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Chriſtian Friderich Sattlers
Herzoglich⸗ Wuͤrtenbergiſchen Geheimden Archivarius, des Koͤnigl. 5
Groß Brittanniſchen hiſtoriſchen Inſtituts zu Goͤttingen und
der Koͤnigl. Preußiſchen gelehrten Geſellſchafft zu
Frankfurt an der Oder wuͤrklichen Mitglieds
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Her zogthums
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unter der Regierung
| der 5 25
messe
1 Neunter Theil. 7
Mit 68. Urkunden und einigen Aupfern beftärker.
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Vorrede.
Tachdem der achte Theil diſer Geſchichte etwas langer, als ich vermu⸗
then koͤnnen, unter der Cenſur geweſen, fo kan nun der neunte de⸗
. ſto balder die Preſſe verlaſſen. Diſer folget alſo jenem mit eylen⸗
den Schritten nach. Villeicht doͤrffte es manchem Leſer nicht un⸗
angenehm ſeyn bald zu vernehmen, wie der Fride, welcher einem dreyſſtg
Jahr lang gewährten Krieg und ſo vielen Trangſalen ein Ende gemacht
und womit ich den vorigen Theil beſchloſſen, vollzogen worden. Wuͤrklich ko⸗
ſtete es viele Muͤhe. Er iſt auch noch auf den heutigen Tag nicht ſo vollzogen,
wie der Fridenſtiffter Abſicht bey den Tractaten geweſen. Gleich im Anfang
der Execution waren noch ſolche Leute vorhanden, welche den Friden wieder um⸗
zuſtoſſen wuͤnſchten. Und man hatte gnug mit ſolchen Fridensſtoͤrern zu kaͤm⸗
pfen, biß man ihnen ein ſolch Mittel entgegen ſetzen konnte, welches ihren Un⸗
ternehmungen das Ziel vertuckte, daß Ir in engern Schranken eingeſchloſſen ihre
| „ 2 Ei : ver⸗
——
Vorrede.
verdorbene Begierden verleugnen mußten. Diſes iſt der Anfang diſes hervor⸗
trettenden Theils, da Herzog Eberhard dasjenige, was ihm entzogen
worden, wieder herbeyzubringen ſich geſchaͤfftig zeigte. Ungeacht der Ordens⸗
Leute Widerſtreben war er doch ſo glücklich die Stiffter und Keoͤſter ihren Haͤn⸗
den mit vieler Muͤhe innerhalb der Friſt eines Viertel⸗Jahres zu entziehen.
Allein er befand ſich nur in dem Beſitz verſtoͤrter Gebaͤude und verwuͤſteter Guͤ⸗
ter. Sie ſollten nach dem Buchſtaben des Fridens auch die dieſelbe betreffen
de ſchrifftliche Urkunden zuruckgeben und ſie ſind noch darzu verbunden. Diſe
haben ſie aber groſſen theils noch in ihren Haͤnden und bezeugen dardurch einen
Gefallen an dem widerſpenſtigen Betragen ihrer Vorfahren. Diejenige welt⸗
liche Fuͤrſten und Herrn, welche einige Herrſchafften und Guͤter in Beſitz hat⸗
ten, machten weniger Schwuͤrigkeit zu derſelben Zuruckgabe. Nur die Ve⸗
ſtungen blieben noch in fremdem Gewalt bis der Nuͤrnbergiſche Executions⸗
Schluß ſie verpflichtete dieſelbe ihrem rechten Herrn wieder einzuliefern. In
die Erzehlung diſer Tractaten habe ich hinelnzugehen mich deſto eher entſchlieſſen
muͤſſen, weil ich bey den ſo ungeheuren Verwirrungen einen Leitfaden in diſem
Labyrinth noͤthig erachtet habe. Diſe Arbeit kommt Leſern unter Augen, wel⸗
che von unterſchiedlichem Geſchmack und Abſichten geleitet werden. Villeicht
dorffte die Geſchichte diſer Tractaten einem oder dem andern dennoch nicht miß⸗
fällig ſeyn, obſchon diſe Fridens⸗Executions⸗Tractaten von dem Herrn von
Mayern, Rambach und andern ſchon beſchrieben worden. Dann es doͤrfften
hier Umſtaͤnde beruͤhrt ſeyn, welche villeicht einem oder andern eine Erleuterung
geben oder die Triebfedern entdecken, welche ſonſt verborgen geblieben wären,
ob ich ſchon meinen Geſichts-Puncten, nemlich die Wuͤrtenbergiſche Geſchichte,
nicht aus den Augen gelaſſen, ſondern mich nur in ſo fern darinn verwendet ha⸗
be, als diſe Handlungen zeigen, wie ſich entweder Herzog Eberhard dabey verhal⸗
ten oder damit verwickelt geweſen. Und eben auf diſe Weiſe habe ich mich auch
in die Geſchichte des darauf erfolgten Reichs⸗Tags und Ordinari⸗Reichs⸗ De⸗
putation eingelaſſen. Des Koͤnigl. Daͤniſchen Herrn Staats⸗Raths Moſers An⸗
merkung in ſeinen erſten Grundlehren der Teutſchen Staatsgeſchichte zur Vor⸗
bereitung auf das Teutſche Staats⸗Recht ſ. 221. hat mich beſtaͤrket auf diſem
Plan zu verharren. Von der Rheiniſchen Allianz, welche damahl groſſes Aufſehen
machte und manche Projecten der Cabinete vereitelte, wird man villeicht ander⸗
werts entweder gar nichts, oder nichts vollſtaͤndiges und zuverlaͤſſiges antreffen.
Die Nachrichten davon, welche ich hier liefere, doͤrfften einigen verdruͤßlich, an⸗
dern erwuͤnſcht ſeyn. Jeder Leſer wird doch etwas nach ſeinem Geſchmack, wie ich
hoffe, finden. Weuigſtens kan man daraus erlernen, wie groſſen Einfluß auswar⸗
tige Begebenheiten in die Sorgen und Regierung eines Reicht ürſten haben koͤn⸗
nen und wuͤrklich in die Wuͤrtenbergiſche Geſchichte gehabt haben. Von 2
U
"Bu a Vorrede.
zen wird man dermahl nur eine Nachleſe finden auf den ſo genannten Leiſten. Vor |
der Vorrede ſtehen zwo, nemlich
Fig. I. Ein Gulden von dem Jahr 1648. Sie ſtellt Herzog Eberharden im
vollen Geſicht und Harniſch vor mit der Umſchrifft: EBERHARD. D. G. DVX.
WIRTEMBERg. Auf der Ruckſeite das vierfeldigte Wappen mit einer Krone
uͤber welcher die Jahrzahl ſtehet. e auf dem Avers 5 Umſchrifft
Di
wird hier fortgeſetzt: ET. IEC. COM. MON. DOM, IN. HEI
11
Fig. 2. Ein Deittelftück eines Reichsthalers oder ein halber Guͤlden, welche
- Münze nur in fo fern zu diſer Sammlung gehört, weil fie von einer Wuͤrtenb.
Prinzeſſin herruͤhrt, welche nach Abgang ihres Gemahls Georg Chriſtians, Fuͤr⸗
ſten zu Oſt⸗Frießland als Vormunderin ihres Sohnes Chriſtian Eberhards die Oſt⸗
Frieſiſche Lande regierte. Die Avers Seite fuͤhrt das Wuͤrtenbergiſche vierfel⸗
digte Wappen mit dem Bruſtſchild des Oſt⸗Frieſiſchen Wappens. Das Tecki⸗
ſche Feld iſt fo ungeſchickt ſchraͤgs geſchacht vorgeſtellt, als von den meiſten Mah⸗
lern und Kupferſtechern anſtatt der Wecken die Rautenfoͤrmige Abtheilungen ge⸗
bildet werden. Die Umſchrifft iſt: CHRIStina CHARlotta Princeps ET
Redrix. FRifie. ORientalis. DVciffa WIRtemberge. Et Teccæ. |
Auf der Kehrſeite das Oſt⸗Frießlaͤndiſche gekroͤnte Wappen mit derUmſchrift,
welche ihres noch unmuͤndigen Sohnes Namen fuͤhret: CHR IStianus. EBER.
Hardus. Dei. Gratia Princeps FRiſiæ. ORientalis Dominus. EStenfis.
er Stedersdorfenfis Et Widmundenfis.
3 | Auf der andern Leiſte.
Fig. 3. Eine ovale Medaille ohne Jahrzahl mit des Herzogs Bildnus in
vollem Angeſicht in einem Mantel⸗Kragen geharniſcht mit der Feldbinde. Um⸗
ſchrifft: D. G. EBERH. DVX. WIRT. ET. TEC. COM. MONT. Do-
FFC a
Auf dem Revers das gekroͤnte gewoͤnliche Wappen, aus deſſen Zierrathen
neben der Krone zur Rechten ein Oelzweig und auf der linken ein Palmenzweig hers
vorraget, welches uns vermuthen laßt, daß Herzog Eberhard diſe Medaille zum
Angedenken des geſchloſſenen Fridens und ſeiner erfolgten Reſtitution praͤgen laſſen,
indem der Oelzweig den geſchenkten Friden und der Palmenzweig ſeinen Sieg wi⸗
der feine Feinde andeutet. Ueber der Krone ſteht in einemGewoͤlke mit Hebraͤiſchen
Buchſtaben der ſtrahlende Name Jehovah. Zur verehrenden Dankſagung ger
gen GOtt, durch deſſen Beyſtand er ſeine Lande wieder erhalten hat. Unter dem
Wappen ſteht eine See mit zwey Ufern, auf welchen zwo Städte hervorblicken.
Neben demſelben ſtehet anſtatt der Umſchrifft das Symbolum: Omnia cum Deo.
Fig. 4. Ein Kopfſtuͤck, auf deſſen einer Seife die 3. Helme des Wuͤrtenberg.
Wappens mit der Umſchrifft: EBERHARD, D. G. DVX. WIRTEME,
und der Jahrzahl 1647. Auf der ne der gekroͤnte Wuͤrtenb. Wappen⸗
i 3 5 ſchild
| | Vorrede. 5
[it gur der Gortfegung der Umſchrifft: ET. TEC. COM. Mo. DON. IN.
Fig. 5. Eine Klippe, welche Herzog Eberhard den Schulkindern austheilen
laſſen, auf deren einer Seite der vollkommene Wuͤrtenb. Wappenſchild mit den
3. Helmen und der Umſchrifft: EBERHARD, Von Gottes Gnaden HE R.
ZOG ZV WIRTEMB. Auf der Ruckſeite z. ineinander geſchlungene Kraͤn⸗
ze mit der Umſchrifft: FRIDENS. GEDECHTNVS IN WIRTER. und
der Jahrzahl 1050, f *
Auf der dritten Leiſte.
Fig. 6. Ein Medaillon vorſtellend des Erb-Prinzen Wilhelm Ludwigs
und deſſen Braut, Prinzeßin Magdalenen Sibyllen von Heſſen⸗Darmſtatt
Namen in Chiffres in Geſtalt eines Herzens, worüber das ſtralende Aug GoOttes .
und unter demſelben zwo ineinander geſchlagene Haͤnde. Neben zu auf beeden Sei⸗
ten iſt eine Schrifft zu leſen, welche ich zu erklären mich nicht unterwende und nur
fo viel zu entwick len weiß, daß die beede Eltern des Braͤutigams Herzog Eberhard
der Dritte und deſſen zwote Gemahlin Maria Dorothea Sophia gebohrne Graͤ⸗
vin zu Oetingen den beeden Verlobten einen Wunſch gethan. Sie ſtehet alſo a
der Münze: P. P. EBERT. III D. WIR I. ET. M. DOR. SOPH,N.C.
OETING. F. C. ET. N. M. VO T. ET. T. M. P. F. C. Die Umſchrifft
iſt: SICSTABIT. SEMEN. ET NOMEN. VESTRY MW.
Auf der Kehr⸗Seite ſtehen 3. Menſchen⸗Figuren, deren die eine wie eine
Frauens-Perſon gekleidet zwo Korn⸗Aehren in der Hand halt, die andere eine
junge Manns⸗Perſon in Roͤmiſchem Habit und die dritte, ein alter Mann in einem
Fridens⸗Kleide, welcher der jüngern zu winken ſcheinet. Ueber denſelben fliegt ein
Engel mit einer brennenden Fackel gleichſam leuchtend. Ohne allen Zweifel wird
hier der alte Raguel vorgebildet, wie er von ſeinem Tochtermann, dem jungen To⸗
bia, und feiner Tochter Sara Abſchied nimmt und ihnen zu ihrer Heimreyſe Gluͤck
wuͤnſchet. Die Umſchrifft deutet darauf und enthaͤlt die Worte, welche im Buͤch⸗
lein Tobiaͤ e. to. v. 12. fteyjen: ANGELVS DOMINI. SIT IN ITE.
NERE. VESTRO. Herr Moſer meynt in ſ. Schwaͤbiſchen Merkwuͤrdigkei⸗
ten pag. 278. daß die Figur im weiblichen Gewand und die Kornaͤhren haltend
den Engel Raphael vorſtelle. Es iſt aber der Sache viel gemäſſer, wann die⸗
ſelbe als die Tochter des Raguels betrachtet wird, als an welche der Abſchieds⸗
wunſch ihres Vaters eben ſo wohl gerichtet war und ſie als eine Hauptperſon in
der Vorſtellung nicht hat uͤbergangen werden koͤnnen. Die Engel werden auch
niemahls in Fraͤulichen Gewanden gebildet und die Sara mit den Kornahren
bedeutet eine fruchtbare Muter, worauf die letzte Worte der obangefuͤhrten Pre
ſchen
*
A | Vorrede.
ſchen Stelle zielen. Die Exergue erklaͤret die Gelegenheit, welche diſe Ge⸗
daͤchtnus⸗Muͤnze veranlaſſet hat, nemlich die Heimfuͤhrung der Princeſſin Magda⸗
lenaͤ Sibylla, welche den 12. Febr. 1674. geſchehen, in den Worten: ME-
MORIA TEGAGOGIE WIRTEMB. HASS: DARM STATT. C.
MDC.LXXIII. 12. FEBR. | .
Fig. 2. Iſt wieder ein Medaillon, wobey man auf der eine Seite den
Stempel der Revers⸗ Seite der naͤchſt vorhergehenden Münze gebraucht hat,
nen, ſondern ſie zwiſche
nemlich die Sara, des jungen Tobias Braut mit den 2. Kornaͤhren, dem To⸗
bias, wie er von feinem Schwaͤher Abſchied nimmt und diſer ihn mit obange⸗
fuͤhrtem Wunſch von ſich gehen laßt. Ich habe diſe nicht noch einmahl abſtechen
laſſen, weil ich ſie nirgends haͤtte in diſem Theil zur Vorlegung gebrauchen koͤn⸗
n die zwo Nebenſeiten geſetzt, da ſie von einer, wie von
der andern, theil nehmen kan.
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Sleichwie aber die näͤchſtvorhergehende Muͤnze zur Abreyſe von Darmſtatt
nach Stuttgard Gluͤck wuͤnſcht: Alſo wurde hier die Freude über die glückliche
Ankunfft an letzterm Ort bezeugt. Diſe Kehrſeite ſtellt demnach abermahls den
alten Raguel ſitzend auf einem Seſſel vor, vor welchem der junge Tobias mit
N
feinem verlobten Weibe und 2. Kindern erſchein.. Dann die Gemahlin des
Erb⸗ Prinzen Wilhelm Ludwigs kam ſchon ſchwangern Leibes zu Stuttgard an,
weil das Beylager ſchon den 6. Nov. vorigen Jahrs 1673. zu Darmſtatt voll⸗
zogen war. Die Umſchrifft enthalt den Wunſch Raguels, daß er der jungen
Eheleute Kinder ſehen möge, ehe er ſterbe, in den Worten: VIDEANT
OCVLI MEI FILIOS VESTROS. In der Exergue ſtehen die Worte:
Adventui felicifimo. Da die Feyerlichkeiten diſer Heimfuͤhrung fo umſtaͤnd⸗
lich beſchrieben und ſolcher Beſchreibung nicht nur progonologiſche Tafeln, ſon⸗
dern auch eine von dem ehmaligen Lehrern der Politic und Hiſtorie, Magnus
Heſſenthalern verfertigte kurze Hiſtorie der beeden Fuͤrſtl. Haufer Wuͤrtenberg
und Heſſen beygefuͤgt worden, ſo iſt zu bewundern, daß diſer Medaillen mit kei⸗
nem Wort Anregung geſchehen. 15
Fig. 8. Endlich iſt noch einer Heimfuͤhrungs⸗ Medaille zu gedenken, welche
wegen Vermaͤhlung Marggrav Chriſtian Ernſten von Brandeburg mit Herzog
Eberhards Prinzeſſin-Tochter Sophien Louiſen gepraͤget worden. Die eine
derſelbe enthalt den Brandeburgiſchen Adler, über deſſen Haupt ein Fuͤrſten⸗
Hut ſchwebet. Von demſelben hangen an Kettinen zur rechten der verkuͤrzte
Brandenburg-Culmbachiſche und zur linken der Wuͤrtenbergiſche Wappen⸗
ſchild mit der Umſchrifft: MEMORIA DOMIDVCTIONIS BRAN.
. DENBVRG. WIRTENBERGICE. Anto MDCLXXI.
die Zeichen des Löwen mit dem Calender-Zeichen deſſelben und der Jungfrau
Auf der andern Seite zeigt ſich ein Theil des Thier⸗Krayſes auf welchem
mit
Vorrede.
mit dem gewoͤnlichen Zeichen auf der Bruſt, über welchen die Sonne auf der
rechten Hand aus dem Rand hervorſcheint und der Venusſtern zur linken ſtehet.
Die Ulmſchrifft heißt: NVNC SEOVITVR POSTHAC SEMPER CO:
MITATVREVNTEM. | |
Endlich muß ich noch hier erinnern, daß ich zwar in der Vorrede des
naͤchſtvorgehenden Theils einige Hoffnung gemacht, als ob eine geſchickte hohe
Feder durch eine vollkommenere Lebens⸗Beſchreibung des vortrefflichen Ges
heimden Raths Varnbuͤlers Angedenken verewigen werde. Sie haͤtte den Bey⸗
lagen diſes Theils beygefuͤgt werden ſollen und die Hoffnung daurte noch bis ſchon
die Helffte deſſelben und die ſamtliche Beylagen darzu vollkommen abgedruckt
waren, als einsmahls der hohe Verfaſſer ſich erklaͤrte, daß ihm die noͤthige
Muſſe und Zeit ermanglet habe dem gethanen Verſprechen ein Genuͤge zu lei⸗
ſten. Ich bin entzwiſchen froh, daß ich in gedachter Vorrede das noͤthigſte
von den Lebens⸗Umſtaͤnden diſes um mein Vaterland und das Herzogliche
Hauß Wuͤrtenberg ſo wohlverdienten Mannes beruͤhrt habe. Mein Verleger
hingegen bedaurt, daß er den Goͤnnern diſer Geſchichte einige Boͤgen weniger,
als fein Vorhaben geweſen, liefern konnen. Er hofft deßwegen, daß billi⸗
ge 1 diſer Arbeit ſeine Entſchuldigung geneigteſt aufzunchmen belieben
werden. g An.
Stuttgard
den 1. Sept. 1776.
Ehriſtian Friderich Sattler,
Herzoglich⸗Wuͤrtenbergiſcher Geheimder Archivarius,
des Koͤnigl. Groß⸗Brittanniſchen hiſtoriſchen Inſti⸗
2
tuts zu Göttingen und der Koͤnigl. Preußiſchen Gen -
felfhafi zu Frankfurt an der Oder wuͤrkliches Mit⸗
Nied. 5 i
Eilfter
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Cilfter Abſchnitt.
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SE ch habe den vorigen Theil damit beſchloſſen, daß ich einen Friden verkuͤndiget
habe, welcher allen redlich geſinnten Gemuͤthern das koſtbarſte Geſchenke war
und Millionen Menſchen erquickte. Nichts deſtoweniger wuͤnſchten einige den⸗
ſelben aus nichtswuͤrdigem Eigennutz noch ſehr weit entfernet oder wenigſtens
ihren verdorbenen Abſichten gemaͤß eingerichtet zu ſehen. Sie bezeugten ihren Un⸗
willen offentlich, daß ſie wieder verlieren ſollten, was ſie mit Unrecht bekommen hat⸗
teu. Herzog Eberhard von Wuͤrtenberg gedachte mit den erſtern und hatte hohe Ur⸗
ſach ſich uͤber den erlangten Friden zu erfreuen theils, weil die Trangſalen, welche
ihn und ſeine Lande ſchon ſo lang zu Boden druͤckten, ein Ende nehmen ſollten,
theils weil er wieder zum vollkommenen Beſiß der ihm entzogenen Lande gelangte.
So bald er von feinem getreuen Diener Varnbuͤler die Nachricht von dem geſchloſſe⸗
XX. Theil. A 5 nen
28
1
5 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 nen Friden bekam, ſo war ſeine erſte Sorge GOtt ein Dankopfer zu brin⸗
gen und ein Dankfeſt durch ſein Herzogthum auszuſchreiben. Es ſollte den
2. Nov. gehalten werden und deßwegen wurde befohlen, daß zwar in der Reſidenz⸗
Stadt Stuttgard nur in der Stiffts- oder Hauptkirch, wie auch in allen Städten
des Landes Danks Predigten gehalten und GOtt dem KErrn fuͤr den geſchenkten
Friden ſchuldiger maſſen Lob, Ehr und Preiß geſagt werden ſollte. Gleichwohl
hatte der Herzog ‚fein Augenmerk darauf gerichtet, daß beſonders dem Dankfeſt in
feiner Reſidenz das Recht beſchehen moͤchte und die Solennitaͤten um fo viel loͤblicher
beobachtet werden koͤnnten. Er hatte aber einen Maugel au Tonkuͤnſtlern. Daun
obſchon einige Canzley⸗ und Rathsverwandte im Jahr 1618. in der Stifftskirche
eine Vocal- und Inſtrumental⸗Muſic durch Darſchieſſung einiger Capitalien geſtiff⸗
tet und ſo wohl Herzog Johann Friderich, als auch die Stadt Stuttgard be
traͤchtlichen Beytrag darzu verordnet hatten, ſo waren doch die darauf erfolgte Zei⸗
ten diſer Stifftung nicht guͤnſtig, fo, daß die ſtifftende Familien die Capitalien in
ihren Händen behielten und die Zinnſe ſelbſt reichten, bis erſt etliche Jahre nach dem
geſchloſſenen Friden diſe Stifftung in ihre Ordnung gebracht wurde. Er machte
deßwegen die Auſtalt durch feine Conſiſtorial-Raͤthe, daß etliche der Tonkunſt wohl
erfahrne Studenten oder andere Perſonen von Tuͤbingen beſchrieben wuͤrden, welche
einige Tage zuvor hier ankommen ſollten, damit ſie noch zur Uebung Zeit gewinnen
konnten, da man ihnen in der damals ſogenannten Sauteriſchen Behauſung den noth⸗
wendigen Unterhalt verſchaffen wuͤrde. Der Text zur Morgen-Predigt war das
ganze zwoͤlffte Capitel aus dem Propheten Eſaja und zur Abend-Predigt aus dem
achten Capitul des Propheten Zachariaͤ der 9. biß zum 28. vers. Die Zeit war aber
zu kurz beſtimmt, daß mau ſolches Daulſeſt nicht an allen Orten verkünden konnte.
Es wurde demnach an theils Orten gar nicht gefeyert. Niemand ſchiene dankbarer
gegen GOtt und dem Herzog zu ſeyn, als die Stadt Blaubeuren, welche durch ein
ruͤhrendes Schreiben ihre lebhaffte Empfindung dem Herzog zu erkennen gab. Das
Hauß Oeſterreich hatte diſe Herrſchafft zwar bißher im Beſitz und ſolche noch nicht
feyerlich abgetretten: Aber die Amtleute waren vor den Schweden geflohen und det |
Herzog hatte Commiſſarien indeſſen dahin abgeordnet, daß er diſer Stadt maͤchti
war ohne einen Eingriff in die Oeſterreichiſche Obrigkeits-Rechte zu thun. Dis
Uebung der Evangeliſchen Religion war derſelben benommen und fie mußte diſes
Dankfeſt begehen zu konnen aus den benachbarten Ulmiſchen Flecken Pfarrer erbitten,
ſolche Auſtalten zu vollbringen. Sie dankte deßwegen dem Herzog fuͤr ſeine Landes⸗
vaͤterliche Vorſorge, daß er bey den Fridens handlungen ihrer gedenken wollen und bes
richtete, daß fie auch ohne habenden Befehl das hochwürdige Abendmahl nach der
Evangeliſchen Lehre wieder in ihrer Stadt halten wollten, worzu ſie ihre Begierde
anzeigten, daß ungeacht erſt vor 6. Wochen viele Unterthanen daſſelbe an auslaͤndi⸗
ſchen
Silfter Abſchnitt. 155 3
ſchen Orten genoſſen, dannoch ſich gegen 300. Per onen als Communican⸗ 1648
ten angemeldet haͤtten (2). a 1% 15
2 f H. 2, | |
Wie nun der Herzog nach ſeinem Wahlſpruch: Alles mit Gott, gleichſam
zum drittenmahl ſeine Regierung antratt, ſo machte er nun die Anſtalt zu deren Be⸗
ſitz ſchleunig zu gelangen. In dem Fridensſchluß war verglichen, daß feine, wie
aller anderer Staͤnde, Reſtitution noch vor Einlangung der Kayſerlichen und beeder
Kronen Frankreich und Schweden Ratification mithin innerhalb 8. Wochen vollkom⸗
men geſchehen ſollte. In diſer Ruckſicht ließ er den 23. Oct. ſogleich ein Schreiben
an den Kayſer abgehen, worinn er demſelben zu dem erlangten Friden Gluͤck wuͤnſch⸗
te und ihn erſuchte die ſchleunige Verfügung zu thun, daß nicht nur das Hauß Oeſter⸗
reich Inſpruckiſcher Linie, ſondern auch die uͤbrige Inhaber der ihm entzogenen Herr⸗
ſchafften, Stiffter und Kloͤſter ohne beſchwerliche Execution dieſelbe abtreten moͤch⸗
ten. Weil aber die Ordensloute, wie man zuvor ſehen konnte, nicht gehorchen woll⸗
ten, ſo bath ſich der Herzog Commiſſarien aus und ernennte darzu Marggrav Chri⸗
ſtian von Brandenburg⸗Culmbach und Grav Augen von Koͤnigseck. Der Kayſer
bezeugte ſich hierinn ſehr willfaͤrig. Nur wollte ihm diſer ernennte Grav nicht als
ein Commillarius gefaͤllig ſeyn, weil er denſelben wegen der Ordeusleute nicht tuͤch⸗
tig genug erachtete und erwaͤhlte vielmehr den zur Beruhigung ſehr geneigten Bis
ſchoffen von Bamberg dagegen, welchem die Ordensperſonen deſto mehr zu gehorchen
verbunden waren (b). Zumahl der Kayſer in den Gedanken ſtund, daß es un⸗
ſchicklich waͤr dem Marggraven als einem hohen Stand einen Graven oder Herrn an
die Seite zu ſetzen und, weil des Herzogs Reſtitution auch geiſtliche Güter betraͤffe,
demſelben ein geiſtlicher Fuͤrſt mehr dienen könnte. Die Notturfft erſorderte ſolches
wuͤrklich. Dann, als Varubuͤler den Agenten der Inhaber der Wuͤrtenberg. Kloͤſter
den 17. Octobr. fragte, weſſenrſich der Herzog gegen diſen widerſpeuſtigen Leuten wegen feis
ner Restitution zu verſehen habe? ob ſie gutwillig weichen oder auf ihrer ſeits Commiſſarien
begehren würden? fo vermeynte Adami, daß fie keines thun, ſondern auf alle Weiſe durch
Vi ten, Flehen oder andere thunliche Mittel ſich bey den Kloͤſtern zu handhaben beſtreben
wuͤrden, wie er dann jederzeit ſolcher Reſtitution widerſprochen habe. Die Kayſerliche Ge⸗
ſandte mißbilligten ſolche Unbothmaͤſſigkeit und erbothen ſich diſen Gewalthaber zu ſich zu
fordern und ihm zu gebieten, daß er mit naͤchſtabgehender Poſt den Wuͤrteubergi⸗
ſchen Kloſters⸗Juhabern bedeuten ſollte ſich diß Orts zur Ruhe zu begeben und weder
andern, noch ihnen ſelbſt durch Widerſetzlichkeit Ungelegenheit zu machen. Und weil
die Schwedendie Stadt Oberkirch beſetzt hatten, fo ließ Herzog Eberhard bey den Schwe—
diſchen Bevollmaͤchtigten um dae 1a den Obriſten Moſer anſuchen, daß, weil
| 2 di
(a) vid. Beyl. num. 1. (b) vid. Beyl. num. 2. 3. 4
4 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
—
—
1648 dieſelbe Fein veſter Ort ſey, er ihm ſolche mit allen Zugehörden abtretten folls
te, zumahl des Biſchoffs von Straßburg Geſandter, von Gyphen, die
Vertroͤſtung gegeben hatte, daß, wann der Herzog den Biſchoff um ſolche Abtrettung
angehen würde, er nicht zweifle, daß diſer dieſelbe ohne erwartende Commiſſion
zuruckgeb en doͤrffte. Es fand aber ſolches Anſuchen ſowohl bey den Schweden, als
bey dem Biſchoff wegen eines unvermutheten Stritts Schwuͤrigkeiten. Dann der
letztere beruffte ſich darauf, daß er ſich für den Herzog bey deſſen Anweſenheit zu
Wien bey dem Kayſer verwendet und derſelbe ihm dagegen mit Hand und Sigel ver⸗
ſprochen habe ſolche Herrſchafft dem Stifft, als welchem fie ohnehin mit Kriegsge⸗
walt abgedrungen worden, ohne Widererſtattung des Pfandſchillings zu uͤberlaſſen.
Nun hatte zwar Herzog Eberhard im Jahr 1638. in dem gegen dem Kayſer aus⸗
geſtellten Revers auf die Herrſchafft Oberkirch, wie auch die Kloͤſter und andere
Herrſchafften, einen Verzuͤcht gethan. Es war aber wider die Warheit, daß diſes
aus Dankbarkeit gegen die vorgegebene Verwendung geſchehen, ſondern der Revers
war durch einen Kayſerl. Machtſpruch dem Herzog abgedrungen und bey den Frideus⸗
handlungen genau unterſucht, für ungerecht erkannt und durch die Clauſul non ob-
flantibus im Amniſtie⸗Puncten als nichtig erklaͤrt, welches der Kayſer ſelbſt geneh⸗
migt hatte. Wofern nun dem Biſchoff Leopold Wilhelm willfahrt und den Reverſalien
eine Wuͤrkung in einem Stuͤck zugeſtanden worden waͤr, ſo haͤtte es auch bey andern
groſſe Folgen gehabt und der ganze Articul des Fridens⸗ Schluſſes waͤre uͤber den Hau⸗
fen geworfen worden. Die Herrſchafft war auch dem Stifft nicht durch Gewalt der
Waffen abgedrungen, weßwegen fie ſchon im Prager Friden dem Herzog zuerkannt
worden. Einiger auderer gegen dem Biſchoff ausgeſtellter Reſervalien konnte ſich
derſelbe nicht erinnern und noch weniger, daß diſer Biſchoff ſich für ihn verwendet haͤtte.
S. 3. *
Auf feiten der Schweden fand diſe Reſtitution eine Schwuͤrigkeit weil eben das
mals ein Strite über die Frage eutſtund: Ob die Neſtitutio ex Amnillia vor Auswechß⸗
lung der Ratificationen allein die Staͤnde unter ſich ſelbſt und vorderiſt die Kay. May.
und das Reich verbinde, und hingegen die Kronen erſt nach ſolcher darzu verpflichtet
ſeyen ? Diſe Frage war eine Erfindung des Schwediſchen Geſandten Salvius, wel⸗
chem auch die Kayſerliche beytratten. Die Abſicht gieng aber nicht auf Oberkirch,
ſondern auf das Stifft Oßnabruͤg, die Vecht und auf etliche Brandeburgiſche und
Braunſchweigiſche von den Schweden noch beſeßzte Plaͤtze, da dann beſorgt wurde,
daß die fo frühe Abtrettung der Herrſchafft Oberkirch zur Folge gezogen werden börfs
te. Varnbuͤler war aber zur Entſcheidung diſes Zweifels ſchon bereitet, daß die
reſtitutio ex Amniſtia nur die Gegenpartheyen verbaͤnde, die Kron Schweden ſey
hin⸗
Eilfter Abſchnitt. 5
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hingegen als ein Bundsverwandter ex confœderatione uud nicht ex Amnillia 16 48
zur Reſtitution verbunden. Waun nun diſe Kron die Reſtitution auch ex
confœderatione ſchwer machte, ſo ſtunde zu befoͤrchten, daß es bey den Catholiſchen
ein Nachdenken erwecken doͤrſte und fie ſich auf diſen Vorgang berufen wͤrden. Diſe
Vorſtellung vermochte die Schwediſche Bevollmaͤchtigte, daß ſie den 28. Nov. dem
Obriſt Meſer die Ordre zuſchickten die Schwediſche Beſatzungen aus diſer Herr:
ſchafft abzufuͤhren. (c) Gleichwohl wollte aber der Herzog auch die Einwilligung
des Biſchoffs darzu haben, jedoch mit dem Eutſchluß, daß, wann ſolche nicht vor
Verflieſſung der zur Auswechßlung der Ratificationen beſtimmten Zeit einlangen
ſollte, er den Beſitz ſelbſt ergreiffen und ſolche Handlung durch tie Kayferliche Com⸗
miſſarien beſtetigen laſſen wollte. Zu dem Ende erſuchte er diſe ihre tubdelegierte
Raͤthe ſchleunigſt nach Stuttgard zu ſchicken und die Reſtitution zu befördern , wie
er auch die von dem Erzhauß Oeſterreich bißher ingehabte Aemter wieder in Beſitz
zu nehmen ſuchte. Diſe Reſtitution verzögerte ſich, weil der Erzherzog Ferdinand
Carl in den Niderlanden war, zu welchem der Herzog feinen zu Ofnabruͤck befind
lichen Geſandſchaffts⸗Seeretarien Kniſeln ſchickte, ſowohl um die Reſtitution ex
Amniſtia und ex capite gravaminum als auch um die Erlaubnus die zur Abtret⸗
tung beſtimmte Plaͤtze und Unterthanen beſchatzen zu dörfen anzuſuchen. Weil vun
der Kayſer ſelbſt deßwegen auch an den Erzherzog ſchriebe, ſo fand der Kniſel leich⸗
tes Gehör und die Befehle wurden um fo eher an die Beamte ſogleich ausgefer⸗
tigt, als die Beamte meiſtens vor den Schweden entflohen, mithin die Staͤdte und
Aemter ihrem Schickſal uͤberlaſſen waren. Bey Chur» Bayern ſuchte der Herzog
den 13. Octobr. um die Abtrettung der Herrſchafft Heydenheim an. Der Chur⸗
fuͤrſt entſchuldigte ſich aber, daß er zwar willig und bereit darzu ſey, es ſey ihm
aber die unverhoffte gewiſſe Nachricht eingelangt, daß der Cron Schweden Bevolls
maͤchtigte wider den ſowohl vor, als auch nach dem geſchloſſenen Friden gemach⸗
tem Schluß noch keine Courrier an die Schwediſche Generalen wegen Einſtellung
der Feindſeligkeiten geſchickt haͤtten, wie doch an die Kayſerliche und die Reiches
Armee geſchehen ſey, und noch dahin ſtehe, ob ſich die Schwediſche Gens ralitaͤt das
zu verſtehen werde. Bey welchen Umſtaͤnden ihm nicht verdacht werden koͤnnte,
wann er nur fo lang mit wuͤrklicher Vollziehung des Fridens ſtill ſtehe, lis der Ges
gentheil ſeine Feindſeligkeiten einſtelle. Worauf der Herzog antwortete, daß die
von ihm angefuͤhrte Hindernus wuͤrklich aus dem Weeg geraumt wuͤrde, indem Tu⸗
renne feine Armee wuͤrklich aus ſeinem Herzogthum abführen wolle und er nun der
ſchleunigen Abtrettung der Herrſchafft nebſt den drey Brenzthaliſchen Kloͤſtern, Koͤ⸗
nigsbronn, Anhauſen und Herbrechtingen gewaͤrtig ſey. Er konnte aber dem Chur⸗
fuͤrſten nicht verhalten, daß, obſchon een und Schwediſche Commendau⸗
5 3 f ten
(e) vid. Beyl. num. 4.
6 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 ten der in feinen Landen ligenden Veſtungen ſich gegen den Bayriſchen in
hohen Urach, Albeck, Schiltach und Hornberg ligenden Beſatzungen zur
Abſtellung aller feindlichen Thaͤtlichkeiten anerbothen, diſe dannoch ſolches abgeſchla⸗
gen unter dem Vorwand, daß fie keine Ordre darzu haͤtten. Der Kayſerliche Ges
neral, Fuͤrſt Amalfi, hingegen bezeugte ſich gegen dem Herzog fo freundſchafftlich,
daß er nicht nur dem Commendanten zu Aſperg, Obriſten Johann Vormann von
Keſſel den Befehl zugehen ließ die Feindlichkeiten einzuſtellen, ſondern auch dem Her⸗
zog zu Befoͤrderung feiner vollkommenen Reſtitution allen möglichen Beyſtand zu thun,
jedoch ohne fernern Befehl die Veſtung noch nicht abzutretten.
§. 4.
Und eben fo willfaͤrig bezeugte ſich auch der Vicomte Turenne. Dann ob er
ſchon ungeacht des Fridenſchluſſes den ganzen Schwaͤbiſchen Krayß mit ſeiner Armee
belegte, ſo wurde doch derſelbe durch des Herzogs Betragen zu allen Gefaͤlligkeiten
geneigt gemacht. Die Schwediſche Officier und Commendanten machten nur faſt
allein den Genuß des Fridens ſchwer und trieben noch immer Contributionen ein und
plagten die Unterthanen mit unertraͤglichen Frondienſten, ungeacht die in der Ernd
angefuͤllte Magazine hinlaͤnglich zum Unterhalt ihrer Voͤlker verſehen geweſen waͤren.
Die Eintreibung der Schwediſchen Satisfactions-Gelder wurde dadurch unmoͤglich
gemacht, ungeacht die Abfuͤhrung und Abdankung diſer Milizen darauf beruheten.
Der Herzog ſollte auf das erſte Ziel innerhalb 4. Monaten 141670. fl. und zwar
die Helſte an baarem Geld mit 70835. fl. und die andere Helfte durch Uebernahm
der Anweiſungen bezahlen. Die Stände hatten ſolchemnach eine ſchlechte Ausſicht
zum wuͤrklichen Genuß des Fridens, welchen fie doch ſo noͤthig hatten. Der Her⸗
zog aber fand bey ſolcher Beſchaffenheit noͤthig einen engern Krayß⸗Conveut zu vers
anſtalten und zugleich feine Beſchwerden an die noch zu Muͤnſter anwefende Geſand⸗
te gelangen zu laſſen. Dann der Herzog hatte die 3. ſtaͤrkſte franzoͤſiſche Cavallerie⸗
Regimenter nebſt dem General» Stand auf dem Halß, welcher zu Tübingen das
Quartier nahm. Und die Schweden kuͤndeten dem Krayß unter dem Commando
des General-Lieutenants Duglas die Winter⸗Quartiere für etliche Regimenter an,
weßwegen der Herzog diſen General erſuchte nicht nur fein ſchon bey 20. Jahren her
mit Quartieren, Einlagerungen, Durchzuͤgen ꝛc. ohne Aufhoͤren geplagtes Land fo
viel moͤglich zu verſchonen, ſondern auch den Amnarſch fo einzurichten, daß feine
Unterthanen nicht ſogleich im Anziehen uͤberſtoſſen, ſondern alle Unordnungen we⸗
gen der noch im Herzogthum ligenden Franzoſen verhütet würden. Er meynte,
daß diſe Voͤlker bey dem Anzug der Schweden abziehen ſollten und Varnbuͤler muß⸗
te deßwegen den Servient darum bitten. Seine Bemuͤhung war aber ohne 185
8 f oͤr.
i Eilfter Abſchnitr. N 7
bir. Dann diſer Geſandte wendete ein, daß die Franzoſen keine latisfactionem 1;
i ilitir, wie die Schweden, bekamen und gleichwol diſe Krone ihre Völker wegen
des noch mit der Kron Spanien fuͤhrenden Krieges auf den Beinen behalten muͤſſe,
zumahl die Vollziehung des Muͤnſteriſchen Fridens noch ſehr zweifelhaft ſey, welche
Koſten feiner Kron länger zu erſchwingen inſonderheit bey ihren innerlichen Unru⸗
hen unmöglich falle. Der Schwaͤbiſche Krayß ſollte demnach nur die Abfuͤhrung der
noch zu Frankental, Hamerſtein und andern Orten ligenden Spaniſchen Befakuns
gen betreiben. Nun erkannten zwar die Kayſerliche ſolche Ausfluͤchten für ſehr uns
billig, als welche zumahl auch dem Friden entgegen waren und uͤbernahmen ſich dar⸗
über bey dem Servient zu beſchweren. Difer entfänldigte ſich aber, daß die bishe⸗
rige Unordnung wieder in eine Ordnung zu bringen ein ſchweres und weitlaͤuftiges
Geſchaͤfft ſey. Wann das Meer brauſe, fo wolle es feine Zeit haben, bis ſich ſei⸗
ne Wellen legen. Bey den Schweden fanden auch keine Vorſtellungen Eingang,
weil diſe behaupteten, daß zuvorderſt die Ratificationen gegen einander ausgewechslet
werden müßten und ihre Kron keinen Mann abzudanken ſchuldig ſey bis alles ex
puncto Amnillie & gravaminum hergeſtellt und vollzogen ſey. Die beſchwehrte
Staͤnde moͤchten ſich alſo nur bey denenjenigen erholen, welche ſich einen Verzug
entweder in der Reſtitution oder in dem gebuͤrenden Beyſtand zu ſchulden kommen
laſſen. Indeſſen koſtete das Turenniſche und Durafiſche Regiment zu Pferd nebſt dem
General» Staab, welcher auch für ein Regiment angerechnet wurde, den Herzog
monatlich 79796. fl. Dagegen erwieſe Turenne dem Herzog die Gefaͤlligkeit, daß,
als diſer jenen in feinem Quartier zu Tübingen den 27. Nov. beſuchte und die Ab⸗
trettung der Veſtung Hohen⸗Tuͤbingen von ihm verlangte, derſelbe ihm ſolche ſo
gleich mit allen darauf ſtehenden Stuͤcken, Munition und Gewoͤhr einraumte, die
Beſatzung abfuͤhren und die Wuͤrtembergiſche unter Aufuͤhrung des Obriſten Fuchſen
einziehen ließ, auch eine gleichmäßige Uebergab des Schloſſes Hellenſtein veranſtal⸗
tete, da entzwiſchen zu Muͤnſter allerhand Vorſchlaͤge auf die Bahn gebracht wur⸗
den die Armeen den armen Unterthanen von dem Hals zu ſchaffen. Das vorzuͤg⸗
lichſte Mittel wurde in der Herbeyſchaffung der Schwediſchen Satisfactions-Gelder
geſucht. Varnbuͤler erinnerte aber, daß ſolches Mittel nicht hinlaͤnglich und zum
theil unmoͤglich wär, wofern nicht die Quartiere abgenommen wuͤrden, weil durch
diſen Laſt die Unterthauen und Lande zu diſer Gelder⸗Herbeyſchaffung untüchtig ger
macht würden. Es wurde aber auch die reltitutio ex puncto Amniſtiæ und gra-
vaminum erfordert, ohne welche die Schweden nicht weichen wollten. Auf diſe Er⸗
innerung wurde beſchloſſen, daß die widerſezliche Ordensleute im Namen des Reichs
unter Androhung der Strafe und Erſatzes des dem Reich aus ihrer Widerſpeuſtig⸗
keit entſtehenden Schadens zu ihrer ſchuldigen Vollziehung des Fridens erinnert wer⸗
den ſollten. e e | |
H. 5:
8 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1648 i K. 5.
Nun waren noch die beede Veſtungen Hohen: Zwiel und Schorndorf in Frau⸗
zoͤſiſchen Händen. Herzog Eberhard vermeynte ſolche ebenmaͤſſig durch Turenne wies
der in feinen Gewalt zu bekommen. Der General Erlach war ihm aber entgegen und
der Franzoͤſiſche Hof mit dem Herzog nicht zufriden, weil Servient dahin und an die
Generale und Commendanten berichtet hatte, als ob ihm bey der Franzoͤſiſchen Satis⸗
factionshandlung niemand mehr als Varubuͤler widerſtanden hätte. Dann diſer Franz
zoß meynte auch die Herrſchafften Horburg und Reichenweyher unter die Franzoͤſiſche
Ober ⸗Herrſchafft zu bringen und die Unmittelbarkeit derſelben dem Haug Wuͤrteu⸗
berg zu entziehen. Weil nun in dem Schwediſchen Fridens Inſtrument ſtunde: Prin-
cipes quoque Wirtenbergii linex Mompelgardenſis reſtituantur in omnes ſuas ditio-
nes in Alſatia vel ubicunque ſitas & nominatim in duo feuda Burgundica Clerval &
Paſſavant & ab utraque parte redintegrentur in eum flatum , Jura & prærogativas
ac in ſpecie in eam immunitatem erga Rom. Imperium, quibus ante initium
horum bellorum gaviſi ſunt & qua ceterılmperü Principes ac ſtatus gaudent
aut gaudere debent: ſo wollte Servient die unterſtrichene Worte im Franzoͤſiſchen
Inſtrument ausgeſtrichen haben. Nun beſorgten aber die Fuͤrſten zu Moͤmpelgard,
daß man ihnen ihre freye und unabhängige Reichs-Standſchafft uͤberhaupt zweifelhafft
machen wuͤrde, zumahl Servient die uͤbrige Worte zugelaſſen haͤtte. Varnbuͤlern
lag demnach ob diſer Herrn Beſugſamen aufrecht zu erhalten, bevorab weil dem ganzen
Fuͤrſtlichen Hauß ſehr viel daran gelegen war und dem Reich nichts an fernen Rechten
entzogen werden ſollte. Die uͤbrige bey diſen Tractaten anweſende Geſandten achteten
ſolche Beyſorge nicht, weil Servient zuvor oͤffters die Verſicherung von ſich gegeben,
daß die Kron Frankreich dem Hauß Wuͤrtenberg nichts entziehen wollte und die Worte
des Franzoſiſchen Inſtruments gnugſam waͤren, daß diſe Prinzen wieder in den Stand
und Vorzuͤge gefeßt werden ſollten, worinn fie vorhin geweſen. Der Herzog hatte
demuach guug zu thun diſen widrigen Eindruck in die Franzoͤſiſche Gemuͤther wider
auszutilgen, konnte aber gleichwohl zu dem Beſitz obgedachter Veſtungen nicht eher,
als erſt nach den Nuͤrnbergiſchen Executions⸗Tractaten gelangen. Hingegen war der
Kayſer deſto geneigter des Herzogs Neftitution zu befördern, indem der Grab von
Trautmansdorf den Herzog durch feinen Rath D. Wilhelm Bidenbachen (d) verſi⸗
N f cherte,
(d) Diſer Bidenhach war vorher Rechtslehrer zu Tübingen, ein geſchickter Mann, aber
ein Feind des Beſolden, wider welchen er im Jahr 1629, in der Frankfurter Poſtzeitung
einen Articul einrucken ließ, daß er in der Wuͤrtenb Cloͤſter⸗Sache nicht recht gehandelt
habe. Er wurde damals von dem für den Beſolden guͤnſtig denkenden Herzog mit Arreſt
belegt, aber auf Kayſerl. Befehl wieder entlaſſen. Als er nun ſeines Lehramts entſetzt
war, flohe er mit feiner ganzen Freundſchafft an den Kayſerl. Hof, wo es ihm i
wei
Elfter Abſchnitt. 9
— ——
— —
cherte, daß der Kayſer alle Beförderung und, was der Buchſtabe des Fridenſchluſſes 1648
enthalte, ſich wohl und wehe thun laſſen wollte, und auch weder der Erzherzeg zu In⸗
ſprug, noch der Gran von Schlick das geringſte nicht zu erſchweren gedenke. Wie
dann, als die Kloſters⸗Juhaber dem Kayſer abermahls zu Gemuͤthe führten, daß
ihre Ausweiſung den Goͤttlichen und weltlichen Rechten zuwider lieffe, und wenigſtens
ein und anders Kloſter auszunehmen verſuchten, derſelbe ihnen antwortete, daß er
ungeacht ihrer Einſtreuungen es bey dem geſchriebenen VBuchſtaben zu laſſen entſchloſ⸗
ſen ſey. Der Gr. Schlick erbothe ſich demnach gutwillig zur Abtrettung der Staͤd⸗
te und Aemter Balingen, Tuttlingen, Ebingen und Roſenfeld, ungeacht ihm der
Kayſer ſolche zur Erſetzung der an den Churfuͤrſten von Sachſen erlaſſenen Herrſchafft
Querfurt geſchenkt hatte. Zu welchem Ende den 28. Nov. der Schlickiſche Amtmann
dem Wuͤrtenb. Rath Heinrichen Achilles Buwinghauſen von Walmerode vor geſeſſe⸗
nem Gericht zu Balingen die Schluͤſſel zu den Thoren einhaͤndigte und die Burger⸗
ſchafft an den Herzog wieſe, welche hierauff dem Herzog Gluͤck wuͤnſchte, dem
Graben für feinen bisherigen Schutz dankte und ſich den folgenden Tag zur Huldi⸗
gung erbothe. Der Herzogl. Gewalthaber ließ alſo zu Ergreiffung des Beſitzes die
Stadthore im Namen des Herzogs zuſchlieſſen und über eine Weile wieder eröffnen
und uͤbergab die Schlüffel einem Commun⸗Vorſteher. An vie übrige Städte gab
der Schlickiſche Amtmann dem Buwinghauſen nur Schreiben dem Herzog hinfüro
als ihrem Landesfuͤrſten und Eigenthums⸗ Herrn gehorſam zu ſeyn. Und der Chur⸗
fuͤrſt von Bayern ſchrieb nunmehr an den Herzog, daß, weil die Herrſchafft Hey⸗
deuheim von den Franzoſen beſeßt wär, er geſchehen laſſen koͤnute, wann der Herzog
bey dem Vicomte Turenne die Sachen dahin einrichtete, damit er zum Beſitz diſer
Stadt und Herrſchafft mit allen Zugehoͤrden gelangte. Und weil die Bayriſche Com⸗
mendanten und Befelchshaber zu Hohen⸗Urach, Albeck, Schiltach und Hornberg unter
dem Vorwand keine Ordre empfangen zu haben die Feindſeligkeiten fortſetzten, unge⸗
acht fie von dem Bayriſchen Kriegs⸗Rath ſchon den 17. Nov. die Befehle erhalten
hatten, fo bezeugte ber Churfuͤrſt feine Befremdung darüber und ließ ihnen den noch⸗
maligen Befehl zugehen damit inzuhalten. Dann dem Herzog waren ſie deſto em⸗
pfindlicher, weil die Kloſters⸗JInhaber einen Vorwand darinn fanden, daß der Fride
15 1 ſolcher Feindſeligkeiten nicht geſchloſſen waͤr und fie ihre Kloͤſter nicht abtretten
unten. N | 8.
weil er die Evangel. Religion nicht verlaſſen wollte, nicht nach Wunſch gieng, d er
endlich vondem König in Dennemark zu ſeinem Reſidenten daſelbſt beſtellt wurde, wo er Ge⸗
legenheit fand feinem Vaterland zu dienen und wider des Beſolden Raͤncke feine Geſchick⸗
lichkeit zu zeigen, weß wegen Herzog Eberhard gleichmaͤſſig ſeiner Dienſte gebrauchte,
verſchiedene Aufſaͤtze duech ihn verfertigen ließ und ſich deſſen als ſeines Geſandten am
Kayſ. Hof bediente. Sein Sohn Georg Wilhelm wurde als Regierungs Rath von
dem Herzog in Dienſte genommen, daß er ſeinem Vatter beyſtehen ſollte und er ſelbſten
4 He. Theil. dem Fridenſchluß als ein 1 Reichs Hof Rath aufgenommen.
10 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg ,
1648 H. 6.
Nicht nur aber die Abtrettung, ſondern auch die Beſteurung der Kloͤſter von
dem Herzog war den Religioſen unleydenlich. In dem Fridens⸗Inſtrument wur⸗
den alle benennet, welche von den Ordensleuten geraumet werden ſollten. Und in
dem Art. 16. F. 8. hieß es, daß zu deſto leichterer Aufbringung der Schwediſchen
Satisfactions⸗ Gelder derjenige ſolche einziehen ſollte, welcher die Zuruckgabe der
Unterthanen und Güter fordern koͤnnte. Der Herzog hatte ſchon einige Tage vor dem
Fridenſchluß den Anfang mit den Auſtalten zur Einziehung diſer Fridensgelder gemacht
und den 7. Octobr. jemand an die ſogenannte Brenzthaliſche Kloͤſter geſchickt. Ueber⸗
all fand aber ſolche Einforderung vielen Widerſtand. Dann der Koͤnigsbronniſche
Abt befand ſich auf ſeinem Pfleghof zu Reuttlingen und hatte nur einen Conventualn
hinterlaſſen. Diſer verboth den Kloſters-Unterthanen vor dem Wuͤrteubergiſchen
Commiſſarien Johann Chriſtoph Jaͤgern zu erſcheinen, weil ſie niemanden, als dem
Kayſer und Churfuͤrſten zu Bayern zu gehorchen haͤtten und der Fride noch nicht ge⸗
ſchloſſen waͤr. Als ihn aber die Unterthanen warneten, daß er ſie in keine Gefahr
ſetzen, ſondern allenfalls ſelbſten gegen dem Wuͤrtenb. Commiſſarien proteſtieren
ſollte, fo unterſtund er ſich dennoch nicht folches zu thun, fondern meldete ihm nur,
daß wegen der uͤbergroſſen Armuth die ausgeſchriebene Summe ſchwerlich zu erheben
waͤr. Mithin wurde den Unterthanen nur die Teutſche Ueberſetzung des Fridens,
ſo viel diſen Puncten betraff, vorgeleſen und ihnen beweglich die Nothwendigkeit diſer
Beyſteur zu Gemuͤth geführt. Der Kloſters⸗-Inhaber zu Anhauſen hatte ſich eben⸗
maͤſſig entferne. Sein Großkeller beſchwehrte fh gleichergeſtalt über. dife Anfor⸗
derung, weil er des Friedens Gewißheit in Zweifel zog und allenfalls vorgab, daß
der Kayſer zu demſelben gezwungen worden waͤr, erbothe ſich aber an den Herzog
ſelbſt zu ſchreiben. Diſe Schrifft war in ſolchen ungeſchickten Ausdruͤcken verfaßt,
daß man ſolche dem Herzog nicht vorlegen durffte. Der Großkeller beſchwehrte ſich
hieruͤber mit pochen und ſchnarchen ſowohl gegen dem Commiſſarien, als auch nach⸗
gehends den 16. Nov. gegen dem Commendanten zu Hellenſtein, daß ihm der von
der Kron Frankreich verſprochene Schutz nicht gehalten werde, weßwegen er ſich nim⸗
mer in ſeinem Kloſter zu bleiben getraue, ſondern nach Ulm geflohen ſey. Der Her⸗
zog ſchickte auch feinen Vogt zu Sulz in das Alpirſpacher Cloſter- Amt diſe Fridens⸗
Gelder einzufordern und ließ den Unterthanen bedeuten, daß ſie vermoͤg des Friden⸗
ſchluſſes dem Herzog naͤchſtens wieder huldigen muͤßten und ihme diſe Gelder von ih⸗
nen einzuziehen uͤberlaſſen worden. Die Unterthanen verwaigerten ſich aber dieſelbe
zu geben, weil ihnen von dem Kloſters-Inhaber unter dem Vorwand verbotten
worden etwas zu bewilligen, daß es zwar ein Anſehen zum Friden gehabt, aber der⸗
ſelbe
Eilfter Abſchnitt. 12
ſelbe ſich gänzlich zerſchlagen habe. Die Gemeinde zu Denkendorf beſchwehr⸗ 1048
te ſich, daß ihro und den zugehoͤrigen Cloſters⸗Flecken 450. fl. angemuthet
wuͤrden, daran aber nicht allein dem Kloſter zwey drittetheil obligen, ſondern auch
die Herrſchafft Mürtenberg von allen Kaͤuffen und Erbſchafften den zwanzigſten
Gulden von hundert ziehe und ihr ganzes Feld neben dem Zehenden den dritten oder
vierten Theil des Ertrags gebe. Ueber diſes lige das zum Amt gehörige Dorf Alt⸗
dorf ganz wuͤſt und öde, daß kein Menſch oder lebendiger Athem darinn zu finden
ſey. In dem Flecken Denkendorf und Weyler Berkheim ſeyen nur noch 60. Pers
ſonen, welche zum theil wegzuziehen drohen, wann es nicht beſſer werde. Das
Heydenheimer Amt beklagte ſich, daß faſt die ganze Franzoͤſiſche Armee darinn lige,
welche die Unterthanen theils zu Hauß, theils auf der Flucht alles ihres Vermoͤgens
beraubet haͤtte. Die Einwohner des Brenzthals ſeyen mit ihrem Vieh und dem
meiſtentheil ihrer Fruͤchten nach Giengen geflohen, welche aber von den daſelbſt li⸗
genden acht Regimentern mit Roß und Vieh weggenommen und aufgezehrt wuͤrden.
Nichts deſtoweniger erklaͤrten ſich die Koͤnigsbronniſche Unterthanen, daß ſie allen
Verluſt und Armuth nicht achten, ſondern über den Troſt verguügt ſeyen, daß fie
wieder ihren angebornen Landes⸗Fuͤrſten und Evangeliſche Kirchenlehrer bekommen.
Nur bathen ſie den 27. Octobr. weil ihre Huͤttlein dergeſtalt zugerichtet worden, daß fie
ſolche in diſem bevorſtehenden Winter nicht bewohnen koͤnnten, auf 3. Monate Gedult zu
tragen, in welcher geit ſie die elbe wieder zu bewohnen hofften. Von Murhard gieng den 22.
Octobr. die klaͤgliche Nachricht ein, daß ſeither dem Noͤrdlinger Treffen die Stadt und das
Amt in den aͤuſſerſten Ruin gekommen und ſich anſtatt der vormaligen 300. Einwohner im
Staͤdtlein nur noch 77. und im Amt 24. Perſonen befinden, die dahin gehörige Wey⸗
ler mehrentheils verwuͤſtet und ungebaut da ligen, auch im Staͤdtlein und Amt nur
noch 37. Ehehalten ſeyen, welche zu den Beſaßungen zu Schorndorf und Aſperg
contribuieren muͤßten, ſo daß ſie bey Einziehung der Schwediſchen Gelder Hauß und
Hof verlaſſen muͤßten. Nichts deſtoweniger erbothen ſich dieſelbe ihr moͤglichſtes zu
thun, wofern nur dem Kloſters- Inhaber nicht geſtattet würde in diſe Contribution
einzugreiffen. Zu S. Georgen hatte der Inhaber den Unterthanen verbothen etwas zu
bezahlen. Der meiſte Theil derſelben war zurCatholi chen Religion uͤbergegangen, welchen
beſchwerlich fiele ſolche zu verlaſſen, wann fie wieder unter die Wuͤrtenbergiſche Obrig⸗
keit kamen. Solchem nach erließ der Abt Georg ein Schreiben an den Ober ⸗ Vogt
zu Horuberg Joh. Abraham Wolfsfurtner wegen der an das Kloſter geforderten
500. fl. worinn er den Herzog einen vermeynten Landsfuͤrſten nennte und von keinem
Friden wiſſen wollte, welcher ihm feine Rechte entziehen könnte. Endlich erklärten
ſich zwar die meiſte Kloſters⸗Juhaber ſolcher Belegung ihrer vermeynten Untertha⸗
nen mit den Fridensgelbern ſich nicht zu 11 9 Es wurde ihnen aber ein ganzes
V 2 Re⸗
12 | Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
——U—äö —— —
/
1648 Regiment von 9. Compagnien Cavallerie zum Winters Quartier angewie⸗
ſen, wordurch die Unterthanen auſſer Stand geſezt wurden diſe Gelder zu
entrichten. Der Kayſer verlangte zu Bezalung feiner Armee 150. Römer s Mos
nate, ungeacht in dem Fridenſchluß gerade das Gegentheil verglichen war und das
Churfuͤrſtl. Collegium hatte nebſt etlichen im Fuͤrſten⸗Rath allbereit demſelben
zwar 100. Römer ⸗ Monate, doch erſt, wann die Schwediſche Satisfactionsgelder
abgetragen ſeyn würden, bewilligt, die meiſte aber wollten ohne empfangene Ver⸗
haltungs⸗ Befehle eine ſolche wegen der Folgen ſehr gefaͤrliche Zumuthung auf ihre
Schultern und Verantwortung zu nehmen ſich nicht unterſtehen. f
$. 7.
Kein Klofters > Suhaber machte dem Herzog ſowohl wegen der Fridens⸗Gel⸗
der, als der Abtrettung der Kloͤſter mehrers zu ſchaffen, als die beede Ordens⸗
Männer zu Maulbronn und Herrnalb. Der erſte hängte ſich an den Churfürflen
von Trier, welcher zugleich das Biſtum Speyr beſaß und mit der Kron Frankreich
in dem beſten Vernehmen war, welche ihm zu gefallen das Kloſter Maulbronn in ih⸗
ren Schutz nahm. Daun er hatte ſowohl diſem Hof, als auch dem Vicomte Zus
renne einen Aufſatz von groſſer Weitlaͤuffigkeit uͤbergeben, worinn er feine vermeynte
Anſpruͤche behaupten wollte. Der Gouverneur Claviere zu Philippsburg erhielt deß⸗
wegen wenige Tage vor dem geſchloſſenen Friden die Ordre den Kloflerd: Inhaber zu
ſchuͤtzen, welche aber gleich nach dem Schluß widerruffen und diſem Officier befohlen
wurde ſich diſes muthwilligen Abts gaͤnzlich zu bemuͤſſigen. Derſelbe war aber in
der bißherigen Ungewißheit, ob er das Kloſter abzutretten in dem Friden ſchuldig er⸗
kannt wuͤrde, ſo verwegen und boßhafft, daß er die Gebaͤude deſſelben zur kuͤnfftigen
Bewonung faſt unbrauchbar machte. Und der Vogt zu Vayhingen unterſtund ſich
nicht des Herzogs Befehle, daß er das Kloſter nunmehr raumen und keine Execution
erwarten ſollte, ihm mundlich auszurichten, ſondern er mußte ſolches durch ein
Schreiben thun. Dann der Herzog ſchickte zu den übrigen Inhabern gleich nach era
haltener Nachricht von dem Friden ſeine Voͤgte mit der Erinnerung, daß ihm ver⸗
moͤg des Fridensſchluſſes innerhalb acht Wochen, woran allbereits ſchon zwo verſtri⸗
chen waͤren, alles, was ihm von ſeinen Landen entzogen waͤr, krafft der Amniſtie
mit allen Zugehoͤrden und Urkunden ꝛc. vor Einlangung der allerſeitigen Ratifica⸗
tionen wieder eingeraumt werden müßte (e), mit dem Zuſatz, daß fie die Execu⸗
tion nicht erwarten ſollten. Der mehrere Theil beruffte ſich auf Kayſerliche Edicte
und ihrer Obern Befehle. Einige gebrauchten mehrern Glimpf, andere wollten ſich
mit moͤnchiſchen Grobheiten ſchuͤtzen. Dann Herzog Eberhard ſchickte den 3. Nov.
ſeinen
(e) Inſtr. Pac. Suec. art. 16. §. 2. und art. 17. §. T.
| | Eeilfrer Abſchnitt. 13
ſeinen Vogt zu Schorndorf an die beede Kloſters Inhaber zu Adelberg und 1648
Lorch die Abtrettung der Kloͤſter zu begehren. Der erſte hatte ſich in feinen b
Pfleghof zu Göppingen gefluͤchtet und nur der Prior war nebſt etlichen Hauß⸗
halten noch gegenwaͤrtig im Kloſter, welcher dem Abgeordneten nur antwortete,
„ daß er zwar vernommen, als ob etliche Differentien zu Oßnabruͤg zwiſchen den
„ Kayſerlichen, Königlichen und der Chur⸗Fuͤrſten und Stände Geſandten vergli⸗
5 chen und unter anderm auch dem Herzog von Wuͤrtenberg feine Land und Leute
„ zu reſtituieren verordnet worden. Demnach er aber ein Religioſe und deßwegen
„ weit zu kurz waͤr diſem Begehren genug zu thun, ſo werde man es ihm nicht ver⸗
„ unguͤnſtigen, zumahl er ausdrucklichen Befehl von feinem gnädigen Herrn Praͤ⸗
„ laten haͤtte, daß er ſich auf ſolchen Fall in nichts einlaſſen, ſondern alles zum hin⸗
y terbringen nehmen ſollte. Bey welcher Antwort der Vogt mit der Verwarnung
abreyßte, daß er Prior ſich ſelbſt und den Herzog mit verdruͤßlicher Execution ver⸗
ſchonen und die Gebühr beobachten ſollte. Der Abt ließ aber ſogleich den 8ten Nov.
ſeine vermeynte Unterthanen durch ein Schreiben aus ſeiner Canzley verwarnen,
daß fie ihm die ſchuldige Gefaͤll nicht entziehen, noch dem geiſtlichen Verwalter Ca⸗
peller zu Schorndorf Glauben zuſtellen ſollten. Die Ungeſchicklichkeit diſes Schrei⸗
bens macht den Leſer unentſchloſſen, ob die Anmuthung des Vogts und des Abts
darüber gefaßter Schrecken oder die Unwiſſenheit des letztern mehrern Antheil an di⸗
ſem verwirrten Schreiben nehme (E). Die unerwartete Ausdrucke entdeckten wer
nigſtens den moͤnchiſchen Verfaſſer. Die Wichtigkeit des Herzoglichen Verlangens
drang diſem Inhaber auch ein Schreiben an den Herzog unterm 13. Nob. ab, da
er ſich in der Aufſchrifft alſo nennte : Georg von Gottes Gnaden des ohn⸗
mittelbaren unſer lieben Frauen und S. ulrichs Gottshauß Adelberg
Abte. Gleichwohl meldete er aber, daß er dem Herzog in gebuͤrender Demut in
Antwort unangefuͤgt nicht laſſen konne, daß diſe Anforderung unerhoͤrt, wider die
Ehre GOttes, feiner lieben Muter, des heil. Ulrichs und des himmliſchen Heers,
wider den Inhalt der Stifftung, Paͤpſtliche, Kayſerliche, Koͤnigliche Freyheiten
und Beſtetigungen, wider alte und neue hochbetheurte, allgemeine und beſondere
Verträge, wider göttlich, menſchlich und natürlich Recht, wider den Religionsfri⸗
den und Reichsgeſetze, vorderiſt aber wider die heilige Canones , gutes Gewiſſen,
Pflicht und Ayd lauffende Zumuthung ſey, welche nicht in ſeiner oder des weltlichen
Oberhaupts, ſondern allein in des Paͤpſtlichen Stuls, wie auch des Praͤmonſtraten⸗
ſer Ordens Generals und ganzen Capituls Macht und Gewalt ſtehe. Sie befremde
ihn auch darum, weil ſein Kloſter nicht von dem Herzog oder ſeinen Vorfahren ge⸗
ſtifftet, hingegen zum drittenmal abgenommen und auch die aufgehabene Nutzungen
wieder herauszugeben zuerkannt worden, unter dem Reich unmittelbar ſtehe, auſſer⸗
649 7 | ®3 halb
(f) vid. Beyl. num. 5 | Ä
14 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 halb dem Herzogthum lige und deſſen ſich der Herzog durch ſeine im Jahr
1638 ausgeſtellte Reverfalien verluſtig gemacht habe, zumahl er ſich titulo
valde lueroſo auf ewige Zeiten und mit freyem Willen deſſen ohne einige Proteſta⸗
tion und Vorbehalt begeben, dagegen die Oßnabruͤgiſche Haudlungen an ſich ſelbſt
nach ihrem Weſen und Art ganz unformlich und nicht allein ung ältig, ſondern auch
erzwungen und abgenoͤtigt ſeyen, wie ſolches etliche zu Oßnabruͤg geweſeue Catholi⸗
ſche und beſonders ihr Sachwalter bekennen und ſich mit einer Abnoͤthigung entſchul⸗
digen, wie dann auch der Paͤbſtl. Stul, ihr Auwald und der Pruͤmounſtratenſer
Orden nebſt vielen Catholiſchen dawider zu Muͤnſter proteſtiert und widerſprochen
haben. Weßwegen er an den Paͤpſtlichen Stul und an den beffer zu unterrichten
ſeyenden Kayſer appelliere und ſich alles Recht vorbehalte, auch entſchuldigt ſeyn
wolle, bis er von geiſtlicher Obrigkeit Befehl empfange. Der Verwalter des Praͤ⸗
laten zu S. Blaͤſi zu Lorch P. Placidus Rauber befand ſich zu Gmünd, als der
Vogt zu Schorndorf gleiches an ihn verlangen ſollte. Diſer erzuͤrnte ſich darüber und
antwortete, daß er zwar ſowohl aus dem erkaufften Exemplar des Fridenſchluſſes,
als auch von ihm Vogten vernommen hätte, daß der Herzog in alle geiſt⸗ und welt⸗
liche Güter wieder eingefeßt werden ſollte: der Herzog werde aber wiſſen, daß nicht
er, ſondern fein Herr, der Praͤlat zu Sanuct Blaͤſi derjenige wir, welcher das
Kloſter abtretten ſollte, und daher ſolches nicht von ihm als einem bloſſen Diener,
ſondern von ſeinem Principaln Franciſco begehrt werden muͤßte, gleichwohl erbothe
er ſich ſolchen Vorgang dahin zu berichten. Er eutſchloß ſich aber dennoch nach etli⸗
chen Tagen das Kloſter Lorch vor Notarien und Zeugen abzutretten, wobey er nur
proteſtierte, daß dem Gottshauß S. Blaſi an deſſen Forderung gegen dem Kayſer
und Hauß Oeſterreich nichts benommen ſeyn ſolle, weil es denſelben zu Fuͤhrung der
Hungariſchen Kriege ſtarke Summen vorgeliehen, fuͤr welche diſes Kloſter dem
Stifft uͤbergeben worden. a
Nase
Den 4. Nov. mußte der Vogt zu Backnang, Anton Schoch, wegen des daſi⸗
gen Stiffts und des Kloſters Murhard einen Verſuch thun. Beede Inhaber erfreu⸗
ten ſich des Friedens, berufften ſich aber auf ihre Obern und inſonderheit der letzte
auf den Churfuͤrſten zu Maynz. Diſer hatte nun den 13. Nov. an den Herzog be⸗
richtet, daß er dem Abt zu Murhard allbereits befohlen habe das Kloſter abzutret⸗
ten (g). Der Herzog ſchickte deßwegen den 27. Nov. feinen Kirchen⸗Kaſtens
Advocaten, Wilhelm Chriſtian Fabern, dahin. Nunmehr fieng aber der Inhaber
an zu zweifeln, ob der Biſchoff feinem Orden etwas vergeben koͤnnte. en
i wis
(g) vid. Beyl. num. 6. 5
Eilfter Abſchnitt. 15
Schwuͤrigkeiten die Unterthanen ihrer Pflicht zu entlaſſen, weil er deffen 1648
nicht bemaͤchtigt zu ſeyn vorgab, jedoch endlich dem Churfuͤrſtlichen Befehl
zu folge das Kloſter unter der Proteſtation abzutretten ſich erbothe, daß er feinem
Orden nichts vergeben wollte. D. Faber nahm diſes Wort auf und erklaͤrte ſogleich,
daß er hiemit das Kloſter in Beſitz genommen haben wollte, wobey er ſich ſogleich
auf das Churfuͤrſtl. Schreiben beruffte und den Abt auf das Inſtrumentum pacis ver⸗
wieſe, worinn alle dergleichen Proteſtationen und Vorbehalte als unkraͤfftig erklaͤret
worden. Als nun der Abt verlangte, daß D. Faber abtretten moͤchte, verweiger⸗
te diſer ſolches, weil er ſchon in dem Beſiß des Kloſters ſeyÿ. Der Abt mußte ſich
demnach gefallen laſſen ſelbſt einen Abtritt zu nehmen, da er in feiner Ruckkehr das
Kloſter abtratt und endlich ſagte, daß er wiewohl unter gebuͤrender Proteſtation
die Abnahm der Huldigung geſchehen laſſen wollte. Als er aber ſahe, daß die ſchon
in Bereitſchafft ſtehende Bürgers und Baurſchafften den Huldigungs⸗Eyd mit Ver⸗
guuͤgen ablegten, ſo wendete der bißherige Abt ein, daß ſie der ihm geleiſteten Pflicht
nicht entlaffen wären, ſchwung fein Scapulier in die Hoͤhe zur Bezeugung, daß das
Kloſter ihm und feinem Orden in Ewigkeit zuſtuͤnde. Und fein Amtmann ruffte aus,
daß zwar der Kay. May. der Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnde Schluß zu verehren, aber
denjenigen, welche ſolchen nicht unterſchrieben, unnachtheilig fey, welchem D. Fa⸗
ber die Nichtigkeit ihrer Proteſtationen zu Gemuͤth führte , die zum Kloſter gehörige
Briefe und Schrifften zu feinen Handen nahm und die Kirchen⸗Schluͤſſel abforderte,
welche ihm der Abt ohne ferneres proteſtieren einhaͤndigte. Worauf fo gleich dem bey
der Uebergab anweſenden Vicario M. Samuel Wunderlichen befohlen wurde die
ordentliche Predigten und Austheilung der Sacramenten in der Kloſter⸗ Kirche, wie
daſſelbe vor dem Einfall nach dem Roͤrdlinger Treffen geſchehen, zu verſehen.
Nun machten im Chriſtmonat die Kriegs⸗Volker allerhand Bewegungen und zogen
ſich hier und da zuſamen, woraus die Ordensleute den falſchen Schluß machten, daß
der Fride ſchon wieder ein Ende genommen habe. Das Geruͤchte wurde allgemein,
zumahl es ſehr ſchwer mit Abſtellung der Feindſeligkeiten gieng, weil die Soldaten
die ſo lange Jahre gewaͤhrte Kriegsuͤbungen und Gewaltthaten ſich zu einer Natur
werben lieſſen und die Ordren von den Generalitaͤten und Hoͤfen nicht ſo ſchnell an
die in Quartieren zerſtreute Truppen geſchickt oder die Verfuͤgungen der Armeen ge⸗
macht werden konnten, einige aber mit gutem Bedacht aufgehalten wurden, ſo,
daß die zu Aſperg und Hohen Urach ligende Commendanten mit den im Herzog⸗
thum befindlichen Franzoͤſiſchen Völkern ohne habende Ordre, ſondern nur auf die
Verſicherung des geſchloſſenen Fridens einen eventualen Waffeuſtillſtand untereinan⸗
der bis auf fernere Ordre errichteten, welche ziemlich ſpaͤt erfolgte. Die Ordens⸗
leute machten ſich demnach die Hoffnung, daß fie ihre verlaſſene Kloͤſter wieder ers
halten wuͤrden. Der gewefene Abt zu Mur hard ließ ſolches dem Wuͤrtenbergiſchen
Kloſters
16 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 Kloſters Aufſeher durch feinen Schreiber bedeuten und er ſelbſt fande ſich
wieder in der Naͤhe ein. Man mußte demnach die Thore der Stadt und
das Kloſter mit Muſquetierern verwachen, welches an Gebäuden ſehr uͤbel zugerich⸗
tet war, indem die ſchoͤne Muͤhle in dem Kloſtershof gaͤnzlich ruiniert, der halbe
Theil des aͤuſſeren Baues zwar unter dem Tachſtul ſtund, an der andern aber di⸗
fer ganz abgehoben und das Eingebaͤude zertruͤmmert wär. Die Räder und Muͤhl⸗
ſtein wurden von dem vorigen Abt Emerich verkaufft und die von dem Nachfolger neu⸗
angeſchaffte konnten wegen der Trümmer nicht gebraucht werden. Nach diſer Befigs
nehmung reyßte D. Faber nach Backnang, da der Jeſuitiſche Stiffts⸗Inhaber,
Michel Weidenhiller, ſich ſogleich erbothe in dreyen Tagen den Stifft abzutretten
und nur ihm 3. Wochen zu vergoͤnnen bathe, weil er vor diſer Zeit wegen Treſchung
feiner Zehendfruͤchten nicht abziehen konnte, in welcher Zeit er um den Fuͤrſtlichen
Schutz auſuchte und zugleich die Schluͤſſel zur Kirche und Stifftsgebaͤuden uͤbergab.
Er genoß aber auch ſolche Bereitwilligkeit mit fuͤrſtlichen Gnaden. 170
F. 5.
Die noch zum groͤſten Verdruß des Herzogs zu Stuttgard befindliche Jeſui⸗
ten, nemlich der Adminiſtrator D. Conrad Darath, der Pater Superior Martin
Bruther und P. Ehinger bezeugten ſich aber widerſpenſtiger. Der Vogt zu Stutt⸗
gard mußte die Raumung des Stiffts den 8. Nov. begehren. Der Fridenſchluß
hatte bey diſen Leuten aber das Auſehen nicht, daß ſie demſelben nachlebten, ſon⸗
dern fie beruften ſich, wie alle andere Kloſters-Inhaber, auf Kayſerliche und ihrer
Obern Befehle. Inſonderheit wollten diſe Jeſuiten die Genehmhaltung ihres Abs
trettens von dem Biſchoff zu Coſtaunz haben. Diſer bezeugte ſich in dem ganzen Re⸗
ſtitutionswerk ſehr abgeneigt und ſuchte ſolche Abtrettungen auf alle moͤgliche Weiſe
zu hintertreiben oder wenigſtens zu erſchweren. Die Reichs⸗Staͤdte Ravenſpurg,
Duͤnkelſpuͤl, Bibrach, Kaufbeuren, Lindau und inſonderheit die Evangeliſche Bur⸗
gerſchafft zu Augſpurg betrieben ihre Reſtitutions⸗ Sach durch Abgeordnete und durch
Schreiben bey dem Herzog und diſer bey dem Biſchoff ſich der Reſtitutions⸗Commiſ⸗
ſion zu unterfangen. Er hatte aber keine Neigung darzu, ſondern verzögerte nur
die Antwort, daß die noch zu Muͤnſter anweſende Evangeliſche Geſandte Herzog
Eberharden erſuchten von dem Biſchoff feine Willensmeynung und Eutſchluß zu er⸗
halten, damit ſie der Sach ferner nachdenken koͤnnten, wofern er ſich ſolcher Com⸗
mißion nicht unterfangen wollte. Der Herzog ließ deßwegen etliche ernſthaffte und
nachdruͤckliche Schreiben an ihn ergehen, welche nichts verfiengen. Und was für
Raͤnke deſſen Geſandter Koͤberlin ſowohl bey der Augſpurgiſchen Reſtitution, als
auch bey den Nuͤrnbergiſchen Executionshandlungen gebrauchet, iſt faſt nicht 2 ber
hrei⸗
Eiter Abſchnitt. | 17
ſchreiben. Die Sefutten in dem Stifft zu Stuttgard wollten if Geſinnung ſich zu 1648
nutz machen und wendeten ſich deßwegen an ihn, ungeacht fie ſich ſonſt der Biſchoͤffli⸗
chen Gewalt uͤber ihren Orden ſorgfaͤltig zu entziehen ſuchten. Gleichwohl machten
ſie alle Auſtalten zu ihrem Abzug und vermeynten ihren Wein⸗ Vorrath fortzubrin⸗
gen. Sie hatten aber ungeacht des Kayſerlichen Befehls den von dem Stifft zu be⸗
folten habenden Kirchendienern ihre gebührende Beſoldungen vorenthalten, die auf
nnbefreyten Gütern hafftende Steuren der Stadt Stuttgard nicht abgeſtattet, ſich
zu Bezahlung des wegen ausgezapfften und verkauften Weins ſchuldigen Zolls und Uns
gelds nicht verſtehen und ihre Schulden nicht abtragen wollen. Der Herzog ſahe ſich
deßwegen gemuͤßiget fie feine Obrigkeitliche Rechte empfinden zu laſſen und die Wei⸗
ne mit Arreſt zu belegen. An feinen Gefantten am Kayſerlichen Hof Wilhelm Bis
denbach ergieng der Befehl auf ſchleunige Ausfertigung der Reſtitutions⸗Ediete zu
dringen. Sie waren aber damals ſchon aus der Preſſe. So bald er einige Exem⸗
plarien bekam, ließ er ihnen eines durch ſeine Regierungs⸗Raͤthe Heinrich Achilles
Buwinghauſen von Walmerode und D. Johann Ayhin in der Propſtey vorlegen,
welches P. Ehinger zu ſich nahm und nur bath, daß man ſie nicht gleich verjagen
oder ihnen die Kirche verſperren, ſondern noch acht Tag Aufſchub geben und den
auf ihren Wein⸗Vorrath gelegten Arreſt aufheben mochte. Uebrigens bezeugte ſich
diſer Pater dem aͤuſſerlichen Schein nach ſroͤlich und ſagte, daß er mit Saͤbeln ein⸗
geſetzt worden und wann er nicht Gehorſam ſchuldig wär, wollte er ſogleich einen
Klepper miethen und mit Freuden davon reuten, hoffte aber wenigſtens von dem
Biſchoff von Coſtanz die noͤthige Befehle zu erhalten. Es hatten aber indeſſen ſo⸗
wohl der Biſchoff von Batnberg, als auch bon Coſtanz ihre Befehle zur Abtretung
und zwar jener ſchon den 16. Mob. diſer aber erſt den 12, Deceimbr. eingeſchickt. ()
Erſterer war, wie ſchon gedacht worden, von dem Kayſer anſtatt des von dem Her⸗
zog erbethenen Graven von Koͤnigseck neben dem Marggr. Chriſtian von Brande⸗
burg als Commiſſarius ernannt die Wuͤrtemb. Reſtitution zu befördern. (i) Weil
nun der Biſchoff von Coſtanz uͤbergangen wurde, ſo war ihn ſolches nicht gleichguͤl⸗
tig und des Herzogs beede auf dem damals gehaltenem Krayßtag befindliche Geſand⸗
te Hann Albrecht von Wöllwart und der Canzler Burkard riethen ihm deßwegen
gegen dem Biſchoff ſich zu eutſchuldigen, die Schuld auf den Kayſerl. Hof zu legen
und ohne Verzug den Kayſerl. Befehl nebſt einer Abſchrifft des Reſtitutions⸗Ediets
allen Ordensleuten zuzuſchicken, wie auch jetzo die Abtrettung der Stiffter und Klö⸗
ſter mit dem eruſtlichen Bedeuten zu fordern, daß fe fi, nunmehr aller Einkuͤnf⸗
ten bemuͤſſigen ſollten, welchem Begehren einen guten Nachdruck geben doͤrfte, wann
5 Hauß Oeſterreich und det Ehurfürſt ven Bayern auch ihre Herrſchafften zuruck
M. „ eie e A ec
a (h) vid. Beyl. num, 7. und 8. (i) vid Beyl. num. 9. 3
IX. Theil. 5 e 1 4 a
7
2
—
18 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
. 1648 | G. Io,
Nun hatte der Churfuͤrſt von Bayern ſchon die Herrſchafft Heydenheim abge⸗
tretten und bey Oeſterreich wußte Herzog Eberhard ebenmaͤſſig, daß er keine Schwuͤ⸗
rigkeiten finden wuͤrde, zumahl der Kayfer unter dem 20. No. die nothwendige Er⸗
innerung ſchon an Erzherzog Ferdinanden Carl hatte ergehen laſſen, (k) worinn er
demſelben ſeinen Willen entdeckte, daß alles in dem Fridensſchluß enthaltene ohne
Ausflucht und Schaden vollzogen werden muͤſſe. Diſes hatte die erwuͤnſchte Wuͤr⸗
kung, daß der Herzog feinem Regierungs⸗Rath Bernhard Planern auftragen konn⸗
te den 5. Dec. die Stadt und Amt Göppingen in Veſitz und die Unterthanen in Pflicht
zu nehmen, wobey er Gregorien Reinharden ihnen als einen Untervogt vorſtellte.
Mach Blaubeuren ſchickte er feinen Kammer Rath Heinrich Orthen. Der Oeſter⸗
reichiſche Amtsverweſer Johann Bainer bezeugte ſich ganz willig zur Abtretung, wie
er dann ſogleich mit dem neu angenommenen Wuͤrtenbergiſchen Vogt Matthias Ha⸗
fenreffer nach Ulm reyßte, ihm die vormals aus der Canzley zu Stuttgard erhobene
Schrifften und Urkunden einhaͤndigte und die Unterthanen ſowohl des Amts, als des
Kloſters ihrer Pflichten entlieſſe. Dagegen bezeugte der Abt Raymund ſich ſehr
widerſpenſtig. Dann ob er ſich ſchon zu Klingenau in dem Ergau aus Furcht für
den Feinden aufhielte, fo ſchickte er doch auf die erſte Auſinnung, daß er das Kloſter
raumen follte, feinem hinterlaſſenen Vogt Barkholomaͤus Strauſſen eine Preteſta⸗
tion zu, welche unſchicklich gnug war, indem er darinn meldete, daß feine Ent⸗
ſezung der Gerechtigkeit ſchnurgrad entgegen lauffe, weßwegen eran GOtt, bie Jungs
frau Marien, an Johann den Taͤufer und Eoaugelifien, an den H. Bene diet und die
H. Scholaſtica, wie auch an alle des Kloſters Stiffter und endlich an den Papſt ap⸗
pellierte und alle feine Gegner zur Verantwortung vorlude. Sie wurde aber erſt
den 27. Decemb. dem Würtenbergiſchen Commiſſarien Orthen zugeſtellt, als dev
felbe in Abweſenheit des Inhabers das Kloſter nochmals aufforderte. Der Vogt
erkannte die Nichtigkeit diſer Proteſtation ſelbſt und übergab ungeacht derſelben nicht
uur das Kloſter, ſondern auch alle dahin gehörige Schriſſten, welche er noch in
Händen ingehabt. Mit der Huldigung der Unterthanen hatte er nichts zu thun,
weil bey der im Jahr 1634. gegen nen ſowohl bie Kloſters⸗ als Welt
liche Unterthauen dem Abt gar nicht, ſondern nur dem Hauß Oeſterreich gehuldigt
hatten. Es waren derſelben noch ſehr wenige vorhanden. Dann in dem weltlichen
vorhin wohlbevölkerten Stadt und Amt waren nur noch 304. und in dem Kloſter⸗
Amt 89. Perſonen. Der ſchoͤne Flecken Suppingen war von allen Einwohnern
entbloͤſſet. Alle huldigten dem Herzog mit auſſerordentlicher Freude, weil ſie die
| / reine
(k) vid. Beyl. num. 10.
*
Eilfter Abſchnirr. 19
— — — — — —-—-— — —hK̃
reine Lehre des Evangelij wieder ohne Betraͤngnus genieſſen koͤnnten. Diſer 1648
Cammer: Rath Orth nahm hierauf den 22. Decembr. auch die Herrſchafft
Achalm wieder in Beſiz. Der Oeſterreichiſche Amtsverweſer hatte den Befehl ſol⸗
che Handlung nicht zu hindern und dem Hauß Oeſterreich nur die in dem Fridenſchluß
enthaltene Bedingungen vorzubehalten. Er hatte auch ſchon Anſtalten zur Huldigung
gemacht, welche mit gleicher Freude von den Unterthanen abgelegt wurde, damit ſie
ihre Religions⸗Freyheit wieder geuieſſen koͤnnten, weil fie mit harter Bedraͤngnus
geplaget unter Catholiſcher Herrſchafft ſeuffzeten. Das Frauenkloſter Pfullingen
machte bey diſer Beſitzuehmung die alleinige Beſchwerde. Der Herzog hatte ſolches
ſchon den 4. Nov. durch ſeinen Vogt zu Urach, Ludwig Webern, aufgefordert.
Die Aebtiſſin Sidonia, eine geborne Graͤvin von Zollern, war mit 4. Convent⸗
Schweſtern und ihrem Beicht⸗Vater uach Reutlingen geflohen, wo ſie diſem Com⸗
miſſarien die aufzuͤgliche Antwort ertheilte, daß fie von ihren Obern Befehl erwar⸗
ten muͤßte. Sie mißbrauchte aber ſolchen Zeitraum, indem die Kloſterfrauen die
meiſte Fahrnus entwendeten, die Gebäude abbrechen lieſſen und das Holz muthwil⸗
. lig verbrannten oder ſonſt boßhafftig verderbten. Diſem Unweſen Einhalt zu thun
legte der Herzog einen Burger und einige Soldaten in das Kloſter, und mußte die
Ankuufft der Kayſerlichen Commiſſarien erwarten, welche erſt den 6. Januarij des
folgenden Jahrs durch gedachten Vogt zu Urach der Sidonien die Executions⸗Pa⸗
tenten zuſchickten. She Beichtvater, Damian Drexel, empfieng dieſelbe und die
Aebtiſſin ſelbſt zwiſchen zwo Kloſter-Schweſtern ſtehend antwortete abermals nur
aufzuͤglich, daß fie entweder ſelbſt jemand nach Stuttgard ſchicken oder der Commiſ⸗
ſarien fernere Verfuͤgung erwarten wollte. Sie bekam alſo wieder einen Aufſchub
zu ihrem gaͤnzlichen Abzug, welchen Herzog Eberhard nicht mit Gewalt zu beföor⸗
dern ſuchte, damit die Ordeusleute keine Gelegenheit zu Beſchwerden finden möchten,
$. 11. |
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Nun kam die Reyhe auch an das Kloſter Denkendorf, wegen deſſen Reſtitu⸗
tion der Biſchoff zu Coſtanz ſich wider feinen Willen und Gewonheit ſehr geneigt auf
des Herzogs Anſuchen erwieſe, indem er feinen auf den Krayßtag zu Ulm abgeordne⸗
ten Raͤthen die Befehle mitgab diſe Zuruckgabe zu beſchleunigen und die ihm zuge⸗
kommene Schrifften auszuliefern. Nur verlangte er dagegen, daß, weil ſeine Un⸗
terthanen ſchon geraume Jahre mit Coutributionen, Frohnen und andern Kriegs⸗
Beſchwerden ſo vieles von der Veſtung Hohen⸗Twiel erleyden muͤſſen, auch hierinn
Huͤlfe geſchafft und ſolche Beſchwerden abgethan werden moͤchten, wie auch, daß nicht
allein dem Bifchoff die noch ausſtehende Zehend⸗ und Guͤlten⸗Fruͤchte nebſt den Wis
ſenzinſen abgefolgt wuͤrden, damit er die ee den Pfarrern reichen koͤnnte,
9% 2 ſon⸗
20 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 ſondern auch daß der Herzog den bißherigen Coſtanziſchen Beamten ihre
Beſoldungen au Holz bis auf Georgij kuͤnfftigen Jahrs abfolgen und ihnen
in dem Pfieghof zu Eßlingen fo lang zu wohnen erlauben moͤchte, welche Bitten
derſelbe doch unter einer Einſchraͤukung gewaͤhrete, daß der Coſtanziſche Adunni⸗
ſtrator, ein Deinite, dem Würtenbergiſchen Regierungs⸗Rath D. Ayhin den 20.
Nov. biſen Niegbof und das Kloſter übergeben mußte. Ingleichem wurde auch das
Priorat Reichenbach noch in diſem Jahr dem Herzog eingeraumt. Dann ob ſich ſchon
der Prior, Ernſt Fabri, anfänglich hefftig ſtraͤubete, und bald die Abtrettung bes.
willigte, bald ſeine Verſprechungen zuruckzoge, ſo wurde doch der Herzog eben da⸗
durch bewogen einen Arreſt auf allen vorhandenen Vorrath au Fruͤchten und Wein
zu legen und die Kirche zu ſchlieſſen. Als er dennoch nicht weichen wollte, drohete
ihm der neue Schaffner, daß er und feine Conventualen in die Straffe des Fritens⸗
bruchs geſallen waͤren, woruͤber ſie dergeſtalt erſchracken, daß fie ſich ſogleich auf ei⸗
nen Karren ſeßten und durch diſe Abreyſe das Kloſter raumeten. Die uͤbrige Jnha⸗
ber hingegen waren insgeſamt eutſchloſſen der Kayſerlichen ſubdeleg erten Commiſſa⸗
rien zu erwarten. Diſe empfiengen aber die Commiſſions- Befehle erſt zu Anfang
des Decembers. Der Wuͤrtenbergiſche Hauptmann Hitler uͤberb rachte fie von Wien
und der Herzog ſchickte biefelbe den 4. Dec. durch einen Hof⸗Cavallier dem Biſchoff
von Bamberg und Marggrav Chriſtian von Brandenburg zu. Diſe lieſſen auch ſo⸗
gleich die Vorladungen und Executious⸗Patenten den Juhabern der Kloͤſter zugehen
daß ſie denſelben durch Notarien und Zeugen eingehaͤndigt werden ſollten. In einem
beſondern Schreiben verſprachen fie, daß den 3. Januarlj des naͤchſtbevorſtehenden
Jahres ihre Subdelegierten zu Stuttgard ankommen wuͤrden. Diſe Vorkehrung
wuͤrkte aber nicht das geringſte in den Gemuͤthern der Ordensleute, ſondern ſie
wollten die Ankunfft der Commiſſarien erwarten. E 1651
62%
Entzwiſchen verſuchte der Herzog auch den Abt zu Alpirſpach zur guͤtlichen Rau⸗
mung des Cloſters zu vermoͤgen und ſchickte den 1. Dec. feinen ſchon beruͤhrten Cammer⸗
Rath Orthen dahin. Diſer Abt widerſetzte ſich aber mil den hitzigſten Ausdrucken,
daß der geſchloſſene Frid ein liſtig erpracticſerter und unguͤltiger Fride ſey, welcher der
St ifftung des Eloſters und dem Religion-Friden zuwider lauffe ꝛc. Er als ein Ordens⸗
mann ſey verpflichtet das Kloſter nicht gutwillig zu verlaſſen, wollte aber eine Kayſerl.
Commiſſion widerrechtlichen Gewalt gebrauchen, ſo waͤre er zu ſchwach zum Wider⸗
ſtand, proteſtierte aber wider alle dergleichen Vorgaͤnge in feinem: und feines Ordens
tigen. Ungeacht ihm nun der Wuͤrtenb. Commiſſarius ſeine Einwendungen als einen
ſtraffbaren Fridensbruch verwieſe und ſowohl von Kahſerl. May, als auch von Chur⸗
5 8 1 Maynz
eilfter Abfebnin .
Maynz und Bayern Schreiben vorlegte, ſo beharrtediſer Ordensmann! och auf ſei 1648
ner Antwort und daß dem Herzog nicht gebuͤhre ſich ſeloſt zu reſtituijeren. Weben er
ſich vernehmen ließ, daß, weil den Teuffeln in der Hölle, wann fie einige Erloͤſung
zu hoffen hatten, nicht verſagt war den Weeg Rechteus zu ergreiffen, fo fey es ihm
und feinem Orden auch erlaubt. Dann er ſey von dem Papſt, dem Kayſer, dem Bis
ſchoff von Coſtanz un jeinem Orden erwaͤhlt und beſtetigt von welchen er den Befehl
zu weichen haben muͤßte. Man wendete aber gegen ſeine Ausfluͤchte ein, daß feine
Widerſetzlichkeit durch das von feinem Notarien verfertigte Inſtrument erwieſen wer⸗
den könnte uud er ſich die Unkoſten einer anrückenden Executions⸗Commiſſion ſelbſt
auf den Halß ziehe, zumahlen die Commiſſarien feine Widerſetzlichkeit bemerken
konnten, wann ſie den Augenſchein ſelbſt nahmen, wie frevelhafft er in dem Kloſter
hausgehalten, die Gebaͤude ruiniert und gegen feine Unterthanen tyranniſch verfahren
haͤtte. Diſe waren über die nahe Hoffnung zu ihrer Erlöſung von folder Herrſchafft
ſehr erfreuet. Weil man aber deßwegen beſorgen mußte, daß der Ordens: Mann
durch eine harte Rache fein Muͤthlein an ihnen kuͤhlen doͤrffte, fo wurden der Stabts
ſchreiber unk geiſtliche Verwalter zu Sulz dahin verordnet den Unterthanen beyzuſtehen.
Daune hatte ſich ſchon vorher bey Einforderung der Schwediſchen Fridensgelder ſehr
wi erſp uſtig bezeuget. Als der Vogt zu Dornſtetten der Kloſters⸗ Flecken Schult⸗
heiſſen, Burgermeiſter oder Heimbuͤrgen ſchon den 13. Octobr. auf das Rath⸗ Haus
zu Dornfletten beruffte um Sachen willen, welche den Friden und andere⸗Augelegen⸗
heiten des Herzogthums betreffen, fo proteflierse der Prior, Oßwald Hamerer ‚im Na⸗
men des abweſenden Abts Alphonli dawider und fuͤhrte zur Entledigung diſes Annas
thens an, daß der Franzoͤſiſche Commendant zu Schorndorf, Roßwurm , wuͤrklich
249 fl. ausſtäudiger Contributionen an das Kloſter unter Bedrohung militariſcher
Execution ver 'angt habe und er ſolchemnach durchaus nicht glauben könne, daß die Ra⸗
tification des Fridenſchluſſes erfolgen werde. Er Abt ſey ohnehin nicht bemaͤchtigt ohne
paͤpſtlichen Befehl zu weichen. Diſes ware der Entſchuldigungs⸗Grund, die wahre
Abſicht hingegen beſtunde darinn Zeit zu gewinnen, damit er noch die verhoffende Ge⸗
falle einziehen und den vorhandenen Vorrath wegfuͤhren könnte, da er ihm ubrigens
nicht entgegen ſeyn ließ, wann der Herzog die Schwediſche Fridensgelder von ſeinen
Kloſters⸗Unterthanen erfordern wollte, wofern ſie nur ſolche erlegen koͤnnten, weil
ſie nach Breyſach, Freyburg, Schorndorf und Offenburg ſchwere Contributionen abs
tragen müßten und der Commendaut Tracy zu Tübingen 4. wohlmuntierte Pferde von
ihnen verlangte. Als aber der Vogt zu Sulz diſe Gelder wuͤrklich einzuziehen ſich den
4. Nov. bey dem Inhaber aumeldete und ihm ein Schreiben von dem erzog einhaͤndigte,
kiffe er die Zähne zuſamen, zerriſſe das herzogliche Schreiben, warf ſolches auf den
Boden und ſagte, daß er den Fridenſchluß noch nicht glaul en konnte, bis die Einfors
derungen der Contributionen aufhoͤrten. 58 Unterthanen hingegen klagten, daß fie
a 3 an
22 Geſchichte der Hetzogen von Wuͤrtenberg,
1648 auihrer angewieſenen Geld⸗Summe 600. fl. zuſamen geſchoſſen gehabt haͤtten.
Weil aber der Abt, als noch dermaliger Inhaber ihnen ſolch Geld mit Gewalt
hinweg und zu ſeinen Handen genommen, wie auch ihnen etwas mehrers umzulegen oder
einzuziehen und anderwerts zu verwenden bey Straff des gefaͤnglichen hinwegfuͤhrens vera
bothen, fo möchte ihnen der Herzog ſolches nicht ungnaͤbiz auslegen, ſondern dem wider⸗
ſpenſtigen Abt, welcher unleidenlich mit ihnen verfahre, beymeſſen. Welches auch
den Orthen deſto eher bewogen hatte, auf des Abts den 1. Dec. gethane obgemeldte
Prot ſta ion den Cloſters⸗Unterthanen einen Beyſtand zu hinterlaſſen. Diſes ver:
mochte auch fo viel bey ihm, daß er geſchmeidiger wurde und verſprach, wofern er
wüßte, wie ſich andere Inhaber verhielten, ihrem Vorgang zu folgen, zu we chem
Eude er auch ſeinen Prior als einen Kundſchaffter fortſchickte. Diſer mochte von der
Schweden obgedachten Meynung etwas vernommen haben, daß fie die Weſtphaͤliſche
Graffſchafft Vecht und andere Oerter an ihre Eigenthuͤmer vor der Ratification des
Fridens nicht abzutretten verbunden wären. Dann der Abt antwortete dem Wuͤrten⸗
bergiſchen Commiſſarien, daß die uncatholiſche ebenmaͤſſig vor erfolgter Ratification
und Ankunfft der Commiſſarien nichts abtretten wollten, und die Aebte zu Bebenhau⸗
fen, St. Georgen, Maulbronn und andere fo hartuaͤckig, als er, waͤren. Und
als den 8. Dec. der Aufſeher des Kloſters, der Stadtſchreiber zu Sulz, denſel⸗
ben abermals zur Abreyſe ermahnte und ihm dabey eruſtlich beditte, daß er
bis zur Aukunfft der Kayſerlichen Commiſſarien, auf welche er ſich beruffte, ſich
ja nichts zu verändern unterſtehen ſollte, fo aͤrgerte er ſich dermaſſen, daß er bifem
Fuͤrſtlichen Abgeordneten unter dem Vorwand, als ob er nicht bevollmaͤchtigt waͤr
und gleichwohl ihm als einem Reichs- Prälaten fo derbe befehlen wollte, folglich
das Verbrechen der beleydigten Majeſtaͤt begangen hätte, den Arreſt ankuͤndete,
gleichwohl aber auf erfolgte Proteſtation und erforderliche Vorſtellungen ſo geſchmei⸗
dig wurde, daß er inner 14. Tagen die Unterthauen ihrer Pflicht zu erlaſſen
verſprach. Nichts deſtoweniger machte er Anſtalt den Fruchts⸗Vorrath und andere
Habſeligkeiten des Kloſters zu entwenden und forderte von feinen vermeyutlichen Unter⸗
thauen noch ſogenannte 15. Wochengelder mit 750. fl. ein. Weil nun Warnungen eins
lieffen, daß diſer Ordensmann das Kloſter vollends ausraumen und hernach heimlich
durchzugehen ſuchen würde, fo beorderte der Aufſeher vermoͤg erlaugten Befehls 66.
bewoͤhrte Mann aus den naͤchſtgelegenen Aemtern, beſtellte bey allen Ausgaͤngen um
das Kloſter Wachten und verboth den Unterthanen ihrem vermeynten Abten nichts
verabfolgen zu laſſen. Als aber den 13. Dec. der Cammer⸗Rath Orth wieder zu Al⸗
pirſpach anlangte, erklaͤrte ſich der Kloſters⸗ Inhaber, daß, weil ihn der Fride dar⸗
zu noͤthige und die Gewalt vor der Thuͤr ſey, er das Kloſter in Gottes Namen abtret⸗
ten und die Huldigung vorgehen laſſen wolle, wofern man ihm feine Fahrnus und was
ihm gehoͤre, abfolgen wuͤrde. Diſes wurde ihm bewilligt, doch, daß er die pr von
andene
Eilfrer Abſchnitt. .
handene 30. Schoͤffel Dinkel, 80. Schoͤffel Habern nebſt dem Heu⸗Vorrath und allen 164 8
zu dem Kloſter gehoͤrigen Urkunden und Schrifften zurucklaſſen ſollte. Nun reyßte er
zwar ſogleich aus dem Kloſter ab, konnte ſich aber nicht uͤberwinden ſeinen Pfleghof zu
Rotweil einzuraumen, bis er verſichert wär, daß der Fride einen Beſtand haben wuͤr⸗
de, in welchem Fall er auch diſen abzutretten ſich erbothe, aber der Pfleg Einkom⸗
mens und Urkunden mit keinem Wort gedachte, ungeacht ihm das Patent der Kay. Com:
miſſarien wegen Zuruckgebung alles jenigen, was zum Cloſter gehoͤrte, durch Nota⸗
rien und Zeugen eingehaͤndigt worden. Vielmehr uuterſtund er ſich bey den Kayſ. Com⸗
miſſarien zu klagen, daß der Landfride durch die Wuͤrtenb. Beamte gebrochen worden,
indem ſie ihne und ſeine Conventualen mit ihrem Kloſter⸗Geſinde eigenmaͤchtig und ge⸗
waltthaͤtig durch eine Anzahl bewoͤhrten Lands Volks mißhandelt, auf Leitern in ſei⸗
ne Canzley geſtiegen, ihre Wacht darinn gehalten, den Unterthanen den Gehorſam
und den Eingang in das Kloſter verbothen und verſperrt, ihm den Ausgaug aus dem⸗
ſelben unter greulichem Sacramentieren verwaigert, ja die Schild wachten ihm manch⸗
mal vor und in ſein Gemach geſtellt und mit Verwahrung aller Pforten ihn gezwungen
die Unterthanen ihrer Pflicht zu erlaſſen, ja zu Verhütung groͤſſern Gewalts und
Schimpfs das Kloſter ſelbſt mit dem Rucken anzuſehen. Der Bambergiſche Subde⸗
legierte war von der Unwarheit diſer Klage uͤberzeugt und ließ ihm die Warnung zuge⸗
hen, daß er den ſchon veranſtalteten Gewalt nicht erwarten, ſondern den Kayſerl.
Befehlen gehorſam ſeyn ſollte. Dann der Kayſ. Commendant zu Rotweil, Obriſt Piſ⸗
fing, war von den Subdelegierten ſchou erbethen den Wuͤrteub. Bevollmaͤchtigten und
dem Notarien Sturmen die huͤlfliche Haud zu Einnehmung des gedachten Pfleghofes
und dazu gehoͤrigen Urbarfen, Haiſchbuͤcher und Schriſſten zu bieten. Diſe Verwar⸗
nung hatte den erwuͤnſchten Erfolg und es zeigte ſich bey der Huldigung, daß ungeacht
des erlittenen groſſen Gewiſſen⸗Zwaugs kein einiger Cloſters⸗Unterthan der Lehre des
lautern und reinen Evangelium ungetren worden.
§. 13.
Der Abt zu Bebenhauſen machte gleichmaͤſſige Schwuͤrigkeiten, dann, als (dom
den 2. Nov. Herzog Eberhard ſeinem Vogt Johann Sebaſtian Mitſchelin zu den In⸗
habern diſes Kloſters und des Stiffts zu Tübingen zu gehen und fie zu fragen aufgab, ob
fie den Fridenſchluß ohne gebrauchende Execution vollziehen wollten, fo antwortete der
erſtere ſogleich, daß zr ſich demjenigen, was die Kayſerl. und Koͤnigliche Bevollmaͤch⸗
tigte, wie auch der Chur⸗Fuͤrſten und Stände Bottſchafftere beſchloſſen haͤtten, nicht
zu widerſetzen begehre, indem er deſſen weder befugt, noch maͤchtig fey 5 Er hoffe aber,
daß man ihn nicht uͤbereylen, ſoudern, weil er von dem Kayſer in das Kloſter einge⸗
font worden, ſo lang Geduld tragen werde, bis er zum Al weichen von daher ebenmaͤſ⸗
[3
24 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenbetg,
1648 ſigen Befehl erhalte, da er ſich getroͤſte, daß man ihm feine Bücher un anderes, was
er in das Kloſter gebracht, wie auch etwas von Wein und Fruͤchten zu Bezalung feis
ner Schulden abfolgen laſſen werde. Die Jeſuitiſche Inhaber des Stiffts zu Tuͤbtu⸗
gen entſchuldigten ſich, daß ſie von ihren Obern, nemlich Grav Gratzen von Schar⸗
fenftein zu Mainz und D. Pappius zu Coſtanz Beſcheid einholen muͤßten, indem ſie
nur Diener ſeyen, welchen nicht gebuͤren wollte etwas gewiſſes zu erklaͤren, zumahl
fie nicht glauben koͤnnten, daß der Fridegeſchloſſen ſey, weil die Feindſeligkeiten noch
fortwährten. Den 26. Nov. mußte der berühmte D. Nicola Myler nach Herrenberg,
Tuͤbiugen und Bebenhauſen reyſen die Kayſerliche Befehle und Commiſſiones den In⸗
babern der Stifſter und des Kloſters vorzulegen, den Beſiß zu ergreiffen und die Un⸗
terthanen huldigen zu laſſen. Wofernaber einer oder der andere ſich widerſpenſtig er⸗
zeigen wollte, ſo war ihm aufgegeben ihnen die in dem Fridenſchluß angedrohte Straf⸗
fen wohl einzupraͤgen. Nun hatte indeſſen der Abt zu Bebenhauſen alle ſeine Seen
ausfiſchen laſſen, eine gute Anzahl Wein und Früchten verkaufft und ſich mit ſeinen
Conventualen auf eine Zeitlang nach Rotenburg begeben, wohin er von dem Vogt zu
Tuͤbingen 3. bis 4 Fuder Weins zollfrey abfolgen zu laſſen verlangte. Weil er ſich
aber gegen dem Myler ſehr widerſpenſtig bezeugte, fo wurde ihm ſeine Bitte abge⸗
ſchlagen und, weil er der Kayſ. Subdelegirten Ankunfſt erwarten wollte, ihm bedit⸗
ten, daß alles in dem Stand gelaſſen werden muͤßte, woriun es ſich dermahlen bes
fände, Wofern er hingegen in der Guͤte dem Fridenſchluß ein Genuͤgen thun und das
Kloſter abtreten wuͤrde, fo ließ ihn der Herzog aller Milde verſichern. Er verließ
auch wuͤrklich das Kloſter und nur ein Fleckenſteiniſcher Obriſt⸗Wachtmeiſter wohn⸗
te noch kümmerlich darinn, weil der Inhaber daſſelbe au Gebaͤuden ſehr zu Grunde
gehen und zutheuerſt die eiſerne Gitter wegbrechen ließ, ſolche in ſeinen Beutel zu ver⸗
wenden. Wie er dann auch noch von feinen Uuterthanen die der Be atzung zu Stollhofen
ſchuldige Monatgelder an ı 60. fl. und fuͤr die Ohmiſche und Tupadeliſche Reuter 509. fl.
abnahm und für fich behielte, weßwegen auch diſe mit der Execution bedrohet wurden.
Der geweſene Abt begab ſich aber nur auf feinen Pfleghof zu Tübingen, weil er ſich we;
gen Bauloſigkeit nimmer im Kloſter ohne Lebens⸗ Gefahr zu bleiben getraute. Von
ſolchem Verfahren der Ordensleute, werden noch mehrere Beyſpiele folgen. Zu En⸗
de diſes Jahrs ſchickte der Herzog einen Notarius, Jacob Singer, an ihn das Kay
ferl. Originals Edict zu überbringen. Er wollte ein Reichsſtand ſeyn und gleichwohl
war er in Reichs⸗ Sachen fo unerfahren, daß er meynte, die Subdelegierte Commiſ⸗
ſarien doͤrfften Wuͤrtenbergiſche Raͤthe und Diener ſeyn, wider welche er proteſtierte.
Endlich ließ er ſich vernehmen, daß es ſich mit geiſtlichen Guͤtern nicht uͤbereylen laſſe
und, weil er an den Biſchoff von Bamberg Vorſtellungen gemacht, ſo muͤſſe er von
dorther den Beſcheid erwarten. Uebrigens bleibe er noch auf feiner Meynung, daß,
weil er von dem Kayſer eingeſetzt worden / er auch wieder ven demſelben aus dem Beſiz
geſetzt
eee fee bfebniit 0 25
geſetzt werden müßte. Weil nun hier weiter nichts fruchtbares ausgerichtet 1648
werden konnte, fo verſuchte der Notarius es bey den Stiffts⸗Inhabern zu
Tuͤbingen. Der Superior Jacobus konnte ſich aber auch zu keiner andern Antwort ent⸗
ſchlieſſen, als, daß er von ſeinen Obern Befehl erwarte, weßwegen ihm der Nota⸗
rius Bedenkzeit gab und entzwiſchen dem zu Reutlingen auf ſeinem Pfleghof befindli⸗
chen Inhaber des Kloſters Koͤnigsbronn, Wolfgang, feine Commiſſion eroͤffnete, wel⸗
cher zwar vor dem Kayſerl. und von den Commiffarien beſtetigten Reſtitutions⸗Ediet
alle gebuͤhrende Ehrfurcht bezeugte, aber vorher der Kayſerlichen Commiſſarien An⸗
kunfft erwarten wollte, indem er wichtige und ſeinen hohen Orden betreffende Auges
legenheiten entdecken, wie auch mit andern feinen Collegen ſich unterreden muͤßte.
d 1 5 F. 14.
Ich habe ſchon erwaͤhnet, was fuͤr Schwuͤrigkeiten ſich bey dem Kloſter St.
Georgen wegen der Fridensgelder hervorgethan haben. Bey demſelben hat es die Bes
ſchaffenheit, daß ſelbiges ſeine Guͤter theils in den Oeſterreichiſchen Landen, theils in
dem Herzogthum Wuͤrtenberg hat. Zur Zeit des Interims war es mit einem Catho⸗
liſchen Abt beſetzt. Nach deſſen Abſterben ereignete ſich eine zwiſpaltige Wahl, da
ſowohl ein Evangeliſcher, als auch ein Catholiſcher Abt erwaͤhlet wurde. Dew letztere
fand Beyſtand vou dem Hauß Oeſterreich und begab ſich auf ſeinen Pfleg⸗Hof zu Vil⸗
lingen, wo er die in den Oeſterreichiſchen Landen gelegene Guͤter und Einkuͤnffte benutzte,
und der Evangeliſche wurde von Herzog Chriſtoph zu Wuͤrtenberg geſchuͤtzet und be⸗
hauptete das Cloſter ſelbſt, weil die Vogtey deſſelben von den Graven und Herzogen
zu Wuͤrtenberg durch Kauff erworben war. Vermoͤg des Ferdinandiſchen Religions;
Ediets bezoge der zu Villingen reſidierende Abt das Kloſter auch wiederum und ſollte
nun das ſelbe wieder abtretten. Der Ober⸗Vogt zu Hornberg, Joh. Abraham Wolfs⸗
ſurtner, begab ſich den 6. Nov. zu diſem Inhaber, welchen er in dem Cloſter antraff.
Er bezeugte ſich damahls ganz beſcheiden und bath nur ihn mit der Zumuthung zu vers
ſchonen, daß er das ihm von Kayſerlichen Commiſſarien uͤbergebeue Kloſter ohne aus⸗
druͤckenlichen derſelben Befehl wieder hergeben ſollte. Der Herzog hatte feinen Coms
miſſarien ebenmaͤſſig die moͤglichſte Beſcheidenheit zu gebrauchen anbefohlen und mits
hin beruhete es auf Erwartung der Kayſerl. Edicte. Als aber den 4. Dec. der Cam⸗
mer⸗Nath Orth dieſelbe dem Abten vorlegte und nun mit mehrerm Ernſt die Abtret⸗
tung verlangte, ſo führte derſelbe und fein Convent Benedictiner Ordens eine ganz ans
dere Sprache und uͤbergab eine Proteſtation, woriun er ſich beklagte, daß ihm ein von
dem hoͤchſten Reichsgericht mit Urtheil zuerkandtes Kloſter wieder entzogen und dem
Herzog von Wuͤrtenberg eingeraumt werden wollte. Nun erinnere er ſich nicht allein
aus der H. Schrifft, daß man Gott mehr, als den Menſchen gehorchen muͤßte, ſon⸗
IX. Theil. D i dern
26 Geſchichte der Herzögen von Wuͤrtenberg,
1648 dern wuͤßte auch, daß es in feiner Macht nicht ſtuͤnde ohne der hoͤchſtgeiſtlichen
Obrigkeit Wiſſen und Willen zu Nachtheil der Ehre GOttes und zu verſchim⸗
pfung der Catholiſchen Religion fein Kloſter uncatholifchen und weltlichen einzurau⸗
men. Es waͤr ihm auch nicht unbekandt, daß der Papſt gar nicht darein willige. Der
Fridenſchluß ſey kein Reichsſchluß, ſondern nur ein Miſchmaſch von lautern offenba⸗
ren Nullitaͤten wider das Natur⸗ und Voͤlker⸗Recht, wie auch wider gute Sitten,
welcher von dem Paͤbſtlichen Nuncius und von vielen gewiſſenhafften Catholiſchen Chur⸗
Fuͤrſten und Staͤnden verworffen und widerſprochen worden, weil der weltlichen
Obrigkeit, ja auch dem Kanfer ſelbſt nicht zuſtuͤnde über geiſtliche Zuͤter zu gebieten und
die geiſtliche Perſonen als Fridensbrecher zu erklaͤren oder die in dern Recht der Natur
gegruͤndete Proteſtation der Geiſtlichkeit zu entkraͤfften. Diſem nach laſſe er ſich den
Fridenſchluß nicht irren, ſondern gedenke fein Recht zu behaupten bis er von dem geiſt⸗
lichen Oberhaupt der Chriſtlichen Kirche einen andern Befehl erhalte und ſeiner Pflich⸗
ten erlaſſen werde. Deßwegen wolle er von aller menſchlichen Huͤlfe verlaſſen im Na⸗
men der Jungfrauen Mariaͤ, des Ritters und Maͤrtyrers Georgen und der Stiffter
Heſſonis und Hezilonis wider ſolchen Fridenſchluß proteſtiert und ſich und ſeinem Or⸗
den alle Rechte vorbehalten haben (1). Der Wuͤrtemb. Commiſſarius wollte aber fol:
che Schrifft nicht anderſt als zu dem Ende annehmen, damit er Kloſter-Inhaber feis
ne vermeſſene Widerſetzlichkeit und unverantwortliche Ausdruͤcke nicht laäͤugnen konnte.
Weil nun keine Vorſtellungen etwas verfangen wollten, fo mußte der Commiſſarius
abermals unverrichter Sachen abreyſen. Die Kloſters-Unterthanen wurden indeffen
von dem Abt ver aſſen und von den im Quartier ligenden Soldaten bis auf das Blut
ausgeſogen, welche ſich deßwegen mit hoͤchſtem Verlangen nach ihrer Erloͤſung ſehne⸗
ten, ihren Uebergang zur Catholiſchen Religion bereueten und nebſt den Alpirſpacher
und Reichenbacher Cloſters-Unterthauen um tuͤchtige und exemplariſche Pfarrer ba⸗
then. Der Abt begab ſich herauf wieder nach Villingen in der Meyuung hier vor ders
gleichen verdruͤßlichen Beſuchungen ſicherer zu ſeyn. Und Herzog Eberharden war an
baldiger Zurucknehmung diſes Kloſters deſto mehr gelegen, als die Catholiſche bis auf
das Ende der Fridens⸗Handlungen am hefftigſten auf die Beybehaltung deſſelben und
des Priorats Reichenbach drangen. Der Cammer-Rath Orth mußte es alſo noch⸗
mals wagen einen Ritt dahin zu thun und den Abt auf beſſere Gedanken zu leiten.
Welches auch dermalen geluvge. Dann, ob er ſchon anfänglich wieder einen Aufſchub
verlangte, weil er von dem Kayſerl. und Erzherzoglichen Hof zu Juſpurg, wie auch
von dem Wiſchoff zu Coſtanz anderweite Befehle zu erwarten vorgab, indem der Bi⸗
ſchoff zu Bamberg ihm keine entſcheidende Antwort gegeben und ihm nicht beſohlen, ſon⸗
dern nur erſucht habe das Kloſter dem Herzog zu uͤberlaſſen, ſo wußte ihm doch der
Cammer⸗Rath ſolchen Zweifel zu benehmen, daß Erzherzog Ferdinand Carl ſelbſt ſei⸗
nen
(1) vid. Beyl. num. II.
— —
Eeilfter Abſchnitt. ‘ 7 2
— — mn — —
nen Beamten befohlen die Herrſchafften Blaubeuren, Achalm und Stauffen 1648
abzugeben. Das Gehorſamsgeluͤbde ſetzte freylich gebieteriſche Befehle und kei⸗
ne Bitten voraus. Der Abt wollte als ein einfaͤltiger Moͤnch behandelt ſeyn. Allein
er hatte das deutliche Fridens⸗Inſtrument und die nachdruckliche Befehle des Kayſers
und der Commiſſarien vor Augen ligen. Diſe Vorſtellung machte ihm endlich die Noth⸗
wendigkeit des Gehorſams auch gegen die Bambergiſche Erſuchſchreiben begreiflich,
daß er ſich endlich erklaͤrte nicht allein bey der Huldigung der Unterthanen keine Hinder⸗
nus in den Meeg zu legen, ſondern auch die Laͤgerbuͤcher, Rechnungen und andere
ſchreiberiſche Urkunden herauszugeben. Dann die uͤbrige die Stifftung und Rechte
des Kloſters betreffende Urkunden hatte er anderwerts verborgen und der Cammer⸗
Rath Orth bezeugte keine Begierde auch diſe abzufordern. Indeſſen machte ſich der
geweſene Abt noch die ſchmeichelhaffte Hoffilung, daß ſich die Umſtaͤnde veraͤndern und
eine gute Wuͤrtembergiſche Haußhaltung, wie er ſagte, ihm zu einem Vortheil die⸗
nen wuͤrde. Der Commiſſarius beruffte demnach die Unterthanen des Kloſters aus
denen im Herzogthum eingeſchloſſenen Doͤrfern und Hoͤfen, deren noch 197. Perſonen
waren, zur Huldigung in das Kloſter, welche fie mit Freuden ablegten und ſich den
Pfarrer zu Buchenberg M Brodbecken zu einem Seelſorger ausbathen, welcher nicht
als ein Mietling, ſondern als ein getreuer Hirte keine Muͤhe oder Gefahr ſcheuete die
ſchmachtende Seelen mit ſeiner Unterweiſung und Reichung der Sacramenten zu er⸗
quicken und auf der Bahn der Evangeliſchen Lehre zu erhalten. Zur Auſſicht im Zeit⸗
lichen gab man ihnen den Oberamtmann Wolfsfurtner zu Hornberg, welcher die bey
den Unterthanen einquartierte Soldaten in Ordnung brachte und den Wuͤrtenbergi⸗
ſchen Schuß den Unterthanen erfreulich machte, deſſen fie unter dem Abt ermanglen
mußten. 2
0 F. 18.
Ich habe ſchon gemeldt, daß der Inhaber des Kloſters Herrenalb die Beſitzueh⸗
mung deſſelben Herzog Eberharden ſehr erſchweret habe. Er hatte ſchon die frevelhaff⸗
te Vorſicht gebraucht, das er das Kloſter ſelbſten an ſeinen Gebaͤuden ſehr zu grund
richtete. Man konnte ohne Gefahr daſſelbe nimmer bewohnen, weßwegen er ſich auf
feinen Pfleg⸗Hof zu Merklingen begab. Der Herzog ließ darum ſchon den 30. Octobr.
durch feinem Vogt zu Neuenbuͤrg Joſeph Kullen ſich bey ihm erkundigen, was er zu
thun geſonnen waͤr. Er führte aber die Sprache aller andern, daß er vorher die Kay⸗
ſerliche Befehle erwarten muͤßte, weil in dem Fridens-⸗Inſtrument art. XVI. b. 5.
die ausdruͤckliche Worte ſtuͤnden: teneantur ſtatim poft promulgata Cæſarea Edicta
& factam reſiituendi notificationem reſtituere. Zu gleicher Zeit mußte der Vogt
zu Calw Philipp Ludwig Holland von dem Abt Wunibalden zu Hirſau die Abtret⸗
tung diſes Kloſters fordern. Derſelbe Bead aber ſchon vor zweyen Jahren an den
N O 2 Bo⸗
28 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 Boden See begeben und die Verwaltung des Kloſters feinem Großkeller
uͤberlaſſen. Man kan ſich demnach leicht vorſtellen, daß er ſich mit einem
erwartenden Befehl feines Vorgeſetzten entſchuldiget habe. Wegen der Klofter: Urs
kunden ſagte er, daß fie in die Reichs Stadt Weyl gefluͤchtet worden, und erſt vor
14. Tagen daſelbſt bey Einaͤſcherung diſer Stadt im Rauch aufgegangen ſeyen. Ver⸗
muthlich hatte der Abt die beſte mit ſich auf das Schluß Blumeneck genommen, wo
auch das Original von Tritheims Hirſauiſcher Chronik das Ungluͤck gehabt vom Feuer
verzehrt zu werden. Auf diſe Erklarung ſchickte der Herzog den 30. Nov. ſeinen Kirchen⸗Ka⸗
ſtens⸗Advocaten WilhelmChriſtianFabern an bemeldten Großkellern den Fridenſchluß,
die Kayſerliche Edieten und Executorial⸗Mandaten in dem Kloſter vorzulegen. Er zeigte
iom auch des Churfuͤrſten zu Maynz Schreiben wegen des Cloſters Murhard in der Hoff
nung, daß er dardurch zu einer Nachfolge vermocht werden doͤrffte. Der Greßkeller bath
ſich eine kurze Bedenkzeit aus. Als aber der Abgeordnete entzwiſchen die ſchoͤne Kirche des
Kloſters betrachtete, ſchlich ſich der Großkeller heimlich hinweg und lief mit den noch
vorhandenen Kloſters-Schrifften beladen zu dem Abt von Herrenalb nach Merklingen.
Nach ſeiner noch ſelbigen Tag erfolgten Zuruckkunfft erboth er ſich das Cloſter dem
Kayſ. Ediet gemäß zu raumen, bathe ſich aber nur 3. Tage aus feine Sachen in Rich⸗
tigkeit zu ſetzen und diſen Vorgang an die Obern ſeines Ordens gelangen zu laſſen.
Auf gethane fernere Erinnerungen verſprach er auf naͤchſtkuͤnfftigen Samſtag abzutret⸗
ten und die Huldigug der Unterthanen nicht zu hindern. Es war aber eitel Betruͤgerey.
Dann an ſtatt ſein Wort zu halten ſchickte er an den Herzog eine Proteſtation, welche
diſem ſehr empfindlich ſeyn mußte. Der Kirchen-Kaſtens⸗Advocat mußte ihm ſolche
mit eben ſolchem verdruͤßlichen Verweiß zuruckgeben. Nichts deſtoweniger bli beer da⸗
bey, daß er auch ſehen wollte, was andere ſeinesgleichen Praͤlaten thun wuͤrden und
gewann damit vollends die Zeit alles Kupfer von den Daͤchern der Kirchenthuͤrne zu
entwenden und zu verkauffen. Weil er nun ohnehin den Kirchen- und Schuldienern,
welche er zu beſolden ſchuldig war, ihren Unterhalt enzogen hatte, ſo ließ der Herzog
ſeinen noch vorhandenen Vorrath an Fruͤchten und Wein nebſt andern Einkuͤufften
mit Arreſt belegen und diſe nothleydende Leute zufriden ſtellen. Der Herrenalbiſche
Inhaber zog fein Wort ebeumaͤſſig zuruk und, ob er ſich ſchon einſten zur Abtrettung
des Kloſters und ſeiner Zugehoͤrden geneigt bezeugte, ſo wollte er doch deſſen nimmer
geſtaͤndig ſeyn, ſondern die Ankunfft der Kayſerl. Commiſſarien erwarten, weil ihm
verdaͤchtig ſchiene, daß ihm das vorgewiſſene Patent nicht von diſen ſelbſt, ſondern
von einem Wuͤrtembergiſchen Diener, Marx Imlin, vorgelegt werde. Er ſahe
den Friden nochimmer fuͤr ungewiß an und konnte nicht begreiffen, daß der Fride nicht
von allen Churs Fürften und Ständen unterſchrieben war, weßwegen er die Auf ebung
der Feindſeligkeiten nur als einen Waffenſtillſtand betrachtete, von weicher Mey⸗
nung ihn keine Vorſtellung abzubringen vermochte. Seine Unterthanen wuͤnſchten
indefs
Eüftee Abſchnitr. 29
indeſſen ſeinen Abzug ſehnlich und klagten ihn an, daß er nicht allein ihnen 1648
den Kirchenkelch, welcher von gediegenem Gold geweſen ſeyn ſoll, entwendet
und 1080. fl. Contributions Gelder für das Ohmiſche Regiment fuͤr ſich behalten,
ihuen aber alte verlohrne Poſten zu ihrer Entſchaͤdigung angewieſen habe, ſondern
auch viele Beſoldungen noch ſchuldig wäre und einige Unterthanen unſchuldiger weiſe
ihres Vermögens beraubet hätte, Dem Herzog war an diſem Abzug ſehr viel gele⸗
gen, weil die Conventualen zu Maulbronn ſich erklart hatten in Abweſenheit ihres
Praͤlaten, welcher ſich entweder zu Baden oder zu Speyr aufhielte, daß, wann
der Herrnalbiſche Inhaber Nicolaus fein Cloſter raumen wuͤrde, ſie ein gleiches thun
wellten. Nuu machte biſer zum ſchein alle Anſtalten da u, gab feinen Dienern den Ab⸗
ſchied und bathe um freyen Paſſ durch das Herzogthum. Nichts deſtoweniger erklaͤr⸗
ten ſich ſowohl der Herrnalbiſche, als auch der Hirſauiſche Inhaber, daß fie noch nicht
zu weichen geſonnen waͤren. Entzwiſchen kamen die Kayſerliche Commiſſarien zu
Stuttgard an, welche ſogleich dem Imlin einen Lieutenant zur Execution zuordneten,
unter deſſen Beyſtand und Hälfe der Reichs-Stadt Weyl der Imlin von den Brands
ſtaͤtten des Herrnalbiſchen und Bebenhaͤuſiſchen Hofes, wie anch der Hirſauiſchen
Kellerey daſelbſt wegen der darauf hafftenden Rechte Beſilz nahm und die Stadt dar⸗
uͤber eine Urkunde ertheilte. So wohl der Abt von Herrnalb, als auch der Großkel⸗
ler zu Hirſau waren wegen der heimlichen Flucht verdaͤchtig, weßwegen Imlin wegen
der noch vorhandenen Urkunden ſehr beſorgt war, aber von den Commiſſarien ſe nere
Verordnungen erwarten mußte, welche endlich auf ſich beruheten, weil ſie den 24.
Januar. des folgenden Jahrs gleichwohl ausgeliefert, den Tag hernach die Untertha⸗
neu der Pfleg Merklingen in die Huldigung genommen und die Herrnalbiſche nach
Meuenbuͤrg beruffen wurden, weil der Vogt daſelbſt den Schirm diſes Kloſters zu ber
ſorgen hatte. Auch diſe bezeugten eine auſſerordentliche Freude, und lieſſen durch eis
nen Schultheiſſen in einer Rede dem Herzog fuͤr die Entledigung aus der bisher erlit⸗
tenen Trangſal mit ruͤhrenden Ausdruͤcken danken. Weil ſie des Papſtums in 14. Jah⸗
ren unvermerkt gewohnt wurden und eine Gleichgültigkeit i in der Religion beſorgten,
fo bathen fie den Herzog nur um treue und unermuͤdete Seelſorger. Au dem nemli⸗
chen Tag wurden aber auch die Hirſauiſche Kloſters⸗Unterthanen, deren nur noch 159.
übrig waren, in Huldigungs⸗Pflicht genommen.
§. 16.
Eutzwiſchen hatte der Herzog die erſtgedachte Reichs⸗ Stadt Weyl „ nem:
lich alle geiſt⸗ und weltliche Perſonen derſelben, und den Spital , wie auch
andere ihre Diener, wie ſich der Schirmbrief ausdruͤckte, auf 8. Jahr in ſeinen
Schuß genommen, ſie bey allen 85 Freyheiten und Gerechtigkeiten, ſo fern =
m. nicht
30 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 nicht dem Fuͤrſtlichen Hauß Wuͤrtenberg zu Nachtheil gereichten, zu ſchirmen, eis
nen freyen Handel und Waudel mit den Wuͤrtembergiſchen Unterthanen zu gez
ſtatten und die Stadt wegen des Zolls bey dem Verglich von dem Jahr 1571. zu laſſen.
Dagegen die Stadt jaͤhrlich auf Martini 50. Rthlr. zu zahlen verſprach. Und weil
in, waͤhrender Kriegs-Unruhe in den Waldungen, wo dem Herzog alle forſtliche
Obrigkeit gebuͤhrte, ein und andere Unordnung eingeſchlichen war, ſo verpflichtete
fi die Stadt alle anfegende Freveln dem Hauß Wuͤrtenberg zu liefern. Sie war
diſes Schutzes dermahl ſehr benoͤthigt, weil fie, wie ſchon gemeldet worden, weni⸗
ge Zeit nach dem Fridenſchluß in einen Aſchenhaufen verwandlet worden und dennoch
auch ihren Antheil an den Schwediſchen Fridens- Geldern bezahlen ſollte. Der
Schwediſche General Duglas ruͤckte mit 14. Regimentern in den Schwaͤbiſchen
Krayß, wie ich ebenmäßig beruͤhret habe, woruͤber der Herzog ſowohl, als die
Stadt in Verlegenheit geſetzt wurde. Dann die franzoͤſiſche Armee hatte ſchon ei⸗
nen Theil des Herzogthums mit Quartieren belegt. Duglas begehrte hingegen,
daß der Herzog die Franzoſen ausſchaffen ſollte und diſe verlangten, er ſollte die
Schweden nicht einnehmen. Zu beedem war er zu unmaͤchtig und duvfte es mit
keinem Theil verderben, weil er beeder Beyſtand erwarten mußte. Nun ſollten
nach den Worten des Fridenſchluſſes die Schwediſche Kriegsvoͤlker gleichbalden nach
Auswechßlung der Ratificationen und Bezahlung des erſten Ziels der Schwediſchen
Fridends Gelder abgefuͤhrt oder abgedankt werden. (m) Beedes wurde in dem
Schwaͤbiſchen Krayß und inſonderheit in dem Herzogthum Wuͤrtenberg von den Or⸗
densleuten verhindert. Dann die Schweden wollten die Fridens-Ratification nicht
aus wechslen, bis alle diejenige, welchen etwas abzutretten oblag, dem Fridenſchluß
ein Genuͤgen gethan haͤtten. (n) Noch weniger wollten ſie einen Mann abdanken,
bis diſes geſchehen waͤr und gleichwohl konnte man von den Unterthauen wegen der
auf dem Halß habenden unerträglichen Quartiere und fortwaͤhrenden Contributio⸗
nen die Fridensgelder nicht erheben. Wie ſehr der Catholiſche Magiſtrat zu Aug⸗
ſpurg fi der Reſtitution diſer Stadt widerſetzt habe, iſt bekannt. Tauſend Raͤn⸗
ke wurden gebraucht die Execution zu hintertreiben. Der Biſchoff von Coſtauz und
fein ſubdelegierter Rath, Koͤberlin, leiſtete dem Magiſtrat allen Beyſtand und zau⸗
derte mit ber Vollziehung des Fridens in der Abſicht ſelbige gar zu vernichten. Der
Churfuͤrſt von Bayern hatte eine Beſatzung in der Stadt und legte eine Schwuͤrig⸗
keit nach der andern in den Weeg. Wider Herzog Eberhardeus, welcher feinen
Canzler Burkarden und feinen Rath, von Wöllwart, ſubdelegiert hatte, proteſtierte
der Magiſtrat und wollte dife nicht einlaſſen. Er fand an dem Kayſerlichen Hof
viele Unterſtuͤtzung, obſchon der Kayſer den Friden genau vollzogen wiſſen . Ca
g 8 lui⸗
(m) Inſtr. pac. Suec. art. XVI. 5. 9.
(n) ibid. $. 2. ö
(oh von Stetten Augſp. Thron. part. 2. c. 3. $. 131. fegq.
1
NBäfter Abſchnitt. c 2 T
Einige Catholiſche zu Muͤnſter und inſonderheit Adamj ſuchten diſe Reſtitution zu 7648
hindern, obſchon andere ein groſſes Mißfallen an demUngehorſam diſes Magiſtrats
bezeugten. Wenigſtens berichtete Varnbuͤler von Muͤnſter den 8. Dec. daß, nach⸗
dem Adamj in Ablegung des Kemptiſchen Voti dasjenige, was er als Wuͤrtenber⸗
giſcher Geſandter zuvor in dem Puncten der Amniſtie und der Religionsbeſchwerden
wegen etlicher unruhiger Kloſters⸗Juhaber und des Catholiſchen widerſetzlichen Ma⸗
giſtrats zu Augſpurg Hartnaͤckigkeit nur mit wenigem nach der Umſtaͤnde Erfor⸗
dernus berührt hatte, in Zweifel ziehen, die nichtswuͤrdige Ausfluͤchten des bemeld⸗
ten Magiſtrats rechtfertigen und dadurch ein Schreiben von den Geſandten an die⸗
ſelben verhuͤten wollte, derſelbe von den Evangeliſchen ſcharf genung gezwaget wor⸗
den. Und als Varnbuͤler eben des Adelbergiſchen Inhabers ſchaͤndliche Erklaͤrung
aus der Taſche gezogen und offeutlich abgeleſen, verabſcheuten die meiſte Catholiſche
ſolche und Adamj wußte ganz ſchamroth, weil er ſich bisher mit Unwarheiten be⸗
holfen, ſich mit nichts mehr zu entſchuldigen, als daß er die Unwiſſenheit und die
Ausflucht vor ſchuͤtzte, daß die Ordensleute ſich nur mit Worten woͤhren koͤnnten.
Er ſagte ferner, daß er auch eine Priorats⸗Pfruͤnde im Wuͤrtembergiſchen, nem⸗
lich zu Murhard, habe, aber als ein Mitburger dem gemeinen Weſen zu gutem
gern weichen wolle, hingegen als eine geiſtliche Perſon zur Abtrettung diſes Kloſters
nicht einwilligen konne. Endlich wurde fein mitbuͤrgerliches Erbiethen vollends zu
ſchand en gemacht, als ihm Varnbuͤler dreuſte unter Augen fagte, daß man ſich um
ſein Einwilligen oder Mißfallen wenig bekuͤmmere oder zu fragen habe. Dann, wann
er im Reich leben und Schuß haben wolle, ſo muͤſſe er ſich den Reichsverordnun⸗
gen und folglich auch dem Fridenſchluß unterwerfen. Um das Priorat Murhard
hab er ſich auch nicht mehr anzunehmen, weil das Kloſter auf Befehl des Churfuͤr⸗
ſten von Mainz wieder in des Herzogs von Wuͤrtenberg als rechtmaͤßigen Inhabers
Gewalt und derſelbe dem Fridenſchluß gemäß in deſſen vollkommenem Befig ſey.
Varubuͤler hatte zwar allzeit Dreuſtigkeit genug diſen Priorn nachdruͤcklich zubeaut⸗
worten. Dißmal wurde er mit einem beſondern Muth begeiſtert, weil Herzog Eber⸗
hards Bruder, Prinz Friderich, auf einige Tage ſich zu Muͤnſter aufhielt. Man
verwunderte ſich aber ſehr, daß diſer Herr die Kayſerliche Bevollmaͤchtigte ungeacht
des ſchon geſchloſſenen Fridens nicht, ſondern nur die frauzoͤſiſche Schwediſche und
andere teutſche Geſandte beſuchte. Und als er ſich bey dem Varnbuͤler das Mittags⸗
mahl einzunehmen gefallen ließ, warteten ihm die meiſte Chur⸗ und Fuͤrſtliche Ge
ſandten daſelbſten auf. i
A e n
Nun drangen die meiſte Staͤnde auf die Auswechßlung der Ratificationen, weil
fie hofften, daß fie bardurch des Quartierlaſts entledigt werden müßten An die
* | Bezah⸗
32 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1648 Bezahlung der Fridensgelder dachte aber niemand. Herzog Eberhard war eines
andern Sinnes. Dann er erinnerte die Krayß⸗Staͤnde ſehr beweglich ihre Gebuͤh⸗
ren an bemeldten Geldern zu rechter Zeit einzuliefern, welches der eigentliche Weeg
ſey, worauf man die Kriegsvoͤlker ſich von dem Halß ſchaffen koͤnnte. Auf einer ans
dern Seite beſorgte er, daß, wann diſe abgeführt oder abgedankt und die Plaͤtze und
Veſtungen von den bißherigen Beſaßungen entbloͤſſet wären, die Reſtitutienen ex
capite Amniſtiæ und gravaminum vereitelt oder wenigſteus erſchweret werden doͤrf⸗
ten, weil diſe Leute die Vollziehung des Fridens nach ihrer Entfernung nicht mehr
befördern konnten. Die Beybehaltung derſelben wurde bey ſolchen Ausſichten von
den Schweden und denjenigen, welche reſtituiert werden ſollten, für nothwendig ges
halten. Die Catholiſche hingegen betrieben die Abführung derſelben aus ganz ans
dern Abſichten. Die Ordensleute gebrauchten noch ihre bißherige Waffen wider den
Herzog, nemlich die Verleumdungen, welche wenigſtens die ohnehin fo ſchwer gemach⸗
te Abtrettung des Kloſters Maulbronn ſehr verhinderten. Dann man ſprengte nun
mehr aus, als ob der Herzog durch einen fleckenſteiniſchen Rittmeiſter unter dem
Schein eines nehmenden Quartiers ſich diſes Kloſters bemaͤchtigt hätte, welcher Be⸗
zuͤcht durch allerhand von den Mönchen erdichtete Unwarheiten vergroͤſſert und fos
wohl am franzöfifchen Hof, als auch zu Muͤnſter ausgebreitet wurde. Nun hatte
zwar ein Rittmeiſter in dem Kloſter Quartier genommen und den Thorwart, wel⸗
cher ſich ihm widerſetzte, prüglen laſſen, weßwegen der Abt die Sicherheit mit der
Flucht ſuchte. Es geſchahe aber ſolches ohne Wiſſen und Begehren des Herzogs
und noch weniger nahm er den Beſitz davon und ließ auch die Unterthanen nicht
huldigen, ſondern begehrte nur an diſen Officier wach erfahrner Quartiernehmung,
daß er die Eintreibung der Schwediſchen Fridens⸗Gelder als ein Schwediſcher Dies
ner nicht hindern wollte. Daun diſe machten ihm viele Sorgen. Er hatte ſchon
im Augſtmonat diſes Jahrs, wie ich in dem vorigen Theil gemeldet habe, die Zu⸗
flucht zu feiner Landſchafft genommen und vielerley Anſinnungen an fie gethan. Die
Summe von 126. Roͤmer⸗Monaten war freylich, inſonderheit bey damaligen Um⸗
ſtaͤnden des Herzogthums, ſehr übermäßig und die Landſchafft wurde ſehr verlegen,
daß man ihro alle Auslagen auf den Halß buͤrden wollte, ungeacht dem Herzog das
groſſe Unvermoͤgen der Unterthanen mehr als zu viel bekandt wär, und zehlte ihm
gleichſam an den Fingern her, was ſie wider ihre Schuldigkeit fuͤr ihn gethan, wel⸗
ches ſich auf 8 15 564. fl. belieffte, worunter auch die Geſaudſchafftskeſten nach Muͤn⸗
ſter und Oſuabruͤg mit 36702. fl. begriffen waren und wordurch ſie auſſer Stand
geſetzt wurden den Laſt der Schwediſchen Fridens⸗ Gelder auf ſich zu nehmen. Sie
meynte, daß der Herzog von ſeinem Cammergut dem Landtags⸗Abſchied von 1028.
gemaͤß den vierten Theil beytragen und, weil die Kloſters-Inhaber ſchwerlich mit
gutem Willen etwas geben wuͤrben, ihre Frucht⸗ Wein⸗ und Geld⸗Gefaͤlle mit 75
5 ve]
Ee.ilfter Abſchnitt. I. 33
reſt belegen, wie auch die Ehehalten, Diener, Handwerksburſche, Knecht und Maͤgd 1648
mit einer Kopſſteur beſchweren ſollte, indem diſe durch ihren Muthwillen Trotz
und Halßſtarrigkeit innerhalb 15. Jahren ihren Liedlohn noch einmahl fo hoch, als
er vorhin geweſen, geſteigert haͤtten und gleichwohl der Fride ihnen auch zuſtatten
kaͤme. Nun legte dannoch die Landſchafft diſe Schaßung auf die damahls noch nicht
abgetrettene Kloͤſter und auf die ſamtliche weltliche Aemter. Die Legſtaͤtte waren
von dem Land oberhalb der Staig Urach und fuͤr die unter der Staig die Stadt
Kircheim, da die franzöf, und Spaniſche Duplonen für 5. fl. 15. kr. die Italiaͤni⸗
ſche für 5. fl. die Ducate für 3. fl. 6. kr. und der Goldgulden a 2. fl. 4. kr. Mes
Ber Goldguͤlden zu 1. fl. 80. kr. Silberkronen für 1. ft. 48. kr. Koͤnigsthaler für
1. fl. 30. kr. und Guͤldenthaler 1. fl. 20. kr. gezahlt werden ſollten. Man ſah aber
nirgendsher eine Möglichkeit, wie die groſſe Summen durch Umlagen beygebracht
werden könnten, weil die Unterthanen guug zu thun hatten die ihnen vorhin obligen⸗
de ſehr dringende Beſchwerden abzuſtatten. Die Landſchafft verfiel demnach wieder
auf eine Geld⸗Aufnahm. Es hatten ſich damahls einige Meichßner Kaufleute mit einem
ſtarken Tuchhandel in das Herzogthum eingedrungen, welche jährlich uͤber die 1800.
Stuͤck Tuͤcher in demſelben verſchloſſen und bey ſolcher guten Loſung einen be⸗
traͤchtlichen Reichthum erwarben. Diſe wurden nun um einen Beytrag ange⸗
gangen. Herzog Eberhard war aber nicht geneigt neue Schulden zu machen, da
er ohnehin ſchon allzuſehr damit beladen war. Er hatte die Schwere diſer Laſt und
derſelben verdruͤßliche Folgen empfunden. Vielmehr wollte er ſich und ſeine Lande
davon befreyet ſehen. Weil er aber kein ander Mittel zu Abtragung der Fridens⸗
Gelder vor ſich ſahe, fo gab er endlich feinen Willen zu einer Geld⸗Aufnahm, bes
fahl aber ſeiner Landſchafft ernſtlich die Capitalien auf die verſprochene Zeit heimzu⸗
zahlen, indem er ſich vorbehielt im widrigen Fall ſelbſt Umlagen auf die Unterthanen
auszuſchreiben und die Schulden zu bezalen. Sonſten erinnerte die Landſchafft we⸗
gen der abgedankten Soldaten und herreuloſen Geſindes die noͤthige Vorſicht zu ge⸗
brauchen und meynte, daß, weil die Burgerſchafften ſich durch die wieder zuruckge⸗
kommene Fluͤchtlinge und durch zu Kriegsdienſten weggenommene junge Leute wieder
merklich verſtaͤrket hatten, dieſelbe auf damals noch gebräuchlichen Sturmſtreich zum
Straifen gebraucht, die erwiſchte Raͤuber und verdaͤchtige Perſonen ſogleich dem
naͤchſtgeſeſſeuen Amtmann geliefert und nach befindenden Umſtaͤnden geſtrafft werden,
diſen aber des Herzogs geworbene 180. Mann beyſtehen ſollten. Herzog Eberhard
dachte anderſt und wollte der Burger und Bauren ſchonen, damit diſe die veroͤdete
Güter wieder anbauen und den fo noͤthigen Feldbau ſchleunig in neuen Gang bringen
möchten, weßwegen er ſich entſchloß die Anzahl feiner geworbenen Leute zu vermeh⸗
ren und ſolche bin und her in die Städte zu verlegen. Ingleichem bathe die Land⸗
ſchafft die Vorſehung zu thun, daß der Praͤlatenſtand als der zweyte Landſtand bey
IX. Theil. E den
34 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1648 den Manns ⸗Kloͤſtern wieder vermoͤg des Landtag⸗Abſchieds von 1565. erfektund
uͤble Nachreden bey dem Gegentheil zu ver huͤten, fo bald bey der Vollziehung des Fri⸗
dens ein Catholiſcher Inhaber abgetrieben worden, als gleich ein Evangeliſcher da⸗
gegen aufgeſtellet und der Beſitz wuͤrklich behauptet würde, wobey jet er Praͤlat feine
habende Special⸗Superiutendenten⸗Stelle noch eine zeitlang beybehalten müßte, bis
diſe mit tauglichen Leuten erſetzt werden koͤnnten. e la
1649 4 $. 18. 4 did e
Unter diſen Reſtitutions⸗Geſchaͤfften und auf allen Seiten verwirrten Aus⸗
ſichten endigte ſich diſes 164 ö8ſte Jahr und ein eben ſo verwirrtes tratt dagegen ein.
Die Ordensleute und die Franzoſen waren die Haupt e Perfonen dabey. Dann es
berichtete der Wuͤrtenbergiſche Agent am Franzoͤſiſchen Hof, Gueſont, daß der
Abt zu Adelberg, Georg Schoͤnheinz, noch immer wider ſeine Austreibung prote⸗
ſtiere und ſich mit den unverſchaͤmteſten Unwarheiten an die Franzöfifche Generals
wende. Ohne Zweifel diente ihm der Vorgang des Abts Bernardins zu Mauleronn
zur Folge. Diſer hatte aber den Churfuͤrſten zu Trier zu einem Beyſtand, welcher
noch immer hoffte durch den Beyſtand der Kron Frankreich diſes ſchoͤne Kloſter dem
Herzog zu entziehen. Sie mußte diſem Churfuͤrſten nachſehen und einige Gefätlige
keiten erzeigen, ungeacht fie ganz andere Abſicht n fuͤhrte. Dann, als der Schwedi⸗
ſche Geſandte an diſem Hof uͤbernahm die noͤthige Vorſtellungen zu thun, daß ſich
die Inhaber der Wuͤrtenbergiſchen Kloͤſter den Fridensſchluß zu befolgen darum
verweigerten, weil ſie diſer Hof in ſeinen Schuß genommen habe, ſo antworteten
die Franzoͤſiſche Staats » Rathe, daß fie die Vollziehung des Fridens und die Ahr
trettung der Kloͤſter an den Herzog gar wohl geſchehen laſſen könnten und fie ſolche
befördern wollten, wie dann die Franzöoͤſiſche ſowohl, als die Kayſerliche und Schwe⸗
diſche Ratiſicationen ſchon zu Muͤnſter waren und kein Auffenthalt weder an der Aus⸗
wechßlung derſelben, noch an der Abfuͤhrung der Volker verſpuͤrt werden ſollte. Es
mochte aber wohl zu diſer Erklaͤrung vieles beygetragen haben, daß der Schwediſche
Bevollmaͤchtigte zu verſtehen gab, als ob feine Königin die auf den Beinen habende
Voͤlker vor der Reſtitution nicht abdanken könnte und folglich genoͤthigt wär auf der
Fortwaͤhrung der Franzoͤſiſchen Subſibsien⸗Gelder zu beharren. Die innerliche Uns
eiuigkeiten zwiſchen dem König und dem Parlament geſtatteten aber nicht daſſelbe
Reich mit Subfid ien zu beſchweren, zumahl es noch mit der Kron Sponien im Krieg
verfangen war. Auf diſe Erklarung verhoffte Herzog Eberhard feine Veſtung Hohen⸗
Twiel wieder in ſeine Hände zu bekommen und trug feinem obbemeldten Agenten
auf eine Ordre au den General-Lieutenant von Erlach auszuwuͤrken, damit diſer
dem Obriſt Widerholden, welcher damals noch in der Verbindlichkeit pe hä
ö — jenera
—
ilfter Abſch mier. ii 35
General ſtund, en Befehl ertheilen möchte diſe Veſtung dem Herzog wieder einzu⸗ 1649
raumen. Bey der damaligen Verwirrung in Frankreich war aber nichts zu erhal ?
ten. Der Herzog vermeynte zwar dennoch bey dem Vicomte Turenne feine Abſich⸗
ten zu erreichen: diſer ſchlug ſich aber unvermuthet auf die Parthey des Parlaments,
welches die Folge hatte, daß ein Theil der unter feinetn Commando ſtehenden Regi⸗
menter zu dem General von Erlach uͤbergiengen, welcher dieſelbe wider den Inhalt
des Fridenſchluſſes in die Schwaͤbiſche Krayß⸗ Lande verlegen wollte. Dem Her⸗
zogthum Wuͤrtenberg waren 4. Regimenter Cavallerie und ein Infauterie⸗Regiment
zugedacht, deren Aufnahme der Herzog ſich aͤuſſerſt widerſetzte. Der von Erlach
wurde daruͤber ſehr aufgebracht und drohete demſelben ihn bey ſeinem Hof zu verun⸗
glimpfen. Zu allem Gluͤck hatte man diſer Truppen wider die Spanier nöthig,
daß ſie uͤber den Rhein zuruck gehen und ſich entfernen mußten. Des Tu⸗
renne Schritt geſchahe zur Unzeit, als eben ein Verglich zwiſchen der Königin und
dem Parlament errichtet wurde. Er ſtund nun in der groͤſten Ungnade und man
war ſehr unzufrieden, daß diſer General dem Herzog noch vor Auswechßlung der
Matificationen die beede Veſtungen zu Tübingen und Hehdenheim übergeben hatte,
welches die Zuruckgabe der Veſtungen Twiel und Schorndorf jetzo deſto mehr erſchwe⸗
rete. Der Gueſont warnete deßwegen den Herzog ſehr behutſam zu gehen, zumahl
dem General Erlach aufgetragen wurde nebſt dem Vautorte, welcher dem Herzog
auch nicht guͤnſtig war, den Nuͤrnbergiſchen Executions⸗Tractaten beyzuwohnen.
Diſes wurde aber nachgehends abgeaͤndert und weil der Erlach bey der Armee blei⸗
ben mußte, der dem Herzog geneigtere Avancourt darzu auserſehen. Eutzwiſchen
begieng der Franzoͤfiſche Commendant zu Pforzheim La Noue die aͤrgſte Ausſchweif⸗
fungen, indem er mit ſtreiffenden Rotten in das Herzogthum einfiel, Menſchen
und Vieh wegfuͤhrte und unter dem Vorwand Contributionen erzwang „ weil der
Herzog die Turenniſche noch übrige Truppen verpfleget hätte, woraus er folgerte, daß
man ihm ſolches ebenmaͤſſig ſchuldig wär, Nun zog Turenne feine Volker zuſamen
des Vorhabens nach Frankreich zuruckzugehen und die Armee des Parlaments zu ver⸗
ſtaͤrken. Diſes zu unterbrechen ſuchte der General Erlach alle feine Truppen eben⸗
maͤſſig zuſamenzuziehen und verlangte von dem Widerholden von der Beſatzung zu
Hohen > Twiel auch einige Mannſchafft, welches diſer Commeudant unter der Ent⸗
ſchuldigung abſchlug, weil er an den Unruhen in Frankreich keinen Antheil nehmen
koͤnnte. Wofern er aber diſe Veſtung an den Herzog abtretten wollte, fo erboth er
ſich einen Theil der Beſatzung abzudanken, da er diejenige „welche in Kriegsdienſten
bleiben wollten, in ſeine Dienſte nehmen könnte.
+ e
. 1 4
„ F. 19.
36 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— —
N
1
1649 58 5 OBER,
Entzwiſchen kamen die ſubdelegierte Kayſerl. Commiſſarien zu Stuttgard au.
Die Bambergiſche waren Peter Jacobj, Obriſter und Johann Georg Hofer von
Lobenſtein und die Brandenburgiſche Johann Chriſtoph Goͤtzendoͤrfer, Lehen⸗Propſt
und Johann Chriſtoph Bühler, der Rechten Lehrer. Nach genugfam eingenomme⸗
ner Information erforderten fie vier Notarien und lieſſen ihnen den 22. Januarij
durch den letzternannten ſubdelegierten Buͤhler vor tragen, Sie haͤtten zwar ver⸗
5 hofft, es wuͤrden alle diejenige Kloͤſter, Propſteyen und Stiffter, welche krafft
„ des getroffenen Fridenſchluſſes dem Durchleuchtigſten, hochgebornen Fuͤrſten und
„ Herrn, Eberharden Herzogen zu Wuͤrtenberg wieder attribujert und zugeeignet
5 worden, auch in erwehntem Fridenſchluß namentlich benahmßte von den bißheri⸗
„ gen geweſenen Herrn Praͤlaten, Proͤpſten, Conventualn und Inhabern mit allen
5 Zugehoͤrden, Rechten und Gerechtigkeiten, wie auch Auslieferung der darzu gehöoͤ⸗
„ rigen und zeither in Handen gehabter brieflichen Urkunden, reſtituiert, abgetretten
„ und alſo hochgedachts Herrn Herzogen zu Wuͤrtenberg Fuͤrſtl. Gnaden nunmehr
„ dergeſtalten in vorigen Stand gefeät ſeyn, daß man keiner fernern Execution von⸗
5 noͤthen gehabt haben würde. Es haͤtten aber fie zu diſem Ende von Herrn Bis
„ [hoff Melchior Otten zu Bamberg und Herrn Marggran Chriſtian von Branden⸗
„ burg ſubdelegierte Kayſerliche Commiſſarien bey ihrer Ankunfft von bemeldten Herrn
„ Herzogs Fuͤrſtl. Gn. vernommen und aus etlichen eingekommenen Schreiben ers
3 ſehen, daß ſich noch etliche opiniatrieren und nicht allein die guͤetliche Abtrettung
„ zu verweigern gedenken, ſondern auch ungeziemend ⸗aͤrger⸗ und hochſtraͤff?;
„liche Reden und Schrifften von ſich zu geben ſich ohne Scheu geluͤſten laſſen, das
y hero krafft hoͤchſtgedachter Kayſerl. Commiſſion ſie wohlbefuͤgte Urſach haͤtten mit
y der in dem Fridenſchluß einverleibter Poͤn fractæ pacis ohne einige fernere Erin⸗
5 nerung zu verfahren. Damit aber um fo weniger ſich jemand einer Uebereylung
„ u mit Fueg beſchweren moͤchte, als wolten fie Kayſerliche ſubdelegierte Commiſſa⸗
„ urien im Namen ihrer Principalen fie gegenwärtige vier Notarien hiemit requi-
„ riert, zumahlen mit Auflegung Gold und Silbers gebuͤrend gedungen haben, es
„ wollte jeder diejenige ihm zugeſtellte monitoria, wie auch die inſonderheit einge⸗
y haͤndigte fuͤrſtliche Biſchoͤfliche Bambergiſche Special- und Privat- Erinnerungen
und Handſchreiben den ihnen ernannten Inhabern obberuͤhrter Kloͤſter, Prop⸗
„ ſteyen und Stiffter nicht allein gebuͤrend in Gegenwart ihrer Zeugen verkuͤnden
„ und zur Hand ſtellen, ſondern auch auf unverhofften Waigerungsfall die jedem
„ zugeſtellte mandatata executorialia (p) und an jeder Orten Obrigkeiten und Com⸗
men⸗
*
*
*
— —
—
—
22
(p) vid. Beyl. num. 12.
*
Eilfter Abſchnitt. b 32
—
„ mendanten lautende und mitgegebene Erſuechſchreiben überliefern und das 1649
Y bey allerſeits verrichten, was die Notdurfft in einem und anderm erheiſchen
„ wuͤrde, zumahlen über den ganzen Verlauff ein oder mehr offene glaubwuͤrdige
v laſtrumenta verfertigen um ihrer ſich bey ihren Principalen zu bedienen.
170 | 0 H. 20.
; Auf diſe Handlung wurde den 24. Januarij Nicola Myler,
Regierungs⸗
Nath und des kleinen Landſchafftlichen Ausſchuſſes Mitglied mit Hanns Marx
Hillern, Regierungs⸗Raths⸗Secretarien und dem Notarien Jacob Singern nach
Tubingen, Herrenberg und Pfullingen abgeordnet. Diſer letztere machte den An⸗
fang ſeiner Verrichtung bey dem Wuͤrtenbergiſchen Commendauten zu Tuͤbingen
Obriſt Ogier Fuchſea, welchem er der Kayſerl. Commiſſarien Executorial- Man-
dat, der ſubdelegierten Vollmacht und feine Inſtruction vorlegte mit Begehren ihm
auf allen Fall huͤlfliche Hand zu leiſten. Folgenden Tags begab er ſich in den Be⸗
beuhaͤuſiſchen Hof zu den beeden Praͤlaten von Bebeuhauſen und Koͤnigsbronn und
zwar zu jedem beſonders, welche beede eine Befremdung bezeugten, daß die Commiſ⸗
ſarien einen ſo weiten Weeg ſollen gemacht haben und ſchon neun Tage zu Stuttgard
ſeyn, ſie aber von ihnen gleichwohl nicht vorgeladen worden, worauf ſie gleichwohl
gewartet haͤtten. Der Bebenhaͤuſiſche Inhaber verwunderte ſich ſehr, daß ſein Schrei⸗
ben an den Biſchoff nicht in Betracht gezogen worden, ungeacht er ſolche Einwendun⸗
gen wider die Execution gemacht, welche alle Achtung verdient haͤtten. Zwar woll⸗
ten beede Aebte den Friden nicht brechen, hofften aber, daß man fie nicht mit Ges
walt ausſtoſſen wurde. Der Notarius ſchlug ihnen ſolches ab und bedeutete ihnen,
daß ſie noch an ſelbigem Tag und zwar laͤngſtens in einer Stunde Friſt ihr Kloſter,
den Pfleghof und alle dahin gehoͤrige Habſeligkeiten, Schrifften, Buͤcher und Re⸗
gifter abtretzen ſollten. Nun eutſchuldigten fie fi zwar, daß die Schrifften anders⸗
wohin gefluͤchtet worden: der Notarius war aber damit noch nicht zufriden, ſondern
warnete den Bebenhaͤuſiſchen Inhaber fuͤr Schimpf und Spott. Weil nun auch di⸗
ſes bey beeden Ordens⸗Maͤnnern nichts verfangen wollte, ſo begab ſich der Obriſt
Fuchs mit 14. Mu quetierern in den Bebenhaͤuſiſchen Pfleghof. Der geweſene Abt
benachrichtigte ſogleich den Franzoͤſiſchen General Tracy, welcher noch zu Tübingen
im Quartier lag, von diſem Vorgang, welcher dem Obriſt Fuchſen ſogleich die Ordre
ertheilte ſich mit feiner Mannſchafft ſchleunig auf das Schloß zuruckzuziehen. D. My⸗
ler hatte aber indeſſen diſen Hof ſchon in Beſitz genommen und an ſtatt der abgegan⸗
genen Muſquetier eine Burger⸗ Wacht darein geſtellt, welcher der Ex-Praͤlat mit
Pruͤgeln zu drohen die Verwegenheit hatte. Dann er verlieſſe ſich noch auf den
Franzoͤſiſchen Schutz. Turenne und Tracy nahmen es wuͤrklich ſehr hoch auf, daß
5 E 3 f f ber
28 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1649 der Obriſt Fuchs ohne ihre Begruͤſſung und erwartende Ordre feine Solda⸗
ten zur Execution gegeben und ſich ſelbſt gebrauchen laſſen, ſo, daß diſe Sa⸗
che ſchiene weitſchuͤchtig zu werden. Sie wurde aber doch kurch die Klugheit des Ober⸗
Vogts zu Tübingen, Morizen von Croneck, guͤtlich beygelegt. Nach diſer Verrich⸗
tung gieng der Notarius in die Propſtey, welche noch mit Jeſuiten befeßt war. Nach
der bey ihnen abgelegten Commiſſion beſchwehrte ſich der . Jacob Theba, Superior,
daß man ihn nicht citiert haͤtte, welches den Kayſerl. Subdelegierten zu ſchwerer Vers
antwortung gereichen doͤrffte, indem fie Juhaber des Stiffts ſolches am Kayſerl. Hof
klagend anbringen wuͤrden, wann man anderſt mit ihnen verfahren und fie nicht ver⸗
hoͤren wollte, in welchem Fall auch diejenige, welche noch nicht gebohren waͤren, di⸗
fen Handel entgelten müßten. Wollte man Gewalt brauchen, fo müßten fie es ge⸗
ſchehen laſſen. Der Notarius lieſſe ſich aber nicht weiter ein, als daß er fie vers
ſicherte, daß, wofern fie dem Fridenſchluß die ſchuldige Geuuͤge thaͤten, kein Gewalt
gebraucht werden konnte. Diſes hatte die erwünſchte Wuͤrkung, daß fie verſpra⸗
chen Abends um 4. Uhr die Propſtey zu raumen. Gleichwohl eutſchuldigten fie ſich
hernach, als ſich der Notarius um diſe Stunde bey ihnen anmeldete, daß die Gene⸗
rale Turenne, Trach und Pachache ihnen befohlen haͤtten heute noch und bis mor⸗
gen um 10. Uhr dazubleiben, da indeſſen D. Myler des folgenden Morgens die Un⸗
terthauen des Bebenhaͤuſer Kloſters-Amts in Huldigungs⸗ Pflicht aufnahm. End⸗
lich reyßten die beede Er⸗Praͤlaten von Bebenhauſen und Koͤnigsbronn um 12. Uhr
mit den Propſtey Juhabern nach Rotenburg und der Notarius forderte ihnen die
Schluͤſſel ab, welche fie auch nebft etlichen wenigen zur Kloſter⸗Oconomie dienenden
Büchern gutwillig uͤberlieſſen. Drey Schluͤſſel hingegen zur Stiffts⸗ Kirche, zur
Sacriſtey und zu einem daſelbſt befindlichen Kaſten nahm des Generals Tracy Caplau
zu ſich und uͤberbrachte ſolche dem Meßner. Als nun D. Myler mittags nach Tuͤ⸗
bingen zuruckkam und der Notarius ſich mit Verzeichnung der hinterlaſſenen Schriffe -
ten beſchäfftigte, begab ſich erſterer mit D. Ulrich Pregizern, Lehrern der Theologie
und damaligem Rectorn der Hohen-Schul, mit Johann Ruͤmelin, der Rechten
Lehrern und Hofgerichts-VBeyſitern und Joh. Wilhelm Moſern, Geiſtlichen Ver⸗
walter und Syndicus der Univerſitaͤt in die Propſtey, nahm davon Beſißz,
und übergab fie; hinwiederum im Namen des Herzogs dem Rectorn nebſt
den Schluͤſſeln zur Kirche, deren Aufſicht einſtweilen dem gedachten Syndicus auf
getragen wurde. Worauff der Rector nebſt einem Gluͤckwunſch zu wiedererlangtem
Befiß der Uuiverſitaͤt dieſelbe zu des Herzogs Schutz und Gnade empfahl und D. Mo⸗
ler fie der letztern verſicherte. Obwohl nun ſolchemnach mit aller moͤglichen Gelin⸗
digkeit gegen diſen Ordensleuten verfahren wurde, jo waren fie doch fo unverſchaͤmt
die Lügen auszuſprengen, als ob ſie unbeſcheiden behandlet, ihre Sachen zum Feu⸗
—ſter hinaus geworfen, die Aebte tyranniſch aus dem Hauß geſtoſſen und ihnen nicht
| eins
Eilfter Abſchnitt. = 5 35
En a —. ———.—... 8
7
ee
einmal Zeit und Platz zu Bewerbung einer andern Wohnung gelaffen 1649
worden ſey. Dann als der Tracy deßwegen eine Unterſuchung anſtellte,
ergab ſich, daß ſich nicht allein die Beamte, fondern auch die Stadt⸗Quartiermei⸗
ſter ſorgfaͤltig um ein bequemes Hauß beworben, denen Ordeus-Perſouen aber kei⸗
nes beliebig geweſen und daß ihnen mit aller Höflichkeit begegnet worden. Solchem⸗
nach begab ſich D. Myler und der Notarius nach Reutlingen auch bey der Ex-Aeb⸗
tiſſin des Kloſters Pfullingen, einer Graͤvin von Zollern, welche ſich mit ihren Con:
vent⸗Schweſtern in dem Marchthaler Hof aufhielte, die Abtrettung ihres Kloſters
zu verlangen und die ihm mit gegebene Schreiben zu uͤbergeben. In diſer Namen
antwortete der Pater Beichtiger, daß die Aebtiſſin und Convent⸗Schweſtern dem
Fridensſchluß und Kayſerl,. Befehlen gehorſamen wollten, weßwegen die Commiſſa⸗
rien mit Beſitzuehmung des Kooſters und Huldigung der Uuterthanen ohne ihre Hin⸗
derung fuͤrgehen koͤnnten. Die Urkunden und Lagerbuͤcher haͤtten ſie gefluͤchtet, er⸗
boͤthen ſich aber e ſobald möglich herbey zu bringen. Solcher Vereitwilligkeit
zufolge nahm D. Myler und der Secretarius Hiller den 29. Januaxij das⸗Kloſter
Pfullingen ſellſt in Beſitz und die Unterthanen in Hulbigungs⸗ Pflichten und der
Notartus reyßte nach Pi ullendorf den Koͤuigsbronniſchen Pfleghof einzunehmen. Dis
ſer war aber durch die Franzoſen und Nußbaumiſche Reuter faſt gar zu grund ge⸗
richtet und aller Schloͤſſer, Rigel, Band und Schluͤſſel beraubet. Der Salmaus⸗
weiliſche Amtmann Kraͤtzborn, welcher ſich den Ruhm eines wahren gelehrten und
ehrlichen Mannes erworben hatte, bewohnte ſelbigen unverſchloſſen um ſolchen vor
feruerm Untergang zu retten, weil nunmehr eine Schwediſche Beſatzung in der Stadt
lag. Diſer wurde auch ſogleich, weil er zum abtretten fo bereitwillig war und in An⸗
ſehung ſeiner Ehrlichkeit, in Wuͤrtenbergiſche Pflicht ungeacht ſeiner Religion anges
nommen. Weil aber diſe ganze Gegend ſehr durch das Ungluͤck des Krieges verheeret
war, ſo fiel es ſchwer den Pfarrer diſer 1 s a Fa an und das Mat dent
vor den Wehen aue au fügen, Ir TB
11
g. 21.
. war nur noch das Kofler Maulbronn uͤ übrig und die Schriften von 1
gen e noch zuruckgegeben werden ſollten. Wegen der letztern ſchickten
die Commiſſarien den Notarins Sturmen an die Aehte zu St. Georgen und Alpir⸗
ſpach und der Herzog gab ihm feinen Amtmann zu Horulerg zu einem Gehuͤlſen. Bey
erſterm war diſe Bemuͤhung vergeblich. Dann der Abı von St. Georgen befand ſich
zu Villingen und glaubte dem Fri ensſchluß genug gethan zu haben, daß er diejenige
Guͤter, welche unter Würtenb. Schutz und Obrigkeit gelegen, nel fi dem Klofter abs
BR hätte. Die darzu gehörige Urkunden glausse er noch nicht raͤthlich zu ſeyn \
; aus⸗
40 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— — ↄVl— — — — — ——
1649 auszuliefern. Dann er fagte, daß es mit dem Friden noch ein gefaͤhrli h
5 Ausſehen habe. Nun erſuchte zwar der Amtmann zu Hornberg den Bayri⸗
ſchen Commeudanten um Beyſtand. Diſer aber ſowohl, als die Stadt » Obrigkeit
ſchlugen ihm ſolchen ab, zumahl die Burgerſchafft über diſer Commiſſion ſehr ſchwuͤ⸗
rig war und die Abgeordnete ſtunden in Gefahr, daß ihnen die Haͤlſe gebrochen
werben doͤrfften. Der Praͤlat zu Alpirſpach ließ ſich hingegen unter vielen Prote⸗
ſtationen und vergeblichen Verwarungen, welche in dem Fridenſchluß als unkraͤfftig
und nichtswuͤrdig erklaͤrt waren, dahin vermögen fine Pfleghoͤfe zu Rotweil und zu
Haigerloch den 1. Febr. abzutretten. So ſchwer es ſchiene ſich des Kloſters Maul⸗
bronn bemaͤchtigen zu konnen, weil der Churfuͤrſt zu Trier noch immer feine Anſprach
behaupten wollte: fo leicht wurde nunmehr die Beſitzuehmung veranſtaltet. Daun
als der Herzog den 28. Nov. vorigen Jahrs ſchon ſeinen Rath Marx Imlin und den
bißherigen Kloſters-Aufſeher Bartholomäus Marchthalern in das Klofier ſchickte
die Abtrettung zu verlangen, ſo traffen fie den Inhaber, welcher zugleich Praͤlat zu
Peris war, nicht in dem Kloſter an, ſondern ſie mußten nur ihren Auſtrag den hin⸗
terlaſſenen beeden Conventualen, nemlich dem Priorn Johann Schaͤfern und dem
Klofterprediger und Organiſten Auguſtin Hammern eroͤffnen, welche aber verſpra⸗
chen ihre Commiſſion an den erſt vor 3. Tagen nach Colmar entwichenen Abten zu
berichten. Diſe beede Ordensleute meynten damaln, der Herzog ſollte ſich bey dem
Churfuͤrſten von Trier verwenden, weil zu vermuthen waͤr, daß derſelbe eben ſowohl,
als der Churfuͤrſt von Mapnz wegen Murhard, an fie wegen ihres Kloſters Befehl
zum reſtituieren geben dörffte. Auſtatt deſſen lief ein Chur⸗Trieriſcher Befehl am
die Unterthanen ein, daß fie dem Wuͤrtenbergiſchen Schirmsvogt in keinem Stuͤck
gehorchen ſollten. Der Abt entfernete ſich fo gar nach Baden in der Schweiß um
vor dergleichen Anmuthungen deſto ſicherer zu ſeyn, und man konnte nicht erfahren,
ob er feinen Conventualn einen Verhaltungs⸗ Befehl zugeſchickt habe. Als aber den
12. Jauuar. diſes Jahrs der Notarius Johann Jacob Sparr denſelben die Execu⸗
tions Patenten zuſtellte, fo erklärte ſich der Ordensmaun Hammer allen Gehorſam
zu leiſten und bath nur um eine Weeg⸗Zehrung, damit er wieder in fein gehörig
Kloſter Salmansweil kommen koͤnnte. Der Prior Schaͤfer hatte ſich damals auch
aus dem Staub gemacht und der Fuͤrſtliche Abgeordnete glaubte nun, daß der P.
Hammer die Vollmacht habe das Kloſter abzutretten. Diſe aber ermangelte und
der Hammer geſtunde jetzt, daß er nur ein Gaſt zu Maulbronn ſey und aus Be⸗
fehl feiner Obern ſich wider feinen Willen daſelbſt aufhalte, wo er den Befehl vou dem
Kloſter Salmausweil habe die Ankunfft der Kayſerlichen Commiſſarien zu erwarten
ohne ſich mit etwas ſchrifftlichem rechtfertigen zu konnen, wie er dann auch nur durch
einen Mitbruder aus dem Kloſter Salmansweil den mundlichen Befehl zu haben vor⸗
gab fo gar vor den Commiſſarien nicht zu erſcheinen. Die Unterthanen giengen 3
er
4
—
Eilfter Abſchnitt. D 4¹
diſer Zerruͤttung faſt zu grund und ſeuffzeten nach der Aufnahm in die Huldi⸗ 1649
gung gegen ihrem Landesfuͤrſten. Man mußte aber beſorgen, daß entwe⸗
der die Spaniſche Beſatzung zu Frankenthal, oder die franzoͤſiſche zu Philippsburg
ſolche hindern doͤrfte. Endlich ſchickten den 28. Januarii die Kayſerliche Subdele⸗
gierte den bemeldten Ober⸗Rath Imlin, einen Lieutenant Binder, und den Nota⸗
rius, Gregorius Tafinger von Ravenſpurg, von dem Kloſter Beſitz zu nehmen, weil
es nunmehr fuͤr eingeraumt und verlaſſen erklaͤrt war. Der Organiſt Hammer hat⸗
te nun ſeinem Auftrag ein Genuͤge gethan und die Ankunft der Commiſſarien erwar⸗
tet. Mithin verließ er den 28. Januarii das Kloſter, jedoch unter der Proteſta⸗
tion, daß er es nicht mit freyem Willen, ſondern dem Fridensſchluß zu gehorchen
einraume. Vorhin haͤtte der Herzog ihm eine Wegzehrung reichen laſſen. Nun
aber wurde ihm beditten, daß, weil die Moͤnchen bisher ſo halsſtarrig geweſen und
dem Herzog ſo groſſe Unkoſten mit Beruffung auf die Kayſerl. Commiſſarien verur⸗
ſacht haͤtten, man ihm nichts ſchuldig waͤre, zumahl ſein geweſener Praͤlat etliche
tauſend Gulden, welche ihm nimmer gebuͤhrt haͤtten, fortgeſchleppt habe. Den fol⸗
genden Tag wurde von dem Imlin und Lieutenaut Conrad Binder die Huldigung un⸗
ter beweglich und freudiger Zuſauchzung von den Kloſters⸗Unterthanen aufgenommen
und nach deren Vollziehung vermittelſt Einſtimmung der Orgel und eines Lobgeſangs
von dem Pfarrer zu Duͤrmenz M. Johann Becken eine Rede in der Kirch gehalten
und gleich darauf wurde mit dem Herrenalbiſchen Pfleghof zu Dertingen gleichmaͤſ⸗
ſig verfahren. Weil aber das Kloſter auch einen Pfleghof zu Speyr hatte und man
eine Widerſetzlichkeit des Churfuͤrſten von Trier, als zugleich Biſchoffs zu Spehr vers
muthete, fo wurde noͤthig erachtet, daß einer von den Subdelegierten Commiſſarien
fi in Perſon dahin begeben ſollte. Die Wahl fiel auf den Brandenburg⸗Auſpa⸗
chiſchen Geh. Rath Buͤhlern, welcher nebſt dem Imlin Beſitz von diſem Maul⸗
bronniſchen Hof nehmen mußte. Diſer übergab auch dem Imlin in Gegenwart eis
nes Notarien und feiner Zeugen ſolchen Hof und entſetzte den auweſenden bißherigen
Maulbronniſchen Keller, Valentin Kiefern, des Hofs und ſeines Amts mit dem
Verboth, daß er ſich unter Bedrohung der auf den Fridensbruch geſezten Strafe
deſſelben nimmer annehmen ſollte. Zwar entſchuldigte ſich derſelbe, daß er nimmer
in des Abten zu Maulbronn, ſondern in Trieriſchen Dienſten ſtuͤnde und von diſes
Churfuͤrſten Rath und Biſchoͤfflichen Speyriſchen Canzler D. Jacob Bindern den
Befehl einholen müßte. Allein derſelbe wollte auch nimmer in Trieriſchen Dienſten
ſtehen und niemand im Namen des Biſchoffs diſer Beſitznehmung beywohnen. Der
gedachte Keller verſprach alſo bey ſolchen Umſtaͤnden mit gegebner Handtreu, weil er
ſich dem Fridenſchluß nicht widerſetzen könnte, demſelben nichts zuwider zu handlen.
Weil nun die Beſitznehmung erfolgte, ſo wurde die ganze Gemeinde des Dorfs Luß⸗
heim zur Huldigung aufgefordert und von dem ſubdelegierten Buͤhler derſelben vorge⸗
IX. Theil. . tragen,
42 iR Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1649 tragen, daß der bißherige Abt zu Maulbronn fein Kloſter verlaſſen habe
und ausgetretten ſey. Da nun der Fridenſchluß ſolches mit allen deſſen Zus:
gehoͤrden dem Herzog von Wuͤrtenberg wieder einraume, fo wuͤrde auch die Gemein⸗
de ihrer Pflicht gegen dem Praͤlaten von ihnen Commiſſarien im Namen des Kay⸗
ſers erlaſſen und hingegen zum Gehorſam gegen ihrem angebohrnen Landesfuͤrſten
angewieſen, zu welchem fie ſich auch ſchuldig erkennte und dem Regierungs⸗Rath
Imlin in deſſen Namen den Huldigungs⸗Eyd ablegte. | Still
$. 22.
Der Herzog eylete alſo mit ſeiner Reſtitution, weil der beſtimmte Termin
zu Ende lief und man der Auswechßlung der Ratificationen täglich entgegen ſahe.
Weil er aber befoͤrchtete, daß einige Stuͤcke unter der Menge der ihm gehoͤrigen und
entzogenen Güter und Gefälle uͤbergangen werden moͤchten, fo ließ er ſich nicht allein
ein Atteſtat von den Subdelegierten ertheilen, daß er vor ihrer Ankunft in einige
Güter reſtituiert und durch ſie wieder in die noch uͤbrige entzogene eingeſetzet worden,
deren Beſitz ſie beſtetigten, ſondern ſie gaben ihm auch den Gewalt, wofern auf den
unverhofften Fall ſich noch ein oder anders noch nicht reſtituiertes Zugehoͤrungs⸗ Stuck
befinden ſollte, oder die Urkunden, Lagerbuͤcher 2& noch gar nicht, oder nicht voͤl⸗
lig zuruckgegeben waͤren, ſolche noch abgehende Stuͤcke ſelbſt beyzubringen und zu
ergreiffen. Weil das Hauß Wuͤrtemberg nicht nur ex Jare Amniltiæ, ſondern auch
gravaminum ſollte reſtituiert werden und Life letztere mehrere Krafft und Wuͤrkung
hatte, ſo wurde auch diſes Atteſtat vorzuͤglich dahin eingerichtet, daß der Herzog und
ſeine Nachkommen in ruhigem Beſitz alles desjenigen bleiben ſoll, was diſes Fuͤrſt⸗
liche Hauß in jedem Theil des Jahres 1624. beſeſſen habe (g) Die langſame Res
ſtitution der Stadt Augſpurg machte aber diejenige ſchuͤchtern, an welche etwas ab⸗
zutretten war und hingegen machte es denen einen neuen Muth, welche zu beſorgen
hatten, daß ſie aus dem Beſitz ihrer mit Unrecht an ſich gezogenen Güter geſetzt
werden muͤßten. Die beſchwerliche und unertraͤgliche Quartiere erprefften ein deſto
hefitigeres Verlangen den Friden zu genieſſen. Diſes war aber nicht zu hoffen, fo
lang nicht alles vollzogen war, was der Fridenſchluß auswieſe. Die Catholiſche und
Cvangeliſche theilten ſich noch immer in ihren Abſichten. Jene meynten, daß, wann
nur die Ratificationen ausgewechslet wuͤrden, die Schweden ihre Armee ſogleich ab⸗
danken oder abfuͤhren doͤrften. Sie ſtunden aber in dem Verdacht, daß, wann fole -
che Abdankung erfolgte, fie. die Reſtitutionen vereiteln oder wenigſtens erſchweren
wuͤrten. Es zeigte ſich auch hernach deutlich, daß diſer Argwohn fehr wohl geg ruͤn⸗
det war. Der groͤſte Theil der Evangeliſchen drang zwar auch auf gedachte Aus⸗
| 1875 wechß⸗
(4) vid. Bepl. nam. 13.
2
*
art Eilfter Abſck nitt.
wechßlung. Ihr vornehmſtes Augenmerk war hingegen auf die Vollziehung 1649
des Fridenſchluſſes und auf die Reſtitution der ihnen entzogenen Güter und
Rechte gerichtet. Herzog Eberhard wollte demnach keine Zeit verſaumen ſeine eige⸗
ne Reſtitution zu befoͤrdern. Und zu Muͤnſter verfielen ſie auf einen Entwurf eines
fo genannten ardioris modi exequendi und den Kayſer um deſſen Genehmigung
zu bitten. Er ſollte aber dem Fridenſchluß und den Kayſerlichen Edieten ganz ge⸗
maͤß ſeyn. Weil nun Varnbuͤler das Reſtitutions⸗Ediet verfaßt hatte und der Kay⸗
fer ſich diſen Aufſatz ohne einige Abaͤnderung gefallen ließ, fo wurde den 3. Jan. der
Sachſen⸗Altenburgiſche Geſandte von Tumbshirn und der Lindauiſche Abgeordnete
Heyder erſucht demſelben auch den Entwurf diſes modi exequendi aufzutragen und
zugleich um den Aufſaß eines Schreibens an Pfalzgrav Carl Guſtaven als Schwe⸗
diſchen Generaliſimum und den General Wrangel wegen Verſchonung des Fraͤuk⸗
und Schwaͤbiſchen Krayſes anzuſprechen. Dann die Noth war daſelbſt ſo groß, als
‚fie jemahls geweſen, weil die ganze Schwediſche und ein Theil der franzoͤſiſchen Ars
mee diſe vorhin ausgeſogene Lande vollends zu grund zu richten ſchiene. Varnbuͤler
ſchickte aber den Entwurf diſes modi arctioris vorher an Herzog Eberharden, bey
welchem derſelbe nur wuͤnſchte, daß den reſtituendis erlaubt wuͤrde nach nunmehr
ihrem Gegentheil eingehaͤndigten Kayſerl. Edieten und Executions⸗ Befehlen, wie
auch bedroheten Straffen des gebrochenen Fridens und von den Subdelegierten Com⸗
miſſarien au die Widerſpenſtige geſchehenen ernſtlichen Vermahnungen ſolche im Fall
weiterer Widerſeßlichkeit ſelbſt mit Gewalt hinaus zu jagen und ihrer freventlichen
Vorenthaltung zu entſete n. 115 n
110 ir S. 23.
Obwohl aber ſonſt diſer arctior modus der Abſicht des ganzen Reichs gemäß
war dasſelbe wieder in bie fo hochnoͤthige Ruhe zu feßen, fo ſtunde er doch dem Ca⸗
tholiſchen Theil nicht au. Er wollte nichts davon hoͤren und der Paͤpſtliche Nuncius
bezeugte ſich aͤuſſerſt geſchaͤfftig die execution auf den naͤchſten Reichstag zu verſchie⸗
ben. Dann er hoffte, daß ſolcher entweder gar hintertrieben, oder alles auf dem⸗
ſelben wieder umgeſtoſſen werden koͤnnte, was in dem Fridenſchluß diſen Religions⸗
Verwandten zuwider wäre, weil ſie ſich ſchmeichelten durch die Mehrheit der Stim⸗
men ihre Abſichten durchzutreiben, wie fie ſolche ſchon vor dem Anfang diſes Kriegs
zu ihrem Vortheil gebraucht, aber ebeu damit das Reich in diſen unglücklichen Krieg
und entſeßliche Verwirrung verſenket hatten. Die Schweden hatten den Plan ge⸗
macht den Anfang der Abdankung und Abführung ihrer Völker in den eutferuteſten
Krayſen nemlich in Schwaben und Franken zu machen, aber vorher zu erwarten,
wie der Fride in denſelben vollzogen würde, Damit waren Churs Sachfen, Chur⸗
ö SM l F 2 BL > 2008 Bran⸗
44 Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg, i
1640 Brandenburg, Braunſchweig und andere ſehr unzufriden, daß ſie die letzte
ſeyn ſollten, welche der fremden Quartiere loß wuͤrden, welche doch gegen
den obern Krayſen ſehr ertraͤglich waren. Die Ungeduld preßte ihnen die bitterſte
Klagen aus, daß ſie um diſer Krayſe willen, welche ihre ſo muͤhſam ausgearbeite⸗
te Reſtitution durch zaudern, verzoͤgern und andere Raͤnke ſelbs ſchwer machten und
in das ſtecken braͤchten, nicht laͤnger in ſolchen Trangſalen und Grund verderben blei⸗
ben und ihre Veſtungen in fremden Haͤnden laſſen koͤnnten. In Schwaben war kein
Evangeliſcher Reichsfuͤrſt und bey nahem keine Reichsſtadt, welche nicht nach ihrer
Reſtitution in vorigen Stand ſeuffzete. Die Reichs⸗Stadt Augſpurg und die hart
naͤckige Widerſetzlichkeit des Catholiſchen Magiſtrats daſelbſt machten in allweg groſ⸗
ſes Aufſehen, weil man ſchlechte Ausſichten zur Beruhigung der Evangeliſchen und
des ganzen Reichs vor ſich hatte. Die Executionen bey den andern Staͤnden wur⸗
den durchaus gehindert. Jeder Stand und Krayß trachtete nur ſich zu retten und bey
der Verſchiedenheit des Intereſſe wurde die allgemeine Wohlfart hintangeſezt. Das
Geruͤchte gieng, daß der Biſchoff von Coſtanz von dem Paͤpſtlichen Nuntius ſogar
mit dem geiſtlichen Baun bedrohet worden, wofern er ſich in der Augſpurgiſchen Mes
ſtitutions⸗Sache würde gebrauchen laſſen. Das bißherige Betragen des Biſchoffs
zeigte wenigſtens, daß ſolche Bedrohung ſehr uͤberfluͤßig geweſen wär, weil er ſelbſt
keine Neigung zur Befoͤrderung der Reſtitution hatte. Dann Herzog Eberhard klag⸗
te ſchon den 15. Januarii, daß er ihn auf die den 18. Decembr. des vergangenen
und den 8. Jan. diſes Jahrs ergangene Schreiben keiner Antwort gewuͤrdiget habe,
ungeacht ſo wichtige Beweggruͤnde zur Beſchleuuigung der Fridensvollziehung vorhan⸗
den geweſen. (r) Endlich ſchrieb der Biſchoff ſehr kaltſinnig, daß das Executions⸗
Werk ſich nicht ſo ſchleunig betreiben laſſe, als die Kayſerl. und Koͤnigliche, wie auch
der Chur⸗Fuͤrſten und Stände Geſandte davor halten, zum theil auch ſchon verrich⸗
tet und mithin ihre bezeugende Sorgfalt ſehr unnoͤthig ſey. Herzog Eberhard führs
te ihm aber zu Gemuͤth, wie nothwendig die beſchleunigende Vollziehung des Fri⸗
dens ſey, und daß von dem Schwaͤbiſchen Krayß⸗Ausſchreib⸗Amt noch keine Reſti⸗
tution vollbracht worden, deſſen ſie ſich billich zu ſchaͤmen hätten (s) Vißher ſtund
demnach der Herzog in Sorgen, daß der Biſchoff von Bamberg und feine Subdele⸗
gierte ebenmaͤßig durch die angedrohete paͤpſtliche Bannſtralen wankelmuͤtig gemacht
werden doͤrſten. Nun war er aber in Anſehung feiner eigenen Reſtitution ſicher. Dann
er berichtete den 8. Febr. an den Varnbuͤler zu Muͤnſter, daß er bis auf die Brief
ſchafften und Urkunden der Kloſter und des Erzhauſes Oeſterreich wegen Achalm und
Hoheuſtauffen, wie auch biß auf die Ausraumung der Veſtungen vollkommen reſti⸗
tufert ſey. Und nun wuͤnſchte er, daß auch die Auswechßlung der Ratificationen er⸗
folgen mochte, welche die Schweden noch immer unter dem Vorwand 1
ee ni | wei
(r) vid. Beyl. num. 14. (s) vid. Beyl. num. 15. +
—
Eilfter Abſchnitt. 8 45
weil fie vorher gewiſſe Verſicherung haben wollten, daß die Reſtitution ſo 1649
wohl ex capite amniſtiæ, als gravaminum unmittelbar darauf erfolgen wuͤr⸗
de, damit ſie dem Fridenſchluß durch Umkehrung der verglichenen Ordnung keinen
Nachtheil bringen möchten. Varnlbuͤler verwendete ſich deßwegen bey den Schweden
diſe Auswechßlung zu bewuͤrken, indem er dem Graven Oxenſtirn zur Ueberlegung
heimſtellte, daß bey dermaliger Unruhe in Frankreich der noch allein anweſende Grav
Servient ſchleunig abgeruffen und die Auswechßlung dadurch auf Jahr und Tag auf⸗
geſchoben werden doͤrſte. Diſer Wuͤrtenbergiſche Geſandte erlangte auch durch diſe
wohlausgeſonnene Vorſtellung die Gewaͤhrung deſſen, was alle Staͤnde bißher ver⸗
geblich betrieben. Dann die Auswechßlung geſchahe den 8. Februarli mit groſſem
Gepraͤnge in Gegenwart aller noch anweſenden ſtaͤudiſchen Geſandten, welche ihre
Ratificationen gleichmaͤßig uͤbergaben. Herzog Eberhard erkannte ſich deßwegen ver⸗
bunden der Königin Chriſtinen ein beſonders Dankſchreiben zugehen zu laſſen. Cr)
5 . g. 24. 5 1 5 8
Nun hatte man bisher die Hoffnung geſchoͤpfft, daß auf diſe Handlung alle Feind⸗
ſeligkeiten aufhoͤren muͤßten. Der Commendant zu Philippsburg fuhr aber dennoch
fort die Contributionen aus dem Herzogthum Wuͤrtenberg mit Bedrohung militari⸗
ſcher Execution zu fordern und vertroͤſtete zwar den Herzog, daß ſolche Erpreſſungen
mit dem Ende Februars aufhören ſollten, gedachte aber nichts weniger, als fein ges
geben Wort zu halten. Der General Erlach wollte ebenmaͤßig 4. Regimenter zu
Pferd und eines zu Fuß in die Wuͤrtenbergiſche Lande verlegen und keinen Vorſtel⸗
kungen Gehör geben. Diſes und anderes wider das Voͤlker⸗Recht anſtoſſendes Ver⸗
fahren veranlaßte viele Verwirrungen, weil die Spanier die Veſtung Frankenthal
nicht raumen und die Franzoſen vorher auch ihre Beſatzungen aus ihren inhabenden
Veſtungen nicht abführen wollten und, fo lang fie diſe inhaͤtten, die Contributionen
behaupteten. Erlach gab deßwegen dem Obriſt Widerholden die Ordre dergleichen
von den Oeſterreichiſchen Landen gleichmaͤßig zu begehren, worüber ſich das Erzhauß
febr beſchwehrte und es an die Geſandſchafften zu Muͤnſter gelangen ließ. Herzog
Eberhard antwortete nur, daß der Kayſer nach ſeinem Verſprechen die Spanier zur
Abtrettung Frankenthals vermögen und man ſowohl Kayſer- als Bahriſcher
ſeits ihm feine Veſtungen übergeben möchte, fo wuͤrde die Kron Frankreich ihm auch
dero beſetzte Veſtungen einzuraumen verbunden ſeyn und alle Unnachbarſchafft bey dem
Wuͤrtembergiſchen Beſiß verhuͤtet werden. Weil aber der Kron Schweden ſehr viel
an der Reſtitution der Stände gelegen war, zumahl die Ehre ihrer Waffen darauf
beruhete, welche durch diſen Krieg einen groſſen Zuwachs erhalten hatte, ſo drang ſie
auch am meiſten darauf. In diſer Abſicht verabredeten ſich der Schwediſche Generaliſ⸗
| - Auer ſimus
(t) vid. Beyl. num. 16.
46 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenber gz 12 i
1649 ſimus, Pfalzgrav Carl Guſtaph, mit dem Graven Oxenſtirn wegen Abt au⸗
i kung der Volker und Ansraumung der Veſtungen, daß in Anſehung der Re⸗
ſtitution ex Amnillia und ex vapite Gravaminumzu Nürnberg ein Convent gehalten,
iudeſſen aber zu Erleichterung der Stande gegen Bezahlung der Friedensgelder die hal;
be Cavallerie nebſt dem Troß und auf Reforme geſetzten bey der Infanterie in allen
Krayſen abgedankt werden ſollte, wie auch Servient den 9. Mart, bey feiner Ab⸗
ſchieds⸗ Audienz die ſtaͤndiſche Geſandte vertroͤſtete, daß die Franzoͤſiſche Truppen
ſchleunig nach Hauß zu gehen beordert waͤren. Nachdem nun diſer Bevollmaͤchtigte
die Muͤnſteriſche Tractaten verlaſſen hatte und Oxenſtirn zu Minden krank lag, wie
auch der Nuͤrnbergiſche Convent bevorſtund, fo beſchleunigte Varubuͤler feine Heim⸗
reyſe nach einem beſtaͤndigen Auffenthalt von 3. Jahren und 8. Monaten zu Oßnabruͤg
und Muͤnſter, trug aber vorher dem Baden- Durlachiſchen Geſandten Merkelbach
auf im Namen Wuͤrtenberg Sitz und Stimme zu nehmen und den Briefwechſel fort⸗
zuſetzen und reyßte den 12. Martij von Muͤnſter ab. Entzwiſchen bearbeitete ſich
Herzog Eberhard feine Veſtungen, ob er ſie ſchon noch nicht im Beſiz hatte, dannoch
wieder mit grobem Geſchuͤtz zu verſehen und erſuchte die beede Kronen Frankreich und
Schweden, weil ihm von den Kayſerlichen dieſelbe von aller Artillerie entloͤſſet worden
und er dieſelbe in beeder Kronen Dienſten verloren haͤtte, daß ſie ihm von ihren ent⸗
behrlichen Stuͤcken einige uͤberlaſſen und ſolchen Verluſt erſezen moͤchten. Von der
Kron Frankreich bath er ſich drey zu Heylbronn ſtehende halbe Carthaunen nebſt der
Artillerie der Krone zu Hohen⸗Twiel und zu Schorndorfaus. Die erſtere mußte er erkauf⸗
fen und man gab ihm ſolche, ob fie ſchon noch ſehr ſtrittig waren. Wie es mit den andern
ergangen, hab ich nicht, ſondern nur diſes ausforſchen konnen, daß, als der Wuͤrtemb. Res
ſident Gueſont um die bemeldte zehalbe Carthaunen auſuchte, Herzog Georg von Moͤm⸗
pelgard mit ſeiner Gemahlin, Caſpars vonColiguy Tochter, dem König und ſeiner Frau Mu⸗
ter aufwarten wollte, aber zu keiner Audienz gelangen koennte, weil er mit bedecktem Haupt:
mit denſelben zu reden behaupten und nichts nachgeben wollte, ung eacht vorher den beeden
Prinzen von Wuͤrteuberg, Friderichen und Roderichen und ihm Herzog Georgen ſelbſt,
als er mit ſeinem Bruder Herzog Leopold Friderichen dahin gekommen, dem Her⸗
zog von Braunſchweig, dem Landgraven von Heſſen und Marggraven zu Vadeu⸗
Durlach ſolches abgeſchlagen worden. Diſer Herzog verſahe ſich aber der Verwai⸗
gerung nicht, weil er verheurathet und volljährig wir, Man gab ihm aber
zu verſtehen, daß, wann Herzog Eberhard als das Haupt und regierender Herr
ſeines[Hauſes ſich zu Paris befaͤnde, mau ihm diſen Stritt nicht erregen, ſondern
ihn gleich andern vornehmen Chur⸗ und Fuͤrſten tractieren wuͤrde. Die Schweden
waren wegen der Geſchuͤͤtze willſaͤhriger, indem der General Wrangel nicht allein
die Ordre au den General Duglas ergehen ließ alle Stuͤcke, welche die Schweden
zu Ueberlingen, Argen und in der Inſul Meinau hatten, dem Herzog zu e
RR 5 on⸗
Eilfter Abſchnitt. EN 47
ſondern diſen auch verſicherte, daß feine Königin zu Dero Angedenken noch meh⸗ 1649
rere willſaren wollte. Be i
§. 25.
Kaum war Varubuͤler bey den ſeinigen angelangt, fo mußte er wenige Tage
hernach die Reyſe nach Nürnberg antretten. Weil vieles in das Militarweſen ein⸗
ſchlagendes auf diſem Convent nicht vergeblich vermuthet wurde, ſo gab ihm Herzog
Eberhard ſeinen Obriſt⸗Lieutenant Peter Pflaumern zu, welcher ſchon in wichtigen
Angelegenheiten und Verſchickungen ſeine Tuͤchtigkeit gezeiget und betraͤchtliche Ver⸗
dienſte erworben hatte. Der Herzog wollte aber ſelbſt auf diſen Convent reyſen und
ſowohl des ganzen Reichs allgemeine, als auch ſeiner Lande Wohlfart wegen der
Veſtungen beſorgen, unter wegs aber ſich mit den Graven zu Oetingen, mit Marggr.
Chriſtian und Albrechten zu Brandeburg und mit Pfalzgr. Carl Guſtaven unter:
reden und den 7. May. zu Nürnberg eintreffen. Varubuͤler und der Landkuchinmei⸗
ſter Hanuß Albrecht Hauff wurden voran geſchickt, wo jener ſich ſogleich an den
Schwebiſchen Afliitenz- Rath Alexander Erskein, als einen alten Bekandten wen⸗
dete. Diſer war ein groſſer Freund von brieflichen Urkunden und ruͤhmte ſich, daß
er allzeit, wo er als Soldat in Teutſchland hingekommen, ſonderheitlich in Klo
ſtern und Jeſuiter⸗Collegien, ſogleich den Archiven zugeeylet und alle Schrifften ein⸗
gepackt, wordurch er ſich eine groſſe Erkanntuus von den wichtigſten Geheimnuſſen
der Höfe erworben (u). Er entdeckte auch ſolchen Raub dem Varnbuͤler und die
Begierde der Kron Schweden nach der Vollziehung des Fridens. Seine Vorſchlaͤ⸗
ge zur richtigen Erhaltung diſes Endzwecks wollten weniger Beyfall finden, als die⸗
jenige, welche er zu Erleichterung der Satisfactions⸗Gelder auf die Bahn brachte.
In dem erſten ſchlug er vor, daß die Kron Schweden eine Anzahl Veſtungen in dem
Reich beſetzt behalten ſollte. Und zu dem zweyten meynte er ein gutes Mittel zu ſeyn,
wann jeder Krayß 1000. Mann Schwediſcher Cavallerie in feine Dienſte naͤhm.
Dann die Schwaͤbiſche Krayß⸗Geſandte Varnbuͤler und der Coſtanziſche D. Koͤber⸗
lin begaben ſich den 19. April zu dem Schwediſchen Generaliſſimus nach Neumark
und wollten ihres Krayſes Angelegenheit empfehlen. Sie wurden auch durch einen
von Adel in einer Caroſſ mit 2. Pferden aufgehohlt, da ihnen der Pfalzgrav bis an
die Stiege entgegen gieng und in Gegenwart des Feldmarſchall Wrangels und Aſſi⸗
ſtenz-Raths Erßkeins, des Marggraven von Baden- Durlach, Herzogs von Holz
ſtein und vieler Generals⸗Perſonen Audienz gab. Ihr Vortrag beſtund in einer
ruͤhrenden Beſchwerung, daß der Krieg vor und nach der Noͤrdlinger Schlacht bis
jetzo feinen unaufhoͤrlichen Sitz in diſem Krauß gehabt, derſelbe ſtets mit mehr als
30. Beſatzungen von unterſchiedlichen feindlichen Theilen geplagt geweſen und ſchon
ER ee} viele
(u) Tenzels Monatl. Untere, ad ann. 1697. pag. 285.
en
48 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1649 viele Jahre her jaͤhrlich zwey bis dreyhundertRoͤmermonate contribuiert haͤtte, wor⸗
auff eine Veroͤdung an Mannſchafft und Narung erfolget, weil diſe Lande durch
Brand und andere Landes-Plagen verwuͤſtet worden. Deſſen ungeacht wären die
Geſandte der andern Krayſe ſo unbarmherzig geweſen und haͤtten diſen Krayß vor
allen andern nach der Reichs⸗Matricul allzuhoch und ohne einige Proportion ans
gelegt, daß derſelbe nur zu den Schwediſchen Satisfactions⸗Geldern uͤber die 3.
Tonnen Golds mehr, als einiger anderer Krayß beytragen muͤſſen, da audere ihre
Anſchlaͤge gemildert und ſolchen Abgang dem Schwaͤbiſchen wider alle Billigkeit und
Menfchenliebe aufgebuͤrdet haͤtten, welcher doch nur mit den Franzoͤſiſchen Quartie⸗
ren ein nahmhafftes mehr, als fein vollkommen Contingent zu den Schwediſchen
Fridensgeldern betrage, aufwenden muͤſſen. Sie hofften deßwegen, daß man den⸗
ſelben mit Ausraumung der veſten Plaͤtze und Abdankung der Voͤlker zuerſt diſer Laſt
entheben moͤchte, zumahl andere Krayſe die Beſchwerde der Franzoͤſiſchen Quartiere
und Contributlonen nicht empfunden haͤtten, durch welche die Einforderung der Schwe⸗
diſchen Gelder unmöglich, gemacht worden. Der Pfalzgrav entſchuldigte ſich aber
nur, daß er der zu Muͤnſter gemachten Matricul gefolget haͤtte, deren Abaͤnderung
nicht von ihm, ſondern den Reichsſiaͤndiſchen Geſandten abhienge, und gab die Ver⸗
troͤſtung mit Abdankung der Voͤlker und Abtrettung der Veſtungen alles moͤgliche
beyzutragen, worzu er ihren Rath und Vorſchlaͤge verlangte. Als ſie aber bey dem
General Wrangel Audienz erhielten, fo antwortete derſelbe, daß, weil die relli-
tutio ex Amniſtiæ & gravaminum puncto noch nicht aller Orten erfolgt waͤre, die
Schweden ſich zur Abdankung und Ausraumung nicht verſtehen konnten. Die Bes
raubung der zur Reſtitution beſtimmten Plaͤtze und Guͤter ſey der Anfang und die
Urſach des hefftigen Kriegs geweſen, woruͤber ihr Koͤnig ſein Blut vergoſſen. Die
Ehre ihrer Krone beruhe ſolchemnach auf der Wiedererſtattung des geraubten. Er
koͤnnte ihnen auch nicht verhalten, daß nunmehr anſtatt der abgeredten Anweiſungen
das baare Geld verlanget werde, weil ſich kein Officier darzu bequemen wollte.
