3. ——
3
ESP.
———
DA
Die
Kernlieder unferer Kirche
im
Schmuck ihrer Geſchichte.
Begründet
in erſter und zweiter Auflage
von
+ Eduard Emil Koch,
Dekan in Heilbronn a. N.
Umgearbeitet und vermehrt in dritter Auflage
von
Richard Lauxmann,
Diakonus an der Stiftskirche in Stuttgart.
Stuttgart.
Drud und Verlag der Chr. Belfer’ichen Berlagshandlung.
1876,
LG.
s.Gefhidte
des
Kirchenlieds und Kirchengefangs
chriſthichen,
insbeſondere der
deutſchen evangeliſchen Kirche
von
F Eduard Emil Koch,
Dekan, ordentlichem Mitglied der hiſtoriſch-theologiſchen Geſellſchaft zu Leipzig.
er Achter Band.
3weiter Haupttbeit.
Die Fieder und Weilen.
Dritte Auflage,
neu bearbeitet von
Mibard LZaurmann,
Stiftsdiafonus in Stuttgart.
Stuttgart.
Drud und Berlag der Chr. Belſer' ſchen Verlagshandlung
1376,
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Dorwort.
Es ift dem verdienftvollen Hymnologen, welcher die Ge—
ichichte des Kirchenlieds im Jahre 1847 zum erftenmal in zwei
Bänden, 1852 zum zweitenmal in vier Bänden der evangelischen
Gemeinde dargeboten hat, nicht vergönnt gewejen, die dritte Auf-
lage jeines Werfes zu vollenden. Nachdem er in einem länd—
lihen Pfarramte zu Erdmannhaufen bei Marbach Muße ge-
funden hatte, feine Lieblingsarbeit mit neuen Kräften aufzunehmen,
und er jo in den Jahren 1866—70 fieben Bände zur Gejchichte
des Kirchenlieds geichaffen hatte, die nur den Einen Tadel
gefunden haben, zu viel Gejchichte gegeben zu haben, nahm ihm der
heilige Gott am 27. April 1871 durch eine Schmerzhafte Kranf-
heit die TFeder aus der Hand. Es war ein inhaltreiches Leben
zu Gottes Ehre damit abgejchlofjen, und der Name „Eduard
Emil Koch“ wird in jeinem Werke auf die Nachkommen fort-
(eben, auch nachdem der Träger diejes Namens längft dahin
gelangt iſt, wo vor Ehrifti Angeticht unfrer Bäter Glaube pranget.
In dem achten Band gedachte der Selige den zweiten Theil
jeiner Aufgabe noch reicher und vollendeter, als in zweiter Auf-
lage, zu bearbeiten: die Gejchichte der einzelnen hervorragenden
Kirchenlieder. Der Unterzeichnete, welcher auf die Vollendung
diejes Bandes lange gewartet und fich gefreut hatte, ließ ſich
von dem Verleger bejtimmen, in Kochs Fußtapfen zu treten.
Fehlte ihm allerdings die umfafjende Kenntniß des Kirchenlieds
und Kirchengeſangs, welche dem Vorgänger in jahrzehntelanger
Beichäftigung mit dem Gegenftande zugewachien war, jo war
wenigſtens die Liebe zu demjelben reichlich vorhanden, welche
nad) dem berühmten Gedanken des griechiichen Weltweiſen
die Mutter der Wifjenschaft ift. Won Kindesbeinen an in den
Liederfegen der lutheriſchen Kirche eingeweiht und eingelebt, babe
ich) darum auch meine ganze Kraft dafür eingefegt, in dieſem
Bande einen wirdigen Abſchluß des Werkes zu neben.
Es ijt wohl fein Zweifel darüber, daß es ein hymnologi—
ches Intereffe erften Nangs ift, für die Kernlieder der Kirche
nicht nur literariſch die erften Quellen aufzuzeigen, jondern
vi
auch, jo zu jagen, biographijch ihren Urjprung zu beichreiben.
Es werfen die Ergebnifje diejer Arbeit oft überrajchende Schlag-
lichter auf die einzelnen Lieder. Ergibt fich dabei zuweilen
die herbe Aufgabe, eine liebgewordene Tradition zu zeritören,
jo iſt Doch im tiefften Grunde feine Sage fruchtbarer als die
Geichichte, deren Ergebnifje von reicher Ausbeute find. —
Dazu gejellt fi) das zweite Interefie, den Gang des Lieds in
der Gemeinde bis auf unjre Tage zu beobachten. Die Fälle
jind ja nicht jelten, daß ein einzelnes Wort aus dem Kirchen-
liede eine große geichichtliche Bedeutung hatte; und den Segens-
ſpuren der Kernlieder im einzelnen nachzugehen. hat nicht geringe
Anziehungskraft. Wir finden jo eine Gallerie der verſchiedenſten
Liederindividualitäten, die in einem mehr oder minder reichen
Geſchichtskleide, einzelne im füniglichen Schmude der reichjten
göttlichen Bewährung, am uns vorüberziehen. — Dieje beiden
nterejjen vereinigen ſich, um die hiftoriiche Arbeit des Hymno-
logen zu einer eminent praftiichen und für das Leben der Ge-
meinde erbaulichen zu gejtalten.
Was nun die Auswahl der Lieder betrifft, jo hat Koch
jeine „Seichichte der Lieder und Weiſen“ in den früheren Auf-
lagen einfad) an das württembergiiche Gejangbuch angeſchloſſen.
Die äußerlichen Vortheile der Anlehnung an ein für feine Ent-
ftehungszeit und jeine Landeskirche hochbedeutfames Geſangbuch
wurden freilich durch manche Unbequemlichkeiten aufgewogen. Wie
viele hymnologiſch unbedeutende Lieder mußten in jenen 651
Numern berücjichtigt werden! Bei den bewährten Kirchenliedern
war nachzumeilen, im welchen Stüden der Urtert vom wirttem-
bergischen abwich; bei den unbewährten wurde wenigjtens der
uellennachweis gegeben, der in diejem Fall für den Lejer wenig
Werth hatte. Koch jelbit hatte darum jchon bei der zweiten
Auflage geichwanit, ob er nicht eine andere Auswahl treffen
jollte; und mit dem Amvachjen des Stoffs mußte dem Ver-
fafjer diefer Auflage das Wegfallen unnöthigen Ballaftes als
eine wahre Wohlthat ericheinen. Dies und die Hinzunahme
neuer und wichtiger Bejtandtheile hat nun freilich dem Ganzen
ein ganz anderes Gejicht gegeben, aber ein ſolches, von dem ich
hoffen darf, daß der ehrwürdige Vorgänger jeine herzliche Freude
daran haben wiirde.
Mein oberiter Grundjah mußte um des Gegenjtandes jelbit
und um des Naumes willen der jein: jedes Lied, von welchem
mir fein bedeutjamer Urjprung und zugleich feine charakteriſtiſche
Bewährung in der Gejchichte befannt war, fällt weg; jedes, bei
welchem eine von diejen beiden Bedingungen oder beide vorhanden
find, gehört in meinen Kreis. Leider ift nun in Folge diejer
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Vorwort. vu
Pegel hie Es da auch ein Kernlied ausgefallen, weil mir ge—
ſchichtliche Anhaltspunkte für jeine Segenskraft bis jet fehlten.
Und wenn ich das ganze Buch überjchreibe: „Geichichte der
Kernlieder“ , jo halte ich zunächft an einem ganz empirischen
Begriff des Kernliedes; hoffe aber, daß je vollfommener die
Darstellung der hiftoriich wirkſamſten Lieder jich ausgeitaltet, deſto
mehr in ihr die Lieder jich finden werden, welche auch durch
ihre innere Ausrüftung auf jenen Ehrennamen Anjpruch haben.
Sind unter die hier beiprochenen 240 Lieder einzelne eingefügt
worden, welche unter jener Linie bleiben mögen, jo ijt das mir
viel weniger leid, als daß einzelne, bejonders Feitlieder, auf
der Seite blieben, welche auf der Linie jtehen, deren Geichichte
jedoch vor meinem Auge vorläufig verborgen geblieben ift.
Eine neue Aufgabe war jodann die Anordnung der jo ge—
- fundenen Lieder. Jedes Gejangbuch hat jeinen eigenen Gang;
es galt das Gemeinfame auch in der Anordnung herauszujuchen,
ohne in die fleineren Abzweigungen der Gejangbuchsrubrifen
einzugehen. So haben jich mir drei Bücher ergeben: die fird)-
lichen Zeiten, das chrijtliche Leben und die legten Dinge In
den einzelnen Abtheilungen diefer Bücher habe ich die Lieder
nach ihrer Entitehungszeit geordnet. Sch hoffe bei der ganzen
Anordnung in Eicchlichen Geleifen gegangen zu jein und auch bei
einzelnen neuen Gefichtspuntten den Beifall der Sacdjverjtändigen
gewinnen zu fünnen.
Der Quellennachweis iſt durchjchnittlich bei den einzelnen
Stellen gegeben. Das ganze Gebiet der Kirchengejchichte und
der chriftlichen Biographie hat feinen Beitrag gegeben. Tür
die literarische Seite fteht der achte Band auf den Schultern
der fieben vorhergehenden Bände; in Bezug auf Geichichtszüge
iſt befanntlich jeit drei Sahrzehnten unſer Buch jelbjt die Haupt:
quelle von vielen fleineren umd größeren Werfen ähnlicher Art.
Es iſt aber nur ein Aft der Pietät, wenn wir die beiden Hauptwerke
der hymnologiſchen Forichung auch an diejer Stelle erwähnen:
Wadernagel und Winterfeld. Wie viel unjer Buch dem legtern
verdankt, habe ich in der neuen Auflage noch beftimmter ber:
vortreten laſſen, als dies früher angezeigt war. Drängt jid)
auc beim Studium der Gejchichte des „Evangeliichen Kirchen—
— gar oft der Wunſch nach einem Winterfeld redivivus
auf, ſo erquickt man ſich doch wahrhaft an der gediegenen
Forſchung im jenen drei Bänden. Möchten Andere in dieſen
Seleifen weiter gehen, wie dazu die hiſtoriſchen Nachweiſe
der dritten Auflage des Württembergiſchen Choralbuchs 1876
einige Ausficht eröffnen! — Wackernagel's „Kirchenlied“ iſt in
feinen bis jeßt erjchienenen vier Bänden eine ſolch Fundgrube
ER REN TERN, LERNENS
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vu Vorwort.
durchdringender Forſchung und größter Zuverläffigfeit, daß wir
uns nur herzlich freuen, dankbar auf ſolchen Schultern zu stehen.
Die Zugabe über das Lied: „DO Herre Gott, dein göttliche
Wort“ möchte im Zujammenhang mit der Behandlung des Lieds
auf Seite 118 f. ein Zeugniß dafür geben, wie manches in
Bezug auf die Entjtehung der älteren Sternlieder noch zu forichen
it. Habe ic im ganzen Band das wiürttembergiiche Element
der erjten Auflagen in fehr enge Grenzen zurücdgeführt, um
das allgemein deutſche und kirchliche unumfchränft walten zu
lafjen, jo wird man vielleicht mit um jo mehr Intereſſe dieje
einzelne Studie zur württembergiichen Gejchichte leſen.
/° Das ganze große Werk ift mit dem achten Bande nunmehr
abgeichloffen. ES ift demnach diefem Band ein gründliches und
inhaltsreiches Namen- und Lieder-Kegifter für das ganze Wert
angehängt. — Nur in Einem Punkte trägt das lebtere das
Sepräge eines Opus posthumum an ſich. Wie aus der zweiten
Auflage (4. Band) fic ergibt, jo hätte wohl Koch im fiebenten
Band noch eine Entwidlung der geiftlichen Liederdichtung in
der fatholischen Kirche für das neunzehnte Jahrhundert gegeben.
Allein diefe Darftellung betraf einen Zweig des geiftlichen Liedes,
defjen Fruchtbarkeit für die Kirche jedenfalls erit in der Zukunft
ji) erweilen muß und wo von einem eigentlichen Sirchenlied
nicht geredet werden fan. Es jchien darum nicht erſprießlich,
von fremder Hand diejen legten Faden in den Zettel des Werkes
einflechten zu lafjen, wie es die Verlagshandlung aus Gewiſſen—
baftigfeit uriprünglich angejtrebt hat (vgl. Umschlag des fiebenten
Bandes. Scenft Gott Gnade, daß Dieje dritte Auflage
wie ihre Vorgängerinnen in der Kirche vollen Anklang findet,
jo fommt wohl die Gelegenheit, an diejer Stelle zu ergänzen,
was fehlt, wie an andern Stellen zu jichten, was gegeben ilt.
Indem wir diefen Schlußband der Gemeinde und den einzelnen
Freunden der Hymnologie übergeben, wollen wir den Wunſch
nicht zurücdhalten, daß Viele an dieſer Gabe ich aufrichten
mögen in den Tagen der Sorge um unjer Volk und des Kampfes
für die edeljten Güter jeiner Kirche. Hier ift Friede. — Sollten
mir von da oder dort aus alter Zeit oder aus neuer Erfahrung
intereffante Züge über die Gejchichte dieſer 240 Lieder oder
anderer, die nicht berücjichtigt wurden, mitgetheilt werden, jv
wäre mir das ein jüßer Lohn für manche Mühe. Der Herr
aber jchaffe, daß in Seiner Kirche auf Erden viele Lippen, Häufer
und Heiligthümer widerhallen vom Liedesflang zu Seinem Ruhme!
Stuttgart, Pfingftzeit 1876.
Richard Faurmann.
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Koch, Kirchenlied. VII.
—
—
I. Advent.
1. Nun freut euch, lieben Chriften g'mein.
Die erjte Blüte im evangelischen Liedergarten. — Als Dr. Martin
Luther bei der Nachricht von dem Zeugentode des Heinrich Voes und
Johann Eich zu Brüſſel 30. Juni 1523 in die Saiten griff mit dem
Geſang: „Ein neues Lied wir heben an, Das walt’ Gott unjer
Herre!* ſchloß er in freudigem Geiſte jein Lied mit den Worten:
Der Sommer iſt hart vor der Thür,
Der Winter iſt vergangen.
Die zarten Blümlein gehn herfür;
Der das hat angefangen,
Der wird es wohl vollenden.
Damit hatte er der evangelijchen Kirche auch einen Liederfrühling
geweifjagt, welcher prächtig ins Land zug. Im nächiten und innerſten
Zufammenhang mit jenem Liede folgte —* dieſes Kirchenlied, welches
der evangeliſchen Freudigkeit jener beiden Märtyrer einen volltönenden
allgemein gültigen Ausdruck gibt.
Von Luther gedichtet 1523, ericheint e8 im eriten Gefangbüchlein
der Neformationszeit, dem Achtliederbicch oder kleinen Nürnberger
Endiridion 1524, als das erjte von acht, und führt den Titel:
„Ein chriftenlichs Lied Doktoris M. Luthers, die unausjprechliche
Gnaden Gottes und des rechten Glaubens begreyfiendt.“ In dem
Erfurter Endiridion vom J. 1524 heißt es ganz kurz: „folget ein
hübſch evangelijch Lied, welches man jingt vor der Predigt." Luther
ſelbſt überjchrieb es in jeinen G.G.: „Ein Danklied für die höchiten
Wohlthaten, jo uns Gott in Chriſto erzeigt hat.“ Mit Recht kann
man von ihm jagen: „Bier tft der ganze evangeliihe Glaubensgrund
enthalten.” Schamelius gibt ihm daher den Titel: „Von der Orb»
nung des Heils und dem Werk der Erlöfung“, und ©. Wimmer
gibt den Inhalt kurz und gut mit den Worten an: „Magnalia
redemtionis Christi.‘
Das ganze Lied ift, wie alle Lieder Luthers, dem Boden der
—— Shritt entiprungen, und jeder Gedanke hat feine biblifche
egründung. — „Daß wyr auch uns möchten rhümen, wie Mojes yun
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jeym gefang thut: Erod. 15“, jo jagt Luther in feiner Vorrede zum
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Gndiridion, ri in der 8 — * ganzes Lied den Eindrud
deſſelben Jubels wie dort am rothen nur daß es bier den
Triumph über den hölliſchen Pharao gilt. Dieſer, Jubelton erfüllt
bejonders V. 1. „Sröhlic) joll mein Herze springen !* — Das ijt ein
Echo von Reigen Mirjams, weldes % Kan Gerhardt gerne weiter
Hingen ließ, und welches in unſern Herzen nachklingen joll, jo
wir mit Luther in biejem ER dem Heldengang bes Pe
denken Dürfen. — V. 3. ſchaut der Sänger in feiner €
Lebenserfahrung | im —* den Zuſtand des Menſchen ohne
überhaupt, wobei die Erfahrung Pauli Röm. 7 mitklingt und die
Welt vor Chriſto im Judenthum und Heidenthum angedeutet wird.
— B 4. 5. tritt ihm mn im wundervoller Weije der Rathſchluß
der Erlöſung vor das geiftige Auge. Aus dem Jammer der
blidt ex tn die Tiefe der Ewigfeit und fieht mit Luft, wie die Liebe
der Ewigkeit jich ergießen joll in die —— der Zeit. — V. 6 ift
der Mittelpumit des Viedes: die Thatjache des Heils, kurz umd =
in ihrem Eintritt beichrieben. Die Gemeinde wird hineingezogen iR
jeinen Gang. — V. 7. 8. 9. jehen wir den Sohn fich gürten
Hingabe, im Tode das Leben ergreifen und von Der mmlifden
Triumpheshöhe die Siegesbeute des Geijtes geben. Es iſt der
löjungsgang zu unſrem Heil. — Endlich flingt V. 10 das Lied aus
in einen Ton der Ermahnung: Lehret jie halten, was ich euch be—
fohlen habe!
Einem olchen Lied, friſch aus der Duelle, wo man buchſtäblich
jede Zeile aus der Schrift belegen könnte, hat es darum an gejchicht-
lichen Beweijen jeiner Segensfraft nicht gefehlt. u
Im Allgemeinen bezeugt Tilemann Heßhuſius in einer P almen⸗
vorrede 1565: „Mir zweifelt nicht, durch das eine Liedlein utheri:
um freut euch, "lieben Chriſten g’mein! werden viel Hundert Chriften
zum Glauben bracht worden jein, die jonjt den Namen Lutheri vo 7
nicht ‚ke mochten ; aber die edeln thenren Worte Lutheri
üpnen a3 Herz abgewonnen, da fie der Wahrheit beifallen mußten.
So daß meines Erachtens die geiftlichen Lieder nicht wenig zur
Ausbreitung de3 Evangelii geholfen haben.“ — Im Bejonderen ge—
ichah es, wie Heerbrand in jeiner Leichenpredigt auf Dr. b
Andrei 1590 ‚erzählt, dab im Jahr 1557 am Tage St. Johannis
des Täufers einige Fürften, die in Frankfurt a. M. beifanmen waren,
ein Verlangen hatten, eine evangeliiche Predigt in der St. o⸗
lomäikirche zu hören. Nachdem es nun ausgeläutet war zu dieſem
Gottesdienit, bejtieg aus Haß gen die reine evangeliiche Lehre ein
katholiſcher Priejter die Kanzel, jtimmt das Lied: „Nun bitten wir
den h. Seift“ an und handelt das Evangelium nach jeinen Glaubens-
| lehren ab. Die verfammelte Gemeinde aber, weiche Verlangen nad)
dem lautern Wort Gottes hatte, unterbrach endlich ganz erziirnt den
Prieſter durch Anſtimmung des Liedes: „Nun freut euch, liebe 20.“
‚ Der beleidigte Priefter wandte fich zu einem der anwejenden Fürjten
und bat denjelben, feines Rechts wahrzunehmen und ihm deſſen
Zeugniß am jüngſten Tag zu geben. Ser weiſe Fürſt aber wies
ihn mit Vorhaltung feines Unrechts zurüd und —* hinzu: „Was
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das Zeugniß an jenem Tage betrifft, jo glaube ich, werden wir
wohl nicht jo ep beifammen fein und einander nicht kennen.“
Der aufgebrachte Prieiter wirft die Sanduhr in feiner Hand zur
Erde, verläßt die Kirche, aus der ihn die Gemeinde mit Diejem
Lied hinausgeſungen hat, und der evangeliiche Gottespienjt wird
ungejtört vollendet.
Für die einzelnen Verſe bemerken wir Folgendes:
Zu ®. 1 erzählt Cyriakus Spangenberg im jeiner Cithara Lutheri
Erfurt 1569 eine jonderliche Gejchichte. Als er einjt auf einer Ge-
ſchäftsreiſe als Generaldefan von Mansfeld in einen Klojter über-
nachtet, habe fich ein junger Schreiber nach der Mahlzeit über die
Lutherſchen Lieder gegen ihn luſtig gemacht und namentlicd) das Lied:
„Nun freut euch, liebe ꝛc.“ ein Huren-, Babel- und Teiufelsliev
genannt. Aus den Worten des 1. Verjes nemlich: „und laßt uns
fröhlich ſpringen“ haben die Papiſten damals zu läjtern beliebt, es
wäre ein Buhlenlid. Da er ihn gewarnt, Gott nicht zu läjtern,
habe er gejagt: „Sa, er wolle, daß ihm Gott jtrafe, jo es nicht ein
folches Lied wäre.” Darauf habe er, Spangenberg, geſprochen:
„Nun wohlan, Gott läßt feiner nicht jpotten; er wird ſich, che ein
Fahr umkommt, jchredlich ſehen laſſen und zu diefer muthwilligen
Läſterung nicht stille jchweigen.” Dieje Nede jet num aufs ſchänd—
lichite verlacht worden, worauf er die Sache Gott in jeinem Gericht
anheimgejtellt und befohlen habe. Ehe jedoch ein Jahr um geweien,
fei diejer Menſch auf einer Reife ganz wahnlinnig geworden, daß
er immer gejchrieen und fich endlich in einen Brunnen gejtürzt habe.
Man habe ihm aber herausgeholfen und Gott habe ihm auf frommer
Chriſten Fürbitte die Gnade gegeben, daß er zur Erkenntniß jeiner
Sünden und wieder zurecht gefommen jet und nun Zeitlebens B. 1—4
diejes Liedes gar glaubig und andächtig zu beten gepflegt habe. —
Ganz anders iſt die Zeile „Laßt uns fröhlich ſpringen!“ dem edlen
Paulus Gerhardt erichienen, dem fie eine Quelle wurde zu dem
Weihnachtslied: Fröhlich joll mein Herze jpringen! und zu dem
Heldenentihluß: „Mein Herz beginnt zu fpringen und kann nicht
“traurig ſein.“
Das „Singet, ſpringet, jubiliret!“ läßt fich erjt dann recht
verjtehen, wenn man aud) den Zuftand in V. 2, 3, nachempfunden
Ar Denn gerade dieje Verſe zeigen, daß das Lied nicht bloß der
irche Lied, jondern Luthers Lied in bejonderftem Sim it. Sie
erimmern an den Herzenszuftand, in welchem Luther ſich jelbit einſt
befand, da er noch Mönch im Kloſter zu Erfurt war und jich jo eifrig
abmühte, Durch Mönchsgelübde und geiftliche ÜUbungen den Arieden
mit Gott zu erringen, daß er jagen konnte: „Wahr its, ein frommer
Mönch bin ich gewejen und habe meinen Orden jo ſtreng gebalten,
daß ichs nicht ausfagen kann. Sit je ein Mönch in Himmel kommen
durch Möncherei, jo wollte ich auch hineinfommen fein. — Ich babe
mich jelbjt aufs allerhöchite befliffen und meinen Leib mit Faiten,
Wachen, Beten und andern Uebungen viel mehr gemartert und ge
plagt, denn alle die, jo jebund meine ärgiten Feinde find. Ich und
_ andere haben es uns fo herzlich und mörderlich ſauer werden laſſen,
daß wir nur unfere Herzen und Gewiſſen vor Gott zur Ruhe umd
Frieden bringen möchten, und aber doch denjelben Frieden in ſolch
greulicher Finſterniß nirgends finden können.“
Bei V. 3 und 4 bat ſich denn die Troſteskraft der Erfahrung
auch hernach geoffenbart. So leſen wir im Gottichalds Liebers
remarquen 1748: In Oftreich, in dem Lande ob der Enns, gieng
einst der Befehl aus, daß alle, die der evangelischen Lehre anhangen
würden, ihrer Amter entjegt und mit Verluſt ihrer Güter des Yandes
verwieſen werben jollten. Da’verlie; ein Schulmeiiter, durch dieſen
Befehl erichredt, die erkannte Wahrheit und wandte fich wieder zur
katholischen Kirche. Seine fromme Ehefrau aber, welde alles für
Schaden erachtete gegen die Erfenntniy der überſchwänglichen Gnade
Gottes in Chriſto Jeſu, jtellte ihrem Manne vor, wie er Unrecht
gethan habe, und jehte hinzu, er würde auf feinem Sterbebette
wohl erfahren, daß er jeinen Glauben auf Sand gebaut habe.
Nach kurzer Zeit verfällt der Schulmetjter in eine ſchwere Krank—
beit, die ıhm den Tod ficher vor Augen hält. Um jein geängitetes
Gewiſſen zu beruhigen, läßt er Geritliche feines Glaubens rufen,
aber bei ihrem Zujpruch bleibt fein Herz kalt und trojtlos. Da
wird es mit einemmal ganz licht in jeinem Innern, er erinnert I.
des troftvollen Lieds: „Nun freut euch, liebe 20.“ und bittet, da
es ihm jeine Frau zum Troſt in jeiner Todesnoth fingen folle. Als
die nun B. 3 und 4 gejungen, gab er jeinen Geijt in die Hände
deſſen, der auch noch in den letzten Augenbliden jeine Gnade den
Verirrten darreichet. &
Bon DB. 5 und 6 hat Paul Gerhardt den ichöniten Nachklang
gegeben in feinem Lied: Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld,
Wer vom Liebesrathichluß der Etwigfeit fingen und jagen will, muß
es in menichlich unvollkommenen Worten thun; aber Luther und
Gerhardt haben es in einem jo zarten berzigen Zwiegeſpräch gethan,
daß unter folchen Tönen ein Herz innerlichjt erquidt wird.
V. 4 und 7 waren die Labung des Erbmarichalls zu Cammerow,
Georg Maltan, vor feinem Scheiden. Kläglich winjelnd ließ er
nicht davon und wiederholte mehreremal die Worte: „Ich bin dein
und dur bijt mein, und wo ich bleib, da jollit du fein, uns joll der
Feind nicht fcheiden“, worüber allen, die es angehört, das Herz ge—
brochen und die Augen aus herzlichem Erbarmen und Mitleid ige
‚gegangen ſind.
Zu V. 9 und 10. Bartholomäus Riejeberg, ein alter Theolog
aus Luthers Zeiten, der im 3. 1566 nad) vielen erlittenen Drang—
ſalen al3 erſter evangelischer Prediger zu Gardeleben an der Peſt
erfranfte, gab den Glaubensgenofjen, die mit Gebet umd Flehen jein
Lager umflanden und ihn fragten, wie nad) jeinem Tod die Kirche
beſtellt und regiert werden jolle, die Antwort: „Alles nach Gottes
Wort und dem lieben Luthero.“ Hierauf > er jeine Stimme hell
auf und ſagte: „Gen Himmel zu dem Vater mein fahr ich von
dieſem Leben“ — bis zu Ende. Und als er hier nody mit be-
fonderem Nachdruck gefprochen: „und hüt’t euch für der Menſchen
Br aka ab a a na Sl
I. Advent. Nr. 2. 7
G'ſatz“, ſetzte er ihmen fchließlih Hinzu: „eine kurze und gute
J——— (Pilger aus Sachſen. 1839. Nr. 36.)
Wie tief dies Lied den Gemüthern in der Neformationzzeit
eingeprägt war, beweist auch noch folgende Parodie, die ebenio
wohlgemeint als hiſtoriſch intereffant iſt. Als der edle Dulder,
Sohann Friedrih, Kurfürjt zu Sachſen, aus feinem Gefängniß frei
etvorden war Sept. 1552, war die Freude allgemein. Die Kur—
—*— Sibylla vertauſchte die Witwenkleider, welche ſie fünf Jahre
lang getragen, mit dem herrlichſten Feſtſchmuck, und in Eiſenach
ſangen die Kinder:
Ihr Bürger, freut euch insgemein
Und laßt uns fröhlich ſpringen!
Ihr zarten Weiber, all in ein
Laßt und mit Freuden fingen,
Daß Gott durch jeine Wunderthat
Dem Kurfürften geholfen hat,
Daß er ift ledig worden.
Als aber der Kurfürſt zu feinem Hofprediger, dem Biſchof von
Amsdorf, jagte: Ach was bin ich armer Sünder, daß mir jolche
Ehre tmipeöfnbren darf? antwortete diefer: „Kurt. Durchlaucht jollten
zufrieden jein. Wenn Ste zur Stätte der — gelangen, muß
es viel beſſer werden!“ (Fliedner, Buch der Märt. II.)
Das Lied iſt im ganzen mit 4 Melodien geſchmückt worden.
Die Melodie gg dgehag erſcheint mit ihm in den erſten Drucken
auf einem einzelnen Blatt und im den acht Geſängen 1524, fie ver-
breitete jich weit, gieng ſogar in das Gejangbuch der böhmischen
Brüder 1531 über und ijt noch jebt gebräuchlih. Es fehlt jedoch
an den nmöthigen Bürgjchaften für Luthers Urheberſchaft, ſonſt hätte
Sohann Walther in jeinem Gejangbüchlein 1524 nicht eine zweite
Melodie hinzugefügt, die übrigens bald außer Gebrauch gekommen
ai muß. Ebenſo früh wie die erjte erjcheint eine dritte, welche
em Lied: „ES ijt das Heil uns fommen her“ verblieben iſt (val.
dajelbjt), und eine vierte jonische Parallelmelodie der erjten, welche
fi) mit dem Lied verbunden hat: „ES iſt gewißlich an der Zeit“
(vgl. dort).
2. Mit Ernſt, o Menfchenkinder.
Über Luc. 3, 1—18 gedichtet von Valentin Thilo, dem Jüngeren
1607 — 1662), und erichienen im „New preufßiichen Gejangbuch,
önigsberg 1650,“
iefer edle Genofje Simon Dachs, der feit 1643 Profeflor in
* Vaterſtadt Königsberg war, hatte durch den rührend ſchönen
od ſeiner „einigen, allerliebſten Schweſter“ einen ſo tiefen Eindruck
bekommen, daß er ſchon als ein Mann im blühendſten Lebensalter
ernitlich bedacht war, jich auf jein eigenes Ende zu bereiten, Diefe
Schweiter Juſtina, die Gattin des Prarrers Kuhn an der Rofjaartı-
ſchen Kirche zu Rönigsberg, wurde nemlich als blühende, junge Frau
ſchon vier Jahre nach geichlofiener Ehe, am 16. Auguſt 1639, von
*
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8 0 Mbent. Me. 3.
einer giftigen Seuche weggerafft. Kurz vor ihrem Ende wurde fie,
obwohl jie ſtets eine gottliebende Seele war, von einer heftigen
Angſt und Anfechtung ergriffen, die fih dann aber im hinmliiche
Freude auflöste, jo daß fie ausrief: „Wer kann uns jcheiden von
der Liebe Gottes?" Darauf tröftete fie ihre Hinterbliebenen und
bat ſie, ihr letztes Bettlein mit Blumen fröhlich zu zieren und Den
ſchönſten Siegeskranz auf ihr Haupt zu ſetzen, als gienge fie zum
Tanze. Diejes Bild jeiner Schweiter mag Thilo wohl bei X 3
jeines Lieds vor Augen geſchwebt fein. Er jagte eimit felbit, er
könne fie fein Leben lang nicht vergefien und habe fie allezeit im
Gedächtniß.
Dieſer V. 3 als der Mittelpunkt des Liedes iſt einem berühmten
Landsmann Thilo's, Johann Georg Hamann, hundert Jahre ſpäter
beſonders wichtig geweſen. Denn er ſchreibt ſeinem Sohn 10. Dez.
1784: „Vergiß nicht, dich auch bei gegenwärtiger Zeit derjenigen
Berschen zu erinern, welche du in demer Kindheit gelernt halt:
‚Ein Herz, das Demuth liebet! und: ‚Kindlein, wir erkennen,
daß du der Heiland bift" — Laß diefe Wahrheit dir niemals alt
noch kalt werden, fondern dir gleich einem verborgenen Schat im
Acer jein, Anfang und Fülle aller Erkenntniß und Weisheit. Sonit
‚verdirbt alle Zeit, die wir zubringen auf Erden. Wenn alle Stride
reißen, das hält ewig. Hör und glaube, was dir dein alter Vater
aus doppelter Erfahrung jagt!“ (Poel, 9. Leben. Hamburg 1874.)
Das Lied jchliegt mit V. 4 alſo:
Das war Johannis Stimme, D Herr Gott, mad) aud) mid)
Das war Johannis Lehr: Zu deines Kindes Krippen ;
Gott jtrafet den mit Grimme, So jollen meine Lippen
Der ihm nicht gibt Gehör. Mit Ruhm erheben did).
iR Vers erjchien in jpäteren G.G., namentlich aud) im Frl.
G. vom Jahr 1704, in folgender Umgejtaltung, welche dem Lied einen
harmoniſcheren Abſchluß gibt:
Ach mache du mich Armen Zeuch in mein Herz hinein
Zu dieſer heilgen Zeit Vom Stall und von der Krippen,
Aus Güte und Erbarmen, So werden Herz und Lippen
Herr Jeſu, ſelbſt bereit! Dir allzeit dankbar ſein!
Zur Melodie vgl.: Von Gott will ich nicht laſſen. Im 1. Thl.
des Frl. G.'s findet ſich eine eigene Melodie: eceechhh,
3. Aun jauchzet all, ihr Frommen.
Adventliedlein des Conrektors Michael Schirmer in Berlin
(1606—1673), erjchienen in Crügers „Newem vollkömmlichem Ge-
ſangbuch Augsb. Confeſſion. Berlin 1640.“
Ber Schirmer ift der Aufruf: „Nun jauchzet, all ihr Frommen!“
aus der Tiefe des Herzens im Kreuze gekommen. Die Zeit, in der
dies Lied ihm zu Theil wurde, war eine „böje Zeit“ V. 5. Die
Mark Brandenburg war ausgejaugt, von der Peit aufs grauen-
% ae
*
5 Mvent. Nr. 4. 9
Bone: verwüftet, von den Schweden feindlich überzogen und ge—
randſchatzt. Es galt damals wirklich zu rufen:
Ihr Armen und Elenden Seid dennod; wohlgemuth!
In diefer böſen Zeit, Laßt eure Lieder Flingen
Die ihr an allen Enden Und thut dem König fingen:
Müßt Haben Angjt und Leid: Der iſt eur höchſtes Gut!
Damals war er noch wohlgemuth. Kaum zum Subreftor an dem
Gymnaſium zum grauen Kloſter berufen, wurde er 1637 zum Dichter
gekrönt und ließ fröhlich jeine wohllautenden und Fräftigen Lieder
fingen. — Zehn Jahre hernach jtands anders. 1644—49 wurde
der Vers erit recht auf ihm angewendet. ES überfiel ihn eine
ſchwere Nervenftörung und eine heftige getjtlihe Anfechtung, von
der er jelbit jagt: „Ich lag in Noth umſtrickt mit eijenfeiten Banden.“
Da war „Angit und Leid“, „Nlag und Weinen“, jo daß er fich
hernach „den deutichen Hiob“ nannte. — Aber ob auch nach der
Errettungszeit noch manche jchwere Schläge ihn bis an’s Ende
trafen, jo konnte ers Doch nicht laſſen, feinem „König zu fingen“,
und V. 6 in Übung zu jeben. Er hatte jeine Lampe fertig, als er
am — Mai 1673 unter Lampenſchein feierlichſt zu Grabe beſtattet
wurde.
Die Melodie iſt: Aus meines Herzens Grunde. In Johann
Crügers „geiſtlichen Liedern“ 1653 findet ſich hiezu eine eigene
Melodie: g h ah eis d h, die in Norddeutſchland noch vorkommt.
4. Auf, auf, ihr Reichsgenoffen !
Aus Johann Riſts (1607—1667), Pfarrers zu Wedel an der
Elbe bei Hamburg, „Sabbatticher Seelenluſt 1651.”
Eine der Perlen aus jeiner Liederfülle, auf welche man das
Wort amvenden darf: „Wo kämen Davids Pialmen her, wenn er
nicht auch verfuchet wär?“ oder feinen eigenen Ausſpruch: „viele
Lieder hat mir das liebe Kreuz ausgepreßt.“
3.2. Bu den „betrübten Herzen“ gehört auch der Sänger,
der im feiner zarten Jugend jchon mit Anfechtungen geplagt war
* ſich gegen Satans Grimm meist mit dem 91. Pſalm wehren
lernte.
V. 4. Seine Predigtthätigkeit wendete er beſonders gegen die
„frechen Sünder“, denn er erklärte, „es ſeien in ſeiner Gemeinde
faum zwei Fremdlinge mit ivrigen Lehren, viele aber mit einem
fündhaften Leben.“
V. 6. Einen tiefen Einblid in die Noth jener Zeiten gibt
diejer Vers:
Und wenn gleich Krieg und Flammen Wenn gleich ein früher Tod
Uns alles rauben hin: Die Kinder uns genommen:
Geduld! weil ihm zuſammen Mohlan! jo find fie fommen
Gehört doch der Gewinn. Ans Leben aus der Noth.
Die ſtrengſten Notbzeiten folgten aber erit nad), im Jahr 1644
und 1658, wo ihm vor den plünderiden Polen und Schweden „nicht
ee
10 2 Mbent. Sr. 5.
eine einzige Hühnerfeder übrig geblieben“; und wo er troß aller
Dichterlorbeeren immer mehr lernen konnte, nad) unfren- Lied „den
a ge begrüßen, der alles Kreuz verſüßen und uns erlöfen
ann.“ 8. 10,
Melodie: Aus meines Herzens Grunde.
>. Warum willt du draußen ſtehen?
Bon Paulus Gerhardt, dem edeljten Liederjänger unfrer Kirche
Dr Erjchien zuerjt in dem jogenannten Rungeſchen Ge—
angbuch „Dr. M. Luthers und anderer vornehmen, geiftreichen und
gelehrten Männer Geiftliche Lieder und Palmen.“ Berlin 1658,
und ijt wohl während des Pfarramts in Mittenwalde entitanden.
V. 1 beginnt das Lied mit einer trefflichen bibliichen Erinnerung,
da Laban 1 Moſ. 24, 31 dem Elieſer zuruft: „Komm herein, du
Sejegneter des Herrn, warum jteheit du draußen ?*
B. 4 und 5 finden fich die herrlichiten Gegenfäbe, die der Glaube
ftellt, um über jie hinmwegzufchreiten zur Gemeinschaft deſſen, der
uns die ganze Welt erjegen fann. V. 5 ijt ein Lieblingsvers des
ae —— Stiftspredigers, Prälaten Dr. Kapff zu Stuttgart, in ſeinen
redigten:
In der Welt iſt alles nichtig, Denn ein Stücklein armer Erd?
Nichts iſt, das nicht kraftlos wär: Hab ich Luſt, was iſt ſie werth?
Ir ich Hoheit, die iſt flüchtig ; Mas iſt's, das mich heut erfreue,
ab ich Reichthum, was iſt's mehr Das mir morgen nicht gereue?
Es klingt diefer Vers mit feinem Anzweifeln irdiſcher Herrlich—
keit wider in dem Worte Hillers und wird durch ihn ergänzt:
Hier iſt Ehre, aber nichtig; Hier ſind Thränen, hier iſt Noth,
Hier ſind Schätze, aber klein; Die verkürzt der nahe Tod;
Hier iſt Freude, aber flüchtig : Dort wird Freude ewig währen,
Dort muß alles bejjer jein. Dahin joll mein Aug ji) kehren!
An V. 7 knüpft fich eine Liebliche Erfahrung aus dem jeel-
forgerlichen Berfehre: Pfarrer K. in Oſtfriesland hatte in feiner
Gemeinde mit vielen Widerwärtigen zu kämpfen, vergalt aber Böjes
mit Gutem und Schelten mit Fürbitte. Nun wurde eine Frau,
welche bejonders feindjelig gewejen war, troßdem daß F— Mann
den Seelſorger liebte, in Krankheit und große Seelennoth hinein—
eführt. Täglich beſuchte er die Angefochtene, konnte aber lange
einen Zugang zu ihrem Herzen finden. Endlich, als ſie wieder
einmal ſo troſtlos war, gieng er in der Kammer auf und ab und
betete für ſie zum Herrn. Der Herr aber ſchenkte ihm die freudige
Gewißheit, daß ſie um Jeſu willen Vergebung der Sünden gefunden
habe. In dieſer Überzeugung geht er zu ihr hin und ur mit
durchdringender Stimme vor vielen Zeugen die beiden Berje:
Freu dich, Herz, dur bijt erhöret: Und bereite dich ihm zu,
Jetzo fommt und zeucht er ein. Gib did) ganz zu jeiner Ruh,
Sein Gang ijt zu dir gefehret, Offne dein Gemith und Seele,
Heiß ihn nur willfommen fein Klag ihm, was dich drück und quäle.
1. Advent. Nr. 6. 11
Siehft du, wie jich alles jeßet,
Was dir vor zumiderjtund ?
Der Geiſt Gottes verfiegelte das Wort an dem Herzen der Armen
gan Erjtaunen der Anwejenden. Alle jahen jofort die Frau aus
er tiefiten Finſterniß ins Licht, aus dem Tod ins Leben, aus der
Hölle in den Himmel erhoben. Im jeligen Glauben gieng jie heim.
(Basler Samml. 1786.)
Melodie: Werde munter, mein Gemüthe.
6. Wie foll ic dic) empfangen.
Aus derjelben Duelle, wie das vorige Lied. Ein Adventgejang
von Baulus Gerhardt, vielleicht nad) V. 6. 7. 9. noch in der Kriegs—
zeit gedichtet. Doch war ja auch noch nach dem wejtfälischen Frieden
Nothzeit. ES iſt eines der herrlichjten aus Gerhardts Munde, und
wir dürfen dem Worte wohl zujtimmen, welches der jelige Friedrich
Krummacher in Potsdam in einer Einleitung zur Dritten Advents—
predigt 1868 niedergejchrieben hat, ehe er am 10. Dez. entjchlief:
„So vft mir das Lied: ‚Wie joll ich dich empfangen” in hundert—
ftimmigem Chor entgegentönt, ijt mir es, als ergöße ſich plößlich
ein lichtheller Frühlingsglanz durch die herannahende Winternacht,
und ich Er nich gehoben über den Schwung des Feitgejangs, als
träte der holdjelige Friedefürjt perjönlih mir entgegen, um mein
arme3 Herz von allem jeinem Leid und Weh mit einemmal zu ers
löſen.“ (Selbjtbiographie ©. 261.)
Diejes Feitlied iſt der evangeliichen Gemeinde Adventsgejang
im bejonderjten Mae geworden. Es jchließt jich jo innig an das
Adventsevangelium Matth. 21, 1—9 an und Flingt doc) wieder jo
frei in die Gemeinde und in die Zukunft hinaus. Der Sänger ver-
ht fih im Geiſt V. 1 und 2 unter die Thore Serujalems. Er
ragt: Wie joll ich dich empfangen ? und gibt die Antwort: Mein
Herze joll dir grünen! (vgl.: Geh aus mein Ser; 3. 13—15.)
Dann überjchaut er mit feinem Herrn deſſen Liebesthat V. 3—5.
Aus Leid zur Freude V. 3, aus Spott zur Ehre V. 4: jo hebt er
mich und die ganze Welt aus lauter Liebe V. 5.. Das hat der
Sänger für ſich genommen, mın breitet er's aus vor der Gemeinde
V. 6, dem herzbetrübten Heer. Es ijt Advent. Ahr dürft nicht
forgen: Er fommt mit Luft V. 7. Ihr dürft nicht zagen: Er
fommt mit Huld V. 8. Ihr dürft nicht erjchreden: Er kommt mit
Macht B. 9. Das ijt ein herrlicher Dreiflang, der nur überboten
wird durch den Ausklang V. 10: Er kommt zum großen Advent,
auf den wir warten: Ach kommt, * Jeſu!
Eine beſondere Richtung auf die Zukunft hat ſich mit dem Ge—
jang dieſes Lieds im Feindesland verbunden, als die deutſchen Sol—
aten ihren Advent vor Paris hielten 27. Nov. 1870. Auch die
Württemberger verjammelten ſich ungejtört zum Gottesdienit, umd
von aller Lippen Hang das wohlbefammte, liebvertraute „Wie joll
ich Dich empfangen?“ Dein König fommt! hieß es da beim Gottes—
dient an dem Ufer der Marne; aber allen legte fich die Frage nahe:
—————
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Wer weiß, wen der Herr ſchon morgen heimholt? Es war nur drei
Tage vor den heißen Kämpfen bei Champigny und Villiers, wo
underte von einem jähen Tode ereilt wurden. (Greiner, Schul—
liederſchatz ©. 431.)
3.1 hat neben feinem Plab in der Feſtgemeinde der Advents—
—* ſich ſchon öfters auch im ſtillen Kämmerlein bewährt, wo man
as Nahen des Herrn verſpürte.
Im Jahr 1815 lebten in B. zwei Schweitern beiſammen. Die
jüngjte, welche die Wirtbichaft führte, hatte eines Tags einen Traum,
Ihr däuchte, fie jtünde oben auf einem Birnbaum und bäte: Lieber
eiland, ich bin dem Himmel jchon viel näher, als wenn ich drunten
tünde; nimm mich vollends hinauf zu Dir! Acht Tage hernach
ühlte fie ſich plötzlich unwohl, fonnte mır noch die Worte rufen:
Wie joll ich Dich empfangen, und wie begean’ id dir? Da war
auch jchon ihr Geiſt in den Armen deſſen, nach dent fie ſich wachend
und jchlafend jo herzlich gejehnt hatte. (Basler Samml. 1815.)
Einen anderen Ausgang hatte der Geſang dieſes Liedeswortes
imn folgendem Fall. Im einem wiürttembergiichen Dorfe erkrankte vor
vielen Jahren ein Mann plößlich jo jchwer, daß der Arzt, ein ges
ſchickter Mann, welcher in der Nähe wohnte, bald alle Hoffnung
aufgegeben hatte. Die Angehörigen des Kranken aber biengen an
dem Gedanken: bei Gott find alle Dinge möglih. Ste Inieten am
Bette nieder und beteten inbrünftig um die Hilfe ihres Herrn. Bald
darauf kam der EChirura des, Dorfes, um nachzufehen, allein auch
diejer gieng davon mit der Überzeugung: in vier bis fünf Minuten
iſt alles vorbei. Kein Zeichen des Lebens war mehr zu fpüren,
dennoch hielten fie daran fejt: der Heiland hilft gewiß. Nach 24
Stunden, während welcher man feinen Laut vernommen, bewegte
fich der Kranke mit einemmal und jagte mit leiſer Stimme: Singt
mir das Lied: „Wie joll ich dich empfangen?” Beſtürzt zögerten
die Umftehenden; aber nun fieng er jelbit die Weiſe an und fie
fangen weiter. Das war Nachts 11 Uhr. Nachher nahm er etwas
leichte Speise zu jich und bald war er ganz genefen. Noch 10 Jahre
wurden von dem Herrn jeinen Leben zugelegt. ES war allen ein
Wunder göttlicher Errettung. (Chriitenbote 1849.)
Die Schlußworte des V. 6: „Seid umverzant, ihr babet die
Hilfe vor der Thür!“ haben fich im Leben des frommen Handels—
reijenden Jakob Häufer recht jchön bewährt. Auf einer feiner Reifen
fam er einjt jpät Abends in ein mitten im Waldgebirge nelegenes
Wirthshaus. Draußen fiel ein kalter Herbitregen; drum wollte er
und an zwei Begleiter im Vertrauen auf Gottes Schuß und Bei—
ftand es dennoch wagen, in dem unbheimlichen Haufe zu übernachten,
ob fie gleich an den wilden und finitern Gefichtern der Bewohner
leich beim Eintreten merften, daß es hier gelte, auf der Hut zu
Bein, Als fie nun in einer Dachkammer ſich auf das zubereitete
Stroh niederlegen wollten, mahnte Käufer jeine beiden Gefährten,
die Thüre feit zu verrammeln, und wendete dann, als dieje ſich
bereits dem Schlaf überlafjen hatten, Angeficht ımd Herz aus der
Dunkelheit und Unficherheit zu dem, in welchem feine Finſterniß iſt,
⸗ * — — — AR dns race — * 6 ach DE zu 14
1. Weihnachten. Nr. 7. 13
zu Iſraels Schuß und Troft. Unter feinem Schirm legte er ſich
endlich auch aufs Strohlager. Aber er fonnte nicht jchlafen, und
als er vollends um Mitternacht das Getümmel von neuankommenden
Gäjten hörte, die immer wilder tobten, jo ahnte er eine jchwere
drohende Gefahr umd kniete neben jeinem Lager hin und betete:
„Soll ich hier von Mörderhänden jterben, jo gejchehe dein Wille,
Ih habe alle Schmerzen des Leibes mit meinen Sünden verdient.
Ser und bleibe du mir mur ein gnädiger Gott und nimm meine
Seele mit Erbarmen an!“ Drauf ward jein Muth wie der Muth
eines jungen Löwen. Er weckte jeine Gefährten mit dem Wurf:
„Auf, ihe Männer, e3 tjt jet nicht Zeit zu fchlafen, jondern zu
wachen, die Angjt und Gefahr find da!" Kaum waren diefe auf-
efahren, jo dringt die wüſte Schar zur Treppe herauf gerade auf
a Kammerthüre los, die jie mit Gewalt aufzureißen ſuchen. Den
reien aber jtärfte Gott die Kräfte, daß jie alle jene Mühe vereiteln.
Da jchreit endlich) der Wirth in unbän dr Wuth, man folle feine
Holzart bringen, und nun jchten Menjchenhilfe aus zu fein, denn
ihon hört man die Füße deifen, der die Art herbeibringt, auf der
Treppe. Häuſer betet noch einmal jeinen Gefährten das Gebet de3
Glaubens und des Heldenmuthes vor, der nichts mehr will, als
was Gott will, das Gebet der Findlichen, freudigen Ergebung in
den Willen des Herrn, wobei das Menjchliche im Menjchen ganz
urücktritt und das Göttliche, wunderbar und allmächtig, Itatt feiner
Geroortritt, das Gebet um Hilfe in der Noth. Und — dieſe Hilfe
war jchon vor der Thür. löslich fünden die hellen Töne eines
Poſthorns das Kommen einer Ertrapoft an. Ein böjes Gewiſſen
iſt leicht erjchredt. Der mit dem Beil kehrt auf halber Treppe um,
der laut tobende Wirth verjtunmt, murmelt dann noch einige Worte
und das wilde Gejindel eilt mit ihm die Treppe hinab umd jchleicht
jich zur Hinterthür hinaus. Die drei geängjteten Männer aber waren
durd) die Ankunft der wohlbewaftneten Fremden gerettet und famen
nit Tagesgranen unter Gottes Hilfe wohlbehalten aus dieſer Mörder-
grube und dem unhenulichen Wald hinaus. (Schubert, Altes und
Neues aus dem Neiche Gottes. Bd. IT.)
Die Melodie: Valet will ich dir geben.
1. Weihnachten.
7. Ein Rindelein fo löbelich.
Im 14. Jahrhundert wurde von einem unbekannten Dichter der
nachmals Ik berühmt getvordene Hymnus de nativitate Christi ge—
dichtet, welcher alfo lautet:
l. Dies est Inetitine Nam processit hodie
In ortu regali, De ventre virginali
#
14
Puer admirabilis, sie illarsa creditur
Totus delectahilis Post partum et ante
In huminnitate, Felix hure puerperu,
Qui inaestimanilis Cujus casta viscera
Est et ineffabilis Deum geuuerunt,
Io divinitate, Et beata ubera
2. Orto Dei filio In aetate tenera
Virgine de pura Christum Iactaverunt,
Ut rosa de lilio 4. Angelus pastoribus
Stupescit natura, Juxta suum gregem
Quem parit iuvencula Nocte vigilantibus
Natum ante secula Natum coeli regem
Creatorem rerum, Nunciat cum gaudio
Quod uber munditine Jucentem in praesepio
Dat lac pudieitine Infantem pannosum,
Antiquo dierum. Angelorum dominum
3. Ut vitrum non laeditur Et prae natis hominum
Sole penetrante, Forma specicsum.
Bon diefem Hymnus entitand fchon vor Luther, 1422, folgende
deutſche Überſetzung, die fich bereits auch in Mid. Vehe's fatholi-
ſchem ©. vom J. 1537 findet:
. /1. Der Tag der ift jo frewdenreih 3. Als die jonn durchſcheint das glas
aller creature, mit jrem Haren jcheine,
Denn Gottes Son von himelreich Und doch nicht verjeret das,
über die nature fo merfet all gemeine:
Bon einer jungfram ift gepor'n. Sleicherweis geporen ward
Maria, du bift auserfor'n, von einer jungfraw rein und zart
Das du muter wereit: Gottes Con der werde,
Was geichah jo wunderleich ? Inn ein fripp ward er geleit,
Gottes Son vom himel reich große marter für uns leid
Der iſt mensch geporen. bie auff diejer erde.
2. Ein findelein jo löbelich 4. Die hirten auf dem felde waren,
tft uns geporen heute erfuren newe mehre
Von einer jungfraw ſeuberlich Von den engelijchen jchare
Zu trojt uns armen leuten. wie Chrijt geporen were,
Wer uns das findlein nicht gepor'n, Ein König über alle König gros:
fo wer wir allzumal verlor'n, Herod die red gar jehr verdros,
Das Heil ijt unjer alle. aus jand er jeine boten.
Ey du füjfer Jeſu Chrift, Ey wie gar ein faliche lift _
Das du menjd geporen biſt, Erdadt er wider Jejum Chriſt:
behüt uns für der helle. die Kindlein lies er tödten!
. Der 2. Vers dieſer deutjchen Uberjegung jtimmt nun mit dem
2. Vers des lateiniſchen Originals bloß in jeinen zwei erjten Zeilen
überein und it entweder eine ganz freie Überarbeitung defjelben
oder, was wahrjcheinlicher tjt, eine jchon im frühern Volksgeſang
gebräuchlich gewejene jelbftändige Strophe, welche jtatt einer minder
tauglich erjcheinenden Überſetzung des 2. Verjes an deſſen Stelle
wegen ihrer Anklänge an jeine Anfangsworte, aus denen fie viel-
leicht auch uriprünglich entitanden ist, eingejchaltet wurde. So jteht
auch in dem bei Köphl in Straßburg 1539 erjchienenen „Pſalter“
unmittelbar hinter dem Lied: „Der Tag der it jo freudenreich“,
wobei eben die Strophe: „Ein Kindelein jo löbelich“ ausgelafien
N aan AR rc
Dh dr BE 2 4
N. Weihnachten. Nr. 7. 15
iſt, ein bejonderes Lied, das mit diefer Strophe beginnt und noch
drei andere folgen hat, deren erjte offenbar an den 1.3. der latei-
nischen Hymne anflingend, mit den Worten beginnt: „Die Zeit die
iſt nun freudenreich zu lobe Gottes namen.“
Das Lied hat fich in den deutſchen Volksgeſang frühe eingelebt;
davon zeugen die mancherlei Überjegungen, 3. B. von Heinrich von
Loufenberg, und ganz beſonders die Vertrautheit mit der Strophe:
„Ein Kindelein jo Löbelich” in der Neformationszeit. Es war einer
von den „Subelgefängen der h. Weihnachten“, wie fie an dieſem
Feittag in den Frühmetten und Vejpern von den Kindern gar fröh-
fih, indem jie auf und nieder jprangen und die Hände zuſammen—
fchlugen, gejungen wurden, während in der Kirche zugleich die Krippe
jamt dem Kindlein und jeinen Eltern bildlich dargejtellt war.
Luther jagt in feiner Kirchenpojtille bei Jeſ. 9, 6 „Uns tit ein
Kind geboren“: „Aus diefem Tert ijt das feine Lied genommen,
das man ist zu Werhnachten jingt: Ein Kindelein jo ꝛc.“ Und
wiederum: „Es muß freilich der h. Geiſt den, der dieſen Gejang
gemacht hat, aljo zu fingen gelehrt haben. Es habe ihn aber ge—
macht, wer da wolle, jo hat ers wohl getroffen, nemlich, daß
Chriſtus das Kindlein allein unſer Trojt ſei, welches große, treff=
liche Worte find und der man billig jollte mit ganzem Ernſte wahr
nehmen.“
Valerius Herberger aber jtimmt in jeinen „ITrauerbinden“ (I, 88)
dieſem Urtheil zu und jagt: „ES iſt von unſern alten deutſchen
Großeltern auf uns geerbet und jo weit in der Chrijtenheit fom-
men, daß es wohl wird bleiben bis auf den jüngiten Tag, es
komme Türk, Tatter und was nicht laſſen kann. Deßwegen laßt
e3 euch lieb jein als einen jchönen alten wohlgeprägten Läger-
grojhen. — Das Wort: Ei du füher Jeſu Ehrift! hat große
Wunder bei unfern lieben Großeltern gethan in ihrem lebten Stünd-
lein. Die Melodie ijt qut, die Wort find noch beſſer. Es iſt kein
ungarer Biſſen dran: es iſt mit feinem Menjchentand befledt.“ —
Gewiß hat es auch an vielen Herzen jeine Kraft erprobt.
Zu Philippus Melanchthon ſchickte einmal ein großer Doktor
feinen Diener und ließ ihn fragen, warım man ſtets um Weih-
nachten zu fingen pflege: „Ein Kindelein fo Löbelich iſt uns geboren
heute“, da doch der Herr Jeſus vor etlich hundert Jahren Menſch
geboren worden? Darauf jagte Melanchthon: „Sage deinem Herrn,
ob er nicht auch heute Troſt bedarf?“ — „Und das war“, ſetzt
Titius, der dies in feiner Historia loc, theol. IV, 2. Nr. 9 erzählt,
hinzu, „eine gute christliche Antwort, denn wir können des lieben
Chrijtkindleins feinen Tag, ja keine Stunde entrathen, müſſens noch
heute, einen Tag und alle Tage haben.“
Kaifer Ferdinand I. ſoll einjt bei Anhörung des Lieds gejagt
haben: „Ich bin auch davon Einer, von welchen gefungen wurde:
‚au Troft uns armen Leuten!“ Ich gehöre auch unter die armen
Leute, von welchen Chriftus zu den Abgejandten Johannis des
Täufers jagte: Den Armen wird das Evangelium gepredigt !”
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Jonas Eilers zu Timmel in Oſtfriesland, eines unvermögenden
Mannes Sohn, war als zehnjähriger Knabe in ſeiner beſtändigen
Kränflichkeit den Seinigen zu großem Troft. Eines Abends findet
ihn jeine Mutter mit dem Heinen Weihnachtsliede beichäftiat: „Ein
Kindelein jo Töbelich it uns geboren heute.“ Wornemlich äußerte
er jeine Freude darüber, daß diejes Kindlein nun auch in ihm ge-
boren jet, und feßte hinzu: „O wär uns das Kindlein nicht geboren,
v wärn wir allzumal verloren! Aber ewiges Lob und reis jei
ihm, das Heil gehört allen Menschen!“ So ganz hingenommen von
der großen Gnade Gottes ließ er fich von feiner Mutter das Lied
— O daß ich tauſend Zungen hätte und einen tauſendfachen
—
und! welches er mit heller Stimme mitſang und ſich inniglich
daran erquickte. (Basler Samml. 1822.)
Ein alter gottesfürchtiger Bergmann wurde einſt von ver—
ketzerungsſüchtigen Katholiken gefragt, ob er lutheriſch oder katholiſch
wäre. Darauf fragte er dieſelben: „Singet ihr nicht zu er
nachten: ‚Wär uns das Kindlein nicht geborn, jo wärn wir a
zumal verlorn * Das iſt auch mein Glaub und Bekenntniß.“
(Th. Schmidt3 Historica Mem. 1707.)
Über dieſes Lied schrieb Pfarrer Ibens zu Ebelsroda im N.
1591 ein beionderes Büchlein, mit dem Titel: „Jesus mel in ore,
melos in aure, jubilus in corde.“ — J. Beter Uz hat die Strophe
„Ein Kindelein“ für das Anspachtiche ©. 1781 überarbeitet mit dem
Anfang: „Hallelujab, denn ums ijt heut ein göttlich Kind geboren.“
Die Melodie z gg ahe ag wird irrthiimlich den um die
Verbeſſerung des Kicchengefangs in feinem Domſtift jehr berühmt
gewejenen heiligen Benno, Biichof zu Meißen vom J. 1066—1107,
zugejchrieben. Da aber das Canticum: „Dies est laetitine* erſt im
14. Jahrhundert gedichtet wide, jo müßte Benno diefe Melodie zu
einem andern, jet nicht mehr befannten Hymnus gefertigt haben
und jenes Canticum erit anf dieſe M. gedichtet worden fein. Doc
find hiefür feinerlei Beweife vorhanden. In den evang. G.G. fommt
dieſelbe erſtmals im 9. 1531 vor bei den böhmischen Brüdern und
1535 bei Klug. Sie findet ſich in einer Handfchrift aus dem 15.
Sahrhundert auf der Kal. Bibliothek zu Berlin.
=
S. In dulei jubilo.
Das Original dieſes vielbeiprochenen und troß feiner wunder—
lichen Miſchung der Sprachen herzinnigen Liedes, welchem Schame—
lius den Titel gibt: „Wiegenlied für das Kripplein Jeſu in fremden
Zungen”, Tautet nach dem Wittenberger G. von 1533 und Mic.
Vehes (Fatholischem) Gefangbüchlin von 1537, wober V. 3 fpäter,
jedoch vor 1543, eingeschoben it:
In dulei jubilo, vnd leuchtet als die Sonne
Nu ſinget vnd ſeyt fro! matris in gremio.
vnſres hertzens wonne Alpha es et o,
leyt in prejepio Alpha es et o.
BETSRERT Ir da 2 0 N Dia a a5 a RE Ze
4 Di f ⸗ —
I. Weihnachten. Nr. 8. 17
O Iheſu paruule, So haſt du uns erworben
nach dir iſt mir ſo weh! cölorum gaudia.
Tröſt mir mein gemütte, Eya wern wir da,
o puer optime, Eya wern wir da!
Durch alle deine gütte,
o princeps glorie!
Trahe me poſt te,
Vbi ſunt gaudia?
nyrgend mehr dann da,
trahe me poſt te! Da die Engel fingen
noua cantica
O patris charitas, Vnd die jchellen klingen
o nati lenitas. in regis curia.
Wir wären all verloren, Eya wern wir da,
per nojtra crimina, Eya wern wir da!
Man hat e3 lange Zeit dem Peter von Dresden (Bd. I, 213)
zugejchrieben. Allein noch weit über hundert Jahre nach jeinem
Tod (1440) gejchieht bei dieſem Liede feines Namens feinerlei Er-
wähnung. Zach. Theobald gibt in jeiner Beichreibung des Huffiten-
friegs einen gewiſſen Peter von Mlatonowicz als Berfaffer an.
Sedenfalls iſt das Lied jchon im 14. Jahrhundert entitanden. In
einer Zwickauer Handjchrift aus dieſer Zeit, Die Das Leben des
Heinrich Suſo mittheilt, findet es ſich bereits, und hier wird er—
zählt, daß eines Tages zu Suſo, um ihm in jeinen Leiden eine
Freude zu machen, himmlische Sünglinge gekommen ſeien, von denen
der eine ein fröhliches Gejänglein angeitimmt habe, das alſo an-
gefangen: „In dulci jubilo*.
B. 1 hat mit jeinem lateinischen Anfang: In dulei jubilo! auf
Sahrhunderte hinein einen gern gebrauchten Ausdruck der Weih—
nachtsfreude geichaffen. Iſt es Doch im eines umjerer berrlichiten
Lieder „Wachet auf, ruft ung die Stimme“ als Grundton der
ervigen Freude aufgenommen: „Kein Aug bat je geipürt, fein Obr
hat mehr gehört jolche Freude. Deß find wir frob: Jo, Ko! ewig
in dulei jubilo !*
V. 2. Mit den Worten der Sehnjucht: „Eya, wär'n wir da!“
und „trahe me pojt te — zeuch mich hin nach dir!” auf den Lippen
ana ihon manche Sterbende den lebten Kampf gefämpfet. So
ieng der Paſtor Berger zu St. Undreä in Braunjchtweig mitten in
den Todesichmerzen dieſes Lied mit Freuden zu fingen an und
wiederholte das „trabe me pojt te” zum öftern, indem ex dabei
agte: „mun will ich heim, heim will ich, langet mir den Wander-
tab her!“ und it aljo unter dem Gejange ſelig entichlafen 2. Jan.
1643. (Dr. Welleri Faseie. Viv. Cone,. 13.)
Ein geiibter Kreuzträger, Georg Philipp Köler in Kupferzell,
dem in den Unruhen des Dreißigjährigen Kriegs 164348 Weib
und Kinder durch Gottes Hand genommen wurden, ruft im Kirchen-
buch den Seinen nach: „Mein Herz tit bereit, zu folgen; mein Herz
it bereit. O Jeſu, trahe me poſt te! Ah trabe me poft te! — Adı
wie jehnlich wart ich der Zeit. Ach Herr, komm und bole mid)!
Veni Domine et noli tardare! (Komm, Herr, und verzeuch nicht
lange!)
Koch, Kirbenlied, VII. 2
18 M. Weihnachten. Nr. 9.
V. 4 iſt bei unfern Vätern befonders auf den Lippen der Pre-
diger gewejen, welde vom ewigen Leben redeten. In ihrem Namen
mag nur Valerius Herberger in feinen „Zrauerbinden” angeführt
werden. — Da er an Weihnachten 1609 einem — Töchter⸗
lein die Leichenpredigt hält, ſchließt er mit den Worten: „Der Wechſel
iſt gut gerathen. Das zeitliche Elend hat ſich bei ihr gewechſelt in
ewige Ruh, Freud und Seligkeit. ‚Ubi junt gaudia? Nirgend mehr
denn da, da die Engel fingen nova cantical® Helf mir und euch
allen dazu der fühe Heiland der Welt, Jeſus Chriftus! Amen.“
(I, 109.) — Und wiederum jchildert er die ewige Freude: „Engel
und Menjchen werden Hingen ein Hallelujah nad) dem andern, ein
Santtus, ein Tedeum, ein Sorin nad dem andern. Da wird man
anbeten, wie Ejaja jagt, da wird man zum Opfer gehen und fich
ganz und gar Gott dem Herrn ergeben: Eya wärn wir da im
regis curia !“
Die Melodie: fffa bed e aus dem 15. Nahrhundert, eine
—
Et voll des milden Glanzes der Weihnachtsfreude und dem Liede
an Innigkeit und Lieblichkeit mindeſtens ebenbürtig, ericheint in der
ben Kirche zuerit bei Klug 1535.
Es iſt vielleicht nicht ohne Werth, die —— deutſche Faſſun
des Lieds hier aufzunehmen, wie fie im Eiſenacher Kirchengeſangb
1854 gegeben ilt:
Nun Tinget und jeid froh, Groß ift des Vaters Huld,
Jauchzt alle und fagt fo: Der Sohn tilgt unjre Schuld.
Unfers Herzens Wonne Wir waren all verdorben
Liegt in der Krippen bloß Durch unfre Mifjethat,
Und leuchtet als die Sonne So hat er uns erworben
In feiner Mutter Schoß. Himmliſche Freud und Gnad,
Du bift A und DOl:: Daß uns nicht3 mehr ſchad't!::
Sohn Gottes in der Höh, Dir ſchallt Hallelujah,
Nach dir ift mir jo weh! Sebt hier und einjtens da,
Tröft mir mein Gemüthe, Wo die Engel fingen
D Kind voll Mildigfeit, Das Heilig! allzumal
Durch alle deine Güte, Und wo die Pſalmen Elingen
Du Fürft der Herrlichkeit! Sm hohen Himmelsjaal.
Zeuch mich hin nad dir! :: Wären wir dod da! ::
9. Gelobet feit du, Jeſu Chriſt.
Eine von Luther im J. 1524, vielleicht ſchon 1523, gefertigte
freie Überarbeitung der ältejten Sequenz (in noete nativitatis Christi
in galli cantu sequentia), welche theils Notker Balbulus, Mönd zu
St. Gallen (850—912), theils jogar Gregor dem Großen zuge
jchrieben wird. Sie heißt:
Grates nunc omnes reddamus Huie oportet, ut canamus
Domino Deo, qui sua nativitate Cum Angelis semper:
Nos liberavit de diaboliea potestate. Gloria in excelsis.
Aus diefer Sequenz iſt die * entſtanden und im fünfzehnten
Sahrhundert in dem geiftlichen Volksgeſang heimisch geworden:
1. Weihnachten. Nr. 9. 19
Gelobet ſeyſtu, Iheſu Chrift, Bon einer Jungfrawen, das ift war,
das du Menſch geboren bift des fremwet jich aller Engel ſchar.
Kyrie eleiſon.
Sn dem ordinarium inclitae écclesiae Swerinensis, Roſtock 1519,
heißt es: populus vero canticum vulgare „Ghelavet ſyſtu Jeſu Chriſt“
tribus vieibus subjunget, wornach am Chriſtfeſte dieſe Leiſe von der
Gemeinde in deutjcher Zunge gejungen wurde.
Ohne Zweifel haben ſich nun an diefer kurzen Strophe ver-
jchtedene Sänger verjucht, um noc weitere Weihnachtsgedanken in
ihr Gewand zu Heiden. Im Michael Veheſchen Gefangbuch von
1537 finden ſich nad) Wadernagel (Luthers geijtliche Lieder, 1848,
©. 141) noch folgende weitere Strophen:
Gelobet jey die Jundfraw zart, Vnd fag Gott dem Herren dand
bon der Ehriftus geborn ward, vom auffgang biß zum nydergang.
Vns armen Sundern all zu troft, Kyrioleys.
das wir durch ihn würden erlost. Dann ſo das kyndlein nit geborn,
Kyrioleys. wern wir allzumal verlorn;
Dieweyl es nu geboren iſt,
bie auch Ben ber geburt mar, 10 Panden wir di, gef Cieit
Vnd fang dem fleynen fyndlein Lob ö > — —
uff erd * auch im hymmel drob. 5 2. bytten J —* hergigtfich,
Kyrioleys. dns u vns wolſt gnediglich
Itzund dein gnade geben
Des frew ſich alle Chriſtenheyt vnd darnach das ewig leben.
in der welt gantz weyt vnd breyt, —*
So kommt es, daß die Katholiken der älteren und der neuſten
Zeit Luthers Lied für ein vorreformatoriſches ausgeben, wie es ſich
denn in Johann Leiſentritts „Geiſtlichen Liedern”, Budiſſin 1567,
mit allen Verſen Luthers findet, nur daß nach V. 1 der V. 2 und 3
bei Vehe eingejchaltet und der Vehe'ſche Schlußvers angehängt ift.
— Die Berje in den evangelischen Ge unbe find aber Luthers
Eigenthun, von ihm frei der eriten Strophe in ebenbürtigem Geiſt
hinzugedichtet. Sein Lied erſchien zuerjt auf einem fliegenden Blatt
in Kleinfolio mit dem Drudort „Wittenberg“ und der Überjchrift:
„Ain deutich Hymnus oder Lobjang auff Wenhenacht“ ; darnach findet
e3 fih im Erfurter Enchiridion von 1524 und in Walters Chor-
gejangbüchlein von 1524, fo daß es wohl mag auf Weihnachten
1523 verbreitet worden fein.
Wenn der alte Schamelius unjer Lied überjchrieben hat: „Wohl
thaten der Geburt Chrifti durch lauter Paradora bejungen“, jo bat
er die ergreifende Gewalt diejer Bierzeilen furz und gut bejchrieben.
Es jchreitet das Lied in den Lieblichiten Gegenjägen dahin, am denen
ein — die Liebe Gottes ermeſſen kann. — V. 1 gibt den
Ton an: EC rifhus it Menſchenſohn, Lob ſei ihm auch von uns!
Nun tritt Luther ein und bejchaut 1 das Kindlein V. 2 in der
Krippe, B. 3 in der Jungfrau Schoß, V. 4 in dem finftern Stall,
V. 5 in der falten Welt, —F 6 auf der armen Erde. Was er aber
ieht, ſpricht er ſo aus, daß er V. 2. 3. vor dem unbegreiflichen
zunder Gottes anbetend kniet, dagegen V. 4—6 bereits auf die
2*
W i
ie DA en a wre
Weihnachten. Nr. 9.
Strablen der Wei —— Licht und Freude und Herrlichkeit,
hinausſchaut. — Dann ſchließt er ab V. 7, indem er auf bie
Quelle weist: Gott ijt Die Liebe.
Das Ganze tvar ein Lieblingslied des Grafen Zinzendorf und
hatte in jeinem Wirken noch eine bejondere Bedeutung. Als der-
elbe im Januar 1739 auf St. Thomas ankam, um der bedrä
rüdermiſſion unter den Negern dafelbit aufzubelfen, fieng er feine
Arbeit unter den Negeriklaven mit dem Bekenntniß an: „Ich glaube,
daß Jeſus Christus, wahrhaftiger Gott vom Bater in Eivigleit ge⸗
boren und auch wahrhaftiger Menſch von der Jungfrau Maria ge—
boren, jet mein Herr, der mich verlorenen und verdanmten Menjchen
erlöjet hat, erworben und gewonnen 20." Die ganze Gemeinde jpradı
ihm unter großer Bewegung alle Worte nad) und itimmte mit ihm
in den Geſang ein: „Gelobet jeiit du, Jeſu Chriſt!“ Dieſes Be-
fenntniß zu Chriſto ergriff jein Herz jo mächtig, Daß er noch lange
nachher mit Freuden jenes Augenblides gedachte.
Zu V. 1 erzählt Johann Dlearius (Liederichag, Thl. 1.) eine
wunderſchöne Weihnachtsgeichichte. Der Rathskämmerer Chriſtian
Kneſebeck zu Roſtock war zehn Jahre lang ganz taub geweſen. Da
begab ſichs am heiligen Abend vor Weihnacht 1703, als er 81 Jahre
alt war, daß ſein Weib und Tochter dieſes Lied zu ſingen anfiengen.
Kaum aber hatten ſie mit heller, froher Stimme geſungen: „Gelobet
Ich du, Jeſu Chriſt!“ jo wurde plößlich des alten Mannes Gehör
aufgethan und er ſtimmte alsbald in die Worte ein: „daß du Menſch
geboren biſt.“ Das mag eine jchöne Weihnachtsfreude für den alten
Mann ımd jein Haus gewejen fein, ein Angeld für den Tag, an
welchen der Herr über ums jein vollfommenes Hephata jprechen wird.
V. 6 iſt durch Johann Sebaſtian Bach (Winterfeld III, 345 f.)
in einem jeiner Weihnachtsoratorien in ergreifender Weiſe verwendet
worden. Ausgehend von dem Gedanken, daß die Menſchwerdung
ein Theil der Erniedrigung, die Krippe ein Vorzeichen des Kreuzes
it, läßt er, nach den Worten: „Ste hatten jonit feinen Raum im
der Herberge”, ein janftes Vorjpiel zweier Hoboen und des Bafles
eintreten, und nun verjchlingen fich die Oberjtimme und der Bat
aufs Lieblichite, indem jene dos Weihnachtslied feithält, dieſer aber
feine Gedanken darüber in Demuth ausklingen läßt:
iz 2
u.
Er ift auf Erden kommen arm —
Wer will die Liebe nicht erhöhen,
die unjer Heiland zu uns trägt?
Daß er unjer fih erbarm —
ja wer vermag nicht einzujehen
wie ihn der Menſchen Leid bewegt ?
Und in dem Himmel mache reih —
Des Höchſten Sohn kommt in die Welt,
Weil ihm ihr Heil jo wohlgefällt.
Und jeinen lieben Engeln glei —
Sp will er jelbit al3 Menich geboren werden.
Kyrieeleis.
ai 70 ua) ie —
* II. Weihnachten. Nr. 10. 21
Die Melodie: gg gagecde ift ſchon alt und ſtammt,
wenn nicht aus noch älterer Zeit, aus dem ae Bolfsgejang
de3 15. Sahrhunderts; fie wurde von Luther in Verbindung mit
Pe: bloß verbeſſert und erjcheint jo in mirolydiicher Tonart
im Wittenberger Chorgefangbüchlein vom J. 1524. Das fliegende
Blatt hatte mit dem Lied Ga ihon die M. gegeben, wovon die
im Chorgejangbüchlein nur in der Singweije des Kiyrioleis abweicht.
Die Seßer des 16. und 17. Jahrhunderts haben fie oft verwendet
und bejonders hat Joh. Eccard fie in charafteriftiicher Ausführung
gegeben.
10. Dom Himmel hoc, da komm ich her.
„Ein Kinderlied auf die Weihenachten vom Kindelein Jeju“ :
Erſchien al3 Lied Luthers zuerſt in dem Fo. Klug'ſchen Gejang-
buch 1535.
9 Luther pflegte nemlich alle Jahre den Seinigen einen fröhlichen
Ehrijtabend anzurichten, wobei viel Erwedliches von der Menjch-
werdung Chriſti geredet und gejungen wurde, umd zu diefem Feſte
une inder Dichtete er dies Weihnachtslied. Es tt der Anfang
effelben einem weltlichen Liede nachgedichtet: „Aus fremden Landen
komm ich her“; und er hat damit den chriftlichen Volkston überaus
wohl getroffen. Ja es wird erzählt, daß Luther jelbit in jeinen
Haufe die Weihnachtsfeier mit dem Lied in origineller Weije ge-
Be habe. Er ließ die 7 eriten Verſe diejes Lieds von einem als
ngel gefleideten Mann fingen, und die Kinder mußten ihm mit
dem 8. Vers: „Bis willfommen, Du edler Gaſt“ und den folgenden
begrüßen. (3. ©. Hoffmann, Catharina v. Bora. Leipzig 1845.)
Der Gedanfengang jchließt fich enge an Luc. 2 an. Zur Ein-
leitung paßt der erjte Vers aus dem „Schlefiichen fingebüchlein“
Valentin Trillers 1555 wohl:
Es fam ein Engel hell und klar
von Got auffs —* zun hirten dar,
Der war gar ſeer von hertzen fro
vnd ſprach frölich zu jn alſo:
„Vom Himmel hoch da komm ich her —“ V. 2—5 iſt eine ſchöne
Auslegung jener Worte Luc. 2, 10—12 und ®. 6 entipricht dem
Entihluß Luc. 2, 15. Dann vertieft jich das Gemüth V. 7—12
in das Wunder der Menjichwerdung und heißt mit kindlichem Laut,
in welchem doch ein tiefer Sinn liegt (vol. V. 8), das Kindlein
herzlich willfommen auf Erden. Ja im den tiefjten Grumd führt
das Lied hinein, indem das eigene Herz dem Herrn zur Wohnung
angeboten wird V. 13, woraus die höchjte Freude entipringen mag
wi
Überaus gerne wird dies Lied mit feiner volllommen eben
bürtigen, einfachen Melodie für den Weihnachtsabend in evangeli-
ſchen Familien verwendet. Ein jchöner Brandy aus alten Tagen
wird in der Süddeutſchen Neichspoft 1875 erzählt. Der Marlt
fledten Schweina in Unterfranten hatte vor Heiten feine Kirche auf
2 u a >:
Weihnachten. Rr. 10.
dem Antoniusberg, welcher noch heute in der Sitte der Dorfjugend
feine Stelle hat. In der Adventszeit baut nemlich diejelbe aut Dem
Sipfel des Berges einen Thurm aus — und auf dieſem
wird am Chriſtabend eine ſtarke Stange aufgepflanzt, welche Reiſich—
bindel an der Spitze trägt. Die Knaben rüsten fich gleichfalls mit
Stangen, an deren Ende fie Bündel mit Spähnen befefligen, um fie
als Fadeln zu gebrauchen. — Wenn nun das Chriſtfeſt eingeläutet
wird, ziehen die Knaben den Dorfberg hinan und bald fteigen im
Abenddunfel die Flammen Joh empor, mit heller Schrift am nädht-
lichen Himmel verfündigend: das Licht fcheinet in der Finſterniß!
Unter dem Gejang von Luthers Lied: „Vom Himmel body da fomm
ich her, verkünd euch gute neue Mähr —“ ziehen fie von der Höhe
auf den Markt herab, wo man ein Ktirchenlied anjtimmt, bis zur
Mitternachtsitunde auf dem Kirchthurm Geſang und Inſtrumenten—
töne erflingen. Dann wird in dem — ————— Gotteshaus
Chriſtmette gehalten. Durch keine weltlichen oder kirchlichen Ge—
bote hat ſich die Gemeinde dies ihr Fackelfeſt und ihre nächtliche
Weihnachtsfeier nehmen laſſen.
Selbſt im fernen Spanien bauten deutiche Matrojen unjer Lied
lieb und werth. Der Weihnachtsabend 1873 wurde an Bord der
Banzerfregatte Friedrich Karl nahe bei Carthagena, im Hafen von
PBorman, aufs gemüthlichite gefeiert. Um einen grünen Tannen-
baum, dem jich deutſche Erfindungsfraft auch dort zu verichaffen
wußte, verjammelte jih die Mannſchaft. Ringsum jah man Die
ganze Batterie prangend im grünen und bunten Schmud, glänzend
in einem Lichtmeer von zahllojen Kerzen; die ganze Beſatzung ent-
blößten Hauptes. Das Muſikchor intonirte und alle jangen etliche
Verje aus Luthers Findlich jchönem Lied: „Vom Himmel hoch, da
fomm ich ber.“ Mächtig erdröhnte der Geſang von fünfhundert
Fräftigen ————— Nach einer Anſprache von Garniſons—
pfarrer Wiesner bildete wieder ein Geſangvers den Schluß. — Und
drüben in Madrid jangen vielleicht zu gleicher Stunde die Kinder
in der Calatravaſtraße dafjelbe Lied in jpantichen Lauten.
B. 3 erweist jich in folgender Erzählung Fliedners in feinen
Blättern aus Spanten ©. 234 als ein gutes Wort fürs Kindes—
herz. Ein frühgereifter Knabe, Eugen Balz in Neuwied, erfranfte
im Jahr 1871 im Alter von 5 Jahren. Er hatte jchon vor dieſer Zeit
eine bejondere Freude an den Liedern, welche jeine älteren Ges
ſchwiſter lernten. Den Borzug aber gab er dem Lied Luthers:
„Bom Himmel hoch da komm ich ber“, und im demjelben dem
dritten Berg:
Es ijt der Herr Chriſt unjer Gott,
Der will euch führn aus aller Noth;
Er will eur Heiland jelber jein,
Von allen Sünden machen rein.
„Manta, jagte er, das iſt doch der allerjchönite von allen Verjen, die
e3 gibt in der ganzen Welt. Der geht auch jehr leicht zu lernen.“
In der Adventszeit kamen bei einem Schweiterchen die Boden zum
Borihein, und mit dem Vater wurde auch Eugen unwohl. Doc
|
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1. Weihnachten. Nr. 10. 23
war er noch unter dem leuchtenden Chrijtbaum und mit glänzenden
- Augen fagte er fein Lied: Vom Himmel hoch! — Nun mußte er zu
Bette und am Neujahr waren die Poden in vollem Gang. Die
Leiden wuchjen, die Mama mußte ein Lied ums andere fingen und
als fie einmal das „Vom Himmel hoch“ zu Ende gejungen, jagte er
mit — Stimme: „Mama mehr! ‚Es iſt der Herr Chriſt unſer
Gott!” Bald hernach entichlief er.
B. 8 iſt wohl von jeher als eine Perle des Liedes in vieler
Munde gewejen. — Samuel Auerbah, Paſtor in Schentenberg,
empfieng furz vor jeinem Sterben 1628 das Mahl jeines Herrn.
Als es ihm dargereicht wurde, jchlug er die Hände zujammen, jah
gen Himmel und rief: „Bis willefom, du edler Saft!“ — Scriver
aber mag uns den Sinn diejes Wortes deuten, wenn er in feinem
—— (Thl. 1, 3 Pr.) jagt: „Er iſt vom Himmel kommen in
die Welt und hat jich in unſer Elend heruntergelafjen, wie wir fingen:
Bis willefomm, du edler Gaſt!
Den Sünder nicht verjchmähet hat,
Und fommft in’s Elend her zu mir:
Wie joll id) immer danken dir?
Die Taucher und Perlenfischer laſſen fich zuweilen etliche Klafter
tief in's Meer hinab, die Perlen zu fuchen, wie auch die Bergleute
oft etliche hundert Lachter tief in die Erde hinunterfahren, das
Gold, Silber und ander Erz zu graben: in was hohem Preis muß
dann die menjchliche Seele im Himmel fein, wenn um ihretwillen
der Herr Jeſus jich nicht geiheut hat, jich in das bittere Meer des
menschlichen Elendes hinabzulafien ?*
Ebenjo tief eingreifend it aber auch V. 13. Es iſt das wohl
ein Kindergebetlein im reiniten Stil, aber ebendeßwegen ein Ghebet-
lein, das Kinder Gottes bis in ihr Ende hinein gerne gebraucht
aben. — So erzählt Val. Herberger in ſeinen „Trauerbinden“
I, 295 f.): Ein Bürger aus Frauftadt 1607 jehnte ich herzlich
nach dem Trojt jeines Beichtvaterd. Da derjelbe zwei Stunden vor
Abends zu ihm kommt, richtet er ſich raſch auf, während er eine
gute Weile zuvor nichts gejprochen, und jagt: Ei das iſt mir ein
lieber, willkommener Gajt! faßt ihm bei der Hand und jpricht:
Ad mein herzliebes Jeſulein,
Mac) dir ein rein ſanft Bettelein,
Zu ruhen in meins Herzens Schrein,
Daß ich nimmer vergejle dein!
Ach du mein lieber Herr Jeſu Chrifte, der du mein höchiter Schat
und Troſt auf Erden bift, verlaß mich ja nimmermehr! Darauf
legte er fich auf den Rücken und bejchloß fein Leben, fait ehe der
Beijtliche feines Hauſes Schwelle überfchritten hatte.
Das Lied erjcheint 1535 mit der Melodie fecedecha,
welche von Luther aus dem weltlichen Vollsgejang aufgenommen
worden tjt. Nach ihr wurde anfangs Luthers Lied überall ge
jungen; ſie findet ich noch im großen Wittenb. G. vom Jahr 1573
und jelbjt bei Prätorius 1609 und ſpäter. Da erichten die jetzt
Pan
ewð —— demſelben gegebene ch ah g a h e zum erſtenmal im
em Magdeb. Geſang 1540, dem wahriceinlich ein Wittenberger
G. 1538 mit diejer Melodie vorangieng. Es liegt die Vermuthung
nahe, daß dieſe er Weiſe von Luther jelbit zu dem anfangs mit
einer entlehnten Melodie verjehenen Liede erfunden worden ſei. Ob
das geichehen, weil Luther nad) Wadernagels Meinung je länger
je weniger für Übertragung weltlicher Melodien auf geiftfiche Lieder
war, oder ob dieje nad) v. Winterfelds Vermuthung einem allgemein
beliebten Wiegenlied entlehnt ſei, läßt ſich bis jetzt nicht —9— eiden.
dieſer Melodie lieferten im X. 1597 Johann Eccard, im J. 1604
akob Prätorius, 1608 Hans Leo Hafler und 1612 Seth Calvifius
trefflihe Tonfüge — ein Beiden in welden Ehren fie von
Anfang an jtand. Die ältere Melodie wurde ſpäter mehr für das
andere Lied Luthers verwendet: „Vom Himmel fam der Engel
Schar.” In origineller Weife hat ein Tonjeger Georg Foriter in
Georg Rhaw's „123 Gejängen für die gemeinen Schülen, 1544”
beide Melodien in der Art verknüpft, dat die Melodie vom Jahr
1540 im Tenor erjcheint, die Oberjtimme aber die Singweiſe des
alten Volkslieds dazu führt. Winterfeld bezeugt, daß der ganze
Sat bei diejer Verknüpfung fließend und wohllautend BR
und daß die begleitenden, ſich untereinander jelbjtändig nach—
ahmenden Stimmen dem Ganzen eine heitere Beweglichfeit geben,
en fie zugleich den Hauptgejang genügend hervorheben. (I,
202 7.)
11. £obt Gott, ihr Chriften, alle gleich.
Bon Nikolaus Hermann, dem ehrivürdigen Cantor in Joachims—
thal (F 1561) gedichtet 1554 „vom neugebornen Kindlein Jeſu für
die Kinder in Joachimsthal“ und erichienen in den „Sonntags-
Evangelia über das gantze Jar. Wittenberg 1560.“ (I, 395 f.)
Das Lied ift ganz in der Eindlich herzlichen ie des alten
betagten Schulmeisters für ein echt kindliches Verſtändniß der Weih-
nachtsgeſchichte geſchaffen. Er hat dazu eine fröhlich anmuthige Weiſe
geſchaffen: fecccedeba, welde auf einem leipziger Einzel—
druck 1554 mit dem Lied Hermanns: „Rompt ber, jr liebite Schweiter-
lein“ — chriftlichem Abendreien von Leben und Amt Johannis des
Täufers für chriftlich züchtige Jungfrerwlein — verbunden ijt. Be-
fonders kindlich und amfprechend tt die Wiederholung der lebten
Beile, welche in der That bei jedem Verſe bejonderen Nachdruck hat.
Daß e3 nicht bloß für Kinder, jondern auch für Ermwachjene
ein Lied ijt, bewies Heinrih von Schönberg zu Frauenjtein bei
Freiberg, welcher e3 fi) im Jahr 1616 abjchreiben und mit ins
Grab geben Tief.
An bejonders Eräftige Anwendung kam das Lied am 13. Oftober
1707 zu Wohlau. As den Evangeliichen dajelbit die von den Katho—
lifen abgenommene Kirche wieder eingeräumt wurde, haben jie an
jenem Abend den Gottesdienjt Darin wieder angefangen mit dem Lied:
ie eier ee Se
u 2 A u u ne
1 al el u Kun 26 2 7
0000015 Weihnachten. Nr. 12. 5
Lobt Gott, ihr Chriften, alle gleich,
In feinem höchſten Thron,
Der heut jchleußt auf fein Himmelreich
Und jchenft uns feinen Sohn!
Prediger Linde konnte die Predigt in dem wieder aufgejchlofienen
Gotteshauſe vor vielen Thränen nicht beendigen.
8.7 ift den Predigten ner Väter ein Lieblingsvers. Wenn
fie auf den wunderjamen Tauſch der Gottheit und Menjchheit und
auf unfern hohen Gewinn aus dieſem Liebesrath zu reden kommen,
läuft ihre Freude je und je aus in den Ton:
Er wird ein Knecht und ich ein Herr;
Das mag ein Wechjel fein!
Wie fönnt er doch jein freundlicher,
Das Herze-Jeſulein!
Der lebte Vers (8) aber hat eine neue Anwendung gefunden
in folgender Geſchichte. Regine Barbara Hocjtetter, Gattin des
Theologen Andreas Adam Hochſtetter, war in gejunden Tagen
chon in bejtändiger Bereitihaft auf die Ankunft ihres Herrn und
ang oftmals mit tiefer Bewegung das Lied von Paulus Gerhardt:
„Die Zeit iſt nunmehr nah, Herr Jeſu, Du biſt da!“ ber be-
— trug ſie ſich in den letzten drei Jahren ihres Lebens mit
en Gedanken der Ewigkeit. Als darum Anfangs März 1708 ihr
Sterbeſtündlein nahte, gieng ſie demſelben mit großer Freudigkeit
entgegen. Es kamen wohl Stunden der leiblichen Hitze, wo ſie
Fe, über Dürre und Mangel an Glauben zu Klagen
hatte, aber, wie jie ag da ausrief: Gott iſt mir lauter Ge—
rechtigfeit geworden! jo wurde fie bald getröjtet. Am Morgen
des 5. März erwachte fie mit dem Gejang:
Heut jchleußt er wieder auf die Thür
gu ſchönen Paradeis,
er Cherub ſteht nicht mehr dafür:
Gott ſei Lob, Ehr' und Preis!
So ſchlummerte ſie friedlich an dieſem Tag ſanft hinüber ins ewige
Leben. (Chriſtenbote 1840.)
12. Treuet euch, ihr Chriſten alle.
Bon dem Rektor zu Zittau, M. Chriſtian Keimann (1607—1662).
Diefer hochbegabte, auch in lateinischer und deuticher Dichtkunſt
gewandte Schulmann, wollte mit feiner Gabe auch der Schuljugend
ienen. In diefem Sim pflegte er die damals üblichen Schul—
comödien, Aufführungen geiftlihen und weltlichen Inhalts (val.
II, 373). Und jo findet fich in einem auf die Feitzeit 1645 ge
dichteten Weihnachtsipiel „der neugeborne Jeſus, Görlig 1646* das
Lied: Freuet euch, ihre Chriſten alle,
Das ganze Lied hat in das Herz der Chriftenheit beſonders
durch den herrlichen Schlußreim jeder Strophe id eingegraben:
freude, Freude über Freude:
Chriſtus wehret allem Leide!
Ar ee. Benz
Wonne, Wonne über Wonne:
Er ift die Genadenſonne!
Diefer Hare Freudenton ijt um jo voller, als er aus einer Zeit
mmt, wo jich Leid gemug um und am gefunden hat. Krieg,
eitilenz, theure Beit, eine harte Jugend, ein — Wirlen
müſſen uns bei Keimann wie dichte Wolfen erſcheinen, zwiſchen
welchen dieſer Jubelruf als ein rechter —* der ——
hindurchzudt. Es verband ſich mit der Weihnachtsfreude noch eine
andere. Im Sommer 1645 war zwiſchen Sachſen und Schweden
ein Waffenjtillitand gejchlojjen und dadurch ein weiterer Stein zum
Aufbau des endlichen Friedens 1648 gelegt worden. Diejen Hoff-
nungsjtrahl begrüßte Neimann, wie im Jahr zuvor Martin Rinfart
(Nun dantet alle Gott), mit jeinem Lied, wo 8 im legten Vers heißt:
Gib der ganzen Ehriftenichar
Frieden und ein jelges Jahr!
Das Echo jenes Freudenrufs haben wir bis auf den heutigen
Tag auf den Kanzeln der evangelischen Chrijtenheit, wo jener
Schlußreim den beredten Lippen oft den volltönenditen Ausdrud
der Weihnachtsfreude gibt. Aber es hallt der Ruf aud an den
Sterbebetten nah. Als Kiepling, der edle Kaufmann von Nürn—
berg, auf jeinem Sterbebette lag, jo erhielt er die Nachricht, daß
einer jeiner Tiebjten Freunde jein, Vermögen verloren habe.
* es wohl, aber ſtatt einer Außerung des Bedauerns rief er
eudig mit Hand und Wort: „Freude, Freude über Freude, Chriſtus
wehret allem Leide.“ Die Sonne eines neuen Lebens ſchien ihn
bereits zu umleuchten. — Der Vater des in Württemberg unver—
geſſenen Dr. Bahnmaier ſtarb im Jahr 1806 unter dem Rufe:
„Freude, Freude über Freude!“ Sein Sohn drückte ihm in dieſer
ſeligen Ausſicht dankbar die Augen zu.
Faſt ähnlich wie das Lied aus dem Weihnachtsſpiel zu ſchälen
war, iſt es mit feiner Melodie gegangen. Der Organit an Der
St. Johanmesfirche zu Zittau, Andreas Hammerjchmidt, ſchuf zu
Keimanns Liedern manche Compofition, bald in voller concert
mäßiger Ausgeltaltung, jeltener in einfacherem Gewand. So er-
En unjere Melodie: aag fee dd in den „Mufikalifchen
ndachten, vierter Theil 1646“ mit einem jechsitimmigen Hallelujah
eingeleitet und mit reichem Tonjaß geſchmückt.
13. Fröhlich foll mein Herze Tpringen.
Bon Paulus Gerhardt. Erjchien nach IH, 317 f. in der achten
berlinischen Ausgabe der Praxis pietatis melica von Joh. Grüger,
welche wahrjcheinlich ins Jahr 1653 fällt, worauf es auch in dem
Nahdrud zu Frankfurt a. M. von Caſpar Röteln ımd in dem
Dresdenischen Geſangbuch, beide 1656, erjcheint.
Der Gedankengang diejes Liedes im Geiſte des Sängers ift
folgender. Boran geht ein Poſaunenſtoß: Chriitus ijt geboren,
Gottes Held erjchienen wie ein Bräutigam aus jener Kammer:
3. 1. 2. — In den folgenden vier Verjen fucht der Dichter den
EEE 6 na cl en
> « Pen >
UM. Beihnaditen. Nr. 13. 27
hohen Werth der Menjchwerdung zu ergründen: iſts nicht Liebe,
wenn er den Sohn der Liebe V. 3, das Neich der Freude V. 4,
— Gemeinſchaft V. 5 uns ſchenkt? Ja ir es iſt Gottes Lamm,
as der Welt Sünde trägt B. 6. — Durch ſolche Erwägungen des
ze hindurch Fa ver Sänger in dem folgenden Berje des
indleins Stimme jelbjt: B. 7. Hier ijt der Meittelpunft des Lieds.
Die gejchloffenen Lippen des Kindleins jieht der Sänger aufgethan
(vgl. Bephanj. 3, 9 und Bj. 45, 3 mit Luc. 4, 22 und Matth. 11,
29 f.). — Nm jtellt er fi) als Herold des Kindes an der Krippe
auf. Er ruft nach Matth. 11, 28 herbei alle Menſchen V. 8, alle
Mühjeligen B. 9, alle Beladenen B. 10 und alle Armen B. 11. —
Dann aber zu guter Lebe wendet er ſich und betet an, wie die
Hirten und die Werfen V. 12—15. Er huldigt dem Kindlein als
einem Lebensquell B. 12, jeinem Gotteslamm V. 13, feiner Zier
. 14, und verjpricht ihm ewige Treue V. 15. — Es iſt eine herr-
liche Folge von Weihnachtsgedanfen, die jich wie ein Kranz um die
Krippe zu Bethlehem herlegen.
Das Lied ift von Johann Crüger mit der Melodie: fgacbagf
ejchmüct worden, welche jich in der Praxis pietatis melica 1653
indet und hierauf in der Psalmodia sacra vom Jahr 1658 in vier-
ſtimmigem Tonſatz und mit dreijtimmiger Inſtrumentalbegleitung
erjcheint. — Gejungen wird es nicht nur bis auf Diejen Eng in
der evangeliichen Ghriitenheit, jondern jchon jeit 1723 in mala-
barifcher Zunge von den zum Chriſtenthum befehrten Bewohnern
der Küſte Coromandel in Djtindien.
Eine pain Verwendung des Lieds im liturgischen Gottesdienſt
zur Feier des heiligen Abends macht Inſpektor Greiner in feinem
Schulliederjcha (438) befannt, wie er in den Anjtalten zu Tempel-
hof gehalten wird. Nachdem die Verfammelten den alten Lobgeſang
„Hallelujah, denn uns ijt heut“ gejungen haben und ihnen die
MWeihnachtsgejchichte aus Luc. 2 erzählt worden it, ſtimmen zuerjt
die Kinder der Nettungsanjtalt den Vers an: „Fröhlich joll mein
Herze ſpringen“ und darnach folgen die Seminarzöglinge als zweiter
Chor mit „Nun er liegt in jeiner Krippen.“ Hierauf ergeht vom
Liturgen an alle, an Groß und Klein, die Einladung: „Ei, jo
kommt mit offnen Händen!“ und „Die ihr arm jeid und elende!“
Hernach fingen alle: „Süßes Heil, lab dich umfangen.“ Daran
reiht fi das Gebet und den Schlußgejang bildet die liebliche
Arte: „DO du —— o du ſelige, gnadenbringende Weihnachts—
eit.“ — Wie oft aber die Weihnachtspredigt in der Chriſtenheit
ig in den aus Marien Vorbild gefloffenen Schlußvers: „Ich
will dich mit Fleiß bewahren“ ausgemündet bat, it gar micht
zu jagen.
Eine bejondere Erfahrung knüpft fih an V. 13 und 14. —
Karl Heinrich von Bogatzky war am zweiten Weihnachtsfeiertag 1715
in der Kirche zu Glauchau bei Halle, als das Lied gejungen wurde:
Fröhlich joll mein Kerze jpringen. Da ergriffen ihn die Worte:
U. Weihnachten. Nr. 14.
Meine Schuld kann mic nicht drüden,
Denn du haft meine Lait
AL auf deinem Rüden.
Kein Fled iſt an mir zu finden,
Id bin gar rein und Mar
Aller meiner Sünden!
Id) bin rein um deinetwillen ;
Du gibft gnug Ehr und Schmud,
Mid darein zu Hüllen !
Zum erftenmal ward ihm der hohe Artikel von der Rechtfertigung
recht aufgeichloffen und tröftlich, indem er jo zum Glauben kam,
daß er, obgleich in fich ſelbſt unrein und verderbt, in Chrifto doch
vollfommen rein und aljo getrojt ſein könne. (Lebenslauf, Halle
1801.)
14. Ic ſteh an deiner Krippe hier.
Bon Paulus Gerhardt; erſchien ebenfalls in der Praxis pietatis
melica 1653, Nachdruck Frankfurt 1656 und Dresd. Gſgb. 1656.
Das Lied, welches bei Ebeling die Überjchrift trägt: „An der
Krippe“ vertieft ſich mit echt gerhardt'ſcher Innigkeit in die Be—
rüßung des hochgelobten Kindleins. Es geht dabei oft in eine
Sartfichteit ein, wie fie dem Kirchenliede faum mehr entipricht.
Sind darum im kirchlichen Gebrauch einzelne Verſe mit Reit ei
Seite zu jegen, jo werden fie für ein glaubiges Gemüth im Kämmer—
fein wieder befonders anziehend fein. —
Der Gedankengang des Lieds iſt folgender: An der Krippe
we und Iniet der Sänger mit den Werfen und Hirten und bringt
tatt Gold und Weihraud und Myrrhen fein Herz, Seel und Muth
und alles dar: V. 1. — Grumd davon iſt Jeſu Lieb zu ihm V. 2,
feine Erwählung in Ihm 3. 3 und feine Erlöjung durd Ihn ©. 4,
ganz jo wie Ephej. 1, 3—7. — Jet betrachtet er ſich das Kindlein
näher, und ſieht ſich im ganzen nicht jatt an ihm V. 5; bejchaut
fodann jeine holdjeligen Lippen V. 6, von denen jo reicher Troſt
F fr ar die Händlein voll Lieblichkeit V. 8 und endlich
ie Auglein voll himmlischer Klarheit V. 9. — Dieje Betrachtung
erfüllt ihn mit heiliger Entrüftung: Heu und Stroh ijt viel zu
ſchlecht V. 10, Roſen und Lilien taugen beſſer V. 11; und doch
was ihm gefällt und wär es Gras, iſt am beiten V. 12. — Nun
macht er feinen volltönenden Schluß: er will nicht Luft, ſondern
Leid für uns V. 13; und darum können wir ihm das Herz
geben zur würdigen Wohnung V. 14, die er nicht verichmähen
wird & 15. — — Ein hoher poetiicher Schwung waltet in
diejem Lied, deſſen Höhepunkt die Bitte ift: „So laß mich doch
dein Rripplein fein; fomm, fomm und lege bei mir ein Dich und
all deine Freuden!” ein Gedanke, in dem der Sänger fich mit
jeieem Beitgenofjen Thilo im Liede: „Mit Ernit, ihr Menſchen—
inder“ berührt.
E3 mag unjrem Paulus Gerhardt als Lieblihe Ausführung
feines Grundgedankens wohl das vorgeichtwebt haben, was der
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11. Paſſion. Nr. 15 29
Kirchenvater Hieronymus von Stridon (vom Jahr 356—420 Abt
eines Mönchsvereins zu Bethlehem) in einer jeiner Schriften jagt:
„So oft ich diejen Ort anjchaue, jo oft hat mein Herz ein ſüßes
Geſpräch mit dem Kindlein Jeſu, das da im Stripplein gelegen.
Sch jage: ‚Ah Herr Jeſu, wie zitterjt Du um meiner Seligfeit
willen, wie joll ich dirs doch vergelten” Da dünkt mich, als
wenn mir das Kindlein antwortete: ‚Nichts begehre ich, Lieber
Hieronymus, als: Ehre jei Gott in der Höhe! Laß dirs lieb jein:
ich will noch geringer werden wie David, ich will noch geringer
werden im Olgarten und am Kreuze.‘ ch ſpreche meiter: ‚Sch
muß dir was geben, liebes Kindlein; ich will dir all mein Geld
geben‘ Das Kind antwortet: ‚Sit Doch zuvor Himmel und Erde
mein, ich bedarf nichts; gibs armen Leuten, ich wills annehmen,
als wenn es mir jelbjt wäre gegeben worden.‘ Hieronymus: ‚Ich
wills gerne thun, liebes Jeſulein, aber ich muß auch dir für deine
Perjon etwas geben oder ii muß vor Leid jterben.: Jeſus: ‚Weil
du denn jo freigebig bijt, jo will ich dir jagen, was du mir geben
—— gib her deine Sünden, dein böſes Gewiſſen und deine Ver—
ammniß.“ Hieronymus: ‚Was willſt du damit machen” Jeſus:
‚Sch wills auf meine Schultern nehmen, das ſoll meine herrliche
at jein, daß ich deine Sünde will tragen, dein böjes Gewiſſen
heitern und deine Verdammmiß wenden.‘ Da fange ich herzlich an
zu weinen und jpreche: ‚Ach, Liebes Kindelein, wie haft du mir das
Herz gerührt! Sch dachte, du wolleſt was Gutes, jo willit du alles,
was bei mir böfe tit, haben. So nimm denn, was mein it, und
gib mir, was dein it, jo iſt mir geholfen zum ewigen Leben.“
Unter anderen Weihnachtsitedern it auch dieſes ins evangeltiche
Spanien verpflanzt worden. Paſtor Fliedner erzählt von Weih—
nachten 1871, wie am einen Abend das Lied von Gerhardt: „Fröh-
lich joll mein Herze jpringen!” und am andern Abend in der Schule
der Maderabaja zu Madrid das Lied: „Ich jteh an deiner Krippe
ter“ al3 Berle der Weihnachtslieder die Ohren und Herzen der ipani-
ichen Chriſten, Klein und Groß, ergeßt habe. — Sa, Hindumiſſionar
Hartmann erzählte 1874 auf dem Jahresfeſt in Beuggen, wie ein
chulmetster im Tululande mit jeinen Zöglingen den fünfitimmigen
Sak von Johann Eccard fein ausgeführt habe: „Ich lag im tiefiter
Todesnacht.“ Ein Stüdlein, das ihm nicht gerade viele deutſche
Schulmeiiter nachthun wirden. (Chrijtenbote 1874.)
Weiſe: Nun freut euch, liebe Ehriften ꝛc.
IM. Paſſion.
15. 2 Kamm Gottes unfchuldig.
Die durch Nic. Decius (F 1541. Bd. I, 419 ff.) zu Stettin ver»
faßte Bearbeitung des uralten lateiniſchen Meßgeſangs: „Agnus Dei,
qui tollis pecenta mundi, miserere nobis* nach Rob. 1, 29.
il. Paſſion. Nr. 15.
Diefe Worte find eigentlid) aus der griechiichen Kirche ent—
lehnt, im der man fich derjelben beim orgengefang bediente.
Gregor der Große nahm fie nad) der lateiniſchen Ueberjegung im
I Liber sacramentorum auf; fie wurden aber fait das ganze
ebente Jahrhundert hindurch bloß vom Prieiter gefungen. Am
ahr 692 verbot das Trullanifche Concil, Chriſtum unter dem
Bilde eines Lammes darzuftellen. Da traf Papit Sergius I. (687
— 701), welcher gegen dies Verbot war, die Anordmung, daß das
Agnus Dei vom —* und Volk gemeinſchaftlich geſungen werde,
und zwar bei der Communion. Als aber zur Zeit Carls des Großen
Hadrian J. den Beſchluß jenes Concils anerkannte, durfte es bloß
noch vom Chor geſungen werden, und ſo blieb es ein ſtehender Theil
der Meßgeſänge in der katholiſchen Kirche bis auf den heutigen Tag.
Es iſt der Schluß derſelben und wird als Gebet vom Chor herab
ejungen, unmittelbar vor dem Genuß, nachdem Hoftie und Kelch
confecrirt find. Im 12, —— ſodann kam die dreimalige
Wiederholung dieſer Worte auf und wurde bald allgemeine Sitte.
Guilielmus Durandus, Biſchof zu Mende (F 1270), gibt in feinem
Rationale officiorum divinorum (IV, 52.) Folgendes als Grund für
die dreimalige Wiederholung an: „Niemand hat größere Geduld in
den allergrößten Leiden, Verfuchungen und Anfechtungen von ſich
leuchten lafien, als der liebe Heiland, deßhalb fich die chriſtliche
Kirhe darüber verwundert und wohl bedädtig dreimal finget:
Agnus Dei, qui tollis ete. Ber der dreimaligen Wiederholung
jollen wir bedenken, wie der Herr Jeſus unfere Sünden 1) weg—
getragen, 2) die Strafe jelber getragen, 3) uns in der Predigt des
vangelit und im hochheiligen Abendmahl jein Verdienit ins Her
getragen habe.“ Der Zuſatz in B. 3: „dona nobis pacem — gi
uns den Frieden“ ftatt des miserere nobis entjtand durch den
Friedenskuß, womit jich alsdann die Gemeinde zu begrüßen pflegte.
Im Blick auf diefen und ähnliche lateiniſche Gejänge beim
Gottesdienjt hat nun Luther jchon 1525 gejchrieben: „Ich wollt’
auch, J wir viel deutſche Geſänge hätten, die das Volk unter der
Meſſen ſünge. Denn wer zweifelt daran, daß ſolche Geſänge, die
nur der Chor allein finget, oder antwortet auf des Biſchofs oder
Pfarrherrs Segen oder Gebet, vorzeiten die ganze Kirche gejungen
at? — Aber es feilet uns an deutichen Poeten und Muficis, oder
ind uns noch zur Zeit unbekannt, die chriftliche und getitliche Ge—
Kinge, wie fie Baulus nennet, machen könnten, die es werth wären,
aß man jie täglich in der Kirchen Gottes brauchen möge.“ Während
er dies an Nicolaus Hausmann jchrieb, war durch einen andern
Nicolaus fein Wunſch für das Agnus Dei der Erfüllung nahe.
Unfer Nicolaus vom Hoffe hat für die deutihe Meſſe in Luthers
Sinn neben dem Gloria (Allein Gott in der Höh) das Agnus ver-
deuticht, jo daß möglicherweife das Wort in der deutichen Mefie
Luthers 1526: „Darnad) ſegne man den Kelch und gebe ——
auch und ſinge das deutſch —* Dei!“ ſchon auf dieſes Lied des
Nicolaus bezogen werden könnte. Er dichtete aber ſein Lied in
niederdeutſcher Mundart: „O Lam Godtes vnſchüldich“. Doch er—
@.
a De a N Tel ae ee Fa *
Frhr A — J
11. Paſſion. Nr. 15. 31
ſcheint es erſt 1531 im Roftoder Geſangbuch: „Geyſtlek Leder“ und
im Magdeborcher 1534; in hochdeuticher Sprache zum erſtenmal in
dem durch Schumann zu Leipzig 1539 gedrudten Gejangbuch, anonym.
Die Melodie jol Nicolaus, der ein guter Harjenjpieler und
Muſikus gemweien, jelbit erfunden 2 Dies bezeugen nad) Reht-
mahers braunjchtweigifcher Kirchenhiftorie (II, 19) alle, die ihn ge-
fannt, und bejonders Autor Steinmann. Ste erjcheint zuerjt im
Joh. Spangenbergs Kirchengefängen, Magdeburg bei Lotter 1545;
ſchon im 16. Jahrhundert zeigen ſich aber zwei nicht unbedeutend
verfchiedene Formen derjelben, die eine in Norddeutichland mit dem
Anfang: fffe ce de; die andere in Süddeutichland, zuerit in
der Bialzneuburger Kirchenordnung 1557 und im Straßburger Kirch. -
G. 1560, mit dem Anfang: f ac ee (oder d) de. Der Haupt:
unterjchied Liegt, abgejehen vom Rhythmus, welcher in der erjten
Form, viel mannigfacher bewegt und mit rhythmiſchem Wechjel ver-
ehen, dem Trippeltaft jich nähert, während er in der andern geraden
ftes, ruhiger und gleichmäßiger tit, im der eriten Zeile des zweiten
Theils. Sie heißt in der norddentichen Form: aaa gg (odere)fede,
in der ſüddeutſchen f de fd ehe — beides eigenthümlich ſinn—
voll, das zweite mit dem hohen Aufihwung aber offenbar eindring-
licher. Auch der Reit des zweiten Theils it jedoch weniger weſent—
lich, verſchieden. Woher dieſe bedeutenden Verſchiedenheiten kommen,
wie ſie bei keiner andern M. ſich zeigen, iſt nicht mehr zu ermitteln.
Das A. Kirch.G. gibt ſie in der ſüddeutſchen Form. — Erſt gegen
Ende des Jahrhundert hat dieſe herrliche Melodie eine reichere
Bearbeitung gefunden. Johann Eccard hat fie mit einem fünfſtim—
migen Satz — und in der kunſtreichen Verſchlingung der
Stimmen ihren Gehalt treffend entwickelt. Sebaſtian Bach vollends
Fi der Melodie eine bejondere Weihe gegeben. In feiner großen
aſſionsmuſik nac Matthäus läßt er zwei Chöre auftreten, welche,
wie Winterfeld es jchön entwidelt, die Gemeinde der gläubigen
Seelen darjtellen. Der eine Chor fordert zur Theilnahme auf an
dent, was fich mit dem Bräutigam der Seelen begeben werde; der
andere forjcht und drängt vorwärts in lebhaft erregtem Antheil.
Bu diefem Doppelchor: „Kommt, ihr Töchter, helft mir Hagen!“
tritt die Kirche hinzu. Mit dem ehrwürdigen Choral: „O Lamm
Gottes unschuldig”, der über dem Treiben und Wogen der Sehn—
jucht, des Fortdrängens, der Klage in beiden Ehören fchwebt, jänftigt
fie Die ruhelofe Bewegung und drücdt dem Ganzen das Gepräge
einer heiligen Feier auf, und der ganze Tonjtrom gewährt jeder
a der Melodie die lebendigite harmonische Entraltung. (III,
373 f.)
Obgleich die „deutiche Meſſe“ Luthers ich in der —
Kirche nicht erhalten hat, jo blieb doch unſer Lied mad) feiner
Anordnung durch alle Zeiten das eigentliche Abendmahlslied der
Proteftanten. — Dr. Heinrich Müller zu Noftod fang diefes Lied,
obwohl jehr ohnmächtig, voll großer Herzensfreude, als er im der
Bl nn. ur ae SE FEN TOR
32 m Baffion. Nr. 15. 7
Stunde Sri Todes (23. Sept. —9— das heilige Abendmahl genoß,
und tröſtete dann in gewiſſer Hoffnung des ewigen Lebens die
Seinigen mit den Worten: „Angehindert von dem Leibe des Todes
werde ich vor dem Stuhle des Lammes mit größerer Kraft für euch
beten.” — K. H. von Bogabky jchreibt in feinem Lebenslauf (S. 30):
„sch befinne mich noch, dal wenn ich Sonntags beim Ybenbmahi
das Lied fingen hörte: O Lamm Gottes unſchuldig! ich Dabei nur
immer daran dachte, daß ich auch möchte jo geduldig jein, als das
Lamm Gottes. Dies war ja wohl befjer, als wenn ich ganz ohne
Bedacht gejungen hätte, aber das Beſte, was zum Glauben Diente,
daß Chriſtus dies alles für ums gelitten und ums durch feinen
Kreuzestod verjühnet, vergaß ich, oder jebte das als eine ganz
leichte Sache voraus, die ich längſt geglaubt hätte.“ Immerhin °
bat auc jo das Abendmahlslied in das Herz des zwanzigjährigen
Sünglings (1710) einen Samen gelegt, der hernach — Es
war das Band von dem Zeitpunkt, wo er die Tugend für ſein Ein
und Alles gehalten, zu der Gnadenitunde, two das Lamm Gottes
fein Ein und Alles wurde. — Auch jebt noch fingt man das Lied
während der Austheilung des heiligen Mahls. Beſonders ergreifend
aber ijt jeine Verwendung am Karfreitag. In manchen Gegenden
Württemberg wurde bis in die lebten Jahrzehnte am Schluß
der Predigt das Lied von der ganzen Gemeinde und unter dem
Länten aller Gloden angejtimmt; und noch immer wird mancher
Bußtags-⸗ und Karfreitagsgottesdienſt unter diejen Klängen beichlofien.
Ein gottgejegnetes Mittel zu Errettung aus großer Lebensgefahr
iſt nach der Erzählung von Ludwig Harms (Goldene Apfel 2c. 81 ff.)
das Lied im Jahr 1717 geworden. — Aus der Gemeinde Hermanns-
burg war zu dem Heer von Prinz Eugen ein Herr von Staffhorit
geitoßen mit zwei NReitfnechten, Hans Püffel und Peter Paaſch. Bor
elgrad war er mit Büffel gefallen, Paaſch aber wurde gebunden
weggeführt, um jchmählich getödtet zu werden. Die Türken legten
zwei Stedfen übereinander in Form des Kreuzes; das follte Paaſch
anjpeien. Er aber jchlug jeden Türfen, der das Kreuz anjpie, ins
Gejicht, bi8 man ihm Hände und Füße band. Nun wurde er mit
Dolchen und Mefjern geitochen, um zum Anſpeien des Kreuzes
gebracht zu werden; und als auch das nichts half, nagelte man
ıhm beide Hände über den Kopf an einem Baumjtamm feit und
. wollte ihn mit Peitſchen und Stodjchlägen zwingen, den Namen
Muhammed auszufprechen. Aber jo oft man ihm den Namen vor—
fprach, jagte er: Jeſus Chriſtus. Da entichloffen fich Die Feinde
Ehrijti, zu jeinen Füßen ein Feuer anzuzünden, bis er entweder
verleugnete oder jtürbe. As nun Paaſch jah, daß jein Tod nahe
war, betete er mit amdächtiger Stimme ein Waterunjer, dann den
Glauben und endlich flehte er jogar für Die Feinde, wie Stephanus.
Hiedurch wurde er mit jolcher Freude erfüllt, daß er mit- alles
übertönender Stimme den Paſſionsgeſang anſtimmte: „O Lamm
Gottes unschuldig, am Stamm des Kreuzes geſchlachtet!“ Eben
hatte er den dritten Vers zu Ende gejungen und mit den Worten
geſchloſſen:
Sl I a Fe - » r
1. Paſſion. Nr. 15. 33
„Sib uns den Frieden, o Jeſu!“
da ertönte draußen vor dem Walde heller Trompetenflang. Deutiche
Reiter brachen herein, die Türken jtoben auseinander, und mit
Staunen jahen die Reiter den angenagelten Baal und das Feuer
zu feinen Füßen. Ste machten ihn eilends Los, und ohnmächtig fiel
er in ihre Arme. Nachdem er wieder zu jich gekommen war, fragte
er fie: Wie hat euch Gott gerade zu rechter Stunde hergejandt ?
Sie antworteten: Wir waren zur Berfolgung der Türken aus—
ejendet, da Be wir im Wald den Gejang: D Lamm Gottes,
Dus ijt ein Chriſt! riefen wir und jagten herein in den Wald:
das Lamm Gottes hat dich errettet. Die Sache fam auch vor Die
Ohren von Prinz Eugen; der hieß ihn aufs bejte verpflegen und
entließ ihn ins Vaterland. Noch zehn Jahre lebte er auf Paaſchen
ge in Bonftorff, trug die Wundenmale des Herrn Jeſu an jeinem
eibe zur Stärkung der Gemeinde im Glauben, und ijt, wie der
leichzeitige Paſtor Chriftof Gabriel Stod dajelbjt berichtet, im
—* 1728 gejtorben, nachdem er eben geſungen: O Lamm Gottes
unschuldig.
Das Lied iſt auch für Seelennoth jchon zur Arzenei und Er—
rettung geworden. Ein Hofmeijter bei einer gräflichen Familie in
DOberjchlejien erzählt in einem Briefe an emen Freund: „Wir
wohnten mitten unter Katholiken, jo daß ich mehrere Monate
hindurch feinen öffentlichen Gottespienjt mehr bejuchen konnte und
es in meinem Herzen immer dunkler ward. Da träumte es mir
einjt, ich jei im dem ehemaligen Arbeitszimmer meines jeligen
Vater und er wandle in der Stube auf und ab und blaje auf
jeiner Flöte mit dem innigſten Ausdrud das Lied: ‚D Lamm
Gottes ꝛc.“ Bis zu Thränen rührten mic) die Töne und es fam
mir im Schlaf die Überzeugung, mein Vater wolle mir durch diejes
Lied andeuten, ich jolle meine Zuflucht zu dem Herrn und jeinem
Abendmahl nehmen, um von der Herrichaft einer unlautern Welt-
liebe frei zu werden. ch ertwachte und mußte immer noch weinen,
fühlte aber von da an mein ganzes Wejen wunderbar verändert
und mein Herz von den Banden losgemacht, die es umijtridten.
(Basler Samml. 1838. ©, 92 f.)
Ein jechzehnjähriges Mädchen, Magdalena, die in eitlem Welt»
ſinn dahin gelebt hatte, wurde im Jahr 1762 in einer tödlichen
Krankheit jo erweckt, daß ſie tiefe Neue und große Anfechtung über
Dre Sünden empfand. Sie konnte lange gar nicht glauben, daß
ihr von Gott ihre vielen Sünden können vergeben werden, aljo
daß fie dem Seeljorger, der fie mit der Gejchichte von der Sindertn
Luc. 7, 36 ff. tröſten wollte, entgegnete: „Ach! das geht mic, nichts
an; dieje begnadigte Magdalena bin ich nicht.* Da jang ihr zwei
Tage hernac ihre Magd das Lied: O Lamm Gottes umjchuldig!
vor umd fie fang mit. Darauf jchlief fie janft ein, und als ſie
erwachte, fieng fie zum Staunen der Umftehenden, denen fie wieder
bolt zurief: hut Buße, thut Buße!“ mit einemmale zu beten an:
„O dur jeliges Lamm Gottes! Erhöheter Heiland, du großer Sünder»
Koh, Kirchenlied. VII, 3
eund! wie kann, wie joll id) dir gemugjam danken, daß du auch
v mich, die größte Sünderin, geftorben bift.“ Nun war fie von
ihrer Begnadigung bei Gott F lebendig überzeugt, daß ſie trotz
aller Schwäche Gott laut u fröhlich pries und das Lied an—
ſtimmte: „Nun danket alle Gott.“ Der chriſtliche Volksfreund,
Halle 1817.)
Mit dieſem Lied haben auch in jüngſter Zeit zwei Seelenhirten
unſrer Tage, ſtark im Glauben, treu in der Liebe, fruchtbar an guten
Werken, Abſchied von der Welt genommen. Dr. Theodor Fliedner,
der Erneuerer des Diakoniſſenamts in der evangeliſchen Kirche und
Begründer der Anſtalten in Kaiſerswerth, lag im Herbſt 1864 auf
dem Sterbebette. Je näher er jein Ende herankommen ſah, deſto
mehr hat er, fern von aller Selbjtgerechtigkeit, ſich geſtärkt Durch
den Glauben an die Gnade und Barmberzigkeit Gottes, durch den
Blick auf Jeſu verfühnendes Blut, ohne welches wir verzagen
müßten. Mit väterlihem Segen verabjchiedete er jich von den
Seinen. Als er im finjtern Thale zu wandern begann, da fangen
die Umstehenden: O Lamını Gottes unschuldig, knieten nieder und
flehten für ihn um ein jeliges Ende. Mehreremal gab der Sterbende
jeine Zuſtimmung zu erkennen und eilte, ohne des Todes Bitterfeit
zu ſchmecken, hinüber zum ewigen Srieden (4. Oft. 1864). — Ahnlich
it der Heimgang des theuren Wilhelm Löhe, Pfarrers in Neuen—
dettelsau, gewejen. In 35 Jahren gejegneter Arbeit an je Ge⸗
meinde und für die lutheriſche Kirche hatte er einen herrlichen Kranz
von Anstalten in jenem fränkischen Dörflein” entfaltet. Am Ende des
Sahres 1871 nahte jein Feierabend. Doch erholte er fich von feiner
Schwäche fo, dab er am Nenjahrstage 1872 aufitehen und die zahl-
reichen Glückwünſche der Seinen in altgewohnter Weiſe entgegen-
nehmen konnte. Nachmittags wurde er vom Schlage gerührt. Als
fein letztes Stündlein zu kommen jchien, beteten fie den 90. Pſalm,
fnieten nieder und ſtimmten unter Thränen das Lied an: O Lamm
Gottes unfchuldig. Unter diefen Klängen hatte Löhe, wie jeine Mutter
zuvor, zu jcheiden gewünscht. Erjt am Abend des andern Tags
(2. Jan. 1872) begann der leßte Kampf, und die Seinen jtimmten
dafjelbe Lied nochmals an. Darauf ijt er im Frieden entichlafen.
Su der Stille der Nacht aber verfündigte der im Pfarrhof gejungene
und von PBojaunen begleitete Choral: „Wachet auf! ruft uns Die
Stimme“ der Gemeinde, daß ihr Hirte in den Freudenjal des himm—
Tischen Jeruſalems eingegangen ſei. (Vgl. Greiner, Schulliederichaß.)
16. Herzliebſter Iefu, was haft du verbroden.
Bon Johann Heermann in Köben a.d. O. a Das
Lied finvet fich in jener Devoti Musica Cordis oder Hauß- und Herb:
Muſika. Breslam — Leipzig 1630. ©. 63—65, unter der Überſchrift:
„Urſache des bittern Leidens Jeſu Chriſti und Trojt aus jeiner Liebe
und Gnade. Aus Augujtino (Meditationes 7).*
Es iſt Der Mühe werth, zu jehen, wie treu und funjtvoll Heer-
mann jich an Auguſtins Betrachtung anſchließt. V. 1—3 ijt die |
ME. paſſion. Nr. 16, 35
Pilatusfrage: „Was hat diefer denn Übels gethan?“ Luc. 23, 22.
aufgenommen, wie Auguftinus beginnt: Quid commisisti, duleissime
puer, ut sie judicareris? quid commisisti, amantissime juvenis, ut adeo
dure tractareris? Nur daß der Dichter in V. 2 die Plagen des
Herrn noch gründlicher ausführt, als Auguſtinus gethan, und Die
Antwort in®. 3 aufs nachdrüclichite gibt mit dem ſchönen Schluß:
„sch, ach Herr Jeſu, habe Dies verjchuldet, was du erduldet.“ — —
In V. 4—7 werden die Wundergegenfäße in dem Leiden (Paradoxa
passionalia, 8 Predigten über dies Lied von Senior Joh. Knopff in
Acherleben, Frankfurt 1688) aufgejtellt. Auguftinus ijt in ſolchen
Gegenſätzen Meiſter: Peecat iniquus et punitur justus, delinquit reus et
vapulat innocens, oflendit impius et damnatur pius, Quod meretur
malus, patitur bonus; quo«d perpetrat servus, exsolvit dominus; quod
committit homo, sustinet Deus. Darauf folgt ®. 6 im Anſchluß
an Jeſajahs Klage 1, 5. 6. ein tiefes Siündenbefenntnig: „Ich war
von Fuß auf voller Schand und Sünden, bis zu der Scheitel war
nichts Guts zu finden. Dafür hätt! ich dort in der Hölle müſſen
ewiglich büßen.“ Und daher der Lobpreis der himmliſchen Liebe
B. 7, zu welcher Auguftinus jagt: Ego fruor deliciis, tu laniaris
clavis; ego pomi dulcedinem, tu fellis gustas amaritudinem; mihi
ridens congaudet Eva, tibi plorans compatitur Maria. Ecce, rex glo-
riae, ecce mea impietas et tua elaret pietas. — — V. 8.9. Was
fann ich div dafür thun? Quid, rex meus et Deus meus, quid retri-
buam tibi pro omnibus, quae retribuisti mihi? — — ®. 10—13.
Zum Dank will ich mein Fleiſch freuzigen V. 10. 11., deinen Willen
thun V. 12 und der Welt Plage um deinetwillen nicht achten B. 13.
. 10 heißt bei Augustinus: Est, eui fragilitas mea in aliquo sup-
petit: si tua visitatione compuneta mens carnem suam emeifigat cum
vitiis et concupiscentiis. — — V. 14. 15. Der zeitliche Dank iſt
Hein umd doch herzlich, der ewige Ruhm it groß und wird wohl-
lauten. In diefem triumphirenden Ausblie beim Abjchluß des Lieds
ee ſich Heermann weit über Auguftinus aufgefchwungen, welcher
loß mit dem Gebete jchließt: ne veniat mihi pes superbiae et manus
peccatoris non moveat me. — Es ijt eine wohlthuende Harmonie
zwijchen dem alten Kirchenvater und dem lutheriſchen Kreuzträger ;
wie oft aber die Töne diefes Liedes mit Gerhardtiichen Gedanken
zufammenklingen, it dem achtiamen Liederfreunde nicht verborgen.
V. 1 iſt im Leben des befannten myſtiſchen Theologen Dr,
Peterjen einmal bejonders bedeutjan geworden. Als er Super»
intendent in Liineburg war und manche Anfeindung wegen jener
Lehre erlitt, predigte Einer wider ihn zu Lüneburg von der Kanzel
und ermahnte die Obrigkeit, fie jolle diefen Mann, der mar zum
Unkraut auf dent Acer gerechnet werden künne, abjegen; ſie hätte
ja auch, wenn er nicht weichen wollte, das Necht, ihm den Kopf
vor die Füße zu legen. Als diefer Sturm der Rede vertobt war,
begann der Cantor in ergreifender Weije zu fingen: „Herzliebiter
Jeſu, was haft du verbrochen ?” fo daß alle Gemüther tief gerührt
waren. (Lebensbejchreibung 1717.) — Bejonderen Trojt gewährte
aber das Lied dem frommen Sänger und Kreuzträger Johann
.“
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36
Tribbehow (IV, 372) in Halle. Derjelbe war 1710—1712 von
tiefer Schwermuth gebunden, von welcher ihm mur der Tod Er-
löſung bradıte. Als er nun im März 1712 fich von Halle nad
Tennſtädt zu jeiner Mutter führen ließ, bliefen fie vom Thurm,
während er einfuhr, das Lied: Herzliebſter Jeſu! Das brachte dem
Gemüthskranken eine ſolche Glaubenskraft, daß er es mit lauter
Stimme nachſang und nach wenigen Tagen mit großer Glaubens—
freudigkeit ſeinen Lauf ſelig vollendete.
V. 3 hat ſeine eindringende Kraft in — Fall erwieſen,
den wir bei Seiffart Singul. 404 finden. Als ein Prediger am
Sonntag Eſtomihi vom Leiden und Sterben Jeju Chriſti redete und
unter anderem jagte, das Blut Chrijti rede beifer denn Abels, fuhr
er fort: „Warm? Es ruft: Ich, ich tilge deine Ubertretung um
mermetwillen!* Jeſ. 43, 25. Da rief auf einmal ein Weib überlaut:
So, ich! Der Prediger wundert ſich, läßt ſich aber in der Rede
nicht irren. Nachher fragt er die Frau, warum jie denn jo überlaut
gerufen: Ich, ih? Ste antwortete, er möge ihr verzeihen, aber als
er die Worte gejprochen: Ich, ich tilge deine Übertretung! Da hätte
fie gedacht und vor herzlicher Andacht rufen müſſen: Ich, mein Herr
Jeſu, habe das verjchuldet, was du erduldet! Worauf denn der
Prediger mit Verwunderung bemerkte: „Das iſt das Wort Gottes;
fo find Euch die Nägel Jeſu zu Spiehen und Nägeln im Herzen
geworden.“
Zu 8. 13: „Sch werde div zu Ehren alles wagen!“ machte
Schamelius in feinem Naumb. G. 1720 die furze Bemerkung: „Leicht
gejungen, jchwer prafticiret !Y Das fam dem tapfern Glaubens-
elden, dem Thorn’schen Bräfidenten J. ©. NRösner in Polen, in
ven Sinn, als er, weil in der protejtantischen Stadt Thorn ein
Volksauflauf gegen Das Jeſuitencollegium jtattgefunden hatte, durch
die blutige Rache der Jeſuiten den Tod erleiden mußte (7. Dez. 1724).
Da jagte er dieſen Vers noch her und jette dann hinzu: „Dies joll
ich nun prakticiren!“ (Jablonsky, das betrübte Thor. 1725.)
Die Melodie: gg ge fdgabbea tft von Joh. Crüger
und steht in G Moll in deſſen „Newem volltümmlichen G. Augs-
burgticher Eonfejfion“ vom J. 1640. oh. Heermann führt in Der
Er und Herzmufif 1630 fein Lied mit der Bemerkung auf: „Im
on: ‚Öeliebter Freund, was thut ihr jo verzagen.‘“ — Eine auf
dieſes Lied des Nicolaus Hermann gefertigte Weiſe findet fich im
Scheins Gantional vom 9. 1627. Die erite Zeile derjelben, in
die Erüger’ihe Tonart verjegt, lautet in theilweijer Ahnlichkeit :
de fis g fs gab be a; der Anfang der zweiten Zeile — a b
— iſt ebenfalls ähnlich, dann iſt fie aber abweichend; die dritte
Beile beginnt und jchließt wie die Crüger'ſche, und die vierte Zeile
iſt ganz gleich. Demnach jcheint Crüger dieſelbe frei überarbeitet
zu haben. — Eine andere Weije, welche uriprünglich auf das Lied
von Barth. Geje, Cantor zu Frankfurt a, d. D.: „Wend’ ab dein
Born, lieber Gott, mit Gnaden“ gefertigt und erſt jpäter auf das
Lied: „Herzliebſter Jeſu“ angewandt wurde: ggbagfgabag,
ui a 7 Bär ARE vu de u a
* — 5 A
Me Baffion. Nr. 17. 97
at in Versmaß und Tonart ebenfalls eine gewiſſe Ahnlichkeit.
ie findet fich zuerjt bei dem 5. Palm in „Psalmorum Davidis
paraphrasis poetica Georg. Buchanani, illustrata op. Nath. Cytraei.
Hernborn. 1584.”, dann aber auch z. B. in Frl. ©. Geſamtausg.
1741. vor und ift wahricheinlich von Statius er eritem Gantor
zu Roftod, aus Osnabrück gebürtig, verfertigt. Man hat, wohl mit
Unrecht, behauptet, Crüger habe Ai Melodie aus diejer entlehnt.
— Die Crügerſche Weiſe hat Joh. Seb. Bad) auf ergreifende Weiſe
in I beiden Bajlionsmufifen nach Sohannes und Matthäus ein-
gereiht.
17. Jeſu, deine tiefen Wunden.
Bon Kohann Heermann, Pfarrer zu Köben, verfaßt, als er
nach Liffa in Polen fich zurücdgezogen hatte; veröffentlicht in jeiner
„Haußs und Herkmufifa”, vierte Ausgabe 1644, vielleicht ſchon
1640; und überjchrieben: „Troſt aus den Wunden Jeſu in allerlei
Anfechtung. Ex manual. D. August. ce. 22.*
In der That hat ich dies Lied des edeln Kreuzträgers als ein
Troſt für die Kirche bewährt. Gabriel Wimmer nennt e8 in jeiner
Liedererflärung die panacea vulnerum Christi, die allgemeine Arznei
der Wunden Chrifti, und ſetzt hinzu: „ſie hat ihrer vielen die be-
vorjtehende Todesangjt verſüßet.“ Hedinger gab ihm im jeinem
„Herzensklang 1704* die Überſchrift: „Chriſti Wundenbetrachtung,
eine Arzenei wider die Sünde.” Und Graf Binzendorf äußerte:
„Die Krone aller alten Lieder iſt wohl Auguitini ‚Sefu, deine tiefen
Wunden‘, worin og ganze Lehre und Praxis enthalten iſt.“ Es
war in feiner Weiſe nöthig, daß Juſtus Geſenius daſſelbe einer
freien Bearbeitung unterwarf 1657: „Jeſu, deine heilgen Wunden.“
Das Original lautet: Cum me pulsat aliqua turpis cogitatio,
recurro ad vulnera Christi (v. 1). Cum me premit caro mea, re-
cordatione vulnerum domini mei resurgo. Cum diabolus mihi parat
insidias, fugio ad viscera misericordiae domini mei, et recedit a me
(v. 2). Si ardor libidinis moveat membra mea, recordatione vulnerum
domini nostri filii Dei extinguitur (v. 3). In omnibus adversitatibus
non inveni tam eflicax remedium, quam vulnera Christi (v. 4). In
illis dormio securus et requiesco intrepidus (v. 6). Christus mortuus
est pro nobis. Nihil tam ad mortem amarum, quod morte Christi
non sanetur (v. 4). Tota spes mea est in morte domini mei. Mors
ejus meritum meum et refugium, salus, vita et resurrectio men;
ineritum meum miseratio domini. Non sum meriti inops, quamdiu
ille iniserationum dominus non defuerit (v. 5). Et si misericordine
domini multae, multus ego sum in meritis. Quanto ille potentior est
ad salvandum, tanto ego sum securior (v. 6).
V. 1-3. Dieſe Verſe, befonders die zweite Hälfte des erjten,
Ir ihon manchem Jüngling und mancher Jungfrau von treu be
orgten Eltern und Lehrern bei ihrem Eintritt in die Welt als täg-
liches und ftündliches Gebet empfohlen worden zur Bewahrung vor
ben Irrwegen der Sinde. Sie find dem Spruche der Zucht gleich,
m. Peſſion. Mr. 1.
den der alte Tobias jeinem Sohn auf den Weg gegeben Tob. 4, 6.
Wohl dem, der darnach thut! — Hieronymus hatte den gottjeligen
Spruch: „Deum meditare et eoelum fiet cor tuum, d. 1.: Gedenke
eißig an Gott, jo wird dein Herz ein Himmel werden.“ — Treffend
agt der ottjelige Seriver (Seelenihaß I, 3, 32): „Ich halte, ein
einiger Anblid des gefreuzigten Heilandes, der im Glauben amd
rechtichaffener Andacht geichteht, ſei genug, alle Sündenluſt zu
dämpfen. Bewahre du, chrijtliche Seele, in deinem Herzen Durch
jtetiges Andenken die Geißeln und Ruthen, die mit dem Blute Jeju
gefärbet find, und halte fie deinem in Fleiſche für und zwinge
e3 damit, jo oft es Luft zur Sünde gewinnet.“
Das ganze Lied aber umd bejonders V. 4—6 find als Troft
in Todesnoth erichienen am ZTodtenbette von Philipp David Burf,
Specialjuperintendent in Kirchheim u. T. (22. März 1770). Nach—
dem er dajelbjt mehrmals mißlich ſcheinende Krankheiten —
gehabt, überfiel ihn ſeine letzte Krankheit mit heftigem Fieberfroſt,
als er gerade iiber Ebr. 6, 7 und 8 mit Zuziehung von Vers 4
des Liedes: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“
eine Beichtrede hielt. Es brachen einige Geſchwüre in der Brut
auf und jeine Lunge wurde unbrauchbar. Er aber jah dieje feine
letzte Krankheit al3 einen Tiegel an, den der Herr gebrauchte, ihn
von allem loszumachen, was fich nicht auf den lautern, einfältigen
Glauben an Jeſum, den Heiland, und den Zugang zum Vater durch
Ehriftum gründete. Nichts als Diejes, das befannte er oft, bleibe
ihm übrig, nemlich der lautere Halt an die Gnade Gottes in Chrifto
Jeſu; was er andern gepredigt und gezeuget, das beweije ſich nun
als Wahrheit an feinem Herzen. „O wenn einer auf das Todten-
- bett kommt“, rief er einmal aus, „da wird einem alles abgejtreift,
das eigene Wiffen, Wirken, Haben, nichts bleibt einem übrig, als
das bloße Erbarmen in Chriſto. O wie wird mir's jein, — jeßte
er dann mit Thränen hinzu, — wenn ich meinen lieben Herrn
Jeſum, von dem ich jo viel gepredigt habe, das eritemal jehen
werde!” Darım ließ er fich von jeinen Freunden das Lied: „Jeſu,
deine tiefen Wunden“ fingen und fühlte jich Dadurch herzlich gejtärkt
zum glüclichen Uberwinden.
Aus den nenejten Krieg 1870 erzählt Divifionsprediger Kadel—
bach von einem ſchwer verwundeten Schlejier, dem durch einen Schuß
im die Bruſt zwei Nippen verlegt und die Lunge durchbohrt war.
Mit Freuden ergriff er die Hand des Geijtlichen, als Diejer ihn
zum erjtenmale bejuchte, und dankte Gott, daß er nicht ohne ei
liche Stärkung fterben werde. Als nad) 6—Twöchentlichem Ringen
fein Todestag eintrat, antwortete er feinem Seeljorger auf die
Frage, ob er noch etwas an die Seimen zu bejtellen hätte, mit
mühſam keuchender Stimme: „Meinen legten Gruß — meiner Frau
— und meinen Rindern. Gottes Segen — über jie! — Schreiben
Sie — an den Paſtor, — er joll zum — Gedächtniß — in der
Kirche — fingen laſſen: Jeſu — deine tiefen Wunden, — deine
Dual, — dem bittrer — Tod!" Da verjagte ihm die Stimme;
BE N NE Te
nach dieſen letzten Worten war er bald erlöst. (Meine Gedent⸗
blätter, Heilbronn 1873. III, 151.)
Melodie: Freu Dich jehr, o meine Seele.
18. Wenn meine Sünd' mic kränken.
Von Oberhofprediger und Generaljuperintendent Juſtus Geie-
nius (1601—1673) zu Hannover gedichtet, als er mit Denife 1640 f.
die eriten Anfänge des Hannöverſchen Gejangbuchs von 1659 heraus:
gab (II, 230 ff.).
Nach Raumer wäre es eine Umdichtung des alten Paſſions—
lieds: „Hilf Gott, daß mir gelinge.“ Diejes iſt von Heinrich
Miller, einem gebornen Nürnberger, im Gefängniß gedichtet, im
welchem er als Zenge der Wahrheit von Herzog Georg von Sachien
wölf Sahre lang gehalten wurde, worauf er dann über vierzig
Jahre zu St. Annaberg Schreib- und Nechenjchule hielt. Es er-
ie im Jahr 1545 im V. Babjtichen Geſangbuch und tt vielleicht
ſchon in den zwanziger Jahren gedichte. Allein bei näherer Ein-
ficht ftellt jich ‚heraus, daß zwiſchen dem Inhalt beider Lieder nicht
die geringste Ahnlichkeit ſich findet. Es iſt abjichtlich über denjelben
Gegenſtand und mit dem nemlichen Silbenmaß gedichtet, um es dem
minder brauchbaren Lied an die Seite zu jtellen. Es iſt auch wohl
gelungen; und mur eine Feine Sronie des Schickſals mags genannt
werden, daß dem ehrwiürdigen Mann, der die verbängnikvolle Bahn
der Liederveränderungen betreten bat, der Anfang jeines eigenen
Lieds umgebogen wurde in: „Wenn mich die Sünden kränken.“
Das ganze Lied, beionders V. 3, hat in folgender Erzählung
feine Segensfraft erwiejen. Am 16. März 1785 jtarb in Berlin
ein ſiebzehnjähriger Jüngling. Lange war er als ein verlorner
Sohn der Gegenſtand der Seufzer und Gebete jeiner Eltern, als
endlich die Hand der rettenden Gnade ihn aufs Krankenbett legte,
auf welchem umter den heißen Thränen der um ihn weinenden
Mutter das Eis feines Herzens zu jchmelzen begann. Sein Ges
wiſſen erwachte; er erkannte, wie jchtver er wider Gott und Men-
fchen gefündigt hatte. Das Verderben, in das er ſich geitürzt, Tag
vor ihm in einer Tiefe, aus welcher er feine Nettung mehr zu
hoffen wagte, und jeine Sünden erjchienen ihm größer, als daß jie
ihm könnten vergeben werden. In diefem Zuſtande trojtlojer Neue,
Angſt und Verzweiflung brachte er eine geraume Zeit zu. Da bes
ann jenes Lied, das er einit in der Schule auswendig gelernt,
inwendig zu ihm zu reden. Das Wort vom Kreuze wurde auch an
ihm ein Wort der Gnade und des Lebens, und er fieng an zu
fühlen, daß der Zuruf des Heilandes: „Sei getroft, mein Sohn,
deine Sünden find dir vergeben!" auch ihm gelte. Der Friede
Gottes machte wieder Wohnung in jeinem Herzen, und, unter allen
Schmerzen der. Krankheit über nichts mehr Hagend, als daß er jo
lange den Weg der Sinde gewandelt, jah er mit freude feinem
Ende entgegen und bat, dab man bei feinem Tode doc jenes Lied
TEN ar Paſſion. Nr. 18. 39
Dr, 75
0
ngen möchte, vor allem den Vers: „Was kann mir bemm nun
haden der Sünden große Zahl ?* Bald darauf empfieng er von
onſiſtorialrath Silberichlag das h. Abendmahl, und auch dabei
war vor allem jener Ber fein Beicht-, Troſt- und Dantgebet.
Einem feiner Kameraden, der ihn wenige Tage vor feinem Ende
befuchte, rief er zu: „Du, mein Lieber, weißt es, wie oft wir dem
errn Jeſum entehrt haben. Aber nun nimm dir an mir ein Bei—
spiel und werde durd meinen Schaden Flug. ch mwiderrufe alle
ege der Sünde, die wir mit einander gegangen. Thue — du
es und —— dich zu deinem Heilande, dieweil du noch lebeſt
und geſund biſt. Du wirſt nicht anders ſelig, als durch das Blut
unſers Herrn Jeſu Chriſti. Gib mir die Hand darauf!“ Dieſer
* es und verſprach unter Thränen, daß er auch umkehren wolle.
eide umarmten ſich dann und nahmen Abſchied von einander auf
ein fröhliches Wiederſehen vor dem Throne des Herrn Jeſu.
V. 5 darf eigentlich als Höhepunkt des Liedes gelten, und es
iſt gewiß in der Kirche ſchon hundertmale dem alten Lehrer von
vielen Seelen nachgebetet worden: „Daß mir nie komme aus dem
Sinn, wie viel es dich gekoſtet, daß ich erlöſet bin!“
An der eriten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die jchon
ums Jahr 1527 befannte Melodie des weltlichen Lieds: „Mögt’ "
von Herzen fingen mit Luft ein Tageweis* auf das Lied: „Hil
Gott, daß“ übertragen. Vielleicht ijt e3 die M.: gagfdefisg,
welche in Württ. Choralbb. noch 1721 den Namen: „Hilf Gott,
dab“, dann aber 1744, 1777 und 1798 und im kurheſſiſchen Choral-
buch den Namen: „Wenn meine Sünd'“ trägt. — Eine andere
Melodie Afgachba iſt von Peter Sohren, preußiichem Kantor
in Elbing. in feiner Ausgabe der Crügerjchen praxis pietatis melica
vom Sabı 1668 mitgetheilt. — Eine dritte gibt Tucher aus dem
Hamburger Gejangbud; von 1604 zum Lied: „Hilf Gott, daß“:
faabbee; dieſe findet jih noch im Hamb. Choralbucd mit
der Überfchrift unjers Lieds. — Eine vierte ijt aus dem Branden—
burgiihen, wo fie lange üblich war, von Knecht 1798 in's Württ.
Choralbuch eingeführt worden: dgabgfesd. — Das Allgem.
deutſche evang. eg 1854 gibt dazu die Melodie:
Herr Ehrift, der einig Gottsjohn („Herr Jeſu, Onadenjonne“).
19. Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld.
Eines der ältejten Lieder von Paulus Gerhardt, das zum
eritenmale in der dritten Ausgabe der Praxis pietatis melica von
Joh. Erüger, Berlin 1648, erjcheint.
Den Grundgedanken zu dieſem Mufterlied aller Paſſionslieder
hat der Sänger aus Johannis 1, 29 umd Jeſajah 53, 4—7 ent⸗
nommen. — Der Gedanfengang ijt folgender: V. 1 ſchaut der
Sänger feinen Heiland an auf der Marterjtraße. „Er trug, jein
Kreuz“; „Deinen Willen, mein Gott, the ich gerne‘; „Sehet,
4
u zn Sins
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— SR —*
I. Paſſion. Nr. 19. 4
welch ein Menſch!“ dieſe drei Paffionsgedanfen fließen ihm zu—
Sa in dem Einen: „Siehe, das ijt Gottes Lamm, * *
Welt Sünde trägt!” — Wer iſt denn nun dies Lamm? V. 2—4.
Es iſt der von — erwählte Sündentilger V. 2, den der
Vater ſendet in die Welt, und der V. 3 willig und mit Freuden
ſein Ja, Vater! erklingen läßt. Dieſes Zwiegeſpräch, in welchem
jenes Lutherwort: „Fahr hin, meins Herzens werthe Kron!“ wie
ein Doppelecho nachklingt, gehört mit ſeinem volltönenden Schluſſe
V. 3 und 4 zu dem —— was Gerhardt geſungen. Die
Klarheit des Vaterworts, die Innigkeit der Sohneszuſage (vgl.
Matth. 11, 26. So. 4, 34) und die Herzensluft danfbarer An—
betung im Munde des Chors gläubiger Seelen, weldhe in ®. 4
die Liebe aller Liebe bewundern, greift unvergleichlich ſchön im
einander. — „O ſüßes Lamm, was joll ich dir erweiſen dafür,
daß du mir erzeiget jo viel Gutes?“ V. 5—10 iſt die Antwort:
und zwar B. 5—7 wie will ich dich ehren?, V. 8—10 was will
ih an dir haben? — 3. 5. Du jolljt in meinem Herzen, dir jollit
mein Herz jelber jein. Hier reicht Gerhardt dem alten Sänger
Aſſaph die Hand Palm 73, 26., und des ehrwiürdigen Martin
Schallings Wort: „Und wenn mir gleich; mein Herz zerbricht” im
einem Liede: „Herzlich lieb hab ich dich“ tönt bei ihm mad). —
.6. Wie das Herz, jo das Leben. Iſt nicht Gerhardts Leben
jelbjt, wie das jo mancher anderer Jünger Ehrijti, eine anjchauliche
Erfüllung des Wortes: „Mein Bach des Lebens joll jih dir — in
Dankbarkeit ergießen ?" — In Summa B.7, was Herberger zuvor
gelungen: „In meines Herzens Grund dein Nam und Kreuz allein
infelt all Zeit und Stunde“, das breitet Gerhardt hier aus: Jeſu
Blut mein Schab aller Schäße, mein Herz deine Schatzkammer!
vgl. 1. Betr. 1, 18. — — Wenn ich jo meinen Herrn ins Herz
(oft jo wird es mein Nutzen zu allen Zeiten jeın. Schon jet
.8 in allen Lagen des irdijchen Lebens: Chriſti Blut it zu allem
gut. Noch mehr jpäter B. 9, wenn Noth und Tod herzujtöht:
„Und wann des Kreuzes Ungejtümm mein Schifflein treibet um
und um, jo bijt du dann mein Anker.” Am allermeiiten am Ende,
wenn die Zeit in die Ewigkeit einſtrömt V. 10: „So joll dies
Blut mein Burpur fein!” am himmlischen Hochzeitstage der Seelen.
Offenb. 1, 5. 6. 21, 2. — — Es wallt und flutet das ganze Lied
in hohen Wogen: das Herz iſt voll an allen Enden, es gilt der
Liebe ohne alle Grenzen, es gilt dem Blute ohne Gleichen.
Einzelne Spuren des Segens diejes hohen Liedes find folgende,
V. 3. Profeffor Gottlob Ehrijtian Kern, der Dichter des edlen
Liedes: „Wie könnt ich jein vergefien“ betete, als er zu Anfang des
Auguſts 1835 auf dem Sterbebette lag, in einer feiner legten und
ſchwerſten Leidensnächte die Worte: „Na, Vater, ja von Herzens»
grund; leg auf, ich wills gern tragen!“ und bat dabei den Herrn:
‚cd, (a8 mich fämpfen den guten Kampf des Glaubens, zu dem
dur mich berufen haft; Hilf mir Glauben halten und ben Yauf
vollenden, damit mir beigelegt werde die Krone der Gerechtigkeit.
Fr an ah art
Ja, ſchenle mir eim ftilles, tiefes Verlangen nad) der Ewigkeit in
mein Herz.“
‚4 Ernit — des ehrwürdigen Prälaten Bengel wür—
diger Sohn, Profeſſor der Theologie zu Tübingen, faßte am Palm—
tage 1793 jeine Gedanten im Die Work: „D Tühes Lamm, was joll
ich dir ꝛc.“ Es war jeine letzte Predigt, er entſchlief 17. Apr. 1793.
V. 5 iſt ein Lieblingsgebet vieler glaubigen Seelen in unſrer
Kirche geworden. Es ijt der innigjte Ausdruck jener Liebe zu Gott,
welche Mebzig Jahre hernady das jogenannte Württembergijche Con—
firmationsbüchlein mit den Worten bejchrieb: „Gott Lieben heißt:
ihm mit dem Herzen anhangen, immer in Gedanken mit ihm ums
das größte Verlangen nad) ihm tragen, das höchſte Wohl-
efallen an ihm haben, ihm ganz und gar ich ergeben und um
eine Ehre eifern.“
B. 10, Juſtine Friedride Juliane Schuhmacher wurde ihrem
Gatten, Johann Anton Schuhmacher, Prediger in Straußfurt im
Thüringen, 1747 angetrant unter den Klängen des Lıeds: Wann
endlich ich joll treten ein im Deines Reiches Freuden, So joll Dies
Blut mein Purpur jein, ich will mich darein kleiden! — Us fie
im Jahr darauf ins elterliche Haus nach Nothenfitte gieng, um ihre
Niederkunft dort zu halten, jang man zum Beſchluß des heiligen
Abendmahls denjelben Vers, wie damals. Es war ihr letter Gang
in das Haus des Herrn. Nach wenigen Tagen war es ihr bejtimmt,
dem Herrn, dem fie ſich angetraut, als eine wohlgeijhmüdte Braut
an jeiner Seit’ zu jtehen. (Burk, Pfarrfrauen. ©. 248 f.)
Die gewöhnliche Melodie dieſes Lieds: cedcacbba, auf
welche Gerhardt es auch gedichtet hat, ijt: „An Wafjerflüfien Ba—
— ein von dem Organiſten zu Straßburg Wolfgang Dachſtein
ſchon im „Straßburger Kirchenampt“ 1525 berausgegebener Saß,
welcher ſich 1545 im Babſt'ſchen Geſangbuch Luthers findet
und überall durch jenen Lieblichen Flug Anklang erh
Von Ebeling findet fi eine Melodie aus C moll in jener Aus—
gabe von ey Gerhardi geijtlichen Andachten, 1666“, welche aber
wegen ihres modernen, artenmäßigen Gepräges nie Gemeindegut
geworden ijt. Eine jchöne Melodie: gg gcedesdceh iſt von
dem Stuttgarter Kapellmeifter und Stiftsorganijten 3. ©. Störl
1717 gefertigt und in Württemberg gebräuchlich.
20. 2 Welt, fieh hier dein Keben.
Bon P. Gerhardt auf die alte Melodie des Liedes: „DO Welt,
ich muß dich Lafjen“ und im Anklang an den Anfang deſſelben ge-
dichtet und jchon in das Berliner Gejangbud, 1648 aufgenommen.
Der Gedanktengang des Lieds ijt kürz Diefer: V. 1 und 2,
Aufruf an alle Welt, das Leiden Jeſu zu beichauen; vgl. Klage—
lieder 1, 12: Schauet doch und jehet, ob ein Schmerz ijt, wie
mein Schmerz! — 23. 3—8. Betrachtung dieſes Leidens im Ge—
fpräch mit Jeſu. V. 3. Wer hat dich jo geihlagen? 3.4.5. Ich
nden hat.
bins! V. 6-8. Es ijt ein Wechjel der Liebe; er tritt an meine
Stelle bis in den Tod hinein: „o umerhörtes Siebesfew’r !* — 83.9
und 10. Dankſagun Pr das Leiden; ich dein V. 9, du mein! V. 10,
— V. 11—16. Gelöbniß al3 Frucht des Leidens. Es joll mir jein
ein Spiegel der Liebe Jeſu V. 11 umd der Gerechtigkeit Gottes V. 12;
ein Reiz zur Feindesliebe B. 13 und Geduld 3. 14; ein Stachel
zur Selbjtverleugnung V. 15 und ein Trojt am lebten Ende V. 16.
—— Es iſt nicht der hohe Schwung des vorigen Liedes, aber eine
gedanfenreiche Pajitonsbetrachtung im Sinn jenes Wortes: „Deinen
od und jein Urjach fruchtbarlich bedenken; dafiir wiewohl arm
und jchwac dir Dankopfer ſchenken.“
Als der Miffionar Reinhard Ronner im Jahr 1752 auf der
Inſel St. Thomas in Wejtindien eine Kinderverjammlung hielt und
dieſes Lied zum Anfang anjtimmen ließ, weinte ein Kind von An—
fang bis zu Ende. Als er es nun nach der Urjache jeiner Thränen
fragte, gab es die Antwort: „Darum weine ich jo, weil mir der
eiland jo große Liebe bewiejen Hat umd ich ihn noch jo wenig
iebe.“ (E. Heinrichs Erzählungen 1848. ©. 212.)
B. 1. Dr. Albrecht Bengel fchreibt in jeinem Tagebuch unter
dem 11. März 1742: „Als man heute: ‚DO Welt, fieh bier‘ jang,
da habe ich gedacht, Das geht auch Dich an, ich gehöre auch zur
Welt. Ich darf aber auch hieher jchauen, und wer bieher jchauet,
der gehört demjelbigen Augenblick nicht mehr zur Welt, it nicht
weltlich, irdiſch mehr geſinnt.“
V. 3—5 find die Lieblingsverje des großen Sebajtian Bad,
welche er in die beiden Paſſionsmuſiken nad Matthäus und
Sohannes verwoben hat. „Die Matthäuspaſſion bringt im erjten
Theil nach der in C-dur fchließenden Frage: Herr, bin ichs! den
Vers: ‚Sch bins, ich jollte büßen‘ in As-dur. Töne und Worte
find in dieſem Zuſammenhang von ergreifender Wirfung. In ihrem
zweiten Theil kommt auf die Worte: Weiſſage uns, Chriſte, wer
iſts, der dich ſchlug? der Vers in F-dur: ‚Wer hat dich jo ge—
Schlagen ® In der Johannispaſſion findet jich unjer Choral zweis
mal nad) einander im eriten Theil. Der Frage des Herrn: Babe
ich übel geredet, jo beweiſe es; habe ich aber recht geredet, was
ſchlägſt du mich? wird ver Vers angeſchloſſen: ‚Wer hat dich jo
gel agen? und gleich darauf der andre: ‚Sch ich und meine
ünden‘, ebenfalls in A-dur.* Greiner, Schullieverihab. ©. 452 f.
V. 4. Eine Kleinkinderlehrerin trug einjt ihren Kleinen die
Leidensgeſchichte des Herrn recht beweglich vor und wies fie darauf
um, wie auch fie jchon manches Böſe gethan hätten, wie aber der
iebe Heiland aus Liebe für alle Sünder vom Himmel gelommen
ir und jich für fie habe jchlagen, binden und ans Kreuz nageln
aſſen, daß jie nicht ewig verloren wären. Und dabei lehrte jie
diejelben einige Verſe diejes Liedes. Das jegnete denn der Herr
ganz bejonders au einem Hinfjährigen armen Knaben, dejien Vater
ein roher Mann war. Mehrere Abende nach einander fuhr ber
Knabe aus dem Schlaf auf und meinte jo, daß der Vater aufitand
und ihn nach der Urjache feines Weinens fragte. Er aber weinte
m. Paſſion. Nr. 20. 43.
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fort und ſagte endlich unter heftigem Schluchzen den ganzen Vers:
„Ich, ic und meine Sünden“, worauf er mod) beifügte: „O Vater,
wir müſſen Buße thun, ſonſt kommen wir nicht im den Himmel,“
Sp hat er den Vater aud) nachher oftmals ermahnt, er jolle doch
um ein neues Herz bitten, und damit enblidy auch jein Herz erweicht.
V. 14 und 15 find bejonders eindringlihe Worte von fajt ſprich—
nr er Gepräge. An V. 15, welder ſich jo treulich an Pauli
Wort Salat. 5, 24 anichließt, ericheint jtatt des matten Schluſſes:
„le viel mir immer möglich it“, der freilich — einen apoſtoliſchen
Jedanken im ſich ſchließt, im Württemb. Geſangbuch eine gelungene
nderung: „was meinem Fleiſch gefällt ... gefiel es auch ber
ganzen Welt.“
V. 16. Der Heſſen-Darmſtädtiſche Metropolitan und erſte
Stadtprediger zu Nidda, Joh. Conr. Binzer (f 1742), erzählte, als
er auf dem Sterbebette lag, den Seinigen, er habe jo eben im
Traum jein Lieblingslied „O Welt, fieh hier dein Leben“ von An—
fang bis zu Ende a und einen Vorſchmack der großen
Herrlichkeit gehabt, die auf ihn warte. Dann fieng er auf einmal
voll Freude zu rufen an: „Dedt mich mur mit Erde zu, dedt mic)
mir mit Erde zu!” und ließ Sich durch den Glödner Henkel dieſes
Lied auf dem Klavier vorjpielen und fingen, fang auch ſelbſt noch,
o viel feine Kräfte erlaubten, mit, und ward jo dur Wort und
lang defjelben an jeinem Ende „in Jeſu Schoß und Hände be-
gleitet zu der ewigen Ruh“; denn gleic) darauf verichied er Fröhli
in jeinem Herrn. (Biündlein der Lebendigen von Bürfmann. 1748.
Graf Zinzendorf wendet den Schluß unjers Lieds auf jeinen
früh geichiedenen Sohn, Graf Chriſtian Renatus, an. Diejer Jüng—
ling, deſſen Lieder fo oft im Paſſionston erichallen (vgl. Marter
Gott, wer kann dein vergeffen), fingt von feinem Heiland: „So
wie er am verhöhnt’sten, jo iſt er mir am fchöniten; ich werd des
Blicks nie jatt und kann mich oft der Zähren vor Eindrud nicht
erwehren, weil Er mein Herz verwundet hat.“ Darum jagt der
Vater in jeiner Werfe: „Seine Lieder inculeiren uns das Gedächtniß
des Märtyrers Jeſu Ehrifti mit einer zärtlichen Ernithaftigfeit. Dieje
Gedächtnißkunſt hat bei ihm reuffirt. Dies glüdliche Gedächtniß war
Hi treu in den Fleinften und größten Umjtänden. Und jo hat's
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*
J n anı Ende in Freundes Schoß und Hände begleitet zu der ewigen
uh.“
21. Sei mir tauſendmal gegrüßt.
‚Eines von den ſieben Liedern Paul Gerhardts, welche unter
der Überſchrift „Baflionsjalve des heiligen Bernhardi an die Glied-
maſſen des Herrn Jeſu“ in den Geiftlichen Andachten, wie fie Ebeling
een 1662, als mehr oder minder freie Nachbildungen Ger—
ardt3 zuſammengeſtellt find.
Das lateiniſche Driginal des erjten Salve oder Grußes „An
die Füße des Heren Jeſu“ Tautet:
Salve mundi salutare,
salve, salve, Jesu care,
eruci tuae me aptare
vellem vere, tu seis quare,
da mihi tui copiam;
ac si praesens sis accedo,
imo te praesentem eredo:
o quam mundum hie te cerno,
ecce tibi me prosterno, -
sis facilis ad veniam.
Clavos pedum, plagas duras,
et tam graves impressuras
eircumpleetor cum affeetu,
tuo pavens in aspectu,
tuorum memor vulnerum ;
grates tantae caritati
nos agamus vulnerati :
o amator peccatorum,
reparator confractorum,
o duleis pater pauperum.
Quidquid est in mé confractum,
dissipatum aut distractum,
duleis Jesu, totum sana,
*
tu restaura, tu complana
tam pio medicamine; x
te in tua eruce quaero, —
prout queo corde mero:
me sanabis hie, ut spero, «
sana me et salvus ero ;
in tuo lavans sanguine.
Plagas tuas rubieundas
et fixuras tam profundas
cordi meo fac inscribi,
ut configar totus tibi,
te modis amans omnibus ;
duleis Jesu, pie Deus,
ad te clamo, licet reus, |
praebe mihi te benignum,
ne repellas me indignum
de tuis sanctis pedibus,
Coram eruce procumbentem
hosque pedes compleetentem,
Jesu bone, non me spernas,
sed de cruce sancta cernas
compassionis gratia ;
in hac cruce stans directe,
vide me, o mi dilecte,
ad te totum me converte:
esto sanus, die aperte,
dimitto tibi omnia.
Die treffende, aber jehr freie Bearbeitung Diejes innigen Hymnus
in unſrem Liede findet ſich — in der achten, wohl ins Jahr
1653 fallenden, Berliner Runge'ſchen Ausgabe der Crügerſchen
Praxis pietatis melica, welche nur in einem Nachdruck bei Caſpar
Nöteln in Frankfurt a. M. 1656 erhalten it.
Ein Zug herzinniger Anbetung weht durch dies Lied, welcher
es ung ——— macht, daß Gerhardts eigene Gattin das ver—
wandte Lied „an die Hände des Herrn Jeſu“: „Sei wohlgegrüßet,
guter Hirt“ ſich von ihrem Manne im Sterben vorleſen — als
ihre Augen bereits dunkel und ſchwach geworden waren. Wie er
es mit brechender Stimme und thränenden Augen getban, jo ſind
auch a. Baifionsffänge im Stande, Friede und Trojt ins Herz
zu geben,
Bejonders anfprechend ijt Vers 3, von dem aud Folgendes
erzählt wird. Engel Utjtiems, ein Banernmädchen aus Altenkamp,
tröjtete fich, als fie im jugendlichen Alter von 24 Jahren dem Tod
entgegengieng, mit den Liedern der Kirche. Zwei Tage vor ihrem
Ende hatte fie einen harten Kampf innerlich zu überwinden; da rief *
IR Herr a: ftehe mir bei! Verlaß mich nicht! „Meiche deinem
wachen Kinde, das auf matten Fühen fteht, Deine Gnadenhand
geſchwinde, bis die Angft vorübergeht.“ — Und wiederum erhob fie
ihre Stimme: „Seile mid, o Heil der Seelen, wo ih frank und
traurig bin; Nimm die Schmerzen, die mich quälen, und dem ganzen
Schaden hin, Den mir Adanıs Fall gebracht und ich jelbiten mir
emacht. Wird, o Arzt, dein Blut mich netzen, wird ſich all mein
sera jegen !* — In wahrer Freudigkeit gieng fie Abends Rogate
1730 von hinnen, mit leiſer Stimme die Worte betend: Er fennt
die rechten Freudenjtunden! (Chriftenbote 1845.)
In Bers 5 jcheint das ergreifende Lied Johann Heermanns, —
deſſen Melodie das unſrige gedichtet iſt: „Zion klagt mit Angſt w
Schmerzen“ durchzutönen. Wenn Gerhardt dort das ſchöne lateiniſche
Wort: Esto sanus, die aperte, dimitto tibi omnia (Sei gerettet! jage
offen; es 1 dir alles fein verziehn!) in die Worte umjchmilzt:
„Sprih: laß all dein Trauern jchwinden, ich, ich tilg all deine
Sünden!” jo erinnert das aufs bejtimmtejte an Heermanns Lied
3. B. „Doch jtellt alles Trauern ein, wo fan eine Mutter fein 2c.“
Was von Arndts „Wahrem Chriſtenthum“ erzählt wird, wie
dieſes Buch mehrfach auf ganz bejonders augenfällige Weije da und
Dort vor dem Zugrundegehen bewahrt und namentlid; einmal aus
einem heißen Ofen, in den es ein katholiicher Soldat geworfen,
unverjehrt wieder herausgezogen worden jei, das berichten uns Die
„Unfchuldigen Nachrichten“ vom Jahr 1715 aud) von dieſem Lied.
Nach einer am 6. Nov. 1715 in Zittau ausgebrochenen Feuersbrunſt
wurde beim Aufräumen der Brandjtätte ein in Zittau gedrudter
Bogen mit den drei Pajjionsliedern: „Jeſu, meines Lebens Leben“
— „Set mir taujendimal gegrüßet“ und „O Haupt voll Blut“ von
den Flammen unverjehrt aufgefunden. Diejes jeuerfreie Exemplar
der drei Lieder jei jofort, mit einer Gejchichte über den Hergang
zufammengebunden, auf der Rathsbibliothef in Zittau zu bejtändigem
Gedächtni an diejes Ereigniß niedergelegt worden — jedenfalls ein
Zeichen, wie hoch umd theuer dieſes Lied nebjt den andern allezeit
gehalten worden tit.
Die Melodie: Zion Hagt mit Angſt und Schmerzen.
22. 9 Haupt voll Slut und Wunden.
Die Perle von den Umdichtungen der jieben Salve des Bern—
hard von Clairvaux durch Paulus Gerhardt: „An Das leidende
Angeficht des Herrn Chriſti.“ Sie erjchien, wie das vorige Lied,
1653 und 1656. Das Original lautet:
Salve caput eruentatum, Salve, eujus duleis vultus,
Totum spinis coronatum, Immutatus et incultus,
Conquassatum, vulneratum, Immutavit suum florem,
Arundine sic verberatum, Totus versus in pallorem,
Facie sputis illita. Quem coeli tremit curia.
4
RE,
Omnis vigor atque viror
line recessit: non admiror,
- Mors apparet in aspeetu,
Totus pendens in defectu,
Attritus aegra macie.
Sie afleetus, sic despeetus,
Propter me sie interfectus,
Peecatori tam indigno
Cum amoris in te signo
- Tuae sanetae passioni
Me gauderem interponi:
In hac eruce tecum mori
Praesta crucis amatori,
Sub cruce tua moriar.
Morti tuae jam amarae
Grates ago, Jesu care,
(Jui es elemens, pie Deus,
Fac, quod petit tuus reus,
Appare clara facie, Ut absque te non finiar.
2
In hac tua passione
Me agnosce, pastor bone,
Cujus sumpsi mel ex ore,
Haustum lactis ex dulcore,
Prae omnibus deliciis.
Non me reum asperneris,
Nee indignum dedigneris,
Morte tibi jam vieina
Tuum caput hie inclina,
In meis pausa brachiis.
Das Lied in Gerhardts freier Umschmelzung wurde von einem alten
Lehrer „das Alpha jchöner Paſſionslieder“ genannt; und im der
That, iſt Bernhards Original Fräftig und eindringend, jo iſt doc
Gerhardts Lied Fräftiger umd inniger, wie aus dem tieferen Duell
evangeliſch-lutheriſcher Schrifterfenntnig und Glaubensinnigkeit er—
neut. Bunſen gibt den Inhalt jo an: „Der Glaubige ſtellt ſich im
Geist unter das Kreuz des leidenden Erlöſers, und es ergreift ihn
bei dieſem niederdrüdenditen und erhebendjten Anblide der Welt
geſchichte das Gefühl der zwiefachen perjönlichen Beztehung auf ihn;
er erkennt und fühlt auch fich ſchuldig Dev menschlichen Sünde, die
den Herrn ans Kreuz gebracht, aber auch theilhaftig der Gnade, die
von dem ewigen Opfer Chrifti für die ganze Welt gefloſſen, er
rahtt, daß unter dem Kreuz der rechte Platz für die Chriſten iſt,
und bittet um die Gnade, in der Betrachtung dieſes Anblids zu
bleiben, vornentlich an jeinem Ende, in der eigenen Todesnoth.“ —
Genauer möchten wir das Lied, wie e8 aus dem Geiſte des
Sängers entjtanden tft, in folgender Weiſe zeichnen. Er tritt unter
das Kreuz des Erlöfers und fieht auf zu dem Haupte V. 1 und
dem Angejicht ®. 2. 3. Da iſt feine Seitalt nod; Schöne; er bielt
feine Wange dar denen, die ihn rauften, fein Angeficht verbarg er
nicht vor Schmad) und Speichel Jeſajah 50, 6. Dennoch heißt er
dies Haupt und Antlib willkommen: Gegrüßet feiit du mir! und
fängt, mm ein trautes Gejpräch mit jenem Heiland an V. 4—10.
— V. 4 befennt er in Demuth jene Schuld; V. 5 bittet er in
Erinnerung der Liebe Chrifti um fein Erbarmen; V. 6 bietet er
dem Verlaſſenen am Kreuze feine herzliche Liebe an und V. 7 ver
* er ihm Treue bis in den Tod. — Darauf folgt Dank und
Bitte: Dank V. 8 für Jeſnu Tod als Troſtmittel unſers Todes;
Dum me mori est necesse,
Noli mihi tune deesse:
In tremenda mortis hora
Veni, Jesu, absque mora
'Tuere me et libera.
Cum me jubes emigrare,
‚Jesu care, tune appare,
O amator amplectende,
Temet. ipsum tune ostende
In eruce salutifera.
Bi pr,
48 F
-
Kreuze meinen letzten Ausblid jein V. 10. — So „pet an ihm
V. 1—5 die Hitze des Leidensfampfes am Holz,
Friede der Kreuzabnahme vorüber, gi jo, daß je — je mehr
Chriſti Tod ſeinen Tod zeichnet und der Todte ihm lebendig er—
ſcheint als ——— ſeines Todes. Der Tiefpunkt des Liedes
liegt in V. 4, der Mittelpunkt in V. 6, der ——— in V. 10.
— Dieſer letzte Vers, in welchem die Gedanken am vollſten aus—
münden, ruht auf einer dreifachen Erinnerung. Fürs erſte auf
Bernhardi Wort: temet ipsum tune ostende in eruce salutifera,
Fürs andere auf Valerii Herbergers Wort in „Walet will ich bir
geben“: „Erjchein mir in dem Bilde zu Trojt in meiner Noth,
wie du, Herr Chriſt, jo milde dich hajt geblut zu Tod.“ (1613.)
ürs dritte auf dem denkwürdigen Wort, das Luther, als er im
ahr 1542 vom Begräbniß jeines dreizehnjährigen, von ihm herz—
lich geliebten Töchterleins Magdalena kam, zu Ph. Melanchthon
jagte: „Wenn das Kind jollte wieder Tebendig werden und jollte
mir das türkische Königreich mitbringen, jo wollt ichs nicht an-
nehmen. O, wer jo jtirbt, der ſtirbt wohl. Selig find die Todten,
die in dem Herrn jterben!” Das Mägdlein hatte ihm fur; vor
ihrem Berjcheiden, als er fie fragte: „Magdalenchen, mein Töchter-
lein, Du bleibjt gern bier bei deinem Vater und ziehejt gern
jenem Vater?“ geantwortet: „Sa, berzer Vater! wie Gott will“
und jtarb dann in Findlichem Glauben. Darum hat Luther, jo
tief betrübt er auch über ihren Verluſt war, dem Wittenberger
Volk, das ihm jein Mitleid über feine Betrübnig ausdrüdte, erflärt:
„Es joll Euch lieb fein, ich habe einen Heiligen gen Himmel ge
Ichiet, ja, einen lebendigen Heiligen! O hätten wir einen folchen
Tod. Sold Ende wollt ich auf diefe Stund annehmen.“ Und da
das Töchterlein in den Sarg gelegt war, jprad er: „Du Liebes
Lenigen, wie wohl iſt dir eben. Du wirjt wieder auferitehen
und leuchten wie ein Stern, ja, wie die Sonne.“
Die Segensſpuren des Lieds reihen ſich um zwei Brennpunfte.
Der erjte it V. 4, das demüthige Schuldbefenntnig unter dem
Kreuze, von dem man jagen möchte: hier ift mehr, denn der Zöllner
im Tempel! -
Ein Fatholiiher Mann aus Böhmen, geboren im Jahr 1780,
war durch das Lejen der Bibel für den evangeliihen Glauben ge-
wonnen. Als er mın in jeinem Herzensdrang zum erjtenmal eine
evangelische Kirche bejuchte, um dort das lautere Wort Gottes pre=
digen zu hören, vernahm er den Gejang diejes Liedes. Dadurch
befam er einen jo tiefen Gnadeneindrud, daß es ihm war, als
ſpräche jemand zu ihm: „Wirf alle deine Sünden auf das Lamm
Gottes.“ „Ich ſchwamm, jo erzählt er jelbit, in Freudenthränen,
ich jah im Geiſte Jeſum, als jähe er —* freundlich an und fragte
mich: ‚Willſt du noch durch deine eigene Gerechtigkeit ſelig werden?
Nein, nein, Herr Jeſu! erwiderte ich. Schau her, hier ſteh ich
Armer, der Zorn verdienet hat, Gib mir, o mein Erbarmer, den
1m. Paſſion. Nr. 22. 49
Anblid deiner Gnad.“ Und nun lebte er treu dem Evangelio als
ein evangeliicher Chriſt. (Basl. Samml. 1825.
Als der jelige Spangenberg, Biſchof der Brüdergemeinde, fein
Jubiläum feierte, fonnte es der Bruder, welcher die Feitpredigt
hielt, nicht unterlaffen, ins Rühmen zu gerathen. Da ſtand
Spangenberg bald auf umd gab, wie es Sitte ift in der Brüder-
gemeinde, ein Lied an. E3 war der Vers: „Mein Heil, was du
erduldet, iſt alles meine Lat; Sch, ich Hr es verjchuldet, was
du getragen haſt. Schau ber, hie jteh ich Armer, der Zorn ver-
dienet hat: Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblid deiner Gnad!“
— Da mußte es wohl recht heißen: Freund, rüde hinauf! wenn
ihm bald der Herr auch den Wunjch erfüllte, den er zu gleicher Zeit
ausſprach: „Hab ich wie Simeon den Gott- und Menichenjohn
ier an mein Gerz gedrüdet, Will ich, jobald mirs glüdet, im
EP auf jein Leiden aus diejer Hütte jcheiden.“
Jene Worte gebrauchte auch der jelige Stadtpfarrer Dann in
Stuttgart gar oft und eindringlich in jeinen Predigten und Schriften.
Sie waren noch unter den legten Worten, mit denen ich jein
bußfertiger Geiſt der Ewigkeit entgegenitredte. Auf jeinem Sterbe-
lager nahm er nemlich oft jein ganzes Leben in Einen jchmerzlichen
Überblick und erflärte es für ein verfehltes, fich jelbjt für eine un—
geitige Geburt — überall Halbheit und Zurücbleiben, überall etwas
erfommenes und Unreifes, und das meiſt aus eigener Schuld. „Es
wäre, ſetzte er in einer einzelnen ſchweren Stunde hinzu, vielleicht
rathjamer für mich gewejen, eim einfacher Tuchmacher geworden zu
jein, als ein Prediger des hohen Evangeliums; dann hätte ich Feine
jo jchwere Lait der Berantwortung auf meiner Seele und könnte
ruhiger von binnen jcheiden, als jetzt, da jo viele taujend uniterb-
liche Seelen auf meinem Gewifjen liegen. Wie werde ich für alle
Nechenichaft. ablegen können? Wie anders, jebte er betend hinzu,
als mit den Worten: ‚Schau ber, bie jteh ich Armer?* „So
erfüllte es jich auch an Dann auf rührende Weiſe“, — ſetzt A.
Knapp in feiner Chriftoterpe 1847, wo er dies berichtet, hinzu, —
„was der jel. G. C. Rieger in einer Predigt jagt, daß ein evan-
geliicher Prediger, auf dejien Herz und Gewiſſen jo viele unſterb—
liche Seelen gelegt jind, zwar getrojt, aber nicht wohl freudenvoll
jterben könne.“
Die edle Schriftitellerin, Maria Nathuſius, jagt über Dieje
Worte in ihrem Tagebuch am Karfreitag 1850: „Schau ber, mem
lieber treuer Heiland; ich bin jo ſchwach und arm, deine Liebe it
o groß, jo reich, jo ohne Schreden. Bin ich denn auch ſchwach,
er Mutter jind die schwachen Kinder am Liebjten, weil jte die |
bilfsbedürftigiten find. O halte mich im deiner Liebe! Was aud)
die Welt dazwiichen bringt, ich, bin dein und du bältit mich an
deinem Herzen !“
Dazu gehört auch noch V. 5 mit feiner Anfangsbitte. Cine
Tochter erzählt von den treuen Augen ihrer jeligen Mutter im der
legten Nacht, da fie für dies Erdenleben eingeichlaien war: „Ach,
Herr Paſtor, o die Lichtitrablen, welche in dieſer Nacht aus diejen
Koh, Kirbentied. VIE. 4
Be I © | — ,
lieben Augen leuchteten, als ich mit ihr beten mußte: ‚Erfenne mid
y mein Hüter; mein Hirte, nimm mich an!“ wie fan ich das jemals
vergeffen, und wo ſoll ichs denn wiederfinden auf dieſer Erde?“
(Möller, Unterweifung in den 10 Geboten.)
Der andere Brennpunkt, um welchen die Segensftrahlen diejes
Lieds fich herlegen, find die beiden letzten Verje. Dr. ©. 9. ©
* Lübeck hat recht — t, als er verkündigte, der Gerhardt'ſ
eufzer: „Wann id) einmal foll ſcheiden“ werde, wie ehemals das
alte Sterbelied: „Herr Jeſu Ehrift, wahr'r Menſch und Gott“ vielen
Abſcheidenden tröftlich gewwejen, noch manche Seele zum Himmel be-
gleiten. Es jeien unter vielen Fällen nur folgende angeführt, drei
ans dem vorigen Jahrhundert.
Als am 24. Juni 1757 Tobias Kutjchera, eine Zierde der
mähriſchen Brüdergemeinde zu Berlin, als jechsundadhtzigjähriger
Greis auf dem Sterbebette lag, befuchten ihn mehrere Brüder und
fanden ihn ohne Bewußtjein, 1 daß fie vermutheten, jein Ende jei
nahe. Da jtimmten fie die lebten Verſe diejes Liedes an; und fiehe,
alsbald ward jein Geift wieder lebendig, und er fieng an, mit
Ihwacher Stimme mitzufingen, bezeugte auch dabei: „Ich bin doch
noch niemals jo vergnügt geweſen, wie jet; ich bin jchon mehr
beim Heiland, als bier. , wie tröjten mic Jeſu Wunden und
Schmerzen über den feinen Schmerz, den ich noch auszuſtehen
babe.” (Nachr. aus der Briüdergem. 1842.)
Auch dem twadern, glaubenzitarfen Landichaftstonjulenten Joh.
Jak. v. Mojer in Stuttgart (f 1785) verjüßten jene Verſe des
Todes Bitterfeit. Als der jterbende Greis zum Tode matt in jeinem
Lehnſeſſel lag, betete fie noch über ihm in den legten Minuten einer
feiner treuften Herzensfreunde. Da zog ſich über jein Angeficht
ein fanftes Lächeln, wie das eines Kindes, mit dem die Engel reden,
und ſein Tod war das Einjchlafen des Gerechten.
Als im Jahr 1798 für Chriſtian Friedrih Schwarz, der mit
fo großem Segen von 1750 an als Miſſionar auf der malabariichen
Küſte Oftindiens gearbeitet hatte, die Zeit des Abſcheidens gekommen
war, jtanden feine malabariichen Gehilfen um fein Sterbebett, auf
dem er noch allen, die um ihn waren, ein treuer Lehrer umd ein
Beiſpiel der Demuth, des Glaubens, der Geduld und Hoffnung war.
ALS er nun das Nahen des Todes fühlte, rief er: „In deine Hände
befehle ich meinen Geiſt, dur haft mich erlöfet, dur getreuer Gott!“
worauf ihm die malabarischen Miffionsgehilfen in ihrer Sprache die
legten Verſe dieſes Liedes zum Todesichlafe fangen. Ofters ſtimmte
er noch mit ein, bis fein Odem ausgieng und er dann in den
Armen feiner treuen und herzlich dankbaren Mitarbeiter verjchied.
(Basler Miffionsnachrichten.)
— Aus unſrem Jahrhundert knüpfen ſich vier Fälle an berühmte
amen.
Graf Leopold Friedrich zu Stolberg, einer der hervorragendſten
Dichter auf der Schwelle unſers Jahrhunderts, war zur katholiſchen
Kirche übergetreten. Als es aber im Dezember 1819 zum Sterben
gieng, waren es zunächſt die Schriften von Claudius und die Lieder
* —
1. Paſſion. Nr. 22. 51
von re an — er ſich erquickte, dann die heilige Schrift,
aus welcher er nie abgelaſſen hatte ſeine Erbauung zu jchöpfen.
In den legten Stunden endlich tönte — die katholiſchen Kirchen—
ebete noch einmal das evangeliſche Kirchenlied. Die Tochter des
rafen, Julia, kniete nieder und betete: Wann ich einmal ſoll
ſcheiden, ſo ſcheide nicht von mir! Stolbergs letztes Wort war ein
reis der Gnade, welche ſich des Sünders erbarmt, und mit dem
ruße: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus! gieng er hinüber. (W. Baur,
Geſchichts- und Lebensbilder II.)
Als der ehrwürdige Simeon Nürnbergs, der Kaufmann Johann
Tobias Kießling, unter einer ſchmerzlichen Krankheit ſich im Februar
1825 dem Tode näherte, erweckte Gott fromme, liebe Leute, die zu
dem alten Kinderfreund mit Kindern giengen, um demſelben Lieder
des Lobes ſeines Herrn und der Liebe und des innigen Gottver—
trauens zu ſingen. So hatten ſie ihm ſchon manchen Tag zum *
Labſal in ſeinen Leiden manch ſchönes Glaubenslied geſungen; da
lag er am Abend des 27. Febr., als fie ihn abermal mit dem y
fingenden Kinderhäuflein bejuchten, in einem janften Schlummer, |
ie; nun jangen fie am Bette des theuren Sterbenden mit leijer, N
liebender Stimme in jeine Himmelsträume hinein die legten Verſe *
rl feines Lieblingsliedes. Hierauf jchlummerte er in den Todes- 5
9 ummter hinüber, wie ein jeliges Kind, welches müde it, das Er
aber in lieben, innig nahen Mutterhänden einjchläft. (Schubert, *
Altes und Neues. II.) ha
Der Liebesthätige Prediger Joh. Jähnike an der böhmtjchen y
Bethlehemslirche zu Berlin, lag den 21. Juli 1827 am Sterben. *
Da bezeugte er es allen ——— „Ich habe den Herrn in 3—
meinem ganzen Leben treu erfunden“, und hierauf ſangen dieſelben *
mit ihm die zwei letzten Verſe dieſes Lieds. Als ſie nun bei den’
Worten: „Wer jo ſtirbt, der ſtirbt wohl“, ſein ehrwürdiges An—
eſicht betrachteten, war er in ſeinem lieben Herrn ſchon ſanft ent— =
hlummert. Auf jein Grab aber jeßten jie die Worte: „Ich lebe -
und ihr jollt auch leben!“ (Evangeliiche Kirchenzeitung. 1827.) 4
” Der jtets noch in gefegnetem Andenken jtehende Stadtpfarrer e
Friedrich Köftlin in Ehlingen wurde, nachdem er kaum zuvor feine >
4 R ⸗
Eu ü——
Confirmanden um ſein Krankenbett verſammelt und unterrichtet
Be am Sonntag dem 24. Augujt 1828 von einer großen Bangig-
eit befallen. Da richtete er fich auf im Bette und betete: „Wann
mir am allerbängsten wird um das Herze jein.“ Dann aber jagte
er: „Doch jo weit ijt es noch nicht; es muf noch ganz anders kom—
men.” Uber auf einmal ſank fein Haupt auf die Anıft, und er war
daheim bei feinem Herrn. (Ehriitenbote. 1832. Nr. 35.)
Auch auf dem Schlachtfelde bewährte fich die Kraft dieſer Ger
bardtichen Seufzer : |
Dr. Koh. Phil. Frejenius, Confistorialvath und Senior zu Franl- $
—* a. M., erzählt in feiner Schrift: „Merkwürdige Nachricht von
er wunderbaren Belehrung eines großen Naturaliiten. 1759“, wie i
er nach der blutigen Schlacht bei Bergen am 13. April 1759 zu
he Zu 1a
dem in derjelben tödtlich verwundeten und nad Frankfurt gebradıten }
4r |
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52 1. Paſſion. Mr... —
-_
General ©. E. v. Dyhorn gerufen worden jei und den dem Tod
verjallenen Mann durch feinen Zuſpruch von dem großen Unglauben
feines Herzens befehrt und zur Erkenntniß Chriki gebracht habe,
alſo daß derſelbe bei jeinem zweiten Beſuch ihm die zwer lebten
Verſe diejes Liedes zugerufen und einmal übers andere wiederholt
babe. Er erklärte fie für jeinen feiteiten Halt und ſprach damit
feine Zuverficht zu Jeſu aus, der ihm nad) langem Leugnen jeiner
Gottesſohnſchaft nun jein Ein und Alles geworden jet.
Generallieutenant von Gersdorff fiel bei Sedan 1870, von
einer feindlichen Kugel durchbohrt. Bewußtlos janf er vom Pferde;
als er aber aus jeiner Ohnmacht erwachte, betete er: „Wenn i
einmal joll jcheiden, jo jcheide nicht von mir!“ (Vgl. Macs mit
mir Gott nad) deiner Güt'.)
König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1713—1740), der
Vater Friedrichs des Großen, hatte in jeinem legten Willen ver-
ordnet, daß bei jenem Begräbnijje die Hautboijten dieſes Lied
blajen jollten.
Indem wir betreffs der Melodie auf das Lied: „Herzlich thut
mich verlangen“ jelbjt verweijen, bemerten wir, daß auch *
großen Tonſetzer von den Tönen unſers Liedes ausgiebigen Ge—
brauch gemacht haben. Außer Telemann und Händel iſt es vor—
zugsweiſe J. S. Bach, welcher am glänzendſten in der Matthäus—
Paſſion dieſe Stimme der Kirche verwendet hat. An fünf Stellen
bat er die Melodie eingeflochten. „Auf das Wort Neju: ch werde
den Hirten schlagen! fingt der Chor: ‚Erfenne mich mein Hüter‘
(E-dur). An das Veriprechen des Petrus: Und wenn ich mit dir
jterben müßte, jo 2c. jchließt ſich das Gelübde: Ich will hie bei
dir stehen!" (Es-dur). Nachdem erzählt worden ijt, wie Jeſus bei
dem Verhör vor Pilatus zulegt gejchwiegen und jeine Sache dem,
der da recht richtet, anheimgejtellt hat, erklingt in derjelben Melodie:
‚Befiehl du deine Wege! (Drdur). Die Verunehrung des heiligen
Hauptes Jeſu durch Dornenfrönung und Schläge findet ihr Gegen-
ipiel in: O Haupt voll Blut und Wunden und ‚Du edles Ange-
ſichte“ (D-moll). Endlich heit es: Jeſus neigte das Haupt und
verichied; darauf wird gefungen: ‚Wann ich einmal joll jcheiden‘.
Sn dieſem Zuſammenhang vorgetragen gehört unjer Choral zu dem
Ergreifenditen, was es ın —8 Muſik gibt. An dieſer Stelle iſt
er aber auch, ſeiner phrygiſchen Tonart entſprechend, mit den zar—
teſten und kräftigſten Akkorden harmoniſirt; die häufig angewendeten
Vorhalte und chromatiſchen Töne löſen ſich in der anſprechendſten
Weiſe auf, und vollends der Schluß läßt den tiefſten Eindruck im
Gemüthe des Hörers zurück.“ (Greiner, Schulliederſchatz.)
23. Die Seele Chriſti heilge mid.
Von Dr. Johann Scheffler, genannt Angelus Silejius (1624
— 1677), veröffentlicht in „Heilige Seelenlujt over Geiltliche Hirten-
!ieder, Breslau 1657“, zweites Buch, mit der Überjchrift: „Die
Pſyche bittet, daß ihr Jeju Leiden möge zu jtatten kommen.“
——
m. Baiffon. Nr. 23. 53
Es ift eine Übertragung de3 Lateinifhen Ad communionem,
welches nad) Daniel Thesaurus hymnologieus I. lautet:
Anima Christi sanctifica me, Intra vulnera tua absconde me,
Corpus Christi salva me, Et ne permittas, me separari a te,
Sanguis Christi inebria me, Ab hoste maligno defende me,
Aqua lateris Christi lava me, In hora mortis meae voca me,
Passio Christi conforta me: Et jube me venire ad te,
O bone Jesu exaudi me, Ut cum sanctis tuis laudem te
In saecula saeculorum.
Worüber Rambah in feiner Anthologie I. jagt: „Dies Lied tit
eigentlich ein Gebet und kommt als ſolches jchon in Andachtsbüchern
des 14. Kahrhunderts vor, ijt aber im neuern Zeiten unter die
Kirchengefänge am Frohnleichnamsfeite aufgenommen.“
Die Bearbeitung von Scheffler ift in der evangeltichen Kirche
lange Zeit überaus beliebt und wohl gebraucht gewejen, wofür
manchfache Spuren aufzuweisen find.
Samuel Lau, Superintendent von Wernigerode (1703—1746),
ein Diener Gottes, von dem einſt ein Profeſſor zu Nena zu einem
Candidaten ſagte: „Sie fommen zwar zu einem Mann, der Lau
eißt, aber jein Eifer für Jeſum iſt brennend und feurig“, wurde
ühe aus diefer Welt genommen. Auf jeinem erbaufichen Sterbe-
bette war unter den letzten Kämpfen unfer Lied fein Hauptlied,
davon er fagte: „ich kann es nicht eher hinweg geben, bis ich
hinüber bin!“ Er ftand gänzlich im Glauben an Jeſu Wunden
und hob wie zum Eide die Finger empor mit den Worten: „So
wahr Jeſu Blut Jeſu Blut ist, kann ich Ächwören: im Herrn babe
ich Gerechtigkeit und Stärke!"
M. Iohann Ferdinand Seiz, Stadtpfarrer zu Sindelfingen
(1738—93), von dem bezeugt ift: „Wie geglaubt, jo geredet, jo
elebt, jo geſtorben“, hat in der Nacht vor feinem feligen Ende
* Sohn Friedrich Chriſtof gebeten, ihm das Lied zu ſingen:
„Die Seele Chriſti heilge mich“, das ihm allezeit ſo lieb geweſen.
Der Karfreitag 1800 war im elterlichen Hauſe des ſel. In—
Blumhardt in Baſel ein tiefeinſchneidender Gedenktag. Der
ohn, Gottlieb, war als Candidat auf den Wunſch ſeines ſterbenden
Vaters nach Heslach bei Stuttgart gegangen, um dort die Feſt—
predigt zu halten. Indeſſen hatte der Water, ein gottesfürchtiger
Schuhmacher zu Stuttgart, durch feine Frau em einfaches Mahl
urichten laſſen und zu demselben in aller Stille recht bewährte
rüder eingeladen. Er ſelbſt Heidete ſich ganz weiß und reinlich
an; der Tiſch wurde vor feinem Bette aufgeftellt und die Bänke
daneben. o empfieng er denn feine heimkehrenden Kinder mit
einem Lobgejang. Sodann sprach der chrwürdige Patriarch ein
Gebet, das wie von Flügeln des Geiftes getragen war. Nach dent
Amen jtellte er jeinen Kindern vor, wie die Sterbeitunde des Herrn
Jeſu auch fein Sterbejtündlein fein werde; aleichwie aber der Herr
mit feinen Jüngern zuvor noch ein Abichieds- und Liebesmahl ne
halten, fo möchte auch ev noch das Mahl mit ihnen halten, ehe ex
4 TER“ PEN CE — {m
54 MI. Paſſion. Nr. 4: |
ſcheide. Darauf fieng er mit lauter, Hangreicher Stimme an, das
herrliche Lied zu fingen, in das eins ums andere einjtimmte:
Die Seele Ehrifti heilge mid,
fein Geiſt verſetze mich in ſich!
Als es bis zu Ende gefungen war, folgte das Mahl, mit einer
himmlischen Unterhaltung gewürzt. Man vergaß über dem heiteren
Meien des Waters, daß er ein Sterbender war; er fam ganz ins
Aubiliren hinein, al3 er davon ſprach, daß er nun bald, mit dem
Brautichmud der Gerechtigkeit Chriſti angethan, droben jein Halle
lujah anftimmen werde. — — Nach der Mahlzeit, als Tiih und
Bänke entfernt waren, ſprach er: Nun denn, meine lieben Kinder,
knieet dem Alter nach an mein Bette nieder, damit ich euch meinen
väterlichen Segen ertheile. So fniete eins ums andere nieder und
erhielt unter Handauflegung jedes jeinen bejonderen Segen. Gott-
lieb, der Liebling des Vaters, empfieng das prophetiiche Wort:
Dih wird der Heiland jo jegnen und mit feines Geiſtes Gaben
aljo ausrüften, daß du einſt ein gejegnetes Werkzeug feiner Gnade
unter den Heiden fein wirt! — Zum Schluß betete er nochmals
aus bewegtem Herzen und mit einigen Verjen von allen jchloß der
Eee Abſchied. — Wenige Stunden darauf jchlief er janft und
ftille ein zum jeligen Erwaden in der ewigen Heimat. (Djtertag,
Entjtehung der Basler Miſſion. 1865.)
Melodie: Nun laßt ung den Leib begraben, oder Herr Jeſu
Chriſt, meins Lebens Licht.
24. Der am ren ift meine Liebe.
Gedichtet von Joh. Ernit Greding, Rektor in Hanau (1676—
1748), und zuerit erichienen in: „Hanauiſches fingendes Zion“ 1723;
dann in Wiürttemb. Gſgb. 1730, 1741, 1842.
Es gründet ſich auf das befannte Wort des heiligen Iquatius,
Bischofs von Anttochten, welcher in einem Brief an die Chriften im
Rom, kurz vor jeinem Tod daſelbſt durch die Zähne der wilden
Thiere, jchrieb: „Lebend jchreibe ich euch, aber Liebevoll verlangend
zu jterben. Meine Liebe ift gefreuzigt und es iſt in mir Fein melt-
liebendes Fener mehr.“ Es geht die Sage, daß er durd Trajan
als einer verurtheilt worden Ri der da behaupte, daß er den Ge—
kreuzigten im jich trage; ja die noch wunderjamere Sage, man habe
die Worte: „meine Liebe tft gefreuzigt“ in dem Herzen des Ignatius,
al3 e3 nach jeinem Tod geöffnet wırde, mit goldenen Buchitaben
eingefchrieben gefunden, wozu ein Alter für jeden Leſer die beher-
zigenswerthe Bemerkung macht: „ichreibe du's mit dem Griffel des
Geiſtes in die fleifchernen Tafeln deines Herzens.” — Dieje Worte
waren denn auch der Wahlſpruch von Anna Maria Schurmann,
der gelehrten Utrechtijchen Jungfrau, gewöhnlich nur die Minerva
des 17. Jahrhunderts genannt, welche ſpäter zu der reformirten
Sekte der in Holland, Weitfalen und Wejtfriesiand von 1670 an
verbreitet gewejenen Labadiſten übertrat und mit diejen unter Beob-
>
VERLIEREN, AN N,
1. Paſſion. Nr. 4. 55
achtung jtrenger und jchwerer Vorjchriften jich der Heiligkeit befliß,
2 De hö 5 Grad der Tugend zu erreichen. 5 rip
Zunächſt veranlagt durch dieſen Wahljpruch dichtete Phitipp
v. Zejen in Hamburg, der gelehrte Stifter der deutjchgejinnten Ge—
noſſenſchaft (1610—1680) das Lied: „Welt, tobe wie du willt und
wüthe”, das bei jedem Verſe den Refrain hat: „Denn ob mid
Welt und Luft Schon triebe, bleibt doch gefreuzigt meine Liebe“ und
fih in jeiner Schrift: „Hochdeutſcher Helifon, ander Theil, Witten-
berg 1641“ findet. Nicht lange darnad) erjcheint in den im Jahr
1668 von Ahasv. Fritich herausgegebenen „Sejusliedern” ein bald
dem Joh. Menter, bald dem Ernjt Stodmann fälſchlich zugeſchrie—
benes Lied, das dieſen Wahlipruch an der Spite jeden Verjes trägt
und bald in den meilten Kirchengejangbüchern eingebürgert war:
„Der am Kreuz tjt meine Liebe, meine Lieb’ ijt Jeſus Chriſt.“ —
Ebenjo erjcheint in dem von Tribbechovius BEFOISDERE DEREN Bude:
„Die gefreuzigte Liebe, Gotha 1676.” das Lied defjelben: „Meine
Liebe hängt am Kreuz, ich will ihn dajelbjt umfaſſen.“ Es iſt von
ihm „nad; des Ignatius Wort“ verfaßt, weil Herzog Ernjt von
Gotha, deſſen Generaljuperintendent er war, „Ihren gefreuzigten
Sefum zu Ihrem Tiebjten Symbolo erwählten.“ — Die letzte und
reifite Blüte aber, weldhe aus jenem Wort erwuchs, ijt Gredings
inniges und tiefgreifendes Lied geivorden.
Allerdings beruht zunächſt dieje Auffallung des ignatiantjchen
Wortes auf einem Mißverſtändniß. Es Liegt in — kein
anderer Sinn, als der: „Andre mögen andre Liebe haben, meine
Liebe iſt gekreuzigt oder in Chriſti Tod verſenkt. Meine Lebensluſt,
die ich von Natur wohl hätte, iſt an's Kreuz mit Chriſto geſchlagen
und damit abgethan. Jetzt liebe ich nur abzuſcheiden und bei Chriſto
zu ſein.“ Inſofern hat Philipp von Zeſen ganz Recht; aber ebenſo
auch das Fräulein Johanna Chriſtiana von Ende, eine edle Kreuz—
trägerin, ſo von Angeſicht als an der Seele. Chriſtian Gerber
erzählt, ihr Leibſpruch, den ſie in ihre meiſten Bücher ſchrieb, ſeien
die Worte geweſen: „Jeſus, meine Liebe, iſt gekreuziget.“ Als er
ſie nun über dieſe Worte des Ignatius belehret, wie unter „meine
Liebe“ nicht Jeſus, ſondern die eigene Liebe zu verſtehen ſei, und
Ignatius jagen wolle: „Meine eigene Liebe iſt mir getödtet, ich bin
mir abgeitorben”, jo habe jie mit großer Herzensfreude ausgerufen:
„Ei, jo habe ich alles beides. Meine Liebe iſt gekreuziget, denn
ich liebe nichts mehr in der Welt, und aljo ijt der Gekreuzigte
meine Liebe.“
Ein preußifcher efngier war in feinen jüngern Jahren irgendwo
auf Werbung. Da jchrieb er, weil er mit jeinem Wirthe wenig nach
einem Sinne reden fonnte, vor jeiner Abreife oben über die Thüre
eines Zimmers die Worte: „Der am Preuz iſt meine Liebe,“ Als
er Wirth nun wieder in das jebt leer ſtehende Zimmer fam, um
aufzuräumen, fielen ihm diefe Worte in die Augen, und nachdem er
fie Bel blieb er eine Zeit lang darüber nachjinnend jtehen. End—
lich rief er feine Fran herbei, ihr die Worte des Offiziers zu zeigen,
und auf dieſe machten fie noch einen tieferen Eindrud, alſo daß jie
: rl Da an a
Du a en
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— u
56 MM. Paffion. MB. N
u ihrem Manne ſprach: „Ad, mit uns ftehts nicht, wie's ftehen
* wir fennen ja den Mann am Kreuz noch nicht, noch viel
weniger lieben wir ihn. Und doc hat er ums fo Fe geliebt !*
Alsbald wurden die beiden in —— Augenblick von Chriſto er—
griffenen Ehegatten eins mit einander, von nun an darauf aus—
zugehen, daß ſie den am Kreuze kennen und lieben lerneten. Das
elang ihnen denn auch bald mit Hilfe ihres treuen Seelſorgers,
em In fi) anvertrauten. Als nach Berfluß eines Nahres ber
Offizier wieder in »arr Gaſthofe einkehrte, eilte ihm der Wirth
voll freudiger Dankbarkeit entgegen, fiel ihm um den Hals und
füßte ihn. Der hatte feine Ahnung davon, was unterdeſſen fein
mit Kreide an a Wahlipruch gewirkt hatte und wie er
nun mit dem Griffel des Geiftes in die fleiichernen Tafeln zweier
unjterbliher Menjchenherzen unauslöjchlich eingejchrieben worben
war. Bald aber erfannte er in den alten Belannten zwei neue
Menschen und betete mit dankendem Sinne an vor der allwirffamen
Gnade des Herrn. Nachdem alle drei noch zum treuen Anhangen
an Jeſu fich unter einander gejtärft und verbunden hatten, jchied
der Werbeoffizier von dem danfbaren Ehepaare, das ihn mit
Ve en begleitete dafür, daß er fie angeworben habe zu
der Fahne Jeſu Chriſti. (Nach Heinrichs Erzählungen über evang.
Kirchenlieder. 1849.)
Michael Hahn, das Haupt der fogenannten Michelianer in
Württemberg, den Gott in der Wüſte eines unglaubigen und lauen
Beitalter8 als Weckſtimme gebrauchte, wurde durch dieſes Lied, als
er es im Jahr 1775 als fiebenzehmjähriger Jüngling mit der Ge-
meinde zu Altdorf im der ua fang, gründlich erwedt. Der
Geiſt Gottes drüdte den Inhalt deijelben jo tief in feine Seele ein,
daß er von nun am fich entichloß, zu Feiner Luftbarkeit mehr zu
gehen und lieber zu fterben, als den am Kreuze mur noch einmal
zu betriben. 4
Der Verfaſſer jelbit jtand in der Ubung feines Liedes. Wohl
hatte er als begabter Schulmann 1716 den Faijerlichen Dichter-
lorbeer erlangt, allein ihn verlangte vielmehr, die „Kränz’ umd
Kronen der Liebe im een zu verdienen. Es war bei ihm
von Herzen geredet, was V. 3 jteht: „Ich erwähle dieje Plage und
der Liebe Liberei (Livree), jtatt der alten quten Tage und der Ehren
Phantaſei.“ Und jo wirkte er aud als Prediger zu Altheim die
legten dreißig Jahre jeines Lebens. Am Karfreitag hatte er noch
„Den am Kreuz“ predigen dürfen und in der Djternacht gieng er
heim zur Krone feines Herrn.
Melodie: Werde munter, mein Gemüthe.
25. WMWarter Gottes, wer kann dein vergeſſen.
Bon Ehriftian Renatus, Graf von Zinzendorf, dem jugendlichen
Zeugen der Brüdergemeinde (1727—52), gedichtet und in's Gejangb.
der evang. Brüdergemeinen 1778 ri a Wenn Spangenberg
von ihm fchreibt: „Seine jchönen Lieder zeugen davon, daß jein
ih u ee ee Ai Me ee ee
a Du
ba a Ba Ka Er al TRITT fi — 1 = rn x * J 4 I
— IM. Paſſion. Nr. 25. 57
ganzes Herz von der Liebe Sr erfüllt war”, jo trifft dies vor
allem auf dieſes — Paſſionslied zu. Ein beſonderer Segen
aber ruht auf dem letzten Verſe:
Die wir uns allhier beiſammen finden,
—6 unſre Hände ein,
ns auf deine Marter zu verbinden,
dir auf ewig treu zu fein;
Und zum Zeichen, daß dies Lobgetöne
deinem Herzen angenehm und jchöne,
jage Amen! und zugleich:
Friede, Friede jei mit euch!
Wie oft diejes Lied al3 Bundeslied gläubiger Seelen den Beichluf
von traten Gejprächen, erniten Verhandlungen und jchönen Gottes-
dienjten gebildet habe, iſt nicht zu jagen.
Im engften Familienkreis finden wir es in folgendem Fall.
Zu Gräfenhaynichen in Sachen, dem Geburtsort des theuren Paulus
Gerhardt, Tebte ein alter Getjtlicher. Dem hatte der Herr den
Jakobsſegen gegeben, zwölf Söhne und dazu eine Tochter, und er
atte die —** erlebt, daß alle zwölf im heiligen Predigtamt
tanden, — aber der eine hier, der andere dort: zwei in den
deutſchen Oſtſeeprovinzen, einer in Amerika, einer in der Miſſion
Indiens, die andern in der Kurmark und Neumark, in Sachſen,
Pommern und Schleſien. So oft nun ſein Geburtstag herankam,
zogen von allen Himmelsgegenden Briefe in das Pfarrhaus, und
die Tochter hob alle auf, bis der Tag da war, und legte ſie der
Reihe nach, wie die Söhne im Alter folgten. Als aber der achtzigſte
Geburtstag des würdigen Greiſes kam, hatte die Tochter ſeit langer
Zeit den Lieblingswunſch auszuführen verſucht, alle Brüder zu dieſem
Feſte zu vereinigen. Heimlich, wie fie es angelegt, waren auch alle
am Borabend des Feltes eingetroffen. So warteten fie am früben
Morgen im Sale des Pfarrhaufes auf den Eintritt des theuren
Baters. Beim Aufftehen fragte er nad) den Briefen und die Tochter
verficherte, es ſei auch nicht eim einziger eingelaufen. Als jedoch
der Vater befremdet fie anſah, geftand fie, es jeien die drei Brüder
aus Pommern jelbjt gefommen, um den Bater zu beglüchtwünfchen ;
fie warten im Nebenzimmer. Er erhebt fich, um zu ihnen zu geben,
muß fich aber wieder niederjegen, als die Tochter ihm ſagt: Water,
nicht drei; es find fjechs Brüder bier! Der reis faltet ftill feine
Hände zum Gebet, richtet fich zum andernmale auf und ſinkt zum
andernmal in den Lehnituhl zurüd, als die Tochter unter Thränen
ihm geieht, es ſeien nicht ſechs, jondern neun erjchienen; und als
fie fortfährt: Ach zürne nicht, mein Water, daß ich noch einmal
rede; du möchtejt vielleicht alle zwölf Brüder drinnen finden! da
richtet fich der Vater ſtark und kräftig auf, hebt fein Auge und Herz
nad) oben und jchreitet in den Sal. Siehe da, zwölf Söhne in
ihrer Priefterfleivung erheben den Geſang: Die wir uns allbier
beifammen finden, schlagen unſre Hände ein. Und die Söhne
—* ſich die Hände gereicht und der Vater hat ſeine Hände
egnend ausgereckt mit den Worten: Nun will ich gerne ſterben,
ee F were Beer U vn A ae erh N u ie rn ar’ A
58 I. Paſſion. Nr. 25, * ——
daß ich euer Angeſicht en habe! Durch aller Herzen aber
zitterte e8, wie im Blid auf jene große Stunde, in welder aud)
einmal alle, die hier getrennt waren, wieder vereinigt jein werden
Mn der Freude des himmlischen Wiederjehens. Joſephſohn, Bro—
amen II.)
An einen größeren Bruderfreis, ins Haus Gottes, führt ung
der folgende Zug. ALS der treue Zeuge des Evangeliums, Pfarrer
Dr. Henhöfer zu Spöd in Baden, am 5. Dezember 1862 zu jeiner
Nuhe eingegangen war, wurde am Sonntag darauf, dem zweiten
Advent, der müde Leib zur Erde beitattet. inter großem Andrang
feiner Gemeinden und vieler herbeigefommener Freunde wurde er
zum Grabe getragen, wo Pfarrer Zimmermann Worte des Dantes
gegen den jeligen Vater und Freund ausjprechen durfte. Es war
ereits dunkel geworden, als man zur Kirche zog. Nur wenige, Die
auf dem Kirchhof gewejen, fanden noch Raum. Da jtand die jchlichte
Kanzel in dem alten baufälligen Kirchlein, wo er 35 Jahre lang jo
eijtesfräftig gewaltet hatte, und Dekan Sachs von Deutjchneureuth
Belt in furzen erniten Zügen eine ergreifende Leichenrede. Er ſchloß
diejelbe mit den Worten: „Der Diener geht, der Herr bleibt. Was
Henhöfers innerjte Triebfraft gewejen, Jeſus und jein Kreuz, Daran
wollen wir uns halten, darauf hin die Thränen trodnen und
iprechen: Die wir uns allhier beijammen finden, ſchlagen unjre
Hände ein!“ — Das Gebet war gejprochen, der Segen gegeben,
e3 war stille und dunkel in der Kirche. Da bat eine Stimme aus
der Gemeinde: Laßt uns noch jenen Vers jingen! Und ohne Orgel,
unterbrochen vom Schluchzen und Weinen der Gemeinde, zogen die
Töne des Liedes durch das Kirchlein; und als die drinnen jchon
aufgehört hatten, jangen die draußen vor der Kirche noch wie im
o nah: „Friede, Friede ſei mit Euch!" — Es war Nacht ge-
worden und die Lichter im Dorfe wurden angezündet. Die Gäjte
fuhren noch einmal vorüber an Henhöfers Grab. Einzelne Sterne
und der Mond jchauten aus den zerrifjenen Wolfen —— *
den ſtill gewordenen Kirchhof und das aufgeworfene Grab. Dur
die Herzen aber zog noch einmal die Loſung des Tags und der
Text der Predigt: Sein Königreich hat fein Ende! Daniel 7, 14.
und das andere Wort dejjelben Propheten 12, 3: „Die Lehrer
werden leuchten wie des Himmels Glanz und die jo viele zur Ge-
rechtigkeit führen wie die Sterne immer und ewiglih.“ (Frommel,
Aus dem Leben des Dr. Aloys Henhöfer. 1865.)
In den größten Kreis endlich führt uns das folgende Firchen-
geichichtliche Ereigniß: Auf dem erjten Kicchentag, welcher 1848
an Dr. Luthers Grabe gehalten wurde, richtete Dr. Krummacher
eine dreifache Frage an die Verfammlung. 1) Haben wir uns bier
gefunden als folche, die mit Petrus befennen: Wir haben geglaubt
und erkannt, daß du biſt Chriftus, der Sohn des lebendigen Gottes ?
2) Werden wir bleiben und jtehen in dem Geijte, der unjre Ver—
fammlungen durch Gottes Gnade beherricht hat? 3) Dürfen wir
ung fortan alle betrachten und im Herzen haben als Nächſtverwandte
im Herrn, als Glieder Einer Familie? — Ein Ja, vor dem All—
2 5 a art na 2 7 BETZ ie €
— er g
‘ 11. Paſſion. Nr. 26. 59
mächtigen ausgejprochen an diejer heiligen Stätte, das wäre ein
Schatz, ein föjtliches Kleinod, das wir mit nach Haufe nähmen. —
Auf dieſe Frage erhebt jich die ganze Berjammlung mit einem
lauten Sa und das Lied erichallt: Die wir uns allhier beijanmen
finden, jchlagen unjre Hände ein! Krummacher, Selbitbiografie.
1869.)
Die Melodie ffdgfefeaf, 1740 aus einem Volkslied
entlehnt, wurde für das Lied von Nicolaus Ludwig Graf v. Zinzen-
dorf zugerichtet: Herr und Altiter deiner Kreuzgemeine, hernach auf
unjer Lied angewendet, eine der jchönjten Herrnhuter Mlelodieen, 4
die ſich im Choralbuch der Brüdergemeinde 1784 finden. Sie
kommt beſonders in A-dur vor im Württembergiſchen Choralbuch:
aagis fi hagis aed eis ha, und wird von den Gemeinden
überaus gerne gefungen. er E
26. Eines wünfd ic) mir vor allem andern. /
Aus A. Knapps „Ehriftlichen Gedichten. Bd. 1. Abthl. 2. Baſel ‘
1829“, wo die Überſchrift jteht: „Mein Wunjch.“ R
Das Lied iſt ein voller föftlicher Nachklang jenes Zinzendorfi- c
ſchen Tons, und auch in ihm mündet, wie in jenem, die Flle des s
Gebets im lebten Berje aus, der hier jo innig das Gelübde bringt: }
„sc bin dein! Sprid du darauf ein Amen.“ +
Über die Entjtehung jpricht er ſich jelbit im „Leben 2. Hof—
aders. Heidelb. 1852. alſo aus: „Diejes Lied verfaßte ich als
Vilar von Gaisburg meinem Freunde Wilhelm Gruner, einem
Sadjen aus Saalfeld, der es für die Confirmation der Tochter
jeines Schlofjermeijters in Stuttgart etwa am 23. April 1823 von
mir begehrte. Ich hatte mit dem nun heimgegangenen Freunde eine
ſtille Gebetsgemeinschaft, und er wußte um meine gejeglichen Seelen-
kämpfe, Die mich mehreremale dermaßen in Verzweiflung brachten,
daß ich, troß aller Gebete und Bemühungen, Tage lang nicht drei
Linien einer Predigt zu Stande brachte, weil ich den geijtlichen
Bann und Eigenfinn in mir trug, fein Wort predigen zu wollen,
das ich nicht in den Freuden des h. Geijtes empfangen hätte, Da
eichah es einmal, daß ich nach einer halb durdweinten Nacht
orgens noch fein Thema zur Predigt wußte und mich in äußerſter
Seelenangit langhin vor Gott auf den Boden legte, bis Gruner
fam, der dann mit mir zu Chrijto jeufzte und mit mir zur Kirche
ieng, wo ich ganz in der Todesangjt und aus dem Stegreif pre
igte. Unter jolchen jchweren Beängitigungen wurde auch das arme
Lied geboren. it etwas Gutes daran, jo iſt's wahrhaftig micht
mein Verdienſt; demm ich jprach darin nicht aus, was ich im Ges
fühle genoß, jondern was ich in äußerſter Verlafienheit vor Gott
wünschte. Sch mußte mich, da ich vor jener Jammerzeit jtets er—
None nachgehends nur verwimdern, daß man etwas auf jene ein—
ültigen Zeilen halte, und babe auch an deren Aufnahme ins Württ.
