzbifchof Eberhard U. alle ihre Güter, Lehen und Allode im 





1) Abm. Url, A.A.A. 5.: „Ego Ulricus de Lichtensteine.‘ 

2) Ego Witigo, Soriba Styrise, notum facio, quod a Domino meo, Fride- 
rico illustri, Duce Austrise et Styriae, habui in mandatis, ut judicium 
et Justitiam facerem petentibus per Styriam universis et oum tali ne-- 
gotio instanter darem operam circumquaque etc. 


3) Abm. Url. A.A. A. 1.: „Data autem est haec sententia sive adjudi- 
oatio in Chrawat, in die omnium animarum anno 1245. 


Herzogen. 3. 1192 — 1246 n. Ehr. 187 


Lungaue, vorzüglich die Burg Kinufe und die Kirche zu Tams- 
weg . Im Mai des jahres 1245 erinubte der Lehensherr Hein- 
rih von Nohitfch feinem Vaſallen Zufel von Olsnitz an die Kar: 
thäufer zu Seiz vier Lehengüter zu Olsnitz zu vertaufchen gegen 
drei Güter in Kodyn, vor den Zeugen: Ortolph, Gottſchalk und 
Heinrich von Planfenftein, Rudolph, Hartwik und Otto von Nuß⸗ 
dorf, und Heinrich, Pfarrer zu Ponikl. Am 23. Dktober 1245 
ſchenkte der Patriarch Berthold von Aquileja nuf Bitten der Nonne - 
Sophin, dem Stifte zu Studenig die Pfarre Schleinitz, (plebem 
in Slunz novæ plantationi rivuli S. Maris in Peltschach) mit 
Rechten und Dotation, fo jedoch, daß dem Pfarrer Werner die 
Einkünfte lebenslänglich noch verbleiben follten, vor den Zeugen: 
Propft Dtto von St. Ulrich, Heinrich Abt zu Obernburg, Kon- 
rad, Erzdinfon im Sannthale und Johann von Kufani 2). 


3u Ende des Jahres 1244 ließ Herzog Fries PAR: —R 
drich ein ſtrenges Gericht ergehen uͤber den öſter⸗ —ã— genen bie 
reichifchen Edelherrn und Minifterial, Hartnid von 
Drt, deffen Raͤubereien und Bodrüͤckungen gegen falzburgifche Guͤ— 
ter und Leute die bitterften Klagen veraninßt hatten. Im harten 
und räuberifchen Verfahren gegen Salzburg gerieth Hartnid von 
Drt auch mit Friedrid von Stubenberg in Fehde. Um ſich mit 
Herzog Friedrich zu vergfeihen, hatte Hartnid mit dem Land: 
fehreider Sad einen Tag in Judenburg anberaumt; von wo fie 
jedoch nach vergeblicher WUnterhandlung auf einem Floſſe auf. der 


Mur nad Graͤtz fuhren. Wie fie gegen St. Dionyfen bei Bruck 
kamen, hatte Briedrich von Stubenberg, welcher früher davon ver: 


ftändigt worden war, feine Leute an dem Murufer nufgeftelt. 
Auf die Drohung, alles Lebende auf dem offenen Floffe mit Pfei- 
en niederzufchießen, mußten fie anfanden. Da nahm Friedrich von 
Stubenberg den Hartnid von Drt gefangen, ließ die andern frei 


fortfhiffen, und warf ihn in Banden und Kerker. Kaum hatte 


Herzog Friedrich davon Kunde erhalten, mußte ihm SHartnid fo- 
gleich nusgeliefert werden. Er ließ den Raubgerren vor Gericht 
fielen, und als er fich allen Forderungen nuf Genugthuung Mis 


1) KRoch= Sternfeld, Beitr. III. 58: ‚Ego Wulfingus de Libens confiteor, 
me praedium in Eremprechtsdorf — libere vendidisse.‘‘ p. 81. 


2) Zohanneums = Urkunde, 


188 Steiermark unter den Babenbesgifchen 


derſetzte, im Kerker verſchmachten. Die Neimchronit Hornel’$ er- 
zaͤhlt dieſes Begebniß folgendermaßen: 
„Nu hört, was geſchech von dem Stubenberiger: Mit Herren 


„Faben, dem Lantſchreiber, der dez Herczogen Geſchefft phlag, 


„het der von Ort ain Tag, der ward hincz Judenburg gelait, als 
„ih Em ee han gefnit; da wollt Herr Fab han gefehen, ob icht 
„Berichtung mecht gefchehen, fo daz der Drter gutleich mit dem 
„Herczog Fridreich möcht fein verricht. Da enhet er d’hnin End 
„nit; wann Herczog Pridreih der chekch wollt von Weif- 
„ßenekh d'hain weiz fchniden, davon ez zwifchen jn pniden vnver⸗ 
„richt pelaib zu dem mal. Auf der Dur fi ze Tal auf ainem 
„Floz molten varn; die dem Drter veint warn, die teten fein 
„Bevert hund dem Stubenberiger an der Stund; der pegund fich 
„darczu warn. Do fie homen gevarn niederthalb Sand Dionnfen, 
"do rant auf niner Wiefen der Stubenberigerdrat zu der Mur 
„ftat mit aufgeladen Pfeilen, und hiez fi pald eylen mit dem 
„8103 herczu. Nu hört. waz er tu. Den von Ort er herab nam, 
„Herrn Fab und wer hernieder cham, die auf dem Floz warn, 
„die liez er’ alle varn an den Orter nlain. Den furt er nicht fain 
„an fein Gemach, waz ym je von ym geſchach, daz muft er alles 
„wider tun, fie mern wol zu Suen mit einander chomen. Und do 
„Don ward vernomen fein Venkchnuß in Defterreih, do fant Her⸗ 
»czog Fridreich zu dem Gtubenberiger, als Lieb im fein Huld 
„wer, daz er im zehant den von Drt gefangen fant. Dez torft er 
„micht vermeiden; alfo muft der Drter leiden, daz man gefangen 
„in fant dem SHerczogen hin. Do der Herczog jn gemann do un- 
„dermwant er fich fan all feines Guts. Er waz fo hers Mut, ee 
„daz er ye des Herczogen Wil pegie, er jach, er wollt ee fterben 
„und in der Venkchnuß verderben. Daz gefhah auch ſchir darnach, 
„do er folhen Ungemad in feinem Alter muft leiden, mann er 
„wolt nicht vermeiden ſeins Muts Hertichait; er chriegt dez und 
„ſtrait; e daz er wiliigleih dem Herczogen Fridreich d'hain Veſſt 
„wolt geben, eh wollt er verlieſen daz Leben. Do waz auch in 
„der Geturſt Fridreich, der jung Furſt, do er gern wolt ſterben, 
„und daz er nicht wolt werben gegen ym umb Huld nach fo ge- 
„taner Schuld, als fein Sach gegen ym Ing, daz er auch fich pe- 
„wag. Und darnach vil ſchir Starib von Ort, der fier in dez 
Herczogen Pannden ).“ 





1) Hornck. p. 244—245. 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 189 


Herzog Friedrich zog dann alle Inndesfürftlichen Lehen ein, 
welche durch die Raubhandlungen ohnehin ſchon verwirkt worden 
waren, und fehenkte davon das Schloß Weißeneck mit allen dazu 
. gehörigen Gründen und Leuten als ewiges Lehen dem Bisthume 
Serau zur Belohnung der vielen Verdienfte des Biſchofs Ulrich 
I. Die Urkunde dnrüber fiegelte er zu Strä am 11. April 
1245 vor den Zeugen, den Pröpſten: Leutold und Nikolaus von 
Ordaker und Seckau, Meifter Gottſchalk, Kanzler, Witego, Land- 
fehreider von Steier, Dtto von Walchunskirchen, Junwerer, Diet⸗ 
rich von Dobra, Mundſchaͤnk, Trautlieb, Truchſaͤß u. v. A. '). 
SHartnid von Ort entkam feinem Gefaͤngniſſe nicht wie, fondern 
ftarb in demfelben bald hernach °). 

Hierauf eilte Herzog Friedrich mit dem flatt- , gririsnirdem 
lichſten Gefolge feiner Minifterinien aus Dejterreich Loſtage in Verona. 
und Gteier (cum pulchro comitatu suorum mi- 
litum ad Veronam accessit) zum Softnge des Kaifers nad) Des 
rona, in hoher Erwartung großer Begünftigungen von Seite des 
K. Friedrich IL, welcher ihm bereit durch den Biſchof zu Baın- 
berg den königlichen Ring Hatte zuftellen Inffen, zum Unterpfande, 
daß er nicht ungeneigt fey, Friedrichen die Königswürde über feine 
Länder zu ertheilen *). Auf feine Bitte erhielt Friedrich die Be— 
ftätigung der Privilegien feines Hauſes, wie fie im Majeſtaͤtsbriefe 
K. Friedrichs J. vom Jahre 1156 ausgedrückt waren; wozu noch 
neue Freiheiten, Rechte und Vorzüge. gefügt, und das Majeſtaͤts⸗ 
diplom mit goldener Bulle befiegelt worden ift *) Wie jedoch in 
“der weitern Unterhandlung Briedrich den Antrag des Kaifers, feine 
Nichte Gertrude, dieTochter des H. Heinrichs deg Grauſamen, zu ehe: 
lichen, aus demÖrunde zurückwies, weildiefe ſchon ſeit demgahre 1241 
an den böhmiſchen Prinzen, Wladislaus, Markgrafen in Mähren, 
verfprochen fey: war auch von Erhebung der Länder Friedrichs 
zum SKönigthume weiters feine Nede mehr. Mit Unmuth zog 
daher Friedrich aus Verona fort 5). 


2) Chron. Garstens. ap. Rauch. Anno 1245: ‚‚Hartnidas de Ort propter 
suam malitiam, quam circa Salzburgensem Archiepiscopum et alios 
quam plurimos exercuerat, in vinoulis Ducis Austriae detentus moritur !“ 

3) Chron. Garstens. ap. Rauch. Anno 1245. et*Neoburg. ibidem. 

*) Schrötter, Oeſterr. Geſchichte. II. 502— 506. 


5) Pernoldas. Anno 1245. — Raynald. ad Anaum 1245, — Ranihsler. \. 
903—909. 


1% Steiermark umter den Babenbergifchen 
3. 1246—1247. Nach feiner Rüdkehr aus Sstalien fiel der 


K. Friedrich II. vom 


Bayfe mit em Böhmenfönig in dag öfterreichifche Land ijenfeit der 


und unterftügt mit Hilfsvölfern aus Kärnten unter 

Anführung des jungen Herzogs Ulrich, und drang 
bis zur Stadt Lan vor. H. Friedrich aber fiel unvermuthet und 
ſchnell über ihn her, fchlug die Böhmen in einem blutigen Geme⸗ 
gel aus dem Felde, befam den jungen Herzog Ulrich von Kärn- 
ten zum Gefangenen, und ließ ihn auf die Burg Staͤtz in Ber- 
wahrung bringen. Dies führte zu einem baldigen Frieden, in wel⸗ 
hem König Wenzel allen vermeintlihen Anfprüchen in Folge de 
Bertrages vom Jahre 1241 entfngen mußte ; die Berehlichung aber 
zwifchen dem föniglichen Prinzen Wladislaus und Gertrude von 
Defterreich neuerdings feftgefeht worden ift ). Am 8. S$änner 
1246 war Herzog Sriedrih zu Enns mit Bifhof Ulrich von 
Seckau, Propſt Thomas von Heitberg, und Meifter Liupold, 
Pfarrer zu Wien, und gab dem Stifte Nein eine Beſtaͤtigungs⸗ 
urkunde über die, von feiner Mutter Theodora gefpendeten Berg. 
rechte zu Algersdorf bei Grätz 9. Kaum hatte Innocenz IV., 
früher des Kaifers Freund, den apoſtoliſchen Stuhl beftiegen, fo 
begann er feines Vorfahrers Plan zum Untergange der SHohen- 
ftaufen mit der entfchloffenften Erbitteruing zu verfolgen. Mit 
ſchlauer Politik entfloh er (nl$ gezwungen, fi vor dem Knifer 
fiber zu ftellen) nach Sranfreich, befchuldigte das Neichgoberhnupt 
vor der ganzen chriftlihen Welt der verhnßteften Lafter, der Ke⸗ 
herei, des Kirchenraubes, und fogar der Abſicht, den chrijtlichen 
Glauben auszurotten; und er forderte die deutfchen Fürften (ver-- 
geblich jedoch die meiften, und vorzüglich Friedrichen von Defter- 
rei und Eberhard II. von Salzburg) °) nuf, einen neuen Kaiſer 
zu wählen. Ueber K. Friedrich ſelbſt ſprach er fodann nuf der 
Kirchenverſammlung zu Lyon den feierlichften Bannfluch aus. 
Wirklich erwaͤhlten einige Reichsfürſten, vorzüglich durch Einfluß 
der Erzdifchöfe von Mainz und Trier (im Mai zu Würzburg 
1246) den Heinrich Raspe, Landgrafen von Thüringen, als römi- 
fhen König, und da diefer plößlich geftorben war, den Grafen 





1) Pernoldus. Anno 1245. 
2) Etift Meiner Urkunde. 


3) Dipl. Styr. I. 317. — In einer Gedauer Urkunde nennt Ehechard II. den 
P. Eriebrid „Dileostum amicum nostrum.“ | 


% 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Chr. 191 


Wilhelm von Holland als Reichsoberhaupt (1247), Wie fehnell 
der kirchliche Bannfluch über den Kaifer in allen chriftlichen Laͤn— 
dern verkündigt worden ſey, beweist folgendes Begebnif. Der Pfar- 
rer Werner zu Schleunig in der unteren Steiermark vertheidigte 
den Kaiſer öffentlich und bewährte fich als deffen muthvollen An⸗ 
hänger. Dies erfuhr Papſt Innocenz; und fogleich mußte der 
Patriarch von Aquileja über den kühnen Pfarrer den Kirchen- 
bann ausſprechen und ihn feiner Pfründe entfegen. Zu Marburg 
am 2. Auguft erklärte diefes feierlich Konrad, Biſchof von St. 
Guido in Speier, Domherr zu Mainz und npoftolifher Legat in 
Deſterreich und Steiermark, mit dem Auftrnge an den Dominika— 
nerprior in Pettau, nle Aufgriffe auf die Güter der Pfarre 
Schleunig, nachdem der Pfarrer Werner abgeſetzt fey, (pro eo, 
quod Friderici imperatoris manifestus fautor exstitit) mit al: 
len Kirchenftrnfen hintanzuhalten °). Ä 


Die unrühmliche Niederlage des Böhmenkönige arieg mit Dan In 
und der Kärntner bei lan hatte den König Beln IV. gar. ö. ‚Fierig 
perſönlich zu Rache und Kampf aufgerufen. Im Juni gen. 
1246 erſchien er mit einem großen Kumanenheere an der Leitha. 
Am 15. Juni 1246 eilte ihm H. Friedrich mit einer tapferen 
Heeresfchnnr von der Neuſtadt aus kampfmuthig entgegen. in 
biutigeg Gemetzel begann. Heinrich von Lichtenftein warf die Fein: 
de auf der einen Geite in die Flucht, mährend auf der anderen 
H. Friedrich im Gedränge fortgeriffen, von einem ungarifchen 
Edelherrn aus dem Sefchlechte der Srangipane an Wange und 
Auge ſchwer verwundet und erfchlagen wurde °). Der herzogliche 
Seheimfchreider, Heinrich, fand den Leichnam nadt und an einem 
Fuße ſchwer zertreten, bederte ihn mit feinem Mantel, legte ihn 











1) Johanneums⸗ urkunde. 


2) Pernoldus. Anno 1246: „Facta acerrima pugna hostes repulsi sunt, 
Dux vero gloriosam victoriam plenius consummare volens, inoauto fer- 
vore ante suos persequutus est fugitivos. — Dux prostratus, a Fran- 
gipano per oculum ense perfossus est.‘ — Rauch. I. 373: »Do rait 
er in die Neuftat, als in fein Hercz patz fein Lewt riten zu im dar mit 
maniger herleicher Schar von Steyr und von Oſterreichz ie Schonheit, ber 
was nicht geleich. Do fie alle kamen geriten, do pegund fie der Fürſt pit⸗ 
ten, daz fie wern des Morgens pereitz er wolt fehen ir WaffenKleit, vnd 
wolt Herſchawe han, ob er den Kunig mocht beflan. Daz pegund in allen 
gar wohl gevallen. Des Morgens, do der Tag auf Fam, vnd der Fürſt das 
vernam, bo reit er fchon auf daz Belt, vnd hiez aufllahn ein Geczelt. Be. 
zogten fy herfür mit ritterleicher Chur durch Dfterfrid wort ver BÜTE uU. < 


192 Steiermark unter den Babenbergifchen 


auf fein Pferd, eilte damit nach Neuſtadt und brachte die erfte 
‚ Kunde von diefem großen Unglüdfe, während das Heer felhft einen 
voNftändigen Sieg in blutigfter Niederinge der Ungarn erfochten. 
hatte. Don Reuftndt übertrug man den Leichnam unter allgemei- 
nem Sammer und Wehlingen in dad von Friedrich vielbegabte 
Stift zu H. Kreuz und begrub ihn dort nach fürftlicher Sitte. 
Die ſchreckliche Nachricht von feinem Tode und der erdrüdende 
Gedanke, daß mit ihm der Babenberger alter, erlccuchter Stamm 
entwurzelt und vernichtet ſey, brach das Herz der hochgefihn- 
ten Mutter Theodora, fo daß nuch fie, ncht Tage nachher, auf 
dem Kahlenberger Schloffe ihren Geiſt aufgab, 22. Suni 1246. Ihr 
Leichnam ruht in Klofterneuburg ’).. — Der gleichzeitige Ulrich 
von Lichtenftein erzählt Herzog Friedrichs Tod folgendermaffen: 


 Näch disen lieden kom ein tac |: Ow& des, ich muoz iu sagen 

den ich wol immer hazzen mac, wie jemerlich er wart erslagen, 

und der mir oft noch trüren git. . den ich von herzen immer klage. 

uns kom ein swindiu sumerzit, ez geschach reht an sant Vites tage. 

dar inne der fürste Friderich, der fürste lac mit sch@nem her 

der höch geborn von (Esterrich, dem lande sin vil schon ze wer 

vil jemerlichen wart erslagen. gegen dem küneg von Ungerlant: 

den muoz min lip wol immer klagen, |der het ouch witen sich besant. : 
Und sin ouch immer jämere sin. An sante Vites tage vruo 

er was der rehte herre min, der künec mit scharen zogte zuo. 

und ich sin rehter dienestman. er zogt zuo uns Üf einen strit: 

verklagen ich in nimmer kan. der gerouwe in und di sinen sit. 

an im vil höher tugende lac: er zogt zuo uns an di Leittä. 

der biderben er vil schöne pflac dö schart ouch sich vil sohöne sä 

und teilt in ofte mit sin guot: der höch gemuote Friderich, 

er was vil fürstenlich gemuot. der fürste wert üz (Esterrich, 





—— Anno 1246: „D. Theodora, Ducissa, quae tunc in curia 
Kalenberch erat, audita filii morte adeo expavit, ut ad mortem infir- 
maretur, nec funeri adesse potuit, quin ipsa quoque ootava postea die 
mortua est, in Neunburg sepulta.‘‘ — Chron. Salisb. Pez. I. et Clau- 
:  stroneob.: ‚‚Prae dolore transactis diebus modicis exspiravit.‘“ — Chrou. 
brev. Austr. Pez. I. oc. 686: ‚‚Bellum movit contra Belam regem Un-: 
gariae. et viotoria potitus dubium est, utrum ab amicis vel inimicis 
circa oculam euspide vulneratus interiit anno 1246. — Chron. Mel- 
lioens. ibid.: ‚‚Viotoris potitas, nescio quo casu migerabiliter ocoiditur.‘ 

— Chron. Salzb. ibid.: ,„Vel a suis vel ab hostibus (siout dubitatur) 

fait interemptus.“ — Chron. Zwettl. ibid.: „Iniit praelium cum rege 

Bela Ungarorum juxta Littam et interfeotus est in praelio XVI. Kal. 
Julii.“ — Tab. Claustroneob. ibid.: „Ward er mit einem Spieß duch 

das Aug gerant, daß er von feinem Pferd Fam und ertretten warb; und ift 

ein Zweifel, ob er von Veinten oder von Freunden feines Lebens beraubt 
"worden fei.‘“ — Chron. Augustens. Freheri. I. 373, Anno 1238. Joann. 
Viet. — Boehmer, Fontes. I. p. 281—282: a Suis perfoditur? — 
Anon. Leob. p. 805: ocoisus est a propria familia? -- Hantha- 

ler. I, 913—916. 


‘ 


Herzogen. 3 1192—1246 n. Chr. 


Den strit- ht ich iu gerne gar; 


198 


Der schriber Heinrich al zehamt 


wie dä bestaont diu ‘schar di schar, |den richen fürsten ligende vant. 


und wie man kom äbr di Leittä, 
und wiez di biderben täten dä, 

und wi der und der wart erslagen; 
wan daz ichz dar umb wil verdagen, 
es ist getihtet & vor mir, 

dä von ich der niwe wol enbir: . 


Und wilz in gar kurzliehen sagen, 
wie dä der fürste :wart erslagen. 
der Rinzen scher huop dä den sttrit. 
gein den kom schöne an der zit 
mit einer schar min her Heinrich 
von Liechtenstein, der muotes rich: 
er fuort den vanen in siner hant. 
zwischen die zwö schar kom gerant. 


Der werde fürste Friderich: 
er mant di sinen ritterlich, 
er sprach ’nu stritet hiute wol; 
drumb ich iuch alle richen sol. 
ich wil iu nimmer niht versagen 
für wär bi allen minen tagen. 
swes iwer deheiner an mich gert, 
des sol er alles sin gewert’. \ 


Ow& des Was dä geschach! 
der fürste leider übersach 
daz dar gesprangte der Riuzen schar 
(dan übersach er leider gar), 
die wile er hie di sinen mant. 
der Riuzen schar dö kom gerant 
hinden üf den fürsten rich: 
da von gelac er jwmerlich, 


Der strit zesamne schön kom sa. 
dö weste ouch niemen daz lac dä 
des strites herre ze einer sit. 
üf dem stuont vast enstet der strit: 
ow& ouwe der grözen nöt! 
da gelac der fürste töt. 
den vant sit ligende jamerlich 
sin schriber, der hiez her Heinrich. 


Der strit üf im vast gienc entwer, 
iezuo hin und iezuo her. 
den sio iedoch aldä gewan 
von L,iehtenstein der biderbe man. 
der gebärt da unglich einem zagen. 
% im vil liute wart erslagen. 

je Riuzen muosten wichen dä: 
si huoben sich ze flühte sä. 


Geſch. d. Steiermarf. — V. Bd. 


er vont in ligent jemerlich: 

ez het der edele fürste rich 

an im niht wan ein spaldenier 
und einen schuoch, geloubet mir, 
und niht wan sin linin kleit, 

daz müez got immer »in gekleit, 


Daz man in alsö ligent Vant, 
der herr was über manio lant! 
er het niht wunden niwan ein 
in sin wange und daz sin bein 
erswarzet was von einem trit. 
dä muost sin ungelücke mit, 
daz dä von ie den töt gewan 
ein alsö gar volkomen man. 


Der schriber in sus ligende vant. 
der legt in äf ein pfert zehant, 
dar üffe er jsemerlichen lac, 
twerhes drüber als ein sac. 
einen mandel warf er über in. 
sus fuort ern in die »tat hin: 
da bekante weder man noch wip 
des höch gebornen fürsten lip. 


In eines burgers hüs geleit 
wart der fürst swachlich gekleit. 
verholn man in ze kirchen truoc: 
dä lac er ouch swachlich genuoe. 
dö er sus armer hie gelac, 
üf dem veld vil manic slac 
wart ze dienest im geslagen. 
daz müezen noch die Unger klagen. 


Der strit wart ritterlich gestriten, 
der Unger nider vil geriten. 
die muosten vliehen sunder danc: 
manc biderbe ritter si des twanc. 
üf der jagät wart geseit 
daz hœse swinde swerende leit, 
daz der fürste wsre erslagen. 
dä huop sich weinen unde klagen. 


Swem dä daz mere wart geseit, 
des ip dä fürbaz niht enreit. 
des kom der Unger maneger hin: 
ze fliehen stuont gar al ir sin. 
dä ware gelegen maneger töt, 
wan durch di swinde klagende nöt. 
di klagenden jagten dä niht m&: 
in tet ir herren sterben we. 


13 


194 Steiermark unter den Babenbergifchen 


Ir sült für wär gelouben das, Got müez sin pflegen: er ist nu töt: 
dä wart mano ritters ouge naz. sioh huop näch im vil gröziu .nöt 
dä man den fürsten töten sach, ze Stire und onch ze (Esterrich. 
daz har dä maneger vast üz brach. [dä wart maneger arm, der & was rich. 
der klagte sus, der klagte sö?! für wär ich iu daz sagen wil, 
wir wären all von rehte unvrö, näch im geschach unbildes vil: 
wan unsz ein werndez leit geböt. man roubt diu Jant naht unde tac; 


uns lac ein biderber herre töt. dä von vil dörfer wüeste lac. 


Er wart von schulden vil gekleit. | Die richen wurden sö gemuot * 
ze dem heilegen Kriutz wart er geleit,daz si den armen nämn ir guot. 


bestatet wol näch fürsten sit. daz was iedoch ein swachez leben. 
nu bit ich des, das man in bit, den got het guotes vil gegeben, 

der elliu dine beschaffen hät, daz die den armen täten leit, 

daz im der séêle werde rät, dä mit si swanden werdikeit. 

und daz er im gensdio si swen sô die armen erbarment niht, 
durch di sinen namen dri. az ist hie und ouch dort enwiht, 

. 1246. D j 
ein Fra Am 20. Februar 1246 zu Lyon ertheilte Papſt 


Innocenz IV. dem Chorherrenftifte zu Stainz auf 
Bitten des Seckauerbiſchofes Ulrich I. einen Beſtaͤtigungsbrief '). 
In der gefelofen Epoche des Zermürfniffes zmwifchen dem Lan— 
desherzoge Friedrich und dem Kaifer iſt gleich den andern Gtif- 
ten auch dns Gtift zu Vorau von den ummohnenden Edelherren 
und Dynaften an Gütern und Leuten vielfach befchädiget und be= 
drüdt worden; und diefe Gewaltthaten nahmen nad) Herzog Frie⸗ 
drichs Tode ſchnell uͤberhand. Die Vorauerchronik [hätt die Be— 
ſchädigungen durch Gottſchalk von Neuberg, Heinrich von Har— 
tenfels auf Thalberg, Rudolph und Gerhard von Krumbach oder 
Thalberg, Heinrich an der Teichen in der Pinka, Heinrich von 
Stainberg, Wulfing von Friedberg, Konrad von Aichberg, durch 
die Herren von Stadek, Wulfing von Stubenberg, Rechlin von 
Feiſtritz, Nudolph von Eraunftein, durch die Herren von Pund)- 
eim, auf ftiftifehen Gütern zu Friedberg, um Vorau ſelbſt, dann 
weiters in Fillenbach, Starfau, Dobruten, Mulldorf und ander: 
orten, auf mehr denn 1300 Pfunden Geldes. Ein mefentliches 
Berdienft um die Wahrung und Sicherftehung der ftiftifhen Guͤ— 
ter vor weitern Beſchaͤdigungen erwarb ſich der Stiftspropſt Ge» 
benno, welcher durch Unterhandlungen, durch Bitten, Drohungen 
und durch Zuhilfnahme gerichtliher Gewalt die meiften diefer 
Herren zur Wiedererftattung der Beſchädigungen und des Ge⸗ 


— 1t — 


ı) Stainzer Urkunde; „Ut ex parte sua erat propositum coram nobis Leu- 
toldus de Wildonia miles comministerialis ducatus Styriae — datun 
Lugduni X. Kal. Martii.“ 


Herzogen. 3. 1192—1246 n. Ehr. 195 


raubten bewog. Vorzuͤglich waren es die Herren Rudolph, Geb— 
hard und Heinrich von Thalberg oder Krumbach, welche dem Stifte 
zu Vorau zur Sühnung aller demſelben früher von ihnen zuge: 
fügten Unbill mehrere Güter zwifchen St. Jakob und Waldbach 
gelegen, zu Eigen ndtraten . 


Der Patriarch Berthold von Aquileja ließ ſich Studdi Kntgum 
die Erhebung des Nonnenkiofters zu Studenitz fehr Sau. Berfamm- 
angelegen feyn. Zu Stain am 8. Auguft 1246 u um 
ließ er in feinem Sprengel einen Aufruf, diefem Nonnenſtifte 
mit Schenfungen nufzuhelfen (ad cujus consummationem et mo- 
nialium sustentationem propriae non suppetunt facultates) wit 
Zuficherung eines Ablaſſes für ale frommen Helfer, 2. Sn der 
letzten Hälfte des Jahres befand fich der Erzbifchof Eberhard II. 
in Steiermarf, Durch den Tod Reimbertd von Mureck befam er 
die günftige Gelegenheit, für Zehenten in Paſſail dem Bisthume 
zu Seckau den Erfag mit Zehenten im Sacka- und Sulmthale zu 
leiften, weiche bisher die Herren von Mureck als Hochftiftstehen 
inne gehabt hatten. Bei feinem Aufenthalte in Schwanenberg 20. 
Dctober 1246 errichtete er und fiegelte die Urkunde daruͤber vor 
den Zeugen: Ulrich, Bifchof zu Lavant, Dito, Dompropft, Friedrich 
von Leibnig und Algoz, Domherr zu Salzburg, Hermann, Spital: 
meifter im Geremald, Konrad von Horned, Konrad von Han: 
nau, Dito von Königsberg, Hartnid von Pettau, Wulfing von 
Stubenberg ?). Am 13. September J. 1246 (Datum apud Bet- 
tov) war der Erzbifchof in Pettau mit Ulrich, Bifchof.zu Sek. 
au, Dtto, Dompropft zu Salzburg , Friedrich von Leibnig und 
Algoz, Domherr von Salzburg, Otto von Königsberg, Wiedmar 

M 13* 


1) Caes. Annal. II. 186 — 187: „‚‚Innumerabilia damna hoo monasterium 
sustinuit. — Isto tempore (3%. 1242) intra’ spatium aliquot annorum, 
Voraviensi ecclesiae damna infinita illata sunt, praecipue post obitum 
Frideriei Dueis.‘‘ -—- P. 205: ‚‚Rudolphus ex Thhalberg pro illatis dam- 
nis, quibus ecolesiam Voraviensem graviter damnificavit, cupiensque 
satisfacere eidem ecolesise, una cum oonsensu fratrum suorum Geb- 
hardi et Henrici 3 cortibula 10 denariorum annuatim persolventia, 
quae sita sunt inter 8. Jacobum et villam, quae dicitur Wealdpach, 
manu potestativa tradidıt.‘ 


2) GStubeniger Urkunden im Johanneum. | 
3) Dipl. Styr. I. 317--318: „Datum apud Sohwannenberch. anno 1246, 
X. Kal. Novembris.“ Am 15. December Judenburg 1246 trat Dietmar 


. von Lichtenflein dem Stifte zu Seckau einen Hof zu Schönberg um 20 Mar: 
ten Gilberö ab. Actum in Judenburch. Anno 1248. AViM. Kal. Ian, 


196 Steiermark unter den: Babenbergifchen 


von Weizenef, Rudolph von Stade, Ernft von Ralle, Otto von 
Pur und Heinrich von Rohatſch, und beftätigte das Patronnts: 
recht der Kirche St. Georgen unter dem Steine, welches fchon 
früher die Brüder Friedrich und Hartnid dem Stifte St. Paul 
im Lavantthale übergeben hatten '). 


Sod Is verdienfl- Am 2. December 1246 ftarb diefer ungemein 
a fofs verdienſtvolle Kirchenfürft zu Raftadt, gefränft noch 

am Rande des Grabes; — denn er flarb gebannt 2). 
Eberhard war gleich groß als Staatsmann und ald Metropolit. 
Die Zeitgenoffen nannten ihn den Großen, (magnus Eberhar- 
dus), den Sriedfiebenden, den Vater der Armen; fein erhabner 
Geift glänzte dur eine nady dem Standpunkte feiner Zeiten Hohe 
wiffenfchaftlihe Bildung (vir magnae litteraturae) und bewährte 
Scharfblick und Klugheit in allen Geſchaͤften des Staates und der 
Kirche (existimatione prudentiae gloriosissime rexit). Die Er- 
hebung Eberhard's auf den Metropoliten - Stuhl von Salzburg 
verwarf zwar der übermüthige Papft SSunocenz III, weit fie ohne 
feine Erlaubniß gefhehen, Eberhard aber, rechtmäßig ermwählt, 
blieb in feiner Würde, ungeachter man ihm Beftätigung und Balz: 
lium lange Zeit vorenthielt. Hochgeachtet von allen Zürften des 
Neiches,-war er der unerfchrodene Dolmetfch ihrer Reklamatio⸗ 
nen gegen die angemaßten Uebergriffe des npoftolifhen Stuhles 
(5. 1201); und er behauptete gegen den hochfahrenden Papſt 
Innocenz IH. eine folhe Haltung, daß VBertätigung und Pallium 
erfolgten. Ssmmer ftand Eberhard II. nur für jenen Kaifer, gegen 
welchen Rom fi mit nen Waffen erhob: fo für K. Philipp, 
‚welcher ihn hinwiederum mit den reichen Spenden der Herrſchaf⸗ 
ten Lenzberg und Windifchmaltrei nuszeichnete 3); und mit Leib 
und Seele für den gewaltigen K. Friedrich II., an deffen Seite 
Eberhard DI. nicht nur am Hoflager, fondern auch in den zahlrei⸗ 
hen Fürftenverfommliungen als geiftvofler und energifcher Rath- 





2) St. Pauler Urkunde im Johanneum. 


2) Chron. Neuberg et Chron. Garst. ap. Rauch. Anno 1246. — Gaalb. 
von Admont. III. 37. 


2) Juvavia, Abhandlung. 364. a. b. Eberhard vermehrte auch das Urbar des 

Hochſtiftes durch anfehnliche Güterkäufe, wie der Befte und Herrſchaft Ris⸗ 

Bi: in en von Benedikte, Gemahlin Hartnide von Ramften, und 

TJochter von Rureck, deren Erbgut ein Antheil jener Veſte gewe⸗ 
an fen iſt. — Salzb. K. B. 


Herzogen. J. 1192—1246 N. Ehr. 197 


geber vielfach auftrat, und der auch dieſes Pruͤlaten innige Er⸗ 
gebenheit für ſeine Perſon und ſeine Intereſſen nach ihrem vollen 
Werthe anerkannte (gratam et laudabilem fidem). Beſeelt von 
ſolchen Geſinnungen für ſeinen Kaiſer entwickelte er ungemeinen 
Starkmuth wider den fanatiſchen Friedensſtörer, Albrecht von 
Böheim, deſſen freche Forderung: gegen den Landesherzog Fries 
drich in Waffen ſich zu erheben, und K. Friedrich den Gebann⸗ 
ten zu verlaſſen, er wurdevoll von ſich wies, ohne durch deſſen 
leidenſchaftliche racheathmende Briefe, die er Taltblütig zerriß und 
mit Füßen trat, fih einfhüchtern zu laſſen ). Auch gegen über 
müthige Bedrüfungen der Kirchennögte erhob ſich Eberhard mit 
Kroft und mit allen geiftlihen Waffen. Sonjt nber war er milde, 
friedfertig und trat überall verföhnend auf *. Die Ausgleichung 
zwifchen Herzog Bernhard von Kärnten und Efbert, Bifhof zu 
Bamberg, zwifchen Herzog Friedrich und dem mächtigen Kaifer 
war größtentheits fein Werk. Mit Herzog Leopold dem Glorrei⸗ 
chen und Friedrih dem Sohne desfelben Iebte er in innigfter 
Sreundfchaft. Als kirchlichen Oberhirten verflären ihn die glänzend- 
ften Berdienfte. Während feines Dberhirtenamtes von faft fünfzig 
Jahren ift faum Ein Jahr zu finden, wo er nicht feinen Me- 
 tropolitanfprengel vom Innſtrome big an die Gränze der Magya⸗ 
ren bereist Hätte °). Und in der. lebhaften Ueberzeugung, daß der 
tirchlichen Arbeiten fo viele, und der Arbeiter zu wenig wären: 
ward er der wahrhaft npoftolifhe Mann und großmüthige Gruͤn⸗ 
der der Bisthimer zu Chiemfee, Seckau und Lavant. In Sal;s 
burg unterhielt er berühmte Lehrer, um feinen Clerus in theolo- 
gifeher Bildung möglichft erheben zu laffen. So war Eberhard II, 
fein ganzes Leben hindurch; und am Ende desfelben ließ er von 
feinem Saifer auch da nicht nd, ale Papſt Innocenz IV. denſel⸗ 
ben als Ketzer, als Heiden und Kirchenräuber bezeichnete. Auch 
der puͤpſtliche Bannfluch, auf ihn ſelbſt geſchleudert, machte ihn 
in dieſer Haltung nicht zweifelhaft. Er nahm ihn getroſt mit in 
die Gruft; bis ihm endlich, nach 42 Jahren, eine billiger urthei⸗ 
lende Generation die verdiente Grabesruhe im Dome zu Salz⸗ 


1) Hansiz. I. 377. 


2) Pacis amator praecipuus Eberhardus piissimus Arohiepiscopus. — 
Chron. Neuberg et Salzb. ap. Pez. I. et Cqnis. — Abm, Saalb, II. 37. . 
3) Hansiz. II. Corol. 953— 959. ': 


198 Steiermark unter den Babenbergifchen 


burg, neben feinen großen Vorgängern, die er nlle an Verdien⸗ 
ften bei weitem übertraf, zugeftand, die bei der Erhebung des gro- 
Ben Heiligen Virgilius auch feine Gebeine von Raftadt nach Salz⸗ 
burg übertragen und mit denen des Bifchofes Virgilius in Einem 
Sarge beifeßen ließ (1288) '). | 


werice hee life Nach dem Tode diefer beiden, durchgreifend 


it ab . r i 
— ber En wirkenden Männer trat über Land und Leute in 


baren. Defterreich und Steiermark eine unheilvole Epoche 
ein, welche auch darum alle Zeitbücher mit Wehklagen bezeichnen. 
Der Chroniſt von Admont fagt: „Nachdem diefe zwei ruhmoollen 
„Fürften, Briedrih von Defterreih und Eberhard der Erzbiſchof 
„binübergegangen waren, war Friede und Sicherheit allenthalben 
„aus dem Lande gewichen 9.“ Pernold, der Gleichzeitige, jam⸗ 
mert: „Mit Friedrichs Bode ſchlug Defterreih die Stunde na⸗ 
„menlofen Unglüdes, das endlich fogar feinen Schmähern die Aus 
„gen öffnete, daß nuch fie ihren Herzog und Herrn endlich ale 
„den wahrhaft einzigen erfennen und beweinen, und eine Welt 
„bewegen würden, um ihn (dermöchten fie es nur!) aus der fal: 
„ten Erde wieder zurüdzubringen. Mit ihm ward die öffentliche 
„Wohlfahrt zu Grabe getragen ; Niemand vermag mehr die Ber 
„gewaltigungen boshnfter Uebermacht zu ſchuͤtzen, feit er nicht 
"mehr das unerbitterlihe Richtſchwert handhabt °).« 


2) Hansis. II. 313—344. — Dttokar von Horned. p. 252. 


2) Saalb. ITI.37: „Quos gloriosos principes ideo memorise commendan- 
des duximus, quia ipsis defanotis pax et securitas totius terrae una 
cum ipsis funditus exspiravit!‘“ — Die Garfiner Chronik Rauch. I. 36: 
„Austria et Styria quasi terra una sedet in pulvere tristis et gema- 
banda suis principibas et heredikus deselata.‘‘ 


3) Perneldus. Anne 1246. — Chron. Zwettl ap. Rauch: „Austria et 
Styria quasi terra una sedet in pulvere tristis et gemabunda et he- 
redibus deselata.“ — Der Anonym. de Pesteris 8. Leepoldi p. 576 
fügt: „Orta sunt mala in Austria et Styria innumerabilia post mer- 
tem Friderici Ducis.“ — Tabal. Claustreneeb. Pez. I. 1026. — Stark 
find die Xeufßerungen des Chron. Augustens. Freheri. I. 378: .‚Occise 
itaque Friderioo peteutissimo ot imquiete Duce Austriae et Styriae, 
quanta mala fere per sex annos utraque provincia sit perpessa. nullas 
valet soribere vel narrare. Nam quilibet nobilium imo magis ignebi- 
lium neo Deum nec homines reveritus, quedoungue volebat, faciebat, 
homines ad munitiones vel cavernas terrae fugere non volentex capti- 
vande, valnerando, oocidende et excoegitatis et hactzaus inauditis ter- 
meatis miserabiliter oraciande.‘“ — Anonym. Leebiens. Pez. I. 805— 
906: ‚Post mertem Friderici multa discrimina orta sunt in Austria 


Herjogen. J. 1192 —1246 n. Chr. 199 


Auch der «Dichter ded Frauendienſtes und Frauenbuches, Ul⸗ 
rich von Lichtenſtein, erhebt folgende Klage: 


Got müez sin pflegen: er is nu töt. 
sich huop näch im vil gröziu nöt 
ze Stire und ouch ze (Esterrich. 
dä wart maneger arnı, der € was rich. 
für wär ich iu daz sagen wil, 
näch im geschach unbildes vil: 
man roubt diu lant naht ‘unde tac; 


dä von vil dörfer wüeste lac. 


Die richen wurden sö gemuot 
daz si den armen nämn ir guot. 
daz was iedoch ein swachez leben. 
den got het guotes vil gegeben, 
‘ daz die den armen täten leit, 
dä mit si swanden werdikeit. 
swen sö die armen erbarment niht, 
daz ist hie und ouch dort enwiht. ') 


7 

Auf den biedern, befonnenen und gemäßigten Vater, Herzog 
Leopold den Glorreichen, war Friedrich der Streitbare für Defter- 
reich und Steier eine auffallende und erfchütternde Erfcheinung. 
Borherrfchend glänzte er in den Eigenfchnften des Kriegers und 
$elöherrn (Miles potens, strenuus et ad arma perfectus, fagt 
die Garſtnerchronik) in Waffenkunſt, Kühnheit, Heldenmuth, per: 
fönlicher Tapferkeit, Geiſtesgegenwart und Behnrrlichkeit, obwohl 
bei der SHeftigleit des Charakters, bei dem herrifchen Willen des 
Kriegerd, und bei einer bis zur Grauſamkeit fich fteigernden Härte 
“ ſelbſt in Gerichten °), feine fonftige Großmuth, Prunkliebe, Bies 
derfeit und lebhafte Zuneigung gegen nlle andern Ritterlichen und 
Biederen ?) zu fehr in den Hintergrund traten. Bon den Edle: 


— — —h — 


et Styria ex propriis Baronibus et ab alienis Principibus.“ — Han- 
thaler. I. 916 -919. 


2) Ulrich von Lichtenftein, Frauendienſt. p. 530. 


. 2) ulrich von Lichtenflein fagt von ihm p. 469: „‚dez müez sin séêle Saelio 
sin dez er die biderben wol beriet und si gar von ir kumber schiet.‘‘ 


3) Dipl. Styr. I. 313—315: ‚‚Dileotus amicus noster Heinrious episoo- 
pus Secooviensig!“ 


200 Steiermark unter den Babenbergifchen : 


ren und Verftändigern ward daher H. Friedrich ungemein geach— 
tet und verehrt, und zählte die kirchlichen Dberhirten, Eberhard zu 
Salzburg, Heinrich und Ulrich von Sedau zu feinen ergebenjten 
Sreunden, während ihn die Webrigen weit mehr fürchteten als 
liebten ): und mwohl-vorzüglich aus dem Grunde, meil er in den 
Tagen der Bedrängniß gegen herfommliche Sitte und Gewohnheits— 
Recht dns mit Gewalt fich nahm, mag er in der Noth zu feiner 
Erhaltung als Landesfürft von Defterreih und Steier unerläß- 
lich brauchte. — Hinfichtlich der Kriege, in welche H. Friedrich 
verwickelt ward, und welche nicht geringes Unheil über Deiterreich 
und Steiermark brachten, bewähren fich in der von ung gegebe- 
nen Darftelung die Worte des gleichzeitigen Pernoldus vollkom— 
men : „rauen waren die Urfache der Kriege. Die erfte, die grie- 
„chiſche Sophia, die Tochter des griehifhen Kaiſers Theodorus 
„Laskaris, eine Schwefter Marin’, der Gemahlin des Ungarn- 
„königs Bela IV., die er nad) dem fehnellen Tode der braunfchweis 
»giſchen Gertrude geehelichet, aber mit Wiffen und Einwilligung 
„des Vaters wieder entlaffen hatte. Die zweite, Agnes, eine Toch— 
„ter Herzog Dtto’d von Meran und Enkelin der ©ertrude, der 
„ermordeten Ungarnkönigin, welche H. Friedrich zum zweitenmale 
„zu fich genommen, nber auch wieder entlaflen hatte. Die dritte 
„Margaretha, H. Friedrichs leibliche Schwerter, Gemahlin des räs 
„mischen Königs Heinrich. Wegen Entlaffung der erjten, der So— 
„phia, verwüfteten K. Andreas von Ungarn, Bater und Sohn, 
„Defterreich, und verbanden fich zu diefem Zwecke auch mit dem Böh- 
‚„menkönige Przemisl. Auch die Schmach der zweiten, der Agneg, 
„ſuchte 8. Bela IV. und feine Verbündeten mit gewaffneter Hand 
„an H. Briedrich zu rächen. Die VBerehelichung der. Margaretha 
„mit 8. Heinrich VII. gab frühzeitig Stoff ju Zerwürfniſſen und: 
„endlich gar zum gräuelvollen Kriege zwifchen dem Kaiſer Friedrich II. 
„und dem Herzoge, wegen der Morgengabe,. welche Herzog. Leo: 
„pold der Glorreiche noch nicht bezahlt hatte; amd Friedrich aus 
„wichtigem und nicht ungerechtem Grunde nicht bezahlen. wollte. 


u =; 


1) Chron. Augustens. Freher. I. 372. — Annal. Ältahene, Oeffele. I.. 672. 
— Chron. brev. Austriac. Pez. I. 685: -„Iste Pridericus cum esset 
severus, in judicio distriotus et orudelis, ——** in praeliis, ’in 
thesauria congregandis cupidus, terroren suum sic fudit super 
indigenas et vicinos, ut non solum nou diligoretur, sed ab omnibus 
timeretur.‘‘ 


Herzogen. J. 1192—1246 n. Chr. .. 201 


„Den -Hergang: von diefen Allen wi ich nun aufrichtig ſchildern 


„Wegen der vielen Verleumder des Herzogs, welche, wenn es 
„Gott zugelaſſen hätte, ſtrebten, ihn durch Waffen und Empörung 
„und durch andere, ihm angedichtete Srevel, niederzumerfen, und 
„mit des Kaiſers Hilfe, von welchem fie mußten, daß er des 
„Herzogs Feind fey, gegen welchen er auch auf dns Berderblichfte 
„in Schrift und That vorgegangen ift.“ 

Diefer Berhättniffe, als wirkende Urſachen, natürliche Folgen 
waren, der Heerzug Friedrichg gegen Baiern, die möglichfte An 
firengung aller Kräfte feiner Länder zur Gegenwehr, die Erhe- 
bung vieler einheimifcher Dynaften gegen ihn nus altem rolle 
und aus Hang zur Angebundenheit ſowol als zu Raub und Ges 
winn in der allgemeinen Verwirrung, und dies Alles unter dem 
Vorwande, dem Neichsoberhaupte mehr als dem Herzoge, dem 
Neichsiehenträger, gehorfamen zu müffen. Ueber Friedrichs Härte, 
womit er vorzüglich von den Klöftern gewaltthätig Tribute erho⸗ 
ben hatte, Äußert fih am bitterften die Klofterneuburger - Ehronif 
mit vielen Nachfchreibern, in welchen Geifte des Bormurfes jes 
doch andere Zeitbücher nicht einftinmen: ja von folchen Gewalt⸗ 
fHätigkeiten ganz fehweigen. Wieder mag hierüber Herzog. Frie- 
drich an dem gleichzeitigen Pernold feinen achtungswerthen Ver: 
teidiger haben, melcher alfo fchreibt: 

: „Der Herzog, über die Geinigen mehr ergrimmt als über 
„die Keinde (nach feinem fchmählichen Nüdzuge aus Ungarn J. 
„1236) fchrieb in beiden Ländern eine ungewöhnliche Tributforde- 
„rung von Jedermann aus, auf daß er dag, durch die Feigheit 
der Seinen verlorne Gold aus der ihnen auferlegten Geldftrafe 
»wieder gewänne. Er demüthigte tief mehre Adeliche, welche frü— 
„her ſich gemeigert Hatten, zu ftreiten (die den Heerzug vermweiger- 
ten) indem er an ihrer Statt Niedrigere aber Folgfamere erhöhte. 
„Klöſter, welche wegen Weigerung der Kaftenvögte feinen Tribut 
„leifteten, zwang er durch Soldaten und DBedienftete dazu. Durch 
»Unterredung und Bitten fuchte ihn feine Mutter Theodora zu 
„milderem Berfahren zu bewegen; er aber entfchuldigte fich durch 
„die Nothmwendigkeit. Daher wich fie von feiner Seite nus Furcht 
„vor Empörung. Denn die, durch die Neuheit des Zributeg er- 
„bitterten Untergebenen, melche entgegen auch zu übergreifend den 
‚ftrenge richtenden Herzog nicht ertragen wollten, verfchmoren 


aſich, und fo wie diejenigen, welche dem Landesfürften Leinen 


— 


202 Steier. unt. d. Babenb. Herz. 3. 1192— 1236 n.Chr. 


- „über das Gewöhnliche thun müffen, aus Unduldfangkeit ihre Zunge 
„nicht mehr im Zaume halten, vieles Falſche und Schänöliche, 
„bon Andern vollbracht, gleichfam nis fey es von dem Herzoge 
„zugelaffen, ja fogar befohlen worden — verleumderifcher Weife 
„neben den Zributen an ihn bei dem Kaiſer befchuldigen, ver: 
„langten fie einen andern Landesfüriten. — Seinen ungerechten 
„Seerzug gegen Ungarn, um dndurch die ungarifchen Unzufriedes 
„nen zu unterftüßen, und den eigenen, leidenfchaftlihen Ehrgeiz zu 
„befriedigen, hat ſchon dag Urtheit feiner eigenen Zeit verdammt, 
„und eine ſchnelle Nemefis durch ſchmachvollen Berluft und Heim⸗ 
„zug beftraft )).“ — Jedoch wohl nicht dem unvermutheten Heim⸗ 
gange dieſes firengen und gefürchteten Landesregenten ift die Raub⸗ 
ſucht und Gewalt der Edelherren, melche jeßt fo fehr Perſonen 
und Eigentyum gefährdeten, zuzufchreiben, fondern nllein nur der 
längern Zeit, in welcher Defterreih und Steier ohne einen gefebs 
lichen Herrn und Landesregenten gemwefen find. Dies bezeichnen 
auch die Chroniken wirklich als die wahre Urfache gefeßlofer Ver⸗ 
wirrung. Der letzte Grund nber liegt in dem zu diefer Zeit auf 
den höchften Grad geftiegenen Zermürfniffe zwifchen dem SKaifer 
und dem Bapft. 





1) Hanthal. Fasti Campilil. I. 913. — Caesar, Annal. II. 1—32. Den 
e Berfaffer der Historia Ducum Styriae leitete mehr die Sucht, mit lateini=. 
ſchen Floskeln zu glänzen, als der Geift wahrer Geſchichtſchreibung. 


Il, 


& teiermark 


unter 


Ungariſcher und Jöhmiſcher Herrſchaft 


bie 
sum Eintritte der Habsburgiſchen Fürften 


vom 3. 1246 big 3. 1283, 


—. 


| aus , 3. 1246. 
Herzog Friedrich der Streitbare war im Oeſterreich imdStel- 
als eröffnete 


fünfunddreißigſten Jahre ſeines Alters ohne Leibes⸗ — beban- 
erben aus dem Leben gegangen; auch hatte er in Rein, Beichsftattfat 
feinem Teſtamente einen Erben und Nachfolger für "m. 
feine Länder und Lehen ernannt, wozu der Fuͤrſt non Defterreich 
zu Folge des Oewohnheitsrechtes und der Majeftätsprinilegien 
feines Hauſes berechtigt war ’). Von Herzog Friedrichs Ber: 
wandten waren feine Schwefter Margaretha, Witwe des römi- 
fhen Königs Heinrich VII. (geboren 2. April 1202), damahls im 
Kiofter der Dominikanerinnen St. Katharina bei Erier ); Konftan- 
tin (geboren 6. Mai 1212), die zweite, jüngere Schwefter, an 
Markgrafen Heinrih von Meiffen verehelicht, welche bei ihrem 
Tode im Jahre 1243 zwei Söhne, Albrecht und Dietrich, hinter: 
faffen Hatte ; Gertrude, die drltie@&cjwenter (geboren 7. Jänner 
1214), Gemahlin Heinrih® Raspe, Landgrafen von Thürin- 
gen, ohne Kinder um dns Jahr 1245 geftorben, und die Nichte, 
Gertrude, Tochter Heinrichs des Grauſamen, mit Agneje von 
Thüringen, vermaͤhlt mit Wladislaus, Markgrafen in Mähren, 
älteftem Sohne des K. Wenzel Dttokars von Böheim 3. Alte . 
diefe Hatten auf Beſitz und Regierung der Länder Deſterreich 
und Steier als Reichsfürſtenthuͤmer feinen rechtlichen Anſpruch: 
weder nach den befondern Privilegien der Dynaftie, noch nad) 
dem deutfchen Lehenrechte; weil damals feine Erbfolge der Brü- 
der, Schmweftern und übrigen Schwert: und Spillmagen redtli- 
cher Weiſe beftand, noch durch irgend ein Geſetz zugelaſſen wor⸗ 


1) Aus Paflauer Urkunden weiß man zwar, baß H. Friedrich in ber Nacht vor 
ſeinem Tode im Kampfe mit den Ungarn gebeichtet, unb daß er auch ein 
geheimes Teſtament aufgefegt habe. Jedoch iſt eben nichts Näheres barüber 
bekannt; es ift auch nie eines aherlannt worden: „Nos plenarie oonfessi 
quoddam testamentum coonfecimus et quasi occultum; donec illi con- 
surgent, quibus ordinavimus terras nostras.“ — Wien. Jahrb. d. Lit, 
LXIV. Anhang. p. 21—23. 


2) Horneck. p. 24. 
3) Jen Visier. in Bochmer Font. I. 280-- 281. 


206 Steiermark bis zum Ginteittesder . 


den ift ). Rah Herzog Friedrichs Zode erkannte daher Niemand 
weder im deutfchen Reiche, noch in Defterreih und Steier den 
genannten Berwandten desfelben und ihren Kindern eine gefeß- 
liche und rechtliche Nachfolge in Beſitz und Beherrfhung feiner 
Länder zu; fondern Defterreih und Steier wurden (nad) der über- 
einfimmenden Geſinnung und Weberzeugung der Landesbewohner 
vorzüglich in Steiermark) als eröffnete und dem deutſchen Reiche 
anheimgefallene NReichsfürfteniehen angejchen, und von K. Frie⸗ 
drich II. audy wirklich als foldye behandelt ?). Sogleich fendete er 
daher den Grafen Dito von Eberftein (auch Herr von Aich zuge⸗ 
nannt ; comitem de Ach Suevicae nationis) als Reichsverweier 
mit Vollmacht nach Defterreih und Gteier, um diefe Länder im 
Namen des Kaifers und Reiches in zeitweiligen Beſitz zu nehmen 
und zu verwalten >). Diefer nahm nde Brovinzieljtände und Bes 
wohner in Eid und Pflicht; und er ward nid Reichsvogt (ale 
Capitaneus et Procurator Sacri Imperii per Austriam et Sty- 
riam) überall anerfannt und aufgenommen, und fand in Defterreich 
und Steier willigen Gehorſam *). 


|— 


4) Edrötters Abhandl. .V. vom öfter. GStaattrechte. p. 5 78. Der gleich⸗ 
zeitige Pernold aber ſpricht offen von einem Erbrechte ber Töchter: Anne 
1245. „Post mortem Ducis, siost oenstiteit et dedit Privilegium Fri- 
dericus I. Imperator, Austriae Ducatus spectabat ad seniorem filieum 
ultimi Ducis, qui talem post se religeit. Fridericus nnllem habait — 
quare — senior filie Liupoldi Ducis Romanorum quondam Begına De- 
mina Margaretha haeres fait.“ 

2) Bon der Stadt Wien fagt K. Zriedrih U. in feinem Majeſtätsbriefe (3. 
1247): „Ciritate ipsa post obitem ojusdem Ducis ad nostrum et im- 
periü Domisium libore devolata.‘“ — Dttokar von Horneck fagt in feiner 


Böheim fagen: »>Es iſt alfus gewant, Umb Dſterreich daz Lant, daz es 
dem Reich ledig if! Davon wiflt, in welher Friſt dem Reich wirt erwellt 
ein Bogt, chompt er hernider nicht geczocht, body, wird ex inne ſicherleich, 
daz der Kaiſer Fridreich fidy mit Poten underwant Dfterreich und Gteyerlant 
do ez dem Reiche ledig wart.e — Lambacher, Defterreidh Interregnum. p. 
4—7. — Caesar, Aunal. II. p. 45: „Austriam et Styriem a Friderici 
hellicosi morte vaeasse censeo eo qaod tempore Radolphil. collatera- 
lis successio in feadis Germani imperii nondum indacta faerit.‘ 


3) Horneck. p. 33: a ne man fant und Tai) einen boden dern 


A Ars darumb jan auögefannt von 
Mom ber er Rai Kaifer Friedreich her ze Steyr und ze —8* — Bochmer. 
0 


*) Permoldus. Anno 1246: „Imperator vero nmunciata sibi Friderici Dacis 
morte statim ex partibus Rheni illustrem Ottonem comitem de Eber- 
stein submisit Vieanam, praecipiens ut jura Provinciae pro imperio 
ouraret.‘‘ — Der Anon. Leob. Pez. I. Anno 1246 nicht ohne 
Zeiten. — Chron. Olaustreneob. et Garstens, ap. Rauch. Ana ‚1247: 


SHabsburgifcien Fürſten· J. 1246 1288. 209 


„wol Bergrecht als auch Marchdienſt als vechtmäßiges Lehen mit 
»beftändigem Rechte zu beſitzen übertragen Habe, Auf daß aber 
„die Handlung diefer Ueberttagung , unter rechtmaͤßiger Form 
»voldracht, in Zukunft nicht durch irgend eine Verunglimpfung 
„gebrochen ‚werde, Habe ich’ diefed gegenwärtige Urkundenbfatt mit 
"meinem Sigille befräftigen wollen — mit namentlicher Bezeich- 
nung Derjenigen,, welche bei diefer Verhandlung zugegen waren 
nDiefe find, aber: Herr Heinrich von Spiegelberg, Herr, Konrad 
„bon, Stretwich, Herr Wulfing von Teuffenbach, Herr Ortolf 
„von Kapfenberg, Herr Swithalt von Chatje, Herr Leutold von 
Arebsbach, Herr Werich, Winter zugenannt, Herr Heinrich von 
„Stubenderg, Herr Haug von Adenleut (Aetenz?), Herr Wul- 
„fing, sein Vaſall (miles) don. Stubenberg , Herr Heinrich von’ 
"Storchenberg ; diefe find Bürger: Albert Bauch, Rudolph, deffen 
„Bruder, Hermann Hofel, Genlin, Friedrich der Salzburger, 
„Bermuertin der Kürfcpner-(Pellifex), Liupold der Sohn, Wal- 
tee und andere fehr viele, Verhandelt öffentlich in Gräg im 
Hauſe des vorgenannten Friedrichs vonSalzburg im Fahre 1247 ., 


Zu Leionig am 2. Detober 1247 verkaufte 5, Kalkan ui 
Hartnid von Pettau dem Erzbiſchofe Eberhard II. Pt 
alte feine Eigen- und Lehengüter im Lungaue und ; 
zu Tamsweg, und verfpricht feinen Sohn mit einer hochftiftifchen 
Minifteriafin zu verehelichen. Dafür erhielt er zu Lehen dag 
Schloß Wurmberg und 225 Silbermarten auf Leibnitz und Pet: 
tau angemiefen. Zu Notenmann am 25. Juli 1249 verlieh der 
Erzbifchof Philipp dem Friedrich von Pettau für feine Pfand— 
ſchaſt von 250 Silbermarken insden Aemtern Leibnitz und Pettau 
mehrere Lehengüter bis zur Abzahlung der genannten Pfandfum- 
med. Am %. Jänner war Bifhof Heinrich von Bamberg in 
Werven und fehenkte eine bambergifche Minifteriatin, welche einen 
ſeckauiſchen Dienſtmann, Heinrich von Radinſtorf, geehelicht hatte, 
mit aller ehelichen Nachkommenfchaft dem Biſchofe Ulrich von 
Seckau für die vielen, der Babendergerficche erwiefenen Dienfte ®). 


4) Senkenberg, Selecta Jur. et Hist. V. p. 349-381. 
2) Salzb. Kammerbuche-Urkunde des k. k. G. Archives, 
3) Dipl, Styr. I. 319-320, 


Geſch. d. Steiermart. — V. DV. 





28 Steiermark bis zum Eintritte der 


Admonter Achten. aufgetragen. dns Stift Seckau in’ Bewahrung 
‚feiner: Rechte nöglichft zu unterftügen 9). Hermann non — 
Koſtellan auf dem untern Schloſſe zu Pettau und. Bafall ı 
drichs von wünſchte fein Lehengut zu Hermannsdorf 
er ne on figenten. Der-Eepensherr, Friedrich kon 
x Pettau, genehmigte dieſes Vorgaben, und fteitte (gu Pettau am 
J Detober 1347) zum, Unterfügung. des heifigen Landes und’ nis 
‚Seefgeräth für ſich fefoft einen ——— aus, und übergab 
. die-begeicpnetemSter-in. die Hände des Konrad bon Dfterna,, 
densprãzeptor in ch und Steier, und der Mitbrüder 
— der —— und Heinrich, und des Commenda⸗ 
$ zu Großſonniag/ Wernhers al —T——— 
Ordenshauſes in ze "Zeugen dabei war:— 
rad der Keltermeifter; Heinvich Walt, "erinit, Eieraro, % * 
thold und —— des — von Pirche 1 vn. 


In * 
Di: an. a An 12. Jauli 124 entfügte Berttald, u 
Bäryer zu ae zu Aquileja, ri Belohnung der, 
md. der Gaſtlichteit, welche die Kart in Geis 
Zehenten in, ‚den Drien Nagothe, Wodowetz, 


ugen: Krafto, Dombderr zu Aquifeja und Bin 
iſchgratz), Otto und Wiſento, 
ndiſchgratz, Friedrich und Heldenreich, Ritter Au Son⸗ 
net —— von Leutſch 2). Aus demſelben Jahre 12475 
ben wir auch einen Lehenbrief, worin Wulfing von Stubenberg 
dem ie Wenn tier Volkmar und deffen Sohne Bo die 
rſichert, und weiche wir wörtlich mit- 
RR H was in.der Zeit geſchieht, nicht im Zeitenfauf 
ei Binder, f pflegt man dasſelbe durch das Zeugniß der 
Schrift dem Gedächtni der Nachkommen zu überliefern. Daher 
toi auch ich, Wulfing von Stubenberg, daß durch das Zeugniß 
der Schrift zur Kunde der Gegenwi und Zufünftigen gelange, 
daß ich die Ville in Wirtftorf, weiche efanntlich ehedem Fries 
ich von ‚Satzburg ı don mir hatte, dem Volkmar Bürger in 
auch feinem — R gehoͤ 





Habspurgifpen Fürfen.- J. 1246-1283. 209 


‚wol Bergrecht als auch Marchdienft als rechtmäßiges Lehen mit 
»beftändigem Nechte zu befigen übertragen Habe, Auf daf aber 
„die Handlung diefer Webertragung ‚ unter rechtinäßiger Form 
rvollbracht, in Zukunft nicht durch irgend eine Verunglimpfung 
„gebrochen werde, habe ich dieſes gegenwärtige Urkundenblatt mit 
"meinem Sigille betraͤftigen wollen — mit namentlicher Bezeich⸗ 
nung Derjenigen, welche bei dieſer Verhandlung zugegen Waren: 
„Dieſe find aber: Herr Heinrich von Spiegelberg, Hert Konrad 
„on. Strettwich., Herr Wulfing von Teuffenbach, Herr Ortolf 
„son Kapfenberg, Herr Swithalt von Chatfe, Herr. Leutold von 
Krebsbach, Herr Ulrich, Winter zugenannt, Herr Heinrich von 
„Stubenberg, Herr Haug von Anenfeut:(Moeienz?), Herr Wul- 
fing, ein Vaſall (miles) don. Stubenberg , Herr Heinrich von 
"Storchenberg ; diefe find Bürger: Albert Bauch, Nudotph, deffen 
"Bruder, Hermann Hofel, Genlin, Friedrich der Salzburger, 
„Bermuertin der Kürſchner (Pellifex), Liupotd der Sohn, Wal- 

„tet und andere fehr viele. Verhandelt öffentlich in Gräg im 
„Haufe des vorgenannten Friedrichs von Salzburg im Fahre 1247 .⸗ 


Zu Leibnitz am 2. Detober 1247. verkaufte Bu — 
Hartnid von Pettau dem Erzbiſchofe Eberhard II. ee 
alte feine Eigen» und Lehengüter im Lungaue und — 
zu Tamsweg, und verſpricht ſeinen Sohn mit einer hochſtiftiſchen 
Miniſterialin zu verehelichen. Dafür erhielt er zu Lehen das 
Schloß Wurmberg und 225 Silbermarken auf Leibnig und Pet: 
tau angemwiefen. Zu Rotenmann am 25. Juli 1249 vertieh der 
Erzbiſchof Philipp dem Friedrich von Pettau für feine Pfand- 
ſchaft von 250 Silbermarken in den Aemtern Leibnitz und Pettau 
mehrere Lehengüter bis zur Abzahlung der genannten Pfandſum— 
me 9. Am 26. Jänner wor Biſchof Heinrich von Bamberg in 
Werven und fehenfte eine bambergifche Minifterinfin, weiche einen 
ſeckauiſchen Dienſtmann, Heinrich von Radinftorf, geehelicht hatte, 
mit aller ehelichen Nachkommenfhaft dem Biſchofe Ulrich von 
Seckau für die vielen, der Babenbergertirche erwieſenen Dienfte 9). 


4) Senkenberg, Selecta Jur. et Hist. V. p. 340 - 861. 
?) Salzb. Kammerbuchs⸗Urkunde des k. k. G. Archives, 
) Dipl. Styr. & 310 - 220. 


Seſch. d. Steiermart. — V. Bd. 





210 ‚Steiermark bis zum Einteitte der ' 


A ah Dem thntenreichen und hochverdienten Eber- 
— ec hard II. war auf dem Metropolitanftuhle von Satz: 
Sorgen an der burg gefolgt Philipp, Sohn deg Herzogs Bern— 

“ hard von Kärnten, bisher Propft zu Wiffehrad 
und böhmifcher Kanzler, Sohn einer Schweiter des Böhmenkönigs 
Menzel. Diefer befand ſich am 20. Februar 1248 zu Leibniß, 
wo er gleichermeife die treue Anhänglichleit und die Verdienſte 
des Seckauerbiſchofes Ulrih um das Hochſtift Salzburg damit 
belohnte, daß er ihm mehrere hochftiftifhe Hörige ſchenkte vor 
den Zeugen: Meifter Heinrich dem Kanzler, Hartung und Wern⸗ 


bes von Leibnig, Konrad von Grevendad u. v. A. :) Als auf 


diefer Neife nach Steiermarf Erzbifhof Philipp zu Werfen mar, 
erlaubte er, daß die Tochter feines Dienftmannes, Konrad von 
Goldek, an den jungen Ulrich von Lichtenſtein verheirnthet werde; 
und er wies ihr, 1. uni 1248, in einer Urkunde 10 Pfunde 
Einkünfte aus dem Salzwerke Hallein zur Ausfteuer an vor den 
Zeugen : Bifchof Ulrich von Seckau und Graf Konrad von Weſ— 
fenberg °). Am 20. September desfelben Jahres fertigte der er- 
wählte Erzbifchof Philipp dem Bifchofe Uri von Seckau einen 
Schenkungsbrief über dns Patronats- und Soheitsrecht der Kirche 
St. Georgen in Styven (an der Stiffing) mit der befondern Beftim- 
mung, daß die Nenten diefer Kirche zum Tiſche des Biſchofs Ul- 
rich und aller feiner Nachfolger gehören ſollen. Damals umgaben 
den Erzbifchof fein Kanzler Heinrich, Liutold von Wildon, Frie⸗ 
drich von Pettau, Nikolaus von Lewenberg, Konrad von Horneck 
u. v. A. >). 


Sn rent. Auf feine Bitte erhielt dns Stifsfapitel zu 
BF, St. Paul Seckau vom Papfte Innocenz IV. (25. Februar, 
Lyon 1248) eine npoftolifche Bulle, worin alles ſeckauiſche Wefen 
beftätigt, und demfelben der befondere päpftliche Schuß zugefichert 
wird *). Auch des Stiftes Admont nahm fi der Papft, unge: 
achtet der weiten Entfernung, in Lyon an. In eigenen Bullen, 
(Lyon 15. und 20. Februar 1248) empfahl er die Stift dem 








t) Dipl. Styr. 1.318—319: Actum in Leibentz. Anno 1218. X. Kal. Martii. 
2) Zauner, Shron. v. Eal;b. II. 266. 


3) Dipl. Styr. I.: „Ecclesiam in Styven nobis vacantem Ulrico Seccov. 
Episcopo — ccclesiae ipsius perpetuo contalimus. Acta Petoriae, XII. 
Kal. Octebr. Anno 1248. 


s) Dipl. Styr. 1. 212. 


Habsburgiſchen Fürken. 3. 1246-1283. 211 


Biſch ofe und Propften zu Seckau, den Aebten zu Rein, zu Krems— 
münfter und zu St. Florian, auf daß fie ale Mühe anwenden 
möchten, um demfelden zu allem entriffenen Eigenthume zu ver- 
heifen. Am 22. Februar 1248 ficherte er dann überdies noch dem 
Stifte und deffen Leuten feinen und des heil: Petrus befondern 
Schuß und die feierliche Beſtäͤtigung zu ). Der öfterreichifche 
Landesedle Kalhoh von Schratenftein brachte einen feiner Söhne - 
in das Stift Admont zum lebenslaͤnglichen Unterhalte, und fpen- 
dete dem Stifte dafür eigene Gefälle zu Neukirchen vor den Zeu- 
gen: Berthold, Abt zu Admont, dem Abte von Glornig, Peb. 
mann von Potſchach, Albero von Schononwe, Heinrich von Alt 
vridis, Ulrich von Würflach u. v. A. 2). Auf einer in demfelben 
Jahre im Schloffe Krems bei Voitsberg ftnttgefundenen Berfamm. 
ung, zu der Abt Berthold von Adwont, Ulrich von Wildon und 
deffen Sohn Herrand, Konrad von Wnlöftein, Nüdiger von Als 
tenhofen, Drtolf von Kirchberg, Leutold, Nitter von Wildon, Dt- 
tofar von Kainach, Hermann von Riſach u. v. U. fich einfanden, 
vermittelte Ulrich) von Wildon zwifchen Hartnid, Schänten von _ 
Namſtein und dem Stifte Admont einen Vergleich, in welchem 
diefer alle Anfprüche nuf 200 Marten Silbers an dns Stift nuf- 
gab, gegen Nachlaß und Verzeihung aller Beſchaͤdigungen, welche 
Admont durch ihn erlitten hatte, und er Leiftete feierliche Oewaͤhr, 
dem Stifte und deffen Gütern und Leuten fürder feinen Schaden 
mehr zuzufügen 3). Am 14. September 1248 fchenfte Herzog 
Bernhard in Kärnten dem Nonnenftifte zu Göß jährliche Renten 
von drei Marten in der Ville Tozol, und gab noch dazu 20 Mart 
Pfennige zum Ankaufe anderer Renten, auf daß diefe Erträgniffe 
allein nur für die’ Bedürfniffe ded Nonnenconnentes, und zur 
Beilhaffung von Fiſchen und Feigen in jeder vierzigtägigen Fa— 
ftenzeit verwendet merden follen. Dazu gab auch noch die Aebtifs 
fin Kunigundis die Jahresrenten von Oütern zu Piswih, ge: 
nau und Grafendorf; allein nur zur Präbende der Nonnen. Her: 


309 Bernhard bedingte fich aber für feine Spende bei feinen Leb- 
14 * 


») Abm. Urk. A. 68. B. 9. 10. 


2) Abm. Url. A. 56. 

2) Abm. urk. A. 31.: „Ego Hartnidus pincerna de Raemstein. Actam in 

castro Chremense. "Anno 1248.© — In diefem Jahre fol K. Friedrich II. 
dem Ulrich von Lohftein den Pfandbefig der öfter. Güter, weldhe dem 
Schreiberamt in Steiermark gugewiefen waren, doe c ten Ari 
ftatthalter, Grafen Eberftein, beftätigt haben? Carr. I, A\0. 


Merzig Briedrich der Streitbare war im Hertel mie 
fünfunddreißigften Jahre feines Alters ohne Leibes⸗ Reugstehen behan- 
erben aus dem Leben gegangen; auch hatte er in fein, Reigefattpat. 
feinem Teſtamente einen Erben und Nachfolger für et in kenſelben. 
feine Länder und Lehen ernannt, wozu der Fuͤrſt von Defterreich 
zu Folge des Oewohnheitsrechtes und der Majeſtaͤtsprivilegien 
feines Hauſes berechtigt war '). Von Herzog Friedrichs Ber: 
wandten maren feine Schwefter Margaretha, Witwe des römi- 
[hen Königs Heinrich VIE (geboren 2. April 1202), damahls im 
Klofter der Dominifanerinnen St. Katharina bei Trier ); Konftan- 
tin (geboren 6. Mai 1212), die zweite, jüngere Schweſter, an 
Markgrafen Heinrihd von Meiffen verehelicht, welche bei ihrem 
Tode im Jahre 1243 zwei Söhne, Albrecht und Dietrich, hinter: 
Inffen Hatte ; Gertrude, die ville ahwefter (geboren 7. SSänner 
1214), Gemahlin Heinrich Naspe, Landgrafen von Thürin- 
gen, ohne Kinder um dns Jahr. 1245 geftorben, und die Nichte, 
Gertrude, Tochter Heinrichs des Grauſamen, mit Agneje von 
Thüringen, vermählt mit Wladislaus, Markgrafen in Mähren, 
älteftem Sohne des K. Wenzel Ditofarg non Böheim 3). Alle . 
diefe hatten nuf Beſitz und Regierung der Länder Defterreich 
und Steier als Reichsfürſtenthümer Leinen rechtlichen Anfprud): 
weder nach den befondern Privilegien der Dynaftie, noch nach 
dem deutfchen. Lehenrechte, weil damals feine Erbfolge der Brü- 
der, Schmweitern und übrigen Schwert: und Spillmagen rechtli- 
cher Weife beſtand, noch durch irgend ein Geſetz zugelnffen wor: 


1) Aus Paſſauer Urkunden weiß man zwar, baß H. Friedrich in der Nacht vor 
feinem Tode im Kampfe mit den Ungarn gebeichtet, unb daß er auch ein 
geheimes Teſtament aufgefeht habe. Jedoch if eben nichts Näheres darüber 
bekannt; es ift auch nie eines aterfannt worden: „Nos plenarie oonfessi 
quoddam testamentum confecimus et quasi occultum; doneo illi con- 
surgent, quibas ordinavimus terras nostras.“ — Wien, Jahrb. d. Lit. 


LXIV. Anhang. p. 21—23. | 
2) Horneck. p. 24. 
3) den Vister. in Boohmer Font. 1. 280--?81. 


214 Steiermark bis zum Gintritte der 


Yodinlerbinnen erfüllte man ihr Verlangen, und überlieferte ihnen 
und auch für Konftantin, ihres Vaters Schatz, welchen fie fogleich 
unter fih theilten ). Nach dem frühzeitigen Tode Heinrich's 
Raspe hatte Bapft Innocenz IV. unter ſtandhaftem Widerſpruche 
von Sachfen, Bniern und Defterreich die deutfche Kaiferfrone dem 
jungen Grafen Wilhelm von Holland gegeben und verfucht, die 
Witwe Margaretha mit Heinrich von Meiffen, einem Verwand⸗ 
ten dieſes Gegenkaiſers, zu verehelichen 2), und, als diefes nicht 
Öurchgefeßt werden konnte, Defterreih und Steiermarf mit Hülfe 
des neuen Gegenkönigs Wilhelm, dem König Beln von Ungarn 
zuzumenden. Zugleich ließ er ne Bewohner Defterreich’d und 
der Steiermart und den Neichdverwefer Dtto von Eberftein mit 
dem Bannfluche. bedrohen, wenn fie won Kaifer Briedrih nicht 
Inffen würden. Bon Lyon, 26. October 1247, ertheilte er feinem 
Legaten in Deutfchland,, Capuzius, hierüber folgenden Auftrag : 
„Da den Erzbifchof zu Mngdeburg und die Bischöfe zu Paffau 
„und Sreifingen als die edleren Glieder der Kirche ein folcher 
„Eifer für diefeibe hätte verzehren follen, daß fie die Schmähun- 
„gen der fie Befchimpfenden und die Rechte derfelben fich Anmaſ⸗ 
„fenden nicht gleichgültig hätten ertragen können: fo ftehen eben 
„diefe, was ich ohne Bitterkeit des Herzens nicht auszufprechen 
„bermag, nicht nur der Kirche, ihrer Mutter, nicht bei gegen die 
„Bosheit der diefelbe Verfolgenden, indem fie fi für dieſelbe 
„erheben ſollten als Mauer wider die, welche da aufftehen, fon- 
„dern fie leiften fogar, mit Hindanfegung aller Gottesfurcht und 
„menfchlichen Schningefühles, und mit Vernachläffigung der ober» 
„priejterlichen Würde, wie auch mit verdammengwerther Gering- 
„[hägung der kirchlichen Schlüffelgewalt, dem ehemaligen Kaifer 
„Briedrich, dem Gebannten und dem Feinde Gottes und der Kirche, 
„offendare Hilfe, Rath und Gunft, wodurch fie wie offenbare 
„Beinde die Kirche verfolgen, indem fognr der Erzbifchof von Wing: 
„deburg eine DBerehelichung zwiſchen Friedrich und einer Tochter 
„des Herzogs von Sacyfen vermittelte. Wir haben gleichfalls auch 
„bernommen , daß der Markgraf von Meiffen, die Herzoge bon 
„Bniern und Sachſen, mie auch die Edlen von Defterreich und 


1) Horned. p. 25—26. — Pernoldus. Anno 1248: „Postquam id (castrum 
Starchenberg) reoepissent, apertis thesauris eos in tres partes divi- 
serunt.‘‘ — Hanthaler. I. 924— 927. 929—930. 


2) Pernoldus, Anno 1247. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 215 


„Steier und Dito von Eberftein, welcher als Hauptmann der 
»Edlen. ſelbſt in Namen des genannten Friedrich handelt, Män- 
„ner vom edlen Geſchlechte, welche fich jedoch durch ihre verkehr⸗ 
„ten Handlungen ſelbſt entadeln, dem Friedrich wider Gott und 
„die Kirche felbft männlich und gewaltig Beiftand leiſten. Daher 
„befehlen wir dir, daß du die Vorbezeichneten, ‚den Erzbifchof 
„und die Bifchöfe in unferer Vollmacht vor dich forderft, und ihnen 
„einen unüberfchreitbaren Zeitraum feftfegeft, binnen welchem fie. 
„perfönlich vor uns zu erfcheinen haben, auf daß fie nach ihrem 
„Derdienfte empfangen; die übrigen bezeichneten Adeligen, auf daß 
„fie von demfelben Friedrich gänzlich weichen, demfelben nicht mehr - 
„Hülfe, Rath und Gunſt bezeigen, und zur Einigkeit der heiligen 
„Mutterkirche wieder zurüdtehren, nach vorausgefendeter War⸗ 
„nung, durch kirchliche Strafen, mit Aufhebung „aller weiteren 
„Berufung, wenn e8 dir heilfam feheint, antreibſt Y!“ — Jedoch 
der Reichsſtatthalter und die Meiften und Bornehmften der Stände 
und Landesedeln mwiderftanden diefem Allen, fo daß der päpftliche 
Legat "wirklich wenigftend über das Land Defterreich Bannfluch 
und. Interdict ausſprach 2). 
Die Königin Margaretha hatte ed inzwifchen Graf Meinharh von 
zwar verſucht, Erbanſpruͤche auf die Reichsfürſten— Zireh anf 
thümer Deſterreich und Steier geltend zu machen, | 
jedoch feine ermwünfchte Folge erzielt. Snnocenz IV. rief nun 
(28. Sänner 1248) die Könige von Böheim und Ungarn auf, 
Margaretha in ihren Anfprüchen zu unterftüßen 3); allein diefe 
Fürftin ſelbſt mar bereits eines Beſſeren belehrt, und vereinigte 
ſich mit den Landesftänden und Edelherren von Defterreih und 
Steier. Nach Ordnung und Bejeh ſollte fein Reichs-Fahnenlehen 
über Jahr und Tag in des Kaiſers Hand und öffen ge— 
halten werden. Die Unordnungen im Lande nahmen bedenklich 
überhand, fo mie die Gefahr von Außen 9). Dies ſah auch Dtto 
von Eberftein Far ein. Er trat daher in Einigung mit den Vor- 








— — — — 


1) Datum Lugduni VII. Kal. Nov. Anno V. — Raynald. Annal. Kocles. 
XIII. ad annum 1247. 


2) Pernoldaus. Anno 1247: „Austria miserrima erat. propter inter- 
diota sacra!“ | | | 

3) Fejer, ibidem. 

4) Horned. p. 26. von den Unordnungen in Oefterreih. — Pernoldus fagt 
vorgreifend: Anno 1247, „Bed (Marchio Minnenzie) ualuik ir Kr 


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216 Steiermark bis zum @intritte der 


derften in Defterreich und Steier, und begab ſich mit ihnen zu 
Ende uni 1248 zu Kaifer Sriedrich II. nach Verona, um den 
Eniferfichen Enkel, den Prinzen Briedrib, Sohn K. Heinrichs 
VIE und der Margaretha, als förmlich beishnten Regenten der- 
felben Länder zu erbitten. Auf dem Wege dahin ließ fie der er⸗ 
wählte Salzburger Erzbifhof, Philipp, von feinen Söldnern über- 
fallen und mehrere aus ihnen gefangen nehmen, um fi dem 
Bapfte unocenz IV. mohlgefällig zu bewähren. Die Webrigen 
waren glüdlich enttommen und nach Verona gelangt. Es ift zwei⸗ 
feihaft, ob fie dort mit dem SKaifer perfönliche Unterhandtungen 
gepflogen Haben ? — mährend fie den ganzen Gommer hindurch in 
Berona vermeilten. Bei den fortmährenden feindfeligen VBerhält: 
niffen mit dem apoſtoliſchen Stuhle und dem ungemwiflen Stande 
der Dinge in Deutſchland und Italien fand es K. Friedrich für 
gerathener, die Neichdverwaltung in Deſterreich und Steier noch 


- fortdauern zu laſſen, und da Dito son. Eberftein bei ihm verblei> 


ben mußte, ernannte er an. deflen Stelle für Defterreich dem 
Herzog Dtto von Baiern, für Steiermark aber den Erafen Mein⸗ 
hard von Zirol zu Neichöverwefern (omnibus gratus et accep- 
tus, quoniam ad omnia solerter et provide se gerebat. Joan. 
Vict.) ). 








witwe Margaretha’ ehelichen) timens, inanem spem, cam videret omnes 
Principes, Bavarum, Hungarum, Bohemum, Garisthum, pre- Austria et 
Styria contendere.‘ 

Pernoldus, wiewohl nicht ganz richtig, Anno 1348: „Videns comes 
Ebersteinius, Australes nulla concordin, oonveaire, sad quemoungue pre 
commodo suo jam huic jam illi Principi studere, abiit ex urbe Vienna 
malae fidei taedio fingens, se Imperatorem Veronae quaerere, et ab eo 
pro Austriae Principe Fridericum, soniorem Dominas Margarathac filimm, 
petere velle; cum tamen ambo dudum perierint. Ob quem finem plu- 
res Ministeriales ao cives seoum accepit, quod fraude feeit, volens 
Imperatori eosdem, ut ipse ocoulte jusserat, quasi obsides fdei tredere. 
Sed Philippus, Archiepiscopus Salzburg., ut gratiam Pontificis sibi fir- 
maret, dum illi per Karinthiam tenderent, plures ex eis cepit, reli- 
qui per Longobardos prohibiti sunt, ne Imperatorem viderent. — Idem, 
An. 1249. Imperator Austriae Ottonem Bawariae ducem, Styrise Mein- 
hardum comitem capitanens dedit, ut eis suo nomine obedirent.“ — 
Einfacher und richtiger das Chronicon. Salzburg. Anno 1248: „Majores 
terrarum Austriae et Styriae pro Bomino petendo ad Dominum Kride- 
ricum Imperatorem Lombardiam intraverunt, qui tandem ibt tota nestate 
in Verona manentes, neo Imperatorem videre valentes infeeto negotio 
sant reversi.‘“ — Chron. Claustroneob. Anno 1248: „Sed cam sooviis 
spe frustratus est (Comes Otto) et in Austriam non est reversus.‘““ 
— Chron. Garsten. et Neoburg. ap. Rauch. anno 1248 — Hanthaler. 
1. 927-931. — Joan. Viot. Boehm. ibid. p. 282—283. übergeht ben 
Dtto von Eberſtein gänzlich, 


1 


— 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 217 


Dem Enfferlichen Befehle zu Folge ward Graf 5. meangar 
Meinhard von Tirol und Görz In der Steiermart —S 
überall feiner Würde gemäß als Statthalter, in Oeſterreich. 
des Reiches. und des Kaiſers Namen, nnerfannt und empfangen "). 
Dagegen fchien Herzog Dtto in der Neichsftatthalterfchaft in Defter- 
reich eben nicht fehr thätig zu fenn, und diefelbe mehr nis gute 
Gelegenheit zu gebrauchen, feinem Verwandten, dem Markgrafen 
Hermann von Baden, melchen die Witwe des böhmifchen Prin. 
zen, Gertrude, geheirnthet hatte und ihm, in ihren vermeintlichen 
Erd- und Rechtsanſprüchen, den Beſitz der Länder von Deſterreich 
und Gteier als Schenkung unter Lebenden gegeben hatte, diefe 
NReichsfürftenthHümer zuzumenden 9. Zwar billigte fogar Popſt 
Innocenz IV. diefeg Verfahren (14. Sept. 1248) 9; allein Mark⸗ 
graf Hermann vermochte doch nicht, ſich gelten jagen; und 
ungeachtet er auch den Zitel eines Herzogs bo fterreih und 
Steier angenommen hatte und in den Urkunden gebrauchte ®), 
ward er doch von der vorherrfehenden faiferlihen Partei nllge- 
mein verfehmäht %). Graf Meinhard von Görz mußte daher auch 
die Statthalterfcehnft in Defterreich übernehmen. In feinem Be: 
ftätigungsbriefe für den Markgrafen Hermann von Baden fagte 
Papft Innocenz IV. (14. Sept. 1248), daß deffen Gemahlin 
Gertrude als rechtmäßige und gefeßliche Erbin ihm dns Land 
Defterreich gefchenkt habe. Am 24. September 1248 erhielt von 
ihm der Salzburgererzbifchof Philipp den Befehl, alle, durch den. 


— — — — — — — — — — — — un 


ı) Horneck. p. 24. —- Chron. Salab. Anno 1249 (1248): „Comes Main- 
hardus Goritise Styriam intrans pro Capitaneo ibidem suseipitar.“ — 
Pernoldus. Anno 1249: „Imperator Styrise Meinhardum comitem Go- 
ritiae capitaneum dedit, ao voluit, ut ei suo nomine obedirent.‘“ 


*) Pernoldus. Anno 1249: ‚‚Otto, propter vieinitatem rector valde oominodus 
futurus, sed animum non satis virilem habuit ad internas et. externas 
Austriae turbas coımponendas. Unde potius Marchioni Badensi ingressum 
in Austriam feeit.‘‘ 


3) Hino est, quod nos Ducatum sive Prineipatum. Austriae cum. omni ho- 
nore, distrietu et jure ipsius donatum tibi rite et lıberaliter inter vivos 
a nobili Muliere Gertrude Ducissa Austriae uxore tua ad quam idem 
Ducatus per successionem haereditariam secundum antiguam et appro- 
datam terrae ipsius consuetudinem -— confirmamus.‘“ Lambacher. Ibid. 
Anhang. p. 24. 

°) In Zwettler Urkunden vom I. 1249. — Lambadıer. Ibid! Anhang. p. 25. 


°) Pernoldus. Anno 1249: „Qui Hermanus reoeptus ab aligwibus, a pluri- 
mis vero agnitus non fait.‘ — Chron. Olaustroneob. Anno #249: „Har- 
manus Marchio de Baden intravit Austriam — Volait esse Bux An- 
striae sed non valuit.““ — Ohron. Garsten, 1248, 


218 . Steiermark bis zum Gintritte der 


Tod Herzog Friedrichs des Streitbaren dem Hochſtifte wieder 
anheimgefallenen Lehen Niemanden ınehr zu verlehnen, noch 
diefelben zu veräußern, nus dem Grunde, weil derfelbe Herzog 
feinen gejeßlichen und Ichenfähigen Erben hinterlaffen habe ’). 


lehrer Mürten In der Steiermark war, wie wir gefngt haben, 
zum The be a 3der Reichsſtatthalter Meinhard von Görz allgemein 

eingezogen. anerfannt und thätig in Amt und Würde. Nur an 
Uri, Biſchof von Seckau, ſcheint er einen paͤpſtlich gefinnten 
Gegner gefunden zu "haben. Papft Sinnocenz IV. hatte für Defter« 
reih und Steier den Propſt Konrad zu St. Guido in Speier, 
‚und Domherr in Mainz zum npoftolifchen Legaten ernannt, mel- 
cher, wie e8 fcheint, nachdem Hermann von Baden Wien in feine - 
Gewalt befogmen, ebendort feinen Wohnfit genommen hatte. 
Diefer —*8* am 24, Februar 1229 dem Biſchofe Ulrich 
von Sedau nicht nur die Pfarre St. Georgen an der Gtiffing; 
gondern er ertheilte ihm und feinen Nachfolgern die npoftolifche 
Erlaubniß, ale, dem Bisthume gegebenen Patronate und Pfar- 
ren zur Verbeſſerung der bifchöflichen Dotation ungehindert ver- 
wenden zu dürfen: und dies zwar aus dem Grunde, weil Bifchof 
Ulrich für die Ehre und Freiheit der römifhen Kirche troß vie: 
ler Widermwärtigfeiten und Leiden eine fo große Treue und An; 
hänglichfeit bewährt habe >). Sin diefem Jahre i248 ließ Bifchof 
Ulrich auch dns Stift Seckau wieder in Beſitz feiner alteigen⸗ 
thümlichen Güter in Glanz einfeßen. Witigo, der Landfchreiber, 
Ludwig von Schipphe (nobilis vir), Ulrich und Gottfried, Brü- 
der von Marburg, Wigand von Maffenderg, Konrad von Hor- 
net und Markward, Amtmann bei Marburg, mußten das Eigen: 


1) Cum castra, Vasalli, possessiones, redditus ac alia bona, quae quon- 

‚, dam Dux Austriae et Styriae etc. ab Salzburgenei tenebat in feodum, 
ad jus ipsius ecclesiae redierint, nullo ex eo legitimo herede super- 
stite, qui succedere in feodum debeat, remanente, auctoritate praesen- 
tium distriotius inhibemus, ne infeodare vel alienare vel distrahere 
quoguo modo irrequisito Romano Pontifice de caetero praesnmatis.‘‘ 
Hanthaler, I. 9332 — 935. 


2) Dipl. Styr. I. 320: „Attendentes et per operis evidentiam cognosoen- 
tes, quod tanguam devotus ecclesiae Romanae Zelator pro ipsius ho- 
nore quibuslibet fortunae casibus vos exponere minime formidan- 
tes damna gravia et offensas multiplices sustinueritis haotenus et pa- 
tiamini continue per Dei et ecclesiae inimicos.“ — Beftätigung biefes 

Privilegiums dur Konrad, Erzbifchof zu Köln, Erzkanzler von Italien 

„ uf. w., 23. März 1249; "und Beftätigung der Spende der Pfarre Stif: 

- fin fing durch Gardinal Hugo von Sabina, 7. Zuli 1349 (oder 1250). Ibi- 
dem. 321 — 322. \ 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283, 219 


thumsrecht des Stiftes im offenen ©erichte unterſuchen, und nad) 

deren Befund wurde das Gut Glanz den Chorherren wieder eins 

geantwortet '). Bifchof Ulrich ſelbſt, in voller Gunſt des Pap⸗ 

ſtes, hatte auch nus Lyon, 21. Jaͤnner 1249, von demfelben den 
fhriftlihen Befehl erhalten, den Herzog in Kärnten durch kirch⸗ 

liche Strafen, durch Bannfluch und Snterdiet, zu zwingen, alle, 

durch den Tod Friedrich des Streitbaren anheimgefallenen, aber 

dem Stifte Sreifingen von ihm vorenthaltenen Lehengüter fogleich 

herauszugeben °). 

Zu Beginn des Jahres 1249 begab fih Graf „„Assscer für 
Meinhard mit mehreren fteierifchen Edelherren nndy Steiermart. 
Cremona zum Kaifer, von welchem dann Ulrich von Wildon einen 
zweiten Majeftätshrief, 20. April 1249, mit der DBeftätigung der 
Urkunde Herzogs Dttofar (17. Auguft 1186) zurüdgebracht haben 
fol ). Inzwiſchen Hatte des Papſtes Groll vom Bniernherzog 
Dito nicht ndgelaffen, im Gegentheile, ſich deßwegen noch erhöht, 
weit derfelbe den nufrührerifchen Böhmen unter dem Prinzen 
Przemisl Dttofar wider den alten König Wenzel thätigft beige: 
ftanden war. Der Salzburger Erzbifchof erhielt den Befehl, den 
Herzog neben den geiftlihen Strafen nuch noch mit gewaffneter 
Hand zu den Abfichten des npoftolifchen Stuhles zu zwingen. Auf 
der Synodnlverfammlung zu Mühldorf, an welcher neben dem 
Sreifinger Bifchof auch Ulrich von Seckau thätigen Antheil ge: 
nommen hatte, wurde endlich des Papftes Abficht erreicht *) und 
Herzog Otto entfagte der Reichsftatthalterfchnft in Defterreich. 

Während all' diefer Begebniffe feit dem Tode ie ke n 
Herzog Friedrichs find wohl, in Deſterreich vor⸗ tes Gauftrectes in 
züglich °), aber nuch in der Steiermark, jene Ge⸗ 


1) Joh. Url. Im Jahre 1248 hat Heinrich von Grabenftein dem Stifte Vik⸗ 
tring 6 Manfus Sülten zu Seldenhofen (juxta Seldenhoven) gefchentt. 
Viktr. Urk. 

2) Lambacher, ibid. Anhang. p. 19—20. 


3) Schrötter (Adrian Rauch), Gefchichte non Defterr. III. Th. 50. — Boeh- 

| mer, Regest. Imp. p- 195 

4) Chron. Balzb. Pez. I. Anno 1248: ‚„Conoilium ad mandatum D. Papae 
in Mühldorf a D. Eleoto Philippo celebratar, cui interfuerunt Frisin- 
gensis, Ratisbonensis, et Seocoviensis Episcopi cum aliquantis Prae- 
latis.‘“ — Dalham, Conoil. Salisburg. 100— 101. 

s) Pernoldus. Anno 1247: „Austria miserrima erat propter \okeardııım 
sacra!‘‘ und 1249: „Externae et internae tuchae Aunatriae\ 


220 Steiermark bis zum Gintritte der 


waltthaten wider alles Geſetz und Recht, gegen Perfonen und 
Eigenthum, gegen Geiſtliche und Laien, ausgebrochen und längere 
Zeit verübt worden, über welche faft alle Zeitbücher in Klagen 
nusbrechen ').. — Was Pernold der Gfeichzeitige und Ottokar 
von Horner ‚darüber fagten, haben wir fchon oben angeführt; 
Hier mögen zuerft die Klingen des gleichzeitigen Ulrichs don Lich: 
tenftein ftehen: 
Diu liut gefangen wurden do 
Dö maneger wart von roube unvrö 
ze Stire und ouch in (Esterrich. 
Disiu lint ich niuwe sanc 
do rechtiu freude was par kranc 
‘in Stir und ouch in (Esterrich. 
Si lebten alle trüriclich 
di richen waren gar unguot 
Si waren übelich gemuot, 
Si täten an ein ander lait, 
da swandens mit ir werdigkeit 
man sach si niht wan roubes pflegen 
der vrowen dienst was gelegen. 
die jungen waren ungemuot 
si swanten lästerlich ir guot 
rouben was in Stæber sit 
da swanten si ir jugent mit. 
Si heben gar unguoten sin 
In leben gie mit übel hin ®). — 


2) Dahin deuten auch die Worte des päpftlichen Legaten an den Biſchof Ulrich 
von Seckau 1249: ‚‚Recognoscentes, yuod tamquam devotus ecolesiae 
Romanae zelator pro ipsius honore et libertate, quibuslibet fortunae . 
casibus vos exponere minime formidantes, damna gravia et offensas 
multimodas sustinueritis hactenus et patiamini continue per Dei et 
eoclesiae inimioos.“ — Das waren dann wohl auch die „mala innume- 
rabilia in Austria et Styria post mortem Friderici Ducis orta‘‘ des 
Anonym.: De Posteris 8. Leopoldi p. 576. — Ottokar v. Horneck. ©. 
26: „Da ward aber in dem Lannd von Raub und von Prant michel Angft 
und Not. — Nu begund auch peinen die Herren umb ihr Hercz der Jam⸗ 
mer und der Smercz, dem man tegleichen fach, an ven Straffen man- ab⸗ 
prad) Pilgreimen und Chauftlewten. Ih dan Ew nicht bebewiten, waz 
dem Lande geſchach ze Laid und ze Ungemach!“ — Am bitterften klagt das 
Chron. Garstens. ap. Rauch. 1249: ‚‚Terra turbatur, pauperes. ola- 
mant, ecolesiae spoliantur, incendia committuntur, et non erat angu- 
Jus, qui non gemeret a pressura, quae supervenerat universo orbi!‘“ 
-— Und früher: ‚‚Item eo anno (1247) nobiles terrae ceperunt inter 
se plurimum disoordare, et nullus fuit penitus inter eos, qui conside- 
rata suse nobilitatis materia pacem faoeret, vel servaret.‘‘ 


2) $rauenbdienft. p. 550. 554—555. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 221 


Nun Infien wir den biederen Sänger Ulrich Ulcid Don Eidhten- 


ſelbſt erzählen die Begebniß, wie man ihn auf feis ftein gefangen auf 

j feiner Beite Srauen- 
ner eigenen Veſte, Frauenburg an der Mur, übers burg. Grlöfung. 
fallen, geferfert und grauſam behandelt hat; big 
endlich durch den Reichsverweſer, Graf Meinhard feldft, feine Be⸗ 
freiung erzwungen worden ift. 

„Nachher geſchah mir ein unbiliges Ungemarh ; denn ich ward 
„gefangen. Einer von denen, die mich fingen, war der Pilgerin 
„bon Gharffe, dem ich nie Leidg gethan hatte, fondern ich mar 
„ihm Hold, er diente mir fo und fo, und ich fah ihm oft bei mir: 
„der andere mar Weinolt genannt, dem ich auch freundlich mar ; 
„der war ein fehr großer und ungeftalteter Mann; mit ihm be- 
„ging ich viel Scherz; er konnte künſtlich ſprechen, aber heimlich 
„trug er in feinem Herzen Untreue. Die beiden haben ihre Ehre 
„an mir verloren. Am dritten Tag nach St. Bartholomäus ge: 
„ſchah es, als ich nach einem Bade in meiner Kammer lag, daß 
„die zween nach Frauenburg geritten kamen; man ließ fie in mein 
„Thor ein, und alles mein ©efinde ſagte ihnen Willkommen. Da 
„sprach Pilgerin: was macht euer Herr? Einer von den Meinen 
„ſprach: er hat fich fchlafen gelegt. Ei, ſprach er, dag ift große 
„Zrägheit; ihr folt ihn von mir bitten, daß er auffteht und mit 
„mir fpricht. Da that es mir mein Kammerer bekannt, daß Wei- 
„nolt und Pilgerin mich gerne fehen wollten; ich ftand auf und 
»ging freundlich zu ihnen. Zwei Hofen hatte ich angelegt, linnene 
„Kleid und Chürfen und Mantel. Sch umarmte Beide und fngte 
vihnen Willkommen, nahm jeden bei der. Hand und führte fie in 
„ein Fenſter auf eine Bank; dann hieß ich Trinken bringen und 
„frngte, was fie effen wollten? Wer frägt, der will nicht geben, 
„ſprach Pilgerin. Ich ließ Meth, Speife und Wein bringen; wir 
„aßen und waren froh. Nah dem Eſſen ſprach Pilgerin: wollt 
„ihr nicht pnigen? Nein, fagte ich, weil ich gebadet habe. Da 
„ſprach der Ungetreue: ei, paißet um meinetwillen, wir hatten eg 
„ung vorgenommen, und haben zwei Sperber mitgebracht. Da 
»fprach ich: Freund, Herr Pilgerin, ich bin euch gern mit dein. 
„Paitzen zu Dienfte; ich reite gleich mit euch; Da befahl ich den 
„Meinen, daß fie Vogelhunde und Federfpiel zu Felde brachten; 
„Wenige von den Meinen blieben ; denn ich fandte fie mit der Both⸗ 
„ſchaft fort; und diejenigen, die noch da blieben, fondte er dahin 
„und dorthin. Als ich nun nlein bei ihnen ſaß, da wine vr 
„feinen Rnappen, die traten vor die Thür, und wanleid nungen 


222 Steiermark bis zum Einteitte der 


„Weinolt und Bitgerin auf und zudten zwei Meffer; fie fielen auf 
„mich, und gaben mir gleich drei Wunden; da wand mir der Bil 
„gerin Chürfen und Mantel um den Hals, und zog mich nach 
„der Thür; ich fehrie laut und bath um mein Leben. An meinem 
„Zhor hatten die Beiden ihre Knechte gelnffen; die untermanden 
„es ſich, und trieben nlle die Meinigen aus dem Haufe; dn lief 
„meine Hnusfrau zu mir, und rief: was fol das ſeyn? Die Un- 
„getreuen fpraden: Frau, geht fogleich vor dns Thor, da findet 
„ihr die Eurigen ; gleich geht fort. Wir wollen ihn und Alles 
„haben, was er nur gewinnen mag, oder es ift fein Ende. Da 
„ſah mich die Gute mweinend an; ich fpradh: geht nur, fo lieb 
„euch eure Ehre ift; bfeibt nicht länger hier bei mir. — Da 
„ging fie mit meinen Kindern gegen dns Thor. Frau, euren Sohn 
„müßt ihr ung auch Hier laſſen! rief Bilgerin. Da nahm er ihr 
"dns Kind von der Hand: auch alle Kleider, die er beiden Frauen 
„finden mochte, nahın er und nlle Kleinod. Dann trieb er fie aus 
„dem Thor, und mein Sohn blieb bei mir. Jämmerlich gingen 
„mein Weib und mein Geſinde nach Lichtenftein. Da wurde ſchnell 
„die Mähre bekannt, und wohl dritthafbhundert meiner Freunde 
„kamen ſchnell nach Srauenburg, die mir nber faft den Tod ge- 
„geben hätten. Denn da fie vor die Burg gerannt famen, führte 
„mid Herr Pilgerin zu einem Senfter, und ſprach: wenn ihr 
„wollet Teben bleiben, fo heißt fie alle zurüd gehen! Er band mir 
„ein Seit um den Hals und ſprach: ich henke euch fogleich über 
„das Fenſter hin, nach ihnen zu, wenn fie ftürmen wollen! Da 
„ſchrie ich jämmerlich meinen Freunden zu: Was wollt ihr thun ? 
„Wollt ihr mich tödten? Wie habe ich das um euch verdient? 
„She mögt mich fo Teicht nicht erlöfen; denn menn ihr näher 
„kommt, fo bin ich todt, und ihr könnt ihnen doch nicht fehnden. 
"Bald dräute ich, bald bath ich; und dns fo lange, big fie vom 
“ ndannen fuhren und mich gefangen da Tiefen. — Sin der Nacht 
„Kitt ich viel Noth; man drohte mir oft, daß ich mit dem Tage 
„sterben müffe; davor fonnte ich nicht ruhen. — As es Tag 
„wurde, wurde ich des einig, daß, da ich doch fterben müſſe, 
„nachzufuchen, ob nicht irgendwo Brot läge, da mo ich gefangen 
„Ing. Sch fuchte lange, endlich fand ich ein Brofamen, dns ich 
„weinend nufhub, damit Eniete ich nieder, und Eingte meine Suͤn⸗ 
„den dem, dem man Nichts verhehlen mag, und der in alle Her- 
„zen fieht ; dann nahm ich weinend feinen Leichnahm, und empfahl 
„idem meine Seele. Da kam Hr  viu ya wir, um wich au 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283, 223 


„tödten; er fprach: „mag gebt ihr ung, wenn ihr länger leben 
„wollt?“ Alles, was ich hade und nur gewinnen "ann. — So 
„feind er mir mar, fo half doch diefer Kohn; er dachte, er gibt 
„mir fo viel, und nachher fann ich doch meinen Muth an ihn 
„Lühlen und ihn nicht genefen laſſen. Er ließ mich in eine Kette 
„verfehmieden, dnrin ich viel Dual litt. So gefeffelt, murde mir 
„mancher Tag fehr lang. Ich Ing ein ganzes Jahr und drei Wochen 
gefangen. Mir ward oft der Tod nahe, daß ich erfchlagen wer- 
„den folte; denn der gefchwinde Mann lief oft mit Meffern 
„und Schwertern auf mich ein, und nur Gott im Himmel half 
„mir in diefer ftarfen Noth. — Nun war Graf Meinhard von 
„Görz vom Kaiſer als Herr in dag GSteierland gefendet. Da der 
„edle Mann mein ©efängnif erfuhr, war es ihm von Herzen 
„leid. Er fam mit vielen Herren nad) Frauenburg, und machte 
„mich Yedig, und mußte nber meine beiden Söhne zum Pfande 
„laffen, und auch zwei Kind und meine Burg. Alle die hab ich 
„nachher ausgelöst; ich wi verfchmweigen, wie? — ch genas von 
„meinen Nöthen, hatte nber ſtarkes Out verloren. Nun, was drum! 
„hab ich doch meinen hohen Muth behalten. Ich fah, wie meine 
„Frau mich anlachte; davon vergaß ich alle meine Noth!“ 


Markgraf Hermann von Baden, de Baiern⸗ Marl mann 
herzogs Otto losgeworden, fuchte hierauf durch die von Zaren miro m 
Bermittlung des Papftes Innocenz IV. die förm- Landesfurſt nicht 
liche Belehnung mit Dejterreich und Steier aus anertannt. 
der Hand des Gegenkönigs Wilhelm von Holland zu erhalten. 
Jedoch das paͤpſtliche Schreiben (vom 13. Februar 1249) Hatte 
diefen Erfolg nicht. Ungeachtet ſich mun Hermann dennoch einigen 
Anhang gewonnen, die Stadt Wien felbft in Befig befommen, 
und dns Land vom päpftlichen Interdicte befreit hatte: fo konnte 
er fih doch nicht einmal als Herrn und Regenten von’ Defter- 
reich, durchaus aber nicht von Steiermark, anfehen. 


Am 6. Jaͤnner 1249 befand fich der ermählte Gehe eilipe 
Salzburger Erzbifhof Philipp nuf dem hochftifti: in Rann. Sedau. 
fhen Schloffe zu Nann an der fteirifchen Save en ehe au 
mit Ulrich, dem Erzdiakon an der Drave, Dechant Neumart. 
Konrad von Traberg, Magiſter Heinrich dem Arzte, Steinher 
von Eichelberg, Otto von Heideck, Hermann von RPWXo v. 


v. A., und beſtaͤtigte die Spende der BWo u Huwmanmtuet\ 


224 Steiermark bis zum Gintritte der 


durch Friedrich von Pettau in das Eigenthum der deutfchen Or⸗ 
dengsritter vom Hoſpitale St. Marin '). Philipp meilte in Nann 
noch am 15. Mai 1249, und befiegelte eine Urkunde, worin dem 
Biſchofe Uri von Sedau und feinen Nachfolgern die durch Erz- 
biſchof Eberhard TI. gemachte Schenfung mit der Ville zu Wo⸗ 
geimftorf, welche nach dem Zode Weimbertd von Mureck dem 
Hochſtifte ledig geworden war, zuerkannt wurde, ungeachtet Kon- 
rad von Trakenberg (Drachenburg) Anſprüche darauf erhob, die 
jedoch nicht beachtet wurden, weil dieſer durch den Verrath an 
feinem Lehensherrn, deſſen Veſte Rann er in die Hände der Un— 
garn liefern wollte, aller und jeder Rechte verluftig geworden 
war. Berthold von Gurkfeld, Neinher von Eichelberg, Wulfing 
von Sozes u. v. A. waren Zeugen diefer Beftätigung 3. Im 
Detober treffen wir diefen Erzbiihof in Frieſach, wo er mit dem 
Sednuerbifchofe Ulrich einen Gütertauſch für einige Villen, bei 
Rann gelegen, für hochitiftifche Lehengüter zu Tulmaͤtz (Tillmitſch 
an der Lafnig) und anderorten, welche durch den Tod H. Frie- 
drichs des GStreitbaren ledig geworden waren, fchloß und befie- 
gelte ). Als Meinhard, Graf von Görz, am 24. Auguft 1249 
in Neumarkt oder zu Grazzlupp in der obern Steiermark Gericht 
hielt, waren um ihn verfammelt: Der Graf von Pfannberg, Diet- 
mar von Griven, Heinrich von Traberg, Dietmar von Lichten- 
ftein, Konrad der Kellermeifter von Lutenberg, Ortolf von Stret⸗ 
wich und deflen Brüder, Dietrih von Puchs, Konrad von Katſch 
(Chetzze) u. m.A. Hier erflärte er ſchriftlich, als Landeshaupt- 
mann von Steier vom Kaiſer beftelt, daß dem edlen Grafen 
Hermann von Drtenburg ein Gut in der Umgegend von Grazzlupp 
wegen Dienftleiftung für den Kaifer um eine Geldſumme verpfän- 
det, jedoch die Bogtei über dag Stift St. Lambrecht ihm allein 
nur vom Kaifer anvertraut worden fey, und daher auch nur von 
ihm, als faiferlichen Statthalter im Lande, geführt werden folle *). 


2) Dipl. Styr. II. 2311: Actam Reynae 1249. VIII. Ideas Januarii. 

2) Dipl. Styr. L 322: „Chenrades de Trakenberch. qui, etsi jus aliquod 
habaisset, quia tamen premisserum sueram eısütit vielater, co quod 
castram nestrum Rayne, sicat evidenter patuit, ad alienes tradere 
veluerit fraudaleater.“- 

3) Dipl. Styr. I. 332—323: Aotam ap. Frisacum. Anne 1349. Kal. Ootebr. 

) Extra von &t. Lambrecht: ..Nes Meinhardas comes Geritiae Capi- 
tancus Styriae — ex injuncte nebis imperiali mandate Capitancatus 
efücie Styrize Dem. Hermane nebili cemiti de Ortendarch aucteritate 
- iali praediam provinciae ia Graszlapp pre quadam summa peon- 
mise ehligavimas, at Domine nestre praeclare Imperateri zervitia ex- 

kibent grata et accepla.“ 


Habsburgifchen Yürften. 9. 1246-1283. 225 


Am 23. März 1249 gab Leutold von Wildon „124 
ainz, Rein, Vo⸗ 
dem Ghorherrenftifte in Stainz mit Zuftimmung van. 
feiner Verwandten und Erben die Villen Grafendorf und Gra— 
forn mit nllem Zugehör, jedoch mit dem Vorbehalte des lebens⸗ 
länglichen Genuffes der Erträgniffe für feine Gemahlin Agnes, 
und mit der Verpflichtung aller Vaſallen und Hörigen (Milites 
et Clientes) in den Pfarren St. Stephan und St. Georgen zur 
Entrihtung der Mouth und der Gebühren ded Fürfanges und 
des Gerichtes. Zeugen dabei waren: die Canoniker in Stainz, 
Konrad und Werner, die Vaſallen, Meinhard von Zempaftorf, 
Dito von Wald, Drtolf von Pergarn, Dietmar von Hopfgarten, 
Ulrich Bawarus von ©ribingen u. dv. U. ').. — Sn eben diefem 
Sahre 1249 entfngte Erchenger von Landefere und feine Gemah—⸗ 
lin Brigitta allen ihren Weinzehenten zu Weilersdorf in Defter- 
rei, und fpendeten diefelben dem Stifte zu Nein, Auf dnf von 
diefer jährlichen Rente die GStiftsgemeinde am Enge Marin Him- 
melfahrt mit befferen Speifen und Wein bemwirthet werden folle. 
As Zeugen ftanden dabei: Konrad, der Pfarrer in Neuftadt, 
Wulfing, Pfarrer von Geroldsdorf, Heinrih, Vikar in Hohen- 
wang, Rudolph, Kaftelan zu Schwarzach 2). Am 31. Auguft 1249 
ſchenkten Walpuin und deffen Gattin Berthn von Stübing dem 
Stifte zu Vorau am Berge Stübing, der dem Stifte ohnehin 
eigen mar, einen Weingarten zum ewigen igenthume vor den 
Zeugen: Heinrich) von Prank, Stiftschorherr zu Vorau, Ortolf, 
Pfarrer zu Kumberg, Sifrid Mayr zu Ountege, Heinrich Peri⸗ 
wolf von Wagnitz, Herbord der Schneider zu Borau u. m. A. °) 
Am 13. April 1249 waren in der Pfarrlirhe „Se 


Synodal-Berfamm- 


zu Pettau verfammelt: Philipp, erwählter Erzbi- ng im 


ſchof von Salzburg, urrich, Biſchof zu Seckau, Or⸗ des —— | 


— 


1) Stainzer Urkunde: „Ego Leutoldus de Wildonia — de pleno consensu 
et bona voluntate fratris mei Ulrici de Wildonia et omnium cohaere- 
dum meorum legali ecclesiae 8. Katharinae in Steunz, novellae plan- 
tationi meae, et fratribus ihidem Deo famulantibus — villas Grafen- 
dorf et Gracorn cum omnibus attinentiis, pratis, silvis, usuagiis, aquis, 
et molendinis etc. — Non ubsolvimus homines ıbidem commorantes 
seu in quibuslibet bonis militum vel clientam nostrorum a theloneo seu 
a solutione quae Wurwanch dioitur, cum praeposito praedictae ecole- 
aiae vel suo judici in foro Steunz et in dedicationibus eoclesisrum 
St. Stephani et St. Georgii solvere teneantur. Similiter et juri coram 
Judice fori in Steuns stare de quaerimoniis tenebuntur.‘‘ 


) Urkunde von Kein. 
3) Caesar, Annal, 11. 216—217. 
Geſch. d. Steiermark. — V, Bd. j ar 


.. 


226 Steiermark did zum intritte der 


tolf, Propft zu Maria⸗Saal in Kärnten, Konrad, Pfarrer zu 
Marburg, Heinrih, Pfarrer zu Pettau, Rudolph von Stadel, 
Friedrich und Hartnid, Brüder von Pettau, Ulrich und Gottfried, 
Brüder von Marburg, Konrad von Horneck, Ulrich) und Gottfried, 
Brüder von Kowaſchau, Gundacher und .Wobolin, Brüder von 
Königsberg, Drtolf und Gottſchalk, Brüder von Radinsdorf, Hil- 
prand und Ulrich, Nitter von NRohitfch. Unter ihrer Zeugenfchaft 
wurde eine Urkunde nufgerichtet und befiegelt mit der Erzählung : 
daß Sophia, die Schwefter Alberts von Rohitfch, für ihr und ih: 
rer eltern Seelenheil im Orte Studeniß eine Kirche und ein 
Ronnenflofter gebaut, eingerichtet, dotirt, und mit mehreren Non⸗ 
nen felbft bezogen habe (Oraculum et cenobium — associans 
sibi sorores, quae Moniales nuncupantur). Heinrich von Ro— 
hitfch, feine Semnplin Gisla, feine Töchter Gertrude und Brida, 
auch Nichiza mit ihren Kindern, endlich auch die verftorbene Ger— 
trude und ihre Kinder, Albert, Heinrich, Diemuth und Kunegunde 
— hatten ihre beftätigende Erklärung und Einwilligung zu al’ 
diefem Baue gegeben — mit der Zuficherung, nach dem Tode der 
Sophin dem Stifte Studenig weiters noch zu ſchenken zwanzig 
Manfus. ihrer Güter zu Erinzendorf mit einer bei Studeniß ge- 
fegenen Waldung, mit Weinfchüttungen von den drei Familien 
zu Königsberg, zu Rohitfh und zu Wildhaufen, und fie entfagen 
feierlich allem Erbrechte auf die zum Stifte dotirten Güter, ing: 
befondere dem VBogteirechte, welches nur mit Bewilligung des Papſtes 
oder des Mginjerpatrinrchen von einem Laien geführt werden folle. 
— Da die Söhne von Wildhaus noch fein eigenes Sigill führten, 
fo mußte der Pfarrer Konrad von Marburg fein Sigill an die 
Urkunde an deren Stelle Heften. — Hierauf am 27. Detober 1249 
zu Scharfenderg fiegelten der Patriarch Berthold von Aquileja 
eine Beftätigungsurfunde für dns Nonnenkloſter in Studeniß; 
worin über Gründung und DVotation Folgendes gefngt wird: 
„Sophin von Rohitſch und ihre Schmefter Richizn, Gemahlin 
„Dtto's von Königsberg, Haben mit Vorwiſſen und Zuftimmung 
„des Patriarchalkapitels ein Nonnenftift gegründet im Orte Stu⸗ 
„deniß in der Nähe von Pölſach, und dabei den Namen Stude—⸗ 
„niß in die Benennung Gnadenbrunn (Fons Gratiae, Mariae 
„Prone) aus Berehrung der heiligften Jungfrau Marin verän- 
„dert. Die zur Dotation des Nonnenftiftes gegebenen Güter find 
„zu Folge der gefiegelten Handveſten folgende: Sophin gab mit 
„Huſtimmung aller ihrer Verwandten den Grund und Boden non 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 227 


„Studenig, die Ville Chriezzendarf, auf der andern Geite der 
“Drau (Trevne) mit 12 Manfug, welche H. Friedrich der Streit. 
„bare aus Hochachtung für die Stifterin Sophie gefpendet hatte. 
„Aug der Schenkung der Nichiza erhielten die Nonnen nuf der 
„Ebene (campo) Drafigoiftorf, Stauden und Mamol, Der Pn- 
„triarch Berthold gab dem Ronnenftifte die Pfarre Schleunig mit 
„Ausnahme des Patronatsrechtes der Pfarre Pulzgau; in Stu- 
„Denis ſoll Jedermann fich eine Grabſtätte erwählen können, je 
„doch mit Genugthuung gegen die betreffenden Pfarrkirchen. End: 
„lic fol Niemand Bogtei über Studenit haben, außer wer auf 
„Bitten der Aebtiſſin durch den Aglnjerpatriarchen wird eingefeßt 
„worden feyn. Neben vielen Andern waren als Zeugen anwe⸗ 
»fend: Bruder Heinrich, Prior der Dominikaner in Pettau, Fon. 
„rad, Pfarrer zu St. Beit in der March.” 