Erßkein hatte entweder ein zur Billigkeit geneigtes Gemuͤth oder hoffte eine Veloh⸗
nung mit feiner Nachſicht zu erhalten. Andere Krayſe ſelzten ein Mißtrauen in die
Schweden und verlangten, daß, ehe und bevor die Abdankung und Abfuͤhrung der
Armee geſchaͤhe, fie nicht ſchuldig waͤreu, die Fridens⸗ Gelder zu bezahlen. Weil
hingegen der Schwaͤbiſche Krayß vor ſolcher Abdankung ihre in Bereitſchafft haben⸗
de Gelder herzugeben willig waren, ſo erbothe ſich Erßken auch demſelben vor ans
dern zu helffen, ungeacht die meiſte Staͤnde deſſelben ſehr ſaͤumig waren und den 24.
April nicht mehr als 90000. fl. im Vorrath war, woran Wuͤrtenberg ſeinen gan⸗
zen Antheil bezahlt hatte. Er ſchickte auch dem General Duglas die Ordre zu, daß
er mit Abdankung der in den Wuͤrtenbergiſchen Landen ligenden Truppen ſo viel,
als der Herzog bezahlt habe, fuͤrgehen und nicht mehr, als 100. Pferde zu Salba⸗
+ guar⸗
Elfter Abſchnit r. 79
guardien wider die noch in Dienſten bleibende beybehalten ſollte, damit diſe 1649
das Herzogthum nicht belaͤſtigen könnten. Das Geld blieb demnach nach
erlangten Friden noch der nervus rerum gerendarum und die Kayſerliche Geſaudte
zu Nürnberg lieſſen an das Schwaͤbiſche Ausſchreib⸗Amt die Erinnerung ergehen,
nicht nur die baare Gelder, fondern auch dasjenige, was auf Anweiſungen einge⸗
richtet waͤr, herbeyzubringen und die gaͤnzliche Abdankung nicht zu hindern. Dann
die Schweden ſetzten diſe auf 3. kurze Termine und begehrten, daß biß auf den letzten
Termin alles ex capite Amniſtiæ & gravaminum reſtituiert ſeyn muͤßte, widrigen⸗
falls ſie droheten ſonſt nicht zur Abdankung zu ſchreiten, ſondern allenfalls durch den
Gewalt der noch in Handen habenden Waffen den Friden zu vollzieheu. Nun er⸗
ſchwerete die Armuth der Unterthauen in diſem Krayß und der faſt unuͤberwindliche
Unwill der Catholiſchen, daß ſie reſtituieren und uͤber diſes noch den Schweden
eine guͤldene Brucke bauen ſollten, faſt alle gefaßte Auſchlaͤge, zumahl die Saͤch⸗
ſiſche Krayſe ſich ſehr daruͤber aufhielten, daß ſie zuletſt der fremden Truppen und
Armeen loß werden ſollten. Weil Erßken ein auſſerordentlicher Liebhaber ves rothen
Neckar ⸗Weins war, ſo ruͤckten ihm die Kayſerliche ſcherzweiſe vor, daß er derglei⸗
chen Geſchenke erhalten haben muͤßte, welche ſo gute Wuͤrkung fuͤr das Herzogthum
Wuͤrtenberg und den Schwaͤbiſchen Krayß haͤtten. Er hatte aber wuͤrklich einige
Faſſe dergleichen Weine erhalten, wofuͤr er ſeine Dankbarkeit durch obangefuͤhrte
Vorſchlaͤge bezeugte, worzu er durch die Vorſtellung der Krayßgeſandten bey dem
Schwediſchen Generaliſſimus berangen wurde (u). Der erſte wurde aber nicht an⸗
nehmlich befunden, weil ſolcher bey dem Kayſer und den Catholiſchen ein Aufſehen
erwecken und jenen veranlaſſen doͤrffte den Ständen ebenfalls Völker mitten im Reich
zur Laſt aufzudringen. Der andere fand hingegen mehrern Beyfall, weil man diſe
Leute zur Sicherheit der Straffen gebrauchen könnte, wobey aber Herzog Eberhard
wegen der Krayß⸗Obriſten⸗ Stelle beſorgt zu ſeyn Urſach hatte, welche wieder her⸗
—
8 )
geſtellt werden mußte, damit er nicht uͤbergangen wuͤrde.
NETTE
Nun wurde den 27. April die erſte Conferenz zwiſchen den Kayſerlichen und
den Schwediſchen gehalten. Jene waren die Reichs⸗Hof⸗Raͤthe Lindenſpuͤr und
Blumenthal, und die andere der Aſſiſtenz-Rath Erßken und der Freyherr Bene⸗
dict Oxenſtirn. Die letztere beharrten vornemlich auf der vollkommenen Reſtitution
der Stände und die erſtere wollten nicht darzu befelcht fenn , ſonderv behaupteten, daß
vorher die beſetzten Platze ausgeraumt und die Völker abgedankt werden e
10 Ho nd
Cu) vid. Behl. num. 17. 8
IX. Theil. 5 G
* —
so Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenber g/
— —
1649 Und weil der Kayſer in einem geheimen Neben ⸗Receß des Fridenſchluſſes
5 den 18. Febr. 1647. den Schweden 600000, Rihl. gegen Ausraumung der
in den Oeſterreichiſchen Erblauden beſetzten Platze zu bezalen versprochen hatte, ſo
wurde auch wegen diſer Bezahlung gehandelt. Wie ſich vermuthen laßt, ſo blieb
der Kayſer noch 200000. Reichsthl. ſchuldig, ungeacht er bey diſer Couferenz ſolche
auf zween Terminen zu bezahlen versprach, weil die Verſchreibung in des Erßkeus
Hunden bliebe, indem ſie ſonſt hätte zuruckgegeben werden ſollen (Y). Zu Bes
ſchleunigung der Fridensgelder wurde dem Herzog angelonnen für feine Bauksver⸗
wandte ſich gegen der Kron Schweden zu verpflichten und dagegen von den ſaͤumigen
fo vieles an Land und Leuten in Sequeſtration zu nehmen, bis die ausgelegte Gelder
bezahlt wären. Er wollte ſich aber nicht darzu verſtehen, weil es nur neue Un⸗
ruhe und Unwillen zwiſchen ihm und den Ständen verurſachen würde, ſondern bes N
ſtrebte ſich nur darnach, daß der dem Duglas gegebenen Ordre gemaͤß die in ſeinem
Herzogthum befindliche Schwediſche Truppen abgedankt und die beſetzte veſte Pläße
ihm eingeraumt werden moͤchten, indem er hoffte, daß, wann andere diſe Erleich⸗
terung erſaͤhen, fie ſich deſto mehr ihm nachzufolgen beeyfern und ihr Contingent in
die Leg⸗Staͤdte bringen wuͤrden. Um die Schweden deſto eher darzu zu vermoͤgen
erboth er ſich, wann ihm die Voͤlker abgenommen und ihm und feinen Unterthanen
mehr Lufft gelaſſen würde, die auf Anweiſung ſchuldige Gelder und die folgende Ter⸗
mine deſto ſchleuniger herbeyzubringen. Dife Sprache wellte aber den Schweden
vermuthlich darum nicht gefallen, weil fie hernach den Schwaͤbiſchen Krayß nicht mehr
zum Unterhalt ihrer Voͤlker, welche fie doch zur Betreibung der Fridens⸗Execution
noͤthig hatten, gebrauchen konnten. Sie machten allerhand Einwendungen dage⸗
gen. Dann ſie wollten vors erſte wiſſen, ob auch die Kayſerliche damit zu friden
ſeyn würden. 2.) Fanden fie zu Ulm in der Legſtatt nicht fo viel Geld, als man
fie vertröſtet hätte und. 3) wollte Ersken wegen des Reſts von den übrigen Staͤn⸗
den Verſicherung haben. Der Churfuͤrſt von Bayern hingegen haͤtte gleichmaͤſſig gern
geſehen, wann Schwaben zu erſt wegen der Abdankung und Ausraumung zufriden
geſtellt würde, als woran ihm wegen der Nachbarſchafft ſehr vieles gelegen war. er
konnte es aber nicht gehoͤrig unterbauen. Dann das Reich kongte nichts bey diſem
Convent thun, als durch Bitten einzeler Staͤnde, weil nur die Churfuͤrſten darzu
beſchrieben und zween Peichs⸗Convente nicht zugleich gehalten werden konnten, da
der Convent zu Mi aſter noch nicht aufgehoben war. Wie leicht haͤtten zweyerley
widerſprechende & ſſe ausfallen dorffen, welche man nicht fo bald haͤtte vereinigen
können. Der Chur⸗Maynziſche Geſandte ſahe diſe Ungelegeuheit wohl ein und ges
brauchte deßwegen das Meittel die anweſende Chur⸗ und Fuͤrſtliche nur in einen Gar⸗
ten als zu einer Aſſamblee einzuladen und ihre Gedanken zu vernehmen.
() Von Mayern Acta Exc. pac. Tom. I. in ber Vorrede. pag 35. EI N
a 9 - F. 27°
—
Eilfter Abſchnitt. 8 | st
769.27; 8 10649
Bey ſolchen verwirrten Handlungen wurde die Haupt⸗Abſicht diſes Convents
ſehr zuruck geſeßzt. Dann obſchon die Schweden und diejenige, welchen an ihrer
Reſtitution etwas gelegen, auf die Cxecution des Fridens drangen, ſo arbeiteten doch
die Catholiſche dem ganzen Reich zum groͤſten Nachtheil dagegen, worzu ihnen der
ECoſtanziſche Geſandte Koͤberlin aus allzuhefftigſter Furcht vor dem Paͤbſtl. Bann oder
uͤbertriebenem Religious⸗Eyfer moͤglichſten Beyſtand leiſtete. Man klagte offents
lich wider ihn zu Nuͤrnberg, daß er nicht bey dem ausdrucklichen Buchſtaben des
Fridenſchluſſes bleiben, ſondern ſelbigen nach der Ordeusleute Gewonheit in einen
ganz widrigen Verſtand verdrehen oder erſt zweifelhafft machen und zu einem neuen
Stritt bringen wollte. Der Ehre Herzog Eberhards konnte ſolches nicht gleichguͤl⸗
tig ſeyn, weil fein Ausſchreib⸗ Amt, vermittelſt deſſen er den Friden vollziehen ſoll⸗
te, intereſſiert und in den Verdacht gefeht werden konnte, daß er mit Coſtanz diſes
wichtige Werk, woran den uͤbrigen Krayſen ſo vieles gelegen war, zu hindern be⸗
gehrte. Er gab demnach feinem Canzler Burkarden auf diſem Koͤberliu ernſthaſſte
Vorſtellungen zu thun, wie noͤthig es ſey auf das geuaueſte bey den Worten des Fri⸗
„ denſchluſſes zu bleiben und wie ſo gar weder dem einen, noch dem audern Theil
„ mehr gebuͤhren wolle jetzo erſt ſeinen Religions⸗Verwandten einen Vortheil zu
5 verſchaffen oder wider die fo theur erworbene Vergleichung des Fridenſchluſſes et⸗
„ was zu erhaſchen. Die groͤſte Verwirrung machten aber die Franzoſen, daß ſie
nicht allein wider alle Billigkeit um der von den Spaniern vorenthaltenen Veſtung
Frankenthal willen die von ihnen beſetzte Veſtungen in Schwaben nicht ausraumen,
ſondern auch wider ihren Verſpruch die beſte Plaͤtz in ihrer auf diſem Convent abge⸗
legten Propofition zu letzt abtretten wollten. Die Krayß⸗Geſandten beſchwehrten
lich zwar darüber bey den Frauzoͤſiſchen, fanden aber kein Gehör. Herzog Eber⸗
hard tratt demnach feine Ruckrehſe an und den 20, Maj. war er ſchon wieder zu
Anſpach. Seine Geſandte ſchickten ihm die Rechnung nach, was er nach geſchloſſe⸗
nem Friden feinen ehmaligen Bundsverwandten an Kriegs⸗Beſchwerden zu leiſten
haͤtte, welche alle von der verzogenen Reſtitution herruͤhrten, nemlich auf die Gold⸗
ſtein⸗Mecklenburg⸗ und Duglaſiſche Regimenter und zu Unterhalt der Beſatzungen
auf jeden Mount 29248. fl. oder 16. einfache Roͤmer⸗Monate, an auſſerordentlichen
Beträgen 1148 1. fl. die ſogenaunte allignations⸗Gebuͤhreu des erſten Termins der
Schwediſchen Frideusgelder mit 70835. fl. den Reſt der baaren Fridensgelder mit
4413. fl. Fdurage für obgemeldte 3. Cavallerie⸗Regimenter 98 65. fl. an Contri⸗
butionen nach Philippsburg auf zween Monate 1600 fl., welches 127112. fl. bes
truge, welche in der Ehl herbey geſchafft werden ſollten. Neben diſen dem ausge⸗
5 | G 2 ſogenen
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52 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1649 ſogenen Herzogthum obligenden Beſchwerden drang ſich wieder eine groſſe
Theurung und Hungers ⸗Noth in einem berraͤchtlichen Theil deſſelben ein.
Kein Mittel war demnach auszuſinnen ſolche Laſt der Abgaben und druͤckenden Noth
durch Umlagen abzuwaͤlzen. Die Unterthanen waren zur Ve zweiflung gebracht und
lieſſen ſich vernehmen, daß ſie bey waͤhrendem Krieg noch beſſer, als bey dem ange⸗
kuͤndten Friden beſtehen und fortkommen konnen. Eine groſſe Anzahl verließ wie⸗
der Hauß und Hof und begab ſich in andere Laͤnder ohne Vorbehalt der Zuruckkunfft,
daß mithin alle Hoffnung und Anſtalten zur Bevoͤlkerung zu ſcheitern ſchienen.
Ueber all diſes blieb noch ungewiß, ob auch bey wuͤrklicher Zahlung der Fridensgel⸗
der die Abdankung der Völker und Ausraumung der Veſtungen geſchehen doͤrffte,
weil weder die Kron Spanien, noch der Kayſer die Veſtung Frankenthal abtretten
wollte, und die Kron Frankreich und Schweden wichtige Grunde aufuͤhrten, warum
ſie ohne diſe Abtrettung nicht weichen konnten. Endlich bekam es gar das Aufehen,
daß der erſt getroffene Fride ſich uͤber deſſen Vollziehung zerſtoſſen doͤrffte. Daun
man verfiel auf den Vorſchlag diſe Veſtung durch eine Belagerung zur Uebergab zu
zwingen. Diſes haͤtte aber ein Zunder zu einem neuen gefaͤhrlichen Krieg werden
koͤnnen. Die Kayſerliche Geſandte ſuchten zwar die Franzoͤſiſche mit der Vertroͤſtung,
zu friden zu ſtellen, daß weder Spanien, noch der Kayſer die Zuruckgebung diſer
Veſtung an Chur z Pfalz verſagten, ſondern nur dermalen noch damit zuruckhielten
und der letztere noch dazu ſich zu einem gleichguͤltigen Erſaß erbiethe, indeſſen aber
der Buchſtabe des Frideus dannoch buͤndig bleiben ſollte, obſchon einer oder der au⸗
dere eine zeitlang dawider handelte, zumahlen unbillig waͤr, wann die Kron Frank⸗
reich um eines Dritten willen den hieran unſchuldigen Staͤnden ihre Plaͤtze
vorenthalten wollte: Aber diſe ſahe ſolche Vertroͤſtung nicht für zulaͤnglich an fie zu
Hintanſetzung ihrer Anſprach zu vermoͤgen. EEE FR NE
K. 28. 5
Ich habe ſchon gemeldet, daß der noch waͤhrende Convent zu Muͤnſter verhin⸗
dert habe die Executionshandlungen zu Nürnberg in Form eines Convents zu tracti⸗
ren. Nun machte jener ſich ſelbſten durch einen dem Fridenſchluß ganz widrigen
Schluß ohne ſolche Abſicht ein Ende. Donn obſchon nach dem Inhalt des Friden⸗
ſchluſſes zu erſt die Vollziehung der Reſtitution ex capite Amniſtiæ & gravaminuta
hätte geſchehen und darauf erſt die Ausraumung der veſten Platze und Abdankung der
Volker ſogleich folgen ſollen, fo kehrten es die Muͤnſteriſche um der ſranzoͤſiſchen und
Schwediſchen Quartiere loß zu werden oder vielmehr in der Abſicht hernach die Re⸗
ſtitution zu vereiteln durch ein den 23. April gemachtes vermeyutes Reichsgutachten
gerade zu um. Dann ſie waren ‚meiftens der Catholiſchen Religion zugethau und die
*
uͤbrige
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es: nur Eilfter Abſchultt 3 . 5%
”
2
ara
übrige wegen beriReflisution gleichgültig. Ihre lazahl war um ſo weniger hinlaͤng⸗ 1649
lich einen Reichs- Schluß zu faſſen, als fie nirgends herdarzu bevollmächtigt waren
und die beede Kronen hätten miteinſtimmen ſollen. Demnach hatten die Evangeli⸗
ſche gute Urſach ſolchen Schluß nicht zu erkennen und auf einen geſezmaͤßigen Convent
anzutragen, worzu ſie eiae Reichs- Depufation vorſchlugen, welche auch endlich ge⸗
nehmigt und ans dem Churfürſtl. Collegio Maynz und Brandebarg, aus (dem Fuͤr⸗
ſten⸗ Rath Bamberg, Loſtanz, Eulmbach und Würtenberg und die zwo Reichsſtäd⸗
te Nürnberg und Überlingen darzu ernennt wurden. Nan hatte man mit der Kron
Frankreich und mit Schweden beſonders zu handlen. Herzog Eberhard war dabey
mit jener ſowohl wegen der beeden Veſtungen Hohen Twiel und Schorndorf, und
in Armen feines aaıen Hauſes wegen der Grauſchaſſe Mömpelgad und der jugehös
rigen ene e enen noch immerfort anſorderten Contributionen ver⸗
wickelt und mit Schweden hatte er wegen der Fridensgelder und Abnehmung der
Quartiere zu ſchaffen. Dann der Commendant zu Phillppsburg war fo unbeſchei⸗
den, daß er noch immerfort Contributionen in das Herzogthum ausſchriebe und im
Gall einex Wirerfebtihket: Menschen und Viebe gefangen wegführen ließ, ungeacht
er ſchon EO. fl. zu viel empfangen hatte. Der Herzog hatte ihm monatlich 500. fl.
aus klaſſr Gefäligkeit veriprosben. Ei war aber nich damit zufiiben ‚fondern woll
te 1200, fl. haben, und hielte der Kaufleute Waaren, welche aus der Frankfurter
Meß kamen au. Nan wendete ſich der Herzog an den framzöſiſchen Hof, wo man
ſolch Verfahren zu mißbilligen ſchiene, aber auch nicht helfen wolte „ ſondern ihn an
die Executions⸗Tractaten verwieſe. Dann man hatte es ſehr bel aufgenommen,
daß Prinz Ulrich in Spaniſche Dienſte getretten war. Gleichwohl verſicherte man
den Herzog, daß, wann er ſich dem Claviere widerſeze und Gewalt mit Gewalt ab⸗
triebe, es nicht ungnaͤbig aufgenommen werden ſollte. Der Herzog bediente ſich hier⸗
inn des Schwediſchen Beyſtaudes und als 24. Reuter von der Philippsburger Beſa⸗
Bung zu Muͤhlacker, Schmie und Lienzingen einfielen und 8. Perſonen nebſt 2. Pfer⸗
den hinwegnahmen, machte ein Duglaſiſcher Lieutenant Lermen und vermochte den
im Kloſter Maulbronn ligenden Wärtenbergifchen Lieutenant den Raͤubern mit etlich
Muſquetiern in einem Buſch auſzupaſſen und die ſelbe durch eine blinde Salve zu zer⸗
ſtreuen, wordurch auch die Gefangene wieder befreyet wurden. Hingegen wurde die
Gravſchaſſt Moͤmpelgard mit der Landſaͤſſerey bedrohet. Die Krone Frankreich be⸗
zeugte ſchon lang einen auſſerordentlichen Luft die ſelbe an ſich zu ziehen und betratt et⸗
liche verborgene Neben⸗Weege darzu zu gelangen, welche aber des Varnbüͤlers Ges
ſchicklichkeit zu nicht machte und auch den in Vorjchiag gebrachten Kauf hintertriebe.
Serbient und der Staats⸗Secretarius Brieune keunten ſolches nicht vergeſſen und
meynten, daß die Pflichten der Dankbarkeit ur den geuoſſenen Beyſtand zur vollkom⸗
menen Reſiitution der dem Herzog entzogenen Lande erforderten diſer Kroue ſolche
G 3 Grav⸗
—
8 Geſchichte der erzogen von Wuͤnrtenberg,
N
1649 Grayvſchafft aufzuopfern. Des Reichs⸗Marſchalls vonc haſtillon Gemahlin that aber
ihrem Tochtermann HerzogGeorgen zu Wuͤrtemberg den Gefallen durch ihr unauf⸗
hoͤrliches Bitten bey dem Cardinal Mazarin es dahin zu vermittlen, daß den 3. Aug.
dem General Roſa die Ordre zugieng die in diſe Graoſchafft und Herrſchafften Hor⸗
burg und Reichenweiler gelegte Voͤlker ſchleunig abzufuͤhren und der zu Nuͤruberg be⸗
findliche Geſandte Vautorte den Befehl erhielt das Herzogliche Hang Würtenberg
nicht allein in die Grapſchafft und alle vorhin gehabte Gerechtigkeiten und Freyheiten
einzuſetzen, ſondern auch alle erlittene Schäden zu unterſuchen und in allem Genug⸗
thuung zu verſchaffen. Ja die Koͤnigl. Staats⸗Raͤthe fiengen nun an hoch zu betheu⸗
ren) daß fie niemals gedacht hätten oder hinfuͤro gedenken würden die Herzoge von
Wuͤrtemberg einiger maſſen in ihrer Souverainere zu beunruhigen, ſondern ſie als
freye unmittelbare Reichsfuͤrſten erkennten, indem ſie verſicherten, daß diſe Kron je⸗
derzeit mit dem Hauß Wuͤrtemberg in gutem vertraulichem Verſtaͤndnus zu bleiben
wuͤnſchte. Der Cardinal Mazarin ſagte noch dazu, daß in Ruckſicht auf Herzog
Eberharden dem Gouverneur zu Philippsburg die Ordre zugegangen ſey mit den be⸗
nachbarten Fuͤrſten und Ständen und inſonderheit mit dem Herzog von Wuͤrtenberg
in beſſerm Vernehmen und Freundſchafft zu ſtehen. Diſer habe ſich auch hoch eut⸗
ſchuldigt und alle bisherige Fehler und Mißverſtaͤndnuſſe ſeinem Secretarien Gaillard
aufgebuͤrdet, welchen er mit Schimpf feiner Dienſte eutlaſſen muͤſſe. Um ihm aber
allen Vorwand zu feruern Ausſchweifungen zu benehmen, bewarbe man ſich um Gel⸗
der die Beſatzungen zu Breyſach und Philippsburg ſelbſt auf eignen Koſten zu unters |
halten und die teutſche Stände diſer Laſt zu eutheben. Hingegen verlangte Mazarin
von dem Herzog, daß er zu Nuͤrnberg in die Ueberlaſſung der Reichs⸗ Stadt Heyl⸗
bronn an die Krone zur Sicherheit gegen die Veſtung Frankenthal ſeine Einwilligung
geben follte, ee et
| | F. 29. |
Weil nun entzwiſchen die vornehmſte Executionen im Schwaͤbiſchen Krayß durch
die Krayß⸗Ausſchreib⸗Aemter zu Augſpurg, Biberach, Kaufbeuren, Ravenſpurg,
Lindau, Memmingen, Dinkelſpuͤl, Wuͤrtenberg, Oetingen ꝛc. vollzogen waren und
nur noch bie Abtrettung der ſtrittigen Herrſchafft Juſtingen und der Degenfeldiſchen
Guͤter uͤbrig zu ſeyn ſchienen, ſo hoffte man, daß die Schweden den teutſchen Boden
bald raumen und die Hindernuſſen zu einem Executions⸗Receß bald gehoben ſeyn wuͤr⸗
den. Es wuͤrde auch diſe Wuͤrkung erfolget ſeyn, wofern nur ihre Fridensgelder haͤt⸗
ten zuſamengebracht werden koͤnneu. Dann der Schwaͤbiſche Krayß war im An⸗
fang des Juni an des erſten Termins baarem Geld noch 215615. und an Auweiſun⸗
gen 479130. fl. ſchuldig, ohne deren Zahlung die Schweden ſich zu keiner en
| ung
*
Eilfter Abſchnitt. 53
kung entſchlieſſen wollten. Nun machte der Herzog die Anſtalt in dem Krayß, daß 1649
doch eiuſtweilen dem General Ouglas noch in diſem Monat 66000, fl. bezahlt wer
den konnten, weil gleichwohl die Schweden einen Ernſt bezengten den Friden zu voll⸗
ziehen und die Hoffnung auf ihrer Seite machten diſem Cougreß ein baldiges Ende zu
verſchaffen. Man ſchlug zu ſolchem Ende den Franzoſen wegen Frankenthal Ver⸗
gleichs⸗Mittel vor, daß man ihnen ein anders Ort zur Sicherheit verſchaffen wollte.
Sie wollten die Wuͤrtenbergiſche Veſtung Schorndorf und die Reichs⸗ Stadt Heyl⸗
bronn oder Stollhofen haben. Herzog Eberhard wurde dadurch in groſſe Verlegen⸗
heit geſetzt und veranlaßt ſich an den Schwediſchen Generaliſſimus Pfalzgr. Carl Gu⸗
ſtaven zu wenden, indem er diſem vorſtellte, daß auf ſolche Weiſe nicht nur der zu
Muͤnſter geſchloſſene Fride umgeſtoſſen wuͤrde, worauf ſich andere Frideusſtoͤrer
beruffen doͤrfften, ungeacht in dem Friden wohlbedaͤchtlich diſe Reſtitution beſchloſſen
worden, ſondern auch ſonſt unuͤberdenkliche Unordnungen daraus entſtehen koͤnnten,
wie dann der Fraͤnkiſche und Rheiniſche Krayß von dem Schwaͤbiſchen abgeſchnitten
würden. Nun erkannten zwar die Franzoſen das ungereimte ihres Plans und ver⸗
ſicherten es nicht dahin kommen zu laſſen , daß ihnen beede Plaͤtze eingeraumt bleiben
ſollten oder, wie man beſorgte, durch die Feinde des Fridens durch dergleichen Naͤn⸗
ke derſelbe umgeſtoſſen wuͤrde, zumahl auch Wrangel ihnen dreuſte unter das Ge⸗
ſicht erklaͤrte, daß man ihnen Schorndorf nicht laͤnger laſſen konnte, weil der Herzog
ſchon vor der Auswechßlung der Ratificationen ex Amnillia hätte in deſſen Beſitz
geſetzt werden ſollen. Sie konnten ſich aber dermahl noch nicht entſchlieſſen diſe Ve⸗
ſtung abzutretten und Herzog Eberhard mußte noch ein ganzes Jahr warten, bis die⸗
ſelbe ihm eingeraumt wurde. Die Schwediſche Vorſtellungen waren ihnen auch de⸗
flo unerwarteter, als bieſelbe dem Herzog ſelbſten zumutheten, daß nicht allein die
Crayß⸗ausſchreibende Fuͤrſten fur die ſaumſelige Stände hafften ſollten, indem noch
viele derſelben entweder gar nichts, oder nicht alles au den erſten 3. Millionen bezahlt
hatten und auch nicht im Stand ſparen etwas daran abzutragen, ſondern daß man
ihnen auch wegen der hinterſtelligen zwo Millionen einen veſten Platz in dem Schwaͤ⸗
biſchen Krayß zur Verſicherung uͤberlaſſen ſollte. Dann die Anzahl ihrer Boͤlker
wurde ihnen nunmehr ſehr beſchwerlich und der Unterhalt je länger, je mehr zu koſt,
bar, weßwegen fie ſolche Abdankung ſehnlich beſchleuniget wuͤnſchten. Die Forts
bringung ihrer noch hin und her befindlichen Artillerie wollte ihnen auch beſchwerlich
werden. Die Koͤnigin Chriſtina verehrte deß wegen Herzog Eberharden 4. halbe
Carthaunen und 6. der ſchwereſten Schwedischen dreypfuͤndigen Stuͤcken, welche
noch zu Schweinfurt ſtunden und noch 2 Viertels ⸗Carthaunen oder zwölſpfuͤndige
Stuͤcke zu Neumark, damit man ſolche nicht mit guoffer Beſchwerde nach Schwe⸗
den uͤberbringen doͤrffte. a nn ie.
N
N 1 099 5 x 775 5 x
— x = F. 30.
56 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1 ir | Se 30.
Die Verfaſſung des Conveuts und die Art damit zu Werk zu gehen war eben⸗
maͤſſig der Abſicht deſſelben nicht gemaͤß. Bißher maßten ſich die Churfüͤrſten allein
das Recht an die Wohlfart des Reichs zu beſtimmen, ungeächt die Deputation ers
nennet war. Die anweſende Reichsſtaͤndiſche Abgefandte beſchwehrten ſich deßwe⸗
gen fehr über das Reichs ⸗Directorlum, daß es dieſelbe zu keinen Berathſchlagun⸗
gen kommen laſſen wollte und nur etliche wenige Puncten des von den Schweden aus⸗
geſtellten Vorſchlags mittheilte, welche man nür auf die vier obere Krayſe ziehen
wollte, ungeacht ſie das ganze Reich beruͤhrten. Die Churfuͤrſten ertheilten auch
mit Ausſchlieſſung der uͤbrigen Reichsſtaͤnde uͤber diſen Schwediſchen Entwurf ein
Gutachten, ungeacht vermög des in dem Fridenſchluß enthaltenen pundtiaflecuratio-
nis alle Stände gegen einander verbunden waren. Endlich wurde gleichwohl den 6.
Julij nach dem Vorgang der Muͤnſteriſchen Verhandlungen die Conferenz zwiſchen
den Kayſerlichen und Schwediſchen mit Zuziehung der Reichsſtaͤndiſchen Deputierten
dergeſtalt angetreten, daß die letztere, worzu gedachter maſſen auch Wuͤrtenberg ers
nennt war, in einem beſondern Zimmer blieben, und der Kayſerliche Geſaudte von
Blumenthal ihnen die vorfallende Zweifel und Schwuͤrigkeiten vortragen und ihre
Schluͤſſe den Kayſerl. und Schwediſchen hinterbringen mußte. Es zeigte ſich aber,
daß noch viele nach dem Amniſtiepuncten und ex capite gravaminum nach den allge⸗
meinen in dem Fridenſchluß verglichenen Grund⸗Saͤtzen reſtituiert werden muͤßten.
Die Fridensgelder herbeyzubringen blieb noch immer eine faſt unuͤberwindliche Hin⸗
dernuß. Man machte von allen Seiten Plane die ſich hervorthuende Schwuͤrigkei⸗
ten aus dem Weeg zu raumea. Jeder Theil legte feine Abſichten darinn zum Grund.
Ich kan mich in die Erzehlung des wunderbar verwirrten Verlaufs diſer Verglichshand⸗
lung ein mehrers nicht einlaſſen / als daß ich zu Erleuterung deſſen, was die Wuͤrten⸗
bergiſche Geſchichte betrifft, dennoch dis noͤthige Uſtaͤnde und Ordnung diſer Tracta⸗
ten zu einem Leitfaden beybehalte, welche die 3. Hauptſchwuͤrigkeiten veranlaßten,
nemlich die langſame Execution des puncti Amniſtiæ und gravaminum, die ſchwere
Herbeybringung der Fridensgelder in der beſtimmten kurzen Zeit und vornehmlich
die von der Kron Spanien voreuthaltene Veſtung Frankenthal, welche ſich an dem
teutſchen Reich zu raͤchen ſchiene, daß man fie nicht ebenmaͤſſig in den teutſchen Friden
eingeſchloſſen haͤtte. Es kam aber aus Gelegenheit der beeden erſtern noch eine darzu,
nemlich der Zweifel, welche vor der andern in Betracht gezogen werden ſollte. Sol⸗
chemnach kam auf das neue in den Vorſchlag, daß die Krayß⸗ ausſchreibende Fürs
ſten für die ſaumſelige hafften ſollten. Herzog Eberhard widerſetzte ſich hefftig und
fhatte guten Grund hierzu. Dann nur die Catholiſche geiftlihe Stände wollten
nichts bezahlen und bezeugten ſich aus Haß gegen den Schweden nachlaͤſſig, ob fie a
J ihre
V Eilfter Aa 181975 a 37
ihre Lande ſchon die vermöͤglichſte ‚Stände. waren w und das Ungemach des 1649
Krieges nicht ſo ſehr, als die Evangeliſche 3 empfunden hatten. Der Her⸗
og wollte aber keine ſolche Schuldner haben. Es lieff auch nicht uur wider das
NMeichs⸗ Herkommen und den offenbaren Buchſtaben des Fridens, ſon dern auch wi⸗
der das Amt eines ſolchen Fuͤrſten. Vielmehr wuͤuſchte er, daß der Schwediſche
General D glas die Saumſelige durch militariſchen Zwang ihrer Schuldigkeit erins
nern mochte, doch, daß die offeubar unvermögliche nicht gaͤnzlich uͤberſtoſſen wuͤrden.
Es miſchte ſich noch eine Strittigkeit mit ein, ob Bayern oder Pfalz die fogenannte
Obere Pfalz; zu den Schwedischen Fridens⸗Gelderu beſteuren und vertretten ſollte?
Auf beeden Seiten ſuchte man Gruͤnde hervor ſolches Recht zu beſtreiten und es wur⸗
den die hefftigſte Schrifften gewechßelt. Nun hielten wegen der erſtern Hauptſchwuͤß
| rigkeiten die Deputierte Staͤnde dafuͤr, daß wegen Menge der Sachen, Entlegen⸗
heit der Oerter und anderer Hindernuſſen ein pur uumoͤglich Werk ſey in der von den
Schweden und Franzoſen beſtimmten Zeit, nemlich innerhalb 3. Monaten, mit
den Fridens⸗Executionen fertig zu werden. Man konnte auch die Termine der Abs
dankung und Abtrettung der veſten Plaͤtze nicht mit dem Termin zur Vollziehung der
Reſtitution vermengen oder mit einander verknuͤpfen, ſondern ſie erklaͤrten ſich, daß
man durch eine andere Deputation mit beſſerm Fleiß Verzeichnuſſen, wer noch zu
reſtitnieren wär, verfertigen und dabey bemerken muͤßte, was richtig und a
und was unrichtig waͤr, da man eher noch vor Verfluß der 3. Monate vieles bins
legen und die Ausraumung der veſten Plaͤtze bewuͤrken könnte. Wegen der Al
weiſungs⸗ Gelder verſprachen die Deputierte auf jeden beſtimmten Termin der Ab⸗
dankung und Ausraumung eine Million in Vereitſchafft zu halten, wofern nur ein⸗
ma ol ein Anfang damit gemacht würde, weil die Unserthauen deſto willfäriger und,
leichter aus eigenen Mitteln und hergeſtelltem Credit bevorab bey bevorſtehen⸗
der Ernd ihre Gebühr abtragen könnten. Wegen des Ober⸗Pfaͤlziſchen Contingents
an den Schwediſchen Fridensgeldern konnten aber die Deputierte aus Ermanglung
der Verhaltungs⸗Befehle nicht einig werden. Herzog Eberhard ließ ſi ich gefallen, daß
ſolche Gelder auf das ganze Reich umgetheilt würden, jedoch mit dem Vorbehalt,
daß, weil der Schwaͤbiſche Krayß in der zu Muͤnſter gemachten Matricul allzuhoch
uͤberlegt, die Franzoͤſiſche Contributionen allein getragen, die Chur⸗Bayriſche Ars
mee dabey unterhalten und mit feinem: eigenen Contingent nicht aufkommen koͤnne,
er wenigſtens die letztere e er der Seen Armee che ober
erden Sebi a 04
un: gr. Be n 1
Wieil aber der Ober⸗ und Nider- Sigg Krahß über die Wegdbetung d der
Abdankung der Schwedischen Völker! 0 fo langſamer Reſtitutiou ex capite Ami-
IX. L Theil. f H ZI nn ase „Div 4 ‚fie
4
58 | Geschichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
—
— —
—
1649 Nie & graraminum eine groſſe Ungeduld vermerken ließ und fo gar drohe⸗
te, daß fie ſich ihres Schadens bey den Obern Krayſen erholen wollten, fo
ſchlug Varubuͤler mit beſonderm Wohlgefallen der Kayſerlichen und Schwediſchen
0 eputation in dem Schwaͤbiſchen Krayß vor, nemlich Coſtanz und Wuͤrtenberg
(8 ausſchreibende Fuͤrſten und die beede Stände Furſtenberg und Ulm, einen Biz
| 5 zu thun, ob fie, was noch im Krayß geklagt würde, vergleichen oder entſchei⸗
den, oder, was zweifelhafft waͤr, au das Collegium der el Deputierten brin⸗
gen und alſo das Reſtitutions⸗Werk befoͤrdern koͤnnten. Nun hatte ſolches Mittel
gute Wuͤrkung und der Fraͤnkiſche Krayß folgte ſogleich bifem Vorgang nach. Sie
gewannen wenigſtens den Vortheil, daß den Schtveden aller Anlaß zur Aufſchiebung
der ausraumenden Veſtungen und Abdankung ihrer Truppen benommen wurde. Dis
fer Wuͤrteubergiſche Geſandte erwarb ſich ſolchen Ruhm dardurch, daß ihn ſowohl
die Kayſerliche, als Schwediſche nicht allein von freyen Stuͤcken als einen Iaterpo-
fitorem erbathen, ſondern auch die letztere Ihn erſuchten diejenige ausfuhrliche Debus
ction über alle noch in puncto Amniſtix & Gravaminum hinterſtellige und unvollx
zogene Faͤlle aufzuſetzen (x), welche fie nachgehends den Kayſerlichen ausautworte⸗
ten, auch den 15. Julij durch ihn als Interpofitorn denfelben ihre Erkfätung wer
gen Abdankung der Völker, Ausraumung der Veſtungen und Bezahlung ihrer Fri⸗
densgelder überreichen lieſſen. Sein bewegliches Zureden brachte es auch wuͤrklich
dahin, daß es zwiſchen beeden Partheyen ſehr nahe zum Schluß kam , wobey er ver ·
langte, daß alles bis dahin in tieſeſtem Geheimnus verborgen bleiben ‚pol te. Doch
behielt er ſich bebor ſolches dem Herzog unmittelbar zu hinterbringen. Es wurde
ii auch aus gutem Vertrauen zu des Herzogs aufrichtiger Gefinnung erlaubk, zu⸗
ahl er diſem Herrn die Hoffnung machen konnte, daß ſo viel diſe beede Partheyen,
nemlich die Kayſerliche und Schwediſche betraff, weil man mit den Franzoſen eine
andere Handlung antretten mußte, womit Varnbuͤler nichts zu thun hatte, in dem
Schwaͤbiſchen Krayß und in den Wuͤrtenbergiſchen Lauden die fuͤrnehmſte Plaͤtze noch
vor dem erſten in dem entworſenen Plan beſtimmten Termin gleich nad) gemachtem
Rich, „alles übrige aber in dem erſten zur Ausraumung der veſten Plaͤtze vergliche⸗
nen Zeitraum au ihn abgetretten werben ſollte. Diſes mußte Herzog Eberharden ei⸗
ne vergnügliche Zeitung ſeyn. Nun ſahe er erſt den Vortheil ein, daß fein Ges
ſandter die Ehre der Interpoſition haben ſollte. Dann er war anfaͤuglich nicht ſehr
damit zufriden und, als Varnbuͤler ohne vorher gefuchte Erlaubnus ſolches Geſchaͤfft
ubernehmen zu doͤrffen diſe Begebenheit an ihn berichtete, ertheilte er nur die kaltſin⸗
nige Reſolution, daß, weil er es als eine geſchehene Sache nicht hintertreiben koͤnn⸗
te, er nur wuͤnſchte, daß ſeine Bemuͤhungen zu des Reichs Beruhigung dienen moͤch⸗
ten. Ich kan hier nicht ‚übergehen, daß Pfalzgr. Carl Kas zur Ehre des Varn⸗
„ bülers
6
Cx) vid. Beyl num. 18.
ce fee Abschnitt. 21585 59
buͤlers i in einem den 5. Dee. diſes Jahrs“ an den Churfürften zu Maynz abge; 1049
laſſenen Schreiben melde, daß man ſich diſes Mannes Dienſte und Ver⸗
mittlungen auch in andern Fällen mit gluͤcklichem Erfolg bedient habe (y). Es
mußte auch dem Herzog 1 ſeyn, daß Erßken wieder Hoffnung zur Abdan⸗
kung des Mechelburgiſchen und Koͤnigsmarkiſchen Regiments, des Nachtigalliſchen
Frey⸗Cor ps und zwoer Compagnien, welche noch in Ueberlingen lagen, machte.
Nur beruhete es noch auf dem darzu erforderlichen Geld» Vorrath. Jeßzo aber vers
nahm man von der Wuͤrtenbergiſchen Landſchafft das erſtemahl die vergnuͤgliche
Sprach, daß, wann uur der ernſtliche Entſchluß zur a alt RR er⸗
folgte „es an den agen Geldern nicht e een würde, er
8 ur 30 A b RE er F. 55. Ve jo | 725 Bei
Eichen 3 andere Krahſe eine neue 8 1 welche 8 Au⸗
erbietung ihres Autheils an der vierten und fünften Million ſich mit den Schweden
in beſondere Tractaten in der Hoffnung einlaffen wollten, daß fie deſto leichter zur Ab⸗
dankung der ihnen auf dem Halß ligenden Völker und Abtretung ihrer veſten Plaͤtze
gelangen doͤrften. Die Schweden wurden dardurch veranlaßt an die Schwäb⸗ und
Fraͤnkiſche Krayſe ebenmaͤßig die Contingenten der vierten Million zu fordern, ob man
ihnen ſchon dieſelbe noch nicht, ſondern erſt zu Ende des folgenden Jahrs, nachdem
ihre Völker abgedankt worden, ſchuldig war. Die uͤbrige Stände ſchlugen ihnen aber
ſolches fruͤhzeitige Begehren ab. Das Herzogthum Wuͤrtemberg hätte es 94446, fl.
betroffen. Inſonderheit waͤr es dem Fraͤnkiſchen und Schwaͤbiſchen Krauß unenräg⸗
lich geweſen, da hingegen andere, welche die Laſt des Krieges nicht ſo ſehr empfun⸗
den hatten, in der zu Muͤnſter gemachten Matricul ſehr gering im Verhaͤltnus ge⸗
gen andere und insonderheit dem Schwaͤbiſchen Krayß angelegt, waren. Varnbuͤler
proteſtierte auch in offentlichem Fuͤrſten⸗Rath fo ſtark dawider, daß ſich auch die
Schweben daruͤber beſchwehrten. Es ereigneten ſich noch andere Mißhelligkeiten wer
gen Execution der ſaumſeligen Staͤnde, welche die Schweden abermals den Krayß⸗
ausſchreibenden Fuͤrſten aufbuͤrden wollten. Man machte andere Vorfchläge, welche
eben fo groſſe Schwuͤrigkeiten fanden. Alles diſes war aber nur ein ee
unter welchem man den entzwiſchen verglichenen Praͤliminar⸗Receß verbergen wol
te. Diſer kamm unverimnthet zum Vorſchein und wurde den 28. Auguſti von den
Koͤuigl. Schwediſchen Geſandten und den Reichs- Ständen unterſchrieben und ſogleich
ausgewechslet, wie es mit der Execution in puncto Amniſtiæ & Gravaminum, wie
auch mit der en der A Aura mi ung der Wenge n
8 "ip TE 370 Ai ri⸗
in Difes Ehreiben iſt zu er en in Nambachs lieberſegung der Bongeantiſhen Hi⸗
ſtorie des 30 jähzigen Kriegs. Part. IV. pag. 537. 5
% Seſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
Wurm
1649. Fridens⸗Gelder ꝛc. gehalten werden follte (z). Dem Kahſer und feinenGefandten
wollte diſer Juterims⸗Receß lang nicht gefallen, fo, daß Varnbuͤler vieles zu thun
hatte fie durch Gründe zu überzeugen, daß ohne deuſelben kein Schluß »Recep zu hof⸗
fen wär. Sie wollten noch eine Clauſul beygeruͤckt haben, welche weder den Schwe⸗
den, noch den Reichsſtaͤnden anſtund. Als aber Pfalzgr. Carl Guſtav zu drohen
auſieng die noch nicht abgedankte Voͤlker dem Reich in die Winterquartiere aufzubürs
den, weil die Jahrszeit hernach nicht mehr geſtatten wuͤrde ſolche nach Schweden uͤber⸗
zubringen, fo erlaubte endlich der Kayſer ſolchen Receß auch zu unterſchreiben, wel⸗
ches den 21. Sept. erfolgte. So bald ſolches geſchehen, drangen die Stände und
inſonderheit Varnbuͤler barauf, daß von den Kayſerlichen und Bayriſchen Geſandten
die Ordinanzen wegen Abtrettung der Veſtungen ausgefertigt und gegen die Schwedi⸗
ſche ausgewechslet wuͤrden, welcher Handlung Varnbuͤler beywohnen mußte. Ver⸗
mög derſelben ſollte gegen Ausraumung Lindau und Überlingen von den Schweden
den 19. Sept. die Veſtung Aſperg von den Kayſerlichen abgetreten werden, und die
Bayriſche Beſatzungen zu Urach, Hornberg, Schiltach und Albeck erhielten die Or⸗
dre ſich auch zur Uebergab bereit zu halten, dagegen der Schwaͤbiſch Krayß 60000.
Nthlr. herbeyſchaffen follte, weßwegen der Biſchoff von Coſtanz und Herzog Eberhard
bewegliche Schreiben an die Staͤnde ergehen lieſſen ſowohl ihren Antheil an den 3. er⸗
ſten, als auch zur vierten Million abzutragen. Diſes wurde auch befolgt und dem
Herzog den 20. Sept. die Veſtung Aſperg übergeben. Derſelbe dankte zwar dem Kay⸗
ſer und meynte den darauf noch vorhandenen Proviant und Zeugweſen zu einem Ge⸗
ſchenk und Dankbarkeit für die bisher der Beſatzung gegebene Unterhaltung, welche
ſich doch auf etliche Tonnen Golds beloffen, behalten zu dörfen, zumahl feine Veſtun⸗
gen von allem Geſchuͤtz, Munition und andern Nothwendigkeiten durch die Kayſerli⸗
che entbloͤſſet ſtunden. (a) Der Fürſt Amalfi hielte ſolches für billig. Der Kay⸗
ſerliche Hof gedachte äber anderſt. Dann man gab vielmehr dem Herzog zu verſtehen,
daß die Munition und Proviant verkauft und die Befakung damit abgedankt werden
ſollte, wobey der Kayſer hoffte, daß er derſelben bey ihrem Abzug wenigſtens einen
oder anderthalb Monat Sold zum Abſchied reichen und hernach an kuͤnftiger Contri⸗
bution abziehen oder gar ſchenken wuͤrde. Der Herzog hatte aber ſchon diſer Beſa⸗
tzung einen dritten Theil eines Monats Solds verehrt, welches, wie gewoͤnlich, nicht
erkannt werden wollte, weßwegen der Fuͤrſt Amalfi ihm den Rath ertheilte von dem
gedachten Vorrath nichts verabfolgen, ſondern alles Begehren des Kayſerl. Hofes
nur an ihn gelaugen zu laſſen. Den 20. Sept. wurden die zwiſchen Chur⸗Pfalz und
Bayern verglichene Erklaͤrungen und Reverſalien in Gegenwart des Wuͤrtembergi⸗
(̃0 82) Diſer Interims-Receſs ſtehet in des von Meyern Act. Execut. pac. pag. 3177
() vid Beyl. num, I
= KEEilfter Abſchnirr. 2 61
ſchen Zeſandten ausgewechslet und von demKriegs⸗und Affiſtenz Rath Erßken die 1649
Schwediſche Ordinanzen wegen Rautung der Obern Pfalz, Donawerth und Rai⸗ \
nersSchanz an der Donaw und die Bayriſche wegen Abtrettung der Untern Pfalz, Aug⸗
ſpurg, Memmingen, Hohen⸗Urach, Albeck, Hornberg, Schiltach, Wildenſtein
und Weiſſenburg gegen einander collationiert und ausgewechslet. Varnbuͤler mußte
als Interponent diſer Handlung beywohnen, obſchon Chur + Bayern eine Ungnade auf
ihn als Wuͤrtembergiſchen Geſandten geworfen hatte. Dann diſer Churfuͤrſt beſchwer⸗
te ſich den 29. Sept. ſehr uͤber denſelben gegen dem Herzog, daß er ſich faſt allein in
dem Religionsweſen der Obern Pfalz widerſetze, ungeacht man es von ſeiten des Bay⸗
riſchen Hauſes um den Herzog nicht verdient zu haben hoffe und deßwegen auch nicht
glauben koͤnne, daß Varnbuͤler einigen Befelch darzu gehabt habe. Er verantwor⸗
tete ſich aber dergeſtalt, daß, weil dem Churfuͤrſten ein widriger nnerweißlicher Be⸗
richt gethan worden, der Bayriſche Geſandte Oexlin ihm durch eine Viſite die Er⸗
klaͤrung thun mußte, daß der Churfuͤrſt mit deſſelben Erleuterung nicht nur ſehr wohl
zufriden ſey und nichts wider ſein Gewiſſen zumuthe, ſondern ihn auch ſo gar erſuchte
neben ihm Oexlin die Bayriſche Angelegenheiten zu beſorgen.
Nachdem man ſich alſo von feiten des Kayſers und des Reichs mit der Kron
Schweden verglichen hatte, fo fieng man mit den Franzoſen an zu handlen. Herzog
Eberhard hatte aber nunmehr auch zu Hauß zu thun, weil feine beede Brüder Prinz
Fridrich und Ulrich auf Berichtigung ihrer Appenagen drangen. Der erſtere kam
ſelbſt nach Stuttgard. Der andere war aber in Spaniſchen Dienſten und mußte di⸗
ſes Geſchaͤfft auf eine andere Zeit aufſchieben. Zur Vorbereitung nun meynte Prinz
Friderich einen Rechtsgelehrten in feine Dienſte zu nehmen, welcher nicht in des Her⸗
zogs Pflichten ſtuͤnde, und befahl dem bekannten Thomas Lanſius ihm einen zu very
ſchaffen. Diſer antwortete ihm aber, daß; ein Rechtsgelehrter bey einer ſolchen
„ Verhandlung wenig Nuten ſchaffen würde, ſintemahlen des verurfachenden. Miß⸗
„ trauens nicht zu gedenken, dergleichen Tractaten in einem ſolchen fuͤrnehmen fuͤrſtl.
„ Hauß nicht aus dem corpore Juris: und der Rechtslehrer Meynungen, aus wel⸗
y chen oͤffters nur ſchaͤdliche Trennungen entſprungen, ſondern allein aus den altvaͤ⸗
v terlichen Erbvertraͤgen „. eredtione Ducatus und andern Grundverfaſſungen und
„ Freyheiten auch hierauf gegruͤndetem Herkommen gerichtet und eroͤrtert werben:
5 muͤſſen. Er erinnerte ihn wohl zu betrachten, wie ſein Herr Vater, der Wuͤr⸗
„ tembergiſche "Titus, und deliciæ generis humani mit dero Herrn Bruͤdern ſich der
' Erbforderung und appenagen halber einmuͤtig und ruͤhmlichſt vertragen habe. Nein⸗
A lich es haben die hoͤchſternannte fünf 1 5 Gebruͤder ſich in der Stille zu Stutt⸗
ek ad RE EN 2 gar
-
62 Geſchichte der Hetzogen von Wuͤrtenberg,
—
F RL r —— 9 ——
1649 „ gard zuſamengefügt und die Tractaten in ſolcher Enge geheim abg handlet, daß
H. auch dero Hofmeiſtere und vertrauteſte Diener nichts davon wiſſen börffen. Es ha⸗
„ ben aber beruͤhrte fuͤrſtl. Perſonen zu Erleichterung des ſo wichtigen Geſchaͤffts un⸗
„ terſchiedliche gewiſſenhaffte und in des fuͤrſtl. Hauſes Staats⸗ Sachen treff lich ers
„ fahrne Raͤthe zuſamen beruffen, ſolche ihrer Pflichten erlaſſen und ihnen auf das
„ neue eydlich und eruſtlich aufgebunden allerſeits zu billigmaͤſſiger bruͤderlicher Ver⸗
a gleichung nothwendige und gruͤndliche Erinnerungen beyzutragen und zu gerechter
„ Abwägung der Gebühr aller Orten mit gutem Rath beyzuſtehen, wie auch biß zu
„endlicher Beylegung mit allen Treuen fleiſſigſt abzuwarten. Welche Handlung
„ daun der grundguͤtige Gott und Fridenfuͤrſt mit ſolch erwuͤnſchtem Erfolg geſeegnet,
„ daß die fuͤrſtliche Verein zu groſſem der Principal⸗Perſonen Vergnügen geneh⸗
„ migt,, unterſchrieben, beſiglet und vollzogen worden. Des Prinzen Beyſtaͤnder
waren demnach Johann Bernhard von Menzingen, Chriſtoph Forſtner und bemeld⸗
ter Thomas Lauſtus. Dann man erſuchte Herzog Leopold Fridrichen zu Möͤmpelgard
ſeinen geheimen Rath und Canzler Forſtuer diſer Handlung wegen ſeiner Erfarenheit
beywohnen zu laͤſſen. Es wurde ihm auch nachgehends der Ruhm beygelegt, daß
man feine tapfere und ruͤhmliche Geſchicklichkeit beſonders verſpuͤret habe. Weil
aber der Prinz ſich mit dem Anerbieten feines; Herrn Bruders, ungeacht es fehr bruͤ⸗
derlich war und er inſonderheit nach den damaligen Umſtaͤnden fein Sammer » Gut ſehr
ſtark beſchweret hatte, nicht annehmen, ſondern etliche Aemter mit aller Landsfuͤrſt⸗
lichen hohen und nidern Obrigkeit und Regalien verlangte, ſo wurde auch der Land⸗
ſchafftliche engere Ausſchuß zu Rath gezogen. Diſer widerſetzte ſich aber des Prinzen
Begehren vermoͤg des Müͤnſingiſchen und anderer von der Landſchafft beſchwornen
Vertrage und darinn feſtgeſetzter Unzertrennlichkeit des Herzogthums, zumahl auch
wegen der bisherigen Reichsbelehnungen der Kayſer ſolches ungnärig aufnehmen doͤrf⸗
te und die kuͤnftige fuͤrſtl. Prinzen diſes Beyſpiel zu einer Folge ziehen konnten wor⸗
durch dann gar bald das ganze Herzogthum zerglidert werden muͤßte, weil allbereit
eine ſchoͤne Anzahl ſolcher Prinzen vorhanden war. Sie hielte demnach bey dermah⸗
liger Lage der Umſtaͤnde fuͤr ſehr großmuͤthig, wann der Herzog ſeinem Herrn Bru⸗
der die beede Aemter Neuſtatt und Meckmuͤl nebſt der halben Kellerey Weinſperg
zum Unterhalt einraumte, zumahl auch bey andern fuͤrſtl. Haͤuſern, in welchen das
Recht der Erſtgeburt eingeführt wär, der regierende Herr ſeinen Bruͤdern nach des
Cammerguts ſtarken oder ſchwachen Einkuͤnften den gebuͤrenden Unterhalt beſtimmte,
damit die Laſt der Regierung deſto beſſer ertragen und die Hoheit der fuͤrſtl. Haͤuſer
erhalten werden mochte. Man mochte ſich erinnern, daß dem Herzog noch ſeinen
juͤngſten Bruder Herzog Ulrichen, feine Fräulein Schweſtern, die Prinzen der Ju⸗
lianiſchen Linie mit ihrer Frau Muter und Herzog Eberhards Schweſter Anna zu
unterhalten oblige, daneben aber des Herzogs Hofſtaat und eigene Herrſchafften her-
anwachſen und täglich groͤſſere Unkoſten erfordern. S. 34.
a |
sn Eilfter Abſchnitt. 8
Dien 27. Sept. kam endlich ein Verglich zum Stand wegen Herzog Fulderichs
Appannage und Unterhalt, vermoͤg deſſen Herzog Eberhard demſelben die Staͤdt und
Aemter Neuenſtadt am Kocher und Meckmül mit allen Zugehoͤrden und Gefallen,
die Ridergerichtliche Oberkeit mit allem davon abhangendem Einkommen an gemeinen
Freveln, Straffen und Buſſen, welche durch den daſelbſtigen gemeinſchafftlichen und
von Herzog Eberharden zur Handhabung der hohen Landesfürſtlichen angenommenen,
verpflichteten und gemeinſchafftlich beſoldeten Vogt oder Amtmann mit Zuziehung
hielte ſich demnach die hohe Obrigkeit bevor und die Unterthanen wurden zwar in ge⸗
meine P 6
diſem zwar die hohe, mittlere und nidere Obrigkeit verbleiben, jedoch aber die daſelbſt
fallende Zinfe, Zell, Zehenden, Gülten, ndergerichtliche Fi
ſen und andere Gefaͤll von Herzog Friderichen genoſſen werden. a
deſſen Amtmann keine Auſſicht haben. Herzog Friderichen wurde übel diß 90 Nellen;
wieder heimfallen ſollen. Zur Erfegüng der erledigten Pfarren ſoll Herzog Fedde;
feinem Bruder dis Behaufung zu Stattgard, der Stack genanit, zur Berahnung,
ſollen. Endlich war Herzog Eberhard fp
tigen Herbſt fallen wuͤrde, uͤberließ und ſich nur die alte Ausſtaͤnde und die auf Creuß⸗
0 Fenn Ja eee lee 2
erhoͤhung
Res
54 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— —
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1649 erhoͤhung verfallene Zölle vorbehielt. Weil auch diſe Abrede nicht nach dem
vorgemeldten im Jahr 1617. errichteten ſogenanntem Fuͤrſt⸗-Bruͤderlichem
Verglich getroffen werden konnte, welcher gleichwohl als ein Hauß⸗ Vertrag zum
Grund gelegt worden, fo erbothe ſich Herzog Eberhard bey verfpürender Erholung
feines Herzogthums und Verbeſſerung feiner Einkunffte ſich fuͤrſtoruͤderlich zu erzei⸗
En und in den übrigen Puncten dem obgedachten Grundvertrag ſich gemäß. zu ver⸗
alten. In einem Neben⸗Receß wurde aber eine Abänderung beliebt, daß in dem
Weinſperger Amt die nidergerichtliche Obrigkeit gemeinſchafftlich ſeyn ſollte.
EEE RO EN ar
Nicht weniger verglich ſich Herzog Eberhard den 30. Sept. mit dem Abt
Franciſcus, Priorn und Convent des Gottshauſes Sanct Blaͤſi. Es iſt ſchon bes
ruͤhrt worden, daß derſelbe mit diſem Stifft in Strittigkeiten geſtanden, weil ſol⸗
ches die von alten Zeiten hergekommeue Landſaͤſſigkeit des Stiffts Nellingen in Apres
de ziehen wollen. Ich habe auch ſchon gemeldet, daß die Graven Eberhard und
Ulrich im Jahr 135 3. allen den Pfaffen und die Pfaffen Namen haben in dem De⸗
canat Nellingen die Freyheit ertheilt habe, daß kein Wuͤrteubergiſcher Amtmann
die hinterlaſſene Guͤter einer ſolchen verſtorbenen Perſon einziehen ſolle (d). Diſes
Recht der Graven die ohne Leibes⸗Erben verſtorbene Perſonen und auch diejenige
geiſtlichen Standes zu beerben war in allweg ein vorzuͤgliches Stuͤck der damahligen
Landes⸗ Hoheit, woraus die Landſaͤſſigkeit zu erweiſen ſtund. Niemalen wurde die⸗
elbe in einigen Zweifel gezogen, bis das Herzogthum Würkenbers mit faft unzäbls
baren Contributionen von den Kayſexlichen und Bayriſchen geplaget wurde, da diſes
Priorat auch mit tragen mußte. Es ſcheint daher, daß das Stifft S. Blaͤſi ſich
diſer Beſchwerden zu entziehen angefangen. Diſem Stritt eiu Ende zu geben kam
auch das Mittel auf die Bahn das Priorat, deſſen Unterwürfigkeit allzudeutlich un-
ter die Augen leuchtete, dem Herzog durch einen Tauſch zu überlaſſen. Solchem⸗
nach übergab das Stifft dem Herzog feine Propſtey und Pfleg Nellingen mit allen
Zugehoͤrden an Collaturen, Gebaͤuden „Waldungen, klein Waidwerk, Straffen 2
Zehenden und Gefälle mit Vorbehalt der Gefaͤll, Güter und Gerechtigkeiten „ wel⸗
che diſes Gotteshauß bey dem Spital zu Tuͤbingen und in der Stadt Eßlingen ge⸗
habt. Dagegen raumte der Herzog demſelben ein die zur Alpirſpachiſchen Pfleeg zu
Motweil gehörige Hofe zu Senchingen mit. derſelben ausgemarkten Bezuͤrk, einen
Weyher zu Goßheim auf dem Heuberg, die Collatur oder Kirchenſaß zu Aixen ſamt
dem groſſen Fruchtzehenden daſelbſt, Gefälle zu Oedenſtetten „ Libdingen und dem
Hof zu Böringen, wie auch die Collaturen zu Goßheim, Boͤſingen und Waͤhingen.
(b) Siehe der Gräff. Geſchichte IV.ter Theil, Belag 22. p. 95.
[4
Eilfter Abſchnitt. 65 -
Ingleichem begab ſich derſelbe feiner Anſprach an das Gottes » Hauß wegen 1649
einer Reyßmoͤhnin, Hundslegin, Fuchsjaͤgerey, Falkuerey, Atzbeſuchung,
Viſitations » und Vogt⸗Gerichts⸗Koſten, wie auch der Landſchafft Forderung von
2834. fl. Steur und Abloſungshuͤlfen. Nicht weniger erboth er ſich daſſelbe gegen
den Gemeinden zu Nellingen und Scharnhauſen wegen noch ſtrittigen Kindbett⸗Mar⸗
tins⸗Frohn⸗ und Steinſatzungs⸗ Weine, des Krapfenteigs und andern Auforderun⸗
gen zu vertretten, den Pfarrern ihre ruckſtaͤndige Competenzen zu entrichten und
10500, fl. dem Stifft St. Blaͤſi obligender Schulden nebſt 3531, fl. verfalluer Zins
ſe zu uͤbernehmen.
F. 36.
Nachdem nun die Tractaten mit der Kron Schweden ein Ende erlangt hatten,
ſo wurden ſelbige, wie ſchon oben §. 33. angedeutet worden, wegen Execution des
TFridens mit der Kron Frankreich angetretten, deren Geſandte ſich ſehr ungeduldig
bezeugten, daß ſie ſo lang vergeblich aufgehalten wurden. Sie beruheten nur auf der
Zuruckgabe der Veſtung Frankenthal, welche die Spanier noch beſetzt hielten und
unter dem Vorwand, daß ſie noch mit ben Franzoſen Krieg fuͤhrten und ihre Haͤn⸗
del mit diſer Krone in dem Muͤnſteriſchen Friben nicht beygelegt werden wollen, nicht
an den Churfuͤrſt Carl Ludwigen zu überlaffen geneigt waren. Man mußte demnach
auf Verglichs⸗Mittel denken. Weil die Franzoſen die Reichsſtadt Heylbronn noch
in Handen hatten und dieſelbe ihnen wegen der benachbarten Veſtung Philippsburg
ſehr wohl gelegen war, indem fie dem Fraͤnkiſchen und Schwaͤbiſchen Krayß Geſe⸗
tze vorſchreiben konnten, fo wollten fie ſelbige zu ihrer Sicherheit ſo lang inbehalten,
bis Frankenthal ausgeraumet wuͤrde. Der Kayfer willigte darein und niemand konn⸗
te ſolches begreiffen, weil die Kron Frankreich auch nunmehr Breyſach und das El⸗
ſaß beherrſchte, mithin die vier obere Krayſe nach Belieben beunruhigen konnte. Es
war die groͤſte Unbilligkeit, daß das Reich für den Kayſer und die Kron Spanien in
die Luͤcke ſtehen ſollte, weil diſe und nicht die Reichs⸗Staͤnde zur Abtrettung Fran⸗
kenthals verbunden waren. Der franzoͤſiſche Geſandte, Vautorte, ſahe ſolches ſelbſt
ein und hatte Heylbronn nur darum vorgeſchlagen, weil er voraus ſehen konnte, daß
die Staͤnde ſolches nicht bewilligen wuͤrden. Ja er wendete ſich ſelbſt an den Varn⸗
buͤler mit dem Begehren die übrige Stände dahin zu vermögen, daß fie ſich den Kay⸗
ſerlichen wegen Heylbronn entgegen ſetzen ſollten, zumahlen auch die Schweden durch⸗
aus nicht darein willigen wollten. Man ſchlug den Franzoſen deßwegen Ehrenbreit⸗
ſtein zur Verſicherung an, welches von Kayſerl. Truppen beſetzt war, jedoch unter
der Bedingung, daß diſer Platz einem Reichs⸗Fuͤrſten zu einem Sequeſter uͤberlaſ⸗
ſen werden ſollte. Sie lieſſen ſich diſes Mittel gefallen, doch, daß k.) die Zeit des
Sequeſters nur auf 6. Monate eingeſchraͤnkt würde, weil der Kapſer immerzu Hoff⸗
IX. Theil. N 3 nung
—
66 Geſchichte der Herzogen von Wuͤnrtenberg,
1649 nung machte, daß Frankenthal bald geraumet werden doͤrſte, 2.) eine Neu⸗
. tralitaͤt zwiſchen den Plaͤtzeu, welche Spanien, Lothringen und Frankreich
in dem Reich beſetzt hielten, geſtifftet und 3.) den letztern indeſſen um der Ehre der
Kron Frankreich willen ein geringer Platz, nemlich Neuburg am Rhein, gelaſſen
würde, weßwegen ſich dieſelbe erbothe wegen diſes dritten Puncten ſich dem Ausſpruch
der teutſchen Stände, wie fie es billig befaͤnden, zu unterwerfen und fie in ihrer eis
genen Sach gar wohl als Richter zu leyden. Dem Kayſer hingegen wollte ſolches
Mittel durchaus nicht belieben, ſondern er beſtunde dem Reich zum gröften Nachtheil
darauf, daß Heylbronn den Franzoſen gelaſſen wuͤrde. Varnbuͤler ſuchte alle Grüne
de dagegen zuſamen und beſchwerte ſich bey den Kayſerlichen ſehr, daß man ſowohl der
Chur⸗Pfalz mit Frankenthal, als auch dem Hauß Würtenberg mit Heylbronn erſt
nach geſchloſſenem Friden und nach der Reſtitution noch eine Brille auf die Naſen ſe⸗
Ben wollte. Und weil die Franzoſen ſich ſchon verlauten laſſen, daß fie Hohen⸗Twiel
und Schorndorf erſt zuletzt raumen wollten, fo begehrte er es kahin zu vermitteln,
daß diſe beede Veſtungen wo nicht in dem erſten, doch in dem zweyten terin ino von
den Franzoſen abgetretten würden. Diſes ſchiene nicht leicht zu bewuͤrken ſeyn, weil
ſich die Kron Frankreich in einem Aufſatz durch ihre Geſandte über das Hauß Wuͤr⸗
temberg beſchwerte, daß Herzog Ulrich in Spanifche Dieufte getreten und feine ges
worbene Volker Regimenterweis durch das Reich geführt habe. Man autworteſe
ihnen aber, daß weder der Herzog von Würtemberg, noch ſonſt jemand einem freyen
teutſchen Fürften oder andern im Reich vorſchreiben könne, in welche Dienſte er trete
ten ſollte. Der Prinz habe auch nichts wider den Friden begangen, weil das fuͤh⸗
ren ſeiner Truppen vor der Vollziehung des Fridens geſchehen und Frankreich ſich um
ſo weniger zu beſchweren habe, als es ſeiner ſeits dem Fridenſchluß mit gewaltthaͤ⸗
tiger Abdringung der Contribution und Zuruckbehaltung der ex amniftia zu reſtituie⸗
ren ſeyenden Plätze gehandlet habe und noch handle. Wie dann der General und
Kriegs⸗Commiſſarius Scheid noch immer wider habende Ordre fortfuhren die Con⸗
tributionen nach Breyſach von dem Herzogthum Wuͤrtenberg zu fordern, als eben
vorgedachte Frauzöſiſhe Reichs⸗Marſchallin Herzog Eberharden zu Stuttgard bes
ſuchte. Die Franzöſiſche Geſaudte entſchuldigten ſich aber, daß ſie wegen der mit
den teutſchen Staͤuden geſchloſſenen und unterſchriebenen Executions⸗ Handlungen zu
keiner Ratification gelangen konnten und mithin zu ihrer und der Stände Sicher⸗
heit die Beſatzungen bis zu deren Austrag mit den bisherigen Beytraͤgen unterhalten
müßten, zum ihlen die Kayſerliche dem Friden offenbar entgegen handelten und ſich
den Executions⸗Tractaten widerſezten. | 1
§. 37.
*
dacht Euter e eee
e | 1649
Diann es Wurde den 4. Oct. auch zwiſchen Frankreich und bei teutſchen Reichs⸗
Ständen eine Convention geſchloſſen, wordurch man verhoffte alle Schwuͤrigkeiten
auf die Seite geraumt zu haben. Die Veſtung Ehreubreitſtein wurde diſer Kron
zur Sicherheit angewieſen, welche aber an Chur⸗Maynz als Sequeſters⸗Juhaber
Jabgetretten werden ſollte, dagegen diſe Kron die Stadt und Grayſchafft Moömpel⸗
gard und die Veſtung Hohen⸗Twiel zu raumen ſich erbothe. Wegen der Veſtung
Schorndorf war noch nichts verabredet. Entzwiſchen war nicht allein ſowohl der gan⸗
ze Schwaͤbiſche Krayß, als auch das Herzogthum noch mit Schwediſchen Voͤlkern bes
legt, ob man ſchon durch Abdankung verſchiedener Regimenter eine merkliche Er⸗
leichterung verſchafft hatte, ſondern beede wurden noch mit voller Contribution ge⸗
druͤcket. Dann der Praͤliminar⸗Receß wurde wegen der Reſtitution ex capite gra-
vaminum nicht vollzogen. Diſes war der Hauptpunct, welcher den Catholil ſchen au⸗
ſtoͤßig ſchiene, und welchen fie niemals zu vollziehen gedachten, da hingegen die
Schweden ohne die Erfüllung deſſelben nicht weichen wollten. Man mußte alfo deß⸗
wegen neue Tractaten antretten. Varubuͤler wurde auch hierinn von den Schweden
erbethen die Interpofition auf ſich zu nehmen. (e) Sie ſtellten ihın ſogleich ihre
Erklaͤrungen zu über den punctum gravaminum dieſelbe den Kayſerlichen einzuhoͤn⸗
digen mit dem Anerbieten mit ihnen in eine Conferenz zu tretten, worinn man einig
ſey, daſſelbe auf die Seite zu ſetzen und wegen des übrigen ihre Gedanken zu verneh⸗
men, damit man hernach unmittelbar mit ihnen handlen koͤnnte. Sie erinnerten
aber denſelben inſtaͤndig ſein Gewiſſen wohl inachtzunehmen und ihnen nichts zu hin⸗
terbringen, bis ihr ganzer Aufſaß durchgangen ſeh. Endlich verlangten fie auch,
wo moͤglich, die Sache zum Ende zu bringen. Anfaͤnglich machte er Schwuͤrigkei⸗
ten ſowohl wegen der Sache Wichtigkeit, als auch, weil er befoͤrchtete, daß die
Kayſerliche ihn, als einen Proteſtanten nicht belieben oder diſe Unterhandlung ihm
und Herzog Eberharden eine Ungnade bey dem Kayſer zuziehen doͤrffte. Diſe Bes
ſorgnus war aber überflüffig, weil die Schweden diſe Art zu handlen ſchon zus
vor mit den Kayſerlichen abgeredt und verglichen hatten, welche ſich folche Mn
J 2 als
(e) Ein Mies pönter war r einiger maſſen ein Nlediator welches Wort man aber nur,
wann Kronen und Republiken die Mittlung auf ſich nahmen, gebrauchte. Bey
geriugern nennte man ſie Interpofitores, deren Pflicht vorzuͤglich in der Aufrich⸗
tigkeit beſtunde, dasjenige, was ein Theil an den andern gelangen laſſen woll⸗
te, zu hinterbringen und allenfalls ſeine Srleuterung daruͤber zu geben, wobey 4
ne groſſe Behutſamkeit und Einſt cht erfordert wurde, zumahl man auch oͤffters
ihre Gedanken und Vorſchlaͤge berlangte, welche Gelegenheit Varnbuͤler trefflich
zu gebrauchen wußte.
68 Geſchichte der 2 erzogen von on Wrrenbeen ;
——
1649 als die Perſon des Varubuͤlers nicht aße lieſſen. Das Geschafft ber 2
Interpoſition gerieth aber gleich bey ihrem Aufang in mißliche Umſtaͤnde.
Dann die Catholiſche hätten überhaupt gern gewuͤnſchet, daß diſer Punct unberuͤhrt
bliebe. Inſonderheit war ihnen Varnbuͤler dabey verdächtig, welchen fie von der
Interpoſition zu entfernen ſuchteu, ob ihm ſchon der Chur⸗Bapyriſche Geſandte
D. Krebs an die Seite geſetzt war, damit ſich diefelbe nicht beſchweren koͤnnten.
Herzog Eberharden mißfiel es gleichmaͤſſig, daß fein Geſandter in diſem Puncten
old Geſchaͤfft übernommen hatte, weßwes gen er ihm befahl ſich von derſelben loß⸗
zuwicklen. Es ereiguete ſich auch gar bald eine gute Gelegenheit darzu. Dann die
Kayſerliche arbeiteten zween Tage ohne ihn darzu einzuladen, da er doch ihren Be⸗
rathſchlagungen, haͤtte beywohnen ſollen um dem Gegentheil eine ſichere Relation ab⸗
Tatten zu 10 Sie beredeten ihn auch, daß die Schweden ſich begeben haͤtten
die Reſtitution ex capite gravaminum zu begehren und daß diſe dahero verbunden
waͤren alles genehm zu halten, was deßfalls von den deputierten Reichs⸗ Staͤuden
beſchloſſen wuͤrde (d). Und an Varubuͤlers Stelle ſuchten ſie den Chur,Cllniſchen |
Deputierten Graven von Fuͤrſtenberg als Interpoſitorn einzudringen. Jener bez
kam demnach gute Gelegenheit ſich diſem Geſchaͤfft zu entziehen. Dagegen kounte
ſich Herzog Eberhard nicht entſchlieſſen feinen ſubdelegierten Regierungs⸗Rath Jo⸗
hann Albrechten von Woͤllwart von der Executions⸗Cammiſſion zu Erfurt, welche
dem Biſchoff von Bamberg und dem Herzog aufgetragen war, abu wies
wohl bald darauf diſe Veftenien ein ei eres Anſehen gewanne.
Ueberhaupt gieng es auf diſem Executions⸗ Convent fehr verwirrt zu und Warns
buͤler berichtete von der zur Execution des Fridens nidergeſetzten Deputation, daß
er mit beſchwehrtem Gewiſſen derſelben beywohnen muͤßte und die Catholiſche weder
Luſt, noch Eyfer zur Execution haben und die Schweden gute Urſache nehmen koͤn⸗
nen ſich daruͤber zu beklagen. Indeſſen wuͤrde aber d die Abtrettung der Voͤlker auf⸗
gehalten und der Unſchuldige mit dem Schuldigen muͤſſe dabey leyden oder gar zu Grund
gehen. Die noch minderjaͤhrige Freyherrn von 1 begehrten an den Herzog,
daß er fie wider den Obriſt Keller, welcher die Herrſchafft Sulingen ihnen abgenom⸗
men hatte, ſchuͤtzen und als Krayß⸗ausſchreibender Fuͤrſt wieder in Beſißz fehen
ſollte. Es war auch demſelben diſes Geſchaͤfft neben Coſtauz 5 drey widerhohlte
ein⸗
(d) Rombach in der Ulberſetzung der Bougeankiſchen Hiſtorie des 20. jaͤhrigen Kriege
im IV. Theil peg. 537. legt ein Schreiben von Pfalz zrav Carl Gußaven vor,
worinn er den Kayſerlichen unter andern bittern Vorwuͤrfen auch diſer Umſtaͤnde
gedenkt, welche ich aus Varnbuͤlers Berichten beleuchte. b
)
f
Eilfter Abſchnitt. Fei | 69
einſtimmige Schluͤſſe aufgetragen. Als aber einſten Varnbuͤler wegen Un⸗ 1649
paͤßlichkeit nicht in dem Rath erſchiene, ſo wurde diſe Commiſſion dem
Herzog durch ein Gutachten in puncto gravaminu n abgenommen und auf den Marg⸗
graven von Baden⸗Durlach uͤbertragen. Varnbäler beſchwehrte ſich deßwegen ſehr,
daß nicht nur diſes Verfahren dem Fridenſchluß ungemaͤß fen, ſondern auch bein Her⸗
zog zum Schimpf gereiche, mit welchem vorher davon communiciert werden ſollen.
Nun hatten die Schweden zwar in ihrem Aufſaß ſolche Commiſſion wieder in primo
termino auf Wuͤrtenberg und Coſtanz gerichtet: der Herzog fand aber dennoch auch
noͤthig ſich bey Chur⸗Maynz zu beſchweren und diſen Churfuͤrſten zu erſuchen, daß
er ſeinen Geſandten befehlen mochte die Ordnung und Billigkeit beſſer zu beobachten
und dife Sache dahin einzuleiten, daß der Aufſatz geändert und ihm die con wiſfio
ad exequendum gelaſſen werden moͤchte. Die Tractaten ſteckten ſich aber ſaſt durch⸗
aus, weil die Kayſerliche den obberuͤhrten von den Schweden ihnen durch den Varn⸗
büler eingehaͤndigten Aufſatz in puncto gravaminum durchaus nicht annehmen woll⸗
ten, ſondern nur eine Verzeichnus deſſen, was noch reſtituiert werden muͤßte, ver⸗
langten. Die Schweden empfanden ſolches ſehr hoch, indem fie ſolches Betragen
der Ehre ihrer Kron allzuſehr nachtheilig hielten, daß fie ſich ſollten vorſchreiben laß
ſen, was oder wie fie etwas in Vorſchlag bringen ſollten und daß die Kayferliche ,
was ſie einen Tag zuvor wegen der Art zu handlen verabredet haͤtten, den andern
Tag wider uͤber den Hauffen waͤrffen, wie auch, da fie vorher durch internuncios
zu handlen und den Varnbuͤler ſich belieben laſſen, demſelben zu vernehmen gegeben
haͤtten, daß ſie ſeiner Unterhandlung nicht mehr bedoͤrfften, ſondern unmittelbar
mit den Schweden handlen wollten, gleichwohl aber die Kayſerliche Geſandte Vol⸗
mar und Lindenſpuͤr den Graven von Fuͤrſtenberg darzu vorſchlugen und fo gar dem⸗
ſelben eine Vollmacht zuſtellten. Man mißhandelte aber auch diſen. Dann nach⸗
dem die Schweden ihne unter der Bedingung, daß der Gray von ſeiten der Kayſer⸗
lichen und Catholiſchen, Vareubuͤler aber von ſeiten der Schweden und Evangelischen
gebraucht werden ſollten, bewilligt hatten und wuͤrklich die Tractaten anzutretten zu
den Kayſerlichen gefahren waren, demſelben eben ſowohl abfagten unter der Eut⸗
ſchuldigung, daß ſich die Fuͤrſtenbergiſche Interpolition nicht auf das punctum gra-
vaminum, ſondern nur auf die exauctoration (Abdankung) und evacuation bezöge.
Der Gray war auch daruͤber ſehr betretten, zumahl er ſich auf feinen in Handen
habenden ſchrifftlichen Gewalt beruffte. Und der Schwediſche Generaliſſimus, Pfalz⸗
grav Carl Guſtav war uber ſolches ſeltſame Betragen fo ſehr aufgebracht, daß,
da er den Faͤrſten Amalfi auf den 8. Nov. zur Begehung ſeines Geburtstages zur
Mahlzeit eingeladen hatte, er ihm wieder abkuͤnden ließ und ſich von Nuͤrnberg
hinwegzugehen entſchloſſe. Solchemmach ſchien es, als ob ſich diſe Tractaten gar zer⸗
ſchlagen wollten. Varubuͤler tratt auch hier wieder mit feinen Vorſchlaͤgen bey Ver⸗
r 3 trauten
—
70 GSeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1649 trauten in das Mittel und eutwickelte wenigſtens die verroorrene Lage der
Veſchwerden⸗Strittigkeiten dahin, daß man die klare, richtige und in dem
Fridens⸗Juſtrument entweder ausdruckentlich oder durch Haupt⸗Grund⸗Reguln
entſchiedene Sachen jetzo gleich beylegen und vollſtrecken, die noch zweiſelhaffte aber
auf den Reichstag verweiſen ſollte. Indeſſen wuͤrde weder der Kron Schweden ge⸗
faͤllig ſeyn mit dem Kayſer und Reich in einem Krieg verwickelt zu bleiben, noch we⸗
gen ſolcher uneroͤrterten und ungewiſſen Sachen die Kriegs» Völker auf den Beinen
zu behalten und die Veſtungen ihren Eigenthums⸗Herrn dem Reich zu Nachtheil
vorzuenthalten, zumahl ſie jetzo als ein vornehmer Reichs⸗Mitſtand die noch hin⸗
terſtellige Exeentionen betreiben und von den Evangelischen eine ſtarke Unterſtuͤtzung
erwarten koͤnnte, wordurch den noch unreſtituierten die Hoffnung unbenommen blie⸗
be zu dem ihrigen zu gelaugen. Die ernennte Deputation gab ihm Beyfall und auf
diſen folgte das Zutrauen, daß ſie ihn zum zweytenmahl erſuchte das Unterhandlungs⸗
geſchaͤfft nicht aus Handen zu geben, zumahl ihm auch die Schweden beweglich aula⸗
gen. Der Gehorſam gegen dem Herzog drang ihm aber ein ganz anders ab, nem⸗
lich diſe Interpofition damit von ſich abzuleinen, daß es ihm zwar an Muth und
Verſtand nicht ermangle ſolche auf ſich zu nehmen: Weil es aber das Anſehen ge⸗
winnen wolle, als ob die Beybehaltung ſeiner Perſon aus einem gefaßten Wider⸗
willen dem Werk mehr hinderlich, als foͤrderlich ſeyn doͤrffte, ſo ſchaͤtze er es ſich
eben ſo wohl fuͤr eine Ehre um der allgemeinen Wohlfarth willen zu weichen, weil
man ihn inſonderheit bezuͤchtigen wolle, als ob er die Erörterung und Beſchleunigung
des Beſchwerden⸗Puncten zu erſt auf die Bahn gebracht und noch betreibe, mithin
feine Bemühungen von geringem Nachdruck ſehn doͤrfften. Mau hatte ihn aber wuͤrk⸗
lich bey dem Kayſer auzuſchwaͤrzen geſucht, und der Kayſer ließ deßwegen unter dem
13. Nov. ein Schreiben an Herzog Eberharden ergehen, mit der Beſchwerde, als
„ ob deſſen Geſandter den beeden Kronen und inſonderheit Schweden ein und anders,
„ voruemlich in dem puncto Amniſtiæ uud gravaminum, welches dem Infirumen-
„ to pacis nicht gemäß war und bey den Weſtphaͤl. Tractaten nicht nur fo offt ver⸗
„ worffen, ſoudern auch von den Schweden und Evaugeliſchen nachgeſehen worden,
„ wo nicht ſelbſt an die Hand gegeben, doch wenigſtens offentlich und mit unzeiti⸗
„gem Eyffer verfechte, wordurch das Hauptwerk je länger, je ſchwerer wuͤrde.
Unter ſolchen Puncten war vermuthlich auch der Evangeliſchen Burger zu Weyl der
Stadt Angelegenheit. Diſe wendeten ſich mit ihrer Bitte an Herzog Eberharden
ihrer bey diſen Tractaten um fo mehr zu gedenken, als ſowohl fie, als auch die Ca⸗
tholiſche Mitburger in dem Verglich von 1633. ausdruckentlich bedungen hatten, daß
derſelbe bey dem kuͤnfftigen Friden ſollte beſtetiget und fo gar demſelben einverleibet
werden ſollte. Der Herzog befahl auch feinem Geſandten ihrer ſich anzunehmen,
welcher aber an einem guten Erfolg zweifelte, weil die Evangeliſche in dem anno
7 nor⸗
-
Eilfter Abſchnirrt. 71
normativo 1624, nicht in dem Beſißz waren und alle hernach erfolgte pacta, 1649
conventiongs &. in dem Fridenſchluß für unkraͤfftig erklärt worden. |
Nichts deſtoweniger ſcheint es, daß Varnbuͤler diefelve den Schweden empfohlen has
be, welche auch in ihrem Project eines Haupt ⸗Receſſes vom 8. Nov. diſen Ver⸗
glich ausdruckenlich beſtetigten (e). Allem Anſehen nach konnten fie wegen des
art, V. 6. 31.32. und 33. nicht durchdringen und villeicht war eben diſes der Grund,
daß der Kayſer ſich über Varnbuͤlern beklagte, als ob er den Schweden ein und
aukers, ſo dem Fridenſchluß nicht gemäß wär, an die Hand gäbe. Dann diſe ges
riage Reichsſtadt hatte immerzu ihre Sachwalter an dem Kayſerlichen Hof, welche
ſtarken Schuß daſelbſt fanden.
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72 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,
1649 unmittelbaren Fortſetzung der Handlungen. Zu welchem Ende fie den Schweden eis
ne Viſite zu geben geneigt waren ihnen ihr Vorhaben zu entdecken. Vorhin wollten
fie der Schweden Aufſatz nicht annehmen, jetzo hielten fie ihre Antwort darauf bereit,
welche ſie durch den Graven von Fuͤrſteuberg uͤberſchicken wollten. Pfalzgr. Carl
Guſtav näherte ſich ebenmaͤßig die Aufſtoſſung der Tractaten zu vermeiden dem Ver⸗
langen des Reichs, indem er ſich mit dem General Duglas vergliche alle noch uͤbrige
teutſche Truppen in zween Terminen abzudanken, wofern nur das erforderliche Geld
zugegen waͤr. Weil nun eben dazumahl ein Krayßtag gehalten wurde, ſo mußten
die Wuͤrtembergiſche Directorial-Geſandte den uͤbrigen Staͤnden bewegliche Vorſtel⸗
lungen thun ihre Contingenten unverzuͤglich einzuſchicken. Und weil das Rittergut
Neidlingen vermoͤg des Ainniſtie⸗Puneten weder dem Herzog, noch den Loͤffleriſchen
Erben noch reſtituiert war, ungeacht ſolches nach allen Verzeichnungen der reilituen-
dorum ein oder anderer ſeits abgetretten werden ſollen, ſo machte Herzog Eberhard
die Veranſtaltung darzu. Er hatte ſolches im Jahr 1633. feinem Cauzler Loͤffler zu
Lehen gegeben und bey der Belehnung ſich die Landsfuͤrſtliche Obrigkeit und ſeiner
Landſchafft das Beſchazungs⸗Recht darauf vorbehalten, wie auch, daß nach Abſter⸗
ben des Loͤfflers ohne mannliche Erben das Lehen zwar heimfallen, hingegen der Her⸗
zog feinen Töchtern alsdann 20000. fl. zahlen ſollte. Der Churfuͤrſt von Bayern
ſchenkte es aber mit Bewilligung des Kayſers ſeinem Canzler Richel, deſſen Wittib
das Gut entweder an den Herzog oder an die Loͤffleriſche Erben haͤtte zuruckgeben
ſollen. Nun hatten die Reichs⸗Deputierte den Schluß zu Nürnberg gefaßt, daß
diſe Zuruckgabe beſchleunigt und die Commiſſton darzu dem Biſchoff zu Coſtanz und
der Stadt Ulm aufgetragen werden ſollte. Der Kayſerliche Geſandte Volmar meyn⸗
te aber, daß ſolche Commiſſſon unnoͤthig waͤr, indem der Herzog ſelbſt vermoͤg der
von den Bamberg- und Brandenburgiſchen Commiſſarien gegebenen Exlaubnus Bes
fig nehmen könnte, zumahl die Reſtitution ex reguls generali Auniſtis, non ob-
ſlantibus, ſed annullatis quibuscunque in contrariuin factis mutatlonibus geſchehen
ſollte und weder die Richeliſche Erben, noch der Bayriſche nunmehrige Canzler Oexlin
dawider Einwendungen zu machen begehrten. Demnach befahl der Herzog ſeinen
Voͤgten zu Kircheim und Nuͤrtingen diſes Gut in Befiß zu nehmen, aber dabey dem
Richeliſchen Amtmann zu bedeuten, daß er diſer Handlung beywohnen und wofern die
Richeliſche Wittib eine Anſprach zu machen haͤtte, ſolches erinnern moͤchte. Weil
nun niemand erſchiene, ſo nahmen die beede Voͤgte im Namen des Herzogs von der
verlaſſenen Gemeinde die Huldigung ein. g
F. 40.
Indeſſen machte ſowohl die obgemeldte Kayſerl. Reſolution „als auch das heff⸗
tige Andringen der Franzoſen auf die Fortſetzung und Erweiterung der a; die
we⸗
U
Elfter Abſchnier. e ER 73
—
Schweden ſehr gelegen und niet. Sie wußten, daß der Kayſer im kuͤnftigen 1649
Fruͤhjahr der Krou Spanien 15000. Mann zuſchicken würde und ein Abſehen auf
die Schwediſche abgedankte Soldaten habe, welche, ſo lang ſie nicht abgedankt waͤ⸗
ren, von den teutſchen Staͤnden ohne ſeine Koſten erhalten werden muͤßten. Jeder
Schritt zu einem Haupt⸗Receß mußte demnach von feinen Geſandten ſchwer gemacht
und, wo fie anderſt nicht konnten, die Tractaten durch Strittigkeiten über Forma⸗
litaͤten aufgehalten werden. Aus Veranlaſſung der Religionsbeſchwerden ſtritte man
damals ohnehin ſehr hitzig über der Religions⸗Freyheit der armen Unterthauen in der
bern Pfalz, welche der Churfuͤrſt von Bayern ihnen nicht geſtatten wollte und bes
hauptete, daß ihm das Recht zu reformieren zu Muͤnſter verſprochen worden. In⸗
5 ſonderheit wollte aber die Kron Schweden ſolches nicht verwilligen, weil weder deren,
noch andere Geſandte eines ſolchen Verſpruchs ſich erinnern konnten. Als deßwegen
die Meichs⸗Deputierte den Schweden den 14. Dec. einen Aufſaß nach ſonſt gepfloge⸗
neu vielen Handlungen über die noch hinterſtellige Reſtitutions⸗Faͤlle uͤbergaben, des
ren ſie noch mehr als 100. zählten, bezeugten diſe ihr Mißfallen daruͤber, weil die
Deputierte wider ihr Gewiſſen die Religion in der Obern Pfalz vergeben und andere
klare Sachen uͤbergangen oder unter die unlautere gefeht hätten. Die Evangeliſche
wurden aber nichts deſto 5 von den Kayſerlichen dahin vermocht den Pfalzgrav
Carl Guſtaven durch eine ſtarke Deputation noch einmal zu erſuchen, daß er das Reich
» in fo grauſamer Quartier⸗Laſt nicht laͤnger ſtecken laſſen und das Elend und Seuff⸗
5 zen fo vieler kauſend bedrangter unſchuldiger Menſchen beherzigen, die Anzahl der
5 keſtituendorum gegen dem Untergang des ganzen Reichs und der bey dem Be⸗
„ ſchwerde ⸗Puncten weniger intereſſterten Stände wohl erwägen, wie auch, weil
„ man allerſeits mit andern modis executionis verglichen wär, das remedium ipſo
„ morbo gravius abſchaffen, mithin das punctum evacuationis und exauctorationis
„5 um des puncti gravaminum willen nicht länger aufſchieben wollte. Der Pfalz⸗
grav antwortete aber nur, daß er in einem Gewiſſen und dem Fridenſchluß gemaͤß
„ zu andern Geſinnungen verbunden wär, indem zumahl zur Execution andererge⸗
» ſtalt weder Hoffnung, noch Sicherheit vorhanden ſey und gleichwohl die reflituen.
„ di unſchuldig leyden müßten, bey den Catholiſchen zur Reſtitution kein Ernſt vers
„ merkt werde, die nicht intereſſterte ihre andere Mitſtaͤnde und Glaubensgenoſſen
7 gleichſam verkaufften und die ſchwaͤchere aus Forcht fuͤr den maͤchtigern nicht reden
„ daͤrfften. Wofern aber alle diſe Hindernuſſen aus dem Weeg geraumt wuͤrden,
5 follte es an der exaudtoration und evacuation nicht fehlen. ” Der Pfalzgrav kam
dabey in eine ſtarke Gemuͤthsbewegung, weil er glaubte, daß alle Evangeliſche die
e der Deputierten in puncto gravaminum billigten und ihn ſelbſt zum Bey⸗
tritt noͤthigen wollten. Nun mochte es auf ſeiten der Kayſerlichen und der Carholis
ſchen, oder auch etlicher Evangeliſchen 90 18 Ache haben. Die meiſte Evan⸗
1 Theil. i geliſche
74 Geſchichte der erzogen von Würtenberg,
a —
1649 geliſche gedachten aber ganz auderſt und blieben bey der alleinigen obgedachten Bitte,
welche den Schweden auch begreifflich wurde, daß es ein anders ſey bey dem puncto
gravaminum noch ein und anders zu erinnern und ein anders deßwegen die Abdan⸗
kung der Voͤlker und Ausraumung der Veſtangen mit ſo unermeßlichem Schaden der
Laͤnder aufzuſchieben, weil noch andere Mittel vorhanden waͤren zur Vollziehung der
Amniſtie und Religionsbeſchwerden zu gelangen. Daß aber alle Evaugeliſche zu dem
Pfalzgraven gekommen, ſey theils demſelben zur Ehre geſchehen, theils ihre einmuͤ⸗
tige Geſinnung zu vernehmen zu geben, zumahl es nichts ungewoͤuliches ſey und bey
den Weſtphaͤliſchen Handlungen oͤffters mit gutem Erfolg gebraucht worden. Die
Schweden tratten demnach mit einem Ausſchuß der Evangeliſchen, nemlich Chur⸗
Brandenburg, Sachſen⸗ Altenburg, Lüneburg, Wuͤrtenberg und Nuͤruberg in eis
ne Conferenz den Aufſatz der Reiches Deputierten durchzuge hen und zu ſehen, wie weit
man ſich darinn zwiſchen den Schweden und Evange iſchen vergleichen koͤnnte. Man
kam auch wuͤrklich fo weit darinn, daß nur noch wenige Puncten ausgeſetzt blieben.
Herzog Eberhard befahl bey ſolchen eritiſchen Umſtaͤnden in den Schranken des Buch⸗
ſtabens im Fridenſchluß zu bleiben und weil bey den fortwaͤhrenden Quartieren die
Fridensgelder nicht erhoben werden koͤnnten, auf die ſchleunige Abdankung zu dringen,
indem die noch übrige Executionen und, was ſonſt noch ex Amniſtia & Gravaminibus
beror wär, fo ſchuell richtig zu machen unmoglich ſey. Dann die Franzoſen droheten
nicht allein ihren Truppen wieder in dem Reich die Winters Quartiere zu verſchaf⸗
ſen, ſondern fuhren auch fort die Unterhaltsgelder für ihre noch darm habende Bes
ſaßzungen zu erpreſſen und bedienten ſich des Vorwands „ daß auch die Schweden noch
die Quartiere genoͤſſen und fie gleiches Recht mit ihnen hätten, 8 5
1650 F. a
Unter ben Geraͤuſche diſer Handlungen tratt das Jahr 1650, ein ohne Vers
wechßlung der Verwirrungen. Der Schwaͤbiſche Krayß wollte die Stadt Heyl⸗
bronn durchaus nicht in Franzzfiſchen Händen laſſen. Das Oberhaupt des Reichs
und Krayſes wollte aber ein Glied und Stand des Reichs der Kron Spanien auf⸗
opfern. Die Catholiſche wollten durchaus die Erinnerungen der Schweden uͤber den
letzten Aufſatz der Reichs⸗ Deputierten nicht annehmen, noch von diſem weichen.
Sie gebrauchten den nichtigen Vorwand, daß jeue dem Fridensſchluß zuwider wären
und konnten doch keinen ſolchen Widerſpruch auflegen oder nahmhafft machen. Die
Schweden droheten ihre noch auf den Beinen habende Truppen wieder zuſamen ruͤ⸗
cken zu laſſen und neue Werbungen anzuſtellen. Der Kayſer derſammlete unter dem
Commando eines Graven Waldemarn eine Anzahl Voͤlker und befahl diſem ſich bey
Coblenz zu ſeizen, dagegen der Gr. Koͤnigsmark ebeumaͤſſig feine Truppen zuſamen
1 f a zu
U y
* | Eeilfter Abſchnitt. ei 3 75
zu ziehen die Ordre erhielt und bey Minden ſich bey harter Winterzeit lagern 1650
wollte. Das ſtarke Anſehen erfolgte, daß nicht nur die Executions⸗Tracta⸗
ten ſich zur Aufſtoſſung reif zu machen ſchienen, ſondern auch die Vollziehung des
Fridens der Zunder eines Kriegs werden ſollte. Der Catholiſchen Abſichten giengen
dahin die Schweden von den Handlungen wegen der Reſtitution ex capite Amniltiz
& gravaminum zu entfernen, worzu fie allen Witz aufbothen. Diſe wendeten aber
dagegen ein, daß eben diſer Punct der fuͤrnehmſte Theil des Fribens ſey, von wel⸗
chem fie Ehre und Gewiſſenshalb nicht weichen könnten, ſoudern beſorgen müßten,
daß, wann fie die Hand davon abzoͤgen, die Reſtitution gar unterbleiben oder we⸗
nigſtens ſehr erſchweret werden doͤrffte, daß endlich ein neuer ſchwerer Krieg entfles
ben müßte. Die Catholiſche waren ſo dreuſte den Reichs⸗ Deputierten vorzufchlas
gen, daß man dem Schwediſches Generaliſſuno in feinen Erinnerungen durchaus
nachgeben, aber die Deputierte dagegen einander verſprechen follten kein Jota von ih⸗
rem Aufſaß zu weichen, ſondern für einen Mann zu ſtehen und ſolchen zu vollziehen,
womit aber der Kron Schweden nur geſpottet und Treu und Glauben hintangeſetzt
worden waͤr, worüber diſe im Vor: heil ſtehende Krone gewiß wieder zu den Waffen
gegriffen und ſich Genugthuung verſchafft hätte. Die einige Hoffnung war demnach
uͤbrig der Schweden loß zu werden, daß dieſelbe ernſtlich ſuchten ſich aus diſem Han⸗
del zu ziehen und diſen Tractaten ein baldiges Ende zu verſchaffen. Dann es lieffen.
fo viele Berichte ein, daß die Unterthanen hier und da aus Verzweiflung wegen der
fo groſſen und langwuͤrigen Bedraͤngung und unausſprechlichem Jammer ſich erhenk⸗
705 ten, erſaͤufften oder andere Arten des Todes erwaͤhleten. Der Fride wurde ihnen
unertraͤglicher, als der Krieg, weil ſie ſich in ihrer Hoffnung jenen zu genieſſen und
ſich zu erholen betrogen ſahen und noch uͤber diß von den im Quartier ligenden muͤſſi⸗
gen Soldaten unkarznherzig geplagt wurden. Sie ſahen kein Ende vor ſich und die
Ungeduld zwang ſie zu den verzweifelteſten Mitteln ihrem Leyden ein Eude zu machen.
Das Herzogthum Wuͤrtenberg hatte nicht mehr ſo viel auszuſtehen, weil demſelben
wegen bezahlter Fridensgelder eine zimliche Anzahl Quartiere und Völker abgenom⸗
men waren. Aber in den Orten, wo noch an die rechtmaͤſſige Eigenthuͤmer etwas
abzutretten war, ſahe es bey obbemeldter Lage der Executionshandlungen deſto miß⸗
licher aus. Die Franzoͤſiſche Beſatzungen fielen noch faſt allein beſchwerlich, weil
die Unterthanen nach Philippsburg, Breyſach, Stollhofen, Schorndorf und Heyl⸗
bronn Contributionen beytragen mußten. Herzog Eberhard ſchlug zwar das Mittel
vor die Vollziehung des Fridens den Krayß⸗ausſchreib⸗ Aemtern zu uͤberlaſſen, wel⸗
ches aber den Catholiſchen wicht anuehmlich war, Die den 8. Januarij von dem
Varnbsler eingegangene Nachricht mußte alſo dem Herzog verguuͤglich ſeyn, daß man
wege“ der Neligion in der Obern Pfalz einig worben, indem ber Vorſchlag auf die
Bahn gebracht wurde, daß ber Schweriihe Geueraliſſimus dem Schluß der Depu⸗
0 K 2
2 tierten
76 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1650 tierten zwar nicht entgegen ſepu, aber ſolchen auch nicht unterschreiben, fons
dern die Uuterzeichnung der Deputierten für hinlänglich erklaret werden folls _
te. Vurubüler, welcher auch ein Deputierter war, verbatbe ſich feine Unterschrift
und meldete, daß er eher wider die Türken ſtreiten, als die Beraubung der Ges .
wiſſens⸗Freyheit der Obern Pfalz bewilligen würde, zumahl ihn der Churfürſt von
Bayern deſſen mit der Auſinnung entlaſſen hätte, daß er zwar wider fein, Gewiſſen
kein Zeugnus geben börffe, aber ihn auch nicht in feinen Abſichten hindern follte,
bey welchem Vorſat ihn der Herzog ſtandhafft zu bleiben erinnerte, weil derſelbe
diſen maͤchtigen Nachbar nicht zu Widerwillen reizen wollte. Diſe Unterſchrifft vers
urſachte aber noch viele Handlungen, weil faſt niemand auf ſein Gewiſſen nehmen
wollte den Unterthanen eines ganzen betraͤchtlichen Landes durch feine Unterzeichnung
wegen Verluſt der Religion einen Nachtheil zuzuziehen. ,,
H. 42. Ba
Diſes beunruhigte Herzog Eberharden ebenermaſſen ſo, daß er bey nahe feinen
Geſandten abzufordern eine Neigung empfand , wofern nur die Tractaten mit der
Kron Frankreich zur Richtigkeit gekommen waͤren. Entzwiſchen wurde ihm den
28. Jan. ein Prinz gebohren, welchem er in der Tauffe den Namen Carl Chriſtoph
beylegte. Unter andern Taufpathen erwaͤhlte er auch Pfalzgrav Carl Guſtaven, an
welchen er ſeinen Stallmeiſter Fridrich Benjamin von Münchingen ſchickte ihn zur
Tauf⸗Feyer einzuladen. Diſer Prinz gieng aber ſchon den 2. Junij diſes Jahrs
wieder in die Ewigkeit ein. Ingleichem verglich er ſich mit ſeinem Vetter, Prinz
Roderichen, welcher von der Zeit an, als der Herzog wieder aus ſeinem Elend zu
dem armſeligen Beſitz feiner Lande gelangte, ſowohl wegen ſeiner, als auch ſeiner
Frau Muter und Brüdern Unterhalts unerſchwingliche Summen forderte. Nun
ſuchte er den ſogenannten Fuͤrſtbruͤderlichen Verglich, welcher ſeit der Noͤrdlinger
Schlacht wegen der vielen Trangſalen nicht erfüllt werden konnte, wieder in den
Gang zu bringen. Mithin wurde ihm das verglichene Deputat mit 6286. fl. an
Geld verwilligt. Dagegen ſich der Prinz zu allen von ſeinem Herrn Vater, Her⸗
zog Julius Friderichen, eingegangenen Puncten und zu allen darauf erfolgten Ver⸗
glichen verbindlich machte. Und, weil das Schloß zu Breuz in den Kriegszei⸗
ten eingeaͤſchert worden, welches ſeiner Frau Mutter zu einem Wittunſitz be⸗
ſtimmt war, ſo erlaubte der Herzog derſelben das Schloß zu Brackenheim zu be⸗
wohnen, doch, daß es zu keiner Folge dienen ſollte. Herzog Roderich übernahm
aber feiner Frau Mutter, Bruͤder und Schweſtern Unterhalt und die Ausflände
des Deputatd, wie auch die Meublierung und Wiederaufbanung der abgegangenen
Gebinde. Weil er ſich der Erbſchafft Herzog Friderichs Achilles verzeyhete,
fo verſprach ihm Herzog Eberhard eine lebensloͤngliche Zulage von 213. fl.
H. 43.
4
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Eilfter Abfebnier. |
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BB
Ei F. 43. 15 a . a 1630
g Nun meynten die Catholiſche noch immer die Evangeliſche zu einer Vereinigung
mit ihnen wider die Kron Schweden zu vermögen, Alle erdenkliche Mittel ſolches
zu bewuͤrken wurden hervorgeſucht ohne daran zu gedenken, daß die Schweden ſolches
in Erfahrung bringen und fuͤr eine neue Kriegs⸗Erklaͤrung aufnehmen wuͤrden. Di⸗
fe Anſchlaͤge hatten aber eine ganz widrige Wuͤrkunz. Dann die Evangeliſche ver,
banden ſich nur deſto feſter mit diſer Krone. Herzog Eberhard befahl wenigſtens
feinem Geſandten diſe Abſichten fo viel möglich zu unterbrechen und den Fridens⸗
zweck vor Augen zu behalten, wie auch auf die Vergleichung in dem Amniſtie⸗ und
Beſchwerden⸗ Puucten zu dringen, damit die Abdankung der Völker und Ausrau⸗
mung der Veſtungen nicht verhindert wuͤrde, weil die Klagen uͤber die unertraͤgliche
ö Winter Quartiere ein ſteinern Herz zum Mitleyden vermochten und der Herzog als
ausſchreibender Fuͤrſt ſtuͤndlich und augenblicklich von den Ständen behelliget wurde.
ö n der Catholiſchen brachte die Vollziehung des Fridens in eine gaͤnzliche
Verwirrung und die Schweden flengen an darauf zu denken, wie man ſolche wieder
in das Gelaiß bringen koͤnnte. Varnbuͤler vermochte den Erßken dem Schwediſchen
Generahſſimo beyzubringen, daß man das ganze Werk wieder von vornen anfangen
und mit Vorbeygehung alles unndͤthigen ſtreitens die Reſtitutionen ex capite Amni-
ſtiæ & Gravaminum nach der fo deutlichen Vorſchrifft des Fridenſchluſſes, des arctio.
ris modi exequendi und der Kayſerl. Edicten durch die Krahß⸗ ausſchreibende Fürs.
ſten verfügen moͤchte. Bißher ſtritte man auch über gewiſſe Vorbehaͤlte und Clau⸗
füln, welche in die Receſſe und Verglichs⸗Puncten eingeruͤcket werd en ſollten, wor⸗
uͤber die Handlungen in das ſtecken geriethen, deren Erzehlung zu weitlaͤufftig fallen
wuͤrde, da ich uur in die Wuͤrtenbergiſche Geſchichte meinen Plan einſchraͤnken muß.
Sie wurden aber dennoch den 30 Januarij unterſchrieben und die Handlung wegen
Abtrettung der Veſtungen zwiſchen den Kayſerlichen und Schwediſchen wieder eroͤff⸗
net. Es wurden auch die Commiſſionen in dem Amniſtie⸗ und Beſchwerde⸗Pun⸗
cten ausgefertigt, daß man ſich die Hoffnung zur Abfuͤhrung der Truppen und Ab⸗
trettung der Veſtungen innerhalb der darzu beſtimmten 3. Monaten machen konnte.
Mit den Franzoſen waͤren die Tractaten ſehr leicht geweſen, wofern nur der Kay⸗
fer ſolche nicht erſchweret hätte. Dann jene erbothen ſich nochmahl ſich mit der Se⸗
queſtration der Veſtung Hermanſtein ober Ehreubreitſtein zu begnügen und alle noch
inhabende Plaͤtze, worunter inſonderheit auch Schorndorf begriffen, ſogleich zuruck⸗
zugeben. Weil aber der Kayſer Ehrenbreitſtein nicht einwilligen ſondern noch im⸗
mer die Stadt Heylbronn den Frauzoſen uͤberlaſſen wollte, ſo ſuchte man ein anderes
Mittel in Vorſchlag zu bringen, daß diſe Reichs-Stadt Herzog Eberharden und
Ey K 3 ne dem
78 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1650 dem Marggraven zu Baden- Durlach in Sequeſtration gegeben werden
ſollte, welches noch ertraͤglicher geweſen waͤr, als wann Heylbronn unter
dem Franzoͤſiſchen Joch hätte bleiben muͤſſen, als wordurch alle Nachbarn in Contri⸗
bution geblieben waͤren. Aber auch diſer Vorſchlag zeigte beſchwerliche Ausſichten.
Herzog Eberhard trug demnach feinem Geſandten auf fo lang auf Ehrenbreitſtein zu
beharren, bis es zu einer Ruptur zu kommen ſchiene und alßdann erſt ſolchen Vor⸗
ſchlag anzunehmen. Die Kayſerliche Geſandte lagen nun ſelbſt dem Kayſer an we⸗
gen Ehrenbreitſtein nachzugeben, weil wegen Ausraumung der veſten Plaͤtze und
Abdankung der Truppen alles in Richtigkeit war und der Receß den 9. Febr. unter⸗
ſchrieben wurde. Nur erſchwehrte ſich die Vollziehung au der Herbeyſchaffung
der vierten und fuͤnfften Million in dem Schwaͤbiſchen Krayß, zu deren Er⸗
leichterung Chur⸗Maynz, Bamberg, Altenburg, Braunſchweig, Wuͤrtenberg
und Nürnberg abgeordnet wurden mit demEErßken in Unterhandlung zu treten. Barns
buͤler arbeitete beh diſem, daß ſo viele Regimenter jebesmahl abgedankt wuͤrden, als
er zu ſolcheim Zweck hinlaͤngliches Geld empfienge. Erßken war nicht ungeneigt days
zu und Herzog Eberhard ließ nebſt dem Biſchoff von Coſtauz ein ernſtliches Ausſchrei⸗
ben au alle Krayß⸗Staͤnde ergehen, daß fie zu Vermeydung ſcharfer Execution ihre
Ausſtaͤnde ſchleunig einſchicken ſollten. Es aͤuſſerte ſich aber noch die bißherige Un⸗
moͤglichkeit in den ausgezehrten obern Krayſen zu diſer Zahlung, weßwegen die Schwe⸗
den einen Plaß im Reich zu ihrer Sicherheit verlangten, welches aber fo viel oder
mehrere Schwuͤrigkeit als die Veſtung Ehrenbreitſtein fand, weil kein Krayß oder
Stand fuͤr den andern vermoͤg des Fridenſchluſſes hafften ſollte und die Schweden kei⸗
nen Platz in dem ihnen zu weit entlegenen Ober⸗Teutſchland haben wollten, die nide⸗
re Krayße aber ohnehin einen Widerwillen über der Obern Saumſeligkeit gefaßt hatten.
§. 44.
Deu 22. Febr. wurde endlich auch diſer Stein aus dem Weeg gehoben und ein
Receß wegen der Schwetifchen Fridens⸗Gelder und Verſicherung zwiſchen diſer Kro⸗
ne und den teutſchen Reichs⸗Staͤnden errichtet und darinn geſchloſſen, daß es wegen
der erſten 3. Millionen bey dem den 18. Oct. 1648. gemachten Schluß, wegen der
übrigen beeden Millionen aber bey gegenwärtigen Receß bleiben foll, daß nemlich jes
desmahl bey jedem Termin der evacuationis & exauctorationis militia ein dritter
Theil der Fridensgelder bereit ligen fol, wobey den Krayß ⸗Ausſchreibenden Fürs
ſten überlaffen wurde die ſaͤumige durch militariſche Execution oder andere ſchickliche
Zwangs- Mittel zur Bezahlung zu vermoͤgen, worzu ihnen die Schwediſche Trup⸗
pen zu Dienſten auerbotten wurden. Wofern aber die Unvermoͤgenheit einiger Sraͤn⸗
de im Weeg ſtuͤude, daß nicht alles erhoben werden koͤunte, fo ſollts ein gewiſſer
Paß
Eiter Abſchniee. 5
Platz, (f) welcher in einer dem Maynziſchen Directorio übergebenen und verſigel 1650
ten Erklarung ernennt werden ſollte und welchen auch zu gleicher Zeit die Schweden
unvermerkt beſetzten, ihnen zur Sicherheit dienen, zu deren Beſaßung Unterhalt die ſi⸗
ben Krayſe monatlich 7000, Reichsthlr. liefern follten. (g) Weil aber der Kayſer
der Kron Schweden gegen Abtrettung des Koͤnigreichs Böhmen in einem geheimen
Articul noch beſonders 200000. Rthlr. zu bezahlen ſchuldig verblieben war, fo wurde
auch zugleich verglichen, wie ſolche Zahlang und Abtrettung geſchehen ſollte. Die
Kayſerliche hatten ſolchen Verglich nicht, ſondern nur der Schwediſche Aſſiſtenz⸗Rath
Alexander Erßken, Benedict Orenfinn, der Chur Maynziſche Geſandte Sebaſtian
Wilhelm Meel und der Sachſen⸗ Altenburgiſche von Thumbshirn unterſchrieben.
Diſe beede letztere nahmen aber auf ihre Verautwortung diſe 200000, Nthlr. dem
Reich aufzubuͤrden. Obwohl aber die übrige Stände dawider proteſtierten, daß ſie
keine Vollinacht darzu gehabt haͤtten, fo wurde dannoch endlich diſe Anweiſung behar⸗
ret. Weil nun diſes Unternehmen dem Sachſen⸗Altenburgiſchen gelungen war, fo
wagte er es einen alten Vorſchlag wieder auf die Bahn zu bringen, daß bey Be⸗
zahlung der letzten zwo Millionen die Krahßansſchreibende Fuͤrſten für ihre Krayß⸗
Stände hafften ſollten. Als aber Pfalzgr. Carl Guſtav ſolches nicht bewilligen woll⸗
te, weil es wider den deutlichen Buchſtaben des Fridens Inſtruments lieffe, ſo ſuch⸗
te er einen andern Weeg den Obern Krayſen und deren Ausſchreib⸗Aemtern wehe zu
thun und feine Abſichten durchzutreiben, nemlich daß ein Stand für den andern ſaͤu⸗
migen hafften, und daß ſolches burch ein Aus ſchreiben in das ganze Reich verkuͤndt
werden ſollte. Diſes Mittel war aber auch ſchon im Fridensſchluß ausdrucklich vers
worffen. Varnbüler proteſtierte demnach dawider, weil ihn der von Herzog Eber⸗
harden fo offt wiederhohlte Befehl darzu berechtigte ſich von dem Buchſtaben des Fri⸗
dens⸗Juſtruments im geringſten nicht entfernen zu laſſen. Er gerfeth aber darüber
mit bem Altenburgiſchen in einen hitzigen Wortſtritt, zurahl diſer jenem unter ee
rendem Votieren unanſtaͤndig in das Wort fiel, daß fein Vorſchlag billig und gerecht
ſey. Varubuͤler konnte ſich nimmer mäßigen, ſondern überzeugte {hu , daß es die
höͤchſte unerhörte Ungerechtigkeit und wider alle Reichsſchlüͤſſe wär, dawider ſchon im
ſelbigem Rathgang Bamberg, Culmbach Anſpach/ Braunſchweig und andere pro⸗
teſtiert hätten. Er Altenburgiſche konne andern feine eigene Meynungen nicht als
Orseula und Reichs ⸗ Schluͤſſe aufbringen, werde auch vermuthlich keinen Befehl dar⸗
zu haben, weil der Ober⸗ und Nider⸗Saͤchſiſche Krayß, wie wohl zu glauben, ſich
ſolchen gebieterſchen Zwang über die aus ſchreibende Fuͤrſten anderer Krayſe nicht an⸗
maſſen, noch diſen Geſetze vorſchreiben wollen. Der Grap von Fuͤrſtenberg als
Collniicher Geſand ter und die Reichs⸗Staͤdte unterſtuͤtzten das Varnbuͤleriſche pro⸗
*
teſtieren und, als der Altenburgiſche ſich nicht eutblödete mit Repreſſalien zu drohen,
(/) Oiſer Platz war die Stadt und Vegunz Vechta in dem Biſtum Muͤnſter.
() Theatr. Europ. Part. VI. pag. 1035. ‘
N
80 Geſchichte der Berzogen von Wuͤrtenberg,
168% gab man ihm offentlich zu verſtehen, daß er es auf ſeine Gefahr wagen und der in
dem Fridens⸗Jnſtrument und andern Reichsordnungen darauf geſetztet Strafen
gewaͤrtig ſeyn koͤnne. Mancher Leſer doͤrſte begierig ſeyn deſſelben Bericht an feinen
Principalen leſen zu Finnen. Er hatte ſolche Vorſchlaͤge ſchon in dem von ihm vers
faßten Aus ſchreiben wegen Austheilung der zwo letztern Millionen in die Krayſe di⸗
etatoriſch eiaflieſſen laſſen. Sie wurden aber wieder ausgeſtrichen. Herzog Eber⸗
hard wurde aber deunoch in eine andere Verlegenheit gesetzt. Er ſollte 100986. fl.
an diſen Millionen beytragen, hatte aber dem Duglas, welcher ingeheim von difen
Frideusgeldern auch etwas erhaſchen wollte, ſchon 30000. Reichsthlr. aus Gefaͤl⸗
ligkeit bezahlt und mußte mithin beſorgt ſeyn, daß, wann die Schwediſche Abdan⸗
kung geſchehen ſellte, wegen fo vielen Anweiſungen kein Geld mehr in der Caſſa vor⸗
handen ſeyn doͤrffte. Diſe Abdankung würde aber durch die Kayſerliche fehr hinter⸗
trieben. Dann ob es wohl ſchiene, als wollten diſe nachgeben, weil man ihnen dro⸗
hete, daß, wann fie noch länger anſtatt Frankental auf Heylbronn beharrten ſolche
Stadt den Franzoſen zur Sicherheit zu uͤberlaſſen, diſe Kron auf die Gedanken gera⸗
then koͤnnte anſtatt der nunmehr darinn habenden Beſatzung von 500. Mann deren
5000. darein zu legen und, weil fie Philippsburg inhaͤtten, ſich einen groſſen Strich
im Reich anzutnaſſen und obſchon die Schweden 14. Cavallerie⸗Regimenter abzu⸗
danken ſich erbothen, ſo wollten doch die Kayſerliche keinen Mann abdanken, weßwe⸗
gen die Schweden diſes Handels ſehr muͤde demnach ein Mißtrauen faßten und auch
o
che Hof von Anfang des Kriegs bis zu Ende deſſelben immer bey der Abſicht geblie⸗
nicht damit eyleten. Varnbuͤler machte damals die Anmerkung, daß der Kayſerli⸗
ben den Friden und zutheuerſt auch die Vollziehung deſſelben zu entfernen, obſchon die
Kayſer denſelben oͤffters ſehnlich wuͤnſchten.
ae e e
Gleichwohl war der Fride und deſſen Vollziehung dem Teutſchen Reich um fo
nöthiger , als ein neues Gewitter demſelben ein abermaliges Kriegsfeuer drohete.
Dann es kamen von Bewegungen der franzoͤſiſchen Befakungen am Rhein und Aunaͤ⸗
herung der Spaniſchen und Lothringiſchen Voͤlker bedenkliche Nachrichten ein. Her⸗
zog Eberhard wurde dardurch in die aͤuſſerſte Unruhe geſetzt, weil er nunmehr auch
des Kleinods des Frideus nach ſo langem Ungluͤck genieſſen wollte. Gleichwohl wur⸗
de fein Herzogthum mit groſſer Gefahr bedrohet, indem es von aller eigener und
fremder Huͤlfe entbloͤſſet gar leicht zu des Reichs, der benachbarten Krayſe und des
ganzen Cvangeliſchen Weſens Nachtheil uͤberſtoſſen und zu grund gerichtet werden
konnte. Warubüler wurde deßwegen befelcht ſolches dem Schwediſchen Generaliſſi⸗
mus zu hinterbringen und von ihm auszuforſchen, ob? und welcher Huͤlſe er ſich ges
troͤſten könnte? und wie ſich der Herzog zu verhalten haͤtte? Weil der Ausbruch diſes
| ER wer neuen
U
eeilfter Abſchnitt. e
2
— —— —
neuen Gewitters nicht anderſt als durch ſchleunigen Schluß der Executions⸗ 1650
Tractaten und darauf hoffende treue Zuſamenſetzung aller Chur Fuͤrſten und
—
Stände abgewendet werden konnte, fo mußte derſelbe überall ſoiche Gefahr um fo
mehr zu Gemuͤth fuͤhren, als das Reich durch die lange und grauſame Verheerung
fo weit herabgeſetzt war, daß es einem annahenden Feind nicht begegnen könnte und
ſetzo erſt unter eines oder des andern Joch zu gerathen in Gefahr ſtuͤnde. Die Schwe⸗
den nahmen es zu Herzen und lieſſen den 18. Martii durch ihren Geſandſchaffts⸗Se⸗
cretarien Böhmer den Kayſerlichen und Chur⸗Maynziſchen Geſandten einen Entwurf
des Haupt⸗Receſſes, der Kayſerlichen Patenten, Ratification und deſignationem
reſtituendorum, unter welchen noch die Reichsſtadt Weyl berrennet war, einhaͤndi⸗
gen, welche von den Kayſerlichen und Reichs⸗Deputierten ſogleich in Ueberlegung ge⸗
nommen und nur etliche geringe differentien bemerkt wurden. Es haͤtte eine Confe⸗
renz mit den Schweden gehalten werden ſollen. Weil aber Varnbuͤler in groſſem An⸗
ſehen bey den Schweden ſtunde, fo wurde er als ein Reichsdeputierter von feinen Mit⸗
Deputierten erſucht den Erßken zu diſer Handlung vorzubereiten und ihm wegen ein
und anderer Differenz den noͤthigen Unterricht zu geben, wie auch zu bitten, daß we⸗
der der Pfalzgrav als Schwediſcher Generaliſſimus, noch Erßken hierinn einige Schwuͤ⸗
rigkeit machen moͤchte. Diſes hatte den erwuͤnſchten Erfolg, indem ſogleich den 18.
Martii der Haupt⸗Receß in das reine gebracht wurde. Gleichwohl bliebe noch ein
ſchwerer Stein aus dem Weeg zu raumen uͤbrig wegen der Religion in der Obern
| Pfalz, welches aber bald verg’ichen werden mußte, weil der Königin in Schweden
Kroͤnung auf den 26. Julii beſtimmt war, wo des Pfalzgraven Gegenwart nothwen⸗
dig erfordert wurde. Man hatte demnach gegruͤndete Hoffnung zu baldigem Schluß
zu gelangen. Sie änderte ſich aber ſchnell, als nicht allein die Lothringiſche Volker
in die Trieriſche Lande einſielen, ſondern auch der Spaniſche Commendant zu Frau
kenthal ſich einen Gouverneur der ganzen Untern Pfalz ſchriebe, Pfaͤlziſche Beamte
nach Belieben abſchaffte, und allerhand Ausſchweiffungen begieng. Weil nun der
Kayſer und die Churfuͤrſten am Rhein dabey ſtill ſaſſen, ſo faßten die Schweden ei⸗
nen Verdacht, daß ſolches auf Anſtifften der Catholiſchen geſchaͤhe, indem fie ſich
bisher unterſchiedlicher nachdenklicher weitausſehender und bedrohlicher Reden verneh⸗
men lieſſen und Kriegs⸗Zeitungen ausſprengten. Die Schweden erkannten die Ca—
tholiſche als Feinde des Evangelii und des Fridens, welchen umzuſtoſſen ſie tauſend
Raͤnke ausſonnen und lieſſen ſich demnach gegen den Teutſchen Ständen vernehmen,
daß bey ſolchen Ausſichten an keine Abdankung mehr zu gedenken und ihre Krone viel⸗
mehr entſchloſſen ſey abgedankte Regimenter wieder in ihre Dienſte zu nehmen. Wran⸗
gel bekam Befehl auf alle Bewegungen genau acht zu haben und, wann ſich eine Gele⸗
genheit anboͤthe, ebenmaͤßig darein zu ſchlagen. Die fuͤrnehmſte Hindernus zeigte ſich
in einem Schreiben der ſamtlichen Churfuͤrſten an die Kron Spauien, woruͤber die
IX. Theil. L Kro⸗
1650 Kronen Schweden und Frankreich fehr aufgebracht m waren und dite kel
nen Schritt mehr zu thun, ſondern auf Ehrenbreitſtein zu beharren. Die
Teutſche Reichs⸗Staͤnde hatten eben ſo wohl Urſach daruͤber betretten zu ſeyn, weil
auch ihrer darinn gedacht worden, als ob es mit ihrem Willen ergienge und das
Schreiben ſehr unanfländig verfaßt war, als welches zum Schimpf des ganzen Reichs
gereichte. Niemand wußte aber davon und die Churfuͤrſtl. Geſandte hatten einander
das theure Wort gegeben daſſelbe in engſter Geheim zu halten, daß niemand das ge⸗
riugſte davon erfahren ſollte. Als es aber doch bekannt wurde, ſchaͤmten fie ſich ſelbſt
und die Churfuͤrſten von Neun und Bayern 19 5 proteſtieren, daß 5 Geſandte
bintergengen werden. (h 2
S. 4
Nichts deſto weniger fuhren aber die bifes Handels müde Schweden mit Bar
förderung des Haupt⸗Receſſes fort und es waren noch die Fragen übrig : ob die Terz
mine der Abdankung und Abtrettung der Veſtungen von dem Tag der Auswechßlung
der Ratificationen oder der Unterſchrifft des Receſſes an lauffen ſollten? wie auch ob
die Kay. Maj. ihre Ratificationeu bey dem Reichs ⸗Directorio hinterlegen, die Schwe⸗
den aber durch Vollziehung der Ab dankung und Ausraumung mit der That ratificie⸗
ren ſollten? und endlich wie es mit der Veſtung Frankenthal zu halten? Uebrigens
aber hatte nunmehr die ſogenannte Real⸗Verſicherung für die noch ausſtehende Mil⸗
lionen ihre Richtigkeit, daß die den Obern Krayſen fo hochſchaͤdliche claufula obliga-
tionis in ſolidum und daß ein Stand für den andern hafften ſollte, aufgehoben war.
Varnbuͤler mußte ſich ſolches aufbuͤrden laſſen. Dann er wurde von den Nidern Kray⸗
fen übel. angeſehen und beschuldigt, als ob er nicht nur im Praͤliminar⸗Receß darzu
geholffen, daß zu erſt der Schwaͤbiſche und ſogleich der Fraͤnkiſche Krayß von den
Schwediſchen Voͤlkern ausgeleeret, und hingegen ihnen die Laſt auf dem Halß gelaſ⸗
fen, worden, ſondern auch nunmehr um der obern Krayſe willen den punctum fatise
actionis und bamit das Hauptwerk ſchwer machte. Sie droheten, daß man es ders
mahlen verſchmerzen muͤßte, aber hiernaͤchſt einmal deſſen gedenken wuͤrde. Sie uͤber⸗
legten aber nicht, daß der Schwaͤbiſche Krayß alle Laſt des Krieges von deſſen Ans.
fang getragen und die Saͤchſiſche wider alle Proportion und wider die Reichs⸗Matri⸗
cul nach eignem Belieben ihre Contingente an den Schwediſchen Fridens⸗ Geldern
verringert und ſolche auf den Schwaͤbiſchen gelegt, zumahl in Barnbülers Maͤchten
und Rath nicht geſtanden, wie die Schweden ihre Armeen abbanken oder abfuͤhren
wollten. Bemeldte obere Krayſe hatten ohnehin gegen Entledigung der Schwedi⸗
ſchen Quartiere die wichtige Sorge auf fh, daß, wann die Schweden von dem
Reichs⸗
(ch) vid Bebl. num. 20.
Eilfter Abſchnitt. 5 53
Reichsboden weichten und die Franzoſen wegen Frankental und Ehrenbreit⸗ 1650
ſtein auf ihrem Vorhaben beharrten, diſe ihre inhabende veſte Plaͤtze uicht abs
tretten und die Krayſe das Ungluͤck treffen doͤrffte, daß fie nach bezahlten fo uner⸗
ſchwinglichen Summen Frideusgelder den Friden nicht einmal genieſſen wuͤrden. Je⸗
de Veränderung an dem Europaͤiſchen Horizont ſpiegelte damahls gefährliche Ausſich⸗
ten zu Kriegs⸗Empoͤrungen vor, und jedes rauſchende Blatt dauchte ein Vorbott eis
nes groſſen Kriegslermens zu ſeyn. Das beſchwerlichſte war aber, daß man ſolche
Sorge niemand entdecken konnte, weil jeder Krayß und jeder Staud nur auf fich
und feinen Vortheil und nicht zugleich auf die Wohlfart des gemeinen Weſens die Ruck⸗
ſicht nehmen wollte. Diejenige, welche es am meiſten betraff, entferneten ſich von
den Tractaten. Ja es lieſſen ſich fo gar einige verlauten, daß es beſſer wär dem
Reich ein Glied abzuſchneiden, als den ganzen Koͤrper zu grund gehen zu laſſen. Die
Catholiſche hatten entweder die Spaniſche oder Lothringiſche oder franzoͤſiſche Parthey
ergriffen, alle aber redeten des Kayſerlichen Hofes Lieblings⸗Sprache und wollten
eher den ganzen Fridenſchluß zernichten, als deſſen Vollziehung befördern helffen. Nun
ſuchte der bey ſo vielen Verwirrungen und Sorgen abgemattete Varnbuͤler bey Her⸗
zog Eberharden um ſeine Zuruckberuffung an und ſchlug zur Bekleidung der Wuͤr⸗
tembergiſchen Geſandſchafft den Nuͤrnbergiſchen Abgeorbneten D. Tobias Oelhafen
von Schoͤllenbach vor, welcher bey den Reichs⸗Staͤdten das Directorium fuͤhrte.
Diſe Reichs⸗Stadt verbathe ſich aber ſolches und dem Herzog war ſehr viel an feines
Geſandten, auf welchen er groſſes Vertrauen ſetzte, Gegenwart bey dem Schluß der
Tractaten gelegen, weil der franzoͤſiſche Commendant zu Philippsburg noch immer
fortfuhr durch feindliche Einfaͤlle militariſche Executionen, Wegnehmung des Vi ehes,
Frucht⸗Vorraths und der Menſchen die Unterhalts⸗Mittel aus dem Herzogthum zu
erpreſſen. Der Wuͤrtembergiſche Reſident an dem franzöſiſchen Hof hatte zwar ſchon
im Jenner diſes Jahrs Vorſtellungen dagegen gemacht: (1) man konnte aber weder
hier, noch bey den Geſandten zu Nürnberg Huͤlfe finden. f 10
Fit £ H. 47.1
Zu Ende des Merhmonats wurde von den Deputierten eine nochmalige ſogenann⸗
te Lifta reſtituendorum ex capite Amniſtiæ & gravaminum verlangt, wo die Re⸗
ligions⸗Freyheit in der Obern Pfalz wieder Schwuͤrigkeit fand. Nun wurde zwar
als ein Mittel einem Vorwurf auszuweichen angeſehen, welches ſich die Schweden
und Reichs⸗Deputierte gefollen lieſſen, daß diſe Ober⸗Plaͤlziſche Sache in der Liſte
mit Stillſchweigen übergangen werden ſollte. Welchemnach nichts mehr, als ein
Verglich wegen des Frankenthaliſchen . übrig bliebe. Der Maynziſche
ee e Ne Ges
(i) vid. Beyl. num. 21.
N 84 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg ; .
1650 Geſandte verwirrte aber mit Verwechßlung derviſten wieder alles und diſes gab zu
verrdrießlichen Strittigkeiten Anlaß, weil der Schwebiſche czeueraliſſimus ſolchen ge⸗
ſpielten ſalſchen Streich ſehr hoch aunahm. Und Herzog Eberhard gerieth mit dem 4
General Duglas, welcher die Schwediſche Volker in Schwaben commandierte, in
einigen Zwiſt. Dann die Loͤwenhaupt⸗ und Goldſteiuiſche Regimenter ſollten dem
Schwaͤbiſchen Krayß abgenommen werden, welches diſer General hinderte, weil
der Herzog den abgeſetzten Reutern die Fourage für ihre mit eignem Geld erkauffte
Pferde nicht liefern laſſen wollte. Nun wendete Duglas ein, daß bey noch ſo zwei⸗
felicher Execution des Fridens der Soldat der Krone erſprießliche Dienſte thun koͤnn⸗
te und als ein ehrlicher Kerl mit einem Pferd aus dem Krieg gehen wollte. Der
Herzog aber gründete ſich auf den Krayßſchluß, daß deueuſeuigen, welche Pferde in
die Quartier gebracht, die Fourage gegeben werden müßte, aber den von der Krone
abgeſetzten, welche ſich ſolche erſt angeſchafft haͤtten, man nichts ſchuldig waͤre. Es
wollte ihm aber gleichwohl auch nicht gefallen, daß die Schweden den Schwaͤbiſchen
Krayß ausleeren wollten, ehe noch die Franzoſen ihre beſetzte Plaͤtze verlieſſen, weil
ſonſt derſelbe zu diſer ohne Ordre lebenden Truppen Raub und Muth willen ausgejegt
‚wär. Nun war der Krayß den Schweden noch 477888. fl. ſchulbig und es fiel das
bey der Zweifel vor, ob man etwas davon auszahlen ſollte, ehe man des Frauzoͤ s
ſiſchen Abzugs geſichert wär? und ob es nicht vielmehr raͤthlicher wär die Schweden
noch beyzubehalten. Diſe waren zum Abzug geneigt, um nach dem bißherigen Vers
langen des Krayſes demſelben eine Erleichterung zu verſchaffen weil, wie fie ſagten,
fie allzeit bey demſelben das beſte Vertrauen und guten Willen verſpuͤrt hätten.
Varnbuͤler entdeckte dem Erßken nur Geſpraͤchsweiſe den Zweifel und fragte denſel⸗
*
ben, wie es daun mit den Franzoſen gehalten werden ſollte, wann ſie in Krayß li⸗
gen bleiben wollten, cable Spanier, Lothriuger und Bayern ebenmaͤſſig dahin
gezogen und die Gefahren wegen der Religion und Freyheit erſt recht groß werden
doͤrfften, ungeacht der Fride fo groſſe Geld» Summen gekoſtet hätte, deſſen man
nicht einmahl froh wuͤrde. Erßken fragte aber dagegen: Ob die Schweden nun erſt
liebe Kinder wuͤrden, welche man nicht gern verlieren wollte und ob ſie daun dablei⸗
ben ſollten? Varnbuͤler verneinte ſolches, indem man ihnen ja guͤldene Brücen
gebauet haͤtte, und zeigte, daß noch andere Weege waͤren, welche man die Franzo⸗
fen zu betretten vermögen konnte, zumahlen diſe ex inilrumento pacis und vermög
des Amniſtie⸗Puncten verbunden wären Heylbroun, Schorndorf und Hohen⸗Twiel zu
verlaſſen. Diſe waren aber nicht darzu geneigt und nahmen das ihnen fo anflöffige
Ehurfürfiliche Schreiben an die Kron Spanien zum Vorwand. Herzog Eberhard
gerieth dardurch in eine ſehr gefährliche Lage. Dann, wann die Kayſerliche, Catho⸗
liſche und Ober⸗ und Nider⸗Sachſen vermerkten, daß Wuͤrtenberg die Abdank⸗ und
Abfuͤhrung der Schweden nur im geringſten aufzuhalten ſuchte, ſolches zu empfind⸗
licher
.
Eulfter Abſeh litt. 85
FPPPPCCTTCCVTbT0T0TGT0T0TTTTTTT—T——
3 gereichen und der Herzog hoͤchſtetHefahr und Verfolgung erwar⸗ 1650
ten konnte, zuma wann die Volker nicht abgedaukt, ſond ern bey ſolchen verwirr⸗
ten Ausſichten beybehalten und nur abgefuͤhrt würden, mithin bife Raft« andern Kray⸗
ſen auf den Halß fallen muͤßte oder die Schweden wieder mit hellem Haufen herein⸗
zukommen Luſt bekommen konnten. Gleichwohl erſorderte die hoͤchſte Weta
ſich hierin wee der b Samson in eine Hicherhei zu ſetzen. ea
8 115 5
4.
MN i 10379
Eden echte dennoch Pfalzgr. Carl Guſtaph den Herzog ſeinen Obriſt
1 0 zu den Duglas nach Ulm zu ſchicken die Abfuͤhrung der Voͤlker mit diſem
zu vollziehen und? Barbier mußte zu Nuͤrnberg dahin. arbeiten, daß die Franzoͤſiſche
Abtrettung zugleich geſchehen mochte. Der Herzog erſuchte auch den Pfalzgraven
ſelbſt durch ein Schreiben, daß die Franzoſen, wofern man je nicht zu vollkomme⸗
ner evacuation für dißmal gelangen koͤnnte, doch einſten Schorndorf, Hohen⸗Twiel
und, wo moͤglich, Heylbronn verlaſſen und in die Freyheit, ſetzen moͤchten. Die
Kahſerliche hingegen meynten zuerſt die Schweden aus Teutſchland hinaus zu capitu⸗
lieren i in der Hoffnung mit Frankreich bald fertig zu werden. Varulbuͤler drang be
wegen bey den naͤchſten Rathgaͤugen den 1 5. und 17. April vornehmlich auf die Fran⸗
zoͤſiſche Ausraumung „ weil ſenſt die Obere Kreyſe, wann ſie derſelden nicht vers
ſichert waͤren, lieber die Fridensgelder in ihrem Beutel behalten, als den Friden
tyeur- eifauffen , „ und nicht allein ſolchen nicht genieſſt en, ſondern auch neue Armeen
In das Reich herbeylocken wollten 7 zumahl die Schweden ſich ſchon vernehmen laſſen,
daß fo viele Plaͤtze die Franzoſen in Ober⸗Teutſchland hätten, fie eben fo viele aus
Stantss Gründen in den nidern Krayſen behal ten wollten. Man koͤnne demnach
diſe Sache nicht für gering halten, und man würde finden, daß, wann nicht beedes
mit glei chen Schritten fortgehe „ eines das andere hindern werde. Diſe Sprache
führten. nun die meiſte andere Stimmen und bewuͤrkten den Schluß, daß ſolches
ſowohl dem Kayſer durch ein Schreiben, als auch deſſen Geſandten mundlich zu Ge⸗
muͤth geführt werden ollte. Dem Fortgaug der Tractaten ſtund aber noch im Weeg,
daß obgedachter maſſen die Liſtæ reſtitu - ndorum verwechßlet und eine andere den
Schweden von Sachſen⸗ Altenburg und Braunſchweig und eine andere den Kayſer⸗
lichen zugeſtellt wurde, welches groſſe Bewegungen unter allen Theilen verurſachte,
bis endlich den 2. May, eine andere Lifte von den Reichs⸗ Deputierten verfertiget
und unterſchrieben den Schweden übergeben wurde. Die Reſtitution der Stadt Weyl
wurde auch hier wieder beharrt, daß die Evangeliſche in den Stand geſetzt werden
ſollten, in welchem fie vermög des 1633. gemachten verbindlichen Veiglichs ſeyn
ſollten. Weil aber der Kayſer die Veſtung El renbreirſtein durchaus den Franzoſen
u 2 3 5
8 Geſchichte der Herzogen von Wörtenberg,
1650 nicht zur Sicherheit überlaffen wollte und dagegen die Reichs⸗Stadt Heylbronn vor⸗
ſchlug, fo zogen diſe ihre Völker bis auf 40. Mann heraus und zeigten dem Reich,
daß ihnen diſe Stadt nicht anſtaͤndig ſey. Herzog Eberharden wurde unter der
Hand zu verſtehen gegeben, daß ſowohl des Kayſers eigene Geſandte, als die Schwe⸗
den gern ſaͤhen, wann derſelbe dife Stadt im Namen des Kayſers unter dem Vor⸗
wand befeßte, damit nicht ein Dritter ſich derſelben unter allerhand Schein bey fo
verwirrten Laͤufften bemaͤchtigte. Der Herzog konnte ſich aber aus Ruckſicht auf
die Kron Frankreich noch nicht darzu entſchlieſſen. Weil die Schweden nun die Re⸗
ſtitutions- Liſte erhielten, wie fie ſolche verlangten, ſo erklaͤrten fie ſich, daß fie ih⸗
re wider den auf des Parlamens Seite bey damahliger Zerrüttung getrettenen Turen⸗
ne und den Herzog von Lothringen beſtimmt geweſene Völker nicht nur aus den Obern
Krayſen abfuͤhren, ſondern gar abdanken wollten. Sie vertroͤſteten aber diſe Kray⸗
fe, daß fie nicht aus dem Reich gehen wollten, bevor die Franzoſen daſſelbe auch vers
laſſen haͤtten. Wiewohl fie ſagten, daß diſe ſelbſt, wann fie fühen, daß fie Schwe⸗
den von ihnen abgehen und keinen Beyſtand mehr zu hoffen haͤtten, nicht laͤnger im
Reich bleiben, ſondern ihre in Beſaßungen ligende Truppen zu groͤſter Noth anders
werts brauchen koͤnnten. Man bemerkte demnach, daß die Schweden ernſtlich ent
ſchloſſen ſeyen Teutſchland zu verlaſſen, wann man ſie auch ſchon aufhalten wollte.
Bey ſolchen Umſtaͤnden wurde nun die Frankeuthaliſche Sache mit aͤuſſerſtem Eyfer
angegriffen. Varubuͤler mußte abermals wider allen feinen Willen und Verwaige⸗
rung die Internungäatur neben dem Maynziſchen ad audiendum & referendum auf
ſich nehmen. Der Kayſer trug zwar anfaͤnglich Bedenkens ihm wegen ſeines Eyfers
fuͤr die Religion ſolches Geſchaͤfft anzuvertrauen, ließ ſich aber denſelben doch in Ruck⸗
ſicht auf ſeine Klugheit und Redlichkeit gefallen. Bey diſer Gelegenheit lernte er, wie
weit fi) der Rad) = und Verfolgungs⸗Geiſt vergreiffen und fo gar unſchuldige anta⸗
ſten koͤnne. Dann hier erfuhr er, daß der Kayſerliche Hof nur darum noch immer
auf der Stadt Heylbroun zum Erſaß gegen Frankenthal beharrte, weil in derſelben
im Jahr 1633. die ihm fo verhaßte Confoͤderation zu Rettung der Religion und teut⸗
ſchen Freyheit errichtet worden. Man haͤtte deßwegen gern geſehen, wann die hier⸗
iun unſchuldige Stadt zu Grund gerichtet oder wenigſtens hart gezuͤchtigt worden wär.
Diſen beeden Internunciis wurden aber noch zween andere, nemlich der Ehur⸗ Collni⸗
ſche und Chur⸗Brandeuburgiſche Geſandte als Mediatores zugegeben „ welche ſo
gleich den 27. April einen Auffag der Kayſerlichen wegen eines die Veſtuag Fran⸗
kenthal betreffenden Temperaments den Schwediſchen uͤberbrachten um die Frans
zoſen zu deſſen Annehmung zu vermögen. Man hatte hohe Urſach ſich damit zu be⸗
ſchaͤfftigen, weil der Frankenthaliſche Commendaut den ganzen Rheinſtrom und die
untere Pfalz fo unſicher machte, daß der Churfuͤrſt ſelbſt ſich zu retten gedachte und
die Lothringer ebenmaͤſſig an der Moſel barbariſch hauſeten. Die Schweden 12
ur
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einen 7
— — — — —.—
durch ſolche Vorfaͤlle abermahl gendthigt die Abdankung ihrer Voͤlker zuruck⸗ 1650
zuſtellen, zumahl die Franzoſen unbeugſamer wurden, weil ſie ſelbſt diſe
Unſicherheit eutgelten mußten. Sie flengen wieder an aus einem andern Ton zu
ſprechey, daß, wann die Kayſerliche den Franzoſen keine Sicherheit verſchaffen
wollten, die Kron Schweden ſolche Arbeit uͤbernehmen muͤßte. Nun haͤtten ſie an
ſtatt der Franzoſen mit den Kayſerlichen zu thun, mit welchen fie nicht viel Conferen⸗
zen halten, ſondern wiſſen wollten, woran ſie waͤren. Als aber beeder Kronen Ge⸗
ſandte ſich gegen dem Volmar erklaͤrten, daß ſie von keinem Temperament wegen
Frankenthal mehr hoͤren, ſondern die Abtrettung diſer Veſtung nebſt der allgemei⸗
nen Ruhe und Sicherheit des Reichs und inſonderheit des Rheinſtroms haben wollten,
ſo autwortete er ihnen aus gleich hohem Ton und gab ihnen wenig gute Worte. Die
Lage der Tractaten war demnach deſto mißlicher „ weil den 4. Junij die Nachricht von
dem Abſterben des Gratzen von Trautmansdorf einlief, weßwegen man beſorgte, daß
ſolcher Fall nachtheilige Folgen bey den Handlungen nach ſich ziehen doͤrffte.
Aus Verdruß und vieler Arbeit wurde indeſſen Varnbuͤler krank und Herzog
Eberhard mußte ihn nach Hauß beruffen. An feine Stelle ſetzte er den bekandten
Lindauiſchen Raths⸗Conſulenten D. Valentin Heydern, mit welchem Varnbuͤler
ſowohl bey den Weſtphaͤliſchen Tractaten, als auch bey diſen einen vertrauten Um⸗
gang pfloge. Er war ein Mann, welcher patriotiſch dachte und bey den Schweden
in gutem Anſehen ſtund und süchtig erkannt wurde ein Nachfolger des Varnbuͤlers zu
werden, welcher ihm auch eine Inſtruction hinterließ. Der Herzog ließ ihm nur den
Verhaltungsbefehl zugehen alle ſeine Gedanken auf den jederzeit vor Augen gehabten
Zweck der Vollziehung des Fridens⸗Inſtruments nach deſſen gefunden und klaren
Verſtand zu verwenden. Wofern aber ſolches nicht zu erheben waͤr und die Kayſer⸗
liche nebſt der beeden Kronen und der Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnde Geſandten in ges
wiſſen Faͤllen zu Beförderung des Hauptwerks in etwas abzuweichen noͤthig befaͤnden,
wollte er demſelben auch nicht entſprechen. Des Heyders erſterer Auftrag war den
Pfalzgraven wegen der in ſeinem Herzosthum gelegenen Reichsſtadt Heylbronn zu bit⸗
ten, daß er ſich dieſelbe beſtens empfohlen ſeyn laſſen möchte. Er ließ diſem die
Gründe und gerechte Urſachen der daſelbſt von den Obern Kraiſen mit den beeden
Kronen errichteten Confdͤderation zu Gemeͤt) führen, wie ſehr der beeden Kronen Eh⸗
re nothleyden wuͤrde, wann diſe Stadt als die Mutter diſes Buͤndnuſſes viele Ber
draͤngnuſſen wegen derſelben erleyden moͤßte, zumahl auch den Obern Krayſen wegen
- ihrer Sicherheit ſehr augelegen ſey dieſelbe in die vorherige Freyheit zu ſetzen. Man
hatte guten Grund zu hoffen, daß diſes Auſuchen bey den Kayſerlichen und Schweden
. n | Beys
838 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg/
—
——
1650 Beyfall finden dörffte, weil die Franzoſen ſich ſchon ungeacht ihrer vorherigen Dro⸗
hungen allen Temperamenten gegen Raſierung der Veſtung Benfelden zu entſagen
und dem Fridenſchluß gemäß alle inhabende Platze abzutretten erbotten hatten. Die
damahlige Handlungen wegen der Pfaͤlziſchen Schadloßhaltung ſchienen aber ſolche
Hoffnung zu entkraͤfften. Dann der Kayſer wollte zwar ſolche auf ſich nehmen und
Brief und Sigel ausſtellen: der Churfuͤrſt wollte aber folder Verſicherung keinen
Glauben zuſtellen. Die Statt Heylbronn kam wieder zu allerſeitigem Miß vergnuͤ⸗
gen in Vorſchlag, daß fie demſelben anſtatt Frankental uͤberlaſſen werden ſollte, bis
diſe Veſtung von den Spauiern geraumet wuͤrde. Dem Fraͤnkiſchen und Schwaͤbi⸗
ſchen Krayß wurde die Unterhaltung der Pfaͤlziſchen Garnjſon aufgetrungen, unge⸗
acht ſie auch die Frankentaliſche Beſatzung unterhalten ſollten. Herzog Eberhard wur⸗
de inſonderheit daruͤber betretten, weil man fi dardurch in der That wider Frankreich
feindlich erklaͤrte, und gleichwohl weder bey den Kayſerlichen noch Schweden einige
Vorſtellung Gehör finden wollte. Die Kayſerliche hatten auch in ihrem Entwurff des
mit der Kron Frankreich verhoffenden Verglichs die Veſtung Hohen⸗Twiel, Tuͤbin⸗
gen und Heydenheim in den zweyten und Schorndorf nebſt der Gravſchafft Moͤmpelgard
in den dritten Termin geſetzt, ungea dt man ihm bißher die Vertroͤſtung gegeben
hatte, daß diſe Gravſchafft und Hohen⸗Twiel ſogleich vor dem Anfang der beſtimm⸗
tea Termine, Schorudorf aver in dem erſten Termin dem Herzog abgetretten werden
ſollte. Dann Tuͤbingen und Heydenheim waren ſchon zu Anfang des vorigen Jahrs
aus Gefaͤlligkeit des Turenne demſelben eingeraumt und wurde ihrer hier nur gedacht,
weil ihrer in den beeden Fridens⸗Inſtrumenten Meldung geſchehen.
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* Auf diſe Weiſe wurde nun auch der Receß mit der Kron Frankreich verglichen.
Weil aber verſchiedenes darinn wider den Buchſtaben des Fridensſchluſſes enthalten
war, worein Herzog Eberhard nicht gewilligt hatte, ſondern der Mehrheit der Stim⸗
men oder der Gewalt der Kaylerlichen und Schwediſchen weichen mußte, ſo wollte
er ſolchen auch nicht durch feinen, Geſandten Heyder unterſchreiben laſſen. Gleich⸗
wohl geſchahe es auf hefftiges Zureden und Heyder entſchuldigte ſich, daß der Mayn⸗
ziſche, welcher doch dem Frankentaliſchen Receß ſo hefftig widerſprochen hatte, und
der Chur⸗Saͤchſiſche, welcher keinen Befelch darzu gehabt, dennoch zu Vermeidung
beſchulbigender Verzoͤgerung des Schluſſes ſich zur Uuterſchrifft erkläre haͤtten. Der
Herzog ließ es endlich geſchehen, befahl aber bey den Kayſerlichen und Schwediſchen
Geſandten zu unterbauen, daß Hohen⸗Twiel in die Praͤliminar⸗Abtrettung und
Schorndorf in den erſten Termin gefeßt wuͤrde. Diſes war aber den Franzoſen un⸗
gelegen und fie erbothen ſich zwar Moͤmpelgard und Twiel im erſten, Schorndorf bins,
gegen
7
Eilfter Abſchnitt. a 89
gegen erſt im dritten zu raumen. Nun ſieng der erſte Termin vom 1. Julii, der 1650
zweyte vom 14. Juli und der dritte vom 24. Jul oder 7. Auguſti an. Gleichwohl
wurden endlich die Franzoſen fo gefällig, daß fie die Gravſchafft Moͤmpelgard, Twiel,
Schorndorf und Heylbronn im erſten Termin zu verlaſſen verſprachen. Der Schluß⸗
Receß wurde auch den 16. Junii unterſchrieben und die Ratificationen der Kayſerl.
und S eriſchen Hoͤfe ausgewechßlet. (Kk) Pfalzgrav Carl Guſtap ſchickte aber ſo⸗
gleich ein weitlaͤuffiges Schreiben an die meiſte wohlgeſiunte Stände, worinn er nebſt
einem Gluͤckwunſch zur Vollziehung des Fridens ſich beklagte, daß ihm diſe Tracta—
ten durch den Sachſen⸗Altenburgiſchen und Braunſchweig⸗Wolfenbuͤtteliſchen Ges
ſandten fo ſchwer gemacht worden, indem fie ſchon zu Muͤnſter dem Fridenſchluß ganz
widerſprechende Executions⸗ Verordnungen zu ſchmiden ſich voreylig unterfangen, als
lerhand unrichtige Lilſas reſtituendorum unterſchoben, wordurch alles in Unordnung
gebracht und die Tractaten verzoͤgert worden, und die Schwediſche ſowohl, als die
Catholiſche hintergangen haͤtten. Er behielte ſich deßwegen im Namen der Kron
Schweden eine Verſicherung bevor, daß alles nach dem Buchſtaben des Fridenſchluſ⸗
fes, der Kayſerl. Edicten, des ſogenannten arctioris modi exequendi, des Praͤli⸗
minar⸗ und Haupt⸗Reeeſſes und den denſelben beygefuͤgten verglichenen Liltis reſti-
tuendorum unpartheyiſch und ſchleunig vollzogen wuͤrde. Herzog Eberharden aber er⸗
innerte er feiner ſeits alles noch ruckſtehende nach! der Richtſchnur des Jahres 1624.
vollziehen zu laſſen und ſich des Schwediſchen Beyſtandes verſichert zu halten, indem
den Schweden nicht verdacht werden koͤnnte im widrigen Fall mit Abtrettung der
Plaͤtze und Abdankung der Armeen an ſich zu halten, da dann die Schuld denjeni⸗
gen zur Laſt fallen wuͤrde, welche eine Nachlaͤßigkeit oder Partheylichkeit blicken laß⸗
fen und in den beſtimmten Terminen die Execution nicht zu ſtand braͤchten. (1)
1 F. 51.
Den 22. Junij wurde auch der mit der Kron Frankreich verglichene Receſf
Nachts zwiſchen 11. und 12. Uhr unterſchrieben und am folgenden Tag ſchickte Hey⸗
der dem Herzog ſchon die Ordre an den Obriſt Widerhold und Obeiſt Ruß worm zu,
daß fie Hohen⸗Twiel und Schorndorf an den Herzog abtretten ſollten. Diſe letzte
Oedre war ſchon den 24. Julij vorigen Jahrs ausgeſtellt an den Commendanten zu
Schorndorf (m). Der Franzoͤſiſche Geſandte Vautorte war aber dem Herzog nie⸗
mals guͤnſtig. Dann fein König hatte ihm vor dem Fridenſchluß das Gouvernement
zu Philippsburg anvertraut, wo er ſich von dem geweſenen Catholiſchen Inhaber des
PEN: ſicher⸗
(x) Diſes Schreiben iſt zu leſen in Rambachs Ueberſetzung der Bougeanrifchen Hi:
ſtorie des 3o.jährigen Kriegs. Part. IV. pag 55%. Theatr. Europ, P. VI. p. 105%
(1) vid. Bepl num. 22. (m) vid. Beyl. num. 23, und 24.
IX. Theil. x | M .
Kloſters Maulbronn ſehr wider ihn einnehmen ließ. Zu Anfang diſes Jahrs ver⸗
90 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, —
1650 ſicherte er den Varnbuͤler, daß die Contributionen mit Aus gang des Jahres 1648.
ſchon aufgehoͤret haben ſollen, in geheim aber gab er dem Commendanten die
Ordre, daß, wann das Herzogthum Wuͤrtenberg die noch ausichreibende Forderung nicht
bezahlte, er mit militariſcher Execution verfahren ſollte. Ich habe ſchon oben gemeldt,
daß keine Vorſtellung an diſem Hof etwas fruchten wollen, weil der Koͤnigl. Hof
wegen allzugroſſen Geldmangels feine Beſatzungen nicht erhalten konnte. Villeicht
hatte aber auch zimlich beygetragen, daß, als der Cardinal Mazarin den Prinzen
von Conde und den Herzog von Longeville mit Arreſt belegte und der Vicomte Turen⸗
ne ſolche mit Gewalt zu befreyen ſuchte, Prinz Ulrich von Wuͤrtenberg ſich mit ihm in
eine Verbindung einlieſſ und ihm 4000. Mann zuſchicken verſprach, welche zu des⸗
ſelben aufgebrachter Mannſchafft ſtoſſen ſollten. Der Koͤnigliche Hof wurde auch
wüͤrcklich in groſſe Verlegenheit dadurch verſetzt. Der Prinz verſtunde aber mehr
die Kriegs als die Staatskunſt, welche die Franzoͤſiſche Staats Raͤthe beſſer zu
gebrauchen wußten. Dann, als der Wuͤrtembergiſche Reſident Oueſont ohnehin
im Maymonat nach Stuttgard reyßte, trugen ſie ihm auf eine Allianz mit ihrer
Krone dem Herzog anzubieten, wozu auch die Chur : Pfalz und Baden- Durlach eins
geladen werden ſollte, zumahl der letztere ſich nicht ungeneigt darzu bezeugte. Her⸗
zog Eberhard befand aber ſeinen Umſtaͤnden nicht gemaͤß ſich entweder mit Oeſter reich
oder Frankreich in einige beſondere Verbindung einzulaſſen, ſondern gedachte durch
gutes Vernehmen beeder Theile Freundſchafft beyzubehalten und ſich derſelben nach
Beſchaffenheit der Vorfallenheiten zu bedienen. Inſonderheit uͤberlegte er, daß
Breyſach, faſt das ganze Elſas und Philippsburg in Franzoͤſiſchen Händen bliebe
und bey dem kuͤnfftigen Regierungs⸗ Antritt des jungen Königs eine merkliche Ver⸗ |
änderung bey der Staas : Dienerfchafft vermuthet würde, da man noch nicht wiſſen
konnte, ob die gegen dem gemeinen Weſen und dem Herzog wohlgeſinnte oder die
andere nur auf ihren eigenen Nutzen ſehende Parthie die Oberhand behalten doͤrffte.
Der Herzog wurde damahls ehnehin in ein neues Gewebe von Strittigkeiten ver⸗
wickelt. Er hatte von den Franzoſen einige zu Heylb ronn ſtehende Stuͤcke groſſen
Geſchuͤtzes unter der Bedingung erkaufft, daß ſolche nach ihrem Abzug aus diſer
Stadt ihm abgeſolgt werden ſollten. Nun wollte man aber ſolche nicht abfolgen laſ⸗
fen , bis Frankental von den Spaniern abgetretten und die Churpfaͤlziſche Beſa⸗
tzung auch ihren Abzug nehmen wuͤrde. Der Churfuͤrſt in Bayern machte eben⸗
maͤſſig Anſprach an diſes Geſchuͤtz und behauptete, daß es ihm bey dem im Jahr
1647. errichteten Waffenſtillſtand uͤberlaſſen worden, worgegen die Franzoſen ein⸗
wendeten, daß der Churfürſt diſen Stillſtand aufgekuͤndet und mithin auch diſer es
berlaſſung entſagt habe. Über diſes ſey diſe Artillerie damals im Feld gebraucht und
erſt nach dem Stillſtand nach und nach in diſe Stadt gebracht worden. Der Her⸗
zog erhielte demnach den 4. Julij ſolches Geſchuͤtze und den 4ten Julij wurde ihm
7 ſowohl
1
*
ER, in Eilfter Abſchnitt. 91
ſowohl Schorndorf, als Hohen Twiel überlaffen. Der Poetiſche Geiſt des 1650
damaligen Diacons zu Tuͤbingen, M. Matthaͤus Eſenweins, wurde inſonderheit
5 durch die Uebergabe der letztern Veſtung geruͤhret derſelben Lobſpruch in Verſen zu
beſingen, ſo gut es das damalige Schickſal der Poeſie geſtattete (n). Der Herzog
befahl aber auf den 11. Auguſti ein Dankfeſt anzuſtellen, worzu der Text aus dem
65.ſten Pſalmen und deſſen 6. 7. und 8.ten Verß genommen wurde. Die Abends
Predig wurde nur in der Stiftskirche gehalten und anſtatt, da fie ordentlicher weiſe
um 3. Uhr geſchahe, ſo wurde ſie dermahl wegen eingeſtellter Kinderlehr, auf 2.
Uhr angeordnet. Er war entſchloſſen den Schulkindern und Armen Brod auszuthei⸗
len, aͤnderte aber ſein Vorhaben und ließ ein laͤngeres Angedenken diſem Fridenge⸗
ſchaͤffte zu verſchaffen eine zimliche Anzahl Fridens⸗Pfenninge dem Stuͤck nach zu
5. Kxeutzer unter einem beſondern Gepraͤge verfertigen und in der Lateiniſchen und
den Teutſchen Schulen der Stadt Stuttgard austheilen. Weil er auch goldene und fils
berne Medaillen in einerley Groͤſſe und Gepraͤg auspraͤgen laſſen, ſo habe ich eine Abzeich⸗
nung in vorigem Theil unter der Fig. 18. beygelegt. Und an die Königin von
Schweden ließ der Herzog ein Gluͤckwunſchs und Danckſchreiben ergehen worinn er
nicht nur wegen genoſſenen Beyſtands, ſondern auch fuͤr die verehrte Artillerie ſeinen
Dank abſtattete (o). . 55
: . H. 5 2.
Die Kriegs beſchwerden hörten aber ungeacht diſes gemachten Reeeſſes noch nicht
auf. Er wurde aber auch ſchlecht genug beobachtet, ſo, daß ſchon den 10. Julij
von den Schweden Klagen bey den Kanferlichen einkamen, daß die reflitutiones ex
capite Amniſtiæ & gravaminum im Schwaͤbiſchen Krayß fo nachläffig betrieben,
die Unterhaltsgelder fuͤr die Heilbronner Beſatzung und die Schwediſche Satisfa⸗
etions» Gelder nicht aufgebracht würden. Dem Fraͤnkiſchen und Schwaͤbiſchen
Krayß wurden auf 3. Monate 45000. fl. für die Heylbronner Beſatzung aufgebuͤr⸗
det. Die Kayſerliche lieſſen ſolche an die Reichsdeputierte, unter welchen auch Wuͤr
tenberg begriffen war, gelangen, weil die Schweden droheten, daß fie zur Abdankung
ihrer Truppen im Schwaͤbiſchen Crayß und Ausraumung der feſten Plaͤtze nicht
ſchreiten konnten. Nun ſchloſſen die Deputierte auf den erſten Puncten von den
Krayßausſchreibenden Fuͤrſten Berichte zu begehren, was noch zu reſtituieren waͤr,
wegen des zweyten, daß eben diſe Fuͤrſten die Krayßgebuͤhren an den 45020, Reichs⸗
thl. ſchleunig beytreiden und nach Ulm und Nürnberg einlegen ſollten. Und auf die
dritte Klage wurden fie erinnert zu berichten, was jeder Crayß⸗ Stand noch ſchul⸗
dig waͤr. Weil nun die Schweden ſich mit dem erſtern und andern Schluß ſaͤttigen
lieſſen, ſo bewilligten fie gleichwohl indeſſen die feſte Plaͤtze auszuraumen. Mit der
—
| “= 2
(n) vid. Deyl. num. 25. (o) vid. Beyl. num. 26.
92 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg.
1650 Abdankung aber mußte man noch bis zur Einlangung der Berichte zu warten.
Herzog Eberhard entſchloſſe ſich auch nunmehr die Deputation zu übernehmen,
welche zur Reſtitution innerhalb dreyer Monaten ernennet war. Dann er trug biß⸗
Bedenckens neben dem Coſtanziſchen ſolches Geſchaͤfft zu führen , weil er wohl ſahe,
daß diſer alle Hindernuſſen in den Weeg legen wuͤrde. Nun wurden zwar im Augſt⸗
monat die in dem Herzogthum Wuͤrtemberg noch uͤbrige Schwediſche Truppen abge⸗
fuͤhrt und man hatte Hoffnung, daß auch die ſonſt im Krayß noch ligende uͤbrige
Truppen in wenigen Tagen nachfolgen wuͤrden, weil der Herzog fuͤr die unvermoͤgli⸗
che Stände 40000. Rthl. zu bezahlen übernommen hatte. Diſes wurde von einigen
als eine ruͤhmliche That ſehr hoch gepriſen, dagegen andere ſolche ſehr gehaͤſſig auf“
nahmen, als ob er mit dem General Duglas in einem beſondern unanſtaͤndigen Ver⸗
ſtaͤndnus ſtuͤnde. Wie dann auch ſolches demſelben in Executions⸗ Angelegenheiten
von dem Churfuͤrſten in Bayern vorgeruͤckt wurde. Diſer war nebſt Maynz, Bam⸗
berg und Coſtanz von den Catholiſchen und aus der Evangeliſchen Mittel Sachſen⸗Al⸗
tenburg, Braunſchweig, Wuͤrtenberg und Nuͤrnberg zur Deputation erwaͤhlt. Er
beſchwehrte ſich gegen dem Herzog, daß es bey den Reſtitutions⸗Executionen ſeltſam
und meiſtens nach der Vorſchrifft des Duglas hergegangen. Nun konnte der Chur⸗
fuͤrſt keinen Fall oder Unordnung benennen. Mithin entſchuldigte er diſen General,
daß er nichts bey diſem Geſchaͤfft gethan, als daß er auf die Befoͤrderung deſſelben
gedrungen, welches des ganzen Reichs und aller redlich geſinnten Wunſch geweſen,
aber ſich, fo viel dem Herzog bewuſſt ſey, in die Alt des Verfahrens niemalen einge⸗
mengt, fondern ſolches den Commiſſarien uͤberlaſſen habe. Seine des Herzogs ſub⸗
delegierte haben den Befehl jederzeit vor Augen gehabt nach der Vorſchrifft des Fri⸗
densſchluſſes und der Deputierten Entſcheidung in beſondern Faͤllen zu verfahren.
Dagegen hätten die Coſtanziſche Deputierte ihre Obligenheit nicht beobachtet, wie
dann der Köberlin aus ſchwaͤrmeriſcher Gewiſſenhafftigkeit ſich nicht einmahl zur Exe⸗
cution verſtehen oder gebrauchen laſſen wollen, woraus dann dem Reich und Krayſen
durch Verzögerung der Abtrett⸗ und Abdankung vieler Schaden zugewachſen. Weil
dann die Schweden ſolches bemerkt, fo moͤchte geſchehen ſeyn, daß fie ſelbſt an ein
oder dem andern Ort, wie z. E. zu Ravenſpurg bey Niderreiſſung des Capueiner⸗
Kloſters Hand angelegt haͤtten. f
f H. S3. 5
Obwohl nun die Geſandte von diſem Congreß meiſtens abgereyßt waren, fo
mußten doch die zur obbemeldten Deputation verordnete noch daſelbſt ausharren um
die noch übrige Reichs» Angelegenheiten und Executions-Puneten zu berichtigen, fo
viel ihnen anvertraut war. Der Herzog von Lothringen machte hingegen noch als
ein Spaniſcher Alliierter mit feinen feindlichen Einfaͤllen in den Ober⸗ und Nider⸗Rhei⸗
| niſchen
Eeulffter Abſchnit t. 23
niſchen Krayß groſſes Aufſehen. Einige Staͤnde riethen deß wegen ſich in eine Ver⸗ 1650
- faffung zu ſetzen, worzu die ſamtliche Krayße das ihrige beytragen fi ollten. Herzog
Eberhard erwartete demnach als Krapßausſchreibender Fuͤrſt und Obriſter ein Schrei⸗
ben von den Reichs⸗ Deputierten ſich nach Erforderung der Umſtaͤnde die Sicherheit
des Kranfes durch militariſche Anſtalten angelegen ſeyn zu laſſen. Ungeacht aber die
Wohlfart des Reichs ſolches erforderte, fo giengen doch noch einige Jahre dahin,
bis diſe Maſchine in den gehoͤrigen Gang gebracht werden konnte. Der Churfuͤrſt
von der Pfaltz bezeugte ſich ebenmaͤſſig ſehr unruhig und erweckte die Aufmerkſam⸗
keit der Nachbarn und inſonderheit des Kayſers und des Churfuͤrſten von Bayern.
Dann er beſetzte die Stadt Weyda mit Gewalt, verſtaͤrkte die Beſatzung zu Heyl⸗
bronn anſehnlich und forderte nicht nur den Unterhalt derſelben von den benachbarten
Fraͤnck und Schwaͤbiſchen Krayſen, ſondern begehrte ſolche ſowohl auf die bewil⸗
ligte 3. Monate, als auch unter Bedrohung der militariſchen Execution auf ſo lan⸗
ge Zeit, bis ihm die Veſtung Frankental uͤbergeben wuͤrde. Der Kayſer muthete
diſer Deputation zu eine Reichsſteur für ihn zu bewilligen und machte den Antrag
auf 200. Roͤmer⸗Monate, weil er ſolche ſchon zu Muͤnſter begehrt hätte, Man
verwunderte ſich ſehr daruber, theils weil ihm ſolches Begehren daſelbſt abgeſchlagen
worden, theils weil ihm nicht unbekannt ſeyn koͤnnen und ſollen, daß etliche wenige
Staͤnde nicht bemaͤchtigt waͤren im Namen aller Staͤnde eine ſolche Bewilligung auf
ſich zu nehmen, zumahl in dem Fridensſchluß ausdrucklich verſehen war, daß der⸗
gleichen Anmuthungen nur auf allgemeine Reichstage gehoͤrten. Und der Churfuͤrſt
zu Maynz wagte es den deputierten Staͤnden das Anſinnen zu machen, daß man
ihm die dreymonatliche Unterhalts Gelder ihrer Geſandten daran er an Wuͤrtem⸗
berg 3700. fl. forderte, in feine Haͤnde anvertrauen ſollte. Er drang aber nicht durch,
weil Herzog Eberhard feine Geſandte ſelbſt zu unterhalten ſich vorbehielte. Diſe For⸗
derungen beunruhigten alſo nicht ſo ſehr, als die Pfaͤlziſche Unternehmungen, Dann
der Ehurfuͤrſt belegte die Stadt Heylbronn mit 800. Mann , welche eben ſo ſtarken
Troß bey ſich hatten, und drohete ſolche noch mit 1000. Mann zu Eintreibung der
Contributionen zu vermehren. Die Deputation wurde dardurch veranlaßt den Ehur⸗
fuͤrſten zu Maynz und den Herzog von Wuͤrtenberg zu erſuchen, daß ſie Abmanungs⸗
ſchreiben an diſen Churfuͤrſten ergehen laſſen moͤchten, weil er nirgends her einige Ge.
fahr zu beforgen und verſprochen hätte eine ertraͤgliche Beſatzung daſelbſt zu halten,
da nicht nur die Franzoſen bey mehrer Gefahr niemalen uͤber 300. Mann darinn li⸗
gen gehabt, ſondern er auch deſte mehr zur Maͤſſigung verbunden ſeye als ihm diſe
Reichs - Stadt nur zur Sicherheit gegen Frankental eingeraume worden, welches er
zum Verderben derſelben nicht zu mißbrauchen berechtigt ſeyj. Weil aber der Schwaͤ⸗
biſche Krayß theils zu unmaͤchtig, theils uneinig enen tin Plackereyen der Pfaͤtzi⸗
ſchen Executionen zu widerſetzen, theils 1 keine neue Unruhe erwecken wollte und
2
3 eine
94 DSeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1650 eine Neigung aͤuſſerte dem Churfuͤrſten mehrern Beytrag zu willigen, ſo ſchloſſen
die Deputierte zu Nürnberg denſelben zu erinnern, daß ſie gar nicht rathſam faͤnden
ſich zu dem laͤngern Unterhalt der Beſatzung über die beſtimmte 3. Monate und dien sooo.
Rth. im geringſten einzulaſſen, indem man ſowohl an die Kay. May. als auch an al⸗
le und jegliche Krayſe, an Chur Pfalz und deſſen Commendanten zu Heylbronn aus⸗
fuͤhrliche Schreiben ergehen laſſen und erwieſen habe, daß man zu einem mehrern nicht,
als zu den 45000. Rth. verbunden ſey. Von diſer Meynung und Schluß abzugehen
wuͤrde nicht allein ſchimpflich, ſondern auch dem gemeinen Weſen ſehr nachtheil ig
ſeyn, weil Frankental nur noch laͤnger vorenthalten, das Reich zu ſeiner Ruhe nicht
kommen und endlich deſſen Staͤnde zinß bar gemacht werden und Heylbronn gar in dem
Schlamm der Bothmaͤſſigkeit unterdrückt bleiben doͤrffte. Wofern aber der Schwaͤ⸗
biſche Krayß ohne Willen und Wiſſen der andern Krayſe ſich dennoch mit Chur Pfalz
auf fernere Lieferung einlaſſen wollte, ſo moͤchte er auch den Schimpf und Schaden
allein tragen, indem der Fraͤnckiſche keinen Antheil daran nehmen oder etwas erſetzen,
ſondern ſich wider Pfalz zu handhaben wiſſen würde, An diſen 45000. Reh. gehoͤr⸗
ten der Beſatzung zu Heylbronn 24000. und für. die zu Frankenthal 21000, th.
da es jeden Stand einen Roͤmer⸗Monat betraff. So wohl der Fraͤnk⸗ als Schwaͤ⸗
biſche Krayß bezahlten aber die 24000. Rthl. und befreyeten ſich dardurch von dem
Frankentaliſchen Unterhalt. Man kam uͤber diſes hinter das Geheimnus, daß der
Pfaͤlziſche Commiſſarius ſowohl fuͤr Frankental, als auch fuͤr Heylbronn die Zah⸗
lung annahm und gleichwol nur an letzteres Ort die Lieferung that und der Kayſer von
dem Rheiniſchen Krayß verlangte ſich mit dem Frankeathaliſchen Commendanten zu
vergleichen. Man erſahe daraus deutlich, daß die 45000. Rth. nur ein Spiegel⸗
en und der Kayſer der Abſicht der Stände niemal ein Genuͤgen zu thun gefonnen
geweſen. wa
H. 54
L Mit den Executionen in puncto Amniſtiæ & gravaminum ergieng es ebenmaͤſſig
nicht nach Wunſch. Der Coſtanziſche Geſandte legte noch immer uͤberall Hinder⸗
nuſſen und Schwuͤrigkeiten in den Weeg die Reſtitutionen zu hintertreiben oder die
ſchon geſchehene wieder unter tauſend Raͤnken umzuſtoſſen, weil nur die Catholiſche
in der Unordnung des Kriegs zugegriffen hatten und das ſich zugeeignete nun wieder
herauszugeben ſchuldig waren. Wie dann der Hey der den 20. Sept. berichtete, daß
er der Epangeliſchen zu Weyl der Stadt Begehren bey dem collegio deputatorum an⸗
gebracht den im Jahr 1633. gemachten Verglich zu beſtetigen, dagegen die Catholi⸗
ſche nichts einzuwenden gewußt hätten, als daß fie zweifelten, ob die Catholiſche
Burger ſolches ebenmäffig verlangten, ungeachtet es nicht mehr von ihrem e
71 ö ab⸗
17 ;
Eilfter Abschnitt. 6
abhieng, ſondern BifeDefinution in allen l illis reflituendorum namentlich enthal⸗ 1650
ten war. Herzog Eberhard verlangte bey ſolchen Umſtaͤnden von difemColl egio ein
Erſuchſchreiben an den Biſchoff von Coſtanz und an ihn wegen Beſchleunigung der noch
uͤbrigen reſtituendorum, wobey fie beweglich erinnert würden nach dem klaren Buchs
ſtaben des ſo genannten arctioris modi exequendi das Abſehen nur auf das lactum
poſſeſſionis, wie es im Jahr 1624. unſtrittig geweſen, zuſtellen und, weil Coſtanz
jede andere Aus flucht zuließ die Reſtitution zu hindern, anderwertige in dem Infiru-
mento pacis ohnehin ganz und gar verworfene exceptionen oder ſonſt ad petitorium
gehoͤrige Einwendungen ſich nichts irren zu laſſen. Die Evangeliſche Deputierte ges
trauten ſich aber nicht ein ſolch Schreiben an die Catholiſche zu bringen. Dann ob⸗
ſchon der Vorſchlag an ſich richtig war, ſo gewann es doch das Anſehen, als ob die
in groſſer Anzahl ausgeſchriebene Commiſſionen mangelhafft waͤren, indem diſer Ver⸗
baltungs Befehl nicht in denſelben ſtunde und die Catholiſche von dem bißherigen
Styl der Commiſſt onen nicht abgehen wollten, zumahl ſchon zu Münfter bey Bau
fertigung des arctioris modi exequendi es überaus hart gehalten, bis die Worte vom
nudo facto poſſeſſionis ſolchergeſtalt, wie ſie darinn ſtehen, hineingebracht worden.
Nun war leicht zu erachten, daß nian jetzo nach geſchehener Abdankung derjenigen
Volker, welche ſie ſörchten mußten, noch weniger durchdringen würde. Indeſſen
hatte gleichwohl des Herzogs vorgeschlagene Erleuterung die Meynung bey allen Com⸗
miſſionen, welche man auch im Deputations⸗ Math täglich im Mund fuͤhrte. Eben
damals kam ohnehin eine Paͤpſtliche Peoreſtationsbulle wider den Weſtphaͤliſchen
Friden und den Erecutions-Receß zum Vorſchein, (p), weiche die Catholiſche fo
ſchuͤchtern machte, daß, als die Evangeliſche zu Nürnberg wegen des Chur: Fuͤr⸗
ſten von Trier Widerſetzlichkeit wider den Fridensſchluß und deſſen Vollziehung an
den Churfuͤrſten zu Mainz. begehrten, daß man. fg über diſe Bull bey dem Kayſer
beſchweren follte,, zumahl ſie ſelbſt zu Wien von einem Buchdrucker unter Vorſetzung
ſeines Namens nachgedruckt worden und doch niemand diſen verwegenen. Mann zu
ſtrafen verlange, die Catholiſche das Herz nicht hatten eine ſolche Beſchwerde in das
damahls an den Kayſer ı abgeluffene Schreiben einruͤcken zu laſſen. Die Bulle war
dgmahl zu Rom ſelbſt noch nicht offentlich bekandt gemacht, ſondern nur zu Florenz
wider des Großherzogs Willen angeſchlagen worden, und der offentliche Anſchlag
zu Rom erfolgte erſt den 3. Januarij des folgenden Jahrs „ unter welchem Datum ſie
dorten erſchiene, ob ſie ſchon gleich nach geſchloſſenem Friden verfertigt und indeſſen
nue hinter halten worden war. Die Catholiſche zu Nurnberg entſchuldigten ſich,
daß fi ſte e zwar mit den Evangeliſchen gaͤnzlich einerley Meynung fuͤhrten, aber das
nicht thun doͤrfften, worzu die Evangeliſche die freye Hand. hätten, Chur⸗Maynz
bezeugte inſonderheit h Mißfallen an dergleichen Bullen und eee
93
(p) Rambach d. I. 25. 585, Conting Animadv. ad Bullam Innocentii X. pag. 361.
95 SGeſchichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1650 Namen ſamtlicher Catholiſchen, ſagte aber, daß fie ſolche nicht verwehren koͤnnten,
ſondern nur hofften, daß ſie Peine widrige Folgen haben dörfften. Sie hatten aber fol:
che nichts deſtoweniger. Dann der Biſchoff von Coſtanz beklagte ſich zu Nuͤrnberg, daß
die Moͤnche zu Reichenau ſich ſeinem Gehorſam entzogen haͤtten, weil ſie ihn bezuͤch⸗
tigten, daß er der erſte geweſen, fo den Fridenſchluß bewilligt und die Executionen
in Schwaben verrichten geholffen, weß wegen ſie ſich an den Paͤbſtlichen nuntium
und an den Erzherzog zu Inſprug e welche die Mönche unter dem Vorwand
der Bulle unterſtuͤtzten.
H. 55
Weil diſe Bulle obgedachter maffen zu Wien ſelbſt 1 und kein Eichen
dawider verſpuͤret worden, fo ſcheint es, daß fie auch an dem Kayſerl. Hof widrige
Folgen gehabt habe. Herzog Eberhard erfuhr ſolches wuͤrklich. Dann ein gewiſſer
Obriſt Guin, welcher das Schloſſ Stauffeneck beſaſſ, machte ihm wegen der Pfarr
zu Salach vielen Verdruſſ. Als Herzog Johann Friderich im Jahr 1608. diſen
Flecken an Joͤrg Ludwigen von Freyberg verkaufte „ muſſte ſich diſer Kaͤuffer gegen
ihm verſchreiben, daß die Evangeliſche Religion der Augſp. Confeſſion und der for-
mulæ concordiæ gemaͤß auf ewige Zeiten in dem Flecken unveraͤndert bleiben ſoll.
Das Wuͤrtemb. Conſiſtorium pruͤffte auch die jedesmalige Pfarrer und ſchickte ſol⸗
che dem von Freyberg zu. Nichts deſtoweniger unternahm der Obriſt Guin, wel⸗
cher eine Freybergiſche Tochter geheurathet hatte, einen Meſſprieſter dahin zuſetzen
In der Abſicht die Evangel. Religion daſelbſt zu vertilgen und die Catholiſche einzus
führen. Der Herzog lieſſ ihn wohlmeynend warnen von ſolchem Vorhaben abzuſte⸗
hen und nicht allein dem Freyburgiſchen Revers, ſondern auch dem Fridenſchluſſ ges
nug zu thun. Keine Vorſtellung wollte aber Ste gell Und der Herzog ſahe fi ſich
nunmehr verbunden die Unterthanen zu Salach bey der Evangeliſchen Lehre in dem
Stand, wie er zur Zeit des Freyburgiſchen Kauffs und im Anfang des 1624. Jah⸗
res geweſen, zu ſchuͤtzen, zu welcher Zeit kein Meſſprieſter, ſondern ein Evangeli⸗
ſcher Pfarrer zu Salach ſich beſunden. Ungeacht nun derſelbe dem Guinen weder
an dem Kirchenſatz, noch andern kirchlichen Rechten einigen Eintrag zu thun und ſie
ſtrittig zu machen ſuchte, ſo fuhr diſer doch je laͤnger, je mehr fort die Catholiſche
Religion einzuführen, wordurch der Herzog immer mehr mit diſem Obriſten in Zwi⸗
ſtigkeiten verwickelt wurde demſelben Einhalt zu thun. Solchemnach ordnete er ſelbſt
einen Evangeliſchen Prediger dahin, weil er nicht noth hatte ſich deßwegen mit dem
Biſchoff zu Coſtanz einzulaffen oder feinen Beyſtand zu ſuchen, ſondern fish der von den
zu ſeiner Reſtitution verordneten Kayſerl. Commiſſarien gegebenen Erlaubnus bedienen
wollte ſich bey dergleichen Gerechtigkeiten und noch nicht reſtituierten Landen ——
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Leuten ſelk ſt zu reſtituieren und alles in den Stand zu ſetzen, wie es der Friden⸗ 168
ſchluß mit ſich bringe. Hingegen wendete ſich der Obriſte au die Nuͤrnbergiſche
Deputation. Hier wuſſte man nichts von der Erlaubnus der Kayſ. Commiſſarien, oder
ſahe man ſie als dem Fridensſchluß zuwiderlauffend an, welche die Commiffarien zu
ertheilen nicht befugt geweſen, weil nach deſſen Buchſtaben niemand ſich ſelbſt zu
reſtituieren bemaͤchtigt ſeyn konnte. Die Nuͤrnbergiſche Deputation erkannte auch,
daß der Herzog ein gegruͤndtes Recht habe, aber mit der Selbſthüͤlfe zu weit gegan⸗
gen ſey. Sie war geſonnen den Herzog durch ein Schreiben zu warnen, aber nicht
beſugt ſich diſer Sache anzunehmen, weil fie nicht zu rechter Zeit an dieſelbe gebracht
war. Weil nun der Obriſt fich gegen der Nitterſchafft des Kocher Viertels erklaͤr⸗
te, naͤchſtens einen Evangeliſchen Pfarrer nach Salach zu verordnen, ſo ſchiene di⸗
ſer Stritt gehoben zu ſeyn. Anſtatt deſſen ſuchte er aber bey dem Kayſerl. Hof
Beyſtand, an welchem beede Theile mit ſchrifftwech ſeln einander beſchaͤfftigten, bis
endlich den 29. Aug. 1655, diſer Proceß durch einen Juterimsverglich fein einswei⸗
liges Ende erreichte. En a eee een ene eee een . IE
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Nun hatte der Herzog noch wegen des Ausraumungs Geſchäffts wit den
Franzoſen Verdruͤßlichkeiten, da der Commendant zu Breyſa 6h noch bis zu Ende
des Augſts die Contributionen forderte. Er befahl deßwegen den 19. Mob. dem
Heyder ſolches bey der Deputation anzubringen und deren Beyſtand zu erbitten.
Der Franzoͤſiſche Geſandte d' Avancourt wollte aber nicht nachgeben, weil ſeine
Cron nicht im Saumſal geſtanden die Tractaten zu befoͤrdern, ſondern die Staͤnde,
welche auch billichermaſſen den Unterhalt der Beſatzung auf ſich behielten. Es be⸗
treffe auch die Forderung nicht ſo viel, daß man ſeinen Koͤnig damit bemuͤhen oder
ihm Verdruß machen koͤnnte. Der Commendant erklaͤrte ſich doch endlich Buche
ſtalt, daß der Herzog damit zuftiden ſeyn konnte. Diſer aber machte den Kayſerll⸗
chen Hof und den Churfuͤrſten von Bayern ſorgſam, weil er ungefähr 2000. abge⸗
dankte Schwediſche Soldaten zu Einwohnern ſeines Landes aufgenommen hatte das⸗
ſelbe wieder zu bevölkern. Dann man ſtreute deßwegen aus, als ob er neue Wer⸗
bungen anſtellte. Der geldloſe Zuſtand ſeiner Caſſen und die Eutkraͤfftung der Un⸗
terthanen durch die Schwediſche Fridens⸗Gelder benahmen aber dem Herzog die
Mittel zum Unterhalt geworbener Voͤlker. Die Truppen von faſt allen Nationen
Europens, welche das teutſche Vaterland und inſonderheit das Herzogthum Wuͤr⸗
tenberg bedrängten, wären hinlänglich gewefen einen Eckel vor einer militariſchen
Verfaſſung zu erwecken und den Hang zu derſelben zu unterdrücken. Er lernte die
Schaͤtzbarkeit des Fridens aus feinen in dem Krieg erlittenen Drangſalen erkennen
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9 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg 5
1650 und fein ohnehin von Natur zur Ruhe geneigtes Gemuͤth wurde von Ab⸗
ſcheu vor allen Unruhen eingenommen, daß er feſt entſchloſſen war, nur
auf den unvermeidlichen Nothſall ſich in kriegeriſche Anſtalten einzulaſſen. Diſe Er⸗
klaͤrung befridigte den Churfuͤrſten von Bayern ſehr, weil er des Kriegens auch muͤ⸗
de war und ſein hohes Alter in der Ruhe zu ſchlieſſen wuͤnſchte. Nun beunruhigte
ihn der zu Nürnberg getbane Vorſchlag, daß ſich das Reich wider die Spanier und
Lothringer in eine Verſaſſung zur Sicherheit fegen follte, weil er beſorgte, daß daſ⸗
ſelbe in einen neuen Krieg dadurch verwickelt werden doͤrffte. Am meiſten aber be⸗
truͤbte den Herzog, als Heyder zu Ausgang diſes Jahrs berichtete, daß die Catho⸗
liſche noch immer ſowohl das Fridens⸗Inſtrument, als auch den Executions⸗Receß
zu durchlöchern fortführen und auf die regulam generalem des Art. V. $. 2. und
art. XVII. g. 3. gar nicht mehr ſehen wollten, ſondern ſich unverholen verlauten
lieſſen, daß man den Beſitz von dem Jahr 1624. gar nicht zur Richtſchnur neh⸗
men koͤnne, ſondern auch auf andere Umſtaͤnde das Augenmerk nehmen muͤſſte. Der
Coſtanziſche D. Köberlin drohete durch diſen Weeg ſo gar theils ſchon exequierte,
theils entſchiedene Sachen in dem Krauß wieder ſtrittig zu machen. Der Herzog
konnte nicht mehr dabey thun, als dem Heyder zu befehlen, daß er wider dergleichen
Betragen heſſtig proteſtieren und bey dem facto nudo poſſeſſionis bleiben ſollte, als
welche Entſcheidung fo viele Mühe zu Muͤnſter gekoſtet haͤtte und nicht zu verant⸗
worten waͤr von dem Buchſtaben des Fridens abzugehen, ein Loch darein machen
zu laſſen und alle auf den Fridensbruch geſetzte Straffen zu verachten, zumahl die
Deputierte die Macht nicht hätten das verglichene nach ihrem Willen auszulegen.
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Zu Ende diſes Jahrs empfieng endlich Herzog Eberhard feine von dem Reich
herruͤhrende Lehen. Er hatte ſchon den 30, May, vorigen Jahrs dieſelbe und feine
Boͤhmiſche Lehen geſucht, aber erſt den 23. Dec. nur ein Indult erhalten, worinn
ihm der Kayſer feine Regalien und vom Reich ruͤhrende Lehen inzuhaben, zu nutzen
und zu nieſſen erlaubte, doch daß ſolches dem H. Reich au deſſen Obrigkeit und au⸗
dern Rechten unverfaͤnglich ſeyn und der Herzog dieſelbe in einer Zeit von 6. Mona⸗
ten empfangen ſollte. Wegen der Voͤhmiſchen Lehen ertheilte man ihm erſt den 14.
Febr. 16 50. ein Indult unter der Bedingung, daß der von dem Herzog erbethene
Verzug weder der Kron Boͤhmen, noch dem Herzog nachtheilig ſeyn und diſer ſol⸗
che innerhalb 5. Monaten empfangen ſollte. Dann diſe Krone machte unter dem
Vorwand Schwuͤrigkeiten, daß der Fride die Kron Böhmen nichts angienge und
mithin der F. 50. Si quæ feuda &c. Art IV. dieſelbe nicht verbaͤnde. Der Kayſer
gab auch ohne Vorwiſſen der Lehen⸗Tafel den gedachten Indult und der Agent Jere⸗
was Piſtorius empfieng den . Julij diſe Boͤhmiſche Lehen noch = der
4 | eichs⸗
Eilfter Abſchnitt. 95
Reichs⸗Lehens⸗Iuveſtitur. Diſe erforderte gröffere Anſtalten, weil diſe Handlung 1650
durch einen Geſandten vom Graven⸗oder Herren⸗Stand vollzogen werden mußte.
Der Herzog hielte ohnehin dafür, daß, weil ihm das Reſtitutions⸗Werk vom Ans
fang biß auf die letzte Minute von dem Kayſerl. Hof ſo ſchwer gemacht worden, er
ſich hier deſto auſehnlicher weiſen und zeigen ſollte, wie ihn GOtt durch ſeinen Seegen
wider aller feiner Feinde ſchnarchen und toben dennoch erhalten und ihm wieder auß
geholffen habe. Der Kayſer gab ihm auch unterm 13. Julij einen Indultſchein auf
4. Monate. Solchemnach wurde den 14. September Grab Wolf Georg von Ca⸗
ſtell, Landhofmeiſter und der Geheimde Rath Varubuͤler nach Wien geſchickt ſowohl
die Reichs⸗ Lehen zu empfangen, als auch des Herzogs, der Landſchafft und der Unis
verſitaͤt Tuͤbingen Freyheiten und Privilsgia beſtetigen zu laſſen. Und weil die Res
verſe, welche der Herzog, feine Landſchafft und gedachte Hohe Schul im Jahr 16 38.
gegen dein Kayſer ausſtellen mußten, nach geſchehener Reſtitution unguͤltig waren,
fo begehrten diſe Geſandte, daß man ihnen ſolche zurückgeben ſollte. Sie bekamen
auch zugleich von Herzog Leopold Friderichen von Wuͤrtenberg den Auſtrag die Lehens⸗
Empfaͤngnuß über die Graoſchafft Moͤmpelgard zu ſuchen. Diſes Geſchaͤfft zu befoͤr⸗
dern ſchickte der Herzog mehr als 100. Aymer Neckar⸗Wein an den Kayſerl. Hof,
wovon 12. Aymer dem Kayfer und der übrige Vorrath den Miniſtern geſchenkt wur⸗
de. Er wurde damahl in groſſem Werth gehalten und beſonders der Kayſer zog ihn
allen andern Weinen vor. Der Herzog ſchrieb dabey an denſelben, daß er ſolchen
ſchicke fo gut er, wegen eilfjährigen Mißgewaͤchs zu haben wär, Die Geſandte uber
wurden betretten, als nichts deſtoweniger das Kayſerl. Tax⸗Amt für die Reſtitu⸗
tion der Stiffter und Kloͤſter einen Tax von 4000, Goldgulden und für die Canzley⸗
Gebuͤhren 4001 Goldgulden forderte, ungeacht keine neue Belehnung erfordert, ſon⸗
dern nur die geiſtliche Guͤter zuruckgegeben wurden. Die Reichs Lehen⸗Empfaͤug⸗
nus geſchahe erſt deu 21. und die Mom pelgardiſche den 24. Novembris. Bey der
erſten war der Spaniſche und Daͤniſche Ambaſſadeur, die Braunſchweig⸗Mecklen⸗
burgiſche und Heſſiſche Geſandte, Landgrav Ernſt von Heſſen, Herzog Chriſtian von
Mecklenburg, Marggr. Leopold Wilhelm von Baden⸗Baben, Herzog Franz Carl
von Sachſen⸗Lauenburg, die Fuͤrſten Amalft und Liechtenſtein nebſt dem Fuͤrſten
von Sagan, ſonſten Lobkowiz genannt und andere Vornehme aus Neugier gegenwaͤr⸗
tig, weil ſo ungleich von der aufgehobenen Affterlehenſchafft geredt und geſchrieben
worden, da fie beſonders aufmerkſam waren, ob Wuͤrtenberg auf Oeſterreich noch
einige Verbindlichkeit oder Ruckſicht vor andern Fuͤrſten tragen muͤßte. Es wurde
aber nichts beruͤhrt und die falſche Ausſtreuungen dadurch widerlegt. Nach vollzogener
erſterer Belehnung behielte der Reichs⸗Vite⸗Canzler Gr. Kurz die Geſandte bey ei⸗
nem Tractament in ſeiner Wohnung, wo an der Tafel ihnen die oberſte Ehrenſtelle
gegeben wurde, ungeacht Landgr. 8 Heſſen, der Marggr. von Baden und
\ WS N 2 vers
0 Gefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1650 verſchiedene vornehme Kayſerl. Staats; Naͤthe auch dazu gezogen waren. Dagegen
die Geſandte, weil es hiebevor auch gebraͤuchig geweſen und ihnen die Eaffelifche mit
ihrem Beyſpiel vorangegangen, hinwiderum den Reichs⸗Hof⸗Raͤthen, denjenigen
geheimen Raͤthen und Staats⸗Miniſteru, welche mit der Belehnung und andern
Wuͤrtenbergiſchen Angelegenheiten beſchaͤfftiget geweſen, ein Gaſtmahl gaben. Der
Kayſer ließ auch die Geſandte auf den 23. Nov. zu einem Luſtjagen einladen, wel⸗
chem aber nur der Gran von Caſtell beywohnte, weil Varnbüuͤler noch ein und anders zu
der Moͤmpelgardiſchen Belehnung beſorgen mußte. Des Taxes für die veflitnierte
geiſt⸗ und weltliche Güter wurde auch nimmer gedacht, dagegen der von dem Herzog
im Jahr 1638. ausgeſtellten Revers nicht vorgefunden werden wollte, ungeacht der
Landſchafft und der Univerſitaͤt Tubingen die gegebene Reverſe ausgeliefert wurden, weß⸗
wegen man ſich vergliche, daß der Kayſer denſelben durch einen Todeuſchein entkraͤff⸗
ten ſollte (d). Als die Geſandte abreyſen wollten, wurde noch ein Feſt und Rit⸗
terſpiele angeſtellt, worzu fie auch noch eingeladen und mit der Anzeige ihre Reyſe
aufzuſchieben gebethen wurden, daß, wann es ihnen um die Unkoſten zu thun wäre,
die Kayſerl. Staats⸗Raͤthe dieſelbe entzwiſchen in ihren Haͤuſern bewirthen ſollten.
Ihre Abreyſe verzögerte ſich alſo noch biß auf den 12. Febr. des folgenden Jahres,
da entzwiſchen Varnbuͤler noch die Kayſerliche Gnade genoß, daß ihim ſein alter Adel
unter Vermehrung ſeines Wappens erneuert wurde und er mit einer goldenen Gna⸗
den⸗ Kette und dem groſſen Comitiv nach Hauß reyſen konnte, fo ihm feine Verdien⸗
fie bey den Weſtphaͤliſchen Fridens⸗ und Nuͤrnbergiſchen Executions handlungen er⸗
worben hatten. Es verdient aber noch beſonders angemerket zu werden, daß unge⸗
acht ſonſt der Lehensmann gegen Empfahung des Lehen» Briefs einen Revers auszu⸗
ſtellen verbunden iſt und auch ſolches bey den Reichsbelehuungen üblich geweſen, der⸗
4
mahl keiner verlangt worden.
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\ 5 902 Gert 58. b Bars 5
4 * A
1782 Ich habe ſchon berührt, daß der Churfuͤrſt von Trier ſich dem Weſtphaͤliſchen
Friden und deſſen Vollziehung ſehr widerſetzt habe. Nun ließ er eine ſo betitulte
Vorbehaltene Judicial⸗Erlaͤuterung uͤber den Nurnbergiſchen Execu⸗
tions ⸗Keceß in offentlichem Druck ausgehen, worinn er ſich bey der den 22. Nov.
1648. ergangenen Paͤpſtlichen Proteſtations⸗Bull wider den gedachten Friden, fo
viel deſſen Archi- und disselss betreffe, bey Verluſt feiner Seeligkeit zu verharren
erklärte und ſolche Ball in ſeinem Erz⸗ und Biſtum offentlich anzuſchlagen geſtattete,
insbeſondere aber am Ende ſich vernehmen ließ: wofern die Pfalzgraͤbliche und
„ Würtenbergiſche mit dem angebottenen halben Theil der Einkuͤnfften und Geſaͤlle aus
N. 77 5 | \ FAR d de⸗
8 (4) vid. Bepl. num. 27. f 4 m PR
En 5128 T Eilfter Abſchnitt. 701
4
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— 1
vn denen in DeroDicreeſen gelegenen Klöſtern und geiſtlſchencJůutern als pokis pol 691
„ bacem Paſſavienſem sommillis fid) nicht begnügen laſſen wollten er dem lau.
v mento pacis gemäß ſolches durch die Kron Frankreich allerdings hinzulegen gedenke.
Er gab ſolches Herzog Everharden auch durch ein Schreiben zu erkennen und unternahin
mit Gewalt zu bewürken was er mitRecht nicht hun konnte, und dem Kloſter Maulbronn
nicht allein 8. Fuder Weins, welche er als Biſchoff zu Speyr von Bruchſal jährs
lich in bie Maul roaulcche Pflerg zu Unterdwißhem zu liefern ſchuldig war, fondern
auch alle jenſeit Rheins beziehende Maulbronniſche Gefälle. wider den Fridenſchluß
e e b Köbe lin durch die gedachte Bulle aufgebracht aus
75
Ra
Eͤhſer für den päpſtlichen Stul den Erecltions⸗Redeß wieder zu duschlächern au ud
4038. ſonll von ben Cathoifhen,
b dalle in ein Fiufigen Feen
wegen aufgehobenen Convents auf ſich waͤlzen doͤrfften. Der Churfuͤrſt von Bayern
war ſelbſt mit diſem Maynziſchen Betragen unzufriden und gab dei
Hand eln Memorial an ihn im Namen der Evaängeliſchen zu verfertigen und nicht
nur dem Maynziſchen alle diſe Schwuͤrigkeiten zur Laſt zu legen, ſondern alle diſe
Falle, worinn diſe Ungerechtigfei t und Durchlöcherung des Fridens von ihm beruͤbet
werben, zu behenen, da wan veiſſchert ſen könnte, daß diſer Churfüuft auf die
Euvangeliſche Seite treten und durch die Mehrheit der Stimmen ihnen beyſtehen
winde. Es entdeckten fih aber entzwiſchen des Chun» Mapızijcen Geſaudken d.
RE 5 3 Meels
nung, daß ſie den Anfang zum Aufbriich machen und dadurch die Verantwortung
*
102 GSeſchichte der Setzogen von Waͤrtenberg,
1651 Meels Beſtechungen und daß er hierinn wider die Abſicht feines Principals
gehandelt habe. Nichts deſtoweniger ſchiene der Convent nach und nach zum
Ende zu eylen, da die Evangeliſche auf einen Receß drangen und wegen der noch zus
ruckſtehenden Reſtitutionen beſorgt waren, damit die Nachkommen wiſſen könnten,
in welchem Zuſtand diſer Convent aufgehoben worden. Als aber ſchon ein und an⸗
derer Geſandter von Nurnberg abgereyßt war, karn der in den Graven⸗Stand neu⸗
lich erhobene Beuedict Oxrenſtirn wieder nach Nurnberg, der Deputation einen Vor⸗
trag zu thun. Der Chur⸗Maynziſche verſagte ihm aber ſich feines Auſtrags zu ent⸗
ledigen, weil einige Deputierte abgereyßt wären. Herzog Eberhard befahl deßwegen
ſeinem Geſandten bis auf den letzten Mann auszuharren, damit ihm weder die Kron
Schweden, noch ſonſt jemand einen Vorwurff machen konnte. Der Chur⸗Mayn⸗
ziſche ſtellte ſich ebenmäflig, als ob er nicht abzureyſen gedachte. Er unterredete
ſich aber mit dem Kayſerlichen und Oeſterreichiſchen ſubſtituierten D. Golln, wel⸗
cher den Chur⸗Maynziſchen von Nuͤrnberg entfernen moͤchte diſen Convent vollends
abzuſchneiden, daß er zu gleicher Zeit mit ihm abreyſen ſollte. Ungefaͤhr mußte er
ſich aber und, wie er vorgab, mit feiner groͤſten Ungelegenheit und mit Hinterlaſſung
Weib und Kinder weg begeben. Wan e
ER N 76 & F. 39. er 5 1 N, 8 A an 4
Entzwiſchen wurde das Verfaſſungs⸗Werk von beeden
Rheiniſchen Krayſen
noch immer betrieben und Herzog Eberhard blieb auch noch dabey ohne Noth die
Waffen nicht zu ergreiffen. Wann aber ſolches je geſchaͤhe / fo müßte vorher feſt
geſetzt werden, daß jeder Kranp ausſchreibender Fürſt oder Krayß Obriſter die freye
Hand und Gewalt in ſeinem Krayß behalten und keinem Kriegs Rath unterworfen ſeyn
ſolle. Dann bißher erforderten die Krauß Verfaſſungen, daß ihnen gewiſſe Kriegs,
Raͤthe an die Seite geſetzet wurden, ohne deren Gutachten ein Obriſter nichts unters
nehmen durffte. Coſtanz war damahl zu ſolcher Verfaſſung geneigt, welchem die
geiſtliche Stände beyftelen in der Abſicht, wie man glaubte, ein neues Feur anzuzün⸗
den. Es wurde auch deßwegen auf den 26. Januarij ein Krayßtag ausgeſchrieben.