Geſangb. nicht dem geringiten Antheil, jondern der jel. Defan Heim
60 IM. Paffion. Nr. 26.
von Tuttlingen hat fie hinein votirt. Mir X wunderlich und ein
eichen von ihm, der aus nichts etwas macht, daß jenes in äußerſter
chwachheit empfangene Lied jemand erbauen dar. und wenn's ge
jchieht, jo gehört die Ehre dafür einzig dem Herrn.“
Es ift dies anfpruchlofe Lied in der That eine der reifiten
Früchte des Dichtergeiftes unferes jhwäbiichen Sängers und darum
in faft alle neueren Gefangbücer übergegangen. Der lebte Vers
theilt mit dem: „Die wir uns allbier beiſammen finden“ das ſüße
Los, bei ſo manchen feſtlichen —*—— chriſtlicher Gemein⸗
Haft dad Amen zu bilden. Er taugt ebenjo zur Berfiegelung
äutlichen und ehelichen Lebens, wie zur Belräftigung der beim
Gottesdienst empfangenen Gnade in Wort und Saframent.
Eine arbeitijame Weingärtnersfrau im Dorfe Adolzfurt im
württembergijchen Frantenland wurde in Folge ihrer Entbindung
aufs Todtenbett gelegt. Vorzeichen hatte fie an dem Tode zweier
Brüder und ihres Vaters, welche jchnell nad einander dahingegangen
waren; allein fie ließ nicht ab, zu arbeiten und zu wirken bıs auf
den lebten Augenblid. Nach ihrer Entbindung lag fie denn auch
fehr ſchwach da, theilweije bewußtlos. Der befuchende Geiftliche
tröftete fie eines Sonntagd aus dem Evangelium von der Hochzeit
u Rana mit den Worten: „Weicht, ihr Trauergeifter, denn mein
— Jeſus, tritt herein.“ Und als er gieng und ſie
ſegnete mit den Worten: „Der Friede Gottes — fiel ſie —* ein:
welcher höher iſt denn alle Vernunft!“ Eine Stunde darauf
gien man zur Abendfirche. Da ihr Haus neben dem Chor des
irchleins lag, hörte fie den Gejang: Herz und Herz vereint zu—
rien „Das fingen fie denn? rief fie aus der Deiäubung:
ingen fie nicht: Sch bin dein! ſprich du darauf ein Amen ?“
Diejen Vers pflegte man da zum Schluß des h. Abendmahls regel-
mäßig zu fingen. Und mın fieng fie mit heller Stimme an zu
fingen:
Sch bin dein; iprich du darauf ein Amen,
treufter Jeſu, du bift mein!
Die Ihrigen wußten, woran fie waren. Noch drei lange bange
Stunden währte in der Nacht der Kampf, dann gieng fie hinüber
aus der Arbeit zur Ruhe Gottes.
Ein junger wiürttembergifcher Geistlicher, Wilhelm Keller, ſtand
im Winter 1870 in den deutichen Lazareten zu Troyes und war in
einer angefchenen Familie einquartirt. Es war dort neben dem
franzöfifchen Abjchen vor den Deutſchen auch die Meinung ver-
breitet, als ob die Proteſtanten feine Chriften, fondern halbe Heiden
wären. Mit kühler Zurüdhaltung wurde er aufgenommen. Nach
und nach gab es höfliche Annäherung, allein daß er an Jeſum
glaube, wollte man nicht auffommen lafien. Da brachte er ihnen
eines Tags die Überjegung des Lieds: „Eines wünſch ich mir vor
allem andern“, und nun war das Eis gebrochen. Zwiſchen den
ichroffen Ratholifen und dem jungen Geiitlichen bildete ſich ein Band
der Liebe und Freumdichaft, welches auch nach der Trennung noch
in einem Briefwechjel feinen Ausdruck fand, darin die franzöftiche
Mutter und Freundin jchreibt: „Ich freue mich, alle Tage an dem
heiligen ejusherzen mit Ihnen verbunden zu fein!“ Jawohl —
dies jet bis zur legten Stund unjer Wandel, unjer Bund!
Melodie: ſiehe Nr. 25.
27. 2 Traurigkeit, o Herzeleid.
Bon Johann Riſt (1607—1667) in feinen „Himmliſchen Liedern.
Erjtes Zehn. Lüneburg 1643.” veröffentlicht unter der Überſchrift:
„Rlägliches Grablied über die traurige Begräbniß Jeſu Chrifti, am
jtillen Freitag zu fingen“, und mit dem Bemerfen: „Es iſt mir der
erite Vers dieſes Grablieds benebenjt feiner andächtigen Melodie
ohngefähr zu Handen gekommen. Wenn mir denn jelbige injonder-
beit wohlgefallen, als babe ich, weil ich der andern Verf gar nicht
theilhaft werden fünnen, die übrigen fieben, wie jie allhier ſtehen,
binzugejeßt.“
Diejes Lied, von welchem Blumberg 1710 berichtet, daß jemand
daſſelbe feinen Trauermantel bei Chriſti Begräbnig genannt habe,
it in Anfang und Schluß von jtille ergreifender Macht des Gebets.
Wie manche alte Lehrer den leßten Vers: „O Jeſu du, mein Hülf
und Ruh, ich bitte dich mit Thränen: Hilf, daß ich mich bis ins
Grab nach dir möge jehnen!“ gerne gebetet haben, jo klingt er
aufs Tieblichite mit dem Gerhardtiichen zufammen: „Dein Seufzen
und dein Sehnen.” — Ein achtzigjähriger Greis, welcher bis
ins hohe Alter gegen die Wahrheit unempfänglich geweſen, jtärkte
ſich an diejen flehenden Worten, nachdem Gott ihn Durch mancherlei
leibliche Schläge auf ſich jelbit geführt batte.
Am meijten empfiehlt die Melodie das Lied. Sie iſt alten
katholiſchen Urjprungs und findet ſich im „Himmliſch Harmony.
New Mayntziſch Gejangb. 1628. Abweichend von diejer Faflung
db ga findet fie fi in David G. Corners „Groß Catholiſch G.
1631“ in der Faſſung: ce cha gis a a gis, Sie iſt demnach ohne
Grund dem von Riſt bejonders geehrten Hamburgiſchen Tonſetzer
Johann Schop zugeichrieben. — Melodie und Lied tragen in ge
wiſſem Maß jenes Gepräge des Wolfslieds an ſich, das ohne
Genealogie in die Welt fliegt und dennoch in Ohr und Herz mit
bejonderer Innigkeit ſich zu legen weiß.
Eine Frucht des Lieds iſt auch die treffliche, von Salomo Frant,
Conſiſtorialſekretär in Weimar, 1685 gedichtete Nachahmung: „So
rubeit du, o meine Ruh, in deines Grabes Höhle”, welches in
Schlegelicher Umarbeitung heißt: „Zur Grabesruh entichliefeit du.“
WE A A kr nn
62 IV. Oſtern. MB, *
IV. Oſtern.
28. Chriſt iſt erſtanden.
Das älteſte deutſche Kirchenlied, das „oſterlich Matutin“ ge—
nannt. Dieſe Leiſe entſtand jchon um die Mitte des 12. Jahr—
undert3 und verbreitete ſich bald jo jehr, daß fie ım 13. Jahr—
undert allerwärts im geiftlichen Volksgeſang lebte und Damals
chon als deuticher Kirchengefang der lateiniſchen Liturgie einzelner
Kirchen einverleibt worden zu fein jcheint, während man fonit itreng
darauf hielt, daß nur lateintiche Geſänge im der Kirche geiungen
wurden. — Conrad von Queinfurt, Mirrer zu Steinfirhen am
Dueis (F 1382), hat in jenem DOftergefang: „Du lenze quot, des
jares tiurjte quarte“ folgende Stelle im fünften Vers:
In fröuden groz lat ir iuch hiute hören,
lat hellen mangen ſüezen klane,
ir lei'n in firchen, ir pfaffen in den fören,
en widerjtrit ji iur gejanc.
nu jinget: Chriftus it erftanden
wol hiute von des todes banden.
Hoffmann, Kirchenlied. ©. 78 f. — Als der Auguftinermönd Joh.
a vom Klojter Neuwerk bei Halle im J. 1419 an den Hof Mark—
rafs Sriedrich II. von Brandenburg nad Giebichenjtein zur Oſter—
Pier geladen war, wurde dieje Leiſe von allen Hofleuten vor dem
Mittagsmahl gejungen, und erſt als fie dreimal gejungen war,
Ihidte man ſich an, zu Tiſche niederzufigen. In Nürnberg fang
man dieſen Gejang 1424—1524 bei der jährlichen Vorzeigung der
fatferlichen Heiligthümer, und vom Sahr 1480 an ift diejes Lied
als das erjte umd einzige deutiche Kicchenlied in den meiſten ge—
drudten lateinischen Kirchenagenden als ein zur Liturgie gehöriges
Lied zu finden. Im einem alten Psaltes ecelesiasticus fteht bei
diejem Lied die Bemerkung: „Hie jubilivet die ganze Kirche mit
Ichallender hoher Stimm und unfäglicher Freud.“ Selbſt bis auf
unjere Zeit hat es fich noch in der katholischen Kirche erhalten.
Die Originalfaſſung deſſelben iſt folgende:
Chriſtus iſt uferſtanden Des ſollen wir alle fro ſein,
von des todes banden, gott wil unſer troſt ſein
Kyrieleiſon.
Ein Beweis aber, wie beliebt dieſe Leiſe und wie ſehr ſie zum
Volkslied im eigentlichen Sinn des Worts geworden war, iſt dies,
daß ſie eine Menge von Nachbildungen und Umbildungen erfahren
hat. Eine jolche gibt es jogar jchon im 13. Jahrhundert:
„Chriſt ift erjtanden Bon allen finen banden
gewärliche von dem tot, it er erledigot.”
In den metiten diejer Bearbeitungen find alte und neue
Strophen gemischt, oft ift auch alles bis auf die erſte Strophe
. Dftern. Nr. 28. 63
umgedichte. Namentlich bildete ſich jo auch in der zweiten Hälfte
— 15. Jahrhunderts der Oſtergeſang, den Luther ſelbſt pe
durch das Wittenberger Gejangbuch 1533 ae ?) in die ebange-
liſche Kirche einführte Dem Klugichen Geſangbuch 1535 ift er mit
der Bemerkung beigegeben: „zum Zeugniß etfider frommen Chriften,
i bor uns gewest jind, in der großen Finſterniß der falfchen Iere,
uf das man ja jehen möge, wie dennoch allzeit Leute geweien find,
die Ehrijtum recht erfannt haben, Doch wunderlich in demjelben Er-
fenntniß durch Gottes Gnade erhalten.” Das Lied lautet daſelbſt:
Chriſt ijt eritanden Wer er nicht erjtanden,
bon der marter alle: die welt die wer vergangen:
des jollen wir alle fro fein, jeid das er eritanden iit,
Chriſt will vnſer troft jein. jo lob wir den Vater Jeſu Chrift.
Kyrioleis. Kyrioleis,
Haleluia, Haleluia, Halelıtia,
des jollen wir alle fro jein,
Chriſt will vnſer trojt jein.
Kyrioleis.
Luther hielt nemlich jenes altehrwürdige öjterlich Matutin in hohen
Ehren, aljo daß er einmal jagt: „Aller Lieder fingt man 2 mit
der Zeit müde, aber das ‚Ehrijt ijt eritanden‘ mug man alle Jahre
wieder fingen.“ .
Das Lied kann nur mit jener Melodie zufammengedacht und
genannt werden. Die Melodie agacda wer agaca it
mit dem Lied ohne Zweifel gleichen Alters. Ein vierjtimmiger
Tonſatz deſſelben iſt unter den frühejten Erzeugniſſen des Noten-
druds zu nennen. Er findet jich in einem Singbuche ohne Titel-
blatt mit der Schlußbemerkung: „Getruckt zu Mentz durch Peter
Schöffern, Und vollendt Am erjten Tag des Merken Anno 1513.“
Diejes prächtige Erbe aus der mittelalterlichen Gemeinde bat her—
nach im Klugſchen Geſangbuch 1535 die lutheriſche Kirche über—
nommen.
Es hat denn auch für das Evangelium frühe jchon gearbeitet.
Pfarrer Droſchke zu Schweidnit in Schlefien hatte 1556 dem prote-
ſtantiſchen Prediger Heidenreich geitattet, die Kanzel der Fatholiichen
Pfarrkirche zu betreten, doch unter der Bedingung, fich aller kirch—
lichen Berrichtungen, aller Ceremonien und Ausipendung der Safra-
mente zu enthalten. Heidenreich erfreute jich hierauf eines bedeu-
tenden Zulaufs. Als aber der Pfarrherr, darüber erbittert, am
Diterfeite 1557 von neuem die Kanzel beftieg, wurde er im eigent-
lichen Sinne alsbald wieder herabgefungen, indem das Wolf das
Lied anjtimmte: „Chriſt iſt erjtanden von der Marter alle, dei
ſollen wir alle froh fein, Chriſt will unſer Troſt jein.“
Jedenfalls aber blieb das Lied ein ökumeniſches Gut der ganzen
Ehriftenheit, wofür folgende Züge eintreten. — Als ein Herr von
Haflenjtein in einer Selandtichatt zu dem türkiſchen 309,
Örte er in der Dfterzeit bei der Stadt Adrianopel einen Menichen,
der auf dem Feld den Pflug ziehen mußte, mit lauter Stimme fingen:
be .. pr rn a I
a a a Er at rate
——
—*
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64 AV. Dftern. Nr. R
Chriſt it erjtanden und: Alſo heilig it der Tag! Er ritt zu
ihm hin und fragte ihn: wer und von wannen er je? Der Mann
antwortet, er jei ein deuticher Ehrift, von dem Türken gelangen,
der ihm folch jchwere Dienitbarkeit aufgelegt habe, und wife, daß
in diejem Leben feiner feine Befreiung warte. So gebe er ſich in
Geduld zufrieden und weil er ſich erinnert, daß jebt im feinem
Vaterland das fröhliche Djterfeit gefeiert würde, habe er Gott zu
Ehren und ſich zum Troſt die gebräuchlichen Dftergefänge_ fingen
wollen, die ihm von jeiner Jugend her noch im Gedächtniß ſeien.
(Gaspari, Geijtlihes und Weltliches. ©. 276.)
Sodann erzählt Gabriel Wimmer in feiner Liedererflärung
1749: Eine Jüdin hörte einſt, als ihre Geburtsjtunde nahte, von
den Currentſchülern fingen: „Chriſt it eritanden von der Marter
alle.” Dadurch jei fie mit einemmale jo erwedt und getröjtet
worden, daß jie jich nicht mr für ihre Perſon entichlofien, eme
Ehriftin zu werden, jondern auch ihr Kind in Mutterleib dem er-
jtandenen Heiland geweiht habe. Das Kind ſei auch wirklich unter
den Ehrijten wohl erzogen und ein Doktor der Heilkunde geworden.
Ferner: Ein, Bauernfnabe jei, nach dem Bericht des Strigenitius,
bei einem jtarfen Donnerwetter zu Pferde geſeſſen und habe dies
Djterliedlein angeitimmt. Da habe plöglid ein Bli das Pferd
unter ihm erjchlagen, dem Knaben aber jei fein Leid widerfahren.
29. Chrit lag in Kodesbanden.
Umbdichtung des vorigen Liedes von Dr. M. Luther, 1524 in
den Erfurter Endiridien erjchienen unter dem Titel: „Das Iyed
Chriſt ijt eritanden Gebeſſert.“
Es jcheint, dal; dem Neformator der Anhalt der Leije nicht
voll und veich gemug gewejen tit, jo wohl ibm der Ton derjelben
auch gefiel. Er nahm die Djterjequenz des Wipo von Burgund,
Hofkaplan unter Conrad U. und Heinrich III. (1024— 1060, vgl.
Koch II, 463 f.), hinzu, welche aljo lautet:
1. Vietimae paschali Die nobis Maria:
laudes immolent Christiani. quid vidisti in via?
„Angelicos testes,
sudarium et vestes,*
Die nobis Maria:
quid vidisti in via?
„Surrexit Christus, spes mea,
praecedet vos in Galilaea.*
2. Agnus redemit oves,
Christus innocens patri
reconciliavit peccatores.
Mors et vita duello
conflixere mirando:
dux vitae mortuus
regnat vivus. 4. Credendum est magis soli
Mariae veracı,
3. Die nobis Maria: quam Judaeorum turbae fallaci.
quid vidisti in via? Seimus Christum surrexisse
„Sepulerum Christi viventis a mortuis vere:
et gloriam vidi resurgentis.* tu nobis, vietor rex, miserere.
65
Dazu kam bei Luther natürlich der freie Schriftgebrauch, beſonders
in er Parallele des Djterlamms. Dieje drei Quellen haben Bir
Zuſammenfluß im ojterfröhlichen Herzen des Mannes gefunden,
von welchem erzählt wird: „Wenn der jelige Lutherus zu feiner
Zeit traurig und betrübt war, jo tröjtete und ergeßte er ſich allezeit
an dem Worte: vivit! ‚Er lebt.‘“ Sein Lied hat denn auch in der
evangelischen Ehrijtenheit vollen Widerhall gefunden und das „Chrijt
iſt eritanden“ nahezu verdrängt.
Der Gedanfengang im Geiſte des Sängers iſt folgender. ©. 1
geht aus von dem fröhlichen Poſaunenſtoß: Der Herr iſt wahrhaftig
auferjtanden! deſſen Echo lauten muß: Hallelujah. — 3. 2—4
wird der Kampf zwijchen Tod und Leben in großartigen Zügen
ezeichnet. V. 2 tritt der Tod hervor, der jtarfe Gewappnete, wie
Öofiath der Philifter: um unjerer Sünde willen bewahret er feinen
Balajt. — Aber V. 3 tritt ihm der Stärfere entgegen, Jejus Chriftus,
der nimmt ihm jeinen Harniſch: den Stachel hat er verloren. —
Darum B. 4 gibt e3 fein höheres Schaufpiel, als dieſen Kampf
wiichen Tod und Leben, da ein Tod den andern fraß. — —
.5—7 jtellt uns dar „was nuzes uns daraus entitanden” Straßb.
8.1541. V. 5 erjcheint Chriftus al3 das rechte Oſterlamm, deſſen
Blut unjre Thüre zur Verjchonung zeichnet; ®. 6 jtellt uns das
Djterfeit dar im herrlichiten Glanze der Gnadenjonne, und V.7
legt ung an diejer Gnadentafel Die rechte Oſterſpeiſe vor: Christus
allein. — Es darf wohl bemerft werden, daß für unſern heutigen
Geſchmack der Anfang des letzten Verjes: „Wir effen und Teben
wohl in rechten Oſterfladen“ im Württ. Gſgb. treffend abgeändert
erjcheint: „Wir eſſen und leben wohl, zum ſüßen Brot geladen“,
was als ein jchöner Anklang an 1. Kor. 5, 8 ericheint.
Der Mittelpunkt des Lieds iſt ohne allen Zweifel der vierte
Vers mit jeiner Schilderung des Zweifampfs zwiſchen den zwei
mächtigen Fürsten, Tod und Üeben, die da find Ehriftus und Belial,
oder des twunderlichen Kriegs, da ein Tod den andern fraß. Hier
ichwebten Luther bejonders die Worte: „mors et vita duello eonflixere
mirando* aus der Oſterſequenz vor, von der er jelbit einmal rühmt:
„Es habe diejen jchönen Geſang gemacht, wer da wolle, jo muß er
einen hohen geiftlichen Verſtand gehabt haben, daß er dies Bild jo
fein artlich abmalet, wie der Tod das Leben angegriffen und der
Teufel auch mun auf das Leben zugeitochen habe.“ Wollen wir
Luther dabei recht verjtehen, jo müſſen wir auf eine Stelle im
5. Band der Luther’ichen Schriften, Walch’iche Ausg. S. 1955
achten, wo er fich aljo vernehmen läßt: „Der Tod ift unfrer Feinde
einer, für welchem fich alle Welt entjeßet und. erfchridt; es ijt auch
fein König, Katjer, er jei jo jtark und mächtig, der ihm widerſtehen
könnte; fie müſſen ihm alle herhalten, fie find groß oder Hein, jung
oder alt, reich oder arın, edel oder umedel, und fich von ihm er
würgen und verichlingen laſſen; biewider ift fein Mittel, Rath noch
Hilfe. Was thun wir denn, daß wir von ihm unverjhlungen bleiben ?
— — flehre dich herum und fiehe, was Chriitus für Werk getban
bat; der ift der rechte Mann, welcher unjern Tod durch feinen Tod
Ko, Kirchenlied. VII, 5
überwunden und verjchlungen. Hof. 13, 4. Wie ift das zugangen?
Der Tod machte fi an Chriftum. wollte einmal ein nie Kir Bi
lein verjchlingen, fperrte feinen Rachen weit auf, fraß ihn auch
Bee wie andere Menſchen. Chrijtus wehret ihm * ſondern
äßt * dem Tod verſchlingen und bleibet ihm bis an den
dritten Tag im Rachen ſtecken. Aber das niedliche Bißlein wollte
dem Tod nicht bekommen, konnte es nicht verdauen; denn es war
ihm zu ſtark: muß derhalben wieder von ſich geben und daran
erwürgen. Alfo hat Chriftus durch feinen unſchuldigen Tod unſern
Tod, der aller Welt fchredlich it, überwunden. Glauben wir an
ihn, jo müffen wir zwar zeitlich fterben und verfaulen; aber wir
haben dagegen diejen Vortheil, daß unſer zeitlicher Tod uns hinfort
ein Eingang ift in das ewige Leben. Zudem iſt unjer Tod, den
wir leiden, fein rechter, d. ı. fchredlicher Tod mehr, ſondern ein
emalter Tod, ja ein ſüßer Schlaf (vgl. 2. 3). Das Alles richtet
hrijti Tod aus, welcher unjern Tod überwunden und gefangen hat.
Das heißet denn den Tod mit dem Tod überwunden und Gift mit
Gift vertrieben.“ Ahnlich ift die Stelle im 8. Band ©, 2175: „Der
Tod, der da ijt ein allmächtiger Herr der ganzen Welt, — denn er
würget Könige, Fürften und ohn allen Unterſchied dahın alle Men-
ſchen, — Ieget fich mit aller Macht wider das Leben, will es über-
winden und verjchlingen, richtet e$ auch aus, wie ers ihm vornimmt.
Weil aber das Leben unjterblich war, eben indem es ſich den Tod
überwinden und würgen ließ, wandte es fich wieder um, überwand
und erwürgte den Tod. Von ſolchem wunderlihen Kampf finget
die h. Ehrijtenheit ganz röntich und getroft: ‚mors et vita conflixere
duello mirando.‘ Tod und Leben haben zugleich in Chriſto gejtritten
wunderlich:
„Der Tod das Leben überwand,
doch behielt das Leben den Sieg zu Hand,
Daß nun erwürget liegt der Tod,
das Leben ewig herrſcht in Gott.“
So ijt nun der Tod durch Chrijtum überwunden und vertilget im
der ganzen Welt, daß er fortan nad) Chrifti Sieg nichts anders it,
denn ein gemalter Tod, der den Stachel verloren bat; darum kann
er denen, jo an Chriſtum glauben, weiter nichts jchaden nad Hoi.
13, 14. 1 Sor. 15, 55.”
Diejer Bers 4 ift daher auch für viele Sterbende ſchon Halt
und Labjal gewejen. So hat z. B. die Tochter Friedrichs J. Königs
von Dänemark, Dorothea, Gemahlin des Herzogs von Medlenburg,
daraus im ihrer Todesjtunde (11. Nov. 1575) beſondern Troſt ge-
Gopt und dieſen Vers ſehr oft mit heißer Inbrunſt wiederholet.
(Mart. Mylius im Comp. Apopht.)
In den 1780er Jahren gieng in Holjtein eine adelige Dame,
ein Mufter ihres Geichlechts, die ihrem Haufe wohl voritand und
viel Gutes that, in die Ewigkeit. Als fie mın auf ihrem Sterbe-
bette fi mit ihrem Seelſorger über die ewigen Angelegenheiten
ihrer Seele zum Teßtenmal beiprah, jchlug diejer das Lieb:
„Shrift lag in Todesbanden“ zu fingen vor. Sie jang ftille mit.
w. Oftern. Nr. 9. 67
Bei den Worten aber: „Ein Spott aus dem Tod iſt worden“ rich-
tete fie ſich raſch auf, Flopfte in die Hände, wiederholte dieſe Worte
mit halber Stimme und heiterem Angeficht, und kaum hatte fie die-
felben ausgefprochen, jo übergab jie ihren Geift in die Hände ihres
Heilandes. (Basler Sammlungen. 1784.)
Bon dem Hofprediger Dr. Hedinger in Stuttgart erzählt jeine
Lebens- und Todesgeſchichte — past. pract. 28.), daß ihm,
als er im Dezember 1704 auf dem Sterbebette lag, ſein Freund
und Amtsgenoſſe, der Hofprediger Dr. J. Fr. Hochſtetter, dieſes
Siegeslied vorgeleſen habe. Als er aber bei V. 3 zu den Worten
kam: „Da bleibet nichts, denn Todsgeſtalt“ und beifügte: „ergo
tantum umbra mortis, non vera mors — alſo bloß ein Todesichatten,
fein wirklicher Tod!“ jo rief Hedinger mit freudigem Munde: „Nein,
nicht umbra, sed ludibrium, ludibrium — ein Spott, ein Spott aus
dem Tod ijt worden!” und ſprach mit liebebrennenden Augen die
Worte:
Rigeo, accende me, o Amator,
Langueo, salve me, o Creator,
Morior, defende me, Salvator,
Jesu, mi Salvator!
Übrigens hat diefer Vers auch in andern Fällen jeine Kraft
** gemacht. Mitten in den großen Thaten Gottes während
er Befreiungskriege ſetzt Matth. Claudius den Vers über ſeine
Neujahrsbetrachtung 1814 und hat ihn damit als jein Teſtament
dem deutichen Volke einprägen wollen.
Den jechsten Bers gebrauchte Dr. Lindemann zu Roſtock (7 1698)
täglich als jeinen Morgenjegen. Als er ihn einjt um Pfingſten bet
einem Befuche im Haus des Predigers Dr. Bauderin in Stralfund
auch bein Aufſtehen gebetet hatte und dieſer ihn um Die Urjache
fragte, warum er an Pfingiten einen Oſtervers bete? wies er auf
eine Bibel und jagte: „Dies iſt mein Kalender, in dem alle Tage
Sn ſteht und der mir zeigt, wie ich nicht nur in der b. Taufe
Oſtern gehalten, jondern — von da an alle Tage Oſtern halten
oll.“ arauf fragt Bauderin verwundert, wie das füglich ge—
chehen könne? Er aber antwortet: „Schr wohl, und zwar pral-
ticire ich jolches folgendergeftalt. Wenn ich früh Morgens aufitehe,
jo gehe ich mit den Diterweibern zu N Grab und bete: ‚Hilf,
aß ich mit diefem Morgen geiftlich auferſtehen mag: Wenn ic)
ep eichtituhl gehe, meine Sinden von Herzen gebeichtet umd
ergebung derjelben empfangen habe, jo jeufze ıch: ‚Der Sünden
Nacht ift vergangen, Hallelujah!' Gehe ich zum h. Abendmahl, jo
betrachte ich den fiebenten Vers von Luthers Dfterlied. Wenn id)
ger höre, höre ich lauter Ojterpredigten, denn alle geben auf
ph. 5, 14.” — Was er denn aber mache, wenn das Oſterfeſt
jelber fomme? fragte mın Bauderin, und darauf erhielt er die Ant»
wort: „Da stelle ich eine Prüfung mit mir jelber an, wie ich bisber
Ditern gehalten, 06 ich mich auch meiner Taufe gebührend erinnert
und als ein getaufter Chriſt mit Chrifto auferjtanden jei? ob auch
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68 I. Oftern. Nr. 30. RN
der neue Menſch in mir auferjtanden, der in Gerechtigkeit und Heilig
feit vor Gott ewiglich lebet? ob ich das h. Abendmahl würdig ge-
we daß der lebendige Heiland in mir lebe? Iſt Oſtern der-
ejtalt gehalten tworden von mir, jo Dante 2 meinem Gott demüthigſt
ür jeine Gnade; wo nicht, jo heißt es: Beſſere did. Das iſt Die
Urjache, warum ich täglich Morgens diejen jechsten Vers jeufze.”
Die Melodie: agacdeha iſt von Luther im J. 1524
der alten Vollsweiſe: „Chriſt ift eritanden“, agacda, nad.
gebildet und jeiner Umdichtung dieſer alten Dfterleije angepaßt
worden, jo daß beide zugleich erjchienen, und zwar eritmals im
Erfurter Endiridion 1524. Seb. Bad) gibt Lied und Melodie
in einer Cantate auf das Dfterfeft in acht verjchiedenen Tonjägen
mit Inftrumentalbegleitung.
30. Auf, auf, mein Herz, mit Treuden.
Bon Paulus Gerhardt (1607—76), veröffentlicht in der dritten
Ausgabe der Praxis pietatis melica Berlin 1648, unter den erjten
18 Liedern befindlich, die wir von dem edlen Sänger feımen.
Während einzelne Stellen, bejonders in den Versichlüffen, wohl
auc im Zuſammenhang mit dem Versmaß, etwas matter klingen,
enthält das Lied mehrere Kraftitellen, in welchen der ganze Schwung
Gerhardticher Dfterfreude zum Ausdrud fommt. So ſchon im An—
fangston: „Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“; noch mehr in V. 2,
welchen alte und neue Djterprediger zur Ermunterung der Gemeinde
verwendet haben:
Er war in’s Grab geſenket, Und ruft Viktoria!
der Feind trieb groß Geichrei: ihwingt fröhlich hie und da
Eh er’3 vermeint und denfet, jein Fähnlein als ein Held,
iſt Chriftus wieder frei der Fe und Muth behält.
Der ſiebente Vers hat in Gellerts Leben eine eigenthümliche
Verwendung gefunden. Der edle Mann, dejien wohlwollendes und
menjchenfreundliches Lehren und Wirken ihm einen europäiſchen
Namen gemacht hatte, der aber zu Zeiten, von förperlichen Leiden
gedrückt, in tiefe Traurigkeit verjant, um hernad im Glauben deito
lebendiger feines Gottes Nath zu erfajlen, erfuhr eines Tags, daß
“im Coburgichen das Gerücht verbreitet jei, er habe jich erhentt. Da
jagte er dem Studenten Werner, in deſſen Zimmer er dieje Nach-
richt aus einem Brief erfuhr, lächelnd: „Schreiben Sie den lieben
Coburgern, ich jelbjt rufe ihnen die Worte des alten Liedes zu:
Ich Hang und bleib bangen
an Chriſto als ein Glied.“
Johann Crüger hat in feiner Praxis dem Lied auch jeine Melodie
gleich mit auf den Weg gegeben: ce ac bag f, welde ihm ge—
bfieben ift. Ebeling wagte es nicht, eine eigene an ihre Stelle zu
jegen, und wenn auch das Frl. ©. 2. Thl. 1714 eine eigene Melodie
gegeben hat, jo iſt dieſelbe doch jchon 1741 wieder bejertigt worden.
, 14 [3
er:
IV. DOftern. Nr. 31. 69
. 31. Jeſus, meine Zuverſicht.
Bon Luife Henriette, Kurfürjtin von Brandenburg, der Ge-
mahlin des großen Kurfürſten (1627—1667) gedichtet und zuerit in
dem Rungeſchen Geſangbuch, Berlin 1653, —
Der Herausgeber Runge hat dieſes Geſangbuch der Kurfürſtin
ſelbſt gewidmet, und es findet ſich in der Zueignung die ausdrück—
liche Ehelle: „Ew. Kurf. Durchlaucht — — haben ſolches Bud)
auch mit Dero eigenen Liedern, als: ‚Ein ander jtelle jein Ver—
traun; Gott, der Reichthum deiner Güter; Jeſus, meine Zuver-
ſicht; Ich will von meiner Miffethat* vermehren und zieren wollen.“
— Es kann aljo fein Zweifel obwalten, daß nicht Otto von Schweriu,
ihr Haushofmeijter, oder Johann von “fig, ihr Schloßhauptmann,
das Lied gedichtet Habe, fondern wir haben diefe Liederperle der
Kurfürftin jelbit zu verdanken. — Es iſt den eriten Jahren ihres
Ehejtandes entiprungen. Im Herbſt des Jahres 1649 verlor fie ihr
erites Kind, den Erbprinzen Wilhelm Heinrich, auf der Reife zu
Weſel [iR den Tod, wodurch zugleich auf lange die Hoffnung zur
Erhaltung des Kurhauſes und des Hohenzollerichen Herricheritanmes
verloren gieng. Da durfte jie in Tangermünde in der Altmark einige
ruhige Wintermonate verbringen, und bier wahrjcheinlich jchüttete
die zweiundzswanzigjährige Fürftin ihr Herz in unjerem Liede vor
dem Herren aus. — Die Gedanken deijelben jtimmen denn auch vor
allem mit dem täglichen Gebet, deſſen Urjchrift zu Berlin noch auf-
bewahrt ift und in dem es heißt: „Wollejt uns darum, o aller-
treufter Water, beiderfeits alle Stunden an das Augenblid denken
lafjen, woran die ewige Ewigkeit hänget; damit uns jolches nicht
wie ein Fallſtrick überfalle, jondern vielmehr bereit finde, div, wenn
du durch den zeitlichen Tod anflopfen wirjt, freudig und mit ge-
trojtem Gemüthe zu folgen.... Und endlich, wenn nun aud) die
Tage meines Lebens dahin fein werden, und ich die Schuld der
Natur bezahlen ſoll, fo fei dann, ach mein getreuer, liebiter Water,
in der leßten Todesangjt eine bejtändige Erquidung meiner matten
Seele; richte mich auf durch den Troit deines h. Geiftes und labe
mic mit dem Waſſer des ewigen Lebens, welches ijt das vergofiene
there Blut deines Sohnes, meines Erlöjers, auf daß ich dir meinen
Geiſt in ungezweifelter Hoffnung der künftigen, fröhlichen Aufer-
ſtehung im deine Hände wiedergebe und meinen Mund ichließe mit
dem ſüßen Namen Jeſu!“ — Gar oft klingen auch in ihrem Leben
die Töne ihres Liedes wider. So jpüren wir die „Zuverſicht“ und
die „starke Glaubenshand“, wenn sie im jenen wilden Yeitläufen
jagt: „Wenn der Herr Jeſus noch auf Erden gienge, ich wollte
mich noch mehr bemüthigen, noch mehr ihm anbhangen, als das
fananätfche Weiblein. Was ich aber auf leibliche Weife und mit
Gebärden nicht thun kann, das will ich im Gert und im Herzen
thum, in gewifjer Zuverficht, daß er auch im Stande der Herrlichkeit
em jolcher Hoherpriefter und treuer Heiland jei, der Mitleid haben
und helfen fan.“ — Und wie fie „den Geiſt erhob von ben Lüften
diefer Erden”, das fagen ihre Worte in der Leidenszeit: „Was bitter
ER, a He an a ae Ze
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70 IV. Dftern. Nr. 31.
ift der Tod! Fleiſch und Blut erjchridt vor ihm. Uber id) nähere
mi dem Hafen himmliiher Ruhe. Schon jehe ih Spiben und
Höhen der himmlischen Stadt." — Sie lieh ſich auch diejes Lied
jedesmal am Oſterfeſte fingen, welches fie immer mit der herz.
lichten Andacht begieng. — — Wie jehr der Grundton des Liedes
in ihrem Haufe forthallte, bezeugen die legten Worte ihres Gemahls,
des großen Kurfürſten. Als er am 19. April 1688 auf. dem Tobdten-
bette lag, ließ er nach dem Gebet feines Hofpredigers Cochius fich
aljo vernehmen: „Wie ein Bogel in einem hohlen Baum, jo ver-
berge ich meine Seele in Jeſu Wunden!“ Und als jener ihm zus
ſprach: „Das it je gewißlicy wahr und ein theuer werthes Wort,
das Chriſtus Jejus gekommen ift in die Welt, die Sünder jelig zu
machen!” fügte der Kurfürjt hinzu: „unter welchen ich der vor»
nehmſte bin!“ Mit jeinen lebten Lebenskräften rief er: „Wann
werde ich dahin fommen, daß ich Gottes Angeficht Schaue? Komm,
Herr Jeſu; ach fomm, Herr Jeſu, ich bin bereit!” und dann noch
mit jchwächerem Laut: „Sch weiß, daß mein Erlöjer lebt und wird
mich dereinjt aus der Erde auferweden!“ Mit dieſem Zeugniß auf
den Lippen verjchtied er. — Er hat befanntlic; des Weibes feiner
Sugend, jeiner „Louiſe und ihres Rathes“ niemals vergefien können.
Troßdem aber, daß aus äußeren und inneren Sründen das
Lied unzweitelhaft der Kurfürjtin zugehört, it anzunehmen, daß es
in Pe Beziehung die — einer deutſchen geſangs—
kundigen Feder erfahren habe. enn, obwohl eine Brinzeifin von
Oranien von Haus aus mit der funjtgerechten Poeſie vertraut ge—
wejen jein mag, jo wird wohl Sprade und Ausdruck der Hol-
länderin jchiwerlich jo fließend gewejen jein, als unjer Lied es dar—
itellt. Wer daran noch gefeilt habe, Otto v. Schwerin oder Runge,
it unbejtimmt zu laſſen.
Ein wahrhaft fürjtliches Chriitengemüth leuchtet Durch alle
Berje des Liedes. Winterfeld hat Recht, wenn er (II, 164) davon
jagt, aus dem Eräftigen Auferjtehungs- und Sterbelied leuchte jene
tapfere, freudige Gefinnung der früheſten Zeit der Kirchenverbeſſerun
wieder hervor, welcher der Tod ein Weg zum Leben war, weßhal
es auch allezeit ein Kleinod in dem heiligen Gejang der evangeltichen
Kirche bleiben werde. Der Gedankengang dejjelben im Geiſte der
Sängerin ijt in Kürze folgender: Unſre ee t
au
in Chriſto! dies iſt der Grundton, den die Kurfürftin mit
1 Kor. 15 gemeinjam erflingen läßt, jich) zum Trojt. — Der erite
Akkord bezeichnet den Grund ihrer Hoffnung B. 1-3. Jeſus, der
Lebensfürſt, jtillt die Todesgedanfen B. 1. Jeſus, der Heiland, läßt
feines Leibes Glied nicht dahinten V. 2. Den durd Hoffnung und
Glaube gefchlungenen Bund zerjtört fein Tod V. 3. — Der zweite
Akkord bringt den Inhalt ibrer Hoffnung V. 4—7. Das Fleiſch
wird zur Aſche, und doch geht der Leib zur Herrlichkeit V. 4.
Diefer jelbe Leib V. 5, —* ſelben Augen V. 6 werden jenen
Tag erleben und Jeſum ſchauen, wenn das Schwache des Leibes
binweggefallen it. Ja, das Schwache wird durd die Verflärung
himmliſch herrlich werden V. 7. — Im leisten Akkorde jpricht Die
Main r
= Ih AT a 0 Th. a Pr) I 5
IV. Ditern. Nr. 31. 21.
Sängerin ihrem Leib und jeinen Gliedern die Ermunterung ein,
Se aus jener Hoffnung fließt V. 8—10. Seid nicht traurig:
Jeſus trägt und ruft euch V. 8. Seid allezeit fröhlich: Jeſus hebt
euch in die Himmelsluft V. 9. Darum ſeid jetzt jchon himmliſch,
daß der Geilt von den Lüſten diefer Erde in die Heimat ſich
ihwinge V. 10. — — ®ie das Lied aus 1 Kor. 15. Hiob 19,
25—27 und 1 Theſſal. 4, 15—18 erwachſen iſt, leuchtet allen ein.
— Zu bemerken dürfte noch fein, daß in B. S—10 die Aurfürjtin
nicht mit den Chrijten redet, jondern mit ihren Leibesgliedern, alſo
mit fich jelbit. Denn fie fingt in V. 8 micht: „Jeſus trägt euch,
feine Glieder“, jondern: „Jeſus trägt euch, meine Glieder." Es iſt
auf diefe Weiſe von der Sängerin die einheitliche Beziehung des }
ganzen Lieds auf fie jelbjt, nach Leib und Seele, treffend inne ge—
en — In V. 8 haben wir einen Fall, wo man jieht, wie leicht }
ein Muttermal fprachlichen Ausdruds jich heben läßt. Die Sängerin
ſetzte: „Wann die legte Tromp’t erklingt“; wir lejen: „wann die leßt 24
Pojaun erklingt“, oder: „wann einjt die Poſaun erklingt.“
Das öjterliche Gepräge hat die Fürjtin jelbit dem Liede ur *
edrückt, und jo it es auch in erjter Linie als Diterlied von der
irche aufgenommen worden. As Widerhall deſſelben iſt hundert
Sahre nachher das Fräftige Lied von Gellert entitanden: „Jeſus
lebt, mit ihm auch ih; Tod wo find nun deine Schreden?" Dem
frommen Mann hat fich darin die Djfterfunde: „Sejus lebt!“ mit
dem Anfang unſres Liedes: „Sejus, meine Zuverjicht“ jo ver—
Ichlungen, daß jene jeden Vers beginnt, dieſes Wort jeden Vers
ſchließt. — Auch im preußiichen Königshauſe jelbjt hallte der Oſter—
ton des Liedes Fräftig fort. — Eine ebenbürtige Nachfolgerin der
jeligen Luiſe von Oranien auf dem Throne, die edle Königin Luife,
welche der gute Engel Preußens im Anfang diejes Jahrhunderts
55 iſt, ſprach ſich einſt vor dem Bild der Kurfürſtin in der
allerie zu Charlottenburg jo aus: „Das köſtliche Lied sehe
meine Zuverjicht hat in unſrer Kirche und in allen chrüitlichen
Familien volles Bürgerrecht erhalten. E3 liegt in demjelben eine
belebende wunderbare Kraft. Es hallet fort durch der Zeiten Räume
und Wechjel von Jahrhundert zu Jahrhunderte So oft man «8 in
der Kirche, an Sterbebetten, an Särgen und Gräbern hört, iſt es
immer wieder neu in dem Troſt und Frieden, den es im fich trägt
und gibt. Nur einem kindlich gläubigen Herzen wie dem ihrigen
fonnte es jo rein, wahr und entiprechend entquellen!” Dann
Icwien. fie eine Weile, ſetzte ſich hernach ans Piano und jang mit
ihrer Engelsitimme: Jeſus, meine Zuverficht und mein Heiland, ift
im Leben! (Eylert, Charakterzige 2, 62.) — Friedrih Wilhelm IV,
König von Preußen, Luiſens Erjtgeborner, gab der Glocke, die er
der von der Kurfürſtin Luiſe wiederbegründeten Stadt Oranienburg
u ihrer zweihundertjährigen Stiftungsfeier am 27. Sept. 1850
— den Namen: „Duverficht“ und die Umichrift: „Jeſus,
meine Zuverficht und mein Heiland, ift im Leben“, worauf dann
auch bei der Weihe der Glocke der erjte Vers zum Schluß gejungen
wurde. Zu gleicher Zeit legte er den Grundſtein zu dem bon der
mn Die ME
Stadt in Ausficht —— Denkmal. Als dieſes 18. Juni 1858
durch den Oberpräfidenten Flottwell enthüllt wurde, ſchloß die Feier
mit den beiden legten Verſen.
Das Lied hat fid aber im deutichen Volk für alle Lebenslagen
eine Stellung erworben, hauptſächlich ın Notbzeiten.
Nach der unglüdlichen Schlacht bei Jena im Jahr 1806, wo
fih das preußische Heer im faſt regellofer Flucht über die Saale
zurüdzog, wurde eim ZQrompeter aus Langenſalza von feiner
Schwadron abgejchnitten und von mehreren franzöfiichen Reitern
wüthend verfolgt. Obgleich fait zu Tode geheßt, wollte der wackere
Trompeter fich doch den Feinden nicht ergeben, ſondern jagte dem
Ufer der nahen Saale zu und jehte auf das Schwimmen dur den
Fluß die einzige Hoffnung feiner Rettung. Leider fam er gerade
an eine der Stellen, wo das Ufer in jenfrechter Felswand hoch
ab”el, und unten im fchwindelnder Tiefe raufchte der Fluß, während
das jenfeitige Ufer flach und jandig war. Zu wählen, war feine
Zeit; die Verfolger befanden ſich Hinter ihm. Kühn entichloffen
blidt er zu dem Herrn empor und fleht um Gnade, dann brüdt
er jeinem todtmiden Noffe den Sporn in die Weihe, und Reiter
und Roß jtürzen in die Tiefe. Ein lauter Ruf der Berwunderung
und des Entjebens entführt den Berfolgern; fie halten oben am
Rande des Allen und bliden hinab, wo ſich eben der Trompeter
aus den Fluten hebt. Gott der Herr hat jeine jtarfe Hand über
den wadern Preußen gehalten; denn ob auch jein treues Roß zer-
fchmettert in die Tiefe ſank, erreichte doch er das flache Ufer der
Saale. Ohne an jeine weitere Sicherheit zu denken, war jein erites
Bedürfniß, feinem Gott und Herren für Die wunderbare Errettung
zu danken. Er fniete auf den flachen Sand, zog jeine Trompete
vom Nücden und blies in zitternden Tönen den Choral: Jeſus, meine
Zuverficht und mein Heiland, ift im Leben! Tief ergriffen von dem
fihtbaren Schuße Gottes und überrajcht von jolcher jeltenen Fröm—
migfeit, ließen auch droben die Neiter ihre jchon erhobenen Karabiner
finfen und beugten ſich unwillfürlich vor dem wunderbaren Walten
Gottes. Leider hegten andere unterdeſſen nachgefommene franzöftiche
Soldaten nicht gleiche Scheu. Als eben des Trompeters gottgeweihte
Töne feierlich zum Schluß erflangen, jandte ein tödtliher Schuß
feine betende Seele vor den Thron der Gnade. (Ev. Sonntagsbl.
1871.)
Als im Jahr 1867—68 die Hungersnoth in Oſtpreußen wüthete,
fangen die hungrigen und Franfen Leute auf den Straßen das Lied
als Bitte um Sie Eine Frau aus Goldapp jchrieb: „Ich kann
das Lied ‚Zeus, meine Zuverficht von diejen erftarrten hunarigen
Leuten nicht mehr hören, ohne daß mir die Thränen in die Augen
kommen. Bei Tage geht e8 noch, aber am Abend von der Arbeit
im heulenden Sturm jo aufgejchredt zu werden, iſt zu ſchrecklich.“
Eine merkwürdige Verwendung fand das Lied in folgendem
Tal. Eine — Bäuerin, Namens Baumgarten, trug ein
ſchweres Kreuz an der Trunkſucht ihres Mannes. Sie ſeufzte oft
darüber, bat ihn und bat Gott; aber ein hartes Wort fagte fie
nicht. Eines Tags jollte der Mann Morgens um zwei Uhr Militär—
egenjtände fahren, aber er ſaß noch Nachts elf Uhr im Wirths-
* Da faßte ſie ſich im Gebet ein Herz, gieng hin und wurde
ofort mit wüſtem Jubel umringt. „Sie — nicht wieder los—
kommen, als bis ſie mit ihrer ſchönen Stimme ein Lied geſungen.“
Vergebens bat ſie um Schonung. Dann aber trat ſie einen Schritt
zurüd und begann: Jeſus, meine Zuverficht und mein Heiland, ift
im Leben! Die erhobenen Gläſer wurden allmählig jtill abgejekt,
und als fie ausgefungen, gieng ihr Mann, ohne viel zu reden, mit
ihr nach Haufe. Er hatte den Stachel im Herzen. Und als es num
Gott am Morgen jo fügte, daß der Geleiter des Transportes ein
frommer Dragoner war, der einen Enthaltjamfeitsverein angehörte,
machte er mit ihm Gemeinschaft und war bald von der Geduld und
Liebe jener Frau nach 1 Betr. 3, 1 gänzlich gewonnen. (Seld in
der Evang. Kirchenzeitung 1847.)
Eine Errettung aus Todesnoth brachte das Lied in neufter Zeit.
In den Kämpfen zwiichen den Karliften und Republifanern in Spa-
nien 1874 wurde gar oft, bejonders auf Seite der erjteren, mit den
Gefangenen erichredlich kurzer Prozeß gemacht. So hatte der Kar—
liftengeneral Gamumdi eine Schar Sepayos, republifanticher Frei-
fchärler, gefangen genommen. Diejen pflegte man nie Bardon zu
geben. Um jie aljo bei jeinem Rückzug nicht mitjchleppen zu müſſen,
gab er den Befehl, fie jofort zu erſchießen. Ein Priejter wurde zu
den Armen geichidt, um ihnen mit geiitlichem Troſt zur Seite zu
jtehen. Nun befand ſich eben bei den Karliſten ein deutſcher Offi—
zier, welchen jie befonders hoch hielten. Als er hörte, daß. die
blutige Erefution bevoritünde, wollte er einen Spaziergang machen,
um den Kammer nicht mit anzusehen. Sein Weg führte ihn aber
gerade an den Gefangenen vorüber. Hier jah er, wie der Priejter
die Niederknieenden ſegnete. Ein Mann in den beiten Jahren um—
armte feinen Knaben, der gewiß nicht mehr als vierzehn Jahre
zählte; ein Greis betrachtete gerührt Die beiden, während er jene
Gebete murmelte. Auf einmal — horch, was iſt das? Sind das
nicht länge aus deutjchem Land? Alles wandte die Köpfe dem
feierlich tönenden Gefange zu. Denn tief ergreifend ericholl auf dem
Rbergeng das Lied: „Jeſus, meine Zuverficht !" aus dem Munde
eines der Öefangenen. Der Offizier fonnte von diejen edeln Lauten
im fremden Land nicht loskommen; ſchnell eilte er zum General,
um ſich das Leben des verurtheilten Landsmanns zu erbitten. Es
ab ein hartes Ringen mit dem Marne, weldyem die Sepayos vor
irzem erjt feinen einzigen Sohn, einen von Paris berbeigeeilten
Kaufmann, ermordet hatten. Allein der deutiche Offizier lich nicht
nad), erinnerte ihn gerade an feinen väterlichen Schmerz, den er
vielleicht einem andern Herzen durchs dieſe Begnadiqung erſparen
werde, und — der Landamanı wurde frei. (Daheim 1875.)
Weiterhin ift das glaubensträftige Lied auch zum Sterbenstrojt
für viele geworben.
a SE aan ara hats aa A rd a na
74 IV. Oftern. Nr. 31.
Als Bartholomäus Ziegenbalg, der als Eritling unter den
evangelijchen Miſſionaren in Oftindien das Evangelium im größten
egen verkündete und das Neue Tejtament in die malabartiche
Sprache überjeßte, zu Tranguebar am 23. Febr. 1719 im Sterben
lag, riefen ihm jeine Freunde, die um fein Bett ber ſtanden, zu:
9 habe einen guten Kampf gekämpfet. Darauf bezeugte er: N
ja, ich will im diejem Kampf durch Chrijtum aushalten, auf da
= eine jo herrliche Krone erhalte! und begehrte, indem er Chriſti
ort freudig ausrief: Water, ich will, daß wo id bin, da joll
mein Diener auch jein! fie möchten ihm das Lied „Jeſus, meine
ec fingen. Das thaten jie denn und jpielten dazu auf dem
lavicymbel. Der Sterbende aber, dent dieſe Worte einen himm—
liſchen Glanz über die Nacht des Todes verbreiteten, durfte ihnen
noch andeuten, es werde ihm jo hell vor den Augen, als ob ihm
die Sonne ind Geficht jchtene, und bald darauf ıjt er entichlafen.
(Nachrichten von Tranquebar. 18. Continuation.)
Endlich iſt es als Begräbnißlied jeit alten Zeiten viel gebraucht.
G. H. von Schubert jagt in jenem Buche „Altes und Neues aus
dem Neiche Gottes. 4. Bd.“: Diejes Lied hat man gejungen, als
mein Bater begraben wurde; es iſt das Begräbnißlied meiner
Mutter gewejen, und als man meine jelige Frau ins Grab jentte,
* man es auch geſungen; darum iſt es mir immer ein beſonders
iebes Lied, das ich ſchon oft mit Thränen der Liebe und der
Sehnſucht geſungen habe.
Der berühmte Arzt und Menſchenfreund, Staatsrath Dr. Hufe—
land, hatte es ſich, als er im Jahr 1836 in Berlin ſtarb, beſonders
ausgebeten, man möchte dieſes Lied an ſeinem Grabe ſingen, was
denn auch von der ganzen unermeßlichen Trauerbegleitung geſchah
und ehr ergreifend gewejen fein jol. Das benützte Fr. Ahlfeld
in einer Djterfejtpredigt, die er 1848 hielt, indem er aljo redete:
„Wenn dur nicht glauben willit, daß Chriſtus auferjtanden it, wenn
du dir vorredejt mit allerler Gründen: ‚Wer drei Tage im Grabe
gelegen hat, der kann nicht wieder auferjtehen. Wo das Leben
Berans it, da kann es nicht wieder hineinfommen. Wer todt it,
der it todt!" dann bindejt du ihm feit im Grabe mit den Bändern
und Tüchern deiner Klugheit, troß aller Allmacht Gottes. Deine
- Klugheit joll Leben, aber Chriſtus joll todt bleiben. Wenn du di)
dabei auf Wiſſenſchaft und Naturkunde ſtützeſt und jteifeit, jo be—
denke, daß Gottes Naturkunde über alle deine Wiſſenſchaft hinaus—
geht. Magjt dir auch dabei zu Herzen führen, daß der berühmte
Arzt Hufeland vor jenem Tode das Lied: ‚Seins, meine Zuverficht*
zu jeiner Bejtattung beitellte. Und der verjtand aud; ein wenig von
der Natur des menjchlichen Lebens.“
Profeffor Hengitenberg grzählt, daß in der jchaurigen Nacht
des 18.—19. März 1848 mitten durch das Gewehrfeuer und durd)
den Donner der Gefchüge, wie durch das wilde Gejchrei des Auf—
ruhrs ernſt und feierlich das Glodenjpiel auf einem der Thürme
den Choral geipielt habe: Jeſus meine Zuverjicht. Welch eine jelt-
IV. Dftern. Nr. 31. 75
fame Stimme des Troftes und der warnenden Anfrage an die Herzen
aus dem Munde der frommen Landesmutter! — Wenige Tage dar-
nad, am 22. März, ertönte es abermal wie aus Einem Munde vor
dem Föniglichen Skhloffe. als die Gefallenen in 187 Särgen von
20000 bewaffneten und unbewaffneten Bürgern zu Grabe geleitet
wurden. Wenn hier ſelbſt in den Sturm der Leidenjchaften und
Schmerzen hinein das Lied erflang, jo wird es recht gewaltig ein
Anlaß zu der Bitte: Nur daß ihr den Geiſt erhebt von den Lüſten
diejer Erden!
Im lebten Krieg mit den Franzojen 1870 war unjer Lied regel-
mäßig der lebte Trojt an den Gräbern der Öefallenen. „Die Mufik-
fapelle eines ausmarſchirten Truppentheil3 bejaß für den Anfang an
firhlichen Muſikſtücken nicht weiter, als die Noten von zwei Chorälen,
nemlih von ‚Nun danket alle Gott: und ‚Sejus, meine Zuverjicht.
Es war, wie der Feldprediger, der dies erzählt, bemerkt, eine ganz
bezeichnende Auswahl. Denn der Gedanke lag darin, daß es im
Felde gelte, entweder zu jiegen oder zu jterben.“ (Greiner, Schul-
liederſchatz. — Durften jie mun auch durch Gottes Gnade das „Nun
danfet alle Gott“ jofort und vor dem „Jeſus, meine Zuverficht“
blajen, jo konnte es doch auch am letzteren nicht fehlen. Überaus
ergreifend ſoll es geflungen haben, als am 19. Aug. 1870 die vielen
Opfer der Schlacht bei Gravelotte bejtattet wurden und die Regiments—
mufifen den alten Hoffnungston des Brandenburgiichen Haujes er=
ſchallen ließen.
Von den einzelnen Verſen hat immer der zweite und dritte
beſondere Kraft bewieſen, wofür zwei kleine Züge zeugen mögen. —
In Cedar-Hall auf Antigua lag eine ſehr alte ehrwürdige Chriſtin
im Sterben. Da wiederholte ſie oftmals jich zum Troſt wider den
Tod und andern zur Stärkung des Glaubens die Worte des 2. V.:
Läſſet auch ein Haupt jein Glied, welches es nicht nach ſich zieht? —
An den Worten des 3. V. erlaubte fich die Frau des frommen Sängers
und gelehrten Theologen Dr. Koh. Jak. Rambach in Stehen, die am
30. März 1730 ftarb, eine Tertveränderung. Kritiiche Gründe veran-
laßten fie nicht dazu, jondern die Armut des Geiſtes und ihre echt
chriftliche Demuth. Ste pflegte nemlih, wenn ſie jich auf ihrem
Siechbettlein aus diefem Kraftliede Trojt holte, ſtatt „meine ſtarke
Glaubenshand“ immer mur zu jagen: „meine jchwache Glaubens—
band wird in ihm gelegt befunden.“
Die Melodie: geahcch iſt des Liedes vollfonmmen würdig;
kräftige Glaubensfreudigkeit Hingt aus ihren Tönen dem Ohr ent»
gegen. Sie wurde sehr häufig auch als Motette und Gantate bes
arbeitet, 3. B. von Doles, Nath. Gottfr. Gruner, Daniel Gottlob
Türk in Halle, Job. G. Schicht, Bernhard Klein in Berlin.
In Joh. Crügers obengenauntem, auf bejondern Befehl der Kur—
fürſtin Luiſe ım Jahr 1653 bei Nunge erjchienenem, Geſangbuch
findet fich eine ältere Weife, die zwar ziemlich viele Anklänge an
die jeßt gebräuchliche hat, aber ſich jeder Verszeile in eigenthüm—⸗
licher Wendung anſchließt:
” DEET’N nn a ie EUER
76 v
geahcch efgecede
acagfede anahecha
edcadch
ahccedde,
Vielleicht hat die mufiffundige Kurfürftin ſelbſt Die ältere Sing-
weife erfunden, und bloß die jpätere Form, in Der fie Kirchlich
wurde und zum erftenmal im J. 1658 in Joh. Crügers „Psalmodia
sacra® vorkommt, hätte ihr dann der Cantor an der St. Nikolai-
firche in Berlin gegeben. — Sonſt wird das Lied auch nach der
Melodie gejungen: Meinen Jefum Taf ich nicht.
V. Himmelfahrt.
32. Auf diefen Tag fo denken wir.
Von dem reformirten ſchwäbiſchen Dichter aus der Reformationg-
zeit, Dr. Joh. Zwick in Conftanz (1496—1542), vor 1536 gedichtet
„uf den Uffarttag Christi" und zuerſt gedrudt in deſſen „Ni
glangbüchle. Zürich 1536.* 2. Aufl. 1540.
Mit dieſem Lied, gleich ausgezeichnet Durch jeine marfige Sprache
wie durch feinen freudigen Glaubensgeift, hat fich die veformirte
Kirche gleich am Morgen der Neformationgzeit würdig dem Lieder-
Chore der futherifchen Kirche angereiht. Schade, daß fofort dieſem
ſchwäbiſchen Zug der fchärfere Geiſt des jchtweizerifchen und fran-
zöfiichen Stamms die Nachfolge Bl le — Der Gedanfengang
ım Geift des Sängers ift folgender. V. 1 ftellt die Simmefohs
gedanken in einem Bündlein vorne hin: Erinnerung an die Auf-
fahrt, Dank fir die Großthat und Bitte um unſre Bewahrung ;
denn wir find noch auf dem ftürmifchen Meer und Er iſt am Ufer.
— — Dann legt V. 2—4 den Inhalt auseinander. 3. 2. Die
Pforte zum Himmel it erſchloſſen! das wedt Lob und Freude,
jedoh auch den Trieb zur Nachfolge. — 9. 3. Die Nachfolge,
ohne welche der Himmel verjchloffen bleibt, bejteht in Glauben und
Leben für den Himmel. Soll jener rechter Art jein, jo muß das
Leben im Glauben geradeaus zum Himmel zielen. — ®. 4. Die
Himmelfahrt des Glaubens iſt ſchon da im Fliehen der Welt und
Finden der Gottesfinder, wie in der Gemeinschaft mit dem Water:
„Die jehen h'nuff, der Vater h'rab!“ — Endlich ſchließt V. 5 die
Ausfiht vom Himmelfahrtsberg —55— zum Lande der Verklärung.
An dem erſten Vers hat ſich der ſterbende Ludwig Hofacker
noch ganz inniglich ergetzt. Insbeſondere der Gegenſatz der letzten
geile: „Ohn' Hoffnung han fein Troſte“ und des „Hallelujah“
heiterte ihn jehr auf, jo daß er jagte: „Das ift ein rechter Glaubens-
muth, allem Unglauben zum Troß.“ (Leben Hofaders von A. Knapp.
V. Himmelfahrt. Nr. 32.
1852.) — In der That iit das ein heroifcher Gegenjab. Ich ver-
leihe hiemit eine Stelle in den trefflichen „Zeitpredigten von Mar
ommel 1873“, wo er predigt: „Sch habe einſt ein Lied fingen
ören, gedichtet auf Saitenjpiel von Sebajtian Bach, dem frommen
Itmeijter. Da fingen die Bäſſe in der Tiefe: ‚Es iſt der alte
Bund, Menich, du mußſt jterben!“ und oben in den hohen Tönen
fingt fröhlich eine helle Frauenjtimme: ‚Sa ja, ach fomm Herr Jeſu,
ja Als ich diefen Gejang hörte, ward ich im Innerſten erjchüttert.
Iſts nicht aljo? Hier unten im diejer dunfeln Welt voll Sünde,
voll Gräber, da fingt alles in dem tiefen herzzerreißenden Grund—
baß: ‚es it der alte Bund, Menjch, du mußſt jterben!! Aber
unjer Glaube iſt das helle Lichte Ja, jingend in himmlischen Tönen,
überwindend im Unterliegen, auferjtanden mitten aus dem Tod und
auf den erbleichenden Lippen noch den Siegesgejang: ‚Sa ja, ad)
fomm, Herr Jeſu, ja!“
Im zweiten Vers, welcher den Himmelfahrtston bejonders
prächtig anjtimmt umd Darum jchon hundertmal zum Ausdrud der
a hen gedient hat, möchte man wohl den Borgan
Inden, den Nicolaus Hermann nachgeahmt hat, wenn er im Lie
„Lobt Gott, ihr Chriſten, alle gleich“ jchon von Weihnachten jagt:
„Heut jchleußt er wieder auf die Thür zum jchönen Paradeis“, was
in unjeren Vers auf den Eingang in den Himmel bezogen ilt:
„Chriſtus jchleußt auf mit großem Pracht, vorhin war alls ver-
chloſſen.“ — Ein lebendiger Zeuge der Himmelfahrtsfreude ijt unjer
Johann Zwick jelbjt in feinem Tode geworden. Kaum von der Peſt
enejen, welche 1542 in Conſtanz withete, war er im Anguit nach
iſchofszell im Thurgau gegangen, um der hirtenlojen Gemeinde
den Sterbenstrojt zu bringen. Die Belt ergriff ihm über diejer
Mühe und Arbeit aufs neue. Sterbend tröjtete und ermahnte ex
noch die Umjtehenden; ja, al3 er nicht mehr reden konnte, deutete
er noch mit dem Finger himmelan. Georg Vögeli, fein Arzt, kehrte
von dieſem Sterbebette nach Conjtanz zurüd mit dem Zeugniß:
„bier hat mich der Herr ein Stüd der Seligkeit ſehen laſſen.“
Auch er hat bald darauf jeine Nachfahrt gehalten.
Zum Schluß des dritten Berjes, welcher neben der Neformations-
lojung „am Glauben liegts" uns „das jchlechte Leben“ anempfiehlt,
welches gerade aus, jchlicht und einfältig, ich zum Himmel ſtreckt
un Bi. 25, 11. Hiob 2, 8), bemerkt Bilhuber: „Bei der heutigen
elt ift, wie das Wort, alſo auch fait jelbit dieje Tugend in Äb—
gang kommen.“
Der vierte Vers hat eine treffende Verwendung von dem chr-
wirdigen Dekan Kies in Böblingen (F 1837) befommen, welcher
in jeiner letzten Himmelfahrtspredigt (Zeugniffe evang. Wahrbeit,
2. Sahrg. 1840) an unjrem Verſe „den Himmelsweg eines chriſt—
lichen Erdenpilgers“ zeigte in feinem Anfang: „Sold Himmelfahrt
fäht in uns an, bis wir den Water finden“, in jeinem Fortgang:
„Und fliehen ftet3 der Welte Bahn, thun ung zu Gottes Kindern“,
in feiner Zwiſchenzeit: „Die jehen hinauf, der Water herab, an
Treu und Lieb gebt ihnen nichts ab”, und im feinem endlichen Biel:
„bi8 fie zuſammenkommen.“ — Derfelbe erzählt: „Ich hatte einmal
einen flenen lieben Waiſen auf a Schoß und redete mit ihm
von feinem guten, früh entrüdten Vater. Wir waren in einem
fleinen Wäldchen, der Himmel über uns war bewöllt. Auf einmal
theilte fich eine Wolle, und ein milder, Liebliher Sonnenſtrahl fiel
auf uns herab. ‚Siehe! ſagte der Heine Waife, außer ſich vor
Freude, fiche, da blidt mein lieber Vater zu mir herab und winkt
uns! Eine Thräne trat mir in das Auge, ich drüdte das Kind in
meine Arme, und jeitdem it mir der Ausdrud erit recht verjtändlich
geworden: ‚die jehen hinauf, der Water herab: D daß wir mır
auch recht findlih wären wie ein folches Kind! Wie oft würde
uns beim Hinaufbliden zu dem Water Sein freundlich lächelndes
Auge begegnen und unſer Herz mit Freude und Wonne erfüllen.“
Im fünften Vers finden wir eine Erinnerung des Sängers an
jenes Lied des fünfzehnten Jahrhunderts: „Der Tag, der tft fo
eudenreich“; ein Anklang, welcher uns gar lieblich zeigt, wie die
Freude von Weihnachten und Himmelfahrt Eine Freude ift, Die
Freude der Erlösten: „Die Abfahrt war zum Todesthal, die Heim-
fahrt war zum Sternenjal!“
Die Melodie: ggg c hde d, von echt mirolydiicher Art,
findet fih in Köpphls Straßburger ©. 1537, fodann im Straß-
burger Gr. Kirch. G. von 1560, jedoch ohne Namen. Joh. Jeep
lieferte im 3. 1607 einen Tonſatz in mirolydiicher Tonart mit einer
lebensvollen Stimmführung.
33. Allein auf Chrifi Himmelfahrt.
Ein echtes Volkslied von Joſua Wegelin (1604—1640), zuerit
Pfarrer an der Barfüßerfirche jeiner Vaterſtadt Augsburg, hernach
vertrieben und Senior zu Preßburg. Es erichien in dem „Augs—
burger Betbüchlein Joſuä Wegelins 1636*, 2. Aufl. Nürnberg 1648,
und wurde in das von Dilherr beforgte Nürnberger Geſangbuch
1653 aufgenommen. Es iſt das einzige von ihm, welches fich eine
bleibende Stelle im Liederſchatz der — errungen hat.
Da indeſſen unſer Liedlein ſofort von Juſtus Geſenius im
GHanmmöveriſchen Geſangbuch 1659 in die Eſſe des feineren Geſchmacks
ezogen wurde und in dieſer erneuten fließenderen Form ſeinen Gang
He die lutheriſchen Gejangbücher angetreten hat, jo mag es zur
Bergleihung von Werth fein, beide Pesarten neben einander zu
jehen. — Das Original lautet:
Allein auf Chrifti Himmelfahrt Weil er gen Himmel fich gewend't,
mein’ Nachfahrt ich thu gründen; das Irdiſche verlafien,
Allein auf jeine Hilf ich wart’ Mein Herz auch nirgend Ruhe find't;
und bitt, er woll mir jenden es will nur dieje Straßen
Sein’ himmlifche Gab obenrab, Zur himmlischen Ruh, greud und Ehr,
daß ich der Welt mög’ jagen ab wo Chriftus ijt jein Haupt und Herr;
und, was droben ijt, juchen. dabei will es audy ruhen.
Ad laß, Herr Chriſte, mich die Gnad
ton dein’r Auffahrt empfangen,
Daß mein Herz hie die Nadfahrt hab,
bis daß ich werd erlangen
Das Himmelfahr'n mit Seel und Leib,
dir zu Ehren und mir zur Fremd:
jo will idy dir lobfingen.
Die Umbildung aber heißt:
Auf Chriſti Himmelfahrt allein Weil er gezogen himmelan
id) meine Nachfahrt gründe und große Gab empfangen,
Und allen Zweifel, Angit und Bein Mein Herz auch nur im Himmel kann,
hiermit jtets übermwinde. ſonſt nirgends, Ruh erlangen ;
Denn weil das Haupt im Himmel Denn wo mein Schag gekommen
ift, in,
wird feine Glieder Jeſus Chrift da iſt auch ftet3 mein Herz und Sinn:
zur rechten Zeit nachholen. nad ihm mid) jehr verlanget.
Ah, Herr, laß diefe Gnade mich
bon deiner Auffahrt jpüren,
Daß mit dem wahren Glauben ich
mag meine Nachfahrt zieren
Und dann einmal, wenns dir gefällt,
mit Freuden jcheiden aus der Welt.
Herr, höre dies mein Flehen !
Es iſt wohl fein Zweifel, daß die Umbildner hier, was die
fprachliche Form und den kräftigen Inhalt betrifft, ein Metjterjtüc
geliefert haben. Möchten nur alle Umbildungen in jolchem Getite
geichehen fein. Dennoch haben fie um einen Gedanken, der ihnen
wohl aus Bienemanns Lied „Herr, wie du willt“ zugefloffen tft,
den Fräftigen Schlußgedanten „das Himmelfahr'n mit Seel und
Leib” dran gegeben, was jehr zu bedauern it.
Ehrijtian Ludwig, Graf zu Stolberg, Domberr zu Naumburg,
hielt mit dieſem Liede feine Nachfahrt. Es war ſchon lange zuvor
ſeines Herzens Loſung geweſen Pſalm 73, 25: „Wenn ich nur dich
habe, ſo F ich nichts nach Himmel und Erde.“ Und als nun
der Morgen des Himmelfahrtstages 17. Mai 1787 bereinbrac,
wurde ihm unjer Lied zur großen Erquidung. Er durfte an dem—
jelben Tage ohne allen Zweifel, Angit und Bein zu feines Herrn
Freude eingehen. (Fedderjen, Nachrichten. 6. Bd.)
Am 22. Mai 1873 gieng ein treuer Seelforger, Guſtav Schmoller,
Parrer zu Neichenbach ber Göppingen, zu jeiner Ruhe ein.
batte in feiner jchnell bereingebrochenen Krankheit den Oſtertroſt,
daß ihn fein Todesbann von Nefu, feinem Haupte, zu trennen ver
möge. Und als der Himmelfahrtstag kam, freute er fich, denſelben
* erleben zu dürfen, und bezeugte es mehrfach als ſeligen Ent—
— ſeines Herzens: „auf Chriſti Himmelfahrt allein ich meine
achfahrt gründe.“ Nach heißem Ringen nahm ihn der Herr im
* Stündlein des Feſttags zu ſich und zu ſeiner Gemeinſchaft.
(Greiner, Schulliederſchatz.)
Melodie: Nun freut euch, liebe Chriſten gmein; oder: Allein
Gott in der Höh ſei Ehr.
V. Himmelfahrt. Wr. 34. 35.
34. Herr, auf Erden muß ich leiden.
Gedichtet von Caſpar Neumann, Paſtor und Profeſſor zur Bres-
lau (1648—1715), und zum erftenmal im Drud erjchtenen in der
ee der „Vollftändigen Kirchen» und Hausmufil, Breslau
Diejes innige Lied, welches unnöthiger Weife eine Überarbeitung
erleiden mußte und in diefer (Herr du fährjt mit Glanz und Freuden,
Hohenl. Geſgb. 1784) im Wiirttembergijchen Geſangbuch mitgetheilt
wird, tft bet dem Werfaffer, deſſen Leben wie ein ruhiger Bach hin-
floß, erit nach und nach zur vollen Anwendung gekommen. Als er
feinen ältejten hoffmungsvollen Sohn 1709 verloren hatte, jchrieb er
in die Stammbiücher gewöhnlich: Vana vanitas, omnia vanitas!
jelbjt jiechte dem Grab entgegen und wurde von Himmelsjehniucht
erfüllt, bis ihn der Herr 27. Jan. 1715 heimbolte,
Wilhelm Köllner, der 1835 als Pfarrer in Sitzenkirch bei
Kandern jtarb, war im Sommer 1799 zwei Monate lang in einen
anz bejonders traurigen Seelenzujtand verfallen, in welchem er jo
ehr von einer ununterbrochenen, innern Unruhe gepeinigt war, dat
er, fast zu aller Arbeit untüchtig, bejtändig ſeufzte: „Gott, hat denn
deine Gnade meiner ganz vergeſſen?“ Da ließ er, nachdem jein
Gemüth zwei Monate lang in jolhe Schwermuthswolfen eingehüllt
gewejen, eines Sonntags in der Kirche unjer Lied fingen; und fiehe,
als der zweite Vers zu Ende gejungen war, wurde er bis zu Thränen
gerührt, während er lange Zeit nicht mehr hatte weinen können.
Bon dem Augenblick an bob ſich allmählich Die jchwere Laſt, Die
ihn erdrücken zu wollen jchten. (Burks Bajtoraltheologie. 2. Bd.)
Melodie: Freu dich jehr, o meine Seele.
35. Jeſus Chriftus herrfcht als König.
Gedichtet von Ph. Fr. Hiller (1699—1769), erichien in jeinem
„Neuen Syitem aller Vorbilder Jeſu Chrifti durch das ganze Alte
Teftament in jechs Schattenſtücken.“ Dort findet es ſich im jechsten
Schattenſtück vom Jahr 1756, wo der 110. Pſalm beſprochen wird,
unter der Aufichrift: „Lied von dem großen Erlöjfer über Eph. 1,
21. 22. Den 28. Auguſt 1755.” bi
Das Lied umfaht 26 Verſe, das ee Geſangbuch
ibt eine Auswahl von 13, das Pfälzer Geſangbuch von 16 Verſen.
. Knapp nennt es in feinen „Anfichten“ 1840 ein prachtvolles Lied
im höhern Chor, das Meiſterſtück Hillers. Es iſt eine Perle der
evangeliichen Kirche Württemberg, genießt Die Liebe von Tauſenden
und iſt in alle neueren Geſangbücher übergegangen. ,
Der Inhalt des Liedes iſt die himmliſche Herrlichkeit Jeſu
Chriſti im Anſchluß an Palm 110, 1: „Setze dich zu meiner
Rechten“, an die Gedanken des Ephejer- und des Hebräerbriefs.
Ein verlorener, aber wiedergefundener Sohn, der jih nad
langem Siündenleben endlich befehrte und Die überjchwengliche Gnade
Gottes zu fühlen befam, ergoß bei jeinem erjten Abendmahlsgenuß
nach der Bekehrung jein Lob und Dankgefühl in diefem Preisgejang
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und befannte dabei: „Wenn e3 auch feine ewige Seligkeit gäbe, fo
wäre e3 doc das einzige Glüd, dem Herrn Jeſu anzugehören. I
wie glücklich hat er mich Unglüdlichen gemadit ich) — nie einen
Begriff davon, daß man etwas Unausſprechliches empfinden
könne.“ (Basler Samml. 1821.)
Der achte Vers iſt ein voller Nachklang des Nicäniſchen Glau—
bensbekenntniſſes, wo es im Lied „Wir glauben all“ heißt: „Gleicher
Gott von Macht und Ehren“. Darum hat er ſich auch der Glaubens—
überzeugung neuerer Zeit beſonders werth gemacht. Er lautet:
Gleicher Macht und gleicher Ehren
ſitzt er unter lichten Chören
über denen Cherubim;
In der Welt und Himmel Enden
hat er alles in den Händen,
denn der Vater gab es ihm.
Eine tröftliche Ermunterung jchöpfte eine völlig arme Frau in
der Schweiz im Jahr 1844 aus V. 15. Sie erzählt Folgendes:
„Bor Weihnachten, da fein Heller mehr im Hauſe war, baten
mich meine Kinder, ihnen doc auch nur für einen rag
etwas zu Weihnachten zu geben. Ich bat meinen Heiland: ‚Gib
mir nur jo viel, dab ich an der Weihnacht ihnen die Erdäpfel
ihmälzen kann. Siehe, es hat mir eine Frau gejagt, wenn ich in
—— Nöthen ſei, ſo dürfe ich nur zu ihr kommen; aber ich hätte
ie Gabe lieber von dir, als von den Menjchen.‘ An der h. Weih—
nacht gieng ich zur Kirche und wollte dann zu der wohlthätigen
Frau gehen. Aber da giengen mir die Worte der Predigt, die
ganz für mich war, tief zu Herzen: Ihr armen Leute, ihr dürft
heute „frei zum „Heiland gehen und ihn um eine Weihnachtgabe
bitten für euch und eure Kinder. Geht nur hin, probiert es, der
—— will, daß heute Freude ſei in allen Häuſern über ſeiner
eburt; aber geht zu ihm und nicht zu den Menſchen; er hat
beſſere Gaben und wird ſie euch geben.
Eil, es iſt nicht Zeit zu ſchämen;
willſt du Gnade? du ſollſt nehmen;
willſt du leben? das ſoll ſein.
Willſt du erben? du wirſts ſehen;
ſoll der Wunſch aufs Höchſte gehen:
willſt du Jeſum? Er iſt dein!‘
Jetzt kam mir Fein Sinn mehr, zu der Fran zu gehen. Boll Dank
und Freude pieng ih nach Haufe. An Zweifel dachte ih gar nicht;
ich füßte meine Kinder und ſagte ihnen: ‚Der Heiland will heute
eine Freude bereiten.‘ Indeſſen jepten twir und an unſer mageres
Mittagsmahl. Bald darauf kam ein Werb mit einem Körbchen:
‚Das nehmt, das ſchickt euch der Hausbaner.‘ Es war Fleiſch und
Brot. Wie freuten fich da die Kinder, wie gerührt und beſchämt,
wie glücklich war ich doch! Es war unausſprechlich; denn unſer
ausbauer war ein jehr geiziger Mann, Nun Tonnte ich eine
Weihnacht» Ubendmahlzeit bereiten und ich hatte viel mehr, als
ich vom Heiland erbeten hatte. Des andern Tags traf ich den
Koh, Kirbenfieb. VII. 6
aber es lich mir feine Ruhe, bis das Ding fort war. Dante,
wem du willſt, nur mir nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt.‘
Sch aber wußte es wohl, wen ich die —— verdanken
i
atte, und danke jeither allezeit, indem ich mich fin
eiland halte.“ (Basler Sammlungen 1844.)
Die Worte des achtzehnten Verſes:
Gleiches Kreuz drüdt Chriſti Glieder
hier auf furze Zeitlein nieder,
und das Leiden geht zuvor.
Nur Geduld! Es folgen Freuden ;
nichts kann fie von Kern ſcheiden,
und ihr Haupt zieht ſie empor —
* bei Hiller aus unmittelbarſter Empfindung gefloſſen. Wenige
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ch an meinen
ur uvor hatte ihn das Unglüd getroffen, daß er jeine reine
elle Stimme verlor und von jeiner Lieben Kanzel ausgejchloffen
war. Heimliche Ränke in der Gemeinde verbitterten ihm noch die
fchweren Stunden, jo daß nur der Glaube von „kurzen Beitlein“
reden konnte, aber auch auf den „Chor vor dem Throne“ hinaus—
ſchauen durfte, der die Gottesharfen jchlägt.
Die vorgezeichnete Melodie: „Auf, Triumph, es kommt die
Stunde, hedede ha,“ iſt eine im 1. Thl. des Frl. ©.’ 1704
befindliche Umbildung der im Zuehlen’schen Darmftädter ©. von 1698
enthaltenen Urmelodie auf das Lied Dr. W. Peterjens:
Erit, erit illa hora, (Quando gemens sine mora
Qua triumphat gens Sion, Contremiscet Babylon.
Das Lied, dem fie in diefer Umbildung angeeignet tft, ijt eine von
dem Generaliuperintendenten Joh. Chr. Lange in Idſtein (4, 398)
gefertigte freie Überarbeitung jenes lateinijchen Liedes und lautet
in jeiner erſten Strophe:
Auf, Triumph, es fonımt die Stunde, Babel aber geht zu Grunde,
da ji) Zion, die geliebte, daß fie Fäglicd über Janımer,
die betrübte, hoch erfreut: über Angjt und Kummer jchreit.
36. Ad, mein Herr Jeſu, dein Wahefein.
Bon dem Organiften und jpätern Biſchof der Brüdergemeine,
Christian Gregor (1723— 1801), gedichtet und im Jahr 1778 dem
von ihm bejorgten Brüder-G. eingereiht: ein Lied von der innigen
Gemeinjchaft der Seele mit Chriſto. — Es iſt in die meiſten Geſang—
bücher übergegangen und iſt deſſen werth. Nicht leicht zeugt ein
Lied jo, wie dieſes, von der unmittelbarjten Seelengemeinjchaft mit
dem Herrn, der gejagt hat: Siehe, ich bin bei Ai alle Tage bis
an der Welt Ende!
Die Nähe unjeres Heilandes Jeſu Ehrifti, die das Hauptthema
des Liedes ift, ‚bildet auch das Hauptthema und den Lieblings-
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V Himmelfahrt. Nr. 36.
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Ber der Brüdergemeine. Der ganze erite Band der vom
rafen Binzendorf jeit 1751 in London gehaltenen Predigten handelt
davon. Er zeigt darin das Recht und Glück einer Seele, die in
perjoneller Connexion mit ihrem Heilande jteht, und äußert fih in
einer diejer Predigten einmal: „Der Umgang mit dem Mann, der
mic erichaffen und verjöhnt hat, ijt alles, was ich wünſchen Fann,
bis Leib und Seele jcheiden. Das ijt meine Religion jhon vierzig
Sahre in Einem Stüd.* Im Jahr 1756 gab er 579 Terte von
der lieben Nähe unjere3 Herrn Jeſu Chriſti heraus und jagt in
der Vorrede dazu: „ch Führe einen jeden Menjchen von der
Stunde an, da er ein Leben aus Gott befommen, auf die Perjon
unſeres m und Heilandes und auf die innige Befanntichaft mit
ihm. Ich laſſe feinen für ein Glied am Leibe Ehrijti paſſiren, der
Ihn nicht wirflich nahe hat. In dem Stück muß der Kleinſte und
Schwächſte fein, wie David. Wenn er fich zu Bette legte, jo ge-
dachte er an ihn; wenn er erwachte, war er noch bei ihm.“
Das Lied hallt demnach Vers für Vers jowohl in der Ge-
ſchichte Gregors als in der Gejchichte der Herrnhuter Gemeine wider.
Vers 1 befam jpäter bei Gregor eine bejondere Bekräftigung.
Er war nemlich jeit einer im Jahr 1787 über ihn gefommenen
Krankheit in einen jo gedrüdten Geelenzujtand gevathen, daß
ihm fein ganzes jeitheriges Leben als verdammungswürdig vor
Augen jtand und ihm der Glaubenstrojt ganz wegfallen wollte.
Sabre lang jeufzte er Tag und Nacht um Gnade und betete:
Ach bin nicht werth, dein Kind zu fein,
laß mir nur Gnade angedeihn ;
Und wär’ es auch nur Hündleins Recht,
das mich in deine Nähe brädt, —
Und dann und wann ein Blid des Troſts von dir:
ach liebſter Heiland, es genügte mir.
Endlich kam im Jahr 1791 durch ſolch anhaltendes Gebet wieder
Troft und Licht in Dr Seele, daß er dem Herrn recht danken
konnte, der ihn gedemüthigt und im ermenerten Gefühl feiner
Gnade herzlich froh gemacht hatte.
Bei Vers 2 ift zu beachten, was Gregor einmal von fich er»
üble: „Es träumte mir einſt, jehnlich erwartet von ung allen jei
er Herr auf unfern Betjaal gefommen, aber augenblidlich feien wir
alle ohnmächtig niedergefallen und haben ihn nicht geſehen, wohl
aber die Erinnerung davongetragen: ‚Selig find, die nicht jehen
und doch glauhen.“
Vers 4 — oftmals ſeinen Troſt bewährt. — Die Gattin des
ofraths Fritſche in Wernigerode, welche im Jahr 1789 ſtarb, hatte
ihn ſich an ihren Krankenſtuhl geheftet, um ihn immer zu ihrer
rquicung vor Augen zu haben. (Basler Samml. 1789.)
Gregor felbit mag uns jagen, was es heißt: „täglich reichlich
die Schuld verzeihn.“ Er erzählt: „Ach gerieth bei den oftmalıigen
Aunewerden meines natürlichen Elends, ungeachtet ich der Ver—
gebung meiner Sünden gewiß verfichert war, in eine Urt Zweifel
an der Liebe Gottes zu den Seinigen. ‚Wäre es nicht befjer, dachte
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ich, er machte es wie eine trene Mutter, die ihren Kindern,
fie diefelben allein laſſen muß, alle ſchädlichen Dinge aus dem Wege
räumt, und nähme gleich bei unferer Begnadigung alles Böje aus —
unſerem Herzen hinweg? Als ich mit ſolchen Gedanken mich ein—
mal zu Bette legte, war mirs beim Erwaden, als ob jemand zu
mir gejagt hätte: ‚Wer hat es beſſer, der, dem ein fiir allemal
eine große Summe gegeben wird, oder der zu jeder Stunde holen
darf, was er wait ”* Id) antwortete: ‚Der Lebtere; denn ber
Erjtere kann alles verjchwenden, der Letztere aber ift für immer
verſorgt.“ Daraus lernte ich, mit meiner geijtlihen Armut zus
frieden, ja dankbar dafiir zu jein, indem id dadurd täglich zur
ar der Gnade Chriſti bingeleitet werde.“ (Chrijtenbote 1843.
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Ein anderer Zeuge der Gemeine, A. G. Spangenberg, jagt:
„Nichts ift mir unbegreiflicher, als daß ich Ihn nicht noch taujend-
mal mehr liebe, da er mir jo viel vergeben hat. Den Heiland
wenig zu lieben, das iſt mir eine jo abjcheuliche Sache, daß i
mir nichts Argeres vorjtellen fan. Doch was joll id jagen?
Mein ganzes Leben ift eine Thaterflärung der Worte:
Barmherzig, gnädig, geduldig jein,
uns täglich reichlich die Schuld verzeihn,
Seiln, jtilln und tröften, erfreun und jegnen
und unfrer Seele als Freund begegnen:
iſt deine Luft.“
Als am 18. Jan. 1833 die Bridergemeine zu Lichtenfels in
Grönland den Schluß des erjten Jahrhunderts der Wirkfjamteit
dajelbit feierte, da jtürmte e8 wohl um die Hütten her, aber
drinnen jtimmte der Chor das ergreifende Tonjtüd Öregors an:
„Herr Herr Gott, barmberzig und gnädig und geduldig“ und die
Gemeinde antwortete mit jeinem ebenjo tieigreifenden Verſe: „Barm—
berzig, gnädig, geduldig fein — iſt deine Luft.“ Am andern Morgen
aber, dem Jubeltage, jchrieben fie, den eintretenden Grönländern
ur Freude, die Worte in den ſchön gejchmücdten Saal: „Der Herr
nt Großes an uns gethan, def find wir fröhlich.“ (Burks Paſtoral⸗
theologie. 2. Band.)
Zu Vers 5 findet fich in dem „Tagebuch eines Erweckten“
(Sahrgang 1787 der Basler Sammlungen) folgender jchöne Com—
. mentar: „Ach ja! jo iſt's. Dft treibt uns nicht Liebe, oft nur
Noth, an fein Kreuz zu blicen und zu ihm zu gehen. Darum läßt
Gott immer ein Mat Noth übrig. Aber wenn er der Noth ab-
gun jo tritt Liebe Hinzu und erwedt einen neuen Blick der Dank—
arfeit nach ihm, der heiter und jelig, ohne Zwang und Angſt ift.
Und doch iſt es ihm Lieb, wenn wir auch nur aus Noth nach ihm
bfifen, lieber, al8 wenn weder Gutes noch Böjes uns zu ihm treibt.“
Bei Vers 6 „Die lab uns immer vor Augen jchweben“ mag
man jich erinnern, wie die „blutige Todesgejtalt“ jich jchon dem
ſechsjährigen Knaben einprägte. Als nemlich am Sarfreitag 1729
bei den Worten der Paſſionsgeſchichte: „Jeſus meigte jein Haupt
und verichted“ plötzlich alle Glocken zu läuten anfiengen und Der
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Bene mit der ganzen Gemeinde auf die Kniee fiel, fam der
ift Gottes fo mächtig an fein Herz, daß er diefen Eindrud nie
sg und das Gelübde that, den Herrn Jeſum von Herzen Lieb
u haben.
t "5 it wohl von Werth, auch den zehnten Vers, welcher wegen
feiner charafterijtiihen Ausdrüde oft tweggelaffen wird, hier ein-
zureihen:
Der Kuf von deinem erblaften Mund
macht und ee unfer Herz vermundt,
Und die Überjtrömung mit deinem Blute
macht uns nad) Seele, Leib, Sinn und Muthe
Dir ähnlich fein.
Melodie: Nun bitten wir den heilgen Geiſt. Im Choralbuch
der Brüdergemeine und in anderen Ch.-B.B. findet fich zu dieſem
Liede eine rhythmiiche Umbildung der Melodie „Nun bitten wir
den h. Geift“ in dem ZTrippeltaft. In dem Originalrhythmus der
Melodie läßt ſich dieſes Lied, troß der Silbengleichheit, wegen der
vielen dadurch entjtehenden falſchen Accente nicht wohl fingen.
37. An dein Bluten und Erbleichen.
Ein jchönes, jalbungsreiches Lied von A. Knapp, das zu jeinen
gelungenften gehört, jchmüct zum Schluſſe noch diefe Abtheihung,
welche Knapp in feinen „Anfichten“ felbit einmal „den Thronſaal
eines evangeliichen Gejangbuchs und den Grundpfeiler feiner geistigen
Majeſtät“ genannt hat, und worüber er die Meinung ausgeiprochen,
wenn der Thronjaal eines fürftlichen Schloffes am ſchönſten aus—
re werde, jo jollte er’3 auch in einem Geijtesgebäude für
en König aller Könige werden, der mit all den Seinigen Freude
daran hat, wenn recht viele Pjalmen diejer Art zum Stuhle jeiner
ewigen Herrlichkeit emporfteigen.
Knapp dichtete das Lied als Diafonus zu Sulz am Nedar im
Jahr 1828 und widmete e3 jeiner Gattin, Chriftiane v. Beulwiß,
mit der er fich in dieſem Jahr, das auch das Todesjahr jeines
Baters war, vermählte. — Das Original findet fich zuerſt gedrudt
im 1. Thl. feiner „chriftlichen Gedichte. Bafel 1829.* mit der Über—
ſchrift: „dem ewigen Hohenpriefter.“
Als Fr. Mallet 1853 jener Tochter Meta, der Gattin des
Prof. Hupfeld in Marburg, den Nachruf hielt, lehnte er alle Lob—
vr auf fie mit dem Wort ab, daß aus feinem theuven jeligen
ind das freundliche und leutjelige Bild des Herrn auf allen ihren
Lebensitufen Hervorgeleuchtet habe. „So tft die tiefite Sehnſucht
einer Menjchenfeele in meiner Tochter geftillt worden, fie bat den
Ruhm gefunden, nach dem fie verlangte. Ihr ijt geworden, was
das jchöne Gebet ausjpricht:
Eines wünsch ich mir bienieden,
deinen Geift und deinen Frieden
und den Nuhm an meinem Grabe,
daß ich dich geliebet habe!
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Sie =. wicht die Welt, fie hat de ern Jejum geliebt.
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— + t du ich lieb ? konnte fie antworten: ja, ge
gi weiße alle inge; du weißt, daß ich dich Lieb habe!“ (
von Meurer, ©. 72 f }
Melodie: mi e Did, o liebe Seele.
Vl. Pfingſten.
38. Komm, heilger Geiſt, Herre Gott.
„Der Geſan Veni sanete spiritus, den man Ningt von dem
hesfigen geyit, Gar nutzlich und gutt“, unter diejer U arte er=
ienen im Erfurter Enchiridion 1524. Später 3. B. im Bapjt-
ſchen 1545 führt es den Titel: „Veni ſankte Spiritus gebeffert durch
Dr. Mart. Luther.”
E3 iſt die Bearbeitung und Ergänzung der alten lateiniſchen
Antiphona:
Veni sancte spiritus:
Reple tuorum corda fidelium,
Et tui amoris in eis ignem accende;
Qui per diversitatem linguarım cunetarum
Gentes in unitate fidei congregasti
Alleluja, Alleluja.
Wie weit dieſes Pfingjtgebet ins Altertum zurüdreicht, läßt
lich mit Sicherheit nicht bejtimmen. Überjegungen ober Nachbildun en
F es ſchon im 14. und 15. Jahrhundert gegeben. „In einem Gebet-
uch, einem der ältejten Drude aus dem Ninfgehnten 3 ————
findet ſich folgende: ‚Kom heiliger geiſt. erfülle din —— an ve
vnd entzünde darjune, Diner mynne feur, Wanne Du von man
Iprade, haſt gejammet viel lüte in die eimunge des frijtenli
lauben.““ Wadernagel, Luthers geijtliche Lieder ©. 143, Eine
earbeitung findet jich al3 deutjches Pringjtlied bereits im Basler
„Plenarium oder Ewangely buoch“ vom Jahr 1514 und wurde um
dieſe Zeit oft geſungen. Sie lautet:
Kum heiliger geyſt herre gott: in einen glauben geſamlet haſt,
erfüll vnß mit deinen gnaden gut, das volk auß aller welt vnd zungen,
deiner glaubigen hertz, mut vnd ſynn, das ſey dir lieber herr zu lob vnd
inbrünftige lieb entzünd im im, eer gelin en
der du durch deines lichtes glait, Alleluja allelıja.
Eine andere Form ijt in der evangeliichen Kirche lange Beit
üblih gewejen. Sie lautet nad dem Erfurter Endiridion 1527
(Stuttg. Bibliothek):
KVm heyliger geyit, erfülle die herken deyner glaubigen, vnnd
entzunde in yn das fewer deyner göttlichen liebe, der du durch
mannigfaltigfeyt der zungen die volder der gangen welt verjamlet
haft ynn eynigkeyt des glaubens, Alleluia, alleluia.
87
Indem nun Luther eine jener Basler ähnliche Nachbildung
aufnahm, vermehrte er fie mit zwei neuen Strophen, wel
in Ton und Inhalt derjelben völlig ebenbürtig geworden find.
— Der Gedanfengang iſt der: Vers 1 wird im Widerjchein
der Pfingjtgeichichte der Geijt erbeten als Heiliger Bewohner
unjers Herzens und al3 Mittelpunkt aller Völker. Unſre Herzen
möge er erfüllen mit „jeiner gnaden gut“, das heißt wohl, mit
feiner herrlichen heiljamen Gnade, und mit jeiner brünjtigen Liebe;
unter den Völkern aber müſſe er gepriejen jein als der Herr,
welcher das Gegenjtüf von Babel vollbradht und aus der Zer-
trenung die Völker zujammengebraht hat durch jeines Lichtes
lajt und Glanz. — Vers 2 wird Diejes Licht des Geijtes, echt
lutheriſch und evangelisch zugleih, im Worte Gottes erkannt und
erbeten, daß wir in Gottes Erfenntnig unjre Seligfeit finden, und
auf Chriſtum unſre einzige Hoffnung jegen, unbeirrt von Menjchen-
lehre; wie Schamelius glojjirt: „Nicht Lutherus, nicht Gerhardus,
nicht Calvinus, nicht der Papft noch ein anderer Menſch muß
Meijter jein über Chriftum und jein Wort.“ — Bers 3. Der
peitige Geiſt als heilige Brunſt, himmliſches Feuer, wird ung zum
ejtändigen Dienſt Gottes auch im Kreuze leiten und den Kampf
mit Fleisch und Blut zum Siege hinausführen.
Luther jagt in feinen Tijchreden über Diejes Lied, wie er es
ihon vorfand, der h. Geiſt habe diejen Gejang jelber von jich
gemacht, beide Worte und Melodey.
ie jehr es beim Volke verbreitet war, zeigt jich daran, daß
e3 die fanatischen Bauern vor der blutigen Schlacht bei Franken-
aujen anjtimmten, 25. Mai 1525. Bereit3 hatte der Landgraf
hilipp von Helen den Befehl zum Angriff gegeben, gleichwohl
lieb das Heer der Bauern unbeweglih und ſchickte fich weder zur
Wehr noch zur Flucht, weil fie auf die von ihrem Anführer,
Thomas Münzer, zugejagte wunderbare Hilfe Gottes warteten. Sie
fiengen le Pfingjtiang zu fingen an und jangen ihn fort, bis der
Würgengel des Todes in ihren Reihen jo furdtbar gewüthet hatte,
daß die Ubrigbleibenden auseinanderjtoben.
Daſſelbe Lied hat ich als Sterbetroft auf dem Scheiterhaufen
erwieſen. Als Leonhard Kayſer aus Rabb zu Scherdingen in Bayern
um der evangelijchen Lehre willen durch den Biſchof zu Paſſau am
16. De 1527 verbrannt wurde, bat er das Volk, es jolle ihm
helfen beten für alle jeine Feinde und daß er im eimem feiten,
riftlichen Glauben jterbe. Dann legte er ſich auf den Sceiter-
aufen und bat die Umftehenden, während er gebunden wurde, daß
e ihm PER Komm, heilger Geiſt, Herre Gott! Über dem ward
a3 Holz angezündet, der Dualm jchlug auf und die Flammen
prafjelten und "fugen ihre rothen Arme um jeinen Leib, daß es
war, als fräßen ihn feurige Schlangen. Er aber rief noch etliche»
mal laut: „Jeſu, ich bin dein; mache mich jelig!* Und alſo ijt
er verjchieden. Luther, der jeinen Märtyrertod erzäblt, fügt am
Schluſſe bei: „Ah, Herr Gott, daß ich würdig ſein möchte
ſolches Belenntniffes und Todes. Was bin ich? was thue ich?
Wie ſchäme ich mich, wenn ich dieſe Gejchichte leſe, dab ich deß—
leihen nicht längst auch zu leiden bin a worden! Woblan,
bis jo jein, jo ſei es alfo. Dein Wille geſchehe.“ (Luthers
e. 3. Jenaer deutiche Ausg.)
Die geiftige Kraft diejes Liedes hat fi in folgendem Fall
erwiefen, von twelchent eg in feinem ‚Chriftophorus“ erzählt.
Ein Mann, mit Namen Nohannes Haltermann, geht nach Gewohn-
heit am Pfingitfeite zur Kirche und fingt, wie ſonſt wohl auch:
„Komm, heilger Geift, Herre Gott!“ Uber diesmal follte es doch
Ernjt werden. Wie er jo fingt, fällt ihm ein und er fragt fich,
wie das doch wäre, ob er dem heilgen Geiſt auch fchon einmal
empfangen hätte; gejungen hätte er’s ja jchon oft genug. Er fingt
weiter: „das euer deiner göttlichen Liebe!“ er fingt den Vers zu
Ende, und mie die Kirche zu Ende iſt, ſo iſt's auch mit Ka
alten Menjchen zu Ende und geht ein neuer an. Er ift jehend
geworden und preist Gottes Gnade an den Sündern.
Vers 2 war das lebte Kanzelwort des berühmten Predigers
und Theologen, Johann Michael Dilherr (F 1669). Er forderte
m Schluß der Predigt die Gemeinde auf, dod) ja recht eifrig zu
Ben: „DO Herr, ** vor fremder Lehr, daß wir nicht Meiſter
ſuchen mehr, denn Jeſum mit rechtem Glauben.“ (G. Wimmer.
1749.)
Karoline Perthes, des alten Claudius Tochter, ſchrieb 16. Jan.
1821 an ihren Sohn Matthias auf die Univerfität zu feinem Ge—
burtötag: „Ich will Dir meinen Geburtstags-Wunjd) und Gebet,
mit dem ich diejen Morgen aufgewacht bin und der mir den ganzen
Tag gegenwärti erw ift, herjeßen, damit auch du ihn mit mir
beten und an fannjt. ‚Du heiliges Licht, edler Hort! laß
ihm leuchten des Lebens Wort und Ichr’ ihn Gott recht erfennen,
von Herzen Vater ihn nennen; lehr’ ihn, daß Chriſtus unjer Herr
und Meiſter ift und feiner mehr, daß er nad) feinem Fremden
hau’ und dir aus ganzer Macht vertran’!“ Das iſt mein jehn-
lichſter Wunsch für dich und wird auch der deine jein. Mein ge-
liebtes Kind, möge Gott ihn an dir erfüllen.“ (Fr. Verthes Leben.
Hamb. 1852. 2. BD.)
Wie ſehr diefer Vers aus Luthers Herzen gefloffen iſt, jehen
"wir in Bezug auf die Lehre bejonders am Lied: „Ach Gott vom
Himmel, fieh darein!“ und jelbit im Bezug auf die Dichtung an
jenem Vers feines Gejangbuchs 1545:
Viel falſcher Meiſter igt Lieder tichten,
Sihe dich für vnd lern fie recht richten;
Wo Gott hin bawet fein firch vnd fein twort,
Da wil der Teuffel jein mit trug vnd mord.
V. 3 ift ein erprobtes Gebetlein, befonders in feinen Schluß-
reimen, geworden. Der Gegenjab von „des Fleiſches Blödigfeit“
und der Gabe — u ringen“ iſt ein überaus ſtärkender.
Darum findet er ſeinen Widerhall wie in den Predigt- und Gebet—
büchern der Alten, ſo auch in andern Liedern. Ohne Frage iſt es
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ein Echo, wenn Zinzendorf in feinem prächtigen Lied „Kron und
Lohn Feherzter Ringer“ fingt:
Laß uns rittermäßig ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen;
als Feldherr tritt ins erite Glied!
WVon der Melodie, welche mit der deutichen Faflung der Anti-
phonie wohl en iſt, joweit man aus ihrem alterthümlichen
epräge und frühejten Erjcheinen in der Reformationszeit ſchließen
darf, gibt es zwei Necenfionen. Die eine: edeaegahe,
erjcheint bereit3 im Erfurter Endiridion 1524, im Waltherichen
Geſangbüchlein 1524, jowie in dem Bal. Bapitichen 1545. Die
andere: edeacgafahe, tritt im Straßburger Gejangbud)
1533 hervor, geht ins Klugſche ©. 1535 und in Spangenbergs
Geistliche Gejfänge 1545 über, und iſt bejonders in ſüddeutſchen
Choralbb., 3. B. dem Straßburger 1560, dem Württemberger 1596,
1711 heimiſch, wie fie denn auch von Prätorius als die ſchwäbiſch—
fränkische bezeichnet wird (Mus. Sion. VI. — Es iſt wohl nicht
leicht zu — ob jene einfachere oder dieſe geziertere Form
die ältere iſt. Winterfeld entſchließt ſich nach einigem Schwanken
für die at der einfacheren. Merkwürdig ijt das Schidjal
beider. Nachdem 1524 die einfachere aufgetreten, bricht fich in den
dreißiger und vierziger Jahren die geziertere überall Bahı, um
hernach wieder auf Lofale Bedeutung eingejchränft zu werden.
39. Aun bitten wir den heilgen Geiſt.
Bon Luther im Jahr 1524 gedichtet mit Benüßung der alt-
— aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ſtammenden Pfingſt—
eiſe:
Nu biten wir den heiligen geiſt
vmibe den rehten glouben —
Daz er vns behüete an vnſerm ende,
fo wir heim ſuln varn vz diſem ellende,
Kyrieleis.
Dieſe findet ſich ſchon in einer Predigt des berühmten Fran—
zislanerbruders, Berthold von Negensburg (F 1272), wo er jagt:
„Wänt ir herichaft, daz der kyrleiſe durch geſtüppe erdaht fi, der
da fprichet: ‚Nur biten wir” Er iſt gar ein nüzz ſane, ir ſult eg
iemer dejter gerner fingen vnde fult ez alle mit ganzer andaht
vnde mit innigem herzen hin ze gote fingen vude riechen. Ez was
gar eim gut funt vnde ein müzzer funt, vnde er was ein wiſer
man, der daz felbe Kiet von erjte vant.“ — Man fang es dazumal
bei der Geremonie, da man eine hölzerne Taube an einem Faden
vom Kirchenhimmel herabjenfte oder eine lebendige Taube herab—
fliegen ließ. — Luther hat auf diefe Leiſe ſchon 1523 hingewieſen,
wenn er in feiner Formula missae jagt: Inzwiſchen — bis bie
rechten Sänger fich finden — mag man jenes Lied nach) der Com—
90 vi. Pfingften. Nr. 39. |
munion fingen: Gott ſei gelobet und gebenedeiet; außerdem: Nu
bitten wir Den heiligen SA „Das Lieb ift auch eyn gut gi
fügt er 1524 hinzu. Sonſt wirft du yhr nicht bald vi ne
finden, die eynen jchmad etwa nad) eynem dapfferen geyſt hetten.*
(Wadernagel, Luther 131.)
Seine Ergänzung, in welcher er den Geiſt als das rechte Licht
V. 2, die ſüße Lieb V. 3 und den höchſten Troft V. 4 anrufen
lehrt, iſt erjchienen im Johann Waltherihen Gejangbiüchlein 1524
als das erite Lied der ganzen Sammlung.
„Run bitten wir“ iſt vor allem ein jchlichtes, inniges ‚Bfngit-
lied, wie das Straßburger Kirchengejangbuc 1541 jagt: „ein Bet-
lied zum heiligen Geiſt um jeine Zukunft, Gnade, Liebe, Erleuch—
tung, Befenntniß Gottes und ritterliche Beſtändigkeit.“ — Auf die
Zeit im Kirchenjahr, two es gebraucht wird, werst der Mißbrauch
bin, den vor Alters die Wucherer und Kornjuden mit diefem Lied
getrieben haben, indem fie die Worte im Munde führten: „Wenn
man fingt: ‚Nun bitten wir den h. Getft‘, jo gilt uns das Korn
am allermeijt.* — Der Gehalt deſſelben aber tritt uns in der Sitte
jenes Kaufmanns zu Schmalfalden, Johann Reinhard Scheer, ent-
gegen, welcher diejes Lied jo jehr liebte, daß er es täglich, jo oft
er fonnte, bei jeinen häuslichen Gejchäften jang. Wenn er dann
auf den dritten Vers kam, jo wiederholte er jedesmal die Worte:
„Daß wir uns von Herzen einander lieben und im Frieden auf
Einem Sinn bleiben“, und das übte er, um Gott recht herzlich zu
bitten, daß er nicht nur eine friedliche und vergnügte Ehe genießen,
fondern auch mit jedermann in aufrichtiger Liebe und gutem Ver—
trauen leben möchte, welches ihm denn auch Gott im reichlichem
Maße gewährte. (Avenarius Liederfatechtsmus. 1714.) ;
Sodann ijt es eim Weihelied bei der Ordination von Predigern
eworden. Man jang es bejonders feierlih und brünftig, als
ablonsky, der Biſchof der mährischen Brüder in Großpolen und
Preußen, den erjten Bijchof der Brüdergemeine, den Mähren
David Nitichmann, am 13. März; 1736 zum Biichof weihte umd
einjegnete. Zinzendorf jagte oft: „Der Tag, da fie gefungen:
‚Nun bitten wir den h. Geiſt‘ gehört in die Kirchenhiitorie.* Bon
da an iſt die Weiſe des Liedes eine der beliebtejten in der Brüder-
. gemeine geivorden.
Weiterhin tft es von Anfang als jtehendes Predigtlied ge-
braucht worden. Schon im erjten Theil des Straßburger Kirchen-
amts vom Jahr 1525 jteht die UÜberjchrift: „Ordmung jo man halt
an den tagen, jo man allein verfündiget das wort gottes vnd halt
fein Ampt oder Meß. So fingt man vor der predig ein pjalmen,
welchen man wil, Oder das galtis lied: Nun bitten wir den
beylgen geift.‘“ So iſt es 3. B. auch noch in dem Formular für
die Hoffapelle zu Stuttgart im Jahr 1719 verordnet; und mit
vollem Recht jagt Preuß in jeiner Gejchichte der Dichter im Med-
lenburger Gejgb.: „Kann ein ſchöner Vers jein nach dem Vater
unjer, beim Eintritt in die Kirche, um das göttliche Wort mit Segen
u
. re Aura
FR — — * .
Be Be 91
BER roh Biel Fromme Seelen haben diejen wohlgemeinten Rath
probat gefunden.“ 2
Gar oft wurde es in großen Nöthen und Angften angejtimmt.
— Balerius Herberger erzählt in jeinen Magnalia (347): Anno
1535 fällt zur Del einem Bürger das ganze Haus ein, aber das
einige Winkelchen, da er mit feinen Kindern Ningt: „Run bitten wir
den eiigen Geiſt“, das wird erhalten. — Als im Jahr 1560 in
Frankreich, befonders in Paris, die blutige Verfolgung der Prote-
ftanten ausbrach, in ter viele derjelben auf die jämmerlichjte Weife
mißhandelt, al3 auserktorene Schlachtopfer in den Straßen umber-
eführt und endlich durch Feuer und Schwert hingerichtet wurden,
Dörte man viele diefer Unglüdlihen unjer Lied anjtimmen und
Dabei freudig jterben. — Bei der großen Thüringiichen Über—
ihwemmung 1613, die man auch die „Weimarische Sündflut“
nannte, jangen e3 die Leute mitten im Waſſer; ebenjo auch achtzig
Sicher, die ums Jahr 1550 am Tage vor Mariä Verkündigung
gmilben Kopenhagen und der Injel Saltholm auf dem Eije zum
alfang verjammelt waren. Das Eis brach plößlic unter ihnen,
b daß ſie bis an die Hüften ins Waſſer famen und mit dem ſich
paltenden Eis fortgetrieben wurden. Solange jie noch beifammen
waren, hatte einer von den Fiſchern, Hans VBentjen, der in DOdenjee
eboren und ein Schüler des eriten evangelijchen Biſchofs von See-
and, Peter Balladius, gewejen war, die Kraft, den Gefährten zu—
zurufen: „Lieben Brüder, laſſet uns nicht in Verzweiflung fallen,
weil wir im Waſſer umfommen müfjen, jondern lafjet uns zeigen
in der That und Wahrheit, daß wir das Wort Gottes gehört
BE So jangen ſie denn unſer Lied und hernach das Sterbe-
ied: „Mit Fried und Freud“, fielen jodann auf die Kiniee, daß
ihnen das Waſſer bi! unter die Arme gieng, und baten Gott, daß
er fie durch einen jeligen Tod himmwegnehmen möchte. Jetzt wurden
fie auseinandergetrieben und etliche dreißig verloren das Leben.
(BP. Palladius. Eine kirchenhiit. Schilderung von Paſtor Heiberg.)
ber aud) an vielen Sterbebetten im Frieden wurde es zur
Stärkung de3 Glaubens angejtimmt; jo am Sterbebett des Königs
Ehrijtian von Dänemark, der unter den Gejang des vierten Verſes
fanft entjchlief, und an dem der Königin Eltjabet von England.
(Avenarius Liederkatechismus. 1714.) Darım rühmt es Dr. Zeibich,
und mit ihm mancher andere Seeljorger, als einen „jchönen Geſang,
der jtet3 jein letztes Refugium bei Sterbenden gewejen und bet
welchem ihm verjchtedene eingejchlafen ſeien.“ (G. Wimmer. 1749.)
In Leipzig und am andern Orten wurde das Lied jogar bei
Ba mungen der Mifjethäter gefungen. Gewöhnlich hielt man es
dabei jo, daß während das Haupt des Mifiethäters fiel, der vierte
Vers gejungen wurde, worauf der Geſang mit einem taujendfachen
„Ach, Herr Jeſus!“ endete. Man nannte es deßhalb vor Alters
nur das ArmesSünder-Lied. Möge es auch fernerhin manche von
uns „armen Siündern bie auf Erd, die wir von wegen mancher
Gfährd —* Hoffnung han kein Troſte“, auf den höchſten Tröſter
in aller Noth weiſen.
E27
SE
a a En
PRUTLEN OR
Die Melodie: fg eg ffaea ff, ift einer der älteften geift-
lichen Geſänge der Vorzeit; fie Entitand gleichzeitig mit der Pfi
leiſe, die nach ihr geſungen wird, und iß Tonart. er
Loſſius führt fie unter dem altdeutichen Namen: „Nu bebde wen
den hiligen Geist“ auf. Luther hat fie in Verbindung mit Walther,
in deſſen Chorgejangbüchlein 1524 fie erjcheint, bloß verbejlert. —
Schamelius macht über die Noten der zweiten Geſangzeile Die feine
Bemerkung: „Darum“ — weil nemlich hier um den wahren Herzeus—
glauben gebeten werde — „gehet hier der Ton jehr hoch hinaus.“
40. O heilger Geift, kehr bei uns ein.
Bon Conrektor Michael Schirmer (1606—73) in Berlin, und
erichienen in Crügers „Newem vollkömmlichem Geſangbuch Augsb.
Conf. Berlin 1640.“
Dies herzliche, kräftige Gebet um Inwohnung des heiligen
Geiſtes zeichnet ſich durch eiuen Haren Fluß der Gedanken ünd
durch eine feine, der prächtigen Melodie vollkommen entſprechende
Form aus, weßhalb es faſt unbegreiflich erſcheint, daß die Lieder—
verbeſſerer (vielleicht Geſenius und Denike) ſchon 1660 dem herr—
lichen Pfingſtgeſang am Zeuge geflickt haben. — Der Inhalt ſchließt
ſich an die berühmte Stelle Jeſajah's 11, 2 vom ſiebenfachen Geiſte
Gottes au. Geiſt des Herrn, bringe Licht und Wonne in umjer
Herz! V. 1. Duell der Weisheit, gib die rechte Lehre in deine
Gemeinde! U. 2. Geift des Naths, leite uns ficher in der er
riffenheit der Zeit! V. 3. Geiſt der Stärke, gib freudigen Muth
in ernsten Anfechtungen! V. 4. Geijt der Erfenntniß, erhalt uns
bei deinem füßen Wort! V. 5. Geiſt der Liebe, ſchließe uns zu—
ſammen in der Gemeinschaft! V. 6. Geiſt der Furcht Gottes, zeuch
uns von der Luft des Fleijches zu dem Erbe des Himmels! 8. 7.
— 63 ergibt fich hieraus, daß die Anlehnung eine freie iſt, indem
der Geiſt des Verjtandes an dritter Stelle übergegangen oder mit
dem der Weisheit zufammengenommen, dagegen der Geijt der Liebe
in jechster Stelle dafür eingejchoben ijt. Wie neuteftamentlich dieje
Faſſung Klingt und dem Bedürfniß der Nfingjtgemeinde dient, jpringt
in die Augen. Die alten und neuen Änderungen find anf den fünft-
leriſch verwerflichen Standpunkt zurückgegangen, die ſieben Werje
noch mehr den altteftamentlichen Vorbild anzupaſſen.
Der ganze Ton des Lieds iſt voll reinjten Friedens. Die Sonne
des Herzens bejcheint zwar manches Zerriffene in der Chriftenheit,
manches Feindes Truß, manchen Neid und Streit, aber unjer Sänger
fennt den Schein des Hinmelslichts, die Balfanıfraft des Geijtes -
und das himmelſüße Wort, das uns in den Herzen brennen darf;
darum ift fein Pfingftmorgen voll Luft und Licht. ES iſt jpäter in
Schirmers Leben (S. 9) mehr Dunkelheit hereingebrodhen, dann mag
der edle Sänger im „rauen Kloſter“ fein Pfingftlied noch inniger
gebetet haben. — Fleißig hat man's ihm iehentalls nachgeſungen.
Ra, nachdem die Sangfertigkeit und Sangluft in der evangeliſchen
Kirche mit der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts immer
a u —— —— ——— a REBID NT
I .
‚mehr abgenommen, trat es geradezu an die Stelle der alten Pfingſt—
en: „Komm, —* Geiſt“ und „Nun bitten wir“, Den el
J zu ſingen ſind, und wurde der Hauptfeſtgeſang zur Pfingſtzeit.
In Bezug auf V. 3 „Steh ums ſtets bei mit deinem Rath“
fteht Schirmer auf den Schultern des jchlefiichen Sängers Johann
Heermann, Als diejer 1630 in den Nöthen des dreikigjährigen
Kriegs, welcher über Schlejien mit furchtbarer Schwere lajtete, jerne
Stimme erhob: „Wir willen nicht, Herr Zebaoth, was wir anfangen
follen; Den Feinden find wir jet ein Spott, die uns vertilgen
wollen. Wir find ein Schaufpiel jedermann“ — da Fangen Töne
voll himmelſtürmender Kraft nach oben, und mitten in diefem Ringen
mit Gott ruft der Sänger:
Verla uns nicht mit treuem Rath,
fo wir ins Elend müflen ;
Führ uns du ſelbſt auf rechtem Pfad,
die wir den Weg nicht willen.
Gib uns Beitändigfeit, dab wir
getreu dir bleiben für und für;
verleih Geduld darneben,
daß wir erleiden Noth und Spott,
Verfolgung, Marter, ja den Tod,
und dir nicht widerſtreben!
Es war die Benützung dieſer Strophe durch Schirmer nur ein
hervortretendes Zeichen der dichteriichen Abhängigkeit diejes Sängers
wie mancher andern von dem einfachen Bajtor zu Köben mit jenen
jeelenvollen Tönen.
Unter den unzähligen Fällen, in welchen Schirmers Worte ſich
weihend auf einen Pfingſtſonntag oder ein anderes Kirchenfejt ge-
jenkt haben, führen wir mit Greiner (Schulliederihag ©. 523) zwei
Fälle auf, welche ſich ergänzen.
Am 4. Adventsjonntag 1861 wurde das deutjche Kirchlein auf
dem Hügel La Villette im Diten von Paris unter großer Bethei-
ligung der Freunde des Neichs Gottes eingeweiht. Dem Herrn zu
Lob wurde zuerit das deutiche Gloria „Allein Gott in der Höh jei
Ehr!* angejtimmnt; nach der Liturgie aber und ihren Reſponſorien
flehten die Verſammelten einmüthig um das Kommen des heiligen
Geiſtes, indem fie mit einander —J— O heilger Geiſt, kehr
bei uns ein! Darauf erfolgte die Weihe des Kirchleins durch Paſtor
Meyer, an fie ſchloß ſich eine Rede von Pfarrer Hojemann, und
nach dem Lied „Wie ſoll ıch dich empfangen“ hielt Paſtor v. Bodel-
jörwing) die Feftpredigt über Johannis 1, 19—34., indem er 1a
arin ſelbſt darftellte als eine Stimme, welche in der Wüſte
Welt zu Jeſu umd feiner Herberge rufe. Den Schlußgeſang bildete
Luthers Lied: Ein feite Burg.
Zehn Jahre nachher, 21. Mai 1871 am Sonntag vor nr ie
begann die ſogenannte Höllenwoche zu Paris. ine gro e Schar
von Aufrührern wüthete in der Stadt mit Mord und Brand, denn
08 hatte fich zwijchen ihnen und den von außen andringenden Truppen
RT 1
— ⸗
—— er X entfponnen. Das Stadt
viertel, im welchem die Billettesticche der Evangeliichen Liegt, wurbe
von Mittwoch bis Freitag * Unterbrechung beſchoſſen. Drei
oller Barriladenlampf
ig Tage und Nächte. Unaufhörliches Heulen und Donnern
der Bomben, Die bald rechts bald links zerplaßten; und ringsumher
alles in Flammen! Im die Kirche hatten ſich mehrere Familien ge—
flüchtet. Auf das Dach fielen Bombenjtüde; eine große Bombe traf
auf einen Pfeiler des Chors und ſchlug ein Stüd heraus. Es war
eine jhredliche Zeit. Am Sonnabend trat Ruhe ein, und am Pfingft-
montag wagten fie es, wieder einen Gottesdienſt zu halten und
Pringiten zu feiern. So Hein die Verſammlung noch war, jo groß
war der Danf, der zum Himmel ftieg, und fo ernit die Bitte, welche
in den Geſang ſich kleidete:
O heilger Geiſt, fehr bei uns ein
und lab uns deine Wohnung fein;
o fomm, du Herzensionne !
Melodie: Wie Schön Teuchtet der Morgenitern.
41. Komm, o komm, du Geift des Lebens.
Gedichtet von Heinrich Held aus Guhrau in Schlefien (F um
1659). Die früheſte nachweisbare Quelle für unjer Lied iſt Crügers
„Praxis pietatis melica* vom Jahr 1664 in einem Nachdruck von
Daniel Starde in Stettin. Hier wird es dem Verfaſſer mit vollem
Namen zugejchrieben, wie denn auch fein Inhalt dazu jtimmt. Es
ift lange dem reformirten Sänger Joachim Neander (F 1680 am
Pfingitmontag) zugejchrieben worden; allein es findet fich in den
ſechs Ausgaben jeiner Bundeslieder 1679—1716 niayt und findet
fich erjt in der Bivingichen Duodezausgabe der Bundeslieder 1730
im Anhang.
Das Lied, welches im „Andächtig fingenden Chriſtenmund von
Luppius, Wejel 1692“ überjchrieben it: Andächtiges Gebet und
Lied zu Gott dem heiligen Geiſte, enthält, wie Bilhuber jagt," die
Gnadenwirkungen des h. Geiftes ſowohl im Verſtand als Willen,
fowohl im Leiden als Sterben.
Ein Nachtwächter in einer großen Stadt Norddeutichlands Fam
. bei feinen Gängen um Mitternacht vor die Fenjter einer Stube, in
welcher eine unglücliche Mutter, die mit ihren zwei Kindern Eon
vier Tage lang fein Brod mehr genojjen und der das Hleinjte Kind,
ein Säugling, jhon das Blut aus der Bruft gejogen Does in
lautem Selbſtgeſpräch als eine Berzweifelnde mit dem Gedanken
rang, ihre Kinder zu ermorden. Es dünkte ihr beijer, fie fümen
jebt mit einemmal aus der Welt, als daß fie langjam der Sunger
räße Er trat in dem Augenblid an das Fenſter, al3 die Mutter
das jüngjte Kind aus feinem Bettlein hob und ihm das Mefjer an
die Kehle ſetzte. Da pochte er laut und rief: „Herr Jeſus!“ Die
Mutter jtürzte erihroden zu Boden; er aber trat zu ihr ein, richtete
fie auf und fragte theilnehmend nach ihrer Lage. Nachdem fie ihm
ihr ganzes Elend gejchildert, wie fein Menſch fich ihrer erbarmen
we und fie —— Kindern elendiglich umkommen müſſe,
e er ihr vier Groſchen und verſprach, an jedem Samſtag ihr
eben viel zu bringen, auch andere Herzen für ſie zu bewegen,
daß ſie Holz und Brot erhalte. Mit inniger Freude, eine gute
That verrichtet zu haben, gieng er wieder an fein Amt und jang
dieſelbige Nacht durch alle Straßen den fechsten Vers:
Wird uns auch nad) Trojte bauge,
wann das Herz oft rufen muß:
Ad mein Gott, mein Gott, wie lange?
ei, fo mad) uns den Beſchluß;
Sprich der Seelen tröſtlich gi
und gib Muth, Geduld und Ruh!
(Wagniz, Beifpiele für Traurige. 1801.)
Eine eigene Melodie hg ad ga fd gibt das Darmitädter
Geſangbuch von Zuehlen 1698, angeblich erfunden von Joh. Chriſt.
Bad, Organiſten in Eiſenach (F 1703). Dieje tft ins Frl. Gejang-
buch mit einigen Anderungen übergegangen: hagadgagfisd,
und ift in Nordveutichland noch im Gebraud. Sonſt das
Lied auch gejungen werden nad: Liebe, die du mid) zum Bilde,
oder nach: Unſer Herrſcher, unjer König (vgl. Weicht, ihr Berge).
42. 8 Gott, o Geift, o ficht des Lebens.
Eines der herrlichiten Lieder von Gerhard Terjteegen (1697
— 1769), erſchienen im „Seijtlihen Blumengärtlein“ (vierte Aus—
abe in den 1740er Jahren) unter der Uberjchrift: Gebet um des
Beiligen Geiſtes Einwirkung.
Es ift ein Lied von großer Tiefe und Klarheit, in welchem
die edle Myſtik ZTerfteegens wie in einem Kern niedergelegt it.
Die Verſe 2, 4, 6 und 8 find wahre Perlen des Gebets.
R. 6 und vor allem deſſen Schluß: „Ich öffne meinen Mund
und ſinke; gib mir dies Waſſer, daß ich trinke!“ ijt dem Verfaſſer
diefer Schrift in feinen Jugendjahren bejonders eindringlich ge—
worden, als ein treuer Lehrer es oft mit tiefer Innigkeit beim
Abendgebet mit feinen Zöglingen vor dem Herrn betete.
Der lebte Vers ijt für jeelforgerlihen Zujpruch von großer
Kraft. Im Krantenhaufe zu Heilbronn lag 1872 ein langwierig
Kranker, defien Klage bejonders dahin gieng, da die Leute draußen
jo leicht eines Kranken vergefien. Anfangs fommen fie wohl, ber»
nad) aber heiße es: „meiner ift vergeflen im Herzen, wie eines
Todten.“ Pjalm 31. Da wies ihn jein Seelforger auf die doppelte
Aufgabe des Kranken hin, welche im Terjteegenjchen Lied fo ſchön
als bündig ausgedrüdt fei:
Ich laß mid dir und bleib indeſſen
von allem abgeivehnt (abgefehrt) dir nah;
Ich will 's Geichöpf und mid; vergefien,
dies innigit glauben: Gott ift da.
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Wat a ie.
Die erſte Aufgabe heiße: ich will 78 Sövf veagfen, mid 10 |
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— ec vom
machen vom ven und Bauen auf ber ge
in dieſem —— Stücke * etwas geleiſtet ſei, ſo komme
noch viel Ernſtere: ich will mich ſelbſt vergeſſen; ich will über der
Gegenwart meines Gottes nicht mehr an mich jelber denken. Wenn
man hierin nur einen kleinen Anfang gemacht habe und mit dem
Liede jagen künne: „und wenn mir gleich mein Herze bricht, bijt du
doc meine Zuverficht!* jo werde dem Kranken erit wohl, und dann
treffe das Wort des Schluffes zu:
O Gott, o Geiſt, o Licht des Lebens,
man harret deiner nie vergebens!
Als Melodie hat Terjteegen in Ausficht genommen: Wer nur
den lieben Gott läht walten; allein dann muß bei den Feilen des
Abgeſangs der Schlußton verdoppelt werden. — Zu dem Lied:
„Eraquide mich, du Heil* von Gotter gibt es zwei Melobieen
efiseeahcisdeishh im Frl. ©. 1714 und aagfisadechd
von Kocher in iemen „Stimmen aus dem Neid) Gottes 1838." —
Anı beliebtejten ijt neuerdings die Melodie geworden „Für Dich jei
ganz mein Herz umd Leben“ oder „Ic bete an die Macht der Liebe:
afis gaded eis da, eine arienmäßige Weife, welche alich in
Geſangbücher übergegangen iſt und deren Kraft und Innigkeit der
Verfaſſer jelbit in Gefängniſſen erprobt hat.
WM. Trinitatis,
43. Wir glauben all an Einen Gott.
Die durch Dr. Martin Quther 1524 bejorgte Verdeutſchung des
alten lateinischen Meßgeſangs: „Patrem eredimus.* Schon im fünf-
zehnten Jahrhundert gab es hievon nach einer Handichrift des NIE,
v. Koſel 1417 eine VBerdeutihung: „Wir glauben in einen got.“
Luthers Bearbeitung a zum erjtenmal gedrudt in Walthers
Jahr 1524.
ur Vergleihung mit dieſem deutichen Credo diene das latei-
nische Nicänisch-Eonjtantinopolitanische Slanbenabefenntriß,, wie es
in der Meſſe nach „Heinrich Alt, der chrijtliche Eultus 1843“, ver-
wendet wird.
Zuerjt intonirt der Priefter mit lauter Stimme: Credo in
unum Deum, ımd alsbald vereinigen fich alle Inſtrumente mit dem
volljtimmigen Sängerhor, um das großartige —— der
— Kirche erſchallen zu laſſen. In Fräffigen und feierlichen
längen hallt es vom Chor herab: Credo in unum Deum Patrem
omnipotentem, factorem coeli et terrae, visibilium omnium et invisi-
bilium, — Et in unum Dominum, tönt es weiter, Jesum Christum
— — *
Filium Dei unigenitum et ex Patre natum ante omnia secula. Pauken—
wirbel und Trompeten begleiten die Worte des heißerkämpften Siegs
über die Arianischen Gegner: Deum de Deo, lumen de lumine, Deum
verum de Deo vero, genitum, non factum, consubstantialem Patri,
per quem omnia faeta sunt. Ganfter ertönt e3 dann: Qui propter
nos homines et propter nostram salutem descendit de coelis, mild
und zart darnach: et incarnatus est de spiritu sancto ex Maria vir-
gine, noch leijer tünt das geheimnißvolle Lojungswort des Chriiten-
thums: et homo factus est, und in dumpfen Hängen ſchmerzlicher
Trauer: erucifixus etiam pro nobis pro Pontio Pilato, passus et se-
pultus est. Aber aufs neue erheben fich jubelnd alle Stimmen zu
den Worten: et resurrexit tertia die secundum scripturas, und, als
lafje ſich die feitliche Freude Durch nichts mehr zügeln, braust es
dann fort in rajcher Eile: et ascendit in coelum, sedet ad dexteram
patris, et iterum venturus est cum gloria, judicare vivos et mortuos:
cujus regni non erit finis. Et in spiritum sanctum, dominum et vivi-
ficantem, qui ex Patre Filioque procedit, qui cum patre et filio simul
adoratur et conglorificatur, qui locutus est per prophetas. Et unam
sanctam catholicam et apostolicam ecelesiam. Confiteor unum bap-
tisma in remissionem peccatorum et exspecto resurrectionem mor-
tuorum et vitam venturi seculi. Amen.
In den Beiten der Reformation wurde dies Lied gewöhnlich
nach der Predigt gejungen. Die ſchwediſche Kirchenordnung vom
Sahr 1687 verordnete, Die ganze Gemeinde, Hoc und Nieder,
babe aufzuitehen, jobald dieſer Gejang angeitimmt werde. — Aus
einem ähnlichen Sinn erklärt fich die Erzählung eines jchlefischen
Pfarrers: „Ich habe einen alten Kirchvater, einfältig in treuer
glaubiger Weiſe, treu und feſt auf jeinem Plate. Wenn wir nun
zufammen in der Safrtitei find und die Gemeinde draußen fingt:
‚Wir glauben al’ und fie hat im letzten Vers die vier erjten geilen
gelungen, dann tritt gewöhnlich der Kirchvater zu mir und fpricht,
mir anzudeuten, daß es mun Zeit jei, in den Altar hinaus zu gehen:
Herr Paftor, nun kommt ‚die ganze Chrijtenheit.‘ Und dies Wort
dringt mir dann allemal wunderjan ins Herz; erinnert mich's doch
an mein mächtig Amt im der ganzen großen Ehrijtenheit für die
anze große Ehrijtenheit. Mit meiner Gemeinde kommt Die ganze
hriſtenheit, auch die nun ſchon triumphirende am Stuhl des Lam—
mes, mir entgegen, mir armem Menſchenkinde mit blödem Herzen
und matten Lippen. Und dann jeufze ich wohl aus Herzensgrund:
‚Ad, daß fie nicht vergebens käme, die ganze Chriſtenheit! Herr
hilf, Herr ſei mit mir, daß fie dich bei mır —— nich finde!“
Ganz anders lautet, was ſich beim Geſang dieſes Liedes zu
Niemeck bei Bitterfeld zugetragen hat. Als es nemlich am Bringt
montag des Jahrs 1555 in der dortigen Kirche bein Predigtgottes»
dienste angeftimmt wurde, ſchlug bei einem ausgebrochenen Wetter
der Blitz in das Gotteshaus umd verjengte dem Pfarrer Pobritz
aar und Augen, daß er dienjtuntüchtia wurde. Gr batte jeinen
auern geitattet, ihr Pfingitbier im die Kirche zu legen, und alſo
aus dem Bethaus ein Trinkhaus gemacht. Dafür bat ihn der Herr
Koch, Kirchenlled. VIIT. 7
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aljo gezüchtiget — „es fteht alles in feiner Macht!“ (Dlearius
Lieder) aß. II, 1706.)
Der erite Vers hat jchon in manchen Herzen das Gott»
vertrauen mächtig gejtärkt. — Es hatte ein reicher Edelmann in der
Grafſchaft Nidda einen einzigen Sohn, dem er gern eine züchtige,
fromme Hausfrau geben wollte. Der Sohn konnte ſich aber nie
recht dazu entichliegen, weil er immer fürchtete, er werde fie nicht
ernähren fünnen. Eine Zeit darauf will fi) eines Bauern Knecht
mit einer Magd verheirathen; da aber beide unter der Leibeigen-
Ichaft des Grafen ftanden, mußten fie bei demjelben um Erlaubniß
anhalten. Als fie deßhalb mit einander vor dem Edelmann er=
chienen, age fie Diefer: „Wie viel Geld bringt ihr zufammen ?*
er Knecht antwortet: „Ich habe mir 15 fl. an meinem Lohn er—
part und meine Braut 6 fl., das iſt unjer ganzes Vermögen.” —
„Wie willft du aber mit 21 fl. eine Frau ernähren ? & weiß
einen jungen Mann, der hat mehr als 21,000 fl. und getraut ſich
doch nicht, eine Frau zu ernähren.“ — „DO! jagte der Fromme Knecht,
der muß nie in der Kirche gewejen * und geſungen haben: ‚Gott
will uns allzeit ernähren, Leib und Seel’ aud) * bewahren.‘“
Darauf fieht der Edelmann feinen Sohn, welcher tief bejchämt vor
ihm jtand, ernſt an und jpricht: „Mein ware du haſt mich viel
gefojtet, Daß ich dich zu einem brauchbaren Menſchen habe erziehen
aſſen; aber das Bejte und Höchſte haft du nicht gelernt, nemlich
Gott zu vertrauen. In diefer Kunſt wirft du von einem armen
re übertroffen.“ Das wirkte. (Schuppius, Ninivitiicher Buß—
piegel.
Hhnticjer Art it, was uns von Woltersdorf erzählt wird.
ALS einst bei ihm ein junger Gejelle, Namens Paul, jich zum Auf—
gebot meldete, fragte er ihn: Kann Er denn auch eine Frau er—
— Sa wohl, antwortete Paul; Herr Prediger, ich denke:
„Wir glauben al an Einen Gott.“ Lieber Freund, entgegnete
Woltersdorf, das geht jehr hoch! — „Der wird uns allezeit er-
nähren“, fuhr Paul fort. Nun das geht jehr tief, Ihloß olters⸗
dorf; da kann Er in Gottes Namen heirathen. Ich wills Ihm
glauben, daß Er auch eine Frau ernähren kann! (Hübner, Er—
zählungen. 1858.)
Der im Jahr 1782 verſtorbene Conſiſtorialrath Chriſtian Gott-
fried Struenjee, Rektor der Domjchule in Halberjtadt, kam einmal
in eine nicht geringe Noth. Er war jonit ein Mann von feſtem
Wejen und frohem Glauben, daß ihn nicht leicht etwas außer
Faſſung brachte. Aber diefe Noth nahm fein Herz ein und erfüllte
ihn mit Ängftlichen Sorgen. In folcher gedrüdten Gemüthsftimmung
fommt er in die Domkirche und hört da gerade die Worte fingen:
„er will uns allzeit ernähren.“ Da fühlt er ſich mächtig getroffen
und tief bejhämt, aber auch im findlichen Vertrauen jo innig ge—
jtärkt, daß er am Ende feines Lebens noch verficherte, er jei in der
Folge Durch Feine Noth mehr jo gebeugt worden, weil er dejien,
was er da vernommen und empfunden, nie mehr habe vergejien
können. (Basl. Samml. 1800.)
ee 2 — Me
ER N . Trinitatis. Nr. 43. 99
Fortunatus, ein Schulmeifter zu Niemegen, kam zum Bürger-
meifter der Stadt und bat um Vermehrung eines Sahrgeldes, weil
die Zahl feiner Kinder nun jo groß geworden ſei, daß er nicht
mehr wiſſe, feine Familie zu ernähren. Als fi nun der Bürger-
meijter darüber bedachte und nicht recht auf dieſe dringende Bitte
eingehen wollte, da faßte er fich in Gott und ſprach: „Doch warum
Bee ich den Herrn Bürgermeiſter um diefer Sache willen? Gibt
mir Gott viele Kinder, b macht er fich jelbft viele Sorgen, denn
o lautet3 ja: ‚er forget für uns, hüt’t und wacht, es jteht alles in
einer Macht." Drauf gieng er, ohne der Antwort zu harren, ge—
troft und fröhlich feines Wegs. (EC. Heinrich, Erzählungen. I.)
Luther nahm das Lied auch unter die Begräbnißgejänge auf,
die er im Jahr 1542 als „Ehrijtliche Gejeng Lateiniſch vnd Deutich
um Begrebnig“ herausgab. Das jtand im Zufammenhang mit der
Betomung der Auferitehung des Fleiſches im dritten Vers. In der
alten afrikanischen Kirche pflegten nemlich die Chriften beim Singen
des Liedes, wenn fie an die Worte famen: „Das Fleisch ſoll auch
wieder leben“ die Hand aufzuheben und mit ziwei Fingern auf ihren
Leib zu deuten, damit anzızeigen, daß der gegenwärtige Lerb zum
ewigen Leben erwedt werden würde. Im Mittelalter bildete fich
die noch bis ins Reformationzzeitalter hinein feitgehaltene Sitte,
daß das ganze Lied gewöhnlich zum Begräbniß gejungen wurde,
wobei dann häufig gerade bei den Worten: „Das Flerich ſoll auch
wieder leben“ der Leichnam ins Grab gejenft wurde. So wurde
e3 bei der Beitattung des Kurfürſten Friedrichs des Weiſen von
Sadjen am 9. Mat 1525 gehalten; und von da an pflegten auch
die Evangeliichen an gar vielen Orten enttveder das ganze Lied
oder doch wenigſtens dem dritten Vers deſſelben vor der Leichen-
redigt zu fingen. Mit Recht gab in diefem Zuſammenhang Dr.
artini, Profeffor zu Wittenberg, auf die Frage, warum mat
denn bei Begräbnifjen das Credo finge, zur Antwort, es geichebe
zu einem Zeugniß, daß die Verftorbenen darauf entichlafen jeien.
Endli haben viele Sterbende dieſes Lied im ihren lebten
Stunden gebraucht. Hieronymus von Prag ftinmte im Jahr 1416,
als er zu Conſtanz um des Evangeliums willen auf dem Scheiter-
haufen jtand, das Credo an und fang fich damit freudig und ge
troft dahin; und zwei Brüder, welche im Jahr 1585 zu Mecheln
um des evangelischen Glaubens willen verbrannt wurden, fangen
noch vor ihrem Ende das deutiche Glaubensbekenntniß Luthers.
Barbara Seemann, ein frommes chriftliches Weib, bat 1579
u Leipzig kurz vor ihrem Ende ihren Mann und ihre Kinder zu
ans Bett kommen laſſen und gejagt: „Gönnet mir den Himmel!
warte auf den Heren Jeſum, wie eine Braut auf ihren Bräu—
am, daß er komme umd fie heimhole. Das kananätiche Weib
elt ſich an des Herrn Saum und glaubte; ich will ihn felber
en und nicht laſſen, er wird nich mitnehmen zur himmliſchen
en — US die Todesangſt näher fam, jprad) fie: „Num bin
hr uch die Wüſte, jebt geh ıch durch das rothe Meer, bald will
ic aussteigen in das gelobte Land. — Liebe Kinder, jo oft ibr in
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der Kirche den Glauben und in demjelben die Worte ea,
‚Das Fleisch joll auch wieder leben“ jo denfet an eure lie utter,
die ihr und die euch in dieſem Fleiſch wiederjehen wird.“ (Lajpari,
Geiftliches und Weltliches S. 305 f)
Bei der Melodie dagaefegfedeisd, welde in
— —
umbejtritterer Geltung feit 1524 geblieben ift bis auf Diefen Tag,
ijt erjt in den letzten Jahren eine beftimmtere Kenntniß über *
er eingetreten, Man hatte fie bisher für eine Originalmelodie
uthers angejehen, hauptjächlich nad) dem Zeugniß von Johann
Walther, beffen Worte in Prätorius syntagma musicum dahin gehen,
daß Luther zu der deutjchen Meſſe die deutichen Choralgefänge
meiſtentheils gedichtet und zur Melodie gebradjt habe. Nunmehr
it feitgeftellt, daß Hoffmann von Fallersleben ne der Breslauer
ibliothef eine alte Bapierhandjchrift des Nicolaus von —98 vom
Jahr 1417 gefunden hat, in welcher die Melodie ſich befindet.
— iſt die unbeſtimmte Waltherſche Ausſage zu corrigiren und
dieſe Melodie unter die aus dem alten lateiniſchen Kirchengeſang
überkommenen zu ſtellen. — Demungeachtet hat die Sage ein In—
tereſſe, Luther habe das Anfangswort „Wir“ * vier Noten ge—
dehnt (im Original daga), um damit die vier Himmelsgegenden
u bezeichnen, in welchen die Chriſten dieſes gemeinfame apojtoliiche
laubensbefenntniß fingen; und als ihm vorgehalten worden jet,
er habe bei den Worten: „er will uns allzeit ernähren“ den Modus
um einen Ton überjchritten, habe er geantwortet: „es will auch viel
lagen: ‚er will uns allzeit ernähren.‘* Schamelius ſetzt hinzu: „Der
hohe Ton fordert einen hohen Glauben. Wo ijt er? Du ſingſts,
wenn du etwas haft; wie denn, wenn nichts da ijt ?“
Palmer hat in jenem „Wort zum neuen Choralbuch“ (Süd—
deutſcher Schulbote 1845) den Seufzer ausgejprochen: „Wollte Gott,
wir könnten jolche grandioje Choräle mit unſern Gemeinden fingen.
Vielleicht, wenn es wieder buchjtäblicher wahr wird, daß wir alle
an Einen Gott glauben, lernen wir das auch wieder bejjer.“
In der alten Lutherjtadt Wittenberg wird übrigens dieſer Gejang
noch jet vor der Predigt gejungen. — Das A. Kirch.G. hat der
Ausführbarfeit wegen in der erjten Zeile die Noten anders auf
die Silben vertheilt, als es im Driginal der Fall it; nemlich:
dagaefegfedceisd,
— u
44. Gott der Vater wohn uns bei.
Eine durch Luther im Jahr 1524 beforgte Überarbeitung der
(don aus dem 15. DS Der: (um 1490) jtanımenden erg
itanei zur Zeit der Bittfahrten auf den Tag Marci und in der
Kreuzwochen, welcher vielleicht ein Lateinifches Original von Clau-
dings Mamertus, Presbyter zu Vienne (T 470) zu Grunde liegt
(vgl. Leijentritt 1567). Das Lied findet ſich zum erjtenmal gedrudt
in Walther Chorgejangbüchlein vom Jahr 1524 und trägt in den
Erfurter Enchiridien von 1526 und 1527 die Überjchrift: „Der lob⸗
—— Nr. 4. 101
fang, Gott der vatter won uns bey, gebefjert und Chrijtlich corrigirt.“
Das altdeutfche Original, wie es wohl in dem katholischen ©. von
Michael Vehe (New gejangbiüchlein geijtl. Lieder. Leipz. 1537.) uns
erhalten ift, lautet nemlich jo:
1. Gott der vatter won vns bey feyne Göttliche Hulde.
vnd laß vns nit verderben, Kyrie eleyion, Chriſte eleyſon,
Mach vns aller junden frey gelobet jey er ewicklich.
vnd helff vns jelig jterben, 5. O heylige Engell, wönt vns bey
Bor dem Zeuffel vns behüt und helfft vns gnad erwerben,
durch einen rechten glauben, Das wir von ſunden werden frey
bewar vns vor der hellen glut vnd entlich felig jterben.
durch ein hertzlichs vertramwen. Ewer vorbit uns mithenlt,
Wir befelhen vns dir gar wie auch thut Maria,
in aller vnſer nodte, zu erlangen ewigs heyll,
das du uns behütten wolſt jo fingen wir alleluia.
vor dem ewigen todte. Alleluia fingen wir
Kyrieeleyjon, Chriſte eleyjon, Gott vnd euch zu lobe,
gesobet jeyit du ewicklich. * A woll
; eyne Göttliche Hilde.
n —* ——— ar: 2 * Kyrie eleyſon, Chriſte eleyſon,
Hehylig Geyſt der won vns bey ꝛc. gelobet jey er ewiduch
4. Maria,Gottesmutter,won vns bey 6. Heylge Patriarchen os
vnd hilff vns gnad erwerben, 7. Heylige Propheten —
Das wir der ſunden werden frey 8. Hehlige Apoſtell ==
vnd entlich jelig jterben; 9. Alle vnſchüldigen fynder | 55
Deine vorbit vns mitteyl, 10. veylige Martyrer |
reyne magd Maria, 11. Heylige Beychtiger 38
u erlangen ewigs heyll, 12. Heylige Jungfrawen no
I fingen wir alleluia. 13. Heylige Wydtfrawen s=E
lleluia fingen wir 14. Heilge Büſſer vnd Büf- | S —
Gott vnd dir zur lobe, jeryn 52
das er vns erzeygen woll 15. Alle außerweltten 25
Luther hat nun die erſten drei
Verſe „gebeſſert“, indem der
Inhalt derſelben geläufiger dahinfließt, und das Ganze „corrigirt“,
indem er alle übrigen Strophen wegen ihres päpſtlichen Inhalts
einfach wegließ. Seine Faſſung iſt hernach in manche katholische
— ————— übergegangen. — Unter dem Namen von Erasmus
Alberus ſind dann auch zwei Ergänzungen aufgekommen, welche den
zweiten und dritten Vers neu geſtalteten (Frankf. Kirchengeſangbuch
1569 und Magdeb. G. um 1565). Es wird nicht ohne Intereſſe
fein, diejelben nach der erjtgenannten Quelle zu vergleichen:
ruvns auff rechter trafen,
hi Ehrift, du trewer Hort,
er du bift des Vatters wort,
darauff wir vns verlafien.
Du haft vns durch deinen todt
das van Dei erworben,
du biſt
vom
8 liecht vnd leben
tter vns gegeben.
Du bit vufer himmelbrodt,
gerechtigkeit vnd weißheit,
du
biſt das haupt der Chriſtenheit,
der frid, der weg, die warheit,
von Maria geborn bit,
gelobet ſeiſtu, Nein Chriſt.
Heilger Geift, die drit perſon
der Gotheit, gleicher ehren
Mit dem Batter vnd dem Son,
wolft vns den glauben mehren.
P2
Did ons Chrift beim Vatter hat die arme
beferen:
4 J
durch ſeinen tod erworben: du kanſt von recht lehren
erſchein vns mit genaden, dem böſen Geller bee, i
b wird das wort Ne gem Alleluia fingen wir, 3
uff, das fich zu Chriit dem Herrn nun hilff uns, heilger Geift, zu bir,
Unfer Lied ijt in der Faſſung Luthers wohl geeignet, ein täg—
liches Gebetlein chrijtlicher Familien zu fein. Im der Tagesordnung
des Kurfürjten Johann Georg II. von Sachſen, wovon nod) eine
bandjchriftliche Bejchreibung vorhanden ift, fteht unter anderem fol
gendes auf feine Jugendzeit Bezügliche: „Nach angelegter Kleidung
werden Se. Fürjtl. Gnaden dem allgemeinen Frühgebet jamt dem
ganzen Hofitaat mit gebührender Andacht beitvohnen, dabei allezeit
ein oder zivei Kapitel aus der Bibel mit kurzer Erklärung und ein
Stüd aus dem Katechismo Lutheri von einem Edellnaben wechiel-
weije gelejen und zum Beichluß: ‚Gott, der Vater, wohn uns beit
jungen werden Flle.“ Sp waren damals noch die Fürftlichen
Haus: und Tagesordnungen. — Vor Alters pflegte man dies Lied
BR mc) bei Copulationen zu fingen, reg in Dresden.
odann nennt Dr. Schulze in Hamburg dies Lied einen „Meiſter—
ejang, dadurch die Sünde und das Böje übermeiftert werde." —
Avenarius erzählt 4 ein junger Student zu einem Profeffor der
Theologie gefommen jei und — geklagt habe wegen der Anfech—
tungen ſeines Ku wer Der habe —* den Rath gegeben, er möchte
fleißig das Lied ſingen: Gott der Vater wohn uns bei; und das
* ſeinen Dienſt gethan. — Dr. Brunfhorjt erzählt in ſeinem
ch „von dem geijtlichen Anfechtungen“ von einer adelichen Perſon,
die gänzlich in den Gedanken jtund, fie wäre nun ewig verloren
umd verdammt und dürfe fich zu Gott feiner Gnade mehr verjehen,
daß jie durch diejes Lied, das ihr ein Freund vorlas, jo getröftet
worden jei, daß ihr Herz jtatt mit Traurigkeit mit Freud’ erfüllet
worden, und jte durch eine jelige Friedefahrt von dieſer Welt ge:
hieden. — Der Präfident des ſächſiſchen Oberconfitoriums zu
resden, Fr. v. Metich, Ind ji) über dafjelbe gegen den Hof-
prediger Dr. Weller ums Jahr 1654 aljo aus: ‚Sa bin oft in
weifelhaften und jchweren Sachen, als ich verſchickt gewejen, ge—
ten habe nicht gewußt, wo aus oder em, und was für ein
. Rath zu ergreifen. Werl ich nun in Rathſchlägen antworten müfjen,
fo habe ich zuvor zu Hauſe dies Lied angefangen und gejungen,
und Darauf ein mein Votum abgelegt; ıjt auch gottlob alsdann
wohl gelungen und habe ich jichtbarlich Gottes Gnade gefpüret, Die
mid) aljo regieret, daß es noch wohl hinausgelaufen.“ Kurz vor
jeinem Ende ließ er es ſich darum auch zur legten Reife der Er—
bauung halber vorlejen. (Dr. Wellers Leichenpredigt für Metich.)
Vornemlich find auf dieſes Lied viele Sterbende entſchlafen.
Thomas Schmidt südl! in den Hist. mem. vom Jahr 1707 zwölf
folcher Fälle auf; bejonders berichtet er von Dorothea Körber,
Ehefrau eines Muſikanten, daß ſie in ihrer Krankheit an dieſem
Lied eine große Freude hatte. Wenn fie allemal auf das Amen
gefommen, hat jie gejagt: „Amen, Amen — jo jpreche ich das
Amen fein!“ — Ehriftian VII., Graf zu Oldenburg, fang vor
feinem Zode zu Dresden 5. Auguft 1570 alle drei Verje noch mit
lauter Stimme hinaus; auch Ehrijtian I., Kurfürft zu Sachſen, er-
baute fich bei jeinem herannahenden Ende am 25. Sept. 1591 an
dieſem Liede. Dr. Nikolaus Krell, der befannte kurſächſiſche
Kanzler, betete dafjelbe noch bußfertig unter dem Rathhaus zu
Dresden, al3 er am 9. Dft. 1601 enthauptet werden jpibe Unter
den Worten „und hilf uns ſelig jterben“ bejchloß der berühmte
Wittenbergijche Generalfuperintendent Dr. Gottlieb Wernsdorf am
1. Juli 1729 ſein chriſtrühmlich —— Leben. — Für Joachim
Friedrich, Kurfürſt von Brandenburg, der ſich auf ſeinen Reiſen
ar oft mit dieſem Lied zu erbauen pflegte, war es ſeine letzte
Be Als er wegen eines Anfall von Magenkrampf am 18,
Juli 1608 von Köpenik nad) Berlin reiste und in jeinem Wagen
gerade das Lied gefungen hatte, jtarb er piöstich auf der Haide
unweit Köpenif, nachdem er noch mit gefalteten Händen gerufen:
„Hilf, Herr Gott, wie gejchieht mir! Ach Gott, Hilf mir!" An
welchem Ort hernady auch dem würdigen Fürjten ein einfaches
Denkmal errichtet wurde. (Mart. Mylius Sterbefunit.)
Chr. Scriver berichtet in feinem „Seelenſchatz“ (5, 2, 37) fol-
gendes Ereigniß, das ich in feinem elterlichen Haus im Jahr 1629
ugetragen. „Zuerſt wurde der Hausherr (fein Vater) von der Beit
efallen und hat nach dreien Tagen das Zeitliche gejegnet; bald
darauf erkrankten drei feiner Kinder, ein Mägdlein von acht, eines
von fünf und ein Knäblein von drei Jahren. Als das ältefte
Mägdlein dem Tode nahe war, tröjtete e3 jeine Damals noch —
Mutter mit der Gegenwart des gütigen Gottes, der geſagt hätte:
‚ich bin bei ihm im der Noth, ich will ihm herausreißen‘, fieng
darauf an zu jagen, wie bald fie und ihre beide Franke Geſchwiſter
abicheiden würden, wie auch, dat die Mutter und der ältejte Sohn
war erfranfen, aber wieder auffommen und genejen, dem kleinſten
agegen, das an der Mutter Brüſten lag (er jelbit), fein Leid
widerfahren würde; welches auch hernach geihah. Das Mägdlein
von fünf Jahren fieng an, mit einer ungewöhnlichen hellen und -
lieblichen Stimme den Gejang ‚Gott der Vater wohn uns beit und
defien drei Verſe, wie er in der Kirche gefungen wird, ganz deutlich
zu fingen, da man dod) denjelben nie zuvor von ihr gehört, auch nicht
vermeinet, daß ihr ſolch Lied bekannt, und Schloß damit fröhlich ihr
zeitliches Leben. Das Knäblein, wie es in der Todesangſt lag, rief
mit heiterem und fröhlichem Geſicht: ‚Ad; Mutter! ſehet, jehet!:
Sie: ‚Was denn, mein Sohn?” Er: ‚Ein gülbner Wagen vor
unjrer Thür‘ Sie: ‚Wer wird darauf fahren * Er: ‚Ich, in den
Himmel! Welches auch ftrals darauf geichehen.“
Auch in allerlei Landplagen hat die Gemeinde ihre Zuflucht zu
diefem Lied genommen.
Um 29. Mat 1613, Sommabends vor dem Trinitatisfeft, haben
bei der — UÜberſchwemmung des Ilmſtroms durch einen Wollen—
bruch, der im Thüringerlande plötzlich F Nachtzeit entſtand und
65 Menſchen und 44 Wohnhäuſer nebſt Scheunen als Raub davon
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nahm, die unglüdlichen Leute auf den ſchwimmenden Trümmern
ihrer Häufer oder auf hohen Bäumen, wohin fie ji geftünptet
—— das Lied geſungen: Gott der Vater wohn uns bei! (Rob.
ißlings Wetterbüchlein.)
ALS im Jahr 1653 zu Nubdolftadt eine große Feuersbrunſt ent
ftand, nahm der fromme Kanzler Friedrich Lenz zu diefem Lied feine
Zuflucht. Als nemlich fein Hab und Gut in großer Gefahr a
fprad) er: „Will jemand mein Haus und Sachen retten, dem jei es
vergönnt; alles, was ich hab, ift mir lieb, weil e8 mir Gott gegeben
Pr Allein ich habe jebo ein ander Werk vor.“ Hierauf begab er
ich in ein benachbarte Haus und fieng an, Dies Lied zu eg
worüber fich die Anweſenden ra verwundert und Daraus qute
Erbauung und Troſt geichöpfet haben. (oh. Dlearius Lieder:
ſchatz. II. 1706.)
Am 30. Juli 1734 brach ein heftiges Gewitter aus, als
gerade der Pfarrer Zapff zu Mittelbach, eine Stunde von Bai-
reuth, in der Sakriſtei Beichte hörte. Da mun der Donner und
ing gar zu heftig wurden, gieng er mit den Beichtkindern, jechzig
an der Zahl, in die Kirche hinaus vor den Altar und ſtimmte mit
ihnen dies Lied an. AS fie zu den Worten famen: „hilf uns jeli
fterben”, traf eim fchredlicher Donnerihlag auf den Thurm u
in die Kirche, fo daß alle ohnmächtig zu Boden geichlagen wurden.
Alle jedoch erholten fich wieder und nahm feines ein Leid, das
dabei gewejen; oben aber im Thurm wurden drei Männer er-
ſchlagen. en e Zeitungen vom 8. Sept. 1734.) — Am 23. Mai
1685 jedoh erichlug das Wetter des Pfarrers Tochter zu Lichten-
berg, unweit Camentz, über dem Flachsjäten, als fie gerade jang:
„Jeſus Chriftus, wohn ung bei.“ (©. Wimmers Liedererflärung.
1749.)
Die Melodie, aah eis dd eis, iſt eine alte deutſche geistliche
Volksweiſe, joniſcher Tonart, heiter, faßlich, ächt vollsmäßig (Winter:
feld 1.); fie erjcheint in fünfitimmigem Tonjat eritmals in Walthers
Ehorgejangbüchlein vom Jahr 1524. Das A. Kirch.G. gibt fie in
C Dur ganz nad) Walther, nur mit Anderung der einzigen Anfangs-
note des zweiten Theils nach Bapits ©. von 1545.
45. Allein Gott in der Höh fei Ehr.
Die deutſche Bearbeitung des uralten Hymınus angelieus, das
deutiche Gloria in excelsis Deo.
Es iſt ein Lied, defien Anfang fchon die Engel in der heiligen
Weihnacht anjtimmten und von dem Luther jagt: „man fpüret wohl,
daß dieſer fröhliche, tröftlihe Gejang nicht auf Erden gewachſen
noch gemacht, jondern vom Himmel herunter gekommen ijt.“ Dieje
Engelworte wurden frühe jchon mit einigen Erweiterungen in der
morgenländifchen Kirche als ein Pjalm gebraucht, den man die
do&oAoyiu zeyaın oder den Üuwos rwv uyyEiov nannte. Die
ältejte und richtigjte Faſſung iſt dieſe:
12 2
.Ao&a 2v vuwloros Seo zul Eni yac Elonvn, 2v ürdonnog
erdozia' ulvovuEv 08, vuvovuev 08, WAoyoüuev or, doto-
Aoyoöuev 08, n000xvVvoVuEr 08 din TOD weyakov woyıt-
oEwg' 08 Tov Ovru FE0v uyEvvnrov Eva, UNOOCITOV uovor*
dıa Tnv ueyaınv oov ÖVkur zuvor PBunılev Ertovouree,
O:E narep Nuvroxodtono, zUoıe 0 eos 0 nurno ou
Xo010T00, TOV “uWuov Kuvov, dg als Tnv auuoriuv TOO
z00uov' noogdeku Tv dEnow nucv 0 zasrusvog Li
tov Xeoovßlw orte OU yovog üyıng U uovog Kuvoıog
Inooũc Xo1orog, ToV FeoÜ Nuong yerınıng Pioewg, Tod
Buoıktwg numv di 00 001 dofa, rıum zul oEßac.
Während „Herr Gott, dich loben wir” aus einem ähnlichen Pſalm
gebildet wurde, den die erſten Chrijten als Abendandacht gebrauchten,
war diefer Pialm ihre regelmäßige Morgenandaht und auch unter
dem ftehenden Namen des Morgengejangs in allen Kirchen des
Morgenlandes verbreitet. Wie jehr die alten Chrijten denjelben
Dahn: fieht man daraus, daß er ſich in emer der ältejten
andichriften des N. Teſtaments hinter den heiligen Büchern auf-
ezeichnet findet. Jeden Morgen brachten die Chrijten der erjten
Schrhunderte diejen Pſalm Chrijto, als Gott, zum Lobopfer dar.
Damals koſtete es Blut und Leben, wenn man mir eimmal mit der
Ehriitengemeinde diejen Gejang anftimmte. In Höhlen und heim
lichen Orten, unter dem Auflauern ihrer blutdürſtigen Verfolger,
mußten ihn die erjten Chrijten bei ihrem Sottesdienjt anjtimmen.
Wir aber dürfen ihn jet in unſern Kirchen, wohin wir uns ganz
— ohne allen Spott und Lebensgefahr, begeben können, frei
und freudig ſingen. „Darum, ſagt Schubert, darum, mein Chriſt,
wenn du nun am Sonntag-Morgen das ſchöne Lied ſingſt, ſo denke
daran, daß dieſes Lied Tauſenden von Bekennern, die jetzt bei dem
Be find und dem Lamme folgen, wohin es geht, ichon eine
aft Gottes zur Seligfeit kinder it. Und wenn du es mit
rechter Andacht fingft, jo jingit dit es mit den Seligen und Engeln,
und das Lied wird auch dir eine Gottesfraft geben, zu überwinden
die Lüfte der Welt und Tod und Hölle.“ (Altes und Neues. 4. Bd.)
Es iſt aljo dieſes Lied die Ältejte Stimme der Kirche des Morgen—
lands. Die beiden Hauptjtüde jedes chrijtlichen Lieds find bier im
ihrem Keim vereinigt, leben und Preis, beides angereiht an ein
hriftwort, jo, daß diejes fchöne Bekenntniß von der Gottheit
Chriſti mit Necht ein urchriitlicher Geſang, das ältejte Lob» umd
Betlied heißen mag. Es enthält auch den Keim der Yitanei:
Kyrie eleifon, (Bunjen, Berfuch eines allgemeinen Gejang» und
Gebetbuchs. 1833.)
In die abendländifche Kirche wurde nun diejer uralte morgen»
Tändifche Morgengefang ums Jahr 360 in etwas veränderter Form
eingeführt durch Hilarins, Biſchof von Poitiers, den Water der
lateiniſchen Hymnendichtung, defien Lied „Lucis largitor splendide*
EL Kr
befannt iſt. Er gab ihn in folgender Faſſung, ohne die Reim»
forn, die damals noch nicht gebräuchlich * a A
Gloria in excelsis Deo et in terra pax, hominibus bonae voluntatis,
Laudamus te, benedieimus te, adoramns te, glorificamus te, gratias
agimus tibi propter magnam gloriam tuam,
Domine Deus, rex coelestis, Deus pater omnipotens,
Domine fili unigenite, Jesu Christe,
Domine Deus, agnus Dei, filius patris,
Qui tollis peecata mundi, miserere nobis,
Qui tollis peceata mundi, suscipe deprecationem nostram,
Qui sedes ad dexteram patris, miserere nobis;
(Quoniam tu solus sanctus, tu solus Dominus, tu solus altissimus,
Jesu Christe, cum sancto spiritu in gloria Dei patris. Amen.
In dieſer Faſſung befahl der h. Benedikt (f 543) feinen Ordens
brüdern, den Benediktinern, dieſen Hymnus in den Tagzeiten oder
Horen zu beten. Anfangs wurde er im Abendland, jedoch bloß bis
zu den Worten: laudamus te, auf Anordnung des Papſtes Teles-
phorus in der Nachtmeſſe auf Weihnachten po io Papit Sym-
machus verordnete im Para Sahrhundert, daß er an jedem Sonn»
Aag und an den Fejten der Märtyrer angejtimmt werben jolle; dur
Gregor den Großen erjt wurde er allgemeiner eingeführt. Anfängli
—* man ihn bloß, im elften Jahrhundert aber wurde er der
tehende Meßgeſang, wie er auch jetzt noch in der katholiſchen Kirche
bei jedem Bee gehngen. wird,
Als Papſt Leo M. welchen Aufrührer aus Rom vertrieben hatten,
mit jeinem Retter und Schußheren, dem deutjchen Kaiſer Karl dem
Großen, im Jahr 800 zufanımentraf, damit ihm diefer auf den
äpftlichen Stuhl verhelfe, ſtimmte er, nachdem fie einander unter
Shränen umarmt und gefüßt hatten, die Worte: Gloria in excelsis
an, und die ganze anweſende Prieiterjchaft fiel vor allem verjam-
melten Volt zu großer Nührung in die weitern Worte des Ge-
fangs mit ein. (Anaftafius in der Historia Leonis. TIL
Die deutjche Bearbeitung jtammt von Nicolaus von Hof (F 1541),
ewöhnlich genannt Decius,, und ijt niederdeutjch („Allene Godt jun
er döge ſey eer“) erjchtenen 1526 im ältejten —— Ge⸗
angbuch mit der Vorrede von Jakob Speratus; hochdeutſch zuerſt
in den „Geiſtlichen Liedern. Leipzig, Schumann 1539*, anonym.
. Der Inhalt des Liedes gliedert fi) ganz ſchön und einfach.
Uber das Ganze jagt Schameliu3 im Liedercommentarius zum
Naumburger Gejangbuch 1724: „Der Tert erfordert Herzen, die
den Engeln nachahmen.“ — V. 1 iſt die me Faffung
des Engelgefangs auf Bethlehems Gefilden, wobei auf der einen
Seite Die alttestamentliche Stimme fich einmifcht: „Gebt unjerem
Gott allein die Ehre!“ 5 Moj. 33, 3., andererjeits —* auch die
Zeitbeziehungen eines aus den mittelalterlichen Wirren aufathmenden
und das —* des Fauſtrechts —— Gemüths nachklingen:
„al Fehd hat nun ein Ende.“ — V. 2 gibt dem Vater die Ehre.
Mit einem vierfachen Lobgetöne wird Er, der ewige Hort, gefeiert,
an u er he an ade
VIE Trinitatis. Nr. 45. 107
von dem der Abgejang jo ſchön zent: „Ganz ungemefjen ijt dein
Macht; fort afchieht, was dein Will hat bedacht: wohl uns des
feinen Herren!“ Hier iſt die Macht in ihren jofortigen Wirkungen
nah Bi. 33, 9 und die Freumdlichkeit des Herrn in ihren feinen
Wendungen nad) Bj. 34, 9 treffend verbunden. — V. 3 wird der
Friedefürft angerufen, der Sohn Gottes. Die Gemeinde gibt ihm
zuerit die Ehre, die jeiner Majejtät und jeinem Verſöhnungswerke
ebührt; dann aber legt fie dem Öotteslamm ihre Bitte zu den
Füßen: „Nimm an die Bitt von unfrer Noth, erbarm dich unser
armen” d. h. unjer, die wir arm find und elende, oder „unjer aller“,
wie man gewöhnlich ſingt. — V. 4 endlic bringt auch vor den
eiligen Gert das Anliegen der Herzen. In der Hand diejes „aller-
eilſamſten Tröſters“ liegt unſere Si und Wacht vor dem böjen
eind, wie die Linderung und Hebung unjrer Noth. — „Darzu
wir uns verlaffen“ d. h. Amen, Amen; ja ja, es ſoll alſo gejchehen !
Das Lied fand bei den Gemeinden einen großen Eingang und
hat unsre Kirche bis auf dieſen Tag begleitet. ES wurde vor Reiten
an den hohen Feten, und jo oft des Sonntags Communion war,
gejungen. In Berlin fang man es vor Alters nach einer Verord—
nung vom Jahr 1574 jogar bei den Taufen der Kinder in der
Klofterkicche neben dem Lied: „Chriſt unjer Herr zum Jordan kam,”
G. Wimmer. 1749. Thl. 1.) — Sm Jahr 1723 überjegte es Mij-
ionär Benj. Schulz in Dftindien in die malabartjche —— —
a die Mutter des alten berühmten Hunnologen, des Regensburger
Superintendenten Serpilius, Dorothea Sophia, geb. Balduin (F 1670),
ielt e3 jo werth, daß fie es täglich Morgens zu ihrer Laute an—
timmte und — in die hebräiſche Sprache überſetzte.
Nicht leicht aber mag es eine größere Wirkung gethan haben,
als in der Zeit der Salzburger Emigranten. Als dieſe um des
evangeliſchen Glaubens willen ausgetriebenen Brüder im Frühjahr
1732 durch Deutſchland zogen, um eine Ruheſtätte zu finden, ſang
ihnen das Volk, wo ſie hinkamen, beſonders in Berlin, Frankfurt
und Darmftadt, dieſes Lied zu ihrem Troſt entgegen. Sie aber
antworteten meijt darauf mit ————— jenes glaubigen Wander—
liedes, das beginnt: „Ich bin ein armer Exulant, aljo muß ich
mich jchreiben; Man thut mich aus dem Vaterland um Gottes Wort
vertreiben", und im dem es heit: „Ach führe mich Gott im eine
Stadt, two ich dein Wort kann haben; Damit will ich mid früh
und jpat in meinem Herzen laben.“ — Als dann aber mit dem
13. Of. 1781 durch das Toleranzedift des Kaiſers Joſeph ſolche
„Fehde“ gegen die Evangelifchen in Oſtreich auf einige Zeit „ein
Ende“ * und ihnen —* Religionsübung zugeſichert war, da
ſangen fie in vereinten Scharen, von Freude und Dank gegen den
eren erfüllt, diefes Gloria aller Orten. Bejonders ergreifend ge
hab es auf dem Hallitädter See. An dem Sonntagsmorgen, da
as an diefem See erbaute Heine evangelijche Kirchlein eingeweiht
werden follte, kamen die Evangelijchen auf Schifflein von allen
Seiten daher. Erſt erhoben fi da und dort fingende Stimmen,
auf einmal aber ftimmte ein Pfarrer an: „Allein Gott in der Höh
ei Ehr“; die anderen fielen ein, die Töne verbreiteten I von
mal über
hiff zu Schiff, und mächtig wogte der Gefang aller zu
den ern. Das war eine freude, welche eine menfchliche Feder
nicht & bejchreiben im Stande ijt. (Heinrich, Erzählungen. I)
inzelne Seelen find auch bet inneren Anfechtungen —
Lied geſtärkt worden. So erzählt eine vornehme Frau, die in tie
Anfechtung länger als anderthalb Jahre die Gnade Gottes nicht
mehr in ihren —— geſpürt hatte: „Als ich um Johannis 1681
an einem Sonntagsmorgen erwachte, fiengen die Stadtmuſikanten
vom Kirchthurm herab das herrliche Lied: ‚Allein Gott in der Höh
fei Chr‘ zu blajen an. Das Hang mir jo füß im meinen Obren,
al wenn es vom Himmel age Ic richtete mid) auf und
betete das ganze Lied mit; jodann konnte ich in guter Hoffnung
eufzen und jagen: ‚Nun wird Gott der Herr vieler Fronmen
ebete erhöret haben!“ Im der Freude meines Herzens fieng i
an, das andere Lied zu fingen: euch ein zu deinen Thoren! je
in den Kalender, was für ein Evangelium an diefem Sonntag
wäre, und fand, daß es ‚vom großen Abendmahl‘ handelte. Da
dachte ich: nun will ich mit den allerlegten und elendeiten Gäſten
an wieder zu der Gemeinde einladen laſſen und über acht Tagen
mic mit dem ‚verlorenen Schaf‘ bußfertig zum Tiſche des Herrn
einfinden. Das habe ich denn auch durch Gottes Hilfe mit quter
Andacht ausgeführt, und von diejer Zeit an hat die große Schwer-
muth und hohe geiitliche Anfechtung nach) und nach ſich a |
verloren, für welche große Gnade und wunderſame Befreiung i
den grumdgütigen Gott hier zeitlich und dort ewig preifen werde.”
(Zämmel, hochangefochtener Seelen Baradies. 3, 1.)
Auch in äußeren Verfuchungen ift unjer Lied jchon zur Mahnun
geworden. Eine ernite Chriſtin reiste einmal in der Gejell haft
eines Leichtjinnigen Schiffers und eines Mädchens, welches eine Laute
mit jich führte und unterwegs darauf fpielte. ALS fie nun in emem
Wirthshaus anhalten mußten, forderte der Schiffer das Mädchen
zum Spielen auf und nahm unter wüjten Gebärden die Aufwärterin
im Haufe zum Qanze bei der Hand. Da jeufzte die eat zum
Herrn um Erlaubnig und Freudigkeit, dieſe wilde Fleiſchesluſt zu
F und ſie erhielt den Muth dazu, daß ſie plötzlich mit heiligem
Eifer rief: „Mädchen, ihr ſpielt dem Teufel und ſeinen Kindern zur
Ehre und Freude. Gleich fort und weg damit! Sollt und wollt
HN ja ſpielen, fo ſpielet: ‚Allen Gott in der Höh ſei Ehr!! Das
it beſſer.“ Diejes Machtwort erfüllte die Herzen der Spielerin,
des Tänzers und der Tänzerin auf einmal mit einem heiligen
Schreden, jo daß fie alle drei fich ihres Beginnens jhämten und
alsbald davon abliegen. (Basler Samml. 1793.)
Selbit in Todesnoth fang man das Lied von dem „allerheil-
ſamſten Tröfter“. Im den ältejten Zeiten ift mancher Märtyrer mit
dem Gloria auf den Lippen getroft zum Nichtplaß gezogen. Aber
auch das „Allen Gott in der Höh jet Ehr“ hat manches evanges
liſche Sterbebett geziert. E3 war dem ehrmürdigen Tobias Kieß—
ling zu Nürnberg zum Lieblingsltede geworden. Bejonders unver-
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eplich ift den Dftreichern durch ihn das Lied geworden.
Erangek chen dort jagten davon: fingen habe der jelige Tobias
efonnt jo Schön, daß, wenn man jeine Stimme hörte, man gemeint
Babe, man hörte die Engel fingen. Und jo jtinmte er es auch noch
auf feinem Sterbebette herzinnig an, ehe er jein Lob mit dem der
Engel vereinigen durfte vor Gottes Thron.
Ehrijtian Sceriver jang diejes Lied, jo oft ein Wetter im An
war, zum Preis der Allmacht und Gerechtigkeit Gottes, welche I
in jolchen Wettern über den fichern Sündern offenbart und von
den Frommen mit unerjchrodenem Gewiſſen angejehen wird, wie
auch Johann Friedrih, Kurfürſt von Sachſen, bei — ent⸗
ſtandenem Donner ſeine rechte Hand gen Himmel ausgeſtreckt und
gelagt habe: „O du alter, jtarfer Gott, du läßt dich hören, daß
u noch lebeſt.“ Er erzählt im Seelenſchatz (3, 9, 20): „Ic
habe zuweilen wahrgenommen, daß auch bei jchweren Ungemwittern
und ftocfinfterer Nacht die Nachtigall in ihren Dornheden jich hat )
bieblih hören laſſen; jo habe ic) — gottſelige Chriſten gehört,
welche bei ———— Gewittern fröhlich mit den Ihrigen anſtimm—
ten: ‚Allein Gott in der Höh ſei Ehr.‘ Ich freute mich darüber
und jeste mit Freudenthränen bei mir jelbjt: ‚So recht, Tiebes
Vöge ein! I recht, ihr chriftlichen Seelen! Lafjet uns des Friedens
enießen; laſſet unjern Gott donnern und bligen, daß er die —
elt ſchrecke und ſeine große Gewalt und Herrlichkeit kund ma
in Chriſto Jeſu verſprochen hat.“
——
ers 1 war das Gebetlein von Anna Sophia Redslob, einer
—— und hochgerühmten Frau, jo oft fie nach empfangener
bjofution in der Beichte ihren Beichtſtuhl verließ. (Dlearius
Liederſchatz. 1706.)
Zu dem eriten Sab des Verſes bemerkt Schamelius: ——
du denn auch das Lob Gottes ſo hoch und über alles? Zwar hält
die Welt das für was leichtes, Gott die Ehre % geben; und aljo
muß das Soli Deo Gloria ſich g'nug leiden, Aber es tjt leichter
ejungen, als prafticiret. ‚Allee — o das iſt ein Gentnerwort!
harter, Werfheilige, Ehrgeizige, die fich jelbit rühmen, und der
gleichen Leute heucheln nur damit, wider Pi. 115, 1.“
„All Fehd hat nun ein Ende”, jo Hangs in den Gemüthern
auch im Jahr 1871. Am Stuttgarter Ev. Sonntagsblatt lajen wir .
bazumal: „All ge hat nun ein Ende" jo möchte unjer Herz
jubiliren und auffahren mit Flügeln, wie die Lerche am heutigen
Frühlingsmorgen. Das ‚Friede auf Erden‘, welches wir jo wonne—
verheifend aus den Weihnachtstagen mit herübernahmen ins meue
Jahr, und das uns fo oft zu fliehen fchien wie ein Traumgebilde,
hat ſich nun erfüllt: das Warten der Gerechten ift Freude geworben !*
Un Bers 3 erbaute ſich Philipp Ludwig, Graf zu Hanau umd
Rheine, im Auguft 1612 auf dem Sterbebett, wo er ſich als ein
ar frommer und gottjeliger Herr bezeugte. Am Abend des 7. Auguſt
ich er, nachdem er von den Semigen Abſchied genommen, alle
Thüren öffnen und ſprach zweimal überlaut: " Machet alle Thüren
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das geht aber, jeine Kinder nicht an, denen er Gnade und Friede |
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et alle meine Leute fommen, da
,‚ und fich meines Erempels tröften.“ Um Sonntag,
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em 9. Auguſt, hob er frühmorgens die Augen und das Pate
auf und rief mit heller Stimme: „Nun bin ich einmal erlöst!“
ſchon jang: Allein Gott in der Höh fei Ehr! gieng er auf dem
teinpflaiter, jo weit es troden war, auf und nieder, und neben
ihm ber eine Henne. Dieje trat aber in den Schmuß hinein, ſcharrte
und fraß etwas heraus. Er ſieht hin und bemerft, daß die Henne
immer von Zeit zu Zeit ein Weizenkörnlein findet. „Blinder Hefe!
denkt er. Und du bedenkſt nicht, daß in dem Schutt der Worte da
drüben auch Weizenförner jein können, die du deiner armen Seele
durch dein Wegbleiben entziehſt?“ Im einigen Minuten ift er in
| der Kirche, fingt noch mit der Gemeinde: „Nimm an die Bitt von
unſrer Noth, erbarm dich unſer aller!“ und erzählte jpäter, er habe
fich jelten einmal mehr und inniger erbaut, als in jenem Gottesdienit.
(Schubert, Altes und Neues. II.)
Die Melodie fabebag a eriheint zuerjt gedrudt ein-
ftimmig in dem Valentin Schumannjchen Geſangbuch 1539 (Wader-
nagel), jodann im Magd. Geſangbuch 1540 und bei Kugelmann
Concentus novi trium vocum Augsburg 1540, bier aber mit drei—
timmigem jchönem Sat. Es iſt Dabei der uralte lateinische
oral: Gloria in exceisis, bejonders in den Worten: Et in terra
pax hominibus bonae voluntatis, wie ſie noch jet in der Fatho-
lichen Kirche bei der Meſſe gefungen werden, zu Grund gelegt.
Det der Übertragung auf das deutiche Lied fand nur in wenigen
Noten, des Metrums wegen, eine Veränderung ſtatt. Gewöhnlich
ichreibt man dieje taftmäßige Redaktion dem Decius jelbjt zu, der
wenigſtens binlängliche Fertigkeit dazu befefjen haben dürfte, da er
ein trefflicher Tonmeiſter umd —— war und in Braun—
ſchweig zuerjt vielftimmige Muſikſtücke aufgeführt hat.
Am merkwürdigſten erflang die vs eife bei dem großen
Brand zu Hamburg 1842. Am 7. Mai janf in der furchtbaren
ß fie jeden, wie ih ſo
e VI. Trinitatis. Nr. 46. 111
Shut auch der Thurm zu St. Peter, der ältejte der Stadt, zu—
jammen. Schon zwei Tage hatte der Brand gewüthet, zwei Löſch—
verjuche waren gelungen, der dritte mißrieth. Da fieng mitten in
Gut und Sammer das Glodenfpiel die herrliche Melodie an: Allein
Gott in der Höh jei Ehr! Eine unfägliche Wehmuth ergoß diefer
Schwanengejang in die Herzen aller, die ihn hörten. Jetzt beugte
der Thurm jeine jtolze Spibe, ſenkte jich nach und nad) zur Erde
und bohrte jein Haupt tief in die Erde.
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4J
46. Hallelujah! Lob, Preis und Ehr.
Ein Lied aus dem befannten „Geiſtreichen Geſangbuch von
eh Darmitadt 1698.“, wo es die Überjchrift hat: „Das
ochzeitlied der Kinder Gottes. Offenb. 7, 12.” 1704 erfcheint es
im 1. Thl. des Frl. G.'s. Nach Dr. Baumgartens Nachrichten von
merkwürdigen Büchern (64. Stüd, ©. 301) iſt der Dichter diejes
Lieds der ungenannte Verfaſſer des Liederwerls: „Der fingende
und lobende David, Hallelujah“, wo es al3 Zugabe fich befinden
fol. Daß es Barthol. Craſſelius gewejen, ift nicht —
obwohl von dieſem erſt 1677 geborenen Dichter im Darmſtädter
Geſangbuch eine andere Probe enthalten iſt: „Dir, dir, Jehova,
will ich ſingen!“
Es iſt ein prächtiges Lied, das uns jenen Geſang der un—
ezählten Scharen vor dem Throne des Lammes in würdiger Weiſe
et DB. 1 verbindet der Sänger den Preis der Verklärten in der
Offenbarung mit dem der Seraphim bei Jeſajah, um den Herrn
Zebaoth zu verherrlichen; V. 2 ijt die jelige ig mit dem
Sohne, dem Gotteslamm, die Duelle des Hallelujah; V. 3 wird
der Geiſt als Führer der Brautgemeinde zu Ehrifto in ſüßen Tönen
gefeiert, und V. 4 jchließt die Subeltöne der ftreitenden Kirche mit
ent erjten Verje in einen Ring zufammen. — Das Hallelujah it
U und DO des Lieds, die Bermählung Chriſti mit feiner Kirche iſt
der Mittelpunkt des Ganzen.
Eigenthiümlich it, daß das ———— Gepräge, welches der
Geſang trägt, und der kirchliche Charakter, wornach in ihm die
Brautgemeinde redet, in der Segensgeichichte des Lieds nicht den
Ausjchlag er hat, jondern der Triumpheston, welcher jeine
Aklorde aus dem Lande der Verflärung empfängt. Die Wurzel in
Dffenb. 7, 12 hat fich demnach vollitändig bewährt. — Sp wurde
es denn zwar auch vieler Lebenden Freude, 3. B. des. Inſpektors
Sagarned am Halleichen Pädagogium, früher zu Teichen (F 1743),
und des ehrwürdigen PBredigers Jähnide an der Bethlehemslirche zu
Berlin (F 1827), aber ae mehr haben e8 manche Sterbende vor
ihrem Hinſcheiden unter Freude, Anbetung und Dank als Schwanen»
gelang gefungen.
ie Gattin des Proreftor Stern in Ihtzſtein fang zwei Tage
vor ihrem Tode 1709 dies Lied mit lauter, übernatürlih erhobener
Stimme ihrem Bräutigam zu Ehren, weil e8 bier in vollem Maße
hieß: „Ad komm, Herr ef u — Dorothea Elifabet, die Frau des
un nah
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te durch Trauer nicht zu betrüben, jondern nad) ihrem Tob das
ied als Loblied auf die große Barmberzigteit, die ihr Jeſus erzeigt,
zu fingen. Ihre Gefihtsziige verflärten ſich, als fie den Befehl ge—
geben, und wurden mit einer überjchtvenglichen Freudigkeit über
gofien, worauf fie rief: „Vorſchmack des Himmels! id bin nun
ganz allein des Herrn Jeſu, der ift mein Bräutigam!" (Spiegel
edler Piarrfrauen von Burf. 1842.)
| [3 der preußische Confiftorialrath und Rektor der Domſchule
zu Halberjtadt, Chrijtian Gottfried Struenfee, 1782 feinen Geburts-
Bar um Sterbetag werden ſah, wollte er gern jeine Freunde an
der Freude Theil nehmen laſſen, die er hatte, daß er nun zu Gott
ehen dürfe. Er wollte in Gemeinſchaft mit ihnen noch einmal
Kine Gott und Erlöjer feierlich preifen. Als fie nun um jein
terbebett verjammelt jtanden, jagte er: „Singet, finget mit mir
und betet an; groß ijt der Herr und groß it jeine Liebe, Singet
V. 2 aus: Hallelıjah! Lob, Preis und Ehr!“ Er konnte nicht
dia laut mitjingen, aber danfend erhob er Herz und Hände. Als
ie nun den Beichluß mit V. 3 machten, eur te er noch leiſe:
„Komm bald, ja komm, Herr Jeſu!“ und fein Erlöfer fanı, zum
ewigen Hofianna ihm zu führen. (Fedderjen, Leben und Ende güt-
gefinnter Menjchen. 4.)
Ehr. ©. Amann, ein echt evangelijcher Prediger zu Dölkig
in Preußen, deſſen Leben E. M. Arndt bejchrieben hat, ftimmte
mit den Seinigen unſer Lied an, nachdem jein — ſechsjähriges
Töchterlein unter Beten und beſtändigem Reden von Chriſto ver—
ſchieden war. Er that dies in der gewiſſen Hoffnung, daß Beata
— ſo hieß das Kind — auf ihrem Wege zu Chriſto und mit ihr
vielleicht auch der Engel des Herrn, jo ſie begleitet, ſolches oder
dergleichen eines werden mitjingen. (Burf, Paſtoraltheologie. 2.)
Als 1857 das Haupt eines edlen Separatiitenhäufleins an der
Dftjee, Tijchler Wolff in Dünnow, auf dem Todtenbette lag, jagte
er: „sch bin fertig. Welch ein Sammer wäre es, wenn ich beim
Hinjcheiden aus der Zeit in Ungewißheit über meine Seligfeit ſein
müßte!“ Als er die Seinigen über ie Abſchied betrübt Jah,
ſprach er: „Wenn mich der Herr aufgelöst hat, dürft ihr nicht
‚traurig fein, jondern jollt das Lied fingen: ‚Hallelujah! Lob, Preis
und Ehr!‘“ und als die Seinigen dann eriiderten, zum Singen
würde ihnen dann wohl die Luft vergehen, antwortete er: „Was?
Wenn ich gejtorben bin, müßt ihr recht fröhlich fein; ich fterbe ja
ſelig!“ (Wangemann, Geiftliches Regen am Ditfeejtrand. 1861.)
Bon einzelnen jchönen Stellen des Lieds nennen wir nur den
Schluß des V. 2: „Heilig, jelig ijt die Freumdichaft und Gemein-
Ichaft, die wir haben und darinnen uns erlaben.“ Ein Wort,
gr ſchon oft zum Ausdrud chrijtlicher Gemeinjchaftsfreude ge—
ient hat.
Melodie: Wie jchön Teuchtet der Morgenitern.
In
f edigers an St. Marien zu Stargard, bat 1743 ihren Mann,
pi Sa Fe A N
VAL girchenfeſte. Nr. 47. 113
VI. Kirdenfeite.
47. €s wollt uns Gott genädig fein.
Bon Dr. Martin Luther; erjchienen 1524 hinter Luthers Schrift:
„Eyn weyje Chriftlich Mep zu halten vnd zum tisch Gottis zu
gehen auch auf einigen fliegenden Blättern, und dann in dem
furter Endiridion 1524.
Luther hat das Lied gedichtet al3 freie Nachbildung von Pjalm
67, und Schamelius gibt ihm die UÜberjchrift: Für den Lauf des
Evangelii. Damit, ift Luthers Auffafjung jenes Pſalms bereits
richtig bezeichnet. Überall bricht der neutejtamentliche Ausblick durch
die alttejtamentliche Hülle. — 3. 1 entipricht 67, 2. 3: „Gott
fi und gnädig und ſegne uns; er laffe uns jein Angeficht leuchten,
aß wir auf Erden erkennen feinen Weg, unter allen Heiden jein
gu Das „Antlitz Leuchten“ tft geworden zu „erleucht mit ewgem
eben“; das „Heil“ ıjt verffärt ın „Jeſus Ehriftus Heil und Stärf*.
— 8. 2 entipricht 67, 4. 5: „Es danken dir Gott die Völker; es
danken dir alle Völker. Die Völker freuen fich und jauchzen, daß
du die Leute recht richteft und regierjt die Leute auf Erden!” Hier
Hingt der meutejtamentliche Liebesgeist durch, indem das „recht rich-
ten“ ergänzt wird: „und läßſt die Sind nicht walten“, und das
„Regieren” auf Erden eingehend bejchrieben wird: „Dein Wort die
Hut und Weide ijt, die alles Volk erhalten, im rechter Bahn zu
wallen.“ — V. 3 entipricht 67, 6—8: „E83 danken dir, Gott, Die
Völker; es danken dir alle Völker. Das Land gibt jein Gewächs.
Es jegne uns Gott, unfer Gott; es fegne uns Gott, und alle Welt
fürdte ihn!“ Der Dank wird * beſtimmt als ein Dank „in
guten Thaten“; das Gewächs des Landes wird ergänzt durch die
aritige Hanzung: „Dein Wort iſt wohl gerathen“; und der Name
ottes in diefen drei Verfen wird auf den Dreieinigen bezogen:
„Uns ſegne Vater und der Sohn, uns ſegne Gott der heilig Geiſt.“
— — Go erbaut fich auf dem Dank für den Naturjegen im Ges
deihen des Erntefeldes der Dank fiir Gottes umiverjales Walten auf
Erden mit feinem Wort und Getjt, und die Bitte um Fortgang deſ—
elben unter den Völkern bis an der Welt Ende. it der Pialm:
3 wollt uns Gott genädig fein! fo gar noch als Erntepfalm zu
ebrauchen, jo iſt er doch vorwiegend NReformationsdantpialm, wo»
ir das köſtliche Wort wirbt: „Dein Wort ift wohl gerathen!* und
iſt Miffionsficed aus Neformatorenmund, worin Luther aud) ber
eutigen Miffionsgemeinde die Hand reicht: „Daß Jeſus Ehriftus
Heil und Stärk bekannt den Heiden werden und fie zu Gott bes
ehren.“ Auch *3 ſagt in feinem Pſalmencommentar I: „Diejer
auf das Ende des Werkes Gottes hienieden gehende Miſſionston
Mingt entſchieden und Tieblich im Luthers Lied hindurch.“
Koch, Kirhenlieh. VI. 8
# J
ie “ ne J 3 7 *
Für unſer Lied find faſt zu gleicher Zeit zwei Melodieen auf-
etaucht: eine aus D moll dfgag cha, doriih, in Walthers
——— 1524, entſprungen aus der weltli Volls⸗
weiſe: „Aus herbem Weh klagt ſich ein Held“; ie andere
behahdedchoderrhehahde h, phrygiſch, erſcheint
—
t in „Teutſch Kirchen ampt. Straßburg by Wolff Köpphel“,
ebenfalls 1524, und ftammt vielleicht von Mattheus Greiter, Dem
Aſſaph der Straßburger Kirche in jener Zeit. Dieje erwarb Ni
im übrigen —— o eutſchiedenen Beifall, daß fie b
in die Klugſchen Geſangbücher eindrang 1535 und die doriſche
verſchwindet, um im Klugſchen Geſangbuch 1543 ſich für immer zu
dem Tauflied: „Chriſt, unſer De zu gejellen.
Das Lied Luthers ſelbſt fand in dem Volk allgemeinen Ein:
gang und drang jelbit in die Kirchen abgefagter Feinde des Refor—
mators ein. So geſchah's zu Wolfenbüttel, wo Herzog Heinrich in
eimer Schloßtapelle einge Lieder Luthers duldete. Der tathoftjche
iefter machte ihm Vorſtellungen, daß er ſolche Lieder nicht dulden
dürfte. Als aber der Herzog ſich erfumdigte: welche? antwortete
der Priejter: „Gnädiger Herr, fie heißen: ‚Es wollt uns Gott
enädig ſein!““ Da fuhr der Fürſt auf: „Ei, foll uns denn der
eufel gnädig fein? Wer foll uns denn gnädig jein, denn Gott
allein ?* Aljo iſt der Pfaff mit Schanden bejtanden und ——
und ſind die geiſtlichen Lieder Luthers fortgeſungen worden und
en Plat behalten. (Selneccer, Chrijtlihe Pjalmen 1587,
orrede.
Unter den Klängen diejes Liedes wurde am 11. Juli 1792 das
Bethaus in Tritichinopoli eingeweiht, bei welchem Chrijtian Fried—
rich Schwark über da3 Sonntagsevangelium von Petri Fiſchzug
ie (Germann, Mifftonar Schwartz. Erlangen 1870.)
ei V. 3 bemerkt Schamelius: „‚Dein Wort iſt wohl gerathen !:
Geſchah zumal, da Lutherus veformirte und das Werk des Herrn
fortgieng. Leichtſinnig jchreibt Johann Leifentritt: ‚Wenn die Reber
immer was Neues befommen, fingen fie jo‘ Doch es wäre gut,
wenn man da3 aller Orten jagen fünnte. Da man aber leider das
Gegentheil fiehet, jollte man fast eher wünjchen: ‚Dein Wort Taß
wohl —— Ach Gott, mache das wahr!“
uſtav Adolf, der Schwedenkönig, ließ vor der Entſcheidungs—
Ichlacht bei Lüben 6. Nov. 1632 das Lied mit Paufen und Trom—
peten fpielen, alle Soldaten ſtimmten ein, und er jelbft fang mit
lauter Stimme, um fi) mit den Worten des dritten Verjes: „Uns
Ieane Vater und der Sohn, uns jegne Gott der heilig Geift!“
g le zu feinem legten Gang einzujegnen, den er im jener
Schlacht gethan hat.
Sohann Sebajtian Bach hat bei der zweiten Jubelfeier der
Auguſtana 1730 zu seipäig, eine muſikaliſche Aufführung am erjten
Feſttage mit dem dritten Verſe geichloffen:
Es danke Gott und lobe dich
das Volk in guten Thaten!
| \ 115
48. Wär Gott nicht mit uns diefe Zeit.
Bon Luther verfaßt, der es „nebſt dem feinen Häuflein feiner
etreuen Beiltände erfahren, was er in dieſem Liede aus dem 124.
Setmen gejungen.“ Es erjcheint erjtmals gedrudt in Walthers
orgefangbüchlem vom Jahr 1524. Titel: „Dankfagung vor die
Rettung von Feinden.“ Dr. Blumberg nennt es „der Rechtgläu—
bigen Salve-Guarde“.
Der alte Schamelius bemerkt zu dem Anfang „Wär Gott“:
„Zweimal wird das wiederholet mit heftigem Eifer, wie man allein
Gott trauen joll. Die Siraeliten waren gleich den Weltfindern, die
da meinen: ja, hätte Diefer König nicht das Beſte gethan, hätte
diefer Succurs gefehlt, wärs ohne diejen General, die große Armee:
wo wären wir blieben? Das nennet Cyriacus Spangenberg einen
Eulengeſang.“ Aber „Gott mit uns!“ daran hängt alles; getrojt!
Der dritte Vers mit feinem triumphirenden Schluß hat fich zur
allen Zeiten der Gemeinde tief eingeprägt.
Kurfürſt Johann Friedrich zu Sachſen ward im feiner Gefangen-
[Saft nach der Schlacht bei Miühlberg 1547 von dem Superinten-
enten zu Saalfeld, Cajpar Aquila, mit diefem Liede getröftet. Der-
elbe ermunterte ihn unter Hinweifung auf Daniel, Jojakim und
etrus; wie diefe wunderbar aus den Banden erlöst worden, aljo
würde er auch einmal zu rechter Zeit jagen können: „Strid ift ent:
wei, und wir find frei!“ Darum jang er, als er 12, Mai 1552
int langen Haft endlich wieder entlafjen war, das ganze Lied mit
anfbarem Gemüthe als Lobopfer vor dem Herrn. Pfefferkorn,
thüringiſche Hiſtorie. 16.)
Während der Belagerung Magdeburgs durch Tilly 1631 er—
klärte I Thodänus, Prediger an St. Catharinen, dieſes Lied
zum Troft der geängjteten Einwohner in feinen gewöhnlichen Dienitags-
predigten. Gerade als er jeine dritte und legte Predigt über dafjelbe
bielt, am Dienftag nach Cantate 10. Mai 1631, brach der Greuel
der Verwüftung über die unglücjelige Stadt herein, Als er aus
der Kirche gieng, erjcholl die Schreckenskunde, daß der Feind ſchon
auf dem Walle, ja gar bereits in der Stadt fei. Da ward er, kaum
pi Hans angelangt, zu einem vornehmen Anführer der Beſatzung,
er im Gefecht tödtlich verwundet war, in den Gajthof am breiten
Weg gerufen, daß er ihm Zuſpruch She Alsbald machte er jich,
obgleich ihn feine Fran mit vielen Thränen zurücdzubalten ſuchte,
in feinem Predigeranzug auf den Weg, und kaum hatte er dem
—* ſchwach auf dem Boden liegenden Verwundeten den Troſt ge—
pendet, jo fam feine Frau daher, die ſich mitten durch die Volls—
haufen, welche vom Feind wie eine Herde mit beftändigem Schießen
die Straßen entlang getrieben wurden, zu ihm durchgedrängt batte,
und zog ihn mit Gewalt im ein abgelegenes Gemad des Gaithofs.
Bald drangen wuthſchnaubende feindlihe Soldaten zu ihnen ein
und plünderten fie rein aus. Als wieder vier neue famen und fie
dieſen nichts mehr geben konnten, zielte einer derfelben, von fürchter—
lihem Unfehen, mit einer Musfete nach Thodämus, und da die Lunte
8*
ET
de 2 —
nicht mehr ambrennen wollte, blies er fie an; in dem
Augenblid
aber, da er losdrücken wollte, ſchl dänus Gattin, —9 ſich
ermannend, die Muskete in die Höhe, daß die Kugel über —*
Mannes Kopf in die Wand fuhr. Er nr hierauf ſtatt Geldes
i
Silber. Da erinnerte fie ſich, daß fie noch ſilberne Haden an i
Bruftleibchen hatte. Die ſchnitt ſie ab und gab fie hin. lic)
fam ein wilder Eifenfreffer; der hieb mit feinem ſpitzigen Stech—
Degen Thodänus über den Kopf und jagte: Pfaff, gib Geld! Der
Anblict des verwundeten Predigers jedoch, defien weißer Priefter-
fragen und ſchwarzer Nod mit Blut _bebedt ward, bewog ihn zu
einigem Mitleid und er willigte ein, fich in Thodänus Haus führen
zu taffen, um dort zu nehmen, was da wäre. Während die ſchwer⸗
geprüften Eheleute ſo mit dem Manne über die Straße ziehen,
wobei die Frau deſſen Mantel mit der Hand hielt, erblickte he ein
vornehmer faijerlicher Befehlshaber und nahm ſich ihrer herzlich
an, ließ den verwundeten Thodänus in jeinem Haus, aus dem er
die Plünderer forttrieb, verbinden und jchaffte ihn dann mit ber
Frau ins Lager, von wo fie nad) einigen Tagen als Gerettete nach
Olvenſtedt zum Feldprediger Schwanenberg geführt wurden. Diejer
ließ den kranken Thodänus in jeinem eigenen Bett jchlafen und half
ihm vollends nach Hamburg. Bald darauf fügte es der Gott, der
allzeit mit ihm war, weil er auf ihn baute und traute, daß er jchon
am 7. Trinitatisfonntag deſſelben Jahre als Diakonus in Rendsburg
eintreten durfte, two er dann jpäter auch gejtorben it. Bis an fein
jeliges Ende aber hat er es mit jeiner treuen Frau dankbar vor
Gott gejungen:
Gott Lob und Danf, der nicht zugab,
dab ihr Schlund uns möcht fangen.
Wie ein Vogel des Strids fommt ab,
iſt unfer Seel entgangen,
(Job. Vulpii Histor, Magd, del. 1702.)
Unfer Lied greift auch in die Gejchichte des befannten J. ©.
Gichtel hinein, und die Anwendung dejjelben gibt uns einen Kleinen
Einblid in jeine wunderjame Chriitenart. Einsmals war er über
—— Angriffen gegen die lutheriſchen Prediger in Nürnberg in
en Thurm geſperrt und nach Regensburg gebracht worden. Da
bemächtigte ſich ſeiner eine teufliſche Anfechtung und Verzweiflung,
ſo daß er einmal bei vier Stunden in Ohnmacht fiel. Als er er—
wachte, ſang er das Lied: „Wär Gott nicht mit uns dieſe Zeit.“
Als er aber an die Stelle des dritten Verſes kam: „Strick iſt ent—
zwei, und wir ſind frei!“ fiel er in eine Verzückung. Er ſah um
ſein Herz herum eine Schlange liegen, als eines Armes dick, dreimal
in — als ein Kreuz geflochten. Mitten in dieſem Rund oder
Ring wurde es ihm im Centro des Herzens ganz licht. In hellem
weißem Glanze erſchien Jeſus. Zu dem ſprach er: „Wenn deine
Gnade, o Gott, nicht mein Troſt wäre, müßte ich in meinem Elend
vergehen!" Kaum waren dieſe Worte geiproden, jo zerfiel Die
Schlange in unzählige Stüde und fuhr ihm in die Eingemeide, jo
daß er meinte, diejelben würden zerrijien. Darüber erwachte er
> ——
e. Nr. 49. 117
ya. nirchenfeſt
und deutete das Geficht fofort auf die großen Kämpfe, welche er
den Herrn noch durchkämpfen müßte. (Wangemann, geiftliches
Negen und Ringen am Dftjeeftrande. 1861.
Den Freudenruf: „Strid ift entzwei, und wir find frei!” haben
3. Febr. 1874 die Miffionare Kühne und — gethan, als ſie nach
vierjähriger Gefangenſchaft durch die Ankunft der Engländer den
Händen des Königs von Aſante in Afrika entwunden waren. Siehe
Tagebuch derſelben S. 228.)
Die Melodie: Affgagfg oder accededed er
ſcheint gleichzeitig mit dem Lied im Waltherichen Gejangbüchlein
und Straßburger Rirchenampt 1524. Walther Hat 1551 eine ab-
weichende, wenn auch hin und wieder anflingende Weiſe gegeben;
ein Zeugniß gegen die Abjtammung der erjtern von Luther jelbit.
49. Wo Gott der Herr nicht bei uns hält.
Bearbeitung des Palm 124 durch Pr. Juſtus Jonas (1493
— 1555), erjchtenen im Erfurter Enciridion 1524, welches nad)
einer Bermuthung Wadernagels eben durch ihn beiorgt jein künnte.
(Lieder Luthers ©. 82.)
Spangenberg jagt im feiner Cithara Lutheri: „Dr. Jonas hat
en diejen Palm gejtellet. Und hat der theure Mann Luthers
enjelben ıhm jo wohl gefallen laſſen, daß er ihm felbit corrigiret
und für allen andern zurecht nach feinen Liedern in jeinen lieben
Sefangbüchlein hat jepen Laffen. Iſt ein recht ſchöner ausbündiger
von vielen reihen Lehren.” Die Zuſammenſtellung mit
uthers Lied: „Wär Gott nicht mit uns dieſe Zeit” mag uns
jedoch beides zeigen: die rednerische Gewalt des Mannes, von
welhem Melanchthon fagte: „Er iſt ein Drator; der kann die
Worte des Tertes herrlih ausſprechen und zu Markte richten“,
und den Mangel an kräftiger Nürze. Man vergleiche in dieſem
Stüd das Futurum: „Er wird ihr Strid zerreißen gar“ bei Jonas
und das felige Perfektum: „Strict ift entzwei“ bei Luther.
Das Lied wurde ein Spiegel des Lebensgangs diejes treuen
Freundes Luthers. Schon 1521 hörte er Klänge, wie die feines Liedes,
aus Huttens Mund, der ihm nach Worms fchrieb: „Auch dur, mein
—— biſt dem Zeugen des Evangeliums in den Garten gefolgt. —
ei nur unerjchroden: Gott wird dich gegen die Ränke der Feinde
chützen!“ Später, als er nach Halle gieng 1541 und dort dem
Evangelium die Stätte mit gewaltigem Worte bereitete, jchrieb ibm
Mykonius: „Der Herr bat dich mitten in das Lager feiner aller»
rimmigſten Feinde gelandt. Fahret fort, die Kriege des Herrm zu
in ven!" Unzähligemal hat das Wort auf ihm ſelbſt Anwendung
efunden: „Auffperren fie den Rachen weit und wöllen uns ver
Klingen" aber auch das andere: „Lob und Dank jei Gott allegeit,
e8 wird ihn'n nicht gelingen !*
Der Schluß von V. 1: „So iſt's mit uns verloren —“ Mingt
ung volltönend wider in Quthers mächtigftem Liede: „wir find gar
bald verloren.“
B.2 je ern Vätern befonders tief in die Seele
und oft haben fie unter den Gerichten Gottes daran erinnert:
{ Was Menfhen Kraft und Wip anfäht,
fol uns billig nicht ſchrecken.
Er ſitzet an der hödjiten Stätt,
der wird ihrn Nath aufbeden.
Wenn fie'3 aufs klügeſt greifen an,
jo geht doch Gott ein ander Bahn:
es —* in ſeinen Händen.
V. 4 ift ebenfo oft in den Betrachtungen und lagen der Alten
zu finden. Aber nicht nur bei Angriffen * römiſchen Feinde, wo
man des Jeſuitennamens und der Gegenreformation iiberhaupt ge—
denfen möchte, ſondern in Anwendung auf das Heuchelweſen auch
in der evangelischen Chriſtenheit jeufzen fie oft:
Ad Gott, der theure Name dein
muß ihrer Schalkheit Dedel fein:
du wirft einmal aufwachen !
V. 6 hat ſich bei einer chriftlichen Frau, welcher mehrere Kinder
nach einander gejtorben waren, und die nun auch ihren lieben E
mann zu Grabe geleiten jollte, zu befonderem Trofte angelegt. Sie
trat in die Prozefjion und fieng an, laut zu fingen:
Ad, Herr Gott, wie reich tröſteſt du,
die gänzlich find verlafien.
Der Gnaden Thür fteht nimmer zu;
Vernunft kann das nicht faſſen.
Sie ſpricht: es ift mun alla verlorn!
da doch das Kreuz hat neu geborn,
die deiner Hilf erwarten.
Dem Liede find ziwei Melodien beigegeben;; die eine bbgbdechb
erſcheint eritmals im Nürnberger Endiridion 1525, auc) im Klugſchen
©. von 1529; die andere eeddacca findet jich ebenfalls bei Klug
und Bapit.
0. 8 Herre Gott, dein göttli Wort.
Ein Lied ohne Namen, erfchienen im Erfurter Endiridion 1527.
Serpilius will In Driginal deffelben eingejehen haben; es trug die
Chiffre: U. 9. 3. W. Bis jeßt hat ſich dieſe Dede_ nicht lüften
laſſen. Olearius hat feinerzeit aus einer Andeutung Spangenbergs
ſchließen wollen, daß Paul Speratus der Verfajier jet, was am
Inhalt des Lieds feinen Widerjpruch hätte. Allein jene Inſchrift
ſpricht dagegen.
Es it ein Fräftiges Neformationslied, welches auch in jpäteren
Zeiten feine Kraft age gemacht hat. — Die Gemeinde Efferding
in Oberöftreich war die erjte, deren evangelijchem Gottesdienſt Tobias
Kießling nach dem Erjcheinen des Toleranzedikts anwohnen Fonnte.
Die künftige Kirche mitten im Waldthal hatte noch fein Dad, das
ganze Gebäude zeugte ebenjo von der Armut wie von der Willigkeit
Der Erbauer, e3 regnete eben in Strömen; dennoch war der innere
Fr eh are Karate Ze ——
Kirchenfeſte. Nr. 51. 119
Raum voll von andächtigen Zuhörern. Gleich der Gejang Tantete
p harmonisch — denn die Andacht gibt erft der Stimme die Lieb-
ichteit —, daß ſchon dadurch der eifrige Gönner der Gläubigen
Dftreich® ganz gerührt wurde. Da jong aber auch mancher mit
rechtem Dank gegen Gott aus dem Liede „O Herre Gott, dein gött-
lich Wort iſt lang verdunfelt blieben“ die Stelle: „Dei dankn wir
dir mit Fleiß, daß wir erlebet han die Stunde!” Darauf trat der
ältejte — der Gemeinde hervor, las nach den Gebeten eine
treffende Predigt von Heinrich Müller, und endlich ſangen ſie:
„Was Gott thut, das iſt wohlgethan!“ Der Regen hatte indeſſen
aufgehört, und der Himmel blickte in das arme Kirchlein auf lauter
fröhliche Geſichter, aus denen der noch ſchönere Himmel der Andacht
ſtrahlte. (Basler Samml. 1826.)
V. 4 lautet:
*
—
Willt du nu fein Allein durch Chriſt
t Chriſten ſein, aller Friſt
o mußt du erſtlich glauben. ein Nächſten lieb, daneben
Setz dein Vertrau; Das Gwiſſen frei,
darauf feſt bau rein Herz dabei,
Hoffnung und Lieb im Glauben. das fein Kreatur kann geben.
Hiezu bemerft Schamelius: „Das ganze wahre Chriftenthum
in Einem Verſe.“
Sohannes Hoffmann (1644—1718), Conreftor von Franfen-
genen, hatte jich mit Beziehung auf jeinen Namen, dem er ala
ann von Tebendiger Chrijtenhoffnung in allwege Ehre gemacht
hatte, al3 Leichentert den lebten Vers erwählt:
Herr, ich hoff je, Gibſt ihnn bereit
du werdeſt die die Seligkeit
in keiner Noth verlaſſen, und läßſt ſie nicht verderben.
Die dein Wort recht O Herr, durch dich,
als treue Knecht bitt ich, laß un
in Herzn und Glauben fallen; fröhli und willig ſterben!
Die Melodie ec ag ge de erjcheint zuerjt im Erfurter
Endiridion 1527, dam im Klugjchen Geſangbuch 1529, iſt ni
1575 zu einem veicheren Satz verwendet von Anton Scandelli, u
1597 von Johann Eccard und Seth Calvifins in vier» und fünf-
ftimmigem Satz —— entwickelt. „Die heitere friſche Weiſe
trägt durch ihren rhythmiſchen Wechſel ganz das Gepräge des Volls—
mäßigen, und da ſie ihrem Lied ausſchließend eigen geblieben iſt,
muß ſie ſofort allgemeinen Anklang gefunden haben.“ (Win
I, 213.) Über ihr Verhältniß zu „Nun lob, mein Seel“ ſiehe die
Ausführung dort.
51. Ein fee Burg if unfer Gott.
Bon Dr, Martin Quther. Erjchien zuerſt im Klug Geſang⸗
buch 1629 mit der Überſchrift: „Der XXXXVI. Palm, Deus nojter
refugium et virtus“, ſowie in einem Augsburger Drud „Norm vnd
'4,/i) rd ee ""
= 1 —— 8
* k
120 IV Micchenfefte. Wr.
ordnung Gefang vnd Pjalmen 1529“, dann im „Luthers
Codex vom Jahr 1530“, weiterhin in drei Gejangbüchern,
Erfurt und Nürnberg 1531 (vgl. Otto Habe, &ben 1871).
Daß man biefen Heldengefang der Reformation bald ins Jahr
1521 zum Reichstag von Worms, bald ins Jahr 1530 zum Reichs—
tag von Augsburg ordnete, ift befannt. Er gehört ins Jahr 1529
zum Reichstag von Speyer. Wie mächtig der Beſchluß elben
enge angeregt habe, iſt Teicht zu denken. Lauter
noch, als die Fürften mit ihrer Proteftation am 20. April 1529,
legte Luther mit diefem Lied vor allem deutſchen Volt Verwahrung
ein gegen die Hinderung des Evangeliums. Und wenn von jenem
Tage zu Speyer die Evangeliichen den Namen „Proteftanten“ er»
ten haben, jo hat Luther nad) Wadernagels treffender Aus—
hrung mit diefem Lied „für alle Zeiten, auch für die unſrige,
em Irrwahn allen Grund genommen, als jei das Weſen der
evangelischen Kirche die ren Sein Lied fügt den Ausdrud
deffen Hinzu, was der Kirche in folchen Anfechtungen ziemt, ihr
Auge auf zu den Bergen zu heben, von welchen ihr Hilfe kommt.“
Zu dem Liede hat Luther gleichzeitig auch Die Weife eccgachag
erfunden. Zwar das Zeugniß von Johannes Sleidanus in den
Commentarien, Buch 16, Straßburg 1550, ift nicht Durchichlagend.
Es heißt dort allerdings: Psalmum hunc ad tempus illud, moeroris
et angustiae plenum, accommodans, ut dixi, quum sermone populari
vertisset, inflexa nonnihil sententia, numeros etiam addidit et modu-
los, argumento valde convenientes et ad excitandum animum idoneos.
Allein unmittelbar zuvor hat er über den Zeitpunkt der Abfafjung
des Lieds gejagt: Cum a Clemente Caesare inauguratus Vindelieorum
Augustae conventus ageret, horrenda quaedam videbatur imminere
tempestas. Ipse autem et amicos privatim et publice consolabatur
omnes, et psalmum XXXXVI huc accomodans: firma nobis est, in-
quit, arx et propugnaculum etc. Dieje Angabe ift nun als unrichtig
eriwiejen, und es bürgt uns niemand dafür, daß die Angabe in Bezug
auf die Melodie auf Teiteren Gründen ruhe. Sleidanus ſchöpfte nicht
aus den unmittelbarjten Quellen. — Bon fatholijcher Seite ift in
der That der Verfuch gemacht worden, diejelbe Luthern abzufprechen.
Sie jet genommen von dem fatholischen Hymnus an den Apoitel-
tagen: Eriuttet cölum laudibus. Allein diefe Behauptung ruht
auf oberflädlicher —— (Winterfeld I, 148). Dagegen find
die inneren Gründe für Luthers Eigenthun ganz überwältigend.
Denn Lied und Weife find wie aus Einem Sup. „Die Weije, jagt
Winterfeld, ift eim Wert der edelſten Begeifterung, der er
gläubigiten Zuverficht, wie das Lied jelber, und mit ihm jo feft
verwachien, daß fie nur mit ihm zugleich entitanden jein kann.“
Und nad einer Bergleihung der andern Luthern zugejchriebenen
Weifen fährt er fort: „Einmal nur, joviel wir wiſſen, aus tiefer
beiliger Begeifterung fein eigenjtes Wejen in das Wort, in den Ton
ergießend, es in feiner ganzen Fülle ausitrahlend, gelang ihm Lied
und Weife von der friicheiten, nicht wieder erreichten Kraft, umd
—75—
— a a EN
Kirchenfeſte. Nr. 51. 121
beides wird umter uns mur mit feinem Namen aufhören können
fortzufeben.“ (I, 162.)
Wie unjer Lied aus Luthers Geift gefloffen, mögen einige
Parallelen erweifen. Die treffendjte it das Gebet Luthers zu
Worms am 17. April 1521, ehe er vor die NReichsverfammlung
trat. Es lautet alſo: „Allmächtiger, ewiger Gott, wie ift es nur
ein Ding um die Welt, wie jperret fie den Leuten die Mäuler auf,
wie Hein und gering ijt das Vertrauen der Te zu Gott! Wie
iſt das Fleiſch zart und ſchwach, und der Teufel ſo gewaltig und
geſchäftig durch ſeine Apoſtel und Weltweiſen. Wie ziehet hie jo
bald die Hand ab und jchnurret dahin, läuft die gemeine Bahn
und den weiten Weg zur Hölle zu, da die Gottlofen hingehören,
und ſiehet nux allein bloß an, was prächtig und gewaltig, groß
und mächtig ift und ein Anjehen hat. Wenn ich audy meine Augen
dahin wenden foll, fo ift3 mit mir aus; die Glode ist Schon gegofien
und das Urtheil gefället (B. 2). Ach Gott, ach Gott, o du mein
Gott, du mein Gott, ftehe du mir bet wider aller Welt Vernunft
und Weisheit; thue du es, du mußt es thun, du alleine! Sit es
doch dh mein, jondern deine Sache; habe ich doch für meine Perſon
bier nicht? zu jchaffen und mit diefen großen Herren der Welt zu
thun. Wollte ich doch auch wohl gute geruhige Tage haben und
unverworren fein. Aber dein ift die Sache, Herr, die gerecht und
ewig ijt! Stehe mir bei, du treuer, ewiger Gott; ich verlaffe mich
auf feinen I am Es ift umfonjt und vergebens, es hinket alles,
was fleischlich ift und mach Fleisch ſchmeckt. O Gott, o Gott! hörejt
du nicht, mein Gott? bift du todt? Nein, du kannſt nicht jterben,
du verbirgeit dich allein. Haft du mich dazu erwählet, ich frage
dich, wie ich es denn gewiß weiß, ei, jo walte es Gott; denn J
mein Lebelang nie wider ſolche große Herren gedacht zu ſein, ha
mir es auch nicht vorgenommen. Ei Gott, ſo Sehe mir bet in dem
Namen deines lieben Sohnes Jelu Chriſti, der mein Schub und
Schirm jein joll, ja meine fejte Burg, durd Kraft und Stärkung
deines heiligen Geiſtes (V. 1). Herr, wo bleibejt du? Du, mein Gott,
wo bilt du? Kommt, komm, ich bin bereit, auch mein Leben darım
zu lafjen, geduldig wie ein Lämmlein. Denn gerecht iſt die Sadıe
und dein, darum till ich mich von dir micht abjondern ewiglich.