Vom Jahre 1249 beſagt endlich nuch noch eine Urkunde, 
daß Studa von Marburg mit Zuftimmung ihres Gemahles Leu- 
told von Kollnitz nuf vier Güter bei Aigen zu Gunſten ihrer 
Schwefter Sophin von Studenit Verzicht gethan habe ). — Im 
ſelben Jahre 1249 fol ein Edelherr von Zeuffendach die St. 
Katharinenkirche in Prettftein inder obern Steiermarf erbaut haben, 

Nachdem Herzog Dito non Baiern die Reicht: Nr her ars. 
ftntthalterfchaft über Deſterreich nbgegeben hatte, Philipp Im, Gteler- 
vereinigte Kaifer Friedrich II. beide Länder wieder | 
unter Grafen Meinhard von Görz, mie ung deffen mehrere Ur: 
funden überzeugen ?). Darob veranlaßte Markgraf Hermann von 
Baden vermüftende Einfälle und blutige Naubzüge der Ungarn in 
Defterreich bis über Lilienfeld herauf; welchen nur durch Ver⸗ 
mittlung des Böhmenkönigs Wenzel Dttofar Einhalt gethan, und 
der Friede wieder hergeftelt werden konnte °). Inzwiſchen hatte 
auch Graf Meinhord von Görz mit dem Aglajerpatriarchen Ber- 
thold und mit dem Herzog Ulrich von Kärnten Fehde bekommen. 
Da erfah der kriegerifche Erzbifchof Philipp günftige Gelegenheit, 
theils feinem Water in Kärnten den Krieg zu erleichtern, theilg 

15° 
1) Stubeniger Urkunde im Sohanneum. 


3) In einer Urkunde von St. Lambrecht, 20. Zänner 1250, nennt ſich Mein- 
hard ſelbſt: Nos Meinhardus — mandato Friderici Imperatoris Austriae 
et Styriae oapitanous. 

3) Chron. Claustroneob. ap. Rauch. Anno 1250. — Ohron. Mellicene. x 
Salzb. Por. I. Anno 1280. 


228 Ste lermark bis zum Ginteitte der 


die hochftiftifchen Lehengüter, welche Friedrich der Streitba re ge- 
tengen ”), aber als Afterichen feinen‘ fteirifchen Miniſterialen und 
Edelherren gegeben hatte, wieder an fein Erzfiift zurüdzubringen *). 
Er fiet daher in Steiermark ein und ließ feinen Grimm vorzäg- 
lich einigen, ſolche Afterlehen tragenden Edelherren mit Raub 
und Berheerung fühlen 2). Während all' diefer Unruhen wear die 
‚ Herzogin Gertrude mit ihrem, eben (1249) erft gebornen Sohn, 
Sriedrih, nach Meiſſen geflohen, und dort von einem zweiten 
Kinde, Agnes, entbunden worden *). Weder fie, noch ihr zur fel- 
ben Zeit (4. Dct. 1250) plötzlich verftorbener Gemahl, Markgraf 
Syermann von Banden, waren, obaleih fie ſich des herzoglichen 
Zitels: „son Defterreich und Steier- bedienten, in diefen 
Ländern jemals als rechtmäßige Negenten allgemein anerfannt 
worden °). In das Land Defterreich od der Enns mar gleichzeitig 
nuch auf Befehl des Baters der Sohn Ludwig von Baiern ein- 
gefallen, nber nach einem Zuge der Plunderung und allen Unfu⸗ 
ges wieder heimgegangen ; weil alle weiteren Audfichten durch dem 
Zod des Markgrafen Hermann von Baden für diefen Zeitpunkt 
vereitelt waren. 


ori Der Zod des Kaifers Friedrich IL (zu Firen⸗ 
11. Bolgen tesfelben zog in Apulien 13. December 1250) veranlafte 
für die Steiermark. , j , 

für Defterreih und Steier eine neue Kataftrophe. 
Der große Monarch hatte zwar in feinem Zeftamente ausdrüclich 
verordnet: „Dejterreich und Steier follten feinem Enkel Friedrich 
„zufalten, und durch feierliche Belcehnung, mo er ihm nuc 10000 
„Unzen Goldes teftirte, von dem vömifchen König übergeben wer⸗ 


„den 6)!“ — Mit Einwilligung der Churfürften konnte und mußte 





2) Chron. Salzburg. Anno 1250. 

2) Wozu er durch die päpftliche Bulle, 24. Sept. 1248, aufgefordert warb. 

3) Pernoldus. Anno 1249, 1250, 1251, 1252: „Sed hanc Provinciam va- 
stavit magna parte Philippus eleotus Salzburgensis!““ — Chron. brev. 
Austral. Anno 1250. — Chron. Garstens. Rauch. Anno 1250. — Chron. 
Salisb. Austr. Pez. I. Anno 1250: „Dom. Eleotus Salzburgensis Mar- 
chiam intrans, manu hostili possessiones quorundam Styrensium Tapi- 
nis et incendiis devastavit.‘‘ 

4) Chron. Mellic. Anno 1250. — Chron. brev. Austral. — Chron. August. 


. ap. Freher. I. 582. 
5) Pernoldus. Anno 1249. — Das Ohren. brev. Austr. Peg. I. p. 686 fagt: 
„Et Ducatus Austrise ot Styriae ratione talis conjugii sibi asurpavit.‘ 
6) K. Friedrich II. Teftament in Martene et Duramd. Thes. Anecdot. IM. 
ool. 13. — Dumont. Corp. Diplom. T. I. P. 1.180: „item statuimus, 
quod Fridericus , nepos noster, habeat Ducataa Austriae ei Styriae, 
guos a praedioto Conrado teneat et Ten’ « 


Habsburgiſchen Fürften. J. 1246—1283. 229 


zwar diefe Anordnung des kaiferlichen Oberhauptes vollzogen wer: 
den; allein ſchon im folgenden Sahre 1251 wurde Prinz Frie— 
drich durch feinen habſuͤchtigen Halbbruder Manfred vergiftet; 
dagegen aber war Papft Innocenz IV. mit allen Kräften bemüht, 
diefen Enkel des verhnßten Kaifers, fomohl als den Sohn, den 
römischen König Konrad, vom Befit und Gemalt in den. öfter: 
reihifhen Ländern möglichft ferne zu halten, und ihnen Beides 
gänzlich zu entreifen. Er trachtete, den Grafen Florenz; von Hol- 
land, Bruder des Gegenkönigs Wilhelm, durch Berheirnthung mit 
der Königin. Witwe Margaretha in Defterreih und Steier ge- 
mwaltig zu machen. Allein nuch diefes vergeblich bei der entfchiede- 
nen Abneigung ſowohl Margarethens, als nuch der Stände und 
Edelherren in Defterreich und Steiermark ’). 


Nach dem Tode K. Friedrih$ IL. war fein PR hait 
Sohn K. Konrad das geſetzliche Oberhaupt des rö⸗ — Bericht im 
mifch-deutfehen Reiches ; in Beſorgniß aber für feine brecht 
entfernten Erbkönigreiche war er ſogleich nach Ita⸗ 
lien geeilt (1251) und dort feſtgehalten worden 2). Dieſes, und 
die fo gefahroolle als fchmanfende Stellung in der Reichsftatthal- 
terfchnft in Defterreich und Steier feheinen den Grafen Meinhard 
von Görz bewogen zu haben, bald nad dem Zode des Kaifers 
diefe Würde aufzugeben, und ſich in feine eigenen Lande zurüd- 
zuziehen °). Zu Anfang des Jahres 1250 (20. Zänner) war 
Graf Meinhard noch in zahlreicher Gerichtsverſammlung in Gruͤtz, 
umgeben von: Ulrich, Biſchof zu Seckau, Witigo, Landſchreiber 
von Steier, JUtrich und Leutold von Wildon, Rudolph und Leu⸗ 
told von Hardeck, Erchenger von Landeſere, Wulfing von Stu⸗ 
benberg, Ulrich von Lichtenſtein u. v. A. Auf Bitten des Abtes 
von St. Lambrecht beſtaͤtigte Graf Meinhard, als ſeines erlauch⸗ 
tigften Herrn Friedrichs, römiſchen Kaiſers und Könige von es 


— — 


1) Pernoldus. Anno 1250: ,‚Defunoto Hermano Papa iterum requisivit 
Dominam Margaretham, ut Florentio Comiti Hollandiae, fratri Wil- 
helmi, Romanorum regis, nabere vellet, eumque redderet Austriae Du- 
cem; sed nulla .erat spes consensus Ministerialium in Dominam tam 
alienigenam et remotae Provinciae; cum insuper offensam et potentiam 
Conradi, qui fuit filius defunoti Imperatoris, metuerent.‘‘ 


2) Monachus Paduanus. Anno 1251. 
3) Joan. Viotor. ap. Boehmer. Fontes I. p. 840. — Anonym. Leob. Anno 


1251: ‚‚Meinhardus comes, audiens Imperatoris transitam, L nto- 
pria rediit.‘‘ 


230 Steiermark bis zum Gintritte der 


sufolem, Hauptmann in Defterreih und Steier, die Urkunde Frie⸗ 
drich8 des Streitbaren. vom Jahre 1243 mit der Zufidherung, bie 
Reubrüche desfelden Stiftes nuf deffen Atlodinlgründen in der 
Beitſch und Dobryn nicht zu beſchweren und zu befchädigen ’). 
" an ER Sm Sebruar 1250 befand fich Philipp von 
Bonferf. Sedan. Salzburg nuf feinem Hochſtiftsgute zu Bonftorf, 
| umgeben bon mehreren Edelherren: Witigo dem 
Landſchreiber, Ulrich von Lichtenftein, Heinrich von Silberberg, 
Gebhard von Belmen, Drtolf von Stretwich, Gottfried Chäfze 
u. 0. A. Am 10. Februar ftellte er dem Bifchof Ulrich I. von 
Seckau und feinen Nachfolgern die Zehenten in Paſſail wieder 
zurüd, welche einft Erzbifchof Eberhard II. dem Poppo von 
Peckau gelehnt Hatte, und am 11. Februar gab er einen Berfi- 
cherungsbrief, wodurch das Patronatsrecht über Kirche und Pfarre 
in Biber dem Bisthume Sedau (mo am 27. Februar 1250 der 
Bropft Niklas von Stubenderg geftorben, und Arnold von Prank 
gefolgt war) zugeeignet werden follte, nachdem es fich mit dem 
bisherigen Beſitzer desfelden, dem Stifte zu St. Lambrecht, über 
entfprechenden Erſatz dafür verglichen haben werde ). SHadmar 
von Schönberg hatte in den bisher unheilvollen Jahren im Lande 
von feinem Schloffe Schmileburg nicht nur die Befißungen des 
Stiftes Sedau zu Glanz und am Roßbache unter dem Zitel des . 
Bogtrechtes und der Erbfchnft gemaltthätig an fich geriffen, fon- 
dern diefelben und andere vielfach befchädigt und beſchwert. — 
Auf Schmileburg am St. Michaeldtage 1250 fiegelte er nun die 
Zurüfftelungsurfunde (compunctus corde imo metuens beatae 
vVirginis ultionem) mit Zuftimmung feiner Gemahlin Mechthildis 
und aller feiner Sinder und vor den Zeugen: Graf Sifrid von 
Pfannberg, Gottfried und Hnrtnid von Marburg, Gurman Pfar- 
zer zu Liutſchach, Ulrich und Erepilo von Liutſchach, Viditz, 
Stefo und Gerold von Witfchein u. v. A. °). Theils fchenfungs: 
mweife, theilg zu Kauf um 70 Beroneferpfunde hatte Heinrich) von 
Gellberg feine görzifhen Lehengüter zu Stadeln bei Großfircheim 
in Oberkärnten dem Stifte Admont gegeben, und dazu die Ein- 
wiligung und Beftätigung ded Grafen Meinhard IV. erhalten 


— — 


4) St. Lambrechter Saalbuch. 
2) Dipl. Styr. I. 323—324: Aotum in Vonstorf. Ill. et IV. Idus Fe br. 
3) Jobanneums⸗ Urkunde. 





-— — — — — 


Habsburgiſchen Gürhen. 3 . 1246 — 1283. 231 


am 29, Mai 1250 vor den Edelherren: Ulrich und Hugo von 
Stiffenberg, Ulrich von Pocma, Winther von Mittenburg, Dtto, 
Kaſtellan und Volrad, Mundſchenk von Görz '). 


Am 22. November 1250 befand fi der apo⸗ Re 1250. 1. 

ftolifche Legat für Defterreich und Steier, Konrad, 

Propft von St. Guido in Speier und Domherr in Mainz, im 
Stifte Rein, und gab eine Ablaßbulle für AO Tage leichter und 
fhmerer Sünden, allen, welche das Stift Rein andächtig befuchen 
und den dafelbft erbauten Kapellen fromme Dpfer bringen werden ?). 
Das Stift Borau ift von den Edelherren Rudolph von Haxtens 
feld gemaltfam behandelt worden. Er riß dns Patronatsrecht der 
Kirche St. Jakob an fi) fammt den. dortigen Stift$zehenten, 
welche er drei Jahre vorenthielt. Bon einer ſchweren Krankheit 


ergriffen, fühlte er Neue, und für den Fall des Todes wünſchte | 


er in Vorau feine Grabftätte zu erlangen. Er ftellte daher in 
feiner letztwilligen Anordnung nicht nur alles Vorenthaltene zus 
ruͤck, ſondern er fhenfte dem Stifte auch noch zur. Schaden» 
pergütung den Hof in Haidek. — Am dreißigften Tage nad fei- 
ner Beifegung in Vorau legten feine Witwe Gertrude und die 
Brüder Gerhard und Heinrich die fihriftliche Teftamentserfüllung 


auf den Altar des. h. Thomas vor den Zeugen: Dito, Kapellan 


zu Nysberg, Dietwin der Scolaſtiker, Dtto, Scolar von Kirch— 
flag, Gering von Lengenbach, Liupold von Walchbach, Liupold 


von Purchfelde, Eberhard von Zalberg, Otto von Nechberg, Ra: 


told der Ungar von Liutenmannersberg ; Gotſchalk von Nitberg 
und Gerard von Zalberg fiegelten die Schenkungsurkunde °). 
Noch am 1. Juni 1250 befand fich der erwaͤhlte 3. 1250. 


Verfammlung zu 


Salzburgermetropolit, Philipp, auf feiner Kammer: Vonſtorf. 


veſte Vonſtorf, mit Biſchof Ulrich von Seckau, Konrad, Graf . 


von Plain, Ulrich von Lichtenſtein, Konrad von Velben, Hartnid 


F 


1) Admonter Urkunde. OCO. 12: „Acta sunt haec in castro Goritiae. Anno 
1250. 22. Maji.“ 


*) Keiner Urf.: „Datum apud claustram Runae X. Kal. Decemb. An. 1250.“ 


3) Caes. Annal. I. 519: „Felicis Memoriae Dom. Rudolphus de Herten- 
fels eoolesiae nostrae gravia inferrens damna, videlioet ecclesiam 8. 
Jacobi violenter oontra jus sibi vindiocans, ac per triennium 50 modios 
nobis auferens de nostris deoimis, ibidem apud ecclesiam memoratam 
— tuno idem Rudoiphus cum — in angustia mortis laboraret pro dam- 
norum recompensatione ouriam in Haidek solventem talentum Nien- 
nense ecolesiae Voraviensi dieposuit testamento.! 


f 


232 Steiermark dis zum Einiritte der 


und Wulfing von Leibnig, mit den Grafen Bernhard und Heiz» 
rich von Pfannberg und mit deren Vaſallen Konrad von Zorfente, 
Heinrich von Bifharn, Heinrich von Badel, Dtto und Konrad 
von Scöned, Sigfrid vom Ale u. m. A. Hier ftellten ihm die 
genannten PBfannbergergrafen einen Gewährsbrief aus, daB fie 
ſtets mit dem Erzbifchofe Schug- und Trutzbündniß Halten wollten 
gegen ;sedermann, allein nur ausgenommen den Landesregenten 
in Steiermark; und daß fie diefem wenigftens keine Hilfe Teiften 
wollen, wenn er wider Recht und Gerechtigkeit den Erzbifchof 
Bhiligp befriegen werde; wofür zugleich vierzehn Bafallen beider 
Srafen um Tauſend Marten Silber fi dem Hochftifte Satz: 
burg zu perfönlicher Haft bis zur Bezahlung verpfändeten ') und 
wozu ſich nuch die Brüder der genannten Grafen, welche jedoch 
damals von PBoppo von Peckau und Wulfing von Stubenberg in 
Haft gehalten waren, gleichermeife zu verpflichten hatten, fobald 
fie ihres Gefaͤngniſſes erfedigt feyn würden. Damals ſchenkte auch 
Sipfried, Graf von Pfannberg, dem Stifte St. Paul im Lavant- 
thnle eine Hube in Puchlarn und eine zu Entresdorf, theils als 
Seelgeräthe für feinen verftorbenen Bruder Ulrich, theilg als 
Sculdenzahlung von zwölf Morten. 


— Meinpaeb tete Der Nültritt ded Grafen .Meinhard von Zi- 


———— rol von der Statthalterſchaft, des Prinzen Frie. 


——— Dekan drichs plötzlicher Tod, die verweiflungsvou⸗ Lage 


mifhen Bringen Ot- Konrad's in Italien, welchen Papſt Innocenz IV. 
totat a aufs Aeußerſte bedrängte, und nicht nur von der 

Nachfolge im deutfchen Reiche, fondern auch von 
feinem Familienherzogthume in Schwaben ausgefchloffen wiffen 
wollte, hatte die Lage der Bewohner von Defterreich und Steier 
wirklich ſchon bedenklich gemacht, und diefe Neichsproninzen allen 


Angriffen von Außen bloßgeftelt. Die Stände des Landes muß⸗ 





1) Salzb. Kammerbücher im. k. G. Archive. — Koch-Sternfeld, Beiträge IM. 
82-83: „Nos Bernhardus et Heinrious, oomites de Pfannberch, pro- 
mittimus fide data, prostituto etiam jaramento D. nostro Philippo Salzb. 
electo suisque sucoessoribus, ad nestrae vitae tempora fidelibus ad- 
haerere obsequiis contra omnem hominem, excepto vero Domino ter- 
rae Styriae. — Ut autem teneamur inyiolabiliter promissa observare, 
proinde milites nostri de Chaisenberga, Conradus Torseule, de castro 
nostro Leuben, Heinricus de Vischarn, Heinricus de Padel, Otto ju- 
dex de Phannenberoh, Ottocharus de Schaimecke, de Ramenstein, Si- 
fridus de Alpe, et Sifridus filius suus de Losenthale u. f. w. — — 
se vulantariae Domino nostro Philippo pro mille Marcis argenti in 
solidum obligarunt.‘ 


Habsburgiſchen Türken. 3. 12461283. 233 


ten ſich daher feldft:heifen, und der Drang der Umſtaͤnde verei- 
nigte fie. Sin Defterreich waren die Ungarn und Bniern verhnft ; 
dagegen aber hatten die Böhmen an den Kuenringern, Hardeckern 
und Lichtenfteinern eine mächtige Parfei im Lande. Die öfterrei- 
hifchen Stände und vorzüglichften Edelherren, nah K. Friedrichs 
II. Tod gänzlich -herrenfog und wegen der Verwirrung im deut: 
ſchen Reiche, die wegen Unbeftimmtheit, wen denn die Nachfolge 
als Neichsoberhnupt zuerfannt werden follte, fich aufs Höchfte ftei- 
gerte , vereinigten fich nun in der Verſammlung zu Triebenſee 
angeblich zu einer Gefandtfchaft nach Meiſſen, um einen Sohn 
der Eonftantin von Dejterreich (Albrecht oder Dietrich) als Nach⸗ 
folger und Negenten für Defterreich zu verlangen; in Wahrheit 
und insgeheim jedoch zu einer Miffton nad) Prag zu König Wen: 
zel, um den Sehne Prjemist-Dttofar, deffen verjtorbener Bruder, 
Prinz Wladislaus, als Gemahl der Gertrude ohnehin Anfprüche 
auf die Regentſchaft in Defterreich zu haben fehien, die oberfte 
Gewalt über das Land . (freilih gegen Fug und Recht des rö- 
mifch:deutfchen Reiches) anzubiethen 9. Durch Ottokars perfönliche 
Züchtigfeit, Tapferkeit, Großmuth und Freundlichkeit hoffte man 
baldigft Ruhe und Drönung hergeftelt und die Wohlfahrt dee 
Landes gefichert zu fehen. Die diesfallſigen Verhandlungen wa⸗ 
ren am 21. November 1251 zum erwünfchten Ende gedichen und 
K. Wenzel fendete den Prinzen Dttofar fogleich mit reichen Schd: 
ten (muneribus et promissionibus pene omnes ad se traxit) 
und mit ftattlihem Gefolge nad, Defterreich, um eg in Beſitz zu 
nehmen 2). — Un der Landesgränzge von zahlreihen Landes⸗ 
Edeln unter und ob der Enns feierlich empfangen, ward er von 
Enns nah Wien geleitet (9. December), hielt nach Landes: 
fitte den erften Hof» oder Landtag in SKlofterneuburg, und 
wurde ſchnell im ganzen Lande anerkannt ). 


1) Zohan v. Viktring weiß von biefer geheimen Abficht nichts. — Boehmer. 
ibid. p. 284—285. — Chron. Claustroneob. ap. Rauch. I. 90: „Otto- 
charus intravit Austriam de oonsensu nobilium et civium — 
ap. Pez. I. 461.: subjugavit Austriam auxilio quorundam No- 
bilium.“ 

2) Pernoldus. Anno 1251. — Anonym. Leob. Anno 1251. — Ottokar v. 
Horned. p. 15—18. Nach diefen Angaben hätte fi ber Gedanke, den 
Prinzen Ottokar zu wählen, erſt zufällig bei der Durchreife der Gefandten 
in Prag gebildet. Die Unwahrſcheinlichkeit deſſen haben ſchon Rauch, Defterr. 
Gefchichte. III. 84. — und Kurz, Oeſterreich unter den Königen Ottokar 
und Albrecht. F. 10—11. vermuthet und nachgewieſen. — Hanthaler. I. 
p. 954 — 957. ' 


3) Chron. Garsten. bei.Raudy. I. 38. 


234 Steiermark bis zum Cintritte der 


. 12351. . ® 
Ineiniteh eier⸗ Pan mag zwar bei dieſen Vorgaͤngen hier 


märter in ber Wahl gedacht Haben, daß nach dem Inhalte der Landes⸗ 
en een, ne veften beide Länder Deſterreich und Steier nur 

Einen Herrn und Regenten haben, und von ein⸗ 
ander nicht hätten getrennt werden ſollen. Allein die fteirifchen 
Stände und Herren handelten für ſich allein und felbftftändig, 
jedoch nicht ganz einig. Einige, namentlich Ulrich von Lichten- 
ftein (wiczig und mendleich), Dietmar von Dffenderg, die Herren 
von Zremenftein, Ehrenfeld, Grez u. A. meinten, man folle den 
handveſtlichen Beſtimmungen gemäß (Seit daz Recht wer dnz, 
daz von ainer Hant Dfterrei und Steierlant Solt Dienſteswe⸗ 
fen ondertan. Horneck) mit den Defterreichern gemeine Sache 
machen '). Andere aber und die zahfreichere Bartei, gleichfalls 
auf die Beftimmungen im Eaiferlihen Diplome vom Jahre 1237 
geftüßt (welche jedoch durch die Wiedereinfegung Friedrichs des 
©Streitbaren aufgehoben worden waren), wollten frei handeln, 
und ließen Befig und Regierung von Steiermark dur Dietmar 
von Weiffenet dem Pfalzgrafen Heinrich (Sohn Herzog Otto's 
von Baiern, eines Schwagers des römifhen Königs Konrad, und 
eines Eidams des Königs Bela IV. von Ungarn) anbiethen. Mit 
der Lage der Umftände wohlbekannt, auch berathen durch Dietmar 
von Weiffenet und in: deffen Begleitung, eilte Heinrich fogleich 
nach Ungarn, um die Anfichten feines Schwiegerpaters, des Kö: 
nigs Bela, zu hören, und fich nNfälig feines Beiftandes zu 
verfichern. R. Bela wollte jedoch diefe fo günftige Gelegenheit, die 
fhöne Steiermark feloft für fich zu erwerben, nicht aus den Hän- 
den laſſen. Er gewann, durch anfehnliche Geldſummen und Ber: 
fprechungen, wie man ſagt 2) den MWeiffeneter und durch diefen 
die Vorzüglichften feiner Partei, Friedrich von Pettau, Ulrich 
und Leutold? von Wildon, Wulfing von Stubenberg, Heinrich 


— — —* — — — · — 


1) Horneck. p. 27-30. Wahrſcheinlich haben fi) Einige dieſer Partei auch 
ſchon an Ottokar ſelbſt gewendet, und ihm die nahe Ausſicht auf Steier— 
mark eröffnet, weßwegen Ottofar in einer Urkunde vom 29. April 1253 
fagt: „Cum post obitum nobilium Prinoipum Austrise et Styriae — nos 
— per nobiles Duoatus eoruandem comites et barones, 
provide invitati eto“ — Hormayer, Archiv. 1828. N. 61. 21. Mai. 


2) Horned. p. 32: „Der Kunig gab furbar von Weiſſenekch Herrn Dietmar 
fotich Gut, dez er frum het, day er den Herren fein Pet getrewlichen prächte 
und fein mol gedächte wider arm und reiche. — Pey den Deren die ich han 
hie genannt, den der Kunig daz Gut fannt pey Herrn Ditmarn da her ye- 
gleigen nad fein Ger getailt und gegeben wart « 


N 


® 


Habsburgiſchen Fürfen. 3. 1246-1283. 235 


von Pfannberg, Kolo von Seldenhofen, Sifrid von Mährenberg, 
Sifrid von Kranichberg, Hartnid, Schänt von Rammftein, ihn 
ſelbſt, oder feinen Sohn als Landeshauptmann nad) Steiermark 
zu berufen ). — Kaum hatte Gertrude Nachricht erhalten, 
daß fich die öjterreichifehen Stände einen neuen Seren fuchen, 
eilte fie aus Meiffen herbei, um ihre vermeintlichen Rechte für 
ihren Sohn Friedrich geltend zu machen. Sie wurde jedoch nicht 
gehört, und ging daher nach; Ungarn, flehte um den Beiſtand Kö- 
nigs Bela und übertrug (in odium Ottocari et materterae suae 
Margarethae) °) ihm ale ihre Anfprüche auf Defterreih. Da— 
durch ward gleich bei der Beſitznahme der Länder , zwifchen Un⸗ 
garn und Böhmen der Krieg ſchon entfchieden. K. Bela gab der 
Gertrude feinen Enkel, den Herzog Romanow von Halit und 
Reuffen, zum Gemahle und das Verſprechen auf Deſterreich, wenn 
Ottokar daraus vertrieben ſeyn werde °). 


Philipp von Kärnten, als Metropolit für Salz⸗ 3. 1251, 
, Erzb. Philipp fallt 
burg ermählt, mehr ftnttlicher Feldherr und prunf: in Gnnstpel ein, vun 
⸗ u (€ 
liebender Ritter, als kirchlicher Dberhirt, geiſtvoll, lm om machen. 


gegen den Adel und das Domkapitel ftolz und hart, nicht zu be— 
wegen, die höhern Weihen zu empfangen *), ergriff, ald man in 
Defterreich einftimmig einen neuen Herrn mählte, in Steiermarf 
aber für denfelben Zweck uneinig handelte, auch die günftige Ge— 
fegenheit, und fiel mit Heeresmacht in das Ennsthal ein, um fich 
wo möglich durch feine 9) zahlreichen Mtinifterinlen, Lehensteute, 
Städte und Schlöffer in Steier, und durch Gewalt der Waffen 


1) Horned. p. 31-33. — Pernoldus. Anno 1251 : „Styrenses autem alio 
nuntio invitarunt Heinricum, filium Ottoni, Bawariae Ducis; sed quia 
Bela, Hungariae rex, has provincias vehementissime oupiebat pro filio, 
non ausus est Heinrions Bawarus, lioet Belae gencr, sine ejus oon- 
silio ocoupare, neo valuit.‘“ Und Anno 1252: „Styriam sibi rex pe- 
cuniis conoiliavit pro filio!«“ — In einer Lambacher Urkunde vom 23. 
1252 führt Ottokar den Titel: Dux Austriae et Styriae! — Kurz, Bei: 
träge. II. 455. 

=) Pernold. Anno 1251: „Jus, qund se habere putabat, in illum (Belam) 
transtulit, novarum nuptiaram referens promissum.‘‘ 

3) Horned. p. 35—36: „ivann Sy het ym haimleich mit Poten und mit Prie: 
fen flecht geben alles ir Recht an Ofterreich und an Steierlant , daz das 
ſtund in ſeiner Hant waz er gegen ir tet.“ 

+) Horneck. p. 33: „dez Piſtumbs zu Salzburg phlag, an dem ſoölich Sach lag, 
daz er nicht möcht chern zu priefterleichen Eren, vmb dieſelbe Schuld verloz 
er dez Pabſtes Huld.“ 

) Per. I. cap. 1073 fagt Hagen von Philippi: „mit waren wie arite 
Lanntherrn.“ | 


2336 Steiermark bis zum Eintritte der 


zum Herrn und Regenten des Landes zu machen. Schnell war 
das falzburgifche Heer von der Mandling bis Rottenmann vor⸗ 
gedrungen, worauf Philipp die Mauthftätte daſelbſt, und vorzüg- 
ih die Salzquellen in Ausſee und Hnlftadt, in Befik nahm und 
nllerorten mehrere Burgen und Blockhaͤuſer befeftigte, zum Stüß- 
punfte weiterer Unternehmungen und als Wehre zur Vertheidigung ’). 
Und er behnuptete das Eroberte bis zum Jahre 1254, zu welcher 
Zeit er dann durd die Uebermacht der Ungarn wieder daraus 
-berdrängt wurde 2). 
Sedan, Rein. Etu- Waͤhrend aM? diefer Vorgänge fchlichtete Her: 
Par Pre mann von Kranichberg einen zwiſchen ihm und dem 
He Bisthume Seckau beftehenden Streit um Zehenten 
| zu Kirchberg, vor Ulrich von Lichtenftein und den 
Nittern: Konrad von Ternberg und Friedrich von Pöltſchach °). 
Am 17. Juni ertheilte K. Wilheln von Holland dem Bifchof 
Urih ein Majeftätsdiplom mit der Beftätigung aller von K. 
Briedrich IL. ertheilten Nechte und Privilegien, wodurch der Sek⸗ 
kauerbiſchof den andern falzburgifchen Suffraganbifchöfen und den 
geiftlichen Fürften des deutſchen Reiches gleichgeftelt wurde ). 





2) Horned. p. 31: „Als der Se Philipp — wie ym doch wer fipp (ver: 
wandt) — der Chunig von Peheimlant — Yedoch fo tet ym ant. — Denn 
Schad an den verliefen — Er voricht er mueft verchieſen (fahrenlaffen) — 
dez yn ze Recht beftund nicht — Er under want fi, jo man gicht — von 
der Medlik Überall — Und waz in den Ens-Tall — den Lantherren war⸗ 
tet (dient) — Hincz an die hohen Wartt — dar und auch danne, — bie 
Marmt hincz Rotenmane — gab man ym durch fein Vorcht — Bon Holczwerich 
er do worcht — dasfelb auf den Chueperg — Ein Veſt gut, daran lag 
Werch — Stark und choſtleich — auch dient dem Fürften reich, — dar Hall- 
berg und Auge — Daz er gewunne Chreft me den Phlinfperg er pawte — 
Er mocht Hart genefen — Wer Herr. ze_Sitenr wolt weſen (fein) — Ge: 
muft aud) fein Willen han — durch die Sach er pegan — Auf den Nez: 
zelperg der Veft — Ob yemant fremder Geſt — Wurd geladen in daz 
Land — daz er mit werleiher Hant — Pen ym mocht peleiben — Man 
fa in wunder treiben, — dieweil daz Lant waz Herren log — Er rucht 
nicht, wer verlog — daz ot er Gewinnes phlag.“ — Hagen ap. Per. 1. 
1073. — Chron. Unrest. p. 496--497. 


2) Philipps Klage vor Ottokar drückt Horned p. 33 alfo aus: „Er chlagt 
ym fere den Gewalt — den ym der Ehunig Welan hie ge Steyr het ge= 
tan. — Wann er het ym genommen, waz yn waz an chomen — von 
Herczog Fridreihen — wan ym ledigleihen — angefallen wer — was 
der Fürft mer — von feinem Goczhaws het.“ Und p. 58: „Herczog Ul⸗ 
reich und Herr Philipp viel ftettlichleichen wurben daz, das ſy machten irn 
Haz zwifchen in und Kunig Welan darumb dag er nicht wold lan — baz 
Ennsthal und ander gut — bez ſich durch feinen. Ubermut, Herr Philipp 
underwant — dieweil hie zu Steyrlant ftund ane Herrn.“ 

2) Dipl. Styr. I. 324: ‚‚,Aotum Viennae Kal. Januarii. Anno 1251. 


4) Dipl. Styr. I. 324—325: „Datum apad Nusciam (Nussiam). Anno 1251. 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246-1983. J 237 


Am 6. März gab Ulrich von Wildon zu Stainz allen feinen Ba- 
fallen und Dienftmiannen die Erlaubniß, mit ihren Gütern Spen- 
den an das Chorherrenftift dnfeloft zu machen ). Zeugen diefer 
Erklärung waren die Ritter: Meinhard von Zeinzlisdorf, Ortolf 
von Pergarn, Widmar von Hopfgarten, Drtolf von Wilden, 
Dtto von Geusfeld, Heinrich von Winberg, Ulrich von Marein, 
Wulfing der Kelfermeifter. Das Stift Nein erhielt am 30. April 
1251 vom Papſte Innocenz IV. aus Avignon eine Ablaßbulle 
für die dortige Stiftskirche, zufolge welcher Bulle allen andaͤchti- 
gen Befuchern viefer Stiftskirche eine Indulgenz auf ein Jahr 
und vierzig Tage zugefprochen wird *). Berthold, Zruchfäß von 
Emmersberg, wünfchte im Stifte Rein feine Grabftätte zu erhal⸗ 
ten. Auf Mahnung des Stiftabtes kam er perſönlich nad Nein, 
und entfagte allen ungerechten Anfprühen auf Waldung und 
Bergrechte zu Weikersdorf in Dejterreich. Bei feiner wirklichen 
Beſtattung im Stifte ftelte fein Bruder Dito 3. November 1251 
die Entſagungsurkunde darüber aus °). Am 14. September 1251 
fhenkte der Propft Rudoiph und dag Domkapitel zu Gurt dem 
Stifte St. Lambrecht ein Feudalgut in Beiwald, welches bisher 
Dtto von Weilarn inne gehabt hatte). In Windifchgräg am 
24. Aprit 1251 erlaubte der Patriarch Berthold von Aquilein 
den Nonnen in Studenig, fi in geiftlihem Gehorſam den Do» 
minifanern in Pettau zu untergeben, mie dieg durchaus in den 
Nonnenktöftern in der Lombardie Sitte ſey; und er empfahl dn- 
her dem Prior in Pettau, Alles zum geiftlichen Wohle der Non: 
nen in Studenitz diefer Drdnung gemäß einzurichten; es folle je- 
doch im Nothfale auch den Kiofterfapelänen erlaubt ſeyn, die 
Beichten und Büßungen der Nonnen zu hören und zu ordnen, 
wenn eben fein Dominikaner zu Gebothe ftände >). In feinem 
letzten Lebensjahre 1251 ſchenkte diefer thntenreihe Kirchenhirt 





1) Stainzer Urkunde: „Concedo, ut quidemque hominum meoram militum 
vel clientum de suo patrimonio eidem ecolesiae St. Katharinae in Steunz 
fandationi Liutoldi bonae memorise fratris mei atque mer — — 

.  conferre voluerit vel donare, liberam habeat voluntatem.‘“ 


2) Seiner Urkunde, 
3) Keiner Urkunde. 
4) St. Lambrechter Urkunde. 


°) Johanneums- Urk. Diefer Patriarch Berthold (I. 1218—1251) hat den 
größten Theil feiner väterlichen Erbgüter, das Schloß Windiſchgratz mit 
Mauth und Herrligkeit, die Burgen Tuchenſtein, Wadeck u. 9. a. Kur 
Patriarchalkirche zu ewigem Eigen gefchentt, Then. Aqul, ST. AR. 


238 Steiermark bis zum Eintritte der 


feiner Patriarchatsktirche Schloß und Stadt zu Windifchgräg und 
die Herrfchaft mit allen, ihm daſelbſt gehörigen Gründen und 
Rechten zum ewigen Beſitze und Eigenthume '). Sein Nachfolger 
Patriarch Gregor, beftätigte zu Windiſchgratz am 20. Suli 1251 
‚ die Unterordnung der Studeniter Nonnen unter die Dominikaner 
zu Pettau; fo wie er auch etwas früher am 21. Zuni zu Bil« 
lach dem Stifte St. Paul den, in älteren Urkunden fchon ver- 
bürgten Beſitz der Kapelle St. Lorenz in Radmil oder in Rad- 
milach in der Wuͤſte neuerdings betätigt hatte ?). 

PR om Bon diefem Jahre endlich Inutet der Stiftungs⸗ 
Ronnenttoßer zu brief des Nonnenklofters zu Marnberg. Gyſela, die 
Gemahlin Alberts von Marnberg und ihr Sohn 
Sigfrid von Marnberg gaben als Dotation dieſer Stiftung die 
Perweinshube, unterhalb des Schloſſes Marnberg, mit der Kir- 
che daſelbſt, ſammt Muͤhle, Grund und Boden, die Waldungen 
am Buße des Schloßberges, die Waldungen eines andern Gutes, 
in dem Vorne genannt, ein Gut an der Furth über die Drau, 
auf dem Palmberg, und mehrere andere Güter zu Buchdorf, Tre⸗ 
bunine, auf dem Berge Warit, und das Schloß Marnberg feldft 
her. Dazu fügten fie noch die Güter in Kärnten bei Marin-Saal, 
zu Näppendorf, zu Churendburg, eine Mühle am Glanfluſſe, dann 
Liegenfchaften zu Puch, Gomelach und Linth, auf dem Krapfelde. 
Auf der Permweinshube ſelbſt erbauten fie ein Kloſter und über- 
gaben nles den Nonnen, Dominikanerordens, mit nolllommener 
Einftimmung aller ihrer Anverwandten, Anna, Rudolph und Lius 
told von Stadef, Hermann von Klamm, Kunegunde von Eimberg, 
Mechthildis von ©reiffenfeld, und vor den Zeugen: Kolo und 
Konrad, Brüder von Snidenhofen, Kuno und Otto, Brüder von 
Vinkenſtein, Nudbert von Truchſen, Bufen genannt, Dtto von 
Brien, Rudbert von Hardeck, Dietmar von Timnitz, Sighard von 
Marnberg, Ernft und Wulfing von Snovelin u. U. °). Für das 


1) Caesar, Annal. 11. 225: „Pertholdus Patrisrcha donavit eoolesiae Aqui- 
lejensi castrum Windischgräts oum foro et provinciam totam in per-. 
petuum, quod suum erat, oum omnibus aliis locis ad ipsam provinoiam 
pertinentibus tam in proprietate quam in possessione.‘‘ Ex D. Rubeis. 
Antig. Aguil. p. 718. 

2) Zohanneums = Urkunde. 

3) Dipl. Styr. I1.321— 322: „Data sunt haeo anno 1251 in die St. Joan- 
nis Baptistae. Auch Sigfrid von Marnberg fügte dazu eine eigene Ur⸗ 
Eunbe, worin ex allen feinen echten das neugefliftete Nonnenkloſter, 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246-1283. 239 


Nonnenſtift in Studenitz bezeigte ſich auch Biſchof Ulrich von 
Gurk in dieſem Jahre ungemein wohlthätig. Zu Landsberg am 
10. April 1251 ſiegelte er die Erlaubniß für Heinrichen von 
Rohitſch, von feinen gurfifchen Lehengütern 24 Anfite der Kir- 
che zu Gnadenbrunn als Seelgeräthe zu fpenden, fo wie er auch 
mit derfelben Urkunde jedem andern Minifterinl feines Hochſtif⸗ 
tes geftattete, den vierten Theil feiner Güter dahin zu fehenten ; 
jedoch mit dem Heimfallsrechte, wenn dns Kloſter je aufgelöst 
werden folte. Ebenfo erlaubte er urkundlich am 30. November 
1251, von jedem der fünf Hauptiehen der Gurkerkirche, Mont: 
preiß, Herberch, Königsberg, Rohitſch und Lengenburg fünf Man- 
fus den Studenigernonnen zu ſchenken ’). — Am 9. Suni 1251 
zu Völkermarkt Iegten Sigfrid von Marnberg und feine Gemah— 
fin Nichardis das Bekenntniß ad, daß die Schiöffer Neutruchfen 
in Kärnten und Marnberg in Gteiermart von ihren Borältern 
auf dem igengrunde des Stiftes St. Paul gewaltfam erbaut 
worden fenen, und daß diefe ebenfo miderrechtlih die Vogteien 
auf dem Nemfchnit und in Wolfsbach ſich angemaßt haben. Sie 
entfagten zugleich allen Anfprüchen auf Beides, nahmen aber Schlöſ⸗ 
ſer und Vogteien vom Stifte auf Lebenszeit und ohne Recht der 
Vererbung zu Lehen, ?). 


Der alte Böhmenkönig Wenzel beſaß trotz fei- Der bahmd? ring 


ne ifer 1 j 1 Ottokar verehelicht 
8 Eifers für die Vermehrung der Macht feines —RXRE FRE 


Haufes, Scharfblid und Stantsklugheit genug, um Witwe, Margareth, 
die Art und Weife, wie die neuen Länder-Ermer- ——— 
bungen feiner Dynaſtie zugewachſen ſeyen, vom rid)- baren. 

tigen Standpunkte, nämlich von Seite des damals gültigen Lehen- 
rechtes aus, zu würdigen. Defterreid) mit Steier war freigeivor: 
denes, heimgefallenes Reichſslehen; und nad den Geſetzen des 
deutfchen Neiches Hatten die Stände und Edelherren kein Recht, 
aus eigener Macht für diefe Reichsfürſtenthümer einen Landesre⸗ 
genten zu berufen und einzufeßen. Dttofar war demnach auf au⸗ 
Bergefegliche Weife zur Regierung derfelben gefommen. 8. Wen⸗ 
zel fah wohl ein, daß man dem Neiche und einem künftigen Reichs⸗ 


deffen Dotationsgüter, Gericht, Vogtei u. ſ. w. ein für ale Mal und gänz- 
ich entfagte. 

1) Johanneums⸗Urkunde. 

2) Johanneums⸗Urkunde. 


240 Steiermark bis zum Eintritte der 


oberhnupte gegenüber fich den dnuernden Beſitz der zugewachſenen 
Lande nur durch Ermerbung rechtlicher Zitel zu fichern vermöge. 
Er rieth dnher eine Berheirathung Ottokars mit der babenbergifchen 
Königswitwe Margaretha an, ungeachtet diefe (geboren 10. April 1205) 
ſchon eine Frau von 46 Jahren, Dttofar aber im blühendften Alter von 
23 Jahren war. Zugleich fahen die öfterreichifchen Stände diefe Ver⸗ 
mählung nicht nur für Ottokar als das befte Mittel zur Siche⸗ 
rung der erworbenen Landeshoheit, fondern auch für dad Land 
felbft als die ficherfte Bürgfehnft für deffen Beruhigung an’). Der 

ungemein kluge Bifchof Bruno von Dimüik bewog Margarethen 


zur Einwilligung 2), fo daß am 11. Februar die Verlobung und | 


am 8. April 1252 das Vermuͤhlungsfeſt feldft in Hnimburg mit 
größter Pracht und in prunkvoller Berfammlung geiftliher und 
weltlicher Herren, worunter auch Ulrich von Lichtenftein und 

Dietmar von Dffenberg mit anderen Steireredeln fich einfanden >), 
vollzogen wurde. In Anmefenheit aller Stände und Herren über- 
gab Margaretha dem jungen Ditofar die goldenen Bullen der 
Kaifer Friedrih J. (J. 1156) und Friedrich I. (J. 1245), durch 
welche die Borrechte und Freiheiten ihres Hauſes und deffen Län- 
der verbrieft waren und erklärte ihn nis Theilnehmer aller ihrer 
darauf fich gründenden Nechtsanfprüche 9. 


2) Pernoldus. Anno 1252: (Margaretha) tandem precibus et con- 
silio Provinoialium pro bono publico cedens, consensit.‘“ 


2) Pernoldus. Anno 1252: „Bed haec (Margaretha) noscens se Pro- 
vinoiae tantum causa in conjugem peti et „pervum boni de haec 
 eonjugio sperans.“ — Horned. p. 30. 


3) Chron. Garstens. bei Raud) fagt Anno 1253: „Apud Heimburch — 
preesentibus quatuor Episcopis — neo non omnibus nobilibus 
Austriae ‘et Styriae!“ Ä 


4) Pernoldus. Anno 1252: ‚‚Tanco Domina Margaretha protulit aureas 
Bullas Friderici primi et secundi, Imperatorum, de institutione Austriae 
in Ducatum et suooessione senioris fillae ultimi Ducis et jus suum 
Ottocaro secum oommune fecit coram provincialibus.‘“ — Chron. Gar- 

‚tens. Rauch. Anno 1253: „Coram quibus (omnibus Nobilibus) vidua 
Fipsa privilegia terrae suo marito exhibuit et jus suum sibi tribuit so- 
‘lemniter, nullo penitas in contrarium allegante.“ — Hagen. Pez. I. 1074. 
: Horned. p. 30-31. 33—34: „Sy gab ym aigenleich vor den wegiften 

: und ben peften ‚mit. ‚guldein Handveften, die ſy het von dem Reich vber 
: &teyr und Ofterreich, ob ir Prueder verdburb und ob er Eriben nicht en= 
. wurb, Sy folt der Lande Erib weſen. Da man die Handveft het gelefen, 

' Sy nam ſy felb in bie Hant, und gab Handveſt und Lant von Oſterreich 

ı dem Herzogen. “Und fpäter fagt Ottokar p. 34: „Bor Jungen und vor 

| Alten hat mein Srawe die Chunigin dur ir Trew mir zu ‚one Paibe 
: Läut und Lant wie. fo daz fey genannt alles ir Recht geben.“ 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 12461283. 241 


Ottokar und Margaretha hatten wegen Ihrer 6. ee at 


Blutsberwandtſchaft im vierten Grade die paͤpſt⸗ ——— — 
liche Diſpens erhalten, und ſich auch den Beſitz nat; ec Fön nad 
der Öfterreichifchen Länder den Handveften ger nit allgemein ale 
mäß, fo wie früger fchon die Herzogin Gertrude Te ee 
gethan hatte, durch den Papſt Innocenz EV. feierlich beftätigen 
Inften (6. Mai 1252), welcher zugleich den Bifchöfen von Sedau 
und Sreifingen auftrug, über diefe Rechte der Neuvermählten 
gegen alle Beirrungen zu wachen ’). Zufolge der Theilnahme an 
nen durch die kaiſerlichen SHnandpveften mohlgeficherten Rechten 
des Babenbergiſchen Haufes benahm fih nun Ottokar nicht nur 
nid Herzog von Defterreich, fondern auch von Steiermark, wie 
der in Urkunden ununterbrochen erfcheinende Titel „Herzog von 
Oeſterreich und Steier“ bewährt ?). Bis zu Ende des Jah— 
res 1252 waren nber die Parteien der Stände und Edelherren 
in Steiermark wegen eines neuen Landesregenten noch nicht ver⸗ 
einigt, und auch die Ungarn noch nicht im feften und augfchließ- 
lichen Befib des Landes. Philipp von Salzburg war bei dem 
Bermählungsfefte zu Heimburg anmefend und erfuhr, daß fich | 
Dttofar au für den Herren des Landes Steier von Nechtswegen 
anſehe, und dieſes Fuͤrſtenthum an Niemand abzulaſſen gedenke >). : 
Auch dem König Bela IV. konnte dies fein Geheimniß bleiben. 
Darum fiel er fogleich mit zwei Heeren in Defterreih und Mäh- 
ren unter bfutigen Serftörungen und Menfchenrnub ein, und eilte 
wieder heim, bevor ihn Ottokars Schwert erreichen konnte %). Die 
Herzogin Gertrude hatte ihre vermeintlichen Rechte Bela's Schutze 
empfohlen, wodurch er glaubte, nicht nur auf Steiermark, fondern 
nuch nuf Deiterreich Anfpruch erheben zu können. In Steiermart 
nber zögerte man noch, in feine Wünfche einzugehen und feine 
Unternehmungen zu unterftüßen. Auch war es für jegt dem Her- 


ot — 








1) Lambacher, Interregnum. Die Urkunden im Anhange p. 28—30. Urkunde 
für das Stift Waldhaufen: Datum ap. Heimburch 16. Fehr. 1252 : Otto- 
charus D. G. Dux Austriae et Styriae. — Kurz, Beitr. IV. 460— 461. 462. 

2) De Lang, Regest. Ill. 16. 1252. 27. März in Chremis. — Hanthaler. 
1. 957962. — Chmel, Notizenblatt für Defterr. Geſchichte. ©. 71. 

3) Horneck. p. 33—34. 

4) Joann. Viotor. Boehmer. Fontes I. 286-287. — Pernoldus. Anno 1252. 
1253: ‚Bela populationem Austriae facere perrexit, et Moraviam quo- 
que vastavis auxilio Bawarorum im Styria etiam plurima occu- 

„.Pans. 


Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. 6 


242 Steiermark bis zum Ginteitte der 


z0ge Dttofar gelungen, die Bniern aus dem Lande ob der Enns 
gänzlich zu verdrängen und ihre Vereinigung mit den Ungarn zu 
hindern. Am 30. Auguft 1252 ſchloß er mit Dietmar von Gteier 
den Abtretungspertrag der Stadt und Burg Steier, gegen die Herr- 
ſchaft Lofenftein, für Iebenslänglichen Genuß der Burglehen von 
©teier und für die Geldſumme von 200 Talenten. Der in Gtei- 
ermarf reich begüterte und mächtige Graf Ulrich von Pfannberg 
fteht in diefer Urkunde als erfter der Zeugen ’) Bttolar hatte 
fi fchon bei feinem Antritte der Regierung Defterreih6 um die 
Gunſt der Stände und Edelherren in der Steiermark bemorben 
und einige derfelben wirklich für fich gewonnen 3, Nun eilte er 
von Linz in die Steiermarf, und fam über Leoben nah Graͤtz, 
nicht nur, um fich den Ständen und dem Lande zu: zeigen, und 
um feine in den Landhandveſten des Babenbergifchen Negentenhau⸗ 
ſes gegründeten Nechte nuf das Herzogthum darzuthun, fondern 
auch um feine Abficht nuszufprechen, dies Neichsfürſtenthum mit 
Defterreich vereinigt zu beherrfchen. Nachdem er dem Stifte Nein 
alle Befigungen, Freiheiten und Rechte beftätigt, und des Stiftes 
Hofftätten in Grä und Neuftadt Befreiung von Steuern und 
Gerichten ertheilt hatte (wobei nur allein feine Kanzler: Wilhelm 
und Gottſchalk, Witigo der Landfchreiber, Albero von Kuenrin- 
gen und Heinrich, Schenk von Hausbad) als Zeugen erfchienen), 
eilte er wieder über Neuftndt nah Wien zurüd ?), ohne von den 
Ständen des Landes weder allgemeine Anerkennung no Huldi. 
gung erhalten zu haben 9. Ä 


Sufſt le aarre Sn diefem Sahre 1252 im März ſtellte Ul— 
ns A rich von Murberg dem Stifte Nein das ungerecht 
fupp und Neumarkt. porenthaltene Gut zu Werndorf zurüd, und gab zum 


Schadenerſatze zugleich eine Befißung in Sulz bei Wil⸗ 


( 2) Lambacher, Interregnum. Anhang. p.31: „Actum et datum apud Linzam 
anno 1252. III. Kal. Bept.* 


U geme deutet darauf hin: cap. 19. „Darnach er fleißigleichen pat — Ett⸗ 

eich Herren von Ofterreih — Sy taten alle frumdjleich — daz ſy wur: 
ben on die Steyrer — daz in ir gunft nicht verper.« — COhron. Garst. 
Rauch. p. 38. Anno 1252. 


f . . 
[°) Dipl. Styr. II. 22. — Originalurtunde des Stiftes Rein: Ottocharus, 
D. G. Dux Austriae et Styriae. Datum ap. Graez. Anno 1252. 
‘) Pernoldas. Anno 1252: „Postea bellum cum Ungaro iterum faotum, 
qui in Austria terribiliter vastavit, Styriam sibi pecuniis conciliavit 
pro filio Stephano.‘“ Ä 


Habebutgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 243 - 


don '). Wezelo, ein Bürger zu Wildon, ſchenkte mit Zuftimmung 
ſeines Herren Ulrich von Wildon dem Gtifte Rein ein Haus 
im Markte Wilden ?). Wie gewaltig im Jahre 1252 der ermählte 
Salzburgermetropolit Philipp von Kärnten in Steiermark fchnl- 
tete, ermweifen folgende Urkunden, Zwiſchen Bifchof Ulrich von 
Lavant und dem Stifte St. Lambrecht fchlichtete er am 19. Juli 
und 1. Auguft 1252 zu Frieſach einen ſchon unter dem Erzbifchofe 
Eperhard II. (J. 1240) begonnenen Streit um die Pfnrre zu 
Reumarkt und Grazzlupp, fo daß diefe Pfarre dem Stifte zu 
Eigen zuerkannt, die Anfprüche des Bifchofes aber mit einer Summe 
von 22 Marken Frieſachergeldes für immer nbgethan wurden, 
vor den Zeugen: Berthold, Pfarrer zu St. Stephan, Herrand, 
Vikar zu St. Marin in Örazzlupp ; vor den Nittern, Dito von 
Schalun, Wigand Graßnich, Dietmar von Thurn, Berthold von 
Schaͤufling ). Zu Wien am 30. December 1252 kam Philipp 
mit dem Stifte Rein wegen deffen Salzrechten und der Pfarre 
zu Gradwein auf folgende Weiſe überein: dem Stifte zu Nein 
fol von dem bisherigen Snizgefülle in Ausfee jährlich der dritte 
Heil für immerdar erfolgt, und wöchentlich zwei Marken Gel: 
des fo lange bezahlt werden, bis daß die Pfarre zu Gradwein 
dem SHochftifte frei geworden feyn wird. Diefe Kirche fol dann 
zum Erfage für ‚diefe wöchentliche Selöfumme dem Stifte einver⸗ 
leibt, und jenes Geld weiter nicht mehr gegeben werden. Die 
Einwiligung des Hochſtiftsktapitels und die npoftolifhe Diſpens 
zur Einverleibung diefer Pfarre wird vorläufig zugefichert. End- 
lich fihert Philipp zu, mit einem Landesheren Leinen Lehenver- 
trag oder. irgend eine nnödere Verhandlung zum Nachtheile diefer 
Mebereinfunft einzugehen. Zeugen diefes Vertrages waren: Biſchof 
Urih von Seckau, Eberhard der Stiftsprior und Niklas der 
Bangmeifer zu Nein, Meifter Johann, Domherr zu Köln ). 
16 * 


1) Reiner Urkunde. 

2) Reiner Urkunde: „Wezelo oivis noster (Ulrious de Wildonia) acoedente 
consensu et voluntate nostra.‘‘ 

3) Urkunde von St. Lambrecht: „Super eoolesia in Novo foro Grasslupp. 
Datum Frisaci XIV. Kal. Aug. Anno 1253. — Peg. III. Hist. Fund. 
Seitenstett. p. 309. In diefem Jahre ift auch der Gtiftöpriefter Hermann 
von St. Lambrecht in das öfterreichifche Stift Seitenftätten gerufen worben. 

4) Reiner Urkunde: Datum Viennse III. Kal. Januarii Anno 1253. 


244 Gkriermaıt bii um Giniriite ter 
2 11 Auf tem Eterbebene weilte Heidenreich wen 


— Excinbers dem. von ihm * 
ee figen Themas deielbi ein Gut ca Eteinberge, einen 
Sei m Beingartın zu Seitmik '. Gertrude, WBirwe von Ihe 
Serg. geb den Propfie Gewinnns und den Chorherren ihren 
Ser, ;u Erzberg gelegen, mit allem Zugehör; auf def ihr ge⸗ 
tölteter Seza Gerard, weider dur 6 jahre Leine irchtiche 
Grabstätte erfangt hatte, in der Kirche zu Beran zur Grabeb- 
rufe gebrecht werde °.. Am 28. Gehruar 1252 gab Keurad, der 
* son Friedberg, mit Zuftimmung feiner Gemahlin He 

mutis, feiner Eöhne Konrad. Dietrich, Liupeld und der Tochter 
—* tem Stifte ;u Goran für Beñtzungen ca oberen Echloſſe 
Frioberg bis ;um Krerzbilde hin den Hof, Echeliebern genannt, 
wit mehreren jäbrlihen Geld;inien. Dabei warın anmefend: 
Prost Gewinn son Borez, Dito der Pfarrer und Gherkerr 
Baiefyit, Konrad der Diafon, Ulrih, Pfarrer in Friedberg , die 
Ritter: Butring und Konrad, Heinrich von Tigerberg, Les der 
Biriler, Erhard us, Stadtrichter, Konrad der Amtmann, Heim 
rich der Hefmeitter und mehrere Muͤnner, Herberd, Rhunel, Len⸗ 
sold. Dito, Ehzunald von Borau (de Vorowe) ). Am 25. De⸗ 
teber weite Bilde Ulrih I. son Seckan Kirche und Hochaltar 
in Deren ;u Ehren der heil. Dreifaltigkeit, Maris und des Beil. 
Axoſtei Tomas feierlich ein 9. Am 14. April überfandten der 
ial;bursıfhe Zomproyfi Otts und der Abt ven Gt. Beter au 
den Preyiten Ulri sen Erdau, Gr;dialon der oberen Gteier: 
marf, und an Dits, Pierrer zu Gräg, eine Urkunde ded Cardi⸗ 
nefpriegers der Keil. Sabina und apoftolifhen Legaten Huge, 
werin dieier jeine Bitte am die Släubigen ded Salzburgerſpreu⸗ 


1) Caesar. Anaal IL 230: ..Heidenricus de Reinderg — pro illatis damnis 
— delegavit — mansam unum in Reimberg, carıcm unam in Lavenz ei 

vineam ibidem."- 

?) Caesar. Aszal IL 29-231: ..Gertredis relieta de Thalderg quem- 
dam curiam suam ad Erzber; sitam cum omeai jere tradidit , quare 
Gerkarden fliem sum, quendım pro deler! eccisum et 6 annis eoole- 
siastiga caremtem sepukura ia ecclesia sua sepelierant. 

3) Caesar. IL 522-523: „Ego Conrader CasteHanas de Fridberch — 

Veorawessi — dedi maaszm uaum iu loce qui dicitur Schel- 
lıkern pro concambie, quad babei cam fratribas in Verew nsque ad 
cructm penes castram superieris Fridberch. Acta sunt baec anno 1252. 
Ill. kal Barüi- 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 245 


gel$ richtet, ihn mit Geldbeiträgen zu unterftüßen, damit er das, 
nur zum zmweitenmale übernommene ®efchäft und. die Wurde eis 
nes apoftolifhen Legaten, wozu fein eigenes Vermögen nicht hin- 
reiche, gehörig führen könne. Er forderte von den Sprengeln: 
- Salzburg, Breifingen, Paffau und Regensburg einen Beitrag von 
400 Marten, weiche Summe von allen kirchlichen Snftituten und 
Berfonen, mit nlleiniger Ausnahme der Eifterzienfer, Karthäufer 
und des deutfchen Ordens erhoben werden ſollte; feiner Forderung 
fügte der Legat fogar die Drohung mit Bann und Sufpendirung 
gegen alle zur Einfammlung und Leiftung der Gabe: nicht geneig- 
ten DBerpflichteten bei. Fuͤr die Diözeſen Sedau und Lavant in 
der obern und untern GSteiermarf waren 80. Marten Silberg zu- 
getheilt. Der Legat hatte nicht fobald an den Dompropſt von 
Salzburg und den Abt zu St. Peter feine undegründeten For— 
derungen geftellt, als auch diefe fogleich ihre Einwendungen dnge- 
gen erhoben, ohne jedoch den Legaten zu. einer Zurüdnahme feines 
höchft ungerechten Antrages bewegen zu. können. Es blieb ihnen 
daher nichts übrig, als den Antrag des Legnten den vorgenannten 
Kirhenmännern in Steiermarf zuzufenden, damit nuch diefe davon 
Einficht nehmen und die Schrift des Legaten wieder weiter an 
alle Aebte, Pröpfte, Pfarrer, Vikarien, Kapläne und SKirchen- 
vorfteher mittheifen möchten. Zugleich berautnten fie auf den Bor- 
nbend non Laurentius eine Verſammlung des Clerus in Leoben an, 
um über diefe allgemein verhaßte Geldſammlung gemeinfam zu 
dernathen. Das Nefultat diefer Synoda ift jedoch unbekannt ?). 

. Die Pfarre Schleunid war dem Nonnenftifte Pfatze Seleanik, 
zu Studenit ſchon vorlängft gegeben mit der Bes Stift. Sig. 
fhränfung, daß dem Pfarrer. dafeldft von den Ein- 
fünften fo viel verbleiben folle, daß er SHofpitalität und Almofen 
geben könne ?). Auf die Klage der Nonnen gegen den GSchleuni- 
berpfarrer Leopoldus kam der Archiöinfon Konrad (Archidiac. 
Sauniae), berief zur Unterfugung und Berathung mehrere geift- 
liche und weltlihe Herren: Nudbert, Dechant und Pfarrer zu 





ı) Sohanneums-Urkunde. 


2) Legatis respondeat et miseriis pauperum pro posse subvenint, Archi- 
diaconos, Decanos et nuncios recipiat, oathedratico et aliis, quae ad 
Dioecesanum spectant, satisfaciat provide, praviter ao disorete. De- 
bet itaque diotus plebanus ct sui successores habere proventus matri- 
cis ecolesiae oathedranos, remedia, judicia, oblationea a ν sum 
decimalibus denariis' ao agridulture. 


246 Gteiermart bis zum Ginteitte der 


Bilftein, Johann von Bilzowe, Heinrih von Kerſchbach, Hein⸗ 
rich von Feiftrig, Herbord von Kötſche, Wulfing von Eike, 
Bruder Hermann, Dominifanerprior in Pettau und deſſen Bru⸗ 
der Heinrich von Krain. Er wies dem Pfarrer Leopold einen 
genüglichen jährlichen Rentenantheil zu, und fiherte denſelben im 
einer Urkunde am 26. Auguſt 1252 '). — Im Jahre 1252 ſtiftete 
der Bicedom von Aquileja mit feiner Gemahlin Fromude für fie 
und feine Borältern einen ewigen Sahresgottesdienft im Kiofer 
Seiz mit 20 Marken Silbers von Gütern und einen Weingar⸗ 
ten in Sydingendorf, nuf daß an dem Jahrestage der Karthän- 
ferconvent nu mit Wein und Yifchen ftattliher bewirthet wer: 
den fönne ?). 
6 —— In der erſten Haͤlfte des Jahres 1253 hatte 
— —— man ſich in der Steiermark, ungeachtet aller Be⸗ 
—— au be mühungen de8 K. Bela IV. nod nicht allgemein 
van für eine ungariſche Herrfchaft entfchieden, fo def 
Dttofar von Bielen als Herr und Negent des Landes angeichen 
wurde. Auch that er feinerfeits Alles, um Einfluß und Gewalt 
der Ungarn im Lande möglicht zu ſchwächen und verhaßt zu ma⸗ 
den ?). Dies führte die fchon glühende Peindfchaft der Ungarn 
dem baldigen Losbruche entgegen. Daher eilte Dttofar nach Brag 
(im März 1253), um feinen Bater, 8. Wenzel Ditofar, zu be- 
waffneter Hilfe aufzurufen. Am Königshofe hatten ſich eben ver- 
fammelt der Erzbifhof Philipp von Salzburg und die Bifchöfe 
Heinrih von Bamberg, Konrad von Freifingen, Berthold won 
Baflau, Bruno von Dimüh, Ulrih von Seckau, und jene von 
Meiſſen und Regensburg. Zuerft wurde Dttofard Zwiſt mit dem 
Bifhofe zu Paſſau wegen der hochftiftifchen Lehen in Deſterreich 
durch das Schiedsgericht der Bifchöfe von Freifingen und Geckau 
entfchieden (27. März 1253) *). Es ktann aber kein Zweifel feyn, 
daß bei diefer Lnterhandlung auch die fteirifchen Angelegenheiten 
mit dem Galzburgermetropoliten, der bis zu Ende 1252 als Herr 
der landesfuͤrſtlichen Galinen in Ausfee erfchien, mit Bifchof 
Ulrich von Seckau berathen, und Ottokars Anſprüche als Negent 


1) Zohanneums = Urkunde. 

2) Seitzer Urkunde. 

3) Horneck. p. 34. 

%) De Lang. Regesta. III. 28. Urkunde, fiehe Jahrb. d. Liter. 49,6. p. 92. 





Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 247 


bes Landes allgemein anerkannt worden find. Von Prag fam 
Dttofar nach Neuſtadt; wo er die Treue und Ergebenheit der 
Ritter und Stadtbürger mit Bertätigung aller ihrer Vorrechte 
und Freiheiten und mit neuen‘ Gnaden belohnte . 


Von Neuſtadt reiste er nach Steiermark: wohl b. Otteineinioben, 
zu keinem andern Zwecke, als ſeine Stellung als 
Landesregent möglichſt zu bewähren, zu kräftigen gegen die ungas 
rifhen Plane, und feinen Anhang unter den Ständen und Dy⸗ 
noften zu vergrößern. Am 17. 17. Mpi in Leoben umgaben ihn: Bifchof 
Ulrich von Seckau, Friedrich und Ulrich von Hausbach, Wulfing 
von Stubenberg, Dietmar von Weiſſenek, Hermann von Kra⸗ 
nichberg, Konrad von Helking, Witigo der Landſchreiber von 
Steier, Dietmar von Stretwich, Utrich von Lichtenſtein, Offo von 
Puütten, Albero von Hartberg, Konrad von Hintberg, u. v. A. 
Da gelobte er ſeinem geliebten Freunde, dem Biſchofe Ulrich von 
Seckau, und feinen Nachfolgern die Ablöſung aller verpfändeten 
Beſitzungen und Lehengüter der Grafen von Plain um Leibnitz 
und Stiffing auf landesherrliche Koſten dem Bisthume zu ewigen, 
freien Eigenthume zu bewirken, fo wie auch den Befiß der Ville 
NReuffenz mit demfelden Eigenthumsrechte, als Herzog Briedrich 
der Streitbare fie befeflen hatte 3). Die angeführten Zeugen be= 
währen, daß bereits zwei wichtige Gegner, Wulfing von Stuben: 
berg und Dietmar von Weiſſenet, melden K. Bela IV. in Ungarn 
ehevein für feine Sntereffen gewonnen hatte, jeßt zu Ottokar über- 
getreten waren. Hatte ihnen doch K. Dttofar jeßt und zu wieder⸗ 
hohlten Mahlen auf das feierlichfte die Beftätigung und getreue 
Spaltung aller von dem frühern Landesfürften H. Dttofar VIII. 
und H. Leopold dem Glorreichen erworbenen und beftätigten 
Borrechte und guten Gewohnheiten des Landes nngelobt 3). 


1) Rauch, Oeſter. Geſch. III. 126. 

?) Dipl. Styr. I. 325—326: „Quod homines et possessiones comitum de 
Pleyen, quos ciroa J,eybenz et Stiveu habere noscuntur — un de) 
mus nostris absolvere laboribus et expensis. 

Horned. p. 34: „Der Chunig Wicz und Chunft mit Fleiz daran chert, 
wie er den Ungern mert ben Wngunft in dem Lande. Die Herren er be= 
fannde, bie zu der Zeit da warn, er pegund gegen in geparn harte fre- 
ventleichen, er pat few fleißßigleichen, daz fy ym gut wern gegen den Stey⸗ 
tern, daz fy daz Recht fehen an, feind daz Lannd ze Steyr fhold han dew 
Kunigin Magret, der ez gelafßen het ir Water Derczog Lewpolt, ba nicht 
lenger wefen wolt jr Prueder Herczog Fridreich. Sy waz fo gewisleich 
der nägſt Erib nach ym, auf mein Trew ich daz nym. Der Kunig wa ven 
Deren ſprach, do er gehört und eeiad day der Herren Bunt tn El rt, 


2 
“u 


— 


248 Gteiermart bis zum @intritte der 
2 1238. Wirklich erfolgte darauf eine foldye Dewegung 


Allgemeine Bewe⸗ 


gun; am Sant. — im Sande, daß der ungarifche Hauptmann, Graf 
ungeiegen ante: Ainbold, die Steiermerf verlaflen mußte. Retür- 

banzicaieenlich ergriff K. Ditofar diefe günjtige Gelegenheit, 
und bejtelte nun ſelbſt Hauptleute für des Landes Leitung im 
feinem Namen. Wie H. Ditofar bemerkte, daß der von ihm zu⸗ 
erjt eingejeßte, nicht im Lande geborne Hauptmann Witige dem 
Landherrn nicht eben genehm jey, fo übertrug er die Landeshaupt- 
manngjtelle dem Grafen Heinrid von Pfannberg; welchem bald 
nacheinander Hartnid von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Lew 
told von Stadet und Wulfing von Zrewenftein gefolgt find. — 
April 1254 °) 











A 1233. Dadurch) ward der Krieg mit den lingarn zum 


Krıeg mit ten Un- 


gan. 8. Bela wire Ausbruche gebracht. Sogleich hatte ſich N. Bela IV. 
tudgemerien. Mai mit feinen Neiterſchaaren von Kumauen und Ans 

garn über Mähren, Defterreih und Gteiermarf 
mit dem gewöhnlichen barbarifchen Brennen, Zerftören, Plündern, 
Niedermeseln und Dienfhenrauben ergoffen. Wien war in hödh- 
jter Gefahr, und für Brag ſelbſt mußte der alte König Wenzel 
in ernftlicder Furcht ftehen. Aus Steiermark ſcheint Dttofar die 
Ungarn, welche K. Bela felbft anführte, ſchnell wieder zurüdge: 
worfen zu haben 23. Ebenſo miflang der Einfall der Baiern im 
ande ob der Enns 3). Mit einem eigenen Schreiben (Affie. 1. 
uni 1253) hatte indeffen Papft Annocenz IV. feinen Legaten- 
Velaskus nach Defterreich gefendet, beide Fürſten zu Frieden und 
Ruhe im Namen Gottes auffordern Inffen (qui non tam hominis 
quam veri Dei vicem gerimus!) und den Geſandten gegen 
alle Widerfpänftige mit undefchränkter Vollmacht zu Anwendung 
aller geiftlihen Strafen verfehen (qui disponente Deo univer- 
sali regimini praesidemus)*). Aug Steiermark zurüdgelehrt, 


er und die Kunigin Margret: bei meiner Trewen lob ich daz hewt, bay 
- Sant und Lewt von mir beleibent unbefwert, waz Rechtens jn gegeben wart, 

do der piderb und der wakcher Markgraf Ottotcher Herczog Lewpolten gab 
daz Lannt. Mit wew ich dez wirt ermant nad) der Lantherren Gewifßen, 
dieweil mein Leben unverfliefßen ift, fo muez ey ftete fein, daz lob ich auf 

; die Trewe mein.“ 

#2) Horned. p. 35. 

2) Chron. Mellic. Pez. I. et Pernoldus. Anno 1253: Continuat. "Cosmae 
Pragens. Anno 1253. -—- Horneck. p. 35—36. 

3) Chron. Herm. Altah. ap. Oeffele. I. 675. 


£ *#) Fejer, Cod. Hung. IV. II. 196-200. — Lambacher, Anhang. p. 3835. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283, 249 


kam Dttofar in der erften Hälfte Septembers nach Krems (17. 
Sept. 1253) '), und leiftete dem apoſtoliſchen Legnten feierliche 
Berficherung , den König Wilhelm von Holland zu unterftügen, 
und auf deffen Forderung die Bürftenthümer , Defterreich und 
Steier, als Neichslehen perfönlih von ihm zu empfangen ?). Das 
Anfehen des Papftes und feines Legaten beförderte ungemein den 
Frieden zwifchen Ditofar und K. Bela. Nachdem im Lager bei 
Wintendorf an der Mark) (in der zweiten Hälfte Septembers 
1253) Waffenftiliitand gefchloffen war : eilte Dttofar nad) Prag, 
wm von dem väterlichen Erbfönigreiche feierlichen Beſitz zu neh- 
men. Denn eben am 22. September 1253 war der olte König 
Wenzel auf der Jagd in den Wäldern jenfeits Bernun von einer 
ſchweren Krankheit ergriffen worden, und im Königshofe bei Pot: 
ſchapl geitorben °). 


Inzwiſchen behielt Dttofar auch ununterbrochen — ——— 


den Titel eines Herzogs von Deſterreich und gent In Öteiermart, 
Steier, und beftelte den ſtaatsklugen Bifchof Bruno. tue — 
von Dimüß zum Landeshauptmann von Defterreich.: Bei folder 
age der Dinge mag nun die öfterreichifehe ©ertrude am Hofe 
des Königs Bela IV. wohl eingefehen haben, daß ihre Hoffnun- 
gen auf Defterreich vergeblich feyen; weßwegen fie auch von ih« 
rem, in der Hoffnung auf ein felöftftändiges Fuͤrſtenthum gleicher: 
weife getäufchten Gemahle, Roman, verlaffen, und nie mehr gefe: 
hen worden ift. Die Tochter aus diefer Ehe, Agnes, ift nachher an 
den ungarifchen Prinzen, Stephan von Agram, sermählt worden *). 
Auch Heinrich von Baiern hatte ſich in gleicher Lage überzeugt, daß 
K. Bela IV. nad) dem Beſitze von Defterreich und Steiermart für fich 
ſelbſt und feinen Sohn ftrebe. Er gab daher feine Hoffnungen auf und 
eilte nach dem Tode feines Baters Dtto, Pfalzgrafen von Bniern, 
29, Nov. 1253, wieder heim 5). Noch zu Ende diefes Jahres 
handelte K. Dttofar als Landesregent von Steiermark, indem er 
ald „Herzog von Steier“ dem Landfchreider von Steier, 
Witigo, und deffen Bruder erlaubte, das landesfürkliche Lehen- ' 


— 





4) Schon vom 2. Sept. 1253 aus Krems eine Urkunde Ottokar's als Dux 
Austriae et St Styriae. — Boczek. Cod. Morav. III. 173. — 


2) Raynald, Annal. ecoles. Anno 1253. 
3) Horned. p. 36. Anonym. Leob. Anno 1253. 
i *) Joan. Victor. ibid. p. 287—288. — Horneck. 9.37. - Pernoldus. Au. 125%. 
"’y Pernoldus. Anno 1253. 


230 Ginmmmt n5 sus Geumme 28: 


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son Gtreiermart- db. Tae been Soerzagiznen werzuhten ebER- 
a: Margarııza mai de Aura asi Scrier. Serttude um di 





, Bub. Leim Beb EL 182-102. 
, Neucheitesh. Ba Freme IL P.L 4. p. EL 13. 


’, Bi. 11. L 2265-222: Artzan cı Dazam Viesmar aume 1255. Kal Mey. 
Zi: Isie 1255 £ mer zur Fri. wi u nr Mei T Begebendetien 
Cr a ER Code wir Ir „Drag ee Eeriert za ber Ber 
Eiugung ses m SE Zuacı zw forıza Dec Termismeiaz grühleffenen 
Eu DEE Lu 75 sim I 1358 sic zu arzt Bar 

s; Weir. CHA. Tage. IV. IL 218-239. 


>45 Perneldas. Auas 1255: _Isier Belam er Ouscherum Regem fl par 
Bela wm fsırzm assıe 24 partem proiimam Ässtriee et men- 
um Semrn; warı — Derız®. cap. 3: ‚De Giamay wer fo er: 
BRUT — sk Wer Eemerins rt Ser — m wer Surtperig bed 
Igrı7 — Beiesisz Gh eiemaz — Sem Usare Kzmiı Beier! — Aus- 
nrw. lesb. Ana- 12533 (1258 rabriyur). — Chres. Wei. Pez. I. 340: 
--Tali pas. qurd pariem Siyriae videlicet a mente. gei dieiter Sem- 
irische. dınee ger mentaza in Agmund perveniater, rehngeat regis 
deminie eı ber secundem qued aqune plaviales dirtinguemt decur- 
seutes." 


X „ 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 251 


Herrſchaft Mödling, auf Defterreich und Steier; Gertrude erhält 
dngegen als Eigen Leoben, Knittelfeld, Neumarkt oder Grazzlupp, 
Boitsherg und Tobl in Steiermark '). Auf einer fpÄteren per- 
fönlihen Zuſammenkunft der beiden Könige in Preßburg ward 
diefer Friedensſchluß mit noch andern Punkten förmlich befräftigt 
und auch der Herzog von Kärnten in dieſen Frieden eingefchloflen ). 


Das Friedensinſtrument, Ofen 3. April 1254, N era 
Inutet wie folgt: "Wir B., durch göttliche Barm. 
„herzigkeit Erzbiſchof von Kolocza, Soffaplan des erlauchten Kö⸗ 
„nigs von Ungarn, Roland, Graf der Pfalz und von Raab, Ste⸗ 
„phan, Herzog von ganz Slavonien, Chak, oberſter Kämmerer 
„und Graf von Supernin, Bevollmaͤchtigte des Herrn Bela, hoch⸗ 
„berühmten Königs in Ungarn, thun Allen und Jeden durch den 
„Inhalt gegenwärtiger Urkunde kund und zu wiſſen, daß, nad» 
„dem wir von Seite des vorgenannten, unferes Herrn bevollmäch⸗ 
„tigt worden find zur Herftelung des Friedens und der Einigkeit 
„zwiſchen dem vorgenannten unfern Herrn König und P. (Prze⸗ 
„misl) dem erlauchten Herrn König in Böheim, mit den von Seite 
»desfelben zur nachdrüͤcklichen Schließung des Friedens und der 
„Einigfeit ung zugetheilten und beigefellten Mitbevollmächtigten, 
„den, in Chriſto ehrmwürdigen Vater B. (Bruno) von Gottes 
„Gnaden Bifhof von Olmütz, Wythyko von Neuhaus, Dtto von 
„Moffe (Meiffau) Kadatd, dem Waifen (Orphano), Wykard 
„bon Zerna, wir nad) vorausgehaltener, forgfältiger. Verhandlung 
„ung dahin vereinigt Haben, daß unfer Herr, der König von Un⸗ 
„garn, und feine Erben dns Herzogthum Steier mit al’ deffen 
»Zugehör und Nechten für immer befißen, und inne haben follten 
„bi an die unten bezeichneten Granzen, nämlich: von der Höfe 
„des Berges, welcher genannt wird Semeregk, nad dem Zuge 


1) Horneck. p. 36—37: „CE (König Bela) folt auch in dem Lannde han bie 
Herzogin Gedramt. Der wart benant uberlamt für jrs Rechts Med — 
Leoben, und Knittiveld, Judenburg und Graßlaub, Voytſperig und: Zobl 
Antwurt man jr darczue.“ 


rus, Dux Austriae, Beli, regi Ungarise Styriam.“ — Anonym. Leob 


— 


2) Ohron. Claustroneob. Pez. I. 461: ‚‚Eodem anno resignavit 5 


ibid. anno 1253 (1254). — Chron. Osterhov. ap. Rauch. Fortwährend 
beftand in Steiermark wider K. Ottokar eine ſtarke Gegenpartei, wie die 
Möller Chronik andeutet: „Ottooaro, filio Regis Bohemorum, Austriam 
et Styriam nomine dotis obtinente, pluribus ao Majoribus de Styria 
rebellantibus, imo Regi Ungariae faventibus — inter ipaum regen U 
Ottocharum amicabilis compositio interoessit.** 


\ 


252 Steiermarf bis zum Gintritte der 


„desſelben nach Verſchiedenheit der Gegenden mit verfchiebenen 
„Namen bezeichneten Gebirgen von Ungarn bis Bamarien fort, 
„und mo fie ebendnfelbft enden, indem der Lauf der Waſſer von 
„jenen Höhen herab gegen die Mur die Bränzfcheide machen fol, 
„mit dem Beifabe, daß, wenn das Schloß Schwarzenbady nad) der 
„Wafferfeige nicht in den Theil des Herzogtums Steier füllen 
„folte, e8 die Abgeordneten und Bevollmächtigten des Königs P. 
„von Böheim über fi) nehmen, von ihm zu erlangen, daß diefelbe 
„Burg mit allen ihren Rechten in den Antheil unfers Herrn und 
„Königs übergehe, und demfelben zum ewigen Beſitze zugewiefen 
„werde '). Der von denfelden Berghöhen nach der Waſſerſeige gegen 
„die Donau gelegene Theil der Steiermark fol mit dem ganzen Her» 
„zogthume Defterreich der genannte Herr P. mit feinen Erben mit al⸗ 
„Sem Zugehör und mit allen Rechten zum ewigen Eigenthume befißen 
„und inne haben. Ebenfo foll unfer Herr, der König, von dem 
„Landantheile, weichen er befigen wird, der rau Imbirge (Ger⸗ 
„trude) Erſatz feiften, auf daß fie keine Wrfache habe, gegen den 
„genannten Herren P. ſich zu beffagen, weil fie außer diefer Er- 
„faßleiftung vom Herzogthume Defterreich nichts mehr beſitzen folle ?). 
„Aber auch Herr P. wird von feinem Antheife, den er behalten 
"wird, feiner vortrefflichen Srau Gemahlin und ihren Erben Erfag 
„geben, wenn er zufällig früher fterben ſollte, fo daß auch weder diefe 
„noch ihre Erben auf einen Theil, weichen der König befitten wird, 
„gegen unfern Herrn, den König, einen Anfpruch zu machen haben 
„folen. Die Handlungen aber der Bermandten und Freunde beider 
„heile follen nad) Schitichkeit dann geordnet werden, wenn unfer 
„Herr und König und der vorgenannte Herr P. zur Unterredung 
„und Verhandlung an Drt und Tag, welche gemeinfam dazu be- 
„Fimmt werden, zufammengefommen feyn werden. Daß aber von 
„diefen Punkten durch unfern Herrn, den König, nichts verändert 
„werden werde, haben wir auf deffen Seele den färperlichen Eid 
„geleiftet, und diefe Urkunde mit unfern angehängten Sigillen 


En nd 


1) Horneck. p. 36: „Die Ebnung wer fo ergangen: Als der Gemering het 
j vervangen und der Hartperig dez Lannt, befelbing fi) underwant, von Un⸗ 
i gern Kunig Welan.‘ — Chron. Garsten. Anno 1254. 


’) -Horned. p. 36: „Er folt auch in dem Lande han die Hertzogin Gedramt, 
der ward benannt vberlamt für irs Rechts Meld Lemben und Knittiveld, 
* Qubenburg und Graßlaub. Sy warn der Synne tamb die jr Recht da wurchen 
ſcholden, day fiz nicht enwolden „pefneiben mit dem Hobl, Boitöpering und 


Ar antwurt man jr darczue. 
— 


Habsburgiſchen Fürften. I. 1246—1289. 25 3 


„belräftigen laſſen. Verhandelt im Jahre 1254 bei Ofen, Freitags 
„vor Palmſonntag )).“ 


Nach der förmlichen Beftätigung dieſes Frie⸗ Graf Er von 


| . 1 Agram, ungarifcher 
densinftrumentes nahm K. Bela IV. ſogleich von gr am, ungavifder 


dem Herzugthume Steiermark nach deflen heutigem ee —8 
Umfange Beſitz; und ſetzte bis zur Großjaͤhrigkeit in —2 — und 
feines Sohnes, des Prinzen Stephan, den Grafen 

Stephan von Agram, Stephan von. Sclaromen zugenannt, als 
Landeshauptmann oder Statthalter in Graͤtz ein 2); und diefer 
erfcheint in feiner Amtswirkſamkeit fogleih ſchon in der zweiten 
Hälfte des Jahres 1254. Am 10. September hielt er zu Feld⸗ 
kirchen bei Grätz Landgerichtsnerfammlung mit Ulrich, Biſchof zu 
Seckau, Ladislaus Bifhof von Zirin, mit dem Landrichter in 
Steier. (iudex provincialis) Gottfried von. Marburg, Witigo, 
Landfchreider, Dietmar von Weiffenel, Sigfried von Mahrenberg, 
Rudolph und Luitold von Stade, Wigand von Maffenderg, Diet 
ri und Gundaker von Planfenwart; er beftätigte die Spende 
Ortlins von Steinberg, welcher dem Stifte Nein ein: Out zu 
Malsdorf in Ehen, zu St. Jakob, im Thale gelegen, gefchentt 
hatte °). Am 10. September 1254 faß der Banug, Stephan, Her⸗ 
309 von ganz Siavonien und Hauptmann non Steiermarf, in 
Graͤtz zu Gericht mit: dem Landrichter Gottfried von Marburg 
und den Urtheilshelfern Seifried von Mahrenberg, Dietmar von + 
Griven, Heinrich von a Wera — Wigand 
von Gybel, u. v. U. und ſprach dem Karthäuſerſtifte zu das Be- 
fiörecht der Ortſchaften Olsnitz und Warti, gegen Thienno, Nit- 
ter von Oybel *%). Am 3 November 1254 ward Gerichtshandlung 
in der Pfarrkirche St. Egyden in Gräß gehalten, wo der Abt 
von Nein, Amalrid von Grafendorf, als vom apoſtoliſchen Stuhle 


1) Horneck. p. 36—37. — Hanthaler. I. p- 962-967. — Kurg, Defterr. 
unter Ottokar und Albrecht I. Beil. I. Alle Vorfälle bis zu biefem Frie⸗ 
densſchluſſe umfaßt. — Anonym. Leob. Pez. I. Anno 1255. 

2) Joann. Victor. ibid. p. 287—288. — Horneck. p. 34. — Hagen, in Ohron., 
Pez. I. 1074: „Do gab Ghunig Wels von Ungarn Herzog Sepfan “4 





Agram den Steprern zu einen Haubtmann; ber waz hochfertig und ver: 
ſprach fich oft, wie fein Herr gechaufft hett dag Land. Er farz zu Grecz 
mit Harfe und belaib bo chawm ain Jar.“ 

3) Reiner Urkunde: Stephanus capitaneus Styriae. Actum apud Velchir- 
chen in judicio Provinciali IV. Idus Septemhris 1254. 

4) Seiger Urkunde im Johanneum. — Dipl. Styr, II, 83: Datum apud 
Greoz 1254. 


254 Gteiermarl bis zum Eintritte der 


abgeordnete Schiedßrichter , einen Zehentftreit zwifchen dem Bis- 
thume von Seckau und Gertrude von Wnldftein zu Bunften de 
Erftern entfchied, mit den Urtheilshelfern : Eberhard, Stiftsprior 
zu Nein, Konrad Bufterer der Minoriten in Graͤtz, Ulrich, Pfar⸗ 
rer in Straßanng ). 

3, 1253. ah Am 15. März 1253 ertheifte der paͤpſtliche 


Sedan. Btute 


&. Kambreat, ei Legat in Defterreich und Steier, Konrad, Propft 

Kuittelfelt. zu St. Guido in Speier, den Dominikanern in 
Bettau dns Privilegium, zu predigen, Beichten aufzunehmen, Ab: 
täffe und Grabftätten zu ertheifen. Zu Leibnik am 2. September 
1253 befehnte Erzbifhof Philipp von Salzburg den Brägerbür- 
ger Boltmar mit Zehenten in Baierndorf und Algersdorf bei 
Grätz 2). Zu Affıfi am 6. Suni 1253 nahm Bapft Innocenz IV. 
auf Bitten der Priorin und der Nonnen dns Kiofter EStudenig 
(Ecclesiam St. Maria fontis gratiae, ordinis St. Augustini) 
in apoſtoliſchen Schuß, und erließ eine weitläufige Beftätigungs- 
urkunde folgenden wefentlichen SSnhaltes: „Der Ronnenfonvent 
„(sub St. Augustini regula) fol dort beftändig verbleiben ; alle 
„rechtmäßig befeffenen, oder noch zu ermerbenden Guͤter ſollen 
„den Klofter ungefchmälert und unnngetaftet verbleiben, insbeſon⸗ 
„dere: Studenitz, Grifjendorf, Schebratin, Srafeinftorf, Traſein⸗ 
„ftorf, Eigen, Grewen und Koternsdorf, mit allem Zugehör, Wäls 
„dern und Weiden; Freiheit von Zehenten auf allen GSteinbrüchen 
„und Biehmeiden, Freiheit in Aufnahme von Novizinnen. Keine 
„Nonne darf nad) abgelegtem Profefie ohne Einwilligung der Prio⸗ 
„rin wieder austreten (nisi acrioris religionis obtentu), Bel 
„allgemeinen Interdicten ift ihnen nur ftiller Gottesdienſt erlaubt. 
„Krisma, h. Dehl, Altarweihe, Kirchenweihe haben fie vom Diö«- 
„zefanbifchofe zu erhalten, wenn er katholiſch und mit dem römi⸗ 
„fen Stuhle in Einigung ift. Freie Wahl der Grabſtätte in 
„Studenitz (salva tamen justitia earum ecclesiarum a quibus 
»mortuorum corpora assummuntur), freie Wahl der Priorin (jux- 
„ta Dei timorem et St. Augustini regulam), Berboth des Ein- 
„tritts in die Clauſur, und des Blutvergießens, Naubens, Gteh- 
vlend, Beuerlegend, Menſcheneinfanges innerhalb der Stiftögebäu- 
„de, Beſtaͤtigung aller Smmunitäten, Gteuerfreiheit und Privi- 


ı) Reiner Urkunde: „Aotum apud Greos in parochiali eoolesia. — Dipl. 
Styr. I. 327. 111. Non. Novembris.“ 


2) ©alzb, Kammer s Bücher, 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 12461283. 255 


„legien der Paͤpſte, Kaiſer, Fürſten ıc. ).“ Zu Leibnitz am 23. 
October 1253 verpflichtete ſich Hartnid von Leibnitz zum Wieder⸗ 
aufbaue der Veſte Valchenſtein und zum Verzicht auf Veſte und 
Guͤlten, wenn ihm die durch Schiedsſpruch des Biſchofs Heinrich 
von Seckau gebührende Summe von 207 Silbermarken für Scha— 
denerfag, Burggrafſchaft und andere Borderungen vom Erzbifchofe 
Philipp werde ausbezahlt worden feyn ). Bapft Innocenz IV. 
beftellte den Sedauerbifchof Ulricy I. zur Unterfuchung aller jener 
baierifchen Klöſter, weiche dem, mit dem Kirchenbanne befegten 
Herzog Dito ſich treu und anhängig bewiefen hatten. In einer 
Urkunde 1. Mai 1254 berief daher Bifchof Ulrich die Aebte von 
Zegernfee, Ebersberg, Nott, Attl, Weichenftefan, Scheyern, Peu⸗ 
erbach, Zell und Undersdorf auf einen beftimmten Tag nach Na—⸗ 
ftndt, um alldort ihre Unterwerfung gegen den Bifhof von Prei- 
fingen wieder zu ermitteln . Am 15. Mai 1254 hatte Bapft 
Innocenz IV. die Bifchöfe zu Ourk und Seckau zu Schiedsrich⸗ 
tern beſtellt, in Zehentftreitigleiten zwifchen dem Kapitel zu Sek— 
fau und Hugo von Pernek, Wigand von Maſſenberg, und andern 
Edelherren, deren Gewaltthaͤtigkeiten diefes Stift an Gütern und 
Renten Bisher vielfach beeinträchtigt hatten %. In diefem Jahre 
hat fogar der Pfarrer Heinrih von St. Margarethen bei Knit⸗ 
telfeld um die Bertätigung diefer ihm verliehenen Pfründe bei 
Bapft Innocenz IV. angefucht und diefelde erhalten. In einer 
zweiten Bulle forderte diefer Papft die Bifchöfe zu Gurk und 
Seckau auf, dns Chorherrenftift von Seckau kraͤftigſt zu ſchützen 
gegen die widerrechtlichen Aufgriffe der Edelherren: Wigend von. 
Maſſenberg und Hugo von Perned, auf ftiftifche Güter und Ze: 
henten >). Dem Gtifte St. Lambrecht ſchenkte Gottſchalk von 
. Boflenderg mit Einwilligung feiner Gemahlin Diemut und feiner 
beiden Söhne Gottſchalk und Dietmar, eine Befigung in Yurt 
zur Kirche Mariahof und der dort wohnenden Gtiftspriefter, ges - 





2) Stubeniger Urkunde. 

2) Salzb. Kammer-Bücder. 

3) De Lang, Regest. III. 42. | 

*) Dipl. Styr. I. 214—215. Im 3..1254 ſchenkte Gertrud, Tochter weiland 
Reimberts von Mureck und Witwe (illustris vidaa) des Ritters Rubolph 
von Raß (strenui militis), dem Stifte Viktring zur Stiftung eines ewigen 


Gotteödienftes am 8. April — Güter zu Zwenkach, Dobelsborf und Zeto: . 
id. — Viktr. Ur, 


>) Zohanneums s Urkunde, 


256 Steiermark bis zum Ginteitte der 


gen die Bedingung einer Grabftätte daſelbſt. Die Uebergabe voll: 
309 Uri von Wildon (Nobilis) vor den Zeugen: Dtto von 
Lichtenſtein, Wulfing von Stubenderg, Herrand und Teutold bon 
Wildon, der Brüder Gundaker und Dtto von Steier, Rudiger 
von Perhoch, Hermann von Obdach, (Milites) '). Am 6. Juni in 
Stainz 1254 beftätigte Ulrich von Wildon die fchon im J. 1251 
allen feinen Minifterinlen und Lehensleuten ertheitte Erlaubniß, 
Süterfpenden dem Chorherrenftifte daſelbſt zu machen; und er 
erwaͤhlte ebenfo, wie fein bereits verftorbener Bruder, feine Grab⸗ 
ftätte im Stifte Stainz ; Zeugen dabei waren die Ritter: - Herr 
Drtoff und Witmar, Sigfrid von Lemfiß, Serhard von Banholzu. A.). 


Berrättungen un Die vielfachen Erfhütterungen, welche das 
tem u. Alößen mag Land Steiermark durch Befeßlofigkeit und rohe Ge⸗ 
Anmont. malt der eigenen Edelherren, Dynaften und Schirm: 
vögte nach dem Tode Friedrichs des GStreitbaren 

mehrere Ssahre fortwährend zerrütttet Hatten, waren nicht ohne 
Einfluß auf geiſtliche Gemeinden in Stiften und Klöſtern geblie- 
ben, deren blühendfte Epoche wohl nur bis zur Hälfte des XIIL 
Sahrhunderts gedauert hatte. Solch eine bedrängnißvolle Zeit 
war nun nuch für. das Stift Admont eingetroffen °). Auf gemalt. 
thätige Zwietracht im Innern der Stiftsgemeinde Inffen mehrere 
paͤpſtliche Bullen (vom Sahre 1252 bis 1254) fehließen. Am 13. 
April 1252 erteilte Papft Innocenz IV. dem Abte Berthold zu 
Admont auf deffen Bitten die Gewalt, einige feiner Priefter und 
Xaienbrüder (nonnulli monachi et conversi monasterii tui), wel« 
he gewaltfam Hand an einander gelegt (pro violenta injectione 
manuum in se ipsos), fi Bieles als Eigenthum zugeeignet 
(detentione proprii) und verwendet, allen Gehorſam verweigert, 
und verderblihe Factionen gebildet hätten, darum in den Kirchen⸗ 
bann verfallen waren, nichts defto weniger nber die heifige. Weihe 
empfangen und priefterliche Verrichtungen vollzogen hatten, som 
Bannfluche wieder zu löfen, mit folgendem Beifnge: „daß er erft 
„mach fchmerer Buße cinige Mönche Iosfpreche; daß er Anderen 


2) St. Lambrechter Saalbuch. 

2) Stainzer Urkunden: Aotum in Steunz tomporibus Praepositi Chunradi. 
Anno 1254. VIII. Idus Junii. 

3) Saalbuch. IH. 37—38: „Ea propter cum ecclesia nosira tam sason- 
lari quam spiritaali patronatu orbata, multigenis hino inde ‚prossuraram 
ac tribulationum procellis agitata orebro fluotuaret.“ 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246— 1283. 257 


zwei Jahre hindurch die Ausübung prieſterlicher Verrichtungen 
unterfage 5 daß er die ſthwerſten Verbrecher (manuum injectiones, 
quorum fuerit gravis et enormis excessus) unmittelbar nad 
Nom fende, damit fie an den Stufen des npoftolifchen Stuhles 
Berzeihung und Banneslöfung reuevoll erflehen; daß er fich end» 
li) von den Mönchen angemaftes Stiftögut wieder für. gemeinfame 
Verwendung zu den Bedürfniffen des Hauſes herausgeben: laffe. 
Dem Herzog Dttofar von Defterreich empfahl Papft Innocenz IV. 
die. Beſchuͤtzung des Stiftes Admont nahdrüdlich (16. April 1252); 
und fpäter (8. April und 15. Juli 1254) hatte er es für nöthig 
gefunden, den für Salzburg erwählten Philipp von Kärnten und 
den Bifchof Heinrich von Ehiemfee fräftigft zur Mithilfe aufzurus 
fen, daß nlle entriffenen, vorenthaftenen und auf lebenslang durch 
gemwaltfam abgedrungene Verträge vom Stifte entwendeten Befitzun⸗ 
gen und Renten wieder dahin zurüdgebracht werden möchten (ad 
jus et proprietatem legitime-revocare) '). Die Nödmontifchen Be: 
fißungen der Propftei Kirchheim in Dberfärnten vermehrte um diefe 
Zeit der Stiftspriefter und Güterverwalter dafeldft, Herr Ulrich, 
(religiosus vir, Dominus Ulricus praepositus) durch Käufe von 
Görzifhen Miniſterialen, Dtto und Kolo von Bolchenftein und 
Heinrich von Geltburg mit Zuftimmung des Grund» und Leheng- 
herren, des ehemnligen Statthalterg in Steiermark, Grafen Mein- 
hard IV. von Görz und Tyrol, der nuch die Urkunden darüber 
zu Lienz in Tyrol zu Ende September 1254, und am 12. Dcto- 
ber 1256 vor den Zeugen: Kuno von Ehrenberg, Heinrich von 
Anros, Dttofar von Lewenburg, Rudolph Pfarrer zu Patriarchs⸗ 
dorf, Friedrich Burggraf zu Lienz, Meinhard von Cerau, Erneft, 
ehedem Richter zu Lienz, dem Kanzler des Grafen Meinhard, 
Heinrich, Pfarrer zu Eherftein, nusfertigte und befiegelte ?) 


Am 4. December 1254 maren in der Stadt- .., Sammierigt 
pforekirdhe. zu Marburg zu Gericht verfammelt:. zu — Marburg. Die $. 
Gottfried von Marburg, Heinrich von Scharfens —* und Doltaberg. 
berg, Rudolph von Stade, Friedrich der Juͤngere 
von Pettau und Babo von Treun, und verurtheilten den Werner 


ven Hufe fachfälig negen das Stift Viltring, demfelben für die 


2) Adm. Url, B 12. 14. 25. 55. 
2) Abm. urk. CCC. 7. 11. | 
Selb. d. Bteiermarf. — V. Bd. V 


248 Steiermark bis zum Eintritte der 


3. 1253. Wirklich erfolgte darauf eine folche Bewegung 


J Allgemeine Bewe⸗ 
gung im Sanbe. — im Lande, daß der ungarifche Hauptmann, Graf 


eingefesten Sande: Ainbold, die Steiermark verlaffen mußte. Ratür- 

hauptleute. tich ergriff N. Dttokar diefe günftige Gelegenheit, 
und beſtellte nun ſelbſt Hauptleute für ded Landes Leitung in 
feinem Namen. Wie H. Dttofar bemerkte, daf der von ihm zu⸗ 
erft eingefegte, nicht im Lande geborne Hauptmann Witigo den 
Landherrn nicht eben genehm fey, fo übertrug er die Landeshnupt- 
manngftele dem Grafen Heinrich von Pfaunderg ; welchem bald 
nacheinander Hartnid von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Leu⸗ 
told von Stadet und Wulfing von Zrewenftein gefolgt find. — 
April 1254 °), 


arle *83 uUn— Dadurch ward der Krieg mit den Ungarn zum 


—— Ausbruche gebracht. Sogleich hatte ſich K. Bela IV. 
m zu⸗ 
u mit feinen Reiterfchnnren von Kumanen und Un: 
garn über Mähren, Defterreih und Steiermark 
mit dem gewöhnlichen barbarifchen Brennen, Zerftören, Plündern, 
Niedermeheln und Menſchenrauben ergoffen. Wien war in höch- 
ſter Gefahr, und für Prag feldft mußte der alte König Wenzel 
in ernftlicher Furcht ftchen. Aus Steiermark ſcheint Dttofar die 
Ungarn, welche K. Bela ſelhſt anführte, ſchnell wieder zurüdge- 
worfen zu haben °. Ebenſo mißlang der Einfall der Baiern im 
Lande ob der Enns 3) Mit einem eigenen Schreiben (Aſſis. 1. 
uni 1253) hatte indeffen Papſt Annocenz IV. feinen Legaten 
Velaskus nach Defterreich gefendet, beide Fürjten zu Frieden und 
Ruhe im Namen Gottes auffordern laſſen (qui non tam hominis 
quam veri Dei vicem gerimus!) und den Geſandten gegen 
alle Widerfpänftige mit undefchräntter Vollmacht zu Anwendung 
aller geiftlichen Strafen verfehen (qui disponente Deo univer- 
sali regimini praesidemus) ®). Aug Steiermark zurüdgefehrt, 


er und die Kunigin Margret: bei meiner Trewen lob ich daz hewt, daz 
Lant und Lewt von mir beleibent unbefwert, waz Rechtens jn gegeben wart, 
do ber piderb und der wakcher Markgraf Ottokcher Herczog Lewpolten gab 
daz Lannt. Mit wew ich dez wirt ermant nad) der Lantherren Gewiſßen, 
dieweil mein Leben unverfliefßen ift, fo muez ey ftete fein, daz lob ich auf 
bie Trewe mein. | 
{2) Horneck. p. 35. Ä 
 29”Chron. Mellic. Pez. I. et Pernoldus. Anno 1253: Continuat. 'Cosmae 
Eragens. Anno 1253. -— Horneck. p. 35-—36. 
‚3) Chron. Herm. Altah. ap. Oeffele. I. 675. 
4) Fejer, Ood. Hung. IV. 11. 106 - 200. — Lambacher, Anhang. p. 3835. 
——— 


Habapurgifgen Fürken. I. 1246-1283, 249 


. Sam Oitokar in der erften Hälfte Septembers nach Krems (17. 

Sept. 1253) '), und Teiftete dem apoſtoliſchen Legaten feierliche 
Berficherung, den König Wilhelm von Holland zu unterftüßen, 
und auf deffen Forderung die Bürftenthümer, Defterreih und 
Steier, als Neichslehen perfönlich von ihm zu empfangen ?). Das 
Anfehen des Papſtes und feines Legaten beförderte ungemein den 
Frieden zwifchen Dttofar und K. Bela. Nachdem im Lager bei 
Winfendorf an der Mar) (in der zweiten Hälfte Septemberg 
i253) Waffenſtillſtand gefchloffen war : eilte Dttofar nad Prag, 
um von dem väterlichen Erbfönigreiche feierlihen Beſitz zu neh: 
men. Denn eben am 22. September 1253 war der alte König 
Wenzel auf der Jagd in den Wäldern jenfeits Bernun von einer 
ſchweren Krantheit ergriffen worden, und im Königshofe bei Pot: 
ſchapl geitorben *). 

Inzwiſchen behielt Ditotar auch ununterbrochen 1252—1234. 


Ottokar, Landesre⸗ 
den Titel eines Herzogs von Deſterreich und ent in Steiermark. 


Steier, und beſtellte den ſtaatsklugen Biſchof Bruno Die Ann Ber 
von Dimüs zum Landeshauptmann von Deſterreich. Bei folcher 
Lage der Dinge mag nun die Öfterreichifche Gertrude am Hofe 
des Königs Bela IV. wohl eingefehen haben, daß ihre Hoffnun- 
gen auf Defterreich vergeblich feyen; weßwegen fie auch von ih« 
rem, in der Hoffnung auf ein felöftftändiges Fürftenthum gleicher: 
weife getäufchten Gemahle, Roman, verlaffen, und nie mehr gefe- 
hen worden ift. Die Tochter aus diefer Ehe, Agnes, ift nachher an 
- den ungarifchen Prinzen, Stephan von Agram, vermählt worden *). 
Auch Heinrich von Baiern hatte fi in gleicher Lage überzeugt, daß 
K. Bela IV. nad) dem Beſitze von Defterreich und Steiermart für fi 
ſelbſt und feinen Sohn ftrebe. Er gab daher feine Hoffnungen auf und 
eifte nach dem Bode feines Baters Dito, Pfalzgrafen von Baiern, 
29. Ron. 1253, wieder heim 5). Noch zu Ende diefes Jahres 
handelte K. Ottokar als Landesregent von Steiermark, indem er 
als „Herzog von Steier“ dem Landfchreiber von Steier, 
Witigo, und deffen Bruder erlaubte, dns Iandeefürfiche Reben ! 





a) Schon vom 2. Sept. 1253 aus Kremd eine Urkunde Ottokar's als Dux 
Austriae_et Btyrise. — Boozek. Cod. Morav. It. 173.  — 


2) Raynald, Annal. ecoles. Anno 1253. 

3) Horneck. p. 36. Anonym. Leob. Anno 1253. 
( 4) Joan. Viotor. ibid. p. 287—288. — Horneck. p. 37. - Pernoldus. Au. Ti. 
7 Pernoldus. Anno 1253. 


248 Steiermark bis zum Eintritte der 


zoge Dttofar gelungen, die Bniern aus dem Lande ob: der Enns 
gänzlich zu verdrängen und ihre Bereinigung mit den Ungarn zu 
hindern. Am 30. Auguft 1252 fehloß er mit Dietmar von Steier 
den Abtretungsvertrag der Stadt und Burg Steier, gegen die Herr- 
ſchaft Lofenftein, für Iebenslänglichen Genuß der Burglehen von 
Steier und für die Geldſumme von 200 Talenten. Der in Stei⸗ 
ermarf reich begüterte und mächtige Graf Ulrich von Pfannberg 
fteht in dieſer Urkunde als erfter der Zeugen ’). Dttokar Hatte 
fi ſchon bei feinem Antritte der Regierung Defterreich$ um bie 
Gunſt der Stände und Edelherren in, der Steiermark beworben 
und einige derfelben wirklich für fich gewonnen ’), Run eilte er 
von Linz in die Steiermarf, und fam über Leoben nad) Grätz, 
nicht nur, um fich den Ständen und dem Lande zu- zeigen, und 
um feine in den Landhandveiten des Babenvergifchen Regentenhaus 
ſes gegründeten Nechte nuf das Herzogthum darzuthun, fondern 
auch um feine Abſicht auszufprechen, dies Neichsfürſtenthum urit 
Defterreich vereinigt zu beherrfchen. Nachdem er dem Stifte Rein 
alle Befigungen, Freiheiten und Rechte beftätigt, und des Stiftes 
Hofftätten in Grit und Neuftadt Befreiung von Steuern und 
"Gerichten ertheilt hatte (wobei nur allein feine Kanzler: Wilhelm 
und Gottſchalk, Witige der Landfchreiber, Albero von Kuenrin- 
gen und Heinrich, Schenk von Hausbach als Zeugen erfchienen), 
eilte er wieder über Neuftadt nach Wien zurüd ®), ohne von den 
Ständen des Landes weder allgemeine Anerkennung no Huldi- 
gung erhalten zu haben *). Ä | 


Stift Keim, Hfarre In dieſem Jahre 1252 im Maͤrz ſtellte Ul- 


Gradwein. St. Lam⸗ pi, . . 
rein Sram rich von Murberg dem Stifte Rein das ungerecht 


Iupp und Neumarkt. porenthaltene Out zu Werndorf zurüd, und gab zum 
Schadenerſatze zugleich eine Befißung in Sulz bei Wils 


| 2) Lambacher, Interregnum. Anhang. p. 31: „Actum et datum apud Linzam 
anno 1252. III. Kal. Sept.“ 


2) Horned deutet darauf hin: cap. 19. „Darnadh er fleißigleichen pat — Ett- 
eich Herren von Dfterreih — Sy taten alle frumchleich — daz ſy wur⸗ 
ben on die Steyrer — daz in ir gunft nicht verper.“ — Chron. Garst. 

. Rauch. p. 38. Anno 1252. 


2) Dipl. Styr. II. 22. — Originalurkunde des Gtiftes Rein: Ottocharus, 
D. G. Dux Austriae et Styrise. Datum ap. Graez. Anno 1252. 
) Pernoldus. Anno 1252: „Postea kellem cum Ungaro iterum factum, 


. qui in Austria terribiliter vastavit, Styriam sibi peemniis conciliavit 
pro filio Stephano.‘“ 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 251 


Herrſchaft Mödling, auf Defterreich und Steier; Gertrude erhätt 
dngegen als Eigen Leoben, Knittelfeld, Neumarkt oder Grazzlupp, 
Boitsberg und Tobl in Steiermark 9). Auf einer fpÄteren per- 
föntihen Zufammentunft der beiden Könige in Preßburg ward 
diefer Friedensſchluß mit noch andern Punkten förmlich befräftigt 
und auch der Herzog von Kärnten in diefen Frieden eingefchloflen ?). 


Das Friedensinftrument, Dfen 3. April 1254, ran. 
lautet wie folgt: "Wir B., durch, göttliche Barm— 
„herzigkeit Erzbifchof von Rotocza, Soffaplan des erlauchten Kö⸗ 
„nigs von Ungarn, Roland, Graf der Pfalz und von Rand, Ste⸗ 
„phan, ‚Herzog von ganz Slavonien, Chak, oberfter Kämmerer 
„und Graf von Supernin, Bevollmächtigte des Herrn Bela, hoch- 
„berühmten Königs in Ungarn, thun Allen und Jeden durch den 
„Inhalt gegenwärtiger Urkunde fund und zu mwiffen, daß, nach 
„dem wir von Seite des vorgenannten, unfere® Herrn bevolfmädh>: 
„tigt worden find zur Herftelung des Friedens und der Einigkeit 
„zwifchen dem vorgenannten unfern Herrn König und P. (Pre: 
„misl) dem erlauchten Herrn König in Böheim, mit den von Geite 
„desſelben zur nachdrüdtichen Schließung des Friedens und der 
„Einigkeit ung zugetheilten und beigefellten Mitbevollmächtigten, 
„den, in Chriito ehrmürdigen Vater B. (Bruno) von Gottes 
„Gnaden Bifhof von Dimüs, Wythyko von Neuhaus, Dtto von 
„Moſſe (Meiffau) Kadald, dem Waifen (Orphano), Wpfard 
„von Terna, wir nad) vornusgehnltener, forgfältiger. Verhandlung 
„ung dahin vereinigt haben, daß unfer Herr, der König von Un⸗ 
„garn, und feine Erben das Herzogthum Steier mit al’ deffen 
„Zugehör und Rechten für immer befigen, und inne haben follten 
„bis an die unten bezeichneten Graͤnzen, nämlich: von der Höhe 
„des Berges, welcher genannt wird Semeregk, nach dem Zuge 


1) Horned. p. 36—37: „EP (König Bela) folt auch in dem Lannde han bie 
Herzogin Gedramt. Der wart benant uberlamt für jrs Rechts Med — 
Lewben, und Knittlveld, Judenburg und Graßlaub, Voytſperig und Tobl 
Antwurt man jr darczue.“ 

2) Chron. Claustroneob. Pez. I. 461: ‚‚Eodem anno resignavit Ottocha- 
rus, Dux Austriae, Beli, regi Ungariae Styriam.‘“ — Anonym. Leob. 
ibid. anno 1253 (1254). — Ohron. Osterhov. ap. Rauch. Sortwährend 
beftand in Steiermark wider K. Ottokar eine ſtarke Gegenpartei, wie die 
Mölker Chronik andeutet: ‚‚Ottocaro, filio Regis Bohemorum, Austriam 
et Styriam nomine dotis obtinente, pluribus ao Majoribus de Styria 
rebellantibus, imo Regi Ungarise faventibus — inter ipgaum regem U 
Ottocharum amicabilis compositio intercessit." 


— 





244 u. ‚Steiermark bis zum Gintritie der 


Stift Yoran Gyno. Huf dem Sterbebette wollte SHeideitreich von 


balogefammlung in. Steinberg dem, von ihm vielfach befchädigten Stifte 
oben wegen © 

forderungen bes zu Borau Erfaß leiften, und ſchenktte daher dem heis 
papſtlichen Segaten. ligen Thomas dafelbft ein Gut am Steinberge, einen 
Hof und Weingarten zu Laffnitz ). Gertrude, Witwe von Thal⸗ 
berg, gab dem Propſte Gewinnus und den Chorherren ihren 
Hof, zu Erzberg gelegen, mit allem Zugehör; auf daf ihr ge⸗ 
tödteter Sohn Gerard, ‚welcher dur 6 Jahre keine kirchliche 
Grabſtuͤtte erfangt hatte,- in der Kirche zu Vorau zur Grabes⸗ 
ruhe gebracht werde 2). Am 28. Februar 1252 gab Konrad, der 
Kaſtellan von Priedberg, mit Zuftimmung feiner Gemahlin Had- 
mudig, feiner Söhne Konrad; Dietrich, Liupold und der Tochter 
Agnes, dem Stifte zu Vorau für Befitungen am oberen Schloffe 
Sridderg bis zum Kreuzbilde hin den Hof, Schelleborn genannt, 
mit mehreren jährlichen ©eldzinfen. Dabei waren anmefend: 
Propſt Gewinn von Bora, Dito der Pfarrer und Chorherr 
daſelbſt, Konrad der Dinfon, Ulrich, Pfarrer in Briedberg , die 
Nitter: Wulfing und Konrad, Heinrid von Figerberg, Leo der 
Pfeiler, Erhard Fuß, Stadtrichter, Konrad der Amtmann, Hein 
rich der Hofmeifter und mehrere Männer, Herbord, Khunel, Leu⸗ 
pold, Dtto, Chunald von Vorau (de Vorowe) °). Am 25. De⸗ 
tober weihte Bifchof Ulrih I. von Seckau Kirche und Hochaltar 
in Vorau zu Ehren der heil. Dreifaltigkeit, Marin und des heit. 
Apoftel Thomas feierlich ein ). Am 14. Aprit überfanöten der 
foljburgifhe Dompropft Dtto und der Abt non St. Peter an 
den Propften Ulrich von Seckau, Erzdiakon der oberen Gteier: 
mark, und an Otto, Pfarrer zu Graͤtz, eine Urkunde des Cardi— 
nalprieſters der Heil. Sabina und npoftolifchen .Legaten Hugo, 
worin diefer feine Bitte an die Gläubigen. des Salzburgerſpren⸗ 





2) Caesar. Annal. II. 230: „Heidenricus de Reinberg — pro illatis damnis 
— delegavit — mansum unum in Reimberg, curtem unam in Lavenz et 
'vineam ibidem.‘* 

2) Caesar. Annal. If. 230-231: „Gertradis reliots de Thalberg quam- 
dam curiam suam ad Erzberg sitam cum omni jure tradidit , quare 
Gerhardunm fililum suum, quondam pro dolor! occisum et 6 annis eoole- 
siastica oarentem sepultara in eoolesia sus sepelierunt. . 

3) Caesar. II. 522—523: ‚Ego Conradus Oastellanus de Fridberch — 
ecclesine Vorawensi — dedi mansum unum in loco qui dioitur Schel- 
liborn pro ooncambio, quod habui cum fratribus in Vorow usque ad 
crucem penes castrum superioris Fridberch. Acta sunt haec anno 1252. 
Ill. Kal. Martii.“ 


4) Caesar. II. 231 -232. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283. 25 3 


„bekraͤftigen laſſen. Verhandelt im Jahre 1254 bei Ofen, Freitags 
⸗vor Palmfonntag ). 
Nach der förmlichen Beſtätigung dieſes Frie⸗ V.?* 


Graf Stephan von 


Agram, ungariſcher 
densinſtrumentes nahm K. Bela IV. ſogleich von ——ù in Steie 


dem Herzogthume Steiermark nach deſſen heutigem en —8 
Umfange Beſitz; und ſetzte bis zur Großjaͤhrigkeit in —2 — und 
feines Sohnes, des Prinzen Stephan, den Grafen j 
Stephan von Agram, Stephan von. Silaromen zugenannt, als 
Landeshauptmann oder Statthalter in Gräß ein 9; und diefer 
erfcheint in feiner Amtswirkſamkeit fogleich ſchon in der zweiten 
Hälfte des Jahres 1254. Am 10. September hielt er zu Feld- 
kirchen bei Graͤtz Landgerichtsnerfammlung mit Ulrich, Biſchof zu 
Sefau, Ladislaus Biſchof von Zirin, mit dem Landrichter in 
Eteier. (iudex provincialis) Gottfried von. Marburg, Witigo, 
Landſchreiber, Dietmar von Weiffenek, Sigfried von Miahrenderg, 
Rudolph und Luitold non Stade, Wigand von Maffenderg, Diet: 
rich und Gundaker von Plankenwart; er beftätigte die Spende 
Drtlind don Steinberg, welcher dem Stifte Rein ein: Out zu 
Walsdorf in Ehen, zu St. Jakob, im Thale gelegen, geſchenkt 
batte °). Am 10. September 1254 faß der Banus, Stephan, Her- 
309 von ganz Siavonien und Hauptmann von Steiermark, in 
Brig zu Gericht mit. dem Landrichter Gottfried von Marburg 
und den Urtheilshelfern Seifried von Mahrenberg, Bietmar von + 
Griven, Heinrich) von — — an Peru. Wigand 
von Gybel, u. v. A. und fprach dem Karthäuferftifte zu das Be- 
fißrecht der Drtfchaften Olsnitz und Warti, gegen Thienno, Nit- 
ter von Gybel *). Am 3 November 1254 ward Berichtshandlung 
in der Pfarrlirhe St. Egyden in Graͤtz gehalten, wo der Abt 
von Nein, Amalrid von Örafendorf, als vom npoftolifchen Stuhle 


N 





2) Horned. p. 36-37. — Hanthaler. I. p. 962-967. — Kurz, Deflere. 
unter Ottokar und Albrecht I. Beil, I. Alle Vorfälle bis zu diefem Frie⸗ 
bensfchluffe umfaßt. — Anonym. Leob. Pez. I. Anno 1255. 

2) Joann. Victor. ibid. p. 287—288. — Horneck. p. 34. — Hagen, in Chron. 
Pez. 1. 1074: ,Do gab Chunig Wela von Ungarn Herzog Sepfan von 
Agram den Steyrern zu einen Haubtmann; der waz hodjfertig und ver: 
ſprach fi oft, wie fein Herr gechaufft bett daz Land. Er farz zu Grecz 
mit Hamfe und belaib bo chawm ain Zar,“ 

3) Reiner Urkunde: Stephanus oapitaneus Styriae. Actum apud Velchir- 
chen in judicio Provinciali IV. Idus Septembris 1254. 

4) Seiger Urkunde im Johanneum. — Dipl. Styr, AL 83: Datum wyı\ 
Greoz 1254. 


254 Steiermark bis zum Eintritte der 


abgeorönete Schiedsrichter, einen Zehentftreit zwifchen dem Bis- 
thume von Sedau und Gertrude von Wnldftein zu Gunften des 
Erftern entfehied, mit den Urtheilshelfern: Eberhard, Stiftsprior 
zu Rein, Konrad Bufterer der Minoriten in Graͤtz, Ulrich, Pfar- 
rer in Straßanng ). 