Es lieff aber die Nachricht enn, daß Spanten nur die Teutſche Stände wegen diſer
Kron Ausſchlieſſung aus dem Weſtphäl. Friden mit Inbehaltung Frankentals zuͤch⸗
tigen und fo bald nur die Stände wegen der Verfaſſung einig ſeyen, ſolche Veſtung
ſelbſt verlaſſen wolle. Die Kron Schweden war deßwegen geſonnen der Sache mit
Zuſamenziehung ihrer noch in Teurſchland habender Truppen einen Nachdruck in ges
den. Auf dem bemeldten Krayßtag wurde aber nach dem Vorgang des Fräukiſchen
Krayſes beſchloſſen pro redimenda vexa und bis man ſich anderer Mittel verglei⸗
chen koͤnnte mit der Contribution nach Heylbronn fortzufahren. en n, 55 |
r | 8 Eilfrer Abſchni tr. 103
- Stände vertroͤſtete Frankental nächftens zu raumen, worauff auch die Pfaͤlziſche 1651.
Beſatzung aus diſer Reichs⸗Stadt abzuziehen verbunden war. Der Herzog von
Lothringen machte noch Schwuͤrigkeiten, indem er auch von den ohnehin ausgeſaugten
Teutſchen Ständen unter dem Vorwand ein Stuͤck Gelds erhaſchen wollte, weil
der Landgraͤvin von Heſſen und der Kron Schweden dergleichen und der Kron Frank⸗
reich Land und Leute gegeben worden. Um ſeiner Plackereyen loß zu werden waren
die Staͤnde geneigt ihm darzu Hoffnung zu machen, und er vergliche ſich auch mit
ihnen unter Chur⸗Maynziſcher Vermittlung auf 80000. Rthl. womit er damahl
ſehr vergnuͤgt war und Teutſchland nicht mehr zu beunruhigen gelobte. Dann er hats
te ſein Angenmerk auf das Königreich Irrland gerichtet, wo die Catholiſche Groſſe
ihm anhiengen und er von dem Papſt ſchon die Confirmation zur Krone in Handen,
auch den Irrlaͤndern bey ſolcher anſcheinenden Hoffnung 200000, Rthl. zugeſchickt
hatte. Er fand ſich darinn betrogen und wir werden in der Folge ſehen, daß er
diſes Geld nochmals gefordert und dem Teutſchen Reich viel zu ſchaffen gemacht ha⸗
be. Der bemeldte Gr. Oxenſtirn machte Herzog Eberharden gleichmaͤſſig Sorgen,
ob er ſchon Heydern unter Betheurung verſicherte, daß feine Königin wegen derjenis
gen, die noch ex amaiſſiæ & gravaminum puncto reſtituiert werden follten keine, Rus
he haͤtte, ſondern ſich deren Genugthuung ſehr zu Herzen gehen laſſe und
wuͤnſchte, daß alle Stände ſolche gute Geſinnungen geaͤuſſert haͤtten wie Wuͤrten⸗
berg gethan habe, wobey er alle Schuld auf vier oder fünf Evangeliſche und infons
derheit auf den verwirrten Thumshirn legte. Er drang aber zugleich nebſt Chur⸗
Mainz dem Fridenſchluſf (art. XVII. F. 8. und 6.) gemaͤß auf die Verfaſſung.
Beede lieſſen bey Herzog Eberharden anſuchen, daß, wie er ſowohl bey den Fridens⸗
als auch den Nuͤrnbergiſchen Handlungen für die Wohlfart des Reichs einen ruͤhmli⸗
chen Eyffer bezeugt, er jetzo auch darinn fortfahren und die letzte Hand anlegen moͤch⸗
te, welches auch noch auf dem kuͤnfftigen Convent zu Franckſfurt geſchehen koͤnnte.
Der Herzog blieb aber bey einer unbeſtimmten Verſicherung, daß er noch ferner alles
dasjenige gern befördern wollte, was er zu unverbtüchlicher Handhabung des Fri⸗
denſchluſſes und ſonſt zur Wohlfart des Reichs erfpriefjlich finden würde. Der Nuͤrn⸗
berg. Convent hatte alſo nun fein Ende und der Garantie ⸗Punet wurde auf einen an⸗
dern Convent ausgeſetzt. Zu den noch hinterſtelligen Reſtitutionen aber gieng faſt alle
Hoffnung verlohren. Der Kayſer hatte ohnehin den Convent aufzuheben und dem
Herzog ſeinen Geſandten abzufor dern befohlen, weil derſelbe den Verdacht wider den
Oxenſtirn gefaßt hatte, als ob er nur neue Unruhen im Reich zu ſtifften ſuchte. Der
Vorwand war leicht zu finden, weil diſer Grav fo heftig auf die Militar Verfaſſung
drange und wenigſtens an den Herzog verlangte, daß derſelbe auch jemand auf den
von den Rheiniſchen Krayſen zu Frankfurt angeſtellten Convent ſchicken und diſes An⸗
Agen betreiben ſollte. Dahin waren aber nicht einzele Stände, ſondern ganze Krayſe
beruf⸗
104 Geſchichte der Herzo gen von Wuͤrtenberg,
165 1 beruffen und der Schwaͤbiſche hatte dem Herzog keinen Gewalt daczu gegeben,
welcher auch nicht zu hoffen war, weil Coſtanz und andere Catholiſche Stände ih⸗
re vorher gefaſſte Meynungen geändert hatten und zu diſer Verfaſſung nimmer geneigt
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Eine Folge diſer geſchloſſenen Traetaten zu Nürnberg war theils der Verglich
des Herzogs mit ſeinem Bruder Ulrichen, theils ein Landtag, welcher ſchon vorge⸗
ſchlagen war die vorige Verfaſſung in vollkommene Ordnung zu ſetzen. Der erſte
erfolgte den 7. April dahin, daß, obſchon diſer Prinz ſich auf Herzog Chriſtophs
und Ludwigs Teſtamente, wie auch den 1677, errichteten Fürſt⸗Bräderlichen Ber:
trag bezoge and 15000. fl. Deputat = Geld verlangte, dennoch in Betrachtung des
vor Augen ligenden Landsverderbens, uͤbergroſſen Schulden ⸗Laſis und auf dem Halß
habenden Unterhalts einer fo zahlreichen Familie derſelbe ſich endlich begnuͤgte die erſte
fuͤnf Jahr unter der Bedingung 8000. fl. auzunehmen, daß nach dem Verfluß ders
ſelben in den naͤchſtfolgenden vier Jahren jährlich mit 1000, fl. aufgeſtigen we den
und es bernach ben den 12000, fl. bleiben foll,, Und weil Herzog Eberhard fh
ſchon vor zwey Jahren mit Herzog Friderichen verglichen hatte, damahl aber Her⸗
zog Ulrich wegen ſeiner Kriegsdienſte nicht zugegen ſeyn und ſich zugleich verglei⸗
chen koͤnnen, ſo wurden ihm 5579 fl. nachzutragen verſprochen, welche er in den
nächfifölgenden 5. Jahren nach und nach mit 1000. fl. und endlich die uͤbrige 579, fl
empfangen ſollte. Zu ſeiner Reſidenz wurde ihm das neuerbaute Hauß zu Vun
entzwiſchen eingeraumt, bis das zum theil abgebrannte Schloſſ zu Neuenburg oder
zu Backnang erbaut und zur Bewonung hergeſtellt wuͤrde, worzu ihm jaͤhrlich
200. Klaffter Holz, wann er eines derſelaen perſoͤnlich gebrauchte, gegeben werden
ſollten. Und weil alle Schloͤſſer der dahin gehörigen Fahrnus beraubt ſtunden, ſo
verſprach Herzog Eberhard entweder ſeinem Bruder 2000. fl. an Geld oder die Er⸗
fordernus ſelbſt anzuſchaffen, ſo bald Herzog Ulrich ſelbſt oder feine Fünfftige Ge.
mahlin das Schlofl beziehen würde, Die Landſchafſt uͤbernahm für das Silberge⸗
ſchirr 3000. fl. vorzuſchieſſen und zu einiger Ergoͤtzlichkeit wurde ihm die Simozhei⸗
mer Hut im Loͤwenbergiſchen und die Zeller Hut im Liebenzelliſchen Forſt in Perſon
zu bejagen eingeraumt, doch, daß er ſolche in feiner Abweſenheit andern zu beſuchen
nicht erlauben und des Forſtmeiſters und deſſen Knechte in Verſehung ihrer übrigen
Dienſte moͤglichſt ſchonen und weder der Unterthanen ſelbiger Huten mit Uebermaſſ
gebrauchen, noch andere auſſer denſelben aufzubieten geſtatten oder den Nachbarn
und der Wildſuhr Schaden zufügen ſoll. Woſern aber Herzog Ulrich Neuenbuͤrg
oder Backnang beziehen würde , fo wurden ihm auch andere bequeme Jagensbezür⸗
ke einzuraumen verſprochen. Endlich wurde abgeredt, daß, wann derſelbe ohne ehe-
liche
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anzwen Eilfter Abſchnitt. 5 855 E 155
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liche mannliche eibs⸗Erben abgieng alle obſtehende Puncten zwar fallen, jedoch bie 1651
hinterlaſſende Wittib bey ihrem Wittumb unangefochten gelaſſen werden fol, da
übrigens der fogenonnte Fuͤrſtbruͤderliche Verglich in allen andern Puneten unveraͤnder⸗
lich beobachtet werden ſollte. In einem Neben! Receſf wurde aber verglichen, daß,
wann Herzog Friderich vor Herzog Ulrichen ohne Hinterlaſſung mannlicher Leibs⸗Er⸗
ben abgieng, diſem ohne Abgang des obgedachten Deputats das Schloſf, Stadt und
Amt Neuenſtatt nebſt deſſen Forſt und andern zugehörden überlaffen werden ſollte,
doch, daß, wann Herzog Eberhard perſoͤnlich zu Weinſperg, Neuenſtatt und Meck⸗
mul anlangte, demſelben das mihagen vorbehalten bliebe.
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Die andere Folge war ein allgemeiner Landtag, welchen die dandſchafft den Her⸗
dorf mit Wilhelm Herbranden, Adelberg mit Johann Jacob Heinlen und Blaubeu⸗
ren mit Philipp Jacob Huͤttenſtocken! In die uͤbrige Klöͤſter wurden nür ſogenannte
zu Vayhingen Heinrich Dauber, nach Murhard der Special zu Marbach Joſeph
Schlotterbeck, nach Lorch der Special zu Nuͤrtingen Wendelin Buͤlfinger, nach
Cappel war nach Alpirſpach deſigniert und hatte dabey auch das Kloſter St. Geor⸗
gen in feiner Aufſicht. Nach Herrenalb wurde der Special zu Stuttgard Andreas
I. Theil. | O ihre
106 Geſchichte der Herzogen von RN 7
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1651 ihre Stimmen den andesgeſetzen gemaͤß zu fuͤhren. In der Propoſttion führte |
der Herzog feinen Land⸗Staͤnden die groſſe Wohlthat der vollkommenen Reſtitu⸗
tion zu Gemuͤth und daß es nur noch an gluͤcklichem Genuß derfelben haffte. Solchen
zu erhalten wer de der Land ſchafft Hilfe erfes dert, indem der Schuldenlaſt im Jahr 1629.
und 1632. ſchon ſo groß geweſen, daß ohne deren Beytritt zu Rettung ſeines ganzen
Regiments Untergang vor Augen ſtehe, weßwegen er fie erinnerte, daß ſie damahls
ſchon 3. Millionen Schulden ihm ab a und auf ihre Schultern zu nehmen für billich
erachtet. Solche Uebernahm ſey aber durch die Noͤrdlinger Schlacht und die biß⸗
herige Bedruͤck und Zertruͤmmerung des Landes verhindert worden. Nun muͤſſe er
noch durch feine Landſchreiberey bey 3. Tonnen Golds an Zinſen bezahlen, welche er
zugleich verlangte, daß die Landſchafft dieſelbe ihm abnehmen moͤchte. Und weil
viele Glaubiger wegen Ausſtand derſelben fo unmutig worden, daß er ſtuͤndlich bes
ſchwerlichen Executions Proceſſen entgegen ſehen muͤßte, ſo wuͤrde nöthig ſeyn darauf
zu gedenken, wie eine anſehnliche Summa Gelds aufgebracht wuͤrde, vermittelſt de⸗
ren mit den Glaubigern uͤberhaupt gehandelt und entweder an den alleinigen Zinſen
oder auch am Hauptgut ein hinreichender Nachlaß erhalten werden koͤnnte oder wenig⸗
ſtens dieſelbe mit Bezalung der Zinnſe beruhiget wuͤrden. Zwar zweiffelte der Her⸗
zog nicht, daß faſt unendliche Schwüuͤrigkeiten, ja faſt Unmoͤglichkeiten ſich in den
Weeg legen doͤrfften, lebte aber der Hoffnung, daß, wann man Gottes Güte und
Allmacht zu Huͤlfe nehmen wollte „welche diſes Herzogthum von ſo manchem vor
Augen geſtandenen gaͤnzlichen Ruin und Untergang erledigt, ja zu der ganzen Welt
Erſtaunen wider des Teufels und aller Feinde Toben. und Wuͤten dennoch aufrecht er⸗
halten und zu vollkommener Reſtitution gelangen laſſen, wie auch die reine Warheit
des Evangelii in diſen Landen wider derſelben hefftige Widerſacher ſo mächtig beſchuͤ⸗
tzet habe, derſelbe auch diſesmahl der Landſchafft Rathſchlaͤge ſeegnen würde, wobey
ſie nicht nur auf ſich, ſondern auch und zwar vornemlich auf die Nachkommenſchafft
ſehen muͤßte. Ueber diſes verlangte der Herzog, daß die Landſchafft den monatlichen
Beytrag zur Erhaltung feines Hof- Staats fortſetzen moͤchte, indem er bey noch ſo
betraͤchtlichem Abgang der Einfünffte, inſonderheit bey der Zunahme feiner. Familie
kein Mittel erſinnen koͤnnte ſeiner Landſchafft zu verſchonen. Und weil hin und her,
beſonders in den beeden Rheiniſchen Krayſen noch ſehr kriegeriſche Ausſichten ſeyen
und die Kron Schweden nicht allein bey denſelben auf eine militariſche Verfaſſung
dringe, ſondern auch die benachbarte Stände darzu erinnere, fo erfordere wenigſtens
die Sicherheit des Herzogthums das bißher auf den Beinen gehaltene geworbene Fuß⸗
volck von 180. Mann auch wider ſeinen Willen beyzubehalten und auf allen Fall un⸗
ter die Land Auswahl unterzuſtellen. Seine Veſtungen koͤnne er ohne die groͤſte Ge⸗
fahr nicht unbeſetzt laſſen, da ihm zugleich unverantwortlich wär, die von fo vielen
und hohen Orten eingehende Warnungen N Acht zu laſſen, weil er in *
Fa
Eilfter Abſehnite 5 . 107
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Fall ſich keines Beyſtandes getröften koͤnnte. Er verlangte deßwegen, daß ſeine 1651
Landſchafft diſer wenigen Manuſchafſt noch ferners den monatlichen Unterhalt zu
geben bewilligen möchte. Ingleichem erforderten die Veſtungen eine ſtarke Ausbeſſe⸗
rung ſolche aus dem Verfall zu retten. Der Herzog glaubte demnach, daß diſe Not⸗
turfft die Landſchafftliche Beytraͤge erfordere. Ferner ſey bekannt, wie viel an dem
edlen Kleinod des Hofgerichts gelegen, welches aber wegen Geldmangels oͤffters nicht
gehalten werden koͤnnte, weßwegen der Herzog das Zutrauen zu ſeiner gehorſamen
Landſchafft truͤge, daß fie ihn mit treuem Rath und Beyſtand unterſtuͤtzen würde,
wie er derſelben auch die Wiederaufrichtung der heylſamlich hergekommenen Vorrats⸗
Kaͤſten zum Vortheil der armen Leute in Theurung, Mißgewaͤchs und andern un⸗
gluͤcklichen Fällen beſtens empfahl. Und weil wegen der vielen auf einander gefolgten
Mi: Jahre die Cammer⸗Einkuͤnfften ſehr gering geweſen, die eintraͤglichſte Guͤlt⸗
hoͤfe noch meiſtens wuͤſt lagen und von den Guͤltleuten verlaſſen da ſtunden, die gerin⸗
ge aber zu deren Auferbauung von niemand angenommen werden wollten und gleich,
wohl ſich viele Auslaͤnder in dem Herzogthum wegen deſſen Fruchtbarkeit burgerlich
einzulaſſen anmeldeten, ſo begehrte er auch hierinn den Landſchafftlichen Rath, da⸗
mit er bey beſſerm Anbau derſelben Huͤlfe zu erfordern uͤberhoben ſeyn koͤnnte. Und
endlich verlangte er von den Abgeordneten, daß ſie dasjenige, was er in waͤhrendem
Krieg bey vorgefallenen Umſtaͤnden mit dem engern und groͤſſeren Ausſchuß gehan⸗
delt habe, genehmigen moͤchten. AP REN 2 WE
1 13 } g. 62. u
Kaum wurde aber der eigentliche Endzweck diſes Landtags bekannt, daß die
Landſchafft einen Theil der Herzogl. Schulden auf ſich nehmen ſollte, ſo drang ſo
gleich ein ganzer Schwarm ungeſtuͤmmer Glaubiger auf dieſelbe um Bezahlung au,
welche nicht nur die ruckſtaͤndige Zinſe, ſondern auch einen beträchtlichen Theil des
Hauptguts nachzulaſſen ſich erbothen und Güter erkauffen wollten. Nun war in all⸗
weg diſes Anerbieten nicht zu verachten. Die viele wuͤſtligende Guͤter waren bey
dem Mangel der Unterthanen und des Gelds zum Spott wohlfeil. Sie konnten aber
durch Arbeit und Fleiß in kurzer Zeit in ſolchen Ban gejeßt werden, daß fie bey meh⸗
rerer Bevölkerung des Landes theils durch den Ehe⸗Seegen der Einwohner, theils
durch fremde Einkoͤmmlinge, theils durch die Zuruckkunfft entwichener Burger bald
in geboppeltem und dreyfach erhoͤheten Preiß verkaufft und entzwiſchen der Nupendars
aus gezogen werd en konnte. Und die Landſchafft fand ihren Vortheil dabey dergleis
chen Capitalien mit einem ſolchen Nachlaß an ſich zu erhandlen, wordurch ſie ſich auch
der Zinßzalungen entledigte. Sie beſchwerte ſich aber dannoch gleich zu Anfang dis
ſes Landtags, daß, obſchon alle gan Guͤter von dem Herzog wieder genoſſen wor⸗
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ies Gefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg⸗
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16512 den, die Kirchen und Schuldiener uicht bavon befolbet, ſondern eine Viertel, Jahrs
Beſoldung den Communen jaͤrlich aufgebuͤrdet ſey, ungeacht Life Laſts genug auf
ſich Hätten ihre eigene Schulden zu bezahlen und die viele herrſchafftliche Beſchwerden zu
ertragen. Und weil in den Jahren 1629. und 1633. die Uebernahm der 3. Millios
nen unter gewiſſen Bedingungen beſchloſſen worden, worunter auch eine das Kirchen⸗
gut betraff, ſo wollte die Landſchafft von der Beſchaffenheit deſſelben genaue Eiuſicht
haben, ehe ſie ſich in die nochmalige Verbindlichkeit eines ſo groſſen Schuldenlaſts
eiulaſſen könnte. Sie wollte auch vorher die übrige Landesbeſchwerden abgethan wifs
ſen, als ohne deren Wegraumung ihr eine ſolche Buͤrde auf ſich zu nehmen unmog⸗
lich wär. Der Herzog konnte ober wollte hingegen wegen der Umſtäaude des Kirchen⸗
guts keine gewuͤhrige An: wort ertheilen, ſondern entſchulsigte ſich theils, daß diſes cor-
pus noch nicht in derjenigen Verfaſſung wär, wie die Nothdurfft erforderte, theils
bey der Uebernahm der Schulden kein gewiſſer Staat darauf gemacht werden koͤnn⸗
te, weil die Einküͤnffte deſſelben nach Beſchaffenheit der Jahrgänge ſich bald erhöhe⸗
ten, bald verringerten. Wegen der Landesbeſchwerden erwieſe er, daß er deren et⸗
liche ſchon abgeſtellt hätte und den andern auch helffen wollte, wie auch ſein Cammer⸗
gut mit neuen Schulden zu beladen nicht geſonnen mar. Und weil in vorigem Jahr
der Weinbau wegen eingefallener Kälte im April⸗Monat ſehr nothgelitten, fo häts
ten die Beſoldungen auch nicht ganz gereicht werden konnen, zumahl die von den Or⸗
deusleuten fo ſehr in Ruin geſetzte Kloſter⸗Schulen in nöthigen Stand geſetzt, das
fuͤrſtliche Collegium und Stipendium erhalten und den armen geiſtlichen Wittiben und
Wayſen beygeſteurt werden muͤſſen. Die alleinige Gnade des Herzogs gegen letztere
und gegen die Kirchen- und Schuldiener habe ihn demnach gedrungen den Communen
durch abgelaſſenen Befehl nur auf ein einiges Jahr die Beſolbungs⸗Laſt aufzubuͤrden,
zumahl er ſelbſt wegen ſchlechten Zuſtands des Kirchenguts aus feinen geringen Cams
mergefaͤllen einen anfehnlichen Beytrag gethan habe. f
F. 63.
Nu“ war die Landſchafft in allweg willig dasjenige, was im Jahr 1633. ſchon
geſchloſſen geweſen, zu halten. Aber die Zeiten und Umſtaͤnde hatten ſich ſehr ver⸗
andert und die Schwürigkeiten entdeckten ſich ſegleich das geſchloſſene auszuführen.
Dann damahl ſtund das Herzogthum ungeacht der erlittenen Kriegsbeſchwerlichkeiten
noch in gutem Flor. Jetzo zeigte ſich ein Mangel an Uunterthanen, indem kaun der
vierte Theil der ehmaligen Einwohner uͤbrig geblieben war. Viele Flecken und Wey⸗
ler waren durch den Brand gar abgegangen. Viele tanſend Morgen an Feldguͤtern
lagen auch in den beſten Gegenden noch wuͤſt. Kuͤſten und Kaͤſten waren leer, die
Communen dergeſtalt mit Schulden beladen, daß ſich die Summe auf viele Millio⸗
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% Eilfter Abſchnitt. 17 109
nen belieff. Das Kirchengut, welches ſonſt bey dergleichen Umſtaͤnden den dritten 1651
Theil zu tragen hatte, konnte noch nichts beytragen. Auf dem Staat lagen acht 0
Millionen Schulden, da nur die lauffende Zinfe aufzubringen uͤberaus ſchwer fiel, weil
die Landſchafft ſchon vor Uebernahm diſer angeſonnener 3. Millionen theils an übers.
nommenen, theils zu des Lands Erhaltung entlehnten Hauptguͤtern mit 5, Millionen
beladen war. Die zu derſelben Abtilgung vorgeſchlagene Weege waren nun nicht un⸗
billig, weil ſehr viele ihre Forderungen gegen anderen un ein geringes Geld verkaufft
ten, da man ſolchen Kaͤuffern nicht mehr, als ſie bezahlt hatten, ſchuldig war, vie⸗
le, wie obgemeldt, ſich zu einem betraͤchtlichen Nachlaß von ſelbſten erbothen, ande⸗
re ſolche Hauptguͤter mit geringſchaͤtzigem Geld angelegt und gleichwohl die Zinſe mit
hartem Geld empfangen hatten. An die ſonſt gewönliche Abloſungshuͤlffen konnte
man bißher nicht gedenken. Nun wurde aber diſes Mittel wieder aus Noth hervor⸗
geſucht. Der angeworbenen Soldaten Unterhalt wurde von der Landſchafft verbethen,
weil man gute Hoffnung zur Ausraumung der Veſtung Frankenthal hätte‘, wordurch
die Sicherheit beveſtigt würde und vermoͤg der Landtags- Abſchiede die Landſchafft
zu den Veſtungen nichts verbunden wär, wie fie auch den Beytrag zu den Hofgerichts⸗
koſten für eine Neuerung anzog, welche ſie nicht auf ſich nehmen koͤnnte. Dagegen
ſchlug fie vor dasſelbe dermahlen noch einzuſchraͤnken und ſolches nur zweymal im Jahr
halten zu laſſen. Zu Beſtreitung aber der auſſerordentlichen Koſten erbothe fie ſich
freywillig die bißher gereichte 20000. fl. noch auf ein Jahr zu geben in der Hoffnung,
daß der Herzog fie hinfüro mit dergleichen Anſinnungen verſchonen wuͤrde, wie ſte
ſich auch die Wiederaufrichtung der Vorrathskäſten bey den Coimmunen nicht mißfallen
ließ und den Herzog bath an die Städt und Aemter die nörhige Befehle ergehen zu
laſſen. Wegen des Aubaues der öde und wüſt ligenden Güter aber erinnerte fie ihn
die Guͤlten und Zinnſe auf einige Jahre nachzuſehen oder zu vermindern, damit bau
luſtige Leute herbey gebracht wurden. Diſer Landtag wurde nun durch die Ernde uns
terbrochen und nahm erſt den 16. Auguſti wieder ſeinen Anfang, da der Abt Heinlin
zu Adelberg ihn des Erſcheinens zu entlaffen bathe, weil er den Erb⸗Prinzen Jos
hann Friderich zu unterrichten hatte, worinn er nicht wohl etwas verſaͤurnen wollte.
Dann der Prinz war damahls ſchon 14. Jahr alt und befand ſich ſeit dem Jahr 1648.
in dem Collegio illuftri zu Tubingen. Der Anfang diſes fortgeſetzten Landtages wur⸗
de mit einer Anfinnung einer Weinverehrung an etliche Schwediſche Staats- Raͤthe,
welche zum Beſten des Landes gute Dienſte geleiſtet hatten, und eines Geſchenks von
12000. fl. gegen dem Kayſerlichen Miniſter, Grav Kurzen, gemacht, welches letz,
tere aber an der Fünfftigen Reichs Anlage wieder abgezogen werden ſollte. Zu ers
ſterer wurde aus Erkenntlichkeit 400. fl. bewilligt und das andere Geſuch auch untet
gedachter Bedingung beliebt. Als aber der Herzog zur Reparation der Veſtung
Schorndorf ohne einige an die Landſchafft gethaue Erſuchung durch ein Ausſchreiben
e VV eine
ro Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
1651 eine gewiſſe Anzahl Leute zum Fronen aufboth, proteſtierte fie dawider, daß
es wider das Herkommen und des Landes Freyheiten waͤr, wobey fie im
vorruͤckte, was fie ihm bißher über ihre Schuldigkeit gethan haͤtte und bathe ihren gu⸗
ten Willen nicht zu mißbrauchen. Dann ſie haͤtte ihm von 1638. als die Zeit ſeiner
Wiedereinſetzung in fein Herzogthum, ungeacht die Kloͤſter und etliche eintraͤgliche Aem⸗
ter davon getrennt geweſen, ohne Schuldigkeit, ſondern aus beſonderer Neigung zu
4 a
Erhaltung feines Hof» Staats a a NE 266500, fl.
Zu feiner Raͤthe und Diener Vefoldungen 5 116000. fl.
Auf des Herzogs geworbene Kriegsvoͤlker — En 60200, fl.
Zur Empfahung der Reichs⸗ und Boͤhmiſchen Lehen 18601. fl.
Zur Beſoldung der Kirchendiener : 2 5 40082. fl.
Zur Aufrechterhaltung des Theologiſchen Stipendii 2 35800. fl.
Zum Regenſpurger Reichstagskoſten s „ 135143. fl.
Auf die Muͤnſter⸗ und Oſnabruͤgiſche Geſandſchaffts⸗Koſten 36702. fl.
Zu den Nuͤrnberger Executionstags⸗Koſten 3 P 30000. fl.
Zu andern Geſandſchafften 1 P s 103815. fl.
Zu Verehrungen an Generäle und Officier ‚ 24697. fl.
Zu andern verſchiedenen Ausgaben 5 = „ 67724. fl.
und mithin in Summa s DS e
fuͤrgeſtreckt. Nichts deſtoweniger begehrte er jeßo noch 40000: fl. welche fie ihm zu
Einloͤſung feiner verfeßten Juwelen beytragen ſollten. Es wurde aber auch ſolches
nicht bewilliget und der Herzog verſprach ſeine Landſchafft mit dergleichen Auweiſun⸗
gen hinfuͤro zu verfchonen, welche dagegen wegen Beytrags des geiſtlichen Guts auſtatt
des ſchuldigen dritten Theils ſich begnuͤgte fuͤr diſes Jahr den achten Theil, im kuͤuff⸗
tigen von Martini 165 2. bis dahin 1653. den ſibenden Theil anzunehmen bis es auf
das Jahr 1657. auf den dritten Theil gelaunge. Der Herzog bezeugte feine Dankbar⸗
keit für ſolche Gutwilligkeit und verſprach ſich und feine Cammer nimmermehr in ſol⸗
che Schulden⸗Noth zu verſenken. (r) |
$. 64
Diſer Landtags⸗Abſchied wurde aber erſt zu Anfang des folgenden Jahres,
nemlich den 8. Januarij unterſchrieben, da man hernach wegen Bezahlung der an⸗
dringenden Glaubiger und Vollziehung des Abſchiedes ſich beſchaͤfſtigte. Kaum
war aber der Herzog eines groſſen Theils ſeiner Schulden loß, fo ereignete ſich hs
(r) Der Landtags: Abfchieb d. d. 8. Jan. 1652. iſt in der gedruckten Grund » Vefe
des Herzogihums Wuͤrtemb. pag. 589. zu leſen. |
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Eilfter Abſchnitt. ee ee
neue Gelegenheit einen Beytrag von feiner Land ſchafft zu fordern, ungeacht er der 1652
ſelben verſprochen hatte ſie mit dergleichen Anſinnungen zu verſchonen. Dann der
Kayſer ſchrieb den 27. April einen Reichstag nach Regenſpurg auf den 30. Oct. aus
entweder perſoͤnlich zu erſcheinen oder bevollmaͤchtigte Geſandte abzuordnen und mit
Kayſ. May. und Churfuͤrſten und Ständen des Reichs⸗Wohlfart berathſchlagen
zu helfen, wie nicht allein der juͤngſt aufgerichtete Fride zwiſchen Haupt und Glie⸗
dern, ſondern auch unter ſich ſelbſten und mit den auslaͤndiſchen Kronen mehr und
mehr beveſtigt und dasjenige, was auf eine allgemeine Reichsverſammlung zu wei⸗
terer Ueberleg⸗ und Vergleichung verwieſen worden, noch zu vollziehen waͤr. Der
Kayſer ſchickte ſo gar einen beſondern Geſandten, Graven Hugo von Koͤnigseck, an
den Herzog und an den Biſchoff zu Coſtanz fie einzuladen. Wie aber noch kein
Reichs ⸗ oder Landtag jemals gehalten worden, wo nicht der Kayſer auf jenen, oder
ein Landes⸗Fuͤrſt auf diſen zu einem Geld Beytrag die Hoffnung gefaßt: hätte: fo
wollte der Kayſer auch diſesmahl von ſolchem Reichs⸗Herkommen nicht abweichen
und ließ durch ſeinen Geſandten dem Herzog ſein Gewiſſen rege machen ebenmaͤſſig
ſich von der alten Gewonheit eine Reichs ſchatzung zu bewilligen nicht abwendig mas
chen zu laſſen. Diſer war bey der Ankunfft des Geſandten zu Hohen⸗Twiel die von
dem Widerholden gemachte Verbeſſerungen an diſer Veſtung in Augenſchein zu neh⸗
men. Zur perſoͤnlichen Erſcheinung war er ſelbſt geneigt und entſchloß ſich mit ei⸗
nem Gefolg von 150. Perſonen nach Regenſpurg zu reyſen. Es erforderte einen
groſſen Aufwand, weil er ſich in Fuͤrſtlichem Glanz zeigen und nebſt ſeiner Gemah⸗
lin auch ſeine Prinzeſſin Schweſter Anna Johanna und ſeine Tochter Sophia Ludo⸗
viea mit ſich nehmen wollte. Seine Dienerſchafft mußte neue Livrec haben. Der
Silber ⸗Service war auch nicht hinlaͤnglich. In aller Eyl muſſten alſo noch 7. Du⸗
tzend Platten jede zu 3. Mark, 8. Dutzend Teller zu 1. Mark, 8. Loth, 2. Dutzend
verguldte Becher, 2. Flaſchen jede zu 3. Maaß, 2. Dutzend verguldte Loͤffel, 5.
verguldte Leuchter und 2, Butzſcheeren, nebſt 4. Salz⸗Buͤchſen und einer Glut⸗
Pfanne beſtellt werden. Ingleichem ließ er zu Metz einen neuen Staats⸗Wagen zu
8. Perſonen mit damaſtenen Umhaͤngen, wie damals diefelbe von den fuͤrnehmſten
Prinzen gebraucht wurden, machen. Diſer koſtete 1000. fl und zur Livree wurden
1150. Rthl. erfordert. ZuRegenſpurg wurde eines Oeſterreichiſchen Exulanten, Gallen
von Gallenſtein, Behauſung mit noͤthigen Bettern für wochentliche 100. fl. und noch
ein danebenſtehendes Hauß gemiethet. Diſe und andere Zubereitungen zum Unter⸗
halt zu Regenſpurg waren den Kraͤfften der Herzogl. Caſſen nicht gemaͤß. Die
Landſchafft ſollte wieder in das Mittel tretten. Sie war aber des oͤfftern Anſuchens
müde Ihr Vermoͤgen war durch Bezahlung der Schulden erſchoͤpfft, bey den
Unterthanen ein ſehr groſſer Geldmangel, da faſt nichts, als ringhaltige halbe Bas
ben im Lauff giengen, die Hagel⸗ Wetter und Waſſerguͤſſe groſſen Schaden gethan
1299 und
1 8
u Geſchichte der Herzögen von Wu renberg,
2665 und faſt den dritten Theil des Landes ! in Antrmnbgenhettgeſeteheld Oer Wein,
handel, welcher der fuͤrnehmſte Handlungszweig war, lag ganz danider. Die zur
Auswahl tüchtige Leute muſſten ſich ſelbſt eine Montur und gnugſamen Vorrath an
Pulver anſchäffen, damit ſie auf alle Nothfalle bereit waren, welches ſie in Schul:
den ſetzte. Die Landſchafft wurde mit Proceſſen geplagt. Dannoch muthete ihro
der Herzog zu die Dienerſchafft zu kleiden. Sie wuͤnſchte mit Recht, daß er diſe
Rubrie wenigſtens dermalen uͤbergangen haͤtte und verwilligte ihm jedoch unter dem
Vorbehalt, daß es ohne Schuldigkeit geſchehe, einen Theil ſolchen Koſtens, woran
ſte ihm ſogleich 8000. fl. bezahlte und wochentlich, ſo lang er zu Regenſpurg blei⸗
ben wuͤrde, 1000. fl beyzuſteuren und das benoͤthigte Heu und Haber bis an die
Donau auf ihren Koſten fuͤhren zu laſſen auf ſich nahm. Der Herzog war aber mit
ſolchem Anerbiethen wegen des vermuthenden fernern Aufwands mit Verehrungen
für den Kayſerl. Hof und unvermeydlichen Gaſtereyen nicht zu friden, biß ihm end⸗
lich auf drey Monate, jeden 2300, fl. und ee 1200, Km von 10 1 Tag Pe
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nie fand er nörhig im May⸗ „Monat fein® Univerſttät tat in Tübingen eis
ſitieren zu laſſen, welches ſeit 1623. unterlaff en werden muſſte. Sie war in dem
groͤſten Verfall, indem die Lehrer daſelbſt nicht nur bey 35000. fl. Capitalien abe
gelößt und folglich das ſogenannte patrimonium ohne fuͤrſtliche Erlaubnus angegrif⸗
fen und in ihren eigenen Nutzen verwendet „ ſondern noch 12000. fl. Schulden aufs
genommen hatten. Diſes gereichte dem Herzog zu gerechtem Mißfallen und er bes
fahl ſeinen jedesmaligen Canzlern, auf ſolche Angriffe, Aufnahmen, Verpfaͤndun⸗
gen ze. ein ernſtliches Aufſehen zu haben. Damit aber gleichwohl diſer groſſe Ver⸗
luſt, wordurch beynahe die vormals ſo beruͤhmte Hohe Schul mit dem gaͤnzlichen
Umſturz bedrohet wurde, erſetzt und die Mittel darzu ausgefunden werden moͤchten,
befelchte er feinen Regierungs⸗Rath Hannß Albrechten von Woͤllwart und den bes
kandten Lehrer Thoman Lanlium darüber mit der Univerſitaͤt in Conferenz zu teetten
und mit allen Profeſſorn von 1634. an biß jetzo ihrer Beſoldungen halber Abrech?
nung zu pflegen, dabey aber auf die der Univerſitaͤt entzogene Einkuͤnffte, wie auch
auf den Fleiß und Unfleiß der Lehrer eine Ruckſicht zu nehmen. Endlich gab er ih⸗
nen den 5, Junij eine neue Ordnung, wie es ſowohl mit Verwaltung der Eink uͤnff⸗
te, als auch mit den Pflichten der Lehrer ſollte gehalten werden. Der Arzney⸗
Wiſſenſchaſſt zu gutem ließ er einen botaniſchen Garten anlegen und befahl ein Anctomi⸗
ſches Theatrum anzurichten. Der bißher zimlich in Abgang gekommene fogenennte
e wurde nun gar abgeſchafft, jedoch das Degentragen einiger pn 110 |
geſchraͤnkt —
Eeilfter Abfebnien & 378
— en
geſchraͤnkt und die Depolition unter dem Verbott aller aͤrgerlichen Rusſchweiffun 1652
gen beybehalten. Die beedeRechtsgelehrte audwig G remp und Heinrich Bocer hat;
ten ſich mit Stifftung ihrer Bücher» Borräthe zu Aufſtellung einer offentlichen Biblio⸗
theck vor andern hervorgethan. Nach derſelben ſollte jede ihrem Stiffter zum befons
dern Angedenken beſonders aufbehalten werden. Sie waren aber in der groͤſten Linz
ordnung vermengt und der ganze Vorrath in aͤuſſerſter Verwirrung. Der Herzog
hatte auch hierinn ein Einſehen. Diſes vormalige glaͤnzende Kleinod des Herzog⸗
thums lag ihm ſehr an und er meynte, daß die Landſchafft demſelben zu Huͤlf kom,
men ſollte, damit es wieder in ſeinen ehmaligen Stand erhoben wuͤrde. Nun hat⸗
te ſie zwar ſchon einen Beytrag bewilligt: Als ſie aber vernahm, daß die ſchlechte
Hauß haltung an dem Verderben ſchuld hatte, fo entſchuldigte ſie ſich und bath den
Herzog zu betrachten, daß an Aufrechterhaltung des Landſchafftlichen Coͤrpers,
worauf des herzoglichen ganzen Staats und gemeinen Vaterlands Wohlfart beruhe,
fo viel als an der Univerſttaͤt gelegen, da diſer unbenommen bleibe für ſich ebenmäj:
ſig Sorge zu tragen. | e ee
ee ee 8 FL. 66. |
Nun wendete Herzog Eberhard alle feine Gedanken auf den bevorſtehenden
Reichstag. Man ſollte den 30. Octebr. erſcheinen und die Kayſerliche Propoſttion
ſollte [don den 8. Nov. eröffnet werden. Er befahl deßwegen feinem Hof⸗Mar⸗
ſchalln Anton von Lützelburg und feinen Raͤthen Hannß Eberhard von Stockheim
und Georg Wilhelm Bidenbachen von Treuenfels den 3. Nov. ſich ſchleunig nach
Regenſpurg zu begeben und diſer Handlung beyzuwohnen. Weil er aber wegen des
Worfiges inſonderheit von den Heſſiſchen Hänfern einen Widerſpruch vermuthete,
als welche immerzu neue Anfprüche darauf machten, ſo gab er feinen Geſandten den
gemeſſenen Befehl ſich unbeweglich an die vorige Verträge, bekandte Reichs ⸗ No.
torietet, altes Herkommen und inſonderheit an den bey vorigem Reichstag 1640.
aufgerichteten und von Kay. May. genehmigten Receß, wie auch an die im Jahr
1614, geſchehene Verabſchiedung zu halten oder ſich der Rathgaͤnge zu bemuͤſſigen,
bis der Herzog ſelbſt in Perſon nachkaͤme. Wofern auch die Evangeliſche Chur⸗
Fuͤrſten und Staͤnd noch in gar geringer Anzahl vorhanden wären, fo ſollten ſie mit
den andern ſich vertraulich unterreden, ob und wie fie bey den Rathgaͤngen erſchei⸗
nen wollten. Und weil er geſonnen war gleich nach Ankunfft des Kayſers auch da:
hin zu reyſen, fo befahl er feinem Propſt und Conſiſtorial-Raͤthen ihn und fein Ge
folge in das Kirchengebeth einzuſchlieſſen, damit feine Rathſchläͤge zur Ehre GOt⸗
tes, zu Erhalt- und Fortpflanzung feines heiligen Wortes und Feſtbehaltung des er:
worbenen theuren Fridens gereichen mögen. Der Kayſer kam aber erſt den 3. Der
tembk. zu Regenſpurg an in der Hoffnung von vielen Chur und Fuͤrſten eingehohlt
IX. Theil. | 9 n
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114 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1652 zu werden und einen glänzenden Einzug zu halten. Von Catholiſchen waren
noch ſehr wenige und von den Evangeliſchen noch gar kein Fuͤrſt in Perſon ge⸗
genwaͤrtig, welches ihn ſehr beunruhigte. Herzog Eberhard beſchleunigte deßwe⸗
gen die Anſtalten zu ſeiner Reyſe. Ehe er aber abreyßte, ſo wollte er vorher wohl⸗
verdiente Leute mit Gnadenbezeugungen belohnen. Dann er belehnte den 3. Dec.
feinen vieljaͤhrigen und in vielen wichtigen Geſchaͤfſten gebrauchten Obriſten Petern
von Pflaumern mit dem Schloſſ Helffenberg und deſſen Vorhof und darzu gehoͤri⸗
gen Guͤtern, wie auch mit dem Weyler Unter: Helfenberg nebſt der Midergerichtlis
chen Vogteylichen Obrigkeit daſelbſt und vielen Gütern und Gefallen Dem Lehen⸗
Herrn und ſeinen Mannen wurden noch, wie in den aͤlteſten Lehenbriefen, ihre Rech⸗
te vorbehalten und von dem Leheusmann zugeſagt alles das zu thun, was ein Mann
ſeinem Lehenherrn von ſeinem Lehen ſchuldig ſey, Urtheln zu ſprechen mit andern
Mannen, wann er darzu erfordert wuͤrde, verſchwigene Lehen zu offenbaren, wann
er deren eines oder mehr in Erfarung braͤchte, und feinem Lehen ⸗Herrn wider jeders
mann, wer es auch wär, mit zwey geruͤſteten Pferden zu dienen, wann er uͤberzo⸗
gen wuͤrde. Weil es zu einem Weiberlehen gegeben wurde, ſo ſollte, wann diſes
Lehen auf Weibs- Perfonen fiele, jedesmahl ein Wappensgenoſſer Mann und N
Traͤger geſtellt werden, welcher in ihrem Namen die Lehen empfangen, tragen und
verdienen ſoll. Und weil er ſolch Gut mit namhafften Koſten wieder zu rechtem
Stand zu bringen uͤbernahm, ſo verſprach der Herzog für ſich und feine Erben, daß,
wann feine Beides: Erben mann? oder weiblichen Geſchlechts abgiengen und die Lehen
heimfielen, den Eigenthuns «Erben 2000. fl. dafür follten verguͤtet werden. Der
damalige Reichshof Rath Wilhelm Bidenbach von Treuenfels wurde wegen feiner
dem Herzog treugeleiſteten vielen Dienflen mit einem Lehen von jaͤhrlichen zwey Fur
der oder 12. Aymern Wüͤrtenbergiſchen Meſſes aus der Kellerey Marbach begnadi⸗
get. Nur ſeine mannliche Nachkommen hatten es zu genieſſen und es wurden auch
hier dem Lebens Herrn und feinen Mannen ihre Rechte vorbehalten, der Lehenmann
zu Beſetzung der Lehengerichte und Entdeckung verſchwigener Lehen verpflichtet, da⸗
gegen der Kriegs⸗Dienſte nichts gedacht wurde, as
RTL
Der Herzog reyßte demnach den 13. Dec. mit feiner Gemahlin und feinem Ge⸗
folg nach Regenſpurg ab, zu welchem ſich noch Herzog Georg von Moͤmpelgard mit
feiner Gemahlin, Anna von Coliguy anſchloſſe. Den folgenden Tag brach auch der
geheime Rath Johann Conrad Barndület von Hemmingen auf mit den beeden Geh.
Secretarien Johann Melchior Sattlern und Johann Chriſtoph Kellern. Den 23.
Dec. kam der Herzog zu Regenſpurg an und hielte daſelbſt feinen Einzug, welcher je,
der⸗
Ber g f
Be Eellffrer Abſchnitt. 275
dermann in Verwunderung ſetzte (10. So bald er in ſeinem Quartier abgeſtiegen 1652
war, lieſſ er dem Kayſer feine Ankunfft durch feinen Hof⸗Marſchallen von Luͤtzel⸗
burg verſtaͤndigen und zugleich bedeuten, daß er zu einer demſelben beliebigen Stun⸗
de aufwarten wollte, wie er dann gleich am folgenden Tag ſich durch ſeinen Landhof⸗
meiſter Grau Wolf Georgen von Caſtell bey dem Kayſerl. Obriſten Hofmeiſter Gras
ven von Wallenſtein um die Kayſerl. Audienz bewerben lieſſ. Diſer zeigte es ſogleich
dem Kayſer an und erhielte zur Antwort, daß Ihro Maj. den Landhofmeiſter ſelbſt
zu ſprechen verlangte, weßwegen diſer nach dem Eintritt und abgelegter tieffeſter Beu⸗
gung dem Kayſer vortrug, wie Seine Fuͤrſtl. Gnaden fuͤr Dero unterthaͤnigſte Schul⸗
digkeit erachtet ſowohl auf die ſchrifftliche, als auch durch Geſandte geſchehene Ein⸗
ladung zur perſoͤnlichen Beſuchung diſes Reichstags ſich hieher zu erheben, inmafs |
ſen Sie dann vorigen Abend gluͤcklich angelangt waͤren und nunmehr ſehr verlangten
Ihro Kay. Maj. die Haͤnde zu kuͤſſen und gehorſamſt aufzuwarten. Derowegen
Ihre Fuͤrſtl. Gn. allerunterthaͤnigſt gebethen haben wollte eine allergnaͤdigſt belieben:
de Stunde zu benennen. Der Kayſer antwortete, daß dero des Herzogs glückliche
Ankunfft lieb zu vernehmen ſey. Weil er aber leicht ermeſſen koͤnne, daß derſelbe
durch die beſchwerliche Reyſe abgemattet ſeyn doͤrffte, fo möchte er ihm heute noch
die Ruhe goͤnnen und morgenden Tages den 25. Decembr. nach dem alten Styl, mit⸗
hin am Chriſttag abends um §. Uhr Ihre May, befuchen und anſprechen. Welchem
nach der Herzog auf die benennte Stunde in folgender Ordnung aufgefahren. Vor⸗
an gieng der Vogt von Maulbronn als Fourier, BartholomaͤMarchthaler und nach
diſem die obbenannte beede Geheime Secretarien und zween Canzelliſten. Hierauf
folgten unter Aufuͤhrung des Haußhofmeiſters von Berſtaͤtt alle in Aufwartung ſte⸗
hende Cavallier, und zween Regierungs⸗Raͤthe, fo dann die Herrn und Graven,
unter welchen letztern der Landhofmeiſter mit feinem Schwager Grav Albrecht Erm
ſten von Hohenloh und einem jungen Graven von Loͤwenſtein fich befanden und alle
zu Fuß giengen. Hierauf kam der Herzog ſelbs in einem mit 6. ſchoͤnen Rappen beſpann⸗
ten Staats⸗ Wagen, welcher von auſſen ganz verguͤldet, inwendig mit rothem
Sammer beſchlagen und mit reichen guldenen Schnuͤren beſetzt war. Diſer war mit
12. Trabanten, 10. Edelknaben und 10. Laquayen umgeben und an den Schlaͤgen
giengen zween Edelleute, hinter dem Wagen aber die uͤbrige Dienerſchafft. Als der
Herzog in den Kayſerlichen Vorhof kam, wurde er in der Antichambre von dem
Kayſerl. Obriſt⸗Hofmeiſter empfangen, biß an die Thuͤre des Kayſerl. Zimmers ges
führe und nach Aufhebung der Tapeten ihm der Eintritt gewieſen. Der Kayſer ſtund
an einem Tiſch, welchem ſich der Herzog unter gewonlicher dreymaliger Neigung naͤ⸗
herte und der Kayſer gieng ihm einige wenige Schritte obwohl mit zimlicher Beſchwer⸗
lichkeit entgegen, und empfieng ihn mit Handreichung und entbloͤßtem Haupt ſehr
| 2 = nadi
(4) die Beſchreibung diſes Einzugs ſiße in der Beyl. 28. Rz
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116 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrrenberg „
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1652 gnaͤdig, ſetzte ſich aber ſogleich in den zugegen ſtehenden Seſſel und entſchuldigte
ſich daß er wegen Schwachheit auf den Fuͤſſen nicht laͤnger zu ſtehen vermoͤchte.
Worauf ihm der Herzog antwortete, daß Ihre May. in allweeg dero beſtbeliebigſte Bes
quemlichkeit gebrauchen und ſich keine Ungelegenheit zuzuziehen geruhen mochte. Ob⸗
wohl nun der Kayſer den Herzog zum zweytenmal das Haupt zu bedecken erinnerte,
fieng diſer dennoch feinen Vortrag unbedeckt aus Ehrfurcht gegen feinem Oberhaupt
an und ſetzte ihn erſt, da er ſolchen ungefaͤhr zur Helffte abgelegt und der Kayſer auf
ſeinem Begehren nochmahlen beſtanden hatte, auf und vollendete ſeine angefangene
Rede. Der Kayſer bezeugte hierauf nochmals fein Wohlgefallen über die perſoͤnli⸗
che Erſcheinung und begehrte zu wiſſen, ob noch mehrere Fuͤrſten im Anzug waͤren,
indem er ſolche in groͤſſerer Anzahl zugegen zu ſehen und mit ihnen bekannt zu werden
wuͤnſchte. Nach genommenem Abſchied ſtund der Kayſer wieder auf und begleitete
den Herzog einen oder zween Schritte weit und der Grav von Wallenftein begleitete
ihn dermahl weiter bis in die Ritterſtube. Den folgenden Tag hatte er auch bey dem
Königin Hungarn Audienz, wo faſt gleiches Ceremoniel beobachtet wurde. Als
aber der Herzog den 28 Dec. bey dem Churfuͤrſten zu Maynz den Beſuch ablegte,
wurde er von ſeinem Landhofmeiſter, dem Graven von Hohenloh und von Loͤwenſteig
in einem beſondern Wagen und von allen Hof⸗Cavallieren zu Fuß begleitet. Der
Churfuͤrſt erwartete ihn, ehe er in die Wonung kam, oben an der Treppe, gieng ihm
bis auf die 4. letzte Staffeln entgegen und begleitete ihn wieder bis dahin, welches ſonſt
nicht das Ceremoniel war. Bey dem Churfürften von Trier wurde er auf gleiche Weis
ſe empfangen nur mit dem Unterſchied, daß diſer ihm die ganze Treppe hinab entgegen
gienge. Als der Fuͤrſt von Dietrichſtein hingegen bey dem Herzog den Beſuch ab⸗
legte, gieng ihm diſer bis an die Treppe entgegen und begleitete ihn bis an die unter⸗
ſte Staffeln. Der Fuͤrſt lieſſe ſolches ohne Einrede geſchehen und haͤtte ihn bis an
den Wagen gehen laſſen. Er blieb aber einsmal auf der fuͤnfften Staffel ſtehen und
lieſſ den Fuͤrſten durch den Landhofmeiſter und einige Cavalliere bis an den Wagen
begleiten. — 8 d
H. 68. N
Indeſſen verweilte ſich der Vortrag der Kayſerlichen Propoſition, weil die
Schwediſch⸗Vor Pomeriſche Geſandten zu diſer Handlung nicht zugelaſſen werden
wollten und gleichwohl der Kayſer die Kron Schweden zu beleydigen unſchicklich er⸗
achtete. Der Herzog wollte aber ſolcher Propoſitions⸗Eroͤfſnung ſelbſt beywohnen.
Von Zeit zu Zeit hatte er Hoffnung darzu, bald verſchwand fie wieder und lieſſſſich
wieder erblicken. Siben Monate verfloſſen, bis er feines Wunſches theilhafftig
werden konnte, Nichts deſtoweniger verabredete man ſich mit dem Anfang des Jah⸗
1 e
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Kilfter Abſchnitt. 117
res 1653. wegen des Aufreutens zu der Propofition. Diſes gab nun den erſten 1653
Anlaß zu Mißhelligkeiten ſowohl wegen der Praͤcedenz, als auch zwiſchen dem
Churfuͤrſtlichen Collegio und dem Fuͤrſten⸗ Stand, welche letztere noch viele Jahre
leydige Folgen hatten. Dann man hatte ſich wegen des Aufreutens eines gewiſſen Auf;
ſatzes verglichen, welchen man bey den gegenwaͤrtigen Fuͤrſten und der abweſenden
Geſandſchafften herumgehen lieſſe, daß ſte ihn durch ihre Unterſchrifften genehmigten.
Der Biſchoff von Aichſtett, welcher auf das Erz Cauzler⸗Amt des Stuls zu Mainz
Anſprach machte, ſchickte zwar ſolchen Herzog Eberharden vor dem anweſenden
Marggrav Wilhelmen von Baden zu. Jener lieſſ aber zu vielen Platz über feiner
Namens Unterſchrifft. Der Marggrav bediente ſich diſes Umſtandes und ſchrieb
feinen Namen vor den Herzog hin, ungeacht es ihm nicht gebuͤhrte. Diſer ahndete
ſolches bey dem Churfuͤrſten zu Maynz und begehrte, daß man den Aufſatz umſchrei⸗
ben ſollte. Der Marggrav entſchuldigte ſich zwar, daß er gemeynt, als ob der
Herzog zu dem Ende Platz gelaſſen habe, damit derſelbe bey der Propoſition in der
Abwechſlung den Vorgang hätte: Als ihm aber der Chur⸗Maynziſche Ober⸗ Hof⸗
meiſter Grav Egon von Fuͤrſtenberg die ungegruͤndete Anſprach des Badiſchen
Hauſes wegen des Vorſitzes vor Wuͤrtenberg begreifflich machte und der Marggrav
nichts darauf zu antworten vermochte, womit er ſein vermenntes Recht behaupten
konnte, ſo erklaͤrte er ſich endlich dahin, daß er den Aufſatz umzuſchreiben wohl
geſtatten koͤnnte und ihm gleichguͤltig ſey ob der Herzog vor oder nach ihm unterſchrei⸗
be. Nur wollte er ſeinem Hauß ſeine Rechte in dem Fall vorbehalten, wann von
ſeiten Heſſens dem Hauß Wuͤrtenberg einiger Stritt auf gedrungen werden wollte.
Nun wurde die Umſchrifft bewerkſtelligt: die geiſtliche Fuͤrſten hingegen wollten nue
eine generale Unterſchrifft geſtatten und man verſuchte es auch die weltliche darzu
zu vermoͤgen. Sie wollten aber aus guten Gruͤnden ſich nicht darzu bereden laſſen.
Nichts deſtoweniger unternahm der Biſchoff von Aichſtett den umgeſchriebenen Auf⸗
ſatz der Chur ⸗Maynziſchen Canzley unter gemeinſchafftlicher Unterſchrifft einzuhaͤn⸗
digen. Ingleichem fanden ſich bey dem Ceremoniel wegen Aufnahm das Spaniſchen
Geſandten Schwuͤrigkeiten, indem derſelbe zwar den ſchon anweſenden Fuͤrſten und
Staͤnden die erſte Viſite zu geben ſich erbothe in der Hoffnung, daß die nachkom⸗
mende ihm zuerſt den Beſuch abſtatten würden „ aber von ihnen in der Betrachtung,
daß er gleichwohl ein Marchese und unter die Grandes aufgenommen ſey, Euer
Liebden, »Dileio Fefira genennt zu werden begehrte. Die geiſtliche Fuͤrſten
und Marggr. Wilhelm von Baaden hatten ihm diſes Praͤdieat ſchon eingeſtanden.
Herzog Eberhard aber konnte ſich nicht uͤberwinden ihnen nachzufolgen, zumahlen
ſolches der Churfuͤrſt von Bayern durchaus nicht rathen wollte dem Geſandten bie
rinn zu willfahren, ſondern ihm nur den Excellenz Titul einzuraumen, welcher
Meynung auch die beede Churfuͤrſten zu en und Trier beyfielen. Als aber Her⸗
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118 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1653 zog Eberhard diſe beede den Zten Februarij tractierte und fie bey dem Abſchied bes
gleitete, hatte er bey nahe dasllngluͤck von einem aus dem oberſten Gang des Hau⸗
ſes durch etliche muthwillige Diener heradgeſtoſſenen groſſen Stein erſchlagen zu wer⸗
den, indem er nur einen Schritt vor ihm niderfiel und einen Trieriſchen Laquayen ge⸗
faͤhrlich verwundete. 5 | | Ar
F. 69.
Nun ſuchte auch der ungluͤckliche König in Engelland Carl II. von den meis
ſten Teutſchen Fuͤrſten einen Beyſtand wider den Cromwell und die Mörder feines
Vaters und ſchickte auch an Herzog Eberharden ein ſolch Schreiben durch ſeinen
Liebling, den Graven von Rocheſter (t), deſſen Haupt- Verlangen aber in einem
Geld⸗Beytrag zu ſeinem Unterhalt beſtunde. Es beruhte aber ſolches auf einer
Ueberlegung aller Staͤnde, welches lange Zeit erforderte ſo viele Staͤnde zu einer
Einſtimmung oder auch nur zur Propofition zu bringen. Die Reichstags⸗Propo⸗
ſition wurde ebenmaͤſſig bißher verzoͤgert, worüber ſich die anweſende Fuͤrſten ſehr
beſchwehrten. Man hoffte aber von einer Zeit zur andern, daß die zwiſchen der
Kron Schweden und dem Churfuͤrſten zu Brandeburg erhobene Strittigkeiten indeſſen
beygelegt werden doͤrfften. Diſes Churfuͤrſten Geſandte erſuchten auch den Herzog
inſonderheit noch einige Zeit Geduld zu tragen, welcher ſich darzu erbiethen mußte,
damit er die Kron Schweden nicht beleydigte. Und weil auf diſem Reichstag das
alte teutſche gute Vertrauen unter den Ständen wieder hergeſtellt werden ſollte, fo
wuͤuſchte der Herzog deſſen gluͤcklichen Erfolg und erbothe ſich nach allem Vermoͤgen
das feinige beyzutragen, als entzwiſchen in der Brehmiſchen Achts-Erklaͤrung, in
Beſchlieſſ⸗ und Ausſchreibung eines Wahltags zur Erwaͤhlung eines Roͤmiſchen Koͤ⸗
nigs, in eigenmaͤchtiger Verzoͤgerung der Propoſition und andern Puncten die Fuͤr⸗
ſten und Stände uͤbergangen wurden. Diſe hielten auch ihre Zuſamenkuͤuffte über
ſolche Eingriffe in ihre Rechte ſich zu berathſchlagen, woruͤber der Kayſerliche Hof
ſehr unzufriden wurde. Der Kayſer ließ deßwegen den 4. Martij durch feinen Reiches
Vice⸗Canzler Grav Kurzen, durch den Reichs-Hof-Raths-Praͤſidenten und durch
den Geh. Rath Volmar den anweſenden Fuͤrſten in dem Aichſtettiſchen Quartier die
Anzeige thun und ſich entſchuldigen, warum die Reichstags⸗Propoſition noch nicht
erfolgen koͤnnen. Der Marggrav von Baden war ebenmaͤſſig in Perſon gegenwaͤr⸗
tig und ſtellte ſich bey der Kayſerl. Commiſſarien Ankunfft ſogleich an dieſelbe vor dem
Pfalzgraven von Simmern und Herzog Eberharden. Als man ſich aber niderſetzte,
ruckte Pfalz » Simmern weiter hinauf und ſtellte den ſchon für Baden geſtellten
Stul zuruck, an welchen ſich Herzog Eberhard ſogleich anſchloſſe. Der Marggray fand
5 | 75 alſo
(t) vid. Beyl. nam. 29. b
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Eilfter Abſchnitt. | 9
alſo feinen Stul nimmer an dem verhofften Plag und ruͤckte ſolchen zwiſchen dem 1653
Herzog und Sachſen⸗Lauenburg ein, wo er keine Ahndung fand. Nach abgeleg⸗
tem Kayſerl. Vortrag nahmen die Fuͤrſten die Gelegenheit inacht ihre Beſchwerden
durch den Biſchoff von Aichſtett auch vorzutragen, daß ſich nicht gebuͤhre den Fuͤr⸗
ſten erſt von ſchon geſchloſſenen Puncten Eroͤffnung zu thun, indem das Herkommen
erfordere dergleichen Dinge ihnen vorher zu wiſſen zu thun und ſie zu Rath zu zie⸗
hen, als worzu fie ein gegruͤndetes Recht hätten. Sie bathen demnach fie nimmer
zu übergehen oder von dem alleinigen Churfuͤrſtl. Collegio ein Gutachten zu erfordern.
Bey der Beſchwerde uͤber die verzögerte Propoſition verlangten ſie, daß man diſe in
dem von dem Kayſer beſtimmten Termin, aber anderſt nicht, als unter Zulaſſung
der Schwediſchen Geſandten eröffnen moͤchte. Dann obſchon alle vor Wuͤrtenberg
ſtimmende Fuͤrſten ſolche Zulaſſung mit keinem Wort beruͤhrten, ſo lieſſen doch,
nachdem Herzog Eberhard ſtark und beweglich darauf gedrungen hatte, alle folgende
ſowohl geiſt- als weltliche Stände ſich ſolches gefallen und erſuchten den Biſchoff von
Eichſtaͤtt einmuͤthig diſen Schluß den Kayſerlichen zu hinterbringen, welches die
Kron Schweden ſehr wohl aufnahm, jenen aber nicht anſtehen wollte.
Men or rau F. 20. tit EM 5 175
Biß nun diſes erfolgte, beſchaͤfftigte ſich der Herzog mit einer Vermittlung zwi⸗
ſchen der Chur- Pfalz und dem Hauß Simmern, mit dem Vorſitz-Stritt mit den
beeden Haͤuſern Baden und Heſſen, welches letztere keinen Verglich mehr anerkennen
wollte, mit Fuͤrſchrifften für die wegen erleydenden Gewiſſen⸗Zwangs ſehr bedrangs
te Evangeliſche in den Kayſerlichen Erblanden, mit Beförderung der Propoſition
und theils ablegenden, theils annehmender Beſuche, wie auch Unterbauungen ande⸗
rer Reichsangelegenheiten in Particular⸗Faͤllen. Den 22. Martij befuchte ihn der
Polniſche Vice⸗Legat, welchen der Herzog an der Gutſche empfieng und die Ober⸗
hand geſtattete, auch in Gegenwart feines Landhofmeiſters ſtehend anhoͤrte. Ob di⸗
fer ſchon die Teutſche und Lateiniſche Sprache reden konnte, fo that er doch feine An⸗
rede in der Franzoͤſiſchen, welche dahin gieng, daß er die gefaͤrliche Lage des Koͤnig⸗
reichs Polen zu Gemuͤth führte, indem die Coſaken rebellierten und ſich mit den Ruſ⸗
fen, Tuͤrken und Tatarn vereinigten mit 400000. Mann wider Polen zu Feld zu
gehen und nach dem Beyſpiel ihrer Vorfaren, der Gothen und Hunnen die ganze
Chriſtenheit unter ihr Joch zu bringen. Weil nun die Polen einer ſolchen Macht
zu widerſtehen zu ſchwach wären, ſo erbaͤthe ſein König des teutſchen Reichs Bey:
ſtand. Der Herzog ließ ihm hinwider in Franzoͤſiſcher Sprache antworten, daß,
wann die Sache zur allgemeinen Berathſchlagung Fame, er zum möglichen Beyſtaud
rathen würde. Den 15. April kam auch Herzog Ulrich, des Herzogs Bruder,
als Spaniſcher General nach Regenſpurg, als er kurz zuvor zur Catholiſchen Reli⸗
8 f gion
12 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1033 gion übergegangen war, an welchem Tag auch dem Herzog von der Kayſerl. Canzleh |
ein verſchloſſen Decret und Beſtetigung des unterm 5. April getroffenen alterna⸗
tions⸗Verglichs zwiſchen Wuͤrten erg, Heſſon und Baden zugieng, welche auf b. Tage
eingerichtet und das Hauß Holſtein eingemenget wurde, wiewohl die Kron Schwe⸗
den wider ſolche Aufnahm proteſtierte. Worauf der Kayſer und die Churfuͤrſten ſich
nach Augſpurg zur Roͤmiſchen Koͤnigs⸗Wahl begaben. Die Wuͤrtenbergiſche Raͤthe
lieſſen bey diſer Gelegenheit den übrigen Fuͤrſtlichen Geſandten die Erinnerung zuges
ben, daß man in der Capitulation auch des Rechts der erſten Geburt bey Beerbung
Fuͤrſtl. Lande und Leute gedenken und ſolches bey den Haͤuſern, welche es entweder
rechtmaͤſſig hergebracht, oder von Kayſern und Koͤnigen ſchon erhalten haͤtten oder
noch erlangen wuͤrden, beſtetigen laſſen ſollte. Es fand auch bey allen Beyfall und
der Vorſchlag wurde unter des Herzogs klein em Inſigel nach Augſpurg anden Heſſen⸗
Darmſtaͤttiſchen Abgeordneten von Großjeck uͤberſchickt, damit er denſelben im Na⸗
men des ganzen Fuͤrſten-Stauds unterbauen möchte, Dann der Herzog hatte diſe
Zwiſchenzeit angewendet den Herzog von Sachſen- Lauenburg auf ſeinem ſchoͤnen Gut
zu Schlackenwoͤrd zu beſuchen, von welchem er aber den 19. May wieder zuruck⸗
kam, als ſich eben ein neuer Praͤcedenz⸗Stritt erregte, weil die Churfuͤrſtl. Geſand⸗
ten den in Perſon auweſenden Fuͤrſten zur Auhoͤrung der Propoſition vorreuten woll⸗
ten und die Fuͤrſten ſich widerſetzten. Diſe beſchloſſen auch bey dem Kayſer dawider
eine Bittſchrifft zu übergeben und der Herzog unternahm ſolche nebſt dem Biſchoff
von Paderborn den 4. Junij dem Kayſer einzuhaͤndigen, worauf auch diſer ſogleich die
mundliche Vertroͤſtung gab, daß er den Fuͤrſtl. Haͤuſern nichts nachtheiliges zu ges
ſtatten gemeynt (ey. Weil nun die Krönung des erwaͤhlten Roͤmiſchen Koͤnigs Fer⸗
dinands V. auf den Sten Junij zu Regenſpurg angefeht war, ‚fo wohnte er diſer
Feyerlichkeit auch bey, wo er den Vorgang vor Heſſen und Baden abermahls behauptete.
1 F. 71. Koh
Entzwifchen hatte ſich die Kron Schweden mit dem Churfürſten von Braudeburg |
ausgeſoͤnet. Dem Kayſer war fein Sohn zum Nachfolger gegeben und nichts mehr
übrig, was die Propoſition hindern konnte. Die Geldbeytraͤge, welche er noch vou
dem Reich zu erhalten wuͤnſchte, konnten nicht anderſt, als vermittelſt derſelben, an
fie verlangt werden. Nun eylete man ſolche an die Reichsſtaͤnde gelangen zu laſſen
und den 20. Junii wurde alſo die Propoſition den Staͤnden auf dem Rathhaus vor⸗
gehalten, wobey der Kayſer verlangte, daß er ſich in einem Seſſel dahin tragen
iaffen wollte und die anweſende Chur - und Fuͤrſten nebſt der abweſenden Geſaudten
zu Fuß dahin gehen ſollten. Die Reichs⸗Anlag war ſchon vor der Koͤnigswahl und
Propoſition vorbereitet, daß man fie für geſchloſſen halten konnte und der Herzog hats
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Eilfter Abſchnitt. | ! or
te ſie ſchon in feinen Landen ausſchreiben laſſen. Sie beſtund dermahlen nur in 28. 1653
Roͤmer⸗ Monaten. Er wollte ſie noch in feiner Auweſenheit erlegen laſſen, weß⸗
wegen er den 27. Juni den Beamten den Befehl zuſchickte dieſelbe auf den 15. Julii
herbeyzuſchaffen, indem, wann ſie auf ſolche Zeit nicht bereit waͤren, er ben Abgang
von ihnen erfordern und fie ſcharff beſtraffen würde. Nichts deſtoweniger fiel ſehr
ſchwer ſolch Geld aufzubringen. Eine auſſerordentliche Wohlfeile der Fruͤchten hin⸗
derte es, indem an vielen Orten des Herzogthums der Schoͤffel Dinkel um 40. oder
hoͤchſtens 45. Kreutzer angebothen wurde und nicht einmahl einen Kaͤuffer fand. Den
5. Julii verglich er ſich zu Regenſpurg auf die von den andern Schwaͤbiſchen Reichs⸗
Staͤdten eingelegte Fuͤrbitte mit der Reichsſtadt Eßlingen, welcher er feinen Schuß
und Schirm aufgekuͤndet hatte. Dann die Eßlingiſche Unterthanen zu Moͤringen hie⸗
ben 130. aichene Staͤmme in ihren eigenen Dorſs-Waldungen um und der Herzog
behauptete, daß ſie wider den im Jahr 1557. mit der Stadt gemachten Verglich
gehandlet hätten. (u) Er beruffte ſich auf feine Forſt-Orduung und Laͤgerbuͤcher,
dahingegen die Reichs⸗Stadt ſich hartnaͤckig widerſetzte. Endlich wurde alſo diſer
Stritt verglichen, daß 1.) der ſchon gemeldte Verglich dadurch beſtetigt und der Stadt
ihre höhere und nidere Obrigkeit, Gerichtszwang und Eigenthum nebſt der freyen
Holzfaͤllung, Bottmaͤßigkeit und andern Rechten, doch ohne Nachtheil des Hauſes
Wuͤrtenberg als Forſt⸗Herrn an feiner Beſiraffungs- Gerechtigkeit, vorbehalten
wurde. 2.) Allen kuͤnſtigen Mißhelligkeiten vorzubeugen beliebte der Herzog, daß,
wann der Stadt und ihres Spitals Unterthanen zu Moͤringen und Vehingen und
uͤberall in ihren Waldungen im Stuttgarder Vorſt zum Bauen oder anderer Moth⸗
durfft aychene Staͤmme oder andere fruchtbare Baͤum in ſtarker Anzahl, als naͤm⸗
lich 30. auf einmal fällen wollten, fie ſolches dem naͤchſtgeſeſſenen Wuͤrtemb. Vorſt⸗
Diener anzeigen und biſer dieſelbe nicht aufhalten oder mit Zehrung, Uunkoſten ꝛc.
beſchwerlich ſeyn, aber die Eßlinger ſich der Wuͤrtemb. Vorſtordnung gemaͤß verhal⸗
ten ſollen. 3.) Wegen des Brenn Holzes follen fie zu keiner Anzeige verbunden,
aber doch an die Wuͤrtemb. Vorſtordnung verpflichtet und dem Hauß Wuͤrtemberg die
Straffgerechtigkeit vorbehalten ſeyn, da übrigens 4.) die Schirmgerechtigkeit bis auf
die verglichene Zeit in ihren Kraͤfften bleiben fol. Endlich entſchloß er ſich auch noch
bey ſeiner Anweſenheit ſeinen letzten Willen zu machen, damit er ihn nach der damah⸗
ligen Meynung von dem Kayfer beſtetigen laſſen koͤnnte. In dem Eingang deſſelben
meldete er, daß nachdem er mehrfaͤltig den beſtaͤndigen Worfag gefaßt, To bald es
y nur immer fuͤglich, das von göttlicher Majeſtaͤt ihm anbefohlne fuͤrſtliche Regiment
5 mit aller erſprießlichen reparation löͤblich zu erheben und,, wo es die Noth erfor⸗
y dert, fuͤrtraͤglich auszubeſſern, damit zu Lob und Preiß des Allerhoͤchſten, zu Ehr
(u) conf. Vierter Theil der Wuͤrt. Herzogl. Geſchichte. pag. 113. 45
IX. Theil. RE
122 Gefebichreder Herzogen von Wuͤrtenberg , 85
1653 „ und Aufnehmen des füͤrſtlichen Hauſes, wie auch zu Schirm, Troſt und
„ Wohlfart feiner lieben getreuen Unterthanen hierdurch allen insgemein eins
„ ſchleichenden Zerruͤttungen und uͤblem Beginnen geſteuret und eine in geiſt⸗ und
weltlichem Stand ſchoͤn concordierende Policey auf die werthe poſteritæt geerbet
„ und fortgeſetzt werbe, fo habe er feinen lieben Söhnen, Töchtern und Abkoͤmm⸗
lingen zum Wäterlichen Unterricht und feinen Brüdern und Vettern zur angeneh⸗
men unwaigerlichen Nachfolge zerſchiedene aus lauterer Landsvaͤterlicher Liebe und
Wohlmeynung herflieſſende Ordnungen abfaſſen und in gebieteriſcher Form fuͤrſtel⸗
leu wollen, wie er ihnen dann vorderiſt das reine wahre Wort Gottes und den
rechten unverfaͤlſchten Gottesdieuſt und die uralte Apoſtoliſche Evangeliſche Reli⸗
worden, als die unerſchoͤpfliche, ſuͤſſeſte und liebreicheſte Brunnquell anprieſe, wor⸗
aus alle heilige Gedanken, die edelſte Ströme aller Weißheit, Zucht, Tugenden
und aller Ordnung flieſſen, ja die richtigſte unüͤberwindlichſte Grundveſte ſey, wor⸗
auff alle chriftlihe Potentaten ihre Auſchlaͤge, Rechte, Gewalt, Herrlichkeit,
und vertrauen börffen. ” Die Unzertrennlichkeit des Herzogthums empfahl er ſei⸗
damahl noch lebenden aͤlteſten Sohn Johann Fridrichen zum Haupt⸗Erben ein mit
der Ermahnung fleißig zu bedenken, daß er als ein Vater bes Landes alle unterge⸗
„ bene Land und Leut⸗ mit reichem Troſt und ſtarker Huͤlf verſorgen, ſchirmen und
„ zu allem erwünſchtem Wohlſtand befördern, gar aber nicht ſolche empfangene grofs
„ fe Würde und Gewalt zu eigner ſchaͤdlicher Wohlluſt, unverantwortlichem Pracht
5 und Eitelkeiten mißbrauchen ſollte. Er fügte Erinnerungen hinzu, wie er fein
Regiment loͤblich führen, feine Frau Mutter und Geſchwiſtrigte unterhalten und diſe
vermaͤhlen ſollte. Diſes Teſtament war unter dem 27. Julii datiert und der Herzog
bath den Kayſer solches zu bekräftigen. Diſes konnte aber nicht fo bald geſcheben
und der Herzog wollte den Erfolg nicht erwarten, indem er nach Hauß eilete und den
21. Auguſti wieder zu Hegdenheim anlanate , gleichwohl aber ſeine beede Obern⸗ und
Regierungs⸗Raͤthe Georg Wilhelm Bidenbachen und D. Johann Ulrich Zellern zu
Fuͤhrung ſeiner Stimme zuruck ließ. 95
F. 72.
So bald er zu Stuttgard aulangte, ließ er wegen Konig Ferdinands IV. Wahl
zu einem Römiſchen König ein offeutlich Dankſeſt in ſeinen Landen halten, da von
einem ſtudierenden zu Tuͤbingen, Adtjano Stoderte , dem neuen König eine Lobrede
gehalten wurde, welche der Herzog gedruckt an den Kayſer und Koͤnig uͤberſchickte.
x x 2 * 5 Der
gion, wie ſie durch den heyl. Geiſt im alten und neuen Teſtament aufgezeichnet
Reichtum, Krieg und Friden, Leben und Sterben ſicherlich richten, legen, bauen
3
nen Erben und Nachkommen unter Vermaledeyung der Uebertrettung und feßte feinen
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11 Elfter Abſchnitt. ae | 123
Der erſte Austritt auf dem Reichstag nach deſſen Abreyſe war aber, daß er auch zur 1653
Otrdinari⸗Reichs⸗Deputation, wiewohl unter zweifelhafften Umſtaͤnden, ernannt ö
wurde. Die vermoͤg der Amniſtie noch ruckſtellige Reſtitutionen und die Reichs⸗ und
Religions⸗Beſchwerden ſollten auf diſem Reichstag zur Richtigkeit gebracht und auch
der Sicherheitspunct nebſt andern bey dem Weſtphaͤliſchen Fridens⸗Congreß nicht
erörterten Sachen in Berathſchlagung gezogen werden. Nachdem aber der Kayſer
dasjenige erlangt hatte, was ihn und ſein Hauß betraff, und diſe Puncten nach ſei⸗
nen Einſichten zu weitſchichtig waren, als daß man ſich damit hier aufhalten ſollte,
fo wurden fie an eine verſtaͤrkte Reichs⸗Depntation verwieſen. Die Materien woll⸗
ten auch nicht nach dem in dem Reichs⸗Tags⸗Ausſchreiben gemachten Plan in Bes
ratſchlagung gezogen werden. Die Evangeliſche proteſtierten wider das letztere und
die Catholiſche maßten ſich bey der Wahl der zur Deputation ernennenden Evangeli⸗
ſchen Fuͤrſten das Recht an auch miteinzuſtimmen, welches diſe ihnen nicht wohl ein⸗
raumen konnten, ob fie ſchon zweiffelten, daß fie durchdringen würden, weil es gleich⸗
wohl eine allgemeine und immerwaͤhrende Deputation ſeyn follte und bey der im Jahr
1555. geſchehenen Anordnung und hernach erfolgter Vermehrung der ordentlichen
Reichs ⸗ Deputation die Catholiſche auch ihre Stimme bey der Wahl der Evaugeliſchen
gehabt. Die Churfuͤrſtliche Haͤuſer, welche neben ihrem Sitz im Churfuͤrſtlichen Col-
legio auch wegen gewiſſer Länder im Fuͤrſten⸗Rath die Stimme führten, wie auch
der Ober und Nider⸗Saͤchſiſche Krayß beſtrebten ſich aͤuſſerſt die Deputierte aus
ihrem Mittel zu vermehren. Herzog Eberhard hatte demnach alle Aufmerkſamkeit
4
anzuwenden, daß er nicht wieder davon ausgeſchloſſen würde, zumahl im Churfuͤrſtl.
Collegio ſchon ein widriger Schluß abgefaſſet war. Dagegen wurde im Fuͤrſten⸗
Rath Wuͤrteuberg auf der ſamtlichen Schwaͤbiſchen Krayß⸗Staͤnde Andringen zum
drittenmahl zur Vermehrung diſer Deputation ernennt. Bey diſer Gelegenheit ka⸗
men auch andere Fragen auf die Bahn und die Fuͤrſten verlangten nun nicht allein,
daß der Churfuͤrſten und Fuͤrſten Raͤthe wieder miteinander vereinigt, ſondern auch
die Gleichheit der Religion im Churfuͤrſtl. Collegio hergeſtellt würde, Ueber letzteres
wurde fehr geſtritten und der Herzog konnte nicht begreiffen, wie der Oſuabrügiſche
Fride aufrecht beſtehen oder ein Churfuͤrſtl. Collegial⸗Schluß gültig ſeyn könnte, ſo
lang die Ungleichheit der Religion bey deſſen Mitgliedern beharret wuͤrde, weil der
Grund und Weſen des Fridens auf diſer Gleichheit ruhe. (W) Dann Chur: Maynz
und Brandeburg erkannten die Billigkeit, daß das Hauß Wuͤrtenberg zu diſer D ep
tation gezogen wuͤrde und lieſſen ſich vernehmen, daß ſie niemahl geſonnen geweſen
diſes Hauß auszuſchlieſſen, aber der Mehrheit der Stimmen haͤtten weichen muͤſſen.
Gleichwohl wollte das Churfuͤrſtl. Collegium von feinem Schluß nicht abgehen, ob
man ſchon vermuthen konnte, daß auch . Churfuͤrſten nicht abgeneigt wären auf
1 en ere 2 1 1 1
C) vid. Zepl. num, 20. g a ihre
IN
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124 SGSeſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1653 ihre Seite zu tretten, nur damit ſie das Recht wider die Fuͤrſten behaupteten, als
ob demſelben die Ernennung der Deputandorum allein zuſtuͤnde. Weil aber der
Churfuͤrſt von Bayern wuͤrklich umtratt und ſeinen Geſandten befahl Wuͤrtenberg bes
ſtens beyzuſtehen, fo bekam nun diſes Hauß neue Hoffnung zur Deputation zu kom⸗
men, zumahl auch das Stäötifche Collegium diſer Meynung beyfiel, weil die Schwaͤ⸗
biſche Crayß⸗Staͤnde am meiſten dabey intereſſiert waren, daß ein mächtiger: Fuͤrſt
ihres Krayſes difev Deputation bey wohnen ſollte. N aa
+ 13:
Nun kam auch bey diſem Reichstag das Schuldweſen und Erleuterung ber di⸗
ſerthalb in dem Fridensſchluß enthaltenen Verordnung H. de indaganda &c. auf die
Bahn. Man hatte ſchon bey dem Cammer-Gericht ein Gutachten eingehohlt, wel⸗
ches aber den Herzog in groſſe Verlegenheit ſeßzte, zumahl er ſich ſchon mit feiner Land⸗
ſchafft wegen der auf ſeinem Herzogthum ligenden Schulden verglichen hatte. Dann
nach diſem Gutachten hätte er leicht überfloffen werden konnen. Der ganze Schwaͤe
biſche Krayß nahm ſich aber der Sache an und unterſtuͤtzte den Herzog, weil wegen
ſo vieler vor andern Krayſen erlittener Draugſalen keine Moͤglichkeit auszudenken
war, wie die uͤbermaͤßig groſſe Schuldenlaͤſte abgewaͤlzet werden konnten. Bisher
waren die alleinige beede Krayß⸗Staͤnde Baden und Coſtanz dem Herzog wegen der
Reichs⸗ Deputation zuwider. Letzterer erklaͤrte ſich aber nunmehr auch zu Gunſten
des Herzogs und ſtimmte mit ihm ein, daß jedem Collegio die freye Wahl der Zu⸗
füge: zu der Reichs⸗ Deputation uͤberlaſſen und inſonderheit das Abſehen auf ſolche
Perſonen genommen werden müßte, welchen die Umſtaͤnde des Krayſes am beſten
bekandt waͤren. Nicht weniger hatte der Herzog wegen des Cammergerichtlichen Un⸗
terhalts ſich wohl vorzuſehen, weil man nicht nur die beede Kloͤſter Maulbronn und
Koͤnigsbronn, wie auch die Gravſchafft Loͤwenſtein beſonder anſchlagen wollte, wel⸗
che unter dem Churfuͤrſtl. Auſchlag ſchon begriffen waren, ſondern ihm auch die Zie⸗
ler aufbuͤrdete, welche in der Zeit verfielen, als er noch vertrieben war und zum Theil
auch nach feiner Immillion noch nicht in feinem. Gewalt waren, zumahl ihm der Kay⸗
ſer die Zuſage gethan hatte in ſolcher Zeit mit keinen Reichsſteuren anderſt be⸗
laben zu werden, als nach Maßgabe deſſen, was er damahls ingehabt und genoſſen
habe, wobey er feinen. Geſandten aufgab ihr Augenmerk auch darauf zu wenden,
daß in waͤhrendem Krieg das Cammergericht gar ſchwach beſetzt geweſen und noch ſey,
weßwegen die Gerichtsuͤbung faſt gar geruhet habe, mithin die Cammerzieler nicht
nach dem vollkommenen Zuftaud diſes Reichsgerichts, ſondern nach den fogenannten;
Neglecten zu rechnen waͤren. Entzwiſchen vereinigte ſich das Churfuͤrſtl. Collegium
mit den Catholiſchen Directorien des Fuͤrſten Raths Schluſſe und der: I
Ä | chen
Eilfrer Abſchnitt. 125
ſchen Erinnerungen zu vernichten, wie dann auch die Deputierte zur Juſtiz⸗Verbeſ= 1653
ſerung wegen der alten Neſte darauff beharrten, daß fie ohne Unterſchied, ob man
die Lande bißher ingehabt oder nicht, von den dermaligen Beſitzern bezahlt werden ſoll⸗
ten, wo der Herzog inſonderheit die Altenburgiſche und Braunſchweigiſche, wie auch
die Catholiſche Staͤnde als ſeinen Gegentheil erſahe, aber auch ſtarck wider ſolchen
Schluſſ proteſtierte. Und weil nunmehr das Hauß Baaden⸗Durlach wegen des;
Fuͤrſtemhums Hochberg einen abſonderlichen Sitz und Stimme auf Reichstaͤgen vers
langte, ſo war Herzog Eberhard nicht nur wegen des Moͤmpelgardiſchen Sitzes be⸗
ſorgt, ſondern ſuchte ſolchen auch wegen des Herzogthums Teck vermoͤg der erectio-.
nis Ducatus, daß, obſchon das Herzogthum Teck dem Herzogthum Wuͤrtenberg eins:
verleibt und vereinigt ſen, dannoch die Herzogen von demſelben den Titul, Wappen,
alle Ehren und Wuͤrden nicht weniger, dann von dem Herzogthum Wuͤrtenberg ge⸗
brauchen ſollen, guͤltig zu machen. Nun vermutheten die Geſandte, daß ſolches
Geſuch von den Catholiſchen vielen Widerſpruch leyden doͤrffte, weil die Erfahrung
zeige, wie vielfältig. diſe Religionsgenoſſen bißher der Evangeliſchen entweder durch
das juͤngſte Fridens⸗Inſtrument erlangte oder von uralten Zeiten hergebrachte Vota
und lefhones zu hintertreiben bemuͤhet geweſen, damit fie die Mehrheit im Fuͤrſten⸗
Rath behaupten möchten. Noch viel ſchwerer würde es hergehen einen Stand, wel⸗
cher von langen Jahren her das Sitz und Stimm⸗Recht nicht ausgeuͤbt, von neu⸗
em einzulaſſen. Der Herzog konnte die Warheit ſolcher Vermuthung aus eigener Er⸗
fahrung wiſſen, indem man ſeinem Hauß die beſondere Stimme und Sitz wegen der
Grapſchafft Moͤm pelgard ſo ſehr erſchwehrte, ungeacht es ſolches Vorrecht vorher
gehabt und nur unter der Vormundſchafft Herzog Friderichs einigemahl wegen des
angeſprochenen Vorſitzes des Hauſes Henneberg ruhen oder allem Widerſpruch auszu⸗
weichen durch das Hauß Wuͤrtenberg, doch ſuo loco & tempore, führen: lieſſ. Die
- Katholifche hatten ſonſt keinen Vorwand, als daß diſe Grayſchafft in keinem beſon⸗
dern Anſchlag zu finden ſey, welches Raͤthſel ihnen aber dadurch aufgeloͤſet wurde,
daß ſie unter dem Wuͤrtemb. Anſchlag vertretten werde, wie andere Fuͤrſtliche Haͤu⸗
fer ihr Stimmrecht ausuͤebten ungeacht die Lande, wegen welcher fie dasſelbe Hätten,
unter ihrem Anſchlag begriffen ſeyen und daß Wuͤrtenberg eben deßwegen den Chur⸗
fuͤrſtlichen Anſchlag auf ſich habe. Wie es auch nicht um die Stimme, ſondern nur
um deren beſondere Aufruffung zu thun war. Der das Oeſterreichiſche Directorium
führende Geh. Rath Volmar war dem Hauß Wuͤrtemberg hierinn am hefftigzſten
entgegen. Er wurde aber beſchaͤmt, als man ihn daran erinnerte, daß, als die
Kron Frankreich bey den Weſtphaͤliſchen Fridenshandlungen die Unmittelbarkeit dis
fer: Gravſchafft Moͤmpelgard in Zweifel ziehen wollte, er ſich ſelbſt vernehmen laſ⸗
ſen, daß von ſeiten Oeſterreichs wegen abſonderlichen Sitzes und Stimme nichts in
den Weeg gelegt werden ſollte (WWW.). a $. 74
we) ſiehe vorigen Theil pag. 232. 8 .
126 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,
1653 §. 74. | KANTE.)
Ueberhaupt gieng es wieder auf diſem Reichstag ſehr verwirrt zu, da man fich
mehr mit Neben: Strittigkeiten, als mit den Haupt: Puncten , warum derſelbe
ausgeſchrieben worden, beſchaͤfftigte und die Zeit damit zerfplitterte. Der Churs
Fuͤrſt von Brandeburg ſuchte wegen der von den Schweden verzoͤgerten Reſtitution
ſeiner Pomeriſchen Lande von dem Reich einen Erſatz und Genugthuung. Herzog
Eberhard gedachte deßwegen die von der Kron Frankreich nach dem Fridenſchluſſ ers
littene Schaͤden, welche ſich auf etliche Tonnen Golds delieffen, ebenmäffig an das
Reich zu fordern, ob er ſchon ſelbſt der Meynung war, daß, weil auch andere
dergleichen Forderungen machen koͤnnten, kein Theil etwas bekommen doͤrffte. Ent⸗
zwifchen hatten das Churfurſtl. Collegium und der Fuͤrſten⸗Rath wegen der gleis
chen Zahl der Religions-Verwandten bey der ordentlichen Reichs Deputation uns
terſchidliche Schrifften gewechſlet, da jenes dieſelbe bey diſem Collegio weder erken⸗
nen, noch nachgeben wollte, hingegen diſer von dem Buchſtaben des Fridenſchluſ⸗
ſes nicht weichen konnte, weil fonft ein Eingang zu vielen andern Fridensbruͤchen zu
beſorgen ſtunde, wordurch die Bahn zur vorigen Unordnung und neuem Mißtrauen
unter den Ständen geoͤffnet werden doͤrffte, zumahl viele Stände es dahin zu brin⸗
gen wuͤnſchten, weil ſie wenig zu verlieren hatten und dagegen vieles zu gewinnen
hofften. Solchen Auffenthalt der Reichstags⸗Materien buͤrdete man den Evan⸗
geliſchen auf, welche den Churfuͤrſten den vorzuͤglichſten Widerſtand zeigten. Sie
ordneten deßwegen einige aus ihrem Mittel an den Churfuͤrſten zu Maynz ab mit
dem Erſuchen, daß man die obgemelöte Strittigkeit fo lang ruhen laſſen und ſos
wohl mit der Materie von der Roͤm. Koͤnigs Wahl und beſtaͤndigen Capitulation,
als auch der Abthuung der Religions⸗Beſchwerden fuͤrgehen ſollte, worzu diſer
Reichstag angeſetzt ſey, bis fie von ihren Principalen und Obern wegen Wichtigkeit
der Sache die nöthige Verhaltungs-Befehle eingeholet hätten, da die Materie zu
mehrerer Reiffe gelangen müßte. Wie dann auch offenbar fen , daß, als man ſol⸗
chen Stritt auf die Bahn gebracht hatte, der Evangeliſche Fuͤrſten ⸗ Rath dawider
gebethen habe. Der Churfuͤrſt beharrte aber darauf, daß ſein Mit⸗Churfuͤr⸗
ſten ſich nichts wider das Herkommen vorſchreiben laſſen wuͤrden, ſondern diſer
Stritt vor allen Dingen beygelegt werden muͤßte, ohne welches man in andern Mas
terien nicht fortfahren koͤnnte. Er erbothe ſich aber ſolches Anſuchen der Evangeli⸗
ſchen an den Kayſer und ſeine Collegen gelangen zu laſſen. Gleichwohl wurde eine
deputation zu Eroͤrterung der Religions⸗Beſchwerden beliebt und aus dem Fuͤrſten⸗
Rath von ſeiten der Catholiſchen Oeſterreich, Bamberg, Coſtanz und Muͤnſter,
Evangeliſcher ſeits aber Bremen, Altenburg, Braunſchweig und Wuͤrtenberg, von
e . dem
8 Eilfrer Abſchnitt. 8 35
— in nn
dem Churf. Collegio Maynz, Bayern, Sachſen und Brandeburg und von den 1653
Sſtaͤdten Coͤlln, Rotweil, Nurnberg und Eſſlingen darzu ernennt. Der Chur⸗
fuͤrſt von Brandenburg hatte bißher die Parthey des Evangeliſchen Fuͤrſten Raths
ergriffen und ſowohl bey dem Kayſer, als auch feinen Mit⸗Churfuͤrſten nachdenk⸗
liche Vorſtellungen gethan, konnte aber weder bey einem, noch dem andern Theil
gewuͤrige Antwort erhalten, ſondern es wollte verlauten, als ob der Kayſer ihn zu
gewinnenfihm feinen Beytrag an den neuerdings angeſonnenen 100. Romer Mona⸗
ten nachgelaſſen haben ſollte. Der Churfuͤrſt war aber mit diſer Antwort nicht
geſaͤttigt, ſondern befliffe ſich ſowohl dem Kayſer, als dem Chusfäriiichen Collegio
ihre Gründe ſtandhafft (x) zu widerlegen. Es zeigte ſich aber auch beySelegenheit
der Lothringiſchen Einfälle in die Reichs⸗Lande, wie ſehr das Teutſche Reich das
mahls noch entkraͤfftet geweſen, daß der Chur⸗ und Ober Nheiniſcha nebſt dem
Weſtzhaͤliſchen Krauß ſolchen Unweſen keinen Einhalt thun konnten, ſondern das
ganze Reich zu ihrem Beyſtand auffordern mußten (y). Herzog Eberhard war
nicht ungeneigt darzu, weil er fuͤr unbillig hielte, daß das Reich von auswaͤrtigen
Voͤlkern ſolche Plackereyen wider den Fridenſchluſſ erdulden ſollte, weßwegen er
feinen Geſandten aufgab fomohl in mundlichenUünterredungen bey Beſuchen die gleich⸗
denkende Evangeliſche und Catholiſche noch weiters zu ermuntern, als auch bey
Fuͤhrung ihrer Stimme ſolche auf den Fridenſchluſſ, die Executions ⸗ und andere
Reichs ⸗Ordnungen zu gründen und denſelben gemaͤſſ nicht nur den gebethenen Bey⸗
ſtand zu betreiben, ſondern auch mit den Coͤlln⸗ und Trieriſchen Geſandten gutes
Verſtaͤndnus zu pflegen. Der Herzog wurde deſto leichter darzu bewogen, als
der Herzog zu Lothringen mit denen ihm anerbottenen 300000. Athl. ſich nicht bes
gnuͤgen wollte und zur Sicherheit die Stadt Heylbronn verlangte. Es blieb aber da⸗
mahls nur bey dem Schluſſ mit dem Lothringiſchen Geſandten ſich in eine Conferenz
einzulaſſen, damit man feine rechte Willens Meynung ausforfehen Fönnte, Ä
8 4 2 ir N 2 7 4E 5 * 7775
95 $. 75.
Endlich hatte Herzog Eberhard zu Eude diſes Jahres noch die Freude, daß
fein zweyter Sohn Wilhelm Ludwig in dem ſibenden Jahr ſeines Alters als Cano-
nicus- in das Stifft Straßburg aufgenommen wurde. Daſſelbe iſt bekandter maſſen
faſt das edelſte, weil niemand als Fuͤrſten und Graven, welche ihre 32. Ahnen
auſweiſen koͤnnen, darein aufgenommen worden. Es hatte auch nach der Reforma⸗
tion das Recht, daß ſowohl Evangeliſche als Catholiſche Stifftsherrn neben einan⸗
der darinn fepn konnten, doch, daß die Evangelische ihren Sit zu Straßburg in dem
| | oge⸗
(x) vid. Beyl. num. 31. und 32. e EN fog
(Y) Conf. Pfanner hiftor. Comit. anno 1653. habitorum. lib. V. H. 52. pag. 692.
123 Gefchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1653 ſogenaunten Bruderhof und die Catholiſche zu Molsheim hatten. Erſtere maßten
ſich ſo gar an einen Evangeliſchen Biſchoff zu Straßburg zu wählen. Dannoch dran⸗
gen die Catholiſche mit ihrem dagegen erwaͤhlten Biſchoff und dem Beſiß einen von
ihrer Religion zu haben durch und die Evangeliſche begnuͤgten ſich das Recht eine ges
wiſſe Anzahl ihrer Religionsgeuoſſen in dem Stifft zu haben, welches ihnen im Weſt⸗
phaͤliſchen Friden gelaſſen wurde. Zu diſer Zeit hatten ſie auch noch einen eigenen
Dechanten oder vielmehr Decanats⸗ Verwalter, und einen eigenen Syndicum, Die
erſte Stelle bekleidete Herzog Anton Ulrich von Braunſchweig, welcher fi viele
Mauͤhe gab bey den Fridens handlungen ſolches Recht zu behaupten, wie dann zween
Mecklenburgiſchen Prinzen in dem Fridenſchluß Canonicaten angewieſen wurden (2).
Herzog Eberhard war bey ſeiner anwachſenden ſtarken Familie bedacht auch einen Ge⸗
nuß dabey zu haben und Prinz Wilhelm Ludwig wurde von dem Evangeliſchen Ca⸗
pitul den 21. Nov. darzu aufgenommen. Herzog Anton Ulrich war als Statthal⸗
ter des Decanats ſelbſt gegenwaͤrtig zu Straßburg und beſtetigte ſolche Wahl mit ei⸗
mer befondern Urkunde. Herzog Eberhard mußte aber im Namen ſeines noch mins
derjaͤhrigen Prinzen einen Revers ausſtellen, dem Evangeliſchen Stifft getreu zu
ſeyn, deſſen Zierde, Ehre, Nuten und Freyheit zu befoͤrdern, dem fogennunten
Kirchenbuch und Ordnung und inſonderheit den von den beeden Fuͤrſtlichen Haͤuſern
Braunſchweig und Mecklenburg erneuerten Statuten und Capitulationen genau nach⸗
zukommen, abſonderlich bey der ungeaͤnderten Augſpurgiſchen Conſeſſion beſtaͤndig
zu bleiben und nicht zuzugeben, daß ein anderer Religions- Verwandter zu einiger
Pfroͤnde gelangen ſollte. 2.) Verpflichtete er feinen Prinzen nicht zu geſtatten,
daß des Stiffts Güter auf einige Weiſe veraͤuſſert oder 3.) jemand in die Zahl der
Evangeliſchen Canonicorum aufgenommen würde, welcher nicht durch drey Fuͤrſten,
Graven oder achten Freyherrn, welche Stände des Reichs waͤren, ein ſchrifftlich
Zeugnus beygebracht haͤtte, daß er von ſeinen Voreltern beedes Geſchlechts biß zu
der achten Geburt einſchließlich ein teutſcher Fuͤrſt, Grav oder Freyherr und Reiches
Stand geweſen und noch ſey (a).
. F. 76.
Indem nun die Wuͤrtenbergiſche Landſchafft ſich mit etlichen Fuͤrſten, Gra⸗
ven und Herrn, ganzen Ritter s Vierteln und Reichs⸗Staͤdten zu Anfang diſes Jahrs
wegen der Schuldenzahlung vergliche, welche aus 4507 200. fl. die verfallene Zinnſe
ſchwinden lieſſen und mit hinfuͤro bezahlenden halben Zinnſen ſich freywillig begnuͤg⸗
ten, ſo wurde Herzog Eberhard von einem Graven von Gronsfeld bey dem 9 9
(2) Inſtrum. pace. Cat. Suec. art · XII. 92%
(a) vid. Beyl. num. 33.34. und. 35
| Eulfter Abſchnit t. 12120
Hof berleumdet, als ob er nebſt Baden-Baden ſich mit der Kron Frankreich in eis 1654
ne gefaͤhrliche Allianz eingelaſſen und eine anſehnliche Mannſchafft auf den Beinen
ſtehen und dem Churfuͤrſten von Coͤlln, wie auch andern nothleydenden Ständen im
Nothſall beyzuſtehen verſprochen habe. Diſe Verleumdung wurde auch mit Briefen
aus Frankreich beſtaͤrket. Die Wuͤrtenbergiſche Geſandte mußten deßwegen ſolchem
unwahrhafften Gerüchte widerſprechen und fanden gutes Gehör , weil zu allem Gluͤck
der Kayſer genaue Nachricht von deſſen Unrichtigkeit eingezogen hatte. Gleich⸗
wohl drang der Herzog ſehr darauf, daß den nothleydenden Staͤnden von den Spar
niſchen, Lothringiſchen und Condeiſchen Völkern mit eylender Huͤlfe vermoͤg der Reiches
geſetze, des Fridensſchluſſes und der darinn fo verbindlich geſchloſſenen garantie gene-
ralis begegnet wuͤrde. Es wurde aber an einem Verglich mit dem Herzog von Lothrin⸗
gen ſehr ſtark gearbeitet und der Kayſer ließ Abmahnungs⸗ Schreiben an ihn erge⸗
hen. Die ſamtliche Catholiſche Stände wollten deßwegen diſe Hülfe als überflüffig
verwerfen. Auf einer andern Seite drang nun der Euglifche Geſandte von Roche⸗
ſter auf Beſchleunigung feines geſuchten Beytrags für den ungluͤcklichen König Carlu.
Er wurde von dem Churfuͤrſten von Brandenburg unterſtuͤtzt, weil man wegen Tren⸗
nung der ſogenannten Schottiſchen Hig⸗ oder Hochlaͤnder und der Herriſoniſchen Par⸗
they einige neue Hoffnung erblicken wollte den König auf den Thron zu ſezen. Der
Chürfürſt wandte ſich an den Herzog durch Schreiben und der Grab von Rocheſter
an ſeine Geſandte. Diſe letztere eutſchuldigten ſich zwar, daß das Herzogthum
Wuͤrteuberg ſelbſt in einem aͤuſſerſt verdorbenen Zuſtand ſey und der Herzog ſich und
feinen Anverwandten ſchwerlich aus der Noth helffen koͤnne, inſonderheit weil ins
mer eine ſchwere Auflage der andern folge und jetzo nebſt den Cammerzielern auch die
faſt unhintertreibliche Huͤlfe mit Volk und Geld an Chur⸗Colln zur Sicherheit
des Reichs bevorſtuͤnde. Der Engliſche Geſaudte wollte ſich aber mit diſer Antwort
nicht beguuͤgen laſſen, ſondern beruffte ſich auf Chur⸗Brandeburg, Pfalz, Heſſen,
Braunſchweig und Mecklenburg, welche ſich auch diſes Königs Angelegenheit ſehr
annahmen und dem Herzog ungleich auslegten, daß dieſer ſich zu einigem Beytrag,
worzu ſich doch andere eben ſo ruinierte Staͤnde erklaͤrten, zum wenigſten in Ruckſicht
auf die Brandenburgiſche Fuͤrbitte und Verdienſte gegen dem gemeinen Evangeliſchen
Weſen bey diſer Reichsverſammlung nicht verſtehen wollte, als wordurch auch ande⸗
re abwendig gemacht wuͤrden. Er konnte ſich demnach auf ſolche Weiſe ohne diſes
Churhauſes ſtarke Empfindung nicht wohl entziehen, weßwegen er ſich entſchuldigte,
daß er zwar nicht gemeynt ſey den Koͤnig gar huͤlflos zu laſſen, muͤſſe aber auch ſein
und feiner armen Unterthanen hoͤchſtes Unvermoͤgen und zugleich die daraus entſtehen⸗
de Folgen vor Augen haben, da die Kron Polen ebenmaͤßig um dergleichen Hülfe.
wegen bevorſtehender Tuͤrken⸗Gefahr ſchon eingekommen, welche fuͤr die ganze Chris
ſtenheit noch viel dringender ſey, zumahl auf diſe Weiſe das Teutſche Reich von allen
IX. Theil. R Po⸗
0 5 7
130 SGeſchichte der Herzogen von Muͤrtenberg,
—
1654 Potentaten ziugbar gemacht zu ſehn (diene „ unzeacht es ſelbſt noch in groſſer
n
zuführen. Herzog Eberhard lieſſe ſich hierin ganz bereitwillig finden und begehrte
nur die Namen ſolcher Verwieſenen zu wiſſen. 1 REN
„ Nee 37
Obwohl aber der Churfuͤrſt zu Coͤlln gänzlich. darauff baute, daß der Hertzog
ihn nicht verlaſſen, ſondern wenigſtens 600. Mann zu Fuß und 300. zu Pferd zu
Huͤlf ſchicken würde, zumahl Chur: Sachfen würcklich 2000. Mann marſchieren
ließ und Chur⸗Maynz 500. zu Fuß und 800, zu Pferd ſchickte und obſchon die mei⸗
ſte Staͤnde zu einer Huͤlfe ſich ſehr geneigt erklaͤrten, der Herzog es auch ſehr gern
ſahe, theils weil es der Reichsverfaſſung gemäß war, theils weil er ſelbſt auch von
diſen Reichsfeinden Einfälle beſorgte, fo. konnte er ich doch zu keiner beſondern Wer⸗
bung und Beyſtand eher entſchlieſſen, bis der Kayſer das deßwegen gemachte Reichs⸗
Gutachten genehmigt hatte, da er gleichwohl ſolches einem engern Krayß » Convent
vortragen wollte. Dann er war durch die obgemeldte Gronßfeldiſche Verleumdung
ſchuͤchtern gemacht und hätte eher gewünſcht, daß die Huͤlſe im Namen des ganzen
Krayſes vermög der Executions Ordnung bewilligt würde. Entzwiſchen gab er ſei⸗
nem Geſandten den Befehl fleiſſig auszuſorſchen, was andere und inſonderheit der
Fraͤnkiſche Krayß zu thun und für Anſtalten vorzufehren geſonnen ſeyen. Dann es
machte ein Aufſehen, daß ungeacht der Herzog von Lothringen ſich gegen dem Reich
feindlich bezeugte und man ſich in allen Reichs » Collegien wider deſſen Thaͤtlichkeiten
berathſchlagte dennoch deſſen Geſandter von Chur-Maynz wegen der fo, geringen
Margarapſchafft Nomeny in dem Fuͤrſten⸗ Rath zugelaſſen wurde Sitz und Stim⸗
me zu führen, da man ihm den Sitz ſo gleich nach Henneberg und vor Arnberg an⸗
wieſe. Det Herzog hatie deſto mehr Urſach hiedey aufmerkſam zu ſeyn, weil es der
| 1 5 Grav⸗
BR Eilfter Abſchni itt. Ha *
—
—.— — — — — —
Graoſchaft Mömpelgard nachtheilig ſeyn konnte. Seine Geſandte unterbauten 1654
auch ſolche des Herzogs Sorge bey den Directoriis und behaupteten, daß bey der⸗
maligen Umſtaͤnden ſolche Zulaſſung nicht ungeahndet gelaſſen werden moͤchte, wie
dann auch auf ſolche Vorſtellung diſem Lothringiſchen Geſandten nicht mehr angeſagt
| Ei, Nun kam zwar die Kayſerliche Reſolution zum Vorſchein, daß dem Chur⸗
furſten von Coͤlln, als zugleich Biſchoffen zu Lüttich, wider die Lothringiſche Voͤl⸗
ker, welche das letztere Biſtum mit ihren Einfaͤllen ſehr verwuͤſteten, gleichwohl
die bebe Rheiniſche, der Weſtphaͤliſche und die beede Saͤchſiſche Krayſe zur Huͤlſe
aufgebothen werden ſollten. Der Schwaͤbiſche Krayß wurde demnach übergangen
und man erhielt im Vertrauen die Nachricht, daß man den Wuͤrkenbergiſchen Bey⸗
ſtand nur darum für verdächtig gehalten, damit man diſes Krayſes Kriegs⸗Verfaſ⸗
ſung verhindern koͤnnte, dann man habe gleich im Anfang diſer Unruhe und nach ge⸗
ſuchter Huͤlf am Kayſerl. Hof nur die Sorgfalt getragen, daß Brandeburg und
0 Wuͤrtenberg als unruhige Fuͤrſten ſich in diſe Sache einzumiſchen und ihre Voͤlker
dahin zu ſchicken die Gelegenheit ergreiffen und unter ſolchem Vorwand andere Kray⸗
ſe auch zu e einer Verfaſſun⸗ aufwieglen doͤrfften. Jedoch behielt ſich der Kayſer be⸗
vor auf Chur⸗Maynziſche X orſtellungen, daß folche Huͤlfe nicht hinlaͤnglich wäre,
alle Krayſe aufzubieten. Der Bezicht, als ob Herzog Eberhard ein unruhiger Färft
waͤr, gieng demſelden ſehr zu Gemüthe, da alle feine Handlungen nur auf die Bar
ruhigung des Reichs und deſſen dauerhaffte Sicherheit abzweckten. Es gieng aber
mit diſer Huͤlfe ſehr kaltſir innig zu, weil der Kayſer ſich vermerken ließ, daß er den
Spaniern und ihren Allierten, dein Herzog von Lothtingen und dem Prinzen Conde
wehe; u thun gar nicht geneigt ſey, auch von einer Verfaſſung der Staͤnde oder
Krayſe nichts hören wollte, ſondern ſolche nach allen Kraͤfften hintertriebe. Weil
nun die Kron Frankreich dem Chur Fuͤrſten von Coͤlln, als zugleich Biſchoffen zu
Lüttich eine Huͤlſe zuſchickte, gab der Franzoͤſiſche Geſandte den teutſchen Reichs⸗
Staͤnden e einen. Verweiß „wie ſehr ihn beſtemden muͤſſe, daß fie dasjenige Kleinod,
welches ihnen vermög der Reichs⸗Geſetze, Executions⸗Ordnung und Weſtphaͤli⸗
ſchen ridensgebühre, auch ſogar zu ihrer eigenen Beſchͤͤtzung ohn allen Nachtheil
des Reichs und Kayſers mit auswaͤrtigen Kronen Buͤndnuſſe zu machen damit gleich⸗
ſam hinſchleudern, daß ſie die Rettung eines getreuen Mitſtandes und Churfuͤrſten
erſt! in die Willkuͤhr und Wohlgefallen des Kayſers ſtellten und damit dasjenige, was
ihnen! mit ſo ſtarkem Beyſtand der auswaͤrtigen Kronen behauptet worden, jetzo von
freyen Stücken wegwuͤrfen. Zwar ſchien der König in Spanien ſelbſt einen Miß⸗
fallen an des Herzogs von Lothringen Ausſchweiffungen zu haben, indem er den Erz
herzog Leopold Wilhelm erſuchte denſelben in Arreſt nehmen zu laſſen und folches auch
bewerkſtelligt und der Herzog nach Andorf gefuͤhet wurde. Es veränderte ſich aber
die S Sem dardurch Ba indem die Lothringiſche und Condiſche Volker dennoch mit ih⸗
R 2 ren
—
132 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
U
1634 ren Plackereyen fortfuhren. Weßwegen der Churfuͤrſt von Coͤlln an dem Kayſerl.
Hof auch eine Aufforderung des Schwaͤbiſchen Krayſes zu eben der Zeit aus wuͤrk⸗
te, als derſelbe zu Ulm verſammlet war. Die Reſolution wurde aber aufgehalten bis
der Krayßtag ſchon auseinander gegangen war und Herzog Eberhard einen andern
veranſtalten ſollte, da entzwiſchen das ganze Erzſtifft in Gefahr ſtund von feinen
Feinden zu Grund gerichtet zu werden und die Spanier Zeit gewannen ihre Abſich⸗
ten auszufuͤhren. Der Herzog war noch geneigt zu diſer Huͤlfe, muſſte aber vorher
den Biſchoff zu Coſtanz zu gleicher Denkungs⸗ Art bereiten, worzu er gnugſame
Gründe aus dem Weſtphaͤliſchen Friden und der ganzen Reichsverfaſſung auszu⸗
führen in der Hand hatte, als entzwiſchen der Churfuͤrſt zu Coͤlln einsmals ſich mit
den Spanten pergliche⸗⸗ u 4 0 e e Han n
S N e e
Nun kam endlich den 26. Febr. auch das Kayſerl. Decret an das Reichs Di.
reclorium, daß das Moͤmpelgardiſche Votum unmittelbar nach Hennenberg aufze⸗
ruffen werden ſollte. Die Wuͤrtenb. Geſandte verhofften deß wegen, daß ſogleich ein
Decret an den Reichs Marſchallen erfolgen und diſe Stimme ohne fernere Umfrage
würfiich aufgeruffen werden dörffte. Ungeachtet aber wegen der Baden⸗Durla⸗
chiſchen Marggravſchafft Hochberg und der Lothringiſchen Herrſchafft Nomen ben
deren Aufnahm keine beſondere Umfrage mehr gehalten wurde, ſondern diſe auf bloſſes
anmelden Sitz und Stimme erhalten hatten: ſo wollte doch der Oeſterreichiſche
Füͤrſten⸗Raths⸗Direclor Volitar diſen Vortheil dem Hauß Würtenberg ſchwet
machen, entweder in Hoffnung, daß einige Catholiſche Stände ſich noch dawider
ſetzen oder damit die Aufnahm der neuen Fuͤrſten Lobkowitz, Eggenberg, Aurſperg,
Dietrichſtein ꝛc. keinen Widerſpruch finden moͤchte. Es wurde alſo das Moͤmpel⸗
gardiſche Votum wider alles Proteſtieren nochmal in Umfrage gebracht, indem war
Volmar gegen dem Kayſerl. Deeret alle gebuͤrende Ehrfurcht bezeugte, aber gegen
den Evangeſiſchen ſich vernehmen ließ, daß er ſich wegen Einfuhrung der neuen Sen,
ſten keines Widerſpruchs oder Erſchwerung mehr verſehen wollte. Die meiſte Stim⸗
men waren aber der Moͤmpelgardiſchen Einführung oder vielmehr Auftuffung güns
ſtig. Nur begehrten Mecklenburg, Caſſel, Hinter Pommern und Braunſchweig,
daß auch ihre lecularilierte Stiffter zugelaſſen werden ſollten. Diſe Moͤmpelgardi⸗
ſche Stimme wurde alſo den 1. Martij das erſtemahl wieder aufgeruffen und dieſel⸗
be unmittelbar nach Henneberg abgelegt und weder damahl, noch bey fo genden
RMaothgaͤngen das geringſte nicht eingewendet. Dagegen ber gran öh 0 gegen
Herzog Seopold Fridrichen von Moͤmpelgard einen Unwillen aͤuſſerte. Dann die
Franzoͤſiſche Truppen belagerten damahls die Stadt Befort und begehrten von dem
Eeilfter Abſchnirt. 143
Herzog 1 o. Stücke ſchweren Gef & atzes darzu, welches er ſich aber verbathe, damit 16 54
es nicht das Anſrhen gewinnen koͤnate, als ob er ſich entweder in diſen Krieg mengte
oder die Franzoͤſiſche Ober⸗Herrſchaſſt, welche man einzuführen ſuchte, erkannte.
Die Sranjöfhe oͤlker fielen hierauf in die Graoſchafft ein und begiengen mit mor⸗
den, rauben, und abbrennung vieler Häufer, und Dörfer groſſe Ausſchweiffungen.
Der Herzog beſchwehrte ſich daruber ſowohl an dem Koͤnigl. Hof, als auch auf dem
Reichstag und dem Franzoͤſ. Geſandten Vautorte. Es erfolgte aber nicht allein kei⸗
ne Huͤlſe, ſondern diſer Hof führte vielmehr Beſchwerden dagegen, daß der Herzog
nicht allein dem rebellierenden Cornte de la Souze unter ſchiedlichen Vorſchub gethan
und ihn mit ſeinem Raub ungehindert durch die Graoſchafft paſſiren laſſen, ſondern
auch ſeine Klagen bey dem König angebracht und zugleich, ehe er von demſelben eine
Reſolution erwartet, dieſelbe auch an den Kayſer und den Reichstag gelangen laſſen.
1 72 9015 H. 80. ie
Entzwiſchen wurde der Kayſer des Reistags muͤde, zumahl die Haupt⸗Pun⸗
cten, e d Reichstag gehalten werden ſollte, nicht angegriffen werden
wollten. Er drehete zu Anfang des Merzen, daß er auf den 20. April abreyſen
würde, ehe das punctum relſituendorum ex capite Amniſtiæ & Gravaminum er-
hoben werden konnte. Das Churfuͤrſtl. Collegium wollte ſolches auf eine deputa-
tion verweiſen, Dagegen verglichen ſich etliche Fuͤrſtliche, unter welchen ſich auch
die Würtenbergiſche befanden, zu Berichtigung diſes Puncten dem Kayſer mund⸗
und ſchrifſtliche Vorſtellung zu thun, zumahl Chur⸗Brandeburg den IL. Martij
dem Kayſer in einer Audienz die Eröffnung ſchon gethan hatte, daß wann den Ber
ſchwerden Puncten nicht durch hinlaͤngliche Mittel noch auf diſem Reichstag geholf⸗
10 wuͤrde, er den Reichs abſchied nicht unterſchreiben wollte, wie auch, daß, wann
Thur Maynz und die übrige Catholiſche wegen der von den Evangeliſchen begehrten
be der Religion unter den Cammergerichts⸗Bedienten nicht nachgeben wolle
ten, er das Gutachten in puncto Juſtitiæ nicht ergehen laſſen würde. Weil nun die
Abſicht der Cathholiſchen den punctum reſtituendorum entweder gar zu hintertreiben
oder doch durch nge zu erſchweren am Tag war, ſo befahl der Herzog ſeinen Ge⸗
ſandten nicht nur die Chur⸗Brandenburgiſche auf alle Weiſe zu unterſtuͤtzen und auch
audere Vertraute darzu zu vermögen, ſondern ſich auch dahin zu verwenden, damit
diſes wichtige Geſchaͤfft noch vor der Abreyſe des Kayſers dahin beendiget und feſt
auf dem ango normattvo, dem Buchſtaben des Fridens Juſtruments, dem arctio-
ri modo exequendi und dem Nuͤrnbergiſchen Schluſſ beharrt werden möchte. Man
ſchlug dem Kayſer vor Commiffarien zu Fortſetzung des Reichstags zu hinterlaſſen,
Er ſchlug aber beedes ab und wollte den * abbrechen, zu welchem Ende er
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——
134 Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
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1054 ſich des Churfuͤrſtl. Collegi Gutachten den punctum reſtituendorum auf ei-
nen Deputationstag zu verweiſen gefallen lieſſe. Nun muſſte ſich Herzog
Eberhard ſolches gefallen laſſen, doch hielte er dabey für ſehr noͤthig, daß entzwi⸗
ſchen alle Proceſſe, Executionen und Commiſſionen bey dem Beſchwerden Puneten
eingeſtellt und aufgehoben, und ſolches auch auf den H. de indaganda und alle uͤbri⸗
ge noch uneroͤrterte Puneten verſtanden werden ſollte. Damit aber gleichwohl etwas
auf diſem Reichstage ausgemacht würde, fo wurde der Juſtitien⸗Punct und das
Schuldweſen darzu vorgeſchlagen. Alles wurde nun uͤbereylt und der erſte den 4.
5. und 6, Apr. unter die Hand genommen und verglichen, bey welcher Abhandlung
aber ſowohl die Evangeliſche, als Catholiſche Stände ihre bißher geaͤuſferte Mey⸗
nungen ſehr offt veränderten, "Die Wuͤrtenbergiſche Geſandten beſtrebten ſich bey
ſolchen Umſtaͤnden nur alle gefährliche Folgen abzuwenden und ſich ſowohl des Mayn⸗
ziſchen, als auch anderer Deputierten Meynungen zu nutz zu machen, daß infonders
heit denenjenigen, welche lange Zeit von Land und Leuten vertrieben geweſen, Z. E.
Pfalz, Wuͤrtenberg, und andern Schwaͤbiſchen Krayß⸗Staͤnden, beſonders und
durch ein ausdruckliches Huͤlfs⸗Mittel geholffen werden muͤſſte. Bey dem Schuld⸗
weſen waren die Meynungen ebenmaͤſſig ſehr getheilt. Wuͤrtenberg ſtellte in f einem
Voroidie Bedrängnuſſen vor, welche diſes Herzogthum in währendem Krieg nur von
dem Jahr 1628. an biß auf den Augſtmonat 1634. erlitten, da man aus den Reihe
nungen erweiſen koͤnnte, daß es in ſolchen ſechs Jahren nur von den Kayſerl. Win ⸗ ;
terquartiern und Kriegsſchatzungen einen Schaden von 6354326. fl. genommen “
und vom Augſtmonat 1624. biß zum Ausgang des Jahrs 1638. durch Ausſau⸗
gung und Bedruckung 48887 fl. demſelben abgedrungen worden, ohne zu rech⸗
nen, was durch Raub, Plündetung und Brand demſelben zugefüget worden, wel⸗
ches ſich auf 60. Millionen belauffen mochte, fo dann was es von 1639. biß auf 1650.
erlitten, welches auf eine Summ von 7331538. fl. und mithin zuſammen nur in
22. Jahren auf 118742864. fl. berechnet wurde ‚oben der Schade an verödeten
Guͤtern und Abgang der Unterthiatten nicht eingekomtnen, aber daraus ein unſchätz
*
barer Verluſt wegen unterbliebenen Feldbaues erwachſen ſehe. Die meiſte Stimme
men zeigten aber eine Neigung an, daß alle Krayſe durchaus einander gleichgehal⸗
ten werden muͤſſten. Nur Bayern verlangte einen Unterſcheid zwiſchen den mehr
oder weniger verarmten Krayſen zu machen, mit welchem auch ſolchemnach die Wuͤr⸗
tenberg. Geſandte einſtimmten, daß wegen Ungleichheit des Verderbens keine durch,
gehende Gleichheit angenommen, noch ein Krayß dem andern etwas zum Nachtheil
verordnen koͤnnte, indem die Billigkeit erforderte, daß wann man je eine Haupt,
Regul machen wollte Wuͤrtenberg nebſt dem Schwaͤbiſchen Krayß davon ausge⸗
nommen und andern Krayſen, welche eben fo viel gelitten, gleichgehalten werden
muͤſſte. Bey dermaligen Umſtaͤnden, wo ganze Krayſe, Fuͤrſtenthuͤmer, Grav⸗
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Nun wollte man ſich diſes Grunds nicht darzu bedienen die Glaubiger wider
halt
Königreiche Erempel au p zur Aufrechter
feine Glaubiger einen dritten
kauffs errichtet würden, eigentlich aber dennoch ulure mordentes ſehen, welche dem
Ve oh des Geſetzes auszuweichen nur unter einem andern Namen und zwar von
den ſogenannten Geistlichen und Mönchen eingeführt worden, dahingegen die Schuld⸗
ner um ſolcher verſeſſener Zeit willen dasjenige, was ihnen in dem Krieg: überges
blieben, den Glaubigern uͤberlaſſen muͤſſen und damit aͤrger, als mit dem Krieg
ſelbſt daran ſenen / wann fie ihre Familien dem Untergang aufzuopfern und dem gan⸗
zen Reich eine andere Geſtalt zu geben oder ihre Land und Leute von neuem zu
kauffen gedrungen wurden. Wegen der kuͤufftigen Zinſe ſey nicht auſſer Acht zu laſ⸗
fen, daß noch wuͤrklich etlich und dodo. Haußhaltungen in Vergleichung mit dem
Jahr 1634. abgehen, ungefähr. 40000. Mergen guter Weinberge und 270000,
Morgen Aecker, Wiſen und Gärten wuͤſt, viele Dörfer und theils Städte ganz
oder halb in der Aſchen ligen 300. herrſchafftliche uns Commun⸗Gebaͤude und
38200. Privat- Haͤuſer, wie auch ſehr viele Kiechen und Schulen ungebaut,
die übergebliebene Unterthanen aber ganz arm und aus geſogen sehen. Zwar blie⸗
be das Land in Betrachtung Grund und Bodens bey ſeiner Groͤſſe; man koͤnne es
d aber
*
*
136 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1654 aber nach ſeiner Beſchaffenheit in Vergleichung gegen deſſen ehmaligem Zuſtand
nur noch als einen unmaͤchtigen und bey nahe Todten⸗Koͤrper betrachten, deſſen eis
nige Narung und Aufkommen der Herzog in und aus feinen eigenen Saͤfften vermittelſt
koſtharen und ſchweren Anbaues der Feldguͤter ziehen muͤſſe. Nun gehörten aber auch
Haͤnde darzu, welche ſo viele tauſend oͤdeligende Morgen wieder in gehoͤrigen Bau
braͤchten, zu deren Beybringung wohl zwey und mehrere Menſchen⸗ Alter erfordert
wuͤrden, daß man ſich folglich ſo bald keine Hoffnung zu vollkommener e
machen koͤnne. Ueber diſes lige der Weinhandel als das beſte Handthierungs⸗Mittel
wegen uͤbergroſſen Geld : Mangels gänzlich danider oder werden andere unentbehrliche
Waaren, als Salz, Vieh und andere dergleichen Sachen dagegen eingeführt, Wann
dann noch Mißgewaͤchſe einfielen, ſo waͤr leicht zuerachten, daß es uberall fehlen
muͤßte, zumahl wegen Abgang und Mangel des Geſindes die HT wuͤr⸗
den, daß die Unterthanen zum Anbau wenig Luft bezeugen doͤrfften. In welchem
Betracht der Herzog hoffte, daß man ihm auf 10. oder 12. Jahre eine Nachſicht
über die helfftige Zahlung der Zinſe nicht mißgoͤnnen würde, zumahl die Lebens⸗Mit⸗
tel fo auſſerordentlich wohlfeil ſeyen, daß die Glaubiger ſich mit Anerbiethung des
halben Zinſes wohl begnügen koͤnnten. Endlich bemerkte er auch die noch ſchuldige
Heurathguͤter der ſo genannten Vetzuͤchts⸗Toͤchtern, daß dieſelbe auch zu einem
Nachlaſſ am Hauptgut und Zinſen vermocht werden müſſten. Nichts deſtoweniger
ſchien die Mehrheit der Stimmen diſem Wuͤrtenbergiſchen Vortrag nicht beyzupflich⸗
ten. Als dieſe Geſandten folches vermerkten und nicht verſichett ſehn konnten, ob
die Catholiſche Staͤnde des Schwaͤbiſchen Krayſes auf ihrer bißher gethaner Aeuſ⸗
ſerung feft beſtehen doͤrfften , ſtellten ſie dem Saljzburgiſchen Directorio eine Pros
teſtation zu, welche in vollem Rath verleſen wurde. Obwohl aber diſer Directorial⸗
Geſandter dabey ſagte, daß, wann er gewußt haͤtte, daß eine Proteſtation in diſer
Schrifft enthalten waͤr, er ſolches Memorial nicht angenommen haben würde: ſo
fruchtete es doch ſo viel, daß die Catholiſche groſſen theils und die mehreſte Evan⸗
geliſche, auſſerhalb der Saͤchſiſchen Haͤuſer, für den Schwaͤbiſchen und wegen
gleicher Bewandnus auch für den Ober⸗Rheiniſchen und theils Fraͤnkiſchen Ktayß
dahin einſtimmten, daß wegen eingeklagten groſſen Ruins ein anderwaͤrtiges billi⸗
ges Temperament demſelben vergoͤnnt und der Kayſ. May. ein ſolches empfohlen wer⸗
den ſollte. Wegen der kuͤnfftigen Zinßreichung blieb Wuͤrtenberg dabey, daß die
halbe Zinßraichung auf acht Jahr gleichwohl geſtellt werden konnte, welchem die
Badiſche und Heſſiſche Haͤuſer, Zollern, die Schwäbiſche, Wetterauiſche und
Fraͤnkiſche Graven beypflichteten. Als man aber bey der Re⸗ und Correlation den 16.
April es dahin brachte, daß der alten Zinſe Nachlaſſ auf den vierten Theil bis zum Ende
diſes Reichstags beliebet und die Schwaͤb⸗Fraͤnck⸗ Ober⸗und Chur ⸗Rheiniſche Kray⸗
ſe davon ausgenommen und denſelben die alte Zinſe gaͤnzlich nachgelaſſen werden woll⸗
N 18 a f ten
ee Euffter Abrebnin. cin 3137
— n- 26
ten, rufften am folgenden Tag die Ober und Nider⸗Saͤchſiſche, die Weſtphaͤli⸗ 1 654
ſche Stande und aus dem Fraͤnkiſchen die beede BrandeburgiſcheHaͤuſer ſolches für
das ungerechteſte Werk aus, welches mit gutem Gewiſſen nicht verantwortet wer⸗
den koͤnnte. Bey neuer Umſrage gedachten zwar diſe vermoͤgliche Krayſe der obern
verarmten nicht mehr: Nichts deſtoweniger wurde durch die Mehrheit der Stimmen
der Schluſſ dahin gemacht, daß eine durchgehende Gleichheit durch das ganze Reich
beobachtet werden ſollte. Diſes machte Herzog Eberharden ſehr verlegen, zumahl
die ruinierte Krayſe nicht nur die in den Jahren 1641. und 1642. den Kayſerlichen
mittelbaren und unmittelbaren ſogenannten Reichs⸗Voͤlkern bewilligte 100, Roͤmer⸗
Monate, ſondern auch wohl dreymal mehr dem Reich zum beſten allein hergeſchoſ⸗
ſen, die wohlſtehende Krayſe aber ſolches Ungluͤck nicht betroffen, weßwegen jene
billich ein Einſehen verdient haͤtten, welches die Wuͤrtembergiſche Geſandte ſowohl
dem Reichstag durch eine offentliche Proteſtation, als auch dem Kayſer durch ein
bewegliches Bittſchreiben zu Gemuͤth führten, |
Nun wurde der Reichs⸗ Abſchied alfo verfaſſt und den 24. April vor den Der
putierten verleſen, welches dem Herzog faſt unbegreiflich ſchiene, daß bey dem ſonſt
auf Reichstaͤgen hergekommenen Zaudern diſer Abſchied in fo kurzer Zeit und
ſchneller Eyl zu ſtand gekommen, zumahl auch bey diſer Verleſung ſich eine Schwuͤ⸗
rigkeit von groſſer Wichtigkeit hervorthun wollte. Dann das ganze Churfuͤrſtliche
Collegium wollte ſolcher Handlung beywohnen und die Kayſerliche waren es zu ge⸗
ſtatten gar nicht geſonnen, weil nur eine Deputation erfordert wuͤrde, da die Gleich⸗
beit der Religions⸗ Verwandten beobachtet werden müßte, hingegen bey dem Chur⸗
fuͤrſtl. Collegio 4. Catholiſche und nur 3. Evangeliſche wären. Um ihre Abſicht
durchzutreiben gab diſes Collegium dermahl zu Beförderung diſes Geſchaͤffts nach
-
175 und ernennten Chur⸗Sachſen zu Fuͤhrung einer gedoppelten Stimme, welches ſich
auch der Fuͤrſten⸗Rath, doch ohne Folge, gefallen lieſſ. Bey der Ausfertigung des
Abbſchides meynten die Evangeliſche noch immer ein und anders bey den beſchwerli⸗
chen und von ihnen nicht bewilligten Puncten geändert zu erlangen. Ihre Unbe⸗
ſtaͤndigkeit und ſchlechte Einigkeit vereitelte aber ſolche Hoffnung, dagegen die Ca⸗
tholiſche ſtandhafft auf einmuͤthiger Zuſamenſetzung beharrten, wordurch dann das
punctum reflitutionis ex capite Ampiltiz & gravaminum, wie ſolches behandelt
werden moͤchte, mit vieler Muͤhe dahin gebracht wurde, daß dasſelbe durch die Or⸗
dinari⸗Reichs⸗ Deputation zu Frankfurt berichtigt werden ſollte. Der Reichs⸗Ab⸗
ſchied wurde demnach den 7. Maji offentlich kund gemacht. Der Churfuͤrſt von
Brandeburg hatte ſchon den 24. Mart. zwey Schreiben an den Herzog abgelaſſen.
IX. heil. r S } | Das
138 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1654 Das eine unterbaute das Geſuch der beeden Fuͤrſten Bogislaus und Januſtus von
Radzivil, welche ſich Herzoge zu Bierſe, Schlutzkau und Kopyl nennten und in
den Fuͤrſten⸗ Rath eingefuhrt zu werden verlangten. In dem andern bezeugte er einen
patriotiſchen Eyfer, damit noch vor Ausgang diſes Reichstags der Ofnabruͤg⸗ und
Muͤnſteriſche Fridenſchluſſzur Vollziehung gebracht, das noch uneroͤrterte berich⸗
tigt und die allgemeine Reichs⸗Verfſaſſung nach der Executions⸗Ordnung eingelei⸗
tet werden möchte. Beede Schreiben kamen zu ſpaͤt an, da keine Hoffnug mehr von
handen war dergleichen Sachen auf dem Reichstag anzubringen oder zu betreiben,
da ſonſt kein Zweifel geweſen wär, daß der Herzog den Fuͤrßen von Radztoil zu Gum
ſten feine Geſandte inſtruiert haͤtte. Wegen des andern Puneten bezeugte aber den
Herzog ſeine Wehmuth, daß patriotiſche Fuͤrſten mit ihren Geſinnungen nicht durch⸗
dringen koͤnnen (b). Man bemerkte auch in dem publicierten Reichs⸗Abſchied fehr
viele Fehler, welche dem Reichs⸗Directorio oder deſſen Canzley zur Laſt gelegt
werden konnten, deren einige hernach zu vielen Strittigkeiten Anlaſſ gaben, welche
letztere in der Folge bemerkt zu werden verdienen. Hier gedenke ich nur, daß, weil
das Hauß Wuͤrtenberg obgedachter maſſen auch zur Ordinari-Reichs- Deputation
auserſehen worden, das Fuͤrſten⸗Raths⸗ Collegium basſelbe ſowohl in den daruͤber
gefaßten Schlüffen, als auch in dem Reichsbedenken vor dem Hauß Mecklenburg
benennt habe. Es haͤtte diſem Directorio gebührt bey der Ordnung und dem Buch⸗
ſtaben diſer Schlüffe zu bleiben. Es hatte aber in dem Abſchied zum Nachtheil des
Hauſes Wuͤrtenberg jenes Hauß vorgeſeizt, weßwegen diſe Geſaudte ſogleich eine re-
ſervations- und Proteſtations⸗Schrifft dem Churfuͤrſten einhäntigen lieſſen, da⸗
mit ſolcher Verſtoſſ noch geändert , widrigenfalls aber eine Urkund wegen ſolcher Pros
teſtation gegeben werden möchte. Die Directorial-Canzley lieſſ es aber bey demje⸗
nigen bewenden, was es einmahl geſchrieben und es wurde neben andern betraͤchtli⸗
chen auch diſer Fehler in den gedruckten Exemplarien beybehalten (G). x
*
; H. 83.
Ich habe vorhin ſchon beruͤhrt, daß verſchiedene den Evangeliſchen beſchwerliche
Puncten in diſen Reichs⸗Abſchied eingefloſſen, weil diſe Religionsverwandte in kei⸗
ner Einigkeit mit einander geſtanden, weßwegen auch die Rellitutiones ex capite Anıni-
fie & gravaminum nicht angegriffen werden wollen, ſondern zur Ordinari⸗Reichs⸗
Deputation verwieſen worden. Diſes gieng dem Churfuͤrſten von Brandeburg ſehr
zu Gemuͤth. Er konnte nicht ohne Grund vermuthen, daß ſowohl bey diſer Deputa⸗
tion, als auch dem naͤchſtkünfftig angeſetzten Reichstag es nicht beſſer gehen und dabey
das Evangeliſche Weſen ſehr Noth leyden doͤrffte. Weil er aber Herzog Eberharden
| gleiche
(d) vid. Beyl. nam. 36. (ec) vid. Benl. num. 37.
Kult er Abſchnirt. 1
gleichgeſinnt wußte, fo wendete er ſich an biſenuͤrſten und begehrte durch ein Schrei⸗ 16 54
ben vom 8. May Vorſchlaͤge, wie die Evangeliſche Fuͤrſten zu einer beſſern einmuthi⸗
gen Zuſamenſetzung zu bringen wären, Freylich war ſchwer ein Mittel auszuſinnen
bey fo vielen Köpfen eine Einigkeit zu erlangen. Dann obſchon die Fuͤrſten darzu ges
neigt ſeyn mochten, ſo hatten doch ihrer Geſandten verſchiedene Einſichten in ihren er⸗
ſtattenden Berichten auch verſchiedene Würkungen, inſonderheit wann ein Privat⸗In⸗
zereſſe mit der allgemeinen Wohlfart nicht uͤbereinſtimmen wollte oder die Schh ‘ terns
heit eines Geſandten durch ſorgliche Vorſtellungen nachtheilige Eindruͤcke empfand.
Die meiſte Evaugeliſche Geſandte hatten ſchon bey Endigung diſes Reichstags den
Fehler, welchen fie begangen hatten, eingeſehen und die Nothwendigkeit einer ges
meinſchafftlichen Zufamenfeßung ihren Principalen zu Gemuͤth geführt. Sie war
der Vernunfft gemäß und patrlotiſch: aver bey vorkommenden Handlungen und ſich
hervorthuenden Schwürigfeiten kam ſie in Vergeſſenheit. Diſes war die Kraukheit,
welche von Grund aus gehoben werden mußte, damit die Ausbruͤche derſelben bey
kuͤufftigen Zuſamenkuͤnfften vermieden wuͤrden, weil dergleichen Sympromata endlich
gefährlich und tödlich werden konnten. Herzog Eberhard ſchlug gleichwohl zween Wee⸗
ge vor zu ſolchem Zweck zu gelangen. Bey dem erſten bemerkte er, daß inſouderheit
dem Ober⸗ und Nider⸗Saͤchſiſchen Krayß, den Churpfaͤlziſchen und Heſſiſchen Höͤ⸗
fen die Nothwenkdigkeir einer ſolchen Einigkeit beygebracht werden mußte. Dann bey
den obern Krayſen haffteten noch ſo viele Beſchwerden, daß faſt alle Stände die Un⸗
einigkeit der Evangeliſchen beſeuffzeten, wordurch ihre Huͤlfe erſchweret, aufgehalten
oder gar vernichtet würde. Dagegen die Ober- und Niderſaͤchſiſche Staͤnde wenig
oder gar nichts wegen ermanglender Keifitution zu klagen hätten und den Schaden Jos
ſephs in den Obern Krayſen nicht zu Herzen naͤhmen. Der andere Weeg war eine
Zuſamenkunft entweder aller oder doch der fuͤrnehmſten Evangeliſchen Stände vor der
Wieder⸗Autrettung des abgebrochenen Reichstags oder der bevorſtehenden Reichs-
Deputation abzureden, wie alles, was zur Abthuung ihrer habenden Beſchwerden,
und zu der jetztlebenden und kuͤufftiger Evangeliſchen beſſerer Sicherheit und Erhal-
tung habender Privilegien, inſonderheit aber zu Beveſtigung des allgemeinen Reichs⸗
fridens gereichen und zu beobachten ſeyn möchte, mit Hintanſetzung aller Neben⸗Ab⸗
ſichten forgfältig erwogen würde, (d) Diſer Weeg würde beliebet worden feyn, wos
fern er nicht allzugroſſes Aufſehen bey dem Gegentheil verurſacht hätte. Der Herzog
richtete nun vorzüglich feine Sorgen auf die Kellitution ex capite Amniſtiæ & gra-
vaminum und die deßwegen angeordnete Ordinari⸗Reichs⸗ Deputation, wobey er
nebſt andern Evangeliſchen barauf beharrte, daß entzwiſchen von dem Reichs⸗Hof⸗
Rath in denen aus dem Fridensſchluß herruͤhrenden Sachen nicht verfahren, ſondern
dieſelbe an die zu dem Ende aufgeſtellte . verwieſen werden moͤch⸗
| S 2 teu.
(a) vid. Beyl. num. 38.
. 40
. 9 - Y Mr
149 Geſchichre der Herzogen von Würtenberg,
— 7
1654 ten. Und weil man am Kayſerl. Hof den Evangelischen Reichs⸗Hof⸗Raͤthen, Ges
ſandten und Agenten ꝛc. den Gottesdienſt und Zuſpruch in Todes⸗Nöthen verwaiger⸗
te, fo wurden ſchon von andern Eoangeliſchen Vorſtellungen gemacht und der Herzog
von ihnen aufgefordert ſich ebenmaͤßig dahin zu verwenden. Weßwegen er den 2. Au⸗
guſti ein Schreiben an den Kayſer abgehen ließ und ihm zur Ueberlegung heimſtellte ,
daß der Reichs⸗Hof⸗ Rath noch nicht mit den erforderlichen Beyſitzern verſehen und
diſes Kayſ. und Reichs⸗Gerichts Ordnung den Chur⸗Fuͤrſten und Staͤuden noch
nicht eiumahl vorgelegt worden, mithin derſelbe noch nicht in ſolchen Sachen als ein
Gericht anerkennt werden konnte. Es wuͤrde auch nicht erſetzt werden können, wann
den Beyſitzern nicht die freye Religions⸗Uebung gewaͤhrt und deren Wittwen und
Wayſen vor aller Bedraͤugnus ſicher geſtellt wuͤrden. (e) Diſes veranlaßte auch
den Herzog an den Koͤnig in Schweden ein Schreiben unterm 11. Augſt abgehen zu
laſſen, und deſſen Beyſtand in Wiederherſtellung einer Einigkeit unter den Evangeli⸗
ſchen zu erbitten. Und weil die Praͤcedenz⸗ Strittigkeiten nur unter diſer Religion
zugethanen Fuͤrſten vorwalteten und die Erfahrung zeigte, wie viel Autheil dieſelbe
an den Berathſchlagungen hatten, ſo ſuchte er diſen Zunder zu Mißhelligkeiten weg⸗
zuraumen und eine ſchon vormahls vorgeſchlagene immerwährende Alternarion zum
Stand zu bringen, wie auch dem Koͤnig ſeinen Vorſchlag wegen Zuſamenſchickung der
Evangeliſchen Stände Geſandten zu eröffnen, (1) und beſonders bey dem Reichs⸗
Canzler Orenſtirn das Reſtitutions⸗Geſchaͤfft zu unterbauen. (g) Der Koͤnig
ſchickte eben damals den Graven von Schlippenbach an den Chur⸗Maynziſchen Hof
ſo wohl ſeine Angelegenheiten wegen der Haͤndel mit der Reichsſtadt Bremen in gu⸗
tes Angedenken zu bringen, als auch die uͤbereilte Wahl des Roͤmiſchen Königs Fer⸗
dinands IV. zu ahnden, weil nicht nur die Fuͤrſten und Staͤnde des Reichs mit ih⸗
rer Einwilligung wider den Fridenſchluß uͤbergangen, ſondern auch zu Errichtung der
Wahl⸗Capitulation nicht gezogen worden. Der Wuͤrtembergiſche Laudhofmeiſter,
Grav von Caſtell und der Regierungs⸗Rath VBidenbach befanden ſich auch zu Maynz,
und begleiteten den Schwediſchen Geſandten nach Stuttgard, weil er den beſondern
Auſtrag hatte auch Herzog Eberharden heimzuſuchen, welchen der Koͤnig einer auſſer⸗
ordentlichen Gewogenheit und Vertrauens um deſſen bisher fuͤr die Freyheit der
Staͤnde und die Religion erwieſenen ruͤhmlichen Eyfers willen wuͤrdigte und zugleich
eine Antwort auf obiges Schreiben uͤberſchickte. (h)
F. 84. 8 N
Nun war in dem Reichs⸗Abſchied beſonders auch verordnet, daß zu Handha⸗
bung Fridens und Ruhe, wie auch der Executions⸗Ordnung in geſamten Reichs⸗Kray⸗
(e) vid. Beyl. num. 39. (t) vid. Beyl. num. 40. 0
(g) vid. Beyl. num. 41. (h) vid. Beyl. num. 42.
ER a Ellfrer Abſchnitt. DE ER 141
3
ſen die darzugehoͤrige Krayß⸗Obriſten⸗ und ihrer zugeordneten Aemter und Stellen 1654
laͤugſtens innerhalb a. Monaten vermittelſt Krayß⸗Zuſamenkuͤnſten erſetzt werden
follen. Herzog Eberhard war dabey fehr aufmerkſam, damit ihm niemand vorgezo⸗
gen wuͤrde und ſchrieb ſchon den 3. September einen Krayßtag aus, welchen der Bi⸗
(off von Coſtanz ſchon lang hintertrieben hatte. Hier drang er in Gegenwart der
Kayſerl. Commiſſarien auf eine militariſche Verfaſſung, weil ſonſt das Krayß⸗Obri⸗
ſten⸗Amt vergeblich erſetzt worden wär, Der Marggrav von Baden-Baden ſuchte
diſes Amt ernſtlich und fand bey den Catholiſchen Staͤnden, welche die mehrere Stim⸗
men machen konnten, Beyfall. Nur der Biſchoff von Coſtanz führte andere Gedau⸗
ken, weil er überzeugt war, daß von einem Cacholiſchen Krayß⸗Obriſten mehrere
Vusſchweiffungen und Beſchwerden, als von einem Evangeliſchen zu beförchten waͤ⸗
ren, indem ein Eoangellſcher ſich weit mehrer Vehutſam keit befleſſen müßte , weil (os
wohl der Kayſ. Hof, als das Cammergericht einem beſchwehrten Catholiſchen viel eher
beyſtehen und Genugthuung verſchaffen würde. Er gab alſo neben dem Marggraven
von Baden- Durlach ſein Wort dem Herzog darzu behülflich zu ſeyn, zumahlen des
fen Krayß⸗Direckoriam zur Führung di er Wuͤrde ſehr wohl taugte. Nichts deſto⸗
weniger wurde diſe Erſetzung hintangefetzt und uberhaupt wegen der Erhaltung der
Ruhe und Sicherheit nichts geſchloſſen, weil die meiſte Staͤnde vorher eine Moderal
tion der Krayß⸗Matricul und Einſchraͤnkurg der Krayß⸗Oberſten Gewalts vers
langten. Einestheils mochten die Kayſerl. Commiſſarien geheimen Befehl erhalten
haben die Aufſtellung einer milſtariſchen Verfaſſung zu vereiteln, weil fie dem Kay⸗
ſerl. Hof ungeacht des Reichs⸗Abſchieds ſehr verhaßt war: anderntheils trug der
Herzog ſelbſt die Schuld auf ſich, weil er auf Erinnerung anderer Fuͤrſten in der Pro⸗
poſition auch die Gleichheits⸗ Beobachtung der Religion auf die Bahn brachte. Dann
diſe war den Catholiſchen ſehr anſtoͤßig und wurde durch die Mehrheit der Stimmen
ein Geſuch mit dem andern verworffen, weil auf dem Reichstag andere und auch
ganz Evaugeliſche Krayſe es bey dem alten Herkommen gelaſſen hätten und dem Evan⸗
geliſchen Weſen in den vermiſchten Krayſen ein groſſer Nachtheil zugezogen wuͤrde.
Nur wurde demnach beſchloſſen, daß von ſeiten des Krayſes eine Geſandſchafft an den
e
Kayſerl. Hof geſchickt werden follte ſich zu beſchweren, daß derſelbe gleich von zeit der
erſten aufgerichteten Reichs⸗Matricul gar zu hoch angelegt und deßwegen zerſchiedene⸗
mal einer Erleichterung vertroͤſtet worden und, wofern ſolche jetzo nicht erfolgte, wuͤr⸗
de diſer Krayß bey zumahl immerfort waͤhrenden Reichsſchazungen auſſer Stand geſetzt
ſich zu erholen. Ingleichem beklagte ſich derſelbe, daß er wegen der Cammer⸗Matrienl
und Schuldenzahlung in dem Reichs⸗ Abſchied aud ern Krayſeu gleichgehalten worden,
ungeackt es mut demſelben eine ganz andere Beſchaſſenhelt htte. Die Stadt Eßlin⸗
gen aber nebſt einigen wenigen geringen Stau en wollte zur Beſtreitung der Geſand⸗
ſchafſtskoſten nichts beytragen und A r backe on hiutertreiben, weil fie ſchon
2 Erg 3 N 1 vor⸗
*
142 Geſchichte der Herzogen von Wittenberg F
— — — — bl. UKæ— U— .. ů ůů —— — \
1654 vorher einen ſtarken Nachlaß ausgewuͤrket und ſolchen viele Jahre uͤber die beſtimmt |
Zeit genoffen hatte, da ſie beſorgte, daß ſolches bey diſer Gelegenheit offenbar und
ihro ein Erſatz angefordert werden vörffte, weil die Krayß⸗Caſſa ſich damahl ſehr
entbloͤßt vom Geld⸗ Vorrath befande. Herzog Eberhard war zwar ſelbſt noch einen
Reſt von einigen tauſenden Gulden dahin ſchuldig. Er behielte ſolche aber zuruck,
damit, wann die Krayß⸗Staͤnde nach damaliger Beſchaffenheit mit ihren Beytraͤ⸗
gen zu den Geſaudſchafftskoſten nicht einhielten, er die Geſandſchafft damit zu Ver⸗
huͤtung Schimpfs unterſtuͤtzen konnte. Von ſeiten Wuͤrtenberg wurde der Obriſt
Pflaumer von Helffenberg und der durch ſeine Schrifften bekannte D. Nicola Myler
abgeordnet. Weil der Herzog vernahm, daß er verleumdet worden, als ob er ſich
dem juͤugſten Reichs⸗Abſchied widerſetzte und zu Ausführung feiner Abſichten ſich
mit dem ganzen Krayß wegen einer militariſchen Verfaſſung verglichen hätte und ans
dere benachbarte Stände ſich auhaͤngig zu machen ſuchte, fo befahl er zwar denſelben
zu entſchüldigen: man vermuthete aber, daß es vou einem leeren Geſchwaͤtz eines
Canzelliſten herruͤhrte und niemand darnach fragte. Dann, als fie den 8. Nov. zu
Wien angekommen waren, erhielten ſte nicht allein ſogleich Audienz bey dem Kayſer,
ſondern wurden auch vor allen andern Geſandten und Partheyen zu erſt vorgelaſſen
und jedem unter ihnen von dem Kayſer die Hand dargebothen. Sie fanden auch ſon⸗
ſten uͤberall gutes Gehoͤr. Nur gab man ihuen uͤberall zu verſtehen, daß, ob man
ſchon ihr Geſuch ſehr gerecht und billig finde, fie dannoch nichts erhalten wuͤrden,
ehe und bevor der Kayſer und etliche Staats- Raͤthe für die auf den juͤngſten Reichs⸗
tag verwandte groſſe Koſten zu einem Geſchenk von 60. Roͤmer⸗ Monaten die verſicher⸗
te Hoffnung haͤtten. Nun waren die Geſandte wuͤrklich entſchloſſen ohne darzu ha⸗
bende Juſtruction ſolches auf verhoffende Genehmhaltung zu verwilligen. Der Herz
zog verwieſe fie aber auf ihren habenden Befehl, über deſſen Vorſchrifft fie zu ſchrei⸗
ten nicht bemaͤchtigt waͤren, zumahl ihr Geſuch nicht von der Art war, daß es eine
Conferenz, ſondern eine willfaͤhrige oder abſchlaͤgliche Reſolution erforderte und Rös -
mer⸗ Monate zu bezahlen fo unmöglich falle, als die andringende Schulden abzutra⸗
gen. Wegen der Verleumdung aber verſicherte Gr. Kurz und Fuͤrſt von Auerſperg,
daß der Kayſer wohl wuͤßte, wie getreu der Herzog ihm waͤr und daß er ihm mit al⸗
len Kayſerlichen Gnaden und freundlichen Willen gewogen ſey, indem er jederzeit be⸗
funden, daß er nichts unternehme, welches nicht auf die Reichsgeſetze gegruͤndet wär,
Und der Coſtanziſche Geſandte D. Raßler berichtete den 16. Dec. an den Graven von
Fuͤrſtenberg, daß das Hauß Wuͤrtenberg ſich durch diſe Geſandſchafft am Kay ſerli⸗
chen Hof wieder in groſſen Credit ſetze, welches auch diejenige, welche deſſen redliche
Abſichten ſecundieren, zu genieſſen haben. Wie dann, als der Obriſt Pflaumer ſich
gegen dem Fuͤrſten von Aurſperg und Graven Kurzen beſchwehrte, als ob das Hauß
Oeſterreich dem Herzog wegen des Krayß⸗Obriſten⸗Amts zuwider und deßwegen
unglei⸗
79
r
Eilfter Abſchnitt. Bi 143
ungleiche Reden gefallen wären, der letzte fich vernehmen ließ, daß zwar Oeſterreich 1654.
ſich auch, aber vergeblich, darum beworben: die Kayſerliche Commiſſarien ſeyen aber
zu weit gegangen und villeicht möchte der Grav von Zeyl eine Al ſicht darauf gehabt ha⸗
ben. Es werde aber nicht geſchehen, ſondern der Herzog auf den Fall vor allen an⸗
dern noch wohl darum erbetten werden. Die Kayſerliche Reſolution auf des Kray⸗
ſes Geſuch fiel aber nicht fo aus, daß fie beſtehen konnte, indem die Geſandte ſolche
Einwendungen ſogleich dagegen zu machen wußten, daß man fie zu fernerer Ueber⸗
legung zurucknehmen mußte, womit ich mich aber nicht aufzuhalten gedenke, weil
es vielmehr zu einer Krayß⸗-Hiſtorie gehoͤret. i
Wa ce i.
Weil nun wegen der auswärtigen Glaubiger die Berichtigung des F. de inda-
ganda &cc. art. 8. 9 5. des Weſtphaͤliſchen Fridenſchluſſes am Kayſerlichen Hof an⸗
haͤngig gemacht war und auf letzterm Reichstag den Chur » Fürften und Ständen frey⸗
geſtellt wurde, wie ſie es in ihren Landen und Gebieten unter ihren Unterthanen und
Buͤrgern wegen des Schuldweſens gehalten haben wollten, ſo beruffte Herzog Eber⸗
bard den 23. Octobr. erſtlich feinen. engern Landſchafftlichen Ausſchuß zuſamen und
trug demſelben vor, daß er Geſandte auf den Ordinari⸗Reichs⸗Deputations⸗Con⸗
vent nach Frankfurt ſchicken muͤßte. Weil nun diſer eine unwiderſprechliche Folge des
abgebrochenen Reichstags waͤre, ſo glaubte er, daß ſeine Landſchafft zur Anſchaffung
der Unkoſten auch in diſem Fall verbunden waͤr. Diſer Ausſchuß hingegen hielte ſich nicht
zu einer ſolchen Bewilligung bemaͤchtigt, zumahl auch der ſchwere Punct wegen Be⸗
zahlung der Schulden von demſelben erörtert werden ſollte. Es mußte demnach der groͤſſere
Ausſchuß auch darzu beruffen werden. Zween darzu erwaͤhlte Praͤlaten, nemlich zu
Adelberg und Maulbronn waren aber damals mit Tod abgegangen und ihre Stellen
noch nicht erſetzt. Dann der bekandte Valentin Andreaͤ wurde um Georgij diſes Jahrs⸗
von Bebenhauſen nach Adelberg verſetzt und an feine Stelle Johann Jacob Heinlin
nach Bebenhauſen verordnet. Andreaͤ war kaum zu Adelberg aufgezogen, als er den
27. Junij in die Ewigkeit befoͤrdert wurde. Und der Abt Heinrich Dauber zu Maul⸗
bronn folgte bald nach. Beede Stellen kounten nicht fo bald erfeßt werden, weß⸗
wegen zu Ende des Ausſchuß⸗Tags⸗Abſchieds diſen beeden Kloͤſtern, welche einem
andern keinen Gewalt auftragen konnten, ihr Recht vorbehalten wurde, daß die diß⸗
malige Unterlaſſung ihnen an ihrem Sitz und Stimme und anderm Herkommen unnach⸗
theilig ſeyn fol. Der engere Ausſchuſſ zweiffelte auch, ob zu den vorhabenden Mas
terien der groͤſſere Ausſchuſſ hinlaͤuglich waͤr, zumahl bey den Übrigen: Praͤlaten und
Städten ſich ein Mißverguuͤgen auſſerte und diſe den beeden Ausſchuͤſſen den Vor⸗
murff machten, als ob fie ſich einer mehrern Gewalt aumaſſeten, als ihnen aufgetra⸗
| 5 g 5 gen
144 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg ,
1654 gen war. Der Herzog hielt aber davor, daß die groſſe Koſten eines Land⸗
tags zu vermeyden gnug waͤr, wann die ſamtliche Praͤlaten und Staͤdte nur
dem engern und groͤſſern Ausſchuſſ den Gewalt auftruͤgen. Zur Vorlegung der
Propoſition wurden von dem Herzog der Regierungs⸗Rath Johann Albrecht von
Woͤllwart, der Cammer-Procurator D. David Friſch und der Tammer⸗ Rath Hein⸗
rich Orth auserſehen. Der erſte Punet derſelben war, wie es in dem Herzogthum
mit dem H. De indaganda & mit den Communen und andern Schuldnern, welche
durch Kriegsfälle in die Armuth geſtuͤrzet worden, mit Bezahlung der Hauptguͤter
und derſelben Zinſung gehalten werden ſolle, weßwegen unterm 3. Febr. 1655. ein
Reſcript in das Land ergieng. Der zweyte Punct betraff die Fortwaͤhrung des Cams
merbeytrags, weil in diſem Jahr ein Mißgewaͤchs im Wein geweſen, daß man nicht
einmal die Beſoldungen davon beſtreiten und dennoch wegen Mangel des Gelds
weder derſelbe, noch die Feucht anderſt, als mit Schaden verkaufft werden konnte.
Die Ausgaben waren groſſ und die Cammer-Gefaͤll noch nicht fo erträglich ſolche er⸗
ſchwingen zu koͤnnen. Der Herzog verlangte 25000. fl. noch auf zwey Jahr, dage⸗
gen die Landſchafft ihm nur noch auf das Jahr 1685. die Summe von 20000. fl.
verwilligte, aber zu Ausloſung der noch verſetzten Juwelen mit ooo fl. die Hoff:
nung machte. Und endlich wurde auch der Koſten zur gedachten Gefandfchafft nach
Frankfurt mit wochentlichen 130. fl: uͤbernommen, wiewohl diſer Ausſchuſſ⸗Tag
ſich erſt den 12. Martij des folgenden Jahrs endigte (1). Der Inhalt aber des
vorgedachten Reſeripts, nachdem man ihn ſehr genau erwogen hatte, gieng dahin,
daß, ſo viel 1.) die Staͤdte, Flecken, Weyler und Communen betraff, wann we⸗
gen der Zinßreichung dieſelbe ſich mit ihren Glaubigern guͤtlich verglichen oder von
ſelbſt die voͤllige Lieferung angefangen haͤtten, es dabey verbleiben koͤnnte. Diejeni⸗
ge aber, welche ſich noch nicht verglichen haͤtten, wurden angewiſen noch diſes Jahr
1685. den halben Zinß zu reichen, aber vom 1. Jauuarij an des Fünfftigen Jahres
mit voͤlligem Zinß ihre Glaubiger zu vergnügen, dagegen alle alte verſeſſene Ziuß ges
fallen ſeyn ſollten. Und weil 2.) ſolche vollkommene Zinßzalung einem oder dem an⸗
dern Ort noch beſchwerlich fallen doͤrffte, ſo wurden die Beamte befelcht ihre Amts⸗
untergebene zu emſiger Haußhaltung und Geſparſamkeit zu erinnern und keine uͤber⸗
maͤſſige Zehrungen, unnoͤthige koſtbare Reyſen, Ausloſungen und Verehrungen zu
geſtatten. 3.) Denjenigen Glaubigern aber, welche das ihrige mitleydentlich zu Be
zahlung der Schwediſchen Satisfactions⸗Gelder oder Loͤſung aus der Gefangen⸗
ſchafft namentlich als ein Loͤſegeld oder zu Abwendung Brands hergeliehen, oder
was ein Buͤrg unſchuldig und gezwungener weis fuͤr einen ſonſt rechtmaͤſſigen Schuld⸗
ner bezahlen muͤſſen, wurde das Recht beygelegt, daß ihnen ſowohl die von 1650. an
bis dato verfallne und hinfuͤro lauffende Zinſe voͤllig und ohne Abgang vor allen an⸗
a dern
i) Grundveſte des Herzogth. Wuͤrtemb. pag. 617.
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*
2 that l NN Js
Eee Abſcbhnirr. 145
EEE N 88 eee,
dern Glaubigern entrichtet und bezahlt werden ſollen. 4.) Die Privat Per: 1654
ſonen betreffend , murde auch ein Unterſchied gemacht, ob fich dieſelbe mirihren
Glaubigern verglichen haͤtten oder nicht. In jenem Fall blieb es bey dem Verglich.
Wo aber 5.) noch kein Verglich erfolgt war, wurde verordnet, daß die Zinßrei⸗
chungen vom 1. Januarif 1650. den Anfang nehmen, die verſeſſene mithin gefallen
ern, and die Zahlungen der Zinſe fo geſchehen follen , daß jedes Jahrs mit dem lauf,
fenden vollkommenen Zinß auch die Helffte eines alten, nehmlich von 1650, an big
zu gänzlicher Abſtattung des Ausſtands gereicht werden ſoll. |
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221 15 Lars — n:; x W F. 86. ö 5 Mit e
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ER Sleich zu Anfang des Jahres 1655. ſollte nun auch der Anfang der Ordina⸗
ri-Reichs⸗ Deputation gemacht werden. Herzog Eberhard erneunte die bey dem
Reicherag anmefenb geweſene ſo betitulte Obere Raͤthe Georg Wilhelm Bidenbachen
von Treuenfels und O. Ulrich Zellern als feine Geſandte dahin, doch, daß erſterer ans
fänglic allein dahin abreyfen und letzterer erſt alsdann, wann die Deputationshand⸗
lungen den Anfang genommen, dahin folgen ſollte. Er beſorgte mit Bedauren, daß
auch hier ein leydiger Praͤcedenz⸗ Stritt inſonderheit mit den Heſſen⸗Caſſeliſchen
Zeſandten hervorthun doͤrffte, welche bißher bey allen Gelegenheiten ſich über ande⸗
re Staͤnde hervor zu dringen beſchaͤfftigten. Aus folder Beyſorge befahl er dem
Geſandten ſich gleich anfänglich zu erkundigen, was einer oder der andere gefonnen
ſey, bey jeder Gelegenheit auf der bißherigen alter nation zu beharren und des Her⸗
zogs Abſchen vor ſolchen unnötigen Mißhelligkeiten und unbefugtem Andringen an den
Tag zu geben, das alte Herkommen und, weil ſolche Vorgangs⸗Stritte nur unter
Evangeliſchen waͤren, das Aergeruus und den Vortheil, welchen ihr Gegen⸗
heil aus ſolcher Uneinigkeit ziehen Einnte, beweglich zu Gemuͤth zu führen, inſonder⸗
heit aber den im Jahr 1614. mit Heſſen⸗ aſſel getroffenen Verglich nebſt dem Kays
ſerl. Decret diſen Geſandten vorzulegen, worinn Landgrav Moriz im Namen feines
Hauſes verſicherte, daß es wegen der Ehre des Vorgangs dem Hauß Wuͤrtenberg
einige Hinderung, Proteſtation oder Anſprache nicht machen wuͤrde (k). Gegen
dem Caſſeliſchen Geſandten ſollte ſich Bidenbach beſonders erklaͤren, daß, wann fein
Principal nicht bey dem Kapſerl. Decret bleiben wollte, Herzog Eberhard ſich genau
an den Buchſtaben diſes Verglichs halten würde, da das Hauß Heſſen gar aus der
alternation ausgeſchloſſen werden muͤſſte, zumahl auch Schweden ſich die ehmalige
Wuͤrtenbergiſche Vorſchlaͤge wegen Vehrden gefallen lieſſ, daß, weil Pommern
und Mürtenberg ſeither etlich und achtzig Jahren unter ſich alternierten, Verden
entweder vor oder nach Pommern in diſe alternation gezogen und dieſelbe beſtaͤndig zwi⸗
7 25 ur” F nr 11% 292 PER £ . is) N ’ 1 1 22 € k en
ck) ſiehe im fe.hffen Theil der Herzogl. Wuͤrtemb. Geſchichte pag. 85. “
IX. Theil. T
146. Gefchichtelder Herzogen von Wuͤrtenberg, Re
5 ee g A un w ET Te
1655 [hen Pommern und Wuͤrtenberg feſtgeſetzt würde, ungeacht beede Heſſiſche Haͤuſer
Aud Baden⸗Durlach dem Schwediſchen Anſinnen ſich ſehr hart ea
den Vorgang vor allen alternierenden Haͤuſern behaupten wollte. Diſem übertvies
benen Begehren einigen Einhalt zu thun übergab der Wuͤrtenbergiſche Geſandte eindche⸗
ima woraus er erweiſen konnte, daß Verden auf der geiſtlichen Bank eh mals erſt die
27. ſte Stimme geführt habe, da es bey nahe feine Stelle nach den alternierenden
Haͤuſern fand. Erhsthe ſich aber dan noch aus Reſpect gegen der Kron Schweden
und aus Dankbarkeit hier nachzufehen und gab den Übrigen Haͤuſern an die Hand ih⸗
re Gruͤnde zu Papier zu bringen, und die hoͤchſtſchaͤdliche Trennung der Evangeli⸗
ſchen Staͤnde, wie auch die aus der Schwediſchen Forderung entſtehende Unordnun⸗
gen zu erwaͤgen. Weil aber diſer Deputationstag vorzuͤglich um des auf dem Reichs⸗
tag unerledigt gebliebenen puncti reſtituendorum ex capite Amniſtiæ & gtavaminum
willen verordnet worden und das Policey Weſen wieder aufzurichten, "fo erhielten
die Geſandten den Auftrag, daß fie die hiebevor gründlich ausgearbeitete Aufſaͤtze,
das Inttrumentum pacis, den arctiorem modum exequendi und den Nürnbergiſchen
executiong , Receſſ vor Augen haben und unveraͤnderlich auf das nudum factum po-
ſeſſionis ſehen und keine anderwertige Unterſuchung neben einſchlagender Umſtaͤnde ge
ſtatten, noch weniger aber ſich in das petitorjum, welches in Religions⸗ und Kir:
chen⸗Beſchwerden vermoͤg des Fridenſchluſſes gar nicht ſtatt finde‘, eintaſſen ſollten,
damit nicht die noch ihre Reſtitution erwartende oder die daraus wieder entſetzte der
Fruͤchte des Fridens beraubt wurden. Und obſchon im Fuͤrſtl. Graͤvlichen und
Staͤdtiſchen Collegio die Anzahl der deputierten beeder Religionen gleich wär, fo
ſey doch nichts unerhoͤrtes, daß die Catholiſche einen oder andern Evangeliſchen a
ihre Seite ziehen und dardurch eine Mehrheit der Stimmen gewinnen. Diſem Ue⸗
belſtand, da die Catholiſche hingegen einander ſo eyferig beyſteſten, zu begegnen,
ſollten ſie Geſandte mit andern vertrauliches Vernehmen pflegen und allerſeits rei fflich
überlegen, wie etwan ſolcherley Ereignuſſen und Anſtoͤſſe bey Zeiten abgewendet
werden koͤnnten, und verſuchen, ob nicht nach dem Chur⸗Brandeburgiſchen Vor⸗
ſchlag in ſolchen Faͤllen die Evangeliſche ſich eines einmütigen oder durch mehrere
Stimmen beliebenden Schluſſes vergleichen und in partes gehen koͤnnten. 3 125
$. 87. a N 4 5
Bey dem Policey⸗Puneten hielte der Herzog davor, daß inſonderheit dem
unanſtändigen Kleider Pracht, welchem die meiſte ohn Betrachtung ihres Stands,
Herkommens und Vermoͤgens ergeben ſeyen, geſteuert und gleichwie ein kranker Koͤr⸗
per nicht wohl nutzlicher und beſtaͤndiger geſund gemacht werden konnte, als durch
Abfuͤhrung und wegraumung der materiæ peccantis, alſo inſonderheit die Einfuhr
di der
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oe Abſchnite. r
Er Hansa dae Ahe neumodiſcher ade und e 1635
Waaren nach dem Beyſpiel anderer Koͤnigreiche und Republiken verbotten und
der usführm faſt unſaͤglicher ek nn, Gebr: ‚vorgebeugt werden müßte,
na dutch Verfertigung! der
Gal 10 40 Sr en und Knöpfen
tec lch ai moſſes Go 1 u ee in th eils Reichs? Städten aus dem
Handel gebracht und endlich gar zu Staub gema 1 wurde. Die Teutſche Länder
ſeyen mit Lebens ⸗ und Aas A und Materialien ſo begabt, daß man ſol⸗
cher fremder Waaren gar wohl entrathen koͤnne, 3 ſch be 0 1 teie
te und verderblich nſtler und Handwer er ſich bereichern, viele Tau⸗
5 10 Er Die e ene 00 Nicht weniger Ale, die, vorhin ger
An Sion nung het eüten, das einſchmelzen, granu granulieren und brechen
en geoben⸗ und guten? uͤnz⸗ Sorten, wie auch die Au fuhr derſelben bey
10 e verbiethen ı und hingegen auf die Einbringung fremder Gelder gute Ach⸗
ng a die ungerechte abſchaͤzen oder gar aus dem Gang bringen und die benach⸗
af Mei e fle iffig miteinande cordeſpondieren. Wegen der Dienſtboten, Arbeiter ꝛe.
n 1 eren Sen lichkeit ſahe zwar der Herzog wohl ein, daß keine durch
g leiche O eig due erden koͤnnte: Weil aber ſolche Leute ſich aus
. a eine Ordnung gema t wuͤrde, von einem Land oder Krayß in den an⸗
der 19 5 geben ‚fo rieche er, daß man dergleichen Emigranten nirgends aufnehmen
un vi Verordnungen überall einführen: ſollte. Und weil die Evangeliſche fi ch auf
ben Reichstag eines Schematis verglichen und daſſelbe der auſſerordentlichen De⸗
10 zur Camimergerichts „Unterſuchung und den Reviſionen dem Reichs Dire⸗
garen 10 0 10 es aber daſſelbe nach eigenem Belieben theils geändert , theils
0 ſſengelaſſen und alſo zerſtuͤmmelt dem Reichs ⸗Abſchied einverleiber hats
t 0 o gab der Herzog feinen Geſandten auf wegen des befahrenden wichtigen Nach,
e ſich mit andern Evangeliſchen zu vernehmen, daß wider ſolches ungebuͤrliche
Unterſangend die l Aehndung vorgenommen, die directoria in ihren Schran⸗
ken chalten und zu ſolchem Ende die in dem Schemate benennte Staͤnde von dem
eich chs » Diredtorio ausgeſchrieben und der Verſtoſſ verbeſſert werde, Wie dann
überhaupt von den nach geendetem Reichstag noch zu Regenſpurg gebliebenen Es
angeliſchen Geſandten beobachtet wurde, daß der durch den Druck kundgemachte
und per dictatoram mitgetheilte Reichs: Abſchied dem erſten zuvor verleſenen Auf⸗
ai ſaß nicht allerdings gemaͤß befunden t worden. Sie machten eine betraͤchtliche Ver⸗
zeichnus ſolcher Aenderungen: weßwegen der Herzog befahl; wofern noch mehrere
e gleichen Mängel wahrgenommen, wuͤrden, allen Fleiß anzuwenden, damit dieſel⸗
e verbeſſert, dem abgelefenen Concept gleichlautend gemacht und die ſo mangelhafft
im Druck erſchienene Exemplarien für ungültig erklärt und vernichtet wuͤrden. Die
beede Marggraven zu Ononzbach N beſchwehrten ſich ebenmaͤſſig bey
dem
a
148 22 5 Seren rener: „
be
der 00 tru ſeinen G 1 die Rn Bi graven , 805 =
Evangelifchen, g zu Augſpurg moͤglichſt zu uuterſtützen ui En Aka: A. b
e 0 1 Diredtorüis RR ate ala Ba ee j. anne,
06. Hagel e isis N ein er 5
n 5 88. 12 IR 1 1 at rg 4 *
90 b babe e chen des im e vorigen Jahrs jet 8 tage
dacht, daß die Crank» Stände in die anf dem Reichstag beſohine Kriegsperfaflun
nicht hineingehen wollen, ſondern nur auf einen Nachlaſſ an ihrem 90 ular: A
ſchlag gedrungen und ſich über ihren allzuſchweren Schuldenlaſt und Unm jlichke
ſolchen von ſich zu waͤlzen beſchweret haben. Weil nun eine Geſandſcha an den en
Kayſerl. Hof beliebet wurde, deren Verrichtung damals, als die ne
Inſtruction erhielten, noch (ehe zweifelhaft war, fo gab ihnen 16905 a
auf in dem Fall, wann eine gewührige Reſolution erfolgte, ſolch
Deputation beſtetigen zu laſſen, im widrigen aber eine beide, gliche ee
wuͤrken, weil fonft diſer Krayß und deſſen hoͤchſterarmte Glieder weder
meinen Reichs und Crayß⸗ Anlagen, noch zu des Cammergerichts An
was beytragen könnten, ſondern zum Nachtheil des Reichs und . I;
fens zu Grund gehen muͤſſten. Nebſt difem beklagte er in diſer Inſtruttio ion,
Krayß Conventen gemeiniglich Kayſerliche RR, beywohnte Bi wel
ben den in den Propoſitionen 1 60 altenen und die Kra je Beitefenden Sachen au 0
andere Materien mit Verluſt vieler Zeit und Koſten auf die Bahn brachten. olche
müfften zuvorderſt vor des Krayſes Angelegenheiten vorgenommen und diſe hi E
gefeßt werden. Gemeiniglich ſuchten ſte Geld ) Beytrage zu erhalten, wie dann un
letzterm Convent über die vom Reich bewilligte 100. 1. 1 05
Krayß noch 60. derſelben aufgebürdet werden wollten, ungeacht nach
ſchluß und andern Reichsgeſetzen dergleichen Beyſteuren nur air wee 15
fen worden. Das übrige diſer Inſttuction betraff die erhoͤhete Cammer⸗ Ban
Meſtitution und Klagen der Staͤdte Kaufbeuren und Biberach und die Beze lune der
auf den Ständen haftenden Schulden. Entzwiſchen kam auch der ER von d
an dem Kayſerl. Hof befindlichen PD. Nicola Mylern ein, daß ſein Mi 0
Ob riſt Pflaumer das Zeitliche mit der Ewigkeit verwechslet habe und 10
ſehnlichen Verlangens und Flehens ihm kein Evangeliſcher W un ufpr
und Reihung des heyl. Nachemals geſtattet werden wollen. Der Herzog ahe ſo ls
ches für e eine ne groffe Beſchwerde an und ſchickte feinem W ee Bros |
een Eilfter bichniern ' 5. 149
8 u
ten Bidenbachen den 16. Febr. den Befelch nach mit andern vertrauten Evangeli⸗ 7655
ie Vertrauen an einem ſolchen Hof Geſchaͤſſte zu unternehmen, wo fie lang au
halsen, uad darüber in die Ewigkeit bingerückt werden konnten. Gleichwohl
2
e eine Br are An
Bey des Bidenbachs Ankunft zu Frankfurt ſahe es noch ſehr zweifelhafft aus,
indem noch ſehr wenige Geſandte zugegen waren. Die Kayſerliche und Churfuͤrſten
bezeugten ſchlechten Luſt zu diſem Deputationstag ; weil ſie in der Meynung stunden,
daß man ſich in dem puncto reſtituendorum nicht vereinigen koͤnnte und diſe Mate⸗
rie wieder auf einen kuͤnfftigen Reichstag verſchoben werden müffte, mithin Zeit und
Koſten vergeblich waͤren. Ich muß mich hier abermals in die Geſchaͤſſte diſer De
putarion einlaſſen, um mich deren Ordnung als eines Fadens zu bedienen, und verk
Wel ſelben in diſem Labyrinth auf dem rechten Pfad zu Erleuterung eines ode
andern zur Wuͤrtenberg. Hiſtorie gehoͤrigen Punctens zu bleiben, zugleich aber al
dem geneigten Leſer eine Anleitung zum Verſtaͤndnus diſer Deputations⸗Verrich⸗
tung mitzutheilen, welches villeicht manchem Leſer nicht unangenehm ſeyn dörffee,
Es ſchien, als ob die Kayſerliche Commiſſarien ſich das Recht anmaſſten den Vor⸗
zug mit Einmengung allerhand Schwürigkeiten gegen den Evangeliſchen zu behau⸗
pten. Dann ſie lieſſen dem Chur ⸗Brandeburgiſchen Geſandten von Portmann —
Ankunſſt nicht melden, weßwegen diſer ihnen auch die gewoͤnliche Viſite nicht gab,
und als er ihnen ſolche dannoch auf Vermittlung abzulegen ſich erboth, wollten fie
ihn weder für einen Principal : Geſandten erkennen, noch den Excellenz⸗ Titul eins
raumen, Der Sachſen Altenburgiſche fuͤhtte wieder ſeine verwirrte und ſchaͤdliche
Meynungen, daß man ſich eben nicht ſo genau an das nudum factum poſſeſſiouts
binden, ſondern eine Reſtitution auch mit Hintanſetzung des Fridenſchlu es duech
einen Verglich berichtigen koͤnne. Es war zu bewundern, daß ungeacht ae
Carl Guſtav im Jahr 1650 in einem offentlichen Schreiben diſes Gefahren ärger-
liches Betragen verabſcheuet hatte N jego neuer Dingen wieder an⸗
DEE, 3 . fing
159 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg /
1655 ſieng ſolche gefährliche und verwirrte Saͤtze auf die Bahn zu bringen Der Braun⸗
ſtchweigiſche führte ebenmaͤſſig feines Vorfahren unlautere Sprache, daß man um
der Obern Krayſe willen nicht zu neuen Unruhen Anlaſſ geben koͤnnte, weil die Ca⸗
tholiſche einen unuͤberwindlichen Vorſatz bemerken lieſſen ſich diſen Reſtitutionen zu
widerſetzen und den Fridenſchluß nach ihrem Gefallen zu wenden. Diehenige, wel⸗
che rellitujeren ſollten, ſuchten am Kayſerl. Reichs ⸗Hof⸗ Rath Huͤlffe und durch
Beſcheide und Urtheile der Reſtitution zu entgehen. Hier wurden bereits einige nach
der Vorſchrifft des Fridenſchluſſes ſchon ereguierte Sachen wieder abgeändert, fo
daß es durch dergleichen Verwirrungen das Anſehen gewann, als ob man alles w
der in die Unordnung einleiten wollte, welche das kaum erloſchene Kti ſeür ant
aint Gele Und auf diſe Weiſe zeigten ſich freylich ſchlechte Aus ſichten zu
guten Erfolg diſes Deputationstags, weßwegen der König in Schweden den Evan
geliſchen teutſchen Staͤnden eine neue Allianz anerbieten ließ durch Gewalt der
Waffen den Friden beyzubehalten. > TR |
ee a dee Rute ren er
Wegen der Cammer⸗ Gerichts ⸗Viſitation zeigten ſich ebenmaͤſſig neue Bewe⸗
gungen. Dann es beſchwerten ſich der König in Schweden wegen Bremen, Chur⸗
Brandenburg als Beſitzer des Stiffts Halberſtatt und Wuͤrtenberg ſehr, daß ſich
Chur ⸗Maynz unterfangen habe das Schema der hierzu Deputierten abzuaͤndern
und die bemeldte Stände aus der erſten in die dritte Elaſſe zu ſetzen⸗ Herzog Eber⸗
rd gab deßwegen feinem; Geſandten den ernſtlichen Befehl die Schbwediſche und
Brandeburgiſche zu erinnern, daß ſie auf ihrem Vorhaben unbeweglich beharren
ſollten, auch allenfals, wann Chur⸗Maynz ich zu keiner Abänderung verſtehen
wollte, eine Proteſtation einzulegen und zugleich den Chur⸗Saͤchſiſchen, Altenburg,
und Braunſchweigiſchen, welche ſich in die erſte Claß eingedrungen hatten, die un⸗
verantwortliche Folgen aus ihren ſeichten Vorurtheiken abzubilden“ Man erfuht
auch, daß die Catholiſche zu Behauptung ihrer Abſichten die Eintheilung des exer-.
eitü religionis in publicum; privatum & clandeſtinum aufſtellten und eine zuvor
nie erhoͤrte Beſchreibung einer jeden Gattung gaben, indem fie dasjenige fuͤr eine ofr
fentliche Ausübung hielten, welches mit Einwilligung und ausdruͤcklicher Erlaub⸗
nus der Landesherrlichen Obrigkeit geuͤbet wird. Das Privatum nennten fie, web
ches zwar mit wiſſen difer Obrigkeit geſchiehet und folglich nur geduldet oder nicht
verbotten worden. Die heimliche Gottes ⸗Dienſts⸗ Uebung war aber, wie ſie vorga⸗
ee welche aus Forcht der Straffe heimlich ausgeuͤbt werde und nach Beſchaffen⸗
heit der Zeit und Umſtaͤnde entweder gar abgeſtellt oder beſtrafft werden koͤnnte. Die
Evangeliſche fanden aber bey Unterſuchung diſer Eintheilung, wie ſolche bey 7
N E > pundo
Gn
Eilfter Abſchnitrt. 151
— nn nn m une
puncto gravaminum abzuwenden ſeyn moͤchte, weil nach dem Buchſtaben 1655
des Fridenſchluſſes bloß auf den wuͤrklichen Beſitz und nicht auf die Beſchaf⸗
fenheit ſolcher Ausübung das Augenmerk genommen werden konnte. Die Chur⸗
Saͤchſiſche und Churpfaͤlziſche hatten aber ganz widrige Verhaltungs Befehle, daß
man inſouderheit auf die Erhaltung und Beruhigung des Reichs ſehen, und dem
Gaebel in allem eher nachgeben, als etliche geringe Beſchwerden, wie fie ſolche
dafür hielten, etlicher Staͤnde beharren ſollte. Ingleichem fielen zwiſchen den Al⸗
tenburgiſchen und den andern Saͤchſiſchen Haͤuſern, Gotha, Eyſenach und Wey
mar, wie auch zwiſchen Brandeburg⸗ Culmbach und Onolzbach wegen der Adjun-
‚Aion zue ordinari⸗Reichs⸗ Deputation Strittig keiten vor, ſo, daß alle Aus ſich⸗
ten verwirrter und gefährlicher wurden, ‚toben der Gegentheil feinen Vortheil ſehr
wohl zu beobachten wußte. Die geheime Zuſamenkunfft der 3. geiſtlichen Chur fuͤr⸗
ſten zu Bonn machte deßwegen bey den aufmerkſamen Fuͤrſten um fo mehr groſſes
Nachſinnen, weil derſelben auch der Pfalzgrav von Neuburg und der Kayſerl. Com⸗
miſſarius Vollmar beywohnten, da mehrere andere ihre Unachtſamkeit verrie⸗
then. Der Churfuͤrſt von Brandeburg empfand ſolche Abweichungen von dem
Eyffer für das gemeine Evangeliſche Weſen und die fo geringe Achtſamkeit auf
dem Wuͤrtenbergiſchen, daß man Evangeliſcher Seits und zutheuerſt tie Patrioten,
Anfänger und erſte Beſörderer diſer Religion und teutſchen Frepheit auf ſolche Hands
lungen kein wachſames Aug ſchlagen und in eine engere Zufammenfegung ihrer Ge⸗
dauken und Kräften einzutreten eine auffrontentliche Rauigfeif vermerten f fait.
Man kan leicht errathen „aß er infonberheit den Churfürſten bon Sachſen und die
Herzoge von Braunschweig gemepnet habe. Daum er harte nicht ermangelt an ern
und andern Orten bie noͤthige Erinnerungen zu thun, konnte aber bey den wenigſten
einen Beyfall wahrnehmen und bedaurte nicht allein ſehr, daß die Evangeliſche ihre
eigene Angelegenheiten fo ſehr verwahrloßten und die ſo hart beſchwehrte verlieſſen,
ſonderu wuͤnſchte auch ſehnlich, daß er mit Herzog Eberharden in näherer Nachbar⸗
ſchafft der Lande ſtuͤnde und auch andere ſolche hochruͤhmliche Rathſchlaͤge, wie bifer,
führten oder ſich wenigſtens dieſelbe beybringen lieſſen und nicht in einem tiefen Schlaf
der allzugroſſen Sicherheit gleichſam begraben liegen möchten. Beede Fuͤrſten bes
daurten inſonderheit das Zandern des Chur⸗Maynziſchen Directorii, welches mit dem
Anfang der Deputationshandlungen keinen Ernſt vermerken ließ, wie auch die fo
langſame Ankunſt der Catholiſchen Deputierten, indem den 25. April noch keiner vor⸗
handen war, ſo, daß es ſchiene, als ob diſer Deputatioustag ſich zerſchlagen doͤrffte,
ehe er feinen Anfang genommen hatte. Marggrav Wilhelm von Baden begieng das
mahl einige Ausſchweiffungen wegen des Dorfs Ober⸗Oewißheim. Es wurde ver,
mög des Fridenſchluſſes an feinen rechten Herrn reſtituiert und diſe Reſtitution wollte
. von
7
152 Geſchichte der Herzogen von Würrenberg,
—
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— . — —— ——
— — —
1655 von dem Marggraven, ungeacht er damahls ſchon Cammer⸗ Richter und mithin ben
Fridenſchluß zu behaupten verbunden war, wieder umgeſtoſſen werden. Die Evan⸗
geliſche zu Frankfurt anweſende Geſandte entſchloſſen ſich ein Abmanungsſchreiben an
ihn ergehen zu laſſen, weil feine Unternehmungen als eine allgemeine Haupt⸗Be⸗
ſchwerbe betrachtet wurden. Die Chur⸗Saͤchſiſche Geſandte, Piſtoris von Seuſſe⸗ |
litz und D. Strauch wollten aber ſolches Schreiben durchaus nicht genehmigen, ſon⸗
dern vorher mit den Kayſerlichen ſich unterreden, welche in Reſtitutions⸗Faͤllen einen
neuen von dem Fridenſchluß gaͤnzlich abgehenden Plan entworfen hatten. Herzog Eber⸗
hard gab deßwegen ſeinem Geſandten auf demſelben mit herzhafter Beſtaͤndigkeit zu
widerſprechen und zu behaupten, doß man keinen neuen Plan bey den ſchon vollzoge⸗
nen und noch unexequierten Reſtitutions ⸗ Fallen noͤthig habe, weil man das mit fo vie⸗
ler Mühe und Koſten wohlbedaͤchtlich abgefaßte Fridens⸗Inſtrument, den arctiorem
modum exequendi unb den Nuͤrnbergiſchen Executions⸗Receß zur unabaͤuderlichen
Michtſchnur beyzubehalten verbunden waͤr, und im widrigenfall ſich in unendliche
Strittigkeiten einſinken, ja gar den ganzen Friden zweifelhaft machen wuͤrde. Weil
nun des Kayſerl. Geheimden Raths Vollmars Abſichten ſcheiterten, fo berichtete er
an en; Kayſer, daß der Herzog mit Abſendung feiner Geſandten fo ſaumſelig waͤr,
id legte die Schuld auf diſen Fuͤrſten, daß die Deputationshandlungen dardurch ge⸗
buen winten, Diſe Anklage war um deſto vermeſſener, weil der Wuͤrtemberg.
Geſandte nicht nur zu Frankfurt ſchon zu Anfang des Hornungs angekommen wär,
Jondern auch bey den Kayſerlichen die gewönliche Viſiten abgelegt und inſonderheit mit
em Volmar vielen Umgang gepflogen hatte. Ein Kayſerlich 2
Sean eriumertehefuucnen den Herzog die feinige abzuordnen, damit difer Deputatior
x ieee feinen deen erreichte. Der Herzog bedaurte aber in der Autwork,
daß dielmehr die Catholiſche fo. langſam erſchienen und die Zeit und Koſten von den
auweſenden ſo unnuzlich und zu der noch beſchwehrten Staͤnde groſſem Nachtheil ver⸗
ſchwendet wuͤrden. Der Kayſerl. Principal⸗Commiſſarius, Biſchoff von Worms,
batte ſich noch nicht einmal bepgehen ſaſſen ſich dahin zu begeben. uc
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| Unter diſem blinden Geraͤuſche der Deputationdhanblungen unterließ aber der
Herzog gleichwohl nicht dem Beyſpiel ſeiner Vorfahren nachzufolgen und durch Erkauf⸗
fung Guͤter feine Laude zu vergröffern und das Dorf Unter⸗Eiſesheim zu kauffen. Es
gehörte in Altern Zeiten dem Frauenkloſter zu Liechtenſtern unweit Heylbronn zum
theil, welches ſeinen Antheil der Vogtey nebſt dem Kirchenſaß zu Ende des 15ten
Jahrhunderts an die Edelleute von Lamersheim verkauſte. Das Schloß daſelbſt aber
ruͤhrte von der Herrſchafft Weinſperg zu Lehen. Jede Herrſchafft hatte eine ee
| 14
Eeilfter Abſchnitr. 8 | | 32
—
Anzahl Lehenleute und Guter in vorigen Zeiten und diſe waren ſo ſehr an die ſelbe ber⸗ 16 53
bunden, daß fie mit ſolcher verkauft, verpfaͤndet oder ſonſt veraͤuſſert wurden und der
Beſiter der Herrſchafft konnte auch keine Aenderung der Lehen ohne Einwilligung der
Mannen ſelbiger Herrſchafft unternehmen. Diſe ſtellten einen Koͤrper vor, deſſen
Haupt der Lehen⸗Herr war, weßwegen auch derſelbe bey jeder Belehnung zutheuerſt
feinen. zu diſem Lehens⸗Koͤrper gehoͤrigen Vaſallen ihre Rechte vorbehalten und ſolche
Formul in alle Lehenbriefe und Reverſe, wie auch Begnadigungen eingeruͤcket werden
mußte. In diſer Verbindung kam diſes Lehen unter die Chur⸗Pfaͤlziſche Lehen⸗
Herrlichkeit und als Herzog Ulrich die Herrſchafft Weinſperg in der fogenannten
Pfuͤlziſchen Fehde an ſich brachte, fo mußte Michael von Lamersheim ſogleich ſolch
Lehen von der Herrſchafft Wuͤrtenberg empfangen, weil der bisherige Lehenmann,
Conrad von Lamersheim, als ein Anhaͤnger des Churfuͤrſten in die Acht und Aber⸗
Oberacht erklaͤrt war. Das Dorf hingegen blieb diſen Edelleuten eigenthumlich bis
auf das Jahr 1624. da Haunß Sixt von Lamersheim ſolches an Herzog Johann Fri⸗
derichen zu Würtenberg um 60000, fl. verkaufte. Weil aber der Verkaͤuffer die im
Kauf verglichene Bedingungen nicht erfüllte, gieng der Herzog gaͤnzlich von dem Kauf
ab. Nichts deſtoweniger tratt eben difer Edelmann den 23. Junii 1633 in ſeinein
lezten Willen dem Hauß Wuͤrtenberg und allen jedesmahligen regierenden Lands⸗
fuͤrſten den ſogenanuten Kirchenſatz oder Beſtellung der Kirchen und Schulen mit den
darzu gehoͤrigen Rechten ab und raumte ihnen ſogleich ſolche unter der inniglichen
Bitte ein ſeine hinterlaſſende Unterthauen, ihre Kinder und Nachkommen bey der
wahren Evangeliſchen Religion krafft folder Abtrettung zu ſchuͤtzen und ſo offt die
Pfarr- oder Schul⸗Stelle erledigt wuͤrde, dieſelbe jedesmahl mit einer qualificier⸗
ten Perſon zu erſetzen und diſe Kirche dem naͤchſtgeſeſſenen Special⸗Superintendeu⸗
ten zur guten Aufſicht anzubefehlen, auch alles und jedes, was zu Fortpflanzung und
Aufnahm der Evangeliſchen Religion diente, wohl inacht zu nehmen und ſich keinen
Eintrag daran hindern zu laſſen, welches gegen Gott zu verantworten ſeyn werde. Er
ſtarb auch bald darauf und ſein Vetter, Ludwig Fridrich von Lamersheim, der letzte
diſes edlen Geſchlechts, bath den 24. Martii 164. Herzog Eberharden wegen ange⸗
trettener Regierung und der Erbfolge ihn mit dem Schloß zu Unter⸗Eiſesheim und
zwehen Cammerlehen von 8000, und von 3500. fl. zu belehnen. Er gieng in Kriegs⸗
Dienſte und fein Dorf wurde jaͤmerſich veroͤdet, daß die Einwohner ſich meiſtentheils
in der Reichsſtadt Wimpfen aufenthalten mußten und entweder daſelbſt oder zu Ober⸗
Eiſesheim die Predigten und Sacramenten genoſſen. Der bißherige Pfarrer wurde
an ein anders Ort beruffen und die Pfarr blieb noch lange Zeit erledigt. Als Her⸗
zog Eberhard im Jahr 1638. wieder in ſein zertruͤmmertes Herzogthum eingeſetzt
wurde, ſuchte den 18. Nov. 1640. obgedachter Ludwig Fridrich abermahls um die
Belehnung an mit demuͤtiger Bitte ihm die fo ſpaͤte Lehensmuthung wegen ſeiner
IX. Thel. u | Kriegs,
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154 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1655 Kriegsdienſte für keinen Lehens⸗Fehler auszulegen, ſondern um feiner Voreltern
treuen Lehensdienſte willen ihn noch fernerhin als feinen Lehens⸗-Mann zu erken⸗
nen. Er blieb aber den 4. May 1645. in dem Scharmuͤtzel bey Herbſthauſen unter vie⸗
len andern Weymariſchen Todten, weßwegen ſich der beruͤhmte Kayſerl. General
Jean de Werth um diſes heimgefallene Lehen meldete und ſolches erhielte. Das ver⸗
oͤdete Dorf fiel auf des Hannf Sixten von Lamersheim Schweſter⸗Tochter, eine
gebohrne von Bellighofen und Wittib eines N. Truchſeſſen von Hinnenberg, welche
au die Erbſchafft ihres Vettern Toooo. fl. zu fordern hatte. Sie wurde aber eben⸗
maͤßig von vielen Glaubigern geplagt und wußte ſich nicht anderſt als mit Verkaufung
ihres Dorfs Unter⸗Eiſesheim zu retten. Damahls beſtund die ganze Einwohner⸗
ſchafft in 12. Unterthanen. Den Glaubigern war das Dorf um 9380. fl. verpfaͤn⸗
det. Sie trug alſo daſſelbe Herzog Eberharden nebſt einer auf den Thumbiſchen
Erben zu Koͤngen ſtehenden Schuld von 1865. fl. kaͤuflich an, welcher die auf dem
Gut hafftende Schulden auf ſich nahm und noch 7300. fl. in Ducaten bezahlte. Oer
Kauf wurde alſo den 16. May diſes Jahrs unter Beyſtand des Craichgauiſchen Ritz
terhauptmanns geſchloſſen und diſem Ritter⸗Viertel in dem Kaufbrief das auf diſem
Gut angeſprochene Schatzungs-Recht, wiewohl unter ſtarkem Widerſpruch des Her⸗
zogs endlich vorbehalten. Varnbuͤler konnte zwar die Anſprach der Ritterſchafft auf |
diſes Recht nimmermehr billigen, wollte aber als ein neuaufgenommenes Mitglied
diſes Staats⸗Koͤrpers auch das deßwegen in feiner Gegenwart gemachte und von
ihm genehmigte Gutachten nicht unterſchreiben. Die Freude der Unterthanen uͤber
diſen Kauf lockte gar bald neue Unterthanen herbey, und die Kirchengemeinde wurde
noch als ein Filial der Ober- Eyſisheimiſchen Kirche betrachtet, bis ſich die Anzahl
der Burgerſchafft gnugſam erhohlt haben wuͤrde. In c e eee
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F. 92. f * |
Entzwiſchen wurde bey der Reichs⸗Deputation der Stritt wegen der Cammer⸗
Gerichts⸗Viſitation ſehr lebhafft, wer nehmlich in der erſten Claſſ darzu verordnet
werden ſollte. Ich habe ſolchen ſchon beruͤhrt, daß die Churmaynziſche Geſandte dar⸗
zu Anlaß gegeben. Nun muß ich denſelben mit Erzehlung des eigentlichen Hergangs
erleutern. Dann als der juͤngſte Reichstag zu Ende gehen wollte und ſehr beſchleu⸗
‚tigt wurde, legte das Oeſterreichiſche Fuͤrſten⸗Raths⸗Directorium den 14. April
ein Schema zu 4. Claſſen vor, welches die meiſte Staͤnde zwar zur Dictatur zu brin⸗
gen verlangten, aber ſich dabey vorbehielten ihre Gedanken daruͤber zu eröffnen, Der
Wuͤrtenbergiſche Geſandte fuͤhrte ſolche Gruͤnde an, daß diſes Hauß in der erſten Claſſe
nicht wohl uͤbergangen werden koͤnnte. Der Bremiſche wendete zu ſolchem Vorgang
die Ehre der Kron Schweden vor, daß man ſie nicht zuruckzuſetzen vermochte. Und
7 Pfalz⸗
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Liter pſchhier “ 297° 155
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Pfalz. Lautern forderte einen Vorzug vor dem Zweybruͤckiſchen Hauß. Demnach 1655
wurde von den Evangeliſchen ein anders! chema beliebt und als ein gefaßter S chluß
ein vor allemahl von dem vorſitzenden Magdeburgiſchen dem Chur⸗Maynziſchen Diredto-
rio mit der Erinnerung eingehaͤudigt, daß es alfo dem Reichs⸗Abſchied einverleibt
werden ſollte. Das Chur⸗Maynziſche Directorium behielte aber nichts deſtoweni⸗
ger auf einiger Catholiſchen Begehren mit Hintanfekung des rechtmaͤßigen Schematis
das von dem Volmar nur in Vorſchlag gebrachte, worinn diſe 3. fuͤrſtliche Haͤuſer in
der dritten Claſſe ſtunden. Es wurde ſo gar die fo noͤthige und für ein weſentliches
1 Stuͤck eines Schlufes geachtete re- und correlation zwiſchen allen Reichs⸗ Raͤthen
uͤbergangen und als ein mit gemeiner Bewilligung aller Stände gefaßter Schluß be⸗
hauptet und in den Reichs⸗Abſchied einzurucken unternommen. Weil nun damahls
keine Vorſtellungen etwas wuͤrken wollten und der Reichstag ſchnell abgebrochen wur⸗
de, fo mußte der Wuͤrtembergiſche Geſandte ſolchen Hergang auf diſem Deputations⸗
tag den uͤbrigen Evangeliſchen vorlegen, die unuͤberdenkliche allen Proteſtierenden be⸗
vorſtehende Gefahr und beſchwerliche Folgen zu Gemuͤth fuͤhren, wann ihr Gegen⸗
theil mit ſeinen Abſichten auf diſe Weiſe allenthalben vordringen ſollte. Er begehrte
dabey ſie dahin zu vermoͤgen, daß ſie auf dem zu Regenſpurg gemachten Schluß ein⸗
muͤthig und herzhafft beſtehen und ſich der gegneriſchen Vortheilhafftigkeit tapfer ſowohl
in diſer Sache, als auch wegen der ſortwaͤhrenden leydigen Hof- Proceffen in Reſti⸗
tutions⸗ Sachen, worauf der Kayſer unter dem Vorwand des oberſten Richter Amts
beharrte und ſich daſſelbe nicht einſchraͤuken laſſen wollte, entgegen feßen möchten. Nun
gewann es wirklich ein gutes Auſehen darzu. Die Chur⸗Saͤchſiſche blieben aber in
ihrer Unempfindlichkeit, fo, daß ihnen der Sachſen⸗Altenburgiſche unter die Augen
fagte, daß diſe Chur ihr Direckorium bey dem Eoangeliſchen Weſen verlieren doͤrfte.
Der Wuͤrtembergiſche unterbaute aber bey den übrigen Evangeliſchen diſen Leuten bey⸗
zubringen, wie man auf ſolche Weiſe Evangeliſcher ſeits gezwungen wuͤrde denjenigen
Plan wieder hervorzuſuchen, welcher bey den allgemeinen Weſtphaͤliſchen Fridens⸗
handlungen und andern offentlichen Zuſamenkuͤnſten zu diſer Chur nicht geringen Be⸗
ſchimpfung gebraucht worden, daß nemlich die übrige Evangeliſche nichts deſtoweni⸗
ger zuſamentretten, einen Schluß machen und hernach erſt den Chur⸗ Saͤchſiſchen zu
ihrer Wiſſenfchafft hinterbringen börften. Herzog Eberhard wurde aber auch zu Hauß
durch das Abſterben ſeiner liebſten Gemahlin in groſſe Betruͤbnus geſezt. Daun fie
wurde am Charfreytag über der Betrachtung des Leydens Chriſti von dem Schlag ge⸗
ruͤhrt und dergeſtalt geſchwaͤchet, daß ſie endlich den 27. Junii diſes Zeitliche ſeegnete.
1 5 H. 93 ·
Bißher war die Anzahl der Geſandten zu Frankfurt noch ſehr gering. Erſt zu
Ende de Julii begunten einige mehrere Deputierte herbeyzuſchleichen und die Chur⸗
MS Saͤch⸗
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Fbachtet werden koͤnnte, oder, weil mehrere Evangeliſche vorhanden wären, ein oder
anderer derſelben in Abweſenheit der Catholiſchen zuruckbleiben muͤſſte. Gleichwohl
erregte die Hoffnung zur Anhörung der Propoſition einen abermaligen Praͤcedenz⸗
Stritt. Der Heſſiſche Geſandte blieb zur groſſen Verwunderung dermahl ruhig.