Das fei beichlofjen in deinem Namen! Die Welt muß mich über
mein Gewiſſen wohl ungezwungen laffen, und wenn fie noch voller
Teufel wäre (9. 3), und jollte mein Leib, der doc zuvor deiner
Hände Werk und Geſchöpf tft, darüber zu Grund umd Boden, ja
zu Trümmern gehen, dafür aber dein Wort und Geiſt mir qut if;
und iſt auch mur um den Leib gu thun, die Seele iſt dein und ge»
— dir zu und bleibet auch bei dir ewig (VB. 4). Amen. Gott
elfe mir. Amen.“
Ebenjo lautet der Bericht feines Famulus, Veit Dietrich, des
nachmaligen Prediger8 an der Sebaldustirdye in Nürnberg, über
Luther während feines Aufenthaltes auf dem Schloß zu Coburg
ur Zeit des Augsburger Neichstags 1530. Dieſer jchrieb an
elanchthon: „Ich kann mich micht ſattſam verwundern über diejes
Mannes treffliche Beſtändigleit, heiteren Muth, Glauben und
nung in jo trauriger Zeit. Er mähret diejelben aber N)
Unterlaß Durch eine jorgfälfige Betrachtung des göttlichen Worts.
Es vergehet fein Tag, daß er nicht zum twenigiten drei Stunden,
jo zum Studieren am bequemjten, aufs ‚Gebet verwendete. Einmal
a es mir, daß ich ihm hörete beten. Guter Gott, welch ein
laube war in feinen Worten! Mit folder Ehrfurcht betete er,
dab man jah, er redete mit Gott, und doch wieder mit ſolchem
Glauben und folder Hoffnung, daß es ſchien, als rede er mit
einem Vater und Freund. Ich weiß, jagte er, daß du unſer Gott
und Bater bij. Ich bin darum gewiß, du wirjt Die Verfolger
deiner Kinder zu Schanden machen. Thuſt du es nicht, jo ijt Die
ahr dein jo gut als unſer. Iſt Doch der ganze Handel dein eigen;
nd wir doch nur gezwungen gewejen, ihn anzugreifen; du magjt
hn alſo ſchützen.“ So hörte ich ihn mit heller Ctimme beten, da
ich von ferne ſtand. Auch in mir brannte das Herz mit großem
Eifer, al3 er jo vertraulich, jo ernit und andächtig mit Gott redete
und unterm Gebet aljo auf die Verheigungen in den Pjalmen drang,
als der gewiß war, daß das gejchehen werde, was er bat. Darum
zweifle ich nicht, e8 werde * Gebet eine große Hilfe thun in der
verzweifelt böſen Sache dieſes Reichstags.“
Das iſt die rechte Zeichnung des Mannes, der dies Lied ge—
dichtet und von dem Cyriakus Spangenberg in jeiner Cithara Lutheri
1569 bezeugt: „Wenn ic) Dr. M. Luther vor 23 Jahren zu Witten-
berg etwa entgegenjah, da dünket mich gleich, als jähe ich alſo ein
groß, gewaltig, wohlgerüjtet Strettichiff, das unter die Feinde auf
dem ungeſtümen Meer getrojt hineinjeget.”
Gehen wir nun auf das Lied jelbjt näher ein, jo iſt e8 nad)
unferer Überzeugung vor allem mujterhaft in der Verknüpfung der
alt= und neutejtamentlichen Gedanken. Sp müfjen Palmen für die
Kirche umgejchmolzen werden. Es it allerdings der Fräftigiten
Pſalmen einer, un den es ich lehnt, aber über die Kinder Korahs
iſt noch ein Stärferer gefommen: der heift Jeſus Christ, und mit
ihm jein Knecht Luther. Gabriel Wimmer nennt das Lieb „der
evangeliſchen de Schuß und Trutz.“ — In V. 1 jtellt der
Sänger unsre feſte Burg und ihren Belagerer hin: Gott, Den
‚Helfer, und den alt böjen Feind; dort die Kraft des Himmels für
die Kirche, hier der Tiftige Anlauf gegen fie. — 8. 2. Wir find
nichts, aber unfer Bundesgenofje it alles: Jeſus Chriſtus unjere
Zuverficht, der jtarfe Gott. — Darım, V. 3, feine Furcht vor dem
bölliichen Heer, denn Chriſtus jagt: der Fürjt diefer Welt ift ge-
richtet! „Ein Wörtlein kann ihn fällen“; wie David den Goliath
mit Einem Stein erlegte, jo muß der böje Feind einem einzigen
Slaubenswort erliegen. — Und jo haben wir, V. 4, guten Muth
auf dem guten Grund. Was bleibt, ijt doch größer, denn was
weicht: der Herr und jein Neich bleiben ewiglich. — Koch entwidelt
die Berje jo: B. 1 die angefochtene Burg, 53 2 die Vertheidigu
der Burg, B. 3 der freudige Muth und 3.4 der fromme Entſchlu
der Burgbewohner. — — Doch feine Inhaltsangabe kann uns jeinen
—
EEE WET WET u
ie ——
VI. Kirchenfeſte. Nr. 51. 123
Gehalt entwideln: quot verba tot pondera, Es ijt ein Meijterlied
für alle Zeiten, und als jolches in der Kirche von allen Seiten er-
probt. Die Segensipuren des Lieds find unerjchöpflich; was wir
geben, wird einen Einblicd —
Wir begleiten zuerſt das Ganze des Lieds durch die Jahr—
hunderte der evangeliſchen Kirche. — en hat die Frucht nad)
Pauli Regel 2 Tim. 2, 6 am erjten genofjen. Wenigjtens bezeugt
Dr. Selneccer, daß er zu Coburg auf der Feſte dieſen Pſalm wäh—
rend Des Neichstags 1530 täglich gefungen habe, mit der Laute am
Fenſter = und zum Himmel aufblidend. — Gar jchnell, als
wären die Engel Gottes jelber Boten gelaufen, verbreitete das Lied
ſich in Bar und aller Orten, wo Anhänger der reinen evan—
geliihen Lehre wohnten. Bereits im Jahr 1532 ſtimmte die Ge-
meinde zu Schweinfurt in Franken dafjelbe wider den Willen ihres
Pfarrers in der Kirche an, umd die Kinder jangen e8 des Nachts
auf der Gaffe, worauf bald die Reformation dajelbit erfolgte.
(Sedendorf, Historia Lutheranismi.)
Hundert Jahre hernach, 17. Sept. 1631, griff der edle Schweden-
fönig Guftav Adolph, am Morgen der Schlacht bei Leipzig, da er
Tilly gegemüberftand, nach diefer Wehr und Waffe. Bor dem Be-
ginn der Schlacht ließ er jein ganzes Heer dies Lied anftimmen,
und als ihm Gott zum Siege verholfen und er den Feind allent»
halben fliehen jah, warf er jich mitten umter den Todten und Ber:
wundeten auf feine Kniee, dankte Gott und rief: „Das Feld muß
er behalten.“ Gott war und blieb auch in allem feine Burg ; nichts
that er er ihn, und auf den Fahnen feines Heeres jtand mit
oldenen Buchftaben: „Dit Gott für uns, wer mag wider uns jein?
öm. 8, 31.
Wiederum hundert Jahre ſpäter, im Frühjahr 1732, wurde
dies Lied den Salzburger Emigranten, welche durch den Erzbiichof
Leopold Anton v. Firmian vertrieben waren, zum Troft. Als dies
felben nad) Darmjtadt kamen, wurden jie von einer zahllojen Volls—
menge empfangen. Man erquidte die Wanderer zuvor in der Allee
u Beffingen mit Brot und Wein; dann aber giengs in die Stadt»
ivche, während jie diejes Lied als ihren Wanderpaß fangen und
alles Volt mit einjtinmte. mann wurde ihnen eine jchöne, bes
wegliche Zrojtrede gehalten über die dritte Epiftel Johannis, und
fie zogen ihres Weges weiter, indem fie jangen:
Gott ruft uns aus dem VBaterhaus,
in fremde Land zu gehen;
Sp ziehen wir im Ölauben aus
und laſſen alles jtehen.
Wir wandern mit getroftem Muth,
bejprechen gar nicht Fleiſch und Blut,
wie ſchwer s ihm mag een
Kaum zuvor, im Jahr 1723, war zu Kunewalde in Mähren
eine Erwedung entitanden, und die Erwedten verjammelten ſich an
einem Sonntage in großer Unzahl im dem Haufe des ——
David Nitſchmann zur Erbauung. Als nun eben deſſen Sohn
aa ym Kirhenfefte. Nr. BI.
Melchior, ein junger, kräftiger Zeuge der Wahrheit, ihnen eine
Rede aus dem lautern Evangelium bielt, trat unvermuthet der
Gerichtsverwalter mitten in_die Verſammlung herein und nahm
alle ihre Bücher ag Da fangen bie Brüder einmüthig umb
freudig zu fingen an: „Ein fejte Burg ift unſer Gott!“ — umd wie
gejagt eilt der Mann mit —* Beute, ohne ein Wort
zum Haus hinaus. Des andern Tages aber wurden zwanzig Haus—
väter ins Gefängniß geworfen, aus dem fie ſpäter theils entflohen,
theils nach harten Leiden zur Auswanderung freigelaffen wurden, —
es find jene mährifchen Brüder, die Herrnhut gründen halfen.
Selbit in Frankreich war Luthers Gejang Das tägliche Stärfungs-
lied der Hugenotten in jenen blutigen Kriegen und Berfolgungen,
Die zwijchen 1560 und 1572 über fie famen, Sogar, als man fie
mit Feuer und Schwert BArIUIeh, jtarben fie freudig mit 38*
Geſang, ohne ihren Glauben zu verleugnen. In Folge davon ſind
in neuüeſter Zeit durch Meyerbeers Oper: „Die Hugenotten“ die
Töne von „Ein fejte Burg ift unjer Gott“ auf die Opernbühne ge=
fommen. Damals aber war es der gewaltigite Ernit in den großen
Nöthen, von welchen die Treuen betroffen waren.
Ja bis auf den Dom von St. Peter zu Rom bat ſich unfer
Lied geſchwungen. Als der jugendliche Miſſionar Albrecht Friedrich
Woltersdorf in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf jeinen
Reifen für Iſraels Belehrung nad Rom gekommen war und bie
Kuppel der —— erſtiegen hatte, fonnte er ſichs nicht ver—
jagen, von der höchſten Höhe herab jeinen evangeliichen Glauben
in den Dom hineinzurufen. Er jtimmte Luthers Lied an, und feine
Begleiter jangen es mit ihm hinaus, allen Feinden zum Zruß.
Auch in die Heidenwelt iſt e3 gedrungen. Im Jahre 1852
berichtete auf dem Jahresfeite der Basler Miffionsgejellichaft der
Inſpektor Sojenhans, nad) Vollendung jeiner Bifitationsreife anf
der ganzen imdifchen Milton, Folgendes: „Ein Dorf in Malabar
iſt ganz befehrt, Amtjcharfandy; die ganze Gemeinde kam mir
fingend entgegen.“ Bon einem andern Dorfe jchreibt er: „Unver-
geßlich bleibt es mir, wie die Katechiftenjchüiler mir zum Abſchiede
anftimmten: ‚Ein fejte Burg ift unſer Gott!" Den Eindrud kann
ich nicht bejchreiben, den es macht, wenn man jo eine Heiden—
emeinde vor 2 knieen jieht. Obgleich ich ihre Sprache nicht ver—
Hand, fo habe ich doch lebendigen Segen in den Kirchen und Schulen
empfangen; ich habe es ihren Gefichtern abgelejen, ihren Thränen
abgejehen, daß der Geift des Herrn unter ihnen ift.“
Auf der Weſtküſte Afrikas erflingt das Lutherlied von vielen
Lippen. Auf der Station Afropong wurden vor etlichen Jahren
die Chriften von den Heiden hart bevrängt. Man ſtieß ——
egen ſie aus, ließ ſie kein Waſſer holen, und es ſchien zu Thätlich—
eiten gegen die Chriſten zu kommen. Da verſammelte ſich eine
Anzahl Schulfnaben in der Schule und fang aus freien Stüden
das Lied in ihren Dialekte „Men Nyame ne abanfeje”; umd fie
durften erfahren, daß Gott ihr Schuß blieb in den Gefahren. Der
2 ee a —
VI. Kirchenfeſte. Nr. 51. j 125
ren der Feindichaft wurde verhindert. (Greiner, Schullieder-
ab.
Auch jeder einzelne Vers hat feine Segensgefhichte aufzuweiſen,
bejonders der erjte und der lebte.
3. 1 hat den Alten den Reim gegeben:
Ein feſte Burg ift unfer Gott,
half vor Alters, Hilft noch aus Noth.
Backius erzählt in DE Commentar zu Pſalm 46: „Ein vor-
nehmer katholischer Graf, der 1547 mit Karl V. nach Deutjchland
fam, hörte einjt den lutheriſchen Palmen fingen: ‚Ein fejte Burg
iſt unſer Gott.‘ Da rief er: Ich will helfen dieje Burg zerjchießen
oder will nicht leben.‘ Aber er tft am dritten Tag hernach plößlic)
erkrankt und hat ein erjchredfliches Ende genommen.” — Beſſer hielt
e3 mit dem Lied Kurfürft Friedrich III. der fromme Pfalzgraf. Als
* gefragt wurde, warum er keine Feſtungen in ſeinem Land
anlege, antwortete er: „Eine feſte Burg iſt unſer Gott, eine gute
Wehr und Waffe; ſo haben wir auch getreue Unterthanen, und im
Fall der Noth eine Anzahl von Kriegsleuten, die nicht allein mit
Wehr und Waffen, ſondern auch und fürnemlich mit dem Gebet
unſern Feinden widerſtehen können.“ — Denſelben Sinn bewährte
ein ſchlichter Soldat aus dem Dörflein Adolzfurt in Hohenlohe.
Als die Württemberger 1866 in den Mainfeldzug ausgerückt waren,
überſandte ihm jemand einen Brief, welcher, als Amulet unter der
Montur getragen, vor den Kugeln ſchützen ſollte. Er aber ſchrieb:
„Den Brief jchiefe ich hiemit wieder zurück mit dem Bemerfen, daß
chon das Tragen folcher ſchuldloſer Papierchen einen Grad von
ngit beweist, wie jie der Soldat nicht haben darf; und: ‚Ein
ir Burg tft unfer Gott!" Diefer läßt ſich aber nicht aufs Papier
chreiben, noch viel weniger in Leinwand nähen. Sein Schalten iſt
ei und offen,” (Meine „Gedenkblätter“ I, 64.)
Daß Gott uns hilft aus aller Noth, zeigen zwei Fälle aus
neuerer Zeit. — Es war am 10. November 1857. Ein Lehrer in
Oderberg hatte ſichs zur jährlichen Gewohnheit gemacht, in der Zeit
vom 31. Oft. bi3 zum 10. Nov. feinen Schülern die Neformations-
geichichte zu erzählen und mit dem Lutherlied diefe Arbeit fejtlich
abzuf ießen. Es war eim freundlicher Herbfttag, umd durch die
art Fenster drangen die Klänge: „Ein * Burg iſt unſer
ott!“ auf den Marktplatz hinüber. Kaum aber waren ſie ver—
klungen, jo riefen die Kinder: Es klopft jemand an der Thüre!
Ein alter Mann in einem abgetragenen grünlichen Nod trat herein
und fagte, fein weißes Haupt entblößend: „Ich danke Ihnen für
die Herzenserquidung, die Sie mir durch das jchöne Lied bereitet
haben!" Auf die Frage, warum es ihn jo erbaut hätte, jagte er:
„Wie jollte diefes Lied mich nicht geftärkt haben, it doch der Liebe
Gott auch meine feite Burg gewejen, habe ic) dod) im Gefängniß
mich ‘> mit den jchönen Worten geteöjtet: ‚Er bilft uns frei aus
aller Noth, die uns jegt hat betroffen und er hat mid) auch end»
lich frei gemacht." — Aus jeiner Erzählung ergab ſich, dab er,
u
wegen Mords verurtheilt, a Jahre in Naugard gefeffen war,
bis endlich ein angejehener —E auf feinem Todtenbette ſeine
Schuld bekannt und damit ihm die ** verſchafft habe. Ob⸗
wohl erſt 48 Jahr alt, hatte er das Aus = eines jechzigjährigen
Greifen und jtand nun verlaffen im der Welt. Auf dem Wege,
Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen von Preußen ein Gnadengeſuch zu
überreichen, babe er die Lieblihen Töne vernommen. — Tief er—
griffen von dieſer Erzählung ſtimmten nun die achtzig Kinder den
ganzen Choral nochmals an, und er jelbjt brad) beim letzten Vers
in lautes Weinen aus, bejonders bei den Worten: „Nehm'n fie
uns den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: laß fahren dahin !*
(Sonntagsblatt für Rheinland und Weitfalen.)
In der furchtbaren Sturmflut, welche das Gejtade der Oſtſee
12.—14. Nov. 1872 verheerte, jaß auf Mlein-Bider in Mönchgut,
der jüdlichen Spite von Rügen, ein Vater mit feiner Familie auf
dem vom Sturm abgededten Hausboden. Welch bange Stunden
waren das! Menjchliche Hilfe war nicht zu hoffen, denn die Fiicher-
boote waren verjchwunden, und jeder, der noch lebte, hatte nur an
fi zu denken. Die Gefahr kam immer näher, der Untergang in
den tojenden Waſſerwogen jtand allen Tebendig vor Augen. Da
uletzt noch, mitten in den großen Nöthen, den fihern Tod vor
Sugen, fieng die Familie im gläubigen Gottvertrauen an zu fingen:
„Ein fejte Burg iſt umfer Gott, em gute Wehr und Waffen.“ —
Und fiehe da, zur jelben Stunde — es war zwijchen 10 und 11 Uhr
— fam die Hilfe von oben. Die Flut ftieg nicht höher, bald fielen
die Gewäſſer; und froh und dankbar, wie einjt Noah am Fenjter
feines Kaſtens jtand, priejen fie, die dem Tode jchon ganz nahe
gewejen, die gnädige Hilfe des Herrn. War d doch in Erfüukung
gegangen, was fie Ho eben gefungen hatten: „Er hilft uns frei aus
aller oth, die uns jetzt hat betroffen.“
V. 2 illuftrirt uns recht das Wort: „Wenn du mich —
machſt dur mich groß!“ — Als Pfalzgraf PhilippLudwig von Neu—
burg beim Tode von Dr. Egidius Hunnius 1603 feinen Dofprebiger
Dr. Heilbrunner fragte, warum denn Gott einen folchen kräftigen
Streiter mitten im der Hitze des Kampfes weggenommen habe, ant-
wortete diefer: „Gnädiger Herr! Gott will uns damit zeigen, daß
"wir nicht auf unjre Stärke und Weisheit bauen follen, wie denn
auch der jelige Lutherus jagt: ‚Mit unſrer Macht ijt nichts gethan,
wir find gar bald verloren‘ Wir Menjchen Hagen freilih, warn
ein angerwähltes Rüftzeug Gottes zu einer Zeit ins Grab finkt, wo
alle Hoffnung auf daffelbe geſtützt iſt. Allein Gott hat noch immer
der Menjchen Klagen und Zagen zu Schanden gemacht.“ (Wildt,
Heilbrunner. 84.)
B. 3 erjcheint al3 Höhepunkt des Lieds und athmet denjelben
Sinn, mit welchem Luther bei jeiner Reiſe nach Worms den ab—
rathenden Freunden, die Spalatın ihm geſchickt, zugerufen hatte:
„Wem jo viel Teufel zu Worms wären, als Ziegel auf den
Dächern, dennoch wollt ich hinein!” — Aus Rindermund wurde
das Wort den reformatorischen Freunden Luthers ſelbſt zum Troft.
| | VII. Kirchenfeſte. Nr. 51. 197
Melanchthon, Jonas und Creußiger zogen nach Luthers Tod 1547,
als Wittenberg dem Feind übergeben und fie im die Verbannung
eihiet waren, jehr betrübt in Weimar ein. Da hörten jie ein
chen diejes Lied fingen, und als fie an die Worte fan: „Und
wenn die Welt voll Teufel wär“, da wurde es ihnen zu einem
groben Troft. Melanchthon aber ſprach zu der Sängerin: „Singe,
liebes Zöchterlein, finge; du weißjt nicht, was für große Leute du
jeßo tröftet.“
In V. 4 tritt zumächit hervor: „Das Wort fie jollen laſſen
ſtahn!“ — Ernſt Moriz Arndt jagt in jeinen „Erinnerungen“ (1840,
©. 358), wo er von den Sejuiten redet: „Läßt und Gott nur Die
einzige Bibel, jo werden wir ung, wenn je einmal eine Verirrung
und Berdunfelung eintritt, immer wieder zu Licht umd Wahrheit
durchfämpfen und die flatternden Straußenfedern umd die ganze
Hohenpriejterichaft Roms dazu als eine leichte Lajt abjchütteln,
indem wir fingen: ‚Das Wort fie jollen laſſen ſtahn. Ja das
Wort follen fie uns Deutichen laſſen jtehen! Das Chrijtenthum
und er ze wird wohl bleiben in jeiner ——— Schön⸗
heit und Wahrheit und wachſen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber
eine herrſchſüchtige Prieſterſchaft wird mit der Macht dieſer Welt,
die allerdings von dieſer Welt, aber darum noch nicht vom Teufel
iſt, d. h. mit dem Staat immer zuſammenſtoßen, weil ſie begehrh
was er begehren muß und fie nicht begehren ſoll.“ — —
ſpaniſcher Bibelbote hatte in der Mancha eine Bibel an einen
rämer verkauft, und der Priejter, der es erfuhr, hatte geboten, fie
zu verbrennen. Allein der Krämer verwendete die Blätter der zer-
riffenen Bibel, jeine Waaren drein einzwwideln; und ſiehe da, bald
fommt einer der Kunden nad) dem andern umd fragt, ob er nicht
noch mehr jolcher Blätter oder gar das Buch habe, aus welchem
die Blätter jtammen. Der Krämer antwortet einfach: „Ich babe
das Buch dem lahmen Reber, der vor einigen Tagen bier war,
abgefauft, und der Priejter hat es mir zerrifien, weil es dem Heil
meiner Seele jchaden würde, es zur leſen.“ Nach wenigen Tagen
fommt der Bibelbote wieder durch's Dorf; und wie ijt er erjtaunt,
als die ganze Einwohnerjchaft ihn freudig umringt und im weniger
als zwei Stunden ihm für vierzehn Gulden Bibeln und Teftamente
abkauft. Als er aber den Grund erfuhr, hat er Gott gelobt im
rg Herzen und fröhlich geſprochen: „Das Wort fie jollen Taffen
tahn und fein Dank. dazu haben!“
Sodann erglänzt als zweites Wort: „Laß fahren dahin!" —
Es war im Jahr 1547, dab Wolfgang, Fürft von Anhalt, deſſen
Name umter der * Confelkon prangt, vom Kaiſer Karl V.
in die Acht erflärt und jein Land einem ſpaniſchen Ginftling ges
ihentt wurde. Als mın der Achtbrief angelangt war, ſetzte er ſich
auf feinen Schlofje zu Bernburg zu Pferde, ritt durch die beſtürzte
Stadt umd fang zum Abſchied Es dem Marktplatz noch mit heller
Stimme: „Ein feite Burg“ und mit befonderem Nahdrud die vier
legten Beilen des letzten Verſes: „Nehm'n fie uns den Leib, Gut,
Ehr, Kind und Weib.“ Nachher verbarg er fich längere Seit in
———
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ar. Zu 12
128 Oval. Kirchenfeſte. Nr. dl. I
Miüllerstraht in der Mühle zu Körau, bis er 1552 durch dem
Paſſauer Frieden wieder in den Beſitz feines Landes eingejept
wurde. Er hatte mın das Wort gehalten, das er auf dem Augs—
burger Reichötag 1530 gejprochen Bat „Ich habe guten Freunden
und Herren zu Öefallen manchen jchönen Ritt gethan. Warum follte
ich denn nik wenn e3 vonnöthen, auch meinem Herren und Erlöfer,
In Ehrifto, zu Ehren und —328* mein Pferd jatteln und mit
ranjegung meines Leibes und Lebens zu dem ewigen Ehrenkränz-
lein in das himmlische Leben eilen ?*
Tobias Kießling erzählt, er habe es in der Zeit vor dem Er—
ſcheinen des Toleranzedikts Raifer Joſephs 1781 oft mit angejehen
und gehört, wie man z. B. in Linz evangeliihe Männer und Weiber
—— und auf Schiffe gepackt habe, um ſie in die unterſten
egenden Ungarns und Siebenbürgens zu führen. Die feinen Kinder
habe man von der Bruft und aus den Armen der Mütter geriffen,
damit ihre Seelen gerettet und nicht jamt denen der Eltern als
Ketzer verdammt würden, wobei man es den Müttern frei ftellte,
ob ſie bei ihren Kindern bleiben und dem herrichenden katholiſchen
Glauben folgen, oder von ihnen für diefe ganze Lebenszeit fcheiden
wollten. Die Mütter weinten bitterlich am Sare der Rinder, blidten
dann nach oben, wanden fich Los, eilten zu dem Haufen der andern
Glaubenskämpfer, die fich in die Verbannung abführen ließen, und
fangen herzerjchüitternd: „Nehm'n fie uns den Leib, Gut, Ehr, Kind
und Weib, laß fahren dahin!“ (Schubert, Altes und Neues. 2.) —
Das entjpricht jenem Berleugnungsjinn, welchen der gefangene Kur—
fürjt Johann Friedrich zu Sachjen bewies, als man ihm in Folge
einer Weigerung, das Interim anzunehmen, feine Haft | ärfte und
einen bisherigen Hofprediger entließ. Er trug alles geduldig. Ruhig
ah er zu, wie man ihm alle jeine Bücher, jelbjt die Bibel, fort
nahm. Er jagte: „Nehmen fie mir gleich meine Bücher, jo jollen
fie mir doch Das, was ich draus gelernt, Jeſum Chriftum, nicht
aus dem Herzen reißen!“ (Fliedner, Buch der Märtyrer. II,
Der lebte Klang unſers Lieds it: „Das Neich muß uns doc
bleiben.“ Das wußte derjelbe Kurfürſt wohl zu verwenden. Als
Kaijer Karl V. 1548 die evangelischen Prediger zu Augsburg ihrer
Dienjte entließ, weil fie das Interim nicht annehmen wollten und
insbeſondere der tapfere Theolog Wolfgang Mufculus dajelbft Hefti
dagegen gepredigt hatte, kamen fie zu dem Kurfürſten, welcher fd
damals als — 352 — in Augsburg aufhielt, und berichteten ihm
beim Abſchied, daß ſie nicht allein ihres Dienſtes entſetzt ſeien,
ſondern Kaiſerliche Majeſtät ihnen auch das Römiſche Reich ver—
boten hätten. Auf dies fieng der Kurfürſt an zu weinen, daß ihm
die Thränen über die Backen zur Erde floßen, ſtand auf, gieng ans
Fenſter, wandte ſich aber —* wieder zu ihnen und ſagte: „Hat
euch denn der Kaiſer das ganze Römische Reich verboten ?" — „Fa!“
— Dann fragte er: „Hat euch denn der Kaiſer auch den Himmel
verboten ?* — „Nein!” — „Ei, fuhr er fort, jo hat es noch feine
Noth: ‚das Reich und der Himmel muß uns doch bleiben‘ So
wird Gott auch ein Land finden, daß ihr fein Wort könnt predigen.“
——— Ricchenfefte. Mr. Bl. 6
Ließ drauf feine Satteltafche tragen und ſprach: „Darinnen ift alles,
was ich auf Erden habe; daraus will ih euch einen Zehrpfennig
verehren, den theilet unter eure Brüder umd Kreuzgejellen. Wiewohl
0 auch ein armer gefangener Fürjt bin, jo wird mir doch wohl
ott was wieder bejcheren.“ (Ph. Nicolai's Freudenſpiegel des
ewigen Lebens. 1599.)
Die Melodie, welche mit dem Lied 1529 hervortritt, hat eine
ungewöhnliche Zahl von Bearbeitungen gefunden; jo z. B. von
Hans Kugelmann (1540), Georg Rhaw (1544), welcher die Melodie
in den Baß gelegt hat, ohne Zweifel in dem Sinn, daß Die
fühne, männliche, helbennähige Geſinnung des Liedes der feite
Grund fei, auf dem die gute Sache der Evangeliichen beruhe
B Winterfeld I, 189); fodann Martin Agricola (1544), Lufas
fiander (1586), Johann Eccard und Seth Calvifius (1597), welch
leßterer jagt, es jet umter vielen andern aus der freudigen Melodey
des en Pſalms „Ein feite Burg“ zu vernehmen, daß der heilige
Geiſt ihr Direktor und Werkmeiſter gewefen; weiterhin Geje (1601),
Hans Leo Haßler (1608), Mich. Prätorius (1609), Mich. Altenburg
(1621), oh. Erüger (1657), Seb. Bad (1717), welcher darüber
eine herrliche Cantate jchuf, bei der er nach feiner Art noch andere
auf den Inhalt eines jeden Verjes bezügliche Tonjäte eingewoben hat.
Die gewaltigen Klänge der Lutherweiſe find in allerlei Mund
und Injtrumenten gefchichtlich bedeutjam geworden.
In Orgeltönen erflang fie unter den Händen eines uralten
Mannes im dreißigjährigen Kriege. Als dazumal 1627 Tilly über
die Elbe in Holjtein eindrang, zwangen die Kroaten den Organiſten
Sohann Jüngling zu Bovenau, welcher zu Wittenberg einige Jahre
Hausgenoſſe Others gewejen war, im 105. Jahre jeines Alter auf
der Orgel zu ir Aus ‚Eifer für feinen ehemaligen Lehrer
wählte er das Lied: „Ein feite Burg iſt unfer Gott.” Da riffen
die Unmenſchen ihn von feinem Sihe, jchleppten ihn an den Haaren
durch die Kirche und ermordeten ihn mit ihren Säbeln vor dem Altar.
Beſſeren Ausgang nahmen diefe Töne aus Thürmersmund zur
jelben Zeit. Udalricus Gajt, der vierzig Jahre lang Schuldiener
m dem fränkischen Städtlein Sommerhaujen gewejen war, erzählt:
‚Es war im leidigen dreißigjährigen Srieg, dab am 8. Sept. 1634
die Reiter des Örafen Biccolomini das ganze Stüdtlein ausgeplündert
und Die Leute greulich mißhandelt hatten. Kaum waren die fort,
jo fam die Nachricht, daß in kurzem Kaiſer Ferdinandus an der
Spitze jeiner Armee hier durchlomme; und weil man fi dann
nichts Befferes, jondern nur noch Schlimmeres verjah, jo beſchloſſen
die meijten, zu flüchten, die einen über den Main in den Gäu, Die
andern in die Gegend von Kitzingen. Vor dem untern Thor tremmten
wir ung darum tm zwei Haufen. Als wir nun rechts wandten und
ich das Wehllagen der Leute hörte, von denen einige ihre Kinder,
andere ihre Kranken trugen, jo fiel mir David ein, wie er auf der
Flucht vor feinem Sohne Abſalom mit feinem Wolle den Olberg
Fr und weinte; und als plößlich ein Meines Getümmel ent»
tand und die Hinterjten auf die Vorderſten drängten, weil einer
Koch, Alrchenlled. VILLE 9
*
*
-
fi
*
reits von Ochſenfurt heranziehen jeb: zog ich meinen Pſalter aus
der Taſche und betete laut dem Wolfe aus dem 27. Pſalm vor,
Es ward eine große Stille unter dem Haufen bei —* Gebet
und alle hörten andächtig zu, manche auch kehrten ſich um beim
vierten Verſe dieſes Pſalmgebets und ſchauten nad) dem Gottes—
hauſe, in dem fie getauft und zum Nachtmahle gegangen waren,
und befahlen es in den Schub des Allmächtigen. Als aber der
ürmer anhub zu fingen den vierten Vers aus dem Liede: ‚Ein
Be Burg‘, da Kumnte alles Bolt vom Gipfel bis zum Fuß des
erges mit lauter Stimme ein, daß mancher, dem der Abſchied
jauer geworden, fi) wunderbar und wie von Gott hang gejtärkt
und getröftet fühlte, und unter uns nun große Freudigkeit bei Diefem
Liede ward. Der Amtsfeller aber trat zu mir und jagte, während
ihm die hellen Thränen aus den Augen vannen, er habe nicht ge-
meint, daß Singen und Beten die Menſchen alfo tröften fünne im
Unglüd, worauf ich erwiderte, darıım fende es eben der Herr, daß
man fingen und beten könne.“
Noch eins aus jenen Zeiten. Ein jchwedischer Trompeter hatte
in einem Treffen wider die Kaiferlihen dem Fähndrid, der vom
Pferde ſank, die Fahne abgenommen und war damit Durch Die
feindlichen Haufen davongejagt. Aufs heftigite von den nachjegenden
Raijerlichen verfolgt, Tommt er auf der Flucht eine Anhöhe hinan,
auf welcher ihm mit einemmale der Weg abgejchnitten tft. ern
der Anhöhe nemlich fließt ein jtarf angejchwollener Waldjtrom, gegen
welchen der Hügel eine jteile Wand bildet, die man nicht hinabflettern
fann; die Feinde willen das und fommen mit höhnendem Triumph
gejchret von allen Seiten herzu. Da ruft der Trompeter kurz be—
jonnen: „Hilf mir, mein Gott!“ jpornt fein Pferd zum Sprunge
aus der Höhe herab mitten hinein in den Waldjtrom und arbeitet
ſich unverlegt mit demjelben hindurch an das jenfeitige Ufer, Die
Feinde jtehen jtarr vor Staunen und fenden ihm ihre Schüffe und
Verwünſchungen aus der Höhe nach; denn feinen Sprung will i
feiner nachthun. Der Schwede aber, al3 er das jenjeitige Ufer
binangefommen, wendet jein Pferd, ſchwenkt mit der einen Hand
die gerettete Fahne, mit der andern jeßt er die Trompete an den
Mund umd jchmettert ihnen laut, daß der Wald und das Ufer er-
klingt, hinüber die Weije des Liedes: „Ein feite Burg iſt unjer Gott.“
Auch im jüngjten Krieg 1870 haben unfre Mufifer gerne ſich
an Luthers Töne gehalten. — Beim Ausbruch des Kriegs waren
in einem großen Saale einer deutjchen Stadt wohl an 3000 Men-
chen in einem Concert, das für vaterländijche Zwede gegeben ward.
Es wurden patriotische Weiſen geibielt, und die Zuhörer jtimmten
begeiftert ein. Schon einigemal hatte fi) in den Paufen der Auf
hören laffen: Pariſer Einzugsmarjch! - Gegen das Ende nahm das
Nufen zu, ja einer gieng zum Direktor und bat in aller Namen um
diejen „Marſch“. Der Kapellmeiſter nidt. Alles ijt gejpannt, wie
er den Taktſtock erhebt und aufichlägt. Boll jegen die Mufifer ein
und — feierlich braust der Choral: „Ein feite Burg iſt unjer Gott“
auf den — geſtiegen war und das laiſerliche naher be⸗
r
£ 131
durch den Saal. Tiefe Stille. Mitzufingen hat feiner gewagt, aber
eine Thräne jtand in manchem Auge. Es war wohl * der’3
nicht mit dem waderen Tonmeiſter gefühlt hätte: das ift der rechte
Einzugsmarjch nad) Paris! (Meine Gedenkblätter III, 150.)
Als das Reformationsfeit 1870 kam, befand ſich eine Abtheilung
preußijcher Landwehr in Epernay, der befannten Stadt der Cham—
pagne. Man requirirte einen jtattlichen Keller zur Feier. Das jind
ho gewölbte Räume über der Erde, in der Größe einer einfachen
orffirche und mit Emporen verjehen. Durch den Dienjt der Din-
foniffen war ein freundlicher Altar hergerichtet, auf demjelben das
Kruzifig, vor demjelben Trommeln und Fahne, ringsum die Sol-
daten. Der Prediger fchreibt: „ES war ein ergreifendes Gefühl,
als die Horniften mitten im katholiſchen Frankreich, deſſen Boden
das Blut fo vieler Taujende von Märtyrern des Evangeliums ge—
trunfen, das alte Kampfes und Siegeslied unfrer Kirche ‚Ein fejte
Burg iſt umfer Gott‘ blieſen, und wir alle unter dem frijchen Ein-
drud der am Tag zuvor eingetroffenen Stegesnachricht von dev
Kapitulation der Feitung Meb eimjtimmten. Ich wählte Luthers
Wort zu Worms: ‚Hie Hehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe
mir! Amen.‘ zum Thema meiner Rede. E3 war eine jchöne Feier.
Das Reformationsfeit im Champagnerfeller zu Epernan wird mir
und vielen eine bleibende Erinnerung fein.“ (Gedenfblätter I, 131.)
92. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort.
Bon Luther frei gedichtet im Jahr 1541 als ein Lied von drei
Berjen mit der Überjchrift: „Ein finderlied, zu fingen über die zween
erzfeinde Chriſti und feiner heiligen firchen, den Pabſt und den
Türken.” Im feiner „WVermanung zum Gebet wider den Türken“
nimmt er bereits darauf Bezug. Denn, nachdem er angeführt, was
in dieſem Gebetsgottesdienſt die Chorknaben allein fingen jollen,
fährt er fort: „Darauff mag der Lete fingen, Erhalt vns HERR
bei deinem wort, Verleihe uns Frieden, Oder das Deutiche Vater
vnſer.“ Der ältefte Drud des Lieds ift ein fliegendes Blatt „Witten-
berg 1542* ; jodann erjcheint es im Klugſchen ©. 1543 und im dent
Bapitichen 1545.
abriel Wimmer fagt, Luther habe dies Lied „ein Kinderlied“
betitelt, um anzuzeigen, daß dafjelbe auch die Meinen Kinder fingen
ollten, al3 durch deren lallendes Gejchrei Chriſtus feine Feinde
chlagen und zerjtören wolle, daher auch mehrere evangeliiche Chriſten
erathen —* es mit den Kindern fleißig zu ſingen. — Den ein—
achen Gedankengang deſſelben zeichnet Selneccer, wenn er darauf
hinweist, daß in dieſem Lied die drei erſten Bitten des Vaterunſers
fein ordentlich begriffen jeien: V. 1 bitte man zu Gott dem Vater
um die wahre und rechtichaffene Lehre, V. 2 zu Gott dem Sohne
für das Neich und die Macht Chriſti, V. 3 zu Gott dem heiligen
Geiſt für die Einigkeit der Frommen im dieſem Leben, bis fie zu
der ewigen Eintracht gelangen werbei.
Bald fügte der treue und ftreitbare Genoffe Luthers, Juſtus
gie
ED Wie u. EP EP PET
“
BE it / 2 0 er Sega: ‘
Jonas, nad dem Keramik von Eyriacus Spangenberg (Cith. Luth.
dem Liebe zwei Verje an:
A r anichlag, HERR, zu nichten mad,
vs fe techn die böje Ei) *
Vnd ſtürtz fie in die gruben ein,
die fie machen den Ehriften dein.
So werden jie erfennen doch,
das du, vnſer Gott, lebeit noch,
Vnd hilffſt gewaltig deiner Schar,
die fid) auff dich verleffet gar.
Sie erfcheinen von Melanchthons Hand in einem 58 des
Klugſchen Geſangbuchs 1543 eingeſchrieben; gedruckt mit den drei
erſten Verſen zuſammen auf dem legten Blatt einer alten poetiſchen
Schrift: „NRadtichlag des allerheyligiten Vaters Bapſt — es
Dritten, Mit dem Collegio Cardinalium gebalten, wie das angejeßte
Concilium zu Trient fürzunehmen jey. Anno 1545.” (Wadernagel,
Luthers Lieder ©. 168). Woraus ſich ergäbe, daß auch dieje beiden
Berje in unmittelbarer Beziehung auf das im Dezember 1545 eröff-
nete Tridentiner Concil hinzugefügt wären. Daß unter jenem Drude
jteht: LVTHERVS DIXIT bat wohl nur für den Haupttheil des
Lieds jeine Bedeutung.
Ein weiterer Vers wurde aus bejonderer Veranlaffung an
vierter Stelle eingejchoben. Als nemlich Johann Friedrich, Kurz
fürft von Sachjen, den jchweren Schlag ın der Schlacht bet Mühl—
berg 24. April 1547 erlitten hatte umd der Gefangene des Kaiſers
Karl V. geworden war, ließ jeine tiefgebeugte Gemahlin Sibylla
während der ganzen Gefangenschaft ihres Mannes in der Schlohi
firhe zu Weimar alle Wochen dreimal das Lied Luthers fingen und
den drei Verſen einen vierten anfügen:
Ach Herr, laß dir befohlen jein
unjern Landesfürften, den Diener dein,
Im fejten Glauben ihn erhalt
und rett ihn aus der Feinde Gwalt.
As dann Gott ihr 1552 den Gemahl wieder zugeführt hatte, fang
jie voll Freuden:
Wir danken dir, du treuter Gott,
dab du unſers Landesfüriten Noth
Gewendet haft jo gnädiglich;
regier ihn fortan Pefigfich!
Ja zum bleibenden Gedächtniß und bejtändigen Gebrauch im
der Kirche wurde die erjte Strophe im die allgemeine Faſſung ges
bracht, wie wir jie jetzt Fe haben und wie fie fich zum erjtenmal
findet in einer Heinen Schrift: „Ettliche —— Frag, vnd Ant—
wort, geſtelt zu einem eingang in den Catechismus. Getruckt zu
Straßburg am Kornmardt bey Chr. Müller. 1565.“
Ein Jahr darauf begegnet man endlich auch der Schlußjtrophe:
„Und werden wir, die Kinder dein“ in der Schrift: „Geyſtliche
Krieggrüftung, Wider den Turden. Das ijt: Gebett, Palmen vnd
9
*
*
m 4
Rus
133
22 BEN ein
Kirche
riftliche Geſän ‚ zu Gott dem allmechtigen vmb Victorj und Sieg,
* des Chriftlihen Namens Erbfeind, den Turden. Allen Chriften
erundeten Gebetlein des Neformators für die Kirche V. 1—3, und
en faft ebenbürtigen Variation der Reformationsgemeinde B. 4—6,
wo V. 4 dem erjten (Erhalt im Glauben!), V. 5 dem zweiten Bers
Beweis dein Macht!) entipricht, während dem Vers 6: „So werden
he erkennen doch“ der Schlußvers 7: „Und werden wir, die Kinder
dein“ gegemübergejtellt it: im Herzen der Feinde die Erfenntniß
„Gott Tebe noch“; im Munde der Gottesfinder das Lob des drei-
einigen Gottes. j
Das Lied hat von Anfang großes Aufiehen erregt, bejonders
bei den Ratholifen, welchen jowohl das Gebet wider den Papſt, als
auch die Zufammenjtellung mit dem Türken jehr zuwider jein mußte.
Am Befib von Dr. Gefffen zu Hamburg befindet fich ein merfwür-
diger Holzichnitt, wahrjcheinlich aus der Schule von Lucas Cranach,
eine Illuſtration von „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort.“ Auf
dem Bild erblidt man zwei Gruppen, links den Kurfürjten Sohann
Friedrich, den Großmüthigen, der betend zu Gott emporjchaut, wo—
ai er von Luther geiviefen wird. Hinter dem Kurfürſten jtebt
andgraf Philipp von Heflen, dann Spalatin, Melanchthon und —
Johann Pr Rechts fieht man eine Gruppe von Frauen, unter
welchen die Gemahlin des Kurfürjten, Sibylla von Cleve. Bei den
Frauen fnieen zwei Kinder und beten mit. In der Höhe aber er—
blidt man eine finnbildliche Darftellung der heiligen Dreieinigfeit.
Von dort aus fährt das Verderben herab auf den Papſt, den
Türken und auf Die ganze Elerifei. Unter dem Bild befindet fich
das Lied: „Erhalt und, Herr, bei deinem Wort“ zugleich mit den
beiven Verſen, die nicht von Luther herrühren. (Fliegende Blätter
vom Rauhen Haus 1858.) — So hatten denn bejonders die unter
katholischer Herrichaft jtehenden evangelischen Gemeinden um des
Liedes willen viel Anfechtung zu erdulden. Scon in der Yeit des
—— wurde es 16. Dez. 1548 in Straßburg bei Leibesſtrafe zu
ingen verboten, ebenjo bei hoher Strafe 1662 ım Fürftentbum Ols,
1718 in ganz Schlejien, obgleich die Freiheit des Glaubens im Mer
ligionsfrieden höchſt feierlich verfichert worden war. Badius erzählt
bon einem bayriſchen Derzog, dab er einsmals zu jeinen Doflenten
ohne Scheu —* Freſſens, ſaufens, hurens, bubens, werdens nur
nicht Lutheriſch und ſingens nur nicht das gottſchändige Lied: ‚Er—
lt ung, Herr, bei deinem Wort.‘ Die Katholilen machten eine
sarodie darauf: „Erhalt uns, Herr, bei deiner Wurft, ſechs Maas
die löſchen einen den —* Doch ſetzte es das geiſtliche Minis
ſterium zu Regensburg, obgleich es in bayriſchen Händen war, nach
vielen Verhandlungen endlich 1703 dur daß c8 wenigſtens am
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7; ya de a
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134 - VI. Rirchenfefte. Pr. 52.
Reformationsfeit gefungen werden durfte. In Magdeburg aber gi
e3 fiber dieſem Liede den Schulfindern gar übel. Als Tilly dieſe
Stadt am 20. Mai 1631 mit Sturm erobert, richteten feine Krieger
ein ſchreckliches Blutbad unter den Einwohnern an und hausten aufs
reulichſte, jo daß alle Straßen mit zudenden und röchelnden Körpern
edeft waren. Während diejer Schredendauftritte zogen bie Schul:
finder in Ordmung über den Markt ber und fangen Ddiejes Lied.
Darüber ergrimmt Tieß der graujame Feldherr fie alle, wie einft
Herodes die Heinen Bethlehemiten, durch die Croaten niederfäbeln
oder aufjpießen und in Die Flammen werfen, wiewohl — nad
Pfefferklorns Zeugniß, der Dies in jeiner Thüringiſchen Hiſtorie er-
zählt — ſich ſelbſt zur größten u) indem er. ſolchen Kinder—
mord hernach nicht allein beveuet, jondern auch nad dieſer That
gar fein Glück mehr gehabt
Wie das Lied für die Katholilen ein wahres Noli me tangere
war, trat bald nachher in harmlojer Weife in folgender Gejchichte
hervor. — Die Bürger von Eisfeld hatten noch — Jahre nach
dem dreißigjährigen Krieg heftige Feindſchaft mit dem Kloſter Banz
wegen zweier wohltönender Glocken ihrer Stadtkirche: des Banzer
und der Meſſe. Ein jchiwedischer Oberjt hatte dieje beiden Gloden
aus Banz abgeführt und dem Städtchen verkauft; und zweimal,
als Katholische Völker in. Eisfeld lagen, waren die Mönche mit
Wagen und Seilen hingezogen, ihre Öloden wieder zu ha Aber
das eritemal befamen die Mönche mit einem gewiffenhaften Croaten
der Einguartirung Händel, weil fie eine Thurmuhr obenein mit-
vehmen wollten. Der Croat drang mit dem Säbel auf die frommen
Männer ein und lief mit feinen Kameraden auf den Thurm. Da
läuteten jie jo heftig, daß Die Mönche auf das Herabnehmen der
Glocken verzichteten und die Thurmuhr entführten. Das zweitemal
gieng's ihnen micht befjer; endlich nach dem Frieden wurde ihnen
als Erſatz eine andere Heine angeboten. Als fie aber auf diejer
den Spruch jahen: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort!” giengen
jie fopfichüttelnd wieder nach Haufe. Endlich verglih Herzog Ernſt
der Fromme die Sache, nahm als Dank die Fleine Slode für ſich
jelbjt und hängte ſie in Gotha auf dem Friedenſtein auf. (G. Frey—
tag, Bilder aus der deutjchen Vergangenheit. II.)
In Bezug auf das andere, „des Türken Mord”, berichtet uns -
Thomas Schmidt in feinen „Memorabilia“ eine Sage, welche nicht
ohne Intereſſe ift. „Es iſt ein allgemeines Gejchrei, daß der türkijche
Kaiſer feine Gelehrten joll zujammengefordert haben und fie gefraget,
ob er auch werde Glück haben wider die Chriſten. Sollen jie ge-
antwortet haben: zu Felde, da er gegen jie mit feinem Volk als Menſch
wider Menjchen jtreiten wirde, würde er Glück haben; aber es
wären noch viel junge Kinderlein in Deutjchland, die jtet3 zwitſcher—
ten: ‚Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und ſteur des Papſts und
Türken Mord! Die würden ihn ohne alle Wehr und Waffen
ihlagen und zurücktreiben.“ Dazu fügt er bei: „Das Gejchrei jei
wahr oder nicht, jo willen wir Chrijten doch, daß es jo ijt und
geihehen muß.“
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VI. Kirchenfeſte. Nr. 52. Re
Man änderte deßhalb mit der Zeit in den evangeliichen Landes—
gejangbüchern aus diplomatijhen Gründen die Worte: „des Papſts
und Türken Mord“ um in: „aller Feinde Mord." Chedem war
man nicht jo rückſichtsvoll. Als im Jahr 1558 fich der Gejandte
des Königs von Spanien am Hofe des Herzogs Ernjt von Braun—
ſchweig in Gejchäften aufhielt und öfters die Kirche zu befuchen
—* in der dieſes Lied manchmal geſungen wurde, beſchwerte er
ich darüber beim Herzog. Dieſer aber erwiderte ihm: „Mein Pre—
diger iſt nicht darauf berufen, daß ich ihm ſage, was er predigen
und ſingen ſolle; ſondern dazu iſt er berufen, daß er an Gottes
Statt aus ſeinem Wort mir und allen den Meinen jagen ſoll, was
wir glauben und thun jollen, daß wir jelig werden. Ihn jollen
wir hören und ihm folgen als Gott und Chrifto jelber. Darum
weiß ich ihm dies Lied zu fingen nicht zu verbieten; wollt hrs
—7 ſo bleibet aus der Kirche oder ziehet heim.“
och in den letzten Jahrzehnten wurden die urſprün ——
Worte mit aller Entſchiedenheit reklamirt, beſonders von Wacker—
nagel, welcher die Mitwirkung bei dem Eiſenacher Geſangbuch be—
ſonders aus dem Grunde verjagte, weil man auf die Anderung ein—
teng: „und teure deiner Feinde Mord.“ Doch hat auch er in
Keen „Kleinen Geſangbuch 1860* die Anderung: „Steur des
Feindes Trug und Mord, die Jeſum en deinen Sohn wollten
ftürzen von Meinem Thron.“ Er rechtfertigt das mit den Worten:
„Die urjprüngliche Lesart tjt jo berechtigt und nothiwendig als mög-
lich bis auf den heutigen Tag, und dennoch in öffentlichen Geſang—
büchern wegen der Vermiſchtheit unferer Staats: und Kirchenverhält-
niſſe nicht mehr oder noc nicht wieder zuläſſig.“ In der That läßt
fich fein genügender Grund einjehen, von dem marfigen Gedanten
Luthers abzugeben, und wir jtimmen Stip (Beleuchtung der Geſang—
J———— 1842) vollkommen bei: „Es iſt ein Betenntnihlied
der evangeliichen Kirche, von ihr gejungen und gebetet in den
meer Zeiten, aufgegeben oder wenigjtens verallgemeinert in
en leichteſten und gefahrlojeiten.“ — Unjre Alten wußten, was fie
daran hatten. Zange Zeit hielt man e8 dadurch in Ehren, daß man
an die Glocken jchlug, damit es Morgens und Abends von dem
Volke jollte gejungen werden. Faſt in allen alten Kirchenordnungen
war es nächſt dem Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ vorge
DORIOEN zum Singen beim Läuten, Stundenjchlagen, in der Bejper,
ei der Predigt und dergleichen. In der Ulmer Kirchenordnung
1747 iſt es als Mittagsgebet le rieben.
Es gab Zeiten im der evangeli * Kirche, wo das Lied zum
auniplegel verwendet wurde. Während Nicolaus Selneccer (Bjalter
Davids, Nürnberg 1566) das Lutherlied zu dreimal vier Gebets—
Kupper erweiterte und mit dem Seufzer Er „Bebhüt uns,
err, für falſcher Lehr, fürs Türden, Bapſts vnnd Schwermer
mehr!“ hat Cyriakus Spangenberg (2, 261) in ge Exilio 1574
ein Flugblatt ausgehen laſſen, wo er daffelbe Lied im dem Sinn
umjchreibt, zu erflären, wer der Papſt und Türk fei, damit man
diejelben nicht allein zn Nom und Gonjtantinopel fuche.
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treffender Weife verbindet im folgenden Jahrhundert Hein -
rich die bekanuten Worte in ſei
Luthers in ſeiner au
die Rathsherrn aller Städte in Deutichland“ 1524 (Sen. U. b,456 f.)
mit Luthers Lied zu erniter Warnung, indem er jagt: „Lieben
en! Kaufft, weil der mardt für der Thür ift. Gottes wort
vnd gnade iſt ein farender —7—— der nicht wider kompt, wo
er einmal geweſen iſt. Er iſt bei den Juden gewest; aber hin iſt
hin: ſie haben nu nichts. Paulus bracht in Griechenland, hin
iſt auch hin: nu haben ſie den Türcken. Rom und Een land
It jn auch gehabt, hin iſt Hin: fie haben nu den Bapſt. Vud ir
5 ürft nicht deufen, daß ir jn ewig haben werdet. Denn
der Vndank vnd verachtung wird jun nicht laſſen bleiben. Darump
greifft zu und halt zu, wer greiffen und halten fan. Faule Heude
müfjen ein böjes jar tig — Hört miht auf zu feufzen, ihr
deutſchen Ehriften: ‚Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort!‘ —*
nie geboren, als Gottes Wort verloren. Ach Herr, gib ein ſehendes
Aug und ein hörendes Ohr um Jeſu willen! Amen.“
Im achtzehnten Jahrhundert aber ſagt Schamelius in ſeinem
Liedercommentar 1724: „Singſt du ‚Erhalt uns, Herr, bei deinem
Wort‘, jo fragt ſichs wohl: Haft du es denn auch? Ja. In der
Kirche, im Buche, aber wohl nicht im Herzen. Gut, daß es in der
Kirche, auf der Kanzel jchallet; Gott erhalte e8! Allein das Herz
muß es auch beſitzen, dahin gehöret es. Noch mehr: ſoll Gott fein
Wort erhalten, jo müfjen wir auch fein viel darauf halten. — Und
fingft du: ‚Gib deim Volk Einen Sinn auf Erd!‘ Ad, wer weiß
noch recht, was geiftliche Gemeinjchaft jei? Wie falt ijt alles, wie
verwirret! O daß mit Lutheri Tod Concordia nicht geftorben wäre,
wir hätten güldene Ehrijten in unjern eifernen Zeiten !“
Vers 1 hat für mancherlei Gebete den Anklang gegeben. Kur:
fürftin Anna von Brandenburg, Gemahlin von Johann Sigismund
(+ 1625), hatte (Kirchner, die Kurfürftinnen des Haujes Branden-
burg 2, 140) das Gebetlein:
Erhalt dein Kirch in diefem Land;
dein Nam überall werd befannt.
Herr Chriſt, bleib du das Fundament,
erhalt treue Lehrer bis ans End!
Vers 4 flingt in folgender Inſchrift an einem Bauernhaus in
Meftfalen anno 1607 ii
Ah Gott, laß dir befolen jein
das Haus undt alles was darein;
Beware eb für Krieh undt Brandt
Undt ſegne et mit deiner Handt!
Vers 6 hat ſich bald nach ſeiner Entſtehung im Leben ſeines
Verfaſſers, Juſtus Jonas, bewährt. Als nemlich nad) der unglück—
lichen Schlacht bei Mühlberg Karl V. die Stadt Halle beſetzte, wo
Jonas als Superintendent lebte, wollte ihn ein katholiſcher Haupt—
mann, der beſonders dazu gedungen war, ermorden. Dem aber
rührte Gott das Herz, er ihm nicht nur Fein Leid thun konnte,
4
—*
VII. Kirchenfeſte. Nr. 52. EUER
ar * noch warnte, ſich zu verbergen oder zu fliehen,
nit nicht ein Anderer ihn umbrächte. So erfuhr er herrlich, daß
Gott „hilft gewaltig jeiner Schar, die ſich auf ihn verläfjet gar.“
Der Troft des Ganzen erwies fich in allen Jahrhunderten. —
Nicht Leicht wird es irgendwo mit tieferer Bewegung gejungen
worden ſein, als zu Neicenberg in Böhmen 1624. Hier hatte der
dreiundachtzigjährige Knecht Gottes, Andreas Heiſch, nun ſchon ins
53. Jahr jein Predigtamt verwaltet. Da wurden auf einmal alle
evangelifchen Prediger des Landes verwiejen, und er mußte Kirche
und Pfarrhaus einem römischen Meßpriefter abtreten, während mit
allen Glocken geläutet wurde und die a eine feierliche Pro—
ejfion hielten. Zitternd wanfte der gebeugte Greis, auf feinen
anderjtab gejtüßt, zum Thor hinaus. Aber er follte nicht allein
jeines Weges ziehen; mehr als ziweitaufend Menjchen gaben I
das Geleite unter Weinen und Wehllagen bis auf die Hunmersdorfer
gi e. Dort jtanden fie jtille, und nachdem er noch eine bewegliche
bjchiedsrede über Apoſtelgeſch. 20, 17—38 an fie gehalten und
mit ihnen geheiet hatte, jtimmten fie alle dieſes Lied an unter
großem Schluchzen, das oft den Gejang erjtiden zu wollen jchien,
und jind aljo von einander gejchieden. (Burks Baftoraltheologte. 1.
Im stillen Kämmerlein trat die Kraft unjeres Lieds hervor bei
Dr. Jakob Weller, dem treuen Beichtvater und Oberhofprediger des
Kurfürften Johann Georg 11. von Sadjen (1646—1664). Der—
elbe war jenem Fürjten, welcher bei manchen edlen Seiten feines
eſens dem Lafter der Trunkenheit nach der Art feiner Zeit hul—
digte, manchesmal unerjchroden entgegengetreten. Insbeſondere kam
er eines Tages mit feinem Anftellungsdekret, durd welches er ver-
pflichtet war, für die Seelen des Fürſten und feiner Angehörigen
u wachen umd nichts zu ihrer Geligkeit zu unterlaffen, vor den
irfürſten und erreichte, troß der Ungunſt der Hofleute, mit Be-
rufung auf Ezechiel 3, 33 f. jo viel, daß der Kurfürjt das Zu—
trinfen an feinen Hoflager abjtellte. Als nun diefer treue Knecht
des Herrn 1664 auf dem Sterbebette lag, nahm er Abjchied von
feinen Amtsgenofjen, denen er erflärte, daß er bei der Lehre, jo er
aus Gottes Wort öffentlich getrieben, verharren wolle bis an fein
Ki Ende und mit derjelben mit Freuden vor dem Nichterjtuhl
Jeſu Chrifti erjcheinen; ev habe feine Seele der ganzen heiligen
Chen ai anbefohlen und wolle im wahren Glauben an Jeſum
+
Chriſtum alfo jelig abjcheiden. Kurz vor feinem Ende aber ließ er
die Seinigen noch Inieend vor feinem Bette die gewöhnliche Bet—
rg verrichten , jagte dann: „Sch werde nun wohl janft jchlafen
is an den jüngjten Tag, aber wie wird e8 der arnıen Kirche er»
ehen ?“ fieng mun das Lied an: Erhalt uns, Herr, bei deinem
ort! und jang es mit denfelben ganz hinaus, woranf Gott feine
Seele unter dem Gebet: „Herr Schr, dir leb ich, dir fterb ich!“
aus diefer Welt abforderte und in jein ewiges Ehren- und Freuben«
reich aufnahm. (Gleichs Annales ecelesiastici. 1730.)
ud) in die Unruhen des deutichen Kriegs 1870 tönte unſer
Lied verjöhnend hinein. — Als am vierten September die ftolze
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Hauptjtabt der Franzojen die Munde von der Niederlage bei Sedan
erhalten hatte, verſammelte fih Nachmittags ein Häuflein Deuticher
um Gebet in der Kirde Redemption; beim Derantaeden * ng
I der he Es Iebe die Republif! Ein unheimlicher lang lag in
en ſinnloſen Wuth- und Freudetönen des bis im die ſpäte Nacht
durd die Straßen ftrömenden Pöbels. Am folgenden a" he
10 die VBollswuth über die Bilder des Kaiſers her, die mit kindiſcher
ujt vernichtet wurden. Als fich eben der Schwarm der Maſſen
verlaufen hatte, tönte gar hell und rein Das Glöcklein der Kirche
von Billettes durch die fühlende Abendluft und rief, wie üblich am
eriten Montag des Monats, die Gemeindeglieder zur Miſſionsſtunde.
Es war ein erhebender Eindrud, den jegt eben nach jenem Höllen-
eier der einfache Gejang eines deutichen Choral machte. Man
ang: Erhalt ung, Herr, bei deinem Wort! Ein Gebet um Frieden
auf Erden und um Erhaltung des Friedens mit Gott machte dem
Schluß der Abendandadht. ES war die lebte, welche von Deutjchen
in Baris 1870 gehalten wurde. (Gedenkblätter 2, 105 f.)
Die Melodie: egedeg fis e erjcheint jchon im Klugſchen ©.
1543 umd tft, wie mit vieler Wahrjcheinlichkeit angenommen wird,
aus den lateinischen Kirchengejängen: Sit laus honos et gloria und
Veni redemptor gentium entjtanden, welchen Luther bloß eine volfs-
gemäßere Geſtalt gegeben hat. Die böhmischen Brüder haben in
ihrem ©. 1566 Diejelbe Melodie für „Sei Lob, Chr, Preis und
Herrlichkeit“ und für „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ vor—
Be: Sie hat zugleich die nächſte Verwandtichaft mit der
elodie: „Verleih uns Frieden gnädiglich.” — Bejonders intereffant
it, dag Balthajar Rejinarius unjer Lied mit einem Tonſatz geſchmückt
hat (1544 in Rhaws 123 Gejängen). Sit ſchon jeine Behandlung
von Werth, im welcher er bei der eriten Strophe dem Tenor, bet
der zweiten dem Discant, bei der dritten dem Baß Die Melodie-
führung zutheilt und das Ganze mit dem Lied „Verleih uns Frieden
gnädiglich“ abjchließt, jo ijt der andere Umstand für die Reforma—
ttonszeit charakteriſtiſch, daß dieſer Fatholijche a zu Leipa in
Böhmen ein Lied verherrlichen fonnte, das ein Wahrzeichen prote-
ftantischen Glaubens gewejen ift. Der Urjprung unſerer Melodie
- aus der alten Kirche und der böhmijche Boden des Setzers mögen
an diefer Unbefangenheit ihren Antheil gehabt haben.
93. Verzage nicht, o Häuflein klein.
Bon Johann Michael Altenburg, Pfarrer in Großjommerda
bei Erfurt (1584—1640), gedichtet umd zuerjt erjchienen auf einem
Einzeldrud 1632 mit dem Titel: „Köntglicher Schwanengejang“,
jodann in dem von Jeremias Weber, Diafonus an St. Nikolat zu
oh 1638 herausgegebenen G., mit der Aufichrift: „Derzfreudiges
Trojtliedlein anf das von der evangeliichen Armee in der Schlacht,
von Leipzig am 17. Sept. 1631 geführte Kriegslojungswort: ‚Gott
mit uns! gejtellet von M. So, A. Pfarrherren zu großen Sömmern
in Düringen.“
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VI Kirchenfeft
Altenburg, ein in Poeſie, Muſik und Theologie wohl bewanderter
Mann, hatte unter den Nöthen des Kriegs außerordentlich viel zu
tragen und mußte jich 1631 von Sommerda — Erfurt flüchten.
Darum war ihm der Sieg der evangeliſchen Waffen bei Leipzi
7/17. Sept. ein wahrer Freudenjtrahl, und feine Seele fühlte Ri
duch Die Lofung des Schwedenkönigs „Gott mit uns!“ an jemem
Tage mächtig gehoben. Dies gab denn Anlaß zu dem vorliegenden
Liede, welches jofort dem evangelijchen Heere zur Stärkung werden
konnte. Altenburg vergleicht darin die evangelijche Kirche mit der
„Eleinen Herde“, umd jpricht ihr gegen den Troß der Feinde Muth
zu: es wird nicht lange währen B. 1. — Er weist jodann V. 2
auf den Herren im Himmel als den Richter aller Welt. Der „wird
durch einen Gideon, den er ut fennt, dir helfen jchon.“ Es
Scheint, daß man damals von Guſtav Adolf gern unter dem Namen
Gideon redete. In dem Augsburger Danfliedlein beim Einzug Gujtav
Adolfs in Augsburg, April 1632, findet jich die Stelle: "Vedeon von
Mitternacht hat die neue Freude bracht; Der mein Augsburg machte
frei 26,” — Darum erhebt fih nun auch B. 3 Guftav dolle Feld⸗
eſchrei in Verbindung mit Jeſu Verheißung: „Die Pforten der
ölle ſollen ſie nicht überwältigen.“
Kurz und gut, ſtramm und muthig tritt dieſes Lied ein, und
es iſt kein Wunder, wenn die Bezeichnung „Guſtav Adolfs Feld—
liedlein“ auf die Meinung geführt hat, als wäre der Schweden—
könig wenigſtens durch ſeinen Hofprediger Fabricius der Urheber
des Lieds ſelbſt. Mohnike in ſeinen „hymnologiſchen Forſchungen,
Stralſund 1832“ beruft ſich hiefür auf Simon Wolimhaus in der
Schrift: „Zwölf Lutheriſche Kirchen. Stockholm 1655“, wo es
heiße: „Vor dieſer Schlacht (bei Lützen) ſangen Ihre Majeſtät dieſen
Schwanengejang, wie auch feine eigene Prophezeiung von feiner
oben Berion. welches Dr. Fabrictus, fein Beichtvater, aus Ihrer
ajejtät Munde jelbit concipirt, und lauten aljo: Berzage nicht,
o Hänflein Hein! Welches auch aljo gejchehen, quia vita et morte
triumphawit.* Allein abgejehen von den oben angeführten äußeren
Gründen jpricht hiegegen auch der Inhalt des zweiten Verjes, indem
nicht anzunehmen iſt, daß der Schwedenfönig ich jelbit als „Gideon“
bezeichnet haben würde.
Muß darum auch dem Lied die Bezeichnung Albert Knapps
als „Heine Feder aus dem Adlersgefieder Guſtav Adolfs“ entzogen
werden, jo bleibt ihm dejto gewilier die urjprüngliche Benennung
als jein Schwanengejang. Es war am Morgen des 6/16. Nov. 1632,
daß die fatholijche Armee unter Wallenftein und die evangelifche
unter Guftav Adolf bei Lügen einander jchlagfertig gegemiberjtanden,
Als die Morgenröthe graute, ließ Guſtav Adolf jenen Hofprediger
Fabricius rufen und ihn, wie auch bei allen andern Negimentern
jeden Feldprediger, eine Betjtunde halten. Bei dieſer Betitunde
jang mın das ganze Heer des frommen Königs Felbliedlein: „Ber
zage nicht, o Häuflein Fein.“ Er ſelbſt lag dabei auf feinen Knieen
und betete mbrünftig. Mittlerweile war ein tiefer Nebel gefallen,
der das verhängnißvolle Gefild bededte, jo daß man nichts unter»
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fcheiden konnte. Nachdem nun das Heer in —— It
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uns“, beftieg jein Prerd, zog fein Schwert, und ritt die Linien
des Heeres entlang, die Krieger zum Kampf zu ermuntern. Zuvor
aber lie er mit Pauken und Trompeten die Liedweifen: „Ein feſte
Burg“ und „ES wollt und Gott genädig fein“ jpielen, und bie
Krieger alle jtimmten mit Einem Munde ein. Nun fen ber Nebel
u Anten an und die Sonne blidte durch. Jetzt rief er nach einem
rzen Gebet: „Nun wollen wir dran, das walte der Liebe Gott!“
und bald darauf überlaut: „Jeſu, Jeſu, Jeſu, Hilf mir heut ftreiten
u deines heiligen Namens Ehre!” Dann fprengte er voran dem
eind entgegen, bloß mit einem ledernen Koller gefleidet. „Gott iſt
mein Harniſch!“ hatte er zu dem Diener gejagt, der ihm die Rüftung
anlegen wollte. Die Schlacht war heiß und blutig. Gegen elf Uhr
des Mittags traf ihn die tödtliche Kugel, und er ſank jterbend vom
Pferde mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott!" Bis die Däm—
merung einbrac), tobte und wankte die Schlacht. Endlich aber hatte
das evangelifche Häuflein den Sieg erlangt, wie fie es prophetiich
in der Morgendämmerung gejungen hatten. Wenige Tage vor jeinem
Ende hatte der König, als fie ihm bei feinem Einzug in Naumburg
a abgöttische Verehrung erwieſen, zu jeinem Hofprediger Fabriciug
ejagt: „Ich jehe wohl, Gott wird entweder mid, durch einen zeit-
Tichen Tod wegnehmen oder der Armee ein Unglüd begegnen lafien;
denn die Menjchen verlaffen Gott, werden ficher und ſetzen ihr Ver—
trauen auf mich und vergejien des Gebets.“
Diejer Vorgang der —— Verwendung des Lieds, in
welchem — ſo ganz und gar den rechten Ton angeſchlagen
hatte, war nun Schuld, daß der Name Guſtav Adolfs den des
eigentlichen Verfaſſers eine Weile verdeckte; aber auch der Grund,
daß es fernerhin im Gedächtniß des evangeliſchen Volkes blieb,
Caſpar Wezel erzählt, ein Mann, Namens Peter Streng, habe
oft geſagt, dieſes Lied ſei ihm lieber als das ſchönſte und größte
Baus in Coburg, und es habe ihm in feiner armen Jugend manches
tü Brot verfchafft. So gern und begierig hörte man es in Deutjch-
land fingen. — Dem edlen Dichter Rudolf Wedherlin mögen die
Anfangsworte defjelben vorgeſchwebt haben, als er in einem Gedicht
auf Guftav Adolfs Tod die Worte jang:
Hat ſchon dein Herkules, Guſtav der Groß’, mit Muth
Sich durch der Rieſen Heer den Göttern zugeichlagen,
Sp fürdt, o frommer Hauf, du doch nicht ihre Wuth.
Sn neuerer Zeit aber hat das Gedächtniß des Königs und
feines Feld- und Schwanenlieds Gujtav Schwab, der edle ſchwäbiſche
Dichter, auf finnige Weije in einem Gedicht aufgefriſcht, das er
beim Guftav-Adolf-Bereinsfejte zu Stuttgart Sept. 1845 vorgetragen
hat. Die vier legten Strophen dejjelben lauten aljo:
Zum allerfrömmften Werf begleitet uns dein Get:
Dem Docht, der einfam glimmt, Ol zu der Flamme jpenden,
Dem Glauben Hütten bau’n, dem Glauben Lehrer jenden,
Den Frieden bringen, den des Meifters Mund verheißt.
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— Namen dran! ſo riefſt du vor dem Tod,
dreimal ließeſt du den heil'gen Namen hören,
Den Namen unſres Herrn, der*in viel tauſend Chören
Durch Erd und Himmel jchallt, ein Troft für jede Noth.
In Jeſu Namen dran, — an's Werk der Einigkeit !
Du willjt der * ſein — ein jeder wird es kennen,
Du willſt der Führer ſein — man braucht dich nicht zu nennen,
Du zieheſt vor uns her im ſchlichten Reiterkleid.
Der Schatten winkt, entſchwebt, und Nacht bedeckt den Stein;
Doc draußen iſt es Tag, und wehen die Standarten.
Hinaus, wo Brüder uns in Drang und Noth erwarten!
Und unjer Feldgeſchrei? „Verzag nicht, Häuflein Klein!“
Einem anderen Helden der evangelischen Kirche, einem Streiter
mit dem Schwert des Geiſtes, Philipp Jakob Spener, war diejes
Lied jo lieb, daß er es mit den Seinigen jeden Sonntag nad) der
Mittagsmahlzeit fang. — In neuerer Zeit wird es häufig als
Shhus von Guftav-Adolf-Bereinsitunden gefungen. Und twiewohl
die von Anfang an dem Liede zugejchriebene Melodie „Rommt her
u mir, fpricht Gottes Sohn“ eeehahgfis zur demjelben wohl
— ſo kann ſich doch der Verfaſſer nichts Prächtigeres denken,
als wenn eine ſolche Stunde mit dem Schwanengeſang des Königs
in jener Schweizerweiſe fd babeeäſſchließt, welche ſich in
Württemberg für das Lied „Geh aus, mein Herz!“ eingebürgert Di
und von welcher Palmer verjichert, die Geſichter der Kinder jehen
zweimal fröhlicher aus, fo oft fie diejelbe anjtimmen dürfen. Ob»
wohl man ihr den Arienurſprung anfühlt, jo geben doch ihre Töne
dem Liede gerade jenen friichen Ton, wie er für ein Feldlied zu
wünjchen iſt.
*
54. Fahre fort, fahre fort.
Bon Johann Eufebius Schmidt (1669— 1745), Paſtor in Siebe:
leben bei Gotha, gedichtet und 1704 im Freylinghauſenſchen Geſang—
buch veröffentlicht mit der Uberjchrift: „Won der Geduld und Bes
ſtändigkeit.“
Das Lied athmet ganz den innigen glühenden Geiſt des Francke—
en Pietismus, es iſt ein Widerhall der bibliſchen erg in en von
. 9. Frande, und man jpürt an ihm den Sinn jeines Verfaſſers:
Ih bin ein Bürger und Pilgrim zugleich
und twalle nach jenem verheißenen Neid).
US Ermunterungslied an das neuteitamentliche Zion, welches
jofort mit feiner Melodie: ce d g ah ec, eimer Weiſe voll Kraft
und Feuer, — —— iſt, ſchließt es ſich aufs innigſte in
Se fieben ee an die fieben Sendjchreiben der Offenbarung
ohannis aıt. an vergleiche V. 1 „lab die erjte Liebe nicht!“
mit Offenb. 2, 4; V. 2 „fei bis in den Tod getreu!“ mit 2, 10;
V. 3 „mimm nicht am ben Stuhl des Drachen!“ mit 2, 135 8. 4
„laß nur deinen Stern dich leiten!“ mit 2, 28; ®. 5 „fer micht
wie die andern tobt!“ mit 3, 1; ®. 6 „Sion, brich herfür in
Kraft!“ mit 3, 8; und 8. 7 „Laß dich ja micht —* finden!“
mit 3, 16, m
Was aber auf das gefamte Zion geht, gilt auch der einzelnen
Seele, und wie darım dies Lied für die Kirche oft gemug zur
Mahnung wird, hat e8 auch im feinen u feine Kraft nicht ver»
fehlt. — Aus dem württembergiichen Franken kam ein junges en
nad; England und verheirathete ſich dafelbft. Als fie nad) Jahren
wieder einmal in das Dorf ihrer Heimat fam, hatte jedermann eine
Freude über die geistige Meife, zu der fie gefommen war. Um
rag that es ihr, als fie zur Kirche gehen durfte, nachdem fie
Jahr aus Jahr ein feine deutſche Predigt gehört hatte. Man jang
das Lied: „Fahre fort, fahre fort!“ Als die Gemeinde aber an den
dritten Vers kam, fieng fie an zu weinen und war während bes
ganzen Gottesdienits tief ergriffen. Von jemand hernach befragt,
warum fie fo betrübt worden jei, erzählte fie, an diejer Stätte
hätte einjt ihre befte Kamerädin bei der Confirmation jenen Vers
als Dentipruch empfangen; fie habe ihn aber nicht befolgt, jei ges
fallen und im Wochenbette geitorben. Der Vers aber heit:
Folge nicht, folge nicht,
Bion, folge nicht der Welt!
IN. Gottespdienft.
55. Chrift unfer Herr zum Jordan kam.
Bon Dr. Martin Luther 1541 gedichtet und erjchienen auf zwei
Einzeldruden, von welden der eine, noch in der Meuſebachſchen
Sammlung vorhanden, die Überjchrift gibt: „Eyn ſchönn Lied von
onfer heiligenn Tauff, Darin fein Furt gefaffet, Was fie jey? Wer
fie geftifftet Habe? Was fie nutze?“ Der andere wird von Wader-
nagel auf Grund des Lübecker Enchiridion 1556 vermuthet, welches
‚jedenfalls dem Lied die Jahreszahl 1541 zutheilt.
Das Lied ift von Luther als ein Lehrlied im Anſchluß an
Matthäi 3, 13—17., das Taufevangelium, verfaßt, welches nad) der
Wittenberger Rirchenordnung am Sonntag nad) dem Neujahr erklärt
werden follte. Doch hat er hiemit Matth. 28 und Marci 16 vers
bunden. Zunächſt gibt V. 1 die hiftoriiche m en Taufe
am Zordan und B. 2 die dogmatische Firirung des Saframents,
Dann folgt eine anfchauliche Deutung der Taufe Chrifti_ auf umfre
Taufe, fo daß V. 3 die Erklärung: das ijt mein lieber Sohn! und
B.4 die Gegenwart der heiligen Dreieinigfeit am Jordan auch auf
unfer Saframent anzuwenden it. Weiterhin jchließt ſich an der
Nuten der Taufe nach Marci 16 in V. 5 und 6, und endlich gibt
B.7 die vollite Darſtellung des Taufgeheimnifjes, das dem Glauben
zum Segen wird.
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IX. Gottesdienft. Nr. 55.
Die Grundgedanken des Lieds treten uns bei Luther in Lehr
und Leben gar oft entgegen. — Er jagt — —— Ausgabe 7,
* „Daß wir aber ale: durh den Glauben empfinden
und fühlen, da muß der heilige Geiſt mit feinem Fener uns er-
leuchten und — Weil nun ſolches alles geſchieht bei dieſem
Sakrament der heiligen Taufe, ſoll man's billig nicht anſehen, wie's
die Kuh anſiehet, daß es Waſſer und naß iſt, ſondern daß es eitel
Blut des Sohnes Gottes und eitel Feuer des heiligen Geiſtes iſt,
darinnen der Sohn durch fein Blut heiliget, der Geijt durch fein
Feuer badet, der Vater durch fein Licht und Glanz Iebendig machet,
alfo daß fie alle drei perfönlich gegenwärtig und * einerlei
öttlich Werk ausrichten und alle ihre Kraft in der Taufe aus—
chütten.“ — Und wiederum wird erzählt: „Luther fragte eimmal
eine Ehefrau, ob fie auch glaubte, daß fie heilig wäre. Da ver-
wunderte fie ſich und ſprach: ‚Wie kann ich heilig fein, bin ich doch
eine große Sünderin” Darauf jagte Dr. Martinus: ‚Schet nur
da den päpftlichen Greuel, wie er die Herzen verwundet, aljo daß
K nichts mehr jeben fünnen, denn nur die äußerliche perjönliche
rönmigfeit und Heiligkeit, jo ein Menſch jelber vor ich thut.*
Und er wandte fich zu ihr und ſprach: ‚Glaubeſt du, daß du ges
tauft und eine Chriſtin bijt, jo mußjt du auch glauben, daß *
heilig biſt. Denn die heilige Taufe hat ſolche Kraft, daß ſie die
Sünden ändert und verwandelt, nicht daß ſie nicht mehr vorhanden
wären und nicht gefühlet würden, ſondern daß ſie nicht verdammen.
Der Taufe Wirkung, Macht und Kraft iſt ſo groß, daß ſie alle An—
——— aufhebt und wegnimmt.““ (Luthers Tiſchreden. Walchſche
Ausgabe. 22, 848.)
Bei Vers 6 erzählt Avenarius in ſeinem Liederkatechismus:
„Ein Bürger von Meinungen, der vorher lüderlich und gottlos ge—
lebt, hörte 1684 bei der Taufe jeines Kindes in der Kirche die
Worte fingen:
Wer nicht gläubt diefer großen Gnad,
der bleibt in feinen Sunden
Und ift verdammt zum ewigen Tod
tief in der Höllen Grunde.
Da war e8 nicht anders, al3 ob er von einem heftigen Donnerknall
erichrecft würde, jo daß er zitterte und bebte und nicht wußte, wie
ihm geſchah. Zu Haus war er ganz im fich gekehrt und betrübt,
ftatt N mit der Taufgefellichaft zu unterhalten. Er gieng öfters
von jeinen Gäften weg, nahm jein Sejangbuch und Tas dieſen Vers
immer wieder durch. Als er nun die Gefahr jah, darin er jtedte,
nahm ev fich vor, von feinem wilden, wüjten Leben abzuſtehen, er»
X Ite dies feinen Beichtvater und fieng auch in der That ein neues
eben an, worauf er nach etlichen Jahren jelig verſchieden tt.“
Auf den, legten Vers findet am meiſten Anuwendung, was
Cyrialus Spangenberg vom Ganzen —* es ſei eine Heine Taufs
pojtille. Darum wird diefer Vers oft auch allein in die Geſang—
Ba Benkmoganen und zum Beginn des Sakraments gefungen.
Sr Tautet:
Wo a a
; « 144 * — * x. —
Das Aug allein das Waſſer ſieht,
wie Menfchen Waſſer gie n:
Rn WO Der Glaub im Geift die Kraft verfteht
Wida des Blutes Jeſu Chriſti,
mi ——,— Und iſt vor ihm ein rothe Flut,
Ane von Chriſtus Blut gefärbet,
die allen Schaden heilen thut,
von Adam her geerbet,
a auch von uns felbit begangen.
Dasß fich hierin Die ganze Kutheriiche Fafiung des Sakraments
zuſammendrängt, beweist die Bemerkung von Jeremias Weber in
ſeinem Seipäiger Sejangbuch, daß zwei calvinische Geſangbücher in
eile 7 das Wörtlein „die“ in „das“ verändert haben, Er jagt,
e3 jei gejchehen, weil „fie die Kraft der Taufe leugnen und nicht
gelofien, aß wir Dadurch. wiedergeboren werden. Biehen alſo in
em Wort ‚das‘ alles auf Ehriftt Blut und reifen Tauf und Blut
von einander. Siehe, jo viel Liegt an einem Heinen Wörtchen !"
are Liedercommentar.) ründlicher und über das Maf
inausgehend, aber auch für die Gemeinde bräuchlicher it der Vers
umgejtaltet worden in der Lesart des Württemb. Geſangbuchs:
Mehr jieht das Aug im Taufen nicht,
als bloßes Waſſer gießen;
Der Glaube fieht durch höhres Licht
das Blut des Bundes fließen.
D heilige, o theure Flut,
waich unjer krank Gewiſſen;
o Geijt, durchs Wafler und durchs Blut
laß auf uns Gnade fließen
und mac uns rein von Sünden!
; „Die Melodie aus D moll: d fg ag eh a, doriſcher Tonart
mit Schluß in der äoliſchen, iſt dem weltlichen Volksgeſang entlehnt
und findet fich zuerit in Walthers Chorgejangbüchlein 1524 auf das
Lied: „ES wollt uns Gott genädig ſein.“ Bon diejem hernach weg—
edrängt (S. 114) erjcheint fie 1543 im Klugſchen Gejangbucd m
erbindung mit ünſrem Lied. Sie iſt aber zu demjelben wie ge-
macht. Schon Eyriafus Spangenberg jagt in der Cithara Lutheri:
9 ſchweig jetzt der ſchönen Melodeh und Weiſe, die —* ſalm
hat, jo gar gravitätiſch und artlich geitellet, daß gleich Die Noten
mit ihrem Ton wie in einer Aktion augenfcheinlich zeigen, ala würde
in unjerer Gegenwart gehandelt, davon wir fingen. Und wenn
dann irgend ein Önadenwörtlein kommt, hat es eine ſonderlich
— Reſonanz, damit gleich der Geiſt in uns erwecket und ges
tröſtet wird," — Aber auch Winterfeld (I, 44 f.) erflärt: „Sie
mochte durch ihren eigenthümlichen Ernft und —* etzte nach einem
vollen Schluß in der Grundtonart wieder über dieſelbe hinaus—
gehende Zeile für Luther ein Antrieb ſein, x fein Katechismuslied
von der Taufe anzupafjen, in welchem jede letzte Zeile feiner fieben
Strophen mit befonderem Nachdrud eine Lehre, einen Aufruf, eine
Berheigung einprägt. So erjcheint fie dem Liede nunmehr völlig
verwachjen und wie mit ihm unmittelbar entjtanden.“
u user ee ee ende ee u u
u u ie
Gottesdienft. Nr. 56. 145
56. Faß mid dein fein und bleiben.
Bon Dr. Nicolaus Selneccer (1530—1592), dem vielgeübten
Jünger der Reformationszeit, als jein tägliches Gebetlein gedichtet
und erfchienen in „Passio. Das Leiden und Sterben vunjers Herrn
Jeſu Ehrifti. Durch Nic. Selmeccerum. Heinrichſtadt bei Wolfen-
büttel 1572“, hernach in „Chrijtliche Palmen, Lieder und Kirchen-
gejenge. Durch D. Nic. Selneccerum, Leipzig 1587.“
Der Hymnologe Caſpar Webel behauptet, er habe den Vers
als Schluß zu dem Kohlrosſchen Geſange gedichtet: „Ich dank Dir,
lieber Herre!“ Iſt er mit demfelben oftmals gejungen worden, 1
hat er doch feinen Werth auch als einzelnftehender Vers am Schlu
vieler Gottesdienjte bewieſen. Er lautet:
Laß mic dein fein und bleiben,
du treuer Gott und Herr;
Bon dir laß mich nicht treiben,
halt mich bei deiner Lehr.
Herr, laß mich nur nicht wanfen,
gie mir Bejtändigfeit ;
afür will ich dir danken
in alle Emigfeit!
Dies „Gebetlein“ ſammelt Selneccers Glaubensgeiſt wie feine
taufendfältige Anfechtung für das Evangelium in einen kleinen
Brennpunkt, und darum it es ein Mleinod der zum Gottesdienft
verjanmelten Kirche geblieben. — Der Schluß „in alle Ewigfeit“
erinnert an die jchöne Stelle in der VBorrede zu den Pjalmen 1572:
„Wiffen wir doc, daß unſer Harmonie Gott angenehm iſt und mir
mit allen Engeln und Seligen Gott in Ewigkeit loben und ihm
fingen und danken werden, wie denn unſre jebige chriftliche Muſika
auf Erden anders nichts ist, denn ein Vorſchmack und Vorlauf des
ewigen Lebens; da wir allhier nur intoniven und Antiphonas an-
jtimmen, bis wir durch den zeitlichen Tod Introitus und Sequenz
und im ewigen Leben das van Eompletorium und Hymmos fingen
werden in alle Ewigteit.“
Als Chriftian Scriver, der edle Lehrer unjerer Kirche, 1693
auf feinem Sterbebette lag, fragte ihn jeine Gattin am Tag vor
feinem Tode, ob er denn auch Gef noch im Herzen babe, umd
er antwortete mit deutlicher Stimme: Ach ja, ich jchmede und jehe,
wie freundlich der Herr ijt! Als ihm * am Anbruch des fol-
genden Tags die Seinen das Gebet aus dem Arndtichen Paradies
ärtlein „Vom jeligen Ende“ beteten, jauchzte er auf einmal: „ich
in froh!“ und ſchloß mit dem Gebetlein: „Laß mich dein fein und
bleiben, du treuer Gott und Herr!" In kurzem war er entichlafen.
Es ift dem Verfaſſer eine jchöne Erinnerung, wie einft ein
altes Weiblein auf ihrem Sterbebette, nachdem eine tiefgreifende
Unterredung vorausgegangen war und fie mach derjelben das heilige
Abendmahl mit bu Her em Herzen empfangen hatte, die ganze feier
abſchloß mit dem ebetlein: „Lab mich dein fein und bleiben!“
elneccer war in der Muſik tüchtıg bewandert, wie er denn
jagte: „Ein gut Melodey und Schöner Tert erfriichet Leib und Seel!“
Koh, Kirbenlied. VIE. 10
e
146 IX. Gottesdienft. Mr. 57.
und hat in Leipzig den Thomaschor begründet, welcher noch heute
blüht. So hat er denn auch jeinem Gchetten eine Tohie dn viers
ftimmigem Sap gegeben. Doc konnte fie ſich nicht im kirchlichen
Gebraüch erhalten, und jo fingt man gewöhnlich das Lied nad:
„Herzlich thut mich verlangen.“
57. Ach bleib mit deiner Gnade.
Von Dr. Joſua Stegmann (1588—1632), Profeffor der Theo-
logie an der Univerfität Rinteln in Thüringen, erjchienen in: „Er—
newerte Herben-feufzer, darinnen Zeitgebetlein uff die bevorftehenden
betrübte Kriegs-, Theurung- und Sterbezeiten gerichtet. Lüneburg
1630“, als ein einem Gebet „um Benedeiung und Erhaltung Des
lieben Predigtamtes“ angehängter Schlußreim. Hier betet er unter‘
anderem: „Herr Jeſu, du Doktor mit der gelehrten Zungen, du
Lehrer der Wahrheit! ... fiehe an unſere Noth, und Hilf uns,
unser Elend, und errett’ und. Deine Kirche ftehet wüſte, die Engel
des Friedens weinen bitterlih, die Mundboten des Heils gehen
traurig, die Wächter deines Volks rufen erbärmlih, daß deine
Kirch zum Bett der 2. und dein Erbe zur Weiden der Straußen
gemacht wird. Die Feinde deiner Kirchen fahren daher gewaltiglich,
die falichen Lehrer verführen unzählich; ihr Mund redet Ligen, ihre
Zunge dräuet Verderben. Für *8 Seelenverderbern behüt uns
gnädiglich; ſchneide ab die Zunge, die wider dich krieget, daß wir
uns nicht bewegen laſſen von dem rechten Sinn, ſondern feſthalten
ob dem Wort, das gewiß iſt und lehren fann, ob dem Wort, das
unfere Seelen jelig machet!“
Diefem innigen Seufzer entjpricht unjer Lied im feinen ebenjo
einfachen als tiefgreifenden Gebetsworten. Es hat zu jenem Grund—
ton das Wort der beiden Jünger Fu Emmaus: „Herr, bleibe bei
uns!“ 3.1 legt diefe Bitte einfady dem Herrn Jeſu vor. B. 2—6
entwidelt fie im einzelnen. Bleibe bei uns mit deinem Wort als
unjer Erlöfer ®. 2, mit dem Glanz deines Geijtes als ficher führende
Wahrheit B. 3, mit deinem Segen als reicher Herr der Kraft V. 4,
mit deinem Schuß als Rraftheld im Kampfe V. 5, mit deiner Treue
- als Fels in der Stunde der Noth B.6. — Für die letzte Noth iſt
zum Abſchluß im unjrem Jahrhundert B. 7 binzugedichtet worden:
Ad bleib mit deinem Frieden
bei uns auch noch im Tod,
Und jprich uns zu, den Müden:
ihr jeid verjöhnt mit Gott!
B. 1 iſt eim tiefgegriffener Seufzer in der Noth gegen den
böfen Feind. — Der Dichter bot ihn feinen Amtsbrüdern dar, damit
fie dadurch zu herzgründlicher Andacht und eifriger Übung des lieben
Gebets in den betrübten Zeiten Anlaß hätten und im Heiligthum
des Herrn bei den „täglichen Betmeſſen“ wohlflingende Glödlein
wären. Hatte er ja 65% in den Iegten zehn Jahren feiner Wall-
fahrt durch tiefe Waffer zu gehen, umd mit ihm jein ganzes Volk.
Abgeſehen von den Kriegsnöthen gewöhnlicher Art, dem Leben auf
Yorke
[4
IX. Gottesdienft. Nr. 57. 147
der Flucht vor dem Kriegsvolf, Hunger und Kummer, brach ihm
ulebt der Hohn feiner Feinde, der Mönche, das Herz in der Hälfte
einer Tage (3, 129 ff.). — So iſt denn jein Seufzer oft genug in
othzeiten erjchollen. Der bekannte Stadtpfarrer Die zu Haiter⸗
bad) auf dem mwürttembergifchen Schwarzwald ließ es am Ende des
vorigen Sahrhunderts faſt regelmäßig bei den Betjtunden fingen,
die er wir der größten Kriegsnoth alle Morgen unter großent
Zudrang Einhermifcher und Auswärtiger hielt.
B. 2 iſt bei den feierlichen Anfang des Norddeutichen Reichs-
tags erichollen, als am 19. Juli 1870 der König feine Getreuen
beim Beginn des Kriegs mit Frankreich um fich janmelte. Damals
ſcharte fich eine — Menge in dem Dom zu Berlin, und
während zum Beginn des Gottesdienſtes die Gemeinde ſang: „In
allen meinen Theten laß ich den Höchjten rathen!” ſchloß die Fräf-
tige Predigt des Generaljuperintendenten Hoffmann über das Pjalm-
wort: "Dt Gott wollen wir Thaten thun!“ ab mit dem flehenden
Geſange:
Ach bleib mit deinem Worte
bei uns, Erlöſer werth,
Daß uns beid hier und dorte
ſei Güt und Heil beſchert!
B.3 iſt beſonders ſchwungvoll. Pulverdampf war ja in jenen
Beiten genug zu ſchauen, aber wenig Sonnenglanz des Lebens und
tedens; Schanzen warf man viele auf, die nichts halfen, aber
die Schanze der Wahrheit it das einzig Feſte. — Ein Man,
welcher überaus ftrebjam und ein Liebhaber guter Schriften war,
ohne daß er in der Bibel jelbit ſich — gemacht hätte, kam in
ein Haus, wo er eine Bibel antraf, in welche die Frau des Hauſes
eingeſchrieben Hatte: „31. Mai. Die Bibel das dreißigſtemal durch
Gottes und feines heiligen Geiſtes Gnade durchgeleſen“; und Dabei
den Zuſatz: „Herr, erhalte in mir die Liebe zu deinem Worte, das
meinen Munde füßer ift, denn Honig und Honigjeim!
Ad, bleib mit deinem Glanze
bei uns, du werthes Licht ;
Dein’ Wahrheit uns umfchanze,
damit wir irren nicht!“
Durch das Lefen dieſer Linien wurde er tief erjchüttert, und fchaffte
fich jofort eine Bibel an, die er von da an täglich gebrauchte und
die ihm noch mehr das wurde, was ihm zuvor Arndts „Wahres
Chriſtenthum“ gewejen, jein — Er las jetzt jedesmal vor
em Efien Na Kapitel; denn er jagte, erft dann könne ihm und
feinem Weib das Effen jchmeden und erjt dann fünne er betem:
Wir danken Gott für feine Gaben — Er woll uns jpeilen mit
jinen heiligen göttlichen Wort, auf daß wir jatt werden bter und
ort.“ (Basler Sammlungen. 1808.)
8.5. Schub und Schirm fuchten manche in Beiten der Be
lagerung in unſrem Lied. Sp jchreibt Mar Reichardt zu Straß—
burg im Auguſt 1870: „Sonntag tits ** heute, gepredigt
habe ich auch; aber keine Glocke hat uns mehr zufammengerufen,
i 10*
IX. Gottesbienft. Nr.
fein Gotteshaus hat und mehr im jeine Näume aufgenommen,
fein DOrgelton EB ung Mc ur die Hallen gebraust, Unfre
Kicche ift ein ‚Kripplein unter der Erde geweien, ein Gewölbe im
——— Gymnaſium, das Flüchtlinge, Abgebrannte, Kranle,
e und Kinder —— hat; mehr denn zweihundert an der
gebL Die Glode, die und zujammentrieb, war das unaufhörliche
rachen der Granaten und Bomben, die über uns und um uns ber
flogen; und nur leiſe hat aus jchluchzendem Herzen der Choral
en:
! N Ad bleib mit deinem Schutze
bei uns, du ftarfer Selb,
Daß uns ber Feind nicht truße
noch fäll die böje Welt!“
8. 6 erinnert uns an jenes fchöne Wort, das die Nirnberger
Gejandten 1530 vom Reichstag zu Augsburg nad) se ichrieben:
Gott wolle nunmehr Bejtändigkeit verleihen!" — Sehr tief quoll
iefer Vers aus dem Herzen von Mijfionar Kühne nach vierjähriger
Gefangenichaft zu una im Land Wiante am Ende des Jahres
1873: „Sp hat uns der Herr gnädig durch ein jchweres Jahr
hindurchgeholfen. ‚Ach bleib mit deiner Treue... Hilf uns aus
aller Noth!‘*
3.7. Den Schlußaccord mag uns die Erfahrung des geiit-
reichen umd tief gebeugten Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
iluftriren. Er Dünfchte bei jeiner legten Krankheit anfangs jehnlich
—5— Leibes Geneſung und hoffte eine Erhörung, wie einſt Hiskia.
uf Stunden der Freudigkeit folgten wieder Stunden der Klage;
doch war es fein ur und fein verzagtes Klagen. Bejonders
tröftlich war ihm das Wort: „Laß dir an meiner Gnade genügen!“
und jein Lieblingslied in dieſer Zeit wurde das Lied: Ah bleib
mit deiner Gnade!“ welches ihm die Königin an jedem Abend vor-
lefen mußte. Auch in der legten dunkelſten Zeit jeines Leidens, wo
ein Theil jeiner Glieder gelähmt und der Gebrauch der Sprache
unmöglich geworden war, erbaute er ſich no am Worte des Herrn
und hob jeine beiden Hände mweinend auf zu feinem Gott, bis es
ihm nad) dem Worte gieng: „Und jprich uns zu, den Miüden: ihr
jeid verjöhnt mit Gott!“ (Heinrich, Liederjegen. 1864.)
Melodie: Chriſtus, der iſt mein Leben.
Wie Lied und Weije eine jchöne Wirkung als Abendjegen erzielten,
tritt und in folgender Erzählung vor die Seele. Als im 3.1815 Paris
zum zweitenmal von den Verbündeten eingenommen war und die fi ⸗
reichen Heere in die Heimat zurückmarſchirten, kam ein ruſſiſcher O ech
zu einer Familie ind Quartier. Das war ein lieber, freundlicher Mann.
Er hatte die Bruſt voll blanfer Ordensbänder, aber die jchönjten
Orden waren doch feine beiden treuen Augen; Die hatte jein rechter
Kaiſer, unfer Herr im Himmel, ihm aus Gnaden verliehen. Und
mit diefen Augen ſprach er viel mehr, als mit dem Munde. Wie
man mu amt zweiten Tage zu Mittag gegeffen und er eim wenig
ausgeruht hatte, was fol einem Kriegsmann felten genug fommt,
rief er den Hausheren in jeine Stube herein. Er öffnete einen
IX. Sottesdienft. Nr. 58. 149
Koffer und brachte ein jchönes Käftchen heraus. In dem aber lag
ein Buch, in blauen Sammt gebunden und mit filbernen Figuren
foftbar verziert. Er ſchlägt es auf, zeigt es ihm und fpricht: „Das
I Biber — das ich alle Tag led.“ Der Hausherr jah in e3
war eine hg Bibel. Der Ruffe wollte jest mit ihm davon
reden, aber fand die deutſchen Worte nicht; bloß an feinen Augen
fonnte man merfen, daß er von der Herrlichkeit und dem Troſt des
Evangeliums reden wollte. Abends jigen fie abermals beiſammen,
und weil die Mufif eine Sprade ift, die der Ruſſe und der Deutjche
und jedermann verjteht, der ein menschlich Herz in feiner Bruſt trägt,
fo jeßt ſich der Herr des Haufes an's Clavier und jpielt ihm etwas,
. wie es ıhm in den Sinn fommt. Der Oberft hört eine Weile zu
und fpriht dann: „Du, P iel ji jo, wie thun die Leut, wenn h
beten zu Gott in der Kirk!“ Drauf merft der Spielende, daß er
einen Choral hören will, und fängt einen jolden at. Der Oberft
eht jtill in die Nebenftube, läßt aber die *— ein wenig offen,
da er alles hören fan, und der Andere jpielt feinen Choral
weiter. Wie derjelbe zu Ende ijt und drinnen alles ftill bleibt, ſchaut
er hinein. Siehe, da liegt der alte Kriegamann wi den Knieen,
t das Geficht auf feine gefalteten Hände gedrüdt und betet. Dem
ausheren fährt ein Schauer durch feine Seele, er kehrt um und
timmt das Lied an: „Ach bleib mit deiner Gnade.“ ie er das
zu Ende gejungen, kommt der Oberjt herein. „Nun id dank!“ jagt
er, fällt ıhm um den Hals, küßt ihn und fpricht: „Jeſus Sir
mit dir!“ drüdt ihm die Hand, fchaut ihn an und Sagt: „Gott
gne Sie jagen ſich "ba Nacht. — Fit das nicht eine jchöne
endjtunde gewejen? (Chrijtlicher Hausfreund.)
58. Herr Jeſu Chrift, dich zu ung wend.
Bon Herzog Wilhelm II, zu Sadhjen-Weimar (1598—1662),
einen der tapferjfen evangeliichen Glaubens- und Kriegshelden im
dreißigjährigen Krieg (3, 110 ray gedichtet und zuerft gedrudt in
Niedlings Altenburgiihem Handbüchlein 1638, unter der über—
ie „Frommer Chriſten Herzensjeufzerlein um Gnade und Bei
tand des heiligen Geiſtes bei dem Gottesdienſt vor den Predigten.”
Das Lied, von welchen Blumberg (Zwickauiſches Geſangbuch
1710) berichtet, daß es der Herzog gedichtet habe, als er durch den
Blid des leidenden Heilands A einem Kruzifix tief gerührt worden
jet, ift eim lieblicher Palm zum Anfang des Öottesbienftes, ebenjo
innig und herzlic; wie klar und einfach, jo daß es fich bald dem
Gemeinden fast unentbehrlich machte. Nachdem e8 lange zuvor ſchon
bor dem ehe auf der Kanzel gefungen worden war, wurbe
08 1678 durch ein Förmliches Mandat des Kurfürften Johan Georg II.
in ben gefamten kurfächliichen Landen zum „Ranzellied an allen
Sonn» und Heinern Fefttagen“ bejtimmt, umd demzufolge auch ſonſt
ft überall unmittelbar vor der Predigt gebraucht. So ift es auch
in dem Gottesdienſtformular der Stuttgarter Hoflirche, welches am
13. Juni 1714 zur Nachachtung fürs ganze Württemberger Land
publicirt worden ift, angeordnet. Neben diefem Lied wurden zu
anntem Zweck meift auch die Lieder: „Liebjter Jeſu, wir ſind
ier“ oder „Nun bitten wir. den heiligen Geiſt“ gebraudt.
Das fiebenjährige Töchterlein des Todtengräbers Hoppe in
Cammin hatte der im März 1855 auf ſein ZTodtenbettlein
elegt. Als das Kind jelbit fühlte, daß es von hinnen gehen jolle,
tete es mit vernehmlicher Stimme den Bers:
Thu auf den Mund zum Lobe dein,
bereit das Herz zur Andacht fein;
Den Glauben mehr, ftärf den Beritand,
dab uns dein Nam werd wohl befaumt !
Nach einiger Zeit betete fie diefelben Worte und fiel in einen janften
Schlummer. Plötzlich jchlug fie die Augen auf und rief: „Siehft
du nicht, Mutter, da kommt er ja jchon; jeb doc), der Tiebe Heiland
mit allen feinen Engeln!" Dann jtredte fie die Hände aus, rief
alle Antvefenden mit Namen und küßte jeden Einzelnen zum Abjchied.
Zuletzt nad) allen rief fie die Mutter noch einmal zu fi und ſprach
zu ihr mit bereits gebrochener Stimme:
Thu auf den Mund zum Lobe dein —,
bereit — das Herz — zur Andacht fein!
Mutter, den Bers laß ich dir zurüd, den Vers mußſt du oft beten;
darnach mußſt du thun, dann kommſt du auch bin, wo ich bingehe!
Darauf jtredte jie ihre Hände mit verflärtem Angeficht nach oben:
„Nun gehe ich — zu meinem Heiland!" Jetzt brachen ihre Augen,
und nach dreiſtündigem, zuerjt jchwerent, dann immer leifer werdenden
Athmen war jie heimgegangen. Am 9. März legte fie ihr Vater ins
Grab, (Heinrich, Liederfegen. 1864.)
Auf merkwürdige Weije trat einmal gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts der dritte Vers der Gemeinde zu Birihberg in Schle-
Kent in den dicht gefüllten Hallen der großen Kirche daſelbſt ent-
gegen. Es war der elfte Sonntag nad) Trinitatis. Nach dem Ein-
gang hatte der Prediger unjer Lied als Ranzellied angegeben, ehe
ex. in jeiner Predigt von der Majejtät des —— en Gottes
reden wollte. Ganz ſchlicht und einfach begann der Organiſt Gott—
lob Kühn mit jeinen Orgeltönen den Geſang zu, führen. Als aber
vie Gemeinde die Worte gefungen hatte: „Bis wir fingen mit Gottes
Heer“, ließ er mit einemmal die Orgel verjtummen, und eine plöß-
fiche und tiefe Stille herrſchte in der ganzen Kirche. Da regten ſich
die vier goldenen Engel, hoch zu beiven Seiten des Orgelwerkes; -
e3 murmelte der Donner der Paufen ganz allein, ohne Begleitung,
wie aus dem fernjten Dunkel der Wohnung des Allmächtigen, und —
verſtummte dann wieder. Nun aber fie der Organiſt mit einemmal
die vollen Regiſter jamt dem Glodenfpiele tönen zum Geſang der
Worte: "Heilig, Fahne it Gott der Herr!“ Hernach tönte das
Glockenſpiel noch fort und verlor fich erſt allmählich wie im die
weiten Räume des Himmels hinein. Alle Herzen waren dadurch
im Innerſten ergriffen. (Heinrich, Erzählungen. 1849.)
Die — nd jteht erſtmals im Gothaer
u
Cantional, zweite Ausgabe 1651, mit der Ungabe Incerti, ſo daß
alio ihr Sänger unbefannt geblieben ift.
59. Schmüde did, 0 liebe Seele.
Bon Johann Frand, dem tiefpoettichen und gottesfürchtigen
Rechtsanwalt und jpäteren Bürgermeifter zu Guben ın der Nieder-
lauſitz ra jamt der Melodie erjchtenen in Crügers „Geijt-
lihen Kirchenmelodieen, Berlin 1649.“
Es ist das jalbungsvollite aller Abendmahlslieder, deſſen Ge-
danfengang kurz fich aljo darjtellt. Der Ausgangspunkt ijt die Er—
munterung des Sängers an feine Seele: Schide dich, zu empfangen
deinen Herrn! V. 1, und: Wie joll ich Dich empfangen? V. 2.
Im Mahl des Neuen Bundes tjt er dein Bräutigam vom Himmel,
du die Braut im heiligen Schmud. — Der Inhalt des Lieds aber
ijt ein Gefpräc der Braut mit dem Bräutigam über das hohe Gut
des Saframent3. Die Braut bewundert den hohen Werth der hei-
ligen Gabe V. 3, erzählt ihr Liebesverlangen nad) des Bräutigams
Gaben B. 4, rühmt das tiefe Geheimnig B. 5 und Wunder des
Sakraments B. 6. — Bon den Wundern göttlicher Liebe hingenom—
men, fällt jie nieder und betet an. Es verlangt fie, die volle Gabe
des Herrn, der ihr Ein und Alles ift, würdig zu genießen ®. 7;
K preist die im Abendmahl fich uns darjtellende Liebeshingabe
eju bis in den Tod V. 8, und fie bittet, vom Abendmahlstiich der
Erde einft zum himmlischen erhoben zu werden B. 9. — Es iſt
wohl feine Be daß einzelne bejonders innige Stellen in ihrem
ſprachlichen Ausdrud für das Kirchengefangbucd, eine Anderung er—
leiden müfjen. So in V. 2 der jchöne, aber mißdeutbare Schluß:
„Komm, mein Liebiter, laß dich küſſen, laß mich deiner nicht mehr
miſſen!“ wo die einfache Anderung mir am meiften einleuchtet:
„Komm, mein Heil, laß dich umfaffen, von dir will ich nicht
mehr laſſen!“ — Sodann mag das „Wittern“ in V. 5 kecklich
auf Die Seite gethan werden. Die Lesart: „Helge Luft, und
tiefes Bangen nimmt mein Kerze jeht gefangen“, iſt wohl zu bil-
Ligen. — Dagegen icheint es *8 ſchwieriger, auch den volltönenden
chluß von V3 abzuthun: „Weil in allen Bergwerksgründen fein
old; Kleinod ijt zu Anden, das die blutgefüllten Schalen und dies
una. kann bezahlen.“ Warum dieje Worte nad) Wadernagels
Ausipruch „dem Beifioen Gral nicht ähnlich lauten“ dürfen, iſt Doc)
nicht R\ einleuchtend ; die Stelle bi aber hochpoetiſch.
ie Weile, welche Johann Crüger dem Lied Fraucke's mit auf
den Weg gegeben: agfgacba, ijt demjelben überaus ans
En en. Von Winterfeld jet von ihr, es ſpiegele ſich —5*
huſucht nach lebendiger Einigung mit dem Heilande darin ab;
und ſchon ein alter Muritus ab nach Avenarius Bericht folgendes
Urtheil über fie: „Wenn die Engel im Himmel eine zu diejem Ge»
I wohl anjtändige Melodie hätten jollen vorfingen, jo würden
ie feine beſſere haben erdichten können, als diejenige geratben, die
sr IE ET na 8
7 *
IR] Au x) *4
IX, Gottesbienſt. Nr: 7 0000
zu Diefem Lied eigentlich gehöret.“ Keyſer, G. fr. Händel, Tele-
mann und Ba "Daben fie. in ihren Tonwerfen en, viel
fach mit dem Vers: „Ach, wie, hungert mein he.* yın
Das Lied it bald nad) jeinem Erjcheinen im kürzefter Zeit faſt
allenthalben öffentlich eingeführt worden. Selbit die befehrten Mala-
baren fingen es in. ihrer Zunge bei ihren heiligen Liebesmahlen, —
Avenarius, Prediger in Schmalkalden, erzählt in feinem Lieber-
fatechismus 1714, es ſei im feiner Gemeinde ein frommer und bes
güterter Bürger geweſen, der eine jo große Liebe zu dieſem geiſt⸗
reichen Liede getragen, daß er, jo oft er zum heiligen Mahl gteng,
dem Gantor Geld zu einer Maß Wein 2* damit er ihm ja
olches unter der Communion fingen möge. — In Sachſen-Meiningen
ieß es zu nn — „das Fürſtenlied“, denn der Herzog Bern—⸗
ard von Sachſen-Meiningen ließ es ſich jedesmal zum heiligen
bendmahl fingen und fang es mit ganz befonderer Geelenver-
grügung, Der Hofbediente, der es beim Cantor beftellte, ſagte
nur: „Des Herzogs Lied joll gehn en werden.“ — Jetzt noch iſt
daffelbe in vielen Gemeinden das jtehende Abendmahlslied, deſſen
Weije por fen der Feier ſelbſt jeine ganze Jımigkeit den Communi—
fanten auf die Seele legt.
Am meiſten Eindrud machte wohl immer nächſt dem wahrhaft
prächtigen erjten Vers die Stelle: Ach, wie hungert mein Gemüthe!
— Eine evangelifche Gräfin fam zu Anfang des 18. Jahrhunderts
im Oftreichifchen auf einer rt nad Wien zu einer ganz befondern
Abendmahlzfeier. Da fand fie nemlich in dem Dorfwirthshaus,
in welchem fie unterwegs übernachten mußte, Bauersleute an
einem Tisch verfammelt, um, wie fie öfters thaten, bei einer auf
den Tiſch geftellten Kanne Bier chriftlihe, erbauliche Geſpräche zu
— und das Abendmahl gemeinſchaftlich zu genießen. Die Kanne
ollte ſie ſicher ſtellen, als wären ſie bloß des Trunkes halber bei—
ammen; denn es war ihnen ſtrenge verwehrt, nach Chriſti Ein—
etzung das Abendmahl zu feiern und das Evangelium frei zu ge—
——— Als nun die Gräfin ihr Vorhaben erkundet hatte, ließ
ie ihnen ducch den Wirth den Wunſch ausprüden, ihrer Andachts—
ier auch beizumwohnen, indem fie jih als evangeliihe Glaubens—
genoffin zu erfennen gab, und jeßte ſich dann mitten unter fie.
a jang denn mun dieſes Häuflein Communifanten von feltener
Art mit tieffter Herzensbewegung und Vergießung vieler Thränen
den Vers, in dem es heißt: „Ach, mie pfleg ich oft mit Thränen
mich nach diefer Koft zu ſehnen!“ (Sammlung auserlejener Ma—
terien zum Bau des Reichs Gottes. 9.
Eine Frau, welche von Halle in Sachſen mit ihrem Mann nad)
Amerika ausgewandert war, mußte es erleben, daß ihr Mann zu
den Separattjten fich hielt und jeine fpäteren Kinder nicht: taufen,
auch jeine Frau mit den älteren nicht zum Abendmahl gehen ließ.
Sie wurde von einem Schlagfluß u und jo fonnte fie auch
das gepredigte, Wort nicht mehr Hören. Je länger je mehr vegte
ch bei ihr eine Sehnſucht nad Wort und Sakrament, allein bei
em Manne war fein Verftändniß dafür. Als fie aber von einer
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ıx. ©: Nr. 60.
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ne überfallen wurde und nun merfte, daß es zum
‚gehe, Tonnte fie fich nicht mehr länger halten, ſondern brach
in Anwejenheit ihres Mannes und ihrer Kinder in die Worte aus?!
Fetzt hab ich Tange genug Hunger und Durft nach dem heiligen
Abendmahl gelitten. Seit achtzehn Jahren ih darnach; bei
mir heißt es recht, wie im Liebe: ‚Uch wie Hungert mein Gemüthe,
Menjchenfreund, nad) deiner Güte!‘ ‚ tut doch Barmherzigkeit
an mir und helft mir, daß ich noch vor meinem Ende diejes Mahles
theilhaftig werde!“ — Jetzt riefen fie den Paſtor Mühlenberg, und
als er fam, erquidte fich die todesmatte Frau herzlih at jene
Wort umd genoß mit inbrünftiger Andacht das_ erjehnte N
Bald durfte fie heimgehen; die Eindrüde aber im jener Stunde
waren der Antrieb für ibien Mann, ſich der Kirche wieder an—
uſchließen und als Tebendiges Glied der Gemeinde Germantotun
h zu bewähren. Dr Arie 1864.
Den innigften Gebetston athmet Vers 7: „Jeſu, meines Lebens
Sonne!“ Diejer und der Schlußvers ftellen das Saframent al3
die höchite Stufe eines Mahls auf Erden dar; und wenn es am
Schluß heißt: „Daß ich auch, wie jegt auf Erden, mög dein Gaft
im Himmel werden!“ ähnlich wie beim gewöhnlichen Eſſen: „Kommt,
err Jeſu, ſei unfer Gaft!“ jo hat man im Württembergijchen den
bgejang des fiebenten Verſes: „Lab mic) würdiglich genießen dieſer
deiner Himmelsipeife mir zum Heil und dir zum Preiſe!“ zu einem
Tiichgebete verwendet: „Jeſu, jegne diefe Speife uns zur Kraft und
dir zum Preiſe!“ Ein neuer Beweis von der durchichlagenden Kraft
diejes Liedes.
60. Kiebfier Iefu, wir find hier, did und dein Wort.
Bon Tobias Clausnitzer (1618—84) als Oberpfarrer zu Wenden
in der Oberpfalz gedichtet und zuerft gedrudt im Altdorfer Gejang-
buch 1671 und im Nürnberger 1677.
Wimmer nennt diefes „Kanzellied“: „Rede mit Gott, che er
mit uns redet“ oder: „Seufzer vor der Predigt.“ Der Gedanten-
ang ift: V. 1. Wie in Cornelii Haus find wir verfammelt, zu
Dören Gottes Wort, ımd wir bitten um dem rechten Herzenszug
nad) oben. Schamelius: „Was ift der Zug des Vaters? Wen
man durchs Wort gerühret wird, daf man aufmerket und fich mit
Ser erzensandacht in Himmel fchtwinget. Sursum! Hoheslied 1, 4.
eteft du u unter der Predigt, daß dich Gott denjelben erfahren
laſſe?“ — 93.2. Wir bedürfen der Erleuchtung deines Geiſtes,
denn ohne didy können wir nichts thun; umd was ımjere Vernunft
betrifft, jo ift fie, wie Claudius jo ſchön jagt, ein „Strahl Gottes,
aber das radifale Böfe hat ihr die bimmelblauen Augen verberbt.*
— Darım B. 3: du Licht vom Licht, öffne Herzen, Mund und
Ohren! Denn „Herzen und Ohren laffen fich nicht trennen. Das
Wort Gottes ijt fein Schall und Hall, der in der Luft Eee
Schamelius. Alſo rufen wir: O Herr, hilf; o Herr, laß wohl
gelingen!
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Ein Bürger zu Zwiclau kniete, jo oft diefes Lied beim öffent:
lichen Gottesdienſt angeſtimmt wurde, nieder, und fang jo
ächtig mit. Als er von jeinem Nachbar befragt ——
er ſo thue, gab er zur Antwort: „Mein Freund! Ich habe viel
hundert Predigten gehört, aber ohne alle Frucht und Nutzen, aujetzo
aber gehen mir die ugen auf, daß ich jehe, woran es mir efehlet,
weh an Andacht und Eifer. Damit mın alle irdiichen Gedanken
von mir weichen, bitte ih Gott fußfällig und demüthig, dab er
mein Herz in diefer Stunde zu ſich siehe und ich aljo nicht eim
bloßer Hörer, jondern auch ein Thäter feines Wortes werden möge,
worauf ich auch bisher eine jelige Veränderung an meinem Herzen
geſpüret.“ (Seiffart an Avenarius. 1704.)
Die Melodie: hgadchaga, jtammt aus Johann Rudolf
Ahle's „Neuen geiftlichen, auff "Die Sonntage durchs gantze Jahr
erichteten Andachten“ 1664 und war uejprünglich für das Lied von
Fan; Burmeijter aus Lüneburg auf den 3. Advent bejtimmt:
Ja, er ift’3, das Heil der Welt;
ja, er ijt’3, dem nichts zu gleichen,
Der fi prächtig eingejtellt
durch verheißne Wunderzeichen:
Blinde jehen, Lahme gehen,
Todte jieht man auferjtehen!
Im Altdorfer Gejangbuch 1671 entlehnte man diefe Melodie
für unfer Lied und dadurch fand fie allgemeinen Eingang in den
Kirhengefang, da daſſelbe als Predigtlied jchnell beliebt wurde.
So ericheint fie in J. D. Meiers geijtlicher Seelenfreud, Ulm 1692.
Weil die Weije in ihrer urjprünglichen Gejtalt für den Gemeinde-
gelang nicht ganz brauchbar iſt, erfuhr fie verjchiedene Umgejtaltungen.
Sm Hohenlohe’schen ift eine andere Weije gebräuchlich: bfgeschbab,
von Schulmeijter Beuerlein in Kirchberg an der Jart.
61. Aun gottlob! es if vollbradt.
Bon Diafonus Hartmann Schenk zu Djtheim vor der Röhn in
Sachjen-Weimar-Eijenach (1634—81), veröffentlicht in jeiner „Gül—
denen Betkunſt. Nürnberg, 1677.” 2. Auflage 1680.
Das Lied iſt ein vortreffliches Gegenſtück zu Clausnigers „Liebiter
Sefu, wir find hier.“ V. 1 Dank für die empfangene Seelenjpetje,
welche im gottesdienjtlichen Singen und Beten, Lehren und Hören
uns zu Theil geworden; V. 2 Entſchluß, freudig und fein im Gottes
Wegen zu wandeln, unter den Eindrüden des Geijtes; V. 3 Bitte
um den göttlichen Segen für den Ausgang aus der Kirche und den
Eingang zu Haufe, für den Ausgang aus der Zeit und den Eingang
ins Himmelreich. *
Unbegreiflich iſt es, daß man an dem Anfang dieſes kindlichen
Gebetslieds ſchon Anſtoß genommen hat. So ſchreibt Franz Bey—
ſchlag 1855 bei einem Badeaufenthalt, er habe in einem Naſſauer
Geſangbuch zu Weilbach geblättert und, komiſch genug, dort ein
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Lied zum Ausgang des Gottesdienites Ran} DER beginne:
„Nun gottlob! es Mt vollbracht — der Gottesdienſt iſt aus!" Man
denke dabei an die Langeweile, welche die Gemeinde ausgejtanden
habe. — Das mag wohl ein Gedanke fein, der ſich nach einer un—
erbaulichen Predigt einmijcht; aber Schenks Lied hat mit feinem
freudigen Rüdblid auf eine gejegnete Stunde im Gottesdienjt und
mit ſeinem Eindlichen Ausdrude das nicht verjchuldet.
Am: meisten hat der dritte Vers ſich der Haus und Sirchen-
emeinde ans Herz gelegt. Unzähligemal beten unjre Kinder den
ers auf ihren Gängen zur Schule oder zum Beichluß derjelben
vor dem Heimgang. — Wilhelm Hoffmann (F 1873 als General-
juperintendent der Kurmarf) erzählt: „Da id) am 23. Dftober 1823
als ein -achtzehnjähriges Bürjchlein zum Thore von Tübingen ein-
fuhr, um die Studien dort zu beginnen, jagte ich zum Er in
brünjtigem Flehen: ‚Meinen Eingang jegre du, meinen Ausgang
gleihermaßen" Und Er hat überihwenglich gethan über Bitten
und Verſtehen. Ihm jei Lob umd Preis!“
Als das erſte Armeeforps 1870 im Begriffe jtand, die fran-
Öfische Grenze zu überjchreiten, wurde durch Militäroberpfarrer
ahr aus Königsberg noch eine Kurze Andacht gehalten. Er be=
richtet hierüber: „ fann nicht bejchreiben, welch tiefernite Stim—
mung auf der ganzen Berjammlung ruhte, und wie ergreifend es
für uns alle war, als wir nad) dem Genuß des Leibes und Blutes
unjeres Heilandes im abendlichen Dunkel den Vers jangen:
Unfern Ausgang jegne Gott,
unjern Eingang gleichermaßen;
Segne unſer täglich Brot,
jegne unjer Thun und Laſſen;
Segne uns mit jelgem Sterben
i und mad uns zu Dimmelserben !
Die verjchiedenjten Gedanken giengen mir durch den Sinn. In der
Schulpforte jangen wir jeinerzeit diefen Vers an dem fröhlichiten
Tage des Jahrs, am Abend vor dem Beginn ‚der Ferien. Da
legten wir allen Nachdruck auf die erjten beiden Zeilen, denn der
Ausgang war aus den falten jtrengen Kloſtermauern und der Ein:
gen in das liebe freundliche VBaterhaus. Hier war es umgelehrt.
us der friedlichen Heimat gieng e8 im die rauhe Fremde, und
umvillkürlich legte das Herz allen Nachdruck auf die legten beiden
Beilen: ‚Segne uns mit jelgem Sterben und mach ung zu Himmels»
erben!» Denn wer wußte damals, wie nahe fein Ende?“ (Meine
Gedenkblätter 3, 113 F.) |
Dieje beiden geilen waren auch ganz aus des Dichters Herzen
gelten. Er hatte nach den Anfangsbuchjtaben feines Namens den
hlſpruch: Mea Haereditas Servator, und deutid):
Weil du mein Erbtheil, Jeju Chriit,
im Beben und im Sterben biit,
So geb ich dir in deine Hände
mein Seel an meinem legten Ende.
Melodie: Liebfter Jeſu, wir find bier.
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156 IX. Gottesbienft: Nr. 62.
62. Herr, dein Wort die edle Gabe.
Eine kleine, aber köftlihe Perle aus den Liedern des Grafen
Nik. 2. v. Binzendorf (1700 — 1760), —— veröffentlicht in den
„letzten Reden ünſeres Herrn und Heilandes vor feinem Kreuzestode,
14.—17. Rap. Johannis. 1725.” Won hier fam das Lied in fein
Londoner ©. 1753 und gpuient in das BrüderG. 1778.
Wie das Lied das Wort Jefu „Heilige fie in deiner Wahrheit;
dein Wort iſt die Wahrheit!" ausbreitet, jo legt e8 in der Kürze
den ganzen Sinn des Grafen bar.
. 1 bejchreibt Binzendorfs Bibelfreude. Er kannte die Bibel
von Jugend an und de fie fo Tieb, daß fie nie von feinem
Munde Fam. Er las fie bis zu feinem Erblafien ohne Aufhören;
als gereifter Mann las er ſogar einmal drei bis vier Jahre lang
fein andere Buch, als die Bibel. Dazu lebte in ihm eim feiter,
findlicher Sinn, zu glauben alle dem, was gefchrieben ftehet. „Es
war ihm, jagt — — viel wichtiger, ein Prediger des Evan—
un. zu jein, als die größten Ehrenftellen in der Welt zu be-
eiden. Darum achtete er die Schmach Chrifti höher, als alle
Standesvorzüge, und frente ſich, wenn er um Jeſu willen zu leiden
ewürdiget war. Aus eben diefer Quelle floß fein unermüdeter
leiß im Dienste des Heilands und jeine o oe Befimmerniß
über einigem Zurücdbleiben, nicht weniger jein unaufhörliches Sehnen
nad) dem vertraulichen Umgang mit ihm.“ Darum opferte er auch
gern allen weltlichen Glanz, legte feinen Grafentitel ab, ver—
wandte fein großes Vermögen für eine auf das Wort Gottes zu
gründende Gemeinde und für deifen Verbreitung unter den Heiden,
und ward der göttlichen Weisheit zu lieb, die er aus dem Wort
Gottes gelernt, ein Thor vor der Welt. Darum hatte er endlich,
—J eigenen Bekenntniß gemäß, an eigener Habe viele Jahre lang
r ig nie hundert Thaler beiſammen.
eine Gemeinde fuöte er allein auf den Grund der Apojtel
und Propheten zu erbauen und bereitete dreißig Jahre hindurch
alle göttlichen Wahrheiten nad bibliſcher Methode für das Herz.
Er fie auch auf der Brüderjynode zu Marienborn im Dezember
1740 folgende Säbe feititellen: „Die Schrift bleibt immer das
roße Orakel, von dem die legte Decifion dependiret. — Wer der
Biber aus Wernünftelei nicht glaubt, der hat den heiligen Geift
nicht. — Wir müffen feine der unfern, auch der beiten Schriften,
der Bibel gleich ſetzen. — Die heiligen Schriften Alten und Neuen
Teftaments jind fo abjolut göttliche Werke, daß alles für einen
Menſchen, der jelig werden will, jo hinlänglid und vollfommen
darin zu finden ift, daß man bis auf die Zukunft Chrifti nichts
mehr braucht, und daß nichts mehr und anders feitgejtellt werden
fann und darf.“
So konnte er mit ganzer Seele beten: „Diejes Gold erhalte
mir!“ Wenn jpäter hieraus in geläufigerem Ausdrud die Bitte
gemacht wurde: —* Schatz erhalte mir!” jo ſtimmt das trefflich
zu des ehrwürdigen Chriſtian Scrivers Erzählung: „Als ich meine
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IX. Gottesdienft. Nr. 63. 157
erſte Bibel, welche mir meine in ihrem Jeſu felige Mutter gekauft
hat, mit Freuden zu meinem Rektor brachte, jchlug er diejelbe in
ein Papier ein und schrieb, darauf: ‚Der bejte Schag auf Erden.
Welches ich zwar zu der Zeit nicht verftand, num aber lerne ichs
von Tag zu Tag mehr und mehr verjtehen.“
Diejen erſten Vers reichte einſt ein evangeliicher Reijender
1798 einem Franzisfanermönd gejchrieben zum Lejen dar. Er
wurde dadurch tief gerührt und beichloß bei da jelbft, auch andere
damit zu erquiden und defhalb den Vers druden zu laſſen. Nun
beitand fein ganzes bares Vermögen bloß in zwei Gulden, welche
er zu einem Hemd gejchenkt bekommen hatte, um es einjt auf feinem
Krantenbette mit jener Kutte vertaufchen zu fünnen. Dieje gab er
jeßt willig bis auf den leßten Kreuzer dran, um den Drud bejtreiten
zu können, und hielt fich für diejes große Opfer reich bezahlt, wenn
er dadurch zum Er feiner Brüder etwas beitragen und fie mit
diefem Föftlichen Vers erquiden und zum Wandel nach des Herrn
Wort ftärken könne. „Auch unter Katholiten hat Er jein Feuer und
Herd." (Basler Samml. ur
B. 2 beichreibt Zinzendorfs Bibelleben. Da er 1719 al
neunzehnjähriger Süngling eine Reife durch Holland und Frank
rei machte, geihah es, daß er in der Gallerie zu Düſſeldorf
am Rhein ein Gemälde jah, auf welchem der mit Dornen gefrönte
Heiland abgebildet war; unten aber jtanden die Worte: Hoc feci
ro te, quid facis pro me? „Das that ich für dich, was thuft du
ür mich?“ Der Eindrud, den dies auf feine junge Seele machte,
war groß. „Sch fühlte, jchrieb er nachher darüber, daß ich hieran
nicht viel würde antworten fünnen, und bat meinen Heiland, mi
in die Gemeinschaft jeiner Leiden mit Gewalt zur reißen, wenn mein
Sinn nit hinein wollte.” Von da an blieb der Grundton jeines
ganzen Lebens: „Laß mich eifrig fein befliffen, dir zu dienen früh
und jpat!" Früh und jpät diente er nun jeinem Deren, unermüd—
lich vom Morgen bis zum Abend, im nie erlöfchendem Feuer von
der Jugendzeit bis zum fpäten Alter. Aus der Liebe zu Jeſu ent
taud in ihm, wie ex jelbjt befennt, von jeiner Jugend an jenes
euer im ſeinem Gebein, Sen ewige Gottheit zu predigen, nur ihm
zu leben, ihm in dienen und ihn auf alle Werje zu verherrlichen.
Melodie: Werde munter, mein Gemüthe.
63. Hallelujah, ſchöner Morgen.
Bon Jonathan Krauſe (1701 —62), Pfarrer zu Liegmig im
Schleſien, erfchienen in der zweiten Auflage jeiner Evangelien» und
Epiſtellieder ‚ Gnade und Wahrheit Gottes in Chrifto Ski, Lau⸗
ban 1739.“
Es enthält in Schmolcke'ſchen Fußſtapfen einen friſchen Preis
des Sonntagmorgens und des Sonntagjegens.
Den Schluß des vierten Verjes „Da hat wohl die Morgen»
tund deln Schab und Gold im Mund“ mag Heinrih Müller im
einen „Erquiditunden" ausführen: „Morgenftund Gold im Mund!
*
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laſſenen Dörfer zeigen ein Bild der widerlich
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158 1X. Gottesbienft. Nr. 63. en ..
So hätte es die Welt gern. Wenns alle Morgen Gold regnete,
würde mancher früh auf ſein und jfammeln. Aber was ift dir ge—
dient mit vielem Golde? Die a bringt3, die Zeit nimmts. Sprid:
‚Morgenftunde Gott im Munde! Das lautet beſſer. Früh denkt
Gott an mich und läßt alle Morgen eine neue Site über mi auf
ehen. Früh denke ih an Gott und bringe ihm alle Morgen neue
— meiner Lippen. Kommt dann kein Gold, jo hab ich Gott;
und hab ich Gott, jo date nicht Noth.“
önig Friedricd Wilhelm III. von Preußen pflegte zu jagen:
„Der Sonntag macht die Woche, und wollte E nicht zur Kirche
eben, jo würde mir auch die feftliche, jonntägliche Stimmung, mit-
in das Beite des ganzen Tages, fehlen. Darum wohnte er den
onntäglichen Gottesbientten mit feiner Familie regelmäßig bei und
wußte alles, was davon hätte abhalten fönnen, zu entfernen; tadelte
auch die Kirchenfchene, namentlidy in der Klaſſe der Beamten, nach—
drüclich und nannte das Vorgeben des Mangels an dazu erforder-
Yicher Zeit eine miferable Entjchuldigung. „Die Zeit, die man im
der Rirche zu feiner Erbauung zubringt, jagte er öfters, ift nicht
verloren; dadurch erquidt und gejtärkt, läßt es ſich vielmehr hernach
nur um fo leichter und befjer arbeiten.“ (Eylert, Charafterzüge.)
Im häuslichen Kreife lehren in manchen Familien die Mütter
ihre Kinder gerne den fünften Vers beten:
Wie joll ich mich heute ſchmücken,
daß ich Gott gefallen mag ?
Sejus wird die Kleider ſchicken,
die ich ihm zu Ehren trag:
Sein Blut und Geredtigfeit
iſt das ſchönſte Sonntagsfleid.
In eine eigenthümliche Beleuchtung aber tritt das ganze Lied
„Hallelujah, fchöner Morgen“, wenn wir es nicht im Sonnenjchein
des Friedens und der Familie, jondern im — des Kriegs
widerhallen hören. — Ein württ. Feldprediger beſchreibt im Stuttg.
Ev. Sonntagsblatt einen Sonntag vor Paris aus dem Anfang der
Belagerungszeit im September 1870: „Wir lagen vor Paris. Die ver—
Men Unordnung. Aber
unjre Schwaben haben die Straßen jauber und nett gemacht, denn
es ift Sonnabend. Jet fien ſie behaglih vor den Thüren und
rauchen ihre Eigarre. Wie ic) da in der Dämmerjtunde Durch
die Straßen wandle, ift mir, als wäre ich in der —
Pfarrei. Stiller Friede liegt überall, das ſchwäbiſche Geplauder
dreht ſich um die Heimat, und es fehlt zum Glück nur das Gejohle,
das um dieſe Zeit vielfach in unſern Dörfern aus den Wirths—
häuſern dringt und das wir ſo wohl miſſen können. — Früh am
andern Morgen hört man von allen Seiten die Muſik, die zum
Gottesdienſt im freien Felde ruft. Da Hang von Villiers herüber
das herrliche Lied: Herr, dir ift niemand zu vergleichen; dort
Dr von Chennevieres: Ein Ki Burg! In Champs blasen fie:
efiehl du deine Wege; in Noijiel ſtimmen die jangluftigen Fünfer :
Gott ist getreu! an. Die Feldprediger reden über das Sonntags-
V —
159
evangelium; > der Gloden brummen die Geſchütze von den —
Forts: ein Bild des blutigſten Ernſtes, aber auch ein Bild des
Friedens und froher frommer Zuverſicht.“ — Das iſt ee
Melodie: Gott des Himmels und der Erden, oder: D Jeru—
falem, du ſchöne.
\. Der Jahre Lauf.
64. Verleih uns Frieden gnädiglid.
Die durch Luther (1483 — 1546) verdeutſchte und im Joſef
Klugſchen Geſangbuch 1529 erjtinals gedrudte Antiphona pro pace:
Da pacem, Domine, in diebus nostris.. Alleluia. Quia non est alius
qui pugnet pro nobis, nisi tu Deus noster.. Alleluia. Da nobis
pacem temporis, pacem pectoris, pacem aeternitatis. — Dieſe gres
prianische, aus dem jechsten oder ſiebten Jahrhundert jtammende
ntiphone, welche der Borjänger gewöhnlich vor dem Pjalmengejang
der Gemeinde anjtimmte, ruht auf den königlichen Gebetsworten
Hiskia's 2 Könige 20, 19. und Joſaphats 2 Chron. 20, 12. 15.
und it von Luther 1527 in Proſa gegeben, 1529 in Versform
veröffentlicht worden. — Die folgenden Iutheriichen Gejangbücher
fügen nod folgendes Gebet an:
Gott, gib frid in deinem lande,
glück vnd heil zu allem ftande.
HErr Gott himeliiher Vater, der du heiligen mut, guten Rat, vnd
recht werde jchaffeit, Gib deinen dienern frid, welchen die welt nicht
kan geben, Aufj das vnſer berg an deinen Geboten hange, und wir
unjer zeit, durch deinen jchug, ftil vnd ficher fürn feinden leben,
Durch Jeſum Ehrift deinen Son, vnſern HEren. Amen.
Eine Ergänzung unjers Verſes auf Grund dieſes Gebetleins gab
Michael Wehnmar — 1532, welche wir nad) Wadernagel
(Luthers Lieder 159) mittheilen:
Wann der du hailgen muet vnd rath
auch rechte werd erichaffen thueft,
Gib dus, das herk auf deiner gut
an deinem hailgen wort allain
mit feitem glauben bangen thue.
Vnd das wir alle gefündigt hau,
das wölſt du vnns mit meilen zue,
Sonder nad deiner barmberpigfait
den jorn von vns wenden
vmb Jeſus Chriftus willen.
Das bitt wir alle jampt zue gleych,
auff das wir zue vnſer zent
et deinen au vnnd milte hand
vor feynden ftill vonnd ficher
in deinem lobe leben thuen.
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A Bi —
160 x. Der Jahre Lauf. Nr. 64. —
Eine ähnliche Bearbeitung im Züricher Geſangbuch 1570 ſtammt
von she Kohlros; eine anders geartete —— finden wir
im eſiſchen Singebüchlein von Valentin Triller 1555, und Die
ſtändige Begleiterin des Verſes in den Geſangbüchern auf dem
Schriftgrund von 1 Tim. 2, 1. 2. finden wir in Johann Walthers
„Ehriitlich Kinderlied Dr. M. Lutheri: Erhalt uns, Herr, 1566.“
Der Vers lautet:
Gib unferm Fürften und aller Oberkeit
Fried und gut Regiment,
Daß wir unter ihnen
Ein genüglicd und jtilles Leben führen mögen
In aller Gottjeligfeit
Und Ehrbarkeit. Amen.
Das Gebetlein ift zu allen Zeiten in gefegnetem Gebraud) ge:
tanden. Man jchlug ehemals dreimal des Tages an die Gloden,
diejer Gejang vom Volke Morgens, Mittags und Abends jollte
gelingen werden, und nannte dies bloß das Pacem läuten. In
— Borna, Schneeberg mußten jeden Sonntag nach der
Predigt drei Knaben die Worte: „Verleih uns Frieden gnädiglich“
mit lauter Stimme, vor dem Altar auf den Knieen Degen, intoniren
und dabei die Gefichter tief bis auf den Boden des Altars beugen,
worauf die Gemeinde antwortete: „Herr Gott, zu unſren Zeiten.”
Die Sänger der Kirche machten ſich bejonders in den Kriegs—
zeiten daran und müßten die Gedanken aus. Johann Heermann
goß e3 jo um:
Gib Frieden gnädiglih, Herr Gott, zu unjern Zeiten;
es ijt fein Ben nicht, der für uns fann ftreiten
Und von uns nehm weg die ap Kriegesnoth,
denn einig und allein, du unjer Herr und Gott!
Johann Michael Mofcheroich erweiterte den Luthervers zu acht
Strophen.
Seiffart im Mel melicum 1703 erzählt: Als Luther —*
ſeinen Widerſachern allzu heftig zankte, ſchrieb ihm Fürſt Georg
von gr und vermahnete ihn zu einer gelindern Schreibart.
Darauf jagte Luther: Fürft Georg iſt frömmer, denn ih; wo der
nicht in Himmel kommt, werde ich wohl haufen bleiben. Ich weiß,
daß es Seine Fürſtliche Gnaden chriſtlich wohl und gut meinen. So
will ich mich auch nicht dünken laſſen, daß ich allein den heiligen
Geiſt habe, und will meine ſcharfe Feder bei meinem Schreibzeug
legen und beten helfen: Da pacem domine in diebus nostris, „Ver—
leıh uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unjern Zeiten!“
Eine Bergmannzfrau in Freiberg hatte einen böjen Mann. Als
er einsmals jchlechte Gejellen zu fich geladen hatte, ſchlug er fie in
gr Gegenwart und befahl dr, fie jolle zu den Schlägen fingen.
a3 arme Weib Hub an: „Verleih und Frieden gnädiglich, Herr
Gott, zu unjern Zeiten!“ So daß jelbit dem ne und jenen
Gejellen die Augen übergiengen. (Caspari, Geiftliches und Welt-
lihes 532.)
7 FEERELENT SU I: DEE nF 0 — Dan
\ 7 a
Ben 0 Ber Duke. inf. Mr. 66. 161
Die Melodie: aa ag a cha, die mmübertrefflih den Ton
—— Bitte in ernſten Zeiten hält, iſt eine Umbildung aus
em alten lateiniſchen Choralgeſang und steht als ſolche bei Klug
1543 in ſchwarzen Choralnoten. Sie tft aus dem gemeinfamen
‚Stamm entiprumgen, von welchen ſich auch „Nun komm, der Heiden
Heiland“ und „Erhalt uns, Herr“ abgezweigt haben. Für die pro-
aiſche Uberjeßung der Antiphone: „O Herr Gott, gib uns dein'n
ied“ bietet das Erfurter Endiridion 1527 eine alte Choralmelodie,
welche mit der unſeres deutjchen Liedes nichts gemein hat. Unſere
Melodie erjcheint zuerjt im Klugſchen Geſangbuch 1529, jodann im
neuentdecdten „Luthercoder vom Jahr 1530“ (heramsgegeben von
Kade 1871), weiterhin im Klugſchen Gejangbud 1535.
65. Wenn wir in hödften Nöthen fein.
Bon Dr. Paulus Eber, Profeſſor in Wittenberg (1511—69),
erihienen in „Nam Betbüchlein. Dresden 1566“, jodann in „Geiſt—
lich Zeughauß von Tribauer. Wittenberg 1567.” (Wadernagel,
Kirchenlied I, 467. 471.)
Es liegt dem ganzen tiefergreifenden Liedlein Joſaphats Gebet
2 Chronifa 20 zu Grund, Sodann aber hat Eber ein Feines Lateini-
jches Lied feines —— Lehrers Joachim Camerarius, der ihn
1525—1532 zu Nürnberg in den Sprachen unterrichtet hatte, im
Arge gehabt. Es find drei Difticha, welche aljo lauten:
In tenebris nostrae et densa caligine mentis
cum nihil est toto peetore consilii,
Turbati erigimus, deus, ad te lumina cordis
nostra tuamque fides solius orat opem.
Tu rege consiliis actus, pater optime, nostros,
nostrum opus ut laudi serviat omne tuae,
Obwohl das Lied erjt viel jpäter erjcheint und gerade auch
die Zeit von 1566 das zartbejaitete Herz Ebers bekümmerte,
verjegen wir uns doch am Tiebiten mit —— in die Jahre
1546 und 1547, in welchen ſich auch Melanchthon an den
Verſen von Camerarius aufgerichtet hat. Das waren Tage der
Noth, in welchen die Gebetsgedanten mächtig emporjteigen mußten.
Damals predigte und betete Ebers Genoffe Bugenhagen mit umer-
Ihrodenem Muthe zu Wittenberg. Und ala mın am Himmelfahrts—
tage 1547 der gefangene Kurfüett Johann Friedrich die Wittenberger
auffordern ließ, die Stadt dem Kaiſer Karl V. zu übergeben, Die
Bürger aber nicht wußten, wozu fie fich entichliehen follten, ließ
Bugenhagen zur Kirche läuten, um bei einem Beſſeren, denn er jei,
Nath zu ſuchen. Da betete er nun inmitten des Volles: „Weil
wir in dieſer Noth nicht wiſſen, was wir thun follen, fo haben wir
allein das noch übrig, Lieber himmliſcher Water, daß wir umire
Augen aufjchlagen zu dir. Alles, darauf ſich Menichen verlafien,
baben wir eich gehabt; wir find aber dadurch verdorben; umd
daß wir gar feinen Trojt in feiner Kreatur oder Menichenwert
haben jollten, haft dur ung auch genommen umjern lieben Herrn
Koch, Kirdenlieb, VI 11
a x. Der Jahre auf. Nr. 65.
Be 3 Dan] —
und Hurfürjten. So danken wir mun, lieber Vater, deiner Gnade,
daß du uns mit diejer väterlihen Strafe dahin gedrungen haft, daß
wir uns allein verlaffen auf deine Barmberzigkeit in Chriſto Jeſu,
wie du von uns fordert im erjten Gebote. bajt Du nun, was
du von uns haben willit; halte mit Gnaden Haus gegen Deine
armen Kinder und jei mıt deinem heiligen Geifte bei unjrem Kur»
fürften und bei uns, daß du guten Rath gebeit, damit wir errettet
werden!” — Alles Volk, Jung und Ult, betete auf den Knieen mit
ihm; und. etliche auch gelehrte Leute, da fie aus der er giengen,
ſprachen: „Nun kann unjre Sache nicht böje werden!“ Auf wieder-
holten Rath des Kurfürſten wurde die Stadt dem Kaiſer übergeben
und von dieſem gnädig behandelt. Sa, Bugenhagen durfte mitten
unter - feinen Feinden das Evangelium predigen mit allem Frei-
muthe. (Sliedner, Buch der Märtyrer. IL.)
Hier haben wir eine treffende hiſtoriſche Illuſtration unjers
Lieds, welchem Schamelius die Überjchrift gibt: „Die Kreuzträger
vor der Gnadenthür mit dem: ganzen Chor“, und von welchem Sit
gar. ſchön jagt: „Bier haben wir beides, einen angjtvollen Ruf aus
der Tiefe und ein glaubensvolles Lied im höhern Chor, vor uns,
Wir hören hier den Pialm einer Seele, welde mitten in ihrer
Trübjal und Beklommenbeit ſich bewußt wird, daß unjer Glaube
der Sieg tft, der die Welt überwunden hat. Deßhalb ijt Diejes Lied
unſern frommen Bätern jo theuer gewejen; denn viele Taujende,
welche längſt jchon in ihren Kammern ruhen, haben ſich damit in
ihren Anfechtungen aufgerichtet.“
Es war am 21. Februar 1639, daß, der ſchwediſche Oberit-
lieutenant v. Dörfling von den Bewohnern des Städtleins Eulen-
burg bei Leipzig die Summe von 30,000 Thalern unter heftigen
Prohungen zu erpreſſen juchte. Da wagte der Archidiakonus des
Städtleins, Martin Rinkart, der Dichter von „Nun danket alle Gott“,
eine Fürbitte und gieng hinaus ins femdliche Lager zu Dörfling.
Allein vergebens. Da er nun mit der abjchlägigen Antwort zurüd-
fehrte, ſprach ev zu der ängftlich —— Bürgerſchaft: „Kommt,
meine lieben Beichtfinder, wir haben bei den Menſchen fein Gehör
noch Gnade mehr, wir wollen mit Gott reden.“ Sofort ließ er
zur Betjtunde läuten und in derjelben diejes Lied anſtimmen.
Knieend ſprach er das Vaterunfer nebjt mehreren anderen Gebeten.
Als der ſchwediſche Befehlshaber das erfuhr, machte es auf ihn
einen jo tiefen Eindrud, daß er jeine Forderung auf 8000: Thaler
herabjtimmte, und als die Eulenburger auch das nicht aufzutreiben
im Stande waren, begnügte er fich einſtweilen mit 4000. Gulden,
an welcher Summe er nad einer abermals verjuchten Fürbitte
—— des glaubigen mit Sieg gekrönten Beters, 2000 Gulden
nachließ.
Ähnlich gieng es im dreißigjährigen Krieg auch in der Stadt
Pegau. Dieſe hatte der kurſächſiſche Oberjt v. Gersdorf im Jahr
1642 bejeßt und madte von da ans Leipzig viel zu ſchaffen.
Daher jeßte fi im Dezember 1644 das ſchwediſche Heer. unter
General Toritenjon in Bewegung und begann die Stadt Pegau zu
als
ER Der Jahre anf. Nr. 65. 163
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belagern. Da alle Aufforderungen zur Übergabe unbeachtet blieben,
ließ er Feuergranaten in die Stadt werfen und bald jchlug die
Flamme am mehreren Orten in die Höhe. Ein Kugelregen hinderte
die unglücklichen Einwohner am Löfchen und an der Rettung ihrer
Habe. Troftlofigfeit und Berzagtheit bemächtigten fich aller Ge—
müther; die Werber und Rinder Tiefen heulend auf den Straßen
umher und rannten oft dem Tode, dem fie entgehen wollten, im die
Arme. Bis auf das Klofter, die Kirche und einige Hütten lag in
der Stadt alles in Miche, und die armen Einwohner mußten die
falten Dezembernächte unter freiem Himmel zubringen. Da jandte
Gersdorf endlich Boten, um wegen der Übergabe zu unterhandeln.
Aber bei Toritenjon war die Zeit der Gnade vorüber. Der Rath
machte fich in jeiner Amtstracht auf und bat um Schomung: Toriten-
fon hatte feine Ohren mehr für das Flehen. Da wagte es der
wadere Superintendent Samuel Lange, noch den letzten Verſuch zu
machen. Mit zwölf weißgefleideten Knaben gieng er in jeiner Amts—
tracht hinaus. Die Schweden hielten den Zug nicht auf; bis zum
Belte des feindlichen Generals, der eben einen Hauptſturm verab-
redet, dringt das Häuflein vor. Auf einen Wink Lange’s mieten
jebt die Knaben nieder und jangen in tiefer Bewegung das Lied:
„Wenn wir in höchſten Nöthen fein.“ Kaum hatte hierauf Lange
jeine Fürjprache vorgetragen, jo fiel ihm der ſchwediſche Feldherr
um den Hals; denn er und Lange waren Studiengenoffen gewejen,
und Lange hatte ſich in dieſen Jugendzeiten Torſtenſons Tiebreich
angenommen. Alsbald befahl er, daß Lebensmittel in die Stadt
geichafft werden jollen, und ließ feine Leute als Freunde einziehen.
Dann trat Lange auf einen erhöhten Pla und ſprach ein herzliches
Dantgebet, worauf er die Bürger ermahnte, diefe Gnade des Herrn
nicht zu vergeſſen und ihm nicht nur mit den Lippen, fondern aud)
mit dem Herzen und Leben zu danken. Zum ewigen Andenken an
diefe Begebenbeit beichloß die Stadt, mit dem Liede: „Wenn wir
in höchſten Nöthen jein“ jeden Sonntag den Nachmittagsgottesdienit
anzufangen, und jo geichieht es noch bis auf den heutigen Tag.
Br. Lindner, Nik. Brenner und die Belagerung von Leipzig 1642,
futtgart 1842.)
ac) dem Bericht von Ernjt Georg Schulin, welder ſich ſechs
Jahre auf der hohen Schule zu Straßburg aufgehalten, wurde diejes
ed in der Nacht des 16. September 1681 durch Stadttrompeter vom
Münſterthurm zu Straßburg geblajen, als die Franzoſen dieſe Vor-
maner Dentichlands mit Sturm eimmahmen.
Befonders denkwürdig war das Abblajen dieſes Lieds vom
Thurn der Stadt Alt-Brandenburg in der Mark. Der Thurm der
Katharinenkirche daſelbſt hatte nemlich bei einem gewaltigen Sturme
und damit verbundenem Erdbeben 1580 bedeutende Rifie bekommen.
Us nun zwei Jahre hernach der Thurm deutlich drei Koll vom
Kirchengiebel abwich, jo mußte man jeinen Einſturz befürchten und
beſchloß daher, die Glocken niederzulaſſen. Der Stadtpfeifer, Meiſter
Martin Nering, verlieh am 29. März 1582 mit Weib und Mind
den Thurm umd übergab die Nachtwache feinen drei Geſellen, An—
11*
ap
tonius Stortewein, Andreas Drichel und u. Wulf. Der ef
genannte unter denjelben biies um neun Uhr Abends den Geſang
vom Thurme ab: „Wenn wir in höchſten Nöthen jein“ und um
drei Uhr Morgens: „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält.“ Gleich
darnach gieng er wieder zu feinen zwei Genofien ins Bette, denn |
* lagen auf dem oberſten Boden unter dem Dache auf der
es Thurmes. Kaum war Stortewein ins Bette zurückgekehrt, als
alle drei hörten, daß der Boden unter ihnen krachte, und mit einem: -⸗
male jchoß der ganze Thurm theils nad) der Kirche, theils 3
Kirchhof zu. Mit dem oberſten Boden ſtürzten auch die drei Jüng-
Ange auf ihrem Lager nieder und fielen unverjehrt mit Stroh und
- Betten auf dem Kalt- und Schutthaufen. Und wie ſich der ältere
aufgentacht und Davongelaufen, bat der mittlere zu ihm gejagt:
„Liege jtille, two mwillit du hin? Wir Tiegen noch auf dem Dache!*
Er meinte nicht anders, als ſie wären auf das Kirchdach gefallen.
Fiſcher aber, die in derielben Nacht zwei und drei Meilen weit auf
der Havel geweſen, vericherten, furz vor Tage eine dreifache Kerze
oder Fadel in den Lüften lichterloh brennend geſehen zu haben,
welche man dann im Bolfe für die drei Engel gehalten, Die den
Sünglingen zu Hilfe gejendet wurden. (Ernitens Bilder-Hauf. 3.)
Als einſt in der Barfüßerfirche zu Erfurt einem Theil der
Kirchendecke durch einen Blitzſtrahl der Einſturz drohte, Flüchteten ſich
fünfzig Leute zum Altar und fangen das Lied: Wenn wir in höchſten
Nöthen fein. Worauf fie unverjehrt blieben, obgleich der Einjturz
erfolgte. — Anders gieng e8 zu Haberjchlacht im württembergiichen
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— Zabergäu. Daſelbſt wurde 11. Juli 1753 Vormittags 10—11 Uhr
F Pfarrer Immanuel Fr. Jeniſch, da er eben die Betſtunde verrichtete
2 und den 91. Palm vorlas, den er um des Wetters willen außer
J der Ordnung auserſehen und zu welchem er dies Lied hatte fingen
* laſſen, auf der Kanzel vom Blitzſtrahl gerührt und gab auf der
Stelle feinen Geiſt auf, ſeines Alters 46 Jahre. (Hartmanıs ev.
2 Kirchen⸗ und Schulblatt. 1853.)
F Ein Executor, welcher einit einem armen Bürgersmann aus—
3 pfänden jollte, fand denjelben, als er in deſſen Stube trat, umringt
* von ſeinen Kindern, wie ſie auf den Knieen liegend unſer Lied an—
—*
ſtimmten. Durch dieſen Anblick, noch —* aber durch dieſen Ge—
IB; wurde er jo erweicht, daß er fogleich dem armen Bürger
einen Rock gab, damit er ihn verkaufe und jeine Schuld bezahle
Olearius, der das im jeinem „Lieder-Schab" erzählt, jet Hinzu:
„Sit wohl. eine jeltene Barmberzigfeit gewejen. Bei Gott hingegen
it unfehldare Gnade und Hilfe zu hoffen, wenn wir anders buß-
fertig und recht andächtig dieſes Lied gebrauchen.“
Die Melodie: ggaha chag, it eine urjprünglich cal-
viniſche Weiſe, die ſich zuerjt in La forıne de prieres 1542 (2, 8 ff.)
findet. Hier fteht fie als Melodie einer Marot'ſchen Umjchreibung
der zehn Gebote: Leve le coeur, ouvre l’aureille („während des
ur Abendmahls zu fingen“), welche in der Lobwaſſer'ſchen Überjegung:
» „Erbeb dein Herz, ſhu anf dein Ohren“ heißt. Zu dem 140. Bjalm:
>
da De ver) ah ——
A 0 Be MER Ne ” Ye
*
O Dieu, donne moi delivrance, der noch nicht in jenem Pſalter ſteht,
- „wurde fie erft 1565 von Goudimel verwendet. Der deutjche
diefes Pſalms heißt: „Errett mich, o mein lieber Herre.“ Auf
Ebers Lied wurde fie mit einer einzigen Abänderung zum erftenmal
angewandt in Elers Cantica saera 1588, nachdem zuvor diejes Lied
längere Zeit ohne Melodie erichienen war. 1610 lieferte Johann
Stobäus einen fünfitimmigen Tonſatz dazu, und im Juli 1750 hat
Sebaftian Bach in jeinen legten Tagen nocd einen Tonſatz dazu ge-
fertigt, den er jeinem ap ai Altnikol, Organijten in Naunt-
burg, in die Feder jagte. Winterfeld bemerkt hiezu: „Wie jehr er
feiner Kunſt noch während jener Leidenstage mächtig gewejen, zeigt
diefer Sat aufs deutlichjte. Seine fromm ergebene Stimmung leuchtet
Har und erhebend daraus hervor. Er weihte an der Schwelle
2 Lebens feinem Schöpfer mit der Gabe, die er ihm verdantte,
urch die fein innerjtes Weſen — als durch Worte zu offenbaren
ihm vergönnt war, das willige Opfer eines demüthigen, zerſchlagenen,
aber auch reinen und feſten Herzens, und als ein ſolches Opfer, als
die —F ſchaffende That ſeines fruchtbaren Lebens ſteht dieſer Satz
mit Recht als Anhang an ſeinem letzten unvollendet gebliebenen
Werke.“ (3, 269.)
66. Nimm von uns, Herr, du treuer Gott,
Bon Martin Moller (1547—1606) als Pfarrer zu Sprottau
bei Görlig gedichtet, findet fich zuerjt in Mollers „Meditationes
sanctorum patrum, Görlitz 1584*, ımter den „täglichen Gebeten“
mitt der Überſchrift: „Ein ſchön täglich Gebet auf allerlei Noth aus
dem Garmine ©. Thimäi: Auffer immensam. 1. Betr. 5. Alle ewre
forgen werfet auf ihn, denn er forget für euch.“
Diejes Iateiniiche Gebet, welches von Georg Klee, genannt
Thymus (1548 Nektor zu Zittau, erber 1561 zu Wittenberg),
ben Namen hat, vielleicht auch ein altes lateiniſches, von Klee nebjt
andern Hymnen für feine Schüler bloß — jedenfalls von
Melanchthon corrigirtes Lied und 1541 erſchienen iſt, beginut:
Aufer immensam, Geus, aufer iram
et cruentatum cohibe flagellum,
Nec scelus nostrum properes ad sequam
pendere lancem.
Dr. Wernsdorff zu Wittenberg erflärte: „Das Lied tft es wahr-
baftig werth, daß man e8 zum jtehenden Anfang des Gottesdienites
macht, was, jo viel ich te, in manchen Kirchen geſchieht.“
Es gehört, wie das vorige Lied, in die Gattung der evangeli»
hen Litaneien, Betlieder bei Yandplagen, und it in diefem Stimme
viel gebraucht worden. — Der erjte Vers lautet:
Nimm von uns, Herr, dır treuer Gott,
die jchivere Straf und große Ruth’ (Noth),
Die wir mit Sünden ohne Zahl
berdienet haben allzumal,
Vehit für Krieg und theurer Beit,
für Seuchen, Feu'r und großem Leid!
X. Der Jahre Lauf. Nr. 66. 165
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Zu Nebra, einem thüringiichen Städtlein, hat es ſich 1703 be-
geben, daß, als ein Töpfer ein Kindtaufmahl gehalten und Dabei
ein ſchweres Gewitter entitanden, der Pfarrer des Ortes dieſes Lied
anjtimmen ließ. Als fie mım auf die Worte famen: „verbienet
allzumal* ift der anweſende Stadt» und Landrichter, Chriitoph Preuj-
ken, der mit einem Gaſt bei dem Mahl gewejen, von einem harten
onnerjchlag dergeitalt gerührt worden, dab er aljobald auf die
Erde gejunten und todt blieb. (Avenarius, Liederkatechiemus. 1714.)
ers 5, eim tiefes Sündenbekenntniß, lautet;
Die Sünd hat uns verderbet jehr,
der Teufel plagt uns noch viel mehr,
Die Welt und unfer Fleiih und Blut
uns allezeit verführen thut.
Gold Elend kennſt du, Herr, allein:
ach laß es dir zu Herzen gehn!
Hier bemerkt Schameliug zu dem Wörtlein „allezeit”: „Könnte wohl
‚oftmals‘ heißen. Man muß dies dem Autori zu gut halten und
den Tert der Beharrlichkeit der Gläubigen nicht entgegenjeßen.
Denn was wär’ das für ein Chrijtenthum, in Einem Tage ji
bald den heiligen Geift treiben, bald den böfen Geijt techielätneife
fich verführen laſſen? Liefe wider gratiam confirmantem 1 Betr. 1, 5.
Phrases poöticae find nicht gleich propheticae. Gilt alfo denen, Die
nicht wachen und verfiihret werden; Fromme werden immer ver-
ſuchet, aber ſie laſſen fich nicht überwinden.“
Am Fräftigiten erjcheint Vers 6:
Gedenk an deins Sohns bittern To),
jieh an fein heilig Wunden roth!
Die find ja für die ganze Welt
die Zahlung und das Löjegeld.
Deß tröſten wir uns allezeit
und hoffen auf Barmberzigkeit.
Damit hat Dr. Hartmann zu Nothenburg an der Tauber Anfangs
des vorigen Jahrhunderts ein ſchwer angefochtenes Weib, welches
jämmerlich Flagte, wie ſie unbejchreibliche Noth, Angſt und Anfech-
tung hätte, weil jte wider den heiligen Geiſt gejündigt, Chriſtum
verleugnet und Täjterliche Gedanken wider ihn gehabt habe, von
aller Angit und Anfechtung befreit. Er rieth ihr nemlich, dieſes
Lied zu al mit ihm in die Kirche zu gehen und da zu appelliren
an die Gnade und Barmberzigkeit Gottes in V. 2 und 3 und an
die Wunden Ehrijti in 3. 6. Nach dem Gottesdienjt kommt fie
freudig zu ihm gelaufen umd ruft: „Es hat geholfen, es hat ge—
olfen, unjere Appellation!” „Nun wohlan, jo wird Gott weiter
elfen!“ war darauf die tröjtlich ermunternde Antwort des Seel-
orgers. Seiffarts Singularia evangelica. 1714.)
Melodie: Vater unjer im Himmelreich.
67. Hilf, Herr Jeſu, laß gelingen.
Bon Johann Rift (1607—67) gedichtet und veröffentlicht in
„Himmliſche Lieder, drittes Zehn. Lüneburg 1642.“ unter der
23 Alf Si a 1 2a Pac KA EZ
xX. Der Jahre Lauf. Nr. 67. 167
rift: — Anfang des neuen Jahrs in und mit dem
u.“
üb
alferfüßeiten Namen
Eines der wenigen Neujahrslieder der Kirche; es iſt im den
legten beiden Jahrhunderten an die Stelle des wohlgemeinten, aber
in der Form ungelenferen Lied von Paul Eber „Helft mir Gottes
Güte preifen“ getreten. — Schamelius hat fir die jechzehn Verſe
dejjelben eine originelle Eintheilung, man möchte jagen, nach dem
Gerhardtiſchen Wort: „Den Anfang, Mittel und Ende, ad) Herr,
zum Bejten wende!" Er überjchreibt V. 1—7 mit dem Wörtlein:
„Anfang“; 3. 8—15 mit dem Wörtlein: „Mitte“ und V. 16 mit
dem Worte: „Ende*. — Das Thema iſt: D Herr, Hilf; o Herr,
laß mwohlgelingen! V. 1. — Was ih thun joll im neuen Jahr,
meine VBorjäße vor der Thüre des ir be jagt mir V. 2—7.
Denken, Reden und Wirken mögen unter Gottes Beijtand auf jeines
Namens Ehre jich richten B. 2—4; Dank und Bitte joll ihm ge-
weiht jein und wohlgejfallen B. 5—7. — Was Gott mir geben joll,
meine Anliegen für ven Lauf des Jahres, jagt mir B.8—15. Gib
mir Gnade Fir die Sünde V. 8, Troft für alle Noth V. 9, Heil
für den Sündenjchaden, den du bei den größten Sündern wegnehmen
und um Seju willen tilgen kannſt V. 10—12, und Kraft zur Gott-
jeligfeit, daß Jeſus mein A und O bleibe V. 13—15. — Der
Schluß bit auf das Ende des Jahres und der ganzen Zeit hinaus:
laß auch das wohl gelingen! V. 16.
Eine Anzahl frommer Hüttenbewohner eines Dorfes der Graf—
ſchaft NRavensberg in Wejtfalen war in einem Hauje zujammen-
efommen, un mit Sejang und Gebet den Übergang aus dem alten
ins neue Jahr zu feiern. Das ließ eine Gejellichaft junger Burjche,
die ihren Sylvejter in anderer Weije zu feiern pflegten, nicht ruben;
fie hatten vielmehr dem Sauhirten, der zugleich Nachtwächter war
und oft des Nachts wie bei Tage die Säue von den Straßen treiben
mußte, eine volle Flaſche Wein verjprochen, wenn er um Mitternacht
bingehe, jein Horn durch das Fenſter jenes Hauſes jtrede und jo
mitten in das Gebet hineinblaje. Diejer, gewohnt, —— um
eines guten Trunkes willen zu thun, hatte dienſtfertig den Auftrag
übernommen und gieng um Mitternacht bin. An dem Hauſe an-
gekommen, hört er, wie eben in feierlichem Tone der Geſang begimut:
Hilf, Herr Jeſu, laß gelingen,
hilf, das neue Jahr geht an!
Siehe, da wird es dem Wächter auf einmal ganz eigen zu Muthe.
Als der Geſang zu Ende war und das Gebet begann, hört er auch
u, und hört vor allen Dingen ein Danfgebet, berzlih und warm
iv alle Wohlthaten, womit Gott der Herr die Seinen im alten
Jahr gefegnet, dann die Bitte und Fürbitte für alle Menjchen, für
die Könige und Obrigfeiten, auch für den Tieben alten Pfarrer, für
alle —— und Unbekehrte in der Gemeinde, auch inſonderheit
für die Nothleidenden und Kranken, und namentlich für die Anna—
liefe, des Hirten und Nachtwächters frantes Weib. Da bielt es der
Hirte nicht länger mehr vor dem Fenſter aus, fondern gieng binein
5 er
> => &
168 X. Der Jahre Lauf. Re. 9
zu der Verſammlung, die betend auf ihren Knieen lag, und —*
au
ch hin und ſchluchzte und weinte viel Thränen, an denen
Engel im Himmel ihre —* atten. Denn die Neujahrsnacht iſt
dem Nachtwächter zur Weihnacht geworben und die himmliſchen
H aren ſangen aufs neue: „Ehre ſei Gott, Friede auf Erben
und den Menſchen ein Wohlgefallen!“ (Joſephſohn, Broſamen.)
Die Melodie: gg ddc ba a, tft von Riſt's Lieblingsdichter
Johann S * dem Hamburger Violiniſten und Tonmeiſter, mit
dem Liede ſelbſt 1642 veröffentlicht worden und hat ſich im Lauf
der Zeiten bewährt. Johann Sebaftian Bach hat neben die Schop’iche
Weiſe eine eigene gejtellt, indem er die Neujahrscantate: „Fallt mit
Danten, fallt mit Loben“ in den 15. Vers unjeres Lieds ausmünden
ließ, welder in ber That die firhlihe Neujahrslofung bejonders
ſchön vertritt:
Jeſus richte mein Beginnen,
ud Jeſus bleibe ſtets bei mir;
Jeſus zähme mir die Sinnen,
Jeſus jei nur mein Begier;
Jeſus ſei mir in Gedanken,
Jeſus laſſe nie mich wanken!
68. Nun danket alle Gott.
Bon Martin Rinkart (1586—1649), Prediger zu Eilenburg in
Sachen, gebichtet wahricheinlich 1644, als man dem Ende der
Kriegsnoth ſchon freudig entgegenſah. — Martyni Laguma beſaß
nemlih ein zum Drud eimgerichtetes, 1644 vollendetes, ziemlich)
Ban — in Quart von Rinkarts eigener Hand unter dem
itel: „Mat —— Gedenkrink, darinnen der alt und neuen
Welt ſiebenmal ſiebenfache Himmel- und Erden-circel den Hohen
und Niedrigen in der Welt zum heiligen und heilwertigen Wunder—
buche, den Gelehrten und Ungelehrten zum bequemen und angenehmen
Stammbuche, dem gemeinen Bieder- und Jeder-mann zum täglichen
und behaglichen Zuchtbuche und allen gottjeligen Chriiten zur immer—
währenden und nimmer fehlenden Luſt- und Laß-tafel. In Kupfer
zu Fe Auf dem mit Gold verzierten Dedel itand die Jahres-
zahl 1644. Diefen aftronomiichen Eircel hatte Rinfart mit zahl-
reichen deutichen und Lateinischen Gedichten ausgeitattet, und bei dem
„Sejammt-PBlanetencireel“ findet fi ein Neujahr, Monate, Wochen-
und Tage:Segen vor, unter welchem diejes Lied mit allen drei
Strophen fich befindet. — Es erjcheint jodann in Johann Crügers
Praxis pietatis melica 1648 mit der Melodie; in Rinfarts Jeſus—
Herbbüchlein, 2. Auflage. Leipzig 1663.
Das Lied meist deutlich auf den —— des dreißig⸗
jährigen Kriegs hin, für den Rinkart um jo herzlicher danken konnte,
als er und ferne Gemeinde ſchwere Drangjale während diejes Kriegs
durchzumachen hatte. Er erwies fi in Kart Amtszeit 1617— 1649
al3 einen Engel des Trofts für jeine Gemeinde. In der Beitilenz
1637 pflegte er die Sterbenden, ohne daß ihm eim Finger weh ge=
—
x. Der Jahre auf. Nr. 68. 169
hätte; in der Thenrung 1638 verjorgte er die Hungernden,
—* * eigenen Mangel zu ſpüren; in der Plünderung durch
Feindesſcharen 1639 beichütte er mit Gebet und Fürbitte feine
Stadt, ohne mehr zu ernten als bittern Undanf. (3, 86 ff.) Darum
begrüßte er das erſte Morgenroth des Friedens im Winter 1643
aut 1644 mit jeinem Subellaut: Nun danket alle Gott! — Er legte
hiebei fait Eine Pr jene Stelle Sirach 50, 24—26 zu Grund,
welche Paulus Gerhardt in jeiner behaglicheren Weiſe ausgeführt
hat in: „Nun danket all und bringet Ehr“, und welder Rinfart
nur die alte Dorologie: „Ehre fjei dem Vater —“ hinzufügte. So
ergibt jich kurz umd ſchlagend ein Lied, im welchem Dank V. 1,
Bitte V. 2, Lob und Breis V. 3 vereinigt ift. Uber denjelben
Text, der als ein Stern eriter Größe in den Apofryphen anzujehen
it, haben ſodann die ſchwediſchen Feldprediger am Neujahrstag
1649 bei der von der jchwediichen Garnijon veranitalteten Friedens
feitfeier zu Leipzig gepredigt.
Die Melodie d dd e e d atmet ganz den Geiit des Liedes:
feurigen Dank und fromme Bitte; aus dem friichen und heitern
—— derſelben leuchtet „ein allzeit fröhlich Herz und edler
Friede“ hervor. Im dem Gotha'ſchen Cantionale 1646 ſteht eine
verwandte Melodie zu einer abweichenden Textfaſſung, mit dem
Beiſatz: Melodia Lucae Maurentii. Es iſt dies der Kapellmeiſter
Marenzo, welcher zu Coccaglio in Brescia geboren, 1581 Kapell—
meijter zu Nom wurde und dort am 22. Auguft 1598 ftarb. Er
hieß nur „der göttliche Componiſt“. Dr. Mohn vermuthet nun
im ng „hymnologiſchen Forjchungen 1830", daß Rinfart, der ein
roßer Kenner und Freund der Muſik war, diefe Weiſe des Marenzo
ei der jeinigen zu Grund gelegt und fo überarbeitet habe, wie wir
fie jeßt nod) haben. Allein es iſt Thatjache, dat; Job. Crüger 1648 und
in feinen „Geiſtlichen Kirchenmelodieen, Berlin 1649*, die jetzt bekannte
Weiſe eritmals mittheilt, und diejelbe auch im Runge'ſchen Gejang-
buch 1653 mit „J. C.“ bezeichnet vorkommt. Die jetzige Gejtalt
—— alſo von Crüger. Die Urmelodie, welche in 2. Plato’s
ebensbeichreibung Rinkarts abgedrudt ift, jteht im dem „Motetti a
4 voci, Lib. I. Stampati in Venetia per Mess, Vineenti alla Pigna.
1588.* Die Melodie liegt dabei im Tenor,
Das Lied ift zum echten deutjchen Volkslied geworden, während
das „Herr Gott, dich Toben wir“ für den künſtlichen Chorgelang auf-
behalten blieb. Kein Lied iſt jo oft ans dem Munde des Volls als
Weihegejang fait jeder bedeutenderen Feitlichkeit erjchollen, und feines
ertönt auch jept noch jo oft bei Dank- und Freudenfeſten in ber
Gemeinde und im der Fantilie, im der Kirche und int Hauſe, als
diejes hochgefeierte Lied,
Im oß der Familie hat es ſeine Geltung. Die Gattin
Wilhelm Löhe's, Helene, hielt dem zweiten Vers für ihren Lieb»
lingsvers und erbat ihn fich zur Weihe ihrer Vermählung. — Zum
Preiſe des rettenden Gottes wurde es angeitimmt zu Brezenader
bei Winnenden. Dort lag ſeit Oftober 1849 die ledige Chriftine
Schwarz unter den beftigkten Krämpfen darnieder, in Folge derer
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170 x. Der Jahre Lauf. Nr. 68.
allmählich der rechte und linke Arm und Fuß gelähmt und der
Kiefer jo fteif wurde, daß man ihr den Mund oft mit einem
icun mußte, um ihr nur ein wenig Speije beizubringen.
fonnte fie weder Speiſe noch Tranf mehr bei ich behalten,
und zulebt ftieg die Noth jo hoch, daß auch das Genick jteif wurde,
womit fie ſich der Wärterin noch einigermaßen hatte verſtändlich
machen fünnen. Am Februar 1852 ließen ſich jogar Zeichen der
Verweſung an Händen und Füßen wahrnehmen. Doch Dies alles
ließ Gott alſo fommen, auf daß feine Herrlichkeit an ihr offenbar
würde, Am 26. Februar hatte die Wärterin no einen Freund
ihr ins Zimmer geführt, damit er fie noch einmal jehe, ehe he
heimgehe, und der hatte aud) das Zimmer wieder verlafien, nicht
anders wähnend, als daß ihr Ende ganz nahe jei. Schweigend im
Erwartung ihres baldigen Todes ſaß die Wärterin allein vor. dem
Krantenbette. Da fieng nad) einiger Zeit mit einemmal die Stumme
u reden an: „Katharina, ich fann wieder reden! Der Herr bat
roßes an mir getban; die Tauben macht er hörend und Die
Sprachlojen redend!“ Alsbald rief die Wärterin, nachdem fie ſich
von ihrem Schred, unter dem ſie fait zu Boden gejunten war,
wieder erholt hatte, die Leute im Haufe herbei, und alle jtaunten
über das Wunder der Allmacht und Güte Gottes, das am dieſem
Weibe gejchehen. „Wie meine Noth aufs Höchſte gejtiegen war, fo
erzählte fie hernach ſelbſt, betete ich zu meinem Heilander ‚Du jiehit
meine große Noth, ich kann nicht mehr fordern, was ich bedarf;
wenn man nich fragt, kann ich nicht mehr antworten, kann micht
einmal mehr winken. Du aber bijt noch eben jo mächtig, wie da-
mals, da du auf Erden wandelteit. DO, wenn e3 dein Wille ift, jo
gib mir die Sprache wieder!" Ich glaubte, daß er es thun würde,
und e3 iſt gejchehen.“ — „Darum laßt uns ihm nun auch eim
Danklied mit einander fingen!“ jo fuhr jie weiter zu reden fort;
und fröhlich jtimmten fie mit einander an: „Nun danket alle Gott!“
Im Verlauf des Tages konnte fie Speife zu fich nehmen, und ihr
Glaube ward jo geitärkt, daß fie jagte: „Der Herr wird mir auch
meine Glieder wieder lebendig machen.“ Und jiehe, anı 4. März,
Nachmittags zwei Uhr, hörte man fie jagen: „ich kann meinen
eigefinger wieder regen an der linfen Hand* und eime Biertel-
tunde nachher: „ich kann alle Finger bewegen!* Faſt von Viertel—
tunde zu Vierteljtunde fehrte in ein Glied uns andere Bewegung
und Kräftigung zurüd, jo dab fie einmal übers amdere ausrief:
„D, was thut der Herr an mir!“ Am 5. März wi jie, auf
ihre Füße gejtellt zu werden, und wie fie jtand, ſprach fie: „Das
walte Gott, der Herr!“ und konnte durchs Zimmer ya
werigen Wochen zeigte ji ihre Genejung andauernd. So ſehnli
fie vorher ihr nahes Ende wünſchte, jo dankbar ward fie jet ihrem
Gott und Heilande, da er zur Verherrlichung jeines Namens und
zur Glaubensſtärkung aller Hilfsbedürftigen es anders gefügt habe;
und ihre Bitte gieng dahin, daß er ihr beijtehen wolle, ihre Önadenzeit
zum Heil ihrer Seele und ihr ganzes noch Hinteritelliges Leben nad
allen jeinen Verrichtungen und Kräften zu einem rechten „Nun danket
*
4 I = I, ZN, a
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alle Gott“ im Geiſt und in der Wahrheit zu weihen. (Chriſtenbote
von Burk. Stuttgart 1852.)
Aber auch jelbit im Angejichte des Todes und Grabes wurde
das Lied von glaubigen, gottergebenen Seelen angejtimmt. So rief
die Witwe des Grafen Anton zu Leiningen-Wejterburg, geborene
Gräfin von Wittgenjtein-Vallendar, als fie 1745 von hohen und
vornehmen PBerjonen auf ihrem Sterbebett umgeben war und dieje
ihr freundliches Ausjehen rühmten, mit froher Stimme aus: „Ich
abs Urjach, Gott thut große Dinge an uns allen; aber ich bin zu
rel fobet ihr und jinget: Nun danfet alle Gott." Als das
eichehen war, jchied jte mit Fried umd Freud von dannen. (Bünd-
ein der Lebendigen vor Bürkmann. 1748.)
Der ruſſiſche Pastor Rojenjtrauch zu Charkow erzählt im den
„Erfahrungen eines evangeliichen Seeljorgers an Sterbebetten“, wie
am Grabe einer jungen Frau, die mit ihrem Marne in aller Gottes-
furcht und Liebe zujammengelebt hatte und bald nach der Geburt
ihres erjten Kindes jtarb, der trauernde Gatte ihn gefragt habe:
„Herr Baftor, dürfen wir: ‚Nun danfet alle Gott!- fingen?” „Ia
wohl!“ habe er erwidert und jelbjt das Lied angejtimmt. „Wer
aus der Ferne uns gejehen und gehöret hat, mußte uns für glück—
liche, jelige Menjchen halten. So jterben, jo trauern Glaubige.
Die Seelen des Gatten und der Angehörigen waren angefüllt mit
Dank, Lob und jühen Gefühlen über alle die Gnadenbeweije, die
der Herr an den Sterbebette diejer Frau erzeigt hatte.“ (Dorpat’jche
evangeliiche Blätter. 1833.) J
Bei Erntefeiern erjchallen dieje Klänge; jo im Hannöverſchen
Wendlande bet Salzwedel, wo die Bauern unter Trompetenjchall
das „Nun danfet alle Gott“ fingen. — Dem entipricht der befannte
chöne Augenblid in Augujt Gottlieb Spangenbergs Lebensabend.
Diejer ehrwürdige Bijchof der Brüdergemeinde lief; fich, ſchon reif zur
Todesſichel, als ein achtundachtzigjähriger Greis, da er vor körper—
lichen Leiden Tag und Nacht auf einem Stuhle figend zubringen
mußte, an einem jchönen Augujtmorgen 1792, wenige Wochen vor
feinem Tode, auf feinem Stuhl auf das herrichaftliche Weizenfeld
j Bertbelsdorf unter die Menge der Schnitter binführen. Nad-
em fie ſich in einem Kreis um ihn aufgejtellt hatten, hielt er eine
herzliche Anrede an jie, erzüblte ihnen, wie er ehebem in Nord»
amerika mit jeinen Brüdern die Feldfrüchte unter frohem Jubel—
gelan eingejammelt habe, und ermunterte fie, Gott für den reichen
rut —* zu danken und ihre Arbeit getreulich zu verrichten. Nach
dieſer Rede ſtimmte er mit ihnen das Lied an: „Nun danket alle
Gott!“ ließ Speiſe und Trank unter ſie vertheilen und gab ihnen
quieht jeinen Segen, jo daß fie fich der Thränen nicht enthalten
onnten. Er aber kehrte, in ſeinem Gott vergnügt, in die Kranken—
ſtube zurück, die er mum nicht mehr verlafien konnte und von der
er bald zur himmlischen Ernte abberufen ward. (Spangenbergs
Leben von Jeremias Nisler, 1794.)
Vielen in Württemberg ſteht es im gerührtem Andenlen, mit
welch feftlichen, heiligen Gefühlen diejes Lied am 28, Juli 1817
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auf dem alten Schloßplag zu Stuttgart gefungen ward, als nad)
der jchtveren theuren ‚it der erite Blogpeitimagen unter dem Ge—
läute aller Gloden und unter dem Geleite von 1800 Schulfindern,
mit Blumen befränzt, von der Geiftlichkeit und dem eg vor
verjammeltem Wolfe begrüßt wurde; und wie am 28. September
1841 dafjelbe Lied auf dem neuen Schloßplatz eriholl, als König
Wilhelm „der Bielgeliebte* zur Feier jeiner fünfundzwanzigjährigen
Regierung von feinem Volke in feftlichem Schmud empfangen —
Am 1. Auguſt 1834 ſollte die vom engliſchen Parlament be—
chloſſene Sreilaffung der 800,000 Ntegerfflaven in den weſtindiſchen
olonieen in Vollzug gejeßt werden. Da wurden auf der Inſel
Antigua, wo ſich unter 50,000 Einwohnern nicht weniger als
30,000 Sklaven befanden, an welchen die Miffionäre mit großem
Segen gearbeitet hatten, zu St. John die Neger ſchon des Abends
uvor um neun Uhr zu einer Predigt verjammelt, Die über bie
orte gehalten wurde: Ihr jeid nicht euer jelbjt, denn ihr jeib
thener erfauft! Gegen Mitternacht ermahnte fie der Prediger,
niederzufnieen und in ftillem Danfgebete die Freiheit von Gott
inzunehmen. Alle fnieten nieder; und Herzen und Hände erhoben
ch gen Himmel. Als nun die Uhr zwölf jchlug, —9— alles in
Thränen aus, und ſtimmte mit bebenden Lippen in den Lobgeſang
ein: „Nun danket alle Gott!“ Ein in dieſem Augenblick daher
rollender Donner begleitete auf majeſtätiſche Weiſe ihren Gejang.
In die Gejchichte des deutichen Volks hat das Lied oft herrlich
eingegriffen. Den dreißigjährigen Krieg hat es mır im Stillen ab-
ah bei dem im ganzen fächftschen Lande am 22. Juli 1650
gefererten Friedensdankfeit, wozu in der Furfürftlichen Verordnung
auch die Lieder vorgejchrieben waren, wurde es micht gefungen,
wahricheinlich, weil es noch nicht in öffentlichen Gejangbüchern
heimtjch geworden war.
Dagegen im fiebenjährigen Krieg trat es deſto ſchöner hervor.
Als Friedrich der Große am 5. Dezember 1757 in der Schladht bei
Leuthen einen glorreichen Sieg über die dreimal ſtärkern Deftreicher
errungen hatte (vgl. O Gott, du frommer Gott), brady er noch an
demjelben Abend nad Liffa auf mit einem Fleinen Trupp Hufaren,
um dem flichenden Feind zu folgen. Sein ermüdetes Heer aber
ließ er nod einige Zeit auf dem Schlachtfelde we Hier ſanken
viele der braven, tapfern Kriegsleute, von Hunger, Froſt und Mattig-
feit überwältigt, auf den feuchten Boden hin; ringsum ftöhnten Ver—
wundete; bei jedem Schritte ſtieß man auf Leichen; die Dunkelheit
der Nacht machte alles noch jchauerliher. In dieſer düſteren Um—
gebung fieng auf einmal ein Soldat an, laut und langjam zu fingen:
„Run danket alle Gott!” Won demjelben Gefühlen ergriffen, fielen
die Mufitanten mit den Imjtrumenten ein, und in emer Minute
fang das ganze Heer das fräftige Loblied mit. Selbſt die auf der
Wahljtatt liegenden Verwundeten, die bisher die Luft mit ihrem
Achzen und Stöhnen erfüllt hatten, vergaßen jo lang ihre Schmerzen
und ſtimmten auch mit ein. Es war einer der feierlichiten Augen—
blide. Mit neuem Muth belebt, verließen die frommen Streiter
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Siegesgefilde und zogen noch an demjelben Abend ihrem künig-
X Der Jahre Lauf. Br. 68, 173
chen Führer nach gen Liffa, als fie von dorther Kanonenſchüſſe
ten. Welch ein Gefühl mußte da durch jedes Herz geben! Zum
enfen daran hat hernach bei der am 31. Mat 1850 jtattgehabten
ran Enthülhung von Friedrichs des Großen Standbild zu Berlin
k ganze verjammelte Menge diejes Lied in Gegenwart des Königs
ejungen.
e Als freilich 1815 am Abend des 18, Juni nad) der jiegreichen
Schlacht bei Waterloo ein Soldat — der alte Blücher — ebenfalls
eim Danflied anjtimmen wollte, da giengs nicht, weil fein gemein-
james Lied da war. Die Verwäſſerung der Kernfieder unſerer Kirche
und die Mifhandlung ihrer Werjen war dem Nationalismus aufs
bejte gelungen. Doch fehlte unjer Lied auch damals nicht ganz.
Es war im Jahr 1813, als ſich York zu dauerndem Ruhm jeines
Namens den Übergang über die Elbe bei Wartenburg erzwang,
daß fich die Franzoſen lange auf dem Kirchhof daſelbſt vertheidigten.
Endlich wurden fie von der preußiichen Landwehr vertrieben. Der
Bajtor jah, daß die Landwehrmänner in die Kirche eindrangen.
Bejorgt, fie möchte geplündert werden, eilt er zu dem komman—
direnden Offizier, dem Prinzen von Medlenburg, der ihm aleich
dahin folgte. Sie treten ein und finden — die jiegreichen Krieger
auf den Knieen im Dankgebet. Ein feterliches „Nun danket alle
Gott!“ aber nicht das Geſchrei beutelujtiger Soldaten, jchallte in
der Kirche ihnen entgegen. (Baur, Gejchichtsbilder aus den Be-
freiungsfriegen. IL.)
In ſeiner vollen Herrlichkeit als deutſches Chriſtenlied hat
unjer Geſang jich im deutich-franzöfiichen Krieg 1870— 71 entfaltet.
Hüben und drüben, im deutichen Land und auf dem welchen Schladht-
feld, hieß es hundert», ja taujendfältig immer wieder: „Wem joll
der erite Dank erjchallen ?* und alles Volk jagte: „Nun danket alle
Gott!" Hiefür muır einige Fälle.
Am Abend des 6. Auguſt 1870, als von den deutichen Soldaten
der zweite große Steg über die Franzoſen jamt ihren Turkos und
Buaven bei Wörth errungen war, wurde diejer Choral von mehr
als 500 Inſtrumenten geſpielt. Gewaltig und wohlthuend- zugleich
erlangen die Tüne des Danklieds über das Schlachtfeld bin, —
Den Widerhall von Wörth finden wir an demjelben Abend in Karls—
ruhe, In ſpäter Abendſtunde drang das Gerücht von dev neuen
—— Waffenthat des kronprinzlichen Heeres über den Rhein
über. Der Tag war ſtill verlaufen; ohne beſtimmtere Nachricht
war man im banger Erwartung geblieben, und, während man deut—
lich den Kanonendonner des Tags von Weißenburg gebört hatte,
verkündete fein Anzeichen den heißen Kampf ber Wörth. Da, Abends
um fieben Uhr, trifft ein Telegramm ein: „Siegreiche Schlacht bei
Wörth, Mac Mahon durch den größeren Theil meiner Armee voll
Wänbig geichlagen. Franzoſen au) Bitſch zurüdgeworfen.“ Wie ein
uffener verbreitete fich die Runde „Unjeres Fritz“ durch die Stadt.
In Scharen drängte jich die Bevöllerung, zum Strom anſchwellend,
dem Schloffe zu. In endlojem Hurrah machte jich die Begeifterung
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Luft, die mächtig alle Herzen durchzog. Da, auf einmal lautlofe
Stille! Großherzog Friedrih, an der Seite jeiner edlen Gemahlin,
jtieg herab zum Portal und bejtätigte der Menge, was man kaum
glauben konnte. Und als nun das laute Hurrah und Hoc endlich
verjtunmte, da erhob der Fürſt feine Stimme: „Laßt uns vor allem
dem Allerhöchſten unfern Dank bringen und anſtimmen: Nun danfet
alle Gott!“ Und alles Volk ſtimmte ein, und die ergreifenden Töne
des herrlihen Danklieds wogten mit gewaltiger Macht durch die
ftille, dunkle Nacht hin über den weiten Plag. Ein Erzähler fügt
binzu: „Ich vermochte nicht recht mitzufingen; die tiefe Bewegung
idte mir die Stimme.“ Nachher jangen fie die „Wacht am
Rhein” und die badijche Hymme. Noch fpät in die Nacht Hang es
durch die hellen, mit Fahnen gezierten Straßen:
„seit Steht und treu die Wacht am Rhein !“
Noc eins. Es war am Tag nad) der Schlacht bei Ghravelotte,
da lagerten Abends die preußiichen Garden um das Dorf St. Marie
aux Chenes. Uberall flammten die Feuer; Die einen jammelten
Holz, die andern Stroh zum Lager; wieder andere Waller, um
Reis, Kartoffeln oder Kaffee zu kochen. Da rollt einer ein Faß
Wein herzu, das in einer Scheune vergefien geblieben war; er war
aber eigentlich auf die Strohjagd ausgegangen. Zwei andere, die
berumgezogen waren, um Cier und anderes zu finden, bringen
etliche fünfzig Franzojen als läſtige Beute daher. — Plötzlich ertönt
ein Zeichen durch das Lager, und der Lärm verſtummt augenblicklich.
Es iſt der jtille Augenblid zum allgemeinen Gebet; und gewiß wird
in wenig Kirchen mit jolher Inbrunſt gebetet, wie da. Dann aber
beginnt die volle Negimentsmufif den Choral: „Nun. danfet alle
Sott!" Alle Kehlen und alle Herzen fingen mit in der jtillen Nacht,
und weithin ziehen deutiche Klänge über die fremde Erde. — Es
gibt große Eindrüde, denen jich jo leicht fein Gemüth entziehen
kann; jo der erſte Anblif des Meeres, die Stille über den Glet-
jchern der Alpen, der Fall des Niagara. Ergreifender aber kann
feiner gedacht werden, als das Gebet von Taufenden, die einem
vielfachen Tod entgangen find und fi) in dem Ausdrud eines ein-
zigen Dantgebets jammeln, von Taufenden, die man in der Nacht
nicht jieht, deren vereinigte Stimmen aber durch die Dunkelheit für
den Hörer eine gewaltigere Vorjtellung von der großen Menge geben,
als es der Anblick derjelben am hellen Tageslichte thun könnte. —
Und wie der Gejang verhallte, war manches Auge feucht; die Ge-
ichäfte wurden jtille verrichtet. ES mußte erjt ein Fleiner Übergang
ſich finden, bis die rohen Klänge der „Wacht am Rhein“ ertönen
fonnten. Und dann, ja freilich dann:
Lieb Vaterland, magſt ruhig jein,
feit jteht und treu die Wacht am Rhein!
(Meine Gedenkblätter II, 131 f. I, 124 f.)
a Per
X. Der Jahre Sauf. Nr. 69. 175
69. Nun laßt uns gehn und treten.
Von Paulus Gerhardt (1607— 76) gedichtet, als er noch Haus—
lehrer in der Familie Barthold zu Berlin war, und erjchienen im
dem Rungeſchen Gejangbuch von Crüger 1653. Daß es noch in
die Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs fällt, foringt bei V.3 und 10
indie Augen, Es iſt dem Lutherichen „Verleih uns Frieden gnädig-
lich!“ ähnlich, wenn Gerhardt betet:
Schleuß zu die Sammerpforten
und laß an allen Orten
Auf jo viel Blutvergießen
die Friedensitröme fliegen!
Der Gedankengang ift, wie bei allen Gerhardtiichen Liedern, Far:
Singen und Beten V. 1, Singen und Danten 3. 2—7, Beten
und Bitten V. 8—15.
Im erjten ie des Lieds find von jeher V. 4 und 5 als be-
fonders inmig erichtenen und von der Gemeinde empfunden worden.
— Sie haben neueſtens tim württembergiſchen Remsthal eine er-
greifende Auslegung erfahren. — Es war an einem Feiertag in
ihöner Frühlingszeit, daß ein Eijenbahnzug im Remsthal dahin-
fuhr. Plötzlich ertönte der jchrille Ton der Lokomotive, und der
Zug hält mitten im Feld. Es muß ein Unglüd drohen, die Leute
ipringen aus den Wagen, theils um fich zu retten, theils um nad)
der Urjache des Nothjignals zu forihen. Da — wie alles in Auf-
regung Durch einander läuft, fommt unter dem nahen Bahndamm
ein anderer Zug hervor, ein Taufzug, der von Filial über die
Bahn hinüber zur Kirche des Mutterorts ziehen will. Es war ein
ſchöner fejtliher Zug: der Vater mit jeinem zwölfjährigen Tüchter-
lein, welches das Kindlein zur Kirche bringen darf; das großelter-
liche Baar und die beiden Gevattern: man ſieht ihnen die feſt—
liche Freude in den Gejichtern au. Unwillkürlich richten ſich die
Augen der Fahrgäjte im Eiſenbahnwagen auf den Taufzug; wie ein
Gruß aus einer höheren Welt wirkt es bejänftigend auf die Halt
und Unruhe der Reiſenden. Der Zug jebte ſich bald wieder in
Bewegung, es war fein Unglüc gejchehen. Aber drimmen im Wagen
ſprach ein ehrwiürdiger Mann mit jeelenvollem Tone die Verſe:
Denn wie von treuen Müttern
in ſchweren Ungewittern
Die Kindlein hier auf Erden
mit Fleiß bewahret werden:
Alſo auch und nichts minder
läßt Gott ihm feine Kinder,
Wenn Noth und Trübfal bligen,
in feinem Schofe fügen!
Alle waren andächtig getvorden über den köftlichen Worten, und der
Nebenfiger jenes Mannes jagte: „Bott ſei Danf, das war ein glüd-
licher Zuſammenſtoß; wir wollen ibn im Gedächtniß behalten !*
(Stuttg. Evang. Sonntagsblatt 1875.)
—2
Dieſelben Verſe ſind dem Verfaſſer in age
wii Frantenlands eindringlich zu Herzen gegangen.
war e8 an einem ſonnenhellen di daß ich ecke
in der Schule dieje Verje fröhlich wiederholen hörte: „Alſo aud) und
minder“ und denken mußte: Ach, welc ein Säemann ift doch
Bi er Gerhardt gewejen! Die tindlein lernen jchon mit frohen Tönen
in Kine Sprache die edeljten Schriftgedanten und Lebenswahrbeiten,
md erit die Kranken vollends laben fich an feinen Worten wie an
den ſüßeſten Erquidungsmitteln. Hätt' er hundert ee e 4
ſchrieben, ex hätte feinen ſolchen Einfluß auf die Nachwelt geü |
wiie mit fünf jeiner Lieder. Da erkennt man erjt recht, was Beilige
I Poeſie iſt und wie fie eine Gabe darftellt, die vom göttlichen Eben- |
J bild ſchöpferiſch widerſtrahlt!
Über den zweiten Theil ſagt Bilhuber in ſeinem u |
R 1734: „Das ift ein vechter herzlich ſchöner Neujahrswunſch.
— darin nichts vergeſſen, was ein Chriſt für den andern zu Gott ii
und ihm, in was Nöthen und Anliegen er jich befinden kann, Gutes
# von demjelben wiünjchen mag. Möchten daher jo manche, jtatt ihrer
J meiſt leeren und unnützen Neujahrscomplimenten, dieſe kräftige Wunſch⸗
und Gebetsworte daheim in ihrem Kämmerlein mit ernſtlichem Singen
und Flehen Sen Himmel jchiden, es würde mehr Segen und wahren
; Nutzen nach ſich ziehen umd auf die Ehriitenheit fommen, als von
* ihren leeren und eitlen Wünſchen nicht zu hoffen iſt.“
Johann Sebaſtian Bach wurde im Alter blind. Da kam ein
alter Freund, Paſtor Deyling, am 1. Januar 1750 zu ihm und
fragte ihn, wie es ihm ergienge. Er antwortete: „Ih habe das
neue Jahr mit Gottes Hilfe ganz gut angetreten; doch wird es
wohl mein leßtes jein. Als ich diejen Morgen mit meiner Familie
% Baulus Gerhardts Lied fang: Nun laßt ums gehn und treten!
* kamen wir zu dem Verſe:
Sei der Verlaſſnen Vater,
der Irrenden ——
Der Unverſorgten Gabe,
— der Armen Gut und Habe!
+ Da trat mit einemmale der Gedanke in meine Seele: das —
bald deine Kinder allein beten müſſen! Unaufhörlich klan
meiner Seele nach: ‚Sei der Verlaſſnen Vater! Doc er weiß,
N dat Gott auch ein Water meiner Kinder und der Berather meines
Weibes jein wird.“ ea tröftete ihm mit der Ausſicht, Gott
! nr j *
A r; ; ul er yrök Lauf. Fr ©. {
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& könnte ihm durch ärztliche Hilfe auch das Augenlicht wieder fchenten;
— allein Ende Juli gieng der berühmte Tonmeiſter aus der Zeit der
Noth gänzlich hinüber ins Land des Lichts. (Mach Greiner, Schul—
3 liederichat.)
Melodie: Nun laßt uns Gott den Herren.
70. Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit.
E- Bon Auguft Hermann Franke (1663—1722) am 27. Sept. 1691
: gedichtet. Der geiiterfüllte junge Mann hatte als Diakonus zu Erfimt
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durch feine Predigten und fein gottjeliges Wirken unter Broteftanten
und Katholiken große Bewegung hervorgebracht, weil er auf Anderung
des Herzens drang und die Leute aus dem geiſtlichen Schlummer
rief; wurde aber als Irrlehrer und Seftenftifter ohne Vernehmung
auf die ungerechtejte Weife 1691 jeines Amtes entlajjen und inner-
halb 48 Stunden der Stadt verwiejen. Unterivegs, da er „in Em—
pinbung des überſchwenglichen Trojtes des heiligen Geiſtes“ zu jeiner
ıtter nach Gotha zog, dichtete er unſer Lied über feinen Gedenk—
ſpruch: Quocunque die ante aeternitatem uno stamus pede, („jeden
Tag jtehen wir mit Einem Fuße vor der Ewigfeit.“) Gedrudt er-
ſchien es dann zum erjtenmal in Frandes „Schriftmäßiger An—
weifung zum Beten. Halle 1694.“
Die Grumdlage des Lieds ijt Das von Johann Balentin
Andrei 1636 gedichtete: „Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit ijt
abermals vorbei.” Der Bibelgrund liegt wejentlich in dem paus
liniſchen Worte: „Wir find getroſt allezeit und wiljen, daß, die—
weil wir im Leibe wohnen, jo wallen wir dem Herrn; denn wir
wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir find aber getroſt
und haben vielmehr Lujt, außer dem Leibe zu wallen und Daheim
zu jein bei dem Herrn“ (2 Kor. 5, 6 ff.), und in dem johanneiichen:
‚Der Geiſt und die Braut fprechen: komm! Und wer es höret,
der ipreche: fomm! Und wen da dürjtet, der komme; und wer da
will, der nehme das Waſſer des Lebens umjonjt. — Es jpricht,
der jolches zeuget: Sa ich komme bald, Amen. — Ya, fomm, Herr
Jeſu!“ Offenb. 22, 17. 20. — Den Sinn aber, welcher durchs
Sanze zieht, drückt er an einem andern Orte (Lectiones paraenetieae
3, 35. 36.) jo aus: „Frühe, wenn ich aufitehe, halte ich mir vor,
daß nun alle meine vorigen Tage ſchon in die Ewigkeit zurück—
etveten find und Daß ich alfo derſelben jeßt zu vergeſſen babe,
aß ich aber mit dieſem Tage nun einen recht neuen Anfang
machen müfje, um ihn als den eriten und legten zugubringen: als
den eriten, damit eine recht neue, gründende Kraft im mir jei, in
welcher das Werk des Herrn von jtatten gebe; als den lebten, daß
mirs vorkomme, als wenn darnad) feine Zeit mehr übrig jei, das
nachzubolen, was ich an dieſem Tage verſäumen würde,“
Francke Durfte zu jeinen Lebzeiten noch erfahren, welchen Segen
er mit diejem Liede an manchen Seelen geſtiftet. So bejchreibt er
elbjt in einer Leichenpredigt, Die ex 1721 der gottieligen Jungfrau
orothen Margareta, Tochter des Geheimenraths Günther v. Gries
beim am Sachren » Beibrichen Hofe, bielt, wie diejelbe in der Hoff
nung, nun von ihrem Seelenbräutigam beimgebolt zu werben,
diejes Lied mit ds be Herzensfreude geiprochen, und als jie an
den zweiten Vers: „Ich zähle Stunden, Tag und Jahr“ kam, mit
freudigen Gebärden gerufen habe: „Nein, Jahre hoffe ich nicht mehr
zu zählen !* — Ähnliches berichtet ex von einer andern, gar frommen,
ottinnigen Jungfrau, Sibylle Eleonore, Tochter des württembergi-
IM Kriegsraths und Oberſtwachtmeiſters Benedilt Brummer von
Bührenfeldt, welcher er am 15. Auguſt 1702 die Veichenpredigt
bielt. (Francke's Gedächtnis und Leichenpredigten. 1723.)
Koch, Stirhenfieb,. VIELE 12
Vers 9 „Drum preis ih did) in Dankbarkeit“
fette Zeilen auf Erden an eine Freundin rag
waren und jo lauteten: „Wir preijen Gott aus Dankbarkeit,
das Jahr jo gut geendet. Wer jollte ſich einem jo holdjeli
ter nicht ferner anvertrauen? Und wenn auch die Hände Läffig
nd und unſre Kniee wanfen, jo Dürfen wir doch jagen: ‚Herr,
br mich hurtig weiter fort, bis ich gelange an die Pfort Jeru—
alems dort oben !**
Überaus ermunternd wirkt V. 11, deſſen Anfang: „Seh, Seele,
frisch im Glauben dran!“ wie ein Kommandowort klingt, und deſſen
Schluß uns an die Aufichrift des Hallefchen Waiſenhauſes erinnert:
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß fie auffahren
mit Flügeln wie die Adler.” — Als Herr von Seidlig, ein An—
hänger Zinzendorfs, von feiner öſtreichiſchen Obrigfeit wegen des
evangelischen Glaubens vor Gericht gezogen werben jollte und er
am 9. Zuli 1739 nach Jauer vorgefordert wurde, tröftete ihn die
Lofung des Tags:
Geh, Seele, friih im Glauben dran
und jei nur unerjchroden ;
Laß dich nicht von der rechten Bahn
die Luft der Welt abloden !
Er gieng hin und wurde nad einem jcharfen fünfitündigen Eramen
ins Gefaͤngniß geworfen, aus welchem er erjt anderthalb Jahre
nachher durch den Einmarjch Friedrihs II. in Schleſien 1740 bes
freit wurde. Auf jeinem Gute, das auch unter preußtiche Ober-
hoheit kam, begründete er die Gemeinde Gnadenfrei. (Ehrijtenbote
1840.)
Der lebte Vers: „O Jeſu, meine Seele ijt zu dir jchon auf-
geflogen!” erinnert in jeinem Schluß an jenes Wort Jakob Böhms:
„Wem Zeit ijt wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit, der iſt befreit
von allem Streit.“ — Superintendent Bauder in Sulz, welcher als
junger Vikar dem edlen Steinhofer in Weinsberg (F 1761) zur Seite
ftand, bezeugte oft, es jei ihm in jenem Haufe zu Dhutke gewejen,
wie nirgends in der Welt. Bejonders habe er, als Steinhofer in
den legten Jahren die Auslegung des eriten Brief Johannis be—
arbeitete, eine Salbung und himmlische Klarheit in jeinem ganzen
Weſen gefühlt, die er nie vergefien und noch weniger jchildern
fünne. Es jei bei ihm das Wort Frande's wahr geworden;
Fahr Hin, was heifet Stund und Zeit;
ic bin ſchon in der Ewigfeit,
weil ich in Jeſu lebe!
Das bejtätigte fich in Steinhofers legten Kranfheitswocen. Wie
Frande fingt: „O Jeſu, meine Seele ift zu dir jchon aufgeflogen!*
jo jagte er einmal: „Ich lag geitern jehr ſchwach da und war n
am Tod. Wenn ich das Urtheil meines Sterbens geebt hätte, ſo
wär ich fürwahr mit Freuden aufgeflogen. Es hat bei mir ſchon
von Lange her alles feine ausgemachten Gründe und Richtigkeit.“
" bewegte an dem
legten ——— Jahres 1820 das den des Defan Zeller in Herrens
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X. Morgenlieder. Nr. 71. 179
Und wie es im Liede heißt: „Ich bin ſchon in der Ewigkeit!“ jo
ließ er fich noc vernehmen: „Saget mir nichts mehr vom Auf-
fommen. Ich bin jchon ganz in der Ewigkeit.“ — Darım verord-
nete er auch, daß man neben dem Lied: O wie felig jind die
Seelen! das Frandeiche finge: Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit.
Stadtpfarrer Härlin von Weilheim, welcher in jeiner Knaben
zeit dem feligen Prälaten Bengel das Wort Ewigkeit auf der Stine
las, rüſtete jich 1817 zum Sterben. E3 waren denfwürdige Aus—
prüche, mit welchen er jeinen Todesgang jchmüdte: „Ein Chriſt
tiebt nicht. Wer der Sonne entgegengeit, jieht den Schatten hinter
ich nicht. — Das Sterben eines Chriſten iſt ein Hochzeitsleben.
Man zieht jich eben geihwinde anders an im Grabe und kommt
dann ſchön geichmücdt hervor. — Kommt bald, Herr Jeſu, komm!
‚Meine Seele iſt zu dir jchon aufgeflogen“ — Wie gut läßt ſichs
doc) nach der Arbeit ruhn, wie wohl wirds thun!“ Am 23. Februar
1818 entichlief er. (Chrijtenbote 1834.)
Francke jelbit ließ jich ziwei Tage vor jeinem Ende, 6. Junt 1727,
fein Lied vorlejen und betete dann: „Mein getreuer Jeſu, ich habe
mich dir ergeben mit Leib und Seele; dabei bleibts!* — Und als
der edle Gottesmann mun wirklich zur Ewigkeit eingieng, jang men
gerade an demjelben Tage, da er zu Halle jtarb — 8. Junt 1727
— in der Singitunde zu Herrnhut Ddiejes Lied voll tiefgefühlter
Sehnſucht nach der Ewigkeit.
Sreylinghaujen hat dem Lied die Weiſe vorgejegt: „Meins Her—
ens Jeſu, meine Luft.“ Diefe Melodie: fbedge ba, tit dem
SBeter Sohr zuzujchreiben, der 1668 eine neue Ausgabe von Crügers
Praxis pietatis melica zum Theil mit eigenen Melodieen bejorgte.
Hier und ift jenem „muſikaliſchen Vorſchmack“ 1683 ericheint jie
mit Sabre Namenszeihen zu dem Abendmahlsliede Riits 1654:
„Du Lebensbrot, Herr Jeſu Chriſt!“ — Sonjt fingt man das Lied
nad: „Herr, wie du willſt.“
U. Morgenlieder.
71. Aus meines Herzens Grunde.
Gewöhnlich den Johannes Mathefius, Pfarrer zu Joachimsthal
ee ‚ zugeichrieben. Es liegt aber auf der Herkunft völliges
unfel. In den Schriften von Matheitus findet es ſich nicht; es
ericheint erjt gegen Ende des jechzehnten Jahrhunderts anonym:
zuerſt im hehbetien „Ne Chriſtlich Pſalmbuch, Gryphißwalt
1692“, wo aber die Faſſung auf eine längere Vorgeſchichte hin—
weist, dal. Mützel, Geiftliche Lieder 2, 463 ff., wo ſich acht ver
l
ichiedene Faflungen finden. Im einem Hamburger Gejangbuch von
1607 hat Nambad) den Namen „Georg Nigidius“ gefunden, und erjt
Prätorins gibt in dem Regiſter der Musao Sionine 1610 Johannes
12°
Sc nn hl u > Fa a”;
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4 ern END v EUER 7%
Mathefius als Verfaffer an. Dieſe Lesart fand nunmehr im fieb-
zehnten Jahrhundert allgemeine Zuftimmung.
Ein ähnliches Loos hatte die Melodic: ggdhag is g a.
Diejelbe wurde dem Gantor von Joachimsthal, Nicolaus Herman,
als jelbitverjtändlich zugeichrieben; allein auch fie findet fich nicht
in den Werfen von Herman. Während früber als die ältefte
Quelle für diefe Weiſe „Geſius Gejangbuch, Frankfurt 1601* galt,
Dr. Faißt fie jhon im Eislebener Geſangbuch 1598, jowie in |
ders „Katechismus Gejangbüchlein, Hamburg 1595*, gefumden.
Hier aber jteht fie über dem Waltherichen Sommerlied: „Herzlich
thut mich erfreuen“, freilich nicht ohne bedeutende Abweichungen,
aber doc in einer Art, die es wahrjcheinlich macht, Daß fie *
Driginal am nächſten ſteht und die verſchiedenen Faſſungen der
Melodie: „Aus meines Herzens Grunde“ durd Vereinfachung und
Umbildung jenes Originals entitanden find; woran ſich Die weitere
Vermuthung reiht, daß die Melodie uriprünglich einem weltlihen
Lied zugehöre. Während nun die älteſten Quellen die Weije bald
im — bald im Trippeltakt geben, wurde der letztere bis m
die Mitte des vorigen Jahrhunderts vorherrichend und eignet fh
auch allein vollfonmtn zu dem friichen und fröhlichen Charakter der
beiden Lieder, denen jie beigejellt it, dem Geſang einer munteren
Lerhe am Sommermorgen gleich.
Das friiche Morgenlied theilt Schamelius ein in Dankſagung,
Bitte, Fürbitte und Gebet, welche Eintheilung man ſich wohl ge-
— laſſen kann. V. 1 und 2 find Dankſagung; V. 3 enthält
ie Bitte um leibliche Hut und Wacht, U. 4 die Fürbitte für die
Unfern, ®. 5 die Bitte um geiftlihen Schub und Schirm, und im
3. 6 und 7 läuft das Gebet fröhlich und munter aus.
Der erite Vers war das täglihe Morgenlied Guſtav Adolfs,
„des Schwedenfönigs Leibſtück“, welches er oft vom ganzen Heer
zur Morgenamdacht anjtimmen ließ. Am 7. Dezember 1631 unter-
nahm er bei Oppenheim den Übergang über den Rhein, um Das
—— Mainz auf dem linken Rheinufer anzugreifen. Unter
em Geſang des Liedes: „Aus meines Herzens Grunde“ zog ſein
Heer im Angeſichte des Feindes hinüber. Noch ſiebzig her⸗
nach bezeichnete die Stelle ein auf hoher Säule ſitzender gothiſcher
Löwe mit dem Helme auf dem Haupte, Blick und Schwert nach
dem weſtlichen Ufer gewendet.
Dr. Martin Zacharias Cramer erfuhr die Kraft des ſechsten
Verſes in folgendem Falle. Nicht lange vor ſeinem Hingang be—
ſprach er ſich mit einem Freunde über eine wichtige Ange —5
in welcher er fremden Rathes bedurfte. Er bekam auch einen Vor—
chlag, wie man die Sache angreifen könnte, damit ſie wohl gelinge.
nfangs hörte er das EN NE an, bald darauf aber jagte er;
„Nein, jo treffen wir's nicht; das find menjchliche Anjchläge. Da-
mit muß ich unterliegen und erfahren, daß nichts draus wird:
’
in. ee ee re
Gott will ich laſſen rathen,
der alle Ding vermag.
J
Er ne meine Thaten,
en * Sach.
Denn ich ihm heimgeſtellt
mein Leib, mein Seel, mein Leben
und was er mir jonjt geben:
Er mach's, wie's ihm gefällt!“
Was gefhieht? Er greift nach feiner Gewohnheit zur Bibel, und
da fügt ſich's gleich, daß ihm die Hijtoria von Abraham unter die
ände kommt, der ein ſchweres Anliegen hatte, als ihm Gott jeinen
ohn zu jchlachten gebot; hernach aber durfte er Gottes bejondere
Providenz und Führung erkennen, welcher zu jeinent Beiten alles
jo wunderlich ausgeführet, daß er jene Stätte, da ſolches vor-
gegangen, zu guter Erinnerung hieß: „Der Herr jiehet.“ Das liest
er und findet dabei Lutheri Randgloſſe: „Gott jorget für alles und
wachet.“ Er tröftet fich deflen und nad) wenigen Tagen erfährt er,
daß das die Stunde, ja fait der Augenblid gewejen, da jeine An—
gelegenheit höchſt erwünſcht entichieden worden war. „Et, jpricht
er, das tft ein Spruch, der mic) fortan, Zeit meines Lebens, in
guten und böjen Tagen regieren joll. Ih will ihm auch einmal zu
meinem Leichentert wählen.“ (Serpilius, Prüfung des Hohenſteini—
ihen Geſangbuchs 1710 nach Carpzow.)
In einer Strafanftalt hatte eine Verbrecherin lange Zeit jeder
chriſtlichen Einwirkung ihr Herz verſchloſſen. Eines Tags aber übte
fie mit andern Gefangenen unter Aufficht des Lehrers unſer Lied
ein. Da entquoll plößlich ihren Augen ein Thränenftrom, und eine
tiefe Rührung bewegte während des Unterrichts ihre Gefichtszüge.
Am Schluffe deſſelben geitand fie, ihr Bater, der aus Gram
über fie geitorben ſei, habe ſie dieſes Lied fingen gelehrt. Die
Neue, welche nun ihr Herz erfaßt hatte, führte fie zur entichiedenen
Belehrung. (Nach Heinrich, Erzählungen. 1847.)
— der That wird dieſes Lied ſchon oft jo vererbt worden ſein.
Der Verfaſſer dies erinnert fich mit berzlicher Freude und Dankbars
feit eines jeligen Vaters, von welchen das Wort Heinrich Müllers
alt: „Immer fröhlich! ift mein Symbolum“, wie er oftmals in
er Morgenfrühe an feine Arbeit gieng mit diefem frischen Gejang.
Es kann auch nicht leicht ein it che Übergang zum Tagewert
fich finden, als unſer letzter Vers:
Darauf jo ſprech ih Amen
und zweifle nicht daran,
Soit wird es alls zuſammen
ihm wohlgefallen lan;
Und ftred nun aus mein Hand,
peeif an das Werk mit Freuden,
azu mich Gott hat b’fcheiden
in meim Beruf und Stand.
72. Wach auf, mein Herz, und finar.
Diefes kindlich Schöne, Ticblihe Morgenficd von Paulus Ger
hardt ift eines von feinen früheſten Liedern, die fchon in der Praxis
De a Te
122 ..°..%0 Morgenlieber. Hr. 78.
pietatis melica von Joh. Erliger, 3. Aufl. 1648, und jodann in deſſen
„Geiſtlichen Kirchenmelodieen“ 1649 gedruckt ſtehen und von ihm
alſo in der Zeit gedichtet find, da er noch ohne öffentliches Amt im
Berlin lebte. Es erjcheint ſodann bereits im „Newen preußischen
Geſangbuch, Königsberg 1650."
Zu Lübben kann es aljo * verfaßt ſein. — Es geht darüber
im Mund des Volkes folgende Sage. Zu Lübben, wo a
von Jahr 1669 bis an fein feliges Ende 1676 als Archidiakonus
Be faßen im Magiftrate viele rohe Leute, die ihn mit den un—
illigjten Nachreden beleidigten, aljo daf er viele trübe Tage hatte,
Er hat daſelbſt den Teufel, die faljche Welt und viele Religions:
feinde bejtändig auf dem Hals gehabt, mit welchen er zur ten
und zur Linken um fich jchlagen und Tag und Nacht jtreiten müſſen.