3, 1253. 1254. Am 15. März 1253 ertheilte der päpftliche 


Sedau. GStubenig 


©, Sumbest ei Legnt in Defterreich und Steier, Konrad, Propft 

Kuittelfed. zu St. Guido in Speier, den Dominikanern in 
Bettau das Privifegium, zu predigen, Beichten aufzunehmen, Ad: 
täffe und Bradftätten zu ertheilen. Zu Leibnig am 2. September 
1253 belehnte Erzbifchof Philipp von Salzburg den Bräberbür- 
ger Boltmar mit Zehenten in Baierndorf und Algersdorf bei 
Grätz ). Zu Affıfi am 6. Suni 1253 nahm Bapft Innocenz IV. 
auf Bitten der Priorin und der Nonnen dns Klofter Studenig 
(Ecclesiam St. Maria fontis gratiae, ordinis St. -Augustini) 
in npoftofifhen Schuß, und erließ eine weitläufige Beſtaͤtigungs⸗ 
urfunde folgenden wefentlihen Ssnhalteg: „Der Nonnentonvent 
„(sub St. Augustini regula) fol dort beftändig verbleiben; nlle 
rechtmäßig befeffenen, oder noch zu ermwerbenden Guͤter follen 
„dern Kloſter ungeſchmaͤlert und unnngetaftet verbleiben, insbeſon⸗ 
„dere: Studenitz, Griffendorf, Schebratin, Graſeinſtorf, Zrafein- 
„ftorf, Eigen, Grewen und Koteragdorf, mit allem Zugehör, Waͤl⸗ 
„dern und Weiden; Freiheit von Zehenten auf allen Steinbrüchen 
„und Biehmeiden, Breiheit in Aufnahme von Nopizinnen. Keine 
„Nonne darf nach abgelegtem Profeſſe ohne Einwiligung der Prio⸗ 
„rin wieder austreten (nisi acrioris religionis obtentu). Bei 
„allgemeinen Interdicten ift ihnen nur ftiler Gottesdienſt erlaubt. 
„Krisma, h. Dehl, Altarweihe, Kirchenmweihe haben fie vom Diö⸗ 
„zeſanbiſchofe zu erhalten, wenn er katholiſch und mit dem römi⸗ 
„ſchen Stuhle in Einigung if. Freie Wahl der Grabſtätte in 
„Studenitz (salva tamen justitia earum ecclesiarum a quibus 
»mortuorum corpora assummuntur), freie Wahl der Priorin (jux- 
„ta Dei timorem et St. Augustini regulam), Verboth des Ein- 
„tritts in die Clauſur, und des Blutvergießeng, Raubens, Steh: 
„len, Beuerlegend, Mienfcheneinfanges innerhalb der Gtiftggebäu- 
„be, Deftätigung aller Smmunitäten, Steuerfreiheit und Brivi- 


4)5) Reiner Urkunde: „Actum apud Greoz in parochiali ecolesia. — Dipl. 
Styr. 1. 337. HI. Non. Novembris.“ 


2) Oalzb. Kammers Bücher. 


GHGabsburgiſchen Fürſten. s. 1246-1283. 255 


„legien der Päpfte, Kaiſer, Fürften ıc. ).“ Zu Leibnitz am 23. 
Detober 1253 verpflichtete ſich Hartnid von Leibnig zum Wieder: 
aufdaue der Veſte Balchenftein und zum Verzicht auf Beite und 
Guͤlten, wenn ihm die durch Schiedsſpruch des Biſchofs Heinrich 
von Seckau gebührende Summe von 207 Silbermarken für Scha— 
denerfaß, Burggraffchaft und andere Korderungen vom Erzbifchofe 
Philipp werde ausbezahlt worden feyn °. Papſt Innocenz IV. 
beſtellte den Sednuerbifchof Ulrich I. zur Unterfuchung aller jener 
baieriſchen Kiöfter, welche dem, mit dem Kirchenbanne beiegten 
Herzog Dtto fi treu und anhängig bemwiefen hatten. In einer 
Urkunde 1. Mai 1254 berief daher Bifchof Ulrich die Aebte von 
Zegernfee, Ebersberg, Nott, Attl, Weichenftefan, Scheyern, Peu- 
erbach, Zeil und Undersdorf auf einen beftimmten Tag nach Rn: 
ftndt, um alldort ihre Unterwerfung gegen den Bifchof von Prei- 
fingen wieder zu ermitteln >. Am 15. Mai 1254 hatte Papft 
Innocenz IV. die Bifchöfe zu Gurk und Seckau zu Schiedgrich- 
tern beſtellt, in Zehentſtreitigkeiten zwiſchen dem Kapitel zu Gef: 
au und Hugo von Pernek, Wigand von Maffenberg, und andern 
Edelherren, deren Gemaltthätigleiten diefed Stift an Gütern und 
Renten bisher vielfach beeinträchtigt hatten *). In dieſem Jahre 
hat fognr der Pfarrer Heinrih von St. Margarethen bei Knit- 
telfeld um die Beſtätigung diefer ihm verliehenen Bfründe bei 
Bapft Innocenz IV. angefucht und diefelbe erhalten. In einer 
zweiten Bulle forderte diefer Papft die Biſchöfe zu Gurk und 
Seckau auf, dns Chorherrenftift von Seckau Eräftigft zu fchüten 
gegen die mwiderrechtlihen Aufgriffe der Edelherren: Wigand von, 
Maſſenberg und Hugo von Perneck, auf ftiftifche Güter und Ze- 
henten >). Dem Stifte St. Lambrecht ſchenkte Gottſchalk von 
Vokkenberg mit Einwilligung feiner Gemahlin Diemut und feiner 
beiden Söhne Gottſchalk und Dietmar, eine Befitung in Furt 
zur Kirche Mariahof und der dort wohnenden GStiftöpriefter, ges 





2) Studenitzer Urkunde. 

2) Salzb. Kammer: Bücher. 

2) De Lang, Regest. III. 42. | 

*) Dipl. Styr. I. 214— 215. Im 3.1254 fchenkte Gertrud, Tochter weiland 
Reimberts von Mureck und Witwe (illustris vidaa) des Ritters Rubolph 
von Raß (strenui militis), dem Stifte Viktring zur Stiftung eines ewigen 


Gottesdienftes am 8. Aprü — Güter zu Zwenkach, Dobelsdorf und Zeto⸗ 
lich. — Viktr. urk. 


>) Zohanneums s Urkunde. 


248 Steiermark bis zum Eintritte der 
3. 1253. Wirklich erfolgte darauf eine folche Bewegung 


J Allgemeine Bewe⸗ 
gung im Sande. im Lande, daß der ungarifhe Hauptmann, Graf 


eingefegten dung Ainbold, die Steiermark verlaſſen mußte. Natür: 

hauptleute. lich ergriff K. Ottokar dieſe günftige Gelegenheit, 
und beſtellte nun ſelbſt Hauptleute für des Landes Leitung in 
feinem Namen. Wie H. Ottokar bemerkte, daß der von ihm zus. 
erft eingefeßte, nicht im Lande geborne Hauptmann Witigo den. 
Landherrn nicht eben genehm fey, fo übertrug er die Landeshaupt- 
mannsſtelle dem Grafen Heinrich von Pfannberg ; welchem batd 
nacheinander Hartnid von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Lee 
told von Stadet und Wulfing von Zremenftein gefolgt find. — 
April 1254 °) 


J. 1253. Een 
arieg nit den Un- Dadurch ward der Krieg mit den Ungarn zum 


garn._R. Bela wird Ausbruche gebracht. Sogleich hatte fih K. BelalV. 
ans Steiermark zu- , . , 
a Weſ— mit feinen Neiterfcehnaren von Kumauen und Ans 
garn über Mähren, Defterreih und Steiermart 
mit dem gewöhnlichen barbarifchen Brennen, Zerftören, Blündern, 
Niedermegeln und Menfhenrnuben ergoffen. Wien war in höch⸗ 
ſter Gefahr, und für Prag ſelbſt mußte der alte König Wenzel 
in ernftliher Furcht fichen. Aus Steiermark ſcheint Ottokar die 
Ungarn, welche K. Bela ſelbſt anführte, ſchnell wieder zurüdge- 
worfen zu haben *). Ebenſo mißlang der Einfall der Baiern im 
Lande ob der Enns 3), Mit einem eigenen Schreiben (Affis. 1. 
Suni 1253) hatte indeffen Papft Innocenz IV. feinen Kegaten. 
Velaskus nach Defterreich gefendet, beide Fuͤrſten zu Frieden und 
Ruhe im Namen Gottes auffordern Inffen (qui non tam hominis 
quam veri Dei vicem gerimus!) und den Geſandten gegen 
ale Widerfpänftige mit unbeſchraͤnkter Vollmacht zu Anwendung 
aller geiftlichen Strafen veifehen (qui disponente Deo univer- 
sali regimini praesidemus)*). Aus Steiermark zurückgekehrt, 


er und die Kunigin Margret: bei meiner Trewen lob ich daz hewt, daz 
- Sant und Lewt von mir beleibent unbefwert, waz Rechtens in gegeben wart, 
do der piderb und der wakcher Markgraf Ottokcher Herczog Lewpolten gab 
daz Lannt. Mit wew ich dez wirt ermant nach ber Lantherren Gewilßen, 
dieweil mein Leben unverfliefßen ift, fo muez ey ftete fein, daz lob ich auf 


die Trewe mein.“ 
6 gm p. 35. 
“ 2J”Chron. Mellic. Pez. I. et Pernoldus. Anno 1253: Continuat. Cosmae 
" Pragens. Anno 1253. -— Horneck. p. 35-36. | 
»>) Chron. Herm. Altah. ap. Oeffele. I. 675. 
{ *) Fejer, Ood. Hung. IV. II. 196200. — Larmbaher, Anhang. y. 88-35. 


* 


* 


— Drug 


Habsburgiſchen Fürfen. 3. 1246— 1283, 267 


zwei Jahre hindurch die Ausübung priefterlicher Verrichtungen 
unterfage 5 daß er die ſchwerſten Verbrecher (manuum injectiones, 
quorum fuerit gravis et enormis excessus) unmittelbar nad 
Rom fende, damit fie an den Stufen des apoftolifhen Stuhles 
Berzeihung und Banneslöfung reuevoll erflehen; daß er fich end⸗ 
li) von den Mönchen angemaftes Stiftsgut wieder für. gemeinfane 
Verwendung zu den Bedürfniffen des Hauſes herausgeben: laffe. 
Dem Herzog Dttofar von Defterreich empfahl Papft Innocenz IV. 
die. Beſchuͤtzung des Stiftes Admont nachörüdlich (16. April 1252); 
und fpäter (8. April und 15. Juli 1254) hatte er ed für nöthig 
gefunden, den für Salzburg ermählten Philipp von Kärnten und 
den Bifchof Heinrich von Chiemſee Eräftigft zur Mithilfe aufzuru- 
fen, daß alle entriffenen, vorenthnitenen und nuf lebenslang durch 
gemaltfam abgedrungene Verträge vom Stifte entwendeten Befikun- 
gen und Renten wieder dahin zurüdgebracdht werden möchten (ad 
jus et proprietatem legitime revocare) ’). Die Admontifchen Be- 
figungen der Propftei Kirchheim in Oberkaͤrnten vermehrte um diefe 
Zeit der Stiftspriefter und Güterverwaälter dafelbft, Herr Ulrich, 
(religiosus vir, Dominus Ulricus praepositus) durch Käufe von 
Görzifhen Minifterinien, Dtto und Kolo von Bolchenftein und 
Heinrich von Geltburg mit Zuftimmung des Grund» und Lehend: 
heren, des ehemaligen Statthalter in Steiermark, Grafen Mein- 
hard IV. von Görz und Tyrol, der auch die Urkunden darüber 
zu Lienz in Tyrol zu Einde September 1254, und am 12. Octo⸗ 
ber 1256 vor den Zeugen: Kuno von Ehrenberg, Heinrich von 
Anros, Dttofar von Lewenburg, Nudolph Pfarrer zu Patriarchs⸗ 
dorf, Friedrich Burggraf zu Lienz, Meinhard von Cerau, Erneft, 
ehedem Nichter zu Lienz, dem Kanzler des Grafen Meinhard, 
Heinrich, Pfarrer zu Eherftein, nusfertigte und befiegelte 2). 


Am 4. December 1254 waren in der Gtadte Igena gompierist 
nfarrlirche zu Marburg zu Gericht verfammelt; zu Marburg. die 6. 
Gottfried von Marburg, SHeinrih von Scharfen- Burg und > Geitsberg. 
berg, Nudolph von Stade, Friedrich der Juͤngere 
von Pettau und Babo von Treun, und verurtheilten den Werner 


von Hufe fachfähig gegen das Stift Viltring, demfelben für die 


1) Abm, Url. B 12. 14. 26. 5b. 
2) Abm. urk. 000. 7. 11. | 
Geſch. d. Steiermarf. — V. Bd. V 


258 Steiermark bis zum Eintritte-der 


an Land und Leuten zugefügten Befchädigungen 12 Silbermarken 
Erfaß zu leiften und ‚bei fünftigen Berungfimpfungen für eiöbrü- 
chig und ehrlos erklärt zu werden '). Nach Uebergabe des Lan⸗ 
des GSteier an die Ungarn mar die Herzogin Gertrude mit zmei 
Kindern des Prinzen Romanus von Neuffen nad) Judenburg ge⸗ 
fommen, und hatte daſelbſt ihren Witwenfiß genommen; (daher auch 
Herzogin von Judenburg in Chroniken genannt) ’). Zu Voitsberg 
em 10. Sänner 1255 verlieh fie nach dem Borgange ihres Ba- 
tersbruders Friedrich, dem Landfchreiber von GSteier, Witigo und 
deffen Bruder Rüdiger und Erben das Schloß Halbenrain, und 
zwar unter dem Zitel einer „Herzogin von Defterreih und 
Steiermarf ?).“ So wie die andern Stifte ded Landes ift auch 
dns Nonnenffofter in Göß während der Uebergriffe in der herren: 
fofen Zeit vielfach und insbefondere von dem eigenen Schirmpogte, 
Wulfing von Stubenberg, welcher die Stiftshörigen mit Heerbanns⸗ 
fteuern und andern Forderungen bedrückte, befchädigt worden. Graf 
Uri von Pfannberg forderte ihn aber, auf Klage der Aebtiffin 
Kunigunde, vor Gericht, und verurtheilte ihn zum Erfnge von 70 
Marten. Wulfing erkannte feine Schuld und Teiftete Erſatz für 
alle bisherigen Webergriffe, welche künftig, wenn fie wieder gefche- 
hen würden, eines zufolge von ihm am 12. Detober 1254 vor den 
Zeugen: Graf Dtto non Ortenburg, Ulrih von Witdon, Wulfing 
von Ernfels, Heinrich von Spiegelberg, Luitold von Krebsbach, 
Swikard von Katfch, Dito von Utſch, Heinrich von Vonftorf u. 
v. A., nusgeftelten Gewaͤhrsbriefes als Raub angefehen werden 
foßten 2. Am 26. Auguft verglichen fih Kolo von Seldenhofen 
und Abt Luitold von St. Paul über die ftreitigen Beſitzes-Grenzen 
in der Pfarre St. Lorenzen in der Wiüfte (in provincia St. Lau- 
rentii) nach der Wnfferfeige von dem Gipfel des Berges Defith 
und dem dort befindlichen See hinab in den Bach Reddin; wofür 
Kolo 30 Morten Friſacher Geldes empfing. Zu Salzburg am 
. 15. Mai 1254 gelobte urkundlich Wulfing von Zremwenftein bei 





1) Viktr. Urk. 


*) Horned. .cap. 27: „Sunſt chom dew Tugentreich vertriben von Oſterreich; 
her ze Judenburg gevarn. Als von dem wilden Arn, daz Hun ber Hünd— 
lein huettet, wem ſy ſew ausgepruettet, alſo huet die Herczogin Gedrawt, 
ver „eir Kind, die jr trawt warn und als ir Aug.“ — Anon. Leob. 
p. 804. 

9) Chmel, Notizenblatt. p. 71. 


+) Dipl. ätyr, I. 65— 67. J 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 259 


Berluft feiner Veſte Strechau und der Ennsthalerlehen, dem Erz⸗ 
bifchofe Philipp treue Dienfte, Stellung von 24 Neifigen auf je 
den Ruf, Dffenhattung feiner Beften und Ehelihung einer hoch 
ftiftifchen Miniſterialin für den Fall des Abſterbens feiner dere. 
maligen Gattin, Tochter Ludwigs von Lichtenftein ’). 


Papſt Innocenz IV., eben fo gewaltig, wie fein 3. 1255, 

n . Aleranter IV; 
großer Vorfahrer und unermüdet, den erinuchten beffen Bullen fürs, 
Namen der Hohenftauffifchen Herrfcher wenigfteng ik, ee 
aus Italien zu vertilgen, war eben im Augenblicke 
der Erfüllung feiner Hoffnungen, als K. Konrad IV., der gebannte 
Sohn des großen K. Friedrich, in der Jugendblüthe dnhingerafft 
worden und der päpftlichen Allgewalt die meijten Städte huldig- 
ten, in die Gruft geftiegen (5. 1254). Ihm folgte Papſt Aleran- 
der IV. Diefer ertheilte dem Stifte Admont einen Beſtaͤtigungs⸗ 
und Schußbrief (24. Februar 1255) und eine Bulle für den Bis 
ſchof zu Chiemfer, dieſes von allen Seiten fo fehr bedrückte Stift 
durch Anwendung der firengften Kirchenfirnfen gegen deflen Be—⸗ 
dränger fräftigft zu befchirmen 2). . Am 25. Sebrunr 1255 erließ 
er einen Bertätigungsbrief für dag Nonnenftift zu Marnberg, am 
Fuße des Berges Radelach, worin er dad Kloſter feines Aapoftoli- 
[hen Schutzes und. Schirms für alle feine Befitungen und Rechte 
berfichert 3. Am 28. März 1255 beftellte Papft Alerander IV. - 
den Bifhof Ulrih zu Seckau und den Abt zu Mölk als von dem 
apoſtoliſchen Stuhle nbgeordnete Richter, um die Herzoge Ludwig 
und Heinrich) von Bniern, den einen in Paſſau, den andern in 
Salzburg über die, pon ihrem im Bannfluche. geftorbenen Vater, 
Pfalzgrafen und Herzog Dtto, der Kirche zugefügten Befchädigune 

gen einzuvernehmen und wieder zum Gehorfam gegen den Bifchof 
von PFreifingen zu bringen 9). Endlich) erließ. Papſt Aleran- 
der IV. auch noch für andere fteiermärfifche Klöſter mehrere Bul⸗ 
len: 20. Diärz 1255 gab er den Karthäufern zu Seit Bollmadht, 
mit Bann, Snterdift und Sufpenfion belegte Perfonen als Robi« 
zen aufzunehmen und loszufprechen, jedoch gegen ftrenge Genug- 
thuung im alle der Schuld; — am 20. Juni dns Necht, auch 
. 17* 

1) St. Pauler Urkunden. — Salzb. Kammerbücher. 

2) Abmonter Urkunde. A. 69. B. 11. 


3) Zohanneums = Rrfunde. 
4) De Lang, Regesta. III. 68. 


— — 


260 Steiermark bis zum Gintritte der 


in ſolchen Faͤlen, die unmittelbar für Rom vorbehalten find, und 
nur in Rom ſelbſt Losſprechung erhalten fünnen, loszuſprechen, 
wenn die Gefährlichkeit der Wege und der Straßen feinen Aufs 
[hub leidet; — und am 17. September die Befreiung von allen 
©etöbeiträgen, Collecten und Forderungen, zu welchem Zwede im: 
mer (ad sublevandam vestrorum redituum tenuitatem). Dem 
Ronnenftifte Studenitz beftätigte diefer Papft, 27. Maͤrz 1255, 
die Einverleibung der Pfarre Schleunitz, fo wie fie der Patriarch 
Berthold mit Zuftimmung feines Domfapiteld gemacht Hat '). 


PB FE Die Garſtner Chronif berichtet von einem un- 
in Gras. — —8 — getrübten und feſten Friedensſtande in unſern Laͤn⸗ 
Sambredt, Rem. dern ſeit der Einigung zwiſchen König Bela und 

Dttofar ?). Acht Tage nach H. Dreikönig hielt Gott: 
fried von Marburg, Landrichter von GSteier (judex Styriae), im 
Namen jeines Herrn, des Königs von Ungarn, und auf Anord- 
nung des Statthalter in Steiermark große Landgerichtötnidung zu 
Grätz, umgeben von den Edelherren des Landes: Ulrich von Wite 
don, deffen Sohn Herrand von Wildon, Rudolph von Stadeck, 
Wulfing von Ernsfels, Friedrich Marſchall von Pettau, Franko 
von Leuzmannsberg, Leutold von Trewen (Treun) u. v. A. Zuerſt 
leiſtete der beklagte Herrand von Wildon dem Stifte Seckau Er⸗ 
ſatz für Beſchädigungen, welche über 600 Marken betrugen, mit 
Nenten und Beſitzungen zu Auersbach und anderorten. Die Ur⸗ 
kunde darüber ward ausgefertigt im Namen des Landrichters und 
Friedrichs von Pettau, Marſchalls des Königs von Ungarn, in 
Steiermark*). Hierauf wurden auf die Klagen der deutſchen Dr: 
dengritter zu Grätz vor die Schranne gerufen: Heinrich von Pu⸗ 
heim, Gottſchalk von Berthofdftein, Ulrich von Winkel, Bernhard 
von Haus, Gebhard von Ehunringersdorf, Gottſchalk von Neu⸗ 
berg und Wulfing von Frieftein; durch deren Semwaltthätigleiten jene 
Drdengritter übermäßig befchädigt worden waren. Daher lautete 
der Urtheilsfrrud gegen diefe Edelherren dahin: „daß ihre Güter 
zu Surdnich, Linogesdorf, zu Kapfenftein, Oberndorf, Rabau, Buchen, 


1) Sohanneums-Urkunde. 
?, Chron. Garstens. Bauch. Anne 12586. 
ob. urk — Dipl. Styr. I. 215. Geinen Gaftellan, Gaften, je Windiſch⸗ 
grat (de Gratz) Heß der Aquilejer Patriarch, Gregor, mit zu Linth 
und Slantz belehnen durch den Edelherrn Dtto von raber⸗ (capitaneum 
oeniratac de Gracts) im 3. 1255. — Thes. Aquü. 2. 330. 200 - 201. 


Habsburgifchen Fürfien. J. 1246—1283. 261 


Linobendorf, Kundorf, Pichlern und Mitfhesdorf bei Vonſtorf. 
fo lange beim königlichen Fiskus verbleiben folten, bis die Summe 
der Befchädigungen — 300 Marken — dem deutfchen Drden er- 
ſtattet feyn würden ). Am 12. Janner erklärte der Landfchrei- 
ber Gottfried feierlich, daß nach dem Inhalte der faiferlichen und 
paͤpſtlichen Handveſten Niemand, weder geiftlichen noch weltlichen 
Standes, ſich der Vogtei über das Stift Rein unterminden dürfe, 
ohne Wahl und Zuftimmung des GStiftsabtes. Alle anmefenden 
Miniſterialen des Landes hefteten ihre Sigille an die darüber ge- 
fertigte Urkunde 2). Bei einer andern Gerichtöverfammlung in 
Grit im Pfarrhaufe, 11. Juli 1255, gab Ditofar von Graͤtz eine 
Entſagungsurkunde über alle vermeintlichen Rechte auf das Schloß 
und die dnbei gelegenen Guͤter zu Helfenjtein, fo wie auf die Vog⸗ 
tei über dad Dorf Wagnitz, vor den Zeugen: Amelrit Abt zu 
Nein, Gottfried von Marburg, Landrichter, Wigand von Maſſen⸗ 
berg. Rudolph von Pubgaft und Öttofar von Boitsberg °). Dem 
Abte Berman und feinem Stifte zu St. Lambrecht ertheilte der 
Landesſtatthalter Stephan eine umfaffende Beftärtigungsurfunde über 
alle herzoglichen Nechte des Landgerichtes, Miarchdieniteg und der _ 
Vogtei nuf allen wildoniſchen Gebieten zwiſchen den Bächen Dei- 
gitſch und Graden, mit alleiniger Auſsnahme des Gerichtes über 
‚ todeswürdige Verbrechen, fo wie das Stift St. Lambrecht all die: 
ſes frhon feit Herzog Leopold dem ©lorreihen im ruhigen Be— 
fie gehabt hatte. Der Minifterial, Ortolph von Voitsberg, ward 
beauftragt, den Inhalt der Urfunde fogleich zu volführen *). 


Den langwierigen Streit um Guͤter zu Wolf: ar 253 
. . , öß. St. Paul. 
grub und um das Fifchrecht in der Lobning zwifchen & 
dem Stifte Göß und einem gemwiffen Konrad, Maben- genannt, 
ließ die Aebtiſſin Kunigunde (J. 1255) durch die Schiedsrichter 
MWulfing von Stubenberg, Ulrich von Wilden, Erchenger von 
Landeſere, Dffo von Pütten, Wulfing von Ernfels, und Wigand 


— — — — 


1) Dipl. Styr. II. 184—188: „Nos Gotfridus Judex Provinoialis et Fri- 
dericus Junior de Petove regio Mandato Marschallus Styriae — ad 
praeceptum illustris domini nostri Regis Ungariae et mandatum inclyti’ 
Banni Capitanei Styriae. Datum in Grätz in octava Epiphanise 1255. 


2) Reiner Urkunde: „Coram judioe Provinciali Gottfrido de Marburch — 
constitui — Pridie Idus Januarii' 12355: 


3) Keiner Urk.: „In judicio provinoiali in Gratz. — V. lae⸗ ‚Jelii. Aota 
in Graets in ouria Plebani 1255.“ 


+) Saalbuch von St. Lambrecht. 


254 Steiermark bis zum Eintritte der 


nbgeordnete Schiedsrichter, einen Zehentftreit zwifchen dem Bis⸗ 
thume von Seckau und Gertrude von Wnldftein zu Ounſten des 
Erftern entfchied, mit den Urtheilshelfern : Eberhard, Stiftsprior 
zu Rein, Konrad Bufterer der Minoriten in Graͤtz, Ulrich, Pfar- 
rer in Straßgang ’). 

3. 1253. 1254. . Am 15. März 1253 ertheikte der päpftliche 


Sedau. Studenitz 


er. Sambreit ei Begat in Defterreih und Steier, Konrad, Propft 

Kmittelfe.. zu St. Guido in Speier, den Dominikanern in 
Bettau dns Privilegium, zu predigen, Beichten nufzunehmen, Ab⸗ 
täffe und Grabftätten zu ertheilen. Zu Leibnitz am 2. September 
1253 belehnte Erzbifhof: Philipp von Salzburg den Sräßerbür- 
ger Boltmar mit Zehenten in Baierndorf und Algersdorf bei 
Brig 2). Zu Affifi am 6. Suni 1253 nahm Bapft Annocenz IV. 
auf Bitten der Priorin "und der Nonnen dns Klofter Studenig 
(Ecclesiam St. Maria fontis gratiae,  ordinis St. -Augustini) 
in npoftofifhen Schuß, und erließ eine weitläufige Beſtaͤtigungs⸗ 
urkunde folgenden weſentlichen Inhaltes: „Der Nonnenkonvent 
»(sub St. Augustini regula) ſoll dort beftändig verbleiben ; ale 
„rechtmäßig befeflenen, oder noch zu. erwerbenden Guͤter follen 
„dem Kiofter ungeſchmaͤlert und unnngetaftet verbleiben, insbefon- 
„dere: Studeniß, Griffendorf; Schehratin, Graſeinſtorf, Traſein⸗ 
„ftorf, Eigen, Grewen und Koterasdorf, mit allem Zugehör, Wäl- 
„dern und Weiden; Freiheit von Zehenten auf allen Steinbrüchen 
„und Biehmeiden, Breiheit in Aufnahme von Nopizinnen. Keine 
„Nonne darf nach ndgelegtem Profefle ohne Einwilligung der Brio» 
„rin wieder nustreten (misi acrioris religionis obtentu), Bei 
„nügemeinen Sänterdicten ift ihnen nur ſtiller Gottesdienſt erlaubt. 
„Krisma, h. Dehl, Altarmeihe, Kirchenweihe haben fie vom Diö- 
„zefandifchofe zu erhalten, wenn er katholiſch und mit dem römi⸗ 
"fen Stuhle in Einigung ift. Freie Wahl der Grabſtaͤtte in 
„Gtudenig (salva tamen justitia earum ecclesiarum a quibus 
»mortuorum corpora assummuntur),. freie Wahl der Priorin (jux- 
„ta Dei timorem et St. Augustini regulam), Berboth des Ein- 
„tritts in die Claufur, und des Blutvergießens, Raubens, Steh⸗ 
»lens, Feuerlegens, Menſcheneinfanges innerhalb der Stiftsgebäu- 
„be, Beſtaͤtigung aller Immunitaͤten, Steuerfreiheit und Privi- 


1) Reiner Urkunde: „Actum apud Greos in parochiali eoclesia. — Dipl. 
Styr. I. 337. III. Non. Novembris.* 


2) Oalzb, Kammer s Bücher. 


Habsburgſſchen Furſten. 3. 1246-1283. 65 


Bom Jahre 1256 befteht nuc eine Urkunde, mog mE ige 


worin Ulrich von Lichtenftein mit Eifengruben in in Iper In 


der Turrach beiehnt worden if. In diefem Jahre 8. Ditelard Biene 
bermehrte Admont feine Büter in Unterößesrei zu ©t. Florian er⸗ 
zu Wuͤrflach und Aichau durch die Schenkungen Er- 'erdet 

chengers von Landeſere und feines Sohnes umnd einer reichen Ma⸗ 
trone, Gertrudis ). Abt Berthold und fein Kapellan, der Prie⸗ 
ſter Konrad, taidingten perſönlich im Markte Kapfenberg mit dem 
Edelherrn Wulfing von Kapfenberg wegen der Schirmbogtei Ads 
montiſcher Güter zu Meinhardsdorf und Oberwels, welche Wul⸗ 
fing gegen die jaͤhrliche Beſoldung von 6 Marken Geldes und eines 
deſtimmten Maßes Hafer übernommen hatte vor den Zeugen: Hein⸗ 
rich von Spiegelberg, Swithard von Katfche, Ulrich) von Apfalter, 
Wulfing von Teuffenbach, Rudiger von Einöde, Wolfram von 
Ließing und Heinrich Baier vom Ennsthale ?. Im Jahre 1256 
auf dem Schloffe Monsberg Tief. Richiza, die Witwe Dtto’d von 
Königsnerg, durch die Dbmänner, Rudolph von Stade, Heinrich 
von Rohitſch (Rochaiss) und Friedrich von Pettau ihren Streit 
gegen Ulrich von Hag, um die Billa Slausgendorf und die ihr 
zugefügten vielen Befchädigungen entfcheiden. Der Hnger entfagte 
allen Anfprüchen gegen 10 Marten Silbers, Nachſicht der ange⸗ 
thanen Befchädigungen und gegen Belehnung mit Drinza durch den 
Sohn, Dtto von Königsterg; Zeugen dabei waren: Leopold von 
Scherfenderg, Dtto von Engelmannsbrunn, Wulfing von Königs: 
berg und Hartnid von Leibnig ). Heinrich Witigo, Lehensbe⸗ 
ſitzer des Schloſſes Halbenrain und der dazu gehörigen Güter, 
durch lange Zeit im wichtigen Amte eines Landfchreiberg, ja ſelbſt 
eines Landeshnuptmannes in Steiermark *), ſcheint fich mit dem 
ungnrifchen Statthalter des Landes nicht mohl vertragen zu haben. 
Er ging zu K. Ottokar über, welcher ihm die gleiche Amtswuͤrde 


Jus et nostra pluriumque Magnatum Styriae praesentia etc. Datum in 
Gretz feria tertia post quindenam St. Michadlis Anno 1256. — Als 
in diefem Jahre das Stift Sedau dem Judenburger Bürger Friedrich und 
deſſen Kindern ein Gut zu Hetzendorf zu Lehen gab, ftanden zu Zeugenfchaft: 
Albert, Pfarrer zu St. Peter, Konrad von Praitenfurt, Ortolph Stretwich. 
Johanneums⸗Urkunde. 

1) Admonter Urkunde. DDD. 8. A. 54. 

2) Abm. Url. R. 3: „Aota sunt haeo anno 1256 in foro Charpfinherok “ 

3) Studeniger Urkunde. 


0) Horned. p. 35: „bez erften er (Ottokar) her fannd Herren Witigen ze 
Saustmann, dem waz man Dinftes unbertan, durch Kinen urn U 
ain Jar.‘ 


266 Steiermark bis zum Gimteitte der 


und Gewalt zu Enns und im Lande Defterreih ob der Eund über- 
trug; wobei er noch immer das Sinfiegel eines Landfchreibers in 
Steiermart führte (5. 1255. Witigo Scriba Anesi). Bier gerieth 
er nber in Haß und Feindfchaft mit einigen Landesedeln. Als er 
fi nun einmal im Sabre 1256 im Gtifte St. Florian befand, 
ward er won Dtto von Wolfgersdorf plötzlich überfallen und er: 
fhlagen. K. Dttofar, darüber ergrimmt, verjagte die Brüder Dr: 
tolph und Dietrich von Wolfgersdorf und ihren Enkel, Otto von 
Store, für immer aus dem Lande, zog ihre Süter ein und ließ 
ihre Burgen niederreißen '). 


3. 1255, ©eit dem Jahre 1222 wohnten Clariſſer⸗Nonnen 
Bollenrere Srün- 
— be in Judenburg, in einem bürgerlichen Hnufe. Um 
Parabiet. diefe Zeit, 5. 1255, begann ein reiher Stadtbürger 
daſelbſt, Heinrich, mit feiner Gemahlin, Giſela, den 
Bau eines fürmlichen Kloſters zu Paradais in der Nähe des Städt: 
chens. Seine Bemühungen wurden von dem Bifchof Ulrich von 
Lavant durch Ablaßbriefe für Alle, melde zum Baue des erfte- 
henden Klofterg etwas beitragen würden, fräftigft unterftüßt. Zwei 
Gtariffers Nonnen, Schülerinnen der heit. Klara, maren zugleich 
aus dem Kiofter St. Damian zu Afjifi nad) Judenburg gelommen, 
um die regelmäßigen Einrichtungen im neuen Klofter zu leiten; 
über welches eine derfelben, Benedikte, die Würde einer Aebtiffin 
übernommen, und diefelde mehrere Jahre getragen hatte. Ihre 
Nachfolgerin war dann Caäcilia, die Tochter Heinrichs und der 


Giſela, der eigentlihen Sründer diefes Kloſters zu Paradies 2). 


Nadal Kid Zu Seckau war am 25. Juli 1256 Propft Ar- 


wirtung vet Smifes nold Don Pranf geftorben, und Dtto von Ernhau⸗ 


tapitel une veiur fen in der Würde nachgefolgt. Seit dem Jahre 1246 
von Karnten — au 


bie Steiermarf. “ Hatte es der für Salzburg erwählte Erzbifchof, Bhi- 
(ipp von Kärnten, unterlaffen, die Höheren Weihen 


— — — — 





2] Chron. Garstens. Rauch. Anno 1256: „Ortolphas de Walkenstorf, 
Ministerialis Austriae, Wittiganem, virum venerabilem, Scrikam Dacis, 
in refectorio fratrum Domus St. Floriani prius cultello, postea gladio 
interfecit, gratis et indebite, suo malo; mam ipse Ortolphus et Otto 
de Rore, nepos ipsius, et Dietricus,, frater ejus, siue spe redenndi, 
profligati, terram exeunt, omnibus castris suis ad humum prostratis, 
ac honis corum omnihus confiscatis.““ — Rettenpach. Annal. Cremif. 
P- 209. 


°) Caesar. II. 343— 244. 


Haböburgifhen Fürſten. I: 1246-1283. 267 


zu nehmen ..!). Sein älterer Bruder, Herzog Ulrich von Kärnten, 
wor kinderlos. Philipp hatte daher Ausſicht, feldft noch regieren- 
der Herr in Kärnten zu werden. Durch die Guͤter des Hochftiftes 
in Kärnten und auf den fteierifchen Marken ohnehin reich, erhöhte 
er jet noch mehr feine Macht und feinen Einfluß durch die Al⸗ 
lodetheilung mit dem Bruder Ulrich, nach dem Tode des Waters, 
Bernhard, im Februar 1256. Die Erbtheilung und ein feſtes Buͤnde 
niß, einander mit Waffen zu fchgen, ſchloſſen beide Brüder am 
4. April 1256 auf der Salzhurgiſchen Befte Liechtenwald an der... 
Save ?).. Philipp erhielt damals die Schlöffer Himmelderg und 
"Märtberg in Kärnten, Ofterberg in Krain, und in der Steiermarf 
Winach (9. Philipp benahm fih nun ganz diefer Etellung und 
feinem herriſchen Geifte gemäß. Seine vielen Fehden, feine Prunk⸗ 
liebe und Verſchwendung häuften nber Schulden auf Schulden, für 
welche die hochſtiftiſchen Renten nicht mehr genügten °). Bergeb- 
ih waren auch noch die Aufforderungen vom Domkapitel und vom 
apoftofifchen Stuhle, endlich einmal die heit. Weihen zu empfan- 
gen. Bhilipp verweigerte es. Das hochverletzte Domkapitel ent 
feßte ihm daher feiner erzbifchöflichen Würde, und berief, nicht ohne 
Einfluß des Königs von Ungarn, den Sedauerbifhof Ulrich. zum 
Erzbisthume 9%. Bhilipp, in Borausficht diefes Ereigniffes, Hatte 
fih im Sahre_1255 mit K. Dttofar IT. innigft verbunden 5). Er 
ließ daher zuerft dns Domkapitel die bitterfte sa fühlen, vers 
heerte mit böhmiſchem und öfterreihifchem Kriegsvolke deffen Bes 
figungen in Bniern und Lungau, erfülte die hochſtiftiſchen Lande 
mit Raub, Mord und Brand, und reizte auch die Edelherren in 
Kärnten und Steier zu gleichen Raubzligen nuf Salzburgiſche x.) 
Todinlgüter und Lehen‘). Die vorzüglich verfolgten Mitglieder de 
Hochſtiftskapitels fanden in ihren Beörängniffen eine Zufluchte: 
ftätte auf dem Stifte zu Seckau, welchem fie aber eben dadurch 


1) Horneck. p. 58-59: „Nach feinen Mut er beſtalt — Paide Stet. und auch 
Veſſt — Sein fon deucht jn der peſt — vor Layen und vor Pfaffen — Waz 
er bet zu Schaffen — Rad feinem fyn er daz tet — Wann er waz unverczait 
Leibe und Guts! — Day er unverezagtes Muts — Mit Synnen war.“ \ 


2) Nachrichten Über Juvavia. p. 380. Urkunde II.: „Datum I,yechtenwalde 
1256. II. Non. Aprilis.‘“ — Zauner Ehron. II. 282. | 


3) Hansiz. II. 347—349. 
4) Chron. Osterhov. apud Rauch. Anno 1257. — Anonym. Pez. I. 823. 
5) Hansiz. II. 349. 


6) Horned. p. 58-59. — Chron. Salzb. Pez. I. Annis 1254, 1365, 1A, 
1257. — Anonym. Leob. ibid anno 1258. 


268 Stelermark bis zum Eintritte der 


Beraubung und Beſchaͤdigung durch Philipp und deſſen Lehens⸗ 
leute im vollen Maße verurſachten. Allgemeiner Haß und die Er⸗ 
dedung der Waffen Aller gegen Philipp, waren davon die Fol: 
nen '). Indeſſen erneuerte er zu Ende des Jahres 1256 wit X. 
Ditufar in Wien das bewaffnete Buͤndniß; und wie nach einiger 
politiſcher Verzögerung Papſt Alexander IV. den Gedauerbifchof 
Wired als vechtmäßinen Dietropoliten von Salzburg anerfannt und 
verfündiget datte (J. 1267) 9); auch der baieriſche Herzog Hein⸗ 
rich mit gemaffneter Hand für dns Hochſtiftskapitel und den neuen 
Metropoliten fand, und Philipp fein früheres Berfahren mit der 
Hoffnung auf Unterjtühung durch boͤhmiſches Kriegsnoll gegen 
Gatrdurg wiederdoien wollte, war 8. Ottokar in einen fehr nad 
tbeiligen und unrühmlich endenden Krieg mit Baiern verwickelt 
worden *. 


Be In der Ereiermart waltete indeilen der Eatt- 
Dim mr D balter Etrpdan Graf non Agram, und judhie, tre& 
NN Sr Ka der gefädriihen Nüdwirlungen der Bergänge m 

u Salzdurgergediete. den Frieden im Eteireriande awi- 
ode zu erbalten. Am I. März 123 erdieiten die Karıhänjer 
in Serh Ar aptaliiae Beſtängung rer Beñtzungen und Ber: 
ven '“ Sud Edor Nun degiückte Par Qurremder II. u 
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Gabsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 269 


(13. Juni 1257), daß dasſelbe Stift von allen Beiträgen und Lei- 
ftungen, welche die apoftolifhen Legaten heifchen würden, frei zu 
bleiben habe; endlich (13. uni 1257) dem bisher fo ganz miß- 
verftandenen Privilegium des Papſtes Innocenz °’), die Zehenten 
der Neubrüche betreffend, eine beftimmte Erklärung gibt. Die 
Edelfrau Bertrud von Rafe hatte von dem Abte Konrad zu Bil: 
tring in Kärnten ®üter in Zeichendorf und in Parſchlug im Muͤrz⸗ 
thale erfauft, melche fie dann (22. Quli 1257) dem Stifte Nein 
fhenften, nuf daß von den Nenten diefelbe Stiftsgemeinde dreimaf 
im Jahre mit gepfefferten Fifchen bewirthet werden könne ). Im 
offenen Landgerichte in Gegenwart des Statthalters, Grafen Ete- 
phan von Agram, und des Landrichterd in Steier, Gottfried von 
Marburg, entfagten Liutold von Lembach und.deffen Sattin, Adele 
Heid, allen Anfprüchen auf die Bejigungen des Admontifchen Non: 
nenkloſters in Binſtergöls, vor den Zeugen: Wulfing non Trie⸗ 
wenftein, Liutold von Triewen, Konrad von Lutenwerde, Richer 
von Pulzgach, Erneft von Utſchdorf, Ulrich von Stein ). Zu 
Graͤtz am 19. Zuli 1257 legte Propit Konrad von Stainz dem 
Statthalter, Herzog Stephan, den Gründungsbrief Piutoldg von 
Wildon und die Beſtätigungsdiplome Friedrich des Gtreitbaren 
für fein Stift vor, melche derfelde in eigener Urkunde beftätigte, 
und dng Stift Stainz mit all deflen Wefen ale in deg Königs bon 
Ungarn und feinen Schuß und Schirm geftellt erklärte 9. In 
Leibnitz am 16. Auguſt 1257 ertheiften die Brüder Wulfing und 
Hartnid von Leibnitz dem Stiftskapitel zu Seckau ihren Willbrief 
über die Schenkung eines Weingartens zu Kumberg, welche die 
Lehensträgerin derſelben, Richenze Ebernuetin, jenem Stifte ge: 
macht hatte 5). Als Zeugen dabei werden genannt: Ulrich, Pfar: 
rer von Leibnitz, Starkhand, Wernher und Pereger, Ritter von 
Leibnig, und Richter Gunther, Werner Mellar, Ulrich der Kirſch. 
ner, Struſer, Rudiger, Wolflin und Ulrich der Krämer, Bürger 
zu Leibnitz ©). 


1) Urkunde bes Stiftes Rein. 
2) Reiner Urkunde. 


3) Abm. Url. AAA. 4: ‚„‚Cessimus nostrae quaeremoniae coram Domino 
Duce Zorabiae Stephano oapitaneo Styriae glorioso, contra moniales 
litteratas in Admunde. — Acta sunt haec anno 1287. Datum in Ad- 
munde XI. Kal. Julii. 

4) Stainzer Urkunde: „Datum in Greiz. Anno 1257. XIII. Kal. Aug. 

5) Dipl. Styr. 1.216: „Aotum apud Leubentz. Anno 1257. XVIL Kal, Key!‘ 

6) Johanneums⸗ urkunde. 


270 Steiermark bis zum Gintritte der 


Pr} 3 Im Jahre 1257 ertheilte Kunigunde, Aebtiſſin 
von Göß, einem Miniſterialen ihres Stiftes, dem 
Herbarth von Pöls, die Erlaubniß, ſich mit einer Nichthörigen 
des Nonnenkloſters (in disparis conditionis conjugio contractum 
matrimonii), mit der Tochter Dietmars von Mure, zu vereheli⸗ 
chen, unter der Bedingung, daß eine gleiche Theilung der Kinder 
und des Vermögens mit dem Nonnenſtifte bei den Erben erwirkt 
werde, daß fonft aber der Hof zu Utfch, die Gefälle in Mürz und 
der Hof zu Mirozendorf, fo wie fie erledigt werden, an dns ©. 
ßerſtift fammt der Morgengade der Frau zurückkommen follen. 
Zeugen dabei waren: Die Bäter, Herr Engelſchalk von Pels, Herr 
Dietmar von Mürszze, Dtto und Ottokar, Brüder von Utſch, So: 
hann, Pfarrer zu Göß, u. v. A. ’. Um diefe Zeit erließ auch 
der Landeshauptmann, Herzog Stephan, den ftrengen Auftrag an 
den Mauthner in Rottenmann, die dem Stifte Göß feit dem Her: 
zoge Lropold und Friedrich ſchon eigenthümliche Mauthfreiheit zu 
achten und aufrecht zu erhalten 2). Auch dem Stifte Borau half 
dns Anfehen des Königs von Ungarn und feines Gtatthalters in 
Steiermark zu Schadenerfoß für geplünderte und geraubte Befigun- 
gen durch Oottſchalk von Neitberg, welcher dem Stifte dafür meh» 
rere feiner Güter, vorzüglich im Thale Pöllau, zu ewigem Eigen: 
thum abgetreten Hat °). 


&t. ul Marti Am 1. Aprit 1257 fchenkte Graf Sigfried von 


—E— en Pfannberg dem Stifte St. Paul im Lapantthale eine 


Hofftatt zu Puchelarn, auf einer ftiftifchen Alpe 
gelegen %. Auch in diefem Jahre war Papſt Alcrander EV. für 
die Karthäufer in Seitz thätig. Am 8. Februar 1257 befreite er 
den Drden überhaupt vom Bifitationsrechte der Bifchöfe, und Kar⸗ 
thaͤuſerklöſter folen allein nur von hierzu tauglichen Ordensmit⸗ 
gliedern unterfucht werden; am 8. Februar ertheilte er ihnen wei⸗ 


1) Johann. Urk. und Dipl. Styr. I. 74—75: „Acta sunt haec anno 1257. 
Scriptum per manum Ditrici Scholastici de Luiben.‘“ 


2) Johanneums⸗Urkunde. 


3) Chron. Voraviens. Caes. II. 246— 247: ‚Anno 1257. Gottschaleus 
terrae Styriae Ministerialis diotus de Neuberg una cum colnplicibus 
suis Monasterium in Voraue, quondnam ad aestimationem 500 librorum 
dannificaverunt. — Gottschalcus vero — pro obtentu regiae gratine et 

. suae salutis augmento, pro damni illati satisfactione bona sua in Per- 
messe? in Baelan? liberaliter et proprie contulit — cum advooatia 
bonorum eorundem.“: 


4) St. PYauler Urkunde im Iohanneum. 


Haböburgifhen Fürſten. J. 1246-—1283. 271 


ters das Privilegium, die Beichten ihrer Hausgenoſſen aufnehmen, 
ihnen Buße auferlegen und die kirchlichen Saeramente erthelfen zu 
dürfen ; und in einer dritten Bulle vom 8. Februar 1257 verord- 
nete er, daß die Gaſtfreundſchaft in Karthäuferklöftern von Bi« 
fohöfen und Prälaten keineswegs als Schuldigkeit angefehen und 
zu folher gemacht merden dürfe ’. Am 25. März 1257 befahl 
er dem Patriarchen zu Aquileja, durd alle zu Gebote ftehenden 
Mittel die häufigen Befchädigungen und Bernubungen des Kar: 
thaͤuſerkloſters in Seiß hintanzuhälten und demfelben alle entfrem- 
deten Süter wieder zu verfchaffen ?).. 

Den Berluft der fchönen Steiermark fonnte K. Den 
Ditofar nimmermehr verfchnerzen; doch hoffte er zufriebenpeit mit ber 

. . . " , ungariſchen Regie 
feft, die Land wieder einmal zu gewinnen und mit rung in Steiermart 
Defterreich zu vereinigen. Jetzt fchien auch wirklich a | 
eine günftige Gelegenheit dazu fich zu nähern. We— 
gen Selderpreffungen und Hebermuth der Ungarn gährte in Steier- 
mark bedenkliche Linzufriedenheit unter Edelherrrn und Boll, K. 
Ottokar mußte davon, und fteigerte den Mißmuth heimlich °). Vor⸗ 
züglich, und ungeachtet des Nachtheiles im bnierifchen Kriege, un⸗ 
terftüßte er mit böhmiſchem und öſterreichiſchem Kriegsvolke feinen 
Better, Philipp, in Salzburg, welcher, über die paͤpſtlichen Auf- 
forderungen und Drohungen wüthend, jetzt neuerdings die Hoch» 
ftiftständer hart bedrüdte, und den Erzbifhof Ulrich nicht in Be⸗ 
fit deg Metropolitanftuhles kommen ließ. Der Haß der Steirer 
gegen den ungarifchen Statthalter, Herzog Stephan, war indeflen 
dem Ausdruche der Empörung entgegengereift *). Geifried von 
Mahrenberg ward, unbelannt welches VBerbrecheng, angeklagt, und 
erfchien nicht auf den ergangenen Ruf vor dem Gerichte des Lan 
deshauptmannes. Sogleich machte ſich Graf Stephan nuf, bela—⸗ 
gerte und bedrängte Seifrieden auf der Burg Marnberg. Hartz 
nid von Pettau hatte aber bereit$ alle Unzufriedenen des Landes 
und die Edelherr delherren des Drauthales heimlich aufgeboten ©), fiel über 


13 Seitzer Urkunde. | 
2) Seiser Urkunde, _ 
3) Pernoldus. Anno 1258: „Styrensium conspirntiones contra dacem suum 


Stephanum Ungarum ococulte fovens Ottocarus et non desinens Phi- 
lippum juvare, contra quem Bela erat, futuri belli semina jecit,‘ 


*) Horneck. p. 61: „Richt lenger ſy verteuegen die Hochfahrt und den Ubers 
mut, den mit der Landlewte Gut die Vnger heten getriben.“ 


>) Horneck. p. 61: „Dem volgeten ı an bie, Unger mit, wog Kersen way Worte | 
au bey ber Ira hin ze Tal.“ * ı wor hr * 


a zu hm am 


272 GSteiermark bis zum Ginteitte der 


die Delngerer her, fchlug fie aus dem Felde, umd vertrieb den GOra⸗ 
fen Stephan, der über Marburg und Antenftein eiligft nad Un⸗ 
garn fortfloh ’). König Beln, über dieſes Ereigniß ergrimmt, 
fendete fogleich feinen Eohn, König Stephan, mit einem flarfen 
Hecre in die Steiermark; Hartnid murde in feiner Stadt und 


Beſte Pettau eingefchloffen und bedrängt ). Eben war. Bifchof 


Ulrich von Sedau, der fi) lange Zeit in Rom aufgehalten hatte, 


mit apoftolifhen Briefen an König Bela, nach Ungarn gekommen, 
um mit ihm, nach dem Nathe des Papſtes, ein Bündni wider 
Bhilipp von Kärnten zu fehließen ?). Nun war aber Bettou eine 
hochftiftifche Kammerftadt, welche Hartnid von Bettau zu Lehen 
trug *). Seine Bitten und fein Anfehen rettete diefe Stadt vor 
gänzlicher Zerftörung, und er vermittelte den Frieden mit dem 
Dpfer, daß er Pettau um 3000 Marken Silbers in ungarifchen 
Pfandbeſitz abtrat. Hartnid von Pettau erhielt Verzeihung und 
Gnade. 


en Oerzog Stephan von Agram mußte hierauf in 


Stephan, Statthalter Ungarn bfeiben; der Prinz Stephan nahm mit fei- 


giadlige Be mi ner pumanifchen Gemahlin Nefidenz und Bof in 

bury. Pettau, ergriff die Regierung der Steiermark, ſchloß 
mit Erzbifhof Ulrich ein bemwaffnetes Bündnif wider den Mfur- 
pator, Philipp, und rief alle fteierifchen Miniſterialen, welche hoch⸗ 
ftiftifche Lehen trugen, zur Theilnahme auf >). Sogleich fehloffen 
fi Hartnid von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Ulrich von 
Lichtenftein, deffen Sohn Dito, Gundafer und Dietmar von Df⸗ 


fendburg, SHartnid von Drt, SHerrand von Wildon und Albrecht 





2) GHorned. p. Gl: „Der Unger an berfelben Bart Bil warb erflagen und 
gevangen, vnlang waz ergangen, baz ſy wurben entwordht.“ 

2) Horned. p. 61—62. 

3) Horned. p- 62: „Anben erden Kunig mant, baz jn durch Got bez Gerzem, 
daz er in feinen Scherm nem daz Goczhaws und ben Piſchof: Und Herrn 
Yhilippen, der ald ain Wolf Go Schaf het in Acht, bag er ben darczu 
prädt“ ꝛc. 

4) Horned. p. 62: „Wann ez fund zu feinem gepot, waz daz Goczhaws het 
paide Yurg und Stet. — p. 63: „Waz bie zu Pettam wirt verlorn, 
Herre, ‚gelaubet mir daz ſlechts, dag ift Sand Rueprechts und bes Gocz⸗ 
haws aigen.“ 

5) Joan. Victor. ibid. p. 291. — Horneck. p. 62—64: „Auch warb ber Pets 
tawer verichtet mit dem Kunig Stephan. Den Kunig fach man ſich niders 
lan mit Haufe dacz Pettawe, aud) chom bie Kuniginne fein Frawe zu jm 
bar gevarn. Wie lange fy da warn, daz lazz ich yeczund unberwegen; man 
ſach in Selbe dez Landes phlegen. Die dern Ewurben daz ab Im, bay er 
den von Agrim liez haim varn in fein Land. 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 12461283. 273 


bon Horneck mit, ihren Heerbannsſchaaren (500 Reiſigen) an Bi⸗ 
ſchof Ulrich an. Mit dieſen zog er gegen Salzburg und Phi⸗ 
lipp, um ſich mit Gewalt feines Metropolitanſtuhles zu unter 
winden. Es gelang ihm zwar, vorzüglich durch Nath und That 
Utrichs von Lichtenftein, die Kriegsfchanr des Herzog Ulrich von 
Kärnten, angeführt von Leopold von Scherfenberg, Niklas von 
Lemberg und GSigfrid von Leibnit zu ſchlagen und gegen den 
Raſtadtertauern zurüdzumerfen ; allein, während fich die Gteirer 
nach diefem Siege der Ruhe und dem Schinfe unbeforgt hingaben, 
überfiel fie der Feldhnuptmann Leopold von Scherfenberg mit Ni⸗ 
kias von Lemberg und erfchlug die Meiften, fo daß nur Ulrich 
von Lichtenftein mit Wenigen ſich in das oberfteirifhe Ennsthal 
- herein gerettet hat; der Erzbiſchof Ulrich aber entfloh eiligft in 
die untere March auf fein Schloß Biber '). 


Hier beftätigte er dem Stifte Nein die Spende Suß Räte 


der Süter zu Helfenjtein, fo wie diefe im Jahre ber. e.Gnfen von Bat 
1243 gegeben worden waren. Damals erhielt diefeg Srerm von Stuben 
Stift auch von Otto von Emmerberg eine Befißung, 

im Thale genannt, zu Neunkirchen in der Oſtmark, und Berg⸗ 
rechte zu Buch bei Liboch und zu Oberndorf in Steiermarf. Weber 
die Bedrückungen durch die ungarifchen Landleute und Edeln im 
Lande nahm der Stiftsabt Amelrich feine Zuflucht zu Papſt Ale 
xander IV., der ein Bittfchreiden an König Bela erließ, weiches 
den ungnrifchen Amtleuten und Edeln alle und jede Beläftigung 
des Stiftes Nein mit Forderungen von Handroboten zur Erbau- 
ung oder Brechung von Burgen und Schlöffern, von Spanndien- 
ftien, Wein und Getreide u. f. w. ernftlich unterfogte 3. Zu 
Neunkirchen ftellte Leutold von Stadet Anfangs Septembers 
1258 dem Erzbiſchofe Ulrich eine Verpflichtungsurtunde aus für 
die Zehenten bei Hartberg und anderorten, welche er und fein 
Bruder Rudolph vom Erzbifhofe Eberhard II. zu Lehen getra, 


1) Joan. Viet. ibid. p. 291. Horneck p. 64-66. „Do dert er an ber- 
felben Bart, her ze Steyr dem Gepirg nad, — hincz Piber man in cho⸗ 
men fah. Mit Herzenlaid er dba belaib.“ — Hagen. Pez. I. 1076. — 
Chron. Unrest. 1. 493. -— Chron. Salzb. ap. Per. I. et Canis. p. 366. 
— Anon. Leob. ibid. p. 823. Anno 1258. — Chron. Germ. Austr. 
ibid p. 1076—1080. — Hansiz. II. p. 354—359. 


2) Stift Reiner Urkunden. 
Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. AR 


274 Steiermark bis zum Eintritte der 


gen und die ihm Ulrich neuerdings beftätigt hatte '.. Am 13. 
Dezember 1258 und auf dem Schloſſe Biber ſelbſt fiegelte Wul- 
fing von Hannau dem Erzbiſchofe Ulrich einen Neversbrief über 
die ihm verlehnten Hochftiftszehenten in Hirſchek; wobei Zeugen 
waren: Meifter Berthold, falzburgifcher Hofkanzler, Ulrich der 
Kanzfer, Etarfand non Leibnit, Rüdiger von Böheim, Dftolar 
von Kainadh, u. A. ?).. Um diefe Zeit farb dns Gefchlecht ber 
Edelherren von PBütten nus. Heinrich von Stubenberg hatte Adel: 
beit von Pütten zur Gemahlin. Durch ihre Mitgift fhon im Be⸗ 
fige püttnifeher Güter, beftrebte er fich, dns püttiſche Edeleigen- 
thum aufzukaufen, von Heinrich von Klamin, J. 1266, vom Gra⸗ 
fen Uri von Pfannberg, Schild, Knappen und Burgen zwi⸗ 
fen Neuſtadt und Pütten, J. 1298, und im 3.1306 erhielt er 
von dem Herzoge Rudolph das Schloß Pütten als Lehen. 


re: Merci In diefem Jahre löste Biſchof Dietrich von 
algung ‚es Sofolle Gurk von Kunigunde, Witwe Friedrichs von Tra⸗ 
dem Stifte Seiz kenberg, alle Güter, welche fie nid Morgengabe er- 

halten hatte, und gab ihr dafür zwölf Manfus Al⸗ 
lodialzrund zu Rodam bei Lenzenburg mit der Freiheit, Spenden 
im das NRonnenftift Studenig zu machen *). Am 2. Mai 1259 
befand fi Erzbifhof Ulrich noch in der Steiermarf, und in Gratz 
ſeibſt, und beftätigte vor den Zeugen, dem Hofkanzler Meifter 
Berthold, Heinrich Bfarrer und Heidenreich, Canoniker in Salz⸗ 
durs, Edard von Tanne und Dito, Pfarrer in Gräg, dem Stifte 
Nein Auf. Bitten des Abtes Amelrit alle Zehenten, Befi« 
Sungen und andere Rechte, und verficherte das Stift feines be: 
fonderen Schußes ). Auf des Erzbiſchofes Bitte geſchah nuch in 
diefem Jahre die Bereinigung des Hofpital® im Cerewalde mit 
dem Karthäuferftifte in Seiz, durh den Prinzen Gtephan, als 
Regenten der Steiermark °). | 


ı) Dipl. Styr. I. 327 — 328: „Datum apud novam Eoolesiam quinto ia- 
trante Sept. Anno 1888. 


=) Dipl. Styr. 1. 328: „Aot, apud Pyber XIII. exeunte Decemhr. Anno 1258.‘ 
3) Stubeniger Urkunde. 
. %) &teirer Urkunde. — Dipl, Styr. II. 2%. 


‘ 8) Dipl. Styr. II. 83: „Domini Udalrioi Salzburgensis tune Archjepiscopi 
petitione pro tam legitimo actu interpellante.‘ — 


Habsburgiſchen Yürften. J. 1246—1283. 275 


Nicht lange nachher ahnte der unglüdftiche Ober⸗ Gerinhoflltic ger 


hirte von Seite des jungen Königs von Ungarn fargen auf dem 
und deffen Anhängern im Lande Gefahr für feine —— 
perſönliche Sicherheit und Reben ’). Er entfloh heim- 

lich aus Piber, in der Abficht, fich nach Bniern zu retten. Gluͤck⸗ 
ih und unerkannt fam er big in dns Stift Admont. Während 
eines kurzen Aufenthaltes daſelbſt wurde er von böhmifch gefinn- 
ten Mönchen erfannt und verrathen. Auf der Flucht durch's 
Ennsthal ingte ihm Nitter Heinrich von Thurn zu Notenmann 
nach, und zwar auf geheimen Befehl des K. Ditofar, der auf Gei- 
ten Philipps vor Kärnten ftand; Ulrich ward gefangen und auf 
dns Felfenfhloß Wolkenſtein in Hnft gebracht, bis cr im folgen- 
den Jahre 1260 auf Ottokars Wink wieder ledig gelaffen wurde >). 


Während diefer Begebniffe weilte die verinffene „,, 3.10. 


Gertrude mit ihren Kindern ununterbrochen in Ju⸗ teube im Jubenfurg. 
a 


Nonnenfloßen ' 


denburg. Ihr Sohn, Friedrich der Jüngere, Mark⸗ baf.Töft 
graf von Baden, im Gefühle feiner Erbrechte ftellte 


dnfeloft am 19. April einen Willbrief aus über die Schenkung 


von Haus und Hofftätte in der Stadt Judenburg, melde der 


Stadtbürger und Fleiſcher Wiſento mit Zufimmung feiner Frau 


Adelhaid dem dortigen Kloſter der Minoriten (St. Johann in der 

Wuͤſte zugenannt) gemacht hatte; und der junge Fürft nimmt das 

Haus fammt dem Kiofter in feine beſondere Gnade und Obhuth, 

und befreit jenedg Haus von Burgrechtsſteuer und allen andern 
. 18 * 

1) Horneck. p. 66: „Daz der Chunig bar zu: dem britten mal Lewt fant 


Philippen damit er daz Lannt dem Goczhaws wueften folt.“ — j 
2) Horneck. cap. 52: „Pifchof Ulreich der wort, — hincz Salczburg fein 


gevarn — bie rechten ſtrazz wolt er ſparn — durch pefßer Sicherhait — 
Gegen Admund er rait. — Und do er Yon danne fihied, — ob in yemant 
da verriet, — daz wil ich auf Nyemant fagen, — man pegund den Her⸗— 
ren nachjagen — daz tet Vnczuchtichleich — Won Rotenmann Herr Heinz ; 
reih. — We den! die daz verlegten, — baz er den Geweichten, — von: 


dez Pabfts Hannden, — Getroft ye gepanden, — oder an gerum — Er 


biez den Herren furn — gevangen hincz Wolkenſtain, — daran vil. wol 
ſchain — daz er nicht het erchanttnuß.“ — Chron. Salzb. ap. Pez. I. et: 
Canis. Anno 1269: „Ulrious Archiepiscopus transitum faciens per 
vellem Anasi, volens venire Bawariam, apud Admunt de oonseientie 


Monachorum ab hominibus Ducis Austriae capitur, — et tandem ad 
mandatum Ducis relaxatur.‘‘ — Chron. Austr. germ. Pez. I.: „Do 


Herr Hainreich von Turn in der Vankchnuß hielt Biſchof Ulreichen von 4 


Salezburg. — Darnadı wolt Bifhof Ulreich haimlich chumen gegen Salcz⸗ 


burg, und rait gen Admund; do er von dann ſchied, do xait um un 
Herr Heinreich Rottenmann, und furt yn gen WBoltenttein bo ala. 


— Hansiz. II. 359. — 


L) 
u 


276 Steiermark bis zum Eintritte der 


gewöhnlichen Leiftungen der Studenburger Bürger. Zu Zeugen 
flanden: Die Ritter Dietmar, Konrad und Drtolf von Stretwich, 
Dito von Pfaffendorf, Konrad und Ernft von Lobning, und die 
Bürger, Konrad Lagelarit, Gymbert, Dtto, Dimar der Krämer, 
Heinrich der Sattler, und Konrad von Schhufling u. v. A. '). 


a ar. Am 24. Aprit 1259 ftarb der um fein Stift 
fan abzebrannt. fehr verdiente Abt Berthold II. zu Admont, An 
sg. Erurenig. —, 

jeiner Stelle ward zum Krummftab berufen der Sa⸗ 
friftan Friedrich, ein von Jugend auf im Stifte erzogener Prie⸗ 
fter ?). Um diefe Zeit, J. 1258, hatte Kalchof von Schrattenftein 
feine beiden Töchter, Ssrmengard und ®ertrude, in dad Nonnen⸗ 
ftift zu Admont gegeben, und zugleich dem h. Blaſius geopfert 
fein Gut zu Baumgarten bei Bütten. Dies war gefchehen im nd: 
montifhen Bropfteihaufe zu Wuͤrflach in Unteröfterreidh im Bei⸗ 
fein des Abtes Friedrich von Admont, und vor den Zeugen: Rus 
dolph, Pfarrer zu St. Lorenzen bei Wuͤrflach, Heinrich von Alf: 
reit, Wulfing von Geroldsdorf, Wernher Nichter zu Admont, 
dem ftiftsadmontijchen Gütervermalter zu Würflach, Priefter Hein- 
ri >). In eben diefem Jahre ward faft dag ganze Stift Seckau 
von den Flammen verzehrt; worauf der Bropft Dtto von Erns 
haufen feine Würde niedergelegt hat, und in den Dominikaneror⸗ 
den getreten it (15. März 1259). Sein Nachfolger, Propſt Or⸗ 
tolf von Prank, ſtellte dns Stiftsgebäude wieder her, größtentheils 
durch Dpfergelder für Abläffe, deren einen er von Papſt Aleran: 
der IV. (J. 1269) zu diefem Zwecke erhalten hatte *%. Am Bons 

gratiustage 1259 befand ſich der Herzog Ulrich von Kinter im 

zu Göß mit den Grafen Ulrich von Gternberg 
und Ulrich von Heunburg, mit den Nittern und Edelherren Oth⸗ 
mar von Weiffenel, Nikolaus von Lebenberg , Konrad von Hel⸗ 
fenberg, Ssulian von Gemburg, u. v. 9. Da beftätigte er die, von 


*) Lambacher. ibid. Anhang. 44—46: „Fridericus, Dux Austriae et Sty- 
riae, — Nobis illastri Daoi Austriae et Styriae, ad quem terra utraque 
pertinet hereditatis jure et suecessionis, a nostris progenitoribus ex 
antiquo alodiis et aliis juribas et privilegiis nihilominas ab aula im- 
periali multiplieiter praedotstis licet Reges conterminales ceonfinium 
nostrorum eam im praesentiarum detincant per violentam potentiam — 
Acta sunt haec anno 1259 meuse Aprili XIII. Kal. Maji.“ — 


2) Saalbuch III. 37. Pez. II. 210. — Neorolog, C. 543. 544. 381. 
3) Abmonter Urkunde. DDD. 14. 


%) Dipl, Styr. I. 216-217. 


Babsburgiſchen Fürften. I. 1246-1283. 277 


feinem Vater dem NRonnenftifte gefchenften Güter und Renten zu 
Topol in Kärnten und befreite fie von allen öffentlichen Leiftun- 
gen '). Herzog Ulrich gab auch damals die Zuftimmung zu einem 
Zaufhe von Gütern zu Gufan an der Mur für andere Befitun- 
gen in Kärnten zu Stißendorf und Plintendorf zwifchen den Non— 
nenftiften Göß und St. Georgen nm Längfee 3. Im Jahre 
1259 fchenfte diefer Herzog nuch den Nonnen in Studenig alle 
Wilddelen und Häute von jeder Art Ehiere, diejenigen ausgenom⸗ 
men, welche in die fürftliche Küche geliefert werden mußten. Auch 
die "Brüder Nudolph und Heinrich von Lauenbach gaben für ihre 
Schweftern, Sophin und Eliſabeth, als fie das Nonnenkleid nahe 
men, (J. 1259) dem Stifte Studenis 13 Manfus Gutes in Dber- 
pöltfhach und Oberjablaniach °). 


Felt und unerſchüttert waltete in der erften Große Rantyrichtt- 


Hälfte des Sahres 1259 König Stephan als Landes⸗ zerfammfung in 


regent in Steiermark. Am 26. Mai 1259 hielt er Darbur, Bittzing. 
in Grat große Landgerichtsverſammlung, umgeben wald. 

‚son dem Erzbifchofe Ulrich von Salzburg, Stephan 

Ban von Stavonien, Wang Magister tabernicorum, Graf von 
Triehun, Dionyfius Obertruchſäß und Graf von Szalabar, wie 
auch Hauptmann auf Pettau, Nikolaus ein königlicher Hofrichter, 
Wulfing von Stubenberg Landrichter von Steier, Bernhard und 
Heinrihd Grafen von Pfannberg, Ulrich von Licptenftein, Wigand 
von Maſſenberg, u. v. A. Hier ertheilte er dem Stifte Nein eis 
nen königlichen Beftätigungs« und Onndenbrief über alle defjen 
Befitungen, Nechte, frühere Handveſten von Kaifern, Königen, 
geiftlichen und meltlihen Neichsfürften, Mauthfreiheit für alle 
ſtiftiſchen Perfonen und Güter zu Wangen wie zu Fuße nad) dem 
alten Privifegium der Herzoge von Defterreih und Steier, die 
freie Wahl und Entlaffung aller Schirmvögte nah Ermeflen der 
Aebte, endlich auch noch die Verſchonung des Stiftes von Geite 
der königlichen Benmten mit Forderungen und Bedrüdungen *). 





1) Dipl. Styr. I. 39—40: ‚Datum im Gbss. Anno 1259. In die St. Pon- 
oratii,‘‘ 


2) Dipl. Styr. I. 76 —77. 
3) Stubeniger Urkunde, 
+) Stift Reiner Urkunden: „Aotum in Graetz vi. Kol. Junii Anno 1259. 


Dipl. Styr. II. 24: „Stephenus Dei Gratis Rex, Primogenitus Balaa 
quarti Illustris regis Ungarise, et Dux Btyrise\t — 


mm . 


278 Steiermark bis zum Gintritte der 


Weiters beftätigte der königliche Herzog diefem Stifte die Schen⸗ 
kung des Gräter Bürgers Rüdiger, Pfannenderg zubenannt, mit 
Gütern zu Wagniß, die er, nach Ditofar von Öräg, von Herzog 
Friedrich dem GStreitbaren zu Lehen getragen hatte '). Gleicher⸗ 
mweife gab er dem Bürger Eberhard zu Marburg zur Belohnung 
für treue Dienfte und Anhänglichleit an König Bela und an feine 
Berfon zu emwigem, erblichen Zehen mehrere Güter und Hörige in 
den Dörfern Walzium, Choß und Udol in der flovenifchen Mark ?). 
Auch dem Stifte Biltring beftätigte er alle Rechte und Freiheiten, 
wie fie in der Urkunde Friedrichs des GStreitbaren, 26. Juli 1240, 
enthalten waren (per manus Benedicti Praepositi Ecclesiae S. 
Bartholomaei de Frisaco, aulae nostrac Vicecancellarii) ?). Im 
offenen Zanögerichte wurden damals von dem Landrichter in Steier, 
Wulfing von Stubenberg, zu Gunſten des Stiftes Rein mehrere 
Klagen erledigt. Auf Urtheil der Schranne erhielt das Stift Er- 
fat von dem Grafen Heinrid von Pfannderg und vom Bürger 
Ulrih Spieler zu Voitsberg Geldfummen und Rüdftelung eines 
Butes zu Eogenfeld. Im GStreite mit Drtolph von Sulz ward 
dem Stifte Rein nach dem Befunde von ein und zwanzig Zeugen 
der Befig der Bien zu Slaguttendorf und Ungerndorf bei Stainz 
zugefprochen *), Auf | Bitten des Erzbifchofes Ulrich von Gatz- 
burg, wit Rath und Zuftimmung der Landesftände, ließ damals 
König Stephan auch den Bereinigungsbrief des ſehr verfallenen 
Hofpitaled im Eerewalde mit dem Karthäuferkfofter in Seiz, mit 
Beibehaltung jedoch aller Guͤter, Rechte, und der darauf gegrün= 
deten Verpflichtungen zur Aufnahme und gaftlihen Pflege von 
Kranken, NReifenden und Armen aufrichten und fiegelfeftigen, mit 
der Berpönung von Zaufend Goldgulden, Alles unverfehrt und 
getreulich zu beobachten °). Bom Stifte Borau meldet die einhei⸗ 


2) GSteirer Urkunde: „Civis noster de Graetz Rudgerus, cognomente 
Phannenberch.‘‘ 

2) Gub. Archiv: „Nos Stephanus Dei gratia Rex primogenitas illustria 
Regis Ungariae et Styriae Dux — quod nos consideratis fidelitatum 
meritis et servitioram Eberhardi fidelis civis mostri de Marpurg — 
licet plara mereat, in Villis Wolooiam — Chost — Udol — sibi in 
feadam et in perpetunm contulimus, pleno jure et in filios filioraum.‘ 

3) Bitte. urk 

*) Gteirer Urkunde: ‚Acta sunt haec apud Graetz in jadicio provinciali 

‚ ap. Graetz. — Wulfingus de Stubenberch Judex Provincialis Styriae.‘‘ 
s)Dipl. Styr. II. 81—82: „Stepharus, Dei gratia Rex, primogenitus 
ilustris Regis Ungariae et Dux Stirise — Domini Ulrici Salsburgen- 


. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 279 


mifche Chronik, daß Hugo, Bifchof von Sardinien, im Jahre 1259 
Önfelbft einen Alter zu Ehren der h. Katharina und des h. Ste⸗ 
phan des Martyrers eingeweiht habe ). 


J. 1259. 
Wir haben bisher bei mehreren Gelegenheiten Schmwentene Sal. 


gefehen, wie die ungarifchen Statthalter in Steier- tung ber ungaeifchen 
mark Necht und Gerechtigkeit feftgehalten, den Ge⸗ har 
waltthaten übermüthiger Landesedeln Einhalt ge: 

than, der Kirche und den Stiften befonderen Schuß haben ange: 
deihen Infjen, und wie deßwegen die Güter vieler LKandesedeln vom 
Cöniglihen Fiskus eingezogen, und fo lange vorbehalten worden 
feyen, bis alle räuberifchen Eingriffe auf PBerfonen und Eigen: 
thum durch Schndenerfag gut gemacht, und die ‚entriffenen Güter 
wieder herausgegeben waren 2). Zweifelsohne ift öndurch die un⸗ 
garifhe Herrſchaft vielen fteirifchen Dynaften verhaßt geworden. 
Nebenbei gefchnhen nber auch von den ungarifchen Statthaltern 
und Beamten, durch Nichtachtung der Privilegien und Rechte des 
Landes viele Bedrüfungen und Öemaltthaten °). In einem Schrei» 
ben, Anagnia 13. November 1258, an König Bela IV. fagt Papft 
Alerander IV., „daß die ungarifchen Landleute und andere Ades 
„liche feines Gebietes unter dem Vorwande angemafter Vogtei 
„dns Stift Rein fehr bedrängen, beim Aufbaue von Burgen, beim. 
»Niederreißen von Schlöffern, und bei Heerzügen — Vieh, Wein, ; 
„Betreide und Anderes von Stiftedgründen mit Gewalt nehmen ; 
„und wenn fie auf den Gütern oder in den Höfen des Stiftes 
„übernachten, von den Aebten und von der GStiftdgemeinde Geld, 
»„Spanndienfte u. dgl. herauspreffen und fo diefelben ungeheuer 


sis tuno Arohiepiscopi petitione pro tam legitimo actu interpellante, 
favore quogue nobilium terrae, et assensu ibidem favorabilium aoce- 
dente.“ — 


U) Caesar II. 252. — 


2) Horned. p. 37 ftellt der Ungarn und Herzog Stephan’s Wirken in Stei⸗ 
ermark in gehäffiger Weife dar: „Auch wen ich, daz nicht vergaz fein 
felbs der Kunig von Ungarn, er lie ſy fere hungern, nad) der ‚Herren 
Purgen, martern und wurgen, er began arm und reich in dem Lande 

. geleich. - Die Geturft nam zu jm.bder Herczog von Agrim, der ward aber 
Haubtmann, wez er e eins getan het ‚ doz tet er nu zway, vmb foleich 
Chlag und Gefchrai gab er nicht ain Kar.“ 


3) Wohl nur als Satyre zu verftehen find folgende Worte des Anon. Leo-, 
biens. Anno 1246. (Pez. I. p. 805 - 806.): „Nam rex Bela Ungariae \ 
intromisit se de ducatu Austriae, Styriam per se intraudo, et quam- 
dia ibidem dominabatar tamdiu pisces inconsueti de Hungaria per 
aquas ascendentes in Mura et in aliis aquis Styriae in multa coyie 
apparuerant.‘‘ 


“ 


2380 Steiermark bis zum Eintritte der 


. ‚6 
„befchweren )!“ Weiter hatte K. Ditofar ſtets noch feine eigene 
Bartei im Lande,‘ welche durch die Nückwirkung der Borgänge 
mit Philipp von Kärnten bedeutend anwuchs, weil nicht wenige 
Edle der beiden Marken, von Philipp mit hochſtifſiſchen Lehen- 
gütern bereichert, feft an ihm hingen. — Alle diefe ftanden wider 
den Erzbifchof Ulrich und wider die Ungarn, welche Ulrichs Ga: 
che unterftüßten. Zwifchen Steirern und ungarifchen Gewalthabern 
konnte auch wegen Berfchiedenheit der Gefittung, Lebensart und 
der Negierungsmeife, und bei der fteten Unficherheit der Gunft: 9 
feine dauernde Annäherung und freundliche Verſchmelzung gehofft 
werden. Die Stände des Landes fahen dies Verhältniß ohnehin 
nur als den Zuftend gewaltfamer Behandlung eines Fuͤrſtenthums 
des heiligen deutfhen Reiches an, über welches beim Friedens: 
fohluffe zwifhen den Königen, Dttofar und Bela, verfügt morden 
war, ohne weder die Vorrechte des Herzogthums zu berüdfichti- 
gen, noch die Zuftimmung und Beftätigung des römifch- deutfchen 
Reiches zu heifchen und zu achten ?) ; welches leider! auch wegen 
damals herrfchender Wirrniffe nicht im Stande war, des miß⸗ 
handelten Landes Rechte Eräftigft zu wahren und zu vertheidigen. 
Auch waren von der neuen Gewaltherrſchaft die Privilegienbriefe 
ihrer Landesregenten und des Kaiſers Friedrich II. nicht mehr 
beftätigt worden. Bon K. Ottokar dagegen hofften fie Necht und 
Sefetlichkeit für die Drönung der innern, ungemein ſchwankenden 
Berhältniffe ihres Landes; da fich deffen Geiſt und Kraft im 
Lande Defterreich bereits trefflich bewährt hatte *). 


— 








ı) Anonym. Leoh. Pez. I. Anno 1260. — Horned. p. 67: „EC; ift onöt, 
daz ichs fag — wie gar ſy nad) jr Behag in dem Lannde lebten, — in 
Hochfart fie firebten — wider alle vnſer Lantherren — auch wollden fy 
dern — daz ding alles nad jem Mut.“ — Hagen. ibid. A. 1077. 


2) Horned. Kap. 52. 53: „Wez auch ym felb getram — ber Kunig, ber 
dacz Petta:o gefefien waz mit Haws, — daz den Deren ob jn graws — 
dag waz wol von fhulden — Riemand in feinen Hulden — genczleich und 
fo ſtet, — ber daz gewis het — daz er von ym waz vnbeſwart; — 
daz mut die Herrn hart.“ — 

3) Darauf deuteten auch die zu Ottokar gefendeten, fleierifchen Bothen. — 
Horned. p. 67: „Der Poten ainer zu ym ſprach: Herre, tut nit, als 
ons e geſchach, da jr ons den Vngern gabt, damit jr ons, Herre, habt 
hreftigen ſchaden getan.“ 


#) Das Chron. Augustense nennt ben König: „in tribus suis principatibus, 
| Bohemia, Moravia et Austria — principem omni probitate praecla- 
ı rum.‘ — Op. Freher. I. 530. Anno 1254. — Chron. Garstens. ap. 
\ 


Rauch, Anno 1255: ‚‚Item tanta pax in partibus Austriae invaleseit, 
ita quod verbum propheise ibi est quodammodo ndimpletum: acaent 
glalios suos in vomeres, et lanooas suas in falces.‘“ 


Habsburgiſchen Fürken. 3. 1246-1283. Es1 
K. Dttofar hatte von diefer Stimmung. im . 1259. : 


Die Steirer neigen - 


Lande die genaueſte Kunde; er fuchte fie insgeheim fa zu X. Ditotar. 
und mächtig zu fteigern, um bei glnftiger Gelegen- . 
heit die Steiekmark wieder mit Defterreich unter feiner Herrfchaft 
zu vereinigen ). Als nun um die Mitze des Jahres 1259 befannt 
wurde, daß König Stephan die Statthalterfchnft ablegen, nach 
Ungarn zurüdfehren, und daß feine Stelle der uͤbermüthige und 
"arte Herzog Stephan von Slavonien wieder einnehmen werde: 
wurden im ganzen Lande die beunruhigendften Beforgniffe aufge 
regt. Eben jeßt, wie K. Stephan die Vorderften der Landftände 
nach Pettau befchied, um ihnen ein Lebewohl zu fagen, verbreitete 
fi) die Sage: Die Steirerherren werden nur deßhalb dahin be- 
rufen, um fie alle unvermuthet zu fahen, in Ketten zu fohlagen, 
und in der Veſte Plintenburg und in anderen ungarifchen Schlöfs 
fern in die Kerfer zu merfen. Deßwegen ging feiner der Lands» 
herren nach PBettau °). Während nun nah K. Stephand Entfers 
nung der Herzog von Slavonien im gewohnten Uebermuthe mie: 
der fehaltete, fpann fich die geheime Berfehwörung durch das ganze 
Land aus 3. Der Ausbruch des Aufftandes für die Befreiung 
de8 Landes vom Joche der Ungarn mard auf einen Eng feftge: 
ftelt; und man ließ durch Eilboten dem K. Dttofar Regierung 
und Gehorfam antragen, wenn er des Landes nite Handveiten 
beftätigen und es fräftig beſchützen wolle *). „Do die Ungar Steyr 
„wielten fo gar vntzeitleich ſy fich hielten gegen Arm und Reichen 
„daz in von fehulden muez entweichen gemainiglaich der Lewte Gunſt 
„die trachten fer, wo fy die Chunft nemen, Daz ſy wurden an 
„der Ungrifchen fpan. Ez ift vnöt, daz Ichs fag, wie gar fy nach 
„jr behng in dem Lande lebten, in Hochfart ſy ftrebten wider alle 
„onfer Lanntherren, auch mwolden ſy chern daz Ding nlled nach 
„em Mut. Die Herren daucht day nicht gut, die wurden dez 


1) Horned. cap. 23. deutet früher fchon auf diefe Gefinnung und Handlungs: 
weife Otrofars hin, p. 34: „Der Kunig Wicz und Chunſt — mit Fleiz 
daran chert — wie er den Ungarn mert — der Vngunſt im dem Lannde 
— Die Herren er befande — bie zu der Zeit da warn, — er pegundb 


p 
gegen jn geparn — harte frevewntleichen, — er get few fleißigleichen — boy: 


| 
| 


H 


ſy ym gut wern — gegen den Steirern.“ — Anonym. Leob. Pez, 1. 125.: 


2) Horned. cap. 52: „So warnt man few zehant — daz ſy chömen mit Ge: 
wanheit — der Kunig hiet haimleich berait — Poyn und Armeifen — bar: 
innen man few folt weifen — gegen Plintenburg die Steyrerheren. — 

3) Horned. cap. 67: „Ez warb also angetragen — baz es verfwigen belib 
— uUnczt daz man bie Unger vertrib.“ 

0) Horneck. p. 67. 


! 


282 Gteiermark bis zum Gintritte der . 


„zu Rat, ond wurben alſo drat von Pehaim an den Kunig, ob 
„er wer fo frumig, feint er hiet Defterreich, daz fy fich ficherleich 
„an jn gelaflen möchten: wann in nicht fürbaz tochten die Unger 
„ze Herren, ſy müßten fürbaz chern zu Serrfchaft, die trewe 
"wielt, dnz er in dez Lanndes Necht behielt,. wann e ſy fich dez 
„berczigen, e woldenß darumb tot geligen. Deuchter ſich nufo veſſt, 
»daz er die ftet an yın weſſt, daz er in möcht behalten dew Recht, 
„in dy alten Furſten hieten gegeben, und fcholten fy danne leben 
„fo woldens fy ym gern dienn.“ — 


Berireibung ver | Dttofar vermied zwar jeden offenen Friedens⸗ 


Ungarn aus Steier- bruch mit den Ungarn 93 > verficherte jedoch nach⸗ 


—eS— drückliche Hilfe zur rechten Zeit. Im December 

1259 erhob hierauf das ganze Land die Waffen an 
Einem Tage; der Heerbann der Landesſtände und Edeln fiel 
über die Ungarn her, erſchlug derſelben fehr Viele, trieb die Ueb⸗ 
rigen in eiliger Flucht über die Gränzen hinaus und befreite dns 
Herzogthum von den Bedrängern in eilf Tagen ?). Die Stadt 
Pettau allein blieb noc) in den Händen der Ungarn >). In Vor⸗ 
ausfeßung der biutigften Rache von Seiten der Ungarn mahnten 
fodann fteirifche Sendbothen den K. Dttofar zu fehleuniger Hilfe. 
Dttofar ließ, um allen Friedensbruch von feiner Seite zu vermei- 
den, feinen geheimen Sinn offen durch die Grafen Konrad und 
Dtto von Hardek erklären und vertreten. Er ſelbſt eifte noch im 
Winter, jedoch ohne Heer, nad Steiermark, um die Landesbe⸗ 
wohner vom Ernite feiner Zuficherung zu überzeugen *). Als da⸗ 
her K. Stephan im Frühjahre 1260 mit einem gewaltigen Heere 


ı) Sornd. b p- 68; „Der Frid, ber fo verſtrikchet — waz zwiſchen ym und 
Kunig Welan — an chainer flat wolt er ben han — mit Werich über⸗ 
treten.“ — 

2) Hagen. Pez. I. 1074: „Darumb wurden ſy des yber ain, baz fie bie Ha⸗ 

lade vertrieben, und kerten all an Herzog Ottackern.“ — Horneck. p- 67: „In 
Aindlef Tagen man vertraib — alle die Unger, bie man vant, Uberal in 
Steyrlant.“ — 

3) Pernoldus. Anno 1259: ‚„Styrenses in Ungaros insurgunt, et omues, 
exceptis, qui in Petovia fuerunt, sive ocoidunt, sive pellaut iatra pau- 
cos dies in ipsa hyeme et legatos ad Ottocaram mittunt, Ducatum 
illi deferentes. Statim vero ipse in Styriam venit, sed sine exercitu 
ne paoem violasse inculparetur.‘‘ 


$) Hagen. Pez. I. p. 1077. — Horneck. p. 67—68: „Do vnderwant fid 
‘an ber ftet der piderb und der walcher von Pehaim Chunig Ottakcher hie 
ze Steyr dez Lanndes, waz Zarns und Andes Chunig Welan barumb lit, 
darumb liez er fein nicht!“ 


\ 


) 


Haböburgifchen Furſten. J. 1246—1283. 283 


anrücte, die Steirer zu zuͤchtigen, fand er die Landesgraͤnzen von 
dem Heerbann des Landes und von einem öſterreichiſchen Heere 
unter den Grafen von Hardek fo ſtark und nachdrüdtich verthei⸗ 
digt, daß er ſich, ohne Nache zu üben, nach Ungarn wieder zu⸗ 
südziehen mußte '). 


Die, wenn gleich verborgene, doc) Eräftige Un- Arie” yilgen 2. 


terftüßung von Seite K. Dttofard war dem König Dttotar — 
Bela kein Geheimniß; auch hatte ſich K. Ottokar Vreßdurg. 
nun des Steirerlandes offen unterwunden, da er 

den Biſchof Bruno von Olmütz als Landeshauptmann nad Gräß 
gefendet. Er fah natürlich voraus, daß am Ende die Steiermart 
doch nur im biutigem Kampfe dauernd errungen werden fönne. 
Darum erfaßte er die günftige Gelegenheit ſeines Vortheild fo- 
gleich. Bald ftanden (im Juni 1260) fich beide Könige mit unge- 
heuren Heermaffen an der March gegenüber. Ein vollendeter Sieg 
Dttofard (12. Juli 1260) bei Kroiffendrun und Stapfenreit an 
der March, und die bfutigfte Niederinge der Ungarn hatte den 
Srieden zu Preßburg, und mit diefem die Abtretung der Steier- 
mark an Ditofar zur Folge 3. K. Ottokar Hatte diefen Gieg 
größtentheil$ der ungemeinen Tapferkeit der Steirer, der Kaͤrnt⸗ 
ner und der Defterreicher zu verdanken, wie dies Horneck verfichert: 
„Da warn fü fo fruet, dnz ſy zu Wer chomen, mer .recht hiet 
„war genomen, ‚wie da ſtriten die von Steyrer, recht als der Schawr 
„morbe zeyr flecht ab den dürren Pammen; alſo traten fy den 
„Sawmen, do gotig und halls an einander ſtozzt, manig halle 
„wort da geplöfßt des Haubts, dez darauf waz. ain Banyr grüen 
„als ain graz, dnrinne ein. Pandel ſwebt Planch, als ob er 
»lebt, der furt der Degen mer der alte Wildonier. Swer gern 





1) Anonym, Levob. Anno 1260. — Chron. Neuberg und Austriecum bei ! 


Rauch berichten Anno 1259 wirkliche Einfälle K. Stephand in Steier und 
Kärnten unter großen Verheerungen! — jedoch ganz irrig.,— Pernaldus 


1260 : „„Permisit Ottooarus, ut ineunte vere ambo stfenuissimi oomi- : 


tes Hardekkenses et mille viri eleoti, quasi ultro et propria volunta- 


te, peounia Styrensium oonducti, quod ipse olam disposuit, vicinis 


Tal 


a 


auxilium ferrent. Quod audientes Ungari contra Styros egressi, cum ' 


non satis numerosi essent, .sponte recesserunt.!‘ — 


2) Joann. Viot. ibid. p. 292. — Pernoldus. Anno 1260: „Ubi Bela pa- 
cem rogavit, et obtinuit, totam Styriam et jus ad illud oedens.‘ — 
Lambacher Anhang p. 38—41. Ottokars Bericht an den Papſt Alerander 


in men 


IV. — Horneck. p. 66—68. — Leob. Anno 1254. 1258. 1260: „utBe- . 
la Rex omni sun jure quod videbatur habere in Styria oederet, et : 


quaestionem super ipso Dominio non moverot.“ — Chron. 


284 Steiermark bis zum Eintritte der 


„frumleichen tut, wer dem ont, daz ift gut, in fuftet der aribait 
„paz. Die Steyrer wol verdienten dnz, die dez tags begingen frum⸗ 
„hait, dez waz in der Kunig zu Ionen bereit Bmb jr frumahleiche 
„gepart : warn do der Streit erhaben ward, dez ward gen in bes 
„gunnen , die Herren wol verfunnen, von dem erften hincz den 
„leften warn da die peſten ).“ — König Ottokar erfannte auch 
dieſes Derdienft, die treuefte und aufopferungsnofle Ergebenheit 
der fteirifchen Ritter und Edelherren, und er entließ fie nach dem 
Siege und dem PFriedengfchluffe nach Haufe unter den feierlichen 
Betheuerungen feined Dankes und feiner Erfenntlichkeit: „Chunig 
„Dttafcher nicht vergaz, er dankcht fleißigleichen den Herren all ge: 
„leihen, und lobt ze tun mit ftet wez man jn ymer pet, vnd 
„wenn er wurd. genannt, wie er Ere, But und Lannt dez tage 
„gehabt von ir fchulden, fo fehulden fy mit feinen hulden wez 
„fen geluft an in gern, vnd daz er fern wolt gewern pey feinem 
„Ayd er in dez jach 7). — 

Si. amt Sogleich ließ Ditofar vom Lande Steiermart 
unter bie Serricaft Beſitz nehmen, und den Titel „Herzog von Steier⸗ 
von jetzt an wieder all feinen Urkunden beifeßen, 
und er befeftigte ſich in dem Beſitz dieſes Reichsfürſtenthums durch 
feierliche Belehnung zu Aachen am 9. Auguft 1262 vom Kaifer 
Richard von Kornwallis *). Schon vor der wirklichen Hebernahme 
des Landes, zur erften Sertftellung der Aufern und innern Ber- 
häftniffe, hatte K. Ottokar feinen vertrauteften Nath, den ſtaats. 
Eugen Bifchof Bruno von Dimüß, nad Gräß gefendet *). Bon 
1) Horned. p. 75. 


2) Horneck. p. 76. 


3) Auguft. Anno 1260: ‚‚Ducatu Stiriae oum civitate Bittonia (Petovio) 
quam adhuc Ungari tenebant, plenarie restituto.‘‘ — Chron. Austr. 
Anno 1260: „et terra Styriae reddita est Duci Austriae. — Urkun⸗ 
den im Anhange bei Lambacher p. 41—43: „Nos autem te pro tuae 
devotionis meritis plenius et insignius honorare volentes, tibi et tuis 
legitimis heredibas, qui tibi in bonis feudalibus seoundum jus et con- 
stitutionem sacri Romani Imperii de jare poterunt et habebunt sucoe- 
dere, pro nobis et successoribus nostris Imperatoribus et regibus 
Rom. illos daos nobiles Prineipatus, Ducatum videlicet Austriae et 
Marchionatun Styriae ad manum Imperii et nostram de jure libere 
devolutos , cum omaibus feudis ad diotos duos Principatus pertinen- 
tibus ab Imperio debitis et oonsuetum teneri integraliter et simplioiter 

. in feudum donamus tibique et legitimis tuis heredibus — jure et ti- 

1 tulo feodali perpetuo possidendos.‘ -. Hanthaler. I. 971—881. — 

Steyrer, Additam. p. 145 —146. 


' Dorned pe 68 und nad ihm Hagen, Pez. I. 1077, 








SHaböburgifchen Fürften. 3. 1246 — 1283. 285 


ihm, da er ſchnell wieder in das Heerlager K. Ottokars zurück⸗ 
eilen mußte, wurde der öſterreichiſche Edelherr, Heinrich von 
Lichtenſtein, zum Hauptmann oder Statthalter des Landes einge⸗ 
ſetzt '). Denn ſchon vor der Schlacht bei Kroiſſenbrunn und dem 
Briedensfchluffe mit den Ungarn fah ſich Ottokar als den ficheren 
Herrn von Steier an, und vollbrachte feierliche Regierungshand⸗ 
lungen 2. Zu Wien am 10. März 1260, umgeben von den Vor⸗ 
derſten der fteirifchen Stände und Edelherren, von Ulrich, Dom» 
herr zu Sreifing und Kanzler von Steiermart, Heinrich von Lich: 
tenftein, Konrad und Heinricy von Helting, Wulfing von Stu: 
benberg,, Rudolph und Leutold von Stadet, Ulrich von Lichten- 
ftein, Herrond von Wilden, Hartnid von Drt, Friedrich von Pet« 
‚tau, Hartnid von Nammenſtein, Gottfried von Marburg, beftä- 
tigte er dem Stifte zu Nein alle Beſitzungen, Rechte und Frei. 
heiten ganz nach dem Beftätigungsdiplome des K. Stephan von 
Ungarn. 2). Bald dnrauf, Linz 24. Mai 1260, erhielt Heinrich 
von Lichtenftein, Landeshauptmann in Steier, von K. Ottokar den 
Befehl, alle Güter, Hörige und Zinsleute des Stiftes gegen alle 
freveihaften Angriffe in Schuß zu nehmen, feft zu halten alle 
Borrechte und Urkunden der Kaifer, Könige und Fürjten, für 
diefes Stift, alle Berleßungen der ftiftifchen Bericht Simmunität Hint« 
anzuhalten, nur Fälle des Blutvergießens, Raubes und Dieb» 
ſtahles vor dag weltliche Landgericht zu ziehen, feinen ftiftifchen 
SHörigen Schulden halber zu pfänden, fondern vor dem ordentlichen | 
Richter zu belangen, und befonderd die Gtiftägüter zu Helfen» 
ftein zu befchirmen ®). 


Erft zu Ende des Jahres 1260 war dann K. 00. fängt 


Dttofar perföntih und zur feierlihen Huldigung bie Sulbigung in 
nad) Graͤtz gekommen; bei welcher Gelegenheit nu = ‘ 


1) Der Anonym. Leobiens. ibid. Anno 1260. deutet an, daß K. Ottokar 
ſelbſt vor der Schlacht bei Kreffenbrunn nad) Steiermark gekommen fey, 
und zwar nad ber allgemeinen Vertreibung der Ungarn: „‚explicitis uf 
gis Ottokarus ah omnibus est susceptus et ordinavit terram per N 
biles successive.‘‘ 


2) Sn Urkunden ausgefertigt im Lager bei Laa (Iuni und Zuli 1260): „Ac- 
ta sunt haeo in La, datum in tentoriis ad Moravam.‘‘ Anno 1200 } 
führte Ottokar den Titel: „Dux Austriae et Styriae! 

3) Reiner OriginalsUrkunde: „Aotum Viennae VI. Idus Martii Anno 1260. “ 
— Dipl. Styr. II. 26. 


'6) Reiner Urkunde: „Datum apud Linesam, IX. Kal. Juni Anne IWW — 
Dipl. Riyr. II. 26. 


"2 


286 Steiermark bis sum Gintritte der 


Wocho von Rofenderg , oberjier Landmarſchal in Böheim, als 
böhmifher Statthalter in Steiermark eingefeht worden it ). Am 
22. December 1260 betätigte K. Dttofar dem Stifte St. Lam⸗ 
brecht die Spende der Brüder Gundaker und Dito son Stein, 
an die Kirche und die Kiofterbrüder zu Mariahof mit Gütern in 
Dürenba und Dorflin. Der Echenfung Zeugen waren geweien. 
Wulfing von Gtubenberg, Ulrich von Lichtenjtein und deffen 
Sohn Dtto, Dffo von Teuffenbach, Konrad und Offo von Sau- 
rau, Konrad und Dietmar von Stretwich, Konrad von Boden- 
berg, Dtto von Grazzlupp. Sodann ertheilte er dem Abte Gott: 
(halt von St. Lambrecht eine umfaflende Beftätigungsurfunde 
über alle Befifungen und Rechte, und über alle älteren Schen⸗ 
kungs⸗ und Beitätigungsbriefe des Stiftes, wobei als Zeugen un 
terfchrieben wurden: Bifhof Bruno von Olmütz, Biſchof Diet: 
rih von Gurk, Dietmar von Weiffenet, Heinrich von Fichtenftein, 
Wulfing von Stubenberg, Ulrich von Lichtenftein, Rudolph und 
Leutold von Stadet, Dietmar von Dffenderg, Konrad und Dffe 
von Gaurau, u. v. A. 9. Am 25. December 1260 gab er auf 
Bitten des Abtes zu Nein diefem Gtifte ein Bertätigungsdiplom 
über befondere alte Schenfungen der Guͤter zu Stübing und Geis⸗ 
thal durch K. Konrad II, zu Seding dur den Markgrafen 8. 
Ditofar VIL, Netzthal durch Efifabeth von Gutenberg, — über 
alle jährlichen &efälle von den Salinen in Augjee, über Gerichts⸗ 
emmunität und Bogteifreiheit. Als Zeugen erfcheinen in diefem Dis 
plome in Dttofar’d Umgebung: Biſchof Bruno von Dlimütz, Ul⸗ 
ri, Herzog in Kärnten, die Hofkanzler Meifter Wilhelm und 
Meifter Arnold, Wocho von Rofenderg, Landeshauptmann in 
Steier, Beneſch von Mähren, Heinric) von Lichtenftein aus Defter- 
reich, Konrad von Helfing, Dtto von Meifau, Ulrich von Lich: 
tenftein (der Steirer), Wulfing von Stubenberg, Friedrich von Pet. 
tau, Herrand von Wildon, Rudolph und Leutold von Stadek, 
Gottfried von Marburg, Wigand von Maſſenberg. Zu biefer 
Urkunde fügte 8. Dttolar noch einen zweiten Beftätigungsbrief 
über ein Diplom Herzog Friedrich des Streitbaren vom Jahre 


* 





0 
K 3) Nicht ganz richtig in Hagen. p. 1074: „Der ſant gegen Steyer Herrn 
Witigen (wenn Wocho und Witigo nicht gleiche Namen find?) zu ainen 
X Hauptmann, ber auch ain Geft waz.“ — Anoym. Leob. Anno 1260: 
„et ordinavit terram per Nobiles sucoessive, tandem Mylotam quem- 
dam Bohemum terrae praef: apitaneum ordinavit.‘ 


2) St. Lambrechter Saalbuch. 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246-1283. 287 


1246 '). An demfelden Weignachtstage gab K. Dttofar noch weis 
terd feinem Statthalter in Steiermarf, Woche von Rofenderg, 
den Befehl, das Stift zu Seckau im Befiße der Kirche zu Grad» 
wein, wie denfelben die vorgelegten Handveften bewähren, kräftigſt 
zu befhügen ?). 


Diefe Pfarre, mit allen dazu gehörigen Kirchen, „,, Haren Grat 


Kapellen und Rechten hatte eben erft 2 April 1260 wein, a aha 
der Salzburger Erzbifchof Ulrich, welcher fi) du: Stift Rein. 
mais, von feiner Haft auf Wolfenftein erledigt, in 

Leibnitz nufhielt, dem Stifte Seckau gefchenft °). Hernach mar 
diefer Erzbifchof auch auf feiner Kammervefte Piber, und gab, 
14. April 1260, den deutſchen Drdengrittern in Graͤtz einen Schen- 
kungsbrief über die Pfarre St. Johann bei Stubenberg mit voll- 
ftändigem Rechte 9). Am 21. Aprit 1260 fiegelte er in Piber ei. 
nen Beftätigungsbrief über die, in Grat vollbrachte Schenkung 
der Pfarre und Kirche Zober (?) durch den Edelherrn (mobilis 
vir) Hartnid, Schent von Rammenftein genannt, nn dns Stift 
Nein mit der DBerpflichtung, zur Pflege der Seelforge daſelbſt 
immerwährend einen Bilar zu beftelen, die Einkünfte derfel 
ben Pfarre aber für dns Hofpitat in Nein zu. verwenden °). Am 
St. Veitstage (15. Juni) war Ulrich in Leibnig, und fertigte wies 
der eine Urkunde für dns Etift Nein mit Beftätigung der Ge⸗ 
richtsemmunität für alle StiftSunterthanen, mit der Befreiung von 


ı) Urkunden des Stiftes Rein: ‚Datum in Gretz in Nagali Domini Anno 
1260. — Dipl. Styr. II. 26. 


2) Johann. Urt. — Dipl. Styr. I. 218—219: „Ottokarus D. Gr. — Fi- 
deli suo Wochoni de Bosenberch Capitaneo Styrise.“ — Datum in 
Graetz VIII. Kal. Januarii Anno 1260. — In diefem Jahre lösten die 

Ghorherren zu Seckau duch ein Lehengut zu Paſſail die Verpflichtung, den 

.. „. Ebelherren von Stubenberg jährlich einen Pelz und ein Paar Schuhe zu 

. geben. Zeugen dabei waren: Kaloch von Bruk, Wulfing von Teuffenbach, 
und Otto von Sturmberg — die Urkunde darüber fiegelte Wulfing von 
Stubenberg mit Einwilligung feiner Gemahlin Elifabeth auf Sedau -felbft. 
— Johann. Urf, 

3) Dipl. Styr. I. 218: „Parochialem Ecclesiam in Gradwein, eum om- 
nibus ecclesiis, cabellis et aliis ad eam pertinentibus pleno jure con- 
tulimus. Actum apud Leibentz Il. intrante Aprili 1260. 


4) Dipl. Styr. II. 486: ‚‚Eoclesiam St. Joannis prope Stubenberch Fra- 


tribus Hospitalis St. Mariae Domus Tentonicae in Graetz — contu- 
limus — pleno jure. Aotum apud Piker Anno 1260. XIV. intrante 
Aprili.“ Zu 


5) Steirer Urkunde: „Aota sunt haec in Greiz. Datum in Piher XI. U, 
Maji 1260. 


288 Steiermark bis zum Gintritte des 


allen Folgen eines Interdiktes, wenn fie dnsfesbe nicht ſelbſt ver⸗ 
ſchuldet Haben, und mit dem Borrechte für die Stiftsprieſter, an 
allen Bferrlirchen, wo fie hinfommen und wollen, zur Erbauung 
des Bolled Predigten zu halten . Am 25. uni des Jahres 
1260 ſchloß Sigfrid von Marnberg mit Biſchof Berthold von 
Bamberg folgenden Bertrag: Der Biſchof trat feine Hochſtifts⸗ 
güter in Avignon, Geveng und Ulovig an den Marnberger ab; 
wogegen ihm diefer feine Burgen Marnberg, Hardeck und Truch⸗ 
fen, fammt Urbar und Herrlichkeit zufierte. Die Güter des 
Hochſtiftes ſollten zur Dotatien eines Cifterzienferfiiftes bei Tor⸗ 
sis verwendet werden ; der Biſchof ſolle aber verpflichtet ſeyn, 
dad aus andern Hochſtiftsgütern noch zu erfegen, was die Güter 
des Brarnberger6 mehr betragen würden. Sigfrid behielt ſich aber 
40 Unterthanen überdied noch ver. 


au ae FR Auf dem im Jahre 1260 in Graͤtz gehaltenen 
in Say. = Ren, allgemeinen Landgerichte entfagte Ulrich von Wil- 
benig, don alleu widerrechtlichen Anfprüden auf die Als 

pen Netzthal, weiche Elifabeth von Butenderg im 

Jahre 1205 dem Stifte zu Nein gegeben, und Herzog Leopold 
1205 beftätigt hatte, ‚und gab diefe, 5 Sher mit Gewalt vorbehal⸗ 
tene Alpe wieder zurüd vor den Zeugen: Rudolph von Gtadef 
und Wernher von Haus ?). In diefem Jahre löste die Aebtiſ⸗ 
fin Kunigunde in Göß alle fliftifchen Lehen bei Bruf aus der 
Sand Heinrichs von Utſch und gab fie dem Dtto von Pruk, fei- 
ner Gemahlin Mechtildis und ihren Erben vor den Zeugen: Hein- 
rich, Pfarrer zu St. Dionyfen, Konrad, Bfarrer zu Tragöß, 
Dttofar von Utſch, Lolanus und Heinrich von Stein, Dietrich 
son Erindorf, u. v. A. Damals fchenkten Dito von Bernel und 
feine Schwefter Kunigunde, Witwe Dtto’$ von Landsberg, mit 
Einwilligung ihrer Mutter Hedwig, dem Nonnenkiofter zu Göß 
einen Hof zu Huntensdorf, unterhalb des Schloſſes Frauenburg ; 
wobei in Göß ſelbſt zu Zeugenfchaft geftanden waren: Rüdiger 
und Wulfing von Perhoch, Dtto von Kelchdorf, Otto von Pu: 





2) Gteirer Urkunde: „Datem in Libaisin die St. Vit Anno 1260. Iadulge- 
mus vobis, us si quando devotionis onusa vel pro negetiis vestris ad paro- 
chiales ecclesias eontigerit provenire, quod ibidem verbum praedioa- 
tionis populo proponatis, ut perexhortationem vestram jastoram augea- 
tur devolio:‘‘ 


2) Urkunde des Gtiftes Rein. 


Habgburgifchen Fürſten. 3. 1246— 1283. 289 


tan, Sohann und Heinrich, Pfarrer und SKapelan zu Göß, Dt: 
{0 von Utſch u. U. )y. Im Jahre 1260 gab Heinrich von Hu«- 
ßek dem Stifte Admont einen Urfehdebrief über allen Groll we⸗ 
gen Streitigkeiten in Betreff eined Urvard (nm Ennsfluffe wahr- 
fheintich?) gegen die Berficherung von Seite des Stiftskapitels, 
zwei Zöchter desfelben in das Nonnenklofter zu Admont aufzu- 
nehmen und ihnen die volfommene Pfründe, wie den gelehrten 
Schweſtern daſelbſt, angedeihen zu laſſen ). Um 10. Dctober 
1250 ſchenkte Leopold von Scherfenberg, mit Zuftimmung aM? fei- 
ner Erben, zum Unterhalte feiner Töchter Sophia und Elifnbeth, 
(quos dominus Jesus Christus sibi divino instincto copulavit) 
dem Nonnenftifte in Studenid A Manfus in Buh und 3 Man— 
ſus in Ddderniß vor den Zeugen: Heinrih, Pfarrer in Kerfch: 
bad, Heinrich von Rohitſch und Gebhard von Lenzendur 3). 


Nun hatte K. Ottokar feinen fehnlichtten Wunfch „ „3. 1261. 


. . . . , K. Ottokar trennt 
erreicht; die Steiermark wieder unter feiner Herr- ſich von der K. Mar- 
ſchaft mit Deſterreich vereinigt. Seine Thatkraft Fe earhin chzuge 
‚ und Macht waren weit umher gefürchtet; die eng, Lunde von Halitſa. 
fernten Sartaren nannten ihn den eifernen Kö— 
nig, während er in feinen Ländern in der Herrlichkeit feiner 
Größe als der goldene König bezeichnet wurde. Sn diefem 
Glanze quäfte ihn der Gedanke, daß er, als der letzte Mann des 
“alten berühmten Stammes der Przemisliden, keinen rechtmäßigen 
Reibeserben habe, noch aus Margaretha, welche bereits 55 Jahre 
zähfte, einen zu erhalten hoffen konnte.“ Er ließ daher feinen na- 
türlichen Sohn und zwei Töchter, ausz Agnes, einem Edelfräulein 
von Kuenring feit dem Jahre 1256, erzeugt, von dem Papſte 





1) Dipl. Styr. I. 77--80: „Acta sunt haeo anno 1260 in monasterio 
Gössensi, data litera per Ditrioum Scholasticum de Luiben.“ — $ür ein 
Darlehen von 20 Silbermarken gab das Stift Sedau dem Walter Zant, 
feiner Gertrude und Tochter auf’ Leibgeding drei Manfus zu Mochel im 
gießingthale vor den Zeugen: Gerard, Dechant, Rudolph vor Lauterbach 
Konrad von Krobat, Konrad Steunger, Otto von Teuffenbach, Eckhard 
von Liuben, Walchun und Wigand, Brüder von Dümmersdorf. FJohanne⸗ 
ums⸗Urkunde. . 

2) Urkunde AAA, 2.: ,‚Quod ego Heinricus de Husek raneorem animi 

‘ mei deposui, quem oontra homines Admontensis ecolesiae jam longo 
tempore odiose detinui pro comparalione meorum hominum in Urvar 
perditorum — tali tenore , ut ipsas duas filian constituant, in quo 

» sunt dominae litteratae.‘* — 
+) Studeniger Urkunde. 
Seh. d. Steiermarf. — V. ©. 9 


230 Steiermark bis zum Gintritte der 


Alerander IV. (6. Dctober 1260) als rechtmäßige Kinder erklä- 
ren. Wie aber der npoftolifhe Stuhl zugleich feitfeßte, daß dem- 
“ ungeachtet der natürliche Sohn Nikolaus von der Thronfolge in 
Böhmen für immer ausgefchloffen bleiben müfle: faßte er den 
Entſchluß, fih von der Königin Margaretha zu trennen und 
eine neue Ehe einzugehen. Die Großen feines Neiches beredeten 
ihn feldft zu diefem Schritte ») Mit der edelften Nefignation er- 
fülte und beförderte Margaretha K. Ottokars Wunſch: ruhig 
309g fie fih auf ihr Leibgeding nah Krems an der Donau zurüd 
und hielt dort als römifche Königin: Witwe Hof, bis zu ihrem 
Tode, 28. Detober 1267 ?). Auf dem Fürftentage in Wien zu 
Ende März 1261, wo die Könige Bela und Dttofar den nad 
der Schlacht Hei Kroiffenbrun gefchlofjenen Frieden erneuerten und 
erweiterten, ward die neue DBermählung K. Dttofar’d mit einer 
Enkelin des K. Bela, mit der durch Schönheit und Anmuth aus⸗ 
gezeichneten KRunigunde, Tochter des Halitſcher Fürften Raſtislaw, 
befchloffen und das feierliche Beilager zu Preßburg 25. Detober 
1261 volljogen ®). — Am 20. April 1262 beftätigte der npofto- 
liſche Stuhl ſowol die Trennung von Margaretha (probrosum - 
et injustum repudium! — Pernoldus) als auch die neue Vers 
ehelihung Dttofars; und am 9. Auguft 1262 belehnte ihm der 
römifhe König Richard von Kornwal auf feine Bitte (ad nos- 
tri cultum Dominii conversus) nicht nur mit feinen Erblanden 
Böhmen und Mähren, fondern auch mit den zu des Kaifers und 
des Reiches Händen ledig gewordenen und rechtlich anheimgefal- 
Ienen Fürſtenthümern, Defterreich und Steiermark, fammt allen 
Önzugehörigen Lehen, wie wir oben ſchon angedeutet haben, (illos 





’) Joann. Vict. p. 294. — Pernoldus Anno 1260: „Ottokarus de quieta 
Austriae et Styriae possessione jam tutus, ausus est facere, quod diu 
Jam animo coxit, et Dominam Margaretam repudiavit.‘“ 


) Horned p. 90: „Der Ziefel riet dem Kunig daz, daz er in Neyd und 
Daz gevie die Kunigin Margreth, die man ym enpholhen het, auf fein 
Sel und auf fein Trew. — Daz nie fo edl Weib wurd beramt, irs Eribe 
und Mannes miteinander. — 

2) Horned p. 90—91. — Pernoldus Anno 1261. — Lambacher, Interreg- 
num. 71—76. — Hanthaler. I. p. 1004-1009. — In diefem Jahre 
fol Arlong von Voitsberg Domherr zu Aquileja geweſen und Bifchof zu 
Srieft geworden, — und von dem Aglajerpatriarchen Gregor die Pfarre 
St. Peter zu Sacfenfeld in der. ſloveniſchen Steiermark dem Stifte Sit⸗ 
tih in Krain incorporirt worden feyn ? — Caesar II. 263. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. - 291 


duos nobiles Principatus ad manum Imperii et nostram de jure 
libere devolutos) '). 


So mar jegt K. Ditofar der mÄchtigfte Bürft „3. 1261-1262. 


Schlernten und Hun- 
feiner Zeit und nannte fih: König von Böheim, serbnoth Im Gteier 


Herzog von Defterreich, Steier und Kärnten, Marf: und alten 
graf in Mähren, und Herr zu Krain, der Mark, 

zu Eger und Portenau. Diefe Ereigniffe waren bis zu Ende de 
Jahres 1262 von andern bedrängenden Borfällen begleitet. Schon 
im Jahre 1255 war fo heftige Sonnenglut und Zrodenheit in 
Defterreih, daß weder Feld- noch Baumfrucht und Weintraube 
zu fehen war *). Bon allgemeiner Theuerung und peftartigem 
Biehfale im Jahre 1259 thut die Salzburger Chronik Meldung, 
und faft alle andern Jahrbücher erzählen von gänzlichen Fehlern⸗ 
ten, Biehfall und Hungersnoth in den Jahren 1261 und 1262 °). 
Bon weicher Noth und Bedrängniß insbefondere die obere Stei⸗ 
ermark heimgefucht worden fey, mag man aus der DBerficherung 
der Sahrbücher von Admont entnehmen, daß damals ſowol die 
Bewohner deg Stiftes, als auch des Admontthales faft insgeſammt 
auszumandern gezwungen waren. Die Stiftsherren und Nonnen 
folen nach St. Peter in Salzburg gezogen feyn *). Im Innern 
der Stiftsgemeinde zu Admont waren aber die früheren Gaͤhrun⸗ 
gen feinesiwegs gänzlich erlofchen, fondern durch neue Gewaltthaͤ— 
tigkeiten, durch parteiſüchtige Faktionen hervorgerufen worden, ſo, 

19* 

12) Pernoldus, Anno 1261: „Propter probrosum et injustum repudium hoc 
fides ın Ottokarum valde vaocillavit, qui sioex justo possessore: transı- 
vit in injustum.“ — Gebauer Leb. Rich. 424. — Vollſtänd. Beantw. 
143. — Darin liegt der Elare Beweis, daß K. Ottokar nach) den Reiche: 


gefegen bei einem Fünftigen, römifchen Könige die Belehnung nachſuchen 
mußte. — 


Chron. Mellicens. Peg. I. Anno 1255. — Neoburg. ibid. Anno 1253, 
Vatzonis Anno 1254. 


3) Horned p. 91—92: „Oefterreich gross Vngemach — widerfur bei bem 
jar — Wiene verpran fogar — daz nicht daz zehen Tail belaib — daz 
fewr dez jar traib — In Defterreich ntichel wunder — Ez verbrunnen 
befunder — bez jars alle die Stet, — die Oeſterreich, daz Land het — 

dez Kunigd Heyrat ze ſtewr — daz Getraid ward auh fo tewr — daz 
die Lewt verczagten darab — den Mut Chorns man gab — vmb virczkch 
und vmb gehen Phunt — dew Rinder auch ungefunt, — wurden, 
daz ſy ſturben.“ — Ghron Austr. German. Pez. I. — Mellicens. Anno 


nn nn 


2 


ur 


VERSEHEN 
[4 


"1262. — Neoburgens. Vatzon. Anonym, Leob. Anno 1263. 7 


4 


— 


lares, verum etiam fratres de loco nostro propter fümia wngumiian 
recedere cogerentar.‘‘ — Chron. Noviss. Rt. Betri p. @AR. 


Saalbuch. III. p. 37: „Bed sub eo (Abbate Friderico) ecclesia nostra \, 
adeo temporalibus destituta est auxiliis, ut non solum homines seou- ’. 