Hingegen machte der Mecklenburgiſche neue Anſprach an den Vorſitz vor dem Wuͤrten⸗
bergiſchen und ſuchte das bisherige sternations⸗-Schema durch allerhand Raͤnke um⸗
zuſtoſſen. Solche ſeine Abſichten zu behaupten gieng er einſten ſehr früh in die Kirch
und kam dem Bidenbach zuvor, welcher aber ſolches unterwegs erfuhr und damit es
keinem zum Vor : oder Nachtheil gereichen moͤchte, wieder umkehrte. Gleichwohl
wurde diſer leydige Stritt den 13. Sept. durch einen Verglich zwiſchen den 4. Haͤu⸗
fern Wüurtenberg, Pommern, Mecklenburg und Heſſen, weil Baden nicht zu den
Deputierten gehörte, gehoben, wie es mit ihrer alternatien auf dermaligem und kuͤuff⸗
tigen Ordinari-Reichs⸗Deputationen gehalten werden ſolle. Dann es wurde verab⸗
redet, daß das auf juͤngſtem Reichstag und bißher bey der auſſerordentlichen deputa-
tion ad punctum juſtitia beobachtete, jedoch allerfeits unnachtheilige Schema alrerna-
tionis ohne jemanden in der Hauptſache vorzugreiffen bey allen kuͤnfftigen Ordinari;
Deputationen beſtaͤndig bleiben und, gleichwie bey dem gegenwärtigen Convent bey
der erſten Seſſton und eroͤffneader Propoſition, wie auch denſelben ganzen Tag
Pommern, Wuͤrtenberg, Mecklenburg und Heſſen mit Vor⸗ und Nachſitz und in
diſer Ordnung Vor und Nach ⸗Unterſchreibung des Abſchids und was ſonſt bey Dir
fen Deputations⸗Tag ſchrifftlich ausgefertigt werden möchte, kommen, alſo auch
bey dem naͤchſtfolgenden Zweyten Convent Mechelburg, Wuͤrtenberg, Heſſen und
Pommern, bey dem drirten aber Wuͤrtenberg, Pommern, Heſſen und Mecklen⸗
burg und dann bey dem vierten Heſſen, Mechelburg, Pommern und Wuͤrtenberg
gleichfalls den erſten Tag bey Eroͤffnung der Propoſttion in gemeldter Ordnung re⸗
ſpective zum Anfang vor» oder nachſſtzen, auch ſolcher Convente erfolgender Abſchie⸗
de Unterſchreibung und bey andern ſchrifftlichen Aufſaͤtzen kommen und gelangen, wie
auch, wann die Ordnung nach den Acht⸗Tags⸗Abwechßlungen mit dem Vorgang
alſo herum, alß dann von der erſten Tags⸗Sitzung wieder angefangen und ſo fortan
4
wechſels weiſe alſo fortgeführt werden ſolle. Damit aber die Prepoſition gleichwohl
befördert und die noch ſaͤumige Catholiſche Deputierte herbeygebracht wurden, ſchlug
Bidenbach dem Chur⸗Brandenburgiſchen vor, daß zu allem Ueberfluſß, weil man
fie ſchon oͤffters zum erſcheinen erinnert hätte, nunmehr ein gewiſſer quali cerminus
peremtorius zur Eroͤffnung der Propoſition, jedoch unverfaͤnglich anberaumt und
dabeh
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Eilfter Abſchnite 157
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dabey noch einige Zeit nachgeſehen werden mochte, nach deren Verflieſſang 1635
ungeacht eines oder des andern Deputierten Abweſenheit dannoch mit der Pro⸗ \
pofition fuͤrgegangen werden fol, Die Kayſerliche erwarteten hierüber einen Ver⸗
haltungsbeſehl und der Maynziſche Canzler Mehl fuchte allerhand Hindernuſſen ein⸗
zuſtreuen. Endlich beſuchte der Kayſerliche Volmar den Wuͤrtenbergiſchen un⸗
verſehens und gab ihm zwar wegen ſeines Vorſchlags vollkommenen Beyfall be
gehrte ihn aber dagegen dahin zu vermögen, daß er fich derjenigen, welche nach dem
Buchſtaben des Fridens reſtituiert, aber deſſen wieder durch Hof- Proceſſe und ans
derwertige Commiſſionen wieder entſetzt worden, nicht fo eyfferig aumehmen ſollte,
weil es ohnehin geringe Sachen waͤren und die Catholiſche Staͤnde zwar den annum
normativum 1624. in Anſehung der Religions⸗Uebung und was derſelben anhaͤngt,
gewillfahrt, aber keines Weegs ſich ihres vor der Reformation gehabten Rechts und
gleichmaͤſſigerebung ihrer Religion begeben haͤtten, da ohnehin den Evangeliſchen wenig
daran gelegen ſeyn koͤnnte, abſchon einige Capueiner zu Ravenſpurg oder Sefuiten
zu Kaufbeuren blieben. Der Herzog von Wuͤrtenberg haͤtte alle feine Lande, Stiffter
und loͤſter wieder erhalten und niemand begehre ihm das wenigſte ſteittig zu machen,
weß wegen er auch nicht ſo hohe Urſach habe um ſchlechter Sachen willen ſich ſo ſtark den
Catholiſchen zu widerſetzen. Bidembach antwortete ihm darauf uberhaupt, daß der Fort
gang der Deputation zeigen werde, ob die Evangeliſche ihres Begehrens, oder die Egtholi⸗
ſche ihres Widerſtrebens beffer befugt ſeyen. Er lieſſ dahin geſtellt ſeyn ob die Kron
Schweden und Chur⸗Sachſen um diſer von den Kayſerl. Commiſſarien ausgeſchafften
und hernach von Coſtanz wieder einſeitig eingeführten Capueiner und Jeſuiten willen die
Waffen wieder ergreiffen doͤrfften, Fönne aber auch nicht ſehen, warum Herzog Eber⸗
hard wegen ſeiner meiſtens wieder erlangten Lande ſich nicht auch bemuͤhen ſollte
andern zu demjenigen wieder zu verhelffen, was ihnen vermoͤg des Fridens gebuͤhre,
zumahl er darzu als Reichs⸗ und Crayß⸗ausſchreibender Fuͤrſt verbunden ſeh. Die
bißherige Abaͤnderungen der von ihm nach der Richtſchnur des Fridens verfuͤegten
Reſtitutionen ſeyen ein neues unertraͤgliches gravamen, welche in dem Friden und
in den Kayſerl. executions-Patenten mit harten Straffen bedrohet waͤren. Sie ge⸗
reichten auch dem Herzog zum Schimpf, als ob fein Verfahren ausſchweiffend gewe⸗
ſen waͤr / da ihm nicht verdacht werden koͤnnte ſolchen von ſich abzuwaͤlzen, zumah⸗
len er auch wegen der ihm noch ermanglenden und entzogenen Scheifften und Urkun⸗
den, wie auch andern Stüden noch nicht alles ihm gebürende vollkommen erhalten
habe. Uebrigens ſey gar billig, daß der Herzog gleichmaͤſſigen Eyffer für feine Glau⸗
bensgenoſſen erſcheinen laſſe, welchen die Catholiſche bißher und noch auf diſe Stunde
fur die ihrige bezeugien. | | R
u 3 BREI. H. 94.
158 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1655 H. 94.
Erſt den 1. Sept. langte der Kayſerl. Principal⸗Commiſſarius, Biſchoff zu
Worms, Hugo Eberhard Kratz von Scharfenſtein zu Frankfurt an, wie auch mit
Ankunft des Braunſchweigiſchen D. Heylands nunmehr alle Evangeliſche Deputierte
zugegen waren. Dagegen noch von Catholiſchen Burgund, Coſtanz, Weingar⸗
ten, Fürftenberg und die Reichs⸗Staͤdte Coͤln, Aachen und Ueberlingen abgiengen.
Nun hatte zwar Weingarten und Ueberlingen ihre Stelle dem Biſchoff von Muͤnſter
zu vertretten übertragen: Man zweiffelte aber daran, ob einem Stand ben dergleis _
chen Deputations⸗Conventen unterſchiedliche Stimmen zu führen geſtattet werden
koͤnnte. Herzog Eberharden ſchiene es gleichguͤltig zu ſeyn, weil, wann man die
Churbayriſche und Oeſterreichiſche gehört hatte, man der. übrigen Catholiſchen Stim⸗
men auch wuͤßte Erſt den 15. Septembr. wurde demnach die Propoſition durch die
Kayſerliche eröffnet, welche auf 3. Punten, nemlich auf die Erörterung und Exe⸗
eution der noch ruckſtaͤndigen Reſtitutionen ex capite Ainniſtiæ & gravaminum, auf
das punctum Securitatis und Verbeſſerung der Policen geſtellt war. Die Berath⸗
ſchlagung derſelben wurde aber noch aufgeſchoben, weil einige Geſandte der naͤchſtge⸗
ſeſſenen Stände ihren Prineipalen diſe Propoſition ſelbſt uͤb erbrachten und daben eini⸗
ge Erleuterungen gaben und andere entſerntere erſt naͤhere Verhaltungs⸗Befehle er⸗
warteten. Diſe Zwiſchen⸗Zeit wendeten die zuruckgebliebene auf die Aufwartung
bey dem zu Frenkſurt angefommenen König Carkn II. von Engelland an. Nun ſoll⸗
te auch bey diſem Convent die Zuruckgebung der Herrſchafft Oberkirch berichtigt wer⸗
den. Das Stifft Straßburg hatte den Biſchoff von Speyr aus dem Hauß Metter⸗
nich und Landgr. Georgen von Heſſen⸗Darmſtatt zu Commiſſarien erbethen. Es
war vor dem Weſtphaͤliſchen Friden in dem Beſitz derſelben, mußte aber ſolche dem
Herzog wieder abtretten, weil fie zu dem Amniſtie⸗Puncten gehörte Es machte
bey den Fridenshandlungen viele Einwendungen dawider. Man antwortete aber
immerzu, reſtituatur prius Dux Wirtenbergiæ, weil ſich bey dem puncto gravami-
num finden wuͤrde, ob und unter welchen Bedingungen er die Herrſchafft wieder an
das Stiffe zurückzugeben ſchuldig wär. Der Herzog befürchtete, daß man feine
Einwendungen nach dem Gebrauch der damaligen Zeiten, wo man mit geiſtlichen
zu thun hatte, nicht auhoͤren, ſondern den Anfang der Commiſſion mit der Execu⸗
tion machen doͤrſſte. Beede Commiſſarien verſprachen zwar alles gute: Aber der
Statthalter und die Raͤthe der Biſchoͤfflichen Regierung wendeten ſich an den Kaps
ſerl. Hof, welchem ſie allerhand Unwahrheiten beybrachten. Es wurden andere
Commiſſarien erkannt und die Reſtitution an das Stiſſt dem Herzog anbefohlen, un⸗
geacht er nicht einmahl über des Stiffts⸗ Klage geboͤrt war. Diſes fiel ihm ſehr
ſchwer, weil er ſich nicht darzu verbunden erachtete die ſchoͤne Herrſchafft RE
. 8 a Dann
N Eilfter Abſchnitt. | 159
Dann Herzog Friderich hatte fie ſehr verbeſſert und viele Güter darzu erkaufft. 1655
Das Stifft hatte den zur Einlöfung der Pfandſchafft beſtimmten Termin ver⸗
ſtreichen laſſen, welches der Herzog aufnahm, als ob es ſich feines Rechts darzu begeben
hätte, Endlich geſtattete er die Widerloſung nichts deſtoweniger unter der Bedingung,
wann man ihm die Verbeſſerungen verguͤten wuͤrde, wie auch billig war. Allein das
Stifft wollte an dem Pfandſchilling die bißher erlegte Contributionen, Schatzun⸗
gen ꝛe. abziehen und machte eine ſolche Forderung dagegen, welche jenen bey nahe
uͤberſtiege, ungeacht das Stifft die Herrſchaft von 1634. an biß 1649. und alſo 15.
Jahr ſelbſt ingehabt hatte und nicht erweiſen konnte, daß es jemals an ſolchen Bas;
ſchwerden etwas gelitten hätte, ſondern aller Laſt derfelben von den Unterthanen ge:
tragen wurde. In der Pfandſchaffts ⸗Notul war nichts abgeredt, ob das Stiff,
oder der Herzog ſolche tragen follten, mithin beruft ſich diſer auf das Herkommen
daß in ſolchen Fällen der Eigenthums Herr dieſelbe auf ſich tragen müßte und wende⸗
te ein, daß ihm nicht nur alle Stiffter und Kloͤſter, ſondern auch anſehnliche Herr⸗
ſchafften entzogen worden und dennoch habe er die Reichs⸗Schatzungen abtragen, ja
oͤffters dieſelbe zwey⸗ bis dreymahl höher zahlen muͤſſen, als ob er noch das ganze un:
zertrennte Herzogthum beyſamen gehabt hätte. Endlich wurde diſe Sache doch fo
verglichen, daß der Herzog keinen allzugroſſen Schaden zu leyden hatte.
§. 93.
Nun ſollte die Propoſition in Berathſchlagung kommen und die Kron Schwe⸗
den ſchickte den Johann Oxenſtirn nach Teutſchland vornemlich die noch ruckſtaͤndige
Reſtitutionen zu betreiben, weil diſer den Fridenshandlungen beygewohnt hatte. Er
berichtete auch ſeine Ankunfft und deren Urſach an unterſchiedliche Fuͤrſten und be⸗
ſonders auch an Herzog Eberharden und vermeynte ſie zu dem Angriff diſes Werks
und gebuͤhrendem Eyffer zu ermuntern. Herzog Eberhard erbothe ſich dazu (I).
Aber weder die Evangeliſche, noch Catholiſche hatten einigen Luſt darzu und erſt den
8. Octobr. wurde das erſtemahl zu Rath angeſagt, da nach der Ordnung der Pro⸗
poſition zu erſt die reflituenda ex cap ite gravaminum & Amniſtiæ vorgenommen wers
den ſollten, es waͤren dann dringende Umſtaͤnde vorhanden den punctum ſecuritatis
vorzuziehen. Verſchiedene Faͤlle ereigneten ſich, wo die A. C. Verwandte ſich vor⸗
her hätten miteinander unterreden ſollen. Allein die Chur⸗Saͤchſiſche waren wieder dies
jenige, welche ſolche wohlgemeynte und noͤthig e Conferenzien hinderten und weder ſolche
in ihren Quartieren fürgehen laſſen noch denſelben in andern Orten beywohnen wollten.
Noch ein Umſtand ereignete ſich, welcher ſolche Zuſammenkuͤnffte unterbrache. Ich
habe ſolchen ſchon einiger maſſen beruͤhrt. Dann der Sachſen = Altenburgifche war
— 82 I mit
(I) vid. Beyl. num. 43. und 44. f
F
—
4
170 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— — — — —Lgyt ä — ——ä—E —
16355 mit dem Sach ſen⸗Gothaiſchen in einem Stritt verfangen, weil auf dem Reichstag
das letztere Hauß zur ordinari-Reichs⸗Deputation ernennet war, aber das Reichs⸗
und Fuͤrſten⸗Raths ⸗Girectorium eigenmaͤchtig eine Aenderung unternahm und Als
tenburg Dafür einſetzte. Die ſamtliche Evangeliſche mißbilligten ſolches Verfahren
deſto mehr, weil fie die Gothaiſche Geſandte wegen patriotiſcher Geſinnung bey der
Deputation zu behalten wuͤnſchten, als welche das Anligen des Evangeliſchen We⸗
ſens vor Augen hatten. Hingegen hieng ſich der Altenburgiſche an den gegneriſchen
Theil, welcher diſe Uneinigkeit und Unorduung zu unterhalten ſchiene. Man muß⸗
te demnach beſorgen, daß derſelbe entweder die Evangeliſche Schluͤſſe dem Gegen⸗
theil verrathen, oder ſich in der Stimme widerwertig bezeugen doͤrffte. Der Braun⸗
ſchweigiſche Geſandte verhielte ſich ebenmaͤſſig ſo, daß man im Zweiffel ſtunde, ob
er mehr zu diſer oder jener Paͤrthie gehoͤrte. Bey diſer Zerruͤttung unter den Evans,
geliſchen wurde die ſogenannte Hildesheimiſche Capuciner Sache als dieerſte Reſtitu⸗
tions⸗Sach angegriffen, da der Churfuͤrſt von Cölln als zugleich Biſchoff zu Hile
desheim die von den Krayß⸗Ausſchreibenden Fuͤrſten vermoͤg des Fridenſchluſſes aus⸗
geſchaffte Capueiner wieder in die Stadt einführen wollte und die Stadt diſem Begin⸗
nen ſich widerſetzte, weil in dem Jahr 1624. in dem ſogenannten Domhof nur einis
ge Jeſuiter⸗Schuler und keine Capuciner in der Stadt waren. Der Biſchoff wand⸗
te dagegen die Landesherrliche Obrigkeit ein. Die Sach ſchien ſchwer zur Entfoheis
dung zu ſeyn, wann man ſie auſſer den Geundſaͤtzen des Fridenſchluſſes betrachtete.
Herzog Eberhard trug feinem Geſandten auf um fo mehr der Stadt beyzuſtehen und
nach der Richtſchuur des Fridens einzuſtimmen, als die zu ſolcher Reſtitution ernann⸗
te Kayſerl. Commiſſarien nach diſer Vorſchriſſt die Capueiner aus der Stadt geſchafft
hatten. Catholiſchen Theils brachte man den Satz auf die Bahn, daß alle an den
Reichsgerichten und infonderheit bey dem Reichs⸗Hof⸗ Rath anhaͤngig gemachte oder
einigen Commiſſarien uͤberlaſſene Reſtitutions⸗ Sachen nicht zu diſer Deputation
Eroͤrterung gezogen werden koͤnnten. Die Evangeliſche wurden dadurch in eine Ver⸗
legenheit geſetzt, weil ſie das Gegentheil durch einen unter ſich gemachten einmuͤtigen
Schluſſ behaupteten. In jenem Fall der Hildesheimiſchen Strittigkeit theilten ſich
die beede Religions: Partheyen ‚da nach dem Fridenſchluſſ die einige aunicabilis,
compoſitio entſcheiden ſollte. Nichtsdeſtoweniger wurde ſie der Kayſerl. Beurthei⸗
lung uͤberlaſſen und einige Evangeliſche waren fo kaltſinnig, daß fie ſolchen Fridens⸗
widrigen Schritt geſchehen lieſſen. Herzog Eberhard hingegen blieb unbeweglich bey
den Grundſaͤtzen des Fridenſchluſſes und eyfferte hefftig wider diſes Unternehmen.
| F. 96. | gt
Entzwiſchen fiel das Angedenken des den 25. Sept. 1355. errichteten Religion⸗
Fridens ein, da das Chur ⸗Saͤchſiſche Conſiltorium zu Wittenberg an das Wuͤr⸗
ö K ee ten
Hall, 0 Bilfter Abſchnitt. 161
—
tenbergiſche unter dem 5 ten Sept. gelangen lieſſ, daß Churfuͤrſt Johann Georg we⸗ 165 5
gen deſſelben ein Dankfeſt zu halten entſchloſſen ſey in Hoffnung, daß auch andere
EcangeliſcheFuͤrſten und Stände mit einzuſtimmen belieben doͤrfften. Weil nun ein gleis
ches Schreiben auch an die Reichs Stadt Ulm gelangte, ſo begehrte diſe zu wiſſen ob?
und was für Anſtalten Herzog Eberhard deßwegen in feinem Herzogthum vorzukeh⸗
ren gedenke? Nun war derſelbe von der Wohlthat Gottes durch die Reformation
überzeugt. Er erkannte mit Dankbarkeit, daß die Evangeliſche Kirche durch ſolchen
Friden wider das Toben ihrer Feinde in offentliche Sicherheit geſtellt und die Wahr⸗
heit der Evangeliſchendehre bißher aufrecht erhalten worden. Die Zeit war aber zu kurz
und der Herbſt fiel um die Zeit ein, da diſes Dankfeſt gehalten werden ſollte. Weil
nun ſowohl vor 38. Jahren wegen der vorgegangenen Reformation, als auch im
Jahr 1648. wegen des Weſtphaͤliſchen Fridens den zten Nov. ein Jubelfeſt gehalten
worden, fo lieſſder Herzog den 8. Oct. ein Ausſchreiben ergehen, daß ein gleiches
auf den aten Nov. nemlich am 21. ſten Sonntag nach Trinitatis gefeyert werden
ſollte (m). Die Anſtalten dar zu beſtunden darinn, daß an gedachtem Sonntag
in allen Staͤdten und Mutter⸗Kirchen zwo Predigten gehalten, in den Vormittags⸗
Predigten der Tert aus Pfalm 12. vers 6. und in den Abends Predigten die Worte
aus Ap. Geſchichten cap. 9. v. 31. zum Grund geleget, wie auch in der erſten nach
Erklarung des Textes angezeigt werden ſollte, in welchem gefährlichen Zuſtand die
Evangeliſche Religion vor dem Religions⸗Friden geweſen, wie aber nach demſelben
troz aller Bedruͤckungen der Leuchter des hellen Evangeliums nicht, wie in andern
Koͤnig⸗ Reichen und Landen, umgeſtoſſen worden, da man die Evangeliſche durch
groſſe Trangſalen ihrer Gewiſſens⸗Freyheit beraubet habe. In der Abend⸗ Predigt
wurde die Anwendung in den Mund gelegt, daß die Gemeinden fuͤr die durch den
Religions⸗Friden erhaltene und im letztern Friden beſtetigte Wohlthat dankbar ſeyn
ſollten, da ſie ſonſt durch Verachtung derſelben ſolche wieder verlieren koͤnnten. Und
weil damahl noch wegen Abſterben der Herzoglichen Gemablin die Landtraur fort-
waͤhrte, ſo vergoͤnnte der Herzog an felbigem Tag Gott zu Ehren die Inſtrumental⸗
und Figural⸗Muſie in den Kirchen zugebrauchen. Die damahlige Conſiſtorial⸗
Raͤthe D. Melchior Nicolai, M. Johann Joachim Schuͤelen und M. Chriſtoph
Zeller veranſtalten nicht nur ein befonder Gebeth zu verleſen, ſondern auch das H.
Nachtmal zu halten. Die Beamte aber wurden angewieſen alle Zechen und andere
Unordnungen zu verhuͤten.
e , F. 97.
Es ſchien auch noͤthig damahl Gott für diſen Friden zu danken und um deſſen
Erhaltung zu bitten, weil eben damals der Kayſer bey dem Herzog die Geſtattung
(m) vid. Beyl. num. 45. | einer
*
4 EN ; v
16% Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenderg,
—
— ——
14685 einer freyen Werbung und Durchzuͤge verlangte. Chur⸗Maynz hatte nicht nur
ſchon etliche Regimenter zu werben erlaubt, ſondern auch den Unterhalt derſelben
auf einige Zeit übernommen. Der Kahyſer verfprach ſich auch bey andern Chur⸗Fuͤrſten
und Staͤnden eine gute Nachfolge und machte ihm die Hoffnung, daß ſolcher Auf⸗
wand bey kuͤnſſtig bewilligenden Roͤmer⸗Monaten wieder erſetzt werden ſollte. Her⸗
zog Eberharden und andern Evangeliſchen Fuͤrſten war diſes Anmuthen verdaͤchtig.
Er erinnerte ſich, daß der Grund zum dreyſſig⸗jaͤhrigen Krieg durch die ungerechte
und gewaltthaͤtige Hof⸗Proceſſe, durch die ſchaͤdliche Werbungen und Durchzuͤge
der Kayſerlichen Völker gelegt und die Kraͤffte der Proteſtantiſchen Stände geſchwaͤcht
wor den. Man wuſſte, daß die widrige Glaubensgenoſſen den Weſtphaͤliſchen Fri⸗
den umzuſtoſſen aller ihrer Witz aufbothen. Man hatte mit Entkraͤfftung der Evan⸗
geliſchen den Anfang im Schwaͤbiſchen Krayß damahl gemacht. Nun wen⸗
dete ſich der Kayſer allein an Herzog Eberharden mit ſolchem Anſinnen, welcher oh⸗
nehin ein noch entvoͤlkertes Land beſaſſ, dagegen die übrige Evangeliſche damit ver⸗
ſchont wurden. Diſe riethen ihm deßwegen ſich zu entſchuldigen, daß er weder Wer;
bungen, noch Durchzuͤge geſtatten koͤnnte, weil er ſelbſt Mangel an Leuten hätte,
deren er zu Beſchuͤtzung feiner Lande beduͤrfftig waͤr. Der Landgrav von Heſſen⸗
Darmſtatt machte ihn hierinn noch aufmerkſamer, indem diſer an denſelben gelan⸗
gen ließ, daß eine Krayß⸗Verfaſſung zu Beſchuͤtzung ihrer Lande erforderlich ſchie⸗
ne, indem die Nachricht bey ihm eingeloffen waͤr, daß zwiſchen einigen fuͤrnehmen
Catholiſchen Koͤnigen und Fuͤeſten des Reichs eine ſtarke Verbindung wider die
Evangeliſche im Werk waͤr, wie auch die Catholiſche Churfuͤrſten ihre Reſidenzen
beveſtigen lieſſen und die Anzahl ihrer Kriegs⸗Voͤlker verſtaͤrkten. Daß auch ver⸗
lauten wollte, als ob etliche Catholiſche Chur⸗ und Fuͤrſten ſich mit den Ritterſchaff⸗
ten in Franken, Schwaben und am Rheinſtrom in eine nachdenkliche Vereinigung
eingelaſſen hätten, wie man dann bereits die Folgen davon hin und het bemerkte.
Allem Vermuthen nach hatte der Landgrav Spuren von der hernach zu ſtand gekom⸗
menen Allianz zwiſchen den drey geiſtlichen Churfuͤrſten und dem Pfalzgraven von
Neuburg, welcher nachmals auch die Kron Frankreich beytratte. Der Erfolg zeig⸗
te, daß dieſelbe den Evangeliſchen nicht ſo gefaͤhrlich geweſen. Das Mißtrauen ge⸗
gen den Catholiſchen konnte aber den Evangeliſchen nicht benommen werden, weil
die Erfahrung daſſelbe unterhielte. Der Landgrav ſtellte dem Herzog alfo zur Ueber⸗
legung anheim, was für Ungelegenheit den in den Obern⸗Krayſen befindlichen Chur⸗
und Fuͤrſten aus dergleichen Vereinigungen entſtehen koͤnnte und meynte, daß man
dieſelbe wohl beobachten und mit geſamten Math und gleichmaͤſſiger Verbindung ſol⸗
cherley gefährliche Anſchlaͤe zu unterbrechen ſuchen ſollte. Er erinnerte zugleich den
Herzog die wegen des Flecken Kuͤrnbach zwiſchen beeden Fuͤrſtl. Haͤuſern obwaltende
Strittigkeiten zum endlichen Verglich zu bringen. Herzog Eberhard trug deßwegen
ſeinem
Eeilfter Abſchnitt. | ; | 163
feinem ohnehin nach Frankfurt zuruckgehenden Geſandten auf, dem Landgraven zu 1655
hint erbringen, daß er zwar allezeit eine militariſcheKrayß⸗Verfaſſung fuͤr ſehr noth⸗
wen dig gehalten habe, aber von dem Biſchoff von Coſtanz und andern Catholiſchen
\ Mit: Ständen gehindert worden. Gleichwohl wollte er, nachdem deren Nothwen⸗
digkeit je laͤnger, je mehr erſcheine, auf dem naͤchſtkuͤnfftigen Kraystag einen nochma;
ligen Verſuch thun, ob er ſchon noch nicht vernehmen koͤnne, daß die Verbindungen,
deren der Landgrav gedenke, zu einigem Schluſſ gekommen oder wider die Evange⸗
liſche angezettelt ſeyen, indem auch Chur= Bayern nicht darein zu tretten ſich ent⸗
ſchlieſſen koͤnne, noch einige Werbung anſtelle. Sollte aber eine ſolche Allianz zur
Wuͤrklichkeit gelangen, fo wir in allweg noͤthig mit allen Kraͤfften und Raͤthen zu⸗
ſamen zu tretten, indem der Evangeliſchen Sache nicht geholffen wuͤrde, wann nur
zwey oder ſonſt wenige Stände ſich in ein Gegen⸗Buͤndnus einlieſſen. Uebrigens
wuͤrde gut ſeyn, wann die bey der Deputation zu Frankfurt anweſende Geſandte
auf eine ſolche Allianz wachtſam waͤren und, wann ſie davon ſatten Grund haͤtten,
durch einige Abgeordnete den verbuͤndeten bedeuteten, daß fie durch ihre Liga und
Werbungen nur bey den Evangeliſchen ein Aufſehen und neues Mißtrauen wegen ei⸗
nes Fridenbruchs erregten, da man Evangeliſcher ſeits gezwungen waͤr, gleichmaͤſſi⸗
ge Buͤndnuſſe und Werbungen entgegen zu ſtellen. Es zeigte ſich aber in der Folge,
daß die Evangelifche nichts zu beförchten hatten, weil nach dem Schluſſ der fo ge⸗
flaͤhrlich vermeynten Allianz auch Evangeliſche zum Beytritt eingeladen wurden. un
die Ritterſchafften wurde zwar eine Verbindung mit den geiſtlichen Churfuͤrſten ge⸗
ſonnen. Die Schwaͤbiſche ſchlug fie aber ab und man hatte Hoffnung, daß auch
andere, bevorab Evangeliſche Ritters Glieder in andern Krayſen ſich in Betrachtung
des ihnen dadurch fo geringen zuwachſenden Vortheils entſchuldigen doͤrfften. Daß
hingegen ſchon nachdenkliche Folgen von der Ritterſchafft verſpuͤret wuͤrden, wuͤnſch⸗
te der Herzog, daß der Landgrap ſich deutlicher erklaren wollte, damit man denſel⸗
ben beozeiten gründlich begegnen möchte, Und wegen der Kuͤrnbachiſchen nachbarli⸗
- chen Irrungen ließ der Herzog den Landgraven verſichern, daß er mit ihm in beſtaͤn⸗
diger guter Freundſchafft leben und den Verglich befoͤrdern wollte, wie dann ſol⸗
cher bald darauff erfolgte. ö 0
$. 98.
Hingegen bekam Herzog Eberhard einen Proceß mit dem Marggraven von Ba⸗
den- Durlach, welcher bey nahe durch ein ganzes Jahrhundert die beede Haͤuſer bes
ſchaͤfftigte. Er betraff die Zuruckgab der Stadt und des Amts Beſigheim, welche
Herzog Friderich im Jahr 1595. von Marggr. Ernſt Friderich von Baden erkaufft
hatte (n). So viel man aus den Badiſchen Geſchichtſchreibern wahrnimmt, fo
fiel
R -
4 (n) Siehe den fuͤnfften Theil diſer Geſchichte. pag. 187.
164 Geeſchichte der erzogen von Würtenberg, _ 5
1655 fiel diſem Hauß der Verluſt diſes Amts ſehr empfindlich. Sie erzehlten dir Umſtaͤn⸗
de des Kaufs mit unerweißlichen Vorſpieglungen. Und die Marggrgven ſuchten ale
lerhand Weege hervor die veraͤuſſerte Güter wieder unter ihre Herrſchafft zu bringen.
Als nun eben diſer Marggrav Ernſt Friderich auch die beede Aemter Altenſtaig und
Liebenzell im Jahr 1603. an Herzog Friderichen theils vertauſchte, theils verkauffte,
wurde dem Hauß Baden diſe Wunde erneuret. Und weil dem Marggraven die bee⸗
de zum Wuͤrtenbergiſchen Kloſter Herrnalb gehoͤrige Kellereyen Malſch und Langen⸗
ſteinbach nebſt den Pflegen zu Ottersweiher und Weingarten uͤbergeben wurden, ſo
verpfaͤndete ihm der Herzog zur Gewaͤhrleiſtung die beſagte Aemter Beſigheim und
Mundelsheim. Als nun die Obere Marggrapſchafft dem Hauß Baden = Durlach
im Jahr 1622. entzogen und dem Marggr. Eduard Fortunaten eingeraumt wurde,
ſo bemerkte man unterſchiedliche Fehler, welche das Hauß Durlach begangen hatte,
daß es ſolcher Execution niemand beywohnen ließ, welcher einige Erleuterung haͤtte
geben koͤnnen, ſondern die hierzu taugliche Schrifften wider den von dem Herzog zu
Wuͤrtenberg gegebenen Rath wegſchleppen ließ, wie auch in den darauf erfolgten
Verglichen zu Wien und Ettlingen Anno 1627. und 1629. damit es eine Anfpras
che an Beſigheim und Mundelsheim gewinnen möchte, die Kellerey Malſch und Ot;
tersweyher gutwillig, aber hinterliſtig abtratte. Bey den Weſtphaͤliſchen Fridens⸗
handlungen zoge es den Wuͤrtenb. Geſandten nicht zu Rath, ſondern, als es mit der
Badiſchen Keſtitution ſehr hart hielte, gebrauchte es den Sachſen⸗Altenburgiſchen
und Braunſchweigiſchen Geſandten zu Beyſtaͤndern, weiche eben nicht die reineſte
Gedenkungs⸗Art hatten. Als nun dem Hauß Baaden⸗Baaden auch diſe beede
Kellereyen eingeraumt wurden, fo machte Badens Durlach in diſem Jahr 1655.
Anſprach an die beede Aemter Beſigheim und Mundelsheim. Die Wuͤrtenb. Raͤ⸗
the glaubten ſich fo ſehr von der Gerechtigkeit uͤberzeugt, daß fie es wagten durch ei⸗
ne ſo betitulte ſupplicationem pro decernenda citatione ex L. diffamari das Hauß
Baden⸗Durlach bey dem Cammergericht zu diſem Rechtsſtritt auszufordern. Es
war aber diſer Schritt ſehr verwegen, weil eben dazumahl Marggr. Wilhelm von
Baden⸗Baden, welcher die beede Kellereyen in Beſitz hatte, Cammer⸗ Richter war.
Ungeacht der Wuͤrtenbergiſchen Dreuſtigkeit war aber dannoch diſes Hauß immerzu
ungluͤcklich, weil ihm zumahl die erforderliche Schrifften und Beweiſe mangelten,
biß es endlich im Jahr 1746. den rechten Grund erlernete, worauf das Kayſerl.
Cammergericht demſelben die Gerechtigkeit der geſuchten reflirutionis in integrum
zuerkannte und das Hauß Baden⸗Durlach bewogen wurde diſem Streithandel erſt
den 29. Nov. 1753. durch einen Verglich ein Ende zu machen, und dem Hauß
Wuͤrtenberg den Beſitz der beeden Aemter Beſigheim und Mundelsheim zu beſte⸗
tigen.
$. 99.
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nn Kllfter Abſchnitt. | 165
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| F. 90. . 1655
Nicht weniger nahm auch das Hauß Baden» Baden wegen der von Marg⸗
gran Wilhelm erhaltenen Cammer⸗Richter⸗Stelle Gelegenheit an das Kloſter Her⸗
renalb und Priorat Reichenbach Anſprach zu nehmen, in der Hoffnung, daß es un⸗
ter deſſen Anſehen damit durchdringen koͤnnte, wie die neuere Geſchichtſchreiber des
Badiſchen Hauſes ſelbſt zu bekennen kein Bedenken getragen (0), da es ſonſt auſſer
diſem guͤnſtig geſchienenen Zeit⸗Punct diſe Forderung ſchwerlich auf die Bahn zu
bringen unternommen hätte. Dann es ſcheuete ſich nicht vorzugeben, als ob es von
den ältefien Zeiten her den Schutz und Schirm und die Caſten⸗Vogtey über das
Kloſter Herrenalb gehabt habe, da doch das Gegentheil bekannt iſt, daß die Marg⸗
graven von aͤlteſten Zeiten deſſen gefaͤhrlichſter Feind und dasſelbe ſchon im Jahr
1338. genoͤthigt geweſen den Kayſer zu bitten, ihnen die Graven von Wuͤrtenberg
zu Schutzherrn zu geben, weil jene das Kloſter zwingen wollen das Hauß Baden
ohn einiges darzu habendes Recht dafür zu erkennen und die Caſten⸗Vogtey aufjus
tragen (p). Von welcher Zeit an auch diſes Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtenberg je und all⸗
weg den Schutz und Schirm uͤber das Kloſter beybehalten. Und als Marggrav
Philibert daſſelbe mit Gewalt zwingen wollte an der Bezahlung ſeiner Schulden
theil zu nehmen, der damalige Abt aber ſolches als eine Neuerung anſahe und ſich
bey ſeinem Schutz⸗ Herrn Herzog Chriſtoph von Wuͤrtenberg beſchwehrte, ſahe ſich
diſer verbunden demſelben zu Huͤlf zu eylen und Marggrav Philiberten diejenige
Doͤrfer, welche ſolchen Theil der Schulden haͤtten zahlen ſollen, abzunehmen. Die
übrige von den Badiſchen Geſchichtſchreibern einſeitig erzehlte Umſtaͤnde koͤnnten
mit Anmerkungen, welche aber nicht hieher gehören, erleutert werden, da ich mich
begnüge, daß das Herzogl. Hauß Würtenberg nicht nur ſowohl in puncto Amni-
lie, als gravaminum des Weſtphaͤliſchen Fridenſchluſſes ohne Widerſpruch des
Hauſes Baden in dem Beſitz des Kloſters Herrenalb und des Priorats Reichenbach
beſtetiget, ſondern auch von den Kayſerl. Commiſſarien wuͤrklich eben ſowohl, als
bey andern Kloͤſtern geſchehen, darein geſetzt und, als Baden erſt bey den Nuͤrn⸗
berg. Fridens⸗Executions ⸗ Handlungen einige Klage anbringen wollte, diſes Hauß
damit abgewieſen und die Klage nicht einmal angenommen worden.
9. Looc. |
Entzwiſchen wurde noch immer bey der Reichs + Deputarion zu Frankfurt we⸗
gen der Hildesheimifchen Reſtitution UN und zugleich an einem Verglich ge⸗
f hen !
(0) Schœpflin Hiftor. Bad. Tom. 3, pag. 112. Sachs Bad. Hiſt, part. 3. pag. 365,
15 Befold, Doe. rediv, ſub Albe Dot. n. 9. 13. 15 5 f 5 3 2 8.305
arbeitet,
166 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
1056 arbeitet, welchen aber die Stoͤrer des Fridens durch allerhand Naͤnke zu
entfernen ſuchten. Die Catholiſche hatten diſe Sache zu erſt beyzulegen vors
geſchlagen. Weil ſie aber ſolchemnach keinen Fortgang gewinnen wollte, ſo war
nun die Reyhe an den Evangeliſchen einen andern und zwar den Hagenauer⸗Re⸗
ſtitutions ⸗Fall vorzuſchlagen, damit man Zeit und Unkoſten nicht vergeblich
verſchwenden doͤrffte, welcher auf dem alleinigen fsdto poſſeſſionis nach dem
Buchſtaben des Fridenſchluſſes beruhete. Man haͤtte glauben ſollen, da die
Sache klar am Tag lag, daß fie leicht Hätte entſchieden werden koͤnnen. Aber eben
deßwegen bezeugten die Catholiſche keinen Luft darzu und Chur⸗Maynz ſuchte al⸗
lerhand Ausfluͤchte hervor diſe Reſtitution von ihrer Abhandlung zu entfernen. Weil
fie fich aber dieſelbe mußten gefallen laſſen, fo ſtimmten fie alle aus einem Munde und
der Chur⸗Trieriſche verlaß in dem Churfuͤrſtl. Collegio von Wort zu Wort ein
Votum ab, welches der Oeſterreichiſche im Fürften: Rath vorhin wider diſe Reſtitu⸗
tion abgelegt hatte. Alles zielte dahin ab die Evangeliſche und infonderheit die Ober⸗
und Nider⸗Saͤchſiſche, bey welchen ohnehin bey hartem Wid rſtand die erſte Hitze
gar bald erkaltete, zu ermuͤden. Sie fiengen auch wuͤrklich an, die Frage unter
ſich aufzuwerfen, ob es nicht beſſer wär diſen Convent aufzuheben, als ohne Ju:
Gen viele Koſten anzuwenden, Herzog Eberhard hatte keine Neigung darzu, fons
dern hielt die Einigkeit und Standhafftigkeit inſonderheit bey diſer ſo klaren Ha⸗
genauiſchen Sache je länger, je mehr fuͤr noͤthig und befahl feinem Geſandten diſer
Stadt aͤuſſerſt beyzuſtehen, weil er noch immer hoffte, daß Gott die Gemuͤther
anderſt lenken doͤrffte, damit den nothleydenden beſchwehrten Ständen und bedraͤng⸗
ten Gewiſſen geholfen würde. Sein im Fuͤrſten⸗Rath abgelegtes Votum erläutert
die Umſtaͤnde diſer Reſtitutions-Sache, welches ich hier nicht widerholen will (g).
Gleichwohl entdeckt dasſelbe die unſtatthaffte gegneriſche Raͤnke ſehr deutlich. Die
Hagenauiſche Abgeordnete wurden über dem langen Auffenthalt, nachdem inſonder⸗
heit die deputierte Evangeliſche Stände geſchehen lieſſen, daß ein hierüber verfaſſ⸗
tes Bedenken den Kayſeel. Commiſſarien gleichſam zur Entſcheidung zugeſtellt wur⸗
de, verdruͤßlich und giengen nach Hauß, es mochte nun gehen, wie es wollte. Weil
nun die Hildesheimiſche Sache indeſſen verglichen und die Capuciner eingelaſſen
wurden, ſo brachten jetzo die Catholiſche Burger zu Kaufbeuren ihre Klagen wider
die von dem Biſchoff zu Coſtanz und dem Herzog von Wuͤrtenberg vormals unternom⸗
mene Fridens⸗ Execution an die Deputation. Sie beſchwehrten ſich, daß die
Wuͤrtenbergiſche lubdelegierte Commiſſarien die daſelbſt befindliche Jeſuiten einſei⸗
tig aus der Stadt geſchaffet haͤtten, ungeacht das Hauß von diſen mit ihrem eige⸗
nen Geld erkaufft worden waͤr. Die Coſtanziſche Geſandte hatten ſie auch wider ein⸗
ſeitig in den Beſitz deſſelben eingeſetzt. Die Catholiſche Deputierte wollten abermahl
a wi⸗
(4) vid. Beyl. num. 46.
FAR
Eilfter Abſchnitt. Ä ee 167
ee en —— 2
wider die klare Verordnung des Fridens, des arctioris modi exequendi und des 1656
Nuͤrnbergiſchen Exeeutions⸗Reeeſſes einen Verglich erzwingen, da der Herzog nur
auf das faclum poſſeſſionis ſahe und nach der Vorſchrifft diſer Geſetze alle Nebenum⸗
ſtaͤnde auf die Seite ſetzte, der Coſtanziſche Subdelegierke aber ſolchem nicht wider⸗
ſprechen konnte, ſondern nur bey der wuͤrklichen Ausſchaffung der Jeſuiten nicht ge⸗
genwaͤrtig war. Nun wuͤrde nach der Catholiſcher ſeits fuͤhrenden Abſicht das gan⸗
ze punctum Gravaminum und, waszu Muͤnſter, Oſuabruͤg und Nuͤrnberg verhan⸗
delt und geſchloſſen worden, wieder, wo nicht gaͤnzlich uͤber den Haufen geſtoſſen,
doch fehr erſchuͤttert worden ſeyn, wogegen ſich zwar die wohlgeſiante Evangeliſche
Deputierte mit allen Kraͤfften ſetzten, aber von den Chur⸗Saͤchſiſchen, Sachſen⸗
Altenburgiſchen und Braunſchweigiſchen verlaſſen wurden, weil fie ſich durch So⸗
phiſtereyen von der Vorſchrifft des Fridens abfuͤhren lieſſen. Gleichwohl aber wur;
de in ſamtlicher Evangeliſcher Namen den Catholiſchen zu Gemuͤth gefuͤhrt, daß
fie. verhoffentlich dem Herzog von Wuͤrtenberg nichts ungleiches wegen Ausſchaffung
den Jeſuiten aufzubuͤrden ſich beygehen laſſen würden, als ob derſelbe mit widerrechte
lichem Gewalt verfahren haͤtte. Dann derſelbe habe den Buchſtaben des Fridens
vor Augen gehabt und ſich mit den Coſtanziſchen verabredet, daß alles wieder in den
Stand, worinn es im Jahr 1618. und 1624. geweſen, geſtellt werden ſolle. Weil
nun die Jeſuiten in dem Jahr 1624. nicht da geweſen und ſchon ſeit mehr als 100.
Jahren kein Oedens⸗Mann daſelbſt geduldet worden, wie auch die Jeſuiten ſelbſt
die Gerechtigkeit ihrer Ausſchaffung nach dem Buchſtaben und Verordnung des
Herzog diſe Execution nicht zur Laſt gelegt werden.
Fridenſchluſſes anerkannten und die Stadt gutwillig verlieſſen, ſo konnte auch dem
eee e ER S. 101.
Ich habe ſchon berührt, daß die Abgeordnete von der Stadt Hagenau mit bes
truͤbtem Gemuͤth wegen der Catholiſchen Widerſetzlichkeit nach Hauß gegangen. Nicht
allein aber litte die Religion daſſelbſt Noth, ſondern, weil ſich die Kron Frankreich
in diſe Sache verwickelte, ſo nahm das ganze Teutſche Reich Schaden, indem die⸗
ſelbe hierdurch freye Hände bekam diſe bisherige freye Reichs-Stadt von Teutſch⸗
land abzuziehen. Dann das Hauß Oeſterreich hatte nur das Recht der Land⸗Vog⸗
tey uͤber dieſelbe und der Kron wurde auch nicht mehr, als diſe Gerechtigkeit uͤber⸗
laſſen. Man aͤrgerte ſich deſtomehr, als die Kayſerliche Commiſſarien durch die
Finger ſahen und ſelbſt darzu behuͤlflich waren. Der Kayſerl. Geh. Rath Volmar
gab feinen. Glaubensgenoſſen, welche dem nudo facto pofleflionis nicht mehr wir
derſtehen konnten, nunmehr einen andern Anſchlag an die Hand, daß ihnen ver _
mög des Religion⸗Fridens, welcher in dem Weſtphaͤliſchen Friden beſtetigt worden, zu
5 | mehr
*
168 Heeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1656 mehrerer Aufnahm ihrer Religion und deren Ausuͤbung Ordensleute und Welt⸗
geiſtliche aufzunehmen zugelaſſen und ſolches in diſem Fridenſchluß nicht geaͤn⸗
dert worden, ſondern bey den Tractaten zwar in einem Evangeliſchen Aufſatz des puncti
gravaminum benommen werden wollen, aber hernach ſolche Stelle wieder ausgeſtrichen
und in dem Fridenſchluſſ uͤbergangen worden. Diſes ſchiene ein wohl ausgeſonnener und
unaufloͤßlicher Grundſatz zu ſeyn, wordurch einige wankelmuͤthige Geſandten wuͤrk⸗
lich auf Irtweege geriethen. Die mehreſte aber beharrten darauf, daß man bey dem
Buchſtaben des Fridenſchluſſes bleiben müßte, aus deſſen Worten Status, Uſus,
oblervantia anni 1624. nicht wohl ein anderer Verſtand oder Auslegung ſtatt haben
koͤnnte, als daß ſolche Regul und Verordnung tam pofitive, quam remotive zu vers
ſtehen ſey und dem Zuſtand ſelbigen Jahrs widrige Handlungen in ſich begreiffe, wor⸗
unter auch die neue Einführung der Ordensleute, als ein actus turbativus & præju-
dicialis verſtanden werden muͤſſe. Herzog Eberhard tratt diſen letztern bey und gruͤn⸗
dete ſich auf den art. III. H. 50. und art. XVII. H. 3. des Oſnabruͤgiſchen Fridens,
wie auch auf ein den 31. Dec. 1650. von dem Kayſer an das Reichs Cammer⸗Ge⸗
richt erlaſſen Reſeript, daß zu Abſchneidung alles unnoͤtigen Diſputierens in den⸗
„ jenigen Faͤllen, worinn des Fridensſchluſſ etwas verordnet, einig und allein auf
5 daſſelben inhaltlichen Buchſtaben geſehen und keine Einſchraͤnkung oder Vorbehalt
„ beobachtet werden ſollte. Wobey ſich der Herzog der Stelle in art. V. . 26. Omnia
quo que Monaſteria &c. erinnerte, welche die Catholiſche ſelbſt bey waͤhrenden
Fridenshandlungen an die Hand gegeben und ſowohl ſich, als auch den aͤltern Or⸗
den dardurch vorzuſehen getrachtet haͤtten, eben, damit den Jeſuiten der gewoͤnliche
Weeg aller Orten ſich einzuſchleichen abgeſchnitten wuͤrde. Die Catholiſche begehr⸗
ten auf ſolche Volmariſche Erfindung das prineipium nudi facti poſſeſſionis zwar
nimmer in Zweifel zu ziehen: Aber ſie begegneten den Evangeliſchen mit einer andern
liſtigen Ausflucht, indem ſie den Verſtand und Bedeutung der in dem Fridensſchluſſ
bey dem puncto gravaminum gebrauchter Worte uſus, obſervantia, Status vor⸗
her zweiſelhafft zu machen ſuchten, woruͤber als einer interpreta tione legs vel pacis
zu kaͤmpfen die Deputierte keinen Gewalt hatten. Herzog Eberhard blieb aber da⸗
bey, daß der Inhalt des Fridens eben darum in fo allgemeinen Ausdrücken verfaſſt
worden, damit man den litatum und uſum des Jahres 1624. für den einigen
Grund der Reſtitution bemerken und allen andern verkuͤnſtelten Auslegungen, Ein⸗
ſchraͤnkungen und Nebendeuteleyen, wie er ſich ausdruͤckte, vorbeugen moͤchte.
Weßwegen er feinem Geſandten widerholte Befehle zugehen lieſſ, ſich auf keine
Weiſe von diſem Weeg abtreiben zu laſſen, ſondern unbeweglich darauf zu beſtehen,
zumahl ſonſt die Catholiſche auf keinen Verglich in der Kaufbeuriſchen Sache gedrun⸗
gen haͤtten, wann ſie nicht ſelbſt ein Mißtrauen in ihre aufgeſtellte Saͤtze ſetzten,
indem gemeiniglich diejenige, welche einen verdorbenen Handel haͤtten, ihrem Ge⸗
5 gen⸗
Eilfter Abſchnitt. 169
—
2
gentheil Vergliche anerböthen, damit fie mit Ehren ſich loßwicklen möchten. 1 950
Chur ⸗Sachſen verderbte abermahls die Sache, als es eine Neigung zu einem
Verglich vermerken lieſſ Es ſchmerzte Herzog Eberharden ſehr, daß es in feinen
Kraͤfften nicht ſtuͤnde in diſer ſo klaren Sache durchdringen zu koͤnnen, als worinn
auch feine. als eines Commiſſarien Ehre verwickelt war und bey mehrerer Beſtaͤnd⸗
und Einigkeit der Evangeliſchen die Hoffnung geſchoͤpfft werden konnte, das die
Hartnaͤckigkeit des Gegentheils wanken dörfte, worzu oͤfftere Conferenzien und Un:
terredungen das beſte Mittel geweſen wären, welches aber Chur: Sachſen nicht ers
greiffen wollte. Nun ruhete aber diſe Sache vollkommen, nachdem die beederſeitige
Kaufbeuriſche abgeordnete unverrichter Dingen nach Hauß gereyßt waren und diſe
Sache erſt zu einem Advocaten⸗Gezaͤnk eingeleitet wurde und das nudum factum
poſſeſfionis ſich aus den Augen verlohre, die Catholiſche aber keinen Luft mehr bezeug⸗
ten ein Evangeliſches gravamen zu berühren. 5 N |
4 $ 102.
Indem aber Herzog Eberhard ſich einem Verglich in diſer Sache widerfeßte, fo
beſchaͤfftigte er ſich zu Hauß einen andern mit Landgrav Georgen zu Darmſtatt feinem
Verſprechen gemäß den 19. Martii wegen der vor dem Kayſerl. Cammer⸗Gericht in
Rechtfertigung ſtehenden Strittigkeiten uͤber den gemeinſchafftlichen Flecken Kuͤrnbach
zum ſtand zu bringen. Diſer wurde nun ſo verabredet, daß 1. das Wuͤrtember⸗
giſche Landrecht und Ordnungen, wie auch der im Jahr 1618. beliebte Receſſ ges
meinſchafftlich beybehalten und verkuͤndet, die kuͤnſtige Verordnungen aber mit Heſſen
verglichen und insgeſamt eingeführt werden ſollen. 2.) In Kirchen und Schulſa⸗
chen wurde dem Hauß Wuͤrtenberg das Jus patronatus, nominandi & ptæſentandi
allein uͤberlaſſen und das Pruͤfungs⸗ und Beſtetigungs⸗Recht beeden fuͤrſtl. Haͤuſern
in Gemeinſchafft gegeben, fo, daß ein von dem Wuͤrtembergiſchen Conliſtorio vor⸗
geſtellt⸗gepruͤft⸗ und beſtetigter Pfarrer nach Darmſtadt reyſen, um die gleichmaͤßi⸗
ge Confirmation anſuchen, und, wann Heſſen es verlangte, eine Prob: Predigt abs
legen, ein beglaubtes Zeugnus feiner Tuͤchtigkeit und guten Lebenswandels beybrin⸗
gen, fo dann von dem Wuͤrtemb. Special⸗Superattendenten, welcher auch von dem
Hauß Heſſen darzu bevollmaͤchtigt werden muͤßte, eingeſeegnet werden ſolle. Doch
ſtund dem Landgraven unbenommen einen ſeiner Superattendenten nach Kuͤrnbach
abzuordnen und in ſeiner Ordnung diſe Handlung mit Handauflegen verrichten zu laſ⸗
ſen. Wegen der Ordnung wurde aber verglichen, daß Wuͤrtemberg die zwey erſte,
mahl und Heſſen das drittemahl den Vorgang haben und den Adum in beeder Fuͤr⸗
ſten Namen vollziehen fol, Bey den Schulmeiſtern wird ein gleiches beobachtet,
daß fie ſich zu Darmſtatt zu ſtellen verpflichten muͤſſen. Die Vilitation foll jaͤhrlich
IX. Theil. Y auf
*
170 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
g E 3 \
1656 auf den Mitwoch nach Rärare durch den von beeden fuͤrſtl. Haͤuſern bevollmaͤchtig⸗
ten Superattendenten zu Guͤglingen verrichtet werden und dem Hauß Heſſen vor⸗
behalten ſeyn in ſeiner Ordnung ſelbſt einen der A. C. zugethauen Superattendenten zu
ſchicken, indem die Alternation hier, wie oben bey der Inveltitur, verglichen wurde. In
Ehe Sachen blieb die Wuͤrtembergiſche Ehe⸗und Kirchen⸗Ordnung die gemeinſchafſtliche
Richtſchnur und die erſtere ſollte in beeder fuͤrſtl. Haͤuſer Namen verlefen, aber dabey
wegen der Heſſiſchen Unterthanen bemerkt werden, wo die Heſſiſche Ehe: Drduung
von der Wuͤrtenbergiſchen abmeiche. In Anſehung kuͤnſtiger Verordnungen in Kir⸗
chenſachen ſoll es, wie oben bey den weltlichen Sachen, gehalten, die Heiligen⸗Rech⸗
nungen von beederſeitigen Beamten in Gegenwart des Pfarrers und gemeinſchafftlis
chen Schultheiſſen abgehoͤrt, die Gebrechen an die beede Haͤuſer gebracht, in Ehege⸗
richts⸗Faͤllen, wo beede Partheyen Wuͤrtenbergiſche Unterthanen find, bey dem
Wuͤrtembergiſchen Ehegericht, wo aber beede Heſſiſche Uuterthanen, vor dem Heſſi⸗
ſchen Ehegericht entſchieden und hingegen in den Fallen, da der eine Theil Wuͤrten⸗
bergiſch und der andere Theil Heſſiſch, in Dilpenlations⸗ Sachen die obige Alterna-
tion beobachtet werden, ſonſt aber ſoll der Klaͤger dem Beklagten vor ſein Gericht,
darunter er gehöret, nachfolgen. Inſonderheit wurde aber hier verglichen, daß zu
ewigen Zeiten die Lehre der Augſpurgiſchen Bekanntnus mit allem, was derſelben aus
hangt, und deren Uebungen allein gebraucht und von niemanden einige andere Lehre
eingeführt werden ſoll. 3.) Und obſchon der Zoll gemeinſchafftlich blieb, fo follten
doch die Zollzeichen von der Wuͤrtembergiſchen Canzley abgegeben werden. 4.) Das
Glaits⸗Recht blieb ebenmaͤßig dem Hauß Wuͤrtenberg allein, doch, daß, wann
eine miſſethaͤtige Perſon in ſolchem Glait ergriffen würde, ſolche zu gemeinſchafftlicher
Straff nach Kuͤrubach geliefert und von geſamter Hand geſtrafft werden ſollte. 5.) Die
Appellation von dem Gericht daſelbſt ſoll an ein gemeinſchafftliches Vogtgericht ges
ſchehen und entweder von beederſeitigen Raͤthen over Beamten unter Einholung eines
rechtlichen Bedenkens und deſſen Ueberſchickung an beede fürftliche Haͤn er entſchieden
werden, wobey es bleiben ſoll. 6.) Die forſtliche Obrigkeit mit hagen, jagen, buͤr⸗
ſchen und fiſchen wurde dein Haug Wuͤrteuberg ebenmaͤſſig auf der ganzen Kuͤrnba⸗
cher Markung nebſt den davon abhangenden Straffen und Freveln vorbehalten, doch,
daß die Waldeinungen und Straffen in den Heſſiſchen Wald ungen der Beholzung hal⸗
ben von Heſſen allein eingezogen und hingegen das hohe nud nidere Waidwerk gemein⸗
ſchafft ich ſeyn und ein gemeiuſchafftlicher Foͤrſter dahin geſetzt werden ſoll, welcher
die eine Helfte des kleinen Waidwerks an den Wärtenbergiſchen Hof und die andere
an den Heſſiſchen zu liefern, das hohe aber in die Haͤge zu legen verbunden wär. Das
hingegen in dem Stromberger Forſt das Jagen und forftliche Obrigkeit dem Hauß
Wuͤrtenberg allein mit Ausſchlieſſung des Hauſes Heſſen bliebe und diſem Hauß nur
feine Auſprach des Holzes halber gegen die Inhaber ſolcher Gehölze vor dem Wür⸗
| 0 ten⸗
2 Eeilfter Abſchnitt. g 5 171
tenbergiſchen Hofgericht zu Tuͤbingen zu verfolgen und von diſem die Appellation 1656
an das Kayſerl Cammergericht vorbehalten wurde. 7.) Wegen der Zaiſenhaͤuſer
Weinberge in Kuͤrnberger Markung ſoll eine gemeiuſchafftliche Kelter erbauet und von
Wuͤrtenberg ein und von Heſſen zween Dritteile an den Unkoſten beygetragen werden. 8.)
An dem Hauptthor und Zollſtock ſollen beeder Haͤuſer Namen oder Wappen und zur
rechten Hand das Wuͤrtenbergiſche ſtehen. 9.) Bey den Vogtgerichten foll es bey der
verglichenen Alternation bleiben und kein Theil ſich ſonſt eines Vorzugs anmaſſen. Und
endlich 10.) foll es wegen der in leßterm Krieg von Wuͤrtenberg allein eingezogenen
Contributionen, Einquartierungs⸗ Satisfactions⸗ und anderer dergleichen Gelder auf
fi beruhen, weil ſolche an die Soldaten zu Abwendung gröffern Schadens eingezo⸗
gen worden, in Zukunft aber ſoll jeder von feinen Unterthanen die Schatzung einziehen.
H. 103,
Weil nun die Reichs⸗Deputation die Beſchwerden⸗ und Executions⸗ Geſchaͤffte
auf die Seite gelegt hatte, fo drang ſich jetzo die Sorge für die allgemeine Sicherheit
des Reichs und deſſen Ruheſtand ein. Der noch fuͤrwaͤhrende Spaniſche Krieg mit
der Kron Frankreich und die Unruhe zwiſchen den Nordiſchen Potentaten verſchaffte
derſelben Stoff gnug darzu. Dann der Kayſer beurlaubte eine groſſe Anzahl ſeiner
Kriegs⸗Voͤlker und ſchickte fie nach den Niderlanden. Der Koͤnig in Frankreich
beſchwehrte ſich deßwegen ſehr theils durch ſeinen Geſandten zu Frankſurt Gravelle
bey der Deputation, theils durch Schreiben au dieſelbe und an einige Fuͤrſten des
Reichs ins beſondere über diſes Kayſerliche Betragen, als über einen Fridensbruch (r).
Selbſt gegen dem Kayſer beſchwehrte er ſich, daß er den Spaniern, welche den Muͤn⸗
ſteriſchen Friden fo ſtark zu hintreiben gearbeitet, zu viel Gehör gebe (1). Herzog
Eberhard konnte wuͤrklich des Kayſers Unternehmungen nicht billigen, wollte aber
auch das Anſehen nicht haben, als ob er zu viel Neigung gegen diſer fremden Kron
truͤge, weßwegen er ſolch Franzoͤſiſches Schreiben an ihn dem Kayſer zuſchickte (t).
Dann er hoffte, daß diſer in ſich gehen und dergleichen Beſchwerden abſtellen doͤrffte.
Den König beantwortete er aber mit allgemeinen, aber vielen ſchmeichelhafften Aus⸗
druͤcken und befahl feinem Geſandten zuFrankfurt mit dem Franzoͤſiſchen in guter Ver⸗
traulichkeit zu ſtehen. Dem Kayfer ſchiene des Herzogs gute Geſinnung ſehr wohl
zu gefallen. Dann er ſchickte ihm die in Italiaͤniſcher Sprache an den Konig verfaßte
Antwort zu, welche auch in allgemeinen Ausdruͤcken nur verſicherte, daß er den Fri⸗
den bißher beobachtet habe und wuͤnſche von feinen Nachbarn ein gleiches Verlan⸗
gen nach dem Friden zu verſpuͤren. Er ſey durch ſolche Unruhen bald genoͤthigt wor⸗
7
den Volker mit groſſem Koſten anzuwerben, bald wieder abzudanken in der Hoff⸗
| M2 nung
(r) vid. Beyl. num. 47. () vid. Beyl. num. 48. (t) vid. Bepl. num. 49.
*
172 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1656 nung, daß der König mit der Kron Spanien bald Friden machen doͤrffte.
Die an diſe Kron uͤberlaſſene Voͤlker und die deßwegen geführte Beſchwerde
uͤbergieng er mit tieffeſtem Stillſchweigen. Der Franzoͤſiſche Geſandte glaubte deß⸗
wegen eben ſowohl an die Teutſche Fuͤrſten und inſonderheit an den Herzog berechtigt
zu ſeyn wenigſtens einen Durchzug einer Anzahl nengeworbener Dragoner zu begeh⸗
ren. Weil ſolches wider den dritten Artikel des Mänfteriihen Fridens ſtritte, fo
konnte der Herzog ſolches nicht bewilligen. Gleichwohl wollte er es dem Koͤnig auch
nicht gerade zu abſchlagen. Bidenbach mußte demnach durch den Schwediſchen Re⸗
ſidenten Schuoilzky dem Franzoͤſiſchen Geſandten bedeuten laſſen, daß er den Her⸗
zog mit dergleichen Anſinnungen verſchonen möchte. Wofern aber diſe Leute ohn
des Herzogs wiſſen oder dergleichen ſchrifftliches Zumuthen ohne Trompeten ⸗Klang oder
Ruͤhrung der Trommel mit Bezahlung ihrer Zehrung durchziehen wuͤrden, fo woll⸗
te oder koͤnnte er es auch nicht verſagen, welches er Bidenbach gleichwohl auch her⸗
nach Geſpraͤchsweis dein Gravell beyzubringen den Befehl erhielte.
$. 104
Herzog Eberhard wurde aber mit einer groſſen anſcheinenden Gefahr bedrohet
zu einer Zeit, da er eben in die zweyte Ehe mit Fraͤulen Maria Dorothea Sophia,
Grav Joachim Ernſts von Oetingen Tochter ſchreiten wollte. Sie befand ſich an
dem Brandeburg > Anfpachifchen Hof bey ihrer Schweſter Marggr. Albrechts Ge⸗
mahlin. Ihr aufgeraumtes Weſen, ihre Tugenden und angenehme Geſichts⸗Bil⸗
dung gefiel dem Herzog fo wohl, daß er ſich diſe Prinzeſſin den 19. Julij zu einer
Gemahlin auserſahe und ſogleich den folgenden Tag zu Anſpach das Beylager hiel⸗
te. Grav Joachim Ernſt verſprach nicht mehr als 4000. fl, Heurath⸗Gut und der
Herzog widerlegte folches wider das Herkommen mit 16000, fl. Die übrige Heu⸗
raths Abrede war der vorigen gleich. Den 2. Aug. geſchah die Heimfuͤhrung nach
Stuttgard, bey welcher die Landſchafft ihrer küͤnſſtigen Landes-Mutter eine Vereh⸗
rung von 3000. Thl. machte. Die Erbaͤmter des Herzogthums wurden nicht zu
diſer Feyrlichkeit gezogen, aber dagegen der Oberhoſmeiſter des Collegii Iluftris zu
Tübingen mit den ſamtlichen Collegisten eingeladen, weil damahls der Erb⸗Prinz
Fliderich ſich in demſelben befand. Diſer froͤliche Vorgang wurde durch eine widri⸗
ge Zeitung unterbrochen, daß 9. ſtarke kayſerliche Regimenter zu Fuß und 3. zu
Pferd nebſt einer ſtarken Artillerie in aller Stille gegen dem Herzogthum aufzubre⸗
chen die Oedre erhalten hätten, theils von da aus in das Elſaß zu gehen, theils ſich
des Herzogs und ſeiner Lande zu verſichern und Magazine darinn aufzurichten. Der
Herzog ließ ſogleich durch feinen Geſandten zu Frankfurt dem Schwediſchen Reſi⸗ i
denten Schnoilzky, dem Churfürfien zu Maynz und einigen Vertrauten 0
Nach⸗
Eilfter Abfebnie 755 173
—
Nachricht geben und ihre Gedanken vernehmen, wie ſich der Schwaͤbiſche Krayß 1656
bey ſolchen Umſtaͤnden zu verhalten haͤtte. Zu Wien gab man vor, daß der Kayſer
nur den ungehorſamen Herzog von Modena zuͤchtigen wollte. Beede Nachrichten
ſetzten aber den Franzoͤſiſchen Hof ſehr in Unruhe, welcher durch ſeinen Geſandten
ſowohl zu Frankfurt, als auch bey Herzog Eberharden ſolche Verlegenheit entdeckte
und feine Geſinnung ausforſchen wollte. Er wurde aber mit einer ſolchen Antwort
abgefertigt, welche dem Fridenſchluß ganz gemäß war. Nichts deſtoweniger wollte
der Herzog Nachricht haben, daß ſowohl die Erſcheinung diſes Geſandten an ſei⸗
nem Hof, als auch die Antwort ſehr yaaleih von dem Kayſer aufgenommen würde,
Er ließ demnach bey dem Churfuͤrſten bon Bayern und dem Biſchoff zu Coſtanz, in⸗
ſonderheit aber bey dem damahls in der Deinacher Sauerbronnen⸗Cur begriffenen
Kayſerl. Staats: Rath Gr. Ferdinand Friderichen von Fuͤrſtenberg Nachricht eins
ziehen. Dann er wollte des Kayſerlichen fridliebenden Gemuͤths verſichert ſeyn,
daß es fich ohne Beyrath der Chur Fuͤrſten und Stände zu keinem neuen Krieg bes
wegen laſſen oder, wann je noͤthig ſeyn wollte Voͤlker hie oder dahin zu ſchicken, we⸗
gen der Durchzuͤge den Reichsordnungen gemäß verfahren würde, Die Anſprüche,
welche das Hauß Oeſterreich und die Kron Frankreich gegeneinander machten, waren
nicht ſo beſchaffen, daß der Herzog ſich im geringſten darein zu mengen Urſach hats
te. Nichts deſtoweniger ſtund er im Verdacht, daß er nebſt diſer Kron den König in
Schweden zu einem Fridenshruch wider den Kayſer verleiten wollte. Villeicht moch⸗
te das gute Vernehmen ſeines Geſandten mit dem Franzoͤſiſchen und Schwediſchen
zu Frankfurt ihn darein geſetzt haben. Wie dem aber fen, fo befremdete den Her⸗
zog ſolcher Argwohn dergeſtalt, daß er ſeinem Geſandten zu Frankfurt aufgab bey
dem Kayſerl Commiſſarien Vollmar eine Erklarung zu begehren, indem diſem noch
erinnerlich ſeyn wuͤrde, daß bey den Weſtphaͤliſchen Fridens handlungen kein einiger
Geſandter, auch zutheuerſt kein Catholiſcher fo eyferig, als der Wuͤrtenbergiſche
für den Kayſer und das Hauß Oeſterreich geſprochen habe. Er konnte auch deßwe⸗
gen durchaus nicht glauben, daß der Kayſer den Verleumdungen ſeiner Feinde wi⸗
der einen getreuen Fuͤrſten, von deſſen Treu er ſchon uͤberzeugt ſeyn konnte, Gehoͤr
geben würde. Er ließ demnach diſen Volmar erſuchen, dasjenige, was ihm hie⸗
von bewußt waͤr, zu entdecken und ſeinen guten Rath mitzutheilen.
8 e d 105.
Der Churfuͤrſt von Mainz war über die ihm gegebene Nachricht ſehr betretten,
weil ihm gleichmäſſige Nachricht zugekommen war, daß der Kayſer ſich mit Frank—
reich in einen Krieg einlaſſen wollte, weil diſe Kron bißher mit Spanien noch zu kei⸗
nem Friden kommen konnte. Er vermuthete aus damaliger Lage des Kriegs, daß
Y 3 die
174 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1656 die am naͤchſten gelegene Teutſche Stände Schaden nehmen doͤrfften, weß⸗
wegen er dem Herzog eine Allianz zwiſchen denen der Gefahr am meiſten
ausgeſetzten Fuͤrſten und Staͤnden ohne Unterſchied der Religion vorſchlug. Dann
das Hauß Oeſterreich, deſſen Oberhaupt der Kayſer ſey, wuͤrde nicht unterlaſſen der
Kron Spanien beyzuſtehen, wie man ſolches aus der Erfahrung habe, da faſt ein
Krieg mit Frankreich unvermeidlich bleiben und das Herzogthum Wuͤrtenberg hart
bedruͤcket werden doͤrffte. Diſemnach ſchiene ſehr noͤthig zu ſeyn, daß die J. obere
Krayſe oder wenigſtens deren betraͤchlichſte Staͤnde ſich mit der ſchon ſeit einiger Zeit
zwiſchen den 3. geiſtlichen Churfuͤrſten, Pfalz⸗Neuburg und den beeden Biſchoͤffen
zu Muͤnſter und Paderborn errichteten Allianz vereinigten und einander wider alle
feindliche Anfälle mit einer gewiſſen Anzahl Mannſchafft beyſtuͤnden. Eine ſolche
Vereinigung fen den Reichs-Conſtitutionen und dem Fridensſchluß gemäß und der⸗
mahl ſehr nothwendig, wuͤrde auch von guter Wuͤrkung ſeyn, indem Chur⸗Fuͤr⸗
ſten und Stände nicht fo leicht mit Quartieren, Verpflegung der Truppen, Contri⸗
butionen ꝛc. beladen werden koͤnnten. Dann obſchon die Executions-Ordnung vor
Augen lige, ſo ſey doch bekannt, wie langſam es mit der Vollziehung hergehe und
wie wenig ſich ein betrangter Stand deren zu erfreuen habe. Er ſtelle alſo ſolches
dem Herzog zur Ueberlegung anheim, ob er diſer Allianz beytretten und auch andes
re Stände darzu vermögen wollte. Braunſchweig und Heſſen-Caſſel ſeyen auch
ſchon eingeladen und letzteres Hauß nicht ungeneigt darzu. Das erſtere aber moͤchte
wegen ſeiner entfernten Lage eine Entſchuldigung finden. Diejenige Reſtitutions⸗
Sachen, worüber man dermahlen ſtreite, verdienten nicht, daß Chur⸗Fuͤrſten und
Staͤnde von beederley Religionen derenthalben miteinander in ein Mißtrauen und
weitauſſehende Mißhelligkeiten gerathen ſollten, ja, druͤckte ſich der Churfuͤrſt aus,
fie wären nicht werth, daß man eine Katz deßwegen ſattlen ſollte. Und ob man ſich
ſchon nicht darüber vergleichen koͤnnte, fo fände er doch nicht rathſam zu ſeyn, daß
man an eine Aufhebung der Deputation gedaͤchte. Und weil der Herzog je laͤnger,
je mehr wegen des Anruͤckens der Kayſerl. Voͤlker gewarnet wuͤrde, ſo habe er de⸗
ſto mehr Urſach auf Mittel zugedenken, wie alle Gefahr abgewendet werden Fönttte,
Der ſchon gedachte Schwediſche Reſident bekam entzwiſchen von dem Schwediſchen
Geſandten Klayen am Kayſerl. Hof ebenmaͤſſig die Nachricht, daß der Kayſerl.
General Enkefort, welcher die Kayſerliche Voͤlker in das Elſaß odes nach Italien
führen ſollte, ſich gegen ihm vernehmen laſſen, daß er hoffe, die Kron Schweden
wuͤrde ſich des Königs in Frankreich und des Herzogen zu Wuͤrtenberg nicht anneh⸗
men, noch in ſolche Haͤndel miſchen, woraus Schnoilzky muthmaſſete, daß der
vorgegebene Marſch nach Italien nur eine Verſtellung ſey. Der Herzog ſahe ſich
demnach bey ſolchen Drohungen gezwungen ſich an die Kron Schweden zu wenden,
daß fie ihn als einen unſchuldigen und getreuen Fuͤrſten nicht überftoffen laſſen moͤch⸗
N te.
Eilfter Abſchnitt. 5
[777
te. Gegen dem Churfürſten von Maynz erklärte er fich hingegen, daß zwar 1656
deſſen Gedank in den Reichsgeſetzen gegruͤndet und zu wuͤnſchen waͤr, daß
alle Chur⸗Fuͤrſten und Stände ſolchen ergriffen und mit vereinigtem Rath und
Kraͤfften ohne Anſehung der Religion in einer unzertrennlichen aufrichtigen Verbin⸗
dung ſtuͤnden: Niemand wuͤrde aber mit beſſerm Nachdruck, als der Churfürſt
ſelbſt, andere und inſonderheit die Catholiſche Stände des Schwaͤbiſchen Krayſes
zur Befolgung feines Raths vermögen, indem er über allen angewandten Fleiß und
Vorſtellungen bey denſelben, welche an der Anzahl die Evangeliſche uͤberſteigen,
nicht erhalten koͤnnen, daß nur der Executions Ordnung und der ausdruͤcklichen
Vorſchrifft des juͤngſten Reichs⸗Abſchieds gemäß zu einiger Verfaſſung und noch
viel weniger zu Beſtellung des Krapß⸗Obriſten⸗ und anderer nachgeordneter Kriegs⸗
Aemter hätte geſchritten werden wollen. Ja er habe fe nicht einmahl zu Haltung
eines Kroyß⸗Convents bewegen koͤnnen. In feinen alleinigen Kraͤfften ſtehe es nicht
eine andringende Gewalt aufzuhalten. Er ſey auch dem mehrern Theil der verbuͤn⸗
deten Chur⸗ und Fuͤrſten zu weit entlegen, weßwegen er auch, fo lang nicht ein all⸗
gemeines Werk daraus gemacht und von beederſeits Religionen zwiſchen den Obern
Krayſen eine einmuͤthige Zuſamenſetzung verglichen wuͤrde, fi noch zu nichts ge⸗
wiſſem entſchlieſſen koͤnne. Inſonderheit wuͤnſchte er, daß auch Chur⸗Pfalz mit
eintretten und andere Entſchlieſſungen ſaſſen, und daß er die Haupt⸗Puncten, wors
auff die Vereinigung der Rheiniſchen Chur⸗ und Fuͤrſten beftünde, wiſſen möchte,
ob ſie ohn Unterſchied wider maͤnniglich oder auf beſtimmten einbrechenden Gewalt
angeſehen ſey. Uebrigens verhoffe er, der Churfuͤrſt wuͤrde ſeine Sorgfalt entzwi⸗
ſchen dahin verwenden, damit Chur⸗Fuͤrſten und Stände wider die Reichs s Geſetze
nicht vergewaltigt, vielweniger unverſchuldet in fremde Kriege eingemiſchet wuͤr⸗
den, da man verſichert ſeyn koͤnnte, daß der Herzog die Religion nicht anſehen, ſon⸗
dern ohne Unterſchied nur die Freyheit der Staͤnde, die allgemeine Ruhe beobach⸗
ten und die Reichs Verfaſſung vor Augen haben wuͤrde. Der Biſchoff von Co⸗
ſtanz wollte aber nichts von einem vorhabenden Marſch gegen den Schwaͤbiſchen
Krayß wiſſen und mennte, daß, wann auch an den eingeloffenen Zeitungen etwas
wahr wär, der Kayſer wohl durch Chur s Bayern und das Ausſchreib Amt des
Sch waͤbiſchen Krayſes vermittelſt guter Vorſtellungen abwendig gemacht werden
koͤnnte. N
55 $, 106,
Der König in Frankreich ließ entzwifchen ein abermaliges Beſchwerungs⸗
Schreiden wider den Kayſer an den Herzog und an die Reichs- Deputation zu
Fraukfurt ergehen. Es beſtund in vielen Fragen und Anſinnungen, welche dieſel⸗
ben beantworten und ſich beſtimmt darauf erklaͤren ſollten. Die Deputierte erach⸗
5 i ! teten
176 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, i
1636 teten die Beſchwerden nicht ohne Grund zu ſeyn, konnten aber keinen Schluß faſ⸗
ſen, weil der Kayſerl. Commiſſarius Volmar diedeſterreichiſche Zegenbeſchwerden
wider Frankreich vorher eroͤffaen wollte. Die Ausſichten ſchienen demnach je länger,
je gefaͤhrlicher zu werden. Chur » Brandenburg wurde deßwegen forgfältig und uns
terbaute durch Geſandte bey unterſchiedlichen Fuͤrſtl. Höfen, wie nöthig es fen,
daß Chur-Fuͤrſten und Stände ſich in eine mehrere und engere Vereinigung und
vertrauliche Zuſammenſetzung begaͤben, damit ſie nicht in fremde Kriege verwickelt
wuͤrden. Der Churfuͤrſt erbothe ſich das ſeinige mit Hintanſetzung ſeines eigenen
Intereſſe getreulich beyzutragen. Der Landgrav von Heffen-Caſſel war gleicher
Meynung, daß wenigſtens die betraͤchtlichſte Staͤnde durch eine in dem Fridenſchluß
und andern Reichsgeſetzen erlaubte engere Allianz ſich bey einem oder andern Theil
in beſſeres Anſehen ſetzen ſollten, indem mit der Executions-Ordnung keinem ber
trangten geholffen wär, zumahl die imReichs⸗ Abſchied beſchloſſene Krayß Verfaſ⸗
ſungen nur verhindert werden wollten. Nun koͤnnte man ſich zwar auf einige geiſt⸗
liche Fuͤrſten nicht ſicher verlaſſen: Gleichwohl ſey auch die Vereinigung mit Chur⸗
Maynz und andern Catholiſchen nicht hintan zu ſetzen, weil auch, wann man nur
von einer engern Verbindung der fuͤrnehmſten Chur⸗ und Fuͤrſten vernaͤhme, welche
zur alleinigen Beſchuͤtzung ihrer ſelbſt und Aufrechterhaltung des Fridens und der all⸗
gemeinen Ruhe dienen ſollte, bey dem einen oder andern Theil, welchem die Luſt zum
kriegen beygieng, ein beſſeres Nachdenken wuͤrken doͤrffte. Die bißherige Maynzi⸗
ſche Verſuche haͤtten verſchiedene Proben ausgehalten, weßwegen auch das gute Ver⸗
nehmen zwiſchen der Kay. May. und dem Churfuͤrſten ſehr zu wanken anfienge.
Man muͤſſte auch deßwegen Evangeliſcher ſeits kein Mißtrauen gegen denſelben ver⸗
merken la ſſen, damit er nicht auf die Kayſerliche und Spaniſche Seite zu tretten vers
anlaſſt wuͤrde. Er trug ohnehin groſſes Bedenken den Catholiſchen Staͤnden des
Schwaͤbiſchen Krayſes einige Eroͤffnung von ſeinem Vorhaben zu thun, weil die
meiſte von dem Winck des Oeſterreichiſchen Erzhauſes abhiengen und von ihrem blin⸗
den Intereſſe geleitet und deßwegen feine Abſichten alsbald verrathen ſeyn würden,
Vielmehr hielte er dafuͤr, daß auf die Zuſammenſetzung der maͤchtigſten Teutſchen
Chur -und Fuͤrſten leicht eine allgemeine Verbindung erfolgen doͤrffte. Dem Ehurs
fürften von der Pfalz eine Allianz anzubieten ſey nicht wohl möglich, weil bekandt
wär, in welchen Mißhelligkeiten fie beede Churfuͤrſten wegen nachbarlicher Strittige
keiten miteinander ſtuͤnden. Nichts deſtoweniger ſtellte er dahin, ob derſelbe nicht
durch einen Evangeliſchen und etwan durch Herzog Eberharden zum Beytritt ver⸗
mocht werden koͤnnte. An den Kayſer ein Abmahnungs- Schreiben ergehen zu
laſſen beruhe auf dem Schluſſ der Deputation auf die Franzoͤſiſche Memorialien, da
er die letzte Stimme führte und nur den Schluſſ abzufaſſen hätte, truͤge aber kein
Bedenken dem Herzog eine Allianz-Notul mit ſamtlichen Chur - und a
ein
Zilfter Abſchnitt. | 2%
Rhein zugehen zu laſſen, damit er ſich deſto eher entſchlieſſen koͤnnte, was zu Verſi⸗ 16 56
cherung feines eigenen Staats und der allgemeinen Ruhe dienlich wär. Zwar koͤnn ?
te er eben einen kuͤnfftigen Bruch zwiſchen dem Hauß Oeſterreich und der Kron Frank,
reich nicht ſo gewiß behaupten, daß er unumgaͤnglich und bey dermaligen Umſtaͤnden
erfolgen müßte : Dennoch ſey aber nicht unzeitig bey dermaligen Laͤufften auf alle Fat: |
le auf feine Erhaltung zu gedenken und die dienliche Mittel zu ergreiffen. Er der
Churfuͤrſt ſey zuverſichtlich nach der Lage ſeiner Lande nicht dem erſten Angriff aus⸗
geſetzt, aber vielmehr um anderer Mit⸗Chur-Fuͤrſten und Stände Beruhigung ſorg⸗
faltig. Uebrigens lieſſ er den Herzog durch den zu ihm abgeordneten Bidenbach ver⸗
ſichern, daß er ſich jederzeit angelegen ſeyn laſſen wollte dem Fuͤrſtl. Hauß Wa ecu⸗
berg alle freundwillige Dienſte zu erweiſen und das gute Vertrauen mit ihm zu un⸗
terhalten. Der Deputation Eutſchlieſſung aber auf die Franzoͤſiſche Schreiben wollte
keinen Fortgang haben und der Herzog wuͤnſchte eben ſo ſehr mit einem ſolchen Schrei⸗
ben verſchont geblieben zu ſeyn. Dann es war ſehr gefaͤhrlich ſich darauf ſo, wie es
der Koͤnig verlangte, einzulaſſen. Gleichwohl konnte er es nickt unbeantwortet laſſen.
Endlich entſchuldigte er ſich, daß er den Kayſer um Abſtellung alles deſſen, was dem
Friden zuwider zu ſeyn geklagt worden, gebethen habe in der Hoffnung damit Gehör
zu finden. Weil aber feine Bitte nicht vermoͤgend gung ſey und diſe Sache mit beſ⸗
ſerm Nachdruck von der Reichs⸗Deputation betrieben werden müßte, an welche ſich
der Koͤnig gewendet habe, ſo hab er ſeinem Geſandten aufgegeben alles zu verſuchen,
was zu des Koͤnigs Vergnuͤgung gereichen koͤnnte (u). In der That befahl er ihm
auch die Berathſchlagung diſes Königl. Schreibens als ein ſehr wichtiges Werk,
worauf die allgemeine Ruhe beſtunde, und ein bewegliches Schreiben an die Kay.
Mah. von der Deputation zu bewuͤrken. Und weil allbereit die Gemuͤther ſchon ſehr
wider einander aufgebracht zu ſeyn ſchienen, fo erinnerte er auch Chur⸗Pfalz und an⸗
dere Fuͤrſten diſe Materie zur baldigen Umfrage zu bringen.
*
n
Nun lieffen Nachrichten ein, daß die Kayſerl. Voͤlker nicht gegen dem Elſaß
und dem Schwaͤbiſchen Krayß anruͤckten, ſondern nach Italien giengen und ſchon ein
Theil daſelbſt angekommen ſey. Wie auch der Churfuͤrſt zu Maynz dem Bidenbach
ein Schreiben von dem Kayſer vorlegen lieſſ, worinn er demſelben berichtete, daß er
unter dem Graven von Enkefurt den Ungehorſam des Herzogs von Modena zu bes
ſtraffen 12000. Mann nach Italien beordern wolle. Die Furcht verſchwand nun
zimlich, obſchon die Uneinigkeit zwiſchen Frankreich und dem Hauß Oeſterreich mit
einem nahen Krieg drohete. Doch ergrieff Herzog Eberhard diſe Gelegenheit wegen
(u) vid. Beyl. num. 50. '
IX. Theil. 3 des
178 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrrenberg,
1656 des Beytritts zur Rheiniſchen Allianz deſto vorfichtiger zu Werk zu gehen. Er hats
te eine Neigung darzu, wollte aber dennoch auch anderer Ebangeliſchen Fuͤrſten Ges
danken daruͤber erkundigen. Inſonderheit verlangte er zu wiſſen, wohin ſich die bees
de eingeladene Haͤuſer Braunſchweig und Caſſel erklaͤren würden. Die Frage: Ob
fie ſich willfahrig bezeugen ſollten 2 war ſchon guͤnſtig beantwortet und es beruhete nur
noch darauff, unter welchen Bedingungen ſie aufgenommen werden ſollten. Sie was
ren die erſte Evangeliſche Fürften , welche kein Bedenken trugen diſer unter Catholi⸗
ſchen Staͤnden errichteten Allianz beyzutretten. Es ereignete ſich auch ein anderer be⸗
ſchwerlicher Auftritt, als nicht allein die Schweden, ſondern auch die Polen bey ih⸗
l gegeu elnander führenden Krieg die Nider⸗Saͤchſiſche Lande mit ihren Einfaͤllen
beunruhigten. Diſe ſuchten nun ebenfalls bey der Reichs⸗ Deputation Huͤlfe, weil
derſelben verinsg der Reichsgeſetze oblag in ſolchen Faͤllen Rath zu ſchaffen. Hier
wurde nun bey den Krayſen eine Militar-Verfaſſung erfordert, welche ſchon auf
verſchiedenen Reichs⸗Conventen auf die Bahn gebracht, aber nirgends verglichen,
ſondern den Krayſen uͤberlaſſen war. Die Deputation und die zu Coblenz damahl ver⸗
ſammlete Chur » und Nider⸗Rheiniſche, wie auch der Weſtphaͤliſche Krayß warfen
degwegen die Frage auf und liefjen ſolche an alle übrige Krayſe gelangen, worauf man
ſich von jedem zu verlaſſen habe? Weil aber der Schwaͤbiſche Krayß vor zwey Jah,
ren wegen der Kriegs-Verfaſſung Schwuͤrigkeit machte und es je länger je mehr das
Anſehen gewann, daß der Kayſer mit Frankreich in einen Krieg gerathen doͤrffte, ſo
ſetzte Herzog Eberhard eine andere Frage entgegen > Wann diſe hohe Haͤupter die
Waffen gegen einander ergriffen und den Obern Krayſen Ungelegenheit dadurch zugezo⸗
gen wuͤrde, was alsdann zu thun? und wie diſen geholfen werden koͤnute? Zwar
hielte er davor, daß die Reichsgeſeze, die Executions⸗Ordnung und Krayß> Vers
faffungen klare Anweiſung gaͤben und eben keine Allianzen fo noͤthig wären, wann
fie nur behoͤrig beobachtet wuͤrden: doch befahl er ſeinem Geſandten auch anderer Fuͤr⸗
ſten Gedauken hieruͤber zu erforſchen. Wofern man aber auf beſondere Verbindun⸗
gen dringen wurde, ſollte er ſich entweder mit dem Mangel eines Verhaltungs⸗Be⸗
fehls entſchuldigen oder, weil gleichwohl eine in dem Fridenſchluſſ gegründete Garantie
dem Herzog eben nicht entgegen war, ſich mit den mehrern Stimmen vergleichen.
Ju dem aber derſelbe ſich noch nicht entſchlieſſen konnte, ob er in die Rheiniſche Als
lianz tretten ſollte, both ihm wider alles Vermuthen der Grav von Fuͤrſtenberg ein
Buͤnduus an, weil zwiſchen beederſeitigen Voreltern jederzeit ein gutes Verſtaͤndnus
zu verſpuͤren geweſen und durch eine ſolche Allianz nicht nur ihren Landen, ſondern
auch der Kay. May. erſprieſſliche Dienſte geleiſtet werden koͤnnten. Der Herzog er⸗
forderte hierüber von feinen wenigen geheimden Raͤthen ein Gutachten, welches der
alte Varnbuͤler mit eigner Hand verfaßte. Er fand aber groſſe Schwuͤrigkeiten, uns
geacht der Graven von Fuͤrſtenberg Verdienſte um das Herzogthum Wuͤrtenberg uͤber⸗
| haupt
N
Eilfter Abſchnirr. 179
haupt dem Herzog ein Buͤndnus anzurathen ſchjenen, weil beffen Hauß jederzeit 1656
mehr Schaden, als Nußzen davon gehabt, ja faſt das ganze Herzogthum dadurch
verlohren, indem es von allen ſeinen Bundsgenoſſen verlaſſen worden, bis er endlich
burch Huͤlfe der Kron Schweden wieder eines veroͤdeten Landes mit groſſer Mühe
theilhafftig worden (Y). f f
F. 108,
Sonſten wurde in diſem Jahr das von dem bekandten Engliſchen Prediger Jo⸗
hann Duräns in Vorſchlag gebrachte Religions⸗Vereinigungs⸗Geſchaͤffte zwiſchen
den A. C. Verwandten und den Reformierten wieder rege gemacht. Diſer Theolos
ge wendete ſich ſchon im Jahr 1633. durch Schreiben an Herzog Eberharden, wel⸗
cher hierauf ſeinen damahligen Canzler der Hohen Schul zu Tuͤbingen Lucas Oſian⸗
der und den Lehrer D. Melchior Nicolaj nach Stuttgard beruffte den 9. Aug. diſes
Werk mit den Conſiſtorial⸗Raͤthen zu uͤberlegen. In dem darüber abgefaſſten Gut⸗
achten berufften ſich dieſelbe auf ihre Fridfertigkeit im lehren und in Schrifften, wo
ſie alle Bitterkeit vermieden haͤtten. Sie hielten aber fuͤr ſehr gefaͤrlich ſich mit den
Reformierten verbindlich einzulaſſen, weil noch kein einiges Glaubensbekaͤnntnus der
reformierten Kirche gefunden werde, zu welchem ſich alle difer Religion⸗Verwandte
in allen ſtrittigen Artickeln bekenaten und man folglich nicht wuͤſſte, worauf man ſich
mit ihnen vergleichen koͤnnte. Im Gegentheil ſey der A. C. Verwandten in GOt⸗
tes Wort gegruͤndte Lehr in der Augſpurgiſchen Confeſſion, deren Apologie, den
Mautuaniſchen Artickeln, beeden Catechilmis Lutheri und Brentii, wie auch in der
Formula Concordiz fo klar verfaſſt, daß jedermann diſes Glaubens « Bekanntnus
faſſen und ſich, wann ihm anderſt die Warheit angelegen, darzu bekennen koͤnne. So
ſeyen auch ſeit 1520, bis 1619. gegen hundert Religions-Verſammlungen und Ges
ſpraͤche gehalten worden, welche wenig gefruchtet und daher wohl beſorgen waͤr, daß
auch diſe Anſtalten nicht viel Nutzen ſchaffen doͤrfften. Dann es ſey erſt in den Jah⸗
ren 1618. und 161. in dem Dordrechter Synodo, welchem auch Engliſche Theolo⸗
gen beygewohnt haͤtten, in der Lehre von der Gnadenwahl, dem Verdienſt Chriſti,
der Gnade GOttes, dem freyen Willen und beſtaͤndiger Ausharrung bis an das En⸗
de diejenige Lehr, welcher die A. C. Verwandte GOttes Wort gemäß beygethan feyen,
verworfen worden. Und wann man auch nur denſelben zu einiger Vergleichung Hoff⸗
nung machen wollte, fo muͤſſte man beſorgen, daß ſie nicht mehr geſtatten doͤrfften die
reformierte Lehre nur im geriugfien anzufechten oder zu widerlegen, wie allbereit ein
ungenaunter Heſſiſcher Theologe ſich vernehmen laſſen und die A. C. Verwandte in
einer Schrifft ſehr gehaͤſſig nur ubiquitarios geſcholten habe. Und, weil Durzus
damahl verlangte, daß der Herzog feinen Vorſchlag und Geſuch bey dem Conſilio
SER N For-
(W) vid. Beyl. num, 51. 8
180 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
——
—
——— ———
1656 Formato zu Frankfurt dem Schwediſchen Reichs ⸗ Kanzler vortragen möchte,
ö ſo konnten fie ſolches nicht rathen, weil er eines theils nicht gnugſam bevoll⸗
maͤchtigt waͤr und andern theils das Conlilium ſich diſes dahin nicht gehörigen Ges
ſchaͤffts auch nicht unterziehen würde. Der Herzog konnte fi auch ohne der andern
A. C. Verwandten Vorwiſſen und Einwilligung nicht wohl einlaſſen. Das Noͤrdlin⸗
ger ungluͤckliche Treffen unterbrach demnach den ganzen Fortgang diſer Handlung,
daß ſie auf ruhigere Zeiten muſſte verſchoben werden.
AR | H. 109.
Churfuͤrſt Carl Ludwig zog nun diſen Vorſchlag wieder aus dem Staub her⸗
vor und deſſen Staats-Rath Carl Melchior Grotniz von Groda berichtete den 29.
April 1636. an den Wuͤrtenb. Conſiſtorial-Rath und Hofprediger Johann Chri⸗
ſtoph Hingher, daß ſein Churfuͤrſt gefonnen ſey nur für Dero Perſon und Land mit
den Proteſtierenden einen beſondern Verglich in der Religion zu ſuchen und zu ſol⸗
chem Endzweck 1.) den modum concordiæ vorſchlage, welcher ehmahlen im Jahr
1536. zu Witteberg von D. Luthern den Oberlaͤndiſchen Staͤdten bewilligt und voll⸗
zogen war. 2.) Die formulam concordiæ verwerffe der Churfürft gar nicht, ſon⸗
dern trage nur Bedenken ſolche wegen ſeiner Unterthanen anzunehmen. 3.) Habe
er ſchon die Vorſehung gethan, daß man wider die A. C. Verwandte nichts lehren,
predigen, diſputieren, reden oder ſchreiben ſoll. 4.) Woll er von dem erſchroͤckli⸗
chen Rathſchluß GOttes nichts Hören, noch wiſſen. 5.) Die mundliche Genieſ⸗
ſung im H. Abendmahl beliebe er ſo weit, als ſie in dem Schwaͤbiſchen Syngramma⸗
te und in Brentii exegeſi in Johannem pag. 120. ſeq. und noch klaͤrer durch die
unionem facramentalem ausgedruckt ſey. 6.) Wann man damit noch nicht zufri⸗
den ſey, ſo erbiete er ſich zu den Articuln, welche 1631. zu Leipzig von den Chur:
Saͤchſiſchen, Brandeburgiſchen und Heſſiſchen Theologen beliebet worden oder er⸗
warte, 7.) ob man einen naͤhern und leichtern Weeg zum Verglich von ſeiten der
C. Verwandten vorſchlagen werde. 8.) Der Churfuͤrſt ſey hierinn eyferig und
meyne es aufrichtig, doch waͤr 9.) nur auf Dero Perſon allein zu ſehen und nicht
auf Dero Theologen, welche ſich nach Ihrer Churfuͤrſtt. Durchl. richten würden.
Aeil nun der damahlige Pfarrer zu Beinſtein, Stephan Gerlach, zu Anfang des
Mayen in feinen eignen Verrichtungen zu Heydelberg war und von dem Churfürften
zur Tafel gezogen wurde, auch von Religions⸗Sachen ſich mit dem Churfuͤrſten uns
terredete (x), mithin von deſſen Vorhaben wuſſte, ſo erzehlte er bey ſeiner Heim⸗
kunfft, daß der Churfuͤrſt neben obgemeldten Puncten ihm auch anvertrauet habe,
1.) eine gewiſſe Glaubens⸗Formul begreiffen laſſen und ſeine Kirchen⸗Diener ver⸗
f pflich⸗
(x) Sein Lebenslauff ſtehet in Moſers erleuterten Wuͤrtenb. 1 Theil, pag. 288.
1
—
- Eilfter Abſchnitt. ne
pflichten wollte nach ſolcher zu lehren. 2.) Mit andern Ealvinifchen Kirchen woll 1 656
te er nichts zu thun haben, ſondern nur in feinen Landen eine Vereinigung der Reli⸗
gionen ſuchen, aber 3.) kein irenicum oder toleranz, ſondern eine Gleichheit haben,
wobey er 4.) in der formula concordiæ nur das rigoroſum damnamus ſecus do-
c rutes nicht billigen koͤnne. Ungeacht diſer guten Aus ſichten befand ſich, daß die
Worte ſchoͤn, aber ganz andere Abſichten darunter verborgen geweſen, ſo, daß
ſich gleich anfangs die ganze Sache zu zerſchlagen und nur zu mehrerer Verbitterung
der Gemuͤther Anlaß zu geben ſchiene. Solchen widrigen Erfolg wollte man nun
dem Churfuͤrſten nicht beymeſſen, ſondern erachtete nur fuͤr ſehr noͤthig, gar behut⸗
ſam zu verfahren, bis man wenigſtens von ihm eine recht genaue Erklaͤrung von der
Perſon Chriſti, von der ewigen Gnadenwahl und von dem H. Abendmahl haͤtte.
Er begehrte aber jetzo einen Vorſchlag zum Verglich von den Wuͤrtenbergiſchen Theo⸗
logen, welche ihm keinen andern an die Hand zu geben wuſſten, als daß er ſich die
Augſpurgiſche Confeſſion und die lormulam concordiz gefallen ließ, wovon fie Ges
wiſſens halber nicht abgehen koͤnnten, aber ſich erbothen bey einigem Zweiffel Erleu⸗
terung zu geben. Sie lieſſen ſich das Syngramma, die exegeſin Brentianam und
die concordiam Lutheri mit den Oberlaͤndiſchen Kirchen gefallen weil inſonderheit
in dem erſten die Worte ſtuͤnden, quod panis, quem frangimus in Cena, fit core
pus Chriſti diſtributum, diſpenſatum & communicatum. Et quod nos in novo
teſtamento non ſolum ſpiritu ( ficut patres in veteri teſtamento) ſed carne etiam
edamus corpus & bibamus ſanguinem Chriſti. Quod nihil abſurdi fit, 6 fatea-
mur Corpus Chriſſi incomeſtibile carnaliter ( id eft ore) nos edere, dum Cœ.
n® panem edamus & quod corpus Chriſti nihil profit ſolum fine fide manduca-
tum &, ut Paulus inquit, indigne &c. Und wann der Churfuͤrſt diſes aufrich⸗
tig glaube, daß, obſchon der Leib Chriſti denen, ſo ihn ohne Glauben empfangen,
nichts nutze, ſie ihn doch auch empfahen, ſo werde es diſes Articuls halber keine
Noth mehr haben. Wegen des Brentii merkten ſie aber an, daß der Churfuͤrſt
deſſen exegeſin Catechiſmi leſen möchte, wo er ſich deutlicher erklärte, Wegen der
andern beeden Puncten werde des Churfuͤrſten nähere Erklaͤrung zu erwarten ſeyn.
H. 110.
Nun hatte Durzus eben damahls eine neue Schriſſt ausgehen laſſen, worinn
er wegen diſer obgemeldten Articul abermahl Vorſchlaͤge zur Einigkeit auf die Bahn
brachte, und worauf der Churfuͤrſt eine beſtimmte Erklaͤrung geben follte, ob? und
wiefern er den darinn enthaltenen Saͤtzen Beyfall gäbe? Wofern auch die Pfaͤlziſche
Kirche ſich mit der Evangeliſchen vereinigte, wuͤrde ihn das Schmaͤhen auf den
Canzeln und Lehrſtuͤlen wider die e fo, wenig mehr rühren, als die Ver⸗
| | 3 3 dam⸗
18: Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
— a
1656 dammung in der formula concordiæ, weil eine beſcheidene Schmaͤhung dennoch
gegen die übrige Calviniſche Kirche, mit welcher die Pfaͤlziſche keine Gemeinſchafft
habe, nicht abgeſtellet werden, noch dem Churfuͤrſten zuwider ſeyn koͤnne, zumahlen
weil ſolche Verdammung nicht auf die hoͤlliſche Pein oder eine weltliche Straffe,
ſondern nur auf die Verabſcheuung ſolcher Lehre zu verſtehen ſeyn. Das Wuͤrten-
bergiſche Conſiſtorium hielte daneben den Pfarrer Gerlach wegen der Syneretiſteren
fuͤr verdaͤchtig, weil er des Calixti zu Helmſtadt Schuͤler und des Latermanns zu
Koͤnigsberg Tiſchgenoſſe geweſen. Uebrigens wuͤnſchte daſſelbe, daß der Verſuch
zu einer Vereinigung einen guten Erfolg haben moͤchte. Herzog Eberharden konnte
fie auch nicht gleichgültig ſeyn und entſchloß ſich, daß, wann ſchon die bisherige
Verſuche den erwuͤnſchten Erfolg nicht gehabt hätten, man die Hand doch nicht ſin⸗
ken laſſen, ſondern, wiewohl mit groſſer Behutſamkeit, des Churfuͤrſten bisheriges
Bekanntnus, in fo fern es GOttes Wort gemäß wär, wohl aufnehmen, in den
Puncten, wo er noch zweifle, ſchrifftmaͤſſige Erleuterung geben und, wann er auf
des D. Luthers 1536. gemachten concordia, dem Syngrammate und Brentii exe-
geſi beharre, ihn eben nicht zur Unterſchrifft der kormulæ concordiæ verpflichten,
ſondern der Hof Prediger Hingher den Grotnitzen beantworten ſollte, daß der Herzog
ebenmaͤſſig nichts mehrers verlange, als daß diſes wichtige Werk wohl eingeleitet
und auf einen unbeweglichen Grund geſtellt wuͤrde. Es hatte aber der Wuͤrtenber⸗
giſche Propſt, Melchior Nicolai, einen Aufſatz von der Perſon Chriſti, der Gnaden⸗
wahl und dem Nachtmal Chriſti verfertigt, welcher dem Grotniz mit dem Begehren
zugeſchickt wurde, daß eine baldige beſtimmte Antwort darauf erfolgen möchte,
Weil aber der Herzog diſes Vereinigungswerk nicht allein uͤbernehmen wollte, ſo be⸗
fahl er, daß, wann ſolches beſſer gefaßt wär, man daſſelbe auch an Chur⸗Sach⸗
ſen gelangen laffen ſollte. Auf gleichmaͤſſigen Schlag beantwortete der Herzog den
Churfuͤrſten, als ſie ſich beede wegen der Rheiniſchen Allianz zu Heylbronn mit ein⸗
ander unterredeten: Worauff dann erſt den 19. Dec. ein noch zimlich unlauteres
Schreiben einlieff (y.), worinn des D. Nicolai Schrifft, worinn er behauptete,
daß, wann man auf ſeiten der ſogenannten Reformirten nicht naͤher zu den A. C.
Verwandten zutretten und von ihren vorgefaßten Meynungen abzuweichen geſonnen
waͤr, nach dem Wort Gottes keine Vereinigung zu hoffen, nicht beruͤhrt wurde.
Die Wuͤrtenbergiſche Conſiſtorialen belehrten aber den Herzog, daß, obſchon die
Reformierten bey dem im Jahr 163 1. gehaltenen Leipziger Convent ſich zu der Aug⸗
ſpurgiſchen Confeſſion mit Mund und Herzen zu bekennen erklaͤrt und den dritten
nebſt dem zwoͤlfften Articul dem Buchſtaben und Worten nach anzunehmen ſich er
botten haͤtten, ſie ſich doch uͤber dem Verſtand mit den Chur⸗Saͤchſiſchen nicht ver⸗
gleichen koͤnnen, und in dem Articul von der Gnadenwahl nicht weichen gene
| or⸗
(J) vid. Beyl. nam. 52. a.
Eilfter Abſchnite 1
Woraus dann die Wuͤrtenbergiſchen Theologen den Schluß machten, daß bey den 16 56
Reformierten kein aufrichtiger Eenſt zur wahren Vereinigung ſey und man dieſelbe |
für keine Glaubensgenoſſen aufnehmen koͤnne. Bey dem von Brentio, als damahligem
Prediger zu Hall, im Jahr 1525. im Namen etlicher Schwaͤbiſch en Theologen wider den
Decolampaden verfertigten Syngrammste erinnerten fie, daß, obſchon Brenz mehrmal
melde, daß der Leib und Blut Chriſti im Nachtmahl dem Glauben nach gegenwaͤrtig ſey
und mit dem Glauben empfangen werden müffe, fo fen derſelbe doch nicht nach Calviniſcher
Meynung zu verſtehen, welche die wahre weſentliche Gegenwart und mundliche Nieſ⸗
fang ſolches Leibes und Blutes mit dem Brod und Wein laͤugne, ſondern das Brens
tianiſche Buch des Oecolampaden Irrthum widerlege, als ob, wann er mit dem
Mund genoſſen würde, man ihn auch mit leiblichen Augen ſehen und mit Händen bes
taſten koͤnute und müßte. Wie dann eben diſer Brenz ſich ſehr entſetzt habe, daß
man ihm die Calvinifche Lehre aufbuͤrde, welche er doch verabſcheuet habe. Sein
Sohn habe auch als Lehrer zu Tübingen feines Vaters Ehre im Jahr 1582. durch
ein beſonders Tractaͤtlein gerettet, welches ebenmaͤßig von den ſamtlichen Wuͤrtem⸗
bergiſchen Theologen in der Widerlegung des Calviniſchen fo betitulten orthodoxi con-
ſenſus im Jahr 1584. geſchehen. Bey der Annehmung der concordiæ Lutheri hats
ten die Wuͤrtembergiſche Theologen nichts zu erinnern, als daß die Caloiniſche dies
ſelbe ganz anderſt, als ſie von Luthern verſtanden worden, auslegten und vorgaͤben,
als ob das Brod und der Wein nur mit dem Mund, der Leib und das Blut Chriſti
nur mit dem Gemuͤth und Glauben genoſſen werde. Den unwuͤrdigen werde Chriſti
Leib und Blut auch dargereicht oder anerbotten. Sie nehmen es aber nicht an, oder
die es einpfangen, ſeyen nicht diejenige, welche gar keinen Glauben haben, ſondern
welche bey ihrem Glauben ſich nicht ordentlich und ehrerbietig gnug bezeugten, welche
Lehre aber Luther jederzeit verworfen habe. Die Schweizeriſche Kirchen, welche ſol⸗
che Concordiam nicht unterſchrieben, weil ſie ihrem Vorgeben nach etwas dunkel und
zweifelig war, müßten aber von den oberlaͤndiſchen wohl unterſchieden werden. Jene
haͤtten dem Luther eine Erklaͤrung zugeſchickt und diſer habe ſie, weil Bucer ihm Hoff⸗
nung gemacht, daß fie ſich die getroffene Concordiam nicht dörfften eutgegen ſeyn
laſſen, wieder freundlich beantwortet und, nachdem er ſeine ernſtliche Neigung zur
Einigkeit gnugſam zu erkennen gegeben, ſich endlich erklärt, daß er der Gegenwart
halber des Leibes und Blutes Chriſti im H. Abendmahl in kein herniderfahren oder
aufſteigen gen Himmel oder zur Rechten Gottes ſetzen ſich einlaſſe, ſondern der goͤtt⸗
lichen Allmacht uͤberlaſſe, wie ſolcher Leib und Blut ausgetheilet werde, und einfaͤl⸗
tig die Worte behalte Das iſt mein Leib und das iſt mein Blur ꝛc. womit er
aber die Schweißerifhe Bekanntnus gar nicht angenommen, wie er ſich in den Schmal⸗
kaldiſchen Articuln und hin und her in feinen Schrifften deutlich erklaͤrt habe. Ju dem
Articul von der Perſon Chriſti wußten ſich die Theologen keiner Uneinigkeit unter den
7 — 8 A. C.
184 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1636 A. C. Verwandten zu erinnern, auſſerhalb, daß Calixtus noch des Daniel Hoffmanns
Lehre beguͤnſtige, daß Chriſtus nach feiner Menſchheit nicht allenthalben, ſondern
allein in ſeiner Kirche wo? und wann er wolle? zugegen ſey und daß zwiſchen den
Wuͤrtenbergiſchen und Chur-Saͤchſiſchen einiger Zwiſpalt ſey von der allgegenwaͤrti⸗
gen Regierung des Menſchen Chriſti über Himmel und Erden, wobey doch von bees
den Theilen die ſchrifftmaͤßige Lehre von der warhafftigen wuͤrklichen Mittheilung der
Eigenſchafften beeder Naturen in Chriſto ſteiff und feſt beybehalten werde. Wegen
der Gnadenwahl ſey gar keine Uneinigkeit zwiſchen den A. C. verwandten. Das Mit⸗
tel aber der vorgeſchlagenen Beybehaltung der Redens-Arten ſey gar unſicher, weß⸗
wegen die Auslegung derſelben ein ſonderbares von Ehriſto und dem H. Geiſt geord⸗
netes Stuͤck des Predigamts ſey und in dem Verſtand der Redeusarten auch die Ke⸗
Ber irren, ob fie ſchon dieſelbe beybehalten. Endlich konnten fi die Wuͤrtenbergi⸗
ſche Theologen nicht gnug verwundern, daß man Herzog Eberharden zumuthen wollte
diejenige Lehr, fo in den vorberuͤhrten drey Articuln über 100. Jahr in dem Her⸗
zogthum mit fo vielen Schrifften verfochten worden, worzu ſich die Fuͤrſtl. Vorfah⸗
ren und das ganze Herzogl. Hauß in der Augſp. Sonfeffion und tormula concordiæ
mit vielen andern Ehur » Fürften und Staͤnden verbindlich gemacht und ihre Kir⸗
chen ⸗ und Schuldiener mit Eyden verpflichten, ohn einige Widerlegung oder beyge⸗
brachten Grund in Dero Landen abzuſtellen, im Articul vom Nachtmahl Calviniſch
zu werden und in den andern Articuln ſagen zu doͤrffen, was ſie glauben und bekennen
oder zu Ändern, was ſie bißher geglaubt haben. Welches Zumuthen die Calviniſche
zu wagen ſich niemals unterſtanden haben. Der Churfuͤrſt wollte aber ſich hierauf
noch nicht beruhigen, ſondern wollte noch eine Erlaͤuterung uͤber den Articul von der
Perſon Chriſti, von der Guadenwahl zum ewigen Leben und Verſtoſſung zum ewi⸗
gen Tode aus der H. Schrifft und zugleich aus den Alterthuͤmern der Kirche d. i.
aus den Kirchen⸗Vaͤtern haben. Auf diſes nun antwortete das Herzogl. Conlilto-
rium, daß man die Kirchen-Vaͤter zwar nicht noͤthig habe, da man den Grund
der Lehre von der Perfon Chriſti uͤberfluͤſſig in der Schrifft habe: Nichts deſtoweni⸗
ger konnten nicht nur aus Athanalii Schriſſten etliche Stellen beygebracht werden,
welche der A. C. Verwandten Lehre beſtetigten, ſondern es erweiſe auch der Schluß
der erſten Epheſiniſchen Kirchen-Verſammlung, daß des Gegentheils Meynung ver⸗
worfen und ſo gar verflucht und verdammet worden. Und eben ſo begegnete es dem
Articul von der Gnadenwahl, indem fie aus Chryſoſtomi und Auguftini Schrifften
den Gegentheil mit einigen Stellen ſeines Irrthums uͤberzeugten. Weil nun Her⸗
zog Eberhard ſich ohnehin ohne Miteinwilligung der uͤbrigen A. C. Verwandten
nicht einlaffen wollte, fo ſchickte der Churfuͤrſt zu Ende des folgenden Jahrs obge⸗
dachten Gerlach, welchen derſelbe entzwiſchen zu einem Lehrer der Kirchen-Ge⸗
ſchichte nach Heydelberg beruffen hatte, an die Reichs⸗ Deputation um alle .
iſche
U
2
Eiter Abſchus g, 185
liſche Fuͤrſten in diſes Vereinigungs⸗ Merk zu verwickeln und fein Glau⸗ 1656
bens ⸗Bekanntnus an die Jenaiſche Theologen, wordurch, weil ohnehin
die Deputation nicht zu Religions⸗Styittigkeiten bepollmaͤchtigt war, der Herzog
und deſſen Theologen diſer Sache enthoben wurden, BÄREN SR N
Mit dem Anfang des Jahres 1657. ſchienen ſich die Verwirrungen des Teut⸗
ſchen Reichs und deren Ordinari⸗ Deputation zu Frankfurt auch zu erneuren. Her⸗
zog Eberhard nahm groſſen Antheil daran. Dann es iſt ſchon gedacht worden, daß
die Reichs⸗Deputierte in dem Hagenauiſchen Reſtitutions⸗ Fall den Kayſerlichen
ein Bedenken zugeſtellt und diſe ſolches aufgenommen haben, als ob ſie gleichſam
Richter darinn ſeyn wollten. Nun ſuchten diſe ſolche Sache durch eine guͤtliche Uns
terhandlung zwiſchen den wieder anweſenden beederſeitigen Abgeordneten beyzulegen.
Die von ihnen gethane Vorſchlaͤge waren aber fo beſchaffen, daß fie von dem Evans
geliſchen Theil bey der vorleuchtenden Gerechtigkeit nicht angenommen werden konn⸗
ten, weil ſie nur dahin abzweckten die noch uͤbrige Evangeliſche vollends zu vertrei⸗
ben. Es gereichten auch diſe Verglichshandlungen zu nicht geringem Nachtheil und
Verſchimpfung der Reiches Deputation, welche noch andere gefaͤrliche Folgen dro⸗
phete. Herzog Eberhard befahl demnach feinem Geſandten hinfuͤro fleiſſiges Aufſehen
zu haben, daß dergleichen Neuerungen den Kayſerlichen nicht mehr eingeraumet oder
geſtattet wuͤrden. Judeſſen mußte er ſolche dermahlen auf ſich beruhen laſſen, glaub⸗
te aber, daß, wann die Catholiſche den Kaufbeuriſchen Fall wieder auf die Bahn
brachten, denſelben hinwiederum nichts nachgegeben, ſondern diſer Hagenauiſche mit
beſtem Fug entgegen geſtellt werden konnte. Dann die Catholiſche zu Hagenau woll⸗
ten nichts von demjenigen, was die Evangeliſche in den Jahren 1618. und 1624. im
Beſitz gehabt, zuruckgeben, und die zu Kaufbeuren wollten mit demjenigen, was ſie
in diſen Jahren gehabt, nicht zufrieden ſeyn, ſondern ein mehrers fordern. Man
ſuchte auch wuͤrklich in diſer letztern gütliche Unterhandlungen vor den Kayſerlichen
und etlichen fubdsputierten vorzunehmen, da der Herzog auch darzu ernennt zu wer⸗
den ein Recht zu haben meynte, weil diſe Stadt im Schwaͤbiſchen Krayß lige und
er Commiſſarius geweſen, mithin von der vorhergegangenen Reſtitution die beſte Aus⸗
kunfft geben koͤnnte, ob er ſchon ſonſten ſolche lubdeputationen als Neuerungen ver⸗
warff und behauptete, daß die Deputierte zu Verglichen und Aunehmung dergleichen
von den Catholiſchen aufgeworfenen Grund⸗Saͤtzen nicht, ſondern nur zur Execution
des Fridensſchluſſes, wie ſolche dariun vorgeſchrieben, nemlich nach dem anno regu-
lativo und nudo facto polleſtonis bevollmaͤchtigt ſehen. Dieſe Materien blieben
aber bey ſolcher Verwirrung ganz verligen. e st |
IX. Theil. A a N F. 112.
gan len
186 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1657 6 112,
Hingegen beſchaͤfftigten ſowohl des Kayſers Mißfallen an der Rheiniſchen Allianz,
als auch des Königs von Frankreich Beſchwerden über den Wieneriſchen Hof die Ges
ſandten. Dann die Rheiniſche Churfuͤrſten (achten gedachte Allianz zu verſtaͤrken und
hatten ſchon gedachtermaſſen das Hauß Braunschweig und Heſſen⸗Caſſel zum Bey⸗
tritt eingeladen. Sie hatten gute Hoffnung dazu gefaßt, als ſich diſe erklaͤrten, daß
ſie keinen ſonderlichen Luſt darzu haͤtten, wofern nicht die Kron Schweden wegen der
in dein Teutſchen Reich erlangten Lande und das Ehur⸗Hauß Brandenburg eben⸗
maͤſſig aufgenommen würden. Jedermann zweifelte daran, daß die Catholiſche ſich
diſe Bedingung gefallen laſſen wuͤrden. Unvermuthet kam aber der Chur⸗Maynzi⸗
ſche Geh. Rath von Voineburg mit der Verſicherung zu Frankfurt an, daß diſe Staͤn⸗
de ſolche Aufnahm beliebet hätten, Der Kayſer hatte ſich deſſen am wenigſten ge⸗
gen den Catholiſchen verſehen und deſſen Geſandter Volmar verfiel deßwegen mit dem
von Boineburg in einen harten Wortwechſel und meynte diſe ganze Allianz zu zerſtöͤ⸗
ren. Weil nun damahl ein neues Geruͤcht ergieng, daß der Kayſer einige Voͤlker
unter dem Vorwand der Sicherheit in die Vorder: Oeſterreichiſche und einige benach⸗
barte Lande legen wollte und der Wuͤrtenbergiſche Geſandte ſich bey dem Volmar
darum erkundigte, fand er diſen ganz in ſeinem Gemuͤth beunruhigt. Zwar ver⸗
ſicherte er, daß der Kayſer weder Luſt habe dergleichen Unruhen im Reich oder Krie⸗
ge mit auswaͤrtigen Kronen anzufangen, noch auch der Kron Frankreich zu einigem
Mißtrauen oder kriegeriſchen Anſtalten zu geben. Die Wuͤrtenberger koͤnnten dem⸗
nach ſolcher Sorge wohl entuͤbrigt bleiben: Allein er ließ auch feinen Unwillen vers
ſpuͤren und wollte behaupten, daß inſonderheit die Aufnahm des Königs in Schwe⸗
den in die Allianz den Catholiſchen höchſiſchaͤdlich und dem Kayſerl. Hof unertraͤglich
wir. Man bezüchtigte ohnehin denſelben, daß er erneuerte Abſichten auf eine unum⸗
ſchraͤnkte Macht uͤber die Fuͤrſten und Staͤnde fuͤhrte, welchen eine ſolche Allianz
Einhalt thun konnte. Herzog Eberhard lernete aber daraus, daß er wegen des an⸗
getragenen Buͤndnuſſes ſehr behutſam gehen müßte, zumahlen die Kron Frankreich
ihre Beſchwerden wider den Kayſer widerholte. Nun war die Deputation geneigt
Vorſtellungen zu thun. Es zeigte ſich aber eine neue Schwuͤrigkeit. Dann das
Churfuͤrſtl. Collegium hatte einen Aufſaßz begriffen, welcher nur in ſeinem Namen
an den Kayſer gelangen ſollte. Die Evangeliſche Fuͤrſten wollten aber ſolchen nicht
gutheiſſen, weil auf ſolchen Fall, wann der Aufſaß beharrt würde, das arbitrium
preis & belli wider den Buchſtaben des Fridenſchluſſes, wie auch die Beobachtung des
Reichs allgemeiner Ruhe und Fridenſtands gleichſam allein dem Kayſerundden Chur⸗
fürften in die Hände geſpielt worden waͤr. Herzog Eberhard, welcher für die Frey⸗
heit und Rechte des Fuͤrſtenſtauds ſtets ſein wachtſames Aug hatte, hielte deßwegen
a | - für
1 Eeilfter Abſchnitt. 5 187
für beſſer, wann ſolches Schreiben unterbliebe, zumahl eine unfehlbare 1657
Trennung der vorgehabten Verbindung der Fuͤrſten mit den Rheiniſchen
Churfuͤrſten erfolget wäre, welche gleichwohl bey damaligen Umſtaͤnden dem Reich
fo nußlich erkannt worden. Das den 2. April erfolgte Abſterben Kayſer Ferdinands
ſchien zwar diſen Handlungen eine andere Wendung zu geben, daß die Deputation
ein Ende nehmen wuͤrde. Allein der Churfuͤrſt zu Maynz und Volmar behaupteten
das Gegentheil, weil man bey den fo ſtarken Kriegsanſtalten von allen Seiten eis
ner neuen Unruhe im Reich entgegen ſahe, dasſelbe aber nicht fo leicht darein vers
wickelt oder angefallen werden doͤrffte, wann man bemerkte, daß eine fo auſehnliche
Verſammlung für deſſen Wohlfart wache, da das Churfuͤrſtl. Collegium keinen Aus
laß nehmen oder ſich einen Verdacht zuziehen koͤnnte, als ob es ſich arbitrium pacis
6 belli zuziehen wollte. \ 5
g. 113.
Herzog Eberhard war entzwiſchen wegen der von allen Seiten bedrohenden Ge⸗
fahr bey diſem Todesfall aufmerkſam und, weil ohnehin ſein General⸗Feld⸗Zeug⸗
Meiſter von Holz (2) die Muſterung der aufgeſtellten Landes⸗Defenſton vornahm,
ſo befahl er ihm den Officiern und Gemeinen die ernſtliche Ordre zu geben, daß ſie ſich mit
ihrem Gewoͤhr jederzeit und auf alle Nothfaͤlle bereit halten ſollten. Die Ober⸗und Unter⸗
Amtleute aber wurden angewieſen die Thore und Mauren wider alle Aufaͤlle in Sicherheit.
zu feßen und die auf den Paͤſſen und Graͤnzen des Landes wurden beſelcht gegen dem
Rhein, Donau und Schwarzwald fleiſſige Kundſchafft auf alle Begebenheiten in
der Nachbarſchafft zu legen und den Unterthanen bey androhender Leibesſtraffe anzu⸗
kuͤnden, daß ſich niemand in fremde Dienſte begeben ſollte. Ingleichem wurde nicht
allein den Lehenleuten befohlen ſich in Bereitſchafft zu halten, ſondern auch in den Amt⸗
Staͤdten eine Predigt uͤber Spruͤchw. Sal. c. 28. v. 2. zu halten verordnet. In⸗
ſonderheit wurde aber der Herzog durch die Vicariats⸗Strittigkeit in eine Verlegen⸗
heit geſezt. Dann die Nachricht von des Kayſers Abſterben war kaum eingegangen,
als fo gleich der Churfuͤrſt von Bayern durch ein Schreiben fein Vicariats: Patent
einſchickte. Churfuͤrſt Carl Ludwig aber ſchickte das ſeinige durch einen Geſandten
an den Herzog, welcher ſich damahls zu Naißlach auf der Aurhanen- Pfalz befand.
Diſer wieſe ihn nach Stuttgard an feine Raͤthe, welche denſelben durch zween adeliche
Regierungs⸗Raͤthe Eberharden von Stockheim und Julius Friderichen von Wolfs⸗
keel in die Canzley abholen lieſſen. Hier ſuchte er nun im Geheimden Rath das Pfaͤl⸗
Aa 2 ziſche
(z) Man möchte zweiflen, ob damahls diſe Kriegs Charge ſchon bekannt geweſen.
5 Die beede Beylagen 52. b. und 52. c. werden mich aber rechtfertigen.
a Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— 7 7˙»—ꝙGĩ— ᷑ u me
1657 ziſche Vicariats⸗Recht geltend zu machen und begehrte nicht nur die Anſchlagung
der Patenten auszuwuͤrken, ſondern auch einen Beyſtand mit Rath und That zu er⸗
langen. Und weil bey diſen hoͤchſtgefaͤhrlichen Zeiten aller Evangelischen Chur⸗Fürſten
und Staͤnde eyferige Zuſamenſetzung und vertrauliche Correſpondenz hoch vonnoͤthen
ſeyn wollte, fo mehnte er, daß der Herzog einen Geſandren auf einige zeitlang nach
Heydelberg abordnen möchte ſowohl wegen des Vicariats, als auch des Evangeliſchen
Weſens Wohlfart ſi h ſreundlich mit ihm berathen zu konnen. Die Rärhe verhiel⸗
ten ihm aber nicht, daß Chur » Bayern allbereit feine Anſprach an das Vicariat eben?
mäffig zu wiſſen gemacht habe, da leicht zu ermeſſen waͤr, daß der Herzog ohne vor⸗
hergehende communication mit audern Fuͤrſtlichen Haͤuſern ſich bey diſen gefaͤrlichen
Umftänden des Reichs ſchwerlich in einer fo wichtigen Sach vernehmen laſſen konnte.
Wann ſolches geſchehen, würde ſich der Herzog ohne Zweifel dergeſtalt erklaren,
wie es des gemeinen Weſens Wohlfart und Dero Staats Nothdurfft erfordern wer⸗
de. Die Anſchlagung der Patenten wurde auch verfagt, weil ſolche, wann auch
Kayſerliche einkaͤmen, niemals in diſem Herzogthum anſchlagen zu laſſen herkom⸗
mens geweſen, moben man auch unabaͤnderlich geblieben ſey und es dabey zu laſſen,
ubrigens aber niemand etwas zum Nachtheil zu verfuͤgen gedenke. Wie dann auch
der Churfuͤrſt zu Maynz ſolche Anſchlagung unter der Entſchuldigung verwaigert
habe, weil er ſelbſt Vicarius in ſeinen Landen ſey und keines Patents bedoͤrffe. Gleich⸗
wohl ſey der Herzog zu Fortſetzung des bißher gepflogenen vertraulichen Vernehmens
um ſo mehr geneigt, als ohnehin den ſamtlichen Evangl. Chur + Fürften und Stäns
den oblige die bey fuͤngſter Reichsverſammlung zuſamen getragene Erinnerungen bey
diſer gelegenen 3 in die Kayſerliche Capitulation zu bringen. Weil nun in der
fehriffstichen Reſolution das krædicat eines Reichs⸗Vicarü dem Churfuͤrſten nicht
gegeben wurde, fo entſchuldigte ſich der Geſandte dieſelbe und das Reereditiv anzus
nehmen ob man demſelben ſchon umſtaͤndlich zu Gemuͤth fuͤhrte, daß man auch im
Jahr 1612, als eine faft gleichmaͤſſige Strittigkeit wegen der Chur⸗Pfaͤlziſchen Vor⸗
mundſchafft und Reichs „Vicariats ſich zwiſchen beeden Fuͤrſtlichen Haͤuſern Neu⸗
burg und Zweybruͤcken erhoben, weder dem einen, noch dem andern Hauß ſolchen
Titul gegeben, bis der Pfalzgr. von Zweybruͤcken obgeſieget und von Chur⸗Sach⸗
fen dis Mit Viearias erkannt worden. Der Geſandte reyßte alſo ab ohne Reſolu⸗
nion und Recreditiv, jedoch mit hinterlaſſender mundlicher Verſicherung, daß ſo
ein als andern Weeg das gute Vernehmen zwiſchen ſeinem Herrn und dem Herzog
aufrecht ſtehend bleiben und die Zurucklaſſung feiner Abfertigung, welche er aus
Staats sUrfachen nicht annehmen doͤrſſte, keinem Theil im geringſten nachtheilig
ſeyn folk, | | | | |
§. 11 4.
Eilſter Abſchnitt. 189
Ser Ä 1657
Diſſe und andere Ereignuſſen eröffneten nun beträchtliche Ausſichten zu den wich:
tigſten Geſchaͤfften. Dann die Churfürften von Maynz und Pfalz geriethen in heff—
tige Strittigkeiten wegen der Landes + Hoheit uͤber ein gewiſſes Gebieth bey Worms,
die Rhein⸗Wayd genannt, wegen der Glaitsgerechtigkeit auf der Lamperter Straß,
und der Wacht an der ſogenannten Rheinfarth ꝛe. Herzog Eberhard wurde nebſt Land⸗
grab Georgen von Heſſen von dem Churfuͤrſten zur Pfalz als Unterhaͤndler erbetten.
Der erſtere machte aber Schwuͤrigkeit den Herzog dafuͤr zu erkennen, theils unter
dem Vorwand, daß keine Unterhaͤndler noͤthig waͤren, weil er ſich ſchon gung ers
klaͤrt haͤrte, theils weil von der Pfalz ſolche Vermittlung nicht zu wiſſen gethan wor:
den. Endlich lieſſ er ſich doch vernehmen, daß er aus beſonderer Hochachtung ges
gen dem Herzog und in Erwägung deſſelben rühmlich tragenden fridfertigen Geſin⸗
nungen ſolche Vermittlung gern annehmen und geſchehen laſſen wollte, daß der
Nurnbergiſche Abgeordnete D. Tobias Oelhafen, welcher in Abweſenheit des Bir
denbachs die Wuͤrtenbergiſche Geſandtenſtelle vertratt, den kuͤnfftigen Conſerenzien
neben dem Heſſen⸗Darmſtaͤttiſchen beywohnen möchte. Sehr beträchtlich aber war
dem Herzog die Ausſicht zur Kayſerl. Wahl⸗Capitulation, wobey er auch eine bes
ſondere Sorgfalt auwendete, damit den Fuͤrſten und Staͤnden das im letztern Fri⸗
den zuerkannte ſogenannte Jus adcapitulandi aufrecht erhalten würde In welcher
Abſicht er an den König in Schweden nicht nur wegen deſſen Reichs- Standhafft ,
ſondern auch als einen Haupt peciſcemen des Fridens (a), an die drey Evange⸗
liſche Churfuͤrſten und andere vertraute Stände, wie auch an die Reichs⸗Deputa⸗
tion Schreiben abgehen lieſſ und dieſelbe zu Behauptung ſolchen Fuͤrſtens⸗ Rechts er-
munterte. Am meiſten aber ſetzte ihn die Vicariats⸗Strittigkeit in eine Verlegen⸗
heit, weil nicht nur die Reichs⸗Staͤdte ſich bey ihm Raths erhohlten, ſondern auch
faft alle benachbarte Fürften feine Gedanken wiſſen wollten. Er wußte, daß Churs
Bayern eine auserleſene Armee von 12000. Mann auf den Beinen hatte, mit welcher
er ſeine Anſprach auf diſes Recht behaupten wollte, da er beſorgte, daß ſeine Lande
am meiſten dabey leyden dörfften. Nun hatte Landgr. Georg zu Heffen Darm⸗
ſtatt den Vorſchlag demſelben eroͤffnet, ob nicht von allen oder nur von den benach⸗
barten Fuͤrſten ein Verglich zu verſuchen waͤr? Herzog Eberhard zweifelte aber ſehr,
ob und wie ſolche Vermittlung unternommen werden koͤnnte, well Bayern viel meh⸗
rern Beyfall, inſonderheit von Catholiſchen, bekommen doͤrffte, als Chur⸗ Pfalz,
welche hingegen ſich auf die auswaͤrtige Kronen und deren Anſprach auf eine Erleu⸗
terung und Beſtimmung des Fridenſchluſſes, wie auch auf Chur Brandeburg ver,
laſſe, welches die Worte des Guͤldenen Bulle zu diſes Churfürſten Vortheil ge⸗
brauchte, daß die Reichsverweſung ratione Principatus ſeu Comitatus palatini der
1 RT Aa 3 | Pfalz:
(a) vid. Bepl. num. 33. 75 f
199 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,
1637 Pfalzgravſchafft anhange. Doch war ihm nicht entgegen diſen Vorſchlag eines
Verglichs an das ganze Collegium der Reichs⸗Deputation zu bringen und einen
Schluſſ darüber zu machen. Und weil derſelbe auch demChurfuͤrſten von Bayern die An:
ſchlagung der Patente verwaigert hatte, weil es niemals im Herkommen geweſen, ſo
wollte derſelbe diſe Entſchuldigung in ſolchem auſſerordentlichen Fall nicht annehmen,
ſondern behauptete, daß andere Chur - und Fuͤrſten gleiches Herkommen vorgewen⸗
det, aber gleichwohl dermahlen dem Churfuͤrſtl. Hauß zu gefallen ſich darzu erbot⸗
ten haͤtten. Diſes Bayriſche Schreiben war uͤbrigens hart und bedrohlich, indem
man ſich vernehmen lieſſ, daß der Churfuͤrſt ſich auf alle Weiß und Weege gegen
Chur Pfalz handhaben und diejenige Staͤnd, welche ſich einer gefaͤrlichen Unterneh⸗
mung wegen des Anſchlags der Patenten von der Chur-Pfalz beſorgten, in ſeinen
gebuͤrenden Schutz nehmen oder, wie man ihm ſolches auslegte, unter ſeine Gewalt
bringen und dieſelbe, wie Donawoͤrt, nimmer aus feinen Handen laſſen würde _
Chur⸗-Pfalz war viel beugſamer und, weil der Briefwechſel doch unvermeidlich war,
aber wegen des Praͤdieats unterbrochen werden muſſte, da man keinem der beeden
Churfuͤrſten mit Geb⸗ oder Unterlaſſung des Tituls etwas vor dem andern einraumen
oder benehmen konnte, ſo lieſſe diſer Churfuͤrſt durch ſeinen Canzler den Vorſchlag
thun, daß der Herzog durch ſeine Raͤthe an die ſeinige ſchreiben oder wofern man
etwas geheimes an den Churfuͤrſten gelangen laſſen wollte, ſolches mit dem Zuſatz:
Su Churfurſtl. eignen Haͤnden, oder einem andern Zeichen bemerken möchte,
welches Chur: Bayern nicht geſtatten wollte, ſondern die Titulatur eines Reichs⸗Vi⸗
carien an ihn verlangte. :
§. 115.
Den 18. May vermählte ſich die Princeßin Floriana Erneſta, Herzog Julii
Friderichs zu Wuͤrtenberg und Annaͤ Sabinen Herzogin von Holſtein Tochter mit
Grav Fridrich Crafften von Hohenloh- Pfedelbach. Das Beylager wurde noch felbis
gen Tag zu Leonberg und am folgenden Tag der hochzeitliche Ehrentag gehalten, weil
fie ſich nebſt ihrer Frau Mutter wegen des aus feinem Ruin noch nicht hergeſtellteu
Schloſſes zu Weiltingen daſelbſt aufhielte, wobey angemerkt zu werden verdienet,
daß, obſchon das bey appanagierten Toͤchtern gewoͤhnliche Heurathgut a 20000, fl.
diſer Princeſſin von dem Herzogthum Wuͤrtenberg gegeben wurde, dennoch der Braͤu⸗
tigam nicht mehr als 5000. fl. als ein rechtes Heurathgut annahm, ſolche mit ſo
vielem Capital zu widerlegen und der Prinzeſſin die uͤbrige 15000. fl. in der Hand
blieben, damit als mit einem freyen Eigenthum ſchalten und walten zu koͤnnen. Fuͤr
die Verſicherung ſolcher 8000. fl. wurde ihro das Staͤdtlein Sindringen als ein Wit⸗
tumbgut verſchrieben und dabey verſprochen fie bey der reinen Evangeliſchen Religion
| und
Eilſter Abfebnie. 91
—
und der Augſpurgiſchen Confeſſion GOttes Wort gemaͤß verbleiben und unbe⸗ 1657
drängt zu laſſen. Nach welcher Feyerlichkeit Herzog Eberhard feinen Ober⸗Rath
Bidenbach den 24. May wieder nach Frankfurt mit dem Befehl abfertigte, daß er auf die
Fortwaͤhrung der Ordinari⸗Reichs⸗ Deputation daſelbſt ungeacht des bevorſtehenden
Wahltags beharren und alle Sorgfalt und Gedanken dahin verwenden ſollte, damit
der erlangte Fride im Reich aufrecht erhalten und alle Widerwertigkeiten bey zeiten
weggeraumt, auch vor der Kayſerwahl der Fuͤrſten und Staͤnde, wie auch des Evan⸗
geliſchen Weſens damit unterlauffendes Intereſſe und Rechte beobachtet, der Fuͤr⸗
ſten Beſugſamen bey der Wahl⸗Capitulation aufrecht erhalten, ſolches nicht nur bey
dem toben Buchſtaben verbleiben, ſondern die Fuͤrſten und Stände ihres Rechts theil⸗
hafftig gemacht wuͤrden. Inſonderheit war der Herzog für die Evangeliſche Fuͤrſten
und Staͤnde, welche dem Kayſerl. Hoflager in Perſon folgen, deren Geſandte, Agen⸗
ten, Reſidenten, Solicitanten und die Reichs⸗Hof⸗Raͤthe ſowohl für ſich, als ihre
hinterlaſſende Wittiben und Kinder beſorgt, damit fie bey einer frehen, oſſentlichen
Uebung ihrer Religion ungekraͤnkt gelaſſen wurden. Nicht weniger wurde dem Ges
ſandten ernſtlich aufgegeben darauf zu dringen, daß die noch unerledigte Reſtitutions⸗
Sachen nicht in das Stecken gerathen, ſondern den nothleydenden der Weeg zu ihrer
fridensſchlußmaͤßigen Huͤlfe eröffnet und gebahnet wuͤrde. Und weil die Vicariats⸗
Strittigkeiten je länger, je weitlaͤufft⸗ und gefährlicher zu werden ſchienen, zumahl die
auswaͤrtige Kronen als Haupt ⸗Partheyen ſich darein mengen wollten, fo ſoll er aͤuſ⸗
ſerſt zu verhuͤten trachten, daß fie nicht zu Feindſeligkeiten ausbrechen mochten. Der
Geſandte traff aber die Deputations⸗ Handlungen noch in der bißherigen Verwirrung
an. Dann das Churfuͤrſtl. Collegium ſtund im Verdacht, daß, ob es ſich ſchon zur
Fortſetzung der Ordinari⸗Reichs⸗ Deputation aͤuſſerlich geneigt erklaͤrte, es dannoch
durch andere Weege ſuchte dieſelbe aufzuheben. Ingleichem gab der franzöfifche Ges
ſandte Gravell bey der Deputation harte Beſchuldigungen wider den verſtorbenen Kay⸗
ſer und den Koͤnig von Hungarn Leopolden ein, als ob ſie den Muͤnſteriſchen Friden
auf mancherley Weiſe gebrochen hätten. Der Modeneſiſche brachte ebenmaͤßig in
ſtarken Ausdruͤcken wider das Hauß Oeſterreich nachdenkliche Beſchwerden vor. Und
beede hatten die Abſicht diſes Hauß von der Kayſerlichen Kron auszuſchlieſſen. Ja
der erſte drohete fo gar, daß die Kron Frankreich ſich Genugthuung verſchaffen wuͤr⸗
de, wofern die Kayſerliche Würde diſem Erzhauß gegeben und das Spaniſche eigene
Intereſſe nicht von den Reichsgeſchaͤfften getrennt wuͤrde.
$. 116.
Nun berichtete zwar den 12. Innii der Bidenbach, daß Chur» Brandeburg
dem Churfuͤrſten zu Pfalz den Titul eines Reiches Vicarıi gegeben und des letztern Ge⸗
ſand⸗
192 Gefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1657 ſaudten an ihn begehrt habe ſolches an den Herzog mit dem Anhang zu berichten, da⸗
mit er diſem Vorgang nachfolgen und ſeinem Herrn denſelben auch um ſo eher geben
möchte, als der lubltituerte D. Oelhafen bey ihm anfragen laſſen, wie fein Chur⸗
Fuͤrſt von der Chur Brandeburg gehalten würde. Chur: Bayern war fo empfindlich
in diſer Sach, daß es nicht einmahl geſtatten wollte davon zu reden oder eine Ver⸗
mittlung anzubieten. Herzog Eberhard befahl aber feinem Geſandten in bißheriger
Unpartheylichkeit zu bleiben, indem der Oelhafen zwar den Auftrag gehabt auszu⸗
forſchen, was andere Hoͤfe thun wuͤrden, aber nicht in der Meynung, daß man ſo⸗
gleich einem oder anderm Vorgang nachfolgen muͤſſte. Dagegen Bayern auf die
Bahn brachte, daß, weil bey erledigtem Kayſerlichem Thron auch kein Kayſerlicher
Commiſlarius mehr vorhanden wär, von feiten der Reichs- Viearien dergleichen
Leute aufgeſtellt werden muͤſſten. Hier muſſte vorher entſchieden werden, ob Bayern
oder Pfalz einen Commiſſarium abordnen foüte? Mithin muffte ein oder audes
rer Theil für einen Fuͤrſeher des Reichs erkannt werden. In die Beantwortung die
ſer ſtachelichten Frage wollte ſich kein Deputierter einlaſſen. Sie wendeten aber ſol⸗
che dadurch ab, daß dieſelbe nicht vor diſe Deputation, ſondern vor eine allgemeine
Reichs⸗Verſammlung gehoͤre. Herzog Eberhard hielte hingegen davor, daß gar
keine ſolche Commiſſarien vonnoͤthen wären, weil die Reichs⸗Vicarien ohnehin ihre
Geſandten hätten und von den Haupt-Puncten, welche diſer Deputation anders
trauet waͤren, nemlich der Reſtitutions⸗ und Securitzts; Sache vor dem Wahltag
nichts oder ſehr wenig beruͤhrt werden doͤrffte. Der Geſandte muſſte ſich aber mit
dem Mangel der Inſtruction behelffen und hingegen nur darauf dringen, daß die
Evangeliſche Fuͤrſten ihre Erinnerungen zur Wahl⸗Capitulation zuſamen tragen
moͤchten, damit man auf alle Faͤlle damit gefaſſt waͤr. Der Herzog hatte die Noth⸗
wendigkeit derſelben ſchon gegen Chur-Sachſen, Brandenburg und Magdeburg
anempfohlen und es wurde uͤberall wohl aufgenommen. Aber die meiſte Geſandte
hatten ſich unter allerhand Vorwaͤnden von Frankfurt wegbegeben, obſchon der Krieg
zwiſchen Schweden, Daͤnnemark und Polen um ſo mehr ein Aufſehen machte, als
Koͤnig Leopold von Hungarn ſich auch zu Gunſten der letzten Kron darein gemiſcht
hatte, woraus man nicht unzeitig beſorgte, daß auch das Teutſche Reich darein ver⸗
wickelt oder gar der Sitz des Kriegs werden doͤrſſte. Man berathſchlagte deßwe⸗
gen, ob die Deputation fortzufegen wäre? Und dieſe Fortwaͤrung wurde auch den
16. Julij durch die Mehrheit der Stimmen befchloffen. Gleichwohl war es nur
der Schein einer Deputation, weil noch wenige Geſandte anweſend blieben und das
Reichs⸗Directorium zu keinem Rathgang oder Vornahm einiger Materie ſich ent⸗
ſchlieſſen wollte, ſo, daß ſie wuͤrklich aufgehoben zu ſeyn das Anſehen hatte. Diſe
Unthätigfeit einiger maſſen zu unterbrechen machte der Wuͤrtenbergiſche Geſandte
mit Zuziehung des Altenburgiſchen zu Beförderung der Wahlgeſchaͤffte den Anfang
ö die
.
g ‚pe Filter Abſchnitr. Mi 193
— —
— — —
die auf dem Reichstag zuſamengetragene Erinnerungen gegen der juͤngſten Wahl 16 57
Capitulation zu vergleichen und ihre eigene beyzufuͤgen. Zwar ſtund das Altenbur⸗
giſche Hauß mit dem Weymar⸗ und Gothaiſchen wegen der Deputationss Beywoh⸗
nung in einem Stritt verfangen. Weil aber diſe beede Haͤuſer patriotiſche Geſin⸗
nungen fuͤhrten und dem Wuͤrtenbergiſchen Geſandten ihre Stimmen anzuvertrauen
von Herzog Eberharden die Erlaubuus erhielten, fo vertratt er derſelben Stelle, ins
dem auch die nicht Deputierte Fuͤrſten das Recht hatten bey der Wahl⸗Capitulation
als einem nicht der Deputation angewieſenen Geſchaͤffte zu ſprechen. Ungeacht aber
Chur ⸗Sachſens als Evangeliſchen Directorii Pflichten erforderten feiner Religions⸗
genoſſen Angelegenheiten zu befördern, fo bezeugte es doch keine Luft diſe Erinnerun⸗
gen zu unterflüßen und machte auch keine Hoffnung, daß dieſelbe in Betracht gezo⸗
gen werden doͤrfſten. Gleichwohl war den Evangeliſchen Fuͤrſten und Ständen an
diſem Recht der adcapitulation unausſprechlich viel gelegen, weßwegen Herzog Eber⸗
hard ſehr darauf drang, daß auch die Catholiſche ihre Erinnerungen beybraͤchten in
der Hoffnung, daß die Fuͤrſtliche deſto leichter bey dem Fuͤrſtl. Collegio angenom⸗
men und in Betracht gezogen werden doͤrfften. 8
S. Er
Diſes Chur⸗Saͤchſiſche Betragen hatte aber in die Gemuͤther verfchiedener
Deputierten um ſo mehr eine ſtarke Wuͤrkung, als die Churfuͤrſten anfiengen zu dro⸗
hen, daß fie ſich von den Fürften nichts vorſchreiben laſſen wollten, ſondern ſich
bey ihrer hergebrachten Gerechtigkeit zu ſchuͤtzen wiſſen wuͤrden. Der Herzog be⸗
merkte auch bey ſeinem Geſandten eine Lauigkeit, welchen er bald wieder ermunterte
ſich nichts hindern oder abſchrecken, ſondern nur deſto mehr mit unausgeſetzter Sorg⸗
falt ſich angelegen ſeyn zu laſſen aus allen möglichften Kraͤfften immerfort getreulich
dahin zu arbeiten, daß nicht allein diſes hochwichtige Werk der Erinnerungen zu der
unter Handen habenden Capitulation ſchleunig befoͤrdert und vermittelſt eines faſſen⸗
den einmuͤthigen Schluſſes zur erwuͤnſchten Endſchafft gebracht, ſondern auch die
Art und Weiſe die dißfalls faſſende Entſchlieſſung dem Churfuͤrſtl. Collegio vorzu⸗
legen und derſelben ſchluſſmaͤſſige Beobachtung zu begehren dergeſtalt eingerichtet
werden moͤchte, damit man ſich der Wuͤrkung beſſer, als bey vorigem Reichs⸗ und
zugleich miteingefallenem Wahltag verſichern koͤnnte. Dann, ſagte der Herzog,
wann er das jetzo ſchen ein und andern Orts ſich hervorzeigende Widerſtreben betrach⸗
te, fo koͤnne er ſich die Rechnung leicht machen, daß, wann die Fuͤrſten nicht nach
der erhaiſchenden und vor Augen ligenden Nothdurfft auch den obhabenden Pflich⸗
ten gemaͤß tapfer und mit mehrerm Ernſt zuſamen ſetzten und fuͤr ihre Rechte ſpre⸗
chen wollten, fie freylich mit ſolchen monitis wenig ausrichten doͤrfften. Sie ſeyen
IX. Theil. B b N aber
194 | Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg, |
1657 aber nichts neues, ſondern nur dasjenige, was ihnen der unwiderſprechliche
ha Buchſtab des Fridenſchluſſes gönne und zueigne, So viel er ſich erinnere,
ſeyen ſie deſſen auf dem letztern Reichstag ausdrucklich vertroͤſtet worden, weßwegen
ſie damahl ſchon ſolche Erinnerungen zuſamengetragen hätten. Warn dann Fürs
fien und Stände nur dasjenig, was fie bey Vermeidung ſchwerer Verantwortung
gegen der Nachkommenſchafft vor GOtt zu thun ſchuldig ſeyen, begehren , fo koͤn⸗
ne er nicht begreiffen, warum man bey erſter in den Weeg gelegter Schwuͤrigkeit
fo gleich wanken und ſich feines Rechts fo leichtſinnig begeben ſolite. Der Geſandte
erhielte bey ſolchen Betrachtungen den wiederholten Beſehl nicht nur die mit des
Herzogs gefafften Entſchluͤſſen uͤbereinſtimmende Abſichten aufrecht zu erhalten,
ſondern auch die wankende Geſandſchafften mit guter Manier nach Erfordernus der
Umſtaͤnde wieder aufzurichten und zu unzertrenntem Zuſamenhalten zu ermuntern,
Ihm Geſandten haͤtten in diſer Materie neben obvermeldten Hoͤfen auch Brande⸗
burg⸗Anſpach und Baden⸗Durlach (aa) ihre Stimmen anvertraut, weßwegen er
die ſchoͤnſte Gelegenheit habe ſolchen Hoͤfen von diſen Betrachtungen Eroͤffnung zu
thun und zu einem Beytritt zu vermögen. Und weil der Chur⸗Sächſiſche Geſandte
D. Leuber eine ganz andere Sprache führte, als entzwiſchen der Churfücht gegen dem
Herzog in einem Schreiben gefuͤhrt hatte, ſo war ihm nicht entgegen ſolches demſel⸗
ben vorzuhalten, daß gleichwohl fein Chur⸗Fuͤrſt den Fürſten und Ständen ihr
wohlgegruͤndetes Necht gar nicht mißgoͤnne. Derſelbe wurde aber ſelbſt in Perſon
zu Frankfurt erwartet, welchen Bidenbach feiner Vertroͤſtung erinnern muſſte. Und
woſern auch alle dergleichen Vorſtellungen nichts verfangen wollten, ſo beharrte der
Herzog doch darauf, daß man die Hände nicht ſinken laſſen, ſondern auf allen Fall
bey den auſſer⸗ ordentlichen Franzoͤſiſch⸗ und Schwediſchen Geſandten, welche ohne
hin auch einige Klagen auf ihrem Zettul hatten, ſich beſchweren ſollte, daß dem mit
fo vielem Blut und Gut koſtbar erkauſſten Friden in fo vielen Stuͤcken zuwider gele⸗
bet würde. Wenigſtens erhielt Bidenbach den Beſehl dieſelbe nur im Gefpräch zu
fragen, ob man ſich einer Unterſtützung getröften koͤnnte, wann auch ſchon die Fürs
ſten uicht insgeſamt ihre Beſchwerden an beede Kronen gelangen lieſſen. Damals
machte ein gedrucktes Sendſchreiben, welches Conring verfaſſt und an den Churfuͤr⸗
ſten zu Maynz unter verkapptem Namen eingeſchickt hatte de Electione Regis Ro-
man. wotinn er den König von Hungarn, Leopolden, zur Kayſerlichen Wahl anzu⸗
empfehlen wagte, und zwo andere Schrifften von dem bekandten Stam ler, einem
Oſtfrieſiſchen Rechtogelehrten, ein groſſes Aufſehen, deren die eine den Titul führte
de reſervatis Impcratoris und die andere tamulıus Electorum die Aufſchrifft hatte.
Das letztere machte ſich inſonderheit merkwürdig, weil es je länger, je mehr das Ans
fegen gewinnen wollte, als ob das Churfuͤrſtl. Collegium das arbitrium belli & pacis
5 und
(aa) conf. Schœpflin hiſt. Bad. Part. IV. pag. 274.
Eilfter Abſchnitr. 103
—
und andere Vorzuͤge mit Ausſchlieſſung der Fuͤrſten allein an ſich ziehen 1657
wollte, weil der Churfuͤrſt zu Maynz der Schwediſchen Geſandten Memo;
rial wegen geſuchten Beyſtands nur vor daſſelbe Collegium bringen wollte. Die
ſogenannte Patriotiſche Stände und auch Herzog Eberhard ſchickten aber ihren Ges
fandten ihre Gedanken dahin, daß diſes Geſchaͤfft wegen feiner Wichtigkeit vor die
ganze Deputation gehoͤre und die hoͤchſte Nothdurfft erfordere ſelbiges mit reiferer
Ueberlegung und einmuͤtigem Schluß zu berathſchlagen, weil nicht nur der eine oder
andere Stand oder Krayß insbeſondere, ſondern das ganze Reich in Unruhe und
unerſetzlichen Schaden geſetzt werden koͤnnte. f
§. 118.
Dann die Kron Schweden hatte durch eine gedruckte Schrifft unter dem Titul:
Sacræ Regiæ Majeſtatis Sueciæ Literæ ad Eminentiſſimum Dn. Electorem Mogun-
tinum & in ſimili ad reliquos Sacri Rom. Imperii Electores, Principes ac Status, in
quibus Controverſia, quæ nunc vertitur inter Reges Sueciæ & Daniæ cum ſuis cir-
cumſtantiis exponitur & auxilium Imperii contra Daniaın poftulatur, bey der Des
putation um Huͤlfe angeſucht wider die Kron Dänemark. Diſe letztere wurde von
vielen Chur⸗ und Fuͤrſten gebethen in Ruhe zu bleiben und ihre Vermittlung anzu⸗
nehmen. Es halff aber kein Zureden, ſondern der Koͤnig ſandte ſein Kriegs⸗Mani⸗
feſt oder fo betitultes Jus feciale armatæ Daniæ durch einen Geſandten an die meiſte
teutſche Hoͤfe. Er wurde aber faſt uͤberall ſehr kaltſinnig empfangen und Herzog
Eberhard bedaurte nur in ſeiner Antwort, daß diſer Krieg zur Unzeit zwiſchen zween
Evangeliſchen Potentaten entſtuͤnde, und wuͤnſchte, daß der Koͤnig die Waffen bald
wieder niderlegen moͤchte. Hingegen fand Schweden mehr Gehoͤr, welchem ver⸗
mög des Fridens (b) der Kayſer und das Reich feine Teutſche Lande zu gewaͤhren
ſchuldig war. Dieſelbe konnte es aber ſo wenig, als die Kron Frankreich bey dem
Churfuͤrſten zu Maynz dahin bringen, daß es bey dem Deputationstag zur Berath⸗
„ſchlagung gezogen wurde. Man meynte, daß der Churfuͤrſt ſolches aus Schuͤch⸗
ternheit gethan habe, weil er weder dem Churfuͤrſtl. Collegio zuwider etwas unters
nehmen, noch den Fuͤrſten ihr ſo klares Recht ſchwaͤchen wollen. Der Herzog ver⸗
wunderte fich nach obgedachter Aeuſſerung nur, daß theils Geſandtſchafften ſich um
ein oder anderer beſorgender Beleydigung oder geringer Ungelegenheit willen einigen
Zweifel beygehen laſſen und, weil die Materie einige Gefahr von weitem befoͤrchten
laſſe, ſolche gar auf ſich beruhen laſſen wollen. Man habe in einer ſolchen wichtigen
Sache derſelben ſtachelichte Eigenſchafft gar nicht zu ſcheuen, ſondern vielmehr die
Gefahr, welche bey unterbleibender remedur daruͤber dem ganzen Reich und deſſen
BERUHEN: Bb 2 5 getreuen
(b) vid. Inſtr. Pac, Suec, art, X. H. 14. und art. XVII. H. 5. 4
re Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1657 getreuen Chur⸗ Fuͤrſten und Ständen auf den Halß gezogen würde, in
Betracht zu nehmen und das Abſehen deßfalls ſo wohl auf den Fridenſchluß,
als auch andere allgemeine Reichsverordnungen zu richten. Dann der erſte gaͤbe in
dem $. Gaudeant fine contradictione art. VIII. fo klaren Ausſchlag in dergleichen
Faͤllen, daß man hierüber keine Erleuterung noͤthig habe. Er wollte auch nicht das -
vor halten, daß, wann ſchon das Churfuͤrſtl. Collegium diſes Werk allein auf ſich
nehmen wollte, der Schwediſche Geſandte Biorenklau ein ſolches zugeben doͤrffte.
Diſes koͤnnte er aber dadurch abwenden, wann er ſein ſchrifftliches Anbringen auch
an die geſamte Reichs-Deputierte richtete. Bidenbach erhielte demnach den wider⸗
holten Befehl nicht allein auf ſolcher Abſicht unabwendlich zu beharren und auch an⸗
dere, welche widriger Meynung ſeyen, zur Einſtimmung zu vermoͤgen, ſondern er
bekam auch die Weiſung, daß, obſchon diſer Schwediſche Geſandte noch keine of
fentliche Beſuche annehme, er denſelben doch als ein guter Freund beſprechen und
das nöthige beobachten ſollte. Bey einer ſolchen Viſite ließ ſich Bioͤrenklau verneh⸗
men, daß, weil der König von Hungarn und das Hauß Oeſterreich wider den of⸗
fenbaren Inhalt des Fridenſchluſſes den Feinden der Kron Schweden Huͤlfsvoͤlker
zugeſchickt hätte, ihm nicht verarget werden koͤnnte, wann er die Ausſchlieſſung Dis
ſes Hauſes von der Kayſerl. Würde begehrte, welches ſich nicht allein in den Pol⸗
niſchen Krieg verwickelt und den Koͤnig von Daͤnemark ebenmaͤſſig darzu verleitet
haͤtte, ſondern auch das ganze Reich in beede Kriege einzuflechten ſuchte. Und weil
es mit Leiſtung der Garantie in Anſehung der Teutſchen Lande nicht fo ſchnell zuges
hen dörffte, als die Umſtaͤnde erfordern, fo erſuchte er Herzog Eberharden feinem
Koͤnig wenigſtens eine Werbung in ſeinen Landen zu geſtatten. Weil nun der Koͤ⸗
nig ihn ſelbſten auch darum durch Schreiben erſuchte und feinen Obrift Lieutenant
Auguſtin Löwenhaupten an ihn abſchickte eine Eſquadron zu Fuß zu werben, ſo
entſchuldigte ſich der Herzog zwar mit dem noch fortwaͤhrenden Mangel an Leuten,
ließ aber doch geſchehen, daß diſer Officier in den Aemtern Botwar, Lauffen und
Beilſtein hoͤchſtens 80. Mann, jedoch nur an duechwandernden herrenloſen Ge⸗
ſind und Handwerks⸗Purſchen in moͤglichſter Stille zuſamenbringen moͤge. Dann
es waren allerhand verdrießliche Folgen zu beſorgen, daß auch andere Potentaten
gleichmaͤſſige Werbungs⸗ Verſtattungen anmuthen dörfften, zumahl er ſolche dem
Kayſer und der Kron Frankreich abgeſchlagen hatte.
§. 119.
Damahls hatten auch etliche Catholiſche Fuͤrſten die Stadt Muͤnſter feindlich
angegriffen, welches ebenmaͤſſig im Reich ein Aufſehen machte und Herzog Eberhard
bedaurte nur, daß alle ſolche kriegeriſche Ausſichten von der Deputation in fo wenl⸗
Pr
Filftee Abſchnitt. 197
ge Betrachtung gezogen würden. Sein einzig Beſtreben gieng aber dabey 1657
uur dahin, daß er die Ruhe in den Obern Krapfen beybehalten möchte. In
ſolcher Abſicht unterhielt er mit denen in gutem Vernehmen ſtehenden Fuͤrſten, nem⸗
lich dem Adminiſtratorn zu Magdeburg, Auguſt, beeden Landgraven zu Heſſen,
Sachſen⸗Gotha, Marggr. Friderichen zu Baaden, den beeden Biſchoͤffen zu Bam⸗
berg und Wuͤrzburg, mit dem Herzog von Mecklenburg und Marggr Albrechten
zu Brandenburg einen fleiſſigen Briefwechſel und ermunterte ſie zu ſtandhaffter Be⸗
obachtung der Fuͤrſtlichen Vorzuͤge und des Reichs Beruhigung. Als auch der junge
Marggrav Chriſtian Ernſt von Culmbach bey Autrettung feiner Reyſe nach Italien
zu Stuttgard aulangte und ihm in Anſehung der mit feinem Großvater gepflogenen
gar vertraulichen Freundſchafft alle mogliche Ehre widerfuhr, fo veranlaßte der Herz
zog mit dem ihn begleitenden Carln von Stein eine Conferenz, wo man ihm alle wegen
der Mahl: Capitulation verhandelte Schrifften und Brief vorlegte, die gemachte
Einwuͤrfe widerlegte und des Herzogs Gedanken begreifflich machte, welches bey
Marggr. Georg Albrechten, als des jungen Prinzen Vormunder, die erwuͤnſchte
Wirkung hatte. Die Churfuͤrſten hingegen ſuchten den leydigen Excellenz-Stritt
wieder hervor um die fernere communication der Fuͤrſten mit ihnen dardurch abzu⸗
brechen. Herzog Eberhard gerieth nur zu mehrerm Nachdenken und weil ſein Ge⸗
ſaudter viele andere Stimmen zu vertretten hatte, fo wurde ihm aufgegeben ſolches
gefärliche Beginnen auch bey andern Deputierten anzubringen und das Churfuͤrſtl.
Borgeben, als ob ſolche monita und die Errichtung einer beſtaͤndigen Wahl⸗Capi⸗
tulation auf einen Reichstag gehörten, damit zu widerlegen, daß diſe Deputation
das ganze Reich vorſtelle, und bißher die Capitulationen auch nicht auf Reichstaͤgen
gemacht worden. Der Excellenz⸗Stritt muͤßte abgeſchnitten werden, weil
er inſonderheit unter diſer Abſicht ſehr gefaͤrlich ſchiene, zumahl das Churfuͤrſtl. Co!-
legium das punctum fecuritatis ganz an ſich zu ziehen und die Fuͤrſten und Stände
gar davon auszuſchlieſſen ſuchte, ungeacht diſer Punct uicht nur demſelben, ſondern
der ganzen Deputation aufgetragen worden. Erſt zu Ende des Augſt⸗ Monats ka⸗
men endlich die Erinnerungen uͤber die Capitulation wieder in einige Bewegung. Sie
wurden aber ſehr langſam betrieben, weil der Braunfchweizifche Geſandte mit ſei⸗
nem weitlaͤufftigen votieren die Sach aufhielte und gleichwohl mit viel ſchoͤnen Aus⸗
drücken nichts ſagte. Der Chur⸗Saͤchſiſche Gefandte wollte noch immer ungeacht
der Churfuͤrſtl. Vertroͤſtung diſe Angelegenheit zum Vortheil der Fuͤrſten nicht ans
greiffen und der Chur» Mayıziide das Churfürftens Collegium nicht verbunden ers
achten die Fuͤrſtl. anita anderſt, als nach deſſen Belieben anzunehmen, worüber
die meiſte Evangeliſche die Haͤnde ſinken lieſſen. Mithin ſchiene es, daß dem Fuͤr⸗
ſten⸗Stand eine toͤdliche Wunde zugedacht würde, Herzog Eberharb blieb aber noch
wachtſam und ließ feinem Geſaubten 5 N Ve fehle zu gehen feine verpflich⸗
„ tete
198 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— Pen ET m ET" a a a ET —
1657 tete Sorgfalt zu erweiſen und zu Behauptung der den Fuͤrſten und Staͤnden des
Reichs im Fridenſchluß unverneinlich zuerkannten Befugſamen durch tapfere Ent⸗
ſchlieſſungen getreulich mitzuarbeiten und die laͤſſige Hände zu ſtaͤrken, inſonderheit
aber ſolches ſowohl bey der auswaͤrtigen Kronen Geſandten, als bey den drey Evan⸗
geliſchenChur⸗Fuͤrſten zu unterbauen. DerSchwediſche Geſandte faßte ſolches ſehr wohl
und behauptete bey der Uebergabe eines neuen Memorials wegen ſuchenden Beyſtands
wider die Kron Daͤnnemark gegen dem Chur» Maynzifchen, daß ſolche Sach nicht
an das Churfuͤrſtl. Collegium, ſondern für die geſamte Deputation gehöre. Die
Churfuͤrſten wurden aber ſelbſt uneinig, indem der Churfuͤrſt von Sachſen ſehr heff⸗
tig auf die Aufhebung der Deputation drang, weil er die Einbringung der Fuͤrſtl.
Erinnerungen zur Capitulation gern hintertrieben haͤtte und der Churfuͤrſt von Maynz
als das Haupt der Deputation das Gegentheil behauptete.
F. 120.
Entzwiſchen verglich ſich Herzog Eberhard den 18. Julij mit Jeremia Volmar
Schenken von Winterſtetten, welchem das Schloß und Berghaus Eberſperg gehoͤr⸗
te wegen freyer Uebung der Catholiſchen Religion, worzu diſer auch ſeine Untertha⸗
nen zu Lippoltsweiler zwingen wollte. Man erwieſſ ihm aber, daß ſolche Religion
niemals und auch in dem Normal- Jahr 1624. ven dem Hauß Wuͤrtenberg nicht
geſtattet worden, ſondern, als man ſolches Schloß und Weyler im Jahr 1606. an
Melchior Jaͤgern uͤberließ, die Jurisdictio eccleſiaſtica und jura patronatus nebſt der
Landes- Hoheit dem Fuͤrſtl. Hauß geblieben und die Eberſpergiſche Evangelische
Unterthanen in diſem Weyler ohne Widerſpruch ihre Mutter⸗Kirch zu Weiſſach be⸗
ſucht und daſelbſt die ſreye Uebung der Augſpurgiſchen Confeſſion mit allen Pfarr⸗
Rechten und Miniſterial⸗Handlungen gehabt und genoſſen. Es wurde demnach da⸗
bey gelaſſen und diſe Unterthanen bey ſolcher nebſt dem Gebrauch der Evangeliſchen
Schul und gewoͤnlicher Kinder-Pruͤfung in ihrer Mutterkirch erhalten und dem
Pfarrer ſein Recht ſicher dahin zu kommen, feine Pfarr-Genoſſen gleich andern
Wuͤrtenbergiſchen Unterthanen mit Beſuchung der Kranken, Tauf der Kinder, Reis
chung des H. Abendmahls ꝛc. ungehindert zu verſehen beſtetigt. Weil auch 2.) diſe
Unterthanen auf den Scheuckiſchen Befehl und augemaßten Gewiſſens⸗Zwang nicht
gehorſamen und zur Catholiſchen Religion übergehen wollten, ſondern in ungedultige
Reden ausbrachen, ſo verwendete ſich der Herzog als epilcopus loci fuͤr dieſelbe und
brachte es zu einer Verpflichtung, daß ſie von dem Schenken nicht gefaͤhrt werden
ſollten. 3.) Mußte ſich derſelbe gefallen laſſen ſeinen Jaͤger und Schuͤtzen, wie an⸗
dere von Adel, zum Wuͤrtenbergiſchen Vorſt⸗Amt zu ſtellen. Jugleichem nahm
der Herzog den 12. Sept. die Reichs⸗Stadt Eßlingen, als, wie die Worte des Schirm⸗
g \ briefs
Eüfter Abſchnirt. 199
briefs lauten, feine liebe getreue wieder auf 18. Jahr in ſeinen Schirm, daß ſie den 1657
freyen Handel und Wandel auf Wochen ⸗ und andern Märkten, auch ſonſt mit als
ler Leibes ⸗Narung im Führen, Tragen und Treiben im Herzogthum haben sollen.
Doch wurden ungewohnliche Theurung und Kriegszeiten davon ausgenommen.
2.) Verſprach der Herzog biejelbe im fogenanuten alten und neuen Zoll, wie feine
eigene Unterthanen, zu halten, weßwegen ſie ſich in Anſehung des Fleiſch⸗Taxes mit
der Stadt Stuttgard vergleichen mußte. Nach Endigung diſes Schirms hingegen
ſollte es bey dem Vertrag vom Jahr 1477. wegen des neuen Zolls bleiben und alles,
was der Herzog durch die Stadt Eßlingen zu ſeinem Hofgebrauch nach dem Hoflager
oder in feine Kloſters⸗Pfleg⸗ Hofe führen und einlegen wolle, alles Zolls, Bruͤ⸗
cken ⸗Pflaſter⸗ und Weeg⸗Gelds, wie es immer Namen haben moͤge, gaͤnzlich
befreyet ſeyn. Dagegen foll 3.) die Stadt für ſolchen Schirm jährlich auf den neuen
Jahrs⸗Tag 240. Gulden ⸗ Thaler in die Wuͤrtenbergiſche Landſchreiberey lieſern.
4.) Strittigkeiten, fo zwiſchen Wuͤrtenberg und Eß ingen entſtehen, ſollen inner
Jahrsfriſt beygelegt werden, zwiſchen beederſeis Unterthanen aber der Klaͤger dem
Beklagten in fein Gericht nachfolgen. Wann 8.) das Hauß Wuͤrtenberg mit Hee⸗
res⸗Krafft fuͤrohin zu Feld ziehen wollte, fol die Stadt auf geſchehendes erfordern
dem Herzog und feinen Erben 150. geruͤſter woͤhrhaffter Mann zu Fuß, deren die
eine Helffte mit langen Spieſſen und die andere Helffte mit guten Muſqueten gleiches
Luhe bewaffnet fepn foll, zu Hilf (dicken, Waben fc) de Herzen dach verfahe ,
daß bey allgemeiner groſſer Gefahr, daran ſowohl ihm, als der Stabt, gelegen,
dieſelbe ihr moͤglichſtes an weiterer Manuſchafft zufegen würde, 6.) Soll die
Stadt keinen der Herrſchafft Wuͤrtenberg verwandten Leibeigenen zu einem Buͤr⸗
ger annehmen. Dagegen 7.) das Hauß Wuͤrtenberg, wann die Eßlingiſche zuge⸗
wandte in dem Herzogthum wider Recht angegriffen oder beſchaͤdigt würden, mit nach⸗
eylen und Rettung allen Beyſtaud zu thun ſich erbothe, welches fie aber auch gegen
Wuͤrtenberg zu thun ſchuldig ſeyn ſollen. n
; 1 *
H. 121.
Bey den Deputations⸗Geſchaͤfften gerieth aber alles in groͤſſere Verwirrung.
Und man hätte nicht glauben folen , daß das Reich in ſolchen Umſtaͤnden hätte bes
ſtehen bleiben koͤnnen. Dann der Nider⸗Saͤchſiſche Krayß betriebe die Fuͤrſtliche
monita zur Capitulation infländig ey dem Churfuͤrſten⸗Rath und der Deputation.
Er ſchickte ſolche Schreiben auch an andere S ttaͤnde des Reichs dieſelbe zu unterſtuͤ⸗
tzen. Der Braunſchweigiſche Geſandte D. Schwarzkopf hinterhielt ſie aber. Und
obſchon der Wuͤrtembergiſche Geſandte ſich moͤglichſten Fleiſſes bewarb, damit die
Uebergab an das Reichs Direktorium befördert würde, ſe wollte doch alle An
5 u. jung
209 Seſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1657 hung vergeblich werden, und als die Fuͤrſten bey dem puncto ſecuritati die Schwe⸗
diſche Garantie⸗Sach bey dem Churfuͤrſtlichen Collegio betrieben, ſo wurde es
von dem Chur ⸗Fuͤrſten von Sachſen ungleich aufgenommen, als ob man das Wahl⸗
weſen dadurch hinderte, ungeachtet an demſelben nicht das geringſte gearbeitet wur⸗
de und an der Ruhe des Reichs demſelben eben fo viel, als an der Wahl gelegen
war, auch eines neben dem andern gar wohl ohne Hinderung vorgenemmen werden
konnte, wie dann der Adminilirator zu Magdeburg in einem Schreiben an den Her⸗
zog ſich des Ausdrucks bedient: Wann in einer Stadt bey augeſtellter Raths⸗
„ wahl man einem entſtandenen Feur fo lang freyendauff laſſen wollte, bis der Rath ges
„ waͤhlt waͤr , was würde da für Schaden geſchehen. Es mag ſeyn, daß die Chur⸗
fuͤrſten ihre geheime Abſichten dabey gehabt haben vorher die vornehmſte Hinder⸗
nuſſen einen Prinzen aus dem Hauß Defterreich auf dem Kayſerlichen Thron zu ſetzen
aus dem Weeg zu raumen. Dann Chur⸗Maynzund Chur-⸗Coͤlln arbeiteten wuͤrklich in
geheim an einem Friden zwiſchen Frankreich und Spanien, welche letztere Kron von
dem Hauß Oeſterreich unterſtuͤtzt wurde und die erſtere ſich darüber beſchwehrte.
Die Kayſerswahl wurde auch ſehr lang dadurch aufgehalten. Aber die Garantie
Sache hinderte ſolche nicht. Nichts deſtoweniger lieſſ der Churfuͤrſt von Sachſen,
welcher die Angelegenheiten der Reichs- Fürften aus einem ganz andern Geſichte⸗
puncten beurtheilte, ein fo genanntes Ahndungs⸗ Schreiben ſowohl an die Reichs⸗
Deputation, als auch an einige Fuͤrſten und inſonderheit an Herzog Eberharden
ergehen (c). Diſer berichtete ſolches an einige andere vertraute Fuͤrſten und be⸗
gehrte ihre Gedanken daruͤber zu vernehmen und bezeugte vor Gott, daß ihm
nichts erwuͤnſchteres auf diſer Welt zu erleben vorkommen koͤnnte, als das H. Roͤm.
Reich aus ſeinem jetzmaligen verwayßten Stand baͤldiſt wieder erhoben und mit ei⸗
nem ehriſtlich en fridfertigen Oberhaupt begnadigt zu ſehen (d). Bey diſen fo wis
drigen Ausſichten geriethe er aber auf die Gedanken, ob nicht rathſamer waͤr, wann
noch vor Erwaͤhlung eines neuen Kayſers der vorhin abgebrochene Reichstag wieder
fortgeſetzt wuͤrde, weil zumahl die beede Kronen in ihren Memorialien bey nicht er⸗
folgender ihrer Genugthuung gleich ſam den Krieg ankuͤndigten. Dann obſchon der
Kayſerl. Thron erledigt und niemand vorhanden waͤr, welcher einen Reichstag aus⸗
ſchreiben ſollte, ſo ſey doch ſolches ſchon durch den letztern Reichstags⸗Abſchied ent⸗
ſchieden, daß ohne weitere Ausſchreibung der Reichstag im May: Monat 1656,
wieder den Anfang nehmen und eine beſtaͤndige Wahl- Capitulation verglichen wer⸗
den ſoll, da die Beruffung der Staͤnde durch ein kurzes Schreiben von dem Reichs⸗
Diredtorio geſchehen koͤnnte. Er wollte ſich aber vorher anderer Evangeliſchen
Stände und inſonderheit der Schweden Gedanken hieruͤber erkundigen. Diſe letz.
tere wuͤnſchten ſolche Abaͤnderung, konnten aber nicht finden, wie dieſelbe zu Werk
Si; | geſtelle
(e) vid. Beyl. num. 54. (d) vid. Beyl. num. 55. ef
Eilfrer Abſchnitt. a 201
5 geſtelt werden nf usa weil die Reichs⸗Verweſer ſolches Ausſchreiben dem i880 1 6 37
rio nicht einraumen und den Stritt wegen ihrer Commiſſarien wieder hervorſuchen
oder andere 1 ſich hervorthun doͤrfften. ö
§. 122.
Mun fbgen die zur Wahl abgeordnete Churfürftt. dahin an fich mit der⸗
felben zu beſchaͤfftigen. Der Wolfenbuͤtteliſche Geſandte warf aber eine Verzoͤge⸗
rung nach der andern wegen der Erinnerungen zur Capitulation in den Weeg und der
Luͤneburgiſche ſchlug noch zwo Erinnerungen vor, da man voransfehen konnte, daß
fie verworfen werden doͤrſſten. Die eine war, daß, wann einem Roͤm. Kayſer
mehrere Reiche und Kronen erbweis oder ſonſt zuftelen, derſelbe verbunden werden
ſollte die Kayſerl. Kron abzulegen. Und die andere war eine claufula pœnalis, wel⸗
che auf die nachtäffige Beobachtung der Capitulationen geſetzt werden muͤßte. Bee⸗
de machten zwar ein Aufſehen und wurden von einigen fuͤr ſehr nothwendig ange⸗
ruͤhmet: Herzog Eberhard hielt aber die erſte fuͤr allzuhart, welche auch ſchwerlich
beliebt und den andern monitis nachtheilig werden doͤrffte. Er meynte deß wegen,
daß villeicht eher damit durgedrungen würde, wann ein Kayſer ſolche Koͤnigreiche
in dem Betracht dem Teutſchen Reich einzuverleiben verpflichtet werden koͤnnte, weil
das Reich ſo viele ſchoͤne Lande aus Veranlaſſung der von ſeinen Kayſern gefuͤhr⸗
ten Kriege verlohren haͤtte. Bey der zweyten erinnerte er aber, daß ſie zur Feſthal⸗
tung der Capitulation und Sicherheit des ganzen Reichs ſehr erſprießlich waͤr. Dann
er vermuthete, daß die Paͤpſte ſich die Macht anmaſſten die Roͤmiſche Koͤnige und
Kayſer von ihren auf die Capitulationen abgelegte Ende loßzuſprechen, woraus ſo
vieles Unheyl ſchon erfolget und ſonſt nicht zu begreiffen ſey, wie die Gewiſſen ſo ſehr
hintangeſetzt und die Capitulationen ſo ſchlecht gehalten werden koͤnnten. Gleich⸗
wohl hielte er eine claululam ſalvatoriam für beſſer, dergleichen in dem letztern Fri⸗
densſchluſſ und inſonderheit auch in König Ferdinands IV. im Jahr 1653. aufge⸗
richter Wahl Capitulation am Ende derſelben angehaͤngt worden, wordurch die
ſamtliche bevorab Evangeliſche Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnde ſowohl in Religions⸗ und
Kirchen⸗als auch weltlichen Haͤndeln fuͤr aller Beeintraͤcht- und Vergewaltigungen
verſichert ſeon koͤnnten. Uebrigens gieng ihm ſehr zu Gemuͤth, daß man fo gar we⸗
nig beherzigte, in weichen unuͤberdenklichen Verluſt und ſchwere Verantwortung ge⸗
gen der Nachkommenſchafft man allbereits Fuͤrſtlicher ſeits gerathen waͤr, wann
entzwiſchen die Wahl fuͤrgegangen und die hoͤchſtangelegene Beobachtung der Fürs
ſten und Stände hierunter angelegener Rechte und Vorzüge vernachlaͤſſigt worden
wären. Er meynte demnach, daß man ſolche Widerſpenſtigkeit unterbrechen und
* mit andern beſſer geſiunten Geſandtſchafften deralben berathen müßte, Der
IX. Theil. Ce Koͤ⸗
202 SGeſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
1657 König in Schweden wuſſte aber der Teutſchen Fürftentineinigkeit und wollte fi 0
nicht viel von ihrem Beyſtand verſprechen. Er zweifelte deß wegen, ob er ſich hier⸗
inn verwenden ſollte, weil er auch Aa des Garantie = Puncten anſtund, ob er
ſich an das alleinige Churfuͤrſtliche Collegium oder an die geſamte Deputation wen⸗
den ſollte. Er bezeugte gegen beede ein Mißtrauen, weil die beede Churfuͤrſten von
Bayern und Sachſen im Verdacht ſtunden, daß ſie den Koͤnig von Hungarn in
dem harten Verfahren gegen beede Kronen Frankreich und Schweden beſtaͤrkten.
Der Wuͤrtembergiſche Geſandte erwieß deßwegen den Schwediſchen den Gefallen
und erſuchte den Altenburgiſchen, deſſen Principal in f ehr vertrautem Vernehmen mit
dem letztern Churfuͤrſten ſtund, diſen dahin zu vermögen, daß er das Hauß Oeſter⸗
reich zu milderer Bezeugung gegen diſe Kronen uͤberreden und denen ſonſt zu erwar⸗
ten habenden aͤuſſerſten Ungelegenheiten vorbeugen moͤchte. |
$. 123.
Entzwiſchen wurden den 9. Dee. der Evangeliſchen monita zur Capitulation
dem Reichs⸗Yirectorio ſelbſt uͤbergeben, wobey der Churfuͤrſt ſagte, daß das Chur⸗
fürftt. Collegium alles, was zur Wohlfart des Reichs gereiche, beobachten würde,
aber dabey erforderlich ſeyn doͤrffte, daß ein Spieß dabey ſtecken muͤſſte, wann
man der genauen Beobachtung der Capitulation verſichert ſeyn wollte. Vermuth⸗
lich wollte er damit eine Zuſamenſetzung der Churs Fürften und Stände zu der
Rheiniſchen Allianz anrathen, damit dieſelbe ihre Rechte und Freyheiten nebſt der
Ruhe des Reichs behaupten koͤnnten. Herzog Eberhard verwunderte ſich ſehr, daß
man bißher mit der Berichtigung diſer Erinnerungen ſo ſehr gezaudert und nun mit
der Uebergabe ſich uͤbereylet habe. Dann er hatte vielmehr gerathen, daß man vor;
her mit den Catholiſchen auch zu Rath gehen ſollte, welche diſen voreyligen Schritt
für eine Trennung des Faͤrſten⸗Raths aufnehmen und eine Eyferſucht bezeugen, wie
auch die Churfürften diſe einſeitige monita deſto geringer achten doͤrfften. Dahin⸗
gegen demſelben der Maynziſche Ausdruck wohlgefiel, weil bey damaligen Zeitlaͤuf⸗
fen k in beſſeres Mittel, als eine allgemeine der Executions⸗Ordnung und Reichs⸗
Abſchieden gemaͤſſe Z aſamenſetzung zu finden waͤr. Mur wollte der Weeg zu Aus fuͤh⸗
rung diſes Plaus nunmehr wieder ſchwer gemacht werden. Dann bißher beruhete
es auf der Aufnahm der Kron Schweden, auf welche die Evangeliſche Fuͤrſten ihr
Augenmerk gerichtet hatten und diſe Kron wuͤnſchte, daß vorhe der Churfürft von
der Pfalz, Brandeburg⸗ Auſpach⸗ Wuͤrtemberg und Baden Durlach ſich in diſe
Allianz begeben ſollten. Indem nun ein Theil auf den andern wartete und ſich oh⸗
nehin auch mit Schweden einige Schwuͤrigkeiten hervorthaten, wie und welche Lan⸗
de in der Allianz verſichert werden ſollten, arbeitete Vollmar ſehr ſtark wider die
418:
Eilfter Abſchnitt. R 203
Aufnahm diſer Kron. Inſonderheit wankete Chur⸗Coͤlln, welches viele Schwuͤ⸗ 1651
rigkeiten auf die Bahn brachte in der Abſicht, daß den Schweden derkuft zum Bey⸗
tritt vergehen ſollte. Sie lieſſen auch ihre Empfindlichkeit vermerken, daß man ihr
rer nur ſpotten wollte. Herzog Eberhard hatte zwar bißher keine Abneigung zu di⸗
ſer Allianz, war aber ſehr betretten, daß der Koͤnig von Hungarn ſo ſehr wider die
beede Kronen Frankreich und Schweden eingenommen war, daß er auch wegen ſeines
Betragens gegen dieſelbe keine Vorſtellungen anhören wollte. Es wurde ihm dass
ſelbe auch ſehr uͤbel aufgenommen, weil man einem neuen Krieg im Reich entgegen
ſehen konnte, wann ihm die Kayſerliche Kron zu theil werden wollte, woran der
Spaniſche Pater Saria unaufhoͤrlich arbeitete und bey dem Churfuͤrſten von Maynz
zimlichen Beyfall fand. Dagegen den Evangeliſchen nicht wohl zumuth war, weil
es das Auſehen gewinnen wollte, als ob die verhaſſte Spanier den Kayſerlichen Hof
wieder regieren wuͤrden. Er der Herzog wurde auch dardurch in ein Mißvergnuͤ⸗
gen geſetzt, daß, obſchon den Catholiſchen der Evangeliſchen monita ad Capitula-
tionem mitgetheilt wurden, ein Fehler dabey unterlieff, welcher ihm nicht gleich⸗
guͤltig ſeyn konnte. Dann fie wurden nicht dem Herkommen gemäß durch die didia-
tur bekandt gemacht, ſondern jedem, welcher fie verlangte, abzuſchreiben vergoͤnnet,
woraus man ſehr deutlich abnehmen konnte, wie veraͤchtlich die Churfuͤrſten und
Oeſterreichiſche Geſandten ſowohl die Erinnerungen ſelbſt, als auch die Evangeliſche
Fuͤrſten betrachteten. Der Herzogliche Geſandte muſſte ſolches bey andern Geſand⸗
ten erinnern und unterbauen, damit diſe monita nochmals durch Deputierte dem.
Churfuͤrſten zu Maynz und andern Churfuͤrſtl. Geſandten unter einer ſtarken Ahn⸗
dung übergeben würden folche Reichsordnungsmaͤſſig den übrigen Ständen per didta-
turam mitzutheilen und dergeſtalt anzunehmen, damit den Fuͤrſten ihre Vorzuͤge
aufrecht erhalten wuͤrden und dem Fridenſchluſſ eine Genuͤge geſchaͤhe. Und damit
auch dem Churfuͤrſten von Sachſen ſeine widrige Gedanken benommen werden moͤch⸗
ten, beantwortete der Herzog deſſen obangefuͤhrtes Schreiben, daß man mit Ber
rathſchlagung der Schwediſchen Memorialien weder den Churfuͤrſtlichen Rechten zu
nahe tretten wolle, noch der Wahl eine Hindernus in den Weeg zu legen geſonnen fey,
ſondern nur Fuͤrſtlicher ſeits das Reich in der Ruhe zu behalten ſuche (e).
g. 124. RT,
Dann die Sicherheit und Beruhigung des Reichs wurde bey der Depuis ſehr
vernachlaͤßigt. Der Nider⸗Saͤchſiſche Krayß, welchem wegen der zwiſchen den bee⸗
den Kronen Schweden und Dänemark entſtandenen Krieges > Unruhe ſehr vieles dar⸗
an gelegen war, erinnerte die Deputation & widerhohlten mahlen diſen Puncteu mit
2 meh⸗
(59 vid, Beyl. num. 56. 1
Geſchichte der Herzogen von Wirrenbert,
1658 mehrerm Ernſt zu betreiben. Aber auch diſe Erinnerungen wurden auſſer acht g
laſſen. Ja der Churfuͤrſt von der Pfalz berichtete den 4. Januarii fo gar an den
Herzog, daß Chur + Brandeburg die Ordinari-Reichs⸗Deputation gar aufgehoben
wiſſen wollte. Beedes gieng diſem ſehr zu Herzen und er wurde def wegen ermuntert
ein nochmaliges Schreiben an den Churfuͤrſten von Sachſen abgehen zu laſſen, zumapl
die Schwediſche Guarantie das punctum fecuritaris ſehr ſtark beruͤhrte und diſes zu
berathſchlagen der Deputation von dem ganzen Reich aufgetragen war. Nun unter⸗
ſtuͤtzten zwar die meiſte Evangeliſche Fuͤrſten denſelben mit gleichen Vorſtellungen und
beſchwehrten ſich zugleich, daß die Churfürften das Jus belli & pacis allein an fi
ziehen wollten, ungeacht den Fürſten eben fo viel an diſem Puncten gelegen war: Es
hatte aber keinen Nachdruck, welches der Herzog ſehr bejammerte und nicht begreif⸗
fen konnte, wie bey veruachlaͤßigter Huͤlfe es gegen den nothleydenden Ständen und
gegen der Nachkommenſchafft, beſonders bey fo vielen damahls einreiſſenden Zerruͤt⸗
tungen zu verantworten wär. Der Sachſen⸗ Altenburgiſche und Caſſeliſche hin⸗
derten das meiſte durch ihre Kaltſinnigkeit. Ueber den erſten verwunderte ſich der
Herzog nicht ſo ſehr, daß er die Hände ſinken ließ, weil das Genie diſes Geſandten
es nicht anderft zulieſſe, ſondern ſolcher bald mit groͤſter Hitze eine Sache augreiffe,
aber auch bey empfindendem Widerſtand ſogleich kaltbluͤtig werde. Weil aber Heſ⸗
ſen⸗Caſſel in dem letztern Krieg fo ſtandhafft ausgeharret hatte, ſetzte es den Herzog
in ein Erſtaunen, daß es für die allgemeine Sicherheit fo ſchlechten Eyfer bezeugte.
Als er aber keine Einigkeit bey den Evangeliſchen erblickte, fo befahl er feinem Ger
ſandten diſen Sicherheits⸗Puncten auch den anweſenden Catholiſchen anzubefehlen
umd vertraulich ſich mit denſelben zu unterreden, damit man mit geſamter Haud und
deſto beſſerm Nachdruck bey Chur⸗Maynz handlen, wie auch die dem Fuͤrſtenſtand
obſchwebende Gefahr zu Gemuͤth führen konnte, weil doch diſer Punct das ganze
Reich und mithin ſowohl die Catholiſche, als die Proteſtantiſche beruͤhrte. Jedoch
ſollte er überall ausdrücklich verſichern amd proteſtieren, daß mau auf feiten der Züre
fien und Stände gar nicht gemeynt fey die Kayſers⸗Wahl hierdurch in einigen Weeg
zu hindern, ſondern nur nach obhabenden Pflichten die ſchuldige Vaterlauds⸗ Liebe zu
deſſen allgemeiner Sicherheit und Ruhe, wie auch ihre pflichtmaͤßige Treu zu bezeu⸗
gen. Bidenbach hatte auch gar bald Gelegenheit, als er zu des Churfuͤrſten zu Maynz
Tafel eingeladen wurde, feines Fuuͤrſten Wuͤnſche zu eroͤffnen, welche ſich der Chur⸗
fuͤrſt ſehr wohl gefallen ließ, des Herzogs Eyfer für die allgemeine Wohlfart ruͤhm⸗
te und alles mögliche darzu beyzutragen ſich erbothe. Weil er aber auch der vorge⸗
ſchlagenen Allianz zwiſchen den Catholiſchen und Cvangeliſchen Fuͤrſten gedachte, daß
dieſelbe gleichſam der Knopf ſeyn müßte, wordurch die Beobachtung der kuͤufftigen
Wahl⸗Capitulation feſt gemacht wuͤrde, fo hoffte er, daß der Herzog ſolcher bey⸗
jntretten ſich nicht entgegen feyn laſſen wollte. Obwohl nun der Geſandte ſich hierin
a | mit
Eilfter Abfebntre N An
mit der Unwiſſenheit entſchuldigte und diſen Auftrag an den Herzog zu hinterbrins 1658
gen verſprach, ſo befahl ihm diſer nichts deſtoweniger bey naͤchſter Gelegenheit dem
Churfuͤrſten zu melden, daß, gleichwie in allweg bey fo vielerley weit ausſehenden und ge⸗
„ fährlichen Laͤufften die Chur⸗ und Fuͤrſten auf ein hinlaͤngliches Mittel zu feſter
„ Beobachtung der neuen Capitulation zu gedenken hohe Urſach hätten, alſo der Her⸗
5 zog auch nicht abgeneigt wär, wann nur das vorſeyende Allianz⸗Werk ſich vor als
„ len Dingen zwifchen denen jeßo in Tractaten ſtehenden Theilen zu verbleiblichem
„ Beſtand etwas näher ergeben und beffer einleiten laſſen wuͤrde, auf die an ihn
„ förmlich einlangende Einladung ſich dergeſtalt zu erklaͤren, wie es die allgemeine
„ Ruhe und Sicherheit des Reichs erfordern wuͤrde. Nur ſtuͤnde er noch in den
„ Unvorgreifflichen Gedanken, daß, wann aus diſer Verfaſſung ein allgemeines Werk
„ gemacht und dergleichen Zufamenfegung Krayß⸗ weiſe verfuͤegt werden könnte, der
„ Erfolg von beſſerm Nachdruck ſeyn doͤrſſte. Wie ungern aber der mehrer theil
» (uemlich auf feiten der Cakholiſchen) der Stände in Schwaben ſich darzu zu verz
y ſtehen vermerken laſſen, ſolches wär dem Churfuͤrſten ſelbſt unverborgen. Jedoch
„ möchte es villeicht nicht ohne Frucht abgehen, wann er bey gedachten Ständen fein
5 bielvermoͤgendes Anſehen dahin zu verwenden beliebte, daß fie mit und neben dem
„ Herzog und mithin von Krayßwegen in ſolche Verfaſſung eintretten möchten.
$. 128.
»Weiil aber fo widrige Nachrichten einlieffen, daß die Churfürjten bey der Ver⸗
faſſung der Wahl⸗Capitulation die ſuͤrſtliche Erinnerungen in keinen Betracht ziehen
würden, fo befahl der Herzog feinem Geſandten auch bey andern Geſandten ſich zu bes
muͤhen, damit, weil diſe Capitulotion naͤchſteus entworfen werden doͤrffte, fo gleich
die Beobachtung derſelben den Churfuͤrſten nochmals empfohlen würde, Dann es waͤ⸗
re nicht damit ausgerichtet, wann man die Uebergabe mit Stillſchweigen auf ſich be⸗
ruhen ließ, die Bekanntmachung der Capitulation erwarten und erſt ſehen wollte, ob?
und wie ihren Erinnerungen eine Genuͤge geſchehen und, wann nach befundenen Um⸗
ſtaͤnden nicht mehr zu helffen wär, erſt nachzudenken gedachte, was vernachlaͤßigt
worden. Entzwiſchen war der König von Dänemark in die Schwediſch⸗Bremiſche
Lande eingefallen, welches ein groſſes Aufſehen verurſachte, daß das Reich durch
diſen Krieg auch beunruhigt werden wollte, aber die Nider⸗Saͤchſiſche widerhohlte
Anmahmmgen doch nicht zur Berathſchlagung befördert wuͤrden. Auf das unnachlaͤſ⸗
ſige Betreiben bes Wuͤrtemberagiſchen Geſandten ſaßten endlich die Braunſchweigiſche
Haͤnſer und faſt ſamtliche Evangeliſche Fuͤrſteu den Entſchluß ein Memorial an die
Reichs- Deputation gelangen zu laſſen, damit des bemeldten Krayſes Geſuch und die
Abwendung der demſelben levorſtehenden fernern Kriegsgeſahr einſt in Ueberlegung
8 Ce 3 genoim⸗
206 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1658 genommen und der Schluß vollzogen würte. Die Ausfertigung deſſelb en wurde hin⸗
gegen ſehr lang verzogen, die Zeit mit bloſſen Worten zerſplittert und in der Haupt⸗
ſach nichts zu ſtand gebracht, ſo, daß der Wuͤrtembergiſche Geſandte endlich auch er⸗
muͤdete. Der Herzog mußte deßwegen denſelben ermuntern, daß er ſich durch keine
Einſtreuungen irre machen laſſen ſollte. Dann, wann ſchon mit diſem Memorial
wenig ausgerichtet werden ſollte, ſo muͤßte man doch in dergleichen Faͤllen das ſeinige
thun, worzu man gegen Gott und der Nachkommenſchafft verbunden ſey. Es be⸗
ſchwerten ſich auch die franzoͤſiſche Geſandte, daß ihre Kron wegen eingeklagter Be⸗
ſchwerde keine Huͤlfe oder Genugthuung verſchafft würde und begehrten von dem Wuͤr⸗
tembergiſchen Geſandten im Namen ſeines Herru bey dem Churfuͤrſten zu Maynz deß⸗
halben eine Anſuchung zu thun, wobey fie infonderheit aufuͤhrten, daß das Haug
Oeſterreich ungeacht der von dem Hauß Wuͤrtemberg genoſſenen betraͤchtlichen Ver⸗
dienſte daſſelbe wenigen Dank verſpuͤren laſſe und jetzazpegen dem Herzog einen neuen
Vorwand ſeiner ſchlechten Freundſchafft darinn ſuchen wuͤrde, weil Herzog Ulrich,
fein Bruder, erſt kurzlich aus den Spaniſchen in franzoͤſiſche Dienſte getretten ſey.
Herzog Eberhard habe demnach wenigen Grund zu einiger Hoffnung, daß diſes Er'⸗
Hauß ſeinem Fuͤrſten⸗Hauß was gutes gönnen, ſondern vielmehr trachten werde ent⸗
weder deſſen Lande an ſich zu ziehen oder alle Gelegenheit zu ergreiffen demſelben Ver⸗
druß und Schaden zu verurſachen. Nun hatte der Herzog wegen Unterbauung des
frauzöſiſchen Begehrens ſeinem Gefandten ſchon Befehl ertheilt aus Beſorgnus, daß
Frankreich die Waffen ergreiffen und ſich ſelbſt Genugthuung verſchaffen doͤrffte, bey
dem Churfuͤrſten ſolches zu unterbauen. Wegen des Oeſterreichiſchen Betragens ants N
wortete der Geſandte nur, daß man kuͤnftige Fälle Gott uͤberlaſſen müßte, Er bes
kam aber den widerhohlten Befehl dem Churfuͤrſten das franzoͤſiſche Verlangen zu
hinterbringen und diſes um ſo mehr, als nicht nur diſer Beſuch des franzoͤſiſchen Ge⸗
ſandten bey dem Wuͤrtembergiſchen ein Aufſehen machte, ſondern auch, weil der
Churfuͤrſt wenige Zeit vorher des Herzogs Bemühungen für die Ruhe des Reichs of⸗
ſentlich geruͤhmt und dafür gebuͤhrenden Dank geſagt, wie auch ſelbſt beruͤhrt hatte,
daß der Herzog in dem letztern Krieg die Ungelegenheiten deſſelben ſo hart empfunden
haͤtte. Gleichwohl verfiengen alle ſolche Bemuͤhungen nichts. Das Reich wurde ei⸗
nem Schiff verglichen, worinn die in den tieffeſten Schlaf verſunkene Schiffleute das
Schiff ſeinem Schickſal uͤberlieſſen. Die edle Zeit wurde mit groſſem Koſten und
nichts thun hingebracht. Solche Betrachtungen veranlaſſten einen Vorſchlag zu einer
Allianz zwiſchen der Kron Frankreich, den Rheinischen Churfuͤrſten und einigen an⸗
dern Fuͤrſten in den obern Krayſen auf die Bahn zu bringen, worein auch Wuͤrten⸗
berg gezogen werden und welche nur die Abſicht haben ſollte den Friden zu handhaben
und diejenige zu befchligen , welche wider denſelben angefochten würden. Die Teut⸗
ſche verbuͤndete Stände follten verpflichtet ſeyn, wofern Oeſterreich mehrere Voͤlker
nach
1 Eilfter Abſchnite a
nach den Niderlanden ſchicken wollte, ſolchen keinen Durchzug zu geſtatten, ſon⸗ 1658
dern ſich allenfalls mit Gewalt zu widerſezen, auch, wann die im Friden an
ankreich abgetrettene Lande angegriffen wurden, diſer Kron eine verglichene An⸗
zahl Voͤlker zu Huͤlf zu ſchicken und den Friden zu gewaͤhren, dagegen ſie wider die
Kron Spanien keinen Beyſtand ſchuldig ſeyen. Hinwieder verpflichtete ſich dieſelbe
den Ständen beyzuſtehen, waun die Spanier ſich wegen verweigernden Oeſterreichi⸗
ſchen Durchzugs und Paſſes zu rächen unterſtehen wollten.
1 | $. 126.
Nun miß fel zwar dem Herzog difer Vorſchlag nicht, weil er auf die Aufrechter⸗
haltung des Fridens das Abſehen hatte. Er meynte aber, daß, weil ſowohl Frank⸗
reich, als Schweden ihre bisherige Beſchwerungs⸗Memorialien dem alleinigen
Churfuͤrſtlichen Collegio übergeben hatten, man den beederſeitigen Geſandten an die
Handen geben ſollte, ihre Beſchwerden auch an den alleinigen Fuͤrſten⸗Nath zu
bringen, damit derſelbe Gelegenheit haͤtte ſich der Sache mit mehrerm Nach druck ans
zunehmen und den Kronen zu billiger Vergnuͤgung verhelffen zu koͤnnen. Diſes
aber war nicht die alleinige Urſache, ſondern er ſuchte noch einen andern Endzweck
zu erreichen, an welchem ihm ſehr viel gelegen war. Dann die Uebergehung des
Fuͤrſten⸗Raths gereichte demſelben zu groſſer Schmaͤlerung feines Anſehens und
Rechte. Der Herzog wachte aber ſehr für deſſen Rechte, Hoheit und Freyheiten,
welche er aufrecht zu erhalten wuͤnſchte, wann die beede Kronen ihr Anligen auch
an diſen Rath gelangen lieſſen. Nun wurde den 13. Martij dannoch endlich das von
den Evangeliſchen Ständen verfaſſte Memorial wegen der allgemeinen Reichs - Sis
cherheit durch die darzu Deputierte Wolfenbüttel > und Wuͤrtenbergiſche Geſandten
dem Churfuͤrſten zu Maynz eingehaͤndigt, welchem Vorgang der Fuͤrſtl. Muͤnſteri⸗
ſche von ungefaͤhr wegen eines andern Memorials beywohnte und ſich nicht nur die
Unternehmung der Evangeliſchen fehr wohl gefallen lieſſ, ſondern auch ſelbſt durch
ſeine Miteinſtimmung der Deputation deytratt. Der Churfuͤrſt ruͤhmte diſe Sorg⸗
falt und erbothe ſich mit den Deputierten zu uͤberlegen, wie die bißherige Hindernuſ⸗
fe zu uͤberwinden wären, warum man dergleichen Angelegenheiten nicht zur Berath⸗
ſchlagung bringen koͤnnen und inſonderheit auch der Vermittlung zwiſchen den aus⸗
waͤrtigen Kronen zu gedenken, wobey Bidenbach Anlaß nahm auch der Kron Frank⸗
reich Beſchwerden Meldung zu thun und ſolche zu recommendieren. Ingleichem
wurden nach dem Wunſch des Herzogs von etlichen der fuͤrnehmſten Catholiſchen
. Fürften einige Erinnerungen zur Wahl⸗Capitulation zuſamengetragen und den
Evangeliſchen in der Abſicht zugeſtellt ſolche als gemeinſchafftlich anzunehmen und
zu übergeben. Das letztere fand viele Schwuͤrigkeiten, ob man ſchon übrigens Evans
1 geliſcher
208 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
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1658 geliſcher ſeits jene zu unterſtuͤtzen den Schluſſ gefaſſt hatte. Dann man glaubte
mit Grund, daß diſes der Weeg wär mit ihnen zu einer Harmonie und einmüͤti⸗
gem Vernehmen zu gelangen. Weil aber die Evangeliſche ihre Erinnerungen ſchon uͤber⸗
geben hatten und nicht mehr zurückfordern konnten, fo ſchlug der Würtenbergiſche
das Mittel vor, daß diſe bey der Uebergab der Catholiſchen monitorum dieſelben
auf das beſte empfehlen und zu ſolchem Ende einen Evangeliſchen beyordnen möchten,
welcher ausdrücklich verſichern ſollte, daß die Evangeliſche diſe der Catholiſchen
monita, ſo viel ſelbige die Religion nicht betraͤffen, genehm halten und mit den ih⸗
rigen gemeinſchafftlich uͤbergeben wollen. f
F. 127.
Es machte aber jetzo die Ankunfft des Hungariſchen Koͤnigs Leopold und Erz⸗
herzogs Leopold Wilhelms den Fuͤrſtlichen Geſandten ein Nachſinnen und fie tru⸗
gen Bedenken jenen aufzuwarten. Dann ſowohl der Koͤnig, als auch der Erz⸗
herzog empfanden die Hoheit ihres Hauſes und wollten in Verſtattung der Audienzen
an Fuͤrſtliche Geſandte nicht einmahl mit weniger Abnehmung ihres Huts das
Haupt entbloͤſſen, wie dem Heſſen-Darmſtaͤttiſchen Geheimen Rath Schüßen bes
gegnete, welchen der Landgrav diſen Herrn zu Aſchaffenburg zur glücklichen Ans
kunfft Gluͤck zu wuͤnſchen abgeſchickt hatte. Diſes Tractament befremdete ſie nicht
wenig, weil der verſtorbene Kayſer und der Roͤm. Koͤnig Ferdinand IV. den Ge⸗
ſandten mit mehrerer Herablaſſung begegnete. Bey welcher Ereignus Herzog Eber⸗
hard ſeinem Geſandten nur befahl ſich nach dem Vorgang anderer Geſandten zu
verhalten. Die mehreſte Churfuͤrſten kamen nun in Perſon nach Frankfurt. Als
auch den 22. Martij der Churfuͤrſt von Sachſen daſelbſt anlangte, erhielte der Wuͤr⸗
tenbergiſche den 26. ſten diſes Monats Audienz bey demſelben. Der Churfuͤrſt
ſtund mitten im Zimmer mit entbloͤſſtem Haupt, deſſen Hut neben ihm auf dem Tiſch
lag und beantwortete den Vortrag des Geſandten mit Gebung des prædicats
Durchleuchtig vor der Benennung des Herzogs, welches eine beſondere Vorzuͤg⸗
lichkeit anzeigte, weil die Fuͤrſten daſſelbe erſt kurzlich ſich anzumaſſen anftengen.
Bidenbach wurde aber ſowohl von dem Schwediſchen Geſandten, als auch von
dem Churfuͤrſten zu Maynz erbethen nicht allein um verhelffende Vermittlung derer
von Frankreich und Schweden eingebrachten Klagen den Churfuͤrſten beweglich in
ſeinem Vortrag zu erſuchen, weil ſonſt ein neuer Krieg unvermeidlich waͤr, ſon⸗
dern auch die billigmaͤſſige Beobachtung der von beederley Religionsverwandten uͤber⸗
gebenen Erinnerungen zur Wahl: Capitulation zu empfehlen. Beede Puncten er⸗
bothe ſich auch der Churfuͤrſt nach Möglichkeit zu bemerken. Obwohl aber der Churfuͤrſt
von Maynz den Bidenbach um ſolches Anbringen erſuchte, ſo war er doch ſelbſt e
—
Eilfter Abſchnirr. 65 28
hin zu vermögen das punctum communis ſecuritatis und folglich auch die Fran⸗ 1658
zoͤſiſche und Schwediſche Beſchwerden offentlich zu berühren, welches Herzog
Eberhard ſehr bejammerte und die Verantwortung bey entſtehendem Krieg denjenigen
uͤberließ, welche die allgemeine Wohlfart des Reichs vernachlaͤſſigten und den wachſamen
Fuͤrſten kein Gehör geben wollten. Bey welcher Beſchaffenheit er ſeinem Geſandten aufs
„ gab alle Trennungen der uͤrſten und Stände beſtmoͤglichſt zu verhindern und hinge⸗
„ gen aͤuſſerſten Vermoͤgens ſich neben andern dahin zu bearbeiten, wie zwiſchen
„ beederley Religions Verwandten ein beſſeres Vernehmen und aufrichtige Zuſa⸗
„ menſetzung gepflanzet, alles widrige aus dem Weeg geraumet und inſonderheit
35 beedet Kronen Beſchwerden erledigt werden mögen, worzu man villeicht am leich⸗
„ teften gelangen koͤnnte, wann beederley Religions⸗Verwandte ſowohl bey dem
„ ganzen Churfuͤrſtl. Collegio, als auch bey ein und anderm Churfuͤrſten beſonders
„ diſe ihre Angelegenheiten mit unausgeſetztem Eyfer betreiben wollten, „ Es muß⸗
te auch dem Herzog ſehr zu Gemuͤth gehen, daß die Franzoſen ſich mit ihren Be⸗
ſchwerden nicht ebenmaͤſſig an den Fuͤrſten⸗Rath wenden wollten und den Vorwand
gebrauchten, als ob von demſelben keine Huͤlfe zu hoffen waͤr, welches den Fuͤrſten
bey der Nachkommenſchafft zu einem unausloͤſchlichen Schimpf gereichen doͤrffte.