Darüber wurde er nun oft von großer Seelenangjt und Schwermufh
befallen, die er nicht befjer zu überwältigen wußte, als daß er in
der Kirche vor dem Bilde des Gefreuzigten auf dem Altar fich
niederwarf und betete. Alſo hat er lange gar fleißig gebetet, jo
aufrichtig, twie einer, der mit jenem Vater redet. Nachdem er nun
auch einmal wieder eine bange Nacht hindurch, im Altare knieend,
folchen heißen Kampf mit dem Fürſten der Finſterniß gefämpfet
batte, dichtete er dieſes Lied, in dem er alio jingt:
Heint, als die dunkeln Schatten War ich in deinem Schoße,
mid ganz umgeben hatten, dein Flügel mich beichlofie.
Hat Satan mein begehret, : . Mein ii j
Gott aber hat’s verwehret. Du ſprachſt: Mein Kind, nun liege,
troß dem, der dich betrüge;
Ja, Vater, alö er juchte, Schlaf wohl, laß dir nicht grauen,
daß er mic frejien möchte, du jolljt die Sonne jchauen!
Uber Gerhardt war fein Leben lang, wie die Unterjchrift jeines
Bildes in der Kirche zu Lübben bejagte, theologus in eribro Satanae
versatus, ein im Siebe des Satans gewürfelter Gottesgelehrter.
Und —— ihm zu Lübben kein Liedeston mehr entquoll, klangen
ſeine Erſtlingslaute wohl deſto mehr bei ihm an, und unter ihnen
dies Lied. — Der Gedankengang iſt überaus einfach. Wach auf, mein
Dez! wie die Bialmenfänger Sich zum Lobe Gottes ermuntern B.1.
anfender Rüdblid auf „Heint“, das iſt heute Nacht, und die
Bewahrung vor dem böjen Feinde V. 2—5; bittender Ausblid:
mein Gebet müſſe vor dir taugen V. 6. 7.; gib mir Schub V. 8,
Gedeihen B. 9 und das Geleite bis zum ſchönſten Ziele V. 10, —
Hiebet dürfte zu bemerken jein, daß Vers 3: „Ja, Vater, als er
fuchte“ in feinem Ausdrud fo viel Ungelenfes in fich ſchließt umd
in jeinem. Inhalt von V. 2 jo genugjam ergänzt wird, daß er ohne
Schaden in vielen Gejangbüchern weggeblieben ijt.
Das Lied, welches Schamelius ein „geijtlihes Morgenopfer“
nennt, 2 ih schnell duch Deutſchland und die ganze evan-
geliiche Mirche verbreitet. Wir leſen an einem Orte: „Ein recht—
chaffenes Chriftenherz jollte, jobald e3 von Schlaf erwacht, jenem
Gott zu Ehren anfangen zu erklingen und zu fingen: er. auf,
mein Herz, und finge" und alfo der von di jelbjt aufjpielenden
* a eg u 4 * ——
J
vr + f \ d
— xi. Mor
genlieder. Nr. 72. 183
Harfe Davids gleich ſein, von der die Rabbinen dichteten, es habe
der König David ſeine Harfe und Pſalter allezeit vor ſeinem Bett
hangend gehabt; wenn nun früh am Morgen der Nordwind ge—
wehet und die Saiten der Harfe berühret, habe ſie die [Rees
Morgenlieder gejpielet, worauf ſich David ermuntert und feiner
lieblich jpielenden Harfe zugerufen habe: ‚Wache auf, meine Ehre;
wache auf, Pjalter und Harfe!“ Bi. 57, 9.
Den eriten Vers willen wir in fein bejjeres Licht zu jtellen,
als der alte Wandsbeder Bote, Matthias Claudius, ım jeinem
Ben Worte, überjchrieben: „Im Junius.“ Da jagt er: „Aber
ie Lenzgejtalt der Natur ijt Doch wunderſchön, wenn der Dorn-
jtrauch blüht und die Erde mit Gras und Blumen pranget. Sp’n
heller Dezembertag ift auch wohl ſchön und dankenswerth, wenn
Berg und Thal in Schnee gekleidet find, und uns Boten in der
Morgenjtunde der Bart bereift. Aber die Lenzgejtalt der Natur iſt
doc mwunderjchön! Und der Wald hat Blätter und der Vogel jingt
und die Saat jchießt Ahren, und dort hängt die Wolfe mit dem
Bogen vom Himmel und der fruchtbare Regen raucht herab:
Wach auf, mein Herz, und finge
dem Schöpfer aller Dinge!
'S iſt, als ob Er vorüber wandle und die Natur habe fein Kommen
von ferne gefühlt und ſtehe bejcheiden am Weg in ihrem Feierkleid
und frohlode!" (Werfe I.)
Zum Ber 4 jagt Seriver in jener „Herrlichkeit und Selig«
keit”: GSeelenfriede tit, wenn der Herr Jeſus den Teufel und
feine Schreden verjagt umd ſich der armen Seele mit feiner Liebe
und Güte offenbart und fpricht: Friede ſei mit dir! Alsdann fällt
die Seele dem Herrn Jeſu um den Hals, drüdt ihn am ihr Herz
und ergeht jich an jeiner Liebe. Dann ist fie gleich einem Wanders-
mann, welcher jich unter einem jchattigen Baum jeßet und mit deſſen
Früchten jich labet, oder einem Kinde, welches an feiner Mutter
Bruft janft und ruhig eimjchläft. Da ruhet das Küchlein unter
den Flügeln feiner Henne; da iſt die Braut bei ihrem Liebjten, fie
er nicht mehr das Wetter des göttlichen Zorns, den Fluch des
* das Brüllen der hölliſchen Wölfe. Ich weiß die Seele in
dieſem Zuſtande nicht beſſer abzubilden, als daß ich ſie male in
dem Schoß des Herrn Jeſu, unter einem ſchattigen Baume ſchlafend
und einen Engel dabei ſtehend, der die Fliegen abwehrt. Der Herr
aber ſpricht zu ihr:
Nun ſchlaf, mein Kind, und liege,
teoß dem, der dich betrüge;
Schlaf wohl, laß dir nicht grauen,
du ſollſt die Sonne Schauen !
Auch in anderer Weije ijt dies Wort ſchon verwendet worden.
Dr. ©. 9. von Schubert, welcher den edlen Theodor Körner, dem
früh gefallenen Dichter von Leyer und Schwert, in jeinem Auf
blühen gefannt hatte, schreibt: „Mehrere Jahre nachher jtand
an jeinem Grabe unter der alten Eiche bei Wöbbelin in Medlen«
En Da 2 Au ie DaB ae Zn nn gm u Er ill Bun .n -
184 Kt. Morgenlieder. Wr. 72.
burg. Ihm umd der echt *— Geſinnung, welche nur das Eine
und Rechte will, kann man überall, auch wo fie im Kampfe unters
liegt, die Worte zurufen: ‚Schlaf wohl, laß dir nicht grauen, bu
ſollſt die Sonne jchauen!* (Schubert, Selbftbiographie. 1.)
Vers 5 enthält in der Schlußzeile: „Dein Schytz hat MICH
VerneVet“ die Jahrszahl 1717. Es findet fich daher diefe Strophe
auf mehreren Dentmünzen, welche in Sachſen zum Gebächtnif *
zweiten Reformationsjubiläums geſchlagen wurden; — eine Loſung,
welche die evangeliſche ae zu allen Seiten vor Gott erheben darf,
(Zangbeder, Gerhardts Leben und Lieder. 1841.)
Vers 8 ijt befonders oft gebraucht. Nohannes Heermann jagt
ähnlich: „Anfang, Mittel und das End geb ich Gott in jeine Händ,
der fanı mir in allen Sachen einen guten Ausjchlag machen.“ —
Als der Morgen des 16. Dftober 1813 hereinbrach, ließ General
orf mit feinen Offizieren das Glas erflingen unter dem jchönen
ruch:
— Den Anfang, Mitt'l und Ende,
ach Herr, zum Beſten wende!
Darauf ſchlugen ſie die Schlacht bei Leipzig und erfochten mit Gottes
au den glorreichjten Sieg. — Auch Brautleuten iſt Dies Gebet an
ihrem Hochzeittage anzurathen. So gebrauchte es der fromme, viel-
befannte Waifenhaustehrer Iſrael Hartmann zu Ludwigsburg, da
er als Schulmeifter von Roswaag 1751 Hochzeit machte, wobei er
denn auf Grund der damals gewöhnlichen Sitte in Württemberg,
daß der Schulmeister jedem Brautpaar in einer befonderen Rede
einen Glückwunsch ablegte, Sich jelbjt und jeiner Braut vor den
verfanmelten Hochzeitgäiten in jenem Sinne die Rede hielt.
Der zehnte Vers endlich hat eine reiche Segensgeſchichte. Daraus
nur drei Züge.
Iſrael Hartmann betete diefen Vers an feinem Confirmations-
tag 1739 zu Plieningen auf den Fildern, wo jein Vater Richter
und Wirth war, mit befonderem Ernjt und Inbrunſt, alſo daß er
darnach ſelbſt geitand: „Ich empfand, was ich noch nie jo empfunden
u und entichloß mich, allem abzujagen, was mid) bisher von
em Guten abzog. O, wie wohl wurde jest meinem Herzen!“
1796 Starb im Dorfe Aigen in Oberöftreih ein evangeliicher
Chrift, das Vorbild feiner Gemeinde und ein lebendiger Zeuge von
der göttlichen Kraft des Evangeliums, Johannes Weit, feines Hand»
werks ein Schneider. Der wurde gerade zwei Jahre vor jeinem
eligen Heimgang in der Nacht plößlich von einem Schlag am linken
ım getroffen, der ihn zu aller Handarbeit unfähig machte. Als
er am Morgen erwachte und nichts von Leben mehr am diejem
Arme ſpürte, durchdrang ihn anfänglich ein großer Schreden; jein
Weib, jeine drei Kinder, jein armes, jchlechtes Hüttlein fielen ihm
zentnerſchwer aufs Herz, und ein finjterer Unglaube wollte ſich der
Seele bemächtigen. Da mußte er den ganzen Tag über wernen,
und weinte jo lange, bis ihm mit einemmale der jchöne Vers im
den Sinn fam:
*
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*
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xt. Morgenliever. Nr. 73. | 185
' Mit Segen mich beichütte;
mein Herz fet deine Hütte,
Dein Wort jei meine Speife,
bis ich gen Himmel reije!
Diejes Wort fiel als ein erheiternder Lichtjtrahl in jeine Dunfelheit.
Nun konnte er wieder an Gottes forgende Vatergüte glauben und
befam Muth, auch dieje jchwere Leidensprobe mit Demuth, Gelajien-
eit und kindlicher Auverkcht zu übernehmen. Das Wort der Ver—
eißung Hebr. 13, 5 und Sejaj. 41, 10 wurde ihm dadurch Fräftig,
umd es wurde ihm wieder jo leicht und wohl, als hätte er Die ganze
Berjorgung für jih umd die Seinen jchon in feinem Hüttlein bei-
fammen. Wirklich befchüttete ihn mun aud der Herr mit feinem
Segen, daß er's täglich erfahren durfte, wie treu der Herr ſei—
Seine Freunde eilten ihm zu Hilfe, manche jparten an ihrer Koſt
etwas ab und brachten es dem bedürftigen Freunde, jo daß ex
nachher voll Freude jagen konnte: „Jetzt erkenne ch erit recht Die
Macht und Liebe Gottes; denn ich habe für mein Weib und meine
Kinder mehr, als ich in gefunden Tagen hatte.“ In feiner lebten
Nacht, da es gerade zwei Jahre war, daß ihn der Schla getroffen,
fiel ihm der Nhöne Vers wieder ein, der ihn damals To getröftet
und auf Gott vertrauen gelehrt, und von Herzen dankbar für die
große Belohnung, die diefes Vertrauen hatte, jchiete er fich am,
„gen Himmel zu reifen“. (Basler Sammlungen 1797 und 1819.)
Elifabet Barbara, die treue Hausfrau des feligen Prälaten
Johaun Andreas Hochitetter zu Bebenhanfen, die jeine Jugendtage
mit ihm theilte, da er noch Diakonus zu Tübingen war, betete im
Sommer 1663 dieſes Lied als Morgengebet. Als fie eben die Worte
bes letzten Berjes ausſprach, wurde das in der Schlußzeile enthaltene
Gebet, noch ehe fie e3 ganz ausgeiprochen hatte, auf liebliche Weife
erhört. Wie jchon zuvor Gottes Wort ihr beiter Troft und ihre
Speife gewejen war, fo verichted fie num mit dem Zeugniß davon
im Munde plöblich und fanft, von einem Schlagfluß getroffen.
(Schubert, Altes und Nenes. IV.)
Melodie: Nun laßt uns Gott den Herren,
73. Die güldne Sonne voll Freud und Wonne.
Bon Paulus Gerhardt (1607 — 76), eritmals erichienen in:
„Johann Georg Ebeling, Pauli Gerhardi geistliche Andadhten 1666*,
drittes Dugend, ſodann in Praxis pietatis melica 1672.
Ein Prachtlied unſeres Liedesmeiſters, gülden, wie die Somme
aufgehet in ihrer Pracht, voll Schwungs und jeligen Friedens im
dem Heren, voll: jprühender Gottesgedanfen. Won Ebeling über»
fchrieben : oberen) entfaltet e8 alle Gedanten eines Morgem-
Bes Buerjt gibt e8 dem Sinmeneindrud einen feinen Ausdruck:
a8 Auge wird zum Licht, zum Himmel, zur Stätte der ewigen
Güter gezogen V. 1. 2. Dabın foll unfer Dank aufiteigen, wie ein
üßer Weihrauch V. 3, denn in Gott ruhen wir getroft und wohl
eforgt Abends und Morgens, ob wir uns nmiederlegen oder auf-
186 |
jtehen V. 4. — Darum jteigen g ihm unjre Bitten empor. Laß
memen Beruf glüdlich ergeben V. 5, doch ve Neid gegen den
Nächſten B. 6; denn das menjchliche Weſen iſt nichtig A 7, aber
das göttliche Weſen und Walten bleibt feſte und ſegensvoll V. 8. —
Vergib mir meine Sünden und ſegne mich aus Gnaden V. 9, es
ſei im Glück, daß es mich zur Quelle des Glücks ziehe V. 10, oder
im Unglüd, daß ich der weiſen Vatergüte verjichert bleibe V. 11.
— Hat e3 im Eingang gebeißen: himmelan! jo heißt es am Schluß:
dort hinaus! Vom Janımer der Zeit jchane ich hinaus auf dem
güldnen Morgen der Ewigkeit und Freude B. 12,
Die Melodie: ccdcebachbgagf, it von Ebeling,
Cantor an der St, Nicolaificche in Berlin und Nachfolger Johann
Erügers, welcher dem Diafonus jeiner Kirche, Gerhardt, jeine ganze
Sangestunft weihte. Die Weiſe, 1666 mit dem Lied erſchienen, tt
demjelben vollftommen entiprechend ; ihr lebhafter Gang beitimmt fie,
wie das Lied, zu welchem jie gehört, naturgemäß für die Haus:
gemeinde.
Doch hat jie den Verfaſſer diejer Schrift einmal 4; in der
Kirche herzlich erquidt. ES war an einem Ojtermontag, daß über
das Evangelium von der Magdalena an Jeju Grab umd von des
Herrn Frage gepredigt wurde: Weib, was weinejt du? Es wurde
dort angeführt daß es bei Gottesfindern immerzu heiße: „Den
Abend lang währet das Weinen“, und diejes Weinen wolle oft fait
zu lange werden; doch fomme die Stunde gewiß, wo aucd das
andere Wort zutreffe: „aber des Morgens die freude.“ Der Pre-
diger ſchloß mit dem letzten Vers unjeres Lieds: „Kreuz und Elende,
das nimmt ein Ende.“ Das Gebet und der S dfußgelang der Ges
meinde folgte. Da, als die Pauſe des jtillen Gebet3 vorüber war
und die Leute zur Kirche hinauszogen, "ließ der Cantor als ein
wohlflingendes Echo auf jeiner Orgel des alten Ebelings Töne er-
Den, und es tönte in den Herzen mächtig fort: „Nach Meeres
rauen und Windes Saufen leuchtet der Sonne gewünjchtes Geſicht.“
74. Gott des Himmels und der Erden.
Bon Heinrich Alberti (1604— 51), dem Königsberger Dichter
und Sänger, erſchienen im fünften Theil jeiner „Arien“ 1643,
Bon diefem „Morgengejang“, welchem Schamelius die Über—
jchrift gegeben: „Die auf das innere Chrijtenthum geführte Morgen-
jtunde“, bezeugt Dr. Cojad in Königsberg (Piper, Ev. Kalender
1861): „Seit zweihundert Jahren mag wohl ſchwerlich auch nur
ein einziger Tag die Erde gegrüßt haben, dem nicht hin umd ber
in deutjchen Landen mit Alberti's Lied begegnet worden wäre.
Schwerlid hält, was Verbreitung und innern Werth betrifft, wenn
weine und Innigkeit, Glaubensreinheit und Angemeſſenheit für
jede Lebenslage entjcheiden, ein anderes Morgenlied mit diejem die
Bergleihung aus. Ohne Unterfuchung darf man wohl verjichern,
daß es in feinem evangeliichen Gejangbuch jeit dem Anfang des
vorigen Jahrhunderts fehlt.“
— ee
a u Er a re Sa. Ze
Wa u 1 0—
* Say
X. Morgenlieder. Nr. 74. 187
Eine ſchöne Morgenftunde weihte unjer Lied in folgendem Falle,
An einem Stranddorfe jpielten zwei Geſchwiſter am Meühlenbach,
ein Knabe von vier und ein Mädchen von fünf Jahren; jie jeten
ich zulegt in ein Brühfaß, das, um ausgelaugt zu werden, am
Wafrer ftand. Durch die Bewegung der Kinder aber begann das
Faß zu treiben und wurde janft den Bach hinuntergeflößt, der in
den Garde’schen See mündet. Die Kinder waren verſchwunden und
wurden erſt am Abend vermißt. Die Eltern fuchten überall und
ielten fie für verunglüdt. Aber in der Frühe des andern Tags
ahen die Fiſcher mitten auf dem See ein neues Brühfaß treiben
und fanden in demjelben zu ihrer Überraſchung die zwei Kinder
lafend. Wären jie wach gewejen, jo hätten fie ſich in ihrer
ngft in dem unfichern Schifflein hin und her bewegt und das Koh
wäre jofort umgejchlagen. So aber waren ſie durch die ſanfte Be—
wegung im Bache in Schlaf gewiegt und behalten worden. An
diejem Morgen jangen die Kinder in der Schule:
Gott, ich danfe dir von Herzen,
daß du mic, in diefer Nacht
Bor Gefahr, Angit, Noth und Schmerzen
haft behütet und bewacht,
Das des böjen Feindes Lit
mein nicht mächtig worden ült.
Die Mutter aber jaß mit ihren Kindern auf dem Schoß unter den
Schülern, und als man den Sturm auf dem Meere gelejen und
ER ig und endlich das Lied angejtinmt hatte: Nun danket alle
Gott! da hörte man fie zuerit helle mitfingen, hernach fieng jie an
u weinen und mit ihr die Kinder, jo daß man mur mit Mühe den
ritten Bers zu Ende brachte. (Sojephjohn, Brojamen. 2.)
Selbft eine ummöthige, aber in ihrem Theil jchöne Variante
dieſes Verſes hat ihre Kraft erwiejen. Es heist memlich im
Württemb. Geſangbuch: „Ach, bei aller meiner Schuld trägit Du
mich mit Vaterhuld.“ — Darüber wird Folgendes erzählt. Der in
Württemberg in gutem Andenken jtehende Staatsrath Dr, v. Ludwig,
welcher in der Zeit jeines Lebens den Kranken vom Niedrigiten bis
um König manches gute Rezept verjchrieben hat, aber das bejte
ezept in der Stiftung eines Krankenhauſes zu Stuttgart binterlich,
bezeugte auf feinen Xodtenbette im Dezember 1865, daß er Das
Lied: „Bott des Himmels und der Erden“, welches ihn jeine Mutter
gelehrt, oft Morgens gebetet habe; wenigjtens die beiden erjten Verſe,
wenn das Gejchäft nicht mehr Zeit gewährte. Dieſe habe er auf
jeinen Gängen oft wiederholt und befonders haben ihm die Worte
einen tiefen Eindrud gegeben: „Ach, bei aller meiner Schuld trägit
du mich mit Vaterhuld!“
Ehrijtian Scriver erzählt in feinem „Siech- und Siegesbette, 2,*:
„gu Hamburg hatte ein begüterter Jude im ‚Jahr 1685 einen chrift«
lichen Schneidergejellen im Haufe, der ihm einige Kleider verfertigen
mußte. MS nun diefer Menſch jeine bekannten chrijtlichen Lieder zu
{ Augen pflegte, that der Herr des Juden Tochter das Herz auf, daß
ie Darauf Acht hatte, was gefungen ward. Wie nun der Schneider
2
— TE KL 1: a
18 777 ee A
—* — =
N
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gef ensmats; ‚Bott Des Himmels und der Erden fang und auf
en dritten Vers kam:
Laß die Naht auch meiner Sünden
jegt mit diefer Nacht vergehn ;
D Herr Jeſu, laß mich finden
deine Wunden offen hehn,
Da alleine Hilf und Rath
ift für meine Miffethat!
wurde die Jüdin dermaßen gerührt, daß fie ein herzliches Verlangen
empfand, diejen Jeſum und jeine Wunden recht zu erfennen. Darum
fe den Sänger bat, er möchte fie zu einem chriftlichen Lehrer führen,
er fie in Erkenntniß des Herrn Jeſu unterrichten fünnte, Welches
—5 alſo, daß ſie den Heiland der Welt lebendig erkannte und
urch die heilige Taufe der chriſtlichen Gemeinde einverleibet worden,
trotz aller Bemühungen ihres Vaters und ihres ganzen Gejchlechtes,
— Sehet, wie e8 dem Geiſt des Herrn, dem himmlischen und ewigen
Winde, der da bläjet, wo und warn er will, gefallen hat, die todten
Wafjerwellen durch geijtliche, Tiebliche Lieder zu erregen und zu be—
wegen und lebendig zu machen!“
Bom fünften Berje jagt Cojad: „Für Unzählige wird der Vers:
Führe mid, o Herr, und leite
meinen Gang nad) deinem Wort;
Sei und bleibe du auch heute
mein Bejchüger und mein Hort:
Nirgends als bei dir allein
kann ich recht bewahret jein.
ihr erjtes Morgengebetlein bilden, noch aus der Rinderftube ſtam—
mend und feitgehalten bis in die Mannesjahre und ins höchite
Alter.” Im der That, wir fennen Kinder, die mit dieſen Lauten
täglich den Morgen beginnen, Bräute, welche den wichtigſten Schritt
ihres Lebens mit dieſem Verſe geheiligt haben, und Männer, welche
ſich zu ernten und entjcheidenden Gängen mit diefem Gebete wapp-
nen konnten.
Lieblich ijt auch der lebte Vers: „Deinen Engel zu mir jende!“
welcher mit einer Hinweiſung auf den Lebensabend jchließt: „Der
auch endlich mich zur Ruh trage nad) den Himmel zu.“
Die Melodie: gahdg fis e d ift vom dem Sänger ſelbſt
erfunden. Er hat ſie urjprünglih inBDur:bedfedbagf
im dreitheiligen Takt gegeben. Im geraden klingt fie gar zu fteif
und verliert großentheils ihren urjprünglichen freundlichen Charafter.
Schon Matthefon jagt in feiner „Ehrenpforte“, die Melodie diejes
Liedes fer urjprünglic viel manierlicher und nicht jo ſchlecht ein-
— als wir ſie jetzo in den Kirchen zu ſingen pflegen: Sohann
rüger, der 1653 Das Lied noch mit der unveränderten Weije des
Alberti gab, theilt in der Ausgabe jeiner Praxis pietatis melica 1666
eine eigene Weife: ddaacch a mit, die ſich aber nicht einmal
in Berlin erhalten hat.
1
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Edge ui Wr TEN Zr
x. Morgenlieder. Nr. 75. xu. Mbendlieder. Nr. 76. 189
75. Mein erft Gefühl fei Preis und Dank.
Aus Chriftian Fürchtegott Gellert3 (1715—69) „geiftlichen Oden
und Liedern“ 1757 mit dem Titel: „Morgengejang“ — ein jchöneg,
Lied.
ie Anfangsworte hatte Gellert urjprünglich jo gefaßt: „Mein
erit Geſchäft jer Preis und Dank.” ALS aber ein gemeiner Mann
den Ausdrud „Geſchäft“ nicht verjtanden hatte, jo jtrih er das
Wort jogleih aus und ſetzte dafür: „Gefühl“. (Richters bio-
graphijches Lerifon. 1804.
Lavater erfreute fih daran am Morgen nach jeinem Hochzeit-
tage, den 4. Juni 1766, in Gräfenjee. Er jagt darüber: „Ich er-
wacte des Morgens um halb fünf Uhr jehr ruhig und vergnügt
an Leib und Seele. Die aufgehende Sonne ftrahlte mir zu meinem
unausiprechlich janften Vergnügen in die Augen und in die Seele.
Da betete ich Das Lied: ‚Mein erit Gefühl jet Preis und Dank!‘
mit ganz neuen Empfindungen und Gedanken.“
Zwei Kinder, welche die Kleinkinderjchule bejuchten, jangen zu
Haufe diejes Lied. Die Mutter hörte zu. Sie hatte es als Kind
einst auch gelernt, aber feitdem vergeſſen und nicht wieder gejungen;
denn fie war abgefommen von dem Leben in Gott und hatte zu
demselben jchon lange nicht mehr gebetet noch ihm gedanfet. Diejes
Lied aber aus dem Mund der Unmindigen wedte jie auf, wie aus
einen tiefen Traum. Sie weinte bitterlich und lernte wieder beten
und danken. (Heinrich, Erzählungen über evang. Kirchenliever. 1846.)
Melodie: „Ich dank dir jhon durch deinen Sohn“, fffbgahe,
it ungewijjen Urjprungs, indem Michael Prätorius fie zwar 1610
in ‚feinen „Musae Sioniae 8, Theil“ zu jeinem eigenen Liede gibt,
aber jich wohl als Verfaſſer des Lieds, dagegen nicht als Sänger
jeiner Weiſe bezeichnet. — Knecht, Muſikdirektor in Biberach, Ent
im Württemb. Choralbuch 1799 eine Tiebliche Arie für das Lied
Gellerts jelbjt geichaffen: e f eddceangbba,
—
VUl. Abendlieder.
76. Chriſte, du biſt der helle Lan.
Bon Erasmus Alberus (1500— 1558), erichienen in der Rigat-
hen Kirchenorduung 1537, jedoch ſehr abweichend; im der jehigen
orm in: „Morgengejeng für die Kinder“, nach Wadernagel um
1555. Eine Bearbeitung des alten Hymnus aus dem fiebenten
Jahrhundert:
Christe, qui- lux es et dies Precamur, sancte domine,
Noctis tenebras detegis Defende nos in hac nocte,
Lueisque lumen erederis, Sit nobis in te requies,
Lumen beatum praedicans: Quietam noctem tribue,
De EN Wu -
A |
e BP ee I PER
; ;
Ne gravis somnus irrunt,
Nec hostis nos surripiat,
Nee caro illi consentiens
Nos tibi reos statuat.
Oculi somnum capiant,
Cor ad te semper vigilet ;
Dextéra tua protegat
Famulos, qui te diligunt,
Deſfensor noster Isp
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7. mr. ——
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Bo 4
5
4— ‘
Insidiantes reprime,,
Guberna tuos famulos,
Quos sanguine mercatus es.
Memento nostri, domine,
In gravi isto corpore;
Qui es defensor animae,
Adesto nobis, domine,
Unter den vielen Überfegungen des Lieds hat neben dem „Chrift,
der. du biſt Tag und Licht“ von Musculus 1527 und „Dinunter tft
der Sonnenſchein“ von Herman 1560 die Berdeutichung Albers ſich
der Gemeinde bejonders empfohlen.
Bei Vers 4 erzählt Scriver (Siech- und Siegesbette 2), daß
ein Betrunkener mit jeinen Nameraden auf unzüchtigen Wegen da—
ingegangen. Da hörte er einen Hausvater dies Lied fingen umd
ejonders unſern Vers:
Wir bitten dich, Herr Jeſu Ehrift,
behüt uns für des Teufels Liſt,
Der ftet3 nach unſrer Seele tradıt,
daß er an uns hab feine Macht.
Das machte auf ihn jolchen Eindrud, daß er in Thränen ausbrach
umd nicht nur für feine Perſon von dem Gang des Verderbens ab-
- Stand, jondern auch jeine Genofjen davon zurückführte.
Wenn bei dem lateinischen Vers 5: Defensor noster, adspice
bemerkt wird, daß er oft als beionderes Gebetlein gefungen wurde,
fo ift dies bei feiner Überjegung in V. 6. 7. nicht weniger der Fall.
Das geläufigite Abendgebetlein im Württemberger Lande zu der Bet-
glocke ift feit alten Tagen bis auf dieſe Stunde in vielen Familien
eine Verbindung von „Ach bleib bei uns, Herr Jeſu Chrift!* und
diejen Verſen:
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Befehl dem Engel, da er fomm
und una bewach, dein Eigenthunt ;
Gib uns die lieben Wächter zu,
daß wir für'm Satan haben Ruh.
So jchlafen wir im Namen dein,
dieweil die Engel bei uns jein;
Du heilige Dreifaltigfeit,
wir loben dich in Ewigkeit.
In der That ein herzinniger Abjchluß des Tagewerts in Gottes
Namen und „bededt mit jeinem Segen!“ |
Die Melodie: gg bg fgabag oder ggbagbed
ſtammt aus derjelben Zeit wie der lateiniſche Hymnus.
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77. Werde munter, mein Gemüthe.
Aus dem „Dritten Zehn der himmliſchen Lieder“ Joh. Rijts
(1607—67), Lüneburg 1642, mit der Überjchrift: „hriftliches Abend-
lied, fih dem Schuß des Allerhöchften zu befehlen.“ |
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XI. Abendlieder. Nr. 77. 191
——
Dieſes Lied iſt, wenn auch nach Riſts Gewohnheit etwas ge—
dehnt und darum in den meiſten Geſangbüchern gekürzt, ein fräf-
tige3 Gebet in der Abendjtunde. V. 1—3 Ermunterung der Seele
* Lobe Gottes, V. 4—6 Bitte un Vergebung, V. 7—9 um die
nadengemeinjchaft Gottes, und V. 10—12 um Schub und Wadt.
B. 6 iſt in der Kirche gar oft gebetet worden, nicht bloß in
Abenditunden, jondern im Nüdblid auf ganze Lebensläufe. — Johann
Georg, Herzog zu Medlenburg, lag im Jahre 1675 zu Mirow auf
dem Sterbebette. Wie der Fromme und gottesfürchtige Fürſt dabei
viele chriftliche Neden führte, und man ihm nach geiprochener Ab-
folution den Vers vorbetete, jagte er: „Laſſet mich den ſchönen Vers
allein beten!" Mit feitgefalteten Händen, gen Himmel gerichteten
Augen und vielen Thränen hub er an:
Bin ich glei von dir gewichen,
ftell ich mich doch wieder ein;
Hat uns doch dein Sohn verglichen
durch fein Angft und XTodespein.
Ich verleugne nicht die Schuld;
aber deine Gnad umd Huld
ift viel größer, als die Sünde,
die ich ſtets in mir befinde!
Als er hierauf das heilige Abendmahl empfangen, ſprach er zu
feinem Beichtvater: „Da ich noch ein Knabe war, lernte ich meinen
Katechismus; den habe ich noch nicht vergeflen, und in demjelben
dieje Worte: ‚Wo Bergebung der Sünden it, da iſt auch Leben
und Seligfeit * Nun babe ich Vergebung der Sünden empfangen,
darıım habe ich auch Leben und Seligfeit, und darauf will ich jelig
ſterben!“ was er denn auch nach tvenigen Stunden erreichte. (Crusü
Templum Hon.)
Herzog Morig Wilhelm von Sachen: Zeit, welcher eine Zeit
lang vom evangeliichen Glauben abgefallen und zur katholiſchen
Kirche übergetreten, am 15. Dftober 1718 jedoch wieder in den
Schoß der evangeliichen Kirche zurückgekehrt war, betete vor feinem
Ende am 15. November deſſelben Jahrs diejen Vers in jeinen Ges
mac zu Weyda überaus andächtig und mit großem Seufzen. (Gerber,
Diftorie der Wiedergeborenen. 1.)
Aber auch Verbrecher, welche dem jtrafenden Arm der Obrig-
feit anbheingefallen waren, haben in die Worte diejes Verſes ihre
Buße niedergelegt. So wird von einem berüchtigten Gauner aus
der Mitte des vorigen Jahrhunderts, Andreas Rooß von Runge
Fl im beiljchen Amt Blankenjtein, erzählt, ev babe, als die
erjuche zur Belehrung, die Pfarrer Heimrich Daniel Müller zu
Gießen vor jener Hinrichtung im Gefängniß an ibm betrieb, end
lich anſchlugen, feinem gebeugten, reumüthigen Herzen mit dieſem
Vers ya Luft gemacht. (3. J. Moſer, monatliche Beiträge 1752. 9.)
et Vers 9 bemerkt Scriver („Sottbold* 386): „Bon einem
—— Philoſophen wird berichtet, daß er ſich mit Singen und
aitenſpiel zu — Schlaf und ſüßen Träumen bereitet habe.
Der Chriſten Muſik iſt ihr andächtiges Gebet und Abendgeſang nebſt
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auch geſeguet und füß ſein. Herr Jeſu!
Po ie Wenn meine Augen ſchon ſich ſchließen
Ha; und ermiüdet jchlafen ein,
u Soll mein Herz dennoch geflifien |
Ba‘ und auf did gerichtet fein, —
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träume jtets, o Gott, von dir,
daß fie feit an dir befleibe
und auch jchlafend dein verbleibe!”
Schamelius ſetzt noch hinzu: „O ſüßer Traum, wen von Gott
traͤumet! 1 Mof. 26, 12.” Und einen ſchönen Anm) jener Bitte
finde ich in dem Zinzendorfiſchen Lied „Vor Seinen
wo es heißt:
ugen ſchweben“,
Wenn dann der Tag vollendet,
ſo legt man ſich zur Ruh;
Von Chriſto unverwendet,
thut man die Augen zu —
Und wünſchet auch den Träumen,
wenns ja geträumt ſoll ſein,
nichts Andres einzuräumen,
als Jeſu Wundenchein
V. 10: „Laß mich dieſe Nacht empfinden!“ und V. 11: „Ad
bewahre mich vor Schreden !* find dem Dichter, wie manches jeiner
Lieder, „recht Durchs liebe Kreuz ausgepreßt“ worden; er wußte
wohl, warum er jo betete, denn er erzählt jelbit, daß zu jeiner Zeit
Krieg, Hunger und Peſtilenz grauſam grajfiret haben, und daß ihm
zu Beiten die Kriegsgurgeln alles weggenommen haben.
Den legten Vers hat eine adeliche Dame in Schlejien, wie
Blumberg berichtet, mit den Ihrigen allezeit auf den Knieen ge-
ungen. Und auch heute noch gibt es Familien, in welchen das
erungebel mit dieſem treffenden Seufzer zum Abſchluß gebracht
wird.
Die Melodie: heddehaa, im Original von munterem,
friichem Ausdrud, nun aber durch den ——— Zuſchnitt ziem-
lich lahm und monoton, iſt von Johann Schop, dem Hamburger
Tonmeiſter, dem „Dritten Zehn der himmlischen Lieder” Riſts 1642
beigegeben. Johann Grüger hat fie bereit3 1653 im jeine „Geiſt—
lichen Lieder und Pſalmen“ aufgenommen, ımd Johann Sebaftian
Bach hat fie, unter Zugrumdlegung des 6. Verjes als Tertes, mit
einem veichen Tonſchmuck in jeine große Paſſionsmuſik verwoben,
da wo die Worte des Evangeliums über Petrus recitirt find: „und
gieng hinaus und meinte bitterlich.“
78. ANun ruhen alle Wälder.
Bon Paulus Gerhardt (1607—1676), erjchienen in „Johann
Crüger Praxis pietatis melica 1648“; jo daß es Iutfoe Überlief
it, werm gejagt wurde, die Melodie des alten Liedes: D Welt, 4
F — ——— en > wazr * J
RUE Abendtieder. Nr. 78. 193
muß dich Laffen! weiche zu Mittenwalde Abends vom Thurme herab
zwei Trompeten geblajen wurde, habe ihn zu * Liede ver⸗
anlaßt. Gerhardt kam erſt 1651 als — nach Mittenwalde.
Daß er aber an jener mr eine bejondere Freude hatte, haben
wir bei „DO Welt, fieh hier dein Leben“ gejehen und finden diejelbe
nun * wieder; vergleiche das Lied: DO Welt, ih muß dich laſſen.
iejes Lied ijt ein Kleinod der lutheriſchen Kirche. Bunjen
nennt es „Öebet eines Kindes Gottes, das treu des Tages Laft und
Hitze getragen und fich num in der Stille der jternerleuchteten Nacht
anvertraut, die es umgibt, und der Ruhe, Die e8 erwartet; das, indem -
es jih vom Sichtbaren zu dem Gedanken des nie untergehenden
Lichtes, des Lebens in Gott und der ewigen Ruhe erhebt, die Gott
den Seinen bereitet hat, ſich und jeine Lieben getrojt in die Arme
per ſchützenden Heilandes legt.“ — Der Gedankengang im Geifte
e3 Sängers ift: Ruhe der Natur, aber Leben der Seele in Gott
B.1. — Was jagt von der Natur die Seele? Die Sonne iſt da-
hin, die Sonne meines Herzens bleibt V. 2 (Maleachi 4, 2); wie
die Sternlein leuchten, aljo auch ich in meines Vaters Reich V. 3
Daniel 12, 3). — Woran erinnert mich die Natur meines Leibes?
er Leib legt die Kleider ab, Chriftus wird mich Mleiden in Herr—
lichkeit B. 4 (ei. 61, 10); die Glieder freuen fich der Ruhe, das
erz hofft die Feier von aller Arbeit V. 5 (Offenb. 14, 13); die
lieder bedürfen der Ruhe im Bette, fie werden diejelbe endlich
finden im Grabe ®. 6 Se: 57, 2). — Seht folgt das Abendgebet
auf die Abendgedanfen: Leib und Seele ſchlummert; Wächter Iſraels,
Sorgen wicht! V. 7 (Pialm 121, 4). Der böje Feind lauert;
eſu, mein Heiland, jhüge! V. 8 (Matthät 23, 37). — Ein Blid
noch hinüber auf die Memen: Gott behüt euch durch jeiner Engel
Schar! 3. 9 (Pſalm 91, 10 f) — — Mit finnigem Geift ijt in
jedem Vers Sinnliches und Geiftiges, Irdiſches und Himmliſches
einander gegemübergejtellt; und das Geiftige und Himmlijche, zu dem
der Sünger vom Anschauen des Irdiſchen immer wieder hinüber:
er wird, findet jtet3 jeinen Ruhe- und Haltpunkt in einem bib»
iſchen Wort und Gedanten.
Schnell hat fich darım das Lied im evangelischen Wolfe ver-
breitet und wurde faſt in allen Häufern der guten alten Beit als
a gebetet. „Seit feinem Erjcheinen, jagt Bunjen in der
evang. Kirchenzeitung 1830, it diejes Lied eimes der beliebtejten
und befannteiten Lieder hriftlicher Andacht in ganz Deutſchland ge»
worden; im einem wahrhaft kindlichen Wolksgeift gefühlt und ges
dacht, vereinigt e8 mit feltener, ungekünſtelter Einfachheit des Aus—
drucds eine Erhabenheit der Gedanken, eine Tiefe chriſtlicher Er—
keuntniß, einen Meiz der Poeſie, daß es für diefe Gattung von
Liedern als ein ewiges Muſter gelten muß. Wer in den Gegenden
Deutichlands gelebt hat, wo die Gejänge der Iutheriichen Kirche
he noch im Munde des Volls erhalten haben, der weiß, wie dieſes
üße Lied oft auf befternter Flur von den beimkehrenden Land» und
ergleuten gejungen wird, und wie es Abends in den friedlichen
Stuben umd von Me Thürmen durch die nächtliche Stille erichallt.”
Koch, EArchenlled. VII. 13
Und dennoch war e8 jeit der zweiten Hälfte des achtz
Jahrhunderts Hundert Sahen lang ein Zeichen ‚ dem aufs
wi ochen ward. Friedrich der Große, König von Pr A
hatte jich in feinem durd Streitigkeiten über Einführung eines
neuen Geſangbuchs veranlagten Cabınetsbefehl 1781 dahin ausge
ſprochen: „Emm jeder kann mir glauben, was er will, wenn er nur
ehrlich it. Was die Gejangbücer angehet, jo jtehet einem jeden
frei, zu fingen: ‚Nun ruhen alle Wälder‘ oder dergleichen Duımmes
und thörichtes Zeug mehr. Aber die Priejter müſſen die Toleran
nicht vergeſſen, denn ihnen wird feine — geſtattet.“ Dur
diejes unfönigliche Wigwort war das Lied in Mipfredit gebracht,
und mit dem Abſterben des lebendigen Geiftes und kirchlichen
Sinnes in der evangelischen Kirche wurde das alte Lieblingslied des
frommen deutjchen Volkes zur Zielſcheibe des Spottes und Witzes
gemacht. „Die Gebildeten, jagt Bunjen am angeführten Orte,
u. die Naje über Vieh, Schafe und andere gemeine Aus:
drüde, und die Geijtreichiten bemerften, daß die erjte Strophe reiner
Unſinn jei. Wie können, jagten fie, die todten Wälder ruhen, Die
nie wachen? Wie kann man in unjern aufgeflärten Zeiten jetzt noch
fingen: ‚E3 jchläft die ganze Welt, wenn man weit, daß gerade,
während wir uns jchlafen legen, unſere Gegenfüßler wach werben,
alſo höchitens die halbe Welt jchläft und auch pon — 9— nur ein
eil, weder die wachhabenden Soldaten, noch Kranke, die an
Schlafloſigkeit leiden?“
Solche Dinge können aber wahrlich nur den ſtören, der über—
haupt die dichteriſche Sprache nicht verſteht. „Die ganze Welt,
bemerkt mit Recht ſchon der alte Schamelius, das iſt der ganze
Theil, derjenige Horizont, von welchem ſich jetzo die Sonne ge
ichteden hat und da ich finge.* Das Ruhen und Schlafen der Wälder
und Felder hingegen, jo wie „das Vieh“ findet man bei dem ge
priefenen Birgil gar ſchön und herrlich, während man es bei Ger-
hardt für abgeihmadt hält. Und doch hatte Gerhardt hier Die
Stelle in Virgils Aeneis 4, 522—528 im Auge:
Nox erat, et placidum carpebant fessa soporem
Corpora per terras, silvaeque et saeva quierant
Aequora; quum medio volvuntur sidera lapsu,
Quum tacet omnis ager, pecudes, pietaeque volucres,
Qnaeque lacus late liquidos, quaeque aspera dumis
Rura tenent, somno positae sub nocte silenti:
Lenibant curas et corda oblita laborum.
Naht wars, und es genoß holdjeligen Schlunumer, ermidet,
Alles, was lebt auf Erden; die Wälder und milden Gewäſſer
Ruheten; jet da mitten im Lauf hinrollen die Sterne,
Da rings fchweigen die Felder, das Vieh und buntes Gevögel,
Das hier prächtige Seen weithin, dort rauhes Geſtrüppe
Eingenommen, vom Schlafe gemwiegt in nächtlicher Stille:
Sorglos labeteu alle das Herz, vergefiend der Arbeit,
Es ift nicht der Mühe werth, die Märtyrergeichichte unſeres
Lieds im einzelnen zu verfolgen. Gott jei Dank, daß auch der welt
N EA —
u. —
XXII. Abendlieder. Nr. 78. 195
liche Geſchmack in Sachen der Poeſie unſerem Liede wieder Ge-
tigkeit angedeihen läßt, und daß unjeren Gemeinden der köſtliche
Wohllant des Gerhardtiichen Abendlieds wieder überall unverftümmelt
zu Theil geworden üt.
Wadernagel erzählt, daß Schillers Mutter mit den Liedern
Gerhardts das jugendliche Gemüth ihres Sohnes nährte, und daß
derjelbe ‚demzufolge beſonders das Lied „Nun ruhen alle Wälder“
liebgewann. (Gerhardts Lieder, Vorrede.)
Zum 1. und 7. Vers und dem ganzen Liede mag: folgende
Erzählung eine Slluftration geben.
itten im Pinzigthale, bei. der ehemals freien Stadt Geln-
haufen umd am Saume des uralten Neichsforftes, genannt der
Bidinger Wald, erhebt‘ fich em hoher, zum: größten Theile mit
Weinpflanzungen bededter Berg, der eine jtattliche Kirche mit den
Wohnungen für Pfarrer und Küſter trägt. Man nennt den Ort
nur „anf dem Berge“, und die Kirche iſt der Mittelpunkt eines
weitläufigen Kicchipiels, welches aus ſechs Dörfern bejteht, die zum
Theil im Waldgebirge zeritreut liegen. Da war gegen Ende des
vorigen Zahrhunderts im Monat April ein recht jtürmischer Abend
mit Regen und Schnee; der Sturm heulte um die Kirche und rüt-
telte an Läden und Thüren des Pfarrhaufes. Drinnen aber jaß
der Pfarrherr am eichenen Tiiche bei Weib und Kindern und las
den Abendſegen; darauf jangen fie das Lied: „Nun ruben alle
Wälder.” Aber horch, mitten in den Gejang und Sturm hinein
fradhte e3 draußen vor dem Feniter, und es war den Leuten drin—
nen, als hörten ſie einen ſchweren Fall und dann wieder Fußtritte
von Menjchen. Der Pfarrherr jprang auf und zündete ſchnell eine
bereit jtehende Laterne an. Borfichtig öffnete ev den wohlvertwahrten
Fenſterladen und leuchtete hinaus; da jah ex demm, daß eine Planke
im Zaune um das Särtlein vor dem Haufe zerbrochen war und im
naffen Boden jih Fußtapfen zeigten. Sonst konnte er vor dem
rafenden Sturm und Regen nichts jehen und hören. Er jchloß den
Laden und jagte: „Behüt uns Gott, ihr Lieben! Das war ein ums»
heimlich Ding; wir werden wohl dieje Nacht einen ſchlimmen — 2**
erhalten!“ — Den Pfarrleuten war dieſes zu jener Zeit, wo ſich
gar vieles Raubgeſindel und Gaunervolk in der Gegend umhertrieb,
nichts Neues, und ſie machten ſich ruhig auf alles gefaßt. Fenſter
und Thüren am Hauſe wurden wohl verwahrt und Hunde los»
ri im Hofe. Der Hausvater mit dem ältejten Sohne und
einem Knechte rüſtete jeine Gewehre, die er unter Dem Gefahren
des einjamen Ortes nothgedrungen handhaben gelernt hatte, „Geht
mum zu Bett, jagte ex zu den Seinen, der Herr wird Wache
halten!" Das. hatten fie.oft ſchon erfahren, und jo giengen fie ge
troft zur Ruhe. Uber die gerüjteten Männer wachten die ganze
Nacht vergeblich, es kam wicht. Um folgenden Abend branste
wieder Sturm um das Haus; die Männer giengen früh zu Bette,
theils um ſich von der legten Nachtunvube zu erholen, theils um
gegen Mitternacht hin wieder bei der Hand zur fein. Denn ge
rade für diefe Nacht waren fie am meisten beforgt. — Die Mitter»
13*
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u: Br da
nacht kam und der Sturm legte fich. Altes ſchlief im Haufe, mur
die Mutter wachte an der Wiege ihres jüngiten Söhnleins, wel
ein gar arger Schreihald war umd nicht zur Mühe kommen wollte.
Um den Bater nicht zu ftören, gieng fie mit ihm in ein Neben-
Ber wo fie ihn hin- umd hertrug. Da hörte fie unten ein
ärmen, unterdrüdtes Knurren der Hunde und Fliitern von Men—
ſchen. Vor dem Feniter des oberiten Stockwerles, wo fie ſich be—
—7 hörte fie das Pochen einer angelegten Leiter. Schnell wedte
ie die Männer, und dieſe waren ſogleich mit den geladenen Ge—
wehren bei der Hand. Als der Pfarrer ans Feniter trat, Jah er
einen Haufen Menſchen im Hofe, eine Leiter an die Wand gt ehnt
and oben darauf einen wilden Kerl jtehend. — „Wer da?“ rief
ver Pfarrer. Keine Antwort. „Wer da? nod einmal!“ Da brüllte
aus dem Haufen einer: „Der Teufel iſt da und will Pfaffen ſtehlen!“
Seht ſchoß der Pfarrer und der Mann jtürzte von der Leiter, Weiter
pm mn Schuß auf Schuß, bis der Haufe über die Hofmaner und
en Kirchhof mit gräßlichem Fluchen und Heulen auseinanderſtob.
Später, als alles ruhig war, giengen die Männer aus dem Haufe
in den Hof und fanden da die beiden großen Hunde jterbend
biegen , weil fie vergiftete Wurjt gefrefien hatten. Am Morgen
fonnten fie Die ae bis in den nahen Wald — —
Einige Wochen nach dieſem nächtlichen Vorfall kam früh Morgens
ein Maun zu dem Pfarrer; der jah gar unheimlich aus, war aber
doch im Haufe bekannt. E3 war ein Korbmacher, den man nur den
Mahnenhannes nannte. Der trat zum Pfarrer in jeine Studirjtube
und grüßte ihn ee fait ehrerbietig. Hierauf jagte er: „Herr
Pfarrer, ich war neulich in der Nacht an Eurent Feniter und hab
ſpionirt. Da habt Ihr mit Euern Leuten ein Lied gejungen. So
was hab ich noch nicht gehört; es iſt mir Durchs Herz gegangen.
Ich bitt Euch, jagt mir noch einmal das Lied.“ Pfarrer: „Das
war unſer — —6 den wir alle Tage ſingen. Ich wills Euch
erne noch einmal jagen.“ Der Pfarrer ſagte ihm das ganze ſchöne
ied mit möglichitem Nachdrude vor, und erfuhr nz daß der
nächtliche Überfall von den Korbmacher und der in dem nahen
Walde liegenden Bande ausgeführt war, und daß der Geſchoſſene
wieder geheilt je. Bald Fam der Menjch wieder umd jagte; „Wir
müfjen fort aus der Gegend und bürfen nicht wieder fommen.
Da wollt ich Euch aber noch einmal ſehen und Euch bitten, mir
das Lied aufzujchreiben, das Ihr mir neulich gejagt habt.“ Der
Pfarrer ſchrieb ihm das Lied auf umd jprach mit ihm mod
mancherlei aus Gottes Wort bis um Mitternacht. Der Räuber
gieng hinaus in die dunkle Nacht, aber ein Fünklein des Lichtes
war in jeine Seele gefallen; und war gleich dafjelbe nicht mächtig
genug, ihn ganz ſeinem unſtäten Leben zu entziehen, jo begieng er
doch, wie die noch vorhandenen Aftenitüde ausweiſen, von da an
feine abjonderlichen Verbrechen mehr. AS er aber zwei Jahre jpäter
auf der Minzplatte im Spefjart wegen früher verübter Mordthaten
mit dem Strange gerichtet wurde, da verlangte er ausdrüdlich, dag
die Schuljugend ihm auf jenem Todesgange das vom Bergpfarrer
—*
J
u Ka Fe ale, Ze
KU Abendlieder. Mr. 78. 197
e Lied vorfingen folle. (Evang. Liederfegen zum pfälziſchen
—E 1861.)
8. 5 und 6 haben in folgenden Fällen ihre unmittelbarjte Au—
wendung gefunden. — Als der treue Pfarrer Frider in Dettingen
bei Urach auf feinem Todtenbette Tag, betete man ihm in der letzten
Nacht den fünften Vers:
Das Haupt, die Füß uud Hände
find froh, daß nun zum Ende
die Arbeit kommen IK
Herz, freu dich, du ſollſt werden
vom Elend dieſer Erden
und von der Sünden Arbeit frei!
Und als man ihn fragte, ob es ihm auch nad) diefen Worten gehe,
antwortete ex: „Ja; ‚man muß bier jtet3 auf a gehn, Die
ihren Gift in unfre Ferſen bringen!“ Womit der terbende ein
Zeugniß gab von dem jeligen Taufch, den ein Kind Gottes in jeinem
ode machen darf. (Chriſtenbote 1833.)
Sm Dezember 1716 kam der Archidviatonus Gabriel Rehfeld in
Oſchatz einsmals frank aus dem Beichtituhl nach Haus, Die plötz—
lich überhandnehmende Schwäche gab ihm bald zu erkennen, daß
der Herr ihn heimholen werde, und er legte fich zu Bette mit dem
Worten des jechsten Verſes:
Nun geht, ihr matten Glieder,
geht Hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund und Beiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh ein Bettlein in der Erd!
Nach wenig Tagen wurde das an ihm erfüllt und er durfte ein-
gehen zu feines Herrn Freude. (Frenkels Dypticha Ossit.)
Ein ganzer Kranz von Erzählungen legt fi” um dem achten
Bers her, welcher mit feiner hriftgemähen Herzlichkeit und hoch—
vetiichen Kindlichkeit in den verjchiedenften Lagen Anwendung findet.
te mancher Ehriftenjeele, Kindern zumeiſt, aber auch ottesfindern
überhaupt, dient der Vers als letztes Abendgebet! Oftmals ift er
um 55 Erdengebete geworden; ja in manchen Gegenden Deufſch—
nds bejchlicht man mit ihm die Taufe der Lieben Kleinen, um fte
dem Schuß ihres Herrn Jeſu zu befehlen.
In der evangeliihen Schule zu Kiichinew im Sübrußland,
welche auch von manchen iraelitiichen Kindern befucht wird, fragte
ajtor Gurland 1868 die Schüler nach Morgen» und Abendgebeten,
ergieng aber abfichtlich zwei jüdiſche Mädchen. Da erhob ſich
das zchnjährige und fragte: „Darf ich auch mein Gebet heriagen ?*
und als er es bejahte, betete fie mit frendeftrahlendem 8 voll
Beet Andacht das heilige Vaterunſer bis zu Ende, Und two
N du denn das gelernt ? Tragte er. Das hab ich in ber Schule
elernt, fagte fie; denn zu Haufe darf ich® nicht Ternen im der
egenwart ber Mutter. Die jüngere Schwefter aber, ein achtjäh«
Ey
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es Kind, ſagte: ich Tan auch ein hübſches Abendgebet. Laß es
— erwide er. Da fieng es an: a ii.
of Breit aus bie Tylügel beide,
—*6* o Jeſu, meine Freude,
nach und nimm bein Kichlein ein!
Wil Satan mich verichlingen,
fo laß die Engel fingen:
dies Kind joll umverleget fein!
Und auf die Frage, ob fie denn aud ein Kichlein an fei, ant-
wortete fie mit Thränen in den Augen: Das weiß ich nicht, möchts
aber jein! (Stuttg. Ev. Sonntagsblatt. 1869.)
Ein fünfjähriges Töchterlein wurde von der Mutter zu Bette
gebracht, und das Kind betete —* Vers noch vor dem Einſchlafen.
Als das geſchehen, fragte das Kind, was denn die letzten Worte
bedeuten: „will Satan mich verſchlingen?“ Die Mutter erklärte es
ihm noch und legte ſich dann auch ſchlafen. Eine Stunde vor Mit⸗
ternacht, als alle im erſten Schlafe lagen, fiel ein großes Stück
von der Zimmerdecke dicht neben des Kindes Bette herab. Die Eltern
eilten beſtürzt herzu, nach den Kindern zu jeben, die aber jchliefen
xubig fort und waren alle unverjehrt. Boll Danfs gegen Gott
konnte nun die Mutter am andern Morgen zu ihrem Töchterlein
fagen: „Sieht du nun wohl, wie der liebe Heiland dein Gebet er-
hört und zu jeinen lieben Engeln gejagt hat: ‚dies Kind joll un-
verlehet fein?“ (Heinrich, Erzählungen. 1846.)
Um 14. September 1796 kamen ſchwere Schredensitunden ‚über
Das heifiiche Städtchen Lisberg, Das auf einer der waldigen Vor—
höhen des Vogelsbergs Tiegt. Nachts zwijchen neun und, zehn Uhr
rüdten nemlich 500 Mann Fußvolf von der vor Erzherzog Karl
auf der Flucht begriffenen franzöfiichen Armee rahejhnaubend in
das Städtlein ein, erichofien den alten ehrwürdigen Pfarrer des
Drts, Philipp Jakob Koch, der um Gnade bittend ihnen entgegen-
gezogen war, und zündeten, nachdem fie mehrere Stunden lang ge—
mordet, zeritört, geraubt und geſchändet hatten, die Stadt an allen
Eden an, daß allein 58 Wohngebäude bis auf den Grund nieder—
Drannten. Draußen aber vor dem Städtlein ftand etwas abjeits
am Abhang des Berges ein Häuschen, und in dem ſaß eine Mutter
am Krankenbett ihres Kindes. Aus Furcht, das Leben ihres Lieb—
Yings zu gefährden, wollte fie an dem rauhen Septembertag mit
—* nicht in den Wald flüchten, wie die meiſten Einwohner
thaten. Als nun aber das Schießen und Morden im Orte begann
und der Rauch von den angezündeten Häuſern vom Berge herab
über das Thal zog, ward es dem armen verlaſſeuen Werbe zum
Sterben angit; fie verriegelte Die Thür ‚des Häuschens umd warf
fich betend neben der Wiege des Kindes nieder. So lag fie eine
Beit lang, zitternd auf das Wuthgefchrei der Soldaten und auf das
Wehegeichrei der Mißhandelten horchend, als auch au ihre Thüre
mit einem Gewehrfolben geftoßen wurde. Dieje, alt und gebrechlich,
wie fie war, fuhr fchnell auf, und mit gefälltem Bajonette jtürzte
vl
Au fr al AT a
ein Franzoſe wüthend auf das erjchrodene Weib zu. Bla wie der
Zub, Inge die erichrodene Mutter ihre Hände über das Kind und
mit der Stimme der Verzweiflung betete fie: „Breit aus die Flügel
beide — — dies Kind foll unverleßet ſein.“ Da ſenkte plößlich
der wilde Soldat die Todesiwahfe, trat zur Wiege und wo jeine
rauhe Hand janft auf des Kindes Haupt; feine Lippen bewegten
id wie zum Gebete, und dide Thränentropfen fielen über jein
R bärtiges Angejiht. Dann reichte er der Mutter die Hand und
gieng jchweigend davon. Als aber die rau nad) einiger Zeit von
J 3 Knieen * exhob und durch das kleine Fenſterchen hinausſah,
m Er da jtand der Franzoje, das Gewehr im Arm, umter einem
# ienbaum der Hausthüre gegemüber, al3 ftünde er Wache, allen
impf und Schaden von dem Haufe jeines Schußes fern zu halten.
als der ganze Soldatentrupp mit Beute beladen abzog, verließ
er jeinen Pojten mit einem größern Schaß im Herzen, als ſeine
Kameraden in ihren Süden. Glaubrecht, Erzählungen aus dem
Seſſenlande, Frankfurt 1853.)
Dr. Heinrich Bipping, Oberhofprediger in Dresden, em Niko—
demus und heimlicher Jünger Speners, ſchickte fi) am 22. April
1722 mit unjerem Vers pi Todesruhe. Mehreremale nad) einander
betete er die flehenden Worte; da vergieng ihm Verſtand und Em—
grmbung, und Die Flügel des Herrn breiteten fich auf fernen fterbenden
echt. (Gleich, Annales. 1730.)
f"
Bi:
-
J Der achte und neunte Vers treten uns noch beſonders an—
a —5 — entgegen in den Gedanken der Herzogin Henriette von
Orleans. Ste hielt auf unſer Lied gar viel. Auf einer, Reiſe
mit ihrem Gemahl, da fie ihren Erjtgeborenen verlaffen mußte,
—* ihrer Mutter, Erbgroßherzogin Auguſte von Mecklen—
burg: Wenn nur dem Kleinen nichts gelhicht! Das hält mein
.. „grmes Der immer in Aufregung, und ich kann es nur ftillen durch
Das Sebet: „Breit aus die Fluͤgel beide, o Jeju, meine freude,
md nimm dein Kichlein ein! Will Satan es verichlingen, jo Taf
die Engel fingen: dies Kind ſoll unverleßet fein!“ Und das beteit
u du mit mir für ihm, micht wahr, meine there Mama? — — —
7 Bin zuvor hatte fie an dem Beſuch derfelben in Paris und dem
täglichen Beiſammenſein eine jolche Freude, daß fie am einem Abend
2 Ba ein Brieflein am fie jchrieb: "no einen herzlichen Gute-Nacht-
Rund, meine theure liebe Mama! Leider fchriftlich, da du micht
k
„mehr fommen konnteit. Da wir aud) rw Abendlektire nicht mehr
hallen können, jo jchreibe ich dir einen Vers her:
Inn Auch euch, ihr meine Lieben,
A ſoll heute nicht betrüben
J ein Unfall noch Gefahr!
En. Gott Taf euch ſelig ſchlafen,
ſtell euch die goldnen Waffen
ums Bett und feiner Engel Schar!
| Und wünjche, dab du morgen früh und recht wohl erwacheſt. —
- Dein Kind.” (Schubert, —— 1859.)
9. 5 ihr '
Ein Nahhall des Gerharbtsliedes ift es wohl, wenn wir von
Mar von Schenfendorf in einem ber ſchö Lieder, das je in einem,
Lager gedichtet wurde, Iefen: „So ruht, ihr müden Glieder, viel-
leicht zum leßtenmal; Wie bald, fo finft ihr nieder, verlegt vom
Blei, und Stahl !* zuletzt noch eine köftliche Ausdehnung der
Liebesgedanten im legten Berje:
Auch du im Lager drüben
magſt ruhig Ichlafen, Feind,
Wir ha'n mit Schuh und Hieben
e3 ehrlich ſtets gemeint.
Mit Einem aber ringen
wir Morgens wie zur Nacht:
er möcht uns gern verſchlingen;
ber Löwe brüllt und wacht!
79. Aun ſich der Tag geendet hat.
Bon Johann Friedrich Herkog (1647 — 99), ſpäterem Rechts-
gelehrten zu Dresden, gedichtet.
M. A. Bojelt bezeugt in dem Lebenslauf von — Ernſt
Hertzog, Paſtor zu Zittau, dem Bruder an Friedrihs, 1714,
daß diefer, ein großer Liebhaber der Muſik und bejonders des
Lautenjpiels, eines Abends ums Jahr 1670, als er noch ein Stu-
diofus zu Wittenberg gewejen, dieſes Lied gedichtet habe. Die Weije
dazu entnahm er nad Gabriel Wimmers Liedererflärung einer welt
lichen Arie, welche häufig der Braut zu Ehren bei dem Hochzeiten
ngen worden fei, und welche mın Dr. Faißt in Stuttgart als
N Krieger zugehörig in deifen „Neuen Arien. Dresden: 1667*,
als Ständen oder „Nachtgeſang“ aufgefunden hat. Dieſelbe:
dgabbeed, iſt imdeflen für den firchlichen Gebrauch viel-
fältig verändert worden.
Das Lied des wadern Studenten, aus dem ein frommer Jurift
geworden ift, fand bald ‚allgemeinen Eingang.
Von Sammel Veiel, einem Doktor der Medizin, wird in feiner
u Ulm 1695 gehaltenen Leichenpredigt bezeugt, daß e3 fein tägliches
ht: und Schlaflied gewejen.
Am eindrüdliiten ijt vielen V. 6 geworden:
Den jeg ich dir zum Bürgen ein,
wenn ich muß vors Gericht;
Ih kann ja nicht verloren fein
in jolder Zuverſicht.
Im Blick auf diefen Vers mags geſchehen jein, daß, wie Blumberg
in feinem Zwickauiſchen Gejangbuc berichtet, ein Miffethäter, welcher
hingerichtet werden jollte, um Bejchleunigung feines Todes bat, als
er dieſes Lied in der Nachbarſchaft fingen hörte.
Die beiden legten Fräftigen Verſe:
Soll diefe Nacht die legte jein
in diefem Jammerthal,
So führ mid, Herr, in Himmel ein
zur auserwählten Schar.
on Und alio leb und fterb ich bir,
rker Zebaoth:
Im Tod und Leben Bil du mir
aus aller Augſt und Noth!
M. Paul Bofe, welcher unjer Lied „die Stimme der geijtlichen
re nennt, hat eine Barodie darauf gedichtet: „Nun fich die
Nacht geendet hat, die Finfternif KT — Eine gar jchöne
ah ift Das namenloje Lied: „Nun ſich der Tag geendet, mein
erz zu Dir fich wendet“, von welchem wir. den Schlußvers hier
mittheilen:
Ein Tag, der ſagts dem andern,
mein Leben ſei ein Wandern
ger großen Ewigkeit.
Emigfeit, du höne;
mein Herz an dich gewöhne:
mein Heim iſt nicht in dieſer Zeit!
80. Der lieben Sonne Licht und Pradt.
Bon Ehriftian Scriver (1629 — 93), Paſtor zu St. Jakob in
Magdeburg; bereits in „Herrlichteit und Seligfeit“ 1671 erwähnt,
allſo vor diefer Zeit verfaßt, ſodann erjchienen im Lüneburger Ges
ſangbuch 1686.
E Die Entitehung dieſes tieffinnigen Lieds wird aljo berichtet.
In Scrivers Nachbarjchaft wurde einmal des Nachts unter einer
angenehmen Melodie ein weltliches Lied gejungen. Als er nun
im Geift betrübt worden, daß die Anmehmlichkeit der Muſik jo ges
7 mißbraucht werde, hat er ſich aus einer heiligen Rache gegen Golden
WMißbrauch fofort hingeſetzt und Diejes jo angenehme und erbauliche
Vied gefertigt, auc das Metrum und die Melodie aus dem ange
hörten —— Lied beibehalten. Nun ſoll alſo dieſe ſchöne Abends
liedweiſe fortan geſungen werden, wenn über einen Pilgrim der Tag
— 1a geneiget hat, daß er in Jeju Namen liege und jchlafe ganz mit
: eden.
2 Bon dem jchönen Lied diejes treuen Lehrers, des ur la
unſerer Intherischen Kirche, in welchem die Gedanken des Gerhardt»
ſchen Abendlieds nachklingen und kräftig widerhallen, find die Verje
von großer Kraft, und unter ihnen befonders B, 8. Seriver jagt
darüber im feiner Predigt am Sonntag: Rogate 1671: „Wie eine
Unhr ihre gewiffe Anzahl Schläge thut im einer Stunde und dann
die Stunde mit dem Glockenſchiag meldet, jo hat auch unſre Puls—
aber nicht allein ihre von Gott beſtimmte Zahl, wie vielmal ſie im
einer Stunde fchlagen ſoll, jondern auch im ganzen Leben; es wird
die Zeit endlich fommen, da unſer Herz jamt dem Adern tvird er»
Legen und jtille werben. Hiebei fällt mir ein, was jener gute
Mann mit Gott bedinget gehabt, daf wann Kir Puls jchlage, es
nach feiner Seele heiligen Verla en und Vorſaß jo viel fein jollte,
als wenn die Ader auch eine Stimme hätte und fagte: Heilig,
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xı. Abendlieder. Nr. 80.
heilig, heilig ijt Gott! Wohin i in meinen Abendliede ge-
zielet, wo das hriftliche Herz zu Jeſu jeufzet: x
So oft die Nacht mein’ Ader jchlägt,
fol did) mein Geift umfangen;
So vielmal ſich mein Herz bewegt,
joll dies fein mein Verlangen,
Daß ic mit lautem Schall
möcht rufen überall;
Ach Jeſu, Jeſu, du bift mein,
und ich aud) bin und bleibe dein !*
Als der Waijenvater Georg Friedrih B in Stuttgart in
jeiner Jugend auf Reifen war, kam er in Wien wegen. jeines
Glaubens in einen heftigen Streit mit katholiſchen Gefellen, Eines
Abends gieng er, fröhlich nad Haus und zu Bette, Das er in einer
Bühnefammer mit einem Nebengefellen theılte. Gewöhnlich Tag er
vorne, diesmal legte er ſich nach hinten, weil der andere noch nicht
da war. Dabei kam ihn die lebhafte Erinnerung jeines Vaters an:
„Lieber Sohn, ich bitte Dich, verfäume doch das Gebet nicht! Be—
fiehl dich jeden Abend, ehe du Dich niederlegjt, in den Schuß Gottes
und bitte ihn um den Schuß feiner heiligen Engel!“ Er warf fi)
auf die Kniee und betete von H tjen das Lied Scrivers, welches er
in jeiner Kindheit gelernt hatte: „Der lieben Sonne Licht und Pracht
5 nun den Tag vollführet!“ Er betete es hinaus bis zum legten
erje:
Nun, matter Leib, gib dich zur Ruh
und ſchlafe janft und ftille;
hr miden Mugen jchließt euch zu,
denn das ijt Gottes Wille.
Schließt aber dies mit ein:
Herr Jeſu, ich bin dein!
jo wird der Schluß recht wohl gemacht:
nun Sein, Jeſu, gute Nacht!
Bald war er eingeichlafen. Gegen Morgen aber erwachte er an
einem durchdringenden Schrei. Sein Kamerad, der neben ihm lag,
rief: „DO weh, ich bin gejtochen, ich muß jterben!“ An dem Ge—
polter des Davoneilenden erwachten die Mleifterslente. Da zeigte
ſich's, daß der Arme tief ins Herz gejtochen war; und nad) wenigen
Stunden jtarb er. Nur das fonnte er nod) erzählen, daß der Mör
rufen: „Da, Ketzer, da Haft dur den Lohn für deine Läjterungem!“
Der Ermordete war ein Ratholit; es war aljo fein Zweifel, Daß
der Dolch nicht ihm, jondern dem evangeliihen Beckh gegolten.
Diejer machte jih bald aus dem Staub, betrachtete aber immer
jeine Errettung al3 eine Erhörung jeines Abendgebets. (Burk, der
Waijenvater Bedh. 1839.)
Diejen Legten Vers jangen fie am Grabe des Rojenbäders
Burger zu Nürnberg, von deſſen glaubenskräftigem umd hejgegrin-
detem Chriſtenthum ©. H. von Schubert jo manches erzählt.
Das Lied iſt mit zwei Melodieen gejchmrüct worden: gdgfisgaha,
welche in Telemanns Choralbuch 1730 fich findet, und Fb de e esddch a
RR A a 6———
an S Du 22 DC a a ar v &
XI. Abendlieder. Nr. 81. 203
im Freylinghauſenſchen Gejangbuh 1704 (im württemb. Choralbuch
1844: dghachag). |
81. Herr, es it von meinem feben.
Gedichtet von Cajpar Neumann (1648-— 1715), Profejior zu
Breslau, ums Jahr 1700 und mitgetheilt im „Vollkommenen jchleit-
ben Kirchengeſangbuch. Breslau 1711”; ein von dem chrijtlichen
off aller Orten 6 gebrauchtes Abendlied.
Zu Vers 1 bemerkt Bilhuber: „Ad, daß es nur nicht bei dir _
und mir jo oft heißen möchte: ‚abermal ein Tag hin oder verloren!
Wie jener, zwar heidniſche, aber in diefem Stück manche Chriften
beſchämende Kaijer, two er ſich des Abends feiner Gutthat zu erin-
nern wußte, die er jemand erzeigt hätte, mit betrübtem Herzen aus—
gerufen: Amici, diem perdidimus! (‚wir haben eimen Tag verloren,
meine Freunde‘) jo frage auch des Abends dein Gewifjen; und iſt
der Tag dahin, jo jiehe zu, daß er nicht hin und verloren jet,
jondern du denjelben im dem Buche Gottes dereinft zum Segen
über dich angejchrieben findeſt.“
Seine befondere Geſchichte hat der fünfte Vers diejes Liedes, —
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts 309 eine Kleine Gejellichaft
von Studenten von Halle aus nach Jena, two jic noch einige der
dortigen Studenten anichloffen, jo daß es ihrer acht waren. Von
Sena führte fie ihr Weg weiter durch den Thüringer Wald nach
Franken. Als fie eines Tags um die Mittagszeit im Begriff waren,
noch in den Thüringer Wald einzutreten, wurden fie von dem Wirth,
bei dem ſie zuleßt übernachteten und bei dem jie der eingetretene
Negen den ganzen Vormittag über zurücgehalten hatte, jowie auch
von dem gerade anwejenden Stadtjchreiber des Dertchens dringend
ermahnt, doch lieber vollends den andern Morgen abzuwarten, denn
in einem halben Tag könnten fie nur mit Miühe bis in die Mitte
des Waldes kommen, in eine Gegend, wo zwar etliche Wirthshäufer
befänden, die aber ſehr verrufen und im Verdachte ftünden, daß
on mehrere Mordthaten im ihnen gejcheben wären. Die jungen
ente aber, die mach damaliger Sitte mit Seitengewwehr —
waren und dazu einen leichten, guten Muth hatten, lachten der Ge—
en und traten dennoch die Reiſe im den Wald au, indent jie kurzen
2. von den beiden ängjtlihen Männern nahmen, als ob das
Raubgeſindel fich eher vor ihnen fürchten müßte, als fie ſich vor
ihm. Als fie nun bis gegen Abend gegangen waren, kamen ſie in
eine Thalſchlucht, im deren Tiefe ein einfames Wirthshaus jtand,
Dort beichloffen fie, zu übernachten. Ws fie aber in das Haus ein»
traten und die Wirthsleute fie jo ganz befonders anblidten, auch der
Hund, den einer vom ihnen mit ich führte, nicht über die Schwelle
wollte, ſondern ner und ſcheu vor der Thüre herumtlief, *
e ein Schauder und ſie wurden ziemlich ſtill, bis das Abendeſſen
lam, wo fie unter jugendlichen Geſprächen das Grauen wieder ver—
„gaben, Im der Mitte des Zimmers ſtaund eine dicke, hölzerne Säule,
welche vom Boden big zur Dede binanfragte und dieſe zu ftüßen
AAN 204 w E x | (eb | Nr. 81. as e.. Ye AD N
Wien, Um diefe Säule gern ordnete jebt die Hausmagd das
achtlager von Stroh für die jungen Reifenden, zwar — daß
die Ropffiffen, bie fie auf die Lehnen der —— Stühle ge
legt hatte, gerade an die Säule zu liegen famen, Die jungen Leute
wunderten Ye über dieſe jeltfame Einrichtung des Nachtlagers und
fragten die Magd nad) der Urſache. Diefe aber antwortete —
es geſchehe, damit die jungen Herren mit Händen und Füßen
weit und bequem auseinander lägen und bei Nacht keinen Streit
anfangen könnten. Darob lachten die Jünglinge, und weil ſie von
dem ſchlechten Weg ermüdet waren, beſchloſſen ſie, ſich zur Ruhe zu
legen. Vorher verriegelten fie die Thüre und nahmen ihre guten
affen zur Hand; alleim fie griffen aucd noch zu einer andern
Waffe, zu der Waffe des Gebets, denn damals ſchämte man ſich
noch nicht, weder zu Haus nod auf den Reifen, des lauten, gemein»
fanten Gebet3 am Morgen und bei Tiſche und des Abends vor dem
Schlafengehen ; jelbft die Fuhrleute jener Zeit Tegten fich nie Schlafen,
ehe daß fie zuvor eim Gebet gejprochen hätten. Ueberdies waren
aber unter jenen acht Jünglingen einige, welche die Lehren der da—
maligen Gottesgelehrten in Halle, eines U. 9. Frande und feiner
Freunde, nicht bloß mit den Ohren, jondern auc mit dem Herzen
erfaßt hatten. Die Jünglinge beteten daher mit einander nod das
Abendgebet aus Arndts Paradiesgärtlein und dann das Finblich
fräftige Lied: „Herr, es ift von meinem Leben.“ Da fie beim
Beten diefes Liedes an den Vers kamen:
Steure den gottlojen Leuten,
die im Finjtern Böſes thun!
Sollte man gleid) was bereiten,
uns zu Schaden, wenn wir ruhn,
So zeritöre du den Rath
und verhindere die That;
wend allen andern Schrecken,
den die Bosheit kann erwecken!
faßte manchen ein Schauer, aber auch ein Gefühl des feſten Ver—
trauens auf Gott. So, mit den Waffen an der Hand und im Her—
zen, legten fie fich nieder. Aber einen unter ihnen ließ eine umer-
Härliche Angſt nicht chlafen. Ihm gieng es, wie dem Hund, den
fie bei jih hatten, welcher durchaus feine Ruhe hatte, jondern
immer an der Seite feines Herrn herumlief und winjelte. Endlich
wurde die Unruhe bei dem jungen Reifenden jo groß, daß er eilig
vom Lager auffprang umd auch nicht abließ, jeine andern Gefährten
zu rüttein und zu ſchütteln, bis er fie endlich zum Anfftehen bez
wogen hatte. Da ſaßen fie mın heim Schimmer eines Lichts, das
fie wieder angeftedt hatten, ſchweigend und halb fchlafend um dei
Tiſch. Auf einmal geichah em furchtbarer Schlag. Bon der Dede
war eine ſchwere Mafchine, die vorher wie ein Kranz die Säule
oben umgeben hatte, herabgeftürzt und hatte die Lehnen der um—
gefehrten Stühle, auf denen vorhin Die Köpfe der Reijenden ruhten,
in Splitter zermalmt. Dieſe Iprangen erihroden vom Tiſche auf
und ftellten fich mit gezücdten Degen an die Thüre in Erwartung
—*ol
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11. Mbendlieder. Nr. 81. 205
deſſen, was nun — werde. Wirklich hörten ſie alsbald von
der Treppe herunter Stimmen und eilige Fußtritte. Der Riegel
der Thüre wird von außen zurückgezogen, dieſelbe geht auf und
der Wirth mit zwei Geſellen tritt ein in der Meinung, hier nur
noch Leichname anzutreffen. Die acht Jünglinge aber empfangen
die Mörder mit ſo kräftigen Streichen ihrer Waffen, daß der eine
Boden ſinkt, die zwei andern aber jtarf verwundet fliehen. Die
jungen Kämpfer verrammeln nım die Thüre und erwarten in be—
BUT: Furcht eines neuen und verftärkten Angriffs den Morgen. _
ei Tagesanbruch, nachdem die Nacht ohne weitere Schrecken vorüber-
gegangen war, machen fie fih, eng an einander gejchloflen und: die
affen im der Nechten, auf den Weg, und die Furcht beflügelt *
Schritte, 6 daß ſie ſchon vor zehn Uhr im nächſten Herzoglich
Sächſiſch-Meiningenſchen Orte jind, wo fie den Vorfall ‚den Ge—
richten anzeigen. So hat das Gebet zum Herrn ihnen geholfen,
und der 34 Gott, den ſie drum anflehten, hat den Kath der
Bosheit, der ihnen den Tod bereitet, zerjtört und die ruchloje That
verhindert. — Solches berichtet Schubert aus dem Munde jeines
Oheims, der jelbjt in feiner Jugend einer von dieſen acht, von Gott
fo treulich bewwahrten, Studenten gewejen iſt. (Altes und Neues. 4, 2.)
Wie diefer Verd einmal einem Mordbrenner und Räuber als
ein Hammer, der Felfen zerichmeißet, an das lang verhärtete Herz
eichlagen und ihn zu Buße gebracht, zeigt folgender Brief, den
erjelbe eigenhändig gefchrieben hat: „Meine bochgeehrte Herren!
Ich muß Ahnen aufrichtig geftehen und entdeden, auf was Art
Koften (eine Stadt im Herzogthum Poſen) dem Raub der Flammen
entgangen tft. ch, Franz Michaels, kam 1807 als Faijerlicher De-
jerteur nach Koſten, trat bei_dem polnischen Regiment von Turmau
in Dienfte und befam mein Quartier bei dem Schuhmacher Winkler,
welches gute Leute waren, und ich es auch wirklich gut hatte; wurde
aber bald von Kameraden verführt, daß ich meinen Wirthsleuten
eins und das andre anfteng zu entwenden und verbrauchte das
Geld mit meinen Kameraden, die mich immer auf schlechte Wege
brachten. Mein Wirth ſaß alle Abende bei jeiner Arbeit und jang
feißig geijtliche Lieder, vornemlich jeden Abend den Vers: ‚Steure
en gottlojen 3 welches mich aber damals nicht rührte. Dann
lam ich auf den ſchlechten Gedanken, zu deſertiren, hatte aber fein
Reifegeld. Da faßte ıch den Entichluß, Feuer anzulegen und dabei
it ſtehlen, und Stahl mir von meinen Wirthsleuten vieles; da das
aus zwar wicht abbraunte, aber fie doch vielen Schaden badurd)
atten. Darauf Stahl ich den Major Uminsty mit mod) einen
ameraben zwei Pferde und bejertirte wieder, Nun war id) ein
ganzer Vagabund. Dann bin ich wieder in Dienfte gegangen, habe
aber nichts Gutes geftiftet durch die ganzen Jahre. 1822 kam ich
wieder ins Herzo im Poſen, wo ich wieder zu. ſolchen jchlechten
Banditen fam, Da bekam ich den Auftrag von einem meiner Ras
meraden, daß ich dieſe Stadt Koſten) in Brand jteden jollte, weil
ich da Schon befannt wäre. Ich war auch jchon dazu bereit; eine
halbe Meile von Koften, in einem Walde, präparirte ich die Mittel
a ch 45. ne ra ir a "L ev
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9206 XI, Abendlieder. Nr. 82.
dazu. Nun fam mic auf einmal des Schuhmachers Lied ein: ‚Steure
den gottlofen Leuten. Da wachte mir mein Gewiſſen auf, und
ich dachte der vielen Thränen, welde die Leute über mich ver-
goffen haben, auch meine Wirthsleute, zu der Zeit, da der Stall
annte und ihnen fo viel gejtohlen wurde. Hier ichlug ih an
meine Brust und fagte: ‚Gott jei mir Sünder gnädig!‘“ Da famen
mir alle böjen J vor Augen, die ich begangen hatte. Auf dieſe
Art befchloß ich die granfame That zur unterlaffen und nicht —
*
4
geworden, da ich auf das Rad oder den Galgen gekommen wäre.
ch warne alſo einen jeden jungen Menſchen, an mir ſich ein Bei—
ſpiel zu nehmen. Hätte ich meinen Wirthsleuten gefolgt, ſo wäre
ich glücklich, jetzt aber bin ich unglücklich. Ich habe ſchon den vierten
Namen, ich kann mich nicht mehr zu Hauſe trauen, ſondern jeße
meimen Weg nach der Türkei fort; ich danke es Gott taufendmal,
und auch dem Schuhmacher, daß ich von der böjen That entwichen
bin. Sch bitte aljo einen wohlweiſen Magijtrat, das zu publiziren,
damit fich ein jeder an jo einem Böjewicht ipiegeln kann, und jede
Eltern ihren Kindern gute Vermahnungen geben, damit fie micht auf
olche Gedanken kommen, als ich. Ich bin eines Kaufmanns Sohn
im Dftreichtichen; ich werde mein Leben in der Türkei endigen.“
Melodie: Werde munter, mein Gemütbe.
ven Grauſamkeiten auszuüben, denn vielleicht wäre es mein
82. Ach mein Jeſu, fieh ich trete.
Bon Levin Johann Schliht (1681— 1723), Lehrer am Frande-
ichen Pädagogium zu Halle, gedichtet und von Freylinghaujen im
Geſangbuch 1705 zuerit veröffentlicht.
Der erfte Vers bat fich in folgendem Fall, den K. Heinrich in
jeinen „Erzählungen“ berichtet, bewährt. — Eine fromme Familie
pflegte Morgens und Abends in der Hausandacht ein Lied Kin fingen.
Manche Leute int Dorf jpöttelten über diejen Gebrauch. Nun gieng
eines Abends ein junger Mann an dem Haufe vorüber, als die
Familie eben jang:
Ach, mein Jeſu, ſieh ich trete,
da der Tag nunmehr ji neigt
Und die Finfterniß ſich zeigt,
hin zu deinem Thron und bete —
Da fuhr die Bosheit in ihn; er nahm einen Stein und warf ihn
den Leuten an den Laden mit großem Krachen. Aber nicht lange
drauf wurde es laut im Dorf, die Leute liefen zujammen, auch der
Bater jenes Haufes fragte nah, was es denn gebe. Da bringen
jie einen jungen Mann, der eim Bein gebroden. Es war
muthwillige Störefried, der —* ſeinem Wurf ſchnell davonlaufen
wollte und über einen Stein gefallen war. So war es an jenem
Abend zum zweiſchneidigen Schwert geworden, was der alte Schlicht
in ſeinem Liede ſagt:
Denn wo du biſt Tag und Licht,
ſchaden uns die Nächte nicht.
en A ne — ————
XI Abendlieder. Nr. 83.
k Der zweite Bers enthält die denkwürdige Mahnung:
Meine Tage gehn geſchwinde
wie ein Pfeil zur Ewigkeit,
Und die allerlängjte Zeit
ſaust vorbei, ald wie im Winde;
Fleußt dahin, als wie ein Fluß
mit dem ſchnellſten Waſſerguß.
Diejen Vers erwählte fih Daher neben der Stelle Hiob 7, 6
die edle Jungfrau Hedwig Clara Catharina von Iſendorf in Bremen
zum 2eichentert, ehe fie 1718 nach Sibirien abreiste, wohin fie ſich
gezogen fühlte, um ihren im Jahr 1709 im ruffiiche Gefangenichaft
gerathenen Vater dajelbit zu pflegen und freiwillig das harte Loos
mit ihm zu theilen. Sie Krk auf den Wunjch dejjelben einen
Kapitän von Dyngraf und jtarb jchon nach drei Jahren, nod vor
ihrem Bater, am 17. März 1721 in Sibirien, (C. F. v. Wreech,
itorie von den fchwedischen Kriegsgefangenen. 1725.)
In der That giengen auch des Sängers Tage jelbjt „wie ein
Pfeil zur Ewigkeit“; er ftarb als Prediger zu Berlin 1728, evft
42 Jahre alt, plöglid an einem Schlagfluß.
Melodie: Ach was joll ih Sünder machen.
.
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83. Der Mond iſt aufgegangen.
Gedichtet von Matthias Claudius (1740—1815) und veröffent-
liht in dem von J. H. Voß herausgegebenen Göttinger Muſen—
Almanach für 1779, jpäter im 4. Theil der „Sämtlichen Werte des
Wandsbecker Boten. 1783,"
Bon Claudius jelbit als ein Abendlied im Gerhbardtston von
„Rum ruhen alle Wälder“ bezeichnet, it Dies Lied in der That eine
ebenbiürtige Tochter des genannten Gejangs. Es fonnte ja nicht anders
fein, als daß diefer Nachahmungen fand, wie denn Albinus eine
ab. mit dem Anfang: „Der Tag ijt num vergangen, die güldnen
terne prangen.“ Es jpiegelt ſich aber in AR Lied ein jelbit-
ſtändiger Geiſt.
Als Claudius 1776/77 in Darmſtadt Oberlandescommiſſarius
war, fand er den Aufenthalt daſelbſt anfangs nicht ſo übel. Ein
Tannenwald, welcher weſtlich die Sandfläche weithin bedeckt, übte
Er An EN bejonders auf ihn aus. Nach Diten aber und
en teigt Die Gegend janft empor, und herrliche Laubwälder
bieten dem Spaziergänger Schatten. Die Überlieferung bezeichnet
noch jetzt die Stelle, two er jein Abendlieb gedichtet haben foll. Ein
) 4 ichlängelt ſich neben einer Baldivicht bin, über welde der
Blick nach den I seh Buchenkronen binüberjchweitt. Wenn der
Abend kommt, entipricht die Landichaft völlig der Schilderung:
| Der Wald u ſchwarz und fchweiget,
und aus den Wieſen ſteiget
der weiße Nebel wunderbar.
In jedem Falle iſt er in dieſem Liede als Dichter legitimirt von der
rt, wie er einmal jagt: „Dichter find belle reine Kieſelſteine, an
— 7 OR .
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die der fchöne Himmel und die ſchöne Erde und die heilige Religion
anschlagen, daß Funken herausfliegen.* (Wilhelm Baur, Geſchichts—
und Lebensbilder. II.)
Zum dritten Verſe, in welchem es heißt:
Seht ihr den Mond dort jtehen ?
Er ift nur halb zu jehen,
und ift doch rund und jchön —
vergleiche man, was Claudius an einem Karfreitagmorgen ſchrieb:
Bin vorige Nacht untertvegen gewejen. Etwas kalt ſchien ber
Mond einem auf den Leib; Font aber war er jo hell und jchön,
daß ich recht meine Freude dran hatte und mich am ihm nicht
konnte jatt jehen. Heut Nacht vor 1800 Jahren ſchienſt du gewiß
nicht jo, dacht ich bei mir jelbit, denn es war doch wohl nicht
möglih, dat Menfchen im Angejicht eines jo freundlichen, janften !
Mondes einem gerechten, unſchuldigen Manne Leid thun konnten.“ -
Beim vierten Verſe mit jeinem aus Prediger Salomo 7, 29 °
entjprungenen Bekenntniſſe:
Wir ftolze Menſchenkinder
find eitel arme Sünder
und willen gar nicht viel — .
Dürfen wir wohl an das jchöne Wort erinnern, das Claudius in
„Bon und Mit“ gejchrieben: „Wer die Bermunft kennt, der verachtet
fie nicht. Sie iſt ein Strahl Gottes, und nur das radikale Böfe €
bat ihr das himmelblaue Auge verderbt. Aber es jchtwebt noch um
den blinden Tirefins etwas Großes und Ahnungsvolles; fie hat wie
der König Lear, auch wenn fie irre redet, noch die Königsmiene
und einen Glanz an der Stirne.“ (Werke. 8.) }
Beim fünften Verje mit der herzlichen Bitte: |
Gott laß uns dein Heil jchauen,
auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelfeit uns freun!
vergleichen wir, was Claudius jagt in der Predigt eines Laien
bruders zu Neujahr 1814: „Ein reines Auge kann die fichtbare
Natur nicht anjehen, ohne Gott und den Mittler zu finden und am
ihn zu glauben. Ihn predigen Himmel und Erde; und alle Körper
und Erjcheinungen in der fichtbaren Natur find Glöclein am Leibe
rod, die ihn und feinen Gang verrathen.“ (Werfe. 8.) $
Dem jchönen Gerharbtifhen Wort: „Auch euch, ihr meine
Lieben“ entiprechend hat Claudius im Abendgejang an feine Brüder
gedacht; e3 Liegt im Schluß jene ganze treuherzige Art: r
Verſchon ung, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig jchlafen, i
und unjern Franken Nachbar aud). 2
Kann er doch ſelbſt im Trinkliede der Kranken nicht vergeſſen⸗
„Stoßt an und ſprecht daneben: alle Kranken ſollen leben!“ ge—
ſchweige im Gebet vor dem Throne des Erbarmers.
Melodie: DO Welt, ih muß dich laſſen.
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I. Die Buße,
84. Aus tiefer Noth ſchrei ih zu dir. y
Eine freie Überarbeitung des Pialms 130 „De profundis*,
von Luther 1524 gedichtet und zum erjtenmal gedrudt in Johann
Walthers Chorgejangbüchlein 1524. Luther hat aber das Lied in
zwei Geſtalten ausgehen laſſen. Eine ältere mit nur vier Verjen
. Jan jhon aus dem Jahr 1523; denn in einem Brief an Spa—
latin, welcher in den eriten Tagen des Jahrs 1524 gejchrieben tft
und worin Luther denjelben bittet, ihm deutiche Pſalmen für das
Volk machen zu helfen, jagt Luther ausdrüdlich: „Aus der Tiefe:
it von mir überſetzt.“ Diejelbe erichien jofort in dem Nürnberger
Achtliederbuch: „Etlich Chriftlich lider“ 1524 und in dem Erfurter
Endiridion von demjelben Jahr; allein jchon das Waltherjche Chor-
gejangbüchlein von der zweiten Hälfte des Jahrs 1524 gibt das Lied
in umgearbeiteter Faflung, und dieje jüngere Gejtalt des Lieds findet
von da an in dem lutherischen Gejangbüchern, während die res
ormirten die ältere Gejtalt noch lange —— und vielfach auch
neben der jüngern aufführten. Im den zwei legten Verſen ſind beide
Geſtalten gleich, Die zwei erſten lauten in der ältern folgendermaßen:
Aus tiefer not jchrei ich zu dir, Es ftet bei deiner macht allein,
rr Gott, erhör mein rufen; die jünden zu vergeben,
’ ein gnädig oren fer zu mir Daß dich fürdht beide, groß und Hein,
und meiner bitt fie öffen. aud) in dem beiten leben.
Denn jo du das willt jehen an, Darum auf Gott will hoffen ich,
wie manche fünd ich hab getan, mein Herz auf in foll lafien fich,
wer kann, Herr, für dir bleiben? ich mill ſeins worts erharren.
Drer Gedankengang des Lieds iſt vom Palm vollitändig vor»
gezeichnet. Palm 130, 1—3 entipricht unſrem V. 1. Aus der
- Ziefe der Noth wende ich mich zum Ohre des gnadenreichen Gottes,
denn Gnade bedarf ich zum Leben. — 130, 4 entipricht unjrem V. 2,
welcher den erjten begründet. In Gottes Hand allein liegt die Ver»
gebung, nicht in unſtem Thum, über dem wir mur Gott fürchten
müßten. Hieher gehört Luthers Bemerkung in feiner Vorrede zum
Babſtſchen Gejangbuch 1545: „Dim ‚De profundis‘ ſols aljo ftehn:
Des mus a Taler jederman.‘ Sit *5JJ oder iſt ũbermeiſtert,
das faſt im Büchern ftehet: ‚Des mus ſich fürchten jederman.‘ Vr
timearis. Denn es iſt Ebreiſch gerebt, wie Mattb. 15, 9 und Pi. 14
14*
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und 53, — Alſo ift hie auch die meinung: Weil a nirgend
—— der ſunden zu finden iſt, denn bei dir, Sp müſſen fie
wo! alle abgütterey faren laſſen, vnd thuns gern, das fie ſich für
dir buden, tucken, zum creug friehen vnd allein dich in chrem
halten vnd zu dir zuflucht haben vnd Dir dienen, als die Deiner
den leben vnd nicht irer eigen gerechtigfeit.” — Darum V. 3,
entiprehend Pi. 130, 5., joll meine Hoffnung auf Gott zielen und
auf ihm beruhen, Ben jeinem heiligen Wort; und das joll nad)
®. 4, entiprechend Pſalm 130, 6. 7., ein unabläffiges Warten fern
auf Gottes Stunde; denn das Warten und Ringen ift Iſraels Art.
— 8, 5 entipricht Palm 130, 7. 8.: die Gnade überwiegt Die
Sünde, und die Erlöfung jteht am Ziele aller Noth.
Die Segensgejchichte unjers Lieds beginnt mit jeinem Erſcheinen.
Am 6. Mai 1524 hat fich nach Vulpius, Hiftorie Magdeburgs 1702,
ein alter armer Mann, jeines Handwerks ein Tuchmacher, zu Magde-
burg bei der Bildjäule des Kaiſers Otto auf dem Markt nufgefteflt
und hat unfer Lied (wohl in der älteren Lesart) und einige andere,
wie „ES wollt uns Gott genädig jein“, feil gehabt ımd den Leuten
vorgejungen. Der Bürgermeijter Hans Rubin fommt eben aus der
St. Johannistirche von der Frühmeffe, und tie er vorüber. gebt,
Beat er jeinen Diener, was das wäre. Der Diener bringt Die
achricht, daß ein loſer Bub des Luthers ketzeriſche Lieder feil
Hätte und jänge. Darauf läßt er den Mann ins Gefängniß werfen.
Das gibt aber in der Stadt einen gewaltigen Numor, Zweihundert
Bürger ziehen aufs Nathhaus und ihr Wortführer, Johann Ed—
tädt, verlangt die Freigebung des alten Mannes und die Be:
trafung des Dieners. Der Bürgermeiiter gibt nad), und Die Ge-
meinden St. Ulrich und St. Johannes erklären: „Wir wollen unſre
— nehmen allein zu dem ewigen Herrn und Biſchof, Jeſus
hriſtus, der mit göttlichem Eide beſtätiget iſt. Er iſt ımjer Haupt-
mann und bei ihm wollen wir ritterlich fechten.“ Und dabei blieb es.
Als Luther 1530 auf der Veſte Coburg weilte, war es a
Nachts viermal wie Fadeln vor den Augen, und es folgte anf ſolche
Geſichte Heftiges Kopfweh. In einer Nacht aber jah er Drei bren-
nende Fackeln Durch das Fenſter des Schlafgemachs hereinkommen
und fiel jchier in Ohnmacht. Sein herbeigerufener Diener träufte
ihm Mandel: und Muskatennußöl ins Ohr und rieb ihm Die Füße
mit gewärmten linnenen Tüchern. Hierauf ließ er ſich durch den-
an aus dem ©alaterbrief vorlejfen und jchlummterte wieder ein.
ie Gefahr gieng vorüber und, aufgewacht, rief er fröhlich: „Kommt,
den Teufel zu Trug wollen wir den Pſalm De profundis auf vier
Stimmen fingen und Gott damit Toben und preijen!“ Delitzſch,
————— Doch könnte das wohl die Weiſe Senfls zum
lateiniſchen Pſalm ſein. m
Das Lied wurde bei dem Begräbniß Kurfürjt Friedrichs des
Werjen 1525 in der Schloßkirche zu Wittenberg gejungen. Luther
nahm es als erites unter die ſechs deutichen Begräbnißgejänge auf,
die er im feinem Büchlein: „Chriftliche Gejeng, Lateiniſch und deudſch,
zum Begrebniß. Wittenberg 1542. abdruden ließ. Und als man
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Er
— Nr.84
‚feinen, ame entjeelten Leib am 20, Februar, 1546 von Eis
ch ıttenberg führte, und ihn auf dem Durchweg in Halle
uds 7. Uhr in die Sakriftei der Kirche „Unferex lieben Fran“
rug, wurde vom Wolf, das ſich um den Sarg diejes. theuren
Goktesmannes in großen Scharen drängte, Ddiejes Lied mit Häglich
gebrochener Stimme mehr herausgeweint, als geiungen,
Bei der Belagerung Straßburgs durch die Franzoſen 1681
—5 die evangeliſche Gemeinde das Lied im Münſter bei einer
etſtunde an, da man in der Noth zu Gott ſchrie. „Es war denn
ſchreibt Ernit ©. Schulin 1687, dies der letzte evangeliiche
ang, jo in der Münjterficche zu Straßburg gejungen worden,
da wegen der Einnahme diefer Feitung durch die Franzojen. Fein
evangelischer Gottesdienit darin mehr verrichtet worden tt.“
Zu Vers 1mag folgende Erzählung fich ſchicken. — Ums Jahr
1704 lebte in Frankfurt a. M, ein Jude, Namens Maper. Der
gieng eines Tages mit, jeiner Schwejter bei der St. Peterskirche
borüber und hörte das Lied von der verjammelten Gemeinde fingen.
Dadurch wurde er jo ergriffen, daß er es nicht unterlaffen Fonnte,
fi gegen jeine Schweiter darüber auszufprechen und ihr jein Ge—
ühl für dieſes Lied, das fich nicht unterdrüden laffen wollte, an
en Tag zu legen. Obgleich ihn nun feine Schweiter deßhalb heftia
beitrafte, am ſolchen Narrenpofien der Gojim feinen Gefallen zu
haben, jo war doch von da an ein geheimer Drang in jeinem Her—
zen, fich zu befehren, was auch Gott herrlich hinausführte, jo daß
ex fich taufen lieh. Bei feiner Taufe erhielt er den Namen: Bhilipp
Sohann Bleibtreu. (M. Diefenbad) in Judaeo convertendo. ©. 113.)
Als Fr. Mallet aus Bremen auf einer Schweizerreiie. 1859
im Neumünster zu Zürich die Taufe angelichts der ganzen Gemeinde
vornehmen jah, freute er fich über die Andacht der Gemeinde jehr,
weniger über den allzu jparjamen Gebrauch des Waſſers bei der
Handlung. Man jollte ein etwaiges jtörendes Schreien nicht jo
ehr fürchten, meint er, und erzählt: „Sch wohnte einſt einer Kind
ufe in Emden bei. Während der Handlung tönte plößlich ei
lauter Kindesſchrei durch die Kirche; aber ih muß jagen: er jtörte
mich nicht ; im Öegentheil, er drang tief in meine Seele hinein. Es
war mir, als hätte das Kind gerufen: ‚Aus tiefer Noth ichrei ich zu
bir!" und als hätte es eben die Antwort empfangen: Fuͤrchte dich
nicht, ich helfe dir!" (Mallets Leben von Meurer. 1866.)
Zu V. 2 vergleihe man, was in den „Tijchreden“ erzählt wird:
inmal geiragt, welche Bialmen die allerbeiten ſeien, jagte Yırtber:
salmi Paulini; und al& jeine Tijchgenofien in ihn drängten, welche
das jeten, antwortete er: Pſalm 32, 51. 130. 143. Denn fie Ichren,
daß die Bergebung unfrer Sünden dem glaubigen Menichen wider:
abre ohne Geſetz und ohne die Werk, darumb finds Pauliniſche
jalmen, Da- hat fich niemand eigener Gerechtigkeit zu rühmen,
oudern das Mort „dab man dich fürchte“ ftöbert hinweg eigenes
erdienit, Tehret uns das Hütlein für Gott abziehen und befemmen:
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fein Berdienit.
— est, non meritum; remissio, non satisfaetio; eitel Vergebung
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214 1. Die Buße. Nr. 84.
Bon dem gottjeligen Dr. Hauber, der am luß des vorigen
Jahrhunderts in Kopenhagen jtarb, erzählt Baal er babe ı
in jeiner leßten Krankheit eines Abends ganz betrübt und feiner
Trojtes fähig angetroffen. Darauf, als er Morgens wieder zu %
gelommen, jei er ganz heiter gewejen und habe ihm eröffnet: „
wollte gejtern Abend in der Anfechtung vor Gott etwas aufweiien,
und fand nichts; endlich aber fiel mir bei meinem Befinnen ber
Vers: ‚Ber dir gilt nichts, denn Gnad und Gunst ein, und das
hat mich wieder zurechtgebracht.*“ (Basler Sammlungen. 1800.
Was in V. 3 Luther gelobt hat: „Darum auf Gott will hoffen
ich!” das hat er zu allen Zeiten wohl gehalten. Als ein Beiſpiel
für viele gelte daS Gebet, welches er in der fchweren Anfechtung
1527 unter den feurigen Pfeilen des Satans gu Gott richtete:
Mein allerliebiter Gott, du bift ja ein Gott der Sünder und
Elenden, die ihre Angſt, —* und Jammer fühlen und deiner
Gnade Troſt und Hilfe herzlich begehren; wie du ſprichſt: Kommet
her zu mir alle, die ihr mühſelig und beladen ſeid, ich will euch
erquiden!‘ Herr, ich komme auf deine Zufage; hilf mir um deiner
Gnade und Treue willen. Amen.“ Und wiederum: „O mein lieber
Herr Jeſu Ehrifte, der du gejprochen haft: ‚Bittet, jo wird —
gegeben; ſuchet, jo werdet ihr finden; klopfet an, jo wird euch aufs
ethan!: Laut diejer deiner Verheißung, gib mir, Herr, der 2
itte, nicht Gold noch Silber, jondern einen fejten Glauben; la
mich finden, der ich fuche, micht Luft oder Freude dieſer Welt,
fondern Troſt und Erquidung durch dein felig heilfam Wort; thue
mir auf, der ich anflopfe: nichts begehre ich, das die Welt groß
und hoch achtet, denn ich bim fein vor dir nicht ein Haar breit ge—
bejjert; jondern deinen heiligen Geijt gib mir, der mein Herz er-
leuchte, mich in meiner Angjt und Noth ſtärke und tröjte, im rechtem
Ber und Vertrauen auf deine Gnade erhalte bis an mein Ende.
men.“
Bers 4 ift ein Machtwwort in jchweren Nöthen. — Mathefius,
der Biograph und Freund Luthers, Pfarrer in Joachimsthal, er-
zählt folgende Gejchichte: Nicht weit von Joachimsthal hörte eine
adeliche rau Aut Zeit ihrer ſchweren Geburt und etliche Tage an-
fe ie Noth und Gefahr, da fait alle Anwejenden den Muth
allen ließen, des Abends ein armes Schülerlein vor dem Haufe
en Bers jingen: „Und ob es währt bis in die Nacht und wieder
an den Morgen.“ Solche Stimme ließ Gott der betrübten Frau
in ihre Ohren und Herz jchallen und wirkte dadurch der heilige
Geiſt, daß fie ans des Knaben Gejang wieder Herz, Muth und
Troſt faßte nnd jagte: „Laßt uns nicht verzweifeln noch jorgen!
Gott ſchickt uns ſein getauftes Schülerlein zu und vermahnet ung,
wir jollen nicht ablafjen, auf Gott zu warten, ob er jchon jet ver—
zieht. Laßt uns nod einmal anflopfen und auf fein Wort, Blut
und theuren Eid zu ihm jchreien; er wird helfen, das wollen wir
im der Kürze erfahren.“ Darauf fielen die Weiber auf ihre Kniee
und ſprachen ihr Vaterunſer in jtarfer Hoffnung und tröjtlicher Anz
dacht, und ehe ihr Gebet ganz aus war, half Gott gnädiglich, und
1. Die Buhe. Nr. 84. 215
die Mutter ward mit einem gefunden Sohn erfreuet, daß jedermann
diefen Nothhelfer lobte und preiste. (Dlearius, Liederihaß. 1707.)
| Vers 5 ift für drei Fürften in ihrer legten Stunde ein Labfal
eworden. — Kurfürſt Chriftian von Sachſen, der 1591 das Zeit-
iche gejegnet, hatte ein groß Wohlgefallen an bemfelben; ſonderlich
in feiner Krankheit gebrauchte er ihn oft, und kurz vor feinem Ende
noch mußte man ihn dreimal wiederholen. (Thom. Schmidts Hist.
et mem. 1707,
Auch Kurfürft Johann Georg I. von Sachſen hat diejes Lied,
fonderli den 4. und 5. Berd, zu Haufe wie im Feldlager oft
gefungen. Als er mın am 8. Dftober 1656 im Sterben lag,
erinnerte ſich deß fein Oberhofprediger Dr. Weller und betete ihm
noch diefe zwei Verje. Da betete der fterbende Fürft mit gefalteten
Händen diejelben andächtig mit bis auf die Worte: „er ift allein
der gute Hirt, der Iſrael —* wird.“ Dann legte er die Hände
ſanft auseinander und zu den Seiten nieder. Darauf ſegnete Weller
= mit dem Kirchenjegen zum Tode ein, und alsdann blieb ber
dem aus. (Öerber, Hijtorie der Wiedergeborenen. 1.)
Als gm Friedrich A. von Preußen 1713 auf feinem Todten-
bette lag, la3 der Hofprediger am 23, Febritar ihm den 23. Pſalm
und erinnerte ihn im uk daran an den Seelenhirten, welcher
ihn durch das finjtere Thal des Todes leiten werde. Mit einem
laubigen Amen verfiegelte der König fich —* Zuſage und fügte
** „Gott leite — auch, wenn es ihm gefällt, aus der Zeit in
die Ewigkeit. ‚Er iſt allein der gute Hirt.‘ Meinen Willen hab ich
feinem Willen unterworfen: ‚Was mein Gott will, gefcheh allzeit I“
—* Tage hernach —— er. (Bormann, die hohenzollerſchen
ndesfürjten und die Bibel.)
Fir unfer Lied finden fich hauptjächlich zwei Melodien. Die
eine, phrygiſcher Tonart: hehchgah, wird gewöhnlich Luther
qugehrieben. Sie erfcheint erſtmals mit der jüngern Gejtalt des
ieds in Waltherd Chorgejangbüchlein 1524, und bleibt in allen
Bam: lutheriſchen Kirchengefangbüchern ausschließlich dieſem Liebe.
ud das Geſangbuch der böhmischen Brüder 1531 (Werkes Can—
tional) hat fie aufgenommen zu dem Lied „für die Gefallenen“,
deſſen Unfangsworte: „Aus tiefer Noth laßt uns zu Gott” offenbar
an Luthers Lied erinnern. — Die andere, hypojoniſcher Tonart:
g fs ga ag ah, erſcheint zum erjtenmal in: „Xeutich Kirchen—
ampt mit Lobgejengen und gottlichen pfalmen. Straßburg 1524“
und jtammt von reitter. Er verbleibt von da an in den refor-
mirten Oefangbüchern nicht nur der ältern, fondern auch der jüngern
Geſtalt des Lieds. Auch im Michael Veheſchen Geſangbuch 1537
findet fie ie» und das große Geſangbuch der böhmtifchen VBrüber
1566 hat jie für ein über Pjalm 42 gebichtetes Lied: „Gleichwie
der Hirich zum Waſſer eilt“ aufgenommen. Dieje in ben ober-
beutichen Gebieten verbreitete Werje hat in Norddeutſchland fich
dem Liebe angeichloffen: Herr, wie du willt, jo jchidls mit mir;
wird aber in rttemberg bis auf diefen Tag mit Luthers Liebe
verbunden.
DT 1. Die Buhe- Me. 8.
Winterfeld jagt in jeiner Schrift: „Zur Geſchichte der heiligen -
Tontunſt. 1850.“ über beide Melodieen Folgendes: „Das .
lied; Aus tiefer Noth‘ erhält durch Walther 1524. eine eigene
phrygiſche ee? die. den Ton feiner beiden eriten Strophen Am.
deren ipätern Fafjung, allerdings aufs treffendjte anichlägt, in der
ältern Geſtalt aber nur dem der. eriten ‚volllommen genügt. ‚Un
das Lied in feiner Geſamtheit ſchließt Ws die. ſüddeutſche viel glück⸗
* an; Ergebung, Zuverſicht, Hoffnung ſprechen ſich — er⸗
hebende Weiſe in ihr aus. Sie hat auch im Norden, namentlich in
Preußen, zum Theil auch der Mark, ſich weit verbreitet, und wo
man 3 die ernſtere phrygiſche vorzog, hat man mittelbar dennoch
ihren Werth dadurch erkannt, daß man ſie eigens dem Liede zu—
theilte: „Herr, wie du willt, jo ſchicks mit mir, das gleich in ſeiner
eriten Zeile dasjenige ausipricht, was in ihren Tönen lebt,“ Die
pi jiiche Melodie Dat übrigens doch an und für jich ‚einen 0
Re duch ihren tiefen, heiligen Ernſt, in welchen jie u n
Charakter eines Bußlieds als ſolchen ausprägt.
Während in Fin Zeit noch vor kurzem die beiden
genammten Weiſen fait nicht mehr im dem Kirchen zuhören
waren, jondern die Organiiten und Cantoren aus Bequemlichkeit
faft alle Lieder von dem Metrum: „Aus tiefer Roth“ nach dev
leichten Melodie: „Mein’s Herzens Jeſu“ spielten und fangen,
wurden fie vor Alters jo fleißig und eifrig jelbit in den Häuſern
gejungen, daß jogar ein Zeiliglein in jeinem Käfig eine dieſer Mes
odieen fingen lernte. Daſſelbe gehörte einer Wirthin im meißni—
ichen Ober-Erzgebirg auf dem „Ziegenſchacht“. Als nun eines Tages
im deutſchen Krieg die Soldaten alles auf dem Ziegenſchacht aus“
plünderten, ward diejes Zeiliglein von jeiner Wirthin, die mod)
zuſammenraffte, was fie konnte, um fich damit zu flüchten, im feinem
Käfig unter die Bank getvorfen und mußte dort ohne Menſchenhilfe
drei Tage lang Hunger leiden. Nachdem aber die Feinde fort waren
und die flüchtige Wirthin wieder in ihr Haus kam, ſiehe, da fängt
das Hungrige Zeifigleim unter der Bank feinen Gefang anz „Aus
5* Noth ſchrei ich zu dir“, welches die Fran jo ſehr erbarmet,
daß ihr die Thränen in die Augen gejtiegen. Sp erzählt Chriſtian
Lehmann, Pfarrer zu Scheibenberg , im feinem „hiſtoriſchen Schau—
plab des meißniſchen Ober-Erzgebirgs. ©. 689." Das Zeiſiglein
möge bequeme Organiiten und Cantoren bejchämen!
Ein Cantor bejjeren Schlags, Cajpar Hoffmann, treuverdienter
Schulmeifter in der Frauftadt, lich ſich 1617 anf jeinem letzten
Krankenlager die fieben Bußpjalmen leſen und fingen. Bor allem
hat ex fi am dem 130. Pſalm nicht fatt hören können und ferner
Wärterin bei Nacht eimen Dufaten angeboten, dat fie ihm den
mit frischer Stimme follte fingen. (Bergmann, trem. mortis horae, T.)
85, Kommt her zu mir, fpridt Gottes Sohn.
Wahrſcheinlich von Hans Witzſtadt aus Wertheim oder Georg
Grüenwald, einem Widertäufer (vgl. Wadernagel, Kirchenlied 3,129);
elben
a 5 AR
1 Wie We. ei ib, 17
hienen anf einem Cinzeldrud der Meuſebachſchen Sammlung.
in er öns newes ——— ſyed 1530; jodann im einer alten
Liebe ammlung von Dftl, Nürnberg 1534 (vgl. Wadermagel, Biblio-
gapıie 129), und dann auf einem Ulmer Einzeldrud bei Hans
arnier 1536, welchen Dr. Veejenmeyer aus Ulm EEE DeR hat.
Frühe joll es auch in einem Zwidauer Geſangbuch ſich befunden
haben, was auf Witzſtadts Aufenthalt daſelbſt unter den Wider-
täufern weifen würde, Luther nahm e3 in das Babjtiche Gejang-
buch 1545 auf. — Sonjt werden als Dichter des Lieds angegeben
Jörg Berkfenmeyer zu Ulm (II, 154 f.) und Bartholomäus Ring-
waldt, mit deſſen Bußmahnungen im „Treuen Cdardt 1588“ es
jtimmt, der aber kaum geboren war, als es erjchien.
Den Inhalt des Lieds, welches im Uhmiſchen Drud den Titel
hat: „Ein ſchönß Chriftenlichs liedt aus dem 11. Kapitel Matthet,
einem heglichen Chriſtenmenſchen nuglich zu hören. Im thon; Nun
wöll wir’3 aber heben an“ gibt Preuß jo an: „ES wird darinmen
ezeiget, daß alle, die gottjelig leben wollen in Chriſto Jeſu, Ver—
olgung leiden müſſen. Man berührt hierauf die Thorheit der
Weltfinder, welche dem wahren Ehrijtenthum abgeneigt, weil Bande
der Trübjal daſſelbe umgeben und fie doch nicht das tägliche Lafter-
leben wollen fahren lafjen, worauf bei fortdauernder Unbupfertigfeit
ohne alle Gnade —* Schmach und Schande unausbleiblich er—
folget, es mag der beharrliche und nun dahin fahrende Sünder
noch ſo mächtig, reich, geehrt und gelehrt geweſen ſein. Man er—
theilt frommen Kreuzträgern endlich dieſen herzerquickenden Troſt,
—* Trübſal, die zeitlich und leicht iſt, ſchaffe eine ewige, über alle
aßen wichtige Herrlichkeit.”
Ein alter tapferer Mann pflegte, wie Valerius Herberger in
der Herzpoſtille“ berichtet, oft bei dieſem Liede feines Vaters zu
gedenken, welcher, wenn ev diejen Gejang gehört, jich der Thränen
nicht habe enthalten können und zu jenen Kindern gefagt ‚habe:
Welche felige Zeit habt ihr doc erlebt; wenn meine Eltern dieje
Worte por ihrem Ende gehört hätten, tie wäre ihr Herz jo freudig
geworben !“
Zu Vers 1: Levimus von dev Sculenburg, Domprobſt zu
Havelberg, welcher am 20. Oftober 1587 ſeliglich entichlafen, hatte
den Spruch: Matth. 11, 29. 30. bejonders bet und lief ſich Kurz
vor feinem Ende diefes darans gemachte Lied vorſingen, wobei er
bejonders den 1. und 2. Bers oft wiederholte und bet feiner legten
Beicht ſprach: „Ich verlaſſe mich auf Chriftum, der zu mie und
allen spricht: ‚Wommmet her zu mir allekz da laſſe ich mich micht
ausſchließen, fehre mich an feine jpipfindigen Lehren von einer bes
fondern Gnadenwahl, ich verlafie mich auf Chriſtum, der wird mid)
wohl jchadlos halten.“ (Otho's evangeliicher Krankentroſt.
Zu Vers 2> David Beggerovius, Bürgermetjter zu Treptau,
ertrug (Bergmann, treu, wortis horae L.) jeine große Schwachheit
mit bejtändiger Geduld und nahm dabei diejen Vers zu jeinem
Steden und Stab, inden er gar oftmals ſprach: „Ih babe einen
treuen Gehilfen, Mittler umd Fürjprecher an meinem Herm Chriſto;
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1. Die Bufe MB.
er trägt das ſchwere Vordertheil des Kreuzes, ich aber trage nur
das hintere, leichteſte Theil, wie die Kirche zu fingen pflegt:
Mein Joch ift fü, meine Bürd ift ring;
wer nach mir trägt in dem Geding,
daß er der Höll entweiche,
Ich will ihm treulich helfen tragn ;
mit meiner Hilf wird er erjagn
das ewig Himmelreiche.“
Vers 4 iſt bejonders nachdenflid geredet: „Gern wollt bie
Welt auch jelig fein, wenn nur nicht wär die Schmah und Bein“;
Schamelius bemerkt hiezu: „Ein Wille ohne That. Sprichw. 21, 25.
Der Faule will efien, aber nicht arbeiten. Beinahe Chriften. Apoſtel—
Geſch. 26, 28." Vielfach muß man diefe Worte noch heute anwenden.
Zu Vers 7: „Der jchaffte Dies, der ander das, fein jelbit er
aber ſtets vergaß, dieweil er lebt auf Erden“, madt Heinrich
Schwark, an Schamelius fich anlehnend, in feinen Memento mori
die Bemerkung: „Dieje Worte werden oft gejungen, aber wenig
bedacht; wiewohl fie wert) wären, daß jie die Herren im ihre
Wappen, die Soldaten in ihre Fahnen, die Studenten in ihr
Stammbuc, die Krämer in ihren Kaufladen, die Handwerksleute
in ihre Werkitatt und alle Ehrijten in ihr Herz, wo es möglich
wäre, mit goldenen Buchjtaben jchreiben ließen, damit fie ja feinem
aus feinem Gedächtniß fommen, jondern alle Tage als eine Erin»
nerung, jo nöthig als täglid Brot, möchten betrachtet und zu
wahrer Sottesfurdt, und Sonderlich zu einem jeligen Sterbeftünd:
lein, wohl und müßlich angewendet werden.“ Marci 8, 36.
Zu Vers 8 machte Pfarrer Frider in Dettingen ſeine Erfahrung.
Eines Tags bejuchte er einen Kranken, der ihm mit Thränen be—
fannte, daß er eben jein Leben lang am nichts gedacht habe, als
wie er fih und feine Familie in der Welt dDurchbringen wolle,
Hier fand das Wort des jiebenten Verſes Anwendung:
Der ſchaffte dies, der andre das,
der armen Seel er ganz vergaß.
Er war aber von jo tiefer Reue durchdrungen, daß ihm rider
geradezu erklärte, er jei ein Kind Gottes. Frider kam jo vergnügt
nad Haufe, daß jeine Frau ihn nach der Urjache fragte umd er
antwortete: Weil eine Seele gerettet ift, darum bin ich jo vergnügt.
— Als er dagegen von einem andern leichtiinnigen Mann in Er—
fahrung brachte, daß er jeine Bibel verfauft habe, begab er ſich
alsbald zu ihm und ſprach mit aufgehobenen — und ernſter
Miene die Worte des achten:
Ich ſorg fürwahr, die göttlich Gnad,
die er allzeit verſpottet hat,
werd ſchwerlich ob ihm ſchweben.
Bei Vers 9 ijt der Gegenjat ganz ergreifend: „Er muß aus
dieſem Maien“ und „Noch muß er an den Reihen“; das heißt, wie
Schamelius erläutert, „in den Chor oder Kreis, der im Tanz ge
ſchloſſen wird. Es zielt auf die alten Gemälde, die man den Todten-
219
tanz nennt, da der Tod im einem Reihen der Tanzenden den Vor—
reihen führt, wie jolches zu Braunfchweig in der Kirche zu St. Andreä
und zu Dresden an Herzog Georgs Schloß, dehaleicien zu Lübed
und Bajel zu jchauen iſt. Sirach 14, 18.“
Zu Ber 12: Ein frommer Handwerfsgejelle jagte einjt zu
feinen Zunftgenofien, die ihn fpöttlich hielten, zum Trunfe nöthigen
wollten, und als er Sich deſſen weigerte, ihn verlachten: „Gedenket
doch, was ihr jo oft in der Kirche mitgefungen, aber nie zu Herzen
genommen habt: 2
Nicht Übel ihr um Übel gebt,
Schaut, daß ihr hie unjchuldig lebt,
laßt euch die Welt nur äffen;
Gebt Gott die Rah und alle Ehr,
den engen Steig geht immer her:
Gott wird die Keit fein ſtrafen.“
Bejonders friſch und Föftlich Klingt der Schlußvers mit ——
Ja und Amen zu der ernſten Mahnung des körnigen, überaus
praktiſchen Liedes.
Die Melodie: ggg dedba tft die uralte Volksweiſe:
„Was wöll wir aber heben an.“ In dem Ton diejer Volksweiſe
zu fingen, iſt es nemlich in den älteften Drucderemplaren des Lieds
aufgeführt. Wibjtadt hat auf denjelben Ton „ein chrijtenlich lied
von der Gefärlichkeyt Diefer Welt“ gejungen: „So wölln wirs aber
hebn an, ein mewes Lied zu fingen.“
86. Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt.
Bei diefem Rernlied, welches Wadernagel in einem alten Nürn—
berger Drud von Georg Wachter gefunden hat, der jpätejtens in
das Jahr 1540 fällt, erhebt ſich ein wunderlicher Streit über den
Verfaſſer. Auf der einen Seite berichtet Marg Wagner, daß es
von Johannes Schnefing (Chiomufus, Pfarrer in Friemar bei Gotha,
+ 1567) jtamme, wie er es denn auch in feine Kirchenorduung 1542
mit eigener Hand eingefchrieben hatte. (Koch I, 377: vgl. IV, 561.)
Auf der andern Seite findet ji in dem durch Conrad Huober
1507 — 77) zu Straßburg bejorgten „Gros Kirchengejangbud.
traßburg 1560. 1572.“ die Angabe, daß er der Verfaſſer jet,
während ın der Vorrede ausdrüdlich erklärt ift, daß niemand das»
jenige zugemefjen jei, „das nit fein iſt.“ Auf Grund diejes letzteren
Bersuies ichreiben wir es Huober zu; denn Wagners Bericht läßt
ich auch auf ein Abſchreiben eines —* Lieds durch Schneſings
Hand zurückführen. In einem Geſangbuch erſcheint es zuerſt in
Eyn ſchön Geiſtlick Sangböck. Dorch Chr. Adolphum Nyſtadenſem.
Magdebord) 1542.
Der Gedankengang des Lieds, welches überjchrieben ijt: „Eine
emeine Beicht“, iſt einfach: Allein zu dir! V. 1, demm es iſt m
ein Helfer. — Mad) mich meiner Sünden los! V. 2, denn jie H
eine ſchwere Lajt. — Gib mir Barmberzigleit! V. 3, zum rechten
Glauben, zum heiligen Leben und feligen Sterben. — B. 4 Dopgologie.
Dt ib, 9 en
20 DIE Buhe Re 86
Auvenarius erzählt, daß in feiner Genteinde zwei fromme Herz
das Lied ſtatt der Beichte mit Andacht herzufagen —
hepunlt des Belenntniſſes der Sünde liegt im zweiten Vers, deſſen
Jedanken folgende Erzählung erläutern mag. — Johann Jakt
Mojer, der bekannte Landjhaftstonfulent Württembergs, war in
der Kirche geweſen und hatte die Predigt über den barmberzigen
Samariter gehört, Nachmittags drängte es ihn, ſich zu einſamem
Gebet zuriidzuziehen. Und da geihah ihm, dem nüchternen Mann,
ein Wunderbares,. In emem Augenblick wurden ihm alle a
Sünden von Jugend auf vor Augen gelegt, und zugleich empfieng
er einen durchdringenden Bli in den jündigen Buftand jeines ganzen
Herzens. Er empfand eine fürmliche Anklage über fih und das,
was er mit feinen Sünden verdient, und befannte alles, was ihm
vorgehalten wurde, bat aber auch un Gnade um Jeſu willen, f
einmal wars ihm, als träte Jeſus heran und bäte für ihn um
Gnade. „Und was ich mit Worten davon ausdrücken kann, jagt
er, kommt vollfommen mit dem Vers überein:
Mein Sünd find ſchwer und übergrof
und reuen mich von Herzen;
Derjelben mad mich quitt und los
durch deinen Tod und Schmerzen,
Und zeig mich deinem Vater an,
daß du haft für mid) gnug gethan!
Diefe von Jeſu jeinem Water geichehende Anzeige Seiner für mid
geichehenen Genugthuung war mir unausiprechlicd lebhaft gegen-
wärtig in meinem Gemüthe. Und zugleich ergieng im meinem Sn
wendigen ein Machtiwort über mich: Nun iſt e8 Zeit zuzugreifen!
2 Kön. 20. (Ehriftophorus ©. 174.)
Ganz bejonders haben viele Seelen mit diefem Lied die letzte
Abſolution vor ihrer zeitlichen Auflöfung bei Dem Herrn a
Serpilins führt in feiner „Prüfung des Hohenfteinifchen Geſang
buchs“ eine große Menge an. Folgende Fälle mögen hiefür genügen.
Valerius Herberger erzählt in feinen Magnalia Dei: „Sigmund
von Nechenberg, der edle Rittersmann, hat, als er vermerfet, daß
Gott mit dem Tod bei ihm anflopfe, dieſen Gejang jelber mit
Freuden angejtimmt und ſich Deffelben nicht können jatt hören.
Wenns ftille worden, hat er bald wieder gejagt: ‚Allein zu Dir,
Herr Jeſu Chriſt!‘' und damit zu verftehen gegeben, er wolle es
noch einmal hören. Auch als ihm die Sprache jchwer ward, hat
er doch immer noch gejagt: ‚Al, al’, all'.“ Das ift eim tröftlich
Freudenerempel; aus dieſem feinem ‚Allein‘ und letzten ‚All: ſchließen
wir alle, daß er allein bei Jeſu Chrifto bleiben und daß allein
ne rege
ta —
Jeſus ihn und ums alle anı beiten und Fräftigiten tröften könne.
Wer jo ın Chriſto ftirbt, ijt gewiß ein Hinmelsfind.“ Scriver, da
er darauf in eimer Predigt Bezug nimmt, jeßt Hinzu: „DO Jeſu,
würdige mich auch folcher Gnade, daß ich an dir allein, jo lang
ich lebe, Heben möge wie eine Klette am Kleid!“ A
Auch ein kathoͤliſches Weib hat fich mit diefem Lied in ihrem
Zodesftündlein getröftet, weil fie es in ihrer Jugend in Iutheriihen
> 4* a. 2.17% er
EN BR er Da 4 —*
Die Buße. Nr. 86. 221
VE gelernt hatte; welches ihr dann jo herzerquidenden Troft
gegeben, daß ſie wider alle Anfechtungen, Not und Angſt ob-
gege und jelig entichlafen. „Welcher Menſch, — jebt Dinkel,
Seneraljuperintendent zu BONES, binzu, — welcher Menich aus
Gottes Wort jo viel gelernet, daß er ſich wider die Sünde aljo
Ren fann, der hat, jein Studieren und Kirchengehen wohl an-
eleget.“
— Von einer Frau des Hans Jerg von Stockheim erzählt Avena—
rius, daß ſie als Wöchnerin 1665 in große Schwermuth und geiſt—
Ir Anfechtung gerathen fei, als hätte fie dem Herrn wegen ıhres
gejund gebornen Söhnleins nicht genug gedankt ; darum. zürne Gott
nut ihr und müſſe fie bejorgen, ev werde fie nicht für jein Kind
annehmen. Da hat man ihr unjer Lied vorgejprocdhen und vor-
Bela) und fie ijt darauf fein jtille geworden und. jeliglich ent-
afen.
Im Januar 1705 neigte jich das Leben Philipp Jakob Speners
feinem Ende entgegen. Er arbeitete aber noch viel, und als er
eben in einem Briefe das Wort „todt“ jchreiben wollte, überfiel ihn
plöglich mit Steinſchmerzen die Todeskrankheit, die er auch ſogleich
als jolche erkannte. Am Abend vor jeinem Tode, nachdent er viel
von Simeons riedefahrt geredet hatte, ließ er jich noch das 17.
Kapitel des Evangeliums Johannis, das er bejonders lieb hatte
und über das er nie predigen wollte, weil es ihm für das Maß
feines Glaubens zu hoch jei, dreimal vorlefen, dann das Lied:
„Allein zu Dir, ‚Herr Jeſu Chriſt“ vorfingen, und verjchied am
5, Februar. 1705 in den Armen dev Seinigen gar geichwind und
ſanft, jeine Hände in die Arme des himmliſchen Waters befehlend.
Forjtmann, Prediger in Solingen, berichtet über den jeligen
Tod einer gottesfürchtigen Frau, Katharine Engel, daß er fie ge-
fragt habe, ‚zu wem ſie fich in ihren Schmerzen wende, mb. die
Antwort befonmen habe: Sch wende mich zum Heilande, und hoffe,
der wird mich nicht verlaffen! Der Seelforger beftärkte jie hierin,
denn er habe verheißen: „ehe fie rufen, will ich antworten, wer fie
noch reden, will ich hören.“ Da jagte fie: „Sa,
kn Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt,
mein Hoffnung jteht auf Erden:
Ich weiß, daß du mein Tröſter bift,
in fein Troft mag mir jonjt werden.
D wie nöthig habe ich Ihn!” — Am letzten Tag ihres Qebens fragte
er fie; Drücden euch denn eure Sünden nicht mehr? „Nein, jagte
IK der Heiland hat fie weggenommen; daran halte ich mich feſt.“ —
pran haltet ihr feit? — „Meinen Jeſum Tab; ich micht, der ſich
ſelbſt, für mich gegeben; So erfordert meine Pflicht, llettenweis
am ihm zu kleben? Wenn der Lebensfaden bricht, meinen Jeſum
laß ich nicht!“ — Nun wenns jo fteht, jo nehmen wir nicht Ab—
mid; wird Werben einander bald wicder jehen! Ihr werdet das
ied baid fingen: „Eins hat. mich durchgebracht, LAmmlein, daß bu
biſt geichlacht !* und auch wir hoffen, in diefen Lobgejang bald ein
zujtimmen. Nach dem Gebet gieng er mit dem Worten: „Lab mirs
u
SEM
222 2 Die Buhe: MH
nie kommen aus dem Sinn!“ welche fie ergänzte: „Wie viel es dich
foftet, daß ich erlöfet bin!“ ber Sa t fi ro:
(Chriftenbote 1842.) 3 — —
Zu dem Schluß des vierten Verſes:
Und Gott dem heiligen Geiſte,
der uns ſein Hilf allzeit leiſte,
damit wir ihm gefällig ſein
hier in der Zeit
und folgen ihm in Ewigkeit!
bemerkt Schamelius: „Wir wollen alle gerne Gott gefallen, aber
nur wenn wir dort in jenem Leben ſein. Wo wir uns nicht laſſen
angelegen ſein, ihm jchon hier von Herzen zu dienen und gefällig
u werden, wirds dort auch nicht geſchehen.“ Er führt 3 die
orte „Herrn Creenius im Leiden Jeſu“ an: „Ach, das wird wenig
bedacht, weil wir gemeiniglich am Ende des Geſangs nicht fo an—
dächtig jein, wie im Anfang. Wir denfen oft che an das Zumachen
des Buchs, al3 an die Worte.“
Die Melodie: egacedche erjheint gedrudt bei
Babit 1545 und tjt eine „inmige, wahrhaft erhabene Weiſe“; fie
wird häufig wie das Lied Schnefing zugejchrieben. Gegen Ende
des Sahrhunderts. wurde fie harmonisch entfaltet von Scandelli,
Seth Ealvifius, Eccard und Anderen; bejonders interefjant ift der
Sat von Hammerjchmidt, welcher das Bibelwort: „Fürchte Dich
nicht, ich bin dein Schild umd dein jehr großer Lohn!“ hinein—
verwoben hat. — Ber Köpphl 1545 und im Straßburger Großen
Kirchengeſangbuch 1560 jteht eine andere Melodie von „Conrad
Humbert“: degfsgegah.
87. Aus tiefer Noth laßt uns zu Gott.
Ein jchöner und ebenbürtiger Nachflang von Luthers „Aus
tiefer Noth jchrei ich zu dir“ von Michael Werke (f 1534 zu Lands—
ron), Pfarrer zu Fulneck in Mähren, verfaßt, und veröffentlicht im
„Ein new Gejangbuchlen. 1531.“ mit der UÜberſchrift: „Für Die
Gefallenen von der angenommenen Gnad.“ Die Behandlung der
Pſalmgedanken iſt indeſſen eine volljtändig freie und klingt im
dritten Verſe auch an das Huberijche Lied: „Allein zu dir!“ im
defien zweitem Verſe treffend an.
Das Lied wurde 1740 zu Perleberg bei der Austheilung des
heiligen Abendmahls in der Kirche gejungen, als preußtiche Werber —
mit Trommeljchlag hereindrangen und —— Jünglinge vom Altar
weg zur Fahne ſchleppten, worüber ſich Gottfried Arnold, der dort
Prediger war, fo jehr alterirte, daß er krank wurde und bald
darauf jtarb. -
Sm Jahr 1824 wurde zu Prag ein Mörder gefänglich ein—
gezogen, welcher neunzig Mordthaten begangen =. und über Die
einumdneunzigite, die er hatte begehen wollen, folgendes Bekenntniß £
ablegte: „Einſt lauerte ich in einem Buſch auf vorbeiziehende
nn 0 00 2
Wandersleute, da fam an meinem Hinterhalt vorbei ein Weib, das
einen deutichen Pjalm jang. Ich gieng ihr jogleih nah, um fie
zu ermorden, doch wollte % fie A ausfingen lafjen. A FH
that mir jo wohl, daß ich die Frau bat, fie möchte mir doch ein
BD Bußlied vorfingen. Gerne that fie das und jtimmte das
uplied an: ‚Aus tiefer Noth Tat uns zu Gott‘ Da machte dies
Lied mir das Herz jo weih, daß nicht mur alle Mordlujt aus
meinem Herzen verſchwand, fondern daß ıch auch bitterlich zu weinen
anfieng und fagte: O Frau, ihr müßt einen recht treuen Beiſtand
an einem Engel haben. Möchte ich doch auch bei Gott in ſolchen
Gnaden jtehen, wie ihr!" Das Weib tröftete mich, ich ſolle an
Gottes Gnade und Barmherzigkeit doc ja nicht verzagen, Gott fei
ja der gnädige Vater für alle Sünder. Meine Siude jtand mir
nun al3 Greuel vor Augen, und ich fühlte jchweres Leid, aber
glauben konnte ich noch nicht, und antwortete F ‚Aber bei mir
iſt alles umſonſt. Ich bin verloren und meine Seit ijt bald aus!
arauf Tieß ich fie, gieng davon und ward kurz darnach ergriffen.“
Melodie: Aus tiefer Noth jchrei ich zu Dir.
88. Herr Jeſu Chrift, du höchſtes Gut.
Bon Bartholomäus Ningwaldt (1530 — 98) als Pfarrer zu
Langfeld in der Neumark gedichtet und feiner „Ehrijtlichen Warnung
des Treuen Eckarts. Frankfurt a. d. O. 1588.” angehängt unter
der Überſchrift: „Ein fein Lied um Vergebung der Sünden.“
Unter allen Bußliedern trifft dieſes am meijten den Bolfston.
Der bußfertige Sünder tritt vor feinen Herrn Chriſtus, den Brunn—
quell der Genaden, legt feine Gewifjensnöthen, die wie Pfeile jein
erz verwunden, ihm zu Füßen und bittet um Hinwegnahme der—
elben V. 1. 2. — Er vergleicht die Erinnerung an feine Sünden—
aft, die als ein Gentnerjtein das Herz bedrüdt, mit dem fühen
Evangelium von der Gnade, welches das Seufzen in frohes Singen
wandelt B. 3.4. — Dieje Erinnerung macht ihm Muth, nach dem
Vorbild von David und Manaffe zu feinem Heiland zu nahen ©. 5. 6.
— Er bittet, wie David: Vergib, vergib! und: Stärke mid durch
deinen heiligen Geift zum ewigen Leben! 8. 7. 8. — Die Höbe-
nete des Lieds find V. 3 und 3. 8; im letzteren verflärt fich
8 Bußgebet zu einem friedevollen, mit Gnade bethauten Ausblid
auf die jündenfreie, jelige Ewigkeit. — V. 5 wird zu Beiten tweg«
gelafien und dann beginnt V. 6: „Hierauf jo fomm ich auch allbie
mit dem Manaf gefdritten.“
Chriſtian Scriver berichtet in feinem „Werlorenen und wieder
gefundenen Schäflein“ von dem beſeſſenen Peter Ott: „Um 22. Juni
t Übend nach der Mahlzeit kam ich zu ihm und fragte ihm mach
* Zuſtande, darauf er antwortete: Gott hat mir gute Gedanken
gegeben und mein Herz im etwas eröffnet! und anhub zu fingen:
err Jeſu Ehrift, du höchſtes Gut, du Brummquell der Genaden.“
Und als er auf die Worte des dritten Werjes lam:
D
en
J
—
*
F
*
+
Ta
*
m. De Bun
— Fürwahr, wenn, mix das kommet ein). 1.0 %,
un * as ich mein Tag begangen. 4 Ri
Ss fällt mir anf das Herz ein Stein , ı,
i und bin mit Furcht umfangen; 7 SE
Ja, ich weil; weder and noch ein ED
und müßte ftrads verloren fein,
wenn id, dein Wort nicht hätte, „370
ofen ihm die Thränen in die Augen; er jchlug am!jeime Bruft,
eufzte tief umd ſagte: „Ud) freilich, es iſt mir, als wenn ein Mühl-
tein auf dem Herzen läge! Nach ausgeſungenem Liede jeufzte er
öfters: ‚Ad Gott, erbarme dich mein! Eröffne mein Herz! Ad
Gott, erweiche und erleuchte mein Herz !*
Bon diefem Vers befennt Dr, Heinrich Müller in der „Seelen-
muſik“ 1659: „Sch empfinde es bei mir jelber, wenn ich Dieje herz-
brechenden Worte finge, daß mir ganze Thränenflüffe aus. den Augen
rinnen.“ — Er war auch auf einen zweijährigen Siechbette Das 2
tägliche Gebet des jächfiichen Generals Chriftian Sigismund Plöß,
der 1683 gegen die Türken gefochten umd im polniſch-ſchwediſchen
Krieg in der Ukraine Heldenthaten verrichtet hatte, dabei aber die
Soldaten wie jeine Kinder hielt. Der hatte, als er zuleit auf
jeinem Gut Strohwalde krank Darniederlag, recht tief bei ſich jelbft
erkannt, daß, ob er wohl Gottesfurcht allezeit habe jeinen Haupt- j
zwect jein laſſen, er doc) nicht beftehen könne wenn Gott mit ihm
ms Gericht gehen wolle. Darum ward diejes Lied jein Leiblied
md darum betete er den dritten Vers allezeit mit der tiefjten ”
Demüthigung feiner Seele vor Gott, bis er am 4. Mai 1715 in
wahrem Glauben von der Welt genommen ward zu Gottes Aus:
erwählten. (Gerber, Hijtorie der MWiedergeborenen. I.) F
Sp gewaltig der dritte Vers die Laft der Sünde zeichnet, ſo j
lieblich der vierte die Luft der Gnade: 3
* Aber dein heilſam Wort, das macht
mit ſeinem ſüßen Singen,
Daß mir das Herze wieder lacht
und das beginnt zu ſpringen,
Dieweil es alle Gnad verheißt F
denen, die mit zerknirſchtem Geiſt 7
zu dir, o Jeſu, kommen.
Avenarius, Superintendent zu Gotha, rühmt dieſe Worte als”
eine wirkſame Arznei für betrübte Gewiſſen. So erzählt er im
Liederkatechismus“, daß er einſt als Axchidiakonus von
falden 1705 zu einem melancholiſchen Menſchen berufen worden ſei,
der fich einbildete, er könne feine Gnade bei Gott haben, weil er
wiljentlich eine jchtvere Sünde begangen. „Mit Leinerlei Worten,
ih mochte brauchen, welche ich wollte, konnte ich, ihn ‚zu einem
ruhigen Gedanfen bringen, bis ich ihm den - vierten, Vers zu bes
denken. gab. Da fieng er an, ſich freudiger zu begengen md
fragen, ob das-wahr jei, was in diejem Liede jtehe, Auf Die Bes
ftätıgung davon jagte er: ‚Nun mwohlan! an dieſe Worte een
“mich halten, und ſoll fie mir fein Teufel aus dem Herzen reißen
bi
—
a —— — Fr
DIE Vuße Ne. 88. 995
Nach vielen Jahren noch bekannte er mir manchmal, fobald eine
Anfechtung in jeinem Herzen habe auffteigen wollen, habe er fi
mit diefen Worten wohl. zu helfen gewußt. Zuletzt bat er fie ft
auch zu feinem Leichentert aus.“
Der achte Berg, welcher mit dem Schluß von Bienemanns Lied:
Herr, wie du willt“ zufammenflingt und aus Pjalm 51, 14 ge-
flofien st, lautet:
IH a Stürk mic mit deinem Freudengeiſt,
datırat eil mich mit deinen: Wunden;
aſch mic, mit deinem Todesſchweiß
in meinen legten Stunden;
Und nimm mic eins, wenn dirs. gefällt,
int rechten Glauben aus der Welt
zu deinen Auserwählten!
Serpilius erzählt, daß feine Großmutter, die Witwe des Super:
intendenten Balduin zu Regensburg, eine fiebemindfiebzigjährige Frau,
fich mit diefen Worten * und geſund zu Bette gelegt habe. Als
aber die Worte: „zu deinen Auserwählten“ zu Ende waren, traf
fie der Schlag, umd fie ift fofort ſelig verjchieven. „O wohl iſt bie
geweſen, wer jo wie Simeon entichläft !“
Diefer Vers war auch die Labung von Johannes Dftander,
dent berühmten wiürttembergiichen Magiiter, der nach einander Pro—
feſſor der Theologie zu Tübingen, Oberkriegslommiſſär, Oberfriegs-
rath, Kommandant des Schloſſes und der Stadt Tübingen, Wrälat
von Hirſau, Direktor des Konititoriums und Geheimerrath geworden
iſt und ſich in den Zeiten der franzöftichen Raubkriege 1688 und
- 1693 al3 Beſchützer und Netter der Stadt Tiibingen großen Ruhm
erworben bat. Er hatte fic unter anderem im die zur Zerſtörung
der Stadt ımd des Schloffes von den Franzoſen angelegten und
mit Pulver gefüllten unterirdiſchen Gänge bet Nachtzeit gefchlichen
umd jelbjt ein Pulverfäßchen nac dem andern herausgetragen. In
- feinen letzten Lebenszeiten nun wohnte er in dem „Schlößle“ vor
dem Schmiedthor zu Tübingen, das fein eigen war, umd litt viel
an Engbrüftigkeit und Herzklopfen. Singen und Beten mar jeht
jein Lieblingsgeihäft. An vielen Orten in feinem Garten ſchrieb
er die Worte an: „Jedes Kraut predigt laut vom Herrn und feiner
Nähe“, oder den Spruch: 1 Mo. 32, 10. In diefer Zeit wurde
and) die Meimung, die er von fich hatte und die von jeher micht
hoch geweſen war, immer geringer, ja er hielt ſich fogar für ganz
— etc und ftrafwürdig, und ſagte einigemal, er fer nichts und
- Mönne nichts und wife nichts und habe nichts, als Übertretung,
um welcher willen er Strafe in der Ewigkeit verdiene. Darum
Bo e8 ihm feit, daß der wahre Chriſt fich einzig auf das Ver—
dienst feines Erlöjers verlaffen könne und mie, Und fo betete
er Eirieh ſchöne — gar oft und viel, und rief manchesmal
unter den Leiden aus: „Fahr bier fort, nur jchone dort und laß mi
hier wohl büßen!“ Wis er jein Stündlein näher fommen jah, Ti
er ſich am 8, Oktober 1724 ins öffentliche Kirchennebet einſchließen
und bat den Diakonus G. E. Pregizer, er möchte unter Aſingung
j Rod, Kirbenfiet. vr 15
u...
3
>
X — ee vn” J vun
1. Die Buße. Nr. 89. Br:
l Verſes unſers Lieds bei ſeiner Leichenpredigt, für die er
ae, 10 als Tert feſtſetzte, auf die Kanzel gehe. *
legten Reden waren voll Dank gegen Gott, voll Bitten und
um Verzeihung wegen der vielen "eher, fo er willentlich und une
wifjentlic begangen habe, und voll Vertrauen auf die Gnade Gottes
das Berdienit des Erlöjers. Sp rg er dann, feinen Lieb⸗
lingsvers oft noch betend, janft und ohne Kampf am 18. Oltober
1724 in einem Alter von 67 Jahren. Dieſen Bers aber hatte er
darum allezeit jo bejonders Lieb gehabt, weil jein Vater, der Kanzler
Sohann Adam Ofiander (F 1697), jich noch in jeiner fiegenden Todes-
ſtunde an den Worten Auguſtins (Manuale ce. 23): Inter brachia
Salvatoris, inter vulnera Redemtoris volo vivere, volo mori! („in den
Armen des Heilandes, in den Wunden des Erlöjers will ich leben,
will ich ſterben.“) ergeit und mit jterbender Zunge zu jeinem Sohn
gejagt ra „Sch will auf Chriſti, meines Heilandes, Leiden und
Tod Leben und fterben!“ (Pregizers gottgeheiligte Poeſieen. 1724.)
Ein jchöner Nachklang des Ringwaldtichen Lieds iſt das Abend-
mahlslied gleichen Anfangs, deſſen Verfaſſer unbekannt it.
Für unjer Lied gilt als Stammmelodie die Weiſe: gg fisgaba
1581, und wird von manchen Ningwaldt jelbjt zugejchrieben ; d
läßt. jih nichts Sicheres über ihre Urheberichaft erheben. - Bet
Michael Prätorius 1610 iſt fie dem Lied: „Wenn mein Stündlein“
zugeeignet; im Norddentichland wird fie, wie auch Schon in Scheins
antional 1627, häufig auch: „Herr Jeſu Chriſt, ich weiß gar wohl“
genannt. In Königs harmoniſchem Liederſchatz, Frankfurt 1736.
Itehen acht verjchiedene Mielodieen, darunter eine von Michael Jatobi
und eine von Johann Crüger 1658, die aber nicht lange im kirch—
fihen Gebrauch waren. Am verbreitetiten ift außer der obigen die
Melodie: agfeahha 1593; ſodann in einem. norddentichen
Choralbuch die phrygiihe Melodie: fs gahagch; endlich
nennen wir die Melodie: ge bag fgfes d bei Michael Prä—
toxius 1609. —
89. Ach Gott und Herr, wie groß und ſchwer.
Bon Martin Rutilius (1550 — 1618), Diakonus zu Weimar,
gedichtet am 29. Mai 1604 mit der Überſchrift: „Ein Gebet um
Bergebung der Sünden und Geduld im Kreuz.“ Rutilius hat es
mit eigener a in ein Gebetbucd von Melchior Frande, Bürger;
meifter zu Weimar, al3 fein eigenes Lied eingetragen. Hernach er—
ſchien es in Melchior Frands „Mufifaliichem Lujtgarten. Nürnberg
1616.” jamt der Melodie. «e
Das Lied breitete fi in der Weimarijchen Gemeinde und
—— ſchnell aus. Vor allem drang V. 4 und 6 in das Herz
und Gewiſſen des evangelischen Volkes ein. Schon im Jahr 1613
machte der Weimarifche Prediger Major bei jeiner Gedächtnigpredigt —
der thüringischen Sündflut den Schluß mit dem vierten Vers Diefes
Liedes. Derjelbe Kollege von Rutilius (1564—1654) hat dann Di 4
: 7—10 (jedenfalls V. 7: „Gleichwie fich fein ein
inzugedichtet. Es wird von ihm erzählt, er ſei im
tgjährigen Krieg, als ein fkatferlicher General Rena einnahm,
dieſem mit Dr. Gerhard entgegengegangen und habe vor demfelben
einen Fußfall gethan, daß er die Stadt ſchonen möchte. Als jie
aber gleichwohl abgewiefen worden, habe er dem General no
nächgeichrieen: „Herr, wollt hr mich nicht hören, fo wird mi
doch unſer Herr Gott hören!“ worauf diefer erweicht worden fe
und die Stadt mit der Plünderung verſchont habe. -
Gabriel Wimmer berichtet von einem Schönbergiihen Beamten
zu Glaucha, es jei ihm einmal im Traum vorgefommen, als ob
er vor Ehrijti Richterſtuhl jtünde und ein ſchweres Urtheil der Ver—
dammmiß über fich anhören follte, worüber er in entjeßliche Angſt
gerieth. In ſolcher Angst fiel dem Mann der dritte Vers ein:
Bu bir flieh ich, veritoß mich nicht,
wie ichs wohl hab verdienet ;
Ad Gott, zürn nicht, geh nicht in’3 richt,
dein Sohn hat mid) verfühnet!
Diefe Worte betete er auch im Schlaf, jo daf feine Frau es Dörte
und er jelbit dariiber erwachte. Von der Zeit an habe er diefes
Lied fleigig gebetet und jenen Vers zu feinem Leichentert erwählt.
Die Gedanten des vierten Verjes]itammen aus dem Lateini-
hen: hie ure, hie seca ete. Johann Heermann ſagt einmal;
Ad ſteupe hie, mein Gott, und ichone dorten mein,
bier ijts ein Liebesjtreich, dort würd’s ein Zornſtreich fein!
Ein wohlhabender Bauer, Johann Schubart in Steen bei
wickan, verlor im einer Nacht durch Brand fein Hab und Gut,
edurch fait in Verzweiflung gejeßt, kommt au ihn der Prediger
des Dorfes, Martins, um ihm mit Gottes Wort zır tröften. Da
jedoch die Troftgründe an dem Herzen des Unglücklichen nicht baften
‚wollten, jo wort fi) der fromme Seeljorger mit demjelben auf die
Kniee und rief überlaut: „Nun du Lieber Gott:
$ Soll's ja fo fein, dab Straf und Bein
auf Sünde folgen müffen,
So fahr hie fort und fchone dort
und lab mich ja jet büßen!“
Ein ſchwer vom Podagra Geplagter gebrauchte auf Anratben
‚jeines Predigers den 4. und 6. Vers zu einem Pflafter, feine
| erzen zu lindern, ob ihm gleich jene Fran und ———
darüber oft verhöhnten. Je grauſamer die Schmerzen tobten, je
mehr jchrie er: „Soll's ja fo jein“ und betete weiter:
| Handel mit mir, wie's woblafät dir,
| durch dein Gnad will ich® leiden;
Ü Laß mich nur nicht dort ewiglich
tni von dir fein abgeicheiden !
und allezeit wurde er dadurch im Herzen kräftig gneftärft und ge»
troſtet. Avenarins, Liederkatechismms. 1714.)
. 15 *
EEG
SR;
jages deſſen Schlußmworte im Reime wiederholen: „Zweifel auch
amd Kirchengeſängen. Nürnberg 1607.” eine Melodie in phrygiſcher
11616.“ die joniſche Melodie von Melchior Franf: acba. Weiter
einer Sünden Menge aus, in der Melodie tritt die Zuverſicht auf
Buße. Nr. 9. heit
Wie der große Kurfürſt von Brandenburg ji am dem 4
Vers: „leid wie 34 u ein Vögelein“ erbaute, iſt ſchon auf
Seite 70 berichtet worden. — Der lehzte Vers aber hat nich an ber
ur des Bajtors Paul Krebel zu Lauterbach bei Annaberg bew
ie hatte nad) jchweren und langwierigen Unfechtungen, eben da
fie am betrübteften und ängfklichtten lebte und viel Arzneimittel
umjonit angewendet hatte, einen Traum, in dem es ihr vortam,
als vb fie vom ng des nahen Marienberg diejes Lied ab-
blajen und zugleich abſingen hörete. Als fie nun me darauf
Acht Hatte, jo hörte fie aus dem Schlußvers des Major’ichen Bu-
998 * ‚Die
nicht, zweifel auch nicht, weil Chriſtus ſpricht: Wer glaubt, wird
jelig. Amen.“ Und von der Zeit am ift fie von ihrer Schwermuth
befreit geweſen.
Für unser Lied findet fich zuerſt in Jeeps „geiitlichen Pſalmen
Tonart. Dann erjcheint im „Muſikaliſchen Luftgarten. Nürnberg
a tritt in Scheins Cantional 1627 die dorische hervor: cha g.
tejelbe trifft den Charakter des Stammlieds trefflih, iſt aber h
ver doriichen Form (CO mit der Heinen Terz) jo jchwierig, daß Die
Umwandlung derjelben bei Vopelins 1682 in € dur (joniſch) allge
meinen Berfall gefunden hat und noch gilt. — Johann Sebaftian
Bad) hat von dtejer Variation einen interejianten Gebrauch gemacht.
Er Tegt in einem jehr jchönen Sat über unſer Lied in die Melodie
die jebt ——— harte, in die Harmoniſirung die frühere weiche
Tonfarbe. „Dieje doppelte Beziehung hat etwas geheimnißvoll An-
— Die Harmonie drückt die Zerknirſchung des Sünders über
den Erlöjer tröftend hervor.“ (v. Winterfeld II, 307.)
90. Wo foll ich fliehen hin.
Bon Johann Heermann (1585 — 1647), Pfarrer zu Köben,
veröffentlicht in, „Devoti Musica Cordis, Hauß- vnd Herk-Mufica.
1630.* mit der Überichrift: „Troftgefänglein, darinnen ein betrübtes 7
Herz alle jeine Sünden mit wahrem Glauben auf Chrijtum leget. 7
Aus Taulero.” ’
Er. hat mit diefem Liede der Gemeinde Chriſti wieder einmal
vecht aus dem Herzen gejungen, weil e8 aus feiner in den Nöthen
erfahrenen Seele geflofien iſt. Einzelne Berje find wahre Trofte-
quellen für Betrübte geworden, Tote
Dahin gehört der erjte Vers mit feiner Frage, und dahın auch
die Antwort im zweiten Berje. — Im Jahre 1720 wurde von Den
bedrängten Protejtanten in der Pfalz eine Medaille 'geichlagen, Die
auf der einen Seite eine Taube zeigte, über dem Weltmeer in der
Luft ſchwebend und, geichredt aus den Wolken mit Blitz und Un⸗
gewitter, mit der Überichrift: „Wo Toll ich fliehen Hin?“ Die
ondere Seite zeigte einen Feljen mitten im Meer, oben auf demjelben
——
-
2
9
* 1. Die Buße. Nr. 90. 229
den gefrenzigten Heiland und als Antivort auf die vorige Frage bie
—— „Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt.“ — ee
im April 1813 nicht weit von der Grenze des ehemaligen König—
reichs Weitfalen, einige Meilen von der Elbe, ein Arzt, deſſen
Gattin von Natur schüchtern und ängftlih war. Da hörte fie eines
Tages bei Mödern, etwa drei Meilen von ihr entfernt, die Kanonen.
Die Franzojen waren aus Magdeburg im’s Preußiiche eingerüdt;
man kann fich denfen, wie den benachbarten Orten mag zu Muthe
ewefen fein. Immer heftiger ward der Kanonendonner. Die Frau .
des Arztes hatte ihr Beſtes zufammengepadt, und beide waren
voll banger Erwartung, wie das Treffen fich endigen werde. Um
irgend etwas Beruhigendes zu erfahren, eilt der Mann nach der
oft, wo von Zeit zu Zeit Staffetten meldeten, wie es bei dem
eere jtünde. Hier hand der Arzt obige Denfmünze. Wunderbar
erührt, tauſchte er fich diefelbe ein und brachte fie feiner Gattin.
iefer Fund ftärfte fie jo mächtig, daß fie ruhig und ergebungsvoll
ihrem nächiten Schidjal ——6
Heinrich Müller in ſeinen Erquickſtunden ſtellt die beiden Verſe
egenüber, daß er ſagt: „Gott hat zwei Stühle. Der eine heißt |
ioterftuht , der andere Gnadenftuhl. Vor dem Richterjtuhl wird |
ehalten das ad vor dem Önadenftuhle das Obergeridht.
ch appellive von Untergericht ans Obergericht. Tödtet der Bud)-
ftabe, jo macht der Geift lebendig; jchredt die Hölle, jo tröjtet der
Himmel.“
Ein Chirurgus bezeugte auf ſeinem Kraukenbette den Wunſch,
mit ſeinem Beichtvater zu reden. Als an deſſen Stelle ein anderer
eintrat und von dem Evangelium im allgemeinen redete, unterbrach
er ihn: „Ach wenn Sie wüßten, was ich für ein großer ſchwerer
‚Sünder bin! Sie würden mir feinen Troft geben!“ Uber gerade
auf diefe Worte hin konnte ihm der Geiftliche Troft zufprechen und
fein Verlangen nach dem Abendmahl erfüllen. Während er die
Geräthe zurüftete, richtet jich der Siranfe auf, faltete die Hände
und betete:
| O Jeſu voller Gnad,
auf dein Gebot und Rath
Kommt mein betrübt Gemüthe
zu deiner großen Güte:
Laß du auf mein Gewiſſen
ein Gnadentröpflein fließen!
AS er auf die beiden legten Zeilen kam, heftete ſich ſein Blick noch
fejter am. den Himmel, er jtredte die ringenden Hände noch höher
empor und fchrie: „Laß doch — ad) (af doch auf mein Gewiſſen
ein Snadentröpflein — mır Ein Tröpflein fliehen!” — Sogleidh
‚ergriff der Seiftliche den Teller mit dem gejegneten Brot, trat zum
Bett und: ſpracht „Nun, mein Lieber, bedarf ich Feiner Beicht mehr
bon Ihnen. Sie haben Sie abgelegt. Nicht cin Trbpflein, einen
Reichthum von Gnade wird er * Ihr Gewiſſen ſtrömen laſſen.
Ihre Sünden find Ihnen vergeben im Namen Gottes des Vaters,
des Sohnes und des heiligen Seiftes! Amen.“ Ex empfieng bierauf
u
RE
das [des Herrn jehr andächtig und fichtbar getröftet. —
i Mei Geiſtliche nod einigen Zuſpruch that, will er aus
tte, fteigt heraus und wieder herein und als der Geiſtliche Hinzus
trat, verjchied er. (Basler Samntlungen. 1806.)
? Eine bejondere Gejchichte hat der neunte Vers;
Dein Blut, der edle Saft,
Ei jolhe Stärf und Kraft,
ab auch ein Tröpflein Kleine
die ganze Welt fann reine,
Ja gar aus Teufels Rachen
frei, 108 und jelig machen.
Segen ihn Hat ſich eine Reihe Fritiicher Pfeile des Halbglaubens
der Socinianer und Anderer gerichtet, für ihn ijt eine Schar
Theologen (vgl. Serpilius, — des Hoheuſt. Geſangbuchs
©. 434 f.) mit Wehr und Waffen eingetreten; und während dieſes
Kampfs hat fich ein Chor. glaubiger Seelen den Vers betend zu
nuhe gemacht und in dem Gedanken des allgenugjamen Berdienftes
Chriſti Frieden gefunden.
Der elfte und lebte Vers iſt eine Fräftige Einführung der
Glaubensgedanten ins Heiligungsleben:
Führ auch mein Herz und Sinn
durch deinen Geijt dahin,
Daß ich mög alles meiden,
was mid) und did kann jcheiden,
Und id) an deinem Leibe
ein Gliedmaß ewig bleibe!
Dazu bemerkt Schamelius: Tauleri eigene Worte hiezu lauter alſo:
„Dotbjeligiker Jeſu, ich komme zu dir mit herzlicher Begierde, Dich
zu lieben und alles das, was mid) von deiner Liebe abziehen fartn,
zu meiden, damit ich würdig werden möge, eins mit dir zu jeim!*
Melodie: Auf meinen lieben Gott.
91. So wahr ich lebe, Spricht dein Gott,
Aus Johann Heermanns „Hauß- vnd Herkmufica, Breslau 4
1630.* mit der Uberjchrift: „Zreue Vermahnung aus dem Auguſtino,
daß man die Buße nicht aufichteben joll.“
Der jechste Vers unferes Lieds hat feine Bewährung erjt in
neuerer Zeit recht nachdrücdlich befonmen. Er heißt:
Heut lebjt du, heut befehre dich;
eh morgen kommt, kanns ändern ſich. wu
Wer heut ijt friich, geſund und roth,
iſt morgen franf, ja wohl gar todt.
Sp du nun ftirbeit ohne: Buß, AA
dein Leib und Seel Dorf brennen muf. TE
Im Sommer 1852 wohnte in Berlin bei einem Schneider ein
Neferendartus hr Miete, der in jeiner Juriſterei wohl tüchtig N 7
-
as
in
Haufe jein mochte und das Gerichtiiten über arme Sünder
übte, daran aber noch nicht dachte, daß er auch eim armes ſündi
a
* Er
ea er a 1: Die B Bu N. 9. 331
Menſchenkind jei, dem der Herr gejebt hat, einmal zu jterben und
— das Gericht. Von Kirche und Gottes Wort hielt er eben
ichts, hatte wohl um beides ſeit ſeiner Einſegnung ſich gar
nicht mehr bekümmert, wie es leider bei manchem von den ge—
lehrten Herren gehen mag, welche einſt des Volkes Führer ſein
ſollen. Der Herr aber weiß auch ſolchen armen Seelen beizukom—
men; kommen fie nicht zu Gottes Wort, jo läßt er fein heiliges
Wort zu ihnen fommen, und findet fich fein Paſtor, auch etwa fein
—— Freund, der's ihnen zuträgt, jo ſucht er ſich ſelbſt ſeine
oten aus; auch Kinder und Schulknaben müſſen dem Herrn wohl—
je zuweilen zu ſolchem Werfe dienen. Der liebe Gott ließ unjern
Neferendarius einmal still ftehen im jeinem weltlichen Treiben und
Leben, jeine Akten und Prozeſſe bet Seite legen, und aus dem
Kaffeehauſe und der luſtigen Gejellichaft daheimbleiben; und der
Referendarius mußte gehorchen, mochte ev wollen oder nicht. Er
wurde frank; ein hitiges Nervenfieber hatte ihn ergriffen und jchüt-
telte feine Glieder, die bald in Froſt bebten, bald in Fieberhiße
lühten. Sein Arzt, ein junger Freund des Patienten, der’3 mit
dot und feinem Worte ebenjo hielt wie jener, bejuchte ihn fleißig
und jchüttelte endlich bedenklich den Kopf; vom Sterben aber jagte
er ihm nichts, noch weniger davon, daß es für ihn Zeit je, ſein
Haus zu bejtellen. — Da es am Fenjter, wo das Krankenbett jtand,
einen Scharen Windzug gab, jo hieß er das Bett wegrüden in die Ede,
dicht an die Thür, wo daneben der Schneider wohnte; damı befahl
er den Kranken nicht dem Lieben Herrn und jeiner Gnade, jondern
feinem Schickſal bis auf Wiederjehen. Der liebe Herr ließ fich aber
den Kranken befohlen jein. In der Nebenjtube hatte der Schneider-
meijter eben jeinen Knaben ſcharf examinirt, ob er jeine Lektion zur
Konfirmandenftunde gelernt habe, und da es mit dem aufgegebenen
Liede nicht gehen wollte, jo wies er ihn au, es zu lernen. . Der
Burjche mußte mit dem Geſangbuch in die Stubenede treten, Dicht
neben der Thür, wo Inder Kranker lag, und fieng mın laut am zu
lernen: „Heut lebſt du, heut befehre dich, ch morgen kommt, kann's
ändern ſich.“ Immer und immer wiederholte er diejelben Worte,
bis er den Bers endlich im Gedächtniffe hatte. Der Kranke hat
alles gehört, und es war ihm tief, tief ind Herz gegangen,
was der Herr ihm hatte durch den Schulknaben verkündigen lafien.
— Der Doktor fam wieder. „Nun wie geht's, Brüderchen, wie
geht's, was machjt du?” redete er ihn an. Der Kranke blidte ihn
mit weiten jtarren Augen an und ſprach: „Heut lebſt du, heut ber
kehre dich.“ Der Doktor meinte, er phantafire; — die Kinder diejer
Welt belieben e8 ja überhaupt eine Bhantafie und Schwärmerei a
eigen, wenn einer einmal in fich gebt und mit Ernſt an Gott,
ericht und Ewigkeit denft. „Nicht doch, wicht doc), fuhr er fort,
laß das doc, Brüderchen, ich frage ja mur, wie's dir gebt?" Doch
‚ber Kranke hob wieder an: „Heut lebſt du, heut befebre dich.“ Dem
Doktor wurde ganz umbeimlich, es war ihm, als ob ein Ruf aus
einer andern Welt auch am feine Seele gienge; jein Haar —*
ſich, es ließ ihm nicht im Krankenzimmer. geht heim, aber das
*
Wort: „Heut lebſt dir, Heut befehre dich“ geht mit ihm; er
ui ich & el ——
geht nicht; überall ruft's ihm zu: „Heut lebſt du, heut belehre dich.“
Der Herr wird ihm zu mächtig; in feiner Seelenangft geht er
ajtor, erzählt ihm, was ihm begegnet jei, läßt fi drmüthig Den
eat Gottes vom Heil der Sünder in Ehrifto auslegen, und
Gott, der ihm wunderbar das Herz aufgethan bat, Führt aud fein
Gnadenwort tief im daffelbe ein; er kann glauben, er wird ein
Ehrift. Auch dem kranken Freunde wird die Gnabenfrijt noch ver-
längert, der Herr läßt ihn genejen am Leib und Seele, und beide,
die kurz zuvor saßen, wo die Spötter fihen, und leichtfertig Dem
Tode und Gericht entgegenlebten, beide prieſen nun ben Deren,
ihren gekreuzigten Griöhr, daß er wunderbar fie mit jeiner Gnade
peimg ucht und zu fi gezogen, und den Mund eines armen Schul-
aben gebraucht habe, ie zu eriweden und wie einen Brand: aus
dem Feuer zu retten.
Melodie: Vater unjer im Himmelreich.
92. Adı was foll ich Sünder maden.
Aus des Diakonus Johann Flittner zu Grimmen hei Greifs-
walde (1618-—78) „Himmliſchem Luftgärtlein 1661.“ Im dem fünften
Theile deſſelben: Suscitabulum musicum oder Muſikaliſches Weder-
fein findet ſich dies Lied mit der Überjchrift: „Beichtgefang“ und
mit dem Beiſatz:
Omnia si perdam, Jesum servare studebo.
Soll id; alles Andre miffen,
ei fo will ich Jeſum doch zu behalten fein befliffen!
E3 wurde 1677 ins Nürnberger Geſangbuch aufgenommen und hat
fih bis heute in feiner Kraft bewährt.
Das verdanft es zu einem Theil jeinem kräftigen Inhalt, der
aus Flittners perjönlichen Leidenserfahrungen geflojjen ijt und ganz
wie Reimann im Liede „Meinen Jeſum laß ich nicht!” an jenes
Mort des Äterbenden Kurfürften Johann Georg I. von. Sachſen
4 Dftober 1656) ſich anlehnt (vol. das Nähere bei Keimanns Lied).
s treten dem Sänger zuerſt feine Sinden entgegen V. 1. 2., jodann
— Nöthen und Trübſale V. 3. 4., hernach die Sterbeusſtunde
5. 6.; aber er hält ſich beſtändig an ſeinen Jeſum und blickt
darum getroſt hinaus auf die Zukunft der Ewigkeit V. 7. Be
du einem. andern Theil verdankt das Lied jeinen Eindrud der
eh -
wirds
S
es
Melodie: gg abbec db, welche Flittner aus dem weltlichen
Rolfsgefang entlehnt hat. Das Lied, deſſen Weiſe er jeinem Liede
unterlegte, findet fi im „Enod) Gläſer, Scäfers Beluftigung.
Altorf 1653." und heißt: Silvius gieng —* die Matten. Die
Melodie erfreute fich mit Recht eines großen Anflangs und wurde
lange Zeit dem Zittauer Organijten, Andreas Hammerjchmidt, von
Winterfeld dem Johann Flittner jelbit zugejchrieben. De
Schon im Jahr 1677 verordnete Johann Fröſchel, Pfarrer
&t. Thomä in der Vorſtadt zu Erfurt, bei den Bußpredigten, die
er hielt, daß jedesmal nad) gehaltener Predigt ein Sänger dies Lied
allein abfinge, was die Herzen jehr bewegte. — In der That ijt es
ein herzbewegliches Bekenntniß, was ſchon V. 1 gibt:
Ad, was joll ih Sünder machen?
ad), was ſoll ich fangen an?
Mein Gewiflen klagt mid an,
es beginnet aufzuwachen.
Dies iſt meine Zuverſicht:
meinen Jeſum laß ich nicht!
Solche Weckrufe thun einzelnen Seelen gar wohl. Gabriel Wimmer
ſagt darum: „Darin findet mein Herz ſein gewiſſes Labſal, refri-
gerium,* Ein junger Theologe zu Jena gebrauchte es täglich als
Morgen- und Abendlied, indem ev jagte, er wäre jonjt des Tags
unglüdlich und des Nachts unruhig; er nannte es daher fein Asylum
cum auxilio, jein Lied, das ihm eine hilfreiche Zuflucht biete. —
Dagegen ein Gottlofer vom Adel verbot: den Gejang dieſes Lieds
in jeiner Kirche, weil e3 ihm dabei immer angjt und bange werde,
daß er nicht wüßte, wo er bleiben jollte. (Wimmer, Liedererflärung III)
Bei Vers 2 wird uns Folgendes von Seifart in jeinen Singu-
laria evangelica erzählt. — Pfarrer Schneider zu Halberjtadt be-
Kim am dritten Sonntag nach Trinitatis einen Goldſchmied in
DE 92, 235
feiner Krankheit. Derjelbe war zuvor dem Trunke jehr ergeben,
m ermahnte er ihm recht ernitlich zur wahren Buße ımd ge
brauchte dabei die Worte des zweiten Verſes:
Zwar es haben meine Sünden
meinen Jeſum oft betrübt ;
Doch weiß ich, daß er mid) liebt,
und er läßt fich gnädig finden.
Drum ob mich mein Sind anficht:
meinen Jeſum Taf ich micht !
Bei diefem Vers wiederholte er abjichtlih in der dritten Zeile das
Wörtlein Doch! dreimal. Da fängt der Kranke an, jo bitterlich zu
weinen, daß er ich. lange nicht will bedeuten laſſen. Auf Die Frage
Predigers, was ex bei diejen Worten gedadjt und empfunden
te, daß er zu Thränen gerührt worden Ken, fagte er, ex hätte
dabei erinnert, wie einjt dev Superintendent in der Predigt
enes Sonntags aclant habe, daß die drei Gleichniſſe vom ber-
tenen Schäflein, Groſchen und Sohn allen Sündern drei Fenfter
ber Liebe Jeſu wären, und diefe Worte wären ihm bei jenem „Do |
doch, doch — weiß ich, daß Er mich liebt“ eingefallen. Der Fran
enas wieder und bat ſich hernach dieſes — Doch auch zum
nutniß ſeiner Buße im der Beichte erwählt und en
„Mein Sind mich werden kränken ſehr, mein Gwiſſen wird m
nagen. Denn ihr find viel wie Sand am Meer, doc, doch will i
nicht verzagen!“ Na als er hernach noch drei Jahr in Gottesfurcht
gelebt, hat er in feiner legten Krankheit auf die Nede des Geift-
J
—— Dr h Ir 77 U n EFFER KEN. Ba Ka un ade
——— dDie Buße⸗ Nr: 9. en...
Myen von der Verachtung des Zeitlihen aus dem Lied: „Herzlich
tyut mich verlangen“ erwidert: | j
ö Doc, doch, doch ich der keins nicht achte,
| es währt ein fleine Zeit;
EN Das himmliſch ich betrachte,
das bleibt in Ewigkeit.
Sein Leichentert aber war: „Dennod), dennoch, dennoch bleibe ich
ets an dir!“ Palm 73, 23. — Auch Schamelins jagt: „Doc,
| och, doch — herzhaftes Glaubenswörtchen! Ach wer's Doch mit
i lauter Freudenthränen taujendmal fingen fönnte!*
Was der Sänger im dritten Vers jagt:
Obgleich ſchweres Kreuz und Leiden,
jo bei Chriſten oft entiteht,
Mit mir hart darnieder geht,
s ſoll mich doch von ihm nicht ſcheiden.
“ Er ijt mir in's Herz gericht:
meinen Jeſum laß ich nicht!
at er zeitlebens wohl zu üben Veranlaſſung gehabt. Mit jeinem
mtsgenoſſen ſich nicht des brüderlichen Verkehrs erfreuend, fiel ex
in die bitterjten Kriegsnöthen. Als 1659 das Faijerlich = branden-
burgiiche Heer in das damals unter ſchwediſcher Herrichaft ftehende
Pommern einbrah, mußte er ſich nach Straljund flüchten, wo in
der unfreimwilligen Muße umjer Lied entitanden tft. Auch hernach,
als er zurüdtehren durfte, blieb er ein, zwar von der Gemeinde
eliebter, aber dennoch durd allerlei Ränte (3, 442 f.) geübter °
eisen; fo daß er im Seufzen über jeine Widerjadher einmal
fchrieb: „Gott vocire mich nur von binnen!“ Was mit dem ſchönen
fünften Verſe jtimmt:
Sterb ich bald, jo fomm ich abe
diefer Welt Beichwerlidkeit, —
Ruhe bis zur vollen Freud
und weiß, daß im finſtern Grabe
Jeſus iſt mein helles Licht:
meinen Jeſum laß ich nicht!
93. Gott, der du allen gütig. Y
Aus Philipp Friedrich Hillers (1699—1769) Paradiesgärtlein
1729 über das zweite Gebet Arndts beim andern Gebot: „um
Gottes Gnade und Barmherzigkeit, welche it das Fundament unjeres
Gebets“; aufgenommen in’s Württembergijche Geſangbuch 1741,
1792, 1841. Ein wahrhaft prächtiges Lied diejer Abtheihum
welches wir in der Lesart des Württembergijchen Sefangbuce g
voransfegen, und das hier 9 DVerje, im Original 16 umfaßt. —
Seine Art tritt uns jofort im erſten Verſe entgegen: f
Gott, der du allen gütig, :
_ barmherzig, gnädig und langmüthig,
| voll Treue, Huld und Liebe bijt !
Sieh, wie ih meine Sünde
mit reuendem Gemüth empfinde,
die groß und viel und greulich tft! ct
m. 0 37 Sieh, wie mid) dieſes ſchmetzt!
ih hab verjäumt, v erzt
deine Gnade, are
To viel Geduld,
fo große Huld,
und zwar aus meiner eigenen Schuld.
Das it aus tiefer, Erfahrung gefloffen. Hiller gerieth nemlich
in einer Jugend, da er in der Klofterichule zu Maulbronn war,
zeit 8 in Leichtſinn und Thorheit, bereute aber bald wieder
weichen
vom Herrn umd juchte die Gnade Gottes zu ergreifei.
arüber befennt er ın der Zueignung feines Paradiesgärtleins:
Ad aber, ach! mein Herz entzog ſich jeiner Huld.
Die Jugend riß mich Hin, ich hHäufte Schuld auf Schuld,
Ich überliefe mich dem Strom der Argerniffen ;
Doc) haft du deine Huld mir niemals ganz entrijien.
Ih wurde angeklagt, ich wurde überzeugt,
Mir wurde bang bei mir, das bange Herz gebeugt,
Ich meinte oftermal, jedoch nur etlich Tage,
Bis daf die Sünde nen an meinem Herzen lage,
Die mich mit Schmeiheln zwang, daß ich mich fallen jah,
Und wußte dennoch nicht, wie mir dabei geſchah.
Doc warfjt dur mich nicht weg. — D nie erhörte Güte
An einem elenden, leichtfinnigen Gemüthe!
D unerforſchte Treu, unendliche Geduld!
Du trägeit, überſiehſt, vergibit, vergißft die Schuld!
Am allermeiften hat fich der letzte Vers an den Herzen be—
währt. Er behandelt die Gebetsworte Arndts: „Lab mid) Deine
Gnade Leiten und führen, wo ich gehe oder ftehe, liege oder ſihe,
wache oder jchlafe, lebe oder fterbe. La mir Gutes und Barm—
deal feit nachfofgen in diefem und im ewigen Leben, durch Jeſum
eifkum, unjern Herrn. Amen.” Hiller hat dieje Worte jo gefaßt:
Ich gehe, wo ich gehe,
ich fiße, liege oder jtehe,
ich wache oder fchlafe ein,
Ich lebe oder jterbe,
foll die Barmherzigkeit mein Erbe,
das Gute meine Folge fein.
Ich will in diejer Zeit
und in der Ewigleit
nichts als Gnade!
Mein Herze ſchließt
in Jeſu Chriſt,
der aller Gnaden Urquell iſt.
Der ſelige Jeremias Flatt, Privatlehrer in Stuttgart, pflegte
häufig die Worte aus den legten Vers im Munde zu führen.
hatte 8 nemlich erfahren, daß uns das Wachen, das Eritarfen
des innern Menſchen, des Menjchen der Ewigkeit, nicht durch eigenes
i en und Bewegen, fondern lauter und allein durd den komme,
v ung gemacht ift zur Öerechtigfeit. Darum vermochte er
aber Ru jo viel, weil er alles durch den that, der ihn mächtig
machte,
J
urch Chriſtus, dem er ſich im jedem Augenblich ganz, jo
236 I. Der Friede des Glaubens. Nr. 9.
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wie er eben war, dahingab. Auch 2 ee reift fo manche
in Württemberg der Ernte der feligen Ewigkeit entgegen, zu
Flatt das Samenkorn ausgeftreut hat. (Ev. Kirchen-Feitung 1835
— Schubert, Altes und Neues. IIT.)
Diefelben Worte hat hernady auch deſſen Anvertvandter, der
vieljährige Studienrathsdirektor, Prälat Dr. Carl Chriftian Platt
in Stuttgart, der ihm am 16. Januar 1822 die Grabrede hielt,
am Ziel feines einumdfiebenzigjährigen Laufs (1843) mit zitternder
Hand noch neben der Bibelitelle Pf. 103, 1—4 auf das Blatt
a das feine legten Verfügungen über feine Beerdigung
enthielt.
Melodie: Wachet auf, ruft uns die Stimme.
I. Der Friede des Glaubens.
94. Es ift das Heil uns kommen her.
Bon Paulus Speratus (1484—1551) im Spätjahr 1523 über
Römer 3, 28 gedichtet, als er fich auf der Flucht von Iglau im
Wittenberg bei Luther aufhielt, kurz che er jein Reformationswert
in Preußen angefangen. Es jteht jchon nebit zwei andern Liedern
des Speratus: „In Gott glaub ih“ und „Hilf Gott, wie iſt ber
Menschen Noth“ unter den acht Liedern des eriten evangeliſchen
ng Luthers Enchiridion 1524, wo es den Titel hatz
Lied vom Geſetz und Glauben, gewaltiglich mit göttliher Schrift
verlegt." Es it dabei jede Zeile mit einem oder mehreren Bibel-
fprüchen geziert, jo daß das Ganze wie ein Perlenkranz ausfieht,
der das Lied umfaßt, oder als ein Panzer erjcheint, der demjelben
mitgegeben ift zur Vertheivigung gegen alle Angriffe der Feinde der
evangelischen Wahrheit. ES erjcheint indeſſen nicht nöthig, jenen
Katalog von Zeugniſſen der Wahrheit auch hier abzudruden.
Der Gedantengang iſt folgender. Das Ganze enthält einen
Ruhm der freien Gnade, die im Glauben empfangen wird. Des
Chriſten Gerechtigkeit gründet jich nicht auf die Werfe des Geſetzes,
welche nicht behüten vor dem Zorn und dem Tod 8. 1, melde
nicht können V. 2—4, und doch jollen erfüllt werden B. 5. Gie
ründet fich vielmehr aufs Evangelium von Chrijto, welcher jein
erdienft uns ſchenkt V. 5 und im den Glauben legt zur Seligteit
8.6.7. Das gibt eine Lebensgerechtigkeit, denn der Glaube schafft
Liebe V. 8, bringt Troſt V. 9, ift reich an Früchten V. 10 und
gt eine ſchöne Ausficht auf Gottes Stunde V. 11.12. Um solche
ttade bitten toir, tote der Herr uns lehrt in feinem Gebet: ®.13. 14.
— Sn diefem Gang erjchernt unfer Lied als das echte Bekenntniß—
lied der Reformation, als das „poetische Gegenbild der Vorrede
Luthers zum Römerbrief“, wie Albert Knapp es bezeichnet. — Am
fchönften hat nach Serpilius, der eine eigene Schrift über unjer Lied
UK Der Friebe des Glaubens Nr. 91. 237
5* at; Dr. Dannhauer in Straßburg von demſelben ge—
Erjah
BR
" Er jagt, es jei ein köſtlicher Arzneifaft, aus Den bitteren
ahrungen unter dem Papjithum und aus den jüßen Worten
Gottes gepreßt; jodann ein Werkzeug Der Reformation, das mit
ran em Flug: viele Seelen gewonnen; weiter ein Dorn: in den
ugen der Wahrheitsfeinde, das fie jederzeit angefochten und ver
dreht haben, und endlich ein jchönes Weidelied von der güldnen
Au, Gott zu Lob, nad) der Befreiung aus dem Lande Egypten.
Das Lied gieng wunderbar jchnell in die Lande. Zeugniß
dafür gibt die befannte Sage, wovon Hartknoch in jeiner „preußts -
hen Kirchenhiſtorie“ erzählt, er habe in feiner Jugend von jeinen
räceptoren oft Folgendes au „Es kommt ein Bettler aus
reußen nad) Wittenberg und jingt dieſes Lied vor des Dr. Luthers
ür. Luther hört ihm mit Fleiß zu, bis es der Bettler aus»
gejungen, dann gibt er dem Bettler zur Gabe einen alten Georgen-
thaler, das einzige Geldſtück, Das er bei fich hatte. Dabei jpricht
er: ‚Komm ber, heiliger Georg, der Herr Ehriftus ift dal’ umd
befichlt ihm, jolches noch einmal zu fingen. Wie er es verrichtet,
fraget ihn Luther, von warnen er fomme und wo ev, Dies Lied ge-
lernet? Der Bettler antwortete, er fomme aus Preußen, allıwo dies
Lied im der Kirche oft gelungen wirde. Da giengen dem Dr. Luther
die Augen für Freuden über, daß Gott dieſem Lande jo gnädig wäre
und jelbiges in Erfenntniß jeines Wortes jo weit hätte kommen
laſſen.“ Die Sage ift nicht Geſchichte, denn Luther kannte das
Lied und den Sänger, che Speratus nach Preußen überfiedelte;
aber: die Sage enthüllt den Sinn der Gejchichte: es mag unſer Lied
an. viel, hundert Thiiven gejungen worden jein. War es dod an
vielen Punkten dev Wegebereiter der Reformation.
Sp im Württemberger Lande. Zu Waiblingen bei Stuttgart
widerſtanden die Priefter lange Zeit der Einführung der Refor—
mation, wornach im den Bürgern der Stadt ſich ein großes Ver—
- langen vegte. Da hielt 1535 der von Schnepf ordinirte Leonhard
Werner, die, exjte evangelijche Predigt, Als dazu die Gemeinde
diejes Lied anjtimmte, ſpieen die Priefter und Kapläne aus und
verlichen voll Ingrimm die Kirche. (Erufius, Annalen 8, 11, 10.)
Ebenjo * es auch in dem Städtlein Herrenberg bei Tübingen ge—
gangen ſein.
In Magdeburg trieb das Volk durch Anſtimmen dieſes Liedes
die Tatholischen Meßprieſter zur Kirche hinaus, und zu Behnau,
einem Dorf im der Niederlaufip bei Sorau, jangen die Bauern
dafielbe, bis ihre Katholischer Prieſter Gabelentz in die Kirche kam.
Er wurde darüber jo zornig, daß er Kirche, Pfarre und Gemeinde
verließ, und aljo einem lutheriſchen Prediger die Stelle räumte,
(Dlearius, ae)
e Als der evangeliiche Pfarrer Georg Polus in der Domlirche
au Fürſtenwalde auf Befehl des anweſenden ——— Joachim II.
von Braudenburg die erſte evangeliſche Predigt über Pi. 24, 7
—— 91 die Gemeinde in großer Herzenéfrende daſſelbe Lied.
ie Katholilen waren deßhalb ſehr erbost und machten ein Spott—
WE en dl HE EZ bl a u A Te ee a.
BE M. Der Friebe des Glaubens Me
lied daraus: „Das wahre Heil und aller Troft.” Sie nannten es
nur. ein lutheriſches Schwiterliedlein, twie denn auch der Jeſuit Dec
manus behauptete, ein Sadpfeifer oder ein Pritzſchmeiſter oder ein
Schuſter habe es gemacht.
as aber bier nur im kleinen geſchah, erfolgt im Kurfürſten—
thum Pfalz im großen. Obgleich Kurfürſt Friedrich IT. ſelbſt im
erzen der evangeliſchen Lehre nicht abgeneigt war und das Volf
laut darnach verlangte, wollte er ſie doch aus Furcht vor. dem
Kaiſer nicht einführen und im die Abjchaffung der päpitlichen Miß—
bräuche und Geremonieen nicht willigen. Da geihabs zu Heidelberg
in der Kirche zum Heiligen Geift, daß gerade die Priefter eine feier-
fiche lateinische Meſſe bielten; das anweſende Volk aber begann, aus
freien Stüden und wie aus Einem Munde diejes Lied zu fingen.
Nun jah der Kurfürſt, daß es an der Zeit jei, der reinen evange-
liſchen Lehre nicht längeren Einhalt zu thun. Er geitattete die
Austheilung des heiligen Abendmahls in beiderlei Geftalt, und
damit war der Anfang zur Einführung der Reformation in der
Pfalz gemacht. (Sedendorf, Historia Lutheranisimi.)
Im Elſaß war es am Samſtag, dem 14. Mai 1575, als der
Magiitrat zu Kolmar erfannte, day dem Willen der Bürger zur
Einführung der Reformation nachgegeben werden müſſe. Man -be>
chloß, Tags darauf, am Sonntag Eraudi, der bisherigen Verwirrung
in Religionsjachen ein Ende zu machen. Auf den Zunftituben wurde
den Bürgern mitgeteilt, daß, weil in Kolmar fein biezu tüchtiger
Prediger zu finden jei, man dem Pfarrer zu Jebsheim, Johannes
Gellarins, Die erſte evangelijche Predigt übertragen wolle, Die
Bürger waren von dieſer angenehmen Kunde jo überrajcht, Daß
vielen aus Freude „die Thränen herfüriprungen.“ Uber dreitauſend
Menschen hatten ſich andern Tags in der alten Barfüherficche ver-
jammelt, und mit voller Begeilterung jangen jie als erſtes evange-
liſches Lied 35 Geſang: „Es iſt das Heil uns kommen her.“
Der Schwung deſſelben ergriff die Gemüther ſo mächtig, als hieß
es: heute iſt dieſem Hauſe Heil widerfahren. Ja die Predigt des
— Dorfpfarrers blieb den Städtern mit ſamt dem Lied auch
erner im Gedächtniß, wie es denn im Kirchenbuch zu Jebsheim
heißt: „Einführung der evangeliſchen Religion in die Stadt Kolmar,
daher ſie fingen: ‚das Heil kommt uns von Jebsheim her.““ Deß
zum Andenken haben jie am Sonntag Eraudi, 9. Mat 1875, das
dreihundertjährige Jubiläum der Reformation zu Kolmar gefeiert
und dafjelbe mit dem Liede der Väter geweiht: „Es iſt das Heil
uns fommen ber.“
Die Verſe 1—5 find, um Die Worte des Liedes zu gebrauchen,
„ein Spiegel zart“, in welchem ſich ganz wie in Luthers Meiiterlied
„Nun freut euch, lieben Chriſten gmein“ das Ringen und Arbeiten
de3 glaubigen Gemüths unter dem gejeblichen Bann des Bapjt-
thums ad. So iſt es ein Tendenzlied im beiten Sinn
Macht für die 5 des ſeligmachenden Glaubens.
egensburg, erzählt, daß im Jahr
1710 der Diener einer hohen Herrichaft zu ihm gefommen jet und
und wirkt mit
— GSerpilius, Superintendent zu
a = ee Fa ar here .
IM. Der Friede des Glaubens. Ne. 94. 239
ihm berichtet habe, daß er zwar im der evangeliichen Kirche geboren
und erzogen, aber durch Ausficht auf Beförderung zur fatholiichen
Kirche überzugehen bewogen worden jei. Da hörte er eines Tags,
als er in jeinen Gejchäften an der evangelischen Hauptkirche vorbei—
ieng, unſer ihm wohlbefanntes Lied fingen; dabei er denn heimlich
—* daß er dergleichen tröſtliche Lieder jetzt nicht mehr hören
könnte. Zwanzig Wochen hernach begegnete ihm daſſelbe abermals.
Nun zog es ihn in die Kirche hinein, und er hörte mit Andacht der
Predigt zu, nach deren Beendigung er alsbald zu Serpilius in die
Sakriftei gieng, ihm zu jagen, wie dies Lied fein Herz bewegt
habe, und ihm zu erflären, daß er nım ferner bei dem evangeli-
ichen Glauben bleiben wolle. (Prüfung des Hohenſteiniſchen Gejang-
buchs ©. 404.)
Der jechste Vers gibt nun den Haren und vollen evangelischen
Ton. — Bon einem Schwärmer zu Hamburg wird erzählt, daß er
auf feinen Todtenbette feinem Beichtvater geklagt habe, er habe ſich
ins gejeßliche Weſen viel zu tief eingelaffen und müſſe befennen,
daß er von Ehrijto zu weit abgefommen je. Nunmehr aber joll
ihm Chriftus fein Alles fein, und es ſolle bei ihm heißen:
Nicht mehr, denn: Lieber Herre mein,
dein Tod wird mir das Leben jein,
du Haft für mich bezahlet!
Wenn ein frommer Chriit des Glaubens rechte Gejtalt wifien
will, jo findet er fie nahe beijammen; es iſt, was wir wiederholen,
nichts anderes und „nicht mehr, denn“ das Eine Bekenntniß: „Lieber
Herre mein, dein Tod wird mr das Leben fein; du haft für mid
ezahlet.“ — Das laßt uns halten. Ein treuer, aber früh vollendeter
Prediger jchrieb darımm diefe Worte jeden, der ihn um ein Wort
des Andenfens bat, ins Stammbuch.
V. 7 bietet den. Troft diejes Glaubens. Zu Grimma befichte
der Superintendent Kohann Albert einen gottesfürchtigen Studenten,
Georg Franke, auf jemem Sterbebette. Der jagte ihm: „Ich habe
viel Lieder und Sprüche gekonnt, aber bisher nicht gewußt, wozu
fie mir dienen möchten. Jetzt ſucht ſie der heilige Gerit alle berfür
und macht fie in mir lebendia. Dafür ich Gott Lob und Dank jage.
Ich will ihm eine volle Ernte bringen; denn ich habe geerntet Die
Wohlthat göttlichen Wortes, der Abjolution, des heiligen Abend-
mahls, beſonders aber der heiligen Taufe, Ergo:
' Wer glaubt an mich und wird getauft,
demjelben ift der Himmtel ertauft
daß er nicht werd verloren.“
Meichen Troft haben die Verſe 11 und 12 den befümmerten
Gemüthern geboten. — An V. 11 ift der Anfang dem Herzog
Friedrich Wilhelm zu Sadyfen Meimar (} 7. Juli 1602) teojtreic
Beach. Derjelbe war em großer Liederfreund und pflegte aus
en geiftlichen Gefängen feinen Troſt befonders dadurch zu ziehen,
daß er, wo etwas in der Mehrzahl ſtand, dafielbe auf ſich in ber
——— deutete. Dieſer Fürſt tröſtete ſich nun an ſeinem Ende der
orte:
—
KR Ib En a hl en an,
240 N. Der Friede des Glaubens. Nr,
Die Hoffnung wart der en Zeit, *
was Gottes Wort zu —* ” FR
Der Schluf des Berjes aber ward dem eblen Belenner, Ku }
Johann Friedrich zu * ein Stab auf dem Pfade der
AS derſelbe nach der Schlacht bei Mühlberg 1647 in große Be-
— gerathen war, ſchrieb der fromme Wrediger Bert Diterich
an St. Sebald zur Nürnberg einen tröftlichen Brief an ihn. Der
Kurfürft las den Brief mit vielen Thränen, jaste aber dann, nad»
dem er ihn gelefen, mit großer Sreudigkeit: „Ei, die gewaltige Hand
Sottes will nicht allein drüden, jondern auch erhöhen zu feiner Zeit,
Er weiß wohl, wenn's am beiten ift,
und braudt an uns fein arge Lift;
das ſoll'n wir ihm vertrauen.
Geſchieht's nicht hier, jo geichehe es ewiglih. Ewige en
die vechte Erhörung unjeres Gebets und Seufzens. Wer nur
durch Die Welt hindurch wäre!" (Selmeccer, VBorrede über die Paſſion.
Der 12. Vers war Johann Chrijtof von Degenfeld zum Tröfter.
Diefer edle Herr war die meiste Zeit feines Lebens vielem Kreuz
unterworfen, jo gar, daß er fich oft vor großen Leibesichmerzen
unter die Banf gewwunden. Da war e8 fein einziger Troft, geiftliche
tiebliche Lieder zu hören; und umter ihnen gebrauchte er oftmals
zur Erinnerung an die Hilfe jeines Herrn die Liedesworte:
Dh ichs anliek, ala wolſt er mit,
laß dich es nicht erichreden ;
Denn wo er ijt am beften mit,
da will ers nit entdeden.
Ähnlich tröfteten fi) Hans von Lüttihau, Kaspar von Minis,
Ama Räwin zu Holzhauſen. Und wohl nicht bloß Sterbenbe,
jondern auch viele Andere haben das Kraftwort am Schluß im
Herzen behalten:
Sein Wort laß dir gewißer jein;
ob dein Fleiſch Spräche lauter Nein,
jo laß dir doch nicht grauen!
Die beiden letzten Verſe, welche das heilige Vaterunſer um-
ichreiben,, find viel gebraucht worden. So bei der Krönungsfeier
des erjten Königs zu Preußen 1701, wo fie den Beichluß der ganzen
Feierlichkeit machten, was für die Worte eines alten Königsberger
Hofpredigers bejonders pafiend war. — Diefelben Verſe wurden,
wie Serpilius bezeugt, im Anfang des vorigen Jahrhunderts in
Dftreih, bejonders in einigen leden nahe bei Wien, wo vordem
das Wort Gottes reichlich gewohnt hatte, vom Volk nad) dem Ende
des römijch-fatholifchen Gottesdienſtes gejungen. Ehrwürdige Reli-
quien einer befieren Zeit. Serpiltus fügt Hinzu: „Wenn denn num
noch heute ein Lutheraner unvermuthet im ſolche Verſammlung fonımt
und dieſe Worte defto freudiger fingt, weil er fie noh ala durch
Gottes Gnade erhaltene Reliquien ehrt, wundern fich meijtens Die
Anwejenden, daß auch wir ihrem vermeintlichen päpftlichen Lied jo
gut zuftimmen können.“ er
J
Sa a ——— ae ——
Friede des Glaubens. Nr. 9.
Die Melodie! TC co e de.bift -wahrfheinlich aus dem
Fo lg des 15. Jahrhunderts. entlehnt, weßhalb auch die
Papi
„ver ihn erfunden, müfle ein Sadpfeifer oder Bänkelſänger geweſen
leder
der Unweifen Mund wohl“, „Aus tiefer Noth jchrei ich au dir“
dem Lied: „Nur freut euch, Liebe” umd über dem Liede des Speratus
jteht: „auf den Thon, wie man oben jingt: Nu frewt euch, liebe.“
Walther aber hat im jeinem tonangebenden Choralgejangbüchlein
1524 fie ausſch iehlic dem Liede des Speratus zugeeignet, wie wir
fie dann auch in dem Endiridion von 1527 bereits demſelben zu—
getheilt finden. — Winterjeld erkennt in der Abjtanımung der Melodie
aus den Volksgeſang ein bedeutjames Zeichen. Wie ſich unſer Lied
mit feinem Schriftpanzer gegen den Vorwurf einer neuen Lehre ge-
wappnet habe, jo ſei ihm auch eine Wetje zugetheilt, Die dem Bol.
munde nichts Neues geboten, aber dem Liede dafür deito Teichteren
Eingang verjchafft habe. (I, 43 f.)
95. Durd Adams Fall ift gam verderbt.
Bon Lazarıs Spengler, dem Nürnberger Rathsjchreiber (1479
— 1534), als ein wahrhaftes Lehr- und Bekenntnißlied des evange-
liſchen Glaubens zu Nürnberg 1524 gedichtet und in Walthers Chor-
gelangbüchlein 1524 erichtenen.
Gabriel Wimmer gibt dem Lied die Überſchrift: „Der gefallene
und wieder aufgerichtete Menſch“, und theilt demzufolge ein: 1. Der
Ball V. 1 und 2; 2. des Gefallenen Aufrichtung B. 3—7; 3. des
Aufgerichteten Bezeugung V. 8—9. — Vielleicht dürfte man noch
erläuternd binzujeßen: V. 3. 4. des Gefallenen Erlöjung; V. 5 als
Mittelpunkt des Lieds: der Hort des Erlösten; V. 6. 7. Fall und
Aufstehen im Verhalten zu Chriſto.
Der erite Vers des Lieds hat eine kirchengeſchichtliche Bedeutun
erlangt. In der, Epitonte der Formula Concordiä (Artikel I) wi
ring! „Bir glauben, lehren und bekennen hinwiederum, daß
ie Erbfünde nicht ji eine Schlechte, jondern fo tiefe Verderbun
menschlicher Natur, daß nichts Geſundes oder umverderbet am Lei
und Seele des Menfchen, feinen inmerlichen und äußerlichen Kräften
geblieben, ſondern wie die Kirche fingt:
J Durch Adams Fall iſt ganz verderbt
= meuſchlich Natur und Weſen.“
Wobei man ſich durch, die, lateinische Überjeung :
Onwkapsus Adae vi pessima Natura et ipsa emsentia
‘ Humana tota massa, Corrapta, luco cassa etc,
ammöthiger Weife auf die Vermuthung ziehen ſieß, als ob a
Lied die Bearbeitung eines alten Iateıniichen Lied8 wäre, — Wie
2 Koch, Klrchenlled. VII, 16
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In
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2 * — 7 ——— xxX ed T Er
A 242 N. Der Friede des Glaubens. Nr. 95. —
I . —
vielfach indeſſen jene Faſſung angefochten und riffen wurde,
dies zu en ijt bier mt der Ort. Das Sb eb pie
alle jene Erftlinge der Reformation, mit jeder Zeile auf bibliſchem
| runde.
Der vierte Vers: „wem wollt vorm Sterben grauen?“ be
* währte ſich an dem Sänger ſelbſt, welcher in ſeiner letzten Zeit an
Veit Dietrich, feinen Herzensfreund, nach Wittenberg ſchrieb: „Ich
e bin fürwahr noch ſchwach und weiß nicht, wie Gott e8 mit mir
| machen will. Allein mir gebührt es, mic) meinem getreten Gott
zu unterwerfen, wie ein Thon dem Häfner. Will er, daß ich andern
Leuten noch länger nütze und diene, jo bin ich bereit; will er, daß
— ſchartige Krug zu Trümmern gehe, ſo geſchehe ſein Ge—
allen!“
Zu Vers 6 vergleiche man, was Spengler an den Rath zu
Memmingen 1530 ſchreibt: „Was kann euch Rühmlicheres wider—
fahren, als um eures Seligmachers willen Widerwärtigkeiten zu
leiden? Welcher Menſch, welcher Chriſt und Obrigkeit wollte doch
nicht ſtark, kühn und unerſchrocken ſein, wenn er Gott vertraut und
weiß, daß er ihm auch fein Beſchützer, Troſt und Hilfe iſt, und daß
wider fein heiliges Wort feine menschliche Gewalt, ja die Pforten
der Hölle nichts vermögen? Es tft fürwahr ein groß Ding, Gott
zu befennen, hinwiederum das erichredlichite, verdanmlichite Werk,
Gott und fein Werf zur verleugnen. Werden wir Chrijtum und
fein Mort fahren lafien, jo verlieren wir gewißlich den Anter,
daran wir uns als unfer einiges Heil halten und, jo wir fallen,
wieder hätten aufftehen, auch zu dem fichern Hafen reichen mögen.“
Zu Vers 7 erzählt Avenarius von einem Menjchen aus einem
reihen, vornehmen Gejchleht, der um jeine Mittel fam und un—
glücklich war in allem, was er anfangen wollte. Diejer Menſch
gerieth darüber im ſolche Traurigkeit, daß er den Gedanken fahte,
fich ſelbſt des Morgens mit dem Degen im Bette zu ermorden,
Nun fügte es aber Gott, daß jeine Schweiter, die frühe auf-
aeftanden war und ihren Verrichtungen nachgieng, vor fich her
dies Lied im Haufe jang. Als jie an jeiner Kammerthüre vorbei
gieng, jang fie gerade mit fröhlicher Stimme:
Wer hofft in Gott und dem vertraut,
der wird nimmer zu Schanden;
Denn wer auf dieien Felſen baut:
ob ihm gleich geht zu Handen
Viel Unfalls bie, hab ich doch nie
den Menichen jehen fallen,
der fich verläßt auf Gottes Troit;
Er Hilft fein Gläubgen allen. u
Da ward dem Bruder, der die Schweiter jo getrojt fingen hörte,
das Herz für den guten Inhalt des Gejangs aufgethan, und ſeine
aanze Betrübniß entwich. Bon Herzen beihämt und voll großer
Reue bat er Gott jeine Sünde ab, ward von mın an in — J
Herzen getroſt und ruhig und erfuhr bald auch den Beiſtand, den
le ar
le 1 ir
Gott alfen verheißen hat, die ſich auf ihm verlaffen. Gott ließ ihn
a zu guten Mitteln gelangen. (Avenarius, Liederkatehtsmus.
1714.
Advokat Joh. Fr. Reinhard zu Altenburg (F 1652) hatte mach
feiner Eltern Tod wenigen und fchlechten Borrath und mehr nicht,
als zween Grofchen. Als er nun darüber in kümmerliche Gedanten
gerieth, wie er ſich erhalten wollte, fiel ihm diejer Vers ein, den
er mit herzlicher Andacht jang und damals alsbald zu feinem Leichen-
erachtet jeines geringen Vermögens dennoch wohl verjorgen. Und
jolche Hoffnung hat ihn nicht zu Schanden werden lafjen. (Scrivers
zufällige Andachten.)
Dei Vers 8 tft zu vergleichen, was Spengler weiter an Beit
Dietrich jchreibt: „Ich Din in des Herrn Zuchtichue gewejen und
babe da gelernt, wie jüß, wie gütig und voller Barmherzigkeit der
‚pet it gegen alle, die ihm mit Vertrauen anrufen, up hoher
roft, Freude und Erquidung es auch ift, wenn Gott einen Ehriften
in jeinem Wort bis auf dies Angjtitiindlein bewahrt. Ich befehle
mich nun fürs Weitere der Beſchirmung deß, der gejagt hat: Fürchte
dich nicht! Die Haare auf deinem Haupte find gezählet!‘“
Bei Walther finden jich fir dies Lied zwei Melodieen, eine
dorische, die auc von Prätorius aufbewahrt wurde, und eine phry=
giiche, die fonft nicht mehr vorfonmt. Eine von dieſen zweien mag
don Spengler jtammen. Auf einem fliegenden, zu Nürnberg im
Sahr 1534 gedrudten Blatt iſt das Lied aufgeführt mit Verwerjun
auf die Volksweiſen: „Nach Willen dein oder: „Was wird es d
des Wunders noch.“ Dieje Volksweiſen gleichen jedoch feiner jener
Melodieen. Eine doriſche, im der äoliſchen Tonart jchließend:
aaagafed findet fich zuerjt im Klugichen Geſangbuch 1535;
dieje hat ſich am weiteften verbreitet und iſt noch jet gebräuchlich.
96. Wie wohl ift mir, o Freund der Seele.
Aus Wolfgang Ehriftof Deßler's (1660— 1722) „Gottgeheiligter
Seelenluſt unter den Blumen des göttlichen Wortes.“ Nürnberg
1692. 1. Auflage. Hier ift das Lied der jechsten andächtigen Be-
frachtung: „Das bußfertige Verlaſſen und Umfaſſen“ angehängt,
welcher ebenjo wie dem Liede die Stelle zu Grund gelegt ift Hohes—
lied 8, 5: „Wer ift die, die herauf fähret von der Wüſte und
lehnet jich auf ihren Freund?“ Es tft darin zuerit die Welt als
eine Wüſte dargeftellt und gezeigt, wie Die Seele fie zu verlaffen
Be: und danı wie fie auf ihren Freund fich Ichnend, Jeſum ums
end, durch die Welt hindurch und zum Triumph gelangen möge,
Die Entjtehung des Lieds füllt in die Zeit, da Defler als
nger Mann im ferner Vaterftadt Nürnberg aus Kränflichkeit vor
vr lag. Er hatte das Goldſchmiedehandwerk aufgegeben und fich
den Studien im Altdorf zugewendet; aber Mangel an Geld und
Geſundheit geboten, auch hierauf zu verzichten. So ermährte er ſich
denn als Correktor in feiner Vaterſtadt, wurde geiftliher Sohn und
ö 16 *
IE Der Friede des Glaubens. Nr. 96. 243
tert erwählte, auch den Troſt daraus jchöpfte, Gott werde ihn un- -
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vetiicher Schüler von Erasmus Francisci und nährte fih in feinen
I — en Glaubenskraft. Durch ſeine Sprachen 9 ih för
derte er ebenſo wie durch feine Lieder die Erbauung des hriftli
Volks; und was er hier gejungen, or. Baden felbft in dem noch
chwereren Leiden, die er jpäter als Conrektor und hernach in feinen
bten fünfunddreißig Kranfheitswochen ertragen mußte, zu voller
Erquickung gediehen Fein,
Am allermeiiten fang der erſte Bers in Den Herzen an:
Wie wohl ift mir, o Freund der Seele,
wenn id) in deiner Liebe ruh!
Sch steige aus der Schwermuthshöhle
und eile deinen Armen zu.
Da muß die Nacht des Trauerns ſcheiden,
e wenn mit jo angenehmen Freuden
die Liebe ftrahlt aus deiner Bruft.
Hier ift mein Himmel ſchon auf Erden;
wer wollte nicht vergnüget werden,
der in dir juchet Ruh und Luſt?
Eine chriſtlich geſinnte Frau fragte eines Tags auf ihrem Lager:
„Gibt es ein Lied in meinen Gejangbuch, das anfängt: Wie wohl
it mir, oFreund der Seele?” Man bejahte ihr dies umd fügte
hinzu die Frage, ob ihr denn auch wohl jet. Ja, jagte fie, mir
iſt jeher wohl! Nun laſen fie ihr das Lied. Es entitand darauf
eine Stille; dann aber jagte fie: „Herr Jeſu, bijt Dit meine Freude?
D Ruh‘, Freunde und Friede der Seele; was thujt du doch mir
großem ‚Sünder zu gut?“ (Basler Sammlungen. 1789.)
Magnus Friedrich Roos jagt 1789 in einem Brief an Gottlieb
Chriſtian Storr: „Io hat unſer Glaube freilich mit den natür-
lichen Empfindungen zu ringen und muß Sich Durch manches trübe
Gewölk durcharbeiten. Mir jelbjt gehts oft jo, wie die Worte an—
deuten: ‚Ich fteige aus der Schwermuthshöhle und eile deinen Armen
zu Aber auch diefes Aufſteigen gejchieht Durch Gnade, umd dieſe
Gnade reicht der Herr Jeſus, der mit unſrer Schwachheit Mitleiden
haben’ will, mit großer Treue dar.“ (Chrijtenbote. 1853.)
Charakteriitiich ijt der Anfang des zweiten Verjes:
Die Welt mag meine Feindin heihen:
es jei alſo; ich trau ihr nicht,
Wenn fie mir gleich will Lieb erweilen
bei einem freundlichen Geficht. :
Dieje Worte mag Folgendes erläutern. Eines Tags gieng.der fromm
Prediger Samuel Gilpin durch eine Gaſſe. Da hörte er einige Leute
jagen: „Sehet, da geht ein guter Mann. Wenn der Weg irgend
eines Menjchen zum Himmel führt, jo iit es der einige.“ Ueber
dieſer Nede wandelte ihn ein Gefühl von Selb tgefäfigfeit an, De
mehr und mehr zu Stolz zu werden drohte. ittlerweile trat er
aber in eine andere Straße ein. Da ftehen auch Leute, Die ihm
aufmerfiam anſchauen. Er macht ſich ſchon wieder auf einen —
ſpruch gefaßt; allein ſtatt deſſen hört er jngen: „Wenn irgend einer
verdient, gehängt zu werden, jo its diefer Menich da, der alle Leute
«
=
+
x
Yık 4
verrückt zu machen fucht.“ Hinweg war jeßt alle Serlbftgefälligfeit,
kr gieng in feiner alten Demuth wieder nach Haus.
* Ähnlich charakteriſtiſch lautet der ebenſo glaubensvolle, als
poetiſche Schluß von Vers 4:
Ich traue deinen Wunderwegen,
ſie enden ſich in Lieb und Segen:
enug, wenn ich dich bei mir hab.
weiß, wen du willſt ehrbezieren
und über Sonn und Sterne führen,
den führeſt du zuvor hinab.
Beim fünften Verſe erinnert man ſich gerne jenes Falls, von
welchem Koch (3, 533) erzählt. Deßler befand ſich in einem mit
einem Springbrunnen gezierten Garten, deffen Befiker ihn eine Beit
lang allein lich. Als er nun eintrat und ſich entichuldigen wollte,
—F er: „Ich war nicht allein, der Springbrunnen war mein ſtiller
rediger. Als ich ſah, wie das Waſſer, ſo lange der Wind ſtill
war, gerade aufſtieg, bald aber, als dieſer zu wehen anfieng, auf
die Seite und gar über den Rand ſpritzte, jo dachte ich: jo bin ich
auch. Sch ftehe aufrecht, jo lange die Winde der Trübfal ruhen;
wo aber dieje einftiirmen, werde ıch geneigt, und endlich werden fie
I ange anhalten, bis fie mich hinaustreiben außer dem Bezirk der
itelkeit, welche ich durch ein feliges Ende ablegen werde.“ Auf
diefe Stunde paßte demm fein Wort:
Mein Licht, fo will ich auch mit Freuden
aus diejer finitern Wildniß jcheiden
zu deiner Ruh der Ewigkeit.
In den eigentlichen Quell diejes Lieds im Hohenliede taucht
endlich der legte Vers wieder ein:
Wie ift mir dann, o Freund der Seelen,
fo wohl, wenn ic) mich lehn auf dich!
Mid kann Welt, Noth und Tod nicht quälen,
weil du, mein Gott, vergnügeit mich.
Laß folhe Ruh in dem Gemüthe
nach deiner unumjchränften Güte
des Himmels fühen Vorfhmad fein.
Wen, Welt, mit allen Schmeicheleien!
nichts kann, als Jeſus, mich erfreuen;
o reicher Troft: mein freund iſt mein!
ALS Dr. Johann Jalob Rambach zu Giehen auf feinem Sterbe»
bette lag, hörte ev vom nahegelegenen Kirchthurm das Lied blajen:
Allein Gott in der Höh ſei Ehr. Da begehrte er von feiner Frau,
2 Be hinauf rufen, fie follen blajen: „Wie wohl iſt mir, ©
Freund der Seele!" Als fie ihm aber bedeutete, daß dies micht
i Er ftimmte er in das „Allein Gott in der Höh!“ im aller
wachheit ein und jang das Lied zu Ende.
Als Dr. Hauber in Kopenhagen, welcher 1765 im die Ewigkeit
od jehr matt in feinem Stuhle IB, fragte er feine I ſte
Tochter: „Meine Tochter, ſiehſt dir, daß ich matt bin?“ Die Tochter
antwortete: „Ja, lieber Vater, das jehe id.“ „Siebft du aber auch,
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ht u aaa te —
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246 MM. Der Friede des Ylaubens, I
daß mir bange ift?“ ſprach er weiter. Sie fagte: „Nein.“ „Rum,
das jage allen meinen Freunden, daß ich mic) vor dem Tode gar
wicht fürchte." Hierauf bat er feinen Sohn, das Lied auf Dem
Klavier zu jpielen: „Wie wohl ift mir, o Freund der Seele!" und
als er das vernommen, rief er aus: „Schön, o wie jhön!" Rum
ſaß er etwas still und betrachtete aufmerffam einen Lichtſchirm, auf
welchen der Heiland im Ölgarten abgebildet war; und als fein
Schiviegerfohn ihm einige Sprüche aus den Palmen Davids zurief,
wies er mit dem Finger auf den Lichtihirm und antwortete: „Wer
den Herrn Jeſum im Herzen hat, darf ſich vor dem Tode nicht
fürchten.“ - Bald darauf iſt er auf jeinem Stuhle ohne alle Schmerzen
entichlafen.
Endlich war das Lied des alten Niirnbergers das Lieblingsfied
eines neueren Nürnbergers, des Bädermeifterd Burger in Nürnberg,
deſſen Leben uns Kanne und Schubert jo Lieblich beichrieben haben.
Er hatte es als Handwerksburſche in Negensburg zuerjt fingen hören,
wobei e3 ihm jo zu Muthe geworden, als jpräcde es die tiefite,
innigjte, jeligite Bewegung und Gefinnung feiner Seele aus. So
gebrauchte er es denn auch fernerhin oftmals, denn e3 war jein
ganzes Begehren geworden, die „Ruhe in der Liebe Gottes" jich zu
erbitten.
Dem Liede jind zwei Melodieen beigegeben worden. Die eine;
acishaheadeis h h findet ſich ım Freylinghaujenichen Ge—
fangbucd 1704 und wird Dr. Ehriftian Friedrich Richter in Halle
ugejchrieben. Die andere: bgasbeschbasg ilt in dem
boralbuh von Johann Friedrich Doles, Muſikdirektor zu Leipzig,
1785 erjchienen und von da auch in Württembergiiche Ghoralbiicer
aufgenommen, obwohl die eritgenannte Weiſe den Vorzug verdient. 7
97. Es glänzet der Chriften inwendiges Keben.
Bon Dr. Ehriftian Friedrich Richter (1676—1711), dem gott
jeligen Arzt am Hallejchen Waiſenhaus, gedichtet und erſtmals mit-
getheilt im Freylinghaufenjchen Gejangbuch 1704. In dem Anhang 7
jeiner Schrift: „Erbauliche Betrachtungen vom Urjprung *
el der Seele. 1718.“ ſteht es mit der Uberjchrift: „Vom ver—
borgenen Leben der Gläubigen.“
In der verbeflerten und vermehrten Auflage diejer Schrift 1767
findet ſich eine ausführliche Erklärung unſers Liedes von dem Heraus-
geber 3.3.8. zu 9. Uber Zwed und Inhalt des Liedes Heißt ed
En „Das ganze Lied iſt jonderlih auf Kol. 3, 3. 4. gegründet.
Gleichwie num in Chrifto ein zwiefacher Stand zu betrachten ift,
erjtlich der Erniedrigung, da er die göttliche Majeität unter der
Knecht: und Kreuzesgeftalt meit verborgen, jodann der Erhöhung,
da er mitteljt der Himmelfahrt jeine menschliche Natur auch in den
völligen Gebrauch jeiner göttlichen Herrlichkeit gejeßt, aljo find zwar
alle Ehrijten durch den Glauben theilhaftig worden der —
Gottes und aller damit verbundenen —* Würde; dieſe aber iſt
hier in dieſem Leben ihnen größtentheils, und noch weit mehr ver
.