282 : S.“teiermark bis zum @intritte der 


„zu Rat, und wurben alfo drat von Pehaim an den Kunig, ob 
„er wer fo frumig, feint er hiet Defterreich, daz ſy fich ficherleich 
»an jn gelaffen möchten: wann jn nicht fürbaz tochten die Unger 
„ze Herren, fy müßten fürbaz chern zu SHerrfchaft, die trewe 
„mwielt, daz er jn dez Lanndes Necht behielt, wann e fy fich dez 
„berczigen, e woldenß darumb tot geligen. Deucht er fich nu fo veſſt, 
»daz er die ftet an yın weſſt, daz er im möcht behalten dew Recht, 
„in dy alten Furſten bieten gegeben, und fcholten fy danne leben 
„fo woldens ſy yın gern dienn.“ — 


Pertreibung der Ditofar verınied zwar jeden offenen Friedens⸗— 


Ungarn aus Steier- bruch mit den Ungarn 9; verficherte jedoch nach- 


"amint ins Sanı druͤckliche Hilfe zur rechten Zeit. Im December 

1259 erhob hierauf dns ganze Land die Waffen an 
Einem Tage; der Heerbann der Landesftände und deln fiel 
über die Ungarn her, erfchlug derſelben fehr Viele, trieb die Ueb⸗ 
rigen in eiliger Flucht über die Sränzen hinaus und befreite dng 
Herzogthum von den Bedrängern in eilf Tagen ?).. Pie Gtadt 
Pettau allein blieb noch in den Händen der Ungarn 3). In Vor⸗ 
ausfeßung der biutigften Rache von Seiten der Ungarn mahnten 
fodann fteirifhe Sendbothen den K. Dttofar zu fehleuniger Hilfe. 
Dttofar ließ, um allen Friedensbruch von feiner Seite zu vermei- 
den,. feinen geheimen Sinn offen durch die Grafen Konrad und 
Dtto von Hardek erflären und vertreten. Er feloft eilte noch im 
Winter, jedoch ohne Heer, nach Steiermart, um die Randesbe- 
mohner vom Ernfte feiner Zuficherung zu überzeugen *). Als dn- 
her K. Stephan im Srühiahre 1260 mit einem gewaltigen Heere 


ty) ‚Horned. p. 68; „Der Frid, ber fo verſtrikchet — waz zwiſchen ym und 
Kunig Welan — an chainer flat wolt er den han — mit Werich über⸗ 
treten.“ — 

2). Hagen. Pez. I. 1074: „Darumb wurden ſy des yber ain, daz fie die Ha: 

lade vertrieben, und kerten all an Herzog Ottackern.“ — Horneck. p. 67: »In 
Aindlef Tagen man vertraib — alle die Unger, die man vant, Uberal in 
Steyrlant.« — 

3) Pernoldus. Anno 1259: „Styrenses in Ungaros insurgunt, et omnes, 
exceptis, qui in Petovia fuerunt, sive ocoldunt, sive pellunt intra pau- 
cos dies in ipsa hyeme ct legatos ad Ottocarum mittunt, Ducatum 
illi deferentes. Statim vero ipse in Styriam venit, sed sine exeroitu 
ne pacem violasse inculparetur.‘‘ 

&) Dagen. Pez. I. p. 1077. — Horned. p. 67—68: „Do onderwant fich 
an ber ftet der piderb und der wakcher von Pehaim Chunig Ottakcher bie 
ze Steyr bez Lanndes, waz Zarns und Anbes Chunig Welan darumb it, | 
darumb liez er fein nicht!“ | 


Habsburgiſchen Furſten. J. 1246—1283. 283 


anrückte, die Steirer zu züchtigen, fand er die Landesgraͤnzen von 
dem Heerbann ded Landes und von einem öfterreichifchen- Heere 
unter den Grafen von Hardek fo ftark und nachdruͤtklich verthei- 
digt, daß er ſich, ohne Rache zu üben, nach Ungarn wieder zu: 
rüdziehen mußte ). | 


Die, wenn gleich verborgene, doch fräftige Un I Hin @ 


terftüßung von Seite K. Ottokars war dem König Drtstar a on 
Bela kein Geheimniß; auch hatte fih K. Ditofar Vreßburg. 
nun des Steirerlandes offen unterwunden, da er 

den Biſchof Bruno von Olmütz als Landeshauptmann nach Graͤtz 
geſendet. Er ſah natürlich voraus, daß am Ende die Steiermark 
doch nur im blutigem Kampfe dauernd errungen werden könne. 
Darum erfoßte er die günftige Gelegenheit feines Vortheils fo= 
gleich. Bald ftanden (im Juni 1260) fich beide Könige mit unge: 
heuren Heermaffen an der March gegenüber. Ein vollendeter Sieg 
Dttofard (12. Juli 1260) bei Kroiffendrun und Stapfenreit an 
der March, und die blutigfte Niederlage der Ungarn hatte den 
Frieden zu Preßburg, und mit diefem die Abtretung der Steier- 
mark an Ditofar zur Folge 3. K. Ottokar hatte diefen Sieg 
größtentheilg der ungemeinen Tapferkeit der Steirer, der Kärnts 
ner und der Defterreicher zu verdanken, wie dies Horned verfichert: 
„Da warn ſy fo fruet, dnz ſy zu Wer chomen, wer .recht hiet 
„war genomen, wie da jtriten die von Steyrer, recht als der Schawr 
„morbe zeyr ſlecht ab den dürren Pawmen; alſo traten ſy den 
„Sawmen, do potig und halls an einander ſtozzt, manig halle 
„wort da geplöſßt dez Haubts, dez darauf waz. ain Panyr grüen 
„als ain graz, darinne ein. Pandel ſwebt Planch, als ob er 
«febt, der furt der Degen mer der allte Wildonier. Swer gern 





1) Anonym. Leob. Anno 1260. — Chron. Neuberg und Austriacum bei ! 
Rauch berichten Anno 1259 wirkliche Einfälle K. Stephans in Steier und 
Kärnten unter großen Verheerungen! — jeboch ganz irrig,,— Pernoldus 


1260: ‚„Permisit Ottooarus,, ut ineunte vere ambo strenuissimi oomi- 
tes Hardekkenses et mille viri eleoti, quasi ultro et propria volunta- 
te, pecunia Styrensium oonducti, quod ipse olam disposuit, vioi nis 


auxilium ferrent. Quod audientes Ungari contra Styros egressi, cum : 


non satis numerosi essent,.sponte reoesserunt.! — 


>) Joann. Viot. ibid. p. 292. — Pernoldus. Anno 1360: „Ubi Bela pa- 
cem rogavit, et obtinuit, totam Styriam et jus ad illud cedens.‘ — 


Lambacher Anhang p. 38—41. Ottokars Bericht an den Papft Alerander : 


IV. — Horned. p. 66—68. — Leob. Anno 1254. 1258. 1260: „ut Be- 
la Rex omni sun jure quod videbatur habere: in Styria oederet, et 
quaestionem super ipso Dominio non moveret.‘ — Chron. 


0) 


. 2 
[. 


nem m 


284 Steiermark His zum Einteitte der 


„frumleichen tut, wer dem lont, daz ift gut, in fuftet der aribait 
„puz. Die Steyrer wol verdienten dnz, die dez tags begingen frum⸗ 
„chnit, dez waz in der Kunig zu Ionen bereit Vmb jr frumdhleiche 
„gepart: wann do der Streit erhaben ward, dez ward gen in Des 
„gunnen , die Herren wol verfunnen, von dem erften hincz den 
„leften warn da die peſten ).“ — König Ottokar erkannte auch 
dieſes Berdienft, die treuefte und aufopferungsvolle Ergebenheit 
der fteirifchen Ritter und Edelherren, und er entließ fie nach dem 
Siege und dem Priedensfchluffe nach Haufe unter den feierlichen 
VBetheuerungen feines Dankes und feiner Erkenntlichkeit: „Chunig 
„Ottakcher nicht vergaz, er dankcht fleifigleichen den Herren all ge: 
„leihen, und Tobt ze tun mit ftet wez man jn ymer pet, vnd 
„wenn er wurd. genannt, mie er Ere, But und Lannt de} tags 
„gehabt von ir fehulden, fo ſchulden fy mit feinen hulden wez 
„fern geluft an in gern, vnd dnz er fern wolt gewern pey feinem 
„Ayd er in dez jach ).“ — 

ei: mt Sogleich ließ Dttofar vom Lande Steiermarf 
unter die Se Sereieoft Beſitz nehmen, und den Titel „Herzog von Steier“ 
von jetzt an mieder all feinen Urkunden beifeßen, 
und er befeftigte ſich in dem Beſitz diefes Reichsfürftenthums durch 
feierliche Belehnung zu Aachen am 9. Auguft 1262 vom Kaifer 
Richard von Kornwallis *). Schon vor der wirklichen Hebernahme 
des Landes, zur erften Bertftelung der Äußern und innern Ber: 
häftniffe, hatte K. Dttofar feinen vertrauteften Rath, den ftants: 
Augen Bifhof Bruno von Dimüs, nady Graͤtz geſendet *). Won 
1) Horneck. p. 75. 
2) Horneck. p. 76. 


3) Auguft. Anno 1260: „Ducatu Stiriae cum civitate Bittonia (Petovio) 
quam adhuc Ungari tenebant, plenarie restituto.‘ — Chron. Austr. 
Anno 1260: „et terra Styriae reddita est Duei Austriae.“ — Urkun⸗ 
den im Anhange bei Lambacher p. 41—43: „Nos autem te pro tuae 
devotionis meritis plenius et insignius honorare volentes, tibi et tuis 
legitimis heredibus, qui tibi in bonis feudalibus seoundum jus et con- 
stitationem sacri Romani Imperii de jure poterunt et habebunt succe- 
dere, pro nobis et successoribus nostris Imperatoribas et regibus 
Rom. illos daos nobiles Principatus, Ducatum videlicet Austriae et 
Marchionatum Styriae ad manum Imperii et nostram de jure libere 
devolutos, cum omnibus feudis ad diotos duos Principatus pertinen- 
tibus ab Imperio debitis et consuetum teneri integraliter et simplioiter 
, in feudum donamus tibique et legitimis tuis heredibus — jure et ti- 
ur tulo feodali perpeiuo possidendos.‘ -. Hanthaler. I. 971—881. — 

Steyrer, Additam. p. 145 —146. 


Y‘ +) Horneck po 68 und nach ihm Hagen, Pen. I. 1047, 


[ 








Haböburgifchen Fürſten. I. 1246 — 1283. 285 


ihm, da er ſchnell wieder in dns Heerlager K. Dttokars zurüd- 
eifen mußte, murde der öfterreichifche Edelherr, Heinrich von 
Lichtenftein,. zum Hauptmann oder Statthalter ded Landes einge- 
feßt ). Denn ſchon vor der Schlacht bei Kroiffendrunn und dem 
Sriedensfchluffe mit den Ungarn fah ſich Ottokar als den ficheren 
Herrn von Steier an, und vollbrachte feierliche Regierungshand- 
lungen 9. Zu Wien am 10. März 1260, umgeben von den Bor- 
derſten der fteirifchen Stände und Edelherren, von Ulrih, Dom⸗ 
herr zu Freiſing und Kanzler von Steiermark, Heinrich von Lid 
tenftein, Konrad und Heinrich von Helling, Wulfing von Stu: 
benberg, Rudolph und Leutold von Stadek, Wlrih von Lichten» 
ftein, Herrand von Wildon, Hartnid von Ort, Friedrich von Pet⸗ 
tau, Hartnid von Rammenftein, Gottfried von Marburg, beftä- 
tigte er dem Stifte zu Rein ale Befihungen, Rechte und Frei- 
heiten ganz nad dem Beftätigungsdiplome des K. Stephan von 
Ungarn. 3), Bald darauf, Linz 24 Mai 1260, erhielt Heinrich 
von Lichtenftein, Landeshauptmann in GSteier, von K. Dttofar den 
Befehl, alle Güter, Hörige und Zinsleute des Stiftes gegen nlle 
freveihnften Angriffe in Schuß zu nehmen, feft zu halten ale 
Borrechte und Urkunden der Kaifer, Könige und Bürsten, für 
diefes Stift, alle Verletzungen der ftiftifchen Gericht simmunitaͤt hint⸗ 
anzuhalten, nur Bälle des Blutvergießens, Raubes und Dieb: 
ſtahles vor dns weltliche Landgericht zu ziehen, feinen ftiftifchen 
SHörigen Schulden halber zu pfünden, fondern vor dem ordentlichen 
Richter zu belangen, und befonder$ die Gtiftsgüter zu Helfen» 
ftein zu beſchirmen °). 


Erft zu Ende des Jahres 1260 war dann K. Ange 
Dttofar perſönlich und zur feierlichen Huldigung bie Sulsigung im. 
raB. 


na Graͤtz gekommen; bei welcher Öelegenpeit nuch- 


2) Der Anonym. Leobiens. ibid. Anno 1260. deutet an, daß K. Ottokar 
ſelbſt vor der Schlacht bei Kreffenbrunn nad) Steiermark gefommen fey, 
und zwar nach ber allgemeinen Vertreibung der Ungarn: „axplioitis trou-f 
gis Ottokarus ab omnibus est susceptus et ordinavit terram per Np-} 
biles successive.‘* 


2) In Urkunden ausgefertigt im Lager bei Laa (Iuni und Zuli 1260): „Ao- 
ta sunt haeo in La, datum in tentoriis ad Moravam.‘‘ Anno 1260 \ 
führte Ottofar den Zitel: „Dux Austriae et Styriae! — 

2) Reiner Original⸗Urkunde: „Aotum Viennae VI. Idus Martii Anno 1260.“ 
nu Dipl. Styr. 11. 26. 


4) Reiner Urkunde: „Datum apud Linezam, IX. Kal. Juni Aune ION — 
Dipl. Styr. 11. 26. 


286 Steiermark bis zum Gintritte der 


Wocho von Rofenderg , oberfter Landmarſchall in Böheim, als 
böhmiſcher Statthalter in Steiermark eingefegt worden ift ’). Am 
22. December 1260 beftätigte K. Dttofar dem Stifte St. Lam: 
brecht die Spende der Brüder Gundaker und Dito von Stein, 
an die Kirche und die Klofterbrüder zu Marinhof mit Gütern in 
Dürenbach und Dorflin. Der Schenkung Zeugen waren gemefen , 
Wulfing . von Stubenberg, Ulrich von Lichtenftein und deffen 
Sohn Dtto, Dffo von Teuffenbach, Konrad und Dffo von Sau- 
rau, Konrad und Dietmar von GStretwich, Konrad von Boden- 
berg, Dtto von Grazzlupp. Sodann ertheilte er dem Abte Gott: 
ſchalk von St. Lambrecht eine umfaffende Beftätigungsurkunde 
über alle Befigungen und Rechte, und über alle Älteren Schen- 
fung» und Veſtaͤtigungsbriefe des Stiftes, wobei als Zeugen un: 
‚ terfehrieben wurden: Bifhof Bruno von Dimüß, Bifchof Diet: 
rich von Gurf, Dietmar von Weiffenek, Heinrich von Lichtenftein, 
Wulfing von Stubenderg, Ulrih von Lichtenftein, Rudolph und 
Leutold von Stadef, Dietmar von Dffenderg, Konrad und Dffo 
von Saurau, u. v. A. ?). Am 25. December 1260 gab er auf 
Bitten ded Abtes zu Rein diefem Stifte ein Beftätigungsdiplom 
über befondere alte Schenfungen der Guͤter zu Stübing und Geis⸗ 
that dur K. Konrad II., zu Seding durch den Markgrafen K. 
Ditofar VIL, Nebthal durch Elifabeth von Gutenberg, — über 
alle jährlichen Gefälle von den Salinen in Ausjee, über Gerichte: 
emmunität und Vogteifreiheit. Als Zeugen erfcheinen in diefem Dis 
plome in Dttolar’d Umgebung: Bifchef Bruno von Dimüt, Ul⸗ 
rich, Herzog in Kärnten, die Hoflanzler Meifter Wilhelm und 
Meifter Arnold, Wocho von Nofenberg, Landeshauptmann in 
Steier, Benefch von Mähren, Heinrich von Lichtenftein aus Defter- 
reich, Konrad von Helking, Dito von Meißau, Ulrich von Lich— 
tenftein (der Steirer), Wulfing von Stubenderg, Friedrich von Pet. 
tau, Herrand von Wildon, Nudolph und Leutold von Stadek, 
Sottfried von Marburg, Wigand von Maſſenberg. Zu bdiefer 
Urkunde fügte 8. Ottokar noch einen zweiten Beftätigungsbrief 
über ein Diplom Herzog Friedrichs des Streitbaren vom Jahre 


EN | 
No “ 1) Nicht ganz richtig in Dagen. p. 1074: „Der fant gegen Steyer Herrn 
> 





Witigen (wenn Wocho und Witigo nicht gleiche Namen find?) zu ainen 

Pa % Hauptmann, der auch ain Geft waz.“ — Anoym.. Leob. Anno 1260: 
„et ordinavit terram per Nobiles suocessive, tandem Mylotam quem- 
dan Bohemum terrae praef: apitaneum ordinavit.‘ 


2) &t, Lambrechter Saalbuch. 


— 


Habsburgiſchen Kürten. I. 12461283. 287 


1246 9). An demfelben Weihnachtstnge gab K. Dttofar noch wei⸗ 
ters feinem Statthalter in Steiermart, Woco von Nofenberg, 
den Befehl, dns Stift zu Seckau im Befige der Kirche‘ zu Grad⸗ 
mein, wie denfelben die vorgelegten Handveſten bewähren, Eräftigft- 
zu beſchuͤtzen °). 


Dieſe Pfarre, mit allen dazu gehörigen Kirchen, „,, Haren Grab- 


Kapellen und Rechten hatte eben erft 2 April 1260 wein, „Gt. Jopann 
der Salzburger Erzbifchof Ulrich, welcher fih dne Stift Rein. 

mass, von feiner Haft auf Wollenftein erledigt, in 

Zeibnig nufhielt, dem Stifte Seckau gefchenkt 3). Hernach war 
diefer Erzbifchof auch auf feiner Kammervefte Piber, und gab, 
14. Aprif 1260, den dentfchen Drdengrittern in Graͤtz einen Schen- 
tungsbrief über die Pfarre St. Sohann bei Stubenberg mit voll⸗ 
ftändigem Nechte *). Am 21. April 1260 fiegelte er in Piber ei. 
nen Beftätigungsbrief über die, in Grat vollbrachte Schenkung 
der Pfarre und Kirche Zober (?) durch den Edelherrn (mobilis 
vir) Hartnid, Schenk von Rammenftein genannt, an dns Stift 
Rein mit der Verpflichtung, zur Pflege. der Geelforge dnfelbit 
immermwährend einen Vikar zu beftelen, die Einkünfte derfels 
ben Pfarre aber für dns Hofpitat in Rein zu verwenden °). Am 
St. Beitstage (15. Juni) war Ulrich in Leibnig, und fertigte wie⸗ 
der eine Urkunde für das Stift Nein mit Beftätigung der Ge: 
. richtsemmunität für alle StiftSunterthanen, mit der Befreiung bon 


1) Urkunden bes Stiftes Rein: ‚Datum in Gretz in Najali Domini Anno 
1260. — Dipl. Styr. II. 25. u 

2) Johann. urk. — Dipl. Styr. I. 218—219: „Ottokarus D. Gr. — Fi- 
. deli suo Wochoni de Rosenberoh Capitaneo Styrise‘‘ — Datum in 
“ , Graetz VIII. Kal. Januarii Anno 1260. — In diefem Jahre lösten bie 
ESGhorherren zu Seckau burd ein Lehengut zu Paffail die Verpflichtung, ben 
" ." Ebelherren von Stubenberg jährlich einen Pelz und ein Paar Schuhe zu 
geben. Zeugen babei waren: Kaloch von Bruk, Wulfing von Teuffenbach, 
und Otto von Sturmberg — die Urkunde darüber fiegelte Wulfing von 
Stubenberg mit Einwilligung feiner Gemahlin Eliſabeth auf Sedau -felbft. 

— Sohann. Urk, 


3) Dipl. Styr. I. 218: „Paroohialem Eoclesiam. in Gradwein , sum om- 
nibus ecclesiis, oabellis et aliis ad eam pertinentibus pleno jure con-- 
tulimus. Aotum apud Leibentz II. intrante Aprili 1260.“ 


4) Dipl. Styr. II. 486: ‚‚Eoolesiam St. Joannis prope Stubenberch Fra- 


tribus Hospitalis St. Mariae Domus Tentonicae in Graetz — contu- 
liimus — pleno jure. Aotum apud -Piber Anno 1260. XIV. intrante 
Aprili. FW 


) Steirer Urkunde: „Aota sunt haec in Greiz. Datum in Piber XI. Kal, 
Maji 1260. 


288 Öteiermart bis jum Eintritte der 


alien Folgen eines Interdiktes, wenn fie dasſelbe nicht felbft ver- 
ſchuldet Haben, und mit dem Vorrechte für die Gtiftspriefter, an 
nen Pfarrkirchen, wo fie hinkommen und wollen, zur Erbauung 
des Volkes Predigten zu halten ').. Am 25. uni des Jahres 
1260 ſchloß Sigfrid von Marnberg mit Bifchof Berthold von 
Bamberg folgenden Bertrag: Ber Bifchuf trat feine Hochftifts: 
güter in Avignon, Seventz und Ufonig an den Marnberger nb; 
wogegen ihm diefer feine Burgen Marnberg, Horde und Truch⸗ 
fen, fommt Urbar und Herrlichkeit zuficherte. Die Güter des 
Sochftiftes folten zur Dotation eines Eifterzienferftiftes bei Tor⸗ 
vis verwendet werden ; der Bifchof folle aber verpflichtet ſeyn, 
das aus andern Hochftiftögütern noch zu erfeßen, was die Guͤter 
des Marnbergers mehr betragen würden. Sigfrid behielt fich aber 
40 Unterthanen überdies noch vor. 


—ã Auf dem im Jahre 1260 in Graͤtz gehaltenen 
— allgemeinen Landgerichte entfagte Ulrich von Wil⸗ 
beuit don allen widerrechtlichen Anſprüchen auf die Al⸗ 

pen Netzthal, welche Eliſabeth von Gutenberg im 

Jahre 1205 dem Stifte zu Rein gegeben, und Herzog Leopold 
1205 beftätigt hatte, und gab dieſe, b sher mit Gewalt vorbehal⸗ 
tene Alpe wieder zurüd vor den Zeugen: Rudolph von Gtadef 
und Wernher von Haus 2). In diefem fahre löste die Aebtiſ⸗ 
fin SKunigunde in Göß alle ftiftifhen Lehen bei Brut aus der 
Hand Heinrichs von Utſch und gab fie dem Dtto von Pruf, fei- 
ner Gemahlin Mechtildis und ihren Erben vor den Zeugen: Hein: 
ri, Pfarrer u St. Dionyfen, Konrad, Pfarrer zu Tragöß, 
Dttofar von Utſch, Lokanus und Heinrich von Stein, Dietrich 
son Erindorf, u. vo. A. Damals fchenkten Dtto von Pernek und 
feine Schwefter Kunigunde, Witwe Dtto’$ von Landsberg, mit 
Einmwiligung ihrer Mutter Hedwig, dem Nonnentlofter zu Göß 
einen Hof zu Huntensdorf, unterhalb des Schloſſes Frauenburg; 
wobei in Göß feloft zu Zeugenfchnft geftanden waren: Ruͤdiger 
und Wulfing von Perhoch, Otto von Kelchdorf, Otto von Pfu- 





4) Steirer Urkunde: „Datam iu Libnis in die St. Viti. Anno 1260. Iadulge- 
mus vobis, üssi quando devotionis oausa vel pro negotiis vestris ad paro- 
chiales ecolesias contigerit provenire, quod ibidem verbum praedioa- 
tionis populo proponatis, ut perexhortstionem vestram justorum augea- 
tur devotio:“ 


2) Arkunde bes Gtiftes Rein. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246 — 1283. ‚289 


tan, Johann und Heinrich, Pfarrer und Kapellan zu Göß, Di— 
{0 von Ulf u. A.). Im Jahre 1260 gab Heinrich von Hu«- 
Bel dem Stifte Admont einen Urfehdebrief über allen Groll we-⸗ 
gen Streitigkeiten in Betreff eines Urvars (am Ennsfluſſe wapr- 
fcheintich?) gegen die Verficherung von Seite des Stiftskapitels, 
zwei Töchter desfelben in das Nonnenklofter zu Admont nufzu« 
nehmen und thnen die vollkommene PBfründe, wie den gelehrten 
Schweftern dafeldft, angedeihen zu laſſen 9. Am 10. Bctober 
1250 fchenfte Leopold von Scherfenberg, mit Zuftimmung al’ fei- 
ner Erben, zum Unterhalte feiner Töchter Sophia und Elifabeth, 
(quos dominus Jesus Christus sibi divino instincto copulavit) 
dem Nonnenftifte in Studenig 4 Manfug in Puh und 3 Man— 
fus in Ddderniß vor den Zeugen; Heinrih, Pfarrer in Kerfch: 
bach, Heinrich von Rohitſch und Gebhard von Lenzenburch ?). 


Nun hatte K. Ottokar feinen fehnlichften Wunfeh „_ 3. 1261. 


K. Ottokar trennt 
erreicht ; die Steiermark wieder unter feiner Herr= fih von ber 8. Mar- 
fhaft mit Defterreich vereinigt. Seine Thatkraft bie Gockin Kun 
und Macht waren weit umher gefürchtet; die eng, ẽunde von Halltſch. 
fernten Tartaren nannten ihn den eifernen Kö— 
nig, während er in feinen Ländern in der Herrlichkeit feiner 
Größe als der goldene König bezeichnet wurde. Sin diefem 


Glanze quälte ihn der Gedanke, daß er, als der letzte Mann deg 


“alten berühmten Stammes der Przemisliden, feinen rechtmäßigen 


Reibeserben habe, noch aus Margaretha, welche bereit$ 55 Jahre 
zählte, einen zu erhalten hoffen konnte.” Er ließ daher feinen no» 
türlihen Sohn und zwei Töchter, ausz Agnes, einem Edelfräulein 
von Kuenring feit dem Sahre 1256. erzeugt, von dem Papſte 


1) Dipl. Styr. I. 77--80: ,‚Aota sunt haec anno 1260 in monasterio 
Gössensi, datalitera per Ditricum Scholasticum de Luiben.“ — Für ein 
Darlehen von 20 Silbermarfen gab das Stift Seckau dem Walter Zant, 
feiner Gertrude und Tochter auf- Leibgeding drei Manfus zu Mochel im 
Rießingthale vor den Zeugen: Gerard, Dechant, Rudolph von Lauterbach 
Konrad von Krobat, Konrad Steunger, Otto von Teuffenbach, Eckhard 
von Liuben, Walchun und Wigand, Brüder von Dümmersdorf. Johanne⸗ 
ums⸗Urkunde. 

2) Urkunde AAA. 2.: „Quod ego Heinricus de Husek rancorem animi 

‘ mei deposui, quem contra homines Admontensis eoclesiae jam longo 
tempore odiose detinui pro comparalione meorum hominum in Urvar 
perditorum — tali tenore , ut ipsas duas filias constituant, in quo 

‘ sunt dominae litteratae.‘® — 
3) Studeniger Urkunde. 
Seh. d. Steiermarf. — V. Bd, 9 


290 Steiermark bis zum Gintritte der 


Alerander IV. (6. Detober 1260) als rechtmäßige Kinder erklä— 
ren. Wie aber der apoftolifhe Stuhl zugleich feftfeßte, daß dem- 
“ ungenchtet der natürlihe Sohn Nikolaus von der Thronfolge in 
Böhmen für immer auggefchloffen bleiben müffe: fnßte er den 
Entſchluß, fih von der Königin Margaretfa zu trennen und 
eine neue Ehe einzugehen. Die Großen feines Reiches beredeten 
ihn feloft zu diefem Schritte '). Mit der edelften Refignation er. 
fünte und beförderte Margaretha K. Dttokars Wunſch: ruhig 
309 fie fih auf ihr Leibgeding nach Krems an der Donau zurüd 
und hielt dort als römifche Königin - Witwe Hof, bis zu ihrem 
Tode, 28. Detober 1267 3. Auf dem Bürftentage in Wien zu 
Ende März 1261, wo die Könige Bela und Dttofar den nach 
der Schlacht bei Kroiffenbrun gefchloffenen Srieden erneuerten und 
erweiterten, ward die neue VBermählung K. Ottokar's mit einer 
Entelin des K. Bela, mit der durch Schönheit und Anmuth nugs 
gezeichneten KRunigunde, Tochter des Halitfcher Fürften Raſtislaw, 
befchloffen und dns feierliche Beilnger zu Prefburg 25. October 
1261 vollzogen ®). — Am 20. April 1262 beftätigte der npofto- 
liſche Stuhl fomol die Trennung von Margaretha (probrosum - 
et injustum repudium! — Pernoldus) als auch die neue Ver— 
ehelihung Ottokars; und am 9. Auguft 1262 belehnte ihn der 
römifche König Richard von Kornmal auf feine Bitte (ad nos- 
tri cultum Dominii conversus) nidyt nur mit feinen Erblanden 
Böhmen und Mähren, fondern auch mit den zu des Kaiferd und 
des Neiches Händen ledig gewordenen und rechtlich anheimgefal- 

lenen Fürſtenthümern, Defterreih und Steiermark, fammt allen 
- dazugehörigen Lehen, wie wir oben ſchon angedeutet haben, (illos 





') Joann. Viot. p. 294. — Pernoldus Anno 1260: „Ottokarus de quieta 
Austriae et Styrise possessione jam tutus, ausas est facere, quod diu 
Jam animo ooxit, et Dominam Margaretam repudiavit.‘“ 


[3 


) Horneck p. 90: „Der Ziefel riet dem Kunig daz, daz er in Neyd und 
Haz gevie bie Kunigin Margreth, die man ym enpholhen het, auf fein 
Sel und auf fein Trew. — Daz nie fo edl Weib wurd beramt, irs Eribe 
und Mannes miteinander. — 
43) Horneck p. 90-91. — Pernoldas Anno 1261. — Lambacher, Interreg- 
. num. 71—76. — Hanthaler. I. p. 1004-1009. — In diefem Jahre 
fol Arlong von Voitsberg Domherr zu Aquileja gewefen und Biſchof zu 
rief geworden, — und von bem Aglajerpatriarchen Gregor bie Pfarre 
St. Peter zu Sachfenfeld in ber. ſloveniſchen Steiermark dem Stifte Sit- 
ti in Krain incorporirt worden feyn ? — Caesar II. 263. 


Haböburgifchen Fürſten. 3. 1246—1283. - 291 


duos nobiles Principatus ad manum Imperii et nostram de jure 
libere devolutos) '). 


So war jet K. Ottokar der mächtigfte Bürft „I. 1261-1262. 


. . a , Tchlernten und Hun- 
feiner Zeit und nannte fih: König von Böheim, gerännth {m Steier 


Herzog von Defterreich, Steier und Kärnten, Markt: ung Borken 
graf in Mähren, und Herr zu Krain, der Mark, 

zu Eger und Portenau. Diefe Ereigniffe waren big zu Ende des 
Jahres 1262 von andern bedrängenden Borfällen begleitet. Schon 
im Jahre 1255 war fo heftige Sonnenglut und Zrodenheit in 
Defterreich, daß weder Feld« noch Baumfrucht und Weintraube 
zu fehen war 2). Bon nügemeiner Theuerung und peftartigem 
Biehfalle im Jahre 1259 thut die Salzburger Chronik Meldung, 
und faft alle andern Jahrbücher erzählen von gänzlichen Fehlern⸗ 
ten, Biehfall und Hungersnoth in den Jahren 1251 und 1262 3). 
Bon welcher Noth und Bedrängnif insbefondere die obere Stei: 
ermarf heimgefucht worden fey, mag man aus der Verſicherung 
der Sahrbücher von Admont entnehmen, daß damals fomol die 
Bewohner des Stiftes, als nuch des Admontthales foft insgeſammt 
nuszumandern gezwungen waren. Die Stiftsherren und Nonnen 
folen nach St. Peter in Salzburg gezogen feyn *). Im Innern 
der StiftSgemeinde zu Adınont waren aber die früheren Gaͤhrun⸗ 
gen keineswegs gänzlich erlofchen, fondern durch neue Gewaltthaͤ— 
tigfeiten, durch parteifüchtige Faktionen hervorgerufen worden, fo, 

19* 

1) Pernoldus, Anno 1261: ‚‚Propter probrosum et injustum repudium hoc 
fides ın Ottokarum valde vaccillavit, qui sioex justo possessore- transı- 
vit in injustum.“ — Gebauer Leb. Rich. 424. — Vollftänd. Beantw. 
143. — Darin liegt ber Elare Beweis, dag K. Ottofar nach den Reiches 


gefegen bei einem künftigen, römiſchen Könige die Belehnung nachfuchen 
mußte. — . 


2) Chron. Mellicens. Pes. I. Anno 1255. — Neoburg. ibid. Anno 1253, 
Vatzonis Anno 1254. 


3) Horneck p. 91—92: „Oefterreich grozz Vngemach — wiberfur bei dem 
jar — Wiene verpran fogar — baz nicht daz zehen Tail belaib — daz 
fewr dez jar traib — In Defterreich michel wunder — Ez verbrunnen 
befunder — bez jars alle die Stet, — die Defterreih, daz Land bet — 

dez Kunigs Heyrat ze ſtewr — daz Getraid ward au fo tewr — daz 
die Lewt verczagten barab — ben Mut Chorns man gab — vmb virczkch 


ng, 
Te I ei 
‘ 





und vmb gehen Phunt — dew Rinder auch ungefunt, — wurden, 
daz ſy fturben. — Ghron Austr. German. Pez. I. — Mellicens. Anno 
"1262. — Neoburgens. Vatzon. Anonym. Leob. Anno 1263. 7 


) Saalbuch. II. p. 37: „Sed sub eo (Abbate Friderico) ecolesia nostra N, 


adeo temporalibus destituta est auxiliis, ut non solum homiues seon- 
lares, verum etiam fratres de loco nostro propter tumia aungurüen ı 
recedere cogerentar.‘‘ — Chron. Noviss. Bt. Betri p, @AR8, “ 


— 


‘ ET 
nee tan 


292 Steiermark bis zum inteitte der 


daß der neuerwählte Papft Urban IV. eine gleiche drohende Straf. 
bulle (Viterbo 11. März 1262) wie einst Papſt Snnocenz IV. 
hatte erlaffen müffen ). Einige Monathe vor feinem Tode (er 
ſtarb 29. Auguft 1261) gab Papft Alerander IV. den Deutfchen 
Ordens Nittern eine Beſtätigungsbulle (7. Aprit 1761) über die, 
von Salzburg ihnen gefchenkte Pfarre zu St. Sohann an der 
Feiftrig mit der Zuftimmung, die Renten derfelden für ihren Dr: 
den einzuziehen, ſtets aber dort einen Priefter mit zureichen der 
Dotation zu unterhalten ). Am 6. März 1261 fiegelte Erzbiſchof 
Uri zu Burghauſen einen Schenfungsbrief, womit er die Pfarre 
zu Irdning im Oberennsthale, welche der falzburgifche Hofkanzler, 
Meifter Berthold, zu Lehen genoffen, nun aber aufgegeben hatte, 
dem Stifte Nein mit der Bedingung einverleibte, daß nun non 
den Jatzresrenten derfelben durch die ganze Advent: und Faften- 
zeit jedem Stiftsmitgliede bei der. Tafel ein Häring nufgetifcht, 
und daß die Seelforge in Irdning ununterbrochen gepflogen mer: 
de 3). Zur Tilgung der großen Schuldenlaft an die römifche Eu- 
rie von Seite des Salzburger Erzbifhofes Ulrich. und feiner Vor⸗ 
fahren Hatte der Abt Amelrit zu Nein 125 Marken Silbers dar- 
geliehen, und noch dazu, weil der für Salzburg erwählte Philipp 
bon Kärnten den Vertrag mit dem Stifte Nein über die jährli- 
chen Renten von den Salinen in Ausfee nicht zugehalten hatte, 
eine Befchädigung von 300 Silbermarken erlitten. Dem Erzbi- 
ſchofe Ulrich gab aber Bapft Alerander IV, die Erlaubniß, big 
zu 6000 Silbermarken Werthes falzdurgifche Kirchengüter zu ver: 
taufen und zu verpfänden. Am 17. Aprit 1261 zu Burghaufen 
verglih fih nun Erzbifchof Ulrih mit dem Stifte Rein dahin, 
daß er demfelben für die fchuldigen 425 Silbermarfen den hoch— 
ſtiftiſchen Zehenthof zu Stallhofen in der Pfarre Gradwein auf 
ewige Wiederlöfung verfeßte. Am 4. Auguft 1261 zu Venedig 
erteilte Erzbifhof Ulrich einen zweiten Beftätigungsbrief diefes 





2) Urkunde B. 24. 


2) Dipl. Styr. II. 186—187: ‚„‚Capellam St. Joanmis juxta Fluvium Fei- 
stritz.‘‘ 

3) &teiree Urkunde: „Aotum in Purchusin. VI.. intrante Martio Anno 

‘1261: „ut ex proventibus ejus mensa Abbatis et fratrum melioretur, 
et ut .quotidie ab adventu Domini usque ad Nativitatem ejusdem et 
die qualibet per tutam Quadragesimam unum Allec euilibet ex fratri- 
bus ministretur.‘‘ — Am Sonnabende vor St. Bartholomä (oder am 23. 
Aug.) 1962 hatte Meifter Berthold dem Stifte Rein feinen Entfagungs- 
brief auf bie Pfaixe „im. Ecclesia de Jednich‘‘ gugefandt. 


Haböburgifchen Fürften. J. 1246—1283. 293 


Bergleiches, wobei zu Zeugenfchaft ftanden: Hermann, Deutfchen- 
Ordens Priefter, Burghard, Pfarrer von Altenmühldorf, Meifter 
Berthold, Erzkanzler von Salzburg, Ulſchalk, Deutfehen-Ördeng- 
Commendator in der Lombardei. Der genannte Zehenthof zu Stall: 
hofen war zwar damals dem Muͤnſtmeiſter Ditofar zu Grüß ver⸗ 
»fändet ; weil aber diefe Handlung des Philipp von Kärnten für 
Erzbifchof Ulrich feine Gültigkeit hatte, fo wurde jene Beſitzung 
dem Stifte Rein am 13. November 1261 zu Gräß übergeben 
und von dem Stadtrichter Volkmar beftätiget '). 


Die Beſitzungen des Stiftes Nein zu Helfen: Pr I. na u 
ftein find zu diefer Zeit ingbefondere ton den Gra— die, Se 
fen Bernhard und Heinrich zu Pfannberg ange- benig. 
fprochen worden. Als am 17. Juli 1261. der Statthalter Wocho 
von Rofenberg in Marburg große Gerichtstaidigung hielt, for⸗ 
derte der Stiftsabt zu Rein öffentlichen Schuß dagegen, - Wocho 
ließ alle, aus früherer Zeit her der Sache fundigen Männer, 
Ulrich von Lichtenftein, Gottfried .von Marburg und Herrand 
von Wildon eidlihe Ausſage thun, morauf ihm zu völligen Gun⸗ 
ften des Stiftes Nein das feierlich, verkündigte Urtheit finden hal. 
fen: Siegfrid von Mahrenberg, Koto von Seldenhofen, Friedrich 
on Pettau, Heinrich von Scherfenberg, Wigand von Stuben- 
berg, Richard von Pulsgau, Heinrich von Rohitſch, Nikolaus von 
Lewenberg ?). Am 30. März 1261 fehloß die Göſſer Aebtiffin 
Kunigunde einen Tauſch mit Konrad Pfuntar um ein Gut zu 
Stadelhofen vor den edlen Zeugen: Otto von Utſch, Ulrich von 
Arftalter, Heinrich von Zrofaiah, Heinrich von Kannern u. v. 
A. 3). Weiters Hatte Herzog Ulrich von Kärnten am 3. April 
1261 zu St. Veit urkundlich bejtätiget, wie Albert Zenfel . der 
Jüngere alle feine Defigungen in Lebenach dem Göffer Stifte 
geschenkt Habe vor den Zeugen: Leutold von Stadef, Kiegfrid von 
Mahrenberg, Dtto von PVinchenftein, Cholo von Seldenhofen, 
Sundafer von Frauenftein, Leutold von Wilden 9. — Endlich 


. 
— — 








1) Drei Urkunden des Stiftes Rein. ' 

2) Urkunde des Stiftes Rein: „Aota sunt hacc coram nobis casterisque 
Provincialibus apud Marchpurch in placito Generali (Wocho de Ro- 
senberg, Capitaneus Styriae) XV. et XVI. Kal. Aug. anno 1261. 
— Dipl. Styr. II. 27—28. 

3) Johanneums⸗Abſchrift. 

4) Johanneums⸗Abſchrift. 


294 Steiermark bis zum Eintritte der 


ſchenkte auch noch Rudolph von Lubgaft (Ligift) mit Einwilligung 
feiner ganzen Verwandtſchaft und Angehörigen dem Ronnenftifte 
zu Göß einen Hörigen, Konrad von Leoben, ſammt zwei Söh—⸗ 
nen und zwei Zöchtern, zu einem ewigen Zinfe von drei Pfenni- 
gen, und ſtellte fie alle unter die Bormundfchnft des Landesfürften 
von Steiermark. Zeugen waren anmwefend: Wlrich von Lubgaſt, 
Ilſung von Welchdorf, Hermann und Richer von Muryn, Dtto 
von Utſch, Dietrich der Schulmeifter zu Leoben, welcher auch 
die Urkunde gefchrieben hatte '). Zu Frieſach 19. uni 1261 ſchloß 
und verbriefte das Stift Admont den Zaufch eines Gutes zu 
Zokwarn, „unter dem Dven” genannt, von Konrad von Vru⸗ 
dorf, einem Dienftmanne des Stiftes Gurk, für ein andered Gut 
zu Micheldorf in Kärnten vor den Zeugen: PBermann von Him- 
melberg, Heinrich König (rex). von St. Beit, Konrad, Gtadts 
richter zu Frieſach, Heinrich auf dem Thurm u. vo. A. 9. Am 
28. Juli 1261 befanden fih auf dem Schloffe Miannsberg (Man- 
nesperch) Drtolph, Propft zu Mariaſaal und Pfarrer zu Pet- 
tau, Gottfried von Marburg, Heinrich von Rohitſch, Heinrich 
Pfarrer zu Mannsberg. Bor diefen Zeugen ſchenkte ein gemiffer 
Hartwif für feine Schweſter, die Nonne Elifabeth, dem Stifte 
zu Studenitz 7 Manfus im Drte Rafvor, nachdem Eiifabeth al⸗ 
fen weiteren Anſprüchen nuf väterliches Erbe entfagt hatte. A 
1. September 1261 ſchenkten die Brüder Gebhard, Ulrich und 
Leutold von Lengenberg dem Stifte Studenit als Seelgeräthe 
md Schadenerſatz 5 Manfus in Luba bei Sennomwig und Sad: 
fenfetd an der Lomig ®). Im Jahre 1262 fchlichtete Gundaker 
Schenk von Habsbach einen Streit um Zehenten nuf den Wein- 
gärten des Stiftes Nein zu Weilersdorf in Defterreich mit den 
Ianägsfürftlichen Amtleuten zu Gunſten des Stiftes *). 


PER are Sn eben diefem Jahre farb am 3. Juni der 
of Dru 
— böhmiſche Statthalter in Steiermark, Wocho von 


mark. Landtagin Roſenberg, und in deſſen wichtiges Amt trat als 


Srat — Fa fein Nachfolger Bifchof Bruno von Olmüß, der 
— — — 


1) Johanneums⸗Abſchrift. 
2) Abm. urk. CCC. 5. 


3) Stubeniger Urkunde. Am 1. Sept.-1262 fcheint diefe Spende erneuert 
worden zu feyn vor den Rittern Babo, Gebhard, Weriand und Otto von 
Miltenburch. 


+) Arkunden v. Rein. 


Habsburgifchen Fürften. 3. 12461283. 295 


getreuefte und vertrautefte Anhänger deg K. Dttofar, ein. Als 
Statthalter des Landes erließ er im Auguft 1252 an die Stadt 
Leoben den Auftrag, zu Folge der, non Herzog Leopold dem 
Glorreichen gemachten Stiftung den Karthäufern in Geyrach alle 
Sahre eine größere und zehn kleinere Maß Eifen mauthfrei er- 
folgen zu laſſen ). Am 10. Deeember 1262 hielt er allgemeine 
©erichtstaidigung in Grätz, umgeben (quod nobis generali pla- 
eito vel’jüdieio in Graetz praesidentibus) von; ©rafen Bern« 
hard von Pfannberg, Wulfing von Stubenberg, Ulrich von Lic- 
tenftein, Leutold von Stadek, Friedrich) von Pettau, Gottfried 
von Marburg, Dietmar von Dffenderg, Wigend von Maſſenberg, 
Wulfing von Ernfels, Dietmar, Konrad, Ortolph von Stretwich 
u. v0. A. Hier bewies der Propft von Seckau, daß fein Stift 
nach Recht und Gemohnheit des Landes Steier die Güter im 
Arzwalde beim Schloffe Waldſtein befie, erhielt die Bertätigung 
durch den Spruch des Gerichtes und wurde in Lörperlichen Bes 
fit dafeldjt fogleich wieder eingefegt ). Am 25. Juli zu Neuftadt 
jiegelte K. Ottokar für dns, von ihm fehr geliebte Stift. Seckau 
einen Verficherungsbrief, daß er die, vom Hartnid von Ort erles 
digte Vogtei über die ſeckauiſchen Güter zu Kummberg, an der 
Rand und zu Heinrichsdorf, ſelbſt übernehmen, führen und Nies 
Awanden Andern zu Lehen übertragen wolle ?). Im Jahre 1261 drohte 
ernftliche Gefahr von einem zweiten Hereinbruche der Mongofen 
aus Afien, fo daß Papſt Aterander IV. in feinen letzten Lebens» 
tagen alle chriftlihen Fürften zum fräftigften Widerftande drin. 
gend ermahnte. Die Tartarenfteuer, welche vr bei diefer Gelegen— 
heit auf die Geiftlichkeit Legte, ward auf) auf den fteierifchen Cie 
rus vertheilt und follte durch den Erzbiſchof Utrich behoben wer⸗ 
den. Glüuͤcklicher Weife jedoch wurde die Kraft und der Andrang 
der Barbaren in einer blutigen Schlacht mit dem Untergang von 
mehr denn 50,000 Mongolen gänzlich gebrochen *). 


1) Dipl. Styr. II. 141: „Bruno Olmuzensis Episcopus oapitanous Styriae 
— Datum in Marburg. 1262. Mense Aug.“ 

2) Dipl. Styr. I. 220: „Bruno D. G. Olomucieusis Episcoopus — — quod 
nobis generali placito sive judieio in Grätz praesidentibus — Actum 
et datum in Graetz IV. Idus Decembris Anno 1262. — Zu Reuftadt 

. am 25. Juli 1263 beftätigte K. Ottokar ben Urtheilsfpruch feines Statt⸗ 
haltere Bruno. — Idem p. 221. — Sohann. Urf. 


3) Zohann. Url. — Dipl. Styr. I. 219 — 220. 
4) Chron. Salsb. Pez. I. Anno 1261. — Raynold. Annal. Eooles. Anno 1261. 


296 Steiermark bis zum Gintritte der 


PiRR Me In Salzburg vermochte fi der Erzbiſchof 
Hebkiise Zalzrurg. Wirich nicht feit zu behaupten ; und die fortdauern⸗ 
"7777 den Unruhen in den hochftiftifhen Landen blieben 
nicht ohne nachtheilige Ruͤckwirkung auf Steiermart. Der Erybi- 
ſchof war daher zum zweitenmale nad) Rom gegangen; wo er je- 
doch feine andere Hilfe erhielt, als ein apoſtoliſches Schreiben an 
K. Ottokar, ſich des bedrängten Erzbiſchofes und Erzitiftes Eräf- 
tigft anzunehmen. Die Ausſöhnung, weiche K. Dttolar zwijchen 
dem verftoffenen Philipp von Kärnten und dem Erzſtiftskapitel 
inzwifchen bewirkt hatte '), verwarf aber Papft Urban IV; und 
da er dem Könige zugleih auch die unbefchränfte Schirmvogtei 
über das Hochftift äbertragen hatte >): fo machte K. Dttofar nach—⸗ 
drücklichen Gebrauch von dieſer, jeine Macht fo fehr veritärfen- 
den Vogtei, und gerieth dadurch mit dem Herzog von Baiern in 
Krieg. Salzburg wurde beiagert und größtentheil verbrannt; 
über Erzbiſchof Ulrich wurde, meil er die, der römifhen Curie 
fhuldige Geldſumme nicht aufzubringen vermochte, der Bannfluch 
ausgeſprochen, und der unruhige Philipp abermals auf den erzs 
bifhöflichen Stuhl gerufen. Vergeblich ward Ulrichs fchriftliche 
Bertheidigung durch den falzburgifchen und baierijchen Clerus dem 
Bapfte zugefendet. Er ſah ſich — Tandesflüchtig in Detingen — 
bis zur endlichen Nefignation feiner Würde getrieben ?). Kaum 
hatte nun Philipp von Salzburg wieder Befit genommen (J. 1263) 
als auch ſchon Herzog Heinrih von Bniern zum Zmweitenmale dag 
Land verheerte und die Stadt ſchwer bedrängte. Wider ihn mußte 
fih auf K. Ditofard Befehl fogleicy der Statthalter Biſchof Bru- 
no mit dem gefammten Heerbanne von Steier erheben. Diefer 
nahm nuch ſchnell alle, diegjeitd der Gebirge gelegenen, hochftiftis 
{den Länder, Städte und Schlöffer in Beſitz. Nachdem der ſchwer⸗ 
geprüfte Ulrich die kummervolle, nie gefuchte Würde heimgegeben 
hatte (S. 1264—1265) fehien auch Philipp, von K. Ottokar für 
das Aglnjerpatriarchnt nachdrücklich empfohlen, feine Anſprüche 
nuf Salzburg aufzugeben ?). 





2) Chron. Sulzb. Pez. I. Anno 1261. 

2) Anonym. Leob. Anno 1263: „Dominus Papa tertio comisit episcopa- 
tum Salzburgensem regi Bohemiae et episcopo Olmucensi tuendum 
et reformandum.“ | 

3) Die Bermittlungsbriefe der Bifhöfe für den Erzbifhof Ulrich bei Fejer. 
Cod. Hung. IV. 11. 339 —341. haben eine falſche Sahresbezeichnung. 

4) Horned. p. 83-90. — Alb. Altah. Oeffele 'I. 682—683. — Chrom. 
Austr. Germ. Pez. I. 1076-1086. — Anomym. Leobiens. ibid. p. 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 12461283. 297 


Bruck an der Mur war ſchon ſeit der Mitte Ditser ap r 
des neunten Jahrhunderts urkundlich bekannt, und kan mt lan 
von Herzog Friedrich dem Streitbaren mit Vor: 
rechten für den Salzhandel begabt worden. Ver Bohmenkonig 
Dttofar erkannte die geographiſche Wichtigkeit dieſer Ortſchaft. 
Sobald er nun in feſten Beſitz des Landes gekommen war, gab 
er Befehl, den Umfang des Staͤdtchens zu erweitern und größe⸗ 
ren Raum für volkreicheren Anbau zu ſchaffen, — dasſelbe mit 
neueren und feſteren Mauern zu umgeben, und den Bewohnern 
- urbaren Boden und Felder zum Lebensunterhalte in der Nähe 
umher zuzutheilen. Dies betraf viefe Güter und Hörige des Stif⸗ 
tes Admont, welches in der Umgegend von Bruck nicht nur aus: 
gedehnten Grundbeſitz hatte, ſondern auch im Drte ſelbſt einige 
Behnufungen nis Eigen beſaß. Der Statthalter, Bifhof Bruno, 
welcher auf Löniglichen Befehl dies Wert mit gewohnter That: 
kraft augsführte, zog nHe nahe umher gelegenen Admontiſchen Guͤ⸗ 
ter zur Stadt, theilte fie den alten und neuen Stadtbürgern zu 
und machte Alles von den Berbindfichkeiten gegen das. Stift frei. 
Abt Ulrich) I. von Admont forderte jedoch Erfah dafür, und der 
Statthalter Teitete denfelden auch mit Rath und Zuftimmung der 
Landesitände im Namen des K. Ottokar; und er verficherte dag 
Stift Admont deflen in folgender Urkunde: 


„Wir Bruno, von Gottes Gnaden Biſchof zu Gefapleitung an 

ft Admont 

„Dimüß, wollen, daß durch die gegenwärtige Ur- tafür. · 
„kunde fund und zu wiſſen werde allen Zukünftigen und Gegen: 
„wärtigen, daß, da umfer durchlauchtigfter Herr, der König von 
„Böheim, Herzog von Defterreich und Steier, Markgraf von Mäh— 
„ren, die neue Pflansung der Stadt Brud anbefohlen hat, und 
„ins Werk geſetzt wiffen wollte, wir für nothmendig befunden ha: 
„ben, daß zum Bezirke der Drtfchaft und zum Ackerbaue für die 
„Stadtbürger einige unbemegliche Güter, welche Eigenthum des 
„Stiftes Admont waren, ausgefchieden werden folten. Hierauf 


826. 831. Anno 1263. — Hansiz. II. 356-363. — Die oben ange⸗ 
deuteten Briefe des Clerus befagen übrigens vom Ergbifchofe Ulrich: „tot 
malis pressus erat tempore belli Regis Belae contra nobiles Styriae 
— In via per homines Regis Bohemiae captivatus et spoliatus equis, 
vestibus, et rebus aliis omnibus, quae duocebat. — In primordio iusti- 
tutionis suae propter guerras multiplices regis Ungarise cum Nobili- 
bus Styriae, neo non ejusdem regis oum rege Bohemiae suseitatis — 
possessionem eoclesiae suse nunguam potuit adiyieci, — 


298 Steiermark bis, zum Eintritte der 


„haben an uns, die wir auf Verlangen unferd Herrn des Könige 
„das Land Steiermark, felbft in weltlichen Dingen, vermalten, 
„der Abt und die GStiftsgemeinde des vorgenannten Stifte um 
„Erſatz für jene Güter, welche dem Gebrauche jener Stantsbür- 
„ger zugetheilt worden find, unterthänig gebethen. Wir nun Haben 
„im Namen unferes vorgenannten Herrn, des Königs, : und für. 
„deffen Heil, nachdem: wir mit den Edelherren und VBorderen des 
„Landes Steier Rath gepflogen, wie auch forgfältig haben fehäte 
„zen laffen den Ertrag und Gewinn, melcdher von eben diejen 
„Bütern jährlich erhalten worden ift, und erhalten werden kann, 
„gegeben und zugemwiefen als Erſatz jener Güter dem Borgenann- 
„ten, Abt und Stiftsgemeinde und .in deren Namen dem vorge— 
„nannten ‚Stifte zehn Marken Denarien Erträgniß in der Ville 
- «von Stadelhofen (im Ließingthale) mit vollkommener Breiheit und 
im Thale der Enns die zwei Villen Deblarn und Gtralfteten, 
„mit Feldern, Wiefen, Wäldern, urbaren und unurbaren Boden, 
„mit allen Freiheiten, Rechten und Dienften, fo wie jene, zmei 
„Villen bisher gepflogen haben, dem Fürften des Landes Steier 
„zu dienen, fo daß fie im Voraus fehon dem Abte, der GStiftgge- 
„meinde und ihrem Stifte beftändig zugehören follen. Die Grän- 
„zen der Villen und Güter Deblarn und Stralfteten erftreden fich 
„bon Edlingen aus bis an die Gränze der Alpe Koniken, die Alpe 
„felbft mit eingefchloffen. Bon Koniken enden fie in das Rediner- 
„Ihal und von dort bis an die Alpe Nentz, diefe Alpe felbft mit 
„eingefchloffen. Um nun nad) unferem Willen, die Borgenannten, 
„Abt, Siftsgemeinde und das Stift Admont, in diefer SHinficht 
rfiher zu jtellen, auf daß fie nicht im Laufe der Zeit von Ses 
„manden Aufgriff auf diefe Güterbeſitzungen erleiden: fo haben 
„wir diefe Erfogleiftung in der allgemeinen Verſammlung oder 
im allgemeinen Gerichte, in welchen wir am 1. September yer- 
„ſönlich den Vorſitz führten, Allen nlgemein verlautbaren Laffen ; 
„wobei ſich Niemand vorgefunden , der auf diefe Befisungen eis 
„nen Anſpruch erhoben, oder gegen diefe Verhandlung Einfprache 
„gethan hatte. Auf daß nun die vorgenannte Erfakleiftung feftite- 
„hend für immer und unerfdüttert verbleibe und die Kraft be- 
„ſtuͤndiger Feſtigkeit erhalte: Haben wir zum emigen Angedenfen 
„der Sache diefe gegenwärtige Urkunde darüber zu errichten und 
‚„mit unferes anhangenden Inſiegels Schirm zu befeftigen befoh. 
„len. Geſchehen und gegeben zu Gräß in Steiermark im Jahre 
„1263, 14. Auguſt in Gegenwart diefer "ungen: der Webte 


Habshurgifchen Fürfen. 3. 1246—1283. 299 


„von St. Paul, St. Lambrecht, der Pröpfte von Seckau und 
„Vorau, des Abtes von Rein, der Grafen Heinrich und Bernhard 
„von Pfannberg, Wulfing von Stubenberg, Ulrich von Lichten- 
„ftein, Leutold von Stadek, Dietmar von Dffenderg, Wurfing 
„von Leibnitz, Herrand von Wilden, Wulfing, Dito und Gott: 
„ſchalk, Brüder von Erenveld, Wigand von Maffenderg, Wulfing 
„und Dtto, Brüder von Tremenftein, Drtolf von Stretwich, Kon 
„end von Saurau, Hermann und Dtto von Krotendorf, Gebolf 
„von Kymenberg u. f. v. U. ).4 — An eben diefem “Tage ent« 
ſchied Bifhof Bruno auch den Streit des Bifchofes Berthold von 
Bamberg mit den Brüdern Wulfing und Drtlin von Trewenſtein: 

diefe mußten die widerrechtlich an ſich geriſſenen Bamberger Guͤ⸗ 
‚ter bei Rotenmann im Paltenthale (Villa in Rotenmanne) fos 
gleich herausgeben, und der Bifhof allen Anfprüchen auf Ent-. 
fhädigung für immer entfagen. Diefe Veränderung in dem Stan- 
de Admontifcher Fundationsgüter ward für fo wichtig angefehen, - 
daß man dns ganze Begebniß, den Vertrag und die Erjatleiitung 
vom npoftolifchen Stuhle beftätigen ließ *). An ebendemjelben all. 
gemeinen Gerichtstage in Graͤtz beitätigte der Statthalter, Biſchof 
Bruno, dem Stifte Admont die, ihm von den früheren Landes: 
herrn in Steier ertheilten Emmunitätsrechte, die Leute und Hö— 
rigen des Stifte nuf eigenen Grund und Boden nur durch die 
vom Abte und Kapitel beſtellten Richter richten zu laſſen. Alles 
nach dem Willen und im Namen ſeines Herrn und Königs, def: 
fen Stelle er im Lande Steier vertrete (cujus vicem gerimus 
per Styriam in temporalibus) ; und defjen mirgorikticher Brefeht 
es Ten, gleich den andern Stiften des Landes die alten Vorrechte 
und Sreiheiten des Stiftes Admont aufrecht zu erhalten ®). 


Im Sahre 1263 hat Sophia, eine Zochter Al⸗ nad. vos 


berts von Rohitſch und die Witwe Nichers von San: Ponnenflefterd ge 
net, die Gründung von Kirche, Spital, dann Non- ungebrief. 


1) Abm. urk. Q. 22. 75. — Saalb. IM. 173—180. 


2) Abm. Urf. u. beutfche Urkunde Q. 22. 23. — Gaalb. III. 94: „oonsi- 
derans, quod ipse Rex vohis et monasterio nostro gravia damna in- 
tulerat, exigendo castrum de Pruck ? in fundo ejusdem monasteriı 
et inoolis ipsius castri »onnullas possessiones dioti menasterii oon- 
cedendo — pro suae libito voluntatis.“ — 


3) Adm. Urk. L. 70. noch einmal beftätigt 3. Zänner 1270. — 9m Jahre 
1263 empfing auch Biſchof Bruno im Namen feines Herren und Königes 
das Aglajeriehen: „„Etham, quod est in latino offloium Pincernatus Eo- 
olesiae Aquilejensis?‘‘ — Thes. Aquil. p. 171. 


300 Steiermark bis zum Ginteitte der 


nenklofter zu Studenitz im Drauthale am nördlichen Buße des 
waldichten Berges Botfh, welche von ihr nusgegangen, und aus 
ihren Erbgütern zuerft und vorzüglich beſchenkt worden it, im 
folgenden Stiftungsbriefe der Nachwelt überliefert : 


„Sm Namen der heiligen und ungetheilten Dreieinigkeit. Amen!“ 

„Da, wie der heilige Apoftel fagt, jedes Geſchöpf der Ver⸗ 
„gänglichkeit vorziiglich unterliegt, und die gewöhnliche Veraͤnder⸗ 
„lichkeit der Zeiten dns Andenken der Handlungen gewaltig mit 
„fi fort in das Nichts reißt, wenn dasſelbe nicht forgfältiger 
„durch die Feſtigkeit der Schrift geftüßt wird: fo wünſche ich al« 
„len gegenwärtigen und zufünftigen Chriftgläubigen durch vorlie- 
„gende Urkunde fund und zu wiffen zu thun, daß ich Sophia, 
„demüthige Witwe Jeſu Chrifti, nach dem Tode meiland meines 
„geliebten Gemahles Richers von Sonnek, nach dem apoſtoliſchen 
„Ausſpruch wohl wiſſend, daß ich im Kerker dieſer Verbannung 
„keine bleibende Statt haben könne, beſchloſſen habe, für dns Heil 
„meiner Seele zu forgen, und durch ein heilinmes. Mittel für die 
„Zukunft Borfehung zu treffen. Daher habe ich zum Preife gött- 
„licher Moajeftät, um ein Kloſter zu gründen zu Ehren der glor⸗ 
„reichen Jungfrau und unbemadelten Mutter Maria imdrte, ing- 
„gemein Studenig, jetzt aber Gnadenbrunn (Fons gratiae) ge- 
„nannt, meine Erbgüter nicht nur mit freiem Willen, fondern 
„auch eifrig und mir glüfmünfchend frei hingegeben, den glüd: 
„lichſten Tauſch pflegend, indem ich für Irdiſches — Himm- 
„Lifches, für VBergänglihes — Ewiges forgfältig mir verfchaffer 
„geftärkt durch den Ausſpruch der Wahrheit, der da fagt: Seder, 
„der da verlaffen wird Haus oder Feld, oder was immer derglei- 
„hen, um meines Namens Willen, wird Hundertfältiged erlangen 
„und dag ewige Leben für diefe geringen Dinge befigen! Auf 
»daß jedoch nach unfern Willen über diefe Schenkung jegliche 
„Streitigleit aufhöre, jede Gelegenheit menfchlichen Widerfpruches 
„und DBerunglimpfes, ja, damit auch für die Zukunft aller Stoff 
„dazu gänzlich ausgetilgt werden möge, welche durch unfere Ers 
„ben und Anvermwandten, nämlich meinen Bruder, Herrn SHein- 
„rich von Nohats, und durch meine Schwäger, Dtto non Königs. 
„berg, Heinrich von Wildhnufen, wie nuch durch deren Erben 
„bei dem Aufkeimen menfchliher Vöswilligkeit allfällig verfuch 
„werden könnte. Sch, Sophin, habe nuf den Theil des Erbeg, 
„welcher mir zulam, auf dem Schloffe Studenig mit allen deffen 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283. 301 


„Befidungen und Zugehör für meine Erben und Freunde nad) 
„ihrem Wunfhe und Verlangen und ihrer Annahme mit freier 
„Zuſtimmung verzichtet unter folgendem Vertrage jedoch, daß auch 
„fie ale, meine vorgenannte Schenkung mit nufrichtigem und wohl. 
„wollendem Sinne billigend, auf aW ihr Recht überhaupt, menn 
„fie ein folches nach meinem Tode nuf alle Güter, die ich dem 
„vorgenannten Stifte gefchentt hnbe, zu haben feheinen ſollten, 
„als auf das Vogteirecht, auf irgend eine andere Forderung oder 
„Herrſchaft, wie auf Gemeinſchaft der Wälder und Weiden, oder 
„auf andere Anfprüche, nach vaterländifher Gewohnheit, wie fie 
„unmer mit Namen bezeichnet werden mögen, vollftändig Verzicht 
„leiſten. Was auch fie felbft wegen feligen Angedenfen und ewi« 
„ger Vergeltung mit Befeitigung nles und jedes Gtreitftoffeg, 
„mit ebenfo aufrichtigem als gottfeligem Sinne ſelbſt anmwefend zu: 
„geftanden Haben. Folgende Befigungen find ed. nun, melde ich 
„dem genannten Kfofter gegeben habe: Die Ville Studenig mit 
„10 Manfug und der oberhalb gelegenen Waldung; die Ville 
„Sriscendorf (Kroiffendorf) mit 12 Manſus; die Manfug in der 
„Ville Pucholaz; einem Manfus. und eine Wiefe in der Bille 
„Pobrefach ; vier Manfus. in der Ville Lofenez (Loſchnitza), zwei 
„Manſus in der Bille Grede, zehn Manfus in der Bille Söre- 
„gonesdorf (Straßgainzen?), acht Manſus in der Bille Drasgon- 
„wesdorf (Droſchame?); zwei und einen halben Manfus in der 
„Ville Lenneg. Weiters zwei Wngen Wein (Fuder Wein) alle 
„Jahre von meinem unterfchriebenen Zeugen, von mir und von 
„deren Erben zu leiſten: ein halbes Fuder von mir, ein halbes 
„Buder von meinem Bruder Herrn Heinrich von Rohitſch, von 
„meinem Steffen Heinrich von Wildhnufen ein halbes Fuder. Auf 
„daß nun diefe meine Schenkung die Kraft ewiger Feſtigkeit er- 
„halte und für die Zukunft von Niemanden angegriffen werden 
„möge: fo habe ich befchloffen, die gegenwärtige Urkunde mit den 
„Sigillen Ulrichs, des erlauchten Herzogs von Kärnten, Dietrich 
„des ehrwürdigen Vaters und Bifchofes zu ®urf und meiner vor- 
„genannten Erben, Herrn Heinrich, meines Bruders von No⸗ 
„hitſch, Dito’d von Königsberg, und Heinrichs von Wildhnufen, 
„wider die Angriffe der Widerfacher zu befeftigen, und vor den 
„unterzeichneten Zeugen, welche bei diefer Anordnung perföntich 
„anweſend gemefen find: Herr Heinrich der PBriefter, Herr Ber- 
»thold Rapellan des Herrn Bifchofd zu Gurk, Herr Sohanneg, 
„Kapellan des vorgenannten Kloſters, Herr Horn von Mut« 


302 Steiermark bis zum Eintritte der 


»burg, Herr Popo von Friedenburg, Gunther von Kerſchbach, 
„Gundaker von Juna, Hartnid von Mannsberg, Otto von Pulz⸗ 
„gau, Gottſchalk von Lyriach und mehrere Andere. Dies iſt ge⸗ 
„ſchehen im Jahre 1263 am 25. Mai ').“ ‚ 
Sophia feldft Hat in diefem ihren Frauen. Snftitute die Erjte 
den Nonnenfchleier genommen, und eine Gemeinde Dominikaner: 
Nonnen um fich her verfammelt, wie die Beftätigungs » Urkunde 
ihrer Anvermandten 13. Aprit 1256 ausdrüdlich verfichert. Da 
der Zodestag ihres Gemahls, Richers von Sannef, unbelannt ift, 
fo fann auch dns Jaht des erjten Beginnes diefes Nonnenkloſters 
mit Gewißheit nicht bezeichnet werden. Die oben angeführten Ur- 
funden von Studeniß gehen über dag Jahr 1237 hinauf ?). 
5 PR a ker. Für dag Chorherrnftift Seckau erließ K. Dt- 
burg. Atment. tokar zwei Önndenbriefe, einen von Wien 26. 
Jänner 1263, worin er den Burggrafen von Df- 
fenburg, Dietrih von Salm, und allen andern Richtern verbiethet, 
Eingriffe in das ſeckauiſche Heimgartengebieth, zwiſchen der Lie- 
fing und Graden, außer in Fällen von Zodtfchlag und Blutver- 
gießen, zu thun; — und den andern von Neujtadt 25. Juli mit 
Beftätigung der Beſitzungen im Arzwalde bei dem Schloffe Walt- . 
ftein und der Güter zu Würflach, eines Weingarteng in der Owe 
und einer Waldung auf dem Tyernberg, welche Elleys, die Wit: 
we Richers von ©untenftein, dem Stifte Serfau geſchenkt hatte >). 
Am 13. Aprit 1263 hatte Papſt Urban IV. auf Bitten des Prop- 
ited den Sedauern eine Beftätigungs-Budle ertheilt %. Am 1. An⸗ 
guft 1263 war Herzog Ulrih von Kärnten felbft in Seckau an⸗ 
weſend, und verficherte mit Urkunde und Siegel den Chorherren 
eine jährliche Geldfumme von 10 Marken in der herzoglichen 
Münzftätte zu St. Beit, zur Anfchaffung des Bedarfes an Anl: 
fiſchen, Dei und Feigen 5). Am 14. Juni 1263 zu St. Beit er- 
ließ diefer Herzog einen Schußbrief für dns Stift St. Paul, und 


— 


t) Dipl. Styr. II. 299 - 301. 


2) Dipl. Styr. IH. 301—306. — Friedrich von Pettau entfagte ‚ 3 1263, 
freiwillig der Vogtei über die Güter ber Kirche St. Andrä im Lavants 
thale zu Gemerftorf, Oberndorf, Pichlern, Hainftorf und Zwiſch. — 


3) Zohann. Urt, — Dipl. Styr. I. 221-222 u. Urkunden Verzeichniß. 
4) Dipl. Styr. I. 222. 


5) Sohann. Urt. — Dipl. Styr. I. 222: „Actum et Datum in Secchwe 
Anno 12363 prima die intrante Augusto. , 
r 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 12461283. 303 


zwar auf die Beſchwerde des Abtes Gerhard wider Siegfried von 
Mahrenderg, welcher als Landeshauptinann in Kärnten (cum per 
terram Carinthiae vices nostras gereret) diefes Stift vielfältig 
und insbefondere in der Mauth zu Völkermarkt bedrüdt hatte '). 
Hierauf befand fich diefer Herzog, 29. Suni 1265, in feiner Kam—⸗ 
merſtadt Stein in Krain, und beftätigte dem Stifte Dberburg den 
Beſitz von Allem, mas dasfelde in feinem Lande von denjenigen 
freigefaffenen Hörigen, welche ehedem dem Edelgefchledhte Hart: 
nid von Ort zu Eigen gewejen waren, erworben hatte, und er: 
werben werde. Zu Zeugenfchaft ftanden: Ludwig Pfarrer zu Lai- 
ba und Erzdinfon von Krain und die Ritter: Gebhard von Li— 
tienberg, Wolter und Gerhoch von Seldenberg, Heinrich von 
Helfenderg 9. Nach ftrenger Lebensmweife erhielten die Nonnen 
in Göß nur zweimal in der Woche bein bei Tifche. Fromme 
Wohlthäter fchenkten ihnen 18 Marten Silbers, welche die Aeb— 
tiſſin Kunigunde auf Verbeſſerung der ſtiftiſchen Weingaͤrten ver- 
wendete, worauf dann den Nonnen auch ein drittesmal wöchent— 
lich Tafelwein gereicht werden konnte. Die Urkunde ward beſiegelt 
vor den Pfarrern: Johann von Göß, Heinrich von St. Dionys 
und Johann von Maria Waſen bei Leoben 9). Auch das Stift 
zu Nein hatte in diefem Jahre auf Bitten des Abtes zwei päpft- 
fiche Büllen erhalten; ein Beſtaͤtigungsdiplom über das ganze 
Stiftsmefen und deffen Nechte (apud urbem veterem 10. April 
1263) ; und in der zweiten empfiehlt Papft Urban IV. (ebendort 
21. December 1263) dns Stift, Nein dem befonderen Schuße des 
Bifchofes Dietrih von Gurt, als erzbiſchöflichen Vikars in der 
Steiermarf 9%. — Eine GStreitigfeit des Stiftes Admont mit 
Wulfing von Stubenberg, welcher einige ftiftifche Zehenten bei 
Mitkerdorf im Mürzthnie in Befi genommen hatte, weit fich der 
Abt Ulrich weigerte, eine gewiſſe ®etreide-Schüttung von Beter- 
dorf wider Recht und Gewohnheit auf des Edelherrn Schloß 
Katſch zu liefern, entfchied der gewählte Schiedsrichter Wirich von 


1) Johann. Urt. — Am 4. Februar 1263 erließ der Edelherr Kolo von Gel: 
denhofen dem Stifte St. paul das Vogtrecht auf die von ſeinem Vater 
diefem Stifte gefpendeten Güter auf dem Kinnberge bei St. Johann jen- 
feitö der Drau (bei unterdrauburg) für ſich und ſeine beiden Söhne, Kon⸗ 
rad und Kolo. — 

2) Dipl. Styr. II. 292— 393. ' 

3) Dipl. Styr. I. 84—85. 

+) Urkunde des Stiftes Rein. 


304 Steiermark bis zum Eintritte der 


Lichtenftein zu Grätz im Haufe des Schreiberd Wigand im Jahre 
1263 ') vor den Zeugen: Ulrich von Lichtenftein, Dtto deffen 
Sohn, Herrand von Wildon, Wulfing von Graͤtz, Walther Spund. 
Am 31. Juli 1263 verglich fi) Abt Ulrich von Admont perfön- 
ih in Neuftadt mit mehreren öfterreihifhen Süterbefigern über 
deren Anfprühe auf den Aömontifchen Hof und Weinderg zu 
Gumſarn vor dem Stadtrichter Rudolph und dem gefammten Nathe °). 


ee etente in Seit der Uebergabe der Steiermark an die iin- 
aka nd garn (1254) lebte die von ihrem dritten Gemahle, 
a dem Türften Roman, ſchmaͤhlich verlaffene Herzogin 
Gertrude von Mödling in ftiler Zurüdgezogenheit von den Nen- 
ten ihres Leibgedings zu Judenburg, einzig ergeben der Erziehung 
ihrer Kinder, Friedri und Agnes, aus der zweiten Ehe mit 
Hermann von Baden, und Marin, von. ihrem dritten Gemahle, 
dem Fürſten Roman ?). Der Zeit nach unrichtig ift die, Angabe 
Dttofars von Horneck, welcher im Jahre 126i erzählt: Der 
Statthalter von Steier, Bifhof Bruno, habe Gertruden megen 
Eigenmädtigkeiten und heimlichen Verftändniffen mit den Ungern 
bon Judenburg weggefchafft, in das unterfteirifche Städtchen Fei- 
ftrig überfeßt, und ihr vom reichen Leibgedinge kaum 100 Silber⸗ 
marken zum Unterhalte belaſſen. Bald darauf fey fie wegen Ver⸗ 
Iobung ihrer Zochter mit dem allgemein verhnßten Herzog Stes 
phan von Stavonien auf Befehl K. Ditofard durch den hartges 
finnten Bropft Konrad von Brünn aus Steiermarf und Defter- 
reich vertrieben worden. Sie habe in ihrem Unglüde in Meiffen 
eine Zufluchtsftätte gefucht, und dort in einem Kloſter ihr Leben 
befchloffen *). Ale Begebniffe Bis zum Jahre 1271 widerſprechen 
diefer Angabe. Gerirude lebte in ruhiger Zurüdgezögenffeit ab⸗ 
wechfeind in Judenburg und in Boitsberg. Am 1. März 1261 
fiegelte fie in Voitsberg für fi) und ihren Sohn eine Urkunde, 


1) Archivsurk. XX. III: „„Actum in Grätz in Domo Wigandi Scribae.‘‘ 

2) Xbm. urf. DDD. 9. 10. 13. 

3) Anon. Leob. Anno 1246. Pez. I. p, 806: „‚Relictam Dominam 
Austriae praedictam (Gertrudim) fere ex toto de hereditate poauit 
(Ottocarus) eam in Judenburg locando et sibi eandem civitatem et 
Voitsberg tantum tribuendo; unde eadem Domina postea non nisi di- 
«ta est Ducissa de Judenburg.“ 


“) Horneck p. 36—37. 68-69. — Anonym, Leob. Anno 1260: „Gerdru- 


x 


Pa 7" nn le ne 


! dim ex Styria in opidum quod dieitur Fewstritz, cum dedecore rele- J 
"gerät, quac poustea in Misniam ad Constantiam migravit. “—_ 4 


Hababurgiſchen Fürken. 3. 1246—1283. 305 


> worin fie dem Wocho von Rofenberg die Schenkung der Graf: 
{haft Retz beftätigte vor den Zeugen: Weigard dem SKayellan, 
Dietmar, Konrad, Drtolf Brüder von Stretwich, Wulfing von 
Hanau, Walter von Schrat, Bilung von Kainach, Thomas dem 
Notar '). Um 5. Jänner 1263 auf dein Schloffe Voitsberg fie- 
gelte fie für ihren Minifterial, Siegfried von Marnberg, einen 
Brief, worin fie ihm Macht und Gewalt gibt, mit allen Gütern, 
welche er von ihr im Lande Steier zu Lehen trug, frei zu Ver—⸗ 
mächtniffen und Spenden zu verfügen. Bei der Herzogin waren 
damals als Zeugen anwefend: zwei Dominikaner, Bruder Walter 
und Bruder Heinrich, ihr Hoffaplan Herr Meinhard, die Nitter 
Walter, Berthold nom Sakathale, Sieghard von Truchfen u. A. >). 
Eden in diefem Jahre 1263 nuch verheirnthete ©ertrude ihre 
Zochter Agnes an Herzog Ulrich von Kärnten: eine Vereheli⸗ 
hung, welche ebenſowohl injBezug auf die Länder Defterreich und 
Steier, als auch in Hinficht auf K. Ottokars Verwandtſchaft und 
Freundſchaft mit Herzog Ulrich ohne deffen Bormiffen und Ein- 
willigung wohl nicht hätte gefchloffen werden können °). In dem, 
auf K. Ottokars Befehl verfaßten Kammerbuche von Steiermark 
vom Sahre 1267 wird die an die Herzogin ©ertrude zu vernb- 
folgende Jahresrente nuf 400 Marken PBfennige ausdrücklich an» 
gegeben. Während diefes Aufenthaltes in Steiermark hatte Die 
unglückliche Fürſtin den verhängnißvollen Tod ihres Sohnes Frie— 
drich auf dem Blutgerüfte (5. 1268) in Nenpel betrauest, und 
im J. 1270 der zweiten Bermählung ihrer Tochter Agnes, nun« 
mehr Witwe des verftorbenen Herzogs Ulrich von Kärnten, mit 
dem Grafen Ulrich) von Heundurg beigewohnt ). Ueber Prinz 
Friedrih von Baden find urkundliche Andeutungen vorhanden, daß 
er ſich am Hofe K. Ottokars aufgehalten habe, bis er um das Jahr 
1262 nach Baiern gegangen, wo er Freund des Prinzen Konra—⸗ 
din und endlich (am 27. November 1268) Theilnehmer an deſſen 


2) Kurz. Ottok. u. Albr. II. p. 177178. 

u; ‘Dipl. Styr. II. 323: „Quod nos Gertrudis, Durissa Styriae, fideli mi- 
nisteriali mostro Seifrido de Marenherg concedimus. — Data aunt 
haec Anno 1263. Nonis Januarii in Castro Voitsberg. “ 

3) Hornet p. 67. — Anon. Leob. Pez. I. Anno 1257 u. 1263. — Chron. 

. Claustroneob. Anno 1263. 
1) Hornet p. 36-38. 2 
Seh. d. Steiermark. — V- DB. 20 


306 Gteiermart bis zum Gintritte der 


unglücklichem Schickſale geworden ift '). Zu Billa am 28. Au- 
gujt 1264 erneuerte Siegfried non Diornderg mit der &emaplin 
Nichardis Vertrag und Uebergade der Schlöſſer Hardel mit 35, 
Marnberg mit 51 und Truchſen mit 40 Marten jährlidher Nen⸗ 
ten, um bei Zarvig (in canalibus) ein Gifterzienferfiofter zu er- 
bauen und zu dotiren; morüber ſchon im J. 1260 die eriten Ber: 
bandlungen gemacht worden find; auch ſollte der Bifhof von Bam⸗ 
berg zu diefem Werke überdies noch geben und fidern 30, Bar- 
ten Bülten und 70 Marken von der Stadtmauth in Villach, — 
Giegfried aber die hochitiftiihen Burggrafen jogleidy mit den ge: 
nannten Burgen belehnen. — Am 10. December 1264 endete 
Herzog Ulrich in Kärnten einen langwierigen Streit zwijchen dem 
Bisthume Surf, den Grafen Heinrich und Bernhard von Piann: 
berg, und den Freien von Eannck, Gebhard, Leupofd, Ulrich und 
Sophia, Gemahlin Friedrihg von Pettau, um dns Schloß Albech 
welches dieje Edelherren binnen 3 Jahren mit Urbar und Herr⸗ 
fichfeit wieder zurüditellen, biefür aber die Grafen Friedrich won 
Ortenburg und Ulrich von Heunburg, dann der Freie Mirich von 
Lenzenburg, jeder mit 50 Marken Gewähr feiften mußten. 


:24ÿ—:?28 Am 5. October 1264 hielt K. Dttefar IL das 


Tau: — Te Bermaͤhlungsfeſt ſeiner Nichte Kunigunde von Bran⸗ 
Sanur. en denburg mit dem ungariſchen Prinzen Bein, dem 
jüngern Eohne K. Bela's IV., auf der Ebene na» 

he am Kinflujje der Fiihen in die Donau, drei Meilen unterhalb 
Wien — mit dem grofartigitien Lurus. Roc bei feines Königs 
oder Kaijerd Hochzeit war ſolch' ein Feſt geichen worden. Richt 
Bloß die jteieriichen Hofminiſterialen, fondern fat der geiammte 
Adel von Eteiermarf hatte mit dem prunfvofiten Mufmande und 
in Eunjtreihen Waffenſpielen daran Antheil genommen. Den Frie- 
dem dieſer beiden Jahre „1264 u. 12065) aber trübten plägli Die, 
weder durch die Entfernung Philipps von Kärnten, nech durch 
die freiwilige Entſagung des Erzbiſchofes Ulrich 11264) geordne⸗ 
ten ſalzburgiſchen Berhältnijfe. Denn als, ohne Zweifel den Wün⸗ 
ſchen 8. Ottokars gemäß, einer der niederjchlefiichen Herzoge, 
Wiadislaus, Bisher Propſt vom Willehrad und oberfter Kanzler 
in Böhmen, von dem Papſte zum Erzbiſchofe von ©al;burg, und 
zu gleicher Zeit der Domherr Petrus zu Breslau zum Biſchof 


2) Albersas Argentina. xi Urstisies. ». 98. 


— 


Habshurgifchen Fürften. 3. 1246—1283. 307 


von Paſſau ernannt wurden, brach ztwifchen Böhmen und Bgiern 
der Krieg aus, und wurde mit folder Hartnädigkeit geführt, daß 
KoDſſokar bis zum Jahre 1267 mit den Heerbannsvölkern al 
feiner Länder in Waffen liegen mußte. Yon Steiermark her fiel 
der Statthalter Bifhof Bruno mit einem Heere in Salzburg ein, 
verheerte das Hochftiftifche Gebieth, erftürmte die Stadt Hallein, 
verbrannte fie und jagte die Baierr in die Flucht ). Bald dar- 
nach endete der ungluͤckliche Erzbifchof Wirich, vom Banne losge⸗ 
fproden und in der Würde eines Biſchofes von Seckau auf die 
Pfarre Pider zurüdgezogen, fein vielfach bemegtes, mit Leiden, 
Schmach und Unglück erfültes Leben, 5. 1268 2). 


Als der Sreifinger Bifhof am 17. December Abm 3.1266. 
, . ont. Stubenig. 

1264 in feiner Kammerſtadt Weidhofen im ande __TPiarnberg. 
unter der Enns fich nufhielt, beftätigte er dem Stifte “ 
Admont die von feinem Borfahren ſchon ertheilte Mauth- und 
Marktfreiheit im freifingenfchen Drte Oberwels 2). Am 13. Sän> 
ner 1264 entfchied Heinrich von Altenburg einen Streit des Non» 
nenftiftes Studenid wit dem Pfarrer in Schleunig, um einige 
Güter diefer Pfarre zu Gunften des Nonnenftiftes. Am 19. Se- 
bruar auf dem Scloffe Montpreig ſchenkte Heinrich von Scher: 
fenderg diefem Stifte zwölf Manſus mit Hörigen‘zu St. Geor⸗ 
gen in Krain, und zu Winthersgefiez bei Montpreis vor dem 
Zeugen Rudolph von Plantenftein. — Zu Gravenftein am 27. 
April gab Herzog Ulrich) von Kärnten feinem getreuen Vaſallen, 
Siegfried von Marnberg, dns Patronat, und alles Recht der 
Kirchen zu Glanhofen und Reichenberg, um damit feine Stiftung 
in Marnberg beffer auszuftatten. | 


Am 24. December 1264 ſaß K. Dttofar in 3. 126 


54. 
K. Ottokar Halt of⸗ 


Graͤtz zu offenem Gerichte vor der Stadtpfarrfische Pi Yeiat 3. 


(Actum apnd Gretz in cemeterio Ecclesiae pa- moni. 
20 * 


2) Chron. Salzb. Pez. I. Anno 1266: „ex mandato Regis Bohemiao ve- 
niens cum magno exeroita destruxit civitatem Hallis per incendium.‘‘ 


2) Joh. Url. — Dipl. Styr. 229. — Ueber den Beſit ber Pfarre Gradwein, 
welche Bifchof Ulrich dem Chorherrenftifte auf Seckau gegeben hatte, gab 
der Dompropft und Erzdiakon von Salzburg, Otto, einen befonderen Be: 
ftätigungsbricf im Namen bes Hochſtiftskapitels felbft. I. 1264. Joh. urk. 

3) Adm. Urf, R. 14: ut nuncios Akbatis cum suis meroimoniis ad forum 
nostrum Welz venientes adire sine theloneo yermittaa \fhere ei ah- 
ire, Datum Weidhofen Anno 1264. XiF, Kal, Januarü. 


308 Steiermark bis aum Gintritte der 


rochialis in judicio publico). Abt Gerhard von Et. Panl Hagte 
wider die Grafen Heinrich und Bernhard von Pfannberg wegen 
Berletzung der Priviltgien feines Stiftes und Anmaſſung der 
Klofternogtei ; unter welchem Vorwande an Stiftögütern und Hö⸗ 
rigen Gewalt und Unrecht verübt worden fey. Der König fprad) 
dem Abte das Necht zu, und wies jede weitere Anmaflung der 
Grafen zurüd, vor den verjammelten Herren : Gottſchalt son 
Gt. Lamprecht, Peter von Difial, Dietmar von Weiffenel, Ulrich 
Grafen von Heunburg, Gerwinus von Mahrenberg, Cholo von 
Geldenhofen und Gottfried von Marburg '). Am 30. Juli 1265 
beftätigte Bapft Clemens IV. (im kirchlichen Rechte der unterrich- 
tette Herr feiner Zeit, Lumen Juris genannt), auf Bitten des 
Abtes Ulrich dem Stifte Admont alle Befigungen, Rechte und 
alle bisherigen Briefe der Paͤpſte und Kaifer; und am 1. Juli 
1265 wird dem Abte zu Naitenhaslach nachdrücklichſt aufgetragen, 
dag Etift Admont zu beſchützen, und durch alle Mittel die dem 
Gtifte entwendeten Güter mieder zurüdzubringen. Eben diefer 
Bapft gab in einer weiteren Bulle dem Abte Ulrich die Macht⸗ 
vollfommenpeit, wegen verübter Gewaltthaͤtigkeiten gebannte Stifts⸗ 
mitglieder vom Kirchenfluche zu föfen ?). 


3. 1265. Zu Anfang des Jahres 1265 war K. Ditolar 


8. Ottokar in Gratz. ‚ . 
Gerihtötag in ſelbſt nach Steiermark und nad Gräß gekommen, 


al mo er am 21. April für das Stift Gteiergaften in 

einer Urkunde alle niten Privilegien beftätigte, ind- 
befondere bie Befreiung von aller Bogtei und von fremden Land- 
gerichten °). Als Bifhof Bruno von Dimüb, Statthalter im Lande 
Steier, am 1. Mai 1265 in Judenburg allgemeine Gerichtsder⸗ 
fammfung hielt, umgaben ihn Wulfing von Stubenberg, Ulrich von 
Lichtenftein, Dietmar von Dffenderg, Herand von Wildon, Got: 
ſchalk von Ernfels, Konrad, Dietmar und Ortolph von Stretwich 
und Herbord, der Schenk des Statthalterd. Er vernahm die Be⸗ 
ſchwerde des Abtes zu Admont, daß für die zur Stadt Bruck ab- 
gegebenen Stiftsgüter noch zur Stunde der bedungene Erfag nicht 
geleiftet worden ſey. Neben den ſchon erhaltenen Erfaggütern ward 
daher dem Stifte auch der Dorfmeifter zu Deblarn, damals Ru: 





12) urkunden von Stubenis, Marnberg und St. Paul. 
2) Abm. Urk. p. 67. B. 8. 16. 40. 
3) Kurz. Beitr. I. 560. 


Habsburgiſchen Fürften. I. 1246—1283. 309 


dolph von Deblarn, als Eigenmann zu ewigen Dienften gegeben '). 

Einer päpftlihen Anordnung zu Folge leitete Bifchof Bruno auch 
die geiftlichen Angelegenheiten des Hochftifteg Salzburg bie zum 
Eintritte des Metropofiten Ladislaus. Durch fulfche Angaben irre 
geleitet, zog er dabei die Zehenten der Neubrüche auf ndmontifchen 
Gütern ein. Auf die Befchwerde des Stiftes ward die Unterfu- 
hung des Sachverhaͤltniſſes dem königlichen Eruchfeß, Herbord 
von Yullnftein, übertragen. In der Serichtsperfammfung von 
Geiſtlichen und Laien in Grä am 14. Detober 1265 ließ diefer, 
weit er ſelbſt nicht Latein verftand, die ihm von dem Abte Ulrich 
vorgelegten Privilegienbriefe durch den Stadtarzt in Graͤtz, Jo⸗ 
hannes, den Guardian Bruder Abſolon, und Markward, den 
Lektor im Kloſter der Minoriten, prüfen, laut ableſen und ver⸗ 
deutſchen. Das feſtverbriefte, unwiderſprechliche Recht des Stiftes 
wurde dann in einer neuen Urkunde verſichert und von Herbord 
und dem Arzte, Meiſter Johann, geſiegelt, vor den Zeugen: Wern⸗ 
her von Diez, Heinrich dem Schreiber, Helwik dem Schreiber, 
Ortolph von Stretwih, Nudolph von VBonftorf, Wilheln dem 
Kapellan des Truchfefles ?). 


Am’ 14. Mai 1264 beftätigte Papſt Urban IV. _, 2. 1265. 


Ottokar auf dem 


den Karthäuſern zu Gairach das, vom Herzog Leo⸗ Landtage in Gratz, 
Seltz, Rein, Seckau. 

pold dem Glorreichen im J. 1209 gegebene Gna— 

dendipfom von Wort zu Wort ). Am 21. September 1265 em⸗ 

pfing dag Stift Nein von Dietmar von Planfenwart mit Zuftim« 

mung feines Sohnes Rüdiger und feines Bruderd Gundaker und 

deffen Sohnes. Dtto die Schenkung eines Gutes und Weingartens 


ı) Abm. Url. O0. 24: „Et instructi postmodum quod hujusmodi recom- 
pensatio aliquantulum pro parte monasterii foret insufficiens, prae- 
sertin onm et homines quidam ipsius .monasterii in oppido praefato 
se receperint stabili mansione, -— de sapientum virorum consilio oon- 
ferimus auotoritate Domini nostri regis — Admontensi monasterio — 
Rudolphum laicom de Oblarn dictum Dorfmaister jure pleno debeat 
perpetuo pertinere et ıntendere sibi servitiis debitis et consuetis. — 
Datum apud Jedenburch Kalendis Maji Anno 1265. 


2) Abm. Urk. XX. 10. 13: „Ego Herbordus de Fulmstein Dapifer Domini 
Episcopi Olmucensis — otm Dominus meus Olmucensis episcopus, 
- Capitaneus Styrise, sugrestione quornndam induetus fuisset, — quia 
Dominus meus personaliter non potuit interesse, Magistro Joanni 
Physico, fratri Absoloni, Gwardiano, et fratri Markwardo lectori do- 
mus Fratrum Minorum in Graetz eadem instramenta legendi et mihi | 
exponenda commisit (Abbas) -- Datum apud Graetz. Anno 1265. II, 
Idus Ootobris.“ — 


3) Dipl. Btyr. II. 188. 


310 Steiermark bis zum Gintritte der 


fanmt Bergrecht zu Mayern (in monte Meywer) und den ge- 
ſiegelten Brief darüber ). Im Aprit 1265 war König Ditgfar 
wieder nach Gruͤtz gekommen und hielt am 21. April 1265 große 
Loandtagsverfammlung, umgeben von: Ulrich, Erzbifchof von Salz: 
burg, Bruno, Landesftatthalter, Stento, Marſchall in Böhmen, 
Heinrich Suppan von Witrah, Marſchall von Deſterreich, Hein- 
rich von Lichtenftein, Dietrich von Engelſchalksfeld, Otto von Has⸗ 
lau, Albert, Schenf von Selfingen, Chadold von Wehing, Friedrich 
von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Herrand von Wildon, 
Uri von Lichtenfteig, Wulfing von Arnfels, Erdinger von 
Landefere, und fehr vielen -fteiriihen Landleuten. Er Tief dem 
Ehorherrenftifte zu Seckau ein Beftätigungsdiplom aller Befigun- 
gen und Rechte nach der Urkunde H. Dttofarg VII. vom J. 1182 
durch feinen Erzlanzler, Meifter Ulrich, ausfertigen 2). In dies 
fem Jahre hatte insbefondere Philipp von Kärnten auf Grund 
feiner, über Salzburg getragenen bifchöflihen Hoheit arge Unruhen 
verurfacht. Wie oben fchon gemeldet worden, hatte Erzbifchof Ul⸗ 
rich mit Zuftimmung des Hochftiftfapiteld die Pfarre Oradwein 
dem Stifte Seckau gegeben, zum Erfaße der vielen in den unru« 
higen Zeiten erlittenen Befchädigungen °). Vereinigt baten die 
Aebte, Ulrich von Admont, Gerard von St. Paul, Gotſchalk von 
St. Lambrecht und Briedrid von Steiergarften, den Papſt Cie: 
mens IV., daß er dns Stift Sedau im Befite der Pfarre Biber 
beftätigen und befchügen wolle )y. Der Papſt willfahrte diefen 
Bitten fogleih, nicht nur in zwei Bullen (3.1965, 26. Mai u. 
13. Juni) mit Bekruͤftigung aller Beſitzungen, Vorrechte und be- 
fonders der Freiheit, von allen Abgaben der weltlichen Fürften 
(exemtiones saecularium exactionum a regibus et principibus), 
und dann insbefondere der Pfarre Gradwein felbft °); fondern er 








2) Urkunde des Stiftes Rein: „Actum apud Planchenwart in die Et. Ma- 
thei Apostoli Anno 1265.‘ 


2) Joh. Urt. — Dipl. Styr. I. 227--228: „Actum in Graetz Anno 1265 
XI. Kal. Maji.“ — Herrand von Wildon gab au zu Weißkirchen 8. 
September 1265 eine wiederhohlte Verzichtsurkunde auf alle Rechte der 
Vogtei über die Güter zu Lantſchacherbach. 

3) Dipl. Styr. I. 254. Beftätigung des Beſites der Pfarre Gradwein durch 
Hapft Clemens IV. 17. Zuni 1265. — Joh. Urf. 

*) Dipl. Styr. I. 224. 

s) Idh. Urt. — Dipl. Styr. I. 223. 225 - 226: „quod ecolesiee Beooo- 
viensi, quae ex persecutione Philippi quondam eleoti damna gravis 
est perpessa, ad exhibendam hospitalitatem non suppetobant preprise 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 311 


erfuchte auch noch durch Briefe (13. Juni ‘1263) den fteiermärfis 
fen Statthalter Biſchof Bruno, den Bifchof von Breifing und 
den Propften von St. Virgilius in Frieſach, endlich auch (11. Juli 
1265) den König Dttokar ſelbſt, um Schutz des bedrängten Stif. 
teß gegen den gemaltthätigen Philipp von Kärnten, und gegen die 
Uebergriffe der Edelherren Heinrich, Wigand, Albert und Dtto— 
tor von Maſſenberge). Am 1. Juli 1265 erließ Clemens IV. 
‚nuch einen Befehl an den Abt zu St. Paul und an.den Propften 
zu Briefach, dns Stift Sedau wieder in den Befit der Menfal- 
pfarren zu St. Maria bei Prank und Knittelfeld einzufegen, wel⸗ 
che bei der dermaligen Berwirrung Dtto von Stepiknik gewaltſam 
an fich geriffen hatte 9. Won Herzog Philipp begüinftigt, Hatte 
fih auch Ulxich von. Hauzenbuchel, ein Priefter der Sedauerdiözefe, 
der Propftenwürde auf Seckau mit Gewalc unterwinden wollen, 
und dem Stifte nicht nur Koftbarfeiten und SHandveften, fondern 
auch Güter und Renten entriffen. Er murde darob von Salzburg 
mit dem Banne: belegt; kümmerte fich jedoch nicht um den Kir- 
henfluch, und benahm fi als Priefter in allen kirchlichen Ber: 
richtungen. Nach acht Jahren erft brachten Propſt Ortolph und 
fein Kapitel die Sache in Rom an; worauf Clemens IV. in einer 
Bulle vom 8. Juli 1265 befahl, über den genannten Priejter Ul⸗ 
ri von Hauzenbüchel ale Sonn- und Feiertage bei angezündeten 
Altarkerzen und unter Glockengelaͤute den kirchlichen Bannfluch 
vor der Verſammlung der Gläubigen auf das Feierlichſte zu wie— 
derholen ?). Am 8. September 1265 zu Weißkirchen verglich ſich 
‚Herrand von Wildon mit dem Propften Ortolph und dem Chor: 
herrenfapitel auf Sedau wegen der Bogtei über die Siftsguͤter 
zu Landſchacherbach, welche von Zandfried von Eppenftein herrühr- 
te, und fchon von Herrands Vater, Ulrich, und Großvater, Her: 
rand, geführt worden war *). Am 1. März 1265 verkaufte Mer: 


r 


— —— — — — 


facultates, parrochialem ecclesiam in Gradwein tuno vacantem — con- 
ferendam duxit.“ — 

2) Joh. Ark. 

3) Joh. urk. 

4) Joh. Urk. — Dipl. Styr. I. 228-229: „quod ipsius praedü libertatem 
renovans ab omnibas exactionibus liberum esse decerno, excepto, 
qund officialis dieti monnsterii sex Marchooricos avenae, et de sin- 
gulis hubis unum pullum procuratori meo looo mei annis singulis de- 


beat assignare — etc. Actum et datum apud' Weizzenkircheu v. NN 
Idus Septembris.‘ 


312 Steiermark bis zum Eintritte der - 


cherlin von SHermwigeßdorf mit Willen feine® Bruders, Friedrich, 
feinen Hof zu Syrnich dem Rüdiger von Breitenfurth für 6 &it. 
bermarfen; Propſt Drtolph von Seckau beftätigte diefe Kaufshand- 
fung vor den Zeugen: Hermann, Dechant von Seckau, Dtto, Pfar: 
rer don St. Marein, Konrad von Preitenfurt, Ortolph von Stret- 
wi, Konrad der Schäflinger, deſſen Sohn Ulrich, und Ulrich 
von Lubgaſt ). 


3. 1268. Am 6. Auguſt 1265 iſt der Streit zwiſchen 
Dürr: St, Mactiu dem Edelherrn Kolo von Seldenhofen und Pereger, 
ee, Waſſer-· Propſt von St. Utrich und Pfarrer zu St. Mar- 

tin bei Graͤtz oder Windifhgräg, um dad Patronat 
der Kirche St. Nikolaus (bei Widerdrieß) durch den Patriarchen 
Gregorius von Aquileja? dahin entſchieden worden, daß dem Edel. 
herein Kolo von Seldenhofen dieſes Necht belaffen wurde, diefer 
dagegen der Mutterkirche St. Martin eine Jahresrente von drei 
Marten Sülten auf den Burgen Grez (früher Lehen Dtto’$ von 
Traberg) und Wisnik, und in Godenſtein verfiberte ). Am 4. 
Jaͤnner 1265 war Bifhof Dietrih von Gurk in Studenitz, und 
gab Erlaubniß und Beftätigung, daß die Brüder vom Marinberg 
(fratres de monte St. Mariae virginis) bei Königsberg fich mit 
allen ihren Befißungen in die Unterthänigfeit des Nonnenkloſters 
daſelbſt begeben (se obedienter tradidisse conventui — fontis gra- 
tiae, quod Studeniz vulgariter appellatur). Um diefelde Zeit und 
zu Mariaberg beftätigte Dito von Königsberg mit feiner Gemah— 
fin und allen Erben die Schenkung eines Ourtifchen Lehens, Nas⸗ 
wor, an dag Nonnenkloſter mit dem Rechte der Unterthanen, auf 
Benüßung ded Semeinmaldes am nahen Berge, als Seelgeräthe 
für den verftorbenen Bruder Heinrih, und um von den Renten 
den Nonnen befjere Bewirthung am Jahrestage, und den kränk— 
lihen Nonnen Eier zur Speife zu verſchaffen (tempore necessi- 
tatis ova sororibus debilioribus ministrentur) ?). Das Jahr 1256 
ift befonders durch Wafferfluthen bezeichnet. Bis. zur Häffte des 
Monats Juli ftürzten fo ununterbrochen mächtige Regenſtröme an 
den Hochgebirgen der obern Steiermarf nieder, 4 alle Wald⸗ 
baͤche, hochungeſchwollen, in den Schluchten toſten, und in Schott⸗ 





2) Joh. Urt, 
2) Gub. Ach. T. IV. 591. | - 
3) Otubeniger Urkunde. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 313 


wien unter Fluthen und Erümmern bei 500 Nenſchen (19. Auguft 
1266) ihr Grab gefunden haben °). 


Bon Piber am 8. September 1266 erließ Bi- PORN; — 
ſchof Utrich von Seckau an das Stifttapttel und &. ‚Sambpegt. oh. 
an den Propft zu Sedau eine ftrenge Aufforde: eben, 
rung, die früher fo allgemein gerühmte und mußterhafte, nunmehr 
ganz verfallene Zucht und Drönung wieder nufzurichten, und be= 
fonder$ die Adfperrung der Nonnen daſelbſt aufs Strengfte zu 
beobachten ?). Im Februar 1266 waren die Aebte, Dietmar pon 
Dffinh und Ulrich von Admont im Lungaue und im Orte Abftorf 
verfammelt mit Albner von Goriach, During von Steinhaus, Wal: 
ter von Leffach, Heinrich von Mogkirchen, den Kaplan des Ad- 
monterabteg, Priefter Ulrich, und dem admontiſchem Bäterprobit 
im obern Murthale nebſt v. A. Vor diefen Zeugen erfiätte- Lieb⸗ 
hard von Raſtadt die Heimfaͤlligkeit des admontiſchen Lehengutes 
zu Aigen 3). Am 1. März 1266 in der allgemeinen Gerichtsver⸗ 
fommiung zu Lienz in Tyrol entfagten feierlich die Brüder Kon: 
rad, FSriedrih und Wilhelm, Kaſtellane nuf dem Schloffe Brud, 
daſelbſt allen Anfprüchen auf die Stiftadmontifchen Güter zu Lef- 
fach im Möllthale, in Gegenwart der Grafen Meinhard und Al— 
bert von Görz, welche den Berzichtdrief errichten und fiegeln lie: 
fen , und vor den Zeugen: Kuno ven Erenberg, Sohann von 
Waidenberg, Jacob von Romein, Dito von Welchenſtein, Gerlach, 
Richter zu Lienz, Wernherr, Pfarrer von Patriarchusdorf (Ja⸗ 
ftorf bei Lienz), Berthold von Brud, Hartmann von Kirchheim, 
Konrad, Notar von Eberftein *). Am 8. September 1266 erließ 
Biſchof Ulrich von Seckau aus feinem Site zu, ‚Piper die (Hrifte 
liche Anordnung an den Probft zu Seckau, dnf in dad Nonnen» 
Hofter dafelbft Niemanden, als allein nur den Frauen, Zöchtern, 
und Blutsperwandten hochedler und fürftliher Familien der Ein 
tritt zu Befuchen geftatter werden dürfe )). Mit dem Hochftifte 


) Anonym. Leob. Pez. 1. 1266: Isto anno XIV. Kal. Augusti oppidum 
in Sohadvienna ex inundantia plaviae et ex procellis nabium et col- 
lisione-Japidum et torrentis fere totum est eversum cum ecolesia in 
eodem foro et pene 500 homines ibidem sunt tuno exstinoti. 


2) oh. Ark. 

3) Archivs⸗urk. EEE. 1. — Saalbuch. III. 298-299. 

6) Abm. Ur. CCC. 6: „Aotum in foro Luenz anno 1266 primo die, in- 
trante Martio.“ 

5) Dipl. Styr. 1. 229—230: ‚‚Datum in Piber VI. Idus Septembr. 1206. 
In diefer Urkunde wirb ber Disivinatvuſtend N San im TÜREN 
Verfalle gefchilbert. 


314 Steiermark bis zum Gintritte der 


zu Gurk fchloß das Etift St. Lambrecht im fahre 1265 einen 
Gütertauſch; Wirich, der Dompropft, Konrad, der Dechant, und 
dns Kapitel gaben dem Abte zu St. Lambrecht Güter und Hörige 
in Qeubeldberg, Ruppe, Hautftorff, Hanndorf, und Staumach und 
erhielten dafür von St. Lambrecht Befitungen und Renten zu 
Potuſchach, in Zauchen, Zumeltsberg, Birbraum, bei Herzogen- 
dorf, und Bruckdorf bei Oſterwitz. Die Verhandlung geſchah in 
der Domfirche zu Gurk '. Wulfing von Haufe fehenfte dem 
Pfarrer Ulrih von Mariahof, und den dort mweilenden Stiftöbrü- 
dern fünf Marten Renten im Drte Pruge zu ewigem Befiße nad 
dem Zode Konrads von Pruge; der Abt von Et. Lambrecht aber 
löste die betroffenen Güter vom genannten Konrad fogleih an ſich 
durch den Pehenbefi eines Gutes am Pelsfalfe. Zu Zeugen da— 
bei in Grazzlupp fanden die Nitter: Otto Phuntan, Ortolf von 
Stretwih, Helmrich von St. Maria, Dietmar von Turm, Dito 
von Zelfah, Martin von Haus. Später (1267) ftellte Diemut, 
die Witwe Konrads von Pruge, eine EntfagungSurfunde auf den 
Sof in Pruge aus, vor Konrad von Stretwi, Berthold von 
Waiſchendorf, Perthold von Schäufling, Dito von Altenhofen. Am 
24. May 1266 beftätigte Ulrich, Herzog von Kärnthen, die obge- 
nannte Schenkung zu Bölkermarkt ?). Im Jahre 1265 war Abt 
Amelreich von Rein, (feit 1151) von dem Erzbifchofe Ulrich von 
Salzburg zur Bifhofswürde in Lavant erhöht worden. Als er in 
diefem Jahre 1266 die Steiermark befuchte, iſt er auch in dag 
Etift zu Borau gefommen und hat 3 Altäre eingeweiht ?). Um 
diefe Zeit ward auch ein langwieriger Streit über Befihungsgrän- 
zen zwifchen dem Stifte St. Lambrecht auf dem Zerritorium von 
Mariazell und Lilienfeld ausgetragen. K. Ottokar II. beftellte den 
Gottſchalk von Neutberg und Erchenger von Landefere zu Unter- 
fuchern und Schiedsrichtern. Beide Theile leifteten früher feierli- 
chen Schwur in der Kirche zu Marin: Zeil auf diefes Schiedgge- 
richt, fodann wurden diefelben Gränzen als Gebietes und Lanz 
desgrängen zwifchen beiden Theilen feftgefegt, wie fie ſchon früher 
einmal in einer Berfammlung von Edelherren aus Steier und Defter- 
reich waren bezeichnet worden. Innerhalb des ihm zugetheilten Ge» 
bietes ift hierauf das Stift Lilienfeld durch Nitter Konrad von 


' 1) St. Lambrechter Saalbud). 
2) Saalbud von &t. Lambredit. 
3) Karlmann Tangl, Reihe der Bifchöfe von Lavant. p. 75—77. 


Habsburgiſchen Fürſten, 3. 12462 1283. 315 


Nußdorf, abgeoroͤnet von dem Landrichter unter der Enns, Hein⸗ 
rich, Grafen von Hardek, eingefeßt worden '). Dem Nonnenftifte 
zu Göß ſchenkte in diefem Jahre Wigand von Maffenberg ein Tn- 
Ient Renten in Pauzendorf bei Knittelfeld zu ewigem Befite 2). Auch 
Otto von Kammern verficherte diefem Stifte im Jahre 1266, daß 
die Kinder, welche aus der Ehe feines Hörigen, Hnhold von Dus - 
ringesdorf mit einer ‚Hörigen des Sößerftiftes erzeugt werden, zu 
gleichen Theilen getheilt werden -follten 9. Am 18. May 1266 
ſchenkten Siegfried und feine Gemahlin Richardis von Marnberg 
den Nonnen in Marnberg Guͤter zu Stretwich, mit 8 Silbermar⸗ 
ken juͤhrlicher Nenten, mit Weiden und Vorſten, fo mie fie dieſel⸗ 
ben von Herbard von Drauburg um 40. Marten erfauft hatten; 
und an eben diefem Tage fiegelte Herbard auf dem Schloffe Tra⸗ 
berg den Mebergabshrief vor Hermann von Rabekk, Dtto von Grat 
(Windiſchgratz), Durinhard von Zraburg, Dietmar von Weiffened, 
und Diether von Butenftein ®). 


Um dns J. 1266 hatte Bifhof Bruno von DI: * user, 
muütz, Statthalter K. Ottokars in Steiermark, dem lenbuch in, Steier- 
‚Inndesfürftlihen Kanzler Helwik aus SIchüringen, | 
den Auftrag ertheitt, alle, von dein Landesregenten in Steiermarf 
bisher befeffenen Kammergüter, Kammergefäle und Nechte genau 
zu erheben, und in einem Urbarbuche oder Gefaͤllenbuche (ratio- 
narium Styriae) zufammenzuftellen; Helwik vollendete ge 
Eee 1266 fo, daß fie dem Könige Dttofar, alg 
er im Jaͤnner 1267 in Gruͤtz vermeilte, vorgelegt werden fonnte. 
Die meiften diefer Kommergefälle, ſowohl in Geld als in Natu: 
ralien, wurden hierauf nad) einzelnen Haupthöfen, Aemtern oder 
Propfteien (Officia) verpachtet, und dadurch eine fo hohe Geld—⸗ 
fumme erzielt, als kaum mehr eine höhere zu hoffen ftand °). Wir 


1) Caesar. II. 277. 

2) Johanneums-⸗Urkunde. 

3) Zohanneums-Urkunde. 

+) Marnbergrr Urkunde. 

5) „In nomine Domini Amen. Anno 1265 regnante D. Ottocharo, inclyto 
Bohemorum rege, Duce Austriae et Styriae ao Moraviae feliciter et 
potenter. Ex mandato vener. Patris et Domini mei Brunonis Ol. 
Episcopi , ejusdem Domini Regis per Styriam vicem tuno gerentis, 
Ego Helwicus, Notarius de terra Thuringiae nationis trahens originem, 
rimatis diligenter et examinatis omnibus praediotaeterrae Styriae officiis 
prınoipatui attinentibus , omnes proventus eorum in hoc volumime 
stadui compilare, primo ponendo nummales, portea nomine wllarum 





316 Steiermark bis zum Gintritte der 


haben über diefed merkwürdige Gefaͤllenbuch bei einer andern Ge⸗ 
legenheit umftändficher geſprochen °). nn 
en ee eier Schon in den erfien Monaten diefed Jahres 
marf. nalen ey- 1267 war zwifchen König Ditofer und dem ‚Her: 
* zoge von Baiern der Friede unterhandelt, geſchloſ⸗ 
fen, und dadurch dus Hochftift Salzburg einigermaffen beruhiget 
worden ?). Im Maimonate erfchütterten Erdbeben die obere Steier⸗ 
mearf, und befonders dad Mürzthal jo gewaltig, daß das Schloß 
Kindberg darob zufammenjtürzte ?) und mehrere Gebäude und Kir- 
hen zertrümmert wurden. Sinzwifchen war der, für Dänemark, 
Schweden, Pohlen und Deutfchland ernannte apoftolifche Legat, 
Eardinat Buido, nad) Wien gefommen, mo fi) auf feinen Ruf, 
unter Begnehmigung und Schutz K. Ottokars, eine Eynede von 16 
Dberhirten, vielen Achten und PBröpften von Brag bis Aquileja 
verfammelt hatte *). Die Befchlüffe diefer Kirchenverſammlung, 
über kluges und keuſches Betragen des Klerus, Zehente von Neu: 
brüchen, Nefidenz der Kirchenvorfteher, Ktöftervifitazionen, Kir- 
chenpatronate, Umgang der Chriften mit Juden, fo wie gegen Eon: 
cubinat und Wucher im Sterus, Anhäufung von Kircyenpfründen, 
Anrufung der weltlichen Macht gegen Kirchenvorſteher von Seite 
des Clerus, Beraubung und Borenthaltung von Kirchengütern, Be: 
ſchwerung der Pfründner durch die Kirchenvorfteher bei Gelegen⸗ 
heit der Bifitationen u. f. mw. find in dem ganzen Salzburgerme⸗ 
tropolitanfprengel kundgemacht, und deren Beobachtung eingefchärft 





et numerum praediorum , qualitatem et quantitatem reddituum eorun- 
dem plenius exprimendo, postmodum vero anne 1267 mense Januario, 
esistente Domino Rege apud Graetz, looata sunt officia Styrise, de- 
narios solventia per praedictum Dominum Brunonem et Domini Regis 
consilierios in hunc modum et posita in penotoe, quo vix altias trahi 
possumt.‘‘ — Adr. Rauch. Scriptor. Rex Austr. II. 114— 204. 


) Gef. des Herzogth. Steiermark. 8. III. 20— 28. 
2) Chroo. Paltrami Anno 1266 et Steronis. n 


3) Chron. Neuberg. ap. Rauch Anno 1267: ‚„Eodem anno factas est ter-' 
raemotus in Styria, ut castrum Kyndberch corrueret et ecolesiae tre- 
merent in tantum, ut campanae sonarent!“ — Anonym. Leobens. 
Anno 1267: „Eodem Anno Nonis Msji die Dominica horn tertia ter- 
rae motus faotus est magnus, qui duravit per mediam horam ei ex 
eo multa aedificia corraerent, et oastro Chynberg corruente coeoidit — 
; et exspiravit et eoclesiae tremuerant in tantum , ut Campanae sona- 
k rent. — 
“X Chrom. Claustroneob. — Paltrami. — Anonym, Leob. Anno 1267. 


Urt, 


Haböburgifhen Fürſten. 3. 1246-1283. 317 


worden '). Wir haben darüder auch bei einer anderen Öelegenpheit 
das Nöthige gefprochen ?). 


Während fih zu gleicher Zeit der junge S. EEE 
Stephan und K. Dttofar zu einem engeren Freund⸗ ter in Eteiermart. 
fchaftsbündniffe vereinigten, ftarh die Königin Diar- 
garethn zu Krems, mo fie feit dem Sahre 1201 mit anfehnlichem 
Hoffenmte” und im Genuſſe fuͤrſtlicher Nenten gelebt hatte, am 28. 
October 1267, ſie ward nach ihrer letztwilligen Anordnung in das, 
von ihrem Vater, Herzog Leopold dem Glorreichen, gegründete 
Stift Lilienfeld, welches fie durch die Herrſchaft Graͤfenberg bei 
Eggenburg bereichert hatte, zur Grabesruhe gebraht 2). Auch 
zeigten fich um diefe Zeit in Deſterreich und Steiermark Spuren 
von den aus Italien herauf verbreiteten fogenannten Flagellanten 
oder Geißlern, einer fanatiſchen Sekte vol religiöfer Verirrungen 
bis zu den häßlichtten Ausfchmeifungen und vollendetem Wahnfinne. 
Sie verſchwand jedoch bald wieder und gänzlich *). 


Mährend diefer Vorfälle befand fich K. Ottokar 3. 127 
zu Anfang des Jahres in Wien, und gab dort am ann Mar. 


15. Sänner 1267 dem Stifte Ndmont ein beftäti- 

gendes Majeftätsdiplom über die Urkunde des Herzogs Ottokar VIII. 
an Abt Iſenrik von Admont vom Jahre 11865 — wobei als Zeu⸗ 
gen geftanden find: Meifter Ulrich, Domherr zu Paſſau, könig— 
licher Hofkanzler, Otto von Pertholdsdorf, Hauenwelder, Käm- 


? 


a) Reiner Urt. — Chron. Vatzonis. Pez. I.— De Lang, Regesta III. 286. 
 .. Dalham. Oonoil. Salisb. 105—112. — Chron. Neuburg. Rauch I. 
p. 97106. | 


2) G. d. H. Steiermark, IM. B. p. 361— 363. 


®y’Chron. Mellicense et Pernoldus Anno 1267: „Affliota regina honesta 
tamen curia vixit usque ad annum.‘‘ — 


%) Anonym. Leob. Anno 1267: ‚‚Hoo anno fuit publica poenitentia, quae 
orta est in Bicilia et transiit Longokardiam, Karinthiam , Carnioliam, 
Styriam, Austriam, Bobemiam, Moraviam cum flagellationibus et can- 
tiois poenitentialibus, quod pro magno miraoulo habebatur. Multi ho- 
mines, pauperes, divites, ministeriales, milites , rustici , senes et ju- 
venes ibant nudi a cingulo et supra et caput tantum detexerunt cum 
lineo panno, portantes seoam vexillum et ardentes candelas et fla- 
gella in manibus, quibus se quidam peroutiebant, usque ad effusionem 
sanguinis, et oantabant devotos cantus, et ibant de provincia in pro- 
vineiam, de coivitate in civilatem, de villa in villam, et de eoclesia in 
ecclesiam. Quod videntes, multi compunoti sunt et flebant, ponebant 
se etiam prostrati toto corpore ad terram nmudi vel in nivem vel in 
lutum. In hao poenitentia comparuit quisque 33 diebus, bis in die, 
mane ot vespere.‘‘ — 


n 


318 . Steiermark bis zum Eintritte der 


merer in Steier, Erchenger von Landefere '). Am 11. November 
1267 entfagte im Gerichte zu Enns in Defterreihh vor Konrad, 
dem Schreiber zu Enns, Leutold non Walde feinen widerrecht- 
lichen Anfprücen auf die Stiftadimontifhen Lehengüter im Lande 
Defterreich, in der Falle, in Zobel, im Stocdyech, und im Zen- 
ner; wobei anmefend waren: die Brüder Marquard und Berthold, 
Preuhaven genannt, Nüdiger Preufchent, Friedrich vom Walde, 
Dtto von Dfterberg, Heinrich von Hufendorf, Nicher von Nadel, 
Ortolf von Kernbach, Wölflo von Wennebuch, Albert von Wolfe 
ftein, Heinri von Hay — der für diefe Streitfache erwaͤhlte Rich⸗ 
ter 9. Als am 22. Mai 1267 Herzog Ulrich von Kärnten fich 
zu Schnuß bei Laibach befand, verficherte er durch Brief und Sie⸗ 
gel den Karthäufern in Seit nicht allein dns, ihnen ſchon vor—⸗ 
längft von feinen Vorfahren gefchenkte ©etreidegefäle zu Windifch: 
sräß, fondern er vermehrte dasſelbe um das Doppelte, ertheilte 
ihnen Mauths und Zolffreiheit in den Kammerftädten Windifchgräß 
und Stein, und befreite fie zugleich auch von allen Anforderungen 
und Abgaben in feinem Lande ?). Am 2. uni war, Herzog Ul« 
rich in Graͤtz oder Windiſchgraͤtz, und ſchloß daſelbſſ mit. feinem 
Bruder Philipp einen Vergleich, alle väterfiche Allode befchreis 
ben zu laſſen, und mit ihm gleich zu theilen , fämmtliche Zehen 
aber ihm allein zu überlaffen, wenn Ulrich ohne geſetzliche Leibe» 
erben fterben ſollte y. Sm 3. 1267 erhielt Gebhard, der Sohn 
 Sebhards von Wrusberch oder Praßberg, dieſes Schloß (Castrum 
Wruzberch) zu Lehen vom Aquifejerpatriarchen Gregor °). Des 
Stiftes St. Lambrecht wegen erließ Papft Clemens IV. zwei Buls 
len; in der-einen, Viterbo, 23. Juni 1267, empfahl er die Beſchir⸗ 
mung des Stiftes und der Kirche zu Piber dem K. Dttofar; und 
in der zweiten, Viterbo 7. Juli 1267 befahl, er dem Pfarrer Wer- 
ner von St. Georgen die Eremption der Kirche zu Piber mög⸗ 
licht wenig fund werden zu laſſen 5). Auch dns Stift St. Paul 
empfahl diefer Papſt (17.Dec. 1267) dem befonderen Schitze des 





1) Ybm. urk. A. 82, 

2) Abm. Urf. H. 45. 

3) Seiger Urt. — Dipl. Styr. II. 88— 89: „ut omnia, quae ipsi ad usus 
‚proprios vendiderint in civitatibas nostris Stein ao Windisohgrätz 
sine theloneo transeant atque muta.“ — 

. *) Zuvavia. Abhandl, p. 380. II. 
59) Thes. Aguil. p. 174. 
5) ur, v. St. Lambrecht. 