Die eigentliche Urſach aber war, daß ganz heimlich zwiſchen diſer Kron und den
Catholiſchen Churfuͤrſten an einer ſogenannten Garantie- und Aflıllenz - Allianz zu
Behauptung des Weſtphaͤliſchen Fridens gearbeitet wurde. In ſolcher Abſicht
ſchickten die beede Churfuͤrſten von Maynz und Coͤlln Geſandten nach Paris, aber
unter dem Vor wand wegen des Fridens zwiſchen Frankreich und Spanien Vorſchlaͤ⸗
ge zu thun, damit, wann diſer in ſo kurzer Zeit vor der Kayſerswahl nicht erfolgte,
dannoch die Teutſche Staͤnde ein ander Hefft in der Hand haben moͤchten wegen Er⸗
haltung des Ruheſtands durch eine ſolche Allianz geſichert zu bleiben. Der Schluſſ
derſelben wurde auch nunmehr deſto eyfriger betrieben, je mehr man ſich der Kayſer⸗
wahl zu nähern gedrungen war, weil Chur⸗Sachſen nicht fo lang vergeblich von
feinen Landen entfernet ſeyn wollte. Nun handelte man zwar wegen der Franzoͤſi⸗
ſchen Beſchwerden wider das Hauß Oeſterreich, weil jene Kron ſich auf den dritten
Articul des Muͤnſteriſchen Fridens bezoge und diſes Hauß demſelben durch Abſchi⸗
ckung vorgegebener abgedankter Völker zu den Spaniern nichts zuwider gehandelt
haben wollte. Die Erklaͤrung diſes Articuls war aber deſto gefaͤhrlicher, weil die
Franzoͤſiſche Geſandte ſelbſt nicht in Abrede nehmen wollten, daß derſelbe unlauter
ſey. Doch glaubte man ein Mittel zur Vergleichung darinn gefunden zu haben,
daß gleichwohl dem Erzhaus Oeſterreich nicht zugemuthet werden koͤnnte ſich der
Teutſchen Freyheit zu begeben, daß es nicht in ſeinen Erblanden befugt waͤr Wer⸗
bungen fuͤr fremde Potentaten zu geſtatten, da doch alle Chur⸗Fuͤrſten und Staͤn⸗
de ſich deſſen bedienten und dem teutſchen Herkommen und den Reichs ⸗Geſetzen ner
IX. Theil. 9 D d maͤß
210 Geſchichte der Herzogen von Wartenberg 65
1658 maͤß fen, fo wohl den Franzofen, als Spihlän Werbungen in 1 ihren Lan⸗
den und Gebieten zu erlauben. Herzog Eberhard war dabey nur begierig,
ob beede Theile ſich damit begnuͤgen würden, weil die Ruhe des Reichs davon ab⸗
hienge. Der Erfolg aber zeigte, daß es nicht hinlaͤnglich i im
*
§. 128.
Unter diſem Geraͤuſch der Handlungen hatte Bidenbach den 7. April Audienz
bey dem Koͤnig von Hungarn. Man bemerkte zwar eine Zufridenheit uͤber die Com⸗
plimentierung, konnte aber deſſelben Antwort wegen leinſer Stimme und Geraſſel
der Gutſchen in dem Hof nicht verſtehen. Und den Hut nahm er nicht eher ab, bis
der Geſandte aufgehört hatte zu reden, ſetzte ihn aber gleich wieder auf das Haupt.
Nun uͤberſahe ſolches der Herzog, weil man vermuthen konnte, daß er zu einem
Oberhaupt des Reichs beſtimmt waͤr. Aber des Eczherzog Leopold Wilhelms Webers
muth ſchien unerträglich zu ſeyn, weil derſelbe gegen einen Mitfürften ein gleiches
Ceremoniel beobachtete, da hingegen Erzherzog Ferdinand Carl den an ihn abge⸗
ſchickten D. Nicola Mylern viel hoͤflicher bewillkommet und nicht allein denſelben
bey dem Eingang zur Audienz mit Abziehung des Huts und Darbietung der Hand
empfangen, ſondern auch im hinweggehen das Haupt wieder entbloͤſet und mit aber⸗
maliger Darreichung der Hand von ſich gelaſſen hatte. Bey dem Churfuͤrſten von
Trier wuſſte man nicht, ob es ein Verſehen war, daß der Geſandte bey ſeiner An⸗
kunfft weder unten an der Treppe, noch oben an derſelben von jemand empfangen
worden. Als er aber in das Vorzimmer gekommen war, ſo fuͤhrte man ihn ſo gleich
in das Audienz⸗Zimmer, da der Churfuͤrſt zwar keinen Hut, aber nur ein Kaͤpp⸗
lein auf dem Haupt hatte, welches er bey dem Eintritt in das Zimmer abzoge und
eine Zeitlang in der Hand behielte, hernach wieder aufſetzte, bey dem Abtritt abzoge
und den Geſandten bis an die Thür des Gemachs begleitete, da er von einigen in
dem Vorgemach ſtehender Cavalliern bis an den Wagen begleitet wurde. Der Chur⸗
fürft von Coͤlln ließ den Geſandten bey dem Ankommen zur Audienz von 2. Edelleu⸗
ten unten an der Treppe empfangen und im Abtretten wieder dahin begleiten. Der
Churfuͤrſt hatte den Hut unter dem Arm durch die ganze Audienz behalten, aber
gleichwohl ein Kaͤpplein auf dem Haupt gelaſſen und den Geſandten bis an die Thuͤr
begleitet. Der Chgurfuͤrſt von der Pfalz ließ ihn, wie Chur⸗Coͤlln, empfangen und
bis an die Thuͤr des Vorzimmers begleiten, wo er ihn ſelbſt empfieng und in das
Audienz⸗Gemach führte, wo er die ganze Zeit mit entbloͤßtem Haupt ſtund und
bey geendigter Audienz ihn wieder bis an die Thür des Vorzimmers begleitete. Aus
diſem Bezeugen der Churfürften und des Erzherzogs erlernte man wenigſtens, daß
man an dem Wiener Hof damit umgieng die Fuͤrſten e weiches die
Chur⸗
| Eilfrer Abſchnitt. 211
—
Churfuͤrſten in dem aͤuſſerlichen Umgang mit ihnen und deren Geſandten noch 1658
nicht wagen konnten, ob ſie ſchon in ihre Freyheiten empfindlich eingriffen.
Der Landgrav von Heſſen⸗ Darmſtadt ſetzte ein groſſes Vertrauen auf den Churfuͤr⸗
ſten von Sachſen, ſeinen Schwager, welcher ihm verſprochen hatte, ihn zu Darm⸗
ſtatt heimzuſuchen. Der Herzog erſuchte ihn deß wegen es bey demſelben zu unterbauen,
daß die Fuͤrſtliche Erinnerungen zur Wahl⸗Capitulation in guten Betracht gezogen,
der Fuͤrſten Rechte aufrecht erhalten und des Reichs Sicherheit, welche von Wegs -
raumung der Franzoͤſiſchen und Schwediſchen Beſchwerden abhienge, noch vor dem
Wahltag gemeinſchafftlich mit den Fuͤrſten berathſchlagt und mit Nachdruck der
Schluß beobachtet würde (f) Der Landgrav verſicherte auch den Herzog unterm
16. April, daß diſer Churfuͤrſt auf das an ihn abgelaſſene Schreiben alles mitwuͤr⸗
ken wolle, was die Beruhigung des Reichs und das Fridens Inſtrument wegen
der Gewaͤhrleiſtung der Schwediſchen Lande erfordere.
—
F. 129.
Nun ſchien das Wahlgeſchaͤfft mit Ernſt betrieben zu werden und die Fuͤrſt⸗
liche Erinnerungen wurden in perſoͤnlicher Gegenwart der anweſenden Churfuͤrſten
in Bedacht genommen, da entzwiſchen nunmehro zwiſchen den König von Hungarn
und den beeden Kronen Frankreich und Schweden vermittelſt hitziger gedruckter
Schrifften geſtritten wurde, welches Herzog Eberharden ſehr verlegen machte, weil
er aus der Erfarung wiſſen wollte, daß dergleichen Federkriege nur die Gemuͤther
erbitterten und Vorbotten eines gefaͤrlichen Krieges ſeyen. Der Canzler Oechßlin,
als Fuͤrſtl. Bayriſcher Geſandter, eroͤffnete aber dem Braunſchweigiſchen, Wuͤrtem⸗
bergiſchen und Caſſeliſchen Geſandten aus beſonders habendem Befehl drey Fragen,
worüber er ihre Gedanken verlangte, ob fie feines Herrn Meynung beytretten woll⸗
ten? Und zwar r.) daß in bevorſtehendem Wahls Angriff wegen Ausweiſung frem⸗
der Fuͤrſtlicher und Staͤndiſcher Geſandter ein Unterſchied zu machen, und der De⸗
putierten Fuͤrſten und Staͤnde Geſandten nicht ausgeſchafft werden ſollten. 2.) Daß
bey Abfaſſung der Capitulation, wie auch bey allen fuͤrkommenden Berathſchlagun⸗
gen ganz nothwendig ſeyn wuͤrde das Haupt Abſehen auf die Verſicherung und Feſt⸗
haltung des Weſtphaͤl Fridens zu richten und 3.) der auswaͤrtigen Kronen einge⸗
brachte Beſchwerden auf die moͤglichſte Mittel zu erledigen, da man einen Unter⸗
ſchied zwiſchen dem vergangenen und zukuͤnfftigen machen koͤnnte, daß wegen des
letztern der erwaͤhlte Kayſer ſich in der Wahl» Capitulation Eräfftig verbinden, ers
ſteres aber wegen Unlauterkeit des Zten Articuls des Muͤnſteriſchen Fridens auf bes
vorſtehendem Reichstag entſchieden werden ſollte. Herzog Eberhard hielte zwar da⸗
Dd 2 | vor,
(f) vid. Beyl. num. 57. g 5
272 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg,
— ne
1658 vor, daß diſe Puneten von groͤſſerer Wichtigkeit wären, als daß nur die
obbemeldte drey Geſandte ſolche unter ſich vergleichen koͤnnten, ſondern eine
offentliche und einmuͤetige Zuſamenſetzung erforderten, zumahl die beede letzte das
punctum communis ſecuritatis beruͤhrten und zu erkennen gäben, daß bey jeßmalis
gen je länger, je gefaͤrlicher ſich erzeigenden Laͤufften eben die hohe Notturfft an die
Hand gebe die geſamte Deputation zu Rath zu ziehen und ſolche nicht in eine Unthaͤ⸗
tigkeit zu ſetzen: Jedoch gab er ſeinem Geſandten auf ſich mit dem Bayriſchen Canz⸗
ler in eine Unterredung einzulaſſen, dem Churfuͤrſten für feine Sorge um die allges
meine Wohlfart des Reichs zu danken und ſich auf obige drey Puncten zu erklären, -
daß 1.) verhoffentlich die uͤbrige Churfuͤrſten mit ihm einſtimmen werden, wobey
nicht unraͤthlich ſeyn doͤrffte, wann dem Churfuͤrſtl. Collegio im Namen fowohl
der Evangeliſchen und Catholiſchen Fuͤrſten und Staͤnde durch Deputierte ihr Ver⸗
langen hinterbracht und zu ſolchem End eine Conferenz angeſtellt würde, danıit man
auch der Braunſchweigiſchen und anderer Gefandten Gedanken vernehmen konnte.
Auf den zweyten Puncten ſey des Churfuͤrſten Bemuͤhung fuͤr die Aufrechterhaltung
des Fridensſchluſſes zu ruͤhmen, zumahl der Churfuͤrſt ein groſſes darzu beytragen
koͤnnte. Bey dem dritten zweiffelte er aber, ob beede Kronen ſich mit dem ange⸗
zogenen Temperament werden begütigen laſſen. Dann er glaubte, daß wenigſtens
Schweden eine beſſere Verſicherung verlangen doͤrffte, welcher Zweck nicht beſſer er⸗
halten werden koͤnnte, als durch eine treueyfrige Zuſamenſetzung aller Chur s Fürs
ſten und Staͤnde, worzu der Herzog das ſeinige nach aͤuſſerſten Kraͤfften beytragen
wollte, wann nur das Werk mit Zuziehung der Reichs ⸗ Deputierten in behoͤri⸗
ge Ueberlegung gezogen wuͤrde. hir |
F. 130. ö 8
Den 30. April ließ aber das Churfuͤrſtl. Collegium ein Schreiben an ſamtli⸗
che kriegfuͤhrende Potentaten, Spanien, Frankreich, Schweden, Polen und Där
ncmark ergehen, worinn es dieſelbe zum Friden ermahnte und ſowohl dem Koͤnig
von Hungarn, als auch dem mitverbündeten Chur⸗Churfürſten von Brandenburg
zu Gemüth führte, wie noͤthig die Ruhe dem nech kranken Körper des Reichs wär,
inſonderheit aber fie erſuchte daſſelbe und deſſen Glieder unbelaͤſtigt zu laffen. Die
Chutfuͤrſten von Maynz, Colln und der Pfalz beharrten deßwegen ohnehin unbe⸗
weglich darauff, daß aus dem Hauß Oeſterreich niemand gewaͤhlt werden Fönnte,
ehe und dann der Konig von Hungaen mit den Königen in Frankreich und Schwe-
den ausgeſoͤhnet wäre: Der erſtere wollte ſich aber zu keinem Verglichs⸗Mittel
verſtehen, welches die Churfürften veranlaſſte den 6. Maji nochmals zu überlegen,
wie des Königs in Schweden Klagen eine Genüge geſchehen konnte. Die Chur⸗
Trie⸗
A
Eilfter Abſchnitt. a 213
—
Trieriſche, Cöllnifche und Bayriſche Stimmen fielen nicht widrig für diſe 16538
Krone. Weil aber in der vorhergehenden Seſſion der Vicariats⸗Stritt
wieder ſtark geruͤttelt wurde, fo fieng der Chur-Bayriſche Canzler Oechßlin in ſei⸗
nem abgelegten Veto eine ſehr anzuͤgliche Proteſtation in Gegenwart des Churfuͤr⸗
ſten zur Pfalz an zu verleſen, worinn er meldete, daß der gewoeſene Churfuͤrſt
Friderich feine gehabte Churwuͤrde mit allen damit verbundenen Rechten und Vor⸗
zügen, auch Land und Leute wegen begangenen Laſters der beleydigten Majeſtaͤt vers
wuͤrket habe. Der Churfuͤrſt begehrte an ihn anfangs guͤtlich ſolche ehreneuͤhrige
Ausdruͤcke zu unterlaſſen und bath auch den Churfuͤrſten von Maynz ihm Einhalt
zu thun. Als aber ſowohl diſer, als auch die andere gegenwaͤrtige Churfuͤrſten
ſtillſchwiegen und keiner ſich der Sache annehmen wollte, auch der Oechßlin mit dem
leſen ungeſtoͤrt fortfahr, ſtund der Churfuͤrſt auf und gieng zu dem Oechßlin in der
Abbſicht hin ihm das Papir aus der Hand zu reiſſen. Als er aber zugleich ein da⸗
bey geſtandenes Dintenfaſſ ergriff und über die Schrifft fhürten wollte, der Oechß⸗
lin aber ſolche zuruckzoge, entfiel ihm das Dintenfaſſ aus den Haͤnden, wordurch
der Churfuͤrſt ſelbſt, der Oechßlin und andere dabey geſeſſene heßlich beſudelt wur⸗
den. Mit diſen Worten erzehlte es wenigſtens der Churfuͤrſt ſelbſt dem Wuͤrtenb.
Geſandten mit dem Befehl, ſolches an den Herzog zu berichten. Die Bayriſche hin⸗
gegen gaben vor, daß derſelbe dem Oechßlin das Dintenfaſſ in den Kopf werfen wols
len und weil er angeſtsſſen, das Geſchirr ihm aus der Hand gefallen fen , worüber
die andere Churfuͤrſten aufgeſtanden und diſe Seßion abgebrochen worden. Mun ſey dem,
wie ihm wolle, fe hatte ich diſe Begebenheit hier nicht erzehlet, wofern fie nicht auch in
die Wuͤrtenbergiſche Geſchichte einigen Einfluß gehabt haͤtte. Dann Herzog Eberhard
gerieth Darüber in die groͤſte Verlegenheit, weil ſowehl Bayern, als Chur⸗Pfalz zu den
Waffen zu greiffen ſchienen, da der Herzog als beeder Nachbar die groͤſte Gefahr vor Au⸗
gen und keine andere Hoffnung vor ſich ſahe, als wenn die uͤbrige Churfuͤrſten ſich in das
Mittel legen, beede Churfuͤrſten gegen einander aus ſoͤhnen und auch das Wahlgeſchaͤßft
dadurch befoͤrdern wuͤrden, zumahl beede Reichs⸗Vicarien ſeyn wollten, welchen alle Un⸗
ruhen im Reich zu vermeyden und zu unterbrechen oblag. Wuͤrklich ſchickten auch die
Chur fuͤrſten fo gleich einen Geſandten nach München allen Thaͤtlichkeiten vorzubeugen,
wo man fich nur fo weit erklaͤrte, daß der Churfuͤrſt zwar keine Feindſeligkeiten unter
nehmen wollte, aber hoffte, daß das Churfuͤrſtl. Collegium ihm wegen der vielen von
Chur⸗Pfalz erlittenen Beſchimpfungen Genugthuunng verſchaffen werde, widrigenfalls
er ſolche ſelbſt zu ſuchen nicht unterlaſſen würde. Der Koͤnigl Franzoͤſiſche Geſandte zu
Frankfurt ließ aber dem Oechslin durch einen Seeretarien bedenten, daß, wann Bay⸗
ern die Chur⸗Pfalz feindlich angreiffen wuͤrde, ſein Koͤnig nicht ermanglen koͤnnte vers
mög einer geheimen Allianz der letztern Huͤlfs⸗Völker zu ſchicken, wodurch dann Difer
Churfuͤrſt eine gedämpftere Sprache zu führen bewogen wurde. 4
| N D d 3 S
214 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1658 F. 131.
Nun uͤbergaben die Fuͤrſtl. Geſandte den 17. Maji dem Churfüͤrſtl. Collegio
ein abermaliges pro memoria wegen der allgemeinen Ruhe, welches aber einen
ganz widrigen Schluff faſſte und auch bey Verfaſſung der Capitulation ſchlechte
Achtung gegen den Fuͤrſtl. Erinnerungen blicken lieſſ, welche Herzog Eberharden,
der bißher die Fuͤrſtl. Vorrechte und Freyheiten zu verfechten allen Fleiſſ und Witz
anwendete, ſehr zu Gemuͤthe drang, zumahl die Gefahr für das Reich taͤglich übers
hand nahm und dem Fuͤrſtenſtand all ſein Anſehen und Gewalt, welche ihm auf letz⸗
term Reichstag eingeraumt worden, jetzo wieder abgedrungen werden wollte. Der
gleichgeſinnte Pfalzgrav Philipp Wilhelm von Neuburg ſchlug deßwegen einen ſo⸗
genannten Fürftens Verein unter den weltlichen Haͤuſern vor, welchen fie dem Chur⸗
fuͤrſtlichen entgegen ſetzen wollten, indem ſolcher noch faſt das einige Mittel wär ſich
bey ihren Rechten zu erhalten. Herzog Eberhard wurde erſucht demſelben beyzutret⸗
ten und mit dem Pfalzgraveu ſich deßwegen in genauere Verbindung einer ſogenannten
Correſpondenz einzulaſſen, zumahl diſer ſich vernehmen lieſſ, daß er in ſolchen Sa⸗
chen eine groſſe Ruckſicht auf den Herzog machte. Er meynte, daß man im Aufang
denſelben in Geheim und in der Enge machen muͤſſte und nach und nach erweitern koͤnn⸗
te. Der Herzog lieſſ ſich diſen Verein zwar nicht mißfallen, fand aber, daß ſol⸗
cher mehr zu wuͤnſchen, als zu hoffen waͤr, indem er nicht behkeiffen konnte, warum
nur die weltlichen unter ſich denfelben errichten ſollten, ungeacht allen und jeden Fürs
ſten, ſowohl geiſt- als weltlichen an Handhabung ihrer Rechte gelegen waͤr, und bee⸗
de vermoͤg der Reichs⸗Grundverfaſſung dazu befugt ſeyen. Er beſorgte, daß die
geiſtliche es uͤbel ausdeuten und Gelegenheiten zu neuem Mißtrauen entſtehen doͤrfften.
Wollte man aber hernach ſchon ein allgemeines Werk daraus machen, ſo doͤrfften
eines oder des andern beſondere Abſichten den verhofften Zweck zu nicht machen oder
wenigſteus ſehr hindern. Man hatte einen ſolchen Verein noch vor der Kayſerswahl
hoͤchſtnoͤkhig. Die Zeit war aber zu kurz denſelben in das Werk zu richten, indem
man diſer Wahl faſt taͤglich entgegen ſahe. Er hatte dermahl ſein Abſehen auf die
Fuͤrſtliche wonita gerichtet und war zwar vielmehr zu einer Proteſtation, worinn
die Fuͤrſten ſich wegen ihrer Rechte verwahren ſollten, geneigt, erklärte ſich aber den⸗
noch auch, wann die beede Brandeburgiſche Haͤuſer zu Anſpach und Calmbach, Heſ⸗
-
fen » Saffel, Braunſchweig und Baden ſich in diſe Vereinung begeben wuͤrden, eis _
nen gleichen Schritt zu thun. Es wurde aber noͤthig erachtet einen Entwurff einer
ſolchen Vereinigung noch vor der Wahl zu Frankfurt zu verfaflen, welcher unter vers
trauten berathſchlagt werden ſollte. Nun war aber die Wahl- Capitulation den
20. Junij ſchon verfaßt, als die Schwediſche Geſandte nochmals an die Fuͤrſtliche
Reichs deputierte gelangen lieſſen ſich bey dem Churfuͤrſtl. Collegio zu verwenden, 1
ie
Zu ee 5
Eilfrer Abſchnitt. Ba}
die Wahl nicht vorgenommen werden mochte, bevor die zwiſchen diſer Kron und 1658
dem Koͤnig von Hungarn noch obwaltendeFeindſelig⸗und Mißhelligkeitewaus dem
Weeg geraumt würden, zumahl die obgedachte dreyChurfurſten Maynz, Coͤlln und Pfalz
gleiche Meynung führten. Herzog Eberhard gab feinem Geſandten in diſer Angele⸗
genheit den Befehl das Schwediſche Verlangen dem Churfuͤrſten zu Maynz zu hinter⸗
bringen und mit andern Fuͤrſtlichen ſich darüber zu unterreden, wie auch das Werk
dem erſtern beſtens zu empfehlen, weil zu der kuͤnfftigen Wahl und Sicherheit des
Reichs ein guter Grund gelegt und der Koͤnig in Schweden vergnuͤget wuͤrde. Die
meiſte ſowohl Catholiſche, als auch Evangeliſche Fuͤrſten genehmigten ſolches und
ſuchten bey dem Churfuͤrſtl. ganzen Collegio um eine Audienz an. Sie wurde aber
unhoͤflich abgeſchlagen und Vollmachten hierzu von ihnen wider das Herkommen ver⸗
langet. Chur⸗Maynz mißbilligte es ſelbſt, konnte aber nicht durchdringen, unge⸗
acht Coͤlln und Pfalz init ihm einſtimmten und fo gar dem Churfuͤrſten von Sachſen,
welcher an allem diſem Betragen den groͤſten Antheil nahm, bedeuteten, daß, wann
man die Wahl vor berichtigtem puncto lecuritatis vornehmen wollte, fie derſelben
nicht beywohnen würden, worauff fie auch zu beharren, und, wofern in dem Reich
ein gefaͤrlicher Krieg entſtuͤnde, droheten diſem Churfürften alles Unheil und Schuld
aufzubuͤrden. Jedermann verwunderte ſich, daß Chur⸗Sachſen die dem Teutſchen
Reich augenſcheinlich obſchwebende Gefahr ſo gar nicht in Betracht ziehen wollte. Der
Paͤpſtliche Nuntius wollte ſich ebenmaͤſſig in diſe Wahl mengen und begehrte von den
Catholiſchen Churfuͤrſten durch ein ſcharfes Memorial, daß ſie das Haus Oeſterreich
ja nicht einſchraͤnken ſollten dem König in Spanien wider feine ketzeriſche Feinde Hl
fe zu thun. Chur⸗Maynz und Coͤlln verwieſen aber dem Nuntius fein Unternehmen,
daß er nichts bey diſer Wahl zu thun habe und fie mit dergleichen Memorialien verſcho⸗
nen ſollte. 2 „
§. 132.
Entzwiſchen ſuchten die Rheiniſche Churfuͤrſten noch immer ihre errichtete Al⸗
lianz zu verſtaͤrken und inſonderheit die Kron Schweden darein zu ziehen. Bidenbach
berichtete aber den 10. Junij, daß Chur Pfalz ſich in dieſelbe einzulaſſen nimmer ges
neigt ſey. Der Churfuͤrſt brauchte den Vorwand, als ob es ſcheine, daß die Catholi⸗
ſche mehrere Evangeliſche aufzunehmen nicht begehrten, darum aber zu bitten nider⸗
traͤchtig wär, zumahl es das Anſehen habe, als ob die Allierte denen ſich neuange⸗
benden nach ihrem Gefallen die Anzahl der ſtellenden Voͤlker vorſchreiben wollten. Al⸗
les diſes Vorgeben hatte keinen Grund, ſondern es ſchien ihm nur entgegen zu ſeyn,
daß er bey diſer Allianz kein Directorium, wie feine Vorfahren, bekommen konnte.
Er ſchlug deßwegen eine andere Allianz in den Obern Krayſen zwiſchen ihm und den
Haͤu⸗
5
*
*
216 Befebichte der erzogen von Wrrtenberg,
1638 Haͤuſern Würtenberg, Heſſen⸗Darmſtatt⸗ Baden⸗Durlach, Onolzlach ꝛc. vor, wel⸗
che gleichen Endzweck haben ſollte, woruͤber er von dem Herzog feine Gedanken ers
wartete, indem er behauptete, daß ſeine Abſicht nur waͤre die Rheiniſche Allianz zu
veranlaſſen, damit fie diejenige, welche fie in dieſelbe ziehen wollten, auch formlich
einladen und mit mehrerm Anſehen behandlen moͤchten. Der Churfuͤrſt ſchlug noch
eine Evangeliſche Parthey vor zum Veytritt zu vermögen, welche ihrer Allianz ein
Gewicht geben koͤnnte und weder der Kron Frankreich, noch Schweden Freund oder
Feind waͤr. Mit deren Benennung wollte er aber noch zuruckhalten. Der Herzog
beurtheilte aber beede Allianzen ſo, daß ihre Wuͤrkung mehr in dem Anſehen, als
in dem erwartenden Beyſtand beſtehen, folglich ihre Staͤrke uur auf dem Papir wuͤr⸗
ken doͤrffte, da man aber auch nicht noͤthig hatte Voͤlker anzuwerben und auf deren
Unterhalt groſſe Unkoſten zu verwenden. Er zweiffelte dabey, ob die weit ſtaͤrkere
Rheiniſche Allianz mehrere Achtung auf die wenige in den Obern Krayſen ſich verbuͤn⸗
dende machen wuͤrde, als auf einige andere particular-Staͤnde, wordurch mithin dez
Endzweck nicht erhalten werden koͤnnte. Vielmehr hielte er dafuͤr, daß man zuſehen
ſollte, ob Schweden ſich wuͤrklich einlaſſen wollte, da man nach Beſchaffenheit der
Umſtaͤnde eukweder die Einladung erwarten, oder ſich ſelbſt angeben koͤnnte. Diſe
Erinnerung faſſte der Churfuͤrſt zu Gemuͤth und erklärte ſich, daß er ohne Schweden
und Wuͤrtenberg nicht beytretten wuͤrde. Und Herzog Eberhard verſicherte, daß er
ohne diſe Krone und Chur» Pfalz auch ſich in nichts einlaſſen wollte. Die Tractaten
ſtieſſen ih aber mit Schweden, weil die Allierte die Vor-Pomeriſche Lande nicht
zur Garantie uͤbernehmen, ſondern nur über die Brem s und Vehrdiſche Lande die Ges
waͤhrleiſtung verſprechen wollten. Auf einer andern Seite konnte ſich der König von
Schweden nicht entſchlieſſen mit Chur⸗Brandeburg in dem Buͤnduus zu ſtehen, da gleiche
wohl der Churfuͤrſt ſich um die Auffnahm beworben hatte. Vermuthlich hatte diſer
die Abſicht die Gewaͤhrleiſtung der teutſchen Schwediſchen Lande mit ſeinem Beytritt
zu hintertreiben, weil die Schwediſche Waffen wider den Churfuͤrſten und das Erz⸗
haus Oeſterreich gerichtet waren und der Kayſerl. Hof das Buͤndnus zwiſchen den
Rheiniſchen Allierten und der Cron Schweden ſehr hoch aufnahm und einige Teutſche
Höfe ſtuzend machte, ungeacht Chur⸗Maynz und Coͤlln daſſelbe ſehr ſtark betrieben.
0 F. 133.
Obwohl nun der Ungariſche König noch nicht mit Schweden ausgeſönet war, fo
fanden doch die Churfuͤrſten Mittel ihre Collegen zu gewinnen, daß diſe die Wahl vor⸗
gehen lieſſen und Koͤnig Leopold den 8. Julii zum Kayſerthum erhoben wurde, da
noch wenige Tage zuvor die Fuͤrſtliche Geſandten wider alles einſeitige Verfahren des
Churfuͤrſtl. Collegii eine Proteſtations⸗Schrifft uͤbergaben und bey entſtehender ar
; g ruhe
Eeilfter Abſchnitt. 217
ruhe im Reich ſich an den ſchuldigen zu erholen vorbehielten. Kaum war aber der 1688
Kayſerliche Thron wieder beſetzt und das Vicariat des Churfuͤrſten von Bayern ers
loſchen, fo berichtete der Kayſerl. Trabanten⸗Hauptmann Grab Friderich von Fürftene
berg an den Herzog, daß Bayern wegen des feinem Geſandten in dem Churſfuͤrſtl.
Collegio erwiefenen Schimpfs feine Wölfer zuſamen ziehe um von dem Churfuͤrſten
zur Pfalz Geungthuung zu nehmen, zu welchen wegen der zwiſchen Oeſterreich, Bay⸗
ern und Salzburg errichteten engern Allianz vermuthlich auch Oeſterreichiſche Trup⸗
pen ſtoſſen doͤrfften. Weil nun vermuthet wurde, daß hingegen Frankreich der Chur⸗
Pfalz beyſtehen wuͤrde, ſo ſtund das Herzogthum wieder in Gefahr, daß der Sitz des
Krieges in Schwaben aufgeſchlagen werden koͤnnte. Dann man hatte Urſech zu glau⸗
ben, daß, weil Bayern ſchwer fallen wuͤrde ſeine auf den Beinen habende Kriegs⸗
Macht auf ſich ſelbſt zu legen, es den in lezterm Krieg gebrauchten Vortheil wieder
hervorziehen und unter dem Vorwand eines vorhabenden Einfalls in die Pfalz den
Unterhalt derſelben andern benachbarten Krayſen aufbuͤrden würde. Es ſuchte auch
bereits bey Mahnz um den Paſſ und Lieferung des Proviants an, welcher Churfuͤrſt
aber antwortete, daß diſes gar nicht der Weeg ſey, wann ein Chur⸗ oder Fuͤrſt et⸗
was an den andern zu ſprechen habe, ſogleich zu den Waffen zu greiffen, indem der
Cghurfurſten⸗Verein, der Fridenſchluß und andere Reichs⸗Orduungen ihn zu andern
Mitteln verpflichte, weßwegen er ihm auch keinen Paſſ oder Lieferung geſtotten koͤn⸗
ne, ſondern mit Huͤlſe feiner Allierten alle gewaltthaͤtige Durchzuͤge und anders abs
treiben wollte. Die übrige Churfürften eutſchloſſen ſich gleichmaͤßig ihn zu warnen
und zugleich den Kayſer durch eine Deputation zu erſuchen, daß er den Chutfuͤrſten
durch fein Kayſerl. Anfehen von ſeinem Vorhaben abwenden möchte. Man vermu⸗
thete aber damahlen, daß Oeſterreich unter diſer Deckin verborgen liege und nur Ge⸗
legenheit ſuche mit Frankreich in einen Krieg verwickelt zu werden, damit Spanien
Lufft bekaͤme, welches ſich bey diſem Bayriſchen Vorhaben leicht ereignen konnte,
wann diſes Erzhauß dem Churfuͤrſten von Bayern und Frankreich der Chur⸗Pfalz
zu Huͤlf kaͤm, worzu fie beederſeits vermög ihrer Allianzen verbunden wären. Dann,
ob man ſchon dem Friden zwiſchen Spanien und Frankreich entgegen ſahe, ſo war doch
das Feur noch nicht fo geloͤſcht, daß es nicht von neuem hätte angehen und zu einer
groſſen Flamme werden koͤnnen. Weil der Churfuͤrſt zu Maynz auch zugleich Bi⸗
ſchoff zu Wurzburg war, durch deſſen Lande die Bayriſche Armee in die Pfalz hätte
eindringen Firmen, fo hatte Herzog Eberhard die Hoffnung, daß die Unruhe feine
Lande nicht berühren würde. Nachdem aber diſer Durchzug abgeſchlagen worden, fo
ſtund dem Churfuͤrſten von Bayern kein anderer Weeg, als durch das Herzogthum
Wuͤrtemberg und die benachbarte Lande offen den Pfalzgraven heimzuſuchen. Her⸗
zog Eberhard wurde daruͤber ſehr betretten. Er warnete deßwegen die Stadt Heyl⸗
bronn auf ihrer Hut zu ſeyn und erhohlte ſich bey dem Churfuͤrſten zu Maynz Raths,
=
218 Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
- — — — = — — —— —.—
1658 wie er ſich bey ſo gefaͤhrlichen Ausſichten verhalten ſollte, indem er mit eignen Kraͤff⸗
ten den Durchzug abzutreiben zu ſchwach ware und nirgendsher einen Rucken hatte.
Bey dem Krayß einen Convent zu halten, fiel ihm bedenklich, weil ſeine bißher bey
deinfelben geführte patriotiſche und fridfertige Geſinnungen von einigen Catholiſchen
Staͤnden hintertrieben worden. Er gedachte ſelbſt nach Frankfurt zu reyſen und dem
neuerwaͤhlten Kayſer perſoͤnlich zur erlangten Wuͤrde Gluͤck zu wuͤnſchen, welches
aber durch diſe angedrohete Gefahr unterbrochen wurde, weßwegen er gleichwohl den
20. Julii ſeinen Landhofmeiſter Gr. Wolfgang Georg von Caſtell noch vor des Kay⸗
ſers bevorſtehenden Abreyſe dahin ſchickte. Nun wollten die Churfuͤrſten, daß Chur⸗
Pfalz ſich erklaͤren follte, wie ihm leyd fen den Oechßlin alſo behandlet zu haben und
daß es nur aus uͤbereyltem Unmuth und Eyfer geſchehen. Diſer Churfuͤrſt konnte
ſich aber nicht darzu entſchlieſſen, es hätte dann Bayern ihm eine Gegenerklaͤrung
gethan, daß es mit einer fo ſcharfen Reproteſtation zu viel gethan hätte, Man ers
wartete auch deßwegen eine Antwort von diſem Churfurſten auf das von dem Kayſer
und dem Churfuͤrſtl. Collegio an ihn abgelaffene Abmahnungs⸗Schreiben, welche den
Ausſchlag geben ſollte, ob man den ſo kurz gewaͤhrten Friden laͤnger beybehalten oder
die Dinte in Blut verwandlet ſehen dörffte. Der Churfuͤrſt von Maynz ließ ſich deß⸗
wegen gegen des Herzogs Geſandten nur vernehmen, daß der Herzog ſelbſt von fo
hocherleuchtem Verſtand ſey und keinen Rath von ihm noͤthig habe. Weil aber auch
andere Potentaten miteinander in Kriege verwickelt wären, wordurch die Ruhe Teutſch⸗
lands und die Sicherheit des Fridens geflört werden konnte, fo würde in allweg noͤ⸗
thig ſeyn, daß die betraͤchtlichſte Thur⸗ und Fuͤrſten ſich durch eine Allianz verbaͤn⸗
den, worzu der Herzog ſchon lang erbethen worden, aber fich bisher zu erklären Aus
ſiand genommen habe. Nun ſey Hoffnung vorhanden, daß Chur⸗Pfalz und Heſſen⸗
Darmſtatt fi diſe Allianz belieben laſſen doͤrfften, wordurch der fuͤrnehmſte Ars
ſtand wegen ermanglender ſogenannter Communications⸗Linie aus dem Weeg geraumt
wuͤrde. 5 ö 0
5. 134.
Eudlich wurde der ungluͤckliche Dintenfaſſ⸗ Handel entzwiſchen | mit Ausſetzung
des Vicariat⸗ Stritt verglichen, weßwegen der Herzog den 29. Julii eine Reyſe
nach Anſpach und von dannen nach Nuͤrnberg unternahm, wo er den 8. Auguſti un⸗
ter ſchwerem Donnerwetter und Regen in Begleitung Marggr. Albrechts von Bran⸗
deburg⸗Anſpach ankam. Gleich den folgenden Tag ſchickte er feinen Cammerjunker
und Ober⸗Vogt zu Brackenheim, Fridrich Ludwig von Janowiß, mit 2. Schreiben an
die Kayſerliche und Oeſterreichiſche Ober⸗Hofmeiſter Graven von Portia und von
Schwarzenberg nach Fuͤrth entgegen ſich zu erkundigen, ob dem Kayſer und Erzher⸗
zog Leopold Wilhelmen gefällig wär dem Herzog daſelbſt Audienz zu geben und die
er⸗
Eilfter Abſchnitt. 219
Hereinbegleitung verrichten zu laſſen. Als nun der Kayſer ſolches dem Herzog 1658
freyſtellte und ein Verlangen bezeugte mit ihm bekandt zu werden, wie auch ihm
bedeuten ließ, daß er feinen Einzug zu Nürnberg, wie ehmals Kayſer Matthias ſolchen
gehalten, zu vollziehen gedenke und nicht glaube, daß zwiſchen Marggr. Albrechten und
dem Herzog ein Vorzugs⸗Stritt entſtehen würde, ſondern es fo gehalten werden
ſollte, daß die Fuͤrſten zwiſchen dem Kayſerlichen Leib⸗Wagen und des Hof» Mars
ſchallu Gutſchen fahren würden, begab ſich der Herzog ſogleich in einer Gutſche mit
ſeinen Cavalliern und Dienern dahin und erhielt nicht nur alſobald Audienz, ſondern
begleitete auch den Kayſer neben Marggr. Albrechten abends um 5. Uhr in die Stadt
Nürnberg, da dann auch die Wuͤrtenbergiſche Dienerſchafft, Paucker und Trompe⸗
ter unter dem Kayſerlichen Zug untermengt wurden und der Herzog neben dem Marg⸗
graven reutend unmittelbar vor Erzherzog Leopold Wilhelmen und dem nachfolgen⸗
deu reutenden Kayſer den Zug verherrlichten. Den 7. Auguſti wohnte der Herzog
der Huldigungs⸗ Handlung des Raths und der Burgerſchafft bey, wo der Herzog
voran auf das Rathaus fuhr und den Kayſer nebſt den Nuͤrnbergiſchen Rathsherrn,
deren jeder dem Herzog die Hand kuͤßte, vor dem Thor empfieng und hinauf begleite⸗
te. Den 10. Aug. reyßte der Kayſer wieder ab und der Marggrav nebſt Herzog Eber⸗
harden vergeſellſchafftete ihn bis nach Wilzburg, einer Brandeburgiſchen Veſtung,
wo der Kayſer fein Quartier nahm und die Huldigung von der nahe dabey gelegenen
Reichsſtadt Weiſſenburg ebeumaͤßig einnahm, den Marggraven und Herzog bey der
Tafel behielt und nach derſelben ſich von ihnen beurlaubte. Den 19. Auguſti kam
derſelbe wieder vergnuͤgt zu Heydenheim an. 1 1458 N
ar: g. 135. i \
Ju waͤhrender Auweſenheit des Herzogs zu Nürnberg ſchickte er feinem Ge
ſandten zu Frankfurt den Befehl zu, weil die Churfuͤrſten den fuͤrſtlichen Deputier⸗
ten noch immerzu verwaigerten in dem puncto ſecuritatis eine Audienz zu geben, daß
er darauf dringen ſollte, damit die fuͤrſtl. Geſandten bey jedem Churfuͤrſten insbeſon⸗
dere eine Audienz ſuchen und, was ſie collegialiter nicht hoͤren wollten, dennoch mit
einer Ahndung zu vernehmen geben, wie auch zu Verwahrung bey der Nachkom⸗
menſchafft den Franzoͤſiſchen und Schwediſchen Geſandten davon Eröffnung thun moͤch⸗
ten. Weil aber diſe Deputation in eine gaͤnzliche Unthaͤtigkeit geſetzt und beſchloſſen
wurde, daß fie erſt den 1. Octobr. wieder eröffnet werden ſollte, fo ließ er dem Bis
denbach den ebenmaͤßigen Befehl von Nürnberg aus zugehen nach Hauß zu reyſen.
Dann der Kayſer wollte die Franzoͤſiſche und Schwediſche Geſandte von der Deputa⸗
tion und der Stadt Frankfurt entfernen und dieſelbe nach Nuͤrnberg oder Regenſpurg
verlegen in der Hoffnung, daß diſe we dahin nachzufolgen Bedenken tragen
f 22 | doͤrf⸗
I
a Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— —ää—öͤẽ—̃ů — ne Ne URRSGHBENEE
1658 doͤrſten. Er hatte dem Herzog ſolch fein Verlangen zu Muͤrnberg entdeckt und ihn
gebethen, daß er darein willigen möchte. Diſer durfte dem Kayſer ſolche erſte Bit ⸗
te nicht woh verfagen, ſelzte aber doch hinzu, wann auch andere Staͤnde es genehm
hielten, welchen er nichts zu Nachtheil thun oder eingehen koͤnnte. Kaum hatte ſich
aber der Herzog auf diſe Weiſe erklaͤrt, fo berichtete Bidenbach ſchon an denſelben,
daß der Kayſerl. Geheimde Rath Volmar dasſelbe nicht allein ihm, ſondern auch
andern Geſandten, aber ohne die darzu geſetzte Bedingung, entdeckt habe. Diſes
war dem Herzog ſehr beſchwerlich, weil er bey den meiſten Hoͤfen in den Verdacht
kam, als ob er feine bisherige patriotiſche Gedanken geaͤudert hätte. Die Abreyß
des Geſaudten beſtaͤrkte andere in ſolcher Meynung. Darzu kam noch, daß ſich der
Herzog wegen des au ihn geſonnenen Beytritts zur Rheiniſchen Allianz nach nicht er⸗
klaͤren wollte. Die Kronen Frankreich und Schweden und der Landgrav von Heſſen⸗
Caſſel waren den 3. Auguſti darein getretten und man bezeugte ein groſſes Verlangen
den Herzog auch darinn zu ſehen, und der Pfalz-Neuburgiſche Geſandte vertraute
dem Bidenbach an, daß Wuͤrtenberg naͤchſtens auch foͤrmlich eingeladen werden doͤrf⸗
te. Obwohl aber der Schwediſche Vorpomeriſche Geſandte ſich vernehmen ließ, daß
man auf den Effect diſes Buͤndnuſſes keine groſſe Rechnung; machen. könnte, ſo ſetzte er
doch die dem Herzog ſehr zu Herzen gehende Worte hinzu, daß keiner, welcher zur
Beobachtung des Fridenſchluſſes und Erhaltung der gemeinen Ruhe den Namen
haben wollte, ſich diſer Allianz werde entziehen konnen. Weil nun der allgemeine
Rueff ergieng, daß der Herzog bey feiner: Anweſenheit am Kayſerlichen Hof von diſer
Allianz abwendig gemacht ſey, obſchon derſelben mit keinem Wort gedacht worden
und auf der andern Seite man daſſelde mit dem bißherigen Eyffer und allen gefuͤhr⸗
ten Handlungen nicht vergleichen konnte: ſo wollte der Sranzöfiiche Geſandte Graz
vell aus der Ungewißheit geſetzt ſeyn und, als Bidenbach, welcher allem widrigen
Ver wacht auszuweichen ſchnell wieder nach Frankfurt ſich begeben muſſte, kaum ab;
geſtiegen war, kam ſchon der ſelbe herben und wollte wiſſen, ob Herzog Eberhard
quch in die zwiſchen ſeiner Kroue und eini zen Teutſchen Cyursund Fuͤßſten errichte⸗
ten Allianz zu tretten geſonnen ſey, indem ſein König. nicht daran zweiffelte, weil
der Herzog aus vielen Betrachtuagen vor andern Fuͤrſten Urſach darzu habe. Doch
wuͤnſchte er gewiſſe Nachricht zu haben. Diſe zu geben hatte aber Bidendach keinen
Beſehl, ſondern er entſchuldigte ſich nur, daß fein Herr noch von niemand eingela⸗
den worden, mithin diſes Buͤndnus noch in keine Betrachtung gezogen werden
koͤnnen. Auf die davon erhaltene Nachricht uff der Herzog ſogleich diſes Werk
durch feine Räthe überlegen, welche 1. das obangefuͤhrte Varnbuͤleriſche Gutach⸗
ten wegen der Fürftenbergifchen Allianz zum Grund legten und 2.) ſich auf alte und
neue Exempel von gr oſſen Potentaten berufften, welche ſich ſelbſt zu ſchuͤtzen maͤchtig
gnug geweſen waͤren, aber dannoch ſich in Bündnuſſe eingelaſſen und eben dadurch
' 8 - N in,
IN
gen 2.
115 | Eilfter Abſchnitr. | | 221
in aͤuſſerſtes Unglück geftürzet haben, weil fie von ihren Allierten verlaſſen 1658
worden. 3.) Wendeten ſie ein, daß einige Allianz gar nicht noͤthig ſchiene 15
weil ein Oberhaupt des Reichs dermahl wieder erwaͤhlt ſey, durch deſſen Mitwuͤr⸗
kung und Anſehen vermög des letzten Fridenſchluſſes, Exteutions⸗Ordnung und ans
derer Reichsgeſetze aller hereinbrechende Gewalt abgewendet werden koͤnnte, zumahl
4.) vermoͤg gedachten Fridenſchluſſes ohnehin jeder Stand dem andern, ja das gan⸗
ze Reich einem norhleydenden zur Hülf zu eylen verbunden fen, weßwegen 5.) auch
Anſpach und Durlach ſich dieſelbe verbethen und Darmſtatt ohne Wuͤrtenberg und an⸗
dere benachbarten ſich nech nicht erfiären wollen. Es war auch 6.) der Unwill und Abs
neigung des Hauſes Defterreich in betracht zu nehmen, aus welchem gegenwaͤrtig ein
Kayſer erwaͤhlt worden, zumahl 7.) das Hauß Wuͤrtenberg vermoͤg des Paſſauer Ver⸗
trags mit dem den in ewigem Buͤndnus ſtehe und wider ſolches ſich in kein
Buͤndnus einlaſſen ſolle. 8.) Ueber diſes ſey das Herzogthum fo gelegen, daß
es von mächtigen Nachbarn ſogleich uͤberſtoſſen werden koͤnnte, ehe ihm die ent⸗
legene Mit⸗ verbündete zu Huͤlf zu eylen verwoͤchten. Wie auch 9.) zu beſorgen⸗
war, daß, weil die geiſtliche Chur: und Furſten keine Erbfolge haben, bey ih⸗
rem tödlichen Abgang die Eopitul ſich entſchuldigen dörfften. Den wichtigſten
Einwurf aber machte 10.) der Mangel in dem Herzogthum an gnugſamen Mitteln
die Waffen nachdrücklich, und mit Ehren zu ergreiffen. Aus welchen Gruͤnden in all⸗
weg ſchiene, daß man wenigftend ſich mit dem Betritt uicht uͤbereylen ſollte. Auf
der anderen Seite fanden ſich nicht weniger nachdenkliche Gründe, indem T.) durch
eine ſolche Zuſamenſetzung nichts anders geſucht wuͤrte, als eine Verſicherung der
in dem Muͤnſter⸗ und Oßnabruͤgiſchen Friden erhaltenen Rechte und Lande, weßwe⸗
) niemand einigen Unwillen darüber zu faffen befugt ſeyn koͤnnte, indem 3.)
weiteres nicht geſchehe, als worzu das Fridens - Inſtrument die Stände verpflichte
und mithin 4.) nichts neues eingeführt: wurde, zumahl 5.) dermahlen die Catholi⸗
ſche ſich mit den Evangeliſchen verbünden und mithin 6.) Wuͤrtenberg nicht uͤbel aus⸗
gelegt werden konnte zu feiner Aufrechterhaltung mit andern ſchon vorher verbundenen
einzutretten und 7.) diſe Allianz gar nicht witer: das Haus Oeſterreich abgeſehen,
ſondern vielmehr 8.) ſehr bedenklich fallen wolle, wann alle an dem Rhein gelegeng
Chur⸗ und Fuͤrſten, wie auch die vornehmſte Stände des Weſtphaͤl⸗ und Nider⸗
Saͤchſiſchen Krayſes in ſolcher ſtehen und auch vermuthlich noch andere mehrere betret⸗
ten würden, Wuͤrtenberg aber allein daraus bleiben und huͤlfloß gelaffen werden wollte.
Bey welchen zweifelhafften und auf beeden Seiten wichtigen Ruckſichten , da die zur
Berathſchlagung gezogene wenige Raͤthe ſehr ſchuͤchtern waren, die Entſcheidung der
Landſchafft vermoͤg des Tuͤbinger Vertrags uͤberlaſſen wurde. | |
—
Ee 3 F. 136)
222 GSHeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
—
N NE. e, 3
Herzog Eberhard war aber mit diſem Gutachten noch nicht vergnuͤgt, zumahl
der Churfuͤrſt von der Pfalz noch immer auf einer beſondern Vereinung zwiſchen ihm,
Wuͤrtenberg, Auſpach und andern beuachbarten Haͤuſern beſtund und er dafuͤr hielt,
daß der dermalige Reichs⸗Zuſtand eine Sicherſtellung und Ruckenhalt erforderte und
die Gründe für die Allianz vor den widrigen ein merkliches Uebergewicht hätten, Er
hatte ohnehin ſchon durch ſeinen Geſandten hin und her erklaͤren laſſen, daß, wann
Schweden, Chur: Pfalz und andere benachbarte Chur⸗ und Fuͤrſten ſich diſe Allianz
belieben laſſen, er auf erfolgende Einladung keine Schwuͤrigkeit machen wuͤrde. Mit⸗
bin konnte er nach wuͤrklich von Schweden und Frankreich geſchehenem Beytritt nicht
wohl mehr ohne Schmaͤlerung ſeiner Ehre zuruckgehen. Schweden drang ſehr ſtark
auf diſen Beytritt, welcher Krone er aus dankbarer Erkennung genoſſener fo groſſer
Wohlthaten ſich nicht entziehen konnte. Der Punct der Allianz fiel ihm ſehr bedenk⸗
lich, daß nur die Allierten von Quartiern, Contributionen und Durchzuͤgen frey, die
nicht verbuͤndete aber denſelben unterworfen ſeyn ſollten. Dann er hatte noch in
ſchauerndem Angedenken, was feine Lande von dergleichen verderblichen Land- Plagen
erlitten hatten. Der Landſchafft Gutachten hielt er zwar für billig, zweifelte aber,
ob man ſich mit der Frage: Ob man ſich einlaſſen follte? lang aufzuhalten haͤtte.
Der Landhofmeiſter und die zween geheimde Raͤthe wollten ſolche wichtige Berathſchla⸗
gung nicht allein auf ihre Schultern nehmen, fonberu ſchlugen dem Herzog noch vor,
daß der General⸗Feld⸗Zeugmeiſter von Holz, und von der Kammer und Kirchen⸗
Rath auch ein Rath beygezogen würden, Wegen der von Chur: Pfalz vorgeſchlage⸗
nen beſondern Alliauz und Conferenz wurde nicht gut geſunden ſich einzulaſſen, weil
diſer Churfuͤrſt in Verdacht ſtund, daß er mit der Kron Frankreich in einem engen
Verſtaͤndnus verfangen ſey und folglich der Herzog bey dem Kayſerlichen Hof einen
gleichen Argwohn auf ſich laden konnte, wie auch, weil mit dem Churpfaͤlziſchen Hof
ſehr miſſ lich zu tractieren war. Wofern aber auch andere Fuͤrſten einer ſolchen Con⸗
ferenz beywohnten, koͤnnte der vorhabende Endzweck deſto leichter erreicht und nach⸗
druͤckſamer gemacht werden. Dem Herzog gieng noch bey, daß zwar in dem Paſ⸗
ſauer Vertrag verſprochen worden weder mittel- och unmittelbarer Weiſe fi wider
Oeſterreich zu verbuͤnden: aber diſe Allianz fey weder auf diſes Hauß, noch ſonſt jes
manden, ſondern nur zur Beſchuͤtzung der geſamten allierten Fuͤrſtenthuͤmer und bes
„ ren an Frankreich durch den Fridenſchluſſ abgetrettenen Herrſchafften angeſehen und
„ im Fridenſchluſſ vorhin der Inhalt der Allianz non obflantibus quibuscunque pa-
„ is verſprochen worden, fo, daß von diſer Garantie die ältere widrige Verträge
„ weder den Herzog, noch jemand andern zuruckhalten koͤnnen. Zugeſchweigen,
„ daß auch ohnehin einem jeden Stand des Reichs in dem Fridenſchluſſ mit 15
f ; wärs
/
Eilfter Abſchnitt. ; 223
„ waͤrtigen Kronen ſich in Buͤnduuſſe einzulaffen ausdruͤcklich zugelaſſen, wofern 1658
y es nur nicht wider den Kayſer und das Reich geſchaͤhe, weßwegen auch deſto noͤ⸗ 8
y thiger ſeyn wolle dermaleins eine ſolche Handlung auszuüben, damit man ſich durch uns
„ terlaſſenden Gebrauch ſolches erlangten groſſen Kleinods verluſtigt und aus deſſen
„ Beſiß ausgeſchloſſen zu werden nicht befahren doͤrffte. Indeſſen habe Wuͤrtenberg
bey der Allianz mit Frankreich zu bedingen hohe Urſach, daß diſe Kron dem Erzhaus
Oeſterreich die in dem Fridenſchluſſ verſprochene 3. Millionen nicht vorenthalten und
damit zu Feindſeligkeiten Anlaſſ geben, ſondern allenfalls, wann der Herzog wider
Vermuthen deßhalben angegangen wuͤrde, denſelben ſchadlos halten und allerdings
Gewaͤhrſchafft leiſten mochte. Weil nun der Franzoͤſiſche Hof durch des Gravells
Berichte auch begierig gemacht wurde die Urſache des bißher verzoͤgerten Wuͤrtember⸗
giſchen Beytritts zu wiſſen, ſo lieſſ diſer König und der Cardinal Mazarin an den
Herzog durch Schreiben gelangen, daß er nicht vermuthe, als ob derſelbe ſeine biß⸗
herige zur Erhaltung der offentlichen Ruhe geaͤuſſerte Neigung geaͤndert habe. Er
glaube vielmehr, daß er noch nicht zur rechten Zeit eingeladen worden und erinnerte
ihn auf ſeine Einladung durch ſeinen Beytritt den allgemeinen Friden aufrecht erhal⸗
ten zu helffen, wie er ſelbſten nichts anders wuͤnſche. Und der Cardinal beſtetigte ſol⸗
ches mit der Anzeige, daß nur Spanien die Ruhe dem Teutſchen Reich nicht gönnen
wolle, weil diſe Kron nicht in den Weſtphaͤliſchen Friden eingefchloffen worden (g).
g. 137.
Entzwiſchen hatte der Kayſer an den Churfürften von Maynz durch ein Schreiben die
Verlegung der Reichs⸗Deputation angeſonnen. Als aber diſer ſolches den Geſandten ers
öffnete, wurde es einiger maſſen fpöttifch aufgenommen und das ganze Vorhaben unthun⸗
lich erklaͤrt, indem nicht nur die vorgegebene Abſichten zur Beförderung nicht erreicht würs
den da man wuͤßte, wie langſam es mit der Ankunfft der Geſandten zu einem Convent
hergienge und ein ganzes Jahr verlauffen koͤnnte, biß die Deputation wieder eroͤffnet
wuͤrde, ſondern auch die Stadt Frankfurt von mehr als 100. Jahren her durch die
Reichs⸗Abſchiede von 1555. und 1654. zu den Ordinari⸗Reichs⸗Deputationen
beſtimmt ſey, wovon man ohne wichtige Urſach nicht abgehen koͤnne. Weil der Chur⸗
fürft von Maynz das Direftorium dabey führte, fo war ihm diſe Reichs » Stadt ſehr
wohl barzu gelegen. Nun gab zwar der Kayſer hierinnen nach. Es drohete aber
dem Reich eine neue Gefahr, als der Churfuͤrſt von Brandenburg dem Koͤnig von
Daͤnnemark, deſſen Reſidenz und er ſelbſt in groſſen Noͤthen war, zu Huͤlf eylte und
von dem Nider⸗Saͤchſiſchen Krayß eine Schakung von 100. Römer: Monaten zu
Unterhaltung feiner Armee, welcher er den Namen einer Reichs⸗Armee beylegte,
: Ba Ä ver⸗
(s) vid. Bepl. num 38. Und 39.
f N
224 Geſchichte der Herzogen von Mürrenberg ,
nn mm
1658 verlangte und andere Krayſe in die Sorge ſetzte, daß dergleichen Anſinnen auch au
ſie geſchehen, mithin das Reich in einen Krieg verwickelt werten doͤrffte, zumah⸗
len die Catholiſche aus Haß gegen der Kron Schweden diſe Voͤlker ſchon als eine
Reichs⸗ Armee erkannt hatten und derſelben diſen Namen gaben. Herzog Eber⸗
hard widerſtrebte ſolchem Unternehmen ſehr, weil dem Reich eher nicht angemuthet
werden koͤnnte an dem Daͤniſch und Schwediſchen Krieg Autheil zu nehmen, bis
der Kayſer ſich mit ſaintlichen Chur⸗Fuͤrſten und Ständen darüber berathen und vers
glichen haͤtte. Nun hatte der Kayſer mandata avocatoria wider Schweden mit dem
Vorgeben in das Reich ergehen laſſen, als ob das Churfuͤrſtl. Collegium es geneh⸗
migt hätte. Der Herzog konnte es aber nicht glauben oder begreiffen, warum man
Schweden als einen Reichsfeind behandlen koͤnnte. Er ließ es demnach dahin geſtellt
ſeyn und ließ diſe ihm und dem Biſchoff zu Coſtanz zugeſchickte Mandaten ſeinen
Banksverwandten nur per modum notin.ationis zugehen. Gleichwohl machte es
ein groſſes Aufſehen, zumahl man Nachricht hatte, daß der Churfuͤrſt von Branden⸗
burg auch den Beyſtand anderer Krayſe auffordern wollte. Man hatte Urſach zu
beſorgen, daß wegen der Franzoͤſiſchen Allianz mit Schweden jene Kron eine Diver⸗
ſion zu machen in Teutſchland einfallen doͤrffte. Die Geſandte der Deputation wur⸗
deu deßwegen ſchleunig zuſamen beruffen. Bidenbach war damahls wegen ſeiner
Haußgeſchaͤfften zu Stuttgard und der Frankfurtiſche yndicus Zacharias Stenglin
verſah entzwiſchen feine Stelle. Ungeacht diſer gefährlichen Lage der Umſtaͤude und
der bißher ſo eyfrigen Sorgfalt fuͤr die Ruhe des Reichs konnte ſich der Herzog nicht
entſchlieſſen den Bidenbach jo bald wieder nach Frankfurt zu ſchicken, weil die Kayſerl.
Commiſſarien und andere Geſandten auch ſehr langam herbeykamen. Dem Steng⸗
lin wurde deßwegen von den anweſenden zu widerholtenmalen aufgegeben den Herzog
um ſchleunige Absendung ſeines Geſandten zu erſuchen, zumahl Vollmar als Oeſter⸗
reichiſcher Fuͤrſten⸗ Raths ⸗Director unter dem Vorwand, daß jo wenige Geſandte
zugegen wären, keinem Rathgang beywohnen wollte. Man faßte deßwegen den Arg⸗
wohn, daß der Kayſer der Deputation Geſchaͤffte zu hindern dieſelbe in eine Un⸗
shätigkeit ſegen wollte. 1 .
. 68.
Dife Umſtaͤnde veranlaßten aber den 19. Nov. die vereinigte Chur ⸗ und Fürfls
liche Geſandten zu Frankfurt ein Schreiben an den Herzog ergehen zu laſſen, wor⸗
inn fie ihn erſuchten ſich endlich zu erklären, ob er in das auf den Weſtphaͤliſchen
Fridenſchluß gegründete Schutzbuͤndnus einzutretten und wie viel er ſeines theils an
Volk beyzutragen gedenke? Der Churfuͤrſt zur Pfalz hatte ſich dem aͤuſſerlichen Schein
nuch ſeimes Vorſchlags wegen einer beſondern Allianz begeben, weil er beſorgte, daß
7 | — - man
x
Elfter Abſchnit . 226
man ihm aufbuͤrden doͤrffte, als ob er ſich eines Director tabey anmaſſen wollte. 1658
Alls er nun gleichmaͤſſig eingeladen wurde, ſo gab er ſogleich das Jawort zur Eins 4
laſſung und erklärte ſich wegen des Beytrags an Truppen und Geld. Wegen der
Frage hingegen, wie er eintretten ſollte behielt er ſich bevor ſich mit Wuͤrtenberg
und Heſſen⸗Darmſtatt zu beſprechen, weil die Obere Krayſe wegen anderwertiger
Anligen beſondere Erinnerungen zu machen haben doͤrfften. Die Herzogl. Erklaͤrung
bath er aber zu beſchleunigen und ein ſolch Contingent vorzuſchlagen, wie ſowohl
ein ſo ſchoͤnes Land, als Wuͤrtenberg ſey, und ſeine Sicherheit, als auch der Re⸗
ſpeet, welchen er davon zu erwarten habe, erforderte, indem er glaubte, daß, weil
Wuͤrtenberg einen gleichen Anſchlag zu der Zeit mit der Chur⸗ Pfalz gehabt, da
noch die Obere Pfalz und Bergſtraß mit derſelben vereinigt geweſen, jetzo der Her⸗
zog von ſeinen Landen mehrers als der Churfuͤrſt anerbieten koͤnnte. Bey ſolchem
andringen mußte der Bidenbach zu Ende des Novembers wieder nach Frankfurt abs.
reyſen, wo er aber alles in groͤſter Verwirrung fand. Dann die Uneinigkeit in der
Ehe zwiſchen dem Churfuͤrſten Pfalzgraven und feiner Gemahlin hinderte nun deſſen
Beytritt. Sie war des Landgraven von Heſſen⸗Caſſel Schweſter und wurde von
ihrem Gemahl wegen der ſchoͤnen Degenfeldin verſtoſſen und ungeziemend behandlet.
Dem Landgraven konnte ſolches um ſo weniger gleichguͤltig ſeyn, als alle Verſuche
zur Ausſönung nichts bey dem Churfuͤrſten verfangen wollten. Er ließ ſich alſo durch
ſeinen Geſandten vernehmen, daß er neben ſeinem Schwager nicht in der Allianz
ſtehen koͤnnte und eher aus derſelben zurucktretten wollte. Das Einladungs⸗Schrei⸗
ben war auch von ſeinem Geſandten nicht beſiglet. Diſes war Herzog Eberharden
eine unerwartete Veränderung der Scene, welche alle feine bisherige Plane vernich⸗
tete und ihn zugleich in die Beforguus ſelzte, daß diſer Churfuͤrſt ſich mit Frankreich
oder einiger anderer Parthey in eine Particular⸗Allianz einzulaſſen genothigt werden und
dardurch den benachbarten Ständen allerhand Ungelegenheit zuziehen koͤnnte. Weß⸗
wegen er noch nicht alle Hoffnung aufgab den Landgraven oder den Churfuͤrſten auf
beſſere Gedanken zu lenken, indem er davor hielte, daß ſolche Hauß⸗Mißhelligkei⸗
ten in allweg der allgemeinen Wohlfart und Sicherheit eines jeden Staats weichen
müßten würden, Wie er dann auch das Zutrauen in die ſamtliche Allierte fehte, daß fie
wider ſolches zwiſchen beeden Haͤuſern entſtandene Mißverſtaͤndnus die zulaͤnglichſte
Mittel ergreiffen würden. Dem Oeſterreichiſchen Zeſandten Volmar war aber diſes ei⸗
ne erwuͤnſchte Begebenheit. Dann ob er ſchon die zwiſchen Chur⸗Fuͤrſten und Staͤn⸗
den errichtende Allianz nicht mißbilligen konnte, ſo gab er doch das Kayſerliche Miß⸗
fallen daruͤber dem Wuͤrtenbergiſchen Geſandten zu verſtehen, daß man auch die aus⸗
waͤrtige Kronen, als einen ſehr verdaͤchtigen Ruͤckenhalt darein aufgenommen haͤtte
und alle Kayſerliche Vorſtellungen nichts gefruchtet hätten, ſondern es immer ges
heiſſen, daß der Reichs⸗Zuſtand es nicht N zulaſſen wollte.
f 5
IX. Theil 8. 5
226 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1658 e END ET We 1
Es eroͤffnete ſich aber zugleich eine neue fuͤr die Deputation ſehr gefaͤhrliche Aus⸗
ſicht, weil kein Kayſerl. Commiſſarius zu derſelben herbeykommen wollte und die ö
Stände in Boſchickung diſes Convents ſich fehr ſaͤumig bezeugten. Die auweſen⸗
de Geſandten machten deßwegen fogleich nach des Bidenbachs Ankunfft den Schluff
nach den Weynachtferien bey fo ſehr andringender Kriegs-Gefahr mit den Berath⸗
ſchlagungen auch in Abweſenheit der für die Ruhe des Reichs fo nachlaͤſſigen uͤbri⸗
ger Staͤnde Geſandten und der Kayſerl. Commiſſarien den Anfang zu machen. Sie
hofften wenigſtens den Vortheil dadurch zu erlangen, daß die noch abweſende ihre
Zuruckkunfft beſchleunigten und die Deputierte ihre Pflichten gegen dem Reich beſſer
erfüllten. Hingegen hatte der Kayſerliche Hof den Reichs⸗Staͤdten eine ſolche
Furcht beygebracht, daß ſie es nicht wagen wollten diſen Convent zu beſchicken und
man glaubte nun entdeckt zu haben, daß diſer Hof die Deputation nicht offentlich
und ausdruͤcklich aufheben, aber doch vermittelſt einer Trennung zwiſchen den Col»
legiis dieſelbe unwuͤrkſam machen wollte. Der Anfang zwiſchen den Chur ⸗ und
Fuͤrſtl. Collegiis war ſchon durch die angezettelte Uneinigkeit gemacht und gelungen.
Nun ſollte auch durch die Trennung zwiſchen dem Fuͤrſten⸗ und Staͤdte⸗Rath der
erſtere auseinander zu gehen genoͤthigt, das Band zwiſchen ſamtlichen Ständen auf
gelöfet und mithin durch das divide & impera der neue Grund zu einer unumſchraͤnk⸗
ten Herrſchafft und Zernichtung der Staͤnde Freyheiten und Rechte, wie auch Ver⸗
tilgung der Evangeliſchen Religion gelegt werden. Man legte dem Roͤmiſchen Paͤpſt⸗
lichen Hof diſe Erfindung zur Laſt, weil man deſſen groſſen Einfluß in das Kay⸗
ſerliche und Bayriſche Cabinet bemerkte und ſo gar von einer Allianz reden wollte,
welche auch, wie die im Jahr 1609. errichtete Liga, zu Rom ausgearbeitet worden
ſeyn ſolle. Der Kayſer hatte ſchon, wie obgemeldt, nebſt dem Churfuͤrſten von
Brandenburg die avocatori- Patenten einſeitig ohne Zurathziehung der Fuͤrſten und
Stände ausgehen laſſen, welches der Herzog als einen gefährlichen Stoff wider den
Friden betrachtete, den man ohne nachdruͤckliche Ahndung nicht fuͤrgehen laſſen
konnte und zu dem die Schwediſche Geſandte den Stoff und Nachdruck zu geben ver:
muthet wurden. Machten nun folche Ausſichten dem Herzog viele verdruͤßliche
Sorgen, ſo hatte er hingegen das Vergnuͤgen ein betraͤchtliches Stuͤck ſeiner Lands⸗
fuͤrſtl. Obrigkeit auszuüben, Dann ich habe ſchon anderswo Ch) bemerkt, wie
ſehr der vortreff iche Herzog Eberhard der Bartigte ſich angelegen ſeyn laſſen den.
Schutz und Schirm, wie auch die Obrigkeit uͤber das Gotteshauß Zwifalten zu
behaupten und daß in dem in Jahr 149 1. errichteten Verglich ausdrücklich bedungen
worden, daß ſolche Caſten⸗Vogtey als ein Kleinod des Herzogthums nicht verkaufft,
ver
(h)) Wuͤrtenb. Gräol. Geſchichten, ate Fortſ. pag. 12.
Eilfter Abschnitt 1057580 227
verpfändt oder ſonſten! verandert, auch des Cloſters s Maleſtz⸗ Sachen nirgends als 1658
in dem Land berechtet werden ſollen. Nun ſtarb der Abt Ulrich den 4. Decembr. 6
diſes Jahrs, welchen Todesfall der Prior und Convent an Herzog Eberharden be⸗
richteten und ihm zu wiſſen machten, daß fie auf den 1. diſes Monats einen neuen
Abt erwählen wollten. Der damahlige Ober-Rath D Nicola Myller von Ehrn⸗
bach muſſte ſolcher Wahl beywehnen und wurde bey feiner Ankunfft von dem Pater
Prior und Propſten im Wochenthal und dem Zwifaltiſchen Ober⸗Amtmann Senfft⸗
lin empfangen, welche ihm die ſogenannte Fuͤrſten⸗Stube eingaben. Den 11. Dec.
beruffte der Prior und Convent denſelben nach ihrem verrichteten Kirchendienſt zur
Wahl, und fuͤhrten ihn in die Convent⸗Stube, wo er nach gewoͤnlich abgelegtem
Eyd diſer Handlung beywohnte, aber biß nach geſammelten Stimmen abtretten muß⸗
te und erſt nach Verflieſſung zwo Stunden zur Eroͤffnung derſelben erfordert wurde,
da fü ch befand, daß P. Chriſtoph Raſſler durch die mehrere Stimmen erwaͤhlt wors
den. Sie fangen hierauf in Gegenwart des Geſandten das Le Deum laudamus und
der Abt Dominicus von Weingarten, der Weyhbiſchoff von Coſtanz und Abt Al⸗
phonſus zu Ochſenhauſen führten den neuen Abt in die Kirche, ſtellten ihn vor den
Altar und nachgehends in den Praͤlaten⸗Stul, wo ihm der Convent Gluck wuͤuſch⸗
te und in das gewoͤnliche Praͤlaten-Zimmer begleitete. Den folgenden Tag wey⸗
hete ihn der Weyh⸗Biſchoff unter Beyſtand obgenannter Aebte mit vielen Ceremo⸗
nien ein und uͤbten nach der Einſegnung alle zur Beſitznehmung i in dem Kloſter uͤbli⸗
che Handlungen aus, worauff in der Convent⸗ Stube eine herrliche Mahlzeit gege⸗
ben wurde, wobey ſi ich verſchiedene von Adel und geiftliche aus der Nachbarſchafft
einfanden, welche nach des Kloſters Gebrauch frey 1 und geſpeiſet werden
muſſten. |
1 G. 140. ;
a nun die arten Deputierte den Schluſſ gefaßt hatten, ſo gleich
nach dem Antritt des folgenden Jahres ihre Geſchaͤffte wieder anzutretten, ſo geſcha⸗
he es doch nicht, ſondern fie muſſten ſtill ſtehen, weil weder das Reichs⸗Directo.
rium, noch andere Deputierte ihre Raͤthe abordneten. Wie dann das ganze Jahr
hindurch faſt nur mit dem Stritt wegen der Verlegung diſes Convents nach Nuͤrn⸗
berg oder Regenſpurg, mit Einricht⸗ und Befeſtigung der Rheiniſchen Allianz und
Abwendung des Kriegs aus dem Reich von den Geſandten zugebracht wurde. Gleich⸗
wohl machte diſe Unthaͤtigkeit Herzog Eberharden nebſt dem gedachten Allianzweſen
viele Sorgen. Die meiſte Fuͤrſten waren daruͤber verlegen, daß der Kayſer neuer⸗
dings auf die Verlegung der Deputation drang, indem man deutlich bemerkte, daß
diſer Hof nichts anders, als eine gaͤnzliche Zertrennung derſelben ſich zum Zweck ge⸗
her u Auf der andern Seite e die Mee e eine allzugtoſſe Begierde
den
228 Geſchichte der erzogen von Wärtenberg,
1659 den Herzog ſchleunig in ihr Buͤnduus zu ver wicklen. Ich habe aber ſchon beruͤhrt,
daß Chur Pfalz auf das Hauß Wuͤrtenberg und Darmſtatt und jenes auf die
Chur⸗Pfalz und das letztere eine Ruckſicht genommen habe. Nun hatten diſe ſich verab⸗
redet in einer Conferenz das noͤthige wegen der Bedingungen, unter welchen, fie eins
tretten wollten zu berathſchlagen, wobey der Churfuͤrſt viele Schwuͤrigkeiten in den
Weeg legte. Man vermuthete dabey ſehr ſtark, daß, weil Heſſen⸗Caſſel wider
deſſelben Aufnahm proteſtiert hatte, das Hauß Darmſtatt mit einſtimmen doͤrffte.
Dahingegen die Allierte ſich verlauten lieſſen, daß ſie auf ein Temperament geden⸗
ken wollten, damit gleichwohl Pfalz und Heſſen in der Allianz bleiben koͤnnten, weß⸗
wegen auch die von Chur⸗Pfalz vorgeſchlagene vorgaͤngige Conferenz mit Wuͤrten⸗
berg und Heſſen noch erwartet würden Diſe Verzoͤgerung machte aber doch die Al⸗
lierte verdruͤßlich, ungeacht fie ſelbſten Jahr und Tag zugebracht hatten difes Bünde
nus in das reine zu bringen und ſich mit einander zu vergleichen. Die beede aus⸗
wärtige Kronen drangen am ſtaͤrkſten auf die Beförderung des Wuͤrtenbergiſchen
Beytritts, worzu fie durch ein gewiſſes Mißtrauen bewogen wurden. Dann ſie
konnten nicht begreiffen, wie er ſich deſſelben entziehen oder andere Neben⸗Ab ſichten
diſem heilſamen Vorhaben und Rath der beyden Kronen vorziehen koͤnnte. Er hat⸗
te aber auch gute Urſachen die veranlaßte Conferenzen mit Chur⸗Pfalz und Darm⸗
ſtatt und deren Schluſſ abzuwarten, damit er die Freundſchafft diſes Churfuͤrſten
beybehalten möchte, Diſer merkte den Widerwillen des Landgraven von Heſſen⸗Caſ⸗
gel und ſuchte dem Vorwurff dadurch auszuweichen, weil die Einladung nicht von
den Geſandten, ſondern von ihren Principalen haͤtte geſchehen ſollen, zumahl man
bey der allgemeinen Unterſchrifft der Geſandten nicht wiſſen konnte, unter welcher
Namen die Einladung geſchehen. Nun wäre in allweg der Würde des Churfuͤrſten
gemaͤſſer geweſen, wann die Allierte Chur⸗Fuͤrſten denſelben mit ihrer eigenen Un⸗
terſchrifft würdigen wollen, da ſowohl Chur⸗Pfalz, als Heſſen daran gelegen ware
ver ſichert zu ſeyn, ob diſe Einladung auch von Heſſen ⸗Caſſel geſchehen fen. Darzu
kam, daß von einigen Allierten der Kron Schweden der Beyſtand wegen Bremen
und Vehrden in Zweiffel gezogen werden wollte, und diſe drohete in ſolchem Fall
die Allianz wieder zu verlaſſen. Bey diſen Betrachtungen fiel Herzog Eberharden
deſto ſchwerer ſich zu erklaren, als feine Landſchafft die Frage, ob er ſich in diſes
Buͤndnus einlaſſen ſollte? noch in Ungewiß heit ſetzte, und deßwegen auch die Frage:
Wie? nicht Berühren wollte. Ingleichem arbeitete der Oeſterreichiſche Geh. Rath
Iſaae Volmer noch immer wider diſe Allianz und behauptete, daß fie dem Reich
höchfifchädfich und wider die Reichs⸗Geſetze, wie auch wider den dem Kayſer, als dem
Oberhaupt des Reichs, ſchuldigen Nefpeet anſtoͤſſig ſey. Diſem zu begegnen ließ
der Herzog denſelben befragen, welche Reichs⸗ Verordnungen dann diejenige wären,
welche ein Buͤndnus verboͤthen, das nur die Behauptung des Fridens und Beſchuͤ⸗
tzung
Küfter Ybfihnier 88
tzung ſein ſelbſt und des Reichs Landen zum Zweck habe. Vielmehr ſcheine 1659
es, daß der Kayſerl. Hof den Chur⸗ und Fuͤrſten ihre in dem Fridenſchluſſ
und fo vielen Reichs⸗Geſetzen beſtetigte Freyheit und Rechte einſchraͤnken oder gar
nehmen wollte, welches dermahlen gar bedenklich waͤr, weil ſie ſich durch diſe Al⸗
lianz mit den fremden Kronen in keine fremde Kriege einmiſchten, ſondern nur des
Reichs Ruhe zum Grund derſelben gelegt hätten. Dann der Herzog glaubte, daß
dem Volmar und andern dergleichen Leuten nicht gebühre über der Chur⸗Fuͤrſten und
Stände Handlungen und Gutbefinden zu urtheilen und vielmehr diſen frey ſtuͤnde
dergleichen unreiffen Unternehmungen zu widerſprechen. | 003
a 5 $. T4.
Eben damahl war auch des Herzogs Bruder, Herzog Friderich, zu Stutt⸗
gard, weßwegen ihn derſelbe um ſeine Gedanken erſuchte. Sie waren aber nicht
günfig für die Allianz, ſondern er meynte, daß man vielmehr die Oeſterreichiſche
Parthey ergreiffen ſollte, weil man weniger dabey zu verlieren haͤtte. Dann im un⸗
gluͤcklichen Fall dörffte. ſich das Haus Oeſterreich des Herzogthums wieder bemaͤch⸗
tigen und das Herzogliche Hauß wieder in den betruͤbten Stand ſetzen, woraus es
ſich mit vieler Muͤhe und Arbeit herausgeſchwungen habe, da es ſchwerer fallen
würde zu deſſen voͤlligem Beſitz wieder zu gelangen. Dagegen, wann ſchon die Ah
lierte die Oberhand bekaͤmen und ſich des Herzogthums bemeiſterten, dieſelbe ſolches
allezeit wieder zuruͤckgeben muͤſſten. Obwohl nun der Vollmar auf feiner Meynung
beharrte, ungeacht er kein Reichsgeſetz wider diſe Allianz aufzubringen wuſſte, fo
kam doch ſolches in keine Betrachtung, weil er ſein vorhin gehabtes Anſehen verlo⸗
ren hatte und niemand ſeine Reden mehr achten wollte. Aber Herzog Friderichs
Gutachten war unerwartet, weil er jederzeit ſeine Tapferkeit wider das Hauß Oeſter⸗
reich bald in Franzoͤſiſchen, bald Heſſiſchen, bald Schwediſchen Dienſten anwen⸗
dete. Herzog Eberhard kam dadurch in ein ſtarkes Gedraͤnge. Seine Landſchafft
und ein Prinz des Hauſes Wuͤrtenberg waren wider die Allianz und wollten nicht dar⸗
ein willigen. Der Herzog hatte aber ſchon einigen Allierten Hoffnung zu feinem Bey⸗
tritt gemacht, welche er nicht mehr mit Ehren widerruffen konnte, als die Allierte je laͤn⸗
ger, je ſtaͤrker auf eine Reſolution drangen und die beede Kronen es ſehr hoch aufs
nahmen, daß er mit feiner Entſchlieſſung fo lang zuruckhielte. Und vom Kay⸗
ſerlichen Hof lieffen Drohungen in der gewoͤnlichen Sprache ein, wofern der
Herzog ſich mit den beeden Kronen einlaſſen wollte. Er zog abermahl ſeinen Bruder
zu rath und ſchickte feinen Regierungs⸗Nath Zeller uach Neuenſtatt, wo ſich auch
Herzog Manfred von Wuͤrtenberg⸗ Weiltingen und ein Grav von Hohenſoh befand.
Dem D. Zeller wurde ein Zimmer im Fuͤrſt ichen Schloſſ eingegeben und an der Ta⸗
Ff 3 ſel
4 A .
230 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,.
—
1659 fel der Plaß zwiſchen Herzog Manfreden und dem Graven angewieſen, da ſich Her⸗
| zog Friderich als der Wirth zu unterſt anfeßte. Diſer Herr hielte aber noch immer
davor, daß mau wenigſtens mit der Entſchlieſſung nicht eylen, ſondern ſich mit aller⸗
hand Entſchuldigungen ſo lang moͤglich behelffen ſollte, weil Herzog Eberhard nicht in
der geringſten Verfaſſung ſtuͤnde und bey dem Eintritt in die Allianz gar leicht von
dem Gegentheil bey dermaligen wunderlichen Laͤufften uͤberſtoſſen werden konnte.
Dem Herzog ſeyen drey Weege offen, uemlich entweder die Neutralitaͤt zu erwaͤh⸗
len oder ſich in die gegenwaͤrtige Allianz zu begeben oder ſich auf die Oeſterreichiſche
Seite zu leuken. Auf allen diſen Wegen werde erfordert, daß ſich der Herzog in
eine Verfaſſung feße, damit er bey allen Theilen in einem Anfehen ſtehen und man
ſeine Schwaͤche nicht vermerken koͤnne. Zu diſem aber ſey kein ander Mittel, als
daß vorderiſt die veſte Plaͤtze mit gehoͤrigem Vorrath und inſonderheit mit nothduͤrff⸗
tigen Beſatzungen verſehen wuͤrde, worzu ſeinem Erachten nach wenigſtens 2200.
Mann zu Fuß geworben werden müßten. Bey folder Verfaſſung würde jedermann
um ihn buhlen und er mit mehrerer Ehre und Vortheil gegen ein und anderm Theil
ſich erklaͤren können. Die Neutralitaͤt ſey nicht zu rathen, weil man gar leicht ein
oder den andern Theil beleydigen oder wenigſtens einen vom Zaun gebrochenen Vor⸗
wand geben oder wohl gar von beeden Theilen aufgefreffen und ratio belli vorgeſchuͤtzt
werden koͤnnte. Welche Parthey aber zu ergreiffen waͤr ſey ſchwer zu beurtheilen,
weil ſeines erinnerns das Hauß Wuͤrtenberg viele Freyheiten zu einem groſſen Theil
ſeines Anſehens von dem Hauß Oeſterreich erhalten. Dagegen haben aber die bee⸗
de Kronen Frankreich und Schweden auch betraͤchtliche Verdienſte, da man nur uͤber⸗
legen muͤſſe, von welcher Parthey man groͤſſere Vortheile zu hoffen habe. Sollte
es aber zum Krieg kommen, ſo erinnerte er ja keine fremde Voͤlker mehr in die Ve⸗
ſtungen zu nehmen, wie nach der Noͤrdlinger Schlacht geſchehen, noch ſolche in die
benachbarte Reichs⸗Staͤdte oder andere Orte kommen zu laſſen, ſondern ſolche eher
mit feinen eigenen Truppen in Verwahrung zu nehmen, oder wenigſtens in vertrau⸗
lichem Vernehmen mit diſen zu ſtehen. Und ob ihn ſchon die Allierten mit Pochen
zum Beytritt noͤthigen wollten, ſo haͤtte der Herzog doch nicht Urſach ſich weich fin⸗
den zu laſſen, ſondern muͤßte ſeinen Mann auch gegen ihnen zeigen und ſie zu guten
Worten zu bringen ſuchen. Dann er ſey darzu befugt, wann er ihnen zu Gemuͤth fuͤh⸗
re, in welche Gefahr er ſich, fein Hauß und ganzes Land ſeze. Die Erfarung ber
lehre ihn, was er bey den vorigen Allianzen ausgeſtanden, welche Oeſterreich zu wi⸗
der geweſen. Und obſchon das Hauß Wuͤrtenberg der Kron Schweden vielen Dauk
ſchuldig ſey, ſo wuͤrde derſelben doch noch im Angedenken ruhen, daß das Herzog⸗
thum im Jahr 1633. in vollem Flor geſtanden, welches er für dieſelbe aufgeopfert
und hingegen ein veroͤdetes Land wieder bekommen, das wieder in vorigen Stand
zu bringen eine Zeit von mehr als einem halben Jahr hundert erfordere. Gegen
1 7 der
5 2
Eilfter Abſchnitt. PN 231
der Kron Frankreich könnte man ſich der Einwendung bedienen, daß dieſelbe 1659
durch diſes Herzogthum eine Vormaur bekaͤme, welcher auzehnliche Vortheil
mit einem andern erſetzt werden müßte, weil er fein ganzes Land in aͤuſſerſte Gefahr
ſetzte. Dabey koͤnute man den Franzoͤſiſchen Staats⸗Näthen zu vernehmen ge⸗
ben, daß theils der Allierten von ſolcher Krone betraͤchtliche Geldmittel erhalten,
theils noch ſuchten, und die Krone Schweden dieſelbe noch wuͤrklich bekaͤme. Wann
nun die Krone Frankreich ſich darzu erboͤthe, fo würde der Herzog dergleichen nicht
auszuſchlagen haben, weil er ſich damit in gute Poſitur ſetzen koͤnnte, wie in lezte⸗
rem Krieg das Hauß Heſſen⸗Caſſel jaͤhrlich- 200000. Kronen zu ſolchem Ende ges
nommen habe. Ueber diſes koͤnute man zu vermerken geben, daß ſowohl des Her—
zogs Bruder, Prinz Ulrich, als auch ſein Sohn Prinz Johann Friderich von dem
Franzoͤſiſchen Hof ſchlecht genug aufgenommen worden.
L. 142.
Nun war zwar diſes Gutachten dem Herzog nicht mißfaͤllig: aber die Landſchafft
wollte nicht von ihrer vorgefaßten Meynung abgehen, weil ſie nicht begriffen konnte,
ob der Beytritt in diſe Allianz das rechte und hinlaͤngliche Mittel zu Erhaltung Land
und Leute ſey. Sie foͤrchtete daneben das Mißfallen des Kayſers, deſſen ſchwere
Hand ſie ſchon empfunden hatte und meynte, weil es in dem Fridenſchluß nicht eben
befohlen, ſondern dem freyen Willen eines Reichs⸗Standes uͤberlaſſen worden, daß
es nicht uͤbel genommen werden koͤnnte, wann derſelbe ſich diſes Buͤndnus verbaͤthe,
zumahlen das Hauß Oeſterreich und Bayern ſo nahe Nachbarn ſeyen, deren Macht
dem Herzogthum mehr, als die Schwediſche Herzogthuͤmer wegen ihrer Entlegen⸗
heit zu foͤrchten waͤre. Und weil zugleich Herzog Eberhard den ungluͤcklichen Ent⸗
ſchluß gefaßt hatte die an dem Kniebis auf den Graͤnzen des Landes von Herzog Fri⸗
derichen angelegte Stadt Freudenſtatt zu beveſtigen, ſo mißrieth ihm ſolches ſeine
Landſchafft, weil es etlich Millionen Gulden koſten würde, da die Kräfften des Lan⸗
des dermalen nicht hinreichten ſolchen Koſten zu ertragen. Befremdlich aber war zu
vernehmen, daß, da die Abgeordnete ſchon zween Monate lang uͤber diſe Materien
mit dem Herzog Schrifften gewechßlet hatten, ſie ſich endlich vernehmen lieſſen, daß
ſie nicht darzu bevollmaͤchtigt waͤren und um ihre Entlaſſung bathen, damit ſie von ih⸗
ren Städten und Aemtern beſondere Verhaltungs-Auſtraͤge einholen konnten. Der
Herzog befand deßwegen nicht rathſam ſich mit fernerer Handlung aufzuhalten, ſon⸗
dern gab ihnen die Erlaubnus bis auf fernere Zuſamenberuffung nach Hauß zu ge⸗
hen und den Praͤlaten die Auweiſung das Hauptwerk mit allen Umſtaͤnden unt vorge⸗
legten Gruͤnden wohl zu überlegen. Den Abgeordneten der Städte befahl er aber die
Mitvberwaudten der Gerichte von allen Verhandlungen ausfuͤhrlich zu belehren und
dig
*
N
232 Gefebichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,
— # : J
1639 die Behutſamkeit zu gebrauchen, damit es in noͤthiger Verſchwigenheit blie⸗
g be. Und bamit der groſſe uͤbermaͤſſige Unkoſten eines Landtages vermieden
werden koͤnnte, fo erinnerte er fie noch bey ihrer Anweſenheit dahin zu gedenken
damit nicht alle und jede Landſtaͤnde erſcheinen doͤrfften, ſondern je ein Ort dem an⸗
dern oder dem groffen oder kleinen Ausſchuß gehörigen Gewalt auftragen möchten,
Gleichwohl konnte er ſich nicht überwinden ihnen keinen Verweiß auf den Weeg zu
geben, daß ſie ſich unterſtuͤnden dem Herzog und ſeinen Raͤthen gleichſam aufzubuͤr⸗
den, als ob fie gegen die Kay. May. diejenige Treu, Ehrfurcht und Schuldigkeit,
womit ſie Deroſelben verbunden, nicht in gehoͤrigen Betracht gezogen, ſondern ſolche
gleichſam mit Fleiß zur Ungnade reizen wollten. Dany er habe gleichbald in dem ers
ſten Vortrag bey diſem Landtag zu vernehmen gegeben, daß ſeine Abſicht nie an⸗
ders geweſen zu thun, als worzu die gefährliche Umſtaͤnde des Reichs, die Kayſer⸗
liche Capitulation, der Fridenſchluß und andere Reichs-Geſetze ihn befuegt erken⸗
nen. Wie er dann auch kein beſſer Mittel feinen Fuͤrſtlichen Staat, Land und Leu⸗
te wider alle gewaltige Anfaͤlle zu beſchuͤtzen als den Beytritt zu diſer Garantie - Als
lianz wuͤßte, oder müßte man ſich gefallen laſſen eine Haupt- Veſtung anzulegen,
welches nicht ſo koſtbar waͤre, als ſie ſich fuͤrgebildet haͤtten, zumahl dem Herzog,
durch GOttes Gnade bey an Mannſchafft und Mitteln wieder zimlich wohl ſtehen⸗
den Land und Leuten dasjenige zu tragen und zu thun nicht ausgehen werde, was
andere noch auf diſen Tag ſchwaͤchere und mehr exarmte Stände in andern Landen
bereits ausgefuhrt haben oder noch auszuführen im Begriff ſtehen. Weil aber die
Landſchafft dem Herzog innerhalb zwey Jahren zu Rettung Land und Leute 0000, fl.
freywillig auerbotten hatte, fo nahm er ſolches Geſchenk zwar an, gab ihr aber das.
bey zu verſtehen, daß ſeine Abſicht gar nicht dahin gegangen, feine Unterthanen jeßis
ger Zeit mit neuen Auflagen beſchweren zu laſſen, ſondern vielmehr zu Erlangung
des Endzwecks ſolche Mittel vorzuſchlagen geſonnen geweſen, wobey der arme und
gemeine Landmann nicht ſonders betroffen oder gedruckt worden waͤre und welche er
feiner Landſchafft entdeckt hätte, wofern fie ſich uͤber der erſten Frage, ob er bey⸗
tretten ſollte, haͤtte vergleichen und dem Herzog die Weege ſich beſſer zu naͤhern er⸗
öffnen wollen. Und obwohl dieſelbe in den Gedanken ſtehe, als ob dasjenige, was
auf juͤngſtem Reichstag wegen der Veſtungen, deren Beſetz und Unterhaltung ges
ſchloſſen worden, als ein gemeiner Schluß ihren Freyheiten und beſondern Vertraͤ⸗
gen nichts beuehmen koͤnne, ſo moͤchten ſie doch uͤberlegen, daß derſelbe alle und jede
Stände und ihre Unterthanen verbinde, welchem auch andere Landſchafften, ſo eben⸗
mäßig ihre beſondere Vertraͤge und Freyheiten haben, willig nachgelebet hätten.
Er hoffe auch, daß ſie ſich von ſolcher Pflicht, welche dem ganzen Reich und einem
jeden Land Sicherheit verſchaffe und heylſamlich verordnet; worden, 1
Eilfter Abſchnitt. f 233
nicht gemeynt ſeyn, ſondern dem ganzen Herzogthum zum beſten dasjeni⸗ 1659
ge, was ſie hiebevor den Franz ofen, Kayſerlichen und Bayern thun muͤſ⸗
ſen, jetzo gern beytragen wuͤrden (i N
9. 143.
grun dee ſich die Landſchafft den 26. Martij auf ſolche Reſolution,
daß ſie zwar die ruͤhmliche Bemuͤhungen fuͤr die Erhaltung der allgemeinen Ruhe
und Sicherheit des Herzogthums mit gebuͤrendem Dank erkennte, aber dabey nur
wuͤnſchte eines gewiſſen zen verfichert zu ſeyn und des Herzogs Abſichten ſogleich
heypflichten zu koͤnnen. Es lige ihro aber ihre ſchwere Pflicht, der Sache Wichtige
keit, die bey unverhofftem widrigen Ausgang dahinter verborgene unuͤberdenkliche
Gefahr „der am hellen Tag erscheinende ſehr groſſer Abmangel der fo nahmhafften
erforderlichen Mittel und andere Bedenklichkeiten fs tieff in ihren Gemuͤthern, daß fie
bey ihrem moͤglichſten Nachdenken ſich nicht anderſt erklaͤren koͤnnten und demnach baͤ⸗
then ſolches nicht in Ungnaden zu vermerken, weil es aus gehorſamſter „ja kindli⸗
cher affection und devotion gegen ihrem Landsvater, dero Fuͤrſten⸗Hauß, Nach⸗
kommenſchafft und Begierde zur Ruhe des geſamten Vaterlands hergefloſſen. Und
weil das Ausſchreiben des Landtags von dem Schutz- Buͤndnus nichts vermeldet
habe, ſo haͤtten ſie ſich ſo wenig darauf, als auf die Errichtung einer neuen Veſtung
und Verbeſſer⸗ oder Unterhaltung der bereits ſtehenden Berghaͤuſer, als welche bee⸗
de Puncten erſt nach gethaner Propoſition auf die Bahn gekommen, bevollmaͤchti⸗
gen laſſen koͤnnen. Sie erbothe ſich aber die Sache nochmalen reifflich zu uͤberle⸗
gen und an getreuer und fleiſſiger Hinterbringung bey ihren Staͤdten und Aemtern
nichts ermanglen zu laſſen. Es ſchmerzte ſie aber, daß, was ſie wegen des Kay⸗
ſerlichen Mißfallens, Ungnad und Gefahr entgegen geſtellt haͤtten, in ungleichem
Verſtaud genommen werden wollte. Dann ſie beſorgten nur, daß man diſes Miß⸗
fallen und Ungnade auf den Herzog und dero Lande laden doͤrffte, da geſchehen koͤnn⸗
te, daß uͤber kurz oder lang, wann auch der Herzog nicht mehr in der Allianz
ſtuͤnde, derſelbe und deſſen ganzes Hauß und Herzogthum es entgelten muͤßte. Sie
haͤtte aber zu foͤrderſamſter Beybringung der 50000, fl. allbereit die noͤthige Ans
ſtalt zu einer abſonderlichen Anlag gemacht und beruhe es nur darauf, daß der Her⸗
zog die Ausſchreiben ergehen lieſſ. Weil aber eine ſolche auſſerordentliche Anlage
neben den ordentlichen Beſchwerden ſehr hart einzubringen und die Noth wegen des
Geldmangels groͤſſer ſey, als davor gehalten werden möchte, fo bathen die Praͤla⸗
ten und Landſchafft flehentlichſt, die ſchwere den Unterthanen obligende Laſt zu beher⸗
igen
(i) Wüͤrtemb. e e pag. 634 * 15
IX. Theil. + G 4
234 GSeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1689 zigen und derſelben mit weitern Anmuthungen zu verſchonen, wie auch die aner⸗
bottene Sum ma Gelds ſonſt nirgendhin, als zum Schutz und Schirm des Lans
des anzuwenden, indem ſie in der Abſicht verwilligt worden, damit der Herzog von feir
nen in der Propoſition gemachten Forderungen abſtehen und ſolche auf ſich beruhen folls
ten. Dann man befoͤrchtete, daß der arme ohnehin von denen in gemeinem Ge⸗
ruͤcht gehenden allerhand mehr auf einen nahen Krieg, als ſortwaͤhrenden Friden
zielenden Reden irr gemachte und ſehr aͤngſtliche Unterthan den Feldbau ligen laſ⸗
fen, fein Haußweſen vernachlaͤſſigen und dadurch zu Beytragung feiner ihm obligen⸗
den Schuldigkeit allerdings untuͤchtig gemacht werden doͤrffte. Uebrigens bliebe die
Landſchaſſt wegen Ausbeſſerung und Verſehuag der im Land ligenden Veſtungen auf
ihrer vorgefaſſten Meynung, daß die Verordnung des juͤngſten Reichstags F 180.
ſie zu dergleichen nicht verbinde (k). Es blieb aber in ſolcher Geſinnung bey der
Aufhebung diſes Landtags. Der Herzog meynte zwar, daß er ohne Nachtheil des
Tuͤbdingiſchen Vertrags ſich in Buͤndnuſſe einlaſſen koͤnnte, wofern er nur ſich ents
ſchlieſſeu wollte keinen Beytrag von feiner Landſchafft zu fordern. Allein feine Cams
mergefaͤll waren nicht zureichend ſolches ohne derſelben Huͤlfe zu thun. Er entſchloſſ
ſich alſo in der Stille 3. bis 400. Mann anzuwerben, ſolche in die Veſtungen zu
legen, diſe mit Munition und andern Nothwendigkeiten zu verſehen und die von der
Landſchafft bewilligte Gelder darzu zu verwenden, entzwiſchen aber die Allierten bey
der Hoffnung zu erhalten und diſe Sache fo viel moͤglich aufzuͤglich zu behandlen.
Wie er dann ſowohl gegen Frankreich, als Schweden und den Churfuͤrſten von
Maynz ſich entſchuldigte, daß es ihm am guten Willen nicht mangelte, feine Lands
Stände aber die Unvermoͤgenheit feiner Lande als eine Hindernus in den Weeg legten.
$. 144.
Entzwiſchen hatten die noch übrige anweſende Reichs⸗Deputierte den 7. und g.
Februarij beſchloſſen den Kayſer um ſchleunige Abordnung ſeiner Commiſſarien zu
bitten und die dem Reich bevorſtehende Gefahr zu Gemuͤth zu führen, zugleich aber
auch die Fortwaͤhrung der Deputation zu Frankfurt zu behaupten. Herzog Eber⸗
hard erfreute ſich darüber nur darum, weil er hoffte, daß man der je länger, je
mehr einbrechenden Gefahr entgegen gehen wuͤrde. Er betrachtete aber zugleich,
daß die Deputation ſchon mit groſſem Koſten vier Jahre gedaurt, und gleichwohl
wegen der Reſtitution ex capite Amniſtiæ & gravaminum gar nichts ausgerichtet,
wie auch in puncto ſecuritatis communis kaum die Vorbereitungen zur ernſtlichen
Handlung beruͤhret worden, da man auch kuͤnfftig ſich keine beſſere Ausſichten ver⸗
ſprechen koͤnnte. Nichts deſtoweniger wurde ungeacht der Abweſenheit der N
3 ichen
(k)] ibid. pag. 643. 8 0
her un 55 Eilfter Abſchnite a38
ä — ܹ́Du—u—ę— —ä — — — ——'b e — 5
lichen Commiſſarien und vieler Deputierter Geſandten wegen der Erhaltung der all: 1659
gemeinen Ruhe und Beybehaltung der Deputation fortgefahren, da man nur
wünſchte, daß der Wuͤrtembergiſche Geſandte, welcher wegen zugeſtoſſener Krankheit
ſich nach Hauß begeben und indeſſen feine Stimm dem Braunſchweigiſchen Geſandten
Policarpus Heylanden anvertrauet hatte, ſich baͤldiſt wieder zu Frankfurt einfinden
moͤchte. Dann ſeine lange Abweſenheit ſetzte den Herzog in den Verdacht, als ob
er wuͤrklich auf die Kayſerliche Seite getretten waͤr und ſich zur Verlegung der De⸗
putation nach Regenſpurg verſtanden haͤtte, wie der Volmar noch immer behaupte⸗
te. Nun hatte in allweg der Kayſer den 4. Martij den Herzog durch ein Schreiben
erſucht ſeine Geſandte nach Regenſpurg zu ſchicken. Diſer beantwortete aber ſolches
nur, daß, waun nur zuverlaͤſſige Hoffnung zu dem erlangenden Endzweck vorhan⸗
den wär einen ſchleunigen und nachdruckſamen Fuͤrgang zu erreichen und andere des
putierte Churfuͤrſten und Staͤnde die Aenderung ebenfalls genehmigten, ihm der
Ort gleichguͤltig waͤr: Weil aber ſolche noch auf der Berathſchlagung beruhete, ſo
wuͤrde er Ihro May. Willensmeynung, ſo viel thunlich wär, zu unterſtuͤtzen nicht er⸗
manglen. Den 9. April kam ſchon wieder ein ſolch Kayſerliches Schreiben, wel⸗
ches der Herzog in gleichem Ton beantwortete. Es wurde abe: ausgeſprengt, als
ob der Herzog dem Schwaͤbiſchen Krayß zugemuthet 3. Kayſerliche Regimenter ein⸗
zunehmen und zugleich unbedingt verſprochen haͤtte die Verlegung der Deputation
nach Regenſpurg zu befördern. Der Schwediſche auſſerordentliche Geſandte Bio⸗
renklau erzehlte ſolches dem Heyland als lubſtitujertem Wuͤrtembergiſchen Geſandten
mit vieler Beſtuͤrzung mit dem Zuſatz, daß er zwar ſolches von dem Herzog nicht vermu⸗
then, aber auch gleichwohl dem Kayſerl. Geheimen Rath Volmar nicht ſchlechter⸗
dings den Glauben verſagen koͤnne. Diſes Geruͤchte machte auch wuͤrklich bey an⸗
dern einen beſchwerlichen Eindruck wider den Herzog, welchen er nicht ſchicklicher,
als mit Abſendung des Bidenbachs benehmen konnte. Biorenklaw ſetzte ihn ſo⸗
gleich auf die Prob und legte ihm 3. Saͤtze vor, ob er ſolche nach dem Inhalt des
Fridens⸗Inſtruments art. VIII. als richtig erkenne? nemlich 1.) quod ſuprema
poteſtas & jus exercendi jura Majeſtatis in Imperio fit penes Iinperatorem & Electo-
res, Principes ac Status Imperii in univerſalibus Imperii comitiis legitime congre-
gatis. 2.) Quod ordinaria Imperii deputatio fit poteſtas ſubordinata & à ſumma
Imperii poteſſate & Legibus Imperii dependens atque adeo, quod ordinaria Impe-
ri deputatio five confideretur ſecundum conſtitutionem Imperii noviſſimam de an-
no 165 3. ſive de anno 1555. non poſſit niſi violatis firmis Imperii legibus ſine
Imperatoris & unanimi ordinum in Comitiis congregatorum conſenſu aliò transfer-
ri vel diſſolvi und dahero 3.) die deputierte Fuͤrſten ihre Jura, privilegia und Freyheit
bey dem Deputations- Convent beſonders wohl inachtzunehmen und nichts daran
zu verwarloſen haben ohne ſchwere e een bey den uͤbrigen Mit⸗Staͤnden
5 92 i Y und
—
*
336 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1659 und Nachkommenſchafft. Diſer Geſandte erinnerte dabey, daß die beede Kronen
Frank⸗Reich und Schweden um den Herzog in Anſehung der für deſſen vollkom⸗
menen Reſtitution bey den Weſtphaͤliſchen Fridenshandlungen angewendeten Sorgfalt
ein befferes verdient hätten, als daß derſelbe ihr Intereſſe hintanſetzen und die Forts
ſetzung des Frankfurter Convents aus Handen gehen laſſen koͤnnte. Ee ſollte gleich⸗
wohl betrachten, daß bey entſtehendem Krieg die reſtituierte Lande die erſte Gefahr
zu gewarten haͤtten. Der erſte Bezuͤcht widerlegte ſich ſelbſt, weil der Kayſer we⸗
der an den Schwaͤbiſchen, noch einigen andern Krayß dergleichen Anfiunung ge
than, fo, daß der Herzog den Urheber diſer Verleumdung auszufinden Beſeh' ers
theilte. Die andere offenbarte ſich auch falſch zu ſeyn, weil ſeine bißherige Geden⸗
kungs⸗Art und Abſichten wegen Aufrechterhaltung der Fuͤrſtlichen und Staͤndiſchen
Rechte und Freyheiten ganz ein anders bezeugten. Nichts deſtoweniger muſſte Bi⸗
denbach bey ſeiner Ankunfft zu Frankfurt den Schwediſchen Geſandten eines beſſern
überzeugen und inſonderheit ihn des Herzogs Dankbarkeit für die erwieſene Gutthat
feiner erhaltenen Reſtitution verſich ern.
N
$. 145.
Ungeacht aber der Geſandte ſolche Bezuͤchte mit guten Gründen widerlegte und
jedermann damit vergnügt zu ſeyn ſchiene, fo blieb dannoch noch immer einiges
Mißtrauen in den Gemuͤthern, weil der Herzog ſeinen Beytritt zu der Rheiniſchen
Allianz verzoͤgerte. Die ihm von ſeiner Landſchafft in den Weeg gelegte Schwuͤrig⸗
keit wegen beſorgender Beleydigung des Kayſerl. Hofes wurde von ihm in keine Be⸗
trachtung gezogen. Aber die noch fortwaͤhrende Unvermoͤgenheit ſeiner Lande und
der noch auf denſelben ligende Schuldenlaſt, welchen er nicht gern entdecken wollte,
druckte ihn, und ſetzte feine Landſchafft auffer Stand ihn mit den zu einer ſolchen Al⸗
lianz erforderlichen Gelder n zu unterſtuͤtzen. Nun konnten weder die Schwediſche,
noch Chur⸗Maynziſche begreiffen, daß ein ſolch anſehnlich und fruchtbares Herzogs
thum noch nicht ſo vermoͤglich ſeyn ſollte auch uͤber die obhabende anderweite ſtarke
Auflagen einige wenige hunderte Mann zu Roſſ und zu Fuſſ aufzubringen und for
wohl zu Erhaltung feiner ſelbſt eigenen, als auch gemeiner Reichs⸗ Sicherheit zu una
terhalten, da doch andere weit geringere Lande dergleichen und wohl ein mehrers auf⸗
zubringen vermoͤchten. Dann ſie hatten ſchon einige Nachricht von der Landſchafft⸗
lichen Verhandlung, daß feine Land-Staͤnde diſe Allianz auch für gefaͤrlich hielten.
Sie entſchuldigten ſelbſten den Herzog und gaben ihm nur zu verſtehen, wie ſie hoff⸗
ten, daß er von ſeiner guten Neigung gegen derſelben nicht gar auſſetzen, noch dem
Reich in deſſen Wohlfart betreffenden Angelegenheiten feinen heblſamen Rath und
Mitwuͤrkung entziehen, vielmehr aber feinen Rand » Ständen die ungleiche Eindruͤ⸗
| cke
Eilfter Abſchnier. 237
cke zu benehmen und zu@rreichung des vorhabenden Zwecks alle Muͤhe und Kraͤff; 1659
ten anwenden würde, Inſonderheit lieſſ ſich Biorenklaw vernehmen, daß auch
5 der unerfarenſte die fo ſtarke für diſe Allianz ſtreitende Gründe begreiffen und ſich zu
5 deren Mitbeliebung verbunden achten ſollte, da die Wuͤrtenbergiſche Landſtaͤnde
„ ſo viel oder mehrere Urſache als andere darzu hätten. Sein Koͤnig habe in diſer,
„ wie in andern Sachen, jederzeit eine beſondere Ruckſicht auf den Herzog gehabt,
„ wie noch, und werde ſehr ungern vernehmen, daß derſelbe mit ſeinen fuͤhrenden
„ guten Abſichten in diſem Allianzwerk bey den feinigen nicht durchdringen koͤnnen,
„ ſondern ſolche Schwuͤrigkeiten finden müßte. Er wollte zwar hoffen, daß es ſich
„mit dem Friden zwiſchen Schweden und Dänemark bald geben werde. Wofern
„ es aber je damit fehlen und die Sachen fo lauffen follten, daß der König die im
„ Weſtphaͤliſchen Fridenſchluſſ verſprochene und ſchuldige Gewaͤhrleiſtung noͤthig
„ zu haben ermeſſen doͤrffte und die Chur⸗Fuͤrſten und Stände darum erſuchte, fo
„ würde ſich erſt zeigen, wer ein gewiſſenhaffter Beobachter des Fridens und red⸗
„ licher Freund der Kron Schweden ſey, indem es mit Zaudern, Ausfluͤchten
„ und Entſchuldigung nicht ausgerichtet feyn, ſondern ein thaͤtiger Beweiß erfor⸗
dert werden doͤrffte. Als ihm aber der Bidenbach das Unvermoͤgen und ſchwere
Schuldenlaſt von andringenden Glaudigern entgegenſetzte, fragte der Schwediſche
Geſandte: wie dann das Herzogthum bey dem geringſten Anſtoſſ ohne anderwerti⸗
ge Hülfe ſich retten oder aufrecht erhalten koͤnnte , indem er diſe Politie nicht verſte⸗
hen oder begreiffen koͤnnte? Welchem Bidembach antwortete, daß man eben deßwe⸗
gen in dem Herzogthum Wuͤrtenberg einen ſolchen politicum zu haben wuͤnſchte,
welcher diſe Unmoͤglichkeit mit Nachdruck zu widerlegen und ſolchen Mängeln abzu⸗
helffen vermochte. Der Maynziſche Geſandte, von Vorburg, aber meldete, daß,
wann man von ſeiten Wuͤrtenberg ſolche Schwuͤrigkeiten vermuthen koͤnnen, es um
deſſen Reſpeets willen und auch darum beſſer geweſen wär die formale Einladung
zu unterlaſſen, weil allem Vermuthen nach die beede Baadiſche Haͤuſer auf den Her⸗
zog, als den Krayß⸗Ausſchreibenden Fuͤrſten ſehen und beyzutretten Bedenkens
tragen dörfften „ wie auch Chur Pfalz von feiner gegebenen Hoffnung zuruckzuge⸗
hen vermocht werden koͤnnte. 7
§. 146. g
Nun ließ aber Herzog Eberhard ſolche Erinnerungen bahin geſtellet ſeyn und
konnte feiner Landſchafft Einwendungen im fernern Nachdenken nicht verwerffen, wie
leicht der Kayſer aus Angeben feindlich gefinnter Leute Gelegenheit nehmen koͤnnte ihm
etwas zur Laſt zu legen, was bey einem andern kein Verbrechen, ſondern villeicht
ein Verdienst war, wie er ſolches nach der Nördlinger Schlacht nur allzuwohl erfah⸗
Gg 3 | ren
238 GBefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1659 ren hatte. Das Hauß Oeſterreich fund ohnehin immer in dem Verdacht, daß es
eiue groſſe Luft zu dem Beſiß des Herzogthums Wuͤrtemberg hätte. Der franzoͤſi⸗
ſche Hof mochte ſelbſt dergleichen Einſtreuungen vernommen haben und weil ihm oh⸗
nehin auch der obgedachte Bezuͤcht wider den Herzog beygebracht worden, ſo war er
ſehr auſmerkſam über deſſen betragen. Der Cardinal Mazarin ſtellte gleichſam den
Herzog durch ein Schreiben vom 6. Junii zur Rede, warum er dem Kayſer in dem
Schwaͤbiſchen Krayß Werbungen geſtatte, da ſolche nur den Spaniern wider die
Kron Frankreich zu ſtatten kaͤmen. Er eutſchuldigte ſich aber, daß ſolches Vorgeben
eine ſchaͤndliche Verleumdung ſey, indem Oeſterreich nur in feinen Schwaͤbiſchen Lan⸗
den einige Leute geworben, welches er nicht verhindern konne. Er ſelbſt aber werbe
für ſich um mit mehrerm Anſehen in die Allianz mit beeden Kronen und andern Fuͤr⸗
ſten eintretten zu koͤnnen. Nun war der Cardinal damit ſehr wohl zu friden, indem
er ihn den 23. Junii noch vor dem Antritt feiner Reyſe nach der Faſanen-Inſul zu
den Pyrenaiſchen Fridenshandlungen des Koͤnigs Gewogenheit und feiner Hochach⸗
tung verſicherte. (1) Der franzöſiſche Geſandte mußte aber dannoch den Bidenbach
wegen verzögerten Beytritts zu der Allianz zur Rede ſtellen, welchem aber der Her⸗
zog nur bedeuten ließ, daß er gar keinen Abſcheu vor diſer Allianz trage, ſondern
vielmehr ſich vor allen Dingen ſelbſt in eine etwas betraͤchtlichere Verfaſſung zu feßen
und zu den erforderlichen Mitteln zu gelangen ſorgfaͤltig beſtrebe um hernach auf den
Nothfall mit deſto beſſerm Nachdruck eine endliche Eutſchlieſſung faſſen zu koͤnnen, da
entzwiſchen dannoch die von den verbuͤndeten geführte Abſicht das Reich in erwuͤnſch⸗
tem Ruheſtand zu erhalten auch von ihm beybehalten werden koͤnnte, wie ſolches
feine bißherige Handlungen bezeugen würden, wobey er auch unveraͤnderlich zu \bleis
ben gedenke, ob man ihn ſchon bezuͤchtigte, daß er feine Geſinnungen geändert habe.
Und weil der Schwediſche Geſandte die damahlige Schwaͤche des Herzogthums wuß⸗
te, fo meynte er nichts deſtoweniger den Herzog zu gewinnen, indem er ihm die Ein⸗
wendung wegen ermanglenden Kräfften zum Unterhalt feines Coutingents dadurch zu
benehmen ſuchte, daß es bey diſer Allianz nicht ſo wohl um die Anzahl der zu ſtellen
habenden Truppen zu thun ſey, da man ſich mit 160. Mann zu Pferd und 200. zu
Fuß begnügen lieſſe, ſondern das Abſehen auf die Einmuͤthigkeit der Geſinnungen ge⸗
richtet ſey, zumahl des Herzogs Beytritt der Allianz wegen der Folgen ſehr vortheil⸗
hafftig werden konnte. Sein König habe ſich gleichſam verfichert gehalten, daß bey
Wuͤrtenberg dißfalls keine Schwuͤrigkeit zu beſorgen waͤr. Wofern er ſich der Allianz
aber auf ſolche ertraͤglich anerbottene Weiſe dennoch entziehen wollte, ſo wuͤrde nie⸗
mand dem Vorwand einer Unmoͤglichkeit mehr Glauben zu ſtellen und der Herzog
den Verdacht auf ſich laden, daß ihm widrige Meynungen beygebracht worden, durch
welche er von feiner bißherigen Gedenkungs⸗ Art abgeleitet wurde, Solche Ra
(1) vid. Bepl. 60.
beſtetigte ſich durch die den 4. Junij geſchehene Aufnahm desLandgraven vonHeſſen⸗ 1 659
Buͤgdnus, woraus man in der Ferne Ausſichten zu neuen Unruhen in Teutſchland
Eilfter Abſchnitt. 8 | 230
—
Darmſtatt, bey welcher es ſich wegen der anerbottenen Zahl der zu liefern habenden
Mannſchafft ebenmaͤſſig ſtoſſen wollte, wo aber die Allierten zeigten, daß es ihnen
nur um die Vermehrung der Allianz zu thun ſey, damit ſie die ungleiche Meynung
benähmen, als ob ſolche Vereinung wider das Hauß Oeſterreich und den Kayſer an⸗
geſehen wäre. Der Schwediſche ſetzte hinzu, daß des Herzogs Abneigung vor dem
Buͤndnus dem König ſehr empfindlich und die ſchlechte akfection begreifflich ſeyn
würde Der Pfalz⸗Neuburgiſche und die Braunſchweigiſche führten eine gleiche
Sprache, fo, daß der Herzog über ſolchem Audringen verdruͤßlich wurde, daß er
auch andern die Schwaͤche ſeiner Kraͤfften entdecken mußte. Dann er konnte ſich mit
keiner andern Entſchuldigung mehr helffeu, als mit dem uͤbergroſſen Geldmangel, in⸗
dem ſeine Laude durch Froͤſte und ſchwere Haagelwetter in diſem Jahr ſehr noth ge⸗
litten hätten. Wollte man ſolches nicht glauben, fo müßte es demſelben zu Gemüs
the gehen, da man doch in Erwaͤgung ziehen ſollte, daß ſeine Lande in letzterm Krieg
vor allen andern in das aͤuſſerſte Verderben gefegt worden, welche fi in fo wenigen
Jahren bevorab in Anfehang des groſſen Abgangs der Einwohner nicht erholen koͤn⸗
nen, weil ſich das Herzogthum durch und in ſich ſelbſt befruchten muͤßte. Noch viel
weher wuͤrde ihm aber thun, wann man deßwegen in ſein bißheriges patriotiſches
Bezeugen ein Mißtrauen ſetzen wollte, zumahl auch andere Chur⸗ und Fuͤrſten noch
nicht in dem Bünduns ſtuͤnden oder darzu eingeladen wären, welche man deßwegen
nicht als widriggeſinnte angeben koͤnnte. Er verwunderte ſich, daß man ihn zu eis
nem Schritt gleichſam zwingen wollte, welcher doch in feinem freyen Willen ſtuͤn⸗
de und von eigenen beſondern Ausſichten geleitet wuͤrde, indem jeder ſich nach der
Beſchaffenheit feines Staats richten müßte und nach dem gemeinen Spruͤchwort der
zehende nicht wuͤßte, wo den eilfften der Schuh druͤckte. Dem Herzog war auch faſt
unbegreifflich, warum die beede Kronen ſich fo ſehr um feinen Beytritt bemuͤheten,
da er doch keinen ſonderlichen Vortheil daraus für fie erſehen konnte und man fo wohl
einem Friden zwiſchen Frankreich und Spanien, als auch zwiſchen Schweden und
Daͤuemark entgegen ſehe. in
F. 147.
Der Fride zwiſchen letzt gedachten beeden Kronen erſchwehrte ſich theils durch
die Eyſerſucht der Krone Dänemark über die angewachſene Schwediſche Macht,
theils durch das Angedenken, daß Schweden den Abſichten des Hauſes Oeſterreich
vormals Graͤnzen geſetzt hatte. Diſes trug deßwegen noch immer einen Groll im
Herzen und tratt nebſt Chur» Brandenburg mit den Feinden diſer Krone in ein
em:
-
240 Geſchichte der erzogen von Wuͤrtenberg
1659 entdecken wollte. Die Reichs⸗Deputation beſchloß daher ein Schreiben an den
Kayſer und an denChurfuͤrſten abzulaſſen und fie zumßriden zu ermahnen, zumahl
der König in Schweden feine ernſtliche Neigung zu einem guten Vernehmen mit bee⸗
den blicken ließ. Dann es kam damahl eine gedruckte Schrifft unter dem Titul zum
Vorſchein: Declaratio S. R. M Sueciæ de propenſione ſua in pacis tractatus etiam
univerfales nemine hoſtium ſuorum excepto tradita Mediatoribus. Chroneburgi de
20. Junij 1895. Die Schreiben wollten aber von Chur-Maynz lang nicht abge⸗
ſchickt werden, weil diſer Churfuͤrſt ſeine Vermittlung zwiſchen dem Kayſer und
Schweden anbothe und die Ehre eines Fridenſtiffters davon tragen wollte. Und der
Churfuͤrſt von Brandeburg wollte die Reichs⸗Deputation nicht mehr erkennen Nun
hatte man Nachricht, daß die von Maynz anerbottene Vermittlung mit Schweden
am Kayſerl. Hof wohl aufgenommen worden ſeyn folle, weßwegen Herzog Eber⸗
hard meynte, daß man von feiten der Deputation dennoch mit dem vorgedachten
Schreiben an den Kayſer fuͤrgehen ſollte, weil es wenigſtens die Maynziſche Abſich⸗
ten unterſtuͤtzen doͤrffe. Das Wohlgefallen des Kayſerl. Hofes an denſelben war
aber nicht aufrichtig, ſondern ein bloſſes Compliment den Churfuͤrſten zu hintergehen,
wie ſich ſolches bald hernach aͤuſſerte. Die Deputation hatte auch das Auſehen nim⸗
mer, ſondern man arbeitete noch immer unaufhoͤrlich an derſelben Verlegung nach
Regenſpurg, wo ſie wieder ergaͤnzt werden ſollte. Dann die Anzahl der deputier⸗
ten Geſandten verringerte ſich von Zeit zu Zeit, weil die Staͤnde beobachteten, daß
in der Zeit von vier Jahren nichts ausgemacht worden und keine Kayſerl. Commiſ⸗
ſarien mehr erſcheinen wollten. Man konnte nach allen Umſtaͤnden vermuthen, daß
die meiſte dem Kayſerlichen Anſinnen ſich naͤhern doͤrfften, und eine Ergaͤnzung ſchie⸗
ne hoͤchſtnothwendig zu ſeyn, wann man ſich nur die Hoffnung haͤtte machen koͤn⸗
nen, daß die Freyheit der Staͤnde durch das allzunachlaͤſſige erſcheinen und zaudern
nicht mißbraucht wuͤrde, da man bey den Reichstaͤgen und eben diſer Frankfurter
Deputation wahrnehmen muſſte, wie langſam die Geſandte herbey kaͤmen, unge⸗
acht die Umſtaͤnde erforderten, daß man dermahlen ſchleunig zuſamentretten ſollte.
Dann es kam ohnehin der Vorſchlag auf die Bahn, ob nicht das ganze Reich durch
Chur ⸗ und Fuͤrſten, welche an damahligen Kriegs-Unruhen keinen Autheil nah⸗
men, die Vermittlung unter den kriegfuͤhrenden Partheyen auf ſich nehmen ſollte.
Nun hielte Herzog Eberhard diſen Weeg, wann nur der Kayſer und Schweden
ſelbigen beliebten, fuͤr das heylſamſte Mittel die Mißhelligkeiten aus dem Weeg zu
raumen und nicht nur das Reich vor den Zerruͤttungen eines faſt allgemeinen Kriegs
zu retten, ſondern auch die Rechte und das Anſehen der Fuͤrſten wieder auf feſten
Fuß zu ſetzen. Diſe hatten ſich kurz zuvor wegen der von den Churfuͤrſten empfune
denen Geringſchaͤtzung untereinander verglichen, daß die regierende Herzoge und als
te Fuͤrſten einander das Praͤdicat Dur chleuchtig / wie den Churfürften, geben
5 b g 4 woll⸗
Eulrer Abſchnitt. 2a
wollten, da ſie vorhin ſich nur des Praͤdicats Hochgebohrner bedienten und die 1659
TChurfuͤrſten ſich jenes allein zueigneten. Weil aber die Deputation aus wenig Ge
ſandten beſtunde und deßwegen nicht mehr dafür erkannt werden wollte, fo zweifelte
der Herzog, ob der Kayſer, welcher ohnehin auf eine Verlegung unaufhoͤrlich dran⸗
ge, ſolche Vermittlung annehmen würde. Bey diſer fo groſſen Verwirrung ges
riethe er ſelbſt auch auf die Gedanken wegen der Verlegung nachzugeben, zumahl es
noch lang anſtehen doͤrffte, bis die von den Krayſen deßwegen erforderte Gutachten
einkaͤmen, doch, daß man mit nothduͤrfftiger Proteſtation und Vorbehalt einer voll⸗
kommenen Reichs⸗Deputation ſchleunigſt zuſamentretten ſollte, weil der Kayſer
dem Reichs⸗Directorio, welchem an der Beybehaltung der Frankfurter Deputa⸗
tion ſehe vieles gelegen war, keinen Eintrag zu thun verſprochen hatte, und wegen
befoͤrchtenden Oeſterreichiſchen Einfalls in die Vor⸗Pomeriſche Lande kein Verzug
ſtatt finden wollte, welcher aber nur durch ſchleunige Ergaͤnzung der Deputation
abgewendet werden koͤnute. Er meynte, daß die Franzoͤſtſche und Schwediſche Ge-
fandten auch vermocht werden koͤnnten in die Verlegung einzuwilligen und ſelbſt
ſich nach Regenſpurg zu begeben, weil ſie ſich einestheils des Verdachts dadurch
entledigten, als ob ſie die Staͤnde des Reichs von ihrem Oberhaupt zu trennen be⸗
gehrten und andern theils ſie bey einer zu Regenſpurg ergaͤnzten und vollkommenen
Deputation, welche man hernach anerkennen muͤſſte, ihre Angelegenheiten mit meh⸗
rerem Nachdruck und Wuͤrkung betreiben koͤnnten. Gleichwohl konnte er ſich nicht
entſchlieſſen, ohne anderer patriotiſch denkender Stände Gutbefinden einen ſolchen
Schritt zu wagen, ſondern befahl nur feinem Geſandten anderer Gedanken darüber
zu vernehmen und indeſſen vorzuſchlagen, daß weil ein Schreiben von der Depu⸗
tation zu Frankfurt wenig bey dem Kayſer und Brandeburg verfangen wuͤrde, man
das Vermittlungswerk ohne Verzug an die Krayſe gelangen laſſen moͤchte, indem er
nicht zweiffelte, daß, wann alle Krayſe einmuͤthig den Kayſer um Niderlegung der
Waffen baͤthen, ſolches einen deſto gröffern Eindruck finden doͤrffte.
F. 148.
Entzwiſchen erinnerte nicht allein der Kayſer unter dem 8. Julij den Herzog,
daß er ſeinen Geſandten zu Frankfurt abfordern und nach Regenſpurg ſchicken ſollte,
ſondern es wurde auch von ihm in den Vor⸗Pomeriſchen Landen der Anfang mit den
Feindſeeligkeiten gemacht, ob man ſchon faſt durchaus davorhielte, daß ſolches ein of⸗
fenbarer Fridensbruch ſey. Wegen des erſtern antwortete aber der Herzog unterm
230. Julij , daß, ob ihm zwar der Ort, wo die Reichs » Deputation ihre Geſchaͤffte,
fortf tzeu ſollte, gleichgültig waͤr, der Schluß der Krayße doch deßwegen abzuwarten ſey,
vor deſſen Einlangung er ſich von andern Ständen nicht trennen könnte, ſondern viel
IX. Theil. E mehr
442 SGeſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1659 mehr hoffe, daß der Kayſer die für die Ruhe und Wohlfart des Reichs fo
heylſame Bemühungen der bisherigen Deputation genehm halten und die weit⸗
ausſehende Nordiſche Kriegsflammen zu tilgen befliſſen ſeyn werde. Cm ) Wegen des ans
dern wurde eine ſchleunige Betreibung der Reichs + Vermittelung fir hoͤchſtnothwen⸗
dig gehalten, damit das Kriegsſeur nicht weiter in Teutſchland um ſich greiffen moͤch⸗
te. Weil nun die Deputation wenig mehr vermochte, ſo ſchlug man dem Kayſer vor
einen Reichstag auszuſchreiben, wordurch man dem Krieg zwiſchen Oeſterreich und
Schweden ein Ende machen konnte, doch mit dem Vorbehalt, daß bis zu Anfang des
Reichstags und deſſen Geſchaͤfften die Deputation zu Frankfurt fortwaͤhren ſollte, da⸗
mit man gleichwohl nichts verſaͤumte den Friden herzuſtellen „ da eutzwiſchen jeder
Stand ſich auf alle Fälle in gute Kriegs⸗Verfaſſung ſetzen könnte. Dann der Ein:
fall in die Schwediſche Teutſche Lande machte ein deſto gröfferes Aufſehen, als der
Kayſer auf die von dem Churfuͤrſten zu Maynz uͤbernommene Vermittelung ſich zum
Friden ſehr geneigt erklaͤrte, worzu er auch durch feine Wahl⸗ Capitulation verpflich⸗
tet war. Die Augen wurden zugleich bey jedermann eröffnet, wie wenig der Oſna⸗
bruͤgiſche Fride, die Capitulation und andere Reichsordnungen geachtet wuͤrden und
man konnte ſich bey diſen Ausſichten ſchlechte Hoffnung zu kuͤnfftigen Zeiten machen.
Biorenklaw drang deßwegen ſehr auf die Gewaͤhrleiſtung der Schwediſchen in Teutſch⸗
land habenden Lande und drohete mit Frankreichs Beyſtand, wofern ſolche nicht er⸗
folgte. Pfalz⸗ Neuburg hatte 8000. Mann auf den Beinen, womit er dem Chur⸗
fuͤrſten von Brandeburg in Bergen und Cleve zu ſchaffen machen wollte, da hingegen
von der Krone Frankreich vermuthet wurde, daß ſie ihre Drohungen vollziehen und
in die Vorder⸗Oeſterreichiſche Lande einfallen doͤrffte. Weil nun hierbey auch die
Wuͤrtenbergiſche Lande nicht wenig leyden konnten, fo brauchten ſo wohl der Frau⸗
zoͤſiſche und Schwediſche Geſandte, als auch der Churfuͤrſt von Maynz ſolche Umſtaͤu⸗
de dazu Herzog Eberharden mit Ernſt zu feinem Beytritt in die Alliauz zu bewegen.
Juſonderheit redete der Schwediſche mit einem ſtarken Ton, warum man ſich einer
y offenfion von denjenigen beſorge, welche dem Herzog ohnehin weder bißher jemals
y gewogen geweſen, noch hinfuͤro aus gutern Herzen ſeyn wuͤrden. Ihm Geſandten
„ würde wenigſteus leyd ſeyn, wann das Koͤnigliche Zutrauen und Zuneigung eis
y nen ſolchen Anſtoß leyden ſollte, indem fein König ſolche Aufzuͤglichkeit als einen
„ Undank für die genoſſene Wohlthaten und ſtarken Beyſtand anfehen würde, wann
„ man die vermeynte Beleydigung eines nicht redlich geſinnten der Koͤniglichen Ge⸗
„ wogenheit vorziehen wollte. Dann er koͤnnte einmahl die Unvermoͤglichkeit nicht
„ begreiffen, noch die Urſach finden, warum die Land⸗Staͤnde ihm ihren Beytrag
„ entziehen wollten, welche doch jederzeit den fo guten Namen von ſo groſſer Treu,
„ Willigkeit, Liebe und Zuneigung zu ihrer Herrſchafft bey maͤuniglichen gehabt
| haͤt⸗
(m) vid. Beyl. num. 61. „ h
Eilfter Abſchnitt. 243
„ hätten , zumahl die Kron Schweden ſo groſſe Verdienſte auch gegen ih⸗ 1659
y nen habe und nichts mehrers als eine billiche Sache verlange, welche fie
„ noch darzu nur auf ein kurze Zeit verbinde. Der Churfuͤrſt von Maynz verwunder⸗
te fi) aber, daß man von ſeiten Wuͤrtenberg die Sache fuͤr fo ſchwer und unmoͤg⸗
lich auſehe, indem ja nicht noͤthig ſey ſogleich 70. oder 100. Reuter zu halten, ſon⸗
dern der Herzog 30, oder 40. wohlmundierte Reuter oder Einſpaͤnniger zu ſeiner
Guarde, wie andere Fuͤrſten halten und im Nothfall die uͤbrige erforderliche Mann⸗
ſchafft aus feiner Land : Auswahl nehmen koͤnnte. Ungeacht ſolcher ſtarken Erinne⸗
rungen blieb er aber in ſeiner Unentſchloſſenheit und befahl vielmehr ſeinen Geſandten
die vorgeſchlagene Reichs s Vermittlung zu betreiben und die noch im Weſen ſtehende
Deputation zuerinnern, daß fie vor ihrer Aufheb⸗ oder Verlegung in puncko ſecuritatis
ſich eines einmuͤetigen Voti vergleichen möchte das Reich in feinem Ruheſtand zu er⸗
halten, indem allem Anſchein nach der Kayſer ſein Betragen gegen der Kron Schwe⸗
den bemaͤnteln und diſen König fuͤr einen Reichsfeind zu erklaͤren trachten, folglich zur
Vermittlung keine Neigung tragen doͤrffte. In ſolchem Fall waͤre ſo dann kein an⸗
ders Mittel uͤbrig, als daß entweder das ganze Reich oder doch der mehrere Theil
getreuer Chur⸗ Fuͤrſten und Staͤnde mit aufrichtiger Zuſamenſetzung ſich vor den Riß
ſtellten und einen rechten Ernſt zeigten. Dem Franzoͤſiſchen und Schwediſchen Ges
ſandten aber ließ er bedeuten, daß, nachdem die Maynzifche Vermittlung fehl ge⸗
ſchlagen, er nicht ermanglen würde das Allianz⸗Geſchaͤfft nochmal in reiffe Ueber⸗
legung zu nehmen und ſich dergeſtalt zu entſchlieſſen, da ſie verſpuͤren ſollten, wie er
nicht allein vor ſich ſelbſt durch Fortſetzung feiner Verfaſſungs⸗Anſtalten, ſondern
auch bey dem Krayß beſtmoͤglichen Fleiß und Sorgfalt die allgemeine Reichs⸗Ruhe
aufrecht erhalten zu helffen unausſetzlich bereit und begierig ſey alles dasjenige zu lei
ſten, was die Reichs⸗ Satzungen, der Weſtphaͤliſche Fride und andere Obligeuheis
ten eines 1 Reichs ⸗ Standes von ihm erforderten.
5 H. 149.
Diſes Vorhaben konnte aber nicht fo bald vollzogen werden, weil eines theils bie
Nachricht eingieng, daß des Herzogs aͤlteſter Sohn Herzog Johann Fridrich nach
vollbrachter Reyſe uͤber Genf durch Frankreich den 2. Aug. zu Londen an den Blat⸗
tern in dem 22. ſten Jahr ſeines Alters das Zeitliche geſeeguet haͤtte: : andern theils der
Herzog im Begriff ſtund die Reichs⸗Lehen zu empfangen und eine Geſandſchafft deß⸗
wegen an den Kayſerlichen Hof abzuordnen. Bey beeden hinderten die Anſtalten
und die Vetruͤbnus des Herzogs über ſolcheu unvermutheten Todesfall. Dann der
todte Leichnam wurde über Holland, Coͤlln, Maynz, Darmſtatt und Heydelberg den
23. Sept, uach Stuttgard gebracht 0 12 folgenden Tag daſelbſt in der r
rufft
24% ꝶUků3¹9! Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,
1659 Grufft beygeſetzt. Die andere Angelegenheit erforderte mehrere Bemuͤhungen.
Dann der Herzog hatte ſchon den 7. Junii nebſt Herzog Leopold Fridrichen die Lehen,
erfordert und den 4. Julii wurde ihnen ein Termin von 3. Monaten zur Lehens Em⸗
pfaͤngnus gegeben. Johann Eberhard von Stockheim und D. Nicola Myler erhiel⸗
ten den 1. Sept. die Verhaltungs⸗Befehle nach Wien abzureyſen und den Herzog
wegen ſeiner nicht Erſcheinung in Perſon zu eutſchuldigen, weil er durch das Abſter⸗
ben ſeines Erb⸗Prinzen in tieffe Traur verſetzet worden. Diſe Verrichtung zu bes
fördern ſchickte derſelbe 68. Faß Neckar- Weins dahin und die Grapſchafft Moͤm⸗
pelgard mußte dem Herkommen gemäß den Vierten Theil der auf diſe Belehnung ge⸗
henden Unkoſten beytragen. Die Geſandte hatten den Befehl genaue Nachfrage we⸗
gen des Ceremoniels zu thun, weil der Herzog verlangte, daß feine Geſandten, wie
die Modeneſiſche, aufgenommen werden und gleiches Ceremouiel genieſſen ſollten.
Bey ihrer Ankunfft zu Wien befand ſich den 13. Sept. der Kayſerliche Hof zu
Preßburg, weil daſelbſt ein Ungariſcher Landtag gehalten wurde. Sie ſchickten
demnach durch ihren mitgenommenen Regierungs⸗Raths⸗Secretarien, Sigmund
Benedict Moſern (n) ihre Beglaubigungs⸗ Schreiben au den Kayſer, den Erzher⸗
zog Leopold Wilhelmen und einige Kayſerliche Staats⸗Raͤthe dahin. Der Kayſer
erbothe ſich ſogleich die Audienz zu geben und die Geſandten wurden in einer Land⸗Gut⸗
ſche an diſen Ort gebracht, wo ſie von dem Kayſer bey der Audienz ſehr gnaͤdig em⸗
pfangen wurden. Der Obriſt⸗Hofmeiſter, Grav von Porzia, empfieng ſie bey
dem verſtatteten Beſuch vor feinem Vor⸗Zimmer und wollte ihren Vortrag nicht
eher anhoͤren, bis ſie ſich neben ihm niedergeſetzt und zugleich das Haupt bedeckt hat⸗
ten. Bey dem Abſchied begleitete er fie durch das Vorzimmer bis in die Mitten des.
Vorgemachs. Der Orav von Schwarzenberg begegnete ihnen mit gleichem Ceremo⸗
niel. Nur der Fuͤrſt von Aurfperg hörte ſie ſtehend an und der Reichs ⸗Hof⸗ Raths
Praͤſident Srav von Oetingen begleitete ſie bis au die Haußthuͤr. Die fuͤr den Kay⸗
ſer und Erzherzog Leopolden Wilhelm beſtimmte Weine lieſſen diſe ſogleich mit eige⸗
nen Fuhren nach Preßburg abholen den Uugariſchen Staͤnden damit als mit einem
koſtbaren Trank zuzuſprechen. Er wurde auch ſo beliebt, daß viele Cavalliere und
Reichs⸗Hof⸗Raths Verwandte faſt taͤglich ihre Flaſchen ſchickten und die Geſandte
um einen Trunck erſuchten. Diſe Höflichkeit hatte auch die Wuͤrkung, daß die Be⸗
lehnung wider die Gewohnheit ſehr befoͤrdert wurde. Nur hatte ſowohl der Herzog,
als auch ſeine Geſandten einiges Bedenken die Lehen auſſer dem Teutſchen Reich zu
empfangen. Man gab diſen aber überall zur Antwort: Ubi Cæſar, ibi Roma.
Der Herzog von Mantua und die Churfuͤrſten von Maynz, Bayern, Pfalz ꝛc. hat⸗
$ - ten:
(n) Difer war wegen ber Religion aus Kaͤrnthen vertrieben und wurde wegen ſeiner
vortrefflichen Schreibart und Beredſamkeit anno 1657. Regierungs Raths, und,
endlich Geheimden Raths ⸗Secretärius. 4 | 15 — 5
Eilftet Abſchnitt. | | 245
ten ebenmaͤſſig die Belehnung zu Preßburg vorgehen laſſen. Sie mußten demnach 1659
die Kayſerliche Ungnade beſorgen und wider des Herzogs Befehl nachgeben, zumahl
der Kahſer in feiner Reſolution aͤuſſerte, daß er in Ruckſicht anf den Herzog und ſei⸗
ne Verdienſte gegen dem Reich folge Belehnung und Abfertigung feiner Geſandten
moͤglichſt beſchleunigt wiſſen wollte. Solchemnach empfiengen die Geſaudte den 8.
Octobr. die Moͤmpelgardiſche und den 1 Iten die Wuͤrtembergiſche Reichs⸗ ehen, wo⸗
bey D. Myler von Ehreubach die Anrede vor und nach der Belehnung vor dem Kay⸗
ſerl. Thron thun mußte.
§. 150,
Nun hatte zwar Herzog Eberhard das Vergnügen, daß man am Kayſ. Hof
ſeine Verdienſte erkannte: Er mußte aber dagegen mit groſſer Verlegenheit verneh⸗
men, daß nicht allein die Kron Frankreich Anſtalten vorkehrte der Krone Schweden
Lufft zu machen und in die Oeſterreichiſche Vorlande, das Breyßgau und Schwaͤ⸗
biſche Herrſchafften einzufallen, ſondern auch die Spanier mit 8000. Mann in dem
Biſtum Luͤttich mit Gewalt Quartier nahmen. Der Churfuͤrſt von Coͤlln hatte ſol⸗
ches nebſt feinem Erzbiſtum in Beſitz und machte bey den Allierten und dem ganzen
Reich Lermen. Diſes diente dem Herzog zu einem abermaligen Zeugnus, daß noch
immer Leute in dem Reich vorhanden wären, welche den Oſnabruͤgiſchen Friden ums
zuſtoſſen und das ganze Reich wieder in volle Flammen zu ſetzen die ſchaͤndliche Hoff⸗
nung gefaßt hatten, indem alle Reichs⸗Grundgeſetze, aller Treu und Glauben und
das gute Vertrauen unter den Staͤnden, wie bey dem Anfang des vorigen Krieges
geſchehen, erſchuͤttert wurden. Die Reichs⸗ Deputation beobachtete zwar ihre Ob⸗
ligenheit nicht nur ſogleich ein Schreiben an den Statthalter der Spaniſchen Nider⸗
lande abgehen zu laſſen, ſondern auch den Weſtphaͤliſchen, Chur: und Ober- Rhei⸗
niſche Krayſe aufzumahnen, daß fie dem Churfuͤrſten und Biſtum Luͤttig ſchleunigſt
zu Huͤlſe eylen ſollten: Die kraͤfftigſte Huͤlfe aber wurde von dem Cardinal Mazarin
erwartet, welcher bey dem Spaniſchen Miniſlre von Haro Vorſtellungen zu thun uͤber⸗
nahm. Beede Vorfälle machten dabey den Herzog auͤfmerkſam ſich wegen des Bey⸗
tritts zu der Rheiniſchen Allianz zu erklaͤren. Seine Raͤthe mußten die Sache noch
einmal in Erwägung ziehen und die ſowohl fuͤr, als wider die Allianz vorhandene Gruͤn⸗
de unterſuchen. Beede waren wichtig. Der Herzog mußte aber nach Anſpach ver⸗
reyſen der Taufhandlung des neugebohrnen Prinzen Albrecht Ernſtens beyzuwohnen.
Das Bedenken wurde ihm alſo nachgeſchickt, worauf unter dem 8. Nov. die Reſo⸗
lution dahin erfolgte, daß er ungeacht der ſehr bedenklichen Gegengruͤnde dannoch nicht
anderſt dafuͤr halten koͤnne, als daß die Gründe für die Allianz ſtaͤrker ſeyen und er
ſich entſchloſſen habe derſelben beyzutretten, indem 1.) vermoͤg des Fridenſchluſſes die:
= eh = Ale ae Turs
1
D
246 GSeſchichte der Herzogen von Woͤrtenberg,
1659 Fuͤrſten das Recht Buͤndnuſſe zu machen mit groſſer Mühe erworben, 2.)
ſolches in der letztern Kayſerl. Capitulation beſtetigt, und 3.) von andern
Chur ⸗und Fuͤrſten wohlbedaͤchtlich ausgeuͤbt worden, fo, daß auch der Kayſerl. Hof
ſelbſt auf erhaltene Erklaͤrung ſich beruhigt habe. 4.) Sey diſes Buͤndnus zu Er rei⸗
chung einer nicht nur erlaubten, ſondern auch loͤblichen Abſicht, nemlich den Ruhe⸗
ſtand in dem Reich zu behaupten, errichtet, wordurch auch wuͤrklich den Kayſerlichen
und Brandeuburgiſchen Waffen Schranken gefeßt worden, dagegen 5.) die neutrale
Fuͤrſtl. Haͤuſer Holſtein und Mecklenburg von allen Theilen und inſonderheit von den
Polen und Tatarn alle Kriegs⸗Trangſalen erleyden müßten. Man habe auch 6.)
nicht fo wohl vom Kayſer, als von Frankreich und Schweden eine offenfion zu be;
ſorgen und 7.) ſey man nichts deſtoweniger bey jenem um nichts angenehmer oder anſehu⸗
licher, ſondern vielmehr bey allen Theilen deſto verächtlicher worden. 8.) Der Eins
fall in Pommern ſey betraͤchtlich und nachdenklich, weil bey gluͤcklichem Fortgang
der Waffen und Schrraͤ hung eines maͤchtigern der Reyhe leicht auch an geringere kom⸗
men koͤnnte, weil man wuͤßte, wie wenig man den Oßnabruͤgiſchen Friden zu hal⸗
ten geſonnen ſey und der Kayſerl. Hof leicht wieder einen Vorwand nehmen doͤrffte
Auſprach an das ganze Herzogthum oder einen Theil deſſelben zu machen, zumah⸗
len es 9) den Weeg Rechtens nicht, wie er nach dem Fridensſchluß ſchuldig war,
ergreifen, ſondern einen kuͤrzern durch den Gewalt erwaͤhlen würde , in welchem Fall
der Herzog einen Rucken haben müßte, wie dann auch 10.) Chur- Bayern in guter
Verfaſſung als der naͤchſte Nachbar ſtehe, und Oeſterreich Spaniſche Truppen in
den naͤchſtgelegeuen Aemtern habe, ſo ſich unvermerkter weiſe mit jenen vereinigen
koͤnnten. 11.) Moͤmpelgard ſey in groſſer Gefahr, wofern man durch Hintanſe⸗
zung diſer Allianz die Kron Frankreich beleydige, und 12.) die von dem Bioren⸗
klaw vorgebrachte Gründe unwiderſprechlich und inſonderheit diſer, daß nicht allein
durch ſolche Allianz die ſonſt fo einmuͤthige und wie eine Kette an einander hangen;
de Catholiſche von einander getrennt und die Partheyen im Gleichgewicht gehalten,
ſondern auch die dem Fuͤrſtenſtand fo gefaͤrliche engere Verbindung der Churfuͤrſten
einiger maſſen aufgelöfet,, hingegen Maynz und Coͤlln mit ihren Bundsgenoſſen ſich
wohl zu vernehmen veranlaſſet wurden. Bey welcher Gelegenheit und mittelſt Bey⸗
behaltung der Deputation immer beſſer in die en und andern Orts führende Chur⸗
fürftliche Anſchlaͤge eingedrungen und manches unterbauet oder abgewendet werden
koͤnnte, worzu man ſonſt keinen Weeg finden würde, 13.) Weil auch in naͤchſt⸗
verwichenen Zeiten die Fürften unterſchiedliche mit den Churfuͤrſten gemeinſchafftlich
genoſſene Vorzuͤge vernachlaͤſſigt oder verlohren hätten, ſo ſey bey dermahligen glei?
chen Ausſichten die gröffeftee Wachſamkeit deſto noͤthiger, weil es das Anſehen je
langer, je mehr gewinnen wollte, daß man ihnen auch das jus fœderum entweder
gar zu benehmen oder doch ſehr einzuschräͤnken entſchloſſen wär. Wann auch 85
| | er
*
8 e iter Abſch nit. e e
der Kayfer und das Erzhauß Oeſterreich in frislicher Geſinnung bleibe, 1659
fo wuͤrde ihnen diſe Allianz vielmehr vor als nachtheilig ſeyn und 15.) den
beeden fremden Kronen die Haͤnde gebunden und ſie den Fridenſchluß zu beobachten
verpflichtet werden. Wobey 16.) der Herzog nur auf die Handhabung der Reichs⸗
Geſetze, des Fridens und Wahl ⸗Capitulation und darneben auch auf die mit dem
Hauß Oeſterreich eingegangene Verbindungen, in fo fern fie jenen nichts benehmen,
zu ſehen gedenke, indem der Fridenſchluß art. X VII. H. 3. ſolche beſondere Vertraͤge
erleuterte, daß dieſelbe keinem Puncten des Fridens nachtheilig ſeyn, angenommen
ober gehört werben ſollen. 17.) Saͤhe man die Fruͤchte des zwiſchen Spanien und
Frankreich geſchloſſenen Fridens, daß beede Kronen freye Haͤnde haben, weil ſchon
unter waͤhrenden Fridenshandiungen etliche Spaniſche Regimenter, welche man
von dem Laſt des Unterhalts abwaͤlzen wollte, in das Stifft Luͤttich eingefallen und eis
nige dergleichen Volker wider die Verordnungen der Reichsgeſetze durch das Reich
gefuͤhrt würden. Weil nun Frankreich bey feinen führenden fo ſcheinbaren Gruͤn⸗
den gar leicht diſem Beyſpiel nachfolgen börfite, fo habe man deſto eher diſe Kron
bey guter Freundſchafft beyzubehalten. Ingleichem ſeyen 18.) der Kron Schwe⸗
den Verdienſte gegen dem Herzogthum Wuͤrtenberg bekannt, dagegen man von
dem Hauß Oeſterreich wegen der Religion dergleichen nimmermehr hoffen koͤnnte, in⸗
dem die alte Anſchlaͤge ſich die unbeſchraͤnkte Gewalt und Herrſchafft zu verfchafs
fen, hingegen der Fuͤrſten und Stände Rechte und Vorzuͤge zu ſchwaͤchen noch auf
diſen Tag vordringen und die Kron Spanien zu Ausfuͤhrung diſes Plans einen lang⸗
wuͤrigen Krieg in Teutſchland anrathe und ſelbſt unter der Deckin lige, damit die
Stände entkraͤfftet und muthlos das Garn über fie ziehen und in die Spaniſche
Sclaverey verſetzen laſſen mußten. Ueber diſes erfordere 19.) die Lage des Her⸗
zogthums und Mangel haltbarer Veſtungen, daß man daſſelbe mit einer Allianz
bedecke und in Sicherheit ſetze, zumahl 20.) das hohe Anſehen des Chur⸗
fürften zu Maynz, welcher diſes Buͤndnus veranſtaltet habe und nebſt defs
fen Bundsgenoſſen den Namen nicht werde auf ſich nehmen eine unzulaͤſſi⸗
ge Allianz wider das Oberhaupt des Reichs und deſſen Hauß errichtet zu ha⸗
ben, auch in Betrachtung gezogen werden muͤßte, wie auch, daß 21.) die⸗
ſelbe nur ein Temporal- Werk auf 3. Jahre ſey, da jedem nach deren Verſtuß
wieder frey ſtehe davon abzutretten. Und obſchon 22.) die vorige Buͤndnuſſe gleich
im Anfang keinen ſonderlichen Nutzen gezeigt hätten, ſo habe man doch dagegen zu
bedenken, daß bey vorigem Buͤndnus mit Schweden die Klöfter dem Land ſchon ent⸗
zogen geweſen, aber hernach dasſelbe doch den vorzuͤglichen Nutzen gehabt, daß um
deßwillen nichts deſto weniger diſe Kron ſich deſto eyfriger als ein treuer Bundsge⸗
noſſe der Sache angenommen. Er koͤnnte aber auch 23.) darum nicht laͤ ger mit
‚feinem Beytritt zuruckhalten, weil unterſchiedliche andere beträchtliche Stände nur auf
ö | | n
248 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,
1659 ihn ſehen und ihm nachfolgen wuͤrden. Wie er dann 24.) ebenmaͤſſig ein ge⸗
naues aufmerkſames Aug auf feine Landſchafft wenden müßte, weil fie un
geacht des leydigen gefährlichen Reichs⸗Zuſtandes entweder durch eine eine
5 gebildete unzeitige Forcht einen fo groſſen Widerwillen gegen diſe Allianz
„ bezeuge, indem er zu feiner nicht geringen Verwunderung und innerſten Bes
„ truͤbnus bey der täglich zunehmenden Gefahr das Herz feiner Unterthanen
5 gleichſam von ihrer vorherigen Treue und Neigung gegen ihrem Landsfuͤrſten abge⸗
„ wichen ſehen muͤſſte, deren Vorelteen doch hiebevor gegen Ihre Fuͤrſtl. Durchl.
5 in Gott ruhenden hochloͤbliche Vorfordern am Regiment zu ihrem unſterblichen
„ Nachruhm und deren Hiſtorien⸗ Zierde ſich gleichſam als ein Exemplar treugehor⸗
5 ſamſter Unterthanen dargeſtellt haͤtten, da fie doch bedenken ſollten, in was für un⸗
y uͤberdenkliche Gefahr fie nebſt dem Herzoglichen Haug gerathen muͤſſten aus Mans _
5 gel genugſamer Rettungs⸗Mittel von dem Herzog und beeden Kronen, wie auch
„ den Mit- Allierten Kronen ganz verlaſſen zu werden und darzu noch bey angera⸗
thener Neutralität denſelben den Tiſch im Ueberfluſſ decken zu muͤſſen. Man mas
che 25.) auch kein particular-Buͤndnus mit beeden auswärtigen Kronen, ſondern
habe das Abſehen auf die vorher ſchon verbuͤndete Chur⸗ und Fuͤrſten gerichtet,
von welchen auch die formliche Einladung, und nicht von den Kronen, geſchehen.
Und mit dem Pomeriſchen Krieg habe diſe Allianz gar nichts zu ſchaffen, als daß ſich
die darinn ſtehende, wann das ganze Reich eine Gewaͤhrleiſtung beſchlieſſe, ſolchem
Schluff des Reichs anhaͤngig machen und der Kron Schweden nicht als einer Krone,
ſondern als einem Mitſtand beyſtehen muͤſſten. Und wann man 26.) diſem Buͤnd⸗
nus recht auf den Grund ſehe, ſo ſey ſie eine wuͤrkliche, aber mit Nachdruck verbunde⸗
ne Neutralitaͤt, indem ſie nichts anders ſuche, als in der Ruhe und von fremden
Haͤndeln unverworren zu bleiben, woben niemand beleydiget werden koͤnnte, dahin⸗
gegen 27.) wann andere in beſſerer Verfaſſung ſtehende Chur⸗ und Fuͤrſtliche Haͤuſer
ſich bey particular Neutralitaͤten nicht getrauen aufrecht bleiben zu koͤnnen, dem
Herzog nicht gerathen ſeyn wolle ohne Voͤlker und tuͤchtige Veſtungen in ſolchen zwei⸗
felhafften und gefährlichen Neutralitaͤts ⸗Umſtaͤnden zu ſtehen, da man aus der Er⸗
fahrung habe, wie mit dergleichen einzeln Neutralitaͤten verfaren würde, Der Schluff
war demnach gefaſſt diſer Allianz, jedoch denen mit Oeſterreich habenden und in ge⸗
ſundem Verſtand genommenen Verbindungen in allweg unabbruͤchig benzutretten,
und der Landhofmeiſter und Raͤthe erhielten den Befehl ſich gefaſſt zu halten dem Her:
zog nach ſeiner Zuruckkunfft von Anſpach mit fernerm Rath beyzuſtehen, wie diſes
Werk zur Vollziehung eingeleitet werden koͤnnte.
F. 151.
Eilfrer Abſchnitt. | 219
Ss 151. 5 i | 1659
Solchemnach winde Bidenbach abermahls nach Hauß beruffen diſer Berath⸗
ſchlagung beyzuwohnen und der Herzog war den 17. Novembr. ſchon wieder zu Hey⸗
denheim angekommen. Bey der Abreyſe des Geſandten fieng das Gemurmel ſchon
wieder an, daß er nimmer kommen wuͤrde und zwar zu einer Zeit, da man ſeiner Ge⸗
genwart am meiſten bedoͤrffte. Dann ob er ſchon dem Braunſchweigiſchen Geſand⸗
ten D. Heyland ſeine Stimme zu vertretten aufgetragen hatte, ſo machten die bis⸗
her von ihm geführte patriotiſche und Friedliebende Nathſchlaͤge denſelben dannoch je⸗
tzo nothwendig. Diſer lubſtituierte Geſandte berichtete nun, daß die beede Chur⸗
fuͤrſten von Maynz und Coͤlln mit ihren neuen Vorſtellungen am Kayſerl. Hof wegen
ihrer Vermittlung nicht unangenehm geweſen und diſe die Sach am rechten Ort an⸗
gegriffen und ſich den Tuͤrkiſchen Einfall in Sibenbuͤrgen zu nutz gemacht haͤtten,
welchem Feind zu widerſtehen bey fortwaͤhrendem Schwediſchen Krieg das Teutſche
Reich um ſo weniger im ſtand ſeyn koͤnnte, als zu befürchten wär, daß die Kron
Frankreich wegen ihrer fuͤhrenden Beſchwerden ebenmaͤſſig Genugthuung fordern
und das Reich zugleich mit Krieg überziehen dörffte. Und der Schwediſche Schneilßs
ky ſchriebe an den Herzog, daß fein König ein abermaliges Schreiben an die Reichs⸗
Deputation abgehen laſſen, worinn er ſich ſehr über des Kayſers wider den offenba⸗
ren Buchſtaben des Fridenſchluſſes unternommene vielfaͤltige Thaͤtlichkeiten und zu⸗
mahl den neulich in das Herzogthum Pommern gethanen feindlichen Einfall und of⸗
fentlichen Fridensbruch beſchweret habe, worüber Chur⸗Maynz geantwortet, daß
er ſolches Schreiben an gehoͤrigem Orte bekannt machen und darzu verhelffen wollte,
daß nicht nur der Reichsfriden aufrecht erhalten wuͤrde, ſondern auch der Koͤnig von
allen ſeinen Landen nichts verlieren ſollte. Chur Pfalz habe ihm gleiche Vertroͤſtung
gegeben, weß wegen er hoffte, daß der Herzog beyſtimmen und auch andere Fuͤrſten
darzu vermögen würde, indem er nicht anders vermuthen koͤnnte, als daß der Her⸗
zog mit andern darüber correſpondieren doͤrffte, ehe er ihn einer Antwort würdigte
und ſich erklaͤrte. Diſes geſchahe auch, indem er von andern Staͤnden ihre Mey⸗
nungen erbathe und ſich über die fo groſſe Nachlaͤſſigkeit bey der dem Reich bevorftes
henden Gefahr ſehr beklagte, als eben damals die frohe Zeitung. von dem zwiſchen
Schweden und der Republik Holland getroffenen Friden eingieng und Hoffnung mach⸗
te, daß die Kriegsflammen gedaͤmpfft werden doͤrfften. Ingleichem gab auch der
König von Frankreich fo wohl der Reiches Deputation zu Frankfurt, als auch Hers
zog Ederharden Nachricht von feinem mit der Kron Spanien getroffenen Friden, wel,
ches Schreiben von einem andern des Cardinals Mazarini begleitet wurde. Beede
erbothen ſich alles beyzutragen, was nur die Ruhe in Teutſchland aufrecht erhalten
konnte. Inſonderheit beklagte ſich der Koͤnig gegen der Deputation, daß das Hauß
Theil. Ji Oe⸗
280 Geſchichte oer Herzogen von Wuͤrtenberg,
uud,
16 59. Oeſterreich ſchon fo geraume Zeit n habe die Tech der Kron
Schweden uͤber das Betragen diſes Erzhauſes zur Berathſchlagung kommen zu
laſſen. Nun habe es auch mit dem Churfürſten von Brandenburg diejenigedande feindlich
angefallen, welche es doch in dem Weſtphaͤliſchen Friden zu gewaͤhren verſprochen
habe. Weil er nun dem König von Schweden zu helſfen verbunden ſey, fo wolle
er nebſt dem König in Spanien feine Vermittlung anerbiethen und, wann diſer Vers
ſuch nicht verfangen wuͤrde, ſo ſey er bereit alle ſeine Macht anzuwenden und dem
Koͤnig in Schweden ſeine durch den Friden erhaltene Lande in Sicherheit zu ſetzen.
Weil aber die Chur: Fuͤrſten und Stände des Teutſchen Reichs zu gleicher Huͤlfe
ſich verpflichtet Hätten, fo verlangte er zu Ende des naͤchſtkuͤnfftigen Februarij ders
ſelben Erklärung, weſſen er ſich zu ihnen zu verſehen hätte, indem er den Friden in
Teutſchland auf feſten Fuß zu ſetzen entſchloſſ en und jeder darzu een zu ſeyn . vers
bunden ſey (o).
F. 152.
Diſe lebhaffte e hatte aber keine beſſere Wuͤrkung, als die vorher
gehende. Der Herzog hatte zwar ſeinen Geſandten ſowohl wegen der Schwedi⸗
ſchen geſuchten Gas rantie, als auch wegen feines Beytritts zur Allianz ſchon zu Ans
fang des Chriſt⸗Monats wieder nach Frankfurt geſchickt. Er fand aber die De⸗
putation in vollkommener Unthaͤtigkeit. Dann das Reichs Directorium ließ ſich
in Mittheilung der wichtigſten Schreiben und Memorialien von auswaͤrtigen Koͤ⸗
nigen und deren Geſandten eine groſſe Nachläffigfeit zu Schulden kommen, wor⸗
uͤber Herzog Eberhard ſeine Verlegenheit bezeugte, zumahlen er, wie gemeldt, auch
ſchon Schreiben erhalten hatte, worinn ſie ſich auf die an die Deputation abgelaſ⸗
ſene Erinnerungen berufften und die Kronen ihr Miß vergnuͤgen darüber empfanden,
wie auch die Deputierte ſowohl bey ihnen, als auch bey nicht deputierten Fuͤrſten
und Staͤnden dafuͤr angeſehen wurden, als ob ſie ſich um Beſorgung des Reichs
Wohlfart wenig bekuͤmmerten. Bidenbachs einiges Geſchaͤfft war demnach den
Beytritt zur Allianz vollends zu ſtand zu bringen. Diſes koſtete viele Mühe und
Ueberlegung. Dann die Allierte wollten ſich keine Bedingungen oder Vorbehaͤlte
aufdringen laſſen und hatten dergleichen auch ſchon dem Churfuͤrſten von der Pfalz
abgeſchlagen. Gleichwohl war noͤthig die zwiſchen Oeſterreich und Wuͤrtenberg ob⸗
handene Vertraͤge auszunehmen, damit diſes Erzhaus keinen Vorwand zu Be⸗
ſchwerden nehmen koͤnnte. Und gegen den Allierten mußte man ebenmaͤßig groſſe
Behutſamkeit gebrauchen, damit ſie ſolchen Vorbehalt nicht verwerffen koͤnnten,
weßwegen er denſelben ſehr einſchraͤnkte und in der Ratification des NEN
(o) vid. Beyl. 62. 63.64.
Eilfter Abſchnitt. 35
ſes gegen der Reichs Staͤndischen Allierten verdeckte, daß er ohne Benennung des 1 650
Hauſes Oeſterreich die mit andern Staͤnden obhabende Verträge ausnehmen wol;
le, info fern fie den allgemeinen Reichs geſetzen und dem Fridenſchluß nicht abbruͤchig
ſeyen. In der gegen der Kron Frankreich ausgeftellten Ratifteation hingegen muß⸗
te ſelcher ausgelaſſen werden. Wie dann auch wegen der allianzmaͤſſigen Anzahl
der Truppen ſich Schwuͤrigkeiten zeigten. Dann der Herzog wollte ſeine Landaus⸗
wahl nicht darzu gebrauchen, damit er ſich durch derſelben Schwaͤchung nicht bloß
ſtellte. Geworbene Leute auf die Beine zu ſtellen wollte des Herzogs Un vermögen
nicht erlauben, zumahl der Reſpect deſſelben auch nicht. geſtatten wollte ſich in die
geringſte Claſſe der Verbuͤndeten zu ſetzen. Er erwaͤhlte demnach die Anzahl des
Heſſen⸗Caſſeliſchen Contingents mit 100. zu Pferd und 200. zu Fuß ſolche voll⸗
zählig zu halten, doch, daß man mit Anwerbung der Reuter 115 einige Monate in
Ruh ſtehen ſollte, weil ihr Unterhalt jaͤhrlich ſich auf 1 5900. fl belauffen doͤrffte.
Weher aber ſolcher zu nehmen wär, ſchien guter Rath teur zu kun. Wenigſtens
wußten die Raͤthe kein ander Mittel auszuſinnen, als daß der Herzog andere Ko⸗
ſten und Ausgaben, welche nicht die aͤuſſerſte Roth erforderte, einſchraͤnken und
die dardurch erſparende Gelder darzu anwenden möchte, wobey der Landſchafft ihre
e Meynungen benommen und ſie zu mehrerm Beytrag bewogen werden
koͤnnte. Obwohl nun auf diſe Art der Beytritt geſchehen konnte, fo hielte doch
der Herzog davor, daß, ehe man auch des Chur⸗Pfaͤlziſchen Beytritts verſtchert
waͤr, die Erklaͤrung gegen den Allierten noch nicht formlich geſchehen ſollte. Es
mengte ſich aber die ſchon beruͤhrte Schwuͤrigkeit mit ein, daß Heſſen⸗Caſſel diſen
Churfuͤrſten nicht in der Allianz dulden, ſondern eher ſelbſt wieder daraustretten
wollte, weil er mit feiner Gemahlin, des Landgraven Schweſter, in unverföhn:
licher Uneinigkeit lebte, weßwegen auch der Churfuͤrſt ſelbſt kein groſſes Verlangen
nach diſer Allianz bezeugte Diſe Ruckſicht des Herzogs auf deu Churfuͤrſten woll⸗
te man ihm nun für eine abſchlaͤgliche Antwort aufnehmen, obſchon die Correſpon⸗
denz⸗Linie noch fo nöchig ſchiene, weil der Herzog durch die Pfalz von ſeinen Mit⸗
Allierten ganz abgeſchnitten war. Er ſchickte deßwegen ſeinen Geſandten an den
Churfuͤrſten deſſen eigentliche Geſinnung daruͤber zu vernehmen und ihn zu bitten,
daß er ihm mit dem gleichmaͤſſigen Beytritt nachfolgen moͤchte. Dann er glaubte,
daß ſich ſolche Familien⸗Sachen nicht in die Staats Sachen einmiſchen ſollten.
In Fall einer abſchlaͤglichen Antwort entſchloß er ſich nichts deſtoweniger in das
Buͤndnus einzugehen und ſowohl feine Bundsgenoſſen, als auch der beeden Kronen
Geſandten beweglich zu erſuchen, daß fie diſen Churfürften zu gleichmaͤſſigem Ent⸗
ſchluß vermoͤgen moͤchten. Der nach Heydelberg abgeordnete Bidenbach berichtete
aber den 4. Decembr. daß der Churfuͤrſt wenige Zuneigung mehr, vermutblich mes
gen des Heffen: Wan N zu diſer Allianz e laſſe, fons
i 2 dern
252 Gefcbichre der Herzogen von Würtenberg,
1659 dern empfindlich aufnehme, daß man ihm Bedingungen zu machen verwaigert und
gleichwohl keiner ſchrifftlichen Antwort gewuͤrdigt habe. Der König in Frankreich
achte diſe Allianz nach geſchloſſenem Friden mit Spanien nicht hoch, indem es biß⸗
her kein Anſehen gehabt habe, daß man ſich von derſelben groſſer Thaten getroͤſten
doͤrffte. Der Churfuͤrſt erbothe ſich aber mit dem Herzog eine befondere Abrede
zu treffen, wie ſie einander in widrigen Begegnuſſen zu Huͤlf kommen ſollten. Auf
diſe Pfaͤlziſche Antwort nun fand Bidenbach nicht rathſam des Herzogs genomme⸗
nen Eutſchluß zu eröffnen, bis er von dem Pfaͤlziſchen Vorgeben mehrern Grund
haͤtte. Sie befanden ſich aber meiſtentheils ungegruͤndet, indem eben die Kron
Frankreich inſonderheit auf die Vermehrung oder Verſtaͤrkung diſer Allianz drang.
Der Herzog ließ ſich zwar des Churfuͤrſten Vorſchlag wegen einer Proviſionel-Ver⸗
gleichung nicht mißfallen und erwartete eine naͤbere Andeutung, wie ſolche ein⸗
zueichten feyn möchte, wuͤnſchte aber nur, daß die Allierte dem Churfürſten die ihm
beygebrachte widrige Meynungen zu benehmen ſich bemuͤheten. Er ſelbſt aber woll⸗
te mit dem Beyteitt bey ſolchen Umſtaͤnden nicht laͤnger zuruckhalten, ſondern
trug ſeinem Bidenbach auf ſogleich nach Maynz zu verreyſen und des Herzogs Er⸗
klaͤrung dahin von ſich zu geben, daß er ſich mit diſem Vorbehalt in die Allianz
einlaſſen wollte, wofern dieſelbe die beſtimmte Zeit fuͤrwaͤhrte und man deſſen we⸗
gen anſcheinender Trennung einiger Mit- Allierten verſichert wär. Weil aber das
Unvermoͤgen ſich bey den Auftalten zur Stellung der allianzmaͤſſigen Anzahl der
Truppen noch immer aͤuſſerte, fo ließ er durch den Schwediſchen Mefidenten
Schnoilßky bey dem Franzoͤſiſchen Gravell unterkauen, daß die Kron Frankreich
ihm, wie gegen Chur-Pfalz geſchehen, einige huͤlffliche Hand boͤthe.
g F. 153.
Den 7. Januarij 1669. eroͤffnete alſo Bidenbach dem Churfuͤrſten zu Maynz
den Beytritt und führte ihm zugleich die Sorgfalt des Herzogs ſowohl wegen der
von Tag zu Tag ſich gefährlicher anlaſſender Laͤufften und Kriegs⸗ Unruhen, als
auch der zwiſchen den Deputierten Chur⸗Fuͤrſten und Ständen ſich ereianenden Tren⸗
nungen zu Gemuͤthe, wobey er ihm zugleich von einem Kayſerlicher ſeits begehrten
Durchzug etlicher Regimenter Nachricht ertheilte. Der Churfuͤrſt bedaurte ſowohl
die neu aufgehende Kriegs» Unruhe zwiſchen dem Kayſer und der Kron Schweden,
als auch die unter den Staͤnden entſtehende Mißhelligkeiten wegen Verlegung der
Reichs- Deputation nach Regenſpurg und daß alle feine deßhalben angewandte Muͤ⸗
he vergeblich geweſen. Bey welcher Lage der Umſtaͤnde er nur wuͤnſchte, daß,
wie der Herzog bißher das ſeinige ruͤhmlich nebſt etlichen wenigen andern zur Beruhi⸗
gung des Reichs beygetragen, er damit fortfahren und die widriggeſinnte a Ai
Asa A begreiffen
Ä Eilfter Abſchnitt. i 253
begreiffen möchten. Weil aber diſe auf ihren Meynungen beharrten und alle guͤtli⸗ 1660
che Vergleichungs⸗Mittel verwaͤrffen, fo muͤſſte er es dahin geſtellt feyn laſfen und
koͤnnte frezlich nicht abſehen, was die Fortſetzung der Deputation zu Regeuſpurg für
Nutzen ſchaffen doͤrffte, wann man mit ſo ungleich fuͤhrenden Geſinnungen zuſamen
kommen und mehr ſich untereinander entzweyen und diſputieren, als einmüthig ent⸗
ſchlieſſen wollte. Die Franzoͤſiſche und Schwediſch Schreiben verſprach er naͤchſtens
zur Dictatur kommen zu laſſen. Den Beytritt zur Allianz aber betreffend, fo wuͤſſ⸗
te er keinen Allierten, welcher von diſem Buͤndnus zurucktretten wollte. Der Res
ceſſ erlaube auch keinem einen ſolchen Schritt zu thun, vielmehr gedenke man ſolches
zu beveſtigen. Daß aber Trier und Muͤnſter ſich zur Miteinziehung der beeden Kro⸗
nen,, Braunſchweig und Heſſen⸗Caſſel nicht verſtehen wollen, ſey die Urſach,
weil ſie mit dem Schwediſchen Krieg nichts wollten zu thun haben, gleichwohl ha⸗
be ſich Trier erbotten, wann er zu diſem nicht verbunden wuͤrde, in das Buͤndnus
einzuteetten. Zwar würde man mit der von dem Herzog anerbottenen Anzahl Leute
nicht wohl zufriden ſeyn, indem zwiſchen den Wuͤrtembergiſchen und Heſſen ⸗Caſſeli⸗
ſchen Landen ein groſſer Unterfchied ſey, weil jene an Groͤſſe und Fruchtbarkeit diſe
weit uͤbertreffen. Er wollte aber dem Herzog den Beytritt nicht ſchwer machen, ſon⸗
dern feinem Geſandten befehlen deſſen Anerbieten zu unterſtuͤtzen. Wegen eines
Durchzugs habe er von dem Kayſer auch Erſuch⸗Schreiben erhalten und folchen ers
laubt, aber dabey bedungen, daß derſelbe gegen baare Bezahlung und ohne Aus⸗
ſchweiſſung geſchehen müßte , indem feine Voͤlker im widrigen Fall Einhalt zu thun
bereit waͤren. Dergleichen fernere Aumuthungen abzuwenden ſey die Allianz das be⸗
ſte Mittel. Nach genommenem Abſchid wurde der Geſandte ouf feinem Zimmer
in Geſellſchafft eines Graven von Naſſau, eines Herrn von Sickingen, und einiger
anderer Cavalliere wegen des Churfuͤrſten Unpaͤßlichkeit geſpeißt und hernach durch
den Cammer⸗ Herrn, welcher ihn aufgehohlt hatte, bis an den Rhein begleitet.
Nun meynten zwar die uͤbrige Allierte, daß der Herzog in Anſehung ſeiner ſchoͤnen
Lande wohl 300. Mann zu Fuß und 150. zu Pferd ſtellen koͤnnte, welches auch
ſeinem Reſpect und in dem Reich habenden Anſehen viel gemaͤſſer ſeyn wuͤrde: Der
Herzog ſchuͤtzte aber noch immer das Unvermoͤgen ſeines ſchoͤn und anſehnlich geweſe⸗
nen Landes vor und lieſſ ſich nicht davon abtreiben. Es blieb alſo dabey und wurde
wegen der Art der Aufnahm verglichen, daß ſolches durch einen kurzen Receſſ, wel⸗
chem der Haupt⸗Receſſ von Wort zu Wort einverleibt werden koͤnnte, geſchehen
ſollte. Nur wuͤnſchte er dabey, daß man dem Reeeſſ noch den Vorbehalt wegen
der mit Oeſterreich habenden aͤltern Vertraͤge, ſo weit ſie dem Fridenſchluſſ nicht ent⸗
gegen waͤren, einſchalten und ſich Allierter ſeits auch die Chur⸗Pfalz zu gewinnen
bemühen möchte. Wegen des letztern entſchuldigten fie ſich, daß es nicht in ihrer
Macht ſtuͤnde, indem bekannt ſey, warum diſes Chur⸗Hauß keinen Luft darzu ber
| 5 | 313 zeuge,
2 34 Geſchichte der erzogen von Wuͤrrenberg, Eilfter Abſchnitt.
— — — —
1660 zeuge, die Hindernuſſen aber wegzuraumen nicht wohl möglich wär. Wegen des
aufzuſtellenden Contingents erklaͤrten ſich die Bundsgenoſſen ſehr willfaͤrig, ungeacht
ſie ſich die Hoffnung gemacht hatten, daß ſich der Herzog zu einem mehrern entſchlieſ⸗
fen würde, weil ſte in dem Fall eines Angriffs der Wuͤrtenbergiſchen Lande meiſtens
einen ſo weiten Weeg herbey eylen, mehrere Unkoſten deßwegen auf ſich nehmen
und mit groͤſſerer Anzahl erſcheinen müßten. Gleichwohl verſahen fie ſich, daß,
wann ſich des Herzogs Staat beſſer erhohlte oder die aͤuſſerſte Noth es erforderte,
derſelbe in Ruckſicht auf diſe Willfaͤrigkeit auch mehrere Voͤlker ſtellen wuͤrde. Den
Vorbehalt der aͤltern Verträge hielte man für uͤberfluͤſſig, weil ohnehin niemand
wider dieſelbe zu handlen verbunden wär. Weil aber auch die übrige Allierte vers
mög art. 21. des Haupt »Mecefjes ſich bedungen hatten, daß jedem freyſtehen ſollte
ſich dem Muͤnſter⸗ und Ofnabrügifchen Friden gemäß mit andern Potentaten, Chur⸗
Fuͤrſten und Staͤnden zu verbuͤnden, ſo machten diſe nun, obſchon unter dem Schein
einer Gefaͤlligkeit, auch keine Schwuͤrigkeit mehr den Herzog ſolche ältere Vertraͤ⸗
ge ausnehmen zu laſſen, doch, daß Treu und Glauben gehalten und dasjenige,
worzu man ſich verpflichtet, ohne Gefaͤrde beobachtet wuͤrde. Der Herzog wurde
demnach in die Allianz aufgenommen und empfieng den 4. Febr. den Beytrits⸗Re⸗
ceſſ, welchem er den ratifications-Receſſ anhaͤngte (p)). Kein Mit- Allierter ſchie⸗
ne darüber vergnügter zu ſeyn, als die Kron Frankreich, indem ſelbiger König durch
den Cardinal Mazarin dem Herzog zu diſem Behtritt Gluͤck wuͤnſchen und feines
Beyſtandes verſichern lieſſ, welchem noch diſer beyfuͤegte, daß er auch alle und jes -
de Gelegenheit ergreiffen wuͤrde des Herzogs Bruder Herzog Ulrichen eine ſeinen
Verdienſten gemaͤſſe Beſtallung zu verſchaffen (g).
(p) vid. Beyl. 65. (d) vid. Beyl. 66.
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—
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SN. COE TIN
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N. E FU I
—
Beylagen.
| Num. I.
Bericht der Stadt Blaubeuren wegen Veranſtaltung des ausgeſchrieb⸗
nen Dankfeſtes uͤber erhaltenen Friden.
d. d. 1. Nov. 1648.
2 Durchleuchtiger, Sochgeborner ,
Gnaͤdigſter Kandsfürft und Serr ꝛc.
wer Fuͤrſtl. Gn. ſub dato den 26. Oct. an uns abgangnen Bericht und zuemah⸗
len auch gnaͤdigſtes Bevelch Schreiben haben Wir mit ſchuldigſter Reverenz
empfangen und darauß mit mehrerm, wasmaſſen der nunmehro ſo lang er⸗
wuͤnſchte liebe Friedt völlig beſchloſſen und dahero dem Allerhoͤchſten zu ſchuldigſter
IX. Theil. (A) Danck⸗
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Danckſazung Wir uff Donnerſtag den aten diß eingangenen Nouembris ein Loh und
Danckh⸗Feſt anſtellen ſollen, in Underthenigkeit vernommen. Und wie nun ab diſem
gnäadigſtem Bericht Wir Uns zum hoͤchſten erfrewt, auch darbey Uns gnugſamb er⸗
innern, mit was Landesvaͤtterlicher Vorſorg E. Fuͤrſtl. Gn. bey denen der ganzen
Chriſtenheit hoͤchſtnothwendigſten Fridenstrackaten unſer darbey nit vergeſſen 2 on⸗ |
dern ſo weit gnädigft angenommen, daß wir zuunferen alten Gerechtigkeiten tan insg,
ſpiritualibus, quam in temporalibus widerumben ſeyn gebracht worden, als hu”
gegen E. F. Gn. Wuͤr uns deffen nit allein underthaͤnigſt Höhftfleiffigft mit gebogenen
Knien bedanckhen, ſondern Wir haben auch nunmehr die Anſtalt gemacht, daß uff
morgigen Tag zwo Predigten durch den Herrn M. Georg Huebern Pfarrern zu Ber⸗
meringen und Herrn M. Daniel Zollern, Statt-Ulmiſchen Pfarrern zu Grimmelfin⸗
gen (weil Wir noch mit aigenen Seelſorgern nit verſehen) gehalten und darbey auch
das heylig hochwuͤrdig Abendmahl celebriert werden ſoll, wie dann, ungeachtet vor
6. Wochen viel Unterthanen communiciert haben, ſich heutigs tags uff die 300. Per⸗
ſonen bey der Beicht eingeſtellet. So Ew. Fuͤrſtl. Gn. Wir in Unterthenigkeit nit
verhalten ſollen mit angehengtem herzlichem Wunſch, daß der grundguͤtige Gott Ew.
F. Gu mit beſtendigem Fried und Gluͤckh uͤberſchatten, auch Ew. Fuͤrſtl. Gn. und
Der Fuͤrſtl. Frau Gemahlin, Prinzen und Prinzeſſin mit lang bluͤhender Leibs⸗
Vermuͤgenheit zu alten geſunden langen Tagen barmherziglich ſeegnen und benedeyen
wolle. Datum den 1. Novembr. 1648.
Euer F. Gn.
underthenig gehorſamb und verpflichte
| Br go Capitain
19 Johann Georg Kuͤrſchner,
auch Burgermeiſter und Gericht zu Blawbeuren.
Num. 2.
Wuͤrtemb. Schreiben an Kayſ. May. um Beförderung der Reſtitution.
| sr hide 23. Oct. 1648.
Ae Herr, demnach Ich aus meiner zu Muͤnſter anwefenden Abgeſandten
verſchienen Samſtag durch einen eignen Currier uͤberſchickten Bericht mit hocher⸗
frewtem Ge ſnuͤth vernommen, welchergeſtalten nit allein E. Kay. May. alles dasje⸗
nige, was Chur⸗Fuͤeſten und Staͤnde mit beeden alliierten Cronen zu Oßnabruͤck trackjert,
gehandlet und geſchloſſen, gnaͤdigſt ratificiert, ſondern auch ſowohl von Ew. Kay.
May. alß hoch zedachter beeder Cronen hochanſehnlichen Herrn Plenipotentiariis,
wie auch der Chur⸗Fuͤrſten und Stände Abgeſandten die Inttrumenta pacis under⸗
ſchrie⸗
Bepylagen. 3
ſchrieben und darauff der Friden folenniter publiciert worden: Alß thue E Kay. May.
für Deroſelben zu Beförderung ſolchen hochheylſamen der ganzen wehrten Chriſtenheit
zu ſonderm Troſt und Erquickung und ſonderlich Beruhigung des heyligen Roͤm.
Reichs, unſers allgemeinen geliebten Vatterlands geraichenden Wercks neben andern
Chur⸗Fuͤrſten und Ständen Ich allerunterthaͤnigſten gehorſambſten Dauckh abſtat⸗
ten und zugleich E. Kay. May. darzue von dem Allerhoͤchſten viel Gluͤck, Heyl,
Seegen und alle ſelbſt deliderierende Wohlfarth und daß Seine Goͤttliche Allmacht
E. Kay. May. bey guter, beſtaͤndiger Geſundheit, langem Leben und allem hochge⸗
ſeegnetem Kayſerl. Wohlergehen gnaͤdiglich erhalten wolle, wuͤuſchen, damit Die⸗
ſelbe des nunmehro durch Gottes Gnade geſchloſſenen und publicierten Fridens unter
dem Thron Dero Kay. May. erfrewlich genieſſen und das heyl. Roͤm. Reich unter
Deroſelben langwuͤrigen, glücklichen und fridfertigen Kayſerl. Regierung zu Dero
hohem, glorwuͤrdigſt und unſterblichem Nachrhumb wider in alten Flor und Auffs
nehmen gebracht werden moͤge, darbey Ich auch mich allerunterthaͤnigſt erbiettig ma⸗
che gegen E. Kay. May. mich alß einen getrewen devoten Fuͤrſten dergeſtalten zuerzei⸗
gen, daß E Kay. May. darab jederzeit allergnaͤdigſt Kayſerl. contento und Wera
gnuͤgen haben und tragen ſollen. |
Und demnach E. Kay. May ſich aus angeregtem Friden⸗ Schluß allergnaͤdigſt
erinnern, welchergeſtalten Ich krafft deſſelben in geiſt- und weltlichem, inſonderheit
auch deme, was von E. Kay. May. Erzfuͤrſtlichem Hauß Oeſterreich Inßbruckiſcher
Linie hievor zu deren Handen gezogen worden noch vor Einlangung ſowohl E. Kay.
May. alß beeder Cronen ratification noch elarer und deutſcher Verordnung des Schluß
wieder vollkommen reftituiert werden ſoll: Alß gelangt an E. Kay. May. Mein als
lerunterthaͤnigſt gehorſambſtes Pitten, Sie geruhen die allergnaͤdigſte fuͤrderlichſte
Verordnung zu voͤlliger Execution des Fridens zu thun, inſonderheit aber ſo woln hoch⸗
beſagte Erzherzogl. Inſpruckiſche Linie durch allergnaͤdigſt freundliche ſchrifftliche Kay⸗
ſerl. Erinnerung, alß auch die übrige andere Pofleffores deren mir zugehöriger Stiff⸗
ter, Cloͤſter, Graff⸗Herrſchafften, Städt und Aembter durch Deroſelben Kayſerl.
Edict dem Fridenſchluß gemäß zur fürderlichen reltitution und Abtrettung derſelben
wie auch tradierung aller darzu gehoͤrigen theils noch bey ihren Handen habenden, theils
vor diſem von unſern Kegillraturen, Canzley und ſonſten erhebten documenten nicht
allein allergnaͤdigſt zu erinnern, ſondern auch durch Dero Kayſerl. auctoritæt es das
hin vermitteln, daß die reſtitution dem Schluß gemäß vor Verflieſſung deren zu Eins
langung E. Kay. May. und beeder Cronen ratiheationen beſtimbten Acht Wochen auch
wuͤrklich völlig und ohne ſchwere execution geſchehen möchte, Und ob Ich zwar nicht
zweifle, es werden alle die, fo mir etwas erafft des Fridenſchluß zu rellituigren ver⸗
bunden uff E. Kay. May. an fie ergehendes Kayſerl. Edict ſich zur reſtitution und
Abtrettung gutwillig verſtehen und der * Ai Commiſſarien nicht erwarten: So
(A) 2 pit⸗
€
4 | | Beyla gen.
pitte doch E. Kay. May. ferner allerunterthaͤnigſt, Sie wollen des Herrn Marggra⸗
ven Chriſtian zu Brandenburg⸗Culmbach ed. und Hugo Grafen zu Koͤnigseck Dero
Kayſerl. eventual - commiflion dahin und dergeſtalten aufzutragen Ihro allerands
digſt gefallen laſſen, daß, wann es etwan gegen und wider alles verhoffen bey einem
oder dem andern auſtehen und Ich Sie deſſen berichten werde, daß Sie alßdann die
Execution gegen denjenigen, welche ſich zur reſtitation nicht accommodieren wollen,
nach Anleitung des Fridenſchluſſes vornehmen und alſo executive verfahren moͤgen.
Wie nun dadurch mehrangeregter Fridenſchluß ſchleunig exequiert und die Beru⸗
higung des heyl. Roͤm. Reichs nicht wenig befuͤrdert wuͤrdt: Alſo will auch umb E.
Kay. May. Ich die Mir und meinem Hauß hierinn erweiſende Kayſerl. hohe Gnad
allerunterthaͤnigſt zuverdienen mir die Tag meines Lebens getreulich angelegen [eo ne
ſen ꝛc. ꝛc. Datum Stuttgard den 23. Octobr. Anno 1648.
Num. 3.
Kayſerl. Antwortaufobiges Schreiben.
d. 20. Nov. 1648.
Ferdinand der Dritre von Gottes Gnaden Erwoͤlter ꝛc.
Haien lieber Vetter und Fuͤrſt, Wir haben dr. Eden ſchreiben vom drey und
zweinzigſten Octobris negſthin zu recht empfangen und daraus mit mehrerm ange⸗
hoͤrt und verſtanden, wasmaſſen uns dieſelbe zu deme unlengſt geſchloſſen und publi⸗
cirten Fridenſchluß vorderiſt ganz wolgemeint graiu! eren, auch zu Erzeigung aller be⸗
ſtendigen Trew und devotion ſich gehorſamblich anerbieten, darneben aber wegen re-
ſtitution und Abtrettung deren in Crafft angeregten Fridenſchluß deiner Lden gebuͤh⸗
render Stiffter, Cloͤſter, Graff⸗Herrſchafften, Staͤdt und Aemter ſambt tradition
deren darzu gehörigen Documenten ſowohl umb ſchriſſtliche Erinnerung an unſers
freundlich geliebten Vetters und Schwagers Erzherzog Ferdinandt Carls Eden, ‚alß
auch Verordnung einer Kayſerl. Commillion zue Behueff angeregter reltitution a
Documenten gehorſambſt angelangt und gebetten haben.
Nun thun Wie vorderiſt den von Dr. Lden wegen des erfolgten gridenſchluß ges
thanen wohlmeinenden Wunſch, dann auch die darbey anerbottene Trew und Deuorion
mit gnedigſtem Danckh auf- und annehmen. Und gleichwie Wir an Unſerm Ol th,
was zu Beruhigung des heyl. Reichs, Unſers geliebten Vatterlands immer befuͤrder⸗
und erſprießlich geweſen, niemahlen etwas erwinden laſſen: Alſo ſeindt Wir auch
ſolches ins kuͤnfftig zumahlen in deme, was zu wuͤrcklicher Execution und Vollſtreck⸗
hung angeregten Fridenſchluſſes geraicht, nicht weniger zu erzeigen gnaͤdigſt willig
und genaigt. Geſtalt Wir dann zu conteſtierung deſſen obberuͤerter von Dr. Er ges
uchter
Beylagen. | 5
ſuchter reſtitution halben nit allein an obgedachtes Unſers freundlichen geliebten Vet⸗
ters und Schwagers eden das begehrte Erinnerungsſchreiben, ſondern auch an des
Biſchoffen von Bamberg A. und Marggraff Chriſtians zu Brandeburg Eden alß des
Fraͤnkiſchen Craiſes reſpective ausſchreibende Fuͤrſten und Craiß : Obriſten Unſere
Kayſ. Commiſſion dem Fridenſchluß gemeß ergehen und ausſertigen laſſen, jnmaſſen
D. Eden ſolches aus beyligenden Abſchrifften mit mehrerm zu erſehen. So Wir Des
roſelben in Antwort loco recepiſſe nicht verhalten wollen, Dero Wir mit vetterlichem
Willen, Kayſ. Gnaden und allem guetem wohl beygethan verbleiben. Geben in un⸗
ſerer Statt Wien den zweinzigſten Decembris Anno Sechzehenhundert Acht und
Vierzig, Unſerer Reiche des Roͤmiſchen im zwoͤlfften, des Hungariſchen im drey und
zweinzigiſten und des Boͤheimbiſchen im ain und zwainzigiſten. J Ana
n Serdinandt. f N
Der Schwediſchen Geſandten Ordre an Obriſt Moſern wegen Ab⸗
tretung der Herrſchafft Oberkirch an den Herzog von Wuͤrtenberg.
en ae a ar e ee 1648. % 1 |
Woblckdler und veſter Serr Obriſter und Commendant.
1" hat der Durchleuchtig hochgebohrne Fuͤrſt, Herr Eberhardt Herzog zu Wüͤr⸗
temberg ꝛc. durch feinen allhier habenden Abgeſandten den Edlen und hochgelehr⸗
ten Herrn Johann Conrad Varnbuͤlern zu erkennen geben laſſen, wasgeſtalten Ihre
Fuͤrſtl. Gn. in kraft geſchloſſenen allgemeinen Reichs⸗ Fridens ex capite Amniſtiæ nes
ben andern auch inſonderheit die Ihrn Fuͤrſtl. Gn. occafione diſes Kriegs eingezo⸗
gene Stadt und Herrſchafft Oberkirch, welche von Kapſerl. May. zwar eingezogen
und den Herrn Biſchoffen zu Straßburg nach dem Treffen vor Nördlingen einge⸗
raumbt worden, für dißmahlen als von den König. Schwediſchen Waffen occupiert
in der Koͤnigl. May. zu Schweden unſerer gnaͤdigſten Königin und Frawen Gewalt
und von Benfelden aus mit Volck beſetzt ſeyn und adırini!'riert werden ſollen mit als
len deren pert nentien wider einzuraumen, zu reilituieren und abzutretten und dem⸗
nach gebethen im Namen hoͤchſtgedachter Koͤn May. wollten Wir mit reſlitution
ſolche Stadt und Hereſchafft andern zur Nachfolg ein loͤblichen Anfang machen und
deren wegen an den Herrn Obriſten gebührende Erinnerung laffen abgehen.
Wann Wir dann hochgedachtes Herrn Herzogen zu Wuͤrtenberg Fuͤrſtl. On.
in allen moͤglichen und billichen Dingen zu willfahren nicht allein von ſelbs begierig,
ſondern auch ſolch Ihr Fürft!. Gn. anſuchen dem laſtrumento Pacis und vor höͤchſt⸗
gedacht Ihr Königl. May. zu Schweden glorwürdigſten In ention gemäß befunden,
beynebens wohl wiſſen, daß ein ee vd mehrers S. Fuͤrſtl. On. umb das pu⸗
f 3 dll.
dx
6 RN, Beyla gen.
—
blicum metitiert, alſo tragen deroſelben Wir hierunter begehrter maſſen zu willfahren
kein Bedencken. Und wollte demnach hochgedacht Sein Fuͤrſtl. Gn. oder wer in Ih⸗
rem Namen ſich hierzu legitimiert angeben wird, beſagte Stadt und Herrſchafft Obers
kirch mit ihren pertinentiis auch darzu gehörigen documentis zum Fall einige zu Ben⸗
ſelden oder fonften in des Herrn Obriſten Handen zu Ihrer Fuͤrſtl. Gn. freyer ſelbs⸗
beliebender Adminiſtration mit Erſetzung der Aembter, Nieſſung der Einkuͤnfften,
Huldigung der Burger und Unterthanen auch allen andern ante hos motus darauff
hergebrachten Rechten und Gerechtigkeiten der Herr Obriſte, darzu Er auch ſelbs
wird geneigt ſeyn, cedieren, abtretten und wieder einraumen, alſo Sein Fuͤrſtl.
Gn. wieder in vorige vollkommene pollelſion kommen laſſen und da S. Fuͤrſtl. Gn.
jemand hieran Hinderung zu thun ſich unternehmen wollte, Dieſelbe nach Gelegen⸗
heit helffen manutenieren alles nach Anlaß des geſchloſſenen, unterſchriebenen und pu-
blic ierten Fridens. Was aber die bishero daſelbſt gehabte Garnilon betrifft, muß
ſolche vermoͤg mehrgedachten Fridenſchluſſes bis zur Auswechßlung der ratitication
darinn verbleiben und mit nothwendiger Verpflegung verſehen werden. Doch wann
hierunter Ir Fuͤrſtl. Gn. einige lublevation und Erleichterung derſelben ohne ander⸗
wertige Gefahr geſchehen kan und mag, ſo mögen Wir es Deroſelben auch wohl goͤn⸗
nen und hierinn ‚gratificieren, Womit naͤchſt Empfehlung goͤttlicher Obſicht Wir
hinwiderumb verbleiben ET „
des Herrn Obriſten 1 e en
f | Freund⸗ und Bereitwillige
Johann Oxenſtirn. Johann Adler Salvius,
71 n Num. 5. SET; Ar : Gar. en
Ausſchreiben des Cloſter⸗Inhabers zu Adelberg an feine Untertha⸗
nen wegen Verabfolgung der Gefaͤlle. d. d. 8. Nov. 1648.
Euch Adelbergiſchen Schultheiſſen, Gerichtsgeſchwornen und Unterthonen iſt Wars
nungsweis kundt zuethun befohlen worden, weilen bey denFtidens tractaten von
Anfang biß anjetzo zwiſchen ein und anderm Theil vielmahlen bedingt und vorbehalten,
daß die abgeredte Articul nicht guͤltig ſeyn ſollen, biß der general⸗ Frid ſein endlin
che Vollkommenheit erreicht; Weilen auch bedingt und verglichen, daß diejenige, ſo
den andern etwas abtretten und einraumen ſollen, fo lang, biß durch die Kayſerl. Com⸗
miſſarien die Aus⸗ und Einantwortung verfuegt ſeyn werde, in poſſeſſion und wuͤrk⸗
licher Nutznieſſung der Gefaͤll und Einkommen verharren und ihnen kein Eintrag ge⸗
ſchehen ſolle; Weilen auch ſonſt mit den reflituirenden Cloͤſtern noch die Meinung
ganz nicht habe, daß Sie der Herrſchafft Wuͤrtemberg wieder ſollen an,,
en
1
Ne er
den in Betrachtung, daß in Meinung noch der proteftierenden und laut des Schwe⸗
diſchen Fridens-Inſtruments die mehrern Stimmen in Religions » Sachen nicht gel⸗
ten, ſondern alle zuemahl erfordert werden, nun aber eine groſſe Amahl der Stände
in diſe der Cloͤſter Aenderung niemahlen gewilligt, der Paͤpſtl. Stuhl und die Ordens⸗
leut dawider Proteltirt, der Friden noch nicht unterſchrieben, vielweniger von prin-
eipaln ratißciert und genehm gehalten, keine Kayſerl. Commillarii verordnet, noch
vielweniger der erecution der vornehmbſten Fridens ⸗ Articuln einiger Anfang gemachtz
Weiln Ihr derjenigen Pflichten, mit denen Ihr durch Kayſ. May. Anno 1630. an
Ihre Gu. den Herrn Prelaten gewieſen, noch keines Weegs entlaſſen, Alß ſeyen Ihr
von denjenigen, die Euch contrarium fuͤrmahlen und unter dem Schein, als wann
ſchon alles richtig were, von der gelobt und geſchwornen Obrigkeit abziehen und ohn⸗
geacht, daß Ihnen ſolches von der Herrſchafft Würtemberg niemahlen befohlen,
die Gefaͤll dem Herrn Prelaten zulieffern verbiethen, abermahlen heſſlich hinter das
Liecht und in groſſen Irrthum geführt worden auch wann Ihr nicht alßbalden umb⸗
kehren, Ewer Pflicht inachtnehmen und Ihro Gnaden dem Herrn Prxlaten und deſſen
uachgefistenden ſchuldigen Gehorſam laiften , die Gefaͤll raichen und anders, was
gehorſamen Unterthonen obligt, vollziehen, euch frembder Herrſchafft euſſern und
wenigſt fo. lang, biß Ihr von Kayſeel. Commiſſion Ewer gegen Herrn Prælaten ob⸗
habender Pflichten erlaſſen und anderwerts angewieſen ſeyn werden, Ihre Gnaden
und dero Beampten trew, hold und gewertig verpleiben, als meineydige h ertiglich
geſtrafft werden, darvon Euch weder der Vogt von Schorndorff, noch der hungeri⸗
er Kapeller retten wuͤrdt. Ihr fehen ja wohl, daß der Prelat noch im Beſitz des
loſters und alſo Ihr als dem Cloſter zugehörige niemand andern dann dem Frala-
ten anhangen könden und ſollen. Der widerſpennig Kapeller und fein intention iſt euch
vorhin bekandt, ihne verlangt widerumb ein Cloſter⸗Suppen zu eſſen, dahero er
die Gefäll verbietet. Werdet Ihr Ihme folgen, fo werdet Ihr dem Herrn Prælaten
die Gefaͤll und noch fo viel darzue Straff zuegeben gezwungen durch Mittel die Euch
eoften werden und Ihr euch jetzt nicht einbildet. Als anno 1630, die geiftlichen ,
anno 1632. die Herrſchafft Wuͤrtemberg, anno 1634. wieder die Geiſtliche ins
Cloſter kommen, koͤndt Ihr euch erinnern, daß einiger Unterthon fein dem einen
Theil allberait geluͤfferte Gefaͤll noch mahln zu lieffern gezwungen worden. Wann
nun ſolches damahln zu lieffern gezwungen worden. Wann nun ſolches damahln
nicht geſchehen, warumb jole Ihr euch des ungehorſamen Kapellers, der Ewer
Freund nie geweſen, leere Trawwort von Ewrer Schuldigkeit abhalten laſſen. Diß
ft Euch zum Ueberfluſſ, damit Ihr Euch vor Unglückh hüͤeten koͤnndt, anzufügen
befohlen. Actum den 8. Novem br. Anno 1648. a
Aus Befelch Ihro Gnaden. Adelbergiſche Canzley.
Num, 6.
8 Beylagen.
Num. 6. |
Schreiben des Churf. von Mainz an Herzogen zu Wuͤrtemberg we
gen Abtrettung des Cloſters Murhard. den 2, Nov. 1648. i
Ulber Freundlich Dienſt, auch was Wuͤr Liebs und Guets vermoͤgen, zuevor c.
Hochgeborner Fuͤrſt, beſonder lieber Freundt, Wir ſetzen auſſer allem Zweifel,
E. Eden werden bereits vor Einlangung diſes die erfrewliche Zeitung vernommen has
ben, welchergeſtalt durch goͤttliche Grad: Verleihung der von jedermenniglich fo hoch
defiderierte Friden den 24. nechſtoerwichenen Monats Octobris dermahlen eineſt ger
I
ſchloſſen, die Infirumenta Pacis Gallo - Suecicæ ſubſeribiert, in locis tractatuum mit
gewohnlichen Solennitæten publiciert und darauf die Currierer umb Einftellung Ich
hoftilitzten zu den Armeen fpediert und verſchickt worden, darfür dem Allmechtigen
immerwerendes Lob, Ehr und Dank zu ſagen iſt. 90% Wall
Wann nun unter anderm auch in ſolchem Fridenſchluſſ verſehen, daß diejenige
Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnde des Reichs, fo in crafft deſſen etwas zu reftituieren ſchul⸗
dig, daſſelbe nach erfolgter publication thuen ſollten und dann hiebevor vigore des
Kayſerl. ausgelaſſenen Edicts das Cloſter Murrhard Benedictiner Ordens beſetzt
worden, Wuͤr aber dasjenige, was ſolcher Fridensſchluß mit ſich pringt, unſers
theils zue volnziehen erbietig ſeind, zue dem Ende auch jetzigem Praͤlaten ermelten
Eloſters die erheiſchende Notturfft allſchon anbefohlen haben: Als ſtellen Wuͤr E.
Eden anheim, ob Sie derenthalben jemands der Ixigen daſelbſthin abzufchicken ges -
meint ſein moͤgen, wuͤrdet es uf ſolchen Fall an deſſen widerabtrett⸗ und einraumung
gar nicht ermanglen, wornach E. Eden ſich zu richten und uns benebens zue angenem⸗
ber Dienſterweifung genaigtwillig haben. Datum Aſchaffenburg in unſer St. Johanns⸗
burg, Freitag nach St. Martini unſers Erzbiſchoffs Patronen tag, den 13. No-
vembr. 1648. 5
N f Num. 7.
—
Schreiben des Biſchoffs zu Bamberg an die Inhaber der Cloſtr we, |
gen Abtretung der Würtemb. Cloͤſter. d. d. 16. Nov. 1648.
Melchior Otto. Fe. 7
Wos der allgemeine publicierte Fridenſchluſſ in puncto Amniſtiæ & gravaminum
tam eceleſiaſticorum, quam politicorum diſponiert, auch ohnlaͤngſt derenthal⸗
ben die Roͤmiſche Kay. May. ins Reich fuͤr Edicta unter dato den 7. Novembris
naͤchſthin auskuͤnden laſſen, iſt Euch ohne unnoͤthiges weitſchweiffiges erinnern vor⸗
hin bekannt, worbey Wir aber nicht pergen mögen , daß jetzt allerhoͤchſtgedacht Kay.