IE Der Friede des Glaubens. Nr. 97. 247
Welt, verdedet, bis fie an jenem Tage und in der Ewigkeit wird
offenbar dargejtellet werden. Ja, wie Ehrijti nunmehriger herrlicher,
immliſcher Stand und Leben, nachdem er aus den Todten aufer-
tanden und ſich zur Rechten Gottes geſetzt hat, den natürlichen
Augen aller Sterblihen noch entzogen iſt, eimit aber jichtbar er-
fcheinen wird: aljo haben zwar alle wahre Chriſten bereit in diejer
Beit, nebſt dem natürlichen Leben, das ihnen mit allen Menſchen
gemein ift, auch im fich eim übernatürliches, geiftliches Leben; aber
die Fürtrefflichkeit umd Herrlichkeit diejes Lebens tjt gleichwohl den
äußern Sinnen hier noch jehr verborgen und bleibt verborgen, bis _
der Vorhang des sterblichen Fleiſches wird völlig bei Seite gethan
fein und ihre herrliche Offenbarung angehen wird.“
Einige Bemerkungen zumeiſt au3 jener Erflärung mögen noch
Plaß finden. — V. 1 jpielt auf die beiden Stellen an, Pialm 45:
„Des Königs Tochter iſt ganz herrlich inwendig”, und Hohes Lied 1, 6:
„Sch bin ſchwarz, aber gar lieblich.“ — V. 2. Hier treten die
Gegenſätze treffend und Feen ein. „Das Wunder der Zeiten,
die hier ich bereiten‘: ‚Diet — geht nicht auf ‚Zeiten‘, jondern
‚Ehriften‘, die jich jtetS mehr und mehr bereit machen, den König
zu ehren; ‚ven König, der unter den Lilien weidet‘, der fein Ge—
fallen hat an den Seelen, die gleichjam al3 weiſe Lilien im der
Unschuld eines keuſchen und geheiligten Wandels vor ihm ——
und einen guten Geruch von ſich geben. Luther ſagt einmal in der
Kirchenpoſtille: ‚Was iſt ein chriſtlich Weſen anders, denn ein An—
fang des ewigen Lebens? Wirſt du dich aber für Gottes Kind aus—
geben und befennen ſolchen Glauben, jo twird Kaiphas für groben
ottesdienjt jein Kleid zerreigen und über dich jchreien: bat
Gott geläjtert! und die andern alle mit ihm: Er ijt des Todes
Ihuldig; kreuzige, Freuzige ihn! Das laß dir gejagt jein umd richte
dich drauf; es muß aljo ſein‘“ — Vers 3 iſt ald Vorderjaß zu
B. 4 befonders wichtig und eim fast klaſſiſcher Ausdrud dafür, daß
Christen fich keiner jelbiterwählten Geiftlichkeit befleigen. Während
es aber bei uns nad) V. 3 jo gar einfach und alltäglich zugeht, iſt
nach B. 4 in der unſcheinbaren Hülle eine hohe Würde verborgen.
Ein Funke und Flämmlein aus göttlicher Flamme, die oben Jeru—
jalem freundlich gejäugt.‘ Solche haben das Jerujalem, das droben
iſt, als ihre geiſtliche Mutter, die jie geboren hat und fäuget, durch
die Omadenmittel, Wort und Saframente im Glauben und Gott:
Bet näbret und ftärket. Sie find Kinder nicht der Magd, jondern
er Freien.“ — Vers 5 enthält eine prächtige Fülle von Antitheſen,
jo wie Paulus zu a fie aufgeftellt hat 2 Kor. 4, 8. 9. 6, 8—10.
„Und ſchühen die Welt! — Die Waffen ihrer Nitterichaft find micht
fleiſchlich, re geiftlih. Glauben und Gebet machen die für-
Br ten aus, Eben damit aber wenden fie mehr Böjes von Stadt
und Land, ja von der Welt ab und erhalten mehr Vortheil und
Sieg, als wenn ganze Armeen zu Felde lägen, wie die Exempel
Noäh, Abrahams, Loths, Sammels, Eltä, Elifä und Daniels
zeugen. Alſo iſt e8 der größte Segen für eine Stadt oder Land,
wenn der Gläubigen viel darinnen find. Luther jagt: ‚Wo nicht
— ZI ale ee a N ra
MB Im Der griede des Glaubens Me. 97.
Ehriften auf Erden wären, jo hätte feine Stadt noch Land Friede.
Daß aber noch Korn auf dem Felde wächst und die Leute genejen,
ihre Nahrung, Friede und Schuß haben, das haben fie alles de
riſten zu danken.““ — „‚Sie ſcheinen ertödtet den äußeren Sinnen‘;
man fieht’3 ihnen auch wohl mandmal am Außeren an, daß fie
den alten Adam nicht nähren noch zärteln, fondern zum Tode bringen,
—— alſo als die Sterbenden und doch leben de, und das Le
Glaubens zeiget feine herrlichite Kraft auch im und bei ihren
angenfcheinlichiten Schwacheiten des Leibes und der Natur,“ —
B. 6. „Sötter der Erden“. — „Luther fagt einmal: ‚Die Chriften
find. eitel Helfer und Heilande, ja Herren und Götter der Welt,
wie auch Gott zu More Inpt: Sc habe dich zu einem Gott geſetzt
über Pharao! Was die Welt hat und vermag, Das haben fe zu
Lehen von den Bettlern, die da nichts haben und doc) alles haben.
Die Ehriften find Beine, p die ganze Welt tragen. Dafür fie ihnen
auch den Lohn gibt, daß fie müfjen veracht, gedrüdt, gejchändet
werden. Aber an jenem Tage werden fie uns viel anders anjehen
müſſen, daß nicht fie, ſondern eim jeglicher Ehrift ein Kaiſer und
Herr gewejen iſt über alle Herren der Welt, darum, daß er ge-
gitele: hat an Jeſum Chriſtum.“,“ — V. 7. „Es wird in dieſem
ers der Erde, al3 der zeitlichen Herberge der Kinder Gottes, gra=
tulirt. — ‚Dieweil du den göttlihen Samen geneuß’st‘ — weil
nemlich noch jolche auserwählte, heilige Kinder Gottes auf der Erde
leben. So lange folche Leute noch auf Erden hie und da gefunden
werden, jo lang it der Segen noch nicht gewichen. Man hat davon
gleichfalls Siegel und Brie! vom lieben Gott, die mehr bedeuten,
als alle, die auf dem Papier ſtehen.“ — 3.8. „Diejer Vers — als
Seufzer um die Schenkung ſolches geiſtlichen Lebens anzubefehlen
den Chriſten, die ihr Chriftenthum jeither nur auf der Zunge umd
zum Schein haben, aber deffen Kraft verleugnen, und als Seufzer
um die Erhaltung jolchen Lebens denen, die Jeſum als ihr Leben
ſchon — haben und noch erfahren, damit ſie des Weges nicht
müde werden, daranf man zu jo großer und wichtiger Herrlichkeit
an
& den Ehriften unjers Lieds gehörte Richter ſelbſt nach jenem
anzen Wejen und Leben. Der Herausgeber der obengenannten Schri
I über jeme Lebensumftände: „Was ſich diesfalls jagen läßt, i
iejes: ‚Sein Leben war verborgen mit Chrifto in Gott, und wann
Chriſtus fein Leben fich einft offenbaren wird, dann wird aud) er
mit ıhm in Herrlichkeit offenbar werden.“
imgottesfürchtiger Handwerfsmann erzählt von einer wunder-
baren Führung des Herrn, durch welche ein Mitarbeiter ohne alles
Drängen ıhn im feiner Jugend aufs Gute gewiejen habe. Er ‘hatte
manchmal fich vor den andern gejchämt, aber jedesmal war —* ſein
treuer Hirte nachgegangen. So wurde er von dem älteren —
eines Tags im Ringen und Flehen — und als er eini
Schäflein in der Nähe ſah, deutete er auf ſie und ſprach-
pi verläßt fein Schäflern nicht, dem’s in der Irr an Hilfge
bricht!“ Unter Thränen befannte er: „Ja, mir gebrichts an Hilfe
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Dieſe fand. er bei jenem, der ihm mit allem Nachdruck auf die freie
53 —3 er — he — —— —— SE „Z. . Pal „Ar; or A ni LH
IE Der Friede bed Glaubens. Nr. 98. 249
Gnade Gottes hinwies, und auch jein Biel erreichte. Er fand Ber-
era Nun kamen jelige Stunden. „Da ward e3 an mir wahr,
agt er:
Sie wandeln auf Erden und leben im Himmel,
fie bleiben unmächtig und jchügen die Welt;
Sie jchmeden den Frieden bei allem Getiimmel !“
Sa, auch unter der Gejellichaft der armen Welt hatte er ein recht
jeliges Leben und fand reichen Erſatz an den Kindern feines Gottes.
(Basler Sammlungen. 1785.)
Eine treffliche Parallele, von den einzelnen Seelen auf die
ganze Gemeinde als Braut Chrifti angewendet, ijt das herrliche
ied des begabten Ernst Gottlieb Woltersdorf, deſſen Anfang lautet:
Wer iſt der Braut des Lammes gleich ?
wer iſt jo arm und wer jo rei?
Wer ijt jo häßlich und ſo jchön ?
wem's fann jo wohl und übel gehn?
Lamm Gottes, dur und deine jelge Schar
find Menfchen und auch Engeln wunderbar.
Unfer Lied von Der Herrlichkeit und Würde wahrer ar
eine Zeit lang geichmäht und auf die Seite gejchoben, iſt von
Dr, Schleiermächer in Berlin, deſſen Lieblingslied e8 war, wieder
a Ehren gebracht worden. Dur ihn fam es in das Berliner
efangbuch von 1829,
Am Freylinghauſenſchen Geſangbuch 1704 tjt eine Halleſche Weiſe:
beddgfisfisgedebag. Eine andere: gedehgefgfee
findet fi) in dem Störl-Stögelichen Württembergiichen Choralbuch
1744, -
98. Mein Salomo, dein freundliches Wegieren.
Sedichtet von Dr. Chrijtian Friedrich Nichter (1676 — 1711),
dem frommen Arzt am Halleſchen Waiſenhaus, der jein Leben lang
mit allem Ernſte dem Frieden nachgejagt und noch in jeiner Todes»
Ber ein freudiges Zeugniß von dem Frieden Gottes in der glau—
igen Seele abgelegt hat. Das Lied erichien im Freylinghanſenſchen
Sejangbuch 1714 und fteht in feiner Schrift: „Wom Urſprung und
Adel der Seele 1718“ mit der Überfchrift: „Über die Worte: Das
Wort ward Fleiſch und wohnete unter uns.“
Der Stolbergifche Hofprediger zu Wernigerode, Sammel Lau,
ein Fremd Lehrs und Allendorts, ichrieb 1757 eine erbauliche Be—
gran über dieſes Lied unter dem Titel: „Seligteit der Ben nn
in der Gemeinſchaft Jeſu Chriſti.“ — Es war das Lieblingslied
eriten Fran von, Albert Knapp, Chriſtiane Caroline Auguftine; geb,
v. Beulwitz, nach dem fie vormemlich auf ihrem Sterbebette 1825
nod) mit befonderer Innigleit verlangte. Als Knapp ihr das Lied
noch vorlas, genoß fie dabei jo großen Segen, daß fie * bald
darnach mit einer ihm unvergeßlichen Hoheit anſehen und ſprechen
—
RE, —— *
Ar Pin Au — in he DE Pe
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BA BL N
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fonnte: „Ich bin eine arme Sünderin, die eigentlich nur im die
Hölle gehört, aber ich bin erkauft durch Jeſu Blut und vertraue
ganz allein auf diefes. Ich weiß auch durch feine Gnade, daß i
ein Kind Gottes bin — und mun, mum darf ich —* land !*
Während fie dies ſprach, fchreibt Knapp, gedachte id) an Die Worte
der Schrift: ‚Sie jahen fein Angeficht, als eines Engels Angeficht.‘
Da war kein Schatten von Todeshurht fein heimlicher Bann, ———
der heilige Ausdruck einer gerechtfertigten Seele, die in ſich das
Siegel der Gewißheit trägt: ‚Daß ich hingehe zu dem Gott, der
meine Freude und Wonne iſt.“
Zu 8.2 erzählt in ähnlicher Weiſe der Kaufmann Kricheldorf
in Magdeburg von dem Deimgang jeiner Gattin Marie Henriette,
eb. Oppe, die plötzlich an einer Brechkolif jtarb, während er auf
* Meſſe abweſend war. Sie befahl ihrer Schweſter ihre Kinder,
an denen fie jtet3 mit großer Liebe hieng, noch an, indem fie ihr
dabei zurief: „Ich Hinterlaffe dir den Vers:
Gewiß, mein Freund gibt jolche edle Gaben,
die alle Welt mir nicht verichaffen fann.
Schau an die Welt, ſchau ihren Reichthum an,
er fann ja nicht die müde Seele labgı.
Mein Jeſus kann's, er thuts im Überfluß,
wenn alle Welt zurüde ſtehen muß.“
Dann fügte fie noch bei: „Nichts kann mich laben und tröften, wenn
man mir auch Säde mit Gold und Silber brächte, aber mein Jeſus
kann es und thut es auch. Wie bin ich doch jo herzlich —
mein Schatz iſt das A und O, der Anfang und das Ende!“ (Basler
Sammlungen. 1817.)
Zu V. 9. Vor mehreren Jahren fam ein chrijtlicher Reijender
in eine Stadt, wo er feine befannte Seele hatte; hätte fich aber zu
erne mit einem Freunde über feine Herzensgedanten und Sorgen
ejprochen. Indem er jich aljo bejann, hörte er vor der Thür des
Gaͤſthofs eine Magd fingen:
Es müſſe doch mein Herz nur Chriftum schauen,
befuche mich, mein Aufgang aus der Höh,
Daß ich das Licht in deinem Lichte jeh
und könne jchlehhterdings der Gnade trauen.
x Kein Fehler ſei jo groß und ſchwer in mir,
der mich von joldem File der Liebe führ.
Er wurde durch diefen Gejang jo gejtärkt und ermuntert, daß er
fogleich in fein Zimmer zurüd gieng und dem Herrn für dieje reiche
Erbauung demüthig An (Basler Sammlungen. 1790.) j
auf Freylinghaujens Weihnachtslied: „So it denn mun Die
Hütte aufgebauet” gefertigt, in_defien Geſangbuch 1714 nieder
gelegt und ihrer Anmuth umd Sangbarkeit wegen bis heute noch
beliebt. Eine andere: gahedegaheche ſtammt vom
dem Stuttgarter Stiftsorganiiten J. ©. Thrijtian Störl und er-
icheint zum erjtenmal im Württembergiichen Choralbud 1744.
0 ME Der Friede des Glaubens. Nr. 99. 251
99. Jeſus nimmt die Sünder an.
Bon Erdmann Neumeijter (1671—1756), Paſtor zu St. Jakob
in Hamburg, 1718 als Schlußlied zu einer Predigt über das Evan-
gelium vom 3. Trinitatisjonntag Luc. 15, 1—7 gedichtet und mit-
etheilt in jeinem „Evangeliichen Nachklang, neue geiſtreiche Ge—
änge über die ordentlichen Sonn- und Feittagsevangelia aufs ganze
*— Hamburg 1719.“
Ein echtes geiſtliches Volkslied. — Es ruht auf dem aus
Phariſäermunde aufgenommenen und in eine Chriſtenloſung um—
gebildeten Wort: Jeſus nimmt die Sünder an! wober das Gleichniß
vom verlorenen Schaf, das Wort: „Kommt her zu mir alle!“ und
die Verheigung: „Ob eure Sünden gleich) blutroth wären!“ Jeſajah
1, 18 mit anflingen.
Taufende von angefochtenen Seelen haben fi an dem Liede
erquict, nicht nur im deutſchen DBaterlande, jondern auch auf dem
Miffionsgebiete. — Unter den Namaqua's in Sübdafrifa war der
Kirche eine Glocke geichenft worden, Groß war die Freude umd
ein Eingeborner, Jan Willem, äußerte in der öffentlichen Verſamm—
lung: „Wenn ich im den Bergen bin und den Schall der Glocke
böre, jo betrachte ich denjelben als die Stimme Gottes, die mich zu
jeinem Dienſte ruft. Es iſt eim entziidender Klang, und ich —
daß ich nicht den Tag erlebe, an welchem er verſtummt.“ Am
Sonntag vor Weihnachten 1754 äußerte ein alter chriftlicher Neger
Jakob im Dorfe Worcejter im Kaplande, wohin er früher aus jeiner
Heimat verkauft worden war, * jede Weiſe ſeine Freude über die
großen Glocken aus Gußſtahl, die zum erſtenmale läuteten. Der
Miſſionar rief ihm zu: „Jakob, haſt du die Glocke ſo lieb?“ Da
entgegnete der Alte mit Thränen: „Ja, mein Herr, ich habe die
Glocke Lieb. Ich habe ſchon die großen Glocken geſehen und gehört
im Portugiejenlande, in Mozambique, als ich ein Feiner Junge war.
Die läuteten nur in meine Ohren; aber dieje da rufen in mein
Herz.“ Was rufen fie denn im dein Herz, Jakob? fragte der Miſ—
ftonar. „Jeſus nimmt die Sünder an!” antwortete der Neger. Da
wandte ſich der Mifftonar, denn vor Freude giengen ihm die Augen
über. (Fritz Schwerin, Gejchichten.)
Ein Füngling, welchem jeine Sünden wie treuloje Freunde
entgegentraten, hatte in der Verzweiflung einen Verſuch gemacht,
fich jelbft zu entleiben, umd auf dem Todtenbett alle Tröjtungen
aus Gottes guadenveihem Wort fort und fort von der Hand ge
wiejen, weil er eben doch verloren je. Da kam ein chriitlich ge
fimmter Jugendgenofje zu ihm und las ihm diejes Lied, das er mit
erzlihem Gebet und Zuſpruch begleitete. Mächtig ergriff der
nadenton En Seele und er fam zum Glauben, alſo daß er
des andern Morgens feinen Freund zu fich rufen lieh, um ihm zu
jagen: „In diefer Nacht hat der barmberzige Heiland ſich mir als
meinen Verſöhner geoffenbaret und mir alle meine Mifjethat ver-
ben. Ich fühle mich jept unbeſchreiblich glüdlich; alle Schred-
über, die mir vor der Seele jtanden, find verſchwunden.“ Wenige
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e nach ieng er ſelig aus der Zeit in die Ewigkeit. Er hat
er. feine A und alle, an denen ex fid) verfünbigt Hatte, ‚be
feinem Ende u ch gerufen, um ihnen abzubitten und auch fie zur
ungefäumten Befehrung zu ermahnen. (Basler Sammlungen.)
Auf der Allianzverſammlung zu Amfterdan 1867 erzählte Mif-
ar Durand vom Kap der guten Hoffnung Folgendes. Bor einigen
bren war in der Nähe meiner Station eine große Uberſchwemmung.
Einer Nacht wurde das Thal zum Meere, Als endlich Das
geslicht durchbrach, jah ich auf einer Fleinen Anhöhe eine Anzahl
Menichen, die fein Fahrzeug hatten, fich zu retten. Das Wafler
Ätieg immer höher und wir mußten zujehen, wie einer um
andern von den Fluten weggeſchwemmt wurde. Wir hatten unſer
Möglichites_gethan, einen Nachen oder Floß zu finden; als wir
damit zu Stande waren, gelang es uns nur noch, drei Men—
fchen zu vetten. Dieje erzählten uns aber, welchen Troſt ihnen der
Herr bereitet hatte. Als das Wafler immer höher ftieg, begann
ein altes Kaffernweib aus unfrer Gemeinde, den fichern Tod vor
Augen, das Lied anzuftimmen:
Jezus neemt de zondaars aan!
roept dit troostwoord toe aan allen,
Die van’s levens regte baan
op den dwaalweg zijn vervallen;
Hij leert hen het heilspoor gaan:
Jezus neemt de zondaars an,
Sie fuhr fort zu fingen, bis fie die Jamımerrufe der übrigen über-
jtimmte; und mit bejonderem Nachdruck fang fie die Worte:
Komt gji allen, komt tot Hem,
zondaars, komt, wat zou u hindren?
So predigte fie in ihrer Weiſe das Evangelium in der Todesſtunde.
Beinahe ihre legten Worte waren:
Mij ook heeft Hij aangenomen,
Mij den hemel opgedaan.
So janf fie dann in die Tiefe. (Greiner, Schulliederihnt. ©. 691 Pl
— Wahrlich eine köſtliche Bewährung! Nicht minder ergreifen
lautet die folgende aus dem Rheinischen Judenmiſſionsblatt.
Sm Sommer 1869 behandelte ein alter jüdischer Arzt zu Kiſchi—
new in Südrußland eine arme evangelifche Witwe. Die Sanftmuth
und Geduld, mit welcher fie ihr jchweres Leiden ta, machte einen
tiefen Eindrud auf den Mann; um ihren Seelenfrieven mußte er
fie geradezu bemeiden. Da bat ſie ihn eines Tags dringend, ihr
jagen; was er von ihrem Zuftand halte; und nun verhehlte er Kia,
aß ihre Stunden auf Erden gezählt feiern. Sie über wurde ganz
feutig; ihr Angeficht verflärte fich bei dem Gebanfen an die .
e3 Todes. So etwas hatte er nie gejehen; es war eine Luft
als wenn's zur a gienge. „Herr Doktor, ſogte die jcheidende
Frau, ic möchte Ihnen gern noch eins jagen, el: id) fterbe, Gie
find ein Jude und kennen den Heiland nit. Ohne Ihn werden
ia “2
—
IE Der Friede des C F 100. ww
Sie nicht felig. "D fügen Sie Jefum, den Heiland der Sünber!®
i a fie ihm die Bibel und fügte Hinzu: „Lieber Herr
Doktor, meine Bibel iſt das Einzige, was ich Ahnen zum Dante
eben kann. D nehmen Sie diefelbe an und leſen Sie in ihr mit
ebet, jo werden Sie darin Jeſum als ihren Heiland finden und
jelig werden !* Der Doktor nahm das alte Buch aus den zitternden
Händen und eilte mit bewegtem Herzen nach Haufe. Am andern
Morgen, al3 er an dem Häuschen vorübergieng, zog es ihn un—
willkürlich Nun Aber ſchon auf der Schwelle blieb er stehen.
Aus dem Kranfenzimmer erjcholl wunderbar Tieblich wie Entels-
gelan eine —— Es war die kleine Emilie, welche auf
n —* der ſterbenden -Pflegemutter ſang:
Ich Betrübter komme hier
und bekenne meine Sünden;
Laß, mein Heiland, mich bei dir
Gnade und Vergebung finden,
Daß dies Wort mich tröſten kann:
Jeſus nimmt die Sünder an!
Dieſe Worte aus Kindesmund drangen dem jüdiſchen Arzte tief in's
Herz. Es fiel ihm von ſeinen Augen wie Schuppen. Gr hatte bis
dahin eine Hochachtung vor der idealen Hoheit Jeju bezeugt, aber
an jeine Erlöfung nicht glauben wollen. Jetzt ſtand's ihm Klar vor
der Seele: „Du bijt ein armer Sünder, ein alter betrogener Mann;
nur der Siünderheiland kann dein Herz heilen!“ — Zwei Monate
hernach wurde er franf und begehrte den evangelischen Geiſtlichen
an fein Bett, Paſtor Gurland, den er berbeiruten ließ, jelbjt aus
dem Judenthum befehrt, war hocherjtaunt über diefe Wendung der
Dinge. Da erzählte ihm der alte Mann die Erfahrung mit dem
jterbenden Weibe, und verlangte jehnlich nach der heiligen Taufe.
Er hieß ſie eine Nothtaufe, denn als Paſtor Gurland ſie ihm ge-
—— wurde das Lied geſungen: „Aus tiefer Noth ſchrei ich zu
dir!" Am folgenden Tage ſchlief er janft und ruhig ein und ſein
letztes Gebet war:
Jeſus nimmt die Sünder an!
s Er hat mich auch angenommen
Und den Himmel aufgethan,
daß ich jelig zu ihm fommten
Und auf den Troſt jterben lann;
Jeſus nimmt die Sünder an!
r Die Macht des Liedes iſt auch aus einzelnen Nachklängen er»
ſichtlich, welche ſich ihm angejchlojien haben, jo von Rambach:
ZJeſus nimmt die Sünder an: Komm, herbei, du blöde Seele!“
und von Dr. Gottfried Hoffmann im Tübingen: „Jeſus nimmt Die
Sünder an: drum jo will ich nicht verzagen,“
Melodie: Jeſus, meine Zuverſicht.
100. Ich babe nun den Grund gefunden,
Bon Johann Andreas Rothe ee als er noch Pfarrer
in Berthelsdorf war, gedichtet auf den 26. Mat 1728 auf den Ge—
ar) ae
Fam a
*
Der Friede des Glaubens. Nr. 100.
burtötag des Grafen Sinzendorf, feines Ratronatsherrn. Dieſer hatte
ihm N s Jahre zuvor auf feinen Geburtstag, den 12, Mat 1722,
das Lied gedichtet, deſſen eriter Vers lautet: -
ee ⁊*
—
ı
Ehriftum über alles lieben, Wo nicht Jeſu Chriſti Geiſt
übertrifft die Wiſſenſchaft; fih in ihr sugteich eriveist.
Wenn fie moch jo hoch getrieben, Jeſum recht im Glauben fühlen,
ift fie dennody ohne Kraft, iſt das allerhöchſte Willen.
Nun erwiderte ihm Rothe diejen Gruß vom Preife der Liebe zu
Gott mit einem Gegengruß über die Erbarmung von Gott, oder,
wie die Überfchrift lautet: „Uber den Troſt der Begnadigung.” Es
erſchien im Berthelsdorfer Geſangbuch 1731, hernadh in den Göthni-
ichen Liedern 1736 und jeit 1742 auch in dem lutheriſchen Gefang-
büchern. — Es ift ein umvergleichliches Kraftlied, in mweldem ber
- Sinn der Iutheriichen Kirche und die reinere Glaubensfaflung der
Brüdergemeine ſich herzlich vermählen. Deßhalb hat auch bie
leßtere ıhres eriten lutherischen Pfarrers nie ganz vergeſſen können,
und ließ im Jahr 1836 feinen Leichenftein wieder erneuern, welcher
mit einem Anker geſchmückt it, unter dem die Worte jtehen:
Sch habe nun den Grund gefunden,
der meinen Anfer ewig hält.
Das Lied wurde bald in die englifche und dänische Sprade
überfegt. In letterer bildete es am 31. März 1756 den Schluß
der denfwürdigen Confirmationsfeier des nacdmaligen Königs
Chriftian VII. von Dänemarf. Derjelbe hatte dabei zwei Stunden
lang in dem mit ihm von Biichof Harboe von Seeland angeitellten
Eramen über alle Lehren des Glaubens mit flarem Geiſt und freu—
digem Munde Nechenichaft gegeben und fräftig vor der Gemeinde
befannt, daß das feine wahre Herzensmeinung jei. Die Rührung
war allgemein, wie über den Freimuth des Biichofs, der eraminirte
und confirmirte, jo über die Glaubensworte des Kronprinzen; und
darıım Konnte Fein treffenderer Schluß gemacht werden, ala mit dem
Verſe: „Sch habe nun den Grund gefunden.“ (Burf, Paitoral-
theologie. 2.)
Ein Prediger im Fürftenthum Lippe erzählt in feinen Amts—
erfahrungen am Ende des vorigen Jahrhunderts von einem jechzehn-
jährigen Mädchen, das jtets einen chriftlichen, himmlischen Sinn ges
zeigt wie dafjelbe ihm erzählte, es habe ihr fürzlich geträumt, er
omme zu ihr, fchlage ihr das Lied auf: „Ich habe nun den Grund
gefunden“ und bedeute, ihr, es auswendig zu Iernen und oft zu
fingen; das werde ihr in vielen fünftigen Stunden großen Trojit
geben. Nah dem Erwachen habe fie den Traum ganz vergefjen;
die Nacht darauf fer er ihr wieder im Traum erjchtenen und habe
ihr daffelbe noch ernithafter gejagt, als zuvor. Da ſei fie seid
aufgeftanden, zu thun, wie er gefagt, und nun finge fie diefes Li u
alle Tage zu ihrer großen Erquidung und Stärkung. Der Prediger
jet Hinzu, er habe diejes Lied Fetbt per nicht gefannt, umd e&
weder im Gottesdienft noch in der Kinderlehre je fingen laſſen; er⸗
fenne aber nun darin eine beſondere Weifung Gottes. (Chrijtenbote.)
00. Ih Der Friede des Glaubens. Nr. 100. 2355
Beigen diefe beiden Beifpiele, wie angemeſſen das Lied für 2
jugendliche Gemüther zur Befeitigung ift, jo mag folgende Grzäh- E.
fung uns tiefer in den Sinn des Lieds einführen. *
Ein Sohn des treuen Pfarrers Machtholf in Möttlingen bei 7
Calw (vgl. Ledderhoſe, Machtholf. 1862.), der als Doktor ın Eß— *
lingen ſich niedergelaſſen hatte, ſtarb im Jahr 1793 als 2Tjähriger *
Mann. — Der Vater eilte an ſein Krankenlager. Der Sohn ſagte: ar
Lieber Vater, ich fterbe jo gern! „Mein Lieber Sohn, erwiderte 2
diefer, iſts nicht Kreuzesflüchtigkeit und willjt du nicht dem gegen- }
wärtigen Leiden entfliehen ?“ Nein, jagte der Kranke, ach, ich wäre
fo gern in den Himmel! „Was haft du denm für eine Gewißheit, 2
daß du felig werdeſt?“ Bufriedenheit und gutes Gewiſſen. „Sitzeſt Är
du nicht auf eigener Gerechtigkeit?” Nein, ich bin ein jo großer *
Sünder, daß ich keine eigene Gerechtigkeit haben kann. „So wirſt —
du denn, fuhr der Vater fort, dein gutes Gewiſſen nirgends anders =
woher haben, als von der heiligen Taufe, welche bei Petro der
Bund eines guten Gewiſſens mit Gott genannt wird, weil du um
der Taufgnade willen eine Anjprache an Gott in gutem Gewiſſen 5
haft, wenn du die Anſprache daran erhebt?” Da bezeugte er: >
Dieje Anſprache erhebe ich kann aber keine Verſicherung durch ein
Bild aufweiſen. Dabei beruhigte ſich der Vater. — Und als des
andern Tags ſein Beichtvater Köſtlin vom Kranken hörte, daß er
je bälder je lieber von hinnen gehe, und bemerkte, es ſcheine ihm,
er eile ſchnell der Heimat zu, bejahte es der Kranke und berief ſich
auf den Vers: “
Sch habe nun den Grund gefunden, a
der meinen Anker ewig hält, jr
Wo anders, als in Jeſu Wunden ? N
da lag er vor der Zeit der Welt. |
Der Grund, der unbeweglich jteht, >
wenn Erd und Himmel untergeht! *
Die Wirkſamkeit des Lieds tritt in folgenden zwei Zügen hervor. y
Bur Zeit eines Manövers tritt ein Soldat in einem Dorf in E
ein Quartier ein, two der Hausvater zuvor den Herrn um einen N
u Soldaten gebetet hat, welcher fein Flucher wäre. Das *
eten bei Tiſch erſcheint dem Soldaten verwunderlich, und als er
etwas zu leſen verlangt und man ihm Arndts „Wahres Chrijten-
thum“ veicht, wundert er jich noch mehr. Doch der Geiſt des
aufes zieht den Mann an; und als Abendefjen und Abendjegen
kommt, tft er viel williger zum Gebet mit gefalteten Händen, denn
uvor. Am andern Tage beim Abzug bittet er fich jogar aus, nad
em Manöver noc ein paar Tage lommen zu dürfen. Da er die
Erlaubniß erhalten, nimmt er wieder den Arndt vor und jagt eim-
mal: Wenn das alles fo iſt, wer lann da felig werden? Unb
geen Abend fchaut er durchs Feniter und ruft unter Thränen:
ott jei mir Sünder gnäbig Nach einer unrubigen Nacht wird
er am u getroft und kann Vergebung feiner Sünden glauben.
Dept verfündigt ers feiner Hausfrau und fie ermuntert ihn, wenn
er nun zur Kirche gebe, in Andacht das Lied zu lejen: „Ich babe
a 6 nr Dr a et en —
1, De I. Der Friede des Glaubens. Nr. 100. Be
mm den Grund nden, der meinen Anker ewig hält!“ Und
fiehe, wie fie in die Kirche treten, ſchallt ihnen d Lied ent:
egen. Das überwältigte fein Herz, und da auch die Predigt wie
ir = allein gefaßt war, ifts bei ihm lauter Leben geworden.
Der Winter war vergangen und der Frühling der Gnade ein-
getreten. (Ghrijtenbote. 1862.)
Es war im Hochjommer 1866. Da lag nad) der verhängniß-
vollem Schlacht in einem Lazaret zu “öniggrät ein Pommer, durch
die Bruſt geſchoſſen, zum Tode wund. Die Augenblide jeines Lebens
waren gezählt... An jeinem Bette ftanden zwei fatholijche Priefter,
eim.älterer und eim jüngerer, um dem Sterbenden noch einen letzten
Troſt zu bieten. Der Pommer aber erflärte ihnen mit feiner letzten
Kraft, daß er bereits den rechten Trojt in jeiner Seele trage. Er
ei ein evangelischer Christ, der im Glauben an jeinen Heiland und
löſer Friede gefunden habe, und darum jei ıhm auch vor dem
Sterben nicht bange. Ex wiſſe gottlob den Weg zum ewigen Leben.
Aber eine Bitte habe er noch, — jagte er, indem er jein Soldaten-
gefangbuch nahm und dem jüngeren darbot, — die bitte er ihm zu
erfüllen, Es werde fich in dem Büchlein ein Lied finden: „Ich
—* nun den Grund gefunden“; das möchten ſie ihm leſen. Der
rieſter las das machtvolle Lied tief ergriffen; bier iſt ja der ein—
ie Troſt im Leben und Sterben unvergleichlich ſchön dargelegt.
er Soldat nahm das Buch zurüd, legte es unter jeinen Kopf, umd
nicht lange darnach war jeine Seele heimgegangen. — Bier Jahre
ra im Jahr 1870, klopft es eines Abends an der Thür des
eneraljuperintendenten von Schlefien, und herein tritt ein Wanders-
mann, welcher dem ehrwürdigen Manne obige Gejchichte erzählt.
Es ift der Priefter vom Lazaret zu Königgrätz. Er hatte das Bud)
nachher wieder zu ſig genommen und das Lied nochmals überleſen,
ſowie die andern. Dadurch ſah er ſich in eine neue Geiſteswelt
verſetzt. Obwohl er an manchen Betten ſchon geſtanden war, hatte
er Doc) nirgends eine Luft zum Scheiden, eine Sterbensfreudigkeit
gefunden. Hier aber, an diejem evangelijchen Sterbebette, gieng
ihm ein ganz neues Licht des Glaubens auf. Der Ölaube dieſes
oldaten beitand im Tode jeine Probe. Und bier in diefem Büch—
lein wehte iom derjelbe Glaubensgeijt entgegen. Diejen Glauben
nimmt er auf, unter großen Kämpfen mit N und mit jeiner Um—
gebung, bis er nicht mehr geduldet wird umd fich auf der Flucht
nach Schleiien rettet. Der Weg war der rechte. Er befam dur
den Generalfuperintendenten Nath und Bahn, fich in der Erfenntni
der evangeliihen Wahrheit fortzubilden, und iſt jo zu einem tremen
Bekenner des Grundes geworden, „der unjern Anker ewig hält.“
Unter den einzelnen Verſen tritt bejonders 4 und 10 hervor.
Als die Mörderin Bremmel, von welcher Johann Jakob Mofer er
zählt, zum Halsgericht geführt werden jollte, überwallte ihr Herz, |
das in Chriſto Frieden gefunden hatte, nochmals ein Zweifel. 0,
mir fällt ein, ich habe es jo muthwillig gethan; haben denn fol
muthwillige Sünder auch wohl Vergebung ?" Man tröjtete fie und
erinnerte fie, daß fie im Gefängniß den Heiland darüber gelobt
2.0000 Ik Den driede des Glaubens, Pr 100 257
abe, daß er auch muthwillige Sünder angenommen. Darauf faßte
Be fid Lächelnp: „Run iſt es auch wahr,
Da findet fein Verdammen jtatt,
Weil Chrifti Blut beitändig jchreit:
Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!”
Mit brünftigem Gebet nahte fie dem Stuhl, als „ein Meifterftüd
von Sünderin“ um die Schächersgnade bittend, und ihre letzte
Worte vor dem Todesitreich waren: „DO Herr Jeſu, Gnade, Gnade,
Gnade!" — Ähnlich gieng es bei der Giftmiſcherin Ruthardt in
Stuttgart. —* ſie am 27. Juni 1845 hingerichtet wurde, faßte
die lange verſchloſſene, dann aber auch tief zerknirſchte Sünderin
Bee ng auf Vergebung in die Worte des erjten umd- vierten
rſes.
Den zehuten Vers rief der ſelige Ludwig De 1826 am
Schluſſe jeınes Lebenslaufes, den er bet jeiner Inveſtitur in Rie
lingshauſen bei Marbach a. N. vorlas, jeiner Gemeinde entgegen.
Er bezeugte nemlich: „Das weiß ich gewiß, daß ich ſchon längſt
in der Hölle wäre, wenn ich feinen barmberzigen Hohenprieſter
hätte, und das habe ich auch erfahren, daß ich ohne Ihn . nichts
als jündigen kann; aber ich weiß auch gewiß, daß Jeſus meim
Jeſus ist. Und wenn mir in der Hitze der Anfechtung dieſer Troft
zuweilen entfallen will, jo klammere 2 mich doch an Ihn an; denn
er ijt mein einziger Anker in dem Schiffbruch meines eigenen Ber-
dienſtes, den ic) täglich erleide. ‚Der Grund, auf dem ich gründe,
it Ehriftus und jein Blut.‘ Diejen Grund verfündige ich auch und
will ihn verfündigen.
Bei dieſem Grunde will ich bleiben,
jo lange mic die Erde trägt;
Das will idy denken, thun und treiben,
jo-lange ſich ein Glied beivegt ;
So ing ich einft auch nad) der Zeit:
o Abgrund der Barmherzigkeit!
flehe zum Herrn, daß Er möchte meine ganze Gemeinde dieſen
rund finden laſſen. Amen.“
Melodie: Wer mır den lieben Gott läßt walten.
Lied und Weije wurde (vgl. Heinrich, Liederjegen. 1864.) im
Munde von Karl Neinthaler, Rektor des Martinsitifts in Erfurt,
bejonders lebendig. In nichts lebte derjelbe jo Fräftig auf, als im
der Erinnerung an unjern jeligen Luther umd in der Pflege der
Mufit und des Gejangs. Voll Freude des Glaubens an dem Herrn
und voll von Liebe zu feiner Heimat bat er manches Lied im Mufif
gejeßt und manchen volltönenden Geſang angeitimmt. Als es nun
mit ihm zum Sterben gieng, ſtanden ihm tröftend jeine Freunde
zur Seite. So wars zwei Tage vor jeinem Ende, Direltor Roth»
maler, der lange und inmig mit ihm gebetet und jich an dem ger
troſten Glauben des Sterbenden wabrbaftig erbaut batte, war eben
—— en. Da kam Conſiſtorialrath Biech, um den alten
reund zu ſiärken. Er hielt ibm dem Vers zur Erquickung bar:
Koh, Kircenlled. VI, 17
*
8 WM. Der Friede des Glaubens. Nr. 101.
„Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Unter ewig bält!*
Sol ein Ton ließ den Vater Reinthaler nicht ruhen, es zudte ihm
durch alle Glieder, er hob nod) einmal an, die Melodie anzujtinnmen,
und das ganze Lied wurde gefungen. Wie ihm das 2er that! Am
1. Auguft 1863 entichlief er, und der Prediger am Grabe durfte mit
Recht jagen:
Wer fo ftirbt, der jtirbt wohl.
101. Mein Heiland nimmt die Sünder an.
Gedichtet von Leopold Franz Friedrich Lehr (1709 —44), als
er Hofmeijter des Fürften von Anhalt-Cöthen war. Es erſchien
1733 in den von Allendorf und ihm herausgegebenen Eöthntichen
Liedern, als ein voller Nachklang des Neumeisterichen Liedes: „Jeſus
nimmt die Sünder an.“ Sieht man auch in diejen beiden Lieder
den Unterjchted der kirchlichen Klarheit über die —
und des dem Pietismus eigenen Ringens um das glaubige Erfaſſen
derſelben, ſo ergänzen ſich doch beide in gar ſchöner Weiſe.
Wenige Jahre zuvor war er am Sterbebett ſeines Vaters durch
des Herrn Gnade vom eitlen Weltſinn zur Liebe Jeſu Chriſti be—
kehrt worden, wobei er oft und viel auf den Knieen um die Gnade
Gottes rang und Tag und Nacht „nach ihr thränete“. Sein Freund
Allendorf jagt von ihm: „Zu dem herrlichen Aufichluß der theuren
Verſöhnungsgnade, die er jo kräftig bezeugte, iſt er nicht anders,
als durch manche innere Noth bereitet worden. Er klagte mir, wie
betig er von den feurigen Pfeilen des Böjewichts fat Tag und
acht, auch jogar beim Gebete und bei der Handlung des Worts
Gottes gequält werde; fein Gemüth wurde durch nu betrübte
Brennen und jämmerliche Bilder herumgetrieben. Er mußte
daher oft laut beten und jchreien, damit er nicht übertäubt würde.
Diefe Stunden der Beugung machten ihn recht arm, da Jeju reiche
Gnade deſto mächtiger werden konnte. Seine fonjt jo liebliche Ge—
ſtalt wurde in diejer finjtern Zeit ganz kläglich und jämmerlich, und
feine Seele war in diefem Zujtande einem dürren und nach Regen
lechzenden Erdreiche gleich, aber auch bald darauf einem herrlichen,
gewäflerten Garten. Der Troft, den ihm die Liebe des Herrn
darauf jchenkte, it nicht auszufprechen. Die Verfühnungsgnade,
die Liebe Gottes und Jeſu Chriſti war jodann wie ausgegofjen in
fein Herz.“
Das Lied bewährte jeine Kraft zunächit. an dem Dichter jelber.
Es gieng mit feiner Wallfahrt durch die Zeit im Fluge. Als num
der vierunddreißigjährige Diakonus zu Cöthen auf dem Sterbebette
lag und fühlte, daß an ihm jein Lied wahr werde: „Ich eile meiner
Heimat zu!* trübte ihm unter anderem der Gedanke an jeine Pre⸗
digerſünden die Freudigkeit des Glaubens; allein er ließ im Ringen
nicht nach, bis er ſagen konnte: „Gottlob, auch mich nimmt Jeſus
an.“ Mit ſeliger Freude gieng er ſeinem Ende zu: „ich weiß, was
es für eine Seligkeit iſt, wenn man Jeſum faſſen und damit in die
Ewigkeit gehen kann.“ „Der Gedanke: ‚Mein Heiland nimmt die
g 1 a a Ze ag er irre un
MW. Der Friede des Glaubens. Nr. 101. "959
Sünder an‘, über den er jein fchönftes Lied gefungen, gab ihm
J felgen Jubel und innige Erge ke u * Entichlum-
Mein Lamm, mein Lamm!“
BE era Gottlieb Woltersdorf, welcher u * Nur Lehr zum
Glauben erweckt worden war, jagt von ihm:
Nachtigallen fingen —— Lehr war Gottes Nachtigall;
zeigtens doch jchon feine Reden und noch mehr der Lieder Schall.
Diejes bat ich Jeſum auch: laß mein Dichten wohl gelingen;
lehr mic) fo, wie Lehr und Lau, jegensreiche Lieder fingen ! j
Demgemäß hat er ein Echo von unfrem Lied in 68 Verfen gegeben,
wein eriter alſo lautet:
Ka, Zeius nimmt die Sünder an!
jo ijts, jo wirds auch Wahrheit bleiben.
Was uns die Bibel jagen kann,
was alle Boten Gottes fchreiben,
Was Adam anfangs ichon gehört,
was Mojes drauf in Bildern lehrt,
was die Propheten Gottes preijen,
was uns Johannis Finger weiſen,
eht alles einzig da hinan:
& Jeſus nimmt die Sünder an!
Er jagt: „Dies Stück ift ein Echo oder Widerfchall von der Stimme
des 55 Lehr, der das geſegnete Lied gemachet: ‚Mein Heiland
nimmt die Sünder an.“
Bald gab es ein Büchlein, in welchem die beiden Lieder ab-
gedruckt waren. Won diefem ſteckte einmal im Sommer des Jahres
1796 ein Tediger Bruder aus der Herrnhutifchen Gemeinde zu
Gnadau, als er nach Heften reiste, AR ah Eremplare zu 1), um
fie da und dort zum Trojt befümmerter Seelen, wenn er dergle eichen
anträfe, vertheilen zu können. Cr jtiftete damit reichen Segen,
namentlich bei einer alten Bauersfrau, die er auf einem einſamen
Hofe traf und die hm klagte, fie möchte gerne felig werden, fie
babe aber fo viele Sünden egangen, daß ie glaube, Gott Eönne
ihr diefelben nicht vergeben. Als er ihr nun die Gnade des Herrn
pries und eins jener Froftbüchlein reichte, las fie mit großer Be—
gierde: „Mein Seiland nimmt die Sünder an”, und riet danı mit
einemmale, ſüßen Troftes voll: „Ach Gott! auch mich?” (Basler
Sammlungen. 1797.)
Wenige Jahre darauf, im Jahr 1801, follte Johann Gottfried
Grimm, gebürtig aus Anhalt: Cötben, welcher 1798 einen großen
Theil der Stadt Baſel im Aiche gelegt batte, bingerichtet werden,
Seinem Beichtvater, der ihn biezu vorbereitete, gelang es, ihn
gründlich zu befehren, indem er ihm dieſes Lied vorlas und ans
De legte. Vor feinem Gang zur Richtftätte erflärte er: „Wenn
ott mir Kräfte verleiht, jo will ich noch vor meinem Rabenftein
bezeugen: ‚Sa, Zeus nimmt die Sünder an, auch die, jo durch
Galgen und Rad ſterben!‘ und will jedes Mutterfind warnen, daß
es fich vor dem Kammer, den die Sünde bringt, hüte und aut
meinem Exempel fpiegle.“ Sp that er auch, und als er auf das
17*
Weithin verbreitete fih das jegensreihe Lied. Man hat
Nachrichten aus Djtindien und Amerifa, Dänemark und Litt .
owie aus andern Orten, daß es zehn Jahre nad) — Erſcheinen
chon in verſchiedene fremde Sprachen, auch in die Tamuliſche, über—
ehzt worden iſt, jo daß ein Freund davon ſchreiben konnte;
Das ungemeine Lied: „Mein Heiland nimmt die Sünder!“
fingt man in Dit und Weit den armen Kindern für,
und alſo willen es auch überall die Kinder.
Der edle Freiherr von Pfeil, jelbit reichgejegnet mit Liedern,
ſchrieb über jeinen Lebenslauf, den er zu Deufitetten bei Crailsheim
am 21. Mat 1769 verfaßte:
Das Merfenswürdigite von meinem Lebenslauf —
wer's liejet oder hört, der merke ja darauf —
Fit, dag mein letzter Hauch noch zeugen joll und fann:
mid großen Sünder, mich, auch mich nimmt Jeſus an!
Unter den VBerwundeten und Gefangenen im großen deutichen
Krieg 1870 befand fich zu Neu-Torney bei Stettin ein Elſäßer.
Als diefer vom Typhus genejen war und man ihm ein Neues
Teſtament jchenfen wollte, erflärte er, er bedürfe das nicht; unter
— Kopfkiſſen liege eins. Aber ein Buch möchte er haben, darin
as Lied ſtünde: „Mein Heiland nimmt die Sünder an!“ Er be—
kam ein Geſangbuch und hatte große Freude darüber.
Der jehste Vers: „Wie freundlich blidt er Petrum an“ war
im Jahr 1826 das lebte Wort des auf dem Todtenbette noch zur
Erfenntniß jeiner Sünden gelangten Schulmetjters zu Erfde in
Schleswig, wobei er die Worte faum noch heraushauchen konnte.
So erzählt deſſen Paſtor Tromjen, der nicht gemug bejchreiben
kann, wie rührend dies gewejen, und beifügt: „ch fann nichts
Schöneres begehren an meinem Ende, al3 einen freundlichen Jeſus—
blick, der mir amdeutet: Ich will dich großen Sünder annehmen.
Durh einen jolhen Blid wird aucd mein Sterbensblid freundlich
werden und mein Auge wird unter Freudenthränen brechen.” (Basler
Sammlungen. 1829.)
Ein Soldat, welcher tief in Sünden und Unglauben verjunfen
war und auf die frechite Weiſe Gottes Wort verjpottete umd Die
Kirche verachtete, mußte einjt bei einer Kirchenparade einer Antritt
predigt anwohnen, welche der neue Garnijonsprediger, eim treuer
Diener Jeſu Ehrifti, hielt. Nicht lange war er dem Vortrage ge-
folgt, als jein Gewiſſen ſich mächtig zu regen anfieng und er troß
allem Widerjtreben der Thränen ſich nicht ® erwehren vermochte.
Als nun zum Schluß der fiebente Bers: „So komme denn, wer
Sünder heißt” gelungen wurde, fieng er laut an zu weinen. Den
lernte er auswendig und fam, wiewohl nicht ohne großen Kampf,
A ar a EP Zn 0 Ki % v mr
I. Der Friede des Glaubens. Nr. 102. 61
nad einiger Beit zu feftem Glauben an den Heiland der Sünder.
(Henri, Erzählungen. 1847.)
Ein Landrath in Schlefien am Anfang unjers Jahrhunderts
war durch jein fiebenjähriges Töchterlein ar dem ®rantenlager jo
lebendig gerührt und zur Buße gezogen worden, daß er aud den
— Beiſtand ſeines Dorfpredigers begehrte. Er klagte dem—
en, daß er nie beten gewollt habe und darum es nun auch nicht
vermöge, und bat den Kaftor um jein Gebet: „auf Ihr frommes
Gebet wird Gott hören!" Diejer ertwiderte: „Gnädiger Herr, ob
unfrer Sünden wären noch fo viel, bei Gott ift viel mehr Gnade!“
fiel ſodann auf Die Kniee und betete aus tieffter Noth und Inbrunft,
mehreremal von Seufzen und Thränen des Kranken unterbrochen.
Darauf zog er * rg aus der Taſche und las langſam
und andachisvoll das Lied: „Mein Heiland nimmt die Sünder an!“
wobei der Kranke in bittere Thränen zerfloß. Am andern Morgen
erzählte er dem Prediger: „Dieje Nacht ift viel in mir vorgegangen.
Sch erkenne meinen Irrweg, ich habe es auch gewagt, mid an den
Sünderheiland zu wenden, welchen Ihr Lied jo überaus lieblich be-
ſchreibt, und es k mir fo geworden, als jpräche eine Stimme in
meinem Innern: Sei getrojt, deine Sünden find dir vergeben!” —
Sp iſt diefem Mann zu Theil geworden, was der Schluß ausſpricht:
Gottlob, auch mid nimmt Jeſus an!
Für unfer Lied gibt es eine Neihe von Melodieen. Die eine:
geagddfe ftammt von J. ©. Hille, weldher um 1739 Cantor
im Glaucha war (Wernigerödiiches Geſangbuch). ine zweite:
ee bc basg f es findet fich zuerjt im Anhang des Störl-Stögel-
ihen Württemb. Choralbuchs. Eine dritte: besdeschbasg,
von Knecht 1795 erfunden und in das Choralbud von 1798 auf-
genommen, hat ſich als die leichtere und melodiereichere Weije fajt
aller Orten in Württemberg eingebürgert. Eine vierte: acccdagt
findet fi unter dem Namen: „Beſchränkt, ihr Weiſen diefer Welt“
im Choralbuch der Brüdergemeine, ift aber in neuern Choralbücern
diefem Lied zugeeignet; ebenjo eine fünfte: ch ge es dch, welde
auch den Namen: „Herr, hör, ach höre mein Gebet“ führt.
102. €s if etwas, des Heilands fein.
Von Dr. Ehrijtian Storr (1712— 73), Stiftsprediger in Stutt»
gert; erſchienen in jeinem „hriftlichen Hausbuch“ 1756, wo es einem
rnoldichen Gebet nach dem heiligen Abendmahl angehängt it und
die Überschrift trägt: „Erwedungslied zur feligen Nachfolge Ehrifti* ;
—— im Württembergiſchen — 1842, im Ravensbergiſchen
54, .
Dem Herzen eines der gejalbteiten Zeugen der württembergif
Kirche * en iſt es — * — das den Frieden der en
ſchaft mit * im Glauben überaus machtvoll hervorhebt, um
zu treuem Wandel in ſeiner Nachfolge zu ermuntern. — Es wird
262 1. Der Friede des ( RE FINR:
erzählt, Store habe einft lange einen Kranken befucht, ohne wirt
liche gel in feinem Herzen zu verjpüren. Bei einem neuen
Beſuche habe derjelbe ſich im Bette aufgerichtet und feinem Beicht-
vater enigegengerufen: „Es it etwas, des Heilands fein!“ Und
dadurch jei nun Store ermuntert worden, über diejes Kraftwort
en Lied zu Dichten. et 1873.) — ebenfalls entipricht
iefe Erzählung dem Juhalt des Liedes in treffender Weiſe.
Es war em erniter, Tag, der zweite des Stuttgarter Kirchen-
tags, 23. Sept. 1857, als die beiden Präfidenten Dr. von Bethmann-
Hollweg und Dr. Julius Stahl über „evangeliihe Katholicität“
rg Als damals der Segenjat zwiſchen Union und lutherijcher
‚irche zum jcharfen Ausdrud fam und die Geiſter hart auf einander
plagten, jchloß Dr. Stahl die Verhandlung mit der Aufforderung,
einzuftimmen in das Lied, welches aus württembergijchem Munde
die Thatjache und den Segen der Gemeinſchaft im Glauben jo recht
lebendig ausſpreche:
Es iſt etwas, des Heilands fein:
ich dein, o Jeſu, und du mein!
in Wahrheit jagen können;
Ihn feinen Bürgen, Herrn und Ruhm
und jich jein Erb und Eigenthum
ohn allen Zweifel nennen.
Selig, fröhlid) jind die Seelen,
die erwählen, ohn Bedenken
ihrem Jeſu ſich zu jchenfen.
Diefer Vorſchlag und dieſer Gejang war für die Verſammelten ein
Zeuge für die echt evangeliiche Geſinnung des Vorſitzenden, der mit
der größten Mlarheit feinen Standpunkt zu wahren, aber ebenjo auch
den Frieden der auf Einem Grunde Erbauten zu bewähren fuchte.
Der Sinn des zweiten Verſes iſt bei Storr einmal zu einer
entichtedenen That geworden. Er lautet:
Schau an die Welt mit ihrer Luft
und alle, die an ihrer Bruſt
in heißer Liebe liegen:
Sie eſſen und find doch nicht jatt,
fte trinken und das Herz bleibt matt,
denn es tit lauter Trügen.
Träume, Schäume, Stih im Herzen,
Höllenfhmerzen, ewges Duälen
iſt die Luft betrogner Seelen.
In dieſer Überzeugung trat er nemlih als Hofkaplan einem
Carneval entgegen, welcher zu Ehren der Vermählung des Herzogs
Karl gehalten werden jollte und in dem jtrengen altpeoteftantik en
Stuttgart noch unerhört war. Er predigte gegen dieje Weltluſt und
viele, welche jich bereit3 vorgenommen hatten, Mastenfleider machen
zu laſſen, traten von der Masferade zurüd. Der Herzog aber wurde
aufs höchſte erbittert und verlangte jeine Abjegung vom Geheimen
Rath. Dies wurde imdeflen durch die Feſtigkeit des Direktor Bil-
finger und durch eine von Storr im Einverjtändni mit Johann
Albrecht Bengel abgegebene Erklärung abgewendet.
U. Der Friede des Glaubens. Nr. 103. 263
Bejonders ergreifend ift ®. 5 (nad) württembergiicher Zählung).
— {m Sanesgefingn weiblicher Sträflinge zu * ronn lag In
Herbit 1872 eine Todtkranke, welche auf ein vielfach verfehltes Leben
zurüdzubliden hatte. Der jchnelle Verlauf der Krankheit nöthigte
aber zu fchneller Faſſung des Gemüths. Nun hatten wir faum
zuvor in ficchlichen Stunden unjer Lied beſprochen, und jetzt bat fie,
ihr den Vers nochmals vorzuhalten, der Yautete:
Bon Stund an kann 4 nicht mehr mein,
der Welt und ihrer Lüſte ſein,
die mich bisher gebunden;
Mein Herr, den ich ſo ſehr betrübt,
der aber mich viel mehr geliebt,
der hat mich überwunden.
Nimm mich gänzlich, Herr, ſchon heute
hin zur Beute und zum Lohne
deiner blutgen Dornenkrone!
Mit diefem Entichluffe iſt ſie denn auch jchnell und bußfertig aus
diejem Leben geichieden.
Zum Anfang des Berjes: „Von Stund an“ Tieße fich wohl
vergleihen, was Mar Göbel von Hermann von Nitenaar erzählt,
der im feinem achtunddreißigiten Lebensjahre jeine Lebensänderung
beihloß. Er warf die Würfel weg, die er aus dem Feldzug brachte,
er warf das Trinfhorn Hinter jich, das er im Kriege geleert; im
einen Stein ließ er jeinen Entichluß für jedermanns Augen meijeln:
Non plus! (Nicht mehr jo!) — Es iſt aber jene Stelle im Lied auch
aus Storrs eigenfter Erfahrung geflojfen, da er im Stift zu Tübingen
bei der Adventsbeichte 1731 ſich jeinem Heiland mit ganzer Wendung
zu eigen gegeben hatte.
Melodie: Wie jchön leuchtet der Morgenitern.
103. Wie groß ift des Allmächtgen Güte.
Bon Ehriftian Firchtegott Gellert (1715—69) in jeinen „Geiſt—
lichen Oden und Liedern“ 1757 veröffentlicht unter dem Titel: „Die
Güte Gottes." Eines der beliebtejten und überall eingebürgerten
Lieder Gellerts, von dem Cramer in der Schilderung jeines Lebens
bezeugt: „Hatte er unter jeinen vielen und trüben Stunden, die
meiſt von feinem fiechen Leibe herrührten, eine gute Stunde, jo
juchte er ganz Empfindung der Religion zu werden und wurde es
dann bis zur lebhaftejten Freude über die Güte Gottes und vor—
nemlich über die Wohlthaten der Erlöfung.“
Auf der Inſel Rügen lebte ein wohlbabender Arbeitsmann,
fleißig, ſparſam, aber undankbar gegen feinen Gott, alſo daf er
auch die Sonntage durd Arbeit zu entweihen pflegte. Eines Sonn-
tags, wie er wieder bei der Arbeit war, tritt ein Greis mit ſchnee—
weißem Haar, in Qumpen gehüllt, ein Bild des Elends, ins Haus
umd fingt: „Wie groß iſt des Allmächtgen Güte!“ (8. 1.) Diefer
Anblid und diefer Lobgejang aus ag Munde zerbrad des
Mannes fteinernes Herz, er that Buße und bejuchte ſeitdem vegel-
A a A N a a a he ar
264 U. Der Friede des Glaubens. Nr. 108.
mäßig de3 Sonntags die Kirche; auch in feinem Haufe wohnte
gen.
fortan Gottes Wort und damit Gottes Se
Sm Frühling des Jahre 1845 lag im Katharinenftift zu Stutt-
eine Amjährige enfionärin acht Tage lang am hitzigen
nfieber fait befinnungslos darnieder. In der Nacht vor ihrem
Tode fieng fie auf einmal mit heller Stimme zu fingen an (®. 3):
Schan, o mein Geift, in jenes Leben,
8 welchem du erſchaffen biſt,
o du mit Herrlichkeit umgeben
Gott ewig jehn wirft, wie er ijt!
betete darauf das Vaterunſer, und it des andern Tages fanft und
ftill eingeichlafen. Seliger Ausblid wie mit verbundenen Augen in
die Nähe „ver lichten Ewigkeit!“
Ein Prediger bejuchte im Frühjahr 1792 einen fünfjährigen
Knaben, der an den Blattern krank lag. Da fam gerade der jonit
ziemlich rohe Vater des Knaben nad) Haus mit dem Ausruf:
„Draußen ın der Natur ficht aber jeßt alles zum Verwundern
ar aus!“ Hier wandte ſich nun der Knabe plößlich gegen feinen
ater und ſagte mit ehrerbietiger Ernithaftigkeit die Worte des
vierten Verſes:
Und dieſen Gott jollt ich nicht ehren
und feine Güte nicht veritehn ?
Er ſollte rufen: ich nicht hören ?
den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn?
„Seither habe ich“, jo jchließt der Prediger feine Erzählung, „an
diefem Vater oft wahrgenommen, dat er dadurd einen unauslöjch-
fihen Eindrud befommen hat, und an Oſtern nächſten Jahres war
er gründlich ermwedt.” (Basler Sammlungen. 1794.)
Ehriftoph Chriftian Sturm, Hauptpaftor zu Hamburg, lag im
Sahre 1786 auf jeinem legten Lager. Er hatte jeine Buße nicht
‘aufs Ende verjhoben und konnte darum mit Chriſtenmuth dem
Tode entgegengehen. In feiner großen Schtwachhett wies er einen
befuchenden Freund auf Fin Herz mit den Worten: Hier ifts g
ruhig! Acht Tage vor jeinem Ende forderte er jeine Freunde auf,
mit ihm das Lied ge fingen: „Wie groß it des Allmächtgen Güte !*
und als der letzte Augenblid herannahte, jagte er mit leiſer Stimme
die legten Worte: „Ich bin meiner Seligkeit gewiß — ich jehe
meinen Lohn vor mir — dort glänzt meine Krone!“
Melodie: Die Tugend wird durchs Kreuz geübet, dgahgddceha,
eine Halle'ihe Weije aus dem Freylinghaufenichen Geſangbuch 1704.
ee von E. Ph. Ent. Sad. Mufifdireftor in Hamburg,
componirte Weile: desdec fes db, ift 1758 im Drud er-
—25 — und iſt jetzt noch in vielen Gegenden Deutſchlands ge—
äuchlich. — In Württemberg iſt die von Knecht erfundene
es bg cas fasg es aus dem Jahr 1793 beſonders beliebt ge—
worden.
ag un nt ar Ba
\ MR n —* er * . h * ji
Die Liebe zum Herrn. Nr. 104. 265
IM. Die Liebe zum Herrn.
104. Herzlih lieb hab ih did, o Herr.
Bon Martin Schalling (1532—1608, vgl. 2, 282 ff.), einem
Schüler Melanchthons, wahrkheisi 1567 zu Amberg in der Ober-
pfalz gedichtet, al3 er dort Diakonus war; erſchienen in „Rewe
Symbola etlicher Fürften von Gaftriz. Nürnberg 1571.“ mit der
Überſchrift M. ©., ebenjo auf einem Einzeldrud „Nürnberg bei
Fuhrmann“ ohne Jahreszahl.
Das Lied, „ein Gebet zu Chrifto, des Herzens Troſt im Leben
und im Tod“ nach dem 18. und 73. Palm, iſt ein Kleinod. der
Kirche aus dem Herzen Schallings, von dem berichtet wird: „Ex
war ein wunderliher Mann, der eine jonderliche jeltfane Weife,
ſchnorrige und ernfthafte Rede an ihm hatte, der mit wenigen
Worten viel verabfaßte.“ Valerius Herberger jagt in feinem
Plalterparadies: „Der ehrlich deutihe Mann, welcher den Gefang
emacht hat, ijt lobenswürdig, daß er bald die erjte Zeile aus dem
Biakmen fo Har und ſchön auf Chriſtum hat gezogen.“
Es ward darıım diefer Gejang ein Lieblingslied vieler gottes-
fürchtigen Seelen: Speners, welcher mit demfelben jeden Sonntag
feine Abendandacht beſchloß; des Rektor Gottfried Hoffmann zu
Zittau, des Nürnberger Gelehrten Erasmus Francisci oder Finx;
der Fran von Johann Frank, dem Bürgermeiſter zu Guben; Gott:
hilf Heinrich Schuberts und vieler Anderen.
Ein anfehnlicher Lübeder Kaufmann lag auf feinem Sterbe-
bette. Die Arzte hatten ihn bereits aufgegeben. Der begehrte, man
folle jegt die Stadtmufilanten zu ihm kommen und vor ihm auf
Ihren Instrumenten ſpielen laffen, damit er nun erführe, wie David
rühmet: „Du haft mir meine Klage verwandelt in einen Reigen !*
Seine Hausfrau aber und Freunde wollten dieſes nicht zulafien,
weil fie fürchteten, es möge ihm einen üblen Nachruf vor der Welt
eben. Als er jedoch darauf beftand, fo wurde ihm feine Bitte mit
——— ſeines Beichtvaters verſtattet. Da nun die Muſilanten
zu ihm in die Kammer gekommen waren, verlangte er, daß man
ihm das Lied: „Herzlich lieb hab ich dich“ vorſingen und dazu auf
Inſtrumenten ſpielen ſolle. Dies geſchah, und der Sterbende kehrte
dabei ſein Angeſicht gegen die Wand. Als nun jene das Lied ge—
endet hatten, fragte ihn ſeine Gattin, ob er noch Eines begehre.
aber war ımter dem Lobgeſang verſchieden. (Dliger Kauki
Noahs Taube.)
Gall von Rägnitz, ein um feines Glaubens willen aus Oſtreich
vertriebener Freiherr, deſſen Loſungswort geweien: „Nejus meine
Liebe“, veroronete in feinem Teftament, dab man ihm dieſe Worte,
auf einen Zettel gefchrieben, in feine Hand legen und jo mit in dem
# Sarg geben, bei der Beerdigung aber unfer Lied fingen und über
3 ae Br a eh a Er Ah
266 ME Die Liebe zum Heren. Wr. 104.
ob. 21, 17. „haft du mic) lieb?“ predigen jolle. Er ftarb zu
Nürnberg 1658, und als ein Freund ihn vor feinen Tode noh
fragte, ob er auch Jeſum in dem Herzen hätte, jagte er freudig:
„Wer jollte fonjt, als mein Herr Jeſus, darinnen Fin? Der ſoll
umd wird auch wohl bi3 an mein Ende darinnen bleiben.“ (Otho's
Krantentroft.)
Chriftoph Zeller, Oberhofprediger des Herzogs Eberhard II.
von Württemberg, bat unjer Lied zur Vorbereitung aufs Sterben
wohl gebraucht. Als 1669 die Dyſſenterie in Stuttgart epidemiſch
auftrat und jein Amtsgenofje Johann Friedrih Laux plötzlich weg—
erafft wurde, gieng auch er mit Todesgedanten um, Es war ſein
ndfag nicht jowohl das Wort Veipafians, ein Kaiſer müſſe
ftehend fterben, als das Wort des Herrn, man müfje wirken, jo
lange es Tag it, und wachen und beten, bis der Herr kommt,
„Läht mich Gott, jagte er, mein Büchlein Ejther vollends hinaus-
predigen, jo will ich den Prediger Salomo’s für mic, nehmen und
dem Hofe der Welt Vanität und Eitelkeit fürjtellen.“ Hernach hub
er an, das Lied „Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“ von Anfang
bis zu Ende zu fingen, mit jolcher Innigkeit und Jubrunſt des
Geiites, daß es den Anwejenden unvergeplic blieb. Die Seinen
ermahnte er noch bis in's Einzelnjte und jprad) die getrojte Zuver—
ficht aus, daß Gott ihn nicht verlafjen werde, denn er wilje aus
jeiner Taufe, daß er Gottes Kind jei. Unfern dem Grabe des
jeligen Johann Valentin Andrei wurde er beftattet. (Basler
Sammlungen. 1858.)
Herzog Ernit IH. von Sachſen-Gotha, welder unter Guſtav
Adolfs Fahnen gekämpft Hatte und fein Land alſo regierte, daß
Gotha noch im Anfang des 18. Sahrhunderts den Ruhm hatte,
die Frömmigkeit habe daſelbſt eine bleibende Stätte gefunden,
wartete jein Leben lang in dem Sinne uniers Liedes auf die An-
Kunst des Todes als auf den Beſuch eines guten Freundes. Als
'mın im Februar 1674 die letzte Krankheit ſich bei ihm eimitellte,
ließ er bei jeder Mittags- und Abendmahlszeit Sterbelieder mit
Anjtrumentenbegleitung fingen, damit er ſich jtets feines Todes
erinnere und ihm das Himmliiche und Ewige vor Augen gejtellt
bleibe. Namentlich aber erquidte er Sich ſtündlich an Dielem einem
Lieblingslied und ließ ſich's von jeiner Frau oft vorjagen. Er
ſprach von nicht? Anderem, als von der jüßen Freude des ewigen
Rebens und von der allerfüheiten Liebe Jeſu Chrifti, und fragte
einsmals die Umjtehenden, ob ihmen denn die Lehre vom ewigen
Leben auch jo fühe jchmede, wie ihm. Kurz vor feinem Ende
rief er: „Ad, wenn einer doch den Herrn Jejum volltommen lieb
haben könnte, wie würde ſich unſer Herz erfreuen!“ und als man
ihm hierauf antwortete: „Jeſus werde ſchon mit unſerer Liebe zu—
frieden ſein, wenn wir ihn ſo viel liebeten, als er uns ſelbſt Gnade
verleihe“, jo betete er mit weinender Stimme: „Ach, herzlich lieb
hab ich dich, o Herr! ich bitte: ſei von mir nicht fern mit deiner
Hilf und Gaben.“ Dann fiel ihm noch zum Troſt der Spruch ein:
„Alfo bat Gott die Welt geliebt“, worüber er ſagte: „Ich wollte
—*
—
RR u. Die Liebe zum Seren. Nr. 104. 267
den einzigen Spruch nicht für die ganze Welt, ja nicht um taufend
Welten geben, weil er ein jolcher Glaubensgrund iſt, daß ihn auch
der jtärkite Teufel nicht umjtoßen kann.“ So ſtarb er denn, un-
eichieden von der Liebe des Herrn, am 26. März; 1675. (Gerber,
* der Wiedergeborenen. Dresden 1725.) — Schon lange zuvor
atte er einen Sterbethaler prägen laſſen mit einem Herzen, welches
der Pfeil des Todes durchbohrt, und mit der Umſchrift: „Und wenn
mir gleich mein Herz zerbricht, biſt du doch meine Zuverſicht.“
Herzog Bernhard der Fromme ließ das Lied jedesmal anſtim—
men, ſo oft er zum heiligen Abendmahl gieng, und ſang es dann
gar oft unter vielen Thränen und Häünderingen zur großen Er-
anung aller Antvejenden mit. (Schmidt, Hist. et mem. 1707.) —
Die Prinzejfin Helene von Medlenburg, nachherige Herzogin von
Drleans, hatte jich zur Feier ihrer Confirmation 30. Mai 1830 in
der Stadtkirche zu Ludwigsluſt das Lied erbeten: „Herzlich Tieb hab
id dich, o Herr!“ Sie Hatte die Vorliebe zu dem prächtigen Liede
von ihrem Lehrer Gotthilf Heinrich Schubert gelernt. Und obwohl
es wegen jeiner ebenjo jchönen al3 unjerem Gejchlechte fremdartigen
Melodie nur von einem Sängerchore ausgeführt werden Tonnte,
machte es den größten Eindrud auf alle Zuhörer, und hat fich im
feinem ganzen Inhalt an der edlen Fürjtin bewährt bis an ihr
Ende. (Schubert, Erinnerungen.)
Seder Vers des Liedes hat feinen bejonderen Kranz von ge-
ſchichtlichen Segensſpuren. — Vers 1:
Herzlich lieb hab ich dich, o Herr;
ic) bitt, wolljt jein von mir nicht fern
mit deiner Hilf und Gnaden.
Die ganze Welt nicht freuet mich,
nad Himm'l und Erden nicht frag ich,
wenn ic) dich nur fann haben.
Und wenn mir In: mein Herz zerbricht,
jo biſt doch du mein Zuverſicht,
mein Theil und meines Herzens Troft,
der mich durch fein Blut hat erlöst.
Herr Jeſu Chrift, mein Gott und Herr,
in Schanden laß mich nimmermehr.
Es iſt in dieſem Vers eim wunderbares Ineinander von Nehmen
und Geben. Bon Pſalm 18 und 73 nimmt der Sänger den Zettel,
mit dem „Blute Jeſu Ehrijti” gibt er den Einjchlag; von Luther
nimmt er Den Schluß: „im Schanden laß uns nimmermehr“ aus
„Herr Gott, wir loben dich“, und an Paulus Gerhardt gibt er
den Mittelpunkt des Verſes weiter: „und wenn mir gleich mein
Herz zerbricht“ ; denn dies tönt in „Ein Lämmlein gebt“ prächtig
nach. — Schubert jagt in „Altes und Neues“, wo er das Leben
einer gottjeligen Jungfrau bejchreibt, deren Lieblingslied dies Lieb
geiwejen, nur eine Seele, welche e8 empfunden, dat doch alle Lieb,
alle Freude ein armer, nichtsbedeutender Traum jei gegen der einen,
ewigen Liebe und der Freude in ihr, könne mit vechter Freudigkeit
die Worte beten: „Herzlich Lieb hab ich dich, o Herr!“
®
IM. Die Liebe zum Herrn. Nr. 104.
Dr. —— Schmidt, der bekannte Gottesgelehrte, am
27. Auguft 1658 zu Straßburg im Heren entichlief, ſchloß feine
legte Predigt im Straßburger Mrünfter am da A Ar
diefem Vers. Die Worte: „Und wenn mir gleich mein zer⸗
bricht“ ſprach er mit ſichtbarer großer Rührung, während er die
— dabei aufs Herz legte. Gleich darauf wurde er zum Tode
ank, und dieſe ſchönen Worte waren die letzten, die er vor
ſeinem Ende ausſprach und mit denen er einſchlummerte. g⸗
manns tremendae mortis horae.)
Schubert erzählt von einer treuen feinen Chriſtenſeele, der Ge—
mahlin eines Arztes in Ludwigsluſt, welche auf dem Todtenbette
lag. In dem Geſpräch mit einer freundlichen Tröſterin, welche fie
auf ihr untadeliches Leben verwies, jagte fie: „Sie meinen es jo
gut und lieb mit mir, wie eine Mutter, die ihr franfes Rind zur
he einfingen will. Uber ich kenne andere Wiegenlieder, we
mir befjere Ruhe und einen fichereren Troſt geben. Es Hingt mir
eins im Herzen, das etwa jo lautet: ‚Und ob mir gleich mein Herz
zerbricht, biſt du doch meine Zuverſicht, mein Zroft und meines
Herzens Theil, dei Blut erworben mir das Heil! Ich weiß, am
wen ich glaube und was ih an ihm, meinem Seren, habe, an
meinem Bürgen, der für mic genug gethan. Ic fürchte den Tod,
fo ernſt und jchredlich er auch tft, micht mehr; denn Er felber im
jeinem theuren werthen Worte hat mir die feite Zufuherung des
ewigen Lebens gegeben, das er felber lebt!“ (Schubert, Selbit-
biographie. I.)
Der zweite Vers, welcher von der Liebe des Herrn ins Leben
für den Herrn hineinweist, lautet:
Es iſt ja, Herr, dein Gfchent und Gab
mein Leib und Seel und was ich hab
in diefem armen Leben:
Damit ichs braud zum Xobe dein,
zu Nug und Dienſt des Nächſten mein,
wollſt mir dein Gnade geben.
Behüt Hd SEHE: vor falſcher Lehr,
des Satans Mord und Lügen mehr ;
in allem Kreuz erhalte mid,
auf dab ich3 trag geduldiglid.
Herr Jeſu Chriſt, mein 5% und Gott,
tröft mir mein Seel in Todesnoth.
Bon dieſem Verſe jagt Gellert: „Wer kann ihn ohne Bew 3
ohne daß er fühlt, wie feine Seele von Dank und a durch⸗
drungen wird, ſingen oder leſen? Er iſt mehr werth,
Bände neuer Lieder, die kein anderes Verdienſt haben, als
rein im Versmaß ſind.“ — Eine glückliche Anderung haben die
zwei letzten Zeilen des Verſes erfahren. Sie lauten im Original
gang jo wie im erften Vers; bald aber, jchon 1590, tritt Die jeßige
esart ein.
Herzog August von ——— und Lüneburg (T 1666), dem
man agrühmt daß er unter den gelehrteiten Fürften der frömmſte
*
eweſen ſei, beſaß eine
che chriſtliche Demuth, daß e vor jeinem Herrn und
Ein Vater, welcher der Reihe nach mehrere Kinder durch den
Tod verloren hatte, ward vielfältig durch den Gedanken beunruhigt,
daß auch die noc übrigen Kinder, ja fein theures Weib gar leicht
ihm ebenjo entriffen werden fönnten, und beim geringjten Anftoß,
den fie erfuhren, vermochte er fich kaum zu fallen. Das Simdliche
und Quälende ſolchen Wejens jahe er recht wohl ein; aber die
Kraft zum Überwinden gebrad ihm. Da wurden ihm beim Beten
unfers Liedes die Worte recht lebendig: „Es ift ja, Herr, dein
Gſchenk und Gab mein Leib und Seel und was iö hab in diejem
armen Leben.” „Nun, mußte er jagen, hat dir dein Gott die Lieben
und dein Leibesleben gegeben, jo kann und wird er fie dir auch
erhalten, j° lange e3 gut und heilfam iſt.“ Getrofter Sinn und
guter Muth war die friedjame Frucht davon. (Pilger aus Sachſen.
1847.)
Der dritte Vers blickt num hinaus auf die lebte Stunde, wo
die Liebe fich erweist, die „ſtark ijt wie der Tod.“ Er lautet:
Ach Herr, laß dein lieb Engelein
am legten End die Seele mein
in Abrahams Schoß tragen;
Der Leib in jeim Schlaffämmerlein
gar janft ohn eini val und Bein
ji} bis zum — Tage.
Alsdann vom Tod erwecke mich,
daß meine Augen ſehen dich
in aller Freud, o Gottesſohn,
mein Heiland und mein Gnadenthron.
ge Jeſu Chriſt, erhöre mich,
Ich will dich preifen ewiglich.
Es ijt eine feine Neihe von Bittgedanken, welde jich bier an
die Erzählung vom armen Lazarus anſchließen. Domprediger Ca—
En zu Naumburg legte darum feinem veritorbenen Amtsgenofien
ertram zu Ehren 1647 diefen Vers im der Leichenpredigt zu
Grunde, und redete von den frommen Seufzern der Sterbenden
1. um die Aufnahme der Seele in Abrahams Schoß, 2. um bie
angenehme Ruhe des Leibes im Grabe, 3. um die fröhliche Aufer-
Stehung von den Todten und 4. um das jelige Anjchauen Gottes
im ewigen Leben,
Eine gottesfürchtige Matrone hatte ſich die Worte: „Ach Herr,
laß dein Lieb Engelein am letzten End die Seele mein“ zum Leib-
ſpruch erwäblt. Als fie nun auf den Todtenbette lag, war es ibr,
| 270 IM. Die Liebe zum Herrn. Nr. 104.
wie fie mit vielen Worten und Gebärden zu wer ge vie
wenn die lieben Engelein um fie jchwebeten und mit ] ß we
—— zu legten fühen Scheiden aufipielten. (Dlearius, Lieder
ab. 3, 17. |
Superintendent Muthmann zu Pößneck in Sachſen-Coburg—
Saalfeld hielt im Jahr 1747 Rirdenvifitation in dem nahen Dorſe
Schlöttwein. Da ließ er nach der Predigt, welche von den heiligen
Engeln handelte, diejen Vers fingen, und madjte fih mın daran,
mit der Gemeinde das übliche Eramen zu halten. Er legte den
Sprudy Pauli zu Grunde, wo er redet von Gerechtigkeit, Friede
und Freude im heiligen Geiſte. Wie er aber bier an das Wort
fam: „Freude im heiligen Geijt“ fieng er an zu ſtammeln und zu
finten. Ein Schlag hatte ihn getroffen, und im Nu war jene Liedes-
bitte an dem treuen Knechte erfüllt.
Eine Melodie für unjer Lied bot Martin Schallings Cantor
Matthias Gajtrig zu Amberg ſchon 1571: agabaggf, bie
felbe fand aber feinen weiteren Anklang. Dagegen ericheint nun
die jegt noch gebräuchlihe: ch ag fe ag oder gis, bereits im
„Bernhard Shmib, Zwei Bücher einer neuen Tabulatur auf Orgel,
Straßburg 1577”, wo fie zu einem Drgeljag benützt iſt. Sie muß
aljo —— für älter gehalten werden. Die Melodie gehört, wie
von Winterfeld bezeugt, zu den trefflichſten des evangeliſchen Kirchen—
eſangs und trägt, ganz mit den Worten des Liedes ſtimmend, das
— des Innigen, Heiteren und doch Feierlichen, das Gepräge
einer rechten Glaubens- und Liebesfreudigkeit. In dem Dresdener
Geſangbüch 1594 ſteht fie zum erſtenmal für den Gemeindegeſang
aufgezeichnet, wie ſie denn bereits am Ende des 16. Jahrhunderts
ziemlich verbreitet war. — Seth Calviſius lieferte zu ihr 1597
einen Tonſatz, beſonders bekannt iſt aber das Lied durch die Johannes—
paſſion von Sebaſtian Bach geworden; und der herrliche Satz dieſes
Tonmeiſters, welchen nicht leicht ein Zuhörer vergeſſen wird, möge
an dieſer Stelle noch in der Beleuchtung einer Erzählung aus „Epp—
ler, Karl Rudolf Hagenbach 1875“ ſich dem Leſer einprägen. Eppler
erzählt: „Es war ein herrlicher Frühſommerſonntag. Die Liebe
Sonne go& vom tiefblauen Himmel ihre Strahlen über die ver-
jüngte Schöpfung. Die Lerche wirbelte ihr fröhlich Lied dem
Schöpfer empor, und die anderen befiederten Sänger jubelten über
der Flur. Dennoch zogen nicht wenige zur Stadt, wo der Basler
Gejangverein fein fünfzigjähriges Jubiläum mit der Aufführung der
Johannespaſſion einleiten wollte. In den Thoren der Stadt aber
hieß es: Hagenbach iſt geitorben. In erniter Wehmuth über dieſe
Trauerkunde jchritten wohl viele zum Gotteshaufe, um der wunder
baren Muſik zu laufchen, von welcher Albert Knapp einmal jagte:
‚Wenn es feinen Jeſus gäbe, jo gäbe es auch Feine jolche fi.
Als wir fo da ſaßen und die legten Strahlen der jcheidenden Sonne
an den hohen Säulen und Tempelfenjtern glühten, mußten wir
immer wieder des Mannes gedenten, der an jolcher Muſik feine
befondere Freude gehabt und hier auf der Münſterkanzel je und je
von der Herrlichkeit des Glaubens gezeugt hatte. Als aber der alte
su (2 . P
D * .-
Sch al in ſeinem wunderbaren Tonſatz allgewaltig und innig
ergrei über der lauſchenden Menge erklang: ‚Ach Herr, laß dein
lieb Engelein!: da war es ung, als Mei durch eine lieblihe Schidung
unferem Hagenbach das jhönite Schlummerlied zum ewigen Leben
gelungen worden.“ Ein neues Tejtament in der einen, eine duftende
oje in der andern Hand war er, ein Mann des Friedens, am
Morgen jenes Tages geichieden.
f
Nr. 105.
105. Wie fhön leuchtet der Morgenftern.
Aus Dr. Philipp Nicolar’3 (1556 — 1608, vgl. 2, 324 ff.)
„Frewdenſpiegel des ewigen Lebens“ 1599, wo es im Anhang diejes
Werkes neben dem Lied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ jteht
und die Überſchrift hat: „Ein geiftlich Brautlied der gläubigen Seele
von Christo Jeſu, ihrem himmlischen Bräutigam, gejtellt über den
45. Pialm des Propheten David.“ In dem genannten Buche betet
er: „sch habe dich geiuchet und habe dich gefunden, du allerliebiter
Herr Jeſu, und begehre dich zu lieben. Darum vermehre dod) in
mir das inbrünijtige Verlangen nad) dir und verjage mir nicht,
darum ich dich bitte. Wenn du mir gäbejt alles, was du gemacht
haſt, jo könnte doch jolches alles mich nicht erjättigen, wo du nicht
dich ſelbſt mir jchenktejt und gäbeſt. Ach Herr, dich jelbjt wollte
ih gerne haben, dich felbit wollteſt du mir jchenfen; ach, mein
Gott, gib dich mir! Siehe, ich habe dich herzlich lieb, und ift es
zu wenig, jo laß mich dich noch jtärfer lieben. Mit deiner Liebe
bin ich umfangen und brenne vor inbrünftigem Verlangen nad dir;
du haft mir mein Herz beſeſſen und deiner kann und will ich in
alle Ewigkeit nicht vergeffen.“
In dieſem Gebetsgeiit dichtete Nicolai diejes Lied ums Jahr
1597, als er Pfarrer zu Unna in Wejtfalen war. Damals war
eine Zeit großer Drangjal und Betrübniß, denn die Peſt wütbete
in Unna und im Fürſtenthum Waldek, dem Baterland Nicolar’s,
fürchterlich, jo daß er oft dreißig Glieder jeiner Gemeinde an Einen
Tag mußte auf den Kirchhof tragen jehen und einen Blutsfreund
und Unverwandten nach dem andern verlor. An einer ſolchen Zeit,
wo die Bergänglichkeit des Irdiſchen ſich auf die tiefeinichneidendite
Weiſe geltend machte, wandte er jeine Liebe von der Welt immer
entſchiedener ab und zum höchiten Gute bin, und feine Seele wurde
voll Liebesglut zum Herrn und feinen ewigen Himmelsihägen. So
faß er denn mun, wie Arcularius in der WVorrede zu Nicolat’s
Theoria vitae aeternae, Frankt. 1707. und Dr. Göze in Lübeck aus
fiherer Hand erzählen, eines Morgens unter großem Schmerzens-
drang und Bekümmerniß auf feiner itillen Arbeitsftube und ſchwaug
fi in jeinem Geifte aus Noth und Tod, die ihn umringten, zu
dem Erlöfer und Heiland, und während er ibn in heißer Liede
umfaßte, entſprang in ſeinem tiefſten Innern dieſes löſiliche Lied
der Heilandsliebe und Himmelswonne. Er war dabei jo ganz in
jelige Sr rien verjunfen, daß er alles um ibn ber vergaß,
jelbjt das Mittagelien, und fich durch nichts am feiner Dichterarbeit
271 -
ftören ließ, bis er das Lied zu Ende gebracht hatte. Da dies end»
Ur geſchehen, joll er fich ungemein ge
zu den GSeinigen gefommen jein.
getitlichen Liedes.
Das letztere ijt Original; von Nicolai, der zuvor Hofprediger
des Grafen zu Waldeck in Wildungen geweſen war und aus Walded
tammte, ſeinem früheren Schüler, dem Grafen Wilhelm Ernjt zu
aldet, gewidmet, um ihm zu ehren und zu gleicher Himmelsliebe
u entzünden. Daher gab er jeinem Liede die Form eines jogenannten
froftihon. Sieht man nemlich nach den Anfangsbuchitaben eines
jeden Berjes in der uriprünglichen Faſſung, jo bilden fie die Namen:
Wilhelm Ernſt Graf Und Herr Bu Walde. Als aber das Lied
in Freudenfpiegel 1599 gedrudt wurde, war der junge Graf bereits
ig ‚ md jo gehörte das Lied deſto mehr der ganzen Kirche.
er Dichter preist darin die Lieblichkeit, Freundlichkeit und
Herrlichkeit des himmlischen Bräutigams der Seele; es tönt uns
aus demjelben „der Jubel der mit Gottesliebe erfüllten Seele über
die Herrlichkeit und Lieblichfeit des Erlöjers, ihres ewigen Bräu-
tigams und des Gründer! ihrer jeligen Hoffnung“, rein und Har
"entgegen. — V. 1 beginnt mit einem Blid auf Offenb. 22, 16 den
Preis des Bräutigams der Seelen. — In ®. 2 vergleiht er ihn
allen Koſtbarkeiten der Welt, und in ®. 3 ergeßt er ſich jeiner Glied—
Schaft und Gemeinjchaft in Ehrijto. — In N 4 rühmt er die Nähe
des Heren in Wort und Sakrament, und im ®. 5 jtellt er dieſe
Liebesgemeinschaft auf die Ewigfeitsgründe in Vergangenheit und
Zutumtt. — Endlich bricht in $ 6 die Liebe aus zum Jubel im
der Gemeinde und in V. 7 zum Gebet der Freude in Ausficht der
ewigen Herrlichkeit. — Es ijt die glühende Liebesiprache des Hohen-
lieds und des Palm 45, wo man mit Schubert wohl_jagen darf,
daß nur die Liebe die Sprache der Liebe veriteht. Sie ijt aud)
veritanden worden. Ein Alter nennt diejes Lied mit Recht „ein
Lied im höhern Chor, das eigentlich mit dreierlei Zungen müſſe .
ejungen werden, da die erite vom Glauben, die andere von der
tiebe, die dritte von der Hoffnung angejtimmt würde“, und Albert
Knapp erklärt es für das berrlichite, ſüßeſte von allen deutjchen
Liedern, in deren Reihe e8 das jei, was das 17. Kapitel Johannis
unter den Schriftfapiteln tit.
— —
re A
- Km Freud und Leid war e3 der Lieblingsgejang unſerer alten
evangelifchen Gemeinden, Bei der Hochzeitsfeier fangen fie es zuerft,
und manche bildeten fich ein, wenn diefer Gejang, den fie dem
‚Morgenftern” nannten, bei ihrer Trauung nicht gejungen wirde,
dafı fie nicht recht copulirt wären; dann ertönte es bei den Abend—
mabhlsfeiern, zu welhen B. 2 und 4 bejonders paßten; allermeift
aber hörte man es an den Sterbebetten ſolcher Chriſten erklingen,
die in glaubiger Liebe zu dem Heiland und Erlöjer ihrer Seele
gieden waren und mun, zum. Hochzeit des Lammes und zum
endmahl in des Vaters Reich: berufen, von binnen jchieden. —
Nachklänge find Darum demſelben viele zu Theil geworden, unter
denen wir nur einen nennen, das herrliche Morgenlied von Burk-
hard Wiejenmayer: „Wie ſchön leuchtet der Morgenftern vom Fir-
mament des. Himmels fern.“ — Wenn aber eine ganze Legion Lieder
auf den Rhythmus des Lieds gedichtet find, jo hat die Weije den
gleichen Antheil daran, wie das Lied.
Diefe Melodie: fe a fc dde, von Palmer „die Königin
der Choräle“ genannt, während „Wachet auf, ruft uns die Stimme“
der König derjelben jei, iſt bis jetzt in ihrer Entjtehung nicht Har
erkannt. Die Vermuthung Winterfelds, daß fie aus. einer weltlichen
Weiſe entiprungen, hat wenigjtens ihre Hauptjtüge verloren; und
wir bleiben zunächſt bei der Vermuthung, daß fie von Nicolai jelbft
ſtamme, der fie 1599 mit dem Liede gibt. Welche Vorgänge ihm
dabei vorgejchwebt haben mögen ? Roh jagt 2, 377: der Marien-
lobgejang aus dem zwölften Jahrhundert „Ave Morgeniterne, er»
leucht uns mildiglich.“ Sodann weist er auf die Weiſe des Palm 100:
„Jauchzet dem Herrn alle Lande“, welche ſich im Straßburger Ge⸗
ſFen 1568, bei Wolff 1569 und im Bonniſchen Geſangbuch 1594
inde, und. welche Nicolai wohl gefannt haben künne: — Jedenfalls
it nicht David Scheidemann der Sänger der prächtigen Weije. Diejer
rrthum beruht darauf, da in dem von Deder, Hieronymus und
afob Prätorius herausgegebenen vierſtimmig gejepten „Damburger
elodieen=Gejangbuche” 1604 über diefer Melodie jebt: „David
Scheidemann composuit.* Allein dieſes componere bedeutet im der
damaligen Zeit bloß die harmonische Bearbeitung einer Melodie.
David Scheidemann hat aljo bloß den Bor eliefert, die Weije
jelbjt aber ganz ſo aufgenommen, wie fie in Nicolai's Freudenſpiegel
1599 fich findet. Nach Winterfelds Urtheil zeigt ſich in dem alten
HE — dieſer Melodie eine Fülle und Mannigfaltigkeit, die den
begeifterten Ton, den das. Lied anſchlägt, noch beifer trifft, ala das
Lied ſelbſt.
ine herrliche Situation für die majeftätifchen Klänge gibt
folgende Erzählung.
Ein alter Dorfichulmeifter im Schleſien hatte zur Zeit bes
fiebenjährigen Kriegs, als die Feinde rings um fein Dörflein her
mit Sengen und Brennen twitheten, gerade das Morgonläuten bes
jorat, als ein alter ſchwarzer Hufar zum Kirchhof bereinjagte, jeinen
annen an den Fenſterladen Des Sculmeiiters band und gebieterijch
von ihm bie Ken chlüffel verlangte. Vol Schreden und Bejorg-
Koh, Kirdbenfied, VI 18
ME Die Liebe zum Herrn. Nr. 105. 273:
274 TIL. Die Liebe zum Heren. Nr. 105.
niß, der grimmige Soldat möchte einen Kirchenraub im Schilde
—— öffnete der Schulmeiſter mit widerſtrebendem Herzen die
irchthüre. Der Huſar eilte raſchen Schritts die Kirche entlang der
* zu; dort ſetzte er ſich Athem ſchöpfend auf eine Bank und
ri nr „Schulmeister, mad; Er die Orgel auf und geb Er
mir ein Geſangbuch!“ Der that augenblidlih, wie er's geheißen
ward, und wer Frau, die entichloffenen Sinnes zur Hilfe ihres
Mannes herbeigeeilt war, mußte die Balken treten. Unterdeſſen
hatte der Hufar ein Lied aufgefchlagen, und fagte nun in weit
milderem Tone: „Wie ſchön leuchtet der Morgenftern! — ipiel Er
das, lieber Schulmeifter, aber jo recht fein und ordentlid; Er
verjteht mich wohl ?”* Der Schulmeifter jpielte jein Vorſpiel,
worauf der Huſar mit jeiner tiefen Baßjtimme einfiel; der Schul-
meifter und jeine Frau hinter der Orgel thaten ein —* Der
Huſar aber ſang mit großer Andacht und gefalteten Händen, und
die hellen Thränen fielen über den eisgrauen Bart auf das Buch
erab. Nachdem dieſe drei das ganze Lied ſo mit einander
inausgeſungen, gieng der Huſar auf den Gotteskaſten zu und legte
ein Achtgroſchenſtück hinein, beſchenkte auch den Schulmeiſter und
eilte zum Gotteshaus hinaus. Auf dem Kirchhof draußen mit
Fragen beſtürmt von dem alten Schulmeiſter und ſeiner Frau, wie
er denn wohl auf den Gedanken gekommen ſei, hier ſeine Morgen—
andacht zu — nahm er ſie beide bei der Hand und hub an zu
erzählen: „Ich und meine drei Söhne hatten ſich als Freiwillige
dazu hergegeben, mitten unter den umherſchweifenden feindlichen
Patrouillen den Feind auf einem gefährlichen Punkte zu beobachten.
Wir hielten die ganze Nacht auf einer buſchigen Anhöhe, links und
rechts blitzte es um uns her; wir ſahen bald hier, bald dort feind—
lihe Mannjchaften. Nicht meinetwegen, denn — tie lange werde
ich noch reiten? fondern nur wegen meiner Söhne jeufzte ich im der
‚ finftern, gefahrvollen Nacht: ‚Herr, erhalte uns! Kaum hatte ichs
eraus, al3 es zu dämmern anfieng und der Morgenjtern mir ins
luge blitzte. ‚Wie jchön leuchtet der Morgenjtern!‘ — fiel mir in
diefem Augenblick aus meiner Jugendzeit eın. Gar mandjes, was
ich jeither gethan und was nicht allemal recht war, hieng fich wie
eine Bleilajt daran. ch rechnete nach, jeit wie viel Jahren ich im
feine Kirche gefommen, und ich that Gott das Gelübde, wenn ich
diesmal davon füme, wieder einmal eine Andacht zu verrichten.
Das hab ich demm nun gethban und es ijt mir von Herzen ge—
gangen.“ Mit diefen Worten ſetzte er fih aufs Pferd und ritt
davon. (Pilger aus Sachſen. 1841.)
Daran möge fi eine Gejchichte reihen aus dem innern Leben
eines geiftlihen Streiters Chrijti, Johann Adam Dann, des ehr-
würdigen Stadtpfarrers® in Stuttgart. An feinem Begräbniß-
tage (23. März 1837) ſprach Diakonus Wilhelm Hofader zu der
verjammelten Gemeinde alſo über ihn: „Eine Heine Erzählung, die
des Vollendeten Hoffen und Ahnen, Sinnen und Sehnen am beiten
entjchleiert, kann ich euch nicht verjchweigen. ‚Neulich, fagte er mir
vor etlichen Monaten, erwachte ich frühe; munter im Seike, verließ
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X
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Sa
27
Liebe zum Herrn. Nr. 105.
— —
FR 8 IM. Die 275
—— Lager und trat unters Feuſter. Der Morgen war im
nbruch, die Sterne am ki da3 erite Frühroth Lichtete den
> sie Da jtand vor mir in jeiner ftillen Majeftät und Pracht der
orgenstern. Ein unnennbares Gefühl ergriff meine Seele; e3 war
mir, al3 ob das Wort des Herrn mir zugeflijtert würde: Ich bin
der helle Morgenitern! Ein heiliger Schauer durchrieſelte meine
Glieder ; mein Gerz war voll Dank und Anbetung, und ich ſprach:
Wahrlich, hier ift Gottes Haus, hier ift die Pforte des Himmels !-
Lejet hier, meine Freunde, die Bilderjchrift feines inneren Lebens.
Sein Ölaubensauge blidte dem ewigen Morgen entgegen, und wenn
auch in ihm und außer ihm die Sterne der Hoffnung am Erlöjchen
waren, — Einer leuchtete ihm dennoch, auch im ſchwermuthsvollſten
Dämmerjchatten, Einer verlor für ihn den jtillen Schimmer doch
nicht, auch in der drüdendjten Leidensnacht: Er, der helle Morgen-
jtern, Jeſus Chriſtus, gejtern und heute und derjelbe in Ewigkeit,
deſſen Namenszug er auch in den Tafeln der fichtbaren Schöphung
las und entzifferte. Auf ihn hat er geihaut mit Glaubenszuverſicht,
nad ihm hat er Ni gejehnt im irdiſchen Thränenthale, bis der Tag
ihm anbrach und die Herrlichkeit des Herrn ihm aufgieng in un-
getrübtem und ewigen Gnadenglanz.“
Nicht leicht aber ift ein Lied oder Liedervers jo oft erwähnt
in den Lebensbejchreibungen und Todesnahrichten jelig Wollendeter,
wie der letzte Berg:
Wie bin ich doch jo herzlich froh,
daß mein Schag ijt das A und O,
der Anfang und das Ende!
Er wird mid) noch zu jeinem Preis
aufnehmen in das Paradeis;
dei Mopf ich in die Hände!
Amen, Amen.
Komm du Schöne
Freudenkrone,
bleib nicht lange;
deiner wart ich mit Verlangen.
Binzenz Krull jagt darüber 1659: „Wie manch himmelsdurjtig Herz
liegt mit diefem Vers Kr Leben, jeufzet alfo im feiner letzten
odesitunde nach feinem Jeſu und wird aucd bald darauf heim-
geholt." Wimmer und Serpilius führen im ihren Liedererflärungen
eine ganze Wolfe von Zeugen auf, welche die Freuden» und Segens-
fraft des Lieds im ihrer Todesitunde geichmedt haben.
Ein Kaufmann zu Glückſtadt, Johann Frey, war in große
Armut und Noth gerathen. Ws er nun in feiner Krankheit von
einem Prediger bejucht und unter anderem Trojte auch mit
den Liedesworten aufgerichtet wurde: „Komm, du jchöne Freuden⸗
frone, bleib nicht lange; deiner wart ich mit Verlangen!“ erflärte
er, er habe gehört, daß der Herr Jeſus bei feinem Einzug in Jeru-
em ein großes Geleite von armen Leuten und Fiſchersknechten bei
gehabt * Er danke —* a Gott, daß er auch mit
und Noth, Jammer und Elend bei ihm eingezogen jei; obme
18*
sa
a, ge
276
olches Geleite wäre er vielleicht mit der Welt verloren gega
—8 aber dürfe er mit Sehnſucht auf ſeine Freudenkrone ——
(Seiffart, Chriſtholds Singularia evangelica.)
Die Freifrau Maria Eliſabet von Schönberg in Sachſen, ge—
wöhnlich vom Volke nur „die Mutter von Schönberg“ genannt,
weil ſie eine Mutter der Waiſen und Verlaſſenen, ein Troſt und
Zuflucht aller Betrübten war, ließ ſich die Worte von ihrem Beicht—
vater Chriſtian Gerber beim Empfang des heiligen in = in
der Sterbengitunde noch vorfingen, wobei fie ihm bezeitgte: „Es iſt
mir doc gar zu wohl, wenn ihr finget, es war auch nicht anders,
als ob Engel mitgejungen hätten,“ (Gerber, Hiftorte der Wieder-
geborenen. 3, 5.) |
Mit denjelben Worten jchied der berühmte Theologe Dr. Johann
Gerhard und die Gemahlin des Kurfürjten Johann Georg I. von
Sachſen, Magdalena Sibylla. — Stiftsprediger Schübel zu Stutt-
gart (F 1658) hob in feinem Ende Auge, Herz und Hand zu Gott
auf md ſprach: „Veni veni, domine, et noli tardare! Komm, ac)
du schöne Freüdenkrone; deiner wart ich mit Verlangen.“ Er Tegte
dann das Haupt hin und gab ſanft und jtille im Jeſu feinen Geiſt
auf. (Tholuk, Lebenszengen.)
Der 31. März 1662, ein Gründonnerjtag, war für den be—
rühmten Iutheriichen Theologen Dr. Abraham Calov ein rechter
Trauertag. Seine zweite Chen Elijabet Dorothea geb. iz
mann lag auf dem Xodtenbett und ebenjo jein hoffnungspoller
Sohn aus erjter Ehe, Abrahanı Calov, beide zwanzig Jahr alt.
Als Elifabet todtkrank das 5 Abendmahl empfangen wollte,
ſagte fie: „Sch habe meinen Lieben Sohn mit einem ſchönen Kranze
— geſehen und dabei ſehnlich gewünſcht: o daß ich doch auch
—
IM. Die Liebe zum Herrn. Nr. 105.
olch einen jhönen Kranz befommen möchte!“ Nachdem fie hierauf
mit großer Andacht den Leib und das Blut des Herrn genofjen,
ſprach fie: „Nun weiß ich, mein Seefenbräutigam Jeſus Chrijtus
"wird mich jchön jchmüden und zieren:
Wie bin ich doch jo Herzlich froh,
daß mein Schag ift das Aumd D,
der Anfang und das Ende,
Er wird mid doch zu feinem Preis
aufnehmen in das Paradeis,
dep klopf ich in die Hände!“
In diefer feligen Faſſung des Gemüths ftarb fie; * Stunden
zuvor war Abraham vollendet. (Pregizer, gottgeheiligte Poeſieen.
1721.
Sebſt auf dem Richtplatz erklang dieſes Lied und half den
zum Tod verurtheilten Unglüdlichen zu ſüßem Sterbenstrojt. So
erzählt Dr. Joachim Lange zu Halle in feinem Lebenslauf von einem
kurfürſtlich —— Pagen v. Hohndorf, der zum Richtplatz
geführt werden ſollte, weil er einen andern Pagen entleibt *
Unter Lange's Zuſpruch ans Gottes Wort bekehrte er fi) vor ſeiner
Hinrichtung jo gründlich, daß ex zu einem hohen Grad von Freudig-
feit Fam und zum Nichtplab, auf den ihn Large begleitete, wie zur
er s 5 4
te wi
Die Liebe zum Herrn. Nr. 105. 277
#
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. +
1m.
Hochzeit oder zu einem Freudenmahle gieng. Auf dem Richtplag
angelangt, bat er e3 ſich aus, daß ihm dieſes Lied ap angejtimmt
erde, wobei er mitjang und worauf er dann, nachdem ex noch
eine freudige, aber eindringliche Rede an das verjammelte Volt ge-
halten, getrojt jeinen Geiſt unter dem Richtihwert aufgab.
Kebulich erzählt der ſchwediſche Feldprediger Laurentius Hagen
von dem berühmten mosfowittichen General und Geheimenrath Johann
Reinhard Batkul, der zum Tod — im Gefängniß ſaß und
von ihm zum letzten Gang bereitet wurde, er. habe ſich an Röm. 8,
28. gehalten und an feinem — als er zum letztenmal noch
vom Fenſter ſeines Kerkers aus die Sonne aufgehen jah, die Worte
gejprochen: „Du bijt mein Hochzeittag. Ich habe wohl gedacht, um
dieje Zeit einen andern Hochzeittag zu haben, aber diefer tft feliger.
Denn heute wird meine Seele von ihrem Bräutigam Ehrifto in den
himmlischen Hochzeitfaal eingeführt werden.“ Dann ftimmte er noch
den Schlußvers unſers Liedes an, worauf er wohlgefaßt und jelig
den Tod erlitt. (Pregizer, gottgeheiligte Poeiteen. 1720.)
Der jechäte Vers hat wohl auch Ihon manchen Troſt gegeben.
Dr. Weitmann jagt in einer Erflärung des Lieds 1704 von dem—
jeiben: „Daß bier alles jo fröhlich lautet, das macht die Erfahrung
er ſüßen Liebe Jeſu Ehrifti. In meinen jüngern Jahren, auf Uni—
verſitäten und ſonſt, wenn ich recht traurig und ſchwermüthig ge—
weſen, habe id nur nebſt einem andächtigen Gebet dies Lied. ge—
jungen und mich bald bejier und bei fröhlichem Muthe befunden.
Es war, ald wenn mic) dies Lied nicht traurig laſſen könnte, und
läßt michs auch noch nicht. Es ftedt gewiß im demjelben jehr viel,
und hätte mir nicht viel Mühe geben dürfen, die ganze heilige
Theologie aus dem Liede_ zu bringen.“
Die edle Jungfrau Suſanna Eleonora v. Koſeritz begehrte in
ihrer letzten Stunde, am 9. Oftober 1717, daß man ihr dieſes geift-
liche Brautlied noch vorfingen jolle. Nachden jolches gefchehen, ſah
fie auf gen Himmel und rief mit lauter Stimme und Fed igen Ge—
bärden, als im Triumph: „O, was ſeh ich? wie herrlich!“ Auf
die Frage, was es denn ſei, antwortete fie jauchzend mit erhobener
and: „Groß ijt der König der Ehren, groß ift der König ber
bren, groß it der König der Ehren! Heilig, beilig, heilig ift
Gott, der Herr Zebaoth!“ So war die Entzüdung der Liebe zum
Herrn, in der dies Lied gedichtet worden, im dieje mit dem Tode
ringende Seele ausgeftrömt, und bald darauf emtichlief fie janft
und jelig. (Winmer, Liedererflärung. 2.)
Jeider müſſen wir zugeben, daß die urjprünglice Faſſung des
gebe von Nicolai wenigitens in Birchengelaupbächern wicht ohne
uderung aufgenommen werden fan. Es wird fich zwar madh-
weijen lallen; wie Carpzov jagt, daf kein Wort darinnen ſei, das
nicht in der Schrift feinen Grund hätte; allein das Lied gab dem
natürlichen und —32 Sinn doch Anlaß zu lüſternen Gedanlen
und wohlfeilen Spötteleien. Es wird darum einer Auderung wie
im Wirttembergiichen,, im Bayeriſchen und Allgemeinen Kivchen-
geſangbuch nichts Triftiges entgegengebalten werden lönnen. Denn
* 78 11. Die Liebe zum Herru. Nr. 106.
Lied kann in feinem Gemeindegeſangbuch P
wohl, aber wen möchte damit gedient fein?“ Wenn zum Beifpiel
eine der ſchwerſten Stellen, ®. 3 am — „Nach dir iſt mir,
gratiosa coeli rosa, franf und glimmet mein Herz, durch Liebe ver—
Wunder!“ im Anſchluß an das neue Pfälziſche Geſangbuch fo ge—
würde: „Nach dir wallt mir, du Ofdielge Simmelstitfe meine
eele, daß fie fich mit dir vermähle!* wem ſollte hiemit nicht ge
dient fein? — Es liegt einmal im ber —— Faſſ
Nicolai's ein Diamant, den die Kirche Chriſti ſich niemals wir
nehmen oder vorenthalten laſſen.
106. 8 Zeſu, Jeſu, Gottes Sohn.
Aus Johann Heermann’s (1585—1647), PBredigers zu Köben,
„Hauß- und Herkmufica 1630%, unter der Überjchrift: „Won der
Liebe, die ein chriftlich Herz zu Jeſu trägt und noch tragen will.“
Er dichtete diefe „herzliche Liebeserklärung der Seele gegen
ihren thenerjten Jeſu“ über jeinen Wahlſpruch: Mihi omnia Jesus
een ift mir Alles). Wie bier der in Kriensdrangjalen und
ranfheitsnöthen vielfach geprüfte Dulder die Hoffnung ausipricht,
einft, der Trübjal entnommen und mit der Krone geſchmückt, droben
ehen zu dürfen (V. 6. 7.), jo ward ihm durch jeinen Leichenredner,
Harrer Holfeld von Liſſa, folche Hoffnung nach dem Tode noch
verfiegelt; Denn derjelbe jagte im Anſchluß an 1. Petr. 5, 2—4:
„Und diefe jchöne und unverwelkfiche Krone der Ehren hat unſer
lieber Heermann als ein tapferer getjtlicher Kriegsmann, der unab—
laſſig und recht gefämpfet im feinem ſchweren Beruf und Stand,
nun auch Schon der Seele nach empfangen von der Hand des Herrn.“
Wenn der alte Jakopone weinte, weil die Liebe nicht geliebt
werde, ſo finden wir bei Heermann den evangelijchen Ausdruck dieſes
Liebesſchmerzens, welcher ſich auf das eigene Herz bezieht. Bengel
jagt einmal zu Philipper 1, 9: „Das Feuer im Apojtel jpricht mie:
es it genug!“ Das jagt unjer Sänger hier:
Dies ift mein Schmerz und kränket mid),
daß ich nicht gnug kann lieben Dich),
als ich dich lieben wollte.
Ih werd von Tag zu Tag entzündt;
je mehr ich lieb, je mehr ich find”,
daß ich dich Lieben jollte.
In dieſem Sinne heißt es bei Sceriver in feiner Chrysolögia eateche-
tiea: „Sollte mich mein Heiland fragen, ob ich ihn Tieb habe, jo
weiß ich faum, ob ich mit Petro rund ausjagen darf: gen, du
weigeft alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe! nn ob
ich zwar meinen Herrn Jeſum lieb habe, jo dünket mich doch, daß
in Anjehung jeiner umnvergleichlichen Liebe gegen uns meine Liebe
fajt feine Liebe zu nennen je. Zumalen unſre Liebe mit vielen
Unvolffommenheiten befledet und dem Feuer im naſſen Holze gleich
iſt, welches viel Rauch machet, und zwar glinmet, aber nicht Tichter-
hear ijt es doc) nicht, dat; wir mit ——— ſagen mögten: ‚Das ’
——— Die Liebe zum Herrn. Nr. 107. 279
Lohe brennt. Sie ist gleich) den fremden Bäumen und Pflanzen, jo
man aus warmen Ländern zu uns anhero im dieje falten Orter ge-
bracht, und weil fie nicht jo viel Hitze haben, als fie gewohnt,
mehrentheil3 unzeitige und abgefhmadte Früchte bringen. Doch
dies will ich mit Freudigfeit Ara Herr Jeſu, du weißjt alle
Dinge; vor dir ijt alle meine Begierde und mein Seufzen ıft dir
nicht verborgen. Du weißit, daß ich dich gern über alles Lieben
wollte, auch dich darum täglich flehentlich anrufe, daß ich in der
heiligen Liebe täglich wachſen möge.“
Zum dritten Vers erzählte Diafonus Löffler in Göppingen,
welcher am 24. April 1787 jtarb, auf jeinem Todtenbette: „Da ich
einst auf einer Reife nach Amjterdam gelangte und die Pracht und
den Reichthum dieſer großen Stadt jah, jo machte dies anfangs den
Eindrudf auf mich, daß ich dachte: O wie gut ift hier wohnen!
Aber jogleich fiel mir der Vers ein:
Nichts auf der ganzen weiten Welt,
Pracht, Wollujt, Ehre, Freud und Geld,
wann ich es recht bejinne,
Kann mid ohn did)
gnugjam laben; id) muß haben
reine Liebe,
die tröſt', wann ich mich betrübe !
Sa, ſetzte er hinzu, das iſt Wahrheit; denn wie wenig Reiche und
Große der Erde — dem Heiland in ſeinem Leidensſtande nach!“
(Chriſtenbote. 1850.)
Melodie: Wie ſchön leuchtet der Morgenſtern.
107. Jeſu, meine Freude.
Bon Johann Frank (1618—77), dem ſangeskundigen Bürger—
meiſter zu Guben in der Lauſitz (3, 378), in Crügers Praxis pietatis
melica, achte Ausgabe, (1653 ?) erichienen.
Winterfeld vermuthet, dab Frank damit eime geijtliche Umbil-
dung eines weltlichen Liedes gegeben hat, wie e8 im den ältern
—*8 ſo gewöhnlich war, daß man, wo das Gefühl irdiſcher Liebe
aſt bis zur Abgötterei in einem Liede ausgedrückt war, Worte hei—
liger Liebe an die Stelle der urſprünglichen Worte ſetzte. Im den
„Arten“ Heinrich Alberti'ſs zu Königsberg, deren acht Theile in den
abren 1638— 1648 erjchienen, findet fich nemlich ein weltliches Lied
mit dem Titel: „Das Lied Celadons* und dem Anfang:
Flora, meine Freude, Flora, das. bift but.
meiner Seele Weide, Deine Bradıt
meine ganze Ruh; glänzt Tag und Nacht
Was mid fo verzüdet mir vor Augen und im Herzen
und den Geiſt erquicket, zwiſchen Troft und Schmerzen.
Zwar muß uns die Erfahrung mit „Wie ſchön leuchtet der Morgenjtern*
etwas dvorfichtig machen, aber das frühere Erſcheinen des weltlichen
Lieds dürfte wohl diesmal fir die Nachbildung des geiftlichen jtimmen.
‚überfeßte e8 Johann Blume, Pfarrer zu Hadern in Ejthland, in
f dichtete das Lied mit . |
wurde a fnr „Oamrunfehefer Br Ms angehängt: vern
Vater aller Ehren, mach uns firndenfrei.
laß dein Wort uns lehren, Gib uns nicht
dein Reich hier ſei; dem Böſewicht,
Es geſcheh dein Wille, ſondern führ aus allem Leide,
unſern Hunger ſtille, Jeſu, meine Freude.
und statt jeiner trat fpäter der Vers von Hartmann Schenf eim:
„Jeſu, ich befehle dir mein Leib und Seele.”
Das Lied, welches bei Schamelius die Überfchrift trägt: „Hei—
lige Jeſusluſt“ und ſonſt: „Trotz- und Trojtlied der in Gott ver-
liebten Seele”, ift ein ungemein inniges ımd auf die Liebe zum
Herrn pochendes Lied der Kirche, jo jehr, daß manche Alten gegen
dafjelbe bedenklich waren. Sie meinten, es jollte in einer ganz ver-
mengten Verſammlung gar nicht gejungen werden, um des Miß—
brauch3 willen, da vielleicht Die meisten, jo diejes Lied fingen, Gott
ins Angelicht Lügen. So erzählt denn auc Dr. Arcalarius, Senior
des geijtlihen Minifteriums zu Frankfurt a. M., in der Vorrede
zu Crügers Praxis pietatis melica: „Es haben angejehene, jonderlich
graue Dänpte, anfangs mit Ungeduld zugehöret, wenn das troſt—
reiche Lied: Jeſu, meine Freude‘ in öffentlicher Gemeinde gejungen
worden; denn fie hattens in ihrer Jugend nicht gehört, fanden ih
aljo beichwert, jolches im Alter zu lernen. Nachdem e3 aber die
nze Gemeinde bald und freudig gelernet, — ſie nicht nur
till, ſondern überwanden ſich auch, durch * rillen zu ſehen,
was an ſolchen Liedern ſo lieblich und tröſtlich wäre, lernten bald
durch fleißige Übung, was ihnen zuvor unmöglich ſchien, und wurden
—— die Eifrigſten nach ſolchem Troſt, da ſie deſſen Süßigkeit
einmal in dem Grund ihrer Seelen geſchmecket hatten.“
Das Lied verbreitete ſich, bald in allen deutichen Landen,
elbjt über die Grenzen Dentjchlands hinaus. Schon im Jahr 1667
die ejthniihe Sprache; 1724 ließ es Peter der Große in die ruſ—
ide Sprache übertragen, nachdem er dajjelbe während jeines Aufent-
alts in ag ade gelernt und als Leiblied erwählt hatte;
Dr. Johann Anfelm, ein Jurift in Königsberg, überjegte es um
diefelbe Zeit in Lateinische Verſe.
Folgende Gejchichte zeigt aber auch, wie Diejes Lied, in. öffent-
ficher Kirche gefungen und gebraucht, je nach dem Stand der Herzen,
theils beihämend und erwedend, theils Fräftigend und erhebend
wirfen kann. Am 14. Mai 1730 war ein frommes Bauernmädden,
Engel Utſtiems im Kirchſpiel Casnevig zu Altenfamp (geb. 1706),
in be Kirche, als man diejes Lied fang und der Pfarrer in feiner
Brest davon redete, dag eine Perſon, welche diefes Lied in der
irche mitjang, eg in ihrem Herzen beſchämt worden jei, daß
fie deutlich erkannt habe, fie jet nicht im Stande, dajjelbe mit Wahr-
—* zu ſingen; ſie habe daher den Entſchluß gefaßt, eine te
üngerin Jeſu zu werden. Das hörte nun Utſtiems mit dankbarer
Freude darüber, daß ſie in ihrem Theil durch Gottes Gnade
Aue ie eier MT re. Fee
=
u
Vi Se MI. Die Liebe zum Herrn. Nr. 107. 281
ar
die volle Gewißheit im fich trage, fie fer der Freundichaft und Ge-
meinſchaft Jeſu theilhaftig geworden umd der heilige Geiſt habe es
ihr bezeugt: „Du biſt verfiegelt zur Kindfchaft Gottes, zum ewigen
Leben, du bijt und bleibt ein en des Herrn, deines Jeſu.“
Daritber ward ihr fo unausſprechlich wohl, daß fie Mühe hatte,
ihre Gebärden in Schranken zu halten, um nicht ihre Freude vor
der ganzen Verfammlung laut werden zu laſſen. Und daß dieſe
Bewegung ihres Herzens ein bloßes Spiel 7 Gefühle war, be—
wies we heifigende Einfluß, den diejelbe atı —F anzes ll
Leben ausübte. (Sammlungen zum Bau des eides Gottes. 33.
1736.)
Der erite Vers hat Schon mit jeinen Anfangsklängen der Liebe
manches Herz erquidt. — Paſtor Dieſtelkamp in Weſtfalen wurde
als junger Candidat in eine armjelige Hütte gerufen. Der eifige
Nordwind pfiff durch die Wände, Das Dach lie Negen und Schnee
durchfidern; ein alter falter Ofen, ein dreibeiniger Stuhl, ein mor—
Or: Tiſch und eine ärmliche Bettjtelle war der Hausrath. Auf
em Stroh der letzteren lag eine verlaffene Witive, vom Froſt ge—
DET eine wahre Jammergeſtalt. Der junge Prediger an ihrem
ette wußte von nichts anderem zu reden, als wie ſchlimm ſie's
doh habe und wie elend fie jei. Aber die Worte erjtarben ihm
auf den Lippen, als die Kranke jich plötzlich aufrichtete, Die Hände
faltete und mit bebender Stimme glaubensfreudig betete;
Jeſu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jet, meine Hier!
Ad wie faug, ad) lange,
ift dem Herzen bange
und verlangt nad) dir!
Gottes Lamm,
mein Bräutigant,
außer dir foll mir auf Erden
nichts fonit Liebers werben.
Da ſaß er mit aller jeiner Weisheit dem lebendigen Glauben eines
Sottesfindes gegenüber. Das Gebet gieng ihm durchs Herz, und er
betrachtete nach Matth. 11, 25 f. diefe Erfahrung als eine Lektion in
der Schule geiftlichen Lebens. (Fliegende Blätter, Beiblatt. 1865.)
Die Freifran Maria Elifabet zu Schönberg in Sachſen batte
eine Enkelin, Rahel Sophie, nad; dem Tod ihrer an einen Herin
v. Lüttichau verhetrathet getwefenen Tochter zu ſich geuommen. Das
Kind, exit ſechs Jahre alt, war bald Ein Herz und Eine Seele mit
der Lee Großmatiet, Einft mım, nachdem vier Wochen zuvor
der Prediger des Orts, Gerber, der Großmutter die Leichenpredigt
iger De Äprang das Mind auf 35 zu, als er in die
inderitirbe trat, und bat ihn, wenn es fterbe, müſſe er ihm auch
die Leichenpredigt th, wie der Großmutter. „Jeſu, meine Freude“
— das ſolle der Leichentext fein und ſonſt nichts mehr. Darüber
ward nun zwar gelacht, denn das Kind brachte das mit frö Pech
Gemüth vor und hüpfte dazu; aber des andern Tags erkrankte das
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282 1. Die Liebe zum Herrn. Nr. 107. ——
liebe, fromme Töchterlein, und da Gerber auf jein Begehren es bes
oe, betete es gerade diefes Lied und verſchied unter dem “rn
ers: Weicht, ihr Trauergeiiter. (Gerber, Hiftorie der Wi
geborenen.) |
Auch die Stimme der Sehnjucht in dieſem Vers hat jeine Kraft.
— Ein Zuchthausprediger hielt einjt in einem Lazaret eine Andachts⸗
DR: in dem mit den gefährlichjten Kranken erüfften Zimmer. Zu
iejen gehörte auch ein Schlofjerlehrling, welchen er einige Tage
gubor m einer Unterredung als einen frechen Spötter fernen ge—
ernt hatte. Jetzt hatte ji) aber jein Krankheitszuftand bedeutend
verjchlimmert, der Hals war verjchwollen, die Augen waren vor—
gedrängt die Sprache war kaum noch verjtändlih. Als nun das
ied gejungen wurde: „Jeſu, meine Freude“ und es im Geſang an
die Worte fam: „Ach, wie lang, ach lange ift dem Herzen bange
und verlangt nad) dir!“ da rannen dem Schlofjer die hellen Thränen
über die Wangen, umd er jtredte jeine Hand nad) dem Prediger aus,
Der aber beachtete e3 nicht und hielt nach beendigtem Gejang mod
einen furzen Vortrag über das Wort Petri: „Herr, F inaus
von mir, ich bin ein ſündiger Menſch!“ wobei er darauf hinwies,
wie Petri Glaube nachher ihn gedrungen * unabläſſig zu beten:
„Herr, komm herein zu mir!“ und ſo die Armut einer a a —
dem Reichtum einer begnadigten Seele gegemüberjtellte. Ueber dem
wurden die Züge des Kranken ganz verklärt, er ſprach zum Prediger:
„Meinem Herzen tft nun nicht mehr bange; der Herr Chriftus ift
auch zu mir armem Sünder gefommen!“ und begehrte als ein
Sterbender das heilige Abendmahl, Nach deffen Genuß betete er
mit jtrahlenden Augen und gefalteten Händen zu größter Rühru
aller Anweſenden den Vers: „Seju, ich befehle Fir mein’'n Leib u
Seele." (Basler Sammlungen.)
Der heroiſche Muth, welcher aus dem zweiten Verſe tönt, der
es mit allen Wettern der Welt aufnehmen will, weil er Jeſum hat,
findet in folgender Stelle Hamanns eine treffende Auslegung. Ha—
mann jchreibt ſeinem Freunde Jakobi, der fich über das Wetter be-
klagte: „Sturmwinde, die Sein Wort ausrichten! jagt der Pjalm
148, 8. Mit Freuden thun fie jeinen Befehl, und wenn das
Stündlein kommt, laſſen jie nicht ab! So las ich heute morgen
im Sirad) 40, 38. Wenn dieje rauhen Engel ein Baar Ihrer
Bäume zum Lob ihres Herrn nöthig gehabt, jo müfjen Sie nicht
gleich die Mutter Natur, wie Eli die Hanna, im Verdacht —*
— Hinter dem Ofen kommen mir die Elemente, wenn ſie durch—
einandergehen, wie die Saiten auf dem Pſalter und ihre concordia
discors (ihre unharmonische Harmonie) recht. jchreklih angenehm
vor. Daher ich auch bei einem jtarfen Gewitter mein Hausgefinde
ern mit dem alten Liede Johann Franks, eines Laufiters und
Ammbemanns meines Vaters, aufmuntern mag.“ (Poel, Hamann. I.)
Der Satan ijt ein jtolzer Feind; man muß ihn mit Verachtung
ſtrafen: das iſt Luthers Grundjah gewejen. Darum folgt Vers 3:
„Trotz dem alten Drachen.” — Als im Mai 1849 der Sturm der
Revolution durch das badijche Land tobte, hielt e3 Diafonus Kayjer
—— ITREN
“
2
2 a
0 ME Die Liebe zum Herrn. Nr. 107. 283
in Gernsbach für feine Pflicht, den Jünglingen dev Filialgemeinde
Staufenberg den dien Gottes in diejem Birrivarr zu jagen.
glaubte, darüber unangefochten zu bleiben; allein am Sonnabend
erhielt er eine Vorladung aufs Rathhaus, um vor ein Kriegsgericht
gejtellt zu werden. Er bebte einen Augenblid; dann jtärkte ihn
aber da3 Wort:
Troß dem alten Drachen,
Trotz dem Todesradhen,
Trotz der Furcht dazu!
Er gieng in der Erinnerung an Jeſu Wort: fie werden euch in
ihre Rathhäufer führen! hin, verantwortete fich wegen feiner „auf-
rührerischen Reden“ und wurde wieder freigegeben, um des fol-
genden Tages für jeinen Orafberjog zu beten und dem Volke Buße
zu predigen. Er wurde freilich hernach verhaftet, zu Raſtatt und
Freiburg gefangen gejeßt, durfte aber in Furzer Zeit jagen: „Der
Herr ſchirmt Jerufalem, wie die Vögel thun mit Slügeln, der da
jchüßet, errettet, darin umgeht und aushilft. Gelobt jei jein herr-
licher Name !* ———
Gar herrlich iſt der ſechste, alſo eigentlich letzte Vers. Lavater
ſagt in ſeinem Sinn in der Hausbibel: „Jeſus und Freuden—
macher find völlig gleichbedeutende Worte. Wer Jeſum fiir etwas
Anderes hält, als für einen Freudenmacdher, das Evangelium für
etwas Anderes als für eine Freudenbotichaft, das Leiden für etwas
Anderes, als für eine Freudenquelle, der kennt weder Gott noch
Ehriftum noch das Evangelium.“ — Ein gottesfürchtiger Schmied
aus Wejtfalen erzählt von einem ſchweren Zujtand der Anfechtung,
in welchem er viele Wochen lang ganz niedergedrücdt geweſen jet.
Durch) den bejtändigen Umgang mit Chriften, wobei ev nur Gutes
gehört und gelefen und vor den Ausjchweifungen der Jugend be
wahrt worden, war er in einen Zuſtand der Sicherheit geratben,
im der Een: und im Gebet erichlafft, und hatte jeine Eigen»
liebe und Selbjtjucht nicht mehr bekämpft. Um von diejen Be—
fleckungen des Geiſtes ihn zu vemigen, kam jene ſchwere Züchtigung
über ihn, umd es wurde ihm ſein jündliches Verderben in jeiner
Größe plötzlich Har. Als er zum Herrn fliehen wollte, war «8,
als ob eme dicke Mauer zworichen Gott und jeiner Seele gezogen
wäre. Dieſe innere Noth jteigerte jich von Tag zu Tag, umd end»
lic) a er gar, die Erde werde ſich umter jeinen Füßen auf-
thun und ihn verjchlingen, Darüber zerfiel jene Gejtalt und er
wankte abgezehrt und Keaittos, wie ein Schatten, umber. „So
wurde denn, erzählt er, als ich eines Morgens in meine vom
Wohnhaus etwas entfernte Schmiede geben toolite, die Borftellung,
daß dies der lebte Gang ſei und daß die Erde mic augenbliclich
verichlingen werde, jo red aft, daß ich fait den Fuß nicht aufs
beben durfte. Ach kam I, meiner jelbjt micht mehr bewußt,
glücklich in die Schmiede, zündete mechantich das Feuer in der Eſſe
an umd legte die geglühte Mlinge, immer wie betäubt, auf den
Amboß und bob den Hammer zum Draufichlagen in die Höhe,
@ ich nun den erſten Schlag auf die Klinge that, ſchwand
ve,
worden, und wir konnten a U ci und unjern gewöhnlichen
a * *
— Pe
284 IT. Die Liebe zum Herrn. Nr. 107. 3
plötzlich die Finſterniß aus meiner Seele, wie im Sturm verjagt,
und nit dem Fall des Hammers fang ich zu den Hammerjchlägen :
Weicht, *5 Trauergeiſter, denn mein Freudenmeiſter, , teitt
erein! Weg war nun aller Drud, der jo entſetzlich auf meiner
eele gelaftet, und meine Seele wurde von Wonne und Freude
überftrömt. Won dieſem Zeitpunft kann ich meine wahre Be-
fehrung von der Finfterniß zum Lichte datiren.“ (Basler Samm-
lungen. 1823.)
Das ganze Lied aber wird erjt durch folgende Erzählung in
meinen Gedenfblättern III, 203 ff. ins rechte Licht geitellt. — Als
Pfarrer Dr, Mayer aus Lyon, der bewährte Zeuge deutichsevange-
liſchen Ehriftenthums auf franzöftichem Boden, im Herbit 1871 zu
tettin vor den Vertretern des Guftav - Adolf» Vereins über jene
Erlebniffe im Rriegäjahr berichten jollte, erzählte er:
„Als am 4. September die Nepublit in Lyon zuerjt proffamirt
worden war, und ich über die Straßen und Plätze der Stadt na
unferer Kapelle zugieng, da Flopfte mir das Herz; Denn ich Be
ichwere Wetterwolfen bervorbrechen. Ich fragte mich im Stillen:
wird auch jemand da jein? wird es jemand gewagt haben, zum
Haufe Gottes zır Fommen? Zu meinem großen Erjtaunen aber jah
ich: die Kapelle war gefüllt, Wir fiengen unfern Gottesdienjt mit
Zagen an. Draußen lic ſich Donnerſchall und lärmendes Geräuſch
vernehmen. Plößlih wurde unſre Thür von Kolbenjchlägen ge-
troffen. Ich mußte mit der Predigt innehalten, und wir fiengen
an zu fingen V. 2:
Unter deinem Schirmen mir jteht Jejus bei.
bin ich vor den Stürmen Ob es jet
aller Feinde frei. gleich kracht und blipt;
Laß von Ungemittern ob gleih Sünd und Hölfe jchreden:
rings die Welt erzittern: Jeſus will mich deden !
Als der Vers zu Ende gefungen war, da war es wieder jtille ge—
Gottesdienst vollenden. — — Bejonders traurig ıjt für uns Das
Weihnachtsfejt geweien. Am heiligen Abend Nachmittags wurde ich
zum drittenmale verhaftet. Ich Hatte am Chrijttage zweimal zu
predigen umd bat, man möchte mich freigeben und nad) Hauſe
laffen, um meine Predigt fürs Feſt fertig zu machen. Die Bitte
fonnte nicht gewährt werden, und als ich endlich Abends jpät na
Haufe kam, war es mir auch nicht recht jo zu Muthe, als ob ich
nod) ſtudiren könnte. Es blieb noch der andere Morgen. Als wir
in der Kapelle verjfammelt waren, wollte es nicht recht gehen mit
dem „Hallelujah, denn uns ift heut!” Aber wir fiengen an ®. 6:
Weicht, ihr Trauergeifter, lauter Zuder jein.
denn mein Freudenmeijter, Duld ich jchon
Jeſus, tritt herein. bier Spott und Hohn,
Denen, die Gott Tieben, dennoch bleibit du auch im Leide, %
muß auch ihr Betrüben Jeſu, meine Freude. j
Und es ift noch ein Schönes Weihnachtsfeft geworden, wie ich glaube,
für manche Seele zum Segen. Denn ift es folche Zeit, jo wird auch
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das Wort wahr: ‚Anfechtung lehrt aufs Wort merken: — — End:
fi, als am zwanzigiten März, einem Sonntag-Abend, während wir
in der Kirche waren, der Aufruhr ausgebrochen war, als wir die
Kanonen donnern und das Gewehrfeuer Frachen hörten, als wir
das Gejchrei der Kämpfenden vernahmen, da flüchteten wir ung
wieder zu dem Liede Vers 3:
Trotz des Feindes Lauern, in gar ſichrer Ruh.
Trotz des Todes Schauern, Gottes Macht
Trotz der Furcht dazu! hält mich in Acht;
Tobe Welt und ſpringe, Erd und Abgrund müſſen ſchweigen
ich ſteh hier und ſinge und vor ihm ſich neigen.
Manche von denen, die verſammelt waren, hatten einen gefährlichen
Weg nach Hauſe und manche konnten gar nicht nach Hauſe kommen:
fie mußten bei Freunden übernachten. Aber feiner der Unſrigen iſt
verlegt worden, und feinem ijt ein Leid gejchehen.”
Die Melodie aagfed,aah eis deis it von Johann
Grüger auf befonderes Verlangen des Dichters erfunden, der jein
vertranter Freund war. Sie erjcheint zuerſt in Crügers geiftlichen
Kirchenmelodieen 1649, dann in der Praxis pietatis melica 1656 und
u gleicher Zeit auch im Dresdenjchen Gejangbud. ©. Fr. Händel
at fie in den Jahren 1703—1709 als ein herrliches Tonbild im
eine dramatisch gefaßte Eantate auf den Tag Johannis des Täufers,
„Die Erlöſung des Volkes Gottes aus Egypten”, mit Zugrundlegun
des 2, En eingefügt. Und Sebajtian Bach hat das ganze Liei
zur Grundlage einer Miotette gemacht, wobei stufen die einzelnen
Strophen bezünliche Verje aus dem 3. Kapitel des Briefs an die
Nömer (8. 1. 2. 9. 10. 11.) eingewoben find. — Hier mag fol-
gende Gefchichte eingefügt werden. Andreas Gryphius hatte nach
Ben ied ein ſchönes Morgenlied gedichtet, deſſen erjter Vers
autet:
Jeſu, meine Stärke, heut und jederzeit,
deine Wunderwerke, Daß dein Schuß
deine Gütigkeit mich dor dem Truß
Lobt mein armes Neben, der verdammten Höollenſcharen
dich will ich erheben gnädigſt wolln verwahren.
Nun geſchahs im zweiten ſchleſiſchen Kriege, als. die preußijchen
Truppen in Meißen eingerüdt waren, daß die Noth der Einwohner
aufs Höchite ftieg. Während diejer Bedrängniß wußte ein junger
Student feine andere Ruheſtätte zu finden, als in einer Ede des
Marktplapes, Da wurde er gegen Morgen von den Tönen einer
Onerpfeife überrafcht, die jedoch kein Kriegslied hören lieh, ſondern
den Choral von Andreas Gryphius: "Schr meine Starle!“ im ber
alten Weife von Johann Erüger. Erſtaunt über dieje friedliche,
wohlthuende Mufit wandte ex fich an cine naheſtehende preußiſche
Schildwache: Wer mag es fein, der fo ſchön jpielt ? und erhielt Die
hurze Antwort; „Es Ih unfer König." Es war bie Gewohnheit
des alten tel ‚ mit diefem Morgenliede den neuen Tag zu ber
grüßen. Gollsblatt für Stadt und Land.)
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— — mm. Die Liebe zum Herrn. Nr. 107, 285
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286 IM. Die Liebe zum Herrn. Nr. 108. SPAM
Eine andere Melodie: es fg fes b as g, aus dem Baben-
Durlach ſchen Choralbuch 1762, wurde in Riürttemberg zuerſt durch
den — Ernſt Urban Keller (1762—81 Diakonus in 15
1786 — 91 Stadtpfarrer in Lauffen und zuletzt Stiftsprediger in
Stuttgart) bekannt und iſt ſeitdem im Württemberger Lande ums
gemein beliebt geworben.
108. Meinen Jeſum laß ich nicht.
Als Kurfürſt Johann Georg I. von Sachſen am 8. Oftober
1656 als zweinmdfiebenzigjähriger Greis im Sterben lag, fam jein
Dberhofprediger Dr. Johann Jakob Weller, der edle Wahrheitszeuge,
zu ihm. und tröftete ihn aus Gottes Wort Fräftiglih. Als er i
nun unter Anderem fragte, ob er Jeſum im Herzen habe und aut
noch des Liedes gedächte: „Won Gott will ich nicht laſſen“, das er
im Leben » oft gejungen, antwortete der Kurfürſt aus 1 Moj. 32,
26. mit Slaubensfreudigkeit: „Meinen Jeſum lab ich nicht!“ Unter
fernerem Zufpruch fieng er aus Schwäche zu jchlummern an; als
er aber nach einiger Zeit wieder erwachte, rief er laut: „Ach, Jeſu,
erbarme dich meiner; Jeſus, ich laffe dich nicht!” und dieſen Seufzer
wiederholte er noch oft. Schon ganz todesmatt betete er mod) leije:
„Herr Jeſu, dir leb ich, dir fterb ich, dein bin ich todt und lebendig.
Amen!“ wollte auch noch bei dem Namen Jeſu fein Räppchen vom
Bol: ziehen, wozu er aber nicht mehr im Stande war, und ijt aljo
bald janft eingejchlafen.
Über diefe Glaubensworte feines fterbenden Landesvaters dich—
tete nun, wahrjcheinlic” noch im Jahr 1656, Chriitian Keimann
(1607—62. val. 3, 369 ff.), Rektor zu Zittau, dieſes Akroſtichon, in
welchem das Anfangswort jeden Verjes ein Theil jenes Glaubens-
Bay: „Meinen Jeſum laß ich nicht“ it, womit auch das Lied
eginnt und ee — Im legten Vers endlich hat der Dichter
durch die Antangsbuchjtaben jeder Zeile: 3. ©. Ch. 3. ©. den
Namen: „Johann Georg, Churfürit zu Sachſen“ bezeichnet. — Er
at zugleich in den eriten Vers ein anderes Fürſtenwort verflochten.
13 1561 die Herzogin Katharine zu Sachſen im Sterben lag, rief
fie: „Sch will an meinem Herrn Chrijto lebend bleiben, wie Die
Kette am Rock!“ Als dies Wort der Mutter dem Kurfürften
Auguft berichtet wurde, jagte er: „Gott helfe mir auch aljo an
meinem legten Ende! Ich will auch durch jeine Gnade an dieſem
Heben bleiben und meinen Heren Chriftum befennen. Er lafje mich
im ewigen Leben nur jeinen Schuhhader jein, jo hab ich gnug.“
Dieſe Nede hat, wie im Lied: „Chrijtus der ift mein Leben“, jo
hier ihren Nachhall gefunden. — Und endlich iſt zu berichten, daß
auch jenes erjte Wort bei einem furfürftlichen Sterben aufgefriicht
wurde. Als A August 1680 dem Tode entgegengieng, erin-
nerte ihn jein Oberhofprediger an den Wahlſpruch jeines Vaters,
und er fagte: „Nun will ich meinen Jeſum auch nicht laſſen; Herr
Jeſu, dir leb ih —!“
Das Lied Keimanns iſt erſchienen in Hammerſchmidts Felt,
4
Le er
I. Die Liebe zum Herrn. Nr. 108. 387
Buß- und Dankliedern, Dresden 1658. Um diefelbe Zeit hat auch
Sohann Frank, der bekannte Bürgermeijter zu Guben, über die
Worte des Kurfürften ein Lied gedichtet: „Meinen Jeſum will ich
lieben, weil ich noch im Leben bin“, wobei den Refrain jeden
Berjes die Worte bilden: „Meinen Jefum laß ich nicht.“ Eine
Schar anderer Lieder iſt ſodann als Echo gefolgt; das beite in
diefer Gattung mag des Wittenberger Meyer Abendmahlslied fein:
„Meinen Jeſum (ob ich nicht! meine Seel ift nun genejen.“
Die Lojung des Erzvaters: „Ich. laſſe dich nicht, du jegnejt
mich denn!” hat in dem Liede für die Kirche einen klaſſiſchen Aus-
drud gewonnen. — Petrus Schele, aa in Rendsburg, erzählt,
daß er eine adelige Wittwe von Rantzow dabei antraf, wie jie vier Tage
nach dem Evangelium Matthät 22, 1—15 in ein Atlaskleid folgende
Inſchriften ſtickte, oben: „Chrütliche Kleiderordnung“, unten links:
„Mich erfreut ſein Augen, meinen Jeſum laß ich nicht!” umd
rechts: „Am jüngjten Gericht mein Fürjprech jeil“ Denn, jagte
fie, das jet die rechte Ordnung für die Seele, jowohl für die Zeit
als für die Ewigfeit. (Seiffart, Singularia Evangelica.)
Die geiſtvolle Poſtille Löhe's, in welcher jich das theure lutheriſche
Bekenntnis in der jchöniten Form, wie goldene Apfel in jilberner
Schale „ findet, trug im ihrer eriten Auflage als Loſung Reimanns
Liedervers 4:
Ihn werd ich auch laffen nicht,
wenn ich nun dahin gelanget,
Wo vor jeinem Angelicht
meiner Väter Glaube pranget:
Mich erfreut fein Angeficht,
Meinen Jefum laß ich nicht !
Eine treffendere Lojung kann man ſich für jolh ein Buch nicht
denfen. Leider hat er in den jpäteren Auflagen an die Stelle des
Berjes das ganze Lied geſetzt. Das Beſſere iſt hier beinahe der
Feind des Guten gewejen.
Im Jahr 1794 kam zu einem Paſtor int Herzogthum Berg
ein aus Württemberg gebürtiger fatferlicher Fourier bei einem Frei—
corps und verlangte mit vieler Sehnfucht, des folgenden Sonntags
zu communiciren, indem er Jahr und Tag weder in einer Kirche
geroelen, noch das —* Abendmahl — habe. Obſchon keine
ommunion an dieſem Sonntage gehalten wurde, ſo willfahrte der
—— doch Ne ie Begehren, worauf er ihn bat, das Lied
ngen zu ie „Meinen Jeſum laß ich nicht.“ Kaum erhielt er
noch, weil jelbigen Tee A lich Befehl zum Abmarjch einges
teoffen war, einige Stunden Aufſchub, diejes Vorhaben auszuführen.
Der Prediger nahm, nachdem das Lied erflungen war, zum Eingang
einer fonntäglichen Predigt die Worte: „habt Glauben am Gott!”
arci 11, 22,, und der Fourier z0g, nachdem er mit tiefer Rüh—
rung das Abendmahl genoffen und „1 Durſt jeiner Seele geftiflt
nt fröhlich und vergnügt feine Straße. (Heinrichs Erzählungen
ber evangelische Kirchenlieder. 1849.)
+ Dal ı er > e Fi ar m pr ad .,.. a 26 ei CE EEE al a oo I, 2 N
288 UL: Die Liebeghm. ger N
Die Lebenslofung, wie bei Jakob, wurde noch viel mehr die
—— ne — Rurfütiten, A nt... ua, 200 508
Eine gottesfürchtige Juugfrau, Suſanna Stierlin, hatte“
Zeit. ſeufzen müſſen, es fehle ihr vor ihrem Tode noch die Reini
denn es könne nicht Gemeines oder Unreines in Jerüſalem ein—
geben; aber eines Tags kam eine ietige Erquickungs für ſie,
a fie überlaut zu rufen anfieng: „Ach, denkt doch, Jeſus will mie
machen: N das möglich? Ich kanns faſt nicht —— mi
öllenwürdige Sünderin will er jelig machen?“ Ihre Reden. flößen
ſtändig über vom der Schönheit und Herrlichkeit Jeſu, und fie be-
zeugte: Da ich er fand ich dem, den meine Seele Tiebet;
ich halte ihn nun und will ihn nicht laſſen!“ Als hierauf ihr
Seelſorger zur Thüre eintrat, rief ſie ihm frohlockend entgegen:
„Here Pfarrer, nun ift Ihr Zuſpruch in meinem Herzen aufge‘
gangenz-mın iſt alles lebendig, nun it mir recht wohl! Er iſt da,
er ift mein: Meinen Jeſum 6 ich nicht!" (Bündlein der Leben-
digen von Bürkmann. 1748.) |
Ludämilie Elifabet, Gräfin zu Schwarzburg= Rudolitadt, die
gottinnige Dichterin der „Stimme der Freundin“, hatte ihrem Hei—
land. manches Lied: der ſüßen Himmelsliebe geſungen. Da wurde
ſie als zweiunddreißigjährige Braut von den Majern 3 und
dem Tode entgegengeführt. Als ſie das heilige Abendmahl
empfieng, rief ſie: „Sefus über mir, Jeſus neben mir, Jeſus in
nirs Mit Jeſu wollen wir Thaten thun!“ Als fie von allen, auch
ihrem Verlobten, dem Grafen Chriſtian von Schwarzburg-Sonders-
auſen, Abſchied genommen hatte, antivortete fie dem Hofprediger
Söſſing, der fie fragte, ob fie ihren Jeſum noch im Herzen halte:
„Meinen: Sefum laß ich nicht! Er läſſet mich auch nicht, er Fant
mich nicht laſſen; ich bin ja jein Ephraim!“ Jerem. 31, 20. Mit
jolchen Worten schied fie „aus dem Weltgetümmel, denn ihr Tröfter
war, im- Himmel.“ |
Auvenarius, Diakonus zu Schmalkalden, erzählt in feinem Lieder-
katechismus 1714 von einem frommen Schulmeifter, der zu ihm ge:
jagt habe, er glaube ſicherlich, es jei nichts auf der ganzen Welt,
das ihm tröſtlicher, Keblicher und angenehmer. vorfäme, als dies
Lied. So oft er es finge, wäre nichts als Freude, Troſt und Liebe
in ſeinem Herzen. Hierauf: zeigte. er ihm ein Quartblatt, welches
mitten entzwei gebrochen und — welchem außen die Worte ſtanden:
Wenn ich ſterbe, jo. jollen meine Kinder mir diejes Lied in die
Hand- im; den Sarg geben; hiermit will ich jingend zu meinem Jeſu
in ſein ewiges Frendenleben eingehen.“ - Es. geichah nach feinem
Tode, und er hat aljo das Lied mit in ſein Grab genommen.
Albis, der Sänger von „Welt ade, ich bin dein müde“ und
„Alle, Menschen müſſen jterben“, lag 1679 auf dem Todtenbette.
AS er von den Seinen Abjchied genommen, trat jein Beichtvater
zu ihm ein- und vermahnte ihn, feinem Herrn Jeſu getreu zu
bleiben, damit er die Krone des Lebens erlangen möchte ;' Darauf
— Sterbende: „Ja, dabei bleibt es: Meinen Jeſum laß ich
nicht!“
J
IN a et aa Ta a kr a
,’
IH. Die Liebe zum Herrn. Nr. 108. i 289
Selbit eine unnöthige Variante hat vor längerer Zeit noch die
Kraft des Liedes fortgepflanzt. — Drei Gelehrte waren mit einander
eins geworden, eine Seite herauszugeben, darin beiviejen werden
jollte, daß e3 mit der Bibel nichts * und daß das Chriſtenthum
in unſere Zeit nicht mehr paſſe. Sie hatten ſich in eine Stadt zu—
ſammenbeſtellt. Der beſte Kopf unter ihnen, ein Doktor der Philo-
ophie, kam auf feiner Reife ın die Stadt L.... Dort war in der
irche ein berühmtes, ſchönes Altarblatt; das wollte er al3 Kunſt—
fenner, der viele Kunſtſammlungen jchon bereist hatte, bejuchen.
Doch wartete er, bis die Predigt vorüber war, Die ihn, wie er
meinte, doch bloß gelangweilt hätte. Nachdem nun die Leute heraus
waren, trat er in die Kirche. Da bejah er alle die jteinernen Säulen
und die Schnörkel und Figuren. Als er gegen den Altar Tommt,
ve die Orgel wieder, und er merkt zu feinem Berdruß, daß nod)
bendmahl gehalten wird. Während er jich nun dennoch das Altar-
blatt befieht, wird das Lied: „Meinen Jeſum laß ich nicht“ ge-
fungen. Das ift dem Doktor wohlbefannt; er pr in jeiner Jugend
gelernt. Als aber jo ein Bers * dem andern geſungen wird,
wird ihm meh und wohl dabei zu Muth; das herrliche Lied nimmt
fein Herz jo ein, daß er dann und warn mit einftimmen, daß er
zuleh! ganz mitfingen muß. Und wie mın der lebte Vers kommt,
a dringen ihm die Worte: „Wehe dem, der dich verläßt!“ (mad)
einer neueren Faſſung), wie ein Pfeil in fein erweichtes Herz; er
gie und bebt, ımd die Thränen laufen ihm herab. „Wehe dem,
er Dich verläßt!" Hingts immer wieder in feinem Herzen. In fich
efehrt und niedergebeugt verläßt er die Kirche, Unterwegs drängen
N ihm die Worte in den Sinn: „Saul, Saul, was verfolgit du
mich ?* jo daß fie fait laut heraus müſſen. Als er jet wieder
auf feinem Zimmer it, fällt ihm ein Spruch nad) dem andern ein
— 1. 9, 8. Matth. 11, 28. oh. 14, 6; er kann fich endlich
nicht mehr helfen, er muß eine Bibel haben, und begehrt jolche
von dem Wirth. Mit Heifhunger liest er in dem Buch, das er
jeither nur angejehen, um daran zu meiitern und zu kritteln. Jett
iſt ihm alles, was er darın liest, ganz menu, und immer muß er
wieder die Worte leſen Dffenb. 3, 20: „Siehe, ich ftehe vor ber
Thür und klopfe an. So jemand wird meine Stimme böven und
die I aufthun, zu dem werde ich eingehen!“ Da widerjtebt er
nicht länger und ruft voll Freudigkeit: Rn Herr, du großer Hei
land der Welt, ich will deine Stimme hören!" Während er betet,
erfüllt Gottes Friede fein Herz, und er veriteht das Wort von dieſem
Frieden, der höher ift, denn alle Vernunft. Aus der Zuſammen
Funft und aus der Zeitjchrift, die das Chriftenthum und die Bibel
abthun jollte, ift aber nun nichts geworden, weil der Kügſte ein
Narr, das heißt! weiſe, und aus einem Saulus ein Paulus geworden.
Seilger aus Sachſen. 1842.) — So bat aljo dies Lied einem, der
Seen gelaſſen hatte, dazu geholfen, ihn wieder zu ergreifen und
zu faſſen.
einrich Miller jagt im jeiner letzten „Eraquiditunde*: „Ich
will lieber in der Gemeinde fünf Worte reden mit meinem Wer
Koch, Kirkenlieb, VII, 19
4 ⁊ | h
290 IM. Die Liebe zum Herrn. Nr. 100.
Wörtlem li
mir allezeit im Sinn, fein Teufel ſoll fie
mir vom Herzen a
Ben. Werft du, wie fie heißen?
Meinen Jeſum laß ich nicht!“
Andreas Hammerfhmidt hat dem Liede jofort einen Sag mit-
ja der zwar einen Wechfel von Chor und Einzelgefang in A|
e
fand denn ſonſt zehutauſend Worte mit Zungen. 1 Kor. 14, 19,
| —*
oß, deſſen Grundmelodie aber doch jo großen Anklang fand,
Gemeinde fich diefelbe unter Ausscheidung einzelner Zeilen, die
im Runftgefang mit abweichender Betonung wiederholt wurden, an—
eignete. So bildete fich zunächſt durch Sohr 1668 und in Erügers
Praxis pietatis melica 1672 die Form aus Es dur: bbasgffe;
fodann in Vopelius Melodieenbuch 1682 und jonjt, in Bayern und
Norddeutichland gebräuhlih, aus C dur: ggaahhe; endlich
durch Ulich, Muſikdirektor in Wittenberg (Schernaf, fiebenfache Welt
und Himmelskapell 1674), mit jehr belebtem Rhythmus: aacgffg,
Drei Töchter Eines Stammes, denen fi noch ein ganzer Chor, dar—
unter eine hefiendarmftädtiihe Schweiter: & g fis ge fis ge, umd
eine kurheſſiſche: acefgaag anſchließt. Oft aber wird das Lied
einfach nad): „Jeſus, meine Zuverjicht“ gejungen.
109. Siebe, die du mid zum Bilde.
Aus dem dritten Buch der „heiligen Seelenluft“ des Dr. Jo—
ann Scheffler (1624— 77, vgl. 4, 3 ff.), genannt Angelus Sile—
ins, 1657, wo es die Überſchrift hat: „Sie (die Seele) ergibt fi
er Liebe,” Es gehört zu den ſchönſten und innigiten Liedern über
die geijtliche Liebe der Seele zu ihrem Erlöfer, welche diejes Bud)
enthält, und ijt zwar wegen der Stellung des Verfafjers zur evan-
eliſchen Kirche anfangs nicht in den Liederſchatz der Tutherifchen
Kirche aufgenommen worden, hat ſich aber ſeit dem Freylinghaufen-
ichen Geſangbuch 1704 vielen Beifall erworben. In dem Teßteren
it auch der Vers eingejchoben worden, welchen wir vielfady als
vierten leſen: „Liebe, die du Kraft und Leben“, der zwar am fi)
ſchön und gut, aber wenigjtens im der Form und Sprache den
übrigen nicht ebenbürtig ih. — Der Gedanfengang tt einfach.
Bers 1 begründet das Gelöbnig der Liebe zur Liebe mit dem
Walten heben in der eriten ımd zweiten Schöpfung. Num die
Sarah: en: Schöpfung und Menſchwerdung V. 2, Leiden und
ühnung V. 3; dann die Gnadenwirfungen: Eindringen des Liebes-
wortes ins Herz V. 4, Erfafien und Stellen des Herzens unter das
Liebesjoch V. 5; endlich die HerrlichfeitSausfichten: die Fürbitte der
Liebe im Himmel V. 6 und die Herrlichkeit des Liebelebens in Ewig-
keit ®. 7. — Bu bemerken ift, F in V. 6 es nach dem ganzen
Gedankengang heißen muß: „und für meine Seele bitt“, und daß
die Anderung im Anfang des 7. Verſes wohl zu billigen ift, welche
jtatt: „Liebe, die mich wird erweden — die mich wird umſtecken“ ſetzt:
Liebe, die mich wird entrüden
aus dem Grab der Sterblichkeit;
Liebe, die mich einſt wird ſchmücken
mit dem Laub der Herrlichkeit.
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Die iebe zum Seren.; Nr. 109. 291
Mit dieſem Liede machte der Miffionar Schulze zu Madras in
Dftindien den Anfang zu feiner Überjegung der gehaltreichiten Kirchen-
lieder in die malabariſche Sprache. Im Jahr 1722 nemlich fang
er eines Abends aus dem Hallefchen er buch diejes Lied und
wurde dadurch jo erfreut, dat er bei ſich eb dachte: „Siehe, das
lannſt jegt du allein fingen; was können aber die malabartfchen
Schüler? Ah, wenn man ihnen doch auch diejes Lied mittheilen
könnte!“ Sogleich fette er fich hin und verfuchte es, einen Vers
nad) dem andern in die malabariihe Sprache zu übertragen, und
hörte nicht eher auf, bis er mit dem ganzen Liede fertig war,
welches um zwei Uhr Nachts geihah. „DO, Dachte er, mit Gott
fünnen wir viel. Bei Gott ift nichts unmöglich; er wird ferner
den Weil ihm aber dies jo gut gelungen war und er die
ührung und Freude ſah, die das Lied bei jeinen malabarischen
Schülern hervorgebracht, jo überſetzte er ein Lied nach dem andern,
im ganzen 163, aus denen jofort ein eigenes malabarisches Gejang-
buch gebildet wurde. (Wezels Analecta hymnica. 2.)
Im Kirchipiel des Paſtor Dümpelmann zu Hemmerde in der
Srafihaft Mark entichlief 1783 Johann Eberhard Vollmer, genannt
Nods. Er war jonit ein treuer und ehrbarer Mann gewejen, aber
fein lebendiger Chriſt. Nun war er einjt in der Kirche, als dieſes
Lied gejungen wurde. Da ward er bei den Worten: „Liebe, dir
ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich!“ mit einemmale jo kräftig
erührt, daß er in ſich ſchlug und ſagte: „Du jingit da umd ver—
— Gott, du wollſt dich ihm ergeben und ſein bleiben ewiglich;
aber du biſt es leider noch nicht, du biſt noch nicht Gottes Eigen—
thum.“ Jetzt lernte er ſich näher kennen und wurde recht um ſein
Heil bekümmert, ſo daß er gründliche Buße that zur Vergebun
der Sünden. Auf ſeinem Sterbelager mußte man ihm dieſes Lie
oft vorbeten, und er hörte nichts Lieberes, als von Jeſu und ſeiner
erſöhnung.
Urſprünglich findet ſich in der „heiligen Seelenluſt“ des Angelus
Sileftus unter den Melodieen, mit welchen der biichöfliche Wurfns
Georg Joſephus zu Breslau diejelbe 1697 geſchmückt hat, eine be-
ondere Pas: welche ſich aber nicht erhalten hat. Im Freyling—
——— eſaugbuch 1705 iſt auf die Melodie: „Komm, o komm,
u Geiſt des Lebens” verwieſen; ſonſt ſingt man das Lied auch nach:
Gott des Himmels und der Erden. — Vielfach iſt endlich) darauf
angewendet die Melodie: dahhahag fis fis, welche im Darm
ftädter Gejangbuch von Büchlen 1698 zu dem Liede Neanders ge
geben iſt:
eg mic nit den Armen helfe meiner Blödigfeit;
deiner großen Freundlichkeit, Wirft dur mich nicht zur die ziehen,
Jeſu Chriſte, dein! Erbarmen ac, jo muß ich von die fliehen.
Dieſe Weiſe ijt im Württembergiſchen Ehoralbuch mit einiger Wer
änderung für unſer Lied bezeichnet: og a a gagfede, um
fie trifft nun ſowohl im Aufgeſang den lehrhaften, als im Abgejang
ben begeifterungsvollen Charakter bes Liedes vortrefflic.
19 ®
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292 1. Die Liebe zum Herrn. Nr. 110.
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000 MO: 9 Iefn Chriſt, mein ſchönſtes cich.
Die don Paulus — gedichtete Bearbeitung des Gebets
um die Liebe Chriſti in Arndts Paradiesgärtlein (Claſſe I, 5.Gebet.
Nro. 53.) erſchien zuerſt in Johann Crugers Praxis pietätis meliea
1653. 56. ) si
Der Grundton des Liedes iſt des Liebesjüngers Ruf: „Laſſet
ung lieben, denn er hat ung zuerjt geliebet!" 1 Joh. 4, 19.
njer Lied mit jeiner herzlichen Innigkeit wurde für den ſchwä—
biſchen Sänger, Philipp Friedrich Hiller, Reiz und Beranlafjung,
das ganze Barabiesgärtfein Arndts in Verſe zu bringen, und jomıt
die Urſache feines eriten Liederwerks, das er in feiner Jugend als
Hauslehrer zu Nürnberg (1729— 1731) ausarbeitete. Er erzählt
jeroie in der Vorrede zu diefem Werk, das den Titel hat „Johann
ındt3 Paradiesgärtlein geiitreicher Gebeter in Liedern”; „Des
feligen Gerhardts herrliches Lied: O Jeſu Chriſt, mein ſchönſtes
Licht‘ ‚iit Die Gelegenheit zu Ddiejem Büchlein gewejen. Daß jolches
eine Uberjegung des Er Arndt’ihen Gebet3 von der Liebe
Chriſti ei, it ganz gewiß. Wer jo viel Geſchmack daran gefunden,
als ih, hält mir gerne zu gut, daB ic) es gewagt, Das ganze
Baradiesgärtlein in Gejänge zu verfaffen. Arndt wird unter dem
wenigen Chrijten von vielen geliebt, und man hat Urjache gemtg,
ein Buch recht zu jchägen, das die Feuerprobe gehalten und das in
den Stunden der Trübjal bei glühender Andacht des geläuterten
* ens immer als gülden erfunden worden.” — So iſt das Wort
erbers in jeiner Siftorie der Wiedergeborenen, da er erzählt,
Gerhardt habe Arndts Paradiesgärtlein immer neben ſich Mine
gehabt, erprobt worden, wenn er dort beifügt: „Alſo kommt immer
eine gute Gabe aus der andern, wie denn das Gebet der Frommen
ein Eimer ijt, mit welchem fie aus der göttlichen Duelle alles Gute
chöpfen, was zum geijtlichen Leben dienet.“ Wie aus Arndts Gebet
as köſtliche Liebeslied Gerhardts kam, jo famen aus diefem Einen
Gerhardtichen Liede die Ben Liederſchätze, welche Hiller den glau—
bigen Seelen dargeboten hat.
Daß aber auch die nach Arndts und Gerhardts Weiſe längere
Ausdehnung des Liedesgebet3 demjelben in den Augen des Chriften-
volks nichts gejchadet, zeigt Folgende nette Gejchichte von Superinten- °
dent Joſephſohn. Er erzählt, wie es ihm in feinem Pfarrhaufe in
Weitfalen oft jo De geweien, wenn die Kirchgänger auf’ ihren
Bergpfaden herniederftiegen zur Kirche und Tauter Gejang erichallte;
er begriff jo am beiten jenen Titel eines alten Geſangbuchs: „Die
fingenden und Flingenden Berge der Mark.“ Eines Tags gab er
den Konfirmanden das Lied auf: „DO Jeſu Ehrift, mein ſchönſtes
Licht!“ D, fagten die Kinder, den „Poſtwagen“ können wir ja
ihon längjt alle auswendig! — Wie kam dieſem ſchönen Lied der
wunderliche Name? Sie jangen das Lied mit jenen jechzehn Verſen
auf dem weiten Weg zur Kinderlehre. Waren fie allemal damit
fertig geworden, jo fahen fie eim ſchönes Stüf Weg zurüdgelegt,
und biegen darum das Lied den Poftwagen. In der That, wen &
Er
———
ME. Die Liebe zum Herrn. Nr. 110. 298
ein ſolch Lied recht amı Derzen liegt, der fährt feine Straße auch
auf Bergpfaden zu Fuße fröhficher, demm mancher Reiche im Eifen-
bahnwagen erjter Klaſſe ohne ſolch ein Lied erjter Klaſſe. (Sonn-
tagsblatt für Rheinland und Weftfalen. 1875.)
Sn Vers 2 „Gib, daß jonjt nichts in meiner. Seel“ Elingt Das
liebjte Gebet des Nikolaus von der Flue (1417—1488) durch, Das
nach Piper, Evangeliiches Jahrbuch 1851, alfo lautet:
D mein Gott und Herr, nimm alles von mir,
mas mic abwendet von dir!
O mein Gott und Herr, gib alles mir,
was mich fördert zu dir!
D mein Gott und Herr, nimm mich) mir
und gib mid; ganz eigen dir!
Zu ®. 3: „Wie freundlich, jelig, ſüß ımd ſchön“ vergleiche
man, was Arndt im Wahren Chriſtenthum (2, 27, 6.) jagt: „Uno
wenn alle Kreaturen da gegenwärtig ftünden, jo ließe eine gläubige,
liebhabende Seele diejelben fahren und jähe fich nicht darnach um,
wegen der überjchwenglichen Süßigfeit der Liebe Gottes, Und
wenn alle Kreaturen anfiengen zu reden, jo wäre doch die Stimme
der Liebe Gottes ftärfer und Fieblicher, denn aller Kreaturen Stimme.
Denn dieſe Liebe bindet das Gemüth und vereinigets mit Chrifto
und erfüllet3 mit allem Gute, höher und beffer, denn alle Kreaturen
vermögen.“
Auch läßt fich hier folgendes Gebetlein anführen, welches der
mannhafte Herzog Johann von Cleve (f 1481) täglich gebrauchte:
Ewiger Gott und Vater, ich lebe und wandle hier nur als ein
Sremdling, begehre daher, mit Freuden aufgelöst zu fein und
deines Anjchauens im Himmel zu genießen. Bewege umd erwärme
doc mein Taltes Herz, daß ie außer dir nichts liebe und ver—
ehre, weil du doc allein meines Herzens Troft und mein Theil
biſt. Wirfe demnach, daß ich mit Verachtung aller Welteitelfeiten
einzig mach ‚der —3 und himmliſchen Freude Verlangen
trage! Amen.“ (Rocoll, Ehriftophorus.)
Bers 12 ward eine Stärkung im Mijfionsberuf, wie German
über Johann Philipp Fabricius (Erlangen 1865) en Als
dieſer 1739 vom däniſchen Miſſionscollegium in den Miſſionsdienſt
berufen war, fand dieſe Botſchaft bei ſeiner Mutter und Geſchwiſtern
freudige Aufnahme. Sie ſetzten ſich in einem Zimmer zuſammen
und ſchrieben alle an den Johann Philipp, die Augen voll Thrämen,
wicht über die weite Entfernung und Trennung, jondern ans Freude
über die jeligen Führungen Gottes. Seine Schweiter Ottoma ganz
befonders danft ibm: „ud, mein berzenslieber Bruder, ich erimmere
mich oft deiner freundlichen und tröjtlichen Zuredungen und deiner
Briefe, welche mich oft ‚geitärkt und aufgerichtet haben,“ Dann
weist fie hin auf die Liebe Jeſu, welche in allen Füllen Troft und
Genüge gebe und führt Pauli Gerhardts Vers dazu ein:
Was iſt's, o Schönfter, das ich nicht
an deiner Liebe habe?
u
ü
u
8
Ba zn Saar A a a
——— (par S
—
294 1. Die Liebe zum Herrn. Nr. 110,
Sie ift mein Stern, mein Sonnenlicht,
mein Quell, da id) mid) abe;
Mein füher Wein, mein Himmelsbrot,
mein Kleid vor Gottes Throne,
meine Krone,
mein Schuß in aller Noth,
mein Hans, darin ich wohne !
Bei B. 13 „Ach Tiebjte Lieb, wenn du entweichſt“ ‚geht es dem
Sänger, wie Arndt im rt Ehriftenthum“ (2, 27, 7). auch
jagt: „Und wenn ein jolcdy köjtlich Gut fich von der Seele entzeucht,
da iſt größer Leid, als wenn die ganze Welt verloren wäre. Da
rufet man: O du holdſelige Liebe, ich er dih faum recht ge-
ichmedet, warum verläffeit du mich? Meiner Seele gehets wie
—— das von der Mutter Brüſten abgeſetzet iſt! Pſalm
31, 2."
Es Tiegt in dem Lied überaus viel Ermunterung für Beiten,
die Schwer auf das Gemüth drüden. Ein wiürttembergticher Pfarrer
u Schlaitdorf, ——— Tobias Hahn, hatte etwas Geſetzliches und
auhes in ſeinem Weſen und Vortrag. Dem gab Kießling aus
Nürnberg, der als treuer Herzensfreund ihn öfters beſuchte, den
Rath: „Bete doch immer brünſtiger das Lied: ‚D Jeſu Chriſt,
mein jchönftes Licht!" Damit du immer Tiebreicher und freumblicher
werdeſt. Dann wird dein Vortrag überall befieren Eingang finden,
denn Die Liebe befiert, wie die Sonne alles erleuchtet und erwärmt.
(Shriftenbote. 1841.)
Und wie es Lebenskraft einflößte, jo auch Sterbenstroft.
Dr, Johann Albrecht Bengel ließ vor dem heiligen Abendmahl,
das er auf jeinem Sterbenbette noch mit zwölf feiner nächften An—
verwandten, mit Kindern, Kindesfindern und Tochtermännern feierte,
einige Verſe unſers Lieds anjtimmen. — Auch Samuel Lau, der
fromme Dichter und Hofprediger zu Wernigerode, das Vorbild
Woltersdorfs, ließ fich die zwei eriten Verje zu jeiner Erquickun
in der Todesjtunde jingen und bezeugte dabei: „Ein foitbares Lie
von großer Erfahrung!" Hierauf jebte er noch mit einer recht ge-
wiſſen Hoffnung des ewigen Lebens hinzu: „Wann ich Äterbe, ift
an mir fein verdammlich Haar. ch habe gefunden, was mid) in
dem. allerjtrengiten Gericht Gottes in die allergrößte Sicherheit ſetzt;
das iſt Jeſu Blut und Tod, darauf ich mich verlafle und das mi
losgejprochen.“ (Bindlein der Lebendigen von Bürkmann. 1748.
Die Fran von Dr. Joachim Lange zu Halle, Johanma Eliſabet
geb. Raue, hatte jtet3 eine bejondere Freude an dieſem Liede. Als
fte nun 1715 zw sterben kam, fragte jie ihre ältejte Tochter, die
nachmalige Ehefrau Dr. Johann Jakob Rambachs, welche fie mit
ihren übrigen Kindern jegnete, gar ernftlich und eindringlich: „Wie
iteht3 um die Liebe Jeſu?“ ım ge ihr Diejes Lied an mit der
Ermahnung, ſich mit Hilfe deſſelben in der Liebe Jeſu fleißig zu
üben. Bis an ihr Ende fang und betete fie das Lied gar oft und
nut großer Bewegung ihres —*2* als eine Jüngerin voll Liebe
ME Die Liebe zum Herrn. Nr. 111. 295.
u Jefu und feinem Worte, welches zu hören und zu bewahren ihr
‚ ſtes Vergnügen war. (Pregizers go te Boefieen. 1735.)
Melodie: Jch ruf zu Dir, Dar Jeſu Ehriit.
111. Seelenbräutigam, Iefu, Gottes Lamm.
Bon Adam Dreje (1620—1701, vgl. 4, 270 ff.), Rapellmeiiter
zu Arnſtadt in Schwarzburg-Sondershaufen, gedichtet für die Er-
bauungsjtunden, die er in jeinem Haufe hielt. In diejen wurde es
Kon 1690 gejungen; gedruct erjcheint es zuerſt im Hallejchen Ge-
angbuch 1697, hierauf in deſſen 2. Auflage, dem jogenannten Darnı-
üdter Geſangbuch 1698, jowie im Sreplinghanientchen 1704.
Das erjte Wort bezeichnet auch den ganzen Sinn, in welchem
dies Lied von dem Herrn redet, den die Seele liebt. „Seelenbräu-
tigam“ : dieſe Liebesgemeinjchaft trat in der pietiſtiſchen Liederdichtung
bejonders hervor; ein Ton, welchen wir allerdings fchon bei einem
Nicolai gefunden haben. Noch aber war bisher mehr die Braut-
emeinde mach bibliſchem Vorgange die Sängerin von der Liebe
riſto; jeßt tritt Die einzelne Seele mit ihrer Liebe als bräntfiche
hervor. Pietismus und Brüdergemeine find darin einig, und man
darf nicht leugnen, daß auch diefe Fafjung ein Recht befitt und
ſchöne Blüten gezeitigt hat. — Das Lied ijt, wenn auch in feinen
15 Verſen gedehnt, doch herzinnig und darıım weit verbreitet. Sein
Gedankengang tit: Lie edge präd, mit Jeſu. Erjte Faſſung B.1—5.
Dank dem Bräutigam der Seele, der als Lamm Gottes aus dem
Schlamm der Sünde zieht V. 1, als Duell der Liebe frohen Muth
der Seele beut V. 2, wie er als Menſch und Gott die Erlöfung
geftiftet hat B. 3. Ihm bittet die Seele um des Glaubens Licht und
m das DI der Freude V. 4 und gelobt ihm ewige Treue ©. 5.
— Zweite Wendung V. 6—9: Gebet zu dem Helden unſerer Kraft.
Gib deine Liebesflanme zum Schub gegen die Welt V. 6, gib deinen
Frieden, den du am Kreuz uns erworben ®. 7. 8., damit wir der
Süprie Welt abjterben und in dir leben V. 9. — Dritte Wendung
. 10—13: Freudige Hoffnung in Christi Gemeinschaft. Ach faſſe
Ihn, mein wahres Sch V. 10, der in Thränen mich tröſtet ®. 11,
im Freuden mich ergetzen B. 12 und aus dem Kammer der Welt
Si rücken wird zur ewigen Freude. — Schlußaftord ®. 14. 15.:
Hilf zum Kampf, dir die Ehre!
ejonders wichtig it V. 8 „Deinen Frieden gib!" In den
Basler Sammlungen für chriftliche Wahrheit“ heißt es bei den
Friedensnachrichten 1801: &s ift Friede, Friede! fo rief Diele
Tage eins dem aubern zu. Sollten wir nicht zu dem tauſendfach
ertönten ‚Bott Lob und Dank!‘ auch unſer Nun danfet alle Gott!
binzufügen? Aber auch mit doppelter Herzensinbrunft fleben:
Deinen Frieden gib
aus jo großer Lieb
Uns, den Deinen, die dich kennen
und nad), dir ſich Chriſten nennen.
Denen du biſt lieb,
deinen Frieden gib!”
‚ f N « j Dane) vr
298 MI. Die Liebe zum Herrn: Nr. 112,
| ———— war einſt im Munde eines Kindes ein Friebens-
jtifter. » Ein evaugeliſcher Prediger in Preußen (geb. 1770) berichtet
nemlich in jeinem Lebenslauf, jeine Eltern haben ihm im fpätern
Jahren oft erzählt, in feiner früheften Kindheit, da er kaum recht
reden konnte, habe er, als Mißhelligkeiten und Wortgezänte in der
Familie ausgebrochen jeien, von ſelbſt mehreremal nad einander
diefen Vers gejungen, worüber fie alle betreten und zu Thränen
gerührt worden ſeien, alfo, daß augenblidlich der Frieden wieder
einfehrte. Ihm ſelbſt aber blieb darum zeitlebens das ganze Lied
befonders lieb und werth. (Basler Sanımlungen. 1834.)
Eine ähnliche Kraft liegt in dem 13. Vers, wofür Folgendes
senaen mag. 5 der Maurermeilter Zahn in Bunzlau. Eude 1753
i Gründung jeines Watjenhaufes durch mancherlei Gerüchte ge-
en ward, N ütieb er: "Noch muß id) etwas jagen gegen diejenigen,
welche mit genug Licht in dieſer Sache haben, und juchen mich auf
mancherlei Weife zu bejchuldigen, als wenn ich faliche Abfichten da—
bei hätte und Ehre darunter juchte, indem man doch vom Gutsthun
meiter nichts zu erwarten hat, als Stank und Undanf, Gefängniß,
Schmad und Spott, denn
Hier durch Spott und Hohn,
dort die Ehrenkron;
Hier im Hoffen und im Glauben,
dort im Haben und im Schauen;
Denn die Ehrenfron
folgt (erit) auf Spott und Hohn!
Andere haben gejagt, ih müßt ein groß Stüd Geld haben, daß id)
die Sache fünnte ausführen. Ich habe ja die Sache auf fein Geld
angefangen, jondern auf den Glauben; denn unſer Glaube iſt der
Sieg, der die Welt überwunden hat.” (Fliegende Blätter des Rauhen
Haufes. 1858.)
Die Melodie g g fis g a erichien mit dem Lied. Sie iſt von
Dreſe jelbit; zwar muſikaliſch arm und einfach, aber in ihrem janften
Gang dennoch allgemein beliebt geworden.
112. Wer it wohl, wie du.
Bon Johann Anaftafius Freylinghaufen (1670—1739, vgl. 4,
322 ff.), erichienen in deſſen Gejangbud 1704. Ein Schöner Rah,
Hang des Drejeichen Lieds: „Seelenbräutigam“, daffelbe an Schwung
und Kraft übertreffend. Es ift aber auch ganz ein Spiegelbild der
Art und Wirkſamkeit jeines ——
—— trachtete nach dem Zeugniß aller (Walter, Frey-
linghauſen. Berlin 1864.) überall darnach, als ein recht janftmüthtger
Hirte den Leuten ans Herz zu kommen, und jo gab es ihm der Herr,
daß er nicht nur das Zutrauen derer gewann, an Deren Herzen er
zu arbeiten hatte, fondern daß er auch durch jeine Zuſprache mehr-
mals ganz Verirrte vom Verderben retten fonnte. Sanftmuth und
Demuth waren jeine Haupttugenden und jo allgemein anerkannt,
daß ſelbſt der Confiftorialrath Franke, der fein Verwandter Auguft
Be
a ee
ME Die Liebe zum Herrn. Nr. 113, 297
Hermanıt Frandes und ein früherer Gegner der Pietiften war, in
jeiner Gedächtnißpredigt der Gemeinde zurief: Vergefjet feines. lieb-
ichen, janftmüthigen und demüthigen Wejens nicht, darinnen er
a england — So hat er. nach dem: gejtrebt,; um was er
‚r Deiner Sanftmuth child,
deiner Demuth Bild
Mir anlege, in mich präge,
dag fein Zorn noch Stolz ſich rege;
Vor dir ſonſt nichts gilt,
als dein eignes Bild. *
Dieſen Schluß, welcher ſprichwörtliches Gepräge bekommen hat,
erläuterte auf dent Feſte in Benggen 1854 Prälat von Kapff mit
den Morten: „ALS ich mit noch einem Reifenden nad Straßburg
fan, hieß es: ‚Meine Herren, Ihre Päſſe!' Die wurden porgezeigt.
Der wachhabende Unteroffizier aber jah über Württemberg und
Stuttgart und Prälat und alles hinweg, bis er das Siegel des
franzöfifchen Geſandten unter dem Paſſe fand. ‚Da ifts! rief er;
Sie können paffiren!" Der Mitreifende, dem Siegel und Unter
ichrift fehlte, wurde ohne Gnade zurücdgewiefen. So iſts an der
Pforte des ein Wer das Siegel vom Herrn nicht hat,
wird zurückgewieſen. Nur was von Gott fommt, führt zu Gott, denn
vor Ihm nichts gi
als Sein eigen Bild.“
Ein andrer Vers trat einer Seele auf ihrem Lebenswege war-
nend entgegen, — Gertrud Magdalene Bremmel aus Weſterhauſen
bei Quedlinburg diente als Magd bei einem Bürger in Wernigerode
1743. Sie überlich ſich aber den Lüften und gerieth in mancherlei
Leichtſinn hinein, Doc der barmberzige Gott warnte fie auf. ihrem
—* Bei einer Leichenpredigt, wo kein Wort an das flüchtige,
leichtſinnige Herz kommen wollte, machte doch der Vers Eindrud:
Wede mic recht auf,
daß ich meinen Lauf
Unverrüct zu dir fortſetze,
und mic; nicht in feinem Netze
Satan halte auf;
fördre meinen Lauf!
Da dachte fie: „O du bift auch noch in Satans Neben, o Fünnteit
du Doc herauskommen!“ Am Ubend betete fie gi erſteumal ſeit
langer Zeit wieder, fette fih ans Geſangbuch und wollte das Lied
fernen, wurde aber bald von einer leichtiinnigen Geſellſchaft abgeholt;
und fo gieng fie unter Singen der ſchändlichſten Lieder ihren Vers
derben zu, bis fie wegen des Mordes eines Kindes ihrer Herrichaft
nn wurde. (J. 3. Mofer, lehte Stunden.)
elodie: Seelenbräutigam.
113, 0 wie felig find die Seelen,
Es wird erzählt, daß ums Jahr. 1700, in der erjten Zeit jeiner
Anſtellung als Arzt am Waijenhaus zu Salle, Dr. Chrifltan Fried»
ln ar a LIU ln ae Br a Bl Ze a Te
298 U. Die Liebe zum Herrn. Mr. 118. —
rich Ka 1676 — 1711, vgl. 4, 354 ff.) geträumt habe, im
Spital ie echt chriſtliche, gottverlobte Seele zu Da
ſei er demm durch alle Krankenzimmer und von Bett zu Bett ge
gangen, habe aber nicht gefunden, was er ſuchte. End ei ie
vage an den Krankemvärter, ob ſonſt fein Kranker mehr fi
pital befinde, hieß es, droben in einem Dachjtüblein jet noch ein
MWeibsbild, ein Halbnarr; zu der werde er aber nicht gehen wollen,
Die rede mit niemand. Richter ließ ſich dadurch nicht abhalten,
gieng hinauf und fand, was er fuchte: eine gottverlobte Seele, die
er im Berlaufe des Geſprächs, das er mit ihr anfnüpfte, bald als
olche erfannte. Sie lebte ganz einjam, in Gott verjunten, dem
ebet und jtillen Betrachtungen des göttlichen Wortes hingegeben.
Auf Richters Frage, warum fie jo abgejchieden lebe, habe e⸗
antwortet, da ſei ſie allein und doch nicht allein, denn ſie ſei bei
Gott, ihrem Lebenselement, und werde durch nichts geſtört; da ſei
es ihr am wohlſten, ſie ſei ſelig in ap Gott. So habe mım
Richter, tief ergriffen von der Gottjeligkeit dieſer glaubigen Seele,
das Lied gedichtet, welches in feinen erbanlichen Betrachtungen vom
Urſprung und Adel der Seelen 1718 die Überſchrift trägt: „Vom
hohen Adel der Gläubigen.“ Es erichien zuerjt im Freylinghanjen-
ſchen Gejangbuch 1704.
Es iſt ein herrliches Lied von großer Gedankentiefe, das mit
fenriger Liebe und Tebendigen Farben die Seligfeit der geijtlichen
Verlobung und Vermählung der Seele mit Ehrijto nach Hojea 2,
19. 20. Eph. 5, 25. ſchildert. Schade, daß die Ausdrücke im. der
Urt von Philipp Nicolai in einigen Stellen zu nahe an finnliche
Liebesgemeinjchaft ftreifen. Es iſt dafür der prächtige Inhalt der
Verſe deſto feiter zu halten.
Sp bejonders in Vers 6, welcher im Chrijtenboten 1838
bei dem Gebet eines Predigers im Brautitande treffend eintritt:
„Laß uns fleißig an deinen eingebornen Sohn, unjern hochgelobten
ah und Seine brünjtige Liebe gegen Seine Braut gedenken.
r, der Hohe und Erhabene, hat Sich unjre Seele, welche elend,
arm und voll Unflat war, zu einer lieben Braut erwählt, fie mit
Seinem eigenen Blut zum Eigenthum erivorben, und wenn wir
reine und Huge Jungfrauen bleiben, will Er uns einjt zum Abend-
mahl der Hochzeit des Lammes berufen. So laß uns denn vor
allen Dingen reine Bräute deines lieben Sohnes jein:
Schenke, Herr, auf meine Bitte,
mir ein göttlihes Gemüthe,
einen föniglichen Geift,
Mich ald dir verlobt zu tragen,
allen freudig abzujagen,
was nur Welt und irdiich heißt!“
Sodann iſt der Schlußvers mit jeinem Anfang in hrijtlichen
Kreiſen fast jprichwörtlich geworden : „une Fühlen will ich trauen !"
und der ganze Vers begründet wohl die Anordnung des ehriwürdigen
ottvertranten Friedrich Chriſtoph Steinhofer, welcher das Lied für
ein Begräbniß 1761 als Kirchengejfang wünſchte. Als Gottes Wort
*
F — a u Ri 2
m Die Viobe zum’geren. Nr. 118. 299
ür die Predigt hatte er 2 Tim, 1, 12 beſtimmt: „Ich weiß, an wen
15 glaube.“ Der Vers aber lautet:
Ohne Fühlen will ich trauen,
bis die Zeit kommt, a zu fchauen, 3
und er jich gu mir gejellt; “
Bis ich werd in feinen Armen
in gar ſüßer Lieb erwarmen
und er mit mir Hochzeit hält.
Melodie: Ach was joll ih Sünder machen, oder: Alles ift an
Gottes Segen.
114. Weil ih Jeſu Schäflein bin.
Aus dem Herrnhutſchen Geſangbuch 1778; gedichtet von der
vieljährigen Pflegerin im Kinderhaus zu Herrnhut, Luife Henriette
von Hayn (1724-82, — 6, 443 ff.), für ihre Kinderſchar, die fie
fo treufich als Lämmer Chriſti weidete, daß Spangenberg im Leben
Binzendorf3 darüber berichtet: „Oft wurden ganze Stuben, noch
öfter einzelne Kinder, nicht nur bei Tage, jondern auch des Nachts
in ihren Betten über dem Eindrud von der Liebe Jeju Chrifti, der
fich für fie in den Tod gegeben, weinend und betend angetroffen.“
Ein Mufter eines Kinderliedes im echten Kindeston, und darum
auch allen Kindern ungemein lieb und wertb.
Die e8 gedichtet, hatte aber auch als Kind jchon dem lieblichiten
Umgang mit dem Heiland. Sie erzählt jelbjt davon Folgendes:
9 hatte als ein kleines Kind oft ie zärtlihe Empfindungen von
der Liebe Jeſu, daß ich bisweilen in ein Winfelchen gieng und
weinte, und niemand wußte, warum, Bei Gelegenheit der erjten
Gebetchen, die ich lernte, als: ‚Chriſti Blut und Gerechtigkeit‘, be-
fam ich jo lebendige Eindrüde von dem Leiden des Heilands, dab
fie mir durch alle Zeiten geblieben find. Als ich größer wurde und
unter bejtändiger Aufficht war, gieng mein Dichten und Trachten
immer dahin, * ein wenig wegzuſtehlen, um am Jeſum zu denken
und zu Ihm zu beten. Konnte ich am Tage nicht dazu gelangen,
fo ſtand ich in der Nacht auf, wenn alles jchlief, und verbrachte
mancde Stunde auf meinen Knieen; denn mem Herz brannte vecht
in der Liebe zu Sein. Wenn wir jpazieren giengen, trug ichs
manchmal daranf an, ein wenig zurück zu bleiben, warf mid) ge |
De auf den Boden, als wollte ich Blumen fuchen, und fühte N
ie Erde, weil Wi mir ganz kindlich vorjtellte, das ſei das Pläß- .
ae wo mein lieber Sehis blutigen Schwer geichwigt habe.“ Im i
ihrem jpätern Lauf kam fie zu ſoichem Genuß der Gnade des Herrn, “
daß es ihr, nad) ihrem eigenen Ausdruck, wirflid oft jo war, als &
ob alle Blutstropfen in ihren Adern ausriefen: „ch bin verjöhnt!* .
und ein —— * Friede ihr Herz erfüllte. Auf dem letzten
Leidensbette aber, da ſie manche heiße Schmerzensſtunden zu er—
fahren hatte, konnte man fie oftmals jagen hören: „O, die ſchöne,
Lebendige Hoffnung des ewigen Lebens, die hilft über alle Be—
ſchwerden und Furcht hinweg!“
*
a br A ee a
— ⸗
300 HN. Die Liebe zum Seren. Re. 114.
Chriftian Heinrich Zeller, der fromme Pädagoge, welder in
feiner Anstalt zu Benggen die Gedanlen —— Im Ehri nr
verwirflichte, lernte als Knabe bei jeiner Großmutter unfer Lie
täglid; vor dem Schlafengehen beten; es ift ihm daher daſſelbe
—— unvergeßlich geblieben, und es war ſeine Lebensaufgabe,
—— ſeiner Anſtalt als „Jeſu Schäflein“ auf gute Weide zu
en.
Bu Eiſenach Iebte im Jahr 1817 ein fünfjähriges Kind, Juliane,
defien Wandel reht im Himmel war. Das wurde todtfranf, Cs
lag aber ganz till und Gott ergeben auf feinem Bettlein, und ber
Friede Gottes Leuchtete aus allen feinen Mienen. Seine Hauptfrage
war immer nur die: „Wann frieg ich mein Kleid, das mir iſt be>
reit?” Als e8 nun mit dem Kinde zum Sterben kam, bejuchten es
noch vor jeinem Ende mehrere Kinder und jangen ihm unter Thränen
diefes Lied; als fie aber zum dritten Vers gelangt waren, den
Julianga auch mitjang, wurde fie von Freuden ganz emporgehoben,
alſo daß fie die Händlein ausbreitete und zu jterben verlangte.
Diefer Auftritt war für das Kinderhäuflein und für die Erwäch—
fenen, die zugegen waren, eine rechte Erwedung ihrer Herzen, und
e3 war eine aufßerordentlihe Gegenwart des Geijtes Gottes zu
ipüren. (Basler Sammlıngen. 1822.)
Eugen Balz, der fünfjährige Knabe in Neuwied, welcher *
am. lutheriſchen Weihnachtsſang jo ſehr erquidt (©. 22 F.), entſchli
unter unfrem Liede. Als er gerufen: „Mama, nocd mehr. fingen:
Es ift der Herr Ehrift, unſer Gott!“ da fang fie ihm: „Weil ich
Jeſu Schäflein bin“; umd wie fie an den Bers kommt:
Sollt ich denn nicht fröhlich jein,
ich beglücktes Schäfelein ?
Denn nad) diejen jchönen Tagen
werden Eugel heim mid, tragen
Su des Hirten Arm und Schoß —
konnte jie vor Weinen nicht mehr weiter fingen. ra aber faltete
die Händchen und jagte mit brechender Stimme: „Amen — ja —
men — Glück — iſt — groß!" Das waren jeine lebten Korte
auf Erden. Bier Stunden hernach folgte ihm jein Vater im Die
Ewigkeit. — Die Mutter aber jdidte im Sinne ihres Mannes
Eugens Erbtheil im Betrag von über 3300 Marf nad, dem
ipanijchen Granada, um dort eine Schule für evangelifche Kinder
u unterjtügen, damit jie im Worte Gottes die „unausiprechlid)
e Weide“ erlangten.
Im Choralbuch der Brüdergemeine finden wir die Melodie:
gcemwagfe; —** gibt in ſeinem „Kern des deutſchen Kirchen—
geſaugs 1844“ eine Umbildung des altkirchlichen Ave hierarchia
Gottes Sohn iſt — ffabede, ımd Silcher in Tü—
ingen hat 1843 die Weiſe erfunden, welche in Württemberg am
geläufigiten it: ag fbabgf.
2
115. Herr Gott, dic loben wir,
Da3 Te Deum von Luther. bearbeitet und am frühejten im
Wittenberger Geſangbuch von Joſef Klug erjchtenen 1529, ſodann
Erfurt bei Andreas Naufcher 1531 und Noftod bei Dieb 1531.
Das Te Deum ſoll nach einer alten Sage, die in der Chronit
des mailändiſchen Biſchofs Dacius (F 553) zu Tefen tft und von
Bellarmin nacherzähft wird, im der Dfternacht des Jahrs 387, in
welcher Auguſtinus von dem Biſchof Ambrojius zu Mailand getauft
wurde, u: worden jein. Ohne vorherige Rückſprache —*
nemlich Ambroſius und Auguſtinus, wie aus göttlicher Eingebung,
die Worte deſſelben abwechſelnd vor der Gemeinde Yen haben.
Ambrofius habe angefangen, Auguſtin jet * gt und habe
endlich mit den Worten geſchloſſen: in te, domine, speravi! (Auf
dich hoffen wir, lieber Herr!) Monika aber, Auguftins Mutter, jei
darüber herzlich froh gewejen und habe gejagt: malo te Christianum
Augustinum, quam imperatorem Augustum, Es ijt mir lieber, daß
du jet Auguftin, der Chrift, bift, als wenn du Auguſtus, der Kaiſer,
wäreft.) — Im Straßburger großen Kirchengefangbuch 1541 und
1560 und in vielen andern Kirchenbüchern ſteht diefer Gejang deß—
halb mit dem Titel: „Das Lobgefang und Bekenntnis des rechten
Slaubens: Te Deum laudamus, St. Auguftino und Ambrofio zu—
geſchrieben.“
Der Biograph des Ambroſius, Paulinus von Mailand, und
andere Zeitgenoſſen berichten jedoch nichts davon, und die Chronik
des Dacius iſt erſt im elften Jahrhundert geſchrieben und darum
— Die Unrichtigkeit der Sage hat Tentzel in einem be—
ſondern Werke nachgewieſen: Exereit. X. de hymno: Te Deum lau-
damus. Lipsiae 1692. — Einige halten den Nicetius, Bischof zu Trier
ums Jahr 585, für den Berhnffer diefes Gejangs; andere jchreiben
ihn dem Athanaſius, Bischof zu Alerandrien, welcher im Jahr 336
in der Verbannung zu Trier lebte und ein großer Mufiffreund war,
tieder andere dem Hilarius, Bischof zu Poitiers, zur.
Das Nichtige iſt wohl, ihn Kir eine von Ambrofius in Mai-
land für feinen Kirchenchor gefertigte und von Auguſtin, dem Biſchof
an Hippo, auch in der afcikaniichen Kirche eingeführte Tateintiche
leberjegung des alten morgenländiichen Abendgefangs im griechiſcher
Sprache zu halten, jo daß er aljo ganz auf dieſelbe Art entitanden
wäre, tie der Hymnus angeliens: „Gloria in excelsis* aus einen
morgenländischen Morgengelang (vgl. Seite 104 f.). Beide altgriechi-
ihen Undachten, die hend, A Morgenandact, finden fh auch
neben einander in einer der ältejten Evangelienbandichriften bes
cchsten Jahrhunderts gleich hinter den heiligen Büchern —
er bier ins Auge zu faſſende Abendgeſang lautet in einem Mlegan-
drinischen Goder alſo:
Dr Se a a a a Hl hr
IV. Das Gebet. Pr. 115. 301
I, 2
Ku9 ixuornv nuloav Whoynow 08 —
Kai uivlow To ovopa& oov sig Tov ainva
Kai eig rov aldva rod alövog.
Karatiwoov, xUgıt, zul rnv nuloav taurmv
"Avauuorntovug pvlayd vu mpäg.
Evkoynrog el, zugıe 0 Heog rWv nariowv num,
Kai uiverov zul dedoZuoudlvror To bvoua 00V
ic rouc ulwvag' Ayımv.
Evkoynrog el, zug1t, didusov ge Ta Jrzuuwpurd oov.
Kuoıs, zurapuyn Eyerndns naiv Ev yavan xui yavsd.
„Ero elna, xugte, ekenoov ne,
Iaouı env wuynv uov, Orı Huuorov 00r,.
Kvoıs, no05 08 xardpvya,
HidaSov ge tod nowiv To Phnua oov,
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Der nun aus dieſem morgenländijchen Abendpjalm durch Am—
brofins’ Überſetzung entitandene lateiniſche Hymmus verbreitete ſich
durch das —2 das Ambroſius genoß, ſehr bald in den ae
des Abendlands unter dem Namen des Ambrofianiichen Lobgejangs,
o daß er dort jedenfalls jchon in der eriten Hälfte des jechsten
vhundert3 ganz heimiſch war. Schon die Ordensregel des b.
Benedikt von Nurſia Kapitel 11 vom Jahr 529 jchreibt das Singen
defielben vor. Seine urjprünglihe Faſſung tft ——
Te Deum laudamus, te Dominum confitemur,
te aeternum patrem omnis terra veneratur.
Tibi omnes angeli, tibi coeli et universae potestates,
tibi cherubim et seraphim incessabili voce proclamant:
Sanctus, sanetus, sanctus Dominus Deus Sabaoth,
pleni sunt coeli et terra majestate gloriae tuae.
Te gloriosus apostolorum chorus,
te prophetarum laudabilis numerus,
te martyrum candidatus laudat exereitus.
Te per orbem terrarum sancta confitetur ecelesia,
patrem immensae majestatis,
venerandum tuum verum unicum filium,
sanctum quoque paraclitum spiritum,
Tu rex gloriae, Christe,
tu patris sempiternus es filius,
Tu ad liberandum suscepisti hominem
nee horruisti virginis uterum.
Tu devieto mortis aculeo
aperuisti credentibus regna coelorum.
Tu ad dexteram Dei sedes in gloria patris, 5
judex erederis esse venturus. ‚an
Te ergo quaesumus, famulis tuis subveni,
quos pretioso sanguine redemisti.
Aeterna fac cum sanetis tuis gloria munerari.
Salvum fae populum tuum, Domine,
et benedie hereditati tuae,
et rege eos et extolle illos usque in aeternum.,
Per singulos dies benedieimus te
et laudamus nomen tuum
in seculum et in seculum seculi.
Dignare, Domine, die isto sine peccato nos custodire.
Miserere nostri, Domine, miserere nostri.
Fiat misericordia tua, Domine, super nos,
quemadmodum speravimus in te,
In te, Domine, speravi, non confundar in aeternum.
In welch hohem Anjehen diejer nach dem Römiſchen Breviarium
für alle Feittage des Jahrs, mit Ausnahme des Feits der unjchul-
digen Kindlein, ſowie für alle Sonntage, mit Ausnahme der Advents-
und Faftenzeit, angeordnete Lobgeſang von Alters her jtand, gebt
ſchon daraus hervor, daß ſich Sagen über denjelben bilden konnten,
twie die, das in Lyon in einer goldenen Kapjel aufbewahrte Herz
des Auguftin fange an, lebhaft zu hüpfen, jobald das Te Deum
angejtimmt werde, und wenn Schiffer auf dem Meer diejen Gejang
ertönen laſſen, ſo kommen wetteifernd die Delphinen herangeſchwom—
men und begleiten das Schiff eine große Strede, indem ſie gar oft
und viel vor Freuden in die Höhe hüpfen.
Am neunten Jahrhundert jchon wurde der lateinische Hunmus
in die althochdeutiche Sprache überjeßt. Der Anfang deſſelben
lautet jo:
Thih Cot lopemes, thih truhtnan gehemes
Thih eunigan fater, eo kinuelih erda wuirdit.
a: alle engila, thir himila inti alle fiuualtido,
Thir cherubyn inti jeraphin unbilibanlichern jtimmo forharent:
Uuiher, uuibher, uniher, truhtin Got herro!
Follin fint himila inti erda thera meginchrefti tiurida thinera.
Nur wenige profaifche Überfegungen find vor Luther befannt,
eine aus dem Jahr 1389 bei Görres, Ulttentiche Volks: und Meifter-
lieder, und eine niederdeutiche aus dem fünfzehnten; und zu gleicher
Beit, als Luther jeine poetiiche Bearbeitung erandgah, erichien noch
einmal eine projatiche: „Das Te Deum ae verteuticht durch
Jo. Brenb zu ſchwebiſch Hall. Straßburg 1529.”
Die Segensipuren des Lieds werden theils der alten, theils
der evangelischen Kirchengeichichte entnommen fein. Aus dem Mittel-
alter geben wir folgende Züge.
[3 ein Freudenpſalm wurde er nicht nur täglich, Tondern bei
feierlichen Veranlaffungen feit uralten Zeiten gejungen, bei Krönung
von Fürften, bei Einjegnung von Biihöfen, bei Weihen von Kirchen,
und dergleichen.
Us Kaiſer Karl der Große Papſt Yeo II, wider feine
Feinde in feine Nechte wieder eingejept und diefer ihm am GChrift-
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— IV. Das Gebet. Nr. 115
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des Jahrs 800 dafür, wie von Gott begeiitert, bie eömifche
— auf ſein königliches Haupt geſetzt hatte, wobei a 2
Volt rief: „Heil und Sieg dem vom Gott gefrönten Carolus Au—
guſtus“, fang die gange Gemeinde dieſen Hymmus, und Karl fang
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mit. Von da an ward er bei jeder Krönung eines deutſchen Kaiſers
angejtinmmt umd wurde jo überhaupt der Krönungspialm.
++ Im den Mlöftern wurde er oftmals gejungen. Die Worte: tu
ad’liberandum ete, („der Jungfrau Leib nicht haft verjchmäht, zu
löſen das menschlich Geſchlecht“) waren dem Abt Ddilo zu Clugmy
in Frankreich (F 1048) jo wichtig und werth, daß er fich, jo oft er
an dieſe Worte kan, aus demüthtger Dankbarkeit gegen die wir
o durch Jefum Chriſtum geſchehen, auf die Erde niederſtreckte. (G.
immer. Theil 2.) — Thomas von Aquino ift, wie die Alten be-
richten, allezeit bei Wettern auf feine Kniee gefallen nnd hat ge-
betet: te ergo quaesumns etc, („Nm Hilf uns, Herr, den Dienern
dein, die mit deim Blut erlöjet ſein!“)
Elifabet, Landgräfin zu Heilen und Thüringen, war nach dem
Tod ihres Gemahls Ludwig durch den Landgrafen Heinrich von der
Wartburg vertrieben und —** ſich am frühen Morgen aus der
elenden Herberge eines Wirthshauſes mit ihren Kindern in die Kloſter—
kirche der Franziskaner, wo eben ein Glöckchen die Patres zum Ge—
bete vie Da bat fie denn, dev Armut eingedenk, welche ſie mit
dem Welterlöjer theilen durfte, den Guardian des Klofters, ein Te
Deum für fie anjtımmen zu lafjen. Chryſoſtomus jagt einmal: „Es
iſt nicht3 Heiligeres, als diejenige Zunge, welche in der Widermwärtig-
feit Gott Dank jaget; gewiß, fie ijt nichts Geringeres, als die Zunge
der Märtyrer; fie werden beide auf einerlet Werje gekrönt werden.“
Als Albert III., Herzog zu Sachſen, zum heiligen Lande zog
und mit feinen Genofjen von Eypern um Mitternacht abfuhr, —*
ſie nach Michael Böheims Bericht die Küſte des heiligen Landes im
Morgenſonnenglanz auftauchen und ſtimmten nun in der Herzens—
freude darüber mit fröhlichen Munde das Te Deum an. Ebenſo
giengs, als fie nun das heilige Land durchwandert hatten umd vom
unwirthlichen Ufer ſtoßen wollten der Heimat zu, da fchloffen fie
ihren Dank gegen Gott, der, fie bewahrt, in den Lobgejang des
Ambrofius aufs neue ein, — Ahnlich, aber bet höherer Veromlaffung,
ergiengs ah Columbus den 12. Oftober 1492. Als er die erite
amerikaniſche Inſel Guanahani entdect hatte, umarmte jich die ganze
Schiffsmannſchaft auf allen drei Schiffen, die er befehligte, jchhuchzte
vor Freuden und ftimmte zufammen diefen Lobgeſang ar,
Zwei Jahre zuvor, am 24. November 1490, jang man in der
Stadt Braunſchweig Dereit3 das deutiche Te Deum in einer neuen
Überfegung: „Dich, Gott, Toben wir“, wegen der Damals gejchehenen
göttlichen Beichirmung und Beſchützung der Stadt, und von da an
wurde es jährlich zum Andenken angejtimmt.
In der Geichichte des Martyriumg begegnet uns das Te Deum
nicht jelten, al3 ein anjchaulicher Beitrag zu der allgemeinen Er-
fahrung, daß die Zeugen Chriſti zum Scheiterhaufen giengen, tie
zum Hochzeitsreigen.
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115. 305
"So geihahs am. 30. Juni 1523. Ws’ die Erjtlinge unter den
evangeliſchen Märtyrern,, Heinrich Voes und Johann Eſch von Ant-
werpen, zwei junge Augujtinermönde, auf dem Marktplat zw Brüffel
durch den Kebermeiiter Jakob Hogitraten auf dem Sceiterhaufen
wegen ihres Bekenntniſſes der lautern evangelischen Wahrheit ver-
brannt wurden, jchrie man ihnen zu: „befehret euch oder ihr fahret
zum Teufel!“ Ste aber erwiderten: „nein, wir wollen um der evan-
geliſchen Wahrheit willen jterben als gute Ehrijten.“ Da zündete
man’ den Sceiterhaufen an. Indeß die Flamme langſam r⸗
loderte, drang himmliſcher Friede in ihre Herzen, und der Eine
ſagte: „Es iſt, als ob man mir Roſen ſtreuete!“ Endlich nahte der
ernſte Augenblick des Todes. Ste ſchrieen laut: „Herr du
Sohn! Davids, erbarme dich unſer!“ und ſagten darauf mit feſter
Stimme abwechſelnd das Glaubensbekenntniß her. Die Flammen
verzehrten zuerit Die Stride, mit denen fie gebunden waren, und
erjtietten fie noch nicht gleich; im dieſem Augenblid warf ſich Einer
auf die Kniee vor jeinem Herrn ımd wiederholte mit gefalteten
Händen: „Herr Jeſu, Davids Sohn, erbarme dich unſer!“ Endlich
umringte fie das Feuer, und nun jangen fie wechſelsweiſe das „Te
Deum*. Bald erjtidten die Flammen ihre Stimmen, und ein wenig
Aſche war alles, was von ihnen übrig blieb, Bon diejer Wiche
ang dann Luther in dem Eritlingslied: „Ein nenes Lied wir heben
an“, mit welchem er den Heldentod der Jünglinge gefeiert hat,
gegen den Schluß:
Die Niche will nicht laſſen ab,
fie jtäubt in allen Landen;
Sie hilft fein Bad), Loc), Grub nod Grab,
fie macht den Feind zur Schanden.
Die er im Leben durd den Mord
zu ichweigen hat gedrungen,
die muß er todt an allem Ort
mit aller Stimm und Zungen
gar fröhlich laflen fingen.
Ähnlich war's bei Johann Heuglin, als ev 1527 zu Merſeburg
um der evangelischen Lehre willen verbrannt wurde, und bei dem
Auguftinermönd Slandrinus zu orten im Bisthbum Bar, ‚als er
1528 auf dem Sceiterhaufen jtand, weil er aus dem Kloſter ge
gangen war, um ehelich zu werden. Er betete nod für jeine Feinde.
— Um dieſelbe Zeit wurde auch zu Tornay in Flandern ein Au—
guſtinermönch, Namens Heinrich, zu den Flammen verdanmt, weil
er. jeine Mönchskutte abgelegt, geheirathet und wider das Bapitthum
gepredigt hatte. Man erklärte ıhm, daß ex jein Leben vetten Fönne,
wenn ex nur ausjagen wolle, daß das Weib, mit dem er ſich hatte
trauen laſſen, ſeine Coneubine jet, Ex aber weigerte ſich, jeine Tage
auf ſolche Art zu verlängern, jtimmte das „Te Deum“ an amd gieng
dem Scheiterhaufen freudig entgegen, (Milners Kicchengeicichte.)
Johann Fischer , Biſchof zu Rocheſter in England, war bei
König Heinrich VIEL in Ungnade gefallen, weil er im die Verſtoßung
der Königin Katharina nicht willigen wollte, und jollte deibalb ent-
Koh, Kirbenfien,. VEN. wu
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IV. Das Gebet. Nr. 118
t werden. Ws er min am 25. Januar 1535 auf den Richt-
ad hrt wurde, (art er, * er denſelben von Am faB, ur 4
ab,
aran er Alters halber gehen mußte, gar freudig von
mit den Worten: „Ei wohl, ihr Füße, thut, was euch zukommt;
es iſt doch die Reife — auf Weniges vollendet!“ und darauf
ang er mit aufgehobenen Händen: „Herr Gott, dich loben wir.“
Thomas Schmidts Historica memorabilia, —
Valentin Andreä, der große württembergiſche Theologe in den
Zeiten des dreißigjährigen Kriegs, hatte zum Wahlſpruch den Schluß
unferd Hymnus: In te domine, speravi; non confundar in aeternum.
Ps, 71, 1. (Uuf dich hoffen wir, lieber Herr; in Schanden laß
uns nimmermehr!)
Auch das deutiche „Te Deum“, unjer „Here Gott, dich loben
wir!“ bat eine reiche Gejchichte.
Wie Elijabet von Thüringen, jo dachte Luther, daß der Geijt
auch im Trauern noch fröhlich jein und durch Lob Gottes den Trüb-
ſinn vertreiben fünne. Er gab darum einjt einem traurigen Or—
ganiften den Rath: „Lieber Matthia, wenn Ihr traurig jeid und
es will überhand nehmen, jo jprecht: Auf, ich muß unjerem Herrn
Pi ein Lied Iölagen auf dem Regal; es ſei: ‚Herr Gott, did
loben wir: oder: ‚Gelobet jei der Herr! denn die Schrift Iehret
wirt er höre gern fröhlich Gejang und Saitenjpiel. Greifet friſch
in die Glaves und finget drein, bis die Gedanken vergehen, wie
David und Elijäus thäten; fommt der Teufel wieder und gibt euch
eine Sorge und traurige Gedanken ein, jo wehret euch friſch und
iprechet: Aus, Teufel! Ich muß anjego meinem Herrn Jeſu fingen
und jpielen!“ (Citbara theolog. J. Chr. Thilonis.) — So pflegte auch
Dr. Deutihmann, Profefjor der Theologie zu Wittenberg, im feinen
vielen Anfechtungen dies Lied gar fleißig zu fingen; jo lieb war
dem hocherfahrenen Theologen das Leiden. (Wimmers Liedererflä-
‚rung. 1749. 2.)
Noch mehr ericholl es bei fröhlichen Anläffen. — Als Kur—
fürft Johann Friedrih von Sachſen aus feiner fünfjährigen Ge—
fangenichaft, im der ihn Kaiſer Karl V. um des Bekenntniſſes des
Evangelit willen gehalten, 1552 zurüdfehrte, zogen ihm aus der
Stadt Coburg die Geiftlichkeit, der Nath, die Schulen und ſämtliche
Bürgerichaft, wie auch gejchmücte Knaben und Jungfrauen mit
iegenden Haaren und in Rautenkränzen — und ſangen, als
e ihn erblidten, unſer Lied (vgl. ©. 7.). — Andrerſeits hatten die
atholiten ſchon nad) der ——— des Kurfürſten in der
Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547 im Dom zu Meißen
unter Glockengeläute und Inſtrumentenklang das „Te Deum“, auf-
eführt. Es befam ihnen jedoch übel. Wenige Stunden nachher,
Radmnittage fünf Uhr, zog ein. heftiges Gewitter über die Stadt
und ſchlug in die drei hoben Spiten der Domkirche ein, jo daß
das ganze Gebäude nebjt Gloden und Orgel ein Raub der Flammen
ward. (Kißling im Wetterbüchlein ©. 36.)
Bielfach wurde dieje häufige Verwendung des ehriwürdigen Lob—
gejangs angefochten. Der alte Autor der „Geſpräche im Reiche der
IV. Das Gebet. Nr. 118. | 307
Todten“ schreibt: „Sch fürchte, daß dieſes Te Deum laudamus der-
einjt gar viele Fürjten, Generale, Confijtoria umd andere, jo Macht
aben, deſſen Abjingung anzuordnen, vor Gottes Gericht um des
ißbrauchs willen anflagen werde.“ So ijt ja daffelbe nach der
Bluthochzeit oder Bartholomäusnacht, da viele tauſend Protejtanten
niedergemebelt worden waren, 1572 zu Rom und Paris, und nad)
König Guſtav Adolfs Tod in der Schlacht bei Lügen 1632 in
Wien angejtimmt worden. In Stuttgart mußte es nach jeder
fieggefrönten Schlaht Napoleons in ben Sahren 1804 — 1812
feierlich in der Hauptfirche mit Baufen und Trompeten angejtimmt
werden. — Namentlich hat der Kanzler Ahasverus Fritſch in feinen
„Zufälligen Andachten“ und Spener in feinen „Theologiihen Be—
denken“ ſich gegen dieſen Brauch —— Der letztere ſagt:
„So wollen wir unſer Te Deum laudamus ſingen, nicht über Bit
torieen, Die mit jchnöder Vergiegung des jo theuer erfauften Chriſten—
bfuts von Menschen, jondern die wider den Fürjten der Finſterniß
durch Schwächung jeines Reichs und Erleuchtung der Seelen, die in
pn Gewalt gejtefet, in göttlicher Kraft erfochten worden. Als
eren eine höher zu jchäßen ift, als viele taujend von jenen, die
mit noch jo großer Freudenbezeugung in der Welt gefeiert werden,
eh ettva gottjeligen Herzen mehr Seufzer ausdrüden, als Freude
machen.“
Dennoch joll der Mißbrauch den rechten Gebrauch nicht ver-
drängen. — Als die ſächſiſchen Truppen unter dem Oberbefehl des
Generallieutenants Arnheim 1634 bei Liegnitz dem Fatjerlichen Kriegs—
heer gegemüberjtanden, haben ſie fi) vor dem Beginn der Schlacht
vor dem Herrn der Heerſcharen gedemüthigt. Nachdem die eriten
Ranonenjchüffe gelöst waren, ertünten auf einmal alle Trompeten,
die Reiter jtiegen von ihren Pferden, und das ganze jächfische Heer
verrichtete ein an Gebet. Als fie das gebetet hatten, warfen
fie ih Mann für Mann auf die Kniee und jangen wie mit Einer
Stimme den vierten und fünften Vers unjers Liedes. Und der Herr
hat jeinen Dienern geholfen und ihnen den Sieg gegeben.
Als durch den Friedensſchluß zu Hubertsburg am 15. Februar
1763 der blutige jiebenjährige Krieg beendigt war, kehrte Friedrich
der Große ſieggekrönt in jeine Staaten zurüd. Die Berliner wollten
ihn feitlich nee aber er, der den Prunk nicht liebte, traf e
am 30, März jpät Abends in feiner Hauptitadt ein und eilte ba
darauf mac Charlottenburg. Hieher beichied er jeine Sänger und
Muſiker und befahl, zu einer gewilfen Stunde das Loblied: „Herr
Bott, dich loben wir” anzuſtimmen. Man glaubte, es werde ber
ganze Hofitaat dabei ericheinen. Wllein der König kommt gang
allein, jet ich nieder, winkt, und die Muſik nimmt ihren YUnfang.
Als nun ——— Loblied mit durchdringender Kraft ertönt,
da ſinkt der große Fürſt, obwohl ſonſt ein grübelnder Zweifler und
Spötter, von der Macht des Glaubens überwältigt auf ſeine Kniee,
Thränen rollen ihm über feine Wangen, und er bringt dem allmäch⸗
tigen Gott jeinen ftillen Dank fiir die überſchwengliche güfe in dem
ſchweren Rampfe, der nun jo aglüdlich beendigt war. Jeder betete
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in der Stille mit, Gott danfend und lobend für jeine Gnab und
Bunderthaten‘ (Wölblings christliche en —2 mn,
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Nach der Schlacht bei Leipzig 1813 brauste das Lob Gottes
im Tone unſres Liedes Durchs ganze deutiche Yand. Schentendorf
aber gab. dem Herzensihwung des Volkes den vollen Ausdrud in
ſeinem Te Deum, das beginnt: „Here Gott, dich loben wir, Herr
Gott, wir danken dir; Es ichallt der Freien Lobgejang vom Auf—
gang bis zum Niedergang!“ und jchließt:
| Der Lüge fern, der Gleisnerei,
einfältig la uns, jtil und tren —
Im Staube Fürjt und Unterthan —
Herr Gott, Herr Gott, did beten an;
ir hoffen auf dich, lieber Herr:
in Schanden laß uns nimmermehr!
Ameit.
In der irchenordnung Karls XL, Königs von Schweden, 1687
war verordnet, daß alle ohne Unterichied aufzujtehen haben, jo vft
dieſes Lied im der Kirche gejungen werde.
Dem Hofprediger Dr. Johann Reinhard Hedinger zu Stuttgart
wurde dieſes Lied auf jeinem Sterbebette vorgeleien. Da ruhte der
jterbende Zeuge aus in den Worten des letzten Berjes: „Auf Dich
boffen wir, lieber Herr; in Schanden laß ung nimmermehr!“ und
fuhr dann fort: „Hat ſich ein Sofrates gefreut, daß er nad) jeinem
Tode zu den alten Weltweien kommen werde, warum dann nicht
vielmehr ein Chriſt, der da weiß, daß er fommen joll zu der Menge
vieler taujend Heiligen, zu den heiligen Erzvätern, Propheten und
Apojteln und zu den theuren Märtyrern und Blutzeugen Jeſu? D,
wie freut jich mein Gert, zu meinem Jeſu zu kommen: ich werde
zu den Vätern geben !“
Die Melodie zu dieſem Lied: e g ac aa erideint in der
einfacheren Faſſung zuerjt im Erfurter Endiridion 1527, hernach
im Klugſchen Geſangbuch 1535, während fie in andern ältern und
ſelbſt noch im manchen ſpätern ſüddeutſchen Gejangbücjern eine mit
vielen Melismen ausgejtattete und jelbjt im wejentlicheren Punkten
der Zonfolge abweichende, dem lateinischen Driginal nahe= oder
or serpree Form hat. Der Gejang vertheilt ſich unter zwei
höre; der erite jtellt urjprünglic; den Gejang des Priejters am
Altare vor, weßhalb er auch mur von Männeritimmen oder bloß
von Einer Stimme zu fingen iſt, Der zweite jtellt den Gejang der
Gememde, oder des Chors von der Orgel ber, vor. Diejer Choral
iſt der einzige Repräjentant der von Ambroſius aus der griechiſchen
Kirche aufgenommenen Form des Wechjelgejangs.