Habsburgiſchen Fuͤrſten. I. 12461283. 319 


K. Ottokar gegen die Grafen Heinrich und Bernhard von Pfann- 
berg '). Am 12. Auguft 1267 befand fich der Salzburgererzbifchof 
Ladislaus in dem Stifte Seckau, und ertheilte mehrere Anorönun: 
gen, -die Disciplin der dortigen Chorherrengemeinde betreffend ; fo 
daß alle Hnuptbeftiimmungen der Auguftinerregel zur buchftäblich- 
ten Haltung .vorgefchrieben wurden. Am 13. Auguf 1267 befe- 
ftigten der Bifchof Bernhard, der Propſt Ortolf und das Stifts⸗ 
Enapitel nach gemeinfamer Berathung die neueingerichtete Hausord— 
nung ?). Am 1. November 1267 war der Cardinalprieſter und 
apoſtoliſche Legat Guide non Wien nad) Sedau gelommen, eben 
fand er die Stiftggemeinde ün foftfpieligem Aufbaue des neuen Klo— 
fters und Münfters begriffen, nach ausgedehntem Plane. Zur Un- 
terftüßung dieſes Wertes fertigte er einen Ablaßbrief für nie die- 
jenigen, welche diefem Baue hilfreiche Unterftüßung angedeihen laſ⸗ 
fen würden 3). Am 4. Sänner 1267 war der Öurferbifchof Diet: 
rich auf feinem Schloffe Windifchlandsberg, und erließ den Kar: 
thaͤuſern. in Seiz alle firchlihen Zehenten ihrer Guͤter und Neu: 
brüche, welche fie vor dem Generalconcilium ſchon befeffen hatten; 
fo. wie diefe Sreipeit ihnen Papft Siemens gegeben hatte. Nach 
Berfiherung der Vorauerchronik hatte im Jahre 1267 der um 
fein Stift hochverdiente Propſt Gewinus Infel und Krummftab 
freiwillig heimgefngt ; an deffen Stelle dann Bernhard, Domherr und 
Kellerer am HochftiftsfapitelinSalzburg erwählt und eingefeßt warde). 
Dogegen hatte ſich in Admont die innere Zwietracht noch nicht 
gelegt; und die allgemeine und entfehiedene Abneigung der Gtifts- 
müglieder den Abt Ulrich gezwungen, feiner Würde zu entfngen. 
Er floh dann fort nad) Kärnten, wurde von dem Kapitel im Müll« 
ftndt einftimmig zum Abte erwählt, als welcher er auch dort ge- 
ftorden ift 5). Sin Admont erfor man dann den PBriefter Albert 
zum Abten, einen frommen, milden Mann und guten Aszeten, un: 
ter welchem nber dies Stift durch fortwährende Zwietracht im In⸗ 


1) St. Pauler Urkunden. 

2) Zohanneume-Urkunde. 

3) Joh. urk. — Dipl. Styr. I. 230-231. 
*) Caesar II. 282. 


!°) Pez. II. 210: „qui zelo cessit fratrum, stat Müllstadt alendo.‘‘ Ne- 
4  erol, Admont, C. p. 543. 881. B. 40. 


320 Siätejermark bis zum Gintritte der 


nern, und durch Beraubungen von allen Seiten einem gänzlichen 
Derfolle entgegen eilte '). 
3. 1268. Zu Ende des Jahres 1267 unternahm K. Dtto- 


"8, Ottokars Heer 
"zug nah Preußen. far IE, mächtig gerüftet und verftärft durch die SGeer: 


wir m © 1 Sicermer bannsſchaaren der meiften Edelherren aus Defter: 

reich und Steier, einen ſchon im J. 1264 befchlof- 
fenen Kreuzzug gegen die fhismatifchen Preußen und heidnifchen 
Litthauer. Der wiederholte Auf der deutfchen Drdengritter um Hilfe, 
hatte zwei npoftolifche Aufforderungsfchreiden an K. Ottokar (A. 
uni 1264 und 20. Sänner 1267) veranlaßt, mit zugleicher Be: 
rechtigung, alle eroberten preußifchen und Titthauifchen Länder für 
fih und feine Erben behalten, und über diefelben einen befonderen, 
der römifchen Kirche ergebenen König einfeßen zu dürfen ). Die 
fer ftattlih und furchtbar nusgerüftete Heerzug mißglüdte jedoch 
gaͤn zlich. Ein unglaublich ftrenger, über Gegenden voll Geen, 
Moräfte und Fluͤſſe eingefallene Winter vernichtete alle Anſtren⸗ 
gungen. Unverrichteter Sache zog K. Ottokar wieder nach Schle⸗ 
ſien zurüd 53). Es iſt nicht zu laͤugnen: ſchon ſeit dem J. 1265 
waren in Dttokar's Charakter Anzeigen von beſonderer Härte biß 
zur Grauſamkeit hervorgetreten, daß feine Herrfchnft ſowohl im 
Böhmen, aid auch in Defterreich und Steier drüdend und verhaft 
zu werden begann *). Auf die Steierinarf hatte er auch willkür⸗ 
lich fehr beſchwerende Geldauflagen gelegt und die Beftätigung der 
alten, von den früheren Landesfärften gewährten VBorrechte des Lan⸗ 
des vorenthalten, ungeachtet die Landesſtaͤnde hei dem Kriege gegen die 


2) Saalbuch III. 38: Qui — Ulricus — similiter — regens monasterium 
Admostense, et licet bonis ecolesine nihil adjioeret, tamen de his, 
quae invenit, nulla minuit aut etiam obligavit, tandem oessit abbatiae 
ad impugnationem fratrum nostrorum, et in abbatem loco substituitur 
Milstatensi. Cui ab Agmunda oedenti Dom. Albertus, vir pius et bo- 
nus, Monasticam agens vitam, Bu6ocessit, qui experientia rerum tem- 
poralium infusus minime, eoclesise nostrae nutanti quin imo deficienti 
omnino nullius succursus amminioulo subvenire potuit; sed de die in 
diem proedia ecclesiae pro viotualium necessariis sunt exposita et 
distracta. Sic quum factum est, ut ecclesia nostra extremum inque 
devemerat egestatis articulum, non videretur adjicere ut resurger et.‘ 

2) Die päpftl. Bulle im Lambacher. Anhang. p.-47—50. 

3) Rauch. Defterr. Geſch. III. 333—336, 

4) Chron. Claustroneoberg. Austr. — Anon. Leob. Anno 1265. — Die 
Grauſamkeiten gegen ben öfterreichifchen Edelherrn Otto von Meiffau und 
gegen Benefd und zum Theile auch gegen befien Bruder Miteta‘, böhmi- 
fche Landherren. — Rauch ibid. p. 306308, — Permoldus. Anne 1265: 
„sed contra hos (Australes) ipse orndelem se gerer® incepit.“ — 
Chron, Claustroneob. Anno 1268. 


[U ys 


Habsburgiſchen Fuͤrten. 3. 12461283. 0321 


Ungarn dieſe einzige Borderung der Gewaͤhrung hergebrachter Rechte 
an ihn. geftelit hatten % Solche, Geringachtung alter Gitte er— 
fünte. die Probinzialen mit allgemeinem und tiefem Mißmuth; fi 
grollten laut darüber, und vorzüglich auf dem Heerzuge in dag 
entfernte Litth und Preußen ; welcher insbeſondere den Stei- 
rern auf dein Nuͤckzuge über die ge | fo viel Aufwand und 
Leute, gefoftet und doch feinen baren Gewinn an Thaten und 
Beute eingetragen hatte ®). ’ 








3. 1208, 

Dttofar, Laßt, mehr 

irere Steiterherren 
einferfern, 


Es lag auch £ ar dor Augen daß man fort- 
mwägrend an dem königlichen Prunke des Hofftnates 
und an unaufpör en Heerzligen und Fehden Dt: 
3 auf eigene Koften an Geld und Leuten werde Ani 
muüſſen. Darum fey ein anderer Landesfürſt zu wünſchen. 
don tau verrieth diefe Gefü gen unter der Form 
mii Verſchwdrung dem K. D und bezeichnete 
ale $ äupter derfelben die Grafen Bernhard und Ul— 
nnberg, Hartnid von Wilden, Wulfing von Gtuben- 

"von Lichtenftein. Diefe wurden fogfeich vor des 
i98 Ange es Breslau beſchieden. Die Anmwürfe Ottokars 
jegen Verſchwörung gegen ihn wieſen fie ſtandhaft von ſich; und 
als Friedrich von Pettau die Keckheit hatte, feine Angeberei in 
ihrer nweſenheit dem Könige zu wiederhohlen, erbot ſich Jeder 









von ihnen, durch Gottesurtheil des Zweikampfes mit ihm, die nie— 


drige Verlaͤumdung zu beweiſen. Der argwöhniſche Ki hörte 
aber nicht darauf; er ließ fie fogteidh | ergreifen, und auf berfchie- 
denen Burgen in ftrenge Haft fegen: den Bernhard von Pfann- 
berg auf Burglein, Heinrich von Pfannberg, defjen Br er, auf 
Fren, Wulfing von Stubenberg und Ulrich von Lichtenſtein auf 
Ktingenderg, Hartnid von Wirdon zu Aichorn. Aber auch der An- 


Re: 24 - 
) Auf ſchwere Geldauflagen deuten, bie erkunden von Abmont: „quam pe- 


cuniam (XII. Marcas argenti) cum plurimis rebug-inolyto regi Bohe- 


mise dare omnibus modis cogebamar.‘ Dr 
?) Horned p. 94: „Und bo daz (das Kreuz) aldo warb genomen, nu warn 
auch die Herren domen, von je und bon Defterreich, bie heten ſich 
alſo preyäleich zu der Wert berait, daz fein der Kunig az gemait. Won 
Steyr den Rotten von Liechtenſtain, Herr Dtten,_ ex peſtigleich eupbalic, 
daz er wer je Marfchalich, fo dag erz auf den biet in Huet und 
in pflegen.“ — p. 95: „Ez geram den ‚Chuni hart dag die Steyrer 


in der Bart ben Furt muejten choften, daz Eiz waz zeproften, harte 
Übel jn gelanngd), Lewt und Roz vil a3 man mod) don vum 


 Hercgenlaid in Pehaim Lannd Mere fait. ⸗ 
7 Weihe da Steiermark. a Bu 
f 7: 


* 


—— 


— 


322 GSteiermark bis zum Eintritte der 


geber, Briedrih von Pettau, mußte ind Gefuͤngniß nach Aichorn 
wandern. Den Grafen Heinrich von Pfannberg zog er indeflen 
bald wieder in fein Hoflager. Sechs und zwanzig Wochen muß- 
ten die genannten Edelherren die erniedrigendfte Haft erdulden, 
und dann erft noch mit Hinopferung mehrerer ihrer Burgen und 
Alloden, und mit feierlihdem Schwur auf Urfehde gegen Friedrich 
von Pettau, ihre Freitnffung erfaufen. Bernhard von Pfannderg 
verlor Pfannderg, Peckau und St. Peter, Heinrid von Pfann⸗ 
berg verlor Kaifersberg, Straſſeck und Leſchenthal, welche ſäämmt⸗ 
fich niedergeriffen wurden. Ulrich von Lichtenftein mußte Frauen⸗ 
burg überliefern; Murau und Lichtenftein (bei SSudenburg, wur 
den ihm niedergebrochen. Dem Hartnid von Wildon wurden “Bre= 
mersburg und Gleichenberg zerftört. Wulfing von Stubenberg ver» 
or Kapfenberg , Katfh, Wulfingftein und Stubenberg, welche 
Dttofar insgefammt niederreißen ließ. Aber nuch dem Friedrich von 
Pettau nahm er Wurmberg, dad man in Trümmer zerwarf, und 
Schwanberg. Durch folhe Handlungen entzündete K. Ottokar felbft 
in ganz Steiermark einen unauslöfhlichen Haß, der auch nad 
einigen Jahren in gewaltige Flammen nusgebrochen ift '). Qtto⸗ 
kar von Horneck erzaͤhlt dieſe Vorfaͤlle ganz umſtndlich und ſot. 
gendermaffen : Feen. 
— der Kunig in einer Chematen faz, da vodert man fem hin, 
„und do ſy chomen hin in, daz few der Kunig alle fach, zu dem 
„Pettawer er ſprach: Fridreich Pettawer, nu fang mir offenleich 
„die Mer, die du mir haimlich haft gefnit. Darob der Held nicht 
„berczait, er ſtund auf und ſprach: Herre, als ih Em e verjach, 
„daz hört noch, ob je fein gerucht, ez habent an mich gefuecht die 
„Herren, die da ftannt, daz ich jn hulf daz Lannt von Em wennden 
„ond chern an ninen Rittnewen Herren. Dez felben ze Rat ward 
„von Phannberig Graf Bernhart, ond Herr Hertneid von Wildon: 
„auch nam ſich nicht darvon von Stubenberig Herr Wulfing, wol 
„gehal an dnz Ding von Liechtenjtein Herr Ulreih. Do ſprach Graf 
„Hainreich: Herr Pettawer, zeicht jr mich icht? Do ſprach er: 
„Ich enczeich euch nicht, Em iſt darumb unchund. Do ſprach fur 
„den Mund von Wildoni, Herr Herrant: Sch wil mit meiner 
„Hannt auf ewrn Hals pewern, day ir mit Lugen-Mern feit 
„fur meinen Herren chomen. Daz man von Ew hat hie verno- 
„men, fprach der von Liechtenftnin, da; iſt vnd Nain: tut jr mir 





2) Josan. Viot. ibid. p. 296—298. — York. Can. 56. 
— TEE . — — 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 323 


„und fein, Herre, ftnt, daz pewer ich mit Getat auf Ewrn Hals 
„mit meinen Hannden: Herr, jr fhult Euchs nicht enplannden, daz 
„jrs ymer habt angehört, dnz nin Man fülhe wort gegen ung al—⸗ 
„ten reden fol: Er vermocht fein alfe mol, daz er vnß zig all 
„geleich, wir hieten dem Kunig Emreich auf den Berner geladen; 
„er mag vns wol mit worten fchnden, welt jr ung nicht zu Rede 
„lan. Nu waz anders nicht daran, der Kunig aus der Kamer 
„gie, vnd fchuef, dnz man die Herren vie, die wurden fa gepangen. 
»Bnlang waz ergangen, daz man die Herren fannt auf die Burg 
„in daz Lannt. Bon Phanberig, Graf Vernhart hinczem Pur: 
„glein gefannt wart, da belaib er tramrichleihen: Sein Prue: 
„der Graf Hainreichen fannt man gefangen hincz $ren: den von 
„Liechtenftain, als ih wen, und den Stubenberiger, in den Charicher 
„hincz Klingwerkch man fannt; von Wildony Herrn Herrant fant 
„man hinz dem ANichorn. Der Bettawer, der in het verlorn umb- 
„funft dez Kunigs Hufd, der ward um diefelbing ſchuld gehanndelt 
„als ſmechleich, als der Herren yefleich, verfmit und gepunden 
„fonnt man in an den ftunden gevangen auf ain Haws. Gross 
„As und Graws fagt man der Herren Befind, die Pehaim mol- 
„ten fwind ir Zorn an jn rechen ir Serberig nufprechen, und 
„nemen waz fü heten dn. Do rannt ain Junkcherre fa, der 
„waz Neppel Mordachß genant, den Kunig er nuf dem Miniden 
„vant, als er nu wolt von danne dern, Herr, gedenfht Emr 
„Eren; habent onfer Herren icht getan, da fein wir doch vn⸗ 
„ſchuldig an: feind aber in Puezz find unfer Herren, do geruecht 
„an vns mern Ewr Er, der jr habt genug, fo daz die Pehaim 
„jer Unfug icht pegenn an vns elden, in Emrm gelait geruckht 
„vns fennden gegen Steyr wider haim. Do gepot der Kunig von 
„Behnim den Obriſten Chamrern, als Lieb in die leib wern, daz 
„er an aller hannde lait der Herren Gefind beinit an jrm gemach 
„bincz Defterreich, Yedem Herrn funderleich fol man ninen Chnecht 
„laſßen. Damit ritten ſy jv ftrafßen, vnd prachten pöfen Mern, 
„wie jr Herren gevangen wern in herter Venkchnuſſe. Daz gab 
„zeherg Guſße irr frewnt augen vnd herz, vnd den Pein und 
„Smercz, den die Herren dort liten. Vnlang wart darnach ge— 
„piten, daz der Kunig ſannt her ze Steyr in daz Lannt, vnd en⸗ 
„pot der Herren frewnten daz: wolten ſy geſtillen ſeinen Haz, vnd 
„friſten der gevangen leben, ſo muſt man jn zehant geben, waz 
„man jirr Burg vnd Beſt Inndert in dem Lanıd wee. Dirt X 
„vnverporn; man foricht fa harrt der Kavigs Zorn, N ur Hu 


324 Steiermark bis zum Gintritte der - 


„ren fremnt Yifd, Sy teten, waz der Kunig hiez, auch fahen die 
„Gevangen gern, wez der Kunig nicht: wolt enpern, daz man dpz- 
„tet enczait; wenn wer fo gevangen leit, dem ift ein churcze wen! 
„long. Da der Kunig nad) rang, nach feinen willen daz geſchach. 
„Fur Graf Pernharten man geben. fach Pfannderig, Peccach, und 
"Sand Peter, Luczel Beft mer het er. Fur Graf Hninreichen 
„anttwurt man feellichleichen Chaiſerſperckch, und Straſßekch, und 
„Loſchental, wit Rabenſtain het‘ er dennoch twal von der 
„Alben herr Seyfrid. Daz pracht den Kunig in Vnſit, dnz er 
„Graf Hninreichen hiez vbel phlegen, er hiez ym Heſpel anlegen, 
„vnd waz man möcht erdenechen, daz ihn möcht gechrentchen, dnz 
„hiez er yın alles tun, unczt daz man ym dez. lebend Suen gewan 
„mit dem Hawſe wider. Do hiez der Kunig prechen nider dem 
„choſtleichen Werich Lofchentat und Phannberig, Straſßekch und 
„Peccach; Rabenftain er nicht zeprach, folih Gut er daran fpurt. 
„Der von Liechtenftain jm antwurt Frondurg, Muram und Liech- 
„tenftain. Dem Kunig ez frumbt harte chlain, do er fich fo begund 
„rechen. — Bon Wildony Herr Herrant dem Kunig antwurt ze- 
„hant Eppenftein, Premarspurch die Veſt, Ofeichenperig, nicht 
„mer er weft Burg, die jm gehörten zue. Nu hört, maz der 
„Kunig tue. Eppenftein liez er beleiben, vnd hiez darczu treiben, 
„daz man die andern zwo zeprach. Wie ſich der. Kunig rad) an 
„dem von Stubenberich, daz hört. Drey Befft er ym zeprach und 
„ftört, er zeprach ym an der ftund Chnpphenberig, und Checz aus 
„dem Grund, Wulfingfinin und Stubenberig fam. Nu hört, wie 
"ev Gerich nam an dem Pettawer, wie gehnim er ym vor mer, 
"er mard dez nicht erlan, der Kunig wollt Wurmberig han, auch 
„wolt er Smwamberig haben, dacz Wurmberich fult er den Gra⸗ 
„ben mit der Purdchmanr Es ward jm pilleih ſawr, mann 
„den Schuld waz alle fein. Sunſt heten die Herren Pein wol 
„ſechs und zwainczeh Wochen. Da ward nin Eng gefprochen fur 
„den Kunig hincz Prag, daz der Herrn frewnt und Wing fur den 
„Kunig hemen, vnd jm da henemen feine Zorn, dez er phlng. 
„Es geſchach an dem Palın- Tag, dnz die Herren ledig wurden 
„von jr Venkchnuſß Purden. Der Kunig nach in fannt, wo fü 
„warn in dem Lannt; und do fy chomen warn, do pegunden fü 
„geparn, als den vbel ift gefhehen, an irm Gange ward geſe⸗ 
„hen, dnz in leid heten getan, die Pain, die [9 truegen an. Da; 
»ſy dez lebens warn in farigen, daz het ſich en, ih ‚nicht. ‚yerparle 
vgen, ‚nit irr r geſtallt fy daz pewerten, wirt —XX 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 12461283. 325 


„für den Kunig chomens gemnin; denn Herr Ulreich von Liechten- 
„ftain. Der gepart in den Siten, als er nie Pein het erliten, 
„vnd nalen Schaden het verdhorn, feinen Part het er gefchorn, 
„und newe Chlaider angeftrichen, er gepart fo frofeichen dnz jn 
„der Kunig darumb preift. Die Herrn man dez undermeift, die. 


„in gunden guts, der Kunig wer dez Muts, fo daz er nicht me . 


„pern wolt, ſy wurden dem Pettawer holt. Vnd do ſew dez der 
„Kunig pat, Graf Hninreich hinfur trat; er ſprach: Herre, 
„hört mich. Durch Ewr Tugent, dez ger ih, wie mag mir der 
„PBettawer immer bönemen folhe Swer, als ich erliten han von 
„im? Waz Schaden ih an dem Gut nym, der wert leicht ver» 
„horn von mir, denn dns ich han enporn Ewr Genad und Ewr 
„Huld; daz auch mein Brueder chain ſchuld hab an diefen Sachen, 
„Dez wil ich in onfchufdig machen mit Champh hie vor Ewr, mie 
„er nicht fen fo ter, daz er fey mein Champhgenoz, dife Herenn 
„wi ich machen ploz, dez er few vor Eur hat geizigen, oder ich 
„will vor jm Tod ligen. Do ſprach der Pettawer: Wer ich mit 
„dem Pukler als behennd alfam Ir, daz ir vodert an mir: zwar 
„je wurdet fein gewert; vor forichten mirt euch mein Swert an 
„dhainer ſtat verfait, mag ich euch mit fneihnit noch mit fpringen 
„nicht gevolgen, ſeint yr mir feit erpofgen,, daz geftee alſo vucz 
„hinhaim. Do ſprach der Kunig von Pehaim : ir gefchaidet nymer 
„hynnen, ez chöm ce ze Mynnen zwifchen dem Pettawer und Em, 
„Ir mueſt ee ganczer jar drew beleiben an diefer ftat. Do berie- 
„ten ſy fich drat, und lobten den Pettawer Suen. Der Kunig 
»fprach : ir ſchult tun fo gutleich zu Emrn fachen, daz ih Em 
 „wil machen reich von meinen Genaden, vnd ergeczen Ewrs ſcha⸗ 
„den, waz Ew von mir gemirret.. Aber wer fich von mir virret 
„mit ongutleicher Gepar, der wifße daz furbar, daz er nymer wird 
„ergecät, dez er von mir ift entferzt. Wez der Kunig nicht wolt 
„enpern, daz geſchach, und doch nicht gern. Chlainat, Silber, und 
„Gewant tailt mit in dez Kunigs hannt, vnd guter Gehaizz ge- 
„nug; her ze Steyr few jr Wille trug ; da erlaubt auch jn der Ku⸗ 
„nig, die Held pider und frumig hie ham wurden wol enphangen ').' 
Um die verfollene Zucht und Drönung nad) dem Klöferi Be nieform 
ftrengen Geiſte möndifher Zurüdgezogenhett und im Stifte Sedau. 
fteter Buße möglichft wieder herzuftellän, find im J 


1) Horneck. p. 96-98. — ‚Chron. Salisb. Claustroneob. et Anonym. Van. 
Annis 1208. 1269. — Hagen. p. 1080. — Utrent, Ohren. Caripiu.\. AU®. 





m 
a 


326 Steiermark bis zum Gintritte der 


Chorherrenftifte zu Seckau zweimalige Reformen vorgenommen wor⸗ 
den. Da die alte Amgiiſtmmerregel befahl, daß kein Stiftsmitglied 
fi) ein Eigenthum, weder in Kleidung noch anderen Dingen, an- 
maffen dürfe, dn Alles in die Hand des Propften refignirt wer⸗ 
den müffe, und daß, wer fich dem Propfte widerſetzt, im Leben fo- 
gleich gebannt, beim Tode aber der chriftlichen Grabftätte beraubt 
werden folle: fo hielt der Erzbifchof Wladislaus an diefen Grund» 
fügen feft, und verordnete bei feiner Anmefenheit in Seckau am 
12. Auguft 1267 neuerdings Folgendes: 

Wie gewöhnliche Tafel des Propfte mit allen Chorherren 
„fol im gemeinfamen Speifefanle feyn, außer es find GAfte von 
„geiftlichem und weltlichem höhern Stande anmefend. Alle zufams 
„men haben nuch einen gemeinfamen Schlafſaal — Hei Kirchenbann. 
„Für Ale zufammen beftehe nur Eine Kelinerei (Cellarium), welche 
„für alle Bedürfniffe zu forgen hat. Zu den Geſchaͤften des Stif- 
„tes find Mitglieder mit Berathung und Beiftimmung der Stifts⸗ 
„gemeinde zu mählen, welche bei Kirchenbann gehniten find, dem 
„Propfte und ſechs Mitgliedern von Zeit zu Zeit Rechnung zu 
„legen. Wer der Unenthaltfamfeit verdächtig ift, ſoll feinen Sig un- 
„ter den lebten der Stiftsfhüler Haben, und nur eine halbe Tags⸗ 
„präbende befommen — fo lange, big er fich beffert. Wer ver. 
»dächtige Weibsperfonen befchenkt, Knaben nufer dem Stifte Hält, 
"fol von dem Kapitel geftraft werden. Auch nicht bei der Tafel 
„des Propſtes dürfen Frauensperſonen fiten. Kommen foldhe, fo 
„find fie höflich zu behandeln, ſtets aber außer dem Stifte im ge- 
„meinfamen Gaſthauſe (communi hospitum domo) zu bemwirthen. 
„Niemand darf ohne Kapitelszuftimmung Stiftseigenthum veräußern 
„oder Schulden machen. Propft und Dechant find gehalten, den 
„ganzen Bermögenszuftand des Stiftes zu erheben und zu verzeich- 
„nen, und na Maßgabe der Einnahmen die Kleidung und Prä- 
„benden der GStiftsmitglieder möglihft zu beffern. Die Nonnen 
„auf Seckau follen ſtets eingefchloffen bleiben ,; auch nie bei einer 
„Proceſſion erfcheinen, wozu Erlaubnif zu geben, auch der Propft 
„nicht Macht haben folle. Stets fol der Propſt einen geachteten 
„Stiftspriefter als Kapellan und Lebenszeugen an der Seite ha» 
„ben, ohne ihn nirgends erfcheinen, eingehen oder ausgehen. Die 
„Aufnahme von Novizen hat nur durch den Propſt mit Kapi- - 
„ielzuftimmung zu gefchehen. Söhne non Prieftern und Dienern 
„ſollen nicht Leicht aufgenommen werden. Die tägliche Hochmefle 
„im Stifte ift vom Diakon und Subdiakon zu bedienen; wer fich 


Habapurgifegen Furſten. J. 1246—1283. 327 


„dazu nicht herbeiläßt, verliert feine Tagspräbende an Wein und 
„Brot. Alle Stiftsmitglieder empfangen monatlich einmal das h. 
„Abendmahl. Eintritt ind Nonnenkiofter können nur Propſt und 
„Dechant geftatten, und jedesmal nur vor Zeugen von Seite der 
„Shorhesren und Nonnen. Nur in der Beichte darf mit Nonnen 
„allein gefprochen werden. Bei Kirchenbann haben Propft, Dechant, 
„Keliner und. der Auffeher des Strantenhaufes für Eranfe GStifts- 
„mitglieder die möglichft Hefte Sorge zu, tragen. Während der 
„Mittags: und Nachtzeit muß das Stift überall gefchloffen bleiben. 
„Wer zu diefer Zeit wagt, aus dem Stifte zu gehen, fol bis zur 
„Sühnung von der Stiftsgemeinde ausgefchloffen bleiben. Wer 
„ohne. Eriaubniß des Dechants und ohne Geleite ausgeht, fol ftrenge 
»geftraft werden — die Befchäftsführer des Stiftes allein nusge- 
„nommen. Der eigens zu ermwählende Pförtner hnt ale Fremden, 
„und insbefondere die Frauensperfonen abzuhalten. Wer den Srie- 
„den der Gemeinde durch aktion und Partheiung ftört, fol vom 
„Kapitel, Chor und Tiſche ausgeſchloſſen bleiden, bis zur Veſ⸗ 
„ſerung.“ 

Noch ſtrenger ward die Zucht im Nonnenſtifte gehalten; mo 
die Nonnen, gleich den Kanonikern, ihre Chorſtunden, das h. Abend. 
mahl unter beiden ©eftalten, gegenfeitige Fußwaſchung am grünen 
Donnerstage, "eigene Gebete beim Gehen in-die Kirche, in das 
Kapitel, in den Chor, und zum Schlafengehen hatten, mo dann 
auch jedesmal unter beſondern Anrufungen das ganze Schlafge⸗ 
mach mit Weihwaſſer beſprengt werden mußte. 

Alle dieſe Einrichtungen beftätigten am 13. Auguſt 1269 auch 
Propft Ortolf, der Dechant Dietmar, und dag gefammte Chor- 
herrnfapitel. Weit nber der Propft auch in Gefchäften des Lan- 
desfürften, der Landitände (Barones), der Landtagsverfammlun- 
gen (Plaeita) fo mie durch die eigenen Stiftangelegenpeiten ge⸗ 
nöthigt ſey, oft vom Stifte abweſend zu ſeyn, ſoll er ſtets einen 
bejahrten Kapitular als Nathgeber, und einen jüngern Stiftsprie⸗ 
ſter als Kapellan an feiner Seite haben '). 


Biſchof Ulrich von Seckau, nachdem er der Me. dee Brigors 
tropolitanmwürde zu Salzburg gänzlich entfagt hatte, nie von Eon 
febte bisher mwechfelmeife nuf Seckau und der Pfarre Biber, i ie. 
doch nom Schlagfluße gelähmt und der Sprache beraubt. Es 


— 


1) Aus Seckauer Hanbichriften. 





3238 Etelermark bis zum Eintrilie Der 


ſcheint, daß man ihm im letzten Lebensjahre wuch noch den, ihm 
apoftolifch zugeficherten Genuß der Pfarre zu Biber Hatte rauben 
wollen, weil der Pfarrer Ulrich zu Grauſcharn im Ennsthale 
aiefe Pfarre von dem npoftolifchen Legaten Guido erhfiten zu 
haben, behnuptete, und Papſt Clemens IV. fich -genöthiget fah, 
Biterbo 15. Mai 1268, an den erwählten-Bifchof zu Lavant, an 
den Abt zu Admont, und an die Pröpfte von Kiofterneuburg und 
Paſſau eine Befetzisbulle zur Unterſuchung diefer Sache zu ers 
offen ). Bifhof Ulrich endete jedoch bald darauf am 6. uni 1268 
fein viel bemegtes und beſchwertes Leben ). Ihm folgte in der 
bifhöflihen Würde Bernhard, Dompropit zu Paſſan, Doktor und 
längere Zeit Lehrer’ deg"canonifäyen Nechles zu Padua, ein Herr 
von großen Eigenfchaften und von mächtigem Einfluße in die kom⸗ 
menden Begebniffe der Steiermark. Am 2. November 1268 beſtaͤ⸗ 
tigten ihm der Metropolit Wladislaus und das Hodftiftslnpitel 
von Salzburg die Schenkung der Menfalpfarre St. Georgen au 
der GStiffing durch den H. Philipp von Kärnten 3. Don dem 
fteiermärtifchen Statthalter, Bifhof Bruno, erhielt er auf feine 
Bitte eine Urkunde (Graͤtz, 1. Dezember.1268), in welcher alle, 
unter dem Erzbifchofe Ulrich von Salzburg, zeitweiligem Bermefer 
des Bisthumes Seckau (eo tempore, quo fuit Archiepiscopus 
Salzburgens. et tantum simplex Seccov. Ecclesiae procurator) 
ohne die gefeßliche Nechtsform gefchehenen Belehnungen, Verkaͤufe, 
Verträge mit Bisthumsgütern und Rechten als ungültig erfläret 
wurden ®). Diefer ift im folgenden Jahre, Prag 11. März 1269, 
nicht nur vom König Dttofar mit Brief und Sigill beftätiget, fon- 
dern auch dem damahligen Landrichter in Steiermart, Herbard von 
Sullenftein, zur Ausführung andefohlen worden; welcher fogleich 
und vor Allem (Graͤtz 16. April 1269) die Zurüdftellung der Kir⸗ 
chen St. Stephan, Kirchbach, Wolfsberg und Jaͤgerberg, welche 
Erzbiſchof Ulrich dem Gundaker von Gleitsau verpfaͤndet hatte, 
bewirkte. Am 13. Juni 1269 zu Znaym beftätigte K. Ottokar dem 
Biſchofe Bernhard alle Guͤter, Rechte und Vorrechte des Bisthumes 
Seckau 5). 


» 


1) Johanneums⸗Urkunde. — Dipl. Styr. I. 331— 232. 

2) Dipl. Styr. I. 232. 

3) Dipl. Styr. I. 328— 329. J 
4) Dipl. Styr. I. 329-330: „Aotum et Dutum Graetz. Kal. Deo. 1268. 


5) Dipl. Styr. I. 330-331. Am 22. Juni 1268 von Perugia erließ Hapfl 
Glemens IV. auch einen Auftsag an den Abt zu St. Paul und an ben 


u - r = = 


= * J — 

Habzburgifehen Fůrſten· 3. 1246i28383. 329 
* Am 16, Februar 1269 ertlärte Herzog Ulrich", —— ai 
won Kärnten im Gerichte zu Völkermarkt mit feinen Marne, © 


Generallandrichter, Albert von Zeyſelberg, mehrere 
—— in ©58, die Veſte Nußberg, zu Bichah, 
Colobnitz, Pad, St. Bernard, Koma, Hoflingern, Wakern— 
dorf, Straren, Sörich, Malsberg, Schirer und Püchlern, welche 
Conrad von Brei Leonard von Siebeneich, Conrad von Zür- 
fin, Bürger I au er Bot und Andere, zu Lehen trugen, als volf« 
— allodioles ſtiftiſches Eigenthum '. Mm 17. Junt 1268 
ie wi Lalbach ließ Herzog Ulrich auf Bitten des 
Abtes Sam un on Dberburg Urkunde und Sigill fertigen, mit 
der’ feiertichen rtlaͤrung ‚daß. die Waldgegend Sulzbach) (in San: 
thafe der, untern Et. ſchon feit der Gründung (1140) ein 
Eigenthum des Stiftes zu Dderburg fey. Als Zeugen umgaben den 
Herzog: Dito von Landstroft, Guido von Reuttenderg, Ulrich 
von Habsnach, Gebhard von Lilienberg, Herbard von Dbersberg, 
Predwor der Böhme, der Erzkanzler Hildebrand ). Im Zahre 
1268 löste dns Stift Göß alle feine, bei der Pfarre Pruck (bona 
juxta parrochiam inPruck) eigenthümichen Güter, welche Dito 
von Utſch zu Lehen getragen hatte, von deffen Sohne Heinrich 
um 11 Marken Sifbers wieder zurüd, un ‚übertrug diefelben auf 
Dito von Brud lehensweiſe für ihn um feine Erben vor den _ 
Zeugen: Heinrich, Pfarrer zu Gt. Dionyfen, Konrad, Pfarrer 
zu Tragöß, Ottokar von Utſch u. v. A. 9). Im ‚Stifte zu, Söf 
ſelbſt war am Pankratiustage anmefend: Herzog uſrich von Kaͤrn⸗ 
ten mit den Grafen, Ulrich 1 Sternbergs Ulrich von, Huenburg, 
Dietmar von Weizzeneck, J ‚don ebenberg, Heinrich von 
Helfenberg, und Julian vo burg, | betätigte nicht nur die 
Schentung ſeines vaters mit en Gütern in Zoppol, fondern er 
befreite fie von aller — — Amtleute und von nis 











— — X 

Propſt zu geiefah , ende fiäungsftreit zwiſchen dem Chorherrenftifte 
Sedau und der Stadtpfarte in Gräg, als Schiedsrichter zu ſchlichten. 

2) Johanneums⸗ Urk. — Dipl. Styr. I. 87—88: „Aotum Völkermarkt, Anna 
1268. XIV. Kal. Marcii. ” 

®) Dipl. Styr. II. 293—294: „silvam quae dieitur Sulzbach, ad «uum 
monasterium pertinere proprietärie usque ad iinos sive vertices 
montium Losagk et Erlan ex donatione Domini Diepoldi fundatoris 
Monasterii memorati. — Datum habaci in oastro nostro Anno 1268 
in die St. Alexis confessoris.‘ 

3) Johanneums⸗ urkunde. 





Pe 


330 Steiermark bis zum Ginteitte der 


len Forderungen und Leiftungen '). Im Markte Redlach (in foro 
Redlach) am 7. Stänner 1268 ſchenkte Siegfried von Marnberg 
einiges Eigengut mit Gerichtsbarkeit zu Podrak, bisher Lehen des 
Heinrich Dürrenegei, dem Nonnenflofter zu Marndberg Am 19. 
Februar fendete der Erzbifchof Wladislaus den Bifhof Herbord 
von Lavant zur Bifitation des Erzfprengeld umher, und beftätigte 
den bon ihm ernannten Propft Ulrich in Stainz. Am 21. Des 
zember ſchenkte der reiche Bürger und GStadtrichter Volkmar zu 
Grätz dem Hofpitale am Pyhrn ein But zu Eradorf. Zu Sk. 
. Radigund am 15. Juli 1268 ſchloß H. Ulri einen Muͤnzverein 
mit dem Erzbifchofe Tadielnug, welcher nuch für die falzburgifchen 
Befigungen in Steiermark galt ). Vom J. 1268 berichtet end. 
; Kid noch der Chronift von Leoben, ‚daß, diefe Stadt gegen Rorden 
hin ermeitert worden fey, um fie bequemer mit der nöthigen Be⸗ 
feftigung verfchanzen zu fünnen ?). 

3. 1269. Bis zu diefem Jahre 1268 hatte Herzog U: 


K. Ottokar wird zum , , , 
‚ Erben des Herzog rich von Kärnten aus zmweimnliger Ehe feine leben—⸗ 


thums Kärnten 

ernannt. den Kinder. Mit König Ottokar ftand er in enger 
Freundſchaft und Biutsverwandfchaft ; denn feine 

Mutter, Gutta, war Ottokars Schwefter. Lange ſchon pflogen 
beide Fürften geheime Unterhandlung wegen Nachfolge in den fa- 
rantanifchen Ländern, falls H. Ulrich ohne Leibeserben fterben 
ſollte. Zu Ende diefes Jahres kam H. Ulrich ſelbſt nach Böhmen, 
und gab zu Podiebrad 4. Dezember 1268 dem K. Ottokar die fies 
geigefertigte Urkunde, worin er ihn für den Fall des Todes ohne 
‚Söhne oder Töchter als Erben aller feiner Länder, Beſitzungen, 
Lehen und Rechte erklärte und verficherte 9. H. Ulrich jedoch hatte 
fein Recht zur Verfügung. über Nachfolge, Regierung und Befig 
von einem Neichsfürftenthum und Reichslehen ohne Bewilligung 
und Beftätigung von Seite des Kaiferd und deutfchen Reiches. 
Dhne diefe konnte alſo feine Anordnung feine gefeßliche Kraft-ha« 
ben. Auch hatte er bei der Verfügung feinen Bruder Philipp 


1) Sohanneums-Urkunde. 

RL Juvavia, Abhandlung. 377. (b) 
Anonym. "Yeob. Pes. I. Anno 1298.: „Hoc tempore Leuben, civitas 

Styriae, transplantata est versus Äquilonem propter montem, qui ver- 

gi sus meridiem eandem tangebat oivitatem, ex quo muniri poterat.‘* 

+3 Chron, Salzb. Vetzon. Pez. I. Anno 1269: ‚‚Regi Bohemiae viva voce et 
fide privilegiata terram Karinthiae contradidit quam tamen idem Otto- 

* postea bellorum potentia subjugavit.‘‘ 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 331 


gänzlich nusgefchloflen; ungenchtet er ihm früher ſchon .für den 
Fall eines Einderlofen Todes am A. April 1256 und 2. Mai 1267 
die Erbfolge zugefichert hatte '). Dies war nder aus dem &runde 
gefhefen, weit tan ihn zum Patriarchen von Aquileja erheben 
wollte, wozu ſich durch den Tod des Patriarchen Gregor von 
Monte longo, 8. September 1269, die gewiſſe Ausficht eröffnete 
und weil Herzog Ulrich ſchon am 23. September 1269 durch feine 
Anmefenheit in Aquileja, und durch den Einfluß des K. Ottokars, 
Mundſchenk der‘ Aglaierpatrinrchen, die einftimmige Ermählung 
Philipps wirklich durchgefeßt hatte ). Nach diefem Begebniſſe 
ftarb H. Ulrich undermuthet ſchnell, am 27. Detober 1269, in 
Cividad del Friuli, oder in Cividad d’ Austria °). K. Dttofar 
verfäumte feinen Augenblick, und fendete den energifchen Propft 
Konrad von Brünn zur vorläufigen Beſitznahme des Lärntnerifchen 
Herzogthums, welcher auch überall willig aufgenommen und als 
Statthalter des Böhmenkönigs ohne Widerfprudy anerkannt wor“ 
den iſt ). | 


Indeſſen Hatte auch der Patriarch Philipp durch b ao 1269. 
’ , . , . ipp ſetzt ſich 
den kinderloſen Hintritt des Bruders die nahe Er⸗ mit Gewalt in ben 


" . . , efig ven Kärnten 
fülfung feiner inhrelangen Hoffnung, um dererwillen neben tem böpmi- 


er den Empfang der höhern Weihen ftet$ hinaus: ſchen Siatthalter. 
geſchoben hatte, ins Auge gefaßt. Sey es, daß er ſelbſt, wie der 
Chroniſt von Leoben verſichert, auf die Patriarchenwuͤrde verzich- 
tet, oder daß er fich eben jeht für Amt und Würde zu gleichgül- 
tig bewährte, und fo dns Kapitel zu Aquileja, melches ſich von 
ihm nach des Bruders Tode keine befondern Vortheile mehr ver⸗ 


) Rauch, Defterr.. Geſch. II. 354—360. — Horned. p. 98—99: „Er acht 
harte chlain (Philipp von Galzb.) ver Genus‘, die "emalen gefchehen warn 
ane twallen zwiſchen dem Kunig reihen vnd Herczog Ulreichen. Welher 
under jn verdurb, vnd von Gott nicht enwurb eleich Erben, mit deſßelbs 
ſterben folt dem andern fein penant, dez ander Lewt vnd Lannt, darczu 
*Purg vnd Veßt. Daz ward verhantveft alß ſy hetten gefchaffen mit ben 
Jwegyſiſten Pfaffen.“ 
2) Anonym. Leob. 1269: „Ubi oastrum portus Naonis, quod ad prinoipem 
Styriae pertinet, Aquilejense feodum Vasallus ecolesiae factus est.‘ 


9) ‚„Chron. Salzb. et Vatzon. Pcz. I. Anno 1269. — Anonym. Leob. Anno 
i1268: „Philippus videns se minorem resignavit omnia -— privilegio (einen 
Verzichtbrief) de ducatu Carinthiae misso in Bohemiam.‘ 


%) Joan. Viot. ibid. p. 297—290. — Anonym. Leob. Anno 1268 jagt: 
ı „Ottokarus propter pactä, quae habait "cum Ulrico düde, misit prag par, 
sitam Brunensem, ut Carinthiani et Carnioliam adprehenderet, sed ci- 
vitater"et"nobiles Philippo oonstantissime adhaeserunt, et praepositum 
..  affeotam .oontumeliis contempserunt.‘‘ — KHormd, y. SU IV. 


332 Steiermark bis zum Eintritte ber 


ſprach, veranlaßt Hatte, in einer neuen Wahl den Biſchof zu Kos 
mo, Reimund, Grafen von Ehurn, zum Patriarchen zu berufen; 
furz, Philipp erhob fi, die Länder feines fürftliden Hauſes 
nun felöft in Befi zu nehmen '). 


PR 23.u Am 11. Februar 1269 zu Leoben gaben die 


Rein, gur ‚Beridt leiblichen Brüder, Drtolf, Dietmar und Heinrich 
Sratipaltr, aifaof von Stretwid dem Stifte Admont eine Erflärungs: _ 

urkunde, daß ihnen auf die ndmontifchen Zehenten 
zu Witſchein in der finvoniihen Mark kein Recht zuftche, umd 
daß ihr Bruder, der Pfarrer Dtto von St. Maria, diefelden nur 
als Lehen des Stiftes Admont genieße °). Zu. Lienz in Tirol am 
17. Maͤrz 1269 verglichen die Grafen, Meinhard und Albert von 
Görz und Tirol, das Stift Admont mit den Burggrafen von 
Lienz, Sriedrich und Heinrich, welche gegen die Zahlung von 60 
Pfunden kleiner Veroneſer, allen Anjprüchen auf die admontiſche 
Alpe in Großkirchheim, die große Fleize genannt, für immer ent- 
fogten, vor den Zeugen: Herr Ulrich (Nobilis) von Taufers, 
Velker von Flachsberg, Hermann von Stein, Dtto von Balken: 
stein, Heinrich von Mitterburg, Ernft von Lienz, Heinrich von 
Geſinz (Mitter) u. v. A. °). Bor eben diefen Zeugen ward dem 
Stifte Adınont auch der Beſitz einer Schmaige im Mölsthale, im 
Bach genannt, beftätigt, welche der ndmontifche Hofvermalter in 
Großfirchheim, Berthold (Propositus de Chirchheim, provisor 
et rector bonorum coenobii Admontensis) von Ritter Ernft von 
Lienz um 17 Marken erfauft hatte ). Am 25. April 1269 faß 
der fteiermärkifche Landrichter, Herbord von Fullnſtein, vor der 
Pfarrfirche in-Leoben zu ©erichte, umgeben von dem Grafen Ul- 
rich von Pfannberg, dem Kanzler, Meifter Uri, Wigand von 
Moaffenderg, Alhoh von Nndfersburg, Hermann und Dtto, Brü- 
der. von Krotendorf, Walchum von Limmersdorf (Ritter), Dtto, 
genannt Graf von Leoben, Gemolf von Kinnderg, Wirich von 
Knittelfeld, admontifcher Hofverwalter an der Mur u. v. A. Abt 


1) Rauch, Oeſterr. Gefh. III. 360—364. ' 

2) Abm. Urk.: re: „AR. T. Testes' Dominas Chunradus et Bertholdus Scho- 
liarchi, Ulricus de Chrutelvald: praepositus Admontensium, Geraldus 
Judex in Livnik, Walterus officialis in Obdaco, Duringus de Stainhause 
etc. Actum et datum in Leoben Anno 1269. Ill. Idus Februarii.‘ 

3) Adm. urk. CCC. 9.: ,„Actam et datum in Luenz Anno 1269. XVI. 
Kal. Aprilis. ur 

*) Abm, Url, CCC. 18. \ 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246 1283. 333 


Albert von Admont hatte Klage erhoben, daß Wigand von Maſ—⸗ 
fenberg die Zehenten von ftiftifchen Neubrühen in der Pfarre 
Trofaiach unter falſchem Titel ftubenbergifcher Lehen ſchon meh: 
rere Jahre vorenthalte. Die alten Briefe darüber wurden vorge- 
legt, und Herbord erfannte dng Recht dem Stifte Admont zu 7). 
In Mitte Auguft 1269 Hielt Bruno, Hauptmann und Regent von 
Steiermarf (capitaneus et Rector Siyriae) allgemeines Gericht 
(in placito generali) im Hauſe des Stadtrichters Volklmar. Ihn 
umgaben Bernhard, Biſchof zu Seckau, Abt Albert von Admont, 
Propſt Ortolf von Seckau, Konrad, Propſt zu Brünn, die Gra⸗ 
fen Heinrich und Bernhard von Pfannberg, Ulrich von Stern- 
berg, Ulrich von Heunburg, Wulfing von Stubenberg, Friedrich) 
von Pettau, Liutold von Stadek, Ulrich von Lichtenftein, Sieg: 
fried von Marnberg, Herbord vou Falkenſtein, Herbord von Ira, 
berg, Cholo von Marburg, Eholo von Seldenhofen, Herand von 
MWildon, Wigand von Minffenderg und Wernderr von Haufe. In 
dieſer Verſammlung wurden die Anfprüche des Edelherren Hein» 
rich von Rohitſch auf Gericht und Vogtei der Veſitzungen und 
Hörigen des Stifte St. Paul zwifchen der Fleinen Lubenz und 
dem Bache Weit als widerrechtlich zurüdgemiefen 2). 


Als Ant Albert zu Admont, begleitet von fei- 1269. 


Banbtan in Seat. 
nen Stiftsgeiſtlichen Heinrich dem Kämmerer, Otto Admoni. St. Lam 


dem Kapellan, unddem Kanzler Euftadhiug, zu Gräß at. 
auf der Landtagsverfammlung war (19. Juli 1269), R 
verzichtete Heinrich von Eazleinjtorf auf einen admontifchen Lehen: 
hof daſelbſt zu Ounften Dietmars, des admontiſchen Schaffers zu 
St. Martin (Ditmar provisor noster in St. Martino in Mar- 
chia Styriae) welcher durch eine Geldſumme den Lehengenuß von 
dem genannten Heinrich nbgelögt hatte, vor den Zeugen: Conrad 
von Muertſchach, During von Steinhaus, Dito von Grize, und 
Pilgrim Vlagoy, in deffen Haufe die Verhandlung gepflogen wor: 
den ift °). Die Urkunde ſelbſt wurde darüber mit Abtei: und Sta- 
pitelfiegel gefeftiget am 28. Auguft 1269, und gefertiget von Kon. 
rad, dem Prior, Heinrich, dem Kämmerer, Konrad dem Zufterer, 


- 2) Adm. Url. XX. 8, 98. 
2) St. Pauler Urkunde, 


3) Abm. urk. N. 7: „Quod nobia Alberto abbate apud Graetz existente 
in plaoito generali venit ad praosentiam mostram.‘‘ 


334 Steiermark bis zum Eintritte der 


Heinrich, dem Spitnimeifter, Popo, dem Richter und v. A. Am 
6. September 1269 leiſtete Ulrich, der Staötrichter zu Enns, dem 
Stifte Admont wegen eines, nuf fein Zulaffen vollbrachten Ein» 
bruches in einem Stiftöleler in der Stadt Enns, Erfah durch 
Jahresrenten von 30 Dennrien von verfchiedenen Bürgerähäufern ). 
Für dng Stift St. Lambrecht ward am 21. Mai 1269 ein Yang» 
wieriger Streit mit dem Stifte Lilienfeld um ©ebietögränzen zu 
Weiſſenbach, am Erlaffee und im Hallthale an der Salzquelle bei 
Maria⸗Zell zu Ende gebracht. Ulrich, der ſalzburgiſche Erzkanz⸗ 
fer, vermittelte ein Schiedsgericht der Herren: Heinrich, “Prior 
in Rein, Konrad, Pfarrer in Neuſtadt, und Theodorich, Pfarrer 
zu Pöllau. Die Gerichtsperfammiung war in der St. Egidenkirche 
zu Grat gehalten, in welcher neben dem Abte Gotſchalk von Gt. 
Lambrecht und Berthold von Lilienfeld und dem Schiedsrichter 
auch anmwefend waren: Dietmar, Pfarrer zu Miarinhof, Hermann, 
Pfarrer zu Aflenz, Heinrih, Pfarrer zu St. Ruprecht (an der 
Rand), Dito und Hartnid von Grat. Der Schiedsſpruch theilte 
eine Mühle am Weiffendach, und das Recht, zwei Fiſcher am See 
zu halten, dem Stifte Lilienfeld ; alles ftreitige Beſitzthum ſelbſt, 
alle und jeglihe Nutzung am See felbft, dem Stifte zu St. Lam⸗ 
breit zu 9. Sm Drte Zreutendorf bei Grafenftein ertheilte 9. 
Ulrich von Kärnten (28. Mai 1269) dem Stifte St. Lambrecht 
für die Befchädigungen der Stiftsgüter bei Gelegenheit, als er 
Cim Jahre 1259) feinem Bruder Bhilipp von Salzburg mit Heer- 
bann zu Hülfe gezogen war, vollkommenen Erfag mit Gütern und 
Renten zu Pruffe bei St. Stephan im Krapfelde, zu Zeyerberg, 
an der Mauth zu Altenhofen, zu Ponolich und Friberg, und mit 
völliger Gerichtsemmunität aller Inambrechtifhen Rückſaſſen in 
Kärnten und mit jenem VBorrechte im Blutgerichte, als deffen die 
Eifterzienferftifte im Lande genießen. Zu Zeugenfchaft ftanden: 
Ulrich, Graf von Sternberg, Bernhard Kumtzo, Nichter zu Bil: 
lach, Albert von Zeyſelberg, Julian von Seeburg, Gundaker von 
Werdenburg, Gottfried von Truchſen, Seifried von Alte, Kolo 
und Gerlach, Brüder von Eherftein, Ludwig von Klamſtein u. X.>). 





1) Abmonter Urk. DDD. 81. 

2) „‚Altercatio super oirouita eujusdam nemoris oiros Weissenbach, nec 
non quodam lacu, cella et Salina in eisdem partibus. Actum et datum 
Gretz in ecclosia St. Egidii Anno 1269. XII. Kal. Januarii.‘ 

3) Saald. von St. Lambrecht. Diefelbe Urkunde wurde fpäter, 1. Zebr. 1270, 
von 8. Ottokar beftätigt. 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 12461283. 335 


Auf dem ſeckauiſchen Schloffe zu Witfchein fertigte Mechtitdig, 
die Witme Hadmars von Schönberg, mit ihren Söhnen Neimbert 
- und Hadmar, dem ſeckauiſchen Stiftsfapitel eine Entſagungsurkunde 
(15. Auguft 1269) auf ale Güter im Drte Glanz — vor den 
Zeugen: Abt Gebhard von St. Baul, den, Örafen von Kirchberg, 
Gottfried, Domherr von Paffau, und Eberhard, Dompropft zu 
Briren, Dtto, Pfarrer zu St. Maria, Berthold von Sakkach, 
Werner von Leibnitz, Nitter Hartnid von Leibnitz, Conrad von 
Leibnitz, Sohn des Wernerg, Otto von Sturmberg, Nifolaus und 
Hadmar, Brüder von Leutfhach, Irmelin und Wulfing von Sa— 
ckathale, Nicher von Yyzerberg An die Urkunde hingen ihre Siegel 
Bruno, Bifchof zu Olmuͤtz, Bernhard, Biſchof zu Seckau, Her- 
bord von Fullnſtein, Schent und Landrichter in Steyer (judex 
per Styriam generalis) '). Am 12. März 1269 verkaufte Rudlin 
von Planfenwart, Dietmard Sohn, dem Stifte zu Rein eine Be- 
ſitzung in Mauer mit Vorbehalt des Marchdienſtes (juris avenae) ?). 


F in— 3. 1270. 
Um fih in Kärnten, Krain und in der mwin- 8. Oicotar febt ſich 


difchen Mark, den Ländern des Herzogs Ulrich, volls mitWaffengewalt 
ftändig feftzufegen, ermarb K. Dttofar zuerft die rennen 
freifingifchen Hochftiftstehen in jenen Landtheilen, 
und beftätigte öngegen dem Bifchofe Konrad alle Freiheiten feines 
Hochſtiftes in Kärnten, Steiermark und Defterreich, insbeſondere 
die Gerichtsemmunität freifingifcher Unterthanen ?). Zu gleicher Zeit 
unterhandelte er auch um die falzburgifchen Lehen in Inneröſter⸗ 
reich, und erhielt dieſelben wirklich ®). 

Sn den erfien Tagen des Monats Mai (3. oder 7. Mai) 
war 8. Bela IV. in Ungarn, nach einem thatenreichen, vielbeweg⸗ 
ten Leben zu den Vätern gegangen. Bei feinem Tode hatte die 
Tochter Anna, Königin von Maſſovien und Halicien, R. Dtto- 
kars Schwiegermutter, die wichtigften Koftbarkeiten des königlichen 


1) Johann. Urt. — Dipl, Styr. I. 233: „Aotum et Datum in Ratscheina 
Anno 1269. XVII. Kal. Sept.‘ Beftätigungsurkunde K. Ottokar 15. Oct. 
1269. Datum in Sasgi und Zeugen: Bifchof Bruno von Olmüs, Wulfing 
von Stubenberg, Eberhard von Ruftberg. — Joh. Urk. | 

2) Urkunde von Rein. In dieſem Jahre mag wohl auch der Erzbiſchof Wla⸗ 
dislaus nach Steiermark zur Kirchenvifitation gekommen feyn, und zu Gräg 
im Monate Mat 1269 jene Beftätigungsurkunde des Stiftes Nein gegeben 
haben, welche fälſchlich dem Erzbiſchofe Ulrich zugefchrieben wird. — Dipl. 
Styr. II. 28. — Caesar. II. 291. 

3) Meichelbeck, Hist. Frising II. P. I. 67- 71. _ 


%) Zuvavia, Anhang, p- 382. 


336 Steiscmart bis zum Ginteitte der 


Schages dem K. Ditofar zur. Bewahrung heimlich eingehändiget. 
Faſt hätte dieſes Ereigniß zu blutigem Kriege geführt. K. Ste - 
phan bedrohte Httataxs Länder, Schon jtanden im Sommer 1270 
, große Heere an der Leitha einander gegenüber ; doch wurde auf 
Ottotars Antrag, den genügendften Erſatz fiir die entwendeten Koft- 
barfeiten zu leiften, im Dftober ein Waffenſtillſtand nuf zwei Jahre 
geſchloſſen). Beineben verfolgte auch Philinn won Kärnten feine 
Pläne mit gemaffneter Hand, um ſich in den Befig der Länder 
feines Bruders Ulrich zu feßen. In Kärnten und Krain erklärten 
ſich fort alle Stände und Edelherren für ihn, und ganz Friaul 
fiel ifm zu, mit Ausnahme der Stadt Cividad d’ Austria. Man 
erklärte ihn zum Hauptmann des Landes, und gab alle Macht in 
feine Hände ). K. Dttofar hatte dagegen einftweilen nur ein 
Schutz⸗ und Trutzbündniß mit dem Hochſtifte Aquileja (1. Mai 
1270) geſchloſſen ?). Nach dem Waffenftiliftande mit den Ungarn 
aber eilte er ſchnell mit ſtarkem Heere, wozu jeßt auch der Heer: 
dann der steierifchen Minifterinlen und Edelherren geftoßen war, 
nach Krain, erftürmte Laibach, feßte den Schent von Hausbach 
zum Landeshauptinanh em und befehligte dem Ulrich von Lichten- 
ftein, Philipps Anhang in Friaul niederzufchlagen 9. Er felöft 
308 dann mit dem größeren Heertheile in Kärnten ein, und ließ 
auf Bitten der Stände durch Schiedsrichter die Sühnung mit 
, Philipp volführen. Diefer mußte auf vermeintliche Rechte über 
alle Länder feines verftorbenen Bruders mit Brief und Giegel 
verzichten , und ſich nach Krems in Defterreich zurüdziehen ; mo 
ihm dns alte Schloß zur Wohnung, und aus den Gefällen der 
Mauth in Krems und der Herrſchaft Börfenburg, ein genüglicheg 
Leibge ding zugewiefen wurde °). Aus politifhden Gründen brachte 


—2* 





1) Pray, Annal. Hung. I. 323. — Horneck. 99—101. — Anonym. Leob. 
 Auno 1268. 


2) Horneck. p. 101—102. — Julian. in Chron. Forojul. bei Rubeis Mo- 
nem. Aquilej. in Append. p. 21. ool. 761, 


3) Rubeis ibid. p. 762. 


) Horneck. p. 101—10%: „Er lieg jm wefen gach bez Gevars gegen Ghrain, 
! Herr Ulrei von Liechtenftain waz auf der Raiz Marſchalich, der Kunig 

im fleifßigleich enphalich, dag er fein Ere pewart, Sy chomen an ber Bart 
gevarn für Laibach, chain Man nie gefach ain fo erber zugogen.“ — Ane- 
nym. Leob. Anno 1273. „Philippas — mortuo fratre sus Ulriee Dace 
Karinthiae — volens possidere sunm patrimepium, sellicet Carinthiam _ 
‘et Carnioliam, quia frater ejus absquo liboris devesserat. Bod Otteka- 
“ras — Carnioliam.. ‚aubjugavit, Phiippum dehereditande, 

$) Borned p. 108 - 108. 


% 


Haböburgifchen Fürſten. 3. 1246—1283, 337 


K. Ottokar zugleich die Verehelichung der Herzogin Witwe Agnes 
mit dem Grafen Ulrich von Heunburg zu Stande ') und alle jene 
Burgen ünd Städte in Krain und Karnten wieder zurück, welche 
Herzog Ulrich) den Hochftiften zu Aquileja und Salzburg gefchentt, 
jedoch zugleich wieder als Lehen von denfelben zurüderhalten hatte 2). 
Ueber Kärnten beftellte er endlich den treuergebenen Edeiherren 
aus Krain, Albrecht von Fren, zum Landeshauptmann 2). 


K. Dttofar sing hierauf nach Aquileja, ord⸗ R.Stiofar erpätt 


nete daſelbſt ale Angelegenheiten, gewann die Aglns die Aquileſerlehen in 


; o . ‚ 0: Stei £. Verehe 
jeriehen in Steiermark, Ziffer, Windifchgräß, Trefen, thung ver. Nancs 
io , , mit Gr. Ulrich von 
Klemau u. A. und vereinigte wieder mit den Kam sSeunburg. 
mergütern eines Herzogs von Steiermarf den Drt 
und die Herrfchaft Portenau, welche in den lebten, unruhenollen 
Zeiten nad) hundertjährigem Beſitze weggefallen mar 4). Unter - 
Einem bewirkte K. Dttokar auch eine VBerehelichung des. Grafen 


rich von Heunburg mit der Herzogswittwe Agnes. Gründe der 


Politik und Selbftfucht Teiteten ihn dazu; denn Agnes war aus 


Babenbergiſchem Blute entfproffen; er wollte daher durch eine folche J 
Verehelichung nicht nur ihren Stand herabdruͤcken, ſondern jie : 


auch noch weiter von allen Anfprüchen auf Defterreich und Steier 
entfernen. Er zwang fie dnher auch, vor der Bermählung auf 


! 


alle ihre babenbergifchen Allode, fo wie auf alles Landeigentyum : 


in Kärnten, daS ihr H. Ulrich verheiratet hatte, gänzlih Vers 


7 


zicht zu leiſten, und ſich mit einem jaͤhrlichen Leibgedinge von un- 


gefähr 962 Silbermarken zu begnügen; welches auf Gelodienſte, 
Bergrechte und Naturalien von Gütern in den vier Schephonen⸗ 
ämtern zu Ziffer, in Sachfenfeld, auf die Schlöffer Sachſenwart, 
Vreudeneck, Klauſenſtein, Tiffer und Voitsberg, nuf die Gerichte 
und auf Güter in Voitsberg, Tobel, Rorbach, Miantendorf, Brem« 
ftätten und Bierbaum verfichert worden ift >). 


1) Chron. Australe Anno 1270 fagt von [diefer VBerehelichung, daß fie ge: 
fchehen fey: in depressionem generalis !$— Anonym. Leob. Anno 1269. 
— Hanthaler. I. 10251029. . 

2) Chron. Salisburg. Annis 1268. 1269. 1271. 

3) Horneck. p. 91. 102. — Anonym. Leob. Anno 1269. — "Chron. Austral. 
Anno 1370. 

4) Anonym Leob. Amo 1269. — Horned. p. 102—103. — Rubeis, ibid. 
p. 761. — Hamsiz. II. 365. 


5) Urkunde bei Lambacher, Anhang. p. 173—180. „Sed ex parte nostra 


exatitit repliostum: quod quidquid cum rege Bohemiae tractavimus 
Geld. d. Steiermart. — V. Bd. W 


V 


k 
f 


Be 


338 Steiermark bis zum Gintritte der 
3. 1269. Bei ſolcher Geſinnung und Handlungsweife 8. 


| "ren fie u Ottokars darf es nicht befremden, daß Bald nachher 
Ne (wahrſcheinlich im Jahre 1271 ſchon) auch die alte 

— und ſchwer gebeugte Herzogin Gertrude vor feinem, 
bis zum Grimme jteigenden Haſſe gegen das babenbergifche Ge⸗ 
fehlecht aus dem Lande entflohen ift, und Obdach und Schutz in 
dem entfernten Lande Meißen bei den Bermandten ihrer bereits 
verftorbenen Vatersſchweſter Konftantin geſucht und gefunden '), 


und dort in einem Kloſter ihr Leben beſchloſſen hat. 


ee or Während al’ diefer Ereigniffe Hatte K. Dtto- 
‚au. Rein. Car die innern Angelegenheiten in Steiermark nicht 
außer Auge gelofien. Dem Stifte St. Lambredht 

wollte der Beſitz eines Gutes zu St. Martin im Lungaue ftreitig 
gemacht werden. Der Abt legte jedoch in der allgemeinen Gerichte» 
taidigung dem Statthalter, Bifchof Bruno von Dimüß, und dem 
Dito von Haslau, die Handveften darüber vor, und die Edelher- 
ren (viri nobiles): Ulrich von Lichtenftein, Dietmar und Ortolf 
von Stretwih, Helwik von Grazzlupp fanden zu Zeugenfchnft 
feines Nechtes; welches auch gerichtlich anerkannt, und von K. Dt- 
tofar bejtätigt worden ift, vor den Zeugen: Otto von Berthold$- 
. dorf, Dtto von Haslau, Albert, Truchſäß von Waldfperg, und 
dem Kämmerer, Heinrich von Hohenfeld ) (Wien 29. Zänner 
1270). Eine andere Befchwerde des Abtes Gotſchalk von St. Lam⸗ 
brecht gegen Wilard von Rannftein entfchied Otto von Haslau im 
. Serichte im Haufe der Schotten zu Wien folchergeftalten, daß 
Wikard von al? feinen Anſprüchen ouf Rechte und Renten der 
Inmbrechtifchen Herrfchaft Marin: Zei, nämlich acht Metzen Sal⸗ 


vel contraximus in praemissis, hoc totam a mobis extorsit ejus im- 
prohitas violenta et terribilis metus incussio, nobis facta, qui merito 
cadere poterat in constantes; quod ea, qune inter Regem Bohemiae 
ipse nobis titele ypothecae vel pignoris obligavit' bona, possessiones 
et praedia, miunitiones et castra, quae inferins suis nominibus expri- 
muntur.‘“ — Bon den edlen Hainburgern fagt Horned p. 37: „Wann 
Graf Wilhalm pracht fo hoben Lob in fein Grab, daz man ym von recht 
gab an Miültichait den Preiz, vnd daz er mändleich und weiß und F ge⸗ 
trew wer, daz waz von ym ein Mer. Dez genoz auch pilleich ſein Sun, 
Graf Ulreich, der auch in ſeiner Jugent Manheit und Zugend phlag, und 
noch hewte phligt.“ — Joan. Victor. ibid. p- 296 —29 
2) Horneck. p. 36—38. 68. 69—70. — Anonym. Leob. Aano 1261. 


2) St. Lambrechter Saalbuch: ‚‚Aotum in Vienna IV. Kal. Febr. 1270. 
Bruno, Olmucensis Episcopus tuno capitaneus Styriae et Otto de Has- 
lan, qul,otinm pro tempore terrae capitancus fall.“ 


Habsburgiſchen Fürken. 3. 12461283. 339 


zes von einer Saline dafelöft, Jagd- und Fiſchbann und andern 
Borjtrechten, fogleich abftehen mußte. Auch diefe Entfcheidung be⸗ 
ftätigte K. Ottokar zu Wien 1. Februar 1270 ') vor öſterreichi— 
fhen und fteierifchen Edelherren : Wulfing von Stubenderg, Ul« 
rih von Lichtenftein, Rembert von Sranichberg, Herrand von 
Wildon, Dietmar von Engelſchalksfeld, Ulrich von VBiehofen, Ul— 
ri von Pilichdorf, Bernhard und Heinrich, Grafen von Pfanne 
berg, Konrad von Saurau, Heinrich von Spiegelfeld, Albert von 
Rein, Drtolf von Stretwih. — Den Wulfing von Stubenberg 
wählte Abt Bernhard von Nein zum Vogt der ftiftifchen Güter 
zu Parslueg und Netterberg im Muͤrzthale, worüber die Urfunde 
zu Rein felbft 16. Februar 1270 nusgefertigt worden ift: daß 
Wulfing nach Belieben des Abtes wieder entfernt werden könne, 
und außer gewiſſen Bezigen an Vogtrecht nichts weiter, dei Ver— 
luft der Vogtei, anzufprechen habe ?). Bifhof Bernhard von Se— 
nu verhandelte mit den Brüdern Herand und Hartnid von Wile 
don zu Laiba am 27. uni 1270, und brachte deren Entfagung 
auf die bifchöflichen Güter in Reufenz zu Stande’). Hartnid von 
Drt hatte dns Bisthumsgut von Seckau vielfältig befchädigt und 
beraubt. Er war defimegen nom Bifchofe Ulrich mit dem Bann- 
fluche belegt, in demfelben verftorben, und daher eines chriftlichen 
Begraͤbniſſes verluftig geworden. Seine Schwefter Gyſela, Witwe 
Alerts, Schenks von Beldsberg, wollte den Verſtorbenen fühnen, 
und zur geweihten Erde bringen. Sie erfeßte demnach dem Big: 
thume Seckau allen, nuf 500 Marken gefhäßten Schnden, mit 
fünf ihrer hörigen Vaſallen zu ewigen Eigenthume mit den Söh— 
nen und Böchtern derfelben, und mit jährlicher Rente von 10 
Marten Silbers *). Am 21. Auguft 1270 hatte Gyſela von Kra= 
nichberg, Wittme Neinberts des Jüngeren von Mureck, dem Se 
Fauerbisthume zwei ihrer Vaſallen, Nikolaus und Hndmar von 


— 22* 


1) St. Lambrechter Saalbuch: „Ottokarus, rex Bohemiae, dux Austriae, 
Styriae, Carinthiae — quod Wikardus de Rainstein omnibus juribus 
suis in praedio quodam, quod Zella dieitur, octo scilicet mansuras sa- 
lis de salina ibidem existente, venationibus, piscationibus et aliis ju- 
ribus forestariis, quae sibi competere asserebät.‘‘ Datum Viennae 
Anno 1270 Kalendis Februarii. 

2) Steirerurfunde. 

3) Dipl. Styr. 1. 333. „Aotum Leibenz Anno 1270. V. Kalendis Julii.‘‘ 


4) Dipl. Styr. I. 332 — 333: „Quinque homines mihi jure proprietario 
attinentes, non meliores nec etiam infimos, sed tamen de genere mi- 
litares cum omnibus filiis et filiabus suis et deoem marcarum redditihuns‘ 





340 Steiermark bis zum Gintritte der 


Leutſchach zu Eigenthum gefchentt, fo wie fie diefelden von ihrem 
Vater, Hermann von Kranichberg, empfangen hatte. Die vorge⸗ 
nannte Gyſela von Drt, Wittwe Alberts von Veldsberg, beftä- 
gigte hierauf diefe Spende ihrer Großmutter‘, 21. Auguft 1270 
vor den Zeugen: den Nittern Dietrid von Rorau, Leutold von 
Planfenftein, Otto von Schrettenberg, Heinrich Huenel, Sieghard 
von Eberftorf, Albert Rucho von Zrautmannsdorf, Kalhoch von 
Dobra '). Am 1. Dftober zu Streß in Defterreich ertheilte Propſt 
Drtolf zu Sedau dem Ulrich, Schänt von Rotengrube, nuf Fürs 
fprache feines Dheimd, Kadold von Schratenftein, und anderer 
Männer Berzeihung wegen vieler in jugendlichem Leichtfinne dem 
Stifte zugefügten Beſchädigungen; und Mirich Leiftete dagegen Ge⸗ 
währ vor allen weitern Beraubungen und Anforderungen unter 
dem Titel von Vogtrecht. Zeugen dabei waren: Gottfried, Pfar- 
rer zu Weitra, Dtto von Zidolgberg, Heinrich von Malbrid, Nudlo 
Dorfwmeifter, Konrad von Willendorf 2). 


3. 1270. Am 6. Dftober 1270 hielt der Marſchall von 


Allgemeines Landge⸗ 


int im, Marburg. Böheim und Statthalter im Lande Steiermart, Burt: 
benburg und, Bin hard von Klingberg, allgemeine Gerichtstaidigung in 
| Marburg mit den Edelherren: Berthotd“ündBein- 
rich, Grafen von Pfannderg, Friedrich von Pettau, Ulrich von 
Lichtenftein, und deffen Sohn Otto, Wulfing von Stubenberg, 
Wernher von Haus, Albert von Horneck, Drtolf und Dietmar, 
Brüder von Stretwich, Bollmar von Graͤtz, Leutold von Regats, 
Dito von Krotendorf, Konrad von Graben, Ohaldus von Wald— 
ftein, und dem Kanzler (scriba) von Steiermark, Meifter Kon- 
end. Hier ward auf die Kinge des Propftes Drtolf von Seckau 
und auf die vorgelegten Urfunden mit Einftimmung der anmefen: 
den Edelherren, Hartnid, Schent von Ramenſtein aller Anfprüche 
auf die Stiftſeckauiſchen Güter im Arzwalde verluftiig, und dns 
Chorherrenftift als vechtmäffiger Eigenthümer derfelden erflärt; 
welchen Spruch K. Dttofnr am 28. Ottober 1270 mit Brief und 
Sigill beftätigt Hat 3. Am 12. Ottober 1270 mar K. Ottokar 


t 


1) Dipl. Styr. I. 331 —332: „Duos milites cum omnibus bonis eorundem 
Nicolaum et Hadmarum de Leutschah, quos jure proprietario a patre 
acceperat. Acta sunt haec in eocleaia Chyrichberch Anno 1270. XH. 
Kal. Septembris.‘‘ 

2) Johanneums⸗Urkunde. 

3) Joh. Ur. — Dipl. Styr. I. 234—235: „Nos Barchohardus Marschal- 
las regni Bohemise, Capitaneus Styriae — quod in generali placito 


Habsburgifchen Fürſten. I. 1246—1283. 341 


mit dem Salzburgererzbiſchofe Sriedrich II. und mit vielen Minis 
fterialen von Steier in Judenburg. Dort kamen die früher fchon 
eingeleiteten Verhandlungen mit dem Hochftifte in Salzburg zum 
Schluſſe: K. Ditofar erhielt alle Hochftiftöiehen in Steier und 
Kärnten, fo wie diefelben auch ſchon die Herzoge Leopold der 
Glorreiche und Friedrich der Streitbare von Defterreich und Steier, 

und Herzog Utkich von Kärnten befeffen Hatten. Man fam auch 
überein, daß die jährlich dem Hofftifte dnfür zu Leiftende Geld⸗ 
fumme, ale fchmebenden Verhandlungen über Salz und Metall: 
vegaliem, über Srohnen, Mauthen, Zölle, Bogteien, Gerichte und 
andere, auf jenen Befißungen haftende Freiheiten und Vorrechte 
durch ein Schiedsgericht von vier Männern mit Beiziehung deg 
Biſchofes Bernhard von Sedau beftimmt und nugsgetragen werden 
ſollen. K. Ottokar gelobte auch, den Erzbiſchof Friedrich und def 
fen Hochſtift bis Dftern 1271 in den Befig aller Güter und Ze- 
henten zu ſetzen, welche der verftorbene Erzbiſchof Wladislaus in. 
den öfterreichifchen Ländern gehabt hatte '). Im Spätiahre 1270 
wer K. Dttofar IT. auch in der Stadt Windiſchgraͤtz mit UNirich 
von Dürrenholz, Friedrich von Pettau, Die von Haslau, Ortolf 
von Pertholsdorf, Gundaker, Schenk von Hausbach, Ulrich von 
Hausbach, Ulrich von Hauenfelde, Heinrich von Halfenberg, Fried— 
rich und deſſen Bruder Ortolf von Gretz (Windiſchgretz), Traflo, 
Pfarrer von (Windiſch⸗) Gretz, Otto von Gurkfeld u. ſ. v. An- 
dere. Unter Zeugenſchaft dieſer Edelherren fertigte er den Karthaͤu⸗ 
fern zu Seitz einen Beftätigungsbrief ihrer Ditof. Stiftungsurfunde 
mit Beifügung neuer Spenden von zwei Villen, Praͤbuͤchl und 
Probüchl, zwifhen Pettau und Marburg, im Amte Marpurg, 
mit alem Zugehör — zum Erfake von acht Marken, welche ver⸗ 
möge Stiftsurkunde verfchiedenen landesfürftlichen Aemtern zuge: 
wiefen waren, und ftatt zwanzig Maffen Eifen in Leoben alle 
Jahre zu erheben, von jet an jedoch acht große Maſſen Eifen 2). 


Marburgae feria tertia ante festum B. Dionysii oelebrato — super 
praediis in Arzwalde — de communi Nobilium sententia. Anno 1270, 
VII. Idus Oktobris Domino Chunrado Scriba Styriae assidente.‘‘ 


1) Nachrichten von Juvavia. p.382 (a) Archiv für Gejhichte u. Geogr. Wien. 
Zahrgang 1827. 

2) „Eisdem fratribus et Domni in Seytz duas villas, Propuchl et Pro- 
püchl, sitas in offioio Marchpurg, inter Petoviam et Marcipurg, oum 
omnibus attinentiis, pratis, silvis, agris, — in reoompensationem octo 
marcorum denariorum, quas divisim reeipiebant in locis diversis seu 
officiis diversis. — Insuper ooto massas fersi malorie pundgtie \n 


342 Steiermark bis zum Eintritte der 


Gleicherweiſe beftätigte K. Dttofar bei diefer Gelegenheit die 
Schenkungs- und Privifegienbriefe der Karthäufer von H. Ulrich 
von Kärnten, 3.1267, und bon der Herzogin Theodora, J. 1233. 


PRRR, a. Der Erzbifchof Wladislaus von Salzburg ftarb, 

ven Salt, m von feinen hnbfüchtigen Verwandten vergiftet, am 

28. April 1270 9); ein wohlwollendet, eifriger Ober⸗ 

hirt, der feinem nusgedehnten Sprengel alles entwendete Kirchen⸗ 
eigenthum wieder zurüdgebracht, Pfarren und Kirchen gegründet:?), 

mit unterrichteten, thätigen Prieſtern beftelit, und Sedermann Ge⸗ 
richt und Necht gethan Hat. Seine Stelle erfeßte das Hochſtifts⸗ 
fapitel durch den Dompropft Friedrich II, einen hechgelehrten, in 
weltlichen und geiftlichen Gefchäften fehr gewandten Edelherren 

von Walchen, welcher in den Ereigniffen feiner Zeit ungemeine 
Kraft, Thätigkeit und Einfluß vemährt hat 9. Schon am 1. Juli 
erhielt dad Stift Admont von diefem Metropoliten eine Urkunde, 

\ worin er den grundherrlichen Beſitz aller Güter zu St. Johann 
x „im Pongaue beftätigte ). Zu Vonftorf am 1. uni 1270 hatte 
er mit den Örnfenbrüdern, Bernhard und Heinrich von Pfann- 
J berg, ein Schutz- und Trutzbündniß geſchloſſen, wobei ſich ihm die 
Grafen zu treuen Dienſten und Beiſtand bis auf tauſend Sitber- 
marken verpflichteten, unter Bürgfchaft ihrer Vaſallen von Kai- 
fersberg, Konrad von Torſeule, und Anderer, und mit dem Bor: 
behalte der Freilaffung ihrer von Poppo von Peggau und Wul- 

fing von Stubenberg gefangenen Brüder 5. Am 6. uni 1270 

war Graf Heinrich von Pfannderg mit feinen Söhnen, Herman 

und Ulrich; im Stifte St. Paul, und Ieiftete Erſatz für alle, dem- 
felden am Schloffe Mannberg und bei der Vogtei am Remfchnit 
zugefügten Befchädigungen; er erfannte diefe Vogtei als wahres 
Lehen des Stiftes und ſtellte fich mit dem gewöhnlichen Vogtrechte 





— — — m 


Leuben diotis fratrihus — donamus, et ad officiales in Leuben qui- 
cumque pro tempore fuerint ordinarios pro 20 massis ferri, quas in 
Leuben prius recipere consueverunt.‘ 

1) Horned. cap. 77. — Chron. Salzb. Anon. Leob. Pez. I. anno 1269. — 
Necrolog. Admont. C. n. 543. 544. 

2) Horned, p. 87: „Er ſach zu Chloflern und Pharrn waz fein Vodern 
beten verwarn daz verricht er weisleih — er tet dem wol geleich daz ym 
der Wille waz gut, als ain getrewr Vater tut.“ 

. 3) Hansiz. II. 368 - 371. 
) Abmonter Urkunde. DDD. 15. 


2) Ealgburger Kammerbuch. 


Habsburgiſchen Fürften. J. 1246—1283. 343 


zufrieden; endlich ſchenkte er dem Stifte zu. freiem Eigen feine 
Güter zu Beiftrig. bei Wildhaus und zu Zellnitz, und erhielt dies 
ſelben wieder als Lehen, mit Vorbehalt des freien Holzungsred)- 
tes und der Jagd, mit Ausnahme der Piberjagd für dns Stift ’). 
Um diefe Zeit war nuch die Aebtiſſin Kunigunde in Göß geftor> 
ben und als Nachfolgerinn in ihrer Würde die Nonne Herburgig 
aus Admont berufen ). Am 6. Dezember 1270 war K. Ditofar 
in Billach und fiegelte eine Beftätigungsurkunde für dns Stift 
Biffringen vor den Zeugen: den Grafen von Drtenburg, Stern: 
berg, Bernhard und Heinrich von Pfannberg, Friedrich von Pet: 
tau, Siegfried von Marnberg, Heinrich von Schärfenberg, Wirich 
von Lichtenftein u. v. A. 2). 


er Bald darauf war er mit feinen Heeren aus Sie men æ. 

Kaͤrnten abgezogen, und in Judenburg eingetroffen. Ottotar und K. Ste 
Die Erwerbung der Länder Krain und Kärnten Jh plan von Thaes 
die ungewöhnliche Machtvergrößerung Ottokars konnten dem Könige 
Stephan in Ungarn nicht gleichgüftig feyn — jedoch nicht gehindert 
werden. Dem gefchloffenen Waffenftilftande zumider fiel er daher 
mit 50,000 Ungarn und Kumanen in Defterreich ein *), befeßte 
alle Webergänge bis über den Semmering hinauf und erwartete fo 
den Böhmenfönig aus Inneröſterreich im Hinterhalte °). K. Dt: 
tofar, hiervon unterrichtet, lenkte durch die hochbefchneieten Thaͤler 
und Berghöhen der obern Steiermark feinen Zug gegen Lilienfeld, 
und kam, der größten Befchwerden ungeachtet, ſchnell nach Mauer: 
bad) an der Donau, und nad) Böhmen. Dort zog er die mächtige 
ften Streiträfte zufommen, mährend K. Stephan unter gräufi- 
chen Thaten getäufchter Wuth e) wieder nach Ungarn zurüdging, 


1) St. Pauler Urkunden. 
2) Caesar, Annal. Hl. 332, 
: 3) BVittr. urk. 
4 Anonym. Leob. Anno 1270: „Cum rex Stefanus regem Otakerum 


sciret in Carintbia tantis fatigationibus oocupatum, fraudolenter violata 
pnce cum 50,000 Ungarorum et Cumanorum Austriam intravit.‘ 


5) Hagen. Pez. I. 1082: „Der König kam gen Judenburg, dem entbieten 
die Neuftädter, daß K. Stefan von Ungarn bei dem Semmering auf ihn 
%. warte. Darum veitet K. Ottokar für Lielienfeld gen Maurberg.“ 

6) Chron. Neoburg. ap. Rauch. Anno 1270. — Chron. Austral. Mellicens. 
‚Zwettl. Anonym. Leob. Pez. I. Annis 1270. 1272. — Vorzüglich Hor⸗ 
! ned. p. 103: „In grofßen Zorn baz geſchach, daz der Kunig aufprach und 
Kom ze Judenburg gefarn, von ben, die da warn, ward er enphangen wal. 

Der Kunig ſprach: Man fol mir ervarv xehannt, wir a Tg in Tomtsiuıt, 


344 Steiermark bis zum Gintritte der 


Auf K. Ottokars Aufgebot Hatten ſich Hierauf die Heerdanns⸗ 
völfer aus Steiermark, Kärnten und Krain unter Anführung der 
Londeshauptleute Milote, Fren und Hausbach, in Neuftadt ver: 
fammelt, und mit den fönigliden Schaaren bis zu einer Heeres⸗ 
maffe von hunderttaufend Kriegern vereiniget *). Das Lönigliche 
Seer machte fiegreihe Fortfchritte in Ungarn ober und unter der 
Donau; und K. Dttofar ward durch die treue Wachſamkeit Bers 
tholds von Emmerberg aus den verderblichen Fallſtricken des Gra⸗ 
fen Ivans von Güſſing (gegen welchen ſich vorzüglich Heinrich 
von Pfannberg mannhaft bewährt hatte) glücklich errettet. Doch 
mußte er fich bei dringendem Mangel an Lebensmitteln bald wie: 
der zurüdziehen, worauf er feine Heerbannspölfer in ihre Länder 
entließ. Denn der Friede wurde durch die geiftlichen Fürften, den 

Erzbiſchof von Salzburg mit den Bifchöfen von Paffau, Sedau 
‚und Bamberg am 14. Mai 1271 vermittelt, und fogleich auch, 15. 
; Mai 1272, unter des Papſtes Beftätigung und Schirm geftellt ?). 
! König Stephan mußte für fih und feine Erben für immer auf 
alle vermeintlichen Nechte auf Steiermark, Kuͤrnten und Krain 
und die windiſche Mark feierlich verzichten °). 





und mo de Ehunig von Ungarn lig; ob ich vber den Semerig mug cho⸗ 
men, mit Gewarhait? Zehannt ain Pot dahin rait, der dom dez dritten 
tags (wann er waz flags flags vber das Stain-Veld gejaidt) vorn Kunig 
er do fait, daz ym die Newnſteter empoten beten dem Mer, daz der Kunig 
Stephan da leg auf dhainen Wan, und auch anders nicht Wart, denn daz 
er Sein da wart: vnd wenner fur diefelben flrafßen, fo wurd er nicht er- 
lafßen, er wurd von ym an gerant. Der Kunig dahin fannt, wenn ez waz 
Winterezeiten, und hiez die Weg weyten, vnd fchaufflen vor den Snee; 
Ä ich wen, bag er nie mer mit her fo pöfen Weg fur; man fagt, day er ver: 
# ur manig Phert von dem Weter; gegen Lienfeld het er an ber Raiz gebacht.« 


49 In Steiermark glühte noch Haß gegen Ottokar; er wußte dies; und er 
beeilte ſich, die Wünſche der Edeln zu erfüllen. Hagen, ibid.: „Do 
mahnt K. Ottokar die Steyrherrn, fie ſollten an keinen alten Haß geden⸗ 
ken. Da ſprach zu ihm Graf Heinrich von Pfannberg: was er noch von 
ihm inne hätte, daß er das den Steirern ledig ließe; das that der König!“ 
— Hor neck dagegen fagt p. 104 nur: „Herrn Milot er Poten ſant, der 
waz hie ze Steyr-lannt Haubtmann zu derſelbing Zeit, vnd gepot jm, daz 
er ane Streit chem mit den Steyrern.“ | 

2) Horned. p. 103-110: „Includentes eidem paci et eadem vallantes 
— Austriam, Styriam — seoundum signa, distinctiones, et metas anti- 
quas.“ Urkunden im Lambacher Anhang. p. 52. — Anon. Leob. Pez. I. 
Anno 1271 — und alle andern Chroniken. 


3) Fejer. Cod. Ungar, V. 113—128. — Lünig, Pars. special, contin. I- 
: p. 7. — Urkunde bei Lambacher, p. 112: „D. Stefanus Rex — renun- 
tiavit omni juri et actioni quod et quae sibi videbantur competere, 
seu etiam competebant in Ducatibus Styriae, Carinthiae et Dominiis 
Carnioliae, Marchiae, nullam de oaetero suo velhaeredum suorum no- 
} mine oontra nos et heredes nostros super illis moturus mteriam quae- 
#f stionis.‘ 


Habeburgiſchen Fürſten. J. 1246—1283. 245 
Während dieſes Feldzuges entſagten 11. Maͤrz > 1271- 


Seckau. Rein. Vo⸗ 
1271 zu Judenburg die Brüder Ortolf, Dietmar erg 
und Heinrich von Stretwich allen Anſprüchen auf 
die ſeckauiſchen Süter in Governitz und Vorhe )y. Am 6. Mai 
1271 ſchenkte Wulfing von Zrewenftein unter Bürfprache und 
Zuftimmung feiner Gemahlin Diemuth und feiner Kinder, Wuls 
fing und ‚Margaretha, der Kirche der h. Maria in Seckau (Ma⸗ 
rins$rauenberg bei dem Schloffe Seckau) feine jährlichen Gefälle 
von 10 Marken zu Bogau ?). Dem Stifte zu Rein fertigte der 
Statthalter Burfard von Klingenberg in der Thomastapelle auf 
dem Schloffe zu Gräatz einen Eriaubnißbrief zum Baue eines be— 
feftigten Speichers innerhalb der Mauern des Stiftes unter Zeus 
genfchaft der Bafallen, Heinrich Baruth, Walther vom Thale, und 
Ulmen, fo mie der Gräser Bürger Volkmar, Herman von Win- 
difhgräß, Konrad Buch (civibus de Graetz). Zu Prag nm 13, 
Dtober 1271 beftätigte K. Dttofar dem Gtifte Nein den, durch 
K. Stephum von Ungarn (J. 1259) ſchon befeftigten Befit der 
Güter zu Wagnitz und Kallſtorf bei Graͤtz *), welche ein Bürger 
diefer Stadt, Rudiger Pfannenberg genannt, nach Nein gefchentt 
hatte. Zur Stiftung einer ewigen Seelenmeffe fehenfte Hermann, 
der falzburgifhe Bicedom nuf der unterfteierifhen Mark, den 
Chorherren in Stainz 18 Marken jährlicher Nenten zu Nechweis— 
reut, Edelz, Gſwent, Makoſchendorf und zwei Weingärten. An 
den Stiftungshrief hingen ihre Sigille der Bifchof Bernhard 
und der Propft Drtolf von Schau, Leutold von Kuenring, Her: 
rand von Wildon, und Leutold von Dobreng ; und Zeugenfchaft 
der Spende leifteten: die Pfarrer Gerard von Leibnitz, Arnold 
von Vonſtorf; die Ritter Heinrich von Ror, Eberhard von Hey. 
merrode, Dtto von Giernftein ; die Caftellane von Leibniß, Hein: 
rich von Diegeich und Friedrich von Walsowe — Ulrich von Neu⸗ 
ſchloß (de novo Castro), Dttacher von Gehag, Sieghard von 
Femsnitz, Hermann von Sturmbderg, Ulrich von Piberftein, Wi: 
kard von Gutenberg u. v. U. ). Von Richbold von Teuffenbach 
(zu Mayrhofen) erfaufte das Stift Borau einen Weingarten au 





— —— — 


1) Datum apud Judenburg. Anno 1271. IT. Idus Martii. Sigillo oivitatis 
Judenburgensis. — Joh. urk. 


2) Dipl. Styr. I. 333 - 334. 


3) Steirerurfunde Anno 1271. Datum Graetz, in Capella. 8. Thomue Apo- 
stoli. — Dipl. Styr. II. 28. 


4) Stainger Urkunde. 


846 Siteiermark bis zum Gintritte der . 


Fakenberge im Jahre 1271’). Sin eben dieſem Jahre wurden dem 
Stifte Admont Streitigkeiten erhoben wegen Neugereuten, ' welche 
Berthold, der ftiftifche Hofvermwalter in Oberkärnten, Propft zu 
Sagritz zugenannt, in der Gegend zu Stall daſelbſt gemacht. hatte. 
Auf Bitten Bertholds wurde diefer Streit nach Befehl des Gra⸗ 
fen Albert von Görz und Zirol, durch den Nichter Otto von Fal⸗ 
kenſtein zu Bunften des Stiftes entfchieden, vor Ernft von Lienz, 
Kuno von Ernperg, Friedrich und Wilhelm, Burggrafen von Lienz, 
Berthold von Notenftein, Amelrit von Geltburg, und Ulrich von 
Flachsburg. Eben diefer Propft, Berthold von Gagrit, brachte 
den Kuno von: Ernberg dazu, daß er 20. Dftober 1271 zu Lienz 
vor dem Richter Dtto von Falkenftein, dem Burggrofen Wilgelm, 
Konrad von Srafendorf, und den Bürgern von Lienz, Nundmund, 
Amelreik, Reichard von Reuntal, Hugo von Reuenburg, Wolf: 
fchalt. von Lavant, Rudolph von Sagritz, Heinrich von Geſinß, 
allen Anſprüchen auf die admontiſche Beſitzung in der Fleiß ent- 
fante 2). Als in diefem Jahre K. Dttofar von den Gtiften des 
Landes ſtarke Auflagen erhob, mußte der Abt zu Admont Güter 
in der Milau im Adinontthale für eine dargeliehene Geldſumme 
auf lebenslanges Leibgeding hHintangeben 8). Im Jahre 1271 zu 
Göß ſelbſt vor vielen edlen Zeugen: Wulfing von Stubenberg, 
Dtto von Ernfeld, Heinrih von Phansdorf, Otto von Dbern- 
dorf u, v. U. entfagte Heinrich von Utſch allen gößifchen Le- 
hengütern: zu Rotternftein; nachdem die Aebtiffin Herburgis eg 
übernommen hatte, feine Schwefter Kunigunde von Ennsthal durch 
eine Geldſumme nnderweitig zu entfchädigen ). Zu Marnderg am 
20. Suli 1271 ſchenkte Sieafried: von Marnberg dem Nonnen». 
ftifte dnfelbft. ein Out in demfelden Drte, und die von den deut: 
fehen Drdensrittern erfaufte Ville Dufel mit dem Bedinge, den 
Wilhelmitern zu St. Sohann ein Gut, wenigſtens 10 Marten im 


) Caes. Annal. II. 296, 
3) Admonter Urt. CCC. 10. 13. 14. 
3) aalb. III. 262%" ,,Doringo et Margaritae uxori sune Swoigam in Mi- 
‘lowe, quae annatim- ducentos minores reddit caseos et molendinum 
?ad nominatam Swoigam pertinens, neo non feodum quoddam in Halle 
‚contulimus — quod praelibatus Duringus et Margarita, nostro impe- 
—* succurrentes, XII marcos argenti nostrae eoolesiae tradiderunt, 
& quam pecuniam cunı plurimis rebus inolyto regi Bohemiae dare modis 
tomnibus cogebamur.‘‘ 


*) Johanneumsabſchrift. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. 347 


Werthe, zu erftatten '). Am 12. Februar 1271 erlaubte Heinrich 
von Nohitfch feinem Vaſallen Ulſchalt von Volzke, Lehengüter in 
Birmein und Charleindorf dem Kloſter Studenig zu fpenden, um 
von den jährlichen Nenten derfelben den Nonnen befjere Kleidung 
zu fohaffen. Heinrich non Planfenftein und Friedrich von Lenzen- 
‘burg’ waren dabei Zeugen. Am 4. Mai verkaufte Leutold von 
Gonowitz dem Nonnenitifte zwei Eigengüter zu Pöltſchach mit 
Wald und Weide vor den Zeugen: Pernger von ®onowiß (mi- 
les), und Ortolf, Nichter zu Gonowitz ). Am 29. September 
1271 erhielt dag Stift Studenig zum Erfage feiner Guͤter und 
des Schloffes Jaunekke in Kärnten andere Befißungen bei Mars 
burg in den Orten Priereffe, Lengenberg, Glokotſanit, Bredefle, 
Sndemelt, Kosnig, Muftefchen, Petsy, Warreffendorf, Zemſchuz 
und Zmeſtamph mit 57 Marken jähgrlicher Renten ?). Meifter Eon: 
rad, Kanzler und Proviſor de Königs von Böhmen in Steier⸗ 
mark fertigte die Urkunde dnrüber nuf Befehl des Königs und 
mit dem Beifage: „da diefer Gewalt und Herrfchaft führt in 
„Böhmen, Mähren, Defterreich, Steyr, Kärnten, Strain, Porte⸗ 
„nau,. Eger u. f. w.“ K. Dttofar fertigte darüber nuch eine Bes 
ftätigungsurfunde zu Wien, 2. September 1272 und K. Rudolph J. 
su Wien, 1277. Zu Ende deg Jahres 1271 wor der Erzbiſchof 
Sriedrich IL. von Salzburg in Leibnig, und ertheilte om 20. De- 
zember den ‚zwei Schweftern Gertrude und Mechtilde von Sira» 
nichberg die Erlaubniß, zu Kirchberg ein Nonnenflofter zu erriche . 
ten und die dortige Pfarrkirche in eine Conventunltirche zu vers 

wandeln *). 


Zu Folge der zu Judenburg (12. Dezember pur 
1271) gepflogenen Uebereinkunft mit dem Erzbiſchof Karnten und Steier⸗ 


mark. Sein Groll 
Friedrich von Salzburg zog K. Ottokar im Jahre aenen Siegfried von 
Marnberg. Gr laßt 


1272 nach Kärnten, und empfing in der Stadt Fri- ipn graufam Hin- 
fach die Salzburgerlehen in Inneröſterreich perfön- richten. 

fi; und aus der Hand des Erzbiſchofes Friedrich ſelbſt 9). Bon’ 
Frifach ging K. Ottokar durch dag Dravethal hinab in die untere 


— — — — —— — — 


ı) Marnberger Urt, „Fratribus Wilbelmitis ad St. Joannem residentibus.“ 

2) Stubeniger Urkunde. 

3) Studeniger Urkunden. 

4) Per, Thessar. Aneed. T. VI. P. II. 118. 

s) Chron. Balzb. et Anon. Leob. Pes I. Annis 1270. 1271. — Karat. 
p. 112, 


348 Steiermark bis zum Gintritte der 


Steiermark, an deren Gränzen ihn die Edelherren in großer An- 
zahl eimpfingen. Siegfried von Mahrenberg , an deffen Schloſſe 
K. Dttolar vorüberzog, war jedoch durch fehwere Krankheit an 
diefem feierlichen Empfang und an der Seleitfchaft gehindert. Ot⸗ 
tofar faßte önrüber heimlihen Groll. Da erſchollen nudy Kingen, 
daß Siegfried wegen Raub und Gewaltthaten in der Gegend um⸗ 
her fehr gefürchtet werde, auch daß er ein treuergebener Dienſt⸗ 
mann der Herzogin ©ertrude und’ ihres Geſchlechtes fey. Dies 
erregte in Ditofar Verdacht geheimer Umtriebe gegen ihn. Schwei⸗ 
gend 309 er jedoch über Marburg, Graͤtz, Hartberg und Wien 
nach Prag fort. Seine Neife glich einem Triumphzuge. Dttofar 
,„ von Hornel verfihert: „Der Kunig gen Marichburg chert, do 
! „wort er hoch geert, von dem Lantvoltch gemain. Dez Kunigs 
„Wort de waz ſain nach dem Gemerkche hin, zu welher Stat er 
! „eannt in, da muſt er befchamen, alle die Frawen, die da warn 
{ »gefefßen, dez wart nicht vergefßen, in yegleicher Stat er belaib, 
Twonegt er da drey Tag vertraib, mit Nayen und mit Tanczen, mit 
„fo getanen fwanczen, chert ev ober den Harperig, dnz er nicht het 
ze mwerich, nur Churzweil .. — Sn Prag gab er Ulrich von 
Dürrenholz geheimen Befehl, Siegfried zu ‚fangen, und in Ketten 
nach Böhmen zu liefern. Dürrenholz nohm den Drtolf von Win- 
difchgräß zu Hilfe. Sienfried ward beim Mittansmahl überfallen, 
und in Ketten nach Prag geliefert. Dort ließ ihn K. Ottokar ein- 
tertern und foltern, um von dem Unglücklichen die Namen mehre- 
ver, gegen feine Herrfchaft verſchwornen Edelherren in Kärnten 
und Krain heraugzupreffen. Vergeblich. Er mar feldft unfchuldig, 
und wußte feinen Schuldigen anzugeben. Endlich ward er hinge- 
richtet ; und ſpäter fein Körper nach Mahrenderg -zurüdgebracht, 
und in der Kirche des bon ihm gegründeten Nonnenkloſters bei- 
gefeßt °). 


— — — 


1) Horneck. p. 112. 


2), Joanna. Victor. ibid. p. 298—299. — Horneck. p. 112—113 befchreibt 
Adiefen Vorfall umftänbtich, ‚guvertäfie aber mit vieler Webertreibung. Ebenfo 
jauch Hagen. — Pez. I. 1083. — Anon.Leob. Anno 1271: „Tendit in 
iStyriam (Ottokarus). ai cum Sifridus de Mernberg festine non 
; ocourrerit, segritudine eurporis-praepeditus, rex movelur, et perse- 
“ quutionem suscitans Contra eum, mandat eum sibi cum prouisione 
!: praemii in Bohemiam praesentari. Quem quidam miles Rudolphus de 
. Graetz invitatum oaepit, et Ulrico de Turrenholz Suo officiario exhi- 
‚ bait, et hio eum regi in Bohemiam praesentavit; ubi morte acerrima 
}.tormentatus interiit. — Corpus ejus ad olaustrum Monialium ordinis 

„#8. Dominici sub oastro Merenberg positum est translatum.“ | — Eine 


Haböburgifchen Fürſten. 3. 12461283. 340 


Demungenchtet, — unbelannt jedoch: oh vor Mabenbere Ried 


oder nad) Siegfrieds Hinrichtung ? — hat K. Dt: berg. ©t. kambreit 
mont. Vorau. 
tofar am 22. Aprit 1272 zu Prag das Nonnen« ©t. Paul. Ccıp. 
ftift zu Mahrenberg feierkichft beftätigt, und on Ul⸗ 
rich von Dürrenholz, Statthalter in Kärnten, rain und in der 
windifhen Mark, fowie dem Landfchreiber Chriſtoph in Steier—⸗ 
mark Befehle ertheilt, den Nonnen. in Mahrenberg den kraͤftig⸗ 
ften Schuß angedeihen zu laſſen ). Eine gleiche Beſtaͤtigungsur— 
kunde fiegelte K. Dttofar zu Wien am 2. September 1272 vor 
den Grafen: Ulrich von Heundburg, Ulrich von GStubenberg, und 
vor den Edelherren Ulrich von Dürrenholz, Landeshauptmann in 
Kärnten, Ulrich von Lichtenftein, Wulfing von Stubenberg, Her: 
rand von Wildon und Meifter Conrad, Schreiber von Steier⸗ 
marl ?). Am 20. Dezember 1271 zu Leibnig hatte Erzbifchof 
Sriedrih II. an Bifhof Bernhard von Seckau ſchriftliche Auf: 
träge gegeben, die Pfarrkirche zu Kirchberg am Wechfel im Lande 
Defterreich zu übernehmen, von den Spenden des Edelgefchlechteg 
von Kranichberg daſelbſt ein Nonnenftift einzurichten, und Kirche 
und Pfarre diefem Stifte zu übergeben ?). Am 9, Juli 1272 war 
Biſchof Bernhard mit diefem Werke zu Stande gekommen; nach⸗ 
dem er auch K. Ottokars Befehle (22. Bebrunr 1272 3brabowa) 
hierüber empfangen hatte). Am 22. Sänner 1272 gab der Pfar⸗ 
rer Hartnid zu Pöls und Erzdiakon in Kärnten, dem Stifte St. 
Lambrecht eine Entfagungsurfunde auf die Pfarrkirchen St. Tho⸗ 
mas in Shäufling und St. Johann in Scheibeng (in der Schel-⸗· 
ben) >), Als Ulrich von Lichtenftein, Marſchall und. Landrichter 
in Steiermart,, zu Serigtätaidigung foß mit den Edelherren: Her⸗ 





fpätere Aufſchrift feines Grabmahles fagt: ‚‚Hie in orypto jacet söpul- 
tus 8. Bigefridus de Märenberg, qui in temporibus Ottokari regis 
Pragae martyrizatus, et deinde per suos consanguineos huc allatus 
est. Supra sepnlehram lapideum statura, D. Bigefridum repraesentans, 
ad mursm erecta est, oirca quam haec verba exposita leguntur: Se- 
fridus de Mernberg Policarp. Richard. + Anno Domini 1272 passus 
est.“ — Dipl. Styr. II. 328. 


2) Dipl. Styr. II. 325-326: „‚Dilectis fidelibas nostris Ulrico de Dirnholsz, 
Capitaneo Carinthise, Carniolise et Marchine— et Christoforo Bcribae 
Styriae dodimus nostris specialibus literis firmiter in mandatis. Da- 
tum Pragae Anno 1272. 8. Kal. Maji.“ 


2) Stubeniger Urk. 
3) Pez, Cod. Epistol. IT. 118. 
*) Dipl. Styr. I. p. 396—372. 


5) „Datum ad 8. Lambertum Anno 1272. XI. Kal. Januar. Usruiius 
miseratione divina Archidiaconas Karinthine, Piehanna ia Pen!“ 


850 Steiermark Bis zum Gintritte der 


rand von Wildon, Dtto dem Jüngern von Lichtenftein, Dffo von 
Teuffenbach, Dtto von Ernfels (vir nobilis), Berthold Preuha⸗ 
ven, Konrad von Saurnu u. A., klagte Abt Gotſchalk von Et. 
Lambrecht über große Befchädigungen feiner GStiftsgüter durch 
Wulfing von Stubenberg und deffen Leute; und er überwieg ihn 
durch vorgelegte Urkunden. Wulfing war zur Wiedererftattung 
verurtheift, und gab dem Stifte einen Theil feiner Lehenswaldung 
zu Marin. Zed, und drei Marken Renten von Alloden zu St. Jo⸗ 
hann bei Friſach, mit Einftimmung feiner Gemahlin Eliſabeth und 
feiner Söhne '). Am Landgerichte am 28. Juli 1272 in Gruͤtz 
erfiärte der Landfchreider Meifter Konrad und ihm zur Geite 
Dtto der Jüngere von Fichtenjtein, die vollſtuͤndige und auf alte 
Handveſten gegründete Gerichtdeimmunität des Stiftes Nein nuf 
defien Sütern und über deffen Leute: Am 12. Auguft 1272 zu 
Nein feldft üÜdergad der reiche Gräßerbürger Volkmar diefem 
Gtifte einen Schenkungsbrief :on zwei Theilen falzburgifcher Ze 
denten zu Straßengl, Velgowe, und der Neubrüche am Rein, ing- 
gemein Loch genannt, fo wie er fie vom Hochftifte zu Lehen ges 
tragen hatte ; auf daB davon den Conventherren an der GStiftsta- 
fel wöchentlich einmal Wein nach dem Lupfernen Maße ge- 
reicht werden möge. Zu Zeugenfchaft ftanden: Burkhard von Klin⸗ 
genberg, Landeshauptmann in Steyer, deflen Schwager, Heinrich 
Baruth, Dietri von Salm, Hermann von Windiſchgraͤtz, Leu⸗ 
yold Walerzil u. v. A. 2). Das Stift Admont mußte feine Be⸗ 
Mgwagen zu Elfendorf bei Regensburg gegen die Mebergriffe des 
Grafen Meinhard von Rojened vertheidigen, und gerichtliche Ent⸗ 
ſcheidung anrufen, nad) deren Spruch der Graf dem Stifte einen 
Hof zu Purchart um 7 Marten Regensburgergelöe® und als Scha⸗ 
denerfaß abtrat, welcher 2 Bunde jährlicher Nente ertrug; dieje 
Ausgleichung vollführte der admontiſche Kämmerer Siegfried in 
Eifendorf vor den Zeugen: Dito non St. Lambrecht, Graf Seb- 
bard von Nazenhofen, Heinrich, Bizedom von Bochburg u. A. °). 
Am 2%. Aprit 1272 ertheifte Biſchof Bernhard von Seckau jeine 
ſchriftliche Bertätigung über den Berkauf eines Gutes in Rser: 
bach an der Lanig mit 7 Schilling jährlicher Renten, welches 


— — 


t) urk. von St. Lamdrecht: „Datam ia Kaphenberch Anne 1272.-- 
2) Reimer Url.: „Datem ia Raaa. Anno 1272. — Ideas Augusti data sun, 
harc apad Grastz. Anne 1372. in Octava S. Jeannis Bapüstae."- 


3) Am. rk M. 21. 


Habsburgifchen Fürften. 3. 1246-1283. 351 


Nitter Wernher von Leibnig, erzbifhöflicher Kaſtellan daſelbſt, 
mit Beiftimmung feines Bruders Wulfing und feiner Kinder Frieds 
ri und Adelheid, dem Stifte zu Vorau gegeben hatte, por den 
Zeugen: During, Chorherr zu Borau, Wulfing von Lyntaren, 
Dito, Amtınann zu Borau,. Walther, Mauthner dnfelbft ). Zu 
Gras am 29. Juli faffen Bifhof Bernhard von Seckau, Ulrich, 
Pfarrer zu Piber, und der Kanzler des K. Dttofar, Dtto von 
Lichtenftein der Sfüngere, Hugo von Donnerftein, und Cherhard 
bon Dobernege zu Schiedsgericht, und verglichen den Abt Gerard 
und dag Stift St. Paul mit Kolo von Seldenhofen und defjen 
Söhnen, Kolo und Konrad, auf Bergebung wechfelfeitiger Befchä- 
digungen, fo daß erneuerter Frevel an Stiftsgütern und Rechten 
den Verluſt der Tehengüter für die Edelherren von Seldenhofen 
zur Folge haben folle ?),, Am 26. Februar 1272 verbriefte die 
Witwe Nichardis von Mahrenberg Tür ihren feligen n Gemahl Sieg: 
feed die Spende von zwei Huben in Purchſtall an der Drau 
als Seelgeräthe (Pikelde) für Siegfried, vor din Zeugen: Dtto 
von Emmerberg, Heinrih von Klamm, Kolo und Konrad von 
Seldenhofen. Auf Befi und Renten der Kirche in Zweikirchen 
des Stiftes Minhrenberg hatte vorzüglich Nudolph, der Schreiber 
Ulrichs von Dürrenholz, gewaltſame Hand gelegt. Auf die Befchwerde 
des Nonnenkloſters hielt der Erzbifchof au Salzburg mit dem De- 
chant Hermann und Heinrich dem Schagmeifter, Gericht, verurs 
theilte den Räuber zu 20 Marken Gchadenerfaß und fpracdh den 
Kirchenbann feierlich über ihn aus (eum omnibus fautoribus suis 
denuntiamus publice excommunicatum). Ulrich von Duͤrrenholz 
war damahls Landeshauptmann in Kärnten, Krain und in der 
March. Aus Schonung für ihn verſchob der Bifhof Herbord von 
Eusant die‘ Bekanntmachung des Bannfluches und forderte den 
Rudolph nochmals zu Gericht; mie Diefer aber allen Gehorſam 
verweigerte, ließ der Biſchof ſogleich den Bann in allen Kirchen 
verkünden 3. Am 23. Oktober 1272 ſchenkte Friedrich von Pet⸗ 
tau den Karthäufern in Seit einen Weingarten und erließ für 
immer dad Bergrecht ihrer Weingärten zu St. Dulpis, zu Zupel: 
nie, und Natſchach, vor den Zeugen: Leutold von Gonowitz, Bun» 





%) Caesar. II. 547-548: „Fidelis castellanus noster Dom. Wernherus 
de Leibenz prodidit praediam saum situm prope Roerbach juxta agrum, 
quae dioitur J,aventz.‘‘ 

2) St. Pauler Urkunde 


3) Marnberger Urf. 


353 Gteiermart bi mm Gintritte der 


ther son Kerſchbach, Gotſchalt ven Lappriach. Turing von Swan⸗ 
ber, Lentold, Amtımann von Woerenberch (Wurmberg), und 
Gebhard von Eeitz. Den Nonnen in Studeniß ichenfte im Sabre 
1272 Wutlfing ven Etubenderg eine ewige Babe ven 100 Käfen 
— aus feinem Kaften zu Kapfenberg. Zu Warburg im jahre 
1272 fertigte Nudolph von Rohitſch eine umjaflende Urkunde für 
das Ronnenflofter in Studenitz. Er beitätigte darin die ganze, 
von feinen Borättern gegebene Fundetion, mit dem freien Fiſch⸗ 
und Holzungsrechte, für alle ſtiftiſchen Unterthauen, gleich feinen 
eigenen Hörigen, ohne alle Abgabe dafür, endlich aud die Ge⸗ 
richtdemmunität, meit Husnahme der todeswũrdigen Berbrecher. Zeu⸗ 
gen dabei waren: Siegfried von Kranichberg, Heinrich von Mont⸗ 
preis und Heinrich von Plankenſtein ’). 
ht m Am 2. April 1272 farb der deutſche König 
Tell ar Unzarn in Richard von Kornmwall, nachdem er durch 15 Jahre 
mit iguen.  (feit der Wahl am 13. Jänner und feit der Krö⸗ 
nung in Aachen 17. Mai 1257) nicht ohne Nuhm 
die deutſche Kaiferkrone getragen hatte. Mit ihm verlor K. Otto⸗ 
tar son Böhmen jeine vorzüglichite Stüge, mit deren Fall auch 
der Wendepunft feines Slüdes eingetreten it. Im Auguft eben 
dieſes Ichres 1272 war auch K. Stephan *) von Ungarn geſtor⸗ 
ben, von deffen beiden unmündigen Söhnen der ältere, Ladislaus, 
fogfeih dem Vater auf den Thron folgte ”). Aus Ungarn waren 
zwei treulofe Magnaten, der Löniglihe Kämmerer Graf Egidiug, 
Liebling und Freund des K. Stephan, und Graf Span von Güf- 
füngen entflohen. Dies entzündete zwiſchen K. Dttolar und K. La- 
dislaus abermals Krieg. Ungeheure Rüſtungen begannen von bei- 
den Seiten, und vergeblich waren alle Verſuche zur Ausfühnung. 
Schon im Februar 1273 thaten die Ungarn Einfälle in Defter- 
seih, Drähren und Steiermark. Sie drangen mit großer Heeres⸗ 


en — 


2) Studenitzer Urk. 

2) In den Chroniken mit Verwünſchungen und Abideu genannt (vir sau- 
guinem :). 

3) Chron. Austral. Auso 1272. — Chrun. Viennens. Vatzonis Pez. I. Anno 
1270: „Bela — multis anais per Cumanos et per alios complices 
tet et tanta mala perpetravit ia Austria, Styria et Moravia, quod 
manus seribentis, stilas Chronicas memoriac trepidat commendare. In 
praefatis terris rex Bela bellis, incendiis, rapinis, juvenum, virginum 

j strıesque sexus interfectionibus, parvulorum incuaabulis horrendis 
‚ raptibus, ecclesiarum et hominum in eoolesiis exustionibus -—- Balva- 
orem omniam pertarbanvit.‘ 


Habsburgifhen Fürften. 3. 1246—1283. 353 


maffe im Thale der Drave bis weit in Kärnten vor, raubten und 
plünderten unter. wilden Berheerungen überall und fchlerpten Hun- 
derte von den Landesbewohnern gefangen nad) Ungarn '). Big 
Mitte Juni hatte K. Ditolar fein großes Heer, alle Streitkräfte 
aus Laufit, Böhmen, Mähren, Defterreih, Steiermark, Kärnten : 
und Krain bei der Stadt Lan vereinigt. Mit diefem fiel er in 
Ungarn ein und vollzog furchtbar biutige Rache überall über und 
unter der Donau. Er fah fich jedoch durch die nahe römifche Kö- 
nigsmwahl gedrängt, fich bald wieder zurüdzuziehen und nad Prag 

zu eilen ?). “ 


J. 1273. 
Durch achtzehn Monate war der Thron deg Graf SRubalah von 


deutſchen Neiches erledigt geſtanden; jetzt erſt ſchickte Subsburg ind beut- 
aifer. St. 

man fich ernitfich an, dem Reiche ein Oberhaupt zu ambrect Sedau. 
geben. K. Ditofar, als Churfürſt von Böhmen, be ann 
ſchickte die Wahlverſammlung durd die Bifchöfe 

Berthold zu Bamberg, Bernhard zu Sedau; durd den Propft 
Heinrich von Werden, Landescomenthur deg deutſchen Ordens in 
Deſterreich, und den Comenturmeiſter Wulfing von Maurderg. 
Dieſe mußten die Anſprüche des, von einigen Churfuͤrſten (don 
vormals ermählten Königs Alphons von Eaftilien vertheidigen und 
der Ermählung des Grafen Nudolyh von Habsburg ne Möglis 
hen SHinderniffe mit Kraft entgegenftelen. Demungenchtet ward. 
der Fuge und tapfere Landgraf am 29. September 1273 in Frank— 
furt zum Dberhaupte des Heiligen deutfchen Reiches ermählt und. 
am 24. Dftober 1273 zu Anden feierlich gekrönt. — Während 
diefer Vorgänge erfaufte dag Stift St. Lambrecht von Leonhard 
Czant in Voitsberg ein Haug neben der Kirche in der Stadt um 
30 Marten guten Geldes vor den Zeugen: Meifter Volkmar von 
Kinnderg, Stephan und Dietrich Hohenfteiner, Peter und Leus 
pold die Pfeitfchiffter, Liedbman Spieler und andern Bürgern von, 
Boitsherg ; und von den Brüdern, dem Cleriker Heinrich) und 
Hartwik von Teuffenbach, erwarb St. Lambrecht das Recht, auf 
patrimonialen Gründen diefer Edlen Zufuhrswege zu ftiftifehen 
Befigungen zu bahnen. Als Zeugen deffen waren in St. Lam⸗ 


2) Anonym. Leobiens. et Chron. Ausiral. Anno 1273. RBtiro ad annum 
1372 (1273). 


2) Rau, Defterr. Geſch. III. 395 —413.- 
Geſch. d. Steiermart. — V. Vd. W 


354 Steiermark bis zum Eintritte der 


brecht anmefend: Konrad und Difo von Saurau, Dtto undßried- 
rich von Puchs, Dtto von Zennderg, Boppo und Marchward, 
Brüder von Puch, Konrad und Drtoff, Brüder von Saurau . 
Am 23. Dezember 1273 erhielt das Bisthum Sedau einen Be: 
ſtäͤtigungsͤbrief aller feiner Rechte und Freiheiten vom Papſte Gre⸗ 
gor X. 7. Zu Seckau am 16. Juni 1273 verbriefte Nitter WBul- 
fing von Baumgarten eine reiche Spende vor den Zeugen: Fried⸗ 
rich von Bettau, Konrad, Pfarrer in Bettau, Berthold, Eomen- 
öntor des deutſchen Drdeng in Sroffonntag, Bruder Ulrid, Pfar⸗ 
rer, Bruder Heinrih von Zeiffenbergen, Bruder Ulrich, Claviar, 
Bruder Gunther von Kerſchbach, Bruder Frizo von Hallermoos 
0.0.9. >). Biſchof Konrad IH. von Freifingen war am 5. April 
1273 nach der Bereifung jeiner Kammergüter im obern Murthale 
und auf dem Zeiring an der Pöls, und gab dajeldft dem Stifte 
Admont zur Wiedernergeltung von Dienftleiftungen eine Urfunde 
mit der Schenkung eines Haujes in der Kammerjtadt Waidhofen, 
uchen dem Etndtthore gegen Amjtetten, jammt einer Ssofftätte, 
frei von allen gewöhnlichen Abgaben, die für Wege und Brüden 
aflein ausgenommen ). Um dieſe zeit hatte Abt Albert I. auf 
ftiftifchem Allodialgrunde in der Wolömart, in der Gegend Land 
(Holzlandi), eine neue Kirche erbauen und durdy den Biſchof von 
Chiemfee zur Berehrung des Erzengel Michael und der hd. Apo- 
Mel Sartholomä und Matthäus einweihen laſſen. Dieſem Gottes: 
baufe wurden, um es mit allen kirchlichen Rothwendigen auszuftat- 
ten und zu erhalten, vom Erifte Admont eigene Jahresrenten auf 
Gütern am Uebergang, in ganz Reifling bis zur Schwaige am 
Weiſſendach und auf dem Berge Trieben zugewiefen. Als nun 
Erzbiihof Friedri IL auf feiner NRüdreife von Nom in Admont 
eben anmejend war, fertigte er am 12. Auguft 1273 einen Be: 
Rätigungsbrief über Bau, Gründung und Dotirung diejer Kirche 
im Landl bei Et. Gallen °). 


2) Er. SBamirekrer Sızltuh: ..Nes Peires et Michael. judices constituti, 
mec Ben universitas civiam ia Veztsberg.-- 

) Iehzmerzmi-krkeN. 

3) Dipl Sıyr. II. 2113 — 212. .„.Actum et datum in Bettowe. Anus 1273. 
IVI Kal. Juli 

.*) urf. DDD. 11. ..Datam apud Zirik. Aune 1273. Nenis Aprilis-. 