May. noch über diß uns und des Herrn Marggraff Chriſtians zu Brandenburg *
als
Beylagen. 9
als beeden ausſchreibenden Fuͤrſten des Fraͤnckiſchen Crayſes allergnädigfte fpecial-
commiſſion aufgetragen uffn Fall Ihr und alle andere, welche in dem Herzogthum
Wuͤrtemberg einige reltitutiones und Abtrettungen zu thun ſchuldig, auch ohne das
in dem Infirumento Cæſareo - Suecico benambſet ſich nicht von ſelbſten accommodie—
ren wuͤrden, daß alſobalden Wir die aus ſchreibende Fuͤrſten die darinn bedingte Execu-
tion uͤbernehmen ſollten. Wie nun Wir alß ſelbſt ein geiſtlicher Stand diſer Kay⸗
ſerl. Commiſſion gern, maſſen Ihr ohnſchwer zu ermeſſen, entuͤbriget bleiben moͤch⸗
ten, alſo erſuchen Wir Euch hiemit guter Wohlmeinung Ihr wollet an der Herrn
Chur ⸗Fuͤrſten zu Maynz und Bayern Ld. Lden, ſo mit dergleichen reftiturionen ,
wie Wir vernehmen, bereits vorgangen, ein Exempel nehmen und fuͤr Euch ſelbſten
noch in rechter Zeit, was Euch in krafft des Inſtrumenti Pacis obligt, gutwillig,
weil es doch nunmehr nicht anderſt ſeyn kan, abdretten, auch diſe unſere Erinnerung
beſtens vermercken, verbleiben Euch im uͤbrigen ꝛe. Bamberg den 16. Novembr. 1648.
Num. 8.
Schreiben des Biſchoffs von Coſtanz an den Propſtey Adminiſtratorn
zu Stuttgard D. Darath wegen Abtrettung ſeiner daſigen Propſtey.
* - g d. d. 2 2, Dec. 1 648. /
Franciſc Johann ꝛc.
Wir haben Ewer Schreiben vom 26. ten vergangenen Novembris und darmit ver⸗
nommen, daß im Namen des Herzogen zue Wuͤrtemberg Eden durch den Stadt⸗
Vogten zu Stuttgardten Euch die Infinuation beſchehen, daß Ihr auff nunmehr aller
Orten außgekuͤndeten Fridenſchluſſ, krafft deſſen Sr. Lden in geiſtl. und Weltlichen
in den alten Stand zue reſtituiren, Ihr die Propſtey ſamt deren zugehoͤr abtretten
ſollen. Wann Wir nun die Euch gethane zumuthung dem erſtangedeuten Friden⸗
ſchluſſ allerdings gemaͤs und darbey fo viel befunden, daß weder die von Euch ange⸗
zogene Kayſerl. Immiflion noch der gegen uns tragende relpeck euch diß Orts länger
vorſtaͤndig ſeyn mögen, angeſehen allerhoͤchſt erwehnt Ihr Kay. May. nit allein durch
Dero in das Reich ausgefandte Kayſerl. Edicta die Volltiehung alles deſſen, fo in
demſelben Fridenſchluſſ verglichen, allergnaͤdigſt anbefohlen, ſondern auch ferners zu
wuͤrklicher execution deſſelben in dem Herzogthum Wuͤrtemberg Ihr Kayſerl. Com-
miſſion auf den Herrn Biſchoffen zue Bamberg und Marggraven zu Onolzbach Lden
ertheilt und angeordnet: So ſehen Wir nit, warumben Ihr dem Kayſerl. Befelch
zue parieren und die Propſtey mit aller deren pertinenzien, fo viel Ihr deren im Bes
ſatz gehabt, völlig abzuetretten ferners Bedencken machen oder der execution erwar⸗
ten ſollen. Es wurdt auch Ewer Principal, in deſſen Namen Ihr bißhero in Wars
waltung der Probſtey geſtanden, bey nunmehr bewandten Dingen euch deßwegen un⸗
IX. Theil. (8) ’ guͤet⸗
10 Beylagen.
guͤetlich zu mainen nit Urſach haben, ſondern dem Weſen feinem ungeſperrten Lauff
laſſen muͤſſen. Wollten in Antwort zuer Nachricht nit verhalten, euch beyneben mit
Gnaden wohlgewogen bleiben. Reichenaw den 12. Decembr. 1648. ar
Num. 9.
Kayſerl. Commiſſions Schreiben auf den Biſchoff zu Bamberg und
Marggraven zu Culmbach den Herzegzu Würtenb. zu relutuieren.
d. d. 20. Nov. 1648. f
Ferdinand der Dritte ꝛc. N
Ebzuoperige und Hochgeborner liebe Oheim, Fuͤrſten und andaͤchtiger, deiner
Andacht und den iſt vorhin wiffend und bekanndt, wasmaſſen die zwiſchen uns
fern und beeden confœderierten Kronen ſowohl Frankreich, als Schweden gevoll⸗
maͤchtigten Geſandten zu Muͤnſter und Oſnabruͤgg angeſtellte und nun eine geraume
Zeit gewährte Fridenshandlung mit Zuthun und Beliebung Unſerer und des Heyl.
Reichs darzu abſonderlich beruffener Chur Fuͤrſten und Stände dermalen eins zu En⸗
de gebracht und der Frid mit erſtbeſagten beeden Cronen den 24. O&obris nechſthin
gaͤnzlich geſchloſſen, underſchrieben und folgenden Tags zu menniglichs Wiſſenſchafft
publiciert worden. Nun iſt in diſem Fridenſchluß unter anderm auch außdruckhlich
verſehen, fo baldt das Inſtrumentum pacis von allerſeits gevollmaͤchtigten Geſandten
unterfchrieben und befiegelt feyn werde, alle Feindſeligkeiten eingeſtellt und was in di⸗
ſem Fridenſchluß verglichen worden, beederſeits ſtracks vollogen und zu Werck ges
richtet werden ſolle und daß Wir zue ſolchem Ende von obhabenden Kayſerl. Ambt wer
gen offene Edicta und Patenten ins Reich publicieren und allen denen, welche vermuͤg
diſer Abhandlung und Vergleichung etwas wider abzurretten, zuerſtatten und zuelai⸗
ſten ſchuldig und verbunden ſeindt, ſolchem ohne Außflucht und Schaden vergliche⸗
ner maſſen innerhalb der von dem geſchloſſenen Friden an biß zu einbringung der ra-
tification beſtimbter Zeit nachzukommen und zumahlen auch denen ausf; chreibenden Fuͤr⸗
ſten und Craiß⸗Obriſten ernſtlich befehlen wollten, daß Sie auf anſuchen deren, wel⸗
chen etwas aß zutretten der verglichenen Executions-Ordnung und diſen Abhandlun⸗
gen gemeß eines jedwedern relſitution befuͤrdern und vollpringen mit diſem fernern An⸗
hang, weilen Sie die ausſchreibende Fuͤrſten und Crayß⸗Obriſten in ihrer ſelbſt aig⸗
nen Sach und reſtitution die execution zu führen für unfähig gehalten werden, daß
auf ſolchen Fall, ſowohl auch, wann dieſelbe ſich dergleichen Commiſſion zu under:
fangen verwaigerten, die nechſtgelegene Craißausſchreibende Fuͤrſten oder Craiß Ober⸗
ſten auch in andern Craiſen diſer execution auf begehrn der reſtituendorum ſich un⸗
dernemmen und ſolche werckhſtellig machen ſollten. Da auch jemand aus N re-
tuen-
Beylagen. Be 1·
Aituendis hierzue Unſere Kayſerl. Commiſſarien zu gebrauchen der Notturfft zu fein
erachten wuͤrde, daß Ihnen ſolche ohne Auffenthalt verwilligt und ertheilt werden.
Auf welchen Fall dann und damit die Wuͤrcklichkeit deſſen, was alſo verabſchiedet
worden, deſto weniger verhindert werde, ſowohl denen abtrettenden, als denen, wel⸗
chen etwas abzutretten iſt, zugelaſſen ſein ſolle, gleich nach beſchloſſenem und unters
ſchriebenem Friden beederſeits zween oder drey Commiſſarios zu benennen, aus denen
Wir einen von dem reſtituendo und den andern von dem reſtituente benannten, doch
in gleicher Anzahl von beeden Religionen erwehlen und denſelben befehlen ſollen alles,
was diſer Vergleich mit ſich bringt, ohne Verzug zu vollziehen. Da aber derjenige
Theil, ſo etwas abzutretten, zu erſtatten oder zu laiſten ſchuldig, in Benennung ſol⸗
cher Commiſſarien faͤumig erſcheinen ſollte, daß Wir alßdann aus denen von dem re-
ſtituendo benennten Commiſſarien einen erkieſen, den andern aber unſers gefallens jes
doch mit obbedeuter gleicher Anzahl von beederley Religion beyordnen und denſelben
aller widrigen Exceptionen ungehindert die Execution vorzunehmen anbefehlen wollten.
Wann dann in ſolchem Fridenſchluß under anderm auch geordnet, wie und wel⸗
cher geſtalt Unſers lieben Vetters und Fuͤrſten, Herzog Eberharden zu Wuͤrtenberg
L. in Geiſt⸗ und Weltlichen Sachen und zwar noch vor Einlangung allerſeits Rati-
Hcationen reſtituiert werden ſolle, und aber weder S. L. als ausſchreibender Fuͤrſt und
Craißobriſter in Unſerm und des heyligen Reichs Schwaͤbiſchem Crayß in eigner
Sach und reſtitution, noch auch Dero mitausſchreibender Crayß Fuͤrſt des Biſchoffen
zu Coſtanz A. als welche etlicher geiſtlicher Stifftungen halben Diecclanus und daher
ro interefliert ſolche execution ſelbſt führen koͤnnen und derwegen Uns in erafft ob an⸗
geregten Friden Schluſſes mit Benennung zweyer Commiflerien allerunterthaͤnigſt
angerueffen und gebetten, daß Wir ſolchen benennten Perſonen Unſere Kayſerliche
evyentual Commiflion dahin und dergeſtalten aufzutragen geruheten, damit, wann
etwa bey einem oder anderm, deme einige rellicution obligt, es wider verhoffen ſich
verweilen und anſtehen moͤchte, alßdann die Commiflarii auf erſuchen die Execution
wider diejenige, fo ſich zur reſtitution nit accommo dieren wollten, vermoͤg obberuͤer⸗
ten Fridenſchluſſes vornehmen und davon ſich nichts abhalten oder hindern laſſen folk:
ten, und Wir nun diſes des Herzogen zu Wüͤrtenberg L. beſchehenes allerunderthenig⸗
fies Anſuchen und Bitten mehrbemelltem Fridenſchluß gemeß befinden, Uns auch in
erafft deſſelben und aus tragendem Kayſerl. Ambt obligt dahin zu ſehen, daß alles,
was diſer Fridenſchluß mit ſich bringt, dem klaren Inhalt nach und der darinnen zu
Einbring⸗ und Auswechßlung allerſeits ratificationen benennter Zeit vollzogen werde.
Hierumben und dieweilen des Schwaͤbiſchen Crayſes ausſchreibende Fuͤrſten und
Crayß Obriſter diſe Commiſſion und execution aus obangezogenen Urſachen zu fuͤh⸗
ren unfaͤhig, So haben Wir in Anſehung deſſen und nach Anleitung beſagten Friden⸗
ſchluſſes Deine A. und L. alß ecken e Fraͤnckiſchen Crayſes mitausfchreibens
8 2 d den
12 0. Beyladen
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— — zus
den Fuͤrſten und Craiß⸗Obriſten zu Unſern Kayſerl. Commiſlarien erkieſet und vers
ordnet und befehlen ſolchemnach Deiner A. und L. hiemit gnaͤdiglich, geben Ihnen
auch darzue Unſere Kayſerl. Vollmacht und Gewalt und wollen, daß Deine A. und
Eden ſich diſer Unſerer Kayſerlichen Commiſſion unbeſchweret, gutwillig und zwar
folgender geſtalt unterziehen und beladen, nemlich und zum fall wider verſehen einer
oder der ander dasjenige, warzue er in krafft vielgedachten Fridenſchluſſes verbunden
noch vor Ausgang der zue Einbrings und Außwechßlung der Katification beſtimbter
Zeit nicht reftituieren, abtretten, geben, thun und laiſten würden , alßdann Deine
A. und L. an Unſer ſtatt und in Unſerm Nahmen ſelbſt oder durch Dero ſabdelegierte
mehrgedachtes Herzogen von Wuͤrtenberg eden auf Dero erſuchen zu demjenigen, wars
zu Dieſelbe in Crafft offtgedachten Fridenſchluſſes befuͤegt, der verglichenen Executiongs
Ordnung gemaͤß wuͤrckhlich verhelffen und ſich daran in keinerley Weiß, noch Weeg
hindern oder auffhalten laſſen. 5 a pi BT
An dem vollbringen Deine A. und L. was vielbeſagter Fridenſchluß erfordert,
Dero Wir mit ꝛc. 26 Wien den 20. Novemb ris Anno 1648. |
Num. 10. . 0 Dr
Kayſerl. Schreiben an Erzherzog Carln wegen der Wuͤrtenbergiſchen
Reſtitution. d. d. 20. Nov. 1648, 5
5 A Hochgeborner, lieber Vetter Schwager und 8 uͤrſt.
E. Eden iſt vorhin wiſſend, und bekannt, waßmaſſen die zwiſchen unſerm und
beeder confaederierten Cronen, ſowohl Franckreich, als Schweden gevollmaͤchtigten
Geſandten zu Münfter und Oßnabruͤga angeſtellte und nun eine geraume Zeit gewaͤhrte
Fridens handlung mit Zuthun und Beliebung unſerer und des heyl. Reichs darzue ab⸗
fonderlich berueffener Chur Fürſten und Staͤnd dermalen eins zu Ende gebracht und
der Frid mit erſtbeſagten beeden Cronen den 24. Octobr. negſthin gentzlich geſchloſſen,
unterſchrieben und folgenden Tags zue maͤnniglichs Wiſſenſchaſſt publicirt worden.
Nun iſt in diſem Fridenſchluß unter anderm auch ausdruckenlich verſehen, fo bald das
Inftrumentum pacis von allerſeits gevollmächtisten Geſandten unterſchrieben und beſi⸗
gelt ſeyn werde, alle Feinsthaͤtlichkeiten eingeſtellt und was in diſem Fridenſchluß ver⸗
glichen worden, baiderſeits ſtracks volnzogen und ins Werck gerichtet werden ſolle und
daß Wir zue ſolchem End von obhabenden Kayſerlichen Amts wegen offene Edicts und
patenten ing Reich publiciren und allen denen, welche wermöa difer A handlung und
Vergleichung etwas wieder abzutretten, zu erſtatten und zu laiſten ſchuldig und verbun⸗
den ſeindt, ſolchem ohne Ausflucht und Schaden verglichener maſſen itinerhalb der
von dem geſchloſſenen Friden biß zu Einbringung der Ratification beſtimbten Zeit nach⸗
zukommen und zuemahlen auch denen außſchreibenden Fuͤrſten und Craiß⸗ N
, ern
Beylagen. a 13
m
ernſtlich befehlen wollten, daß Sie auf anfuchen derer, welchen etwas abzutretten,
der verglichenen Executions Ordaung und diſen Abhandlungen gemäß eines jedwe⸗
dern Keſtitution befördern und vollbringen mit diſem fernern Anhang, weilen Sie
die ausſchreibende und Crayß⸗Obeiſten in Ihrer ſelbſt eigenen Sachen und reſtiturion
die Execution zu füeren für unfähig gehalten werden, daß auf ſolchen Fall ſowohl auch
wann Dieſelbe ſich dergleichen Commiſſion zu unterfangen verwaigerten, die nechſtge⸗
legene Craiß⸗ Obriſten auch in andern Craiſen diſer Execution auf begehren der re-
ſtituendorum ſich unternemmen und ſolche werckſtellig machen ſollten. Da auch je⸗
mand aus den reſtituendis hierzu unſere Kayſerl. Commiſſſ rien zu gebrauchen der Not⸗
turfft zu ſein erachten wuͤrde, daß Inen ſolche ohne Auffenthalt verwilligt und ertheilt
werden, auf welchen Fall dann und damit die Wuͤrcklichkeit deſſen, was alſo verab⸗
w
ſchiedet worden, deſto weniger verhindert werde, ſowohl denen abtrettenden, als de⸗
nen, welchen etwas abzutretten iſt, zugelaſſen ſeyn ſolle, gleich nach geſchloſſenem
und unterſchriebenem Friden beederſeits zween oder drey Commiflarios zu benennen,
aus denen Wir einen von dem reſtituendo nnd den andern von dem reſtituente benannten,
doch in gleicher Anzahl von barden Religionen erwaͤhlen und denſelben befehlen ſollen, alles
was diſer Verglich mitſich bringt ohne Verzug zu volnziehen. Da aber derjenige Theil, ſo et⸗
was abzutretten, zu erſtatten oder zu laiſten ſchuldig iſt, in Benennung folder Commiſſa⸗
rien ſaͤumig erſcheinen ſollte, daß Wüt alß dann aus denen von dem reſtituendo benannten
Commiflar'en einen erkieſen, den andern aber unſers Gefallens jedoch mit vorbedeuter
gleicher Anzahl von beederley Religionen beyordnen und denſelben aller widrigen excep⸗
tionen ungehindert die Execution vorzunehmen anbefehlen wollten.
Wann dann in ſolchem Fridenſchluß unter anderm auch verordnet, wie und
welchergeſtalt unſers lieben Vettern und Fuͤrſten, Herzog Eberharden zu Wuͤrtenberg
Eden in Geiſt und Weltlichen Sachen und zwar noch vor Einlangung allerſeits rati-
ficationen reſtitujert werden folle: Und aber weder S. Lden als ausſchreibender Fuͤrſt
und Crayß⸗Obriſter in unſerm und des heyl. Reichs Schwaͤbiſchen Crayß in aigner
Sache und reſtitution, noch auch Dero mitausſchreibender Craiß⸗Fuͤrſt, des Bi⸗
ſchoffen von Coſtanz Andacht, als welcher etlicher geiſtlichen Stifftungen halben Die»
ceſanus und dahero interefliert , ſolche Execution ſelbſt führen koͤnnen und dahero Uns
allerunterthaͤnigſt angerueffen und gebethen, daß Wir E. Eden nit allein zu forderſa⸗
mer reltitution und Abtrettung deren noch von dem Herzogthum Wuͤrtenberg in Bas -
ſitz habender Cloͤſter, Gras : Herrſchafften, Staͤdt und Aemter, ſondern auch tra-
dierung aller darzu gehoͤrijen und in Hand habenden documenten freund- gnaͤdiglich
vermanen und es dahin vermittlen wollten, damit die reſtitution dem Fridensſchluß
gemes noch vor Wrflieffnng derer zu Einlangung unſerer und der beeden Cronen rati-
ficationen beſtimbten Acht Wochen wuͤrcklich, völlig und ohne ſchwere Execution ere
folgen und zu Werck eee und Wir nun diſes des Herzogen zu Wuͤr⸗
| “ 9 3 ten
14 | Beylagen.
tenberg Lden beſchehenes allerunterthaͤnigſtes Anſuchen und Bitten mehrbemeldtem
Fridens⸗ Schluß gemes befinden, uns auch in crafft deſſelben und austragendem Kay⸗
ſerl. Ambt obligt dahin zu ſehen, daß alles, was diſer Fridenſchluß mit ſich bringt
dem klaren Juhalt nach volnzogen werde. Hierumben fo erſuchen Wir E. Lden hiemit
ſreundt⸗Vetter⸗Schwager⸗- und gnaͤdiglich, Sie wollen die Verordnung thuen und
verfuͤegen, damit mehrgedachtes Herrn Herzogen zu Wuͤrtenberg Lden dasjenige, ſo
derſelben in Crafft und nach Inhalt mehebemeldten Fridenſchluß gebuͤrt, noch vor
Außgang der zu Einbring⸗ und Außwechßlung obgedachter Ratilicationen beſtimbter
Zeit völlig und ohne Abgang reſtituirt, erſtattet und abgetretten werde. An dem voll:
bringen ꝛe. Wien den zo, Novembr. 1648. ER g
Num. II. |
Proteftation des Inhabers des Cloſters S. Georgen wider den Weſt⸗
phaͤl. Fridensſchluß. d. d. 14. Dec. 1648. .
Wir F. Georgius Canonice Erwehlt und beſtaͤtiger Abt, auch Prior und Convent
des Gotteshauſes St. Georgen auff dem Schwarzwald S. Benedicti Ordens
und Coſtanzer Biſtumbs thuen hiemit allermaͤnniglich kundt und zu wiſſen, demnach
Wir nicht ohne billiches befrembden vernemmen, daß in Crafft des zu Oßnabruͤg
und Muͤnſter gemachten Fridenſchluſſes und ergangener Kayſerl. Befehlen die geiſt⸗
liche Guͤther, darunter auch gemeldt unſer coram ſummo Tribunali in Imperio mit
Urtheil und Recht erhaltenes GOtteshauß St. Geoͤrgen begriffen, dem Herrn Her⸗
zogen zu Wuͤrtemberg wieder abgetretten werden ſollen. Alß haben Wir uns mitein⸗
ander, ſo viel ſolches die Zeit und Gelegenheit zugelaſſen, unterredt, was Wir uns
bey fo wichtigem Werck zu verhalten haben, das allerſeits gegen GOtt und der
Welt inſonderheit aber der lieben poſteritæt zu verantworten ſen. Weil Wir ung.
dann allervorderſt aus H. Schrifft zu berichten haben 1.) daß man Gott mehr dann,
den Mentſchen zu gehorſamen ſchuldig. 2.) In meinen des Praͤlaten eben ſo wenig,
als unſer des Convents Macht nicht ſtehe unſer anvertrawtes Stifft ohne der hoͤchſt⸗
geiſtl. Obrigkeit wiſſen und Willen zu Nachtheil der Ehre Gottes und verſchuͤmpfung
Cathol. Religion andern bevorab weltlich und Uncatholiſchen abzutretten, beſonder
weilen 3.) wiſſendt, daß ſelbige hoͤchſtgeiſtliche Obrigkeit als die Paͤpſtliche Heilig⸗
keit und Ordinum Kegularium Capita & ſuperiores diſſentieren und 3.) der Oßna⸗
bruͤgiſche Schluß vor kein coneluſum Imperiale gehalten werden koͤnnte, ſondern ein
compoſitum von unzaͤhlbaren offenbahren nullitæten, weder den Goͤttlichen Natuͤrli⸗
chen Rechten, noch den Reichsſatzungen gemaͤß, ſondern denſelben, ja auch bo-
nis moribus & Juri gentium in unterſchiedliche Weeg zuwider und nee quoad modum
tractandi, nec quoad ſubſtantiam auff einerley Weiß oder Weeg jultificierlich, von
g N dem
# Beylagen. | 15
— en nn —
dem H. Apoſtoliſchen Stul und deſſen zu Muͤnſter anweſendem Herrn Nuncio , wie
nicht weniger von vielen ehrlichen Gott liebenden und gewiſſenhafften Churfuͤrſten und
Staͤnden contradiciert, fuͤr nicht und null gehalten. So dann 5.) ferners von
ſich ſelbſt kundhar, daß die Catholiſche Kirch den politiſchen weltlichen Magiſtrat,
auch der Kah Hoheit ſelbſten den Gewalt in Religions- und Kirchen⸗ auch geiſtlichen
Guͤther Sachen zu diſponiren, SS. Canones zu abrogiren, die geiftliche als Landfrid⸗
brecher zu erklaren und privatlone aliisque pœnis zu beſtraffen, die concordata Sedis
Apoſtoſicæ aufzuheben, die in jure naturæ fundirte proteftationes der Höchftbetrangs -
ten Geiſtlichkeit zu enerviren niemahlen geſtanden, ſondern jederzeit, wie noch heu⸗
tiges Tages contradicirt und mit Vergieſſung vieler tauſend H. Maͤrterer Bluts be⸗
haubtet habe. Wir auch 6.) keinesweegs befuͤnden diſes das Mittel zu ſeyn die Ge⸗
muͤther der uncatholiſchen mit Ihr Kayſerl. May. zu conjungiren, dem allmächtis
gen Gott und der Kirchen, auch den unſchuldigen das jhrige mit Gewalt zu nehmen,
bevorab da die reflexion nicht fo viel auf das bonum publicum als privatum gemacht
wuͤrdt. Alß laſſen Wir uns diſem allem nach die zu Oſnabruͤg nulliter beſchloſſene
Sachen nicht ieren, ſondern werden der erlangten rechtmaͤſſigen und Crafft am Hochs
loͤbl. Kayſerl. Cammergericht zu Speyr erhaltener Endurtheil, auch in jure hoͤchſt⸗
fundirten poſſeſſion unſers Gotteshauſes St. Geoͤrgen und deſſen pertinentien in
krafft obhabender ſchweren Pflichten beſtaͤndiglich inhærirn, nachhangen und ſetzen
biß und ſo lang von hochgeiſtlicher Obrigkeit ein anders befohlen oder Wir unſerer
Pflichten legitiwo modo & authoritate eceleſiaſtica entlaſſen ſeyn werden, Wollen
auch hiemit wider den Oßnabrugiſchen Schluß, fo viel der poſſeſſion unſers Gotts⸗
hauſes zugegen, und wider diſes anmaſſen und Commiſfion omni meliori modo &
forma, fo oſſt es vonnoͤthen, proteſtirt, ad federn Apoſtolicam, ad Cæſarem me-
lius informandum provocirt und appellirt und alle fernere Notthurfft vorbehalten
haben.
Wann derowegen alles dasjenige, ſo im Namen und von wegen der Geiſtlichen
zu Behauptung diſer gerechten und Gott, auch liebe heilige Cloſters Patronen und
gottſelige fundatores immediate & principaliter concernirende Sachen bey allen
Reichsverſammlungen und offentlichen Handlungen mit beſtaͤndigen fundamenten Ju»
ris & facti nicht ohne groffen Coſten iſt vor und angebracht, lollicit'ert und gebethen
worden, allerdings unverfaͤnglich und ohne Frucht abgelauffen und Wir getrewe
geiſtliche des Reichs Mitalider gegen Darſchieſſung auff Unterhalt der Waffen deren,
welche uns haͤtten handhaben, beſchuͤtzen und beſchiemen ſollen, groſſer Summa
Gelds ganz huͤlfloß gelaſſen und uͤbergeben worden, daß Wir jetzt durch der Catho⸗
liſchen und des H. Reichs hoͤchſtweltlichen Oberhaupts ⸗uthorit et ſollen wider dieam
Hochloͤbl. Tammergericht erhaltene Endurtheil, wie auch fo vielfältige Kayſerl. De-
creta und reſeripta von der achtzehenjaͤhrigen rechtmaͤſſigen Pofleflion wuͤrcklich abge⸗
ſtoſ⸗
16 Beylagen.
*
ſtoſſen und in das un verdiente exilium non auditi, non defenſi in perpetuum pro-
ſeribirt werden und ſolches ohne die geringſte vorhergehende allecuration oder Berger
wiſſung eines daraus folgenden boni publici æquivalentis. 4
Als thun Wir obgenannte Abt, Prior und Convent von aller mentfchlicher
Huͤlfe verlaſſene rechtmaͤſſige Inhabere und Beſitzere des Cloſters St. Geoͤrgen im
Namen und von wegen der uͤbergebenedeytiſchen Mutter Gottes Maris und des H.
Ritters und Martyrers St. Georgii, unſer Patronen, wie auch unſer Gotteseyfferi⸗
gen fundatorum Hezilonis & Heſlonis, welche offtgemeldt unſer Gotteshauß zu der
allein ſeeligmachenden Catholiſchen Religion und H. Ordens St. Benedicti auff ewige
Zeiten ſub horribili intermintione dirarum & maledictionum verordnet und uns der
Stifftung nutznieſſere ſolche moͤglichſt handtzuhaben und wider alle und jede pro⸗
phanationes zu vertheydigen adjuriert wider alles dasjenige, was in crafft vermeyn⸗
ten Oßnabruͤgiſchen Friden Schluſſes unſerer rechtmaͤſſigen poſlellion zuwider vorges
nommen und verordnet worden, in beſter Form und auf das allerzierlichſt, wie es von
rechtswegen geſchehen ſoll, kan und mag, proteſtieren und vor Gott und der gan⸗
zen erbaren Welt offentlich bezeugen, daß Wir in diſe defliturion keines Wegs ſowohl
jetzt, als inskuͤnfftig eingewilliget, ſondern alle rechtliche und andere Handhabungs⸗
Mittel, ſo zue Behauptung unſerer ſo gerechten Sachen und unſers mit Gewalt ab⸗
getrungenen Gotteshauſes dienlich ſeyn moͤgen, referviere und vorbehalten, endlich
die Verantwortung vorgangener deſolation und aller deroſelben nachfolgenden ſchaͤd⸗
lichkeiten den Urſaͤchern diſes Unheils zugewieſen haben wollen. Zu deſſen veſtlicher
Urkund haben Wir unſer Abtey und Convents Sigill beygetruckt, ſo geben und be⸗
ſchehen in unſers Gotteshauſes St. Georgen Hof zu Villingen den 14. tag Monats
Decembris nach Chriſti Geburth gezehlt 1648.
Num. 12.
Der Subdelegierten Kayſerl. Commiflarien Mandatum paritorium
oder Patent an die hartnaͤckige Cloſters Inhaber. d. d. 2 r. Jan. 1649.
Der Roͤm. Kayſerl. auch zue Hungarn und Boͤheim Königl. May. unſers aller⸗
gnaͤdigſten Herrn Wir Endsunterſchriebene zue dem Fuͤrſtl. Wuͤrtenbergiſchen
reſtitution und executions-Werck lubdelegierte „ 1 der a
weiffelichen Hoffnung gelebt, es würden alle dieienige Cloͤſter, Propſteyen und
Stifter, welche erafft des zwiſchen allerhoͤchſtgedacht Ihrer Kay. May. auch Chur⸗
Fuͤrſten und Ständen des heyl. Rom. Reichs mit beeden aus aͤndiſchen Koͤnigl. Eros
nen Franckreich und Schweden getroffenen Fridenſchluſſes dem durchleuchtigen, hoch⸗
gebornen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Eberharden, Herzogen zu Wuͤrtenberg und
Teckh, Graven zu Montbelgardt, Herrn zu Heydenheim ze. widerumb d e
! 4
\ Beylagen. 17
zugeeignet, auch in erwehntem Fridenſchluß Ipecifice benambſet von bißherigen gewe⸗
ſenen Herrn Prælaten, Proͤbſten, Conventualn und Inhabern cum omnibus apper-
tinentils, Juribus, Recht und Gerechtigkeiten, wie auch Auslieferung der darzu ge:
hoͤrigen und ſeithero in Handen gehabten Documenten und brieflichen Urkunden relti-
tuiert, abgetretten, alſo hochgedachten Herrn Herzogs Fuͤrſtl. Gn. nunmehr derge⸗
ſtalt in vorigen Stand geſetzt ſeyn, daß man keiner fernern Execution wuͤrde vonnoͤ⸗
then haben. Wie dann zu dem Ende die hierzue verordnete hochanſehnliche Kay⸗
ſerl. Commiſſarien, der reſpective hochwuͤrdig auch durchleuchtig und hochgebor,
ner Fuͤrſten und Herrn, Herr Melchior Otto, Biſchoff zu Bamberg und Herr
Chriſtian, Marggraffzu Brandenburg, in Preuſſen, zu Stettin, Pommern, der
Caſſuben und Wenden, auch in Schlefien, zu Groſſen und Jaͤgerndorff Herzog,
Burggraff zu Nuͤrnberg und Fuͤrſt zue Ruͤegen ꝛc. unſere gnaͤdige Fuͤrſten und Herrn
allen und jeden intereflierten und der reſtitution unterworffenen diſe in hoc puncto
Executionis Ihnen aufgetragene Kayſerl. Commiſſion ordenlicher weiſe inſinuieren
laſſen, fie zur guͤetlichen reflitution und Abtrettung deſſen, was der Fridenſchluß
mit ſich bringt und erfordern thut, bey vermeidung der darinn angedroheten pon, bes
weglich und wohlmeynend adhortiert, ermahnt und anbefohlen, auch gaͤnzlich dafuͤr
gehalten, man werde denen fo trew: eyferigen geſchehenen Ermahnungen, Warnun⸗
gen und Befelchen Platz geben, parieren und die Exempla etlicher fo geiſt- als welt⸗
licher Chur Fuͤrſten und Ständen, welche ſobalden nach geſchloſſenem und im heyl.
Reich zu maͤnniglichs Wiſſenſchafft promulgierten Friden dasjenige, warzue Sie
crafft deſſen obligiert und verbunden geweſen, cediert und abgetretten, vor Augen
geſetzt und zue keinen widrigen und wuͤrklichen Execvrionen Urſach geben, bevorab
auch ſich ſonderlich deren im Inſtrumento Päcis angetroheten Straff des gebrochenen
Fridens nit theilhafftig gemacht haben: So haben Wir doch zue unſerer Anherokunfft
von hochgedachten Heren Herzogens zu Wuͤrtenberg Fuͤrſtl. Gn. fo viel vernommen,
auch aus etlichen eingelangten Schreiben genugſam erſehen und befunden, daß ſich
noch etliche zue opisialtrieren und nicht allein die guͤtliche Abtrettung zu verwaigern
gedenckhen, ſondern auch noch unzuͤmendꝛaͤrger⸗ und hochſtraͤffliche Reden und Schriff⸗
ten (gegen denen man alle com petierende zuelaͤſſige Mittel und Stroffen per exprei-
ſum vorbehalten thuet) von ſich zu geben ohne ſchew geluͤſten laſſen. Haͤtten dahero
billich gegen ſolche unverantwortliche hartneckige Widerſetzlichkeit und vergebene Muth⸗
willig⸗ auch ſonderlich zue Aufwendung anſehenlicher mercklicher Uncoſten zielende
Verzoͤgerungen erafft allerhoͤchſt gedachter Kayſerl. Commiſſion wohlbefuͤegte Urſa⸗
chen mit dero dem Fridenſchluß inferierten pœena fractæ pacis juxta conſtitutiones Im- ö
perii cum pleno effectu ſobalden und ohne ainige fernere admonition zu verfahren.
Damit aber um ſo viel deſto weniger ſich jemand einiges uͤbereylens mit fueg zu
beſchweren haben möge: So entbieten Wir allen und jeden, welche zur reflitution
IX. Theil. (C) der
13 ; Beylagen.
der inhabenden Cloͤſter, Propſtey Stiffter, denen pertinentien und dergleichen,
wie auch zue extradierung der Documenien und brieflichen vrkhunden, vigore con-
clufe pacis generalis gegen mehr hochgemeldten Herrn Herzogs Fuͤrſtl. Gn. verbun⸗
den ſeyn und under andern inſonderheit den bißhero geweſenen Prelaren , Con ventua-
len und Inhabern des Cloſters Reichenbach unſern freundtlichen Gruß und geben
Ihnen zu vernehmen, wollen und befehlen auch in Crafft mehr hoͤchſtge achten Kay⸗
ſerl. Commiſſion und von beſagten unſern beederſeits gnaͤdigen Fuͤrſten und Herrn,
alß hierzue erforderter hochanſehnlichen Herrn Commiſſarien unß uͤbergebenen ſabde⸗
legation - Gewalts (welchen Wir hiemit in vidimierter copia communiciren thuen)
daß fie ſobaldten nach geſchehener diſer per Notarium & Teftes requiſitos anderwer⸗
tig endtlichen Infinustion ohne allen fernern Verzug, Entſchuldigung, exception und
Einreden ermeldtes Cloſter Reichenbach mit allen deſſen pertinentien, Zue- und Ein⸗
gehoͤrungen quittieren und raumen, die ofhcianten und Unterthanen ihrer Pflicht ers
laſſen, hochgedachten Herrn Herzogs Fuͤrſtl. Gn. ohne ainige Widerſetzlichkeit ſampt
allen darzue gehörigen Documenten, brieflichen Urkunden und Actis übergeben, in
allem ſchuldige paritionem laiſten und alſo Ihnen ſelbſt vor allen Ungelegenheiten,
Schaden, Beſchimpfungen und Straffen ſeyn ſollen, Geſtaltſam Wir dann aus Macht
und Gewalt mehr allerhoͤchſtbeſagten Kay. May. unſern anädigen Fuͤrſten und Herrn
auffgetragenen commiſſion, wie auch in Crafft mehr allegierten und ins Reich pu-
blicierten General- Fridenſchluß und darauf erfolgten Kayſerl. Edicts offthocherwehn⸗
tes Herrn Herzogs zu Wuͤrtenberg Fuͤrſtl. Gnaden alle diejenige Orth, welche Sie im
Jahr Sechzehenhundert zwanzig vier quacunque anni parte in Beſitz, Nutz und Ge⸗
nieß gehabt, auch in dem Inftrumento Pasis in ſpecie genennt und einverleibt ſeyn,
alß das darunter begriffene Cloſter Reichenbach cum omnibus pertinentiis & Juribus,
wie ſolches zum beſten und zierlichſten ſeyn und geſchehen kan oder mag, nunmehro
wollen wuͤrklich eingeraumt, Ihro dieſelbe appropriert, zugeaignet und in ruhige
poſſeſſ, Nutz und Genieſſ reſtituiert, immittiert und geſetzt, auch da wider beſſer
verſehen ſich ein oder der ander, wer der auch ſeyn moͤchte, inſonderheit der geweſene
Prelat, conventualen und Inhabere des Cloſters Reichenbach ſich noch weiters oppo-
nieren und Ihrer Fuͤrſtl. Gnaden in dero crafft diſes uͤbergebenen polleſs zu hindern,
zu turbieren und zu beunruwigen vermeſſentlich underſtehen wollten, Wir die Ver⸗
ordnung gethan, daß auf ſolchen nochmahligen Widerſetzungs⸗Fall ermeldter gewe⸗
fene brælat, Conventoa es und Inhabere dem Feidenſchluß gemäß de facto entſetzet
und hochgedacht Ihre Fuͤrſtl. Gn. bey der erlangten poflels manuteniert, auch die
Unterthanen des vorigen homagit erlaffen und dargegen Seiner Fuͤrſtl. Gn. oder
weme Sie hierzu gnaͤdige Comwiſſion auftragen, angewieſen und in neue Huldigung
und Pflichten gegeben werden ſollen, Wornach ſich dann alle und jede Intereſſenten
0 f und
Wee
. |
Beylagen. | 19
und fonderfich der bißher geweſene Prælat, Conventualen und Inhabere Reichen⸗
bach zu richten und vor Schaden zuehuͤeten.
Deſſen zu mehrer Urkundt und Bekraͤfftigung haben Wir nechſt vorgedruckten
unſern Pittſchafften unß aigenhaͤndig unterſchrieben. Geben zue Stuttgardt den 53
Januarii Anno 1649.
Peter Jacob. Hann Georg Hofer Johann Chriſtoff Goͤtzendorfer.
zum Lobenſtein.
Johann Chriſtoff Puͤehler.
. Num. 13. 5
Atteſtatum der Kayſerl. Subdelegierten zu der Execution der Wuͤrtenb.
Reſtitution, daß der Herzog in alle Geiſt⸗ und weltliche Güter imwittiert
ſey und, was etwan zuruckblieben, er ſelbſten zu apprehendieren Macht
haben fol. d. d. 7. Febr. 1649.
Kundr vnd offenbar ſeye hiemit meniglich vnd ſonderlich dennen es zue⸗
wiſſen vonnoͤthen ꝛc. Nachdeme die zwiſchen des Aller durchleuchtigſt, Groß»
maͤchtigſt und Unuͤberwindlichſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn Ferdinandi des Dritz
ten diß Nahmens, erwaͤhlten Roͤmiſchen Kayſers zu allen Zeiten Mehrern des
Reichs, in Germanien, zu Hungarn, Beheimb ꝛc. dann beeder Königlichen Eros
nen Franckreich und Schweden Gevollmaͤchtigten Geſandten zue Muͤnſter und Oſna⸗
bruͤgg angeſtellte und ein geraumbe Zeit gewehrte Fridenshandlungen mit Zuthun und
Beliebung des Heyl. Roͤmiſchen Reichs Churfuͤrſten und Staͤnden dermahl einiſten
durch Huͤlff und Gnad des Allerhoͤchſten, wofuͤr ſeiner Allmacht billich ſchuldigſten
Danckh zue ſagen, den vier und zwaintzigſten Octobris negſt zueruck gelegten Aintau⸗
ſend Sechßhundert Acht und vierzigſten Jahrs zum Ende gebracht, der Frid aller⸗
ſeits gaͤnzlich geſchloſſen, underſchriben und zu maͤnniglichs Wiſſenſchafft ins ganze
Reich publiciert, Nechſt anderm ſich aber auch verglichen und dem daruͤber auffgerich⸗
ten Inſtrumento Pacis ſpecifice und mit claren außtruckhenlichen Worten igleriert
und einverleibt worden, wie und welchergeſtalt der Durchleuchtig Hochgebohrne
Fuͤrſt und Herr, Herr Eberhard, Herzog zue Wuͤrtemberg und Teckh, Graff zu
Montbelgardt und Herr zue Heydenheim ꝛc. und Dero Fuͤrſtlich Hauß Wuͤrttemberg
bey wider erlangter polleſſion und Beſitz der Herrſchafften Weinſperg, Newſtatt und
Meckhmuͤhl ruͤewig verbleiben, Nicht weniger in alle und jede Welt⸗ und Geiſtliche
Guͤeter und Gerechtigkeiten, welche Sie vor diſen entboͤhrungen, allenthalben Junge⸗
habt und beſeſſen und under denſelben inſonderheit in die Herrſchafft Blawbewren,
Achalm und Stauffen mit den Inngehoͤrungen und under dem Schein derſelben ein⸗
genommener Guͤetter, zumahl der Statt, Territorio und Gebuͤeth Goͤppingen und
(C) 2 dem
20 Beylagen. \
*
dem Dorf Pflaumern, auch die zue der Univerlitzt Täwingen Chriſtlich geſtuͤffte Eins
kommen wider reſtitairt und eingeſetzt werden, Ingleichen Sr. Fuͤrſtl. Gu die Herr⸗
ſchafften Hendenheim und Oberkirch, Item die Staͤtt Bahlingen, Duttlingen, Ebin⸗
gen und Roſenfeldt, zuegleich das Schloſſ und Dorff Neidlingen mit den Zugehoͤrun⸗
gen, ſowohlen Hohentwiel, Hohen Aſperg, Hohen Aurach, Hohen Tuͤwingen, Als
be), Hornberg, Schildtach mit der Statt Schorndorff wider haben und einnemben,
über diß auch Dero die wider einraumb -und einſetzung in die Stiffter und Collegiat
Kirchen Stuettgardt, Tuͤwingen, Herrenberg, Goͤppingen, Backnang, Sowoh⸗
len der Abbtheyen, Propſteyen, und Cloͤſter Bebenhauſen, Maulbronn, Anhau⸗
ſen, Lorch, Adelberg, Denckheudorff, Huͤrſaw, Blawbewren, Herprechtingen,
Murhard, Albirſpach, Koͤnigsbronn, Herrenalb, St. Geoͤrgen, Reichenbach,
Pfullingen, Liechtenſtern oder Maris Himmel- Cron und dergleichen ſampt allen ent⸗
wendten Actis, documentis, Urbarien und brieflichen Urkhunden geſchehen folle alles
Inhalts vorangezogenen Fridenſchluß und darüber auffgerichten Infirumenti, negſt
ſolchen auch von obeingangs allerhoͤchſtgedachten Kay. May. denen reſpective hoch⸗
würdig, durchleuchtig und hochgebohrnen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Melchior Ot⸗
ten, Biſchoffen zu Bamberg ꝛe. Dann Herrn Chriſtian, Marggrauen zu Branden⸗
burg, in Preuſſen, zue Stettin, Pommern, der Caſſuben und Wenden, auch in
Schleſien zu Croſſen und Jaͤgerndorff Herzogen, Burggrauen zue Nuͤrnberg und
Fuͤrſten zue Ruͤgen ꝛc. als beeden des Hochloͤblichen Fraͤnckiſchen Crayßausſchreiben⸗
den Fuͤrſten umb gewiſſer Urſachen willen durch Special-Conumiſſion allergnädigſt
auff etragen und anbefohlen worden, da ein oder der ander fein ſolle, welcher noch
vor Außgang der zue eindring- und Außwechßlung der. ratificztionen beſtimbter Zeith
dasjehnige, worzue Er vigore concluſæ Pacis Generalis verbunden, nicht reſtituieren,
abtretten, geben, thuen und laiſten würde, das beederſeits jetzhochermelte Ihre
Fuͤrſtl. Gn. Gn. Herrn Herzogs zue Würtemberg Fuͤrſtl. Gn auff Dero erſuchen ent:
weder durch Sich ſelbſten oder dero Subdelegierte in ſelbiges aus Kayſerl. Vollmacht
und Gewalt wuͤrcklich verhelffen, und ſich daran in keinerley Weiß und Weeg follten
hindern, noch auffhalten laſſen, wie ſolches die unterm daro Wien des zweinzigſten
Novembris abgeſcheinten Sechzehenhundert acht und vierzigſten Jahrs außgefertiget
und beeden feinen Fuͤrſtl. Gn. Gn. eingeluͤfferte Kayßerliche Commillion alles Ihres
mehrern Inhalts mit ſich bringet. Daß dann fo geſtalt- und bewandten ſachen nach
Wuͤr ends enambſte zu diſem Wuͤrtenberg. rellitution Executions-Werckh fubdele-
gierte Fuͤrſtliche Bambergiſche und Brandenburgiſche Commiſſarii in krafft unſerer
beederſeits anedigen Fuͤrſten und Herrn von mehr allerhoͤchſtbeſagter Kayſ. May. uͤber⸗
gebenen Vollmacht und fo dann ung ertheilten ſubdelegation Gewalts oſſt hocherwehn⸗
tes Herrn Herzog Eberhardrs zue Wuͤrtenberg Fuͤrſtl. Gn. und dero Fuͤrſtl. Hauß
in alle diejenige Orth, welche ſowohl bey unſerer Anherokunſſt bereiths abgetretten
und
Beylagen. 221
und reſtituirt geweſen, alß auch noch abznetretten und zue rellituieren geſtanden ſampt
deren zus und eingehoͤrungen, Recht und Gerechtigkeiten, welche Ihro vermoͤg offt
angezogenen Fridenſchluß aflıgniert und Sye im Jahr Sechzehenhundert und vier und
zwainzig quacunque anni parte in pofleis gehabt, hiemit nochmahlen reſticuiert, im⸗
mittirt und in rhuͤeigen polleſl, Nutz und Genieß geſetzt, und darinnen confirmirt
haben, wie ſolches zue Recht am beſten, zierlichſt⸗ beſtaͤndigſt⸗ und craͤfftigſten fein
und geſchehen ſoll, kan oder mag mit dem fernern Anhang, da auff unverhofften fahl
ſich noch ein und ander appertinenz, fo noch nicht wuͤrckhlich reſtituiert ſollte befin⸗
den oder die extradition der Urbarien, documenten, Laͤgerbuͤecher, Brieflichen
Urkunden und wie fie Nahmen haben moͤgen, noch nicht oder doch nicht völlig geſche⸗
hen were, daß hochernannte Ihre Fuͤrſtl. Sn. von Wuͤrtenberg dieſelbe noch zue ap-
prehendiren und beyzubringen guete Fueg, Macht und Gewalt haben ſollen, alles
trewlich und ohne Geuaͤhrde. Deſſen zu mehrer Vrkhundt und Becraͤfftigung ha⸗
ben Wuͤr negſt angehenckhten unſern Inſigeln dieſes Atteſtatum der geſchehenen reſti-
tution aigenhendig underſchrieben offthochbeſagter Seiner Fuͤrſtl. Gn. ſich deſſen uff
beduͤrfftigen fahl habendt zugebrauchen gebuͤhrendt außgeliefert, So geſchehen Stuet⸗
gardt den Sibenden Monathstag Februarij im Sechzehenhundert neun und vierzigi⸗
ſten Jahr. | 0 821550 f
Peter. Jacob. Hannß Georg Hofer Johann Chriftoph Jobann Chriſtoph
von Lobenſtein. Getzendoyffer. L. Puͤchler D. mp.
Wuͤrtenb. Schreiben an Bichoff zu Coſtanz um Befoͤrderung der re.
ſtitution ex Amniſtia im Schwaͤb. Crayß. d. d. 15. Januar. 1649.
Beende Lieber Herr und Freund, Wir ſtellen uſſer allem Zweifel, es
werden E. L. unſerer an dieſelbe abgangene freundtliche Schreiben vom 18ten
juͤngſt abgewichenen Monats Decembris und Jahrs, wie auch vom gten diß zu recht
erhalten haben, welchergeſtalten E. L. wir freundlich und beweglichſt erſucht, daß
Sie von deroſelben Raͤthen noch Zween zllerförderlichft anhero oder an einen andern
gelegenen Ortt abzuordnen Ihro freundlich belieben laſſen wollen, damit die unſerige
ſich mit denſelben conjungieren und die executiones an denen Orten diſes Craiſes, wa
eines und anders dem Fridenſchluß gemäß zu reftiruieren, nunmehr auch werckſtellig
gemacht und muͤglichſt beſchleunigt werden moͤge.
Wann aber darauff weder Antwort, noch Abordnung bißher erfolget und aber
uff Beförderung: ſolcher exe on ionen ſowohl von den Intereſſenten ſelbſt, als inſon⸗
derheit deren Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnde zu Muͤnſter noch anweſenden und zu den all⸗
gemeinen Fridenshandlungen verordneten Raͤthen, Abgeſandten und Pottſchafften
0 | (Erg ſtarck
22 Beylagen.
ſtarck getrungen wird, geſtalten E. Lden aus Ihren ſowohl an Dieſelbe, als uns abgange⸗
nen und E eden von uns abſchrifftlich communicierten Schreiben mit mehrerm zu verneh⸗
men haben werden, zumahlen auch beedeCronen fich nicht ein fondern mehrmalen außdru⸗
ckentlich vernemmen laſſen, ehe und dann die Schwediſche Satisfactions⸗Gelder bezahlt,
und alles in beeden Obern raͤnk⸗und Schwaͤbiſchen Crayſen vollſtaͤndig excqu ert, daß we⸗
der Auffbruch oder anderwertige Exauctoratio, noch auch evacuatio der veſten Plaͤtz
zu hoffen. 0
Dahero Wir die nicht unzeitige Fuͤrſorg tragen, da angeregte Execution laͤnger
differiert werden ſollte, daß alßdann die Schuld aller darauf entſtehender ohnuͤber⸗
dencklicher Gefahren und Ungelegenheiten auff E. Led. und unß gelegt werden möchte:
Alß haben an E. Lden Wir ein ſolches nochmahlen durch eigenen wohlmeinend gelans
gen laſſen wollen, und erſuchen E. Lden freundlich, Sie wollen beruͤhrte Abordnung
ohn laͤngern Verzug ins Werck zu richten und ſich hierüber willfaͤrig zu erklären Ihre
freundlich gefallen laſſen.
Wie nun dardurch E. Lden das hochheylſame Fridens⸗Werckh zue dero ohnſterb⸗
lichem Rhumb befoͤrdern helffen: Alſo wollen Wir an derſelben willfärigen Erklarung
umb ſo vil weniger zweifeln und derſelben bey Zaigern allein darumb abgefertigten Pot⸗
ten erwarten und verbleiben E. Eden zu Erweiſung aller angenehmer Dienſten jederzeit
willig und bereit. Datum Stuttgard den 15, Januarii Anno 1649».
Num. 15. a
Extract Schreibens Herzog Eberhards an den Biſchoff zu Coſtanz |
wegen beſſerer Beförderung der reſtitutions⸗Executionen.
d. 23. Febr. 1649. :
55 PAD lieber Herr und Freundic. Was E. Lb den uf unſer den 4tentyl. vet vor⸗
her uff Erinnerung der Augſpurgiſchen Confefliong + Verwandten Chur: und
Fuͤrſten zu Münfter annoch ſubſtituierten Raͤthen, Pottſchafften und Geſandten we⸗
gen Befuͤrderung des Executions Weſens in diſem Schwaͤbiſchen Craiß abgelaſſenes,
darinn Wir zu eylender Fortſtellung bedittener Execution die datzue gehörige Mittel
zu verordnen freundlich geſuchet, ſich ſub dato den 22. ſtyl. nov. hernach in Antwort
vernemmen laſſen, haben Wir zue recht erhalten und deſſen Inhalt hauptſaͤchlichen
dahin eingenommen, ob underſchidliche Urſachen und Hindernuſſen ſich eraignen woll⸗
ten, umb deren willen die in fo langwuͤriger und ſorgfäaltiger deliberation allet des
Heyl. Roͤm. Reichs Staͤnd gutbefundene, auch endlich geſchloſſene, authoritate Cæ-
area publicirte; nunmehr allerſeits ratificierte und von underſchidlichen dieſes Schwaͤb.
Craiſes Ständen fo hoch verlangte und inſtaͤndig geſuchte, ja von denen annoch zue
Muͤnſter und Oſnabruͤgg verſambleten Kayſerl. König, auch Chur⸗ Fuͤrſten und
x andes
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anderer Staͤnd zue den Fridens⸗Tractaten gevollmaͤchtigten Raͤthen und Pottſchaff⸗
ten offtermals eyfferig getribene und zumahl hoͤchſlnothwendige Execution deßjenigen,
fo das Iniirumentum Pacis in punctis Amniſtiæ & gravaminum aus weiſet, ſich entwe⸗
der fo ſchleunig nicht, wie man dafür halten wolle, in das Werckh geſetzt werden koͤm
ne, theils aber beraits verrichtet und weiterer Sorgfalt nicht noͤthig, in dem uͤbrigen
auch die gehörige Notturfft verfuͤegt worden. Nun gedenckhen mit E: Lden Wir uns
hierüber in einige beſchwerliche Weitlaͤuffigkeit keines Weegs einzuelaſſen, ſondern ges
ben Deroſelben über voriges vielfältiges reinonſtrieren für diß mahlen nur allein freund⸗
licher Wohlmeynung weiter ſo viel zuerkennen, wie hoch und viel an Beſchleunigung
und eylender Fortſtellung diſes Executionswerckhs allen und jeden Ständen des heyl.
Roͤm. Reichs, bevorab denjenigen, ſo fort und fort mit wuͤrcklichen Quartieren vor
andern beſchweret ſeyn muͤſſen, gelegen ſey und daß deren vieler ruin und entlicher Un⸗
tergang darauf beſtehe, in erwaͤgung Wir von guten Orten verſichert, daß ſo lang das
Executiong s Werckh fein Endſchafft nicht erreicht und auch nur das wenigſte zuruck
verbleiben ſollte, die Abfuͤhrung beederley ſremder nationen Voͤlckher auß diſem hoͤchſt⸗
betrangtem Schwaͤb. Craiß, vielweniger von des Reichs Boden nimmermehr zu hof
fen oder zuegewarten. Was nun neben ohnwiderbringlichem Schaden fuͤr groſſe Noth
und Jammer, auch ſeuffzen und Weheclagen des armen Landmanns und noch darzue
die daher beſorglich erfolgende üͤberſchwere Verantwortung auß der continuation ſol⸗
cher Land und Leuth Safft und Crafft verzehrenden Einquartierungen ohnfehlbar zube⸗
fahren, iſt leicht zu ermeſſen und was fuͤr Unheil endlich hierauß dem gantzen Roͤm.
Reich leichtlich zuewachſen moͤchte, iſt nimmermehr genuegſamb zue uͤberdencken. Dan⸗
nenhero ad evitandum ſummum, quod eſt in Mora, periculum Wir, wie jedesmahls,
der beſtendigen Meinung ſein und bleiben, daß diſem Werckh nicht laͤnger hinder ſich
zu ſehen oder einige Zeit hierunder zue verliehren, auch kein Muͤhe und Arbait zuver⸗
ſparen ſeyn werde, biß dem Fridens - Schluß ein ſattſames Benuͤegen geſchehen und
neben deme es die Billichkeit und hoͤchſte Notturfft erfordert. Wie aber dem ander⸗
werts in weiterer Verzoͤgerung ohnfehlbar bleibenden Schaden vorgebawt werde, zu⸗
gleich auch der ſchwere Laſt kuͤnfftiger Verantwortung von E. Lden und Uns abgewen⸗
det ſeye, bekennen zwar mit Deroſelben Wir gar gern, daß die Faͤll wegen dabey ber
findlichen Umbftänden ſehr underſchidlich und wegen etwan bederſeits einkommenden
contradictionen faſt beſchwerlich, auch nicht auſſer Acht zu laſſen, ſondern forderiſt
wohl zuebedenckhen, ob diſe oder jene Sach auf den Fridenſchluß und daſelbſt we⸗
gen anbefohlner Execution beſchehener aupolnion qualificiert. Daß aber ſolches uff
ertheilende patenta mit Einruͤckung der narrstorum ehe dann die Commiſſion verord⸗
net und von denen hierzue lobdelegierten wücsflich angetretten wird, vor E. Eden
und unſerer weit von einander entlegenen Canzleyen durch weitlaͤuffige Schrift- wechß⸗
lung der Partheyen dilputiert, ausgeführt und erörtert werden follte, koͤnnen unſers⸗
theils
24 | Beylagen.
theils Wir in reiffer der Sachen Erwaͤgung nicht rathſam erachten, alldieweilen zu
deme ſolches wider den elaren Fridenſchluß, welcher hierinnen deutliche Maaß und
Ordnung gibt und keiner fernerer Erleuterung nicht bedarff, noch diſes zue beſorgen,
daß das peritorium mit dem pofleflorio wider die ausgedruckte intention confundiert,
die Sachen in langwuͤrigen Stritt gezogen und anſtatt deren durch diſe ſchleunige Exe-
cution geſuchte Beruhigung zwiſchen den Ständen noch vielmehr Stritts und fechtens
erwachſen und endlich die execution, daran jedoch das ganze Fridenswerck einig und
allein hafftet, gar zu Waſſer gemacht werden doͤrffte. Solchemnach unſers ehnvor⸗
greiflichen erachtens weit beſſer, wann die fubdelegirte an einem gewiſſen, und zwar,
wa es anderſt fuͤeglich geſchehen kan, eben an dem Ort, da die Reftiturion zu thuen
gebethen wird, beyſamen beede Theil vor ſich beſchaiden, ſelbige ſummarliſſime, wie
in dergleichen Executions- proceſſ üblich und herkhommen, auch der Fridenſchluß
hierzu guete Anleitung gibt, anhoͤren und nach Befindung der ſachen jetzbeſagtem
Fridenſchluß gemäß ihre abhelffliche Maaß ſo bald geben. Wann ſich nun alß dann
befinden ſollte, der Impetrant oder reltituendus ſich ratione Executionis nicht qualifi-
ciert machen koͤnnte, würde er deſſen zue entgelten und daß er folche vergebliche Unko⸗
ſten gemacht, niemand anderſt, als ſich ſelbſt beyzumeſſen haben, E. Lden aber und
unß fuͤr entſchuldiget halten und daß man dißfalls nichts unterlaſſen, das gute Ge⸗
zeugnus geben muͤeſſten. Ni rer
Nechſt diſem haben auch wegen deren von E. Lden in Dero Schreiben angezogenen
ſpecialſachen Wir fleiſſige Nachfrag gepflogen und haͤrten fo vil anfangs rav Joachim
Ernſt von Oetingen beteifft, gern geſehen, derſelbe beraits reſticajert, aus denen vor
wenig Tagen einkomnen Schreiben aber dergleichen nicht vernehmen koͤnnen. Viel⸗
mehr iſt des Teutſchen Ordens Commenthur zu Oetingen noch den roten diſes ſtylo vet.
einkhommen und, wie aus der Beylag zu ſehen, ebenfalls um eine Com miſſion con-
tra Oetingen, daß beede reſtitutiones zugleich geſchehen möchten, angelangt ze. ꝛc. ꝛc.
Welches alles und jedes unß umb ſo viel deſto hoͤher angelegen, dieweil Wie Gottlob
durch deren beeden des Fraͤnckiſchen Craiſes Fuͤrſten Herrn Biſchoffs zue Bamberg
und Herrn Marggraven zue Brandenburg Lden Eden hierzu ſubdelegierten Raͤthen
und Commiſſarios an denen Orten, welche von den Jahabern nicht ſelbſten, wie
ruͤehmlich beſchehen und andere billich ein Exempel daran nemmen ſollen, wiederumb
abgetretten, und reltituiert und alſo über das der allerhoͤchſte reſpect Roͤm. Kay.
May. unſers allergnaͤdigſten Kayſers und Herrn und vieler betrangter Staͤnd hoͤchſte
Motturfft uns zue dergleichen eyffriger Nachfolg antreibet, uns einiger Saumbſal nicht
gern beſchuldigen und das die ganze zeit über ſeit getroffenem und publicierten Fridens
in vier ganzer Monaten noch kein einiger Stand in diſem Craiß ohne was vorgedachter
maſſen durch die Fraͤnckiſche Herrn ausſchreibende Fuͤrſten beſchehen, völlig reſtituiert
worden, nachreden laſſen wollten. Wiederholen hierauf alle hiebevorige an E. Eden
we⸗
—
Beylagen. f | 23
wegen eylender Fortſtellung diſer in viel Weeg hoͤchſtnoͤthigſten Executionswerck von
uns abgelaſſene Schreiben und erſuchen Dieſelbe nochmalen freundlich, Sie wollen ſich
unſerer hiebevor beraits underſchiedlich gethoner Andeutung gemäß belieben laſſen auf
qualificierte ſubjecta zuegedenkhen und ſolche fuͤrderlichſt an beliebende Ort, dahin
Wir die unſere gleichfalls ſobalden abzufertigen gemeint, zuverordnen, damit ſowoh⸗
len zue Oetingen und Dinckelſpuͤl, als anderer Orten, ſo zum theil E. Lden nicht weit
entlegen, die Executionen dermahleins vollzogen werden und die reltituendi ferner zue⸗
beſchwehren und unß der Verzögerung halben ungleich zuverdencken kein Urſach geben
moͤgen. Und haben E. Eden ein ſolches erheiſchender der Sachen hoͤchſten Notturfft
nach Wir ꝛc. ꝛc. Stuttgard den 23. Februarij Anno 164% 5 .
Num. 16.
Wurtemb. Dankſchreiben an die Koͤnigin von Schweden fuͤr den ver⸗
ſchafften Friden und geleiſteten Beyſtand. d. d. 24. Febr. 1649.
Sereniſſima, Potentifimaque Regina,
Domina Confanguinea omni obſervantiæ cultu ſubmiſſe profequenda.
A nobis in mentem venit, venit autem fepiflime „ quanto beneficio Veſtra
Majeſtas jam tum ex eo tempore nos affecerit, cum ante complures annos re-
{umpris Divi quondam Patris ſui GVSTAVI MAGNI de reſtituenda Germaniæ Pace
confiliis univerfalem illum Weſtphaliæ Con ventum moliretur, ſane lubentes merito-
que Nos ad æternam Ei gratitudinem obſtrictos profitemur. g
Nunc vero poſtquam divina adſpirante gratia Pax illa tot gentium populorum-
que ſuspirlis totos triginta annos unice defiderata, Pax inquam, rerum omnium,
quas hom ini noviſſe datum eſt longe optima maxima fuperatis immanibus illis con-
tradicentium obftaculis Veſtræ potiſſimum Majeſtatis admirabili pietate & conſtan-
tia, tum & illuſtriſſimotum Excellentiſſmorumque Miniſtrorum Ejus inexpugnabi-
li fide & diligentia inter partes diſſidentes tandem compoſita & cenclufa, Concluſa
autem, immo & ipfius Cæſaris, Regumque Auguſtiſſimorum manibus fide ſanctiſ-
ſima corroborata, indeque pleniſſimæ ſecuritatis ergo etiam in tabulas publicas re-
dacta, quarum mutua ſolennique traditione ſuprema quaſi manus paci jam nunc im-
poſita eſt, omnino nobis piaculi inſtar eflet, ſi tam immortale beneficium quo Ma-
jeſtas Veſtra cum Germaniam univerſam, tum vero noſtram imprimis familiam
Wirtembergicam tantopere beavit, ſine aliqua debitæ gratitudinis ſignificatione di-
mitteremus. f f
Agimus igitur Regiæ Veſtræ Majeſtati novas easque tantas, quantas noſtra mens
concipere valet amęliſſimas, nec unquam apud animum noſtrum intermorituras gra-
—
26 Beylagen
—— A eg Ze a ne — — ru.
— — —
——
tias; Utique etiam relaturi reipfa, niſi ea eſſet moles, ea Veſtrorum in nos merito«
rum magnitudo, quæ vix verbis enarrari, nedum opere ipfo rependi poſſit.
Deum itaque ter Opt. Max. calidis votis oramus ſupplices, ut ille, (quando No-
bis vicem negavit) hoc quiequid eſt undique beneſiciorum abundantiflime retribuat.
Deus conſervet Veſtram Majeſtatem per multam luſtrorum ſeriem ſalvam & incolu-
mem & vel de noſtris illius augeat annos. Is ipſe Dominus Exereituum Veſtræ Ma-
jeſtatis gloriam, quam & armis & pace ſibi totique inclytæ Suecorum nationi pepe-
rit, ſinat eſſe ſempiternam & incorruptam! Ita vovet ex animo fimul fe ſuosque
Regio favori porro etiam officioſe commendat
Regiæ Veſtræ Majeſtatis
Stutgardiæ devotus & gratiſſimus cultor
die 24. Febr. 1649. Eberhardus Dux Wurt.
Num. 17.
Extract Varenbüͤleriſchen Berichts wegen eines mit dem Sßken uͤber die
Ausraumung der Veſtungen und Erleichterung der Fridensgelder gefuͤhrten
discours. d. d. 21. April. 1649.
1 ber dasjenig, was an Euer und des Herrn Biſchoffen zu Coſtanz Fuͤrſtl. Gn. von
der geſambten Geſandtſchafft unter heutigem dato unterthaͤnigſt berichtet worden,
ſoll deroſelben Ich in particulari gehorſamlich nicht verhalten, daß noch geſtern vor
unſerer Abreyß (von Neumark) wieder anhero nach Nürnberg Ich zu Herrn Eſken
mich allein verfuͤegt und wegen deren tags zuvor movierten ſchweren difficult æten nach
Notturfft geredt, inſonderheit Ihme wohl repræſentirt warum weder rathſam pro
aſſecuratione fo viele veſte Plaͤtz im Reich zu begehren, noch auch practicjerlich der
Cron Schweden zu willfahren, der mit hohem Betheuren vermeldt, er woll mir gern
ſeines Herzens Grund und alle lecreta als einem alten bekandten jederzeit auffrichtig
und redlich erfundenen Freundt eroͤffnen, welches er ſonſten einigem Menſchen, auch
ex Evangelicis zu eroͤffnen Bedenkhens trage, als von dero gröfferm theil er biß dato
erfahren, daß alles verrathen und vor der Zeit propaliert, darauff ad longum anfa⸗
hen zu erzehlen, was für uͤberaus gefährliche Conſilia zwiſchen Kay. May. und Herrn
Herzog Leopold Wilhelmen zu Oeſterreich wider das ganze Roͤmiſch Reich und inſon⸗
derheit wider die Evangeliſche geführt werden, wie er ſolches mit in hundert und et⸗
lich deeyßig original in einer Canzley gefundenen gar ſtattlich koͤnne belegen und erwey⸗
ſen, dieſelbe aber, weilen ſie ihme erſt in fine tractatuum zu handen gekommen, um
das ganze Frideaswerkh nicht de novo zu turbieren, noch der zeit nicht wollen laſſen
an das Tages⸗Liecht kommen, aber auff naͤchſtkuͤnfftigen Reichstag, daferr man woll⸗
te ſolche conlilia anfahen practiciren, Sachen an den Tag bringen wolle, daß ſich
N die
Beylagen. 27
die ganze Welt daruͤber werde zu verwundern haben. Und weilen man ſolches von ih⸗
me wohl wiſſe, habe man ihme Grafen +» Stand und Grafſchafft angebotten in Hoff⸗
nung ihne auf die ander Seiten zu bringen: Aber Gott ſolle ihn behuͤten, deme und
ſeiner ehriſtlichen Kirchen er getreu biß in Tod zu verbleiben gedenkhe, durch deſſen Gnad
er fo geſeegnet, daß er fein uͤbrige Lebenstag verſorgt, beyneben kein Kind habe ꝛc. ꝛc.
Daß die Cron Schweden rechten Ernſt aus dem Krieg zu tretten habe, ſollt ich mich ja
gewiß verſichern, dann Sie ihrerſeits kein Urſach darinn zu bleiben, indem Sie erhal⸗
ten, was Sie begehrt und um nichts mehrers, als umb die kuͤnfftige ſecuritæt pro
Evangelicis in Imperio bekuͤmmert. So ſey es an dem, daß des Herrn Generaliſſuni
Fuͤrſtl. Durchl. communi procerum Regni Sueciæ conſenſu pro ſponſo Reginæ und
auff ihren Tod fall zu einem kuͤnfftigen Succeflori declariert, dieſelbe auch von den Staͤn⸗
den bey der Königin Croͤnung, welche auff den Auguſtum angeſtellt, zu erſcheinen
befchrieben , hingegen von Ihrer May. feine Durchl. beordert von des Reichs = und
teutſchem Boden nicht zu weichen, es ſey dann der Friden totaliter exequiert und alles
zu feiner perfection kommen, dahero Seine Fuͤrſtl. Durchl. des Herrn General Pic-
colomini mit hoͤchſtem Verlangen erwarten und ihrer ſeits keine Stund werden feyren
aus der Sachen zu kommen, zumahlen dieſelbe auch ein paar Monat Zeit werden be⸗
duͤrfen ſich zur Koͤnigl. Croͤnung zu præparieren. Seyen alſo die pro aſſecuratione
begehrte Plaͤtz gar nicht eben um der Cron Schweden oder ihres Reſts willen, ſon⸗
dern es abermahlen hoch betheurend allein pro fecuritate Imperii & cum primis Evan-
gelicorum angeſehen und ein ſolches umb fo viel mehr noͤthig, weilen man ſich an Kay⸗
ſerl. ſeiten ſchon vernehmen laſſen, Ihre May, müßten doch ein militem und darun⸗
ter wenigſt in 3000. Pferd halten und in Iaftrumento pacis ein groß verſehen, daß
man einem jeden erlaubt pro rarione fui flatus ein militem zu halten, welches man
billich auf eine gewiſſe Anzahl haͤtte reducieren ſollen. Er habe zwar um diſes Pune⸗
ten willen ſchon mit des Herrn Erz⸗Biſchoffen zu Mainz Churfuͤrſtl. Gn. geredt,
der wie vermuthlich auch Chur-Bayern nicht werden zugeben, daß Imperator ar-
matus bleibe und armata comitia halte. So wiſſen ſie gewiß, daß der Roͤm. Kay⸗
fer wider das Iaſtrumentum paeis trachte der Cron Spanien alle feine Voͤlker zuzufuͤh⸗
ren. Ich beharrte aber darauff, es koͤnnte und würde einmahl mit den veſten Pläs
Gen pro aſſecuratione nicht angehen und dieſelbe, welche ſich wenigiſt in gooo. Mann
möchten erſtrecken, nicht allein dem veroͤdeten Reich zu unterhalten ſchwer fallen, ſon⸗
dern auch groſſe æmulation ſowohl bey den Evangeliſchen, welche ſonderlich von ders
gleichen darunter führender intention nichts wiſſen, als Catholiſchen, bevorab Kayfı
May. ja wohl gar den auswertigen erweckhen und unfehlbar von Kay. May. wo nicht
andern nachher wollen in confequentiam gezogen werden. Allein er vermeinte, Ihr
Kay. May. hätten darzu keine beſugte Uhrſach. Dann die Cron Schweden ſuche es
pro aſſecuratione der 2, letztern termin, dergleichen hätten Ihre Kay. May. nicht zu
( præ.
*
28 | - Beylagen 1
prætendieten, oder, wann Sie ja wollte Voͤlker halten, moͤchte es beſchehen in Des
to Erblanden. Zu mehrer der Staͤnd Verſicherung aber ſo ſollten die Garniſonen in
ſolchen veſten Platzen nicht allein der Tron Schweden, ſondern auch den Crayſen
oder Ständen ſchwoͤhren und zwar habe er ſolchen Fuͤrſchlag auch doch uneroͤffnet der
Intention Chur-Mainz gethan, der es fo hoch nicht widerfprochen , ſondern allein
vermeldt, man muͤß aus der Sachen kommen und verfpühre Ich wohl, daß auch
andere die allecuration mit veſten Plaͤtzen nicht fo gar für irraıfonable achten, die
doch nicht wiſſen, was es fuͤr eine Intention haben ſolle. Allein ich habe darinn we⸗
der wollen, noch koͤnnen Beyfall geben, dann ich ein für allemahl die Beyſorg tras
ge, es werde die Roͤm. Kay. May. darein eintweder gar nicht confentieren , oder doch
deroſelben tanquam Capitilmperii an genugſamen erheblichen rationibus nicht ermang⸗
len, warumb Ihre May. noviter reconciliatum hoſtem ſollten armatum im Reich
ſehen und ſich nicht in gleichmaͤſſige Verfaſſung auch mitten im Reich ſtellen. Das
Iaſtrumentum pacis habe mit der armatur ſecundum cujusque proprium ſtatum je-
derzeit den Verſtandt gehabt, daß es geſchehe in voriger alter poſtur ohne æmulation
oder Gefahr der benachbarten ſo der auslaͤndiſchen, als der Mitſtaͤnde. Sollte man
aber etwas anders befahren, wuͤrde man bey diſen tractaten dem Werckh noch wohl
durch ein ander expediens helffen koͤnnen. ;
In Fortſtellung unſers discours kam er noch auf einen andern Fuͤrſchlag, wie die
Satisfactions Gelder etwas mehrer leicht zu machen und hielte dafür, wann ein jeder
Crayß zu feiner ſelbs aignen Sicherhait und dekenlon von der Schwediſchen Caval-
kerie wollte etwa 1000. Pferdt an- und zugleich dasjenige, was die Cron Schweden
ſolchen 7000. Pferden von den Satisfactionsgeldernzubezahlen, uͤber ſich nehmen, fa
koͤnnte die Cron Schweden ſolche Cavallerie ihrer der Cron gelaiſten Pflicht erlaſſen,
hingegen jeder Crayß dieſelbe in feine eigene neue Pflicht nehmen und gleichwohl der
ſto beſſer hernach mit ihnen wegen der ihnen gebuͤhrenden Satisfact'onsgelder tractie⸗
ren, allermaſſen beraits Chur s Brandenburg auf diſe Weiß zwey Regimenter von ih:
nen anzunehmen begehren. Hierdurch blieben die Staͤnd in etwas Poſtur und conli-
deration. Die Reuter würden ſich nach und nach einfauffen, burgerlich einlaſſen,
das Land populieren und die Staͤnd immer geuͤebte Leut ad militiam & defenfionem
tuͤchtig in ihren Landen haben. Was die lafanterie betreffe, begehre die Cron Schwe⸗
den keinen Mann, der Luft in ihren Dienſten zu bleiben, zu erlaſſen, ſondern alle
zu ſich zu nehmen ꝛc. ꝛc. We 159
Num. 18.
Beylagen. 2 29
— — — ———E—J—Y—U— —
| Num. 18.
Kayſerl. Befehl an die beede Schwaͤbiſche Gray » ausſchreibende Fuͤr⸗
ſten zu berichten, was in diſem Crayß noch zu reftituieren ſey.
d. d. 12. Julij 10649.
Ferdinand der dritte von Gottes gnaden Erwoͤlter Römifcher
Kayſer zu allen Zeiten Mehrer des Reichs,
Ebupeigen und hochgeborner , Liebe Vetter, Fuͤrſten und Andechtiger, E. A.
5 und L. werden ſich auſſer allen Zweiffel gutter maſſen erinnern, was Wir Deros
felben nun zu underſchiedtlich mahlen und letzlich underm dato den Sibenzehenden
May negſthin wegen fuͤrderlichſter Fortſetzung der Ihnen aufgetragenen Executiongs
Commiſſion in puncto Amniftie & Gravaminum gnedigſt zuegeſchriben haben, daß
Sy als ausſchreibende Fuͤrſten unſers und des Heyl. Reichs Schwaͤbiſchen Craiß in
krafft erſtberüeter Commifbon daran ſeyn, auch zu meniglichs Wiſſenſchafft anders
weith publiciren und verkuͤnden ſollen, daß ein jeder, welcher in krafft und nach
buechſtablichen Inhalt des Fridenſchluſſes noch etwas zu reſtituiren, abzutretten,
zugeben oder zu laiſten ſchuldig, ſolches ohne verliehrung einiger Zeit thue und vollziehe,
als lieb einem jeden ſeye die in demſelben ſowohl als arctiori modo exequendi enthaltes
re und angetrohete Straff zuuermeiden, mit welcher dann E. A. und L. auff eines
eder andern Theils fernern ungehorſamb ohne reſpect der Perſohnen verfahren
wollten. a 8
Nun wollen Wir zwar nicht zweiflen, E. A. und L. werden diſer unſer Ihnen
guffgetragenen Commiflion der Gebühr nachkommen ſeyn; Nachdem Wir aber
Wiſſenſchafft zu haben vonnoͤten, wer allberaith vermoͤg deß Fridensſchluſſes refti-
tiert oder nit oder was in Unſerm und des heyl. Reichs Schwaͤbiſchen Craiß zu exe-
qufren ſeye: Als begehren Wir an E. A. und L. hiermit gnedigſt Sy wollen Unß dar⸗
über nit allein verlaͤßliche relation und bericht fürderlich einſchickhen, ſondern auch deſ⸗
ſen unſere Kayſerl. Abgeſandte zu Nuͤrmberg, damit Sy wiſſen mögen, wer in vor:
berürtem Craiß reflituirt ſeye oder nit, unuerlengt erinnern. An deme volbrin⸗
gen E. A. und L. unſern gnaͤdigſten Willen und Meinung und Wir verpleiben Deroſel⸗
ben mit vetterlichem Willen, Kayſerl. Gnaden und allem guten wohl gewogen, Ges
ben in unſer Statt Wien den zwoͤlfften Julij Anno Sechzehenhundert Neun und Vier⸗
zig, unſerer Reiche des Roͤmiſchen im dreyzehenden, des Hungariſchen im vier und
zwanzigſten und des Boͤheimbiſchen im zwey und zwanzigiſten.
Ferdinand. Ad mandetum Sacræ Cæſ. Majeſtatis
U: FSG. Khurg. proptium
Wilhelmb Schroͤder m.p.
(D) 3 Num. 1.
30 Beylagen.
Num. 19. 1
Wuͤrtembergiſches Dankſchreiben fuͤr die reſtitution der Veſtung Aſperg
mit angehängter fernern Bitte. d. d. 22. Sept. 1649.
E Kay. May. ſoll Ich allerunterthaͤnigſt nit verhalten, was maſſen es durch des
allerhoͤchſten Göttliche Benedeyung, auch E. Kay. May. allergnaͤdigſte Ber:
mittlung und anbefohlne lubſcription des Nürnberg. Interims - Receſs nunmehr fo
weit kommen, daß vermoͤg der geſchloſſenen und gueth befundenen præliminar - eva-
cuation Meine Veſtung Hohen- Aſperg von E. Kay. May. darauff befundener Gar-
niſon auf verfchienen 58. bujus gänzlich evacuieret und mir wieder eingeraumbt wor⸗
den. Daß nun E. Kay. May. durch Dero je und allwegen beſtendig bezeugte hoͤchſt⸗
ruͤemblichſte Kayſerl. Fridens Begierde, wie dem ganzen Roͤm. Reich und allen deſ⸗
ſelben angewandten Chur: Fürften und Ständen eine durchgehende tranquillitæt und
Beruewigung: alſo mir in particulari die voͤllige Wiedererlangung meiner Herzog⸗
thumb, Landen und veſten Plaͤtz (biß an die in Koͤnigl. Franzoͤſ. Handen ſtehende
beede Orth Hohen Twiel und Schorndorff, mit welchen es doch verhoffentlich naͤch—
ſtens auch zur Richtigkeit gelangen wuͤrdet) allergnedigſt gonnen und in Kayſerl. mil⸗
deſten Gnaden verſchaffen wollen, darfuͤr thue E. Kay. May. Ich hiemit aus obge⸗
legener allergehorſambſter Schuldigkeit allerunterthaͤnigſten hoͤchſten Danck ſagen und
E. Kay. May. anbey allergehorſambſt verſichern, daß in ſtetiger allerunterthänigfler
devotion und ohnvergeſſenlicher hoͤchſtdanckbarer Erkanntnus ſolcher Kayſerl. Guet⸗
that und hoͤchſtrhuͤembliſten Bezeugung biß an mein End verharren, ſolche auch umb
E. Kay. May, mit meinen allerunterthaͤnigſten Dienſten und Darſetzung alles Ver⸗
moͤgens, Gueth und Bluets allergehorſambiſt zuverdienen mir euſſerſt angelegen ſeyn
laſſen werde. Ä
E. Kay. May. kan Ich aber hierbey allerunterthaͤnigſt nit bergen, daß auf be⸗
ruͤehrter Meiner Veſtung ſich noch einiches Proviant und zeugweſen, welches als E.
Kay. May. zugehoͤrig angegeben werden will, ſich befuͤndet. Weil nun, wie man⸗
niglich bewußt, auff E. Kay. May. abgezogene Guarnilon in Zeit gewaͤhrter Krieges
laͤufften Ich viel Thonnen Golds ſpendiert, beueb ens aber meine Veſte Haͤuſer gar
übel zerriſſen, verwuͤeſtet und an allem Vorrath ſehr entbloͤſſet, Ich auch bey noch
obhabenden vielen Beſchwerungen ſolche wieder umb etwas beklayden zu laſſen die
Mittel nicht habe: Als bitte E. Kay. May. Ich hiemit aller unterthaͤnigſt, hoch⸗
vleiſſigſt, Sie wollen allergnaͤdigſt geruhen mir angeregte auff Hohen Aſperg befind⸗
liche proviant und zeugweſen, welches fuͤr E. Kay. May. ohne das ein geringes aus⸗
tragen wuͤrde, gleichſam zue einer newen Haußſteur in Kayſerl. Gnaden allermilteſt
verehren und gehoͤriger Orthen allergnaͤdigſten Befelch ohnbeſchwerdt n =
elbis
Beylagen. 31
ſelbiges in Meinen Handen droben verbleiben und damit keine andere Verordnung vor—
genommen werden ſolle. Worüber E. K. M. ohnverlaͤngte Kayſerl. willfaͤhrige Er⸗
klaͤrung Ich erwarten und Dero denebens zu beharrlichen Kay. Hulden und Gnaden
mich und mein Hauß allergehorſambſt befehlen thue. Stuttgard den 22. Sept. 1 64%
Num. 20.
Schreiben der Churfuͤrſtl. Geſandten an den König in Spanien um
Abtrettung der Veſtung Frankenthal. d. d. A Martij 1650.
Sereniſſime ac Potentiſſime Rex, Domine clementiſſime!
d aures Vz Majeſtatis mittunt Sacri Rom. Imperii Electorum, Principum Sta-
tuumque Legati poſtulationem afflictiſſimæ noſtræ Germaniæ non minus ne-
ceſſariam, quam Vræ Majeſtati honorificam, cujus Summa eft, ut præſidium
Franckenthaliæ deducere, locumque hunc Domino Eledtori Palatino nuper ele-
mentia Cæſaris & lege Pacis Monaſterienſis ad inferiorem Palatinatum, quan-
tum equidem in Cæſaris poteſtate fuit, reſtituto reddere dignetur. ®
Etſi vero Majeſtatis Vræ benignitas per univerſum Chriſtianum orbem ad eo
celebris fit, ut optima ſpe pleni locum precibus noſtris datum iri confidamus; Ta-
men ne quid defit, quod ad officium noflrum pertinere pofle videatur, ſingula-
ri hos feripto neceflzatem peritionis noſtræ explicatiori ſtylo Vræ Majeſtati no-
mine Collegii Electoralis repræſentandam efle duximus.
Memoria tenent noſtri Principales diſſidia Germaniæ inter reliquorum Euro-
p& Principum, etiam Majeſtatis Vræ arma involvifle, ideoque nihil zque defide-
raſſent, quam in Tractatu Monafterienfi, quæ ipſi cum Rege Chriſtianiſſimo in-
tercedunt differentie, componi potuiſſent, Facile enim apparebat, quietem pu-
blicam orbi Chrifliano reduei & flabiliri non poſſe, fed eo tum in ſtatu res Ger-
maniæ fuere ut non magis in Ordinum poteſtats eſſent, leges d triumphantibus,
quam Veſtrüm confœderatarum Coronarum armis accipere , quam illis, quas
vellent dare, ut ſane neceſſarium nobis fuerit & tantis publicarum calamitatum
ærumnis quibuscunque tandem conditionibus eluctari.
Non tamen ea mens Principalibus noſtris unquam fuit veteris cum Regia Ma-
jeſtate Vra amicitiæ jura negligere, quod & ſtatim Cæs. Majeſtatis Legatis voce &
reſcripto per ſuos tune temporis in locis tractatuum commorantes Legatos decla-
raverunt. Nimirum cum Legatus Gallicus multa contentione laboraret ut mutuorum
auxiliorum nexus inter Romanum Imperium, Majeſtatemque Veſtram non modo
remiſſior efficeretur, ſed & prorſus intereideretur, unicum Principalium noſtro-
rum ſtudium fuiſſe, ut ſalva & integra tum Electoribus, Principibus ac reliquis
| Impe-
32 Beylagen.
\
Imperii ordinibus, tum maxime Auguſtiſſimo noftro Imperatori, totique Domui
Auſtriacæ maneret, quæcunque ipfis juxta legem aurex Bulle „ Capitulationis
Cæ ſareæ, cæterarumque Imperii conſtitutionum in confervandis amicitiis, defen-
dendisque amicotum juribus competit facultas. Nec vero quoad conſeribendos in
Imperio milites habendos delectus, tranfitusque permittendos plus juris arrogare
Regi Galliarum liceat, quam ex Inſtitutis Imperii, confueraque Germaniæ ordi-
num libertate Veſtræ Majeſtati ejusque Anteceſſoribus Hifpaniarum Regibus jam
olim permiſſum erat, ac porro etiam liberum foret, quod & poſt conclufam pa-
cem Monaſterienſem haud ſemel re & facto præſtitum: Nec Gallorum objectio-
nes ulla ratione admiſſa fuere; Et ſperamus Deo opitulante, Majeſtati Vræ cum
ſacro Romano Imperio inveteratam amicitiam etiam in poſtertum integram invio-
latamque duraturam eſſe. bei;
Quod igitur Franckenthaliæ reſtitutionem attinet, à noftra quidem parte nun-
quam fait dubitatum, Majeſtatem Vram in eam clementer aſſenſuram, quam pri-
mum etiam Confœderatæ Coronæ juxta Paeis leges loca bello occupara priſtinis
reſtituerent poſſeſſoribus, quemadmodum id ipfum per ejusdem Aulæ ſupremum
Præfectum Excellentiſſimum Dominum Comitem de Haro Oratori Cæſareo con-
firmatum ex ipfis Cxfarex Majeſtatis literis non ita pridem accepinus. Nec inter-
miſimus, quin hac de re cum prædictarum Coronarum Plenipotentiawis fæpius &
ferio ageremus, illisque conſtanter inculcaremus, omnino rationi conſentaneum
fore, ut omiſſis omnibus prætenſionum ambagibus præſtarent prius ipſi, quod à
Majeſtete Veſtra, cum qua tamen contractum eſſet, nihil tantopere flagitarent.
Et quamvis ſtatim ab initio hujus Conventus nihil tentatum fuerit, quo Im-
perii ordines ad præſtanda obſidioni Franckenthaliæ, quam agitare animo Galli
Suecique videbantur, auxilia inducerentur, nunquam tamen efhci potuit, ut quic-
quai amicitiæ Veſtræ Majeſtatis adverſum committeretur, inque ea etiamnum
perſeverant ſententia firmiter perſuaſum habentes Veſtram Majeſtatem nulla ratio»
ne permiſſuram, ut longiori hujus munimenti retentione Pax Imperii tanta re-
rum jactura denuo turbari poſſit. c
Elac ordinum conflantia effectum tandem, ut Sueci, Gallique nuperrime mu-
tua cum Legatis Cæſareis pactione ſpoponderunt omnia loca bello oecupata iis, ad
quos pertinent, bona fide fe cefluros „ militesque ex terris Imperii dedudturos,
quamprimum vel Frankenthaliz reſtituendæ dies certa conflitueretur , vel re nondum
expedita Caſtrum Ehrenbreitftein Rheno ad Confluentes Moſellæ imminens trade.
retur, quæ quidem Sequeſtratio eo tantuim fine propoſita fuit, ut ad Majeſtatis Ve-
ſtræ æquanimitatem commodius confugiendi nabis ſpatium longius ac ſerius eſlet.
Non in ficiamur Cæs. Majeſtatem gravibus ſane argumentis motam hadtenus in hujus-
modi ſequeſtrum confentire noluiſſe. Ut vero res hæc in eum devenit ſtatum, ut
in
N Beplagen. 33
in manu & poteflate Veſtræ Majeſtatis ſicum eſſe ingenue profitea mur, quietem
& tranquillitatem Sacro Romano Imperio effectum dare ac tam diuturnis malis
Germaniam liberare, invidiam odiumque omne, quod ex longiore retentione hu-
jus loci in ſaeratiſſimum noſtrum Imperatorem , quamvis immerito, redundare
poſſet, & medio tollere.
Rogamus igitur ea qua decet reverentia & humilitate Veſtram Majeſtatem ut
Principalium noſtrorum, omniumque Imperii ordinum votis benevole annuere
dignetur, mandataque fuis Militiæ Præfectis quamprimum transmittat, quibus
prefidium illud Franckenthalenſe deducere , oppidumque Domino Electori Palati-
no reſtituere jübeanrur. Merebitur hac benignitate apud univerſos Germaniæ or-
dines Pacis Germania Inftauratoris egregium & glorioſum nomen, noſtrosque
Principales ad perpetua gratitudinis officia quacumque rerum ocoaſione devinctos
ac promptos habebit. f Ey
Deus ter Opt. Maximus Majeftatem Veſtram divina fua protectione quam
diutiſſime fervet incolumem & omni proſperitate florentiſſimam. Datum Nori.
bergæ 1 Martii Anno 1650. Er
Regie Majeſtati Hiſpaniæ
ab |
Electoribus legatis Norib. præſentibus.
Num. 21.
Memorial des Wuͤrtemb. Agenten am Franz. Hof um Abſtellung
f der Contributionen nach Breyſach und Philippsburg. a
d. d. 2. Jan, 1650.
Mi le Due de Wirtemberg reprefente tres humblemert à Sa Majeſte Tres
Chreſtienne tant pour ſon particulier que comme Chef & Directeur du Cer-
ele de Suabe au nom de tous les Princes & Etats du dict Cerele, que ſuivant le re-
iultat de la Diete Circulaire qui S'eſt tenue a Ulm il y a quelque temps les dits Etats
fourniſſants toutes les fübliftences neceſſaires pour les garniſons, qui s’ytreuvent
ne croyent pas eftre tenues a la continuation du payement des Contributions & dix-
mes militaires aux garniſons de Briſac & Philipsbourg depuis l- echange des ratifi-
cations de traitté de Paix comme eflants places acquiſes au Roy, fituees hors de
leur Cercle & les quelles ont toute une autre conſideration, que n'ont les places
qui fe doiuent rendre aux dicts Princes & Etats. cependant les Gouuerneurs de
deux ſus dicles places n ont pas laifle d’exiger de temps en temps mesme par la force
de leurs armes les dits Contributions dans les deu Marquiſats de Baden & autres
N. Theil. N (E) places
N
| 34 | Beylagen.
places voiſines reſſortants au dit Cercle de Suabe & menacent de la meſine execu-
tion quelques litux du Duchè de Wirtemberg, ce que les Commiſſaires de Sa Ma-
jeſté a Nuremberg treuuants aufly eſtrange, que Son Alt. de Wirtemberg & autres
Eſtats du dit Cercle, Ils en ont efcrit au Sr. de Charlevoix Lieut. du Roy dans Bri-
{sc pour faire ſurſeoir telles & femblables executions & preſſures. Mais loin d' a-
uoir eſgard à leur ordre cette garniſon continue tousjours dans fon deſſein d' aſſujet-
tir le dit Cercle à la Contribution & a demander les arrerages de toute l annee pas-
(ee, Et il y a meſmes quelques uns des Eſtats qui en ont fourny une partie à E-
xemple de mon dit Sieur Due de Wirtemberg pour aider aux neceſſitez dans les
quelles ces garniſons fe trouuoient pendant les troubles de France, Son Alteſſe vou-
lant tesmoigner en tout rencontre la fincere affection qu'elle a pour le ſeruice du
Roy & les affaires eſtant desja depuis quelque temps bien reſtablies ſe promet de
la bont& de Sa Majeſté qu’ Elle fera pouruoir maintenant a la ſubſiſtence des dits
garniſons & leur donnera ordre de viure a Pauenir auec plus de reſpect & de} di -
feretion auec les Princes & Etats voiſins, que jusque icy ils n'ontfait, Les offi-
ciers tachants de profiter ſeulement de quelque intereſt particulier pendant ce de-
layement de P execution du traitté, ne faiſants point de reflexion aux bonnes inten-
tions que le Roy à tousjours fait paroiftre à l’endroit de ſes bons amis & alliez.
Num. 22. 19 5
Copia Schreibens Pfalzagrav Carl Guſtavs an Herzog Eberhardum
- III. zu Würtemberg. dd: Nuͤrnberg d. 23. Junii 1650 8
Unſere Freundliche Dienſte / vnd was Wir ſonſten mehr liebes vnndt
gutes vermögen zuvor, durchlaͤuchtig Hochgebohrner Suͤrſt, freund⸗
lich geliebter Herr Vetter vnndt Gevatter, i
Welcher Geſtalt nunmehr durch goͤttlichen Beyſtand, die eine geraume Zeit hero,
zwiſchen beyderſeits Hoher Generalitet, in Beywohnung Chur⸗Fuͤrſten vnndt
Staͤnde Abgeordneter Gevollmaͤchtigter Rhaͤte onndt Geſandten, allhier gepflogene
Executiong - Tractaten, nach allerſeits angewandten muͤhſamen Fleiß vnndt Arbeit,
zum lang gewuͤnſchten Schluße gebracht, und ſowohl die Subleription des Haupt:
Receſſus, als auswechſelung der Kayſerl. vnndt Koͤnigl. Schwediſchen Katificationen
am 1 öten dieſes folenniter verrichtet worden, ſolches werden E. Ld. von dero hier ahn⸗
weſenden Abgeſandten, ſender Zweiffel bereits mit Umbſtaͤnden vernommen haben.
Gleichwie Wir nun nicht zweiffeln, E. Ld. nebſt anderen Churfuͤrſten vnndt
Staͤnden deß Reichs, nicht weniger, als Ihr Koͤnigl. Maytt: zu Schweden, vnndt
andere Hohe Iatereſſenten, hierunter erfrewet ſeyn werden: Alſo thun Wir 8 E.
a 3 d.
2
Beylagen. 1 ⁊ 89 855
—— ͤ—T
Ld., als die durch Ihre ſowohl bey den allgemeinen Friedens, als den hieſigen Exe⸗
cutions - Tractaten gehabte Abgeſandten, zu deß ſo lang von Maͤnniglich defiderirten
Zwecks erreichung, getrew vnndt Hochruͤhmlich cooperiren helffen, in guter Wohl⸗
meinung dieſerwegen congratuliren, vnndt dabeneben von Herzen wuͤnſchen, das der
Aller hoͤchſte Gott feine Gnade vnndt Beyſtand verleyhen wolle, damit nicht allein all
dasjenige, ſo vorberührter maſſen abgehandelt, vnndt geſchloſſen, in verglichener
Zeit, zu feiner behoͤrigen Execution gelangen, vund alfo Chur⸗Fuͤrſten vnndt Staͤn⸗
de des Reichs, nebenſt deren Unterthanen, der fo lang erwahrteten ahngenehmen Gries
dens Fruͤchte wuͤrklich genieſſen; Sondern auch ſolcher allgemeiner Friedensſchluß
von allerſeits Intereflenten beſtaͤndig oblerviret, vnndt vnverbruͤchlich gehalten wer⸗
den möge, Negſt dieſem leben Wir der vngezweiffelten Zuverſicht, E. ed. werden
aus unſeren bißhero geführten öffentlichen Actionen, ſonderlich mit reduction vnndt
theils wuͤrcklicher Abdank⸗ vnndt Abfuͤhrung, fo vieler Regimenter vundt Voͤlcker,
auch Evacuation mancher importanter Plaͤtz, vnndt Veſtungen, nach Genuͤgen in
dem Werk ſelbſtbefunden, vnndt Wir deſſen vor Gott vnndt der Welt, das ohnver⸗
werfflich gute Gezeuͤgnuͤß haben, daß ahn bißherigem langen Auffhalt vnndt Verzug,
deren allhier angeſtellten Friedens ⸗Executions- Tradtaten, Wir unfers theils, we⸗
der Luſt noch Gefallen, ſondern dem Roͤm: Reich feine beſtaͤndige ruhe, auch den rech⸗
ten effectum Pacis geri zeitlicher wollten gegoͤnnet haben, In ſonderbahrer anmer⸗
kung, Wir zu ſolcher reduction, abdanckung, abfuͤhrung vnndt Evacuation, weder
auß noth gezwungen, noch durch den Friedensſchluß ſelbſt, oder darinn beliebten,
vnndt hernachmahls wiederhohlten, ſtipulata manu verſprochenen, ordinem exequen-
di, Krafft deſſen die Executio ſuper puncto reſtitutionis ex capite Amniſtiæ & grava-
minum ohnverneinlich vorhergehen, vnndt alßdann, die Exauctoratio Militiæ & Eva.
cuatio locorum erſt hernach folgen ſolle, verbunden; ſondern allein auß begierd, des
Roͤm' Reichß beruhigung zu befoͤrdern, deſſen Chur Fuͤrſten vnndt Ständen, auch
dero erarmbten vnſchuldigen Vuterthanen erleichterung zu ſchaffen, zugleich vnndt fuͤr⸗
nehmlich aber auch diejenige, welche ad punctum reſtitutiönis ex capite Amniſliæ &
gravaminum deputirt, zu ebenmaͤſſigem, an ſich ſelbſt ſchuldigem, auch oͤffters ver⸗
ſprochenem eyffer zu ermuntern, bewogen worden.
Wie gar Wir aber zu vnſerer fo trew vnndt beſtgemeinten intention, (welche
mehrere zu facilitiven Wir nicht ermanglet, denen alhieſigen, der Chur⸗ Fuͤrſten
vnndt Staͤnden Herrn Abgeſandten vnndt Bottſchafften, mit verſchiedenen Liltis Re-
ſtituendorum, vnndt inſonderheit mit einer ausführlichen ex fundamentis Inſtrumen-
ti pacis eingerichteten Deduction, über alle biß dahin vorkommene caſus an Hand zu
gehen, auch ſonſten mit mannigfaltigen, fo fehrifft « als mundlichen erinnerungen,
erklaͤrungen, angeftelten conkerentien, bey vnß keine Muͤh, ſorgfalt vnndt eyffer
erwinden laſſen) wieder Verhoffen vnndt ober all vnſern ahngewandten Fleiß nit ge⸗
(E92 | 8 langen
36 Beylagen.
aingen koͤnnen, vnndt ahn deren Stell viel unterſchiedliche remoræ bald circa mate⸗
ralia, bald circa ınodum agendi vnndt in andere Weg eingeworffen worden, daß ha:
ben Wir zum Theil deß Herrn Chur⸗Fuͤrſtens zue Maynz Bo: alß deß Roͤm: Reichß
Erz Canzlern, vnn dt bey deren reſpectu der Staͤnd das Directotium beſtehet, durch
ſreundl. Schreiben de dato Nurnberg den zten Decembr; abgewichenen 1649 ten Jahrs
zu erkennen geben, deſſen Contenta, weilen E. Ld. von dero Geſandten, oder ander⸗
waͤrts her zweiffelsfrey dergleichen wirdt gebührend communicirt worden ſeyn, Wir
hieher nach laͤng zu wiederholen, für unnoͤthig achten, ſondern vnß hiemit kuͤrze hal⸗
ber darauf nochmalen beziehen thun.
Wann man aber dem Werk etwas näher tretten, vnndt ſelbiges auß dem fundı-
ment examiniren will, ſo iſt der ganzen Welt bekandt, vnndt weiſets das Inftrumen-
tum Pacis in litera, ſenſu & ordine klaͤrlich auß, das Amniſtia vnndt reſtitutio ex
capite Amniſtiæ & gravaminum, davon ſowohl deß Reichß eigene Beruhigung, alß
Ihrer Mayt: in Schweden vnndt anderer benachbarter Potentaten vnndt Gewaͤlt al⸗
fo die allgemeine Securitet dependirt, und dabey concurriret das ganze Haupt funda-
m ntum; darauf wie der Fridenſchluß ſelbſt, alſo auch deſſen Execution ſambt dar⸗
auf gehoͤriger exauctoration vnndt evacuation gegründet,
Die Acta publica bezeugens, daß vmb ſolcher Veſachen willen, der blutige
Krieg angefangen, vnndt fo lang fortgefuͤhrt, unterſchiedliche ahngeſtelte tractaten,
mit der Herrn Chur : Fürftenin Sachſen, Herzogen von Mechlenburg, von Sach⸗
fen Lawenburg, L. L. L. ſich vber dieſen punckum allein geftoffen , vnndt zerſchlagen,
vmb ſolches pundten willen das Kayſ. Anno 1629. ins Reich publicirte Edict, de reili-
tuen dis bonis esclehiafticis; vnndt die prageriſche Handlung, notabiliter mit außge⸗
truckten Worten, durch den Friedensſchluß wieder cafſirt, und aufgehoben, dieſer
punct s Reſtitutionis ex capite Amniſtiæ & gravaminum, vnndt darauff beſtehende
Vereinigung und Beruhigung deß Roͤm: Reichs, Ihre Koͤnigl. Mayt. zu Schwe⸗
den jederzeit fuͤr ihr eigen Sach, vundt den fuͤrnehmſten Theil ihrer Satisfaction ges
halten, vnndt der andern Satisfaction ahn Land vnndt Leuthen weit fuͤrgezogen, zu
gewiſſen Gezeignuͤß deßen dieſelbe durch ihre zu Oßnabruͤg vnndt Nuͤnſter gehabte
Herrn Plenipotentiarios, in ordine ihrer extradirten Projecten vnndt Propoſitionen,
der Satisfactionen an Landt vnndt Leuten fuͤrſetzen zu laſſen, welche Ordnung nicht
allein durch darauf vermittelß goͤttlicher gnaden erfolgten allgemeinen ſo hochbethewrten
Friedenſchluß, von allen in Waffen geſtandenen, Hoͤchſten vnndt andern Inrerefir:
ten Theilen, nicht vergebens oder nur ungefehr beliebt vnndt beybehalten; ſondern nech
weiter fide publica art: 16. 9 Reſtitutione ex capite Amniſtiæ & gravaminum facta & c.
ſpecialiter alſo verordnet, vnndt darüber die univerlalis guarantia einander kraͤff⸗
tiglich verſprochen worden, daß in ordine exequendi, die reſtitutio ex eapite Amni-
fie
Beylagen. 37
ſtiæ & gravaminum vorhergehen, vnndt perficirt werden, alsdann die Exauctoratio
vnndt Evacuatio darauf folgen ſolle.
Dabey es nicht verblieben, ſondern zu noch mehrerer Aſlecuratur, dem alſo ge⸗
trewlich nachzugeleben, hat man ſich eines abſonderlichen, zu gleichmaͤſſigem Ende
zielenden ordinis & modi Exequendi verglichen, vnndt ante factam commurationem
ratiicationum, das Chur » Maynzifche Reichs Diredtorium ,„ im Nahmen ſaͤmtli⸗
cher Chur = Fuͤrſten vnndt Staͤnd, gegenwaͤrtig deroſelben damahlen ahnweſenden 2.
auch der Herrn Kayſerl. Geſandten iterato vnndt zwar flipulata manu verſprochen,
ſolcher Ordnung alſo getrewlich nachzukommen; Welches unß in die gewiße Hoffnung
geſezt, es wuͤrde der ſo hoch betheurte Fridensſchluß vnndt verſprochene ordo exe-
quendi, darahn das meiſte gelegen, qua hade eines vnndt anders aufgericht, vnndt
geſchloſſen, eadem etiam fide, bevorab in den Subltantial vnndt Fundamental Punk⸗
ten, welche pro conditione ſenè qua non jedesmahl gehalten worden, wuͤrcklich exe.
quiret worden. Wieder beßer Zuverficht onndt Vermuthen aber, vnndt dieſem allem
diametralirer entgegen, haben erſt nach allerſeits geſchloſſenem, lubleribirtem, pu-
blicirtem vnndt ranficrtem Fridenſchluß, darinnen enthaltenem vnndt hernach wieder
verglichenen ſo theur verſprochenen Ordine exequendi, auch erſt nach beſagtem Ab⸗
reiſen, theilß der Herrn Koͤnigl. theilß anderer Stände Geſandten, etliche zu Muͤn⸗
ſter hinterbliebene, fo Evangelifche alß Catholiſche Abgeſandten, ſich unternommen ;
ratione ordinis exequendi, nicht allein einen ganz contrari Schluß, unter ſich ſelb⸗
ſten allein, ohne Zuziehung vnndt mit Beliebung der Herrn Koͤnigl. Schwed. Ple-
nipotentiarien, vermeintlich zu machen, den ordinem ganz zu invertiren vnndt umb⸗
zukehren, ſondern auch auf unſer noch zu Minden etlichen Deputatis muͤndlich, vnndt
hernachmals denen zu Muͤnſter hinterbliebenen ſchrifftlich beſchehene remonltration,
vnndt eingewandte Contradiction, par force gleichſam durchzutruͤcken, vnndt vnß
vor allen Dingen ad exaudtorandum & evacusndum nicht anders, alß ob Ihre Mayt:
vnndt die Crohn Schweden, entweder niemahlen niches dabey zu ſprechen gehabt,
oder doch nunmehr dermaßen von allen Kraͤfften vnndt außer Conlideration gebracht,
daß fie von Ihnen wenigen leges ahnnehmen muͤſte, zu noͤthigen.
Ob dieſes nun der gebuͤhrende Dank gegen J. Mayt: zu Schweden, von denen⸗
jenigen Evangelicis , welche hierzu geholffen, vnndt vielleicht deßen primi Authores &
motores,, oder doch die fuͤrnehmbſte promotores geweſen? Ob es der Chriſtlichen Lie⸗
be gemaͤß, die betrangte glauben genoß en ihrer beſten Sicherheit geſchloßener refti-
tution alſo einfeitig vnndt eigenbeltebig, zu dellitu ren? Ob neben der fide publica.
einander verfprochenen univerſal guarantia beſtehen koͤnne, dieſelbe gleich in principio
alſo zn deſer ren vnndt zu abandon ren? Ob den Muͤnſteriſchen gebührt, conclula,
ſubſcripta, publicata & ratificata pace dar durch ‚e aller vorige Gewalt expirirt vnndt
erloſchen, demſelben zuwieder inſcia, invita, imo contradicente Sacra Regia Maje-
(E) 3 ſtate
38 Bepylagen.
— — — — ..ů ů —
ſtate & corona Sueciæ, tanquam principaliore parte tractante, ſolche einſeitige con-
eluſa zu machen, damit den, nach fo viel vergoßenen Edlen unſchaͤtzbaren Chriſten
bluth, mit großer muͤh vnndt Vukoſten, durch langwirige tractaten erhandeltem
Friedenſchluß, vnndt deßen verglichenen ordinem exequendi auß ſeinem fundament
zu ruͤcken, wo nicht guten Theils obern Hauffen zu werfen, unf in executione leges,
vnndt ein andere Ordnung, alß in Inſtrumento Pacie verglichen vnndt ſtipulata manu
verſprochen, vorzuſchreiben? Ob dieſes nun ſolche loͤbliche conſilia vnndt Thaten,
dafür mans noch heut zu Tag begehrt den Leuten fuͤrzubilden, oder obs nicht vielmehr
lauter handgreiffliche auß vnziemlicher prefumtion vnndt arroganz her fließende nulli-
teten, offenbahre vnverantwortliche contraventiones Pacis? vnndt die rechte Haubt
Vrſach vnndt brunnquell, alles bißherigen Verzugs, vnndt darauß hergefloßener
Schäden, Klagen, vnndt inconvenientien geweſen? Darüber koͤnnen Wir aller ohn⸗
pafllonirten Gemuͤther ohnpartheyiſch Brtheil wohl leyden, vnndt muͤßen dahin ges
ſtellt ſeyn laßen, ob gedachter deren zu Muͤnſter hinterbliebener Karben vnndt Geſand⸗
ten Herren Principalen dieſelbe zu ſolchen Sachen inliruiet vnndt befehligt haben oder
nicht? Auß ſolchem allem aber, iſt gar baldt erfolgt, daß die reſtitutiones ex capite
Amniſtiæ & gravaminum, welche zuvorhero, ſo lang man bey dem Buchſtaben deß
Inſtrumenti Pacis vnndt verglichenen ordine exequendi, welchen Ihr Kayſerl: Mayt:
ſelbß durch Ihre ins Reich publicirte ſo ernſtliche Kayſerl. Edicta, an ihrem Orth
beſtaͤrckt, approbirt vnndt confirmirt verblieben, in rechtem lauff vnndt vollem
ſchwang gangen, auch da nicht obged. wenige das Werk ſo turbirt, außer allem Zweif⸗
fel laͤngſt zu vollkommener "xecution , vundt folglich das Reich ebenmaͤßig zu feiner
völligen ruhe were gebracht worden, ſich aller orthen einsmahls wiederum geſteckt,
theils derjenigen, welche beſonders dabey interellirt vnndt ohne das zum Handel kei⸗
ne Luſt gehabt, ſich dieſes ihrem Vermeinen nach, erlangten Vortheils kraͤfftiglich
bedient, vnndt in puncto rellitutionis ex capite Amniſtiæ & gravaminum weiter keinen
Zug thun, auch die liquidiflimos vnndt nach vnndt nach relolvirte casus nicht aus⸗
ſchreiben, ja ſo gar von ſolchem puncto weiter kein Wort hoͤren, ſondern bloß von
Exauctoration vnndt Evacuation reden, den punctum reflitutionis ex capite Amni-
ſtiæ & gravaminum aber, alß wann er hieher vnndt zur Friedens⸗Execution nicht ge⸗
hoͤrete, gänzlich exterminien, vnndt auf andere Zeit remittiren wollen.
Denen hette zwar mit leichter Muͤh koͤnnen begegnet, vnndt fie ad Inftrumen-
tum Pacis & ordinem exequendi gewieſen werden, wo Sie nicht bereit vorhero etli⸗
cher Evangelicorum Beyfall, durch oberwehntes einfeitig dem gemeinen Weſen hoch:
ſchaͤdliche, nichtige ſo genannte Muͤnſteriſche Concluſum erlangt, vnndt alß man ſich
von Muͤnſter allgemach hier eingefunden, allhier in loco noch mehr darinn weren ber
ſterckt worden; dann etliche Evangelici (obs allein auß Vorſatz, vmb die offt angezo⸗
gene Muͤnſteriſche einſeitige, nach ratificirtem Frieden, demſelben zuwieder 1
and⸗
—
*
. N Beylagen. | 39
Handlungen, gegen Ihre Mayt: zu Schweden vnndrvnß, -aufonfer fo mannigfär
tige, wohl begruͤndt contradiction zu behaubten, vnndt durchzuteingen, oder auß
anderen verborgenen Brfachen hergefloßen, das mag Gott bekand ſeyn) ſich auß⸗
truͤcklich publice in præſentia tam Dominorum Cefarianorum , quam reliquorum
Catliolicorum, vernehmen laßen: Es gehöre der punctus reſtitutionis nicht hieher,
Ihre Herren waͤren dabey nicht interellirt, hetten damit nichts zu thun „ wolten als
len Koſten onndt Schaden, der ex mora entſtuͤnde, bey dehnen, welche ſolchen
punctum reſtitutionis auf die Bahn braͤchten, vnndt urgirten, vnndt damit ſolche
moram verurſachten, wieder zu erhohlen proteſtirt vnndt reſervirt haben, nicht ans
ders, alßob der Krieg vmb Ihret willen allein ahngefangen vnndt gefuͤhrt vundt nach⸗
dem man Ihnen zu denen hiebevor, theils wuͤrklich entzogenen, theils in Hoͤchſter
gefahr weiterer depoſſedirung begriffen geweſenen Landen vnndt Leuthen, auch ans
derer hoher Regalien, Rechten vundt Gerechtigkeiten, mit geſambter Hand, vnndt
Zuthun, ſonderlich deren noch hinterſtelligen Reſtituendorum, die daruͤber in ſolch Vn⸗
glück gerathen, wieder relpective geholffen, vnndt Sie in vorige libertet, vnndt
außer Gefahr geſezt, man die vbrige Ihre ex principiis communis cauſæ allein de-
ſtituirte verfolgte, vnndt hoͤchſt betraugte mit Staͤnd vnndt glaubens genoſſen, welche
(wie ſie ſich verlauten laßen) alle mit einander der Muͤhe nicht wehrt ſeyn ſollen, gar
wohl hette zuruck laßen, vnndt omb der Muͤnſteriſchen, poft ratificatam pacem hin:
terbliebenen tractanten beßerer ruhe willen, wieder das Inſtrumentum pacis vnndt ver⸗
glichenen ordinem exequendi gleichbalden ad exauctorationem & Evacuationem ſchrei⸗
zen koͤnnen, es moͤchten die betrangte Mitſtaͤnd, vnndt die von mehrbenanten Punk⸗
ten dependirende allgemeine deß Reichs vnndt der benachbarten Porentaten vnndt
Gewaͤlt Securitet, ſtecken bleiben wo ſie wollten, vnndt wehre man Ihnen Muͤn⸗
ſteriſchen tractanten in effectu, biß zu ihrer vollenden Beruhigung ex univerfali gua-
rantia, Sie aber, wann Sie das Ihre erlangt, darauß niemanden verbunden.
Dieſes nun hat, wie E. Ld. Hochvernuͤnfftig ſelbs Fönnen erachten, die wieder⸗
wertigen mercklich animirt, die vorhin betrangte, vnndt ſolcher geſtalt der ſchuldigen,
fo theur verſprochenen guarantiæ zuwieder verlaßene Evangelicos reſtituendos, daß
Sie ihre Noth nicht recht klagen duͤrffen, abgeſchreckt, vnß von Herzen betruͤbt, aber
gleichwohl vmb fo vielmehr, ſolcher von Ihren hiebevor etwa in gleichmaͤßigem Be⸗
truck vnndt noch größerer Gefahr geſeßenen Mitſtaͤnden onndt Glaubens genoßen,
verlaßener Evangeliſcher betraͤngter Staͤnd Br ahnzunehmen verurſacht, vnndt mit
der Evacuation vundt Exauctoration, wieder vnſeren Willen, zurück, vnndt ahn vnß
zu halten genoͤthiget; darauß dann nothwendig, wegen fo langer vuvermutheter ſtill
liegung der Volker, erfolgt, daß man auch in puncto Satisfactiouis Militiæ, weder
mit der verwilligten Summa, noch den verglichenen Zahlungs-Terminen auskommen
vnndt zureichen mögen ; ſondern ſowohl darunter eine Veraͤnderung treffen, alß ſon⸗
5 ſten
AN
40 Beylagen. 55
Ren der Zahlung halber ſich verſichern muͤſſen, vnndt dieſes letzte vmb fo viel mehr,
weiln die zu Muͤnſter verbliebene der Stände Geſandten der kuͤnfftigen Auszahlung
halber nicht weniger in denen ahn Vuß abgegebenen Schreiben, als ſonſt, ſich aller⸗
hand nachdencklichen vnndt betrohlichen Reden vermerken laßen. N |
Sleichwie nun hieraus zu genügen erſcheinet, daß alle dieſe Inconvenientien, ob⸗
erwehnter maßen, fuͤhrnehmlich auß deme zu Muͤnſter, pofl ratificatam pacem, dem⸗
ſelben zuwieder, von etlichen hinterbliebenen, gelegten vngluͤckſeligen Principio vnndt
vmbgekehrten ordine exequendi herfließen, Sie darinn manifeſtiſſime wieder das In-
Hrumentum Pacis vnndt verglichenen modum & ordinem exequendi gehandelt, vnndt
in notaria tam culpa, quam mora, die Sie hierdurch vn verantwortlich mit vnwie⸗
derbringlichem deß Reichs ſchaden vnndt fo viel armer Leuth erbaͤrmlichen Verderben
vnndt Weheklagen verurſacht begriffen, Wir hingegen das Inſtromentum Pacis vnndt
ordinem exequendi heydeß für vnß haben, darauß auch nicht zu weichen offt conte-
ſtirt vnndt reſolvirt, alſo koͤnnen Wir gar wohl auf Ihren ſelbſt eigenen ausſpruch
laͤſſen ankommen, daß nehmlich bey dehnenjenigen, welche ſolche moram verurſacht,
das fo genante Muͤnſteriſche Concluſum einſeitig auß Ihrem Kopff entweder ſelbſt ges
ſponnen, vnndt erfunden, oder doch hernachmahlen demſelben beygepflichtet, vnndt
ſolches verfechten helffen, alle darauß entſtandene inconvenientien , Koſten vnndt
ſchaden wieder ſollen geſucht werden, welches im Nahmen Ihrer Koͤnigl. Mayt:
vnndt Crohn Schweden Wir vmb ſo viel mehr hiemit vorbehalten, weil (deßen was
dem Roͤm: Reich zugewachſen zugeſchweigen) Ihre Mayt: wegen ſolchen Verzugs
große Unkoſten aufgebuͤrdet worden, vnndt zumahlen durch dergleichen Betrohungen,
refervationes vnndt Froteſtationes niemand anders, alß fuͤrnehmlich Hoͤchſt beſagt Ih⸗
re Koͤnigl. Mayt: hat koͤnnen gemeint, vnndt per obligiaum faft betrohet werden, da
hingegen im ganzen Roͤm: Reich, ja in der Welt bekandt, daß Ihre Maytten, Maytten
glerwuͤrdigſt verſtorben, vnndt noch Regierend ſich ſolcher betrangten deſtituirten
Evangeliſchen Staͤnd, Reichs mitglieder vundt glaubens genoßen wie mit den Waf⸗
fen, alſo auch bey den Friedens tractaten, nicht anders, alß Ihrer eigen ſach, davon
publica & communis ſecuritas dependirt, ahngenommen, conlequenter dieſelbe in
executione pacis weder gewißen noch Ehren reputation vnndt reſpects, auch in ipfo
inftrumento verſprochener univerfal guarantiæ halben, vmb etlich wenig wiedriger,
eigenwillig gefaßter opinion willen, verlaßen koͤnnen; Allermaßen in Ihrer Maytten
Nahmen, Wir Vuß deßen oͤffters mundlich, durch extradirte liltas, deduction vnndt
Erklaͤrungen, auch ſchrifftlich erklart, dieſen punctum reſtitutionis ex Inftrumento
Pacis ſelbſt auf die Bahn gebracht nach dem verſprochenen ordine exequendi vorderiſt
zu decidiren, vnndt zu exequiren urgirt, vnndt deinnach die obangedeute angemafteProte-
ſtationess reſervationes vundt Betrohungen, nicht wohl auf Jemand anders beſſer vnndt
fuͤglicher, alßauf öffters Hoͤchſt beſagte Ihre Koͤnigl. Mayt: vnndt die Crohn S
a 5 a
Beylagen. 41
——— ——
auch vnß ziehen vnndt auß deuten koͤnnen. Alß man nun ſolcher geſtalt ein geraumegeit ges
gen einander geſtanden, Wir von dem laſtrumento Pacis vnndt verglichenem ordine exe- i
quendi nicht koͤnnen; die andere von Ihren Muͤnſteriſchen, dem Iaſtrumento Pacis
vnndt verglichener Ex cutions- Ordnung, auch Kayſerl. ins Reich publicirten Edi-
cten ſelbſt zuwieder lauffenden opision nicht wollen weichen, daruͤber etlich Monath
verfloßen, in welchen der einquartierungs Laſt hat muͤßen den Ständen, auf dem
Halß liegen bleiben, die offenbahre Gerechtigkeit vnſerer reſolution aber maͤnniglich ſo
hell angefangen unter die Augen zu leuchten, daß man ſich laͤnger von dem puncto
Reſtitutionis vnndt derſelben ahnzugreiffen, nicht entſchuldigen koͤnnen, haben Wir
Vuß mit den Herrn Kayſerl. vnndt der Chur Fuͤrſten vnndt Staͤndt ahnweſenden Ab⸗
geſandten, vermoͤge preliminarRecefleg eines gewiß en modi, wie das Werk ahnzufan⸗
gen, vnndt in etlichen terminis, doch alles nach Inhalt des Inſtrumenti Pacis vnndt
nach deſſelben geſezter norma, durch gewiße Depu irte abzurichten, verglichen, auch
zu ſolchem Vergleich vnndt Beliebung deß Collegii Deputarum, vınd fo viel mehr
vnß bewegen laßen, weiln fuͤr erſt, ſolcher geſtalt, aller vngleicher verdacht, ſo Ihr
Koͤnigl. Mayt: zu Schweden, alß wenn Sie den Frieden nicht begehrten, vnndt ih⸗
res anderweiten Intereſle halber, vnter ein oder andern Prætext den Krieg zu continuiren
trachteten, abgethan, vnndt Ihr Koͤnigl. Mayt. friedfertige Intention deſto mehr offenbar
worden, folgends auch, die Herrn Evangeliſchen nicht allein bey ſolcher Deputation
paria vota, ſondern auch die ehre, adventege, onndt Gelegenheit erlanget, Ihrer
bedrengten glaubens genoßen (wenn ſie nur wollten) defto füglicher ſich anzunehmen,
vnndt dieſelben zu dem jenigen, was Ihnen zu gute, durch Vergießung ſo viel ta⸗
pfern Bluts, vnndt folgends durch den Friedensſchluß erworben, zuverhelffen koͤnnen,
zumahlen da offt Hoͤchſt ermelte Ihr Koͤnigl. Mayt: zu Schweden ſo wohl durch Ih⸗
re ſo lange Jahr hero, mit dero Reiche vnndt Vnterthanen, nicht geringen Beſchwe⸗
rung, geführte Siegreiche Waffen, als bey den allgemeinen Friedens⸗vnndt folgends
hier angeſtelten executiong- Tractaten, vnndt zwar mit Hindanſetzung, Ihres eige⸗
nen Iatereſſe vnndt ſicherheit, das Ihrige, vnndt alles was immer menſch⸗ vnndt
muͤglich geweſen, wegen der Reſtitution erſtged. betrengten Evangeliſchen treweifferig
angewendet, vnndt dergeſtalt beygetragen, das dieſelbe verhoffentlich von keinem on,
Paſſionitten werden zu beſchuldigen ſeyn koͤnnen, alß wenn Sie Ihres eigenuzes,
oder particular interelle halber, etwas verabſeumet, oder vnterlaßen. Es iſt aber bey
mehr ged. Vergleich, in fine austruͤkenlich bedingt, vnndt vorbehalten, daß vnter
andern mit Nehmen auch die deſignatio reſtituendorum, welche den ged. Deputatis
zu begreifien, mit ſeiner gewißen auf das Inſtrumentum Pacis vnndt deßen norm re-
ſtringirten maaß, vbergeben, zu ihrer endlichen Richtigkeit vnndt Vergleichung for⸗
deriſt gebracht werden, vnndt alßdann erſt andere vorhergeſezte puncka, darunter auch
die Exaucloratio, vnndt vber die præliminariter beſchehene noch weiter rellirende vol
lige
42 2 Beylagen. 4
x
lige Evacuatio begriffen, ihre vollkommene Krafft, vnndt wuͤrkliche Execution erlan⸗
*
gen ſollen. In Hoffnung nun, es ſolt hierdurch ein ſehr Chriſtlich Zott gefaͤlliges,
vnndt zu Beruhigung des Heil. Roͤm: Reichs wohl befuͤrderliches Hochnuzliches Werk
verrichtet ſeyn, alles dem Inftrumento Pacis vnndt in dem fuͤrgeſchriebenen modo gas
maͤß, aufrichtig, ohnparteyiſch, vnaufhaltlich abgehandelt, vnndt damit auch die
Exaudoration vnndt Evacuation befürdert werden, haben Wir nicht nur die vergli⸗
chene præliminar Evacuation ohne einige conſideretion vandt difficultet aufrichtig
vnndt vnaufhaͤltlich fuͤrgehen, ſondern auch dem Reich, vnundt den armen Vntertha⸗
nen zum beſten, vnterſchiedliche viel Regimenter reduciren, theils gar abdancken vnndt
abfuͤhren kaßen, onndt vuß gar keine Gedancken gemacht, daß nicht in puncto reſtitu.
tionis mit gleißmaͤßigem enffet vnaufhaͤltlich ſolte verfahren, oder darinn erſt newe dif-
ficulteten vundt ſcrupul erweckt werden. |
Wie langſam vnndt kaltſinnig aber darinn procedirt worden, bezeugt der klare
Augenſchein, vnndt on hat man bey nebenß andichten wollen, als ob Wir vnß durch
ſolchen Præliminar recefl deß puncti reſtitutionis gänzlich begeben, vnndt obligirt, als
les gut zu heißen, vnndt zu vnterſchreiben, was die niedergeſezte Deputati würden fta-
tuirn vnndt fuͤrſchreiben, ohne weitere Conßderation, obs dem Inſtrumento Pacis
gemaͤß oder nicht? welcher meinung dann inſonderheit, die Hrn. Altenburg. onndt
Braunſchweig. Wolffenbuͤttelſche Abgeſandten, Hr. Thumbshirn vnndt Dr. Hey⸗
landt, bevorab in der Oberpfaͤlziſchen Keligions⸗ Sach, die Sie vnter dem Schein
vnndt vorwandt, alß ob es eine zu Muͤnſter alſo verglichene, abgeredte vnndt geſchloße⸗
ne Sache were, wieder Ihre glaubens genoßen, verfechten wollen, beygefallen;
Welches aber, gleichwie es in vnſern Sinn sundt Gedancken niemahlen kommen, al
fo iſt auch aller Raisor entgegen, den punctum reftitutionis , welchen die Koͤnigl:. Mayt:
in Schweden pro cauſa belli & fundamento Päeis ,' auch vmb davon dependirender ei⸗
gener vnndt allgemeiner Securitet willen, pro cauſa communi & propria jederzeit ge⸗
halten vnndt verfochten, alſo ſchlechter Dingen dahin, auß Ihrer Mayt: Handen,
in nudum aliorum quorundam arbitrium weg zu geben, wie es dann an ſich ſelbſt dem
klahren Buchſtaben, vnndt recht gefunden Verſtand deß præliminar receſſus gänzlich
zu wieder lauffen, dahero Wirs nicht haben nach ſehen, vnndt auß ſolchem fundamenit
der Deputatorum ausgeſteltes Conoluſum, wie Sie es genant, vnndt pro ultimo ans
gezogen, weder fubferibirn oder dabey acquieſciren, noch zur vollkommenen Exau-
doration vnndt Evacuation, welche abermahl durch dergleichen erzwungene, hiebe⸗
vor ohnbekandte Subtiliteten, die zugleich an ſtatt mit dem Frieden verhofften guten
Vertrawens, nichts alß lauter difhdenz erwecken, ins ſtecken gebracht, onndt das
Werk noch ſchwerer gemacht worden, gelangen koͤnne. 1
Wir haben zwar abermahlen unſerer gerechten Intention’, ſolche augenſcheinliche re⸗
monſtrationes gethan, vnndt warumben Wir es hiebey nicht verbleiben laßen koͤnnen,
der⸗
— — —
Beylagen. 43
dermaßen erhebliche fundamenta vnndt rationes angefuͤhrt, daß man unſerer endlichen
erklaͤrung, vnndt der Deputirten ausgeſtellten goneluſi, oder Gutachtens ex parte
Deputatorum, die differentias extrahirt, darüber mit den vnßerigen durch gewiße
Subdeputatos, alß Chur Meynz, Chur Beyern, den vorbenandten Fuͤrſtl. Alten⸗
burg: vnndt den Braunſchweig Wolffenbuͤttelſchen Abgeſandten, in weitere Confe-
renz getretten, welcher Conferenz continuation denn von denen zweyen Churf: Catho⸗
liſchen, den Fuͤrſtl: Altenb:, vnndt den Braunſchw. Wolffenbuͤttl. auffgetragen,
von dieſen vbernommen, vnndt nachdem ihnen vnſer Meinung, ober ein vnndt ander
ren Punckten getrew, aufrichtig vnndt offenherzig entdeckt, per expreſſum zwiſchen
den vnſerigen vnndt Ihnen verglichen vnndt verabredet worden, daß Sie hierauf mit
bemelten beyden Churf. Catholiſchen weitere Conferenz pflegen, ung aber von dem
endlichen Schluß, vor allen Dingen, auch zu onferer fernerer erklaͤrung vnndt refolu-
tion gebuͤhrende relation, vnndt weitere communication erſtatten moͤchten. Darauf
Wir vuß auch verlaßen, vnndt nicht wenigers befahrt, alß daß Wir von Ihnen, alß
Evangeliſchen vnndt fo fuͤrnehmer Fuͤrſten legitimirten Abgeſandten, ſolten in onſerer
mit denenſelben verabredeten intention, vnndt dabey bevorbehaltener weiterer Erinnes
rungen, hintergangen werden; Sie haben aber Ihr verſprechen, unndt mit den uns.
ſerigen genommene Abred beyſeit geſezet, mit vnß oder den vnſerigen, weiter gar
nichts, mit andern Evangeliſchen, ſo viel ung, off beſchehene Nachfrag, bewuſt,
eben fo wenig, mit denen Hrn. Catholiſchen hingegen, vmb fo viel fleißiger communi.
eirt, vnndt nach dem Sie mit Ihnen ober die drey Wochen zugebracht, an ſtatt vers
hoffter erläuterung deß puncti reſtitutionis, denſelben durch newerfundene , ſubtile,
zweifeliche clauſulas, ſuper quæſtione An? & non impedienda Evacuatione & Ex-
au&oratione vorigen Handlungen zuwieder, ihr præconcipirte Opinion ſuper inver-
fione ordinis exequendi zu beharren, noch viel intricarer gemacht, onndt alles von
newen Dingen auf das fehlüpferige geſezt, welches Sie hernachmals in collegio De-
putatorum aller anderer erinnerungen vngeachtet, per majora, ohnangeſehen dieſelbe
in cauſis religionem concernentibus notorie nicht. Statt haben, onndt confequenter
lauter nulliteten ſeindt, wie in andern Stuͤcken mehr geſchehen, durch getruckt, auch
vnß, aller vorher genommener Abred zugegen, in forma concluſi aufzutringen, ſich
vnterſtanden. 5
Alß Wir vuß nun wieder gethane Zuſag, vnndt beßer geſchoͤpffte Hofuung von
etlichen Evangelicis ſelbſt alſo fruſtriret, vnndt in mehrere difficultet eingefuͤhrt be⸗
funden in dergleichen abermalig einſeitige Handlungen, auch weder guten glimpfs
noch gewißens halben willigen koͤnnen, hat man endlich mit allerſeits belieben, ein
anderes expediens ergriffen, daß nehmlich eine ganz andere newelifta, ſowohl derje⸗
(F) 2 . nigen
—
44 Beylagen.
nigen caſuum, welche in tribus terminis evacuationis & exauctorationis, alß eine
abſonderliche Lifta derjenigen, welche in tribus menſibus hernach zu decidiren vnndt
zu exequiren ſoll, vnndt zwar zu verhuͤtung alles præjadici, vnndt weitern difpu-
tats, allein mit benennung der partheyen vnndt Sachen, welche es concernirt, oh⸗
ne anderwaͤrtige deciſion, oder Nahmhafftmachung der Executious-Commiſſarien,
verfertiget, mit deren es nach hinc inde gethanen erinnerungen, verglichenen diffe-
rentien, vnndt genommenen Abredungen, ſo weit kommen, daß alles von dem Chur⸗
Maynziſchen Reichs Directorio, in einen Aufſaz gebracht, den unſerigen zu Handen
kommen, auch der Tag zur Collation vnndt ſubſeription des Haubt Receſſus ſchon
*
ahngeftelt vnndt beſtimpt worden, dazu Wir onſers Theils ganz willig vnndt ges
nei t geweſen, zu ſolchem Ende auch, amore pacis, vundt vmb dermahl einſten zum
Hauptſchluß zu gelangen, in vielen Stuͤcken, worauff Wir virtute Inſtrumenti Pa-
cis, mit Fug zu beſtehen gehabt, nachgeſehen. 8
Da Wir nun hierauf das Werk recht einrichten, die liſtas per inſcriptionem.
wie es die Notturfft vnndt verabredete Handlungen in allweg erfordert, auf die im
præliminar Recefs mit Lit. A. bemerkte Beylag qualiſiciren wollen, vnndt ſolches dem
Chur Maynziſchen Reichs Diredtorio durch onſern Secretarium andeuten, hat man
ſich ohngeſchewet vermerken laſſen, daß noch ein andere (dieſer lezt verglichenen
lifta in vnterſchiedenen Stücken ohne Zweiffel ganz zuwieder lauffende) lifla bereits
etlich Monath zuvor, von etlich wenigen (darunter abermahl, mehr beruͤhrte Fuͤrſt⸗
lich Altenburg. vnndt Braunſchw: Wolffenbuͤttl: Geſandten begriffen geweſen)
unterschrieben vnndt beſi gelt, darauß Wir leichtlich ermeßen koͤnnen, daß es eben
diejenige Liſta ſeyn müßte, welcher Wir jederzeit wiederſprochen, auch hiermit noch⸗
mahlen wieder ſprechen, vnndt darfuͤr halten muͤßen, die vnß damahlen ad fubferi-
bendum communicirte leztere liſta, fen mehr allein pro forma; alß daß Sie ſonder⸗
bahren Effect, und Valor haben ſolte, von denenjenigen, die vnſer vnwißend die
vorige bereits vnterſchrieben, angeſehen geweſen, darumb dieſelbe auch bedenkens
getragen, ſolche voß commugicirte leztern liſtam auf den Præliminar vnndt Haubt⸗
Receſs zu qualificiren, vnndt ihnen die Rechnung gemacht, Wir ſolten vuß mit eis
ner ſolchen vnformblichen, auf bloßen Pappier geftelten nicht aber auf den Prelimi-
ner vnndt Haube Keceſs gegruͤndeten liſta contentiren laßen; hingegen in executione
die andere von ihnen wenigen in geheimb onterfchriebene liſta beobachtet, vnndt voll⸗
zogen worden. Gleichwie Ihnen aber ſolch Ihr vorhaben nicht angangen, ſondern,
wiewohl abermahlen nicht ohne merkliche hoͤchſtſchaͤdliche deß Haubt⸗ Werks verzoͤ⸗
gerung, die leztere lilta mit qualifieirug auf den preliminar -onndt Haubt Recels
vnterſchrieben vnndt extradirt, alſo ipſo facto die vor dieſem ohne vnſer dee
Ude
Beylagen 35
ſubſeribirte von ung jedesmahls contradicirte liſta caſſirt worden. Alſo hetten Wir
vuß gleich deß Himmels fall eher, alß dergleichen hintergehung, ſonderlich von offt
beruͤhrten beyden Fuͤrſtlichen alß Evangeliſchen Chriſten vnndt Reichs > Patrioten,
verſehen, vnndt nicht vermuthen koͤnnen, daß Sie vuß ſowohl Stands wegen, alß
pro Tempore, einer ſo maͤchtigen Königin vnndt Crohn gevollmaͤchtigten Miniſtro
nomine publico ein anders fürtragen, in einige Conferenz vnndt Handlung mit
- Den onferigen eintretten darüber ad fubſcriptionem usque, alles bloß dem Nahmen
nach ſchließen, ein anders wiedriges aber ſchon lang zuvorn, mit Mund, Hand vnndt
Pittſchafft denen Herren Catholicis, welche groͤßern theils dergleichen Handlungen,
vermuthlich nicht apprebiren werden, zugeſagt, haben ſolte; die alte aufrichtige,
recht geſinte, Evangeliſche Chriſten, vnndt getrewe Reichs Patrioten haben bevorab
in negotiis publicis vor dergleichen einen Abſchew getragen, was einmal fide pu-
bl ca zugeſagt, trewlich, er bar, aufrichtig gehalten vnndt vollzogen, vnndt davon
große Ehr, auch Sieg, gluͤk vnndt Segen gehabt. Wir muͤßen darvor halten,
daß man dergleichen einſeitigen Religions Handlung ſchon zu Muͤnſter, davon gleich⸗
wohl wenig Evangeliſche wiſſen wollen, gewohnt geweſen, benebens nicht vobillig
zweiflen, ob ermelte beyde Fü-ftl. Geſandten darzu inſtruirt, Es demnach dahin ſtel⸗
len vnndt ahn Ihre Koͤnigl Mayt. in Schweden umbſtaͤndlich berichten; Vuß aber
koͤnnte kein vnd llionirter, vnndt zu wuͤrklicher execution deßen, was fide publica,
fo theuer verſprochen, univerfali guarantia verſichert, vnndt publica atque com-
munis fecuritas, neben der Chriſtlichen Lieb erfordert, geneigter Menſch verdencken,
wann Wir vuß gleich der Execution deß puncti reſtitutionis ex capite Amniſtiæ &
gravaminug, nicht nur mit ſolcher Leuth zuſagen, Pappier, Handſchrifft, vnndt
Petſchafft, ſondern beßer, vnndt realiter verſichern, vnndt ſolche Verſicherungen,
fuͤrnehmlich von denjenigen erfordern, auch wuͤrklich nehmen wuͤrden, welche durch
ihre conſilia vnndt Actiones, das Werk dermaßen ſchwehr gemacht, vnndt aufge—
halten, vnß aber dabey folcher geſtalten zu hintergehen geſucht haben, welches Wir
auch zu thun, vnndt dawieder alle Zuſage vnndt verhoffen, die Executio nicht ſecun⸗
dum Inſtrumentum Pacis Kayſerl. Edicta, ardtiorem modum exequendi, vnndt
deme im præliminar vnndt Haubt Receſs vorgeſch iebenen modo, auch der lezt ons
ter ſchriel enen extradirten, auf beſagten pralmina r- vnndt Haubt Recefs qualificirten
lila gemäß, ſchleunig vupartheyiſch, vnndt vnaufhaͤltlich erfolgen ſolte, daruͤber
noch weiter zu ſprechen, neben aller andern Gebühr vnndt Notturfft, in Nahmen
Ihrer Koͤnigl. Mayt: vnndt Crohn Schweden, auch für vuß Selbſt per expref-
ſum vorbehalten wollen, der getroͤſteten Hoff ung gelebend , darumb Wir auch E.
Ed. freund- vetter⸗vnndt beweglich erſuchen, Sie werden vnndt wollen Ihrem Abs
geſandten, alß welcher nebſt anderer Evangeliſcher Stände Geſandten, vorberuͤhrter
(5) 3 | | Depu-
45 Beyla gen.
Deputation beywohnen, vnndt die geſetzte Zeit hier in loco verbleiben wirdt, dahin
alles Ernſts inſtruirn vnndt befehlen, daß er ſeines-Orths, gleichwie bißhero ruͤhm⸗
lich beſchehen, alſo auch fortahn erſterwehntes getrewlich beobachten, demſelben mit
Eyffer nachkommen vnndt durch ein wiedriges nicht noch auch ein wiedriges, vnndt
weitere Vngelegenheit verurſachen, Inſonderheit aber dahin ſehen, damit unge
ſaͤumbt, vnndt ungefehrdet procedirt, auch alles nach der norma, wie das factum
poſſeſſionis anno 1624. geweſen, decidiret vnndt fuͤrterligſt ꝛxequiret werden möge,
Allermaßen Sie dann hiecunter auf benoͤtigten Fall, vundt da ein oder ander Theil,
ſich dem Inſtrumento pacis, vnndt der Billigkeit gemäß, nicht bequemen wollte,
Ihr Koͤnigl. Mayt: wuͤrcklichen Aſſillence ſich zu verſichern haben. Wir dahe⸗
ro auch, an E. Ld. Chriſtlichen Eyffer vnndt Sorgfalt, ſowohl für deß Roͤm:
Reichs Beruhigung, unndt allgemeine Securitzt, alſo auch der betraͤngten billige
maͤßigen Rettung unndt deß allgemeinen Evangeliſchen Weſens, aufrecht haltung,
umb ſo viel weniger zweiflen E. Ld. ſich auch dadurch umb das ganze Reich, unndt
die liebe Nachkommenheit, hoͤchlich meritiren werden. Denn gleichwie auf den wie⸗
drigen Fall, unndt da man Evangeliſchen Theilß, bey ſolcher Deputation, ſich nicht
treueyfferig unndt behoͤriger maßen erweißen oder auch einige Kaltſinnigkeit, oder gar
partialitet blicken, unndt alſo die Reſtitutions-Sachen in den geſezten terminen nicht
zur Execution befördern, ſondern in ſtecken kommen laßen ſolte, Wir fuͤglich nicht vers
dacht werden koͤnnen, bey ſothaner bewandnuͤß mit der Kxauctoration unndt Evacuation
ezlicher maßen anzuſtehen: Alſo wirdt auch ſo geſtalten Sachen nach, nicht alleine die
Schuld aller darob erfolgenden beſchwerung, oder dem Haubt⸗ Weſen zuſtehenden
verwirrung, denjenigen, fo dergleichen verurſachet, angewelzet werden, ſondern
dieſelbe auch ſolches mit der Zeit in Ihrem Gewißen zu empfinden, unndt ſowohl
gegen dem hoͤchſten Gott, als der wehrten Pofteritet ſchwehelich zu verantworten
haben; offt Hoͤchſt ermelter Ihr Koͤnigl: Mayt: zu Schweden aber, da Sie end⸗
lich, wegen der Evangeliſchen Stände, geringfügigen Alſiltence, unndt da man
deroſelben an ſtatt wuͤrklicher cooperation , nur mit vndanck begegnet, Ihrer eige⸗
nen ſicherheit halber, aus dem Wercke zu ſcheiden veranlaßet werden ſolten, wegen
aller hiedurch dem allgemeinen Evangeliſchen Weſen zuſtehenden Nachtheil unndt Ge⸗
fahr bey der ganzen Welt zur gnuͤge exculiret ſeyn; So E. ed. Wir in guter Wohl⸗
meinung beyzubringen für eine Notturfft gehalten, der Wir im übrigen zu er wei⸗
ſung aller behaͤglichen Dienſte unndt Freundſchafft geflißen verbleiben, Sie auch
hiermit Goͤttlicher Obſicht getrewlich empfehlen; Datum Nuͤrnberg den 23. Junü
Anno 1650, = ö
Von Gottes Gnaden Carl Guſtav Pfalzgraff bey Rhein in Bey⸗
ern, zu SGuͤlich / Clev vnndt Bergen Herzog, Graff zu W
pan=
Beyla gen. 47
Spanbeimb 1 der Mark vnndt Ravenſpurg $ Serr zum Raven⸗
ſtein, der Koͤnigl. Mayt: vnndt Crohn Schweden Generalifimur
ober dero Armeen vnndt Kriegs fat in Teuzſchlandt ꝛc.
E. Ad. | | Fa
ganz Dienſtwilliger getreuer
Vetter vnndt Bruder
Carl Guſtav
6 Pfalzgrav.
; Num. 23. in
Ordre ſan den Commendanten zu Schorndorf wegen Abtrettung
5 der Stadt Schorndorf an den Herzog von Wuͤrtenberg.
d. d. 2. Julij 165.
X onsieur de Rous worms. La Paix d' Allemagne ayant eſté heureſement conclue
77 & ratiffiè, Il eſt queſtion maintenant d' executer en ſinceritè & en bonne
foy tout ce, qui a eſte promis de part & d' autre & principalement la reſtitution
des places, & par ce que celle ou Vous coinmandez eſt comprife dans le traitte,
& quꝰ au lieu du Sr Marechal de Turenne du quel j'ay revocque le pouvoir, p ai
fait choix de Sr d’Erlac mon Lieutenant general en mes armees & Gouverneur de
Briſach, des Sieurs de la Cour, de Vautorte & d' Avangour conſeilleurs en mon
Confeil d? Eſtat conjoinctement ou ſeparement I' un en Fabſence de 1’ autre pour
concerter & reſoudre la maniere & le tempz des dites reſtitutions. Je Vous escris
celle ey par l”advis de la Reyne Regente Madame ma Mere par vous dire que vous
n ayez à rapporter aucun refuz, difficulté n'y retardement & remeſtre votre pla-
ce & evacuer voſtre Garniſon auſſi toſt que Vous en aurez receu J’ordre des dits
Sieurs d' Erlach, de la Cour, de Vautorte, & d' Avangour conjoinctement ou
ſeparement, Vous tenant quitté & deschargé de la Garde d' icelles & de tout ce
que Vous aurez fait en eonſequence de dits ordres, ſans deferer à ceux, qui vous
pourroient eſtre donnez par le dit Sieur Mareschal de Thurenne n'y par qui que
ce ſoit au re que les fusnomez ou l' un d’iceux, Et mꝰ aſſurant que vos intentions
feront conformes aux miennes je in en remerz a ce qui vous fera plus particuliere-
ment preſcript par les ditz Sieurs d' Erlac, de la Cour de Vautorte & d Avan-
gour ſans que Vous puiſſicz retarder ou differer d' obeir ſoubz quelque pretexte,
que ce foit. Et je ſerais bien aile aux occafions de recognoitre vos Services, dont
je ſuis tres ſatizfait & en attendant que je puiſſe vous faire reflentir les effects de
ed ma
48 Beylagen.
—
— — =
——
Br 8 7 5 a —
ma bonne Volonte je prie Dieu, qu'il vous ait Monsieur de Rous worms en fa
ſaincte garde. Escript à Compiegne le 24. Juillet 1649. Signe Louis & plus
das de ? Omenie. a >. |
Num. 24.
Lettre de Meſſieurs les Plenipotentiairs du Roy Escrite à Monsieur
de Roswormen le 2. Juillet. 1650. en original.
Monſieur,
N“ avons traittè icy fur “ execution de la paix de “Empire & pour y ſatisfaire
eſtant neceflaire de rendre promptement la Ville de Schorndorff, Nous
Vous envoyons une lettre du Roy par la quelle il vous eſt ordonnè d'en fortir auec
votre Garnifon fur badvis que nous Vous en donnerons Et vous prient de rendre
ſans delay la ditte Ville de Schorndorf à celuy ou ceux qui ſeront Commis par
Monsieur le Duc de Wirtemberg faiſant ſortir vos Soldats avec bon ordre & les
conduiſſant en Alſace, ou Vous receurez les Ordres du Roy. La Lettre de ſa
Majeft€ & celle ey Vous ſerviront de descharge pour la redition de la ditte Ville
de Schorndorff & vous prendre: un certificat de! Officier de Monsieur le Due de
Wirtemberg pour juflification du bon ordre avec lequel Vous ferez forti fans em-
porter quoy que ce foit de ce qui neſt pas accorde par le traité de la paix n'y fans
retarder Votre fortie ſoubs pretexte d arrerages de Contributions ou quelque autre
choſe que ce puiſſe eſtre. Nous ſommes.
Nous certiffions que f Original de la lettre du Roy & de la noſtre ey deſſus
4 eſté envoye 4 Monsieur de Schmidberg Mareschal de Camp es armees du Roy
le deuxieme de ce mois de Juilliet par le depute de la Ville d Heilbronn faict 2
Nurenberg le troisieme Juillet mil fix cents einquante. N
de la Court. De Vautorte. D' Avangour.
5 Num. 25.
Berladen ir 38
Num. 25.
Lobſpruch der Weitberuͤhmten Veſtung Hohen⸗Twiel, darin Dero⸗
ſelben Belaͤgerungen, und die vornehmſte von daraus geſchehene Verrichtungen
wahrhaftig und kurtzlich erzählt, zum andern mal in vielen Orthen vermehrt, und
aufgelegt wirt, durch: M. Matthæum Eſenwein Diaconum der Kirchen
| zu Tübingen. Getruckt ond verlegt daſelbſten, bey Philibert
“as
Brunnen, 1650.
Lob Spruch an den Herrn Obriſten, ꝛc.
Vn iſt der liebe Fried doch einmahl Zeitig worden, RR
Das rechte Schmertzen-Kind, das in fo vilen Orten 4
Bil Wehen nach ſich zeucht; weil über. der Geburt
Das werthe Teutſchland noch ſehr kreiſtet, ſchreyt vnd kurrk,
Der Friden iſt gewuͤnſcht, die Waſſen haben Ehre, 8
Gott und ſein liebe Kirch, die vnverfaͤlſchte Lehre,
Erhalten Oberhand; das zeitlich ſchnoͤde Guth,
Der Feinden Grimm vnd Trutz, leg' ab den ſtoltzen Muth;
Gott hab' allein die Ehr; die Helden diſen Namen,
Daß fie mit Rabe vnd That den Hohen Krieges⸗Flammen
Geſtewret vnd gewehrt, vnd diſem Schmertzen-Kind
Mit hoͤchſter Muͤh und Fleiß zu Huͤlffe kommen ſeind.
Herr Widerhold, ſolt Ich Euch vonder ſolche zählen,
So wirt gewißlich Ich der Warheit nicht verfaͤhlen;
Wann Ewer Demuth nur moͤcht leiden diſe Ehr, i
852 So wolt ohn Schmeicheley, nur diß, was nah' ond ferr
Von Euch iſt Weltbekant, Ich Gott zu Ehren melden:
Doch iſt die Tugend werth, daß ſie an thewren Helden,
Auch ohne Ihr begehr, werd' offentlich geehrt,
Dann auff ein ſiegend Haupt der Lorbeer» Krantz gehört,
dies der gerechte Gott die lang getrowte Plagen u.
; A Auch über Wuͤrtemberg wolt fiehren und herjagen, a 8
Daß auff die Niderlag vor Noͤrdlingen das Land, auff Hohen⸗
; Durch Feindtlichen Gewalt, gerieth in Raub und Brand; Twiel 1634.
Da iſt diß hohe Hauß, nicht ohne hohe Pflichten,
Mit kluger Krieges» Kunſt, daſſelbe anzurichten, 5
IX. Theil. 0 e e Euch
50 | Beylagen. :
IT — ——:᷑i —
Euch worden anvertrawt; Da Ihr mit ſchlechter Mae
Und wenig Mitteln noch, daſſelbe habt bewacht:
Br Ihr ſahet wol die Gefahr, die Euch hernach betretten,
Daß mit dem Vatterland viel Triebſal, Angſt und Noͤthen
Diß Hauß erfahren werd; drumb Ihr kein Fleiß noch Zeit
Geſpart, damit der Feind Euch nicht find unbereit. N
1635. Dann als das Land nunmehr durch Fewer, Raub und Waffen
Erfie Belaͤ War umbgekehrt, da wolt der Feind Euch gleichfalls ſtraffen;
gerung. Lindaw, die werthe Statt, gab Ihren General,
Der ſolte Hohen Jwiel auffreſſen vberal;
Mehr als ein halbes Jahr thet umb die Dam Er buhlen,
Doch lieffen Ihm zu leiſt gantz laͤhr all feine Spuhle;
Daun Ihr Herr Widerhold, habt Ihm die diebs / begihr 8
Entleidet alſo gar, daß Ihm hat grawt darfuͤn.
Ein gantze ſtarcke Wacht, die Er der Dam zu Ehren
Hat dargeſtelt, durch Euch muſt zu den Todten kehren? ß; ;
Drey Schantzen ſtuͤrmbt Ihr ſelbſt, und jagtet Ihn darauf,
Daß Er verlohr den Muht, und wandte ſich nach Hauß.
1 6 36. Umd Stillſtand bath man Euch, daß Ihr doch Ewre Waffen
Stilſtand Allein dem Hauß zu Schutz, nicht Feindlich lieſſet ſtraffen
mit Hohen⸗ Die Ewre Feind doch warn, indeſſen war geſucht,
Twiel. Daß durch deß Landes Zwang die Vbergab bring Frucht.
16 Diß ſaher She gar bald, und habt bey diſen Thaten
0 Dem anvertrawten Platz nun beſſer wollen Rahten |
Mit Vorraht, Volck und Sold, auch Ewre hohe Trew
Dem lieben Vatterland erzeigen ohne Schew.
Ver buͤndtnuß Ih ſuchtet Bund und Huͤlff, und woltet darnach zihlen,
5 Daß nur das Vatterland den Nutzen ſolte fuͤhlen
550 Wein. Deß noͤhtigen Verglichs, und Ihr von frembder Hand
mar, ꝛc. Empfienget Volck und Sold zu weiterem Beftand,
8 Biß daß zu ſeiner Zeit, durch Goͤttliche Regierung
Und der Kriegs: Waffen trib, doch eineſt die Vollfi hrung
Deß angefangnen Wercks „deß gantzen Krieges End,
a Der Frid deß Vatterlands, erfrewme Weib und Kind.
16 37. Da hat der thewre Fuͤrſt, Bernhard der groſſe Helde,
; Mit Gnaden Euch geehrt, als Ich in Warheit melde;
Er nahm Euch in die Pflicht, zu hohen Dienſten an,
Daß Ihr als Obriſter Vnd Bundtsgenoß 9
Gegen
RER, | ER ae
2 PUR
——— m el
Gegen gemeinem Feind nun ſoltet Ewre Waffen? Vorſchub zu
Mit Ihme ſetzen forth, und helffen weck zuraffn feinen Ver⸗
Meinfelden, Lauffenburg, und was zur hohen Ehr, bang
Breyſachs⸗Eroberung, Ihm dienen konte mehr. ne
Von Ewrem Veſtem Hauß habt Ihr den groſſen Wercken,
So dieſer Fuͤrſt gethan, den Anfang helffen ſtaͤrcken;
Bold, Pulver, Kuglen, Zeug, nahm Er von diſem Hauß, x
Dardurch diß alles iſt gerichtet worden auß. ö
Den Feinden that es weh, d'rumb ſie mit allen Kraͤfften, 163
Euch und dem veften Hauß ein Kletten anzuhefften, Geſuchte |
Mit Liſten ſich be muͤht, durch Feder, Wachs, Papyr 9
Diß Hauß zu zwingen noch viel Mittel g ſucht herfuͤr. Kun Fil
Was fuͤr Verheiſſungen Euch ſolten da rn 0 Hefelch.
Was fuͤr Bedrowungen Euch konten da nicht ſchroͤcken? ;
Gnad, Adel, Ehr und Gelt auff einer feiten war,
Sognap, Zorn, Rach und Straff die Andre drowte gar.
Da aber Euch die Wort nicht konten abverleiten, 5 Andere Bclaͤl
Der Feind alßbalden auch auffzoge ſtaͤrckte Saiten; 758 gerung.
Gewalt muſt jetz und Ernſt Euch lehren, was die Gnuad, —
Wann ſie verachtet wird, bringe für Spott und Schad.
Ein gantzes Kriegesheer, mit groſſem Zeug und Stucken
Solt auß dem hohen Neſt Euch ſtuͤrtzen und berucken, u
Granaten, Ernſtgeſchoß, Fewrkuglen par und par IE
Herr Gleen gantz ungeſpahrt Euch ſchickte mit RAR
Ihr aber als ein Held, wol kontet dieſe ſchmacken, 0
Und achtet fie zu ring, daß ſie Euch ſolten ſchroͤcken; |
Ihr ſtielet offt hinauß doch fehier unfreindtlich gar hen
Empfienget, toͤdtet Ihr bald die, Bald jene Schaar.
Ja was fuͤr Heldenmuth bey Euch und den Soldaten, Ein Jungfer
Durch Ewr Exempel ſey, der Feind muſt ſelbſt errathen, nimbt einem
In dem ein Weibes⸗ Bild, ein Jungfer diß Gewehr, ee ſein
Mit dem ſie ſchon verletzt, dem Feind nahm, und bracht her.
Diß nahm dem Feind den Muht, Er wolt nicht laͤnger halten,
Und ließ die Hitz nach Twiel bey Ihme bald erkalten,
Zog nach vier Monat ab, ließ doch nach ſich zu ruͤck \
Ein Regiment zu Pferdt, das hat auch ſchlechtes Gluͤck. Kelter in die
Ein Kelter war unfern der Veſtung abgelegen Lufft ge⸗
Dahin begab es ſich die Wachten N x ſprengt.
A (8) 2 Das
52 Beylagen.
Das Fewer alle Tag brandt hohes Liechts daher, +
Bey Nacht fand da ſich nicht ein einig Kriegs Mann mehr,
Ihr nahmet diß in acht, und lieſſet da eingraben,
Ein groſſe Fewr⸗ Granat, die mußt viel Schlaͤge haben,
Vnd brandte fuͤr ſich ſelbſt durch jhe Wacht Fewer an,
Erſchlug im Augenblick die Kelter, Roß und Mann. |
Sie kamen in der Lufft zu Euch hinauff geflogen,
Die Hoffnung hatte Sie mehr als nach Wunſch betrogen,
B Sie kamen ehe nach Twiel, als jhnen diß bewußt,
Und machten durch jhrn Tod Euch nur ein Ktieges⸗ Huf
1640. Doch aber die Begird nach dieſer hohen Damen
Zite Zul Hat auch in Spannien entzuͤndet Liebes Flammen; |
a Dann bald nach einem Jahr ein Spanniſch General
| Auß groffen Liebes⸗Geiſt wolt bringen Sie zum ii
Er ſchrieb Ihr hofflich zu, mit ſuͤſſen Liebes⸗-Wortten,
Verſprach viel Gelt und Guht an groß und kleinen Sortten,
Daß doch die Dam verlacht; Drauff folgte der sy er 1
Der bey den Liebenden offt haͤlt den Hinderhalt. 6
Der gieng Ihm ſchlechtlich ab, Er kont kein Ehr jagen, 8
Dann die Belaͤgerte, fo wunderlich zuſagen, 1
Umbringten Ihne bald, und brachten Ihn in Noth
Durch des Herrn Bofz Hilff, zu feinem Hohn und Spott; |
Die Feinde meinten offt, der Himmel und die Erden,
Beſtreitten ſie mit Grimm, dann oben her ſie hoͤrten,
Den groſſen Donnerknall auß der Canonen Plitz,
Der jhre Mannſchafft offt beruckte auß dem Sitz,
Vergrabene Von unden her fie kaum recht koͤnten Fuſſe ſetzen;
Granaten. Daß ſie nicht fielen tieff in der Granaten Netzen,
Dardurch fie auffgejagt, offt ſuchten Land auff Land,
it Und hatten nirgend mehr recht ſicheren Beſtand.
Hohen: Die Wachten mehrentheils Ihm wurden niderg'hawen
Stauffen ein Die andere verjagt biß an die Stauffer Awen,
genommen. Die Ihre Zuflucht war, da wurden ſie belegt,
Und endtlich gar mit Sturm bezwungen und erlegt.
Da hat diß Veſte Hauß, dos ſolt gewonnen werden,
Ein faſt Gleich veſtes Schloß geſchleiffet zu der Erden,
Daß Ihm getrowet war, fe ſelten iſt erhoͤrt, i
Daß die Belaͤgerte noch g'winnen Land und Erd. 2
Beylagen. | | 53
nn a, — a — — Ä— —
—
Der Feind gantz rasend war, der groͤſte Eruſt der Waffen, 1641.
Deß gantzen Reiches Macht, ſolt geben Euch zu ſchaffen; Viertes Belaͤ .
Herr Sparr mit groſſem Zeug kam vor der Veſtung an, gerung.
Und wolte doch zu erſt ſpihlen ein glinden Mann. 5
Er brachte groſſe Brieff vom Keyſer und Schaffhauſen,
Mit ſuͤſſen Wortten Euch zu bringen auß der Clauſen;
Dem folgte bald der Ernſt, als Ewer Redligkeit
Gantz Heldenmaͤſſig ſich zuhalten war bereit. 9 0
Viel, ja viel tauſend Schuͤtz auß Moͤrſern und Canonen,
Granaten, Fewer Stein, kein Stund nicht wolten ſchonen;
Sie flogen in der Lufft gantz Centner⸗ſchwer daher,
Und ſungen kalt und warm Euch umb die Ohren her.
Da konte der Gewalt wol Thuͤrn und Mauren brechen,
Doch Ewern Heldenmuth mit keinem Ernſte ſchwaͤche en
Ihr pfeifftet Ihme nach in gleichem Waffen: Thon, ie
Wie dann ein Ritters Held dem andern gibt den Lohn;
Ihr ſiehlet offt hinauß, verfiertet Ihm den Karren,
Und machtet angſt und bang dem dapfferen Herrn Sparten,
Wie Er mit allem Ernſt und unerhoͤrter Macht £
Zuſetzte diſem Hauß; So habt ihr Euch bedacht,
Mit gleichem Ernſt und Fleiß auch diſes Hauß zuſchuͤtzen,
Daß viel den Todtes⸗Schweiß darüber mußten ſehwitzen:
Dann dieſer Ernſt hat doch Euch nicht fo viel verwehrt,
Daß Ihr deß Feindes⸗Stuͤck nicht hettet umbgekehrt,
Und ihm dieſelbe noch mit Nägeln wol verfchlagen,
Daß Er von Ewerm Fleiß und Kuͤnheit konte ſagen.
g Die Wachten nambt Ihr weck, der Feind in keiner Schantz
Recht ſicher war, es mußt mancher an Todten⸗Tantz;
Mancher, der Hohen- Twiel ſich einzunemmen ruͤhmte,
Den nam die Veſtung ein, daß Er hernach ſich ſchaͤmbte,
Doch nicht als einen Herrn, vielmehr als einen Knecht,
Der für die Herrſchafft mußt erfahren Gfaͤngnuß⸗ Recht.
Zwey Stuck ſeynd ſonders werth hiehero zuerzaͤhlen,
In welcher Meldung Ich der Warheit nicht will faͤhlen,
Bey der Belaͤgerung begaben ſie ſich hier, |
| Zu hören iſts ein Luft, erfahren kein Begihr. 55 Erbſen Acker
Ein guth ſtuck Ackers war der Veſtung nach gelegen, der Belaͤger⸗
Das truge dannzumal nach GoOttes ger Seegen, ten.
(80 3 Theils
34
Schaͤfen⸗
Knechte.
Berta gen. i
rere . A A nun nn
Theis Ruben, Erbiß theils, die ſich ſchon eingeſchleiſt
In ihrer Koͤrner-Schecft nach ſelber Zeitten laͤufftz
Da kamen taͤglich her deß Feinds⸗Knecht unvergeſſen,
Und wolten Schaͤfen da nach aller gnuͤge eſſen,
Sie riſſen gar behend ein guthen Theil hinweck,
Und wurden bey der Beut gantz munder, frech und keck; 5
Ihr woltet aber nicht diß jhnen vberſehen, 27
Und ſo gantz ungeſtrafft es laſſen ſtaͤhts hingehen.
Ihr ſtecktet Hüte dar, mit Banden mancher Farb,
Behenget rings herumb, che diſe Ernd verdarb;
Die Huͤte waren ſtarck an Fewer⸗Schloß gebunden,
Nach Art der Selb⸗Geſchoß, die Menſchen⸗Liſt erfunden;
Da nun die Schaͤfen⸗Knecht dem vorgewohnten Neſt
Zueilten mit Begihr, wolt jeder ſeyn der Nechſt,
Zu rauben ſolche Huͤt, und riſſen gar behende N
Dieſelbe zu ſich hin und kriegten in geſchwinde
Die Huͤte zwar hinwegck, verlohren aber d Koͤpff, f
Und wurden gantz zu nicht, wie ſchwache Haffners; er,
So hattet Ihnen Ihr die Ruben bald entleidet, =
Daß keiner ſolche Huͤth mit Banden vberkleidet, En
Auffſetzen wolt hinfort, der Gluſte war gebuͤßt,
Die Erbiß, Ruͤben Euch fort bliben unbegruͤßt.
Das ander Stuck war diß; der Feind ſich wolt fuͤrſehen
Fuͤr Ewerm klugen Geiſt, kein Anſchlag wolt fortgehen
Euch ein geraume Zeit: da waret Ihr bedacht,
Wie doch von Ewrem Feind Euch Kundſchafft werd gebracht 7
Die Wachten auff⸗ und ab ſtaͤhts ritten im Verborgen, 5
Sie wolten Ewrer Lift kein Stuͤcklein mehe abborgen;
Da wurden Piequen bald durch Ewer Anſtalt gmacht,
Mit Angel⸗Hacken nechſt den S Spitzen wol bedacht;
Die nahmen Ewre Knecht, und lagen in den Buͤſchen
Umbſchantzet in der Hoͤh, und thaͤten offt erwiſchen 87
Die Reutter unverſehns, die durch der Angel Macht
Ab Pferdt und Zeug zu Euch bald wurden heimbgebracht.
Sie ſahen keinen Feind, und wurden doch gefangen,
Angel Reut, Sie mußten wie ein Fiſch nur an dem Angel hangen
ter auff Ho⸗
hen⸗Twiel.
Ein lebendiger Zeug noch deſſen war bereit
Der Angels Reutter, fo erſt kriegt hat fein Abſcheid 8
eh
/
. Bey)ylagen. 1 55
Ben letſter übergab der Veſtung durch den Feiden
An jhren rechten Herrn, von dem ſie war verſchiden;
Der wurde ſo genant bey Euch, weil ſolcher weiß
Er war zu Euch gebracht, und Euch gedient mit fleiß. 9% 5 =
In dem nun kein Gewalt kont gegen Euch beſtehen,
Wiewol der groß Verſpruch an hohem Orth geſchehen,
Daß in drey Monat Friſt das Hohen⸗Twiel ſoll fein
In Keiſerlicher Gwalt, darzu fchon gnommen ein
Von jemand war der Lohn, den ſonſt die Siger haben,
Wann fie den Feind erlegt, mit groſſer Ehr und Gaben;
Da wurd auff newe Weiß Euch erſt geſetzet zu „
Daß Ihr ja niergend her empfienget eine Rag.
Bergknappen ſolten nun das veſte Hauß miniren, | Hohen wiel
Auch durch der Felſen Gwalt, und in die Luffte fiehren, minixt.
Und zwar auff ſondre Weiß, die niemahls iſt erhoͤrt,
Weil Himmel war von GOtt gegruͤndet und die Erd.
Ein Nepper mußte man auß Stahl und Eiſen ſchmiden,
In unbeglanbter groͤß, dardurch der Felß zerſchieden
Solt werden, und durchbort, daß durch deß Pulvers Macht
Die Veſtung werd geſprengt, und in den Staub gebracht;
Diß aber kontet Ihr ja billich wol verlachen,
Daß Euch der Feinde ſelbſt wolt ſolche boſſen machen,
Ihr ſchencktet ihme ein indeſſen Fever und Dampff, | &
Und brachtet jhne offt zu mauchem harten Kampff. str
Die Engel kamen auch, und wolten Rache üben, N
Dann Ewre Knecht im Schnee die Feinde zubercüben
Herkamen unvermerckt, in weiſſe Hembd verſteckt/
Und ſchlugen mit dem Schwerdt die Feind im Gſtraͤuß bedeckt.
Diß waͤhret alſo lang, biß nach ſechzehen Wochen
Der Feind ſelbſt underließ fein lang gewehrtes pochen;
Er zoge ſchleinig ab, und merckte die Gefahr,
Daß Ihme vom Entfaß ein ſchlechtes Newes Jahr
Moͤcht werden bald verehrt, ließ doch noch ſeine Gaben,
Die Ihr zum angedenck von Ihme ſoltet haben;
8 Granaten, Stück, Geſchuͤtz, auch Pulver Piequen, Zeug,
Daß ſeine Werbung doch ſich noch hierauß erauͤg.
Er thate anderſt nichts, als Euch hierinnen lehren,
Was dieſem Veſten Hauß Zum Vortheil zuvermehren
2 8 Durch
56
„Beylsgen
Durch gut Gebaͤw und Kunſt, wann ſolt in gleichem Fall
Ein Held die Edle Dam beſprechen noch einmal. ad
Er ſchaffte Guch Vorraht mit Kuglen und Granaten,
1 6 42.
Wildenſtein
| eingenoms
men.
1 6 43.
Vberlingen
eingenom⸗
men.
Mit vielem Krieges⸗Zeug, daß Ihr in gleichen Thaten
Auch koͤnntet noch einmal mit eben dieſem Brot
Abſpeiſen Ewern Feind in ſeiner Hungers⸗Noth.
Hit nun der Feind gedämpfft, wolt keiner mehr anbeiſſen,
Ihr aber fuhret forth Euch immer zuerweiſen
Ein unverdroßnen Mann, und weil Ihr nun befreyt,
So woltet Ihr von auß fortfiehren GOttes Streitt.
Die Veſtung Wildenſtein Euch kam in Ewre Hände,
Und wurde Euch doch auch entzogen gar behaͤnde, .
Da Ihr den Schatz zuvor doch wol erhebt, und Euch
Der Unfleiß Ewers Knechts gebracht umb dieſes Reich.
Recht ſeltzam gieng es zu, da diß Hauß wurd gewonnen,
Das Menſchliche Vernunfft faſt gleiches nicht erſonnen.
Die Todten ſtunden auff, und jagten in die Flucht
Die lebendige noch, und brachten dieſe Frucht.
Dann ein geringe Schaar von Euch ſich hat verſtecket
In einen hauffen Miſt, und ſich gar wol bedecket,
Sie lagen mit Gedult wol zehen gantzer Stund,
Und waren faſt verſtarrt, biß ſich auffchät der Mund
Der Thoren diſes Haug, Sie wolten Meſſe hoͤren |
Dort in der nächften Kirch, und ſtund diß Hauß gantz laͤhre,
Biß nur auff einen Mann, und etlich Weiber noch,
Die ſolt: und konten doch bewahren diſes Loch.
Da ſahe nun der Mann, daß auß dem Grund der Erden
Auffſtunden etlich Knecht, meinet es ſolte werden Fer
Der Auffſtand alles Fleiſchs, lieff von dem Thor hinweck
Fort in das freye Feld, das Hertz namb jhm der Schreck.
Da giengen ſicher hin die von dem Miſt erſtanden,
Beſtiegen, gwonnen auch, und nahmen bald zu handen er
Diß Reich: und Veſte Hauß, und machten gute Beutt,
Und mußten doch hernach bald weichen in dem Streit.
FA mußte, diſe Schantz Euch wieder zuerfeßen,
Auch Vberlingen dran, und dieſe Schart außwetzen; 8
N e
—
Ein kleines Orgelwerck, das Gelt Ihr lieſſet ſchweben, 8
Pr”
Die Statt von groſſem Guht, die Jungfer ihren Krantz HR
Euch mußte ſetzen auff, und mit Euch an den Tanz 2
Mit kluger Krieges⸗Liſt, durch dapfere Soldaten, 9
Iſt diſer Anſchlag Euch gelungen und gerathen;
Groß Reichthumb, Gelt und Gut erwarb da Re Such,
Das Gluͤck den Heldenmuth hier hat belohnet recht.
Ihr aber habt allhie auch laſſen mercklich ſehen ö
Den Eifer zu dem H Enge, das wirt der Feind geſtehen;
f Ein groſſe ſumma Gelts, ein Kloſter diſer Statt,
Nach dieſes Krieges brauch, bereits verſprochen hatt
DIE ſahet Ihr nicht an, befahlet Such zugeben ;
Das ſpihlet nun bereits zu GOttes groſſer Ehe ER: Orgel 15.
In Ewer ſchoͤnen Kirch, und ziehet die reine Lehrt. ebene
Das Veſte Staͤttlein Zell, auch Koſtnitz an dem Seehe,
Rottweil und Villingen, und was noch in der naͤhe,
Euch mußte Ehr und Forcht, auch manche ſchoͤne Bee
Als Ewer Tugend wehrt, verehren in dem Streit;
Und was deß Krieges⸗Gluͤck, und Heldenmuht zu Felde
Mit Waffen nicht erwarb, das mußt an gutem Gelte
Der gantze Vabkreiß doch herbringen in Gedult! Wemmbereiß
Und nach deß Kriegesbrauch erhalten Ewer Huld; ſcontribuirt.
Die habt Ihr aber auch nicht allzuſehr beſchwehret, 5 8
Und durch der Waffen Macht mit Gnad und Schutz 92 7 -
Auch was der arme Mann mit ſawrem Schweiß ſpendirt,
Nur zu der Veſtung Nutz und Notturfft angefihrt.
Es wolte aber doch der Feind Euch nicht gar laſſen, .
Wie deß Mitbuhlers Gluͤck die andere nur haſſen; ar Tractaten mit
Er ſuchte noch einmahl, wie Er von diſem Hauß 5 0
Such als den Schub und Troft, möcht fichren füglich auß. Miene,
Die Puncten ſeynd verfaßt, gantz Wirttemberg ſolt ſehen, gischen Ra
Daß durch diß einig Hauß, Ihr Frewd werd recht e
Dann was im Krieg verſchenckt, das ‚folt, dem armen bend
Nun werden fuͤr diß Hauß gelifert in die Hand,
Und was der Puncten mehr; die doch bey ſolchen . 1 2 State nb
Ihr Endſchafft nicht erreicht; da wolt der Feind umbringen e 4 elaͤge⸗
Noch eineſt dieſes Houß, damit waß der Gewalt
Zuvor noch nieh bezwang d die ie lange 45 erhalt. \
IX. Theil. (2) Mit
38 Beylagen.
— — — — — — — — —
Mit Schantzen wurd diß Hauß behencket, wie mit Schalen
Die Jacobs-Bruͤder ſich der Schnecken vbermahlen,
So von dem Meer gebracht; doch hat es nicht Beſtand,
Dann leichte Schalen leicht zerbrechen in der Hand.
Nichts ſonders wurd verricht, die Feind in jhren Schantzen,
Ihr auff dem Veſten Hauß wol kontet froͤlich tantzen;
Doch habt Ihr jhnen offt den Tantze gar zerſtoͤhrt,
Und alle Frewd in Laid gantz bluthig ombgekehrt.
In dem der ſcharpffe Streit vor Freyburg ſich erhoben,
Und dort der Feind verjagt, ſo mußt auch diſes Toben 5 5
| Vor Twiel auffhoͤren gleich, und noch der Feind vier Stuck
Durch Ewer Waffen Macht Euch laſſen gar zu ruck.
Die ſonderbahre Ding, die Ewre gute Knechte
Zu Roß und Fuß gar offt, nach altem Krieges⸗Rechte,
8 Verrichtet hin und her, mit Liſt und mit Gewalt,
Auch durch deß Gluͤckes⸗Gunſt und guten Hinderhalt;
Wie ſie die Feinde offt huͤbſch wußten außzuheben?
In Staͤtt und Doͤrffern auch, und Beutten zuerheben?
Wie fie die Pfaffen⸗Knecht und Moͤnch in manchem Orth,
Die ſchmaͤhten unſer Lehr, zu treiben wußten forth) |
Wie Balingen durch Nuß, zu Sultz die Hochzeit⸗Gaͤſte,
Zu Engen fie den Feind berucket auß dem Neſte,
Und andrer Orthen mehr, daß will ich melden nicht
(Es geb' ein gantzes Buch) in diſem Reim⸗Gedicht.
Die gantze Dos muß Ich weitter jetz erzaͤhlen und vermelden,
Nachbar Was von dir, Hohen⸗Twiel, und deinem groſſen Helden,
A dhe Herrn Widerholden ‚N wol gar in manches Land ;
b Swiel. Fuͤr Heyl erſtrecket hat, durch Gottes guthe Hand?
Das gantze Schwaben Land hat diſem Hauß zudancken,
S Be A Nechſt Gott, daß fich der Feind mußt halten in den Schrancken
* Deß nicht zu gehen Zorns; das reine GOttes Wort
Hat Schutz von diſem Platz an manch gefaͤhrtem Ort.
Marggraf, Die Ober⸗Marg⸗Graſſſchafft, die unſer reinen Lehre
ee Iſt zugethon gibt noch auch difem Hauß die Ehre,
42 Daß Schutz und viel Genieß von hierauß Sie gehabt,
Und ſich mit diſem Troſt im Elend hab erlabbt.
nd
= Beylagem | E
d Ja wos ſolt diſes fern? den Feinden, unſers Hunden Die Feinde
Wegen der falſchen Lehr, zukam viel Nutz und Ehren ſelbs.
Von diſem hohen Hauß, dann rings umb Twiel n
War Schutz und Ruh im Land; wann nur die ine Sam
Der Monatgelter fie hiehero bringen wolten,
So wurd diß Ihnen auch mit Gutthat wol vergolten. dar di.
Schaffhauſen und die Schweiß, die Waldſtaͤtt groß und klein /
Genoſſen auch vou hier viel Nutzen an dem Rein. u ne
Jedoch O wehrter Held, viel groͤſſere Gutthaten 90 se
Empfieng diß Hauß von Euch, mit helffen, bawen, rathen. der Veſtung
Ihr habt es laͤhr und bloß empfangen, und mit e zum beften,
Mit Vorraht alſo gſpickt, daß es jetz bietet Trutz. aim mangel
Ihr habt die grawſam Peſt, und Seuche auß geſtanden „ ur um
Die damal wuͤtete bey Euch und vielen Landnz ı Kon In Peſt.
Ihr waret ſelbſten Artzt, und Prediger zumahl,
And halſfet Seel und Leib erquicken in der Qual.
Ihr habt der Feinden Grimm, und groß Gewalt geſchen. >. Feinde ges
Und bliebet doch in Noht gantz unbeweglich ſtehen. fahr.
Ihr waret Schutz und Schirm, und in der harten Zeit, NeweGebaͤw.
Ban Ihr diß auß ech erweitert und befreyt. * ;
Zu. erſten habt Ihr Euch im Hunger Brot zu finden, Windmuͤbli⸗
Drey groſſe Kunſtwerck gleich, zu malen bey den Winden, 15 5
Erbawt, und in die Hoͤh der groͤſten Thuͤrn geſetzt,
Die ſpihlen mit dem Wind im Lufft noch unverlezt.
Das geiſtlich Seelen » Brot auch fuͤglicher zuhaben, Reue Kirch
Und mit demſelbigen das Hertz im Creuͤtz zulaben, N zur H. Drey⸗
Ein geiſtlich Maalwerck Ihr habt gleich darauff erbawt, fältigkeit.
Das iſt die ſchoͤne Kirch, die man noch täglich ſchawt;
Die habt Ihr in eim Jahr nd dem Gebaͤw vollendet, N:
Und eingeweyhet auch, doch nicht die Ehr geendet, 5 .
Daß man nicht taͤglich noch in diſer GOttes Wort
Anhoͤret, und verehrt den GOtt, der Ewer Hort.
Der Feind den Vorhoff hat gleich an der Veſtung Grunde
Mit Fewer gantz verbrandt, den habt Ihr von der Stunde |
Viel ſchoͤner als zuvor, und ſtaͤrcker, wol erbawt, Doch,
Daß man jetz für den Hoff ein ganzes Staͤttlein ſchawt. s
02 | i Zu
ee Beylagen.
Rebe 45. Zu dem hat Reichenatp, die Inſel in dem Seehe, an
sen Ihr Reichthumb guten theils, nicht ohn beſonder Wehe,
men. "Gang redlich auch ſpendirt, in dem Ihr fie mit Macht,
Und mit der Schweden Huͤlff, umb zimblich Gut gebracht.
Ihr habt vom ſelben Orth, ſo wunderlich zu hoͤren,
Ein gantz Metallin Stuck, den Feinde zubethoͤren,
Auch vber diſen See, doch ohne Schiff und Pferdt,
Zu Euch auff Twiel gebracht, und diſem Hauß verehrt.
Diß gienge alſo zu: die See war uͤberfrohren, 5
Und hatte ſich die Kaͤlt doch zimblich ſchon verlohren,
Der Feind geeiſet auch, doch durch Behendigkeit
Diß Stuck und gar viel Raub, nicht ohn Geſchicklich keit |
Wurd zogen über See, da ſchon das Eiß gefunden,
Daß mancher bey der Beutt iſt allerdings ertruncken;
Und traffe die Gefahr auch Euch faft in Perſohn,
Wann nicht Behendigkeit das beſte het gethon.
„Gaſthauß. Ein newes Gaſthauß auch habt Ihr ſehr ſchoͤn erbawet,
H. Obriſten Darin man die Cantzley, und Ewern Zeug noch ſchawet,
Riſtkammer. Den Euch die Tugend ſelbſt, die auch der Feinde liebt,
Verehret, und zumal noch taͤglich mehr hergibt.
Da ſihet man mit Luſt die Waffen groſſer Helden,
Piſtol und Degen, Zeug, die jhr in weitten Felden
Dem Feind habt abgejagt, und beedes an der Kunſt⸗
Und Ehr zu ſehen ſein, durch Ewre gute Gunſt,
Da finden ſich auch wol Koͤnigs: und Fuͤrſten⸗Gaaben,
Und andrer Herren mehr, damit verehret haben
Sie Ewre Tugend recht, die jhr zu gleicher hrt
1 Verwendet oͤffters auch, nach groſſer Herrn Begehr.
Zeughauß. Das Zeug⸗ und Kugelhauß fol Ich nicht vbergehen,
Das zeuget, doͤhnet, rollt, ung acht deß Feindes ſchmaͤhen,
Nichts als nur Ewer Lob, und ſteht in vollem Pracht,
Weil Ewer Tugend es ſo herrlich hat gemacht. 0
Newes Das ſchoͤne newe Werck, die newe Port und Mauren,
k Portal. Das herrliche Gebaͤb, daß Ihr mit Hilff der Bauren
wand a
Fuhrſtraß !? Rings vmb den Vorhoff her; der ſchoͤne Weg, und Straß
So Ihr auch wol erbawt, und noch ohn. vnderlaß
Kirchen Kaſt. Fortbawet in der That; der Kirchen⸗Kaſt und. Schulen,
| So Ihr habt auffgericht, umb Lehr und Ehr zu buhlen,
Beylagen. e
Auff Ewerm Veſten Hauß, zeugt auch von Ewerm Fleiß,
Und macht Euch vor der Welt und Gott ein hohen Preiß.
Ein reichen Zelle hat die Feinds⸗Parthey in handen 5
Der Veſtugg aller nechſt, den habt Ihr in den Landen
Durch Krieges⸗Recht zu Euch vom Feinde abgewandt,
Daß Cwer Kirchen-Kaſt möcht haben fein Beſtandt.
Wann jemand wider recht ſich haͤt bey Euch vergriffen
Mit ſelchen Wercken, die Gotts Wort zuwider lieffen,
Der mußte fuͤr die Suͤnd ein Gelt⸗Straff legen ein,
Dardurch der Kaſt und Kirch bereichet worden ſein.
Und weil Ihr Ewern Fleiß, und Eifer zuvermehren
Den Vortheil dieſes Hauß, zu Ewren groſſen Ehren,
So reichlich habt bezeugt, ſo hat der Himmel Euch 1
Und Himmels⸗ HERR zumahl, ein noch viel groͤſſer Reich
Der Ehren ſelbſt vermehrt, in dem Er ſchoͤne Quellen ö 8 1
Deß friſchen Waſſers Euch hat letſtlich zeigen wöllen, - kebendigem
f Gleich an deß Vorhoffs Thor, da auß der Veſtung Grund Waſſer.
Das klare Waſſer ſich ergeußt zu dieſer Stund, 8
So reichlich, daß bereits gefunden Waſſers⸗Quellen f
Auch gar viel Werckſchuch hoch ſich taͤglich ſchoͤn erhellen.
Weil nun jetz dieſer Brunn wirt außgebawet ſeyn,
Und in den Schutz gebracht, von wolbewaͤrtem Stein,
Was kan Ich, nach der Schrifft, hiervon wol anders ſagen,
Alß daß, O kuͤhner Held, nach Ewers Kampffes Tagen
Der HERR deß Himmels Euch den Brunnen hab gezeigt, 5
Wie Simſon, in dem Durft, fo ſich bey Ihm eraigt, N
Und hab diß Kleinoth Euch vor anderen gegoͤnnet, |
Weil Ihr mit gleichem Durſt nur diſem ſtaͤhts nachſinnet, ar
Was zu dem Vatterland und Gottes Ehr allein
Mag dienen, und ein Zeug Ewr groſſen Trewe ſeyn.
Jetz will Ich weiter nichts von anderen Gebaͤben,
Die Ihr habt auffgefiehrt und gaͤntzlich zuernewen
Den Anfang ſchon gemacht, will aber reden nur,
In kurtzem, wie Ihr Euch gewandt zur Seelen» Eur- *
Sir 1 0 a ans al DE erlag gelk
a Euch, war es viel zu ring, ein Kirch von newen Wercken, e
Auß ſchwachem Stein und Holtz zubawen und zuſtaͤrcken; Schriften.
| (2) 3 11 9 Ihr
62 Beylagen.
Ihr woltet in Euch ſelbſt, und anderen zugleich,
Den rechten Himmels Baw, befuͤrdern zu dem Reich
Der wahren Seeligkeit; Deumb habt Ihr ſchoͤne Schrifften,
So Geiſt⸗ und Troſtesvoll, dem HERRN ein Lob zu ſtifften,
Nicht ohne groſſes Gelt befuͤrdert an das licht,
x | Verleget, außgetheilt, gefpart den Koſten nicht. |
H. Becken Die Simmels⸗Laiter noch Herrn Becken kan bezeugen,
nn Daß Ihr von diſer Hoh noch hoͤher wollet ſteigen, 1 5
u Zum hohen Himmel nauff; Herr Greiff mit feinem Buch
H. Greiffen Gibt Euch Andacht darzu, und dem Gebett Geruch.
geiſtl. un. Herr Doctor Nicolai lehrt gleichfals Euch zu ſtreitten,
3 Durch das, fo Ihr verlegt, und geiſtlich gute Beuttn
Dune ai Zu holen von dem Feind, der mit der falſchen Lehr >
ſchrifft wi? Den Seelen jhren Troſt, Gott raubet feine Ehr.
der Foretum, Deßgleichen Doctor Dorſch zu Straßburg nun kan lehren,
D. Dor. Durch Eweren Verlag, wie dieſem Feind zuwehren,
Wedel dle. Der die verfluchte Wort: Der Fride ſey nicht recht,
ſtum de Eu- Der nun geſchloſſen iſt, ſchreibt, laͤſtert, laͤugt, und ſchmaͤcht.
ſebiis. Vnd daß die Kirche nun werd, ſambt der Schul, erhaltnn
Vermehrung Auff diſer Veſtung Twiel, bey Jungen und bey Alten,
der Ban So habt Ihr, frommer Held, erſt newlich auch zum Sold
reg Deß Schul und Kirchen-⸗Dienſts, ein gute ſumma Gold
Spendiret vnd verſchafft, daß nun zu allen zeitten
Auff Ewern Namens -Tag, den trewen Gottes» Leuthen
Soll Jaͤhrlich durch den Zinß ein gwiſſe Summ erlegt,
Vnd doch der vorig Sold nicht werden jhnen gſchwaͤcht.
Sole Was ſonſten alle Tag den ſehr betrangten Leuͤtten, Pi
Freygebig. Seelſorgern, Dürfftigen, den Nahen und den Weitten,
le Ihr guhtes habt gethan; was groſſes Gelt vnd Guht,
Hieran Ihr auffgewandt, vnd diß noch taͤglich thut,
| Das iſt mit Wortten nicht auff das Papyr zufchreiben,
Doch wirts im Hertzen noch der Menſchen wol verbleiben,
5 Vnd im Gedaͤchtnuß⸗Buch deß Himmels wolverwahrt,
Den Con- Auch noch in jener Welt zu ruͤhmen hingeſpahrt.
eipiften zu Mich, als den wenigſten, daß Ich noch diſes melde,
Tübingen Habt Ihr O Himmels-Freund! O recht bewährter Helde! i
3 Auch auß dem Staub erhebt, vnd durch Freygebigkeit
diis erhalten. Bey hohen Schulen noch erhalten lange Zeit.
2
Was
5 | Beylagen. 63
Was Ich zu EOttes Ehr wirt koͤnnen nun erbawen |
In der Gemein des HERRN, die Er mir wolt vertrawen,
Deß gib Ich Euch den Ruhm, das ſolches Euch zumal,
Nechſt meines Fuͤrſten Huͤlff, Ich dancke uͤberal.
Endtlich habt dieſes Ihr von Ewrem Gott erhalten,
Nach Ecrem hoͤchſten Wunſch, daß Ihr nun ſolcher gſtalten
Dem Fuͤrſten unſers Lands, Dem Ihr geweſen trew
Vor andern Dienern, nun gelifert habt auffs New,
Diß Newerbawte Twiel, mit Vorrath wol geziehret,
Und hat Euch Ewer Gott zu diſer Ehr gefiehret,
Daß Ihr habt all Gewalt und Kriege uͤberlebt,
Geſund, und mit Gewin die Veſtung wider gebt,
Dem Angebohrnen Herrn, erfuͤllet Ewern Namen
Der von dem Wider und Hold iſt geſetzt zuſamen;
So gebt Ihr Wider jetz die Veſtung, ſambt dem Sold a
Den Euch hat Gott beſchert, und bleibt der Fuͤrſt Euch Hold.
Der ſtarcke GOtt, der HERR, dem Ihr habt wol vertrawet.
Und durch ſein ſtarcke Gnad diß alles aufferbawet, f ö
Der gebe ſeine Gnad, daß Ihr den groſſen Lohn
Eins trewen Knechts von Gott und Menſchen kriegt davon! Luc: 19/17.
cr IB habt Ihr alles nun jet kurtzerzehlter aa;
De Daum diſes nur die Summ, wer wolte alles faſſen?)
Verrichtet und gethon, durch Gottes flarde Hand,
Der Euch zum Werckzeug hat gebrauchet für das Land.
Wer ſolte Ewre Trew und Wolthat nun verhaͤlen? f
Wer wolte Euch nicht auch jetz vnder diſe zaͤhlen,
Die zu dem Fridens⸗Werck Ihr Anſchlaͤg, Naht vnd That
Gethon mit allem Fleiß in Sorgen fruͤh und ſpaht?
Von Euch ſeynd in dem Krieg noch alle die Gutthaten,
Die uns der Fride bringt, erwachſen und gerathen, c
Das Gottes Wort und Kirch gewachſen in dem Land, ia
Und was der Fride noch mag bringen in Wolſtand. f
Darumb fo lebet nun, geſegnet in dem HERREN,
Und habet ewig Danck, Euch kroͤne GOtt mit Ehren,
Wie Ihr fein Kirch gekroͤnt mit Wolthat jederzeit,
Euch bleibet Ewer Nam wol biß in Ewigkeit.
S4
.
Beylagen.
Und Ihr auch alle ſambt, Ihr Helden und Soldaten,
Die Ihr dem Veſtem Hauß geholffen und gerathen
Zu diſer hohen Ehr, und Ewre hohe Pflicht
Gott und dem Obriſten nie habt verſaget nicht:
Habt nun auch Ewern Zweck erlangt mit Ruhm und Ehren,
Daß Ihe dem Vatterland den Friden zuvermehren
Daß Ecrige gethon, und zu der Fridens Zeit
Die Werckzeug Gottes auch ruͤhmlich geweſen ſeyt.
Die aber, ſo ihr Blut in mitler Zeit vergoſſen A 2E
In diſem Krieg deß HERRN, und nun ſeynd Haußgenoſſen
Im hohen Himmelss Saal, bekroͤne GOTT der HERK,
Und geb fuͤr zeitliche die ewigwehrend Ehr. et
J hab auß Danckbarkeit diß wenig ſollen ſchreiben,
Damit der groſſe Nam Euch ewig möge bleiben,
Auch wegen der Gutthat, die Ihr an mich gewandt;
Dann dancken mit dem Werck, iſt nicht in meinem Stand.
Solt aber von der Welt Euch ſchlechter Danck erfolgen,
Herr Widerhold, fo witt der Herrſcher in den Wolcken
Den Undanck ſtraffen noch; den Neidhart wirt ſein Grimm
Zur Hoͤllen ſtuͤrtzen ein, nach deß Propheten Stimm.
ch aber weiß gewiß, und habs von Euch vernommen,
Daß Ihr die zeitlich Ehr nie hoch habt auffgenommen; N
Und fage zum Beſchluß; Daß Ihr, Herr Widerhold,
Zuch wol begnügen laßt am Himmeliſchen Sold.
Bberſchriſſtt
Der newen Porten in dem Vorhoff,
auff Hohen = Twiel.
Durch GOTTES Gnad, vnd Selden⸗Trew,
Diß Veſte Sauß hier ſteher Nero: Bin
Der Feind hats zwar Fuͤnffmal geſchreckt,
Doch hat der ZERR zum Schug erweckt
Den WIDERZOLD, der Fuͤnffzehn Jahr
Daſſelb beſchutzt in Seinds Gefahr. 5
Be M. M. E.
Num. 26.
kn | Beylagen. | 66
15 Num. 26.
Dank. und ATI HERE Schreiben Herzog Eberhards an die Koni
gin in Schweden wegen erlangter Fridens ⸗ execution.
\ did, 2 Aug. 1650.
Den hohen ee koͤniglichen Ruhm, welchen Ew. Mah. f in der ganzen wer
then Chriſtenheit durch Stifftung und Vollziehung des allgemeinen Fridens er⸗
langt, werden diejenige der Ewigkeit und Kd hinterlaſſen, welche ohne Zweifel
ganze Buͤcher ſchreiben werden von dem Anfang, Fort und Ausgang des mehr als
dreyßigjaͤhrigen grauſamben Teuſchen Kriegs und von denen dabey gefuͤhrten unt
vergleichlichen Heldenthaten Ew. Koͤn. May Herrn Vatters des groſſen Koͤni tz
Guſtavi Adolphi &c. glorwuͤrdigſten Angedenckens, nicht weniger von der hochwei⸗
ſen Direction, mit welcher nach hoͤchſtbeſagt Ihrer May. ſeeligſtem Hintritt Ew. Koͤn.
May ein ſo hohes und in Hiſtorien nicht bald erhoͤrtes Werk gefuͤhrt, von denen herr⸗
lichen Victorien, damit die göttliche Mayeſtaͤt Ew. Koͤn. May. Conſilia und adio-
nes miraculoſe manchmal geſeegnet, von Koͤniglichen Eyffer, den Ew. May zu guͤt⸗
licher Hinlegung der fo weit eingeriſſenen Mißhellig keiten und in allen Enden des Teutſch⸗
landes uͤberhaud genohmenen grauſamblich graſfirten Kriegs ſcheinen und nicht ab?
gelaſſen biß vermittels Goͤttlicher Gnaden der Univerſal Teutſche Frid nicht allein er⸗
volgt, ſondern auch, wie nunmehr am Tag, wuͤrklich exequiert und dadurch viel hun
derttauſend betrangter beynahend verſchmachteter Chriſten erquickt, das heyl. Roͤm.
Reich tranquilliert, das Chriſtenblut vergieſſen eingeſtellt, dem ungeheuren Krieg
und deſſen grundt verderblichen Folgen geſteuret; und dagegen der edle werthe Frid
mit ſeinen lieblichen Fruͤchten und verhoffendem vorigem hohem Flor und Wohlſtand
ſubſtitujſert worden.
Ew. Koͤn. May. thun über ſolchem hohen Fridenswerckh und deſſen vollſtaͤndi⸗
ger Execution, darinn zugleich Ew. May. zu einem hohen und fuͤrnehmen Mitglied
des Heyl. Roͤm, Reichs mit 3. Fuͤrſtlichen Stimmen und Seflion cooptiert worden,
Wir von Herzen congratulieren und haben dafuͤr, wie vorderiſt Gott mit offentlichen
Verſamblungen Lob: Buß: und Beth⸗ Tagen wegen feiner hierzu von oben herab
verliehenen grundloſen Güte und Barmherzigkeit, alſo inſonderheit auch Ew. Koͤn.
May. für allen dabey bezeugten Koͤnigl. Eyffer, angewendte groſſe Mühe, arbeit
und Sorgfalt, auch beygetragene unermeſſliche ſpeſes für uns und unfer ganzes Fuͤrſtl.
Hauß und poſteritæt immerwaͤhrenden hohen Danckh zuſagen umb ſo viel mehr Urſach,
weilen vermittelſt deſſen und Ew. Koͤn. May. hoͤchſt und hoher Herrn Generaln,
Plenipotentiarien, Raͤth und Abgeſandten hoͤchſtguͤltigen, craͤfftigem Zuthun | und
Mithuͤlf durch ſolchen Fridenſchluß Wuͤr nicht allein bereits vor länger als einem Jahr
ex capite Amniſtiæ & Gravaminum zu vollkommener unſerer Landts reſtitution im
IX. e 3) geifts
66 . Beylagen.
geiſt⸗ und weltlichen, ſondern nunmehr auch heut zu tag durch die preliminar und
anjetzo noch weiter ervolgte vollkommene Execution zu apprehenſion und voriger pof-
ſeſſion all unſerer theils conſiderabler Veſtungen, welche Ew. Koͤn. May. noch wei⸗
ter durch hiebevorige uͤberlaſſene unterſchiedliche ſchoͤne Stuͤck, darumben Wir noch⸗
malen hohen Danckh ſagen, geziert und beſtaͤrckt, wuͤrklich gelangt und wie bißhero vor
vielen andern des Kriegs groſſe unuͤberdenkliche Entgeltnuß getragen, alſo anjetzo auch
des erlangten Fridens reichen und vollſtaͤndigen Genuß empfinden. n
Wie nun zu gleichmaͤſſiger Vergeltung ſolcher hoher Königlichen beneficien und
favors Wuͤr und unſer Fuͤrſtl. Hauß und poſteritæt uns zu ſchwach befinden, alſo ob-
ligieren Wuͤr uns gleichwohl zu immerwehrendem unvergeſſlichem Dauck denſelben
auch in anſtehender Gelegenheit nach Vermuͤgen mit der Wuͤrcklichkeit zu bezeugen
und wuͤnſchen von dem Grundguten Gott, daß ſolches geſtifftetes und nunmehr exe
quiertes hohes Fridenswerk gereiche zu feines hochheiligen Namens Lob und Preiß,
der hochbetrangt geweſenen Chriſtenheit Troſt und Erquickung, der chriſtlichen poten-
taten allerſeits beſſerer Sicherheit, Widerbringung guten Verſtaͤndnus und Einigkeit,
inſonderheit auch zu ſtabiljerung E. May. hohen koͤniglichen Throns denſelben viel und
lange Jahr in aller koͤnigl. Gluͤckſeligkeit, hohem Flor, Sicherheit und auffnehmen
aller dero Reichs und Landen, mit Vergroͤſſerung Dero koͤniglichen Namens in beſtaͤn⸗
diger guter Leibsgeſundheit zu beſitzen und zu beherrſchen und damit auch den hohen
Kayſerl. Thron und das heyl. Roͤm. Reich in vorigem hohem Splendor nicht allein zu
ſehen, ſondern auch darinn und bey voriger fchöner ſtructur und Harmonie , wie
nicht weniger Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnd bey Ihrer libertæt, als ein hohes und fürneh⸗
mes deſſelben Mitglied durch Dero hochweiſe heylſame Conſilia und Actiones mit ers
halten zu helffen mit angehengter Bitt, Ew. Koͤn. May. belieben ung und unſer Fuͤrſtl.
Hang in bißher verſpuͤrtem und im Werck mehrfaͤltig hoͤchſtruͤhmlichſt erwieſenem ho⸗
hem Königlichen favor und beſtem recommendat auch hinfuͤro zu erhalten, die Wuͤr
hinwiderumb zu gebuͤhrendem reſpect und hoher ſchuldiger Danckbarkeit nach vermuͤ⸗
gender wuͤrklicher Bezeugung obligiert verbleiben und Ew. Koͤn. May. den Gnaden
Gottes zu allem ſelbſtgewunſchtem hohem Königl. Wohlergehen treulich befehlen.
Geben in unſer Reſidenz zu Stuttgard den 2. Aug. 1650.
Num. 27. main
Todenſchein des von Herzog Eberharden anno 1638. ausgeſtellten Re-
verſes wegen Imwiffion unter Bedingungen welche im Weſtphaͤl. Friden
aufgehoben worden. d. d. 8. Febr. 1651.
er Röͤm. Ray. Maytt. unſerm allergnaͤdigiſtem Herren iſt in Under⸗
thenigkeir referiert und vorgetragen worden, was bey Deroſelben L. Fuͤrſtl.
uͤrtem⸗
Beylagen. 67
Woͤrtembergiſche Geſandten, Herr Wolfgang Geoͤrg, Graf und Herr zu Caſtell
und Johann Conradt Vahrenbuͤhler wegen aufſuech- und Zuruckgebung deren bey
den Kayſerlichen Regiltraturen noch be findtlichen und Ihrem gunaͤd igen Fuͤrſten und
Herrn vermoͤg Fridenſchluß zuruckh gebuͤhrenden documenten, infonderheit aber auch
deßjehnigen Revers, welchen Se. Fuͤrſtl. On. ſambt Dero gehorſamben Landtſchafft
und Univerhtzt zu Tübingen, noch under dato Stuttgardt den vier und zwainzigi⸗
ſten Oetobris Anno Sechzehenhundert Acht und dreyßig bey damahls erlangter Im-
mifhon in Dero Fuͤrſtenthumb und Lande von handen gegeben und durch Ihrer Kay.
May. Reichs⸗ Hof Raths Vice - Præſidenten Herrn Geoͤrg Ulrichen Grauen zu
Wolckenſtein hieher geliefert worden, vermitteiſt eines allerunderthenigſten Memorialg
de præſentato den anderten negſt abgewichenen Monaths Januarij gehorſambiſt ge⸗
ſuecht und gebetten haben. Ob nun wohl allerhoͤchſtgedacht Ihrer Kay. May. wie
in allem anderen, alſo auch hierinnen dem Fridenſchluß ein genuͤegen thuen und Ih⸗
nen den Abgeſandten obangeregten revers und noch deliderierende vbrige acta und do-
cumenta allergnedigiſt gern hinaus geben laſſen wollten; So will ſich doch gemelter
Revers vber alles fleißiges nachſuechen bey denen Regiſtraturen und Archiven nicht be⸗
finden, ſonſten Ihre Kay. May nicht ermanglet hetten, Sr. Fuͤrſtl. Gn, und in Des
ro nahmen Ihnen den Herren Abgeſandten denſelben alſogleich reftituieren und aus⸗
folgen zu laſſen. Gleichwie aber gedachter Kevers ohne daß durch den Fridenſchluß
aufgehebt iſt; Alſo erkleren allerhoͤchſtgedacht Ihre Kayſ. May. ſich allergnediaſt dar
hin, wann ſich derſelbe über kurz oder lang finden wurde, daß ſelbiger Ihrer Füiſtl.
Gu. unwaigerlich außgefolgt werden ſolle. Welches mehr allerhoͤchſtgedacht Ihre
Kay. May. obgedachten Herrn Abgeſandten zum Beſchaidt alſo anzudeuten allergne⸗
digiſt andeuohlen, die Ihnen benebens mit Kaiſerlichen Gnaden wolgewogen ver⸗
bleiben.
Lignatum zu Wien unter Ihrer Kay. May. auffgetrucktem Secrets Jaſiget
den (es Februarij Anno Sechzehenhundert Ain und Fuͤnffzig. h
. N Wilhelmb Schröder.
| Num. 28. RER |
Einzug Herrn Herzog Eberhards zu Negenfpurg auf den Reichstag
ſo Donnerſtags Nachmittag den 23. Dec. 1652. geſchehen.
1. ——.— — Hof ⸗/ Fhurier, Capitain Lieutenant: Joachim Rohr.
2. Ihrer Fuͤrſtl. On. Oficier, auch Herrn Landhoffmeiſters und uͤbriger Grafen,
Herrn und vom Adel Bedieute, allezeit drey und drey in einem Glied.
3. Ihrer Fuͤrſtl. Gn. Sattelknecht. |
68 Beylagen.
4. Füͤnff Haudpferd. |
5. Ein Trompeter.
6. ——— — Herr Hef⸗Merſchal Antoni von Luͤtzelburg,
Herr zu Unter: Rieringen und Otterſtall, f
rn nt —
1 Ä
7. Rittmeiſter Berſtett. Major Hallweil. Capꝛitain Reiſchach.
8. H. Stein Callenfelß. H. Junge von Croneck. H. CapitainLieut. Gem̃inger.
9. Herr Gellerich. H. von Stockheim. H. D. Kuͤeffer, Leib⸗ Medic.
10. Herr Reichaw. H. Stockheimer Oberrath. My jor Hatſtein.
11. H. Obriſt Kolb, H. Haußhofm. Berſtett. H. Obriſt Pflaumer.
12. Herr Gr. von Hohenloh. H. Gr. von Caſtell. H. Gray von Loͤwdenſtein.
13.———— Arbe. si bet f |
14. 9 Trompeter.