116. Sch ruf zu dir, Here Jeſu Chriſt.
Bon Johann Agricola, genannt I— Eisleben (1492—1566,
vgl..1, 278 f.), als Prediger zu Eisleben — — und ——
auf einem wohl noch vor 1530 fallenden Druck (Wadernagel, Kirchen-
lied 1, 392) mit der Anjchrift: „Ein neuwes lied, zuo bitten vmb
y —*
— 1
uns, zu wem wir beten jollen, nemlich zu Jeſu Christo, unſerem
Fürjprecher beim Vater. Es lehret uns, was wir eigentlicy erbitten
follen, vor allem die geiftlichen Güter, als da find: Luſt und Liebe
zum göttlihen Wort, Glaube, Liebe, Hoffnung, Treue und Beitän-
digfeit im Chriftenthum, daß uns weder 3 Ergetzungen noch
eitliche Trübſal davon abwendig machen. — Ihr Knechte Gottes,
enen oft Muth und Freudigkeit bei öffentlicher Verkündigung der
Be Rechte ermangeln will, brauchet fein fleißig diefes kräftige
hlagwafler, ihr werdet in dem Herren und in der Macht feiner
Stärfe mächtig werden, daß ihr im Segen das Wort ausftreuet
Mt damit ein Gedächtniß der göttlichen Wunder an vielen Sündern
tiftet.“
Der ſterbende Spener erquickte ſich in feinen lezten Stunden
an den beiden Liedern, dem von Hubert: „Allein zu dir, Herr Jeſu
Chriſt“, und dem von Agricola: „Ach ruf zu dir.“
Ein Kaufmann in Augsburg batte nah Seiffart (Singularia
evangelica) das Unglüd, daß einer feiner hauptſächlichſten Schuldner
zahlungsunfähig wurde. Ob er nun wohl ein gottesfürdytiger Marın
war, nahm er jich diejen Verluſt doch jehr zu Herzen: während er
aber am Sonntag Seragefimä in der Kirche tit, werden ihm feine
bejten Sachen geſtohlen. Jetzt bricht der Jammer über jene Frau
mit Macht herein, und fie rufen den Geijtlichen berbei, um ste zu
teöften. Diejer nimmt zu feinem Troft die Worte des Evangeliums:
„Frucht bringen in Geduld." Ja, jagt der Kaufmann, als ich dieſe
Worte heute in der Kirche hörte, mußte ich jeufzen: „In allem
Kreuz erhalte mic), auf daß ichs trag geduldialih!" Nun kam bie
eit zum Effen und mit ihr nener Nammer: Was wollen wir effen ?
18 aber der Mann den Hut ergreift und in denjelben hineinblick,
ruft er: „Vorrath, Vorrath! Kom Gott mir das gibt, was ic)
jebe, fo it alles gut.“ Drin aber waren die Worte geichrieben:
Dein Wort mein Speis laß allweg jein,
damit mein Seel zu nähren,
mid) zu wehren,
wenn Unglüd jchlägt herein,
das mich bald möcht verkehren.
‚ .. Dr. Gotthilf Heinrich von Schubert machte in jeinen Knaben—
jahren mit einem Mitichüler eine Reife, von welcher er Folgendes
erzählt: „sch fühlte mich immer ermatteter, und an der Stelle, wo
ſich der Fußfteig zu einem Heinen Bächlein lenkte, Fonnte ich nicht
weiter. Sc blieb vor dem hölzernen Stege, der hinüber führte,
ftehen, und mein Gefährte jagte, ich jähe jehr blaß aus. Da kam
ein alter Bauersmann über den Steg, ſah mich jo jtehen und fragte,
was dem Bürjchlein denn fehle? ch wußte nichts zu antworten,
al3 daß ich ganz matt ſei und nicht mehr weiter gehen fünne. Der
Bauer aber jagte: „ich weiß ſchon, wo’s fehlt!“ langte in feinen
Sad und reichte mir ein Stüdlein altgebadenes jhwarzes Commiß-
brot. Ich aß, und mit jedem Biſſen fand ich mich jo zujehends ge-
ftärft und erquidt, daß ich bald nichts mehr von meiner Müdigkeit
verjpürte. Er hatte fich indejlen erkundigt, was wir wären, umd
da er vernommen, daß wir jtudirten, jagte er zu mir beim Ab-
schied: „Sungherrlein, jett jieht Er, was für Kraft im Schwarz
brot liegt; geh Er fünftighin nie auf's Wandern ohne einen Biſſen
Schwarzbrot in der Tajhe! Zum Andenken aber will ic Ihm noch
einen Vers mit auf den Weg geben; den merf Er fih, wenn Er
einmal Pfarrherr wird. Er heißt: „Dein Wort mein Speis laß
allweg jein, Damit mein Seel zu nähren!“
Ein Echo defjelben Kernwortes ijt Gerhardts Morgengebetlein:
„Dein Wort ſei meine Speife, bis ich gen Himmel reije!“
Dr. Abraham Hinkelmann, Prediger in Hamburg, ließ emjt
vor einer Predigt, welche er am Mittwoch nad) Mijertcordias hielt,
unjer Lied fingen. Nach der Predigt Iud ihn ein Kaufmann ein,
jeinen jchönen Garten zu bejuchen. Als beide dia mın über den
Schmud der Blumen freuen, entdedt a der Kaufmann, daß er
gar eim großer Freund der Blumen jei; aber beim Singen des
— Kirchenlieds, als es an den 4. Vers kam: „Laß mich nicht
uſt noch Furcht von dir in dieſer Welt abwenden“, ſei ihm der
Gedanke gekommen, daß ſeine Liebe für dieſen Gegenſtand wohl
fündlich ſein könnte. Hinkelmann erwiderte ihm, daß wer dieſes
Lied recht andächtig ſingen wolle, in ſeinem Herzen die himmliſchen
Paradiesblümlein treu zu pflegen verſtehen müſſe; und als ihn
Kaufmann um die Deutung diejes Bildes bat, erflärte er ihm: „Die
Paradiesblümlein find Trübjal, Kreuz und Leiden; wer diejes Lied
ohne Anfechtung und Kreuz jinget, der wird nimmermehr deſſen
Kraft im feinem Herzen empfinden; er ſinget's wohl mit Dem
Munde, aber nicht mit andächtigem Herzen.“ Lutheri Betglöcklein
von Treuer. 1.) =
Der treue Valerius Herberger , Prediger zu Frauftadt, ſchloß
den dritten Theil feines „Pfalterparadiejes“ nicht lange vor feinem
Tode mit dem Troſt aus dem lebten Vers unfers Lieds, indem er
ichrieb: „Bei mir ift Die Kraft jehr gelähmt. Ich gehe daher wie
ein baufälliges wadelndes Haus, das bald will in Haufen fallen.
Sch webele wie ein jchwacer Strohhalm. ‚Hilf, o Herr Chrift,
dem Schwachen!‘ Soll aber ich alter fünfundjechzigjähriger Vater
ichlafen gehen, jo jet das auch zu guter Lebt mein Wort: „Herr,
erhebe dich in deiner Kraft, jo will ich im Himmel fingen und
loben deine Macht! Amen.“
Die Melodie: a fg fd fg a erjcheint jofort mit dem Lied;
ihr Urheber iſt unbefannt. Mit einem vierftimmigen Tonjah findet
fie fic) 1586 unter den 50 von dem wirttembergtichen Hofprediger
Lukas Djtander zu Nürnberg herausgegebenen geiſtlichen Melodteen.
— Hammerjchmidt hat fie in einem geiſtreichen Sab über den legten
* „Ich lieg im Streit und widerſtreb“ entwickelt, vgl. Winter-
eld II, 262. /
117. In dich hab ich gehoffet, Herr.
Bon Adam Neisner (1496—1575, vgl. 2, 156 ff.), dem Be-
ER Frundsbergs auf jeinen Zügen, erichienen im Augsburger
eſaugbuch „Form und ordnung Geyſtlicher Gefeng und Palmen“
1533, jodann in „Ain Troſtbüchlein“ Augsburg 1537 (W. I, 405);
im Zwickiſchen Geſangbuch 1540 unter des Dichters Namen.
Das Lied ift aus gründlicher Lebenserfahrung gefloſſen. Nach—
dem er ſich als Nechtsgelehrter in Frankfurt zur Sube geſetzt hatte,
jehreibt er über jeine Lebensführung in der Widmung des zweiten
heils jeiner Historia Hierosolymae 1563: „Nachdem mich Gott der
Br vor viel Jahren angegriffen und gedemüthigt, aber in allem
ummer und Trübfal Troſt und Hilfe mir gethan und erzeiget, und
ich jegt in meinem Alter mich befinde, ſpüre ich, daß mir alles qut
gedientet hat; denn durch jolchen Handel bin ich der Welt und fie
mir wiederum verleidet, daß ich mich allem Gejchäfte, Dienjt und
Amtern entzogen, mich von jedermann abgejondert und im einem eins
gezogenen jtillen Jahre meine alten Studien wieder zur Hand ge
nommen und dabei viel Freud und Ergeglichkeit für alles Leid er»
funden.“ So ift ihm der Ton der Jugend neu geworden.
Die Schriftquelle ift Palm 31, 1—6, ein Gebet, welchem ſich
der Sänger Vers für Vers angejchloffen hat. — Seiffart nennt es
ein herrlich und umvergleichlich trojtreiches Lied, welches wohl die
rechte Chriſteuburg heißen möge, weil alle, die dahin ihre Zuflucht
in Gefahr, Kreuz, Noth und Tod genommen, gewiſſe Sicherheit und
Ruh gefunden haben, Auch gibt ihm Schamelius den Titel: „Geift-
lihe Burg und Feſtung.“
Als Guſtav Adolf, König von Schweden, durch Franken
forderte er auch die Stadt Schweinfurt auf, ibm ſich anzuhliehen
Sp jehr auch die Erfüllung diejer Forderung mit der dem Kaiſer
—— Treue zu ſtreiten ſchien, ſchlug doch die Gefahr des
lugenblids jede Vedenklichkeit nieder. Noch in der Nacht wurde
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IV. Das Gebet. Nr. 117.
ein Rathsſchöppe und der Stadtſyndikus nach Madenhaufen ab»
geordnet, um Die Stadt der königlichen Gnade zu empfehlen. E&&
war noch jehr früh, als fie dort anlangten. Sobald der König im
der erſten Morgenjtunde fich erhoben, ertheilte er ihnen in b
Ser nit einer Hand an den Tiſch, vor dem er ſtand, gelehnt,
enz. Seine in huldvoller Weife gegebene Antwort bejtand in
dem unabänderlichen Verlangen der fung der Stadt und Auf-
nahme einer jchwediichen Beſatzung. Hierauf hielt er feiner. Ger
wohnheit gemäß feine Morgenandacht. Umgeben von feinen Ber:
trauten ſtimmte er jelbit den Gejang an: „In did hab ich ge
dolle, Herr“, und jang denjelben mit jichtbarer Rührung bis zum
hluß. Nun brach er mit feiner Armee auf und langte Sonn-
tags, 12. Oktober Mittags 1 Uhr, in der Reichsitadt an. — Außer—
halb derjelben, auf dem Kiliansberg, erwartete ihn ein ergreifender
Anblid. Sechs von ihren Pfarreien vertriebene Geiftlihe warfen
fich vor dem König nieder, ihn um Erleichterung ihrer Noth und
um Hilfe anzuflehen. Unter dem rührenditen Danf gegen Gott für
den dem König zu Leipzig verliehenen Steg und den königlichen
Befreierzug flehten fie um Wiedereinjegung in ihre Amter und um
Rüderftattung ihrer erlittenen Verluſte. Der König erwiderte, weil
ihn der allmächtige Gott zum Werkzeug haben und gebrauchen wolle,
der nothleidenden und bedrängten evangeliihen Kirche zu Hilfe zu
eilen, wolle er auch feinerjeits nichts ertwinden laſſen. Sie follten
nur fleißig beten, jo werde ihnen mebjt Gott von ihm geholfen
werden. Hierauf entblößte er jein Haupt und jegnete fie. Der
Ernſt und der eigenthümliche Ausdrud von Milde und Freundlich-
feit, die in dem Angeficht des Königs lagen, flößten der Bevölferung
Ehrfurcht und Vertrauen ein, und er hinwiederum war ſchon im
Sanuar 1632 in der Lage, der Stadt feine Gnade thatſächlich zur
erweiſen.
Vers 1 „Auf dich, Herr, hab ich gehoffet; laß mich nicht zu
Schanden werden in Ewigfeit; errette mich durch deine Gerechtig-
keit.“ — Diefer troftreiche Anfangston hat im Jahr 1584 Dr. My-
ins, den Generalfuperintendenten zu Augsburg, geitärkt, als gegen
ihm durch die katholiſche Einwohnerſchaft und den Rath Augsburgs
eme große Verfolgung erregt worden war, weil er die Annahme
des gregorianifchen Kalenders verweigerte. Man griff ihm und ſetzte
Fr unter großem Jammergefchrei feiner Frau und Kinder auf einen
agen, um ihn zur Stadt hinaus nah Rom zu führen, Während
er nun jo auf dem Wagen ſitzend durch die Strafen Augsburg
geführt wurde, jang er jamt jeinen Schwägern, die neben ihm giengen,
mit überlauter Stimme:
Sn dich hab ich gehoffet, Herr,
hilf, daß ich nicht zu Schanden werd,
noch ewiglich zu Spotte;
Das bitt ich dic,
erhalte mid)
in deiner Treu, mein Gotte.
Dadurch wurde das Volk alfo beweot, daß es, che noch der Wagen
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ans kam, ben en Fuhrmann herunterriß, und Mylius bei mir —
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retten konnte, von wo er dann im Frauenfleidern j bo har A
aus der Stadt ſchlich und nach Ulm flüchtete. Seine Frau aber,
welche in guter Hoffnung ftand, wurde vor Schreden eines Kind- J
leins entbunden, welches bald darauf ftarb. Doc der Herr, dem 0
er voll Vertrauen im Liede angerufen, war jeine Hilfe, und ehe Ef
ein Jahr vergieng, war er Profeffor der Theologie zu Wittenberg, 3
wo er auch 1607 als RUE EUR, itarb. Bezels Humno-
pöographie. 2. 1721.) unerung an jenen Jammer konnte *
ihm und ſeinem Weibe auch fernerhin ein Antrieb fein, den zweiten |
ers zu beten:
Dein gnädig Ohr neig her zu mir,
erhör mein Bitt, thu dich herfür, B:
eil bald mich zu erretten. A
In Angit und Weh j
ich lieg und ſteh,
hilf mir in meinen Nöthen.
Bei dem dritten Bers, der fih an Palm 31, 3 anlehnt:
Mein Gott und Schirmer fteh mir bei,
jet mir ein Burg, darin ich frei
und ritterlich mög ftreiten s
Wider mein Feind,
der gar viel jeind
an mir auf beiden. Seiten !
mag folgende Erzählung eintreten. Ein angejehener Mann war,
wie Thomas Schmidt in „Merkwürdige Geichichten. Altenburg 1713
—20* erzählt, in einen jchweren Prozeß verwidelt worden und
durch Die Parteilichkeit des Nichters in große Noth gerathen. Da
fiel er einsmals auf dem Heimweg vom Gericht zwiſchen zwei Ge»
treideädern auf jeine Kniee und betete zu Gott um Erlöjung. Wie
er nun jo ruft und fleht, hört er eine Stimme: „Fürchte dic nicht,
ich bin mit dir. Weiche nicht, denn ich bin deim Gott! Siehe,fie
jollen zu Spott werden!" ef. 41, 10 f. Innerlichſt erauidt und
getröjtet iſt er aufgeſtanden und hat als ein Waufikverftändiger dieſe
prophetiſchen Worte motettenweiſe alſo componirt, daß im Disfant
der Choral „Sn dich hab ich gehoffet, Herr!“ dazwiſchen gieng. —
Was —28 ? Kurze Zeit hernach wird er zu ſeiner Freude be— 9
förder ha Gegner aber gieng mit Schmach zu Grund, der Richter y
fiel in Wahnſinn und der Advokat des Widerparts ſtarb plöplid. er
In B, 4 findet ſich eine intereffante Variante, Er heift:
Du bift mein Stärf, mein Fels, mein Sort,
mein Schild, mein Kraft, jagt mir dein Wort, F
mein Hilf, mein Heil, mein Leben; “en
Mein itarter Gott IJ
in aller Noth:
wer mag mir widerſtreben?
Dieſe letzte Zeile entipricht dem Worte Pauli Röm. 8, 31 vorgüg» =
li: wer mag wider uns fein? Allein mebrere ältere Gejangbücher j
j
aus
| —*
— wer mag Dir widerſtreben? und auch dieſe haben ihre 5
aft in ſich getragen. Als man einem er zu Stettin (Seiffart,
Del. mel. 1704) wegen der bevorſtehenden ſchweren Belagerung der
Stadt bange machen wollte, erwiderte er ohne Anfechtung, fie hät—
ten einen guten Waffergraben, das wären die Thränen der noch
übrigen Frommen, und einen unüberwindlichen Stadtzwinger, das
wären die Worte: „Mein jtarker Gott in aller Noth: wer kann
Dir widerjtreben ?*
Beim fünften Vers heißt es im Pſalm: „Du wolleſt mich aus
dem Nebe ziehen, das fie mir gejtellet haben!“ Reisner betet:
Mir Hat die Welt trüglich gericht
mit Lügen und mit falichem Dicht
viel Netz und heimlich Striden ;
Herr, nimm mein wahr
in diejer Gfahr,
bhüt mich vor faljchen Tüden.
Hiezu macht Bilhuber die Bemerkung: „DO wie nöthig ijt einem
Srihfichen Herzen in dieſer lebten Falſchheit- und Untreusvollen
Welt diejes Gebet: ‚Behüt mic), Lieber Gott, vor böjen Tüden!
jowohl pajlive als aktive, daß ich nicht dadurch Hinterführet umd
berüdet oder auch unter dem Schein der Klugheit und des befann-
ten: ‚wie man mir thut, jo will ich auch wieder thum‘ jelber zu
böjen Tücken verführt werde! Es geht in diejem Stüd einem, je
Ber und je aufrichtiger er ift, oft wie das Symbolum jenes
annes lautet: bonus vir semper tiro, ein ehrlicher Mann muß
allenthalben das Lehrgeld bezahlen. Doch ijt es auch da bejier,
Unrecht leiden, als Unrecht thun. Darum behüte mid, o mein
Gott, vor böjen Tücden !*
Sohannes Arndt, Superintendent von Lüneburg (FT 1621),
piiegte, jo oft diefer Vers in der Kirche gejungen wurde, jeine
üße abzunehmen und vors Geficht zu halten, wie man jonjt beim
Baterumjer zu thun pflegt. Als ihn nun einmal feine Kollegen und
jelbjt jein Fürſt um die Urjache folchen Thuns befragten, gab er
lächelnd zur Antwort: „Ich erinnere mich allezeit bei dieſen Worten,
daß mir Gott die Gnade thut und durch meine Feinde, Läfterer und
Verleumder in meinem Chriftenthum mich je mehr und mehr Läfjet
—— indem ſie wider ihren Willen meine Frömmigkeit, Ans
acht und Gebet täglich müfjen vermehren, daß ich dejto Heiliger
und andächtiger werde.“ (Lutheri Betglöclein von Treuer.)
Der jechste Vers: „In deine Hände befehl ich meinen Geiſt!“
it unjers Herrn Ehrijti leiter Seufzer gewejen, und ihm nad) jo
vieler Gottesfinder. Luther hat ihn in jeinem lebten Stündlein
gebetet; er jagte zuvor: „Selig find nicht nur die, welche für den
— ſterben, wie die Märtyrer, und in dem Herrn, wie alle
länbigen, jondern auch die, welche mit dem Herrn jterben, indem
fie unter den Worten verjcheiden: ‚In deine Hände befehl ich meinen
Geiſt!““ — Demzufolge ift auch Reisners Vers an vielen Sterbenden
gejegnet gewejen: |
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u — IV. Das Gebet. Nr. 117. 315 Y
; Serr, meinen Geift befehl ich dir, *
mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir,
nimm mich in deine Hände; Be"
D wahrer Gott, .
aus aller Noth nm.
hilf mir am legten Ende! f
Kurfürjt Johann Georg I. von Sachſen jang den Vers oft und
gern, Prinz Chriſtian von Dänemark tröftete fich vor jeinem Ende Er;
im Sahr 1647 ohne Unterlaß deſſelben.
Zu Grünberg in Schlejien ſtand im Jahr 1628 ein würdiger
er Paſtor Willich, mit jeinen beiden Diakonen, Nippe und
Triesborn. Als nun die Gegenreformation hereinbrach, wurde er Ir
von den Lichtenſteiniſchen Dragonern, genannt Seligmacher, hart
bedrängt. Der Rath ließ am 8. November zwei Wagen vor die 3—
Thüre der Prediger fahren, damit ſie aus dem Gedränge entkämen. —
Allein die Leute wollten zum Abſchied noch ein Wort Gottes in der
Kirche hören und drängten dorthin. Umſonſt thaten die ruchloſen
Priejterplader einige Schüſſe, um jie vom Kirchhof abzutreiben, J
Willich ließ getroſt die Thüre aufſchließen, und ſo zogen die Scharen R
binter ihm hinein; die Soldaten folgten auf dem Fuße nad. Da 3
begann der Paſtor aus unſrem Lied die beiden letzten Verſe zu
ſingen: „Herr, meinen Geiſt befehl ic dir —“. Hierauf rief er: J
„Hu einem guten Liede pflegt man ſonſt auch eine gute Predigt zu i
ren. Dies aber wird mir jtatt des Valets nicht mehr gegönnt. R
och merfet euch zum Beſchluß den Spruch aus dem Brief an die
Salater: ‚Sp aber ein Engel vom Himmel fäme oder gar ein Jejuit,
und wollte anders Evangelium predigen, denn ich euch verfündigt
babe, der ſei verflucht!““ Gieng noch im die Schule und vermahnte
den Rektor Walter, treulich die Jugend in dem evangeliichen Be»
fenntniß zu erhalten. So zogen fie denn nicht ohne große Wehmuth
unter Begleitung etlicher hundert Seelen und unter dem Jubiliren
der Soldaten ab. — Bald fam der Abfall: am einen Tag haben J
fie die evangeliſchen Lehrer mit Thränen begleitet, den andern find j
fie haufenweiſe zugelaufen und haben Beichtzettel geholt. Peſchek, E
Gegenreformation. I.) Willi jtarb als Baftor zu Zittau; auf ‘
jeinem Epitaphium beißt es:
Mir ward auf alle Weije ”
jehr jauer meine Reiſe
ins Himmels Vaterland;
Die Neis iſt überjtanden,
das Vaterland vorhanden, kt
fein Angit mehr mir befannt. j
Eine welthijtorijche Bedentung bat der Schluß des lepten
Verſes erlangt, deſſen Anfang lautet:
Glori, Lob, Ehr und Herrlichkeit
jei Gott, Vater und Sohn bereit,
dem heilgen Geiſt mit Namen. ’
Es war ein ——— Augenblick, als der große Kurfürſt am
18. Juni 1675 ſich zur Schlacht bei Fehrbellin aufmachte. Mit 2
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5600 Reitern und 13 Geſchützen ſtand er dem ——— —*
Wrangel ſamt 7000 Mann Fußvolt, 4000 Reitern und 38 Ger
Kügen gegenüber. Er war fid) der Wichtigkeit des zu führenden
Sclags wohl bewußt und zug das Schwert mit den Worten:
Die göttlich Kraft
macht uns jieghaft
durch Jefum Chriftum! Amen.
Der erfochtene Sieg hat den Grunditein zu Preußens Größe gelegt.
Darum war es wohl gethan, daß am 18. Juni 1875 bei der Grumd-
ſteinlegung des Denkmals auf jenem Felde der Kronprinz des deut—
ichen Reichs das Bekenntniß ausſprach: „Durch das Vertrauen auf
Gott find wir dahin gefonmen, die Geſchicke Deutichlands in ficherer
Hand zu halten zum Gedeihen des Vaterlandes !"
Als Melodie erfcheint heh ah de h im zweiten Theil des
Bapitichen Gejangbuchs 1545. Es iſt die aus altdeutichem geiſt—
lichem Geſang des 15. Jahrhunderts dem Liede Böfchenfteins aus
lingen von den fieben Worten Ehrifti: „Da Jeſus an dem Kreuze
ftund“ urjprünglich zugeeignete Weiſe. — Die andere gewöhnlichere
Melodie: dd ae z fe d erfcheint zuerjt im dem Lied: „Chrift ift
erſtanden“ in Heinrich Finks „ichönen auserlejenen Liedern. Nürn—
berg 1536. umd zum gegenwärtigen Lied in dem Straßburger
arogen Kirchengejangbuch 1560. — Endlich findet fich eritmals in
Calviſius hymni saeri 1594 umd it jebt noch in Norddeutichland
vielfach im Gebrauch die Melodie: ffecbaz(fdef)abagf.
118. Uun lob mein Seel den Herren.
Bon Dr. Rohann Graumenn oder Gramann (Roltander 1487
—1541, val. 1, 355 fi), Pfarrer an der altjtädtifchen Kirche zu
Königsberg; erſchienen auf einem alten Drud, Nürnberg bei Wachter,
und ın „Sohann Kugelmann Concentus novi trium vocum, Augs rg
1540”, wo die Melodie mit dem Lied in vier verichtedenen Sätzen
eingeführt mwird.
Martin Chemniz in jeiner „Erflärung des 103. Bialmen, 1575.“
berichtet, der erite proteitantiiche Herzog in Preußen, Albrecht J.
habe durch Graumann, den er mit Speratus als Reformator feiner
Lande nach Königsberg berufen hatte, den 103. Palm, den er vor
andern Tieb und werth gehalten, geſangweiſe im deutſche Verſe
bringen laffen, und das jei geichehen im Jahr 1525. Er fährt
dann weiter fort: „ch denfe oft mit Luſt und Freude daran, wie
ich vor acht Jahren jelbit gejehen und gehöret, da der fromme alte °
Herr auf feinem Siechbettlein lag, daß jederzeit diefer Pjalm nad)
aller Mufif das legte Stüd fein mußte, da Seine Fürftliche Gnaden
jelbit die Worte mit großer Andacht und jonderlicher Bewegung des
Herzens mitjang und dann aus den Worten jchöne, gottjelige Ge—
danken nahm; daher mir diefer Pſalm auch jonderlich Lieb iſt.“ —
Meiter jagt er, Herzog Albrecht habe ihn durch Poliandrum laſſen
gejangweile in gute und ſchöne Verſe bringen „unter einem freit-
die We htodie unjeres Lieds: gg isedgah. Diejelbe ijt, wie
von Winterfeld nachweist, mit vielem Geſchick aus der im Erfurter
Enchiridion 1527 erſchienenen Weije: „O Herre Gott, dein göttlich
Wort iſt lang verdunfelt blieben“ herausgebildet; ſie entlehnt be-
zeichnende Wendungen von ihr, gejtaltet Selen aber jelbjtändig aus
und erjcheint jo als eine der rg ar reudigſten, fejtlichiten des
evangelischen Kirchengejangs, das Werk eines Fundigen, jinnigen, in
voltsgemäßem Sinne jchaffenden Tonmeijters. Sänger diejes freu-
digen herzerquidenden Tenors ijt nach von Winterfeld Hans Kugel:
mann, der Kapellmeijter des Herzogs Albrecht; Setzer deijelben iſt
er ohnehin durch die vier Kompofitionen geworden, darin er das Lied
mit drei, vier-, fünf-, jelbjt achtitimmigem Sabe jchmüdte.
Es iſt ein herrliches Lied über den 103. Pſalm; in majejtäti-
ſchem Schwung jteigt der Dank des glaubigen Herzens zu Gott
empor. — V. 1 Lob aller Gotteswohlthaten in Sündenvergebung,
letblicher Bewahrung und Trojt im Kreuz. Treffende Worte: „Sein
Wohlthat thut er mehren“, er thut jich in Site nie genug; „mit
rechtem Troſt bejchüttet, verjüngt dem Adler gleich“, denn die dem
Herrn trauen, ziehen immer wieder neue Kräfte an, Jejajah 40, —
2.2. Lob aller Gottesgüte und Erbarmung. Treffende Gedanten:
„Die Gnad thut er nicht jparen, den Blöden it er hold“: wo ein
Herz verzagt wird über jeiner Sünde, dem will er Muth machen
durch jeine Huld; „jo fern der Oft vom Abend iſt umjer Sünd da—
bin“: jeine Gnade iſt aud ein Wind, der drein bläjet und nimmt
den Bekümmerten die Lajt im Fluge vom Herzen. — 3. 3. Wir
loben den Herren um unſerer Nichtigkeit willen, die er anſieht.
Merte: „Er kennt das arm Gemächte und weißt, wir find mur
Staub“, gebrehliher Thon und Scherben, arme Erde, ſchwache
Kreaturen; „gleich wie das Gras von Rechte, ein Blum und
fallend Laub“, von NRechtswegen nur wie Gras. Pſalm 90. Andere
deuten: „vom Rechen“, wenn es von der Senje niedergemäht wird,
was dann ein jüddeuticher Ausdrud aus Graumanus Heimat wäre.
— 3,4. Wir haben Php mebr jeine Stärke und Kraft zu rübmen.
Herrlicher Gegenſatz: „Die Gottesgnad alleine bleibt jtät und feſt
in Ewigkeit“ und: „Bei jeiner lieben Gemeine, die ſteht in jeimer
Furcht bereit!" — B.5 ijt als ein Zujab ums Jahr 1600 angefügt
worden. Der vierte Vers ſchließt nemlich ganz treffend ab, wie der
erjte begonnen: „mein Seel ſoll aud vermehren ſein Lob an allem
Ort,“ Aber diejer Klang wird nun wie der Schlußton in den alten
Sequenzen ausgebreitet m V. 5. Es ijt ein herzliches Amen diejes
Slanbenslobes,
Das Lied bat vielfachen Anklang gefunden im der Meinen und
großen Gemeinde, — Johannes Arndt erzäblt, daß jein Water, da
er noch ein Knabe geweien, zur Zeit eines großen Gewitters bei
Schülerchor dieſes Lied habe fingen laſſen, worüber ſie reichlich ge—
tröftet worden und das Ungewitter vergangen ſei. Wimmer 1749, 2.)
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eife ejem Liede oftmals zu
"let, Leichenpredigt über ihn.) f
In der ehemaligen öftreichiihen Kirchenagende von 1571 war
diefes Lied zum Ende des Gottesdienftes zu fingen verordnet, werm
ein zuvor ercommunieirter Sünder öffentlich wieder Buße gethan und
mit der Kirche oder Gemeinde wieder ausgejöhnt worden war. —
So wurde e3 auch in der Kirche zu Pegau angeſtimmt, als Her
Morik Wilhelm von Sachſen-Zeitz von der Fatholischen Kirche dur
U. 9. Frande’s jecljorgerlihe Bemühung wieder zur tutberithen
Kirche zurüctrat und zur Verſöhnung feiner .. das heilige
Abendmahl genoß. Er jang es mit thränenden Augen und demü—
thigen Gebärden am 13. Oftober 1718. (Gerbers Hiftorie der Wieder-
geborenen in Sachjen.)
Sm Großen trat der majejtätiiche Choral hervor in der Mitte
und am Schluß des dreifigjährigen Kriegs. Als Gujtav Adolph
nach der ftegreihen Schlacht bei Leipzig die Stadt Augsburg be>
etzte, verſchaffte er dafelbit dem Augsburgiichen Glaubensbekenntniß
einen vorigen Glanz und Anjehen wieder, indem er am 24. April
1632 vom Stadtthor geradenwegs nad) der St. Annakirche gieng
und dem lutheriſchen Gottesdienst in jeiner alten Feierlichkeit
halten ließ. Hier ließ er unſer Lied über den 103. Pjalm anjtim-
men, und fein Feldprediger Fabricius predigte über Pjalm 12, 6:
„Weil denn die Elenden verjtöret werden ünd die Armen jeufzen,
will ich auf, fpricht der Herr; ich will eine Hilfe jchaffen, daß man
getroſt Iehren fol.“ Diejer Pjalnt jtellte jein ganzes Unternehmen
und Pialm 103 feine perjönliche Gefinnung ins rechte Licht. — Als
aber am 25. Oftober 1648 nah den Schreden des blutigen Kampfes
die Sammerpforten fich ſchloßen und der Friedensſchluß zu Dsna-
brüd in Wertralen publizirt wurde, jtimmte alles mit vollem Herzen
ein, als von jchönen Moritthurme herab diejes Liedes Werje mit
Poſaunenſchall geblafen wurde.
Die einzelnen Verje haben ebenfalls, ein jeder feinen Segen
aufzuweiſen.
V. 1. Johann Muthmann, der Dichter des Liedes: „Gott iſt
getreu, er ſelbſt hats oft bezeuget“, Pfarrer von Teſchen in Oſt⸗
reichiſch Schleſien, hatte fi) am 20. Mai 1717 auf einer Rundreiſe
in feinem 10—12 Meilen weit ſich ausdehnenden Kirchjpiel durch
vierzig Kranke, die er noch in Geiberiß zu berathen antraf, ver:
ipätet, jo daß er erſt Samstag Abends jpät_zu Oderberg eintraf.
Hier wollte man ihn zurüchalten, weil der Schnee in den Bergen
efchmolzen und die Elfe ſtark angejchwollen war. Weil aber jein
Rollege am andern Morgen beim jonntäglichen Gottesdienjt und
der Abendmahlsfeier feiner Unterftügung jehr bedurfte, jo ließ er
fich nicht aufhalten und eilte weiter. Im Fortreiten fam ihn eine
bejondere Luft an, Sterblieder zu fingen, und als er mit jeinem
Begleiter bei Konkolna die Elfe pafjiren mußte, empfahl er ſich
angelegentlich dem Schuße des Höchſten, daß der jein armes Leben
beichivmen möge. Sein Begleiter ritt bei Mondenſchein durch den
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Joachim Friedri t von Branden ), legte
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vn 4 r — — Das Gebet. Nr. 118.
breiten und reißenden Strom vor und fam glüdlich hinüber. Allein
Muthmanns Pferd wurde vom Strom fortgerifien, und er ſank jo
tief ins Waffer, daß nur der Kopf noch hervorjah. Schon war es
an dem, daß Mann und Pferd von den Wellen verichlungen wor-
den wären, als er unter dem Rufe: „Mein Don Jeſu, hilf; ach
mein Herr Jeſu, hilf!“ ſein Pferd plötzlich anſpornte, das nun mit
einem raſchen Sprung gegen den Strom aus der Tiefe ſich empor—
wang und ihn a ans jemjeitige Ufer trug. Drüben am
fersrand warf er fich zum Dankgebet auf jeine Kniee ‚nieder und
jang wie neu geboren und verjüngt, dem Adler gleich, Fröhlich das
Lied: „Nun Lob, mein Seel, den Herren!" Dann ritt ev noch eine
- halbe Stunde in den nafjen Kleidern fort bis nad) Freijtadt, wo er
gaſtliche Aufnahme fand, und früh morgens, mit trodenen Kleidern
verjehen, kam er vollends nach Haus. Seine Tafchenuhr war voll
Waſſer und ftand auf 9 Uhr 45 Minuten; gerade in demjelben
Augenblide Hatte fich jene Frau zu Haufe, von ummennbaren Ahnungen
getrieben, auf die Kniee niedergeworfen und für ihn gebetet. Die
alfo von Herzen auf den Herrn bauten und glaubten von Herzens—
grund, Die durften auch jolch ein göttliches Amen auf ihr Dilfegebet
erlangen.
An Ludwig Hofackers Todtenbette vernahm fein Bruder die
chönfte und gewiffeite Antwort auf die Frage: was tjt dein einziger
rojt im Leben und im Sterben ? nemlich das Liedeswort:
Er hat dein Sünd vergeben
und heilt dein Schwachheit groß;
errett dein armes Leben,
nimmt dich in feinen Schoß.
Wunderfamer Weiſe war diejes Wort nod) das letzte bedeutjamere
aus dem Munde Albert Knapps, des vertrauten Freundes von Lud—
np Hofader, fo daß die beiden Freunde, lieblich und holdſelig im
Leben, an dieſem göttlichen Bande der Vergebungsgnade erfannt
wurden als „auch im Tode nicht geichieden“.
Aus Vers 2 it das Wort: „den Blöden it er hold!“ ein
Lieblingswort Löhe's geworden, eine Lofung zum Troſt den geift-
lid) Armen, welche in der Welt oft jo ſehr ——— müſſen.
Es iſt nun der eigentliche Wahlſpruch für die Blödenanſtalten,
wie fie die evangelifche Liebe in Boppart, Neuendettelsau, Pfingit-
weide bei Tettnang umd an andern Orten aufgerichtet hat. Das ift
neutejtamentliche Berklärung der antiten Weiſe, die Schwachlinnigen
heilig zu —— und unverletzt zu laſſen.
Der dritte Vers war zwei Königen von Dänemark die letzte
Labung. Als König Chriſtian II, am erſten Tag des Jahres 1559
im letzten Kampfe lag, rief er: „Jet will ich fingen und ihr müßt
mitlingen, daß man fagen könne: ‚der König von Dänemark bat
ihm ſelbſt zu Grabe — + So jangen fie denn unſer Lied,
und als fie an die Worte famen:
Wie fih ein Mann erbarmet
über fein junge Kinderlein,
Sp thut der Herr uns armen —
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WW. Das Gebet. Mr.
ickte er Durch einen janften Tod jeine Seele zu dem Throne des
mitten ne Und als —* Sohn, Friedrich II. von Däne-
mart, zum Sterben gieng, befahl auch er, man ſolle ihm dieſes Lied
e
vorſingen; beim dritten
iſt wahr !* und vericied. |
7 ÜBer iz Bers wurde früher in Württemberg gewöhnlich am
Schluß der Confirmationshandlung gejungen, Es taugte auch gar
Fein das Wort:
rs aber rief er laut: „Das iſt wahr, das
Amen! wir werdens erlangen,
glaub'n wir aus Herzensgrund.
Eine merkwürdige Verwendung von Lied und Wetje erzählen
die Basler Sammlungen 1792. Ein Hofprediger des vorigen Jahr-
hunderts hatte ein vornehmes ae getraut und wurde darnach
zum Hochzeitmahl eingeladen. Als das vorüber war, forderte man
ihn auf, den Hochzeittanz zu eröffnen. Trotz jeiner Weigerung dra
man aber jo jtarf in ihn, daß er endlich ausvief: „Nun denn, soll
es jo jein, jo will ich auch!“ Darauf nahm er jeine Frau bei der
Hand und verlangte, die Mufif jolle die Melodie fpielen: „Nun
lob, mein Seel, den Herren!“ Das gejchab, und er gieng nun mit
jeiner Frau im Saale auf und nieder, und jang dabei mit frohem
Herzen diejes Loblied bis zu Ende. Dann jagte er: „So, nun
habe ich nach meiner Art getanzt, wie ich konnte. Es tanze jebt
auch jo, wer kann und will!“ Die Gäjte aber hatten durch Diejes
unerwartete Benehmen einen joldhen Eindrud im ihre Herzen be-
fommen, dab fie alle Luft verloren hatten, auf die eine oder andere
Art noch zu tanzen.
119. Bater unfer im Himmelreid.
Bon Dr. Martin Luther (1483 — 1546), erichienen auf einem
Einzeldrud; „Das Vatter vnſer kurtz ausgelegt vnnd inn Geſang
weyſe gebracht durch D. Mar. Luth. 1539“ und im ‚Geiſtliche lieder,
Leipzig, Valten Schumann 1539“, weiterhin im Magdeburger Ge-
jangbuch bei Lotther 1540 und in Concentus noyi von Kugelmann,
Königsberg 1540, hernach 1541 auch in dem Straßburger Gejangbud).
Wir bejigen noch die eigene Handjchrift Luthers von dieſem
Liede; fie iſt bei Winterfeld 1, 159 f. und Wadernagel, Luthers
Lieder 166, näher beichrieben. Es geht daraus die große Sorgfalt
hervor, mit welcher Luther an jeinem Liede bejjerte. — Es iſt dem—
jelben auch alle Anerkennung widerfahren. Man hat es oft für
Quthers beites Lied gehalten und für einen rechten Ausbund jeiner
Gabe, eine Sache treffend und geijtreih auszjudrüden. Martin
Cruſius jegte, er wollte es um fein Königreich vertaujchen, wenn
er Ddiejes Lied gemacht hätte; Johann Weiß, ein alter päpit-
licher Baccalaureus in Köln, pflegte zu jagen, wenn Luther mehr
nicht gethan und gejchrieben hätte, denn daß er das einige Lied
gemacht, jo könnte ihm doch die ganze Welt joldhes nicht gemugjam
verdanfen och vergelten. „Es ijt mehr und auch tröſtlichere Theo-
logie und reine Lehre in dieſem Liede begriffen, denn in aller Schul—
A ER LE
tweologen Biiche
IV. Das Gebet. Pr. 119.
en Bücher, die ich mein Leben Lang geleen, und ich glaube
nicht, daß alle Pfaffen zu Köln, Wien und Mainz, wenn jie ſich
alle zufammenthäten, ein en Lied machen könnten.“ Ein anderer
ſagte: „Man mag davon jagen, was jener fromme Mann in Venedig,
als er Luthers Erklärung des Vaterunſers las, ohne den Verfaffer
u kennen, ausrief: ‚Selig ijt der. Leib, der dich getragen, und felig
—* die Brüſte, die dich geſäuget haben!““ Abraham Scultetus,
ein xveformirter ae Ir hat jo geurtheilt: „In der zhet hat
Lutherus mit diejem Lied erwiejen, daß er mit Recht der Orpheus
Germanorum fünnte genannt werden.“ Wie denn auch Kurfürft
Joachim Friedrich I. von Brandenburg diejes Lied auf feinen Reifen
gerne zu fingen pflegte. — In der That eine ee —
in dem Zeugniß, daß Luthers Baterunjer ein fchöner ball des
rechten hohen Gebets der Kirche tft.
Sehr kräftig und ermunternd tritt jchon V. 1 heran:
Vater unjer im Himmelreich,
der du uns alle heißeſt gleich
Brüder jein und dich rufen an
und willt das Beten von uns han:
Gib, daß nicht bet allein der Mund,
hilf, daß es geh von Herzensgrund!
Hier bemerkt Schamelius zu „Alle heißeſt gleich Brüder fein“:
Schädlich iſt e8, durch mangelnde Liebe und —— Groll machen,
daß das Gebet vergeblich iſt“; und zu „Hilf, daß es geh von Her:
zensgrund“: „Matth. Gothus gibt's im Griechiſchen jehr gut:
un uovov dx oroudrwv zevenv Fovkimuev low,
daß wir nicht ein eiteles Gejchrei herlaffern. Ach das Herz, das
Herz muß dabei jein. Beten ijt fein bloßes Opus operatum, Matth.
15, 8. Kyrie eleiſon!“
Bei Vers 6 zeigte ſich Luthers Sorgfalt bejonders anſchaulich.
Sein erjter Entwurf lautete:
Vergib uns, Herr, all unjer Sünd,
der ohn Zahl und Maß ſehr viel find;
Wollft, Herr, uns die nicht rechnen zu,
nad deim Gericht nicht mit uns thu!
Verzeih uns alles gnädiglich,
wie wir thun andern williglich.
Nachdem ihm dies nicht geret hatte umd weitere Anderungen ver-
jucht waren, lautet dev Vers nun jo:
All unſer Schuld dvergib ums, Herr,
daß fie ung nicht betrüben mehr,
Wie wir auch unſern Schuldigern
ihr Schuld und Fehl vergeben gern.
Yu dienen mad) uns all bereit
in rechter Lieb und Einigkeit.
Landgraf Hermann zu Heſſen betete auf jeinem Sterbelager
1658 Diejen Vers, und verſchied dann plöglicy in Gegemwart jeiner
tiefbefimmerten Gemahlin.
Koch, Kirchentied. VIEH. 21
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pauliniſche Gedanken (Eph. 6 und 2 Kor. 6, 7) — aus ——
wenn uns der böſe Feind anſicht
Zur linken und zur rechten Haud,
dt bb hilf uns thun ftarten Widerftand.
Der „weiße und der ſchwarze Teufel”, wie Schamelius jagt, tritt
uns entgegen, ımd die Sünde klebt überall an und vertritt uns ben
Weg. Hebr. 12, 1. — Der achte Vers iſt ein kräftiger Seufzer aus
dem Erdenleben heraus im Sinne des Erzvaters Jakob, da er vor
Pharao ſtand. Als Karl Freiherr von Frieſen, ſächſiſcher Geheimer-
rath, 1599 sterben jollte, betete er am Abend zuvor das ſchöne
Kirchengebet: „Herr Gott, himmliſcher Vater, ich bitte Dich, du
wolleſt deinen heiligen Geijt in umfre Herzen geben, uns im Deiner
Gnade ewig zu erhalten und in aller Anfechtung zu behüten. Wolleft
auch dem Türken und allen Feinden deines Wortes um deines Na-
mens Ehre willen wehren und deine arme Chrijtenheit allenthalben
| befriedigen, um Jeſu Ehrijti, deines lieben Sohnes, willen. Amen.“
r Damı aber, mit dem Bli auf die Kirche die Sorge um die eigene
Seele verbindend, fügte er hinzu:
i Bon allem Übel uns erlös,
> es find die Zeit und Tage bös.
Erlös uns vom ewigen Tod
und tröjt uns in der legten Noth.
e Beier ung aud ein jeligs End,
nimm unjer Seel in deine Händ.
Ein herrlicher Commentar zu dem Katechismuswort: „Amen,
das heißt: Ja, ja, es joll aljo geichehen!* iſt der letzte Vers:
. Amen, das tft, es werde wahr;
£ ftärf unjern Glauben immerdar,
Auf daß wir ja nicht zweifeln dran,
das wir hiemit gebeten han.
Auf dein Wort in dem Namen dein,
jo jprechen wir das Amen fein.
Die Melodie: aa fg a fe d ericheint jofort mit dem Liede
in doriſcher Tonart. Woher fie jtammt, iſt ungewiß. Luther hat
— auf jenem Entwurf des Lieds auch den Entwurf einer Weiſe nieder-
——— die aber mit der — en nicht ſtimmt. Sie könnte von
uther jein, da die Zweifel auf Grund eines Köpphelichen Gejang-
buchs 1537, welche Winterfeld für einen ſüddeutſchen Urjprung
ftimmten, unbegründet jind. Das Lied iſt 1537 noch nicht befannt
gewejen; Dagegen jagt das Straßburger gros Kirchengeſangbuch:
„Das Gebet des Herrn, Vaterunſer genannt, kurz ausgelegt und
- artlich in Geſang gebracht durch Martın Luther.“ Es läßt ſich vor
läufig weiter nichts entjcheiden. Daß die Melodie zum Liede ges
macht wurde, darauf jcheint Walther Bemerkung zu deuten, der
die UÜberjchreitung der Tonart um eine Heine Terz damit erflärt,
e3 jollte die in den Worten: „und Dich rufen an“ liegende In—
brunſt deſto ftärfer bezeichnet werden. — Johann Schathan Bad)
zZ er
er LE WEN EURER -
5 .
hat die Melodie mit einem reichen Tonſatz in feine ältere Paſſions—
muſik nach Johannes eingewoben.
120. Nun laßt uns Gott den Herren.
Gedichtet von Ludwig Helmboldt (1532—98, vgl. 2, 344 ff.),
Diafonus und jpäter Superintendent in, feiner VBaterjtadt Mühl—
auſen in Thüringen, zuerjt erjchienen in „Geiſtliche Lieder durch
elmboldum, Pählhaufen 1575“, mit der Ueberſchrift: „Ein Daul-
ied, nach effens, vnd ſunſt, fur allerley Wolthaten Gottes.“
Es ift eim Ächlichtes „gemein Danklied“, deſſen Gang, wie manche
Alten bemerken, ſich an die Hauptartikel des Glaubens anichließt.
Nach dem Eingang B.1 geht B. 2. 3. auf den Artikel der Schöp—
fung und Erhaltung, B.4 auf den Artikel von der Erlöjung, ®. 5.6.
auf den vom heiligen Geift und den Gnadenmitteln, worauf B, 7.8.
mit herzlicher und findlicher Bitte abjchliet.
Der Klang des Danfes hat befonders im jächjtichen Fürftenhaufe
Anklang gefunden. Von Herzog Johann Friedrich U. von Sachen
ward es zu jeinem Leib- und Trichlied gemacht. — Als am 25—27.
Juni 1630 das erjte Jubelfeſt der Augsburgiichen Confeſſion gefeiert
wurde, ließ der Kurfürjt Johann Georg I. von Sachſen die Verord-
mung ergeben, daß in allen Kirchen jeines Landes diejes Lied nad)
dem deutjchen Te Deum (Herr Gott, dich loben wir) gelungen wer-
den jolle.
Das Lob Gottes war allezeit in Helmbolds Munde; noch in
feinen legten Stunden fam ihm, dem unerjchöpflichen Dichter, der
eim mebreremal im Schlaf:
Gott lieben und recht loben!
Die Tugend ſchwimmet oben.
An den jechsten Vers knüpft fich folgende Geſchichte. Dr. Dlea-
rius in Dalle traf am Erichenmungsfeit beim Herausgeben aus der
Kirche einen Tagelöhner, Chrijtof Forchheim, traurig und betrübt.
ALS er ihn fragte, was fein Anliegen jet, antwortete diejer: „Lieber
Herr, Ihr habt heute die drei Geſchenke der Weifen ausgelegt, welche
wir Gott und dem Nächjten geben jollen. Die getitlichen Gaben nun
wollte ich gerne geben: das Gold des Glaubens, den Weihrauch des -
Gebets und die Myrrhen wahrer Buße. Dagegen an äuferlichen
Gaben beiite ich nicht Gold und Geld, fondern nur Weihrauch und.
Myrrhen.“ Er meinte Gebet und Thränen. Darauf jagte Olea—
rins, es ergebe ihm eben, wie den Weifen, welchen der Stern and)
bisweilen verfchwunden ſei. Während fie nun alfo reden, tönt ibmen
in der Nachbarjichaft aus dem Munde der Eurrentichüler das Wort
entgegen: ,
Im Himmel follen wir haben,
o Gott, wie große Gaben!
Da füngt Christof Forchheim an: Ei, dort werd ich dies auch haben!
Gewiß,; ai —— es iſt aber nicht genng, daß —
denket; Ihr ſollt euch am dieſem Troſtſternlein ſetzt ſchon ergeben.
21°
J Ja8
—
Es ſoll bei dieſem Worte auch heißen: „Da ſie den Stern ſahen,
wurden ſie hoch erfreut!" (Seiffart, Singularia evangelica).—
Beſonders ergreifend lautet der Schlußvers:
Erhalt uns in der Wahrheit,
ib ewigliche Freiheit,
Bu preijen deinen Namen
durch Jeſum Chriftum. Amen.
Wie derjelbe in Helmbolds eigenen Erlebnifjen, im Kampf mit der
fatholiichen Partei zu Erfurt und dergleichen Anfechtungen feinen
Grund hatte, jo hat ihn auch das evangelische Volt —* eſchätzt.
umge) jagt in der Vorrede zum vierten Band jeines Birchen-
lieds: „Manchen Sonntag fingen wir in der — u Dresden
nach dem Segen dieje Strophe als Schlußgebet.“ Und es bleibt
dem Verfaſſer unvergeßlich, wie er als Knabe ernite Männer umd
Frauen in den wiürttembergijchen Erbauungsitunden auf dem Höhe—
San But Gemeinjchaft es anjtimmen hörte: „Erhalt uns in der
ahrheit!“
Die Melodie ffedrfe f ſtammt nicht von Nicolaus Sel—
neccer, jondern von Joachim von Burgf, dem Mühlhaujer Cantor
und Organiften, einem Freunde Helmbolds. Johann Crüger hat die—
jelbe, welche gar zu einfach) und monoton erichien, etwas umgejtaltet,
jo wie wir die Melodie jegt noch haben: tfedfg f, und wie
jie bejonders für die Lieder: „Nun laßt uns gehn und treten“ umd
„Wad) auf, mein Herz, und ſinge“ gäng und gäbe ift.
121, 2 Gott, du frommer Gott.
Johann Heermann (1585—1647, vgl. 3, 16 ff.), Prediger zu
Köben, der diejes Lied im feinen jchwerjten, mit dem Jahr 1623
beginnenden Leidensjahren gedichtet, hat es jeiner „Hauß- umd
Hertzmuſika oder Devoti Musica Cordis“ 1630 urjprünglid als „ein
täglich Gebet“ angehängt mit der Bemerkung zu diefem umd einigen
Ber Liedern: „Viel chriitliche Herzen pflegen fie in ihrem Haus—
tirchlein zu fingen“, wornach unjer Lied ſchon einige Zeit vor 1630
vorhanden war.
Das Lied, Heermanns befanntejter Meiftergelang, enthält ganz
nach der Lieblichen Eintheilung des Wiürttembergiichen Spruchbuchs
eine Föftliche Anweiſung zum wahren Ehriftenthun. „Recht glauben“
lehrt V. 1, „gottjelig leben“ V. 2 und 3, „geduldig leiden“ V. 4.
5. 6, und „jelig jterben“ ®. 7 und 8. — Johann Chriftof Dlea-
rius hat es in jeinem geistlichen Liederihag auf das Evangelium
am Sonntag Septuageſimä Matth. 19, 27—20, 16 angewendet
und theilt es " ein;
„Der Arbeiter im geiftlichen Weinberg.“
1. Der Hansvater, der uns berufen, Hi Gott V. 1, der Fromm,
reich und gnädig iſt in allem Guten.
2. Die Arbeit im Weinberg muß verrichtet werden ungeachtet
der Laſt und Hite, und zwar fleißig V. 2, nützlich V. 3, ſtand
B. 4, behutjam V. 5 und 6.
3. Der Arbeitslohn wird erfolgen B. 7 und 8: unfehlbar am
Abend des Lebens, erwünjcht; der Leib joll ruhen im Grab und
einft famt der Seele an jenem Tage zur himmlischen Freude ein-
geführt werden.
Mit Necht hat daher einst ein Prediger dieſes Lied jeine Brieiter-
concordanz genannt, jo man in Lehr und Leben nicht entbehren könne.
— Aber es ift auch eines Staatsmanns tägliche Morgenandacht und
Gebet geweſen. Veit Ludwig v. Sedfendorf, der fromme weitberühmte
Zurift, von der Sedendorf’ichen Linie „Gut- Ende“, welcher Die
Historia Lutheranismi 1680 jchrieb, gebrauchte e8 jo. (Wimmers
Liedererflärung. 1749.)
Faſt alle einzelnen Verſe haben ihre denfwürdige Gejchichte.
Der Anfang des erſten Verjes iſt ein Ausruf, welcher unjerem
Dichter geläufig war. In dem Liede „Ach Gott, deſſen Weich üt
Freud“ jagt er:
Ach Gott, ach dur frommmer Gott,
der du nicht willit des Sünders Tod,
ſprich Trojt ins Herz hinein!
Das Ende: „Gefunden Leib gib mir, und daß im ſolchem Leib ein’
unverletzte Seel und rein Gewiſſen bleib!“ iſt eim chriftlicher Nach-
ball des heidnischen: mens sana in corpore sano. Ein franler Mann,
ein armer Mann. Der römische Kaiſer Friedrich IV. pflegte zu jagen:
„ein gelunder Bauer iſt weit glüclicher, als ein kranker Kaijer.“
.2. Am Morgen des 5. Dezember 1757 ftanden 30,000 Breußen
unter der Führung ıhres königlichen Helden, Friedrichs des Großen,
90,000 Dftreichern, die auf ihre Stärke ſich verließen und jene nur
die Berliner Wachtparade nannten, jchlagfertig auf dem Blachfeld
beim Dorfe Leuthen in Sclefien gegemüber. Da jtimmten zum Bes
ginn des gewaltigen Tagewerks die Soldaten im preußiichen Lager
aus freien Stüden den Vers an: „Gib, daß ich thu mit Fleiß, was
fi zu thun gebühret!“ und die Feldmufik fiel dazu ein. Ein Kom—
mandeur fragte den König, ob die Soldaten jchweigen jollten. Der
aber verjeßte: „Nein, (af Er das; mit ſolchen Leuten wird mir
Gott heute gewiß den Sieg verleihen,“ Jetzt gab er den Befehl
zum Angriff, fprengte an den Neihen feiner Krieger bimumter und
rief den fich entfaltenden Schlahthaufen zu: „Nun, Kinder, friich
heran; im Gottes Namen!“ — „In Gottes Namen!“ hallte es
wider von Glied zu Glied, und in drei Stunden war ein glorreicher
Sieg erfochten, Der Herr, der mit jenem altichlefiichen Morgengruß
um jeinen Segen und Beiltand begrüßt worden war, half, und Die
Krieger, die ſich bei ihm zu ihrem Stande Stärkung erflebt hatten,
Benin wie Mauern und thaten, was ihnen zu thun gebührte. Faſt
as ganze feindliche Gejchüg warb erbeutet und 21,000 Mann wur
den gefangen. „Das erbauliche Lied, welches damals das preußiſche
jr gejungen, war zehn ———— und auch eben ſo viele
ataillone werth!“ ſagt Abbt in ſeinem „verdienſtreichen Berlin
1768.“ Dem König ſelbſt aber entfuhren bei dieſer Gelegenheit die
Worte: „Mein Gott, welche Kraft hat die Religion!" — „So zogen,
jagt Harleß (Beitichrift für Proteſtantismus und Kirche 1842), die
alten Preußen mit diefem Geſang gegen bie dreimal ftärtern Öft-
u
reicher in die ge und retteten König und Neich, während die
Enfel dieſer Helden, der Bibel und den frommen Liedern €
mit Kotzebue ſcher Ritterlichkeit und mit Theater- und Romanentugend
aufgefüttert, ım Jahre 1806 Vaterland und König dem Feinde: preis-
aben.” — Daß aber diejelben, welche mit unjrem Vers zu dem
Bm der Heerſcharen gefleht, nach erfochtenem Siege aud) eim ges
meinfames Danklied ur dem Schlachtfeld anftimmten, wie ſichs ge—
bührte, das iſt bei „Nun danket alle Gott“ (©. 172) bereits erzählt.
8.8 ift unter allen Verſen am meiften im Übung gefommten.
immer nennt diefen Vers „des Chriften Mundſchloß und Zumgen-
arzt“, und Bilhuber räth, jedweder Chriſt jolle daraus eine Gold-
wage machen, damit forgfältig vorher abzumwägen, was er zu reden
abe, jo werde er nichts reden, womit er nicht vor Gott und Men-
chen beitehen könne. — Ein Kaufmann zu Breslau ließ fich, wie Seif-
art in den Deliciae melicae fchreibt, den Vers ftatt des Glaſes in
feinen Taſchenſpiegel verzeichnen, um fich die Untugend abzugewöhnen,
daß er gern immer übel von andern Leuten redete. Täglich treu
er nım dieſe Worte in feinem Taſchenſpiegel mit fich herum u
fchweigte damit jeine Zunge.
Caſpar Schade, der befannte Cliasprediger zu Berlin, fieng
auf der Kanzel, auf der er jtet3 in großer Demuth und voll Mit-
leid über die Menge von Namenchriften, Die er vor ſich hatte, ſtand,
gewöhnlich mit dem Gebete feine Predigt an: „Hilf, daß ich rede
ſtets, womit ich kann bejtehen!“ — Hofprediger Dr. Hedinger zu
Stuttgart hielt am 13. Auguft 1699 mit geobet Kraft und Frei-
müthigkeit jeine Antrittspredigt in der Hoffirche zu Stuttgart über
Jeremia 17, 16: „Menichentage sch ich nicht begehret; was ich
epredigt habe, das ijt recht vor Dir.“ In einem bejondern Theil
itte er aus, wie von einem Prediger, der mit vollem Segen des
Evangelii in jeiner Gemeinde wirken wolle, ein in Gott gejtärfter,
unerfchrodener und unverdroſſener Muth erfordert werde, den er
auch als Zeuge wider die Sünde fich bewahren müſſe. Hernach bat
er ſich noch von jeinen Zuhörern bejonders das aus, was Hebr. 13,
22 fteht: „Ich ermahne euch, Liebe Brüder, haltet das Wort der
Ermahnung zu gute!“ und machte dann den Schluß mit dem Gebet:
„Gib allen, die mich hören, mächtiqlih zu erfennen, ich rede nicht
aus mir jelbft, jondern aus deiner Kraft und in deinem Trieb, umd
zu merken, daß ein Prophet des Herrn umter ihnen gewejen jei.
Hilf, daß ich rede ſtets, Ä
womit ih fann „
Laß kein unnützlich Wort
aus meinem Munde gehen.
Und wann in meinem Amt
ich reden joll und muB,
jo gib den Worten Kraft
und Nahdrud, ohn Verdruß — h
bis die fröhliche Zeit kommen wird, da du durch einen ſeligen Tod
mich erlöſen und durch den Richter alles Fleiſches als dein Kind
*
TU Das Gebet. Nr. 121. 327.
aufs freundlichite begrüßen wirft: Ei, du frommer und getveuer
Kuecht, du biſt über wenigem getreu gewejen; ich will dich über
viel jegen. Gehe ein zu deines Herrn Freude! Amen, Amen.“
Daß aber der Dichter jelbjt in den jchweren Zeiten nie ein
Blatt vor den Mund nahm, wiffen wir. Der Nachdruck fehlte
feinen Worten nicht, obwohl es auch bei ihm hieß: „ohn Verdruß“
nach der apoftolischen Regel: Eure Lindigfeit *— kund ſein allen
Menſchen! So wird in — Leben erzählt, daß er einmal einem
Bürger die Leichenpredigt zu halten hatte, der aus einer Branntiwein-
ſchenke betrunfen nach Hauje gekommen und daſelbſt am Tiſche todt
niedergefallen war. Da jagte er denn unter anderem: „Sch will
ihn zwar nicht verdammen, doc Marne ich jedermann freulich vor
dent leichtfertigen VBollfaufen. Wenn ein Menjch in voller Were jo
ſchnell alla fo begehre ich nicht mitzufahren, wenn er gleich
ſechs Roſſe vor dem Wagen hätte. — Und wenn Gott —* — Beute
mitten im ihrer Trunkenheit ſchnell und plöglich, ehe ſie jich recht
bedenken fünnen, vor fein Gericht fordert, da joll alsdann der Pre—
diger fie entweder im Himmel nächſt St. Petrum jegen oder zum
wenigsten alles mit Stilljchweigen al3 ein ftummer Hund übergehen.
Sa wenn der Allerhöchite auch durch die Finger Dr ai wollte! Hüte
fich ein jeder, jo Lieb ihm jeine Seligfeit iſt!“ (Wadernagel, Johann
Heermann, Vorrede.)
Auch V. 4 gehört zu den Worten jener Erfahrung. Wem er
da jingt: „Findt ſich Gefährlichkeit, jo laß mich nicht verzagen!*
N bat ihm Gott jeine Bitte immer gewährt, bejonders in den
Jahren der Pet und Kriegsnoth 1623—34. Wenn bald der Säbel
eines Croaten, bald die Kugeln der Verfolger um jein Haupt jaus-
ten, wenn jebt die Pfeile der Peſt ihn umſchwirrten und dann fein
Leben im dem Fluten der Oder zu verjinten drohte, ſchenkte ihm
Gott einen Heldenmuth, jeine beiten Lieder zu fingen; und blieb
er auch ein Sreuzträger jein Leben lang, jo half ibm doch der
Herr fein Kreuz bis ans Ende tragen. — Die beiden Ba 3 und 4
betete Jirael Hartmann, der gejegnete Lehrer am Waiſenhaus zu
Ludwigsburg, als er noch Schulprovijor zu Plieningen auf dem
Fildern war und im Frühjahr 1743 vor dem Dekan E, L. Fiſcher, der
die Kirchenviſitation hielt, beim Durchgang zu ericheinen hatte, vor
der Thüre des Vifitators. Er wußte nemlich, daß er hart verflagt
worden jei von feinen Feinden, Die er ſich wegen feines großen
Eifers und Ernftes, womit er die Kinder unterrichtete, zugezogen
hatte. Nachdem er mm fo Gott zuvor angerufen, trat er getroft
vor den Bilitator, und fiehe, diefer empfieng ihn aufs freundlichſte
und Sprach zu ihm: „Ich wünschte, daß aller —* in meiner Didcefe
jolche Klagen geführt würden." (Basler Sammlungen. 1842,
Den B. 5, in welchem ——— bittet, „daß von unrechtem
Gut nichts untermenget det oder nach einer Lesart vom Jahr 1644:
„daß fein unrechter Scherff mit umtermenget_jei“, bat der braun—⸗
ichweigslüneburgtiche Geheimerath Friedrich Scyen! von Winterftätt
u Bell (f 1659) fleißig gebetet, um jein Herz gegen das faliche
ejchenfnehmen zu verwahren, wozu ev von vielen Leiten, die ihre
N) Pan M m & r 1 2 7
IV. Das Gebet. A. 12. 0
wurde. (Gözens ergetzte Schrift» und Liederfreumde. 1722.)
V. 6 iſt abermals ein Erfahrungswort. Frühe ſchon hatte
aure Tritte genug zu thun; aber aus ihnen allen ers
ann
jete ihn * Herr. — Pfarrer Hellwig zu Leubingen pflegte den
Vers in ſeinem angeheuden Alter Morgens und Abends ſi
ſprechen, wobei er noch Davids Worte gebrauchte: „Werwirf mic
nicht in meinem Alter!“ Pi. 71, 9. (Seiffarts Deliciae melicne,
1704.)
B.7 iſt ganz und gar aus dem Findlich einfältigen Geift unſers
Sängers nerioffen. Es ıjt ja jene Erfenntniß unzweifelhaft richtig,
welche jih am Ende des Lebens von Monica, Auguftins Mutter,
bervordrängte. Sie hatte immer are, neben ihrem Gatten
in Afrifa begraben zur werden. Als fie nun in Oſtia den Tod
kommen jah, jagte fie zu ihren Söhnen: „Ihr werdet hier eure
Mutter begraben!” Denn „nichts iſt ferne von Gott, und ich darf
nicht fürchten, daß er am Ende der Tage nicht wifjen werde, von
wo er mich auferweden werde.“ — Uber jeit Abrahams Tagen ijt
der Burg der Gemeinjchaft mit den ———— ſo mächtig ge—
weſen, daß auch das äußerliche Nebeneinanderruhen im Grabe dem
Herzen eine wohlthuende Ausſicht war und iſt. Unſrem Sänger
mag wohl nach einer andern Seite hin die Bitte:
Dem Leib ein Räumlein gönn
bei ſeiner Eltern Grab,
auf daß er feine Ruh
an ihrer Seiten hab!
ihon damals in Gedanken gelegen jein, al3 ihm jeine Dorothea
1617 genommen wurde. Er nennt fie in einem tiefergreifenden
Klagelied (Ach Gott, ih muß in a mein Leben nun bes
ſchließen!) fein treues Herz, der Tugend Schrein; ımd hat ihr die
unvergleichlihen Worte nachgerufen: „Ich glaub und red es ohne
Scheu: Die beit ift doch getraute Treu; die muß ich jet emtrathen.*
Bon ihrem Leibe fingt er: „Der Leib, der ruht gar janft und fein
ohn alle Dual und Sorgen.“ Sein Ausjehen verfiel, fein Angeficht
ward bleich und er glaubte feit, es müßte die Zeit hereinbrecdhen,
allwo „er feine Ruh an ihrer Seite hab.“
Es ift ja der Wunsch, wie mit den Eltern, jo mit dem Gatten
im Tode vereinigt zu fein, auch ſonſt oft genug hervorgedrungen.
Sp dichtet Salomo Frand in Erinnerung an ein Wort des Kur.
fürjten Johann Friedrih von Sadjen:
„Laßt mir aud Raum in ihrem Grabe!“
alfo befahl der Sachſenheld,
Als er der theuren Himmelsgabe,
Sibyllen, ihre Gruft beitellt.
Er wünſchte nur bei ihren Beinen
die janft und ſüße Todesruh,
Die Leiber jollten fich vereinen,
die Aſche Aſche deden zu.
durch ihm gerne geförbert gefehen hätten, gar häufig verfucht
u
y
IV. Das Gebet. Nr. 122.
Den V. 8 „Warn du die Todten wirft“ * nach der Er⸗
0
zählung von Dr. Johann Salomo Semler, Profeſſor der Theologie
zu Halle, deffen Gattin Chrijtiana Magdalena Philippina geb. Döb-
ner, im Februar 1771 im Sclafe von einer gar. lieblichen Stimme
ingen. Darüber erwachte fie, und ehe drei Wochen vergiengen, hörte
ie denjelben Vers noch einmal fingen. Das bejtärkte ihre Seele in
er Ahnung, daß jie dieje Welt bald verlafien wiirde, und erweckte
fie fo jehr zur Sterbensbereitihaft, daß fie ſich ihr Sterbefleid zu—
recht machen und daſſelbe von Zeit zu Zeit zeigen ließ, wobei fie
jedesmal den Vers betete. Wirklich ftarb fie auch in. demjelben
Sahre noch, mit dem Tod recht wohl vertraut.
3.9 it von unbekannter Hand jpäter angefügt worden. —
Die Basler Sammlungen 1784 erzählen von einem vierzehnjährigen
Knaben, welcher jchnell zur Ewigkeit reifte. Derjelbe hatte einen jo
zarten Sinn für die Güte Gottes, daß er einmal eine Blume brad)
mit den Worten, das ſei der Grund feiner Freude, daß der Gott,
der die Blume geichaffen, auch jan Gott ſei. An einem jeiner leß-
ten Tage betete er mit tiefer Ehrfurcht den Vers:
Gott Vater, dir jei Preis
auf Erden und dort oben;
Gott Sohn, Herr Jeſu Ehrift,
did) will ich allzeit loben.
Gott heilger Geift, dein Ruhm
erichall je mehr und mehr:
Dreieinger Herr und Gott,
dir fei Lob, Preis und Ehr!
Melodieen zu dem beliebten Liede, deſſen Versmaß der im
fiebzehnten Jahrhundert jo beliebte, künftlertich unbedeutende und
bon Heermann dennoch fein gejtaltete Alerandriner iſt, gibt es eine
joe Zahl. Zu gleicher Zeit treten zwei hervor: achaagi
ei Crüger 1648, ihm ſelbſt je länger je mehr zugejchrieben, und:
eagis ahe im Lüneburger „New ordentlich Gejangbuch 1648*,
zumächjt auf Heermanns Lieder „Groß iſt, o großer Gott“ und
„Ach Dein, deſſen Tren* angewendet. Später 1710 findet ich,
ebenfalls anonym, eine dritte: f a dc ba, hauptiächlicd in Süd—
deutichland gebräuchlich. Anch Johann Sebajtian Bach und Johann
Friedrich Doles haben Melodieen zu Heermanns Gebet erfunden.
122. Ich finge dir mit Herz und Mund.
Von Paulus Gerhardt (1607—756, vgl. 3, 297 ff.) veröffent-
licht im Rungeſchen Gejangbuch, Berlin 1658.
Der Gang des Liedes iſt nach Gerhardts Weije licht und Har,
Überſchrieben ift es „Lobgejang“, Denn V. 1-6: Woher fommt
mir alles Gurte in Leib und Leben? 8. 7—12: Ad, Herr mein Gott,
das kommt von dir! V. 13—18: Wohlauf, mein Herze, fing und
fpring und habe guten Muth!
Es war das Lieblingslied des berühmten Kumftbiitorifers Winfel-
mann noch nac) feinem Übertritt zur latholiſchen Kirche in Italien.
4 4 h ro;
7 ara *
AV. Das 6
“hr -
Sp rührend und jehnlich war diejes Lied aus dem Lande feiner
Kindheit im feiner Seele bis nad) Jtalien fortgeflungen, daß er fi
ein —— Geſangbuch dorthin kommen ließ, um ſich
dieſein Liede täglich erbauen und erquicken zu können. Gar ie
that es ihm deßhalb, ja entrüſtete Er als er in diefem Gejang-
buch das alte, liebe Lied nicht mehr fand.
i Der fiebente Vers erhält aus Folgendem jeine Illuftration.
Frau Miſſionar Flad in Abeſſynien jchreibt im April 1867 mitten
ang dem Tumult des Kriegs der Engländer mit dem König Theo»
dorus heraus; „Es geht dem Ende zu. Rebellen jind Dicht um
uns her. Wie it es möglich, in dieſem Gewirre auch nur noch
eine ruhige Stunde zu erleben ?
Ah Herr, mein Gott, das kommt von dir,
und du mußt alles thun;
Du hältjt die Wacht an. unfrer Thür
uud läßſt uns fiher ruhn.
Es ijt alle Nacht ein heillojer Lärm im Föniglichen Lager: Tanz
und Mufil. Man wird unwillkürlich au Beljazers Mahl erinnert,
Es wird uns häufig angedeutet, der König habe nichts Gutes im
Sinn gegen die Europäer. Doc der Herr kann ihm Halt gebieten.
Unire Reit jteht in Gottes Hand und nicht in des Königs.”
Den neunten Vers bewegte Johannes Kullen, Vorjteher an der
Töchteranitalt zu Kornthal in Württemberg, auf dem Sterbebette
gar oft im jeinem Herzen. Als nemlich jeine letzte langwierige
rankheit 1842 über ihn fam, war er bald mit den Demüthigungs-
twegen Gottes im reinen; er Dachte jo: wenn er fünfzi Shrei e
verdient habe, jo gebe ihm der liebe Gott nur fünf, und da habe
er mehr wegen der gejchenkten fünfundvierzig zu danken, als ſi
über die fünf erhaltenen zu bejchweren. Als er nun wieder einmal,
fur; vor jeinem Ende, diejen Vers im Herzen bewegte, da jagte er
ihn auch laut vor ſich hin:
Du ftrafit uns Sünder mit Geduld
und jchlägft nicht allzuſehr;
Ka endlich nimmſt du unjre Schuld
und wirfjt fie in das Meer.
Er jeßte hinzu: „Dann, dann ijt es aus mit den größten Schmer-
zen, mit denen über die Sünde; aus mit allem Kampf und Leid,
denn wer ein vollendetes Gewiſſen hat, der ijt jchon ſelig.“ (Sid
deutſcher Schulbote. 1843.)
Die lebten beiden Verje: „Er hat noch niemals was verjehn“
und „Ei nun, jo laß ihn ferner thun“ bot Spalding dem befannten
Sulzer auf jenem Sterbebett bei den heftigen Schmerzen dar, die er
— hatte. Auf das antwortete Sulzer, indem er ſeine
Hand in die Höhe hob und ſeine Augen von Freude und Rührung
glänzten: „O es iſt Herrlich, herrlich, das zu wiſſen und zu em—
pfinden!“ Hierauf ließ er ſich dann noch mit großer Deivegung
egen Die aus, die ihren Wit dazu verwendeten, dieſe Stützen
ugend und des Trojtes ———
Melodie: Lobt Gott, ihr Chriſten alle gleich.
7
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J *
“ 2 —— Bonn — — —* * — * * —
IV. Das Gebet. Nr. 123.
123. Sollt ich meinem Gott nicht fingen.
Eines der ſchönſten Lieder von Paulus Gerhardt, ebenfalls
„Lobgeſang“ betitelt, erjchien in Praxis pietatis melica von Johann
Crüger 1653. 56.
Es iſt ein herzfreudiges Danklied zum Preis der ewigen Liebe
Gottes nah) den Wohlthaten der drei Hauptartikel chriitlichen Glau—
bens, worüber ein Alter die Bemerkung macht: „Hier haft du einen
anzen Catalogum ſowohl leiblicher als geiſtlicher Wohlthaten deines
ottes, dabei deiner allmächtigen Schöpfung, wunderſamen und
gnädigen Erhaltung, * aber theuren Erlöſung und Heili—
gung Durch den heiligen Geiſt täglich, ja ſtündlich zu gedenken."
Gabriel Wimmer jagt in einer bejondern, über diejes Lied gejchrie-
benen Schrift: „ES iſt gewiß eines bon den beiten Gerhardtichen
Liedern, es machet das Herz eines andächtigen Sängers mitten in
allem Kreuz fröhlich und getrojt, führet ihm die Hauptwohlthaten
Gottes ordentlich zu Gemüthe und erinnert ihn zuleßt feiner ſchul—
digen Gegenliebe, it aljo gleichjam ein Uhrwerk, das da helle
ſchläget, richtig weiſet und deutlich wecket.“ Auch paßt zu Diejem
Liede am meilten, was Dr, Treuer in feiner Ausgabe von Ger-
hardts Liedern 1708 über diejelben überhaupt jagt: „Die fchweren
ZTrübjale, in die er gerathen, hätten ihn wohl eher zum Heulen,
al3 zum Singen bringen mögen. Allein wie er in feinem Leiden
gutes Muths geweſen, aljo hat er dabei den Befehl beobachtet:
Iſt jemand guten Muths, jo finge er Palmen! Sat, 5, 13,
Hiernächſt find ihm feine Meimen nicht nur von den SPD
jondern auch aus dem Herzen geflojfen. Nicht minder iſt offenbar
daß, ob er jchon mit diefen Palmen den Glauben und die Freude
jeines Herzens gejtärft, er dennoch diejelben nicht ſowohl zum
Glauben und zur Freude jeines Herzens, als aus foldyem Glauben
und Freude gejtellet und gejungen hat. Woher dann gejchieht, daß,
wie fie von Herzen gegangen, aljo diefelben auch wieder zu Herzen
gehen und ein Feuer in der Seele anzünden können.“
Dr Heinrid Müller, der jprudelnde Lehrer unſerer lutheriſchen
Kirche mit der beredten Zunge, dichtete jofort 1659 eine Nachahmung
umjeres Liedes, als Furzen Anbegriff jeines Buchs „Himmliſcher
Liebeskuß“ in 31. Strophen. Es beginnt: „Sollt ich meinen Gott
nicht Lieben, der mich doch jo herzlich liebt ?* und hat den Kehrreim:
Alle Ding find wandelbar,
Gottes Lieb währt inımerdar.,
Ein öſtreichiſcher Dejertenv, Tatholifchen Glaubens, nährte Ir.
in Schlefien ber einem Buchbinder mit Handarbeiten. Im Dien
diejes Burchbinders ſtand mur eine fromme Magd, die gar oft i
rende an Gott im Lobliedern ertönen ließ und meist dieſes Lieb
jang. Ihr fröhlicher VBlid und Gejang war aber dem Solbaten
unerträglich, ja machte ihm oft ganz wüthend. Eines Tags 18
tı
0
die Magd in den Keller und jang gerade dieſes Lied: „S
meinem Gott nicht fingen ?* Der Soldat begegnete ihr, und v
Wuth griff er nach einem Hackmeſſer, fie zu ermorden. Die Magd
nn REN v re Mh
IV. Das Gebet. Nr. 123.
aber fieht ihm feiten, ruhigen Blides an, fo daß er ganz außer
Faſſung kommt und das Meffer von fi wirft. Er geht —34 —
die Stube, wo ber —— arbeitet, ſchreitet lange in innerem
Kampfe auf und ab, enblich aber bricht er fein til igen, ge
—* ſein böſes Vorhaben und ſpricht: „Ich bitt Ihn, lieber Meifter,
chenk Er mir jenes Bild (einen gekreuzigten Chriſtus); ich will da—
mit in den Wald hinausgehen und es auf den Knieen jo lange
füffen, bis ich jo jetig bin, wie Ihr.“ Der Meifter aber jagte ihm:
„Sal Er nur jebt gleich mit mir zu den Füßen des Gefreuzigten
nieder und rufe Er ihn ſelbſt, nicht jein Bild, um Wergebung der
Sünden an!" Beide fielen auf ihre Kniee, und —— der Buch⸗
binder voll Inbrunſt für die Seele des armen Menſchen betete,
empfand dieſer etwas von der Liebe Gottes in ſeinem Herzen und
tand getröſtet auf. Won nun am lebte er in der Liebe Gottes und
timmte täglih von Herzen in die Danf- und Freuden ejänge ber
ommen Familie über Gottes erbarmende Liebe ein. (Glaſer, Er-
zählungen. 1842.)
Wie das Ganze, fo ift der ftändige Schlußreim der Verje um-
vergleichlich treffend. — Unter der Regierung des Herzogs Karl von
Württemberg (1744—93) ward ein in Ehren jtehender Wann durch
Hofränfe jeines Amtes entjegt und verlor jein Brot, Er war ges
nötbiat, in feine Heimat, ein Feines Dörflein, ſich zurüdzuziehen
und Dort endlich gar das Amt eines Nachtwächters zu übernehmen,
nur um fein Leben durchzubringen. Da jang er nun, wenn er des
Nachts als Wächter zu rufen hatte, jedesmal nach dem gewöhnlichen
Stundenruf noch den Kehrreim unſers Liedes:
Alles Ding währt jeine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
Diefe Worte waren jein Steden und Stab, an dem er fejthielt
in jeinem Sammer und Unglüd. So hatte er es ſchon mand)es
. Sahr getrieben; da übernachtete einsmals in feinem Orte ein hoch—
eitellter herzoglicher Beamter. Als der den Nachtwächter jede
Stunde jo rufen hörte, fiel es ihm auf umd er fragte nach Dem
Namen; und nachdem er alles wohl erkundet hatte, hinterbrachte er
die ganze Sache dem Herzog. Diejer, gerührt durch den Borgang,
gab dem Mann, der jein Vertrauen auf Gottes Liebe geſetzt, wieder
Amt und Brot. Der Winter hatte für ihn ausgeichneiet, und es
trat der jchöne Sommer ein. Zeitlebens aber jang jebt diefer Mann
zu feinem Morgengebet voll herzlichen Dantes diejelben Worte:
Alles Ding währt jeine Zeit,
Gottes Lieb in Emigfeit.
Der Anfang des erſten Berjes tritt in folgender Erzählung
von Ernſt Wagner im biftorischen Aſyl eines vierzigjährigen Henne—
bergiichen Fibeljchügen ins rechte Licht: „Ein reicher Segen zeiti
einſt rings um nie ber in der Fülle des Sommers und jchien ih
hon der Sichel entgegenzubengen. Mir war das Eindringen dei
elben anvertraut, ich hielt jein Gedeihen und Verderben für das
meimige und jann bereits auf jchnelle Förderung des Erntegejchäftes.
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Da zog über den Wald eine ungeheure Wetterwolte heran und
— Bahn auf die Mitte meiner Flur. Es tönten die erſten
dumpfen Schläge; in der Mitte der Schwärze bildete ſich das ent—
ſetzlich furchtbare Hagelzeichen, bald noch eins und ſelbſt ein drittes
beiden Seiten. Hilf, Helfer im Himmel! Immer näher wogt
I finitere Ganze; nun raſſelt es zwiichen den Woltenbergen wie
fernjchmetternde Wagenräder; dort ertönt jet das Vereinigungs-
geräufch von zwei eleftrijchen Geichlechtern, wie Brautgetümmel un-
geheurer Geifter — näher und höher tönt das. Raſſeln — Dant,
allmächtiger Helfer! Danf dir! Dein Odem wandte das Verderben
und der freundliche Wald trete auf feines Gottes Geheiß Millionen
Arme mächtig zum Wolfenheer empor, um den großen Kampf aus-
ukämpfen, zu dem die theure, zarte Flur zu fchwach war. Da
lickte mein träufelndes Auge empor, als die Lerchen wieder jangen,
und janft jchwanfende Töne entwanden fich meinen wehmüthigen
Lippen:
pp Sollt ich meinem Gott nicht ſingen,
ſollt ich ihm nicht dankbar fein ?“
Die beiden letzten Verſe enthalten reichen Troſt für ſchwere Tage.
Ein hochwürdiger Vertreter der württembergiſchen Kirche hatte
als junger Pfarrer einmal in überreihem Maße mit Hauskreuz zu
thun, Bier Kinder lagen am Krampfhuſten, die Frau erkrankte, er
jet wurde unter der Pflege der Kinder ebenfalls von demjelben
eiven ergriffen, und jo war jein Gemüth furchtbar niedergebeugt.
Wie er nun eines Tags jeinem Kummer nachhängt, tritt ein Küfer
herein umd hört, was den Seeljorger bewegt. „DO Herr Pfarrer!
ruft er aus,
Wenn der Winter ausgejchneiet,
tritt der Schöne Sommer ein;
Alſo wird auch nad) der Bein,
wer's erwarten kann, erfreuet.”
Damit hatte er dem Seeljorger mehr Trojt und Predigt nahe ge—
bracht, als diejer ihm je geben konnte,
Dei einer der PBajtoralconferenzen, die der ehrwürdige Vater
des Glaubens, Karl Helfferich zu Döffingen im Württembergiichen,
von 1756 bis 1785 Ddirigirte, wurden emmal über Tiſch allerlei
Heinmiüthige lagen über Zehentverluſte und dergleichen Dinge laut.
Lüngere Zeit hörte er geduldig zu. Da fängt ex endlich, noch am
Tiſche ſihend, plöglich init lauter Stimme den Schlußvers zu
fingen an:
Weil denn weder Ziel noch Ende
lich in Gottes Liebe findt —
Darüber danken fich die Anweſenden der Heinmütbigen lagen,
und das Ah war von da an wieder erbaulicher Art, Burks
Paitoraltheologie. 2.)
Die Melodie d da d cis cisd A tft von Johann Schop, dem
Hamburger Tonmeifter, im Jahr 1641 componirt. Sie ſteht im
erſten Behn der himmlischen Lieder Johann Riſts 1641 zu dem
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v. Das Gebet. Nr. 123. 333
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IV. Das Gebet. Nr. 124
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Oſterliede Rifts: „Laſſet ung den Herren preiſen, o ihr Ehriften
überall! Dieſe Were kam fchon *
1661 in kirchlichen Gebrauch. Johann Sebaſtian Bad) hat fie
einem vierftimmigen Tonſatz geichmücdt.
124. Sei Lob und Ehr dem höchſten Gut.
Das einzige Lied des Nechtskonfulenten Johaun Jakob
N Frauffurt a. M. (1640—90, vgl. 4, 218 fi.), das alsbald ua
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inem Erjcheinen großes Aufiehen erregte. Es erſchien zuerjt obme
en Namen des Berfajlers in jeinem „Chriſtlichen Gedenfbüchlein
ir Beförderung eines anfangenden neuen Lebens. Frankfurt 1673.”
wurde jodann aufgenommen in „LZuppius, fingender Chriſtmund
1694" und ins Darmjtädtiiche Gejangbucd) 1698. Die biblische
Grundlage des ganzen Lieds it Das Kort aus Moſis Schwanen-
gejang: „gebt unjvem Gott allein die Ehre!“ 5 Moje 32, 3; Das
ei den Alten jo beliebte und gefeierte Soli deo gloria.
Zu 8. 1. Dr. Büchjel, Öeneraljuperintendent in Berlin, er-
gibt von feinen früheren Jahren: Es war am Abend des letzten
ags im Jahre. Nach alter Gewohnheit wurde diejer Abend von
vielen Leuten in der Schenke zugebradt. Dieje lag neben dem
Pfarrhaus und ſeltſamer Weiſe mit der Schule und Meßners—
wohnung unter Einem Dache. Der Meßner rief mir einen guten
Abend zu und Flagte, wie gerade die legte Nacht im Jahre für ihm
fo jchwer jei, weil er wegen des Tobens und Schreiens an den
Schlaf nicht denken Fünne. Ich ſann nach, wie zu helfen jet, umd
jagte plöglih: Wir wollen der Sade ein Ende machen; jchließen
Ste die Kirche auf und ziehen Sie die Gloden! Der Mann be-
dachte fich ein wenig, gieng aber hin, und ich jorgte für möglichit
fchnelle Beleuchtung. Als nun die Gloden erichallten, jtürgten alle
aus dev Schenfe und aus den Häufern mit der Frage: Wo brennts?
- Wo ijt Feuer ? — Nirgends; aber die erleuchtete Kirche zeigte ihnen
den Weg. Ich legte das Priejterkleid an, und bald hatte fich Die
Kirche gefüllt. Nun jagte ich das Lied vor:
Sei Lob und Ehr dem höchſten Gut,
dem Vater aller Güte!
redete vom NAltare aus die Gemeinde an, zeigte, wie Simeon im
Frieden dahingefahren ſei, und fragte, ob fie das alte Jahr mit
jenen Sünden nicht in Buße bejchließen wollten. Und fiehe da,
nur zwei giengen in die Schenfe zurüd, die andern in ihre Woh—
nungen und fehlten am Neujahrstag nicht in der ae Seitdem
wurde der Schluß des Jahres von uns in der Kirche begangen.
(Erinnerungen emes — — 1.) =
Zu ®. 3. Dem Prediger Büttner in Nordtorp im Holfteinie
ben ward 1720 ein Knabe geboren, dem er in der heiligen Taufe
en Namen „Sanutel“ beilegte. Es wurde auch ein gar frommer
Samuel, und er bat fleißig den lieben Gott in findlicher Einfalt!:
„Mache mich doch jo Fromm, wie Joſef, und laß mich nicht ver
führet werden!“ As er kaum fieben Jahre alt war, jtarb ihm der
— —53 VE — EHE — EHRE * * J *
000000 IV: Das Gebet, Nr. 124. 33
treu bejorgte Vater. Nun Hagte einjt die Mutter, der Vater ſei
eben zu freigebig geweſen und —* ihr ſo wenig hinterlaſſen, daß
ſie ſich nun ſo gar kümmerlich behelfen müſſe und nicht wiſſe, wie
ſie mit ihren Kindern durchkommen ſolle. Da erinnerte das fromme
Kind die Mutter an den Vers:
Was unſer Gott geſchaffen hat,
das will er auch erhalten!
und ſagte weiter: „Sieh nur, wie unſer Vögelein dort ſo luſtig iſt,
und wie ihm der liebe Gott ſein Futter gibt, ſo wird er auch uns
unſer Brot geben; du haſt mir ja ſchon oft gejagt, daß er ein all-
mächtiger und liebreicher Vater di An tiefer Bewegung über
diejer Nede des Kindes gieng die Mutter hinaus und weinte. Bald
aber trat ein Mann ins Haus und fagte: „Ihr veritorbener Mann
hat mir einmal atvangig Thaler geliehen; num iſt mir eingefallen,
daß Sie in Ihrem Witwenjtande das Geld wohl recht nöthig
brauchen werden, —5 komme ich jetzt, um es heim zu geben.“
Deß kröſtete ſich die Mutter ungemein und ſagte: „Nun erkenne ich
in Wahrheit, daß Kinder noch viel näher zum Reich Gottes haben,
dem wir Erwachiene. Ach, wenn ich nur auch jo Findlich glauben
könnte!“ Am 6. Oktober 1728 aber durfte der Knabe heim zu
feinem Vater gehen. Als er auf dem Sterbebette lag, erwachte ex
einmal ganz fröhlich aus dem Schlaf und jprach: „DO, wie iſt mir
jo wohl geweſen! Es fam mir vor, als wenn ich im Himmel wäre.
Da waren lauter Engel und Auserwählte von unvergleichlicher Schön-
* die ſangen Loblieder. Eine herrlichere Muſik habe ich nie ge—
ört.“ (Rambachs bibliſches Exempelbüchlein. 1737.)
Zu V. 3 und 4. In Ponickau, einem Dorf im Königreich
Sachſen, machten ſich am 20. November 1866 drei Brüder Muſchter
daran, im Pfarrhof einen Brummen zu graben. Chriſtof, dev mitt-
fere, that jeinen erjten Schlag mit dem Wort: Das walte Gott!
und Drinnen fangen fie mit der Pfarrfamilie zur Morgenandacht:
„Hang dein Werk mit Jeſu an, Jeſus hats in Händen.“ Allein die
Sade nahın einen ungünjtigen Verlauf. Schon hatten fie am
5. Dezember Wafjer gefunden und machten fich daran, den Brummen
auszumanern, da wurden die zwei anderen Brüder am 8. Dezember
R gründlich verjchüittet, daß nach mehrtägigen Verjuchen, die Armen
erauszugraben, feine Hoffnung mehr blieb und man beſchloß, dei
verjchütteten Brunnen als ihr Grab zu weihen. Am jechsten Tag
erbot fich ein muthiger Maurer, Namens Böhmig, noch eimen
Berfuch zu machen; und fiche da, es gelang ihm, die Verſchütteten
zu finden und als — Lebendige hervorzuziehen. Elf Tage waren fie
wie Lazarıs im Grabe gelegen, hatten auf unbegreitliche Weiſe
Schuß gefunden, ſich tröjtend zugeiungen: Ach bleib mit deiner
Gnade! und:, Wer nur den lieben Gott 9 walten! und ſo endlich
erfahren, daß auch ſie auf keinen Sand gebaut hätten. —
erſten Sonntaͤg nach ihrer Rettung, dem vierten Advent, hatte ſich
die Gemeinde zum Dankfeſt fir ihre Errettung gejammelt, und
man fang die beiden erjten Verſe: Sei Lob und Ehr dem höchſten
Gut! Mächtig brauste der Gemeindegelang durch das Kirchlein.
4
a che sh Kae de
3
|
* Die beiden Brüder hatte: man vorde noch im Haufe
b wegen der Kälte des, Gotteshaujes. Als —————
ſungen werden ſollte: as —W—
di Was unfer Gott gefchaffen hat, Er e >"
Die | das will er auch erhalten — un data
da verſtummte plöblich die Gemeinde, nur die Orgel und einige
> "Stimmen ließen ſich noch hören. Die Geretteten waren herem-
en vierten jangen die Brüder bereits mit:
* 5 — und fein Mund blieb unbewegt und fein Auge thränenleer.
Ich rief dem Herrn in meiner Noth:
N ad) Gott, vernimm mein Schreien!
Kies ie jtellte jich der Gemeindegejang wieder her, und volltönig
ericholl e3 wieder und wieder: Gebt unfrem Gott die Ehre! —
Wenige Waffertropfen, welche *8 den Bergen in die Erde gejidert
waren, hatten den beiden wadern Brüdern das Leben erhalten, wie
der Witwe dort das DL im Krug; und die ganze Gemeinde hatte
wunderbar den Spruch bejtätigt gefunden: Der alte Gott Tebt noch!
(Stuttgarter Evangeliiches Sonntagsblatt. 1868.)
In vielen Gegenden der Mark wird der Kirchgang der Wöch-
nerin auf folgende Weile gehalten. Wenn die Gemeinde in der
Kirche verjammelt ijt, wird das Mind von der Hebamme bis ——
Kirchthüre getragen, ihr folgt die Mutter mit den Frauen, welche
bei der Taufe geweſen. Der Paſtor ſegnet ſie unter der Thür des
Gotteshauſes. Die Gemeinde aber erhebt ſich und ſingt:
Was unſer Gott erſchaffen hat,
das will er auch erhalten!
Jetzt trägt die Mutter das Kind ſelbſt bis vor den Altar, wo ſie
niederkniet, von den begleitenden Frauen umgeben. Dann folgt das
Dankgebet und die Einſegnung. Sowie ſie ſich erhebt, ſingt die
Gemeinde:
Ich rief dem Herrn in meiner Noth:
ach Gott, vernimm mein Schreien!
Unterdeſſen geht die Wöchnerin auf ihren Platz in der Kirche, die
Hebamme trägt das Kind nach Haus, und der Gottesdienſt der Ge—
meinde beginnt. (Erinnerungen eines Landgeiftlichen. 2.)
Zu V. 4. Der fromme Wagnerobermeijter Abraham Hermann
u Stuttgart, ein treuer Beter für die evangelifche Kirche und das
aterland, lag auf dem Kranfenbette, und jedermann glaubte, er
werde jterben. Er aber behauptete, es geſchehe nicht, bis der Fromme,
für Recht und Wahrheit leidende Randihaftetonfulent Johann Jakob
von Moſer ſeines Arreſtes auf der Feſtung Hohentwiel los ſei. Und
ſiehe da, er genas; und es fügte ſich wunderbar gerade jo, daß
er bei ſeinem Tochtermann, dem Garniſonspfarrer Jakob Friedrich
Dettinger zu Hohentwiel, auf ir war, als Mojer jeine Freiheit
erhielt. Dies geſchah im September 1764. Welche Freude, als des
Mannes Weiftagung erfüllt war! Er wohnte mit dem befreiten °
Mofer vor deſſen Abzug noch dem Gottesdienjte bei, in welchem
das
Mit Loben und Danken veisten beide Männer gleich darnach von
Hohentwiel ab; Mofer namentlich hatte den vierten Vers: „Ich rief
dem Herrn in meiner, Noth“ mit bejonderer Rührung gefungen, denn
er jah nun, daß ihm gelärhe, wie er geglaubt, als er Ir in jeiner
ſchweren Gefangenſchaft allezeit auf, Pjalm 91, 8. 14—16 geſtützt
„hatte: „Er begehret meiner, jo will ich ihm aushelfen.“ ie er
num in, der Kirche nad) jeiner Befreiung gefinnt war, fo be—
nahm er Ir auch auf der gef: ALS fie unterwegs in einem
Dorfe einfehrten, waren alle Fenſter mit Leuten beſeßt, die den
Märtyrer fr die Rechte des Landes jehen und beachten wollten,
und ein Mann rief: „Das hat Gott gethan!" Dem. antwortete
Mojer: „Ihm jei allein die Ehre. Gebt unſerem Gott die Ehre!“
Am zweiten Mai 1821 erlebte Johannes Falk in Weimar eine
wunderbare Hilfe für jein Kinderhäuflein, die er jo bejchreibt:
Als heut der Tag vertrieb die Nacht,
(ag ich im Bett voll Sorgen,
Und jann mit ängitlichem Bedacht,
woher die Hilfe borgen ?
Da rief es aus der Morgenitern,
der bleih am Himmel jtand: beim Herrn;
der hilft zu allen Zeiten!
Ja, Herr, du hörjt um Hilfe jchrein
die vielen armen Leute,
Drum ſchick wie zu Elias ein
auch mir den Naben heute,
Daß ich fie jpeijen, tränfen fann,
jo will id), did) vor jedermann
lobpreifend, Dank dir jagen! — —
Wie id) bis dahin kommen war,
ört ich es plöglich fingen ;
Es war die fromme Schülerſchar,
die Gott ein Loblied bringen,
Ein Morgenopfer, fromm und gut:
„Sei Lob und Ehr den höchſten Gut!“
erflang aus ihrem Munde.
Amer Verſe, wie ic) fie gemacht,
fo jangen ſie die Knaben
Dem Bolte, das, vom Schlaf eriwacht,
jein’ Wohnung hat am Graben.
Wohlan, jo mag das Schlußwort jein:
mein Herr und Gott, nun bring du fein
mir das Gedicht zu Ende! —
Und wie der Mittag kommen war,
wuchs das Gefchrei nad Brote;
Doc, jteh, da fommet jchon wunderbar
Elias Rab als Bote
Und bringt und Hilf aus Merfeburg. —
Nun ſingt mit mir: „Fin fefte Burg!”
ihre Heben Chriſtenleute!
Roh, Kirhenlich, vm. 23
Be 3
—— Er > 2 Dr
Lied: „Sei Lob und Ehr dem höchften Gut“ angeſtimmt wurde.
=
Es waren J Thaler einer edlen Frau von Schönberg, welche
tu —
gefa bte Georg Conrad Rieger, Stadtipezial Fi Stuttgart, am Dfter-
i
Cleß in Schützingen, noch vor ſein Bett trat, um ihn mit dem Vers
Gott die Ehre!” So war des Sterbenden Mund voll Lachens und
Er Zunge voll Rühmens über die Barmherzigkeit Gottes, in Deren
Tau % eh # 8 “
I 39) RE
jo zur rechten nde Gottes Hilfe brachten. e
Das Ende des vierten Verſes finden wir * im Munde von
Zeugen des Herrn. Als der ehrwürdige, vom heiligen Freudengeiſt
ienſtag 1743 im Sterben war, und ſein Gegenſchwäher, Pfarrer
zu begrüßen: „Ich rief dem Herrn in meiner Noth!“ da antwortete
er laut und freudig: „Ja, danket, danket Gott mit mir, gebt unſrem
enntniß er am Schluß feines für die Beerdigung aufgeſetzten
Lebenslaufes die Worte beigefügt hatte: „Mein ganzer Lebenslauf
fteht in jenem Sprücjlein: ‚Sch bin ein armer Sünder! und die
legte Zeitung vom mir * dieſe jein: Jeſus Chriſtus hat ihn ſelig
gemacht““ Als er bald darauf nicht mehr reden konnte, ließ er
(ic mit Geſang den Ehören der heiligen Engel übergeben. — In
enjelben Haufe trat am 30. November 1874 ein Nachfolger Niegers,
Stadtdefan Leibbrand, jeinen legten Gang an. Bierzehn Tage zuvor
2 er mit befonderer Kraft noch die Dankfeitpredigt in der Hojpital-
ivche gehalten und hatte reiche Beranlaffung, im Blid auf den
überaus großen Ertrag des Jahrs in Ernte und Herbit zu rufen:
„Gebt unſrem Gott allein die Ehre!“ Nun kamen Schmerzenstage
ohne gleichen, wo der jonit jo jtramme Mann flagen mußte: „Ach
bin ein Wurm und fein Menjch!“ umd mur noch hie und da den
Nuf ertönen ließ: „Ach Jeſu, hilf!“ Zuletzt, als Stadtpfarrer Ege
über ihm betete, rang feine Zunge nad Worten; jie wurden aber
nicht mehr verjtändlich. Nur noch das Eine war deutlich zu ver—
nehmen: „Gebt unjven Gott die Ehre!“
Zu Vers 5. Frejenius, der Verfaſſer des gediegenen Communion-
buchs, befannte, als er 1761 zu Frankfurt die Zeit mit der Ewigfeit
vertauschte, er habe trog mannigfachen jchweren Anfechtungen und
harten Verſuchungen doch auch jchon einen herrlichen Vorjchmad der
Seligfeit, die droben feiner harre. Drauf fieng er mit Thränen in
den Mugen und himmlifcher Freude im Herzen am zu beten:
Der Herr ift noch und immer nicht
von feinem Volt geſchieden —
Als er damit zu Ende war, ließ er fich noch ein Gebet aus feinen
Beichtbuch vorlejen und verjchied dann „ganz wohl fich fühlend in
der Mittlergerechtigfeit Chriſti.“ (Pilger aus Sadjjen. 1840.)
Zu Bers 9. Während des jtebenjährigen Krieges Fr Dresden
eine jchredliche Belagerung auszuftehen. Da flüchtete ſich Diakonus
Schlipalius mit den Seinigen und vielen anderen Leuten in einen
Keller, um ſich vor der fürdhterlichen Gewalt der Bomben zu vers
bergen. Auf einmal kommt die Nachricht, jein Haus brenne, und Ti
da3 jo heftig, daß das Feuer mit der größten Gewalt aus d j
Studierjtube herausſchlage. Schlipalius aber rief den Seinen zur
„Wir müſſen Gott auch im Feuer Toben!“ und hielt fich an die
Br.
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Borle Si Dr
fein e ſei ewig gelobet!* Hierauf fiel er mit allen, die in dem
„Kinder, rief er, zum Seligwerden braucht ihr dieſes nicht, was
euch Gott jet im Feuer nimmt; wir müſſen ohnehin als die größten
Bettler aus lauter Gnaden, allein um Jeſu Blutes und Todes willen,
felig werden. Wie er euch wird durchbringen, das wird Er willen;
ich traue es jenem Erbarmen zu, daß er mich noch eine Fleine Zeit
toird bei euch laflen, daß wir das Nothdürftigite wieder anichaffen
fönnen.” Und wie er im Glauben jprad) und tröjtete, aljo lieh es
Gott auch in Gnaden geichehen. (Basler Sammlungen. 1819.)
Melodie: Es it das Heil uns kommen ber.
Dieje köſtliche Weiſe aus der Frühlingszeit unjerer Kirche hat
eines Tags durdy Gottes Führung eine treffende Wirkung gebracht.
— „Es war unfern Nürnberg — jo erzählt Graf Zinzendorf —
und mein Reifewagen fuhr einen Berg hinan. Ich war ausgeitiegen,
um es den Pferden leichter zu machen. Da trat ein Junge berzu,
den Betteljac über der zerrifienen Jade und lederne Hoſen au den
Beinen, ſonſt aber ohne Schuhe und Strümpfe. Er hatte eine alte
Geige in feiner Hand und ſagte: ‚Erlauben dev gnädige Herr, daß
ich ihm halt ein Lied! auf der Geige ſpiele?“ Ach war in tiefem
Nachdenten begriffen und achtete des Kindes wenig, griff aber im
die Tajche, um ein Almoſen zu ſuchen. Wie ich dem Kinde das
Geldſtück reiche, fällt mein Blick auf ein paar große prächtige blaue
Augen, und des Kindes Seele ſprach zu der meinen, wie der Mann
aus Macedonien zu Baulo: Komm berüber und hilf uns! Ach lieh
das Kind jpielen. Es waren Jahrmarkttänze, die es ſpielte. Kannſt
du auch ein Gotteslied * fragte ich den Kleinen. Ja wohl! war
feine Antwort. Er nahm die Beige und ſtimmte fie noch, ebe er
anhob. Das gefisl mir jchon beffer. Er wollte ja ein meues Lied,
ein Lied im höhern Chor, beginnen. Und er begann die Melodie
u era ‚Sei Lob und Ehr dem höchſten Gut! eh nidte ibm
eitall und fragte: Kannſt du auch den Glauben? Na, fagte er,
den Glauben, die zehn Gebote und das Vaterunſer. Nun ſag m!
prach ich. Den Slauben und die Gebote jagte er ber und jah mir
tarr ins Geſicht; als er aber zum Vaterunſer kam, legte er die
Beige zur Erde und die Mühe daneben, faltete die Hände md
betete mit geſenktem Haupte. Wie ich das jab, da bat ich dem
Herrn, mir diefes Kindes Seele zur fchenten, auf daß ich fie ihm
ewänne. Und er erhörte mein Gebet. Wir wurden Gefährten für
ie Heimveife, und was der dreischnjährige Junge am meiner Seite
im Wagen gefprochen, das hat er als Mann — Tobias Friedrich
— treulich gehalten. Er ward zum erbaulichen Organiſten der Ge—
meinde Herrnhut; er war gleichlam ein muſikaliſches Genie, jo ein
melodtiches Herz, das den Engelchören, die um ben Thron des Lam—
mes fingen, ihre Weifen abzulauſchen ſchien.“ (5, 8347 #.)
— —*
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uhr nt.
hat im preußiſchen Königshauſe bejonders Anklang gefunden. Im
Ve ee ER J 8 * X Di * —
340 I Dan ehe Mi. *
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125. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.
Bon Koachim Neander (165080, vgl. 6, 16 ff.), reformirtem
Vrediger zu Bremen, welchen Bunſen „den Pjalmijten des neuen
Bundes“ nennt, gedichtet und a rad mit der Überjchrift: „Der
Lobende“ in feiner „Slaub- und Liebesübung, aufgemuntert durch
einfältige Bundeslieder und Dankpfalmen. Bremen 1679." — Die
Grundlage bilden Palm 100 und 103, 1—6.
Es iſt eine wahre Freude, diefem Sänger in jeiner reformirten
Kirche zu begegnen. Was er fingt: „Pialter und Harfe, wacht auf!“
das ift ein Wort, deſſen Tragweite nicht nur auf jeine perjönliche
Stimmung fich bezog, jondern auch Der ganzen ‚reformirten a
galt. Seit Zwingli's Tagen war in der deutſchen Schweiz Liedes-
jang und Orgelklang faſt verftummt, während in Der romanischen
wenigitens der Pialmengelang außerordentlich gepflegt wurde. Jetzt,
Durch Neander fam eine Vermählung des deutſchen Lieds in Tutheri-
ſchem Geifte mit dem Pfalm aus reformirter Tradition zu Stande;
und die lutheriſche Kirche hat darum feinen Liedern, wie jpäter denen
von Terjteegen, rückhaltsloſen Zugang in ihrem Liederihag gewährt.
Vers 1 gibt einen Flaren Freudenton des Lobes:
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!
meine geliebete Seele, das iſt mein Begehren.
Kommet zu Hauf,
Pialter und Harfe, wacht auf,
Iafjet die Muſicam hören!
Dieje Musica hat ja auch Luther ſtets jo hoch gepriejen als „Der
ichönjten und herrlichjten Gaben Gottes und Der Bein Künſte eine,
als die einige Sache, welche nächſt dem Worte Gottes billig jolle
gerühmt werden, als eine Gebieterin und Negiererin ber menſch⸗
lichen Affekten; drum ſie auch der — Geiſt ehret als ein Werk
zeug feines ihm eigenthümlichen Amtes, indem er in der heiligen
Schrift bezeuget, dar feine Gaben durch diejelbe über die Propheten
kommen, das it, Der Trieb zu allen Tugenden.“ — Neanders Mufica
Augujt 1800 machte König Friedrich Wilhelm II. mit jeiner all⸗
emein geliebten Gemahlin Luiſe eine Neife nach Schlejien. In dem
eundlichen Städtchen Waldenburg wurde ihnen ein eigenthümliches
Feſt bereitet. Es waren dort mehrere jehiffbare Stollen, * welchen
der königliche Nachen mit drei andern hinfuhr. Die lange Waſſer—
Straße tief unter der Erde in dunkler ſtiller Nacht, vom matten
Schimmer der Grubenlampen bejchtenen, machte einen mächtigen
Eindrud. Welch ein Gegenjaß: Tags zuvor auf der Sonnenhöhe
der Schneefoppe über der Erde, und jegt in ihren Tiefen! Do
„Alle guten Geifter loben den Herrn!“ Aus weiter Ferne tönte ihnen
bald in janfter Melodie entgegen der Chor: Lobe den Herren, Dem
mächtigen König der Ehren! Da faßte die Königin ihren Gemahl
bei der Hand und flijterte: „Dein Lieblingslied! Göttlich!“ umd zum
rudernden Bergmann fagte fie bittend: „D langjam, Lieber Zähr-
mann!“ Still und feierlich hallte e8 durch den Raum. Es war,
Bers 2 ſetzt die göttliche Erhaltung als Duelle des Lobes:
Lobe den Herren, der alles jo herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittigen ficher geführet;
Der dich erhält,
wie es dir jelber gefällt;
haft du nicht dieſes verſpüret?
Der Waffenmeiſter des preußiſchen Heeres, Albrecht von Roon, be—
gieng mitten im Feindesland am 9. Januar 1871 ſein fünfzigjäh—
riges Jubiläum. Es war fein Gang durch Roſen und Lorbeeren
gewejen, jondern durch manche und viele Arbeit; ja jelbit die großen
Siegestage deutſcher Nation hatten das väterliche Herz des Kriegs-
miniſters tief im die Schmerzen hineingezogen und auch jene leib—
liche Geſundheit angetajtet. Deſto mehr wurde er an dieſem Tage
von jeinem königlichen Herrn erfreut. Am Borabend iüberjandte
ihm dieſer jein Bild und dankte „warm und aufrichtig für Nath
und That, womit er ihm jo manches Jahr, oft im jehr beiwegter
Beit, zur Seite neitanden ſei.“ Am Morgen des Feſttags aber er—
tönte durch die Mufikabtheilungen von vier Negimentern dev Choral:
„xobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.“ Während von
erne der Donner von Baris grollte, jeßten jie den Ton des Lobes
im häuslichen Kreiſe fort; umd es war in dev That Grund genug
vorhanden, daß die Familie deſſen, der den preußtichen Adlern den
Weg zum Siege aebahnt Be dem die Ehre gab, welder die
Seinen noch allzeit „auf Adlers Fittigen ficher geführet.“
Vers 3 greift hinein ins perfönliche Leben:
Lobe den Herren, der künſtlich und fein dich bereitet,
der dir Geſuudheit verliehen, dich freundiid geleitet;
In wie viel Noth
hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!
Das iſt der rechte Geburtstagsvers in taufend Chriſtenfamilien; es
ist ja der Anfang und Schluß des Sch fo föftlih wahr, —
oerhade, der berühmte Arzt, jagte: „Je feiner die Uder wird, die
ich beim Seciren eines mentchtiden Körpers finde, deito mehr er—
fenme ich dem künſtlichen Bau unſeres Leibes und bie beein un⸗
ſeres Schöpfers.“ — Als der frommen Großherzogin Auguſte
von Meclenburg⸗ Schwerin im Jahr 1854 eine Tochter Marie ge:
erg war, ſchrieb fie: „In wie viel Noth hat nicht der ige c
ott über dir Flügel gebreitet! Lobe den Herrn, meine Seele, mr
vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat! Welche Segenszeit
ar, Ka R “ ——
80 IV. Das Gebet. Nr. 125.
| A ern id
jeticht ſich nun wieder. D es war eine ſchöne Zeit; und ein lieb—⸗
iches Töchterchen nehmen wir aus derjelben mit. Lieber. Vater!
Erhalte fie uns jo lieblich und jchente ihr einen Marienſinn, mir
aber den Schlüffel zu dem zarten Mädchenherzen!“ (Jahn, Lebens»
bild derſelben. Schwerin 1864.)
Vers A jchaut hin über die Fülle der göttlichen Gnade:
Lobe den Herren, der deinen Stand fichtbar geiegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet ;
Dente daran,
was der Allmäctige kann,
der dir mit Liebe begegnet !
Ein jolcher Fall, wo der Herr uns mit Liebe begegnet, wie dem
Eliejer zu Haran, wird aus England erzählt: Eme große Fabrif
in Manchejter, welche zuvor —2 — tauſend Arbeiter beſchäftigte,
war zwei Jahre lang geſchloſſen geweſen. Ihr hoher Schornitein
tauchte nicht mehr, die Baummwollenwagen blieben aus, alle Spin:
ven jtanden jtille, nnd die ummohnende Bevölkerung wollte ver-
gagen. Da verbreitet fich plößlich die Runde, es Tomme wieder
aumwolle, die Werkftätten jollen wieder eröffnet, die Arbeiter
zurücgerufen werden. Und als nun wirklich der erite Frachtwagen
mit Baumtolle ericheint, da stürzt ihm alles entgegen: Wäter,
Mütter, Greife, Kinder. Eine Fahne entfaltet fich, die Männer
ſpannen die Werbe ans und ziehen Die jchwere Laſt unter Freuden-
Hängen jelbjt in den Hof. Aber das war nicht alles. Als die koſt—
baren Ballen im Magazin untergebracht waren, jammelte fich die
Menge, und wie aus Einem Munde ertönt das Lied:
2obet den Gott, von dem alle qute Gabe herabfommt;
(obet ihn auf Erden, Iobet ihn im Simmel.
Ehre jei deinem Namen, du Allmächtiger und Allgütiger!
Ehre jet dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geift.
» Viele der tief ergriffenen Sänger konnten zulegt nicht mehr mit-
fingen; Thränen des Danks und der Freude eritidten ihre Stimme,
— Es war wieder das Manna Gottes den Leuten vom Himmel
gekommen. (Beiblatt zu den Fliegenden Blättern. 1865.)
Bers 5 jchließt mit dem „Vergiß nicht!“ ab:
Lobe den Herren, was in mir ijt, lobe den Namen ;
alles, was Ddem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ift dein Licht,
Seele, vergih es ja nicht ;
lobende, jchließe mit Amen.
Diejes Amen traf zu in der Mitte des vorigen Jahrhunderts im
Frankfurt an der Oder. Dort lebte ein frommer Schulmeifter Hänfel,
der jeinem Amte lange mit großer Treue vorgejtanden war umd
dabei redlich dem Herrn und nicht den Menjchen gedient hatte. Zus
Yet aber jehnte er jich gar jehr nad) der Heimat, Die droben 1%
Da geihah es, daß er im Jahr 1760 eines Morgens zu jeiner Er
bauung unſer Lied jang, und als er es faum vollendet hatte, traf
ihn ein Schlagffuß: er hatte jeinen Lauf vollbracht. (Heinrich, Er-
‚zählungen. 1847.)
—
Die Melodie: gg dhagfisedefis ga g, voll kräftiger
ri nit von Neander, jondern die Überarbeitung einer:
auf das Lied: „Haft du dann, Jeſu, dein Angeficht gänzlich
verborgen ?“ gefertigen Weije, welche bei Sohr 1668 und Quivsfe
1670 ericeint. — paßt auf ein Loblied entſchieden beſſer, als
auf ein Lied der Sehnſucht. Davon hat Neander in der erſten
Ausgabe ſeiner Bundeslieder vom Jahr 1679—80 eine Überarbeitung
— eine zweite gab ©. C. Strattner in der fünften Ausgabe
der Bundeslieder 1691, und aus dieſer, mit der fie bejonders im
erjten Theil große Ahnlichfeit hat, hat ſich wohl die jeßige Faſſung
herausgebildet. — Johann een Bach legte ſie einer Gantate
zu Grunde, in welcher er jeden Vers eigenthümlich behandelte.
Bekannt it, Daß diefe Melodie von dem jchönen Glodenjpiel
auf dem Thurm der Garniſonskirche zu Potsdam alle Stunden,
zuerſt in einfacher Weiſe und dann in volleren Tönen gejpielt wird.
— Wie das in einzelnen Zeiten ergreifend wirkte, davon berichtet
Feldprediger Schulge: In den legten Märztagen 1813, als e3 gegen
Napoleon gieng, hörte ich, es ſammle fi eben ein Infanterieregi-
ment auf der Plantage zu. Potsdam zum Abmarſch. Ich fand da-
jelbit die Kolbergiſchen Bataillone und jtellte dem Kommandeur vor,
ob nicht hier auf dent Fled ein Gottesdienjt zu halten wäre, Wie
geiagt, fo gethan. Die 2—3000 Mamn ſchwenkten fich in einen
reis Dicht neben der Garniſonskirche; Potsdamer Bürger, ſelbſt
eine Fran, jtanden im der Mitte. ch wollte gerade anheben, da
ielte die —5 wie beſtellt: „Lobe den Herren, den mächtigen
önig!“ Nachdem ſchlug es zehn. Mit dem letzten Schlag rief ich
zu der artenden Menge: „Die Glocke jchlägt, die Stumde ruft;
auf, auf, in Gottes Namen!“ ch verfolgte von dieſem Gedanken
aus meme Rede umd wies fie hin auf des großen Friedrich Gruft, vor
der wir jtanden; große Gelübde wurden erneuert. Nach dem Gebet
brachte der Kommandeur dem König Friedrich Wilhelm das Lebe-
hoch! und die Offiziere traten mit inniger Bewegung zu mir und
Dankten. Man jchwenkte ab, der Zug gieng aus dem Thore gejtärkt
und heiter von dannen. (Wilhelm Baur, Gejchichts- und Lebens»
bilder aus den deutjchen Befreiungstriegen. U.)
126. Wunderbarer König.
Bon Joachim Neander, ebenfalls in den Bundesliedern 1679
erjchienen, mit der Uberjchrift: „Der zum Lobe des Herrn Anſpor—
nende.“ Pjalm 150, 6. — Das ijt der letzte Klaug im Bialter:
„Alles, was Odem bat, lobe den Herrn! Halleluja.“ V. 1 Bater,
laß dich loben; V. 2 Himmel und Erde, lobe; V. 3 lobe, Seele,
den Herrn; V. 4 Hallelujah bier und droben !
Es iſt eim wohlgelungener Freudenton und bat darum auch
um Lobe da und Dort ermumtert, Als der —— Chriſtian
Schwartz mit zwei anderen Genoſſen auf dem We
ndien 1749 in Magdeburg rajtete, — es war der 10, Augu
der zehnte Trinitatis, da man von der Zerſtörung Jerufalems redet,
=
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IV. Das Gebet. Pr. 126. TER TE
9 geb-
in nach Hilfe geipäht ; —— entſpann ſich noch eine Schlägerei,
der ein Soldat den Säbel zog, und man durfte froh fein,
daß man noch ohne Unfall zurecht Fam. Da waren unjre Reiſenden
getroft, fie nahmen das Ganze als eine Warming vom Herrn, doch
nie vom rechten Wege abzuirren, und ftatt zu murren, jangen fie:
Wunderbarer König,
Herrſcher von uns allen,
laß dir unjer Lob gefallen!
Deine Vatergüte
haft du lafjen triefen,
ob wir jchon von dir wegliefen.
Hilf uns noch,
ftärf uns doch;
laß die Zungen fingen,
laß die Stimmen flingen !
Ein treuer Chrift weinte eines Tags über den heutigen Ver—
fall des Chriftenthbums, und war tief betrübt, was doch am Ende
geichehen möge. Unvermuthet trat jein Fleines Kind ins Zimmer
und fragte nach der Urjache jeiner Traurigkeit. Mein Kind, jagte
er, das verjtehft du jet nicht; wenn du aber groß werden wirft,
jo wirft du den Grund meiner Thränen wohl erfahren. Auf a
Worte fagte das Kind: „DO ihr Kleingläubigen, warım jeid ihr jo
furchtfam ?* gieng zur Thüre hinaus und fang: „Wunderbarer König,
Herrſcher von uns allen, laß div unjer Lob gefallen!“ Der Vater
wurde beruhigt. Etliche Tage nachher jang der Knabe unaufhörlich
den lebten Bers: f
2 Hallelujah bringe,
wer den Herren fennet,
wer den Herren Sejum liebet.
Hallelujah finge,
welcher Chriſtum nennet,
fih von Herzen ihm exgibet !
befonders aber den Schluß diejes Lobpreijenden Berjes:
O wohl dir,
glaube mir:
endlich wirft du droben
ohne Sünd ihn loben!
und — ftarb. Er war zum bimmlijchen Hallelujah vorausgeeilt.
eben worden, umd zeichnet ſich durch einen erhabenen Gang aus,
; a erlilken Lid würdig
a —
127. Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig.
Das dritte von Joachim Neanders Gebetsliedern, aus derſelben
Quelle 1679 mit der Überjehrift: „Der zum Singen fi Auſmun—
—— Pſ. 57, 8: Gott, mein Herz iſt bereit, zu fingen und zu
oben.“
Mit dem. Samuelswort (1 Sam, 3, 4) beginnend jucht die
Seele in diefem Liede den himmlischen Bräutigam. Sie thuts im
Klageton der Braut des Hohenlieds, die lange genug jeufzte: „i
fuchte ihn, aber ich fand ihm nicht!" Hoheslied 5, 6. und do
wieder im Ton des Vertrauens auf das Berheißungswort: „So
wirft du ihn finden!” 5 Moje 4, 29. — Demgemäß unterwindet
fie jich, zu reden mit dem Herrn B.1 und zu ihm zu jagen: Sieh
doc auf mich! wie Ahasverus auf Ejther (5, 2) V. 2; ich begehre
deine Gnade V. 3, ich begehre dich jelber als meinen Bräutigam
V. 4. Höre meine Stimme voll Demuth und Wehmuth V. 5, und
empfange mein Gelübde der Verleugmung dieſer Welt V. 6. Alles
in allem: Großer Gott, ich bin bereit!
Unfer Lied hat einjt im Ochjenwirthshaus zu Dolzgerlingen,
einem Dorf am nördlichen Rande des Schönbuchs, zwiichen Tübingen
und Böblingen, große Veränderung hervorgebracht. In den 1790er
Sahren lebte auf diejer Wirthichaft ein Mann, Namens Johann
Conrad Binder, der jeine Okonomie und feinen Wirthsjchanf ins
Große zu treiben verjtand, jo daß er von Jahr zu Jahr reicher
wurde. Er fam dadurdy ganz in den irdischen Sinn hinein und
erlaubte ſich allmählich manches, was wider Recht und Gewiſſen
lief. Vor der Welt aber, die es nicht jo genau mit folchen —*
nimmt, blieb er ein ganz ehrbarer, allgemein reſpektirter Mann. Da
ritt ev eined Tages in jenen Wirthichaftsangelegenheiten nach Alt—
dorf himüber in Begleitung feines Bruders. Auf dem: Heimweg
kommt ihn plößlich Die Luft an, das Lied zu fingen: „Sieb, bier
bin ich, Ehrenkönig.“ Am vorigen Sonntag hatte er es in der
Kirche mitgefungen. Er jang:
Sieh, hier bin ich, Ehrenkönig,
lege mich vor deinen Thron.
Schwache Thränen, kindlich Sehnen
bring ich dir, du Menfchenjohn.
La dich finden, laß dich finden
von mir, der ich Mich und Ihon,
Unter en Singen wurde es ihm immer wehmüthiger um bas
Herz, jo daß er ſich gar nicht zu faſſen wußte und mit feinem Pferde
in —R Eile zu großer Verwunderung feines Bruders nach
Haufe eilte, Die Stunde des er hatte ihm gejchlagen, da ers
am wenigften meinte. Bu Haufe angelangt, entdeckt er einem wer»
trauten Freunde mit wenigen Worten, was er erlebt hat, und
bittet ihn, er möge für ihm und mut ihm beten. Die Zwei beteten
nun öfters mit einander, und jo gelangte Binder unter der Arbeit
des —9* Gottes zu gründlicher Erlenntniß ſeines Verderbens und
zu brünſtigem Verlangen nach Gnade und Vergebung. Endlich ſiegte
“
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die Gnade fo mächtig in ihm, daß er feine Wirthſchaft ſchloß, mit
Innen alten Zechbrüdern brad und ihnen ankündigte, daß er fie mur
anı noch ferner in jenem Haufe jehen wollte, wenn fie fich ent-
‚töten, mit ihm Gott zu dienen und der Sünde zu entjagen.
Kurt Belehrung des reihen Weltmannes machte im Orte große
ehen und brachte bei vielen eine Erwedung hervor. gi er
wurde für die ganze Umgegend ein Licht. Sein Haus, in dem
früher faſt alle Tänze, Hochzeiten und Zechgelage waren, wurde
jeßt der Verſammlungsort für die Privaterbauımgsftunden. Der
r aber wollte ihn durch Leiden jchneller vollenden, als man
tte erwarten jollen. Auf eimmal erkrankte der bis dahin ganz
geſunde, erſt in den vierziger Jahren jtehende Mann an der Aus—
zehrung, die ihn zwei Jahre lang auf ein jchmerzliches Lager Tegte.
Sein Krankenlager aber ward für viele eine Stätte der Beſchämung
und des Segens. Er wußte von nichts zu rühmen, als von der
Gnade und Barmberzigkeit des Herrn, der ſich feiner erbarmıt habe,
Kurz vor jeinem Ende genoß er noch das heilige Abendmahl, und
zwar mit jolcher Demüthigung des Herzens, daß der Pfarrer be
kannte, nie einen bußfertigern Communikanten in feiner Amtsführung
getroffen zu haben. Im Jahr 1806 jchied er im frohen Olauben
an jeinen Heiland von binnen; unjer Lied aber war dem armen
reihen Mann zur Lodjtimme für den guten Hirten geworden,
(Ehrijtenbote. 1833.)
Die Schlußzeile des eriten Verſes betete der Prälat Johann
Friedrich Hochitetter zu Denfendorf, der Verfaſſer des alten Württem-
bergiichen Betjtundengebets, in jeiner legten Krankheit gar oft, wie
er N denn auch diejes Lied zuvor jchon als Lieblingslied erwählt
hatte. Er jtarb 6. April 1713. (Chrijtenbote. 1833.) Ebenjo war
es dem feligen Fliedner auf jeinem Lager nocd eine Herzenslabe vor
feinem Heimgang.
Den zweiten Vers:
Sieh doch auf mich, Herr, ich bitt dich,
lenfe mich nach deinem Siun;
Did) alleine ih nur meine,
dein erfaufter Erb ich bin.
Laß dich finden, laß dich finden:
gib dic) mir und nimm mid Hin!
dürften fich alle Kirchgänger für den Kirchtveg empfohlen jein Lajjen.
Dorothea Margareta von Griesheim, Tochter des Sadjen-Zeit’jcpen
Geheimenraths, betete denjelben, nachdem jie bei einem Aufenthalt in
Halle durch eine Predigt A. H. Francke's erweckt worden war, jo
oft fie zur Kirche gieng. Es war ihr herzlichſter Wunſch, daß doch
das Wort Gottes kräftig an ihrer Seele werden möchte. (Frande’s
Leichenpredigten. 1723.)
Die rechte Verbindung von Glaube und Liebe in der gott-
ergebenen Seele iſt ausgeiprochen im dritten Bers:
Ich ig nichts, o Herre,
als nur deine freie Gnad,
|
% x F a I er % — er 27 *
Das Gebet.” Nr. 197. 37.
Die du gibeft, den du Tiebeft
cs im he bie liebt in der That.
Laß dich finden, laß dich finden:
der hat alles, der dich hat.
So Har die Lehre von der freien Gnade im Anfang ausgejprochen
ift, jo klar die Liebesgemeinfhaft im Fortgang. Denn jo gewiß
ott feine Gnade ſchenkt Dem heilsbegierigen Herzen, jo gewiß heißt
e3 bei der gottliebenden Seele: Wer da hat, dem wird gegeben.
Läßt ſich's mit Wahrfcheinlichleit annehmen, daß Neander diejes
Lied gedichtet habe, als er, von feinen Neidern der Irrlehre ange-
Hagt, jeiner Nektorjtelle an der reformirten Schule zu Düfjeldorf
entjeßt, brotlos und in tiefen Nöthen, fich mehrere Monate 1678 in
einer wilden Felsichlucht bei Mettmann am Rhein aufhielt, jo paßt
hiezu mit jeinem Doppelfinne der Ruf in Vers 4 und 5:
Himmelsjonne, Seelenmwonne, Hör, wie kläglich, wie beweglich
unbefledtes Gotteslanım ! dir die treue Seele jingt;
In der Höhle meine Seele Wie demüthig und wehmüthig
juchet dic, o Bräutigam ! deines Kindes Stimme Klingt.
ß dich finden, la dich finden, Laß dich finden, la dich finden,
Starker Held aus Davids Stamm. Dann mein Herze zu dir dringt.
Der legte Vers bat als Gelübde eine große und jchmeidende
Kraft. Der fronmen Beata Sturm, genannt „die württembergifche
Tabea“ (7 1730), gejtand ein wohlgeartetes Mädchen, ihr Herz ha
noch ein heimliches Wohlgefallen an Put und Staat und ſchönen
Kleidern, deßhalb habe fie neulich den Vers im der Kirche nicht
mitjingen können:
Diejer Zeiten Eitelfeiten,
Reichthum, Wolluft, Ehr und Freud,
Sind nur Schmerzen meinem Herzen,
welches jucht die Ewigkeit.
Laß dic finden, laß dich finden:
großer Gott, ich bin bereit.
Sie habe fich gefürchtet, dabei Gott etwas vorzulügen. Wie viele
Töchter mit folch zartem Gewiſſen gibt es? (Spiegel edler Pfarr:
frauen von Burf. 1842.)
Johann Heinrich Palm, ein ehrenhafter Bürger Eflingens, der
die meiſte Zeit feines Lebens in der BaiferRabt Wien verlebte, gürtete
fid) in der Karwoche 1710 zum Sterben, Ex hielt jich mit grober
Zuverſicht an das Wort: „Meinen Jeſum Tab ich nicht!“ und als
ihm das Stündlein näher vüdte, bielt, er in dem Liebe: „Sieb, bier
bin ich, Ehrenkönig!“ beionders feit den Schluß: „Großer Gott, ich
bin bereit!” und rief: „ch, fo komm doch, mein Jeſu; ich bin be
reit, die Lenden ſind umgürtet, die Lampe bat noch DL. “2 wie
Lan, ach Lange iſt dem Herzen Pong“ und verlangt nach bir! A
in deine Hände befehle ich meinen Geiſt!“ Karfreitag Nachts gegen
zwölf Uhr entjchlief er, und feine Brüder errichteten ihm auf
Gaottesacker des Kloſters Montjerrat in Wien eine Gruft um
Denkmal mit der treffenden Anfchrift: Justus ut palma forebit,
J (Der Gerechte wird blühen wie ein Palmbanm.)
Die Melodie: aadde ea f eriheint im Darmſtädtiſchen
Gejangbud) 1698 für unſer Lied, Von Störf oder Stötzel ſtammt
jeit 1744 die in Württemberg gebräuchliche und dem weichen Klage-
ton des Lieds ganz angemefiene Weite: gahaghedceh,
128. Womit foll id did) wohl loben.
Der 91. Palm aus dem Pſalter Davids, welchen der ze
Ludwig Andreas Gotter zu Gotha (1661—1735, val. 4, fi.
in befannte Melodieen überſetzt bat. Er findet fich zum erftenmal
gedruckt im Hallefchen geiftreichen Gejangbuch 1697.
Es iſt immerhin eine jehr freie Bearbeitung des ſchönen Pfalms;
es entiprechen fich nur wenige Stellen. ®. 6 „a Herr, lauter Gnad
und Wahrheit find vor deinem Angeficht !* klingt an an Palm 91, 4:
„Seine Wahrheit ift Schirm und Schild“; V. 10 „Mich haft du auf
Adlers Flügeln” an Palm 91, 10. 11. „Er hat jeinen Engeln be—
fohlen über dir!“; 3. 11 „Fielen Taujend mir zur Seite“ an V.7
„Ob Tauſend fallen zu deiner Seite.“ Sonſt aber jchlägt einerjeits
as neuteſtamentliche Heilsbewußtjein, amdererjeits der Kehrreim
durch, welcher allumfaſſend lautet:
Taufend, tauſendmal jet dir,
großer König, Danf dafür!
Diefer Refrain iſt entlehnt aus dem Liede Ernſt Ehriftoph Hom—
burgs in Naumburg 1658: „Jeſu, meines Lebens Leben.“ Nur tft
das Wort: „Liebjter Jeſu“, das zum Paſſionsliede gehörte, um—
gewandelt in „großer König“, wie e8 dem Danklied angemeſſen ist.
Diejer Refrain mag Gottern um jo wichtiger gewejen fein, als da—
mals der jchöne Ko des GSuperintendenten Nikolaus Röfer zu
Duedlinburg befannt war. Diejer hatte nemlich am Karfreitag 1684
mit den Seinigen jenes Homburg’iche Lied gejungen und fich mit
bejonderer Rührung des Herzens au dem Nefrain erbaut. Des
Abends Tegte er fich geiund zu Bette, und des Morgens in der
Brühe wurde er mit gefalteten Händen todt in jeinem Bette gefunden.
. Sm Herdit 1863 wurden (Greiner, Schulliederihat) mehrere
Miſſionare in Abeffynien von dem König Theodoros gefangen ge-
ebt. Mit Ketten gebunden und durch verichiedene Foltern gequält,
—5— fie längere Zeit in Gondar, Debra Tabor und Magdala.
Je länger je mehr drohte ihnen das Schlimmſte. Oft mußten fie
mit anjehen, wie auf den Befehl des Tyrannen Hunderte von Men
Ichen jchauderhaft gequält und niedergentegelt wurden. Dazu wüthete
im Lande Hungersnoth und Peit, jo daß die armen Gefangenen
ringsum vom Tode bedroht waren (vergleiche mıch ©. 330). Als
es aber aufs Äußerſte gekommen war und alle Hoffnung zerronnen
iu jein jchien, trat die Hilfe ein. Am Karfreitag 1868 wurde Mag-
ala von den Engländern erobert und zerjtört; Theodoros erſchoöß
fi aus Verzweiflung, und am Oſterfeſt brach für die Gefangenen
die erjehnte Freiheit an. Miſſionar Flad, der das berichtet, Tobt
und danft für die wunderbare Errettung aus großer Trübfal mit
den Worten des vierten Verſes:
AN PRNEID, N 3 wi Zi > — — pP I
i — . w Das Gebet J 98. 5 Y ST ers 1a
EA 1 ———
—
2 ja, wenn riege, —
Hei mit wos Sieb uud Gütigteit —
fe Du durch fo viel Wunderivege 5
BR HDD mich geführt die Lebenszeit; —
So weiß ich kein Ziel zu finden, *
noch die Tiefen zu ergründen: *
Tauſend, tauſendmal ſei dir,
großer König, Dank dafür!
Den elften Vers als Dankopfer vor den Herrn im Gebet zu
bringen, dazu hatte ganz beſondere Urſache Karl Heinrich v. Bogazky,
der für das Reich Gottes und zur Erweckung heilsbedürftiger Seelen
gar viele Reiſen machte, namentlich in Böhmen, und dabei auf
manchen gefährlichen Wegen über Berge und Thäler und Flüffe nd
an tiefen Abgründen vorbei jtets wohlbehalten geführt, namentlich)
auch mehreremal, 3. B. als er auf einem jchmalen Steg über eine
tiefe Schlucht zu Boden fiel, von augenjcheinlicher Todesgefahr er-
rettet wurde. So erzählt er: „Ich fuhr eimjt mit noch einer Perſon
in einer offenen Chaife. Als wir durch das Thor des Gajthofes
fuhren, jchlug der Wind mit Gewalt den Thorjchwengel zu, und
der gieng zwijchen mir und der Perjon mitten durch. Wäre er
nur etliche Finger breit zur Rechten oder Linken mgelehlogei je 28
wäre Einer von uns beiden ums Leben gefommen. So hatte ich
abermals Urjache, den Vers zu beten:
Mich Haft du auf Adlersflügeln
oft getragen väterlich,
In Sn Thätern, auf den Hügelu
wunderbar errettet mich.
Wenn fchien alles zu zerrinnei,
ward doc deiner Hilf ich innen.
Tauſend, tauſendmal jei dir,
großer König, Dank dafür!“
Als ein Soldat aus dem württembergtichen Lehreritande im
Sommer 1871 aus dem Kriege mit Frantreich zu jeinen Eltern
eimkam, da war nach langer Tremmung die Nührung größer, als
ei jeinem Abjchied; aber es waren Freudenthränen zum Dank für
Gottes gnädige Errettung. Und als nun die Eltern den Sohn
aufforderten, ihnen jeine Erlebniffe zu berichten, begann er mit
unfrem Liedeswort : „Mich haft du auf Adlersflügeln.“
Melodie: „Jeſu, meines Lebens Leben“ oder: „Alle Men
müſſen jterben.“ — Neue Weifen haben zwei Schwaben hinzugefügt:
Knecht in Biberadh: g g hg h hd h 1797, welche zwar ohne viel
muſilaliſchen Gehalt, aber doc; beim Wolle beliebt it; und Silcher
in Tübingen: h g dd g ah h 1824, eine treffliche Melodie, vol
Klang und Kraft. — Lied und Weife waren der Lieblingschoral von
Ludwig Uhland, und jo wurde er am 14, Juli 1873 vom —
der St. Georgenlirche zu QTübingen geblaſen, als das deutſche *
daſelbſt das Denkmal des ebenſo un als finnigen „Dichters, “:
Forſchers und deutichen Mannes" enthüllte, u
- h
*
an Weber. ME. LU.
00129. O daß ich lauſend Zungen hätte.
Gedichtet von dem DOberlaufiger Pfarrer Johann Menter (1658
1734, vgl. 5, 220 ff.) zu Nemmig bet Berntadt im Jahr 1704,
nachdem ihm jein Haus abgebrannt war. Es erichien jofort im
m; Freylinghaujenichen Geſangbüch 1704, im Berthelsdorfer 1725 und
dm Herrnhuter Beüder-Öehngbuch 1735.
* — Ein überaus erweckliches Loblied. Die Anfangsworte des erſten
ı A :
Ber". ;; O daß id) taufend Zungen hätte
— und einen tauſendfachen Mund,
So ſtimmt' ich damit um die Wette
vom allertiefſten Herzensgrund
Ein Loblied nach dem andern an
bon dem, was Gott au mir gethan !
find. Ankläuge an das Lateiniſche: Non mihi si centum linguse sint
oraque centum_ etc.
Vom ganzen Lied war das Herz der edeln Claudiustochter,
Karoline Perthes in Hamburg, bejonders erfaht. Als im Februar
1813 die Nuffen nahten, um die neue Wendung der Dinge mit
Napoleon einzuleiten, jchrieb fie ihrem Mann: „Geitern morgen
find Koſaken in Perleberg geweſen. Ad, daß ich taufend Stimmen
hätte, um zu fingen: Benedietus qui venit! (Sei gejegnet, der da
fommt.) Gott helfe weiter ımd gebe uns Lob und Danf gegen
Gott und Menſchen.“ — Im Jahre 1815 war fie voll Entzüden
über die Wunderthat Gottes bei Waterloo, und jchrieb auf Weih-
nachten ihrer verheiratheten Tochter: „Laßt uns in dieſem Augen—
blid einmal aus Herzensgrund Gott danken, und uns und, die ums
nahe find, vertrauensvoll und glaubensvoll in jene Arme legen umd
Pr DER fein. Lies den Geſang in unjer aller Namen: O dab ich
dauſfend Zungen hätte: Er kommt einem recht zu Hilfe, der liebe
Geſang, wenn man fich nicht zu helfen weiß.“ — Und als ihr die
> Geburt ihres erſten Enfels verkündet ward, da begamı fie ihren
— erften Brief an die Tochter wieder mit den Worten: „O daß ic
= taufend Zungen hätte! Ja, Gott helfe mir danken und preijen,
: daß mein Wunjch und Gebet erhört ift. Ich habe aber von jeher
2 das Gefühl in mir, daß man lange nicht jo inbrünſtig danken, wie
F bitten kann, oder als wenn der Dant immer zu furz im Vergleich
fr mit der Bitte ſei.“ (Friedrich Perthes Leben. 1852.)
R E3 war am Freitag vor Invocavit 1868, daß über eine Frau
h im wiürttembergijchen Frankenlande Morgens fich ein furchtbarer Drud
B legte wegen a ——— Noth und Sorge. Sie wußte nicht,
wo aus noch ein. Da warf ſie ſich in der Küche auf die Kniee und
betete, daß Gott ſie von ihrem Jammer erlöſen und ſich ihrer an—
nehmen möchte. Krankheit, Armut und vieles Andere ſchlug ihr
über dem Kopf zuſammen. Wie ſie in die Stube hereintritt, greift
ſie nach ihrem Geſangbuch, um in dex nächſten beſten Stelle einen
Liedestroſt zu finden. Da ſieht fie die Überſchrift: „Bei Mißernten.“
Ach, denkt fie, was foll das mir? Eine Ernte hat fie nicht gehabt,
ER 1
* x J— —— ER * = a de « Tagen E ; \ — *
alſo auch feine Mißernte, und die Zeit der Ernte iſt ohnehin nich
da. Wä deſſen fällt aber ihr Auge auf den jechsten —— des
Liedes „Gott, der du groß von Gnad und Güte“, der fo lautet:
„Du kannſt auch wohl das Wen’ge jegnen; wenn in der Wille
Mangel wär, So muß die Luft mit Mana regnen, der dire
Fels reicht Wafler her. Im Witwenfad und ihrem Krug iſt immer
je und DI genug.” Bei diefen Worten durchitrömt fie eine
BEL ng FR a RR N ne ee a i
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X
bene ©. h inks,
roße Freudigfeit nach Leib und Seele. Ja, fie iſt auch im eine
ißernte gefallen, und ihr Krüglein it, wie das der Witwe zu
Zarpath. Dennoch ift mit dem Wort aller Kummer wie weg-
geblajen, und ihre Gedanken find voll des Liedes: „O daß ich
taujend Zungen hätte und einen taujendfachen Mund.“ Und damit
fie nun überjchwenglich er wirde, tritt gegen Abend der
Nentbeamte des Herrn ein, auf deſſen Gut fie bis zu feinem Tode,
ein Vierteljahr zuvor, gearbeitet hatten. „sch bring euch ein Ge—
ſchenk!“ rief er. „DO, das können wir brauchen!” antwortete fie.
Es waren 25 Gulden von dem Herrn Baron zum Abjchiede. —
Das Invocavit war zum Exaudi geworden mit Lob und Danf,
Dr. Büchſel erzählt in jeinen „Erinnerungen eines Landgeift-
lichen": Ein alter Mann jaß in jeiner Eleinen Stube am Sonntag
Nachmittag. Die Bibel lag vor ihm, und es war das erite Blatt vor
dem Titelblatt aufgejchlagen. Darauf jtanden lauter Zahlen, die
Tage und Jahre bezeichneten. Er jaß und war jehr vertieft, indem
er die Zahlen anſah, jo daß er nicht bemerkte, wie jein Nachbar
zu ihm eintvat. Diejer fragte ihn, was er da leſe und was feine
Seele jo bewege; er ku ja nur Zahlen. Da jpricht er zu ihm:
Nachbar, wenn du wüßteſt, was dieje Zahlen bedeuten, jo würdeſt
du Dich nicht wundern. Die Zahlen aber bezeichneten die Haupt—
ereignilfe jeines Lebens. Er wie mit dem Finger auf eine nad)
der andern: Hier bin ich geboren, da getauft, da confirmirt, da
Soldat geworden, da habe ich mein Weib genommen; bis zulett
der Tag fam, an dem ihn der Herr habe angenommen und jeit
welchem er wiſſe, daß er Gottes Kind und Erbe ſei. Er rief aus:
D welch eine Tiefe des NReichthums, beides der Weisheit und der
Erkenntnis Gottes! und jang unter Thränen mit zitternder Stimme:
D daß ich taujend Zungen hätte
und einen taujendfahen Mund !
Als die Söhne Fliedners in Kaiſerswerth ſich von ihrem ſter—
benden Bater verabichteden und weiter ziehen mußten, jagte ev: „Es
wird wohl das letztemal jein, daß ich euch jo um mich ſehe. Wir |
wollen ung nicht verbehlen, daß ich in kurzem zur jeligen Grvigleit
eben werde. Wenn ich aber auf mein Leben zurüdiche, wie viel
rſache habe ich zu Lob und Dank: (Wers 2)
O daß doch meine Stimme fchallte
bis dahin, wo die Sonne jteht; 6
O daß mein Blut mit Jauchzen wallte, *
ſo lang es noch im Laufe geht; SE
Ach, wär ein jeder Puls ein Dant, %
ein jeder Ddem ein Geſang!“
| * f nas Gilers, ein. Knabe von zeh wi j
} ja —32 er in der — * 3 auf ufenlager
at a möchte ibm doch das Lied — „O da —
rs 3 fam:
Hungen hätte.“ Als der Seeljorger das that und zu
ano) Was ichweigt ihr denn, ihr meine Kräfte?
" auf, auf, braucht allen euren Fleiß
ini Und jtchet munter im Geſchäfte
, zu Gottes, meines Herren, Preis.
| Mein Leib und Seele, ſchicke dich
ö und lobe Gott herzinniglich !
fiel ihm der Knabe ein und rief: „O, wie erquidt mich das!" Auf
die Frage des Hagius: „Verſtehſt du auch, mein lieber Jonas, was
dieſes Lied im jich hält?“ ermwiderte er: „Ach ja, jo tft es im einer
Seele, die Gott fennt und defjen Liebe im Herzen empfindet; darum
verlanget mich jo jehr nah ihm“ — Da nun gerade mehrere
Hausfreunde da waren, jangen fie ihm noc ein paar Verſe aus
dem jchönen Lied, wobei er ſagte, er wolle, da er jehr matt jei,
stille zuhören. Sie hatten aber kaum erjt einen Vers gefungen, jo
fieng der matte Konas mit feiner ſchon halb erjtarrten Zunge jo
munter an, mitzujingen, als wern ihm gar nichts fehlte, und feine
Stimme Hang jo lieblich, wie die eines Seraphs. Reine Himmels-
freude, tiefe Anbetung Gottes drücdte fi unter dem Singen des
Lieds auf jeinem Angefichte ans, jo daß ſichs nicht beichreiben läßt,
aber werth gewejen wäre, abgemalt zu werden. Nicht lange darauf
verichied er. (Basler Sammlungen. 1822.)
Der zehnte Vers ijt befonders herrlich, wenn man den Sänger
fih an dem Grabe feiner abgebrannten Habe denkt:
Bor andern küß ich deine Ruthe,
die du mir aufgebunden haft.
Wie viel thut jie mir dod) zu gute
und ift mir eine janfte Laſt;
Sie macht mich fromm und zeigt dabei,
daß ich von deinen Liebiten fei.
Der lebte Vers ijt ein gar inniges Gebet:
Ah nimm das arme Lob auf Erden,
mein Gott, in allen Gnaden hin.
Im Himmel foll es beſſer werden,
wenn ich ein jchöner Engel bin;
Da jing ich dir im höhern Chor
viel taujend Hallelujah vor.
Zwar wird das dichteriſche Muttermal: „wenn ich ein fchöner Sa |
„u
bin“, welches unbibliſch it, abgethan werden müſſen, und
wird ſich ſetzen laſſen: „Wenn ich bei deinen Engeln bin“ oder
„wenn ich gleich deinen Engeln bin“; aber dann iſt auch das Lob
an BIKE Stelle wunderbar ſchön. — Johann Chriftian —
lius, Diakonus an der Kreuzkirche zu Dresden, deſſen liebſtes Ge⸗
ſchäft das Lob Gottes war und der ſich nicht genug freuen
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er * a ER » a
4 ——— ah a,‘ 1. RU Ba * * * * vn 2
0000. IV. Das Gebet. Nr. 130. BB
konnte auf das vollfommene Lob Gottes, werm er einmal als Über-
Ei hi j A Krone kom u) Erg agree *
ief dieſen Vers u igemal auf der Kanzel aus, ſagte au
Seinigen faſt aid: Binder, gewöhnet euch doch an das herrli
Lob Gottes, das wird ja in der Ewigkeit einmal unſere vornehm
und liebſte Verrichtung ſein. Ach, hier, hier muß noch der Anfang
gemacht werden.“
Die Melodie ce acdebag f findet ſich zuerſt in Königs
harmoniſchem Liederihab 1738 unter dem Namen: „Ach, jagt mir
nichts von Gold und Schäben.“
130. £obe den Herren, o meine Seele.
Dr. Johann Daniel Herrnſchmidt (1675—1723, vgl. 4, 349 ff.),
Profeſſor der Theologie zu Halle, der diejes Fräftige, herzliche Lied
voll des herrlichſten Gottvertrauens dem 146. —5— nachbildete,
war ſelbſt ſeinem ganzen Weſen nach ein Mann, der, durch leben—
digen Glauben von irdiſchen Sorgen befreit, mit Freudigkeit ſtets
die Treue des Herrn rühmte, durch die er nie Mangel gehabt. Es
erſchien zuerſt im Freylinghauſenſchen Geſangbuch 1714. Die Me-
lodie: geggfisgahch.a begleitete von Anfang an dieſes Lied
1714. Es hat ſich bejonders in neuerer Zeit, zum Theil durch
jeine frische Melodie, überall eingebürgert und beliebt gemacht,
Als Johann Georg Edard, ein Schullehrer in Lauja, 1819
jein fünfzigjähriges Amtsjubiläun feierte, geleiteten ihn einige Pre—
diger an den Altar, hinter ihm jtellte jich eine Anzahl von Schul-
lehren auf, welche durd) ihn für ihren Beruf waren ausgebildet
worden; zu beiden Seiten des Altars standen die Knaben und
Mädchen jeiner Schule. Knieend empfieng er den Segenswunid:
„Bott allein die Ehre! Er bieibe ferner Ihr Troit, Ihr Lohn,
Ihre Kraft! Und daß Sie das Werk vollenden können bis zum
Feierabend ihres Lebens, empfangen Sie den Segen in Seinem
Namen!" Der Lehrerchor aber fang:
Lobe den Herren, o meine Seele;
ich will ihn loben bis in Tod.
Weil ih noch Stunden auf Erden zähle,
will ich lobfingen meinem Gott.
Der Leib und Seel gegeben hat,
werde gepriejen früh und jpat:
Hallelujab, Hallelujah !
Noch 13 Jahre arbeitete er im Segen, nahm Abſchied von jeinem
Schülern mit dem Rufe: „Suche chem und fein Licht, alles andre
hilft div micht!* und verjchied, nachdem er die Anordnung getroffen,
daß man ihn das Lied finge: „Ulle Menſchen müſſen jterben“, deſſen
jechster Vers ihm unvergehlicd war:
O Jeruſalem, dur jchöne,
ach wie helle glänzeſt du!
Eine Mutter in einem hohenloheſchen Dörſchen ſank, obgleich
ſie wohlgerathene Kinder, einen wackern Mann und ihr tägliches
Ko, Kirchenlled. VIT. 23
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IV. Das Gebet. Nr. 190.
Austommen hatte, im Jahr 1868 in eime tiefe Schwermu un
Dr ich vr htm nichts a ei Tod.
es
Lobe den Herren, o meine Seele;
ich will ihn loben bis in Tod!
Sie aber erzählte, was fie in der vergangenen Nacht erlebt hatte,
und freute Ki mit ihrem ganzen Haufe. Nun wurde alle Arbeit
leicht, und das Lob Gottes blieb in ihrem Munde.
"Dr. Gotthilf Heinrich von Schubert in München, welcher von
diefem Liede erklärte, daß es zu Den liebjten Morgenliedern auf
Neifen gehöre, und er es bejonvers gerne in der Melodie der
jeligen Luiſe Reichard finge, erzählt, daß es ihm namentlich einmal
auf feiner italienischen Reife zur Stärfung geworden jei. Er war
mit jeiner Frau zu Bologna von einem Lohnkuticher um das bereits
bezahlte Koſt- und Reifegeld von Neapel bis Mailand betrogen umd
furz zuvor auch durch eimen Diebftahl des größten Theils jeiner
Barſchaft beraubt worden. „Ganz traurig gieng ich in einer Der
Hauptjtraßen Bolognas unter den Säulenhallen dahin in dem Ge—
danken, daß ich hier in diefer Stadt ein verlaffener Fremdling jet.
Endlich trat ich in eine Kirche am Wege ein. Da ich nun hier die
Leute jo beten jah, fiel mir der Vers 6 ein:
Sehende Augen gibt er den Blinden,
erhebt, die tief gebeuget gehn.
Wo er fann einige Frommen finden,
die läßt er jeine Liebe jehn.
Sein Aufjicht ift des Fremden Truß,
Witwen und Waiſen hält er Schuß:
Hallelujah, Hallelujah ! -
Du biſt hier, dachte ich, Freilich ein verlafjener Fremdling; aber fei
getroft: Seine Aufjicht ift ja der Fremden Trug. Da wurde ich
wieder ganz freudig. Und bald murde auch durch eine Fügung,
wozu wir feine Menjchenhilfe gebraucht hatten, die Sorge gehoben.
Es fand fih ein Lohnkutſcher, welcher ohnehin eine — nach
Mailand zu führen hatte, und welcher uns um eine Kleinigkeit mit-
nahm.“ (Altes und Neues. 4. 1837.)
In einigen Gejangbüchern iſt nach dem vierten Vers ein neuer
eingefügt worden, welcher ſich im Brüdergefangbucd 1778 findet und
von Syndifus Johannes Job zur Leipzig 1714 gedichtet iſt:
Sollt er was jagen und doch nicht halten ?
ſollt er was reden und nicht thun ?
Kann auch der Wahrheit Kraft veralten ?
fann auch fein wallend Herze ruhn ?
Ad nein, fein Wort fteht feljenfeft:
wohl dem, der ſich auf Ihn verläßt !
Hallelujah, Halfelujah!
13431h. Gott iſt gegenwärtig.
In dieſem Liede hat Gerhardt Terjteegen (1697—1769, val, 5,
46 ff.) zu Mühlheim an der Nuhr fein innerjtes Wejen ausgeprägt.
Er dichtete e3 ſchon vor 1727 mit der Überjchrift: „Erinnerung der
herrlichen und Lieblichen Gegenwart Gottes." Es ijt ein Belang,
mächtig in der Anbetung des allheiligen Gottes und tief einführend
in feine jelige Gemeinſchaft.
Zum Ganzen gehört, was der Herzensfreund, der fein Leben
jchrieb, von ihm bezeugt: „Gottes Gegenwart (V. 1) ſchien ihm tief
ins Herz geprägt zu dein fein ganzer Wandel war Dadurch mit
einer Liebesehrfurcht erfüllt; er glaubte mit voller Gewißheit, daß
Gott auf eine bejondere Weije in feinem Herzen gegenwärtig jei.
Er jagte oft: ‚Gott jchauet in mich hinein“ Darum legte er en
göttlichen Gnadenjonne jein Inneres offen dar, um Durch ihre
Strahlen erleuchtet, erwärmt und belebt zu werden (8. 6), Darum
famen auch alle feine Thaten und Bewegungen nicht aus eigener
Anftrengung und gejeglihem Zwang, jondern floffen Durch dieſe
Liebesgegenwart Gotte3 aus freiem und janftem Triebe. Dabei
übte er Ei beitändig im Schauen auf Gott allein, damit er dur)
biejeß Anschauen immer mehr erleuchtet werden und immer neue
Lebensjäfte aus dem innigſt nahen Gott und Heiland empfangen
möchte.“ (B. 4.)
Bu V. 1. Das jeltene Gnadenfind, Theodora Caritas, ein
zweijähriges Tüchterlein des Grafen Hinzendorf, dem durch feine
frommen Eltern und Dienerinnen, die in Eindlichem Umgang mit
dem Heiland jtanden, unter geistlichen, Lieblichen Liedern Ohr und
Mund früh aufgethan wurde, jo daß es jchon als anderthalbjähriges
Kind Verſe von Jeſu beten und fingen konnte, hatte eine ganz be.
fondere —53 zu dieſem Liede. (Schubert, Altes und Neues, 4.)
Es bat feinen Bater gar oft, ihm doch dafjelbe zu fingen, und hatte
dabei ein jo findliches Gefühl der Gegenwart des Herren, daß es
einmal feiner Mutter, als dieſe e8 fragte, wo es gewejen jei, ant-
wortete: „Bei dem Heiland und bei dem Papa.” Dieſes kindliche
Empfinden der Allgegenwart Gottes trieb die Kleine aber aud an,
dem Heiland auf ihren Knieen es abzubitten, wenn fie etwas ver-
jehen hatte, oder aus eigener Bewegung des Gemüthes ihren Eltern
und andern, Die fie umgaben, es abzubitten, wenn fie vom einem
Fehler übereilt worden war. Aus demjelben Gefühl der Gegemvart
Gottes fam auch der Trieb bei ihr, fiir andere zu beten und deß—
halb oft mitten unter ihren net niederzufttieen. Sechs Wochen,
nachdem fie erjt das zweite Lebensjahr vollendet hatte, legte fie ſich
aufs Sterbebettlein, inden fie fang:
“ Mein Helland, mimm mich ein zur Ruh
und ey. in did) recht füge,
Schlieh du mir jelbft die Sinnen zu
und jei du nteine Wiege.
Vers 5 tft eine umvergleichlich immige Vertiefung ins göttliche
Weſen, in die Gemeinschaft der göttlichen Majeftät:
23 *
BP aha ae De N en Bei iu
100 Das Gebet. Nr. 131. 355
are — — ee,
Ba a
I Das Gebet. Mr. 181.
—*
Luft, die alles füllet, drin wir immer benz‘ mn
Ba Dinge rn und Leben; En I or
Meer ohn Grund und Ende, Wunder aller Wunber,
ich ſenk mich in dich hinunter:
Ich in dir, du in mir;
laß mid ganz verjchwinden,
dich nur jehn und finden !
Diefem Bers hat er jelbjt die Bibeljtellen beigejeßt: Jer. 23, 24.
Upojtelgeich. 17, 28. Gal. 2, 20. — Man vergleiche, was Ter—
fteegen am 19. September 1766 an einen Freund jchrieb, der ihn
zum Bejuch in einem benachbarten Orte einlud, und deſſen Bitte er
‚ablehnte: „Die lebendige Erfenntniß eines jo allgenugjamen, innigjt-
nahen Gottes gab mir eine tiefe und jtet3 bleibende Grundneigung,
gem abgejchteden und mit diejem Gott allein zu fein. Ach, die
eihöpfe hindern uns oft, und wir hindern fie. Nun bleibt meine
Marime: ‚Gerne bei den Kindern, am Liebjten bei dem Water
fen.‘ Ich danke Gott, der mir ein Kämmerlein gegeben hat, wortn
noch nie eine Kreatur mit eingegangen tjt."
B. 6 iſt für die Marienart und der chriftlichen Seele demü—
thiges Aufnehmen der Gnade in neuerer Bert oftmals zum vollen-
deten Ausdruck gewählt worden:
Wie die zarten Blumen willig fi entfalten,
und der Sonne jtille halten,
Laß mich jo ftill und froh
deine Strahlen fafjen
und dich wirken lafjen!
Bei Vers 7 „Mache mich einfältig“ tt zu beachten, was Ter-
teegen in einem Brief vom 5. Oktober 1748 an einen Freund
chreibt: „Alles, was im mir ift, neiget fich zur Abgeſchiedenheit
und Einigkeit in und mit Gott. O, das heißt leben, jo leben zu
fönnen! Da, däucht mich, ift mein Pläbchen, meine Speije, das
Biel meiner Berufung, nur von allem ausgeleert und abgejchieden,
einfam mit Gott im Geiſt leben zu fünnen, alles, was von dem
Menichen it, ruhen und jchweigen zu laſſen, um Gott und dem
Göttlichen Raum zu geben, welches allein Wahrheit, Kraft, Leben
end Seligkeit gibt. Wie theuer find mir die Augenblide, die
mir dazu übrig bleiben!" — Schon in der eriten Zeit jeiner Be
fehrung, als er das Bandweben noch trieb, war er Tage I
ganz abgejchieden, jo daß er ſelbſt einmal erzählt: „Ich sah oft im
acht Tagen feinen Menjchen, als das Mädchen, jo mir Speije brachte,
Wie vergrügt ich aber da gewejen, als ich allein wohnte, kann ich
nicht ausſprechen; ich dachte oft, fein König in der Welt Fünne jo
zufrieden Leben, als ich damals lebte.“ — Auch jpäter, als er von
jo vielen heilsbegierigen Seelen anfgejucht wurde, retirirte er ſich
ur Sommerszeit oft in einen Wald, wo er dann den ganzen Tag
in der Abgeichievenheit zubrachte, was er jeine ſüßeſte Zeit nannte.
Was er in Vers 8 mit den Worten:
Wo ich geh, fig und jteh,
laß mich dich erbliden
und vor dir mich büden!
a
We. Das Gebet. Nr. 132. 357
wünſcht, das erreichte er; denn er konnte in jeiner jpätern Lebenszeit
einem Freunde befennen: „sch fie oder rede mit dir, jo it in
meinem Innern ein immerwährendes Beugen und Anbeten.“ (Ter-
ſteegens Werfe. II, 3.)
Melodie: Wunderbarer König.
132. Wenn id, o Schöpfer, deine Macht.
Aus Chriſtian Fürchtegott Gellert's (1715—69, vol. 6, 263 ff.
„Geiſtlichen Oden und Liedern“ 1757 mit dem Titel: „Preis d
Schöpfers.“ — Das Lied ift eigentlich ein poetischer Auszug aus
feiner Abhandlung in den „Moraliichen Vorleſungen“ (7, 4), wo
es heißt: „Suche immer ein lebhaftes und wiürdiges Bild von den
Vollkommenheiten Gottes in deiner Seele zu entwerfen, dir daſſelbe
ra AN EIODEN und e3 nie ohne Ehrfurcht zu betrachten.”
. 181—186.
Das ganze Lied, deſſen Form und Inhalt die Zeit Gellerts
nad) ihrer edeln Seite charakterifirt, wird uns zum Genuß, wenn
wir e3 in das Licht folgender Geſchichte jtellen, welche in der
„Chronik für die evanı efifhen Gemeinden des Hunsrückens“ erzählt
wird. — „Es war Mai geworden. Draußen über die blühende
Erde lachte blau und fonnig der Himmel zu den Fenfterlein in das
enge Zimmer unjerer Winkelichule herein. Es wollte nicht recht
voran mit ung ‘ungen; die Nachmittagsitunden find an jolchen
ellen Frühlingstagen ſchier nicht zum Aushalten in dunſtiger Stube.
o jchritt denn auch unſer Schulmeiſter Bottner, ein gewejener
Soldat aus der Schule des alten Fri, mürriſch ab und auf, mit
dem Kopf die niedere Dede ftreifend. Endlich blieb er an der Thüre
jtehen, faßte die Klinke und rief: ‚Rommet, Kinder, wir müſſen
inaus in den Garten! Jubelnd giengs über die Bänte hinweg,
inter dem Sculmeijter drein. Das ift jo ein Augenblid um
ilberblid, da das Sind durch alles Ungemady der Ruthe und
anderer Qual hindurch das freundliche Vaterherz im Lehrer merkt
und feurig liebt. Sp wandelte mın der alte Bottner inmitten jeiner
ee Schar durdy den Garten bin, Primeln und Golblad
glänzten, die Finken ſchlugen, die Schwalben ſchwirrten; jenjeits der
Hecken weithin dehnte ich die Flur mit den jchwellenden Nornjaaten
und drüber jubelten die Lerchen im Sonnenlidt, Man ſah es dem
Ulten an den hellen Augen und dem milden Lächeln an, dab ex
JR der Kreatur des Seufzens vergeffe und der herrlichen Freibeit
er Kinder Gottes gedenfe. Da kam er unter einen blühenden
Upfelbaum. Die Bienlein jummten zwiichen den Zweigen, der
würzige Geruch jtieg hernieder. Der Alte ſchaute auf in die weiß
und röthlich jchimmernde Pracht des Baumes, Schauer der Uns
dacht bebten durch feine Seele, er ſank in die Kniee auf das friiche
Gras und jang (8. 1):
Wenn ich, o Schöpfer deine Macht,
die Weisheit deiner Wege,
Die Liebe, die für alle wacht,
anbetend überlege,
Dat 1. lab rede BE ae ae 23; 10,02
j
RT DT TE FE
2,68
E A IN; Pi . N Sr ;
Bw Da Wehe. Ne 1
So weiß ich, von Bewundrung voll,
nicht, wie ich dich anbeten fol,
mein Gott, mein Herr, mein Bater!
Das Lied war gleich anderen Blüten und Stimmen des Frühlings
jo wunderbar und ummiderjtehlich von: Gottes Geift und Sonne
— 7— daß die Kinder ungeheißen ihren Lärm fahren
affen, rechts und links von ihrem Lehrer ins Gras knieen und
ihre Lippen aufthun mußten und mit ihm fingen (®. 4):
ar Did) predigt Sonnenfchein und Sturm,
dich preist der Sand am Meere.
Bringt, ruft auch der geringite Wurm,
bringt meinem Echöpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in feiner Pracht,
mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht:
bringt unjrem Schöpfer Ehre!
Wahrlid), da kniete der Alte wie ein Prophet Gottes mit jeinen
Schülern, fein Haupt jo weiß wie Kirjchenblüt, ihre Wangen jo
roth wie die Maienröslen, die im Garten aus ihren Knospen
brachen. Und ihr Lied Hang mit der Schwalben, Finken, 2er
und Bienlein Stimmen zum Himmel hinauf. Seitdem wedt jeder
Blütenbaum diejen Maigejang in der Seele des Erzählers, der das
miterlebt, und er gedenft in Ehren und mit Dank jeines alten
Schulmeifters, der ihm einen unauslöjchlichen Eindruck von der
Lebensfriiche des recht gejungenen deutſchen Kirchenlieds gegeben,“
Bu dem fünften Berje:
Der Menſch, ein Leib, den deine Hand
fo wunderbar bereitet;
Der Menſch, ein Geijt, den fein Verjtand,
dich zu erfennen, leitet;
Der Menjch, der Schöpfung Ruhm und Preis,
iſt fich ein täglicher Beweis
. von deiner Git und Größe —
verdient folgende Gejchichte beachtet zu werden, welche Sceriver be—
richtet: „Zwei Kardinäle ritten einmal über Feld. Da jahen fie
einen Hirten jtehen, der weinte bitterlich. Der eine von ihnen, em
auter, lieber Herr, ritt hin zu ihm und fragte, was ihm wäre,
bob der Mann, nachdem er lange vor Weinen nicht hatte zum
Sprechen kommen können, aljo an: ‚Darum weine id), daß, mic
Gott zu einem jo feinen Gejchöpf gemacht hat, und nicht zu einem
jo ungeftalteten Wurme, wie dieſe Kröte da, und daß ich Das mie
erkannt und noch nie ihm Lob und Dank dafür gejagt habe.‘
Kardinal erjchridt über * Worte und ruft aus: O Du heiliger
Augustinus, wie wahr halt du gejagt: wir Gelehrten wallen in
Fleiſch und Blut; unterdefien fommen die Ungelehrten und nehmen
uns den Himmel vor dem Munde weg!“ ö
Melodie: „Meins Herzens Jeſu, meine Luft“ (S. 179) oder:
„Es tit das Heil uns fommen her.“
0}
a a A Fe EEE,
oft. Nr. 133. —
V. Vertrauen auf Gott.
133. Wie's Gott gefällt, ſo gfällt mirs auch.
Ohne allen Zweifel von Ambroſius Blarer, dem Mitreformator
Württembergs Tone vgl. 2, 62 f.). Wadernagel möchte
die Zeit der Abfaſſung auf 1526 zurüdführen (3, 589), aus welcher
eit in der That jhon Dichtungen von Ambrofius vorhanden find.
llein mit Sicherheit tritt es exit hervor um 1548, und zwar in
einem oberdeutichen Drud, welcher bereit? davon jagt, es fei
„deß frommen Johanſen Friderichen von Sachjen, welches Er in
feiner Gefängnuß gedichtet hat.“ Dann erichien es in den „Nürn—
berger Bergreyen“ 1551, in verjchtedenen Einzeldruden, und wurde
in die meisten Gejangbücher aufgenommen um die Wende des Jahr-
hunderts, doch jchon im Dresdener Gejangbuch 1555; von den
meijten als Johann Friedrichs zu Sachen Lied, von den Nürnberger
Gejangbüchern unter Blarers Namen. Form und Inhalt ftimmen
für diejen, ſowie eine zu Blarers Zeiten gejchriebene Papterhand-
ihrift auf der Züricher Wafjerbibliothef von dem Stadtjchreiber
Gregorius Mangolt zu Eplingen 1562.
Es iſt ein prächtiges Lied doll Gottvertrauen, mit welchem ſich
Blarer ein jchönes Denkmal gejeßt hat im lutheriſchen und refor-
mirten Kreiſen. Blarers marfige Sprache Klingt in allen Berjen
durch, wie das jofort der erſte Vers zeigt:
Wie’s wo heilt jo gfällt mirs auch,
und la mich gar nicht irren.
Ob mid) zu Zeiten beit der Rauch,
und wenn fid) jchon verwirren
AM Sachen gar, weiß ich fürwahr,
Gott wird zulegt wohl richten ;
Wie ers will han, jo muß bejtahn:
ſoll's jein, jo ſei's ohn Dichten!
Der Anfangston hat denn auch in der Kirche weiter Anklang ge-
finden. Er mag jhon der Anziehungspunktt fir den KRurfüriten
int Gefängniß gewejen fein, in dem Maße, daß man es (ver-
leiche „Verzage nicht“ bei Guſtav Adolf) als jeim Lied bezeichnen
onnte, War 08 doch eine gnädige Fügung, daß das Lied nad) dem
Ausdruck des Dresdener Selangbuche 1597 „zur Zeit der Gefängniß
des treuen, beitändigen Herrn und Belenners der Wahrheit Gottes
an Tag kommen“ iſt. — Much eim ſächſiſcher Theologe und Beicht⸗
dater eines ſächſiſchen Kurfürſten, Martin Geier, bat in diefem Tone
gefungen:
Was Gott will, das gefällt auch mir;
nichts will ich, was mihfällig dir!
Es iſt ein im Glauben reſoluter Sinn, der durchs ganze Lied
giebt und im Abgejang jeden VBerjes zu dem Wahlſpruch geführt
yat: „Solls fein, jo ſei'ſs!“ So jagt er im dritten Vers:
BE a u - WERE,
Wie's Gott gefällt, jo gfällt mirs wohl TE
in allen meinen Sachen; —120— —
Was Gott verſehen hat einmal,
wer kann das anders machen?
Drum alls umſonſt, eltwitz und Kunſt,
hilft auch nicht Haar ausraufen:
urr oder beiß, ſolls ſein, fo ſei's!
* weils doch ſein Weg muß laufen.
Schamelius bemerft: „Soll's jein, ift es ſo befchtoffen, ſo ſers!
Denn Glück und Unglück der Frommen iſt in dem Rathe Gottes
längſt zuvor, ja von Ewigkeit beſchloſſen; es muß ſich alles darnach
ſchiken. Thut uns Gott weh, wie wir meinen, jo iſts feine Züch-
Adune, ; thun's Menjchen, jo gehts dennoc alles nach Gottes
on.”
Der ſechste Vers lautet:
Wie's Gott gefällt, jo läufts hinaus,
drauf laß ichs Wöglein jorgen.
Ob mir’3 Glüd Heut nicht kommt zu Haus,
fo wart id) fein auf niorgen.
Bleibt unverwehrt, was ift beichert,
ob ſichs ſchon thut verziehen ;
Mich nicht drum reiß: solls fein, jo ſei's!
gfällts Gott, mein Theil werd kriegen.
In diefem Vers Tiegt das Vorbild jenes jpäteren Wortes: „Was
dir Gott bejchert, bleibt dir unverwehrt; aber alles Selbfterzwingen
führet nur zu böfen Dingen.“
Der lebte Bers endlich ift voll Heldenmuths auch für die letzte
Stund und Gefahr:
Wie's Gott gefällt, jo nehm ichs an,
will um Geduld ihn bitten;
Gott ift allein, der helfen kann,
und wenn ich ſchon wär mitten
An Angſt und Noth, läg gar am Tod,
fo wird er mich wohl retten
Gewaltger Weis; ſolls jein, jo jei’s!
id gwinn's: wer nur wollt wetten?
Schamelius jagt dazu: „Zeugniß der Gewißheit einer gerechten und
guten Sache: ıch wette drauf! Pialm 140, 13. Geduld und Hoff-
nung haben doch zuleßt gewonnen Spiel. Doch finden Menjchen
bie feinen Behelf, weldhe das Wetten, Loſen, Rathen und dergleichen
übel appliciren.“ — Daß dies dem Fürjten aus der Seele geſprochen
war, der jein Todesurtheil mit ebenjo ruhigen Mienen anhörte, wie
er jein Schach jpielte, it Har; aber noch deutlicher leuchtet ein,
daß der Mann es gedichtet, welcher in einem andern Lied beginnt:
„Ein Freud iſts dem glaubigen Mann, ob ihn der Tod ſchon Hreifet
an, er kann ihn frei verachten. In Chriſto iſt er freudenvoll, daß
er auf ihn hin jcheiden joll: ins Leben er nun trachtet.“
Das Lied ift 1854 in den Weimariſchen Kirchen zum Jubiläum
des Todes von Kurfürſt Johann Friedrih in 30,000 Eremplaren
verbreitet und gefungen worden, zwar in der falichen Borausjegung,
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V Vertrauen auf Gott. Me. 13 E71: Ge
9 2.78
daß es fein Gedicht geweſen fei,) aber) dennoch mit Recht: es war
des Gefangenen Lied und Troft.
Melodie: Was mein Gott will, das gicheh allzeit.
134. Was mein Gott will, das gſcheh albeit.
Dem Markgrafen Albreht von Brandenburg -Eulmbah, dem
üngern (1522—57, vgl. 1, 339 ff.), zugeichrieben im Ropenhagener
efangbuch 1571; zuerit erichienen in einem Nürnberger Drud, Gut-
fnecht, um 1554, und in einem Dresdener, Stödel, 1556. Beide
werfen durch den Zuſatz eines vierten Verjes auf frühere Drude hin.
Es läßt fich für die fürjtliche Urheberichaft vieles geltend —J—
ein Grund gegen ſie iſt nicht vorhanden, aber eine beſtimmte
ſcheidung iſt wohl nicht möglich. Es iſt klar, daß dieſes „Mark—
gräfliche Nobile nepenthes oder Edle Kraut wider die Traurigkeit“
vortrefflich in die letzten Jahre des Mannes paßt, deſſen Sturm
und Drang der Allmächtige ſo gewaltig gedämpft hat. Ein Mann,
der in ſeinen wildeſten Tagen nie ſein Streitroß beſtieg, ohne den Ruf:
Das walte der Herr Jeſus Chriſt
mit dem Vater, der über uns iſt!
und ohne in dem Augenblick, da er ſich in den Sattel ſchwang,
binzuzujegen:
Wer ftärfer ift, als diefer Mann,
der komm und thu ein Leid mir an!
war gewiß in den Tagen der Demüthigung, als er in der Reichs—
acht den 4 des franzöjischen Bodens juchen mußte, jo geftimmt,
wie dieſes Lied es bejagt. — Dazu kommt nad) von Winterfelds
Begründung 1, 71 f., der Umijtand, daß die Melodie: egageche
eine alte franzöſiſche Vollsweiſe ift iiber das Liebeslied:
I me suffist de tous mes maulx Que fault il que je face
puis qu’ils m’ont livre A la mort, pour estre en vostre grace,
J’ai endurs peine et travaulx, De douleur mon eoeur est si mort
tant de douleur et descontort, S’il ne voit vostre face.
Die Werje tritt bei Pierre Attatgnant, 34 chansons musicales, Paris
1529 hervor in einer Compofition von Glaudin de Sermiſh und tt
fchon im einem niederländiſchen geistlichen Singbud), den „Souter
liedekens. Antwerpen 1540." für ein gerftliches Lied, den 128. (129)
Palm, entlehnt, wobei die gedehnten Schlußfälle zu längeren Heilen
beniltzt wurden. Diefe Melodie konnte Albrecht ſchon bei feinem
erjten Aufenthalt im Frankreich kennen gelernt haben, und wie ſich
aus ihr die verjchtedenen Dehmungen in den Zeilen der eriten Drude
erflären, jo würde ihre Anwendung auf diefes Lied auch der fürſt—
lichen Urheberichaft eine weitere Stüte geben,
Den rechten Ton der Ergebung zeigt Vers 1 am:
Was mein Gott will, das g'ſcheh allzeit;
fein Will, der tft der beite.
u helfen den’ er iſt bereit,
die an ihn glauben feite,
r. 18 vun een L L,
“ w,
Ei
$
Er hitft aus Roth, der Fromme Gott.
und tröjt die Welt ohn Maßen.
Wer Gott vertraut, feit auf ihu baut,
den will ex nicht verlaflen. —
Dr, Carpzow in Dresden jagt hierüber: „Wie der Heine Zeiger ſich
nad) der Deubtube, diefer nach der Sonne ſich richten Ey aljo
unfer Wille nach dem göttlichen. In dem römifchen Martyrologium
n 26. Oktober finden wir einen, mit Namen Quodvult Deus, das
heißt: Was — Gott — will. Den Namen führet ein jeder Gefell-
after Jeſu: ‚Was mein Gott will, das gſcheh allzeit* Er wendet
ch wie ein Heliotrop allezeit nach der Sonne, nicht nur bei Sonnen»
chein, jondern, wie Plinius fchreibet, auch bei trübem Wetter. Das
macht die Kraft diejes Geſtirns. Hat unſre Seele ihre eigene Be-
wegung, wie auch die Planeten haben, jo mul doch das Haupt»
gelten, der göttliche Wille, wie die Sonne, alles mit herumreißen
urch eine ſüße Gewalt!“
Biele fürjtliche PBerjonen, wie Magdalena Sibylla, die Ge—
mahlin Johann Georgs IL, Kurfürjten zu Sachſen, Morig, Herzog
zu Sachſen-Zeitz, Friedrich Wilhelm, Herzog zu Sadjen-Altenburg,
und andere hatten an dieſem Troſt ihre bejondere Freude und Er-
eblichfeit, und bedienten fich dejjen öfters auf ihren Kranken- und
Sterbebetten. Auch Dr. Heinrich Müller in Rojtod hat es fterbend
noch gebetet, und Dr. Blumberg jchreibt davon: „Diejes Lied ift
mein von Gott geichenftes Jawort und eines von meinen Drei
Meiſtergeſängen, damit ich mich bei meinem Beruf zum Predigtamt
nicht wenig aufgerichtet.” Er tröjtete fich deſſelben auch einmal
unter einem Erdbeben. — Johann Georg IV., Kurfürjt zu Sachjen,
befahl es kurz vor jeinem Scheiden zu fingen, und der Poetiker
Chriſtian Weiſe in Zittau Dichtete darauf das Lied: „Sch jehe nur
auf Gottes Willen.“ Auch Schmolf hat befanntlich den Anfang in
eines jeiner Lieder verwoben: „Du geheſt in den Garten beten“,
‘wo der neunte Vers heißt: „Dein Wille ſenkt ſich in den Willen
des allerliebjten Vaters ein. Darein muß ich mic) aud) verhüllen,
dafern ich will erhöret jein. Drum bet ich in Gelajjenheit: was
mein Gott will, geicheh allzeit!“ Im dieſem Sinne wurde es im
allerlei Lagen zu einem Duell des Trojtes. — In der Zeit, als
Dr. Jakob Heilbrunner in Sulzbach den Schuß von Pfalzgraf Dit-
N II. genoß, trat deſſen junge Gemahlin Dorothea Maria,
ochter des Herzogs Chrijtof von Württemberg, manchesmal im
feine Behaufung ein. Da wurde von der lieben Heimat gejprochen
und von dem jeligen Herzog Ehriftof; und kamen einige Freunde
aus Amberg hinzu, jo blieb die ‚Kialzgräin erne da und munterte
wohl auch auf, das Lied des Markgrafen Albrecht von Branden-
burg zu fingen: „Was mein Gott will, das gicheh allzeit; jein
Will, der ijt der bejte!“
Pfarrer Weidlich zu Schwarzenbach predigte 1670 über diejen
eriten Vers, indem er zum Thema nahm: Der Chrijten tägliches
Halsgefchmeide, nemlich Gottes Willen; daran als Rubinen und
Edelgejteine hängen: 1. die Bereitwilligfeit zu helfen, 2. die Macht
rer
M
dr
Pa
U ab A En du E75 6 —
| ;auen auf Gott. Nr. 134. sg
ohn Ende, 3. die Milde jeiner Züchtigung und 4. die Feſtigkeit
feines Beijtandes.
Eine Lesart des Verjes hat manches Bedenken erregt. Ur
hrängtich heißt’S: „er tröft die Welt ohn Maßen“, oder: „er tröjt j
ie Welt mit Maßen.” Daß nun das legtere im Sinn de3 erjteren k
% verjtehen jei, Fam manche jchwer an. Die Meimmg ijts wohl. g
ber man juchte zu helfen und ich A| riftgemäß: „er züchtiget mit
{
+
Maßen.“ Auch dies würde ja für recht einen guten Sim er-
gehen, doch ift das andere im Zuſammenhang angemefjener und
en Originalen treuer.
Bers 2 ijt eine Begründung jenes Vertrauens aufs Wort;
Gott ijt mein Troft und Zuverficht, ,
mein Aufenthalt auf Erden.
Was mein Gott will, daß mir gejchicht,
will ich nicht widerjtreben.
Sein Wort jpriht wahr: all deine Haar |
er jelber hat gezählet! |
Er Hit und wacht, jtets für uns trat, “
auf daß uns gar nichts fehlet. ”
ter fügen wir als Bewährung des Eräftigen Trojts ein, was s
hubert in „Altes und Neues aus dem Reich Gottes“ 4, 1. er- fr
zählt: I. E. Kühze, erſter Diakonus zu St. Nikolai in Berlin umd |
Senior des Berliner geiftlichen Minifteriums, ward 1760 von emerr
Entzündung des linken Auges befallen, die, weil er ſich micht N
onen konnte, allmählich in eine völlige Eiterung des ganzen Auges
übergieng. Nach vielen Operationen erklärten zulebt die Aerzte, Das
Auge fer unheilbar verloren und es müſſe herausgefchnitten werden.
Da kamen, als die Traurigkeit des Kranken eben auf den höchſten
Grad gejtiegen war, die Currentſchüler vor jein Haus und jangen,
gegen thre Sonftige Gewohnheit, langſam und andächtig das Lıed:
„Was mein Gott will.” Der Kranke wird durch den Gejang jo
bewegt, daß er jelbjt mitiingt; und fiehe, während des Gejang:
klärt ſich alles in jeinem Gemüth auf, und er wird fröhlich in Hoff—
ming den ganzen Tag und jchläft die Nacht darauf janft und wohl.
Am nächjten Morgen fanden die Aerzte, die zur Operation kamen, ‘
eine weſentliche Beſſerung am Auge und erflärten e8 für beilbar.
Schon nad) acht Tagen konnte der Kranke ſehen. h
V. 3, der urfprünglich lebte, beißt: f
Drum muß ich Sünder von der Welt
binfahrn in Gottes Willen
Bu meinem Gott; wenns ihm gefällt, L
will ich ihm halte ſtille. b
Mein arme Seel ich Gott befehl I"
in meinen legten Stunden.
Du frommer Gott! Siünd, Höl und Tod ’
haft du mie überwunden. |
Wie überaus treffend gerade diefer Vers im Munde des Mar
; grafen war, ift laum näher zu begründen. Dr. Jalob Heerbrandt j
von Tübingen ftand in Pforzheim am feinem Sterbelagr, Ws
v. Vertrauen auf Bott Mile
diefer ihn ermahnte, feine Seele den Händen Jeſu zu befehlen, ver
fie erlöst mit jeinem Blut und gemwafchen von allen —— da
antwortete der heroiſche Störefried des Reichs, der Gottes Frieden
geraden, anz ſtille: „Es iſt ſchon alles geſchehen!“ Mit den
orten ‚gen Jeſu Ehrift!“ auf Den Lippen iſt er von *
Leben geichieden, — Daß dieſer Vers die Quelle des Lieds: „
Gott tut, das iſt wohlgethan“ it, möchte man aus der Stelle
ſchließen: „Wie er fängt meine Sachen an, will ic ihm halten ftille,*
‚_ Num finden ſich in den früheften Druden zwei Zuſatzverſe. Sie
en:
Lob, Ehr und Dank fer dir geiagt,
o Vater aller Gnaden,
Der uns jein Sohn gegeben hat,
damit auf ihn geladen
Aller Welt Sind. D Menſchenkind,
thu du das recht bedenten ;
Schick did darein, dankbar zır jein,
was dir Gott felbjt thut ſchenken.
Noch eins, Herr, mwill ich bitten dich,
du wirjt mir's nicht veriagen:
Wenn mich der böje Feind anficht,
laß mid), Herr, nicht verzagen.
Hilf und auch wehr, ach Gott mein Herr,
zu ehren deinen Namen.
Wer das begehrt, der wird gewährt ;
drauf jprech ich fröhlich Amen !
Daß beide nicht Originalien find, zeigen die Drude; und doch treten
fie, d. h. entweder der eine oder der andere, ſchon jehr frühe hervor:
der erite 1556, der andere um 1554. Diefer iſt vielen noch be—
fonders tröftlich geworden. Die Anfechtung lehret aufs Wort merken.
Daß die oben angegebene Weije für unfer Lied die richtige war,
bewährte fich dadurch, daß fie allgemeinen Anklang fand. Sie tft
faft unverändert mit ihrem franzöftichen vierjtimmigen Tonſatz zuerft
in Magdeburgs „Tiſchgeſänge 1572“ und dann im die deutſchen Sing»
bücher des Seth Calviſius (1597) und Mich. Prätorius übergegangen.
Eccard hat 1634 einen fünfftimmigen und U. Hammerjchmidt 1645
einen trefflich belebten, gar ſchön ausgeichmüdten Tonjab dazu ges
liefert, wobei fich zu unjerer Weije voll Ergebung in der tieferen
Stimme die ermunternde in der höheren Stimme gejellt: „Auf
meinen lieben Gott“. Auch Johann Sebajtian Bad) hat diefe Me—
lodie mit dem erjten Vers aus des Markgrafen Lied in wundervollem
Tonſatz in ſeine große Paſſionsmuſik verwoben au der Stelle, wo
im Recitativ unmittelbar zuvor Matth. 26, 42 gejungen wird: „Mein
Vater, ifts nicht möglich, daß diejer Kelch von mir gehe, ich trinke
ihn denn, jo gefchehe dein Wille!” Darauf tünt es:
Was mein Gott will, das gſcheh allzeit!
**
Vertrauen auf Gott: Nr. 135. 365
435. Ban Gott will ich nicht laſſen.
Bon dem „Deutihen Ajjaph“, Ludwig Helmbold (1532 — 98,
vgl. 2, 234 ff), 1563 über Palm 73, 23: „Dennocd, bleibe ich
ei an dir“ gedichtet, und zuerjt auf emem Einzeldruck veröffent-
icht, welchen Superintendent Dlearius zu Arnjtadt 1719 in einer
alten Bibel inwendig an den Dedel angeflebt fand, mit der Über—
ſchrift: „Ein Gottförchtiger und fiebfider Gejang. In den Drud
gegeben zu Ehren und Wohlgefallen der tugendjamen Frauen Re—
inen Helbichin, Ehgemahl des Hochgelarten Herrn Dr. Paneratit
Gehich, jebiger Zeit Nectoris in der hohen Schul zu Erfurt, meines
großgünjtigen Herrn, Freundes und Gevatters.“ Hernach erichienen
in „Hundert Chrijtenliche Haußgejang. Nürnberg, Koler 1569.“ und
„Gaſſenhawer 2c. duch Heinrich Knauſt 1571.“
Die Beranlaffung war folgende: Im Jahr 1563 war zu Er-
furt, wo Helmbold al3 Lehrer am Rathsgymnaſium angeftellt war,
eine verheerende Seuche ausgebrochen, die nach und nach 4000 Ein-
wohner wegrafite. Da floh, was fliehen fonnte, aus der pejterfüllten
Stadt. Selbit der Nektor der Univerfität, Dr. Bancratius Helbich,
ein geborener Erfurter und berühmter Profeſſor der Medicin, über—
trug jein Amt einem andern und fehrte ſamt jeiner Familie Erfurt
den Rüden. Mit diefem Haufe mın war Helmbold jehr befreundet;
Frau Negine Helbich war die Gevatterin bei jeiner älteſten Tochter,
Als fih mu die wohlbefreundeten Familien in jener trüben Zeit
von einander trennten, jtand es ernſthaft in Frage, ob ſie fich
bienieden wiederjehen werden. Diejer düſtere Gedanke mochte be—
ſonders die weiblichen Herzen jehmerzlich beichäftigen. Da griff der
mannbafte Helmbold, der noch länger auf jenem Boiten auszubarren
beichlojien hatte, tröjtend in die Satten, um die Seelen beim Scheiden
in Faſſung zu bringen und jie wieder aufzurichten, und fang diejes
Lied aus gottvertrauender Seele nach Anleitung des Pſalm 73, 23.
In der That bat es jich als vechtes Vademecum ımd „Weg-
eleite“ im dem verjchiedeniten Fällen ausgewiejen. Dr, Gottbilf
Heinrich Schubert jagt in „Altes und Neues aus dem Reiche Gottes“,
4,1: „5 babe dies Lied aus innig bewegten Herzen fingen ge—
lernt, da ich einmal in meinen frühern Lebensjahren einen vor
meinen Augen Dunkeln Weg der Angit und Sorgen gieng, dem
mein, Gptt zu einem Wege großen Segens hat werden laſſen.
Ich habe es fingen, gelernt, da id) auf meinen elenden, durch jo
vielfache Jeren ‚gehenden Pfade ein Brot der Thränen aß. Seit
dieſer Zeit finge ih das Lıed oft und gern. Und bejonders, wenn
ich. auf Reiſen gehe und meines Wegs waudere oder fahre, fomumt
mie dies Lied oft und immer im den Sum und Mund, daß ich es
laut fingen mu. Und wie könnte ich auch anders? Hab ich ja im
meinem ganzen Leben und auf meinem ganzen Yaufe Die Wahrbeit
des erjten Verſes erfahren. Ja, wenn ich auch zumerlen Wege gieng,
die meinen Augen dunkel waren, und die mir etwas ſauer anfamen,
08 hat jich immer gezeigt, daß Er es war, der mich führte. Und
TE ui AB | * —— I re
‘ 5 ⸗ F
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V. Vertrauen auf Gott, Nr. 135.
wo. ich auch war im Land, hat er mich, der getreue Vater, immer 2
—
wohl verſorgt.“ ee
So gebrauchte unjer Lied Kurfürjt Johann Georg I. von e
allezeit auf Reiſen und Kriegszügen, betete es fleißig und l
damit all ſeine Sachen dent Herrn. Als ihn fein Beichtvater Dr. Weller
in der Sterbeftunde befragte, ob er auch noc) diejes jeines Lieb-
lingsliedes gedächte, ſprach er: „Glaubet mirs nur erlich: Meinen
Jeſum laß ich nicht““ — Auch als „beggeleit, ür Die Neije aus
der Zeit zur Ewigkeit hat es ſchon Kraft und Troſt gejpendet. Johann
Ernit, zweiter Sohn des Herzogs Ernjt von Sachſen Gotha, welcher
als jechzehmjähriger Jüngling jchon dieje Reife am 31, Dezember 1657
thun mußte, ergetzte ſich an demjelben kurz vor feinem feligen Ende.
(Sommer, egempl. Sterbensſchule. 16, 37.)
Manche Fürjten und Herren der alten frommen Zeit gaben mit
diejem Liede dem großen Fürjten und Herrn, der die Welt regiert,
die Ehre und bezeugten, indem fie es zu ihrem Lied erwählten, daß
fie unter jeinem Regimente ftehen und von ihm jich befehlen laſſen
wollten. Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (F 1603)
ze diefen Gejang jo hoch, daß er ihn alle Sonntage vor feinen
chloß und vor feinem fürftlichen Zimmer von den Schülern fingen
ließ, dafür er fie dann allemal mit einem Gulden Almojen bedadıte.
Avenarius, evang. Liederfatehisnms. 1714.) — Herzog Morib
ilhelm von Sadjjen-Zeit, der im Dezember des Jahrs 1715, von
—— Bruder, einem Kardinal, verleitet, zur römiſch-katholiſchen
icche übergetreten war, dabei aber in feinem Gewiſſen je länger
je mehr fich beunruhigt fühlte, wurde durch Auguft Hermann Frande’s
Bemühungen wieder zur Umkehr gebradyt. Nun bejchloß derjelbe,
feinen Nüdtritt zur lutheriſchen Kirche am 13. Oftober 1718 durch
eine öffentliche Beichte und Kommunion vor allem Bolf in jener
Refidenz Pegau zu feiern. Auf der Reiſe dahin fieng er nicht weit
‚bon der Stadt dieſes Lied zu fingen an; als er aber mit dem Ge—
ang noch nicht zu Ende war, da der Wagen jchon gegen das Schloß
br, ließ er jenen Wagen und die Wagen des ganzen Hofitaates
— damit er daſſelbe vollends bis zu Ende ſingen könnte. In
emſelben Jahre noch, zu Anfang Novembers, erkrankte er aus
Alteration über einen nn Drohbrief jeines Bruders, des Kar—
dinals, und bereitete jich gleich zum Tode vor, wobei er häufig
und täglich bis zu jeinem Ende diejes jein theuermwerthes Lied jang
und betete. (Gerber, Hijtorie der Wiedergeborenen.)
Seiffart erzählt in jeinen Singularia Evangelica, daß er eimit
auf jeiner eriten Pfarrei einer vertriebenen Bfarrwitive aus der-
Pfalz, die jehr Häglich gegen ihn gethan, nebjt jeiner Gabe unter
dem Titel: „Aller Erulanten und Vertriebenen bejter und —
Begleiter und Wanderſtab“, zum Troſt im ihren Paß geſchrieben
habe den erjten Vers: u 3
Bon Gott will ich nicht Taffen, Reicht mir jeine Hand,
denn Er läßt nicht von mir, den Abend als den Morgen
Führt mich durch alle Straßen, thut er mic) wohl verjorgen,
da ich ſonſt irret jehr; jei, wo id) woll, im Land.
| N 5 rn a BE Ze ra sth
Ve Berfranen auf Gott. "Nr. 135. 367
Die Exulantin bedankte fich nicht nur ganz freundlich für Die Gabe,
fondern noch bejonders für den aufgejchriebenen Erulantentroft und
ließ vor Bewegung ihres Herzens eine Thräne auf ihren Paß fallen,
— So hatten auch Die um des Glaubens willen vertriebenen Salz-
burger auf ihrem Wanderzug durch Deutichland 1732 oftmals die
Worte unſres Liedes in ihrem Munde,
Dr. Garpzow in Leipzig rieth einmal zur Peſtzeit einem Freunde,
er möchte Doch, um der Peſt zu entgehen, fich flüchten. Der aber
erwiderte: Sch weich und wanke nicht! Als aber Carpzow !e auf
das Vorbild Jeſu hinwies, der auch mitten durch feine Feinde der
Gefahr entgangen, und ihm dies noch leichter wäre, weil er ohne
Amt fich befände, antwortete jener: „ch werde nicht irren, wenn
ich Gottes Befehl beobachte und demſelben nachlebe, wo er jagt
Jeſ. 41, 10: Fürchte Dich nicht, ich bin bei dir; weiche nicht, denn
ich bin dein Gott!“ Sollte ich gleich von Leipzig weichen, fo weich
2 doch nicht von Gott. Mein Entjchluß bleibt: ‚Won Gott will
ih nicht laſſen, denn er läßt nicht von mir!“ DO wenn doc alle,
ruft Carpzow aus, jolche Herzen und Sinnen hätten! (Avenarius,
ee
Die Anfangsworte wurden einmal einem Dienjtmädchen, Namens
Johanna, zur Rettung in Schwerer Verſuchungsſtunde. Eines Abends
ward fie unter allerlei Borjpiegelungen und Liebfojungen von einem
BVerführer in eine entfernt Tiegende Laube gelodt. Bereits war au
in ihr die Flamme böfer Luſt entzündet und der Fall nahe. Da
kam ihr plößlich der Anfang diejes in der Schule gelernten Liedes:
„Bon Gott will ich nicht laffen, denn er läßt nicht von mir!“ im
Erinnerung, und — ihre Unjchuld war gerettet. Sie hat —
befannt, daß es ihr geweſen ſei, als ob ihr vom Himmel hera
das alte Lied in die Seele gerufen würde. (Heinrich, Thatſachen
aus dem Neiche Gottes. 1853.)
Eine arme Fran redete einst den frommen Seriver jtatt des
ewöhnlichen a a aljo an: „Ich hab hier wenig auter
g, mein täglich Brot ijt Miüh und Klag!“ Seriver verwunderte
ſich hierüber und fragte, was fie denn antworten wollte, wenn er
ihr auf diefen Gruß einen guten Abend wünjchte. Da werde fie
wohl anf die Worte Davids kommen: Den Abend lang währet das
Wemen, aber des Morgens die Freude! Sie aber antwortete: „Den
Ubend und den Morgen thut er mich wohl verforgen, jei wo ich
woll im Land!“ worüber ſich Scriver verwunderte, fie tröftete und
aufgeheitert von ſich lieh.
Vers 2 greift in des Lebens Trübjale hinein:
Wenn fich der Menfchen Hulde Hilft aus aller Noth,
und Wohlthat all verehrt, errett von Sind und Schanden,
So findt ſich Gott gar balde, von Ketten und von Banden,
fein Macht und Gnad bewährt, und wenn's aud wär der Xob.
Hiezu bemerkt Schubert: „Mein Lieber Chriſt! Der Menjchen Huld
und Gunſt iſt ein gar wandelbares Ding. Du verjichft etwas in
ihren Augen, oder eim Neider und Verleumder ftellt jich wiſchen
dich und deinen vornehmen Freund, und die Gunſt des Mannes,
Sl ee ee a ir ner
a a et
i Ber * F Ne x ? wi Ba Br
—— nie
mit welcher dein’ Herz vielleicht Abgöfterei trieb
du aber. dann etwa meineft, die Freundſ ft eines ordinär chriſt⸗
lichen Menschen, der deinesgleichen ift, jei dauerhafter und ;
fo wirft du doch auch da oft erfahren müffen, wie der Menjchen
ara und Huld durch unjere eigene Schwäche und des Teufels Lift,
der feine rechte Liebe leiden mag, zerjtört werden. Indeß wenn du
auch an deinem Tiebiten Freunde die Wahrheit der Worte: ‚Wenn
der —56 Treue und Wohlthat all verkehrt erfahren mu
jo liebe nur fort, ſchweige und bete, dann wirft du auch die Wahr-
beit der Zeilen erfahren: ‚So wird mir bald aufs neue Die —*
des Herrn bewährt.‘ Denn für jeden Freund, den du auf der Erde
verlorſt, wirft du einen beffern Freund im Himmel finden.“
Zur andern Hälfte des Verjes erzählt Schubert folgende Ge—
ihte: In Holland lebte vor etwa hundert Jahren ein berühmter
rzt, deſſen gleichen noch wenige geweien jind; der hieß Hermann
Boerhave. Er war jo weltbefannt, daß Leute aus anderen Welt-
theilen, welche von jeiner großen Geichidlichkeit gehört hatten, jeinen
ohnort aber nicht nie an ihn jchrieben: „Dem berit
Boerhave in Europa”, und der Brief fand ihm richtig auf. Diejer
lehrte Mann aber erſchien ſich ſelber als em glaubiger Chriſt jo
ein und gering, daß man ihn einmal, als ein Mifjethäter zur
Hinrichtung geführt wurde, in Thränen fand; und als man in ihn
drang, zu jagen, warum er weine, jagte er, er —* eben bedacht,
daß wenn nicht Gottes beſondere Gnade und Erbarmung ihn feit-
gehalten, geführt und aus Gefahren gerettet hätte, er wohl jegt
ebenjo hinausgeführt werden müßte zur Hinrichtung, wie Diejer
arme Sünder; denn er jei von Natur ebenjo. böje und geneigt zur
Sünde, wie jener, und mir Gottes bejonderes Aufjehen habe ihn
errettet von Sünden und von Schanden, von Ketten und von Banden.
Zum 3. Vers erzählt Avenarius in feinem evangelijchen Lieder-
katechismus 1714: Ein bochbetagter Mann, den er einjt im Kate—
chismuseramen gefragt babe, was er täglich pflegte zu beten, habe
ihm darauf freudig und getrojt erwidert: „Mein Morgen- umd
Abendjegen, mein ‚Alleraugen‘ und mein ‚Danfet dem Herrn‘ find
die Worte aus dem befannten Liede: ‚Bon Gott will ich nicht Tafjen‘;
die lauten aljo:
Auf ihn will ich vertrauen Ihm ſei's heimgeftellt,
in meiner ſchweren Zeit, mein Leib, mein Seel, mein Leben
Es kann mich nicht gereuen, ſei Gott dem Herrn ergeben;
er wendet alles Leid. er ſchaffs, wies ihm gefällt.
Diefe Worte habe ich von Tugend auf täglih und umabläjfig zu
Gott gebetet, und ift mir jederzeit dabei wohlgegangen; ich habe nie
u> noch geijtlichen
Mangel gehabt weder an irdiichen und leibli
und himmlischen Gütern.“
Auf eine jeltiame Weiſe wurde das ganze Lied einmal gejungen.
Zu Apolda, in der Nähe von Weimar, lebte 1750. ein. waderer
Bürgersmann, feiner ‚Brofelkon nad ein Seiler. Der fiel zumeilen
mitten am Tage, in jenen Gejchäften oder im Gejpräd mit andern,
in eine Art von Schlaf, wobei er ſprach und wie ein Mondjüchtiger
54
„ÜR daß, Men
5
re 60—
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 135. 369
oder Nachtwandler allerhand Bewegungen machte; dabei wiederholte
Dres allen was er den Tag über in Worten und Gebärden
verrichtet hatte. Einmal, als er in v2 äften nach Weimar geritten
war, befiel ihn in einem Haufe, in welchem er ER zu thun hatte,
auch jein alter Zujtand. Da machte er erjt alle Bewegungen, die
er am Morgen dieſes Tags beim Aufjtchen gemacht, ſprach fein
Morgengebet, nahm Abſchied von den Seinigen. Dann kam alles
Borjchein, was er auf dem Wege gethau hatte. Er wieder-
olte die verjchiedenen Begrüßungen, Die er unterwegs zu machen
tte, und auf einmal fieng er gar zu fingen an, nemlich das
höne Lied: „Bon Gott will ich nicht laſſen“, das er auf feiner
einen Reiſe zur Stadt I hatte und das er jeßt, wo die
Gedanken jeines Herzens offenbar wurden, bis zu Ende ausfang,
alſo daß 38 anweſenden Leute im Hauſe gar ſehr daran er—
bauten. — Dazu fügt Schubert, der dieſe Geſchichte aus Moritz'
„Magazin für die Erfahrungsſeelenkunde“ nacherzählt, die Frage:
„Wenn du, armer Menſch, auch nur einen einzigen Tag das wieder-
holen jollteft vor den Augen der Welt, was du heute im Verborgenen
gethan oder geiproden, würde das oft nicht befchämender für dich
— nic! als bei * chriſtlichen Handwerksmann? Würden da
auch ſolche gute Gebete und ſo schöne Lieder zum Vorfchein fommen,
wie bei dem Seiler aus Apolda? Einst aber müffen wir doch alle
offenbar werden vor dem Richterftuhle Chrifti, nachdem wir gehandelt
haben bei Leibes Leben, es jei gut oder böſe.“
Baftor Stodhaujen ji Goslar pflegte Die armen Leute alfo zu
babe daß er ihnen Muth aus dem Hohenliede zuſprach, wo es
beißt: „Die Liebe ift fein Panier über mir!“ 2, 4. Denn bier,
jagte er, habe Ehrijtus eine Fahne aufgerichtet, zu der ftehe er feit;
aber die Armen mühten zu diejer Fahne ſchwören, und der Eid hieße
„uf ihn will ich vertrauen in meiner böjen Zeit!
Eine gar herrliche Rede führt V. 5:
Lobt ihn mit Herz und Munde, Sonft verdirbt all Zeit,
die er uns beide ſchenkt; die wir zubring'n auf Erden;
Das iſt ein felge Stunde, wir follen felig werben
darin man fein gedenft. und bleib'n in Ewigfeit.
Bon dieſem Berje hat Ernjt Gottlieb Woltersdorf Veranlaffung zu
einem jeiner fürzejten und innigjten Lieder genommen, bon deſſen
drei Verſen der erſte aljo heißt:
Das tft eine jelge Stunde,
Ne u, da man dein gedenft,
nd das Herz von Herzensgrunde
tief in deine Wunden ſenkt.
hrlich, nichts als Jeſum kennen,
Jeſum a finden, nennen:
Das erfüllet unfre Zeit
mit der höchſten Seligfeit.
‚Die Melodie: aahcchh, fpätr: aahcahg, em
—* ſchon in den Tifchgefängen des Joachim von Surgt 1572
orrede 1571), in vierſtimmigem Tonjap und verfepter dorifcher
Rod, Rirdenlich, VII. 2
*
—
— chnet. Aller
* ne
und zu Ehren bringen, indem er ihr einen Tert gab, deſſen man
ſich nicht zu ſchämen brauchte. Dies fpricht er in dem Gedichte
aus, mit dem er fein Lied der Frau Regina Helbich übergab:
Alls, was gereicht zu Gottes Ehr Hab id) darunter Wort gefügt,
und Geligfeit der Seelen, weld jedermann mag fingen;
Das iſt geriß ein folche Lehr, er jei worin er woll geübt,
die wir billig erwählen. joll ihm fein Schaden bringen.
Sie werde vorbradit, wie fie woll,
gered’t oder gejungen, ö
man Gott den Herren loben joll x
in aller Art der Zungen.
Unfchambar und unnüg Gefäng
hn allenthalb in Schwanfe ;
o jemand thut diejelb’ abbreng'n,
dem joll man fleißig danken.
Darum weil dieje Melodei Laßt euch, tugendjam Fraw Regin,
\ lieblih ift an Stimmen, dies unterdeh behagen ;
aß ein gottsfürdhtig Herz dabei je wen’ger guter Liedlein fin,
in Freuden möchte ſchwimmen: je lieb’ ſoll man jie haben.
Mehrere Gejangbücher, ein plattdeutjches zu Bremen 1583 und das
Valentin Bapftiche 1586, verweiſen auf den Ton „Ic gieng einmal
ſpatzieren.“ — Winterfeld glaubte wahrjcheinlic; machen zu kön—
nen, daß Johann Eccard im jeinen jungen Jahren zu Mühlhauſen
Sänger und Seßer der Melodie gemwejen jei. Aber jene bereits
angeführten Gründe find entichieden dagegen. — Sonjt wird das
Lied gejungen nah: Aus meines Herzens Grunde. Auch Crüger
bat 1640 eine friihe Melodie dazu erfunden: edcebagg.
136. Herr, wie du mwillt, fo ſchicks mit mir.
Bon Dr. Caſpar Bienemann (Meliffander) (1540—91, vgl. 2,
248 ff.), als er noch Hofmeijter und Erzieher der Kinder des Her-
zogs Johann Wilhelm von Sachſen-Weimar war, 1574 bei heran-
nahender Seuche gedichtet und erjchienen im „Betbüchlein, Leipzi
1582“ mit der Angabe unter dem Tert: „C. Melifi. D. 1574.” un
der Überjchrift: „Reimjpruch, Bud tegliches Gebet, der Durchleuch—
tigen vnnd Hochgebornen Fürjtin ond Frewlin, Frewlin MARITA,
geborne Herbogin zu Sachſen, Landgreuin in Düringen und Marg-
greuin zu Meißen. Herr Wie Du Wilt.“ $
Seine Schülerin, die Prinzeſſin Maria (gejtorben als Abtiſſin
u Quedlinburg in Halle auf einer Reife nach Dresden), lernte
iejes Lied als Gebet von ihrem Lehrer im Alter von drei Jahren,
und erwählte ſich jpäter aus Liebe dazu die erjten Worte: Herr,
Wie Du Willt“ (H. W. D. W.) zu ihrem Symbolum, das fie in
Stammbücher einjchrieb und auf Münzen prägen ließ. Es war ihr
zu lieb gedichtet und trägt als Afrojtichon auch noch etwas von
Pai.2 0
IE REFERATE
ee rtrauen auf Gott. Nr. 136. 371
ihrem Namen an fih. Die Anfänge der drei Verſe: 9. 2. ©.
werden wohl nach Wadernagel3 Vermuthung: „bergogt zu Sad
—* bedeuten. Es iſt für fie als Kind geweſen, und taugt für die
Iten erit recht. — Hatte ja Doc) auch einſt Lenchen Luther gejagt:
„sa. herzer Bater, wie Gott will!" — Ihr nad hat Ludämilie
Eltjabet, Gräfin zu Schwarzburg-Rudolftadt, in einem Liede: „Jeſus,
Jeſus, nichts. als Jeſus“ den Beichluß jeden Verjes gemacht mit
dem Wort: „Herr, wie du willt“; umd ihre Freundin Amilie Ju—
liane bittet im Liede „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende* unter
anderem: „Laß mich bei Zeit mein Haus bejtellen, daß ich bereit
> für und für und jage friſch in allen Fällen: ‚Herr, wie du millt,
o ſchicks mit mir!“
Der alte Hymnologe, Diakonus Wezel in Römhild, gebrauchte
es als ſein tägliches Morgen- und Abendgebet, und Frau Dorothea
v. Bünau, geb. v. Werder, pflegte es ihren „güldenen Spruch“ zu
nennen.
V. 1 ift alſo ein Klang, der tiefen Widerhall gefunden:
Herr, wie du mwillt, jo jchid3 mit mir
im Leben und im Sterben.
Allein zu dir fteht mein Begier,
laß mich, Herr, nicht verderben.
Erhalt midy nur in deiner Huld,
fonjt wie du willt! Gib mir Geduld,
denn dein Will ift der befte.
Ein chriftlicher Bauersmann zu Altenmörbig in Sachſen-Alten
burg, in der Gemeinde von Gabriel Wimmer, hatte 1725 einer
Tochter die Hochzeit gerüjtet. Als nun das legte Mahl vollbracht
war und ein Lied ——— werden ſollte, wollte er kein anderes,
als dieſes Lied haben. Er fühlte ſich bereits nicht wohl. Den Tag
hernach legte er fich auf das Siechbett, auf welchem er wach furzer
Zeit, gejtärkt und gefräftigt durch unjer Lied, fein Leben beichlof.
(Wimmer, Liedererflärung. 3.) 2
Als der Hofprediger Dr. Johann Ochslin zu Stuttgart am
15. Oftober 1738 feinen legten Lebenstag hereinbrechen jah, führte
er noch mit feiner Frau über dieſes Lied ein gottjeliges Geſpräch.
Überdem trat fein VBeichtvater, der würdige Stadtpfarrer an St.
Leonhard, Georg Conrad Rieger, herein, und nahm davon Anlaf,
mit ihm vom Gang zum Sterben und von der jo möthigen
Hoffmung des ewigen Lebens zu reden. Auf die Frage Riegers:
„Nun, mein lieber Here Prälat, Er weiß aljo, an welden Er
glaubt und wen Er fich anvertrauet? nemlich Seinem Jeſu, dem
einigen Heiland, welchen Er andern gepredigt und jo Tieblich am-
epriejen, auf welchen Er jo viele Sterbende gewieſen; den hat Gr
jeßt muin ſelbſt auch zu Seinem Heiland ?* antwortete Ochslm mit
großer Freudigleit und Gewißbeit: „DO ja, einen concentrirten
—58 habe ich. Alles, was an dem ganzen Heiland heilswürdig
it, das habe ich am ihm zufammen. Der muß ja recht irig je,
der nicht genug bat, wenn er alles bat. In Ehrifto An n wir
alles. Er kann mid) aller jeiner Herrlichkeit theilbaftig machen.“
24°
372 OO YV. Vertrauen auf Gott. Wr. 16.
Johann Friedrich Rojer war 1753 Pfarrer in Dettingen unter
N eworden zur Freude aller Gutgefinnten in der "Gemeinbe,
x 1755 —* er der frühzeitig verſtorbenen Tochter ſeines
achbars, des Pfarrers in Neubauten, die Leihenpredigt zu halten.
Er that dieg mit teäfigen Worten und wandte fich zulekt an die
umberftehenden Amtsbrüder, unter welchen ein 2 ir
Pfarrer jich befand: „An wem von ung wird num zuerit die Reihe
fein, ihr nachzufolgen? Dem Scheine nad an dem Alteſten, aber
vielleicht an mir, als dem Jüngſten!“ Darauf ermunterte er, das
Lied anzuſtimmen: „Herr, wie Du willit, yo ſchicks mit mir im Leben
und im Sterben!” und ſchloß mit den Worten: „Wir wollen uns
bereit halten; wir werden zu rechter Zeit, nicht zu bald und nicht
zu ſpät, heimgehen dürfen.“ Bald darauf erkrankte er, und, wiewohl
nicht nur die Alten, jondern auch die Kinder um feine Erhaltung
jehnlich flehten, nahın ihn der Herr aus diejem Leben weg. (Ehrijten-
bote. 1872.)
Ein Bater hatte den Schmerz, mehrere innig geliebte Kinder
nad langen, ſchweren Leiden ge N Tod zu verlieren. Diejer
Schmerz und die Unruhen und Nachtwachen der vorangehenden
leidensvollen Tage * ſeine Lebenskraft gebrochen. Ein ſchleichen—
des Fieber 55 — elte ſeine Glieder und führte ihn an den Rand
des Grabes. Da wollte es ihm doch ſchwer dünken, eine geliebte
Gattin, theure Kinder und das Leben zu laſſen. Im den langen,
ichlaflofen Nächten ward von ihm mander Gebetsfampf durch—
gefämpft. Endlich fand jeine ringende Seele in dem erjten Vers
dieſes Liedes Ruhe. ES war das Iſaaksopfer der Ergebung im
Gottes Willen von ihm gebracht und Ruhe gefunden für feine Seele.
Und fiehe da, von Stund an ward e8 auch leiblich befjer mit ihm.
(Bergleihe ©. 269.) (Pilger aus Sachſen. 1847.)
Der zweite Vers blidt ins tägliche Leben hinein:
Zucht, Ehr und Treu verleib mir, Herr,
und Lieb zu deinem Worte ;
Behüt mid), Herr, vor falſcher Lehr
und gib mir hier und dorte,
Was mir dienet zur Seligfeit ;
wend ab all Ungerechtigkeit
in meinem ganzen Leben!
Ein frommer Prediger in Thüringen hatte einen gottlofen
Knecht; der muthete einmal der Magd im Stalle unfeine Dinge zu,
und fie mußte fich defjelben Faum zu ermwehren. In dene
Augenblide aber fang der Pfarrer diejes Lied mit den Geinigen,
daß man es im Stalle hören konnte. Als es nun an die Worte
kam: „Bucht, Ehr und Treu verleih mir, Herr“, da fieng die Magd
an: „Ei, hört doch, hört Doch, was der Pfarrer, unjer Herr, jebt
fingt. Pfui, ſchämt euch, und laßt mich mit Frieden!“ Sp ward
ihr. dies Lied ein Schild gegen die Pfeile des Böjewichts im der
tunde der Verfuchung. (Seiffart, Deliciae melieae, 1704.)
Der dritte Bers, deſſen Echo wir bei Baulus Gerhardt finden:
„Wenn ich einmal joll jcheiden“, hat, den Stiftsprediger Matthäus
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 137. 373
Ejenwein zu Stuttgart, welcher am Samstag vor Oftern 1714 vom
Schlag betroffen wurde, in feinen Tegten Stunden noch erquidt. Er
fühlte ſich Morgens noch ganz wohl, wurde aber von manchen Leuten
temlich überlaufen. Zu einer armen Frau ſagte er noch: „Betet
Heiig für mich, ich will auch für euch beten!" Sodann gieng er
in jene Studirjtube, um fich auf die Predigt des kommenden Tags
vorzubereiten. Nach einiger Zeit überfiel ii Frau eine unbejchreib-
fiche Angst, fie lief zur Studirjtube und fand ihren Mann ſprachlos
auf den Knieen liegen. Mit der einen Hand ftüßte er den Kopf,
in der andern hielt er jein Predigtconcept und vermochte ihr feine
deutliche Antwort mehr zu geben. Jetzt rief fie:
Soll id einmal nad deinem Rath
von dieſer Welt abſcheiden,
Verleih mir, Herr, nur deine Gnad,
daß es geſcheh mit Freuden.