5) Aa. ur! 00. 1.: ..Cum itaque capella. quam ad petitionen vesiram 
Ven. Fraier nester Chvemensis Episcopus in henorcm St. Nichadlis 
Archangeli ei 53. Aposislerum Barthelemari et Matthei de nestra spe- 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 355 


Am 7. März 1273 hatte der Biſchof Herbord a ig, 
von Lavant auf Befehl des Erzpifchofes Friedrich 
die Sache des Nonnenklofterd Mahrenberg gegen Rudolph, No: 
tar des Ulrich von Dürrenholz, Landeshauptmanng in Kärnten, - 
wegen Patronnt und Güter der Kirche Zweifirchen nochmals un: 
terfucht und wegen Hartnädigleit des Beklagten den Kirchenbann 
erneuert. Auf erzbifchöfliden Befehl mußte der Propit Sohann 
zu Gt. Bartholomä in Friſach der genannten Pfarre die von 
GSieafried von Minhrenberg im Jahre 1268 gegebenen und vom 
Erzbifchof Ladislaus beftätigten Spendebriefe diefer Pfarre abermals 
befeftigen. Zu Sriedalgeiche am 30. October 1273 ſchenkte Meinhard 
bon Hörberg mit Zuftimmung feiner Gemahlin Irmengardis alle 
feine Guͤlten zu Bache dei Laveminde den Nonnen zu Mahrenberg 
vor den Zeugen: Ulrich von Taufers, Hauptmann in Kärnten, 
Ulrich von Heunburg, Herrand von Wildon, Dtto von Lichtens 
ftein, Konrad von Schrandhbaum, und den Brüdern, Otto, Fried- 
rich, Heinrih und Rambert von Eberjtein '., Mit Zuftimmung 
feiner Gemahlin, Brüder und Mütter fchenkte Konrad von Marz 
burg feine Eigengüter im alten Flecken Gonowitz (in antiqua 
villa) den Karthäufern in Sei vor den Zeugen: Popo von Freu. 
denberg, Kolo von Marburg, Gottfried von Viktring (Victoria), 
Wulfing von Bernau, Dttwin vom Schloffe Marburg, Wolſchank 
dem Bürger, und Heinrich, dem Schulmeifter zu Warburg. Zu 
Pettau am 30. November 1973 ſchloß Friedrich von Pettau mit 
. den Karthäufern zu Seiß einen Tauſch für Güter zu Horned um 
andere bei Bniersgrez in der Ville Tobl — ebenfalls vor Zeugen? 
Gunther und Dietmar von Kerſchbach, Wulfing von Baumgarten, 
Gottſchalk von Lappriach und Leutold von Lebenbach ?). 


Durch die Wahl K. Rudolphs I. war K. Ditos 9. 1273, 


Geſpannte Ber. 


far dem Wendepunfte feines Glückes und feiner Haltnife wiſchene. 
Rudolph I. und K. 


Größe näher geführt worden. Nicht nur in Böh— Dttofar. 
men und Defterreich hatte er fich einen großen heit 


293 * 
oiali lioentin dedioaverit, oerta bona et determinates redditus in silva, 
videlioot in loco, qui dieitur Überganch , totum Reivenich usque ad 
Swaigam supra Weizenbach et quoddam Novale in monte supra Trie- 
ben, in quo residet quidam diotus Fuskart in dotem ad usum lumi- 
num et aliorum, quae in ecclesia consecrata necessario requiruntur — 
de oommuni consilio duxeritis adsignandos.‘‘ 


1) Marnberger Urk. 
») Geiger Urkunde. 


356 Steiermark bid zum Gintritte der 


des Adels und der Landesbewohner abwendig gemacht '), fondern 
auch in Steiermark tödtlichen Haß entflammt durch die Behand: 
lung der vorncehmften Landleute im Jahre 1268, und durch die, 
von der Sage fo ungemein graufam gefchilderte Kerferung und 
Hinrichtung Siepfriedg von Minhrenberg. Er kannte feine Lage 
gar wohl und trachtete daher, fich für alle Säle Eräftigft zu fichern. 
K. Ottokar folte dem neuen Reihgoberhaupte um Böhmen und 
Mähren nach dem Reichsgeſetze Hufdigung leiften; und, wollte er 
nuch mit den öfterreichifchen Fürſtenthümern befehnt feyn: fo mußte 
er feinen rechtmäßigen Beſitz derſelben ermeifen. Er fuchte fich 
daher Auffchub, und gegen Beides vorzüglich dadurch zu fehüßen, 
daß er die Sültigfeit der Wahl Rudolphs beftritt und ihn als 
Neichsoberhaupt nicht anerkennen wollte. Zuerft ſchloß er mit dem 
Herzoge Heinrich in Baiern ein Schutz- und Zrugbündnif. Die 
Treue der mißvergnügten Provinzen wollte er dann durch Geißeln 
aus den edelſten Herrn in Deſterreich, Steiermark, Karnten und 
Krain befeſtigen 2. 

Von der Stunde ſeiner Krönung an hatte aber K. Rudolph 
in Webereinftimmung mit den Churfürften den Entſchluß gefaßt, 
dad Heilige deutſche Neich, in der langen Zeit gefeßlofer Verir⸗ 
rung in Rechten, Anfehen und Hoheit fo fehr herabgebracht, nach 
Innen und nach Außen mächtig mieder zu erheben 9). Gogleich 
ver&ündigte ein offene Schreiben allen Neichsonfallen und Völ—⸗ 
tern, daß er dem erretteten Neiche wieder Drönung und Recht, 
allen Unterdrüdten Befreiung und Sicherheit verfchaffen werde, 
und vorerft von Allen Gehorfam und Treue fordere %). Gegen 
K. Dttofar verband er ſich fogleich und innigft mit dem Bapıte 
Gregor X. >), welcher ſich nicht nur ale Mühe gab, den Gegen⸗ 





1) Balbin. Epitom. Rer. Bohem. ad L. III. Cap. 18 in notis. 


Chron. Austriac. ap. Rauch. Il. — Chron. Austral. Anno 1274: „Otto- 
karus, Rex Bohemiae — dum adhuo contrarius esset Rudolfo, eleoct 
| Regi Romanorun , considerans futura, obsides terrarum Austrise, 
“  Styriae, Carinthiae et Carnioliae ex ministerialibus et civitatibus F 
git, quam plurimos etiam recepit.“ — Hagen. Pez. I. 1087: „RK. . 
tokar von Behaim inne ward, daß fich die Landleut zu K. Rudolphen dere 
pfligtet hätten, da nahm er von den Landherrn zu Steyr — von jebem 
ein Kind zu Geißel; die legt er auf die Beten zu Behem.“ 
3) Anon. Leob. Anno 1274. 


4) Rauch. ibid. II. 413—425. — Lambader, Urt, 6I—68. — Jonmn, 
Victor. ibid. 299— 303. 

5) Raynold. ad Annos 1274. 1278. — Schreiben des 8. Rudolph unb bes 
Papſtes Gregor X. auch bei Lambacker, Anhang. p. 616. 67H. 


\ 
' 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246—1283. 357 


könig Alphons von Kaſtilien zur gänzlichen Entſagung zu bringen, 
ſondern auch, wiewohl vergeblich, den K. Dttokar zu beruhigen 
und mit K. Rudolph zu verföhnen '). Seiner Pfliht zuwider war 
K. Dttofar auf dem Reichstage zu Nürnberg nicht erfchienen, als 
von K. Rudolph (19. November 1274) die Hochwichtigen Fragen 
geitelt wurden: Wer Nichter fey, wenn ein römifcher Kaifer oder 
König über heimgefallene oder entzogene Reichsgüter, und über 
andere, dem Reiche und deffen Oberhnupte zugefügte Unbilden ge: 
gen einen NReichsfürften eine Nechtsfrhge zu ftenen habe? und: 
Was kann und fol der König nach Necht thun wegen der Guü— 
ter, welche K. Briedri IL, bevor die Abſetzung über ihn ausge— 
fprochen worden, im ruhigen Defihe ‘gehabt, und wegen anderer, 
dem Reiche erledigten, jedoch gemaltfam vorenthaltenen ©üter; 
endlih: Was tft weiter Necht wegen des Königs von Böheim, 
der mehr als Jahr und Tag nach der Krönung zu Aachen fich 
weigert, feine Lehen von demfelden zu begehren und zu empfan- 
‚gen? Auf diefe Fragen wurde feierfich erfiärt: daß Rudolph von 
allen Ländern des deutfchen Reiches, welche K. Friedrich II. vor 
dem, über ihn ausgefprochenen Bannfluche (J. 1245) am Reiche 
gehabt habe, Beſitz ergreifen ſolle; daß jeder Vaſall des heiligen 
Reiches binnen Sahresfrift feine Lehen zu muthen habe, und daß 
der Pfalzgraf den, in diefem Sale befindlichen König von Böh- 
men der Reichsfuͤrſtenlehen wegen vorzuladen habe ?). Der Me- 
tropolit von Salzburg, Sriedric) II., welchen K. Rudolph ſchon 
zu Hagenau 4. Auguſt 1274 als feinen getreuen Reichsfürſten 
anerfannt, und alle Befigungen, Vorrechte und Freiheiten feineg 
Hochſtiftes feierlichft beftätigt hatte 3), mar fogleich in Nürnberg 
erfchienen und von K. Rudolph mit Ertheilung aller hochftiftifchen 
Reichslehen ausgezeichnet worden *). 


Nachdem der Erzbifchof Friedrih vom Eoncis eie — Ri 
lium zu yon zurüdgelommen war, hatte er i y Duotat um ben 
Kirchenrathe der Bifchöfe von Freifing, Paffau, R 


gensburg, Brixen, Chiemſee und Seckau am 29. 7 31, . Dftober 





1) Bei Lambacher, Anhang. p. 69-76. — Brief von Lyon an K. Ottokar 
26. Auguft 1274, . 

2) Anon. Leob. et Chron. Salzb. Anno 1274. — Horneck. oap. 109. — 
Boehmer, Regest. Imper. 225. 

3) Juvavia, Abhandl. 334 (b). 383—384. (a). — Mon. Boic. p. 510. 


%) Anon. Leob. Anno 1274: ,„Suscipiens a Rudolpho sua regalia.“ — 
Juvavia, Abhandl. — Horned. p..128: „Den Sıaden Kai wit rt 


358 Steiermark bis zum Eintritte der 


1274 über den K. Ditofar, wofern er nicht auf wiederholte Mah— 
nung binnen einer Monathsfriſt von verlfeßenden Uebergriffen ab 
tiefe, den Bann, und gegen deffen Lande das Verboth des Got— 
tesdienſtes auszuſprechen befchloffen ). K. Dttofar empfand tie- 
fen Srof darüber, Auf die gewiffe Kunde, daß der Metropolit 
zur Partei des K. Nudolph übergetreten fey, mußte Milota, der 
Statthalter der Steiermarf, fogleich über alles falzburgifche Hoch« 
ſtifisgut in der untern und obern Mark herfallen, ale Burgen, 
ſalzburgiſchen Märkte und Städte in Befid nehmen, alles Gebiet 
mit Feuer und Schwert vermüften und die Leute des Hochftifts 
mit allem Kriegesgräuel graufam bedrängen 2). Dagegen erließ 
K. Rudolph zu Nürnberg, 23. und 24. November 1274, für den 
Erzbiſchof Friedrich und feine gleicherweife verfolgten und bedräng: 
ten Suffragane die urfundliche Verſicherung, daß alle diefe Hand« 
ungen ungefeßliher Gewalt null und nichtig feyn und für die 
Zukunft fein Necht begründen; und daß ihnen Allen nach Aus- 
tragung des Streites mit dem Böhmenkönig in jeder Beziehung 
der vollſtaͤndigſte Erſatz geleiſtet werden ſolle 2). Auch Herzog 
Philipp von Kärnten erſchien in Nürnberg vor K. Rudolph und 
ſtellte mit lebhaften Farben die gewaltſame Weife dar, mie ihn 
K. Ottokar vom Herzogthume feines Bruders Ulrich verdrängt 
hatte. Der römifche König jicherte einftweilen auch diefem die brüs 
derlihen Allode und jene Rehengüter zu, melche er von Rechts— 
wegen vom deutfchen Neiche haben ſollte; und er erließ darüber 
an alle Grafen, Breiherrn, Edeln, Minifterialen nnd Bafallen in 





Piſchof dulden, von dhainen andern ſchulden, wann baz er fi) dem Reich 
macht haimleih, vnd daz er von ym da feinem Regalia nach Gewohnheit 
nphieng.“ | 
1) Ohron. Salzb. p. 374. — Harzheim, Conc. Germ. II. 639 - 641 eteo. 
‚Lang, Regest. II. 440. 


2) Chron. Salzb. et Chron. Leob. Anno 1275.. — Brief des Ergbifchofs an 
K. Rudolph im Lambacher, Anhang. p. 83-84: „Postquam omnes et 
- singuli perierunt in Austria, Styria, Karinthia, qui colebant jasti- 
tiam et Romani imperii legibus paruerunt, postquam fidelis nostra 
devotio removeri non potuit vel mutari, multis tentata terroribus, 
variis illeota promissis, et a rege (Bohemiae) sollicitata quam pluri- 
mis blandimentis: eece quod tali die capitaneus Styriae nomine Regis 
praedieti omnia eccolesiae Salisburgensis praedia, fora, castra et op- 
pida exercitu congregato invasit hostiliter, captis hominibus et ple- 
risque occisis, deductis rebas mobilibus, immobilibus vero per ignem 
et gladiem tam crudeliter devastatis , quod jam de omnibus suis re- 
bus superesse nihil cernitur ecclesiae memoratae, quod non sit ab ho- . 
‚ stibus conouloatum.“ — Horneck. p. 128—129. — Joann. Victor. ibid. 
Pp. 303—304. . 


”) Mon. Boioa. p. 513. — Salzb. Kammerb. im k. k. Geb. Archive. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246-1283. : 359 


Steiermark, Kärnten, Krain und in der March die Föniglichen 
Befehle (Nürnberg, 28. Febr. 1274) '). 


In Steiermark geſchah indeſſen Folgendes: Bi⸗ r Otiotar In Gras, 


fehof Bernhard von Seckau befand fi am 13. Jän: Anmont.Oberburg. 
, , ., Eeig. Offenes Laud⸗ 
ner auf ſeinem Schloffe Wafferberg in der Geil, gericht zu Kobenz. 
und fchloß mit dem Stifte Admont den Umtauſch 
einer Hube, teren Lehensbefißer, Hörige des Stiftes, die bisthuͤm— 
lichen Güter umher vielfach beichädigt hatten ). Im Monate 
Aprit 1274 hielt fih K. Dttofar in Steiermark, und vorzüglich- 
tr Sri auf. Am 13. April erließ. er einen allgemeinen Befehl; 
dag Stift Viktringen gegen die Webergriffe der Landesedeln, Fried: 
rich von Pettau und Meinhard von Zinzleingdorf im freien Ges 
richte und an der Mauth in Drauburg zu befchügen °). Am 16, 
April erklärte er mit Urkunde und Sigille, daß er die Benedik— 
tiner im Stifte zu Dberndurg ganz vorzüglich unter feinen Schuß 
geſtellt wiffen wolle; und daß alle landesfürſtlichen Benmten (prae- 
cipimus capitularibus nostris) diefes Stift nicht nur vor allen 
Befchädigungen bewahren, fondern für alle Beeinträchtigungen 
demſelben fchuldigen Erſatz verfchaffen jollen *). Zu Gräß am 25. 
April 1274 beftätigte K. Ditofar den Karthäufern in Seitz nicht 
nur die Urkunde des H. Ditofar VII. (J. 1186) ; fondern er 
befreite diefes Stift auch von allen Anforderungen oder Steuern 
Dienften und Leiftungen, welche unter dem Namen Burgrecht bes 
griffen werden, auch von den Hofftätten und Kellern, welche ein— 
zeln Nikolaus von Seitz und der Marburgerbürger Wolffard zu 
Sehen trygen; endlich verbiethet er Jedermann, irgend einem Eigen- 
manne der Karthäufer, ohne deren Zuftimmung, die Freilaſſung 


.— 











1) Anon. Leob. Anno 1274: „Philippus ad curiam Regis venit et ibidem 
terram Carinthiam et Carnioliam suscepit de manu Regis in feodo, 
sicut fieri est consuetum.“ — Juvavia, Nachrichten. 380. IV.: „An die 
Comites, Barones, Nobiles, Ministeriales, Vasallos per Carinthiam et 
Carnioliam et Marchiam constitutos.‘ — Er belehnt Philippen mit al- 
len rechtmäßigen Reichelehen. Am 22. Zänner 1276 zu Nürnberg erklärte 
K. Rudolph alle Verträge und Bedingungen, welde K. Ottokar dem Phi- 
lipp von Kärnthen abgebrungen hatte, für null und nichtig, und im Lager 
zu Paffau, 24. Sept. 1276 befiehlt er allen Grafen und Herren in Kärn= 
then nad) erhaltener Amneftie dem Herzoge Philipp Gehorfam zu leiften. 
— Quvavia. p. 380. 381. 

2) Abm. Urk. GGG. 1: „Datum in Geuln. Anno 1274. HI. Idus Januarii.“ 

3) Viktr. Urk. 


*) Dipl. Styr. II. 294 - 295: „Datum in Graetz. Anno 1274. XVL. Xx- 
Maji.‘ . 


360 Steiermark bis zum Gintritte der 


zu ertheilen '). Am 4. September 1274 befreite Papft Gregor X. 
die Karthäufer in Seig und am 28. Dfteber 1274 die Nohnen in 
Studenis von Leiftung des im Lyonerconzilium von den geiftfichen 
Sütern auf 6 fahre in Anſpruch genommenen Zehentantheil$ ih- 
rer Einkünfte I. Zu Perugin am 23. Dezember 1274 beftätigte 
diefer Papſt alle Befigungen, VBorrechte und Emmunitäten des 
Chorherrenftifted zu Seckau 3. Im Dftober 1274 ſaß Dietrich 
von Fulen, Kaftelan und Landrichter zu Dffenderg (judex pro- 
vincialis) in der Gerichtsverſammlung vor der Kirche zu Kobenz 
zu ©ericht. Die Söhne Wigand’d von Minffenberg, Heinrih und 
deffen Brüder hatten alle Wege in dag Feiſtritzthal um Prant 
umher mit gefälten Bäumen verammeln, und 'ſelbſt mit Ketten 
verfrerren laſſen, um das Stift Seckau von der Benügung der 
Waͤlder daſelbſt nuszufchließen. Der Schiedsſpruch vor Gericht 
fautete aber, dnf, Urkunden und bewährten Zeugen zu Folge, das 
Stift feit alten Zeiten ſchon vechtmäffiger Eigenthümer der $ei- 
ftrißmätder fey; und daß fogleich die GewalttHätigkeit der Maf- 
fenberger abgethan werden folle. Als Zeugen ftanden zu Gericht 
und in der Urtheilsurfunde 10. Dezember 1274: Wolfter" und 
Hugo, Ritter von Prank, Wolflin von Hannau, Pillung von 
Kainah, und Hartnid von Hauzenbüchl %). Die Maffenderger 
mendeten fich aber an den Landeshauptmann Milota; auf deffen 
Befehl Ekkard von Dobreng, ring, der Notar, und Bermil, der 
Marſchall, neuerdingg Gericht hielten, und auf Verlangen des 
Propft zu Seckau die Grenzen der Feiftrißmaldung erheben lie⸗ 
fen, um dnrnach den endlichen NRechtsfpruch zu erflillen ; inzwi— 
ſchen ander follten die Hörigen des Stiftes im Gebrauche jener 
Holzungen nicht gehindert werden. K. Dttokar befahl hierauf, 
Brünn, 3. Mai 1275, daß Milota's Anordnung vollzogen und 
beobachtet werden folle >). 


— 





2) Dipl. Styr. II. 73-7: „Datum in Graetz per manum Magistri Vlrieoi 
Protonotarii Anno 1274. VII. Kal. Maji.‘“ An eben dieſem Tage erhielt 
auch das Gifterzienferftift zu Landftraß in Krain eine Beftätigungs- und 
Gnadenurkunde Ottokars (Datum apud Graetz. VII. Kal. Maji) mit Zu⸗ 
weifung von 30 Marten Silbers, um das Stiftsgebäude zu vollenden und 
die Zuficherung des ftiftifchen Zehentbefigers. Urt. im Stifte zu Rein. 

2) urk. von, Geis und Studenitz. | 

3) Dipl. Styr. 1. 235236. 

4) Seckauer Saalbud). 


5) Sedauer Saalbud). 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 361 
Bei feinem Yängeren Aufenthalte in Gteier- _ 3. 1274. 


mark hatte zwar K. Ottokar Kirche und Clerus mit —— — 
Beſtaͤtigungsbriefen und Schenkungen erfreut, aber in Th 
auch durch) Drohungen ihnen neue Eidſchwuͤre der | 
Treue wider Kaifer und Reich abgedrungen ; wie der Erzbifchof 
Sriedrih von Salzburg in feinem Schreiben un den Papft im 
Jahre 1276 andeutete ’). Da verfnınmelten fi im Sommer des 
Jahres 1274 im Nonnenftifte zu Göß eine große Zahl von Stäns 
den und Edelherren des Landes, jn fognr von Ahgeordneten aus 
Defterreih. Man ermog da vertraulich die erniedrigende Bedrüs 
ung der Länder durch Ottokars Zwingherrſchaft, entflammte wech⸗ 
felfeitig den affgemeinen Haß gegen diefelde und fpann Hoffnum⸗ 
gen, bei günftiger Gelegenheit ſich der Tyrannei zu erledigen. 
Berfammelt in Göß waren damals: Bernhard, Biſchof zu Sedau, 
ein Anhänger Ottokars, Graf Heinrich von PBfannderg (vom K. 
Dttokar im Jahre 1268 in Haft gehalten), Wulfing von GStuhen» 
berg und Ulrich von Lichtenftein (Beide von Dttofar mit Verluft 
vieler Burgen beftraft), die Minifterinlen Herrand und Hartnid 
von Wildon (welche gleichfalls fchon Ottokars argwöhnifchen Zorn 
empfunden hatten), Dtto, der Jüngere, von Lichtenftein, Hartnid 
von Stadekk, Wulfing und Drtolf, Brüder zu Zremenftein, Dtto 
von Perneck, Meinhard von Zemilsdorf, Otto von Ernfeld, Hein: 
rich und Otto, Brüder von Ernfeld, Heinrich von Puchheim, defs 
fen Sohn Albero, Sring, Pfarrer von Pölau, Uri, Pfarrer 
von Straßgang, Wernher, Pfarrer zu Napotenfirchen; viele ftei- 
rifche Vaſallen (milites terrae Styriae), und viele adeliche Ritter 
(et alii nobiles milites), -Effard von Dobrenge, Wernher. von 
Haus, Alhoch, Hauptmann auf Radkersburg, Henulo non Zuln, 
Albert und Dtto, Brüder von Luttenderg, Dietrich und Leupold, 
Brüder von Friedberg, Drtolf und Dietmar, Brüder von Stret- 
wi, Hermann, Dito und Herwik, Brüder von Rrotendorf, Kon⸗ 
rad und Walther, Brüder von That (de Valle), Wolffer von 
Khegel, Hugo von Donnerftein, Heinrich, genannt Steibnich, Ul- 
rich Mönch, Nikolaus von Lengendurg, die Dienftleute (Clientes) 
Dito, Graf von St. Peter, Heinrih, Wigand und Albert, Brü- 
der von Moaffenderg, Gebolf von Khumenberg, Diepold, deffen 





1) „‚Sanotae sedi apostoliene et Romano imperio proterve resistere di- 
sponebat, non solum a Nobis verum et ab inferioribus Praelatis exi- 


, uns 


362 Steiermark bis zum Eintritte der 


Sohn, Hertelo von Leoben, Dietmar von Mür, Dito von Pu- 
zeit (Paffait), Dito von Kahlenberch, Ruger von!Linsberg, Jun⸗ 
gerich von Tulln, Konrad von Hartensdorf, Heinrich von Jude— 
moye, Walhun von Strombach; die Bürger (cives): Volkmar 
von rät, Dietrich und Martin de Riverarii, Ulrich und Leu⸗ 
told Wakal, Konrad Venter Sniterinus, Leo von Wenil, der 
Notar Pölzlo, Ludwig Albnär, Erneſt Leobman, und Jauslin, 
Bürger von Wien, Herrmann, Amtmann von Göß, Heinrich Bama- 
rus von Hefnarn, Ulrich von Judendorf, Zuitold von Göſſe, Fried- 
rich der Kellner u. v. A. Auch Meifter Conrad, der Landfchreiber 
von Steier war zugegen, aug deffen Urkunde wir diefe Verſammlung 
fennen, worin die Aebtiffin Herburgis mit der Dechantin Wentala 
und dem ganzen Nonnenkonvente ihre Stiftsgüter zu Baumgarten 
bei Zulin in Defterreich mit allem Zugehör und Renten an ®eld, 
Wein und Getreide für zwei nlodinle Höfe und eine Hube zu 
Miertendorf, welche von SHerbord von Utſch, deffen Gemahlin 
Kunigunde und Kindern erfauft worden find, an den oben genann- 
ten Landfchreiber Conrad, deflen Gemahlin Cyſta, und Kinder 
vertaufcht hat ').. Guitta, Tochter des Friedrich Schodram und 
Wittwe Hermanns von Horenberg, nahm dag Nonnenkleid in 
Mahrenberg und fchenkte bei ihrem Eintritte ihr freied Eigengut 
zu Buch bei Judenburg und zu Mitterdorf bei Voitsberg dem 
Stifte am 22. Februnr 1274 vor den Zeugen: Cholo dem S$üns 
gern von Seldenhofen, Heinrih, Prior von Friſach, und Dffo von 
Emmerberg ?). An der Kirchenverfammlung in Lyon im Jahre 
1274 hatten der Erzbifhof Friedrich von Salzburg und der Se: 
Fauerbifchof Bernhard perfönlihen Antheil genommen. Der Leb- 
tere fendete von Lyon am 25. Auguft einen Ablaßbrief nach Stei⸗ 
ermarf für alle diejenigen, melche zum Wiederaufbaue der Dom- 
firche zu Negensburg milde Beifteuer leiſten wollten ). Nach der 
Rückkehr von Lyon berief Erzbifhof Triedrih eine Synode nach 
Salzburg, an welcher die Bifchöfe von Sedau, Freifing, Paſſau, 
Regensburg, Briren und Chiemfee nebft vielen Bröpften und Prä— 
laten Antheil genommen hatten. Hier wurden die Befchlüffe des 
Lyonerkonziliums, die dort aufgerichtete neue Regel für klerikali— 








1) Dipl. Styr. I. 90-93: „Actum et datum in Gösse. Anno 1274. VI. 
Kal. August. \ 

2) Marb. Urkunde. 

3) De Lang. Regesta. Ill. 436. 


Habsburgiſchen Fürften, I. 1246— 1283. 363 


ſches Leben, dann die Anordnungen der Synode zu Wien (1276) 
befannt gemacht und zur Einführung und ftrengen Haltung ein« 
gefhärft; insbefondere wurde das geiftliche Spiel, welches man 
indgemein dns Knabenbisthum (KEpiscopatus puerorum) nannte, 
ftrenge verboten und dns Verboth gegen die herumirrenden Schü- 
fer (vagi scholares) erneuert '), | 
' [4 
Die Hauptgegenftände der Beſchwerde und der un gi af 
Nechtsforderungen von Seite K. Rudolphs gegen. Ottofar gegen Kal. 


fer und Rei. Bis 


K. Dttofar waren, daß er ihn als rechtmäßiges ——— 
Oberhaupt des deutſchen Reiches nicht anerkennen, Yierdüftemtzichs 
und die Belehnung aus der Hand desſelben nich ri 


empfangen wollte; weshalb auch nach den Geſetzen des deutfchen 
Reiches der Beſitz der Reichsfürſtenthümer Defterreih, Steier, 
Kärnten und Srain ein mwiderrechtlicher war 2). K. Dttofar mar 
auf dem Enge zu Würzburg im Februar 1275 nicht erfchienen: 
er wurde daher auf die nÄächfte Reichsverſammlung in Augsburg 
befchieden 2). Er hörte inzmwifchen nicht auf, die Partei deg K. 
Alphong vorzüglich in der Lombardie gegen K. Rudolph I. eräftigft 
zu unterftüßen. Die ernftlihen Bemühungen des Papftes zur Ver: 
fühnung waren fruchtlos*). Aber auch auf dem Neichdtage zu 
Augsburg (? (Mai 1275) wollte 8. Dttofar weder perfönlich dem 
K. Rudolph 1. hutdigen, noch die Neichslehen muthen; fondern er 
fendete nur den Bifchof Bernhard von Sedau dahin, um Bes 
fehwerden vorzubringen und feine Sache zu vertheidigen )). Wie 


2) Chron. Salzb. Pez. I. Anno 1274. — Dalham, Concil. Salisb. 117. — 
Und früher noch wegen Sammlung von Geldbeiträgen für Paläftina. p. 
113—116; wozu nicht weniger verlangt worden find, als bie Zehenten 
aller geiftlichen Güter auf 6 Zahre. Juvavia, Abhandlung. p. 206. 

2) Horned. p. 124: »Daz hört er in fein Dr — daz dem Kunig geſagt warb 
von ben Fürften gemain, daz Kernden und Krain, darczu Steyr und Des 
fterreich und ander Gut dem Reich nach rechtes Lehen Orden letig find wor: 
den, p- 124, alfo waz er het inne, daz gehört zu dem Reich, als Steyr 
und Defterreich, daz hat er an Urlaub, daz er dem Reid) daz wider gäb, 
ane Pit, und ane Twal.« — Und K. Rubolph felbft fagt in feinem Schrei: 
ben an Papft Gregor X.: ,‚‚Controversiam, quae inter nos et ipsum 
(Ottokarum) pro bonis Imperii vertitur, oooupatis ab ipso — auotoritati 
Apostolicae exponimus dirimendam.“ — Lambacher, Anhang. p. 72. — 
Und in einem fpätern Schreiben an den Erzbifhof zu Salzburg: „Sane 
quum ad recuperandum possessiones praeolaras Imperii per cundem 
haotenus occoupatas, signa movere disponamus !““ 


3) Horned. p. 122. — Chron. Colmar. ap. Urstis. II. 11. 47. 
4) Rauch, Defterr. Gefch. III. 494 - 497. 


°*) Joann. Viotor. ibid. p. 305—306. — Horned. p. 122: „Nu fah man 
dort her zogen zwen Pfaffen leiz die warn dunkig und weh er 


364 Eteiermart bis zum Gintritte der 


der fein ſtrengſtes Verbot und troß der forgfältigften Bewademg 
hatten ſich mit einigen öfterreihifchen Landherren aud aus der 
Steiermark Hartnid von Wildon und Friedrih von Pettau im 
Augsburg eingefunden ',. Mit großer Kühnheit und als Meiſter 
fophiftifher Rednerlünfte ſprach der Seckauerbiſchof in der Reichs⸗ 
verfommiung (vir peritus in jure canonico et civili) ) fo, daf 
K.Nudolph I. felbft ihn mehrmals unterbredhen und an die Sitte 
und Rüdficht erinnern mußte, welche man den verfammelten Für⸗ 
ften fhuldig fey. Der Seckauerbiſchof, wiewohl ganz; Herz md 
Geiſt für König Ottokar, vermochte aber doch mit all feiner &e- 
mwandtheit und Redefraft nicht zu widerlegen die unmwiderlegbaren 
Beſchuldigungen, welche Friedrih von Pettau und Hartnid von 
Wildon Saut ausgeſprochen hatten: mie tyrannifch und graufem 
gegen Recht und Satzungen ihrer Handveſten und des Reiches K. 
Dttolor feine Zwingherrfhaft in Steiermarf übe, in einem Reiche: 
fürftentyume, für deffen Beſitz er keine andere Rechtstitel, als die 
Gewalt der Waffen und mwiderrechtlicher Ufurpation habe! ?) Auch 
den wiederhohften Beſchwerden des Erzbifchofes Friedrich von Salz: 
burg gegen K. Ottokars rohe Gemwaltthätigkeit mit allen falzbur- 
giſchen Landen und Leuten in Kärnten und nuf den jteierifchen 














ain waz Pifhof Wernhart, der vom Kunig von Pehaim wart zu vorfpre 
hen dar gefannt.“ — Auf feiner Reiſe war Bifchof Bernhard am 16. 
Mai in Straubing und ertheitte für den Aufbau der St. Nikolauskirche 
einen Ablaßbrief. de Lang, Regesta. III. 460. 


1) Schon Anno 1272 fagt ber Anon. Leob.: ‚Tandem hic Philippus cum 
Baronibus Styriae Domino de Vildonia et Domino de Lansee ITEBE- 
esere et Wildonia) et aliis Regem Rudolphum adierunl, ipsum ipde- 
centes ad hoo, nt descenderet, et Ducatum Austriae &6 Tarinthiae de 

. dominio Regis: aufferrst Botremiae.‘“ T 

2) Horned. p. 123: „Alle, die fein Red horten, bie jahen, er het von Bots 

» Gunft zu großen Witzen und Chunſt ain Zung, dew wer fnell, raid nnd ſynibel 

mueſt fein Rebe wefen, er het dacz Padaw gelefen, daz defretal und baz 
! Dekret manige Red er da tet, möchten ſy die Zain haben vernommen, & 
, wer ym hartt, vbel chom bo verftunden fy feine nicht.“ 

2) Horned. p. 128—129 fagt hiervon nichts; nur von der Flucht des Hart⸗ 
nid von Wildon aus dem Lande fpridt er. Anon. Leob. Anno 1075: 
„Hartnidus de Wıldonia dicentes inter caetera Regi: cur tastopere 
torpeat et oppressis tam orudeliter per Ottakerum non suceurrat et 
regni justitiam non requirat ?°“ — Chron. Austriao. ap. Rauch. 1278: 
„la die cessavit jugum Bohemorum super Australes, Styrienses, Ka- 
rinthianos, quos indebite per longa tempora afflixerunt; quosdam etenim 
nobiles idem rex ad oaudas equoram per coivitatem traxerat suam, ul- 
timo catenis ferreis ad commune patibulum suspenderat, quosdam eti- 
am in turribus auis Viennac oombussorat, alios decollaverat, taliaque 
et similia multa ipse et sui homines perpetraverunt.‘‘ — Anon: Loob. 
Anno 1276 (1278). — Hornet. p. 122 — 124. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 365 


Marken wußte Bifchof Bernhard weder Entfehuldigung noch Wi- 
derlegung entgegenzufeßen. Wohl aber hatte er durch Haltung 
und Rede alle anwesenden Reichsfürften fo fehr erbittert, daß ſelbſt 
fein Leben in Gefahr ftand, und feine Abreife nur durch das fö- 
nigliche Geleite felbft gefichert worden ift ’). 


Hierauf wurde K. Dttofar einftimmig von allen 3. 1273. 

K Dttokar wird in 
Fürften in die Neichgacht erklärt: meil er dem „nie Reictaht een 
Oberhaupte des heiligen deutfchen Reiches Gehor⸗- Zerrüdung feiner 
fom und Pflicht vermweigere, und weil er die, dem rpber. 
Neihe nach Geſetz und Necht heimgefallenen Länder mit Gewalt 
vorenthalte 9. Auf Befehl des K. Rudolphs eilte der Burggraf | 
Sriedrih von Nürnberg nach Prag, um diefen Spruch der Reichs— 
verſammlung dem K. Ottokar fund zu thun, Defterreich, Steyer, Kärn- 
ten und Krain als heimgefalene Reichsfürftenfehen im Namen des 
Kaiſers und des Reiches zurüdzufordern (orta est discordia — 
pro quibusdam terris et munitionibus pertinentibus Imperio Ro- 
mano, quas Rex Bohemiae temere ac violenter jam dudum posse- 
dit, insuper Regem Romanum notabiliter contemnens, — befngen 
ganz richtig die Chroniften) und ihn auch wegen Ungehorfam und 
Verachtung des Reiches auf dem dritten Neichstäge, der Länder 
Böhmen, Mähren und alles dazu Gehörigen verluftig zu erklären ®). 
Darauf antwortete K. Dttofar: „haiſt fehon die Furſten und den 
„Kunig varn, ich pin nu wol chomen zu den Jarn, daz ich mid) 
„berfinne, auf Fluft und auf ©eminne, der Vodrung ift nin tail 
„ze vil; wenn ich fol, fo wil ih Em gern wifßen fan, waz Ned: 
„tens ich han, auf alle dieſew Land, dem jr mir vor habt genannt: 
„Ez ift wiſßenleich, daz mir auf Defterreich mein fram dew Ku- 
„nigin Margret dem Recht, dew ſy darauf het, vor Pfaffen und: 
„dor Layen gab: fo fag ich Em, daz vrhab, wie mir ward Steyr 
„undertan, mit meiner Hannt ich daz han den Ungarn ab erftris 
„ten, vnd han darumb erliten manig Angft und Not.» —P.125: 


12) Anon. Leob. Anno 1274: „Qui vix obtento securitatis conductu ina- 
niter ad suos dominos sunt reversi.“ — Hagen. Anno 1274. — Per. 
I. p. 1086. — Horneck. p. 123: „Der Pfalzgraff fprah: Ey muß vers 
golten werden mit fein fetbs Pluet ob mich der Helle Glut ymmer ſcholde 
brennen!“ 

2) Joann. Vict. ibid. p. 305—306. — Anon. Leob. Anno 1274: „‚Otto- 
kerus in suis juribus, offieiis et feodis ab imperio dependentibus 
communi omnium sententia sunt damnati.‘‘ 


3) Anon. Leob. Anno. 1274 (1275). — Eambadher. p. 149 (a). 


366 Steiermark bis zum Eintritte der 


vich wer nin verdorben Zag, wann ich ym zwai folhe Lannd durch 
„Foricht hincz Swaben fantt alß Defterreih ond Steyr; ey fol 
„e manig Geyr Ezzens merden gefremt, ee er Mirs ab erdremt.” 
— Nach Recht und Gewohnheit im deutfchen Reiche blieb nun dem 
König Dttofar nichts weiter übrig, als binnen Frift von Sahr und 
Tag auf einer neuen Reichsfürſtenverſammlung fich perſönlich zu 
verantworten und zu vertheidigen. Noch einmal verfuchte Papft 
Gregor X., aber vergebens, Unterwerfung und DBerföhnung zu 
vermitteln '). Die Folgen der feierlich nusgefprochenen Neichsacht, 
und die Zufunft ſelbſt feft im Auge, fuchte K. Dttofar diefelben 
durch Furcht und Schrecken von feinen Ländern ferne zu halten, 
oder in ihrem Beginne ſchon niederzufchlagen. Alle geiftlichen und 
weltlihen Männer von Würden und Macht mußten fehwören, 
feinem, von wem immer gegen ihm gerichteten Befehle Folge zu 
leiſten 2). Er drofte jedem Uebertreter Städte, Burgen, Höfe und 
Leute mit Feuer und Schwert zu vertifgen °). Befonders ließ er 
allen Miniſterialen und Edelherren, von melchen er Zuneigung 
und Verbindung mit K. Rudolph wußte oder ahnte, feinen grau 
famen Grimm empfinden : er behandelte ihre bereits feftgefeten 
Geißeln, Kinder und Angehörige, Burgen, Befißungen und Une 
terthanen mit der graufamften Härte. Viele, wie Hartnid von Wit: 
don, mußten Hab und Gut verlaffen, und aus dem Lande flie- 
ben *). Der Erzbifchof Friedrich von Salzburg war durch kirch⸗ 





1) Schreiben des Papftes in Lambacher, Anhang. 72. — Reynold. ad An- 
num 1275. 

2) Erzbiſchof Friedrich von Salzburg in feinem Schreiben an den Papſt. S- 
1276: ,‚Postulavit etiam (Ottokarus) ut jure jurando et aliis diversie 
cautionibus caveremus eidem, quod nec ad mandatum sedis Apostoli- 
one, nco praetextu sententiae vel praecepti a quocunque hominum pro- 
ferendi aliquid fecerimus, quod & proposito suo distaret.‘‘ 


3) Hagen. Anno 1274. p. 1086: „König Ottofar nahm hincz den einen 
grofien Archwonn, und alle Schlöffer befegt er mit Bäften.“ — Unrest, 
Chron. Carinth. p. 503: „Kunig Ottokar wen große Orkwon zu alle 
den feinen und befegt die Schloß Oftergic, und zew Steyr mit Pehajm 

; und feliche große Belchwering, die Kunig Ottofar den Landtlewten bemeißt, 

„ verpflichtendt ſich die Landtlerwte zu DOfterreich und zu Steyr zu Kunig 

3 Rudolffe. Und da das K. Ottokar inne ward, da nam er von jedem ein 

GChindt zu Geyßl und legt alle auf ein Veſte zu Pehaim.“ 

6 Horneck p.128: „Nu enwaiz ich nicht, waz man hat gepramen auf Bern 
Därtneid von Wildon, den fach) man vil gedon, daz Lannt dacz Steyr raw⸗ 
ben, er foitcht, wolt er ſich ſawmen, ez chem leicht von ym daz Mer als 
von dem Marnberiger. Darumb er nicht lenger pait, zu Kunig Rubols 
fen er rait; ber enpheng jn «halt wol, waz ein Mann reden fol, ber 
umb Hilf gern wirbt, ich wen, daz dez icht da verdirbt. Er reit und pat 

fleiſſiagleich, daz der Kunig ſolt dem Neid, diſew Tanıt in ipeinan. Kerr, 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246--1283. 367 


liche Gewalt und Würde und durch politifhe Macht des reich- 
ften Güterbeſitzes in Kärnten und auf den fteierifchen Marken der 
einflußreichfte Kirchenfürft. Diefen bedrängte er nuf allen Geiten, 
nnd mit Erbitterung. Als der Metropolit allen Lockungen und 
Drohungen, mit ihm ein Schuß: and Trugbündniß wider Kaifer 
Rudolph zu fchließen, unerfchütterlich mwiderftand: mußte der ſtei⸗ 


ermärfifche Statthalter Milota Feuer und Schwert in die Salz 


purgerfähde tragen” und "ane Graüſamtelten däſelbſt verüden 9. 
Geden fſolche geſetzloſe Webergriffe entwickelte der Erzpiſchof, in 


Treue und Ergebenheit an K. Nudolph bis zum Tode entſchloſſen), 


ungemeine Thaͤtigkeit, gewann ſich zahlreiche Anhaͤnger, bewaffnete 


insgemein zahlreiche Vaſallen und Heerbannsſchaaren, und berich⸗ 
tete dem deutſchen Könige von Zeit zu Zeit alle dieſe Anſtalten 


durch Briefe und eigene Sendboten °). 


Ew mag nicht miflingen, ob jrs flewechleichen tut, -feint fo dinfthaften . 


Mut, daz Lanntvolkch hat zu Ew. Herr, Herr Kunig, umb dew Rat id) 
Em, dazir gacht fr bedurft nicht groffer Macht, zu den bie jr dort vinbet, 


dauon nicht erwindet, vnd wefft jr der Lannde Gut Ewr Sin und Ewr Ges 
mut Tiez euch der Raiz nicht enpern. Der Kunig ſprach: ich tun gern, . 


waz dem Reich nucz ift, paide nu und zu aller Friſt.« — Ehron. Austr. 
I. Anuo 1275: „Item Hertnidus de Wildonia in Styria, Wernhardus 


de Wolfkerstorf in Austria receptis occulte Rudelphi celecti literis et . 
vana spe seducti regi Bohemiae sc opposuerunt. Quos idem Rex toto ' 


prosequitur nisu et obsedit: Nam heredes ipsorum, quos sıbi prius 
olsides dederant, jubet machinis parentibus jacere ante ora, quo viso 
parent&s, misericordia moti sunt, munitiones regi tradiderunt. Hert- 
nidas vero de Wildonia receptis suis heredibus relictisque hereditati- 
bus, metas regis Bohemiae sine spe redeundi penitus sunt expulsi$ 
alii vero sunt regis gratise reconciliati.‘* — Anon. Leob. Anno 1275: 
„Bodem Anno Australes nobilem virum de Wolfgerstorf dirigunt ad 
Rudolphum 3 venit et Hertnidus de Wildonia de partibus Styriae ad 
eundem, uterque suorum contribulium et terrae angariam deplorantes, 
regi inter caetera dicentes, our torpeat et oppressis tam crudeliter 
per Otakerum non succurrat et regni justitiam non requirat ?“ — 
Horneck. p. 129: „Die Swer und bie Annd lait Steyr und Oefterreich, 
Chrain und Kernden geleih. Da warb dacz Volkch verjakt in folher gro= 
fer Zaghait, daz ſy an fremden wurden krankch, daz fein Gevert macht fo 
lankch Chunig Rudolf hernider,“ | Ä 

1) Schreiben. des Erzbifchofs an K. Rudolph. Lambacher, Anhang. p. 84—86. 
— Hagen. p- 1086. 

2) Lambacher, Anhang. p. 87: „Sed prius-vita, quam fides mihi deficiet, 
neo a testimoniis tuis, in quibus legem et fidem posui, declinabo ! — 

3) Brief des Erzbifchofs Friedrich an den Kaifer. Lambacher, Anhang. p. 86 
—87: ,„Domine oarissime, quidquid hactenus apud illos homines et 
eorum negotiis ordinavi, hoo fere totum per istius hominis, Notarii 
mei, ministerium exsequebar. Cujus diligentiam, quanta fuerit, com- 
mendant et probant opera veritatis. Hunc nuno ad vos mitto, ut ex 
suis sermonibus et aliis oertis indioiis, . quae vobis ostendet, «& wi 


laboris frequentiam et propositum. illorum hominum vaoldgaxs- vehtaupe 


2 ee 2 — 


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368. Steiermark bis zum Gintritte Der 


he ae Indeſſen erteilte K. Ottokar zu Brünn am 6. 
Fan Beim Aheren. April 1275 dem Stifte St. Lambrecht wegen deſſen 

befonderer Treue und Ergebenheit (ob sincergedi- 
lectionis affectum, quem erga nostram gerunt excellentiam‘) 
einen Beftätigungsbrief, morin er zugleich als Vogt alle Leute 
des Stifts in feinen befondern Schuß nimmt, und den Kaftellanen 
zu Grazzlupp aufträgt, von dem Stifte, und befonders von dem 
Gotteshaufe Diarinhof, nie Bedrückungen ferne zu halten und 
feibft Eeinerlei Anforderung zu thun '). Am 6. Sänner 1275 
hatte K. Ottokar auch zwei Befehle an Milota, den Statthalter 
in Steiermart, und an alle Richter im Lande gefiegelt, alle Bes 
ſitzungen und Rechte des Chorherrenftiftes in Seckau fräftigft zu 
ſchützen, und vorzüglih den Landrichtern und den Burggrafen 
Dietrih von Culm und von Offenburg nufzutragen, die Gerichts. 
eınmunität desfelben Stiftes über Befitungen und Hörige im 
Landtheile zmwifchen der Graden und Liefing nicht verfeßen zu 
laffen und das Stift in Ausübung des Gerichtsrechtes über def. 
fen Leute nirgends zu hindern oder zu beeinträchtigen ?). lei: 
cherweiſe erließ K. Ditofar an den Burggrafen Dietrich von Of⸗ 
fenburg und an die Bürger in Knittelfeld die Andeutung, daß er 
dem Stifte Seckau erlaubt habe, in der Ville Feiftrig bei Prank 
eine Taferne zu errichten und zu unterhalten, zum Ausſchanke von 
Bier, Wein und Meth, welches Recht unnerfeßt zu Taffen fey. 
Am 19. Auguft 1275 hielt Ekkard von Dobrenge auf Befehl des 
Landeshauptmanns Milota äffentliches Gericht vor der St. Egy⸗ 
denpfarrfirche zu Gräß mit Iring, dem Kanzler (Noötarip), und 
dem Marſchall Berwik. Heinrich von Maffenderg in feinem: und 

magis quam ipsis oaretis prospicere, attendentes, sub quanto vitae 

anae pericule. vestrae gratiae ae submittant. Inter spem et metum 

‚fluetuant, et utinam desperatio, quam mora vestra posset inducere, 

illorum pawperum fiduoiam non submergat. Quidquid negleotum fue- 

rit hao aestate, vix de :cetero oonvalescet. BPooe quia propter te relin- 

guunt omnia, et se ipsos exinaniunt, Quid ergo eis eris? Esto eis 

turris fortitudinis a facie inimici. Hoc teneo tanquam certum et 

verum, quod omnes et singuli, qui ad te venient et venerunt, laetan- 


ter intrabunt tecum, et pro te mortis periculam subibunt neo si eos 
tecum mori opportaerit, te negabunt.‘ 


2) Saalbuch von St. Lambrecht: „Datum Brunae. Anno 1275. VIII. Idus 
Aprilis.“* In diefem Jahre erlaubte auch Abt Gotſchalk zu St. Lambrecht 
dem Ulrich Reiſacher feine ftiftifchen Lehengüter in der Grazniz im Afflenz⸗ 
thale dem Dietmar Märty, Sohn Dietmar’s des Aelteren von Stretwich 
auf Wieberlöfung um 40 Marten Gelbes zu verkaufen. - 


2) Zohan. Ur& — Dipl. Styr. I. 236: „Dileoto fideli suo Milota capita- 
aeg Styriae, Datum. Viennae VII. Kal. Fehrunrii. | 





Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 369 


feiner Brüder Namen. war erfehienen mit Drtolph, Propft zu Ges 
au, um: ihren noch fortwährenden Streit wegen der Wnldungen 
in. der Feiftrig bei Prank entfcheiden zu laſſen. Jedoch das Ge— 
richt beſchloß, worerft noch eine örtliche Beſchau vornehmen zu 
laſſen, bis zu deren Beendigung aber den ſeckauiſchen Unterthanen 
das Holzrecht in jenen Forſten ungeſchmaͤlert zu verbleiben haben 
fole ’). Bon Azchoras erging am 30. Auguft 1275 ein anderer 
Befehl K. Ottokars an den Landeshauptmann Milota, dem Stifte 
zu Rein die jährliche Nente, fo demfelben von einem Salzwerke in 
Auſſee gebühre, auf das Genaueſte bezahlen zu machen ). In die- 
fem Jahre, 1275, ftand der Erzbifchof Friedrich, in Fehde mit 
Engelſchalk von Reichenburg. Bei der Sühne mußte diefer eidlich 
geloben, die ihm auferlegte Buße pünktlich zu Yeiften und fich auf 
jede Forderung des Erzbifchofed zu ftelen (Leibnitz 30. November 
1275). Eben zu diefer Zeit gab Meinhard von Traberg dem Non« 
nenflofter zu Mahrenderg Moauthfreiheit bei nen feinen Durd)- 
fahrten in Drauburg. Am 5. Dezember 1275 fehenfte die Epital: 
meifterin Mathilde dem Stifte Göß eine ewige Oültenrente in der 
Pfarre Bruck. Dito von Kammern war dabei Zeuge. 


Der ungemein ausgedehnte Befig an Land und „Er gen 
Leuten auf den fteirifhen Marken, in Unter: und rich IL, ° 
Dberöfterreich, in Baiern, im Salzburgergebiete, in 

Kärnten und feldft in Friaul hatte in der unheilvollen Epoche feit 
dem Tode H. Friedrichs des Streitbaren das Gtift Admont mehr 
denn: jedes andere vaterlaͤndiſche Stift den Uebergriffen der Ge— 
feßglofigkeit und den Raͤubereien der Edelherren preißgegeben. Die 
vielen, zerſtörungsvollen Fehden Philipps von Kärnten 9, die 
Heerzüge K. Ditofarg, die Laft der, von ihm von Jahr zu Jahr 
gefteigerten und durch ne Mittel der Tyrannei gehobenen Ab: 


1) Johanneums⸗Urkunde. 


2) Reiner Urf.: „„Dileoto fideli nostro Milotae, capitaneo Styriae — cum 
salina in Ausse fuerit de proprietate monasterii de Runa, et ipsi 50 
Marcos sunt annis singulis de eodem ordınatae, tibi sub. obtentu no- 
strae gratiae praecipimus firmiter et praacise, quatenus Abbatem 
dieti monasterii faoias in peounia ejusmodi modis omnibus expedire. 
Nam in nullum easum carere volumas, quın Abbas et fratres. mona- 
sterit supradicti in praefatis 50 Marcis expediantur.‘ 

3) Die Urkunden befagen: „Groſſe Schäden und Beſchwernuß — in Ranfen 
mit Prant, Rauben, Manflechten und Beraubens der Leut.* 


Geld. d. Steiermark. — V. DD. WM 


370 Steiermark bis zum @inteitte der © 


5 


gaben, endlich auch Zwietracht und Gewaltthaätigkeiten im Innern 
hatten dies Stift beinahe einer gänzlichen Auflöfung zugeführt. 
Dn drang i in einem jungen Stiftspriefter, Heinrich, Geiſt und Kraft. 
hervor °). " Biefer junge Mann ftemmte dem zum Falle ſich nei- 

genden Haufe mächtig und unerfchroden feine Schultern unter; 
und er hat nicht nur den Sturz gänzlich abgewendet, fondern Ad⸗ 
mont auf eine hohe Stufe von Glanz und Wohiftand gehoben. 

Heinrich war ‚auf einem großen Hofe zu St. Wardburgen bei St. 
Michael an der Ließing geboren, als Knabe in Admont erzogen, 
zum Priefier geweiht und ‚vergelübdet worden. Brühzeitig im wich⸗ 

tigen Amte eines. Spitalmeifters (Hospitalarius) bewährte Hein: 
rich ſolche Eigenſchaften, daß er zum Dbernerwalter aller Stifts- 
güter ernannt wurde. Der Wohlſtand des Hauſes wuchs ſeitdem 


ungemein empor. Durch Alter und Krankheit geſchwaͤcht, entſagte 


Abt Albert freiwillig ſeiner Wuͤrde; und das Stiftskapitel eilte, 
den kräftigen Heinrich zu feinem Vorſteher zu erwaͤhlen ). Diefer 
wird der Monn feyn von vorherrfchendem Antheil und durchgrei- 
fendem Einfluß bei allen Begebenheiten in Steiermart big zum 
Schluße diefes Sahrhundertes !— Gleich im Anbeginne feiner Ab— 
tenwürde beglüdte ihn der Salzburger Erzbifchof mit Beftätigung nI- 
ler, von den bisherigen Metropoliten dem Stifte Admont ertheils ' 
ten Befitungen und Vorrechte (Leibnitz, 9. November 1276), und 
mit einem offenen Befehle an alle Prälnten, Erzdiatone, Pfarrer 
und Kirchenvorfteher des geſammten Erzfprengelg (20. Mai 1276), 
die ndmontifchen Priefter, welche zu predigen nusgefendet find, 
um für den neuen Bau diefes Stiftes Beiträge zu fammeln, nicht 


? Bon diefem Manne fchreibt fein Todfeind Ottokar von Horned p. 170— 
171: „Man gicht, dag er geporn fey von. bem Lannd hie, vnd do er daz 
’ Alter vie, daz er folt wicz war nem, bo lieg er fi ch geczem Wicz in ſei⸗ 
ner Jugent, vnd aller der Tugent, die haben fol ein Shloftermann. Bnezt 
daz ber Abt fi verfan und auch die Sammung, daz derfelb jung für few 
“ all nucz wer, bag er wurd Chelner. Bei dem Ambt er ſich enthielt, daz er 
, fölher wicz wielt, damit daz Ghlofter ward entladen von Gelt und von 

grofßen fchaden darin fy gevallen waren vor. bey manigen jarn von ber 
Aebt Vnbeſichtichait. Nu phlag er grozzer Aribait, paide fpat und frue, 
daz ſy yr Not vberwunden. Darnach in churczen Stunden daz Ghlafter an 
x Abt belaib, die maift Menig darczu traib, daz er zu Abt warb genom. 

Daz er dez warb vberchom daran geſchach dem Glofter wol, bey feiner 
Zeit ward fo viel Ghefften und Keller, daz bez chlofler Lewt Heller nie 
wart feit der Zeit leng fainer Stifft angeng. Er ſchuef bez Goczhaws 
frum, daz er von ſeinn Weiſtumb weit ward erchant.“ 


2) Saalbuch III. 38. 


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Babsbutgiſchen Fürſten. 9. 1246-1283. 371 


nur nicht daran zu hindern, fondern in Allem Eräftigft zu unter 
jtüßen N. ı 


Bereits vertraut mit dem Charakter und den „ I; 1276 
orbereitungen in 


Beftrebungen des K. Qttokars fuchte K. Rudolph ee ne 

feine Macht zum bevorftehenden Reichskriege mit Dttofat. 

aller Kraft und politifhen Klugheit zu ftärken. Die 

Berbindung mit dem mächtigen und hochangefehenen Grafen Diein- 
hard von Tyrol durch eine Heirath zwifchen deflen Tochter Eli« 
ſabeth und dem Laiferlihen Bringen Albert I.; die Verſöhnung 
mit Herzog Heinrich von Baiern und die Verheirnthung des Soh⸗ 
nes Dtto mit der königlichen Prinzeffin Katharina; der Bund 
zwifchen den ungarifhen Magnaten und dem Prinzen Ladislaus 
und Andreng, welcher gleichfalis eine Tochter des Kaifers zur Ehe 
erhielt, — und die Einigung mit dem mächtigen Patriarchen zu 
Aquileja 7) waren hierzu die flug berechneten und entfcheidenden 
Schritte. Erzbifchof Friedrich von Salzburg, mit Leib und Seele 
für K. Rudolph und deffen mächtigfter Beförderer in ganz inner: 
Öfterreich, erhielt in einem vertraulichen Schreiben des Kaifers die 
Mittheilung des bereits feftgefeßten Kriegsplanes gegen K. Ditofar 
und die Bitte, dem Sohne Albrecht mit feinem Heere freundli- 
hen Durchmarfch durdy die Hochſtiftsgebiete zu gewähren 2). Dn. 
gegen arbeitete aber nuch Biſchof Bernhard von Secau mit Küfn- 
heit und Nachdruck an Aufrechthaltung und "Berftärtung de der böh- 
nifhen Partei und Regierung im Lande Steier und Kärnten. 

In einer. allgemein verbreiteten Schmaͤhſchrift verdaͤchtigte er K. 

Nudolphs Charakter und Sache. Unaufhörlich eilten feine Send. 
boten An' R. Difotar⸗ Der Er biſchof Friedrich, der mit Bifchof 
Konrad von Sreifingen in die Steiermark gekommen mar, dachte, 

ihn von K. DOttokar abtrünnig zu machen. Alle Warnungen und 

Drohungen jedoch waren vergeblih; und Bifchof Bernhard ſchalt 


24* 
1) Adm. Urk. C. 4. A. 101. 
2) Lambacher, Anhang. Schreiben K. Rudolph p. 90—98. 
3) Lambacher, Anhang. p. 88—89. Von dieſem Erzbiſchofe ſagt K. Rudolph 
in einer Urkunde, Wien 21. Juli 1277: „Diotus prinoeps post diversa 
perioula et labores plurimum sumptuosas, quibus se suamque eccle- 
siam pro salvam a republica infatigabiliter oneravit, nom oontentus 
obsequio quod Romano Imperio in personn nostra devotus exhibuit. — 
Damna, quae pertulit, labores, quos sustulit, graves sumptus, quos 


feoit, pro honore Imperii.“ — Nachrichten von Zunania, "KuHantiinn. 
p. 384—385 (0). | 


372 Steiermark bis zum Gintritte der 


vielmehr den Erzdifhof einen Verräther und Aufwiegler. Sin feinem 
Schreiben an K. Rudolph fhildert der Erzbiſchof die Handlungen 
des Biſchafes Bexphard folgendermafien: „Wiſſet Herr, daß un- 
„fer Suffragan, der Bifhof von Sedau, wider unfern Willen und 
„unfers Berbothed ungenchtet, Gott und ung zuwider, Geſandtſchaf⸗ 
„ten empfängt, mit Hintanfegung der Ergebenheit gegen die römiſche 
„Kirche, durch welche er an Euch und an Uns gehniten wird. As 
„jüngft diefer Bifchof bei Ling durchreiste, habe ih ihn darüber 
„brüderlich und heimlich zurechtgewiefen. Er aber mit fühner Ber: 
„achtung unferer Zurechtweijung it in Gegenwart vieler und ho⸗ 
„her Herren gegen Und und Unſern Bruder Konrad in thörichte 
„Reden loßgebrohen und hat behauptet, wir Beide hätten Uns 
„in die Länder feines Herrn, des Königs, aus feiner andern Ur- 
"fache begeben, nid um da demfelben Alles verrätberifch und zu 
„Euren Gunſten in Bermirrung zu fegen, und er hat fo zahl- 
„reihe Sönner und Beförderer feiner Faktion gegen Uns aufge 
„tufen, daß wir aus jenen Landtheilen auf Abwegen, zum großen 
„Schimpfe unferd Namens, wieder zu weichen gezwungen waren. 
„Eben diefer Bifhof, ruhmredig ſich prahlend über gewifje thö- 
„richte Neden auf dem Reichstage zu Augsburg, zieht nicht nur 
—„Laien von der Ergebenheit gegen Eu ab, fondern er muthet 
„Clerikern und Neligiofen zu und drängt fie, nicht nur gegen dns 
„Reich, fondern aud) gegen den apoftolifchen Stuhl fi zu empö- 
„ren. Unfer mit Bitten vereinter Nath geht demnach dahin, daß 
„Ihr mit aller Mühe daran denket, dem genannten Bifchofe, wel⸗ 
„er allein aus allen Suffraganen und Präfaten ſich erhebt und 
„erfrecht und Andern Gelegenheit zur Verirrung gibt, durch die 
„Wirkung ftrafenden Borganges zu zeigen, wie unüberlegt es fe, 
„fo gewaltig und frech die Römifche Minjeftät zu beleidigen. Denn 
«wir find überzeugt, wenn Ihr dem Kinnbaden ſeines verwegenen 
Mundes einen Zaum werdet angelegt haben, audy die Hände und 
„Lippen der Webrigen, thöricht fi) auf der ©egenfeite Erheben- 
„den, zur Ruhe begeben werden .“ 


2) Lambacher, Anhang. p. 106—107. „Am 21. Iänner 1276 hat Wernber, 
Ritter von Leibnig zugenannt, mit Zuflimmung feiner Kinder: Friedrich, 
Adelhaid und Richiza, viele feiner Eigengüter dem Stifte Seckau geſchenkt 
zu immerwährendem Dienfte. Weiters für targegebene Geldfummen zum 
Ankaufe eines Gutes in Strelz wurde dem Ortolph von Meigerftorf und 
feiner Gemahlin Elifabeth vol: 7" Brüberfchaft und Begräbnißftätte 
in Seckau — von bem Propfte heran Stiktätapitel zagriiigert 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 373 


Allein kaum hatte Bifchof Bernhard die gewiſſe Biſchf ch 
Kunde erhalten, daß K. Rudolph ſich mit dem Bai—⸗ von aa acht Mu 
ernherzoge nicht nur gefühnt, fondern auch durch die 
Bande des Blutes auf dns Engfte verbunden habe ');, ‚berli 
ogleih K. Ottokars Partei, untermwarf fich freiwillig dem *— 
haupte des Reiches und trug feine Hülfe zur Verſöhnung K. Dt: 
tofars an. K. Rudolph ließ, in politifher Weisheit, Gnade für 
Recht und Verzeihung ergehen und verficherte dies ſchriftlich; wor⸗ 
auf Biſchof Bernhard in folgendem, mit bildreichen, bibliſchen Aus⸗ 
drücken durchwebtem Schreiben feine Schuld und feine Geſinnung 
an den Tag legte: 

„Wiederaufgelebt hat mein Geiſt, erweckt durch die Freude 
„unerwarteten Frohlockens; und. mir, der. ich in Finſterniſſen und 
„in Zodesnacht faß, ſchien ein Licht vom Himmel zu fommen. Nach⸗ 
„den aus der Mitte hinweggetrieben find die Nebel des Grolles, 
„weiche die Schmiede des Nordens mit ihren Blaſebaͤlgen herein» 
„geblafen hatten, erfreue ich mich, daß fo unerwartet der Licht- 
»glanz Eurer Durchlaudhtigkeit mir entgegengelacht hat. Sich halte 
„feſt und umfaffe über Gold und Topas Euer Schreiben, wel⸗ 
„ches mir der Engel ded Friedens gebracht hat, worin ich befenne, 
„den Delzweig vom Schnabel der Taube, wie dem, auf der Fluth 
„umgetriebenen Ronh dargereicht, empfangen zu haben ; endlich ift 
„mit der Gnade deg Herrn eine große Freude, wie beim Hahnen- 
»rufe die Hoffnung, wiedergekehrt; wieder zurüdgeftrömt ift Heil 
„den Kranken, mieder gegeben Geſundheit dem Halblebenden. 
„Uebrigens ift ungemein verwirrt meine Seele, weil Eure Gewo» 
„genheit gegen mich aufgeregt, und Eure Milde erzürnt fchien, 
„Dieß ſchreibe ich allein zur Laft meinen Vergehungen, momit ich 
„&uern Zorn verdient, und Eure Gnade vermindert habe, indem 
„über mich Euer Zorn und Schreden folchergeftalten gefommen 
„iſt; weßwegen ich auch Niemanden anflagen kann, als mich ſelbſt, 
„der ich unverhohlen bekenne, geſündigt zu haben! Ich aber, was 
„ih immer in jenem Werke (Schmaͤhſchrift, libello) oder in muͤnd⸗ 
„licher Aeußerung vergangen habe, wodurch Eure Güte entweder 
„erzürnt, oder Eure Huld vermindert worden ijt, unterwerfe mich 
„durch Senugthuung Eurem freiwilligen Urtheile, in wie ferne Shr 
„auf billige Wege des Urtheild dad Gericht der Prüfung halten, 





— — 





1) Hist. Austr. Fréhor. I. 327. — Colmar. Austr. II. 42- Ab. 


N 


374 Steiermark bis zum Gintritte der 


»dadurch dem Belennenden verzeihen, und dem Unſchuldigen im 
„Uebrigen diefe Beleidigung nicht anrechnen werdet, und es fol 
„mehen der Südwind, welcher den Zopf des Grolles, der durd) 
„den trügeriichen Nordwind entzündet worden, mit dem Hauche 
„milderer Luft erquiden fol, und mitten in das Schlafgemach Sa⸗ 
„lomos die Ruheſtätte des Friedens verfegend, in die Ebene ſtiller 
„Ruhe das Ungemitter Eures Gemüthes zurüdbringe ').- — ©o- 
gleich bediente fi K. Rudolph des großen Einflußes und der un- 
gemeinen Zhätigkeit dieſes kenntnißreichen und ſtaatsklugen Bi- 
ſchofes; der auch von nun an faft in allen Majeftätsurfunden als 
Zeuge ericheint und unerfchütterlich an des Kaiferd Seite blieb. 


Reiharkien wegen « Während fi auf den Nuf des K. Rudolph 
Ditslar. Tır 8* der Heerbann des ganzen deutſchen Reiches zu einem 
Beciermart serteie- mächtigen Heere verfammelte, ſchaltete K. Dttokar 

noch ungehindert in den öjterreichifchen Ländern. Zu 
Brag am 24. Februar 1276 fiegelte er eine Urfunde, worin er 
dem Biſchofe Dietrih und dem Hocftifte zu Ourk den rechtlichen 
Befit des Schloffes Auderburg beftätigte, die widerrechtlichen An- 
ſprüche Siegfrieds von Minchendorf zurüdmwied und ihm emiges 
Stillſchweigen auferlegte ?). Seit dem Reichsſstage zu Augsburg 
mar nun am 15. Mai 1276 Jahr und Tag verftrichen. K. Dito- 
far gab weder Antwort noch Nechtfertigung. Auf einem neuen 
Reihstnge, wo K. Rudolph im vollen Glanze und in der höchſten 
Würde der Minjeftät erfchien, ward daher die Aberacht über den 
ungehorfamen König ausgefprochen und von allen Reichsfärften 
der Neichsfrieg (bellum publicum) gegen ihn beſchloſſen 7. Im 
September erhob fih K. Rudolph mit dem Reichsheere; er ſelbſt 
wollte geradezu in Defterreich eindringen; Graf Meinhard von 
Görz folte Kärnten nehmen und von dort, vereinigt mit feinem 
Bruder Albert und dem Patriarchen von Aquileja, durch die Stei⸗ 


1) Lambacher, Anhang. p. 207—209. Der erfle Brief des Bifchofs | Bern: 
hard an K. Rudolph ift nicht mehr vorhanden, fo wie aud die Schmäh⸗ 
ſchrift ſelbſt nicht. 

2) Gurk. urk. 


3) Schreiben des K. Rudolph an Papft Johann XX. — Lambacher, Anhang 
p. 104—106: „Porro sanctitatem vestram nosse cupimus, quod — 
totius Imperii Romani Principes pro reoupcratione rerum,. jurium et 
bonorum Imperii favorabiliter nobis adstant, ipsorumque consilio, vi- 
ribus et auxilio fortiter accingimur ad debellandum — Regem Bohe- 
miae, nostrum et sacri Romani Imperii contemptorem injuriosum, 
multorum Principataum detentorem.‘‘ 


Habeburgiſchen Fuͤrſten. J. 1246-1283. 375 


ermark bordringen und unter den Mauern Wiens fich mit ihm 
vereinigen; Bereits hatte Erzbifhof Friedrich in allen Kirchen des 
nusgedehnten Sprengel von den Kanzeln zu verfündigen befohlen, 
daß ale den Landesbewohnern von K. Dttofar wider Kaifer und 
Neich erprefiten Eide ungiltig, und daß überhaupt feit deſſen Achts: 


'erflärung alle Unterthansverhaͤltniſſe gegen ihn aufgelöst geweſen 


und nichtig feyen: ja fogar in den Bannfluch verfalle, der unter 
dem Bormande ſolchen Eides bei der Anhänglichteit an den Böh: 
menkönig verharren werde ). Durch diefe kirchliche Anordnung 
wurden fat alle noch übrigen Anhänger K. Ottokars gänzlich nie; 
dergefchlagen 2). Am 26. September ftand K. Rudolph mit dem 
Neichsheere zu Paſſau; die, Grafen Ulrich von Heunburg und 
Heinrich von. Pfannderg aus Steiermark waren fehon in feinem 
Gefolge, fo wie der Erzbifchof Friedrich von Salzburg und der 
Bifhof von Chiemſee. Am 10. Dctober fiel die Stadt Linz in 
feine. Hände 2); bald dnrauf überlieferte ihm Konrad von Sum: 
mernu am 14. Dctober die Stadt Enns, und nm 18. Dctober 
ftand das Löniglihe Heerlager vor der eingefchloffenen Stadt 
Wien ). K. Dttofar war diefen Zuge, nuf dem linfen Donau- 
ufer gefolgt, und fein Heer Ingerte ſich von Freiſtadt bis Dro« 
fendorf an der Theia und Neuburg °). Am 2. Auguft 1276 hatte 
er noch aus Prag einen Beftätigungs: und Schirmbrief für dng 
Katharinenftift der Chorheeren in Stainz erlaffen 9%. Die letzte 
Urkunde K. Ottokars für Steiermark ſollte aber die Stadt Juden⸗ 
burg aus Prag 7. September 1276 und in derfelben dns Bor» 
recht erhalten, daß die aus Italien nach Judenburg kommenden 
Kaufleute ihre Waaren Niemand andern, als den Bürgern die- 
fer Stadt verlaufen dürfen bei 10 Marten. Strafe, movon fünf 


1) Lambacher, Anhang. p. 109-110. 

2) Chron. Austr. plen. Anno 1276: Quem Rudolfum Ministeriales solem- 
niter et honorifice recipientes — adhaeserunt Rudolfo regi, oblitique 
sunt pacti et jurisjurandi,  quod pepigerant cum eo, posthabitis he- 
redibus eorum, quos ei in obsides tradiderunt, ac per consilium et 
informationem Praedicatorum ac minorum fratrum et totius cleri qui 
auctoritate Papae tollentes juramentoruam scelera omnes regem Ru- 
dolfum in Dominum reoeperunt.‘“ 

3) Ludewig, Relig. IV. 234. — urk. im Lager bei Linz. 


*) Rau, Defterr. Geſch. III. 552—560. 
6) Stainzer Saalbuch. 


376 Steiermark bis zum Eintrit -C 


dem Richter zufallen folten ). Inzwiſchen ucca 
Königsboten ganz Sinneröfterreih und rieſet ä 
zu einen allgemeinen Aufgebot und Zuge zum Aikusismuiiickuilunsz 
wiewohl ohne allen Erfolg, auf ?). Denn Graf Mi 
;c0l, bereit8 zum Reichsverweſer in Kärnten Qxain 
mort ernannt °), kam gleicherweiſe mit ——— wz — 
ward aller Orten mit Jubel aufgenommen, e 
böhmiſchen Hauptleuten beſetzte Burgen und beiſc 
vergrößerte fein Heer durch zahlreichen Zuzug dac 
der vorderſten Edelheeren und Miniſterialen in Karnm ue 
Jedoch in Steiermark koſtete es größere Anftrengungs mc e 
Graͤtz, Judenburg, Neumarkt, Eppenftein, Wafferbergerskiuigeiiiine: 
Wildon und viele andere Burgen und andere Drte 
ftarfen böhmifchen Befagungen in der Hnnd des Stau α 
lota, feiner Hnuptleute und Anhänger. Herrand benz ven Üume- 

: 8. Ditofar aus dem Lande flüchtig, war jedoch aus ser. Zinltmr 

! chen Hoflager in die Steiermark herbeigeeilt und hatterunk Drum 

“gemeinen Nufftand gegen die böhmifche Herrfchaft im a.. 

: 8. Ditofard Tyrannei längft fehon ergrimmten und bei, »e aehiiie 
Lande hervorgerufen >). Die VBorderften der Landitänu: uk unit” 
rinlen und Edelherren von Steier und Kärnten verzumu ; zB 
am 19. September 1276 im Stifte zu Nein, und tum  uremer 

5 Grafen Ulrich von Heunburg, Heinrich von Pfannüc. 5, 

: von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Herrand . m 

Hartnid von Stadek, Dtto von Lichtenftein, Gotſchu. ER 


— — — 


1) Leitner, Monographie von Judenb. p. 4—5: „Quod Lon 
tini ad dietam civitatem in Judenburch mercimonis defer 
nulli hospitum vendere audeant, sed solummodo oivibus 

2) Bochmer, Fontes. I. 5: ‚Hortatur nuntios — ut pervad: 
strıae, Karinthiae, Styriae — et denuntient omnibus n- 
ter in mandatis, ut visis literis et perspeotis — se prae|. 
niant ct venire secum non negligant contra regem Ron 
Chron. de Gest. Princ. p. 

3) Horned. p. 130. 

4) Anon. Leob. Anno 1276. 


s) Mahrfcheinli war Herrand von Wildon zur Unterhandlung » 
rifhen Landleuten oder Ständen, von K. Rudolph ebenfo f* 
vollmäcdjtigt worden, wie Ulrich, Kapellan in Defterreih (ti 
Enns, 15. Oct. 1276). — Archiv für Geogr. Kaltenbäck. nn ' 
Anon. Leob. Anno 1275: ‚Ad jussum etiam Regis Meinha- 
mes de Tyrol, Carinthiam intravit et Styriam, et ocour«" 
civitates et populum ad regis voluntatem celeriter inolinavit. - 
nenses, auditis novis, quod Carinthia et Styria ne nuhmiserun. 





| | LEN 
Habsburgifchen Fürften. 3. 1246—1283. 977 


berg, Hartnid und Ulrich, Schenken von Ramerfteit, Dffo von 
Teuffenbach, Kolo von Seldenhofen, Gottfried von Truchſen, Kolo 
von Marburg, Hartnid von Leibnig, Wilhelm und Heinrich von 
Schärfenburg '% Diefe Männer und Stände gelobten fih, al6 ; 
des römifchen Reiches Bofallen und Setreue, eidlih und ein- 
müthig, dem K. Audolph mit Reid und But fo zu dies 
nen, daß, würde auch Einem von ihnen Belagerung 
oder eine andere Gefahr bevurftehen, fie alle zu 
deffen Befreiung zufammenftehen und fih nit ans 
ders als im Tode trennen wollen. Würde eineran 
diefem, freiwillig von ihnen eingegangenen Bunde 
zum Berräther werden, fo fey derfelbe meimeidig, 
rehtlos und verfludt, und deffen Zehen, die vom! 
Reiche herrühren, foll der römifche König einziehen! 
— Diefer befehwornen Einigung folgte fogleich die That. Graf 
. Heinrich: von Pfannberg fürmte und eroberte die Stadt Juden⸗ 
burg; Dietmar von Gail dns Schloß Wnfferburg, und SHerrand‘ 
von Wildon Eppenftein. Aus Neumarkt wurden die böhmifchen ; 
Hauptleute Hartlieb und Dietrich von Brig, die Burggrafen: 
Jungreich aus Dffendurg und Schauchwint aus Kaifersberg ver⸗ 
trieden und die Schlöffer dem Grafen Meinhard überliefert *)-; 
Nach längerer Belagerung fiel endlich auch die Stadt Gräg mit 
dem Schloffe; und der Statthalter Milotn konnte fein Leben nur 
durch heimliche Flucht retten. Sogleich fehloffen fi) die Stände, 
alle Minifterinlen und Edelherren mit ihrem Heerbanne, Hartnid‘ 
von Wildon mit 100, der alte Friedrich von Pettau mit 2007: 
Graf Heinrih von Pfannderg mit 300 Reifigen an den Reiche: : 

verwefer Grafen Meinhard an, und zogen fort nad Wien in’ 


— — — nn — — 


4) urk. des k. k. Hausarchives in Rauch's Oeſterr. Geſch. III. 560: „Nos 
profitemur, quod jus, quo sacro Imperio astrieti existemus, utpote Va- 
salli ipsius imperii, et fideles, ex merito intuentes, voluntarie — Do- 
mino nostro Rudolfo — serenissimo Regi Romanorum — jurato spo- 
pondimus unanimiter famulari — adjecto, quod in omnem eventum re- 
bus pariter et personis, imo si quod absit, es nobis alicui obsidionis 
vel alias quomodolibet perienlum immineret , non separabimur ab in- 
vicem nisi morte, sed liberationi ejusdem afflieti conoorditer intende- 
mus etc. Datum apud Runam. Anno 1276. XIll. Kal. Octobris.“ — 
Gerbert, Cod. Epist. Austr. Dipl. 199. — Böhmer, Reichsſachen. 123. 


2) Horned. p. 130—13t. — Chron. Neuberg. Rauch. Anno 1276: „‚Scien- 
dum tamen cst, quod post introitum regis Rudolfi propter obtinenda 
«astra et munitiones per Austriam et Styriam et Carinthiam et Car- 
nioliam multae villae penitus sunt devastatae.‘‘ 


878 - Gteisrmark bis zum Gintritte der - 


das kaiſerliche Neicheheer ). Auch Abt Heinrich von Admont 
war mit den Bögten und Heerbannsſchaaren des Stiftes im kai⸗ 
ferlihen Lager erſchienen. Schon am 30. Dctober 1276 hatte er 
einen beftätigenden Majeſtaͤtsbrief über die fliftifchen Diplome K. 
Friedrich L (5. 1184) und Friedri HI. (J. 1235) von K. Nu⸗ 
dolph erhalten 7). Der ungemein ſchnelle und voßlendete Erfolg 
des Neihsheeres, die Befiegung und Vertreibung aller böhmifchen 
Scharen und Hnuptleute aus Kärnten, Steiermark und Krain, 
der allgemeine Grimm gegen die Herrfchaft der Böhmen, die Be- 
geifterung der Provinzen für dns rechtmäßige Oberhaupt, für Ge⸗ 
feß und Recht des römifch deutſchen Reiches, und die zahlreichen, 
muthvollen Krieger aus ganz Ignneröjterreich, welche König Otto⸗ 
far von feinem Lager aus überfchaute und hörte, machten auf ihn 
einen erfchütternden Eindrud. Gewiß ganz übereinftimmend unit 
der Lage der Dinge feldft ift folgende Schilderung in der Ehro- 
nie Ottokars von Horneck, und die Zweiſprache des K. Dttofgr 


mit feinem biederften Sreunde, dem jtantsflugen Bifchof Bruno 
von Dlmüitz. 


„Die Steyrer pegunden piten den Kunig, alz er in ee gehiez, 
„er fchuef, daz man in wider liez ir ®eifel, din dacz Pehaim mern. 
"Und do der Pehaim chom gevarn her ze Nurnberig an das Ur⸗ 
„far, nu hom auch Kunig Ruedolf dar, als er in wolt enphahen ; 
„nach jm begund gahen die Steyrer al befunder. Den Kunig von 
„Pehaim nam wunder, wer die grofßen Schockch wern; von den 
„Steyrern pat er in fagen mer, mer yegleicher wer. Piſchof Prawn 
„im fen nant, enhalb der Tunaw nuf dem Lannd alle weil faz 
„er, die weil man vber daz Wafßer fein Gefind furt. Der Mar⸗ 
„f[halih von Steyr rurt zu nägſt nach Kunig Ruedolf; zu dem 
„Kunig ſprach der Piſchof: Secht jr den, der do reit? Daz ift 
„von Wildon Herr Hertneid; der hat hie mer denn hundert Man. 
„Ich waiz wol, da er nie gewan, fprach der Kunig von Pehaim, 


— — — — — 





1) Unrest. Ohron. Carinth. p. 503: „underwant ſich Graf Meinhard von 
Tyrol zw K. Rudolfs Handte aller Stett und Veſten gelegen in Kernden 
und Steier und wurden all Pehaimiſch Verwefer aus dem Lande vertriebn, 
und in dem Lande berazt fih reich und arm K. Rubolfn zu helfen und 
mit den zog Graf Meinhard zw K. Rubolfn in Wien.“ 

2) A. 76. (A. 74. 75.): „Datum in castris apud Viennam III. Kal. No- 
vembr. Anno 1276. — Horned. p. 132: „Daz Haws (Schloß zu Gräg) 
befaczt Graf Meinhart mit bem beraiten ſich geleich paide Arm und Reich, 
waz man in dem £annd werleichs erchannd, die ſawmpt fih d'hainex nicht, 
Sy furn mit ym all gericht hincz Wienn zu Kunig Ruedolfen.“ 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246—1283. 379 


„do ich waz jm gar gehnim in meinem Dienft ober dreyſikch. Do 
„waz er ſein nicht fleiſßikch, als er ſein nu geweſen iſt, ſprach der 
„Piſchof an der Friſt. Mit einer Schar wunnichleich von Pfann⸗ 

„berig, Graf Hainraich, Chunig Nudolfen dolgt mit. Wer der wer, 
der dort rit, dez fragt Kunig Ottakcher. Daz iſt von Pfannberig 
„der wakcher, ſprach der Piſchof Prown, in hat nicht dez gerown, 
„waz er wider Euch getan hat. Wol drewhundert Man er hat 
„durch Ruedolfs Ere, er ze Dinſt mir nie ze mere gewan vber 
„Hundert, dauon mi fer wundert, mo ſy die Lewt Haben genomen. 
"Bit fhir fach er zu chomen, den von Pettam, der Kunig fpradh: 
„Scham, Herr Pifchof, wer iſt der, der dort drabt her? Er 
„ſprach: Herr, fpecht, den jr dort chomen fecht, daz ift von Pet⸗ 
„taw der Alt. Mir fait, der few zaft, vnd der ſew funderfeichen 
„acht, dnz er zway Hundert pracht wol bernitter Leit. Der Kus 
„nig fprach: Ich fiech hewt, daz ich dafür hiet geſporn. In muet 
„aller erft, daz er het verforn vil manigen Man, als er do ſach. 
„Nach dem ſelbing waz gäch von Lichtenftein, Herrn Dtten; mit 
„erbern Rotten. Chom er und der Stubenberiger. Ich hört auch, 
„daz da wer von Seldenhofen Her Chol. Der Kunig ſprach: ich 
„gelaub mol, ez fey dacz Steyr hewr von guts Wetter ftewr die 
„Lewt herfür Hrochen mit deu Maurocdhen, und an dem Pawm 
„gewachfen. Piſchof Promn von Sachfen ſprach: Herr Kunig, 
„ir ſchult wifßen, daz fy fich nicht hHabent geflifßen Ewrs Dienft paz; 
„daz macht groszer Haz, den fy Em tragent von fchulden. So fy 
„in Ewrn Hulden aller peft weſen wanten, fo hieß jr few pan- 
„ten, vnd ſchemleich hanndlen. Wer mit in well wanndfen, der Laift 
„jn, daz er jn gelob, vnd feczt jn nicht vil ob Frömder hals Her: 
„ren. Wer in will verchern jr altem Necht, die jn habent gemacht 
„flecht die Furften pider und mwafcher, von Steyr Markgraf Dt: 
„tafcher, und Herczog Lewpolt: dem werden fo nymer hold; auch 
„wirt der Dienft nymer gut an willigen Mut, und daz da; war 
„fey, Herr Kunig, daz prueft dabey, daz fy habent verftozzen einen ' 
„Kunig fo mechting und grozzen, vnd fich darumb habent verizis 
„gen ir Kind, die hie gevangen ligen, dorczu Leibs und Gutß. 
„Ir wart warn zorniges Muts, wenn ih Ew vorfait von difen : 
„Dingen die warhait und die ganczen flicht, fo gelaubt je mir fein 
„nicht. Nu fecht ir ſews erfüllen '). 





1) Horneck. p. 134—136. — Anon. Leob. p. 845. — Hist. Austral. ibid. 
p- 228. 


380 Steiermark bis sum Gintritte der 


—8* — . In folchen Gefühlen, und andringfich berathen 
Anteirs 1 un 8. durch Bifchof Bruno, brach K. Ditofar feinen Sinn, 
Ockerreis, Exeier und ließ durch eben diefen Kirchenfürften bei X. 
—* Fre Audolph friedlide Sühnung vermitteln ). Diele 

wurde auch durch einen, von Schiedsrichtern auf der 
Donauinfel Camberg verhandelten und feftgefteliten Bertrag am 
1. Rovember 1276 zu Stande gebracht. Die das Fand Steier⸗ 
mart und deifen Berohner betreffenden SHauptpunfte desfelben 
waren folgende: 

„Sn diefer Briedenseinigung find ale Diener und Untertha⸗ 
„nen beider Könige begriffen, und was in Burgen, DBeiten, Be: 
»„figungen und Leuten Jedem derfelden widerrechtlich ift genommen 
„worden, ſell vollkommen wieder zurüdgejtelt werden *). Auf die 
„Reihsländer Deſterreich, Steier, Kärnten, Krain und Portenau 
„und alle vermeintlichen Rechte darauf leiſtet K. Ottokar gänzlich 
„Berzicht, und alle Befchwerden, welche Ottokar auf die Befigun- 
„gen und Leute des Erzbiſchofs von Salzburg, der Biſchöſe von 
„Breifingen, Briren, Schau, Gurt, Lavant, der Grafen, Freien, 
"Dienftherren u. f. w. in denfelben Ländern gelegt hat, follen ab» 
»gethan und nichtig feyn ?). Alle Geißel und deren Bürgen, fo 
„aus den Ländern Deiterreic), Steier, Kärnten, Krain in Haft 
„K. Ottokars fi) befinden, follen ſogleich frei und ledig gelaffen 


2) Chron. Austr. plen. Anno 1276: „Cum autem Rex Bohemiae terram 
praedictam defendere non posset, exercitus autem Regie Remasnorum 
aderesceret per Styrenses et Karinthinos, ipse — demum per arbitros.‘‘ 
— Anon. Leob. Anno 1276: ,„‚Ottocarus se videns orbatum, Begis 
colleguium per Brunonem Episcopum effeotavit.‘ 


”) Rauch, Seript. Austr. Chron. Austr. II. p. 360-369. III. p. 46. — 
Anon. Leob. p. 845. — Pertz, Mon. Germ. Histor. IV. p. 407-440. 
— Lambacher, Anhang. p. 111: „Pax firma et sincera reconciliatio, sine 
qualibet captione et servitores utriusque regum — huio paci et oon- 
cordiae ac reconciliationi cum sinceritate firmissima inoladantur, oa- 
stris eorum, munitionibus, possessionibus et hominibas ab alterutro 
Regum vel a seipsis contra jus ablatis cum integritate debita resti- 
tutis.“ — Histor. Austral. ibid. p. 328. 


3 


\ 


P. 111-112: „Dominus Bohemiae oedat simpliciter et praeoise ommi 
Juri, quod habebat velhabere videhatar, in terris et hominibas, oujus- 
eumque conditionis existant, Austria videlicet, Styria, Carinthie, Car- 
niolia, Marchia — et portus Naoms — nom impediat Arohiepiscopos, 
Episcopos, Comites, Barones, Ministeriales etc. — castris, munitioni- 
bus, possessionibus, juribus, hominibas, sitis in terris snperius no- 
minatis,‘‘ 


— 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246— 1283. 381 


„werden '). Endlich ſollten alle Notarien, Kapläne und Cleriker, 
„welche in Defterreih, Steiermark u. f. w. durch K. Ottokar zu 
„geiftlichen Pfründen und Befitungen, welche nach firchlichem Nechte 
„auf Lebenszeit pflegen ertheilt zu werden, gelangt waren, auf 
„demſelben ohne ihr Verſchulden nicht gefränft, fo noch außer dem 
„Wege des Nechtes, ihrer Pfründen nicht beraubt werden 2).“ 

Am 25. November 1276 erfchien hierauf K. Ottokar ſelbſt 
im Lager des Kaiſers, und nachdem er auf Defterreihh, Steier⸗ 
mark, Kärnten, Krain und Portenau feierlich Verzicht geleiftet, 
und dem Kaifer Gehorſam, Huld und Hilfe für die Zukunft ge 
ſchworen hatte, empfing er aus K. Rudolphs Händen die Beleh- 
nung mit Böhmen, Mähren, und Allem dazu Gehörigen — nad) 
Sitte und Gewohnheit im römifch-deutfchen Reihe; wobei neben 
den andern zahlreichen geiftlichen und weltlichen Reichsfürften auch 
der Erzbifhof von Salzburg und die Bifchöfe von Surf, Lavant 
und Seckau Zeugen gemwefen find ?). 


Hierauf berieth K. Rudolph in der Stadt Wien 4) un, I. 1276. 


emeinee Lant⸗ 


Ä POTT. s frieden in ben Des 
in großer Berfammlung der Neichsfürften, der Stän erteilten am 


de, der Minifterinlen und vorderften Edelherren von vern geboten. 
Deiterreih, Steier, Kärnten und Krain, die Wies 


— — — — — _ 


2) Ibid. p. 112: „Item pronuntiamus liberos et solutos omnes utriusque 
partis obsides et oaptivos et fidejussores quooumque nomine oensean- 
tur, nuncupentur. — Hagen, Pez. I. 1088: „Die Steirer baten K. 
Rudolph, daß er ihre Kinder, die fie zu Geißel gefest hatten, von K. Otto⸗ 
tarn ledig machet.“ — Unrest. Chron. Carinth. p. 505: „und K. Otto: 
tar ſchwur, daß er ber Gteirer Kinder, die fie Ihm zu Geißl verfegt het- 
ten, am Berziehn ledig lieg.“ 

2) P. 113: „— — Capellani, et alii Clerici in terra Austgia et Sty- 
ria et alibi ecclesias et eoclesiastica beneflcia vel possessiones alias 
obtinentes contra jus nullatenus offendantur, vel suis possessionibus 
contra juris ordinem spolientuar, imo in suo jure, favore et gratia 
Regis defendantur. Datum in Castris ante Viennam. Anno 1276. X. 
Cal. Decembris.““ Die beiderfeitige Satisfaction diefes Friedensvertrages 
erfolgte am 26. November: „Actum et Datum in castris ante Viennam. 
Anno 1276. VI. Kal. Deoombris.“ — Raub, Oeſterr. Geſch. TIL 590 

00-591 (3). 

3) Horned. p. 136—137. — Hist. Austral. ibid. p. 328. — Belehnungs: 
urkunde. Lambacher, Anhang. p. 114—115: „Datum in castro ante Vi- 

-ennam VII. Kal. Decembr. Ango 1276. — Brief des Erzbifchofs von 
Salzburg an den Papft p. 115—117: ‚‚resignatis prius obsidibas, ei- 
vitatibus, castris, et oppidis universis, quas dictis principatibus atti- 
nebant !““ — Chron. Austr. plen. Anno 1276. — Anon. Leob. Anno 1275. 


4) Bei dem erften Einzuge K Rudolph in Wien beutet Hagen, Pez. I p. 
1087 auf eine förmlide Hulbigung hin: „Do wurben zu Wien ausgelefen 
die Weifeften, die über eintommen, daß ihn K. Rubolf follt verbriefen und 
verhandveften, das fie bei alten Gewohnheiten unh Rekten Tixhak run. 





382 Steiermark did zum Eintritte der 


derherftelung und Befeftigung der Ruhe und Ordnung in diefen, 
feit dreißig Sahren fo fehr erfchütterten Reichsprovinzen. Nach 
übereinftimmendem Spruche derfelben ließ er am 3. December 1276 
in den bezeichneten Ländern einen allgemeinen Landfrieden gebie- 
ten. Er feßte darin feft, über ale Befchädigungen, welche vom 
Anfange des Krieges oder vom 24. uni bis 6. December verübt 
worden find, ſelbſt Unterfuchung und Richtfpruch zu thun; „und 
daß Jedermann die Vortheile diefeg Landfriedend und der darin 
in bürgerrechtlicher und peinliher Hinſicht ausgeſprochenen Ber- 
fügungen genießen folle, welcher diefen Landfrieden ſelbſt bis zum 
6. Sänner 1277 beſchworen haben werde. Da diefe Urkunde einen 
Theil der ſteiermaͤrkiſchen Landhandfeſte bildet, fo folgt fie hier nach 
ihrem ganzen Inhalte: 

„Wir, Rudolph von Gottes Gnaden Nömifcher König für 
„immer! Im Beftreben den guten alten Stand herbei zu führen, 
"daß fich Ergebende in Befferes zu ummandeln und Jedermann fein 
„Recht zuzutheifen, wie es der kaiſerlichen Majeftät zufteht, befeh- 
efen wir, die Art und Weife des Friedens nach dem Nathe der 
„geiftlihden und weltlichen Fürften, Grafen, Freiherren, Miniſte⸗ 
„rinlen der Länder Defterreich, Steier, Kärnten und Krain kuͤnf⸗ 
„tig nach dem unten vorgelegten inhalt genau zu beobachten. Was 
„immer für Befchädigung gefchehen ift, zur Zeit unferd Krieges 
„nämlich, und des berühmten Königs der Böhmen in öffentlicher 
„Fehde, entweder auf unfern Befehl oder aus eigenem Antrieb 
»unferer Diener, nämlid vom Fefte der Geburt Johannes des 
„Zäufers im Jahre 1276 bis zur Verlautbarung des Gegenwaͤr⸗ 
„tigen, über diefeg zu urtheifen follen die Richter feine Gewalt 
„haben, —** es ſoll in unſerer Gnade liegen, wie wir unſern 
„Dienern ihre Beſchädigungen erſetzen werden. Wenn Diener un- 
„fer Beider ſich gegenſeitig beſchädigt haben, über ſolche Schäden 
„zu richten nach der bisher bewährten Gewohnheit des Landes — 
„ſollen die Richter Macht haben. Gleicherweiſe ſollen die Nichter 
„Gewalt haben zu richten über den an Klöftern, Wittwen, Wnifen 
„und Spitälern zugefügten Schaden, welche an diefem Kriege nicht 
„Theil genommen haben, mit diefer ‚beigefügten Befchränfung, daß 
„die genannten Berfonen ſich nicht Hart und unnachgiebig bezeugen 


Das alfo der König that. Da wurd er zu Wien in die Stadt gelaffen, 
und ba ſchwuren ihm die Wiener, Oeſterreicher, Steyrer, Kärnthner, . 
das fie ihm getreu wefen follen und gehorfam.“ — Hanthaler. I. 1069 
— 1093. 


X 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246 — 1283. 383 


„follen, wenn ſich die Verleger mit den Beleidigten vertragen wol⸗ 
„len; und die Richter follen auch eine folhe Ausgleichung nicht 
„nur nicht hindern, fondern vielmehr fo viel in guter Abficht kön⸗ 
„nen, befördern. — Wer immer vor einen Richter zu befördern 
wift, vor weichen der Klagefall zu verhandeln ift, ſoll durch Brief 
„des Richters vorgerufen werden, wofür er nur dem Notar vier 
„Denarien zu bezahlen Hat, und wenn der VBorgeforderte Täugnen 
„will, vorgefordert worden zu feyn, fu fol er dies durch Eidſchwur 
„kund thun (darthun) fonft fol er für norgerufen angefehen wer- 
„den. — Alles, was vor dem betreffenden Richter und in Beob— 
„achtung der Rechtsordnung entfchieden worden ift: fol beftändige 
„Beftigkeit haben ; was aber durch Gewalt, Schreden (Furcht) 
„und durch Bedrückung von Geite des Böhmenkönigs oder anderer 
„Bornehmen des Landes oder Stellvertreter des Königs gefchehen, 
„ſoll durchaus feine Kraft und Gültigkeit haben, fondern es fol in 
„den gebührenden Stand wieder gefegt werden, nad Necht und 
„nad, bewährter Gewohnheit des Landes. Wenn SSemand in je 
„ner Zeit, in melcher fein Bericht im Lande gemefen, unterlaffen 
„hat, fein Recht zu verfolgen, den fol der Lauf der Zeit und 
„die Ausnahme der Verjährung, wenn er nachher fein Recht: ver» 
„folgen will, nicht fchaden. Wer Jemanden, welcher geſetzlich vor 
„dem Richter irgend eined-DBerbrecheng überwiefen worden ift, in 
„fein Haug wiffentlich aufgenommen hat, wenn er nicht mit einem 
„Eidſchwur feine Schuldlofigkeit bewähren kann : fol ftatt des 
„Schuldigen dem Kläger Genugthuung leiften, und demungenchtet 
„den Webermiefenen fogleich aus feiner Wohnung entlaffen und 
„den Richter die Buße zahlen, nach der bewährten Gewohnheit 
„des Landes. — Niemand fol Fürften, Erzbifchöfe, Biſchöfe, Aebte, 
„Pröpfte oder andere Kirchenvorfteher, Grafen, Barone, Mini- 
„fteriafen, und wem immer Andern verhindern, mit ihren Vaſal⸗ 
„en, Eigenleuten und andern ihren Unterthanen zu thun, was 
„ihnen zuträglich fehlen, und mit der Bernunft übereinftimmend ift. 
„Niemand fol nufnehmen und ‚halten Eigenleute eines Andern, 
„oder die einem folchen unter rechtmäffigem Titel gehören, gegen 
„den Willen des Herrn, ungefährdet der Rechte, Freiheiten und 
„Borrechte der Städte, Munzipien oder andern Genoffenfchaften, 
„welche denfelben als kaiſerlichen Gnadengabe zukommen, und von 
„den Bürften der Länder und nach alter bewaͤhrter Gewohnheit. 
„Und wenn der Aufgenommene ed nicht läugnet, einem Seru um 
»zugehören, fo fol ihn der Aufnehmer entlafien, web \aatih We 


384 Steiermark bis zum Eintritte der 


„rüdftellen, wenn er durch den Nichter auf Berlangen des Herrn 
„zurüdgefordert worden ift; im Weigerungsfolle fol der Aufneh- 
„ner eine Strafe von 10 Pfunden und dem Richter noch oben- 
„brein 5 Pfunde bezahlen, und der Nichter fol ſolch einen Auf: 
„nehiner zur Zahlung drängen; wenn er aber Iäugnet, dem fla- 
„nenden Herrn zuzugehören, da fol der Aufnehmer an deflen Statt 
„bor dem betreffenden Nichter nach norgefchriebener Rechtsordnung 
„Nede ſtehen. And wenn er in beiden Fällen während ſchweben⸗ 
„dem Mechtöitreite dem Herrn unterkömmt, fo fol diefer freie 
„Oewalt haben, ihn feſtzuhalten und zu kerkern, und deßmegen in 
„keine Gtrafe verfallen. — Wir verbieten weiters nuf das Be- 
»ftimmteite, daß Niemand Eigenleute eines Andern unter dem Fi: 
„tel Muntmann (Schutzherr) feithalte, und wenn ihn der Aufneh- 
„mer von dem Herrn zurüdgefordert, nicht Sedig gegeben oder den 
„ARufgenommenen entlaffen, fo fol er dem Herrn zahlen 5 Pfunde 
„und der Richter ihn zu diefer Zahlung und zur Herausgabe des 
„MHufnenommenen zwingen. — Gegen Todtfchläger follen die Nich- 
„ter nicht vorgehen did auf Jahresfriſt von den nädhiten Weih- 
»nachten ungefangen, und inzwiſchen ſollen Todſchläger ſich güt- 
Lu mit den Verletzten ausgleichen, ſonſt aber ſoll dem Kläger Ge⸗ 
«rechtigkeit widerfahren. — Wir verbieten auf das Strengfte, daß 
„nicht Pfaͤndungen oder andere Unbildungen Semanden ohne Boll⸗ 
»macht des betreffenden Nichters gethan werden. jeder dawider 
Handelnde fol nach dem Landrechte vder nach Landesgewohnpeit 
„geitraft werden. — In kaiſerlicher Machtuoklommenpeit Heben 
„wir weiters auf und thun endlich ab alle neuauigelegten Man⸗ 
„then, Zote, Umgelder umd Weggelder (Paſſage⸗ oder Celeitgel- 
«der, Vectigalia ct Podagia) zu Waſſer und zu Sande, ſo daß 
„amt die nach feſtgchaltener Vandesgewohnheit son Alterd der Be⸗ 
»ſandenten in ihrer Kraft fortzudeſtehen haben ſolen. Wer de- 
„gegen dandelt, hat zu wiſſen, daß er unierer Baader vertaſtig 
und nah Maßgade unierer kaiſerlichen Borficht beitraft werden 
bee — Auf das Erna verdieten wir und in laiſerticher 
‚Berka, af Rurman) zam Nachtheiule cines Andern innerhaib 
‚nr Deaze (Meier) rin Scleß sder rin Tiefe eriase, md 
TR cd geſchehra wärt. jo Michlen wir, duf fe durch umjere 
‚Ritter griancitt werden joe. — Se kaiſericher Geadewigenbe 
‚gekarer wir, daß ale frrit Gematt Hatr zum Birterauftame 
‚ame un Seiekipumg , welge der Reäröorinemg jumater , mb 
„ame gejegkihe Merian Setirunn um Gepiieen ob Bepen 



















Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246—1283. 385 


„durch den Böhmenkönig oder durch wen immer ſonſt erlitten 
. „haben; und nichts deſto weniger widerrufen wir gänzlich alle, 
„Durch den genannten König oder durch Andere gemachte Verbote 
„in Hinſicht auf Befeftigung von Burgen und Beten. Schlöſſer 
„und Veſten aber, welche nuf gerichtlichen Ausfpruch und nach 
„Rechtsordnung nbgethan worden find, geftatten wir durchaus 
nicht, ohne unſere befondere Erfaubniß, wieder aufzubauen ; und 
„wenn derlei auferbaut worden find, fo befehlen wir, daß fie durch 
„unfere Richter gefchleift werden folen. Alles Webrige ſoll nach 
„Recht und nad) der bisher bewährten Gewohnheit der Länder, 
„nach den Freiheiten und Vorrechten der geiftlihen und weltlichen 
„Bürften, der Grafen, Barone, Dienftherren und aller Andern 
„durch die betreffenden Nichter nach Rechtsordnung entfchieden 
„werden, und wir gebieten £räftigft den Richtern der Länder, al- 
„les diefes in Vollzug zu fegen, wenn fie unferer ſchweren Ahn- 
„dung entgehen wollen. Die Kraft des gegenwärtigen Friedens 
„foR beginnen vom Inge der Berlautbarung fort bis Weihnnch- 
„ten und hat dann fortzudauern, ununterbrochen durch 5 Jahre 
„(alfo big zum :25. December 1281), und Niemand fol fin deg 
„genannten Friedens zu erfreuen haben, wenn er nicht innerhalb 
„des Erfcheinungsfeftesg des Herrn wird geſchworen haben, den 
„Inhalt desfelben Eräftigft halten zu wollen. Und fol über einen 
„ein Zweifel fommen, ob er wohl gefchworen habe, der ſoll mit 
„einem fulchen, der den Eid wirklich gefeiftet hat, durch körperli⸗ 
„chen Eid darthun, daß er gefchworen habe. Geſchehen zu Wien 
„1276 am 6. Dezember ’). Zeugen deffen maren: Erzbifchof Fried» 
„rich von Salzburg, die Bifhöfe Berthold von Bamberg, Leo von 
„Regensburg, Peter von Baffau, Konrad von Freifingen, Hein⸗ 
„rich von Trient, Dietrich von Gurt, Johann von Chiemfee, Bern- 
„hard von Seckau, Pfalzgraf Ludwig von Rhein, Graf Meinhard 
„von Tyrol, Burggraf Friedrich von Nürnberg, Ulrich von Heun⸗ 
„burg, Heinrich von Pfannberg.“ 

Um nun aber im unvermutheten Falle eines plötzlichen 3. 
des diefen Qandfrieden, und dann die Ruhe und Ordnung in Defter- 
reich, Steier, Kärnten und Krain nicht neuerdings gefeßlofer 
Eigengewalt preiszugeben, fegte K. Rudolph den Pfalzgrafen bei 


ı) Sambadier, Anhang. 117—120. — Mon. Boie. XXVIII. II. 404. — Pertz. 
IV. 410. — Sandhandvefle. Ausgabe v. I. 1842, p. 6. 
Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. . 


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Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 387 


rich und feinem Stifte Admont die Erlaubniß, zu Weiſſenbach am 
Urfar bei der Enns ftatt der. bisher zur Ueberfahrt bereit geitan- 
denen Floßbrücke eine feftftehende Brüde zu erbauen und den bis⸗ 
herigen Ueberfahrtslohn als Mauthgebühr abzunehmen °). Am 7. 
Jaͤnner beftätigte K. Rudolph I. den Kaufleuten zu Neuſtadt die 
Freiheit von Mauth und Zoll durch Defterreih, Steiermark und 
Kärnten; am 10. S$änner nimmt er dns Stift der Karthäufer in 
Seitz in befondern Schuß und ertheilt demfelden Steuerfreiheit' ?); 
am 11. Sänner "befahl er den Edelherren Cviris nobilibus) dem 
Grafen von Pfannberg und denen von Pettove, Landrichtern in 
Steier (judicibus Styriae), das Klofter Seit in der Steuerfrei- 
heit zu befhüßen, und am 12. Jaͤnner gab er einen dritten Be⸗ 
ftätigungsbrief über alles Anmefen dieſes Klofters, fo wie es fchon 
K. Dttofar beftätiget hatte ). Don Wien am 13. Jaͤnner be- 
theilte er den Erzbiſchof von Salzburg mit einigen, den rebellifchen 
Feinden und Vaſallen abgenommenen Leuten und Gütern. Daf hier: 
von auch einige in der Steiermark gemwefen, ift faum zu bezwei— 
fein *). Wichtiger nber war eine andere Verhandlung, welche als 
die erfte Begründung der Habsburgiſchen Hausmacht in Defter: 
reich, Steier, Kärnten und Krain anzufehen ift und melde den 
.erften Wink auf die zulünftigen Landegregenten gibt. Nach dem 
Tode H. Friedrich des Streitbaren hatte fih K. Dttofar den Be: 
fiö der erledigten Lehen der Hochftifte Salzburg, Bamberg, Paſ⸗ 
fau, $reifing, Regensburg u. ſ. w. in den genannten Sändern, mit 
oder ohne Zuftimmung der Hocdftiftstapitel, erworben. Durch den 
Friedensſchluß am 21. November 1276 find nlle diefe Lehen wie: 
der erledigt worden. Zur Belohnung für die vielen Anftrengungen 
und Dpfer, welche die Hochftifte im Kriege gegen K. Dttofar. ge= ' 
tragen hatten, verwandelte nun K. Rudolph I. manche diefer Le⸗ 
hen in Allode und hochftiftifche Menfalgüter. Dafür üderließen die 
Kirchenfürften ſelbſt alle übrigen Lehen den Eaiferlichen Söhnen 


— 25* 


1) Adm. urk. T. 3: „Laberaliter indulgemus ut in loco, qui Urur dioitur, 
ad jus et proprietatem praedicti monasterii pertinet, ultra fluvium 
Anssum pontem construere volens, pro utilitate publioa, neo non vi- 
cino commodo profeotu. Nautum vero, quod eventibus navigio flu- 
vium sapradietum nomine Abbatis recipi permittimus, cum moderamine 
tamen ac praevia ratione. Datum Viennae, V. Idus. Jan. An. 1277.“ 


2) Pez, Cod. Hist. II. 132. 134. — Dipl. Styr. II. 74. 
3) Seitzer Urkunde. j 
4) De Lang, Regesta. IV. 26. 


Alsbrecht, Aubdsisy un) Sarımarz, und ihren männiadben asb- 
fommın und Erben; woburh dieſe ;u den erſten bebemeaben 
Orunvochg auch in ber Eteiermart grelommen ind 'ı Hr Ber 
großen Berfammlung geiſtlicher und weltlier Füren umb Herren 
ia Binoritentiofter zu Win 17. Jänner 1277 werd de voriiuis 
ſchon feſtgeſetzt, daß jebe Belehnung mit Hochſftifts um Stüfts 
lehen nur unter Zuſtimmung der Kapitel geſchthen dürfe, umb ahmr 
Diefelbe nicht Süittigkeit haben foe :,.. Run jolsten die Bertrage 
und DBelchnungsurfunden ſelbſt. Und zwar am 21. Jaliy 12:7 be- 
lobte A. NRudolph I. die getreue Anhänglichkeit des Geal;burger- 
erzbifhofes gegen ihn und das deutſche Neich, — und weidy” große 
Koften und Ptühen derfelbe zu diefem Zwecke nufgewendet habe 
(et dampna, quae pertulit, labores, quos sustulit, graves sump- 
tus, quun freeit, pro honore Imperii dictus princeps). Darauf 
wird dem Erzbiſchoſe das PBatronatsrecht der Pfarre Nadlersburg 
(Hadkerspurch) zugefigert, welche Kirche derfelde dermalcn dem 
Biſchofe von Ehiemfre übertragen hatte. Weiter wurde son den 
hochſtiftiſchen Lehen, welche den kaiſerlichen Söhnen und ihren Er: 
ben verliehen worden, 300 Marten Renten für immer andgefdhie: 
den, und zwar 254 Manſus in Yuttenberg (Lutenwerd) mit 132 
@libermarten Ertrag; der Zehent in Luttenberg mit jährlich 28 
Marten ; der Zehent in Kinnberg (Chienenberg), mit 40 Mar⸗ 
fen; der Marchdienſt auf den hochſtiftiſchen Befigungen in der 
Mark (in Marchia), mit 20 Marten, und das halbe Erträgniß 
der Mauth in Nottenmann mit ollen Rechten; endlih wurden 
noch die kärntnerifchen Lehen hinzugefügt: die Veſten und Städte 
Et. Veit, Klagenfurt und St. Georgen im Jaunthale. Zu Wien 
am 22. Juli 1277 fügte K. Rudolph noch einen dritten Beptäti- 
gungsdrief all diefer Verhandlungen und Lehensverträge hinzu ?). 


—66 Zu damaliger Zeit hatte man noch die Einſicht 

atenbrief des , 

8. —8 Nar und Ueberzeugung nicht, daß nur ein freier Handel und 
j "eine allgemeine, ungehinderte Thätigleit der Landes: 

bewohner die Seele alles gegenfeitigen Verkehres in der Nähe und 

Berne, und dadurch ihres Wohlftandes ſey. Man glaubte vielmehr 





1) Lambacher, Anhang. 133 — 139. — Nachrichten von Jwavia p. 2044 _ 
385 0). — In einer Urkunde für Salzburg. Wien 21. Juli 1277. 

2) Lambacher, Anhang. p. 122—123. 

3) Suvavia, Abhandinng. p- 384 (0). 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283, 389 


einer Stadt nufzuhelfen, oder auch DBerdienfte größerer und alter 
Ortſchaften entfprehend zu belohnen, wenn man ihnen Erlaubnif 
gab, eine neue Mauth zu errichten ; daß man ihnen ein Gtappel- 
recht und Monopol ertheilte auf verfchiedene Waaren und Lebens. 
mittel. So durfte dann der Bauer feine Lebensmittel, der Hand. 
werker feine Erzeugniffe, der fremde Kaufmann feine Waaren nicht 
nach Gefallen und Wahl verführen und verkaufen ; fondern er 
war gezwungen , fie an ſolchen Stappelorten abzuladen und nur 
allein den troßigen und habſuͤchtigen Bürgern derfelben Orte durch 
mehrere Wochen und Niemand Andern zum Verkaufe feilzubie- 
ten. Das erfte von derlei Privilegien war, auf dem Grunde des 
oben angeführten Dttofar’fhen, folgender ©nndenbrief, welchen 
K. Rudolph I. am 19. Jaͤnner 1277. zu Wien der Stadt Juden⸗ 
burg ertheilt hatte, folgenden Inhalts: 
| „Wir Rudolph, von Sotteg Gnaden Nömiſcher König! im⸗ 
„mer Auguſtus, Alten in Ewigkeit!“ | 
„uf die hervorragende Würde Lönigliher Majeftät durch 
„göttliche Anordnung glücklich gefteht, wenden wir die Schärfe 
„der Augen, weit und breit Borfehung treffend, dem Wohle der 
„Setreuen, und Beichädigungen derfelben verhüthend. Kund und 
„zu wiſſen dnher allen Mienfchen der Gegenwart und Zukunft, 
„daß unfere geliebten. Bürger von Judenburg angenähert unferer 
„Löniglihen Erhabenheit demüthig gebeten haben, daf wir die GOna⸗ 
„den, Zugeftändniffe, Freiheiten und ſaͤmmtliche und einzelne Rechte, 
„womit die genannte Stadt Judenburg von denen weiland durch- 
„lnuchtigften Leopold und Friedrich, Herzogen von Defterreich und 
„von den übrigen Fürften diefes Fürftenthumes von altersher bes 
„Eanntlich befchentt worden ift, ihnen aus königlicher Wohlthätig- 
„feit zu beftätigen ung würdigen möchten, von welchen Önnden, 
„Zugeftändniffen, Sreiheiten. oder Nechten wir einige fonderheitlich 
„anführen :” | 
„Erſtens: wenn die Muͤnzer neue Denarien fohlagen, follen 
„die Wechsler in der Stadt Judenburg ſechs Wochen allein wech⸗ 
„feln, und Niemand Anderer, und nach Verlauf derfelben dürfen 
„auch die Bürger derfelben Stadt eriaubtermeife Wechfel treiben. 
— Miünzer und Wechsler dürfen aus eigener Macht an Nies 
„mand gewaltfame Hand anlegen und ihn fchleppen: fondern 
„wenn ſich, ihre Gefchäfte betreffend, ein Streitfall ergibt, fo fol 
„ihn der GStadtrichter unterfuchen, und nach Drdnung des Nech- 
„teß darüber Urtheil faͤllen. — Ergibt ſich eine Klage nor dem 


390 Steiermark bis zum Eintritte der 


„Richter, Schulden halber, melche er perfönlich gemacht, fo kann 
„er feine Ausflucht hinfichtlich eines andern Nichterd madhen, fon: . 
"dern er foll gehalten werden, vor demfelben Richter derfelben 
"Schulden wegen Rede zu ftehen. — Das Eifen von Trafaiach 
„fol nur allein zur Stadt Judenburg gebracht und dort zum Ver⸗ 
„kaufe ausgelegt werden, fo wie ed von alten Zeiten her üblich 
»iſt. — Kaufleute, welche aus Stalien Waaren bringen, dürfen 
„diefelben nur Bürgern derfelben Stadt verkaufen, und nicht frem⸗ 
"den Kaufleuten; gefchieht dies dennoch, fo follen der Käufer und 
„der Verkäufer, jeder mit 5 Marken geftraft werden. — Kein 
„fremder Kaufmann darf in Judenburg etwas laufen, nußer durch 
„ein ganzes Quartal; wer dieß zu übertreten wagt, fol fein Kauf: 
„geld verlieren, und dem Verkaͤufer die verfaufte Waare wegge⸗ 
"nommen werden. — Auf den Alpen, melde Judenburgeralpen 
„genannt werden, hat Niemand, und darf Niemand einiges Recht 
"haben, als allein nur die Stadt Judenburg, ausgenommen der 
„alleinige Hof, Schlafhofen genannt, Eigenthum der Chorherren 
„auf Sedau. — Die Waldung in der Mufchonig und Feiftrig ge: 
„hört nur der Stadt Judenburg zur Benützung. — Die Judenbur⸗ 
„ger in ihrem Verkehre in Wien pflegen in den einzelnen Etäd- 
„ten Zölle zu geben; gewöhnlich ijt bis zur Stadt Wien als 
„Zoll nicht mehr zu bezahlen, als: von jedem gebundenen Saume 
„12 Denarien, von dem Saum Seife 6 Denarien, vom Gaume 
„Dehl 3 Denarien, vom Saume Feigen 3 Denarien, von 100 
„Rinderhäuten 12 Denarien, von 100 Bodfellen 6 BDenarien, 
„von 100 Schaffelen + Denarien. — Sin Wien felbit werden am 
„Shore von jedem geladenen Wagen 6 Denarien und ald Markt⸗ 
„Zoll dajelbit in der Stadt 12 Denarien entrichtet. Am Rüdwmege 
„von Wien ſoll den Bürgern von Judenburg jo viel abgeichrieben 
„werden, als jie früher an Zoll bezahlt haben. — Getraidemaß, 
„Elle und Gewicht, wie ed die Bürger zu Judenburg von Alters 
„ber gehabt haben, follen fie voliftändig noch beibehalten. — Kein 
„Wehrmann oder Schüßling (Miles aut Cliens) darf al® Bür- 
»ge behalten werden; auch fol fein Bürge für einen Wehrmann 
"oder Schüßling gepfändet werden oder feitgehalten werden. — Wir 
„nun, den ergebenen Bitten unferer Bürger non Judenburg güns 
„ſtig zugeneigt, beitätigen, erneuern und befetigen mit dem Schirme 
„gegenmwärtiger Urkunde Alles, und dns einzeln Borgenannte und 
„übrigem Gnaden, Emmunitäten, Zugeftänoniffe, Freiheiten und 
„Rechte, welche ihnen einft von Sriedrich und Leopold, den durch⸗ 


— 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246—1283, 391 


„lauchtigen Herzogen von Deſterreich, und von andern Fürſten 
„rechtmäßig und vernunftgemaͤß ertheilt, übergeben und zugeſtan⸗ 
„den worden find. Es fen demnach gar feinem Dienfchen exinubt, 
„diefe Urkunde unferer Bejtätigung zu brechen oder verwegen ihr 
„in irgend Etwas entgegen zu handeln. Wer deffen fich vielleicht 
„erkühnen wird, der wiſſe, daß er in ſchwere Beleidigung unferer 
„Majeſtät verfallen fey.“ 

„Zeuge dieſes Gegenſtandes haben wir hierauf befohlen, ge⸗ 
„genwaͤrtige Urkunde aufzurichten und mit unſerm Majeſtäͤtsſie⸗ 
„gel zu bekräftigen. Gegeben zu Wien am 19. Jänner 1277 ').« 


Am 22. Sinner 1277 ertheilte K. Rudolph I. FOR: Een 
den Stifte Vorau eine Mojeftätsurkunde, worin best. Daenbeng 
er dngfelbe mit allen, von mag immer für Fürften 
gegebenen Befitungen und Vorrechten in feinen und des Reiches 
befondern Schuh nehme ®). Zu Wien am 9. Februar 1277 beftäs 
tigte er auf perfönliche Bitte des Abtes Gotſchalk dem Stifte St. 
Lambrecht die früheren Briefe den Kaifer Heinrich V. und Fried» 
rich II. fammt dem Nechte der freien Vogtenmacht nach Abgang 
der männlichen Erben des GStifterd vor den Zeugen: Herrand 
und Hartnid, Brüder von Wilden, Erchenger von ‚Landefere, 
Ulrich) von Stubenderg, Otto von Haslau, Dtto von Berthold: 
dorf, Gundaker von Gurkenſtein, Gundaker von Freiberg; und 
in einem zweiten Diplome (Wien, 9 Februar 1277) wird dem 
Caſtellane zu Grazzlupp (Neumarkt) unterfagt, fich irgend einer 
Vogteigemalt über diefes Stift, das allein nur dem .Kaifer und 
Reiche unterftehe, anzumaffen ?) (cum ipsum monasterium nobis 
et imperio, nullique alteri, quantum ad temporalia sit immedi- 
ate subjectum). Hierauf, 15. Februar 1277, erließ der Kaifer 
ein offenes Schreiben an den Grafen Meinhard von Tyrol, und 
an alle Grafen, Edelherren, Minifterinlen und Getreuen des Rei; 
ches in Steiermark, Kärnten, Krain und in der Marl, mit der 
Andeutung, daß er das Stift der Nonnen vom Dominicanerorden 
der h. Maria in Minhrenderg in feinen befondern Schuß genom: 
men habe, und felbes durch fie vor allen Uebergriffen und Befchädigun- 


ı) 2eitner, Monogr. p. 5-7. — Dipl. Styr. I. 240-242. 
2) Caesar, Annal. Il. 554 555. ‚‚Datum Viennae. XI. Kal, Febr. 1277.‘ 
3) St. Lambrechter Saalbuch u. Urkunden im k. k. Geheimarchive. 