15. Drey Trompeter.
1. ——— — Zehen Lagueyen.
17. Ihro Fuͤrſtl. Gn. Herzog Georg, Unſer gnaͤdiger Fuͤrſt und Herr.
von Moͤmpelgard.
18. Cammer⸗Junker, Ober⸗ ⸗Stallmeiſter, Cammer⸗ „Junker,
Schaffelitzky. von Muͤnchingen. Janowitz.
19, Unter Stallmeiſter Frauenzimmer Hofmeiſter H. Schertlin von Stamheim.
Bettendorf. Herr von Croneck.
20. Unſerer gnaͤdigen Fuͤrſtin und Frawen Gutſchen auf beeden Seiten 6. Trabanten.
21. Cammer » Page. Eammer „Page. Rage.
22. Drey Pages in einem Glied. '
23. Page. Page. Page.
24. Herzog Georgen age. age. Herzog Georgen 63
25. Silber⸗Caͤmmerling. Cammerdiener. Cammerdiener.
26. Silber Caͤmmerling. Cammerdiener. Apothecker.
27. Diener Liberey. I iberey. Liberey..
3 ——— Leib⸗Gutſchen.
2 Graͤfliche Gutſchen.
30. ——— Frauenzimmer Gutſchen.
3 14 — — — \ Landhofmeiſters Gutſchen.
32. — — Frawenzimmer Gutſchen.
ien ö ale
5 ri E Bagage- Wagen,
35. — Bagage- Wagen,
Num. 22.
_Beylagen. 3
Literæ Regis Anglia Caroli II. commendat ex exilio Duci Wurt. cau-
. eam füam., d. d. 23. Peg. 16 5 2. re
Ge Dei gratia Magnæ Britanniæ, Franciæ & Hibernix Rex, Fidei De-
tenfor- &c. Illuſtriſſimo & Celſiſſimo Prineipi, Domino Everhardo, Duci
Wurtembergiæ & Teck, Comiti Montisbelgardiæ & Domino in Haydenheim,
Conſanguineo & Amico noſtro chariſſimo, Salutem. Illuſtriſſime ae Celſiſſime Prin-
ceps, Confanguinee & Amice chariſſime „Jampridem innotuit univerſo Terrarum
orbi, quousque ſceleris provedta fir horrenda perduellium noſtrorum impietas , qui
ſpreta diuinarum humanarumque legum ſanctitate ſereniſſimum Regem ſuum ac
Dominum Parentem noſtrum beatz memoriæ, prioribus ſeculis inaudito parricidio
trucidarunt & vetera ſcelera novis ſceleribus aſſerentes nobis ad legitimam Avitarum
Coronarum hæreditatem & ſueceſſionem omnem aditum ferè præcluſerunt & atro
ei tyrannide probos fubditos noſtros opprimunt atque nullis coëreiti limitibus in vi-
einos temere graſſantur. Hlæc autem flagitia cum pet fe execranda fint, eo magis
ab omnibus Proteſtantibus deteſtari debent, quod in Reges Proteſtantes à nefariis
fceleratis, qui falſo eandem Religionem olim coluerunt, perpetrata fuerint, unde
ab adverfariis orthodoxam Doctrinam aceuſantibus noſtræ Religioni infamia inuri-
tür, quanto autem eadem culpa vacat, tanto etiam quotquot candem profitentur-
ad vindidtain de ſceleſtis rebellibus ſumendam concitari debent, ut illius incorrup-
tam fanditatem comprobent & objectis probris ᷑andem liberent. Quo fit, ut ed
eonfidentius eauſam noſtram Celfitudini Veſtræ commendemus & ab eadem oppor-
tuna auxilia, ſuppetias & opem ad juſta & legitima jura ae Regna noſtra recuperan-
da enixe petamus. Cum autem ad Cæſaream Majeſtatem, tum ad Celſitudinem
Veſtram atque ad Sa. Ro. Imperii Electores ae Principes, nec non ad Imperialia:
Comitia mittamus fideliſſimum atque dilectiſſimum Conſanguineum noſtrum Hen-
ricum Comitem de Rocheſter, Dominum de Wilmot, Baronem de Adderbury-
Vicesomitem Wilmot de- Athlonia, Dominum Præſidem Provinciæ de Connaught,
una ex primariis Cubiculi noſtri Aulicis & ab Intetioribus conſiliis noſtris, virum
probitate & prudentia con ſpiouum ac multis nominibus nobis pere harum, præſer-
tim quod Ipſius confilio , eodemque Comite poſt cladeın vigornienfem er impiis
parricidarum manibus exceſſerimus atque illi mandaverimus, ut ab omnibus & fin.
gulis ſubſidia & opem , ceteraque auxilia rebus noſtris conducibilia noſtro nomine
petat, illi etiam expreſſe in mandatis dedimus, ut Celſitudinem Veſtram conve-
niat & negotiationis ſuæ rationes Eidem ſuſius exponat, quapropter peramice ogg.
mus, ut Celſitudo Veſtra illum benigne exeipiat & in omnibus fidem eumulatam ha-
beat, rerumque noſtrarum concredita illi momenta officioſe promoveat, quo be-
(J) 3 neficie
70 Beylagen.
neficio ſicuti Celſitudo Veſtra nos ſibi devinciet, ita & nos memorem gratumque
animum, ubi ſeſe obtulerit occaſio, re ipfa teſtabimur. Atque hifce Celfitudi-
nem Veſtram perenni Dei Opt. Max. tuitioni ex animo commendamus. Datum
Lutetiæ Pariſiorum Die 23. Decembris Anno Salutis MDCLII. Regnorumque no-
ſtrorum quarto. | dia
Celfitudinis Veflre N. ehe | f
Bonus Confanguineus
Carolus R.
ne eee e
Varnbuͤleriſcher Aufſatz Herzogl. Befelch⸗ Schreibens an die Wur⸗
8 temb. Comitial - Geſandte in puncto deputationis ordinaric.
d. d. 20. Sept. 1653. h
4
Geeichwie Wir ſehr gern vernehmen, daß in eligendis vel conſtituendis deputatis
I Imperii ordinariis im loͤbl. Fuͤrſten Rath nochmalen per majora die von ihnen
fuͤrgeſchlagene und benandte Haͤuſer, alſo auch Wir beharret und zumahlen dem hoch⸗
1561. Churfuͤrſtl. Collegio noch nicht eingeraumbt worden, daß Sie entweder insge⸗
ſambt und collegialiter darzu von andern deputatis ſepariert den deputationibus ordi-
nariis Imperii beywohnen, noch dem loͤbl. Fuͤrſten⸗Rath, wen derſelbe aus feinem
Collegio verordnen wuͤrdt, maß und ordnung geben oder gar ſubjecta und Haͤuſer
aus dem Churfürftens Rath dem Fuͤrſtl. Collegio wider deſſen Willen auftringen folls
ten: Alſo finden Wir je mehr Wuͤr der Sachen nachdenken, ein ſolches zu beharren
für hoͤchſtnothwendig, ein widriges aber dem ganzen Reich und ſonderlich auch den
übrigen Ständen von Fuͤrſten, Praͤlaten, Graven und Staͤtten hoͤchſtnachtheilig,
koͤnnen auch anfaͤnglich nicht ſehen, wie lalvo Inſtrumento pacis, falya. item ejus-
dem ſubſtantia & principali fundamento, welches unverneinlich alle diffidenz und
daher befahrende neue motus zu verhuͤten unter anderm fuͤrnaͤmblich wie in judicando,
alſo auch in allen deputationibus tam Imperii univerſalibus , quam deputationum or-
dinariis conventibus, etiam in ipſis collegiis & ad quæcunque negotia, quacun-
que item occaſione in paritate numeri utriusque religionis beſtehet, inmaſſen die
Wort im H. 18. articuli Vti Jnſtrumenti pacis fo klar, daß fie einige widrige Deute⸗
ley nicht leiden, noch durch angezogene einige widrige oblervanz, welche fie ſey be⸗
ſchaffen, wie ſie wolle, per inſttumentum pacis & ejusdem claram diſpoſitionem auffe
gehoben, vel novum jus in paritate numeri religionis tanquam ſubſtantiali & funda-
mentali reauifito ſubſiſtens pragmatica Imperii lege introduciert werden. Ex hoc
fundamento haben die Staͤdt Evangeliſchen theils, welche Catholicos in ihrem 1375
b egio
Berlaget 71
legio pluralitate votorum weit uͤbertreffen, denſelben in omnibus deputationibus ges
wichen und geſchehen laſſen, daß numerus deputandorum , welch es vor diſem auch
anders obferviert worden, allzeit in ſelbem Colle gio ex utraque religione adæquiert
werde. Wuͤrdt alſo das Iaſtrumentum pacis, wann einiger Zweifſel darbey fuͤrfal⸗
len follte, zu interpretiren bey dem Churfuͤrſtl. Collegio nicht allein beſtehen, ſon⸗
dern der Fuͤrſten⸗ und Staͤtt⸗Rath, wann man allein zuſamen haͤlt, wohl præva⸗
lieren koͤnnen. Über das, wann man in dergleichen Faͤllen fo ſehr ſerupulieren woll⸗
te, welches gleichwohl dem publico gar nicht fuͤrtraͤglich, ſo wuͤrdt ſich in keinen
Reichs + conlliturionibus finden, daß 7. Churfürften und alſo impar numerus ex Col-
legio Electorali den ordinariis deputationibus Imperii ſoll beywohnen, allermaſſen
auch die oblervanz ein ſolches nicht wuͤrdt mitbringen. Hingegen iſt aber unvernein⸗
lich wahr, daß virtute angezogenen H. 18. lege Imperii nova verordnet, daß in con-
ventibus depuratorum ordinariis numerus ex utriuſque Religionis proceribus etiam
in quoli bet collegio ad quæcunque negotia zu æquiren, welches per rerum naturam
nicht beſchehen kan, wann in Collegio Electorali impar numerus tam quoad perſo-
nas, quam quoad Religionem ſollte muͤſſen gedultet werden. Welches um fo viel
mehr ſorgfaͤltig zu verhuͤeten, damit nicht vorderiſt diß orths ein Loch in das Inftru-
mentum paeis geriſſen, deſſen Fundament in æqualitate & parirate numeri Religio-
nis labefactiert und ſolches hernach auch in judicando bey dem Reichs Hofrath, das
hin bereits etliche zielen in noch ſchaͤdlichere conſequenz gezogen werde.
Sc iſt fuͤrs ander auch beſchwerlich, daß die Herrn Churfuͤrſten in ihren con-
eluſis & votis andten und behaupten, man werde ſich im Fuͤrſten⸗Rath nicht anmaß
ſen ihnen Maß und Ordnung hierinn zu geben, welches zwar die Fuͤrſten auch nie,
ſondern allein das Inftrumentum pacis hierunter zu oblervieren, welches ihnen eben
ſowohl zu gut verordnet, die auch daruͤber helffen zu halten gleichmaͤſſige Pflicht auf
ſich haben, begehrt, hingegen von dem Churfuͤrſtl. Collegio dem Fuͤrſten⸗Rath,
welcher nichts contra Inſtrumentum pacis ſucht, ſondern ob der paritæt des numeri
utriusque Religionis zu halten begehrt, will auch ratione der Käufer und Perſonen
fuͤrſchreiben, Maß und Ordnung geben und mit behauptung - Pfalz = Lautern und
Halberſtatt zween Churfuͤrſten in rei veritate in das Fuͤrſtl. Collegium auch in ordi-
nariis Imperii deputationibus eindringen. Solche Churfuͤrſtl. vota laſſen im Fürs
ſten⸗Rath uͤberhand nehmen hat man erfahren in materia Capitulationis Cæſarea,
was für Nutzen bringe und haben die Staͤdt hierunter ja ſo fleiſſig als Fuͤrſten, Präs
laten und Grafen zu vigiljeren, die zwar beſchaidenlich gehandlet daß ſie in ihrem
Voto den hoͤhern collegiis in ordinandis per ſonis nicht wollen Ordnung geben, aber
wann denen Herrn Churfuͤrſten oder dem hochloͤbl. Churfuͤrſtl. Collegio recht ex eo
fundamento, daß es Reichs > deputati und vom ganzen Reich zu conflituieren, wann
fie wollen im Fuͤrſten Rath eingreifen und nach belieben lubſecta fuͤrſchlagen, ja wi⸗
| der
\
r
72 | Beylagen.
der des Fuͤrſtl. Collegii Willen behaupten, ſo kan dem Staͤdt-Rath, als auch
einem Collegio Imperii unverwehrt ſeyn, ſich mit den Fürften zu conformiren und
zu conſungieren, vmb fo viel mehr in ordinariis deputationibus, weilen fie darinn
neben den Fuͤrſten in einem Collegio ſitzen. Man wird auch finden, daß in vorigen
ordinariis denurationibus keine Churfuͤrſtliche Haͤuſer, infonderheit Pfalz Lautern
nicht in den Fuͤrſten⸗Rath gezogen worden, ohne Zweifel der Urſachen, daß nicht
Ein Standt darinn 2. Stimmen habe, welches darumb alſo weißlich angeordnet,
weil die deputati ordinarii in cauſis etiam gravioribus & maximi momenti , ubi de
falute Imperii & Statuum agitur, zu deliberieren, damit andere alle nicht eines Stands
oder Hauſes arbitrio unterworffen ſeyn doͤrffen, welches beſchehen müßte, wann ein
Standt 2 oder 3. vota in dergleichen deputationibus führen, andere auch maͤchtige
Fuͤrſten und Haͤuſer aber darvon penitus exchudigrt bleiben ſollten. Und zum fall eine
Sach, darinn die refl xion auff plures Circulos und deren ausſchreibende Fuͤrſten, des
nen jedes Crayſes Zuſtand und Angelegenheiten am beſten bekandt ſeyn ſoll und
muß und in Circulis præſertim mixtis wieder auf paritatem numeri utriusque reli-
gionis zu nehmen, fo iſts ja unverneinlich, die Jepurario Imperii ordinaria, davon
kein Crayß und in Circulis mixtis die Evangeliſche nicht gar zu excludiren, bevorab,
welche in oneribus immer den Vorgang haben und das meiſte tragen ſollen, welches
verhoffentlich alle diejenige, welche nicht das privatum und andere palliones ſich übers
reden laſſen, ſondern das publicum als getreue Reichs patrioten für allen Dingen ob
Augen haben, mit vnß werden für rechtmaͤſſig und billich finden, inſonderheit aber
die Evangeliſche Crayß / als Ober- und Nider-Sachſen und deren jngeſeſſene
Staͤndt, denen nicht unbekandt, wie ihr Mit⸗Religions⸗ Verwandte Staͤnd in
diſem Schwäbiſchen Crayß mit lauter Catholiſchen vermiſcht und umbgeben, nicht
werden zugeben, daß aus dem Schwaͤbiſchen Crayß zwar 3. Catholiſche Staͤnd,
als Coſtanz, Weingarten und Fuͤrſtenberg der ord nati . deputation beywohnen, die
Evangeliſche aber diſes Crayß darinn gar præteriert und fuͤrbey gangen werden ſollen.
Welches Ihr etwa pro diſeretione & dexteritate mit guter circumſpection ben con-
fidenten und da es auch attendiert wuͤrdt oder Nutzen ſchaffen kan, gebuͤhrendt erin:
nern, urgieren und darauff nochmalen mit ſonderbarem Eenſt tringen wollet, daß
Wir hierinn nicht præteriert werden. Auf den widrigen Fahl und da es nicht zu ers
halten und inſonderheit das Churfuͤrſtl. Collegium fürdringen und mit unſer und an⸗
derer Evangeliſchen exclufion die Haͤuſer Pfalz⸗Lautern und Halberſtadt, alfo 2.
Calviniſche Haͤuſer eintringen wollten, ſollte villeicht des Volmars Conkliweh die
ordinari - deputation gar abzuſtellen und deſto oͤffter Comitia univerfalia zu halten
fuͤrtraͤglicher ſeyn nicht zwar propter pluralitatem perſonarum deputandarum; wie
er dafuͤr haͤlt; dann weilen täglich viel neue Fuͤrſten und Graffen gemacht, in die
Collegia eingeführt , alſo die Staͤnd an der Anzahl, wie auch im ER e
N f 54 ö b Nn 9 i . 0
FR
N
5 Beylagen. 5 73
Collegio introducti octavi Electoratus beſchehen, augmentiert werden, iſt nicht ur⸗
billich, daß auch der numerus ordinariorum deputatorum Iımperii augmentiert wers
de, ſondern aus obigen und andern mehr confiderationibus, 5
Ob auch ex parte des hochloͤbl. Churfuͤrſtl. Collegii repliciert werden wollte,
zes waͤre nichts neues, daß Churfuͤrſten auch in ordinariis Imperi Conventibus im
Füͤrſten⸗Rath ihre Vota wegen habender Fuͤrſtenthümer geführt haͤtten, exemplo
Chur Mainz und Wuͤezburg, Chur⸗Coͤlln wegen Muͤnſter, Chur > Bayern auch
als Herzog in Bayern, Chur : Brandenburg wegen Pommern, ſo iſt doch darauff die
Antwort, daß ſolches der ordinationi deputatorum nicht gemäß, ſondern ex accidenti
| & poltfacto geſchehen und hillich inter defectus anteriorum conventuum zu zehlen, alſo
mehr abzuthun / als in conſequentiam zu ziehen. Dann zu der Zeit als Muͤnſter
inter deputatos ordinarios verordnet worden, hat ſolch Stifft ſeinen abſonderlichen
Biſchoff gehabt, wie auff heutigen Tag wieder, und iſt unter Chur ⸗Coͤlln nicht
geweßt, idem von Chur⸗Maynz und Würzburg, von Chur⸗Brandeburg und Pom⸗
mern. Von Bayern war dazumahl ein Herzog in Bayern noch kein Churfuͤrſt. f
In materia Collectarum iſt der Städt bedenken nicht zu verbeſſern, allein wäre
auch diſes dienlicher Orten zu repræſentieren, daß bereit viel neue Fuͤrſten gemacht,
dem Fuͤrſtlichen Collegio incorporiert worden und deren noch mehr folgen mochten,
welche nicht allein, wie viel andere, ein ſehr geringe und kaum ein ſchlechte Grafen⸗An⸗
lag, auch deren remiſſion etwa mit leichter Muͤhe erhalten moͤgen, ſondern auch
von dem hochloͤbl. Erzhauß Oeſterreich als Underthanen als ihrem Lands⸗Fuͤrſten
und als verpflichte Diener von ihrem Herrn dependieren, alſo pluralitate votorum
gar bald andere alte Haͤuſer von Land und Leuten weg⸗votieren koͤnnten, zugeſchwei⸗
gen, daß hernach das verwilligte nicht in uſus Imperii publicos, dazu es angeſehen,
ſondern bald da, bald dorthin, auch nunmehr, wie die Exempla für Augen, theils
den Jefuitern angewiſen wirdt, von dem rechten Gebrauch aber der verwilligungen
auf Reichstaͤgen wird in materia Capitulationis Cæſareæ mehr zu erinnern ſeyn. Gra⸗
veneckh den 20. Septembris 1653. x |
Num. 31. 1550
Churbrandenburg. Schreiben an die Kayſ. May. wegen gleicher An.
zahl in der Religion bey den ordinari⸗Reichs ⸗Deputationen und
1 N Collectarum. d. d. 10. Dec. 1653.
f Allergnäͤdigſter Herr ꝛc. Aus E. Kay. May. gnaͤdigſtem Beantwortungs
erfrewlich vernommen, daß Dieſelbe ſich in Kayſerl. Gnaden erinnert, wie Ich dero
hohen Sorgfalt zur Beruhigung des H. Roͤm. Reichs teutſcher Nation fecundieren
I. Theil. | (K) helf.
* N
74 | Be yla gen. 8
helffen und wie E. K. M. auch nochmals nichts anders ſuchen, dann die Wieder- auf:
richt⸗ und ſtabilierung der alten teutſchen Vertrawlichkeit zwiſchen Haupt und Gliedern
und denen Gliedern unter ſich ſelbſt und daß E. K. May: nichts liebers ſeyn ſollte,
als daß Sie diſen Reichstag zu aller Stände Contento beſchlieſſen mochten, derohal⸗
ben E. K. M. zu ſonderbarem gnaͤdigſtem Gefallen gereichere, daß Ich in diſen beeden
Puneten, betreffende die paritzt der Reichs⸗deputatorum ordinariorum und die Col-
lectas Imperii, meine Gedanken offenherzig angezeiget, E. K. M. koͤnnten aber dies
jenige Vorſchlaͤge, ſo mir von etlichen Aug. Conf. Verwandten gethan worden, zu
Erreichung ihres gemeinnutzigen Ziels nicht dienlich befinden, ſondern muͤßte vielmehr
eines widrigen Ausſchlags beſorgen, weilen die geſuechte Conjunctigg, alternagion
und parification des Churf. Collegii mit andern Ständen wider deſſen alte præemi⸗
nenz, fo niemahlen unterbrechen, auch im Inſtrumento Pacis g. 8. beſtaͤrket worden,
liefe, zielete auf einen ohngewohnlichen ſtatum, formam & modum publicorum
conſiliorum in Imperio und vermochte aus gedachtem Inſtrumento paeis nicht behaub⸗
tet werden, es koͤnnte diſe Newerung einen Riß zwiſchen den Obern und Intern Col-
leglis erwecken und behoͤrigen reſpect; ſo einem Collegio vor dem andern gebüͤhrcte,
‚zunichte machen, daß man nach und nach von einem inconvenicmti zum andern kaͤ⸗
me, verurſachen und endlich anſtatt der geſuechten Einigkeit und Erhaltung des ge⸗
meinen Fridens völlige ruptur und diſlolution erfolgen, wie daſſelbe die von meinen
Herren Mit⸗Churfuͤrſten verſaſſete refutationſchrifft, derſelben auf mein Schreiben
gethane Antwort, auch die Exem pla anderer Koͤnigreiche und Laͤnder mit derſelben euſ⸗
ſerſtem ruin demonſtrierten und bezeugeten. m ĩ #l5 Kun
So haͤtten auch E. K. M. in puncto Collectarum ſich alſo erkleret, daß das
Churf. Collegium und die meiſte Staͤnde im Fuͤrſten Rath damit content und zufriden
waͤren und mangelte nur an dem, daß etliche der A. C. zugethane Staͤnde dem Rech⸗
ten, der Billichkeit und dem alten Herkommen nach mit denſelben con formierten. Sin⸗
temahl auſſer deme, was Anno 1608. und 1613. erſt moviert worden, woraus die
nachfolgende Unruhe nicht wenig ihren Urſprung genommen, es hiebevorn zu jeder
zeit obſerviert worden und ſuechen ja E. K. M. nichts, das Ihnen den Ständen ei⸗
nig præjudicium zuziehen koͤnnte, weilen dieſelbe ſich fo deutlich erkleret und den Chur⸗
fuͤrſten, indem fie die majora von den Religions ⸗ und andern miteinlauffenden ſach en
auß genommen, genuegſame aſſecuration gethan haͤtten. Dabey dann zu bedencken,
daß die unzertrennte Einigkeit des Churfuͤrſtl. Collegitmit El Kay. May. und andern
fridliebenden Staͤnden dem Reich offtmals dus groſſen Noͤthen geholffen und da vor
dißmal, diſer Keſpeck verloren werden ſollte, ee künfftig einem und anderm nicht
ſowohl geholffen werden koͤnnen. Deßhalben dann E. K. M. Mich erſuchen und
2 7 ri 138% i. een
ermahnen diſe und meiner Herren Mit⸗Churfuͤrſten rationes bey mir prevalieren zu
laſſen, diejenige, fo mich anders perſuadieren wollten, zu beſſern Gedanken zu leiten
Abe, e ap „und
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und mich alſo zu erweiſen, daß maͤnnigklich zu verſpuͤren, daß E. K. M. als das wa⸗
chende Oberhaupt und die vornehmbſte Saͤwlen und Glider im Reich miteinander ei⸗
nig, auch diſen Reichstag zu des allgemeinen Weſens Dienſt und Wohlſtand zu ſchlieſ⸗
fen reſol ei ert ſein / wordurch das allte teutſche Vertrawen am beſten ſtabiliert, fremb⸗
den machinstiꝰnibus geſteuter und auf den Nothfall die behoͤrige zuſamenſetzung gluͤck⸗
lich wanutenlert und erhalten werden konnte, alles mehrern Inhalts E. K. M. gnaͤ⸗
Jansen Ji ein ieee en
digſten Beantiwottungs ſchreiben?z3zz stern um uam
Hierauf kan E. Kay. May. Ich unterthaͤnigſt wohl verſichern, gleichwie Ich
niemahlen ein anders geglaubet, dann daß Dieſelbe Ihre hohe Sorgfalt und wolge⸗
meinte intention zu keinem andern Zweck gerichtet, alſo daß die alte Teutſche aufrich⸗
tige Vertrawlichkeit zwiſchen Haupt und Glidern und denen Glidern unter fich ſelbſt
wied er aufgerichtet und reſtabiſſert auch diſer Reichstag zu aller Stande billichmaͤſſt⸗
gem Contento gluͤcklichen geſchloſſen werden möchte , daß Ich alſo auch meine gutge⸗
meinte Conſilia dergeſtalt zu führen 5 „damit Ich hierinnen krafft
tragenden Churfürſten Ambts E. K. M. zu aflikieren und zu Erlangung des vor⸗
geſetzten Ziels moͤglichſt zu eooperjeren mehr daͤnn willig mich erweiſen thaͤte und daſ⸗
ſelbe offenherzig zu erkennen gebe. Und weilen ich nun verſpuͤre, daß E. K. M. was
Ich egen der berührten beeder Pümcten wolmennend erinnett, in Kayſerl. Gnaden
vermerket und aufgenommen, ſo werde Ich därdurch in ſolchem meinem propoſitig
nicht wenig geſtaͤrket und hiernaͤchſt gegen E. K. M. mich ferner in aller Unterthaͤnig⸗
keit zu expector jeren animiert und veranlaſſet, daß neinlich meine Conſilia Ich nim⸗
mer dahin gerichtet, als ob denen Evangeliſchen Staͤnden in denen mehrerwehnten
Püncken mit hintanſetzung des Chur fürſtl. Collegn alter wohlhergebrachter authoritet
züfüegen Ich mich ben E. K. M. und Meinen Herren Mit⸗Churfürſten bearbeiten woll⸗
te) angeſehen Ich wohl verſtehe, daß dergeſtalt das gemeinnutzige Zihl der allgemei⸗
nen Beruhigung nicht zu erreichen fehe, ſondern vielmehr lauter dilſidja, ruptur und
gaͤnzliche dilſolütion darauf erfolgen wuͤrden, zugeſchweigen, daß Ich dergeſtalten
wider mein eigenes Interelſe gehandelt haͤtte, deßwegen Ich auch meine Geſandte zu
jeder Zeit alſo inſtruſert, daß fie’ die conjun ctionem Collegisrum durchaus nicht ap⸗
ptobieren, ſondern in diſem paſſu mit denen andern meinen Herten Mit⸗Churfuͤrſten
umbtreiten und allekmoͤglichſt precavieren und abwenden beißen. ſollen, damit dem
Churfuͤrſtl. de un aer Wurde, prræewinenz, auch libertzt und privilegien
am allergeringſten, auch nicht per indirectum zu nahe getretten, ſondern das ſelbe bey
ſeiner alten Gerechtigkeit „ungebrochenen und ruhigen oblervanz und allen Juribas ,
vermoͤge der Küreer Fulle und des Iuſltumenti pacjs unbeirret und ungekraͤnket confer-
viert und erhalten werden mochte. Wobey ich auch noch beſtaͤndig verbleibe und dar⸗
von in keinen Weeg abzuweichen gedeuße, ſondern hierinn meiner andern Herren Mit⸗
Cdhurfürſten Meynung beharrlich ne werde. Und habe Ich dahin eygent⸗
( K) 2 lich
er. Beylagen.
lich geihler, weilen nicht nur etulche, ſondern die meſſte Evangeliſche Stände mit
E. K. M. Erklärung und des Churfücfil.. Collegii Gutachten nicht einſtimmig ſeyn
wollen und deßhalben weitlaͤufftige und im Inſtrumento pacis wolgegruͤndete rationes
angezogen: Nemlich daß der H. 19. art. 5 klaͤrlich beſaget, wann beederſeits Reli⸗
gions⸗Verwandte in zwey Theil ſich theilen, daß alßdann (ola amicabilis compoutio
ſtatt haben ſollte. Nun waͤren im Fuͤrſten Rath ratione offtberuͤhrter beeder mate rien
zwey Theil, indem die Evangeliſche ſonderliche Monita uͤberreicht und ſolche dem Guet⸗
achten der geſampten Stände zu inlerieren gebethen derohalben konnte man nicht fagen,
daß diſe monita nur vor privat opiniones etlicher Staͤnde zu halten unden me or. zu.
verwerffen, worzue dann kaͤme, daß vermoͤge des H. 17. art. V. da die formalia alſo
lauten: Ex cauſis Pacem Religioſam aut han transactionem tangentibus ceſu tet & c.
non niſi amĩcabili ratione transigatur &c. daß in vorgehenden Strittigkeiten über den
Verſtand des Infirumenti pacis das Werk durch einmüthige Vergleichung gehoben
werden ſolle. Daß dann weiters im §. 18. die Paritæt der Deputatorum ordinatio-
rum mit duͤrren, deutlichen Worten beſchloſſen und beliebet und nur biß auf diſen
Reichstag ausgeſtellet worden, welche Perſonen zur Deputstion zu adjungieren. Und
ob zwar in art. 8. des Inſtrumenti pacis des Churfuͤrſtl. Collegii und anderer Neichs⸗
Staͤnde Præeminenz, und privilegis beſtarket und confirmieret worden, ſo ſey es
doch in vorgehendem ert. V. H. 18. alſo limitiert, daß eine Paritæt auf ordinati- De-
putations⸗ Taͤgen zwiſchen beederſeits⸗ Verwandten ſeyn ſolte, wordurch reſpectu
des Churfuͤrſtl. Collegii der alte Status, forma & modus publicorum con fil orum gar
nicht verandert, ſondern recht heybehalten und unverbruchlich eontinuiert wied, weis
len ohnlaugbar, daß von Anfang der Reformation drey Catholiſche und drey Eoan⸗
geliſche Churfuͤrſten geweſen. Da aber unter waͤhrendem bluetigen Krieg aus erheblichen
Urſachen ein Catholiſcher Churfuͤrſt mehr worden, koͤnnten die Stände nicht verdacht
werden alle [ufpicion zu vermeiden die alte paritæt auf den deputation - Tagen hinwie⸗
der zu urgieren und zu begehren. Go möchte auch eine præjodicierliche Quæſtion feyn,,
ob die majora muretionem legis publicæ & pragmaticz Sandionis einführen, jeo,
aber den Evangeliſchen Ständen das abſchneiden koͤnnen, was Sie ſecundum Inftru.
mentum pacis begehren und erfordern. Es wuͤrde dergeſtalt nichts erfolgen, als daß
nachtheilige confequentien erfolgen und das Inſirumentum pacis in vielen Stücken,
noth leyden müßte. Man möchte auch ferners bedenken, daß auf dem Reichstag in; -
Anno 1613. der rechte Grund der nunmehr, GOtt Lob, erloſchenen Kriegs⸗ Flame:
men gelegt worden, dahero um ſo viel mehr ſolches zu verhuͤten man Urſach haͤtte in;
denen Schranken des l. P. zu verbleiben. Und weiln auch nicht ungewoͤnlich derglei⸗
chen monita dem Reichsbedenken einzuruͤcken, geſtalt ſolches in apnis.1,594:.1508,,
1693, auch 1608. geſchehen, wie ſolches in meinem, auch ohnzweifelig in dem 1 8
2 — a — 7
—
—
Cathos
Archivo zu finden und anj tzo beſchehen, da ohne groſſe ſondere difficulter der
liſchen Fuͤrſten monita ratione moderationis Matriculæ inſeriett worden.
Und endlich würde dem Churfuͤrſtl. Collegio ſeine alte præeminenz zu gönnen
ſeyn, geſtalten dann auf ſeiten der meiſten Evangeliſchen Fuͤrſten die conjundio Colle-
giorum nur darumb vorgeſchlagen worden, damit ein beſſeres temperamentum, ſo
zur paritæt zulaͤnglich, in waͤhrenden Tractaten möchte erfunden und beliebet werden,
ſintemahlen die von einem Churfuͤrſtl. Collegio beſchehene Erklarung und aſſecuration.
daß die majora von denen Religions und andern miteinlauffenden ſachen ausgenomr
men ſeyn ſollten, nicht genugſam, weilen diß temperamentum albereit in H. 19. art.
V. enthalten, fo ſtracks auf den 18. H. phum, in welchem de paritate geredet werde,
folge und werden diſe motiven und rarjiones E. Kay. May. ſonder allen Zweifel mit
mehrerm vorkommen ſeyn „und ſtehe Ich an, daß die in der mir zuegeſandten refu-
tationsſchrifft enthaltene Gegen⸗ rationes die von denen Evangeliſchen Ständen geführs
te argumenta nicht allein nicht genuegſam uͤberwegen, ſondern auch viele darunter, fo:
zu abtrettung von denen gemeinen Reguln des Inſtrumenti pacis und exceptionen uͤber
denſelben Anlaß geben koͤnnen. Habe derowegen Ich aus diſen und andern bewegen⸗
den Urſachen, wie erwehnet, dahin gezielet und meine Geſandte alſo informiert, daß
Sie nebſt denen andern meinen Herren Mit⸗Churfuͤrſten ſich bemuͤhen ſollten, diſe
Mißhellig keiten bald hinzulegen und fo viel an Ihnen ſeyn wuͤrde, nicht zu confentier
ren und zuezugeben, daß das fo theur erworbene Inſtrumentum Pacis in einigen Stuͤ⸗
cken violiert und aus Augen geſetzt würde, vielmehr aber ihren Fleiß dergeſtalt an⸗
zuwenden, daß der Evangeliſchen Staͤnde monita entweder dem Reichs⸗ Gutachten
inſeriert und ratione paritatis & pluralitatis votorum in Collectis Imperii zwiſchen al⸗
len Staͤnden ein ſolcher Vergleich getroffen werden moͤchte, daß ein jedes Collegium
feinen Reſpect und Privilegia ſalva & integra conſervierte, und dabeneben dem Inſtru⸗
mento Pacis ein ſattes und unbeſchwertes Vergnügen beſchehe, auch die Intention
des Schluſſes zu Oſnabruͤgg und Muͤnſter mit meinen und anderer Evangeliſchen Chur⸗
und Fuͤrſten wiſſen und gutbefinden gemacht, vermoͤge des $. 18. art. V. erreicht wer⸗
de oder aber „ da ſolches nicht bald erhalten, daß die materia ad tempus ausgeſtel-
let und noͤthigere und wichtigere (wie zu wünfchen wäre, daß es eher geſchehen ) fuͤr
die Hand genommen und der Fride durch Vollenziehung deſſen, fo noch nicht exequiert,
auch Abwendung der Gefahr, ſo aus allen Enden des Reichs erſcheint, feſtgeſtellett
wurde. Hal 8% 175 FVV
And weilen Ich mehrmals in den ohnmaßgeblichen Gedanken begriffen, daß
kein beſſer Werck ſeye, das alte teutſche Vertrawen zu ſtabiljeten und diſen Reichs⸗
tag zu des gemeinen Weſens Wohlſtand und aller Stände Contento zu ſchlieſſen, als
daß dem laſtrumento pacis genaw inhæriert und nachgegangen, auch die Gemuͤther
durch weiter diſputieren nicht mehr 5 5 fernerem e REFASINORIE DIES
28 | Beylagen.
—
und folglich dit Saſchlag ung des Reichstags darauß erfolgen r So erſuche G.
Kay. May. Ich anderwert unterthaͤnigſtes Fleiſſes, Sie wolle allergnaͤdi ſtes Geſal⸗
len haben meine wolgemeinte Gedanken reiflich zu überlegen und diſe Sach dergeſtalt
einrichten und vergleichen zu helffen, damit dem Iaſtrumento pacis der meiſten Spas
gelifchen Stände monita, fo Sie aujetzo uͤberreichet, und auch in andern materiis
kuͤnfftig eingeben möchten , dem allgemeinen Reichsbedenfen inferiert, per amicabilem
compoſitionem die jetzige und noch vorfallende Strittigkeiten hingelegt und nicht per
majora, als pfivat opiniones verworffen, noch meine gegruͤndete wolgemeinte Erin⸗
nerung zuruckgeſetzt und mit denen conclufis fo geſchwinde procediert, ſonder vermoͤ⸗
ge Churfuͤrſtl. Verein in Sachen des Reichs Mutz, Wolfart, beſtes un een
deſſelben Glider und Stände betreffend uͤberall verfahren, mit denen gil illentierenden
Staͤnden nach Anlaitung des Inſtrumenti pacis aldicabiliter transigiert. und alles zu gu⸗
ter Einhelligkeit, woran E. Kay. Mag. und dem ganzen Reich zum hoͤchſten gelegen 4
veranlaſſet werde, Welches dann E. K. M. zu unſterblichem Ruhm, zu e i
der Stände affection und Beveſtigung des Inſtrumenti pacis gereichen wuͤrd, E.
K. M. werden allergnaͤdigſt geruhen diſes mein wolgemeintes unterthaͤnigſtes Schrei⸗
ben gleicher geſtalt in Kayſerl. Gnaden eech i Aren A8 ꝛc. SM an der
Spree a am 10. Desembre Anno 1653. ur n nun asg NA
al us 8 0
Num. RUFT im ee
Shunbrandendurg Shin an.daeChurfürfil, College bse
Pparitatis & majorum circa collectas. d. d. 18, He e ta
Sriderich Wilhelm, Churfuͤrſt ꝛc. Nee zu ae 2)
us RS Eden, der Herrn und Ewern Uns zugeſandten BR N ch
ſchreiben von dato Regenſpurg den 2. diſes Monats Decembr. und deſſelben
Beylagen haben Wir nach fleiſſiger Verleſung ausführlich wohl eingenommen,
daß Ew. Lden, die Herrn und Ihr unſere bißher verſpuͤrte Sorgfalt und wolgemein⸗
te intention zur gemeinen Wohlfart und beſtendigen Betuhigung des Heyl. Roͤm. Reichs
mit Dankſagen rkennen und nicht zweifeln / daß Wir damit continuieren würden
te Weil ver Haase, daß ſie gleicher geſtalt Ihre Confilia und actiones zu nichts
anders, dann zu Wideraufrichtung und ſtabilierung der alten üblichen obfervanz
gerichtet haͤtten, wie dann unſere Geſandten vns hinterbracht haben wuͤrden, wie
E. eden, die Herrn und Ihr den punctum paritatis zu adjoufligren ſich bemuͤehet, dar
mit allem ſchaͤdlichen Mißtrawen in Zeiten vorgebawet, das Churfuͤrſtl. Collegium
bey der uralten Sübſiſtenz mod & Forma conſultandi vetöleiben und diſe, Reichs⸗
Vetſamblung zu gewuͤnſchtem effect und ſcopo vollentbracht werden möchte, 7075
darnegſt beſtandten, daß weder n Collegiorum und N
hur⸗
Beylagen. = 5 79
Churfuͤrſtl. voti curiati weder per alternationem, noch auch durch alternivend Um⸗
flagen eines gedoppelten Voti auf einen Evangeliſchen Churfuͤrſten nach dem andern,
noch weniger durch aflumption eines Tertüi in das Churfuͤrſtl. Collegium zu der pari-
tt zugelangen. Dahero der von unſern Geſandten, gethane E. Lden, denen Herrn
und Euch beliebte Vorschlag alſo verglichen, daß in den Castus, fo in . 10, art V.
in Inſſrumento pacis exprimiert die diſpofition diſes C. phi auch im Churfuͤrſtl. Col-
legio obferviert werden ſollte, welches medium dann Ihre Kay. May. approbiert
und im Fuͤrſten Rath per majora ſelbſt ſecundiett werde. Es feye auch daſſelbe alſo be;
ſchaffen, daß der Religion halber kein Nachtheil zu befahren. Daß aber theils Augſp.
Conf. verwandte von den übrigen ſich abſt Borat Di ligas ‚proteflationes
Br
auch uͤberreichten Schrift ſich diſem allem opponierten, deſſen haͤtten dieſelbe keine recht:
maͤſſige Urſach, wie aus zugefüegter rekutationsſchriſſt zuerſehen, weruͤber nun
dreh Mongt wit. höchfter Unſtatt Ihrer K. M. auch verhinderung der Reichshand⸗
lung zuegebracht worden und muͤſſen E. Lden, die Herrn und Ihr anſtehen, ob dis
ſes auch aus denen weitlaͤufſigen relationibus anderer Geſchaͤfften halber uns vmbſtaͤnd⸗
lig vorgetragen worden. Wann aber aus allem, ſo erzehlt worden, ſo viel erſchei⸗
net, daß man dem Ehurfuͤrſtl. Collegio ration modi & formæ gonſultandi zu nahe
trette, daſſelbe unter ſich trennen und den Fuͤrſten gleichmachen wollte, fo wuͤrde das
Churfuͤrſtl. Collegium Urſach haben vermoͤg der Churfuͤrſtl. Vereinigung hierauf ein
wachſames Aug zu ſchlagen und mit einmuͤtigen confilüs bey einander zu ſtehen. Es
erſuchten uns demnach E. Eden, die Herren und Ihr, Wir wollten diſe Evangelj⸗
ſche Füͤrſten mit ihrem ſuchen ab und zur Ruhe weiſen, damit fie ſich Ihren Kay.
May. den Churfuͤrſtl. Coneluſis, auch Ihren uͤbrigen i Für und dem Fri⸗
denſchluſſ ſelbſt nähern und bequemen moͤchten, zumahlen nicht zu admittieren, daß
von denen Churfürſtl. concluſis zur præjudicirten conlequenz der Ruckgang genom⸗
men wuͤrde CCC ab Kira
Was pluralitatem votorum in materia Gollectarum betrifft, da waͤre im Chur⸗
fuͤrſtl. Oollegio und im Fuͤrſten Rath per majora geſchloſſen, es bey Ihrer Kay.
May Erklaͤrung bewenden zu laſſen, weilen das vorgeſchlagene cemperament des
3. oder 3. tels pro majoribus zu halten nit practicabel erfunden worden, allermaſ⸗
fen ſolches alles E. eden, der Herren und Euer Schreiben mit mehrerm und aus⸗
fuͤhrlich nach ſich fuͤhret. San r 4 Ratı 7 5 i ein mt aut em
Nun haben F. eden, die Herrn und Ihr nit Urſach wegen der von uns beſche⸗
henen ſorgfaͤltigen Erinnerungen Danck zu ſagen, weilen dieſelbige gewiß zu glau⸗
ben, daß Wir tragenden hohen Churfuͤrſtl. Amts wegen ſelches zu thun unß jedes mahl
ſchuldig erachtet, vielmehr aber gebuͤhret vns E. dt, denen Herrn und Euch groſſen
Danck zu geben, daß Sie uns Ihre gute Gedanken, ſo ſie von den HH. 18. und
19. art. V. des Inſtrumenti pacis haben, ſo umbſtaͤndlich eröffnen und bißherd Ihre
CO-
*
1
80 Belag en. 5 we 75
—
a > — —
conſilia und actiones zu Aufricht⸗Fortpflanz⸗ und ſtabilirung der alten teutſchen auf⸗
richtigen Redlichkeit, auch Handhabung des Fridens zwiſchen Haupt und Glidern und
diſen unter ſich ſelbſt, auch Erhaltung des Chucfuͤrſtl. Collegii reſpects richten
und führen wollen und zweiffeln Wir darnechſt gar nicht, geſtalt dann unſere Geſand⸗
ten uns von Poſt zu Poſt gehoeſambſt referiert , daß E. Lden, die Herrn und Ihr den
punctuim paritatis im Churfuͤrſtl. Collegio erzehlter maſſen zu adjouftieren ſich ſehr
und embſig bemuͤhet, daß das Collegium bey ſeinen hergebrachten Rechten, præ⸗
rogativ und uralten lubſiſtenz, auch modo & forma conſultandi ungehindert verblei⸗
ben und gelaſſen, auch alles wohl oblerviert werden möchte, waß dißfalls E. Lden,
die Herrn und Ihr weitlaͤufftiger angezogen. Wir haben auch der Churfürſtl. Ver⸗
ein gemaͤſſ onfere Geſandte jedesmahls befelcht, ſich in einigen Weeg von dem Chur⸗
fuͤrſtl. Collegio nicht zu leparieren , ſondern vielmehr vermoͤg des Art VIII. Inliru-
menti pacis uber deſſelben praxeminenz, prærogativ, libertæt und alte wohlherge⸗
brachte veruͤbte Gerechtigkeit nebenſt conſervation des H. Reichs Fridens, Ehren,
Nutz und Frommen, darauf Wir unſer vornehmſtes Abſehen und reflexion, als
Wir uns in die Churfuͤrſtl. vereinigung gegeben, gehabt, ſteiff und feſt zu halten
ſo viel an ihnen nit zu zugeben, daß in einigem Ding diſem Collegio auch nit per in-
directum etwas præjudicierliches zugezogen werde. Wir wollten zu deme wuͤntſchen,
daß es bey deme, was in beeden mater lis projectiert worden, verbleiben koͤnnte. Wann
aber die meifte Evangeliſche Fuͤrſten ſich auf das Infttumentum pacis beziehen und
dißfallß vernuͤnfftige rationes anfuͤhren, vnß auch die hiebevor im Churfuͤrſtl. Colle-
gio und in der Beruͤhrten refutationſchrifft allegierte gegen: rationes nit zulaͤnglich
oder erheblich (die conjunction der Collegiorum außgenommen, worinn die Evans
geliſche Fürften ratione der von undenklichen Jahren hero hergebrachten obſervanz
gar nicht fundiert) vorkommen, ſo halten Wir feſtiglich dafuͤr, daß ſchaͤdliche und
præjudicirliche conſequentien nach ſich ziehen werde, wann nebenſt der Aurea Bulla,
denen Reichs ⸗Conſtitutionibus und der alten Obfervanz das Inſtrumentum pacis ut
lex publica & pragmatica Sanctio nit die einige regula ſeyn ſollte, wornach die Reichs⸗
geſchaͤffte tractiert und abſolviert werden müßten. Was wollte auch den contrahenten
ſowohl Catholiſchen, als Evangeliſchen vor ungleich geſchehen, wann man zugeben
thaͤte, daß jenige mutatio hujus legis public per majora bey diſem Reichstage ges
macht würde. Nun ſind aber die Wort des $. 18. und 19. fo hell, deutlich und
clar, daß Wir noch zur Zeit nit abſehen, wie dieſelbe anderſt, dann fie lauten, koͤnn⸗
ten expliciert werden. Dann einmahl ſtehet feſt und ift verglichen, daß der nume-
rus Deputatorum in eonventibus ordinariis ex utriusque religionis Proceribus ſoll
aacſuiert werden *
Daß aber das Collegium Hectorale hiervon außgenommen, leydet die genera-liter
der dilpofition, welches von allen deputatis redet, nicht. Die Verba ſequentia 2
a au
A
Beylagen. | 81.
auch unwiderſprechlich daß das Collegium Electorale oder Electores deputati dar-
unter gemeynt ſeyen, weilen geſetzt wird, in horum Conventibus & Comitiis univer-
ſalibus five ex uno, five duobus aut rribus Imperii Collegiis deputandi veniunt, da
dann das Wort horum auf keinen andern, dann auf die deputatos zuverſtehen, weil
die aarecedent ia verba von deputationibus nur reden. Die Wort ſive ex uno, five
ex duobus zielen gleichfalls auf die deputationt⸗ Tage, da nur zwey Collegia repræſentiert
werden. Die Worte aber live ex tribus Collegiis find von denen Comitiis univerfali-
bus zu verſtehen, da aygentlich 3. Collegia vorhanden, daß alſo kein Collegium
mente tetentum fey kan, ſondern vornehmlich genug die Meinung ausgedrucket wor⸗
den. Wir koͤnnen auch nit glauben, daß dem Churfuͤrſtl. Collegio einig diſpendium
vel diminutio Status durch ſolche adzquation ſollte zugefuͤegt werden koͤnnen, weilen
bekandt, daß vom Anfang der retor mation eine paritæf der Religions⸗Verwand⸗
ten, excepto Rege Bohemiæ im Churfuͤrſtl. Cpllegio geweſen, welche paritæt viel
gutes geſtifftet und zu Erhaltung guter Einigkeit im Reich waͤre erſprießlich geweſen,
daß dergeſtalt nimmer uͤbel gerathen mag, wann gleich, wie ob pacem publicam
ein Catholiſcher Churfuͤrſt mehr worden, alſo auch die paritzt durch ein zulaͤnglich
temperanſent alle Miß verſtaͤndnus abzuwenden hinwider eingefuͤhrt waͤr. Es iſt
auch das von E. Lden, den Herrn und Euch vorgeſchlagene und denenſelben beliebte
expedient, daß nemlich in Religions⸗Sachen und allen andern negotiis, da die
Stände als ein corpus nit mögen conſiderjert werden, wie auch da die Catholiſche
und Augſp. Confeſſions verwandte in diſem Collegio ſich in 2. Theil ſcheiden, auf
die mehrere Stimmen nit geſehen, ſondern allein die guͤetliche Handlung (wie man
nun hierzu durch etwa eine, zwo oder mehrere Umfragen und Zuſamentrettung ge⸗
langen möchte‘) ſtatt haben ſollte, denen Evangeliſchen Fuͤrſten nit genugſamb, weis
len fie aus dem dicto ꝙ 19, art. V. daß diſe cautela ohne Unterſcheid concerniere und
binde, auch die in antecedente $, 18. diſponierte paritæt der deputatorum ordinario-
rum mit einigem Worte nit aufhebet, vernuͤnfftiglich demonſtrieren und darthun, fo
haben Wir ebener maſſen die Beyſorge, daß dasjenige, fo. die Herrn Churfuͤrſten
in der uns zugefertigten vorerwaͤhnten Schrifft von der qualitzt derſelben Perſon, fo,
zu Erlangung der paritzt dem Churfuͤrſtl. Collegio zu adjungieren, allegieren, nit
ſtringieren, ſondern gleich umbgewendt und per contraria exempla widerlegt werden
moͤchten. Wie es dann mit der explication des ſæpius dicti $. 18. daß derſelbe nit
de augendis, ſondern de adjungendis redet, gleiche Bewandnus hat, weilen die
adjunctio eine auctionem nach ſich fuͤhret. e Sa Aal ae
Wir muͤſſen auch aus difem allem und wann Wir ſonderlich den elaren tertum
des mehr dann oͤſſters allegierten H. 18 anſehen, ſchlieſſen daß denen Evangel. Fuͤrſten
das übrige alles, fo de jure proprio des Churfuͤrſtl. Collegii auf Deputationtaͤgen,
item de! roceribus adjungendis und weiters wider ihre rationes obſiciert worden, zu
IX. Theil. e wider.
32 | Beylagen.
widerlegen unſchwer fallen werde, bevorab da Wir aus denen im FuͤrſtenRath uns
uͤberſandten Protocollis fo viel angemerket, daß die Evangel. Fuͤrſten Ihnen feſt vor⸗
genommen aus dem Iaſtrumento pacis ſich nicht ſetzen zu laſſen, ſondern beſtaͤndig
daruber zu halten. Als haben Wir mit Hintanſetzung unſer andern Geſchaͤffte diſe
Sach fleiſſiger, alß E. Lden, die Herrn und Ihr ons ſolches zugetrauet, uͤberle⸗
get und erwogen, auch fo viel befunden, daß es beſſer ſeyn würde der paritzt und
Collecten halben denen meiſten Evangel. Fuͤrſten in etwas zu fuͤgen und ein zulaͤng⸗
lichers Mittel, dann beſchehen, vorzuſchlagen und ſich dißfalls zu vergleichen, auch
alſo in der That zu erweiſen, daß man auch auf ſeiten der Herrn Churfuͤrſten dem
Inſtrumento pacis nachzugehen gemeinet, dann alles auf der Spitze zu ſetzen und ge⸗
wertig zu ſeyn, daß Ihrer Kayſ. May. dem Churfuͤrſtl. Collegio und dem ganzen
Reich zum præjudiz und Nachtheil occalıone diſes Streits andere gefährliche Con⸗
troverſien und præjudicierliche quæſtiones geführt wären, wie aus denen im Fürs
ſten Rath gehaltenen Protocollis allbereit hervorblicket, welche und dergleichen vor Au⸗
gen ſchwebende Gefaͤhrlichkeiten und erſonnene quælliones mit der Zeit fremde Poten⸗
taten in das Spiel ziehen, ein unauslöfchliches Mißtrawen wider das Churfuͤrſtl.
Collegium erregen, ja die gaͤnzliche ruptur und diflolution diſes Reichstags mit nit
getinger Gefahr des fo theur erworbenen Fridens verurſachen thaͤte. Diſer und ans
derer bewegender Urſachen und wotiven halber haben Wir unſere Geſandte inſtruiert,
daß ſie mit gutem Glimpf und Beſcheidenheit unſer votum nit gänzlich retractiren
oder aber urgieren, daß das ganze Churfuͤrſtl. Concluſum zuruck geruffen werden
möchte, ſondern nur verſuchen ſollten, ob nit ſalvis ubique authoritate, privile-
giis & juribus Collegii Electoralis in puncto parificationis & pluralitatis votorum in
collectis denen Evangeliſchen Fuͤrſten rebus fic flantibus dem Inftrumento gemäß
mehrere und beſſere Satisfaction gegeben werden koͤnnte. Zu dem Ende möchten fie
vorige temperamenta, ſo zwar ſchon vorgeweſen, anderweit repetieren und auf die
Bahn bringen, ſo villeicht eines daruͤber ſeyn moͤchte, welches entweder beliebig oder
aber bey der deliberation Anlaſſ und Gelegenheit an die Hand gegeben werde ein beſ⸗
ſeres zu erſinnen und ſich deſſen zuvergleichen. Wäre es nit die Begebung des Voti
curiati (dann die Conjundt ionem Collegiorum, als welche per Inſtrumentum pacis
nit behaubtet werden mag, haben Wir allemahl verworffen) noch alternativa, noch
aſſumtio eines tertii, fo Fönnte villeicht der letztere Vorſchlag ein guetes mediumzue
paritæt ſeyn, wann denen Evangeliſchen Herrn Churfürften ein Votum mehr zugelegt
würde. welches fie, ſo lang der Ste Electoratus waͤhrte, alternis vicibus zuführen.
Wir haben auch dafur gehalten, daß man deren oͤffters beſagten Evangeliſchen
Fuͤrſten ihre monita dem Reichsbedenken inſerieren oder aber auf ihr Anſuchen der
Sache einen Anſtand zu geben und andere materias zu tractieren vorzunehmen nit
wohl denegſeten koͤnnte, weilen ſolches mehrmahls geſchehen und noch jetzo * Er
11 . j -
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6 en au
Beylagen. iR 83
Catholicorum monita ratione moderationis matriculz dem Bedenken eingeruckt wer⸗
den, daß alfo die Evangelici uit deterionis conditionis ſeyn, ſondern als Cives uni-
us Reipublic® gleiches Recht zugenieſſen haben muͤeſſten und ſolches um fo viel mehr,
weilen $. 17. art. V. in dergleichen Strittigkeiten nichts dann amicabilis compoſitio
ſtatt haben kan, welches alles verhoffentlich E. den, die Herren und Ihr uns gar
nit verdenken werden, weilen ja in waͤhrenden tractaten nichts gemeiners und uͤbli⸗
chers, dann daß pro re nara die Vota und Opiniones verändert und denenſelben et⸗
was abgenommen und hinzugeſetzt werden. 8 1 9,
Gleichwie Wir nun den Evangelifhen Ständen nit zutrauen wollen, geſtal⸗
ten Wir aus Ihren gefuͤhrten Votis dann ein anders erſehen, dann daß ſie ausgenoh⸗
men deſſen, fo ſchon erzehlet worden Ihrer Kay. May. dem Churfürſtl. Collegio
und denen majoribus im Fuͤrſten Rath ſich zu widerſetzen, das Churfürſtl. Collegi-
um ſowohl bey allen Reichstaͤgen, als depurationibus ordinatiis in unndthigen di-
ſputat zu ziehen vor eine ſepa ration von denen Reichs⸗Staͤnden zu halten, auff die
conjunction der Collegiorum zu dringen, und die Meichsnegotia vorſetzlich aufzu⸗
halten oder auch ſich zu bearbeiten, daß das Churfuͤrſtl. Collegium von feiner prze-
minenz, alten Reichs⸗Gebraͤuchen, Rechten und Herkommen, forma & modo
conſultandi abgebracht und Fuͤrſten und Ständen in allem gleich gemachet und parifi-
ciert werden möchten, intentioniert ſeyn follten , und die gute Hoffnung zu Ihnen
tragen, daß fie ſich ſowohl finden laſſen werden, wann man fie mit Ihren monitis
dem Inltramento Pacis und altem Herkommen gemäß nur hoͤret und ſich auf billigmaͤ⸗⸗
ſige Weiſe vergleichet: Alſo verbleiben Wir in diſen beeden Puncten der Paritzt und
Collectarum bey unſern dißfalls ertheilten refolutionibus und mandatis ohnveraͤnder⸗
lich und erfuchen E. Eden, die Herrn und Euch freundlich, bruͤderlich und gnaͤdig,
Sie wollen zu Hinlegung diſes nun über die 3. Monath gewehrten Streits, wie biß⸗
hero ruͤhmlich beſchehen, ihre vernuͤnfftige conlilia und actiones noch weiters alfo eins
richten und führen, daß das oͤffters angezogene Inftrumenrum pacis nicht nur reſpectu
des H. VIII. ſondern auch ratione der H. H. F. 17. 18. & 19. genauer obferviert und
ſowshl retione partitis , als auch pluralitatis votorum in Collectis Imperii ein bil⸗
ligmaͤſſiger Vergleich zwiſchen allen Theilen getroffen, einem jeden Stand aufs wenig⸗
ſte ratione collectarum voluntariarum der Gang feiner Einwilligung gegoͤnnet, auch
zuvordriſt der Evangelifchen Fürſten monita dem Reichbedenken eingerucket und diſer
Reichstag zu einem ſolchen gluͤcklichen Schluß beſoͤrdert werden möge, damit die
kaum erloſchene Kriegsflammen nit hinwider angeblaſen werden, Ihre Kay. May. als
das wachende Oberhaupt mit allen Gliedern des Reichs und diſe hinwieder unter ſich
ſelbſt ben der alten Teutſchen redlichen Vertraͤulich keit und gutem Verſtaͤndnus vnabbruͤ⸗
chig und immer waͤhrend vereinigt bleiben und alſo ſamt und ſonders denen Reichsgenof
ſen ein gewiſſer Schutz und Ihren Feinden „„ ſeyn moͤgen. Coͤllen den 1o. Dec.
2
1653. | Num. 33,
0 . 19 7271 Nenn 943 79 14 zug u: \ Heribng 1418 1 Aut G Hel Js
14 1 2419 n ae a
Bi ker DEREN * Num. 33. eh Me J, und
Documentum Electionis Principis Wilhelmi Ludoviei de Wurtemberg
in Canonicum Eccleſtæ Cathedralis Argentoratenfis. 9
IR EL, GEB IHRE SI NER. NONE, 5
We sun ni. r enen eee EI TR eim EN
N s Canonici Capitulares Majoris Eccleſia Argentoratenfis notum facimus, cum
IN Pate Monaflerii & Oſnabrugis Wellphalorum conclufa rebus in eum ſtatum;
qui fuit prima Januarij Anni Milleſimi Sexcentiſſimi vigeſiimi quarti reſtitutis, cano-
nicatus & præbenda quædam hujus Eccleſiæ Argentinenfis vacet, neminique adhue
conceſſa vel data fr; Quod proinde ad præmemoratum Canonicatum & pr=bendam' .
vacantem Illufrifimum & Celbflimum, Principem & Dominum, Dominum Wil.
helınum Ludovicum , Ducem Wurtembergenfem & Teccenſein, Comitem Mon-
tisbelgardenfeın, Heidenheimij Dynaftam unanimi conſenſu obſervatis omnibus ſo-
leinnibus, prout more receptum eſt, nominavimus, eligimus & in Canonicum jam
dictæ Ecclefiæ noſtræ recipimus, eandemque nominationem per præſentes literas
confirmamus & Dominum, Dominum Wilhelmum Ludovicum Ducem Wurtem-
bergenſem & Teccenſem pro electo, recepto ab omnibus Eccleſiæ noſtræ Prælatis
Canonicis & Capitularibus & quibuscunque jurisdictionf noſtræ ſubjectis haberi man-
dando decrevimus, etiam nunc præſentium literarum vigore decernentes, aliisque
cujuscunque ſtatus & conditionis has literas inſpecturis, lecturis aut legi audituris
nominationem noſtram notam facimus, In quorum omnium fidem & teflimonium
figillum Capituli noſtri appendi juſſinus. Actum Argentinz Anno Millefiino. Sex-
centeſimo, quinquageſimo Tertio, die quæ elt & fuit vigeſima prima Menſis No-
vembris. RN Mi, T
aaa 78 In ſidem præmiſſorum nomine Capituli Evangel.
iR Inclytæ Eceleſiæ Argen tinenſis ſubſeripſit 12.
Jan Ann. 1654. ui
Lu EN | Daniel hinlin J. I. D. dicti
12 Conſiliarius. Web- 4,
abt.
Confirmatio hujus Electionis per Antonium Ulricum Ducem Bruns-
vicenſem locumtenentem Decani ejusdem Eccleſia.
m ee > |
OS DEIGRATIAANTONIVSVLRICVS, DVXBRVNSVICENSISET LV.
næburgenſis locum tenens Decaniinfignis & cathedralis Ecclefiz Argentinenfis
Kc.
Beylagen. | 85
&c. Reverendiſſimis & Illuſtriſſimis, Venerabilibus & Illuſtribus Dom inis, Domi-
nis Canonicis præbendatis jam dictæ Eecleſiæ ſalutem in Domino. Noveritis quod
poſiquam Præbenda quæ dam in dicta Eccleſia vacans ad manus Capituli devoluta fit
& Vos Reverendiſſimi, Illuſtriſſimi, Illuſtres & Venerabiles Domini Canonici di-
ctæ Eccleſiæ Argentinenſis juxta ejusdem Eccleſiæ Argentinenfis præſeriptam confue-
tudinem Reverendiſſimum && llluſſriſſimum Principem ac Dominum, Dominum
Wilhelmuin Ludovicum Ducem Wurtembergenſem & Teccenſein, Comitem Mon-
tisbelgardenſem, Haidenhaimii Dynaſtam ad ejusmodi vacantem præbendam & Ca-
nonicatum elegeritis & receperitis, prætereaque eundem Dominum, Dominum Wil.
helmum Ludo vicum Dominum Wurtembergenſem & Teccenfem &c. in & ad præ-
ſeriptos præbendam & Canonicatum, uti præfertur, nominatum electum & recep-
tum nobis Antonio Vlrico Duci Brunſvicenſi & Lunæburgenſi &c. Locum tenenti
Decani tanquam illi, ad quem ſæpe ſcriptorum præbendæ & Canonicatus inſtitutio ſi-
ve Iaveſtitura ratione officii in præfata Ecclelia ſpectare & pertinere dignoſcantur
per nos inſtituendum & in veſtiendum præſentari feceritis. Nobisque pro parte Do-
mini, Domini Wilhelmi Ludovici Ducis Wurtembergenſis & Teecenſis &c. nomi-
nati, electi & præſentati officioſe ſupplicatum fir ; quatenus noni inationem, electio-
nem & receptionem hujusmodi de perfona ejusdem Domini, Domini Wilhelmi Lu-
dovici Ducis Wurtembergenſis & Teccenſis &e. factas approbare, laudare, ratifica»
re, & confirmare, eundemque Dominum, Dominum Willzelmum Ludovicum,
Ducem Wurtembergenſem & Teccenſem &c. ad hujusmodi præbendam & Canoni-
catum ſupra ſeriptos inſtituere, inveſſire atque inducere, aliaque juxta partes officii
Decanatus noſtri, quod in prætacta Ecclefia obtinemus, nobis in hac parte facienda
incumberent, impartiri & impendere dignaremur. Nos igitur Dei gratia Antonius
Ulticus.Dux Brunſuicenſis & Lunæburgenſis Locum tenens Decani præſeriꝑtus &c.
‚hujusmodi petitionem tanquam juftaın & rationi conſonam fore attendentes nomina-
tionem, electionem & receptionem hujusmodi de perſona ſupra dicti Domini, Do-
mini Wilhelmi Ludovici Ducis Wurtembergenſis & J eccenſis ad prætactos præ ben-
dam & Canonicatum, ut prædicitur, factos, approbavimus, laudavimus, ratifie
cavimus & confirmavimus, atque approbamus, laudamus, ratificamus & confir-
mamus per præ ſentes prænominatuuſque Dominum, Dominum Wilhelmum Ludo-
vicum Ducem Wurtembergenſem & Teccenſem in & ad füpraferiptos præbendam
& Canonicatnm electum & receptum in & ad eosdem tenore præſentium inſtituimus
pariter & inveſtimus. Quocirca vos Dominos Canonieos & Capitulares præſcriptos
communiter & diviſim, omnesque & fingulos alios dictæ Eccleſiæ Canonicos præ-
bendatos qui pro parte ſæpe dicti Domini, Domini Wilhelini Ludovici Ducis Wur-
tembergenſis & Teccenfis &c. nominati, electi, recepti, inſtituti & invefliti legi-
time ſuper hoc zequifiti fueritis, feu requiſiti fuerint, requirimus, monemus & ro-
(2) 3 gamus
5 | Be ylagen.
gamus ſerio mandantes ſub pœna ſuſpenſionis ab officiis, ut ſupradictum Dominum,
Dominum Wilhelmum Ludovicum, Ducem Wurtembergenſem & Teccenſem &c.
vel ejus Procuratorem legitimum ipſius nomine & pro eo in & ad ſupra ſcriptorum
præbendæ & Cano nicatus juriumque & pertinentiarum omnium eorundem corpora-
lem, realem, actualem & effectualem poſſeſſionein vel quaſi noſtra authoritate
inducatis & defendatis, illique indu co ſtallum in choro cum plenitudine juris aſſi-
gnetis, eidemque vel ſuo Procuratori legitimo de fructibus, reditibus, proventibus,
Juribus & obventionibus univerſis præbendæ & canonicatus ſupta [eriptorum; pro-
ut moris eſt, reſpondeatis & ab aliis, quorum intereſt, quantum in vobis fuerit,
plene & integre reſponderi faciatis. In quorum omnium & finguloram præmiſſo-
rum ſidem & teſtimonium Sigillumea pituli noſtri præſentibus eſt appenſum. Datum 7
& Actum Argentinæ in Curia noſtra. Anno ſalutis Milleſimo, Sexcenteſuno , Quin-
quagefimo tertio, die, quæ eſt & fuit vigeſima prima Menſis Novembris.
Ad mandatum Reverendiſſimĩ & illuſtriſſimi Domini,‘
Domini Prodecani ſubſeripſit 12. Jan. 1654.
Daniel Imlin C. I. D. Inclytæ Eccleſ. Argentinenſ.
Capit. Evangel. Conſiliarius. en,
Num. 35. | Ba 1
Revers Herzog Eberhards zu Wuͤrtemberg im Namen ſeines min.
‚berjärigen Sohnes gegen dem Evangel. Capitul zu Straßburg wegen Erfuͤl⸗
lung feiner Capitular- Pflichten. d. d. 23. Dec. 16%.
Ven Gottes Gnaden Mir Eberhardt Sertzog zu Wuoͤrtemberg und
Teckh, Grav zu Moͤmpelgard, Herr zu Heydenheimb ic. Urkunden
und bekennen hiemit, Demnach die Hochwuͤrdige, Hochgeborne Fuͤrſten, ſambt⸗
liche Evangeliſche Dhomherru des Hohen Stiffts Straßburg den auch Hochgebornen
Fuͤrſten unfern freundlichen lieben Sohn Herrn Wilhelm Ludwigen, Herzozen zu
Wuͤrtenberg und Teck ꝛc. zu einer vacierenden Prebenden und Canonicat einhellig⸗
lich zum Canonico erwehlet und ſelbiger von dem auch Hochwuͤrdigen, Hochgebornen
Fuͤrſten und Herru, Herren Anton Ulrichen Herhogen zu Braunſchweig und Lines
burg ꝛc. hohen Stiffts Straßburg Decanat - Statthaltern darzu confirmiert und bes
ſtaͤtiget worden: diſer unfer freundlicher lieber Sohn Wilhelm Ludwig aber in feiner
kindlichen Jugendt und minorennitæt noch begriffen und dahero Wir als deſſen Leib⸗
licher Vatter Ihne dißfalls billich zu vertretten haben: Als zuſagen, geloben und
verfprechen Wir hiermit und verpflichten Vns bey Vnſern Fuͤrſtlichen Ehren, Wuͤr⸗
den, wahren Worten und guten Glauben, daß Er Vnſer Sohn Wilhelm ap
8 a em
—
*
; e * a 87
dem Evangeliſchen Stifft Straßburg und deſſen Capitulo getrew fein , deſſelben Zier⸗
de, ehre, Nutzen, Frommen und Frehheit befoͤrdern underhalten, dem Kirchenbuch,
Ordnung und Satzung, nahmentlich aber der in vim ſtatutorum mit einmütigen Be⸗
lieben der Herrn Capitularn und iuſonderheit der bey den Fuͤrſtlichen Haͤuſern Braun⸗
ſchweig Lüneburg und Mecklenburg reuovirter Capitulation in allen articuln, Se
ev und Clauluin nachkommen und geleben abſonderlich, daß Er bey der ungeender⸗
ten Augſpurgiſchen Confeſſion befländig verbleiben und nicht zugeben, beſondern euſ⸗
ſerſt verwehren helffen ſolle, daß keiner der widrigen Religion zu dem beneficio ge⸗
langen folle, da Er auch fuͤr ſich ſelbſt zu einer andern Glaubens Bekandnuß tretten
wurde, daß Er alßdann nach anlaitung des Fridenſchluſſes und vorberuͤrten Capitu-
letion Seines Canoricatö verluſtig fein und geſchehen laſſen wolle, d e
weiterer Beſetzung ſelbiges beneticii Sein oder anderer Einrede ungeachtet beſage
augeregter Capitulation verfahren werden ſolle und möge, 1 So
So ſollen Er auch in keine alienation oder vereuſerung einiger Siifſtsgüter oder
Intraden, wie bie auch Nahmen haben moͤgen, nicht verwilligen, weniger für ſich
darzu Anlaß geben, beſonders alles widrige beſtes vermoͤgens abwenden und mit al⸗
lem Fleiß dahin trachten, wie das gantze Stifftsweſen, auch deſſen guͤther, Intra.
den und Gerechtſame in guthem Stande und Weſen erhalten und berbeſſert werben,
Wie Er dann ingleichem nicht zugeben noch geſtatten fol, daß jemant in die
Zahl der Evangeliſchen Canonicorum bifes Stiffts auffgenommen werde „der nicht
zuvor durch drey Fuͤrſten, Graven oder Frey Herrn Ständen des Heyl. Reichs Chris
liches Zeugumd bezgebracht hette, daß er von feinen Voraͤltern beydes Geſchlechts
biß zu der achten Geburth einſchließlich wider zuruck und hinauff ein Teutſ cher Fürst,
Gray oder Freyherr geboren und jein Vatter oder Voraͤltern Staͤnde des Rei chs
geweſen ſein und noch ſein, alles trewlich ſonder Argeliſt und Gevaͤhrde.
Deſſen zu mehrer Urkunt und veſter haltung haben Wir diſen Kevers biß au fer,
folgende majorennitæt hochgedacht unſers freundlichen lieben Sohns Wilhelm Ludwi⸗
gen als neu eligivten Canonıci eigenhändig unterschrieben und mit Vnſerm Sigill bes
kraͤfftiget. So geſchehen und gegeben den 23. Decembris 165 3.
a Num. 36. |
Würtemberg. Schreiben an Chur Brandeburg wegen des kurz ab⸗
gebrochenen Reichstags und der uneroͤrtert gebliebenen Puncten.
N ed d. d. 21. April. 165 4. 5
LKSGreundlich er lieber Herr Vetter und Gevatter!
Mas E. L. de dato Colln an der Spree vom 24. Mart. des nechſtabgewichenen
Monats Martij an uns aus wohlmeinender Sorgfalt gelangen laſſen wollen,
f 1 0 das
1
88 Bepy lagen.
das haben Wir den 15. den hujus zu recht empfangen und darauß wohl eingenommen,
was E. Lden wegen diſes nunmehr zu feiner Endſchafft ſchnell ey enden Reichstags
für hochvernuͤnfftige Gedanken beywohnen wollen, daß nemblichen gleichwohl hoͤchſt⸗
nö.hig ſey mit allem ohnnachlaͤſſigem Eyffer dahin zu trachten, damit der Oßnabruͤgg⸗
und Muͤnſteriſche Fridensſchluß zur execution und was noch nicht abgethan worden,
zur Richtigkeit gebracht, inſonderheit aber auch die vorſeyende allgemeine Reichsver⸗
faſſung nach der Executions- Ordnung incaminiert und eingerichtet werden möge.
Gleichwie nun E. L. wegen Dero ſo beharrlichen zu des heyl. Roͤm. Reichs be⸗
ſtaͤndigen Ruhe und Wohlſtandt und des Evangeliſchen Weſens Sicherheit tragenden
und bißher in viel Weeg vor andern eyferig erwieſenen vigilanz und Sorgfalt bey
allen getreuen patrioten unſers geliebten Vatterlands teutſcher Nation, auch denen
Nachkommen einen unſterblichen hohen Nachrhumb mericieren und erlangen: Alſo
mögen Dieſelbe ſich gewiß verſichert halten und gebens unſere bißherige ckionee, ins.
ſonderheit aber die unſern bey diſer Reichsverſamblung habenden Raͤthen und Abge⸗
ſandten ertheilte Inftru&ion und ernſtliche Befehl mit mehrerm klaͤrlich zu erkennen,
daß mit E L. auch Wir in beeden Stuͤcken durchaus eine gleichſtimmige intention
biß dahero ohnausgeſetzt geführt und nichts mehrers gewuͤnſcht haben, als daß diſer
Reichstag nach dem ſehnlichen Verlangen aller recht teutſch geſinuten Herzen mit
gaͤnzlicher und vollkommener execution des Fridensſchluſſes und abrichtung aller
darauf verwieſener Puncten gluͤcklich geendiget und alſo der Zweck erlanget werben
moͤchte. Es macht unß aber nicht wenig pe plex und unmuthig, daß getreuer Chur⸗
Fuͤrſten und Staͤnde und unſer mit ihnen biß dahero moͤglichſt angewendeter Fleiß
dennoch ſolchen leopum im Hauptwerk nicht hat erreichen koͤnnen, ſondern daß uns _
ſerer Raͤthe und Abgeſandten juͤngſt erſtatteten unterthaͤnigſten relation gemaͤß diſe
Reichsverſammlung durch der Roͤm. Kayſerl. May. unſers allergnaͤdigſten Herrn
vermuthlich nunmehr geſchehene Abreyſe und mit einem ohuvollkommenen Reichs⸗
Abſchied ſo ſchnell und kurz abgebrochen worden ſeyn ſolle, Stehen dannenhero auch
im Zweiffel, ob bey ſolcher Bewandnus der punctus defenſionis & ſecuritatis publi-
cæ vor dißmahl voͤllig werde debattiert und ein gewiſſes verglichen werden koͤnnen,
ſintemahl unſers wiſſens die bißhero per deputatos & ſubdeputatos derentwillen bes
ſchehene conferenzien ohne ſonderbaren effect geweſen und viel davorhalten wollen,
daß diſes hoch importante Werkh ehender und beſſer poſt Comitia auf Crayßtaͤgen,
als nun in fo eng eingeſchrenckter Zeit werde zu erheben oder zu vergleichen ſehn.
Immittelß haben Wirjedoch unſere Geſandſchafft dahin befelcht, wann ja diß⸗
falls noch ein conclufum abgefaßt werden wollte, daß fie ihr ohnabwendliches Abs
ſehen auf die executions⸗ Ordnung und Reichs ⸗ conſtitutiones richten und ſich aͤuſſerſt
bearbeiten ſollen, daß E. L. und unſerer intention gemaͤß es bey den Verfaſſungen
der Crayſe gelaſſen und keine geſambte Reichs armatur angeſtellt werden moͤgte. 5
e
—
Re
Beylagen. 89
ches Ew. Eden Wir zu dienſtfreundlicher Antwort nicht verhalten wollen und verblei⸗
ben Deroſelben alle angenehine Freund⸗ vetterliche Dienſt zu erweiſen allezeit bereit
und willigſt. Stuttgard den 21. Aprilis 1654.
ae Nen a
Wurtemb. Memorial an Churmainz um Abaͤnderung eines im Reichs.
Abſchied begangenen Verſtoſſes wegen Mecklenburgiſcher Vorzuſs.
i f helge d Mat, 7654.
Zochwürdigſter, Erleuchteſter Churfürft =
Gnaͤdigſter Herr! i
N chdeme bey geſtrigen Tags beſchehener publication des verfafften Reichs⸗Ab⸗
ar ſchieds in dem Puncten der determination und ad junction einiger Fuͤrſtl. Haͤuſer
zu parification der ordinari Reichsdeputation des Fuͤrſtl. Hochloͤbl. Cullegiı Wit
wahrnehmen und anhören muͤſſen, daß darinn das hochloͤbl. Fürfil. Haug Mecklen⸗
burg dem auch b e ee e vorgeſetzt ſich befindet, gleichwohin
aber in des hochloͤbl. Fuͤrſten⸗ Raths Collegi eben ſolcher materi und Puncten halb
den Tr. Aug. und Sn gemachten und eröffneten kormal / eonclulis, nicht weniger
in dem an die Roͤm. Kanf. May. daraufhin den 6. Sept. alles nechftadgewichenen Iihrs
übergebenen gehorſambſten gemeinen Reichßbedenken (ſo auch nach des Reichs Fuͤr⸗
ſten⸗Raths Concluſo, quoad hunc paſſum adjunctionis alſo allergnedigſt relolviere
und approbiert worden) das Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtemberg dem Fuͤrſtl. Hauß Mecklen⸗
burg buchſtaͤblichen vorgeſtellet und vorgeſetzt ſich befindet, dahero Wir wohl keiner
anderer Gedancken geweſen, als daß bey Abfaſſung des Reichs⸗Abſchieds und Eins
rijſckung ſolchen Punctens es dißfalld ohne Aenderung gelaſſen und denen Concluſis und
reſo v erten Reichs ⸗ Bedenken ratione denominier: und Specifieirung eines und ans
dern de novo adjungirten Fuͤrſtl. Hauſes nachgegangen worden ſeyn ſollte, auch nicht
wiſſen moͤgen, woher ſolche ganz ohnverſehene Aenderung und trans poſition erfolget
ſeyn moͤge, weniger aber damithin was zu præjudiz J. F. G. und dero geſambten hoch⸗
loͤbl. Fuͤrſil. Hauſes Wuͤrtemberg, noch deren zwiſchen ſolchem, auch dem mehrge⸗
dacht hochloͤbl. Fuͤrſtl. Hauß Mecklenburg bißhero fuͤrgewaͤhrter alternation was
einraumen koͤnnen, ſollen und mögen ; alſo ſeyn Wir dahero zu Verwahrung unſerer
gnaͤdigſten Herrſchafft und Abwendung alles beforglichen præſudicii bemuͤſſiget alle ges
buͤhrende Notturfft zu relervieren und zumahlen E. Churf. Gn. alß das hochloͤblichſte
Reichs ⸗ directorium derenthalben hiemit unterthaͤnigſt zu behelligen und gleichen
Fleiſſes zu bitten gnaͤdigſt zu geruhen und dahin die Verfügung thun zu laſſen, das
IX. Theil. a (M) | 05 mit
*
0 .
[4
mit ſolcher Verſtoß angeregten Fürften: Raths Concluſis und Reichs s Bedencken ge⸗ 5
maͤß noch geaͤndert und eingerichtet, auch uns diſes unſers unterthaͤnigſten und gehor⸗
ſamſten Erinnerns und anſuchens behöriges »tteflatum aus dero hochloͤbl. Reichs⸗Canz⸗
ley ertheilt werden moͤge. Wie nun ein ſolches dem Herkommen gemäß : alſo getroͤ⸗
ſten Wir uns gnaͤdigſter Willfahrung und thun damit E. Churf. Gn. ung unterthgſt.
gehorſambs befehlen. Regenſpurg 7 Maji 16584. N 5 5
W.ebmf Gndgngngngnn ron ER
NS | unterthaͤnigſt gehorſambſte | |
G. W. Bydembach von Trewenfelß.
Ii Ur. Selle. .
a a f Num. 38. d . REN
Schreiben Herzog Eberhards zu Würtemberg an Chur⸗Brandeburg
wegen erhaltung mehrerer Einigkeit unter ihren Glaubensgenoſſen. le
3 d. d. 2 8. Junij. 1654, ö ie Rn
2
a 1
öl Sreundlicher lieber Herr Vetter und Gevatter .
E eden de dato Elin an der Spree den 8. Maji juͤngſthin an uns abgekaſſenes an⸗
A genehmes ſchreiben haben Wir vor weniger Zeit zu recht empfangen und darauß
deroſelben freundvetterliche Anſinnung umb Eröffnung unſerer Gedanken, wie man
auf naͤchſtkuͤnfftige relluwierung des juͤngſthin abgebrochenen Reichstages zu wanu⸗
tenierung des allgemeinen Fridens und Erreichung eines gedeyhlichen Schluſſes an
feiten der Evangeliſchen Chur Fürften und Stände ſich einmüͤetiger votorum zu ver⸗
gleichen haben moͤchte, mehrern Inhalts wohl vernommen. er e en en
SGleichwie Wir uns nun vor diſe beliebte vertrauliche correſpondenz und damit
bezeugte ſonderbare gute confidenz hoͤchſtens bedanken und umb deren unbeſchwerdte
ſernere continuation freundtvetterlich bitten; Alſo befinden Wir auch diſe E. eden
uns vorgeſtellte intention an ſich ſelbſt hoch ſtruhmlichſt und koͤnnen zwar mit derſelben,
alldieweilen ſolche zu Befoͤrderung der Ehre GOttes, des allgemeinen Evangeliſchen
Weſens Auf ahm, Beveſtigung des Reichs ⸗ Fridens und vieler hochbeſchwerdten
Stände Rettung und con ſer vation loͤblichſt angeſehen iſt, umb ſo viel mehr confor-
mieren. Allein waͤre uns ſehr lieb und zue unſerer deſto aigentlicherer Entſchlieſſung
vortraͤglich geweſen, wann E eden dero hier bey führende hochverſtaͤndige Gedanken
und heylſame conſilis uns vorderiſt aus freundtvetterlichem Vertrauen zu entdecken
ſich hätten freundlich gefallen laſſen. Weilen uns dann unſere bey juͤngſtvorgeweſenem
Reichs Convent gehabte und nach Eingangserwehnten E. Eden Schreibens Empfang
zuruckgelangte Räche und Abgeſandten unter anderm gehorſamblich reteriert, was⸗
| maſſen
*
2
Beylagen. d
maſſen die meifte Evangeliſche Geſandtſchafften vor deren Abreyſe miteinander veran⸗
laſſet bey Ablegung ihrer Relationen deroſelben hohen Princjpalen und committenten
gebührend an Hand zu geben, daß dieſelbe aus demjenigen, was etwa bey nechſtet
anderwertiger Reichs Verſomblung zu to fen moͤgte, unter ſich ſelbſten
zeitliche communication pflegen und einer beſſern conformitzt auff kuͤnfftige conventus
miteinander vergleichen moͤgten, Wir auch nicht zweifflen, es werde E. Lden von
Ihrer mehrangeregtem jüngftem Regenſpurgiſchen Reichstag gehabter hochvortteffli⸗
chen Geſandtſchafft mit ſtattlicher Ausführung in Unterthaͤnigkeit vorgetragen worden
ſeyn, an welchen Orten es aigentlich ratione conformitatis votorum in rebus Status
Evangelicos ſpectantibus in einem und dem andern vor diß mahlen anſtehen wollen.
So wuͤrde diſem hochnutzlichen Werck unſers ermeſſens ſehr vortraͤglich ſeyn, wann
E. Eden vermittels Dero hohen autharitæt bey denen loͤblichen Ober- und Nider⸗Saͤch⸗
ſiſchen Krayß⸗Staͤnden, wie auch Chur : Heydelberg und beeden Fuͤrſtl Heſſiſchen
Haͤuſern krafft naher Anverwandtnus und anderer reſpecten hierunder durch ſchreiben
oder Schickung nach dero Belieben gute przparatoria und Unterbawung zu thuen und
die Gemuͤther zu hoͤchſtnothwendiger folder conformitzt zu disponiren ſich gefallen
laſſen wollten. An denen Evangel. Fuͤrſten und Ständen diſer Obern Reichs Crayße,
als welche mehrtheyls hoͤchlich graviert und nichts mehrers als conjunctionem ani-
morum & conformitatem votorum inter Evangelicos von Herzen wuͤnſchen, wird es
verhoffentlich nicht anſtehen. Immittels aber wollen Wir, was ſowohl von E. Eden,
als andern confidenten Orten uns hierauff weiters zukommen mag, hiernaͤchſt erwar⸗
ten und dem Werk ſeiner hohen und weitausſehenden importanz nach ferners mit an⸗
gelegener Sorgfalt nachgedenken, auch hieruͤber mit den hierobigen Evangeliſchen.
ſo viel ſich wird thun laſſen, vertrauliche communication pflegen, gegen E. Eden unß
ſo dann mit mehrerm vernehmen und an allem dem, was zu Erreichung deſſen von
E. Lden vorgeſteckten hochnutzlichen leopi immer zulaͤnglich ſeyn mag , unſers theyls
gewißlich nichts erwinden laſſen. Stellen dabenebens E. Lden zur dero hochvernuͤnff⸗
tigen erwaͤgen und guetbefinden dienſtfreundlich anheimb, ob nicht diſe dero ruhmb⸗
würdige Intention dardurch mercklich facilitiert und deſto ehender erhalten werden koͤnn⸗
te, wann die Evangeliſche Stande, wo nicht alle, doch die vornehmſte und conſide-
rableſte vor wiederantrettung dergleichen allgemeinen Reichs = oder ordinari deputa-
tions - conventen an einem gewiſſen Ort zuſamentretten und was zu Abwendung ih⸗
rer habenden ‚Gravaminum, auch der jetzlebenden und kuͤnfftigen Evangeliſchen beſſe⸗
ver lecuritæt und Erhaltung habender privilegien, auch ſtabilirung des allgemeinen
Meichsſridens geraichen und zu beobachten ſeyn moͤgte, ohne einige paſſion unb mit
hintanſetzung aller privat » reſpecten ſorgfaͤltiglich berathſchlagen und überlegen thaͤ⸗
ten. ; 25 1
| (M) = | | Wol⸗
* KEN
. . Benagen
—
1
Wollen E. Eden Wir vor jetzo zur nachrichtſamer Vorantwort freundvetterlich
nicht verhalten und verbleiben deroſelben zu Erweiſung aller mög lichen Freu ndvet⸗
terlichen dienſte jederzeit Bereitwilligſt. Datum Theinach den 28, Junij 165 4. 3
Num. 39. ent
Wuͤrtemb. Schreiben an den Kayſer wegen einſtelluug der Proceſſe
am Reichs Hof Rath in Reſtitutions⸗ Sachen und geſtattung des Got-
tesdienſts für die Evangel. Agenten &. d. d. 2. Aug 1654.
Allergnaͤdigſter Herr! ee
E Kay. May. mag ich allerunterthaͤnigſt nicht verhalten, welchergeſtalt meine zu
„Regenſpurg bey dem Reichstag geweſene Geſandte bey Ihrer Anheimbskunfft
mir unterthaͤnig referiert, wie daß der punctus reſtitutionis ex Capite Gra vaminum
& Amniſtiæ nacher Franckſurth am Mayn auf eine ordinari-deputation zur guͤetlichen
Vergleich und Abhandelung verwieſen worden und daß bey E. Kay. May. in aller
Unterthaͤnigkeit und hoͤchſtangelegenen Fleiſſes geſuchet und gebetten ſeye bey dero
Reichs⸗Hof⸗ Rath ſolche allergnaͤdigſte Anſtalt zu machen, damit in denen ex In-
ſtrumento Pacis reſult erenden ſachen Er nicht verfahren, ſondern, wann ein oder
die andere Parthey daſell ſten einkommen würde, ſolche an die Beliebte und per ma⸗
jora verglichene ordinari Depurstion verweiſen moͤge. ee
Nun iſt auſſer allem Zweifel, E. Kay. May. die werden hoͤchſterleucht ſelbſten
ermeſſen, weilen dero Reichs- Hof: Rath in erforderter benoͤthigter Anzahl von
Augſp. Confeſſions⸗ Verwandten und derſelben Religion zuegethanen Perſonen noch
zur zeit nicht beſetzt, vielweniger die Reichs⸗-Hof⸗ Raths Ordnung Chur: Fuͤrſten
und Ständen communiciert, noch Sie mit Ihrem Gutachten und Erinnerung dar⸗
uber vernommen und dieſelbe gebührlich publiciert worden, daß derohalben ein und
die andere Sach zu fudiciern oder zu deeidieren Shine nicht koͤnne untergeben, noch
die Staͤnde, ſonderlich aber diejenige, ſo der Augſp. Confeſſion zuegethan ſind, da⸗
ſelbſten Recht nehmen, leiden oder ſich fubmittieren werden, zumahlen in ſolchen
Puncten, welche Ihre Eroͤcterung aus dem Fridensgeſchaͤffte haben und erlangen ſol⸗
jen von denen bey dem angeſetzten Reichs ordinari Deputationstag zu Franckfurt wied
geredet, gehandelt und darüber gebuͤhrlicher Verglich getroffen werden, umb deß⸗
willen umb deſto vielmehr bey E. Kay. May. Reichs Hof: Rath dergleichen Sachen
ruhen und die klagende Partheyen on ſothane verglichene und beſchloſſene Deputation
zu verweiſen und Chur⸗Fuͤrſten und Ständen, welche nebenſt E. Kay. May. das
Inſtrumentum pacis mit aufrichten und das darinnen enthaltene ſtatujeren und verord⸗
nen helffen, nicht zu præjudicietu oder vorzugreiſfen iſt. Bey ſolchen Umftänden
und
A
Beylagen. 93
5 1
und der Sachen Bewandnus werden E. Kay. May. inmaſſen Ich dann dieſelbe hie⸗
mit darumb allerunterthaͤnigſt erſuche, dero Reichs⸗Hof Rath ernſtlich zu befehlen
von ſelbſten geneigt ſeyn, daß Er die klagende Partheyen in ſolchen Sachen, ifo aus
dem Inſſlrumento pacis ihre Erledigung zu erwarten, an die verordnete Reichs ⸗ or-
dinari Deputation nach beſagtem Franckfurt verweiſen und mit Erkennung einiger Pro-
ceſſ und Verordnung ein und der andern Con miſſion an und inhalten, auch in der
nen albereit außgelaſſenen Commiflionen weiter nicht fuͤrgefahren werden ſolle, umb
deſto vielmehr, weilen E Kay. May. Reichs » Hof» Rath auch dasjenige, welches
in krafft des Aberſchluf s und Nuͤrnbergiſchen Kxecutjons « Recefleg pro liquido ers
kennt, es dergeſtalten nicht anſehen, noch halten, fondern nach einſeitig angemaſſter
Außlegung der Catholiſchen in ohnnoͤtigen Zweifel und weitgreiffende dilputation zu
ziehen, auch dar durch der interpretation des Inſtrumenti pacis (die doch Ihnen nicht,
ſondern denen mit = transigierenden ſamtlichen Mit » Chur» Fürften und Ständen
bekantlich und ohne allen Zweifel zueſtehet) ſich unternehmen will. Und wollen das
benebenſt E. Kay. May. allergnaͤdigſt geruhen bey dero Kayſ. Hoflager denen der A
L. verwandten Reichs Hof: Raͤthen, wie nicht weniger von ſelbiger Religion ſchi
ckenden Chur: Fürften und Stände Geſandten, dann auch ihren Refidenten, Agen
ten und angehoͤrigen, ſambt Wittiben und Wayſen die freye Uebung der Religion zu
gönnen und zulaſſen, damit fie ihr Ehriſtenthumb ſchuldiger maffen führen , in ihrem
Ambt deſto froͤlicher ſeyn, daſſelbe trewlich und ohnverdroſſen verrichten, fuͤrnemlich
und infenderheit aber die actjones und confilia dergeſtalt anſtellen koͤnnen, auf daß
E. Kay. May. darob ollergnädigſtes Contento faſſen und die heylſame julſiz nicht
noth leyden doͤrffe ſondern dieſelbige in gehörigem ſtarckem Lauff fuͤr ſich gehen und
Jedermann ingleichen unpartheyiſch zu E. Kay May. immerbleibendem Lobe und Nach⸗
ruhmb adminittriert und mirgetheilet werden möge, in allergnaͤdigſter chriftlicher
Erwegung, daß auſſer dem ein und der ander der Augſp. Confeſſion zuegethaner ſich
zum Reichs: Hof: Rath nicht wird gebrauchen, noch beſtellen laſſen, wann er fein
Chriſtenthumb zu führen, auch da er in flerbens+ noth begriffen, Troſtes und Chriſt⸗
lichen zufprecheng von ſeinem Seelſorger nicht verſichert und gewertig ſeyn ſollte, dan⸗
nenhero auch diſes ein immerwährendes obſtaculum ſeyn würde, wordurch die Erſe⸗
bung E. Kay. May. Reichs Hof : Raths nicht geſchehen, noch folgentlich ſolches ho-
he Gericht von Chur Fuͤrſten und Ständen des H. Roͤm. Reichs agnofciert werden
konne, darumb E. Kayſerl. May. alles alſo allergnädigſt einrichten laſſen werden,
wie es chriſtlich und dem lnſtrumento pacis allerdings gemaͤß iſt, damit die ſonſten
beſorgende und vor Augen ſtehende ſchaͤdliche conſequelen in zeiten præcaviert und
eingeſtellt verbleiben mögen, 8 „en 24%
4. „ Öleichwie nun E. Kayſ. May hierdurch ein dapferes glorwürdiges Werk er⸗
weiſen, alſo will Ich es mit eee Danck erkennen und mit allerunter⸗
ae | 3 thaͤ⸗
940 Bepylagen.
Thänigften gehorſamen Dienſterweiſungen zu erſetzen mir in hoͤchſtem Fleiß angelegen
ſeyn laſſen. Ew. Kay. May. befehle ich hienebens in den ſtarken Schutz des allerhoͤch⸗
ſten zu beſtaͤndiger Leibesgeſundheit, langem Leb en, glücklich und fridlicher Migie rung
und ſelbſt erwuͤnſchter Kayſerl. proſperitæt, mich aber zue beharrender Kayſerll uad
und Hulde treulichſt. Datu den 2. Aug. 108%...
6 e “
3% 1 l 9
a 1 m
sine eee ee e e Nas e, om Mala un.
Schreiben Herzog Eberhards an König von Schweden wegen der bes
ſtaͤndigen alternation und Juſamenkunfft der Evangeliſchen Sande.
1 e e d. d. 11. Aug. 1654. 958 f „
9 174 1155
40 . 5 . en 2 AR e 12 Nil- 1 Dam ER *
Ferrenilſi nie ac Potentiffime Rex, Domine ( Conſunglinee ommi
bb er vamicæ fludio colendiffime
Natel plano, Sereniſſime Rex, nimis in oimnium oculis, quantum à Co-
rona Veſtræ Majeſtatis dirigente Sereniſſima nuper abdicata Regina collatum
in omnes Eyangelicz rei confortes, in me & domum meam beneſiciorum, quid ad-
hibitum reſtinguendæ, qua conſumebamur, flammæw, laboris : quæ extirpandis
Monafterii & Oſnabrugæ diſſidiorum radicibus ſolicitudines, quam, ut ulla vel
ſeræ unquam poſteritatis ingratitudine queat obliterari, nedum ut ſuboriente, quæ
minus ſerenæ huic tranquillitati favere videatur difficultate, alio me verſus obti-
nendo remedio conferam præter eandem illam anchoram, unde provectis ad ſumma
urbinibus recens quæſitum fuit præſidium. Nimis datum curæ, chriſtiani cumi-
primis ſanguinis, quam ut par ſit ſupereſſe inter ejusdem eligionis Principes in no-
vas aliquando diſſenſiones, in ſeparata conſilia fomitem. Ad quietiora quidem
ſe recepit felix illa Sereniſſimæ Regine manus, qua clavum moderante immenfis
ſalvi periculis erepti fuimus. At quum fit datum noſtro huic zvo ſucceſſiſſe alte-
ram non minori gloria inſignem, quæ negotio pacis in Imperio ſupremam felici-
ter applicuit manum, quæ tam copiofe dedit fortitudinis Regiæ, optimi confilii &
benignæ propenſionis, in me ſpecialiter & in domum meam indieia. Prior illa
merito mihi fiducia manet, confirmata potius in ampliorem, qua invitante & ur-
ente rei per conſequens gravitate non potui, quin de duplici gravamine Regiam Ve-
1280 Majeſtatem præſentibus debita monerem obſervantia. Prius in eo vertitur,
Sereniſſime Rex, quod exortæ inter familias Principes Pomeraniæ, Wirtenhergæ,
Mecklenburgiæ, Hafliz & Baden fuper Seſſione in ComitiisIm perii & alternatio-
ne controverfiz quantocunque Zelo à parte mea, quantocumque ſtudio ſtatim ab
initio ducatus iftius regimine, præprimis autem nupeto Ratisbonenſi conventu du-
rante in id incubuerim tentatis omnibus, quæ poterant, mediis reduci tamen 1
5 \ ja ee ; certum
1
Rs Beyla gen. 95
— .
—
certum & ad perpetuum aliquem ordinem, qui ulteriori in poſterum liti piæſeinde-
ret materia m, nullo pacto potuerit, Cujus rei qui Sereniſſimæ tune Reginæ no-
mine dictis illis comitiis Legati interfuere, plenam omnino cognitionem habent,
nee eft, quod dubitem. quin ad aulam reverſi, am pliorem eſus inter alia fece-
rint mentionem. Convenerat ibi pro tune in quendam alternativæ præcedentiæ mo-
dum, ubi ſolo publici boni amore de jure etiam meo remiſi, ne quid in reliquis de-
cederet harmoniæ, neo affeciu ſejungeremur, quorum in gravioribus ca uſa com.
munis eſt intereſſe unum. Placuit ille modus Ser eniſſimæ Reginæ, cui interim ve-
fira Majeſtas, fie diſponente, qui cuncta diſponit, in regno ſuceeſſit, adeo, ut
in mandatis dederit, quos tum Ratisbonæ habebat, legatis in ejus perpetuationem
eiterioris Pomeraniæ nomine condeſcendere & videbatur ea perpetuatio Oportunüm
diſſidio tollendo remedium. At aliis viſum, iis in ſpecie, qui Pomeraniæ ulte-
rioris & Mecklenburgiæ aderant nomine, eas præbere eontrariæ voluntatis notas,
unde patebat quam ab ejusmodi per petuatione alieno eſſent animo, trahentes
in invidiam forte, quod tantillum ille modus domui meæ præ Haſſiaca & Badenũ
adhuc aſſerebat prærogativæ, non eonſiderato, neque me nec Anteceſſorum meo.
rum aliquem dictis duabus familiis alibi ceſſiſſe loco, ſed poſſeſſione potius continua
irrefragabiliter eas præiviſſe,; factumque fimplici ac publici boni amore gquicquid
exinde remiſſum . Conſiderandum item non inferre. quod illud interim mihi dal
Dat tærogativz, vel minimum præjudicii Principibus ſupradictis, qui ma xine vie
4
dentur idem averſari quam integra ipfis maneat & mecum & cum conſortibus al-
rte ubiantehac in longos annos Wirtembergici, Pomerani, Hafliaci ac Ba-
denſes una omnes Mecklenburgicis ſeſe oppoſuerunt denegantes iis, quam id tem.
boris prætendebant, aiternationem, rantum abeſt aliquodd iis præcedentiæ fuiſſe jus.
Facile perſpiciet Regia Veſtra Majeftas, quid ex hae diſſenſione fit: ſperandum bo-
ni in negotia publicum concernentia, qualis alendæ inrer Printi pes diffidentiæ, ger
nerandis difficultatibus, terendis inutiliter eonventibus ſementis: fœcunda tandein
reddendis ſterilibus; quæ in falutem umiverſæ patriæ, in conſervationem liberta-
tis & religionis ſuſeipienda ſunt, conſiliis. Non eſt quem fugiat, fuiſſe ſemper
ejus domum meam oonditionis ut unita Electorall Palatia tenendo ſimul æquf-
- ibrio in ſuperioribus hisce circulis ſufficiens extiterit‘y ickemque per inſign ja Evan:
gelicæ rei præterito bello præſtita officia demonſtraſſe, eſt quod exilium primo &
alia ſubinde graviſſima mihi conciliavit mala, quibus reſareiendis futura lsborabufit
tempora. Ita ut facile Majeſtatis Veſtræ dijudicationi‘ permittam „ num ex re
Evangelicorum, velle poſt tot perpeſſa damna eo uique de dignitate domus mex
detrahere, ut præferantur, qui in competentiam antea non venere, ac quidem
inter egs oontrariæ religionis aſſeclas, qualis Domus Baden- Badenſis eſt. Annon
ſatius id Evangelicis agendum Principibus,. quorum rutius locatæ ditiones & po-
tentia major, ut nou tantum in ea reſtabiliretur exiſtimatione domus mea „ qua an-
- tehae
96 N wi Beylagen.
5
tehac non fuo magis, quam sorum floruit bono, ſed & incrementum potius aliquod
religioni in exterioribus hisce partibus eo magis fortificandæ adjiceretur. Aquum
zequiflimi Regis fore judicinm, non eſt de quo iceat dubitare, quare tanto majore
confidentia Majeſtati Veſtræ, quæ fic animo mihi volvebanturs, aperire conſilium
inii atque rogare, quo & hoc in caſu non ſolum Legatis ſuis ed proximam depu-
tationem Francofurtenſem, ut ipſi, prout iis. qui Katisbonæ præſentes erant,
mandatum fuerat, citerionis Pomeraniæ ratione , conventæ pro interim alterna-
tionis perpetuationĩ aſſenſum præbeant, denuo mandare, ſed & amplius fimul tam
juſtis defideriis Regia benignitate favere dignetur literis ad reliquos coalternantes,
quo & iidem mutata in æquius ſententia eundem in finem ſuos Francofurtum depu-
tandos inſtruant, Regia Veſtræ Majeſtatis interpoſitione & remonſtratione ad id
haud ægte inducendi. Sach e e NV ii z ei 4 OD eibiiiie !
Quod eſt de altero, quum duo ſuperius memoraverim eſſe gravaminum præ-·
ſentium capita, vertitur id in puncto reſtitutionis ad normam inſtrumenti paeis,
Receſſus Norici, & arctioris exequendi modi nondum adimpletæ: eo negotio in
abrupta nuper R atisbonenſi diæta non attentis Evangelicorum aſſiduis maxime ſoli-
citationibus prætęrito & ad tactum ſuperius deputatorum conventum remiſſo. Quo
& accedit, abiiſſe in irritum preces obtinendæ interea ſuſpenſioni proceſſuum in
Judi:io Impetiali aulico æpe ſæpius, qua maxima fieri potuit inſtantia, adhibi -
tas præter alia concluſæ paci contraria, qua cum ſine dubio legatorum gere-
niſſimæ Reginæ loquatur relatio, non eſt, ut hie pluribus proſequar. Non deſunt,
quibus videatur operæ pretium ante conventum deputatorum in loco quodam tertio
principaliorum Evangelicorum Miniftros congredi habendæ præliminariter delibe-
rationi, quid ejusmodi defectibus ſuggerendum rensedii;: quo pacto contrahenda
in arctius mutua Evangelicorum: amicitia, manutenendis & executioni plenariæ dan-
dis ſingulis Inſtrumenti pacis capitibus, adeoque conſtituendæ, quæ ſit extra tur-
bationis periculum non obnoxia diffidentiæ, tranquillitati. Idem fi Veſtræ Maje-
ſtati conſultum habebitur, uti commodum & neceſſarium maxime mihi cum aliis
videtur, operam ego dabo ut in rem adeo ſalutarem ex ſuperiori hoc circulo pa-
titer ablegentur, ut primum innotuerit Regiæ Veſtræ Majeſtatis in id propoſitio-
nis ſententia. Soſpitet interim Deus Opt. Max. Regia ejusdem Veſtræ Majeſtatis
conſilia in longam terrarum bono ætatem, in infinitum gloriæ cumulum; cui de-
nuo me cum omni familia mea quam ardentiſſime prævio debito cultu commendo.
Dabam ex urbe mea Stutgardienſi 11. Aug. 165 4. J
„ERegiæ Veſtræ Majeſtatis
a 14% ci eins ctisin:
Habit
in er ſubmiſſe „ddidus 8
e ee ee
—
Beylagen. RN 97
Wuͤrtemb. Schreiben an den Schwediſchen Reichs⸗Canzler Oxen⸗
tian wegen der alternarion der Fürſkl. Häuſer und noch ruckſtändiger
kreititutionen ex Inftrumenio pacis. d. d. 1 r. Aug. 1654.
Unſer freundlich Dienſt und geneigten Willen zuvor, hochwohl⸗
gSebohrner, beſonders geliebter Herr und Freund.
Won Wir unß aus hochverbindlichem Obligen dancknehmigſt erinnern des hohen
fKoͤnigl. favors und kraͤfftiger aſſiſtenz, auch anderer vieler beneficien von der
Durchleuchtigſten ie Frawen Cbriſtina der Gothen und Wenden Königin ꝛc. vnſe⸗
rer freundlich geliebten Fraw Muhmb und Gevatterin in Zeit ihrer hochloͤbl. Regie⸗
rung bevorab bey denen zu Muͤnſter und Oßnabruͤg vorgeweſenen und durch aöttlir
che Verleyhung glücklich geſchloſſenen allgemeinen Fridens⸗tractaten uns und un⸗
ſerm Fürftl, Hauß vermittels deren naͤchſt goͤttlicher Huͤlf Wir zu unſerer völligen
Landes ⸗reſtitution gelangt: So nehmen Wir nach der nunmehr durch Gottes ſon⸗
derbare direction fürgegangener Regiments⸗Veraͤnderung dahero billich Anlaſſauch
zu der jetzig regierenden Koͤnigl. Maß. dem auch durchleuchtigſten Herrn Carolo Ga-
flavo der Wenden und Gothen König re, unſerm freundlichen lieben Vettern und
Gevattern unſere ganz zuverſichtliche reflexion zu richten und von hoͤchſtgedacht Ih⸗
rer Koͤnigl. May. uns gleichmaͤſſigen Koͤnigl. hohen favors, afliftenz und Zunei⸗
gung zu verſichern umb fo viel mehr, weiln dieſelbe nicht allein ihre heroiſche Koͤnigl.
Tugenden und zu dem H. Roͤm. Reich, inſonderheit dem allgemeinen Evangeliſchen
Weſen und der A Confeſſion zuegethanen Chur⸗Fuͤrſten und Staͤnden tragende ſon⸗
derbare alt-dtion und hohe Koͤnigl. propenſion, auch zu der allein ſeeligmachenden
wahren Religion hoͤchſtruͤhmlichſt habenden Eyffer bey Ihrer May. Anweſenheit im
Reich und fo weißlich geführten Executionss Tracteten zu Nürnberg von ſich leuch⸗
ten laſſen, ſondern auch uns und unſerm Fuͤrſtl. Hauß in der That erwieſen, daß
Wir Taglebens darumb dankbar zu ſeyn hohe Urſach haben.
Als uns dann auch dabenebens in friſcher Gedaͤchtnus hafftet, mit was ſonder⸗
barem gottſeeligen Enfer, hochvernuͤnfftiger dexteritæt und vortrefflichem Nach⸗
ruhmb der Herr Grav biß daher des allgemeinen Evangel. Weſens Aufnahmb und
ſecuritæ nicht weniger, als deren umb alle Evangeliſche Stände des heyl. Roͤm.
Reichs und inſonderheit uns und unſer Fuͤrſtl. Hauß ſich auff den hoͤchſten Grad ei⸗
nes unſterblichen preiſes meritiert gemachten hoͤchſtloͤbl. Cron Schweden aigenes Emo-
lument ohnaußſetzlich geſucht, auch mit goͤttlicher Verleyhung durch ſeine heylſame
confilia in diſen jetzmaligen Ruhe⸗ und Fridens⸗ſtand haben ſetzen helffen, ſo nehmen
Wir dannenhero Urſach und Anlaß mit deſto groͤſſerer confidenz der Evangeliſchen
IX. Theil. 0 0) | RES
allgemeine und unſer particular-Anligen wie bevorderiſt in Ihrer Koͤnigl. May.
Schooß abzulegen, alſo auch dem Herrn Graven anzuvertrauwen und aufs beſte zu
recommendieren, deme vorhin zu Genuͤgen bekandt, was zwiſchen denen Fuͤrſtlichen
Häuſern Pommern, Wuͤrtenberg, Mechlenburg, Heſſen und Baden zu keinem
verbleiblichen Stand eroͤrterten Selliong ⸗ und alternations⸗Strittigkeiten für hochbe⸗
ſchwerktiche diſſenhones, diffdenz, und alterationes der Gemuͤther unter den Ev⸗
angeliſchen ſelbß nach ſich gezogen, wie viel edle Zeit manchmal damit vergeblich zus
gebracht, hingegen viel gutes verſaͤumt worden. Dannenhers unſers ermeſſens eine
hohe Nothdurfft, daß dergleichen deſchwerliche Trennungen einſten völlig aus dem
Weeg geraumt und zu Stifftung einer perpetuferlichen alternstion alle immermoͤglich⸗
ſte remedia auf die Bahn gebracht werden möchten. Wir haben auch zwar in Zeit
unſerer Regierung und inſonderheit noch bey juͤngſter Reichsverſamblung nicht er⸗
manglet alles, auch mit remillion und nachgebung unſers Rechtens zue tentieren
zu ſolch em Zweck zu gelangen, einen beſtendigen verglich und damit eine wohlſtaͤndi⸗
ge harmonie dem gemeinen Weſen zum beſten anrichten zu helffen. Es iſt aber fuͤr
dißmahl weiter nicht, als auf ein Interim nach Inhalt ſub num. I. copialiter hiebei
befindlichen Recels zu bringen geweſen und in Zeit des währenden Reichstags das
darinn enthaltene Sehema & ordo ſeſſionis & præcedentiæ beobachtet worden, alſo
zu beſorgen, wo nicht vor Autrettung kuͤnfftiger Reichs⸗conventen ein endlichs ge⸗
macht und verglichen würde, alle vorhin oͤffters verfpührte inconvenientia aus fol:
cher diflenfion mit hoͤchſtem des boni publici, inſonderheit des allgemeinen Evans
geliſchen Weſens Nachtheil erfolgen doͤrfften, zumahlen von etlichen in diſer alterna-
tion ſtehenden Haͤuſern und in ipecie bey Hinter-Pommern und Mechlenburg und
deren Geſandtſchafften fo viel wahrzunehmen geweſen, daß man zu der perpetustion
angezogenen alternations-Schematis nicht groſſen Luft und inſonderheit uns und un⸗
ſerm Fuͤrſtl. Hauß die geringe prærogativ, ſo Wir noch vor Heſſen und Baden ha⸗
ben, denen Wir und unſere loͤbliche Vorfordern doch gar keiner alter nation jemahr
len geſtaͤndig geweſen, ſondern vor ſolchen Haͤuſern die beſtaͤndige præcedenꝝ un⸗
widerſprechlich hergebracht und allein amore publiei in fo fern umd etwas gewichen
und nachgegeben, gleichſam mißgoͤnne, da doch ſolche wenige prærogs tis hochermeld⸗
ten beyden Fuͤrſtl. Haͤuſern, weilen fie ſich in gleicher a ternation mit uns und den
andern einen als den andern Weeg ſtehen bleiben im geringſten nichts præjudicieten,
auch die 4. Fuͤrſtl. Haͤuſer Wuͤrtemberg, Pommern, Heſſen und Baden viel und
lange Jahr für einen Mann contra Mechlenburg geſtanden und ſolch Fuͤrſtl. Hauß
gar nicht in die alternation einnehmen, viel weniger einige precedenz geſtatten woͤl⸗
deu, maſſen hievon die bey juͤngſtem Reichstag geweſen⸗ Koͤnigl. Schwediſche Ge⸗
ſandten gnugſamb ausfuͤhrliche Inforination von den unſerigen empfangen, darauff
auch gnaͤdigſte reſolution ratione Vor- Pommern bey der auf ſolchem Reichs > 2755
*
Beylage n. | 99
nn 2 —
vent gebrauchten älternation zu verbleiben und ſolche zu perpetulten erhalten haben.
Dem Herrn Grafen als einem Reichserfahrnen iſt vorhin zum beſten bekannt, was
dem gemeinen Evangeliſchen Weſen daran gelegen uns und unſer Fuͤrſtl. Hauß, wel⸗
ches neben Chur⸗Pfalz in diſen Obern Crayſen jederzeit das æquilibrium halten koͤn⸗
nen, aufrecht zu erhalten, was für anſehnliche und nutzliche Dienſt, ſonderlich in
letzten vergangenen Kriegszeiten von uns und unſerm Fuͤrſtlichen Hauß, daruͤber
Wir auch genug leyden muͤſſen, dem Evangeliſchen Weſen geleiſtet worden. Dan⸗
nenhero in Erwägung deſſen andere unſere Evangeliſche beſſer firuierte und von ſich
ſelbſt mächtige Staͤnd auch propter bonum publicum ung und unſer Füͤrſtl. Hauß
lieber in hergebrachter confideration ſtabilieren und unſere vires vergroͤſſern, als dies
ſelbe auf einigerley weiſe verringern helffen ſollten. Deme ganz entgegen waͤre,
wann man uns dem alten Herkommen und voriger obfervanz zuwider andere Fuͤrſt⸗
liche und darunter auch gar Catholiſche Haͤuſer als Baden⸗Baden fuͤrzuziehen trach⸗
ten wollte. 5 1 f ö
Diſem allem nach erſuchen Wir den Herrn Graven hiemit freundlich, Er wolle
an ſeinem viel vermoͤgenden hohen Ort diſe unſere ſonderbare zu Stifftung einer be⸗
ſtaͤndigen concordanz und vergleichung einmuͤetiger votorum inter Evangelicos ange:
ſehene intention und Angelegenheit hoͤchſtgedacht Ihrer Koͤnigl. May. ohnbeſchwerdt
dahin recommendiren, daß Diejelbe allervorderiſt vor ſich obangeregter bey juͤngſt⸗
abgebrochenem Reichstag ergangenen Königl, relolarion gemäß ratione Bor: Dos
mern die alternation und deren perpetuierung, nachdem der anweſenden Koͤnigl.
Schwediſchen Geſandtſchafft von unſern daſelbſt gehabten Raͤthen und abgeſandten
zugeſtellten und lub num 2. hiebey gehendem Schemate genehmb zu halten und zu
adprobieren und zu beharren fich freundlich gefallen laſſen wollen, deren vorleuch⸗
tende hohe Koͤnigl. anthoritæt, wie in ſpecie Hinter⸗Pomern, alſo zugleich auch
mit die andere alternierende Haͤuſer zur Nachfolg gar leicht würden vermögen koͤn⸗
nen, bevorab wann über das Ihre May. bey denſelben nut beweglich und nachdruͤckli⸗
chem remonftration-Schzeiben ebenmaͤſſig zu dem Ende gutelünterbawung zu thun belie⸗
ben moͤchten, damit diejenige, fo auff dem nechſten Reichs⸗deputationstag nacher
Frankfurt ihre Raͤth und Geſandten abzuſchicken haben werden, ſelbige darauff voͤl⸗
lig und genuegſamb inſtruſeren moͤgten Worauff dann auch Ihre May. deroſelben
dahin abordnende vortreffliche Koͤnigl. Legation mit gnugſamer Inftrudion und Voll⸗
macht verſehen koͤnnten, damit alldorten ſolcher endliche alternations⸗ verglich getrof⸗
fen und dardurch das hoͤchſtſchaͤdliche Mißtrauen unter den Evangeliſchen gaͤnzlich abge⸗
than werden moͤgte.
Das andere, ſo uns fuͤr dißmahl hauptſaͤchlich angelegen, iſt die noch nicht
voͤllig dem Inftrumento pacis, Nuͤrnbergiſchem Recels und arctiori modo exequendi
gemäß eroͤrterte hochwichtige . 9 ah daß ſelbige ohngeachtet der geſamb⸗
2 ten
we N: Beylagen.
ten Evangel. Stände beharrlichen Anmahnens und urgiereng bey juͤngſter Reichsver⸗ 5
ſamblung nicht allein ohnausgemacht verblieben und auf mehrbemeldten Neichs⸗ de»
putatſonstag verwieſen, fondern auch immittelft die Evangelifihen Theils epferig ge⸗
bethene und begehrte ſuſpenſio procefluum nicht zu erhalten geweſen, auch ſonſt viel
dem geſchloſſenen Friden entgegen fuͤrgangen, welches die bey letzterm Reichstag gewe⸗
ſene mehrgedachte Koͤnigl. Schwediſche Geſandte auſſer allen Zweifel mit guter aus⸗
führung werden allerunterthaͤnigſt referiert haben. „„ 1
Sollten nun Ihre Koͤnigl. May. wie etliche andere fuͤrnehme Evangel. Stäns
de fuͤrgeſchlagen, auch mitbelieben, daß etliche der principalften Evangeliſchen noch
vor angehendem Reichs ⸗deputations Convent durch ihre vertrawte Miniliros in lo-
eo aliquo tertio zuſamen kommen moͤgten, ſich, wie allen verſpuͤhrten delecten zu
helffen, conformitas votorum inter Evangelicos zu ſtifften, der Fride vollend zu
exequieren und zu manurenieren, alſo beſtaͤndige Ruhe im H. Roͤm. Reich zu erhalten,
miteinander vertraulich zu berathen und zu unterreden, wollten Wir es fuͤr ein noth⸗
wendig und nutzlich Werck achten und dahin helffen concurrieren, daß auch jemand
ex parte Evangelicorum aus diſen Obern Crayſen dabey ſich einfinden und die Noth⸗
durſſt mitbedencken helffen ſollte. Von beyden Puncten haben oͤffters hoͤchſtgedacht
Ihrer Koͤnigl. May. Wir in hiebeygehendem Schreiben etwas Anregung gethan,
mit Bitt, der Herr Graf ein ſolcher Ihrer May einzulieffern und mit feinen hohe
- * f * 21 * 8 . 3: 5 —
erfahrnen fuͤrtrefflichen Conſihis dasjenige zu fecundieren unbeſch wehrt ſeyn wolle,
was Er feiner hohen dexteritæt und prudenz nach wuͤrdt erachten koͤnnen, daß zu
Beförderung der Ehre Gottes und gemeinen beſten, auch Rabilier: und Handhabung
fo theur erworbenen Fridens und Stiftung guten Vertrauens immer wuͤrdt dienlich
ermeſſen. 7 ; RER HEN U
Wie nun der Herr Grave hierdurch feinen bey allen Evangeliſchen Ständen,
vorhin gabenden hohen Nachruhmb noch mehrers ergroͤſſert und Dieſelbe vns ſich
hoch obligiert, alſo ſeyn Wir Demſelben an unſern Ort hinwieder angenehme freund⸗
liche Dienſte zu erweiſen jederzeit geneigtwillig. Stuttgard den 11. Aug, 1654.
7
“rl Num. 42. 1 mhk
Koͤnigl. Schwerifh Schreiben an Herzog Eberharden wegen der noch
ruckſtaͤndigen Reſtitutionen und der Kron Haͤndel mit der Stadt Bremen.
i a d. d. 6. Oct. 1634. ie
3 GVS TAVVS DEI gratia Suecorum, Gothorum, Vandalorumque
Rex, Magnus Princeps Finlandiæ, Dux Eſthoniæ, Carelix, Bremæ, Ver-
dæ, Stettini, Pomeraniæ, Caſſubiæ & Vandaliæ, Princeps Ruge, Dominus In.
griæ & Wismariæ, nee non Comes Palatinus Rheni, Bauariæ, Juliaci, Clivix ac
-- Mon.
—
2
Beylagen. 1 c 101
Montium Dux &c. Celſiſſimo Prineipi Conſanguineo & Amico noſtro chariſſimo,
Domino Eber has do Duei Wirtembergico & Teccæ, Comiti Montispeligardi, Do-
mino in Heydenheim Salutem & profperos rerum fucceflus. |
> Celfifime Princeps, Confanguinee & Amice chariflime; Meminimus equidem
una cum Dilefione Veſtra placito Imperatoris & Ordinum Imperii Romani in nu-
perrimis Comitiis Ratisbonenhbus dictam eſſe diem 1. Menfis Octobris jam currentis
Conventuĩ ordinariorum Deputatorum Francofurti ad Menum habendo ; compo-
nendis ſcilicet ad Iuſtrumentum pacis, Norici Receſſus & aliorum normam reſiduis
per Imperium gravaminibus. Dolemus ſane eorum ventilationem & ſinceram exe-
cutionem contra exprefla pacta & datam fidem eo usque eſſe dilatam. Si hæe ulterius
permittentur comperendinationibus, non dicamus adverſæ partis, ſed quorundam
etiam e noſtra, delperandum videtur de remediis. Nos ut Imperii ſalutem & tran-
quillitatem in dictorum gravaminum compoſitione & matura deciſorum execution
ſitam intelligimus, ſimul etiam Noſtra intereſſe ut hoc fiat & pactis Oſnabrugen ſi-
bus „ Norięisque ſuus conſtet vigor, ita infiftentes prioribus Noſtris conſiſiis &
actionibus in hac re mature Cancellarium noſtrum in Ducatu Pomeranico Fride-
ricum Bohle & Refidentem noflrum in fuperioribus Imperii Circulis, Georgium de
Schnolsky ad dictum Conventum Francofurtenſem deputavimus. Neque dubitamus,
quin Fredericus Bohle abfoluto Circuli ſuperioris Saxoniæ congreflu recta Francofur-
tum eat. Alterum vero brevi hine expediemus, ut præter mandata utrique in ſeripto
data oretenus de ſeria noſtra voluntate & intentione tanto melius informentur. Fuiſ-
ſet quidem melius eitationem Deputatorum ordinariorum ad ſæpe dictum Conven-
tum ſecundum antiquum Imperii Stylum jam diu exiiſſe: Sed quia tempus Conven-
tus inchoationi præfinitum jam præteriit& determinatio loci & diei in noviſſima Con-
ſtitutione ira eſt expreſſa, ut pro legitima citatione haberi poſſit, e re communi fo-
re ducimus , ut deputatorum Statuum Miniftri mature congrediantur, ne quid it il-
lis moræ reperiatur. Si in loco vel ante congreſſum proeraſtinatio eorum, quorum
intereſt, ut res illuc remiſſæ protrahantur, deprehendatur, dabitur reliquis Stati-
bus, pui publico bono cupiunt, occaſio cogitandi de remediis & tempeltive obvi-
andi malo. Injunximus noflris, ur congreſſi cum Dilectionis Veſtræ Miniftris tam
de rebus iſthic tractandis quam ſuper Iimperiiharmonia recte reſtabilienda & con-
ſervanda confidenter agant & in omnibus illi viæ . quæ ad manutentionem conſtitutæ
pacis tendit. omnibus modis inſiſtant. > |
Sine dubio in manus Dilectionis Veſtræ venerunt copiæ literarum, quas in
eaufa Bremenfi ad Serenifimum & Potentiſſimum Romanorum Imperatorem & Dn,
Electorem Moguntinum non ita pridem ſcripſimus, quum juſſu noſtro ad Dilectio-
nis Veſtræ Secretiorem Confiliarium Iohannem Conradum Varenbuhler ſint miſſæ.
Videt exinde originem & progreſſum illius motus, quidque a Noſtra parte intenda-
N) 5 tur.
BE i | Beylagen
—— —— EEE nennen. — 5 2 5 — un a 3 *
tur. Miſimus Noſtrum Regnique noſtri Senatorem Dn. Baronem Rofenhane , ut
omnibus occaſionibus, quæ ad honeſtam & nobis ſecuram compofitionem offerti
poſſint, intentus eſſet. Audimus quidem Bremanos pacem ore ferre, ſed eum tot
dilationes interveniunt, vix aliud ſuſpicari licet, quam Bremenſes ſua temeritate &
aliorum inſtinctu procraftinare.* Offertur quidem Nobis Ceferea Commillio, ſed
ſunt variæ, exque graves cauf&z, cur eam non poſſimus admittere. Nam dicta
Commiſſio habet pro fundamento & norma deciſionem Imperatoris, cui Regina
Chriſtina, Mater Noſtra honoratiſſima & Nos jam diu contradizimus. Ad hæc
Commiſſarii diverſæ Religionis junt conſtituti, idque contra Inſtrumentum pacis.
Et fi Commiſſionem vellemus amplecti & res ab illis in Commiſſione geſtæ deherent
ad Imperatotem referri, hoc ipfo agnoſceremus Conſilium Imperiale Aulicum,
cujus tamen deciſionibus adhuc & quamdiu ejusdem Ordinantia in Comitiis Iaipe-
rii ceu lex publica non eſſ approbata & dictum Conſilium Aulicum juſto numero per-
ſonarum Noſtræ Religionis non eft conſtitutum, Imperii Ordines , præſertim Evan-
gelicos, non exiſtimamus tener Quod ideo Dilectioni Veftrzjexponimus, ut, ſi
contingat ſiniſtrum aliquod Judicium de declinatione ſæpe dictæ Commiſſionis in
Veſtris oris ſpargi, cauſas genuinas inde cognoſcat. Ut autem omnes, cumprimis
Bremenfes fecuri ſint de Noſtra intentione & pacificis Conſiliis adiniſimus Electora-
lem Brandeburgicam & Civitatum Lubecenſis & Hamburgenſis interpoſitionem; quo
fructu & eventu, tempus docebit. Velit Dilectio Veſtra hoc fibi certifime perſua-
dere, Nos honeſtis & fecuris conditionibus pacis nihil prælaturos, ut quæ publico
& Nobis debentur, tanto melius in commune una eum alis conferamus. In quo
propoſito, ut ſcimus, Nos habituros Dilectionem Veſtram fidum & per omnia
conſentientem Cooperatorem; ita ex veteri inter Nos confidentia nihil eorum ‚quz
publicumattingent, eandem celäre decrevimus. Quibus Diledionen veſtram di-
vinæ tuitioni ex animo commendamus. Dabantur in portu Dalerenſi die 6. Octo-
bris Anno 1654. | |
Dilectionis Veſtræ ü
Bonus Conſanguineus & Affinis
Carolus Guſtavus. . M. Bioerenklon.
| Num. 43.
Schreiben Gr. Joh. Oxenſtirns an Herzog Eberharden zu Wuͤrten⸗
7
berg wegen der reinen Abſicht feiner Geſandtſchafft in das Reich.
4d. d. 21. Aug. 1655. ‚N
M Celſiſſune Princeps, | |
Domine obfervandifime. |
uandoquidem ante aliquot menſes Ser. ma Reg.a Maj. tas Sueeiæ Rex & Dominus
meus clementiſſimus in Germaniam me miferit, ut inter alia Plenipotentiarii
—
A
Beylagen. e
— : - —
Z 8 h
& Legati Extraordinarii in Imperio Rom, munere fungerer, in id potiſſimum in-
tentus, ut Packis Osnabruggo - Monaſterienſibus, indeque Receſſui Norinbergico
& aliis dependentibus ſartis tectis conſervandis & defuper fundatæ bon correfponden-
tiæ cum Reg. æ Maj. tis Regnique Sueciæ reſpective Conſangui neis, Vicinis & Amicis
Imperii Romani Electoribus, Principibus & Statibus ſedulo invigilarem. Quo-
eirca mihi nata occafio eft commiffi mihi muneris Cels,m V. ram certiorem facere R
ut, ſicuti eredo, cum Regia Majeſtate Celſitudinem Veſtram in ſupradictum ſcopum
ſingulari. propenſione collimaturam at interea fortaſſis contingere poſſit, ut de me-
diis vel obviis quibusdam neceflaria ſit communicatio, ita Celſitudini Veſtræ con-
ſtet de ſincera ſeriaque Regiæ Majeſtatis inclinatione & difpofitione meaque promp-
ta ad falutaria publice officia præſtanda, ac in ſpecie tranquillitatein Germaniæ fir-
mandam & unicuique, quod ſuum eſt, ex Legibus publicæ Pacis attribuendum ex-
hibitione. DEVS Celſitudinem Veſtram diu ſuperſtitem & incolumem conſervare di-
gnetur. Dedi Stetini die 2 1. Auguſti Anno 1655.
Cel ſitudimis Veſtræ .
3 obſervantiſſimus Be 7
Johannes Oxenftierna Axelſon.
Eduard Philipfon Secret. Legationis Regie,
ut 7
2 re Nun... Ale |
Antwort Herzog Eberhards auf obiges Schreiben.
“d. x 2,.Ocdtobr; 165%;
Per- Illuſtris & Excellentiſſime Comes,
Domine & amice nobis ſingulariter dilecte!
E= quo Excellentiæ Veſtræ viſum fuit eb urbe Stetini ſub 2 1. exacti nuper menfis
Augufti diem de commifla ſibi Germanica Legatione nos reddere certiores „in
non vulgare animi noſtri levamentum ceſſit & usque adeo follicite Sereniſſimo Sue-
ci Regi ſalutem Imperii, ptæprimis vero plenam pactoram Oſnabruggo- Mona-
ſterienſium, Receſſus item Norimbergici aliorumve abinde dependentium executio-
nem, tanquam reductæ Auietis fundamentum curari & tanto negotio collatis cum
Electoribus, Prineipibus ac Statibus ejusdem Imperii confiliis tandem perficiendo
Excellentiam Veſtram a Regia ſua Maj ſtate deftinstam eſſe. Electio ſane, à qua
non niſi optimos in cauſa me morata ſucceſſus fperarc licet & uti longe acceptiſſimum
id nuntii accidit, ita grates Excellentiæ Veſtræ quam maximas habemus, quod wa-
ture Nos ejus reddiderit participes: id acturi ſun mo ſtudio, ut tam & nobis ipfis
caſu ſie ferente, quam & Miniſtris & Legatis noſtris planum eidem Excellentiæ Ve.
5 N llxræ
104 Be „I age tt. u
frz fiat in ſupratactum Sereniffime Regiæ Majeſtatis ſeopum noſtra quoque unice
ferri confilia, nec quicquam Nobis antiquius haberi , quam eorum accedere votis,
quibus firmandæ publicæ tranquillitatis & conſervandæ, cui ea innifitur, baſis, ſtu-
dium efle perſpicimus. Si quid interim & nobis ofliciorum proficifci poteſt, quæ
grata Excellentiæ Veſtræ fore judicabimus „ eodem ea animo ex nunc oblata volu-
mus quo pro modo finientes in longam rerum gerendarum gloriam divinæ eandem
suitioniferio commendamus. Ex urbe noſtra Stuttgardienſi 12. Octobris anni 1655,
| | Num. 475. 5 .
Von Gottes Gnaden, Eberhard Hertzog zu Würtemberg, ꝛc.
Vnſern Gruß zuvor. ar
Ebrſahmer, Liebe, Getrewe # Demnach auff juͤngſt verſtrichenen 25. Mo⸗
nats⸗Tag Septembris Ein hundert Jahre verflsffen, woran im Jahre 1558.
durch Gottes ſonderbahre Gnad und Barmhertzigkeit auff deme ſolches Jahr gehal⸗
tenem Reichstag zu Augſpurg, der liebe werthe Religions⸗fried beſchloſſen und vers
abſchiedet worden, Krafft deſſen die Evangeliſche Chur: Fuͤrſten und Stände deß
Heiligen Roͤmiſchen Reichs der ungeaͤnderten Augſpuegiſchen: Kayſern Carolo dem
V. im Jahr 1530. uͤbergebenen Confeiton zugethane, als welche zuvor ihrer Bes
kantnuß, Religion und Kirchen⸗Gebraͤuch halber in immerwehrender Gefahr und
Sorgen geſtanden, und fo mannigfaltige Anftög erlitten, die troͤſtliche Verſicherung
bekommen, daß fie ven wegen beweldter Conkeſſion, und deren Vbung gewaltthaͤti⸗
ger weife von niemanden im H. Roͤm. Reich uͤberzogen, beſchaͤdigt, oder in andere
weg wider ihre Gewiſſen und Willen, darvon in ihren Landen und Herrſchafften ge⸗
trungen, noch durch Mandaten oder in einig anderer geſtalt beſchwert oder veraͤchtet,
ſondern darbey auch ihren Haab und Guͤtern, Landen, Leuthen, Herrſchafften, O⸗
brigkeiten, Herrligkeiten und Gerechtigkeiten ruͤhlich und friedlich gelaſſen werden ſol⸗
len, welcher Religions⸗ fried auff denen feithero erfolgten Reichs taͤgen, und in des
ren Ab ſchieden, immer wider auff ein newes beſtaͤtigt, auch den Roͤmiſchen Kay er⸗
lichen und Koͤniglichen Capitulationibus veſt unnd unverbruͤchlich dareb zu halten,
einverleibt, und ohnlangſten in deme im Jahr 1648. in Weſtphalen getroffenen allge⸗
meinen Reichs: Frieden und auffgerichten Inſtrumento Pacis, mit noch etwas mehrer
Erlaͤutterung, auch in abgefloſſenen 1653. Jahr gehaltenem Reichs: Tag zu Regen
ſpurg abermahlen ernewert und beflätigt worden. Alſo die Augſpurgiſche Confel-
ſions- Verwandte in dem Heiligen Roͤm Reich die nechſt⸗ verſtrichene oo. Jahr he⸗
ro, biß auff heutigen Tag ihr in GOttes Wort gegruͤndtes Evangeliſches allein Sees
ligmachendes Religions - Exercitium frey, ſicher und ungehindert haben und uͤben moͤ⸗
gen:
Wein in den vorftinmenden Evangelien Voris des in confultation geftöfften Has‘
W genamiſchen Cafus halber circa materialia & formalia die Notturfft genugſamb
IX, Theil. (9) | vor⸗
706 | Heylagem
Caſus mit mehrerm und ftastlich ausfindig gemacht und beygebracht worden wäre,
ſo begehre man ſich dabey auch nicht lang aufzuhalten und ein ſolches zu repetieren,
es ſey aber nicht wohl zu begreifen, wie ein folcher eaſus, als der Hagenawiſche waͤ⸗
re, dabey beede Partheyen und ipſa pars quidem rea des facti pofleflionis allerdings
geftendig were und ſeyn müßte, auch fich zur Reſtitution mit Anerbietung vermein⸗
ter æquipollentien bekannt und ſchuldig geachtet und allein ratione modi & mediorum
bey ſolcher geſuechten reſtitution es was difficultæten gegeben, ullo modo für illigui ru
geachtet, gehalten, und ex Alo capite deſſen gehoͤrige Execution behindert das 1
halten follte werden koͤnnen und mogen? Da jedoch angezogner maſſen das Iaſtru⸗
mentum paeis, arctior modus exequendi & Noricus Receſſus lauter und klar tatujer⸗
ten und verordneten, daß, wo das factum poſſeſſionis richtig, ohne allen Verzug
90 | (8 N und
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dert einiger anderer eceprionen die reltiturio und er
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derer, exceptionen die reſtitutio und executio verfuͤget wer⸗
in dan 1 nie ehen 1414 1 # 372 11202
„ Dam andern und vermeinten flärfften Eiuwurff er att. ro. F. Sit tamenRex Kc.
Inſir. Cel Gallici, alß damit 0 e Anacht werden wolle,
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A ad; oculum ex ble textu ſelch R öfter worden wie daß ſo⸗
che
grafſchafft Elſaſſ eingeführt worden, hinwiederumb abgerhan werden ſollten, wie
dann bekant, daß ſolches phi dilpolition fuͤrnemlich umb der Stadt Breyſach und
des Orts auch eingeſuͤhrt und exercierter Evangeliſcher Religion willen in ſolchen
art, des Inlirumenti Germano-Galliei gekommen ware. Alldkeweilen aber die
Augſp. Confeflion zu Hagenato nicht erſt ben dem letztern fürgeivefenen Kriege, ſon⸗
dern ſchon vor vielen und langen, ja bey nahe hundert Jahren eingeführt und exerdiert
worden, ſo konne ſich ſolcher-Fphus umb ſo viel weniger auf dahin verſtehen und
ullo modo appliciert werden und folglichen die daraus gemachte objectio von ſelbſten
verfallen mußte. So konnte man auch Wuͤrtemberg. ſeits nicht wohl begreiffen,
daß, wie gleichwohln in einigen der ee e werden
wellen, umb viel angezogenen Sphi, Sit tamen Rex Ke allhieſtger Reichs depurarion
die deciſion und verfüegende Execution diſes Hagenawiſchen Caſus nicht zuegegeben
und dero Gewalt übertragen ſeyn ſollte. Dann ja der Cron Frankreich ein mehrers
und weiters bey und uͤber ſolche 10. Land Vogtey s Städte und Dorfſchafften nicht
cediert und uͤberlaſſen worden und werden moͤgen, als was zuvor das hoͤchſtloͤbl.
Erz hauß Oeſterreich tempore ceſſionis gehabt und in poſſeſſion, auch deſſen exerci-
rung geweſen. Gleichwie aber weder erſthoͤchſtgedachtes Erzhauß Oeſterreich, noch
auch das Hauß Pfalz und Luͤtzelburg, ſo hiebevor ſolche Land Vogten Hagenaw auch
lange und viel Jahr verwaltet, einigen Gewalt und poreflzt , noch diſpoſition ra-
tione Religionis ejusque exercitii in ſolchen Städten nicht gehabt, noch hergebracht,
ſondern die difpofitio und jura Religionis ejusque annexorum bey ſolcher Staͤdte Ma.
gißrat ur Jumoßnen jeejetgemefen und geblchen, aufs was br denen fag
weſenen Kriegszeiten ein oder andern Orts darwider, ſonderlichen mi Abſchaff und
Ausweiſung der Evangelifchen zu Hagenaw fürgenommen worden wäre. Um et⸗
was mehrers aber zu beſehen, worinn ſolche Land Vogtey⸗ Jura eygentlich hiebevor
und bey erſter deren von Roͤmiſchen Kayſern erfolgter Anordnung beſtanden hatten und
alſo auch noch in ſolchen terminis zu 85 ſeyn wollten, ſo finde ſich aus einiger we⸗
i 2 gen
—
108 _ | Beslagem.
gen ſolcher Land Vogtey⸗Stadt anno 1647. in Druck gekommener dedudlion „
eben zu der Zeit, als man zu Muͤnſter bey denen fuͤrgeweſenen Fridens ⸗trackaten
Franc egen cedie nge Elſaß und derkand Vog⸗
teh Hagenaw in Handlung Leben viel, daß ſolche Land Vogtey⸗ Jura meiſtens
in jure proredlionis & Advacatiz bestanden und vor langen Jahren von denen
Römischen Kayſern und Königen umb beſſerer ſolcher Städte ee SEO
3
gionem und was davon dependiert oder dem anhängig „ nicht gehabt, ſondern jeder
zeit bey jedes ſolcher Staͤdie Magiſtrat und Burgerſchafft beſtanden und geblieben
auch wann das Erzhauß Oeſterreich ſolche Land Vogtey noch des Tages und de pres
ſenti hätte, keines wegs vigore ſolcher zu behindern und zu verwehren haben würde und
koͤnnte, daß nicht dasjenige fecunduin Inftrumenta pacis tam Germano. Suecici, als
Germ. Gallici zu Hagenaw exequiert und reſtituiert werden ſ ollte, was derenthalben
in dergleichen Faͤllen zu verfuͤgender reſpective reſtitution redintegration reduction
deren tempore belli vorgegangener Veranderung verordnet, decidiert und ſtatufert wor⸗
den: Alſo ſeye auch umb ſo weniger abzuſehen und zu begreiffen, wie die Cron Frankreich
intuitu & relpe&tu, e dcn long interefliert zu
machen und dasjenige, [oben allhieſigen 1 0 5 derenthalben geſchloſſen werden
moͤchte, zu behindern haben und befuegt ſeyn ſollte, in mehrer Erwegung , daß der ganze art
v. Inſtrumenti pacis Germ. Suecici ‚fo von denen fürgeweſenenſzravaminibus und deren
Erledigung diſponi ert / auch relative und wann ſ olcher von Wort zu Wort inler iert in dem
Inſtrumento Pacis Germ. Gallico, art. Cum etiam ad majorem &, angezogen und als
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1 )
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— a 7 —— — — — nenn.
vollſtaͤndig it ſerirt zu halten verordnet würde. Gleichwie aber in viel angezogenem
und Ueberlaſſung ſowohln der Landgravſchafft Elſaſſ, als auch det Land⸗Vogten
Hagenaw »igore art. D. Inftr! Paeis Germ. Gallici H. T. nicht nur allein und a part
zwiſchen der Roͤm. Kay. May. und dero Erzhauß, fo dann der Cron Frankreich,
fondern de conſenſu, confilio & voluntate Electorum, Principum & Statuum Im-
perii fuͤrgegangen und beſchehen, dabey aber auch von erſthöͤchſt⸗ und Nach eie
ich
Staͤnden des Reichs eine declaration, quatengs et in quantum ſie in ſolche Ceſſion
eonſentirt, ſolche gemeint und verſtanden haͤtten, der Eron Franckreich ausgeſtellet
und darinn auch fuͤrnehmlichen wegen ſolcher 10. Land Vogten⸗Stadt ratione re-
ſervstionis & con fer vationis deren immediat. Stand und anderer habender Gerecht⸗
Fame Fuͤrſehung beſchehen. Und obgleich die Franzoͤſiſche geweſene Plenipötentiarii
ſolche declaration, tanquam poſt jam concluſam pacem fuͤr unzulaͤſſt ig achten und
halten wollen, haͤtten jedoch biß dahero die Staͤnde es bey ſolcher ihrer declaration
verbleiben laſſen und davon nicht abtretten wollen: So waͤre ja bekannt, daß die zu
Muͤrnberg eben zu dergleichen reſtitutions⸗ ſachen verordnet geweßte Herrn Beputati
in ſolcher Hagenauiſchen Sach ſchon vor etlichen Jahren eine Commiſſion er kandt.
Solche waͤre auch von denen verordneten Commillariis in ipſa Civitate Hlagenœnſi
fuͤrgenommen, die Sach bine inde ventiliert, niemahlen aber derenthalben die we⸗
nigſte inſtanz und Behinderung von der Cron Franckreich gemacht und gethan wor⸗
den. Welches gewiß lich nicht wuͤrde unterblieben ſeyn „ wann man ſich diß Orts da⸗
rinn fundiert zu ſeyn haͤrte ermeſſen mögen. So ſey auch nicht zu zweiflen, wann
dazumahlen die geweſene Herrn Commillarii ſich bey ſolcher Sache in ihren Votis haͤt⸗
ten vergleichen und einbaren koͤnnen, daß ſie bereits voͤllig ausgemacht und exequirt
ſeyn würde So ſey nicht weniger bekandt, daß der Königin Frankreich in ſeinem
Königreich viele 1800, der reformierten Religion zuegewandte Unterfaffen und Un⸗
terthanen habe und leyde ja, daß ſogar in den höch ien Berichte des halfamenur fols
cher Religionen zugewandte Alſellores und Raͤthe ſich befinden thuͤten, weßwegen
oder
und mweilen dem Königin Frankreich ja 85 viel daran gelegen ſey „ ob 20. 30. 100
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oder mehr Eoang
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ſtellen, auch andern dergleichen Aembtern erwehlet worden und gelanget ſeyen, ſon⸗
dern fecundum Infirumentum Pacis ſeye verordnet und heiffe, Prout poſſediſtis re-
fpedive in Annis 1618. & 1624. ita pe ſſideatis in poflerum. So ſen auch eben nicht
er fobflantial od 5 eſſenti alſlückh und . Kennzeichen einer Mixtæ Civitatis ; daß die
muͤſſe oder diejenige dergleichen Stadt, in welcher einige mehrere Anzahl entweder
. 5 Conf. oder der Catholiſchen Religion zuegewandten ſich ante exortostumuls
aut 185 | !
eachtet und darnach conſiderirt werden muͤßte. Wiewohlen man an ſeiten der Herrn
* N . aa NN
112 Beyla gen.
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fai de me plaindre des frequentes conrraventions, qui font faites A
te de paix fi folennellement conelue & Munfter, Vous n’avez pas oublie, que la
| . temedt oblige de fsuflenir contre
le Roy q Elpagne & ne pourra directement ny inditecteiment aflilier de ſes for.
ces contre mol. Pej ſouvent faict demander par ines Miniſtres à Nurnberg & a
Ratisboenne, que les contreventions a ‚cet article fuſſent reparees fans en avoir
pu obtenir aucune ſatisfaction. Jusqu a preſent pour empecher qu'une infra-
Aion fi conſiderable ne fiſt pas trop d' eſclat, on a pris quelque ding de ſauver
les apparences, en faifant ſemblant de licentier les trouppes, ui eſtofent au ftr
vice de Empereur, lors qu'on les a voulu faire paſſer A celuy d' Eſpagne, com-
me fi la contravention devenoit moindre, quand elle eſt faicte aux artifices & ue
la foy des traittez ne fuſt pas auffi bien violee par des ſemblables deslours, que
quand on y manque ſans y apporter aucun esquiſement. P apprendz, qu on
et encor maintenant fur le point d' envoyer des forces de . Empire dans le pays l
bas & en Italie au ſecours des Eſpagnols par la meme voye eſt peuſt eſtre meme
tour ouvertement. je ne puis eroire que quand Mon frere ! Empereur des Ro-
mains y fera reflexion & qu on luy repreſentera a quoi fa parole & fa foy Pobligent,
II vueille rien faire au contraire, puisque de mon Coſte ay fi fidelement accom-
ply tout ce qui avoit eſté promis a mon Nom & quil ſeroit contre toutte raiſon,
que les forces de I Empire fuſſent aujourdhay einployez contre moi apres avoir
travalllè fi utilement pour fon repos & apres avoir pour le bien de la paix retite
mes Arındes d' Allemagne & rendu ſi franehement un grand nombre de piadel 4
une grande eſtendue des pays ‚ qulelles y ocupoyent. Toutte la Nation Germa-
nique ſi renomme pour fa ſinceritè a leut grand intereſt, que je ne recoive pas
ee prejudice pour m' eſtre fiẽ aux aſſurances qui me furent donneez par tous les
Princes; qui avoient leurs Deputez à Munſter, que je ne recevrois jamais aucun
mal de leur part. je me promets, que Vous vous fouviendrez de touttes ces pro-
meſſes & que Vous ne refuferez pas de reprefenter a mon Frere f Empereut des
Romains (& par tout ailleurs , ou il fera neceſſaire) combien il importe pour
Paffermiſſement de la paix & pour entretenir la bonne intelligence, qui doit eſtre
ir 928 40 entre
Beylagen.
E — —
113
—ä—
entre nos deux Eſtats, que l’on faſſe ceſſer touts les ſujets de plainte. Jen ai ecrit
en pareils termes a Mon dit Frere a fin, qu' II y faſſe les reflexions aonvenables.
Je ne doute point, que Vous n'y adjouſtiez vos bons avis & Vos inſtances,
puisque Nous ſommes tous efgalement obligez par le Traite à faire executer ce
qu il contient. 7 une oe \ |
i ayt, mon Coufin, en fa ſaincte & digne
Baͤꝛur ce Je prie Dieu, qu' Jl Vous
garde, Eſcrit d Paris de 24. de Mars 1636.
2 15 „„ eee, e e f
VVV L omenie.
*
1 N
Franzoͤſiſches Schreiben an die Kay. Ma wegen gleicher Materie.
N d. d. 24. Mart. 1656.
Mon frere, Encor que j aye apris par divers advis, qui me font venus
Med Allemagne les Inſtances preſſantes, que font dans Voſtre Cour les Mini-
ſtres d’ Eſpagne pour obliger Voſlce Majeſtè d- envoyer un fecours de ſes troup-
pes au Roy Catholiqpe dans le Pays bas. Je mai pu croire qu'elle puft jamais ſe
reſoudre d accorder une demande fi conttaire aux principales conditions du trait-
ts qui a elle conclu entre nous a Munfter. ſe ne m' etanne pas que les mefnies qui
dirent kant de divers Efforts pour en empecher la Concluſion & qui paflereht
jusqu’ à des prote ſtations publiques contre la paix, lors qu'elle euſt sel ſignẽe
trauallient encore aujourdhui fi, ouvertement à la rompre par les Infractions,
qu' ils voudroient faire a Voftre Majeſte. Mais quand Je fais reflexion, que les
Frinces de Noflre ;naiflance ‚ne doibvent avoir rien de ſy cher, que ' obſervation
de leur foy: qug de mon coll; Pay iincerement: executd tout ce, quy avoitiiehe
promis en mon nom &,que Je ne me ſuis pas eontenté ſuivant les conventions qui
avoient eſté faites entre nos Miniſtres de tirer a point nommé toutes mes forces
de E Empire et de rendre ponctuellement toutes les places quelles y occupoient:
mais que Je ſaincte ment cullivee E amitie qui y a elle refleblie entre nous „n' ayant
‚poind faict de difference dans tous les pays de mon obeiſſance, entte les Vaflaux
def Empire & mes propres ſujects pour la joniſlance de toute forte de libertes &
pripileges. Je me fuis perſuade, que V, Majeſté ſeroit bien contente en ſuite de
ſes promeſſes de me rendre le recigroque & qu ayant receu tant d advantages par-
ticuliets pour fa Maifon dens les conditions de la paix „elle ne voudroit jamais
rien eſcouter, qui tendit à la deſtruire & qu ' puſt engager & pineferer publique.
ment des Jatereſls etrangers à ceux, qui regardent le bien & la tranquillitè de
IX. Theil. e l'Em-
44°
9
*
114 Beylagen | 2 :
—
\ i > a SR
P Empire. Cepedant comme Je ſcay que les Miniſtres d Eipagne ne fefrebuttent
pas des-refus, qui leur ont eſté fait jusqu’ A prefent Se qu'ils n’ont point de plus
grande paſſion, que de faire prendre des relolutions dans Voſtre cour capables
d exciter de nouveaux troubles dans I’ Allemagne pour le fatisfaire en quelqus forte
dans le regrer, quils ont toujours conferv& d’y avoir veu eſtablir (aus leur parti-
cipation & contre leur gré un durable repos. ' aycru devoir faire entendre
à Voftre Majeſté les raifons, qui Pen doibvent diſſuader par le Baron de Vigna-
eour, que J: luy depeche exprez, au quel je me promet, qu'elle donnera une
entiere Cre nce en cette occalion & en toutes les autres choſes, qu'il luy dira de
ma part pendant le Sejour qu'il fera pres de Voſtre perſonne, la quelle je prie
Dieu de conſerver longues années &c.
Num. 49. 3
Herzog Eberhards Bericht an den Kayſer wegen diſes Franzoͤſiſchen
Geſuchs. d. d. &, Junij 1656. a
‚Hfeleegnäigker Kayſer und Herr, E. Roͤm. Kay. Maj. foll und kan Ich aller⸗
unterthaͤnigſt nicht verhalten, daß die Koͤn. Würden in Frankreich ohnelaͤng⸗
ſten einen aus Dero Miniſtris, nahmens Gravelle, wie zu andern mehr Chur und
Fuͤrſten des heyl. Reichs, alſo auch zu mir allhero abgefertigt mit Beſelch wegen
einicher von E. Kay. May. der Koͤn. Würden in Hiſpanien überlaffender Voͤlcker
bey mir anzubringen, was das Ihme Gravelle mitgegebene Koͤnigl. Franzöfifche
Schreiben hiebey in Abſchrifften mit mehrerm zu erkennen gibt. Od Ich nun zwar
in keinen Zweiffel ſetze, eben dergleichen werde bey Ew. Roͤm. Kay. May an Des
roſelben Kayſerl. Hov für dißmahl dem Verlaut nach ſich befindende Koͤn, Franz.
Miniſter gebührend fuͤrgebracht, auch hiervon E. Kay. May durch andere Chun
und Fuͤrſten, an welche obgedachter Gravel e gleichmaͤſſige commiflion gehabt, be
reits mehrere Nachricht anädiaft erlangt haben, auch Ew. Roͤm. Kay May. nim⸗
mermehr Dero hoͤchſterleucht Kayſerl. fridfertigen Gemuͤth nach geſinnt ſeyn dem ſo
theur erworbenen von Ew. Kay. May. dem heyl. Roͤm. Reich zu unſterblicher De⸗
ro Glori zum beſten erhandelten allergnaͤdigſt gegoͤnnten allgemeinen Friden zuwider
ichtwas fürgehen zu laſſen: So hab Ich doch meiner unterthaͤnigſten Pflicht und
Schuldigkeit zu ſeyn erachtet, Ew. Kay. May. von ſolchem bey mir beſchehenem An⸗
bringen gehorſamſte Nachricht zu geben, Ew. Kayſerl. May. dem Schuß des aller⸗
hoͤchſten zu langwuͤhrig, gluͤcklich und glorioſer Regierung getreulich, zu Kayſerl.
Hulden und Gnaden mich und mein Hauß, Land und Unterthanen allergehorfamft
bevehlend, Geben in Stuttgard den . Junij 1656. | 1
Num. 50.
Wurtemb. Antwort Schreiben auf des Königs in Franckreich
| e meiADaet Sridensbrüche, d. d. 2. Oct. 165.
rss TR
ay receu ces jours pafles avec le reſpect deu à Voſlre Majefte la lettre, q'il luy
J à pleu de m’ecrire de Compiegne le 1. Sept. avec les poincts de Contravention
a la paix de Munſter, qu'elle croit eſtre ſurvenus depuis la dicte paix a ſon grand
deſavantage, je reconnois par la part, que Voftre Majeſlè me donne de cette
affaire la bonne volonte & la confiance avec la quelle Elle eſt portée pour moy
& toute ma maifon, qui en demeure entierement fatisfaide & obligee à V. MI.
Et comme de mon coſté je ne deſire rien avec plus de paſſion que de veoir ſe
donner de jour a autre plus daffermiſſement & cette paix, je ne pourrois non plus
qu avec regret voir naiftre les occafiones, qui puiſſent porter les efprits a fe heur-
ter ou a rompre. Auſſi fut ce a ce ſujet, que j en voyay fans delay à Sa Majeſté
Jmperiale mon Maiftre copie de ce que V. M. m'eſerivit ſur ce ſujet le 24. de
May pafle à deſſein de faire concevoir à fa dicte Majeſté Imperiale P' intereſt,
qu'elle avoit de retracter tout ce, que les Miniſtres au deſceu & contre P intention
mefme de leur Maiſtre pourroient peut eſtre avoir tente de Siniſtre. Ce que
jelpere d autant plus de voir faire effect, que non ſeulement les Princes, Electeuts
auront fans doute faits les meſmes treshumbles remonftrances à la Cour Jmperia-
le, Mais que V. M. meſme eſt allde faire porter ce, quelle deſire par le Sieur
Gravelle aux Aınbafladeurs 32 Deputés de P Aſſemblée de Franefort & Moy pour
feconder fes faluraires intentions ay donnè ordre au Mien d'employer tout ce qu'il
a de ſoin & d adreſſe à ce que les Conſeils, qui S prennent, tendent à une con-
ſer vation aufleur€ de la paix dans & hors de “ Empire. Apres quoy il reſte, que
ce qui à eſte propoſè de la part de Voſtre Majeſtè foir mis en deliberation publi-
que de Empire veu qu’a mon avis ce ſera la qu on auiſera mieux a ce, A quoy il
ny a pas moyen, qu'un Prince ou autre eftat entreprenne de remedier en fon parti.
culier. II faudra donc, Sire, que! Univerſel y travaille & les Princes Electeurs
Avec les autres eſtats y contribueronr d’autant plus volontiers tout ce qui eſt de leur
pouvoir, qu ils voyent avec tres particuliere ſatisfaction V. M. S offrir à continuet
la bonne intelligence avec eux En la durée de la paix. Je prens part a ces offres
de V. M. & me promets de fa bontè Roy, ale les effects de! inclination de la quel-
le elle teſmoigne eflre portee pour moy & ma maiſon, que je recommende tres
humblement a fa Majeſtè comme |
Sire
Beylagen. = 1
de voßre Majeft &.
(P) 2 Num. 51,
10
116 | Bey 1 age n.
— —
Num. 51. .
Varenbuͤleriſch Gutachten wegen einer von den Graven von Fuͤrſten⸗
berg vorgeſchlagener Allianz mit Herzog Eberharden von Wuͤrter berg.
l 900 d. d, 14. Octobris 1656, 2 1400 3
n ſorgfaͤltiger Überlegung, was bey fuͤrgeſchlagner conjunction zwiſchen beyden
Fuͤtſtl. und Graͤffl. Häuſern Würtenberg und Fürſtenberg möchte zu bedenken
ſeyn, haben Wir fuͤr nothwendig ermeſſen umb etwas zuruck zu erholen, in was für.
sonjun&ionen und Buͤndnuſſen das hochfuͤrſtl. Hauß Wuͤrtemberg mit andern Poten⸗
taten, Chur⸗ und Fürſten bey Manusgedenken und nur bey ungefaͤhr 40, Jahren
eingetretten und was es davon für Nutzen oder Schaden gehabt? ſolches umb ſo viel
mehr, weilen heutigs tags auch von andern ſtaͤrkern donjunctionen viel geredt de-
Uber tert und gehandlet wir. kpl ann
Die erſt conjunction, darein ſich Wuͤrtenberg in folcher Zeit begeben, hat
den Namen gehabt einer Union, nicht allein von damahla noch mächtigen Chur⸗Fuͤr⸗
ſten und Ständen, lauter der Augſp. Confeſſton und reformierter Religion zuge⸗
thanen geſchloſſen, ſondern auch mit einem gar ſchoͤnen prætext des publici, allein zu
eigner defealion vor unrechtmaͤſſiger Gewalt / conferration Evangeliſch und Poli:
tiſcher Freyheit, gar nicht aver zu eines Menſchen oftenfion angeſehen, bekleidet
Davon hat ſich zwar E. F. G. Groß Herr Vatter Herzog Friderich hochſeel. An⸗
gedenckens, ein kluger hochvergünfftiger Regent, bey feinen Lebzeiten erwehrt und
ſelbige ſo gar abharriert, daß Ihre hochſclige Fuͤrſtl. On. Dero eigenen Herrn Schwa⸗
ger,, den Fuͤrſten von Aahalt, welche im Namen Chur: Pfalz, auch für ſich und
andere das Werckhefftig getrieben, nicht einmahl in ſolchem negorio hoͤren mögen,
fondern, wann Sie gewußt, daß hochgedachter Fuͤrſt ſich derhalben zu Ihrer Fuͤrſtl.
Gn. hieher in ihre Neſidenz erheben wollen, dieſelbe ſich ablemtiert und anders wo⸗
hin begeben haben, alſo daß die beſagte union bey Ihrer Fuͤrſtl. Gu. Lebzeiten unge⸗
ſchloſſen verblieben. N e a ng
Nach dero hochſeligem Hintritt haben zwar die alte Raͤth vorigen confiliis in-
heriert und E. F. G. Herrn Vatern, auch hochſeel. Angedenkens ſolche conjum-
Gion und Miteintcettung in die Union aus unterthaͤnigſter Treu widerrathen, aber
es hat ein damahliger jüngerer Rath, von welchem insgemein Dafür gehalten wor⸗
den, daß er dem Churfürſtl. Hauß Pfalz und ſelbiger Religion ſehr slfectioniert ges
weſen, prevaliert und Ihre Fürſtl. Gn. bewegt, daß Sie die Union mitbeliebt,
diefelde ſchlieſſen helffen und ſich darein begeben, auch. anfänglich. ſich mit dem von
andern bevorab Evangeliſchen Ständen Ihro Fuͤrſtl. Ou. aufgeteagenem direckorio
daruber beladen laſſen, welches gleichwohl hernach Chur Pfalz unter allerhand præ⸗
r ö EN tex-
Beylagen. wu.
—
testen, daß es nur muͤhfam, ein Herzog zu Würteubergagroſſen reſpect und reputa.
tion habe zꝛc. nicht ohne Verdruß der andern A. C. Verwandten,, bald an ſich ge⸗
zogen. Darauf haben ſich angefangen die lud Prætextu publici verborgen gelegene
privet-Intereile mercklich herfür zu thun, indem einer eine fremde Cron allectiert,
ein anderer eine ganze Marggrapſchafft oder Fuͤrſtenthum mit Verwerffung herrlichen
Vertrags ⸗Mitteln mit Gewalt und der unierten Wa ffen zuerzwingen und zu behaup⸗
ten vermeint, ein anderer des Gegentheils Geld mehr als der unierten Fuͤrſten liber.
tet und Wohlfart geliebt, andere villeicht auch noch andere refiexiones und Abſehen a
getragen, daraus erfolgt, daß die Spaniſche Voͤlker, welche mit geringer Müh
Hätten koͤnnen abgehalten werden und der union beyſamen gehabte Macht ſelbſt kor⸗
niidiert, ohn Widerſtand ſind mitten ins Reich gelaſſen, die Catholiſche irritiert und
ſich gleichfalls zu armieren und eine Ligaem zu ſchlieſſen veranlaßt worden, die Union:
hingegen und derfelben Macht, da man deren am meiſten und noͤthigſten bedürfft von
ſich ſelbs ohn allen ellech ergangen und wie der Schnee von der Sonnen mit nicht ge⸗
ringem Schimpf und noch viel groͤſſetor Schaden zu Waſſer worden, wie die Ada
publica mit mehrerm bezeugen; davon auch Würtenberg, welches gar kein particu-
lar - intereſſe bey dem ganzen Werck geſucht, ſondern lauter auffrichtige dem publico
beſtgemeinte Intentiones geführt, keinen andern Nutzen getragen, als die offenlion
des Roͤmiſchen Kayſers und der Catholiſchen Sränd und daß es dabey viel Tonnen
Golds vergebenlich ſpendiert, ſich damit in Schuldenlaſt eingeſinckt, deren man noch
heut zu Tag wehmüͤthig zu zohlen. e e n ker e d e
Die andere conſunckion, darein
| njundtion, in Würtemberg in ſolcher Zeit miteingetretten,
ja ſelbſt nahend bey Chur „Sachſen am meiſten urgiert hat geheiſſen der Leipziger
Schluß, nicht allein ſehr mächtig und formidabel gon den conjungierteh und verei⸗
nigten Chur⸗Fuͤrſten und Ständen, als darein ſich alle der A. C. zugethane und
reformierte Chur Fuͤrſten und Staͤnd des ganzen Noͤm. Reichs, allein den Herrn
Landgraffen zu Heffen : Darmſtatt außgenommen, begeben, ſondern auch in einer
von Gott und der Welt unzweifflich offenbar gerechten Sach, als welche nach bezwun⸗
genem Königreich Böhmen und incorporier ten auch denen Oeſterreichiſchen Landen
und daraus aller Orten verjagten Epangeliſchen Chriſten von Kepſerl und Ligiſtiſchen
Voͤlkern mit groſſer Heeres Macht überzogen ihnen die geiſtl. Güter de facto und
mit Gewalt mit Hindanſetzung aller koſtbaren Abſendungen, beſchehenen remonſtrie⸗
rens, bitlens und flehens abgenommen, das bekaudte Edict de reflituendis bonis ec-
cleſiaſtieis ins Reich publicſert und die Stand ſamt dero Unterthanen mit Einlaͤge⸗
tungen, conts'bLtionenund andern Kriege beſch werben, auch derſelben nach ſich zier
genden Grauſamkeiten unter und zu boden gekkackt werden wollen, alſo daß ftehlech
ſathane conjunction fuͤr nichts anders N eine abgenörhigte, von GO erlaubte, in
ü Beylagen.
der Natur gegründte und in allem Rechten und Reichs ⸗conſtitutionen zugelaſſene
defenſion zubeförderung der Ehre Gottes, Erhaltung reiner Religion, Gewiſſens
und politiſcher Freyheit, auch conler vation fein ſelbſt und der ſeinigen zu achten gewe⸗
ſen, darinn man fuͤr einen Mann zuſtehen, einander getreu zu alliſtieren und com-
munem caufam communibus & conjundis viribus atque confiliis zu defendieren
hochbetheurlich verſprochen und ſich verbunden und kein Menſch anders weder vers
hoffen, noch vermuthen koͤnnen, als daß hiebey lauter Gluͤck und Sieg ſeyn werde,
inſonderheit auch das Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtenberg, an welchem man mit execution
des Edicts und occupierung der geiſtl. Güter den Anfang gemacht, wieder in gute
Sicherheit geſetzt ſeyn ſoll. : a
Wie es aber bald darauff ergangen und Wuͤrtenberg aller ſo theur verſprochener
aſſiſtenz deſtituiert, und den Kayſerl. aus Italia auffs Land angezogenen Voͤlkern zum
Raub uͤberlaſſen worden, das hat der laidige Augenſchein bezeugt, indem Wuͤrten⸗
berg nicht ein Mann, fo theuerſt nicht aus dem Schwaͤbiſchen, vielweniger aus den
benachbarten Fraͤnck⸗ und Ober » Rhein: am allerwenigſten aber aus denen weiter ent⸗
legenen Saͤchſiſchen Crayſen, unangeſehen es an eyfferigſter ſollicitierung verſproch⸗
ner ſchuldiger und hoͤchſtbenoͤthigter Huͤlf gar nicht ermanglet, zugeſchickt worden,
darauf ervolgt, daß Wuͤrtemberg als der ſchwaͤchſte Theil, auch von maͤnniglich ver⸗
laſſen und ganz bloß geftellt der Kayſerl. allzuweit uͤberlegener Macht weichen und ſich
an dieſelbe ergeben muͤſſen, waͤre auch damahlen, wanxz es dem tyranniſchen Blut⸗
duͤrſtigen Anſchlag des Altdringers haͤtte ſollen nachgehen und GOtt nicht vermittelſt
def Herrn Graven Egon von Fuͤrſtenberg gebrauchten dileretion und Mildigkeit ein
ſolches verhuͤttet, die Wuͤrtemb. Mannſchafft nidergemacht, das Land ausgepluͤn⸗
dert und in die Aſchen gelegt, alſo auf einen Tag zu grund gerichtet und zu nicht ge⸗
macht worden. Gleichwohl hat es zu deſſen redimierung alle vorhandene Paarſchafft
und Silbergeſchirr zuſamen tragen und zu ſtillung der Kayſerl. Armee herſchieſſen, ſich
alſo an dem beſten nervo und von den beſten Kraͤfften entbloͤſſen muͤſſen, d rauff auch
die execution obangezogenen Edicts und Einziehung der Kloͤſter und geiſtlichen Guͤter
in dem Herzogthum Wuͤrtenberg nur mit deſto groͤſſerm Eraſt und Eyffer fortgeſtellt
worden. Was aber die verſprochene Huͤlf aller Orten mag retardiert und dem Leip⸗
ziger Schluß ſchnurſtracks zuwider zuruckgehalten haben, das iſt GOtt am beſten
bekannt und allzu odios viele Ipecialia darvon zugedencken. .
Die dritte conjunction, darein Wuͤrtenberg mit andern Cronen und Staͤnden
ſich eingelaſſen, iſt die Heylbronniſche confœderation der naͤchſtvorhergehenden an
Macht noch weit überlegen, ſintemahl darinn nicht allein die 4. obere geſampte
Crayß, ſondern auch zwo mächtige Cronen Schweden und Frankreich begriffen ge⸗
weſen und noch darzu bey dem Frankfurtiſchen Convent der Ober und Rider⸗ Saͤch⸗
ſiſche Krayß auf ſeine gewiſſe Maaß alles unter dem Schein communem caufara
cOm-
Beyia ge 119
m — a en EEE 25 —
communibus conſiliis & viribus zu defendieren, miteingetretten. Es hat aber Wuͤr⸗
tenberg davon nicht groͤſſern Nutzen, als von den vorigen conjundtionen getragen,
ſondern nur noch groͤſſern unerſetzlichen Schaden dannenhero empfunden. Seitemahl
als die Kayſerliche, Spaniſche und Ligiftifche Macht nach dem Treffen vor Noͤrdlin⸗
gen, und als ſich die Schwediſche Waffen zuruckgezogen, auff das Herzogthum
Wuͤrtemberg angedrungen, iſt ſolches abermahln von andern Mit⸗confœderierten
ganz huͤlflos gelaſſen, ſolch Herzogthumb, daraus auch Ewer Fuͤrſtl. Gnaden als
der Landsfuͤrſt in das bittere Exilium weichen muͤſſen, occupiert und darinnen fo
erudel und erbaͤrm lich gehauſſt worden, daß es ohne blutige Zaͤhren nicht zugedenken.
Unangeſehen nur Chur Sachſen noch mit 50. biß in 60500. Mann, das Hauß
Sachſen⸗Weymar in die 20000. Mann, Heſſen⸗ Caſſell gleichfalls mit fo viel, der
Divers Saͤchſiſche Krayß noch mit einer abſonderlichen Armee auffrecht und in Wafı
fen geſtanden, hat ſich doch nicht ein Mann, vielweniger eine Armee moviert Euer
Fuͤrſtl. Gn. zu ſuccurrieren, Dieſelbe wiederum in dero Herzogthum einzuſetzen, das
Land von dem Feind zu liberieren und die Veſtungen vor gleichmaͤſſiger occupation
zu ſalvieren, vielweniger daß Ewer Fuͤrſtl. Gn. in dero betruͤbtem exilio ex publico
einiger Fuͤrſtl. Unterhalt, zu welchem allem man doch krafft Heylbronniſcher confa-
deration wäre obligiert geweſen, verſchafft worden, fondern den damaligen Feind
hat man nach wohlgefallen in Ewer Fuͤrſtl. Gn. Herzogthum gebahren, biß er auch
alle Veſtungen darinnen bezwungen, daß Ewer Fürftl. Gn. gar nichts als die einige
Veſtung Hohentwiel, ſo doch auſſer Lands gelegen, uͤbrig verblieben. Und welches
noch mehr zubeklagen, fo hat der Chur⸗Fuͤrſt aus Sachſen in dem mit Kayſ. Maje⸗
ſtaͤt einſeitig geſchloſſenen Prager Friden Ewer Fuͤrſtl. On. einem nahenden Bluts⸗
und Religions⸗Verwandten Stand, der nichts anders als communem cauſam und
was in dem Leipzigiſchen Schluſſ verabredet geweſen, daruͤber Chur⸗Sachſen das
Directorium geführt „ verfechten helffen, gänzlich ausgeſchloſſen und dieſelbe des da;
mahlen beleydigten Kayſers diſcretion und Gnad oder vielmehr Ungnad uͤberlaſ⸗
ſen. (2 a e 7
Was groſſe Muͤhe, Arbeit und Unkoſten es erfordert und wie man ex parte
Chur: Sachſen von tag zu tag kaltſinniger worden für Ewer Fuͤrſtl. Gn. zu ſchrei⸗
ben, bis Sie nur in etwas wieder zu dero Landen wit Zurucklaſſung eines groſſen
Theils derſelben rellituiert worden, iſt noch in unvergeſſenem Angedencken und uns
noͤthig mit Wehmut und Verdruß es zu widerholen. Als es nun vermittelſt Goͤtt⸗
licher Huͤlff zu den univerlel- Fridens⸗ und Executiong - Tractaten gekommen, wiſ⸗
fen diejenige am beſten, wie ſich Ewer Fuͤrſtl. Gn. Dero confœderierte Evangel. Mit⸗
Staͤnde angenommen, welche in Ewer Fuͤrſtl. Gn. Namen ſolchen Tradtaren bey⸗
gewohnt. Gleich zu Anfang derſelben hat das Fuͤrſtl. Hauß Heſſen⸗ Caſſel, ſo ſich
dazumahl ſeiner in Handen gehabten Waffen und dadurch behaltener Authorirzt 15
vallert
120 1 Beylagen | 5 be
—
voljert, hingegen Ewer Fuͤrſtl. Gn. betruͤbten Zuſtands zu ſeinem Vortheil ii»
braucht, Ewer Fürſtl Gn. von deren Ihro vor dem Hauß Heſſen krafft noch in Han⸗
den habender Fuͤrſtl. Hand, Beieff und Sigel unwiderſprechlich gebuͤhrten perpetuir⸗
lichen præcedenz, hat man anderſt die contultetiones beſuchen wollen, abgetrieben
und dadurch auch andern altern erenden eee, e borwenflbent enen
zu diſputiren Anlaß gegeben. i en 1780
Als ein geringes Ungluͤck unter währenden Fridens⸗ tra See bie Schwedische
Waffen aus den obern Creyſen umb etwas zuruck gegen Nider⸗ Sach ſen ſich mit
friſchen Pferden zu verſehen getrieben und man nur einen geringen Schaden mit
Verluſt etlicher Pferde leyden müͤſſen, haben deſſelbigen Creyſes Geſandte nach Friden |
denſelben quocunque modo & quibusennque conditionibus. zu ſchlieſſen geruffen mit
vermelden, um Würtenberg willen koͤnnte man nicht in perpetuo bello leben. Da
auch nicht der Cron Schweden Pleniporenziarius Herr Grab Johann Oxenſtirn mit
feiner bekandten Conſtanz und Generoützt ſie gar haͤßlich abgefertigt, wurden ge⸗
wiß die Ober⸗ und Nider⸗Saäͤchſiſche Crayß⸗Staͤnd für fi einen Friden eingegan⸗
gen und dabey die Obere Crayß und Ewer Fuͤrſtl. Gn. wenig beobachtet, ſondern
dem lieben Gott befohlen haben. Allermaſſen des Fuͤrſtl. Hauſes Braunſchweig
principal, Geſandter D. Langenbeck mir dem Varnbuͤler unter Augen rund geſagt,
fie halten die Obere Crayß für verlohren und koͤnnen ihnen nicht helffen. Gott moͤ⸗
ge ihnen helffen. Ob ihme nun wohl hierauff das Maul anſehnlich geſtopfft worden,
daß er dergleichen von ihm zu hören ſich nicht mehr geluͤſten laͤſſen, ſo verbleibt doch ein
ſolches unehriſtliches und unbilliges conlilſum in dem Herzen verborgen und wird der⸗
jenige, der ſolche Leut recht kennt, prackicjert und erfahren, wie trotzig und verzagt
ſie ſeyn koͤnnen, und wie ſo gar ihr Herz an das privstum utile gebunden, nimmer⸗
mehr glauben, daß ſie den obern Crayſen zugefallen und alſo auch Swer Fuͤrſtl. Gn.
zu dienſt, man conjung erte und fœderierte ſich mit ihnen, wie man wolle, ein Pferd
ſaktlen, viel weniger viele 1000. Mann zur allittenz ſchicken werden. Und das
waͤre vielleicht noch zu vertragen, wann fie nur nit diſen Obern Crayſen und auch
Ewer Fͤrſtl. Gn. fo groſſen Schaden wuͤrklich zugezogen, theils zuzuziehen begehrt
hatten. Die Sachſen⸗Altenburgiſche und Braunſchweigiſche Geſandten ſind dieje⸗
lige, welche bey den Fridens tractaten reliquis Evangelicis inſciis, inconſultis &
invit's die Religion in der Obern Pfalz mit vieler tauſend Seelen Verderben und der
benachbarten Evangeliſchen Staͤnd hoͤchſtem præjudieio an Chur⸗ Bayern vergeben.
Sie ſeyn diejenige, welche den Catholiſchen, inmaſſen Dr. Koͤberlin mit leiblichem
End will erhalten, mit Hand a Mund zugeſagt, Wuͤrtenberg müſſe aufs
wenigſt zwey Cloͤſter fahren laͤſſen. Sie find diejenige, welche vermittelſt einer ſon⸗
derbaren deputation bey den Koͤnigl. Schwediſchen Herrn Plenipotemiariis anzutra⸗
gen kein e getragen, man ſoll ſich doch wegen des Herzogthums Wuͤrtenberg
refti-
—
11
Beylagen. | 121
ee gts uicht aufhae „der Herſog von Wüͤrtenberg könne doch ein gros
fer Herr bleiben, wann er gleich umb ein Cloſter oder achte weniger hab, darüber fle
gleichwohl uͤbel empfangen und noch viel übeler abgewiſen worden. Sie find vers
muthlich diejenige, welche auch Chur Sachſen dahin verleitet, daß Seine Chur⸗
fuͤrſtl. Durchl! der Kayſerl. May. geſchrieben und eingerathen, Wuͤrtenberg koͤnne
und ſolle beede Kloͤſter R.. und S. G.“. zutuck und in der Catholiſchen Händen
laſſen „ welches dann der Chur⸗Saͤch ſiſche Abgeſandte mir dem Varnbuͤler in einer
mir deßwegen gegebenen Vilite formlich notjfie ert und daß in Ewer Fuͤrſtl. Gn. Na⸗
men ich um Fridiebens willen darein verwilligen ſollte, mich zu dilponiren vermeint,
welcher aber von mir eine Antwort empfangen, deren er ſich gewiß nicht wuͤrdt vera
ſehen haben. Sie ſind diejenige, weiche Swer Füͤrſtl. Gn. und andern Crayß Aus;
ſchreihenden Fürften bey den Fridens Lakecurions gtracti ten har fonae wider Alle prin:
cipia Juris, wider alle ration; Recht und Billichkeit auffbürden wollen, Sie ſoll⸗
ten fuͤr andere Ihre Crayß⸗Mit⸗Staͤnd wegen der Schwediſchen s itisfaction: Gel⸗
der cavieren und Buͤrg ſeyn und was dergleichen mehr von lauter Evangeliſchen con⸗
fœderierten mit⸗Staͤnden unzimliches und unbilliges Ding denen Buͤndnuſſen zu⸗
wider gegen Ewer Fuͤrſtl. Gn. MI difen Obern Crayſen fürgenommen: nüd renten
worden BED maifbaundg ai ang 7775 ar f 5 e 18556 ug
210 6 Die enfäsdererte Cron Feantech wuͤrde die Reichs ⸗ Gravſchafft Mümpel⸗
; gardt nimmermehr abgetretten noch evacuiert haben, wann fie nicht darzu ſo ernſt⸗
lich von der Cron Schweden wäre gehalten worden. Die confeederirte Cron Frank⸗
reich und derſelben blenipotentisrius Herr Servient iſt durch keinen Zuſpruch weder
von mir dem Vaͤrnbuͤler, „ noch denen Kayſerlichen und des Reichs ⸗deputierten zu bar
wegen geweſen in dem Inffrumentö pacis Gallico der Grabſchafft Moͤmpelgard als
einer imimediäten. Reichs Gtavſchafft und derſelbigen Herzogen, als immediater
Neichs Fürſten allertive, wie im lattrumento pacis Suecico beſchehen, zugedenken.
Zu was fuͤr einem Vortheil, iſt leicht zu erachten geweſen, nemlich ſelbige Reiches
Gravyſchafft und derſelbigen Herzogen lieber unter ihre Jurisdiction und zur Landſaſ⸗
ſeren zuziehen, als ihr die hergebrachte Reichs iienmedlietæt zu gönnen und zu laſſen.
Die onfœderierte Cron Frankreich hat durch ihren blenipotentiarium; vorgedach⸗
ten Herrn“ Serelent, nachdem Ewer Fuͤrſtl. Gn. von dem Roͤm. Kayſer, auch al
len Catholiſchen Chur ⸗Fuͤrſten und Staͤnden dero univerſal . reſtitution, in ſpecie
aber auch des Cloſters Maulbronn zugeſagt , capituliert und verſprochen worden, ſich
mit allerhand Bedrohungen und in andere Weeg auff das hefftigſte bemuͤht, ſolch
herrlich Cloſter Maulbronn Ewer Fuͤrſtl. Gu. wieder aus Handen zu reiſſen und dem
Churfuͤrſten von Trier, als Biſchoſſen zu pewer zuzuſchanzen. Die confœderier⸗
te Cron Franckreich hat durch ihren andern lenipòtentiarium Conte G Avaux nach
1 eigner Satisfaction cauſam communem die oonfœderation und confode-
| "IX „Theil. (A) rierte
122 Beyla gen.
rierte Staͤnd gar deſerieren, die Staͤnd Ihres Kayſers diſeretion uͤberlaſſen und die
Crou Schweden ein gleiches zu thun perſuadieren wollen..
Wa iſt jemahlen eine maͤchtigere conjunction geſchloſſen, als durch den Weſt⸗
phaͤliſchen Friden, dabey der Roͤm. Kayſer, das ganze Reich, zwo maͤchtige Eros
nen mit Einſchlieſſung ganz Europæ begriffen. Wie man aber das verſprochene hal⸗
te und einander garantiere, das bezeugt der Augenſchein, inſonderheit er fahrens non⸗
dum reſtituti auch von ihren Glaubensgenoſſen , welche nunmehr fo wenig zur reſli⸗
tution als die verdammte Seelen ex inferno liberiert zu werden Hoffnung haben.
Aus welchem kurzen Verlauff, anders mehr jetzo zu geſchweigen, leichtlich zu
erachten, wie ſchwer und bedenklich einem getrewen, der ſolches alles erlebt, ja mei⸗
ſteutheils damit und darbey geweſen und es mit betruͤbten Augen, Ohren und Her:
zen anſehen, anhören und erfahren muͤſſen, fallen thue feiner Gnaͤdigſten Herrſchafft
leichtlich in weitere dergleichen oonjunctionen und confœderationen unterthaͤnig ein⸗
zurathen. Dann ja experientia optima rerum magiſtra. Und wuͤrdt dem gemeinen
Spruͤchwort nach in der Welt immer einerley Comedi geſpielt nur mit veraͤnderten
Perſonen, zumahlen die Welt nicht froͤmmer und auffrichtiger, ſondern je mehr ſie
ſich zum Ende nahet, je gottloſer, betruͤeglicher, ungerechter, und faͤlſcher fie ſich
auch erzeigt; anjetzo zu geſchweigen , daß die conjunctionen mit geringern und ſchwaͤ⸗
chern wenig austraͤgt. Die alliſtenz aber der groͤſſern und maͤchtigern durch die
nunmehr eingeführte Satisſactiones an Fand, Leuten und Geld ganz unertraͤglich ge⸗
macht werden, oder nach und nach dardurch protectiones, zuletzt wohl gar ſubjectio .
nes wollen geſucht werden, daß das remedium gravius ipſo ınor!:o ſcheinen will und
das Herzogthum Wuͤrtenberg alſo ſituiert, daß es mit denen mächtigen Garholifchen:
Haͤuſern Oeſterteich und Bayern umbgeben, in dem Schwaͤbiſchen Crayß mit Pfaſ⸗
fen und Catholiſchen Ständen uͤberſtimbt, die weit entlegene aſſiſtenzen entweder gar
nicht oder zu ſpat und ſo langſam einkommen, daß das Herzogthum Wuͤrtenberg ſchon
uͤberſtoſſen und verlohrn gangen, wie ſolches die Erfarung bezeugt und ſchon mehr⸗
mahln practiciert worden. kein: aäal K ee een
Nun wird nicht unbillig hierüber: gefragt, was man dann bey andringenden
unrechtmaͤſſigem Gewalt thun, ob man die Haͤnd in die Schooß legen, alles über:
ſich erg ehen und Gott allein ſorgen laſſen ſolle, der doch will, daß der Menſch auch
das ſeinige mitwuͤrcken ſolle? Hierauff iſt aber die Antwort, daß, welchem GOtt
gnugſame Mittel gegeben ſich ſelbſt und die ſeinige vor unrechtmaͤſſigem Gewalt recht⸗
maͤſſig zu ſchuͤtzen, der thut ſolche hierzu billich gebrauchen und anwenden: Wer
aber die Mittel von GoOtt nicht hat und ſich zu ſchwach befindet groͤſſerm Gewalt
zu widerſtehen, dem gibt Chriſtus, der oberſte Kriegsheld und Herr der Heerſchaa⸗
ren diſen Rath, wann ihm ſein Feind entgegen komme mit 10000. ſo ſoll er einen
Ueberſchlag machen, ob er ihm mit 20000. koͤnne begegnen. Wo nicht, fo ſoll er ihm
97728 b ö 5 en bntz
4 1 = ey lagen. 723
entgegen ſchicken, Friden ſuchen und anbieten und wann es ja darzu kommt, daß
man unter zweyen Übeln eines erwaͤhlen muß, ſo will viel beſſer ſcheinen etwas
Unrechts und Gewalts uͤber ſich ergehen laſſen , bevorab von denjenigen, ſo den Nas
men der hoͤchſten Obrigkeit führen, als ſich mit ungnugſamen Gewalt darwider le⸗
gen und in die Gefahr fetzen, daß man mit Macht bezwungen und uͤberwunden wer⸗
de, alſo hernach das jus belli, welches heut zu tag gar weit greifft und ertendiert
wuͤrdt, wider ſich practiciern laſſen muͤſſe. Ein ſolches haben des Herrn Landgras
ven zu Heſſen⸗ Darmſtatt Fuͤrſtl. Gn. nicht nutzen practiciert, welche weder in den
Leipziger Schluß), noch Heylbronniſche confœderation mit eingetretten, ſondern vor
fich ſelbſt ſtill geſeſſen und gleichwohl etwas Ungemach von contributionen und quar-
tier, fo man bißweilen dem ſtaͤtkſten theil raichen muͤſſen, uͤber ſich ergehen laſſen,
ſeyn aber von keinem kriegenden Theil feindlich angegriffen, mit Feur und Schwerd
verfolgt, viel weniger gar in das exilium verjagt noch derd etwas an Land und Leu⸗
ten entzogen, ſondern dieſelbe mehrers, als was ſich in den Krieg wuͤrcklich impli⸗
ciert, vor Brand und anderm ruin conſeroiert / auch durch den Friden⸗ Schluß al⸗
lein dasjenige wieder zue reſtituieren gleich andern condemniert worden, was dieſel⸗
bige tempore & occalıone belli von andern an ſich gezogen. Was auch etwas hart
und feindliches zu zeiten wider Sie verfahren iſt ex alio capite & nctidente beſchehen,
weilen Seine Fuͤrſtl. Gn. dem Fuͤrſtl. Hauß Heſſen⸗Caſſel, Graven von Naſſau,
Solms, Yſenburg und andern lauter mit Schweden und Frankreich confderierten
Ständen unter dem favor des Kayſers viel Herrſchafften und Guͤter weggenommen,
ſo vielleicht, wann Ihre F. G. in terminis Neutralitatis verblieben und nicht durch
ſolche proceduren die confœderiertt irritiert) wohl waͤre verblieben. 221% dun tit
Aber zur Sachen ſelbs und auff die anietzo fuͤrgeſchlagene conjunction zu kom⸗
men, ſo iſt unverneinlich wahr, daß beede Fuͤrſtl. und Graͤvliche Haͤuſer Wuͤrten⸗
berg und Fürftenberg jederzeit in guten Verſtaͤndnus, Vertrawen und Verne men
gegen einander geſtanden und inſonderheit Ewer Fuͤrſtl. Gn. Herr Vater hochſeel.
Angedenkens den alten Herrn Grav Egon von Fuͤrſtenberg wie einen Bruder herz⸗
lich geliebt, der auch, wie oben bereits erwehnt, als Kayſerl: General diſem Her⸗
zogthum und Landen groſſe Liebe und Barmherzigkeit erwieſen, indem er durch Ab⸗
wendung und reſiſtenz der blutdurſtigen Altdringiſchen Rathſchlaͤg und Vorhaben
das Land vor plöglicher ever ſion und Untergang conſerviert, alſo, daß das Hauß
Wuͤrtemberg derentwegen noch zur Dankbarkeit obligiert und Urſach hat das herge⸗
brachte gute Vertrawen und Wohlmeinung gegen dem graͤvlichen Hauß Fuͤrſtenberg
zu continuieren umb ſo viel mehr, weil die jetzige Herrn Graven von Fuͤrſtenberg an
dem Kayſerlichen, Chur ⸗Coͤlln⸗ und Chur⸗Bayriſchen, als den fuͤrnehmſten Höa
fen des Roͤm. Reichs in groſſem valor, reſpect und conſideration , deren gute ak-
fection in anſtehenden W e e dero Herzogthum und Lan⸗
2 [6 2 den
1
. i „Beylagen.
— — . a —x—x— [Ä
den auch viel guten Nutzen ſchaffen koͤnnen, daß dannenher diſe vorgeſchlagene con-
junction ſo gar eben nicht abzurathen ſeyn moͤcht, weil auch die vorangezogene peri-
cula, ſo von den porentioribus und weit entlegenen alliſtenzen zubefahren deß Orths
guten theils ceſſiere n. irt ie oe e n
Es will aber doch hierbey unterthaͤnig unmaßgeblichen erachtens noch weiter zu
erwaͤgen ſtehn Erſtlich, daß ein vornehmer Fuͤrſt des Reichs, der dem einfachen Ri
mer⸗Monat nach in der Reichs⸗Matricul mit einem Churfuͤrſten⸗Anſchlag von 1828. fl.
belegt „mit einem Graͤvlichen Hauß, welches mit allen feinem Herrſchafften und Guͤt⸗
tern dem Roͤmer Zug nach des Monats nicht 400. fl. austräͤgt ſich conjungie⸗
ren folk nau udn Boa οπνονν4öt un eb ent use n e e
Daraus fuͤr das ander wuͤrdt folgen, wann jeder Theil auff die Reichs ⸗Matri-
eul mit der aſſiſtenz proportioniert werden ſoll, dahin der uͤserſchickte Auffſatz col-⸗
limiert, daß Wuͤrtenberg jedesmahls mit faſt vierfach groͤſſerer lillenz einemjeden Herrn
Graven von Fuͤrſtenberg zu Huͤlff erſcheinen muͤßte, da hingegen Wuͤrtemberg von
dem ganzen Grävlichen Hauß Fuͤrſtenberg in Nothfaͤllen nur ungefaͤhr eines vierten
theils ſich zu erfrewen und zugetroͤſten, welches eine merckliche Ungleicheit und dis
proportion Dan sn? t́ bi ma winter sd zero t e
Kr ds Drittens iſt ir medio die disparitas religionis. 158581 1 wire 89 Mr Ing.
Veriertens, ſo fragt ſich auch vor allen Dingen, wann es zur conjunction und
aſſiſtenz kommen ſolle, es geſchehe mit geworbenen oder Landvolck, woher die Un⸗
terhalts Mittel auff dieſelbige zu nehmen, da es dann bey der Cammer über die
maſſen ſchwer hergehen wuͤrdt , die Landſchafft aber nichts zu eigener Lands⸗ deen.
ſion und ihrer ſelbſt e onſervation die offieĩers beyfamen zu behalten herſchieſſen wol⸗
len, welche bey täglich zunehmendem Geldmangel zur alliſtenz gegen andern etwas
zu tragen vielweniger wuͤrdt zu diſponjeren und demnach vor allen Dingen nothwen⸗
dig ſeyn, ehe und dann man ſich in etwas verbuͤndliches einlaſſen thut hierinnen gu⸗
te Vorſehung und Richtigkeit zu machen, alſo das Werk ſelöſt mit der Landſchafft
in Berathſchlagung zu ziehen, welches gleichwohl ohne ſonderbahre groſſe diſhcul-
tælen beſorgtich nicht wird ablauffesns..
FBuͤnſſtens, wie alle actiones humanæ ihren gewiſſen vorgeſetzten finem und
Zweck haben ſollen, alſo wird es auch hierinnen vermuthlich vornehmlich dahin an⸗
geſehen ſeyn, daß wann es zwiſchen Kay. May. oder dem Hauß Oeſterreich und der
Cron Franckreich zu einer roptur kommen ſollte „ man vor beyder Theil quartier,
contribution durchziehen Muſter⸗ und Sammel⸗Plaͤtz und andern dergleichen
Kriegsbeſchwerligkeiten koͤnnte befreyt und von neuem Krieg unimpliciert bleiben
auch Kayſ. Mayr der an ſich ſelbſt ſonſt ration ble und ſcheinbare prætextus benom⸗
men werde, daß, weil die Staͤnd zu eigner Verfaſſung und defenſton zy wie in letz
tem Reichstag verabſchiedet, ſelbſten nicht ſchreiten, ſondern das Reich oder diſen
158 2 | Crayß
et
| Beylngen. 8 228
| er von. lier Berfafung gegen die ee e bloſſ und in Geſobr ſtellen,
Ihro Kay. e den hoͤchſten Oberhaupt tragenden Kayferl: Ampts wegen ob⸗
gelegen ſeyn woͤlle für das Reich zu vigilieren und 5 e mit Dero ei⸗
genen Völkern vor fremd dem einbrechendem Gewalt zuverwahren: So wäre zwar
San l zu e geſampte Exayß ohngehindert ungleicher Religion zu bes
liebter 155 enſion und Verfaſſung zu ‚difponseten ſeyn mochte fuͤn einen Mann zu ſte⸗
hen und den Crayß vor allem andern Gewalt: und Kriegsvolk zu gefendieren wor,
rt
durch dann obangezogener Ihrer Kay. May. nicht unrechtmaͤſſiger prætext von ſich
felbſt fallen ee ene auch einen ganzen in de fenſion begriffenen Crayß
4 eine Urſach haben, deſſen billich Bedenkens tragen und conſequenter
oſſentlich mit ſrembden Krieg wohl unimplieiert verbleiben würde ;
Me ift 9080 00 lich zu zweifflen, wann ſich nit der geſampte Erayß zu allgemeiner de⸗
fen hon und verfaſſung verſtehen will, ob ein ſolches durch dergleichen particular-
conjunction nur eines oder zwehen oder etlich weniger Staͤnd zu erheben, ſeitemahl
man auf ſolchen Fall ſich gegen einem und anderm weit maͤchtigerm Theil viel zu
ſchwgch befindet / allermaſſen auch dem Kayſerl. prætext hierdurch ganz nicht begeg⸗
net oder derſelbe alizeſchnitten wirdt⸗ ſeitemahl Ihr Kah. Man gar leichtlich ein,
wenden koͤnnen, es ſey nicht genug, daß ein oder zween Staͤnd ſich in Verfaſſung
ſtellen, als welche den ganzen Crayß zu: defendierem viel zu ſchwach und demnach
Ihrer May. noch obgelegen den Creyß mit Dero eignen Voͤlkern zur Notturfft zu
verwahren und zubedecken, dargus dann iter erfolgen koͤnnte, daß Ihre Kay.
May. begehren wuͤrde die einander Wicpre e affiftenz - ver 15 —— 7 5 0
Fach ere Se cba Cheng ach h. die cee off. an ken
für eine wuͤrkliche ho führer angezogen ii dafür angeſehen weden doͤrffte, ob woll⸗
te man mit Fleiß die Kayſerl. Waffen durch Untergebung ſolcher Völker wider die
San ankreich beſtaͤ a 15 5 in den Krieg. miteintre tetten. Uad ob man ſich zwar
Koma llerh hoch cht Ihr K ap. 735 Von htergebung ſolcher Völker auf
eiſſigſte 105 Arie wollte, iſt d ch in 2 00 8 beporig. rgan⸗
Wa vd daran Höchlich zu u zweifflen, au allen laber d och auch diß Orts
die groͤſte klenbon wc Daß alſo ben fo 2 und andern mehr Ums
ftänden: die dure 'A N noch billich in reiffe deliberation zu iber 1 1 ach
u Ewer Fürſtl. „gnddigem ollen geſtellt würdt, ob Sie Dingen,
ehe und dann Ste z zu 9015 100 tion ſchrelten, n b; Bu ur mit einem
oder zwenen D ro vornehſmiſten Kriegsbedtenten, dige en noch fit einem oder zween
i Deter vertrawten äthen berakſchlagen, alß ann auch der Landſchafſt,! welche auff
allen 5 Falt mi mit conen krieren muß, erde laſſen wolten, weil ohne das einem oder
N a 3 zween
15 N
zween allein in dergleichen che raue 8. und viel 4 Fache ch ziehenden
Sachen etwas zu ltatuieren und in Uatetthäaigkrit einzurathen faſt wer und be⸗
deucklich fallen will. t le, e te an a ra eee
n Die quzflionede queomodo ? betreffend: wöſſten unterzeichnete nicht bin obe
zu erinnern, es möchte dann die trackation ſelbſt aud die Kriegsverſtändige ein ſleh⸗
rers an die Hand geben⸗ halten darneben dafür den locum zubenennen, wo es ge⸗
are. werde eh zu bedeuten age und man 175 7 bald vergleichen kon,
r eins. 4 „ ee TH
Fuͤrs ee die benſcadhen unf allen Fall nicht auf en berpetde w. lauch
nicht auff die Erben, ſondern allein ad cerrum tempus von weh oder dre e
damit man nach ne ee, Dee Beitränffeen und ie he ſrehe nd ha⸗
BER ERDE zustellen: 1 1h ud ti alba oe en Nr»
Fuͤrs dritte will auch ſehr bedencklich fallen reciproce einander den freyen Eins
zug und retirada und alſo gleich ſamb die Oeffnung in eins und des andern Poſten
und Veſtungen zu geſtatte n.
1559 Der vierte mit angehenckte Punet iſt etwas obſcur und bedarf mehrer Erleu⸗
terung und wuͤrdt unterthaͤnigen erachtens alles auf weiterer reiflicher deliberation,
ſo dann Ewer Fuͤrſtl. On. eigner Fuͤrſtll reſolution beruhen.
dan Ju Con Beer“ 1 den 1 ie e BER ia
11685 710 W un hrsg { 19 500 Fre III
age en Num. 52. % eee eee .
enn. vue Schreiben an Herzog Eberharden zu Hirten
wegen der vorhabenden Religions ’ Bergung.
1 d. d. 29, Dec. 1656.
aus 3615
81 15 u nunt 5
ur en Fein, dient und was Wir ſonſten meht Liebes und gutes . ga
derzeit zuvor, „Hochgeborner Fuͤrſt, freundlicher lieber Vetter, Bruder un
Gevatter. Euer eden mögen Wir in freundvetterlichem Vertrawen nit verhalten,
was geſtalt Wir eine zeithero forgfältig bedacht geweſen, wie doch zwiſchen denen
Reformierten und Evangeliſchen, ſo ſich Lutheriſch nännen, eine Verei na in
der Religion verſucht und getroffen werden moͤchte, nachde m Wir darvor hi
daß beyde Theile im Fundament der Seeliakeit einig, 1 1010 othane cone al
nicht allein im w gellchen Kirk 17 in a dadurch in Weihe mit ſo
viel mehrerm Nachtruck gegen die gemeine einde verthaͤdigt und beſtäͤrck et werden
kan, ſehr vortraͤglich, ſondern auch zu ſtifft «und befeſtigung beſſerer Vertrawlich⸗
kei unter den Evangeliſchen Ständen 4 auch zu deren vnterthanen, Landt und —
en
& Beylage W | 127
vorgefallenen ombſtaͤnden ſowohl, als denjenigen diſcurſen, fo: Wir unlengſt zu
Heilbronn mit E. Lden dißfalls gehalten, verfpühret „ daß diefelbe zu einem fo all⸗
gemein nußlichet Chriſtlichem Werck gleichmaͤſſig geneigt und dahero verlangen tra⸗
gen vnſere meinung über ein und andern Puneten, auch Vorſchläg, wie ſolche Ver⸗
einigung zu Werck zu richten, zuvernehmen, als haben Wir nit unterlaſſen wollen
Ewer Eden in folgenden dreyen Puncten, dgrauff das Hauptwerck (wie Wir von eis
nigen Ewer Lden Theologis berichtet worden) beruhen wolle, vnſere Meinung, fo
Wie mit Zuziehung unſerer Geheimben und Kirchen⸗ Rathen verfaſſen laſſen, fürzr
lich zueröffnen. Und laͤſſt man zuvorderiſt insgemein die Augſpurgiſche Confeſſion
betreffend vnſers theils es bey der in anno 1631. vf dem Convent zu Leipzig von des
nen daſelbſt zug en geweſenen Chur⸗Brandenburgiſchen und Fuͤrſtlichen Heſſiſchen
Reformierte Tei gethaner Erklaͤrung allerdings bewenden.
Was obig gemeldte Drey Puncten und zwar den Erſten de Cana Domini au⸗
reichet, laͤſt man den zehenden articul in gedachter Confeflion dißfalls ſich gefallen
in dem Verſtand, wie er in Syngrammare Suevicg zu finden und folgende in Con-
garde eee adde Dbeläntifcen und Schweitzeriſchen Kirchen gnug⸗
famb erleuttert von Luchero Angenommen und zu ſtiſtung Einigkeit und brüderlicher
Liebe der ſicherſte ee . 8 7 9
„Die beyde Puncten de, perjona Chriltt & predeltinatione helangend wir!
1 0 ie Here Klee (ſonderlich wein di Euthetiihe eos ea
1 ö
32 8 „
ers th. eils 777 2 U e e eee N > h
erenthalben untereinander nicht einig ) daß man in Kiechen und Schulen ſich allein
an die Phraſes ſerißtur halte ohn ein und andere Folgerungen daraus zu ziehen, da⸗
ee, und übrige Sachen fo viel möglich, duech Dbtigkeitliches Ansehen
dergeſtalt verleite, daß der allgemeine Kirchen Friedt deßwegen nicht verſtöret werde.
Im Fall nun Euer Lden mit diſer unſerer meinung Sich conkormiren und dar⸗
auf Ihro gefällig fein jaſſen wollen durch Dero Landen die Verordnung zu thun, das
mit obig gemelte Puncten uf ſolche Maß in Kirchen und Schulen gelehrt und diß⸗
falls eine conformitzt eingeführt „ darwider nicht gehandelt, alles ſchmaͤhen und
Läftern abgeftellet und einer den andern vor Bender und Glaußensgenoſſen zu halten
und zuerfennen angewieſen werde, Seind Wir erbietig in vnſerm Chutfürſtenthumb
und Landen ein gleichmäſſiges einzuführen und darüber ſteiff und feſt halten zu
„ d eo
ee e ee lee Ben ner e und e den
und in beyderſeits Landen eingeführet fein ee ee von Eurer Lden
und Buß andern Reformirten und Lutheriſchen Ständen commühiciert und Sie zu
gleichmäffiger annehm⸗ und einführung in Ihren Landen zu gilbögfren getrachtet
werden. Wir wollen hierüber Eurer Eben Gemüͤchs mein» und Erklarung gewertig
* N | ; | kin
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12B Bey tagen.
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ſein und verbleiben Ihro zu erweiſung freund orödelcher Dentinpanighn
Heidelberg den Agen Bea Anno 16561: 7 , 28 a, u: wir 9 95 te nada
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Lee U Andwig von ie Gnaden Pfalggraff Ir Rhein; 21 mise
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di d. b. April, 16575 sta Dunst Aus chi 126 30312
H man! nun zwar, Gosdig er Fuͤrſt und Herr, ben biſen unfern durch Optics
Gnade im Roͤm. Reich genieſſenden fridlichen Zeiten und Ew. Fut a 1ader
dermahliger hochloͤblicher Negierun g auch einwenden und Tagen koͤnnte ſelbe
Lande und Herzogthum ſtüͤnde anjego,in gutem Rubalan ad, Ew. Für rtl. € iu. dabe
n ens mit den benachbarten Cbur; und Fürften i in fi done verne wen, ap 2
ſich der Zeit von deren keinem eines widrigen Bains zu befahren o würd
doch gleichwohl nach dem ruͤhmblichen Exempel Ew. Fuͤrſtl. Gn. hochiös ihn Borfahe
ten am Regiment die einem jeden Regenten und Landes⸗ Fuͤrſten bey dergleichen! gemeini⸗
glich hochgefährli en und. nicht geringen Verenderungen underworffenen Interregnis.
wie vorderiſt pro, ecuritate publica alſo inſonderheit auch zu ſein ſelbſt und ſeiner! von
Gdit anvertraweten Land und Leute beſtmuͤglichſter conſervation billig hochobg ele⸗
gene vigilanz und forgfältige eu ion auch von Ew. Fuͤrſtl. Gu. auß 8a; des⸗
Fuͤrſtl. und väͤtterlicher Liebe zuergreiffen! und in diſem Fall denen tuhmbwüedigen
Veſtigiis Dero geliebteſten Herrn Vaters Fuͤrſtl. Gnaden Chriſtſeel. Angeden us in
ellweg nachzugehen fenn,, Weilen AR, hierinn keine Zeit zu vera Wa „So er⸗
achteten füblignierte bey eben jeßo- vors, yender Mufterung der de -aliong # lker
eine Notkurſſt zu fenn in Ew. Fürftl, ( naden Nahmen an Deroſelben ver Li ordne⸗
Ki General Feldzeugmeiſtern Georg eren von Holz lee
Beylagen. Er 129
das mit Num. 2. bemerckte Befelch⸗Schreiben abzugeben, damit ſelbig er bereits nun
bey vorhabenden Muſterungen feines theils hierinn die Gebühr verfuͤegen koͤnnte.
gReſolutio Domini Ducis ad hoc punctum.