Mein Lerb und Seel befehl ich dir;
o Herr, ein jeligs End gib mir
durch Jeſum Chriftum. Amen.
Und als jie 'pn fragte, ob er das verjtanden umd bereit jei, mit
Freudigkeit a Hlaeren, beantwortete er ſolches mit einem ver-
nehmlichen Ja. Und iſt alſo der treue Diener Gottes im Frieden
gefahren. (Pregiger, gottgeheiligte Poeſieen. 1721.)
Melodie: Aus tiefer Noth jchrei ih zu Dir, glisgaagah;
eine andere: es es fg bc des, iſt ebenfalls vor dem Lied ent-
ftanden, etwa ums Jahr 1560. — Am Gothaer Cantional 1646
findet jid) eine Melodie im Drittelstatt von Bartholomäus Helver:
dddggahch,
137. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut.
Bon Joachim Magdeburg von Gardeleben (1525 bis in die
achtziger Jahre, vgl. 1, 446 ff.), einem im den theologiichen way ©
feiten jener Zeit als Flacianer hin und her getriebenen Mann.
erichien im jeinen „Tiſchgeſengen, Erfurt 1571“; aber nur der erite
Bers und auch diejer wii Namen. Hernach tritt der Vers mit dem
wei anderen hervor bei Seth Calvisius Harmonia eantionum ecel.
ipzig 1597 ; im Eislebener Geſangbuch 1598 iſt er von zwei anderen
Berjen begleitet. — Es jcheint nach diefem Sachverhalt das Lied
urjprünglich nur aus dem eviten Vers beftanden zu haben, die rs
heberichaft von Magdeburg aber gegenüber ben jonjtigen Ver—
mutbhungen (Kolvos, Mübhlmann) außer Zweifel zu fteben.
Es iſt ein furzes, feines Glaubenslied. Der Anfang tft ges
ko; ſprichwörtlich, wenn auch kaum ganz original. Er tft wohl
ein Echo von des Markgrafen Wort: „Wer Gott vertraut, feſt auf
ihn baut, den wird er nicht verlafien.“
In dem mittleren Fenſter des Chors der Kirche St. Blafti zu
—— ſoll 1592 der erſte Vers, in Glas gebrannt, geſtanden
aben:
wg Tr | Me
V. Bertrauen auf Gott. Nr. 137.
Wer Gott vertraut, * wohl gebaut
im Himmel und auf Erden,
Wer fi verläft auf Jeſum Chriſt,
dem muß der Himmel werden.
Darım auf dih all Hoffnung ich
ganz feit und fteif thu feßen:
Herr Jeſu Chrift, mein Troſt du bift
E20 in Todesnoth und Schmerzen.
Die Kirche ift aber jchon 1612 abgebramnt, und die Fenfter find
dabei zertrümmert worden, bis auf eins mit dem Bilde des Er-
löjers. (Mützel, Geiftliche Lieder 1, Vorrede.)
Denjelben Vers wendete ein Bauer zu Angelnodde bei Münſter
an, als ihm ein Hagelichlag jeine Saaten verheert hatte. Da man
ihm Theilnahme an jenem Unglüd bezeugte, jchüttelte er Tächelnd
jein greifes Haupt und fagte: „Das war ja kein Unglüd; es war
nur ein Schaden. Die Sünde allein ift ein Unglüd. Wer Gott
vertraut, hat wohl gebaut im Himmel und auf Erden.“ Glaſer,
Erzählungen.)
Magiſter Stolterfoth, Prediger zu Lübeck, war mit mehreren
Kaufleuten von Schonen aus nah der Inſel Nügen zu Schiff ge-
gangen. E3 war am Montag nad dem dritten Epıphanienjonntag,
und fie befamen Sturm und Ungemwitter, jo daß fie acht Tage unter
Anker Liegen bleiben mußten, Als nun der vierte Sonntag nad)
Epiphanias Fam, da man predigt vom Sturm auf dem Meer, hatten
fie ein erbauliches Gejpräch darüber, und einer jagte, es wundere
ihn, daß nichts drin ftehe vom Rudern, da jie doch ohne Zweifel
viel Mühe damit gehabt haben werden. Darauf antwortete Stolter-
foth, es feien gewiß zwei Ruder von ihnen nicht recht gebraucht
worden, das erite, auf welchem gejchrieben jtehe: Herr, wenn ich
nur dich habe, jo frage ich nichts nach Himmel und Erden! Das
‚andere, auf dem es heiße: Auf Chriſtum will ich bauen und ihm
allein vertrauen; Ihm hab ich mich ergeben im Tod und aucd im
Leben! Eben fragte einer, warum er micht noch ein drittes Ruder
‚genannt habe. Aber faum hatte er dies gejprochen, als der ae
und heftigjte Sturm kam, daß das Schiff zu ftranden begann. Da
fiengen fie allefamt an, zu fingen:
er Gott vertraut, hat wohl gebaut
im Himmel und auf Erden,
Allen gelang es, jich zu retten; nur Einer jtürzte ins Wafler, und als
keine Hilfe mehr möglich, rief ihm Stolterfoth zu: Verſchlingt Dich
gleich das Meer, jo kann's doch Jejum, dem du im Herzen haft,
und alſo auch deine Seligfeit nicht verichlingen! Der mit Den
Wogen noch Ningende aber rief: „Berichling, ich fing: arm
Wer fi verläßt auf Jefum Ehrift,
dem muß der Himmel werden!” j
Die andern aber danken am Ufer dem Herrn für feine wunderbare
Hilfe, und Stolterfoth ſpricht: Nun, das dritte Ruder mag dieſes
große Wort bleiben:
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 138. 375
Wer fich verläßt auf Jeſum ChHrift,
muß der Himmel werden!
Zum dritten Vers erzählt Avenarius im Liederfatechismus 1714
Folgendes: Ein armer Studiofus der Theologie, welcher fih m
— über alle Maßen ſchlecht behelfen mußte, hatte das Lied
herz lieb und ſang es alle Morgen und Abend. Nachdem er
ausſtudiert, ward er bei einem vornehmen Stadtprediger Informator
und hielt ſich allzeit wohl in Gottes Wegen und rechtem Gottver—
trauen. Da ſang er eines Abends auch einmal wieder ſein altes,
liebes Kraft- und Troſtlied, deſſen dritter Vers lautet:
Dein tröſt ich mich ganz ſicherlich;
denn du kannſt mirs wohl geben,
Was mir ift noth, getreuer Gott,
in diefm uud jenem Leben.
Gib wahre Re. mein Herz erneu,
errette Leib und Seele;
Ach höre, Herr, dies mein Begehr
und lag mein Bitt nicht fehlen.
Eben war er an dieje legten Worte gekommen, da Hopfte ein Eonfi-
ftorialbote an feine Thür und lud ihn auf kommenden Sonntag zur
Probepredigt, da er zum Pfarrer bezeichnet jet.
Melodie: Was mein Gott will, das gſcheh allzeit. — Winter-
feld hat 1, 128 im Melodieenanhang die dritte Strophe unſers Lieds
dem Eccardichen fünfſtimmigen Sa von „Durch Adams Fall ift ganz
verderbt“ unterlegt, um an demjelben den umfaffenden Reichthum
diefer Eompofition zur Anjchauung zu bringen.
138. Auf meinen lieben Gott.
Der Dichter des Liedes iſt nach Dlearius Liederiha 1707
Sigismund Weingärtner, Prediger in oder bei Heilbronn, unter
defien Namen e3 in den mach 1650 gedrucdten eh. büchern vor«
kommt. Da der Name in Heilbromm a. N. nicht zu Tnden it, jo
mag er in oder um Kloſter Heilsbrunn im bayrijchen Franten fe
lebt haben. Die ältefte Quelle für daffelbe it: „Em ſchön geiftlich
Geſangbuch durch Melchior Vulpium. Weimar 1609.”
Das Lied iſt um feiner Kürze und Einfalt im Gebet willen
im evangeliichen Volke zu allen Zeiten beliebt geweien. B. 1 redet
von unſerer Zuftut in der Noth, daher Schamelius das Ganze
überjchreibt „der Gott ergebene Traugott.“ V. 2 blidt auf bie
Sünde, welche ums doc die Buverfich t nicht rauben joll, daber
Carpzow das Ganze mennt: „ein Troftlieh wider die menichlichen
Gebrechlichkeiten.* Wi 3 läßt auch des Todes Schreden nicht gelten,
daher Seiffart das Ganze heißt: „ein herrlich; Präjervativ wider
alle Kreuzesitunden und Todesnoth.“ DB. 4 pocht auf den Erlöjer
und Lebensfürjten Jeſum Chrijtum, daher Blumberg das Ganze
bezeichnet als: „die umverwerfliche Appellation.*“ DB. 5 ſchließt mit
einem gläubigen Amen ab. — Manche haben noch einzelnes ein-
geichoben ; belonbera häufig findet fi als V. 5: „Erhöre gmäbig
and Aa 3%" Dr Et eh A EZ En Darst Au a al han 0 ua ara
376 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 138.
mich, mein Troft; das bitt ich dich!“ Allein — „wir Iaffen bilfi
des Autoris Arbeit ohne Zuſatz ſtehen.“ Schamelius. ,
——* Chriſtian von Brandenburg bat einſt auf dem Platz
vor der ©t. Petersfiche zu Culmbach die Geiftlihen, welde an
einer Ede der Kirche jtanden, daß fie mit ihm unter freiem Himmel
dies Lied fingen jollten. Als fie das ſogleich thaten und der Ge—
fang mit lauter Stimme ſchallte, wurde er Davon jo ergriffen,
er unter dem Singen bitterlich weinte und. fie verficherte, jo gewi
er ein Fürft anf Erden wäre, fo gewiß wife und glaube er, da
er dermaleinjt in Chriſto Jeſu und um feines Verdienſtes willen ein
Fürft Gottes im Himmel jein und bleiben werde. (Spedners bib-
liſche Arbeit.)
As am 25. Juni 1732 achthundert evangelische Salzburger
nah Potsdam kamen, um vor dem König Friedrich Wilhelm I. zu
ericheinen, fragte er fie gnädig, weshalb fie emigrirt jeien. Sie
antiworteten: um des Evangelii willen, das man ihnen entzogen.
Dabei verficherte fie der König feiner Gnade, verjprad) ihnen aud),
in —— Ader und Bauernhöfe und Freijahre zu gewähren, und
verlangte endlich, daß fie das Lied anjtimmten: „Auf meinen lieben
Gott." Der Commifjartus jtellte dem Könige vor, daß fie das Lied
wicht anzufangen und auf die in Potsdam übliche Weije zu fingen
wüßten. Da fieng der König zur höchſten Berwunderung der Salz:
burger, und zur innigjten Rührung aller Anwejenden das Lied jelbit
an, Vers für Vers, da denn alles mit fortjang und unter jolchem
Singen vorüberzog. Da fie alle vorüber waren, rief der König
ihnen nach: reifet glüdlih! So zogen fie nad) Berlin. (K. Hein
rich, Erzählungen. 1.)
C Fit Seriver erzählt im den „zufälligen Andachten“ aus
der Zeit jeiner Amtsführung in Magdeburg (1667— 90), daß ein
Edelmann von feinem im Magdeburgiichen Gebiet gelegenen Gut
in die benachbarte Stadt geritten ſei und dort mit einem Wetter,
den er antraf, fich zum Trunk niedergejebt habe. Indeſſen kommt
eine Frau daheim, während fie unter ihren Rindern ſaß, eine
onderliche und unverhoffte Traurigkeit an, daß fie ſich, wo fie geht
und ſteht, der Thränen nicht enthalten kann, die ihr häufig die
Baden herabfließen, und öfters jeufzend jagt: „Ach, mir fteht ein
groß Unglüd bevor. Ach, wenn ich wüßte, wie es um meinen
Mann wäre!” Das allein diente ihr nod zu Troſt und Aufrich—
tung, daß ihr die Worte einfallen:
Auf meinen lieben Gott
trau ich in Angft und Noth,
Der kann mich allzeit retten
aus Trübjal, Angjt und Nöthen.
Mein Unglüd kann er wenden;
fteht all3 in jeinen Händen.
Und fiehe da, zu derjelben Stunde war der Edelmann mit jeinem
Better in Streit gerathen, jo daß fie beide zu ihren vor der Haus-
thür gejattelt —— Pferden liefen, die Piſtolen herausrißen, ſie
einander auf die Bruſt ſetzten und losdrückten. „Allein, ſagt Scriver,
ul rl a a _
er | V. Vertrauen auf Gott. Nr. 138. 377
hier fiehet man die Wirkung der Thränen und des Gottvertrauens
jener frommen Stan, die, jo zu jagen, das Pulver geneget, daß es
fein Feuer fangen wollen, alſo da ihnen beiden Die Piſtolen ver-
aget und andere Leute Zeit gewonnen, dazwischen zu kommen und
ie von einander zu bringen.”
Zu Nordhausen war vor Beiten eine große Theurung, welche
durch den dazu fommenden Krieg vermehrt wurde und unter den
Armen ein jchreekliches Klagen hervorrief, aljo daß auch die Obrig-
feit Die Prediger der Stadt bitten ließ, die Armen zu chriftlicher
Geduld zu ermahnen. Da kamen nun jechs arme Leute zum Bürger-
meister, welcher ein frommer und Tentjeliger Herr war, und baten
ihn, er möchte doch die vorhandenen Kornböden aufthun. Dieſer
ließ ſich dazu ohne Anftand bereit finden, allein es fand fich weniger,
al3 die Armut nöthig hatte. Darauf jagte er; „Seid getroft; es
ibt in Nordhaufen noch einen Kornboden, da alle Armen genug
kommen können.“ Und als fich der Leute Angeficht erherterte,
fagte er, der Kornboden heiße: „Auf meinen lieben Gott trau ich
in Angit und Noth.“ (Seiffart, Singularia evangelica,)
Ein Bürger in einer Heinen Stadt, der von gutem Wohlftand
durch unverſchuldete Unglücksfälle im völlige Verarmung gerathen
war, fiel darüber in großen Trübfinn, fo daß er zulegt als ein Ver:
weifelnder in den Waflerfluten jein Leben endigen wollte. Schon
Heht er am Rand des Fluffes und am Abgrund des Verderbens,
da erbarmt jic die ſuchende und rettende Gnade des trenen Hirten
ſeiner unsterblichen Seele. Indem er am Uferrand auf und abgeht,
den tauglichiten Ort RW jeinem Vorhaben — fängt ganz
in ſeiner Nähe ein Bauersmann bei ſeinem Pfluge dieſes Lied zu
Iingen an. Überdem ftürgt ihn ein Strom von Thränen aus feinen
ugen, und mit einemmale wird es wieder helle in feiner vom
Fürften der Finſterniß verduntelten Seele. Er erkannte die Größe
einer Sünde, die er ‚eben begehen wollte, und rief aus: „wie
ollte ich ein jo groß Übel thun und wider den Herrn meinen Gott
ündigen!* Ergeben in Gottes Willen fehrte er nad) Hans und zu
dem. Heren zurüd, der ihm dann auch bald aus feiner zeitlichen
Noth wieder herausgeholfen hat. (Heinrich, Erzählungen. 1.)
Huguit uchner, Profeſſor der Poeſie zu Wittenberg, ein
Mann, der im fiebzehnten Jahrhundert großes Anfehen in Sadıen
des poetischen Gejchmads genoſſen, bat in feiner letzten Notb, das
ihm lieb gewordene Lied: „Auf meinen Tteben Gott“ zu fingen.
Und da er kurz darauf verſchied, mochte man auf ihn bejonders
den dritten Vers anwenden:
Ob mic; der Tod nimmt bin,
it Sterben mein Gewinn
und —* iſt mein Leben,
dem thu ich mich ergeben.
Id) ſterb heut oder morgen:
mein Seel wird er berjorgen.
Die Melodie e e fis g a iſt eine jchon bei Geſius 1605 Ex
das Lied: „Mau Äpricht, wen Gott erfreut“ fich vorfindende leichte
a
Fan“
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 139.
Umbildung der in Negnarts „Schönen, furzweiligen deutichen Liedern,
Nürnberg 1574“ mitgetheilten weltlichen Weije: „Venus, du und
dein Kind jeid alle beide blind.“ tus hat fie 1609 zum e
mal auf das Lied: „Auf meinen lieben Gott“ angewandt. H. Schei
dem man fie auch jchon zugeichrieben hat, theilt fie in jeinem
tional 1627 in abermaliger, übrigens nicht bedeutender, pım Theil
dem weltlichen Original wieder näher kommender Umbildung mit.
Häufig führt die Melodie auc) den Namen: „Wo joll ich fliehen hin.“
139. In allen meinen Thaten.
Bon dem Dichterjüngling Paul Flemming (160940, val. 3,
73 ff.), nicht, wie man gewöhnlich angibt, auf der Sefandtihafts,
reife nach Berjien 1635, — im Jahr 1633 gedichtet, da er a
anſchickte, als Hofjunfer oder Truchjeß mit einer Selandtichaft, welche
der Herzog von Schleswig - Holjtein im Dftober genannten Jahre
dorthin abgehen ließ, nach Moskau zu reifen. Bu dieſer Tangen,
Damals noch gar gefahrvollen Reife jtärkte und bereitete er fich durch
diejes Lied, im welchem er feine Reife und alle jeine Sachen dem
Bater in der Höhe befiehlt. ES iſt außer einigen religiöfen Ge—
dichten: „Vom unjchuldigen Leiden Ehrifti*, „Himmelfahrt Chrifti®,
„Anden Erlöſer“ das einzige geiftliche Lied, das er gedichtet hat,
aber ein Lied, „das Himmel hat und etivas ſolches fühlet, das nad)
der Gottheit jchmedet und reget Muth und Blut.“
Das Driginal erſchien zum erjtenmal gedrudt 1642 im der
Sammlung von Flemmings Gedichten, Die der Vater jeiner Braut
Heinrich Nibhufen in Neval, nach jeinem frühen Tod bejorgte, u
hat 15 Berje, wovon Die, welche fich ganz et auf das Reije-
vorhaben Flemmings beziehen, U. 6—9 und ®. 13. 14., im den
meisten Eicchlichen Gejangbüchern weggelaffen find. Sie lauten:
Sch zieh in ferne Lande, Sein Engel, der getreue,
zu nützen einem Stande, macht meine Feinde jcheue,
an den er mich beitellt. tritt zwiichen mid und fie;
Sein Segen wird mid) lafien, Durch feinen Zug, den frommen,
was gut umd recht iſt, fallen, find wir jo weit nun kommen
zu dienen feiner Welt. (6.) und wiſſen faſt nicht, wie. (9)
Bin ich in wilder Witten, Gefällt es feiner Güte
fo bin ich doch bei Chriſten, und fagt mir mein Gemüthe
und Chriſtus tjt bei mir; nicht was —— zu,
Der Helfer in Gefahren, Sp werd id; Gott noch preifen
der kann mich Doch bewahren, mit manchen jchönen Weijen
wie dorte, jo auch hier. (7.) daheim in meiner Ruh. (13.)
Er wird zu dieſen Reifen Indeß wird er den Meinen
gewünfchten Fortgang weijen, mit Segen aud) ericheinen,
wohl heifen Hin und her; ihr Schuß, wie meiner jein;
Gejundheit, Heil und Leben, Wird beiderjeit3 gewähren,
Zeit, Wind und Wetter geben, was unjer Wunſch und Zähren
und alles nad) Begehr. (8.) ihn bitten überein. (14)
Es iſt ergreifend, in der Geſchichte jeiner beiden — zu N
wie dieje herzlichen Bitten ihm mur unter großen Gefahren k
A 4 DA ne ee ah ET * L 20 2
F | - V. Vertrauen auf Gott. Nr. 139. 379
worden find. Wer in V. 7 das Wort: „bin ich in wilder Witten,
jo bin ich doch bei Chriſten“ jo verjtünde, daß er fich jeiner chrijt-
lichen Reijegejellichaft tröftete, der müßte jagen, daß er fie hernach
anders befunden habe. Denn gerade an dem Führer der Gelandt-
Ideft hatte er auf der zweiten Reife einen freundgejtalteten Feind.
Hein es jcheint jo viel zu heißen als: „jo bin ich doch bei Chriſto!“
denn er fährt fort: „und Chriſtus ift bei mir.“ — Aber die „wilde
Wüſte“ kam ihm oft genug: einmal auf offener See, dem Caſpiſchen
Meer, wo der Sturm den Majt zerjchmetterte, und das Schiff nur
mit großer Noth ans Ufer fam; dann wieder in Ispahan, wo er
ſich gegen feindlichen Überfall in die armenifche Kirche flüchtete und
o gerettet wurde, Im eigentlichen Sinn fam ihm dann die Wüſte
in den gefährlichen Heiden der Tartarei. — Arm jchmerzlichjten trıtt
der Gegenfat zwiſchen Menjchengedanfen und Gottesgedanten in
Vers 13 hervor, wo Flemming gelobt, jeinen Gott einmal zu preiien
mit manchen jchönen Werfen „daheim in meiner Ruh“, während ihm
diefe Ruhe in der Heimat und am der Seite jeiner Braut jo ſchnell
zerramm. Es ijt aljo jeine ganze Gejchichte eine Befräftigung feines
ortes voll Ergebung:
was ihm von mir geliebet,
das hab ich auch erkiest.
Durch Weglafiung jener Verſe ift das Lied aus einem urfprüng-
lichen Retjelied für Wanderungen über Berg und Thal, für Fahrten
über Ströme und Meere zu einem allgemeinen Bilgerlied der Chriften
für die Reiſe eingerichtet, welche wir alle im Glauben durch Freud
und Leid zur Ewigkeit zu machen haben. Dr. Gotthilf Hemrich
Schubert jagt: „ALS joldher Pilgergefang ift namentlich auch mir
diefes Lied gar werth umd theuer; denn als man mid) mit meiner
lieben Hausfrau traute, fang man zum Schluß: ‚So jei nun, Seele,
deine.‘ Wir jahen uns mit Thränen, doch mit freudigem Muthe an,
und reichten uns beim Hinausgehen aus der Kirche, friedlich ſtillen
Herzens, für die Mühen und * des Lebens die Hand. Seit—
dem haben wir nicht bloß manchen ſchweren wie leichten, ſüßen wie
auren Gang in unſerem Chriſtenpilgerlauf mit einander gemacht,
ondern jind auch Leiblich jchon manche Strede über Berg und Thal,
aller und Land mit einander gereist.“ — Gar oft iſt das Lied
zum Elingenden Anfang des Ehebundes gemünzt worden, wie bei
Schubert. Merkwürdigerweife hat es in einzelnen Gemeinden Nord»
deutichlands jogar den Sieg über „Befiehl du deine Wege!" in der
Schätzung der Gemeinde davongetragen. Dr. Büchjel erzählt wenig—
ftens von feiner Erftlingsgemeinde: „Wenn die Braut nicht mehr
den Kranz tragen darf, werden die Glocken nicht gezogen, die Jungfern—
frone, ein von den jungen Leuten des Dorfs geitiiteter Kronleuchter,
wird wicht angezündet, der Rajtor empfängt die Braut nicht am ber
Thüre, und br alte Küſter fang nie: ‚in allen meinen Thaten !
ſondern: Befiehl du deine Wege! Daher fam 8 auch, daß bie
Leute jagten, wenn ein Mädchen wild und weitläufig wurde: Bei
der wird wohl auch gejungen werden: Befichl du deine Wege!“
Es war das Lieblingslied Friedrich Wilhelms TIL, Königs von
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380 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 139.
Preußen. — Biſchof * tte einmal in Gegenwart des Köni
und jeiner Luiſe über die ſchöne Stelle gepredigt: „Rede mir nicht
darein, daß ich did; verlaffen ſollte!“ 1, 16. 17. Hernach
wurde er auf die — eingeladen, um unter hohen alten
Eichen dem ganzen Hof diefe Predigt über Ehe und Verwandtſchaft
vorzulejen, Vertraulich ſaß das Fürftenpaar neben einander ; Die
Haud der Königin ruhte in der des Königs, und herrlicher Friede
umwehte die Stätte. Als die Rede vorgelefen war, Hangen al
aus einiger Entfernung die Töne des vom Garde-Hautboilten-Chor
geipielten Lieds: „In allen meinen Thaten!* — Eine feierliche Pauſe
trat ein. Das Abendroth umglänzte den Eichenhain, im Oſten ftieg
der Vollmond herauf. Die langgezogenen Töne der Waldhörner
Hangen im leiſen Akkorden melodiſch durch die ftille Abendruhe. Es
war, als wenn die jchöne Inſel ein Tempel Gottes geworden wäre,
und man hätte rufen mögen: Wie heilig it Doc dieje Stätte! —
Der König jtand zuerſt auf, legte jeine Hand auf die Schulter der
Königin, ſagte leife doch hörbar die Worte: „Es bleibt dabei, Luife;
ih und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!“ (Eylert 9
— Auch ſpäter noch erquickte ihn dies Lied. Als er auf dem Heim—
wege von Paris war, wurde er von all den jubelnden Ehrenbezeu-
ungen jo ermüdet, daß er beim Herausfahren aus den Thoren
Mogdeburgs rief: Gott Lob, mın haben wir’s endlidy überjtanden !
Wenn aber die Einwohner einer Stadt oder eines Dorfes ruhig und ſtill
in ihren Sonntagskleidern an den Hausthüren jtanden umd mit dem
Lied: „In allen meinen Thaten“ oder einem ähnlichen den Landes-
vater begrüßten, dann Fangen die melodiichen Saiten — Ge⸗
müthes an, und jeine Freude war dann jo innig, wie ſein Dank.
(Eylert 1.)
Auch in Tagen, welche für die Geſchichte ganzer Völker ent-
fcheidend waren, hat das Lied den Ausdrud des Gottvertrauens
. geboten. Am 19. Juli 1870 wurde der Gottesdienst des norddeutichen
Reichstags im Dom zu Berlin mit dem Choral eröffnet: „In allen
meinen Thaten.” Dr. Hoffmann predigte über Pſalm 60, 14: „Mit
Gott wollen wir Thaten thun!“ Und dann giengs in den großen
Krieg, in welchem der Wunderrath der Völker unjerem Deutichland
einen jo gewaltigen Fortgang jchenfte.
Zu den einzelnen Berjen gehört Folgendes:
V. 1. Eine Mutter mehrerer unverjorater Kinder, mit denen
fie als arme Witwe in äußerſter Dürftigfeit jchmachtete, gieng einft,
von ihrem dreizehnjährigen Söhnlein begleitet, nach der Stadt, um
für dieſen und ihre andern Söhne irgend ein Unterfommen zu finden.
Aber alles ihr Mühen und Bitten war vergebens. Da traten Mutter
und Sohn ganz gebeugt den Rückweg an, und draußen an der Land-
jtraße lagerten % fi) beide, von Hunger, Angjt und Thränen bis
ur Ohnmacht ermattet, unter einem Baume. Dann fielen jie auf
ihre Kniee und ſchrieen laut jchluchzend Gott um Hilfe an. Plö-
lich glaubten beide jehr vernehmli von einem ganzen Chor das
Lied fingen zu hören:
ee 0 * nn U den PU
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 139. 381
In allen meinen Thaten
laß id) den Höchſten rathen,
der alles kann und hat.
Er muß zu allen Dingen,
joll8 anders wohl gelingen,
jelbjt geben Rath und t.
Der Sohn glaubte ſogar unter den vielen Stimmen die feines ver-
itorbenen Waters deutlich zu erfennen. Dadurch getröftet und zum
Gottvertrauen gejtärft, fehrten fie in ihr Haus zurüd, und kaum
waren fie vor demjelben angelangt, jo erblidte em Kaufmann aus
Berlin, der gerade Holz eingekauft hatte, den Knaben, jah ihn am
und fragte, ob er Luſt habe, mit ihm nad) Berlin zu reifen und die
Kaufmannjchaft zu erlernen. Mutter und Sohn erjtaunten nicht
wenig und nahmen das Anerbieten dankbar an. Dem Knaben aber
gieng e3 hernach jehr gut bei feinem Lehrherrn. Kaum war er mit
diefem nad) Berlin abgereist, als ein reicher, finderlofer Bauer aus
der Altmark zu der Mutter kam und fie fragte, ob fie einwilligen
wiirde, wenn er ihr zweites Söhnlein, einen Knaben von elf Jahren,
an Kindesitatt annehmen und in allem als fein Leibliches Rind ver-
Iorgen wollte. Mit bewegter Seele und Thränen in den Augen
willigte fie ein. So hat jte jeliglich erfahren dürfen, wie zu allen
ihren Dingen, die jie kaum noch jo hart bejchwert, der Herr im
immel Rath und That gegeben. (Heinrih, Erzählungen über
evangeliiche Kirchenlieder. 1846.)
B. 11 ift von reichem Segen begleitet gewejen. — Am erjten
Dfterfeiertag 1813 wurde Wittenberg von preußijch -ruffiicher Seite
bejchoffen. Da erzählt uns Karl Immanuel Nitzſch, wie die Ein
wohner jich auf den Ernſt der Zeit rüfteten. Die Beſchießung hatte
zmäct feine weiteren Folgen, aber es konnte Härteres kommen.
ie Univerſität wanderte nach einem kleinen Städtchen über der
Elbe aus und kehrte — nie mehr zurück. Die Gottesdienfte in der
Stadt füllten jich immer mehr, nie waren zahlreichere Abendmahle,
als in der Dfterzeit diejes Jahre; wiederholt erbaute man fi an
dem Liede Be Flemmings: „In allen meinen Thaten”, und mit
bejonderer Bewegung und Zueigmung an den Vers:
Hat er es denn beſchloſſen,
jo will ih unverdrojjen
an mein Verhängniß gehu;
Kein Unfall unter allen
wird mir au harte fallen:
ich will ihn überftehn.
Sm September kamen dann die Tage der Noth und des Schredens,
in welchen einmal der Küfter ſagte: Jet kommen auch die Atheiſten
zum Gottesdienſte! Und das gieng jo fort, bis endlich in der Nadht
es 12, Jammars 1814 die Stadt von den Preußen erjtürmt und ben
era entriffen wurde, und mitten unter den Friegägefangenen
inden das Nun danket alle Gott! fiegesfreudig die Stadt durch—
Werke — Unfer Lied aber hatte fich jo tief im die Geſchichte der
tadt eingeprägt, daß ala Nitzſch 1820 von feinem Tieben Witten
a
— “vor ui
ae a
382 V. Vertrauen en.
berg jchied, er bei der Abjchtedspredigt es wieder fingen ließ und
die Bürgerjchaft am lebten Abend vor feiner Wohnung ein Lied
nach derjelben Weife fang. (Wilhelm Baur, Geichichts- und Lebens—
bilder aus den Befreiungskriegen. I. Nibſch's Leben von Beyſchlag.)
Die Frau des Rathskämmerers zu Schkeuditz, einem Stäbtlein
wiſchen Halle uud Leipzig, Jong diejes Lied am 31. Mai 1726, als
ie mit ihrer Magd in den Wald gieng, um zu grajen. Damit hatte
te ſich unwiſſend und dod gar wohl bereitet auf das jchwere „Ber:
ängniß“, das fie bei dieſem Gang erfahren jollte. Denn 3 war
ie nicht lange im Walde umhergegangen, ſo fand ſie ihren lieben,
treuen Mann ermordet am Boden liegen. Ein Lohgerbergeſelle hatte
ihn erſchlagen. Das Lied aber, das fie geſungen, gab ihr Kraft,
„unverdrofien an ihr Rerböngnip zu gehu und es mit Gott zu
überſtehn.“ (Wimmers Liedererflärung.)
Der berühmte Lichtenberg. hatte jich dies Lied zu jeinem Lieb-
lingslied erwählt. Wie er dazu fam, das bejchreibt er jelbjt einmal
aus London: „Den 15. April 1775, als am Sonnabend vor Dftern,
ieng ich des Abends nad) den Thee im Hyde Park jpazieren. Der
ond war eben aufgegangen, voll, und jchien über Wejtminiters-
abtei her. Die Fererlichkeit des Abends vor einem bee Tage
machte, daß ich meinen Lieblingsbetrachtungen mit füßer Schwer-
muth nachhieng. Ih ſchlenderte hierauf Pinodilly uud den Heu—
markt hinunter nad) Whitehall, theils um die Statue Karls I. wieder
egen den hellen wejtlichen Himmel zu betrachten, theils um bei
Meonblicht mich meinen Betrachtungen bei dem Bangquettinghaus,
dem Haus, aus welchem Karl I. durch ein Fenſter auf das Schaffot
trat, zu überlaffen. Hier fügte ſichs, daß ich einem von Den Leuten
begegnete, die fich Orgeln mieten, davon zırweilen eine 40—50 Pfund
Sterling fojtet, und Damit des Tages und Abends auf den Straßen
herumziehen und jo lange im Gehen jpielen, bis fie irgend jemand
anruft umd fie für Sir Pence ihr Stüd durchſpielen läßt. Die *
war gut; ich folgte ihm langſam auf den Fußbänken, indeß er ſelbſt
mitten in der Straße gieng. Auf einmal fieng er das vortreffliche
Lied: In allen meinen Thaten* zu jpielen an, jo melandoliich, -jo
meiner damaligen Verfaffung angemeffen, daß mich ein unbejchreib-
ih andädtiger Schauer überlief. Ich dachte an meine entfernten
Freunde zurüd, meine Leiden wurden mir erträglich und ver-
ihwanden ganz. Wir waren auf zweihundert Schritte über dem
Banauettinghaufe weg; ich rief dem Kerl zu und führte ihn näher
nach dem Haufe, wo ich ihn das herrliche Lied jpielen ließ. Ich
konnte mich nicht enthalten, für mich die Worte leiſe dazu zu fingen:
‚Hat Er e3 denn bejchlofjen, jo will ich unverdroijen an mein Ver—
hängip gehn.‘ Vor mir lag da3 majeſtätiſche Gebäude, vom vollen
nde erleuchtet; es war Abend vor Ojtern. Hier zu dieſem Fenſter
itieg Karl hinaus, um die vergängliche Krone mit der unvergäng-
lichen zu vertauschen. Gott, was ijt menſchliche Größe!“ (Lichten-
bergs vermiſchte Schriften. 3.) ——
Beſonders köſtlich iſt der letzte Vers (15):
und
par 0 TEE RM
—— 27 ‚tr ‘
2773 u
4 V. 3—
ı I
o fei nun, Seele, deine
15 Hr und traue dem alleine,
| der did geihaffen hat.
Es sche, wie es gehe,
dein Vater in der Höhe
weiß allen Sachen Rath.
ai findet fich ſchon in den alten Gejangbüchern die Lesart:
„Sp ſei nun, Seele, Seine.“ Sie hat ja einen fchönen Sinn: wir
leben oder jterben, jo find wir des Herrn. Aber fie ijt micht echt.
Flemming jebte „deine“, was Schamelius treffend dahin erflärt:
„bleibe bei dir jelbjt (tecum habita), laß dich nichts irren im deiner
Sefaffenheit und Ruhe des Gemüths!“ Wir erinnern au das jchüne
Wort Bengels an IE Zöglinge im Klofter beim Wochenſchluß:
colligite animas! und bejonders an Jeſu eigenes Wort: „Faſſet eure
Seelen in Geduld!“
Die Kraft des Verſes tritt in folgenden zwei Gefchichten treffend
— Sn Schmalkalden, wo Avenarius zu Anfang des vorigen
ahrhunderts als Diafonus jtand, lebte eine arme Witwe. Als
F Mann geſtorben war, hatte ſie nicht einen Groſchen im Haus
oder irgend ein Vermögen, und ſchuldete überdies noch einem Kauf—
mann 32 Thaler. Der ließ, nachdem ihr Mann kaum beerdigt war,
ar jcharf ans Zahlen mahnen, worüber jie in große Angjt und
angigteit des Herzens gerieth. Eines Abends begibt fie jich mit
ihren Kindern nad andächtigem Gebet zur Ruhe; es laſſen jie aber
Sorge, Angst und Bekümmerniß nicht jchlafen. Sie wirft jich im
Bett hin und ber, betet, zgenlat, winjelt und möchte ein Mittel
finden, wodurch fie ihren Schuldheren befriedigen könnte; aber alles
umjonjt. Nach langem Sorgen und Grämen Thlunmert fie endlich
ein wenig ein. Da däucht fie es im Schlaf, als ob ein Jungling
in einem weißen, glänzenden Kleide vor ihrem Bette ftehe und mit
gar reiner, lieblicyer Stimme den Liedervers jinge: „So jei mın,
eele, deine”. Dadurch wird fie ganz freudig —J—— Als ſie
nun des Morgens aufgeſtanden war und ihren Kindern erzählte,
was ji im bie Nacht erfahren, Hopft jemand an die Stubenthüre,
yereim tritt ein eng Freund, der ihr erzählt, ihr Schuldherr
jer diefe Nacht geftorben und habe vor jeinem Ende noch befohlen,
ihr nichts mehr anzufordern, es jolle ihr die Schuld erlafien und
gejchentt fein. Da fie das hörete, fängt fie am, vor Freuden zu
weinen und gu fingen: „So jet nun, Seele, Seine und traue dem
alleine, der dich geichaffen hat.“ (Avenarius, evangelifcher Lieder-
Tatechismus. 1714.)
Su dem Dorfe Sahms Iebte ein armer Schmied, Namens
Flügge; ein ehrwürdiger Greis vom fiebzig Jahren. Der mußte
oft gebüdt und gebengt, vor Kälte zitternd, umberziehen, fein Brot
ns zu erbettelt. Dabei jang er aber allezeit ganz frendig: „Es
& e, wie es gebe; dein Vater in der Höhe, der weiß zu allen
* Rath." Kaum hatte er feine von Kälte oft ganz ſtarren
Glieder wieder ein wenig erwärmt oder etwas Warmes genoflen
oder eimige Pfennige empfangen, fo konnte man ihn häufig jagen
jr
Vertrauen auf Gott. "Nr. 139. 388
ea BE u ER
NEW TV
384 V. Vertrauen anf Gott. Re. 140.
Hören: „Was fehlt mir num? Gott will mich doch nicht verlaffen;
ich bin jebt fo vergnügt, wie ein König.“ Man konnte es nicht
he die tiefite Rührung anfehen, wie —* Geiſt im ruhte
und jo vergnügt war in allem Mißgeſchick, weil er auf Gott ver-
traute, Da hat es fich recht gezeigt, wie wahr in PBjalm 118, &
u lefen jteht: „Es ift gut, auf den Herrn vertrauen.“ iz,
oral in Beiſpielen. Halle 1801.)
Gewöhnlich wird das Lied nach der Melodie geſungen: „O Welt,
ich muß dich laſſen.“ Es muß dann aber in der Schlußzetle jedes-
mal eine Doppeljilbe eingejchoben werden, was in der That Die
Verſe vollwichtiger und —— macht. Wir geben einige Vor—
ſchläge auf hiſtoriſchen Grundlagen. V. 1: jelbjt geben guten Rath
und That; B. 2: ich ftells in jeine Gnad und Gunſt; V. 3: das
ab ich auch getrojt erkiest; B. 4: was mir ewig müßt; V. 5: und
aben noch mit mir Geduld; V. 10: jo tröftet mich fein heilig Wort;
„11: mit Gott will ich ihn überjtehn; V. 12: er werk allein Die
rechte Zeit; V. 15: weiß allen deinen Sachen Rath. — König führt
im harmonijchen Ziederjchat 1738 zu unfrem Liede die Melodie auf:
hgeag fis fis. Zwei andere Melodieen treten zu derjelben Zeit
hervor, eine CdrzeaahhcewmweitteFdur:abebagfk.
Mit bejonderer Liebe hat Johann Sebajtian Bach unfer Gier
behandelt in einer Cantate, wo die gebräuchliche Melodie mır dem
ten und legten Verſe umterlegt ijt, die dazwiſchen Tiegenden Sätze
aber freie Erfindungen des Meiſters find. Winterfeld jagt (3, 319)
darüber: „Die Einleitung tft ganz in der damaligen Form der Duver-
türe gefaßt. Ein mit Grave bezeichneter ernjtlangjamer Satz beginnt,
ein Tebhafter fugirter ſchließt I, an, und aus dieſem, nicht der Me-
lodie des Lieds, jchöpfen Die tieferen Stimmen des Chors die Motive
ihrer Nachahmungen, zu denen der Sopran den fejten Gejang (der
eriten Strophe) het, In den mannigfachſten Formen geben an
ung die übrigen Strophen vorüber. Als Baß-Arie, nur von der
Grunditimme begleitet, in weicher Tonart (G) und %% Takt die zweite:
Nichts iſt es jpät und frühe um alle meine Mühe; als einfaches
Reeitativ für den Tenor die dritte: „Es kann mir nichts geſchehen,
als was zuvor verjehen“; als Arie eben diefer Stimme, von eimer
einzelnen Geige begleitet, mit reichen und krauſen Figuren die vierte:
Ich traue feiner Gnade“; die fünfte: „Er wolle meiner Sünden“
als begleitetes Altsrecitativ, dem fich die jechste, von allen Geigen-
injtrumenten begleitet (C moll), als Arie für diefelbe anſchließt: „Leg
” mich Int nieder.“ Es folgt mun ein von der Grundſtimme
allein begleitetes Duett (Es-dur, *,) über die fiebente Strophe: „Hat
er es denn bejchlojjen.*“ Eine Sopranarie mit zwei Hoboen und
dem Baſſe (B dur, 2) zu der achten: „Ihm hab ich mich ergeben“;
endlich zu der neunten: „So ſei mın, Seele, feine“ die einfach vier
ftimmig behandelte Singweife des Liedes.
140. Wer nur den lieben Gott läßt walten.
Aus Georg Neumarks (162181, vgl. 3, 410 f.), Bibliothekars
in Weimar, „fortgepflanztem Muficaliich-poetiichen Luſtwald. 1. Theil
\
er gr ak Pair Er Fe * ⸗ 7
Gott. Nr. 140. 385
1657.*, wo es fi mit der Überſchrift findet: Troſtlied, daß Gott
einen gi einer, Zeit verjorgen und erhalten will. Nach
dem ſcch: Wirt dein Anliegen auf den Herrn, der wird Did)
wohl verſorgen. Bi. 55, 23. Ebendaſelbſt erjcheint auch bereits
die von Neumark dazu gefungene Melodie. Beide — ſich in⸗
deſſen ſchon weit verbreitet, ehe ſie Neumark unter ſeinem Namen
befannt machte. Im der Vorrede zu ſeinen „Geiſtlichen Arien.
Weimar 1675." beklagt er fi), er habe „jehen und hörem müfien, wie
einige Großdeuchter ihm diejes Lied abzufprechen und vor ihre eigene
Arbeit auszugeben ſich unterjtanden, alfo, daß eimitend eine herum-
vagirende Dirne vor jeine Thüre gekommen und ermeld’tes Lied
ganz zerjtümpelt und mit zwei andern eingeflidten Strophen ab-
ejungen, und, nachdem er fie gefraget, wo fie dieſes Lied her—
nn eantivortet, es hätte e3 ein vornehmer Bfarr in Mecheln-
burg gemacht.“ Hierauf erjt nahm Neumark ſein Lied öffentlich für
jich in Anſpruch und bewies, daß er der wahrhaftige Dichter jei.
Über die Entjtehung galt lange Zeit die Sage, welche Amarantes
(Herdegen) in der „hijtoriichen Nachricht von des Löblichen Hirten-
und Blumenordens an der Pegnitz Anfang und Fortgang. Nürn—
berg 1744.” gegeben hat, für Gejchichte. Er jagt: „In Hamburg
1653 ‚lebte Neumark als dienftlos in großer Armut, jo gar, daß er
jeine Biola di Gamba (Kniegeige), welche er vortrefflich ſpielen
tounte, verjeben mußte. Endlich wurde er recommandirt an den
ſchwediſchen Reſidenten, Herrn v. Roſenkranz; der gab ihm zur
Probe etwas an die Reichsräthe in Schweden aufzujehen, umd da
es wohl gerieth, nahm er ihn an zum Secretario mit hundert Tha-
lern ſchwer Geld zur Gage. Als Neumark jeine Viola di Gamba
wieder eingelöjet, machte er das Lied, und da er's componirt, ſpielte
er's Das eritemal darauf mit Vergießung vieler Thränen.“ Man
führte zugleich an, daß fich wirklich unter Neumarks Gedichten einige
Begrüßungsverje an einen jchwedischen Neichsrath Nojenban (Roſen⸗
——— die zu Hamburg gedichtet ſcheinen.
llein wir kennen die Geſchichte beſſer. Der poetiſch angelegte
Jüngling, welcher jhon auf dem Gymnaſium fich zum Morgengebet
das Lied verfaßt hatte: „Es bat uns beißen treten“, trat mit neun—⸗
zehn u ven Die Reife von Gotha nach der Univerfität Königsberg
an. —8 bei Gardelegen in der Altmark wurde er ſamt ſeinen
Retfegenofien ausgeplündert, und es blieb ihm nichts als jein Un»
ang, fein Gebet⸗ und Stammbuch und ein wenig Geld. Er bejahl
jeine Wege unter den Schirm Gottes und ſuchte zunächſt in Magde—
burg und Hamburg fein Auskommen. Allein weder die Hilfe guter
Gönner, noch jeine schriftitellerische Arbeit konnte ibn ans der Noth
veißen; und tief betrübt zog er von Hamburg weiter nach Kiel, Dit
jlehte er des Nachts den Lieben Gott um feinen Beijtand am, und
als die Noth am größten, war auch die Hilfe am nächſten Der
Dauslehrer des Amtmanus Stephan Henning war flüdıtig geworden,
und jo durfte er in deſſen Stelle jofort eintreten. Nun war ge
holfen, Neumark jagt hierüber: „Diejes jchnelle und gleichfam vom
Himmel gefallene Glück erfreute mich fo herzlich, daß ich noch an
Ro, Kirchenlled. VI. 3
bemjelben Tage meinem lieben Gott zu Ehren das Lied. a
* nur den ige Gott walten ee —*
ſache geuug, der rinherz olche unverſe
Fr zu —— ja = rechte Heimjuchu oft
wenn ein junger Menſch, von jeinem Vaterland weit entfernt und
nz ausgeplündert, im jolhen Unglüdsfällen feine Hilfe weiß. —
Das war im Jahr 1640. Seine Gottesfurcht, jeine —*—
und ſeine muſikaliſche Begabung gewannen dem Jüngling die Herzen
und erwarben ihm ſein käglich Brot. Mit einem ſtattlichen
pfennig zog er nach drei Jahren nad) Königsberg weiter. Kamen
auch ſpäter neue Bedrängniſſe, die Gedanken ſeines Liedes bewährten
ſich doch je länger je mehr. Sein Wahlſpruch hieß und blieb: Ur
fert divina voluntas, das heißt: „Wie Gott will, jo halt ich ſtill“
oder, wie Dlearius ihn anführt: „Wie's Gott fügt, bin ich vergnügt.“
Das Lied aber, welches wir diejer Noth des Jünglings zu vers
danken haben, ijt ein Tom echt deutſcher Frömmigkeit, ein herzlicher
Ausdrud einer gefaßten, in Gott beruhigten und demüthig ergebenen
Stimmung. Wimmer nennt es „guten Rath in der Noth.“
Wie volksmäßig Lied und Werje find, und wie jie deßhalb beim
Volk aljobald den freudigiten Anklang fanden, beweist die Art der
Berbreitung derjelben in der alten Stadt Brandenburg. Ums Jahr
1672 war in Brandenburg ein Bädergejel in Arbeit getreten. Der
jang diejen Gejang bei jeinen EN alle Tage andädtig und
oftmals. Das ale den Leuten zu Brandenburg, die dieſen Ge—
fang noch nicht kannten, dermaßen, daß ihrer viele beim Meifter
diejes Bädergejellen baden ließen, nur um diejes ſchönen Gejangs
willen. Dadurch Fam der Meifter in ein recht gutes Aufnehmen,
da er jonft zuvor ziemlich in Armut gejeffen. Und von der Zeit au
wurde diejer Gejang in der Stadt Brandenburg befannt und. bald
anz allgemein eingeführt. (Schimmer, Erguiditunden : oder neun
Brebi ten über dieſes Lied. 1687.)
s iſt jogar die Sage verbreitet, einer frommen und fleißigen
lutheriſchen Magd im Würgburgiichen, Katharine Jähn vom Zeitlofs,
habe es 1670 im Haus des Herrn von Thangen in Weißenbach von
diejem Lied geträumet, che fie etwas von demjelben gewußt. Es
war ihr im Traum, als ob die heiligen Engel es aufs allexlieb-
lichſte ſängen. Im ihrem Alter habe jte den Traum wieder über:
legt, als ie diejes Lied habe fingen hören und aus einem Gebet-
buch zu beten befommen, und habe dabei erfannt, da der liebe
Gott ihr damit habe vorgebildet, wie es ihr in ihrer Lebenszeit
eben würde umd nun auch gegangen jei, indem ſie viel jaure
beit in Armut und Krankheit habe thun und ſchwere Verluſte
von zwei Ehemännern und drei Kindern erleiden müſſen; fie aber
jolle auf jeinen Wegen gehen und jeinem reichen Himmelsſegen und
väterlichen Borjorge trauen, er werde fie und ıhre arme Kinder
nicht verlajjen, jondern einmal zu den heiligen Engeln gejellen, da
ſie ihn für feine mächtige Vorjehung ewig loben würden. (Dlearius,
Liederſchatz. 3.)
Die Gemahlin des Kurfürjten Johann Georg U. von Sadjien,
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Pe Te VE
9. Lertrauen auf Gott. Nr. 140. 397°
Magdalena Sibylla, hielt dieſes Lied jo od. daß fie es zu ihrem
Kalender druden ließ und es alle Abend und Morgen anbächti
fang, oder, wenn fie das wegen Krankheit nicht vermochte, dır
andere thun ließ. — Friedrich Wilhelm L, König von Preußen,
befahl, dieſes Lied folle bei jeiner Beerdigung gefungen werden,
indem er noch beifügte: „Bon meinem Leben und Wandel, au
Actionen und Perſonalien joll nicht ein Wort gedacht, dem Bolt
aber gejagt werden, daß ich folches expreſſe verboten habe, mit dem
Beifügen, daß ich als ein großer und armer Sünder ftürbe, der
aber bei Gott und feiner en Gnade fuche. Überhaupt foll man
Bi Pr folchen Leichenpredigten zwar nicht verachten, aber auch)
nicht loben.“
Erhebend erflang diejes Lied im Sommer 1850 als „ein Ge—
Jong über den Waſſern.“ Da zogen nemlich vom Rheine her zwei
auersleute, denen es in der Heimat nicht mehr behagte, nach
Amerifa. Nun gefielen zwar Anfangs den Zweien die Meeres-
wunder nicht wenig, aber wie c3 alle Tage dafjelbe gab und Fein
Ende nehmen wollte, ward ihr Muth gar geringe, Oft ſaßen fie
bei einander oben auf dem Schiffsboden und jahen mit trübfeligen
Bliden Himmter in die See und hinaus, wo fie hergefonmten
waren. Yo waren fie auf dem Verdeck an einem Sonntagsmorgen
wieder einmal beifammen. Da fagte der eine: „Ich hätte es mein
Lebtage nicht geglaubt, daß einem der Sonntag jo weh thut und
die Seele drüct, wenn man ihn nicht-hat." Und wie fte daran in
ihren Herzen gedachten, ward's ihnen inwendig heiß und weich zum
Weinen. Da ftand der andere auf und gieng an feine Kifte,
nahm eine Bibel und ein Gejangbucd heraus und Fam wieder zu
—* Kameraden, las die Epiſtel und das Evangelium def-
elbigen Sonntags vor, und darauf betete der andere den Glauben.
Darnach fchlugen fie das Gefangbuch auf und Huben an mit
lauter Stimme zu fingen: „Wer nur den Lieben Gott läßt walten.“
E3 waren aber auch noch andere Auswanderer aus Deutichland auf
dem Schiffe. Wie fie das deutiche Kirchenlied hören mitten auf dem
Meer, geht ihnen das Herz auf, und fie kommen herzu und jtellen
fi) im Kreiſe um unfere beiden Bauerslente, entblößen ihr Haupt
und fingen mit: „Wer nur den lieben Gott läßt walten.“ Und der
Sefang kam immer Fräftiger aus Herzensgrund und jchallte weithin
in die See hinaus, und das Meer —— darein wie eine Orgel.
Da ſchwebte der Geiſt Gottes auf den Waſſern. Die beiden
Bauerslente und die anderen hatten fich das Trauern aus der Seele
herausgejungen, und es war ihnen jelig zu Muth, als wären fie
daheim im Heben Vaterlande. (Beiblatt zu den fliegenden Blättern
aus dem Rauhen Haufe. 1851.)
Ders 1. Henriette Mühlmann war in ihren jungfränlichen
Jahren 2 allen äußeren Grund zur Schwermuth nicht wenig
a hörte fie eines Tags einen Hirtenfnaben auf freiem
Neid en Vers fingen:
Wer nur den lieben Gott läßt walten
und hoffet anf ihm allezeit,
“an
V. Vertrauen auf Gott. Ar. 1.
Den wird er wunderlic erhalten Eid,
in aller Noth und Traurigfeit. Ba:
Wer Gott dem Allerhöchſten trant, *
der hat auf feinen Sand gebaut.
Sie jtimmte leife in den Geſang ein und wurde auf einmal jo
freudig und getrojt, daß fie ihre Thränen trodnete und in ihrem
Herzen jich wie neugeboren fühlte. — Als Verlobte erzählte jie dies
hernach ihrem Bräutigam, dem jeligen Sotthilf Heinrich von Schubert,
um ihm in. einer forglichen Lage aufzuheitern. (Schubert, Selbft-
biographie. IL)
Mit denſelben Klängen verließ im Sabre 1853 eine Anzahl
frommer Zünglinge als Heidenboten das liebe deutjche Vaterland,
Der wadere Paſtor Harms zu Hermannsburg in der Lüneburger
Heide hat nemlich in jeiner Gemeinde, welche 4000 Seelen zählt,
einen eigenen Miffionsverein geftiftet und ein eigenes Miffionshaus
gegründet, um jelbjt Miſſionare heranzubilden, ja ein eigenes Mij-
Honsichiff gebaut und mit Miffionaren zu den heidnischen Gallas in
Mittelafrita gejandt. Diejes Schiff, welches 13,000 Thaler koſtete,
wurde am 27. September 1853 zu feiner erjten Fahrt geweiht. Aus
lauter milden Beiträgen war die Summe zujammengebracdht; und Die
Gemeinde hat den jechzehn Jünglingen nod große Vorräthe mit-
gegeben. Am 28, Dftober fuhr die „Kandaze“ vor Brunshaufen
vorüber, einem Fleden bei Stade an der Elbe. Auf der Dede des
ſchmucken Schiffes jtanden die Mifjionare. In ihren Händen hielten
fie die Pofaunen, die fie in Hermannsburg zum Geſange der Ge—
meinde zu blajen pflegten. Und fie jeßten Die Poſaunen am ihren
Mund, und über die Waſſer ſcholl der Choral: „Wer nur den lieben
Gott läßt walten.“ So grüßten die lieben Jünglinge zum lebten
Male ihre deutjche Heimat.
Bers 2 ift ein Wort, das man den Seelen manchmal zurufen
muß, welche „mit Sorgen und mit Grämen“ ihr Herz beſchweren:
| Was helfen uns die jchweren Sorgen?
was hilft uns unfer Weh und Ach?
Was hilft es, daß wir alle Morgen
bejeufzen unjer Ungemad) ?
e Wir machen unſer Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.
Schamelius bemerkt biezu: „Hank ohne Sorge darf ſich nicht auf
dieſen Tert berufen. Merkts aber, ihr Schwermüthigen, ja, die ihr
in heidniſchen Sorgen jtedt!“
V. 3. Eine ojtfriefiiche Mutter, Schuirmann mit Namen, war
frühe Witwe geworden und hatte mancherlei Widerwärtigfeiten durch—
zumachen. Eines Sonntags, da fie vom Tiſch des Herrn heimge-
tommen war und nun tiefbetrübt in ihrem Stübchen ſaß, fragte fie
die Heine Tjalda: Mutter, was fehlt dir? Sie antwortete: „Mir
fehlt nichts; aber ſieh, ich habe in der vorigen Woche viel Verdruß
ehabt, und heute bin ich beim 57— Abendmahl geweſen; das
timmt mich jo ernſt.“ Stillſchweigend Tiefen die Kinder weg, aber
seuza> Bi.
Du —
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Da u" er ee a ae
A * —
V Vertrauen auf Gott. Nr. 140. 389
nad) einer Weile ſprang Elias ganz erfreut herbei und fagte: Sieh,
Mutter, da haben wir eben den Vers für dich gelernt:
Man Halte nur ein wenig jtille
und jei doch in fich ſelbſt vergnügt,
Wie unfer3 Gottes Gnadenwille,
twie fein Allwiſſenheit es fügt.
Gott, der uns ihm hat ausermählt,
der weiß auch jehr wohl, was uns fehlt.
Vers 4. Als Graf Binzendorf fi für die in großem Ge—
dränge befindliche Brüdergemeimde großmüthig verbürgt und ihren
Gläubigern die Abtragung der Zinſen der Gelamtichutd veriprochen
— drohte ihm 1753 zu London einer der Gläubiger mit dem
uldgefäugniß, weil ein von dem Schuldner erwarteter Wechſe!
he zur beitimmten Beit eingetroffen war. Der Graf hielt ſich
dazu bereit, aber gerade, als er ins Gefängniß abgeführt werden
follte, brachte das Packetboot, das bei ungewöhnlich günftigem Mind
viel früher als ſonſt ankam, die erwinichte Summe. Da übergab
er fie feinem Gläubiger. Es war aber an demjelben Tage bie
„Zojung“ der Schluß des Verſes:
Er kennt die rechten Freudenftunden,
er weiß wohl, wenn es müßlich fei;
Wenn er uns nur hat treu erfunden
und merket feine Seuchelei,
So fommt Gott, eh wir’3 uns verjehn,
und läffet uns viel Guts geichehn.
Vers 6 wurde einmal von der Voltsitimme als Ausdrud eines
Gottesgerichtes verwendet. — Gegen das Ende des fiebzchnten *
— lebte in einer namhaften deutſchen Stadt ein ſehr reicher
ann. Weil er aber ſein Gut durch Betrug an ſich gebracht, ver—
chwand es auch wieder; und er wurde vor ſeinem Ende ſo arm,
ß er fait das Brot vor den Thüren juchen mußte. Als er mu
gejtorben war und jeine Verwandtſchaft ıhm ein ſchwarzes Kreuz
auf jein Grab hatte jegen laſſen, wurden des Nachts nach feinem
Begräbniß die Worte an das Kreuz mit weißer Farbe geichrieben :
Es find ja Gott jehr ſchlechte Sachen
und ijt dem Höchſten alles gleich,
Den Reichen Hein und arm zu maden,
ben Armen aber groß und reich).
Gott ift der rechte Wundermaun,
der bald erhöht, bald ſtürzen fann.
Die Verwandten wollte dies num freilich jehr verdrießen, aljo daß
e bei der Obrigkeit klagten; dieje aber befahl, die Worte follten
dad bleiben, wo ste jtehen, damit andere ein Exempel daran
nähmen.., (Avenarius, Liederkatechismus. 1714.)
Der ficbente und letzte Vers ift mit feinem Anfang fo ganz
aus Neumarks Gedanken gefloffen. Ein Alter mermt ihn das befte
Rezept zum Neich- und Glücklichwerden. Manche Mutter hat den
Vers ihrem Sohn mit auf den Weg gegeben, wie Tobias feinem
Sohne den Spruch: „Dein Leben lang habe Gott vor Augen !* —
N al Ze u En N urEd ie a Rue.
390 V. Vertrauen auf Gott. Nr.
Auf dem Feldzug 1866, wo die Preußen und —— am
Main hart an einander geriethen, befand ſich unter den letzteren
ein Obermann, welcher den Seinen jhrieb: „Vorgeſtern * ich
einem Gottesdienſt bei und wurde davon Io erbaut. Der Pfarrer
ſprach von Herzen und ließ zum Schluß fingen:
Ging, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichitem Segen,
jo wird er bei dir werden neu.
Denn welcher jeine Zuverſicht
auf Gott jegt, den verläßt er nicht.
Am Abend habe ich dies gleich erfahren. Als wir ind Quartier
famen, wollte fich für mich feines finden; da nahm mich ein Bürger
freundlid) auf zu den zehn, die er jchon hatte. Lieber Vater, Liebe
Mutter, — vielleiht das letztemal jchreibe ich dieſe mir jo theuren
Namen. Doch nur im fejten Glauben fortgejungen:
Denn wer nur jeine Zuverficht
auf Gott jeßt, den verläßt er nicht.“
Dem Liede wurden frühzeitig jchon Verje angehängt, von Ge—
neralfuperintendent Sittig in Merjeburg (f 1681) einer: „Auf dich,
mein lieber Gott, ich traue” ; ein anderer von Conſiſtorialrath Chrift
in Coburg: „DO Bater unjer in der Höhe." — Daß auch manche
Parodieen — Liede entſprangen, iſt begreiflich. Wir erwähnen
nur die von Hieronymus Annoni, welcher ein Hochzeitlied beginnt:
„Wer nur den lieben Gott läßt freien, wenn er zur Ehe jchreiten
will, Den wird das Freien nicht gereuen, er trifft gewiß ein gutes
Biel. Gott ijt der rechte Freiersmann, der gute Ehen ftiften kann,“
— Am jchönjten aber ijt der Nachhall unjeres Lieds bei Neumark
jelbjt hervorgetreten, als er 39 Jahre jpäter dichtete:
Ih laſſe Gott in allem walten,
er mac) es nur, wie's ihm gefällt.
Ih will ihm gerne jtille halten,
jo lang ic) leb in diefer Welt.
Wie er, mein lieber Gott, e3 fügt,
fo bin ich auch jehr wohl vergnügt.
Die Melodie Neumarf3 auß A Moll, eahchahgise,
uriprünglich von ihm in dreitheiligem Taft gejett, jteht zuerſt neb
dem Lied in feinem „fortgepflanzten muſikaliſch poetischen Luſtwa
1657 und iſt die einzige jeiner Beiten, die im Firchlichen Gebraud)
fam. Er bat dort der Weije ein dreiftimmiges Vorſpiel für Geigen
borangejeßt, welches jeine bewegenden Grundgedanken der nachfoße
genden Melodie entlehnt. Für die Volksmäßigkeit derjelben ſpricht,
daß, ehe noch Hundert Sahre feit ihrem Entjtehen verflojjen waren,
bereit3 vierhundert Lieder nach ihr gejungen wurden. Ebenjo wurde
auch die Strophe ihres Liedes, die zum erjtenmal im evangelischen
Kirchengejang erjcheint, allgemach in jo hohem Maße beliebt, daß,
mit einziger Ausnahme der jiebenzeiligen Strophe des Liedes: „Es
iſt das Heil“, in feiner andern Strophe jo viele Lieder gedichtet
worden jind, als in dieſer. Sebajtian Bach hat fie zu einer Cantate
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140.
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V. Vertrauen auf Gott. Nr. 140. 391
benützt, bei welcher er nach feiner Weiſe zwifchen jede einzelne Zeile
Betrachtungen in redegemäßem Gejang einjtreut, auch Zrotichenfpiele
nach jeder Melodiezeile abwechſeln läßt. — Felix Viendelsjohn hat
neuerdings die Melodie in F moll im jein Oratorium „Paulus“ anf:
genommen an der Stelle, wo Stephanus — —— iſt, und es heißt:
„Dir, Herr, dir will ich mich ergeben.“ Ebenſo läßt er ſeinen Satz
des Reijelieds: „Wem Gott will rechte Gunst erweijen“ in Neumarks
Melodie ausmünden.
Troß dieſes Anklangs der Örundmelodie, führt Winterfeld (II,
292 ff.) aus, fei nicht zu leugnen, daß jene glaubige Zuverficht,
welche der Grundton des Liedes it, in dieſer Melodie nicht ihren
vollen Ausdrud gefunden habe; es jei etwas Trübes und Gedrücktes
in ihr, woran vielleicht auch die Molltonart Schuld tragen möge,
noch mehr aber der Umstand, daß die Melodie nad) mäßiger Er—
hebung immer bald wieder zurüdjinke, ſtatt gleich im Anſens empor⸗
zuſtreben und einen Strahl der Heiterkeit zu gewinnen. Die Spuren
des lang und tief gebeugten Zuſtandes Neumarks, der nicht alsbald
fo friſch ſich wieder aufſchwingen konnte, haften ihr aljo an. Es
iſt jedenfalls ein Danklied unter Thränen. — Deßhalb entſtanden bald
ebenmelodieen, deren Urheber nicht bekannt geworden ſind. Die
erjten zwei faſſen hauptjächlich den Grundton des 3. Verjes: „Man
eh nur ein wenig ftille“ auf; die eine aus G Moll, ddcbaggaa,
eht in der 24. Ausgabe der Crügerjchen Praxis pietatis meliea 1690
und iſt vielleicht von Hinke, Die andere aus C Moll, eeecesdebg,
jteht im Dresdener Gejang- und Melodieenbuch 1694. — Auch dieje
mochten noch zu düſter ir ae daher entitanden bald darnad)
zwei weitere Melodieen, die hanptjächlich den Grumdton des 4. Verjes:
„Er kennt die rechten Freudenſtunden“ auffaffen. Die eine jteht in
Bronners Hamburgiſchem Choralbuch 1715 (C Dur, gegaagfeo)
und gehört auch noch dem 17, Jahrhundert an. Ahr ift dann Die
Melodie des Freylinghaujenichen Gejangbuhs 1704: „Dir, Dir,
Sehovah, will ich fingen“ und die jeßt noch in manchen Gegenden
für das Neumarkiche Lied gebräuchliche Melodie: „Wer weiß, wie
nahe mir mein Ende“ — ebildet worden. Die andere ſteht in
Witts Gotha'ſchem Cantional 1715 b dcebcabe b) und wird
im Freylinghaujenjchen Gejangbuch 1714 für das Lied: „Wer weiß,
wie nahe mir mein Ende“, jpäter im Augsburger Choralbuc 1749
für das Djterlied Schmolds: „Mein Jefus Lebt, was joll ich ſterben“
angegeben. — Die Neumarkiche Weije hat fi) aber in Brandenburg
und Sachjen vor dem zwei zuerit genannten, und in Thüringen
und Hamburg neben den zwei zulett genannten erhalten.
ußerdem find noch provinztelle Weifen hervorgetreten. Chriſtian
Möd, Cantor und Stiftsorgantit zu Ansbach (f 1618), bat eine im
Bayern jehr beliebte: & fir g ah ce ha g, Knecht in Biberach 1706
eine aus B dur: fb acb e ec a b erfunden, die unter dem Nas
men: „Aus Gnaden foll ich jelig werden“ in Witrttemberg bekannter
geworden ift umd von Hauber die Kinderlehrmelodie genannt wird:
„der Typus des zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts ———
pädagogischen Chorals.“ Endlich exiſtirt eine ſächſiſche Melodie ans
Sn SE 2 A 5 5 ME N
392 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141.
derjelben * — Den jetzigen Gemeinden fällt es eben bei der
immer. mehr abnehmenden Sangfertigkeit ſchwer, die Neumarkſche
Moll⸗Melodie veim und fertig zu fingen.
141. Sefiehl du deine Wege.
Das tröftlichite aller Lieder, welde auf Paulus Gerhardts
1607— 76, vgl. 3, 297 ff.) goldener Leier erflungen find, vielen
eelen ſüßer, denn Honig und Honigjeim; erjchienen in Crügers
Praxis pietatis melica, achte Auflage, um 1653. Es iſt ein Akroſtichon
auf den Spruch Bi. 37, 5: „Befiehl dem Herrn deine Wege und
hafie auf ihn, er wird's wohl machen.“ Dieje Worte treten: deut-
id aus dem Liede jelbjt vor die Augen, wenn man das Anfangs-
‚wort jeden Verſes beachtet. Soldye Akroſticha, namentlich auf Wahl-
Brie oder Namen, waren ehedem gar beliebt, und. vornemlich
ürften und andere angejehene Perſonen liegen fich ſolche verfaflen
oder wurden damit bejchenft von dem, der fie chren wollte. Bier
wollte Se den weten Fürften, der den Himmel lenkt und Die
Wege der Menjchenfinder leitet, ehren und rühmen.
Die Umstände der Entjtehung unjers Liedes jollen nach der
Sage folgende geweſen jein. — „Gerhardt, ein gar gewilienhafter
Mann, der feit an jeinem Glauben hielt, wollte fich durch jeinen
Kurfürften, welcher dem reformirten Belenntniß zugethan war, den
Mund nicht jchließen laſſen, frei und offen gegen die reformirte
Lehre zu zeugen. Deßhalb wurde er 1666 jeines Amtes entſetzt
und des Landes verwiejen. Da mußte er nun mit Weib und Kin—
dern, ohne Ausficht auf anderwärtige Berjorgung, den Wanderftab
ergreifen. Er zog jeinem alten Vaterlande, Sadjjen, zu. Unter-
wegs kehrte er in einer Herberge ein, wo der Kummer jein treues
Weib jo überwältigte, daß fie ganz zu Boden gedrüdt war und fich
gar nicht ne satten fonnte. Gerhardt aber, in ftarfem Gottver-
‚trauen, ſprach ihr Troſt zu und jagte ihr dem fchönen — vor,
mit dem auch einſt Johann Bugenhagen, Luthers treuer Kollege zu
Wittenberg, in ſeinen Kümmerniſſen ſich jedesmal getröſtet hatte:
Befiehl dem Herrn deine Wegel! Darauf gieng er hinaus im den
Garten, der hinter dem Haufe war, jeßte fich unter einen Apfel-
baum und Dichtete dies herrliche Lied. Nachdem er das Lied voll-
endet hatte, brachte er es jeiner befümmerten Ehefrau, las es ihr
mit räftiger Stimme vor und bereitete ihr dadurd großen Troit.
Selbigen Abend noch traten zwei fremde Herren in die Wirthsſtube
ein, da Gerhardt und die Seinen faßen. Die liefen fih in ein
Geſpräch ein mit der fummervollen Familie und ſagten, fie jeien
zwei Abgeordnete des Herzogs Ehriftian von Merjeburg. Im weis
teren Verlauf fam es heraus, daß fie nad) Berlin reisten, um einen
gewiljen Gerhardt, einen abgejegten Prediger, nad) Merjeburg ein—
— Welche Freude, welches Staunen, als die flüchtige Familie
as vernahm; wie ſchnell hatte es der Herr, dem ſie ihren Weg be—
— nun wohlgemacht und ihnen mit einemmal die Sonne der
chönſten Freude wieder aufgehen laſſen! Gerhardt gab ſich ſogleich
D&D PB ua u a a LA UL U
V Vertrauen auf Gott. Nr. 141. 393
zu erkennen, und jene zwei überreichten ihm nun ein Handichreiben
‚des Herzogs, in welchen ihm bis zu feiner Wiederanftellung ein
anjehnliches Jahrgeld zugefichert war. Mit Thränen der Rührung
wandte jich hierauf Gerhardt zu feiner Frau, hielt ihr das Schreiben
in und ſprach: ‚Siehe, wie Gott forget! Sagte ich dir nicht: be-
ehl dem Herrn deine Wege? — Später fam das Lied, das bald
nachher gedrudt wurde, auch dem Kurfürsten in die Hände und
gewann feinen Beifall. ‚Wer mag der Mann jein, der diejes jchöne
ied gemacht Hat?“ fragte er. ‚&3 iſt Gerhardt, war die Antwort,
den Ener Durchlaucht haben des Landes verweilen laſſen.“ at
bereute der Kurfürſt jein ehemaliges hartes Urtheil und hätte Ger-
hardt gern wieder geholt; aber es war zu jpüt, denn derſelbe hatte
nun wieder ein Amt und Brot zu Lübben in der Niederlaufig, wo
er jeit dem Jahre 1669 al3 eriter Diakonus angejtellt war.” — Sp
erzählt Superintendent Fulda im Hallejchen patriotiihen Wochen-
blatt 1799,
Wahr mag es min jein, daß Gerhardt jeine Frau einſt in
irgend emer Kümmerniß mit diefem Lied getröftet hat; und be-
ftätigt ift e8 auch, daß der große Kurfürjt nachmals Gerhardts
eiftliche Lieder jehr hoch hielt und befonders diejes Lied immer im
unde und im Herzen geführt hat. Die übrigen Umftände alle
aber jind jagenhaft. Denn dieſes Lied war ja ſchon 1653 und 56
—— als noch an keine Abſetzung Gerhardts von ſeiner Berliner
telle zu denken war. Auch nachdem er 1666 ſeines Amtes entſetzt
war, lebte er in Berlin bis zu ſeiner Abreiſe auf das Diakonat zu
Lübben 1669 ruhig und ohne Nahrungsſorgen, im Genuß des Beicht—
elds und von der Bürgerichaft unterjtügt. Auch hatte er feine
aan ſchon an Djtern 1668 durch den Tod verloren, che er noch
erlin verließ und nach der Stadt Lübben zog, die allerdings im
Gebiet des Herzogs von Merjeburg lag. — Obgleich aljo die Er-
— von der Entſtehung des Liedes eine Sage iſt, ſo iſt ſie
och der Erwähnung werth, denn ſie iſt jedenfalls eine Gerhardts
würdige Sage; und was dabei über die Belohnung des Gottver-
trauens in Gerhardts Leben jagenhaft eingeflochten ıft, das ift im
Leben mancher glaubiger Dulder mit und am dieſem Liede oft zu
geichichtlicher Wahrheit geworden.
Ein doppelter Kranz von Segensgeichichten Legt ſich in veichiter
Fülle und mit vielen herrlichen Blättern um unſer Lied ber: eimer
verberrlicht das ganze Lied, der andere die einzelnen Verſe deflelben ;
beide aber find lautredende Zeugen von der Gnade und Vorjehung
des hr „Der alte Gott lebet noch!”
darl Daniel Küſter, während des ganzen ficbenjährigen Kriegs
Bemeeshiger beim » preußischen Heere, ſpäter Goniiftertalratb zu
agdeburg., erzählt: „Als ich zu Glogau an einem Fußübel drei
Wochen lang ſchwer leivend mit Krücken in der Stube umberbintte,
überfiel mich großer Unmuth über die vielen Koſten, welche mir
mein Felddienft verurjachte, da ich fait alles beim Rückzug eingebüßt
hatte und wieder neu amichaffen mußte, ohne zu willen, woher ich's
nehmen jollte. Sch suchte mich aber zu tröften mit dem Iteblichen
a tr Kr ara ae tn
394 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141.
Worten: ‚Befiehl du deine Wege und was bein Herze kränkt.
dieſem Augenblid klopfte der Briefträger an die Thüre und
ein Padet mit smanzıg Friedrichsd'or nebjt einem Brief von um
fannter Hand, der aljo lautete: ‚Jemand, dem Gott das Seinige in
diejem Krieg —8 erhalten hat und der gehört, daß Sie bei dem
gi Ueberfall das Dbrige verloren haben, bezahlt Ihnen feine
chuld, wünſcht Ihnen Gejundheit und Nutzen Ihres wichtigen Amtes,
dem Lande aber Frieden. 10, November 1758."
An den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jtand
Pfarrer ©. als ſchwediſcher Gejandtichaftsprediger in Paris und
benüßte die ſchlimme Zeit recht gut, um abwechslungsweije deutſch
und ſchwediſch das Evangelium in den Sammer der Zeit hinein-
zurufen. An einem Sonntag fang man im der Kapelle: „Befiehl
Du deine Wege und was dein Herze Fränkt.“ Inter dem Gejan
trat ein blafer Mann herein, jeßte ich ſtill in Die lebte Sant,
jtüßte jenen Kopf auf den Arm und jah dem Nachbar über Die
Schulter ins Buch hinein. Er vn nicht mit; der Prediger aber
Ind nun über den Pſalmſpruch unjers Liedes, redete von dunkeln
egen, wie fie doch in's Licht gehen, wie es nur an uns liege, fie
dem Heren zu befehlen, und wie das Wohlmachen nicht ausbleiben
werde. Der Gottesdienjt war aus, und der letzte Vers verflungen.
Da jprang der a... Mann vom Sit auf und trat dem Pfarrer
entgegen mit dem Ruf: Sie haben mir das Leben gerettet! Nun
erzählte er, wie er aus Deutjchland nad) Paris gekommen, eim
blühendes Gejchäft gegründet habe und in Folge des Kriegs mit
jeinem Haufe brotlos geworden jei. In jeinem Gram babe er
jeinem Leben in der Seine ein Ende machen wollen und jet auf dem
Wege hieher gerathen, durch das Lied an eine jchönere Zeit feines
Leben erinnert und in jeinem Muth wieder gehoben worden. Dur
Hilfe des Pfarrers fam er wieder zu Stande, hielt fi) auch treufi
zur Kirche, zog aber in der Zeit der Schredensherrichaft von Paris
"nah Bremen. AS aber jpäter der Gejandtichaftsprediger auf
jeiner Flucht aus Paris nach Bremen kam, wurde er von dem Kauf
mann wieder erkannt und durch denjelben zum Pfarrer an St. Aus—
gari berufen. Da war nun an ihm die Reihe, zu fingen: „Der
wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann!“ (Frommel, aus
der Familienchronif eines geiftlichen Herrn.)
In dem jchlefischen Feldzug von 1806 auf 1807 drangen in
das Pfarrhaus eines Dorfes etwa dreißig Dragoner der deutſchen
Eontingentstruppen ſtürmiſch ein und bedrängten den Pfarrer mit
gr amilie jehr hart. Ein Obriftlieutenant begehrte allerlei
rfriſchungen für jeine Leute, die der Pfarrer A außer
Stande war. Der Soldat drohte alles Mögliche, wenn das Ge-
wünjchte in drei Stunden nicht angejchafft Be. Man durchjuchte
da3 ganze Haus: alles war aufgezehrt. Da nahm Amalie, die
Tochter des Pfarrers, als fie den großen Schmerz der Eltern jah,
ihre Harfe und fang unjer Lied. Noch hatte fie den Gejang mi
geendet, als ſich die Thüre öffnete und der Obrijtlieutenant lei
hereintrat. Er winfte dem erjchrodenen Mädchen zu, fortzufahren,
ae! 35 ae 7 A EEE
„ —
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141. 395
und als fie geendet, jagte er ganz mild: „Frommes Kind, ich danke
hnem für den jchon lange entbehrten Genuß ſolcher Erbauung.
eien Sie ruhig; in drei Stunden befreie ich Ste von Ihren
Drängern, deren feiner mit einer Drohung oder Forderung Sie
mehr beläjtigen ſoll.“ Früh um die dritte Stunde zogen die Dra-
goner ab. (Merkwürdige Beifpiele der göttlichen —— Stutt⸗
gart 1833.)
Auch in der Ferne vom Heimatlande wurde unſer Lied ein
Engel des Troſtes.
Es begleitete die Deutjchen über den atlantischen Ocean nad)
Amerika. Als der Grundſtein der erjten Tutheriichen Kirche zu
Philadelphia im Staate Benniylvanien am 2. Mat 1743 gelegt
wurde, und am 20. Oktober deſſelben Jahrs der erite futherifce
Prediger Amerika’, Heinrich Melchior Mühlberger, die erſte Pre—
digt darin beim Einweihungsgottesdienste hielt, wurde dafjelbe an—
gerkinme und damit die evangelifche Kirche und ihr Gedeihen in der
neuen Welt dem Herrn befohlen. Und wunderbar: als jener Pre-
Diger, welchen die ganze lutheriſche Kirche Nordamerika’s als ihren
Bater anjah, vierumdvierzig Jahre ſpäter im Sterben lag, betete er
vor dem lebten Athemzug noch den Schlußvers deffelben Liedes und
verjchied darauf jeliglich. (Kurze Nachricht von einigen evangeliichen
Gemeinden in Amerika. Halle 1744.)
Un 12. September 1825 wurden fieben Kinder aus der von
württembergiichen Colonijten bewohnten Gemeinde Karaß in Grufien
von Tſcherkeſſen hinweggejchleppt. Herzzerreigende Wehllagen er-
ichollen in Den Hänfern und auf den Gaflen. Es war gerade
Sonntag, und die Gloden riefen zum Gottesdienjte. Da stimmten
fie das Lied an: „Befehl du deine Wege”; e8 wurde aber mehr
eweint als gejungen. Das Evangelium vom Jüngling zu Nain,
ber welches nun geredet wurde, enthielt doch den Troſt: Weine
nicht! Und nach einem halben Jahr der jchmerzlichiten Trennung
waren die Seraubten gegen ein bedeutendes Löjegeld wieder in den
Urmen der Ihrigen. Nach Greiner, Schulliederichat.)
Bei dem eriten Congreß für Innere Miſſion 1849 erzäblte
Prediger Zimmermam aus Marjeille von den unglüdlichen Deuts
chen, die nach Algier auswandern, dort aber von der Hitze des
lima und vom Fieber verzehrt, den angewieſenen Boden nicht ur—
bar madjen fünnen und deßhalb meist im jämmerlichiten Zuſtand
von den Franzofen wieder zurüdgeführt und in Marjeille abgeiept
werden. Dft Liegen große Scharen derjelben obdachlos und
nahrungslos am — * umher. Da ſei er eines Tages
unter dieſen Leuten des Jammers im Dienſte der barmherzigen
Liebe hingegangen ‚und habe etlichen Obdach, Nahrung und Klei—
dung haft. Überden habe einer unter ihnen eim ganz bes
ſchmutztes, halb zerriffenes Blättchen aus feiner Tajche geholt und
es ihm mit Freudenthränen entgegengeftredt mit den Worten: „Das
ijt mein Anker und mein Trojt geweſen die jechd Wochen lang, da
ih im Tode lag.* Es war ein Blättchen, wie er fie im Dienite
— TUN THE ln Bi 1 Te siehe
396. V. Bertrauen auf Gott Mid
der inneren —3* im Ermangelung der Geſaugbücher druden ließ,
und darauf ſtanden einige Verſe aus unſrem Lied.
Ums Jahr 1708, als Stanislaus König von Polen war, lebte
in einem Dorfe bei Warſchau ein Bauer deutſcher Abkunft und
evangeliſcher Confeifton, Dobry mit Namen, ber 1 treulid an
Gott und fein Heilig Wort hielt. Unverſchuldete Unglüdsfälle aber
brachten ihn und feine zahlreiche Familie in bittern Mangel. Zu-
legt jollte ihm mitten im Winter feine Hütte verkauft werden. Auch
der dritte Bittgang zu dem harten Gläubiger, ihn zur Geduld und
Nachjicht zu bewegen, war vergeblih. Zu Haufe angelangt, warf
er ſich mit verhülltem Angeficht in einen Winkel, und Weib und
Kinder fchluchzten über folche Trauerbotichaft, daß fie morgen ihre
Wohnung verlaffen und in der grimmigen Kälte hinauswandern
müßten. Da tönte vom Rirchthurm ber das feierliche Läuten zum
Abendgebet; die ganze Familie fiel auf ihre Kniee nieder nnd em—
pfahl 6 im Gebete dem alten treuen Gott und Helfer in der Noth,
und Dobry ſtimmte Gerhardts troſtreiches Lied an: „Befiehl du
deine Wege.“ Als ſie gerade den letzten Vers ſangen, pochte es an
den Fenſterſcheiben. Es war ein alter Sansgenofte, ein Rabe, den
ſchon Dobrys Großvater aus dem Nefte genommen, zahm gemacht
und dann wieder in Freiheit gejegt hatte. Seitdem hatte das Thier
eine ſolche Anhänglichkeit an das Haus, daß es, wenn draußen auf
den Schneefeldern nichts mehr zu finden war, hier fein Winter-
quartier bezog. Dobry öffnet das Fenfter, der Rabe hiipft herein
und legt zu nicht geringen Staunen aller einen Ring voll großer
Edelfteine auf den Tiih. Dobry aber, ftatt den Nina, durch deſſen
Berkauf er fich hätte mit einemmal aus aller feiner Noth helfen
können, fir fich zu behalten, zeigte den ganzen Sergang feinem
Drtögeiftlichen an; und der, als er auf dem Ring die Krone und
den Namenszug des Königs Stanislaus fand, meldete den Hergang
bem in Warjchau fich gerade aufhaltenden König. Diejer berief den
redlichen Dobry zu ſich ins Schloß und belohnte ihm reichlich.
Er ließ ihm feinen Hof neu aufbauen, und als Scheune und Ställe
fertig waren, fchidte er ihm von feinen Kühen jo viel, als er zu
ner Wirthichaft bedurfte. Dobry aber ließ über dem Eingang
es Hauſes eine fteinerne Tafel anbringen; darauf war der Rabe
mit dem Ring im Schnabel, und darunter die Worte: „Weg hat er
allerwegen, an Mitteln fehlts ihm nicht ; Sein Thun tft lauter Segen,
fein Gang it lauter Licht.“
Leder einzelne Vers hat nun auch jeine bejonderen Segensblätter.
Vers 1. Bei der Belagerung Wittenbergs 1813 durch die Deut-
fchen, welche dem Franzoien die Stadt entreißen wollten, war die
ganze Bevölferung in großer Noth. Ein würdiger Küſter aber er-
munterte den jungen Nitzſch, welcher jeinem alten Vater als Pre-
diger zur Seite jtand, mit ihm zur Kirche zu gehen, um einen Un—
fall zu verhüten. Wie fie den Thurm — — rasten und
raſſelten die Kugeln gegen da3 Gemäuer, daß es ae davor er-
bebte und die Splitter Davonflogen. Der greife Küfter fieng immer
aufs neue an: „Befichl du deine Wege!" Siehe, jebt Ahr ein
? a Adi ek, EE 20, 7 ET 2re- ni
V,. Vertrauen auf Gott. Nr. 141. 397
brüllendes Geſchoß in den Kirchthurm hinein, wo die beiden jahen,
und Die Ar iprühten und bligten dicht über dem Zündloche.
Den nächiten Augenblick, wenn es auseinanderfracht, wer weiß, wie
viel noch vom been bleibt, und wo man hernad) die zwei Männer
juchen muß, um fie im eim chrijtlich Grab a legen! Aber der Küſter
ipringt herbei, tödtet das Feuer von der Bombenkugel und fingt die—
weil mit heller Stimme:
BVeſiehl du deine Wege Der Wolken, Luft und Winden
* md was dein Kerze kränkt gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der allertreuften Pflege er wird auch Wege finden,
deß, der den Himmel lenkt. da dein Fuß gehen kann.
Umd tiber dem Lied war die Gefahr aus Dem Felde gejchlagen, umd
auch Feine andere that den beiden Wächtern „jehr hoch auf der
Zinne“ etwas zu leid, noch auch dem Kirchthurm, da fie ſaßen.
Geſchichten des Hunsrüder Chronijten.)
Zu Neukirch am Hochwalde in Sachen lag T. Hartmann be-
veit3 eim volles Jahr und darüber auf einem schweren Krankenlager.
An feinem Beine fraß der Brand, und die Arzte gaben Feine Hoff-
nung mehr, wenn nicht das Bein abgenommen würde. Bisher hatte
er alle Schmerzen, die ihn Tag und Nacht umringten, durch Gottes
Gnade ruhig und getroft getragen im Aufblick auf den ph Da
jah er mın auf einmal nichts vor fih, als gewiſſen Tod vder un-
gewiſſe Rettung unter namenlofen Schmerzen. Schon im voraus
foftete Bu Seele die Bitterfeit des Todes. Er hatte aufgehört,
mit ſtillem und geduldigem Geiſte zu tragen, was Gott ihm auf:
erlegte, und meinte ziweifelsvoll, der Herr hätte feiner gar vergeſſen,
jo doch eine Mutter eher ihres Kindleins vergefien Tann, als Er des
Elenden. So war die Stellung jeines Herzens, als der treue Seelen»
hirte der Gemeinde, Pfarrer Müller, bei ihm eintrat. Sogleich be—
grüßte der Kranke ihn mit dem Liederverje, der feine Gefühle und
findungen in Worte umſetzte:
Meines Leibes matte Glieder Ad), der Herr hat jeine Hand
legt des Allerhöchſten Schluß gänzlich von mir abgewandt;
Durch die Krankheit jo darnieder, meiner Seele tft fait bange,
daß ich kraftlos jeufzen muß: wo bleibt doch mein Arzt 2 lange?
Die Beit war Foftbar, der Schmerz des Leidenden groß. Mit einem
Liedervers hatte der Kranke geklagt, mit einem Liedervers tröftete
ihn der Seelforger und verdrängte den Zweifel. Im Namen Gottes,
unter Bewelfung des Geiftes und der Kraft "trat dieſer an Das
Krankenlager wi ſprach: „Nicht aljo, mein lieber Hartmann! Betet
mit mir den Vers: Befiehl du deine Wege" Und als er am bie
fetten Worte kam: „der wırd auch Wege finden, da dein Fuß geben
lann!“ hob ex bedeutjam die Finger in die Höhe, als wollte er die
Worte mit lebendigen Zügen in das Herz des Leidenden ſchreiben.
Der Kranke hatte mitgebetet, und feiner Seele war wohl geworben
durch dies einzige Wort, Nicht lange daranf, 7. Juni 1827, wurde
ihm das Bein durch Gottes guädige Hilfe glüclich abgenommen umd
gi geheilt. Er hatte nun zwar ein hölzernes Bein, aber das hölzerne
Bein teug ihn auch am jedem Sonntag im das Haus des Herrn,
und wenn er bie ichte feiner Leidenszeit erzählte, die für ibn
eine Segenszeit wurde, jo vergaß er niemals ben Pfarrer —
niemals ſeinen Vers niemals den Weg, auf dem ſein Fuß
wandeln ſollte. (Pilger aus Sachſen. 1837.
Vers 2. Im Jahre 1735 follte furz vor Himmelfahrt Heinrich
Seller, Pfarrer zu Eyla und Thierbad) in Sachſen, welcher im Altar
ohnmächtig und fprachlos umgefunten war, eine gefabrvolle Opera-
tion an der Zunge erleiden, worüber er ee befümmert war. Im
ber Nacht zuvor mım, da er halb träumend ud: war es ibm, als -
o
rede ihn ein Engel zu ſeinen Füßen mit den Worten an:
Dem Herren mußt du trauen, Mit Sorgen und mit Grämen
wenn dirs foll wohlergehn ; und mit Feibfteigner Bein
Auf Sein Wert mußt du ſchauen, läßt Gott ihm gar nichts nehmen,
wenn dein Werk joll beitehn. es muß erbeten fein,
Als der Morgen kam, fühlte er ſich voll Gottvertrauens und gab
die Operation nicht zu, ſondern wollte Gott allem walten Iaften.
Und no da, am ** Johannistage konnte er die Kanzel
wieder betreten und mit dem ſtumm gewejenen Yacharia jeinem
Gotte danken. Das geihah im 72. Jahr feines Alters, worauf er
noch etliche Jahre gelebt hat bi8 zum 10. Februar 1741. (Wimmers
Liedererflärung. II,
Ein aus der Fremde in feine Baterjtadt zurüdgerufener Pre—
diger mußte das erite Jahr ohne Einkommen fein Amt verjehen,
weil die Witwe feines Vorfahren daſſelbe noch zu genießen hatte.
Da jagte er eines Tags, von fchweren A A angefochten,
zu feiner Fran: „Wie werden wir durchlommen, wenn wir immer
nur jo viele Ausgaben und doc Feine Einnahmen haben?" Das
hörte eine jechsjährige Nichte der Frau, welche gerade im Zimmer
war und für * mit etwas ſpielte, ohne daß der Prediger vor
Traurigkeit auf ſie geachtet hatte. Sogleich verließ das Kind ſeinen
Ort, wo es ſpielte, trat vor die Frau und ſprach: „Tante, es heißt
ja in dem Büchlein, ſo Sie mir gegeben: Mit Sorgen und mit
Grämen und mit jelbiteigner Bein laͤßt Gott ihm gar nichts nehmen,
es muß erbeten ſein!“ Drauf jahen die Ehegatten beichämt einander
an und achteten das für einen Winf Gottes, ihr Vertrauen nicht
wegzuwerfen, jondern fortzuhoffen umd fortzubeten. Und fie haben
e3 hernach reichlich erfahren dürfen, daß die, jo den Herrn fuchen
und jenem Rath und Willen dienen, feinen Mangel haben. (Hein-
rich, Erzählungen über evangelische Kirchenlieder. 3. 1849.)
Vers 4. Als in Folge des Ryswiker Friedensichluffes 1697
. und der jejwitischen Politik der pfälziichen Kurfürſten die Evangeli-
A der Pfalz aufs äußerſte bedrüdt wurden, z0g eine Menge der—
elben ins Ausland. Nun war es im Jahr 1742, daß ein Häuf-
lein derfjelben, etwa zwanzig Familien, unter einem jugendlichen
Führer, Johannes Seemann, die preußtiche Regierung in Cleve
bat, eine —— auf der Heide bei Goch zu erlauben. Nach
mancherlei Schwierigkeiten konnten fie am 2. Dftober dahin ziehen.
Da war es für alle ein ergreifender Augenblid, als die Exulanten
unter den Klängen des Liedes: „Befiehl du deine Wege“ heranzogen.
7
En»
«
00V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141. =
Die Abgeordneten, des Raths von Goch warteten ihrer; ein Dichter
Herbitnebel Tag auf der ganzen Gegend. Während fie aber dem
Vers fangen:
eg haft du aller Wegen, Dein Werk kann niemand hindern,
an Miktefn fehlt dir’s nicht; dein Arbeit darf nicht ruhn,
Dein Thun iſt lauter Segen, wenn du, was deinen Kindern
dein Gang iſt lauter Licht; erjprießlich ift, willt thun —
zerriß der Nebeljchleier und jtrahlend jchien die Sonne hindurch,
eine Gruppe von Menjchen befeuchtend, bei deren Anblick ein Schauer
der Anbadt und der Rührung jedes fühlende Herz überwallen mußte.
Nach Familien geordnet, Vater und Mutter von ihren Kindern um-
eben, Heine Kindlein zum Theil auf den Armen, hintendrein die
üdeten und Schwachen, nahten langjam die Emigranten in ihren
bis dahin ſorgſam verwahrten Feierfleivern. „Wir jegnen eich, die
ihr vom Haufe des Herrn ſeid!“ jo grüßten die Empfangenden;
„Run danket alle Gott!“ jo bejchlofjen alle mit einander den gutem
Anfang der Gründung von Pfalzdorf. (Chriftenbote 1863.)
Der Prediger Purgold ſtand an eimer armen Gemeinde mit
Namen Barden. Einit zerjtörte eine kalte Froftnacht alle Ausficht
auf Brot für die Menſchen und Futter für das Vieh. Da hielt er
am nächiten Sonntag eine tiefergreifende Predigt, bei welcher man
an ihm nichts jah, als die umerjchütterliche Standhaftigkeit des
Chriſten in der Noth, obgleich er durch jenen Frojt jo viel als
nur irgend eines feiner ©emeindeglieder zu leiden hatte. Unter
Thränen und Schluchzen feiner Gemeinde betete er, und ſchloß
das Gebet mit den Worten: „Stehet auf von euren Knieen und
faffet Muth! Weinet nicht: Gott lebet noch. ‚Weg hat er aller-
wegen, an Mitteln Fehlts ihm nicht! Seid nur geteoft, wir werden
ia noch danken, daß er umjeres Angefichtes Hilfe und unfer Gott
iſt!“ In Gott geftärkt und zu Tebendigem Gottvertrauen ermuntert
gieng die Gemeinde aus dem Gotteshaus. Und fichtbarlich erfüllte
auch der Herr die auf ihn gejeßte Hoffuung. Die Gemeinde, die
ja vornemlich durch Lohnfuhren zu ernähren pflegte, befam in
iejem Jahre jo viel Gelegenheit zu Verdienſt, wie noch nie zuvor,
aljo daß die Leute Brot für ſich und Futter für das Vieh bezahlen
konnten. So hörte man denn auch Purgold hernach fein Leben lang,
wenn er die Beweije der göttlichen Hilfe rühmte, gar oft mit Be-
geiiterung ausrufen: „DO wir haben einen guten Gott!“ (Heinrich,
rzählungen. 2. 1847.)
Ein alter Pfarrer machte in feinem eigenen Wagen den Weg
von Münster nach DOsnabrüd, verlor aber in der Sandebene des
Abends jeinen Weg und gerieth einmal über das andere in Siümpfe,
Endlich I t er aus und ruft mit feinem Knecht unſern Herm und
Gott an: Bir uns auf dem rechten Weg! Amen.“ Und der Herr
erhörte jein Gebet, denn im dieſem Augenblick fang ein Anabe, der
eine Herde nach Haufe trieb, nicht ferne von ihnen den Vers: „Weg
aſt du allerwegen, an Mitteln fehlt dirs nicht; Dein Thun iſt lauter
en, dein Gang ift lanter Licht.“ Nun war geholfen. Der Rnabe
zeigte den VBerierten den Weg, und der Knecht rief, als fie am Ort
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ſich Dazumal fofort von or zu Gerhardt; ıhre Thränen trodnend
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und Stelle waren: „Herr, it hewe et jaien, bat Bäen batt!*
john, Brojamen. 1.) }
Vers 5 iſt wieder ein wohlklingender Beweis, wie vertrant
ulus Gerhardt mit dem Liederihat dev Neformation war. Sein
ers: „Und ob gleich alle Teufel“ mit dem milden Ton des Gott-
verfrauend bezeichnet als Nachflang von Luthers „Und wenn Die
Welt voll Teufel wär” mit deſſen heroiſchem Glaubenstrog ganz
Ser feine perfönliche Art, als des treuen Schülers eines größeren
eiſters.
Vers 6. Hier mag der für unſre deutſche Geſchichte bedeut—
ſame Troſt ſeine Stelle finden, welchen unſer Lied der Königin Luiſe
von Preußen bereitete. Als ſie, welche ihre Unterthanen wie den
guten Engel Preußens verehrten, am 5. Dezember 1806 in der Zeit der
tiefften Demüthigung Deutſchlands vor Napoleon I. nach Ortelsburg
in Djtpreußen kam, jchrieb fie in ihr Tagebuch Göthe's Worte:
Wer nie jein Brot mit Thränen af,
wer nie die fummervollen Nächte
Auf feinem Bette weinend ja,
der fennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.
Ihr führt ins Leben uns hinein
und laßt den Armen jchuldig werden;
Dann überlaßt ihr ihn der Bein,
denn alle Schuld rächt ſich auf Erden.
Göthe jagt im „Weftöftlichen Divan“ von der Königin: „Sie zog
daraus einen peinlichen Troft. Wer dürfte diefe jchon in die Ewig
feit ſich erjtredende Wirkung wohl jemals verkümmern?“ — Den
tiefbetrübten Verſen entſprach anderthalb Jahre hernach das Wort:
„Dein Glaube joll nicht wanfen; aber hoffen kann ich nicht mehr.
Auf dem Weg des Rechten leben, jterben, und wenn es ſein muß,
Brot und Salz effen; nie werd ich ganz unglüdlich jein. Nur
hoffen Kann ich nicht mehr!“ — Aber die königliche Dulderin wandte
gieng jie zum Klavier und jpielte und fang fein Lied: „Befichl du
Deine Wege.“ Das war nicht ein peinlicher, jondern ein göttlicher
Troſt. — Und fommt nicht in demſelben Liede der Vers:
Hoff, o du arıne Seele,
hoff und jei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höble,
da dich der Kummer jagt,
Mit großen Gnaden rüden ?
Und wie herrlich hat der Mann, welcher am 19. Juli 1870 zu
jeiner Mutter Grab in Charlottenburg wallte, ehe er den Kampf
mit Napoleon II. aufnahm, erfahren dürfen, was da jteht:
erwarte nur die Zeit,
jo wirft du Schon erbliden
die Sonn der jhönjten Freud!
Vers 7 (und 8). In den „Basler Sammlungen für Liebhaber
chriſtlicher Wahrheit umd Gottjeligfeit“ erzählt jemand: Ju Dem
; RER Air © 7 ih u FE —
eK Fa 2 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141. 401
traurigen Hungerjaht 1772, da viele Familien brotlos umhergiengen
und en ohne Hoffnung auf Hilfe, hatten auch wir Lange nicht
jo viel geerntet, al3 für unjere zahlreiche Familie nöthig war, und
zum Kaufen war kein Geld vorhanden. Da verjammelten wir ums
am Freitag’ nach dem heiligen Weihnachtöfeite wie gewöhnlich zu
unjerer häuslichen Erbauungsitunde. Es wurde die Gejichichte der
Speifung der Fünftaufend gelefen, und der Vater ftellte es ums
vecht rührend vor, wie der Heiland zur Zeit des Mangels und der
Noth den Seinen geholfen hätte. Da meinte meine Mutter heiße
Thränen und fagte: „Ra, wenn diefer mächtige und Liebreiche Seller
jet noch bei uns wäre, da follte mirs nicht bange fein in dieſer
ſchweren Zeit!" Darauf tröftet jie der Vater und redet ihr von
dem Herren, der jegt noch helfen könne und wolle, wie er damals
geholfen, und jtimmt den rührenden Vers an:
Auf, auf, gib deinem Schmerze Bift du doch nicht Negente,
und Sorgen gute Nacht; der alles führen joll:
Laß fahren, was das Herze Gott jigt im Negimente
betrübt und traurig madt; und führet alles wohl.
Wir jangen diefen und den folgenden: „Ihn, ihn laß thun umd
walten.“ ch habe die beiden jchon oft gejungen, aber in meinem
Leben haben fie nie einen jo ſtarken Emdrud auf mic gemacht.
An allen war die Rührung fichtbar. Gejtärkt und voll Hoffmung
auf Gottes Fürjorge legten wir uns jchlafen. Am Morgen in aller
Frühe famen zwei Wagen, mit Fruchtjäden beladen, vor unjere Woh-
nung gefahren. Und die waren von einen alten jieben Meilen weit
entfernten Bekannten, dem der Vater im Jahre zuvor beim Hagel-
Ihlag mit Saat» und Brotfrucht ausgeholfen hatte und der ſolches
um mit Dank und veichen Sn zurüdjchidte. „Siehit du, Mutter,
ſprach jeßt der Vater triumphirend, daß der Herr immer devjelbe
ut, der er vor Alters war, und feinen verläßt, der auf ihn Keine
Hoffnung ſetzt?“
Vers 8. Als Vinke, der bekannte Oberpräſident von Rhein—
land und Weſtfalen, im Jahr 1826 den Freiherrn von Stein bat,
man möchte in Berlin von ihm als Miniſter abſehen, ſagte dieſer:
„Mir wäre Ihre Entfernung für unſere Provinz ſehr leid; wer
Ste aber Dee werden, jo folgen Sie, Da es ohne Ihr Zuthun
geichieht, dürften Sie den Auf der Vorſehung darin erkennen. In
ſolchen verwidelten VBerhältniffen thut man am beiten, wie der alte
Paulus Gerhardt räth:
Ihn, ihn laß thun und walten, Wenn er, wie ihm gebühret,
er iſt ein weiler Fürft mit wunderbarem Rath
Und wird ſich fo verhalten, die Sadı hinausgeführet,
daß du dich wundern wirſt, die dich befilinmert hat
Das Nefultat meiner Lebenserfahrung ift die Überzeugung von der
Nurzlichtigkeit dev Menschen und der Leitung der Vorſehung. Der
folge man!“
Vers 9 und 10. Ein evangeliſcher Geiſtlicher Badens, welcher
in einer einſamen, waldigen Gegend, abgeſchieden von der übrigen
Welt, nur ſeinem heiligen Predigtamte, dem Wohl der Gemeinde
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und der Erziehung ſeiner Kinder lebte, kam bei ſeiner zahlreichen
Familie, ſo wohl er auch haushielt, in großes Gedränge, ſeitdem
er ſeine Söhne auf auswärtigen Schulen unterbringen mußte. In
gewiſſen Terminen ſollte das Koſt⸗ und Lehrgeld für fie bezahlt
werden. Der Geijtliche und feine rau boten alles auf, fo viel zu
erübrigen; und beinahe war ihnen Dies gelungen, als fie auf ein-
mal durch ein unglüdliches Creigniß in eime bedeutende Schulden»
lajt geitürzt wurden. Die Tilgung diefer Schuld raubte ihnen den
legten Heller ; und doch jollten m innerhalb weniger Wochen mehrere
undert Gulden für ihre Söhne abjenden. Belannte und Freunde
atten fie im ihrer Abgejchiedenheit wenige, und dieje, jelbit ohne
ittel, konnten nicht helfen. Da jtand denn der arme Pfarrer oft
mit gepreßtem Herzen, tief gebeugt durch Die drüdende Lage, in Die
ihn jein Beruf gebracht, am Fenjter jeiner Studierftube und blickte
u den Bergen hinauf, von welchen allein ihm Hilfe fommen fonnte,
ornemlich aber hielt er jich an Ddiejes Lied Gerhardts, der ig in
jeinem Predigtamt Noth und Anfechtung erfahren und von Gott |
reichlich getröjtet worden war. Er las es feiner oft fajt verzagenden
Frau manchmal noch um Mitternacht beim Schein der Lampe vor,
um fie umd jich damit aufzurichten. Aber nirgends wollte ſich Hilfe
zeigen. Lange hatten fie an dieſem Liede den Glauben aufrecht zu
erhalten gejucht und die Noth war aufs höchſte geitiegen; da fam
unverjehens die Hilfe und zwar von einer Seite, an welche fie gar
nicht gedacht hatten. Eines Tages traf nemlich von —— ein
——— Schreiben ein, mit welchem der Großherzog ſamt ſeinen
eiden Brüdern dem Pfarrer tauſend Gulden überſandte als Zeichen
der Dankbarkeit für treue Dienſte, welche ein nun verſtorbenes
Glied der Familie des Pfarrers einſt dem großherzoglichen Hauſe
BEI! babe. Unter vielen Thränen fiel nun die Pfarrfamilie auf
ie Rniee nieder umd jtimmte die Verſe an:
Er wird zwar eine Weile
mit feinem Troſt verziehn
Und thun an jeinem Theile,
als hätt in feinem Sinn
Er deiner fich begeben
und jollft du für und für
in Angſt und Nöthen jchweben
und fragt er nichts nach dir.
Wirds aber jich befinden,
daß du ihm treu verbleibit,
Sp wird er dich entbinden,
da du's am wengſten gläubjt.
Er wird dein Herze löſen
von der ſo ſchweren Laſt,
die du zu keinem Böſen
bisher getragen haſt.
Vers 11. Während der Befreiungskriege trat im Juni 1813
eine Waffenruhe ein, welche nicht wenigen Vaterlandsfreunden
bange machte, ob nicht am Ende die Frucht der Erhebung wieder
verloren gehe. Doch iſt ja jeder Ton des Friedens im Kriege lieb—
lich. So ibt Feldprediger Schulze am 3. Juni: „Vorgeitern hielt
ih eine Morgenandacht im Lager, nicht weit vom Fuße des Zobten-
berges. Während der Predigt kam ein Schreiben an den Oberitlieute-
nant Steinmet. Der Gottesdienjt endete mit dem Gejang der Worte:
Wohl dir, du Kind der Treue, Gott gibt dir jelbit die Palmen
du haft und trägit davon
Mit Ruhm und Danfgejchreie
den Sieg und Ehrenfron.
in deine rechte Hand,
und du ſingſt Freudenpjalmen
dem, der dein Leid gewandt.
)
—
er
I
—**
”. *
Da trat ber Oberſtlieutenant hervor mit den Worten an die Ge—
meinde: ‚Gott gibt dir ſelbſt die Palmen im deine rechte Hand!
tier hob er das Blatt in die Höhe und las den jechsunddreißig-
tündigen Waffenftillitand vor. ‚Und wenn er Folgen hat, Sol—
daten, jo ſollen es feine andere jein, als ein ehrenvoller Friede!
febte er hinzu. Es iſt noch immer eim jehr guter Geijt in der
Armee; wer ihn nur zu nutzen verjtünde!" (Wilhelm Baur, Lebens-
und Gejchichtsbilder. II.)
Vers 12, der lebte des Liedes, ijt wohl am meijten im Munde
von jolchen gewejen, Die mit dem Tode rangen, Mar von Schenfen-
dorf, der edle Sänger der Befreiungsfriege, rief das Wort in den
qualvollen Stunden 1817, al3 jein Ende nahte; Brofefior Hengiten-
berg in Berlin, der jtarfmuthige Kämpfer für die Kirche in vier
Sahrzehnten, betete 1869 mit denjelben Worten um jeine Erlöfung;
Tauſend andere haben ſich an Gerhardt3 Gebetlein al3 an ihren
Steden und Stab im Todesthale gehalten.
In Pont-a-Mouſſon war (val. Lauxmann, Gedenfblätter 2,
92 ff.) im Herbſt 1870 das herrliche Priejterfeminar zu einem La—
zaret eingerichtet worden. Dieje Seminarien mit ihren hellen, luf⸗
tigen Sälen, jtattlihen Treppen, bededten Kreuzgängen und präch—
tigen Gärten boten für ein Lazaret alles, was man nur wünichen
konnte. Noch in den Anfang des Winters hinein war der große
Ihöne Garten eine Erquidung. Wenn man aus dem Treibhaus in
——— das als Todtenkammer diente, Abend für Abend die
Leichen herausholte, pflückte man gar oft mit Wehmuth noch eine
verſpätete Roſe, eine duftige Reſeda oder andere Blume aus den
Beeten ab. Aber die Kehrſeite war nun all der Jammer der
Kranken und Verwundeten. Der Oberlazaretgehilfe erkrankte über
dem täglichen Anlauf ſo vielen Leids am Typhus, ſtürzte ſich in
ſeinen Fieberphantaſieen in einer Samſtagsnacht zum Fenſter herab
und ward todt aufgehoben. — Vielleicht mit unter dem Einfluß
dieſes erſchütternden Ereigniſſes fand auch der Lazaretpfarrer Schro—
der ſeinen Tod. Er hielt am zweiten Adventsſonntag Abends wie
ewöhnlich ſeine Andachten in den Hauptſälen, ſprach in der letzten
ber die Stelle: „Wachet, denn ihr wiſſet nicht, um welche Stunde
der Herr kommt!” und ließ den Vers fingen:
Mad End, o Herr, mad Ende Uns allzeit deiner Pflege
an aller unjrer Noth; und Treu empfoblen jet,
Stärl unjre Füß und Hände jo gehen unſre Wege
und laß bis in den Tod gewiß zum Simmel ein.
Aber während fie aljo fangen, wide der Prediger vom Gehirn-
ſchlage getroffen, und bis man ihm zu Hilfe kam, lag er ſchon be—
wußtlos auf dem Sterbebette. In derjelbigen Nacht noch, um ein
Uhr, gieng der treue Knecht zu feines Herrn Freude ein. Da ger
wann exjt jenes Treibhaus unter Blumenbeeten eine vecht jchmerz-
ir Bedentung. Die Diakoniffen befränzten den Sarg aufs lieb»
lichjte. Draußen dedte dichtes Schneegejtöber die ſchönen Ufer der
Moſel und den Kirchhof mit weißen Leichentuch. Drinnen aber, im
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EIER, f wu. a Fa —— — ⸗ . —
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00V. Vertrauen auf Gott. Nr. 14. 403
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7 V. Vertrauen auf Gott.
— m wurde dem auf feinem Poſten gefallenen Knechte Gottes
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Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh,
wer deckt fie mit ſchützenden Fittigen zu?
und die Umijtehenden jtimmten im Jammer der Erde ein:
Nein, nein! Hier ift fie nicht;
die Heimat der Seele iſt droben im Licht!
Im Großherzogthum Helfen hatte der eifrige Getitliche eines
Dorfes in der Faitenzeit begonnen, vermehrte Wochengottesdienfte
am Freitag einzuführen. Ein wohlhabender Bauer tobte am meisten
egen dieſe Neuerung, und al3 der Freitag fam, rafjelte er unter
tem Peitſchenknallen mit feinem Wagen an der Slirche vorüber.
Darüber zur Rede gejtellt, antwortete er höhniſch, den nächiten
Freitag wolle ers noch beſſer machen. — Der Freitag kam und —
fand alles befjer gemacht. Am Tage zuvor war der Bauer aufs
beftigjte erfranft. „Sch muß jterben !* * er und verlangte ſeinen
Pfarrer und das heilige Abendmahl. Der Geiſtliche ift verreist.
Angit und Beklemmung jteigen immer höher, er windet fich wie
ein Wurm auf dem Lager. Sie beten: „Spann aus, o Herr, mad
feiner Qual ein Ende!" Er aber fährt in die Höhe und ruft mit
hohler Stimme: Nein, Herr, jpann noch nicht aus, laß mich nicht
fterben ohne das heilige Abendmahl, mich großen Sünder, mich!
Am Abend kommt der Geiitliche nach Haufe und findet eine buß-
fertige Seele, der er das Mahl des Herrn reichen darf zur Ver—
gebung der Sünden und zum ewigen Leben. (Beiblatt der Fliegenden
Blätter aus dem Rauhen Haus. 1866.)
Ein württembergticher Geijtlicher unterredete fih in der Schule
mit größeren und Fleineren Kindern über dies Lied. ALS fie nun
an dem letzten Verje waren, hob er feine Stimme und jagte:
„Merkt es euch doch vecht, was hier gejchrieben ſteht:
Sp gehen unjre Wege
gewiß zum Himmel ein!
Es muß ein jedes das gewiß wiſſen, daß es nad) diejer Zeit im
den Himmel fomme.“ Da auf einmal erhebt fich eine zarte Stimme:
„Ob ich in den Himmel fomme, weiß ich nicht ganz gewiß!“ Und
als der Lehrer jich wandte, jtand das fragende Mädchen von acht
Sahren mit Thränen im Auge vor ihm. „Sei getrojt, Tiebes Kind,
mußte er jagen, dein lieber Heiland wird dirs jchon gewiß jagen!“
und legte ihr den Weg zum Leben noch deutlicher aus. (Stutt-
garter Eoamgetifches Sonntagsblatt. 1872.)
Fürwahr ein Lied, das wie das lutheriſche „Ein feite Burg“
von einer Wolfe von Zeugen umgürtet ijt! ES fteht darum bis
auf diejen Tag in vollen Ehren, troß allerlei Anfechtungen, Die
auch diejes Kernlied erlitten hat. Gegen unnöthige Änderungen
beſchützt es Matthias Claudius mit den mannhaften Worten: „Über
fräftige Kirchenlieder geht nichts. Es iſt 'n Segen drin, und fie find
in Wahrheit Flügel, darauf man ſich in die Höhe heben und eine
Zeitlang über dem Jammerthal jchiweben kann. So ein ‚Befiehl du
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 141. 405
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deine Wege‘, das man in der Jugend in Fällen, wo es nicht fo
war, wie’3 fein follte, oft und andächtig mit der Mutter gejungen
bat, ift wie ein alter Freund im Haufe, dem man vertraut und bei
dem man in ähnlichen Fällen Rath und Troft juht. Wenn man
den nun anders montirt umd im modernen Rod twiederficht, fo
traut man ihm nicht, und man tft nicht ficher, ob der alte Freund
noch darin iſt; — und ich jehne mich denn immer nach dem falichen
Knopf und der jchiefen Naht." — In der That ift ihm dies Lied
eine Stärkung auf dem Wege nicht nur einmal geworden. Als er
von Darmitadt 1777 wieder nad) Wandsbed zurüd wollte und Herder
ihm die Frage vorhielt: was dort anfangen? jagte er im feiner
eije furz und gut: „UÜberjegen, Fortjegung von meinem ‚Aamus‘ ie
herausgeben und — befiehl dem Herrn deine Wege!“ ?
Gegen die Geringſchätzung folchen Liedergenuffes aber haben R
anze Kriege, welche für das deutiche Wolf enticheidend wurden,
Broteft eingelegt. — Zunächſt der fiebenjährige Krieg. Als Fried- d
rich der Große nad) der Schlaht bei Kunnersdorf beinahe jein F
ganzes Heer vernichtet und ſein Land am Abgrund ſah, ſann er
tiefer nach, wie es ſo habe kommen können, fragte aber auch den
Oberſten von Möller: Woher kommt es, daß id jeit langem J | f
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wenig Glück in den Schlachten habe? Möller wußte den Gru
E3 war ihm jchon längere Zeit zu Herzen gegangen, daß der König
Kir Truppen jo wenig zum Gebet und zur Furcht Gottes anhalten 4J
ieß. „Majeftät, ſagte er, das Unglück der Schlachten rührt von *
der mangelnden Religion in der Urmee her!" — Was hat die Re— |
ligion mit den Schlachten zu thun? fragte der König ſchnell. Möller +
antivortete: „E38 * ſchon mancher General gemerkt, daß es Ew.
Majeſtät nichts geſchadet hat, wenn er mit einem lauten: Befiehl J
du deine Wege!" auf den Feind gegangen iſt. Majeſtät müſſen die J
Gottesfurcht aus der Armee nicht ſchwinden laſſen, müſſen die Pre—
diger wieder anſtellen, daß die Truppen wieder beten lernen. Gut
etet iſt immer halb geſiegt!“ — Der König ward nachdenklich,
rach das Geſpräch ab; aber ſchon Tags darauf durfte das Wort |
Gottes feinen Ehrenplak im Heere wieder haben.
Ebenjo aber hat auch der legte Feldzug 1870 für die Geltung
des Slirchenlieds jein Zeugniß abgelegt. Divifionsprediger Rogge in
Potsdam fjchreibt in der Erinnerung diefes Kriegs und auf Grund
der Berichte aller Feldprediger: „Sollte e8 gelingen, den Religions-
unterricht aus der Schule zu verbannen, dann werden Lieder, wie
das: ‚Befehl du deine Wege: und Worte, wie das: ‚Wir willen
aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Bejten dienen!»
nicht mehr eine ſolche Macht über die Herzen ausüben, wie ſie's im
legten Krieg an Taufenden von Leidensitätten aetban baben; dann
werden unjre Soldaten nicht mehr jo freudig bewegt in die alten
wohlbefannten Sprüche und Liederverſe einjtimmen, die ihmen *
wie Liebesgrüße ihres Gottes klangen, und über denen Seehen
Gebein fröhlich und dankbar wurde.‘“
' Melodie: Herzlich thut mich verlangen.
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406 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 142.
142. Du bift ein Menſch, das weihſt du wohl.
Bon, demjelben Verfaſſer und an demjelben Orte erjchienen,
mit der Überfchrift:
Sorg, und forg audy nicht zu viel,
es geichieht doch, was Gott will.
Ein kräftiges Lied „wider eitle Sorgen“, das auch jchon in
cllexlei jorgenvollen Umständen als ein probates Heilmittel ſich er—
wiejen hat.
Der Gedankengang iſt folgender. Erkenne deine Unmacht, lieber
Menſch, im Erdenleben V. 1—3; und erfenne die Allmadıt deines
Schöpfers und Erhalters V. 4— 8. Wie nichtig ift dein Thun und
deine Weisheit V. 9—11; und wie weislic” Sein Rath und Seine
Führung B.12—14! Darum jei wohlgemuth und warte im Glauben
aufs gute Ende V. 15—18. — Es ijt eine ganz entichiedene, Fräf-
tige Disputation mit den Sorgenherzen, die jo gerne Disputiren. —
Su der großen Theurung des Jahrs 1719 hat Archidiafonus Karl
Wilhelm Weile zu Guben das Lied in acht Predigten ausführlich
erklärt und fie unter dem Titel druden laſſen: „Nöthige Chriften-
jorgen zu Verhütung der unnützen Nahrungsjorgen.“
Es iſt aber aud in anderen Leibes- und Seelemmöthen ein
lindernder Baljam geworden.
In Leibesnoth diente es einem großen Theologus zu Anfan
des vorigen Jahrhunderts. Der lag dejperat krank darnieder, u
die Krankheit war durch die Sorgen und Angit jeines Herzens vor—
nemlich jo ſchwer geworden. Da ließ er fich dieſes Lied mit feinen
köftlichen Heilfräften gegen die eitlen Sorgen vorfingen, und Diejer
Gejang ftärkte ihn jo mächtig, daß er Sonntags darauf ganz gejund
wieder predigen konnte. (Cramer „Sewifiensprüfung.“ 1720.)
In Seelenmoth wurde es einem Atheisten, Dr. Ehrijtian Ernſt
Kleinfeld in Preußen, zum Heile. Diejer erzählt 1726 die Sache
jo: „Es jah ım Jahre 1719 neben mir auf dem Schloß zu Königs-
erg, Blutjhulden wegen, ein Kavalier gefangen. Da bejuchte ung
ein Kandidat der Theologie, Namens Bauer, aus Stolpe gebürtig.
Während der bei und war, wurde gerade in der nahe gelegenen
Scloßfirche nach der fonntäglichen Beiperpredigt gejungen. Da
entjtand auf dem Schloßplag ein umvermutheter Wirbelwind, der
plöglicd einige Fenjter auTiB, jo daß wir darüber jehr bejtürzt
und ganz jtille wurden. Kaum aber war dies gejchehen, jo fiel
der Schall des Kirchengefangs recht ſtark in unjere Stube herein,
dab wir aus dem Lied: ‚Du ficheft, Menjch, wie fort und fort‘ die
öchjt merkwürdigen Worte: ‚Ach Gott, kommt mir das Urtheil vor,
\ fteigen mir die Haar empor, mein Herz fühlt Angjt und Schreden!
deutlich vernahmen. Bei diefen Worten rollten dem Kavalier die
Thränen Eorallenweije aus den Augen die Wangen herab, und er
rang die Hände, fich den Tod wünſchend. Da redete ihn tiefbewegt
der Kandidat Bauer an, und erklärte ihm in einer geiftreichen Rede
das Lied: ‚Dir biſt ein Menſch, das weißit du wohl!" Ich Hörfe
mit Aufmerkſamkeit zu und erfuhr in der That und Wahrheit an
m Vertrauen auf Gott. Nr. 142. 407
meiner eigenen Perjon, was Apoftelgejchichte 16, 14 von der Lydia
gejagt wird: ‚Der Herr that ihr das Herz auf.‘ Ich befam bald
eine Begierde zum Wort Gottes, ließ mir meine Bibel herauf holen _
und las fleißig darin, wobei die Kraft des Geijtes Gottes fich der-
gejtalt äußerte, Daß mir feine ſchweren Scriftitellen vorfamen, worin
ich nicht jo viel Deutlichkeit und Klarheit angetroffen hätte, al3 zur
Erbauung meines allerheiligiten Glaubens vonnöthen war.“
Ein Brennpunkt unjeres Lieds ijt gleich der erite Vers, welcher
durch folgende Gejchichte ins Licht treten mag. — E3 war drunten
am Rhein ein Schuhmachermeiſter Jakob Bernhardt, welcher zugleich
mit frommem treuem Sinn als Küjter an der Kirche des Orts
diente. Allein die Freudenjtunden im Gotteshaus und im geringen
Dienſt für die Gemeinde des Herrn wurden bei ihm manchmal ab»
gelöst durch allerlei Sorgen. Da war eines Tags jein Sohn luſtig
zur Biehung ausgezogen, aber Abends mit der erniten Botichaft
heimgefommen: Sie haben mid) genommen! Das war dem Bater
eine Trauerbotjchaft, ob er wohl eim treuer Unterthan jeines Königs
war. Er jelbit war alt und müde geworden; wer jollte ihm nun
Stab und Stübe fein, wenn der Sohn unter das Militär geſteckt
wurde? Betrübt machte ſich der Meijter auf den Weg zum Lands
rath, um Befreiung jenes Sohnes zu erwirken. Da war aber nichts
zu machen; der Landrath erinmerte ihn daran, daß er an jeinem
zweiten Sohn, der ein Lehrer war, noch eine Stüße habe. Der
Schuſter wollte entgegnen, daß der mit jeinem geringen Gehalt cher
eine Stüße brauchen als gewähren könnte; allein es half nichts,
Noch betrübter giengs auf den Heimweg. Nun hatte ihn ein Nach—
bar gebeten, ihm vom Buchbinder in der Stadt ein neues Gejang-
buch mitzubringen. Dazu war Bernhardt gerne bereit. Er jtedte
das Bud in die Tajche und trug den Gram im Herzen. Lange
gieng er jo brittend dahin, endlich fuhr jeine Hand in die Rod»
tajche. „Lies dir eins!“ denkt er, jeßt in auf einen Chauſſeeſtein
und zieht das Geſangbuch hervor. Er jchlägt auf und beginnt
u lejen:
zu Ic) Du bift ein Menſch, das weißt du wohl,
was ſtrebſt du denn nad Dingen,
Die Gott der Höchſt' alleine joll
und kann zu Wege bringen ?
Du fährt mit deinem Wig und Sin
durch jo viel taujend Sorgen bin,
und denkſt: wie wills auf Erden
doch endlich mit mir werden ?
Weiter und weiter Liest er in Einem Zuge. Neichlich flofien, un—
geieben von Menjchen, aber gezählt vom Vater im Himmel, die
antesthränen auf dns Geſangbuch, das auf den Knieen des Mannes
lag. Sein Herz wurde weich und froh; der Kindesſinn fehrte bei
ihm wieder, der nicht jorgt noch zagt, ja es wurde ihm fo fräftig
au Mutbe, als „könnte er eilerne Keile im die Luft blajen.“ So
egte er froh den übrigen Theil jeines Heimweges zurüd. Der
Sohn wurde Soldat, und der Meijter nahm fich einen Geſellen.
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408 V. Vertrauen auf Gott. Nr. 143. dry
Gott ſchickte ihm einen anjpruchslofen, fleifigen M ‚der.
an — Heißig den Pechdraht und half am Somnta *
Kirchenſeil ziehen. Als aber der Vater nach einigen Jahren ſeinen
Sohn wieder in die Arme ſchließen konnte, da ſtand Einer unſicht⸗
bar und doch ſpürbar bei den Zweien. Der hub den Finger, wie
in den Tagen jeiner Erdenwallfahrt, auf und fragte vernehmlich:
„Haft du im diefer Zeit jemals Mangel gehabt?“ Der Alte aber
antwortete: „Herr, nie feinen!“
Der köſtlichſte Vers aber iſt der lebte. Er ift vielen ein
Snadentroft geworden im Sorgenlande, er hat auch die lebten
Stunden Johann Jakob Mojers, des edlen Patrioten Württembergs,
erhellt. An jeinem Todestag, dem 30. September 1785, ſprach der
vierundachtzigjährige Greis, der jeinen Lebensabend zu Stuttgart
verlebte und fich findlich auf jeinen Tod als einen Heimgang zum
Bater freute, beim Aufftehen aus dem Bett: „Wir find Kinder ge-
wejen und twerden wieder zu Kindern —
Thu als ein Kind und lege dich
in deines Vaters Arme ;
Bitt ihn und flehe, bis er ſich
dein, wie er pflegt, erbarme ;
Sp wird er did; durch jeinen Geiſt
auf Wegen, die du jeßt nicht weißit,
nach wohlgehaltnem Ringen
aus allen Sorgen bringen.“
Er erwartete Lazari Theil und der Herr hat ihm jeine kindliche
Bitte gewährt in feines Hirten Arm und Schoß.
Das Lied iſt gedichtet auf die Weije, welche Johann Shop,
der Hamburger Tonmeifter, in dem „erſten Zehn der himmlischen
Lieder" Riſts 1641 für das Weihnachtslied defjelben: „Ermuntre
dich, mein Schwacher Geist“ gegeben hat. Wenig Jahre darnach
fommt fie schon im firchlichen Gebrauch vor und findet ſich
in Sohann Crügers „geiitlihen Kirchenmelodieen. Leipzig 1649.”
Sie lautet urfprünglib: ffgabechhe, nachher: afgaheche.
143. Iſt Gott für mich, fo trete.
Das dritte von Gerhardt in diefer Reihe, ebenfalls 1653 er-
Ichienen. Während er mit „Du bift ein Menſch“ die Eigenwilligfeit
im Sorgenleben niederfämpft, bis er die Seele zum findlichen Ruben
in den Baterarmen gebracht hat; „während er jich mit jeinem ‚Be=
fiehl dur deine Wege: in der That wie ein Kind in die treue Leitung
des himmlischen Vaters übergibt, jteht er in Diejem Liede wie ein
Held, der auf einer ſicheren Veſte die Siegesfahne ſchwingt.“
Greiner, Schulliederſchatz.) Langbeder jagt mit Recht: „Diejes
eldenlied Gerhardts iſt würdig, dem Liede Luthers: ‚Ein feſte
Burg iſt unjer Gott‘ an die Seite gejtellt zu werden. Es jpricht
fich darin ein Glaube aus, der unter ſchweren, inmern umd äußern
Drangfalen fi) bewährt und jein Haupt freudig emporrichtet.“
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De V Vertrauen auf Gott. Nr. 143. 409
Gerhardt legt hier ſein innerſtes Gefühl dar und hat ſichtlich
ſeine —— Lebensverhältniſſe dabei im Auge. — Manche here.
wohl, Gerhardt beziehe jich hier auf jeine Amtsentjegung, die im
Jahr 1666 geihah. Allein das Lied erjchien im Jahr 1653,
al3 Gerhardt noch Probjt zu Mittenwalde war, und der Tom dei-
felben ift nicht der eines vom Amt Entjegten. Es ijt darum auch
nicht mit Bezug auf die Zeit gedichtet, da der „große Kurfürjt“
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Gerhardt3 Landesherr, den
lutherischen Geiftlichen Berlins und dem ganzem Kirchenminifterium
durch ein Schreiben de3 Oberpräfidenten Otto von Schwerin im
Sahre 1663 jeinen Zorn und Ungnade, jowie jtrenge Maßregeln
androhen ließ, fall3 je nicht dem Berbot, hinfort noch etwas gegen
die Reformirten auf der Kanzel vorzubringen, durch Namensunter-
—* ſich fügen würden. Man hat hierauf die Worte in V. 13
euten wollen: „Kein Zorn des großen Fürſten ſoll mir zur Hind—
rung ſein.“ Allein der Grundtext lautet hier in der That: „Kein
Born der großen Fürjten.“ Die Worte können aljo nicht nur,
ſondern fie müfjen nach Römer 8, 38 auf die „Fürften und Ge—
waltigen, die in der Finjterniß dieſer Welt herrichen“ (Eph. 6, 12),
welche Fürjtenthümer und Gewaltige Ehriftus ausgezogen hat (Kol. 2,
15), bezogen werden. — Allerdings ijt der Ausdrud hernach vom
Bolfe, das mit großer Liebe an Gerhardt hieng, auf den „großen
Kurfürſten“ gedeutet worden, und Gerhardt hat bewiejen, daß ein
Mann, der den Fürften diefer Welt nicht fürchtet, fih in Sachen
des Gewiſſens auch nicht vor dem „großen Kurfürſten“ ſcheuete.
Das Lied trägt die Parole der Iutheriichen Kirche mit Baulo:
Iſt Gott für uns, wer mag wider uns jein? Man vente an Phi—
lippus Melanchthons letzte Worte. Als er, durch die mancherlei
Streitigkeiten nach Luthers Heimgang und durch jo viele bittere
und jchwere Erfahrungen aufgerteben, am 19. April 1560 am
Sterben lag, richtete er ſich auf feinem Todtenbette noch einmal
auf und rief: „it Gott für uns, wer mag wider uns ſein?“ Als
man ihn hierauf fragte, ob er etwas begehre, erwiderte er: „nichts,
als den Himmel!“ und gab feinen Gert auf. — In diefem Geiſt
iſt e8 als „Chriftliches Troſt- und Freudenlied“ überjchrieben worden,
und hat jchon vielen Bekümmerten zu Herzen geredet und fie mit
neuem Muth gejtärkt im Glaubenskampfe.
Vers 1. Bei dem heftigen Kämpfen um Sebaftopol wurde in
ber Nacht des fünfzehnten Auguſt 1855 eim junger Lievländer von
der Kugel ereilt. er liebenswiürdige Baron Wlerander entfaltete
auf jeinen Lager, an welches ihn feine Wunde lange aebannt bielt,
eine folche edle Geduld und Freumdlichkeit, daß fein Seelforger im
anzöfiichen Lager, Mar Neichardt, eine herzliche Freude an ihm
aben konnte. Es war vier Wochen hernach, daf er wie ein Kind
ch des Liedes freute:
Iſt Gott für mich, jo trete Hab ic; das Haupt zum freunde
gi alies wider mich! und bin geliebt bei Bott,
o oft ich ruf und bete was fann mir thun der Feinde
weicht alles hinter fich. und Widerfacher Rott ?
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Dieſen Grund verkündige ich auch, und will ihn verkündigen!“
PETE, * In “Tann u |
2 Bertenuen. auf Gott. Nr. 148.
Das iſt mein Lieblingslied! rief er. Hören Sie mur, wie gut ic)
es kann! Und jo mußte es der Seeljorger ihm durch alle Strophen
— abhören und dann noch einmal mit ihm ſingen. Er konnte
ich nicht jatt hören an der herrlichen Melodie und an dem glaubens-
vollen Inhalt des Lieds. An demjelben Abend erzählte er zwei Bes
wahrungen Gottes, die er erfahren, und freute jic) ——
auf das Ende dieſer dritten und ſeine Heimkehr ins — au
der Juſel Dejel. Allein ein paar Tage darnad) hatte der Herr un—
verjebens eime andere Heimfahrt beſchloſſen. Eine Blutvergiftung
raffte ihn plößlic; hinweg, und am 16. Sonntag nad) Trinitatis,
wo e3 heißt: „Jüngling, ich jage dir, jtehe auf!“ legten fie dem
wadern Jüngling zur Erbe.
Bers 3 iſt ein bejonders kräftiger Ton in dieſem Glaubensliede.
Als am 9. Juli 1819 der Grundſtein zum Betjale in Kornthal
gelegt wurde, wobei Vorfteher Hoffmann mit einer Rede begann
und der alte Bfarrrer Flattih von Münchingen mit einem Gebet
ſchloß, jang man, während die Collegialmitglieder am Grundjtein
vorüberzogen:
Der Grund, darauf ich gründe, An mir und meinem Leben
v
iſt Chriſtus und jein Blut; ift nichts auf diejer Erd:
Das machet, daß ich finde was Chrijtus mir gegeben,
das ewig wahre Gut. das tft der Liebe werth.
Was hier mehr im Gleichniß geichah, wurde oft gemug un—
mittelbar auf die Kirche und die glaubigen Seelen angewendet. —
Mit den zwei erjten Zeilen kündigte der jelige Ludwig Hofader, der
durch fein Predigtbuch noch predigt in der Kraft des Geiftes, als
Pfarrer zu Rielingshaujen bei Marbach 1828 jeiner Gemeinde an,
weſſen fie fich bei ihm zu verjehen haben, und in weldem Sinn
und Getit er das heilige Amt unter ihnen führen werde. Denn
am Schluß feines Lebenslaufes rief er ihr ernſt und feierlich zu:
„Der Grund, auf den ich gründe, ijt Chrijtus und jein Blut.
Su Berlin lebte am Schluffe des vorigen Jahrhunderts der
Nachtwächter Ehrijtian Mende. Der war ein wahres Muſter feines
Standes und verjah 25 Jahre lang jeinen Dienjt mit ſolcher Vor—
liebe und ſolchem Eifer, daß er oftmals jagte: „Es iſt die herr-
lichſte Profeffion, ein Nachtwächter zu jein. Am Tage jchlafe ih
oder arbeite auf meinem Handwerk, und die ganze Nacht bin i
mit memem Herrn allein.“ Dabei war er ein lebendiges Gejang-
buch und fang bei jeinen Wächterrufen die jchönjten und Fräftigiten
alten Kirchenlieder auf jo erbauliche Weije und aus dem innerjten
Herzensgrund, daß er vielen Leuten zu großem Segen ward, denn
er wählte dabei jeine Liederverje gar geichikt und weile aus, wie
fie ihm für jedes einzelne Haus am tauglichjten jchienen, und mun—
terte dadurch Arme und Bedrängte auf, mahnte zur Buße, tröftete
Kranke und warnte jolche, die auf jchlechten Wegen giengen. Nun
hatte er einmal erfahren, daß in einem Haufe, bei einem jonjt red—
lichen Ehriften, einem Schuhmacher, fich ein Separatijt oder Schwarm
geijt eingejchlichen habe, welcher auf eine bejondere Heiligkeit durch
V. Vertrauen auf Gott. Nr. 143, 411
Fajten drang und dabei von der Kirche abmahnte, weil die vom
Staate atgeheiften Prediger lauter Weltdiener und Baalspfaffen
feien. Da der Mann jeine ——— in des Schuhmachers Haus ſpät
Abends machte und auch die Geſellen des Schuhmachers zu Zu—
hörern hatte, jo erſchien Mende Abends zehn Uhr, um die Stunde
vor diejem Hauje abzurufen, und nachdem er dies gethan, jang er
mit etwas erhöhter Stimme den Vers: „Der Grund, darauf ich
gründe, iſt Chriftus und jein Blut.“ Diefe Worte, auf jo un—
gewöhnliche Weije vernommen, machten auf den Schuhmacher einen
merfwiürdigen Eindrud. Er fühlte das ganze Gewicht des apoſtoli—
ihen Bekenntniſſes: 1 Kor. 3, 11. In dem Gejange des Nacht-
wächters jah er eine deutliche Hinweiſung auf diejes Gotteswort
und verabjchiedete den Separatijten, und die mit ihm gekommen
waren, mit den einfachen Worten: „ch will mit den Meinen bei
diefem Grunde bleiben, bis der Glaube in Schauen verwandelt
wird, und feinen andern Meijter weder juchen, noch annehmen.“
(Chriftenbote. 1843.)
Der Schluß des Verſes ijt die Summe evangelifchen Glaubens
egenüber rationalijtijhem Verſtandes- und Gerechtigkeitsjtolze.
arum fagte der ehrwürdige Woltersdorf in Berlin gegenüber den
Geſangbüchern, welche den edlen Wein der Kernlieder verwäflerten:
„Wenn ich von der Nichtigkeit aller menjchlichen Gerechtigkeit und
von der glaubigen Zueignung der Gerechtigkeit Chriſti nicht mehr
fingen joll: ‚An mir und meinem Leben‘, und hingegen angewiejen
werde, es dem Herrn Jeſu vorzujagen: ‚Des Lebens Unſchuld ift
mein Ehrenkleid‘, dann pocht mir mein evangelifches Herz und ich
fühle: bier fehlt etwas, was ich vorher hatte, und ich verlange:
gebt mirs wieder!“
Vers 10 klingt an den Schluß von Pſalm 73 an:
Da ift mein Theil und Erbe Muß ich auch gleich hier feuchten
mir prächtig zugericht ; mit Thränen meine Yeit,
Wenn ich nleich fall und jterbe, mein Jeſus und jein Leuchten
fällt doch mein Simmel nicht. durchjühet alles Leid.
Hengjtenberg wandte das Wort einmal in banger Zeit auf die
Verhältniſſe an: „Wenn nur Er das Feld behält, jo mag fallen,
was nicht bleiben kann, jo mögen auch wir jelbjt mitgerafit werden,
Wenn ich gleich fall und jterbe, fällt doch meim Himmel nicht!
Wenn mir gleich Leib und Seele verfchmachtet, jo biſt doch du,
Gott, allezeit meines Herzens Troft und mein Theil.“
Vers 13 wurde ein Troft für eine Bauernfrau, die ſich die
Füße jämmerlich verbrannt hatte. Als fie die entjeglichiten Schmerzen
über dem Abjchneiden des verbrannten Fleisches ohne Weinen und
Schreien mit größter Gemüthsruhe ertrug, bekannte fie, wen fie im
gefunden Tagen die Worte:
Kein Brennen, Hauen, Stechen
joll trennen mich und dich —
gefangen, babe fie immer die —* gezuckt und gedacht: „das
aunſt dir nicht fingen und ſagen, jo weit biſt du im Glauben nicht
gekommen!“ Aber jeht, da jo viel von ihrem Leibe geichnitten
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j werde, dürfe fie erfahren, wie der Herr mit feinem Wort und Geift
ftärfen könne, auch folche Leiden auszuſtehen.
Der Iehte Vers (15) ijt jchon mancher glaubigen Seele zum
Triumph- und re in der Todesitunde getvorben, So
berichtete bei der Navensberger Predigerconferenz zu Herford im
* Juni 1844 Paſtor Kunſemüller von den letzten Tagen des Conſi—
| ———— Weibezahn, ſein Krankenlager y eine Erquidung bor
em Angefichte des Herrn geweſen, daß Leib und Seele ſich freuten
in dem lebendigen Gott, und dieje Freude habe er oft mit den
Worten diejes Verſes ausgedrüdt: „Mein Herze geht in Sprüngen
und kann nicht traurig fein.” (Evang. Kirchenzeitung. 1844.)
Als ein — —————— ſchied 1864 Profeſſor Auberlen in
Baſel aus dieſer Zeit. Dieſer hochbegabte und feingebildete Zeuge
der Wahrheit mußte eine geſegnete Wirkſamkeit, eine Summe von
Entwürfen ımd ein Tiebliches Familienleben frühe in den Tod geben.
Am 2. Mai, wenige Stunden vor feinen Tode, jagte ein Freund
zu ur „Die Jünger Chriſti gehen Ehrifti a zuerjt Tod und
Grab, dann Auferjtehung und Himmelfahrt.“ a antwortete er:
„Bon Todesfurcht weiß ich, Gott jei Dank, nichts und kann mit
Paulus Gerhardt jagen: ‚Sit Gott für mich, jo trete gleich alles
wider mich.“ In derjelben Nacht, jeiner legten auf Erden, jagte er:
„Mein Herze geht in Sprüngen und kann nit traurig jein — —“.
Sanft erlojch er bald darauf wie ein Lichtlein.
Aber auch im Leben, nicht erit in der Leidensnacht, glänzt der
Stern dieſes Verſes. Amalie Stevefing in Hamburg, die reicdh-
ejegnete Schaffnerin der Liebe Chriſti, jagt in he einundvierzig-
ten Lebensjahre von fi: „In gewiſſem Sinne kann ich wohl jagen,
daß ich niemals jung geweien bin; aber jett, da ich das eigentliche
Element meines Lebens gefunden, fühle ich eine jolche Friiche und
Schwungkraft in mir, daß ich fait rühmen möchte, ich werde auch
niemals alt werden. Zur Loſung meines Lebens möchte ich jet
den Gerhardtſchen Vers machen, der mich jchon vor vielen Jahren
an einem Weihnachtfefte mit einer faſt wunderbaren Gewalt ergriff
und mein Innerſtes durchdrang:
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Mein Herze geht in Sprüngen Die Sonne, die mir lachet,
und kann nicht traurig ſein; iſt mein Herr Jeſus Chriſt;
Iſt voller Freud und Singen, das, was mich ſingen machet,
ſieht lauter Sonnenſchein. iſt, was im Himmel ijt.“
Dieje Glaubensfröhlichkeit bewahrte ihr das frijche Jugendgefühl
bis in die Zeit, da die Krankheit zum Tode 1858 fich einjtellte.
In der gehaltvollen Liederfanmlung von Eleonore, Fürftin
Neuß geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode: „Gejammelte Blätter
von El. Berlin 1867.“ jteht vorn als Motto das Wort: „Die
Sonne, die mir lachet, ijt mein Herr Jeſus Chriſt; Das, was
mich fingen machet, ift, was im Himmel it.“ Fürwahr, eine herr
liche Loſung für eim chriftliches Liederbuch, wo überall „Sonnen—
wende“ gejät fein muß, wie Hippel von Gerhardts Liedern jagt.
Bon einem waderen Berliner, dem Maurer Baurath, der jpäter
eine Kleinkinderbewahranſtalt leitete, erzählt ein Bericht: Die
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en auf Gott.
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den, in welchen es ihm vergönnt war, fich mit dem Worte Gottes
zu bejchäftigen und von Chrifto und feiner Gnade zu veben, pen
ihm als die en jeines Lebens. Da jtrahlte jein Angeficht, da
jubelte feine Seele, da glänzten Freudenthränen in jeinen Augen,
und Herz und Mund giengen in obaelang über, An ihm fonnte
man recht jehen, daß wahres lebendiges Chriſtenthum nicht finitere
und gedrücfte, jondern fröhliche umd getrojte Menjchen macht. Manch—
nal legte fi im Umgang mit ihm unwillfürlich der Gedanke nahe:
der Mann it eine Leibhaftige Slluftration zu Paul Gerhardts Vers:
„Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig jein —“.
Melodie: Valet will ich Dir geben.
144. Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel.
Aus Benjamin Schmolds, Hauptpajtors zu Schweidnig (1672
—1737, vgl. 5, 462 ff.), „Schönen Kleidern für einen betrübten
Geiſt. Breslau 1723.” mit der UÜberjchrift: „Der feite Grund,
Jeſajah 54, 10.*
Es iſt in der Ann ein herrlicher Nachflang des Gerhardtichen:
„sit Gott für mich, jo trete“; jchon der erjte Vers athmet tapferen
Slaubensmuth:
Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel,
brechet alle Felſen ein!
Gottes Gnade hat das Siegel,
fie will unverändert fein.
Laßt die Welt zu Trümmern gehn:
Gottes Gnade wird bejtehn.
Diejem Ton des Lieds entipricht jofort auch die Melodie. Diejelbe:
edecefisgg tit aus Joachim Neanders Bundesliedern 1679
genommen, wo jie für fein Lied: „Unſer Herricher, unſer König
Pſalm 8, 2* wohl von ihm jelbjt erfunden iſt. Dieje hat einen jo
friſchen freudigen Klang, als wäre fie für die Schmoldjchen Ge—
danken zubereitet.
Neander iſt auf den Gedanken des Lieds von Schmold be—
fonders feit geitanden. Sein Wahlipruch, welchen er unter jein
Bild jeßte, lautete: axlınros dv Xoro „unbeweglich in Chriſto
Jeſu“; was dem letzten Verſe fich vergleichen läßt:
Nun jo joll mein ganz Vertrauen
anferfejt auf ihm beruhn;
Feljen will ich auf ihn bauen,
was er jagt, das wird er thınt.
Erd und Himmel fann vergehn,
fein Bund bleibet feite ftehn.
Und als Neander auf feinem letzten Lager „des Eliaswagens jeines
Vaters“ harrete, am Pfingftmontag 1660, fagte er noch: „Es gebet
meiner Seele wohl. ‚Berge follen weichen und Hügel 7 aber
Gottes Gnade wird nicht von mir weichen und der Bund ſeines
Friedens nicht hinfallen.“
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Einen Schönen Naht at dann unſer Lied ge * dem
Geſang — ae —— —
rich Hiller 1767, deſſen erfter Vers lautet:
Weicht, ihr Berge, fallt, ihr Hügel,
Gottes Gnade weicht mir nicht;
Und der Friede hat dies Siegel,
daß Gott feinen Bund nicht bricht.
Dieſes macht mid) underzagt,
weil e8 mein Erbarmer jagt.
„Welch ein Troſt!“ ſetzt Hiller oben hin. Gewiß; denn die fih an
ihn halten, dürfen einſt nicht rufen: „Ihr Berge, fallet über ums,
und ihr Hügel, dedet uns!“
145. Gott ift getreu! er felbft hats oft beyeuget.
Bon Johannes Muthmann (1685—1747, vgl. 4, 460 fi.) als
Hofdiakonus in Saalfeld gedichtet, und erichienen in einem Büchlein
„Einige Scherflein zum Heiligtum. Magdeburg 1738.” über fein
Symbolum: Gott ijt getreu.
E3 war jchon im Jahr 1713, da träumte ihm, während er
Pfarrer in Zeichen (öftreichiich Oberſchleſien), war und fich verlobt
hatte, es gebe ihm jemand ein jchwarz gebundenes Bud, welcdes
drei Kapitel enthielt: das erſte handelte vom Glück des Menſchen,
da3 zweite von ihrem Unglüf und das dritte von dem göttlichen
Troft im Unglüd. Über dem letzten Kapitel jtand folgender Vers,
den er nirgends gelejen zu haben fich entjinnen founte:
Hat dich Schon dein lieber Gott So bleibt er dir doc getreu
was verlafien in der Noth, und macht von der Noth dich frei.
Das wurde von da an nicht bloß das Thema feiner bewegten Ver-
lobungsgejchichte, ſondern auch jeines ganzen Lebenslaufs, wie dieſes
Lied, Er bezeugt, er habe jo viele Zeugniffe von der Treue Gottes
erlebt, daß davon ein eriwedlicher Traftat gejchrieben werden könnte;
und jchrieb denn auch ein bejonderes Büchlein mit dem Titel: „Die
göttliche Treue, aus vieljähriger eigener perjönlicher Erfahrung be—
merkt und im einigen geringen Zeugnifjen eriwogen. Saalfeld 1740."
Es iſt demnach unjer Lied völlig aus eigenfter Erfahrung des
Sängers geflofien, und klingt darum auch noch heute an vielen
Herzen volltönend an.
Der erite Vers hat jeine Kraft erprobt an der Seele des
Bürgermeilters Hoffmann von Leonberg, jpätern Gründer und
Borjtehers von Kornthal in Württemberg (1771—1846), dem Vater
des Generalfuperintendenten Wilhelm Hoffmann in Berlin. Wäh-
rend derfelbe noch im Stande der Unentjchiedenheit war, zwar jpürte,
daß es anders mit ihm werden müfje umd er auch gern anders ge
worden wäre, aber noch fein rechtes Vertrauen zum Herrn faffen
und fi) ihm noch nicht ganz hingeben fonnte, kam Pfarrer Macht
holf von Möttlingen zu ihm auf Beſuch. Als ihm Hoffmann auf
jeinem Heimweg das Geleite gab und über feinen Herzenzz
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e Worte zur Mahnung: er
Gott ijt getreu! Er ſelbſt hats oft bezeuget;
* iſt Sein Wort, das gilt doch ewiglich.
r hat zu mir fein Vaterherz geneiget;
feft glaub ich es: niemals verläßt er mid).
Ar meiner Treu ermangelt mancherlei! h
das wußte, der mit mir den Bund gemacht B
und der mein Elend pünktlich überdacht, \
und fchenft mir doch das Wort: Gott iſt getreu!
Die fahten alsbald Hoffmanns Herz im innerjten Grunde mit wunder-
barer Kraft, aljo daß es bei ıhm nun mit einemmale zur völligen
Enticheidung fam. In jenen alten Tagen nod erzählte er den
Eindruck diefes Berjes, bejonders der Worte: „An meiner Treu
ermangelt mancherlet, — und jchenft mir doch das Wort: Gott ift
etreu”, voll tiefer Rührung, und die Thränen liefen ihm dabei aus
En Augen, die voll Danfes aufihauten zu der Treue Gottes, welche
er nun ſelbſt auch reichlich zu erfahren hatte, befonders in der.
Gründung und dem Gedeihen der Gemeinde zu Kornthal. (Mind- ,
liche Nachrichten.)
Bu Vers 5. Es gibt eine Reihe von Stellen, welche nirgends *
ſo ſehr wie einer Strafanſtalt ihre Anwendung finden. So ſchreibt
ein Seelſorger: „Heute iſt mir in der Beſprechung mit meinen Ge—
fangenen beſonders wichtig geworden Muthmanns Wort:
Selbſt mein Gefühl, daß ich ſo elend ſei,
und meine Furcht vorm Rückfall wirket er;
nur daß er brünſtiger mich beten lehr —
Wer weiß, wie ſehr unſern Gefangenen der Rückfall ins Wachs ge—
drückt wird und wie ſich dieſelben zum Theil davor fürchten, der
begreift, wie dieſe Stelle in ihrem Herzen anklingt. Aber nicht bloß
in Bezug auf die Strafzulage gilt jene Stelle, denn dies wäre das
Außerlichſte; ſondern es geht auch die Sorge bei manchen tiefer
inein. Sie fürchten ſich vor fich felbft, indem fie jich vor dem
üdfall fürchten ; denn fte können ſich jelbit nichts Gutes zutrauen
und müſſen darum erfahren, was im einem andern Liede ſteht: ;
Recht beharren ijt das Beite: N
Rückfall iſt ein böjer Gaſt.“ |
Vers 6. E8 war am 10. Mat 1813, wo bereits der Nammer h
des ruſſiſchen Feldzugs überall bekannt war und fich nun erit über
Deutſchland die en ne Wetterwolken zuſammenzogen,
daß der ſelige Blumhardt von Baſel, damals junger Pfarrer in
Buͤrg bei Neuenſtadt, von Kummer und Sorge ums Vaterland ganz
übernommen ward und nach Trojt und Hilfe aus tiefer Seele zu
Gott rief. ur innere Seelennoth, der Jammer jo vieler Tau— ie
Er:
Ir
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ende im der Nähe und Ferne, beunrubigende Gedanfen über den
erfall_der Kirche Chriſti, ftimmten ihm tief herunter; und er ent» ir
chloß fich, mit feinen Schulfindern eine Betſtunde in der Kirche zu k
- halten, um mit ihnen dem Herrn alles Elend jenes Herzens, feiner
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Gemeinde und der ganzen Menjchheit vorzutragen. Da war
ihm eine Köitlihe Erfahrung, als die Kinder beim Eintritt ins Hirche
lein von freien Stüden und mit heiterer Stimme den Vers anhoben:
Gott ift getreu! Will mid ſchon Trägheit quälen,
er trägt, er treibt, er ſchenkt mir neue Kraft;
Gott ift getreu! Will mir der Glaube fehlen,
läßt Er jein Werk dod nicht, der alles ſchafft.
Gott ijt getreu! Ob Kirch und Polizei
und eigne Noth mid und viel andre kränkt,
fenn ich doch den, der alles mweislich lenkt,
der mich auch kennt und liebt: Gott ijt getreu!
Sp jangen fie auch noch den lebten der Verje. Das war fo recht
auf jeinen Herzenszuftand pafjend und ihm aus der Seele gejungen.
Die Lajt war auf einmal von feinem Herzen weg, und er weınte
Thränen der Freude über die ihm aufs neue teotkreich und lköſtli
gewordene Treue jeines Herrn, dem er eigene und fremde
getroft überlafjen durfte. (Dftertag, Entitehung der Basler Miffion.
Auch der legte Vers (7), welcher nicht die Treue in Vergangen-
beit oder Gegenwart rühmt, fondern für die Zukunft fich erbittet,
jollte Muthmanns perjönliche Erfahrung werden. Er heißt:
Gott ijt getreu! ach drüde die drei Worte,
dreieinger Gott, doch tief in meinen Sinn,
Mit welchen ich dann wohl an jedem Orte
auf jeden Fall in dir gewappnet bin.
Es werde deine Treu mir jtündlich neu!
nur laß auch mich dir immer treuer fein,
bis ich vollendet einjt vor dir erichein
und ewig rühmen kann: Gott ift getreu.
Er wollte mit dem lebendigen Gefühl der Treue Gottes an jedem
Ort, auf jeden Fall gewappnet jein; und jo war er es auch, al
er bei einer Kirchenvijitation im Gotteshaus vom Schlag getroffen
niederjanf. Dem böjen jchnellen Tod konnte er nur noch das Wört-
fein „Ruhe“ entgegenstellen und gieng zur Ruhe ein durch die Treue
feines Herrn.
Melodie: So führſt dur doch recht jelig, Herr, die Deinen.
146. Gott ift getreu! fein Herz, fein Vaterherz.
Aus Ehrenfried Liebichs (1713—80, vgl. 6, 391 ff.), Pfarrers
zu Lomnig und Erdmannsdorf in Schlefien, „Geiſtlichen Liedern
x
;
und Oden. Hirichberg 1768.” mit der Ueberichrift: „Der getreue
Gott. 1 Kor. 10, 13.“
Gar viele Seelen find durch diejes föjtliche Lied, welches auch
das Lieblingslied des am 24. Oftober 1837 heimgegangenen Dr. Jo—
—— Chriſtian Friedrich Steudel, Profeſſors der Theologie zu Tü⸗
ingen, geweſen iſt, erquickt und getröftet worden. Es iſt dadurch
dem Dichter ſein über ſeine Lieder ausgeſprochener Wunſch reichlich
in Erfüllung gegangen: „Sollte einer
bauet, zum Glauben an den Herrn erwecket, im Glauben geſtärket,
einer Geringſten daraus er⸗
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in der Liebe zu
Im August 1870 hielt eine Abtheilung Württemberger, auf
dem Marſch von Wörth ins innere Frankreich begriffen, bei Rozieres,
wejtlich von Toul, einen Feldgottesdienft. Weil gerade fein Mufik-
forp3 zugegen war, requirirte der Feldprediger Köſtlin ein Har-
monium aus dem Schulhaufe und jtellte es unter einem Baum
al3 er aber darauf jpielen wollte, zeigte es ſich als ganz unbraud-
bar. Jetzt jang man ohne das. Der Feldprediger mit feinem Kol—
legen jtimmte das wohlbefannte Lied an: „Gott iſt getreu!“ und die
Berjammelten fielen in vollem Chore ein. Man jang das Lied vom
erjten bis zum ER Vers; und e3 Hang über Erwarten jchön.
Die once, welche zujahen und welchen ſolch ein Fraftvoller, lang»
Sam ftrömender Gejang ganz neu war, falteten unwillfürlich die
Hände. (Greiner, S —— Es war ja voller Grund in
jenen Tagen, wo der große Gott dem deutſchen Volke über Bitten
re einen Steg um den andern gegeben hatte, mit Liebich v
zu fingen:
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Kar — — f n * *
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Gott iſt getreu! Sein Herz, fein Vaterherz
ift voller Nedlichkeit.
Gott ift getreu bei Wohljein und bei Schmerz,
in gut und böjer Beit.
zeicht, Berge, weicht! fallt Hin, ihr Hügel!
mein Slaubensgrund hat diejes Siegel: 1
Gott ijt getreu.
Im. Tauberthale begegnete einjt eine arme Witwe mit nah ge
weinten Augen und Wangen einem Prediger. Als dieſer fie fragte,
warum fie denn jo heftig weine, antwortete fie ihm, jie babe im
ihrer großen Noth gemeint, fie fer von Gott und Menſchen ver-
laffen, und babe ſich deßhalb in die Tauber ftürzen und erjäufen
wollen. Da habe fie aber aus der Ferne das Lied: „Gott iſt umd
bleibt getreu!” fingen hören, worüber e8 ihr, als wie ein Wollen
bruch, aufs Herz gefallen und als ein Bach voll Thränen nach den
Augen und Wangen gelaufen jet, daß fie die berzweiflungsvolle
That nicht habe vollbringen können. Diejes Liedes Schluß aber 2
lautete jo: }
Gott ift und bleibt getreu: Daß alles Kreuz und Noth j
laß alle Wetter krachen; dir ewig miüglid) ſei;
Gott wird der Trübjal dod) jo liebt der Höchſte dich:
ein jolches Ende machen, Gott it und bleibt getren. |
Die Melodie g a a h ift feine Stamm-Melodie, jondern eime
von Johann Rudolph Ahle, dem Bürgermeister und Organiiten in
der jangberühmten thüringiichen Reichsſtadt Mühlhaufen, uriprüng
Lich für den Kunſtgeſang gefertigte concertmäßige Arie auf das be
kannte Sterbelied von Franz Joachim Burmeiſter in Lüneburg:
Ko&, Klichentled VII, 27
— —— ee a a rs Elke nl matt in
8 V. Vertrauen auf Gott. Mid, 7*
Es iſt ge 2m "ro meinen @eift —
u Zions
ös au we J * allgemälig reißt,
befreie diefen Siun,
Der ſich nad) feinem Gotte jehnet,
der täglich —* und nächtlich thränet:
Es ift genug!
Diefe Arie ſteht als der neunte Sa in dem „dritten Zehn neuer
eiftlicher Arien“ 1662. Es iſt uriprüngli ein 5 echs⸗
* Tonſatz, der von Ahle ſehr ſinnig behandelt iſt und zu
einen einfachſten und beiten ehört. Zuerſt tragen die vier höhern
Stimmen die Worte: sit genug — Zions Geiftern hin“ vor,
dann fingen die drei töten Stimmen in gleicher Melodie die zweite
älfte des Aufgefangs: „Lös auf das Band — befreie dieſen Sim,“
ierauf fingen die drei höhern Stimmen die Worte des Abgeſan
„Der fich nach feinem Gotte ſehnet“ und dann im gleicher Weite bie ie
drei tiefern Stimmen die Worte: „Der täglich Flagt und nächtlich
thränet“; endlich ſchließt ein voller jechsjtimmiger Geſang aller
Stimmen mit der legten Tanzen Zeile: „Es ift genug“, die zuerſt
voll und kräftig gefungen und dann ſanft repetirt wird. Obwohl
dies alles kunſtmäßig geordnet it, erjcheint doch die Melodie,
welche in der jedesmaligen Oberſtimme Liegt, in jo faßlicher Gejtalt
und iſt jo anjprechend, daß jie Leicht im Gemeindegefang —
werden konnte und auch bald in Bas rk übergieng. Aus der
concertmäßigen Arie bildete fi) durch eini Deere die
Choral- Melodie für den Gemeindegejang. Ye ſolcher begegnen
wir ihr im Freylinghauſenſchen Geſangbuch 1714 bei dem Liede:
„Ich habe gnug, mein Herr iſt Jeſus Chriſt“, und in man *
andern — — nur daß der Anfang des Originals,
einen a eigent 'hümlichen ſchwierigen Ausdrud hat, verj *
überarbeitet iſt. Württemberg iſt durch das Knechtſche Choral—
buch 1798 die aus der Ahleſchen Arie entſtandene Choral-Melodie
in einer Überarbeitung vom Jahr 1726 eingeführt, bei deren nun—
mehriger Harmonifirung im neuejten Choralbuc Palmer mit Recht
auf die jchöne Stimmführung im zweiten Theil aufmerkſam macht,
wo derjelbe Gejang, der zuerjt im Tenor erklingt, nachher vom Alt
aufgenommen wird.
147. Auf Gott und nicht auf meinen Rath.
Aus Gellerts (1715—69, vol. 6, 263 ff.) geiftlihen Oden und
Liedern 1757, wo. es den Titel hat: „Vertrauen auf Gottes Vor—
ſehung.“
Zu vergleichen iſt mit dieſem Liede die 21. moraliſche Vor—
leſung Gellerts (3. ad): in welcher er ganz jo wie Fang: „Das
lebendige Vertrauen auf die göttliche Vorſehung und die
in alle ihre Schickungen“ ——— und dem Chriſten als —
Iprache die auch diejes Lied durchziehenden Schriftworte Pi. 73, 25.
6. 91, 7. 9. 46, 3. Hiob 1, 21. Röm. 8, 38. 39. vorschreibt.
Der Grundton des Liedes it Aſſaphs Nede: „Dir Teiteft mic nach
deinem Rath und nimmſt mich endlich mit Ehren an.“ Bi. 73, 24.
ALS Ziethen (1699— 1786), der berühmte, tapfere us
n
t wegen
einer Frömmigfeit verjpottet wurde, gab er ihm zur Antwort: „Es
hat den Kriegern Eurer Majeftät Ri nie Schaden gebracht, wenn
= an der Spitze meiner Reiter mit dem lautjchallenden Liede: ‚Auf
ott und nicht auf meinen Rath!“ in die Feinde meines Königs
eingehauen Habe!” — ES iſt ja eim treffendes Wort für Helden-
herzen und Heldenthaten aus dem Munde eines jo janften Dichters:
Auf Gott und nicht auf meinen Rath
will ih mein Glück ftet3 bauen
Und dem, der mid) erichaffen hat,
mit ganzer Seele trauen.
Er, der die Welt
allmächtig hält,
wird mic in meinen Tagen
als Gott und Vater tragen.
Einft lag Ziethen mit feinem König auf dem Strohlager einer
Schanze. Als diefer nun in völliger Muthlofigkeit alles verloren
geben wollte, jagte er zu ihm: „Sch bin gewiß, daß alles noch
ut gehen und einen ehrenvollen Ausgang nehmen wird.“ Der
önig erwiderte etwas jpöttiih: „Hat Er ſich etwa einen neuen
Alliirten verjchafft ?" — „Nein, nur den Alten da oben; aber der
verläßt uns nicht.” — „Uber der thut ja feine Wunder mehr.” —
„Die brauchts auch nicht. Er ftreitet dennoch fir uns und läßt
uns nicht ſinken.“ Als ſich num nach einiger Zeit das Kriegsglüd
wieder zu Gunſten des Königs gewendet, Tab ſich der gedrungen,
I Bieten binzutreten und ihm zu jagen: „Er hat damals doc
echt gehabt, und Sein Alliirter Ne Wort.“ (Lebensbeſchreibung
des Hans Joachim von Ziethen. Berlin 1797.)
Der zweite Vers iſt bei Gellert felbjt in Uebung geſtanden:
Er jah von aller Ewigkeit,
wie viel mir nüßen würde,
Beltinmte meine Lebenszeit,
mein Glück und meine Bürde.
Was zagt mein Herz ?
ift auch ein Schmerz,
der zu des Glaubens Ehre
nicht zu befiegen wäre ?
Ulle, die fein Leben bejchrieben haben, bezeugen, daß er die Schmerzen
feines vieljährigen Krankerrzuftandes mit aller Kraft befümpft und
vor aller Ungeduld fich gehütet habe. — Als Friedrich Mallet das
Haus feines Freundes Bleek betrachtete, nachdem dieſer das Zeitliche
verlaffen, rief er aus: „Wie leer ıjt das Haus, das der Mann und
Bater auf immer verlafien!" Als er aber die Witwe geſehen, fühlte
er ſich erguict in der Erfahrung, daß nichts jo jchwer jei, das ‚zu
des Glaubens Ehre‘ nicht zu tragen und zu überwinden wäre, und
daß man auf Erden nichts Beſſeres jehen könne, als eine fromme
deutſche Frau.
Sa Friedrich3 des Großen von Preußen, von diefem ei
297*
—
Si
420 VI. Das gottſelige eben. Nr. 1s.
Zu Vers 6. Pfarrer Hegler in dem württembergiſchen jan
Großingersheim begegnete 1851 einem drei Stunden entfernt wo
nenden jungen Schäher, den er vor drei Jahren mit einer ar au
feiner Gemeinde getraut hatte. Auf die Frage nad) feinem Mile
erwiderte derjelbe: „Ach, Herr Pfarrer! —
Was ijt des Lebens Herrlichkeit,
wie bald ijt jie verſchwunden!
Mit diefen Worten haben Sie vor drei Jahren Ihre Hochzeitrede
an uns gejchloffen. Wie hab ichs nun erfahren und wie tief iſts
bei mir eingefehrt!" — „Wie jo? was iſt Euch denn begegnet?
Lebt Ihr vielleicht im Unfrieden oder in Nahrungsjorgen ?* — „D,
das nicht! Aber mein Weib ift mir vor furzem *— ören
Sie! Ich war ſeit mehreren Monaten im Oberland bei den Schafen.
Endlich fonnte ich abfommen, und da ich wußte, daß um dieje Zeit
meine Frau niederfommen würde, jo eilte ich, jo viel ich konnte,
nach Haufe. Nachts Ein Uhr kam ich todtmüde vor meiner Haus—
thür an; da jah ich eine Laterne vor derjelben jtehen; darüber er-
ichrad ich nicht wenig, und böje Ahnungen ergriffen mich alsbald.
Sch Hopfte an: Feine Antwort! Stärfer und immer ftärfer pochte
ih in meiner Angjt, da trat endlich eine Nachbarin ans Fenſter
ihres Hauses, und als fie mich an der Stimme meines Grußes er-
kannte, rief fie: ‚Ach Gott, der its!“ Dringend rief ich zu ihr
binauf: ‚was hats denn gegeben ” und vernahm nun die Schredens-
nachricht: ‚heute Vormittag wird Dein Weib und Dein Kind be-
raben!" Im dem erjten Augenbliden war ich fait ſinnlos vor
Schmerz und unvermögend, nur Einen Gedanken zu faſſen. Da
ergriff mich plößlich die Erinnerung: Hat man dir nicht bei Deiner
Eopulation gejagt: ‚Was ijt des Lebens Herrlichkeit, wie bald ift fie
verſchwunden ? Aber hat man dir nicht auch das Andere gejagt:
Was iſt das Leiden diefer Zeit?
wie bald ijt3 überwunden!
Hofft auf den Herrn,
er hilft uns gern;
jeid fröhlich, ihr Gerechten,
der Herr hilft feinen Knechten!
An diejem Vers hat meine Seele wieder aus unausiprechlicher Bein
ſich Hinaufgewunden.* (Mündliche Nachrichten.)
Melodie: Was Gott thut, das iſt wohlgethan.
— — —
Vl. Das gottjelige Leben.
148. Dies ſind die heilgen zehn Gebot.
Von Dr. Martin Luther tar vgl. 1, 230 ff.) in dem
Erfurter Endiridion 1524 als erjtes Lied deſſelben veröffentlicht.
Ein echtes Katehismuslied, dem er jofort im Chorgefangbüchlein
J P Ar. Ani) t. (&% , ur 1 I
RE er Be J 2 I EX AN Zr h Ai — * 2 « 2 . — *
VE Das goftfelige Leben. Nr. 148. 421
ein kuürzeres zur Seite ftellte: „Menſch, willt du leben jetitid,
und das feine Katechismusauslegung im ganzen nicht erreicht, a
in einzelnen Stellen übertrifft. Es it von den Freunden der evan-
eliſchen Kirche ebenſo geliebt und gehegt, als von den Feinden zum
Fheit angegriffen worden.
Zunächſt haben die Fatholifchen Gejangbücher e3 vielfach, mit
eringen Anderungen, aufgenommen. Johann Leijentritt leitet eg
in feinem Gejangbuch 1567 jehr pafjend mit der erjten Strophe des
fürzeren Liedes ein, welche wir jamt der zweiten hier wiedergeben:
Menſch, willt du leben jeliglic) Dein Gott allein und Herr bin ich,
und bei Gott bleiben emwiglich, fein ander Gott joll irren dich,
Sollt du halten die zehn Gebot, Traun joll mir das Herze bein,
die uns gebeut unjer Gott. mein eigen Weich jollt du fein.
Kyrieleis. Kyrieleis.
Bejonders vortrefflich ijt das dritte Gebot in Vers 4:
Du jollt heilgen den jiebent Tag,
daß du und dein Haus ruhen mag;
Du follt von deim Thun laffen ab,
dag Gott fein Werk in dir hab! Kyrieleis.
Philipp Jakob Spener bemerkt dazu: „Die Heiligung des Sonntags
im a — beſteht darin, daß dieſer Tag von den andern mit
vr rbeit abgejondert und einzig der Behandlung des göttlichen
ortes und der göttlichen Arbeit an uns gewidmet werde. Dazu
bedarf es auf * Seite der Ruhe, damit wir für die göttliche
A ne re he Tl a a 5
PP 2, aa —— —
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Urbeit empfänglih werden. Das geichieht, wenn die Seele, in der
Woche von allerlei Sorg und Mühe umgetrieben, in Gott ruht und
dem Einen Nothiwendigen ich hingibt: ‚Du jollt von deim Thun
laſſen ab, daß Gott fein Werk in dir hab!“ So kehren wir zur —
Ruhe des Paradieſes zurück, los von Müh und Sorge, welche doch
nur ein Theil des durch die Sünde eingeführten Fluches ſind. Da—
der man den Sabbat lieber für eine Wohlthat, denn für eine Auf-
age anjehen joll.“
„Daß Gott fein Werk in dir hab“ gibt nach Schamelius der
griechtiche Poet, Matthäus Gothus, gar ſchön: \
Ev ooi Ö’ Loyulnru üvae row Nroo lulvmv.
„Daß in dir wirfe der himmlische König, dein Herze zu heilen,“ t
Aber ganz befonders unſrem Volfe wär diejer Vers wieder zu 4
wünjchen, deſſen Wohlthat viele jo gut nöthig hätten, wie jener
ent; welcher Sonntags bei feinem Meiſter nach der
irche arbeiten mußte und immer das Lied fang: Dies find die k
heilgen ehn Gebot! Als aber der Meifter ihn fragte, wie es f
omme, daß er immer dies Lied finge, antwortete er: Weil darin
der Bers fteht: „Du ſollſt heilgen den fiebenten Tag.“ n
Bei Vers 10, welcher das neunte und zehnte Gebot behandelt:
Du jolljt deines Nächiten Weib und Haus R,
Du jollt ihm wunſchen alles gut,
a It nicht, noch etwas draus;
twie dir dein Herz felber thut. Kyrieleis.
Ps ET A u A A ELSE. 7 ren ll u 5 Ahr,
2 VE DA goltfelige Rebe ei
—*1ÑF
ee Schamelius kurz und fein: „Die Regel iſt heilig, nur die
empel find rar. erfe Matthäi 7, 12.“
In Vers 11 ijt nach Pauli Worten der Zweck des Geſetzes:
„Durchs Geſetz kommt Erkenntniß der Sünden!" zirfammengefaßt:
Die Gebot all ung geben find,
daß du dein Sünd, vo Menſchenkind,
Erkennen ſollt und lernen wohl,
wie man für Gott leben joll. Kyrieleis.
Das ir ja auch der Sinn aller der „Kyrieleis“ oder „Herr, er—
barm Dich“, welche Luther jedem einzelnen Verſe angehängt bat;
wie denn Caspari im feiner trefflächen Katehismusauslegung,
Erlangen 1858, am Schluß jedes Gebots fragt: „Haft du das
Gebot vollfommen gehalten ?“ umd die regelmäßige Antwort folgen
läßt: „Leider nein!“
Vers 12 ijt der viel umpftrittene unter den übrigen:
Das helf uns der Herr Jeſus Chrift,
der unfer Mittler worden iſt:
Es ijt mit unfrem Thun verlorn,
verdienen doch eitel Zorn. Kyrieleis.
Die römischen Widerjacher, bejonders die Jeſuiten, haben die letzten
beiden Zeilen unabläffig angetaftet. E3 gibt aus dem Jahre 1660
ein in Prag erjchienenes Geſangbuch: Favus mellium, in welchem
von den „Sekten“ gejagt wird: „Sie fingen, er viel Davon,
daß Chriſtus alles hab gethan, des Allerhöchſten Sohn, hab auf-
genommen alle Schuld und uns erworben Gnad und Huld. —
Daraus joll folgen ihr Gedicht, daß gute Werfen gelten nicht für
Gottes Angeficht; e3 jet mit unſrem Thun verlorn, verdienen doch
nur lauter Zorn.” Ein andrer, Kedd, jagte von unjrem Liede, es
jet auf des Teufels Noten Lieblich geitellet. Da waren denn die
Evangelifchen jchnell zur Hand: „Es iſt vielmehr ganz Tieblich und
rxecht nach des heiligen Geiftes Noten geſetzet, darin aber Kedd ein
ichlecht erfahrener Muſikus ift; dem vielmehr die Noten des Anti-
Hrijts wohl klingen, darin es doc ganz verwerfliche Intervalle,
lahme Cadenzen, jeltijame Quinten und übel klingende Diffonanzen
gibt. Denn mit unjrem Thun iſts verloren vor Gott.“ — Bir
ſingens noch mit freudigem Hall und Schall in unſren Kirchen.
Und warum denn nicht? Sagt dod David: Herr, wer wird be—
ſtehen? Und Hiob: auf — ann ich Gott nicht eins ant—
worten! Auguſtinus jagt: Vae hominum vitae, quamvis laudabili,
si remota misericordia judicetur. ‚Selbjt unjre Gerechtigkeit, wenn
fie auch eine wahre ift, um des Ziels des wahren Guten willen,
nad dem fie ſich richtet, ift doch in diefem armen Leben jo, daß fie
vielmehr aus Vergebung der Sünden, al3 aus Volltommenheit der
Tugenden bejteht.“
So fämpften fie um Luthers Worte, die doch St. Pauli und
de3 heiligen Geijtes Worte waren. Indeſſen hielt es der gemeine
Mann mit jenem Bergmann in Soahimsthal, von welhem Mathe-
ſius erzählt, daß er auf die Frage, wie viele Gebote es gebe, ge—
r m. vu we DIESER .
VE. Das gottfelige Leben. Nr. 149.
antwortet habe: elf; und als elftes Gebot bezeichnete er den Vers:
„Das Hilf uns der Herr Jeſus Chrift.*
Die Melodie, welche Luther feinem Liebe zugeeignet hat „auff
den thon, In Gottes namen farenn wyr“, ift die heitere Volksweiſe
mirolydiicher Tonart aus dem zwölften Jahrhundert: ggg ggahe,
r welche da3 deutſche Lied, manchfach wechjelnd, nach einer Hand-
chrift vom Jahr 1422 beginnt: |
In gote8 namen bare wir, . f
finer gnaden gere wir.
Nu helfe vns diu gotes Fraft
vnd das Heilige grab,
da got jelber inne lac. Kyrieleis.
Faſt zu gleicher Zeit, im zweiten Theil des „Teutſch Kirchenampts
1525“, tritt zu Straßburg die doriſche Weije hervor: aage Br
welche ſich hauptjächlich in Oberdeutjchland und in der Schweiz ver-
breitet hat und von Fatholiichen Gejangbüchern mit geringen Modifi $
fationen adoptirt wurde.
149. Mir nad, ſpricht Chriftus, unfer Held.
Bon Johann Scheffler, genannt Angelus Sileftus (1624—77,
| vol. 4, 3 ff.), gedichtet und — in deſſen: „Heilge Seelenluſt,
fünftes Buch“ 1668 mit der Überſchrift: „Sie (die Pſyche, die Seele)
ermahnet zur Nachfolgung Chriſti.“
Es iſt ein Meiſterſtück bibliſcher Lehrpoeſie, in welchem das
Wort Jeſu Matth. 16, 24. 25. vortrefflich glänzt: „Will mir jemand
nachfolgen, der verleugne ſich ſelbſt und nehme ſein Kreuz auf ß
und folge mir nach!“ — In dieſem Grundgedanken ſpiegeln fi
noch andere, z. B.: Ich bin das Licht der Belt! B. 2, Ich bin
janftmüthig umd von dergen demüthig! V. 3; aber das Ganze
wendet fi immer jenem Gedanken zu, und befonders ift der letzte
Vers mit jeinem Entſchluß ein herrliches Echo des erjten mit feiner .
Aufforderung. — V. 4 „Ich zeig euch das, was ſchädlich ijt“, iſt
| ein zwar unnöthiger, aber doch nicht ftörender, fondern den Sinn
| des Herrn ergänzender Zuſatz des Freylinghauſenſchen Geſangbuchs
1704
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Friſch und königlich beginnt ſofort der erſte Vers:
Mir nach, ſpricht Chriſtus unſer Held, *
mir nach, ihr Chriſten alle!
Verleugnet euch, verlaßt die Welt,
ſog meinem Ruf und Schalle!
ehmt euer Kreuz und Ungemach
auf euch, folgt meinem Wandel nach!
Delan Koch, der wackere Begründer dieſer Schrift, erzählt von 4
ku früheren Gemeinde zu Heilbronn am Nedar einen Zug, ber
ie Kraft diefes Liedesanfangs bezeugt. Ein Weltmann, der all»
ſonntäglich nur dem Genuß und Wohlleben nachzuziehen gewohnt
war, gieng eines Sonntags Nachmittags an der St. Kilianskirche
vorüber, als gerade zum Gottesdienjt geläutet wurde. In leicht
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424 VI.’ Dos gottfelige Leben. Nr. —
ſinnigem Übermuth trat er zur Liedertafel, die an der Kirchthüre
egen die Straße hin aufgehängt war, und rief feinen Beglei
— ‚zu: muß nur auch geſchwind a was man da
rinnen fingt.“ Als er aber das Lied angejchrieben fieht: „Mir
nad, spricht Chriftus, unſer Held!“ wird fein Herz wie von einem
Pfeil getroffen; und fiehe da, er muß Chriſto nad. Eine geheime
Macht, die ihn im Herzen überwältigt, zieht ihn in die Kirche hinein
und hält ihm feit, daß er der Predigt zuhört. Das Wort des Lebens
aber, das er da verfündigen hört und das fchärfer ift, denn fein
zweifchneidig Schwert, und die Heiligkeit des Ortes, da Gottes Ehre
mwohnet und da man prediget alle feine Wunder, machen einen jolchen
Eindrud auf fein Herz, daß er umwandte und jeitdem feinen Sonn-
tag mehr fehlte im 5*— des Herrn.
Wir erinnern uns bei dem Liede jener Loſung von Johannes
Arndt, dem Verfaſſer des ee Ehrijtenthums*: „Chriftus hat
viele Diener, aber wenige Nachfolger.“ — An einer Gemeinde des
württembergifchen Franfenlandes, wo die Sitte beiteht, in der Paſ—
ſionszeit die Lektion der Leidensgejchichte mit Liedesantivorten zu
begleiten und zu befräftigen, nimmt man bei der Stelle von Simon
von Kyrene, wo e3 heißt: „den zwangen fie und legten das Kreuz
auf ihn”, den Schlußvers unſres Lieds:
Co laßt uns denn dem lieben Herrn
mit unſrem Kreuz nachgehen,
Und mwohlgemuth, getrojt und gern
in allen Leiden ftehen.
Wer nicht gefämpft, trägt aud) die Kron
des eivgen Lebens nicht davon.
Zwar Schlägt nun hier ber Dichter ſelbſt als Schluß feines Liedes
einen andern Reim vor:
| Wer nichts will leiden in der Zeit,
muß leiden in der Ewigkeit!
Es kommt diefer Vorſchlag daher, daß fein anderes Lied, welches
wir sofort betrachten, einen ähnlichen Gedanken wie jenen hat.
Allein die Gemeinde wird fich fchwerlich von der petifcheren Faſ⸗
ſung abbringen laſſen.
Melodie: Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt.
150. Auf, Chriſtenmenſch, auf, auf zum Streit.
Aus derſelben Quelle und von demſelben Verfaſſer, wie das
vorige Lied. Der, Grundgedanke iſt des Apoſtels Wort: 2 Tim. 2,
3—5., und die Überjhrift Yautet: „Sie (die Seele) muntert auf
zum Streit.“
Zu diefem Lied, das fih im Darmſtädter Geſangbuch 1698
mit der noch pafjenderen Überjchrift: Ad arma fideles! findet, ei
Bilhuber die treffende Bemerkung: „So nahe find bei Ehriften, ala
guten Streitern Jeſu Chrifti, Streiten und Überwinden mıt einander
verbunden, daß hier das fingende Herz zu beidem zugleich aufbietet
und feine Währung von Jahr und Tag dazwiichen jegt, wie es oft
’
VE Das gottjelige
in den Kriegen und Streiten großer Herren zu gefchehen pflegt.
Auf dann, liebe Seele, auf zum Streit! Feinde gibt3 genug =
allen Seiten her, in und außer dir. Der ärgite ift dein eigen böjes
Fleiih, und wenn diefer nicht mit den übrigen unter der Dede läge,
o würden fie nichtS wider dich vermögen. Darım nur frisch dran!
er Sieg iſt deſto größer und herrlicher, je mehr der Feinde find.
Er iſt dir aber jo gewiß, als hättejt du ihn ſchon in Händen; dann
der heilige Geiſt Ei dieje genaue Verbindung jelbjt gemacht: 2 Tim.
2, 5. Die Kampfregel heißt: kämpfe recht, kämpfe bejtändig; kämpfe
unter ernätlichem Gebet, im Glauben, durch Hoffmung und Geduld!
Wer jo Ernit gebrauchet, erjtreitet die Kron.“
Das Original, das mit den Worten beginnt: „Auf, auf, o Seel,
auf, auf zum Streit“ und aus elf Verſen bejteht, findet ſich in den
meiſten Kicchengejangbüchern in der Uberarbeitung, die ihm Auguſt
- Hermann Franke gegeben haben fol, und in der es auch im Frey:
j linghauſenſchen Seinnabuch 1704 mit Einjchaltung des weitern Verſes
(8. 9) jteht: „Wer überwindet, der joll dort in weißen Kleidern
gehen.“
geh Der muthige Kampfeston der militia Christi tritt in V. 1—5
- bejonders im Gleichniß des Kriegsdienites hervor, und es gehört
hieher folgende Geſchichte:
Chriſtof Handel zu Dettingen unter Urach, ein Mann nach dem
Herzen Gottes, der als achtzigjähriger Simeon am 3. Dezember 1800
farb und jet noch in den frommen Kreifen der mittlern Albgegend
in gejegnetem Andenken jteht, hatte einmal längere Zeit einen kaiſer—
fichen Soldaten bei fi im Quartier. Der äußerte mın unter anderem
eines Tags: „Es hat mich noch feine Stunde gereut, daß ich Soldat
geworden bin. Wie es Leute geben fan, die mit dem Gedanken
ang Dejertiven umgehen, tft mir ganz unbegreiflih. Man darf ja
nur befolgen, was man einem befiehlt, jo hat man es qut. Ach
befomme meinen Sold und meine Montur, wie ſichs gehört, und
weiter brauche ich nicht. Unſer General hat uns gejagt, das
Schlimmite, was ein Soldat thun könne, jei, wenn er feinen Poſten
verlafie, möge ihm auch begegnen, was da wolle. Und jo halte ic)
e3 denn auch pünktlich überall, wo ich bin.“ Dieje Nede bemühte
nun Handel als ein Chrijt, der allezeit Salz bei ſich hatte, und
fagte ihm den Vers 4:
Wie Shmählich its, wenn ein Soldat
dem Feind den Rüden kehret;
Wie ſchändlich, wenn er jeine Statt
verläßt und fich nicht wehret ;
Wie fpöttlich, wenn er noch mit Fleiß
aus Zagheit wird dem Feind zum Preis!
k Er bemerkte‘weiter: „Eine ſolche Anhänglichkeit am unſern himm—
liſchen König jollten wir alle haben und diejelbe redliche Unter»
werfung unter jeine heilige Gebote und biejelbe glanbine Ausdauer
auf dem Boften, dahin ums der Herr geftellt.* Diejes Wort wirkte,
und aus dem tapfern Soldaten ward ein tapferer Chriſt. (Chriſten⸗
bote. 1841.)
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Leben. Nr. 150. 425
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426 VI. Das gottjelige Leben. Nr. 151. ie
Das Gleichniß ſchließt Ver 5 ab mit den derb vollsthüm—⸗
lihen Worten:
Bind an, der Teufel ift bald hin,
die Welt wird leidyt verjaget;
Das Fleiſch muß endlich aus dem Sinn,
wie jehr dichs immer plaget;
D ewge Schande, wann ein Gelb
vor diejen dreien Buben fällt.
Die zweite Hälfte gibt in Anlehnung an die Sendichreiben der
Offenbarung Johannis den Kampfpreis zur Ermunterung an. Vers 6
entjpricht der Verheigung für Ephejus und Smyrna, B.7 Pergamus,
3.8 Thyatira, V. 9 Sardes, V. 10 Philadelphia und V. 11 Laodicea.
So daß wir hier eine Dichtung haben, welche ebenjo die Ermuns
terungen jener Sendjchreiben ans Herz der Chrijtenheit legt, wie
„Fahre fort“ es mit den Ermahnungen gethan, hat. — Indeſſen ift
ohne Frage eine Berfürzung diefer VBerje vom Überwinden, wie Dies
jelbe in den meijten Gejangbüchern vorfommt, für das ganze Lied
und jeinen Gebrauch in der Gemeinde zweckmäßig und kann den
Eindrud des Ganzen nur erhöhen.
Melodie: Macs mit mir, Gott, nach deiner Güt. — In
reußen wurde für Diejes Lied, jowie für „Mir nah, fpricht
hriſtus“, eine von den Melodieen des Königsberger Kapellmetjters
Johann Stobäus benügt: ege ec che, die jebt noch Davon
ihren Namen hat und im Freylinghaufenjchen Geſangbuch 1705 dem
Schefflerichen Liede: „Mein Geiſt frohlodet und mein Sinn“ voran-
gedrudt tft. — Die Weijen des Georg Fojephus zu beiden Liedern
fi für den Kirchengebrauch ganz untauglid und nirgends im
ebung.
151. Eins ift noth, ad Herr, dies Eine,
Bon Johann Heinrich Schröder (1666— 99, vgl. 4, 381 ff.
als Pfarrer zu Mefeburg im Magdeburgichen 1697 gedichtet u
1697 ins Hallefche geijtreiche Gejangbuch, 1698 in das Darmſtädter,
1704 in das Freplinghaufenjche aufgenommen. Es bat Die Über-
ſchrift: „von der Berleugnung fein jelbjt und der Welt. Luc. 10, 42,*
Diefes zu den Kleinodien des evangelischen — zu
ählende Lied, beliebt beim Volke, wie wenige, iſt über den Beſuch
eſu bei den Schweſtern in Bethanien (Luc. 10, 38—42) gedichtet,
und iſt darin gezeigt: 1. daß nicht Vieles, ſondern nur Eines noth
ift zur Seligfeit (®. 1. Luc. 10, 42); 2. wo das Eine zu juchen jei:
beim Gottesjohn (V. 2. Kol. 2, 9); 3. wie e3 gefunden werde: in
der feiten Vereinigung im Glauben mit Chrijto (B.-3. 4. Joh. 6,
63 ff); 4. welch reicher Fund damit gethan jei: Weisheit, Gerech—
tigkeit, Heiligung und Erlöfung in Chrijto (B. 5—9. 1 Kor. 1, 30);
5. wie man darnad) redlich und von ganzer Seele verlangen müſſe
(®. 10. Pi. 139, 23. 24. Phil. 3, 8. 9%,
Es iſt für die Volksthümlichkeit des Lieds jchon durch den
Anfang defjelben alles gethan, V. 1:
*
Das gottfelige Leben. Nr. 151. 427
* Eins iſt noth! — Ach Herr, dies Eine
—lehre mich erkennen doch.
Alles andre, wie's auch ſcheine,
ift ja nur ein jchweres Jod);
Darunter das Herze ſich naget und plaget,
und dennoch fein wahres Vergnügen erjaget.
Erlang id dies Eine, das alles erjegt,
jo werd ich mit Einem in allem ergeßt.
Hier ift der Werth des Einen am Schluß vortrefflich bejchrieben;
aber nicht minder aus dem Leben gegriffen it: „Darunter das
Herze ſich naget und plaget.“
Für die einzelne Seele und die Ziele des zeitlichen Lebens gilt
Heinrich; Müllers Wort in den Erquiditunden: „Viele Menjchen jind
auf viel Dings bedacht, das doch unnütz iſt, und machen uns viel
vergeblicher Sorgen. Aber um das Einige, das am nöthigiten ift,
befümmern fi) wenige. Mancher fjorgt, wie er reich werde, und
wäre doch reich genug, jo er ſich begnügen Tiefe. 1 Tim, 6, 6.
Ein anderer bemüht jich, groß zu werden in der Welt, und wäre
groß genug, wenn er jich jelbjt wüßte zu beherrichen. Sprüche
16, 32. anchem ijt3 um Glüdjeligfeit zu thun, Die ihm doch
nicht entgehen könnte, wenn er jo lebte, daß er jelig jtürbe,
Offenb. 14, 13. Ich will mi um das Einige bewerben. Ein
gnädiger Gott ijt mir RER genug, an jeiner Önade laß ich
mir genügen.“ — Für die Kirche und in Bezug aufs innere Leben
findet fich im Stuttgarter Evangelifchen Sonntagsblatt 1872 folgende
Bemerkung: „Welh ein großer Gegenſatz ift Doc zwifchen dem
inneren Wejen und dem äußeren Gewand unfrer Kirche. Alle
Gnadengüter bejit fie zum berrlichiten Genuß; allen Glanzes ent»
behrt fie zum Anſehen auf Erden. Wohlan, mag die römijche
Martha ich behäbig wiegen in einem ———— Hauſe; wenn
nur die evange ie Maria das einzige Pläbtchen findet, welches
heilige Land B: en Schemel zu Jeju Füßen! Dann wölben ſich
vielleicht über ihr keine Föjtlichen Bögen von Münjtern und Kathe—
dralen, wohl aber der Schild des Herren Jeſu: Eins iſt noth!“
£ Kraftjtellen aus den übrigen Werfen, welche, in unfrem
chriſtlichen Volke und gäbe, auch in Schriften viel gebraucht
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werden, find: „Schwing dich über die Natur!“ „Mein Ein und
mein Alles, mein jeligites Heil!" 8. 2. — „Und wurde ihr Alles
— in Einem gejchentt.“ V. 3. — „Was ijt wohl, das man nicht im
Jeſu geneußt!" V. 4. — „Ad wenn ich mır Jeſum vecht lenne
und weiß, jo hab ich der Weisheit volllommenen Preis.“ V. 5. — —
Befondere Kraftverje aber find Vers 6 und 9. Der erftere lautet:
j Nichts kann ich vor Gott ja bringen,
; als nur did, mein höchites Gut;
h Jeſu, e8 muß mir gelingen
% durch dein vofinfarbes Blut.
Die höchſte Gerechtigkeit ift mir erworben,
da du bift am Stamme des Kreuzes geitorben
Die Kleider des Heils ich da habe erlangt,
worinnen mein Glaube in Ewigleit praugt.
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428 VL. Das gottfelige Leben. Me. 1.
ier ift Jeſajah in das Intherifche Kirchenlied gekleidet, ob er nun
1, 10 von Kleidern des Heils redet, mit denen wir Durch Gott
ejchmüct find, oder ob er die rofinfarbene Sünde 1, 18 durch
Gars Gnadenſpruch zu jchneeweißer Gerechtigkeit werben fieht. —
hulich ſchwelgt im Frieden der Gnade nad) Pſalm 23, 1 der
neunte Vers: „Volles Gnügen, Fried und Freude.“
In dem Dresdener oder Börnerjchen, durch Marperger bevor-
worteten Gejangbuch 1734 finden fich bei dieſem Lied erbauliche
Anmerkungen von Marperger. Zum letzten Verje: „Drum aud,
Jeſu, du alleine joljt mein Ein und Alles jein!* wird dort gejagt:
„sm Anfang hieß es: ‚Eins it noth!‘ Im Beſchluß heit es:
‚Dies Einige, Nothwendige iſt, daß ich Chriſtum gewinne‘, da Die
Seele alles, was ſie gefungen, mit Pauli Vorſatz befiegelt: Phil. 3,
7—9. Ach ja, dies iſt die einige Perle, die uns reich macht. Laßt
uns alles dran jegen, daß wir fie gewinnen und ewig bewahren
mögen. Sejus iſt das einige Nothwendige im Glauben, im Leben,
im Leiden, im Tode, am jüngften Gericht und in der jeligen
Ewigfeit.“
Zwei Beiſpiele von gelungener Befferung in der Form möchten
wir nicht unerwähnt laſſen. In Vers 3 heißt e8: „Wie Maria war
beflifien auf des Einigen Genieß, als fie ſich zu Jeſu Füßen voller
Andacht niederließ“; dagegen in neueren Gejangbüchern leſen wir:
„Wie dies Eine zu genießen ſich Marta dort befließ.“ Ebenſo hei
es in V. 4: „Ob viel auch umfehrten zum größejten Haufen, jo wi
Fi dir dennoch in Liebe nachlaufen“, und jtatt deſſen in neueren
ejangbüchern: „Ob viele zum größejten Haufen auch fallen, jo will
ih Dir dennod in Liebe nachwallen.“
Zwei Segensipuren unſres Liedes. — Greiner in feinem „Schul-
liederſchatz“ berichtet: „Ein junger Prediger, der in jeiner Studien-
eit zu den Füßen rationaliftiiher Lehrer, aber nicht des göttlichen
eiſters gejejfen war, hatte zwölf Jahre lang in einer Gemeinde
ewirkt, ohne wahres Leben aus Gott zu befigen. Eines Tages
—* ihm ein Chriſtusbild in die Augen, welches die bekannte Unter—
ſchrift trug: „Das that ich für dich, was thuſt du für mich?“ Das
beunruhigte ſeine Seele aufs tiefſte, und er gieng zu einem benach—
barten alten Paſtor, welcher in Jeſu ſchon lange ſein Ein und Alles
efunden hatte, und bat ihn um Rath. Dieſer beſprach ſich freund—
Lich mit dem Saft, las ihm unjer Lied vor: „Eins iſt noth! ad
err, dies Eine lehre mich erfennen doch!“ fügte das Gerhardtiche
inzu: „O Jeſu Chriſt, mein ſchönſtes Licht“, und betete brü
mit ihm. Der Prediger wurde anderen Sinnes, durch Gebet
Betrachtung der Schrift gelangte er zu völliger —— und zeugte
auch ſofort in ſeinem Amt mit Freudigkeit von dem, der uns von
Gott gemacht iſt zur Weisheit und zur Gerechtigkeit, zur Heiligung
und zur Erlöſung. Schon nad) ein paar Monaten ſtarb er; aber
er hatte Jeſum gewonnen: dies Eine iſt noth.
Direktor Georgii aus Düffelthal erzählte beim Congreß für
innere Miſſion in Elberfeld 1851 von einem Jünglinge, der in der
dortigen Anstalt gelebt habe und jpäter daſelbſt geitorben jet; der
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0000 VE Das gottfelige Leben.
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ſei auf feinem Todtenbett allein durch dieſes in ſeiner Jugend ge—
lernte Lied angeregt worden und zur Erfenntniß des Heils gekommen.
(Verhandlungen des 4. Kirchentags. 1851.)
Die Melodie: ce ce de ffee iſt von Joachim Neander für
fein Lied: — mein Herze begehret“ in den Bundes-
liedern 1680 gejchaffen und findet ih, dem neuen Versmaß ange-
paßt, zuerjt ım Freylinghauſenſchen Gejangbuch 1704. Sebaitian
Bach gibt fie in den Choralgefängen vierjtimmig geſetzt. — Noch
drei weitere unter fich wejentlich verjchtedene Melodieen gibt es zu
diefem Liede. Die ältefte aus A Moll findet ſich im Darmitädter
Geſangbuch 1698; die zweite ijt von Sebajtian Bach und findet fich
in dem 1736 durch den Schloßcantor Schemelli zu Zeit heraus:
gegebenen On Gejangbuch; die dritte tritt in dem Hirſch—
berger Choralbuch von Chriftoph Heinrich Laue 1747 hervor. Alle
haben den Wechjel des geraden und ungeraden Takts gemeinichaftlich.
— Der Wechjel des Taktes ijt dem Wechjel des Versmaßes völlig
entiprechend. Dem Aufgejang mit jeinem trochätichen Versmaß ent-
jpricht der gerade Takt, und das Ganze gejtaltet fi jo gehaltvoll
und feierlich. Dem daftyliihen Versmaß des Abgejangs entjpricht
der Trippeltakt, welcher freilich den Eindrud einer ‚Zangmelobie nicht
ganz verleugnet. Obwohl nun die beiden Hälften charakterijtiich vor-
trogen werden ſollten, ſo wird doch für den Abgeſang ein gehaltenes
empo empfohlen werden müſſen, um die Würde des Ganzen zu
bewahren.
Eine launige Geſchichte knüpft ſich an Lied und Weiſe in fol—
ender Geſtalt. — Iſrael Hartmann, der bekannte ſpätere Waiſen—
ern in Ludwigsburg, bewarb jid) zuvor nach der Sitte jeiner
Zeit bei verjchiedenen ia ray gar um das Ant. Da jchrieb er
einmal einem Gönner im Stuttgarter Confiitorium den Brief: „Ich
a nun zweimal nach einander bei Schulwahlen eraminiren
allen. Das einemal wurde mir das Lied zu fingen aufgegeben:
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Eins ift noth! ach Herr, dies Eine‘ Ach jang den eriten Wers;
- und bin durchgefallen. Diesmal in Laichingen kam daſſelbe Lied
wieder an mich, und ich jang dem lebten: ‚Drum auch, Jeſu, du
alleine jollft mein Ein und Alles fein!“ — Sollte mir dies Lied
wieder aufgegeben werden, ſo würde ich keinen andern Vers ſingen,
als den zweiten: ‚Seele, willſt du dieſes finden, ſuchs bei feiner
Kreatur! Denn ich bezeuge Ew. Hohmwürden und dem berzoglichen
Conſiſtorio, daß wenn ich nicht ohne alles Gejchmier und ohne Ab-
ſicht auf Fe zu einem Dienſt erwählt würde, ich für
immer keinen Dienjt auf dieſe Art ſuchen würde.“ (Basler Samm-
lungen. 1842.)
152. Jeſu, hilf fiegen, du Türfte des Lebens,
Bon demjelben Verfaſſer und am denjelben Orten erichienen,
unter der Überichrift: „om geiftlichen Kampf und Streit.“ — Der
Verfaſſer war 1696 bei feiner Anjtellung als Pfarrer zu Mejeburg
mit der ihm gleichgejinnten Tranquilla Sophie geb. Wolf im die
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430 VE Das gottfelige Leben. Nr. 19.
Ehe getreten, und obwohl jchon nad) dreiviertel Jahren der Tod
die Gatten von einander ſchied, erfennt man die Harmonie beider
in der Liedergemeinfchaft, welche fie pflegten. Sie hatte als geiit-
liche Sängerin nah dem Rhythmus jeines Heiligungslieds: „Eins
iſt noth!“ das Jeſuslied gefungen: „Treuſter Seht, bhrenfönig, du
mein Schaß und Bräutigam.“ Darin heißt es am Schluß des vor-
legten Verſes:
Es mögen alsdann gleich die Kräfte der Höllen
mit ihrem ag fih wider mich ftellen:
Geift, Macht, Kraft und Stärke legt Jeſus mir bei,
er jelber hilft fiegen und machet mich frei.
und das Ganze ſchloß mit der Fräftigen Ermunterung:
Bor allem hebt himmelauf ee Händ:
Gott ſtärk uns; o Jeſu, hilf ſiegen ohn End!
Darauf erſcheint nun ſein Lied wie eine Antwort in aka Ge⸗
betsworten: Jeſu, hilf ſiegen! — Aber auch eine andere Seite iſt
als gemeinſam zu betrachten: die „Feuerfunken chiliaſtiſchen Eiferns
um Zions Sieg und Babels Fall“ (Koch 4, 382). Wie es in unſerem
Liede V. 14 heißt: „Laß uns den Untergang Babels einſt ſehn!
Doch wohlan, kracht es, jo wird es bald liegen; auf Zion, rüſte
dich, Jeſus Hilft ſiegen!“ fo fingt auch die Gattın: „Auf, ihr Klugen,
fteht und wachet; jchmüdt die Lampen: Babel krachet!“ Dieje
Spuren eines gegen das äußere Kirchenthum gerichteten Eiferns find
nicht bloß in der Form, jondern auch im Inhalt verfehlt, und es
ift nicht zu verwundern, wenn die Wittenberger Fakultät das
Lied als chiliaſtiſch beanſtandete. (Theologijche Bedenken wider das
Hallefhe Geſangbuch. Frankfurt 1716.) Indeſſen hat doch der ge-
diegene Inhalt diefe Schwachheiten überwogen, und die evangelijche
Kirche das Erbe für die Gemeinde mit Nuben angetreten.
Dr. Johann Reinhard Hedinger, der jugendliche Hofprediger
zu Stuttgart, der dieſes Lied in Württemberg durd die Aufnahme
in jein Gejangbuch 1700 einführte, ließ am Tage vor jeinem Ende
den Rapellmeilter Schwarzfopf vor jein Sterbebette mit der Dante
treten, daß er ihm einige geiftliche Lieder anjtimme, die er dann
mit dem Herzen mitjänge. Da ließ derjelbe das Lied erflingen:
Sefu, Hilf fiegen! und Hedinger war davon jo ergriffen, dab er
troß ſeiner Schwachheit voll Freuden und mit lauter Stimme rief:
„Biktoria, Viktoria! der Sieg tft errungen!“
Ein treuverdienter Zeuge des Evangeliums in derjelben Stadt
mußte in feinem Wirken oftmals erfahren, daß der Herr den Seinen
nicht bloß Sieg und Beifall verleiht, jondern zu Zeiten Anfechtung °
im reichjten Maße zuführt. Als er nun von den gröblichiten Ber-
leumdungen umringt war umd unter denjelben Tag und Nacht inner- —
lich und äußerlich) ame zu leiden hatte, da Eleiwete er jein Gebet
ar in die Worte des jechsten Verſes und des nachdrüdlichen
uſſes:
— Jeſu, hilf ſiegen! damit auch mein Wille
dir, Herr, ſei gänzlich zu eigen geſchenkt,
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Und ich mid) ſtets in dein Wollen verhülle,
wo ſich die Seele zur Ruhe hinlenkt.
Laß mid) mir fterben und alle dem Meinen,
daß id) mic zählen kann unter die Deinen!
Sp wird das eigene Thun mit feinen Mängeln und Anſtößen in
den Schmelztiegel geworfen und die Gewißheit gewonnen: „Ich
bin Gottes, Gott ift mein; wer tft, der uns jcheide ?“
Un den elften Bers ſchließt ſich Ludwig Hofader an, wenn er
im September 1822 an einen angefochtenen Freund fchreibt: „Wenn
einer nicht mehr beten ann, wenn jeine Seele wie eine Wüſte ge-
worden ijt voll Dornen, Diſteln und Unglaubens, oder gar wie eine
Wüſte voll Unfeligfeit, ein Hades, eine Hölle jogar; und es jteigt
einem Menfchen diefer Art mitten in der Unſeligkeit der Seufzer,
vielleicht täglich nnr einmal auf: Herr, erbarme dich! — was meinſt
du, Lieber? Denkſt du, diefer Seufzer jei nicht jo viel werth, als
ein ftundenlanges Gebet? Und num will ich dir den Vers herſetzen:
Sefu, hilf fiegen! wenn alles verſchwindet
und ich mein nichts und Verderben nur ſeh;
Wenn fein Vermögen zu beten jich findet,
wenn ich bin wie ein verſchüchtertes Reh:
Ach, Herr, jo wolljt du im Grunde der Seelen
dic) mit dem innerjten Seufzen vermählen !
Während nun das Lied in Vers 13 und 14 mit der geharniſch—
ten Ansicht auf den Sieg Bions über Babel zu Ende gebt, hat
Landgraf Ernit Ludwig zu Heflen-Darmitadt, der Bruder der Her—
zogin Magdalena Sibylla von Württemberg, zwei Verſe hinzu—
gedichtet, in welchen der Sieg der kämpfenden Seele jchon im
Sterben aufleuchtet. — Der erſte von beiden, Vers 15, lautet:
Jeſu, hilf fiegen, wanna nun fommt zum Sterben!
mach du mic; würdig und jtetig bereit,
Daß id) mich fünne recht nennen dein Erben
dort in der Ewigfeit, hier in der Zeit.
efu, mein Jeſu, dir bleib ich ergeben ;
hilf du mir fiegen, mein Heil, Trojt und Leben!
Diefer Vers mag uns anfchaulic werden an dem Sterben von
Chriftian Gottlob Kern, Pfarrer in Dürrmenz-Mühlacker, dem
Dichter des ſchönen Liedes: „Wie könnt ic Sem vergefien!” von
welchem Albert Knapp dichtete: „Du füher Kern in einer Schwachen
Schale, von edlen Säften vollgedräugt.“ Als ni die Seinen vor
dem Scheiden gejegnet hatte, rief er: Jeſu, hilf fiegen! O daß ri
dich und den Glauben an dich durchbehauptete, daß niemand Di
mir entriße! DO c8 iſt etwas Großes, daß Jeſus Bürgſchaft für
uns geleiftet hat! Auf Gnade fterbe ich, auf das Verdienſt meines
Hetlandes fahre ich dahin!” — Der lehzte Vers Tautet:
Sefu, Hilf fiegen, warn ich nun ſoll jcheiden
von diefer jammer- und leidvollen Welt;
Wann dir mich rufeſt, gib, daß ich mit Freuden
zu dir mög fahren ins himmliſch Gezelt.
Laß Jeſu, recht ritterlich ringen
und durch das Leben und Tod zu dir dringen!
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E 3 1
A a a) en Bm Sa
SE
VE Das gottfelige Leben. Mr. I8zzzz
Die Melodie: eis h a gis fir e fis gis ah a aus A Dur er—
ſcheint zuerjt in C_Dur mit der Anfangszeile: edehhagfede
im Sa aka Darmitädter Gejangbudh 1698. Wegen des
großen Tonumfangs wurden dann jpäter in Der ——
derungen angebracht, mit denen fie z. B. in den Württembergiſchen
Choralbüchern von 1744—1828 aus B Dur erjcheint.
153. 2 Durchbrecher aller Bande.
Von Gottfried Arnold (1666—1714, J 6, 138 ff), damals
Profeſſor in Gießen, veröffentlicht in „Göttliche Liebesfunfen, aus
dem großen Feuer der Liebe Gottes in Chriſto Jeju entiprungen.
Frankfurt a. M. 1697."
Der Dichter jpricht in dieſem Liede, dem er die UÜberſchrift ge-
geben hat: „Das Br der Gefangenen um den Sieg des neuen
Menjchen“ ſein inmerjtes Gefühl unter jo vielen Kämpfen mit feinem
Herzen auf ergreifende Weije aus. Bilhuber überjchreibt e8: „Voll
endung des wichtigen Werks der Befehrung in der Seele er völli-
gen Steg des Glaubens und einen gejegneten Durchbruch.“ In der
That iſt es ein tägliches Gebetslied erniter Chriſten, die das apoſto—
liiche Wort: „jaget nad) der Heiligung, ohne welche wird niemand
den Herrn jehen!“ Hebr. 12, 14. fih zur Negel und Richtichnur
ihres Lebens gemacht haben. Manche derjelben mögen es aber
auch oft mehr jeufzen, als fingen.
Arnold betet im erjten Vers mit jejajanijchen Anflängen:
O Durchbrecher aller Bande, Übe ferner dein Gerichte
der du immer bei uns biit; wider unjern Adamsſinn,
Bei dem Schade, Spott und Schande bis uns dein jo treu Gefichte
lauter Luft und Himmel it: führet aus dem Kerker Hin!
Zur Erläuterung jeiner Gedanken dabei dient, was er 1698, als er
die Lehrjtelle der Kirchengejchichte an der Univerfität Gießen nieder-
legte, in jeinem „offenherzigen Bekenntniß“ über die Gründe zu Diejem
Schritte jchrieb: „Die Sorge, daß er mit dem Kreuze Chrifti ver-
folgt werde, treibt den natürlichen Menjchen, daß er lieber unter
alle Satzungen fich verwahren läßt, nur daß ihm an jeiner Gemäcdh- 7
Yichkeit, Reſpekt und Vortheilen nichts abgehe. Sobald dann jolde 7
arme Seelen an andern einen Ernst jehen, wie fie dem Himmelreih
Gewalt zu thun trachten, jo müfjen fie freilich um ihrer Sicherheit
willen diejelben unter allerlei Vorwand als gefährlich und verdächtig
vorstellen; objchon dieje eine Kraft und Gnade geniehen, wovon Ver-
nunft, Heuchelei, Selbjtliebe, Mundgeſchwätz, ja alle Welt nichts
weiß. Man muß den Kreuzweg finden, daß man jelig werde.“
Beſonders harakteriftiich für die gewaltige Geijtes- und Willend-
kraft, welche Arnold im Ningen mit Fleisch und Blut einfebte, ift
Vers 6:
Herr, zermalme, brid) und reife Heb uns aus dem Staub der Sünden,
die verboste Macht entzwei; wirt die Schlangenbrut hinaus;
Denke, daß ein armes Neije laß uns wahre Freibeit finden
dir im Tod nichts nüße jet. in des Vaters Hochzeithaus!
fest er — I. Das gottſelige Leben. Nr. 153.
Sr eh —
WVers 7 enthält aber denſelben heroiſchen Entſchluß, deſſen gottes-
E —— wohl fähig ſind. — Man liest im Beben von
ei
* nrich Bogatzky, wie er 1725 von ſich und ſeiner Braut
Barbara Eleonore von Felß, einer vater- und mutterloſen Waiſe,
bezeugt, daß ihr beider Sinn geweſen:
Wir verlangen feine Ruhe Aber unjer Geift, der bindet
{ für das Fleiſch in Ewigkeit! dih im Glauben, läßt did) nicht,
F Wie du's nöthig findit, jo thue bis er die Erlöfung findet,
noch vor unſrer Abichiedgzeit. da ihm Zeit und Maß gebrict.
Und als die Gattin um 1734 zum Sterben kam, erklärte fie: „In
- ber ganzen Welt ift nichts als Eitelkeit; in der Liebe Jeſu allein
it Ruhe.“
Wilhelm Hofader fchreibt 1844 einem Freunde: „Ach Lieber
Bruder! Warum freuft du dich nicht viel mehr, die Schmad des
* tragen zu dürfen? Haſt du denn darin kein Siegel da—
ür, daß du auf dem rechten Platze biſt? Warum würde der Teufel
rumoren, wenn du ſein Reich nicht angefochten hätteſt? Gib doch
em Kleinmuth nicht Raum, ſondern ſei wacker und getroſt und be—
denke: Seine Kirche iſt eine ſtreitende bis ans Ende. Wir ſagen ja:
Wir verlangen feine Ruhe für das Fleiſch in Ewigkeit. Das muß
Wahrheit jein umd nicht nur Gefang. Das wäre dem Feind eben
recht, term wir Die Segel jtreihen und uns verfriechen würden.
Nein, nicht wir, fie müflen gehen!“ (Hofaders Leben von feinem
Sohn, ©. 241 f.)
| Und der achte Vers ijt den zivei vorangegangenen gleich. —
— Ein Student der Theologie, welchem Gott die Gnade geſchenkt hatte,
von Kind auf im der Ertmmerung feines Taufbundes zu bleiben und
durch Wort Gottes und Gebet in Gemeinjchaft mit feinem Heren zu
ſtehen, fühlte nicht3 deito weniger gar manche Anfechtung zur Luft
des Fleiſches, wie zur geiftlichen Trägbeit. Da berichtet er, daß es
1 auf einjamen Spaztergängen aus der Stadt hinaus Jahre lang fein
Seufzer geweſen fei von Herzensgrunde:
Herrſcher, herrſche; Sieger, ſiege; Lab doc aus der Grub die Seelen
König, brauch dein Negiment! durch des neuen Bundes Blut;
; Führe deines Neiches Kriege, (a uns länger nicht jo quälen,
—JJ mach der Sklaverei ein End! denn du meinſts mit uns ja gut!
Und es gelang ihm immer beſſer, auch in dieſen Stücken über + Die
n Fußangeln des böfen Feindes Meiſter zu werden, und immer mehr
in der Überzeugung zu ruhen, welche der Schluß ausſpricht:
m Demm du meinſt's mit uns ja gut,“
& Diejer Vers, welcher ſich auch in Ernſt Moriz Arndts Bapieren
Fand, machte ihm vor dem Unterfuchungsrichter eimit große Noth.
Der arme Mann des Gefepes meinte, binter der „Sklaverei“ und
„des neuen Bundes Blut“ wer wei; welche gefährliche Plane gegen
5 den Staat und Bund im Deutichland wittern zu jollen.
Überans innig und teöftlich iſt der lehte Vers unfers Liedes:
Kos, Kirbenfier, VII. an
le a a Dh he ae ud en He Dia aög u 70 ne ne
a 22
ns
134 VE Dasigolffige Leben. Mr. Ih. 1.
F
Liebe, zeuch uns in dein Sterben; Doch wohlan, bu wirſten 7
laß mi die gefreuzigt fein, nur wir nicht läffig jein;
Was dein Ne nicht fann ererben, werden wir doch als wie träumen,
führ ins Paradies uns ein, wenn die freiheit bricht herein.
Bengels Schwiegerfohn, der würdige Rath Williardts in Eß—
lingen, hatte auf jeinem legten Lager 1799 oft in aller Gebuld
* mit dem Verſe: „werden wir doch als wie träumen!“ dis
er nun in den legten Sügen lag, drückte ihm jein Sohn Dr. Williarbts
die Augen zu mit den Worten: „Lieber Vater, die Freiheit bricht
herein! Ei du frommer und getreuer Knecht, dur bijt über wenigem
getreu gewejen; ich will dich über viel jegen. Gehe ein zu deines
Herrn Freude! Herr Jeſu, nimm jeinen Geiſt auf!“ Spriften-
bote. 1834.)
Das Freylinghauſenſche Geſangbuch 1704 gibt die Driginal-
Melodie: fg ag ahec. Sonſt wird das Lied gefungen theils
nad) „O du Liebe meiner Liebe“, welches eine aus dem Volkslied
„Sollen num die grünen Jahre“ gejhöpfte Melodie der Brüder-
gemeine befommen hat: a h eis e d cis h h; theils nad) „Werbe
munter, mein Gemüthe“, vl. Seite 192.
154. Es koftet viel, ein Chrift zu fein.
155. Es if nicht fhwer, ein Chrift zu fein.
Zwei gegenjäglie Lieder über das wahre —— von
Dr. Chriſtian Friedrich Richter, Inſpektor des Pädagogiums und
Arzt des Waiſenhauſes zu Halle (1676—1711, vgl. 4, 354 ff..