392 Steiermark bis zum Eintritte des 


gen vertheidigt wiffen wollte ’). — Dem Ehorhesrenftifte zu. Seckau 
befiitigte K. Rudolph I. (Wien, 17., 18., 19. Bebruar) alle Be- 
figungen und Vorrechte, insbefondere den Mühlwald; die Bon 
Babo und Engelfhalt von Blain gefchentten Huben in Hanzen⸗ 
bũchl, die Serichtsemmunität auf dem Gtiftdgebiete zwiſchen ber 
Ließing und Öraden, die Mauthfreieit im Lande Gteier, die Hand- 
veften H. Ditofar’d VIII. (J. 1182) mit Beſchränkung des Ne: 
gales auf Salze und Metolie, und der Urkunde des H. Leopold 
des Slorreichen (4. uni 1202) mit einem Befondern Befehle an 
den Grafen Heinrich von Pfannberg, Friedrich von Bettau, und 
Konrad von Kinnberg, Landfchreiber in Steier, die Chorherren 
auf Seckau im Genuſſe des Waldes im Thale Feiftrig bei Brant 
gegen die Webergriffe der Brüder von Dinfienderg, Wigand son 
Zimmersdorf und Dietrichs von Leoben, auf dns Kräftigfte zu Wer 
fHügen, bis zum Austrage des Nechtsftreited ”). Audy erkihrte 
der Kaifer, daß er die erledigte Vogtei über die ſeckauiſchen Guͤter 
zu Kumberg, Heinrichsdorf und an der Raab von nun an an 
dad Neid) gezogen, und für ſich und feine Nachfolger getreulich 
und uneigennüßig zu führen gelobe. Auch der Propſt des Chor- 
Herrentifteg St. Katharina in Stainz war vor K. Rudolph I. in 
Wien erfchienen, mit der Bitte um Betätigung der Urkunde des 
Stifters Leopold von Wildon (3. 1244. Nicht nur diefe beftä- 
tigte der Kaifer, fondern auch nlle fpätern Handveſten des Chor: 
berrenftiftes mit dem Markte Stainz, Marktgerichte, Kirchtagrechte, 
Sürfangrechte, Mauthrechte, mit der GOerichtsemmunität (das Blut⸗ 
gericht ausgenommen) und mit der Freiheit für alle Miniſterialen, 
von ihren Gütern bis zu 10 Marken Friſachergeldes dem Stifte 
Spenden zu thun (Wien, 17. Februar 1277). Auch ſolle küͤnftig⸗ 
hin nur der Kaiſer, oder auf ausdrücklichen Wunſche des Stiftes 
der Landeshauptmann Vogt. desſelben ſeyn. Als Zeugen waren 
beigezogen neben den Bifchöfen von Salzburg, Bamberg, Breifin- 


) Sohanneumsd-Urkunden. — Dipl. Styr. 11. 326—327. 


3) ueber den nunmehr kaiſerlich beftätigten Beſig der Seckau'ſchen Güter im 
Erzwalde erließ Hartnid von Wildon, Marfhall von Steiermark, ein eige- 
nes Schreiben (Wien am 23. Aug. 1277°, worin als Zeugen genannt wer- 
den: Petrus, Propft von Stainz; Otto, Pfarrer zu St. Marein bei Prank; 
Dtto und Albert, Brüder von Horneck; Volkmar, Martin und Friedrich 
an dem Ed, Bürger zu Grät. — ZIohanneumd= Urt. Am 11. Rodember 
1277 zu Heimburg entfchied K. Rudolph einen Streit wegen Beſitzungen 
in der Geil (ia Geula) des Ritters Dietmar von Strettwid für das Chor⸗ 
herrenftift Seckau. 


3) Dipl. Styr, I. 337—239. — Kuh im E. Sch. Archiv. — Sohann. urk. 





Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246-1283. . 393 


gen, Negemdburg, Paffau, Zrient, Sedau, Chiemfee, die Landes; 
edfen, Grafen Ulrich) von Heunburg, Heinrich von Pfannbers, 
Friedrich von Pettau, Herrand von Wildon, Heinrich und Bat. 
fing von Stübenberg, Hartnid von Stade, Dtto von Lichtenftein '). 
Weiters hatten zwei Stadtbürger von Marburg, Eberhard und 
Martin (cives de Marpurg), den K. Rudolph ihre Inndesfürft- 
lichen Lehengüter in den Villen Butine, Ulkune nnd Pyker frei: 
willig aufgefandet, und diefelben ſammt Weingärten und Waldun- 
gen von ihm wieder um 150 Marken Gilbers auf Wicderlöfung 
verpfändet erhalten für fich und ihre Erben, uud zwar zur Be- 
fohnung ihrer treuen Dienfte und Anhänglichkeit und zu fernerer 
Verpflichtung gegen ihn und dag Reid) (Attendentes quoque grata 
et fidelia servitia, quae celsitudini nostrae incessanter exhibent) 
Auch Hier ließ K. Rudolph Zeugenfchaft geben die Bifchöfe Bern- 
hard von Seckau, und Johann von Chiemfee, und: die Landes⸗ 
edeln: Meifter Gottfried, Protonotar, die Grafen Ulrich von 
Pfannberg, Heinrich von Pfannberg, Friedrich von Pettau, Hart: 
nid von Wildon, Landesmarfchal Herrand von Wilden, Otto von 
Lichtenftein, Hartnid von Stadekk, Wilhelm vun Schärfenberg, 
Cholo von Seldenhofen, Volkmar, Bürger zu Grut (Graecensis), 
Martin, Richter zu Gruͤtz >. 


, . , J. 1277. 
Es erfchienen aber auch die Vorderften der fteiri- „ Rubelph Hefdti- 


fhen Miniſterialen und Landleute (Stände) vor ser ie Br 
K. Rudolph mit allen ihren originalen Freiheitd- von Steiermark. 
briefen und Moajeftätsdiplomen, und baten um neue Anerkennung 
und Beftätigungen der alten Rechte und Vorrechte des Herzogs 
thumes. K. Rudolph I. fäumte nicht, (Wien, 18. Februnr 1277) 
einen Mojeftätsbrief darüber zu fertigen, und darin nicht nur die 
Dttofar’fhe Urkunde vom 17. Auguſt 1186 wörtlich aufzunchmen, 
fondern auch die Gerechtſamen der Stände des Landes mit neuen 
Zugeftändniffen zu erhöhen. Der Eingang und die befondern, neuen ' 
Ermeiterungen diefes Moajeftätsbriefes find folgende: 

„Im Namen der heiligen und ungerheilten Dreieinigkeit- u 
Rudolph, dur Gunſt und göttliche Güte römifcher König, 
»immer Auguſtus! Es gereicht zur Zierde des römiſchen Neiches 
„und die Pflicht kaiſerlicher Wurde erheiſcht es, daß ſie, guͤtig 








1) Stainzer Urkunden. 
2) 8. k. Gubernialarchiv zu Grätz. 


382 Steiermark His zum Eintritte der 


derherftelung und Befeftigung der Nuhe und Drönung in diefen, 
feit dreißig Jahren fo fehr erfchütterten Neichsprobinzen. Nach 
übereinftimmendem Spruche derfelben ließ er am 3. December 1276 
in den bezeichneten Ländern einen allgemeinen Landfrieden gebie- 
ten. Er feste darin feft, über alle Befchädigungen, welche vom 
Anfange des Krieges oder vom 24. Juni big 6. December verübt 
: worden find, ſelbſt Unterfuchung und Richtfpruch zu thun; „und 
daß Sedermann die Vortheile dieſes Landfriedens und der darin 
in bürgerrechtlicher und peinlicher Hinfiht nusgefprochenen Ber- 
fügungen genießen folle, welcher diefen Landfrieden felbft bis zum 
6. Sänner 1277 beſchworen haben werde. Da diefe Urkunde einen 
Theil der ſteiermaͤrkiſchen Landhandfefte bildet, fo folgt fie hier nad) 
ihrem ganzen Inhalte: 

„Wir, Rudolph von Gottes Gnaden Nömifcher König für 
„immer! Sn Beftreben den guten alten Stand herbei zu führen, 
„dag fich Ergebende in Befferes zu ummandeln und Sedermann fein 
„Recht zuzutheifen, wie es der kaiſerlichen Majeſtaͤt zufteht, befeh- 
»fen wir, die Art und Weife des Friedens nach dem Rathe der 
„geiftlihen und weltlichen Fürften, Grafen, Sreiherren, Minittes 
„rinlen der Länder Defterreich, Steier, Kärnten und Krain fünf: 
„tig nach dem unten vorgelegten Inhalt genau zu beobachten. Was 
„immer für Befchädigung gefchehen ift, zur Zeit unferd Krieges 
„nämlich, und des berühmten Könige der Böhmen in öffentlicher 
„Fehde, entweder auf unfern Befehl oder aus eigenem Antrieb 
„unferer Diener, nämlich vom Fefte der Geburt Johannes deg 
„Taͤufers im Sahre 1276 bis zur Berlautbarung des Gegenwaͤr⸗ 
„tigen, über diefeg zu urtheilen folen die Richter feine Gewalt 
„haben; —* es ſoll in unſerer GOnade liegen, wie wir unſern 
„Dienern ihre Beſchädigungen erſetzen werden. Wenn Diener un- 
„fer Beider ſich gegenſeitig beſchaͤdigt haben, über ſolche Schäden 
„zu richten nach der bisher bewährten Gewohnheit des Landes — 
„ſollen die Richter Macht haben. Gleicherweiſe follen die Nichter 
„Gewalt haben zu richten über den an Klöftern, Wittwen, Wnifen 
„und GSpitälern zugefügten Schaden, welche an dieſem Kriege nicht 
„heil genommen haben, mit diefer ‚beigefügten Befchräntung, daß 
„die genannten Berfonen fich nicht hart und unnnchgiebig bezeugen 


Das alfo der König that. Da wurb er zu Wien in bie u ihn 


und da ſchwuren ihm die Wiener, Defterreicher, | er, . 
das fie ihm getreu weſen follen und geherlam. X, 1089 
— 1093. 


4 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246-1283. 395 


„ten: fo werden wir denjenigen zur Ehre diefes Fürftenthums 
„(diefer Herrſchaft) zu erhöhen beforgt feyn, welchen der größere 
„und beffere Theil der Minifterinlen des Landes rathgeblich ung 
„anzuydeuten für gut halten wird, indem auch wir nicht wollen, 
„daß ihnen bei Widerftreben und Abneigung nus vernünftigem 
„Grunde dag Goch einer neuen Herrfchaft, was auf ihrem Grunde 
„nicht paßt, auferlegt werde. Wir beftätigen ihnen überdieß alle 
„bewährten Gewohnheiten und Rechte, welche die Borgenannten, 
„wailand Dttofar von GSteier und Leopold von Defterreih und 
„Steier, ihnen freigebig beftätigt haben, wie es in ihren Handve⸗ 
„ften enthalten ift, welche wir nach den eigenen Pnniten an: 
„führen zu müffen geglaubt haben, nämlich: Wer immer unferer 
„Betreuen aus Steiermark mit Jemand aus Oeſterreich, oder 
„ein Deſterreicher mit einem Steirer Vertrag geſchloſſen hat, ſo 
„ſoll er gebrauchen und ſich erfreuen der Rechte und Gewohnhei⸗ 
„ten derjenigen Provinz, in welcher er ſich aufhält, und feinen 
»Wohnſitz erwaͤhlt, weil für einzelne Perfonen eine befondere®e- 
„mwohnheit von der nligemeinen ‚feine Ausnahme machen fol.“ — 
„Ale meitern Punkte diefer Urkunde ſtimmen mit jener im Ma: 
jeftätspriefe 8. Friedrichs IT, J. 1237 wörtlich überein, einfchlief- 
ih den Punkt, die Münze betreffend. — Hierauf folgt in 8. 
Nudolphs Urkunde als neue Zugabe : „gu diefen in heilfamer Bor 
„fehung für die Minifterinlen des genannten Landes Steiermarf, 
„verordnen wir mit gegenwärtigen Diplome, daß fein Landesfürft, 
„weicher das vorbezeichnete Land zeitweilig beherrfchen wird, es 
»ſich herausnehme, einen Miniſterialen, der irgend eines Ber: 
„brechens nicht übermwiefen, noch freimiliig deſſen geftändig ift, wes⸗ 
„wegen er verdienter Maffen perſönlich feftgenommen werden müßte, 
„init Mebergehung der Rechtsordnung gefangen zu nehmen, den Ge⸗ 
»fangenen zu kerkern, oder in Banden zu haften, indem er wiffen 
„und wohl bedenken folle, daß er megen einer folchen wirklichen 
„gemwaltfamen SHandanlegung wegen verletzten Reichsfriedens nach 
„deutfchen Reichsgeſetzen werde geftraft werden. Damit nun nber 
„der Inhalt dieſes Majeſtaͤtsbriefes von den künftigen Fürften des 
„genannten Landes geachtet und feft beobachtet werde, fo befehlen 
„wir unter gegenmärtiger Betheuerung, daß, menn ein jereiliger 
„Landes fürſt von den Wtinifterialen der Steiermark den Eidſchwur 
„der Treue fordert, fie feldft zur Leiftung eines ſolchen Eideg 
„keineswegs verhalten werden follen, bis der Fürft und Herr mit 
„feinem körperlichen Eide verfpricht, dnß er. den aegenwärtiaum - 


384 | Steiermark bis zum Einteitte der. 


„rüdftellen, wenn er durch den Nichter auf Derlangen des Herrn 
zurüdgefordert worden ift; im Weigerungsfalle fol der Aufneh: 
„mer eine Strafe von 10 Pfunden und dem Richter noch oben: 
„drein 5 Pfunde bezahlen, und der Richter fol ſolch einen Auf- 
„nehmer zur Zahlung drängen; wenn er nber läugnet, dem kla— 
„genden Herrn zuzugehören, dn fol der Aufnehmer an deſſen Statt 
„bor dem betreffenden Richter nach vorgefchriebener Rechtsordnung 
„Rede ftehen. Und wenn er in beiden Fällen während fchweben- 
„dem Nechtsftreite dem Herrn unterfömmt, fo ſoll diefer freie 
„Gewalt haben, ihn feftzugalten und zu kerkern, und deßmegen in 
„Leine Strafe verfallen. — Wir verbieten meiterd auf das Be 
„ſtimmteſte, daß Niemand Eigenleute eines Andern unter dem Zi: 
„tel Muntmann (Schußherr) feithaite, und wenn ihn der Aufneh- 
„mer von dem Herrn zurüdgeforderf, nicht ledig gegeben oder den 
„Aufgenommenen entlaffen, fo fol er dem Herrn zahlen 5 Pfunde 
„und der Richter ihn zu diefer Snhlung und zur Herausgnbe dee 
„Aufgenommenen zwingen. — Gegen Zodtfchläger follen die Rich— 
»ter nicht vorgehen big nuf Sahresfrift von den nächſten Weih- 
nachten angefangen, und inzwifchen follen Zodfchläger fich guͤt⸗ 
„lich mit den Verletzten ausgleichen, ſonſt aber ſoll dem Kiäger Ge— 
„rechtigkeit widerfahren. — Wir verbieten auf dag Strengfte, daß 
„nicht Pfändungen oder andere Unbildungen Jemanden ohne Voll⸗ 
„macht des betreffenden Nichterd gethan werden. Jeder dnmider 
„Handelnde fol nad dem Landrechte oder nach Landesgewohnheit 
„geftraft werden. — Sin Eaiferliher Machtvollkommenheit heben 
„wir weiters auf und thun endlich ab nie neunufgelegten Mau— 
„then, Zolle, Umgelder ımd Weggelder (Paſſage- oder Geleitgel⸗ 
"der, Vectigalia et Pedagia) zu Waſſer und zu Lande, fo.daf 
„nur die nach feftgehaltener Landesgemohnpeit non Alters her Bes 
„ftandenen in ihrer Kraft fortzubeftehen haben folen. Wer da— 
„gegen handelt, hat zu willen, ‚daß er unferer Gnade verluſtig 
„und nad Maßgabe unferer ‚Eniferlihen Vorſicht beftraft werden 
„fole, — Auf das Strengfte verbieten wir nuch in £aiferlicher 
„DBorficht, daß Niemand zum Nachtheile eines Andern innerhalb 
„einer Leuge (Meile) ein Schloß oder eine Veſte erbaue, und 
„wenn es gefchehen wäre, fo befehlen wir, daß fie durch unfere 
„Richter gefchleift werden follen. — In kaiferlicher Gnadenſpende 
„geftatten wir, daß alle freie Gewalt habe zum Wicderaufbaue 
„und zur Befeſtigung, welche der Rechtsordnung zuwider, und 
„ohne gefehliche Urfache Zerkkörung von Sälöfern und Briten 


Habsburgiſchen Fürften. I. 12461283. 397 


Beſtätigungen über vier Privilegienhriefe der Herzoge Leopold 
von Defterreich und Ulrich non Kärnten ). Auf die Bitten der 
Bifhöfe Bernhard von Seckau und Johann von Chiemfee be: 
ftätigte K. Rudolph I. (Wien, 17. März 1277) den Majeſtaͤts⸗ 
brief K. Friedrichs II. (Nürnberg, 26. October 1218) mit der 
kaiſerlichen Billigung der Gründung beider Bisthümer 2). Wei: 
ters gab er dem Stifte Sedau an eben demfelben 17. März 1277 
Beftätigungsurkunden der Briefe H. Friedrichs des Streitbaren 
(Eröberg, 12. .Bebrunr 1234 und Wien 29. December 1237) mit 
der Erlaubniß für fteierifhe Minifterialen, dem Bisthume Seckau 
Befidungen zu ſchenken und zu verkaufen 9. Am 13. April 1277 
erhielt das Stift Admont einen faiferlichen Beftätigungsbrief über 
ein Cum das Jahr 1184 gefchenkted) Gut zu St. Peter in Aue - 
im Lande Defterreich unter der Enns *).— gegen die Erben des 
Srenderd. Am 28. Aprit 1277 beftätigte K. Rudolph dem St. 
Kiarenklofter in Sudenburg die Schenkung, welche die Herzogin 
©ertrude von Defterreidh der Schweſter Adelheid von Hof mit 
einigen Gütern zu Gt. Peter gemacht hatte 5). Dem Bifchofe 
Konrad von Freifingen beftätigte K. Rudolph (18. Mai 1277) 
dns Salz: und Metallregale auf allen Gründen feines Hochftiftes 
(alfo auch auf jenen in der Steiermart) 9%. Am 13. Suli 1277 
zu Wien ward fogar dem Pfarrer Siegfried zu Piper ein Bertä- 
tigungsbrief gefertigt über die, feiner Pfarrkirche von 9 Leopold 
dem Glorreichen ertheilten Gerechtſame 7). 


Am 25. Auguſt 1277 zu Wien ertheilte K. J. 1277. 
K. Rudolphs Ur⸗ 
Rudolph der Stadt Bruck an der Mur folgenden tunse für bie tant 


‘ uf ber M 
Privilegienbrief: Bruk an der Mur. 


„Rudolph, von Gottes Gnaden römiſcher König, immer Augu⸗ 
„ſtus, Allen, des römiſchen Reiches Getreuen, welche dieſe Urkunde 
„einſehen werden, in Ewigkeit.“ 


1) Johanneums⸗ Urkunde. 

2) Dipl. Styr. I. 336—337. 

3) Johanneums = Urkunde. 

4) Abm. Urk. DDD, 27. 28. 29. 30. — Adm. Saalb. IM. 183— 186. 
5) Zohanneums = Urkunde, 

6) Meichelbeck. II. 81. — Ludewig. x. 16. 

7) In der GubernialRegiftratur in Gräͤtz. 


adı 


398 Stetermark dis zum Gintritte der 


Es itebt der Lönislichen Güte zu, ſich den Bitten ihrer Un- 
„iergebenen zu;uneisen, und ihren gerechten Wünſchen eine gütige 
"„Beiüimmung ;u ertpeilen. Denn, da aler Rufen und ale Macht 
der Herrſchaft auf dem Glücke der Untertanen gegründet if, 
»io halten wir es für hellem und angemeiten, def wir und ihnen 
„in Gerechtigkeit leicht, und in Gnaden freigebig bewähren. Kund 
„fen demnach der Gegenwert und Zufunft, daf wir, in quädiger 
„Rücknicht anf die Reinheit volitändiger Treue, worin uniere Bür⸗ 
„set von Prufhe gegen und und dad Reich befanntermaflen er- 
oglänyen, und im ernftlichen Berfangen, daf ſie vom igren Uufäl- 
„fen und Schaden, welche jie biäher wegen unheilsoller Zeit er- 
„fitten haben, unter unierer glüdlichen Herrſchaft erleichtert, durch 
euniere Runifizen; in den gehörigen Stand ;urüdachracht werden 
„möchten, — gejtatten ihnen freigebig alle Rechte, Freiheiten umd 
„Brmehupeiten, weiche andere unjere and des Reiches Städte be⸗ 
„haupten, indem wir wollen, daf der Ort ſelbſt Namen und Ehre 
„eines Oppidaus oder einer Gtadt fortwährend genieße, umd fi 
„derfelden erfreue. Auch im Ueberjtrömen befonderer Gnade 
„betätigen wir den sorgenannten Bürgern einige Rechte, wie die: 
„feiben von mweiland Friedrich, berühmten Andenkens, Herzog in 
„Deferrei und Steier, dem bejagten Drte befanntfich werlichen 
„worden find, indem wir nämlid) feſtſetzen, daß innerpafb Hotten- 
„mann und Pruftha Rirgenöwo Ablcaungen des Salzes, was ge⸗ 
„mwöhalid, genannt wird Niederlag, gemacht werden, auch das 
„ESalz nicht in Kufen eingeſtoſſen, oder wit Rufen befleidet wer- 
„den joe, als allein nur in der genannten Stadt. Auch in Ber- 
„mehrung beſonderer Gnade gejtatten wir denfelben Bürgern gün- 
„figlidh, daß fie, auf drei Raten von der Stadt an, fowohl zu 
„Weiler aid zu Laude im Berkehre ihrer Üaaren oder mad im- 
„wer jür Gegenſtände son jeder Anforderung son Marth und 
»Zol frei, und san; un) gar befreit ſeyn jollen. — Keinem Men⸗ 
„en joll ed nur geitatter jeyn, dieje Urkunde unjerer Geftattung 
„und Beſtätigung zu brechen, oder vermegenermweile in irgend Et⸗ 
"was ihr entgegenzuhandeln. Wer es ji zu thun herausunchmen 
„wird, der ſol wiſſen, daß er dadurch in ſchwere Beleidigung um- 
„ferer Majeſtät verfallen jey. Zu deren allen Belräftigung und 
„Beitändigfeit baden wir gegenwärtige Urkunde fcdhreiten und 
„wit dem Eigille unjerer Rajeſtät befeſtigen laſſen. Zeugen aber 
„find: Friedrich, Erzbiſchof von Salzburg, die Biſchsfe, Berthold 
„son Bamberg, Petrus von Zallau, SKourad son Sreifingen, 


— 2 





Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246—1283. 399 


„Dietrich von Gurk, Heinrich von Trient, Johann von Ehiemfee, 
„Bernhard von Seckau; die Edelherren, Heinrich, Graf von Pfann⸗ 
‚berg, Heltor von Wildon, Gottfried von Werd, Konrad von 
„Himberg, jet Schreiber von Steiermark, Konrad vom Thale u. 
„v. A. Gegeben zu Wien am 25. Auguft 1277 9).“ 

Die beiden, für Judenburg und Bruck erlaffenen Majeſtäts— 
briefe waren vorzüglich auf die Belebung des Handels und Han⸗ 
deiszuges im Innern der GSteiermarf, und des Aufblühens ge- 
fchloffener Drte berechnet, und fie ftanden in Verbindung mit dem, 
zu eben diefer Zeit, Wien, 22. November 1277-und Neuſtadt 1. 
Dezember 1277, von K. Nudolph gegebenen Pripilegienbriefe, in 
welchem die alten Handveſten des H. Friedrich des Streitbaren 
mit Mauthfreiheit in allen Ländern der Fürften von Defterreich 
und Steier beftätigt, und den Neuftädterbürgern eine ritterliche 
Lehensfähigkeit ertheilt worden ift )). Zu Wien im December 1277 
beftätigte endlich K. Rudolph ein Diplom K. Ottokars, Wien 7. 
September 1272, morin der Stifterin Sophia und dem Nonnen 
Elofter zu Studenitz für das Schloß Jaunek in Kärnten 57 Marl 
jährlicher Renten von dem Iandesfürftlihden Amte Marburg jen- 
feitd der Drave gegeben worden find °). ’ 

Wir haben von diefem Jahre noch einige be- „ TE a 
fondere vaterländifhe Urkunden. Ulrich von Lid) hanne$fapll auf 
tenſtein zu Murau hatte auf Seckau und innerhalb 
des ſtiſtiſchen Burgfriedens eine Kapelle zu Ehren des h. Johan. 
nes und zugleich als Familiengruft mit vielem Aufwande erbauen 
laſſen; deren Vollendung auf den Sohn, Dtto von Lichtenſtein, 
übergegangen iſt. Dieſer gab dem Chorherrenſtifte eine jährliche 
Rente von zehn und einer halben Markt Geldes, nuf daß jene 
Kapelle mit gefärbten Glasfenſtern verfehen, und weiters für das 
Seelenheil feines Vaters Ulrih und feiner Mutter Bertha in 
jener Kapelle eine ewige Meffe und ein ewiges Licht gehalten 
werde, mit stattficherer Bewirthung des genannten Kapiteld am 
Tage des h. Sohannes des Evnngeliften *). Dieſe Stiftung und 


1) MWartinger, Privilegien von Brud. p. 1—3. — Am 31. December zu Wien 
1277 beftätigte K. Rudolph dem Stifte Viktringen alle bisher auf ber 
Hofmard) zu Marburg (in ouria in Marchpurch ) genoffenen Zreiheiten. 
Viktr. Url. . 


2) Pez, Cod. Dipl. II. 132. 
3) Urkunde des k. k. Geh. Archives. 
4) Dipl. Styr. I. 2338240. 


400 Steiermark bis zum Ginteitte der 


Spende hat Dito fräter mit neuen Renten erweitert von Gütern 
zu Partenbach, Eigenreit, Techenberg, Lintgraben, Leupsamftorf, 
Neukirchen, Taumburg, und St. Georgen, — und der Pfarrer 
Meinkard zu Murau eine Mühle bei Kobeitz dazu gefpendet. Die 
Spende wurde in Sedau verbrieft am 6. Sänner 1277 vor den 
Zeugen: Ortolph und Dietmar, Brüder von Stretwich, Berthold 
von Währendorf, Dito von Schachen, Friedrih von Ließnich, 
Berthold von Obdach u. A. Am 15. März und 3. Mai 1279 
ertheiften Briedrich, Erzbifchof zu Salzburg, und die Bifchöfe, 
Heinrich von Bafel, Beter von Paſſau, Sohann von Ehiemfee, 
Gerhard von Lavant und Werner von Sedau, diefer St. Jo⸗ 
hanneskapelle Ablaßbriefe nuf 40 Tage für alle frommen Befucher 
derfelden '). Hartnid von Wildon hatte vom Stifte Eedau An- 
fprüche und Gewalt über Güter und Renten in Zoppenau bei 
Waldſtein in Eifengar und Erzwald erhoben. Die Chorherren 
brachten die Sache vor die Gerichtsfchranne in Graͤtz, welche am 
11. Dezeinber 1277 die Anfprüche des Wildoner als nicht ge 
gründet, abwies und das Stift in feinem Kigenthume befeitigte. 
Dennoh mußten dem Hartnid von Wildon 50 Marken Silbers 
bezahlt werden ; worauf er nit nur allen Anſprüchen für fi 
und feine Erben auch für feinen Bruder, Herrand von Wildon 
und Leutold von ZTzerftein für feinen Sohn Nicher, für feine An: 
verwandten und für Ulrich, Schenken von Romenftein, entfagte, 
©ewähr und PBertheidigung gelobte, fondern auch no 6 Huben 
bei Waldſtein dazu fehenkte, vor den Zeugen im ®erichte: Ber: 
thold, Bifchof von Sedau, Konrad von Himberg, Landfchreiber 
in Steier, vor den Rittern und Brüdern, Albert uud Dtto von 
Horned, Volkmar, Dito Wattmanger und Ulrich Wakerzil, Bür⸗ 
gern von Grat, Martin, Heinrich und Dito, Brüder von Pren⸗ 
ning ?). Eben diefer Gegenſtand wurde auch in Wien vor Dito 
von Haslau, Landrichter in Oeſterreich und vor einer zahlreichen 
Verſammlung ndelicher Herren (de communi sententia nobilium 
multorum, qui intererant huic placito generali) auf Befeht 8. 
Nudolphs verhandelt, und zu Gunſten des Chorherrenftiftes ent- 
fieden vor den Zeugen: Graf Heinrich von Pfannberg, Dtto 
von Lichtenitein, Erchenger von Landefere, Heinrich von Gchär- 





1) Seckauer Saalbuch. — Sohanneums = Urkunde. 


2) ob. Urt, — Dipl. Styr. I. 238-239: „Datum in eivitate Gräts in 
domo fratrum Minorum. Anno 1277. UL Ideas Desembr. — Ge, Gaalb. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 401 


fenberg, Wernher von Haug, Konrad bon Graben, Dietrich von 
Friedberg u. v. A. ’). 


Dem Stifte St. Lambrecht ſandete Ulrich von „HT 2. 
Reiſach feine Erbiehen bei Aflenz in der Ville a 
Grazniz auf, vor einer anfehnlichen Berfammlung 
in Voitsberg (Datum in Voitsperch 1277), Ulrich, Grafen. von 
Heundurg, Konrad von Saurau, Wulfing von Hannau, Stark—⸗ 
hand, Schrot genannt, Ernft von Lobming, Pillung von Kainach, 
Sriedrih von Leibnitz; — mit 60 Marken Silbers leiſteten dabei 
Gewähr Walchun von Timmersdorf, Kaftelan zu Bruck; und bei 
der Briefesſiegelung leiſteten Zeugenfchaft die Pfarrer: Siegfried 
von Piber und Walther von Margareten, Helmwik von St. 
Maria, Himilo von Freugnich, Herbord von Preding, Himilo 
von Prembach, Friedrich, Ehreular genannt, Stadtrichter zu Voits- 
berg ?). Das Stift Nein fam zur Vermehrung feiner Güter und 
Nenten. Zuerft erfaufte der Stiftsabt Bernhart von Plankenwart 
von dem Stifte Sittih in Krain Güter zu Kagendorf, Wieden 
und Roge um 80 Marten Silber. Am 16. Sebruar 1277 ward 
zu Nein, in Anmefenheit des Abtes Winrik von Eberach, Gene⸗ 
ralviſitator des Drdens, feines Beifigers Johann, Abt zu Waltz 
fachfen, Walthers von Thal u. A. m. eine wichtige Beſtaͤtigungs⸗ 
und Schenfungsurfunde nufgerichtet und gefiegelt. Volkmar (Wa⸗ 
kerzil), Stadtbürger zu Graͤtz, beftätigte darin nicht nur einige im 
Jahre 1271 dem Stifte gegebenen Weinzehenten, fondern er ver= 
mehrte fie mit neuen zu Straßengel, Velgau, Meuber,und bei der 
Burg Lurg, in Peul, Waltendorf, Mitlchgraben, St. Peter und 
Oberlybul — zur Stiftung einer ewigen Seelenmeffe, befferer Be- 
wirthung des Konventes am Gedächtniftage Volkmars und feiner 
eltern, und gegen.eine Begräbnißftätte im Stifte felbft ?). Den 
Karthäufern zu Seit verbrieften in diefem Sahre 1277 die Brüs 
der Friedrich und Hartnid von Pettau Mauthfreiheit für die uns 
mittelbaren Kloftergefchäfte und Suhren in der Stadt Pettau, wo 
von den Mautherträgniffen zwei Dritttheite dem Friedrich von Pet- 


1) Kohanneums= Urkunden. 
2) St. Lambrechter Saalbuch. 
3) Keiner Urkunde: „Datum apud Runam. XIV. Kal. Marcii. Anno 1277. 


Geſch. d. Steiermark, — V. Bd. Ä DIN 


390 Steiermark bis zum Eintritte der 


„Richter, Schulden halber, welche er perfönlich gemacht, fo kann 
„er Leine Ausflucht hinfichtlich eines andern Nichterd machen, fon: . 
»dern er fol gehalten werden, vor demfelben Richter derfelben 
»Schulden wegen Rede zu ſtehen. — Das Eifen von Trafaiach 
„fol nur allein zur Stadt Judenburg gebracht und dort zum Ver⸗ 
„Enufe ausgelegt werden, fo wie es von alten Zeiten her üblich 
wit. — Kaufleute, weiche aus Italien Waaren bringen , dürfen 
„diefelben nur Bürgern derfelben Stadt verfaufen, und nicht frem⸗ 
»den Kaufleuten; gefchieht dies dennoch, fo ſollen der Käufer und 
„der Verkäufer, jeder mit 5 Morten geftrnft werden. — Kein 
„fremder Kaufmann darf in Judenburg etwas kaufen, nußer durch 
„ein ganzes Quartal; wer dieß zu übdertreten wagt, fol fein Kauf⸗ 
„geld verlieren, und dem Verkäufer die verfaufte Waare megges 
nommen werden. — Auf den Alpen, weiche SSudenburgeraipen 
„genannt werden, hat Niemand, und darf Niemand einiges Recht 
„haben, als allein nur die Stadt Judenburg, ausgenommen der 
„alleinige Hof, Schlafhofen genannt, Eigenthum der Chorherren 
„auf Seckau. — Die Waldung in der Mufchonig und Feiftrit ge: 
„hört nur der Stadt Judenburg zur Benüßung. — Die Judenbur⸗ 
„ger in ihrem Verkehre in Wien pflegen in den einzelnen Städ- 
„ten Zölle zu geben; gewöhnlich ijt bis zur Stadt Wien als 
„Zoll nicht mehr zu bezahlen, als: von jedem gebundenen Saume 
„12 Denarien, von dem Saum Seife 6 Denarien, vom Snume 
„Dehl 3 Denarien, vom Saume Beigm 3 Denarien, von 100 
„NRinderhäuten 12 Denarien, von 100 Bodfellen 6 Denarien, 
„von 100 Schaffellen 4 Denarien. — Sin Wien felbft werden am 
„Shore von jedem gelndenen Wagen 6 Denarien und als Markt⸗ 
„300 daſelbſt in der Stadt 12 Denarien entrichtet. Am Rückwege 
„von Wien fol den Bürgern von Judenburg fo viel nbgefchrieben 
„werden, als fie früher an Zoll bezahlt Haben. — Getraidemaß, 
„Ele und Gewicht, wie es die Bürger zu Judenburg von Alter 
„her gehabt haben, follen fie volftändig noch beibehalten. — Kein 
„Wehrmann oder Schüßling (Miles aut Cliens) darf als Bür- 
„ge behalten werden; auch fol fein Bürge für einen Wehrmann 
„oder Schüßling gepfändet werden oder feftgehalten werden. — Wir 
„nun, den ergebenen Bitten unferer Bürger von Judenburg gün— 
„fig zugeneigt, beftätigen, erneuern und befetigen mit dem Schirme 
„gegenwärtiger Urkunde Alles, und dag einzeln Borgenannte und 
„übrigen Gnaden, Emmunitäten, Zugeftändniffe, Freiheiten und 
„Rechte, welche ihnen einft von Briedrich und Leopold, den durch⸗ 


— 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246- 1288. 391 


| „lauchtigen Herzogen von Deſterreich, und von .andern Fürften 


„rechtmaͤßig und vernunftgemäß ertheilt, übergeben und zugeftan- 
„ben worden find. Es fen demnach gar feinem Dienfchen erlaubt, 
„diefe Urkunde unferer Beſtätigung zu brechen oder verwegen ihr 
„in irgend Etwas entgegen zu handeln. Wer deffen fich vieleicht 
„erfühnen wird, der wiſſe, daß er in ſchwere Beleidigung unferer 
„Majeität verfallen fey.“ 

„Zeuge dieſes Gegenftandes haben wir hierauf befohlen, ge- 
„genmwärtige Urkunde aufjurichten und mit unferm Majeſtätsſie⸗ 
„gel zu befräftigen. Gegeben zu Wien am 19. Jänner 1277 ).“ 


Am 22. Sfänner 3277 ertheilte K. Rudolph I. Vorud FREE 
dem Stifte Vorau eine Majeftätsurfunde, worin u Darnberg. 
er dasſelbe mit allen, von was immer für Fürften 
gegebenen Befitungen und Vorrechten in feinen und des Reiches 
befondern Schuß nehme ?). Zu Wien am 9. Februar 1277 beftä« 
tigte er auf perfönliche Bitte des Abtes Gotſchalt dem Stifte St. 
Lambrecht die früheren Briefe der Kaifer Heinrich V. und Fried» 
rich II. fammt dem Nechte der freien Vogtenmacht nach Abgang 
der männlichen Erben des Stifterd vor den Zeugen: Herrand 
und Hartnid, Brüder von Wildon, Erchenger von Landeſere, 
Ulrich von Stubenberg, Dito von Haslau, Dtto von Bertholds— 
dorf, Gundaker von Gurkenſtein, Gundaker von Freiberg; und 
in einem zweiten Diplome (Wien, 9 Februar 1277) wird dem 
Caſtellane zu Orazzlupp (Neumarkt) unterfagt, fich irgend einer 
Vogteigewalt über dieſes Stift, das allein nur dem Kaifer und 
Reiche unterftehe, anzumaffen ?) (cum ipsum monasterium nobis 
et imperio, nullique alteri, quantum ad temporalia sit immedi- 
ate subjectum). Hierauf, 15. Februar 1277, erließ der Kaifer 
ein offenes Schreiben an den Grafen Meinhard von Tyrol, und 
an alle Grafen, Edelherren, Minifterinlen und Getreuen des Rei: 
ches in Steiermart, Kärnten, Krain und in der Mark, mit der 
Andeutung, daß er dag Stift der Nonnen vom Dominicanerorden 
der h. Maria in Mahrenderg in feinen befondern Schuß genom: 


- men habe, und ſelbes durch fie vor allen Mebergriffen und Befchädigun: 


ı) Leitner, Monogr. p. 5-7. — Dipl. Styr. I. 240-242. 
2) Caesar, Annal. Il. 554 - 555. ‚‚Datum Viennae. XI. Kal. Fehr. 1277. 
3) St. Lambrechter Saalbuch u. Urkunden im k. k. Geheimarchine. 


392 Steiermark His zum Eintritte des 


gen vertheidigt wiſſen wollte). — Dem Ehorhesrenftifte zu. Seckau 
beftätigte 8. Rudolph I. (Wien, 17., 18., 19. Februar) ne Be⸗ 
figungen und Vorrechte, insbeſondere den Müͤhlwald; die von 

Pabo und Engelſchalk von Plain geſchenkten Huben in Hauzen⸗ 
büchl, die Gerichtsemmunitaͤt auf dem Stiftsgebiete zwiſchen der 
Ließing und Graden, die Mauthfreiheit im Lande Steiet, die Hand⸗ 
veſten H. DOttokar's VIII. (J. 1182) mit Beſchraͤnkung des Re 
gales auf Salze und Metalle, und der Urkunde des H. Leopold 
des Glorreichen (4. uni 1202) mit einem befondern Befchle an 
den Grafen Heinrich von Pfannberg, Friedrich von Pettau, und 
Konrad von Kinnberg, Landfchreiber in Steier, die Chorherren 
auf Seckau im Genufle des Waldes im Thale Feiftrig bei Prank 
‚gegen die Webergriffe der Brüder von Maſſenberg, Wigand son 
Zimmersdorf und Dietrich von Leoben, auf dns Kraͤftigſte zu be⸗ 
fhüßen, His zum Austrage des Nechtäftreited )). Auch erklärte 
der Kaifer, daß er die erledigte Vogtei über die ſeckauiſchen Ouͤter 
zu Kumberg, Heinrichſsdorf und an der Ranb von nun an an 
dag Neich gezogen, und für ſich und feine Nachfolger getreulich 
und uneigennüßig zu führen gelobe. Auch der Propft des: Chor: 
herrenitiftes St. Katharina in Stainz war vor K. Rudolph I. in 
Wien erfchienen, mit der Bitte um Betätigung der Urkunde des 
Stifters Leopold von Wildon (3. 1244). Nicht nur diefe beftä« 
tigte der Kaifer, fondern auch alle fpätern Handveſten des Chor: 
herrenftiftes mit dem Markte Stainz, Marktgerichte, Kirchtagrechte, 
Fürfongrechte, Mauthrechte, mit der Gerichtdeinmunität (das Blut- 
gericht ausgenommen) und mit der Freiheit für alle Minifterinien, 
von ihren ®ütern big zu 10 Marken Srifachergeldedg dem Stifte 
Spenden zu thun (Wien, 17. Februar 1277). Auch ſolle künftig. 
hin nur der Kaiſer, oder auf ausdrüdtihen Wunfche des Stiftes 
der Landeshauptmann Vogt. desfelden feyn. Als Zeugen waren 
beigezogen neben den Biſchöfen von Salzburg, Bamberg, Freifin- 


) Sohanneums-Urkunden. — Dipl. Styr. II. 326—327. 


2) Ueber den nunmehr kaiſerlich beſtätigten Beſitzz der Seckau' ſchen Güter im 

Ergzwalde erließ Hartnid von Wildon, Marfhall von Steiermark, ein eige⸗ 
nes Schreiben (Wien am 23. Aug. 1277), worin als Zeugen genannt wer⸗ 
den: Petrus, Propft von Stainz; Otto, Pfarrer zu St. Marein bei Prank; 
Otto und Albert, Brüder von Horned; Volkmar, Martin und Friedrich 
an dem Ed, Bürger zu Grätz. — Johanneums-urk. Am 11. November 
1277 zu Heimburg entfchied K. Rudolph einen Streit wegen Befisungen 
in der Geil (in Geula) des Ritters Dietmar von Strettwid für dad Chor⸗ 
hertenftift Seckau. 


3) Dipl, Btyr. I. 237-239. — Auch im k.k. Geh. Archiv. — Johann. Urk. 


hy 


Babsburgiſchen Fürſten. J. 1246-1283. 393 


sen, Regensburg, Paſſau, Trient, Seckau, Chiemſee, die Landes: 
edlen, Grafen Ulrich von Heunburg, Heinrich von Pfannberg, 
Friedrich son Pettau, Herrand von Wildon, Heinrich und But. 
fing von Stubenderg, Hartnid von Stadet, Dito von Lichtenftein °). 
Weiters hatten zwei Stadtbürger von Marburg, Eberhard und 
Martin (cives de Marpurg), den K. Rudolph ihre Tandesfürft- 
lihen Lehengüter in den Villen Butine, Ulkune nnd Pyker frei: 
willig aufgefandet, und diefelben fommt Weingärten und Waldun⸗ 
gen von ihm wieder um 150 Marken Silbers auf Wicderlöfung 
verpfändet erhalten für fi) und ihre Erben, uud zwar zur Be- 
fohnung ihrer treuen Dienfte und Unhänglichkeit und zu fernerer 
Verpflichtung gegen ihn und dag Reich (Attendentes quoque grata 
et fidelia servitia, quae celsitudini nostrae incessanter exhibent) 
Auch Hier ließ K. Rudolph Zeugenfchaft geben die Bifchöfe Bern: 
hard von Sedau, und Johann von Chiemfee, und die Landes⸗ 
edein: Meifter Gottfriedl, Protonotar, die Grafen Ulrich von 
Pfannberg, Heinrich von Pfannberg, Friedrich von Pettau, Hart: 
nid von Wildon, Landesmarſchall Herrand von Wildon, Dtto von 
Lichtenſtein, Hartnid von Stadetk, Wilhelm von Schärfenberg, 
Cholo von Seidenhofen, Volkmar, Bürger zu Graͤtz (Graecensis), 
Mortin, Richter zu Grüß >). 


Es erfchienen aber auch die Borderften der fleiri- , gusunn Binar: 


fhen Minifterinien und Landfleute (Stände) vor set die — 
K. Rudolph mit allen ihren originalen Freiheits— von Steiermart. 

briefen und Majeftätsdiplomen, und baten um neue Anerkennung 
und Beftätigungen der alten Nechte und Vorrechte des Herzogs 
thumes. K. Rudolph I. füumte nicht, (Wien, 18. Februar 1277) 
einen Moajeftätsbrief darüber zu fertigen, und darin nicht nur die 
Dttofar’fche Urkunde vom 17. Auguſt 1186 wörtlich aufzunchmen, 
fondern auch die ©erechtfamen der Stände des Landes mit neuen 
Zugeftändniffen zu erhöhen. Der Eingang und die befondern, neuen ' 
Erweiterungen diefes Majeſtätsbriefes find folgende: 

„Sm Namen der heiligen und ungerheilten Dreieinigkeit- lu 

. "Rudolph, durch Gunſt und göttliche Güte römifcher König, 
"immer Auguſtus! Es gereicht zur Zierde des römifchen Reiches 
und die Pflicht kaiſerlicher Würde erheiſcht ed, daß fie, gütig 








1) Stainzer Urkunden. 
2) 8. k. Gubernialarchiv zu Gräg. 


394 Steiermark bis zum Gintritte der 


„fürfehend dem Zuftande der Lntergebenen , diefelden von dem 
»Joche der Linterdrüdenden befreie, die bewährten Gewohnheiten 
„und Rechte derfelben erneuere, und dns, mag für deren Wohl 
„borgefehen worden ift, verfolge und billige, mit umfaffender Önade. 
„Aus diefen Gründen wollen wir daher, daf durch Inhalt des ge- 
„genwärtigen Minjeftätöbriefes fund und zu miflen merde, den 
„Begenwärtigen und Nachlommenden, allen Getreuen des Reiches 
insgefammt, daß, da die Minifterinlen und Mitlandfeute (Stände) 
»von Steiermark, unfere Getreuen, fich an unfere Erhabenpeit 
„mit ergebener Bitte gewendet haben, daf mir fie in unfere und 
„des Reiches Bothmäßigkeit (Herrfchaft) für immer aufzunehmen, 
„zu halten, und Niemand Andern zu verleihen, wie nuch die 
„Rechte und bewährten Gewohnheiten, melde fie durch Ottokar 
„von Steier und durch Leopold von Deiterreich, gemäß den Hand⸗ 
„beften befanntermaffen erhalten haben, durch die Bewilligung un: 
„ferer Gunſt in unferer Gnade zu beftätigen, ung würdigen möch⸗ 
„ten. In Anbetracht nun der unbegrenzten Treue und nufrichtigen- 
„Ergebenheit, womit die vorgenannten Minifteriaten von Steiers 
„mark, von fich ftoffend das Koch der Unterdrüdung und der Un— 
. „gerechtigkeit, weiches unfere und des Neiches Mnjeftät über die 
„Maffen beleidigte, unfere und des Reiches gerechte und füße 
„Herrſchaft mit gänzlicher Hingebung umfaßt haben, — nehmen wir fie 
„ode insgefammt, und jeden Einzelnen, fomohl Minifterinlen, als 
„nuch ale Webrigen, in demfelbden SHerzogthume Steiermart Be 
„findlichen, in unfere und des Reiches Herrfchaft, fo, daß fie nur 
„bon ung, Kaifern und Königen, unfern Nachfolgern, beftändig ge- 
„halten werden ſollen ). Wenn aber der vorgenannten Miniftes 
„rialen bon Steiermark geneigte Bitte bei unferer Fürfichtigkeit 
„nnilopfen wird, daß wir dasſelbe Herzogthum aus unfern und 
„des Reiches Händen, irgend einem Fürften, welchen fie einer 
»ſolchen Erhöhung für würdig erachten würden, verleihen mödh- 





ı).Diefes Vorrecht ift zum heile fchon durch das fogleich im Zuſammen⸗ 
hang Yolgende, durch die Vorgänge und Lehenbriefe K. Rudolph 27. 
December 1281 und 29. Jänner 1282, wodurch deffen Söhne zu Herzogen 
in den Öfterreichifchen Ländern mit Zuſtimmung ber Churfürften erklärt und 
eingefest worden find, noch mehr befchränkt und als abgethan erklärt wor⸗ 
den: „Non obstantibus quibuscumque juramentis, nobis et Imperio per 
vos praestitis, quae praesentibus relaxamus et literis hine inde vobis, 
seu Privilegiis vmnibus ooncessorum vobis, per vos quaounlibet li- 
bertatum.‘‘“ — In ben Urkunden bes k. k. geh. Hausarchives. — Rauch, 
Defterr. Geſch. III. 637—638 (1). 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246-1283. 395 


„ten: fo werden wir denjenigen zur Ehre diefes Fürſtenthums 
„(diefer Herrſchaft) zu erhöhen beforgt feyn, welchen der größere 
„und befiere Theil der Minifterinlen des Landes rathgeblich ung 
„anzudeuten für gut halten wird, indem auch wir nicht wollen, 
„daß ihnen bei Widerftreben und Abneigung aus vernünftigem 
„runde dag Soc einer neuen Herrfchaft, mag auf ihrem Grunde 
„nicht paßt, auferlegt werde. Wir beftätigen ihnen überdieß alle 
„bewährten Gewohnheiten und Nechte, weiche die VBorgenannten, 
„wailand Dttofar von Steier und Leopold von Defterreich und 
„Steier, ihnen freigebig beftätigt haben, wie es in ihren Handve—⸗ 
»ften enthalten ift, welche wir nach den eigenen Pnniten an- 
„führen zu müffen geglaubt haben, nämlich: Wer immer unferer 
„Setreuen aus Steiermark mit Jemand aus Defterreich, oder 
„ein Defterreiher mit einem Steirer Vertrag gefchloffen hat, fo 
„ſoll er gebrauchen und fich erfreuen der Rechte und Gewohnhei⸗ 
„ten derjenigen Provinz, in welcher er ſich aufhält, und feinen 
»Wohnſitz erwäͤhlt, weil für einzelne Perfonen eine beſondere Ge⸗ 
„wohnheit von der allgemeinen keine Ausnahme machen fol." — 
„Alle meitern Punkte diefer Urkunde ftimmen mit jener im Ma: 
jeftätsoriefe K. Friedrichs II. J. 1237 woͤrtlich überein, einfchließ- 
Yih den Punkt, die Münze betreffend. — Hierauf folgt in 8. 
Nudolphs Urkunde als neue Zugabe: „Zu diefen in heilfamer Bor 
„fehung für die Minifterinlen deg genannten Landes Steiermart, 
„verordnen wir mit gegenwärtigen Diplome, daß kein Landesfuͤrſt, 
„welcher das vorbezeichnete Land zeitweilig beherrfchen wird, eg 
»fich herausnehme, einen Minifterialen, der irgend eines Ber: 
„brechens nicht übermwiefen, noch freimillig deffen geftändig ift, wes⸗ 
„wegen er verdienter Maſſen perfünlich feftgenommen werden müßte, 
„nit Webergehung der Rechtsordnung gefangen zu nehmen, den Ge- 
»fangenen zu kerkern, oder in Banden zu haften, indem er wiffen 
„und wohl bedenken folle, daß er wegen einer ſolchen wirklichen 
„gemwaltfümen Sandanlegung megen verlegten Reichsfriedens nad) 
„deutfchen Reichsgeſetzen werde geftraft werden. Damit nun nber 
„der Inhalt dieſes Majeſtäͤtsbriefes von den künftigen Sürften des 
„genannten Landes geachtet und feft beobachtet werde, fo befehlen 
„wir unter gegenwärtiger Betheuerung, daß, wenn ein jemweiliger 
„Landesfürft von den Wtinifterialen der Steiermart den Eidſchwur 
„der Treue fordert, fie felbft zur Leiftung eines folchen Eideg 
. „teineswegs verhalten werden follen, bi der Fürft und Herr mit 
„feinem törperlichen Eide verfpricht, daß er. den qegenmärtinnn - 


396 Steiermark bis zum Eintritte der 


„Borrechtebrief in Allem und in deffen Einzelheiten halten molle. 


„— Zum nugenfallenden Zeugniffe haben wir diefe Urkunde auch 
„mit unfern Sigille befeftigen Inffen. Zeugen aber unferer Onnde 
"find: Sriedrich, Erzbifhof von Salzburg, die Biſchöfe Berthold 
"von Bamberg, Konrad von Freifingen, Petrus von Baffau, Leo 
„bon Regensburg, Heinrich von Trient, Dietri ron Gurk, Jo— 
„hann von Chiemfer, Bernhard von Seckau, Meifter Gottfried 
„von Dinrinfant, unferes Hofes Er:fanzier, Friedrich, Graf von 
„Leiningen u. d. A. Glaubenswürdige. Gegeben zu Wien, 18. Fe⸗ 
„bruar 1277 ')“, | 


ee e Wie fehr fi K. Rudolph neben fo vielen -an- 

—— —— dern hochwichtigen Geſchäften auch weiters noch die 
a P » . . 

mont. die Nonnen Berhältniffe der Steiermark habe angelegen feyn 


ae he Iaffen, bewähren folgende Urkunden: Am 24. Fe— 
| bruar 1277 beftätigte er den Bürgern zu Bürftenfeld 
die Freiheiten und Nechte, vorzüglich auf mauth- und zollfreien 
Handel, fo wie diefelben fchon von H. Leopold dem Glorreichen 
erhalten und. von K. Dttofar bejtätiget morden find ?). Bifchof 
Bernhard von Sedau hatte vor einigen Sahren vor Dtto von Lich- 
tenftein, als diefer an feines Vaters Stelle in Graͤtz mit Meifter 
Konrod, dem Landfchreiber in Kärnten, zu Gerichte ſaß, gegen 
Dietmar von Stretwich, den eltern, Klinge erhoben über gemalt: 
fame Borenthaltung von dreißig Manſen in der Geul, weiche als 
Stiftungsgut dem Sernuerbisthume gehörten ; weil kurz vorher auf 
einer Verſammlung in Knittelfeld feftgefegt worden mar, daß fein 
firchliher Dberhirt ein Dotationggut länger als auf die Zeit fei- 
nes eigenen Lebens zu Lehen geben dürfe. Dietmar nppellirte ge- 
‚gen den ©erichtsfpruch an K. Ottokar, welcher das Urtheil beftä- 
tigte, und den Stretwicher auch zu den Gerichtskoſten verurtheilte. 
K. Rudolph folgte diefem Beifpiele durch einen neuerlichen Beſtä— 
tigungsbrief (Wien, 25. Februar 1277) 3). Auch dns Benedikti- 
nerftift zu Obernburg erhielt von K. Rudolph, 28. Februar 1277, 


— — 
— — — — — 


1) Steier. Landhandveſt. Ausgabe 1842. p- 8. — Ludewig, Reliq. IV. 258. 
— Lünig, C. 6. D. II. 778. — Böhmer, Regeſt. Rud. 328. 


) Rohanneums = Urkunden. L 
3) Dipl, Styr. I. 335 : 336: „Coram strenuo viro Ottone de Lichten® ein 
Juniore, vices patris sui in placito upud Graez gerente, et Magistrato 
Conrado Scriba Styriae ex oommissione illustris Ottokari Regis Bo- 


hemise tuno per Styriam judioio praesidente.“ 


—. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 397 


Beſtaͤtigungen iiber vier Privilegienbriefe der Herzoge Leopold 
von Defterreich und Ulrich non Kärnten '). Auf die Bitten der 
Bifhöfe Bernhard von Sedau und Johann von Chiemfee be- 
ftätigte K. Rudolph I. (Wien, 17. März 1277) den Majeſtaͤts⸗ 
brief K. Friedrichs II. (Nürnberg, 26. Detober 1218) mit der 
kaiſerlichen Billigung der Gründung beider Bisthümer 9. Wei: 
ters gab er dem Stifte Seckau an eben demſelben 17. März 1277 
Beftätigungsurfunden der Briefe H. Friedrichs des GStreitbaren 
(Eröberg, 12. Februar 1234 und Wien 29. December 1237) mit 
der Erlaubniß für fteierifhe Minifterialen, dem Bisthume Seckau 
Befigungen zu ſchenken und zu verkaufen ®). Am 13. April 1277 
erhielt dns Stift Admont einen kaiferlichen Beftätigungsbrief über 
ein Cum das Jahr 1184 gefchenkted) Gut zu St. Peter in Aue - 
im Lande Defterreich unter der Enns *).— gegen die Erben des 
Spender. Am 28. April 1277 beftätigte K. Rudolph dem Et. 
Kiarenklofter in Judenburg die Schenkung, welche die Herzogin 
©ertrude von Defterreich der Schwefter Adelheid von Hof mit 
einigen ®ütern zu St. Peter gemacht hatte >). Dem Bifchofe 
Konrad von Freifingen beftätigte K. Rudolph (18. Mai 1277) 
dns Salz: und Metallregale auf allen Gründen ſeines Hochftifteg 
(alfo auch auf jenen in der Steiermark) 9%. Am 13. Juli 1277 
zu Wien ward fogar dem Pfarrer Siegfried zu Piber ein Beſtaͤ— 
tigungsbrief gefertigt über die, feiner Pfarrlirche von 5 Leopold 
dem Glorreichen ertheilten Gerechtſame 7). 


Am 25. Auguſt 1277 zu Wien ertheilte K. Fr ur— 
Rudolph der Stadt Bruck an der Mur folgenden ! kunde für bie Gtabt 


kunde für vie @t 
Privitegienbrief: an der Mur. 


„Rudolph, von Gottes Gnaden römifcher König, immer Augu« 
„tus, Allen, des römifchen Reiches Getreuen, welche dieſe Urkunde 
„einfehen werden, in Emigfeit.“ 


1) Sohanneums= Urkunde. 
2) Dipl. Styr. I. 336—337. 

3) Zohanneums » Urkunde. 

4) Abm. Urk. DDD, 27. 28. 29. 30. — Abm. Saalb. III. 183— 186. 
5) Zohanneums = Urkunde. 

6) Meichelbeck. II. S1. — Ludewig. x. 16. 

7) In der Gubernial⸗Regiſtratur in Grätz. 


gm a 


398 Steiermark bis zum Gintritte der 


„Es ftebt der königlichen Güte zu, fih den Bitten ihrer Un- 
„tergebenen zuzuneigen, und ihren gerechten Wünfchen eine gütige 
„Beſtimmung zu ertheifen. Denn, da aller Ruhm und alle Macht 
. «der Herrſchaft auf dem Glücke der Unterthanen gegründet ift, 
„fo halten wir es für heilfam und angemeffen, daß wir ung ihnen 
„in Gerechtigkeit leicht, und in Gnaden freigebig bewähren. Kund 
„fen demnach der Gegenwart und Zukunft, daß wir, in gnädiger 
„Ruͤckſicht auf die Reinheit voliftändiger Treue, worin unfere Bür- 
„ger von Prufhn gegen ung und dns Neich befanntermaffen er: 
"glänzen, und im ernftlichen Verlangen, daß fie von ihren Unfät- 
fen und Schaden, melde fie bisher wegen unfeilvoller Zeit er- 

„litten haben, unter unferer glüdlichen Herrſchaft erleichtert, durch 
‚«unfere Munifizenz in den gehörigen Stand zurüdgebracht werden 
„möchten, — geftatten ihnen freigebig alle Rechte, Freiheiten und 
„Bewohnheiten, welche andere unfere und des Reiches Städte be⸗ 
„haupten, indem wir mollen, daß der Drt felbft Namen und Ehre 
„eines Dppidums oder einer Stadt fortwährend genieße, und fich 
„derfelben erfreue. Auch im Weberftrömen befonderer Gnade 
„betätigen wir den vorgenannten Bürgern einige Rechte, wie die- 
„felben von weiland Friedrich, berühmten Andenkens, Herzog in 
„Deiterreich und Steier, dem befagten Drte befanntlich verliehen 
„worden find, indem wir nämlich feitfegen, daß innerhalb Rotten- 
„mann und Prutha nirgendwo Ablegungen des Satzes, was ge: 
„wöhnlich genannt wird Niedering, gemacht werden, auch das 
„Salz nicht in Kufen eingeftoffen, oder mit Kufen bekleidet wer⸗ 
„den folle, als allein nur in der genannten Stadt. Auch in Ber- 


-, „mehrung befonderer Gnade geftatten wir denfelben Bürgern gün- 


„ſtiglich, daß fie, auf drei Naften von der Stadt an, ſowohl zu 
„Waſſer als zu Laude im Verkehre ihrer Waaren oder was im- 
„mer für Öegenftände von jeder Anforderung von Mauth und 
"300 frei, und ganz und gar befreit feyn folen. — Keinem Men⸗ 
„ſchen fol es nur geftattet feyn, diefe Urkunde unferer ©eftattung 
„und Veftätigung zu brechen, oder vermegenermeife in irgend Et⸗ 
„was ihr entgegenzuhmndeln. Wer es fich zu thun herausnehmen 
„wird, der fol wiffen, daß er dadurch in ſchwere Beleidigung un- 
„ferer Majeſtaͤt verfallen fey. Zu deren allen Belräftigung und 
nBeftändigfeit haben mir gegenwärtige Urkunde fchreiben und 
„mit dem Sigille unferer Majeſtät befeftigen: Inffen. Zeugen aber 
„find: Friedrich, Erzbifchof von Salzburg, die Bifchöfe, Berthold 
„bon Bamberg, Petrus von Poſſau, Konrad von Sreifingen, 





Habsburgiſchen Fürſten. J . 1246—1283. 399 


„Dietrich von Gurk, Heinrich don Trient, Johann von Chiemſee, 
„Bernhard von Seckau; die Edelherren, Heinrich, Graf von Pfann⸗ 
„berg, Hektor von Wilden, Gottfried von Werd, Konrad von 
„Himberg, jetzt Schreiber von Steiermark, Konrad vom Thale u. 
„d. U. Gegeben zu Wien am 25. Auguft 1277 ).“ 

Die beiden, für Judenburg und Brud erlaffenen Mojeftäts: 
briefe waren vorzüglich nuf die Belebung des Handels und Han⸗ 
delszuges im Innern der Steiermark, und des Aufblüheng ge- 
fchloffener Drte berechnet, und fie ftanden in Verbindung mit dem, 
zu eben diefer Zeit, Wien, 22. November 1277-und Neuſtadt 1. 
Dezember 1277, von K. Nudolph gegebenen Privilegienbriefe, in 
. welhem die alten Handveſten des H. Friedrich des Gtreitbären 
mit Mauthfreiheit in nalen Ländern der Fürften von Defterreih 
und GSteier beftätigt, und den Neuftädterbürgern eine ritterliche 
Lehensfähigkeit ertheilt worden ift ). Zu Wien im December 1277 
beftätigte endlich K. Rudolph ein Diplom K. Dttofard, Wien 7. 
September 1272, worin der GStifterin Sophia und dem Nonnen» 
Elofter zu .Studeni für das Schloß Jaunek in Kärnten 57 Mart 
jährliher Nenten von dem Iandesfürftfichen Amte Marburg jen- 
feit8 der Drave gegeben worden find °). 

| Dir hnben von diefem Jahre noch einige be- eben bet So 
fondere vaterländifche Urkunden. Ulrich von Lid) hanneefapelte auf 
tenjtein zu Murau hatte auf Sedau und innerhalb 
des ftiftifchen Burgfriedens eine Kapelle zu Ehren des h. Johan. 
nes und zugleih als Familiengruft mit vielem Aufmande erbauen 
laſſen; deren Vollendung nuf den Sohn, Dtto von Lichtenttein, 
übergegangen ift. Diefer gab dem Chorherrenftifte eine jährliche 
Rente von zehn und einer halben Mark Geldes, auf daß jene 
Kapelle mit gefärbten Gtasfenftern verfehen, und weiters für das 
Seelenheil feines Vaters Wlrih und feiner Mutter Bertha in 
jener Kapelle eine ewige Meffe und ein ewiges Licht gehalten 
werde, mit ftattliherer Bewirthung des genannten Kapitels am 
Toge des h. Johannes des Enangeliften *). Diefe Stiftung und 


1) Martinger, Privilegien von Brud. p. 13. — Am 31. December zu Wien 
1277 beftätigte K. Rudolph dem Stifte Viktringen alle bisher auf ber 
Hofmard) zu Marburg (in ouria in Marchpurch ) genoflenen Freiheiten. 
Viktr. Urk. 


2) Pez, Cod. Dipl. II. 132. 
3). Urkunde des k. k. Geh. Archives. 


400 Steiermark bis zum Sintritte der 


Spende hat Dtto fräter mit neuen Renten erweitert von Gütern 
zu Partenbach, Eigenreit, Techenberg, Lintgraben, Leupsamftorf, 
Neukirchen, Taumburg, und St. Georgen, — und der Pfarrer 
Meinfard zu Murau eine Mühle bei Kobeiß dazu gefpendet. Die 
Spende wurde in Seckau verbrieft am 6. Jänner 1277 vor den 
Zeugen: Drtolph und Dietmar, Brüder von Stretwidh, Berthold 
von Währendorf, Dtto von Schaden, Friedrich von Ließnich, 
Berthold von Obdach u. A. Am 15. März und 3. Mini 1279 
ertheilten Sriedrich, Erzbiſchof zu Salzburg, und die Bifchöfe, 
Heinrich von Bafel, Beter von Paffau, Johann von Ehiemfee, 
Gerhard von Lavant und Werner von Sedau, diefer St. Jo— 
hanneskapelle Ablaßbriefe auf 40 Inge für alle frommen Befucher 
derſelben '). Hartnid von Wildon hatte vom Stifte Sedau An- 
fprüche und Gewalt über Güter und Renten in Zoppennu bei 
Waldſtein in Eifengar und Erzmwald ‘erhoben. Die Chorherren 
brachten die Sache vor die Gerichtsfhranne in Graͤtz, weiche am 
11. Dezember 1277 die Anfprüce des Wildonerg als nicht ge— 
gründet, nbwieg und dag Stift in feinem Eigenthume befeftigte. 
Dennoch mußten dem Hartnid von Wildon 50 Marten Silberg 
bezahit werden; worauf er nicht nur. allen Anfprüchen für fich 
und feine Erben auch für feinen Bruder, Herrand von Wildon 
und Leutold von Zzerftein für feinen Sohn Richer, für feine An— 
verwandten und für Wlrih, Schenken von Namenftein, entfagte, 
Gewähr und Bertheidigung gelobte, fondern auch noch 6 Huben 
bei Waldſtein dazu fehenkte, vor den Zeugen im Gerichte: Ber. 
thold, Bifhof von Seckau, Konrad von Himberg, Landfchreiber 
in Steier, por den Rittern und Brüdern, Albert uud Dtto von 
SHorned, Volkmar, Dito Wattmanger und Ulrich Wakerzil, Bür- 
gern von Grat, Martin, Heinrich und Dito, Brüder von Pren- 
ning ?). Eben diefer Gegenftand wurde auch in Wien vor Dtto 
von Haslau, Landrichter in Defterreih und vor einer zahlreichen 
Verſammlung ndeliher Herren (de communi sententia nobilium 
multorum, qui intererant huic placito generali) auf Befeht K. 
Rudolphs verhandelt‘, und zu Gunſten des Chorherrenftiftes ent- 
fhieden vor den Zeugen: Graf Heinrich von Pfannberg, Dito 
von Lichtenjtein, Erchenger von Landefere, Heinrich von Schär- 


1) Sedauer Saalbuch. — Johanneums = Urkunde. 


?) Joh. Urt. — Dipl. Styr. I. 238—239: „‚Datum in eivitate Grätz in 
domo fratrum Minorum, Anno 1277. III. Idas Desembr.“ — Seck. Saal. 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283. 461 


fenberg, Wernher von Haus, Konrad von Graben, Dietrich von 
Friedberg :u. v. A. ’). 


Dem Stifte St. Lambrecht fandete Utrich von „1 
Neiſach feine Erblehen bei Aflenz in der Wille Sein Großfonntag, 
Grazniz auf, vor einer anfehnlichen Verſammlung es 
in Boitsberg (Datum in Voitsperch 1277), Ulrich, Grafen. von 
Heundurg, Konrad von Saurau, Wulfing von Hannau, Stark⸗ 
hand, Schrot genannt, Ernft von Lobming, Pillung von Kainach, 
Sriedrih von Leibnitz; — mit 60 Marken Silbers Teifteten dabei 
Gewähr Walchun von Timmersdorf, Kaftelan zu Brud; und Bei 
der DBriefesfiegelung leifteten Zeugenfchoft die Pfarrer: Siegfried 
von Piber und Wolther von Margareten, Helmmil von St. 
Mario, Himilo von Freugnich, Herbord von Preding, Himilo 
von Prembach, Briedrich, Chreular genannt, Stadtrichter zu Boite. 
berg ?). Das Stift Nein kam zur Vermehrung feiner Güter und 
Nenten. Zuerft erfaufte der Stiftsabt Bernhart von Plankenwart 
von dem Stifte Sittih in Krain Güter zu Kabendorf, Wieden 
und Roge um 80 Marken Silber. Am 16. Februar 1277 ward 
zu Nein, in Anmefenheit des Abtes Winril von Eberach, Gene⸗ 
ralviſitator des Ordens, feines Beifigerd Johann, Abt zu Walt⸗ 
fachfen, Walthers von Thal u. A. m. eine wichtige Beftätigungg- 
und Schenfungsurfunde nufgerichtet und gefiegelt. Bollmar (Wa⸗ 
kerzil), Stadtbürger zu Graͤtz, beftätigte darin nicht nur einige im 
Jahre 1271 dem Stifte gegebenen Weinzehenten, fondern er ver= 
mehrte fie mit neuen zu Straßengel, Belgau, Meuber,und bei der 
Burg Lueg, in Peul, Waltendorf, Milchgraben, St. Peter und 
Oberlybul — zur Stiftung einer ewigen Seelenmeſſe, befferer Be- 
wirthung des Konventes am Bedächtniftage Volkmars und feiner 
Aeltern, und gegen eine Begräbnißftätte im Stifte felbft ?). Den 
Karthäufern zu Seit verbrieften in diefem Jahre 1277 die Brüs 
der Friedrich und Hartnid von Pettau Mauthfreiheit für die uns 
mittelbaren Kioftergefhäfte und Fuhren im der Stadt Pettau, mo 
von den Mautherträgniffen zwei Dritttheile dem Friedrich von Pet⸗ 


1) Zohanneums = Urkunden. 
2) St. Lambrechter Saalbuch. 
3) Reiner Urkunde: „Datum apud Runam. XIV. Kal. Marcii. Anno 1277.“ 


Geld. d. Steiermark, — V. Bd. I 


402 Steiermark bis zum Gintritte der - 


tau, das dritte Dritttheit nber feinem Bruder angehörte '). Den 
deutfcehen Drdengrittern zu Großſonntag verbürgte ſich Stinko, der 
Suppan zu Hermannsdorf bei Pettau, mit nllen feinen ®ütern, 
niemals aus ihrer Hörigkeit zu treten, auch alle feine entfernter 
gelegenen Güter zu verkaufen und die Geldſumme unter den 
Schuß derfelben deutfchen Drdengherren zu fegen. Den Brief gab 
Stinfo zu Bettau am 20. Juli 1277 mit Zeugenfchaft ded.Stadt« 
richters Welerting und mehrerer Stadtbürger ). Eine Urkunde 
vom 27. März 1277 enthält die Webereinktunft zwifchen dem falz- 
burgifchen Domkapitel und Wulfing von Stubenberg, nuf daf 
zwifchen beiden die Kinder aus der Ehe Hildebrands von Lungau, 
eines hochftiftifcehen Eigenmanneg , mit Smwental, einer Hörigen 
Wulfings von Stubenberg, gleich getheilt werden follen. Zu Wien 
am 10. September ertheilte der Salzburgererzbifchof Friedrich mit 
den Bifchöfen von Bamberg, Breifingen, Negensburg, Baffau, 
Gurk, Chiemfee und Seckau dem Nonnenftifte zu Marnberg für 
nlle deflen Kirchen Ablaßbriefe. Der Erzbifchof verglich fi) auch) 
mit mehreren jteierifchen Edelherren wegen Befchädigungen durch 
Fehden und andern Uebergriffen gegen hochftiftifcheg Eigen und 
zwar zu Graͤtz am 1. Dezember 1277 mit Sartnid von Wildon, 
Marſchall in Steier, und zu Leibnitz am 19. Mai mit Dito von 
Lichtenberg, welcher aus erzbifchöflicher Haft entlaffen worden war, 
nachdem fi) Ortolph von Trewenſtein, Dtto und Friedrich von 
Leibnig für ihn verbürgten, gegen Leopold, den Erzdinfon der un: 
tern Mar; Stellvertreter des Erzbifchofes, auch für den Fall 
der Berehelichung des Lichtenbergers aus der Gewalt des Hoch— 


ſtiftes ). 


2, - Um diefe Zeit ift die Kirche des Ronnenftftes 

in Studenitz auf Koften des Bifchofes Dietrich von 

Surf neu aufgebaut und von ihm eingeweiht worden. Dei diefer 
Gelegenheit befchenkte Bifchof Bruno von Olmütz (Wien, 10. Mai 
1277) diefelbe mit einem Ablaßbriefe, und am 15. Juli 1277 wies 
der hohlte der Aglaierpatriarch Raimund die Anordnung feiner Bor- 
fahren Berthold und Gregor, daß die Nonnen dafelbft fich der 
Regel des h. Dominifug bedienengdürfen. Um diefe Zeit mar ein 





1) Dipl. Styr. IT. 90. 
2) Dipl. Styr. II. 212— 213. 
3) Salzburger Kammerbücher. 


Habsburgifhen Fürſten. 3. 1246-1283. 403 


heftiger Streit zwifchen dem Pfarrer Heinrich in Schleunig und 
‚ den Nonnen zu Studenitz, da derfeide dem Nonnenftifte alle Ze— 
henten und Sammlungen in feiner Pfarre verweigerte. Die Sache 
fam vor den Patriarchen Gregor von Aquileja, weicher dem Abte 
- Heinrich von Dberburg die Entfcheidung übertrug. Auf deffen Ruf 
erfchien aber der Pfarrer Heinrich nicht und wurde daher im 
Gerichte in der St. Nikolaikirche zu Sachſenfeld ſachfaäͤllig erklaͤrt 
vor Johann, Prior und Heinrich, Brüder des Dominikanerkon⸗ 
vents zu Pettau, Leopold, Erzdinfon in Krain und in der March, 
Herrmann, Pfarrer zu Vlednik, und Heinrich, Vizepfarrer zu 
Sachſenfeld ). 

Nach dem, zwiſchen K. Rudolph J. und K. Neuer Wertragtsrief 
Ottokar gefchloffenen Frieden fchienen die, ſelbſt swifigen 8. Rubotnh 
von Seite des Kaifers aufgefchobene Erfüllung, ja 
die Uchertrettung einiger Vertragspunkte und die dndurch veran- 
faßte Beſchwerde des K. Dttofar ?), mie auch die Veränderung 
der Berhäftniffe zu neuen Unterhandfungen geführt zu haben. Ein 
neuer DBertrogsbrief (6. Mai 1277) enthält in Folge derfelben fol= 
gende, Defterreih, Steiermark, Kärnten und Krain betreffende, 
deutficher beftimmte Punkte; nehmlich: Alle, von beiden Theilen 
vor und nach dem Friedensvertrage feftgehnitenen Geiſel und Ge— 
fangene follen binnen fünfzehn Tagen (weiche Zeitbeftimmung der 
Friedensvertrag ſelbſt nicht enthielt) ohne Löfegeld, außer dem ſchon 
früher bezahlten, entlaſſen werden 9). Allen Dienern, Beamten und 
denjenigen, welche entweder dem K. Rudolph angehärgfh, oder fhit: 
lich heifend mit der Parthei des K. Ottokar in Deftegeekh, Steier, 
Kärnten ,; Krain und in der Mark einverftanden waren, follen 
affe ihre, von irgend einem Theile vor oder nach dem Kriege ent: 
riffenen Befigungen, Lehen und Rechte ſogleich zurückgeſtellt, und 
fie ſelbſt zu Onnden wieder aufgenommen und darin gehalten wer: 
den. In zweifelhaften Faͤllen fol der Ausſpruch des Biſchofes Bruno 
von Olmuͤtz und des Burggrafen Friedrich don Nürnberg darüber 


26* 

1) Studeniger Urkunde. J 

2) Dolliner, Cod. Epistol. 57. 60. 64. 23* 

) Mehrere Chroniken verſichern, daß Ottokar dieſen Vertragspunkt früher 

nicht und erſt jetzt erfüllt habe. — Ohron. Salab. et Neuberg. et Lam- 

bac. ap. Rauch, Anno 1277: „Rex Bohemiae obsides quos extorserat 

: ab Australibus et Styrensibus et Karinthianis regi Rudolfo tum ad 
hocoompellenti reddidit captivas.“ 


404 Steiermark bis zum Einteitte der 


vollzogen werden. Und ſollte wider Erwarten ein derlei Beamter 
oder Helfer von einem Theile und deffen Helfer bedrängt werden, 
und wenn nuf deffen Klage im offenen und nach dem Ausſpruche 
der obengenannten Schieögrichter in zweifelhaften Fällen feine Ab⸗ 
hilfe und Genugthuung gefchieht, fo ift der beleidigte Theil befugt 
und ſchuldig, feinen Leuten zu helfen. Endlich follen die königlichen 
Kapellaͤne, Beiftlihe und Geheimfchreiber wegen ihrer Pfründen 
in Defterreih, Steier und Kärnten von dem Kaifer nicht befchwert, 
vielmehr ihnen bei jeder DVerunglimpfung fräftige Hilfe und Ber: 
theidigung geleiftet werden ). 


rise Die nähere Beſtimmung diefer Bertragspunfte 


allgemene breit mar die Urſache des bald erfolgenden neuen Kries 
aub, un gibt haflz ges gegen K. Dttolar 2). Der feharffichtige K. Ru: 
Ren einen Revere dolph kannte feines Gegners Charakter, Hoffnun- 
gen, Macht und Hülfsmittel zu gut, als daß er 
der Erfüllung aller Friedenspunfte gewiß feyn konnte, Er durfte 
ein baldiges Zerwürfniß ficher erwarten; wobei entweder der Der- 
luſt oder die Fefthaltung der bereits mit fo vieler Anſtrengung 
wiedergewonnenen öfterreichifchen Länder am Reiche — die gewiſſe 
Folge jeyn müßte. Diefe Ausfiht zwang ihn, noch länger in Wien 
zu verbleiben, und zwar umgeben von den vorzüglichften geiftlichen 
und weltlichen Fürften des deutfchen Reiches, und inmitten eine 
ſtarken, für alle Fälle lampfbereiten Heeres. Eben deswegen mußte 
er zugleich, „ungeachtet der bisher fo bereitwillig und fo reichlich 
erhnitenen Unterftüßung von Seite der geiftlichen und weltlichen 
Herren in Defterreich, Steiermark, Kärnten und Krain, neuerdings 
ipre Hilfe in Anfpruch nehmen. Er fchrieb daher eine Schäßung 
und Steuer auf alle Höfe (60 Denarien), Hofftätten (de Area 
12. Denarien), Mühlen (30 Denarien), Aecker (von einem Man⸗ 
ſus 30 Denarien), Weingärten (de jugero vinearum 30 Denn. 
rien), Zehenten, ja fogar auf jeden Pflug (60 Pfennige) aus >). 
Alle geiftlichen Neichsfürften, die Kirchenoberhirten von Salzburg, - 
Sreifingen, Sedau, avant, Surf, der Patriarch von Aquileja 


— — — — — — — — — — — — 


't) Gerd, Cod. Epist. auet. Dipl. 202. 204. — Pez. IV, 413—415. 

2) Kurz, Deflerr. unter K. Ottofar und Albrecht. I. 44—58. 

?) Chron. Claustroneob. ‚Pez. I, Anno 1277: ‚Hoc anno imposuit Rudol- 
phus rex exaotiones gravissimas toti Austriae. — Chron. Calmar. 
Anno 1277: „Rex Rudolphus novam exactionem adinvenit et à quo- 
libet aratro quinque solidos postalavit,‘‘ 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246-1283. 405 


leifteten von ihren Hochſtiftsgütern und Reichslehen (Tafelgütern), 
welche fie in Steiermarf, Kärnten und Krain befeffen, und fie 
vermittelten nuch bei allen, ihrer Gerichtsbarkeit untergebenen 
Stiften, Klöftern und Pfarren, von diefen kirchlichen Gründen 
ergiebige Geldſummen (subsidia tolerabilia) zur Unterftüßung des 
Kaiſers; und zeigten fich jeßt auch wie früher gegen die neuerli- 
chen Anforderungen desfelben bereit und thätig. K. Nudolph ſäumte 
nber nuch nicht einen Augenblick, Allen dafür folgenden Dank und 
folgende feierliche Verſicherung zu geben: 

„Rudolph, von Gottes Gnaden römifcher König, immer Augu⸗ 
„ſtus! alfen, welche gegenwärtige Urkunde einfehen, feine Gnade 
„und Alles Gute !« 

„Bür ale jene Beweiſe großer Ergebenheit und Treue, wo⸗ 
„mit unfere geliebten Fürften, Friedrich, Erzbifhof von Salzburg, 
„Dietrich, Bifchof von Gurk, Bernhard, Bifchof von Sedau, in 
„der wirklichen That bewiefen haben, mit welcher Neigung fie un- 
„fere Berfon beruͤckſichtigen, und mit welchem Eifer fie dag rö: 
„mifhe Reich umfaffen, glauben mir dies beftändige Andenten, 
„um fie ihrer Ehre und ihrem Nuhme gemäß zu erheben, durch 
„den Inhalt des gegenwärtigen Diplomes nusdrüden zu fellen — 
„daß nehmlich, als die Lage des Reiches, deffen Schuß wir tra> 
„gen, uns drängte, und wir dag Reichsheer in öfterreichifche Land- 
„theife führten, haben die genannten Fürften fo getreu, fo Eräftig, 
„und fo ftandhaft in jeder Gefahr ung beigeftanden mit Rath, Gunft 
und mit bemaffneter Hilfe, daß wir fie wirklich, Allen zum Bei- 
„fpiele, der Nachwelt überliefern müffen. Da nun nber während 
„unfers Iängern Aufenthaltes in diefen Landtheilen die für unfere 
„bewaffnete Macht nöthigen Gelder gänzlich verfiegt waren und 
„wir auf feine andere Weife und auf feinem anderen Wege die: 
„fen Bedürfniffe Vorfehung treffen konnten, fo haben genannte 
„Fürsten, durch unfer dringendes Bitten bewogen, freimillig fich 
„zufammengethan, daß wir fomohl von ihren Dominifalien, als van 
„den Beſitzungen der, ihrer Jurisdiktion in Defterreich, Steier, 
„Kärnten und in der Marl untergebenen Stifte und Kirchen eine 
„erträgliche Unterjtüßung fordern dürften, damif der Stand einer 
„ſolchen Noth, welche ung und das Neich bedrängte, durch ihre 
„Beiftimmung und durch die würdig zu ermähnende Unterftügung 
„gehoben werden möchte. Und weil dag ergebene, in diefer Art 
„bezeugte Wohlwollen der genannten Fürften ihnen und ihren Slir- 
„hen wider unferen Borfoß und unferen Herzenswunid, ar Brt» 


406 Steiermark bis zum Gintritte der 


„anlaffung zu einer Dienftbarkeit zuziehen könnte, welche unfere 
„Nachfolger und künftige Herren diefer vorgenannten Länder ih⸗ 
„nen auferlegen möchten: fo feßen wir, die wir für die Unver⸗ 
„fehrtheit derfelben forgen wollen, durd) ewige Anordnung feft, daß 
„einer unferer Nachfolger in der römifchen SHerrichaft oder am 
„Reiche, wie auch feiner der Herren der vorgenannten Länder, die 
„vorbezeichnete, aus alleiniger Großmuth der genannten Fürſten 
„uns ermiefene Gunſt zu einer -Folgerung ziehen, fordern, oder 
„als gefordert zu ſammeln wage und verfuche, und daß der Bor: 
„greifer ſolcher Unbild wiffen folle, daß er gegen die Emmunität 
„der Rechte und die heiligen Geſetze des römifchen Reiches fich mit 
„gottesräuberifcher Verwegenheit verbrochen habe. Wir haben auch 
„auf Treue und Glauben wie in Kraft eines Eidſchwures den ge- 
„nannten Fürften verfprochen, daß wir in unferer Lebenszeit keine 
»derlei Anforderungen machen, fondern vielmehr jene Wege denken 
„und beobachten merden, wodurch wir ihnen und ihren Kirchen 
„diefe Freigebigkeit mit dankbarer Erwiederung vergelten lönnen, 
„indem wir noch dazu gegen alle zukünftigen Herren der genannten 
„Länder feitfeßen, daß, mer es wagen wird, die Verpflichtung 
„gegenwärtiger Urkunde zu verlegen, als Vorgreifer eines folchen 
„Unrechtes, wenn er auf die dritte Ermahnung der Bifchöfe nicht 
„abläßt, eine ſolche Laft der Kirche nufzulegen, von dort an durch 
„das Recht felbft, als ein Undankbarer gegen die Kirchen, vor de- 
„ren Befchwerung er, gewarnt, nicht abgelaffen hat, die Lehen 
„berliere, welche er von den Kirchen befißt, die er durch unredht- 
„möäffige Anforderungen zu befchweren fich nicht gefcheut hat. 
„Weberdies fol der Webertreter diefer Handvefte, welche dem Nechte 
„entfpricht und Gewiſſenhaftigkeit in ſich enthält, wiſſen, daß er 
„über. die verdiente Schärfe der Dienftbarfeit die Zuchtruthe. der 
„kirchlichen Zucht zu ertragen haben werde. Gegeben zu Wien am 
„28. Mai 1277 '). 


KR if Der wiederhohlte Bergleich, 6. Mai 1277, hatte 
———— zwiſchen K. Ottokar und K. Rudolph noch nicht feſte 
Einigung zu Stände gebracht, und ed mußte erſt 


in einem dritten Vertrage, zu Prag, 12. September 1277, auf 


— — 


') Dipl. Styr. I. 337. — Lanbbacher, Anhang. 139—141. — Mon. Boio. 
XXVII. 407, XXIX. 528. — De Lang. Regesta. IV. 42: ‚‚Viennae 
27. Zuni. — Juvavia, Abhandl. p. 384. 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 1246-1283. 407 


wiederhohlt beftimmte und are Punkte und gegenfeitige Schwüre 
der endliche Friede feftgeftelit werden '). Indeſſen fcheint es, daß 
-K. Ottokar fi) niemals ernftlich durch alle diefe Verträge Hatte 
binden laſſen wollen. Denn er ſelbſt verfolgte alle feine Unterthn- 
nen, welche jich fir Kaifer und Weich gefinnt zeigten, mit Härte 
und Grauſamkeit. K. Rudolph Tief ihn durch eigene Abgeordnete 
sur gemiffenhaften Haltung der befchmorenen Verträge ermahnen; 
erhielt jedoch von Dttofar eine Antwort, melche ungefcheut und 
offen den Friedensbruch beurfundigte (31. Dftober 1277). Rudolph 
hielt darüber Fürftenrath, wozu er nuch die Bifchöfe Johann von 
Shiemfee und Bernhard von Sedau 309. Diefe Fürften mußten 
K. Ottokars Schreiben mit Schrift und Siegel beftätigen — dem 
römifchen Reiche zum Beweiſe, dnf der Böhmenkönig der frevels 
hafte Friedenshrecher fey >). Was K. Rudolph vorausgeſehen hatte, 
mar nun eingetreten, und ein zweiter Krieg mit K. Dttofar un: 
vermeidlich. Vor Allem verficherte er fi) nun des ungarifchen Bei- 
ftandes und ſchloß mit K. Ladislaus zu Hainburg und Brud an 
der Leitha ein Schuß: und Trutzbündniß. Die fchriftlihe Mittheis 
fung diefes -Ereigniffes an den Erzbiſchof Friedrich von Salzburg 
bewährt, daß K. Rudolph auch zugleich mit allen geiftlichen Für: 
ften und meltlichen Herren, welche früher fchon für ihn waren 
fortwährend im vertraulichften Verhäftniffe geblieben war >). 


Neben diefen wichtigen Unterhandlungen befchäf- PR Rudotphis Ietun- 


tigte er fih nuch mit den innern. Angelegenheiten ven für Steiermark, 
rt arunde 

der Steiermark. Am 1. Sinner, Wien 1278, bee Säulanftalt mt. 

Kunigund am Led 


willigte er dem falzburgifchen Minifterinlen Hart- """ in rag 
‚nid von Leibnitz, daß er feine Kinder aus der ©attin 

Bertha (von Seldenhofen), einer Sakzburgerminifteriafin, mit dem 
Hochftifte Salzburg nah altem’ Herfommen und Rechten theilen 
eönne %). Wien 22. Sänner 1278 erhielt dag Stift Vorau einen 
Eniferlichen Beftätigungs: und Schutzbrief ?). 


— —— 


1) Rauch, Oeſterr. Geſch. TIL. 638 - 647. 


2) Horneck. p. 137—139. — Lambacher, Anhang. Antwortſchreiben des Kai⸗ 
ſers. p. — — Rauch, Oeſterr. Geſch. III. 647— 650. 


3) Fejer, Cod. Ung. V. II, 452—458. — Horneck. p. 139—140. — Chron. 
Austr. plen. Anno 1277. — Briefe bes Kaifers bei Lambacher, Anhang. 
pP. 143—146. — Kopp, K. Rudolph I. u. feine Zeit 1. p. 227—250. 


.0) ·Urkunde des k. k. &. Archivs in Salzb. Kammerbüchern. VI. 31. N. 3. 
>) Johanneums⸗ Urkunde. 


408 . Steiermark bis zum Gintritte der 


Am 14. März 1278 fertigte K. Rudolph zu Wien folgende 
Urkunde zur Gründung einer freien Schulanftalt am beutſchen Di. 
denshaufe zu St. Kunegund am Led) in Graͤtz: 

„Nudolph, von Gottes Gnaden, König der Römer, immer 
„Auguſtus!“ 

„Da es die Richtſchnur wohlwollender Freigebigkeit iſt, alle 
„religiöſen und Gott dienenden Männer ſorgſam mit ihrem Schuße 
„zu beſchirmen, fo müffen die Brüder des Ordens des deutfchen 
«Haufes, des Hofpitalesg Et. Marias zu Jeruſalem, welche mit 

⸗Hintanſetzung des weltlichen Kriegerftandes Soldaten Jeſu Chriſti 
„seworden find, und regelmäffig unter der Fahne des Heeres im 
„Rriegsdienfte ftehend, aus Liebe zum Erlöſer fidy dem Tode im 
„Kampfe mit barbarifchen Völkern zu meihen nicht feheuen, deſto 
„nufmerffamer begünftigt werden, je glorreicher fie zur. Bertheis 
„digung des chriftlichen Namens befanntermaffen in dem Lager des 
„Herrn Kriegsdienfte thun. Wir geben demnadh allen Ge 
„genmwärtigen und Zufünftigen, des römifhen Neiches Getreuen 
„kund und zu mwiffen, daß mir in Anbetracht der höchſten Erge: 
„benheit und aufrichtigen Treue, mie nuch der ausgezeichneten 
nDienfte, welche die religiöfen Herren des vorgenannten Ordens 
„unferer erhabenen Majestät und zugleich auch den römiſchen 
„Reiche geleiftet haben, und mit Gunſt ded Herrn auch in Zu: 
„kunft Teiften werden, aus Gnade königlicher Winjeftät, den erge: 
„benen und ehrenwerthen Brüdern des vorbezeichneten Drdeng, 
„nämlich des deutfchen Hnufes in unferm Lande Steiermart, im 
„Drte, der genannt wird Bapyrifchgreß, wegen Verehrung und zu 
„Ehren der h. Jungfrau Maria und der feligen Jungfrau Pas 
„tronin Kunigundis, wie auch damit der Gottesdienft gedeihlicher. 
„und löblicher verrichtet werden möchte, eine freie Schulanftaft in 
„demſelben Orte geftatten und immerdar ertheifen, fo daß die oft 
„genannten Brüder einen Scholaftifer einfeßen und abſetzen kön— 
„nen, wenn fie wollen und es ihmen dienfich feheinen wird. Weber: 
„dies wollen wir alle Schüler, welche die genannten ‚Schulen be- 
„fuchen, mit unferm königlichen Schuß und mit Schirm des heifigen 
„römifchen Reiches fonderheitfich und jofchergeftaften bewahren, 
„daß, wenn zufällig einer derfelden ein Verbrechen verübt ha- 
„ben wird, melches vor das Stadtgericht zu gehören ſcheint, eg 
„Leinem unferer Richter, oder Bürgern, oder Beamten deswegen 
„erlaubt feyn folle, die Schüler ſelbſt einigermaffen zu befchmeren, 
ben vorgefesten Sommendator allein ausgenommen, welchen üdir, 


Haböburgifchen Fürſten. I. 1246-1283. 409 


»ſolches zu beſtrafen nnd zu beffern, vollſtaͤndige Vollmacht mit 
»gegenwärtiger Urkunde ertheilen, indem wir feft und beftimmt 
„befehfen, daß alles Borhergefprochene von euch allen unverbruͤch⸗ 
„lich beobachtet werde. Keinem Menfchen fen es daher geftattet, 
„diefe Urkunde unſeres Zugeitändniffes zu brechen, oder. ihr ver⸗ 
„megen entgegen zu handeln, und wer es wagt, der fall miffen, 
„daß er dadurch in dns Verbrechen beleidigter Majeſtät verfallen 
„ſey. — Zeugen deffen haben wir gegenwärtige Urkunde aufrich⸗ 
„ten und mit unferem Majeſtaͤtsſigille befeftigen Infien. GSegeder 
„zu Wien, 14. März 1278 ').« “ 


Auf Bitten der Bifchöfe Johann von Chiem— 3. 1277. 

fee und Bernhard von Sedau beftätigte hierauf Rein mine vom Stifte 
der Kaifer, Wien, 18. März 1278, den über die Arment erbaut, 
Gründung beider Bisthümer von K. Friedrich IL im Jahre 1218 
ertheilten Minjeftätsbrief ?). Nach dem Zeugniffe vieler Urkunden 
hielt fih Abt Heinrich von Admont, feit K. Rudolph I. in Wien 
eingezogen war (1276, 1277, 1278), vielfältig am Hoflager auf, 
und bemägrte feine treue Ergebenheit durch thätliche Bemeife. Auf 
feine und des Biſchofes von Chiemfee Bitte ertheilte ihm K. Nu⸗ 
dolph, Wien 30. April 1278, eine Erlaubnißurkunde, auf ftiftifchem 
Boden ein fettes Schloß (das Schloß Gallenſtein) ?) zur Befchü- 
gung des Stifteigenthums zu erbauen (quod nos grata et fidelia, 
- quae honorabilis vir Heinricus, Abbas Admontensis, devotus 
vir dilectus, nobis et imperio exhibuit). Der Kaifer befiehlt dn- _ 
rin allen Adelichen, Grafen, Minifterinlen, Rittern, Schüßlingen 
und nndern feiner Getreuen, nuf Verlangen des Abtes diefen 
Bau nach Kräften zu unterftüßen. Endlich beftätigte er dem Stifte 
auch das voljtändige Gericht innerhalb der Klaufe im Admont» 
-thafe (praedicto Abbati propter fidei suae puritatem, de qua 
fiduciam gerimus inconcussam) gegen eine jährliche Abgabe von 
einem ’hniben Pfunde Gräßerpfennige an die Kammer ). 


a — —— —— — — 


1) Dipl. Styr. II. 188—190. 


2) Dipl. Styr. I. 336-337. — Am 15. Mai 1278 von Wien erlich K. 
Rudolph abermal einen Befehl, Eigenthum und Rechte des Stiftes Sedau 
zu achten und zu befchügen. Iohann. Urkunde. 

3) Saalb. III. p. 40: „Idem licentiam, castram Gallenstaine erigendi a 
Dom. Rege impetravit.‘“ 


.6) Abm. urk. K. 1. — Saalb. III. 261: „Pro oonservatione honorum 


eeclesiae suae et hominum concedimus munitionem in fun do ineiu« 
eoclosise admontensis erigere.‘‘ 


‘ 


410 Steiermark bis zum Eintritte der 


PR Auch in die Steiermark ſelbſt und menigftend 


Brad an der Mur. his Bruck an der Mur herein hat K. Rudolph J. 
Urkunden für Lants- 
berg, Gamanterg einen Gang gethan. Denn zu Bruck an der Mur, 
und Fibiemal. 6. Mai 1278, ertheilte er den Bürgern zu Lande 
berg an der Laßnitz, zu Schwanberg und Eibiswald die Hoheit 
ded: Gerichtes nach Gewohnheit und Einrichtung in andern Städ- 
ven und Märkten in Steiermark, und eigene Wappenfchilde, mit 
ser Bergönnung, dnf jeder Adeliche, welcher diefe Nechte verletzt, 
wit 16 Marken hungariſchen Geldes, gemeine Leute aber an Leib 
und Leben geftraft werden follen '). Am 13. Mai zu Wien ee 
ließ K. Rudolph ſchriftlichen Befehl an die Landeshauptleute in 
Steier, dad Chorherrenftift zu Seckau zu befhügen 9. Zu Wien 
in diefem Sahre entfchied und beftätigte er auch für den Abt zu 
St. Lambrecht einige ftreitige Güter zu St. Martin im Lungau 
gegen den Bifchof zu Bamberg und Grafen Friedrich von Drten- 
burg. Zeugen dabei waren: Bifchof Bernhard von Sedau, Abt 
Heinrich von Admont, Otto von Lichtenftein ). — Noch fallen in 
dieſe Zeitepoche folgende urkundliche Verhandlungen. Am 7. Bes 
brunr 1278 ſtellte Erchenger von Landefere dem Chorherrenftifte 
zu Scfau Weinberge in Rantengrube aus jenen Lehengütern wie- 
der zurüd, melde er foeben zur Belohnung feiner Dienjte von 
K. Rudolph erhatten Hatte, die jedoch früher Heinrich und deffen 
Sohn Ulrich, Schenken von Haugsbach, dem Stifte widerrechtlich 
entriffen und vorenthalten hatten. Der Edelherr Kalhoch von Schrat- 
tenftein leitete Zeugenfchaft für dns Eigenthum des Chorherren- 
ſtiftes *). Zugleich ſtellte jetzt Erchenger dem Stifte alles, von 
feinem Bruder Eiegfried gefpendete und von ihm lange Zeit vor- 
enthaltene Beſitzthum zu Mürzzufchlag und die Waldung in Mit- 
terdorf wieder zurüd. | | 


a aa— Am 23. Februar ſaß Wulfing von Stubenberg 
pfenberg Admont. zu Gericht in Kapfenberg und entſchied den Streit 
Pfarre zu Wirfchein. oo. , . j 

um die Salzquelle im Hallthale bei Marin- Zell 
zwifchen dem Stifte St. Lambrecht, deffen Abgeordnete Ulrich, 


Prior zu Mariahof, Burkard, Bropft, Dito, der Kellner daſelbſt, 


tra — — 


1) Zohanneumss Urkunde. 

2) Sohannenmd = Urkunde. 
3) Saalb. von St. Lambredt. „Datum Viennae 1278. “ 
4) Jobann. Urk. — Dipl. Styr. I. 242 -248. — Seckauer Saalb. 








Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246— 1283. 411 


und Heinrich, Binrrer zu Maria⸗Zell, zum Gerichte erfchienen 
waren, und Otto und Rapoto von Auffee und dem Zimmermann 
Konrad Hellinger zu Zelle (Salinarii de Zella), welche auf jene 
Salzquelle widerrechtlihen Anfpruch machten, zu Gunſten dee 
Stiftes. Heinrich, der Nichter (von Marin» Zel), BDietinar dem 
Berge, Gotſchalk von Niedeck, Heinrich von Spiegelfelde, Kalhoch 
der Schenk und Friedrich von Apfaltern, Dtto von Goldeck (Schwa- 
ger Wulfings), Briedrih und Wulfing (Söhne Wulfings), 
Ulrich, der Richter von Aflenz, Mandlin Krell waren Zeugen '). 
Während feines. Aufenthalted am Hoflnger zu Wien war Erz— 
bifchof Friedrich von Salzburg für feine Befitungen in Steicrmart 
thaͤtig. Schon nm 9. Sänner 1277 verkaufte er dem Stifte Ab. 
wont die hochftiftifchen Zehenten zu Seitz, im Ließingthale, um 
andere. Zehenten zu Micheldorf bei Frieſach in Kärnten °). Zu 
Wien am 29. Auguft 1277 vermittelte er ein Schiedsgericht, in 
weichem durch Grafen Heinrich von Pfannberg, Generalrichter 
in der Steiermark, und Konrad von Hintberg, Landſchreiber in 
Steier,, der Streit ded Nitters Herwit von Krotendorf mit dem 
Abten Heinrich um das admontifhe Gut Selsnig im Mürzthale 
und wegen Schuldforderung von 60 Silbermarten An den Ritter 
von Krotendorf dahin entfchieden worden iſt, daß Admont im un⸗ 
geftörten Beſitze von Selsnig blieb, aber auch feiner Schuldforde⸗ 
rung entfagen mußte, Zeugen dnbei waren: Walchun von Tim 
mersdorf, Konrad von Graben, Herwik, Nitter von Leoben, Drs 
tolph von Zorfeul, Heinrich von Maſſenberg u. v. A. 9. Am 
30. Aprif zu Mühldorf und am 28. Mai zu Salzburg ertheilte 
Erzbifhof Briedri dem Stifte zu Admont, weiches gleihfam ein 
Glied vom Körper des Erzftiftes ſeye, zwei Onndenbriefe, in dem. 
einen die Betätigung aller ftiftifchen Befißungen, Nechte und Frei: 
heiten ; in dem andern Necht und Vollmacht, an ihrer eigenthüm- 
lichen Kirche zu Witfehein einen oder mehrere Stiftspriefter mit 
volem Rechte und Anfehen eines Pfarrers derſelben Gemeinde 
zu beftelen und mit derfelben nach Belieben zu ſchalten 9. Zu 











1) Saalb. von St. Lambredit. 
2) Abmonter Urk. XX. 11. 
3) Adm. Urf, H. 1. — Saalb. III. 294—295. 


“) Abm. Urf. A. 102. RR. 2. — Saalbuch. 291: ‚„‚Indulgemus, quatenus 
nobis liceat, in capella nostra Wetschin aliquem vel. nliquos ex frat- 
ribas vestris monachos saceordotes, qui ud ejusdem ‚plebis regimen 
sufficientes et idomei oenseantur, locare et stainere, et lacatan wulare , 


412 Steiermark bis zum Ginteitte der 


Wien am 14. März 1278 beftätigte der Erzbifchof Friedrich auch 
die Privilegien der deutfchen Ordensritter in Graͤtz und ihrer freien 
Schulanſtalt ). 


diem Sean. Zu Leibnig am 11. Apri 1278 gab Hartnid 


En nahen von Bettau, Marſchall in Steiermark, dem Bifchofe 

Oberburz. Bernhard und feinem Bisthume zu Seckau ein Haus 
im Geebache, zwei und zwanzig Huben in Schwarza, und acht 
Huben zu Weitersfelden mit allem Zugehör, vor den Zeugen: 
den Nittern Ellard von Dobreng, Friedrich von Wolfsau, Herr- 
mann von Reiſach, Markard von Herbeinftorf, Heinrich von Dres, 
nid u. 0.9. 2). Die Bogtei am Nemfchnit und bei Traberg ver⸗ 
traute das Stift St. Paul dem Dffo von Emmerberg auf lebens. 
lang (actum in: foro Radlech 6. Juli 1278). Am 2. Mai 1272 
bewilligten Meinhard und Öertrude von Traberg mit Zuftimmung 
ihrer Söhne Herbord und Dito, dem Sieghard von Truchfen, ihre 
Lehengüter bei Beujing zwifchen den zwei Bächen bis an die Haupts 
ftraffe herab (viam regiam) dem Stifte Marnberg zu verkaufen, 
vor den Zeugen: Eholo von Seldenhofen, Dito von Marnperg, 
Utrich von Seldenhofen, Leo und Butzo von Marnberg, und Hei- 
denreih Aſanch, Bauer von. Öutenftein (rusticus, aber auch 
miles de Gutenstein) °). Zu Voitsberg am A. Juli 1278 yiegelte 
Graf Uri von Heundurg und deffen Gemahlin Agnes den Brief, 
worin fie dein Karthäuferffofter in Geyrach ſchenkten die im Bes 
zirke Züffer gelegenen Villen Kunthal und Chalopp vor den Zeu- 
gen: Wulfing von Hannau, Pillung von Kainach, und Heinrich 
von Griffen *). Bevor Leopold, der Freie von Sanneck, mit feie 


— — — — — — — — 


quum opportunum fuerit, pro vestro libitu valeatis, dantes illis 
nihilominus auotoritate praesentium faoultatem, ut in ligando et sol- 
vendo ac confessiones audiendo et.in omnibus aliis ministerium veri 
plebani circa populum et circa divinum officium valeant exercere.‘ 
Dipl. Styr. If. 190: „Ut cultus divinus praeclarius oelebretur, liberam 
scholasteriam, quam Rex Rom. Rudolphus praenominatis fratribus in 
loco praedicto, videlicet in Grätz in colle, oontulit et concessit, prop- 
ter hoc, quod -etiam praelibati fratres se nobis in nostris servitiis 
multipliciter exhibuerunt et exhibent, oum nostro favore et benevolentia 
praemissam scholasteriam confirmamus. Datum Viennae 14. Martii 1278. 
2) Dipl. Styr. I. 341: „Aotum in Leybenz. Anno 1278. III. Idus Aprilis.“ 
3) St. Paul und Marburg. Im Jahre 1278 ertheilte Graf Ulrich von Pfann- 
berg dem Stifte Viktringen Mauthfreiheit in Unterbrauburg. 
4) Dipl. Styr. II. 141: „In Provincia nostra Tiver situstos villas Chüetal 
et Chalop. Aotum et Datum apud Voitsperch. Anno 1278. IV. Nonus 
Aulii.“ — Im Jahre 188% ift diefe Spende beftätigt worben zu Leibnig 


u 


Haböburgifchen Fürften. I. 12461283. 413 


nem Heerfähnlein zum bevorftehenden -Rampfe mil K. Dttofar von 
Böhmen in dag Lager K. Rudolphs aufbrach, fchenkte er zum 
Erſatze für viele Befchädigungen, dad Patronatsrecht der Kirche 
zu St. Maria in Fraßlau dem Benedictinerftifte zu Dberndurg 
vor den Zeugen: Berthold, Pfarrer zu Fraslau, Ulſchalk von 
Volſchke, Konrad von Rodhalm, Heinrich und Friedrich, Brüder 
von Aue, Leopold von Thurn, Eberhard von Wiſell u. v. U. ?). 


Der längere Aufenthalt des K. Rudolph in, „me 2 


Defterreich, feine zweifelhnfte Tage gegen den Böh⸗ Be Murau an 
menfönig , und die drüdenden Steuern und Heer: ,  fars Tot. 

banngfaften hatten nicht nur einige Neichgfürften unzufrieden, fon« 
dern auch die Stimmung ter Landftände und Edeln in Defterreich, 
Steiermark und Kärnten für ihn bereitd minder geneigt gemacht °). 
Bereits rüftete K. Ditofar mit aller Anftrengung und mit hohem 
Muthe, der felßft durch den erneuerten, und in allen Ländern 
von den Bifchöfen verfündigten Bannfluch nicht erſchüttert wurde. 
Er begann alsbald von Brünn her Bewegungen und Angriffe ®). 
K. Rudolph war noch nicht volftändig gerüftet. Erft am 14, 
Auguft hatte er, vereint mit den Ungarn, bei Marcel ein befes 
ſtigtes Lager aufgeſchlagen, wo die Steirerherren Otto von Lich 
tenftein und Cholo von Seldenhofen an feiner Seite ftanden *). 
Hier vereinigten ſich mit ihm aus nneröfterreic) Erzbiſchof Fried⸗ 
rich von Salzburg mit 300 Bafnlen, Graf Wieinhard von Tyrol 
mit 300, Friedrich und Albrecht, Grafen von Ortenburg mit 300, 
Ulrich, Graf von Heunburg mit 200, Heinrich, Graf von Pfann- 


— — — — 


vor Ulrich von Scherfenberg, Otto von Walde und Friedrich von Leibnit. 
Ibidem. 142. 

1) K. E Sub. Negiftrat. in Grätz: „Ego Leopoldus Liker de Seunek, dum 
irem in expeditione exercitus inolyti Regis Romanorum Rudolphi ver- 
sus Austriam contra magnifloum et illustrem regem Bohemise, Otto- 
karum, timens ne in dioto praelio oeoumbarem, aut aliquo subito casu 
interirem, dedi Monasterio 8. Mariae plebis de Vrazlaus jus patronatus, . 
quod habere noscor a progenitoribas meis, nullum jas meis heredi- 
bus in eodem derelinquens (sed praecise propter Deum neo non pro 
diversis), pro damnis, quae dioto monasterio feci, quae aestimantur 
ad sexingentas Marcas denarioram. Actum et Datum est in castre 
Seunekke. Anno 1278. 

2) Chron. Salzb. Anno 1278: „Quorum alii se regi Romanorum mani- 
feste objioiunt, alii occultis insidiis fidem frangunt,‘‘ 

3) Annal. Dominie. ap. Urstis, II. 14. — Anon. Leob. Anno 1276 (1278) : 
„Rudolphus autem Ladislaum regem Ungariae, &uevos, Australes, 


Styrenses, Carinthianos advocat, exercitum magnum conflans.‘ 
%) Hagen. — Pez. I. p. 1089. 


414 Steiermark bis zum Gintrlite der 


berg mit 100 Neifigen; und 1000 Geharnifchte waren insbefon- 
dere noch aus der Gteiermark von Friedrich von Pettau, Dtto 
von Lichtenftein, und Cholo von Seldenhofen herbeigeführt wor⸗ 
den. Mit gefammter Macht rüdte er fodann am 25. Auguſt 1278 
bis Weidenbach vor ). Bei Dürrenfrut und Jedenspeugen tra- 
jen die Torpoften zufammen, und entfchieden für die blutige Schlacht 
am 26. Auguft Freitag am Inge des h. Rufus. K. Nudolph hatte 
feine Krieger nach dem Rathe des friegsfundigen Hugo von Tau: 
fer in vier Heerhaufen aufgeftellt. Das dritte Heer bildeten die 
GSteirer, Kärntner, Krainer, Salzburger und Schwaben. Hier 
befehligte K. Rudolph felbft ?), dem K. Dttofar, der im Mittel: 
punkte feiner SHeeresfronte ftand, gegenüber. An K. Rudolphs 
Seite führte der Altefte Sohn Albrecht dag Heerpanier mit dem 
Kreuzzeichen. Neben K. Dttofar focht fein Sohn Nikolaus, Her: 
zog von Troppau. Die Nachhuth des böhmifchen Heeres ftand 
unter dem ehemaligen Landeshauptmann von Gteier, nun Oberft- 
fämmerer in Mähren, Milota von Dudic oder Diedic. Die un: 
garifchen Stumanen marfen ſich mit Ungeftüm auf die böhmifchen 
Flanken und machten fogleich die Schlacht allgemein. Die lärmen- 
den und fämpfenden Waffen wogten zwei Stunden lang unent: 
fhieden, biutig hin und her. Auf beiden Seiten wurde erbittert 
und mit ungemeiner Tapferkeit gefochten °). K. Rudolph feldft 
kam in die höchſte Gefahr, von SHerbord von Füllenftein und von 
einem thüringifrhen Nitter, der ihm das Pferd unter dem Leibe 
erftach, erfchlagen zu werden *) K. Dttofar war in Muth und 
Haltung der Löwe diefer Schlacht °). Aber die nusgezeichnete 


1) Hagen. — Chron. Austr. Pez. I. col, 1089. — Salsb. Anno 1278: „In 
Marchek collegit exereitum Australium et Styrensium, non quidem om- 
* wium, gaia malti ex ipsis in lacum perfidiae geoiderunt.“ — Die Ein: 
fälle, welche zu diefer Zeit auch Braf. Iban von Gyſing auf Antrieb X. 
Dttolar in Steiermark gemacht haben fol, fcheinen eben nicht fehr ben 
fteirifchen ‚Heerbann in Anfprudy genommen zu haben. Chron. Salzb. Anno 
1278: „Rex Bohemiae ... procurante Paltrame induxit Ybanum Comitem 

.  Ungariae ad aliem partem Austrise et Styriae dovastandam.‘‘ 

*) Horneck. p. 144 - 148. 

) Lambacher, Anhang. p. 168 in K. Rudolph Briefe: „Tantus porro ine- 
rat parti utrilibet triumphandi affectus, ut morte viotoriam comparare 
et vivere moriendo rem dignam et debitam gquiliket aestimaret.’ 1llic 
milites strenui eguoram ungulis substernuntur, illio tanto sangnine 
humano terra perfanditur;, ut nedam pagnantikus sed et pugnae du- 
ritiem intaentibus vitae taedium esse posset.‘‘ 

4) Bagen. p. 1091. — Unrest, Chron. Carinth. p. 507. 


°) A. Rudolph bei Lambacher, Anhang.p. 168: „Licet autem rex praedicius 
militum suorum agmina dissipata videret, seque fere ab omnikus de- 


⁊ 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1233. 415 


Tapferkeit der Gteirer '), die plößlich (wiewol irrig) laut ver- 
“kündigte Sucht eines Theiles der Böhmen, und Milota's mein. 
eidifcher DBerrath im Mugenblide des Nufes und der Noth, ent 
fehieden den blutigen Kampf und ftellten den K. Dttokar der 
äußerften Gefahr preis 2%. Mit. dem Pferde geſtürzt, umörängten 
ihn fchnell die Feinde und vermundeten ihn mit Schwert und Dolch 
an Bruft und am Hals. Da kam Berthold, Echent von Eimmer- 
berg (ein Bermwandter des nuf Dttofar’d Befehl im Jahre 1272 
in Prog hingerichteten Sieafrieds von Mährenberg) herbei, er: 
fannte ihn und fühlte die lange genährte glühende Rache. Nachher 
mard K. Dttokar, des königlichen Schmuckes und der Ruͤſtung be- 
rnubt, nat und mit 17 Wunden durchbohrt, auf dem biutgetränf: 
ten Felde in Mitte von faft 12,000 Erfchlagenen gefunden. Das 
ganze böhmifche Lager mit allen Koftbarkeiten blieb eine Beute 
der Sieger °). 


— — — — — — — — 


relietum, adhuc tamen vietricibus signis nostris cedere noluit, sed more 
et animo giganteo, virtute mirabili se defendit.‘ 


1) Horneck.“ p. 151: „Mein Zehen möchten nicht achten, wie die Steyrer vach⸗ 
ten, fein wer dannoch mer, bem Reich ſy michel Er dez Tags da ervachten 
vil wol fy gedachten, waz in Ungemad) und Smech in Uebel und in Gech 
der von Peheim het erczaigt. Darumb ward von jn genaigt, waz in bez 
Tags wider draft; ez wart von fo vil Ritterfchaft nie pegangen peißer 
Sat. Daz few der Kunig von Rom hat in fein Schar gewelt, vnd ſich 
zu in gefelt, dez fagten fy jm dankch. Manigs Swerts flam und vankch, bapei 

‚ ein Vakchel wer zuntt, da ſach man few zu ber fund auz den Helmen hawen, 
ſy lizzen da fchawen, daz ſy hinhaim luczel farigten. Waz in die Peheim 
parigten, dazfwarb in alßo vergolten, da fy beliben vngeſcholten, mit bhain 
Dingen lizzen ſy fich dringen, von dem Sturm⸗Vanen; niempt torft few 
manen, waz zu Manhait geczug, davon man dhain Lug gelauben folt auf 
few. Fürwar fag ih Euch, ſy pegiengen da folhe werich, daz der Purkchgraf 
von Nurnberig dem Kunig feit felb fagt, daz er vil nahent, hat verczagt, 
dez Sigs, der feit geſchach, vnczt er die Steyrer Tach pegen ſolich Frum⸗ 
chait; aus feinem Herczen do verjait gut Geding die Korjcht.“ 

*) Hagen. p. 1091. — Unrest, Chron. Carinth. p. 507-508. 


3) Rauch, DOefterr. Gefch. III. 612— 674. — Briefe K. Rudolph an den Papft 
Nikolaus III. und Erzbifchof Friedrich von Salzburg über feinen Sieg, bei 
Lambacher, Anhang. 167—170. — Ueber die Art und Weiſe, wie K. Ot⸗ 
tokarl in diefer Schlacht umgelommen, befagen bie älteren Geſchichtsquellen 
Folgendes: Lambacher, Anhang. p. 168— 169 im Briefe 8. Rudolph. 
„Doneo quidam ex nostris militibus ipsum mortaliter vulneratum, ‚une 


cum dextrario dejecerunt, tuno demum ille Rex magnificus um vi 


toria vitam perdidit.‘‘ — Chron. Anstriao. ap. Rauch. II. 1278?:. „Rex 
autem Bohemiae incolitns ab 'hostibus capitar, trahitur, peroutitgr,; ab 
equo dejioitur, a Bertholdo dapifero de Emerberch ac aliia multis 
nobilibus nimiug) fessus in terram dejioitur, et per cervicem lancen 
perforatur ac multis plagis affectus ultimo gladio transfixus, in eodem 
loco mortuus est.“ — Hagen. Pez. I. p. 7091. — Horned. p. 154: 
»Ewr yegleicher mir vergeb, ob ich icht han wider euch getan, vnd lat mich nad) 


den Schulden chomen zu Ewrn hulden, ſprach der Kunig vn Kim. 


416 Steiermark bis zum Gintritte der 
Me So war KR. Ditofar, als König und Kriegs- 


—— — held der herssrragenöfte und gewaltigſte Mann feiner 

Zeit, und wit ihm Böhmen von feiner Höhe gefal- 
In ). K. Nudolph befiegelte jeden weitern Waffenkampf durch 
Berheirathungen ſeines Sohnes Rudolph mit Agneſe, K. Ottokars 
Tochter, und des jungen Böhmenkönigs Wenzeslaus mit der kai⸗ 
ſerlichen Brinzeffin Gouta. Längft fchon, ja feit feiner Erhebung 
zum Oberhaupte des deutfchen Reiches, Hatte K. Rudolph befchlof- 
fen, mit den babenbergiſch öſterreichiſchen Ländern auch die ſchöne 
‚Gteiermarl an fein Haus zu bringen. Er verwies nun alle Be: 
werber Serum auf den nÄchften Reichstag, wo nur nllein nad 
Nath und Witen der Churfürften, wie er es gefchworen habe, 





Ir gelt mir ben Deheim Herrn Seifrid von Mernberig und wert jr gröfßer 
dan ein Perig, dez ich nicht wirb ergeczt, wann daz ir bie geleczt wert 
von meiner Hannt-“ — Hagen. p. 1091: „Diefes fahen etlidhe, denen er 
vormahls ungütlich gethan hatte ab der Steiermark, die ihm befonberlich 
faft nadeilten. Da wurben zwei erfchlagen ber Führer , und von feinem 
Roß K. Ottokar warb gefället. Der König groffes Berheißen thät, damit 
er gern hät fein Leben gefriftet. Da ihm Alles nichts half, wann einer zu 
ihm ſprach: Er hätt’ feinen Zreund, den Marnberger getöbtet, ohne alle 
Schuld, darum auch er leiden müßte ben Tod. Und einer durchſtach ihn mit 
feinem Schwerte, der Andere ſtach ihn mit einem Meffer in den Hals; 
da der König alfo flarb. Die zwei ritten hinwider zu dem Heere und 
thäten dem nirgend geih. Die Buben K. Ottolarn gar entblößen.“ — 
Chron. Salzb. Anno 1278: ‚„Tuano quidam ex Australibas Regem Bo- 
hemiae non suimet bene compotem oircumdantes, capiti suo galeam 
multoram iotaum tonsionibas malleatam evellust, et dum rogaret, se 
capi, oaptus quasi decem et septem vulneribus vulneratas ad terram 
prosternitur, sieque. in manibas hostiam exhalavit. O quam modica 
reverentia imo gravis injuria Regi mortuo irrogatur! Armis enim 
exzuitur, sed et. indecenter omsibus vestibus corpus mortuum spoliatur. 
— Adhoc dirum „pectaculam laeti conflaunt victores, illudant mortuo, 
insultant illi is faciem, quem puulo ante longe a se positum trepidi 
formidabast.* — Auon. Leob. Anno 1276 (1278): „Et fune in Ot- 
tokari eelleig- 'misse a suis seorsum obnubilatus sub galea dacitur et 
relingaiteg; ai mox ab Australibus et Styrensibus in ultionem sangui- 
nis amicöram, quos indebite necaverat, olamans horribiliter et affida- 
tiodeng progiiliens acutissimis gladiis est perfossus. — Rex autem Bo- 
hemiae Illa die, qua occisus fuerat, nudus ut egressus de utero ma- 
tris suac est, per praediotum Bertholdum Dapiferum de Emerburg plau- 
‚5, sire superponitag . st in Marcheggam dueitur.‘ — Beſchreibung biefes 
+ . Kampfes im Brieſe K. Rubolphe an den Papft. — Fejèr, Cod. Ung. V. 
* JE 459460. - In Horneck p. 141—168. die umftändlichfte Beſchrei⸗ 
»er⸗ dieſer Schlacht. — Auch Chrom. Austriao. Rauch. II. 269 - 275. — 
Joan. Victoriens. ibid. p. 308—312: „Ottokaras ab Australikus atque 
.. Btyrensihus in ultioem sanguinis amicorum, qügs imdebite necavorat, 

s “eutissimis gladiis est perfossus.‘“ — Hanthal. L 1093 — 1104. 