Weil diſes, wie das dem Concept beygezeichnete leriptum zuerkennen
gibt, an den General⸗Feldzeugmeiſter Holtzen beraiths ausge
ſchrieben ſeyn wird, fo hat es dabey ſein verbleiben:
un? Eberhard z zu DIE Ca add ebe
un‘. Er. 112 En 1 15 bee Num. 52. e. 175 a ‚ey
Ordre Herzog Eberhards an feinen General⸗Feld⸗Zeugmeiſtern von
Holz das Herzogthum bey dem Kayſerl. Ableiben in Sicherheit zu ſtellen.
TE Le ER, 3: Br Nun \ led. de. April. 16572. : sh 75 A 15
Von Gottes Gnaden, Eberhard Herzog zu Würtemberg e.
Ade zuvor, Veſter, Lieber Getreuer. Aus dem difer Tagen erſchollenen
hochbetaurlichen gemeinen Geruͤchte wird dir auſſer Zweiffel albereits kund wor⸗
den fenn, tpasgeftaften nach dem ohnerſerſchlichen Nach und gradigem Willen Gottes
die bis dahero hbeh ſlözlich regiette Röm. Kay, May. onſer allergnädigfter Herr glors
wuͤrdigſt und Chriſtſeligen Angedenkens ihr zeitliches Leben geendigt haben.
Walen dann in Hintetdenkang hievoriger Zeiten bekandt, was gefährlichen Wer
änderungen man bey dergleichen interregnis unterworfen und wie hochnöthig es ſey,
daß ſich ein jeder Stand des Reichs bey ſolcher hoͤchſtleydiger Begebnuß circumſpekt
und wachſam erweiſen thue: Alß will auch Uns aus kragendem Obrigkeitlichem
Anmbt in allweg obgelegen ſeyn mit Landesfürſt⸗ und Väatterlicher Sorgfalt d hin öl,
dacht zu ſeyn, wie Unſer Herzogthum und Lande und alle deſſen treugehorſame Un:
derthanen in guten Ruhe und Fridenſtand und zu ſolchem Ende vornehmlich auch
unſere angeſtellte Landes⸗ defenſion aufrecht erhalten werden möge. Befehlen Dir
demenach hiemit anädigft , du folleft an allen den Orten, allwo die dißmalige ohne⸗
dem angeſtellte Muſterung annoch vorzunehmen und zuverrichten ſeyn wird, denen
zur Lands 8 defenfion gezogenen Officiern und gemeinen zu Roſſ und Fuß wohl 115
ernſtlich einbinden, daß ſie ſich mit ihrem Gewehr und ſonſten auf jedesmaligen er⸗
ſcheinenden Nothfall und Unſer gnaͤdigſt erfordern in guter Bereitſchafft halten folfen,
ſondern auch an denen Orthen, woſelbſten die Muſterung bereits gefchehen feyn mag,
ein ſolches durch ablaſſende Ausſchreiben verrichten. An dem geeſchicht unſer 11
digſter Will ꝛe. Stuttgard den 8. Aprilis 1657. 4 10
e e a an ln. EB a 107789
An den Veſten unſern Lieben Getreuen General⸗Feld⸗Jeugmeiſtern Georg
Friderichen von Holtzen. = |
I. Theil. (R) | Num. 53.
se | Beylagen.
Würtemb. Schreiben an den König in Schweden wegen fuͤrwaͤhren⸗
“N der Beſchwerden der Fuͤrſten und Stände wider den Friden.
VVV neh
Durchleuchtigſter Großmaͤchtigſter König, „„
Freundlicher / geliebter und hochgeehrter Herr Vetter und Gevatter.
Ew. Koͤnigl. May. werden ſonder Zweifel allſchon des nach GOttes ohnwandelba⸗
rem Willen erfolgten hoͤchſt⸗bedawrlichen toͤdtlichen Hinſcheidens weyland der
Röm. Kay. May. Ferdinanden des drittens unſers geweſenen allergnaͤdigſten Her⸗
rens nun Chriſtſeligſten und glorwuͤrdigſten Angedenckens gut Wiſſens haben. Wie
Wit nun unſers Orts auſſer Zweifel ftellen, ein Hochloͤbl. Churfürftliches Collegium
vermoͤge deren ſolchem aus Verordnung der guldenen Bull weyland Kayſer Carls
des Vierdten glorwuͤrdigſter Meldung zu kommender Gerechtſame ſich die freye Er⸗
waͤhlung eines andern allgemeinen Oberhaupts und oberſten Regentens d es Römir
ſchen Reichs ſorgfältiglich und umb fo viel mehr auch beförderſamlich angelegen ſeyn
laſſen werde, als mehr gegenwaͤrtiger des Heyl. Roͤm. Reichs ſorgſamer Zuſtand und
gefaͤhrlichkeiten der Laͤufften es erfordern wollen: Alſo mögen Wir uns auch dabey an⸗
noch wohl erinnern, was in letzterer in Regenſpurg⸗fuͤrgeweſener allgemeiner Reichs⸗
Verſammblung ſo wohlen von Evangeliſchen Chur ⸗ Fürſten und Ständen deren ih⸗
nen wider den Ofnabrüg: und Münfterifchen Fridenſchluß noch haͤrtiglich obligenden
und faft von Tag zu Tag mehrere zuwachſenden Beſchwerden, als auch und ſonder⸗
heitlichen von Fürften und Ständen deren ihnen aus angeregtem Stidens; Inliru men-
to, ſonderlich des achten Articuls mit competierender und zugehender, in effectu
aber ihnen bißher faft diſputabel gemachter Jurinm halber, bevorab wegen einiger bes
ſtaͤndiger mit geſammtem Einrath⸗Belieb⸗ und Genehmhaltung ſamtlicher der Chur⸗
Fuͤrſten und Staͤnden verfaſſender Wahl⸗Copitulation den erwählenden Roͤmiſchen
Kayſern und Koͤnigen ſich erklaget und inſtaͤndigſt geſuchet, aber dannzumahlen we⸗
der in einem, noch anderm wenig erhalten worden ſeye. Damit nun aber gleichwohl
denen dem Evangelifchen Theil annoch obligenden nicht geringen Beſchwerden und
Gravaminibus möglichfter Dingen remedirung und Erledigung zu ſuchen und zu bit⸗
ten einige Gelegenheit nicht verabſaͤumet werde, noch die den Fuͤrſten und Staͤnden
competierende und hergebrachte jura ſolchen je mehr und mehr entgehen und endlichen
gar zutuckbleiben möchten, fo haben Wir aus deren gegen dem heyl. Röm. Reich obs
tragender Pflicht > ſchuldigkeit uns als einen getreuen Fuͤrſten und Stand deſſen obs
gelegen zu ſeyn befunden, auch unſers Orts nicht allein die beſtaͤndige conſer vation
| des
Beylagen. 7 . 4381
des gemeinſamen edlen Ruhe⸗ und Fridenſtands im heyl. Roͤm. Reiche, ſondern auch
eines jeden der hoch⸗ und loͤbl. Chur Fuͤrſten und Staͤnde Recht und Gerechtig keiten ung
ſorgfaͤltiglich mit angelegen ſeyn zu laſſen und dannenhero zu ſolchem Zweck und En⸗
de nicht allein an der Herrn Churfürften zu Sachſen, Brandenburg und Pfalz Lden
Eden Lden, ſondern auch an mehr einige andere Evangeliſche, bevorab die unter der
Zahl der ordinari- Reichs: deputierten begriffene unſere Mit: Fuͤrſten zu ſchreiben
fuͤr eine Notturfft ermeſſen. ee e eee .
Wann nun aber Ew. Koͤnigl. May. ſowohlen zu veſter Verſicherung des durch
Gottes Gnad und Barmherzigkeit, auch Ew. May. vermoͤglichſte cooperation und
Mildigkeit erlangten Frid⸗ und Ruheſtandts im heyl. Roͤm. Reich, als auch der wah⸗
ren Evangeliſchen Chriſtlichen Religion auffnemmen und Beförderung, nicht weni⸗
ger conſervation Chur-Fuͤrſten und Ständen erlangt, hergebracht und zukommen⸗
der immunitæten, Freyheiten, Recht und Gerechtigkeiten hoͤchſtruͤhmlicher Eyffer
und Sorgfalt maͤnniglichen bekandt und offenbar, infonderheit umb fo viel die ex In.
ſtrumento pacis und etwa deſſen ohngleichen verſtandt und Auslegung herflieſſende ſo
geſamten Evangeliſchen insgemein, als einem und anderm in particulari annoch ob⸗
truckende beſchwerliche gravamina und befugſame defideria betreffen thuet, Ew. Koͤ⸗
nigl. May. nicht allein als ein Conſtatus Imperii, ſondern auch als ein pars prin-
cipalis paciſcens mit ⸗ intereſſiert ſeyn und alſo darbey mit hoͤchſtem dero Koͤnigl. re⸗
ſpect, authoritæt und vermoͤglichſten Nachtruck zuſprechen haben und vermögen.
Solchemnach haben auch Ew. Koͤnigl. May. Wir mit gegenwaͤrtigem zu belaͤſtigen
und ganz dienſtlichen Fleiſſes zu erſuchen und zu bitten uns nicht entziehen mögen,
zugeruhen nicht allein bey hochbeſagter Herrn Churfuͤrſten Sachſen, Brandenburg
und Pfalz Ld Ld Ld diſes hochwichtige Werk mit einigen dero hoͤchſtrelpectierlichen
und nachdruͤcklichſten Schreiben zu recommendieren und zu lecundieren, ſondern auch
(jedoch ohne vorſchreibliche Maaßgab) etwa dero annoch bey dem Frankfurtiſchen
Deputations - Convent anweſender Geſandtſchafft zu vertrawlicher communication
und reiffer der ſachen Mitberathung befelchliche Gnaͤdigſte Inſtruction (da es nicht
bereits geſchehen waͤre) zu ertheilen oder ſonſten hierunter dasjenige zu verfuͤgen und
zu verordnen, was Sie Dero beywohnender hoͤchſterleuchter prudenz nach zu ſolchen
gemeinnutzigen und hochnothwendigen Zwecks fuͤeglicher und gluͤcklicher Erreichung
erſprießlich und zulaͤnglich befinden und alſo mit geſamter Zuſamenſetzung, fuͤrnem⸗
lichen aber vermittelſt Ew. Koͤn. May. hoͤchſtvermoͤglichſter authoritæt und nachdruck⸗
ſamer aſſiltenz dem Werke eine gluͤckliche Endſchaſft und abhelffliche remedierung
erlanget werden, mithin einem jeden auch wuͤrklichen gedeyen möge, was ihme von
Rechts und Billichkeit wegen, auch vigore der allgemeinen Reichs ⸗Satz⸗ und Ver⸗
ordnungen, ſonderlich der Oßnabruͤgg⸗ und Muͤnſteriſchen Fridens pacification zus
kommen ſolle und deren ſich haben Me und zu erfrewen heylſamlich verord⸗
92 net
152 1 Beylagen.
1
— en — — —
vet iſt. Wie Wir uns nun aus der bißhero von Sw. Kin, May. gegen uns bezeug
ter hoher Koͤnigl. affetion getroͤſten, Ew. Koͤnigl. May. werden diſe unſere aus ob⸗
tragender ſchuldiger Sorgfalt gegen dem heyl. Roͤm. Reich und deſſen Frid⸗Ruhe
und Wohlſtand herflieſſende Behaͤlligung nicht ungleich zu vermerken ſich gefallen
llaſſen: alſo thun Dieſelbe Wir damit in GoOttes Gnadenſchutz zu friftender langmüris
ger guter Leibsgeſundheit , gluͤckſeliger und höchfigefeegneter Königlicher Regierung
und allem felbft s verlange: den Königlichen Wohlſtandt getrewlichen dero beharrli⸗
chen Koͤniglichen wohlgewogentlicher affection aber unß und unſer ganzes Hauß ganz
dienſtlichen e Geben in jan Beil denz Rn HERNE ben 30. b A —
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Churfürſtl. Sic ſches Schreiben an Herzog Eberharden zu u Wir,
tenberg, wegen der von Schweden geſuchten Garantie und der von der
5 e Pepi vorgenommener Berathſchlagung.
d. d. 16. Octobr. 16 57.
linke freundlich Dienſt und Was Wir Liebs und guts vermo⸗ .
gen zuvor ch Se bd hene Fuͤrſt/ freundlicher lieber Vetter und
SGevatte..
w. L. wirdt 5 Zweifel 1 75 den Ihrigen aus Franckſurth bericht aberkemmen 5
haben, was fuͤr ein unverhoffter Einwurff und uicht vermuthetes Hindernus
bey daſelbſt angeſtellter Wahl eines Roͤmiſchen Koͤnigs dannenhero eiutretten wollen,
daß Chur ⸗Maynzens Eden den Sibenden tag verſtrichenen Herbſts! Monats denen
alldort befindlichen Chur⸗ und Fuͤrſtlichen Geſandtſchafften des Koͤnigl. Schwedi⸗
ſchen Geſandtens Snolzky unterm dato den 5. Julij, alſo zwey Monat vorher einge
gebenes Memorial s darinnen er zu wiſſen und (wie die Formalis lauten) zu erkun⸗
digen begehrt, was bey dem weitaus ſebenden Werck (des Dengemarkiſchen Kriegs
wider Schweden) der Ehur⸗Fuͤrſten und Stände Gedanken ſeyn mochten, damit
er ſolches hinterbringen und ſeinem allergnaͤrigſten Koͤnig in einem und andern ſeine
menſur darnach machen koͤnte, fuͤrtragen laſſen Worauf die Churfuͤrſtl. Geſand⸗
ten ſich entſchuldigt, daß gleichwie Ihre Herrn Principaln von Chur-Moynzens L.
zu nichts anderm, dann behandlung obbeſagter Wahl alldorthin geladen, alſo auch
ihre Vollmachten einig und alleine auf ſolchen actum eingerichtet, ihnen daher nicht
anſtaͤndig oder von ihnen zu verantworten waͤrs fuͤr dißmahl einige 1 fuͤr⸗
zunehmen, dardurch das hohe Hauptwerck gehindert oder zurucke gelegt be erden moͤch⸗
te, welches von E. L. und etlicher anderer Fuͤeſten Geſandien ungleich und dahin
W worden, gleichſam gedachte man ihnen ihre lufee beh der deputa-
tion
1:33
3 0 Ba Beyla gen. N | 133
— —
tion abzuſtricken und ihre bey derſelben habende befuͤegnus gar nider zu tes „des⸗
halben auch allerhand harte und faſt weitausſehende Reden und Bezeugungen zu ver⸗
mercken geweſen ſeyn ſollen. Uns iſt diſer Mißverſtandt nicht wenig zu Gemuͤthe ge⸗
gangen, indeme inner und auſſer Reichs bekandt, wann ein Roͤmiſcher Kayſer diſe
vergaͤngliche Welt geſegnet und vorher kein Roͤmiſcher Koͤnig erwaͤhlt worden, mit
was harten geſcherfften Ordnungen nicht nur ein Churfuͤrſt zu Maintz umb eheſte zu⸗
ſamenberuffung der andern Churfuͤrſten, ſonden auch dieſelbe zu gewißer Erſcheinung
und unverzoͤgerter Sertftellung der Wahl eines Chriſtlichen Oberhaupts angefaſſet
und verbunden ſeye. Und diſes ohne Zweifel dannenhero, weil unſere Vorfahren
an einem theil fuͤr die hoͤchſte Ehre und Herrlich keit geachtet die Gewalt zu haben,
i daß Sie aus Ihrem Giblüeth und Teutzſcher Nation einen Herrn und Oberhaupt
uber ich frey und ungehindert wehlen moͤchten, deme alle Potentaten der Chriſten⸗
heit ſonderbare Ehrerbietung zu erweiſen und fuͤr den Monarchen zu halten nicht we⸗
gerten, zum theil wahrgenommen, daß etliche derſelben ſolche præeminenz der
Teutzſchen Nation mißgönneten und unvermerckt durch allerhand Weege, ſonderlich
bey bei gebenden Reichs 5 Vecantien mit Molierung der Stände Trennung der. Wahl
verzögerung und anderm diſe Herrlichkeit an ſich zubringen bemuͤhet waͤren; Weß
wegen dann die Eburfürſten des Reichs, da ihnen inhalts der guͤldenen Bulle von
Kayſer Carln dem vierdten auf Rath, Willen und Gutbefinden aller Reichs Staͤn
de von ſelbiger Zeit an einen Mömiſchen König zum Haupt der Cheiſtenheit zu wehlen
eingethan und übereiquet , ſolches fürgefchribner maſſen von undenklichen Jahren je
und je nach erheiſchung ihrer Pflichten treulich inachtgenommen, welches Wir gleich⸗
falls zu erſtatten in eigener Perſon dem ausgeſchriebenen Wahlhandel beyzuwohnen,
die Wa ul mit goͤttlichem Beyſtandt ohne Verzug ehiſtens ins Werck zu richten und
das Liebe Vaterland mit einem Chriſtlichen Oberhaupt verſehen zu helffen entſchloſſen
geweſen, wann Wir nicht Wiſſenſchafft erlangt, daß Chur: Mayntzens L. geſinnet
ſeyn ſollten die Berathſchlagung etlicher præparatorien (welches ohn, unſer perſoͤnlich
Beyſeyn zu effectuiren Wir wohl muͤglich und zu beſchleunigung des Haupt⸗
wercks nicht undienlich erachtet) vorher an handt zu nehmen, dannenhero unſere
Reyſe biß jetzo umb etwas anſtehen laffen , biß Wir nunmehr von E. L. und der an⸗
dern Fuͤrſten Geſandten Einrede zur hintanſetz “ und Verzögerung ſolchen hochwichti⸗
gen Wahlhandels, daß man nemlich eher andere zur Wahl nicht gehörige zweiffelhaff“
te Sochen fuͤrnehmen, dann die Wahl eines Oberhaupts befördern ſollte, Bricht
überfommen. U
Wir muͤſſen bekennen, daß uns dergleichen unbermuthetes und wider undenck
5 liches Herkommen lauffendes Beginnen nicht wenig zu Herzen ſteigen wuͤrde, wann
Wir Uns von Ewer L. nicht verſichert wuͤßten, Sie wuͤrden diſes niemals gut heiſſen
oder eh was zu hoͤchſtgefaͤrlicher Trennung der Staͤnde, zu beſchimpf⸗ und
(R) 3 nieder⸗
*
134 5 / ; Beylagen. a REN:
niederdruͤckung der Churfuͤrſten uralten Befürgaus , zu Verluſt der Teutzſchen Frey⸗
und Herrligkeit eines und andern Orts in der Stille angeſponnen und intentioniret
werden mag. Ewer L. iſt ohne unſer erinnern wol bekandt, daß dem bono commu-
ni & publico alle privat - ſachen billich außm Wege tretten ſollen, welches kein Volck
unter der Sonnen, deme das Heil ſeines Vaterlandes angelegen geweſen, jemahls
in Abrede zu ſtellen begehret hat. une 1075
Nun haben alle Reichs : Stände von viel hundert Jahren her dafür gehalten,
daß an ungehinderter Wahl eines Oberhaupts und Roͤmiſchen Kayſers nicht nur des
gantzen Reichs, ſondern, (wie der Churfuͤrſten Eydes⸗formul lautet) der Chris
ſtenheit univerfal und allgemeines Heil und Wohlfart gelegen und alſo nicht wohl
verantwortlich ſey diſes gemeinnuͤtzige Werck auf eine ſeitte zu werfen und eines oder
andern particular fache den Vorzug zu beſtreiten, des Vaterlands hoͤchſtnoͤthiges
Anligen auſſer Augen zu ſtellen und frembde Händel, die zum theil Verzug leyden,
zum theil durch andere Mittel geſchlichtet werden moͤgen, fuͤr die Hand zu nehmen.
Dann, was das Schwediſche Memorial oder des Geſandten Erkundigung betrifft,
iſt die Sache theils durch Geſandſchafft, theils in Schrifften an beyde Vicarien des
Reichs gebracht, ingleichem ( fo viel uns wiſſend) an jeden Churfuͤrſten uͤberſchrieben.
Nun wollen Wir uns gleichwohl nicht verſehen, daß jemand denen Reichs⸗Vicarien
übel ausdeuten oder widerſprechen würde, wann Sie nach Erheiſchung ihres Ampts
gegen einem oder anderm Koͤnige in Antwort ſich auslaſſen, oder das Churfuͤrſtliche
Collegium dergleichen thun, entzwiſchen aber und eher die Koͤnigl. Erklerungen ein⸗
langen, diſes fortzuſtellen geſonnen, was Ihres Churfuͤrſtl. Ampts und von uns
dencklichen Jahren zueftendigen theuer verpflichtetes Gebuͤhrnus unverneinlich erfors
dert; Were jedoch allenfalls zuvernehmen, weſſen einer oder ander Koͤnig gegen den
Reichs ⸗ Vicarien oder fonften ſich bezeigen möchte, darnach man alsdann die Confi-
lia zue richten, die Wahl aber entzwifchen zu des lieben Vaterlands hoͤchſter Ges
ſahr nicht hindern doͤrffte. .
a Wir vernehmen auch, daß Chur⸗Meintzens L. auf Vergleich der Franzoͤſiſchen
und Spaniſchen Händel Gedancken führen mag, Ewerer L. aber und maͤnniglich if
bewuſt, mit was hoͤchſter Bemuͤhung, Enfer und groſſen Aufwendungen die Baͤbſte
zu Rom ſich hierinnen zwiſchen ihren Keligionsverwandten bemuͤhet, aber ſo wenig
als die Venetianer und Hollaͤnder die gantze geraume Zeit uͤber ausgerichtet, Dan⸗
nenhero und daß die Deputirten von ungleicher Religion das Werck in einem Haſt und
lauterer Geſchwindigkeit erheben moͤchten, bey Uns ſchlechte Hoffnung iſt, werden
es doch alsdann zu verſuchen nicht hindern. Daß aber die Churfuͤrſten ſchuldig ſeyn
ſollten biß dahin mit der Wahl zuruͤcke zu halten und das Liebe Vaterlandt ohne ein
Chriſtliches Oberhaupt zu jedermaͤnnigliches Raub und Bemaͤchtigung unter Muß
x und
ne 5 Beylagen. 135
und ſeuffzen zu ſtellen, will denen Churfuͤrſten des Reichs die ſchwere theuere Pflicht
und Liebe des Vaterlands keineswegs verſtatten oder nachlaſſen. 5
Diſe und andere conſiderationes haben Uns angemahnet, Ewerer L. ſolches in
freundverterlicher Wohlmeynung zu eroͤfnen und zugleich anzuſuchen, Sie wollten die
Sache nochmals reifflich erwegen und wie derſelben und anderen Fuͤrſten und Staͤn⸗
den in ihren luffregiis von einem einigen Churfürften unter der vom Roͤmiſchen Kay⸗
ſer nunmehr glorwuͤrdigſter Gedaͤchtnus mit Rath und Willen der Reichsſtaͤnde auf⸗
getragener Commiſſion oder deputation die geringſte Hinderung oder Widerſpruch
nicht geſchehen, ſich zuruck erinnern; alſo die Churfuͤrſten bey den Rechten, ſo ſte
von undencklichen Jahren auf aller Reichs Staͤnde Gutachten und Einwilligung uͤber⸗
kommen, ruhig verbleiben laſſen, keineswegs aber, daß Sie hierinnen von einem
oder anderm gekraͤnket werden ſollten, ferner nachſehen, diſes erheiſchet des lieben
Vaterlands hoͤchſte Nothwendigkeit, erhaͤlt unter den Staͤnden erſprießliches Ver⸗
trauen, unterbricht allerhand widrige molitiones, Und Wir verbleiben Ewer L. zu
angenehmen freundvetterlichen Dienſtbezeugungen ſtets willſamb. Datum Dreßden am
16. Octobris Anno 1657, ‚ RR
Von Gottes Gnaden Johann Georg der ander, Serzog zu Sachſen. ꝛc.
5 et Dienſtwilliger Vetter und Gevatter
Johann Georg Churfuͤrſt.
Abraham von Sebottendorff.
Chriſtoph Seidel.
1 N Num. 55.
Schreiben Herzog Eberhards an unterſchiedene Fuͤrſten wegen Er;
haltung der Ruhe in e Reich auf obig Chur⸗Saͤchſ. Schreiben.
f d. 30. Octobr. 1657. 5
w. Eden würd auſſer Zweifel in noch unentfallenem Angedencken hafften, wohin
man ſich bey dem annoch fuͤrwaͤhrenden ordinari Reichs⸗deputations- Convent
zu Franckfurt am Mayn, alß von dem Churfuͤrſtl. Maynziſchen hochloͤbl. Reichs⸗
Directorio die quæſtion, ob ſoſcher Conventus noch ferner zu continuiern oder zu
diſſolviern ſeyn möchte? in dem Collegio Deputatorum formblich Proponiert und
darüber reiflich berathſchlagt worden, nicht nur an ſeiten des Fuͤrſten⸗ Raths Col-
. Jegii den 35. Junij jüngfthin, ſondern auch bey der hernach den Br. ejusdem ange⸗
ſtellten und gehaltenen re- und correlation Churfuͤrſtl. theils und alſo unanimiter
verglichen haben, nemblichen daß diſer ordinari Reichs; a |
ver
4
„% Beyla gin
ferner continuiert und mit Eroͤrterung deren dahin verwieſenen materjen, worunter
auch der punctus communis Imperü Securitatis ohnwiderſprechlichen mitbegriffen iſt,
nach beſter muͤglichkeit fuͤrgefahren werden ſollte. Aus dem fundament diſes jetzt⸗
angeführten, als eines allgemeinen Reichs concluſi nun hat zwar obhochermeldtes
Chur Maynz. Reichs⸗Directorium den 25. Sept. dem geſamten Coſlegio -Depu-
tatorum des Koͤnigl. Schwediſchen Vor⸗Pommeriſchen Geſandten von Fchnoilsky
wegen der Kron Dennemark wider die Cron Schweden angefangenen Kriegs lab
dato 8. Julij vorher uͤbergebenes Memorial als eine obangeregte Reichs ⸗ſecuritæt
angehende wichtige materiam zu nothwendiger deliberierung proponieren zu laſſen
ſich entſchloſſen: Es iſt aber ſolche wohl angeſtellt und angeſehen geweſene conſulta-
rion vermöͤg einer uns von unſerm bey ſolchem convent. annoch lubſiſtierenden Abge⸗
ſandten hierinn zugelangten unterthaͤnigſten relations indeme nicht allein das Loͤbliche
Fuͤrſten Raths Directorium umb ein und anderer darwider beſchehener Einwendun⸗
gen willen ſich von ſolcher deliberation abſentiert, ſondern weilen man auch an ſeiten
der übrigen Churfuͤrſtl. Abgeſandten ſich cum defedtu mandati und daß ſie allein auf
\
das Wahl ; negotium inftruiert wären entſchuldiget, ganz unfruchtbar abgeloffen,
kein concluſum gemacht und allein von den Fuͤrſtl. Geſandtſchafften dem Churfürftt,
Maynziſchen Diredtorio glimpflich zu Gemuͤth gefuühret worden, wie Ihnen in Ans
erinnerung oballegierten pro continuatione hujus conventus per majora gemachten con-
cluſi diſe Begegnus um fo viel mehr ohnvermuthet vorkomme, indem auf ſolche
weiſe der Depurationg - Convent in effectu gleichſamb aufgehoben würde, wann du⸗
rante electionis tempore bey der Reichs ⸗deputation von einigen zu ſolcher behoͤrigen
Sachen nicht mehr ſollte confultiert und geredt werden mögen, welches aber um
des Roͤmiſchen Reichs dermaligen Zuſtandes und bekandter gefährlichen conſunctoren
willen von nicht geringem nachgedenken waͤre und was etwa ſonſten bey ſolcher Zu⸗
ſamenkunfft einer und der andere von den Evangeliſchen Fuͤrſtl. Geſandſchafften in
particulari wohlmeynend, doch nur diſcurlive hierumben weiter repreſemiert haben mag.
Wiewohlen Wir uns nun nach deſſen allen fuͤrgehung keine andere Gedanken
bißhero gemachet, als daß man an feiten des geſambten hochloͤbl. Churfuͤrſtl Colle-
gil ſolche der Fuͤrſtl. Geſandſchafften beſchehene nothwendige und beſtgemeinte Erins
nerung wohl aufnehmen und etwa je ſeithero mit denenſelben, wie denen von beeden
auswertigen Cronen klagenden hoch importierlichen Beſchwerden zu rechter feſtſtel⸗
lung des ganzen heyl. Roͤm. Reichs im Nachbleibungsfall perielitierender ſecuritæt
zu remedieren und abzuhelffen ſeyn möchte bevorab bey annoch nicht wuͤrklich an Hand
genommenem Wahl- negotio vertraͤwliche Unterredung zu pflegen belieben werde:
So muͤſſen Wir jedoch aus des Herrn Churfuͤrſten zu Sachſen den de dato Dreß⸗
den den 16. inſtehenden Monats Octobris an Uns hierüber abgelaffenem in copiis bey⸗
geſchloſſenem außfuͤhrlichem Schreiben ohnvermuthet wahrnehmen, daß der depu-
tierten
—
57
tzerten Fuͤrſten und Staͤnde diß Orts fuͤhrende gute und aufrichtige intention nicht
allerdings, wie fie im Grund bewandt iſt, aufgenommen, ſondern gleichſam darvor
angeſehen und gehalten werden wolle, ob waͤre man ihrer ſeits gemeynt mit Eins
ſtrewung ein und anderer frembder und zweifelhafter Sachen das hoͤchſtnoͤthige Wahl⸗
negotium zu differieren und auffzuhalten. i e Amwilsche: >
Dieweil Wir dann vermuthen, daß hochbeſagts Herrn Churfuͤrſten Lden eine
gleichmaͤſſige Ahndung an mitdepucierte Fuͤrſten und Stände werden haben abgehen
laſſen und ſelbige gleichwohlen alſo bewandt iſt, daß Wir nicht befinden, wie man
fie (angeſehen an ſolcher Beſchuldigung fo wohl dem Chur⸗Mahynziſchen Reichs⸗
Directorio ſelbſt, als auch oͤffters ernannten Reichsdeputatis und deren Geſandt⸗
ſchafſten, als die vnſers ermeſſens diß Orts allein ihre Vigilanz fuͤr die allgemeine
Reichs⸗Ruhe erwieſen und die ohnehin fonft bißher ohnnuͤtzlich hingefloſſene Zeit
durch dergleichen noͤthiger confultationen Anſtellung wohl und nutzlich anzulegen,
keines wegs aber das Wahlwerck, fo doch biß dato keinen Anfang genommen, zu
verhindern begehrt haben, ohnguͤtlich und zuviel geſchicht) ohne glimpfliche Gegen⸗
remonſtration und Entſchuldigung werde laſſen koͤnnen, ſo haben Wir dannenhero
eine ohnumbgaͤngliche Rotturfft zu ſeyn befunden mit Ew. eden aus einer ſolchen,
wie geſambte Kürften und Stände des Reichs insgemein, alſo die jetzmalige Reiches
Deputation inſonderheit angehenden gemeinen Sache in hergebrachtem Vertrawen jn
communiciren und umb ohnbeſchwehrte Eroͤffnung Dero hochvernünfftiger Ge⸗
muͤthsmeinung, was bey diſem Schreiben zu thuen und weſſen man ſich hi erunter zu be⸗
zeugen haben möchte, freund vetterlich zu bitten. An onſerm Orth bezeugen Wir
mit GOtt, daß uns nichts erwuͤnſchteres auff diſer Welt zu erleben würd vorkom⸗
men konnen, als das Heyl. Röm. Reich aus ſeinem jetzmaligen viduierten Stand
gaͤldiſt wieder erhoben und mit einem Chriſtlichen fridfertigen Oberhaupt be gnadigt
zu ſehen. Ob man aber immittels und bis man zu ſolcher Wahl: Handlung (welche
die göttliche Allmacht von oben herab mildiglich benedeyen wolle) wuͤrcklich ſchreiten
wuͤrdt, zumahl bey einem ohnedem angeſtellten Con ventu publico und denen dem
Reich je mehr und mehr anflammenden gefaͤhrlichen newen Kriegs wotibus he
ftilie figen und nicht vielmehr in Beherzigung deren einem jeden Chur: Fürften und
Stand obligenden ſchweren Reichspflicht de lalute & tranquillitate patriæ in zeiten
reifflich deliberieren, auf heylſame Abwendungs⸗Mittel und der Stände Jurium
conſer vation zugleich und mit geſamter Hand ſorgfaͤltig gedencken folfe, ſolches geben
Ew. Eden, als die ſich bißhero die Jura Principum & Statuum und die davon de-
pendierende allgemeine Reichs Wohlfart zu hohem Dero Nachruhm jederzeit eyferig
angelegen ſeyn laſſen, Wir anbey zu hochvernuͤnfftigem Nachgedenken anheim und
bleiben in verlangentlicher Erwartung Deroſelben fuͤrderſam⸗ antwortlicher Erklaͤ⸗
IX. Theil. er (S) 8
Beylagen.
N
138 Beglagen.
— V Ta TE ET TEE
rung, Em. Lden zu allen immer möglichen angenehmen Dienften jederzeit ganz ges
fliſſen und bereitwilligſt. Stuttgard den 30. Octobr. 1657. Wat.
FFC geile)
Wuͤrtemb. Antwort: Schreiben an Ehur⸗Sachſen wegen deſſen fo
genannten Andungs⸗ Schreiben der Schwediſchen Garantie und lecuritatis
publica halber. d. d. 31. Dec. 1657. |
Wo Ewer Eden über die bey annoch ungeendigter Ordinari-Reichs⸗deputation
zu Franckfurt am Mayn von dem Hochloͤbl. Chur: Maynz. Reichs Directo-
rio, deten darzu verordneten Chur: Fürften und Ständen anweſenden Geſandten
den 7 deß nechſtabgewichenen Monats Septembris beſchehene Fuͤrtragung des RE
nigl. Schwediſchen Vorpommeriſchen Geſandtens Snoilsky noch unter dato g. Julij
an die geſambte Reichs deputation eingebrachten Memorials und dabey beſchehenen
Perlauffs de dato Dreßden den 16. Octobris jüͤngſthin an uns ſchrifftlich und aus:
fuͤhrlichen gelangen zu laſſen freundtlich beliebet, das haben Wir den 28. ejusdem
zu Recht erhalten und den Inhalt dahin fuͤrnaͤmblich eingerichtet und zihlend vernom⸗
men, welchergeſtalten Ew. Eden die von des Herrn Churfuͤrſtens zu Maynz Eden ges
ſaſte Entſchlieſſung mit Fürftellung angeregten Memorials für einen unverhofften
Einwueff und nicht vermuthete Hindernus dern daſelbſt angeſtellten Wahl ze. ꝛc.
Run hätten an Ew. Lden Wir unſere Antwort zwar gern ehender ausſtellen wollen,
wann Wir nicht ſolches Werk von ſolcher importanz und Wichtigkeit, zuemalen
nicht nur uns, ſondern auch die geſambte mit vnß Deputirte, bevorab Evangeliſche
Fuͤrſten und Stände concernirend und alſo mit ſelbigen darauß forderiſt com nun
cation zu pflegen, auch unſern des Orts habenden Rath und Geſandten daruͤbet zue 8
vernemmen noͤthig zu ſeyn befunden haͤtten. Wann dann immittelſt einiger vnſerer
Mitdeputierten Fuͤrſten und Stände hierunter zugehender hoch vernuͤnfftiger Gedan⸗
cken Eröffnung „ wie auch gemeldten unſers des Orts noch habenden Geſandtens noch⸗
maliger der Sachen aigentlichen Verlaufs und Beſchaffenheit underthaͤnigſten Bes
richt ung uͤberkommen: So haben Wir nicht laͤnger anſtehen wollen, Ew. Lden auf
Dero Eingangs erwaͤhntes an uns abgelaſſenes Erinnerungs = Schreiben hiemit auch
erheiſchender der Sachen Notturfft nach was ausfuͤhrlichers zue antworten. Und
gleichwie Wir Deroſelben allervorderiſt für Igre zue beſtändiger Wohlfart des
Roͤm. Reichs Unſers geliebten Vaterkands und Befoͤrberung der Wahl eines newen
Moͤm. Koͤuigs und Kayſers fo beharrlich bezeugende treweyfrige hoͤchſtruͤhmliche
Sorgfalt, auch uns beſchehene freundvetterlicheEroͤffnung hohen Dank ſagen und das
bey dieſelbe verſichern, daß Wir unſers theils ebenmaͤſſig nichts mehrers und hoͤhers
von Gott wuͤnſchen und verlangen, als unſer geliebtes Vatterland Teutſcher Nation
und
.
Beylagen. 139
und mit demſelben die ganze werthe Chriſtenheit hinwiederum mit einem anderwerti⸗
gen Chriſtlichen und fridfertigen Oberhaupt bey diſen von Tag zu Tag ſich je laͤnger,
je gefährlicher anlaſſenden conjancturen, ja theils ſchon in des Reichs Graͤnzen und
Landen neu aufgehenden Kriegs wotibus providiert und beſeeliget zu ſehen, inmaſſen
Ew. Eden Wir ſchon in einigen unſern an Dieſelbe unter dato den 29. Aprilis diſes
nun zu Ende eylenden Jahres abgangenen Schreiben in mehrerm zu erkennen gege⸗
ben und angeſucht haben: Alſo muͤſſen Wir bekennen, daß uns ſolches vorgelauffene, und
daß unſer auch anderer unſerer Mit Deputirten Fuͤrſten und Staͤnde Geſandten bey Ew.
eden in ſo ungleichen Verdacht gebracht worden ſeyn ſollen, ob haͤtten dieſelbe durch
einſtrewung fremder privat und zweifelhaffter und zumahlen gar nicht zu der Wahl
behoͤrigen Sachen dem hochwichtigen und nothwendigen Wahlwerk Behindernus
und Aufhalt zuzueziehen intendieret und unternommen, nicht wenig zu Gemuͤthe ge⸗
gangen und befremdlichen vorgekommen ſeye. Wiewohl Wir nun unſerstheils, was
bißhero die Wahl verzögert und aufgehalten haben moͤchte, jetzt nicht zu examiniren,
noch derenthalben mit Ew. Eden in einige conteſtation uns einzulaſſen begehren, So
wird jedoch Ew. Eden ſonder Zweifel von Dero zu Frankfurt habenden Geſandten
auch ausfuͤerlich referirt worden und daraus deroſelben noch wohl erinnerlichen ſeyn
mögen, welchergeſtalt bald nach dem hochlaydigen Todtfall der Roͤm. Kayſerl. May.
nun glorwuͤrdigſter Meldung und zwar nach beraits von des Herrn Churfuͤrſten zue
Mainz Lden ausgeſchriebenen Wahltag de continuando vel diſſolvendo Conventu
ordinarie Imperii Deputationis von denen darzu allerſeits verordneten und anweſen⸗
den Geſandten den 28. und kr. junij in beeden fo Chur ⸗ als Fuͤrſtl. Collegiis reſpecti-
ve deliberiert, re und correferirt in reiffer Exwegung des Roͤm. Reichs gegenwer⸗
tigen Zueſtandts, auch ſich hine inde erzeigenden fo gefaͤhriichen conjuncturen pro
continuatione des Deputationg s Conventg geſchloſſen und dafür gehalten worden
fene , non fore è Republica in hoc Interregno ſolchen Convent für jetzmal zu diſlol-
viren und von einander gehen zu laſſen, ne quodammodo Rempublicam dereliquiſſe
videremur. Nachdeme dann nun hoͤchſtgedachten Herrn Churfürftens zu Maing
eden alß das Reichs⸗Directorium zue folge ſolchen einmuͤethigen conclufi zue fürs
nem⸗ und deliberierung des Schwediſch⸗VorPommeriſchen Geſandten Snoilsky an
die Deputation eingebrachten die geſuechte garantie wegen des Koͤnigl. Dennemaͤrcki⸗
ſchen in das Herzogthum Bremen beſchehenen Einfalls betreffenden Memorials und
alſo zu Entſchlieſſung einer ſolchen materi den geſambten Reichs⸗deputierten anſagen
laſſen / welches E. L. vermoͤg einigen Deroſelben unter dato 28. Julij an des hochge⸗
bohrnen Fuͤrſtens unſers freundlichen lieben Vetters und Gevatters, Herrn Wil⸗
helmben, Hertzogen zu Sachſen ꝛc. Lden abgegebenen Antwortſchreibens ſelbſten für
die Deputation zu Franckſurt mit behoͤrig zu ſeyn und daß dig Orts dem Wercke und
wie demſelben zu Erhaltung des 9 125 zubegeguen, reifflich nachgeſonnen
f N 1 2 wer⸗
ER
140 a 4 Beylagen.
werden koͤnnte, ebenmaͤſſig hochvernünfftig erachtet; Als hat ſich ergeben, daß auf
beſchehene ſolche des Chur Maynziſchen Reichs ⸗Directorii Anſag und Convocation
nit allein der Oeſterreich. Principal-Geſandter Volmar, welcher im Fuͤrſten⸗ Rath
das Directorium fuͤehret, dem üblichen Reichs ⸗Styla entgegen nicht erſchienen, ſon⸗
dern allein durch feinen adjunctum daß er bey nun erſchienener Wahlzeit auff den De.
putationgs Convent und ſonderlichen auf die proponirte materi nicht inſtruirt were,
auch daß einige der Churfuͤrſtl. Geſandtſchafften ſich gleichmaͤſſig daruber nicht her⸗
auslaſſen wurden, denen verſambleten Fuͤrſtlichen anzeigen und damit ſeines theils
des Fuͤrſten Raths Collegii vorgeweſene deliberation gar abſagen laſſen, fondern .
auch gleichbalden darauff das Chur⸗Maynziſche Directorium durch D. Mehlen no⸗
mine des Churfuͤrſtl. Collegii vorgetragen, wie daß man Churfuͤrſtl. Geſandten
ſeits ſich nun zu nichts anders, als auf den Wahltag und deſſen behoͤrige negotia,
gar nicht aber weiters zue denen Depurarions » Conſultationen inſtruirt befinde und
dafuͤr halten wolle, daß nunmehr bey einlauffender Wahlzeit eines Roͤmiſchen Koͤ⸗
nigs und Chriſtlichen Oberhaupts der deputations- Convent und deſſen anbehörige
Conſultationes ſuſpendirt würden bleiben muͤeſſen. Wardurch dann Churfuͤrſtl ſeits
das hiebevor pro continuatione gemachtes einnuͤtiges Coneluſum in effecta eiuſeitig
zernichtiget und aufgefioffen , ja auch von ermeltem Chur Mayntziſchen Reihe; Di-
rectorio die von den Fuͤrſtlichen zueruckgegebene Antwort und Erklärung faſt nicht
wohl einmahl ad referendum angenommen werden wollen, dagegen aber (fo viel
Wir aus deren uns von unſerem des Orts habenden Geſandten uͤber der Sachen dan⸗
zuemahligen Verlauff erſtatteter und noch beſtaͤndig aſſerirenden gehorſambſten rela-
tion umbſtaͤndlich erſehen und vernehmen koͤnnen) in der Fuͤrſtlichen ſonderlich Evans
geliſchen, ſowohlen nomine derſelben Geſandter von den Sachſen Altenburgiſchen
ausgeſtellten Amwort und Gegen⸗Erklaͤrung, als auch in eines und des andern Ge⸗
ſandten hernach weiter gefolgten particular - Erinner- und Beſchwerungen hauptſaͤch⸗
lichen nichts anders geſuechet und begehret worden, als daß man ſich auf mehrange⸗
regtes den 38. und 1. Junij gemachtes beeder Collegiorum concluſum beziehend die
eontinuatiom des Deputation Convenis und vornemmung deren darzue behoͤrigen
hoͤchſtnoͤthigen in den punctum fecuritaris ſonderlich einlauffenden materien intendi-
ret und daß keines Weegs einem Collegio alleinig die caſſier - und Zernichtigung der⸗
gleichen gemeinſamer Collegial- Schluͤſſe vermoͤge des Reichsherkommen zueſtehen
wolle, remonſtriert. Worbey auch ermelte der Evangeliſchen Fuͤrſtlichen Deputir
ten Abgeſandte ferners wider ſolchen ganz ungewonlichen dem Fuͤrſten⸗Raths Colle,
gio höchſt præjudicierlichen nodum pracedendi ſich beſchweret und noch mehrers
angefuͤhret, wie ihren Hohen Herrn Priacipan ſolche Begeguns ganz unvermuthet
fuͤrkommen uad ſehr tieff zue Gemuͤethe gehen würde, daß bey ſo hoͤchſtgefaͤhrlich ſich
erzaigenden conjuncturen und theils ſchon auch in des Roͤm. Reichs W
a 2162 raͤn⸗
·
x Beylagen. 5 tat
Graͤnzen wuͤrcklich empor gehenden Kriegsfeur bey der noch verſambelten ohne dem
vorbaͤmlich zu dergleichen Sachen zeitlicher Berathung vermittelt allgemeiner Reichs;
faßungen angeordneter Reichs⸗ eputa tion nicht gebührend deliberiert und wie ſolches
Feur hinwiederumb in Zeiten zue daͤmpſen, auch das Röm. Reich für fernerm Ein,
Fruch zu sonlerviren fein möchte allerſchleunigſt auf zulängliche Mittel und Weege
bedacht und ſoſche ergriffen werden ſollten. Woraus dann clärlich erhellet, daß
weder von dem unferigen, noch einigem andern der Fuͤrſtl. Geſandten hiemit die hoch⸗
nothwendige Wahl eines Roͤm. Königs und Chriſtlichen Oberhaupts zu verhindern
und zuruck zu flellen in einigen Weeg nicht begehret und intendiert, wohl aber dafür
gehalten worden, daß eins neben dem andern wohl wuͤrde ſtehen und bleiben, auch
ben denen ohne dem der Zeit annoch ganzlich rr enden Wahlsgeſchaͤfften und gon⸗
Gltseiongn immiitte ſt gar wohl und nutzlich mit fürnemmung dergleichen zu der De-
putation behoͤrigen enden und nicht wohl einige Verzögerung und Auf⸗
ſenthalt leydender Sachen und mater ien und deren verſuchender rernedirung fuͤrgegan⸗
gen werden konnen. Stellen alſo bey ſolchem der Sachen verlauff und Beſchaffen⸗
heit Ewer Eden hochvernuͤufſtig⸗ und jedermaͤnniglichen ohnpallionjerten Judicatur
Wit anheim, ob uns und den unſerigen, die in E. L. abgebenem Schreiben enthal⸗
tene ſo ſchwere zuelagen von vorhabender verhinder⸗ und Verzoͤgerung der Wahl in
der Truck und Kraͤnkung der Chur Fuͤeſtlichen Ühralten Beſuͤegnus und was der»
gleichen mehr mit einiger Befuegſame beygemeſſen werden moͤgen, in mehrerer Be⸗
kachtung, daß auch bey Lebzeiten eines Rom. Kayſers, wann einige gefährliche
Keiegs zumuten im Reich ſich ereignen wollen, einem zeitlichen Chur, Fürſten von
5 2
Maintz (wie E. . vorhin ſelbſten wohlbewuſt odgelegeu und zue zelaſſen nach be;
1
findung der Sachen Wichtig⸗und gefährlicher Beſchaffenheit eine Reichs- deputation
von ſelbſten auszuſchreiben und die datzue behoͤrige Chur Fuͤrſten und Staͤnde zu con
voten, damit vermittelſt deren in Zeiten denen ſich ereignenden Kriegs ı troublen
und Gefaͤhrlichkeiten Rath geſchaffet und das Rom. Reich in ſeinem Fridt⸗ und Rus
heſtandt erhalten wer den möge..
So ſeindt Wir auch unſers theils der beſtaͤndigen und zuberſichtlichen nicht ſo
irrigen Meynung daß Jemortup Imperatore & ita vacante Imperio tempore Inter-
regni das Röm. Reich in fuo corpore datumb feiner zue vorgehabten Rechten und
Gerechtigkeiten in ſo weit nicht verringert und deren Uebung und Gebrauch fufpen-
diert, noch auch der Fuͤrſten und Stände habende Jura & luffragia in conſervanda
tranquillitate & lecuritate linperii publica ſchlaffen und gleich ſam auf ſich beruehen ,
hingegen aber dieſelbige einem hochloͤbl. Churfügftl. Collegic einig und allein zuger
wachſen fein. ſollen, ſondern daß vielmehr bey des H. Röm. Reichs erheiſchender ho⸗
her Notturfft wegen deren antringenden groſſen Kriegs: Gefaͤhrlichkeiten und hin und
wieder ſich erzeigenden fo hoͤchſtgefaͤhrlichen sonjuncturen (wie es leyder de præſenti
et Sn (S973 AN mehr
142 1 | Beylagen. |
mehr als guet am Tag) zu Abwendung alles beſorgenden Unheils, Schaden und
Nachtheils, wie eine Deputation von newem auszuſchreiben und zu convociten gantz
zuelaͤſſig und unverbotten, welches zuemalen wegen Fürnemmung der Wahl eines
Röm. Königs oder Kayſets in der güfdenen Bull enthaltenen difpolition und deren
gefunden Verſtand gar nicht entgegen und abbruͤchig, alſo auch umb fo viel mehr die
ohne das ſchon verſamblete und zwar tem pore Interregni zue continuieren geſchloſſe⸗
ne Reichs Deputation beyzubehalten, zue conitinuieren und deren concurrenz und
fubuftenz dem ousgeſchriebenen Wahl⸗convent, ſonderlich bey bißherigen faſt al⸗
lerdings gerueheten Churfuͤrſtl. Collegial - Wahl⸗Deliberstionen (Sintemahln denen
hochloͤbl. Herrn Churfürften in ihren deßwegen zugehenden ſuribus und preeminentien
weder von uns, noch einigen unſern mit ; deputierten Fuͤrſten und Ständen einigen
Eintrag oder Hindernus zu thun im geringſten nicht geſuechet wird) nicht hinderlich,
noch nachtheilig ſeyn, ſondern mit und neben einander als ratione objecti deliberatio!
num ganz unterſchieden und einander nicht entgegen, wohl beſtehen ſollen, koͤnnen
und mögen. Dann, wann es mit angezogener Reichs⸗ Satzung der guldinen Bull
einen ſolchen harten Verſtand haben ſollte, daß teinpore luterregni und bey bereits
ausgeſchriebner Wahl, auch erſchienenen deren Zeit, gleichwohl ſich darbey verzoͤges
renden wuͤrklichen Fuͤrgang der Wahl anderwertigen Roͤmiſchen Kayſers immittelſt
aber ſich veranlaſſenden hoͤchſtgefaͤhrlichen Zueſtand des Roͤm. Reichs einig anderer
Reichs s convent, ſonderlich aber die orainari Reichs ⸗ Deputation nicht ſeyn noch
beſtehen, noch vor beſchehener wuͤrklicher Wahl inmittelſt, wie denen eraigenden dem
Roͤm. Reich oder einem und andern deſſen getrewen Ständen antringenden Gefaͤhr⸗
ligkeiten, ja auch ſchon wuͤrklich empor gehenden Kriegs troublen und invaſionen
in Zeiten zu ſteuren, ſolche zu verhuͤeten und abzuwenden, fonderlichen convenienti
modo bey einem ohnedem ſchon verſambleten ordinari » Reichs deputations - Con-
vent nicht ſollte nachgedacht werden und darbey auch Fuͤrſten und Staͤnde mit zu
concurriren und der allgemeinen, mithin auch Erhaltung Ihrer eigenen fecurirzt 5
Ruhe ⸗ und Fridensſtands zue invigiliren und beyraͤthig zu erſcheinen, ſondern nur
bloß hinmit zuzuſehen und zu erwarten haben ſollten, es moͤge gleich immittelſt in dem
Reich oder einem oder dem andern von Ihnen ergehen, wie da wolle: So wuͤrde es
gewißlichen ein betruͤbtes Ausſehen und gefaͤhrlichen Stand, ſo umb das ganze Reich,
ſonderlich aber Fuͤrſten und Stände gewinnen und verurſachen, auch faluti populis
als ſupremæ legi ganz entgegen lauffen und dahero die intention der legislatorum nicht
erreicht werden mögen. Inmaſſen dann ſowohlen des Herrn Churfuͤrſten zu Mainz ꝛc.
Eden, als auch einige andere dero Herrn Mit: Churfürften in Erwegung deſſen allen
und gleichmaͤſſiger Anerinnerung dero obhabenden Churfuͤrſtlichen ſchweren Amts⸗
Pflichten, auch dilpoſition der ſo alten, als newen fundamental Reichsſatzungen
tempore Intesregni und nach bereits ausgeſchriebenem Wahltag zu continuation und
bey⸗
beybehaltung der Reichs » deputation ganz enfferig eingerathen und angemahnet, auch
ſeithero nach bereits purificiertem Wahl ⸗ termin theils Ihre Geſandſchafften von
newem wieder pro continuatione con ſuſtationum zu oͤfſters ermelter Reichsdeputa-
tion gehörig inftruiert und befelcht haben. e
Was ſonſten E. Lden von einigen Mitteln, durch welche dergleichen Schwuͤrig⸗
und Gefaͤhrlichkeiten ſollten vermittelt werden koͤnnen, anregung thuen, laſſen Wir
ſolche dahin geſtellet ſeyn und wuͤnſchen von Herzen, daß E. L. vermittelſt von dero
hohen Churfuͤrſtl. Ambt und führenden Reichs Verweeſung dependirender hoher au-
thoritæt dergleichen Beſchwerligkeiten in Zeiten alſo vorkommen und dahin unters.
bawen mogen, damit derenthalben nicht mehrere beſorgliche Weiterungen im Roͤm.
Reich fuͤrbrechen, begehren auch unſers theils weder E. L. noch dem Hochloͤbl. Chur⸗
fuͤrſtl. Collegio ungleich aufzunehmen und zu widerſprechen, was Dieſelbe nach Er,
haiſchung Dero hohen Amts auf die von einigen deren im Krieg mit einander verfan⸗
genen Koͤnigen an Sie gebrachte Sachen zue antworten und zu verfuͤegen fuͤr guet
und noͤthig finden wollen; Getroͤſten uns aber hingegen, daß E. L. uns und andern
unfern Mit⸗deputirten Fuͤrſten und Ständen ebenmaͤſſig nicht ungleich und zue eis
nem unzeitig fuͤreylenden Fuͤrbruch aufzunehmen und auszuedeuten gemeint ſeyn wer⸗
den, daß Wir gleichwohl bey denenjenigen in den punctum der gemeinen lecuritæt
einrinnenden und von einiger Auslaͤndiſcher Cron an das geſamte Reichs⸗Deputa-
tions- Corpus zu begehrender remedir- und Vermittlung angebrachten und noch des
tages ſtarck mit ſehr nachdencklichem Anhang urgievenden ſachen und Clagden nicht
auch billich zue ſprechen, unſers darbey mit zukommenden Juris fuffragii mit zugebrau⸗
chen und umb ſolcher Sachen und Beſchwerungen remedirung umb ſo viel mehr ſorg⸗
fältiger zu fein Vhrſach haben muͤeſſen, alß mehr bey deren gaͤnzlicher deren gering⸗
ſchaͤtziger Zuruckſtellung und unterbleibender Vermittlung augenſcheinliche hohe und
groſſe Gefahr zu Anſtoſſ des Fridens und Ruheſtands im Reich zue beſorgen, wollen
auch nicht verhoffen, daß weder E L. noch andere die Gedancken von uns faſſen wer⸗
den, als ob Wir uns nur felber die beſorgende Gefahr fo groß und nahe zu fein fürs
ſtellen thaͤten, ſintemahlen mit uns auch viel andere Chur s Fürften und Stände in
ſolcher nicht unzeitiger Sorge begriffen, auch die fo ältere, als newere hiftorien und
Exempel bezeugen, da auswertiger Cronen und hoher Potentaren bey dem Reich ange⸗
brachten Clagden und Beſchwehrnuſſen kein Gehoͤr gegeben und deren Vermittlung
in zeiten nicht verſuechet worden, daß es dem Roͤm. Reiche ſchlechte Auffnahm und
Nutzen, wohl aber allerhand Ungelegenheiten, Krieg, Abbruch und Unheil verur⸗
ſachet habe, auch wann einmal dergleichen ſachen zu den extremitæten ausgebrochen,
alsdann deren remecir - und Entſchuͤttung viel ſchwerer und muͤhſamer hinwieder⸗
umb zu erhalten geweſen ſey.] N |
144 Beylagen. =
Snoilsky an die Reichs + Depuration anfangs angebrachte und nachgehends durch den
darauf erſt zu Frankfurt angekommenen Schwediſchen formal -Abgeſandten Bioren-
klow mehrers und ſehr weitlaͤufftig außgeführte Klagden und Beſchwerdten, fo frems
de particular - und zweifelhaffte Sachen, die auch theils noch wohl Verzug leyden
moͤgen, angeſehen und gehalten werden wollen, darbey muͤeſſen Wir unſers theils
nit wenig anſtehen, ſondern vielmehr darfür halten, daß gleichwie ſolche in dem Fri⸗
dens ⸗luſtrament nit fo gar ungegruͤndet, alſo auch lui natura fo befchaffen und von
ſolcher importsnz ſeyen, daß an denſelben die Erhaltung beftändigen Fridt und Rus
heſtandts im Roͤm. Reich mit hafften thue und gelegen fein wolle, alſo gar, daß, da
man nicht in zeiten darinn mit einmuͤthiger Zuſamentrett⸗ und reiff icher Berathung
auf deren Vermittlung bedacht ſeyn wuͤrde unſer geliebtes Vaterland Teutſcher Na tion
gar leichtlich des ſo thewr und Coſtbarlich erworbenen Fridens wieder verluſti t und f
in newe Kriegs-Untuhe eingeſtuͤrtzet werden koͤnne, auch beſerglichen d nne |
und Stände die alfo von folchen empor ſteigenden laydigen Kriegs flammen mit ergrife
fen, dadurch zu ſchaden und nachtheil gebracht werden muͤſſen. RER
Gtleichwie nun E. L. in Dere Schreiben freund vetterlichen conteſtiren, daß
man Churfuͤrſtl. theils, wie bishero, alſo auch fuͤraus Fuͤrſten und Ständen bey
der Deputation in ihren Juribus & ſuffragiis keine Hindernus und Beeintraͤchtigung
zue thuen gemeint ſeye; Alſo verhoffen Wir gaͤnzlich E. Eden werden aus gegenwer⸗
tiger unſerer Freundlichen, dienſt-vetterlichen vertrawlichen expectorirung zur Ge⸗
nuͤge eingenommen haben, daß Wir einem geſambten hochloͤbl. Churfuͤrſtl. Colſegio
in denen jenigen Rechten Wuͤrden und præeminentien, welche ſolches von undencklichen
Jahren auff aller Reichs⸗Staͤnde Guetachten und Einwilligung erlanget, erhalten und
hergebracht hat, einigen Eintrag, Behindernus und Bekraͤnckung zuethun und au⸗
zuefuͤegen gantz nicht gemeint, ſondern vilmehr auch unſers theils nach euſſerſten Craͤff⸗
ten zuebefoͤrdern und zwiſchen Chur: Fürften und Ständen guetes wohl erſprießliches
Vernehmen und Vertrawen zue pflanzen und zu erhalten, allen widrigen wol ionen
aber zueſtewren und dieſelbe unterbrechen zu helffen entſchloſſen bleiben und hingegen
nur dasjenige mit und neben andern unfern Mit⸗Deputirten Fuͤrſten und Ständen,
auch nicht unbillich ſuchen und verlangen thuen, was uns und denenſelben hierun⸗
ter von rechtswegen gleichfalls aignet und gebuͤhret und des Roͤm. Reichs gefaͤhrli⸗
cher Zuſtandt und die jetzmalige conjuncturen hoͤchſtnothwendig erfordern wollen. In⸗
maſſen dann Wir uns die ganze geſicherte Hoffnung machen, E. L. gleichfalls in noch⸗
maliger reiffer der Sachen Erwegung nicht allein auch ihres Orts deren ordinari-
Reichs: deputation und deren darzue ſoi natura behoͤrigen unverneinlichen in den pun=-
Aumleonritatis einlauffenden fo ſchwehrwichtigen ſachen ſchleunigſter Fürnehmung
und verſuchender remedir- und Vermittlung den ungehinderten Fuͤrgang und Lauf
ö Fe u
Götte Daß auch fonften die bon dem Schwedischen Vor Pommeriſchen Geſandern
0
10 1 Beyla gen. Ex 1 145
40 N döcbey mit höchſvermöglichſter dero authoritæt und v bochelfüchtel
conhliis zue coneurriren und zuecosperiten, auch zu dem Ende Dero Geſandtſchafft
| Uu Frankfurt, gleich von mehrertheils Dero andern Herrn Mit⸗Churfüͤrſten beraite
ch geſchehen , widerumb darzu zue befelchen, weniger nicht unß und andere unſe⸗
re te Mir» geparüte Fuͤrſten und Staͤnde, als getrewe Mitglieder des Reichs in um
ſern Juribus und laffragiis ſowohl bey jeg noch ungeendigter ordinari Reichs: de pu-
tation - als auch ſonſten einige Hindernus, Eintrag oder Widerſpruch nicht zuefügen
zue laſſen, noch dergleichen zue billichen, ſondern uns vielmehr darwider zue vera
digen und handhaben zu heiffen, zuegleich diſe unſere erheifchender Notturfft nach et:
was weitläuffig gefallene Antwort freund ⸗ vetterlich auffzuenemmen und zue vermer⸗
cken ſich gefallen laſſen und im uͤbrigen mit beharrlicher continujeung Ihres, wie
vor des allgemeinen Reichs, alſo auch inſonderheit des Eoangeliſchen Weſens Wohl⸗
fart hoͤchſtruͤhmlich ertwieſenen Eyfers und ſtets wach ſamer Sorgfalt Dero Nahmen
bey der Poſteritæt unſterblichen machen werden. Wir aber verbleigen dabenebenſt
Ew. Eden zu aller angenehmer Dienſterweiſung jederzeit ganz e und Re eil.
1 Stuettgarten den letzten Decembris ee l
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155 Se Runen u EYE) BEN „Nur 85343299 er er ne:
mo e Homma!⸗ Hd; 199% n. ge bis IM nig che 9 sr
Wirten. Schreiben an Heſſen⸗ Darmſtatt wegen der monirorum
e Ack en fſalutis communis und Jurium de er 1
f 15 8 92 d. d. 95 ‚April 1658. 9 Weils en
«8 Risk] 1 5 5 cell Iran 1907
Ag e Ufer freuiglien Dienst de Kan iken oe hie Dr
fi (2: lachs Wie! in — Zweifel ſtellen, JuEb e. eee deroſelben Far
I verwichener Zeit zu uns abgeſchickt geweſenem Rath, Licentiat Nicolaus Mors
tin Drachen nach ſeiner Zuruckkunfft in Unkerthaͤnigkei: umbſtaͤndlich referitt und voͤr⸗
getragen worden feyn, wohin Wir uns gegen demſelben auf das bey uns in publicis
und inſonderheit ſo viel die monita ad Capitulationem Cæſaream und den punctum fe:
eufirazis eöwrAuttis , wie nicht weniger die Jura Principum & Statuutn ins gemein be⸗
trifft krafft ſeiner von E. Lrobgehabten commiſſion mit ſonderbarer dexteriteet ab
gelegtes Anbringen bin wider mundlich vernehmen laſſen; Alſo moͤgen Wir auch E.
L. freundvetterlich nicht verhalten, daß deroſelben jeſeithero de dato Daeimbſtatt
den .. inſtehenden Monats Aprilis und alfo vermuthlich noch vor eingangs erwehn⸗
tes Deroſelben alhier gehabten Abgeſandtens Zuruckkunfft an uns weiter abgelaſſenes
wohlgemeyntes ſchreiben, worinn dieſelbe uns nicht allein dasjenige, was Sie in
diſen hohen Angelegenheiten an des Adminiflratoris zu Maadeburg ic Herrn Augu-
Ri Herzogen zu Sach ſen Liebden kurz verrucker Zeit geſchrieben und von Seiner Eden
IN . (T) hin⸗
146 | Beylagem
hinwi der zur Antwort erhalten, in hergebrachtem Vertrawen freund: briiderlich om,
municirt, ſondern ſich auch dabenebens bey deſſen auf nechſtbevorſtehendes H. Oſter⸗
feft an E. L. ordinari Hoflager zu Darmbſtatt perſoͤnlich erwartenden Herrn Thurfuͤr⸗
ſtens zu Sachſen L. ein und andere zu erreichung des verlangenden Zwecks erſprieß li⸗
che gute remonſtrationes anzulegen und beyzutragen freundlich erbotten haben, gleich⸗
falls und zwar geſtriges tages wohl zu handen kommen ſey. ang 1 1
Wie nun E. L. aus obberuͤhrter unſerer Dero Abgeſandten ertheilten mundlichen
Erklärung auch allen unſern bishero geführten confiliis und adtionibus im Werck ſelb⸗
ſten verſtanden und abgenommen haben werden, welchergeſtalten mit Ewer und ob⸗
hochgedachtes Herrn Adminiſtratoris zu Magdeburg Lden Wir hauptſaͤchlich in dem
ganz einig, daß es nemblich eben jetzo die rechte Zeit und zwar die hoͤchſte ohnab⸗
wendliche Notturfft ſey neben denen Juribus Princip um & Statuuny ecurtatem pu>li-
eam recht feſt zu ſtellen und die allſchon an die Graͤnzen des Reichs anſchlagende newe
Kriegswellen durch GOttes gnaͤdiges Beyſtandt und auffeichtiges Zuſamenſetzen
abzuhalten; Alſo beſtehen Wir auch annoch feſt und unbeweglich auf diſer gefaßten
Ent ſchlieſſung und unterlaſſen nicht durch unſern annoch zu Franckfurt bey der ordi-
nari Reichs- Deputation habenden Rath und Abgeſandten in unſerm Namen alles
dasjenige getreuw eyferig mit beytragen zu helffen, was nur immer zu erhebung di⸗
ſes hoch heylſamen intents zuelaͤnglich und ergiebig fuͤrkommen mag, ſagen auch da⸗
benebens E. L. vor die hierunter uns abermahl gethane vertraͤwliche communication
und deroſelben dardurch zu ihrem beſondern hohem Nachruhmb dem allgemeinen bevor⸗
ab Evangeliſchen Weſen zum beſten loͤblich erweiſenden ohnausgeſetzten Eyfer ganz
freundbruͤderlichen gebuͤhrenden Danckh und machen uns die feſtgeſicherte Hoffnung,
wann E. L. wie Wir dann Dieſelbe aus beſter wohlmeynung und ſonderbarer guter
confidenz darumben ganz angelegentlich und hoͤchſtfleiſſig gebetten haben wollen ih⸗
ren ruͤhmlich gefaßten Vorſatz zue eflectuiren und nach Dero Wohlvermuͤgnus hoͤchſt⸗
gedachten Herrn Churfuͤrſten zu Sachſen L. nebenſt beweglicher Vorſtellung unſers
layder gleichſamb aller Orten nit anfcheinenden neuen Kriegs Funcken umbgebenen
lieben Vatterlands hoͤchſtgefaͤhrlichen und ſorgſamen Zuſtandes, inſonderheit eingangs⸗
erwehnte Monita auch uͤbrige der Fuͤrſten und Staͤnde gemeinſame Jura und des
Reichs allgemeine tranquillitæt, welche aller claͤrlich vor Augen leuchtender Anzeyge
nach vornehmblich auff beeder außwertigen Crohnen Franckreich und Schweden fuͤh⸗
render Beſchwehrnuſſen remedirung und auff uaterlaſſender Einmiſchung in fremde |
Kriege beruhen will, eyferig dahin zu recommendiren ſich angelegen ſeyn und gefals
len laſſen wolten, daß folches alles noch ante Eledtionein und zwar mit Zuzieh⸗ und
Beytrettung der geſamten ordinari- Reichs deputirten in reife und nachdruckſame
deliberation gezogen und cum effectu gebührend beobachtet werden möchte. Es wuͤr⸗
de fo dann diſe von E. L. freundlich offerierter und jetzt erwehnter maſſen er
viel⸗
Beylagem | 147
vielguͤltige resommendat'on von ſo guter Wuͤrckung ſeyn, daß ber allerfeits verlan⸗
gende Zweckh umb ſo viel eher erhoben und zuverſichtlich mithin die remittierung einer
und der andern dergleichen hochimportirender materien auff einen zufünfftigen noch
ungewiſſen Reichstag (wohin dem aͤuſſerlichen Verlauth ohne das ſchon einiger Herrn
Churfuͤrſten Raͤthe und Abgeſandten zielen und zumahlen der exterorum caulas für
bloße heterogenis halten und angeben ſollen) verhuͤtet werden koͤnnte. Dann wos
fern wider beſſere Zuuerſicht ſolche ab + und hinweiſung ſowohl beeder Clagfuͤhrender
frembder Cronen, als auch der Fuͤrſten und Stände auf eine kuͤnfftige Reichs Ver⸗
ſamblung geſchehen ſollte; So iſt hoͤchlich zu beſorgen, daß das Reich wieder in eine
newe Unruhe eingeſtuͤrzet, das Mißtrawen unter deſſen Gliedern gemehret und conſe⸗
quenter pax & ſecuritas publica uffs newe zerruͤttet werden doͤrffte. Gleichwie uns
aber ganz erfrewlich diſer Tagen von obgedachtem unſerm annoch zu Franckfurt an⸗
weſenden Rath und Abgeſandten unter anderm zu vernehmen geweſen, daß offthoͤchſt⸗
gedachten Herrn Churfuͤrſten zu Sachſen Lden aus angebohrner heroiſch er Tapferkeit
und Chriſt⸗ ſorgfaͤltiger vigilanz, wie gegen andern, alſo auch ihme bey verſtatteter
audienz ſich hochruͤhmblich ihr obhabendes Churfuͤrſtl. hohes Ambt in dergleichen die
confervation des gemeinen Ruhe⸗ und Wohlſtandes betreffenden Sachen und Ange⸗
legenheiten getrewlich zu beobachten anerbotten: alſo leben Wir auch der getroſten
Hoffnung, es werden Ihre Eden, als die vornehmfte Säule unter den Eoangeliſchen
Chur s und Fuͤrſten nach dem ohnausloͤſchlich ruhmbwuͤrdigen Exempel Dero in
GOtt ſeelig ruhender hoͤchſtlobl. Vorfahren ihre bereits biß anhero zu hohem Nach⸗
ruhm erwieſene unverdroſſene Wachtſamkeit und gottſeligen Epfer zu erhaltung des
therer erworbenen und eine noch fo wenige Zeit genoſſenen lieben Fridens, wie auch
des allgemeinen Weſens Beſtem und der Evangeliſchen Kirchen Troſt noch ferner
durchtringend ſcheinen und ſich einigerley Sugge! jones von einer ſo heylſamen zu der
Ehre Gottes und aller Theile, inſonderheit aber der Evangeliſchen Mitglieder fons _
derbarer conſolation gereichenden Entſchlieſſung nicht abhalten laſſen. ä
Wann nun E. L. freundlich belieben wollte unß, was ſich hierauff mehr hoͤchſt⸗
beſagten Herrn Churfuͤrſten zu Sachſen Eden gegen Deroſelben erklaͤren werden, bins
wieder vertraͤwlich zu eroͤffnen: So geſchaͤhe uns daran eine beſondere hohe Freund⸗
ſchafft und Wir verbleiben benebens E. L. alle freund⸗ wetter und bruͤderliche Dienſt⸗
gefaͤlligkeiten zuerweiſen jederzeit willig und bereit. Stuttg. den 9. April. 1658,
(T) 2 Num. 58.
148 Beylauen
| edding, sg
Königl. Franz öſiſches Einladungs-Schreiben an Herzog Eberharden
zum Buͤndnus mit einigen teurfchen Fuͤrſten.
d. d. 11. Octobr. 1658. N OR.
Mn Couſin Comme je ne puis entrer en doute, que Vous ne foyez tousjours
IVI dans les mefines ſentiments „ que Vous avez faict paroiftre en tant de ren-
contres pour le bien public & pour le repos de “ Allemagne, Je Vous auoue, que
Je ne fcay a quoy attribuir la caufe de ne Vous veoir point encote dans la ligue
des Princes de !Empire, a la quelle Je ine fuis joinct pobr'mafatenir ce repos con.
tre les deſſeius de ceux qui pouvoient bien pour des Interefis eſfrangers fe porter
a y faire naiſtre de nouvaux troubles. Il ne me peut pas tomber dans la penfee, -
que Vous ayez en rien change vos anciennes maximes fi utiles au bien de PEmpire
& a Vous mefme. Et Je ne puis la deſſus faire d’autre jugement fi ce n'eſt, que
* ous vous trouueꝝ encore hors de cette alliance pat ce, peut eſtre, qu'on ne vous
2 pas invité a temps ou comme il convenoit.de Vous y joindre. Et e eſt le ſuiet
qui m oblige a Vous ‚eferire cette lettre pour Vos en cönuier auſſy affectueuſement,
que Je le puis la ſincere affection, que Je Vous porte & Feſtime Singuliere, que
Je fais de Voſtre perſonne me feroit fouhaiter de n’eflre pas ſeulement voltre meil-
leur Amy, mais avoir une eftroite alliance auec Vous, quand la conſideration
de vos Eſtats & leur fituation ne me la feroit pas delirer d’ailleurs comme un
. ? 17 7 1 * 2 r 188 73 2.257 * * 2 1 986 su eier 1
moyen tres propte pour mieux parvenit au but, que Je me ſuis propoſè qui net
! N Da nn st Tue tun ak nn ans 12 7 1 0 52
autre que de faire jotir longuement ! Empire du repos qu'il s eſt acquis par le trait-
te de Munfter apres trente ans d' agitation d une facheufe guerre d ou Je voy qu'il
ne ſortiroit pas ayſement Pil etoit une ſeconde fsis replongé. Quand Vous ne
n’’auriez pas tousjours tesmoigné amitie & attachement a mes Intereſtss Je ſuis
afleur& que connoiſſant ines intentions eſtre touttes portees à affermir le bonheur
de Voſtre patrie. L' amour que Vous avez pour elle Vous obligeroit à ambraſſer le
party le plus juſte. Ainſy Je me prömetts que la premiere nouvelſe, que fe re-
ceuray de Vous fera le pouvoir & Pordre, que Vous aurez envoye a Votre Depu-
td a Franefort de ſigner ce Traitté d' alliance dont la fin eſt fi ſaincte & fi utile
au bien public & au particulier de ceux, qui la compoſent. Cependant Je prie
Dieu qu I Vous ayt Mon Couſin en ſa ſaincte & digné garde. Eſerit à Paris le
XI. Octobre. 1658. BR
Louis =”
! de Lomenie.
| Num. 59.
Beylagen. N 149
a Num. 59.
Schreiben des Sardinats Mazarini gleichen Inhalts.
d. d. 15. Oct. 1658.
Monſieur
accompagne de ces lignes la lettre que le Roy vous elerit pour Vous elt
J guer encor en mon particulier le deſir, que fa Majeſté ade voir V. A. dans une
Alliance qui n’a eſtè formee a autre fin que pour le repos del Empire & le bon-
heur des Eſtats des Princes, qui la compofent. Je preſuppoſe que V. A, eſt ſuf-
fiſament perfuadee , qu'il ne tiendra pas a ] Eſpagne, que ce repos la ne foit
troublè, Elle a tröp declamè contre la paix de Monfter pour en douter & fon In-
tereſt de brouiller les autres pour defcharger la Flandre par quelque diuerſion des
armes du Roy eſt trop vifible pour ne f’attendre pas qu'elle employera incefla-
ment ſon credit à Vienne pour parvenir a c but la. Le plus falutaire remede qu on
a penfe devoir apliquer a un mal fi dangeteux pour I Allemagne a eſtè de for-
mer une Ligue. entre le Roy Sc pluſieurs P Princes de, Empire pour!ꝰ obſervation
du Traitté de paix & de ce a quoy ] Empereur a eſté lie par fon ſerment dans la
capitulation. Tous les Princes voylins & les anciens & ineilleurs amis de V. A
Font desja fignde & il ne leur reſte ei a deſirer que de voir V. A, concourir avec
eux a une fi ſainte Intention. C eſt ce que je veux eſperer, que V. A. fera auec
autant de joye que de promptitude & que je ſouhaite ardemment, me promettant
d'avoir d' autant plus de moyen quand elle ſera alliée de ſa Majefteq de er faire
connoiſtre la Sincerite & la paſſion auec la quelle je ſuis F Ar
Monſieurt de V. A.
Tres humble Serviteur
le Card, Mazarın..
N
ns cr
eben des Card. Mazariny an Herzog Eberharden zu Wirten.
wegen fine gegen diſem gefaſſten e
d. d. 23. Junij 1659.
Monßeurt
1 fant für le point de faire un aſſes long voyage, Je n’ai point voulu partir ſans
donner a Voflre Alteſſe de nouvelles aſfurances de la paſſion que jay pour ſon
Seruice. ſe le doy par I eſlime pacticuliere que j'etais de fa perlonne & le doy
encore par cet ancien & immemorial attachement que la Maiſon de V. A. a eu a
. aM Lertte
W
Be Beylagen.
—
cette Couronne. Je la conjure ſeulement de ns ſ'en departir point & d'sſtre per-
fuadee, que quelque cours que prennent les affaires du Roy, foit la Paix ou la
Guerre, & en quelle conſtitution, que fe trouvent celles de 1’ Empire, Sa Maje-
ftd confiderera tousjours les Interefls de la Miiſon de V. A. comme de choſes,
qui luy font fort cheres. ſe remets au Sr. Paul de len entrerenir plus particulie-
rement & fur tout de Paſſeurer, comıne je len ay pris, que perſonne ne peut
eſtre plus veritablement que moy
Monſieur de V. A. 5 |
A Paris le xxiij. Juin. le tres humble Serviteur
1659. 4 le Card. Magarin.
Num. 61.
Wuͤrtemb. Schreiben an die Kayſerl. May. wegen Verlegung der
5 eich 50 J nach Regenfpurg.
. d. 30. Julij 1659. h
Ewer Kay. May. de dato Wien den Sten inſtehenden Monats ftyli novi an mich
juͤngſt abgelaſſenes allergnaͤdigſtes Schreiben, worinn Dieſelbe neben Voran⸗
ftellung einer und anderer gegen die von denen zur Ordinari-Reichs⸗ Deputation na⸗
cher Franckfurt am Mayn verordneten Raͤthen und Abgeſandten wegen translation
ſolchen Convents nach Regenſpurg gutbefundene Einholung der Reichs⸗Krayß⸗ Bes
dencken zielender Umbſtaͤnde mich nochmalen allergnaͤdigſt erſuchen vermoͤg deroſel⸗
ben den 22. Junij vorher an mich ergangenen requiſitionſchreibens die meinige nun⸗
mehro ohne laͤngern Anſtand nacher gedachtem Regenſpurg abzuſchicken, iſt in mei⸗
ner Abweſenheit von allhieſig meinem ordinari- Fuͤrſtl. Hoflager den 16ten hujus
ſtyli vet. wohl einkommen und hernach von mir mit allerunterthaͤnigſtem reſpect em⸗
pfangen und verleſen worden. FM |
Nun werden ſich E. Kay. May. aus meiner den 28. Martij dig Jahrs diſer
translation halber erſtmals erfolgten allerunterthaͤnigſten Antwort annoch allergnaͤ⸗
digſt anerinnern, welchergeſtalt Ich bereits damals, wie auch annoch, ratione lo-
ci, wann allein der verlangende effect und nachtruckſame Fuͤrgang deren hoͤchſtnoͤthi⸗
gen conſultationen zuverlaͤſſiger zuerreichen und man zumahl eine ſolche Veraͤnde⸗
rung auch an feiten geſamter Deputierten Chur: Fuͤrſten und Ständen auff vorherige
ju Franckfurt fuͤrgehende reife Berathſchlagung dem gemeinen Weſen vorſtaͤndig zu
ſeyn erachten wuͤrde, ganz indifferent geweſen und E. Kay. May. in Dero hierunter
führender intention beſtmuͤglichſt zu ſecundieren, auch allerunterthaͤnigſt anerbotten.
Nachdem aber hierauff diſes erfolget, daß auf deren verſambleten Deputatorum hier-
uͤber
5 Beylagen. 151
über gepflogene conſultation der Schluſſ uff einholung aller Reichs Crayſe Gutach⸗
tens ausgefallen, dergleichen auch des Herrn Biſchoven zu Coſtanz Lden und Mir
als diſes Schwaͤb. Crayſes ausſchreibenden Fuͤrſten zugelanget und immittels umb
deren aus jetzigen annoch feindlich gegeneinander ſtehenden Nordiſchen Conjundtus
ren gleichſam zuſehends gewachſenen Gefaͤhrlichkeiten willen gutbefunden worden die
bey fo beſchaffenem des Reichs ſorgſamen Zuſtand ohneinſtellige conlultationes in
puncto communis Imperii ſecuritatis ein als andern Weeg eyſerig zu continuieren,
ſo habe Ich, indem ſonderlich das hochloͤbl. Chur⸗Maynziſch Reichs⸗Directorium
diß orts feine umb den Ruhe: und Wohlſtand des allgemeinen Varterlands tragende
ſorgſame vigilanz neben einigen andern Chur⸗ und Fuͤrſten des Reichs fo ohnaus⸗
ſetzlich erwieſen, hingegen aber von eines und des andern Chur: Fürften oder Stans
des Geſandten wuͤrklicher Einlangung zu Regenſpurg Mir keine Nachricht zugelan⸗
get, nicht wohl anderſt gekoͤnnt, als auff unterſchiedliches hierumb bey mir beſchehe⸗
nes wohlgemeyntes anmahnen in hac cauſa communi zu miterhebung eines fo gemein⸗
nutzlichen heylſamen Zwecks ferner mit zu concurrieren und zu dem Ende meinen Ab⸗
gefandten denen bis dato zu Frankfurt continuierten Deputations + conſultationibus
einig und allein der Urſachen vollend mitbeywohnen zu laſſen, daß er auff hienechſtige
diſer translation endliche Vergleichung mit denen daſelbſt befindlichen Chur und Fuͤrſtl.
Geſandtſchafften gleichergeſtalt ſeinen Weeg auff Regen ſpurg nehmen und denen allda
reaſſumierenden Deputations-· conſultationibus vollends bis ans Ende mit beywohnen
helffen koͤnne. Und ob zwar unterdeſſen bey einem kurzverruckter Tagen ohne dem zu
Ulm gehaltenen Engern Crayß⸗ convent obangeregtes der Reichs ⸗Deputation an des
Herrn Biſchoven zu Coſtantz Lden und mich eingelangtes Eeſuchſchreiben umb das
der translation halben verlangte Bedencken von dem Crayß⸗Ausſchreib Amt denen
Bancks Vorſitzenden Mitſtaͤnden gebührend proponiert und communiciert worden;
So kan doch aller anſcheinenden apparenz nach gar leichtlich geſchehen, daß die Ma.
jora bey diſem Crayß auf die translation inclinieren möchten, mit denen Ich Mich
auch gerne conformieren und ſo dann E. Kay. May. vormals allerunterthaͤnigſt vers
tröfteter maſſen hierunter umb fo viel mehr zu fecundieren nicht ermanglen werde.
Allein getroͤſte Ich mich neben andern getreuen Chur⸗Fuͤrſten und Ständen des
Reichs, welche mit fo groſſen ſpelen diſe langwuͤrige Reichs deputation continuiert has
ben, gantz zuverſichtiglich und im allerunterthaͤnigſten Vertrawen, E. Kay. May.
wer den allergnaͤdigſt geneigt ſeyn, als das hoͤchſtgeehrte Oberhaupt der Chriſtenheit
erſtberuͤhrter deputierten Chur-Fuͤrſten und Stände als getreuer Mitglieder des
Reichs bis auf diſen Tag ſo unermuͤdet angewendte treuwachſame Sorgfalt mit allen
Kayſerl. Gnaden dahin anzuſehen, daß ihre pro bono publico & ſalute Imperii in zeit
diſer Reichs » depuration treumeinend geführte Conſilia, ackiones und concluſa viel⸗
mehr zuverlaͤſſig zu confirmieren, genehmbzuhalten und mit in den Reichs ; deputa-
5 tions⸗
+
9 Beylagen.
—ꝛ — — n
—
nens Abſchied ‚abet als einigem Chur „Förſten und Stand aalen ſeihm
werde hierwider etwas widriges zu moviren oder zu attentieren. Weiten aber Ei
Kay. May hierumb auffer Zweifel die Nottucfft von denen annoch verſambleten Des
Putatis ſelbſten mit mehrerm allerunterthaͤnigſt wird zuerkennen gegeben und unter ans
derm diſes gehorſambſt weiter zu Gemuͤth gefuͤhret werden, daß bey jetzt ⸗ obſchwe⸗
benden annoch weit auſfehenden Nordiſchen Kriegesſlaanlnen „wann ſeibige nicht
durch des allerhoͤchſten Beyſtand vermittelſt eines univerlal-Fridens Stiftung aus
dem fondament getilget werden, das Rom. Reich nicht wohl in feiner Fridens⸗ Ru⸗
he bleiben koͤnnen, ſondern turbes zu befahren haben werde: So ſtehe Ich billich an,
E. Kay. May. mit mehrerer Weitlaͤufftigkeit zu behelligen, mache mie aber die veſt⸗
geſicherte Hoffnung Dieſelbe werden diſe meine treuiſtgemeinte allerunterthaͤnigſte
anderwertige Erklaͤrung in Kayſerl. Gnaden wohl aufnehmen und Mich „auch mein
ganzes Hauß in Dero hoͤheſten Kayſerl. Hulde, wie bißhero, alſo noch immerfort
zu conlerviren allergnaͤdigſt geruhen, Gottes treu ⸗vatterlicher protegierung E.
Kay. May. und Ders hoͤheſten Kopſerl Throns gluͤ Haze Beſterigung in gehor⸗
ſamſter devotion ergebend. rn in Meiner es EilZw Stadt Stuettgard den
eee, een 1224 nizhg Inn pin
5 7775 e em heiter en 5 2786
in Bau g en 62. 18 6 Ae 2 ang, >
Sean ches Schreiben an die Ordinari⸗Reichs⸗ e zu
5 eee eee Wa d. d 5. Dec. 1 DE
Rn a ri] bi > £
Ti res chers & bons Amyss Dien nous ayant 128 la grace par u Knguliere Mig
1 ricorde d exaucer le plus ‚ardent de nos ſouhaits gab etoit, de pouueir mettre
fin a une longe & langlante guerre, qu' à notre avensment, a la Couronne nous
auons trohve allumee entre la France & P Espagne par F heureuſe conclufion d’un
traité de paix, qui a eſié ſignee le 2. du Mois paſſe entre Nous & Notre tres cher
& tres aim bon Frere & Oacle le Roy Catholique la premiere penſce, que Nous
auons eue apres avoir rendu les actions de graces deues a ſa ſupræme bonte pour
ce bienfait a eſſè de Nous en gonjouir avec. nos meilleurs Amis & Nos chers Al-;
liez les Princes Se Eſtats de ? Empire, que Vous reprefentez digaement en fa Dę-
putation ordinaire establie A Francfort fur tout ſcachant combien de ſatis faction
leur donnera & a vous Une nouvelle de cette conſideration, qui va produice des
effets fi avantageux a toutela Chreſtienté & en particulier a | Allemagne. Phis
gu’ on nous a fouvent tesmoigne.de.vostre part, que fon repos ſerpit tousjours
mal aſſeuré, tant que les deux Couronnes demeureront en guerre, elle eſt aujeurd-,
5 par la Grace de Dieu termine & cet esgard de votre repos n a pas elts un des
moin-
2 ö 05 7 25 & ; f 8 7 8
Beylagen. 153
r e
—
moindres motifs, que nous a feit appliquer inceffament à la perfection de ce grand
‚ Ouvrage. Mais comme le coutroux du ciel n' est peut eſtre pas encore aflez ap-
paife , Dieu a v alu que noſſre joye ne puiſſe eftre entierement complette, syant
permis, que au mesme temps; que Nous & le Roy noſtrè ben Frere travaillons
de tout notre pouucir a esteindre de ces coſtes cy un grand embraſſement, qui a
ravagé tant d' andes diuerfes Provinces & Eſtats, un nobveau feu non moins dan-
gereux fe reallume dans vos entrailles, capable de deſoler une feconde fois tout
Tr Eippire plus violement, que par le paſſe ſi de bonne heure & avant qu' il ait pris
plus grand cours, tous les Princes & Estats intereffes ne mettent la main à P oeuvre
pour les eftouffe dans fa naiſsance. li eſt vray que dans ce nouveau mahehr pu-
blic (qui ne nous röucheroit pas moins, s' il àvoit ſuite, qu'on fait cy devant les
calamitez de nos propres ſujets) Nous avons une grande confolation d avoir trou-
ve le Roy Catholique dans les mesmes ſentiments de bienvieillence & d' apprehen-
ſion de ves maulx que nous ſommes Nous meſmes & dans la meſche reſolution de
employer avec vigeur & affection à les detourner & prevenir 5 noſtre entremiſe
commune que Nous fommes demeure d' Accord’ & T avons Hipulé par un artiele
expres dans noflr& träitte de Vous offrir avec grande ſincerité & deſir quꝰelſe puiſ.
ſe eſtre utile au but, que nous nous ſommes propoſez de Votre blen & de procu.
ret I’ eſtabliſſetnent @ un durable & ferme repos autant dans le reſte de la Chreſtien-
te & dans nos Royaumes meſmes. Nous ſommes donc certains, que cet offre de
notre intetpoſition pour un accommodement general vous ſera fort 1
que Nous l' ont tesmoigne le dex premiers Electeurs de I’ Empire, en qui meri
toirement Vous auez tant de creance & les quels fie fe laiffänt point de veiller ini
Fr
Btinkipalement eflart queflion d' ung
a (u) fom-
*
154 . Beyla gen.
—
ſommes reſolus d' y apporter conjoinctement aveg le dit Roy fuſſent inutiles, Ce
feroit avec un extreme deplaifir , que nous nous verrions forces par la juflice a pren-
dre part à cette affaire d’ une maniere bien differente à celles, que nous venons de
dire d’ entremetteur de paix. C est pourquoy fur le meſme ſubject & pour tout
ce qui peut atriver à / advenir nous ne voulons pas vous celer a fin, que vous y
fafsiez les reflexions dignes de Votre prudence & de votre zele, que le Roy de
Suede noſtre bon Frere & ancien Alliè nous a depuis peu de jours envoye fon Am-
baffadeur le Preſident de Biorenklau pour reprefenter, qu' il y a bien pres de trois
anndes expirees qu' il a fait faire de vives plaintes par ſes Miniſtres aux Ele&eurs, Prin-
ces & Eflats de ' Empire de diverſes dommages & injures, que le feu Empereur Fer-
dinant 3. me & fon fuccefleur avyont cauſè & fait en toutes parts contre la teneur ex-
preſſe de Inſtrument de paix. Que les Aflemblees de] Empire ont bien ouy &
accepts ſes griefs, mais que la Maiſon d' Auftriche a tousjours eınpeche que les E-
ſtats n ayent pu & ne puiſſent encor aujourdhuy deliberer en commune für une ma-
tiere ſi grave. Que le dit Roy de Suede au temps de! Interregne & depuis n'a cefle
non ſeulement d' exhorter par tous moyens convenables tous ceux dont il ſe ſentoit
offenſe & endomagè de defifter de voyes de faict, mais de les rechercher dune
amiable reconciliation & que tant s. en faut que durant ce long intervalle de trois
ans ils fe ſoyent abſtenus de luy procurer les mesmes dommages, dont il fe plai-
gnoit avec juſtice, que aucontraire accerviſant a la derniere extremite les premiers
mauvais traitemens la Maiſon d' Auſtriche depuis quelques mois f eſtant aflocie P
Electeur de Brandenbourg a ouvertement envahy a frays & forces communes la
Pomeranie Royale quelle preſume comme il apparoiſt par pluſieurs eſerits de leur
Generaux & Miniſtres revendiguer au dit Elecleur, quoy quelle ayt eſte juridique:
ment cedee à perpetuitè a la Couronne de Suede par le feu Empereur ſtipulant pour
luy & pour ſes fuccefleurs & par Empire & que le dit Electeur mesme en aye receu
une recompenſe equivalente & ſolennellement renoncè à tous les droits generale-
ment, qu' il y pourroit pretendre & pour tant que le dit Roy de Suede en vertu
du dit Inſtrument de paix nous ſommes & notre Couronne en l' eſtat preſent de
chofes de luy preſter & tenir fans delay la garantie a la quelle nous & elle fommes
obliges contre les notoires infracteurs de la paix publique le mesme Ambaſſadeur
nous a encor communique les copies de deux memoires , que pour l’ordre du Roy
fon Maiflre il a preſentè au mois de juillet & d Aouft derniers à la Deputation or-
dinaire de“ Empire tant pour “ avertir des maux imminens, qui menacoient }
Allemagne que Juy reprefenter injuſtice de cette rupture, qu il y pr&voyoit desja
& qui en effect ſuivoit bientoſt apres demandant la mefme preſtation de Garantie a
tous les Eſtats en vertu & en conformite du ſusdicte traitte. Pour ce qui nous re-
garde en noſtre particulier & la France touchant cette demande de la Suede, quoy
que nous ayont ſouvent & par nos lettres & par la bouche de nos Miniftres exhortd
ger | e au,
2a
—_
o
—
Beylagen. | = | —
—
les Princes & Eſtats de pourvoir de honne heure a la conſervation de leur paix d- Zi
tant plus que Nous ſcauions bien de la part le Roy de Suede tesmoignoĩt diſpoſe & les
offres quꝰ il a faites ſans intermifhon fur cette matiere Nous avons encore d' abon-
dant en ce nouvel incident de I attaqus de la Pomeranie jugè a propos de renouvel-
ler aux Eſtats les mes mes exhortations & une fois pour toutes leur expliquer, quels
font en cela nos ſentiments & noſtre derniene reſolution Et d' autant que la Depu·
tation ordinaire de! Empire convoquèe a Francfourt fur le Mayn eſt aujourdhay
T unique legitime aſſemblèe de tout! Empire & que fon etabliſſement n' eft pas ſeule-
ment fondè fur le decret de la derniere diete de Ratisbonne de’ annde 1654. mais
fur l' authorit€ de la conſtitution Imperiale de T année 1555. a fin que dans les
mouvements improvis & importants de! Empire la dite aflamblee veillaſt & pour-
veuſt a la ſeuretè & a la conſer vation de ſon repos & a cette fin à eſté convoquee a
Franc fort par’ Eledteur Chancellier de] Empire. Pour cette conſideration nous
avons vouly faire fcavoir par la ſusditte Deputation ordre a tous & un chacun des
Electeurs, Princes & Eſtats du ſusditte Empire, qu' ayant fur les inftances du dit
Ainbaſſadeur de Suede fait mettre cette importante deliberation en notre Conſeil &
entendu meurement les advis qu il nous a donnes nous n' avons pas ereu pouvoir a"
y devoir nous exempter de prefter au dit Roy fon Maiſtre la garantie qu il nous de-
mande & a la quelle nous nous recognoiſſons obliges par le lien de la foy publique &
par P intereft de notre honncur, qui nous eſt plus cher, que la conſervation de nos
Eſtats & de notre propre Perſonne. Et ſur ce fondement qui a notre esgard
fera inesbranlable nous avons reſpondu au dit Ambaſſadeur, que nous employeri-
ons inceſſament nos offices & offrirons noſtre entremiſe conjoinctement avec le Roy
Catholique pour la compoſition de tous les prefens mouvements. Mais ſi contre no-
ſtre deſir nous perdons toute eſperance d un prompt & bon accommodement, Nous
ſommes preſtes & reſolus autant qu il ſera de I’ eftendue de la puiſſance, que Di-
eu nous a mis en mains, de garantir au Roy ſon Maiſtre tous les Eſtats, qui luy ont
eftẽ cedes dans Empire conformementà F obligation, que nous en avons contractee
a Munſter, quand mesme nous debvrions eſtre le ſeul de tous les Princes obliges
a la mesme garantie, qui la luy voudroit tenir & preſter & que pour nous ne luy
demandions que jusques a la fin du mois de Fevrier au plus tard pour eſtre esclaircy
au vray, ſi les Princes, qui ont envahy depuis quelques mois la Pomeranie contre
la teneur expreſſe du traitte de Munſter & contre ce, qui a eſte ſolennement arreſtè
depuis a Francfourt pour fa manutention & pour la reparation des infractions paſ-
fees: deferant aujourdhuy a nos inſtances & a celles du Roy Catholique ſeront di-
ſpoſè a un bon accommodement & àceſſer de pourfuivre une entreprife, qui viole
fi notoirement le dit traictè, laiſſant au moins dans un plein repos toutes le terres
generalement de!“ Empire aux quelles cette rupture peut cauſer avec le temps des
kuines irreparables fans diſtinction aucune. Nous avons eſté cependant bien aiſes
2 (u) 2 de
—
156 | Degen.
„„ — ͤ—ͤ— ——ͤ— vom —
5 a — —— ů ů ¶
de faire ſcaveir par advance aux Eſtats cette re ſponſe & la derniere reſolution a la
quelle nous nous ſommes determinés en cas que Nous recognoiſſions que noſtre
entremiſe & celle du Roy Catholique ne puiſſe bien toſt produire une bonne paix a
fin que les dits Eſtats eſtant informes- de quelle ſorte nous avons reſalu de ſoustenir
ſoĩt conjoinctement avec eux, comme nous n en pouuons pas doubter, veu leur ob-
Ugation & leur intereft , foit de nos ſeules propres forces la juſtice d une ſi bonne
cauſe ne foient pas intimides par les aggreſſeurs d' appliquer auſſi de leur part les re-
medes qui font en leur mains concurrans avec nous de toutes manieres pour detour-
ner à temps les maulx qui menacent ! Empire & chaque Prince en particulier, a
quoy nous vous exhortions auſſi vivement, qu il nous eſt poflible tant en vertu du
ttaicté de Paix que pour I intereſt que vous avez a ſa manutention & pour votre re-
pos: vous declarant, qu encore que pour y parvenir nous ſoyons reſolus d em-
ployer ſucceſſivement deux moyens bien differents ‚file premier ne reuſſit & dons
nous m embraſſerons le dernier, qu a regret ils m ont pourtant tous deux qu un
mesme object & un mesme but, qui eſt le reſtabliſſement de la paix dans ! Empire.
Cependant nous aurons bien aggreable que correfpondent de voſtre part à la finceri-
te de nos expreſſions & de nos fentiments pour le bien public vous Nous commu-
niquies confidemment, ce que vous aves fans doubte desja reſolu pour preſter la
garantie, qui eſt dene en cette occaſion ſans difficultè ny excuſe a la Couronne
de Suede dont les Eſtats dans l' Empire fe trouvent envahys & pour procurer ou
eonler ver d une manĩere ou del autre dans Alemagne une paix qui luy a couſte tra-
vaux a obtenir & en attendant voſtre prompte reiponſe nous le paſſage de nos troup-
pes dans l Empire nous contentans jusqu' a la fin du Mois de Fevrier au plus
tard de les avoir logés & eſtendus dans les provinces plus voiſines pour reco-
gnoiſtre auparavant ſi Fon peut eſperer le bon heur, que nos diligences & celles
du Roy Catholique puiſſe reftablier un repos general dans Empire par la compo-
tion amiable des differents qui le troublent. rn tas RH
Et ſur ce Nous prions Dieu quꝭ il vous ayt, tres chers & bons amys, en ſa fain-
age garde. Eferitä Thoulouſe le 3. Jour de Decembre. 165 . 42
tn
" deLomenie,;
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4
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Ir,:nſcriptio. ee N een
A nos tres chers & bons Amys les Sieurs de la Deputation ordinaire de Em-
Pire affanblee à Fragefourt für le Ma/Ʒ; .
phone IX 2I e i "198
og al 1.40 1 rarnahom tan aid ua BEN
3 - bann Wal! 7 LANA
N 9 an
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cirri 1
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9 1
Num. 63.
—
Beyla gen.
Num. 63. 5 b
Königl. Franzöſ. Schreiben an Herzog Eberharden zu Wurkenberg
um Unterſtuͤtzung feines anderweitigen Begehrens wegen der Nordiſchen
Ugruße. d. d. 5. Dec. 165 9. g
5 i . Anno
Mes, V Allemagne adeuxfins, Lane
1 pour porter aux Princes mes bonsamis, comme Vous la nouvelle de la Con-
eluſion de la paix entræ la France & I Espagne, qui fut fignee le VII. e du mois paf-
ſs par mon 1 le Cardinal Mazarini & par Don Louis de Haro en vertu de
Kors pleins poudoirs, dort ſe ge donte pas que bons nc reſſentiek baucoup de Joy
Four kes ayantages , dis en keſalteront Aröutce la Chreftiente & en particuerà Fi-
emagne Mes forces fe trönvant aujourdkay eftierement desgagées de tours zu ·
tre occupation que de celle de foustenir vigoureſement mes alliez, La Teconde eſt
Pour faire fcavoir a tous les Princes & Electeurs de PEmpite par le moyen de Ia Pe-
Putatiom ordinaire aſſemblee a Francfort, les reſolutions aux quelles je me ſuis de-
ter mins fur PInfraction faite au traite de Munfler par E Invaſion de la Pomeranie,
für quoy qe me remets a la lettre, que Pen esctis a la ditte Deputation, qui vous ſe-
rabientot communiquée par le deputé, que Vous J ave2; ne doutant pas, que com-
me Vous & toute Votre maiſon avez tousfburs falt parbistre de bons fentiments
pour le bien publiq & pour la conſer vation du repos de PEmpire, Vous ne concou-
tries de Bon Cœur & de tout Votre pouvoir comme Je Vous y exhorte à f effect de
mes bons deſſeilſs, qui n’ont autre object que le reſtabliſſeinent du dit repos dans
Empire & la preſervation des intereſts de la Couronne de Suede eonformemènt
aux obligations, queè tous les Princes de Empire en ont contractẽ à Munſter ſachant
mesme, que Vous avez d’ailleurs tolitte ſorte de bonne dispoſition enuers la ditte
Couronne Et n’estant la preſente à autre fin Je m'y adjousteray que les affeurants de
la conſtante affection que j auray tousjours pour Votre perſonne & pour tous les In-
tereſts de Votre maiſon. Priant Dieu qu'il Vous ayt, Mon couſin, a ſa ſainte &
digne garde. AN or
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Num. 64.
N 8
Num. 64.
Schreiben des Cardinals Mazarin an gedachten Herzog wegen Ge⸗
wüaͤhrleiſtung der Schwedischen Teutſchen Lande.
| 5 d. 7. Decembr. 1659. a 1
Monſieur,
ann ee Se nen 3 en Gant nei d ene , een
Ie ne veux pas perdre J oceaſion d’accompagner de ces lignes la lettre que le Roy
J ecrit a V. A, fur le fujet qu'elle verra & de luy renouveller par ce moyen les al-
ſeurances de mon fidelle fervice, V. A. a tousiours efte fi bien difpof&e pour ce qui
regarde le bien public & en particulier auſſi pour les Interelts de la Couronne de Sue-
de attaquee aujourdhuy au prejudice & contre la teneur expreſſe du Traite de Mon-
fter, que Sa Majeſte ne fait pas moius d eſtat en ce recontre du plein concourir de
V. A. & de ſes forces, Pil ell beſoin, a tous ſes beſoins pour paruenir dune ma-
niere ou d'une autre au prompt reſtabliſſement d'un repos general, qu elle lattend
& le receura fans doute des autres Princes avec qui elle a une plus particuliere allian-
ce, puisque la garantie que demande en cette oecurence la Couronne de Suede a eſte
premierement & principalement ftipulee & contradtee au dit Monſter par tous les rin-
ces & Eſtats de F Empire pariny les quels V. A. tient meritoirement un fi digne
rang; Sa Majelte fartend done que V. A. par les hons ordres qu elle envoyera a fon
deputé a Francfort ſera des premiers a monſtrer exemple aux autres de ce a quoy
les oblige la foy allemande & le propre intereſt, qu'ils ont de voir leur patrie jouir
d’un plein & aſſure repos, ne permettant pas, qu'un Traite fi ſolennel demeure
‚ viole fans se mettre en devoir par toutes les voyes convenables & qui ſeront jugees
neceſſaires d’en faite reparer ſans delay les Inftactions. Cependant je demeure
Monſieur de V. A. | a0 m,
A Thoulouſe le 7. Decembr. 1659. Tres humble Serviteur
Aue le Card, Mazarini.
Wuͤrtemb. Beytritts⸗Receſſ zu der zwiſchen einigen Evangel. und
Catholiſchen Chur⸗ und Fuͤrſten errichteten Allianz zu Handhabung des
Weſiphaͤl. Fridens. d. d. 25. Jan. und 27. Febr. 1660.
Von Gottes Gnaden Wir Eberhard Herzog zu Wuͤrtemberg und Teck,
Graff zu Muͤmpelgardt ꝛc. Thun kundt und zu wiſſen; demnach die in
nachgeſetztem Receſs benannte Chur⸗- und Fuͤrſten zu erhaltung Ruhe und Fridens
im Reich und in deren darinn begriffenen Landen ſich allerſeits einer gewiſſen defen-
fiv- Einigung und Buͤndtnus verglichen und zugleich neben einigen andern Chur⸗
„ Beylagen. f 159
und Fuͤrſten auch uns zu ſolcher Defenſiv - Einigung eingeladen und Wir uns dann
darzu mit einzutretten nicht allein erklaͤhret, ſondern auch mit hochermelter Chur⸗
und Fuͤrſten Geſandten zu Franckfurt durch vnſern hierzu gleichfalls gevollmaͤchtigten
Geſandten uns daruber eines ſolchen Recellus verglichen, welcher von Wort zu Wort
lautet, wie hernach folgt: i e e 3. Ba a
Su wiſſen ſeye hiemit, Als die reſpective hochwuͤrdigſte, durchleuchtigſte
Chur und Fuͤrſten Herr Johann Philipps, Erzbiſchoff zu Mainz, des hayligen Roͤm.
Reichs durch Germanien ErzCanzler und Churfuͤrſt, Biſchoff zu Würzburg und
erzog zu Franken ꝛe. Herr CarlCaſpar, Erzbiſchoff zu Trier, des hayligen Roͤmi⸗
0
chen Reichs durch Gallien und das Königreich Arelaten EetzCanzler und Churfuͤrſt,
Adiminiſtrator zu Pruͤnn ꝛc. Herr Maximilian Heinrich, Erzbiſchoff zu Cöllen,
des hayligen Roͤm. Reichs durch Italien ErzCanzler und Churfuͤrſt, Biſchoff zu
Hildeßheimb und Luͤttich, Adminiltrator zu Bergdesgaden und Stablo, in Ober und
Nider Bayern, auch der Obern Pfalz, in Weſtphalen, zu Engern und Bullion
Herzog, Pfalzgraff bey Rhein, Landgrav zu Leuchtenberg, Marggrav zu Frangi-
mont Ke. Herr Chriſtoph Bernhard, Biſchoff zu Münfter, des heyl. Rom.
Reichs Fuͤrſt, Burggrav zu Stromberg, und Herr zu Borkenlohe ꝛc. Herr Phi⸗
lipps Wilhelm, Pfalzgrav bey Rhein, in Bayern, Guͤlch, Cleve und Berg
Herzog, Gran zu Veldenz ir Sponheim und der Marck, Ravenſpurg und Moͤrß,
Herr zu Ravenſtein ꝛc. Ihre Koͤnigl. May. zu Schweden, als Herzog zu Bremen
und Verden und Herr zu Wißmar ꝛc. Herr Auguſtus Herzog zu Braunſchweig
und Lüneburg Se e e Herzog zu Braunſchweig und Luͤne⸗
burg ꝛc. Herr Georg Wilhelm, Herzog zu Braunſchweig und Lüneburg ꝛc. Herr
Milhelm Landgras zu Heſſen, Fürft zu Hirſchfeld und Grav zu Catzenelndogen ꝛc.
unter dato Frankfurt am Mayn den 2. Augulli des verwichenen 16358. igſten Jah⸗
res für ſich, Ihre Succeflores, Erben und Nachkommen durch Ihre Abgeſchickte zu
diſer Sach inltruieete und Gevollmaͤchtigte Geheime Miniſtros, Raͤth und Abge⸗
ſandten ſowohl unter ſich ſelbs, als auch nachgehends, unter dato den F beruͤhr⸗
ten Monats und Jahrs mit der Koͤnigl. May. zu Franckreich, gewiſſe Bundts⸗Re⸗
cefle (welchen hernachmals auch der Durchleuchtigſte Fuͤrſt und Herr, Herr Georg,
Landgraf zu Heſſen, Fuͤrſt zu Hirſchfeld sc. mit Sibenzig zu Pferd in einer
Compagnie und Ainhundert und Fuͤnffzig Mann zu Fueß in einer Compagnie
beygetretten) aufgerichtet, beſchloſſen und folgends meiſtlich Ihre ratificationes uns
der ſelbshaͤndiger ſubſcription und Siglung darüber gegeneinander außgeantwortet,
allermaſſen der zwiſchen Hoͤchſtgedachten Chur⸗ und Fuͤrſten aufgerichtete recell von
Wort zu Wort lautet, wie hernach folgt: | .
Zu wiſſen ſey hiemit, Als nachdem in Anno 1648. den 14. Octobris zu
Muͤnſter und Oßnabrugg getroffenen Fridenſchluſſes und am 26. Junij des 1050. ſten
Jahres zu Nuͤrnberg auffgerichteten Executiong ; Recefs ſich die gefährliche motus
5 im
DIRT
22 ĩðͤ 4%. ei
— —
im hahl. Röm. Reich noch nicht allerdings gelegt, ſondern einiger Orthen becher
lid e und faſt unleydenliche vergewaltigungen ee und verſchiedene Ein juartie⸗
rungen, „Durchzug 5 Kriegs icxadtiönes, Be egungen und finden dent Ke ane
hängende! thaͤtlich keiten und infolentien vorgemeldtem Fridenſchluſf und andert heylſt⸗
men Reichsſatzungen zugegen wider underſchidliche Chur „Furſſen und Stande des
Reichs verüebt worden daß bey folder Bewondnus lind nicht un 10 5
ſergender Gefahr, die relpeckits hoc wuͤrbi güte, durchlenſchkigſze, hoch
dürchleuchtige Chur: und Fürfteh , getr SCH; ee heil! AR 2c. Cut füpra auſſe
At 15 bey dem König in Se e eden 1050 die Clauſul kö Mit Vorbe i
Faß da nach Eydigang, des Poluiſchen und dahers rührenden Rt |
Ihre Roͤmt „May: zu Schweden auch eld Herzog zu Pomern Re
einttetten Wollte, Sie aß daun ängenomfieh Werden ſollten) ſich nicht
ohubillich und nit ſchüldſger ee Kane, daß fie kraft‘ agenden hohen Landes
10 0 Ambts und nach An weit ng der natuͤtlichen Vernun verbunden Sich und
10 jede Ihro 0 ‚2 al hefötlen im Bas, Mom. Reich an Chur, und Für a
Wie a 70 > und Ha tem 1 85 e Lande Fe 1
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allen nalen Ms ae und 11 55 1 1 dees wie dach andere derglei⸗
chen 00 alle nach 1 der 33555 Ehe 1 und h en 9
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Ben era beſtizich ec bar wie 1 8
oe. und! vors ee, daß e -
Meſchen ollen ion . am affertwent jften Aber wider die Nönt y. und das
banı, Kin. Na oder ee e id äprichtung einer its eder artienlar-
Ohnrüh he im hay REIN. "REG oder ſich in frembde Kriege zu im lieteren And ein u⸗
miſchen, ſondern allein; zu Ethaltung eines jeden zuſtehenden Recht 5 Gerecheſfam⸗
keiten, ſonder ichen aber der e reyheit und beſtaͤndigem Genoſſ des Weſt⸗
phaͤliſchen Filme, wie auch ſich Aft 7 re allerſeits im hayligen Reich habende
Land und Leuthe von Beſchluſſ diſes faderis an wider alle gewaltthätige Angriff
lobſchon dieſelbe ſonſt vor die general - Gleteitie gehörig waren) Eingnari ungen,
Durchzuͤge, Muſterplaͤtz, Kriegs⸗ ‚ exadtiones, Contribütiones And an ere Zund⸗
f thigungen, wie die Namen haben und von wem dieſelbe herruͤhren mögen, wie auch
wider alle nnerliche Empbrungen zu eonſervieren, Ks a de und z ketten ee
en
2.
| | | Beylagen. 186
ſehen und gemeint ſeyn ſolle, alſo, daß die confœderierte ohne Unterſchied der Re⸗
ligion einander im rechten Vertrauen meynen, zu obgedachten End in confiliis &£
actionibus veſtiglich und ehnausgeſetzt beyeinander ſtehen, auch aus allen Begebenhei⸗
ten, woraus befagte Ohnruhen entſtehen, und darauff die hierinnen verſprochene al.
ſiſtenz erfordert werden möchte, vorhero und zeitig miteinander communiciren, kei⸗
ner aber einigem Stand des Reichs oder frembden Kronen, Potentaten und Repu-
bliquen zu feindlicher Invsſion Urſach geben, auch die confœderierte under ſich ſelbſt
beſtaͤndige Freundſchafft erhalten und keiner den andern mit Thaͤtlichkeit oder Ge⸗
walt uͤberfallen, uͤberziehen oder belaidigen, ſondern ſeine gegen dem andern haben⸗
de Mißhell⸗ und Strittigkeit durch guͤett⸗ oder rechtliche Mittel entſcheiden und ſich
damit begnügen laſſen und zu diſem End derjenig, fo ſich wider einen Mit⸗ Alliirten
beſchwerdt, dieſelbe Beſchwehrnus zu derſelben fuͤrterlichſter Hinlegung denen uͤbri⸗
gen Alliierten in zeiten zu verſtehen geben ſoll, auff den ohnverhofften Fall aber, daß
ein confœderierter den andern angreiffen würde, welches doch nicht ſeyn folle, alle
‚übrige beyſamen ſtehen bleiben, den Aggreflorem ernſtlich von der Thaͤtlichkeit ab⸗
mahnen, nichts deſtoweniger aber dem angegriffenen uff deſſelben erſtes Anſuchen wis
der den de facto verfahrenden die ſchuldige Bundshülff ohnweigerlich und ohnver⸗
zuͤglich, alſobald nach geſchehener notification zuſchicken und laiſten, jedoch und zu⸗
gleich pari paſſu dahin trachten ſollen, damit die zwiſchen den ſtrittigen hafftende und
zur Thaͤtlichkeit gerathene Mißhelligkeiten (jedoch daß durch die Interpoſition kei⸗
nem Theil und inſonderheit dem belaidigten mit Aufhaltung der Huͤlff kein præjudiz
widerfahre.) nach billig befundenen Dingen in Güte beygelegt werden moͤgen. Wo⸗
bey dann diſes abſonderlich verglichen, obwohlen die alliierten weder in gegenwerti⸗
gen Polniſchen Krieg, noch in die zwiſchen Ihrer Königl, May. zu Schweden und 1
Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg oder beederſeits confœde rierten ſchwebende dif-
ferentien ſich einzumiſchen gemeynt, dahero auch dahin geſtellt ſeyn laſſen, was et»
wann in Pohlen, Preuſſen, Pommern und der Marck Brandenburg gegeneinans
der feindtlich fuͤrlauffen moͤchte; Wann jedoch Ihre Koͤnigl. May zu Schweden von
der Cron Pohlen oder Ihre Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg und Dero confee-
derierten in Dero in dem Nider⸗ Saͤchſiſchen und Weſtphaͤliſchen Eeayß gelegenen
Ländern mit einigen Feindſeligkeiten under was Fuͤrwand ſolches auch geſchehen moͤch
te, wuͤrklich angegriffen, auch Ihrer Koͤn. May. aus andern Quartieren marchies
rende Völker dahinein thaͤtlich verfolgt werden ſollten, daß auf ſolchen Tall die ſambt⸗
Lehe Alliierte Ihre Koͤnigl. May. zu Schweden auf die in diſem receil' verglichene
Maß und Weiſe ohne einige exception oder reſpect welcher Theil ſonſten auſſer⸗
halb beſagten Nider⸗Saͤchſiſch⸗ und Weſtphaͤliſchen Crayſen pro, aggreſſore oder
< . invalo zu halten ſeyn möchte, wuͤrkliche Hilff und afilienz zu laiſten ſchuldig ſeyn ſol⸗
ken. Im fall aber durch Ihrer e zu Schweden Waffen in erſtbeſagten
IX. Theil. been
162 Beylagen.
beeden Tranfen Ihre Ehurfürftl. Durchl. zu Brandenburg und dero darinn gelegene
Lande oder dero darin ſich befindende Voͤlker wuͤrcklich angegriffen oder dahinein er
folget und etwa darauf Ihre Koͤnigl. May. in beſagten beeden Crayſen gelegene Lan⸗
de und Voͤlcker von Ihro Churf. Durchl. und dero Bundsgenoſſen hinwider feind⸗
lich überzogen und verfolget würden, fo wollen die Allüerte alßdann Ihro Koͤnigl.
May. zu einiger aſſiſtenz nicht, ſonſten aber auf alle andere Fälle, da Ihre Koͤn.
May. in mehrbeſagten beeden Crayſen zu erſt angegriffen wuͤrden, verbunden und je⸗
derzeit nichts deſtoweniger Dero Freundt und Bundsgenoſſen ſeyn und verbleiben.
| 2.) Zum Sweyten follte dann ein oder anderer eontœderierter und deßſel⸗
ben Lande insgeſambt oder deren eines wider verhoffen mit Gewalt überfallen und .
Einquartierungen ohnbefuͤegten aigenthaͤtigen Angriffen, Durchzuͤgen, Muſter⸗
Plaͤtzen, Kriegseractionen, Contributionen oder andern oberwehnten Gewalthaten
oder auch durch innerliche Empoͤrungen und Aufſtand belaͤſtiget oder diſer hierinn ges
ſchloſſener Zufamenſetzung und hine inde verſprochener defenſion halber Zeit waͤh⸗
render Verbüͤndtnus über kurz oder lang, es geſchehe, von wem es wolle, ange⸗
ſochten oder auch ein confacderierter an der zu diſer allianz verſprochner oder fonften
in dem letztern Reichs Abſchide verfehener Hilff von ſeinen Unterthanen verhindert
werden, alß dann wollen und ſollen dieſelbe wegen Dero im Reich gelegner Land und
Leute feſtiglich beyeinander ſtehen, einander auf beſchehenes erſuchen wider den of.
fendenten, belaidigenden und relpective gedachter maſſen widerſpenſtigen und zwar
ein jeder auf gute, teutſche Trew und Glauben, wie obſtehet, ohnverzuͤglich zu
Hilf kommen, auch nicht wieder zuruckkehren oder abziehen, es geſchete dann mit
aller ſeits beliebung oder werde in geſambten Kriegs⸗Rath deſſelben inſtruclion ges
me, vor dienlich befunden. 1
3.) Drittens, begaͤbe es ſich aber, daß einem wider den Fridenſchluff ge⸗
waltthaͤtiger weiſe quocunque modo Beſchwerdten, oder mit Einquar G J
Durchzuͤgen, Contributionen und andern Kriegs xactionen helaidigten confœderir⸗
ten zwar die ſchuldige defcullonshilff zugeſchickt, fo bald aber dieſelbe angelangt,
alsdann der invalor und belaidigende ſich wieder zuruckziehen und aus des offenfi
Landen retiriren würde, auf diſen Fall ſollen die confœderirte Volker auf maß wie
es der Kriegs- Rath vor guet befinden wuͤrdt, ſolchen In vaſorem verfolgen und in
deffelden Landen oder deſſen, ſo ſich difer invaſion theikhafftig gemacht, fo lang fub-
fiſtiren biß dem beſchwerdten aller zugefuͤgter Schaden ergänzt und wegen unterkaſ⸗
ſung kuͤnfftigen gewaltſamen Überfalls genugſame Verſicherung erſtatdet ſein wirdt.
4᷑.) Wuͤrden auch vors Vierte diſer zuſamengetrettener Staͤnd zween oder mehr,
welche nicht weit von einander gelegen, uff einmahl und zugleich angefallen, ſo ſoll
dem erſten anſuchenden zuvorderſt die ſchuldige Hilff zugeſchickt werden, der Kriegs⸗
Math aber nach habender Inftruction alle andere Vorfaͤlligkeiten und was geſtalten
| | 7 fachen
Beylagen. . 163 |
fachen und Umbſtaͤnden nach dabey zu thun und wie auch dem andern belaydigten
zuehelffen ſeye, berathſchlagen, ſchlieſſen und zum ſtandt richten, fahls aber die
zween oder mehr zugleich angefallene von verſchidenen Crayſen und weit von einan⸗
der entlegen waͤren, fo ſollen die in ſolcher verbuͤndnus ſtehende Chur⸗ und Fuͤrſten
alßbald Ihre Kriegs⸗Raͤth an ein gewiß orth nach der belaidigten ſituation, naͤmb⸗
lich in diſe Stadt Frankfurt, Coͤlln oder Goßlar zuſamen ſchicken, damit von den⸗
ſelben reifflich erwogen und ohn verzug verordnet werde, wie der luccurs nach des
Zuſtands proportion alſo auszutheilen oder zu vermehren, auch wie und wohin ein
Corpo zuſamen zufuͤhren ſey, damit dem Werck recht geholffen werde und ſo gute
Vorſehung geſchehe, auf daß einem jeden Imploranti wuͤrckliche aflıltenz widerfah⸗
re und ſoll ebenmaͤſſige Verordnung wegen Zuſamenſchickung der Kriegs» Räch in
acht genommen werden, wann auch ſchon etwan kein wuͤrcklicher Angriff oder Belaͤ—
ſtigung geſchehen, darzu aber einiger Anlaſſ und Vermuthung ſich befinden thaͤte,
damit nicht nur bey zeiten alß dann deſto fuͤglicher communicato conſilio erwogen
werden koͤnne, wie diſen Gefaͤhrlichkeiten zu begegnen, ſondern auch alßdann, wann
die Sache ſelber zur Thaͤtlichkeit gelangen moͤchte, man nicht erſt mit angeregter Zu⸗
ſamenſchickung aufgehalten werde, doch ſoll derjenige, welcher angegriffen und bes
ſchaͤdiget wird, einem andern feine confœderatiorg- Hilff aus dem Land zu ſchicken
nicht ſchuldig, noch zu dergleichen derjenig gehalten ſeyn, welcher in vorfallenden
Noͤthen in feinem oder einem benachbarten Crayß einem confœderirten Stand oder
Crayß die Bundts⸗Reichs oder Crayßhilff zugeſchickt haͤtte oder zuſchicken muͤſſte,
ſondern es ſoll in ſolchen Faͤllen die alſo fortgeſchickte oder nothwendig ſchickende An⸗
zahl zu Roß und Fueß in diſe verſprochene Huͤlff eingerechnet und davon abgezogen
werden, derjenig auch, ſo in diſer und zugleich einer andern Allianz ſtehet, den aus
ſolchen mit andern habender allianz ſchuldigen fuccurs nicht abſonderlich oder dop⸗
pelt, ſondern allein diſen zuzuſchicken verbunden ſeyn. f
5.) Doch hat es Fuͤnfftens hiebey die Meinung gar nicht, ob wollte man durch
die particular- verbuͤndnus die zuverhuͤet⸗ und abtreibung unrechten Gewalts im
hayl. Nom. Reich kundirte executions- Ordnung und in krafft derſelben ſchuldige
Reichs⸗ oder Crayß Verfaſſung C abſonderlich die Weſtphaliſche) wie auch die im
Fridenſchluſſ verordnete Garantie zuruckſtellen, ſtecken oder verhindern, ſondern es
follen nichts deſto weniger dieſelbe ohne abbruch diſes receflus in alle wege mit gehoͤ⸗
rigem Fleiß und Eyfer ſowohl insgemein in allen Reichs als abſonderlich jeden
Crayß⸗Conventen allerſeits nach Muͤglichkeit befördert werde, wie dann kraft diſes
fœderis alle und jede vereinigte Chur⸗Fuͤrſten und Fürften hiemit verſprochen, daß
Sie zu Erhaltung des Frivens mit allen Kraͤfften daran ſeyn wollen, damit die
General. Garantie nach Anlaitung des Inftrumenti Pacis F. Veruintamen &c. (art.
x XVII. §. 6.) wuͤrklich und e 5 der That ſelbſt eingerichtet werden möge,
1 & 2 | auf
JVC Beyla gen.
auf den Fall aber ſich dabey ſolche difficultzten und Hinderung finden würden, die
1555 ſo es aus dem 3 8 zu a waͤren, ſo ſoll doch nichts deſtoweniger ein
jeder zu der hierinn verglichenen Bundtshilff verbunden und die tli
e ee hilff ver und N unaufhaltlich
565.) Damit auch Sechſtens beſagte defenſion mit gutem Beſtandt vollfuͤeh⸗
ret werden konne, fo will und ſoll ein jeder confœderjerter nicht allein feine habende
voͤſte Plaͤtze mit noͤthiger Qu⸗raiſon verſehen und fein Landvolck zu defendierung feir
ner aigenen Lande in gute Ordnung bringen und in bereitſchaſſt haben, ſondern es iſt
auch abgeredt, pactiert, beliebet und geſchloſſen, daß ein jeder uff obbeſchribenen
Nothfall eine gewiſſe Anzahl zu Roſſ und Fueß, benandtlichen 5
Chur⸗Maynz zu Roſſ dreyhundert in drey Compagnien und zu Fuß Sechs,
hundert in drey Compagnien. 8 |
Chur⸗Coͤlln zu Roſſ Vierhundert und zwainzig in vier Compagnien und zu
Fuß Achthundert in vier Comp gnien.
| Chur⸗Trier zu Roſſ Einhundert und achtzig in zwo Compagdien und zu
Fueß vierhundert in wo Compagnien. A ;
Ihre Sürftl. Gn. von Munſter zu Roſſ Vierhundert in vier Compagnien
und zu Fuß achthundert in vier Compagnien. | ag
Pfalz⸗Neuburg zu Roff vierhundert in vier Compagnien und zu Fuß Acht⸗
hundert in vier Compagpien, 13
Ihr Koͤnigl. May. zu Schweden als Herzog zu Bremen und Verden
und Herrn zu Wißmar zu Roſſ zweyhundert und fünffig in drey Compagnien uud
zu Fuß vierhundert in zwo Compagnien. |
Herzog Augustus zu Braunſchweig und Lüneburg, Herzog Chriſtian
Aud Wig zu Braunſchweig und Lüneburg, Herzog Georg Wilhelm zu Braun⸗
ſchweig und Luͤneburg zuſamen Vierhundert und zweintzig zu Roſſ in vier Compa-
gnien, zu Fuß Neunhundert in Vier Compagnien. S
Landgrav Wilhelm zu Heffen + Cafjel zu Roſſ Einhundert in einer Com-
pagnie und zweyhundett zu Fuß in einer Compagnie, 1
geworbener tuͤchtiger Mannſchafft jederzeit beyſamen haben und ein jeder fein quan-
tum auf jedesmaliges erfordern unverlangt zu Hilff ſenden ſoll, auch auf den Fall
die antringende Gefahr einen groͤſſern luccues erfordern ſollte, man ich nach erwo⸗
genen Umftänden entſchlieſſen, ob und wie dieſelbe nach erſternandter proportion zus.
ergroͤſſern. a e
7.) Würde auch vors ſibende wider verhoffen einer oder ander vereinigter der⸗
geſtalt uͤbereylt oder auch danider gelegt, daß er ſeine verſprochene Huͤlff nicht laiſten
koͤnnte, fo wollen und follen dennoch die übrige nichts deſtoweniger demſelben uff bes
ſchehenes erfordern zu HUF kommen, auch feine Land und Leut zu = 9
Ret⸗
Beylagen. | 13
Rettung nicht muͤnder, als wann es Ihre aigene waͤren, Ihnen angelegen ſeyn laſſen.
8.) Zum Achten betreffend das Commando, Führung der Waffen, und
Adminiſtration der Julliz über die Voͤlker hat ein jeder vereinigter ſich dero über feine
Voͤlker fo lang dieſelbe auſſerhalb der conjundtion in feinem Land ſtehen, feiner Ge
legenheit nach zugebrauchen, auch zu Dero Behueff, wie es Ihme am fuͤglich⸗
ſten gefallen möchte, Verordnung und Unterhalt zu machen. e 0
d 9.) Wie es aber zum Neunten mit Adminiltcation der Juſtiz zu halten,
wann es zu der conjuaclion gelanget, daruͤber iſt nachfolgende Abrede genommen,
daß nemlich in ſolchen Sachen auch delictis, welche der Generalitæt Commando und
die davon dependierende Sachen nicht concernieren, eines jeden Chur - und Fuͤrſten
Ober⸗Commandant die Juſtiz unter denen Ihnen untergebenen Voͤlkern ohne einigen
Eingriff oder Verhinderung achminiltrieren folle, was aber ſelcher maſſen vor das
General Commando. gehörig, darvon wird der jederzeit commandierende General
nebenſt dem Kriegs: Rath alle rechtliche Gebuͤr ſtatuiren. ee |
150.) Zum Sehenden wegen des General Commando im Feld und bey den
Actionibus militaribus haben ſich die vereinigte gegeneinander verbindlich erklaͤrt, daß
keiner vor dem andern ſich einiger prxeminenz, mehrerer Macht und Gerechtigkeit
unter was prætext auch ſolches per directum oder obliquum geſchehen möchte, ſo
wenig jetzo, als uͤber kurz oder lang anmaſſen wolle oder ſolle, iſt auch auf ſolches un⸗
bewegliches fundament beſtendiglich verglichen, daß vermoͤg der executiong + Ord⸗
nung derjenige Landsfuͤrſt, welchem die Hilffe gelaiſtet und ſo lang in deſſen Landen
ag'ett wird, das Ober⸗Commando oder Generalat bey den militaribus actionibus
mit Zuziehung des Kriegs⸗Raths auf maß, wie in nachfolgenden articuln begriffen,
führen oder an feine Stell ein qualifcirtes Haupt verordnen ſolle, welchem das Ge-
neral Commando uber die zur defenſion im Feld zuſamen geführte Voͤlcker anvertrauet
werde. Falls aber unterdeſſen einige vereinigte in ihren Landen über ihre ins Feld fuͤh⸗
rende Defenlions- Voͤlker (wann nemblich in oder auſſer Ihren Landen in hollico
agiert werden ſollte) einer gewiſſen Generals, Perſon das Gencral- Commando aufs
tragen und anvertrauen wollten, fol Ihnen ſolches und der condi ionen halber ſich
mit einander zu vergleichen frey und bevor ſtehen, doch daß ſolche Annemmung den
übrigen conforderierten zu ihrer Nachricht notificiert werde. e
I.) Zum Eilfften, wann in loco tertio guſſerhalb gedachter Chur ⸗ und
Fuͤrſten Landen agiert wird, foll derjenige commandierende Chur⸗ oder Fuͤrſt, aus
deſſen Landen man in locum tertium gehet, oder deſſelben obgedachter maſſen beſtell⸗
ter General das Ober- Commando fo lang führen, biß die conjungierte hinwider in
Ihre Land kommen. Im fall auch die Aliſtierende Ständ die Voͤlker aus ihren eige⸗
nen Landen ad locum tertium zuſamen ſchicken, ſoll der hoher oder in der charge äftes
rer oflicier mit Zuziehung der RN Räthe die Diredlion führen, Sollten
JJ
aber die Völker in eines confœderierten Land eder deſſen Graͤnzen ſich ziehen, haͤtte
es bey deren im vorgehenden Articul beſchehener Verordnung ſein verbleiben, wuͤrde
auch eine Generals⸗Perſon mit geſambter Einwilligung beſtellet, fo bleibt auch billich
demſelben das commando. 5
5 12.) Damit auch zum Zwoͤlfften diſe delenũo deſto beſtaͤndiger gefuͤehret
und verrichtet werden moͤge, iſt beliebet, daß zu Verfaſſung eines Conſilii militaris-
ein jeder von obgemelten Alliierten, Thur⸗ und Fuͤrſten, naͤmblich Mlaing, Trier,
Coͤllen, Mlünfter, Pfalz ⸗Newburg, Bremen, Braunſchweig Luͤ⸗
neburg, Wolffenbuͤttel, Zell, Calenberg und Heſſen Caſſel eine Kriegs⸗
verſtaͤndige Perſon zu diſem Ambt verordnen, in Pflicht nemmen und beſolden ſollen,
auf daß Sie der für den Kriegs Roth aufrichtender infiruction gemäß dem Succurs ,
ſo offt und an welchem Ort derſelbe wird zuſammen gefuͤerth werden, im Feld und
Quartieren beyzuwohnen fleiſſige und ſorgſambe Achtung auf die moments rerum und
den Kriegsltatum zu geben, die Anſtellung des Kriegs⸗ Raths vor ſich, fo offt es
die Noth erfordert, inſtaͤndig anzutreiben und demſelben ſtets benzuwohnen, auch
wegen der Lebens = Mittel, Artillerie, Munition, Magazin und Fourage vorſichtig
und forgfältig zu ſeyn und insgemein auf conſer vation der Voͤlcker mit ſtetiger Wacht⸗
ſamkeit zu ſehen verbunden ſeyen. Wollten aber zwey oder mehr Alliierte Chur: und
Fuͤrſten einen Kriegs Rath ad tempus ſchicken, ſo ſoll Ihnen ſolches erlaubt und der⸗
ſelbe Ihre Vota und das Kriegs Rath Ambt zu vertretten befuͤegt ſeyn. Sa
13.) Wie nun zum Dreyzehenden ein jeder von den vereinigten ohne und auſ⸗
ſerhalb der Kriegs⸗Raͤth einen gewiſſen Ober⸗ Officier über feine zu der conjunction
geſchickte Voͤlcker haben wird, fo fol derſelbig Chur⸗ oder Fuͤrſt, in deſſen Landen
die zuſamengefuͤhrte Dekenſions- Völker ſtehen, oder an deſſen ftatt fein General das
Ober⸗ commando haben, auch die Kriegs Raͤth ſambt mehr andern Ofhciern in des
nen Sachen, darinnen es die Noth oder der Kriegsgebrauch erfordert oder ſonſten vor
dienlich befunden wirdt, zu dem Kriegs Rath berueffen, daſelbſt die vorfallende Sa
chen proponiren, umbfeagen, die letzte Stimm oder Votum haben, dirigieren, und
den Schluß machen, denſelben auch der Gebühr exequiren laſſen, auſſerhalb ſolches
in gemeinem Rath gemachten Schluſſes aber nichts wichtiges oder hauptſaͤch liches
vornehmen. Und ſollen in gedachtem Kriegs Rath uͤber die jedesmals vornemmende
und relolvierende Kriegsactiones die majora gelten. 5 a
14.) Vors Vierzehende unterhaltet und bezahlet ein jeder alliierter ſeine Voͤl⸗
ker in deſſen Landen nach ſeiner Gelegenheit und Ordonanz, Wann fie aber auſſer⸗
halb Lands in der conjunction oder im Feld ſtehen, alsdann ſoll er dieſelbe vermittelſt
zehentägiger Lehnung nach einerley diß Orts verglichener und zu End angehenckter
Verpflegungs Ordonanz anticipando richtig bezahlen, damit dieſelbe, wann ſie in
andern Landen ſtehen, ſchwuͤrig zu werden, zu exorbitiren, confuſion und gi Se
| >
Bey lagen. | 167
Ohngelegenheit anzurichten keine Urſach haben mögen. Zu dero Behueff dann auch
ein jeder feinem bey den Voͤlckern habenden Commiſſario zween Monat: Sold gleich
anfangs zum Vorrath luͤfern laſſen und mitgeben ſoll. is
135.) Im Fall aber Fuͤnffzehendens einer mit Anſchaffung folcher Bezahlung
oder auch ſendung der Voͤlcker und Laiſtung der verſprochenen Huͤlff ſaͤumig ſeyn oder
eines oder andern Chur⸗Fuͤrſten oder Stands Leuthe Sperr = oder Hinderung eins
werfen wuͤrden, dardurch die Anſchickung des hierinn verſprochenen und zu Ihrer
und anderer Chur⸗Fuͤrſten und Stände Landen Wohlfart und confervation gerai⸗
chender Succurs retardiert oder auch gar verhindert wuͤrde, werden die andere ſich ent⸗
ſchlieſſen, wie gegen ſolche ſaͤumige und widerſpenſtige zu verfahren ſey.
N 16.) Zum Sechzehenden ſoll bey erfolgender conjunction derjenige, wel⸗
chem in feinen Landen und Pläßen ſuccurrieret wird, fo lang die conjungierte daſelbſt
communicato confilio ſtehen werden, das commils - Brod vorfchußs weile und daß
ſolches Ihme von den uͤbrigen vereinigten nach proportion eines jeden Voͤlcker in bil⸗
ligmaͤſſiger, alßdann ohnverzugenlich vergleichender taxa hinwider bezahlt werde, ans
ſchaffen laſſen zu dem Ende ein jeder in feinen Landen an verſchiedenen Orten zuraichen⸗
de Magazin zeitig aufzurichten, auſſerhalb des Commiſs und Obdachs aber, wie
auch verſtattung ohnentbehrlicher Fourage ein mehrers herzugeben nicht ſchuldig ſeyn,
noch von den conjungierten Voͤlckern ein mehrers gefordert oder exequiert werden, ſon⸗
dern was dieſelbe auſſerhalb des ihnen vorſchuß⸗ weis gebenden Commils und Rauch
Fuetter verzoͤhren werden, ſollen ſie in billichem Werth den Unterthanen mit Geld
bezahlen. Da aber die Voͤlker in loco tertio oder in einem ſolchen Orth ſtehen muͤſ⸗
fen, da da Con mils nicht zu bekommen wär, oder aber einem Stand zu ſchwer ſal⸗
len würde, ſolle es von den benachbarten nechſtgelegenen Vereinigten Churfürften und
Fuͤrſten beygefuͤehret und umb billichen Preiß erkaufft werden. i
17.) Zum Sibenzehenden, damit auch die Zufuchr zu Unterhaltung des
conjungierten Succurs nicht gehindert und die Unterthanen auf einigerley weiß nicht
beſchwerdt werden, demfelben auch die obberuͤhrte Bezahlung widerfahren moͤge
ſolle unter den Voͤlckern gute Jultiz gehalten, die Uebertretter ohne einigen Aufſchub
oder reſpect exemplariter geſtrafft oder an deſſen ſtatt der commendant, welcher jeder
fuccurrierender Parthey vorgeſetzt iſt, oder nach Gelegenheit deſſelben folgende Ok.
ficirer ernſtlich angefehen werden. Wann auch hierwider, wie auch ſonſten einiger
Schade in dem Land von den Oficierern, Reutern oder Soldaten zugefuͤegt würde,
foll neben und über ſolche Beſtraffung der Landsfuͤrſt, deme oder deſſen Unterthanen
der Schade zugefuͤegt worden, ſich deſſelben an den Otficirern fowohl als Gemeinen
Soldaten zuerhohlen bemaͤchtiget ſeyn. | a
f 18.) Zum Achtzehenden, die bey der conjunction nötige munition verſchaf⸗
ſet ein jeder den feinigen ſambt aller zugehoͤr nach proportion der Boͤlker, der er
ER
—
*
1
268 er Beylagen
lerie und occafion, und iſt wegen der Artillerie abgeredet „ daß ein jeder die nötige
geringe Stüͤcklein vor feine Volker, als etwan aufjede Sechs hundert Mann zu Fueß
zwey Regiment ⸗ Stücklein ſambt ihrer Zugehoͤrdt, die übrige ſchwere Stuͤck aber
neben den requifitis an Conſtabel, Pferden, Geſchürr, Munition und dergleichen
derjenige hergeben und herleyhen ſolle, in deſſen Landen oder loco tertio, welcher
demſelben em nechſten iſt, agiert wird „ jedoch auf gemeine Ohncoſten, Schaden und
ohngewaigerte Wiedererſtattung der Vereinigten. 8 3
19.) Zum Neunzehenden ſoll der zuſchickende Suecurs ſo eylig, als muͤg⸗
nich marchieren, keine unnoͤtige Still s Laͤger halten und derjenige, durch d eſſen Land
der Durchzug genommen werden muß, die Quartier zum Nachtlager, auch die Tag⸗
reifen noͤtiges Commiſs.- Brod und Rauch Fuetter vorſchuß weiſe anweiſen und zu
der Durchfuhr gewiſſe Commiſſarios verordnen, denen dann fo wohl wegen der mar-
che und quartier, als andern davon dependierenden diſpoſitionen von allen hohen
und Unter⸗Officirern, wie auch gemeinen Soldaten unwaigerlich Folg gelaiſtet und
von den Vereinigten ernſtlich daruͤber gehalten, im uͤbrigen aber es obgedachter maſſen
obferviert werden ſolle. 5 |
20.) Zum Swaintzigſten die in diſer Verbuͤndtnus ſtehende wollen, was
Sie zu diſer Verfaſſung dienlich oder auch ſchaͤdlich in Erfahrung bringen, einer
dem andern getreulich unter gutem glauben communiciren. g s
21.) Zum Ein und Sweingigften , wann auch etwan mehr andere Chur⸗
Füͤrſten und Stände des Reichs, Sie ſenen Catholiſch oder Augſpurgiſcher Confel-
Bon in diſe particular defenſions- Verfaſſung obgeſetzter maſſen mit eintretten wol⸗
ten, werden die Vereinigte daruͤber, ob und mit was condition dieſelbe anzunehmen
und was ſonſten dabey zu beobachten, ſich einmuͤetiglich vergleichen und wann ſich ein-
oder ander deß wegen bey jemand, ſo in diſer Verfaſſung begriffen, anmelden wuͤrde,
ſoll es derſelbe alßbald den andern notifieiren, auch den zuſammen getrettenen Chur
und Fuͤrſten frey ſtehen vermoͤg des allgemeinen Muͤnſter⸗ und Ofuabruggifchen Fri⸗
denſchluß mit andern Potentaten, Chur Fürſten und Ständen, jedoch diſer Allianz
ohnabbruͤchig und ohne Nachtheil ſich in Verbuͤndtnus einzulaſſen.
22.) Zum Sway und Zwaintzigſten diſe Vereinigung und particular Bere:
faffung iſt, wie oben mit mehrerm gemeldet, bloß gegen Abtreibung ohnrechten Ges
walts angeſehen und auf des hayl. Roͤm. Reichs Executions. Ordnung und den:
Fridenſchluß gegruͤndet und wollen darinn die Verainigte die drey nechſt aneinander
folgende Jahr verglichener maſſen voͤſtiglich bey einander ſtehen und ein halb Jahr vor
Verflieſſung felcher Zeit der prorogation halber nach geſtalt der Laͤufften und wie es,
des gemeinen Vatterlands auch eines jeden aigene oder deſſen Land und Leuten Wohl⸗
fart erfordern möchte, ſich ſowohl ratione temporis als conditionum wider allhier
in Frankfurt miteinander, jedoch vermittels eines jeden freyer Willkhuͤr ferners vers
ein⸗
—
Beylagen. | 165
— nn un ee ann nt
einbaren. Würden aber etwan bey zu endlauffung difer dren Jahren die alliierte
in wuͤrcklicher adion begriffen ſeyn, fo ſollen Sie darinnen fo lang continuiren,
biß ſelbige zu end gebracht ſeye. N
Deſſen zu Vrkundt und beſtaͤndiger Voͤſthaltung ift diſer Verglich zehenmahl
außgefertiget und von allerſeits Chur⸗ und Fürften bevollmaͤchtigten unterſchriben,
auch jedem darvon ein exemplar zu dem End behaͤndigt worden, damit von aller⸗
ſeits gnedigſt und gnediger Herrſchafft die daruͤber noͤthige ratificationes verglichner
maſſen von dato innerhalb Monatsfriſt ohnfehlbar beygebracht und gegen einander
ausgewechſelt werden mögen, So geſchehen Franckfurt am Mayn den 1. Augu-
ſti im Jahr Eintauſend, Sechshundert, Fuͤnffzig Acht.
(L. S.) Johannchriſtian Frey⸗ (L. S.) Philipp von Vorburg.
herr von Boineburg. 5 8
(ES. ) Milhelm Ego, Graf (L. S.) Johann Chriſtoph Aldenhofen.
von Fuͤrſtenberg.
(L. S.) Franz von Gieſſe. (I. S.) Georg von Schnolstx.
(L. S.) Polycarpus Heyland. (L. S.) Otto Johann Witte. D.
(LS. Otto Otto voniMauderode. (L. S.) Regnerus Badenhaufen.
9 | | (L.S.) Sebaſtian Friderich Zobell.
Und dann Hoͤchſtgedachte alliierte Chur⸗ und Fuͤrſten hernachmals neben am
dern Chur⸗ und Fuͤrſten, auch den Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn
)
“Eberharden Herzogen zu Wuͤrtemberg und Teckh, Graven zu Moͤmpelgard,
Herrn zu Heydenheimb ꝛc. unter bemeldtem dato Franckfurt den . Auguſti obbe⸗
ruͤhrten Eintauſend Sechßhundert Acht und fuͤnffzigſten Jahrs zu ſolcher Verfaſſung
ſchrifftlich eingeladen, daß ſolchem allem nach feine Fuͤrſtl. Durchl. in obgedachten
zu niemands offenſion, ſondern nur allein zu Beſchuͤtzung Ihrer und deren ſambt⸗
lichen Alliierten Land und Leuten angeſehene, auch in den Reichs⸗ Satzungen und zus
mahlen dem juͤngſten Weſtphaliſchen Fridenſchluſſ gegruͤndte Verfaſſung (jedoch mit
reſervation und exception deren mit andern hehen Haͤuſern habenden aͤltern pacto-
rum ſoweit ſolchem Inſtrumento pacis und diſer darauff eingerichten Allianz nicht ent⸗
gegen) mit einzutretten ſich erklart, hoͤchſtgedachte Chur und Fuͤrſtl Gnaden und
Durchl. auch Seine Herrn Herzog Eberhardens Fuͤrſtl. Durchl. in ſolche Vers
ſaſſung mit eingenommen und Ihre allerſeits Chur⸗ und Fuͤrſtl. Gn. und Durchl.
ſich darauff verbunden haben, verbuͤnden ſich auch hiemit und in crafft diſes dahin,
daß Sie einander nicht anders, als ob hoͤchſtgedachten Herrn Herzog Eberhar⸗
IX. Theil. (Y IN 8 dens
170 Beylagen.
dens zu Waͤrtemberg ꝛc. Fuͤrſtl. Durchl. gleich anfangs obinlerierten Recels mit
abgehandelt hätten, alle darinn gemelte atlittenz und Hüͤlff und wart Herrn Eber⸗
hardten, Herzogen zu Wuͤrttemberg ꝛc. Fuͤrſtl. Durchl. mit Einhundett zu Pferde
in Einer Compagnie und Zweyhundert Mann zu Fueß in Einer Compagnie, die
uͤbrige Chur⸗ und Fuͤrſten aber mit fo viel Mannſchafft, als in mehrberuͤhrtem Ree
cels verglichen und enthalten iſt, einander trewlich laiſten und demjenigen, was mit
mehrerm darinn verhandelt gegen einander nachleben und nachkommen wollen.
Deſſen zu Urkundr und beſtaͤndiger Voͤſthaltung iſt diſer recels von aller⸗
ſeits Chur- und Fuͤrſtl. Gevollmaͤchtigten unterſchriben und gefertiget, auch davon
einem jedwedern ein Exemplar zu dem End behaͤndiget worden, damit von allerſeits
Glnaͤdigſter Herrſchafft die darüber nöthige rarificationes verglichener maſſen von da-
to innerhalb Sechs Wochen ohnfehlbar beygebracht und gegen einander ausgewech⸗
ſelt werden moͤgen. Da aber vor Verflieſſung angeregter Sechs Wochen oder vor
Einlangung oder commutierung allerſeits Principalen ratificationen obgedachter al-
liierter Chur⸗Fuͤrſten oͤder Seiner Herrn Herzogens Eberhards zu Wuͤrtenberg ze.
Fuͤrſtl. Durchl. Herzogthumb undLanden einige Gefahr zu handen ſtoſſen oder auch zu bes
ſorgen ſtehen ſollte, So verſprechen obgedachte Chur und Fuͤrſtliche Geſandten in
Namen Ihrer hohen Herrn Prineipsin hiemit Seiner Fuͤrſtl. Durchl. und hinwi⸗
derumb Seiner Fuͤrſtl. Durchl. Geſandter denenſelben, daß Sie auch in ſolcher Zeit
auf allen zutragenden Nothfall einander ad ınutuum aux ibu und zu reciprocierter
afliftenz dergeſtalt unter ſich verbunden ſeyn follen und wollen, als ob allerſeits Chur⸗
und Fuͤrſtliche ratificationes wuͤrcklich ſchon eingelanget, auch gegen einander com-
mutiert und extradiert waͤren, alles getrewlich und ohne Gefaͤhrde, So geſchehen
Franckfurt am Mayn den arne Im Jahr Eintauſend Sechshundert und
Sechzig. |
(LS.) Philipp von Vorburg. (L. S.) Georg Wilhelm Bydenbach.
(L. S.) Johannes Chriſtophorus Aldenhofen. a 1
(.S.) Franz von Gieſſe.
(L. S.) Georg von Schnolsky.
(L. S.) Polycarpus Heiland. D.
(L. S.) Otto Johann Witte.
(L. S.) Regnerus Badenhaufen. 125
(L. S.) Conrad Fabricius. —
Daß Wir demnach ſolchen Recels und alles was darinnen inferiert ik, hiemit
in beſter Form ratificiren, approbiren und genehmhalten und erafft diſes bey 1 111
Fauͤrſt⸗
Beylagen- > Ä 121
— —
— TEE EEE an aan 5
Fuͤrſtlichen Worten Trew und Glauben verſprechen, denſelben in allen ſeinen Arti-
culn und Jahaltung aufrichtig nachzuleben und dasjenige allerdings zu præſtiren und
zu thun, warzu Wir darinnen verbunden und gehalten ſind. Zu Beſtetigung deſſen
allen haben Wir diſe ratification mit aigenen Handen unterſchriben und mit onferem -
Fuͤrſtlichen Secret beſiglen, auch einem jeden vnſerer Herrn Einigungs⸗Verwandten
darvon ein Exemplar zuſtellen laſſen, Datum in vnſerer Refidenz Stadt Stutt⸗
gard den agten Februar j Im Jahr Ein Tauſend Sechshundert und Sechzig
Eberhard, Her zog zu Wuͤrtemberg, ice.
1 1 Num. 66. |
Schreiben des Cardin. Mazarini an Herzog Eberharden wegen
des Herzogl. Beytritts zur Rheiniſchen Allianz. d. d. 6. April. 1660,
Monſieur Meise N Rech baninde
ay fait entendre au Roy, comme V. A. 1’ à deſiré les juſtes confiderations,
qui Pont obligé a differer pour quelque temps la reſolution, qu' Elle &
tousjours eue d' entrer dans P' alliance de S. M. & la joye, qu’ Elle me tes-
moigne que ces Raiſons la ayant cefle, V. A. fe trouve aujourdhuy du nom-
bre de fes Confederez pour le maintien de la Paix de l' Empire & I avan-
tage du bien public. S. M.te a eu tres agreable tout ce que j' ay eu ' hon-
neur de luy dire fur cette matiere & m' à commandè d' aſſeurer bien expref-
ſement V. A. qu Elle peut faire estat certain de recevoir en toutes rencontres
des marques effectives de fon affection & de fon eflime pour fa perſonne &
de ſa protection Royale & tres puiſſante ſelon les beſoins pour tous ſes pays
& Eſtats. Je me ſouviens fort bien de ce, que j ay fait esperer a Monſieur
le Due VIric pour quelque employ digne de luy & je prie V. A. de croire.
que Je n' en perdray pas |? occafion dez que je verray la moindre conjon-
cture favor-ble. J’eleris au Sieur Pawel pour quelque aſſiſtence d- argent,
que je luy ay preſentement procuree de S. M fur fa penſion. Cependant
Je me rejouis en mon particulier de l' efperance , que je congois d avoir a
I avenir plus de moyen que je n' en ay encore eu de tesmoigner a V. A,
combien ſincerement Je ſuis avec toute la paflion poflible
Monſieur
855 de V. A. . N 2
Tres humble Serviteur
A Montpelier le 6. Avril. le Card, Mazarin.
1660,
Ir ae 55 Me Regiſter
Regiſter
der Beylagen, wo ſolche in der Materie angeführt worden.
Fro. B der Stadt Blaubeuren wegen
1. Veranſtaltung des ausgeſchr iebe⸗
nen Danckfeſtes uͤber erhaltenen
Friden. d. d. I. Nov. 1648. pag. 3.
2 Wuͤrtemb. Schreiben an Kayſ. May. um
Befoͤr derung der Keſtitution. d. d. 23. 85
1648
3 Sail Antwort auf obiges Schreiben.
d. d. 20. Nov. 1648. 3.
4 Der Schwediſchen Geſandten Ordre an
Obriſt Moſern wegen Abtrettung der Herr»
ſchafft Oberkirch an den Herzog von Wuͤr⸗
tenberg. d. d. 28. Nov. 1648. 5.
5 Ausſchreiben des Cloſter Inhabers zu
Adelberg an ſeine Unterthanen wegen Ver⸗
abfolgung der Gefaͤlle d. d. 8. Nov ee
6 Schreiben des Churf, von Mainz an om
zogen zu Wuͤrtemberg wegen Abtrettung
des Cloſters Mur hard. den „5. Nov:
1648. 14.
7 enen Biſchoffs zu Bamberg an
die Inhaber der Cloͤſter wegen Abtretung
der Wuͤrtemb. Cloͤſter. d. d. 16; Nov. 2
8 Schreiben des Biſchoffs von Coſtanz 1555
den Propſtey « Adminiftratorn zu Stutt⸗
gard D. Darath wegen Abtrettung ſeiner
daſigen Propſtey d. d. 12. Dec. 1648. 17.
9 Kayſerl. Commiſſions- Schreiben auf den
Biſchoff zu Bamberg und Marggraven zu
Culmbach den Her zog zu Wuͤrtemb. zu reſti ·
tuiren. d. d. 20. Nov. 1648.
17.
10 Kayſerl. Schreiben an Erzherzog Carlin
wegen der Wuͤrtempergiſchen ge
d. d. 20 Nov. 1648:
11 Proteſtation des Juhabers des Cloſters ©. A
Georgen wider den Weſtphaͤl. Feidens⸗
ſchluß. d. d. 14 Dec. 1648. 26.
12 Der Subdelegirten Kayſerl. Commiſſarien
Mandatum paritorium oder Patent an die 5
hartnaͤckige Cloſters » Juhaber. d, .
Jan. 1649. 26.
ER
13 Atteſtatum der Kayſerl. Sobdelegitten zu
der Execution der Wuͤrle ab. Reſtitution,
daß der Herzog in alle Geiſt und Weltliche
Guͤter immittiert ſey und, was etwan zu⸗
ruckblieben, er ſelbſten zu apprehendiren
Macht haben foll. d. d. 7. Febr. 164% 42.
14 Wuͤrtemb. Schreibenzan Biſchoff zu Co⸗
ſtanz um Befoͤderunz der Reltitution ex
Amniſtia im Schwaͤb. Krayß d. d. 5
Januar. 1649.
15 Extract S Schreibens Herzog Eberhards 15
den Biſchoff zu Coſtanz wegen beſſerer Be⸗
förderung der Reſtitutions , Executionen.
d d. 23. Febr. 1640.
44.
16 Wurtemb. Danckſchreiben an die Königin
von Schweden fuͤr den verſchafften Friden
um geleiſteten Beyſtand. d. d. 24. Febr.
1
49. 45 ·
17 Extract Varenbüleriſchen Berichts wegen
eines mit dein Eßken über die Aausraumung
der Veſtungen und Erleichterung der Fri⸗
densgelder gefuͤhrten discours, d. d. eh
April. 1649.
18 Kayſerl. Befehlan die beede Schwaͤbiſche
Crayß ausſchreibendeFuͤrſten zu berichten,
was in diſem Crayß noch zu reltituieren
fey. d. d. 12. Julij 1649. 58.
19 Wuͤrtembergiſches Danckſchreiben für die
Reſtitution der Veſtung Aſperg mit ange
haͤugter fernern Bitte. d. d. 22. Sept. 688 ö
6
20 Schreiben der Churfuͤrſtl. Geſandten an
den Koͤnig in Spanien um 4 . 8 der
Veſtung Frankenthal. d. d. . Martij
1650. 82.
21 Memorial des Wuͤrtemb. Agenten am
Franz. Hof. um Abſtellung der Contribu-
tionen nach Breyſach und Philippsburg.
d. d. 2. Jan. 1650 83.
22 Copia&ichreibeng Pfalzgrav Earl Gustavs
an Herzog Eberharden zu Wuͤrtemberg.
d. d. Nurnberg, den 23. Junii 1650. 89.
23. Or⸗
—
£ 13 I. Ke giſter.
Nro. Ordre an den Commendanten zu Schorn⸗
23 dorf wegen Abtrettung der Stadt Schorn⸗
dorf an den Herzog von Würtenberg. d. d.
2. Julij 1650. f pag. 89.
24 Lettre de Vleſſieurs les Plenipotentiairs du
Roy Eserite & Monfieur de Roswormen
le 2. Juillet. 1650. en original. 89.
25 Lobſpruch ber weitberuͤzmten Veſtung Ho⸗
ben » Twiel, darinn deroſelben Belage⸗
rungen, und die vornehmſte von daraus
geſchehene Verrichtungen warhafftig und
kuͤr lich erzählt, zum andernmal in vielen
Orthen vermehrt, und auffgelegt wird,
durch: M. Matthæum Eſenwein, Diaco’
num der Kirchen zu Tuͤbingen. Gedruckt
und verlegt daſelbſten, bey Philibert Brun
nen, 1650 NEN, 91.
Danck⸗ und Gratulations Schreiben Her⸗
zog Eberhards an die Koͤnigin in Schwe⸗
den wegen erlangter Fridens Execution.
d. d. 2. Aug. 1650. i 91.
27 Todenſchein des von Herzog Eberharden
anno 1638. ausgeſtellten Reverſes wegen
Immifſſion unter Bedingungen welche im
Weſtphaͤl. Feiden aufgehoben worden. d.
d. 8. Febr. 1651. 100.
28 Einzug Herrn Herzog Eberhards zu Regen
ſpurg auf den Reichstag ſo Donnerſtags
Nachmittag den 23. Dec. 1652. geſchehen.
. . 115.
29 Literæ Regis Angliæ Caroli II. commendat
ex exilio Duci Wurt. cauſam ſuam. d. d.
23. Dec. 1652. 118.
Varnbuͤleriſcher Aufſatz Herzogl. Befelch⸗
Schreibens an die Würtemb. Comitial- Ge⸗
ſandte in puncto deputationis ordinariæ.
d. d. 20. Sept. 1653. 123.
31 Churbrandenburg. Schreiben an die Kay.
May. wegen gleicher Anzahl in der Reli;
gion bey den ordinsri Reichs- Deputa⸗
tionen und Coiletarum: d, d. 10. Dee.
30
1653. ; 127.
32 Churbrandenburg. Schreiben an des Chur⸗
fuͤrſtl. Collegium in puncto paritatis & ma-
jorumcirca collectas, d. d. 10. Dec. 1653.
127.
3. Documentum Electionis Prineipis Wilhel-
mi Ludovici de Wurtemberg inCanonisum:
Eecleſiæ Cathedralis Argentoratenſis. d. d.
21. Nov. 1653. a pag 128.
Nro. Confirmatio hujus Electionis per Anto-
34 nium Ulricum Ducem Brunsvieenfem lo.
cumtenentem Decani ejusdem Eecleſiæ.
d. d. 21. Nov, 1652. 128.
35 Revers Herzog Eberhards zu Wuͤrtem—
berg im Namen feines minder jaͤrigen Soh⸗
nes gegen dem Evangel. Capitul zu Straß⸗
burg wegen Erfuͤllung ſeiner Capitular,
Pflichten. d. d. 23. Dec. 1653. 128
36 Wurtemberg. Schreiben an Chur, Bran⸗
deburg wegen des kurz abgebrochenen
Reichstags und der uneroͤrtert gebliebe⸗
nen Puncten. d. d. 2 1. April. 1654. 138
Wurtemb. Memorial an
Abaͤnderung eines im
begangenen Verſtoſſes
burgiſchen Vorzugs. d.
Reichs. Abſchied
wegen Mecklen.
d. 18. Maji 1654.
= 138.
38 Schreiben Herzog Eberhards zu Wurted⸗
berg an Chur Brandeburg wegen Erhal⸗
tung mehrerer Einigkeit unter ihren Glau⸗
bens genoſſen d. d. 28. Junij 1654. 139
39 Wurtemb. Schreiben an den Kaiſer we⸗
gen Einſtellung der Proceſſe an Reichs.
Hof Rath in Reſtitutions⸗Sachen und
Geſtattung des Gottes dienſts für die Evan⸗
gel. Agenten ꝛc. ꝛc. d. d. 2- Aug. 1654. 140
40 Schreiben Herzog Eberhards an Konig
von Schweden wegen der beſtaͤndigen Al⸗
ternation und Zuſamenkunfft der Evange
liſchen Stande. d. d 11. Aug. 1654. 140
41 F an den
ſchen Reichs Canzler Oxenſtirn wegen der
Alternation der Fuͤrſtl. Haͤuſer her: 195
ruckſtaͤndiger reſtitutionen exfinftrumento:
pacis. d. d. It. Aug. 1654. 140.
42. Koͤnigl. Schwediſches Schreiben an Her⸗
zog Ederharden wegen der noch ruckſtaͤn⸗
digen Reſtitutionen und der Kron Händel
mit der Stadt Bremen. d. d. 6. Oct. 1654.
8 5 140
43 Schreiben Gr. Joh. Oxenſtirns an
zog Ederharden zu Wurtenberg a 28
reinen Abſicht ſeiner Geſandtſchafft in das
Reich. d. d. 21. Aug. 1655. 159
(9 2 44 And
Schwedi⸗
—
Churmainz um
Nro. Schreiben Herzog Eberhards an unter ·
Nro, Antwort Herzog Eberhards auf obiges
44 Schreiben. d. d. 12. Oct. 1655. pag 159
45 Her zogl.
Befetzl wegen zu haliendem
Dankfeſt 161
46 Votum Wurtenbergicum in conventu.de-
47 Koͤn. Franzoͤſiſches Schreiben an Herzog
putatorum zu Frankfurt wegen der Ha,
genduiſchen -reitifutiong Sach. d. d. 3.
Mart. 1656. 156
Eberharden wegen Usberlaſſung Kayſerl.
Voͤlker an die Kron Spanien. d. d. 24.
Mart. 1656
171
48 Franzoͤſiſches Schreiben an die Kay. May.
49
wegen diſes Franzoͤſiſchen Geſuchs. d. d.
5
5
5
oO
1
22
>
wegen gleicher Materie. d. d. 24. Mart.
1656. 171
Herzog Eberhards Bericht an den Kayſer
A . Junij 1556. 171
Wuͤrtemb Antwort: Schreiben auf des
Koͤnigs in Frankreich Klagen uͤber verſchie⸗
deneFridensbruͤche. d. d. 2. Oct 1656. 177
Varenbüleriſch Gutachten wegen einer von
den Graven von Fuͤrſtenberg vorgeſchla⸗
gener Allianz mit Herzog Eberharden von
Wuͤrtemberg. d. d. 14. Oct. 1656. 179.
a. Chur Pfaͤlziſches Schreiben an Herzog
Eberharden zu Wuͤrtemberg wegen der vor:
habenden Religions Vereinigung d. d. 29.
Dec 1656. ee e
b. Auszug Geh. Raths Gutachtens we⸗
gen der bey dem tödlichen Ableiben Kay
ſers Ferdinanden III. erferderlichen Lau
des - Anftalten. d. d. 8. April. 1637. 187
c. Ordre Herzog Eberhards an ſeinen
General Feld⸗Zeugmeiſtern von Holz
das Hertzogthum bey dem Kayſerl. Ablei⸗
ben in Sicherheit zu ſtellen. d. d. 8. Apr.
1657 187
Wuͤrtemb. Schreiben an den Koͤnig in
Schweden wegen fuͤrwaͤhrender Beſchwer⸗
den der Fuͤrſten und Staͤnde wider den
Friden d. d. 30. Apr. 1657. 189
Eburfuͤrſtl. Saͤchſiſches Schreiben an Her.
zog Eberharden zu Wuͤrtenberg, wegen
der bon Schweden geſuchten Garantie und
der von der Reichs deputation vorge-
nommener Berathſchlagung. d. d. 16. Oct.
1657. 200
6
55
56
57
ſchiedene Fuͤrſten wegen Erhaltung der
Ruhe in dem teutſchen Reich auf obig Eyes
Saͤchſ. Schrei bend. d. 30 ct. 1657. pag 200
Wuͤrtemb. two rt»: Schreiben an Ehue⸗
Sachſen wegen deſſen fo genannten Ans
duags Schreiben der Schwebiſchen Ga-
raue uad ſecuritatis publieæ halber. d. d.
31. Dec. 1657. b 203
Wuürtemb. Schreiben an Heſſen Darm
ſtaͤtt wegen der monitorum ad Capitula-
tionem, falutis communis und Jurium
co
5
59
60
Principam. d d. 9. April. 1658.
Koͤnigl. Fraazoͤſiſches Einladungs⸗Schrei⸗
ben an Herzog Eoerparben zum Buͤndnus
mit einigen teutſchen Fuͤrſten. d. d. 11.
Oct. 1678- 1223
Schreiben des Cardinals Mazarini glei-
chen Inhalts. d. d. 15 Ot. 1658 223
Schreiben des Card. Mazariny an Herzog
Everharden zu Würtemb. wegen ſemer
gegen diſem gefaſſten Wohlmeynung. d. d.
23. Junij 1659.
-
62
63
64
65
66
233
Wuͤrtemb. Schreiben an die Kayſerl.
May. wegen Verlegung der Ordinari-
Reichs Deputation uach Regenſpurg.
d. d. 30. Julij 1659. 242
Franzoͤſiſches Schreiben an die Ordinari-
Reichs Deputation zu Frankfurt wegen
des Nordiſchen Kriegs. d. d. 5 Dec. 1659.250
Koͤnigl. franzoͤſ. Schreiben an Herzog
Eberharden zu Würt. um Unterfiägung
ſeines anderweitigen Begehrens wegen der
Nordiſchen Unruhe. d. d. 5. Dec. 1659 250
Schreiben des Carbinals Mazarin an ge
dachten Herzog wegen Gewaͤhrleiſtung der
Schwediſchen Teutſchen Lande. d. d. 7.
Decembr. 1659. 250
Waͤrtemb. Beytritts⸗Neceſſ zu der zwi⸗
ſchen einig n Evangel. und Katholiſchen
Chur und Fuͤrſten errichteten Allianz zu
Handhabung des Weliphäl. Fridens d. d.
25. Jan. und 27. Febr. 1660 254
Schreiben des Cardin. Mazarini an Her
zog Eberharden wegen des Herzogl. Bey:
tritts zur Rheiniſchen Allianz. d. d. 6.
April. 1660. 254
II. Regi⸗
211
l a chalm wird wieder in Beſitz genom⸗
i men. pag- 19
23 Adami luͤgenhafftes Betragen zu
Muͤnſter. b Kt 31
Adelberg / Abt, iſt ungeſchickt und doch 1 0
RUND. Wr», 1
„ deſſen Betragen von Catholiſchen ſelbſt
verabſcheuet. f 31
5 ſucht Huͤlf am Franzoͤſiſchen Höf. 34
Adcapitulandi jus den Fuͤrſten ſchwer gemacht.
5 189
s iſt ihnen ſehr viel daran gelegen 193
Albeck, Veſtung , wird wieder eingeraumt. 60
Allianz, (Rheiniſche) will verſtaͤrckt werden.
174. 215
Herzog Eberh. muß behutſam gehen. 178.
5 5 J 220
„ „Kayſer bezeugt fein Mißfallen darüber.
186.225 228.
202
„geht langſam von ſtatten.
mit Frankreich vorgeſchlagen 206. 209
„Pfalz will ſich nicht einlaſſen. 215. 228
„ Schwediſches ſchlechtes Vertrauen dar:
auf. 8 220
s » mit fremden Kronen ift erlaubt. 222
„ , gründet die Reichs Ruhe, 229
wird von Herzog Fridrichen mißrathen.
a 229
„ beſtehet nicht auf ſtarkem Beyſtand. =
2
s s» Gründe für dieſelbe. 4
Herzog Eberhards Beytritt. 250
Alpirſpach, Abts unartiges Betragen. 20
„ yverwuͤſtet fein Cloſter. 21
1 raumt das Cloſter. 23
» leydet groſſen Gewiſſenszwang. 23
„Abt tritt feine Pfleghoͤfe ab. 40
Altdorf, Denkendorfiſch Amts Ort, ligt
veroͤdet. 11
Alternation unter Fuͤrſtl. Haͤuſern wird vergli⸗
chen. 120. 156
Amolfi, Generals, Bereitwilligkeit gegen Hz.
Eberharden.
Arctior modus exequendi von Varnbuͤlern
verfaßt j
s » iji den Catholiſchen ſehr verhaſſt. 3
43
4
: Zweytes Re giſter.
Aſperg „Veſtung, dem Herzog heimgegeben.
Ä „ Peg. 60
Augſpurgiſche Reſtitution wird ſehr erſchwe⸗
ret. 8 a 30 42
f Backnang, Stifft, wird dem Herzog Eberh.
16
abgetretten.
Baden Vorzugsſtritt mit Herzog Eberharden.
117118
„will Herz. Eberh. nicht zur Reichs Des
putation ernennen. 124
macht Anſprach an Beſigheim und Her⸗
renalb. 8 163. 165
Balingen, Amt, wird wieder abgerretten, 9
Bamberg, Biſchoff, Wuͤrtemb. executions⸗
commiſſarius. g 3
Bayern ſetzen die Feindſeligkeiten wider den
Friden fort. 9
„bezeugt ſich den Evangeliſchen guͤnſtig. 101
hartes verfahren wegen des Reichs Vi⸗
cariats. 190
* bedrohet die Churpfalz mit Krieg 217
2 vergleicht ſich mit derſelben. 218
Bebenhauſen, Cloſter, wird zur Reſtitution
aufgefordeet. f 23
Abt, verſtoͤrt und verläfft das Cloſter. 24
wird mit Gewalt aus dem Pfleghof zu
Tuͤbingen abgetrieben 37
Bidenbach, (Wilhelm) wer er geweſen 8
wird mit einem Lehen belehnet 114
„„ bleibt ſtandhafft in puncto reſtitutionis
1
Blaubeuren, leydet groſſen Religionszwang z
ss wird von Oeſterreich wieder abgetretten!8
Abt bezeugt ſich widerſpenſtig ibid.
- Brandenburg: Anfpach Kayf. commiffarius
zur Wuͤrtemb. reſtitution 3
(Chur) erkennt die8uͤrſtl. Rechte. 127
—wuͤnſcht Wuͤrtemb. Nochbar zu ſeyn 151
—ſetzt die benachbarte Krayſe in contribu⸗
tion 222.
Buͤndnuſſe, Reihs. Stände find nachlaͤſſig
uber ſolchem Recht a 131.
Cam-
U. Regiſter.
Kgamergerichtöinterpalt erregtZwiſte. p. 124
„ Viſitations Claſſen der Deputierten
ſtrittig. pag. 154.
Wee /Haͤndel deß wegen mit den
* en. 189
„ monita uͤber ſelbe machen Verdruß. 197
Braunſchweigiſche Erinnerungen dabey.
201
„ Evangel. Erinnerungen kommen zum Vor⸗
ſchein. 202
ss vermuthete Paͤbſtl. Losſprechung 1
01
„Fuͤrſtl. Erinnerungen werden ſoiente an
geſehen. 205
Carl, König in Engelland, ſucht einen Geld:
Beytrag. 118. 153
kommt zu Frankfurt an. 158
Catholiſche ſuchen den Weſtph. Friden umzu⸗
oſſen. 43. 9
hindern die execution deſſelben 5 1.75. 169
„ machen zu Muͤnſter einen widrigen Schluß
53
„wollen keine Fridens⸗ Gelder zahlen. 56
1 falſche Raͤnke die Reſtitutionen zu hindern.
74. 77
ss erfolgtes Mißtrauen in dieſelbe. 81. 162
s deren grauſame Forcht fuͤr dem Paͤpſtl.
Ast
; wollen ein neues Kriegs feuer anzuͤnden.
102
„ Churfuͤrſten machen Buͤndnuſſe. 162
us 1 ihre monita zur Muaplıkapitn-
lat 207
Erremoniel bey Chur » Fürften : Being en
116. 210
„ ; 2, Beſuchung eines Polniſchen Gefand»
1 „ Deſterreichiſches unertraͤglich. 270
Churfuͤrſten maſſen ſich die ausſchlieſſende Sor⸗
N „ für die Wohlfart des Reichs an. 36
78 durch Schreiben an Spanien. 81
leichheit in der Religion wird en.
123. 12
„ weßwegen Chur Sachſen 2. Stimmen
erhaͤlt. 137
» ſuchen arbitrium belli & pacis an ſich zu
ziehen. 186. 194. 196. 204
8 Danemark wird kaltſinnig angeſehen.
Churfuͤrſten ſchlechte A chtung gegen die Fuͤrſten.
pag. 214. 215 219
Cbriſtian Ernſt von Brandeb. kommi nach
Stuttg. 197
Elofter : Schulen wieder angerichtet. 108
Coͤlln, Chur, ſucht bey Wuͤrtemberg Ber
„ ſucht vergeblich Beyſtand vom Reich m
der Lothringen.
ua Schrifft von der Roͤm. Koͤnigswahl
macht Aufſehen. 194
Coſacken drohen der Criſtenheit mit Krieg. 119
e Biſchoff, will nicht zur 1
elffen. 44:94
15 hindert der Stadt Augſpurg Resu.
30
z » beffen Geſandten ſchlechtes Betragen bey
dem executiong Convent 51.94. 101
195
Denkendorf, Cloſter, wird wieder mans
genommen.
Dintenfaß Haͤndel machen groſſes Aufſehen.
225
„ wird verglichen.
Durchleuchtig, Praͤdicat, von den Fürſten
angenommen. 208. 240
Eberhard Herzog macht Anſtalt zu ſeiner
Reſtitution 33
„will keine Schulden machen 33. 110
„ bittet die deede Kronen um Geſchuͤtz 46
c reyßt auf den Nuͤrnberg. Executions· Con⸗
vent 51
vergleicht fi ich mit Herzog Friderichen 61
„wie auch mit Prinz Roderichen zu Weil⸗
tingen 76
„ihm wird ein Prinz gebohren 76
= 1 er wegen anſcheinenden Kriegs verle⸗
80
1 gwiſtigkeiten mit General Duglas 84
Gefahr bey Schwediſcher Ausraumung
des Schwaͤb. Krayſes
84 2
kommt in ein neuOrittigkeits Gewebe 90
‚ss übernimmt bie Deputation ad tres hr
„wie auch die Zahlung fuͤr Aüpern
Staͤnde
92
Eberhard,
II. Re giſter.
Eberhard, Herzog, nimmt ſchwediſche Solda⸗
ten zu Unterthanen an pag. 97
„ empfangt feine Lehen vom Kayſer 98
vergleicht ſich mit Herzog Ulrichen 104
reyßt auf den Reichstag mit groſſem Kos
ſten u 111. 114
ss Landſchafftl. Beytrag darzu 112
erhaͤlt bey dem Kayſer Audienz 115
„ ſteht in Gefahr erſchlagen zu werden 118
ſucht gutes Vertrauen im Reich herzuſtel⸗
len 118. 195
errichtet ein Teſtament 121
a xeyßt wieder nach Hauß 122
„ wird zur ord. Reichs Deput. ernennt 123
wird am Kayſ. Hof verleumdet 129.142.152
„als ein unruhiger Fuͤrſt angegeben 131
„Eyfer für die Religion und Freyheit ges
ruͤhmt 140. 186. 195. 197.201, 209
ss wird als Vifitator des Cammer⸗- Gerichts
unrecht in die Zte Claſſ geſetzt 154
„ deſſen zwote Vermaͤhlung 172
„wird von falſchen Gerüchten erſchreckt
5 EZ 173.174. 186
„zum Beytritt in die Rheiniſche Allianz ers
mahnt 174. 204. 216. 220. 224 228. 237
s z deſſen Correſpondenten 197
s s. wendet fich an die Catholiſche wegen des
Reichs Wohlfart
a 207
ss renßt nach Nürnberg zum Kayſer 218
„kommt bey der Reichs Deputation in
Verdacht 5 220 235
kan ſich zur Rheiniſchen Allianz nicht ent⸗
ſchlieſſen 5 220. 243
bezeugt aber doch Luft darzu 222
„wird von Frankreich darzu eingeladen 223
„ deſſen Unvermoͤgenheit wird nicht ge⸗
glaubt 236. 242
von Schweden zur Rhein. Allianz faſt ges
A 22328. 242
will ſich von der Reichs Deputation nicht
trennen 3 — 241
wird eines Undancks von Schweden be,
ſchuldigt g 243
ss tritt in die Rheiniſche Allianz 245. 250
neues Mißtrauen gegen ihm 249
IX. Theil. 5
Brandeburg ſucht ſolches zu verbeſſern
204
ss fücht des Fuͤrſtenſtands Wuͤrde zu erhal⸗
ten
Eberſperg, Verglich mit dem von Winterſtet⸗
ten wegen Uebung der Religion pag. 198
Ehrenbreitſtein wird den Franzoſen zur Si⸗
cherheit verſprochen 65
Eiſesheim (Unter) Dorf wird erkaufft 1152
Erfurt, Commiſſtion daſelbſt an Wuͤrtemb.
uͤbertragen 5 68
Erßken (Alexander) ein Urkunden Raͤuber 47
thut viele Vorſchlaͤge zur Fridens⸗ Exe⸗
cution 47. 49. 59
Erfi : Geburts» Recht der Fuͤrſten, deſſen Bes
ſtetigung geſucht 120
Eßlingen, Verglich mit diſer Reichs Stadt 121
wird in Wuͤrtenb Schutz genommen 198
Evangeliſcher Staͤnd Uneinigkeit iſt ſchaͤdlich
im Reſtitutions-Puncten 127
138
„„ Wuͤrtenb. Vorſchlaͤge darzu 199
s ; von den Churfuͤrſten veraͤchtlich behand⸗
et
| 203
Ereellenz : Stritt dem Reich gefaͤrlich 197
N sau, III. Kayſer ſtirbt 187
2 8
Florianen Erneſtaprinceſſin, Vermaͤhlung
8 f 190
Frankental Veſtung will von Spanien nicht
reſtituiert werden 45. 65
„ Commendant bezeugt ſich ſehr feindſelig
86
Frankfurt zu Reichs⸗Oeputationen beſtimmt
b ö * 223
0 ‚ beffen Voͤlker dem Land unertraͤg⸗
f
7
fordert nach dem Friden noch Contribu⸗
tionen 35. 45. 53.75. 97
will die Veſtungen nicht raumen 51
„bezeugt ſich feindfelig gegen Wuͤrt. 53. 66
„ Tractaten mit diſer Kron werden ange:
kretten 61.
werden von dem Kayſer allein erſchweret
77
ss dife Kron gibt ſehr nach 89
ss tränt Herz. Eberharden eine Allianz an
I N O
#» Reftitutiong- Recefs mit diſer Kron arge
chen 89
1 den von diſer Kron erlittenen Scheden
wieder zu erfordern wird vorbehalten 126
487 f Frank⸗
II. Regifter.
Frankreich, Franz. Beschwerden uͤber den Kay⸗
er pag. 171. 175.191. 250
„ dieſelbe zu entſcheiden iſt gefaͤrlich 209
tritt in die Rheiniſche Allianz 220
„ladet Herzog Eberh. auch dazu ein 223
„ will Schweden zu Huͤlf kommen 95
„„ macht Friden mit Spanien
„will Teutſchland Ruhe verſchaffen 549
e deren Beveſtigung vorgenom⸗
231
Seide, „ unvollkommenes Danffeft deßwegen 2
„ eben ratifieation von Varnbuͤlern befoͤr⸗
der 47
Ä wil wieder umgeſtoſſen werden 52. 194.
242. 245
+ den Unterthanen unertraͤglicher ’ als
der 75
Fudensgeldez ſiehe Schwediſche Feldens⸗Gelder
Friderich, Hz zu Wuͤrt. iſt zu Muͤnſter 31
vergleicht ſich mit 24 Eberharden 61
„ 9 Gutachten über die Rheiniſche Al
lian 229
Ir 1 wohlfeile ſchaͤdlich 121
Fuͤrſt⸗ Bruͤderlich Verglich, wie er getroffen
worden
Furſten, Eingriff in ihre Rechte 119. 195, 175
„ wer den vernachlaͤſſigt 20
„Uneinigkeit macht chlechtes Anſehen 202
„ von den Churfuͤrſten ſchlecht gehalten 214
Verein deßwegen vorgeſchlagen 214
Fuͤrſtenberg ſucht eine Allianz mit Wuͤrt. 178
eorg, 5 7 von Wuͤrtemb. verlangt am
Franz. Hof mit bedecktem Haupt vergeb⸗
lich Audienz 46
Aire Stadt, wird von Oeſterreich 15
getrette
Gr eins find den Catholiſchen ann
Kyegenauifher ekirmiond Sas wird chlecht
gehandlet 166. 167. 185
Hainiin, Abt, Lehrmeiſter des Erb Prinzen 109
Haupt Bedecken wird nur regierenden Fuͤrſten
geſtattet 6
Heidenheimiſche Reſtitution wird geſucht 5
—Schloſſ wird reſtituiert 79
e „ will Frankreich zur Sicherheit Ba
Heylbronn, verwirft aber ſolches eine wieder
65
a 5 ar dringt auf die Bemiligung des
66
Schwaͤb. Krayß widerſetzt ſich 74
warum der Kayſer diſer Stadt ungnd-
dig worden 86
* Fuͤrbitte wird fuͤr ſolche eingelegt 87
„„ ſoll Pfaͤlziſche Beſatzung einnehmen 88
1
— wird von Frankreich geraumt #
ge» alsifebe Ausſchweifungen gegen Sf
Hier wird Peter Pflaumern gu en
gegeben 114
Herrenalb, Abt, macht die Restitution ſchwer
12. 28
—zerſtoͤrt das Cloſter 7
- enkwendet das Kirchengeraͤthe ling
„ Clofter und Pfleghoͤf worden dem Bee,
zog abgetretten 29
Heſſen dringt ſich mit Sorjugereitteh ſeinen
Mit: Ständen auf 145. vide Praͤcedenz.
4 will nicht neben Pfalz in Allianz ſtehen 225
Heyder (Valentin) Wuͤrtemb. Geſandter zu
Nuͤrnberg 87
Hildesbeimiſche Reſtitutions⸗ Sache. 160
Hirſau, Cloſter, wird den Mönchen abgefor⸗
dert 27
- - deffen Urkunden gehen im Feur zu grund
28
- - Großfellee beraubt das Cloſter 28
555 wird dem Herzog der Beſitz e
Hofgericht, zu deſſen Unterhalt werden 00
traͤg erfordert
trag
150 Twiel wird vonHerz. Eberh. geſucht 34
- - an Herzog Eberharden abgetretten 89. 9L
Hornberg, Veſtung, von den Bayriſchen ges
raumt 60
Jebaur Frider. 0 g wird deliciæ generis
humani genennt 1
- - Erb; Prinz in dem Collegio iu Tübingen
109
. ſtirbt zu Londen 243
Juſtin-
Hof: Staats, Unterhaltung, Landſchafftl. Bey, |
106
r
. is ee a W =
bleibt den Schweden groſſe Geld. S
II. Re gi ſter.
Juſtingen, Herrſchafft deren bez Kriegs ⸗Verfaſſung der Krayſe wird betrieben
ſchwer gemacht
Ds
BEN Kaufpeueiſche Reſtitutions⸗ Sach 17 5 185
»Wuͤrtemb. iſt dabey intereſſiert 167.169
Kayſer iſt geneigt die Wuͤrtemb. reftitution 5
befördern
- - füchtan flatt der Satigfactiong: Geber
Roͤmer⸗ Monate 12
„ deſſen Geſandte hindern die 43 55 8
9.69. 71
Sum⸗
men ſchuldig 50
wird mit Unwarheiten hintergangen 12
- - will den Spaniern Voͤlker ſchicken wider
Frankreich 73. 171
- - erfchtweret die Franzoͤſ. Tractaten 77. 80
- - deffen Brief und Sigel finden keinen
Glauben
88
„fordert unbefugt eine Reichs Steur 93
- - will Spanien nicht wehe thun 131
- - fucht den Reichstag aufzuheben nach ers
haltenem Geld: Beytrag
| 133
»Lommiſſarien bey Krayß Conventen un⸗
ertraͤglich 148
— begehrt Werbung in demHerzogthum 162
—ſucht unbeſchraͤnkte Herrſchafft im Reich
18
.- 8 Eyffer wider die Evangeli⸗
191
.- Franz und Modeneſiſche Klagen uͤber
denſelden 191
- Wahl wird angefangen 201.211
- - haben dem Reich viele Lande verloren 201
ſucht die Fuͤrſten herabzuſetzen 210
„ kan ohn Bewilligung des Reichs 1
Krieg anfangen
Kayſer ſucht San zwiſchen Chur⸗ Sören
und Ständen 225
- - fällt in die Schwediſche Lande ein 241
. zum Friden erinnert. 242. 243
Kirchendiener Unterhalt den Communen aufs
gebuͤrdet 108
Kirchengut in ſchlechter Verfaſſung 108
- - Beptrag zur Kandfchafft verglichen 110
Königeeck, Grav, als Executiong Commiſſa-
rius vorgeſchlagen 3
0. a
O
- fuͤhrende Potentaten zum Friden anch
e Verglich zwiſchen Wuͤrtemb. und
Landschaft Bereitwillgkeit zu tnfpaffung: 5
Schwediſchen Fridensgelder 59
- - Srepheiten vom Kayſer beſtetigt 99
- - Bepträge in den ſchlechteſten Zeiten 110
- bewilligter Sammer, Bcytrag auf .
- - mißrathet die Rheiniſche Allianz 228. 231
will zum Veſtungsvau nicht beytragen 232
Mißtrauen von dem Herzog wider ſie ge⸗
faſſt 248
Landtag wird gehalten 105. 143
Lehen, (Reichs⸗ und Boͤhmiſche) werden em⸗
pfangen 98. 244.
- - ungebürlicher Tax dabey Sekret 99
Leopold, Erzherzog, ſell von der Kayſ. Kron
ausgeſchloſſen werden 196
— will keine Vorſtellung wegen Frankr. und
Schweden hoͤren 203. 212
- wird von Spanien in der e
unterſtuͤtzt
a 1 ſich gegen Fuͤrſten hochmuͤtig 15
- - deffen Wahl findet Schwuͤrigkeiten 215.
wird doch zum Kayſer erwaͤhlt 215
- - Ausfichten zu ſchlechter Regierung 242
De Cloſter, wird reſtituiert an ben Hers
14
2. Solingen bezeugt ſich feindlich a bag
1
- will Geld von dem Reich hasch n ee
- a wird doch zur Sitz und Stimme zugelaf
en - 130
- - Herzog gefangen genommen 131
Mee Abt, erſchwert die .
Reſtitution
- - Clofter wird von Wuͤrtemb. in Beſitz 10
nommen
.. e Pfleghof zu Speyr wird letters
41
Mapnzi⸗
—
II. Ke giſter.
Maynziſche Gefandte mißhandlen Herzog
Eberharden pag. 69
„ verwirren die Vollziehungs⸗Tractaten
84 85
„ wollen den Nuͤrnberg. Convent auf eden
101
—laſſen ſich beſtechen 102
= Wale den Reichs - Adfchieb mit vielen
Fehl 138
—— = Snunpiee Sorgfalt für die allgemeine
177
— A achläſſatei in Reichsgeſchaͤfften 195.
250
- - will Fridensſtiffter ſeyn 240, 249
Mazarin Reyſe nach der Faſanen Iuſul 238
- leifiet Teutſchland groſſen Dienſt 245
Mecklendurgiſcher Vorgangs Stritt 155
Meckmuͤl Herzog Feiderichen uͤberlaſſen 62
Meichſner Tuch zieht viel Geld aus dem Land
33
Militar⸗Zuſtand ſehr gering 106
Moͤmpelgard will unter Franzoͤſ. Bottmaͤſſig⸗
keit gezogen werden 8. 53
- - wird von Franz. Beſatzungen befreyt 54
- - Siß und Stimme auf Reichstaͤgen wird
beſorgt 155
„wieder darzu aufgeruffen 5
.. Franzöſiſcher Einfall in dieſe Braffſchafft
133
-.. gehen vom Kayſer empfangen 244
Murhard, Clofter, wird Hz. Eberharden ab;
getretten 15
N' ckar Wein in greffem Werth gehalten 99.
244.
Neidlingen, Dorf, wird reſtituiert 72
Nellingen, Propſtey, wird eingetauſcht 64
Neuenſtadt wird Herzog Friderichen .
ſen
Miende g er Fridens Executionstag wird
vorgeſchlagen 46
1 Beſchwerlichkeiten dabey 50. 56
- -Praͤliminar⸗Receſſ wird unterſchrieben
59
- gefällt dem Kayſer nicht 60
- will fich zerſchlagen 69 2
- geraͤch ia groſſe Verwirrung.
Haupt Receſſ durch Varnbuͤlern befor,
dert 81
Nuͤrnbergiſcher Fridens Exccutionstag mit
Frankreich errichtet
wird ſchlecht Lede hee
Convent gehet zu End 102. 103
Oberkirch, Herrſchafft, will von Schwe⸗
den nicht reſtitujert werden 3
- ſoll an Straßburg. Stifft abgetretten
werden 158
Qechßlins Haͤndel mit Churf Carl Ludwig 213
Oeſterreich bezeugt ſich willig zur reſtitution
nicht gut gefinntgegen Wuͤrtenberg 206
.- unerrräglicher Uebermuth 210
- - alte Verbindungen hindern den Bertritt
zur Rheinl. Allianz nicht 222. 248
„wird einer Begierde zum Hzthum Bir:
temb. beſchuldigt 238
Ordensleute bezeugen ſich dem Sei 920 a
ſpenſtig
— hindern die Schwediſche Sribenspebe:
zur Abtrettung der Cloͤſter erinnert.
See Hoffnung zum neuen Beſitz ber
..- ge Waffen ſind We ung 2
2) yabk wird die Kayſer von ihren Eden 5
zuſprechen bezuͤchtigt
„ will ſich vergeblich in die Sapfer ap
mengen 4
versie Bulle wider den Weſtphaͤl. Srihen
— deren Wuͤrkung zu Reichenau. er
Patenten, werden in Wuͤrtemb. nicht ange⸗
ſchlagen 190
Pfalz, Obere, Religions- Freyheit wird be⸗
ſtritten 73
wird verglichen 75
» . übe Feindſeligkeiten gegen Mit Staͤnde 93
(Chur) ſucht eine ee,
„ Strittigkeit, wegen des Vicariats. 27
- mit Maynz wegen gewiſſer Forderungen
189
. Recht auf das Reichs Vieariat 189
- wird von Brandeburg erkannt. 191
Pfalzar. Car! Guflovs wichtiges Schreiben
von den Executions handlungen 89
Pfalzor.
| I. Re giſter. 5 8
Sa Carl Ludwigs Händel mit dem Bayr.
. ten pag. 213. 218
ſchlaͤgt eine Allianz mit ihm vor 216
welche mißrathen wird 222
„begibt ſich derſelben wieder 224
- - Haͤndel mit feiner Gemahlin 225
—— il nicht in die Rheiniſche Allianz =
Planner ſtirbt ohne getakteten geiſtl. Zuspruch
i 148
Pfullendorf, Koͤnigsbronniſche Pfleg u an
Wurtenb. überlaffen 39
Pfullingen, Cloſter, wird aufgefordert 19
-an Hz Eberharden übergeben. 39
Polen ſucht Huͤlf wider die Türken 119
» „»Ceremoniel mit deren Geſandten 120
Pol cey, Herzog Eberh. Vorſchlaͤge zur Ver⸗
beſſer ung
Praͤcedenz⸗ Sritt mit Baden 117. 118
- - mit Heſſen 119
„ nur unker den Evangeliſchen 140
von Herzog Eberhard verabſcheuet 145
- mit Mecklenburg 156
Praͤlaten Stand wird zu erhalten un 5
werden wieder erſetzt 105. 143
Radze wil ſucht Sitz und Stimm auf teutfchen _
Neichstaͤgen 138
Reformierter Vereinigung mit den A. C. 15
wandten wird geſucht
1 7 Abſchieds Verleſung erweckt uneinig,
keit 137
„ hat viele Fehler 138
ae ee befoͤrdert die Propoſition auf
dem Reichstag 120
N Hof⸗ Rath, Beſchwerden wegen deſ⸗
ſelb 100 191
Reich Teutſches demſelben des Kayſers Schul
den aufgebuͤrdet 79
wird mit neuem Krieg bedrohet 80. 205.
239. 245
4: deffi en verwirrferZuffandg3 203.206.245
; fein t andern Potentaten zinßbar zu wers
1
e wird angefangen 113
„ Ceremoniel bey der Reichstags Propo⸗
ſition 120
„ Unordnung bey demſelben 126
vom Kayſer abgebrochen 133. 137
Reichstag wird wieder hervorgeſucht pag. 200
Reichs ⸗ Deputation wird ernennt 335 123
„ deren Glieder ſollen von jedem Collegio
erſetzt werden
12
Herzog Eberh. wird dazu erwaͤhlt 124
„ (Orbinari) vermeynter Anfang 145
geht lang ſam von ſtatten 149. 155. 158
„ groſſe Verwirrung bey derſelben 151.160,
5 199 206. 2
ſoll aufgehoben werden 187. 198. =>
hat nur noch den Schein 192. 240
kommt in vollkommene Unthaͤtigkeit 219
ſoll nach Regenſpurg 9 1 2 219.
3. 227. 235
1 EN in AbweſenKayſ. Sommif: rien fort,
geſetzt
ee Priorat / wird in Beſt itz Se
na a
20
Kelisiong: Beſchwerden veranlaſſen eine Depu-
tation 126
„Freyheit wird den Fuͤrſtl. Sefanen am
5 Hof nicht geſtattet 149
Uebung hat 3. Grade und Abtheilung 150
„ Friden, Dankfeſt deßwegen gehalten 161
Reſtitutio ex pcto Amniſtiæ & gravaminum
werden betrieben 7. 58.74
.. 1 werden den Ordens leuten zuge⸗
e
Kayſerl. Commiſſarien kommen zu Stuti,
garb an 36
Deputation zu Nuͤrnberg deßwegen =
nennt
„ Schwaͤbiſche Deputation ernennt 58
s Daukfeſt wegen Wuͤrtemb. vollkommener
Reſtitution gehalten 91
„ Reiſtitution ſchlecht betrieben 91. 94. 159
von Coſtanz verhindert 95
- verſchwindet alle Hoffnung dazu 103
von Catholiſchen ſchwer gemacht 133. 166
BEN
168
ſoll von der Reichs Deputation entſchie⸗
den werden 137
von den Evangeliſchen vernachlaͤſſigt 138
bey derſelben hat nur das nudum factum
poſſeſſionis ſtatt 146. 152
s ſteßt in groͤſter Verwirrung 150
„von Schweden wieder beirieben 159
Io
(3)3
| II. Regiſter.
Roͤmiſche Koͤnigswahl pag. 118.120
Oankfeſt wird deßwegen gehalten 122
beſſen uͤbereylte Wahl von Schweden
gt 140
an e wird von Gr. Schlicken N
Rostock, Univerſitaͤt, Frevel daſiger Str
denten 130
Scechſen ( Chur) bezeugt einen Unwillen
uͤber die langſame Reſtitution 5
(Altenburg) deſſen Geſandter faͤhrt ver⸗
kehrte Anſchlaͤge 79. 89. 149. 160. 204
„(Chur J unempfindlich bey der Evangel.
Bedruͤckung 155. 193
wie auch bey dem puncto ee
159. 169
· „Gotha) führt patriotiſche Geſinnung 160.
193
FRE) (Chur) verruͤcktes Betragen 200. 215
Salach, Pfarr, macht viele Ungelegenheit 96
Sant: Georgen, Abts, Widerſpenſſtigkel 11.25
» s wird aber doch das Cloſter an .
zurückgegeben
„ deſſenllekunden werden e 5
Schiltach, Veſtung, von Bayern abgetretten
E
60
Schorndorf, wollen Franzoſen zur Sicher⸗
heit behalten 55
wird von ihnen abgetretten 89.9
Schuldenlaſt abzuwaͤlzen Mc geſucht 106. 128
„„ Ländſchafftl. Vorſchlaͤge 107
„von der Landſchafft übernommen 108
? Ausſchreiben, wie es damit im Land a
gehalten werden
Schuldweſen auf dem Reichstag berathſchlagt
124
„ ſetzt Herzog Eberh. in groſſe en
Schwaͤbiſch Krayß von Kriegs Völkern 15
bedruckt
„ 1 Matricul uͤber die Gebuͤhr ai
48
252 erhaͤlt Erleichterung wegen der Quartie⸗
re 4
2 kan die Feidensgelder nicht abtragen 54.
84
1 zahlt Contribution nach Heylbronn 102
Obriſten⸗ Amt wird hintangeſetzt 141
D ſucht Verringerung ber Ma
ricul pag. 141. 148
s ; foll folcheg durch 60. Roͤmer⸗Monate er⸗
kauffen 142
Schweden betraͤngen noch nach dem Friden 6
„betreiben der Stände e 5 30.
9. 73
deren Plan die Voͤlker abzuführen wache
"Unru he 43
. 0 Ehre beſteht auf der Reſtitution der a
„ ſchenkt dem Herzog ſchweresGeſchüt 46 46.
55
15 wollen nicht aus dem Schwaͤb. Be ges
en 1:73
werden von den Kayſerlichen en 5
9
dankt feine Völker ab 2. 85
a einen Platz zur Sichen im
8.85
wird der Tractaten muͤde 3 82
ss neue Bedenklichkeit Teutſchland zu ver⸗
laſſen 87
51 ziehen alle uͤbrige Voͤlker aus Wuͤrtemb. 92
re wollen nicht zur Propoſition . wer⸗
119
„ 9 Huͤlfe vom Reich wider Polen 178
„werden zur Rheiniſchen Allianz eingela⸗
den 186
begehren Huͤlf wider Daͤnemark 195
1 Beytritt zur Rheiniſchen Allianz 216
mals Reichsfeind von dem Kayſer erklaͤrt
224
r iſt Oeſterreich verhaſſt 239
begehrt Friden mit Daͤnemark 240
Schwediſche Fridens⸗ Gelder alt gemacht
10. 59
machen Herzog Eberh. viele Bekuͤmmer⸗
nus 32. 50. 80
hindern die Execution des Fridens 56.78
„Ober » Pfälzifch Kontingent wird je
Reich aufgelegt
zahlt Bi Eberhard für die unvermögliche
Crayß⸗Staͤnd 92
Spaniſche Raͤnke wegen Frankental 102
„Geſandten Aufnahm wird ſtrittig gemacht
!
- | u. Be giſter.
Spaniſche Voͤlker fallen in Laͤttich ein pag. 245
Stamlers Schrifft macht Aufſehen 194
Straßburg, Stifft, deſſen Vorzuͤge 127
„„Prinz Wilh. Ludwig wird darein aufge⸗
nommen 127
Stuttgard, Stifft, von dem Herzog die Re⸗
ſtitution begehrt 16
wird abgetretten a 17
Suppingen, Dorf, von Einwonern ganz
entbloͤßt . 18
Teckiſch Votum auf Reichstaͤgen wird geſucht
5 8 125
Teutſche Freyheit Werbungen fuͤr Fremde zu
geſtatten 209
Tonkuͤnſtler ſind ſehr ſelten i 2
Trier, Churf. widerſetzt ich dem Friden 100
Tuͤbingen Schloß wird reſtitniert Pan
+ Stift, wird deſſen Reſtitution geſucht 25
„ deſſen Befig wird an Wuͤrtemb. abgetret⸗
ten f 38
„„ Univerfität Freyheiten beſtetigt 99
„ iſt in groſſem Zerfall der Einkuͤnfften 112
Tumbshirns verkehrte Anſchlaͤge 79
Turenne Bereitwilligkeit zur Reſtitution 6
tritt auf des Parlaments Seite 35
Tuttlingen wird dem Herzog heimgegeben 9
arnbuͤler reyßt nach Hauß 4
muß nach Nuͤrnberg gehen 47
„ als Interponent aufgeftellt 58. 60. 67. 86
s faͤllt in Bayriſche Ungnade 61
entledigt ſich von der interpoſition 68. 70
s s bringt die Nuͤrnbergiſche Tractaten wies
der in Ordnung ö . 70
„ widerſetzt ſich hart dem Tumbshirn 79
s deſſen glückliche Unterbauung zum Exe⸗
cutions; Receß 2 8
„zieht der Nider⸗Saͤchſiſchen Krayſe Las
auf ſich
„wird nach Hauß beruffen 87
„„ Kayſer erneuret feinen del 100
Vautorte, Franz. Gouverneur zu Philippsburg
ein Feind des Herzogs 89
Vechta, Veſtung, wird den Schweden zur
—
Sicherheit uͤberlaſſen 79.
4
Veſtungen ſollen dem Herzog geraumt werden
. * 2 2 ö a = 8
Vicariatg , Strittigkeit 189. 2 215
a (Reichs) wollen Commiſſarien aufs
ellen \ 192
Uleich, Prinz von Wuͤrtemb. geht in Spani⸗
ſche Dienſte 8 53
„wird von Frankreich uͤbel aufgenommen
66
„will Franzoͤſ. Staatsgefangene erloͤſen 90
„Verglich wegen deſſen Unterhalts 104
„ kommt Catholiſch nach Regenfpurg 119
Vorraths⸗Kaͤſten wieder aufgerichtet 107
Urach, Veſtung, dem Herzog abgetretten 60
Weyl, Reiches Stadt in Wuͤrt. Schutz ger
nommen 29
deren Evangel. Burger Reſtitution wird
Mü 70
ihre Reſtitution wird als gerecht erkannt
I 8 ed 81.8 0
aber von Catholiſchen hintertrieben er
Wilhelm, Marggr. zu Baden, Cammer⸗Rich⸗
tek 152
1 Geſandter erwirbt ſchlechtes
0
. . 89
Wuͤrtemberg, wird mit Franz. und Schwe. 0
diſchen Voͤlkern belegt 6. 35
s h fol in beſtaͤndigem Beſitz der Güter blei⸗
e
n
deſſen ſchwere Auflagen a
z » Unterthanen verlaffen Hauß und Hof 52
von Schwediſchen Soldaten bevölkert 97
wird wunderbarlich erhalten 106
s » beffen Schade durch den Krieg auf viele
Millionen geſchaͤtzt 134
„ Anzahl wuͤſtligender Güter 135
wird mit Kriegs beſchwerden bedrohet 217
„ Land: Stände haben groſſen Ruhm ihrer
Treue 242. 248
Zwufe Abts Wahl 226
Schutz daſelbſt ein Kleinod des Herzog⸗
227
thums
„ ſoll nicht veraͤndert werden 227
x
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