1) Horned. p. 155158. Urtheil über K. Ottokar. 


x 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 1246—1283. 417 


jenen Reichöländern ein neuer Herr .gegeben werden ſollte ). In⸗ 
zwifchen verwendete er fich fogleich und thätigit für die Wiederher⸗ 
ftelung der Ruhe, des Nechtes und der Ordnung auf dem Örunde 
der Sicherheit der Perfonen und des Eigenthumes in Dejterreich 
und Steiermark. Dorerft ließ er die Stamm» und Kammergüter 
und Gefälle der früheren Landesfürften, fo wie fie H. Friedrich 
der Streitbare in diefen Ländern befeffen hatte, erheben und be— 
ſchreiben, viele derſelben aus widerrechtlichenm Beſitze zurüd brin- 
gen, Alles in einer anfehnlichen Verſammlung der ihn ſtets ums» 
gebenden Fürften, Grafen und Freien des Neiches und der Vor⸗ 
derften der Stände feierlich beftätigen, und fo die Renten der 
künftigen Beherrſcher von Steier und Defterreich auf alle diefe 
Güter und Gefälle feftftelen. Hierauf gründete er Ruhe, Necht, 
Sicherheit und Drönung im Innern durch einen von den Ständen, 
Minifterinlen, Nittern, Gemeinfreien und Bürgern diefer Provins 
zen mwechfelfeitig befchloffenen und beſchworenen Vertrag, einander 
durch zehn Jahre nicht zu befriegen, ja vielmehr jede, frevelhnfte 
Fehde mit vereinter Kraft zu unterdrüden 2). Selbft den Zuftand 
der Juden ficherte er durch eine Handveſte auf dem Grunde ihres, 
von H. Friedrich dem Streitbaren, J. 1244, ertheilten Briefeg, 
worin denfelben eben fo wie allen andern Unterthnnen die Huld 
und Gnade des Landesfürften zugefihert wurde ®), 


Bid in die Mitte September 1279 hielten diefe . Se in 


Sefchäfte den Koifer in Wien feft, von mo aus da— Geng, Hotunben für 
her auch für die Steiermark zahlreiche Diplome ges WMarnberg. 
fertigt worden find. Am 21. Februar 1279 verpfän- 

dete K. Rudolph dem Otto von Lichtenftein für feine treuen Dienfte 
die Mauthen in Keblegern (2) und Judenburg um 400 Marten 
Silbers, fo wie fie früher Dietmar von Offenburg inne gehabt 
hatte . Am 16. Aprit 1279 zu Wien beftätigte Rudolph die 


Entfheldung Friedrich von Bettau, Landrichters in Steier, der 


1) Anon. Leob. Anno 1277: „Quibus rex respondit: hoe non poass fieri 
sine principum oconsensu, sed illa in.curia, quam in Augusts sonoe- 
pisset agere, pertractanda et sic distulit’Fesponsa.‘ 


2) Die Vertragsurkunde für Oefterreich aufgerichtet. Kurz, Ottok. u. . 
Beilage X. 


3) Ebendaſelbft. Beilage IX. 
4) Archiv fi @efhichte. 3. 1887. — Kaltenbäd. IIL 304 (?). 
Geſch. 3 Steiermark. — V. Bd. A 


418 Steiermark bis zum Ginteitte der 


dem Erzbifchofe Friedrih von Galzburg im Gtreite mit den Bruͤ⸗ 
dern von Maſſenberg das Dorf Nennensdorf eingeantwortet hatte, 
weil dagegen keine Appellation eingelegt worden war 9). Am 15. 
Mai 1279 verfiherte K. Rudolph dem Chorherrenftifte zu Seckau 
für die bisher geleiteten Dienfte an Marchfutter und Bogtrecht 
im ©erichtsbezirte Knittelfeld zehn Jahre hindurch jährlich 40 
Öfterreichifche Wiegen Hafer und zehn Mark Silber zu beziehen °). 
Am 17. Juni 1279 erneuerte er dem Spitale am Pyrn die von 
Bifchof Dtto II. von Bamberg und H. Leopold von Defterreid) 
ertheilten Privilegien, übernahm die Bogtel und befreite es von 
der Gerichtsbarkeit, von den Mauth: und den Zollabgaben durch 
Derfterreih und Steiermark °). Zwifchen dem 9. September und 
1. Dttober war fodann K. Rudolph in die Steiermark gelommen. 
Bom 2. bis zum 13. Dftober vermeilte er in der Hauptftadt Grutz. 


. Hier am 2. Dftober 1279 beitätigte er den Zeugenſchaftsbrief des 


Erzbiſchofes Eberhard II. von Salzburg und des Herzogs Leopold 
des Storreihen (5. 1203) daß der, vorgeblich von dem fteieri- 
ſchen Landesfürften beftellte Aftervogt Wulfing von Stubenberg 
von allen, gegen dns Stift Steiergarſten gemachten Borderungen 
freiwillig abgeſtanden fey und darauf verzichtet habe *). An eben 
diefem Tage und am 6. Oktober ertheilte er dem Stifte der Ron 
nen in Göß ein Berätigungsdipfom ihrer frühern Majeſtaͤtsbriefe, 
K. Heinrich I, H. Leopold des Glorreichen und K. Friedrich II. 
(von den Fuhren 1020 und 1230) mit dem Rechte der freien Wahl 
eines Vogtes 5). Wieder am 2. Dftober 1279 beftätigte er die 
Urkunde des Grafen Heinrich von Pfannberg, wodurch diefer dag 
Schloß Mahrenberg, die Vogtei am Nemfchnifgebirge und das 
But Feiftrig von dem Stifte St. Paul im Lavantthale zu Lehen 
erhielt 9. Am 7. Dftober 1279 ſaß K. Nudoiph perſönlich im 
allgemeinen Gerichte in Graͤtz, wo unter Andern ein Vergleich 
zwifchen Hartnid von Stadek, deffen Gemahlin Diemut von Vels⸗ 





1) Jahrb. d. Literatur. Wien. 1845. I. 260. — 8. k. Geh. Archiv. 

#2) Johann. urk. — Dipl Styr. I. 243: „‚Rudolphus D, G. Rom. Rex — 
scribis et judicibus per Styriam.‘‘ ' 

u) ichnowsky, Regeſten. I. 588. 

RE Geh. Archiv. ° ' 

5) Dipl. Styr. 1.22—26: „Unter Zeugenfchaft der Bifchöfe Johann von Gurk, 


Bernhard von Sedau, Gerhard von Lavant, Htto von Baslau, Grhenger 
von Landeſere, Otto von Liechtenftein. Watla ap. Gracts. VI: Non. Ootob.“ 


6) 8. & Geh. Archiv. 


Bebsburgiſchen Fürfen. 3. 1246-1283. 419 


berg, und dem Bifchofe Bernhard von Seckau über Anfprüche der 
erfteren auf das Bericht in Pirkfeld gefchloffen worden ift '). 


Bon Graͤtz begab fih K. Rudolph in die obere „ —8 Zu⸗ 


Steiermark. Am 13. Oktober 1279 beftätigte er zu denburg. Vergleid 


mit dem Örajen Ul⸗ 


Judenburg die Befißungen, Emmunität und Nechte zih von Heunburg 
der Kirche und Abtei zu Berchtesgaden 2. Da a" un 
fohienen auch vor ihm Graf Ulrich von Heunburg 

und feine Gemahlin Agnes. Diefe, durch ihre Mutter Gertrude 
Enfelin des Herzoges Heinrich von Defterreich, ftellte an. den 
König folgendes Begehren : da er Defterreich, Steier, Kärnten, 
Krain und die March fi) unterworfen und an das römiſche Reich 
gebracht habe, fo möge er nunmehr die, ihr aus dem Erbe ihrer 
Vorahnen und namentlich des H. Friedrichd, Bruder ihres Groß⸗ 
vaters, deffen Eigengüter ihr gehören, in den genannten Ländern 
zuftehenden Rechte anerkennen ; zugleich bat fie auch um Her- 
ausgabe jener Güter, weiche ihr H. Ulrich von Kärnten, ihr ers 
fter Gemahl, als Heirntsgut nusgefeßt hatte. Seinerfeit$ verlangte 
Graf Ulrich von K. Rudolph, daß er ihm die Herrfchaft Pernek 
und die Stadt Drofendorf, die ihm nebft andern erblihen Gütern 
angehören, zurüdftellen laſſe. Diefem doppelten Begehren feßten 
die Zandherren und Amtleute des Königs entgegen: Beide hätten 
fi) damals, als fie die Ehe eingingen, nad) langer Verhandlung 
mit dem Könige von Böhmen endlich freundlich verftändigt und 
alle ihre Rechte in jenen Ländern auf denfelben übertragen; Dt. 
tofar Habe hinwieder bei der Verzichtleiftung nuf die genannten 
Fürftenthümer dns von ihm erfaufte Recht an den römifchen Kö— 
nig abgetreten. Die beiden Eheleute ſagten nber dagegen, daf Dt: 
tokars &emaltthätigfeit ihnen den Vertrag nbgedrungen habe: zu» 
gleich zählten fie die ihnen von ihm angemwiefenen Pfandfchnften 
auf, rechneten den einzelnen Ertrag nad), und erflärten fich bereit, 
für ihre Beweiſe beglaubigte Abfchriften vorzulegen. Unter diefen 
Umftänden fprah KR. Rudolph dem Grafen von Heunburg und 
feiner fürftlihen Gemahlin 6000 Marten Sitber als jährliche Rente 
zu, und feßte ihnen hiefür meift Güter züm Pfand, welche feine 
Söhne vom Hochftifte Salzburg zu Lehen trugen. Anmefend dn- 
bei waren: Sohann von Gurk, Bernhard von Seckau, Gerhard 


mr TT— 27* 
1) Dipl. Styr. I. 340-341. 
2) Hund. Metropol. II. 182. — Lünig. Spieileg. Banken. TI, X. 


4 


420 Steiermark bis zum Gintritte der 


von Lavant, Konrad von Chiemfee, Abt Heinrich von Admont, 
Herzog Albrecht von Sachſen, Briedrih, Burggraf von Nürn- 
berg, Graf Hugo von Meontfort, Friedrich von Ortendurg, Hein- 
rich von Pfannberg, Briedrih von Pettau, Wulfing von Stuben- 
berg und Dtto von Lichtenftein. Am 22. Dftober 1279 fiegelten 
hierauf Graf Ulrich von Heunburg und die Fürftin Agnes folgende 
für Steiermark wichtige Urkunde: 

„Allen, die diefe Urkunde Iefen werden!« 

„Wir Ulrich und Agnes, Graf und Sräfin von Heunburg, er: 
„klaͤren mit gegenwärtiger Urkunde, daß, nachdem unfer durchlauch- 
„tigfter Herr, Nudolph, römifcher König, die Provinzen Defter- 
„reich, Steier, Kärnten, Krain und die March, welche einft K. 
„Dttofar von Böhmen in Befis gehabt hatte, ſich unterworfen 
„und mit dem römifchen Reiche vereinigt hatte, ich, Agnes, den 
„vorgenannten Herrn unterthänigft gebeten habe, daß er die, mir 
„in den vorbefagten Ländern zuftehenden Rechte in Gemäßheit der 
„Nachfolge meiner Voraͤltern und vorzüglich des Friedrichs, Her⸗ 
„3098 von Defterreich, meines Bntersbruderg, deffen Güter und 
„Eigenthum mir zujugehören ich behnuptete '), gnädig anerfennen 
- „möchte; auch habe ich gebeten um jene Güter, melde mir der 
„erhobene Fürft Ulrich, Herzog in Kärnten, weilond mein Ge⸗ 
„mahl und Herr, gefpendet und mir bei der Vermählung zuye: 
„wiefen hat. Auch ich, der vorgenannte Graf Ulrich, habe den Vor⸗ 
„genannten, meinen Herrn, den römifchen König, gebeten, daß er 
„mir die Herrfchaft Pernecke und die Stadt Drofendorf mit ih: 
„rem Zugehör und einige andere Güter, mir in den Landtheilen 
„Defterreichd aus erblicher Nachfolge gehörig, zumeifen laſſen möchte. 
„Auf diefe unfere Forderungen haben die Edlen der genannten 
„Länder und die Amtleute unferd vorbezeichneten Herrn folder: 
„geftalten geantwortet: daß zwiſchen dem vorbezeichneten König 
„bon Böhmen eines, und zwifchen beiden Ehegatten andern Theils, 
„damals, als wir die Ehe geſchloſſen haben, über denſelben Ge⸗ 
„genſtand Unterhandlung gepflogen, und daß nach mehrfachen Ver⸗ 
„handlungen eine freundſchaftliche Uebereinkunft gefchloffen worden 
„ſey, unter deren Vorwande wir al unſer Recht, welches wir auf die 


—— 


2) „Ut jura mihi in praedictis terris competentia ex ,successione Pro- 
genitoram meorum et maxime bonae memorise quondam Friderioi Du- 
cis Austriae, Propatrui mei, cujus bon& et proprietates ad me speo- 
tare diocbam, reoognosceret gratione.‘“ 


Ey 


Habsburgifchen Fürften. 3. 1246—1983. 421. 


„vorgenannten Länder aus vorbezeichneten Gründen gehabt, dem⸗ 
„felben König nufgegeben, und auf ihn all unfere Nechte freigedig 
„übertragen haben folen, weicher Stönig dann dag von ung ge« 
„Löste Recht auf unfern Herrn, den römifchen König, übertragen 
„hätte, damals, als er auf die vorgenannten Länder Berzicht ges 
„Leiftet hat. Wir ermwiederten aber unfererfeit$, daß alles, mag 
„wir mit dem Könige von Böheim gehandelt und im Vorbezeidh- 
„neten gefchloffen haben, durch feine gewaltthätige Schlechtigkeit und 
„furchtbare Schredeng » Erregung von uns erpreßt worden fey. 
„Auch aus andern Urfachen und Gründen fagten wir, daf der 
„Böhmenkönig felbft ung unter dem Zitel einer Hypothek (Si— 
„cherſtellung) oder Pfand verpfändet hat Güter, Befigungen, 
„Herrfchaften, Burgen und Schlöffer, melche unten namentlih 
„angeführt werden, und zwar: Weizen von den vier genannten 
„&erichten 352 Metzen und 2 Maße, oder 70 . Defterreicher 
„Mieten, oder in Geld 770 '/, Marl, An Hafer 529 Metzen, 
„oder 104 Defterreicher Metzen oder 52 Marten. 172 Schweine 
„oder 11 Marten. 166 Schnfe mit ebenfo vielen Lämmern, oder 
„15 Marten. In den Aemtern der vier Schephonen in Tüffer 
„um Sacdfenwart, an Wein und Bergrecht 70 Marten, fo wie 
„die Herrfchaften und Guͤter felbft eingerichtet und gebeffert find 
„mit den Nüdfäffigen, Leibeigenen und allem übrigen Zugehör, 
„mit ihren Gerichten, Gerichtsbarkeiten, Bogteien, Bezirken, mit 
„Nutzungen und Erträgniffen von Fiſchereien, Jagden und allen 
„Rechten, geradefo, wie die Landesfürften, wailand Leopold und 
„Briedrih, Herzoge in Defterreich und Steier, diefelben Güter 
„und Herrfchnften befeffen haben. Webrigeng die Ritter und Edel« 
„herren (viri militares et nobiles), welche in den Bezirken der 
„genannten Pfandländer wohnen, kommen in diefe Verbindlichkeit 
„nicht ; fondern diefe hat unfer vorbefngter Herr feinem Wohl: 
„gefallen vorbehalten; weicher ihnen jedoch gejtattet, fich ung dienfts 
„bar und ergeben zu bezeugen. Die Erträgniffe der bezeichneten 
„Güter hat unfer oftgenannter Herr ung und unfern Kindern 
„beide rlei ©efchlechtes auf die Pfondesdnuer übertragen, auf daß 
„wir deftomehr die gegen und wohlgeneigte königliche Sreigebigkeit 
„fühlen. Wir entfngen dnher für ung und unfere Erben aller 
„Hilfe der Geſetze und Canonen und jeglicher Gewohnheit, welche 
„das Borbeftimmte in irgend einer Hinficht ganz oder zum Theile 
„aufheben könnten, indem wir verfprehen 22200000000 


422 Steiermark bis zum Eintritte der 


„Dazu werden wir nuch alle Abfchriften und Weberfchreibungen 
„aller Urkunden und Handveften, welche die vorgenannten Gegen» 
„fände berühren, und welche wir gegenwärtig in den Händen 
„haben, unferm Herrn feldft unter unferm und der ehriwärdigen 
„Bäter, der Herrn, Friedrich, Erzbiſchofes zu Salzburg, der 
„Biſchöfe, Johann zu Gurk, Bernhard zu Seckau, und Gerard 
„zu Lavant, und Herzogs Albert von Sachſen Inſigeln, zumit- 
„tein, indem mir diefen und andern, Urkunden und Handveſten, 
„auf dieſes Geſchäft bezüglich, entfagen, wenn dergleichen zu un: 
„fern, und unferer Erben Handen in Zukunft kommen follten ; 
„weiche alle wir von jetzt an abthun und fie außer Kraft gefeht 
„wiffen wollen, daß aus ihnen ung fürder fein Necht zuftehen 
a„ſolle, wenn immer fie vorgebracht werden mögen; während jedoc) 
„die Derfügung über das Pfand ſelbſt und der volle Empfang der 
„Renten ung und unfern Erben beiderlei Geſchlechtes verbleibt, big 
„nicht nur ung und unfern Erben die obengenannte Geldſumme 
„durch befondere Zahlung gelöft, fondern indem das gnnze Pfand 
„mit voliftändigen Renten gemäß oben gegebener Beftimmung voll⸗ 
„ftändig und gefeßmäßig bezahlt wird. Zeugen find die ehrmürdi- 
„gen Väter und Herren: Friedrich, Erzbifhof zu Salzburg, die 
„Biſchöfe, Johann von Gurk, Bernhard zu Sedau, Gerard zu 
„avant, Konrad, erwählt für Chiemfee, und Abt Heinrich von 
„Admont. Die Edelherren (mobiles viri) Friedrih, Burggraf zu 
„Nürnberg , Burghard von Hohenberg, Hugo von Wertenderg, 
„&berhard von Katzenellenbogen, Friedrich von Ortenburg, Hein⸗ 
„rich von Pfannberg und Hugo von Montfort; die gejtrengen 
„Herren: Friedrich von Pettau, Wulfing von Stubenberg, Dtto 
„von Lichtenftein u. v. U. Gegeben und gefhehen zu Judenburg 
„am 22. Oktober 1279.“ | 
Diefer Urkunde wurde auch an demfelben Tage beigefügt ein 
Verzeichniß der fämmtlichen Pfandgüter und deren Nenten, und . 
zwar die Steiermark betreffend, mie folgt: ⸗»Zuerſt das Gericht 
„in Voitsberg für 200. Marten. Das Gericht in Zobel für 6 
„Marten. Weiters, 150 Metzen Hafer für 90 Marten. Wein 
„in Voitsberg und in Rohbach für 38 Marten. An Zing 457 
„Bierling ſchweren Getreides (duri grani) für 59 Marten und 
„50 Pfennige. An Hafer 840 Bierling für 63 Morten. An 
„Zinspfennigen 34 Marten. An Steuer 100 Marten. An Mardy- 
„dienft 950 Vierling Hafer für 68 Marken. In Todel, Mou⸗ 
„tendorf, Premftetten, Pirbaum 14 Marken Renten. Die Stadt 


Habiburgiſchen Färhen. 3. 1246-1283. 423 


„Boitsberg mit dem obern und untern Sthloffe und das Schloß 
in Tobel. Zu Büffer 300 Mark Renten. Bom Amte der vier 

„Schephonen, im Amte der Schephonen Gridei, Leutold, Jurizla 
„und Zoſchiz. In diefen vier Aemtern find und zugemiefen 524 
"„Huben, nusgenommen Supponen 105. An Weizen in den ge⸗ 
nannten vier Aemtern 352 Meblein (modiolae) und zwei Maße 
„oder 70';, Öfterreichifche Meben, oder 70'/, Mark in Dennrien. 
„An Hofer 529 Meten oder 104 öfterreigifche Metzen oder 152 
„Marten. 173 Schweine für 11 Marten. 166 Schafe mit eben 
„fo viel Lämmern, für 15 Marten. In den vier Schephonenäm- 
„tern zu Tüffer und um Sachfenwart an Wein und an Bergrecht 
„70 Marten. Sm Orte. . 70 Marten. Bom Markte 
"Sachfenfeld 20 Marten. Die Burgen. Susfmat, Düffer, Breu- 
„dene und Kiaufenftein ).“ 


Bon Judenburg nahm K. Rudolph ſeinen Weg ri —8 uf ber 


nad) Zeiring, mo er die uralten Silberbergmerke Zeieing und in Rot. 

tenmann. Die Stadt 
befichtigte. Am 23. Oftober 1279 am Berge Ceirich Pettau gelangt an 
ftelite es dem Erzbifchofe Friedrich von Salzburg Beieneid x. Petter. 
einen Gewährbrief zu, daß die mit deſſen Zuſtimmung vollbrachte 
Belehnung des Grafen Ulrih von Heundurg und feiner Oemahlin 
Agnes mit folzburgifchen Hochftiftsiehen diefem Hochſtifte in keis 
ner Hinſicht Sefährde thun fole 2). Zeugen dabei waren: Abt 
Heinrich von Admont, Landſchreiber in Steier, Burggraf Fried. 
rich von Nürnberg, Otto von Lichtenftein, Meifter Konrad, ober» 
fter Schreiber, Meifter Konrad, Landfchreiber in Deiterreich 2). 
Ebenfalls zu Zeiring am 25. Dftober 1279 fiegelte er die Urkunde, 
worin er die, von mweiland Ulrich, Erzbifchof zu Salzburg, an 
K. Beln IV. von Ungarn um 3000 Morten Silber verpfändete, 
nachher an K. Dttofar und von diefem an K. Rudolph feldft, 
gelangte Stadt Pettnu fammt der Burg dem Friedrich von Pete 
tau für 2100 Marken überläßt, und ihm dafür auch nuf zmwei 
Jahre Gewähr Teiftet. Bon Zeiring zog K. Rud. über den Rotten- 


1) Lambacher, Anhang. p. 173-178 — Herrgott. Monum. II. p. 250, hat: 
22. Sept. 1279. 
2) Sapıb. d. Liter. Wien, 1845. I. p. 261. — Monte Cayrioh. Anno 1279. 
. Kal. Novembr. — Kodj= Sternfeld, Beitr. III. B. p. 85—86, 
3) R. k. Geh. Arie. — Galzb. Kammerb. IV. p. 129. — Jahrb. d. eit 
Wien, 1845. I. 261. 


424 Steiermark bis zum Einteitte der . 


mannertauern ins Baltenthal nad NRottenmann, we er am 23. 
Dftober 1279 eine Reverdurlunde über die, in den öſterreichiſchen 
Ländern gelegenen und nun auf fein Haus übergegangenen Bam- 
bergeriehen gefertigt hat, insbelondere über dad Schloß Mauten⸗ 
‚berg und die Mauthftätte daſelbſt 7). Bevor K. Rudolph das 
Land Steier verließ, fcheint er an der Spitze der Landesverwal⸗ 
tung beftätigt oder wohl gar neu eingefeht zu haben den Edlen, 
Dito von Lichtenftein als Landeshauptmann, und den Abten Hein- 
ri von Admont als Landesfchreiber ?). Wie mehrere Urkunden 
bewähren, war K. Rudolph am 5. November 1279 in Linz und 
am 7. December fchon wieder in Wien zurück. Zu Linz hatte er 
dem Stifte Kremsmünfter Mauth- und Zolfreiheit verbrieft 3). 
Bon dem Jahre 1279 berichtet Johann von Biltring eine folche 
Sungersnoth, daß man Hunde, Katzen, Pferde, ja fogar Men: 
ſchenleichname verzehrt Habe *). 


3. 1278. 1279. Sleichzeitig mit K. Nudolphs Aufenthalt in 


Admont kauft ten 
Raigerhof bei Mar- Wien und feiner Reiſe durch Steiermark fallen noch 


Baree garten andere, das Land betreffende Ereigniffe. Zu Wien 

. am 31. December 1270 Leijtete Abt Heinrich von 
Admont dem Erzbifchofe Friedrih von Salzburg Gewähr für 
- Hermann von Welbotz und den Judenburger Skolarig, welchen 
der Erzbifchof feinen und feines Erzſtiftes Antheil an den jähr- 
lichen Erträgniffen der Mauth zu Nottenmann im Paltenthale für 
200 Pf. Wienerpfunde löthigen Silberd (pro boni et legalis ar- 
genti, quod vulgo Leretich dicitur) verpachtet hatte °). Am 2. 
Ssänner 1279 zu Waidhofen an der Ips ſchloß Abt Heinrich von 
Admont mit Bifchof Konrad II. von Freifingen den Vertrag, daf 
den Hörigen beider Kirchen mechfelfeitig die Heiraten freigeftellt, 
die Kinder folcher Ehen aber in gleicher Zahl gleich getheilt wer⸗ 
den follten, bei ungleicher Zahl aber ein überzähliger Knabe jenem 


1) Lünig, Spio. Eccles. II. 33. - 

2) Joan. Victor. Boehmer, Fontes. 1. p. 312. — Anon. Leob. Anno 1277: 
„Rex reversus in Austriam, Styriam lustravit, ibique Carinthianos et 
Carniolanos alloquitur, et fidelitatem ab eis recepit: terrisque eorum 
per Meinhardum comitem et officiales dispositis venit in vallem Ana- 
si.— Styria etiam ordinata per Abbatem Admontensem, in Austriam est 
regressus.‘ 

3) Pachmayr. p. 139. 

4) Joan. Victor. ibid. 313. 


s) Abmonter Url. D. 40. 


Hobsburgiſchen Furſten. J. 161283. 425 


Theile zufallen folle, dem die Mutter hörig ift ). Im Februar 
1279 hierauf erfcheint der. Admonterabt Heinrich zu. Wien und 
neben Briedrih von Salzburg, Johann von Ehiemfee, Bernhard 
von Seckau, und den kaiſerlichen Prinzen Albert und Hartmann 
much als Zeuge in jenem wichtigen Mojeftätsbriefe, in welchem 
K. Rudolph die Nechte der römiſchen Kirche beftätigte 2). Zu 
dieſer Zeit waren die mächtigften Edelherren von Ernfel$ und’ die 
von Trewenſtein im Lehensbefiße der falzburgifchen Schlöfler, dee. 
obern und untern Burg Strechnu, fammt dazugehörigen Gütern. 
Die Trewenſteiner geriethen dadurch mit dem Stifte Admont in 
Reibung, dem fie einen Hof, unterhalb jener Burgen gelegen, ent: 
riffen und gewaltſam vorenthalten hatten. Am 18. Februar 1279 
zu Wien leiftete Wulfing von Tremenftein Verzicht nuf-jenen Hof 
und zugleich auch Urfehde wegen Gewaltthätigkeiten gegen das 
Etift feldft (curiam admontensis ecclesiae situatam sub castro 
meo Strehawe) °). Durd einen Vertrag am 9. juni 1279 en. 
digte diefer Fräftige Abt den Streit und die Bedrüdungen des 
Grafen Meinhard von Abensberg und Notene in der Vogtei 
über die ndmontifchen Befitungen zu Elſendorf, Auenthal, Aich⸗ 
burg und Lindfirchen in Baiern 9. Gleichzeitig ſchenkte K. Nu⸗ 
dolph dem Stifte Admont und den Nonnen dafeldft 200 Marken 
Eilber, für welche Abt Heinrich von den deutfchen Drdengrittern 
in Inneröſterreich (quia domum nostram Cognovimus gravibus 
debitis oneratam) die Drdensgiter, Weinberge, Bergrechte und 
Zinfen zu St. Peter in Tepſau und zu Hofe oder Naitz bei Mar: 
burg erfauft hat. Den Brief darüber gab (Judenburg, 27. März 
1279) der Eommendator der deutfchen Drdenscommende in Deftere 
reih, Steiermark, Kärnten und Srain mit Einftimmung aller 
Kapitel-und mit den Sigillen der Commenden zu Gras, Friſach, 
Neuftndt und Großſonntag, und mit Zeugenfchaft der Ordens⸗ 
brüder: Theodorich von Pibelhoven, Hartnid, Propſt zu St. Vir⸗ 
git in Friſach, Meifter Heinrich non Mereyn, Konrnd vom Thale, 
MWechlin von Pettau, und Joſeph, Bürger zu Friſach °). Diefe 


ı) Admonter Urk. E. 2. — Saalb. IH. 207. 
2) Raynald. ad Annum 1279. — Hansiz. II. 389. 


3) Adm. urk. 8. 1. — Archiv für Süddeutſchl. IE. Ahl. 265—266. — Ju⸗ 
vavia, Abhandl. p. 369. (f.) 

4) Abmonter Urk. M. 21. 

5) Abm. urk. N. 1.: „Nos Chunradus de Venohtwano Commendator domus . 
Theatonicorum per Austriam, Styriam, Karinthism et Kernioliam — U\- 


426 Gteissmark His zum Ginteitte bes 


Handlung beftätigte am 30. April 1279 im Generalfapitel zu 
Marburg der Hofpitalmeifter St. Marias zu Jeruſalem, SHart« 
wann von SHelderungen '), und weil die genannten Beſitzungen 
bei Marburg die Summe von 200 Marten nicht erreichten, fo 
trat der Orden an das Stift Admont noch weiters ab zwei Hu⸗ 
ben zu Friſach und in der Ramsau im obern Ennsthnie, worüber 
Gottfried Cheſſo, Drdenscommendator nad) Konrad non Feucht: 
wang, nm Katharinentage zu rät die Urkunde gefertigt hat 2). 
Um diefe Zeit war die Johanneskapelle zu Sedau, deren Bau 
Dtto von Lichtenftein begonnen hatte, vollendet; und da fie eben 
eingeweiht werden follte, ertheilten die Kirchenhirten, Erzbifchof 
Friedrich von Salzburg, Heinrich von Bafel, Petrus von Baffau, 
Johann von Chiemfee und Bernhard von Sedau, allen andädti« 
gen Befuchern derfeiden Ablaßbriefe (Wien, 15. März 1279) °). 
Die Geſchaͤfte wegen Stiftsgütern in Kärnten fehlichtete um diefe 
Zeit Herburgis, Aebtiſſin von Göß, perfönfih zu St. Veit; am 
7. uni 1279 gab fie Güter zu Groß: Walerndorf dem Wölflin 
von Rudenowe, deffen Gemahlin Gertrude und Tochter Hedwige 
auf Leidgeding (und nicht auf erbliches Lehen) vor den Zeugen: 
Heinrich, Pfarrer zu St. Beit, Heinrih, Pfarrer zu Vridals⸗ 
eihe, Konrad von Seeburg, Liebold von Mülbah u. v. A.; 
und von eben diefen Männern ließ auch Wölflin feinen Gewähr⸗ 
brief am 17. Juni 1279 durch die Sigille Otto's von Lichtenftein 
und Gottfrieds von Truchſen beffätigen. rüber noch, 15. Mai 
1279, hatte Merbot von Malsberg feinem Salzungsrechte auf 
zwei gößerifche Huben zu Streßwich entfagt vor: Dietmar von 
Geula, Ulrich von Wilden, Dtto von Schadhen, Liebhard von 
Müllbach, Leutold von Poppendorf u. v. U. *). Um diefe Zeit 
ftand Ulrich, Pfarrer zu Hartberg, im Streite mit dem Pfarrer 


las nostras, sitas oiroa Marchburch in Styria, videlioet ad St. Petrum 
in Tepsowe et in Raits oum viueis eto. Actum apud Judenburch, 
1279. V. Kal. Martii 1279. 

1) Abm. Urt. N.1.: „Datum Marchburch in nostro oapitulo generali 1279. 
Nono Pridie Kal. Maji. — Nos frater Hartmanus de Helderunge, Ho- 
spitalis S. Mariae Theutonicae Jerusolimitanae Magister.‘ 

.2) Abm. Urk. Q. 1.: „Nos Frater Gottfridus, diotns Chesco, commenda- 
tor ordinis fratram Domus Theutonicae per Austriam et Styriam. — 
Frater noster Chunradas de Feuchtenwang äAntecessor nester. — Da- 
tum apud Graetz 1279 in die B. Katharinae. — Saalbuch. IIE. p. 284 
— 285. Abm. urk. Q. 56. C. 17. A. 83, 


3) Dipl. Styr. I. 243. | | 
+ Diph Styr. L. pı 96--88, . n 


Habsburgiſchen Fürſten. 3. 12461283. 427 


Bernhard von Et. Stephan in Wien, weil Erfterer ſich diefer 
Pfarre gewaltfom untermunden und die Renten derfelden zum 
Nachtheile des Pfarrers Bernhard an fich gezogen hatte. Diefer 
brachte darüber (5. 1278) Befchwerde an den npoftolifchen Stuhl, 
und Papft Nikolaus III. bevolmächtigte den Domdechant von Res 
gensburg, Ulrich von Dornberg, zur Unterfuchung und Schlichtung 
des Streites; — worüber jedoch nichts weiters, als eine aberma⸗ 
ige Abordnung der Pröpſte Babo von Neuhurg und Mölk (25. 
März 1279) bekannt ift ’). In diefem Jahre 1279 it auch der 
unruhige, foldatifhe Philipp von Kärnten zu Krems in Defters 
reich geftorben. Er erflärte in feinem Teftamente (Krems, 19. 
Juli 1279), daß alle feine Gläubiger und ale Bisthümer und 
Klöfter in Steiermark, Kärnten, Baiern und Schwaben, welche 
er befchädigt habe, von feinen Allodialgütern, vorzüglich von den 
Städten, Burgen und Befitungen zu Klagenfurt, St. Veit, Lai. 
bach, Völkermarkt, Feldkirchen, Friburg, Greiffendurg, Werden» 
burg, Dietſch, Nechberg, Dfterberg, Seinek, Naffenfuß, Schichen⸗ 
berg, Arch, Kreuß und Gretſchen, befriedigt und entfchädigt wer- _ 
den folen. Zu Zeftamentspoliftredfern ernannte Philipp. den Bir 
ſchof von Seckau und die Achte von St. Peter und Admont ?). 


In diefem Jahre hatte der Erzbifhof Fried „3,17%; 


Salzburg n. Ritter ' 


rich von Salzburg den Heinrih von Pyrn wegen Seineid von Bprn. 
großer Beichädigungen hochftiftifcher Güter und Ho- aterg. 

rigen vor der Gerichtsſchranne des Landes belangt und behaup⸗ 
tet, daß Heinrich zum Erſatze von 10,000 Silbermarken verurteilt 
wurde. Am 3. September 1279 verglich ſich Heinrich von Pyrn 
auf folgende Punkte: Hochftiftifcher Dienftimann zu bleiben, nur 
eine fnlzburgifhe Miniterinlin zu ehelichen, feine mächtigen An» 
verwandten zu bewegen, feine Befitungen vom Hochſtifte zu Les 
hen zu nehmen, demfelben auf jeden Auf mit ſechs Wnffenmän- 
nern zu dienen; ade in feiner Hand befindlichen Hocftiftsgüter 
108 zu geben; die Vogtei über die Kirche zu Laffing heimzuftel: 
len, dafür Sicherheit zu leiften, und eine, vom Hochftifte ihm zu 
bertrauende Burghut getreu zu führen ?). Zu Lichtenwald am 9. 
Dezember 1279 gelobte Heinrich von Montpreis dem Erzbifchofe 


1) Mon. Boica. p. 582, 
2) Anon. Leob. 1279. — Nachrichten von Juvavia. p. 381. (b.) 
3) Salzb. Kammerbudh. 


428 Steiermark bis zum intritte der 


die ihm anvertraute Burg Naze mannhaft inne zu haben und zu 
verwalten. Am 29. April 1279 verglich fih die Witwe Nichardig 
von Marnberg für ihr Nonnenklojter wegen erlittener Beſchaͤdi⸗ 
gungen mit Dito von Windifchgrät (Graetz) vor Cholo von Sel⸗ 
denhofen, und Dietmar, Pfarrer zu Seldenhofen. Am 16. Mai 
1279 vertraute Nichardis die Kaſtenvogtei über die Güter zu 
Zernbady und Moos dem färntnerifchen Edelherren Rembert von 
Glanek, vor den Zeugen: Gottfried von Truchfen, Julian von 
Seeburg und Konrad von Straf. Am 5. Suni 1279 erfaufte 
das Stift Marnderg von Ulrih von Marburg ein Gut zu Wis 
ternich vor den Zeugen: Konrad von Warburg, feinem Bruder, 
Heinrich von Luchsberge). Zu Graf am 29. September 1279 
verfühnten die Bifchöfe Johann von Surf und ©erhard von La⸗ 
vant, als gewählte Schiedsrichter dag Stift ©t. Paul mit dem 
Grafen Heinrich von Pfannberg und deflen Erben. St. Paul 
übergab dem Grafen dag Schloß Traberg mit. allen Zehen, welche 
ehedem Dtto von Traberg vom Stifte getragen hatte; Graf Hein: 
rich ftelte dngegen ale Vogtei dem Stifte mit allen, dnrüber in 
feiner Hand befindlichen Urkunden heim, geftattet, zum Frommen 
des Stiftes, den Fluß Lavant durch feinen Grund und Boden zu 
leiten, zahlt für alle Befchädigungen 100 Sibermarken, die er auf 
feine Guͤter zu Dachsberg vermeifet, ſchenkt dem Stifte eine Be- 
fißung zu $eiftrig (in Marchia prope Marchpurch) und empfängt 
fie als Stiftslehen wieder zurüd. Zu Graͤtz am 2. Dftober 1279 
beftätigte K. Rudolph diefes Urtheil vor den Zeugen: Rudolph, 
den Kanzler, Albert, Herzog von Sacyfen, Friedrich, Burggraf 
bon Nürnberg, den Grafen Eberhard von Kayenellenbogen, Fried⸗ 
rich von Ortenburg, Ulrich von Heundurg, Hugo von Werden 
berg, Hugo von Montfort, Friedrich von Pettau, SHnrtnid von 
Wildon und vor feinem erftgebornen Sohne Albert (Albert de 
Habsburch primogenitus noster)) °), 


BE. 1277. 1280. Schon in einer Urkunde K. Nudolphs für das 
Heinrich von , 

Abmont, Sankfärei Hochſtift Bamberg 25. Dftober 1277 zu Rotten» 
| - mann im Paltenthale, erfcheint der thätige Heinrich 


Abt von Admont, als Landfchreiber in Steiermartf, 


4) Marnberger urk. 
2) St. Pauler Urkunde. 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 12461283. 429 


(Sceriba Styriae) '); wiewohl in andern Urkunden dieſes Jahres 
diefe Andeutung mangelt. Man darf indeflen doch annehmen, daß 
Abt Heinrich fogleich nach Werlautbarung des allgemeinen Land» 
friedeng vorzüglich durch den Einfluß des Kaiſers zu diefem Amte 
gefommen fey ?). Denn die perſönliche Bekanntſchaft mit diefem 
energifhen Manne, der in kurzer Zeit fein Stift von tiefem Ver⸗ 
falle zu hohem Flor gebracht hatte, ‘gewann das vollſte Vertrauen . 
des Königs *). Bisher Hatte der Pafjauerchorherr, Konrad von 
Hintberg, neben den Landeshauptleuten, Graf Heinrich von Pfann- 
berg und Hnrtnid von Pettau das Amt eines Landfchreibers in 
Steier geführt %). Nach feiner Ermählung zum Bifchofe von 
Chiemfee ift diefe Würde nuf den Abt Heinrich von Admont ge⸗ 
kommen °). Dadurch Hatte diefer Herr von ungemein Eräftigem 
Berftande den Grund nicht nur zu feinem durchgreifenden Eins 
fluße in die wichtigften Zeitbegebniffe und zu eigenem hohen Ruhme, _ 
fondern nuch zu wilden Haſſe, zu biutiger Feindſchaft — bie zu fei- 
ner Ermordung gelegt. Indeſſen führte er fein Amt mit männli- 
her Kraft und mit der flügften Gewandtheit fo, daß ihm feldft 
fein Seind, Ottokar von Horned, ein rühmliched Zeugniß darüber 
geben mußte 9. Zu Ende des Jahres 1279 ſchenkte Leutold von 
Kuenring dem Stifte Admont eine Marl Silbers Sahresrente, 
weiche er von dem ftiftifchen Hofe zu Wefelendorf in Defterreih 
zu fordern hatte, vor den Zeugen: Ritter Dito von Dürnftein, 


2) Lambacher, Anhang. p- 131 u. 176. 179. 


2) Horned. p. 170—171: „Dez Kunigs Zol und Wal hie ze Steyr an dem 
Ambt maint ain Man, den er befchaint mit frewutſchaft feit er het fein 
vor berfelben Zeit Iuczel hund gehabt von Admund der Abt, den madt 
er Lanntfchreiber.“ — Anon, Leob. Anno 1277: „Rex reversus. in Au- 
striam, Styriam lustravit, — Styria etiam ordinata per Abbatem Ad- 
montensem in Austriam est regresgus.‘‘ 


3) Horneck. p. 171: „Er fchuef dez Goczhaws frum, daz er von ſeinn 
Weiftumb weit wart erhant! — Liez er in nit ab den wegen, er 
mueft auch feiner Amt phlegen, daran er jn vil wol bewart.“ 

4) Horneck. p. 170. — Chron. Salzb. — Pes. I. Anno 1278. 


s) Hagen. -- Pez. I. p. 1093. fagt: „Zu der Zeit waren zu Steier zwei 
Hauptmänner, der von Pettau und der von Pfannberg und Landfchreiber 

war Konrad Hundberger, darnach der Fürft die Amtleut verkehrten, und 
machten zu Hauptmann Herrn Otten von Lichtenftein. 

6) Horned. p. 171: „Do er Lantfchreiber wart, waz in bez Vriewgs Wer⸗ 
ren enczogen waz bez Lanndez Herren, bez pracht er vil berwider, in dem 
Lannd auf und nider, wann jn dez der Kunig pat, er acht nicht umb ain 
Rofenplat, wer in darumb vecht! — Der Abt von Abmut tet weisleih, 
waz er folt, ettleich macht er jm holt, Ettleich wurben jm auch gram, mit 
wiegen er vberchom, waz jm waz wieber,“ 


° 


450 Stelermark bis zum Gintritte der 


Gottſchalk, Ritter von Flacheneck, Nitter Hartwik, Serfel zuge: 
nannt, Ritter Uri von Belbrunen, Marquard, Ritter von der 
Wachau, und v. A. '). Mit Wulfing von Zreuenftein verglich 
fi Abt Heinrih mit 20 Marten Silbers, um alle deflen An- 
ſprüche auf den admontifhen Hof unterhalb Strechau und auf 
die Bogtei admontifher Güter zu Pergarn und Winffarn bei 
Irdnig im Oberennsthale vor den Zeugen zu Erät, 16. Qänner 
1280: Dtto von Lichtenftein, Senerallandrichter in Steier, Ulrich 
vun Wildon, Elhard von Doberneg, Wernher von Haus, Aloch 
und Dtto von Hornet, Walther und Konrad, Brüder und Ritter 
vom Thale (de Valle) und den ©räberbürgern, Bollmar, Die: 
trih, Martin (Riverarii dieti), Ulrih Walerzit u. A. 9. Am 
2. April 1280 fiegelten die zwei Brüder Wulfing und Drtolph von 
Ereuenftein einen neuen ©emwährbrief über diefen gefchloffenen 
Bergleich, vor: Werner von Schlierbach und Yring, Pfarrer zu 
Bolan (Pöllau) *). Gleichzeitig endete Abt Heinrich auch alle 
Ziwiftigfeiten mit Hartnid von Leibnitz, und machte ihn für das 
Beſte und für alle Unternehmungen des Stiftes Hold und hilfreich; _ 
“worüber jpäter, 2. April 1281, zu Grüß der Gewaͤhrbrief gefie- 
gelt wurde vor den Herren: Dtto von Licdhtenftein, Hartnid von 
Wildon, Aloch und Heinrid von Thurn, Heinrich von Bholingen, 
Konrad von hal, Bollmar von Graͤtz *). 


855 . Fa Mit Raub und Brand hatte der färntnerifche 
Vorau Edelherr Heinrich von Silberberg die Güter des 
Nonnenſtiftes zu Göß hart heimgeſucht. Die Aeb⸗ 

tiſſin Herburgis führte darüber gerichtliche Klage. K. Rudolph 
wies fie damit an den Statthalter in Käaärnten, den Grafen Mein⸗ 
hard von Tyrol und Görz. Im offenen Gerichte zu St. Beit 
ward dann Heinrich zu 100 Marten Schadenerſatz verurtheilt, 
für weiche er das Vogtrecht über die geiſtlichen Güter zu Arben- 
dorf unter dem Scloffe Stein heimſtellte. Die Urkunde darüber 
ward gefiegelt nuf dem Schloffe Silberberg am 13. Februar 1280 
vor den Grafen Meinhard von Tyrol, Dtto von Lichtenftein und 


Cholo von Seldenhofen, Hermann von Freiburg, Hermann von 





«Ein, 


2) Saalb. IH. p. 309. 
2) Abmont. urk. 8. 2. 
3) Abmont. Urt. M. 20. 
*) Abmont. Ark. C. 110. *. 


Habsburgiſchen Gürßen. J. 1246-1283... 191 


Dftermig, Ulrich von Mannendorf, Ernft von Nufberg, Heinrich 
von Guͤrzheim, Utrich Krebs, Richter von St. Beit '). Dem Stifte 
au Mein beftätigte am 2:. Mai 1280 Volkmar von Gräß die 
frühere Spende non Weingehenten; und zu gleicher Zeit ſchenkte 
old Seelgeräthe und für eine Grabesſtaͤtte in Nein Ulrich von 
Brofendorf und deflen Gattin Gertrude zwei Hofjtätten zu Fei— 
ſtritz 2). Am 15. Mai 1280 erhielt dad Chorherrenftift zu Seckau 
son K. Nudolph Betätigung des Marchfutterd und Vogtrechtes, 
beftehend in 17 Meten Hafer und in 10 Marken Silbers in 
Knittelfeld 3). Auf dem Schloffe zu Nabenſtein fiegelte Ulrich, 
Schenk von Namftein, mit Zuftimmung feiner Gemahlin Kathar 
ring, Tochter Otto's von Haslau, und feiner Kinder: NReimbert, 
Nikolaus, Margareth, Elifnbeth und Wendelin eine Urkunde, wo⸗ 
rin er dem Bifchofe Bernhard von Seckau und nllen feinen Nach⸗ 
folgern ſchenkte 10 Marken in Gotteich, und 10 Marken in Puͤch⸗ 
larn ewige Nenten, unter Zeugenichaft der ſeckauer Bafallen Kon- 
rad von Gleisdorf und Friedrich von Leibnit (milites ecelesiae 
'Seccoviensis), Dito von Leibnig, Wulfing von Percha *). Am 
11, November 1280 belehnte KR. Rudolph den Dtto von Lichten: 
fein und feine Erden mit zwei Weingärten zu Rottenbach bei 
Graͤtz, welche durch den Tod Ulrichs von Nerlingen eriediget wa⸗ 
ren; melche aber K. Dttofar von Böheim ungültigermeife dem 
Martin Rikkarius von Gruͤtz veriehnt hatte °). Propft Bernhard 
zu Borau übergab in diefem Jahre 1280 dem Pfarrer Dietmar 
von Hninfelde den ftiftifchen Hof zu Hainfelde außerhalb ded Mark⸗ 
6 zum Beſitze nach Burgrecht, mit der Verpflichtung, binnen 3. 

Sahren dafeloft die nöthigen Gebäude herzuftellen, und alle Jahre 
ein Pfund. neuen Wienergelded als Burgrecht nebft allen andern 
Baden der Hörigen dem Stifte Borau. zu Teiften, und im Falle 
des Verkaufes dieſes Hofes dem Gtifte dns inftandsrecht frei 
zu Infien. Einen Beftätigungsbrief diefer Berhandlung gab der Abt 
Hermann zu Böttweih nuf Bitten des Stiftskapitels in Vorau ®). 





2) Dipl, Styr. I. 98 - 100, 
2) Urkunden von Ren. 
3) Zohanneums = Urkunde, 


°) Dipl. Styr. I. 341 -342.: „Datum et aotum in Rammstein. 1260, X. 
Kal. Septembr. . 


5) Archiv für Gef. u. Geogr. 3. 1837. p. 204. ' 
6) Caesar. II. 326. 558-559, : 


|} u - 2 
“ 


438 Steiermark bis zum Eintritte der 


3. 1281. Unbelannt aus welchen Beranlaffungen hatte 
Echte Offos v Sau 
“le Air 800- der Edelherr des oberften Murthaleg, Dffo von 

Saurau, als hochſtiftiſcher Vogt, gegen den Erzbi⸗ 

fhof und dag Hochkapitel zu Salzburg Fehde begonnen, die hoch⸗ 
ftiftifhen Befigungen im Lungaue nicht nur durch widerrechtliche 
. Borderungen ungemein bedrüdt, fondern jetzt auch mit Bewaffne⸗ 
ten überfallen, berandt und verwüftet. Der Erzbifchof Friedrich, 
eben ſo gewandt in den Wnffen, nis ſtaatsklug im Nathe K. Rum 
dolphe, hatte eben erft andere übermüthige Edelherren, die von 
Glanek, Kalheim und Bergheim, in der Nähe der Hauptfindt Salz⸗ 
burg mit Waffengewalt erdrüdt, eilte (5. 1281) mit feinen Reis 
figen fchnel ing Lungau hinab, belagerte die Burg Moosheim, 
und bedrängte den Edelherren von. Saurau auf's Aeuferfte. 
tam jedoch bald zu friedficher Verhandlung, welche der Landfchreis 
ber von Steiermark, Abt Heinrich von Admont, nuf den Ruf dee 
Erzbiſchofes führte und vollendete. Dffo von Saurau mußte mit 
örperlihem Eide Urfehde ſchwören und geloben, zu jeder Stunde 
auf des Hochftifteg Forderung zur Verantwortung und Erſatzlei⸗ 
fung ſich zu ftellen für alle Bedrüdungen durch Webernachten, 
Herbergen, ®erichtstaidigungen, Plakereien, Verhinderung und Uns 
terdrüdung des Landrechtes (des Landgerichtes im Lungaue) gegen 
die hochſtiftiſchen Güter, Pfarren und Hörigen, und zugleich die 
Edelherren Dietmar und Heinrich, Brüder non Stretwich, Richer 
Ramler, During von Schönenberg, und Pilgrim Bavarus bi? zum 
vollendeten Erfage als Bürgen zu ftellen, — nie mehr dag Weiche 
bild des Lungaues zu betreten, dag Schloß Moosheim dem Hoch⸗ 
fifte auszuliefern, und niemals daſelbſt über eine Nacht zu ver⸗ 
mweilen, für nlle feine Helfer, Rathgeber und Verbündete gleichers 
weiſe Sewähr zu leiften, und dem Vogtamte über die ftiftifchen Guͤ⸗ 
ter in der Freßen gänzlich zu entfagen. Einen Abfngebrief fiegelte 
der Abt Heinrih von Admont, den andern Dffo von Saurau 
felöft vor den, im Unger des Erzbiſchofes verfammelten Zeugen: 
Abt Heinrih, Landfchreiber in Steier, Dito von Lichtenftein, 
Landrichter in Steier (judex provincialis’ Styriae), Dtto von. 
Waichen, Otto und Konrad, Brüder von Goldeck, Gerhard von 
Velden, Konrad von Wartenfels, Ulrich von Wisbach, Ulrich und 
Herrand, Brüder von Wildon, Wnlfing von Stabenberg, Fried⸗ 
rich son Wolfsau '). 


ı) Koch⸗GSternfeld, Beiträge. II. p. 86—87. 88—90: „Ego, Offo de Bau- 
raw (Aliks Offonis de —*8 — quod on; daman. wulte et varia per 


x 


Habsburgiſchen Fürfen. 3. 1246—1283. 433 


öhnfi. 8. 1263—1281. 
Der nligemeinen Meinung und dem gewöhnli- I Tine 


chen Gange der Dinge zu Folge tdenn Urkunden ben. Vapſtliche de 
mangeln) beſtand fchon feit ungefähr dem Jahre De ien item. 
1270 und war von den Gtadtbürgern herbeigeln- 

den, eine Gemeinde Dominitanermönde unter einem Prior im 
Stadtchen Leoben. Ihrer geſchieht ſchon Erwaͤhnung im Jahre 
1263; wo Ulrich und Napoto, Dominikaner in Leoben, urkundlich 
gelefen werden, und in den Befchlüffen des Ordenskapitels zu 
Sreiburg, welche den Vorſteher des Dominifanerhaufes P. Gott: 
fried nennen. Die Gründung eines geregelten Klofter$ und Con» 


pentes haben der Nath und die Stadtbürger von Leoben am 30. 


Jaͤnner 1281 vollbracht durch die Schenkung eine® Grundes in 


der Stadt; auf welchem das Klofter mit Kirche erbaut werden 
Eonnte '). Durch das Generalkapitel de8 Drdens zu Wien im Sahre 


1284 ift diefes Klofter feierlich beftätigt und von dem Bruder Ko» 


hann, Meifter des gefammten Ordens, die Urkunde darüber ge« 
fertigt worden. In eben diefem Jahre aber ift das erfte Ordens: 
haus bei der allgemeinen Feuershrunft in Afche gelegt worden ?). 


Inm Stifte zu Rein war in diefem Jahre Adt Bernhard von Plane 
kenwart geftorben, und an deflen Stelle Reinhold von Pfannberg 
erwählt worden >). Nachdem Papft Gregor X,, der erfte auf der 





me et meos Ecelesiae Salzburgensi modis pluribus irrogassem, et ad 
haee vindicanda castrum Moosheim D. Fridericus Archiepiscopus de- 


va . ereverit obsidendum — (videliget pernoctationibus, herbergariis, ju- 


a 


diciis et venationibus quibuscumque, homines ecclesiae indebito vendican- 
do, ad injusta servitia astringendg, judieium terrae impediendo et quo- 
modocumque igjuriss inferrendo). — Actum et datum in castris juxta 
Moshaim. Anno 1281. XI. Kal. Auguati.“ — Die erftere Urkunde: „Pri- 
mo Idus Augusti in obsidione castris Moosheim (22. Juli u. 13. Aug. 
1281). — Juvavia, Abhandl. p. 437—438. (n.) 
Caesar. II. 3253 „Nos Bernardus, dudex et oonsules, totaque univer- 
sitas oivium omnibus praesentem paginam inspeoturis notum fleri cu- 
pimus, quod nos ad omnipotentis Dei gloriam, ut vere dignum et ju- 
stum est, reverendis patribus et vere viris apostoliois, frairibus Or- 
dinis Praedicatorum, a nobis humiliter et devote invitafis aream in 
claustrum assignavimus.‘‘ — Anon. Leob. 1281: „Isto anno in die Ka- 
thedrae 8. Pauli receptus est a primo conventus Praedicatorum fra- 
traum in Leoben, Styriae, sub Rudolpho Romanorum Rege ac sub Fri- 
derico Salzb. Metropolitano nec non sub Alberto Duce Austrise et 
Domino terrae.‘ 
2)y Anon. Leob. Anno 1284: „In capitulo generali Viennae confirmatus 
est conventus in Leoben fratribus pracdicatoribus a fratre Joanne, 
taotius Ordinis Magistro et hoo in festo Pentecostes, quum eodem anno 
antea in quadragesima ipsa domus fratrum in Leoben a proprio igne 
omnino est ezusin. “ 


3) Cassar. II. 325. 
Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. W 


>} 
St 


434 Steiermark bis zum Einttitte der 


Kirchenverfammiung zu Lyon den Zehent von allen geiftlichen Gü- 
tern und Einkünften zur Hülfe der nach Jeruſalem vorgenomme- 
nen Kreuzzüge (in subsidium terrae sanctae) ausgefchrieben, und 
die Sammlung derfelden in dem Salzburgerfprengel dem Dom— 
propfte des Hochſtiftes und dem Bifchofe von Chiemfee nufgetra- 
gen hatte (Salzburg, 30. Aprit 1275) fo bemilligte und verfüns 
digte Paupſt Nikolaus III. jetzt im Jahre 1280 eine neue Decimu⸗ 
tion, mit welcher, wie zuvor, auch die Steiermark in Anſpruch ge⸗ 
nommen worden ift '). Ä 


Berhanblungen we⸗ Sn dieſem Jahre war der Salzburgererzbiſchof 
gem ber Malburgt Sriedrich bemüht, die Angelegenheiten mit Friedrich 

" von Pettau hinfichtlich diefer hochftiftifchen Kammer: 
ftadt und anderer Güter in der untern Steiermark zu ordnen. 
Die Verhandlungen wurden am 1. Sänner 1280 in Leibnitz und 
om 14. Juni, 17. und 18. Juli 1280 in Salzburg gepflogen 
und dahin gefchloffen: Friedrich von Pettau verzichtete auf ale 
vermeintlichen Rechte, nuf die Burg und Stadt Pettau, nuf die 
Vogtei der Hochſtiftsgüter in der March und auf dag angefpro- 
hene Recht, daß die Salzburger Fürften fhuldig feyen, ale an 
fih gebrachten Lehen ihm zu verleihen; öngegen gab der Erzbifchof 
ihm und feinen Erben dns Burggrafenamt von Schloß und Stadt 
Pettau mit Mauth und Zoll zu Marktzeiten inner« und außerhalb 
des Burgfriedens 7). Auf die Vermittlung des eifrigen und un- 
beugfamen Papftes Nikolaus TIL, Hatte K. Rudolph feine Tochter 
Clementia dem Karl Martel, Kronprinzen von Sizilien, verfpro- 
chen. Die Hohe Braut, der Geleitſchaft des Biſchofes Johann von 
Gurk, des Hoffanzlers Rudolph, der Grafen von Sayn und von 
Wertenberg anvertraut, nahm über Neuftndt und den Semmering, 
bis wohin fie von den erhabenen Eltern begleitet ward, ihre Reife 
durch die Steiermark nach Italien. 


el K. Rudolph wendete fich hierauf gegen Hart- 

K. Rudolph in®riß, te , 

Surgıburg und Ad- berg, und fam von diefer Seite her in die Gteiers 
mont. mark und nach Graͤtz *). Dort ward er von den 


verfammelten geiftlichen und weltlichen Edeln des ganzen Landes 





2) Nachrichten von Juvavia. 226. 
2) Urkunden der Salzburger Kammerbücher. 


2) Hagen. — Pez. I. 1093: ,„Darnad) ritt der König in Steier zu allen 
Stadten und Schlöffern, da er löblich und noblic warb empfangen.“ 


Habsburgiſchen Fürften. I. 1246-1283. 435 


und den jubelnden Landesbewohnern feftlih empfangen und in die 
Stadt zur feierlichften Huldigung eingeführt ). Nach altem Her- 
kommen, nach Inhalt der Enndesgefege und der alten Handpeften, 
hielt er perſönlich Landestnidigung und Gericht ?), wobei ihm der 
Landſchreiber Abt Heinrich von Admont zur Seite ftand. Von 
Graͤtz erhob fih K. Rudolph gegen Judenburg, wo ihm die Stände 
und der gefammte Adel aus Krain und Kärnten huldigten. Hier 
Ing Adt Heinrich von Admont dem Kaifer bittlic) an, über Admont 
die Reife nach Defterreich zu nehmen. Begleitet von dem Erzbifchofe 
von Salzburg, von den Bifchöfen von Freifing, Paffau, Bamberg, 
Baſel, Surf und von zahlreichen Fürften und Edlen kam K. Nu⸗ 
dolph nach) Admont, und wurde von dem Abte Heinrich auf das 
prunfvolijte und freudigfte bewirthet. Dttofar von Horner ſagt: 


>. „Von Ademund Abt Hainreich Chunig NR uedolfen fleiffich- 
„leich mit grogzer Pet an lag, als lang, vnczt er fich pewag, 
„daz er jn do mit ert, vnd zu Haws mit jm chert, gegen Ad- 
„mund. Do gewann nllererft hund Chunig Ruedolf der vnverzait 
„dez Manns befichtichait: wann er enpot yms fo wol, waz nin Wirt 
„erpieten fol aim Saft, da folich er an Ing. Abt Hainreich an 
„widermag fich daran ſawmpt nicht, wann er het völlichleichen pit 
„mit dem Haußrat, der Zadel auf hoher trat, feit daz daz Chloſter ye 
„gewan zu Herren denfelben Man, Chunig Ruedolf der wolgemut 


28 * 


2) Horneck. p. 172—173: „Kunig Rudolf chert ze hannt von Weib und von 
Tochter hin vber den Hartperig herin. Do tailten fy ſich endrew Kunig 
Auedolf her fur umb dew, daz er dez Lanndes Phacht gegwun hund 
und acht. Wenn ym waz nicht verdagt, gechundet vnd geſagt von Steyr 
dez Lannds Gut. Dez frewt fich fein Gemut, do er ez felb erfach er fur 
allgemach, waz Stet da find gelegen, uberal bei den wegen dez Gemerchs 
ftrih, da dew Lannt fehaident fi, die fach er alle befunder. Kunig Rue⸗ 
dolf der Munder her ze Grecz chom gevarn, alle die da warn, enphiengen 
jn mit fremden, Schallen und Gewden wart da vil gehört, daz daz Lant- 
volkch enpört Dankchens der Genaden, daz er few hat entladen der Pe⸗ 
haim Gewalt, der Kunig jr het Gewalt und fterfchleich vbervachten, waz 
fo fi mochten .die Arm und die Herren Dinftes an jn chern mit vollen 
daz geihach.“ — Arnpek. — Pez. I. p. 1228: „In tota Styria obtenta 
plenaria obedientia cum homagio ac juramento de fidelitate — Viennam 
revertitar.‘‘ — Daß bei der Ankunft des Kaifers alle Shore der Stadt 
Grätz gefchloffen gewefen feyen, daß Rudolph von dem Abte Heinrich von 
Admont vor dem eifernen Shore in einer Anrede feierlich bewilllommt, und 
erft dann in die Stadt eingelaffen worden fey, nachdem er die Beftätigung 
aller alten Landfreiheiten und Vorrechte zugefichert habe, finde ich in Feiner 
erprobten Geſchichtsquelle. — Caes. Annal, II. 327. 


2) Horned. p. 172—173: „Chunig Ruedolfen man ſach dacz Grecz gewaltichle i⸗ 
n Herren Arm und Reichen, yeden man waz jm gefchach.“ 





' 


436 Steiermark bis zum Eintritte der 


„werich ond willigen Mut dacz Admund vant. Darnach chert er 
„je hant — aws uber den Pirn ').“ 


a K. Rudolph I. eifte hierauf nach Wien. Dort 
beftätigte er (Wien, 7. März 1281) auf Bitten des 

Abtes Heinrich dns wichtige Diplom des H. Dttofar VIII. vom 
Jahre 1186, wobei als Zeugen zugegen waren: der Erzbifchof 
Sriedrich von Salzburg, die Bifhöfe von Paffau und Chierhfee, 
die beiden Söhne K. Nudolphs, Albrecht und Hartmann, Grafen 
von Habsburg und Kyburg, Herzog Albrecht von Sachfen, Burg- 
graf Friedrich von Nürnberg, die Grafen Eberhard von Katzen⸗ 
ellenbogen, Burgfard von Hoenberg, und Manngold von Nellin: 


‘burg °). Auf der Reiſe nah Wien kehrte am 22. SSänner 1281 


Abt Heinrich von Admont auf dem Schloffe zu Steier ein, mo 
die Kinder Dietrichs, des Schenfen von Dobra, Siegfried, Diet: 
rich, Heinrich, Margareth und SKatharinn über ihre Verbindlich: 


. keiten wegen der Güter zu St. Peter in der Aue, welche fie dem 


Stifte Admont verfauft Hatten, einen neuen Gewährbrief ausſtell⸗ 
ten, vor den Zeugen: Dtto von Wolfendorf, Ulrich von Kapellen, 
Nudiger Pruſchnik, Dito von Dfterberg, Marquard und Berthold 
Preuhnnen 3). In Geſellſchaft des von Wien zurüdgefchrten Ab— 
tes Heinrich fam auch Erzbifchof Friedrich von Salzburg im Stifte 
Admont an, allmo am 21. Juli 1281 durch eigene von diefem 
Kirchenfürften ernannte Schiedsrichter ein ſchon viele jahre mäh- 
render Streit zwifchen dem Stifte Admont und Hartnid von Wil- 
don, damals Propft von St. Birgit in Friſach und Bfarrer zu 
Pöls am Nottenmannertauern (nachher 1283 Biſchof von Gurk) ), 
wegen der Kapelle St. Agatha in Weng (d. i. im Propfteifchloffe 
Zeiring) gefchlichtet ward. Diefe Schiedsrichter, nämlich des Erzbi⸗ 
ſchofes Kapelläne, Reopold, Erzdiakon der untern Steiermart, Meifter 
Heinrich von Mareyn und Meifter Heinrich von Göß, Doctor 
der Decretalen, thaten folgenden Ausſpruch: fo lange Meifter Hart: 
nid Pfarrer (Rector) in Pöls ift, fol gedachte Kapelle in geift- 
licher Hinficht ganz ihm unterftehen (in spiritualibus — nomine 


— — — — — 


1) Horneck. p. 172—173. — Chroa. Claustroneob. et Anon. Leob. Anno - 
1281. p. 853854. 


2) Abm. Urf. A. 80. 81. 
3) Abm. Urt. DDD. 31. 
) Hansiz. IL. 392. 


Haböburgifhen Fürften. 3. 1246—1283. 437 


Monasterit admontensis), nady feinem Abtritte von diefer Pfarre 
nber fol Admont das Necht behalten, einen Priefter zum Gottes⸗ 
dienfte daſelbſt (ad officiandum). zu beftelen, welcher dann (außer 
er wäre ein ndömontifcher Stift$priefter oder mehrere Stiftsbruͤder 
würden auf dem Hofe des Stiftes in Weng verweilen) frei und 
von den Stiftsähten unabhängig, jedoc) ohne Gefährde der Mut- 
terfirche, Die feetforglichen Pflichten und Geſchaͤfte vollführen könne. 
Der Erzbiſchof ſiegelte hierüber einen ausgedehnten Beptätigunge- 
brief ı), 


Sin den verwirrungsvollen Zeiten roher Eigen: RR 
gemalt hatte Wulfing von Erenfeld dem Chorher- 
renftifte zu Sedau große Befchädigungen im Betrage von mehr 
als 100 Marken Silbers zugefügt. Auf einer Berfammlung zu 
Marburg vor den Zeugen: Wulfing von Trewenſtein, Berthold 
von Emmerberg, Berthold und Ditofar, deutfchen Ordensbrüdern, 
und Dietmar von- der Geul, leiftete er am 5. Dezember 1281 in 
eigenem und feines Bruders Namen Erfag ?) und ſtellte dem Stifte 
auch die vorenthaltene Alpe Durched, welche non den Alpen Bud: 
fhachen, Hagenbach und Reynach umgrängt ift, wieder zurüd, vor 
den Zeugen: Bernhard, Bifchof zu Sedau, Berthold von Klain, 
Hartung und feinem Sohne Volklin von Puͤchlarn, und den oben- 
genannnten Edelherren ?). Im Sahre 1281 am 3. Dftober ermarb 
zu Göß der Nichter von St. Beit in Kärnten, Ulrich Chrebg, 
die göfferifchen Huben zu Püchlarn, Wakerndorf, und an dem 
Bade Wunemiß durch Tauſch für andere Güter unter dem Berge 
bei der Stadt St. Veit ‚gelegen *). 


Am 27. Februar 1281 in Wien ertheilte K. u 3. 1281. 
runde bed K. Ru⸗ 
Nudolph I. der Stadt Graͤtz folgenden Beftätigungg- dotrp!. für 1 bieStabt 
brief über die feit den Herzogen Friedrich und Leo— 
pold befeffenen Nechte des Waarenſtappels, der eigenen Nichter 
und der Mauthfreiheit, wie folgt: | 
„Rudolphus dei gratia Romanorum Rex semper Augustus, 
„universis Imperii Romani fidelibus, praesentes litteras inspe- 


— — — — — —— — 


) Abm. Urk. O. 20. — Saalb. III. 289 - 290. 
2) Seckauer Saalb. 

3) Johanneums⸗Urkunde. 

+) Johanneums⸗Abſchrift. 


438 Steiermark bis zum Eintritte der 


„eturis, gratiam susm et omne bonum. Dum plurima servicio- 
„rum obsequia, que fideles nostri Cives Grecenses, culmini 
„nostro liberaliter hactenus impenderunt, revoluto memorie no- 
„stre libro, vigili meditacione perstringimus, dumque potisei- 
„me liberale contributionis antidotum, quod nobis exhibent in 
„praesenti, benignius intuemur, ad rependendum eisdem aliqua- 
„lis nostre consolacionis et gratie relivamen, digne ac racio- 
„nabiliter incitamur. Ea propter, ut iidem Cives respirscionis 
„optate solamen percipiant salutare, ipsis omnia jura concedi- 
„mus et Confirmamus, que tam ipsi, quam progenitores et an- 
„tecessores eorum, eX antiquis, dominorum Liupoldi, ac Fri- 
„dericj, quondam Ducum Austriae et Styrie, felicis recorda- 
„eionis temporibus habuerunt. Primo quidem, de gratia nostre 
„magnificencie concedimus ipsis Jura, quibus Civitas ipsorum 
„fundata est, videlicet, depositionem omnium rerum que vendi 
„solent, que Niderlege vulgariter nuncupatur. Item statuimus, 
„quod nec Capitaneus Styrie, nec quisquam Officialium no- 
„strorum, de praedictis judicare praesumat Civibus pro quibus- 
„eumque causis, licet graves fuerint, et enormes, excepto, Ci- 
„vitati eorum judice deputato.“ 

„Item volumus, ut cujuscumque Civitatis Cives apud ip- 
„sos mutam non dederint, et ipsi econverso ibidem sine muta 
„eadem fruantur et gaudeant libertate. Item concedimus sepe- 
„dietis Civibus hanc gratiam, ut quibuscumque res suas in 
„Civitate ipsorum accommodaverint hii eciam ibidem sua de- 
„bita restituere compellantur. In cujus nostre libertacionis te- 
„stimonium praesens scriptum Majestatis nostre Sigillo jussi- 
„mus communirj. Datum Wienne 11j"°. Kalendas Marcij. In- 
„dietione IX. Anno domini Millesimo. Ducentesimo. Octogesi- 
„mo. Primo. Regni uero nostri. Anno Octavo ').“ 


Am 3. Mai 1281 beiehnte K. Rudolph zu Wien den Dtto 
von Lichtenftein mit allen, durch den Tod der Edelherren Ekard 
und Briedrih von Neuſchloß oder Neuhaus im Ennsthale (de 
novo castro) erledigten Lehen 2). 


1) Originalurkunde im Archive bes Gräßer Gtabtmagiftratee — und Privi- 
legien der Stadt Grät von Archivar Wartinger. p. 1. 


2) Archiv für Geld. ıc. 3. 1837. N. 51. p. 204. 


Hababurgifchen Fürften. 3. 1946-1283. 439 


. 3. 18 
Am 11. Mai 1281 zu Wien fertigte K. Ru RRuratote lite 


dolph für den Drt Kindberg im Muͤrzthale dem ve für Kunde. 
Privilegienbrief auf einen Saprmarkt am Et. Be er’ 
ter» und Paulustage mit fürftlicher Befreiung für .. 

alle Berfonen und Waaren, welche auf diefen Jahrmarkt Sommen, 
vierzehn Tage vor und vierzehn Tage nad, Peter und Paul, fo 
wie es in der Stadt Graͤtz gehalten werde '). Am 23. Mai 1281 
beftätigte zu Wien der König dem Hochftifte Salzburg die alther⸗ 
gebrachte Gerichtsemmunität, für die Erzbifchöfe ſelbſt, und alle 
ihre Befigungen und Leute in allen Fällen, fo ange der Erzbi- 
ſchof Gericht und Recht zu geben nicht verweigert. Zugleich wird 
allen Mauthnern in Steier, Kärnten und Krain befohlen, die Les 
bensmittel und Weine des Hochſtiftes überall frei durchführen zu 
laſſen, fo wie dns Hochftift dies Necht ſchon feit den Herzogen 
Leopold und Friedrich befeffen hatte ). Am 6. Sinner 1381 ver- 
zichtete zu Leibnig Heinrich von Stretwich und feine Gemahlin, 
Witwe des Ulrichs von Tulmetſch, auf die hochitiftifchen Lehen 
gegen Tebenslänglichen Genuß eines Hofes, einer Mühle und Guͤ— 
ter zu Zulmetfh. Der Erzbifchof Friedrich ließ zu Leibnitz am 
18. Sänner, dann am 22. Zuli auf der Burg Moosheim im Run- 
gaue, und endlih am 12. September 1281 zu Salzburg die noch 
ſchwebenden Irrungen mit Friedrich von Pettau, Dito von Sau⸗ 
rau, und mit den Edelherren von Vonſtorf, Rudolph dem Vater, 
und Heinrich, Konrad und Dtto, den Söhnen, welche auf Bürg- 
fhnft Dietmar von der Geul und Heinrich von Pyrn, aus falz« 
burgifcher Saft entlaffen worden waren, beendigen °). Für Be— 
fhädigungen durch Webergriffe der Gewalt an den Gütern des 
Karthaͤuſerkloſters zu Seitz Teiftete Heinrih von Freudenberg am 
15. Juni 1281 Erfaß mit Sütern und Guͤlten zu 300 Marten 
in Hard, mit Wäldern und Baumgaͤrten zu Gonowitz und zu 
Reſchach bei Freudenberg, vor den Zeugen: Heinrich von Fridef, 
Wulfing von Brefingen, Eberhard von Waldek, Berenger von 
Bifingen, Heidenreih von Magendorf. Da ſich im Stifte zu Stu: 
deni um jene Zeit die Edelfräulein Eliſabeth und Sophia von 
Scerfenberg befanden, fo fchenkte am 22.. Februar 1281 diefem 
Stifte Leopold von Scherfenberg für diefe feine Schweftern aus 





— — — ⸗ — 





1) Johann. Urk. „In villa Kindberg annuale forum daximus edicendum 
2) Jahrb. d. Lit. Wien 1845. I. p. 264. — Vwooeo Wodedt v· DLR. UN 
3) Salzburger Kammerbücher. 


440 GSteiermark bid zum Eintritte der 


den Snmiliennlloden zwei Mark Gülten in der Ville Boskur, auf 
daß davon den genannten Nonnen beffere Kleidung beigefchafft 
werde, nad ihrem Tode aber Alles dem Nonnenftifte zu Eigen 
bleiben folle '). Acht Tage nach St. Andrä Hatte der Landrichter 
in Steier, Dtto von Lichtenftein, allgemeine Gerichtätaidigung in 
Marburg gehniten. 


R. Rrdelph verläjt K. Rudolph Hatte nun beinahe fünf Jahre in 


— und [tt den öfterreichifchen Ländern zugebracht, und daſelbſt 


feinen , , , . , 
gerät 1, era die wichtigften Berhältniffe für die Zukunft feſtge— 
zu Salzburg. ſtellt. Da ihn nun dringende Gefchäfte in das Reich 
zurügriefen, erklärte er, bevor er Wien zu Ende 
des Monates Mai (nach den 24. Mai 1271) verließ, feinen erft- 
gebornen Sohn Albrecht I. als Reichsſtatthalter über Deſterreich 
(Landespfleger in Defterreich), Steier, Kärnten und Krain, ließ 
die Stände diefer Länder Treue und Gehorfam fehwören, gab 
‚ihm neben den geſchwornen Räthen der Länder mehrere erprobte, 
größtentheils öfterreichifche Edelherren, und insbefondere den Her: 
mann von Landenberg, des Hauſes Habsburg Marſchalk in den 
Stammlanden, an die Seite, und verfprach feierlich, daß er ihnen 
auf dem fünftigen Neichdtage mit Einwilligung der Churfürften 
einen Herzog als Regenten geben werde ?). Wahrſcheinlich ift eg, 
daß, dr der frühere Landfrieden mit dem 25. December des Jah—⸗ 
res 1281 zu Ende ging, der nun für Defterreich auf 10 Jahre 
neuerdings nufgerichtete Landfrieden (5. 12851 bis 1291) auch für 
Snneröfterreich ausgedehnt worden ift °). K. Rudolph befand fid) 
am 1. Juni 1281 in Linz, am 11. Juni in Defterhofen, om 12. 
Suni in Regensburg. Auf der im Jahre 1281 aufgebotenen Me. 
tropolitenfynode erjchienen fait alle Kirchenhirten und Borjteher 
des ganzen Sprengel$ in Safzburg *). Hier wurde nicht nur die 


.—— 


‚ U) urk. von Seit und Stubenit. 


*) Eine eigene Urkunde der Ernennung H. Albrecht zum Statthalter Inner: 
dſterreichs ift nicht vorbanten. — Chroa. Salzb. Anno 1281: „Ipse rex 
exivit, terram Austriae et ipsum ducatem Alberto filio commendavit.‘- 
— Chron. Vatzon. et Austriac. ap. Rauch. Il.: „Filium suum Alber- 
tum Anstriae et Styriae constituit proviserem.-“ — Chron. Claustro- 
neob. Pes. I. 1281. In vielen Urkunden nad 1. Zuli 1282 immer nur 
unter dem Titel: „„Albertus, comes de Habspurch serenissimi Dom. Rem. 
Regis primogenitus et ejusdem per Austriam et Styriam Vicarius ge- 
neralis.“ — Kurz, Ab. u. Dttof. TI. 195 —199: „Vicarius et Rector.:- 
— Url. Wien 24. Mai 1281 bei Herrgoti. Mon. 1. 215. 


2) Kurz, Alb. u. Dttot. II. 190. 
+) Chron. Salzb. Pez. I. 383. — Horut. INT. 18. 


Pr. 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283. 441 


Verſöhnung des Erzbifchofes mit dem friegerifchen und gewaltthaͤ⸗ 
tigen Herzog Heinrich von Baiern verfucht, fondern vorzüglich 
auch der ſchwankende Zuftand der geiftlichen Körperfchaften bera- 
then und durch neue Beſchlüſſe befeftigt, wie: ftrenge Faſten, und 
Disciplin in der Außern Haltung der Mitglieder in Stiften und 
Klöſtern; Verbot, irgend ein Stiftsgut oder Necht ohne Wiffen 
und Zuftimmung des GStiftsfapiteld zu veräußern, Verpflichtung 
der Aebte zu Negularkapitein ale drei Sahre, und zu jährlicher 
Rechnungsiegung über alle Einnahmen und deren Verwendung '). 
Während all diefer Berhandlungen berichten ln gr 
über. innere Vorgänge im Lande urkundliche Nach: bo 4. Abmont, Der 
richten Folgendes; Am 14. Jaͤnner 1282 waren zu Goß. 
St. Michael an der Ließing verſammelt: Abt Hein- 
ri von Admont, Dito und Wulfing, die Brüder von Erenfelg, 
Hermann, Pfarrer zu St. Michael, Hertwil, Nitter von Leoben, 
Gottfried und Hahold von-Durnftorf, Bernhard, Richter von Leo⸗ 


ben, Rapoto von Weytz u. v. A. Bor diefen Zeugen fpendete 


Gerold, der Nichter im Ließingthale, der von ihm gegründeten 
St. Nikolauskapelle in Traboch eine Hofftadt nuf dem Prandel, 
unter der Schirmvogtei feines Herrn, des Strafen Heinrich von 
Pfannberg, und eine Befigung auf dem Efeldberge bei Mautern, 
unter der Schirmvogtei Otto's und Wulfings von Erenfels 2). 
Bald darauf, nämlih am 31. Jaͤnner, fehloffen Abt Heinrich und 
fein Stiftsfapitel zu Admont mit dem Propfte Bernhard und dem 
Stiftsfapitel von Vorau einen Tauſchvertrag. Admont erhielt von 
Vorau eine Hube in der Pfarre Trafaiach im Innerberge deg 
Eiſenerzes (in interiore monte Cathmiae) bei St. Oswald gele: 
gen, und gab dafür die dem Stifte Borau näher ‚gelegenen, nd- 
montifchen Güter im Feiſtritzthale zu Nied bei Feiftrig, melcher 
Zaufchvertrng am 27. April 1284 zu Friſach von dem Salzbur⸗ 
gererzbifchof Sriedrich II. in einer eigenen Urkunde beftätigt wurde >). 
Das Generalkapitel der Karthäufer beehrte in diefem Jahre das 
Stift Adınont mit der Aufnahme aller gegenwärtigen und zufünf: 
tigen StiftSmitglieder in die Iheilnahme der veligiöfen DBerdienfte 





1) Dalham. Concil. Salisburg. P- 125—131. — Hansiz. n. 390-391. — 
Dorned, cap. 197. 


2) Abm. Urt. KK. 5. 
3) Abm. Url, A. 20. 24. — Caesar, Annal, Il. 332, \ 


” 


442 Steiermark bis zum Eintritte der 


und in die geiftlihe Gemeinfchnft des gefommten Ordens '). Der 
Bruder Bofo, demüthiger Prior, und die uͤbrigen Definitoren des 
Generaltapitels fertigten die Urkunde. Am 5. Auguſt 1282 ſchenkte 
eine Buͤrgerin von Judenburg, Katharina, Witwe des Rüdigers 
Zahn, dem Stifte St. Lambrecht ein Haug in der Stadt Juden⸗ 
burg, auf daß ihre Sohn Albert in demfelben Stifte unter die 
Laienbrüder aufgenommen (inter barbatos seu Conversos), aber 
mit einer lebenslaͤnglichen Pfründe gleich den Stiftsprieſtern be— 
theilt werde (sicut unus ex Dominis) 2). Im Nonnenftifte zu Göß, 
das mittelft zweier am 31. März 1282 von Papft Martin II. ge- 
fertigter Bullen die Erlaubnif erhalten hatte, im Falle dag Land 


Steier mit dem Interdicte belegt wäre, bei verfchloffenen Thuͤren 


den gewöhnlichen Gottesdienft abhalten zu dürfen °), folgte inzwi— 
fhen der am 5. Juli 1282 verftorbenen fehr kraftvollen Aebtiffin 
Herburgis die Nonne Euphemie in diefer Würde. Unter ihr voll⸗ 
zogen nun am 1. October 1282 zu Göß Wulfing und Ortolph, 
Brüder von Trewenſtein, Werner von Schlierbach und Ulrich von 
Wildon die letztwillige Anordnung Heinrichs von Erenfel$, und 
übergnben aus deffen Alloden und Lehen den Nonnen zu Göß 


als emiged Geelgeräthe Güter zu Donnersbah und Strechau in 


der obern, und zu Magersdorf, Lubechendorf und Birnbaum bei 
Gnars in der untern Steiermark vor den Zeugen: Heinrich von 
Stubenberg, Albert von Willbach, Heinrich von Öurzheim u. A. *). 


Si DR en Herzog Albrecht, Generalvbikar in Defterreidh 
ie Seren U. . . . ⸗ 

Unter » Streu. und Steier, und Erzbifchof Friedrich IL. von Salz⸗ 
Stubenit, satt ‚burg fehloffen am 9. November 1282 in einer Ver⸗ 


berg. fammlung in Wien, vor: Bernhard, Biſchof zu 
Seckau, Heinrich, Abt zu Admont und Landfchreiber in Steier⸗ 
mark, Leopold, Archidiakon und falzburgifher Vizedom in der 
untern Steiermark, Bernhard von Scheuenburg, Friedrich son 
Taufers, Erchenger von Landefere, Friedrich von Lengenbach, 
Meifter Wenzo, Hoflanzler, Heinrich von Radegg, Konrad von 


1) Adm. urk. C. 70: ‚„„Concedimas etiam vobis plenam mona ... in domo 
vallis St. Mauritii de Grivio.‘ 

2) St. Lambrechter Saalbuch. 

3) Sohanneums = Urkunde. 

4) Dipl Styr. I. 101—102. — Im J. 1283 am 15. Märg übergab bie 
Abtiffin zu Göß, Herburgis von Ernfels, dem Commenbator bes beutfchen 
Ordens in Defterreich und Steier, Gottfried, 19 Marten Silber zur Un- 
terſtützung des heil. Landes. Johann. Urk. on 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246-1283. . 443 


Woartenfels, Gottfchall von Neuhaus folgenden Vergleih: Der 
Erzbifhof gab dem Statthalter die durch den Tod des hochſtiſti— 
[hen Vaſallen Heinri von Erenfels erledigte obere Veſte Stres 
hau mit allen dazu gehörigen und innerhalb des Ennsthafer Land⸗ 
gerichte8 (per districtum provincialis judicii vallis illius) d. i. 
von der Mandling bis Hohenmwart, und von Nogelbach bis Blind. 
berg gelegenen hochftiftifcehen Lehen, zugleich aber auch die untere 
Veſte Strechau (damals noch in der Hand Wulfings und Dr; 
tolphs von Trewenſtein) mit der Bedingung, daß künftig die Ers 
ben der Iremwenfteiner die Belehnung nur allein von dem Herzoge 
Aldrecht und deffen Nachlommen zu nehmen hätten. Dafür trat 
Herzog Albrecht an dag Hochftift zu Eigen und für immer ab 
das Schloß Neuhaus im oberen Ennsthale mit allem Zugehör '). 
Zu Neuftndt am 27. September entfagte Heinrich, Schenk von 
Hausbach, allen bisher miderrechtlich erhobenen Anfprüchen auf 
Weinberge des Chorherrenftiftes: zu Seckau — in Notengrub ges 
legen — feierlich vor Erchenger von Landefere und Kalhoch von 
Schratenftein 7. Am 25. Februar 1282 waren Ulrich und Agnes 
von Heunburg im Karthäuferftifte zu Geyrach und beftätigten 
demfelben ihre ſchon im Jahre 1278 mit Befigungen im Bezirke 
Tüffer gefchehene Spende, mozu fie diesmal auch noch Bergrechte 
fügten, vor den Zeugen: Ulrich von Scherfenberg, Dtto von Walde, 
Friedrich von Leibnitz 3). 

Am 22. Auguft 1282 vollführten als Zeugen und Teſtaments⸗ 
vollſtrecker die Teßtwillige Anordnung des Heinrich von Erenfels, 
Hartnid von Wildon, Albert von Puchheim, Werner von Schlir: 
bach und Drtolph von Tremenftein, die Spende von Gütern zu 
Stemnig, Dolah und Luezen an dns Spital am Pyrn. Am 
17. März 1282 befreite Heinrich) Graf von Pfannderg dns Non- 
nenftift zu Marnderg von aller Mauthgebühr für Lebensmittel an 
der Mauth in Traberg . Am 11. November 1282 gaben die 
Brüder Dito und Friedrich von Königsberg dem Stifte zu Stu⸗ 
denig 13 Marten jährlicher Nenten von Guͤtern zu Tele, Mofchit, 


a). 8 Sub. Regiftrat. in Grätz. Die Vefte Korchtenftein mußte in Folge 
biefes Wergleiches vom Erzbifchofe niebergeriffen werben. — Fejer, Cod, 
Ung. V. III. 140. 


2) Johann. Url. — Dipl. Styr. I. 244. 
3) Dipl, Styr. II. 142. 
4, Marnberger Url. 


444 . Steiermark bis zum Eintritte der 


Oslan, Dobrocheten, Nadoan und am Berge Schleung zum le⸗ 
benstängfichen Unterhafte für ihre Schwefter Anna, Nonne dafelbft, 
vor den Zeugen: Wilhelm von Scherfenberg, Heinrich von Mont: 
preiß, Heinrich von Rohitſch, Ortolph von PBlantenftein, Heinrich 
von Frauenderg und Otto von Thurm. Zu gleicher Zeit über- 
trugen Berthold von Peiliftein und deffen Gemahlin, Diemuth, 
Heinrih Haide und deffen Frau, Sophia, ihre Lehengüter, eine 
Mühle zu Pöltſchach und acht Manſus mit Bergrecht, Wäldern 
und Weiden Cehemal in dem Befitte des Amelrich Spete zu Leum> 
bach) dem Rudolph, Bürger zu Marburg, welcher fie nachher dem 
Stifte Marnberg gegeben hatte, vor den Zeugen Hartwik von Moog« 
berg, Jakob, Vikar zu Pettnu, Marquard, Commendntor zu Miel- 
nid, Welerlin, Nichter zu Pettau, und Marquard, Richter zu 

Marburg °). 


R. Rebehih beruft Im Reiche angelangt, wollte K. Rudolph fein 
en ok. fürſtliches Wort löfen, und fehrieb auf den Decem- 


ftänte an ben 


een in Auasburg: ber 1282 einen feierlichen Hoftag in Augsburg aus. 
feiner Söpnemitven Nach einer Unterhandlüng von zwei fahren mit den 
herr. Lantern. Churfuͤrſten hatte er endlich die einftimmige Bemil- 
ligung derfelden erhalten, die Neichfürftenthümer Deſterreich, 
Steier, Kärnten, Krain und die windifhe Mark feinem eigenen 
Haufe zuzumenden, und feine beiden Söhne, Albrecht und Rus 
dolph, damit zu beiehnen °). Zu diefem Neichdtage in Augsburg 
wurden jedoch nicht blos die faiferlichen Söhne Albrecht und Ru- 
dolph, fondern auch die Abgeordneten der Stände aus Defterreich 
und Steier befchieden, als Zeugen aller Vorgänge im Reiche bei 
der DBerfügung über ihr fünftiged Schickſal. Bor dem Aufbruche 





1) Studeniger Urkunde. | 

2) Siche die Willbriefe der Churfürften. Lambacher. p . 255— 258. Anhang. 
p. 144—196. — Schrötter, Abhandl. p. 113. 114. Abhandi. V. 104. — 
Kopp. ibid. p. 494—500. — Horneck fagt p. 173—174: „Do die Klag 
het ain Ennd, Chunig Ruedolf der pehennd, hiet maniger ſlacht Geträcht, 
wie er ez darczu precht, daz mit vollem Rechten Seinen Sun Albrechten 
und auch Auedolfen der Lannd wurd geholfen, die er het ervochten. So fy 
peft mochten, petrachteten ſy ez weisleich: Er und der Burggraf Hainreicy, 
den man von Nurnberig nant. Ir paider Sin do bez ervant, wann er von 
dann varn wolt, daz er dann lafßen folt fein Sun ze Haubtmann bie, 
vnczt er die Red anvie mit den Churherrn vberal, die da gehörten zu der 
Wal. Die lifßen fich nicht pevillen, fie gaben jm darczu irm willen, daz 
fein kunichleiche Hannt lich diefelben Lannt, wenn er few leihen wolt. Wie. 
daz ergen folt, daz wart haimleich antragen.“ p. 180-183. — Hanthaler. 

I. 1144—1149. 


u 


Habsburgiſchen Fuͤrſten. 3. 1246-1283. 445 


that H. Albrecht den gefammten Ständen feinen befondern Wunfch 
und, mit möglichfter Pracht vor den Abgeoröneten des deutſchen 
Reiches und den Fürften derſelben zu erfcheinen; worauf ſich die 
Landherren bemühten, feinem Wunfche auf dns Glaͤnzendſte zu 
entfprechen. Horneck ') erzählt dies mit folgenden Worten: 


„Nach der Fürften Rat nin Hof er vil drat —— Dttoter 
„hincz Augsburg gepot, dhninerlay ſiacht Rott fein Reichetag in Augs- 
„Sun dez irren folt, funft gepot er jm, ob er wolt u 
„Serr werden difer Land. Mit Priefen er mant die Herren all geleich 
„hie zu Steyr und zu Defterreich, daz fy zu dem Hof chemen, vnd 
"da nin Herrn nemen, den molt er in dann geben. Niempt wolt dez 
„widerftreben, do man die Brief gelaz, der Hof geſprochen waz auf 
„den nägften Berichtag. — Darnach wurden befant. die Herren al 
„geleich von Steyr und von Defterreih. Do man die fach zue- 
„ftophen, do ward ein michel chapphen, dhnin Neichait in gepraft, 
„Bold und Geſtain gaben Glaſt, die mit groszer Neichnit in die 
“ „Burfpan warn gelait und dew ©urtel, der fy phlagen. Men: 
«leich begunden fragen: wer ift der, wer ift der? Da fagt man: 
„Sy find chomen her van Steyr und von Defterreich, und mue- 
„tent an daz Reich, daz in der Kunig ruecht zu behalten die Recht, 
»dew die alten Furften habent nicht verczigen, dem man in fach 
„beftetigen, den Kaifer Sriedreichen. Nu pegund man jn weichen, 
„fo dnz in wart geholfen für den Kunig Nuedolfen.« 

Wie wir oben angeführt haben, hatte zwar K. Rudolph fchon 
zu Wien am 17. Sebrunr 1277 den Ständen des Landes Steier 
die alten Borrechte und Freiheiten und. die darüber vorgelegten 
Handveſten feierlichft beftätiget. Nun ward neuerdings von den 
Abgeordneten die Bitte, alle diefe Rechte aufrecht zu erhalten, vor⸗ 


gebracht, und vor der feierlichen Belehnung noch die Zuficherung. 


gegeben: „Do in der Kunig also entwarf mit Ned fein Mainung, day 
„er die zwen Jung mit difen Lannden wollt beraten, die Herren 
„auf hoher traten, vnd befprachen fich nin weil. Hinwider gieng 
„ſy mit Eyl, Sy fprachen: Herr, feit gemant, daz Ewr chunich⸗ 
. »leih Hant ons hat geraicht die Genad, daz ons dhain ſchad an 
„unfern alten Rechten, die ung mit guten und mit flechten Handve—⸗ 
„ften find peftetigt, wo jr dez verczigt, daz fund ungenädichleich, als 
„bil als wir dem Reid) und Euch gedint haben. Die Recht fü 


1) Horned, pı 180—182. 


; 


446 - Steiermark bis zum Ginteitte der 


„furgaben, Ez wer alfo chomen her, und wer nuch noch je Ger, 
„daz Dfterreich und Steyriannd, wann nin Herr wurd benant, dem, 
„ſh wolden undertenig wefen (nin Hantveft ward da gelefen, dem 
„in die Recht pewaͤrt) daz Ir Vns daran pefwärt, Herr dez getram 
„wir Euch nit! Der Kunig ain wail darnider plicht, der wol⸗ 
„geczogten und der weis fprady zu den Herren leis: Sr fehult mich 
„recht verften; ‚ich han der Sune zwen, wann dew tailent jrew 
„Lannt, Chrain, Chernden und Steyrlannt, da fol ainer Herr wer⸗ 
„den: fo fol von Swewiſcher Erden der ander Furſt haiſßen; 
„von dez felden Lanndes Chraiſßen mag er ane ſcham wol gehnben 
„Surften Nam. Wie lang der Chrieg wert, wer der Kunig 
»gert, dawider niempt Lang ftrait, nicht Ienger er do pnit. Do dem 
„Red hat nin End, der Kunig mit feiner Hend feinen Sün pai- 
„den Lech unverfchniden die Grafſcheft und die Lannt, die ich vor 
„han genant; die emphiengen fy mit Banen. Der Kunig begund 
„manen die Herren, da; ſy fmurn jn paiden, ee ſy dan furn. Daz 
„gefchach nach feiner Pet ')." 
Hierauf wurde folgender Majeftätshrief gefiegelt: 


ri cacheihd Nirtun— „Rudolph, von Gottes Gnaden, römiſcher Kö⸗ 
Bien di eh „nig, immer Auguftus, den fämmtfihen ©etreuen 
mit ben öfterreih. „des römischen Neiches, melche.diefe Urkunde eins 
Ländern. . . j 
»feben, in Emigfeit ! . 

„Als Lenker des römifchen Reiches von Beobachtung des Ge: 
„fees gelöst, von den Banden bürgerlicher Gefeße, weil der Schö- 
„pfer der Geſetze nicht gebunden wird, und dennoch die Herrſchaft 
„des Naturgeſetzes, welches überall und über Alle herrfcht, noth⸗ 
„wendig anerkennt; denn die gebieterifche Macht des Geſetzes herrſcht 
„nothwendig fo gewaltig, überfließt in der Macht feiner Herrſchaft 
„in folcher Fülle, fo wahrt und bindet eg Ale, fo fliht und ums 
„wickelt es Alle mit dem Joche feiner Herrfchoft, daß alles Fleiſch 
„und jede- Zunge den Beſtimmungen desſelben gehorchet, feinen 
„Befehlen gehorfamt, feine Herrfchnft zugeftcht, und feine Regie: 
„rung anerkennt. Daher auch Wir, wenn wir gleich auf die hoch⸗ 
„erhabenen Worte Löniglicher Würde, und über die Geſetze und 
„Nechte geſtellt ſind, unterbeugen doch nufrichtig unfer Haupt den 
„Borfchriften des Naturgeſetzes und der Herrfchaft, und im Be 
„ftreben, demfelben die Gebühr der Treue zu leiften, wollen, daß 





1) Horned. p. 18%. Die Beleynung ah am 27. December 128%. 


Habsburgiſchen Fürſten. J. 1246-1283, | 447 


„Fund und zu wiffen werde allen gegenwärtigen und zufünftigen 
„Getreuen des römifchen Reiches, daß wir, unter den vielen Wohl⸗ 
„thaten unbegrenzter Freigebigkeit, womit wir vom Anbeginne um- 
„ferer Erhöhung die meiften Getreuen des Reiches zunorfommend 
„betheilt haben, dem Triebe, ja vielmehr der SHerrfchaft und dem 
»Gebote desfelden Naturgeſetzes zu Bolge, auf die Anfehntichkeit 
„des Standes unferer Kinder und ihre Erhöhung unfer Beftreben 


„gerichtet, Yund- mit freier und ausdruͤcklicher Zuſtimmung der Für- | 


„ften des Reiches, weiche nus langer Gewohnheit das Recht der 
„Ermwählung, eines römifchen Königs befiten, die Fürſtenthümer 
„oder die Herzogthuͤmer Defterreih, Steier, Krain und die Marc) 
„mit ihren ſaͤmmtlichen Ehren, Rechten, Freiheiten und Zugehör, 
„ſo wie dieſelben, ruhmmürdigen Andenkens, Leopold und Fried- 
"rich, Herzoge von Defterreich und Steier, gehnbt und beſeſſen ha- 
„ben, und mit andern, mas in denfelben Ländern weiland Dtto- 
„tar, König von Böheim, unter welch immer gefeglihem Zitel ers 
„worben hat, den durchlauchtigften Albert und Rudolph, unfern 
„nügeliebten Söhnen, zu Augsburg feierlich mit hohem und gebüh— 
„rendem Gepraͤnge zu Lehen gegeben (ertheilt) haben; und, indem 
„wie fie der Zahl, Theilnahme und Geſellſchaft der Neichsfürften 
„beigefeltten und ihnen das Fürftenrecht ertheilten, hnben wir von 
„ihnen für de genannten Fürftenthüimer den Eid der Treue und 
„Huldigung empfangen. Es fey daher durchaus feinem Menſchen 
„erlaubt, diefe Gnade unferer Ertheilung zu brechen, oder derfel- 
„ben verweigerungsweife entgegen zu treten. Wer dies zu thun 
„magen wird, der wiſſe, daß er in ſchwere Beleidigung unferer 
„Dinjeftät verfallen fey. Zum Zeugniffe dieſes Vorganges und 
„zur simmermwährenden Feftigfeitsfraft haben wir gegenmärtige Ur: 
ȣunde aufzurichten und mit der goldenen Bulle und dem einge: 
„drückten Sigille königlicher Majeſtät befeftigen laffen. Zeugen find 
„diefe: die ehrmürdigen Bifhöfe Konrad von Straßburg, Hart: 
„man von Augsburg, Heinrich von Regensburg, Bernhard von 
„Serfaus; die Durchlaudhtigen, unfere Fürften: Ludwig Pfalzgraf 
„bei Rhein, Herzog in Bniern, Konrad, Herzog von Tell, Her- 
„man Markgraf von Bnden, Heinrich Markgraf von Burgau, 
„Heinrich Markgraf von Hohenberg ; die erlauchten Männer: Als 
„bert und Burkhard, Brüder von Hohenberg, Heinrich, Friedrich 
„und Egmo von Fürftenderg, Eberhard von Habsburg, Ludwig 
„von Dettingen, Meinhard von Tyrol, Günther von Schwarzen: 
„burg; Grafen; die Herren Friedrich, Burggraf von Nücnkers, 
Geſch. d. Steiermark. — V. Bd. W 


>. 


448 Steiermark bis zum Eintritte der 


"Bernhard von Schonenberg, Ludolph von Kuenring, Friedrich, 
„Truchſäß von Lengenbach, Ulrich von Kapellen, Erdyenger von 
„Landefere, Hartnid und Leutold, Brüder von Stadef u. v. A. 
„Gegeben in Augsburg dur die Hand Meifters Gottfried, Prop⸗ 
„fies zu Paſſau, unferes Erzkanzlers, am 27. Dezember 1282, 
„unferes Reiches im zehnten Jahre ').* 

Dieje feierliche Belehnung wurde hierauf am 29. Dezember 
1283 durch eine faiferlihe Urkunde den Landftänden in Defter- 
reich, Steier und Krain fund gemacht mit dem Befehle, daß alle 
Bewohner diejer Reichsländer dem neuen Negenten Gehorſam und 
Zreue bewähren follen. Die Urkunde lautet folgendermaflen: 

3.1. „Rudolph von Gottes Gnaden römifcher König, 
K. Rudelrh's Urtun- . 
te an tie Canetänte „immer Auguftus, allen Grafen, Adelihen, Mini- 
eher Sch > „ſterialen, Schützlingen und Vaſallen Defterreiche, 
„feine Gnade, allen feinen ©etreuen alles Gute!“ 
„Da wir mit Zutritt der freien Beiftimmung der chrmürdi- 
„gen und dÖurchlauchtigen Fürften, welche in der Wahl römifcher 
„Könige und Kaifer eine Stimme haben, die Uns und dem Reiche 
„offen ftehenden Länder oder Herzogthuͤmer Defterreich und Steier 
„mit ihren Herrfchnften, Ehren, Rechten und gefammten Rußun- 
„gen, wie fie meiland den edlen Leopold und Friedrich, Herzogen 
„diefer Neichsfürftenthümer , gewöhnlich ſchuldig waren, den er- 
„Inuchten Albert und Rudolph, unfern vielgeliebten Söhnen und 
„deren Erben gegeben haben, von Uns und dem römifchen Neiche 
„ewig zu befiden, und wir fie nuch mit königlichem Scepter mit 
«denfelben inveftirt haben, mie die über diefe Verleihung ſelbſt auf⸗ 
„gerichteten und übergebenen Urkunden darthun; fo vertrauen wir 
„es eurer allgemeinen Treue feft an und befehlen, daß ihr euch 
„auf diefelden, Albert und Rudolph, unfere. Söhne und Reichs. 
„fürften, euere wahren Herren und SHerzoge, mit voller Treue 
‚und mit Pflicht gänzlicher Untergebung und Berehrung hinrich- 
„tet, ungehindert aller und jeder Uns und dem heiligen Reiche von 
„euch geleifteten Eide, welche wir hiermit löſen und nller wechfel« 
„feitig gegebenen Urkunden, und nller, durch Uns euch ertheilten, 
„wus immer für Freiheiten enthaltenden Briefe. Gegeben zu Augs⸗ 
„burg 29. Dezember 1282 2)” | 


2) Lambacher, Anh. p. 196—198. — Chron. Claustr. Pez. I. Anno 1283, 


2) Lambacher. p. 273—277. Anhang. P. 198—199. — Kopp. ihid. p. 503. 
Anmerkung 3. | 


Habsburgiſchen Fürften. 3. 1246—1283, 449 


Sogleich aber nach diefer Kundmachung fahen e. Rukotrh Kerüi a. 


es die Vorderſten der Länder ODeſterreichs und Steiers fichtiget Pie Deren, 
ein, daß das Regiment zweier Herren, die felten ine Bitte um Gi. 
wohl Eines Herzens und Sinnes feyn dürften, in "Tiefen. 
Einem und demfelben Lande ein fehweres, und dns Wohl der Zu: 
kunft nur gefährdendes Verhaͤltniß fey. Die Stände beider Län- 
der gingen daher zu Rath, und ließen dem K. Rudolph durch eigene 
Abgeordnete in Rheinfelden ihr Bedenken und zugleich ihre Bit- 
ten, die beiden Länder nur einem Einzigen Fürften und Herrn zu 
geben, vortragen. Rudolph fand diefes Bedenken und diefe Win 
ſche gegründet, und ertheilte aus faiferlicher und väterlicher Boll- 
macht am 1. uni 1283 eine neue Urkunde mit mehreren Abän- 
derungen in Rüdficht der erften Lehenvertheifung für feine Söhne, 
wie folgt: | 


„Rudolph, von Gottes Gnaden römifcher König, Bebeßuratfie Sant, 
„immer Auguftus, Allen in Ewigkeit!“ fung ber öfter, 
„Bei der zu’ Augsburg mit Bewilligung der 
„Reichsfürſten von Ung feierlich vollbrachten Ertheilung der Laͤn⸗ 
„der Dejterreich, Steier, Krain und der March an die erlnuchten 
„unfere Söhne Albert und Rudolph, haben wir Uns, mit nu$: 
„drücklicher Zuftimmung derfelben, die volle Gewalt über die ge- 
„nannten Länder, zwifchen ihnen Ordnung und Einrichtung nad) 
„Gefallen zu treffen, vorbehalten. Und weil nun nachher die Ade- 
„Ligen, die Mittelftände, die Geringeren und die Gemeinen der 
„Länder ſelbſt nndringficher und ergebener durch feierliche Boten 
„sei unferer Hoheit gebeten hatten, daß Wir, in Anbetracht der 
„reinen Ergebenheit und Treue, womit fie immer im Gehorſam 
„gegen Uns hervorgeleuchtet haben, fie und die vorgenannten Län- 
„der, für welche es gefahrvoll und beſchwerlich ſey, ihren Nacken 
„einem doppelten Joche zu unterziehen nach dem Zeugniſſe der 
„Wahrheit; Niemand kann zweien Herren dienen! Uns würdigen 
„möchten, mit gnädig geſchenkter Gunſt zu berückſichtigen, und ſol— 
„chergeſtalten anzuordnen und zu vollziehen, daß dieſelben Länder 
„mit ihren Rechten, Ehren und Zugehöre ganz und gar (unzer= 
„trennt) den oftgenannten Albert berüdfichtigen, und ihm allein 
„als ihren wahren Herrn gehorfamen, und fich auf ihn hinrichten 
„ſollen. Wir nun, in Ermägung der aufrichtigen Treue und rei- 
„nen Ergebenheit der vorgenannten Länder, Adeligen und Bemoh- 
„ner, womit fie vom Anbeginne unferer Ankunft in den genann« 

. y9* 


E 4 


450 “ Steiermark bis zum Gintritte der 


„ten Ländern, ung immer eifrig ausgezeichnet haben, in Erwägung 
„auch des gemeinfamen Wunfches der Länder ſelbſt, and des hierin 
-übereinftimmenden Berlangens und deßwegen mit fo fehr auf die 
„Bequemlichkeit unferer vorgenannten Söhne als nuf die Ruhe 
„derfeiben Länder vorfichtig bedacht — haben wir. die vorbezeichnete 
„Bitte gütig erhört, und nach zeitig gepflogenem Nath über diefe 
„Länder felbft, um allen Stoff zu einer künftigen Verwirrung 
„wegzuräumen, und damit nuch die genannten Brüder, wenn durd) 
„bäterliche Sorgfalt alles, was dag gegenfeitige Band ihrer Her: 
„zen zertrennen Lönnte, entfernt worden ift, in Annehmlichkeit brü« 
„derlicher Liebe übereinftimmen, fehen wir aus väterlicher Gewalt 
„und in der uns bei Verleihung genannter Länder vorbehnitenen 
„Macht folchergeftalten fett, orönen an, verorönen und wollen, 
„daß der vorgenannte Albert und deffen männliche Erben dag Für: 
„Ftenthum ubgenannter Länder und die Herrfchaften mit all ihren 
„Rechten, Ehren und fümmtlichen Zugehören, fo wie wir früher 
„die vorbezeichneten Länder denfelden, Albert und Rudolph, unge- 
„theitt verliehen haben, beftändig nllein haben und fefthalten ſolle.“ 

Nach diefer Hauptbeftimmung befagt diefe Urkunde dann wei— 
ters noch Folgendes: „Sollte Albrecht's Bruder, Rudolph, binnen 
„bier Jahren noch nicht in Beſitz eines Königreichs oder Fürften- 
„thums gefommen feyn, fo folle Albrecht ihm nach Beftimmung deg 
„Baters eine Geldſumme zu zahlen haben. Im frühgren Todfalle 


des Vaters follten vier Schiedsrichter diefe Summe. beftimmen. 


„Nach vier Jahren find die genannten Länder frei und ledig aller 


nBerpflichtung gegen den Prinzen Rudolph. Gelangt Prinz Ru- 


„dolph vor vier Jahren no zu einem Fürſtenthume oder König. 
„reiche, fo fey ihm Albrecht nur einige Unterftüßung fehuldig, wenn 
„das Fürſtenthum nur gar geringe Einfünfte abwürfe. Nach dem 
„Ausfterben der männlichen Leibeserben Aldrechts ‚Haben die be. 
„zeichneten Länder an die männliche Nachkommenſchaft Rudolphs 
„zu fommen. As Zeugen diefer Anordnung wurden berufen: Bi- 
„ſchof Sottfried von Paffau, Meifter Heinrih von Klingenberg, 
„Doctor der Decretalien und Protonotar , die Edelherren: Fried: 
„rich, Burggraf zu Nürnberg, Ulrich von Zaufers, Dtto von Lich- 
„tenftein, Stephan non Meißau, Marſchall in Defterreich, Ulrich 
„von Kapellen ').“ , 


— —— — — — 


| 1) Lambacher. p. 277—279. Anhang. p 199-200 





Habsburgiſchen Fürfen. 3. 12461283. 451 
3. 1283 Kaum war diefe Verfügung des Kaiſers in den 


Die Stände d. öfter- 
reich Länder leißen öfterreichifehen Ländern bekannt gemacht worden, fo 


"a ie San vereinigten fich die Abgeordneten der Stände von 
Defterreich, Steier und Krain in Wien, ſchworen dem 
Kaifer einen feierfihen Eid, auf die genaue Beobachtung diefer 
neuen Hausordnung forgfam zu machen, und ſtellten ihn daruͤber 
am 11. Zuli 1283 folgende Urkunde aug: | 
„Wir Dito von Haslau, Landrichter in Defterreich, Otto von 
„Bertholdsdorf, Kämmerer, Stephan von Meißau, Marſchall, Leu: 
„told von Ruenringen, Schenk in Defterreich, Ulrich von Kapellen, 
„Landrichter ober der Enns, Friedrich von Lengenbach, Erchenger 
„von Landefere, Otto von Lichtenftein und Friedrih von Pettau. 
„Wir wünfchen, daß zur Kenntniß Aller, ſowohl der Gegenwär⸗ 
„tigen als der Zufünftigen gelange, indem wir demüthig erfennen 
„und Öffentlich nusfprehen, daß, ungeachtet der hochanfehnliche 
„Bürft, unfer geliebtefter Herr, Rudolph, von Gottes Gnaden hoch- 
„Löblicher, «ömifcher König, ung, feinen ihm damals und dem römi- 
»ſchen Reiche unmittelbar untergebenen Getreuen mit vielen hohen 
„und mannigfaltigen Geſchenken feiner Wohithätigkeit, großmüthig 
„Higher berüdfichtigt hat; er dadurch aber die Schäge feiner aus: 
„gezeichneten Freigebigkeit über uns häufiger und überfließender 
„ausgegofien habe, da er die zu Augsburg gemachte Borfehung mit 
„zweien Herren oder Landesfürften, den durchlauchtigiten Herren 
„Albert und Rudolph, feinen ruhmmürdigen Söhnen, für ung und 
„tür die Länder Defterreich, Steier, Krain und die March, indem 
„er fich damals darüber noch volllommene Macht vorbehalten get, 
»auf unfere und der Bewohner der genannten Länder er gebenes 
„Bitten, auf die Perſon unferes aligeliebten Herrn des Herrn 
„Herzogs und glorreihen Fürften Albert, nach weislich gepflo- 
„gener Weberlegung, gnädig zu befchränten fich gewürdigt hat. Die 
„Art und Weife, in der er ung dem Joche desfelden allein und 
„deffen Erben untergeſtellt hat, it in jeinem darüber nufgerichte: 
„ten föniglichen Brief deutlicher enthalten. Dieſes ung vorgeleg« 
„ten und gezeigten Majeftätshriefes Inhalt ift von Wort zu Wort 
„folgender: (Run folgt die oben angeführte Eniferliche Anordnung 
vom 1. uni 1283 , worin feftgefegt wurde, daß Herzog Albrecht 
allein und mit Ausfchliefung des Bruders Nudolph, Negent der 
Laͤnder Defterreich, Steier, Krain und der March feyn fol.) 
„Wir nun, nicht uneingedent fo großer, von königlicher Güte 
„ung zugetheilten Wohlthaten und nicht undankbar Aonryin |, x . 


% 
% x v 


452 . Steiermark bis zum Ginteitte der 


„eben deswegen ermwiedernd unferer Ergebenheit und Treue gegen- 
„theilige Schuldigkeit , nehmen an, billigen und nehmen auf die 
„oben bezeichnete föünigliche Anordnung, welche zu unferer und der 
„genannten Länder Gunſt, Nutzen und Ehre ertheilt und kundge⸗ 
„geben worden iſt, und ftimmen ihr mit ergebenem Dante einhellig 
„bei, und wir werden forgen und thätig feyn, daß die vorgefeßte - 
„Drönung in. allen ihren Punkten feftgehalten werde. Dies ver- 
„fprechen mir mit reiner Zreue, und mir verbinden ung dazu, 
„nuch durch dad Band eines dafür geleijteten Eides. Indem wir 
„auch dem Löniglichen Wohlgefnlien in Allem genug thun und ge» 
„fällig feyn wollen, fo haben beiden Brüdern, unfern Herrn Al: 
. „bert und Rudolph, ſowohl wir, als auch die Bewohner gennnn- 
„ter Länder unter Form und Zeit nllem in der vorausgefendeten 
„Anordnung Enthaltenen den Eidfchwur der Treue und Huldigung 
"Öffentlich geleistet. Nach Ablauf diefer Zeit aber werden mir an 
„den vorgenannten unfern Herrn Albert allein und an deſſen 
„männtiche Erden, zu Folge vorausgefendeter Anordnung und 
„unſers vorausenthaltenen Eidſſchwurs, gebunden und von unferm 
„genannten Herrn Rudolph frei und entbunden fehn, menn etwa 
„unfer Herr Albert die vorbezeichnete Anordnung, in wie weit fie 
„ihn ſelbſt betrifft und berührt, nicht achten und beobachten wollte. 
„Sn diefem Falle dann lebt unjerm vorgenannten Herrn Rudolph 
„das in der Ertheilung der Länder zu Augsburg zuerft erworbene 
„Necht einfach wieder auf. Und wir werden folglich auch ihm, fo 
„wie auch feinem Bruder, unferm Herrn Albert, zur Schufdigfeit 
„gleicher Ergebung und Treue verbunden feyn. Wir geloben end: 
„li ausdrücdtich, daß, wenn es gefchehen follte, daß unfer oftge- 
„nannter Herr Albert und deffen männfiche Erben bei Lebzeiten 
„unferes genannten Herrn Rudolph abſterben, wir von dann 
"an dem Herrn Rudolph felbft in Allem als unferm wahren Herrn 
„beftändig ergeben feyn werden, Damit aber allem Borbefagten 
„und von ung treulich zu Befolgenden defto gewiffer Treue und 
„Pünktlichkeit gehalten werde, haben wir die gegenwärtige Urkunde 
darüber aufrichten, und mit unfern anhängenden Sigiffen be£räf- 
„tigen Laffen. Gegeben zu Wien am Vorabende von St. Margn- 
„rethen der SSungfrau, in Gegenwart des ehrmwürdigen Vaters Herrn 
n®ottfried, Bifhof ven Baflau, Herrn Ulrichs von Taufers, Mei: 
„ſter Konrad, Schreiber von Defterreich und Meifter Lenzo, des 


Habsburgiſchen Fürſten. I. 12461283. 453 


„durchlauchtigſten Herrn Herzogs Albrecht Protonotar, im S. 
„1283 '),« E 


An demfelden Tage, 11. Juni 1283, ließ for 5 gung kepatı 


dann K. Rudolph I. den Abgeordneten von Defterz get bie alten Sanb- 
, , , veften und nimmt 
reich und GSteier einen Moajeftätshrief mit der Ber orbentlic.Befig von 
. ce. Steiermarf. 
ftätigung aller Freiheiten und Vorrechte, melche den 
frühern Markgrafen und Herzogen und den Ländern Defterreich und 
ESteier, von Kaifern und Königen im deutfchen Reiche von den fruͤ⸗ 
heiten Zeiten her bis K. Friedrich II. ertheilt morden find, ausferti⸗ 
gen, mit dem ausdrücklichen Beiſatze, daß, wenn unter K. Dttofar 
von Böhmen, oder K. Bela IV. von Ungarn irgend ein Bunft diefer 
Privilegien gebrochen worden wäre, diefes weder den genannten 
Ländern, noch den neuen Herzogen derſelben zum Nachtheile gereis 


chen ſolle 2). 


Dies war der Hergang, durch welchen das Haus Habsburg zum 
Beſitze des Landes Steiermark gelommen, und das find die urkund⸗ 
lihen vom Kaifer und Reiche felbft unmittelbar nusgegangenen Bes 
ftimmungen, auf welche die Herrfchaft der neuen Negenten diefed Lan⸗ 
de$ gegründet worden ift!3) — Bon Augsburg eilte H. Albrecht. 
ſogleich nach Defterreih, um von feinen Ländern Beſitz zu nehmen ). 


1) Joan. Vistor. ibid. p. 316—318. — Kurz, Ottok. u. Albr. II. Beilage 
XVI. p. 200—203. — Lambader, Anhang. p. 203—208. 


?) Lambacher, Anh. p. 203—205: „Wir Rudolf — daß für Uns kommen bie ' 
Hocgebornen Fürften unfere lieben Söhne Albrecht und Rudolf — mit ihnen ° 
die beften ihrer Land — und baten uns bemüthiglih, daß wir beftätten 
geruhten die Brief, die den vorgenannten Landen — geben warn. Geben 
zu Reinfelden den 11. Juni 1283. Diefe Urkunde mit allen darin ent⸗ 
haltenen Briefen wird für unecht und für ein Machwerk vom Jahre 1359 
gehalten. — Kopp. ibid. p. 507. Anmerf. 3. 

3) Horneck. p. 180—184. — Caesar, Annal. Styriae. II. p. 53—55. 

) Horneck. p. 183. 


Aus der &. Tanzer'ſchen Buchdruckerei. 
Geſchaftalefſter: 5. Regen. 





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