Das erjte erjcheint jchon im Halleichen Gejangbud 1697 und
dann im Anhang zum Freylinghaufenjchen 1704. Das zweite tit
jüngern Urjprungs und erjcheint en im Freylinghauſenſchen Ge—
ſangbuch 1714. Beide finden ſich beiſammen in dem Anhang zu
Richters Schrift: „Erbauliche Betrachtungen vom Urſprung und
Adel der Seele“ 1718, wo das erſte den Titel hat: „Von der
Wichtig⸗ und Schwierige de3 wahren Chrijtenthums“, das zweite:
„Von der Leichtig= und Lieblichkeit des wahren Chriſtenthums.“
Das eine Lied: „ES koſtet viel, ein Chrift zu jein“, hebt den
Ernit hervor, ohne welchen wir nicht ins Reich Gottes —5
können. In demſelben klingen die Worte Chriſti wider von
engen Pforte und dem ſchmalen Weg, von dem „Ringet darnach!“
— In dieſem Sinne ſtellt Richter die Gedanken hin: „der Natur
geht es gar ſauer ein“ V. 1 und „es koſtet Müh, auf ſeiner Hut
zu ſtehn“ V. 2. — Um aber dieſe Müh annehmlich zu machen,
wird der Blick aufs himmliſche Ziel gelenkt. Der Lohn iſt die
Herrlichkeit V. 3, die Würde des Gotteskindes V. 4, die Erkenntniß
Gottes ſelbſt V. 5, die Gemeinschaft der himmlijchen Weisheit V. 6.
Kurzum, es heißt zwiſchen Gott und ſeinem Kinde: was dein it, das
ift mein! V. 7. — Darım V. 8: auf zum Kampf, und durch Arbeit
ur Ruhe! — — Wie nun hier die Kraft zur Chriftenmühe in dem
le der Zukunft nachgewiejen wird, jo wird im andern Lied
Nr
3J
a a in
das menjchlih Schwere gehoben
*
2
LE
Bi ‚Nr. 154. 155.
das Verhalten im einzelnen bejchrieben, an der Hand des Heilands-
wortes: „Mein Koch ift janft und meine Laſt iſt Leicht.” — Es it
nicht Kae weil der ſchwachen Natur die ftarte Gnade gegemüber-
tritt ®. 1. — Du darfit nur findlich fein in Liebe V. 2, jelbitlos
im Herzen B.3. Du darfit nur Glaube im Gebet üben V. 4 und
Geduld in Demuth B. 5, jo wird der Glaube getroft bleiben auch
im Dunkeln V. 6 und endlich das Licht Schauen zur Seligfeit V. 7.
— Darum V. 8: auf zu findlicher Ergebung, und dadurch zum
Frieden !
Den Gedankengegenjat beider Lieder mögen noch zwei jchöne
Worte erläutern. Eins von Boos. Diejer Nö t Düffeldorf 10. Mai
1818: .. „Sch habs oft gepredigt: ‚Es iſt nicht gut, ein Christ zu
fein!" Denn kaum befommt man einen fühlbaren oder unfichtbaren
Bejuch vom Heiland, jo wird man gleich arauf von der Welt als
ein Böjewicht, Narr oder Nuhejtörer behandelt, inquirirt, eingejperrt,
verjagt, in den Rhein oder in's Kranfenbett geworfen. — Dann
aber hab ich wieder gepredigt: ‚Es iſt auch gut, ein Chrift zu fein!
Denn ein Chriſt hat fait alle vierzehn oder vierzig Tage etwas Neues,
ettwas Freudiges, etwas vom Himmel und vom Heiland zur erleben.
Nach der Leidenswoche hat der Ehrijt eine Auferjtehungs-Freuden-
woche, nach diejer eine Dimmelfahrtstwoche, und nach diejer fommt
die Pfingſtwoche; nach der Entziehung der fichtbaren Gegenwart
kommt und folgt feine geiftige und umfichtbare. Iſt das nicht qut,
nicht jelig ?*
Das andere Wort ijt von Harleß in einer auf Qubilate,
25. April 1847, in der Baulinerfirche zu Leipzig gehaltenen Predigt:
„ES begegnen ung nicht wenige, welche aus der Einen Wahrheit,
daß das Chriftenthum Leicht umd ſchwer jei, zwei unverträgliche
Gegenſätze oder ein Räthſel machen, das niemand Löfen fan. Denn
ein Theil derer, welche jagen: das Chrijtenthum tt jchwer! ver-
werfen die, welche es leicht nehmen, und wiederum die, welche es
leicht nehmen, tadeln eben jo heftig die, welche jagen, es ſei ſchwer,
ein Chrift zu fein. Was joll denn bei diefem gegenfeitigen Ver»
werfungsurtheil die rätbielhafte Wahrheit fein, die in der Mitte
liegt? Mir wird's dabei immer zu Muth, als ob das rechte Chriften-
thum damit begänne, daß man aufhöre zu fragen, ob es ſchwer oder
ob es Leicht fer. Die Sache am fich ift jehr einfach. Sebe ich nem—
lich auf mich, jo muß ich jagen: ‚es tjt ſchwer, ein Ehrift zu fein;
ehe ich aber auf Chriftus und jeine Verheißungen, jo iſt es leicht.
enug des menſchlich Schweren liegt auf ums. Gottes rettende
Barmherzigkeit it aber wahrlich nicht dazu in die Welt gefommen,
das Schwere ung noch ſchwerer zu machen, ſondern dazu, daß wir
ihnen durch eine Kraft, die von
oben kommt, und daß wir das, was von oben kommt, zwar micht
als einen Freibrief der Leichtfertigkeit hinnehmen, wohl aber als ein
Geſchenk, welches in göttliher Weiſe uns leicht macht, das menich-
ih Schwere zu tragen und zu überwinden. Was ſchwer iſt, leicht
zu tragen und zu überwinden, dazu iſt Ehriftus im Fleiſche erichienen
und uns geſtorben.“
J
+
485
: — 7*
? er ..
Zu dem Liede: „Es kojtet viel“ mögen noch folgende Erzäh-
lungen jtehen:
AS Pfarrer Frider auf jeinem Krankenlager zum Ende eilte,
fragte man ihn im der legten Nacht, ob es ihm nad den Worten
gehe: „Herz, freu Dich, du jollit werden vom Elend diefer Erben
von der Sünden Arbeit I ?" Da antiwortete er im Blick auf
den ®. 2: „Sa,
man muß bier jtets auf Schlangen gehn,
die ihren Gift in unſre Ferſen bringen !*
Einem Manne, welcher jo den Ernjt der Pilgerbahn noch in der
legten Stunde auf dem Herzen und Gewifjen hatte, mußte dann
aber auch der Schluß des B. 8 gelten:
Wie gut wird ſichs doch nach der Arbeit ruhn,
wie wohl wirds thun !
Eine gar jhöne Erfahrung liegt in folgender Erzählung einer
Chriſtin aus ihrem eigenen Leben. „Ich war noch eine junge Mutter
und jap zum eritenmal in ir Sorge eine lange Nacht an dem
Krankenbett eines heißgeliebten Kindes. Gichter bewegten jeine Arm-
hen, ja manchmal bäumte e3 ſich ganz auf in jeinem Kiffen. Das
ieng mir jehr zu Herzen, und ich rang darnad), mit meiner Natur
Fertig zu werden und das Kind willig zu opfern, wenn der liebe
Gott es zurückverlange. — Stunde um Stunde zerrann, der Ver—
jucher wollte mid) an der Liebe Gottes irre machen, und je mehr
die fürperliche Müdigkeit zunahm, dejto dunkler wurde es in meinem
Innern. Sch jeufzte unwillfürlich: ‚Es koſtet viel, ein Chriſt zu fein!
Das Lied war mir bloß der Anfangsjtrophe nach befannt, und das
jeßige Geſangbuch noch nicht lange vorher im Druck erſchienen. Nun
juchte ich das Lied und fieng an zu leſen. — Welche Freude ich
empfand über die herrliche Verheißung: ‚Man joll em Kind des
Höchſten jein! V. 4, ‚Da wird das Kind den Bater ſehn“ V. 5
und endlich: ‚Was Gott genießt, genießt es auh! V. 7, kann ih
jeßt nach dreißig Jahren noch nachempfinden. Meine Seele bra
in Lob und Dank aus, daß der Herr diejem leidenden Würmlein °
jolche Wonne bereiten wolle. — Als ich nach dem Kindlein jah,
war e3 eingejchlummert und — erwachte wieder zum Leben. Am
achten Jahr aber jtarb es nach einer langwierigen Knochenfrankheit.
Biele Nächte ſaß ich an dem Krankenbett, aber nie mehr jo verzagt, °
ja innerlich oft vecht fröhlich bei dem Gedanken: wenn e3 nun über-
wunden, jo heißt es auch von ihm:
Was Gott genieht, genieht es aud),
was Gott bejist, wird ihm in Gott gegeben;
Der Himmel jteht bereit ihm zum Gebraud):
wie lieblich wird es dort mit Jeſu leben!
Nichts höhers wird au Kraft und Würde jein, )
als Gott allein, 7
Möchten viele Mutterherzen im Dinblid auf das Lieblihe Los, dad
jterbenden Kindern zu Theil wird, jich tröſten können, wie mir Did
in der Liebe Jeſu gegeben wurde.“
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2
VI. Das gottfelige Leben. Nr. 156.
Sie Melodie auß A Moll: aChachchagis iſt eine
Halleſche Weije aus dem Freylinghaufenjchen Gejangbuc 1704 und
wird Johann Sebaftian Bach zugefchrieben. — Auf das zweite Lied
at Conrad Kocher, Stiftsorganift in Stuttgart, 1828 eine neue
eife aus C Dur: ge dc he ag erfunden und hernach auf das
Lied Rambachs: „Der Herr iſt gut, im deſſen Dienjt wir ſtehn“ mit
verändertem Auftakt (g g g) übergetragen.
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156. Heiligfter Jeſu, Heilgungsquelle.
Eine Perle im evangelischen Liederihag und ein echt hriitliches
WMorallied“, gewichtiger denn hundert jener jogenannten Moral-
- Lieder aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
Es jteht zuerjt in der Beigabe zu dent zweiten, dem Titel:
„Reue göttliche Liebesfunfen” führenden, poetischen Anhang von
Gottfried Arnolds „Geheimniß der göttlichen Sophia 1700“ mit
der Ueberjchrift: „Um volle Jeſusähnlichkeit.“ Daher kam es, daß
man jo lange Arnold für dem Dichter oder wenigſtens Bearbeiter
diejes Liedes hielt. Jene Beigabe hat aber die aaa „Folgen
einige bisher unbekannte, auch meiſt von andern aufgeſetzte Lieder“,
und außerdem bringt Johann G. Kirchner in ſeiner „kurzgefaßten
Nachricht von ältern und neuern Liederverfaſſern. Halle 1771.“ ein
entſchiedenes Zeugniß eines in Frankfurt a. M. ſich aufhaltenden
Verwandten des frommen Pfarrers Bartholomäus Craſſelius (1677
—1724, vgl. 4, 418 ff.) bei, daß dieſer daſſelbe verfaßt habe. Es
muß das ums Jahr 1695 geſchehen fein.
Das Lied P die Überarbeitung eines holländiichen Lieds des
Jodocus von Lodenjtein (1620—1677, val. 6, 3 ff.), Predigers zu
Utrecht, welches wahrjcheinlich 1655 gedichtet und in deffen Uytspan-
ningen 1676 gedruckt wurde, und deſſen erjter Vers lautet:
Heyl’ge Jesu! Hemelsch voorbeeld!
Der Englen heyligheyd
Werd als duysternis verordeeld
R by uwe zuyverheyd.
Jesus is myn onbesmet
— hoofd en hert, myn geest en wet,
Heyligt my, heyligt my,
ik moet Jesu zyn als Gy,
Ir Heyligt my, heyligt my,
7 ik moet heylig syn als Gy.
Es lebte in den beiden Männern Ein Geiſt: der flammende
Trieb wahrer Heiligung in Gott. Lodenjtein, der umjerem Spener
eiftesverwandte Weder des chriitlichen Lebens im den Nieder—
anden, war im der Nachfolge Jeſu jo treu, wie der jugendliche
Craſſelius, em Schiller W. $ Francke's, eifrig in dem Werfe des
Herrn; nur daß der niederländiiche Dichter ein größeres Gleich
- in dem göttlichen Qeben erlangt hatte, während fein beuticher
eberjeger im Kampf mit feiner heftigen Naturanlage in umirem
Liede und im Leben erſt darnacı zu ringen hatte,
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438 vi. Das gottfelige Leben. Nr. 16.
Als Albert Knapp im Anfang feiner Bekehrungszeit in einem
Vilariat zu — bei Stuttgart ſtand, — im
Vorfrühling 1821 ein auswärtiger, eingefleiſchter Demagöge von
höherer Bildung und Stellung, den er in Tübingen einige Male
auf ſeiner Durchreiſe geſprochen hatte, zu ihm in ſein einſames
Zimmerchen ein, nachdem er kaum aufgeſtanden war. Er erſchrack
nicht wenig ob dieſem Beſuch, da er dieſem Manne entſchiedenen
Widerſtand zu leiſten hatte, wenn nicht das junge Gebäude ſeines
Chriſtenthums, das eben auch Gehorjam gegen die Dbrigfeit forderte,
einen Inmäptdeı Riß erleiden follte. Darum erklärte er ihm
auch fofort nach den erjten Begrüßungen, daß er eine andere Über:
Is ewonnen, daß er fich dem Chriftenthum ergeben und alles
ür Schaden rechnen gelernt habe gegen die überſchwengliche Er-
kenntniß Jeſu Chriſti, des ewigen Freiheitsſpenders. leichwohl
Ind der Mann ihn freundlich ein, ihm nach Stuttgart zu folgen,
wo es für die Sache Deutjchlands vielerlei zu beiprechen und vor—
zubereiten gebe. Jetzt galt es, fejt zu jtehen. Knapp bat ihn, weil
er wohl empfand, daß noch ein bejierer Kern in dem Manne fer:
„Lieber Freund! Sie jehen, daß ich kaum aufgeftanden bin und
nicht ohne weiteres mit Ihnen fortgehen Fan. Es ift mir zum
Bedürfnig geworden, meinen Tag mit Gebet zu beginnen; nicht
wahr, Ihnen auch, da Sie doch ein Chrijt find ? —— laſſen
Sie uns vorher mit einander beten.“ Er war in ſichtbarer
legenheit, nickte jedoch mit dem Kopfe und ſprach: „Nun ſo thun
Sie das!“ Um ihn ja nicht zu beſtürmen, nahm der Vikar das
Geſangbuch und begann zu beten:
4
W
{
Heiligjter Jeſu, Heilgungsquelle,
mehr als Kryjtall rein, flar und helle,
du lautrer Strom der Heiligkeit!
Der Glanz der hohen ECherubinen,
die Heiligkeit der Seraphinen
ift gegen dir nur Dunkelheit.
Ein Vorbild biſt du mir;
ach bilde mich nach dir,
du, mein Alles!
Sefu, ei nu,
hilf mir dazu,
daß ich auch heilig fei, wie du!
Der freiheitsdurftige Freund hatte anfangs jeine Dipl auf Den
Rüden gelegt. „Legen Sie, Lieber, Ihre Hände beim Gebet auf
den Rüden ?* Tragte Knapp; und mın faltete er fie vorne zur Not
zufammen, und der Vikar ſprach das herrliche Lied ganz findli
vor feinem Gott. Er war zum Schlußvers gekommen:
Nun, liebſter Jefu, liebſtes Leben,
mach mich in allem dir ergeben
und deinem heilgen Vorbild gleich.
Dein Geiſt und Kraft mich ganz durchdringe,
daß ich viel Glaubensfrüchte bringe /
und tüchtig werd zu deinem Neid). Bi!)
kr
u ha
*
— 8
tet,
Ah zeuch mich ganz zu dir,
behalt mich für und PA
treuer Heiland!
Sefu, ei nu,
laß mich, wie du,
und wo du bit, einjt finden Ruh!
Albert Knapp ſprach nun den Segen Aarons über Gottes Voll.
Der Mann aber fiel ihm weinend um den Hals und rief: „O mein
Bruder, das ift ewige Wahrheit! Darin laſſen Sie uns einig im
Geiſte jein! Ja, darin liegt das ewige Leben!" — „Nun wohl,
erwiderte der andere, jo laſſen Sie und auch dem Heiland nach—
folgen und unjer altes Zeug in den Tod werfen, denn Chriftus
und die Demagogie ftimmen nie zufammen! Wir wollen ein ganz
neues Leben in Ihm und nach Seinem Er te Worte be=
innen, damit wir einjt vor Seinem Angefichte bejtehen!“ Er wider:
(ns nicht mehr, und einträchtig giengen fie mit einander über den
erg nah Stuttgart. — Was Fed aus ihm geworden, hat
Knapp nicht weiter erfahren. (Leben Hofackers von Albert Knapp.
Heidelberg 1852.)
Un Vers 2 haben jhon manche Dulder in jchweren Stunden
ſich aufgerichtet. Er erfleht fich den ftillen Gehorfam, welchen der
Herr in der Paſſion bewiejen und welchen auch wir im Leiden
zeigen jollen:
O jtiller Jeſu, wie dein Wille
dem Willen deines Vaters ſtille
und bis zum Tod gehorjam war,
Sp made du auch gleichermaßen
mein Herz und Willen dir gelaſſen:
ad) jtille meinen Willen gar.
Mac mich dir ———
wie ein gehorſam Kind,
ftilfe, ftille !
Jeſu, ei nu,
hilf mir dazu,
daß ich fein jtille fei, wie du!
Dieje Worte gebrauchte Theodor Mepler, Buchhändler in Tübingen,
der erſte Buchhändler diejes Namens in Württemberg, während
einer jchmerzlichen letzten Krankheit, an der er im Dezember 1724
tarb, gar oft zu feiner Seele Ermunterung. (Pregizer, gottgebeiligte
vefieen. 1724.)
Vers 5 mag, wie wir glauben, bejonders mächtig aus bes
Überſetzers Herzen gefloffen fein. Es ift ein Gebet wider die Macht
des aufbraufenden Temperaments: f
Du fanfter Jeſu, warſt unjchuldig
und litteit alle Schma qedulbig,
vergabjt und ließſt nicht Nachgier aus.
Niemand kann deine Sanftmuth meflen,
bei der fein Eifer dich gefreſſen,
als der um deines Vaters Hans.
Das gottjelige Leben. Nr. 156. 489
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Mein Heiland, ach verleih —
mir San —* dabei *
hilf mir dazu,
daß ich fanftmüthig fei, wie du!
Er war ein jo gewaltiger Eiferer für reines chriftliches Leben, daß
ur gejegliche Schärfe in Düffeldorf bis zu den einjchneidenditen
üglichkeiten führte. Er wurde ermahnt, auf der Kanzel umd
font alle chrijtliche Liebe und Sanftmuth zu beweifen; ja er hatte
darüber jogar Geld- und Gefängnißitrafen zu erdulden. Allein er
eiferte nie für jeine eigene Ehre, jondern „für den Schaden Joſefs“
und gegen das Berderben in der Kirche. Daher blieb ihm ein jo
inniger Friede im Herzen, wie er ſich in dem Liede jpiegelt: „Friebe,
ach Friede, ach güttlicher Friede!“
Der ſechste Vers, welcher mit dem fünften auf dem Worte des
Herrn ruht: „Ich bin janftmüthig und von Herzen demüthig!“ it
eine anjchauliche Schilderung der Herablaffung des Menjchenjohnes:
Würdigſter Jeſu, rapie a
Du- juchtejt deine Ehre wenig
und wurdeſt niedrig uud gering.
Du mwandeltejt ertieft auf Erden,
in Demuth und in Knechtsgebärden,
erhubjt dich jelbit in feinem Ding.
Herr, ſolche Demuth lehr
aud mid je mehr und mehr
ftetig üben!
Jeſu, ei nu,
hilf mir dazu,
daß ich demüthig ſei, wie du!
Im Stuttgarter Evangeliſchen Sonntagsblatt findet ſich 1868 hiezu
die Bemerkung: „Wenn ich meinen Heiland ſo anrufe, ſtelle ich mir
denſelben vor, wie er zu den Füßen ſeiner Jünger kniet am Abend—
eſſen, um ihnen den Dienst zu erweilen, welchen hernach die gott-
feligen Witwen übten, da fie den Heiligen die Füße wujchen. 1 Tim.
5, 10. ‚Wie müfjen ſich da die heiligen Engel verwundert haben!
ruft Valerius Herberger aus. ‚Gehe hin und thue deigleihen! jagt
mein Heiland auch zu meiner Seele.“
Ein merkwürdiger Nahhall ift dem Liede zu Theil geworden
in dem württembergiichen „Brüderbüchlein“, der in den Kreijen der
Stundenleute heimiſchen „Sammlung auserlejener geiftlicher Lieder
zum gemeinjamen Gejang und eigenen Gebrauch in chriſtlichen Fa—
milien.“ Hier findet ſich ein Lied mit 31 Verjen, in welchen Jeſus
der Reihe nach angejchaut und angerufen wird als glaubiger, armer,
liebvolliter, trauernder, weiſeſter, wahrhafter, ſchweigender, gerechter,
ehorjamer, barmherziger, verfolgter, friedfertiger, geſchmähter, ver—
afj'ner, betender, weinender, fümpfender, freundlichſter, mildefter,
fterbender, Iebender, niedriger, demüthiger, ftegreicher, ſelbſtänd'ge
Weisheit, treuefter, verwund’ter, verflärter, glorreicher, herrlicher
Sefus. Den Grundſtock defjelben bilden die von dem befehrten Oberſt
Philipp Friedrich Rieger in jeinem Gefängniß zu Hohentwiel über
dem Lejen der Paſſionsgeſchichte gedichteten 21 erjten Verſe, ver—
öffentlicht in dem Anhang zum, „Württembergiichen Confirmations-
büchlein und Francke'ſchen Glaubensweg. Tübingen, Fues, 1771.”
Weitere Verſe jtammen von Philipp David Burt ‚ dem Schwieger-
fohn Bengels. Das Württembergijche Gejangbuch 1841 hat davon
einen Auszug gegeben im neun Verſen: „Slaubiger Jefu, auf Ber:
trauen.”
Es mag von Intereſſe fein, zu jehen, wie in diefem Nachklang
wei von Natur jo verjchiedene Geifter, wie Rieger und Burf, mit
em ehriwürdigen Lodenftein fich zum Gebet vereinen. Der von
Natur jähzornige und gewaltige Oberjt Nieger (val. 5, 192 ff.),
auf deſſen herben Lebensgang die Worte zielen: „Das beite Brot
iſt Thrämenbrot“, betet in dem Liede:
| Schweigender Jeſu! Falfche Zeugen
2 haft du mit unerichrodnem Schweigen
und ohne Antwort widerlegt.
Ich kann nicht Schweigen, wie ich wollte,
4 ich fchweige, wenn ich reden follte,
| und werd oft gar zum Born bewegt.
Ad gib mir deinen Sinn,
warn ich verleumdet bin,
daß ich jchweige.
Jeſu, ei nu,
hilf mir dazu,
daß ich auch jchweigen mag, wie dur!
Dagegen der milde und in Gott fröhliche Burk, welcher einmal jagt:
„Wer vom Glauben irre geht, macht ſich jelbjt viel Schmerzen; wer
— Geleiſe des Glaubens bleibt, bleibt in Gott und Seinem Frieden !*
betet:
U a en" un EZ u a m"
E Herrlicher Jeſu! Lauter Freude
1 wächst, grünt und quillt auf jener Weide,
— da du der Hirt der Schafe biſt.
7 Das Brot des Lebens joll der haben,
R das Lebenswaffer joll den laben,
der durch dein Blut gereinigt ift.
Laß mich * einen Gaſt,
& den du berufen hait,
— dort zu wohnen.
s Mein ganzer Sinn
fteht nur dahin;
hilf, daß id) ewig bei dir bin!
Melodie; Wachet auf, ruft uns die Stimme.
v: 157. Herzog unfrer Seligkeiten.
\ Aus Gottfried Arnolds (16661714, vgl. 6, 198 ff.) „Neuen
göttlichen Liebesfunten und ausbrechenden Liebesflammen in_fort-
gejehten Beſchreibungen der großen Liebe Gottes in Chrifto Jeſu“,
. u% r ⸗ —5 *
ie gs 2 uch 2.
2 * * ii g- * *
uw. * * # ‘0% 73 —2 *
vr x — ins — 9% rn x v Rz,
Be. 15 DIE N we eb F * 157. 441 —
DR EN Rt An) A EI N ———
2 VE Das gotifelige Sehen. Meist 555 N
ee den zweiten Anhang bilden zu feiner Schrift: „Das —
niß der göttlichen Sophia. Leipzig 1700.“ Hier das Lied die
Teint : „Bittlied um die Vollendung. ch dem Lied: Eins
iſt noth.“
Diejes Lied, voll mächtiger Glaubens und Gebetskraft, ringt
demnach, wie Arnold ausdrüdlich jagt, nach dem höchiten Ziel eines
Chriſtenmenſchen auf Erden, nad) der Vollendung.
. Prächtig zeigt in dieſer Beziehung Vers 3 die Hinderniffe auf
dem Weg und die jchwachen Anfänge:
Aber hier erdenft die Schlange
fo viel Ausflucht überall ;
Bald macht jie dem Willen bange,
bald bringt fie die Luft zu Fall.
Es bleibet das Leben am Kleinſten oft Heben
und will jich nicht völlig zum Sterben Hingeben ;
es ſchützet die beiten Abfichten noch vor
und bauet jo Höhen und Feſtung empor.
Es gehört zu den feinfinnigjten Bemerkungen: „es bleibet das Leben
am kleinſten oft kleben“; und gewiß ließe fich unendlich vieles bei-
bringen, wie über den Werth des Kleinen in der Welt, jo auch über
die Sinberniffe, welche die Heinen Dinge bereiten auf dem Laufe
zum himmlischen Ziele.
Mächtig aber richtet fich dem gegenüber Vers 3 an dem ſtarken
Gott und Heilande auf:
Drum, o Schlangentreter, eile,
führ des Todes Urtheil aus;
Brich entzwei des Mörders Pfeile,
wirf den Drachen ganz hinaus.
Ach Taf fich dein neues eritandenes Leben
in unſer verblichenes Bildnif eingeben ;
erzeig dich verfläret und herrlich noch hier
und bringe ein neues Gejchöpfe herfür!
Wo der Kampf mit einem jolchen Bundesgenofjen eingeleitet und
durchgeführt wird gegen den böjen Feind, da darf man auch ſchon
Siegesblide thun, wie V. 7: „Lebe denn und lieb und Iabe in der
neuen Kreatur, Lebensfürft, durch deine Gabe die erjtattete Natur.“
Gar ſchön iſt der Schluß des ganzen Liedes in Vers 8 einmal
durch Kindesmund verwendet worden in folgendem Falle.
Pfarrer Köftlin in Möhringen bei Stuttgart gieng eines Tags
im Henet fpazieren und traf unterwegs etlihe Schulmädchen, die er
freundlich grüßte und fragte: Was thut 2. bier beifammen ? Spielet
ihr mit einander? Da I eine derjelben: „Nein, Gere Pfarrer,
wir fpielen nicht, wir find Schäflein des Heilandes!" — Welde
von euch? fragte er. — „Dieje und dieje, furz wir alle zujammen.“
— Und was thut ihr denn mit einander? — „Ih wills Ihnen
nur in der Stille jagen. Abends kommen wir in dem Haus von
der da zufammen und beten mit einander.“ — Was denn? — „Lieber u
Heiland, laß auch ein Tröpflein deines Blutes auf unjre Herzen z
VI. Das
gottfelige Lg
”
eben. Nr. 158. 443
fließen! Und wenn Eine nicht da ift, fo beten wir: Lieber Heiland,
b Acht auf die! Sie fünnte Teichtiinnig und ausgelaſſen werden.
Fuekt jagen wir: Nun gute Nacht, Tieber Heiland!" — Bald ſam—
melten Hi noc) mehrere de3 Sonntags um ihn, und er hatte jpäter
einen gejegneten Confirmationsunterricht mit denjelben, jo dah er
einmal jagte: „Nun ijt Doch mein Gebet erhört. Sch habe den
Be gebeten, er joll mir Doch im Confirmandenunterricht einen
aben und ein Mädchen ſchenken, das fich ernitlich anjchide, auf
dem Weg des Lebens zu wandeln. Nun jepe ih ein ganzes Häuf-
lein beijammen.“ Da erhub ſich aber eines der Mädchen und jagte:
„Aber, Herr Pfarrer, da haben Sie nicht recht gebetet. Sie hätten
nicht nur für Eines oder Zwei beten jollen, jondern für alle, dann
wären alle gefommen. Es heißt ja:
Der Unglaub mag denfen, wir bitten zır viel,
fo thuſt du doch über der Bitte ihr Ziel.“
Pfarrer Köſtlin ließ fich dieſen kindlichen Vorhalt in Demuth ge-
fallen. (Chriftenbote. 1873.)
Melodie: Eins ijt noth, ah Herr, dies Eine.
158. Ad, was find wir ohne Jeſus?
Bon Peter Ladmann, Oberpfarrer zu Oldenburg im Holſteini—
igen (F 1713, vgl. 4, 413 f.), einem Schüler Augujt Hermann
Francke's, verfaßt und zuerjt, im Freylinghauſenſchen Scan buch
1704 veröffentlicht, mit der Uberjchrift: „vom menschlichen Elend
und Berderben.“
Das Lied iſt in —— erſten Theil V. 1—5 eine klare Aus—
führung von sd ort: „Ohne mich könnet ihr nichts thun?“
ar dich, Herr Jeſu, jagt er, find wir voll Elend V. 1. — Finſter—
niß ijt im Getjt und Schmerz im Gemüth V. 2; gejchredt find wir
vom ii Feind V. 3, umgarnt von der argen Welt V. 4 und
aljo Fraftlos, ohnmächtig im ganzen Leben V. 5. — — Uber dieje
Erkenntniß führt nun tm zweiten Theile V. 6—10 zu der herz»
innigen Bitte: Stärke uns, Herr Jeſu! Im der Finſterniß (V. 3)
jei unjern Augen ein erquidendes Licht V. 6; gegen den böjen Fei
V. 3) gib der Seele den Kuß deiner Liebe V. 7; gegemüber der
elt (8. Fl geleite uns unſträflich auf rechter Shahe und Statt
der Unmacht (VB. 5) gib uns den Geiſt der Kraft zum tüchtigen
Werke V. 9. — Alſo weicht das ängftliche Seufzen (8. 1), und an
die Stelle tritt Lob und Freudenſchall zu Jeſu Ehre V. 10. Auf
dieje Weife ijt das Lied aus einen Klagelied zu einem Gebetslied
in der zu Jeſu geworden.
Der edle Reichsfreiherr von Pfeil war unter vielen Anregungen
um Guten imd zum Dienfte Chriſti aufgewachſen. Als er aber auf
er Univerfität Halle jich befand, um der Rechtsgelebriamfeit obzu⸗
liegen, wurde fein Herz mehr und mehr zum weltlihen Sinn und
Streben Hingezogen. Da hatte ihm denn der guädige Gott ges
bei feinem n Beſuch der Kirche zu Halle ein beiljames Dent-
zeichen gegeben. Man fang das Lied, deſſen erfter Vers lautet:
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444 VL Das gottſelige Leben. Nr 1s6ß6. N
Ad, was find wir ohne Jeſus / — We
Diürftig, jämmerlid und arm. N
Ad, was find wir? Voller Elend;
adı Herr Jeſu, did erbarm!
Lab dich unſre Noth bewegen,
die wir dir vor Augen legen.
Das Lied machte einen unausſprechlichen Eindrud auf fein Herz.
Kam es auch zu Halle überhaupt noch nicht zu einer rüdhaltlojen
Hingabe an feinen Heren und Heiland, fo war es dod) eine Vor-
ftufe zu der Enticheidungsitunde am 10. Sonntag nad Trinitatis
1730, als ihm in Tübingen fein Herz unter den Thränen Jeſu wie
Wachs am Feuer zerfloß, und er dafjelbe dem Erbarmer gänzlich zu
Füßen legte.
Der Verfaſſer jtellt mit befonderer Kraft den Gegenſatz zwiſchen
unferer Ohnmacht und Gottes Allmaht ins Licht in den beiden
Berjen 5 und 7:
* wie kraftlos, Herzens-Jeſu, Tritt den Satan, ſtarker Jeſu,
richten ſich die Kranken auf; unter unſern ſchwachen Fuß;
Unſre Kraft iſt lauter Ohnmacht Komm zu deiner Braut gegangen,
in dem müden Lebenslauf. gib ihr einen Liebeskuß,
Denn mat fieht uns, da wir wallen, Daß fie Himmelfreud verfpüre
öfters ftraucheln, öfters fallen. und fein Leid fie mehr berühre.
Es ijt eben der Gedanke: „ich vermag alles durch den, der mich
mächtig macht, Chriſtus.“ Lackmann hat ihn befanntlich am kürzeſten
gefaßt in dem Worte:
Der Glaube bricht durd Stahl und Stein
und faßt die Allmacht in fich ein.
Ein Wort, welches Zinzendorf zu dem Glaubens-Zeugenlied gleichen
Anfangs begeijtert hat.
Das Lied wird nad verjchiedenen Werfen gefungen. Einmal
nach den Melodteen von „Herr, ich habe mißgehandelt.“ Zu dieſem
Liede Johann Francks gibt es eine Weife im Freylinghaufenichen
Geſangbuch 1741: g dgabeag, welde den Namen Joachim
von Burgk's trägt, aber ohne weitere Begründung; eine andere und
beliebte gibt Johann Crüger in jeinen „Seiftlichen Kirchenmelodieen
1649%: gd fs gabag, eine Nachbildung der Goudimelichen
Melodie des 77. und 86. Bialms 1555. — Sodann nad den Me-
lodieen von „Jeſu, Kraft der blöden Herzen." Dieſem Lied hat fein
Verfafler, Knorr von Roſenroth, jelbjt im „Neuen Heliton“ 1684
eine Weiſe gegeben: de fd ade a, und in Neanders „Bundes-
liedern“ 1779 findet fi eine andere dazu unter dem Liede „Meine
Hoffnung ftehet feite*: a gs ahchahe. — Endlih: „Weicht
ihr Berge, fallt ihr Hügel.“ *
159. Seele, was ermüdſt du did).
Von Dr. jur. Jakob Gabriel Wolff (1684—1754, vgl. 4, 375 f.),
nachmaligem Profeffor der Rechte zu Halle, in jeiner Jugendzeit
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edichtet, da ex als gottesfürchtiger Student, die Lifte der Jugend
Nieten, nad) Sirach 6, 18—37 ſich richtete und durch die Männer
es Glaubens, deren Unterricht er in Halle genoß, den Herrn juchen
lernte. Es erſchien zuerjt im Freylinghauſenſchen Gejangbuch 1714.
Die ernite Mahnung des Lieds faßt ſich zuſammen in dem
Kehrreim:
Suche Jeſum und fein Licht,
alles andre Hilft dir nicht!
Über diejen jchreibt eim rechtichaffener Ehrijt aus Pommern: „Se
einfältiger, kindlicher und wahrhaftiger Die Seele in der Selbit-
erfenntniß auf den Grund kommt, deſto unentbehrlicher, höher,
theurer, überwiegender wird ihr Chriſtus Jeſus in feinem ganzen
mfange. Bor feinen Füßen die verborgene himmlische Weisheit zur
juchen und zu lernen, aus fich jelbit aus- und ganz in Chriſtum
einzugehen; nichts, nichts, nichts zu werden, damit Chriftus Alles,
Alles, Alles in Einem werde, daran hat man gemug zu thun alle
Tage, Stunden und Augenblicke des Htentedenjens. Wir fleifigen
uns, jagt Paulus, daß wir ihm wohlgefallen; das will weit mehr
jagen, al3 man denfet. Da jchweigt man gern von allem Andern,
wenn dieſes die Hauptjache wird und bleibt.“ (Basl. Samml. 1800.)
Freiherr von Seld berichtet aus Djtfriesland: „Ich war am
Krankenbett eines Schulmeiſters, deijen Sterbeftunde nahe jchien.
Er hatte ſechs unverjorgte Kinder, jeine Frau verhehlte fich die
Gefahr nicht; aber fie war ergeben und triumphirte. Als ein Be-
In er ihr Troft zufprechen wollte, erwiderte jie: „Suche Jeſum und
ein Licht; alles Andre Hilft div nicht!“ (Evang. Kirchenzeitung.)
Bejonders herrlich und kräftig tritt der Vers 11 ein:
— Laß dir ſeine Majeſtät
immerdar vor Augen ſchweben;
Laß mit brünſtigem Gebet
ſich dein Herz zu ihm erheben:
Suche Jeſum und ſein Licht,
alles Andre hilft dir nicht!
Melodie: Jeſus, meine Zuverſicht.
160. Ringe recht, wenn Gotles Gnade.
Bon Johann Joſeph Winkler (1670—1722, vol. 4, 383 ff),
Prediger zu Magdeburg, gedichtet auf die drei ——
eligen Frau Urhtla Maria Horn, geb. Bernhard zu Berlin:
uc. 13, 24, Phil. 2, 12, 1 Mof. 19, 15—22. So wurde &
gun erjtenmal gedruckt als Zugabe zu dem diejer Frau von Johann
yſius gehaltenen Leichenjermon, und von Freylinghauſen in jein
Geſangbuch 1714 aufgenommen; auch in den Göthniichen Liedern
ſteht 08 mit den Titel: „Wom Kampf und Sieg der Glaubigen.“
Jene drei Hauptſprüche durchziehen das gamze Lied. Lue. 18,
t 24: „Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingebet!* iſt
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VI. Das gottfelige Leben. Mr. 10.0000 N
das Thema von V. 1—5, in welden der Eingang Reich bes
jchrieben wird. Philipper 2, 12: „Schaffet, da ide fefig werdet
mit Furcht und Zittern!“ ijt der Inhalt von V. 6—15, in we
das Feithalten des erlangten Kleinods empfohlen und der fleiich-
lichen Sicherheit die wahre Treue entgegen eitellt wird. Genejis 19,
15—22: „Eile, errette deine Seele u He wicht hinter Dich!“ ift
die Grundlage von V. 16—23, in weldem die Welt diejer Zeit mit
Sodom, Zoar aber mit dem Leben in Gott verglichen wird. — Es
ift begreiflich, daß man oft das Lied verkürzt hat, um es mühlicher
zu machen, wie der Inhalt e3 auch verdient,
Es war das Lieblingslied des in der Oberlaufiß in gejegnetem
Andenken ftehenden Diatonus Johann Jakob Pötzſchke zu Kittlitz bei
Löbau, der dajelbit am 20. Dezember 1823 als adhtzigjähriger Greis
heimgieng. Er verordnete, daß e3 bei jeinem Begräbniß gejungen
werde. (Basler Sammlungen.)
Ein tüchtiger Stundenhalter des Schwabenlands, Martin Faufer
von Glems, war jchon als Knabe ernitlich bemüht, nicht nur in der
Schule auf Gottes Wort zu hören, jondern ae auf dem Weg ber
eiligung zu wandeln. Da gabs ein ernites Ringen mit dem eigenen
en und fein treuer Lehrer merkte den Stand des Kampfes meist
ihon an den Liederverjen, welche der junge „Marte* zu feinen
hriften nahm. So —* er einmal:
A und DO, Anfang und Ende,
nimm mein Herz in deine Hände,
wie ein Töpfer jeinen Thon;
Meiiter laß dein Werf nicht liegen,
hilf mir beten, wachen, fiegen,
bis ich jteh vor deinem Thron!
Als nächite Vorfchrift befam er aber das nächſte Mal den Vers zur
Ermuthigung:
Ninge recht, wenn Gottes Gnade
dich nun ziehet und befehrt,
Daß dein Geiſt fich recht entlade
bon der Lajt, die ihn bejchwert.
Der junge Menſch verjtand den Zuruf und bewahrte die Vorichrift
als ein Kleinod bis in jein Alter auf, das ganze Lied aber jagte
er fich oftmals in feinen inneren Kämpfen vor. (Basl. Samml. 1869.)
Aus den Verjen Tiefe ſich wohl eine Perlenjchnur heiliger Ge—
danfen und körniger Sprüche auffaſſen. Wir nennen beiſpielsweiſe:
* Liebe hält nicht Stich V. 3; Rückfall iſt ein böſer Gaſt V. 8;
leiſ —— macht die Seele kalt und ſicher, frech und ſtolz V. 11;
Fleuch vor dem verborgenen Bann V. 21.
Ein junger Menſch vom Lande kam wer} jeiner Confirmation
in die Stadt und follte bei einem chriftlichen Meifter feine Kenntniß
erwerben. Er war treu und aufmerkfjam, auch fühlte man ihm an,
daß er in dem Segen feiner Confirmation jtehe. Nun redete ein
mal der Lehrer davon vor den Ohren der anderen. Das erjchüt-
terte aber den jungen Menjchen und bejhämte ihn aufs tiefite, denn
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2 7
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VE Das goftfelige Leben. Mr. 16. — MT
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er fühlte, daß dem doc; nicht ganz jo wäre. Unter einem Strom
von Thränen bekannte er, daß jein feliger Stand in der Confirma-
tion nicht ..r vorhanden jei. Er habe feinen Bund gebrochen,
* die Sünde wieder ausgeübt, könne nicht recht beten und er—
ahre nun das Wort, das am Schluß von ®. 8 ſtehe:
Halt ja deine Krone feite,
Ite männlich, was du haft!
echt beharren ijt das Beite:
NRüdfall ift ein böfer Saft.
Auf diefes Belenntni hin wurde 2“ die rechte Unterweiſung zu
eil, und jo fand er den rechten Weg und blieb in feinem Herrn.
(Basler Sammlungen. 1785.)
Die Melodie: fgagabea fteht im Choralbuch der Brüder-
gemeine 1784. Sie iſt ebenfo wie „DO der alles hätt verloren“:
edesdes fg g im Freylinghaufenichen Geſangbuch 1705 aus
der Melodie herausgebildet: „Seelenweide, meine Freude“ :
edchehagis 1698, welde Adam Dreje zugejchrieben wird,
161. Jeſu, geh voran.
Gar Liebliche Worte des edlen Nicolaus Ludwig, Grafen von
Binzendorf (1700—1760, val. 5, 248 ff.), gedichtet 1721 und im
ihrer jeßigen Form zufammengejtellt im Neuen Brüdergeſangbuch
1778.
E3 war im Mai 1721, als der jugendliche Zinzendorf nad)
feiner Reife über Holland und Paris bei jeinen Verwandten in der
Heimat ſich aufbielt, daß er zu Berlin ala „Morgengedanten“ das
Lied dichtete: „Glanz der Ewigkeit, Gott und Herr der Zeit“, in
welhem B. 9 die Worte enthält: „Nichte unjern Sinn auf das
Ende hin“ und ®. 11 lautet: „Soll uns hart ergehn —“. Bei
einem Beſuch in Halle legte fih ihm mun der Plan nabe, als
Frande’3 Gehilfe an Baron von Canſteins Stelle in Halle ein—
utreten. Allein feine cr twiderjeßten fich diejem Ges
anfen, und jo trat er im Herbſt im dem jächliichen Staatsdienft
ein, ohne daf- darum der Plan aufgehalten wurde, dem er jein
Leben weihte. Damals num, im Herbit 1721, dichtete er das Lied:
„Seelenbräutigam, o du Gotteslamm“, deſſen 10. Vers beißt: Jeſu,
geh voran —, der 11. Vers: Ordne meinen Gang — und der
4. Var: Nührt mein eigen Herz —.
—
Der Gedanke der Nachfolge Jeſu auch unter harten Proben
bewegte alſo in beiden Liedern den gottliebenden Jüngling, der
eben am Scheideweg feines Lebens angefommen war. Und jo iſt
e8 bei der fonjtigen Wortfülle des Dichters ein glüdlicher Wurf
geweſen, die vier Verſe aus beiden Liedern jo zu verichmelzen, mie
wirs nun vor uns haben.
In Vers 1, dem herrlichen und vielgebrauchten Anfang:
Jeſu, geh voran
auf der Debensbehn;
J
—
Und wir wollen nicht verweilen, 4
dir getreulich nachzueilen:
Führ uns an der Hand
bis ins Vaterland!
iſt mit glüclichem Griff die Antwort der Seele auf den Ruf des
Bräutigams gegeben. Sagt er: Folge mir nah! jo ruft fie: Geh
voran! oder, wie das Hohe Lied jagt: Zeuch uns dir nach, jo laufen
wir! — Das war Zinzendorfs Art, von welchen Albert Knapp im
der „Lebensſkizze Zinzendorfs“ bezeugt: „Er traute dem Herrn, an
welchen er jeine Luft hatte, nichts als Gutes zu. Sein Anliegen
war injonderheit, den Willen feines Heren zu Em und jtets inne
u werden, was ihm in diejen und jenen Umjtänden das Liebite
Ki: ja ur ihn, den er nicht jahe, überall jo zu halten, als Nähe
er ihn. enn er ihn um etwas bat, wie er denn in einem unab-
läffigen Gebetsumgang mit ihm ſtand, jo that er es mit der find-
lichjten, gewifjeiten Hoffnung der Erhörung. Aus jeinem ganzen
Beten leuchtete jeine kindlich-innige, perjönliche Liebe zu Jeſu
Ehrijto, ‚dem herzlichen Lamm Gottes‘, wie er ihn meift zu nennen
pflegte, voll Gnade und Wahrheit hervor.“ Es ift der Liebes-
gehorjam, welcher uns aus den bekannten Verſen jo leuchtend anblidt:
Mert, Seele, dir das große Wort: So freu dich der Barmherzigkeit,
wenn Jeſus winkt, jo geh; die andern widerfährt ;
Wenn er dich zieht, jo eile fort W
— — 12 r dich aber brauchen will,
wenn Jeſus hält, jo jteh! — —9* a,
i » : Wird Jeſus in der Seele jtill,
d N“ h
— “ vi — ſo nimm auch du nichts vor.
Wenn er dich aber ſchilt, ſo ſprich: Kurz, liebe Seel, dein ganzes Herz
ich brauchs, Herr, ſchlage zu! ſei von dem Tage an
Bei Schmach, bei Mangel und bei
Wenn Chriſtus ſeine Gnadenzeit Schmerz
bald da, bald dort verklärt, dem Heiland zugethan!
Im Jahr 1851 zogen jechs Brüder von St. Chriichona bei
Bajel über den Dcean, um in Teras den dortigen Deutſchen Evan—
geltum zu predigen. Die waren aber längjt der wahren Seelenkojt
entfremdet und darum auch fittlich verwildert. Die Sendboten blieben
aber doc in Gottes Namen getrost, und als ſie fich auf ihre ver-
ſchiedenen Stationen vertheilten, jangen fie noch beim Ausernander-
gehen auf der Prärie: Jeſu, geh voran auf der Lebensbahn! umd
ver Entſchluß geleitete fie auch weiter hin, welchen einer nieder-
ichrieb: „Ich will beim Kreuze bleiben und Jeſu Marter treiben,
bis ich ihn jeh von Angeſicht!“
Vers 2, die Bitte um Bejtändigfeit in der Noth:
Solls uns hart ergehn,
laß uns feſte jtehn
Und auch in den jchweriten Tagen
niemals über Lajten klagen:
Denn durch Trübjal hier
geht der Weg zur dir!
Ay»
ns
|
- fir mid,
war höchſt nöthig als Herzensflehen. Es ergieng dem Sänger recht
emeine wurde er hart bekämpft und verleumdet, und oft gar als
In Thier aus dem Abgrund und al3 der falihe Prophet erklärt.
Unüberjteiglich jcheinende Hindernifje ftellten fi ihm häufig in den
Weg, ja er mußte 1737 ın eine zehnjährige Verbanmıng aus dem
Baterland gehen, wo er als Pilger unter taufend Noth und Gefahr
in der Welt umher irrte und alles hingab, was ihm Lieb war. Aber
an Jeſu Hand hielt er feit, von ihr ließ er fich getroft leiten. So
erinnerte er auch einmal jeine treue Frau an die Worte vom Jahr
1728:
Mein Beruf heißt: Jeſu nad,
durch die Schmad),
Durchs Gedräng von auf- und innen,
das Geraume zu gewinnen,
deffen Pforte Jeſus brad).
Ein bejonders jhönes Zeugniß, wie ihn der Herr an der Hand
nahm und er mit jeinem Herren „feite jtand“, iſt folgende —
des Schiffskapitäns Nikolaus Garriſon. Als Zinzendorf im März
1742 von feiner Miffionsreife unter den Indianern Nordamerika's
auf einem Schiff, das Garrıfon nah England führte, heimkehrte,
erhob fich in einer Elippenreichen Gegend mitten auf dem Meer ein
jo furchtbarer Sturm, daß die fühniten Matrojen an ihrer Rettung
verzweifelten, und der Kapitän jelbjt fnieend und betend zum Tode
fich bereitete. Nach einiger Zeit trat der Graf aus feiner Kajüte
in das Getümmel der Geängjteten und bedeutete dem Kapitän, er
möchte ganz rubig fein, denn es * feine Todesgefahr vorhanden.
Der achtete aber nicht darauf, fondern blieb im Gebet. Nach einer
Weile, da das Jammern fich immer mehr verjtärkte, kam Zinzen—
dorf wieder herauf und verjicherte den Kapitän, daß der Sturm in
wei Stunden vorüber fein werde. Nach diejer Zeit zog Garrijon
hin Uhr; und fiche da, mit einemmale brach der Wind, worauf
as Ungewitter ſich jchnell verzog. Auf die Frage des Staunens,
wie er Dies habe jo genau wiſſen fönnen, erwiderte der Graf: „Ich
babe den Hetland lieb und er mich. Es iſt ſchon zwanzig Nabre,
duß 2 mit meinem lieben Heiland in einem berzvertraulichen Um—
ang ſtehe. Wenn ich nun im gefährliche und ſeltſame Umſtände
nme, \ ijt mein Erjtes dabei, gemau zu unterfuchen, ob ich daran
- Schuld jei oder nicht. Finde ich etwas, wontit er nicht zufrieden tit,
jo falle ich ihm gleich zu Füßen und bitte um Vergebung. Da ver»
ke gibt mirs denn mein guter Herland und läßt mich gemeiniglich wiſſen,
wie es ablaufen werde.
Wenn es ihm aber nicht gefällt, mich dem
Erfolg er zu laſſen, jo bin ich ftille und denke, es jet das nid
ab mirs unbelannt bleibe. Diesmal aber bat er mt
wiſſen lafjen, daß der Sturm nod zwei Stunden dauern werde.“
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Der Kapitän verwunderte fich über dieje innige erg = ft
eines Menjchen mit dem erhabenen König Himmels und der n
und trat im der Folge mut feiner ganzen Familie der Brüder—
gemeine bei,
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Bee ET N —*8 RU LIU \ der
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450 VI. Das gottſelige Leben. Nr. 161. — 1;
Die beiden letzten Zeilen diefes Verſes hießen im Morgenlied
urfprünglich:
Denn das ift der Weg
zu der Sternen Steg.
An die Faſſung des Brüdergefangbuchs 1778 aber knüpft ſich fol-
gende Gejchichte. In einer jungen Predigersfamilie am Nedar war
eines Tags eine liebe Freundin eingefehrt, welche eine friſche Jugend»
eit, aber nur einen kurzen hoffnungsreichen Ehejtand Hinter fich hatte,
er Mann ihrer Liebe, welcher eine jhöne Laufbahn in Ausficht
hatte, war früh dahingejiecht, und das junge Weib hatte nicht wenig
im kurzer Zeit zu tragen. Allein fie bezeugte fih mit ihren beiden
Kindern in Gott zufrieden. Als fie nun mieder hinmweggegangen,
und beim Efjen von ihr und ihrem Lebensgang weiter die Rede
war, fagte der Vater des Hauſes zu jeinem Weibe: „Sie ift durch
viel Noth und Verleugnung gegangen, aber man fühlt es ihr aud)
wohl an; fie hat viel am innerlicher Kraft gewonnen durch ihre
Trubſal.“ — „Ja, fiel nun der jüngjte Knabe, ein Junge von dritthalb
Sahren, ein, gelt Bapa: ‚denn durch Trübjal hier geht der Weg
u dir“ Wunderbar hatte das Wort Trübjal in dem Herzen des
feinen widergeflungen, das er in unjerem Vers faum zuvor ge—
lernt hatte. Alle aber waren erquidt von der treffenden Anwen—
dung, die dem Jungen über ſein Verftehen hinaus gelungen war.
Sa wohl: „denn dur Trübjal hier hebt der Weg zu Dir!“ Per
aspera ad astra, per crucem ad lucem!
V. 3, der Blid von der eigenen auf die fremde Noth:
Nühret eigner Schmerz
irgend unjer Herz,
Kümmert uns ein fremdes Leiden,
o jo gib Geduld zu beiden;
Richte unfern Sinn
auf das Ende hin!
zeigt uns, daß Zinzendorf wohl auch für den eigenen Schmerz betete,
wie fiir fremdes Leiden; aber in feinem Lebensgang it es herrlich 7
u jehen, daß ihn die fremden Anliegen bis zur Aufopferung alles -
igenen zogen, in der Nachfolge deſſen, von dem er jang: „O Liebe,
die in fremde Noth jich jelbjt hineingeſtürzt!“
Der lebte Vers (4) mit dem Ausblid aufs Ende möge in fol-
ender Erzählung feine Bejtätigung finden. — An einem jchönen
rühlingstag jang in einer Kinderjchule die Fröhliche Schar:
Jetzt iſt der jchöne Frühling da,
jeßt find die Bäume werk,
Set hängen ſchöne Blüten dran,
und nicht mehr Schnee und Eis.
Während diejes Gejangs geht eine Judenfrau vorbei. Sie hört die
Kinder jo munter fingen, fie jieht diejelben jo Lieblich jpielen und |
gedenkt ihres eigenen Kindes daheim, das immer jo mißverg 2
und eigenjinnig tft. Ihr Heiner Maier wäre gewiß hier gut auf
gehoben, und die Geſchichte Jefu und die Lieder von ihm, fönnte
VI. Das gottjelige Leben. Nr. 161.
ja daheim demjelben wieder ausreden. Vielleicht würde auch der
wilde Burjche diefe gar nicht Iernen. Eine geordnete Erziehung
und Pflege jchten ihr neben der Abhaltung des Knaben von der
Straße die Hauptjahe. — Am andern Morgen bringt fie richtig
ihren jchwarzgelodten Knaben in die Kinderjchule mit der Bitte an
‘die Lehrerin, ihn aufzunehmen und Geduld mit ihm zu haben. Dieje
verjpricht es, nimmt ihn bei der Hand und jeßt ihn zu den andern
Knaben, mit denen er bald Freundſchaft Schloß. Anfangs zwar machte
er der Lehrerin viel Mühe, nach und nad aber jchien er ſich im Die
Drdnung zu finden. Die Lehrerin legte ihn mit ihren andern Rindern
täglich dem Herrn Jeſu ans Herz. — So vergiengen Wochen, wäh-
- rend welcher Mater regelmäßig in die Schule fam. Eines Tages
fehlte er und die Lehrerin erfuhr zu ihrem großen Schmerz, daß er
auch an der im Ort herrichenden Halsbräune erfranft jei. Der
Knabe war am Abend vor jeiner Erkrankung fröhlih von der
Schule nad Haufe gekommen und hatte auf jeiner Staffel mit
ler Stimme das Lied von Zinzendorf gejungen, das er im der
inderjchule gelernt: „Jeſu, geh voran!“ Da fam fein Großvater,
ein gejeßeseifriger Israelite, die Straße herauf. Er hatte den Ge-
fang feines Enkels, den er jehr liebte, jchon von weitem gehört,
und traute jeinen Ohren faum. Mit einem Fluch auf den Lippen
eilte er in das Haus jeines Sohnes, den verwunderten Maier mit
fich ziehend. „Woher hat der Knabe dieje Lieder gelernt? Won went
hat er ſolches Zeug gehört?“ herricht er wüthend feine Schwieger-
tochter an. Blaß und zitternd wagte dieſe kaum zu antworten; mur
auf abermaliges heftiges Herausfordern geitand fie, den Kleinen zur
Kinderichule gejchtelt zu haben, weil fie ihn zu Haufe nimmer in
Ordnung habe bringen fünnen. Aber fie wagte auch zu bemerken,
daß er ſich jeither gegen alle im Haufe recht Tieb betrage und be»
fonders viel gehorjamer geworden ſei. Ungeduldig hörte der Groß.
vater diejes an und brach dann in eine Flut von Scimpfrebden
geoen Sefum, den verhaßten Nazarener, aus, fluchte der Mutter,
ie ihre Kind Chriften zur Erziehung jchide, und dem Water, dev
dies zugelaffen, und verbot Maier unter Androhung jchwerer Strafe,
jene Schule je wieder zu bejuchen. Maier, der eben noch jo fröh—
lich gefungen, ſaß jetzt blaß und zitternd da und weinte. Er fonnte
nicht begreifen, was fein Großvater gegen Jeſum habe, der ja, wie
die Lehrerin erzähle, alle Menjchen und namentlich die Kinder jo
jehr liebe. Und daß er nun feine Schule nicht mehr bejuchen dürfe,
as machte ihn ganz traurig. — Weinend und zitternd begab er fid)
zu Bett, in Gedanken noch einmal jein Lied berjagend, das ihm
nun Doppelt lieb geworden. Da brach in der Nacht ein beitiges
a ei ihm aus, verbunden mit jenem beifern Hujten, dem Wors
oten der Halsbräune. Der Vater eilt jchmell zum Arzt, während
die Mutter am Bett des armen Kindes zurüdbleibt, das mit ge
Ichlofjenen Augen Leife jtöhnt und wimmert. Wie fe jo daſitzt und
in tieffter Betrübniß gen Himmel blidt, jchlägt Maier feine vom
Vieber glänzenden Augen auf, fieht mit einem Blick unausſprech⸗
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452 VI. Das gottfelige Xeben. Nr. 162. EN
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licher Liebe ſeine Mutter bittend an und betet mit heiſerer Stimme
den letzten Vers ſeines geliebten Liedes:
Ordne unſern Gang,
Jeſu, lebenslang!
Führſt du uns durch rauhe Wege,
gib uns auch die nöthge Pflege;
Thu uns nach dem Lauf
deine Thüre auf!
Die Mutter küßte unter vielen Thränen ihren Liebling. Ad, es
ſchien ihr unmöglich, ihn verlieren zu können! — Der Vater kam
mit dem — aus der Stadt zurück. Maier wurde unterſucht, und
der Arzt erklärte den Eltern, die Krankheit habe ſo raſche Fort—
ſchritte gemacht, daß an eine Rettung wohl nicht mehr zu denken
ſei. Er verordnete das Nöthige, aber die Krankheit ſtieg von Minute
zu Minute; das arme Kind konnte kaum mehr athmen. Mit der
letzten Kraftanſtrengung richtete der liebe Knabe ſich noch einmal
auf, um ſein Lied zu beginnen. Nur die erſte Strophe: „Jeſu,
geh voran!“ brachte er mit erſtickter Stimme noch heraus, ein
furchtbarer Huſtenanfall warf ihn in die Kiſſen zurück. Einige
Minuten ſpäter hatte er ausgekämpft. Seine Seele war beim
Herrn, wo ihn kein Fluch und kein Verbot mehr trifft, wo er ſein
theures Lied in neuer Weiſe ſingen darf, und wo er nun ſeinen
geliebten Heiland von Angeſicht zu Angeſicht ſchaut. Geitſchrift
„Chriſtliche Kleinkinderſchule.“)
Eine liebliche Zuſammenfaſſung des Liedes hat der edle Maler
Guſtav König 1865 auf einem Blatte gegeben, das der Prinzeſſin
AUlerandra von Preußen zur Dodgeit mit dem Herzog Wilhelm von
Medlenburg- Schwerin dargeboten wurde. Er beidireibt es jelbit
alfo: „Die Gedankenfolge des Lieds iſt im Bilde wiedergegeben.
Das Ganze jtellt einen Hausaltar vor. Über dem Altarjtein fieht
man Jeſum, wie Er jchon die Kinder zu ſich fommen läßt. Im
Hauptbild fit zu den Füßen des lebendigen Wortes Maria, Mar-
tha’3 Schweiter. (B. 1.) Über demjelben iſt Chriſtus, der gute
Hirte, wie er jein in Dornen verjtridtes Lämmchen jucht und rettet;
im Hinblid auf die trüben Stunden des Lebens, deren härtejte Die
find, die der Menſch durch eigene Vergehung fich zu Schulden kom—
men läßt. 9 2. 3.) Oben im Bild endlich eilt die Seele, von
ihrem a bi3 an den Eingang des Himmels geleitet, in die Arme
ihres Heilandes. (B. 4.) In der Arabesfe, welche das Lünetten-
bild mit dem obern Luftgebilde verbindet, fieht man das Dornen-
geflecht, in welches das Lamm ſich verjtrict hatte, da wo es bez
den Rahmen des Bildes hindurchbricht, in Roſen enden, Die zuglei
die architektoniſche Bafis für das Luftgebilde find.” (Ebrard, Gujtav
gg Erlangen 1871.)
elodie: „Seelenbräutigam, Jeſu, Gottes Lamm.“
162. 2 Paterherz, o Licht, o Leben.
Bon dem frommen Edelmann, Karl Heinrih von Bogakky
1690—1774, vgl. 4, 468 ff.), erjchienen in den Cöthnijchen Liedern
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1736 dann in feinem Buch: „Übung der Gottjeligkeit in allerlei
Liedern“ 1750 mit der Überfchrift: „Chrifti trenväterliches
eiten und der Gläubigen Findliches Gebet.“
Bogazky dichtete es im Jahre 1725, als er ſich nach einer
Badefur in Carlsbad zu feiner leiblichen und geiftlihen Erholun
drei Monate lang bei dem frommen Grafen Erdmann Heinri
Henfel in Pölzig aufhielt. Er berichtet darüber: „Ich hatte damals
eine bejondere a hir Es war mir nemlich die jo nahe Gegen-
wart meines Heilandes jehr klar und tröjtlih. Ich jah ihn als
meinen Berather und Führer an, und obgleich Die Untergebenen es
oft nicht gerne jehen, wenn ihr Aufjeher immer um fie 9 und auf
alles ihr Thun Acht gibt, ſo war es mir hingegen ſehr lieb und
tröſtlich, daß mein Heiland immer bei mir wäre und auf mich 8
und ich bat ihn herzlich, daß er mich nur ftetS in genauer Aufſi
haben und * ja keinen Schritt allein gehen laſſen möchte. Und
alles das, was damals in meinem Herzen war, brachte ich in dieſes
Lied, welches, wie es mir ſelbſt ermunternd war, auch hernach manchen
andern zur Erweckung gedient hat, daher der ſelige Abt Steinmez
in Kloſterbergen auch einige Stunden darüber gehalten hat.“ (Bo—
gazky's Lebenslauf. Halle 1810.)
Es entſpricht ganz und gar dem Sinne, in welchem der Iclge
Bogatzky jein Leben zubrahte und dem Herrn weihte. Die kind—
lichjte Hingebung an den Führer von oben fpricht ſich jofort im
eriten Verſe aus:
D Vaterherz, o Licht, o Leben,
o treuer Hirt Immanuel!
Dir bin ich einmal übergeben,
dir, Dir gehöret meine Seel.
Ich will mich nicht mehr jelber führen,
der Vater joll das Kind regieren,
jo gel num mit mir aus und ein
Und leite mich nach allen Tritten;
ich geh, ad hör, o Herr, mein Bitten!
für mich nicht einen Schritt allein.
Die letzte Zeile in der Faſſung des Württembergiſchen Gejangbuchs:
„Ich gehe keinen Schritt allein!“ wählte ſich eme Braut im den
Stunden zu ihrem Wahlipruch, als jie jich entichloffen hatte, einem
Bräutigam die Hand zum Lebensbunde zu reichen. Sie that es
- aber in der Überzeugung, daß auch zwei verbundene Herzen allein
gehen und ich nicht gemug anf einander jtüßen können, wenn fie
nicht zum Herrn ihres Bundes, dent treuen Heiland jelbit, jagen:
Ich gehe ohne dich — keinen Schritt allein!“ Das entſprach dem
Sinne unjers, Sängers, der ſchon im Jahre drauf fich mit Eleonore
Barbara von Fels verehlichte und bezeugte, er babe jich im dieſen
neuen Stand bineingebetet.
Sinnig erjcheint uns Vers 4:
O daß ich auch im kleinſten merke
auf deine Weisheit, Gut und Treu,
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Damit ich mid im Glauben jtärke,
did) lieb und lob und ruhig ſei
Und deine Ordnung laffe walten,
Den Ordnung, Maß und Biel zu halten;
onjt lauf ich vor, da lauf ih an.
Drum mac im beften mich gelaſſen,
nichts ohne did mir En A ana
was du mir thuft, ift wohlgethan !
Wie das letzte Wort einen befannten Ton anjchlägt, als die Tebte
Troftesausficht in allen Fällen, jo ift es eine unvergleichlich treffende
Lebensregel, welche der Dichter hier gegeben: „Lauf ich vor, jo lauf
ich an!“ Es ift das in hriftlichen Kreijen zum Sprichwort geworben.
Der lebte Vers (1) ift der jelige Entihluß einer gläubigen
Sulamith, eines durch Gott befriedeten Gemüths:
So lob und lieb ich in der Stille
und ruh als Kind in deinem Schoß;
Das Schäflein trinft aus deiner Fülle,
die Braut jteht aller Sorgen bloß.
Sie forget nur allein in allen,
dir, ihrem Bräutgam, zur gefallen,
fie ſchmückt und hält ſich dir bereit.
Ach zeuch mid, zeuch mich weit von binnen;
was du nicht bift, laß ganz zerrinnen,
o reiner Glanz der Ewigfeit !
Das war Bengels Sinn: „in Lieb und Leid, in Luſt und Pein an
Gottes Lieb zu hangen.“ Als er von dem Herrn mit Krankheit
eines Kindes geprüft wurde, war er ganz getrojt; und jo ſchwer
es ihn auch anfam, gab er jein Kind doc mit Loben dem Herrn
wieder heim, der es ihm gegeben und genommen. Als feine Frau,
in deren Abwejenheit das Kind jchnell gejtorben war, heimfehrte
und fragte: „Was macht das Kind?“ kündigte er ihr mit freund»
licher, janfter Miene feinen Tod mit den Worten an: „Es liebt
und lobt.“ — Hiezu mag aud das Wort Hedingerd auf feinem
Todtenbette im Dezember 1704 als Zujtimmung angeführt werden:
„Welch ein elender Mann wäre ich, wenn ich mich jet erit be—
fehren und unter vielen Angjten auf der Arzte Gefichter Achtung
geben müßte, was jie von meiner Krankheit urtheilen und wie
ange meine Buß- und Lebenszeit etwa noch währen möchte! So
aber fann ich mich mit jüher Ruhe in den Arm und Schoß meines’
Jeſu, dem meine Seele anhangt, als ein Kind hinlegen und mein
ſchon Yängjt bejtimmtes Stündlein mit Freuden erwarten.“
Melodie: Wie wohl ift mir, o Freund der Seele. — Eine in
Württemberg jehr beliebte Weije ijt die 1810 von dem Schulmeifter
Sohann Georg Weller in Baihingen an der Enz zu dem Lied:
„Mein Schöpfer, der mit Huld und Stärfe“ erfundene, nun im
Württembergiſchen Choralbuch 1841 auf unjer Lied angemwendete
Melodie: eaaedesbabb. 2
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163. 455 —
2 163. 3efus Chrifus gab fi uns.
Bon Philipp Friedrih Hiller, Pfarrer in Steinheim bei Heiden- ar
heim (1699 — 1769, vgl. 5, 107 ff.), gedichtet, umd erichienen in A
deſſen: „Geiftliches Liederkäſtlein“ zweiter Theil, Stuttgart 1767. Y
Das Lied ijt eine feiner „Heinen Oden über bibliſche Sprüche,
welche oft wahre Kleinodien find. Der Spruch, um den e3 fi
bier handelt, it 1 Petri 2, 21: „Chriſtus hat uns ein Vorbild
gelafien, daß wir nachfolgen jollen jeinen Fußſtapfen“; und Hiller
emerft dazu: „Der Weltfinn macht alle, auch närrische Moden, 2
nah, und alle Sünden; ein Chrijt jiehet auf den Herrn.“ Es iſt
in ſchlichten Worten und ungelünftelter Form ein Tiebliches Seiten: HR
ftüd zu dem jchwungvolleren: Heiligſter Jeſu, Heilgungsquelle. — *
Das Ganze wird in ein helles Licht geſetzt durch folgende Erzählung. Ä
Eine Heine Gejellichaft chriftlicher Freunde ſaß, wie die Basler
Sammlungen 1797 berichten, eines Tags beifammen und führte ein
ernſtes Geſpräch über den Ausspruch Jeſu: „Wer mir folgen will, IJ
der verleugne ſich ſelbſt und nehme ſein Kreuz auf ſich täglich, und
rs — — 9 —
VE Das gottſelige Leben. Nr.
folge mir nad!“ Es iſt doch fürwahr eine mächtige Aufgabe, welche 4
Hiller in Vers 1 kurz bejchreibt: +
Jeſus ChHriftus gab fich ung "2
jelbjt zum Vorbild alles Thuns, Eu
Sein Wort jtellet ihn uns dar: —
ich ſoll ſein, wie Jeſus war.
Je mehr man vollends ins Einzelne eingeht, wie es Hillers Verſe
2—6 beſchreiben, deſto höher ſteigt die Arbeit. Die Freunde mögen *
wohl auch etwas Ähnliches in ihrem Geſpräche ausgedrückt haben. .
—5 da fängt eins der Kinder des Hauſes, ein ſechsjähriges J
Töchterchen, mitten im Spiel aus freiem Trieb und unvermuthet {
an zu jagen, Vers 7:
Lieber Meifter, lehr michs nun! I
ohne dich kann ich nichts thun—
Unter deines Geijtes Zucht
bringt mein Glaube ſolche Frucht.
Es Hatte oft ſchon im diefer Weife auch) er Verſe geſagt und
wiederholt; aber dieſer Vers machte nun auf alle Anweſenden einen
gewaltigen Eindrud. Mußte ihnen ein Kind den Weg gen, auf
welchem jie auch die ſchwerſten Aufgaben in der Nachfolge Jeſu
übernehmen dürften, jo hielten fie ſich verſichert, der Herr werde
fie durch feinen Geiſt darin ftärken und kräftigen. Es ward ihnen J
aber auch zugleich zu einem neuen Antrieb, ihre Kinder frübzeitig #
= Wort Gottes anzuhalten und mit den Liedern der PH bes *
annt zu machen. In einer Welt, wo Hillers Vers 8 feine An—
wendung findet:
Viele folgen ihrem Sinn; 9
aber, ‚two foll id hin? wi
Du biſt Chriſtus, Gottes Sohn; ,
wer dir folgt, hat grofien Lohn!
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456 VE Das goftfelige Leben. Mi O5
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weiß man doch nicht, wie und wo der heilige Gei jote Schahe
des Gedächtniſſes zu ihrem und Anderer ewigen Heile gebrauchen
kann. Und ſiehe, ein Jahr darnach legte ſich jenes Töchterlein aufs
———— * en. or rag reihe ee und Berje waren
ihm ein großer Troft. Es tft denn auch jelig entichlafen, nachdem
es den letzten Vers öfters gebetet hatte:
Gabſt du nad) vollbradtem Lauf
deinen Geijt mit Beten auf;
Gib auch, daß durch deine Treu
mein End wie dein Ende fei!
Melodie: „Nun fomm der — Heiland“ aagchaha
1524 nad) der alten geiſtlichen Weiſe von Veni redemptor gentium.
— Der: „Gott jei Dank durch alle Welt“ fabecdef im
Freylinghaufenichen Gejangbucd 1704.
164. Wenn ih mir auf viele Jahre.
Aus derjelben Duelle, wie 163, über den Spruch: „Gott
fprach: du Narr, heute Nacht wird man deine Scele von dir for-
dern; und weß wird jein, das du bereitet haft? Alſo gehets, wer
ihm Schäße ſammelt und ijt nicht reich in Gott.” Lucä 12, 20. 21.
„Man denke hier nad).“
Der vierte Vers ift im Blick auf Matthät 16, 26 gedichtet:
Könnte man die Welt gewinnen,
führe dennoch arm von binnen,
wer nicht Theil am Himmel hat;
Wer ſich reich in Chrifto glaubet,
dem wird nichts im Tod geraubet ;
nichts als Gott madjt ewig jatt.
Der Grundgedanke defjelben tritt in folgender Erzählung hervor:
Zu Anfang des Jahre 1844 jtarb in einem Dorfe VBorpommerns
ein alter Bauersmann im Haufe einer feiner verheiratheten Töchter.
Unter jeiner geringen Verlaſſenſchaft war ein Schuldſchein über 25
Thaler, die er diefer Tochter und ihrem Manne geliehen hatte,
Dieje reizte nun die Habgier, ſich des Schuldicheins zu bemächtigen.
Wie das anzugreifen jei, das berathichlagten die zwei Eheleute öfters
mit einander. Eben jprachen fie eines Abends auch wieder davon,
aber ganz leiſe, damit ihr dreizehnjähriges Tüchterlein, das gerade
fich abmühte, die Sprüche für die Schule zu lernen, nichts davon
ören möchte. Da jagte dafjelbe in jeiner eintönigen Weiſe wohl
undertmal den Spruch: „Was hülfe es dem Menjchen, jo _er die
ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an jeiner Seele!"
laut vor fih ber. Das jtörte die Eltern, und fie gponz dem.
Mädchen, zu Bette zu gehen. Aber nocd ehe dafjelbe einjchlief,
tönte e8 ein paarmal verjtohlen aus dem Kiffen heraus zu der
Eltern Ohren: „Was hülfe es dem Menſchen!“ Endlich verichloß
der Schlaf des Mädchens Mund, und die Eltern verabredeten vollends
ihren Plan. Früh Morgens geht der Vater als Dreſcher zur Arbeit
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in die Scheuer, aber che er zur Thür hinaus ift, tönt es aus feines
- Köchterleins Bett ihm wieder an die Ohren: „Was hülfe es dem
Menſchen!“ Das Kind war früh —— und wollte ſeinen
Spruch noch einmal repetiren, gab aber damit unwiſſend, als
Werkzeug in Gottes Hand, dem Vater eine Warnung, die nicht
vergebens war. Die Gottesworte hatten allmählich die harte Kruſte
ſeines Herzens aufgelockert und mürbe gemacht, wie ſanfter Regen
elbſt den härteſten Boden erweicht. der Scheuer klingt ihm
ie Mahnung jenes Spruches immer in die Ohren, er driſcht und
driſcht und will damit die innere Stimme übertäuben, je kräftigere
Schläge er aber mit ſeinem Dreſchflegel thut, deſto lauter und
immer lauter ſchrie in ihm jene Stimme und ließ ihm keine Ruhe,
bis er's endlich nicht mehr aushalten kann, den Dreſchflegel weg—
wirft und nach Haus läuft, um ſeiner Frau gerade aus zu erklären,
aus ihrem geſtrigen Plane könne nichts werden, um ein Baar ſchnöder
Thaler willen möge er fein Seelenheil nicht auf das Spiel jeten.
Als er zur Thüre eintritt, fommt ihm feine Frau mit derjelben
Erklärung entgegen; denn auch ihr hatte fich das göttliche Wort
wie ein Haden in das Herz geworfen, der immer tiefer hinein—
drang, je mehr fie jich abmühte, ihn herauszureißen. Sie lichen
nun wirklich die Erbichaft unberührt und erwarteten ruhig, was
ihnen vechtmäßiger Weiſe zufiel. Der himmlische Erzieher aber
jeßte Das einmal in ihmen angefangene Werk fort, dedte ihnen
durch den jchweren Fall, vor dem er fie bewahrt hatte, das ganze
Verderben ihres böjen Herzens auf und brachte fie zu einer wahren,
Bade Buße, zu der göttlichen Traurigkeit, die da wirket zur
eligfeit eine Neue, Die niemand gereuet. (Tippelskirch, Volksblatt
für Stadt und Land. Halle 1844.)
Melodie: „Alles ijt an Gottes Segen“, welches mit einer Reihe
von Werfen geſchmückt ift, vor allem mit der anonymen ggdhedhg,
welche Häußer für eine der getitlichen Arien des 1673 verjtorbenen
Bürgermeifters und Organijten Johann Rudolf Ahle zu Mühlhauſen
hält, welche der Eonreftor Georg Bernhard Bentler dajelbjt 1799
nebjt den Geſängen Eccards und Burgls, dev andern berühmten
Meifter Mühlhauſens, zugerichtet habe. Winterfeld behauptet,
die Ahleſche Weiſe habe keinen Anklang gefunden und jet bald mit
_ andern vertauscht worden. Sie ericheint im Königs barmontichem
Liederſchatz 1738. — Sonst wird es gelungen nah: „Ach, was joll
ih Sünder machen.“
165. Wer ausharrt bis ans Ende,
Aus derjelben Quelle: „Philipp Friedrich Hillers Liederkäſtlein“,
zweiten Theil, 1767 über das Schriftwort: Matth. 24, 13: „Wer
aber beharret bis ans Ende, der twird jelig!* mit dem Beiſatz:
‚Es ift Mäglich, im Chriftenthum zurüchveichen nach einem feurigen
Sufang, und die Geduld verlieren, tvenn man jchon vieles erlitten
Diefes Lied mit feinen vier Verfen iſt ein bejonders gelungenes
| Beifpiel, wie Hiller die Gottesworte ganz findlich ei ni, od >
Er ich beleuchtet. Ohne Zweifel der trefflichite Vers iſt die Schlu
itte: -
Herr, du fennjt meine Schwäche,
nur deiner harre id).
Nicht das, was ich verſpreche,
was du fprichit, tröftet mid).
Nicht auf die laffen Hände
und ftärf die müden Knie,
und jage mir am Ende:
die Seligkeit ift hie!
Diefe Worte pflegte der befannte Pfarrer von Kornweſtheim und
Ehterdingen, Philipp Matthäus Hahn, welchem die Bekehrung
Schubarts gelang, gar oft mit aller Inbrunſt zu beten, wenn bei
feinem Eifer, ic und jeine Mitchrijten mit großer Entjagung und
Aufopferung zu dem Einen, was noth it, zu leiten, fe ‚räfte
ihm einige Zeit verjagen wollten und das Fleiſch den Geiſt zu be—
errichen drohte. (Basler Sammlungen. 1831.) Die Heftigfeit des
mperament3 auf der einen und die Mattigfeit unſres Herzens
auf der andern Seite find Schwächen, bei welchen wir froh find,
jagen zu dürfen: „der Herr fennet die Seinen“ und — „it größer,
als unjer Herz.“
Ein —— Gedanke bewegte den ſeligen Ludwig Hofacker,
al3 er zum Anfang jeiner Antrittspredigt zu Rielingshaujen, 2. Juli
1826, mit leifer Stimme die Worte aus einem andern Liede Hillers
ſetzte:
Daß ich ſchwach bin, wird Er wiſſen,
daß Er ſtark iſt, weiß auch ich.
Melodie: Valet will ich dir geben.
VII. Troſt im Kreuz.
166. Warum betrübſt du dich, mein Herz.
Ein Lied ungewifjen Urſprungs. Es erjchien, joweit wir bis
jetzt wiſſen, zuerjt auf zwei Einzeldruden: „Zwey jchöne Newe
Geiftliche Lieder, das Erjte, warumb betrübjt du dich, mein hertz
— — Getrudt zu Nürenberg, Durch Valentin Nerwber“, der andere:
„Durch Friderich Gutknecht.“ Wadernagel jeßt diejelben ins Jahr
1560. — Doch findet e3 ich mit jeiner Melodie bereits in dem
„Piesni chrzescianſtie“, einem polnischen Gejangbuch des Predigers
Seflucyan in —— bei Daubmann 1559. Der Anfang heißt?
„Czemu fie troßczyß“ (Choralfunde von Döring, Mufikdireftor im
Elbing. 1865.). — Sodann finden wirs in zwei niederdeutjchen
ein Troſtlied jchon für Taufende von befümmerten Seelen gewejen.
Wie manche arme Mutter, welche in theurer Zeit nicht wußte, wo
fie am andern Morgen Brot hernehmen follte für ihre bungernden
Kinder, hat nach halbdurchwachter Nacht endlich ihre Sorgen mit
jenem Lied eingejungen! Geſungen haben dies Lied die armen
Wanderer im Fremdlingsland, wenn fie nicht wußten, wo beute
Abend ihr ermatteter Leib jeine Ruheſtätte und Erquidung finden
werde. In Beiten der Todesnoth und des Krieges hat man öfters
mit dem XTodtenglöclein zugleich die Töne Diele Liedes in den
Kirchen und Häuſern gehört. Ya, wenn der fromme Herzog Johann
Wilhelm zu Sachſen dafielbe ein Engelslied nannte, weil e8 ihm
furz vor jeinem Tode im Traume vortam, als ſängen es die
Engel, jo hatte er wohl Recht; denn man empfindet in dieſem eins
fältigen Liede, wenn man es andächtig fingt, Kräfte der Engel,
welche emporjteigen zu Gottes Thron und mit findlich unwiderſieh—
licher Gewalt Gottes Vaterherz bewegen.“
Johann Wilhelm, Herzog zu Sachjen-Weimar, hörte er
1573 kurz vor jeinem Ende im Traum diejes Lied jehr Tiebli
Ineen, worauf eine herrliche Muſik folgte. Endlich jab er nach
einer Erzählung immer noch träumend einen jchönen Engel mit
einem Schwert, auf oveffen Rücken ein Zettel mit dem Worten zu
lejen war: „Traue auf Gott, der wird dir helfen und dich zur
Ruhe bringen!“ (Dfearius, Liederihag. 4. 1707.)
Avenarius, Diakonus von Schmalkalden, fragte in ber großen
Theurung 1694 zu Berka an der Werra einen armen, babe aber
ottesfürchtigen Mann, wie er fich in diefen jchweren Zeiten fort
inge umd des Bettelns erwehren könne. Darauf gab ihm derjelbe
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* 460 oft im Kreuz. N
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ur Antwort: „Nichts Aue mich in diefer jchweren und *
als das troſtvolle Lied: ‚Warım betrübſt du Dich, mein Herz?
iejes finge ich jest täglich) Morgens und Abends, und gehet mir
. dabei jo wohl, daß mir Gott Arbeit zufchict und Verdienſt.“ (Mve
ö narius, Liederfatehismus. 1714.)
| Dr. Johann Nikolaus Jakobi, Superintendent zu Meißen, welcher
1700 in einem Alter von einundjechzig Jahren jelig entichlafen, Tegte
mit diefem Lied den Grund zu feinem zeitlichen und ewigen Gl
Er war nemlich in jeiner Jugend, da er zu Wittenberg ftudirte,
jebr arın, tröftete aber fein Herz in bedrängten Umſtänden oft mit
em Lied, befam dadurch ein um jo herzlicheres Verlangen nad)
Gott und feinen ewigen Gütern und gieng deßhalb aud fleißig zur
Kirche. Das bemerkte Profeſſor Oſtermann, ließ ihn zu fich fommen
und verlangte, daß er, um ihn empfehlen zu können, einen lateini=
ſchen Brief aufjegen jolle. Der Jüngling begab ſich nad) Haufe
und verfertigte zweihundert griechiiche Verſe über fein herzliebes
Troftlied, das er feither Tag und Nacht in feinem Herzen bewegt
hatte. Dies gefiel dem Profeſſor jo wohl, daß er ihn bald herna
zum Hauslehrer jeiner Kinder machte und über jechs Jahre bei fi
BE; welches der Grund zu vielen nachfolgenden Beförderungen
und Ehrenstellen für ihn war. (Wimmer. 4. 1749.)
Faſt jeder Vers des Liedes iſt einem Samenkörnlein gleich),
aus dem föjtliche Früchte des Trojtes und der Hoffnung A den
lebendigen Gott gewachjen find.
Vers 1 iſt ein Nachklang des Pſalmwortes 42, 6. 12. 43, 5.
„Was befümmerjt du dich, meine Seele, und bijt jo unruhig in
mir? Harre auf Gott!“
Warum betrübft du dich, mein Herz,
bekümmerſt dich und trägeit Schmerz
nur um das zeitlich Gut ?
Vertrau du deinen Herrn und Gott,
der alle Ding erichaffen hat!
Schamelius bemerkt zu „Warum“: „Die Sprache eines jtarten
Glaubens, der die flerschliche Seele zur NRechenjchaft fordert. Bes
denfe, was du fingeit, und merkt Luca 21, 19: Faſſet eure Seelen
in Geduld!“ ; und zu „Vertrau“: „Das iſt armer Leute beiter Troft!*
Die rechte Antwort auf dieſes „Vertrau!“, welches aud) in „O Herre
Gott, dein göttlich Wort“ jo jchön heraustritt: „Seb dein Vertrau!“
it das Wort von Helmbold: „Auf ihn will ich vertrauen in meiner
ſchweren Zeit; es kann mich nichts gereuen, er wendet alles Leid.“
Vers 2 ijt eine kräftige Zuſprache ans Chrijtenherz:
Er fann und will dich laſſen nicht,
er weiß gar wohl, was dir gebricht, Tr
Himmel und Erd iſt jein; F
Mein Vater und mein Herre Gott, 0
der mir beifteht in aller Noth. =.
Schamelius hebt die drei Wörtlein: „ann — will — weiß“ heraus
und ſetzt bei: „Merfe die drei Hauptgründe des Vertrauens wohl!“
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| . Troſt im Kreuz. N 166.
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5 ‚ Joram Jakob Rambach, Profeffor in Gießen, lag 1735
‚im Sterben. Er bereitete jich in der Stille auf feinen Abjchied,
Als ihn * Frau fragte: Was beteſt du? antwortete er: „Herr,
dein Wille Be Eine halbe Stunde nachher jagte er: „Hörft
du, wie umjer Jakob (der zwei Jahre alt war) in der Stube unten
ſo lieblich fingt: ‚Er kann und will dich laſſen nicht, er weiß ja
wohl, was dir gebricht!“ Ci höre Doch, wie es fo angenehm lautet!“
Der Knabe fang aber nicht; e8 war nur Pinbesgelhre) welchem
der Vater dieje tröjtlichen Worte unterlegte. Das lebte Wort auf
die letzte Frage: Hältſt du dich bejtändig an Jeſum? Yautete:
Omnino ita est, (Sa wohl!) (Büttner, Lebenslauf von Rambad).
1737.)
Hörte Rambach feines Kindes Stimme in diefen Tönen, A
Prach ein andermal ein Vater ähnlich an's Kindesherz. — Als
Johannes Wider, Prediger in Nürnberg, 1630 das Zeitliche ſegnen
wollte, trat ſein jüngſtes Söhnlein, Septimius genannt, zu ihm an's
Sterbebett mit der kindlich freundlichen Bitte, der Vater wolle ihm
u guter Letzt noch ein Sprüchlein befehlen, dabei er ſeiner ſtets ge—
enken könne. Da wies ihm der ſterbende Vater unſern Vers und
ſprach: „Mein Vater und mein Herre Gott, der mir beiſteht in
aller Noth.“ (Thomas Schmidts Hist. et mem. 1707.)
Auf Grund der Ermunterung des zweiten Werjes betet nun
die zagende Seele in Bers 3:
Weil du mein Gott und Vater bift,
dein Kind wirft dur verlaffen nicht,
du väterliches Herz!
\ Ich bin ein armer Erdenklos,
auf Erden weiß ich feinen Troit.
Davon jchreibt Wagenjeil im feinem Traftat von den Meijterjängern,
er habe einmal einen vornehmen Theologen in öffentlicher Predigt
bezeugen hören, daß er in feinem lange Zeit geführten Seeljorger-
amt auf der Welt nichts mehr gefunden, jo nach den Kraftiprüchen
“ göttlicher Schrift betrübte, ‚Heinglaubige und fait verzagende Ge-
müther mehr getröftet und geftärft hätte, als dieſes güldene, ja,
ganz umvergleichliche Gefäß.
Daniel Seiffart erzählt 1704 in feinen Delieine meliene bon
fich jelbft: „Ein gewiſſer Prediger, als er in feinen Studentenjabren
am 13. Oktober 1682 von feiner Vaterſtadt Zwickau die Trauerpoft
befonmen, daß fein lieber Vater an der Peſt geftorben fei, bat
anfangs nicht geroußt, wo er fih vor Schmerzen und Betrübnif
laſſen könne, Bei der größten Melancholie fallen ihm die tröft-
lichen —— ein: „Weil du mein Gott und Vater biſt, dein
Kind wirjt dit verlaffen nicht!" Darüber wird fein höchſtbetrübtes
Herz wiederum fo erfrenet und erquidet, daß er bei ſich gedacht:;
„Nun, wohlan, der ewige Vater lebet noch; der wird fich deiner,
als eines armen Waijen, erbarmen und annehmen.“
| Ders 4 rühmt, wie viel befjer das Vertrauen auf Gott fei,
als irdiſcher Reichthum. Vers 5—9 erinnert an altteftamentliche
BEER Fr
*
*
—
462 VI. Troſt im Kreuz. Nr. 166.
%
Fälle der Hilfe Gottes, wie fie V. 5 Helias im Sidonierland, und
B. 6 unter dem Ginjterjtrauch der Wuͤſte, V. 7 Daniel unter den
Löwen, V. 8 Joſef in Ägypten und V. 9 die drei Männer im
Feuerofen erfahren haben. — Es dürfte von Intereſſe fein, die auf
Elia bezüglichen Verje 5 und 6 in der Lesart der Lübeder nieder-
deutichen Duelle 1567, welche noc einen Vers zwischen einſchiebt,
in Iejen. Es iſt ein gar jchönes treuherziges Bild von altteftament-
icher Geſchichtsanwendung:
Helias, wer ernerde dy,
do ydt ſo lange regende nicht
in ſo ghar düre tidt?
Ein wedewe vth Sodomer landt
tho dy ward van Gade geſant.
Vnd vp dat du nicht lideſt nodt
vnd vortruweſt dinem leuen Godt
vnd richteſt vth ſin beuel,
Moſt dy de raue fleſch vnd Brodt
ſtedes tho bringen fro vnd ſpad.
Du legeſt vnder einem wachalderbom,
do Gades Engel tho dy kam
vnde bracht dy ſpiſe vnd dranck,
Do gingeſtu einen widen ganck
beth an den Berch, Harepta genant.
Den neunten Vers ſollen, wie Stiefler im „Hiſtorien-Schatz“
erzählt, drei Kinder, welche von den Soldaten in einem Backofen
verbrannt worden, freudig geſungen haben. Er lautet ſo:
Es verließ auch nicht der treue Gott
die drei Männer im Feuerofen roth:
ſein Engel ſandt er ihn'n;
Bewahrt ſie vor des Feuers Glut
und half ihnen aus aller Noth.
Vers 10 iſt eine Appellation an die reiche Barmherzigkeit des
an allen Gütern reichen Gottes:
Ach Gott, du biſt noch heut ſo reich,
als du geweſen ewiglich,
mein Trauen ſteht zu Dir.
Mach mid an meiner Seele reich,
jo hab ich gnug hier und emwiglic.
—— bemerkt zu der mittleren Zeile, welche auch Tautet:
„Mein Bertrauen jteht gang zu dir“ (vgl. 1 Petri 1, 13), Folgendes:
„D eine Glaubenskraft! Wiewohl, der Artikel von der Vorjehung
wird von einem jeden erkannt und mit dem Munde geglaubt, jo
lange gnug da iſt. Wer aber nichts weiß von der Verjuhung, ob
denn auch Gott wahrhaftig für jeine Kinder jorge, denjelben IE
nur einen Schaden leiden, in jchlechten Zeiten leben; oder heiß ihm
den Zehenten von feinen Mitteln den Armen geben, da wollen wir
fehen, wie e3 mit den lieben Worten diejes Liedes beichaffen ift.“
ee ee er >
„
Da ——
Diieſen Vers rief Roſina, das ſiebenjährige Kind eines Tag—
ldhners zu Nickern bei Dresden, dem der Vater geſtorben war,
ſeiner Mutter zu, die weder Geld noch Brot im Haufe hatte umd
er oft umd bitterlich über den Tod ihres Mannes weinte. Das
Töchterlein ſagte ihr mit gefalteten Händen und himmelwärts ge-
richtetem Blid die tröftlihen Worte immer umd immer vor, bis fie
diefelbe ermuntert hatte, daß jie Gott vertraute. Er hielt denn
auch feinen Segen über ihrem Haufe, daß fie feinen Mangel hatten.
Vers 11 hat einst unerwartet in das Leben eines zufriedenen
Gemüths eingewirkt. Vor vielen — wurde einem Landprediger
von ſeinem Superintendenten auf Befehl des Conſiſtoriums eine
ſehr anſehnliche Adjunkturſtelle angetragen. Er aber wollte lieber
im niedrigen Stande bei ſeiner Gemeinde bleiben, und ſchrieb deß—
halb auf einem halben Bogen ſonſt nichts, als dieſen Vers:
Zeitlicher Ehr ich gern entbehr,
des Ewigen mich nur gewähr,
das du erworben haſt
Durch deinen herben bittern Tod;
deß bitt ich dich, mein Herr und Gott!
und jchiette daſſelbe dem Superintendenten zu. Als mun durch diejen
der Herzog davon Kunde erhalten hatte, wurde er nad) wenigen
Wochen zum Superintendenten ernannt, im welchem Amte er auch
Gott Er lange Zeit gedienet hat. (Avenarius, Liederkatechismus.
1714.)
Durch den 12. Vers hat ein reicher Mann den elften mit
wahrem Ernit beten gelernt. Ein Bigeuner, den er ums Wahr-
jagen angegangen hatte, gab ihm nemlich den letzteren als Sprüch—
lein. Er beißt:
Alles was ift auf diejer Welt,
es jei Silber, Gold oder Geld,
Reichthum und zeitlih Gut, —
Das währt nur eine Kleine Zeit
und hilft doch nichts zur Seligfeit.
Dem Zigeuner, der ihm alfo wahrgejagt, gab er eine Gabe, darnach
aber jchloß er fich im feine Kammer und jeufzte: „Lieber Gott! Iſt
das wahr, wie der Zigeuner jagt, umd hilft Reichthum nicht zur
Seligfeit, warum hab ic) mich doc) bisher jo jehr darüber bemühet ?*
Und darnach betete er: „Ach, demnach, o Jeſu, wollejt dir mir nur
‚das Ewige gewähren, das du erworben haft durd deinen herben,
bittern Tod‘ und die Gedanken auf Neichthum aus meinem Herzen
reuten und tilgen.“ (Seiffarts Deliciae melicae, 1704.)
Mit diefem zwölften Verſe wies der nad der Schlacht bei
Mühlderg am 24. April 1547 gefangen gehaltene Landgraf Philipp
von Heſſen die blendenden Unträge freudig zurüd, die man ihm
miachte, wenn er von der reinen Lehre des Wortes Gottes abtrünnig
werden würde. Kaifer Karl V., in deſſen Händen er war, bot ihm
dafiir als Preis die Grafſchaft Kapenellenbogen, und der Seas
Georg von Meifen verſprach, ihm zum Erben aller jeiner
— er 3 SIEHT ER ERS FE . * — —*
Pr PRLUNT: —* —* VII. Troſt im Kreuz. Nr. 166. 463
fi * T 5% a
und Länder machen zu wollen. Allein er hielt feit an ber erfannten
evangelifchen Wahrheit und ftüßte fich, jo oft fie auch ihre Anträge
erneuern mochten, auf diejen Vers. Ueberhaupt war dieſes Lieb im
feiner Gefangenjchaft ſein Halt und Troft, während fein Unglüds-
enofje, der Kurfürjt von Sachſen, in jener betrübten Lage an
larers ſchönem Troftlied ſich erquidte: „Wie's Gott gefällt, jo
gfällt's mir auch.“
. Die beiden lebten Verſe find als Amen zum ganzen Lied kräf—
tige Gebetsworte. — Über das ganze Lied hielt Bajtor Buroner in
Salzwedel eine Predigt und ließ fie 1677, um der damaligen nahr-
loſen und betrübten Zeit willen, druden, unter dem Titel: „Urmer
Leute Haußtroſt“, worin er fich nad) Serpilius Zeugniß als einen
„rechten Barnabam und Sohn des Trojtes* erwiejen haben joll.
Das Lied kann jelbit in der deutſchen Literaturgejchichte „ eine
Bedeutung ansprechen. Es wurde nemlich die Dilherriiche Über-
lieferung, wonach Hans Sachs der Sänger unſers Liedes wäre,
für die Kenntniß des treuherzigen Meiiterfängers in einem Falle
überaus förderlich. — Im Frühlommer 1740 hatte in der ie
Stadt Chemnib ein jtrebjamer lateiniſcher Schüler, Salomo Raniſch,
die Abgangsprüfung für die hohe Schule trefflich beitanden. Den-
noch war der junge Mann tief betrübt; denn er hatte wohl ein gutes
Zeugniß in der Tajche, aber fein Geld. In diejer Noth gieng er am
Sonntag ins liebe Gotteshaus. Die Gemeinde jang eben mit hellem
Ton das Lied: „Warum betrübjt du dich, mein Herz, befünmerjt
Dich und trägejt Schmerz nur um das zeitlich Gut?* Als der arme
Schüler dieſe und die folgenden Worte jamt der tröjtlichen Weiſe
dt flog es wie ein Lichter Sonnenstrahl über jein bewölftes Ge—
icht; und er jprach bet ſich: „Hat der Mann, welcher dies Lied
erdacht hat, aljo können gefinnt fein, warum bin ichs nicht auch ?“
Und als er darauf dem Verfaſſer nachforjchte und erfuhr, daß der—
Er Hans Sachs hieße und zu den Zeiten Luthers ein berühmter
eifterfänger und Schuiter in der Stadt Nürnberg gewejen, aber
vom deutſchen Volke längſt vergefien jet, da bejchloß er bei ſich,
dieſem Meiſter im Tröften beim Abgange von der Schule öffentlich
eine Erinnerungs- und Lobrede zu halten. Das gejhah am 9. Juni
1740, und er rühmte den verachteten Schufter jo herzbeweglich, daß
die ganze große Verjammlung jenes Lied nochmals anjtimmte. —
Der junge Redner aber erhielt die Tage darauf jo viele unerwartete
und anjehnliche Gejchenfe, daß er Teichten Herzens auf die hohe
Schule nach Leipzig zog und auch dort noch reichli ob jeiner
Schutzrede für den ehrlichen Schufter bedacht wurde. Um jo eifriger
ward er, den Lebensumftänden des Mannes nachzuſpüren. Da fand
er denn, daß derjelbe in ganz Deutjichland ehedem ebenjv berühmt
geweſen war, wie die alten heidnifchen Poeten Homerus und Bir-
gilins zu ihren Zeiten, und daß man feine Reime von einem Ende
des Vaterlandes bis zum andern mit jolcher Luft und Liebe geleien —
habe, wie feines anderen vor ihm und nach ihm, weil darin „deutſch
und deutlich genug, ja heil und klar wie der lieben Sonne Schein
die Wahrheit Gottes geleuchtet, auch aller Tugenden Lehr und Bei-
4
e: vH. Troſt im
Be gegeben und der Menjchen Wejen und Wandel gejchtldert ward,
die dem gemeinen Mann, wie dem Baterlande deuticher Nation dienſt—
lich und löblich ſein.“ — Nach Iangjährigem Studium gab der dank—
bare Salomon Ramiſch 1765 die Lebensgejchichte Hans Sachjens
aus und jchilderte darin deſſen ergebliche umd zugleich herz—
effernde Neimkunjt mit warmen Worten. Das war der erjte An-
fang, ven verläjterten und verfeßerten Schuhmacher wieder zu Ehren
zu bringen. (Julius Diſſelhof, Hans Sachs.)
Die Melodie aus G Moll, ggbadceba, wird ebenfalls
Be Hans Sachs zugefchrieben. — Sie findet jich, wie oben
emerkt, mit dem Lied jchon 1559 in dem polntichen Cantional des
Seflucyan, und ijt vielleicht eben jene Volksmelodie, auf welche der
Einzeldruck Neuber und Gutfnecht zu Nürnberg verweist: „In dem
Thon: Fröhlich bin ich auf Herken Grund.“ Im die Iutheriichen
Geſangbücher kam fie, wie es jcheint, durch Elers „Cantica sacra,
Anhang 1588." und das Dresdener Gejangbuch 1593.
Johann Rift, der befannte geistliche Dichter, erzählt mit Be—
iehung auf fie Folgendes: „Als in dem letzten hochverderblichen
riege (1658) ich mich in Hamburg eine Zeit lang mußte aufhalten
und einjtens am Sonnabend mir die Zeitung gebracht ward, daß
mir der Reſt aller meiner zeitlichen Güter wäre hinweggeraubt
worden, daß auch nicht eine einzige Hühnerfeder miv übrig wäre
geblieben, da gieng ich des folgenden Sonntags Morgens in die
St. Catharinenkirche zu einem Freunde, Herrn Scheidemann, auf
die Orgel, des vortrefflichen Theologen Dr. Corſini Predigt anzu—
hören. Als nun jelbiger unter andern auch gar bewegliche Reden
führte von dem Mitleiden mit den armen verjagten Holiteinern, da
ward mir das Herz dermaßen gerührt, daß ic) fajt nicht wußte, wie
mir geichahe. Und als nach geendeter herrlicher Predigt mein jehr
werther und vertrauter Freund, Der alte vielbeliebte Herr Schoppe,
zu Heren Scheidemann jagte: ‚Mein Bruder, laſſet uns doch unjerem
werthen Rüſtigen zu Gefallen ein feines Stüd mit einander machen ;
vielleicht udchte doch ſein befiimmertes Herz ein wenig dadurch
wiederum erleichtert werden! da war der edle Scheidemamm ganz
willig dazu, fiengen deriwegen ein über alle Maße bewegliches
Stüdlen an zu jpielen; und beivegten Dadurch mein Herz Ders
eitalt, daß, wenn ich an mein ſchweres Unglüd dachte, jo ward
ih darüber jo wehmüthig, dab ich, im einen Winkel mic ver»
bergend, unzählige Thränen vergoß, ja faſt mit dev Verzweiflung
mußte ringen, bis nach der Vollendung dieſer Mufil der Direktor
des ⸗ Chors, mein alter, mehr als dreißigiähriger Freund,
err Selliug, mit dem vollen Chor unjer jchönes, aber von ibm
1646) noch viel Schöner in die Muſik gejeptes Kirchenlied: ‚Warum
etrübſt du dich“ anfieng zu muficiren, woburd ich wiederum ders»
maßen ward erquidet, dat mir däuchte, ich wäre gleichjam neu ges
boren und könnte alles meines ausgeftandenen Unglüds augenblid-
lich ſchier vergeffen, wie ich denn aus der Kirche jo freudig wiederum
zu Haufe gieng, als wenn all meine Trübjale wären verſchwunden.“
Koh, Kirchenlled. VII, su
Kreuz. Nr. 166. 465
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gepflanzten Luftgarten“ 1657 eine *— Comp
er mit den Gedanken des 3 ie Töne unſers erſten es
kämpfen läßt, bis fie endlich den Sieg des echten Gottvertrauens
volljtändig erringen. — Auch Johann Sebaſtian Bad) hat eine
Gantate über F Lied gegeben zum Evangelium vom 15. Sonn—
tag nad) Trinitatis. Man leſe Winterfeld 2, 299 f. 3, 322 f. und
die interefjante Vergleihung beider Sätze ©. 324.
167. Ad Gott, wie mandes Herzeleid.
Von Martin Moller, als Pfarrer zu Sprottau in Nieder-
Jötelien (1547—1606, vgl. 2, 211 ff.) gedichtet und erichienen in
eſſen: Meditationes Sanetorum patrum, zweite Ausgabe. Görlitz,
Sritich 1587 im dritten Abjchnitt. — E3 hat fich indeffen über den
Verfaſſer eine durchgreifende Meinungsverſchiedenheit gebildet. Auf
der einen Seite findet fich unjer Lied in Mollers Manuale de prae-
paratione 1593 unter den Gebetlein, „jo von andern geiftreichen
Leuten gemacht find“; andererjeits hat e$ Conrad Hojer, Subprior
in Möflenbed, in jeinem Buch „Die Funff Hauptt Stüde Chriſtlicher
Lehr. Stadthagen, 1614* unter feinen eigenen Gejängen aufgeführt.
Allein die leßtere Angabe it nach anderen Vorgängen nicht voll
fommen zuverläffig und kann ſich auch auf eine Redaktion des Lieds
beziehen, und jo wird bis auf weiteres Moller feinen Plab neben
diejem Geſang behaupten.
E3 trägt die Überſchrift: „Ein Troſtgebet, anmit ein betrübt
Herze in allerlei Kreuze und Anfechtung dieſer letzten mühejeligen
Zeit fich ganz lieblich tröften und an dem fühen Namen Jeſu Ehrifti
ſehnlich ergetzen kann. Aus dem Hymnus Jesu duleis memoria,*
Das Lateinische Lied, welches jomit als die Quelle unjeres Ge—
fangs anzusehen tft, gehört wohl feinem Grundjtof nad), wenn auch
nicht in jener ganzen Ausdehnung von 50 Verſen, dem heiligen
Bernhardus, deſſen glühende Sejusliebe es athmet. Es it im der
Yutherifchen Kirche jehr beliebt gewejen und durch Arndts Paradies-
gärtlein, in deſſen Anhang es ſich mit doppelter Uberjegung findet,
in der Erinnerung erhalten geblieben. In unjrem Liede ichimmert
der lateinische Hymmus nur hie und da hindurch, da jener „Subel
über den Jeſusnamen“ hier ganz zu einem Troſt im Derzeleid ver-
wendet tft. — Im Rhythmus des lateinischen Lieds, dem Mollers
Arbeit ſich anſchließt, läge auch der vierzeilige Strophenbau, in
welchem es manchfach erichten; die 18 Strophen wurden dann ges
fungen nah: O Jeſu Chrift, meins Lebens Licht. Der Gedanken—
gang jedoch weist entjchteden auf die jechszeilige Strophe hin, nah
der Weife: Water unjer im Himmelreic).
Vers 1 mit jeinem Herzensjeufzer ift für betrübte Seelen oft-
mals der Ausdrud ihres Jammers geworden. — Bon Anna Maria,
Herzogin zu Sachjen, erzählt Seiffart in feinem Mel melicum, daß
fie frühe ſchon in die Schule der Trübjal gejchidt worden jei umd
Joham Rudolf Ahle hat in ſeinem Ftuannhen Neu⸗ i
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als eine von Gott Berti — — — * geitih verfuchte
Maria, oft en
Ad) dent wie mandes Herzeleid
begegnet mir zu dieſer Zeit;
Der ſchmale Weg tft triibfalvolf,
den ich zum Simmel wandeln ſoll:
Wie —— läßt ſich Fleiſch und Blut
zwingen zu dem ewigen Gut! _
Sie habe aber auch als geübte Kreuzträgerin manchen tröftlich zu—
geiprochen. — Den Ge BE des jchmalen Wegs und des Wandels
zum Himmel are Schamelius furz: Via lueis via erucis. Act.
22. — Derjelbe bemerkt zu „Fleiſch und Blut“: „Das ift die
F Trübſai. Wärs möglich, daß ein Chriſt gar kein Kreuz hätte, ſo
wär ſchon das Kreuz über Kreuz, daß ihm Fleiſch und Blut jo feit
anklebt und fich nicht will zwingen laffen, das zu thun, was der
Geiſt will. Lieber Gott! gi allem Eifer bringt man's doch nicht
dahin, daß man dich jo fürchtet und Liebt, als man von Herzen
gerne wollte! Ach, das thut weh.” Man vergleiche hiemit Richters
Worte: „Der Natur geht es gar jauer ein, ſich immerdar in Ehrifti
Tod zır geben.“
Bei Vers 2 tritt nun der lateinische Hintergrund ein wenig
hervor. Er lautet:
Wo Soll ic mich denn wenden hin?
u dir, Herr Jeſu, fteht mein Sinn;
ei dir mein Herz Troft, Hilf und Rath
allzeit gewiß gefunden hat:
Niemand jemals verlaflen iſt,
der getraut hat auf Jeſum Chriſt.
Die Frag und Antwort im Anfang begleitet Schamelius mit u
körnigen Wort: „Wohl getroffen auf diejer Wegſcheide!“ (vgl. „
3 Be fliehen bin?” ©. 228 f.) Bernhardus aber ruft im *
Jesu, spes poenitentibus,
quam pius es petentibus,
Quam bonus te quaerentibus,
sed quid invenientibus!
Vers 4 und 5 find in den Andachtsbüchern unferer Väter gerne
— Sn j —— bat das Wort: „Es famı kein Trauern ſein
Baer. d dein lüßer Nam erfreut viel mehr!“ in dem andern
ort: „Wenn ich dich hab, jo hab ich wohl, was mich ewig er»
freuen ſoll!“ iprichwörtliches Gepräge befonmen.
| in 6 klingt mit dem lateinijchen Original zuſammen. Er
Kein beffer Treu auf Erden iſt,
denn nur bei dir, Herr Jeſu *1
Ich weiß, daß du mich nicht verlä
dein Wahrheit bleibt mir ewig feit:
Du bijt mein rechter treuer Hirt,
der mich ewig behüten wird.
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Quando cor nostrum visitas,
tune lucet ei veritas,
Mundi vileseit vanitas
et intus fervet Caritas.
Schamelius bemerkt: „Treu, umgefehrt: teur! Theuer ift fie umd
rar in der Welt, groß und offenbar in Chriſto. Dffenb. 3, 12.
Ach daß wir ihm nur nimmermehr untreu würden! 2 Tim. 2, 13."
Vers 10 finden wir als Hoffnungston im Kreuze gerne gebraucht:
Wenn ich mein Hoffnung ftell zu dir,
fo fühl ih Fried und Troft in mir;
Wenn ich in Nöthen bet und fing,
jo wird mein Herz recht guter Ding.
Dein Geiit Degen, daß ſolches frei
des ewgen Lebens Vorſchmack jei.
Der lateiniſche Tert hiezu wird der Vers fein:
Hic amor missus caelitus
haeret mihbi medullitus,
Mentem incendit penitus,
hoc deleetatur spiritus.
Magiiter Häveder kam eines Tages zu einem Bürger in Magde-
burg, welcher ga EN contraft war, und fand ihn über jeiner Bibel,
wie er eben die Worte las: „Der Herr bat alles wohl gemacht!“
Natürlich fragte ihn der Seelforger, ob er denn das auch für feine
Perjon und jeinen Leidenszuſtand glauben könne. „Ach ja, ant-
twortete der Leidende: ‚Wenn ich in Nöthen. bet und fing, jo wird
mein Herz recht guter Ding!‘ Bei meinem Gebet gibt mir Gott
im Leiden allezeit tröjtliche Gedanken ins Herz. Und wen ic)
font nichts in der Welt hätte, jo wär ich doc mit jolchem Seelen-
troſte Gottes zufrieden!“ (Seiffart, Singularia evangelica.)
„In geiſtlichen Liedern, ſagt Schamelius mit Lütkemann, iſt 4
eine köſtliche Erquidung und Stärkung, im Leben und Sterben. Anf
ſolche Weite kannſt du das Paradies in deiner Seele jchmeden. —
Das aber tft die qute Stunde. Oft folgt ein Sturm, der die Freude
jtöret.“
Die beiden legten Verſe 11 ımd 12 enthalten den Entihluß:
„Drum till ich, weil ich lebe noch, das Kreuz dir fröhlich tragen
nach !* wozu schamelius lagt: „O ein Kunſtſtückchen! ——
unter die adıniranda und geheimen Gaben der Kinder Gottes!” umd
die Bitte: „Hilf mir auch zwingen Fleiſch und Blut!“ Dieſe Ge-
danken greifen wiederum, wie der Anfang des Lieds, weit über Die
Worte des heiligen Bernhardus hinaus. — Das mittelalterliche Lied
ijt beichaulich, der lutheriſche Geſang praftiich.
168. Nicht fo traurig, nicht fo fehr.
Das erſte in der Reihe der Trojtlieder von Paulus Gerhardt
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(1607 —1676, vgl. 3, 297 ff); gedichtet in feiner Wartezeit als
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} ‚bei Kammergerichtsadvofat Bartholdt in Berlin, und
zuerſt erjchienen in der Praxis pietatis melica von Crüger 1648 mt
- der Ueberjchrift: „chriftliche Zufriedenheit“, was ergänzt wird durch Er
bie witzige Benennung von Schamelius: „Lektion der Unvergnügten.“ KL:
Der Grundgedanke des Lieds läßt fich in den zwei Sprühen
engen Pialm 116, 7. „Sei mum wieder zufrieden, meine —
eele; denn der Herr thut dir Gutes!“ und Pſalm 42, 6. 12. „Was
betrübſt du dich, meine Seele? Harre auf Gott!“ — Zu dieſen
Schrifigedanken geſellt ſich in unſrem Liede die Weisheit auf der
Gaſſe; es iſt —— eine an den Verſtand des Mißvergnügten
chtete Vorſtellung, dahin gehend, daß, wer Gott hat, keinen
rund habe, zu Hagen. Und dieſe Vorſtellung hat Gerhardt meiſter—
aft durchgeführt, jo daß Preuß in feiner Geſchichte der Dichter des
ecklenburgiſchen Geſangbuchs mit Recht jagen Tann: „Merkit du
nicht, o Seele, wenn du dieſes Lied betrachtejt, wie jehr der Liebe
Gerhardt fich bemühe, die edle Zufriedenheit als die koſtbarſte Blume
in dir zu pflanzen? Leſet und finget dies Lied fleißig, ihr Mip-
vergnügten, die ihr nimmer genug vom Jrdifchen befommen könnt;
e3 wird euch eine heilfame Arzenei jein, daß ihr einmal von eurer
Welt- und Geldſucht befreiet werdet.“
E3 mag von Intereffe fein, die Kern- und Schlußreime, welche
al3 Sprichwörter oft gebraucht oder gebräuchlich jind, als eine
Perlenſchnur aufzuzeigen:
1. Nimm vorlieb mit deinem Gott;
haft du Gott, jo hats nicht Noth. V. 1.
2. Gott ift Herr in jeinen Haus;
wie er will, jo theilt er aus. V. 2.
3. Bleibt der Centner dein Gewinn,
fahr der Heller immer hin! V. 4.
4. Alles bleibet hinter dir,
wenn du teittit ins Grabes Thür. ®. 5.
5. Erdengut zerfällt und bricht ;
Seelengut, das schwindet nicht. V. 6.
6. Deiner Augen helles Glas;
fiehe, wel ein Schatz it das! V. 7.
7. Iſt dirs gut, jo geht Er's ein;
its dein Schade, Ipriht Er: Nein! 8. 11.
; 8. Geht dirs widrig, laß es gehn:
f Gott und Himmel bleibt dir ftehn. V. 15, |
2 Bu Vers 4. Hamann ſchreibt den 27. Oftober 1783 an eme
N „Solange e8 noch Menjchen gibt und ——— es -
BE — Lt *
Hauslehrer bei Kamm
Pen
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ſelbſt find, wird es ung an Freunden nicht fehlen. Der Baum des
Rebens ſowohl als der Freundichaft thut aus Ihm entipringen, gar
106 vom Himmel her aus Seinem Herzen. So finge ich auch alle
Sur und Hatte auch geftern gefungen vor Empfang Ihrer gütigen
ift:
Bleibt der Centner mein Gewinn,
3 fahr der Heller immer hin!“
Das ift die rechte Selbftändigkeit des chriſtlichen Philoſopheu; zus
mal wenn der Gentner woc über die Freundſchaft hinaus geiucht
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40 NE Troſt im Kram. Rr. isss
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wird in der Gemeinjchaft Gottes; worauf doch Gerhardts
Anfang des Verſes zielt:
Der iſt albern, der ſich Fränft
um ein Hand voll Eitelkeit,
Wenn ihm Gott dagegen jchenft
Schätze der bejtändgen Zeit.
Zu Vers 6. Ein Kaufmann zu Nendsburg pflegte, wie Seif-
I erzählt, allezeit vor dem Glodenläuten zur Kirche zu gehen.
[3 man ihn nach dem Grund diejer Gewohnheit fragte, antwortete
er, er hätte zu Haus eine Glode, die läute ihm immer zuvor jchon.
Er habe nemlich einmal einen großen Verluſt zur See gehabt und
ein Freund habe ihn getröjtet, indem er ihn an den Schaden erin-
nerte, welchen manche mit dem reichen Mann eben durch ſolches
Erdengut an der Seele nähmen. Da habe er denn beichlofien,
Gottes Wort insfünftige nicht mehr jo unbeachtet zu lafjen, wie
vordem; und Habe dei zur Erinnerung eine Glode in feinem Haus
aufhängen laffen, die ihn an das Gotteshaus mahne, ehe die Kirchen-
gloden tönten. Die Glode aber jei eine Tafel, darauf ftehe der
Spruch: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühſelig und beladen
feid; ich will euch erquiden!* und drunter die Worte:
Erdengut zerfällt und bridt;
Seelengut, das jchwindet nicht!
Was aber das Seelengut jet, kann niemand treffender jagen, als
Gerhardt wiederum im Anfang des Verſes:
Aber, was die Seele nährt,
Gottes Huld und Chriſti Blut,
Wird von feiner Zeit verzehrt,
iſt und bleibet allzeit gut.
Ein gar jehöner Gedanke tritt uns in Vers 12 entgegen. Wäh-
rend des Herzens Verlangen in wdiichen Dingen oft io wenig be=
friedigt wird umd der Menjc aufs Warten angewiejen it, gibt es
einen vollgültigen Erjaß:
Unterdefien trägt jein Geijt
dir in deines Herzens Haus
Manna, das die Engel jpeist,
ziert und ſchmückt es herrlid aus.
Sa, er mwählet, dir zum Heil,
dich zu feinem Gut und Theil.
Iſts doch auch bei unſrem Gerhardt jo gewejen. In der Wartezeit
nahm er Manna von oben, das in jeinen Liedern uns noch heute
fpeist; und des „Dankes Saitenjpiel“, welches uns aus ihnen er—
tönt, freut uns noch zur Stunde in Gemad) und Ungemad).
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Melodieen finden fich zu diefem Liede gar viele. Die Weiſe,
welche — Crüger demſelben in G Moll 1648 mit auf Den
en hat: gbabcebag fis, wurde allgemein ange
nommen und Ebelings Verſuch fonnte fie nicht verdrängen; fie iſt
in Norddeutſchland noch gebräuchlich. Im Freylinghauſenſchen Ges
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ſangbuch 1714 findet fich die Melodie: e fis g hag fis, welche
Minterfeld dem Meifter Johann Sebastian Bad) zufchreibt. In
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Königs harmoniſchem Liederichat 1738 findet fich die ins Ende des
ſiebzehnten Jahrhunderts zurüdgreifende Weile: fgfefga Ps
- tembergisches Choralbuch 1844) und: fis fis g fish h eis (Pfälztiches _
Choralbuch 1859). — Weitere Melodieen: im Württembergifchen
Choralbuch von Störl und Stögel 174: egegahe; in Tore
deutſchland: bbbfgab, -
169. Warum follt ich mich denn grämen.
Bon Paulus Gerhardt; erfchienen im Rungejchen Geſangbuch:
„Dr. Martın Luthers und andrer vornehmen und geiftreichen und
elehrten Männer geijtliche Lieder und PBjalmen. Berlin 1653.
Bei Gerhardt hat es den Titel: „Ehriftliches Freudenlied“ ; Schame-
lius gab ihm die Überſchrift: „Zernichtete Einfälle und Herzensjtöße
der Schwermüthigen." Bilhuber nennt es die Schatzkammer allerlei
göttlichen Troſtes im Leiden und Sterben, und Seiffart den beiten
Antimelancholikum.
Der Gedankengang iſt folgender. Das arme Herz hat ſchon
efragt in Kreuz und Noth: ach, warım? ach, du Herr, wie jo
Inge? Darım beginnt das Troftlied mit der Gegenfrage: Warum
ollt ich mich denn grämen? Vers 1, und in der Frage liegt die
ntwort: ich Habe Chriſtum und habe den Himmel mit ihm; was
bedarf ich mehr? Allein das bekümmerte Gemüth will Gründe haben,
einen um den andern. — Darım 9. 2. 3.: mein Leben ijt Sein;
Er thue damit, wie er will. Hiob 1. — V. 4. 5. Das Kreuz kann
Er enden und lindern; aljo getrojt! — V. 6—8. Satan, Welt und
Tod können mir den Muth nicht nehmen; denn der Satan fan
| Äpotten, aber auch zu Schanden werden V. 6; der Tod kann tödten
V. 7, aber doc nicht gar, er führt zur Himmelsfreude V. 8. —
V. 9. 10. Erdengut zerfällt und bricht, Himmelsgut verjchwindet
nicht. — Darum wendet ſich der Sänger empor zum höchſten Gut,
feinem Herrn, und ruht in Seiner Gemeinjchaft betend aus V. 11. 12.
Das Lied hat im umendlich vielen Fällen feine tröjtende und
ftärtende Kraft an Unglüdlichen und Angefochtenen, an Leidenden
und Sterbenden erprobt.
Vers 1. Als man die Salzburger Emigranten auf ihrem Zug
dur Schwaben im Jahre 1732 irgendwo fragte, ob fie denn nicht
wweilen jchmerzlich an ihr Vaterland gedächten und an das, was
| ie zurücgelafien, fiengen fie mit großer Frendigfeit an zu fingen:
Warum follt ih mich denn grämen ? e
hab ich doch Chriftum noch, -
f wer will mie den nehmen ?
Wer will mir den Simmel ranben,
den mir fchon Gottes Sohn
beigelegt im Glauben ?
ALS fie damit zu Ende waren, jagte einer unter ihnen: „Da habt
ihr die Antwort. Wir grämen uns über nichts mehr, als daf wir
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fo lange haben heucheln können und die erkannte Wahrheit nicht
eher mit dem Munde bekannt, vielmehr uns vor Menſchen gefürchtet
ben.“ — Das ſtimmt mit einem Stammbuchblättchen aus jener
eit, das die Überjchrift trägt: „Umb der Evangeliihen Wahrheit
vertriebene jalgburger.” Da find zwei Beitalten, Mann und Frau;
dieſe ſtrebt friich voraus und trägt eine Heine Wiege, aus der des
Kindleins Köpfchen herausblidt, auf dem Rüden; jener aber jchreitet
mit bewußtem —* Schritte nach, ſeinen Scheitberger leſend und
einen Sad mit dem Nöthigſten tragend. Darunter ſteht der Reim:
„Die Reife it zwar jchwer, doch aber leicht vorgnommen; Weil
wir im Preifjenland die reine Lehr befommen.“
Baitor Arnold Stolterfoht in Lübeck wurde am Ende des fieb-
ehnten Jahrhunderts zu einem ſchwer Angefochtenen gerufen, welchem
—* Wort Chriſti: „Wer mich verleugnet vor den Menſchen, den
will ich auch verleugnen vor meinem himmliſchen Vater!“ wie ein
Centnerſtein auf dem Herzen lag. Er verſuchte mancherlei Troſt—
mittel an ihm, aber keines wollte anſchlagen, ſelbſt das Beiſpiel
von der Wiederannahme Petri nicht, der doch auch ſeinen Herrn
verleugnet habe. „Ich habe ja nicht Petri Thränen, auch
nicht Petri Buße!“ war die Antwort. Da läßt der Seelſorger
etliche Schüler, die er dazu mitgenommen hatte, dieſes Lied anſtim—
men; und als es an die Worte kam: „den mir ſchon Gottes Sohn
beigelegt im Glauben“, ruft er dem Angefochtenen dieſelben noch—
mals beweglich zu und jeget bei: „aljo ein Glaubiger jchon hier
und zeitlich jelig!” Darauf fängt der Mann bitterlich zu weinen
an, und Stoltertoht ruft freudig aus: „Petri Thränen, Petri Buße;
Viktoria! Ihr ferd felig zeitlich und ewig. Viktoria!” (Daniel
©eiffart3 Deliciae melicae. 1704.)
Als am 2. Juli 1800 dem Pfarrer Hoſch in Gächingen auf
der Alb franzöfische Hujaren das Haus faſt rein ausgeplündert
atten, griff er am Abend des Unglüdstages nad) jeiner Harfe, die
ie ihm noch gelajjen hatten, und jang guten Muths ımjer Lied als
einen rechten „Antimelancholikum“. „Hab ich doch Chriſtum —9—
wer will mir den nehmen? Wer will mir den Himmel rauben?“
das war ſein Troſtgedanke. Durch dieſen gekräftigt konnte er au
am nächſten Sonntag auf die Kanzel treten und jagen: „Es ji
Räuber in unjer Dorf gefallen. Was haben fie uns geraubt?
Tugend und Unjchuld, Ehre und guten Namen, Seele und Selig—
keit? Haben fie uns das Neue Tejtament entrifjen, den Zugang zu
Gott verjperrt, die Gemeinjchaft mit dem Himmel abgejchnitten ?
Ach nein! das find nicht die Güter, denen die Diebe nachſtellten.
Was denn? Etwas von unſerem Überfluß, der ſich Leicht entbehren
oder leicht wieder erjegen läßt.“
In Vers 2 Hingt Hiobs Wort 1, 21 wider:
Nadend lag ich auf dem Boden,
da ich fam, da ih nahm
meinen eriten Odem;
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000 Nadend werd ich auch hinziehen
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en. wenn ich werd von der Erd j
Er als ein Schatten fliehen.
- Eine launige Auslegung erhielt Diefer Vers beim Tode Friedrich
Wilhelms 1., Königs von Preußen, am 31. Mai 1740. Der ftrenge
Monarch lag in Ban legten Zügen, al3 er befahl, man jo
fingen: „Warum jollt ich mich denn grämen?* Wie der Geſang
aber an die Worte Fam: „Nacdend werd ich auch binziehen —*
machte er noch einmal jeinem Unmuth Luft, indem er vor fich hin
ſprach: „Das tt nicht wahr; ich werde in meiner Montiruna be=
graben werden!" Indeſſen waren feine letzten Worte unjerem Liede
ganz entiprechend. Er jtarb mit dem Ruf: „Herr Jeſu, du bift
- mein Gewinn im Leben und Sterben!” (Kirchner, die Nurfürjtinnen
und Röniginmen des Haujes Hohenzollern. 3.)
Die Ergänzung des zweiten ijt der dritte Vers, ebenfalls mit
Hiob 1, 21 Hinmend :
Gut und Blut, Leib, Seel und Leben
| N nicht mein; Gott allein
it e8, der's gegeben.
zill er's wieder zu fich fehren,
nehm er’3 hin; ich will ihn
dennoch Fröhlich ehren.
‘
| erufen: „Ikabod, die Herrlichkeit it dahin!“ jondern: „Der Name
des Herrn jet gelobet !“
Zu Vers 5. Johann Paul Trier, der als Berggerichts—
direktor zu Meiningen 1768 |tarb, verlor feinen einzigen Sohn,
einen hoffmungsvollen Jüngling, nachdem er jo eben von der Unis
1 verfität zurücgefehrt war, durch den Tod. Bald darauf ftarben
ihm auch feine beiden Töchter, von denen er jagen konnte: „ste
- haben mic nie betrübt.“ Mit großer Faſſung ertrug er diejen
dreifachen Verluſt. Da fiel der fünfundjiebenzigjährige Greis in
Ban: Garten und brach den Fuß. Man befürchtete, dies werde
ei jeinem hoben Alter den Tod mad) ſich zieben; jeine Frau war
umtröjtlich, und alle, die um ihm waren, beklagten jeine großen
— —— Er aber, mit den Zügen der ruhigſten Gelaſſenheit auf
feinem Angeficht, antwortete:
Sott hat mich in guten Tagen
oft ergeßt, ſollt ich jept
nicht auch etwas tragen ?
- Und fiche da, der das Unglück gejchictt, der wendete es auch wieder;
er genas zu großer Verwunderung der Urzte und lebte noch bis im
Sn ſiebenundachtzigſtes Jahr. Dann ftarb er lächelnd, mit gen
immel ausgeredten Händen. (Fedderjen, Nachrichten vom Leben
und Ende gutgefinnter Menfchen. 2.)
Der Schluß des Verjes aber, wo e8 beißt:
ift Gott, und fchärft mit Mafen
ein Gericht; kann mich nicht
ganz und gar verlalien!
Da De es denn nicht, wie Eli's Schwiegertochter, Pinchas Weib, _
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Val. Teoft im Kreuz. Mi 000000
timmte die Herzogin zu A und Lüneburg, Ehriftiane
barlotte Luije, welche ſich auf ihrem hole legten Sranfene ⸗
lager diejes Lied vorlejen fie, zu dem Bekenntniß: „Ulles, was
Gott an mir thut, iſt wohlgethban; und ich bin gewiß, daß mein
leibliches Leiden, wie groß es auch jet, unter feiner guten Negierung
ein herrliches Ende nehmen wird.” (Fedderjen, a. a. DO.)
Sm Wr Berje erhebt fih der Sänger zum Glaubenstroß
feines Liedes „it Gott für mich, jo trete“;
Satan, Welt und ihre Rotten
fünnen mir nichts mehr hier
thun, als meiner jpotten.
Laß fie fpotten, laß jie lachen,
Gott mein Heil wird in Eil
fie zu Schanden machen.
Mit dem ganzen Liede wurde auch diejer heroiiche Vers dem treu—
verdienten Prediger an der Wendiichen Kirche zu Cament in der
Oberlauſitz, Johann Gottfried Schumann, in großer Anfechtung zu
kräftigem Troſt. Als derjelbe im Jahr 1716 ım Sterben lag, war
er in großer Dunkelheit der Seele, daß er endlich von jeinem Lager
ftieg und auf den Boden fniete, indem er jagte, er wolle mit jeinem
Heiland an den Dlberg gehen und beten. Nachdem er jo eine Viertel-
ftunde lang auf der Erde gelegen und über jeine Sünden zu Gott
een hatte, jtand er mit einemmale auf und rief getröjtet und
efaßt: „Warum jollt ich mich denn grämen? Dort jteht zwar der
rüllende Löwe und will jein Heil an mir verjuchen, aber ich habe
einen jtärkern Löwen auf meiner Seite, den Löwen vom Stamm
Kuda; der hat überwunden und in jeiner Kraft will ich auch über-
winden.“ (Gerbers Hiltorie der Wiedergeborenen.)
Der fiebente Bers tritt aufs denkwürdigſte in dem Lebensgang
Sohann Jakob Mojers, des frommen Staatsmanns und edlen Pa-
trioten, hervor. Weil er jich als Landſchaftskonſulent durch jeine
feite, umerjchrodene Bertheidigung der Rechte und Freiheiten Des
württembergijchen Volkes den Zorn des Herzogs Carl Eugen zuges
ogen hatte, welcher unbegrenzten und unumjchränften Gehorjam
—* ließ ihn dieſer am 12. Juli 1759 in das Schloß zu Lud—
wigsburg vor ſich beſcheiden, um ihm ſeine Gefangenſetzung anzu—
kündigen und ihn ſogleich nach Hohentwiel abführen zu laſſen. Jeder—
mann ahnete das Schlimmſte für ihn. In dem Augenblick aber, da
er nach langem Harren im Vorzimmer durch den Geheimſekretär vor
den Herzog gerufen wurde, rief er jenem zu:
Unverzagt und ohne Grauen
ſoll ein Chriſt, wo er iſt,
ſtets ſich laſſen ſchauen.
So trat er vor den Herzog, und als dieſer ihm zürnend ſeine Ver⸗
haftung ankündete, ſprach er ganz gefaßt: „Euer Durchlaucdht wer-
den einen ehrlichen Mann finden.“ Er wurde jofort auf die Seftung
Hohentwiel abgeführt. — Das Wort aber verbreitete ji vom |
Mund zu Mund und ward bald jo befannt unter dem Volke, da
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es nach fünf Jahren, da er endlich ſeiner ſchweren Haft ledig wurde,
noch nicht vergeſſen und verklungen war. Auf ſeiner Heimreiſe von
Hohentwiel nach Stuttgart im September 1764 traf.er im erſten
- württembergischen Dorfe einen Schulmeifter im Wirthshaus, der fich
in ein Gejpräch mit ihm einlaffen wollte. Moſer aber wich ihm
aus. Da jagte der Mann, heute könne er, obwohl er jonjt nicht
dahin gehe, nicht aus Dem Wirthshaufe gehen. „Warum ?“ fragte
Mofer. Der Schulmetiter aber hob den Finger, deutete auf Mojer
und fagte: „Unverzagt und ohne Grauen!" — Mojer hatte mın die
rimdlichjte Erfahrung von dieſem Worte erlebt und auch den
Chhuf des Verſes erprobt:
Wollt ihn aud der Tod aufreiben,
joll der Muth dennoch gut
und fein jtilfe bleiben.
Auch noch ein anderer Zeitgenofje des Herzogs, Karl Friedri
Harttmann, der als Stadtpfarrer in Lauffen jenen amtlichen Lau
beichloß, hat ſich an dieſen Vers gehalten. Als er Profeſſor an
der Karlsafademie war, zogen ſich einsmals von einem in Ungnade
efallenen Profeſſor Die meiſten andern zurüd. Da hatte ev Ges
* jeinen Grundſatz durchzuführen: „Unverzagt und ohne
Grauen foll ein Chriſt, two er tjt, stets fich laſſen ſchauen!“ —
und wurde nicht zu Schanden.
Vers 8 rief fich der jterbende Dichter des Liedes, Paulus Ger-
hardt, jelbjt noch ermunternd zu, als er fich bei der lebten Ohn—
macht und Todesjchwäche, die über ihn kam, kaum in feinem
Krankenſeſſel halten konnte. Es war für den neunundjechzigjährigen
Knecht Gottes, von dem in feiner Kirche zu Lübben bezeugt wurde:
Theologus in eribro satanae versatus (ein im Sieb des Satans ges
fehüttelter Gottesgelehrter), wie Honigjein, jagen zu dürfen: e
Kann uns doc, kein Tod nicht tödten,
fondern reift unſern Geift
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| aus viel taujend Nöthen ;
i Schleußt das Thor der bittern Leiden
und macht Bahn, daß man fann
4 gehn zur Himmelsfreuden.
Sp gieng er unter diefem Trofte feines Liedeswortes am 7. Juni
- 1676 ein „zur Himmelsfreude*. — Wir ſetzen bier mit feiner legten
Liedeszeile 1668 hinzu: „Gott woll ung auch jo jterben lehren!“
Denjelben Vers hielt Paſtor Matheſius zu Pretzſch der Königin
von Polen und Kurfürjtin von Sachſen, Chriſtine Eberbardine, am
5. September 1726 in ihrer Sterbeftunde vor, da fie gejeufjt hatte:
MNun iſt es bald aus!“ Er bedeutete ihr, daß es — einen ſeligen
Tod nicht gar aus ſei, weil der Tod nicht könne aus Chriiti Hand
ni und berief fich auf die Worte: „Kann uns doch fein Tod
nicht tödten!“ Durch diefe Worte empfand die Königin einen jo
kräftigen Troft, daß fie das ganze Lied bis zum Schluß ſich vor»
— ließ und von einer unnachläßlichen Hmmelsbegierde erfaßt
‚wurde. |
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irdischen Dinge:
Was find diefes Lebens Güter ?
eine Hand voller Sand,
Kummer der Gemüther!
aber das gejchieht um des hohen Gegenſatzes willen, den Die fol-
7— Zeilen beſchreiben. Hievon erzählt ein Schulmeiſter in Nieder>
itſchland zu Aufang des Jahrs 1760 eine liebliche Geſchichte. Ein
ſiebenjähriger Knabe fühlte ſich plötzlich gar ſchwach und legte ſich
am hellen Tage zu Bette. Da kam eine Jungfer zu ſeinen Eltern,
die ehrſame Bürgersleute waren, auf Beſuch. Die fragte dem noch
ganz gejund ausjehenden Knaben, warum er denn bei hellem Tage
u Bette liege. „ES habens nicht alle jo gut, daß fie auf dem
ett ſterben!“ war des Knaben Antwort. Darauf fagte die Jungfer,
fte habe ihm was Schönes mitgebradht. „Das Schöne möchte ich
ſehen!“ erwiderte er, und ſie zeigte ihm das mitgebrachte Zucker—
umd Badwerf. „Sind das die jchönen Sachen? Die geb Sie meimer
Schweiter !* jagte er mit heiterer Miene, wies dann mit den Fingern
in die Höhe und fuhr fort:
„Dort, dort find die edlen Gaben,
da mein Hirt, Chriftus, wird
mich ohn Ende laben.“
Darauf bat er um ein Gefangbuch, jchlug munter das Lied des
Paſtors Salomo Lijcovius auf: „Schat über alle Schäße*, und
fang mit heller Stimme: „O Herrlichkeit der Erden, ich mag und
will dich nicht, mein Geist will himmlisch werden —“. Da er bis
— geſungen, neigte er ſein Haupt, ließ ſeine Händlein ſinken
und gab den Geiſt auf. (Basler Sammlungen. 1784.)
Einem wenig bemittelten Mann, der jich von der Arbeit jeiner
gr nähren mußte, wurden einmal zwanzig Thaler gejtohlen.
iejer für jeine Umftände jehr empfindliche Verluſt jchmerzte ihn
tief, weil er nicht jo bald wieder jo viel verdienen konnte, Als er
num Dadurch nicht eine Eleine Zeit ganz niedergedrüdt war und im
tiefer Betrübniß jtedte, fielen ihm mit einemmal wie ein Lichtftrahl
die Worte dieſes Verjes in feine Dunkelheit, und im Augenblid und
für immer war aller Kummer über den Verluſt aus jeinem Herzen
verichwunden.
Vers 10 beginnt mit einer äußerſt niebrigen Schägung der
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Eine bejonders reiche Gejchichte, ähnlich wie Die ——
von „O Haupt voll Blut und Wunden“, haben die Schlußverſe
unſers Lieds. Vilmar macht ihren Grundgedanken: „Ich bin dein,
du biſt mein!“ zum Kennzeichen jeden echten Kirchenlieds; unzählige
Abendmahle jchließen noch mit diejen Tönen, und manche Seele
wird von den beiden Verjen, wie auf Engelsfittigen, heimwärts ges =
tragen. — Sie lauten:
Herr mein Hirt, Brunn aller Freuden,
du bift mein, ich bin dein,
niemand fann uns jcheiden.
2
000000 Sch bin dein, weil du dein Leben
ar. und dein Blut mir zu gut
in den Tod gegeben ;
Du bijt mein, weil ich dich falle
und dich nicht, o mein Licht,
aus dem Herzen lafje.
Laß mic, la mich Hingelangen,
da du mich und ich dich ;
leiblich werd umfangen !
Ein junger Tübinger Theolog, Sigismund Brünfmann, eines
Buchbinders Sohn von Nürnberg, welcher im Jahr 1704 jeine
Pfingitpredigt in der benachbarten Dorffirche zu Weil im Schönbuch
mit diejen zwei Verſen bejchloß, hatte wohl auch jchon erfahren,
welcher fichere Ankergrund in diefen Trofjtworten liege und wie
man jich aus der Schwille und den Stürmen der Erdennoth empor—
ſchwingen könne in jene jelige Stille des Glaubens, in welcher die
orte gehört werden: „Du bift mein, ich bin dein; niemand kann
uns jcheiden.“ Als er aber am andern Tage bei jchwüler, heißer
Witterung, aus der fich ein ſchweres Gewitter bildete, nach Haufe
gieng, da wurde feine Seele jchnell und unverjehens binweggerüdt
aus der Heimat der Ungewitter in die jtille, jeltge Ewigkeit; denn
ein Bliß traf und tödtete ihn nebjt dem ihn begleitenden Sohn des
Pfarrers. „O Wundergott!” jeßt Schamelius hinzu, Der das er—
zählt. (Schubert, Altes und Neues. 4, 1.)
Dr. Johann Salomo Semler in Halle —— der be—
Enke theologische Kritiker, erzählt von dem Tode feiner hoffnungs—
vollen einumdawanzigjährigen Tochter, die jeiner kurz zuvor ges
ſtorbenen Gattin bald nachfolgte, Folgende vührende Züge, ‚sa
hatte fie Abends wieder eingejegnet, etwa um 9 Uhr, und hatte
nich mit Hummer eben niedergelegt, als ſie herunterjchidte, mic)
zu ihr zu bitten. ‚Vergeben Sie, beiter Vater, dab ih Sie jo
nöthig habe; helfen Sie mir, im Glauben und Entjchlofienbeit als
Shre chriftliche Tochter zu jterben!! ch erhob mein Herz und
redete etwas von dem großen Unterjchiede der unſichtbaren Welt
Gottes, worin fie bald ein glücjeliges Mitglied jein wirde. Gie
fuhr fort aus Liedern — er hatte jeine Kinder im Lieberlernen
und Liederfingen fleißig gebt; Gellerts Lieber konnten jie auswen—
Dit) — da — ihr nur ſehr wenig zuſetzte. Als ich ihr ſagte: Aller—
liebſte, bald kommſt Dir zu Deiner Mutter!‘ antwortete ſie ſehr bes
wegt: ‚Ra, welche Wonne wird das werden!" Ich fiel nieder vor
ihrem Bette und empfahl ihre Seele in Gottes allmächtige, unend⸗
liche Kraft. - Früh bejuchte ich I wieder vor dem Gollegio. * ‚Haft
- Du es noch behalten, Beſte, Liebſte? fragte ich, Du bift mein,
weil ich Dih fafje* — O ja! ſagte fie, und wiederholte dem
Vers: „Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden! — ‚Ewiger! ja
= Ich verlieh fie noch zientlich ficher, daß es jo eilig nicht gebe,
- Aber man rief er aus dem Collegio, daß ich noch eben ihr einige
große Worte zurufen konnte und nun ihren berrlichen Geiſt Gott
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ern wieder Er ab und ihre frommen Augen ſelbſt zudrückte.
a verwandelte fich meine unruhige Betrübniß in fanftes s
denken nnd eine jehr weiche Zufriedenheit mit Gottes werfem Willen,“
(Semlers Lebensbefchreibung. Halle 1781.)
Als Dr. Johann Philipp Frejenius in Frankfurt 1761 ſterben
follte, da war jein Gang aus der Welt gar erbaulih. Sie fangen
an feinem Bette das Lied: „Ein Lämmlein geht und trägt Die
Schuld.” Darauf ſprach der Beichtvater dem Sterbenden die lebten
Verſe aus dem Liede: „Warum jollt ich mich denn grämen ?“ vor,
Als er an den legten Vers kam: „Du bift mein, weıl ich dich faſſe
und dich nicht, o mein Licht, aus Dem Herzen laffe —“, da bob der
Sterbende die Hand auf und jprach mit erhobenem Finger: etjel
— nemlih, daß es darauf, aufs Fallen des Herrn im Glauben,
anfomme. So jtarb der gejeguete Mann. (Chrijtophorus. 1.)
Ludwig Hofader, der treue Zeuge von dem Hohenpriefterthum
Jeſu Ehriftt, ſpürte als dreißigjähriger Mann zu Rielingshaufen
das Annahen des Todes. „ch wandle im Todesthal!* jagte er in
feinen legten Zügen. Und auf den Zuipruch, daß der Herr jein
Steden und Stab jet, erwiderte er freumdlich: „ich fürchte mich
nicht!” Dann lispelte er noch: Betet, betet! und man jprady ihm
die beiden Verſe unjers Lieds. Dreimal noch bewegten ſich die er-
blafjenden Lippen, um das hohe Wort: Heiland, Heiland, Heiland!
u lispeln. Dann jtodte der Athem, und er entichlief janft und
Alte am 18. November 1828. (Leben Ludwig DHofaders von Knapp.
1852.)
Dr. ©. 9. Götze jchrieb ein befonderes Büchlein: „Heilfame
Tröftungen wider die betrübten Gedanken aus dem Lied: ‚Warum
follt ich mich denn grämen ?: Lübeck 1722.” umd widmete daſſelbe
jeiner Ehefrau, als jte über den Tod ihrer Tochter jehr betrübt
gewejen. In der Vorrede nennt er den Verfaſſer „einen lieblichen
und im Kreuz wohl geübten Boeten, einen Mann, in welchem die
Gaben des Geijtes, troftreiche Kieder zu dichten zum gemeinen Nuß,
mit vieler taujend Seelen Bergnügen fich gezeiget.“ — Unter denen,
welche ſich am Liede in ihren jchweriten Stunden, im lebten Kampf,
aufgerichtet haben, nennen wir noch: Iſrael Clauder, Superintendent
in-Bielefeld (F 1721), August Bähr, Pfarrer in Weigsdorf J 1846) ;
Magdalena Sibylla, Herzogin von Württemberg (T 1712), Johanna
Urjula von Geujau (F 1718) und Johanna Rebekka, Ehefrau von
Dr. Sohann Ehrijtian Senfenberg zu Frankfurt a. M.
Sohann Crüger hat 1653 den Liede die Melodie: egisagchagis
mit auf den Weg gegeben. In diefem Fall aber trug Ebeling, jein
Nachfolger in Berlin und Herausgeber der Gerhardtichen Lieder,
den Sieg über Crüger davon mit der Melodie: gahahdedim
„Pauli Gerhardi geiftliche Andachten 1666. Sie taugt ganz zu
diefem „hriftlichen Freudenliede*, wie es Gerhardt jelbjt bezeichnet
wiſſen wollte, denn die G-Dur-Tonart gibt ihr einen jehr freudigen —
Schwung, und mit dem erjten Ton iſt auf den Gram bingedeutet —
als einen ſchon verſchwundenen; während die Weile Crügers m
LEN ——
ENT Troſt im Kreuz. N
A moll eher ——— ig tönte, als drücke ſie den Gram aus, der
erſt am Schluſſe des Lieds verſcheucht ſein ſolle. (Winterfeld 2,
182 * — Einzelne Varianten finden ſich bei König im harmoni—
| en Liederichab 1738. — Die bedeutſamſte Entwidlung der Ebeling-
en Weiſe hat Johann Sebajtian Bach in zwei von einander R
weichenden Sätzen de3 Berjes gegeben: „Sch will dich mit Fleiß
bewahren.“ „Sie jtrebt bei ihm mäßiger empor, al3 die des ur-
—— Sängers, beſcheidener alſo, demüthiger. Allein dieſes
ufwärtsdringen wird durch einen in Halbtönen chromatiſch abwärts
bewegten Forfichritt der zweiten und der Grundſtimme — der
ihm das Gepräge eines Emporringens verleiht und — das innige
Schließen ins Herz lebendig ausdrüdt. (Winterfe
0.0.0.
170. Schwing did auf zu deinem Gott.
Bon Paulus Gerhardt, erjchienen im Nungejchen Geſangbuch
1653 mit dem Titel: „Troſt in schwerer Anfechtung.“ Jedoch nur
mit den Verſen 1. 2. 4. 6—8. 13—17., mit welchen es noch im
der Grügerjchen Praxis pietatis meliea 1666 erjcheint, während in
der Ebelingjchen Ausgabe von demjelben Jahre die Verfe 3. 5. 9—12
binzufügt ericheinen; hier mit dem Titel: „Troſtgeſang in Schwer-
muth und Anfechtung.“
Wie dem Pialmiften der Tutherifchen Kirche jo gar oft jenes
Zwiegeſpräch des Pſalmiſten im Alten Tejtament Pſalm 42. 43. in
der Seele Liegt: „Was betrübjt du dich, meine Seele, und biſt jo
unruhig in mie? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
daß er meines Angefichts Hilfe und mein Troſt iſt!“ — jo tits bier
im großen durchgeführt. Der Sänger fpricht feiner Seele in ihrer
Betrübniß zu, Vers 1, und Legt ihr gegen alle Anfechtung die Worte
in den Mund Vers 2—16. — Das joll im eriten Gedantentreiie
eine Abweijung des böjen Feindes jelbjt fein. Satanas, du bijt
überwunden durch Chriſtum, Vers 2; meine neue Sünde gibt dir
fein Recht, Vers 3; mein Löjegeld iſt Christi Blut, Vers 4; Chriſti
Gerechtigkeit meine feite Burg V. 5: aljo kannt du mir nicht mehr
Ihaden, V. 6. — In zweiter Linie weist der Sänger auch die boſe
Welt ab. Tolle Welt, du willſt mie den Muth nehmen zu dem
- Gott, von dem ich doch alles habe, Vers 7; irdiiche Güter verleiht
er mir, Vers 8. 9., fein heiliges Wort und feine gewifle Schrift
ſchenkt er mir, Vers 10, 11.; das iſt ein Felſengrund, den ſtoße
um, wer kann! Vers 12. — Das angreifende Wort Vers 2—6
und Vers 7—12 mündet in der dritten Wendung in ein triumphi—
rendes GSelbjtgejpräh aus V. 13—16. Ich bin Gottes; iſt das
Kreuz von ihm, jo kann es mir nichts anhaben, Vers 13; jo wird
es mich zum Guten ziehen, Vers 14; jo wird es zum herrlichen
Ziele, zur himmlischen Freudenernte binauslaufen, Vers 15. 16.
—— Und jo jchließt der lehte Vers (17) mit dem erjten ſich zus
Be alle deine Schmerzen, meine Seele, jollen zu Gottes Preis
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Gar ſchön jagt Wimmer in feiner Liedererllärung (4, 94) bei
diejem al, das er „Melancholeivertreib* nennt: En Adler, er
den Jäger gewahr wird, jchwingt ſich im die hohe Luft, als in |
Element, und je höher er fleugt, deſto ficherer ijt er. Ein Hirſch
nimmt feine. Zuflucht zu den Bergen. Wo wendet ſich aber ein
Chriſt hin im feiner Angit und Anfechtung? Er flieht zır dem
Bergen, von welchen ihm Hilfe kommt; jeine Hilfe fommt vom
Heren, der DE und Erde gemacht hat. Darum, du Betrübter,
hit und fliehe zu Gott; geile nicht, daß er dein Gott, dein Hort
und Erlöſer jei; zu den fomme im wahren Ölauben und herzlichen
Gebet. Denn das find die beiden Flügel, mit welchen du Did
BR zu ihm schwingen und deine Ruhe gewiß mit herunter
ringen kannſt!“ y
Prälat Friedrich Chriſtof Otinger, der „tiefe Forſcher in den
Gründen der fichtbaren Welt der Dinge, wie in der unfichtbaren
Welt der Offenbarung”, befam als jiebenjähriger Knabe bei Ge—
legenheit dieſes Liedes eine innere Erleuchtung, im welcher er ſich
wirklich zu Gott aufgeſchwungen fühlte. Er erzählt in der Selbſt—
biographie von jeiner Knabenzeit, Die er in Göppingen unter Der
Leitung eines Informators Wölffing zubrachte, Folgendes: „Ders
I ließ mich viele Lieder auswendig lernen, und einsmals zwijchen
ent jechsten und fiebenten Lebensjahr Tegte ich mich neben ihm nach °
Gewohnheit Schlafen. Ich mußte einen ganzen Roſenkranz von Pier °
dern vor dem Einjchlafen berbeten. Endlich wurde ich etwas un»
geduldig und dachte: ‚Wenn ich doch auch wüßte, was ich betetelt
Ich fam an das Lied: ‚Schwing dich auf! Nichts von Betrübniß
wiſſend, wurde ich heftig angetrieben, zu verjtehen, was es ſei, ſich
zu Gott aufichwingen. Ich bemühte nich imvendig darum vor Gott;
und jiehe, da empfand ich mich aufgeſchwungen in Gott. ch betete
mein Lied ganz aus; da war fein Wort, "welches nicht ein diſtinktes
Licht in meiner Seele zurüdließ. In meinem Leben habe ich nichts
Fröhlicheres empfunden; und das hatte in folgender Zeit die Wirkung,
daß ich, wenn ein heftiges Donnerwetter kam, davor jich mein Vater
hinter den Vorhang des Bettes verbarg, getrost dachte: ‚Sch fürchte
mich nicht, weil ich weiß, wie man zu Gott betet* Das blieb eine
gute Zeit aljo und hatte eine Influenz auf mein ganzes Leben, denn
ich jeßte eS zum Muſter, alles, was ich lernte, müßte ich alſo ver-
ftehen. Das verurjachte hernach, daß, was ich hörte, mir nicht
genug war, weil es der unbejchreiblichen Realität jener eriten Ge—
anfen nicht beitam.“ (Genealogie der reellen Gedanken eines Gottes:
gelehrten.) —
Nach einer anderen Richtung iſt Vers 1 zur inneren Erfahrung
getvorden. Scriver jchreibt: „Sch fenne einen Menjchen, der jchwere |
nfechtungen hat erfahren miüfjen. Seine Angjt war manchmal fo
groß, daß er weder eim noch) aus wußte. Thränen waren jein Brot”
Tag und Nacht, jo oft er fich allein befand. Er juchte in allerhand
Büchern geiftreichen Troſt; er Fief zur Kirche und bat den barm-
herzigen Gott imjtändig, Daß er ihm in der Predigt doc etwas
hören laſſen wolle, was ihm zu Fräftigem Troſte dienen Fünnte-
Fer.
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% Br! une Karenz D) im Kreuz, I Nr. 170. 481 7
Die Angſt ließ ihm nicht im Bette, fondern er jprang in der Na
F aus —— zündete ſein Bin an und nahm die at
- Schrift, bejonderd aber die Pjalmen Davids, vor und las diejelben
mit größter Begierde durch, fang a die jchönen Lieder fleißig:
„Jeſu, der du meine Seele“ und „Befiehl du deine Wege.“ End
Lich ftieg Die Angſt aufs höchite, und er Flagte dem lieben Gott mit
heißen Thränen, daß, wenn es bis Morgens nicht anders würde,
er davon abnehmen müſſe, daß derjelbe feinen andern Ausgang
aben wollte, al3 er jich im feinem Herzen bereits borgenommen.
3 gefhah? In derjelben Nacht wurde fein Herz mit jo kräf—
tigem Troſt überjchüttet, daß er bei anbrechendem Tage mit freus
diger Stimme in feinem Kämmerlein das Lied anjtimmte:
Schwing dich auf zu deinem Gott,
du betrübte Seele!
Warum liegjt du Gott zum Spott
in der Schwermuthshöhle ?
Merkit du nicht des Satans Lift ?
er will durch fein Kämpfen
deinen Troft, den Jeſus Chriftus
dir erworben, dämpfen.
Nun war jein Mund voll Jauchzens und jeine Zunge voll
mens; und wie er früher vor Angſt nicht hatte jchlafen können, ſo
fam jet vor lauter Freude fein Schlaf in jeine Augen. (Greiner,
Schulliederſchatz.)
Vers 4 iſt ſchon vielen Seelen Rechenſchaft und Troſt geweſen
in der letzten Stunde. Georg Nitſch, Generalſuperintendent des
Fürſtenthums Gotha, welchen ſie den „Moſes des Gothaiſchen Zions“
nannten, predigte am 22. Sonntag nad Trinitatis 1729 über das
- Evangelium von der Rechnung des Königs mit feinen Knechten und
ſchloß die ernjte Vermahmung mit den Worten:
- Hab ich was nicht recht gethan,
iſt mirs leid von Herzen;
Dahingegen nehm ich an
2 Chriſti Blut und Schmerzen.
h. Denn das iſt die Ranzion
j meiner Miſſethaten;
bring ich dies vor Gottes Thron,
ift mir wohl gerathen.
£
ir
Vierzehn Tage hernach, am 20. November 1729, ftarb er. (Pilger
aus Sadjen. 1841.)
Der dem fiebzehnten Jahrhundert geläufige Ausdruck „Ranzion*,
welcher mit dem Fanzöfiühen rancon zufammenjtimmt und von ben
einen aus dem Lateinijchen (— redemptio, Erlöjung), von den andern
aus dem alten Sächftichen g an — Naub, und Sona — Bund, Friede)
gleitet wird, iſt im Wiürttembergiichen Geſangbuch gut im ber
ung gegeben: „Denn das ijt das Löſegeld meiner Mifiethaten;
urch iſt der ganzen Welt und auch mir geratben.“
Ko, Kirchenlled. VII, 31
*
— 2 —
482 urr vu. Teoft im a ————— 1
Der Anfang von Vers 15: —
Es iſt herzlich Bir ———
mit der Chriſten Plagen —
eift ebenſowohl im die Gegenwart hinein, von welcher Vers 14
agt: „er will mich von meiner Sind auf was Gutes ziehen“, wie
in die Zukunft, von der es hier heißt: „wer bier geil ———
weint, darf nicht ewig Hagen.“ Heinrich Müller jagt in jeinen „
—35 198: „Es iſt wohlgemeint. Fürchte dich nur —
Wölklein iſts nur, darunter ſich die Sonne verbirgt, wird bald
vorübergehen. Schauft du nicht den Honig in der bittern Heibe-
blume, das Freundesherz unter der Feindeslarve, das Ja im Nein?
— muß ja einmal meinen Jeſum kennen lernen und mich in
ſeine Weiſe ſchicken. Er runzelt ſeine Stirne, ſtellt ſich zornig,
redet den Sea Icharf zu, wenn er fie ihrer Bitte gewähren
will. — Sch will ihm vertrauen, wenn er tödtet, und lieben,
wenn er zlichtigt. Er meints nicht böfe. Sein Zorn nimmt allezeit
ein Ende in Liebe.“
Die beiden lebten Berje wurden einjt in dem Haufe des Mez—
a Hufeland zu Erfurt aus Kindesmund zu großem Troſt. Ein
abe von fünf Jahren, welcher auf eine jehr jchmerzliche Weije
durch einige Jahre hindurch zur Ewigfeit gezogen wurde, hörte
eines Tags dem Geſpräch jernes Franken Vaters mit einem Freunde
zu. Auf einmal richtet jtch das Kind, von dem man eher geglaubt
hätte, daß es jterben müßte, auf und fängt mit heller Stimme an,
zu fingen:
— een Te Di
Gottes Kinder füen zwar Ei jo faß, o Ehriftenherz,
traurig und mit Thränen; alle deine Schmerzen,
Aber endlich bringt das Jahr, Wirf fie fröhlich hinterwärts,
wonach jie jich jehnen. laß des Trojtes Kerzen
Denn es fommt die Erntezeit, Did, entzünden mehr und mehr,
da jte Garben machen ; gib dem großen Namen
da wird all ihr Gram und Leid Deines Gottes Preis und Ehr:
lauter Freud und Laden. er wird helfen! Amen.
und als es am Schluß war: „Er wird helfen, Amen!“ ſprach e&
noch: „Er kann helfen, er wird helfen, er muß helfen!“ Die
Mutter war herzugejprungen, als fie am Herde draußen die Stimme
Dre und fie alle mit einander waren herrlich getröftet. Als das
nd 1697 ſtarb, waren jie deſſen gewiß, daß es nad jeinen legte
Worten zum Bater gieng.
Mit dem letzten Verje ftärfte fich auch eine fromme Frau zu
Aufhauſen, damals noch Ulmiſcher Herrihaft, als fie am 8. Mai
1705 zu einer jchiweren Operation ſich anjchiden mußte.
Das Lied ift gedichtet in dem Versmaße des alten Paffiondge
liedes: Patris sapientia veritas divina ete., deutih von Michae 4
Weiß: „Ehrijtus, der uns ſelig macht“; und es gegört aljo hieher \
die vorreformatoriihe Weije: e ee dd ch ber den böhmijchen J
Brüdern 1531 und im Bapſtſchen Geſangbuch 1545. — Alle
Johann Crüger hat unjerem Xiede — ſeine eigene Melodie:
u *
4
—e— a gis a he (A moll) mit auf den Weg gegeben und 1658 mit
_ einem Tonſatz begleitet. Diejelbe iſt dem Liede auch fernerhin ge—
blieben und entjpricht dem Charakter des Lieds vorzüglih. Palmer
bemerkt hiezu in der — „Nicht nur or die erſte
Zeile den Aufſchwung der Seele durch das Aufiteigen der Töne, zu
dem in der Mitte ein neuer Anlauf genommen wird; jondern die
raſche energische Modulation ins helle C dur, womit die erite Zeile
ſchließt, läßt auch den Gegenjab der Gotteshöhe, des Haren blauen
Himmels, zu der Schwermuthshöhle erkennen.“ — Ebeling hat 1666
eine andere Melodie gegeben: d fis aa h eis d, welche jene zwar
nicht verdrängen Lonnte, aber doch erhalten blieb und im „She,
*
hauſenſchen Geſangbuch 1704 für das Lied entlehnt wurde: „Chriſte,
wahres Seelenlicht.“ — Aus dem erſten zu repetirenden Theil dieſer
Melodie und aus einer Überarbeitung des zweiten Theils der Weiſe
von „Ehriftus, der uns jelig macht” ijt eine dritte Melodie in
D dur gebildet, welche aus dem Hohenloheſchen Melodieenichab
al3 Nebenmelodie in? Württembergiſche Choralbuch übergieng :
h
defsgaahceisd,
— —
171. Gib dich zufrieden und ſei ſtille.
Bon Paulus Gerhardt, erichienen in „Pauli Gerhardi geiſt—
lichen Andachten” von 3. ©. Ebeling 1666, erjtes Duzend; ſodann
in Praxis pietatis melieca 1690.
Der Grundgedanke des Lieds iſt Pjalm 37, 7: „Sei jtille dem
Herrn und warte auf ihn!” Das Lied ijt, wenn auch fein Kirchen-
lied im höheren Ton, jo doc ein Troftlied, das feine Probe viel-
fach bejtanden hat.
Als der jelige Prälat Ullmann in Carlsruhe auf feinem legten
Lager duldete und jeine Kräfte fich immer mehr verzehrten, waren
allerlei Liederverje feine bejondere Erquidung. So beichloß er ein»
mal eine befonders mühjelige Nacht mit den Worten: „Schau ber,
Di ſteh ich Armer, der Zorn verdienet hat! Gib mir, o mein Er»
barmer, den Anblid deiner Gnad!* — In großer fieberhafter Auf
regung ließ er fich jodann das Lied leſen:
Gib dich zufrieden und fei ftille
in dem Gotte deines Lebens;
An ihm ruht aller Freuden Fülle,
ohn ihm mühſt die dich vergebens.
Er ift dein Quell und deine Sonne
Icheint täglich heil zu deiner Wonne:
h gib dic zufrieden !
bat aber nad) einigen part inne zu halten und ſagte: „ich will
das erjt üben!“ und wirklich fand er im dem leije wiederholten
Wort: „Sei ſtille!“ feine Ruhe. (Ullmann, von Beyſchlag. 1867.)
Nicht Pl die eigene Seele allein, fondern auf die Seinen
vendete es Pfarrer Heimrich Puchta an, der reich angelegte boff-
ingsvolle —8 welcher 1858 zu Augsburg ſtarb. Er trug
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feine ſich by: Hinziehenden Leiden mit großer Geduld, in Übung.
eines feiner Sinnfprüce: | ma
An trüben Tagen Sein Kreuz getragen,
In hellen Stunden Sein Heil empfunden,
Ueberall nır Er! Was brand) ich mehr? ö
Allein im letzten Halbjahr wurde die Gewalt des Leidens immer
größer, und er fühlte, was es heißt, durchs Feuer der Trübjal
eführt werden. Da_griff er eines Tags auch zu Gerharbts Lied,
a3 es mit kräftiger Stimme den Seinen von Anfang bis zu Ende
vor und jagte dann zu jeiner Gattin, welche er mit drei Söhnen
und fünf Töchtern zurücdlafien jollte: „Da haft du alles, was du
brauchſt.“ — Es liegt ja unendlicher Troſt in einem Vers, wie
dem dritten:
Wie dird und andern oft ergehe,
iſt ihm wahrlich nicht verborgen ;
Er jieht und fennet aus der Höhe
der betrübten Herzen Sorgen;
Er zählt den Lauf der heißen Thränen
und faßt zu Hauf all unſer Sehnen:
gib dich zufrieden !
Der Inhalt des zehnten Verjes, der auf den Verzug göttlicher
Hilfe in unbehaglichen Stunden geht:
Bleibt gleich die Hilf in etwas lange,
wird fie dennoch endlich fomımen ;
Macht dir das Harren angjt und bange,
glaube mir, e3 ijt dein Frommen —
it von dem edlen Maler Guſtav König, der jeinen Griffel in den
Dienst der EChriftengemeinde und jeiner lutheriſchen Kirche jtellte,
einmal in origineller Weife angewendet worden. (Ebrard, Köni
Leben.) Er hatte bei feinen prächtigen Pjalmbildern und x
ipäter bei feiner herrlichen Volksbibel manchfach die Erfahrung
machen, daß die Oberflächlichfeit der Leute den tiefen Sinn nicht
veritand, und daß in Folge dejjen feinen Arbeiten die Aufmunterung
des Beifalls fehlte. Da jagt er einmal: „Gerade die Vereine haben 7
wenig dafür gethan; Doch Baar Beijtliche haben gedankt und Die
Erfahrung gemacht, wie nachhaltig eine bibliſche Gejchichte im Ges
dächtniß bleibt, wenn Diejelbe dem Kinde zur Anjchauung gebrady
wird. Nun ich denke mit Paulus Gerhardt:
Was langjam jchleiht, faßt man gewiſſer;
und was verzeucht, iſt deito jüßer:
gib dich zufrieden!”
Der Verfafjer diejer Blätter erinnert fi, in der Evangelischer
Kirchenzeitung von dem jeligen Hengitenberg einmal an bejonderd
teeffender Stelle den Schluß Des 13. Verſes gelejen zu haben. |
Diejer beginnt: 4
J
—
4
Es kann und mag nicht anders werden,
alle Menſchen müſſen leiden; *
Was webt und lebet auf der Erden, g
kann das Unglüd nicht vermeiden.
eg - EN
J RN Be a0, AU .
Dieſe Notwendigkeit wendete jener Kräftige Lehrer des Alten Tefta-
ments auf die Wichti Hei des Buchs Diob an, indem er jegte, e3
ſei von großer praftiicher Bedeutung, über den Zweck des Leidens
ms Klare zu kommen, wenn anders Gerhardts Wort wahr jet:
Des Kreuzes Stab jchlägt unjre Lenden
bis an das Grab, da wird ſichs enden:
gib dich zufrieden!
Die Melodie: eb asggfygesd (C moll) it wohl von
Jakob Hinte, Stadtmufifer in Berlin; fie fteht in der 24. von
Hinge bejorgten Ausgabe der Grügerjchen Praxis pietatis melica 1690
mit „IS. 9." bezeichnet. Sie findet ſich freilih auch jchon im
Lüneburger Geſangbuch vom Jahr 1686. — Eine andere Melodie:
dfgabeag f hat Ebeling geichaffen und in „Pauli Gerhardi
geiftlihen Andachten“ 1666 mitgetheilt. — Das Schickſal beider tt
nad; Winterfelds Ausführung (2, 190 ff.) wohl durch äußerliche
Umftände in das umgefehrte Verhältniß zu ihrem Inhalt getreten.
Die Ebelingjche, reich bewegte und gedanfenreiche, tft zwar im Frey-
linghauſenſchen Gejangbuch 1704 und im Württembergiichen Choral—
buch 1744 aufgenommen worden und hat jidy bis auf die Gegeit-
wart da oder dort im Gebrauch erhalten. Allein weit gebräuch-
licher ift die mujfifaliich arme von Hintze, welche Johann Sebajtian
Bad) durch feinen Saß reicher und bewegter gejtaltete. — Daneben
ibt es eine dritte, welche mwahrjcheinlih von Johann Sebajtian
ad) y und in deſſen „Choralgejängen* fich findet. Die-
elbe iſt zwar jehr ausdrudsvoll, aber wegen ihres arienmäßigen
harakters nicht für den Gemeindegeſang tauglich. Sie beginnt:
hgahagfisgfie.
172. Straf mic nicht in deinem Dorn.
Bon Johann Georg Albinus, Rektor an der Domſchule zu
Naumburg (1624— 1679, vgl. 3, 392 ff.), auf einem Einzeldrud
1655 erjchienen und hernady ın: „Hundert anmuthig und jonderbar
geiſtlichen Arien. Dreßden 1694.“
| Durch den Hymmologen Caſpar Webel iſt uns über die Ent-
h fehung des Lieds und jeiner Melodie Folgendes mitgetbeilt. Wl-
binus hatte bei feinen Studien zu Leipzig als eime dichteriſch ne
legte Natur mit dem begabten Mufifdireftor Kohannes Roſenmüller
daſelbſt Freundſchaft gepflogen und ihm hie und da etwas für feine
- Compofitionen geboten. Es jcheint aber, daß der Iehtere ſich micht
ganz tadellos in jeinem Wandel verhalten babe, und jo wurde er
wegen der Anflage einer gröblichen Vergebung gegen das ſechste
- Gebot gefänglich eingezogen, wußte fich aber dem Gefängniß durch
die Flucht nach Hamburg zu entziehen. Als er num von dort an
- feinen Landesherrn, Rurkich Johann Georg von Sachſen, eine Bitte
um Begnadigung richtete, ſoll er derjelben unſer Lied und jeine er—
reifende Melodie beigelegt haben, um jein Geſuch dejto nadhbrüd-
icher zu machen. Das Geſuch wurde nicht genehmigt.
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Es liegt im diefer Entftegnugsgefcichte noch viel Unflares.
Urkundlich iſt nur durch einen Brief von dem Ehe des Johann
Georg Albinus an Schamelius (8. Mai 1714) bezeugt, daß ber
letztere fein Lied: „Straf mich nicht in deinem Zorn“ als ein für
Nojenmüller gemachtes anerkannt habe. Allein das jcheint am Ende
eher auf die Umiverfitätszeit, als auf jene verhängnißvolle Flucht zu
ehen. Sp hätte denn Roſenmüller das ihm lange vorliegende Lied
Pe fein Gnadengejuch hervorgezogen. — Und jelbjt die Urheber-
ichaft der jchönen ergreifenden Melodie, welche jich bis heute im
Gebrauch erhalten hat, von Rofenmiüller it nicht über allen Zweifel
'erhaben. In dem oben angeführten älteften Drud 1694 findet he
Ik mit der Beifchrift: Incerti Melodia propria (vgl. auch Winter:
eld 2, 241 ff.)
Es iſt ein ergreifendes Lied in tiefiter Noth, und ebenjo ein
Bußlied wie ein Kreuz: und Trübjalslied; eine freie Bearbeitung
des jechsten Pjalms, welcher in den einzelnen Verſen ziemlich Har
bervortritt. — Seiffart bezeugt in feinen Deliciae melicae, daß viele
fromme und betrübte Seelen das Lied mit ferner kräftigen Weiſe
bald fo lieb gewonnen hätten, daß fie es nicht nur von den Current»
chülern toöchentlich vor der Thür abjingen ließen, fondern auch für
ich täglich zu fingen pflegten.
Winterietd führt aus den „Kerniprüchen meijtentheils aus hei—
liger Schrift, Zeipzig 1648“, einer mufifaliichen Arbeit Rojenmüllers,
folgende Stelle an: „Derjenige müßte eim lebendiger Teufel _jein,
welcher, wenn er ein Mijerere oder vielleicht einen göttlichen Straf-
pruch in einer durchdringenden Harmonie anhöret, nicht wollte nur
in etwas zur Erfenntniß feiner Sünden beweget werden; diejenige
Seele müßte ihr eigener Richter und Henker ſein, welche aus einem
wohlklingenden Trojtipruch ihr jelbjt unauflösliche Ketten, hölliſch
Feuer und die ewige Bein zujprechen und herausflauben wollte;
derjenige Geijt müßte nicht wohl bei Sinnen jein, welcher, wenn er
von der unvergänglichen Freude des ewigen Lebens eine artige Zus
fammenftimmung höret, ihm doc wollte diefer Welt Wolluſt jo jehr
efallen laſſen, daß er auch nicht einmal eine Begierde nad) dem
Eigen tragen ſollte.“ — Faſt hört man aus diefen Worten das
Ningen des tafentvollen Mannes mit Fleiſch und Blut heraus; umd
hat denn nun doc vielleicht die Muſik nicht genug Schuß gegen die
Verſuchung gewährt, jo begreifen wir deſto befjer, wie dem Ger
fallenen das Lied von Albinus zum ungeheuchelten Ausdrud jeiner
Buße dienen fonnte (V. 1): J
Straf mich nicht in deinem Zorn,
roßer Gott verſchone;
ich laß mich nicht jein verlorn,
nad Verdienjt nicht lohne!
Hat die Sünd Dich entzündet,
löjh ab in dem Lamme
deines Grimmes Flamme !
Herr von Bomsdorf, welcher einige Meilen von Mag 4
ein Nittergut bejaß, verwendete, wie das Evangeliiche Monatsblatt
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für Wejtfalen 1850 erzählt, faſt jein ganzes Vermögen dazu, chri
fie Schriften druden Mi lafjen und zu vertheilen. Einjt kam yo
mit einem chriftlichen Begleiter durch ein reiches Dorf im Halber-
ſtädtiſchen, wo Uppigfeit und Rohheit zu Haufe war. Eben ward
in dem meuerbauten Wirthshaus getanzt. Er trat ins Haus, lieh
ſich etwas zur Erfriſchung geben und fragte dann den Wirth, ob
es wohl erlaubt jei, den Tanzenden ausuiehen. Der Wirth verjegte:
„D das wird uns eine große Ehre jein!" Herr von Bomsdorf
ieng nun zur großen Berwunderung jeines Begleiter auf den
Kanzfanl und wartete, bis der angefangene Tanz zu Ende war.
Dann trat er zu den Spielleuten und fragte, ob er wohl für fein
Geld könnte aufipielen laſſen, was er wollte? „Ei wohl!“ ver
jeßten jene. Drauf gab er ihnen zwölf Grojchen und ließ fie
ſpielen? „Straf mich nicht in deinem Zorn.“ Cr jelbjt aber kniete
vor allen Gegenwärtigen nieder und jang diejes Bußlied bis &
Ende. Einige konnten das nicht aushalten und liefen davon.
war allerdings der Gegenjaß einer ſolchen Luftbarkeit und dieſes
Gebets peinlich groß, wenn es im Vers 5 heißt:
Ad, ich bin jo müd und matt
von den jchweren Plagen ;
Mein Herz ift der Seufzer jatt,
die nach Hilfe fragen.
Wie jo lang madjt du bang
meiner armen Seele
in der Schwermuthshöhle ?
Allein die Übrigen nieten nach und mach zu ihm nieder, Hernach
ftand er auf und hielt eine Anrede an die Zurückgebliebenen, wo—
durch Diejelben tief gerührt wurden. Dies war der Anfang zu
einer Erwedung in dem Dorfe, an der zulegt 176 Seelen
en nahmen. Und jo hatte das Lied dennoch Necht behalten,
ers 6:
Weicht, ihr Feinde, weicht von mir,
Gott erhört mein Beten;
Nunmehr kann ich mit Begier
vor fein Antlig treten.
Teufel, weih! Hölle, fleuch!
was mic vor gefräntet,
hat Gott mir gejchentet.
Die in der That geiftreiche Melodie, welche gegenwärtig meift
u dem Liede: „Mache dich mein Geiſt bereit“ gefimgen wird,
eginnt : aabcecfga
473. Sollt es gleich bisweilen feinen.
+ Bon einem gottesfürchtigen Studenten, Chriſtof Titius, nach—
maligem Pfarrer an verjchiedenen Orten des Nürnberger Gebiets
- (1641 — 1703, vgl. 3, 523 ff.), zu Altorf gebichtet und erjtmals
gedruck im einer von ihm 1664 herausgegebenen Meinen, aus 14
J beſtehenden Sammlung: „Sündenſchmerzen, Troſt im
ee! & * An
——
488 ya vu. — im Rre 3. Mr 18 —* —
——
Hertzen, Todenkertzen, erwecket, entdedet, angeftedet von Christ
Titio Silesio, S. Theol, Studioso, Nürnberg, bei Felßecker.“
erjcheint das Lied in der Hauptſammlung jeiner Lieder 1701, nach—
dem es bereit3 im die Crügerjche Praxis pietatis melica 1675 und
ins Nürnberger Geſangbuch 1677 aufgenommen gewejen war. Gott-
eo Arnold brachte e8 mit mehreren Anderumgen in den zweiten
ubang zu feinem —— der göttlichen Sophia. Frankfurt
1700.*,. und in diejer Faflung fam es dann im das Freyling-
haufenjche Geſangbuch 1704 und fofort in alle Kirchengejangbücher
der damaligen Zeit.
Es iſt gewiß eine überrajchende Erjcheinung, daß ein jchlefiicher
Student 9 einer Hochſchule ſchon ein Lied dichtet, welches vom
Verzug göttlicher Hilfe handelt. Obwohl wir die näheren Umſtände
unſeres Tietze nicht kennen, liegt doch die Vermuthung nahe, daß bei
ihm, wie bei nicht wenigen ſeiner Zeit, die Hochſchule der Wiſſen—
ſchaft auch eine Hochſchule des Wartens auf Gottes Hilfe war. Es
iſt ihm denn aucd ein Lied gelungen, das als echtes Volkslied be—
zeichnet werden darf und deſſen Verſe in taufenderlei Fällen täglich
im Munde des Volkes leben. Es wurde ins Schwediiche überjegt
und jelbjt in die malabarische Zunge. Serpilius rühmt in feinen
„zufälligen Gedanken“ jchon zu vr des vorigen Jahrhunderts
die weite Verbreitung Ddiejes Liedes jelbjt über Deutichland hinaus.
Der Gedanfengang iſt einfach. — Gott verzieht mit jeiner
Hilfe, aber bleibt nicht aus, Vers 1. 2.; denn er ijt ein Vater voll
Weisheit und Güte gegen jeine Kinder, Vers 3. 4. Darum troße
ih dem Satan, Vers 5, und der Welt, Vers 6—8. Iſt fie meine
Feindin, Gott ift mein Freund, Vers 6; ijt fie meine Neiderin,
Gott ift mein Richter, Vers 7; iſt fie meine Verfolgerin, Gott ift
meine Zuflucht, Verd 8. Darum jage ich mit Ajjaph: Herr, wenn
ich nur dich habe! Vers 9.
Als im Jahre 1796 die Franzojen das Remsthal gegen Schorn—
dorf heraufzogen, und man in dem Dorfe Plüderhaujen am nächſten
Tag ihrer jchredensvollen Ankunft mit Zittern entgegenjah, ver—
fanımelte der damalige Pfarrer Johann Burfhard Pichler den Tag
zuvor feine geängitete Gemeinde in der Kirche, um fie aus Gottes
Wort zum Oottvertrauen zu ermuntern, und ließ in der Betjtunde,
die er da hielt, das Lied fingen, deſſen erſter Vers jo hoffnungs—
freudig beginnt:
Sollt es gleich bisweilen jcheinen,
als wenn Gott verließ die Seinen;
D fo glaub und weiß ich dies:
Gott hilft endlich noch gewiß!
Da brach denn die Gemeinde vor großer Rührung in ein ſolches
allgemeines Weinen aus, daß man im Singen oft inne halten
mußte; fie ward aber dadurch auch jo mächtig getröjtet, daß alle,
zujammen mit — Zuverſicht auf die Hilfe des Herrn hofften,
und ſolche Hoffnung ließ fie — nicht zu Schanden werden. Die
Feinde verfuhren jchonend, und die Gefahr gieng gut vorüber. —
(Mindlihe Nachrichten.) gs
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Der ehrwürdige Chriftian Adam Dann war wegen eines freien
Zeugniſſes am Grabe sen Schaufpielers durch den König Friedrich
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im 2 ‚1812 von jeiner Predigerjtelle in Stuttgart entfernt und
nad; Djchingen, einem Dorf am Fug der Alb, verfebt worden. Als
er nun nach zwölfjähriger Verbannung auf die dringenden Bitten
feiner Stuttgarter Gemeinde, welche mit großer Liebe an ihm, als
ihrem geiftlichen Vater, hieng, durch den König Wilhelm am 5. Februar
1824 zum Oberhelfer an der Stiftskirche in Stuttgart ernannt war,
fuhren noch an demjelben Abend, an welchem die Nachricht ferner
Ernennung fiher befannt worden war, vier ee Wr eunde zu
ihm hinauf nach Möſſingen, ihn die freudige Nachricht zu bringen.
Frühmorgens famen fie an und richteten e8 nun jo, daß fie ſich,
während er noch jchlief, vor der Thüre jeines Schlafzimmers auf-
ftellten und in Berbindung mit der Frau, die ihm haushielt,
und einer chriftlihen Magd dies Lied anjtimmten. Als er darob °
erwachte und fich ganz verwundert nach ihrem Beginnen erfundigte,
riefen fie ihm freudig zu: „Gott hilft endlich noc) gewiß — (Vers 2)
Hilfe, die er aufgeſchoben, j
hat er drum nicht aufgehoben ; x
Hilft er nicht zu jeder Friſt, —
hilft er doch, wenns nöthig iſt!“
Daran knüpften ſie die frohe Kunde von ſeiner Berufung nach
Stuttgart; und das Heimweh, welches er ſtets in ſeinem Herzen
getragen, war nun geſtillt. (Mündliche Nachrichten.)
Johann Caſpar Wetzel erzählt in ſeiner Hymnopöographie,
Theil 3, 1724, er habe einmal in der Hofkapelle zu Coburg über
das Evangelium des 2. Epiphanienſonntags (Job. 2, 1—11), be
fonders über die Worte: „meine Stunde iſt noch nicht gekommen“
gepredigt und mit Zugrundlegung des zweiten Verſes unjers Lieds
„Die von Gott aufgejchobene, aber nicht gänzlich aufgehobene Hilfs—
ſtunde“ vorgeitellt, und ausgeführt, „wie die göttliche Hilfsſtunde
leich der natürlichen Stunde eben auch vier Viertel babe, die ein
Chrif im Kreuz prafticiven müſſe, nemlich: 1. wart, 2. hof—fe,
3. glau—be — nur, 4, er — wird — kom —men.“ Dadurd angeregt,
abe ihm jodann eine in mancherlei Kreuz geprüfte, wohlgebildete
ungfrau, Anna Maria Bachmann vom Klojter Heilsbrunn, fol
gende von ihr verfaßte Verſe überbracht :
Wart, hoffe, glaube nur, er wird gewißlich kommen,
Er, der all unſer Noth Schon, eh wir jelbit, vernommen,
Er, der da helfen will, jobald es jeine Zeit:
Der hat, Betrübter, dir die Hilfe ſchon bereit.
Er wird, er will, er kann, er muß doch endlich fommten,
Dadurch du aller Noth einft hier und dort entiommten,
Zu Vers 4, Der felige Dekan Koch, der Begründer dieſes
Werkes über das Kirchenlied, erzählt, daß es ſich im feiner eriten
- Gemeinde, Brohafpath bei Badnang, unter Sturmfeder'jchem Pas
tronat, im Auguſt des Sahıe 1781 a habe, daß eim recht⸗
E gottesfürchtiger Bauer, Namens Jakob Conrad, im Jtten-
Dia Var KL — .
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berger Walde eine Tanne fällte, die er zu feinem Hausbau gekauft auft
—* Weil aber gerade die Sonne hoch ſtand und — beim
inauffehen ins Geficht jchien, täuſchte er fich über die Ri g,
in der fie fallen werde. Er wollte zwar, als er fie nun plößlich
gegen jeinen Standort fallen jah, der Gefahr entweichen; allei
ie Spiße der Tanne traf ihn noch, jo daß fie ihm das Fleisch fast
ganz von den Knochen abjchälte, einen Fuß und eine Hand abjchlug,
und er jämmerlich verjtümmelt am Boden lag. Schnell verbreitete
fich dieſe Schredensfunde im Ort, und als es der beflagenswerthen
Hausmutter zu Ohren fam, wankte fie wehklagend und händeringend
dem unglüdlichen Manne entgegen. Unterwegs schrie fie im heftigiten
Schmerz, der Verzweiflung nahe: „Ach, weß joll ich mich tröften ?«
Da zupfte fie das Söhnlein, das an ihrer Seite gieng, und ſprach:
„Mutter, weißt Du nicht mehr, was Du mich jo oft beten gelehrt:
N Seiner kann ich mich getröiten,
wenn die Noth am allergrößten ;
Er ift gegen jeinem Kind
mehr als väterlich gejinnt ?*
Durch diefen Zujpruch wurde die jammernde Mutter beſchämt und
o wunderbar gejtärkt, daß fie vollends im Vertrauen und glaubigen
ufblid zu Gott ihrem verjtümmelten Mann, den man auf einer
Tragbahre brachte, entgegenlief. Sie war nun fo feit im Glau—
ben, daß jte auf dem ganzen Weg neben demjelben Dergieng und
ihn unabläſſig mit göttlichen Troftiprüchen tröjtete. Selbſt als er
am 14. Auguſt ſtarb und ihr ſechs Tebende Kinder hinterließ,
blieb fie aufrecht; denn der Herr war ihr Steden und Stab. Die
zuvor ein Knäblein hatte tröften müfjen, wurde von nun an eine
gar freundliche Tröjterin aller Unglüdlichen und Leidtragenden im
rte, aljo, daß ihr Gedächtniß jebt noch im Segen ift. Mündliche
Nachrichten.)
Zu Vers 9. In Douzy, einem der Lazarete um Sedan, lag
ein jächjiicher Unteroffizier aus Großenhayn; der hatte einen tödt-
lichen Schuß durch die Lunge erhalten. Ziemlich drei Monate lang
mußte er unter den entjeßlichiten Qualen feufzen. Und doc war
es eine Gnadenfriſt, die ihm Gott damit gejchenft hatte. Anfangs
war er nicht3 weniger als empfänglich für die göttliche Wahrheit,
und der Lazaretgeitliche, einmal AUBFII TER vermied es abjichtlich
eine Zeit lang, mit einer Beſprechung über religiöje Dinge in ihn
zu dringen. Eines Morgens aber rief der Kranke den Seelſorger
zu ſich umd jagte, er habe im Pſalter eine Stelle gefunden, die ihm
überaus wohl gethan habe und wie für ihn gejchrieben jei. Es war
Palm 73, 25. 26. „Wenn ich nur dich habe, jo frage ih nichts
nah Himmel und Erde —“. Er gli freilih jchon einem, dem
Leib und Seele vergehen. Von nun an ließ er leichter mit. ji
reden über den Gott, der umjers Herzens Trojt und Theil bleibt.
An einem andern Morgen wußte er aucd mit Freuden von einer |
UÜberrajchung zu erzählen, die ihm in der Nacht geworden war.
Mehrere Wochen lang hatte er vor Schmerzen fein Auge zuthun
fünnen. In der letzten Nacht hatte ihm Gott drei Stunden Schlaf
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———— Er Hatte das ſelbſt nicht glauben wollen, als es ihm der
Krankenwärter verjicherte. Aber diejer durfte auch berichten, we
der Krane dafür Gott mit lauter Stimme gedankt habe. Asr
in dem letzten Stadium feiner Krankheit ein bejonderes Zimmer
befam, betete der Lazaretgeijtliche Morgens und Abends mit ihm.
Eines Abends hatte er ihm wie gewöhnlich noch zum Schluß jeinen
Spruch Pjalm 73 vorgejagt und dazugeſetzt:
Ah Herr, wenn ich * nur habe;
ſag ich allem andern abe;
Legt man mich gleich in das Grab:
gnug, Herr, wenn ich nur dich hab!
Darauf reichte ihm der Kranke die Hand, dankte und wollte Ab—
chied nehmen. Er nickte zuſtimmend auf die Frage, ob er ſich
eue, daß er nun zu ſeinem Gott und Heiland gehen dürfe, und
bemerkte noch, es ſei ihm ſo wohl zu Muthe, wie noch nie, als
brenne ein Licht in ſeinem Herzen. In der Frühe des nächſten
Morgens lag er im Todesröcheln ohne Bewußtſein. Bald war er
verſchieden. Nun ſieht er wohl das Licht in dem Lichte Jeſu Chriſti.
(Zaurmann, Gedenkblätter 2, ©. 51 f.)
Die alte Melodie aus Es Dur: es es b basas g g, auf das
Versmaß: „Nun fomm der Heiden Heiland“ gefertigt und gewöhn-
lich „die Nachtwächtermelodie” genannt, in welchem Gebrauch fie
wohl ziemlich allgemein steht, joll jich jchon im den Cantiones sacrae
des Melchior Vulpius 1603 vorfinden, vielleicht aber ohne iv zum
Urheber zu aa Während fie dann in feinem weitern der be=
fanntern Gejangbücher fich mehr findet, erjcheint fie, dem Liebe:
„Ach wenn kommt die Zeit heran” angepaßt, in Angelus Silefius
„beiliger Seelenluſt 1668“ mit der Überſchrift: „Bekannte Melodie.“
wei neuere Weijen, die eine: f fc c bg a f von Georg Philipp
elemann in Hamburg (f 1767) und harmonijirt von Gottfried
J. Homilius in Dresden 1785), die andere: ffeegagg
von Doles, Mufibdireftor in Leipzig, in feinem Choralbud) 1785
mitgetheilt, geiz von ber obigen „Nachtivächtermelodie” ab. Die
Doles’sche ijt zum wenigjten damit verwandt; die von Telemann tt
fiher feine andere, als dieſe, deren Anfangszeile man mit ziemlich
vielen, aber unweſentlichen Varianten findet. — Weitere acht Me-
Iodieen theilt König im barmonijchen Liederſchatz 1738 mit; ein
Zeugniß, wie beliebt und verbreitet das Lied war. — Sonit ver»
weist man auf die Melodie: „AUllenthalben, wo ich gebe.” — End»
lich finden fich noch zwei treffliche Werfen, die eine im Darmitäbterr
Cantional 1687 von Kapellmeifter Briegel, die andere im Würt-
tembergijchen großen Kirchengefangbuch 1711 und bis heute im
ebrauch; jene aus G Moll: bbcedbag fin d, diefe aus
Dur: gahedchan, Fr
| 174. Was Gott thut, das if mohlgethan.
1 Samuel Rodigaft, der nachmalige Rektor am grauen Mlofter
% Berlin (1649 — 1708, vgl. 3, 420 f.), dichtete dieſes Lied im
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Jahre 1675, als er ſich 7 ag ih Hilfslehrer bei der Brtigen -
ag Fakultät aufhielt, „dem damals Frank lieg
en Cantori Severo Gaftorio, als feinem getreu gewejenen
und alademifchen Freunde, auf feine Bitte zum Troft, welcher, da-
durch geſtärkt, auf dem Krantenbette die Melodie dazu componirt
und bei jeinem Begräbniß zu muficiren befohlen. Nachdem er aber
wieder genejen, hat die Gantorei wöchentlich e8 ihm vor der Thür
fingen müffen. So geſchah es denn aud), da es mancher fromme
Studioſus hörte, a er es zurüd in jein Vaterland und verur-
ag damit, daß es im ganzen Lutherthum befannt wurde.“ So
erichtet Avenarius im Jahr 1714 und nah ihm Scamelius.
Caſpar Wetzel dagegen läßt den Gajtorius Dielen Lied erſt nad
feiner Wiedergenejung in die überall befannte Melodie jegen.
Das Lied, von dem man jagen fan: unum sed leonem! ers
ſchien ohne Melodie zuerjt in einem Einzeldrud zu Erfurt, dann
gleichfalls ohne Melodie im „Hannoverſchen Gejangbuch, Göttingen
1676,“ in einem „Anhang etlicher ſchöner Geſänge, jo gemeinigli
bei Leichproceſſion abgejungen werden und jonjten in dieſem Ki
nicht zu finden gewejen“ ; hierauf in dem Geſangbuch für das Marf-
graftäum Anſpach, das den Titel hat: „Davidiiche Seelenharfe, Nürn—
erg 1684"; bald darnach auch in dem Braunjchweigiichen ordent-
lichen allgemeinen Geſangbuch: „Gottes Himmel auf Erden. Braun—
ſchweig 1686." E
Schamelius jette dieſem allbeliebten Trojtlied die Uberjchrift:
„Das Wohl im Weh“ oder: „Die Wohlthaten Gottes im Kreuz."
Wetzel führt in jeiner Hymmopdographie aus den Novis litterarum
germ. 1708 eine Stelle an, wo dafjelbe genannt wird: hymnus
suavissimus et per universam fere evangelicorum ecclesiam notissimus,
quem in academia adhue versatus composuit et quo vel solo nominis
aeternam memoriam meritus est. — Es ijt in der That eine treff-
liche Ausführung des mojaiichen Wortes 5 Moje 32, 4: „Alles,
was er thut, das iſt recht.“ Das Lied hat einen Vorgänger an
dem Gejang Johann Michael Altenburgs (f 1640), der auf die
Kriegszeiten gemünzt war, und deſſen erjter Vers lautet:
Was Gott thut, das iſt wohlgethan,
fein einig Menſch ihn tadeln kann,
ihn jol man allzeit ehren.
Wir mach'n mit unſer Ungeduld
nur immer größer unjer Schuld,
daß fich die Strafen mehren.
Aber während in diefem Lied die Noth mit dem befonderen Ge—
präge der Kriegsnoth auftritt, iſt Rodigajts Dichtung aufs Allge-
meine der Noth erweitert und dadurch, jowie durch jeine Förnigen,
iprihwörtlichen Gedanken und jeine Melodie zu größerer Geltung
gekommen. Nicht mur die Strophe jelbjt Tehrt bei vielen Liedern
5
wieder, jondern auch eigentliche Nachklänge gibt es; wir erinnern
an Schmold3 Geſang bet Mißernten: „Was Gott thut, das ift
wohlgethan! p denken Gottesfinder; Er fiehet fie oft jauer an,
und liebt fie doch nicht minder.“
ud
—*4 X. *
——7
Er RT EI RL REN Dh ren iS F N -
F N BR A em Troſt in Kreuz. Nr. 174. 8
Die geschichtliche Wirkſamkeit des Lieds knüpft fich naturgemä
* an ſeine rd mit welcher jeder Vers beginnt: Ba
Gott thut, das iſt wohlgethan!
Bon Johann Jakob Triebel, einem Bürger und Hammermeiiter A
in Suhla, erzählt Superintendent Grötzſch dajelbjt im Jahre 1738,
daß er in * beſten Jahren auf beiden Augen blind wurde. —
Bald darauf verlor er nach Gottes Rath ſeine treue Ehefrau, die
ihm, dem blinden Mann, ſechs kleine Kinder hinterließ. Jeder, der
es wußte, was Triebel ſtets für ein guter und fleißiger Mann ge—
war, beklagte ihn, er aber war ganz gelaſſen und geduldig,
und antwortete: „Wir ſingen ja: ‚Was Gott thut, das iſt wohl—
gethan!: umd jtehet e3 ja in allen Verſen diejes Liedes, aljo wird
es auch bei mir eintreffen. (Gottſchalds Liederremarguen.) —3
Als Pfarrer Freſenius zu Niederwieſe bei Kreuznach, Vater
des Frankfurter Seniors, aus dem ZTodtenbette lag, rüttelten ihn *
die Seinen, um zu ſehen, ob er noch lebe. „Laſſet mich jetzt ruhen, hi
ſprach er, ich habe es mit meinem Hohenpriefter zu thun!“ So lag Br
er lange da. Endlich jagte er mit einem freudevollen Angejichte:
„Gottlob, meine Rechnung ift richtig befunden !* Bald gab vr den
Geiſt auf, und fein Sohn mit den Umijtehenden jtimmte nun a8
Lied an: „Was Gott thut, das iſt wohlgethan!“ (Rocholl, Chriftor
phorus. 1.) m
Als die Herzogin Philippine Charlotte von Braunſchweig die J
Nachricht empfangen, daß ihr Sohn Leopold als Opfer ſeines men—
—— Herzens in der Waſſerflut ertrunken ſei 1785, fand 2
ie Hofprediger Fedderjen eine Stunde hernach an ihrem Lefetiiche ’
und die Bibel vor ihr. Die erjten Worte waren: „Gott hat mich
wieder tief gebengt, aber Gott hat es gethan, und: ‚Was Gott
Dur das iſt wohlgethan!‘* Dann aber jchidte fie fich zum heiligen
bendmahl, um in dem Ruhe zu finden, der fein Leben für uns in R
den Tod gegeben. (Seelbach, Beijpiele des Guten. 1821.) —*
Wie wohl es aber gethan iſt, den Troſt dieſes Lieds glaubig
ins Herz zu faſſen und dadurch Chriſto nachſprechen zu lernen:
„Nicht mein, ſondern dein Wille geſchehe! ‚Es bleibt gerecht dein
Wille!" zeigt der Schaden, den einſt eine Mutter nahm, die ich
nicht aljo in Gottes guten Willen fügen wollte. Der lag ein Söhn-
lein todtkrank darnieder. Als mun der hberbeigerufene ben ©
Sammel Gilpin über dem, wie es jchien, jchon im Sterben bes
griffenen Rinde betete: „Herr, wenn e8 dein Wille iſt, jo erhalte“
— — jo fiel ihm die Mutter in unbändigem Schmerz in jeine
peitige Rede und jchrie: „ES muß ſein Wille jein; jolches ‚Wenn %
ann ich nicht Leiden.“ Sitpin hält inme im jeinem Gebet. Was
geichieht ? Das Kind genas zum Erjtaunen vieler Menſchen wieder ;
und die Mutter, welcher e8 jchon als Knabe taujendfältigen Vers
druß und Kummer gemacht hatte, mußte zulept noch das bittere
Zen erleben, ihn in ſeinem 22. Jahr als Verbrecher an dem
algen hängen zu jehen. Drum ijt es gut zu jagen: „Was Gott
thut, das iſt ——— es bleibt gerecht ſein Wille,“
\ Ganz anders jtellte ich hiezu ein Schulmann (in Zwidu?),
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einer großen Fellersbrunſt der Stadt feine ganze Heine Habe vom
Feuer verzehrt worden. Sofort famen ihm zum Trojte ins Ge—
dächtniß die Worte:
Er ift mein Gott,
der in der Noth
mich wohl weiß zu erhalten;
drum laß ich ihn nur walten!
Nicht lange darnach gerieth er aber in Murren und Unglauben hinein
und Flagte jeinem Superintendenten feine Noth. Dieter tröftete ihn
aus Pjalm 28, 20 mit dem Worte: „Gott leget uns eine Laft auf,
aber er hilft uns auch, Sela. Wir haben einen Gott, der da hilft.“
Allein der Schulmann Flagte weiter, daß er nicht mehr das jelige
Reminiscere fenne, in welchem andere fingen und jagen: „So oft
id nur gedenf an dich, all mein Gemüth erfreuet fich.“ Er jei ein
* er glaube zwar an einen Gott, aber er könne nicht glauben,
daß er ſein Gott wäre. Vielmehr finde das Wort des Ram 42
anf ihn feine Anwendung: Wo iſt nun dein Gott? Der Super:
intendent jagte ihm, das ſei Doch nur ein eingebildeter Atheismus.
Denn wer an Gott denke, Der liebe ihn auch; jonjt würde er ihn
fih aus den Gedanken jchlagen. E3 verlange ihn aber nach Gott,
aljo liebe er ihn. Er ermunterte ihn jofort mit dem Betjpiel des
fananätjchen Weibleins und fragte ihn, ob ihm denn fein Troit-
pruch zur Ermunterung einfiele. Der Schulmann jagte: Sa, der
ers, welcher ihm beim Brand fchon eingefallen jet: „Er iſt mein
Gott, der in der Noth —“. Dieje Worte nahm denn der Super-
intendent, legte jie ihm fräftig ans Herz und in furzem rief der
Schulmann: „E33 wird mir ganz leicht ums Herz, ich jpüre Lin-
derung und Troſt. Jetzt ſoll es mein erjtes Wort fein, wenn ich
in die Schule zu meinen Schülern fomme: ‚Höret mir zu, Kinder,
höret mir zu: Er ift mein Gott, der in der Noth mich wohl weiß
zu erhalten; drum kaß ich ihn nur walten!“ (Seiffarts Singularia
evangelica. Iena 1706.)
Das ganze Lied war das Lieblingslied des Königs Friedrich)
Wilhelm III. von Preußen. Die Melodie dejjelben bildete darum
auch bei jeinem Leichenbegängniß am 11. Juni 1840 die Trauer-
muſik, und Biſchof Dr. Dräjede hielt eine jeiner zwei gedrudten
Gedächtnißpredigten darüber.
Ein hochgeſtellter Kirchenbeamter in Preußen war in jeiner
Jugend durch einen jchnellen Glüdswechjel in die düſterſte Stim—
mung gevathen und dev Verzweiflung nahe, als er, durch Freiburg
an der Unſtrut reijend, vom Thurm herab die Melodie diejes Liedes
blajen hörte. Mit dieſen Tönen gieng ihm eine Binde von dem
Augen. Er jah alles, was ihm begegnet war, als eine ——
von welchen Blumberg und Seiffart erzählen. Demſelben war in
*
Gottes an, und lernte glauben an die tröſtliche Wahrheit, daß
denen, die Gott Lieben, alle Dinge zum Bejten dienen müjjen. Er
hat jeitden manches Harte getragen, aber in Glück und Unglüd iſt
mın fein Wabliprud): „Was Gott Hut, das ift wohlgetfamt“ und
— —— | ab ne Ka Ze « * — a;
BR 1 Va. Troſt im Kreuz. Nr. 174. 495
die Currentſchüler feines Wohnorts jind angewiefen, immer dieſes
Lied vor jeinem Haufe zu fingen. (Pilger aus Sachſen. 1846.)
Bejonders Lieblich ijt nocdy folgende Gejchichte. Eine Frau in
der Gemeinde von Pajtor Woltersdorf in Berlin hatte immer zu
Hagen, jo oft er zu ihr fam. Eines App: als jie wieder jo an—
fieng, fragte er: Hat Sie einen Porſt? (Porjts altes Berliner
Selangduc) — D ja. — Hole Sie ihn einmal her! — Sie
bringt das Buch. Woltersdorf jchlägt auf und jpricht: Seh Sie,
hier jteht das Lied: „Was Gott thut, das iſt wohlgethan!* das
will ich jebt herausreigen. — Herr Paſtor, Sie werden doch nicht ?
— Sa, Sie glaubt es ja nicht mehr! — Dieje Kur jchlug bei der
Frau trefflich an: jie klagte hinfort nicht mehr, das Blatt blieb er—
halten; und wir hoffen, daß e3 zu einem unverwelflichen Segens-
blatt geworden jein möge.
Die allbefannte Melodie aus C Dur: dgahedch, ur—
jprünglih: dg ah cd eh, erjcheint zuerjt in einem Fränkiſchen
Gejangbuch, nemlich in dem Anhang zu dem „Nürnbergijchen Ge-
jangbuch mit der Vorrede von Conrad Feuerlein. Nürnberg bei
Spörlin. 1690." — MWinterfeld bejtreitet die Urheberichaft des
Severus Oajtorius, indem jonjt die jehr jangbare Melodie ſich
zuerjt in einem jächjischen oder thüringiichen Gejangbuch vorfinden
müßte, zumal wenn jie, wie erzählt wird, zugleie mit dem bald
beliebt gewordenen Liede entjtanden wäre; wobei weiter bedenklic)
je) daß bis jeht noch niemand den Tonjat gejehen habe, in welchem
iejes Lied zuerit von Gajtorius verfaßt worden wäre. Winterfeld
tellt Daher 2 Vermuthung auf: Gaſtorius paßte dem Liede
eines Freundes Rodigaſt, da er noch frank und ſchwach war und
in jolhen Umständen wenig Künftleriiches zu ſetzen vermochte, nur
geichtwinde eine Melodie an, die er vielleicht aus der Weiſe: „So
wünſch ic) nun ein’ gute Nacht“, auf die der oben berührte zu
feinen Umftänden paſſende Gejang: „Was Gott thut, das iſt wohl»
gethan, Fein einig Menjch ihn tadeln fann“ gejungen werden konnte,
oder aus der Melodie des Lieds: „Es iſt das Heil uns kommen
her”, deſſen 13. Vers auf feinen Zujtand pahte, unter Anbringung
der nöthigen Abänderungen fich zujammengejeßt haben möge. Als
aber das Lied einmal allgemeine kirchliche Bedeutung erhalten
batte und ana der Name des Dichters und jomit alle perjönliche
Beziehung erlojchen war (in den erſten Gejangbüchern ericheint das
Lied ohne Namen des Dichters, mit den Berlägen: „Anonymus“,
„Incerti“), jo mußte e8 wünjchenswerth ericheinen, an der Stelle
einer dem Liede doch immerhin mur angepaßten Melodie eine eigene,
daſſelbe ganz erichöpfende Weiſe zu haben. Da nun die jetzt all—
gemein verbreitete Weiſe zuerſt in einem Nürnberger Geſangbuch
erſchien, ſo weist dies u einen Nürnberger Tonmeijter bin, ber
aber zugleich in Thüringen, wo das Lied jeine Entjtehung und
weitejte Verbreitung hatte, verweilte. Es wäre dies nad) Winters
felds Vermuthung der berühmte Orgelmeiiter Johann Pachelbel, ein
eborener Nürnberger, der von 1678—16W als Organist zu Erfurt in
hüringen und vom Jahre 1695 an als Organift in Nürnberg bis
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m Jahr 1705 angeftellt war. — Der Hauptgrund hiefür, abg
rk von den bisherigen Vermuthungen, it, Ha wir von Bien
elbel einen herrlichen concertmäßigen Tonſatz zu diefer Melodie bes
figen, der nad) Art eines Motetts gehalten a und alle Strophen
des Lieds mit mannigfaltigem Wechjel zweiſtimmigen, dreis und
vierjtimmigen Geſangs und mit ebenjo wechjelnder, bald vollern,
bald janftern Inſtrumentalbegleitung umfaßt, Re Tonjaß, der
von dem innigiten Verjtändni des Liedes zeugt, ijt wohl zwiichen
den Jahren 1678 und 1690 entjtanden, und aus ihm war dann
die Grundlage, die durchlaufende Grund-Melodie, entnommen und
von — —— zwiſchen 1684 und 1690 den- Nürnbergern zur Be—
fanntichaft gebracht worden. Bei diefem Tonjat bewegt fi Bade
elbel in dem Liede jo heimiſch, da eben hierauf Winterfeld die
Behauptung jtügt, er müſſe in nächiter Beziehung zur Melodie
oder Grundlage jtehen, und jeine Behandlung derjelben könne nicht
auf bloßer Berechnung beruhen, während es außerdem auch zu
jener Zeit jchon zu den Seltenheiten gehörte, daß ein Tonſetzer
eine fremde, von Beitgenoffen herrührende Melodie für feine contra=
Be Durhführungen gewählt haben jollte. (Wal. den ähn-
ihen Schluß bei „Nun Lob, mein Seel, den Herren“ Seite 317,
und zur ganzen Ausführung Winterfeld 2, 585 ff. 627 ff.)
Ungemein wohlthuend und anregend wirft diefe Melodie In
das Gemüth und jpricht, ohne eben im alten, jtreng firchlichen S
ehalten zu jein, jo wahrhaft aus, was in dem Liede lebt, daß jie
ogleich in deſſen Kreis bineinzieht; es weht in ihr ein Geiſt des
Friedens, und jie hat zugleich eine große melodiiche Sangbarfeit.
175. Meine Seel if Rille zu Gott,
Bon Johann Caſpar Schade (1666 —98, val. 4, 222 ff.) im
Sahr 1690 zu Leipzig gedichtet. Es war ihm nemlih um diefe
Zeit das Diafonat in der Stadt Wurzen angetragen; er hatte jchon
Br Probepredigt gehalten, und Kath und Bürgerichaft waren mit
reuden bereit, ıhn wirklich anzuftellen, als die ganze Sache durch
die Leipziger Profefforen, feine Feinde, die ihm wegen —
Franckeſchen Wirkſamkeit alle mögliche Schmach und Schimpf an—
thaten, wieder rückgängig gemacht wurde. Schade litt und ſchwieg,
und in ſolcher Herzensfaſſung dichtete er dieſes Lied. — Es erſchien
odann mit —— andern von ihm verfaßten in dem ſogenannten
ietiſtengeſang
Duisburg und Frankfurt bei Andreas Luppius 1692.“
Es war eine gute Stunde, in welcher Schade dieſes Lied dich⸗
tete. Er hatte die Grundgedanken von Pſalm 62 tief in ſeine Seele
wirken laſſen. Mochte ihm auch Pſalm 62, 4 f. 10 f. beſonders mn
feiner Lage nahe liegen, jo ließ er fich Dadurch nicht zu heraus
fordernden Worten bejtimmen, fondern zum Stillefein und Harrem
Sp entipricht Vers 1 dem 2., Vers 2 dem 8. und 11., Vers 3
dem 6., Vers 4 dem 9., Vers 5 dem 6. und Vers 6 dem 12. und
13. Pſalmverſe. Und dadurch ijt es gefommen, daß ein Gejang,
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uch: „Andächtig ſingender Chriſtenmund. Weſel,
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Gebets wurde, und daß man das Lied des Mannes, dem Spener
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2 Saba: Einn Gelegenheitsgedicht war, ein allgemeine
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ſeine Leichenrede über das Wort hielt: „Der Eifer um dein Hs
ar een zu Zeiten dem ſanft redenden Lehrer unſrer
| d che, Chriſtian Seriver, zuſchreiben konnte.
VUUngemein innig iſt ſchon der erſte Vers:
Meine Seel iſt ſtille nimmts an, wie es geht.
zu Gott, deſſen Wille Geht es nu
mir zu helfen ſteht. dem Himmel zu,
Mein Herz iſt vergnüget und bleibt Jeſus ungeſchieden,
mit dem, was Gott füget, ſo bin ic) zufrieden.
Es gibt nicht leicht ein Wort, das für die Seelforge tröftlicher und
brauchbarer fich ertwiejen hätte und an dem fich die Kranken und
Harrenden bejjer aufrichten fünnten. —
Dr. Sohann Jakob Rambach erzählt von dem Tode jeiner am
30. März 1730 heimgegangenen Frau, Johanna Elifabet, Tochter
des Dichters Dr. Joachim Lange, durch eine unanfhörliche Hitze fer
alles Mark ihrer Knochen verzehrt worden, ihre Seele aber jei d
voll göttlichen Friedens —* und man habe gar oft aus ihrem
Munde die Worte gehört: „Geht es nur dem Himmel zu und bleibt
ſus ungeſchieden, ſo bin ich zufrieden.“ In ſolch ſtillem Leidens—
inn habe ſie denn auch niemand jemals murren hören unter den
empfindlichſten Schmerzen, ſondern ſie ſei in der ſchrecklichſten
—J— wie in verſtummtes Lamm gelegen, und wenn ihr
ott nur die geringſte Erleichterung ſchenkte, ſei ihr Angeſicht voll
Freundlichkeit und ihr Mund voll Dankens geweſen.
Der tapfere preußische Obriſtlieutenant Peter v. Lohbeck, der
ſich im ſiebenjährigen Kriege durch ſeine Waffenthaten ſehr hervor—
gethan hat, war ſeiner Herkunft nach ein Schäfer aus Franken, den
te Werber mit Gewalt aus jeiner Heimat gejchleppt hatten,
worauf er im der von Prinz Ferdinand kommandirten Armee als
Breioer Soldat eingereiht wurde. Als diefes Unglück über ihn
i, teöftete er fich in feiner großen Betrübnig mit unfvem Vers,
Dadurch wurde jein Glaube, es jei das Gottes Wille und der
werde alles herrlich hinausführen, jo mächtig-geſtärkt, daß er fi
feit vornahm, im Vertrauen auf Gott alle ſeine Mffichten treu umd
gehorſam zu erfüllen. Und der Herr, dem er alſo vertraut, ließ
ihn auch nicht zu Schanden werden; er Tieh ihm manche Kühne
- That, befonders einmal die Vertheidigung einer feſten Schanze mit
: zehn Mann gegen ein heramdrängendes großes franzöftiches Corps,
h ingen, wofür er zum Offizier ernannt wurde. Na, fort und fort
half ihm der Herr Wunder der Tapferkeit verrichten und im gang
daß er von Grad zu Grad flieg und jogar im den Adelsftand er-
hoben wurde.
Erwähnenswerth ift am diejer Stelle, daß der große württem-
bergiſche —— Dr, Jakob Andreä auf feinem lepten Kranken—⸗
lager 1590 den Arzt Dr. Mögling fragte, wie es ftehe; und als
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hen Lagen bald bie bald da die Ehre der Armee retten; jo
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der Arzt ſagte: Mein lieber Pfarrherr: „es muß geſchieden ſein,
da wird nichts anders aus!“ antwortete er: „von Gott Ai | u
Nejolut und ernit entjchlofien lautet Vers 3. — Derjelbe wurde
von einer Gemeinde des fränkischen Württembergs in eine eigen-
thümliche, aber ergreifende Beleuchtung gejtellt. Im ihren Bajlions-
andachten nemlidy pflegt fie bei den Worten: „Welchen wollt ihr
unter diejen zween: Barabbam oder Jefum? Da jchrie der ganze
Haufe: hinweg mit diefem und gib uns Barabbam los!“ einzufallen:
Nein, ad nein! nur Einer ſich mir ganz ergibt.
fag ich und ſonſt feiner Er allein,
wird von mir geliebt. er joll es jein,
Jeſus der Getreue, dem ich wieder mid ergebe
- in dem ich mich freue, und ihm einig lebe.
Es ijt das ein 5 gegen alle und jede Weltluſt, gegen allen
und jeden Weltſinn, der einen Königshut wohl mit einer Meſſe
erfauft und um ein Linjengericht das Erjtgeburtsrecht vergeben kann.
Zu Bers 4. Als die Gräfin Sofie Charlotte von Stollberg—
Wernigerode ihrem Ende nahe war, bejchäftigte fie jich mit unjerem
Liede bejonders gern. Was Paulus jchreibt und jie ihrem Sohn
fagte: „Allzeit brünjtig im Geiſt, fröhlich in Hoffnung, geduldig
in Trübſal!“ das war ihre Übung auf dem Sterbebette. So
ließ fie ihren Kindern zu Gajtell jagen: „Meine Seel ijt jtille
zu Gott, deſſen Wille mir zu helfen ſteht —. Und am Abend
vor ihrem Ende jagte jie: „Gott hat —— dieſer Krankheit ir
ausgezogen. ch konnte im Anfang der Krankheit nicht beten, mi
einen Seufzer, nicht einen guten Gedanken fallen vor Schwäche des
Leibes. Ach, da verlafje jich einer auf jeine Stärfe!“ Mit leiſer
Stimme aber jegte jie auf ihren Sohn blidend bei:
„Wer ſich weiß in Gott zu jchiden,
den fann er erquiden — nad) allen Seiten.“
Herrlich hat fich an dem Sänger jelbjt Vers 6 erfüllt. A
er damals jtille hielt, um nur dem Herren die Bahn frei zu laſſen
auch für jeine Perſon, that er ihm bald darauf eine Thüre in
Berlin auf, wohin er auf das Diakonat an der St. Nikolaifirche
neben Spener berufen wurde. Aus ſchwerem Leid durfte er mu
übergehen in große Freude, in welcher er, einige Tage vor jener
Einführung in das Amt, von Berlin aus jeinen Freunden ſchrieb—
„Heute it die Schrift nach der Wahrheit Gottes erfüllt an einem
Elenden in hohem Grade: ‚Du bereiteft vor mir einen Tijch gegem
meine Feinde, du jchenkejt mir voll ein: Pialm 23, 5. Er zut
ein Zeichen an mir, daß ſich meine Feinde ſchämen müſſen. Ich
finde mich nun aber auch gottlob bereit dazu, den Lohn der treuen
Boten Gottes auf mich zu nehmen, Spott, Verfolgung, ,
ſollte es auch nach des Höchſten Willen der Tod ſelber jein.
verwahre nur mein Herz vor dem Anſehen der Menſchen und Zag
baftigfeit, daß ich der feines achte, und gebe Freudigfeit, Muth
Weisheit und Geduld zum Sieg. Ad, Herr Jeju, jei du mit min
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fo kann niemand wider mic fein!“ So erfahren es die geduldigen
erzen auch fernerhin:
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Amen, es geſchiehet; und das Glück zu ſparn
wer zu Schu iehet, Bis zu End;
wird es recht erfahr'n, alsdann fich wendt
Wie Gott feinen Kindern das zuerſt gekoſt'te Leiden,
pflegt das Kreuz zu mindern und gehn an die Freuden.
Melodie: Jeju, meine Freude. j
176. Wunderanfang, herrlihs Ende.
Bon Heinrich Arnold Stodfleth, Kirchenrath und Gymnaſial—
direftor in Bayreuth (1643 — 1708, vgl. 3, 494 f.) gedichtet, und
erſchienen in „Der geijtlichen Erquiditunden Dr. Heinrich Müllers
poetijchem Andachtsflang. Nürnberg, Felseder. Zweite Auflage.
1691.”
Diefes Buch war eine merfwürdige Erjcheimung in der da—
maligen Zeit. Die jogenannten Pegnigblumengenofjen, welche jo
manches jchale Zeug zu Tage fürderten, hatten in dem getjtvollen
„Erquiditunden Heinrich Müllers“ einen Inhalt für ihre geiſtlichen
5* gefunden, wie er nicht köſtlicher konnte gedacht werden,
ie markige Proja des geiltgejalbten Lehrers unjerer Lutherijchen
Kirche bot diejen Poeten eben das, was ihnen jo oft fehlte: Salz
für ihre Dichterei. Und mag mın wohl in den meisten Fällen die
Müllerſche Proja poetiicher gewejen beim, als die m. diejer
Dichter, jo find Doc einzelne Lieder in dem „Andachtsklang“,
welche mit zu den Kernliedern zählen; unter ihnen diejes Lied.
E3 behandelt die Betrachtung 280 in den Erquiditunden, mit
dem Titel: „Von Gottes wunderbarer Regierung im Kreuz. Wun—
derlich, weislich.“ Die Hauptitellen derjelben, die hieher gehören,
lauten: „Seltiamer Anfang, herrlichs Ende. Du ſprichſt; es läßt
fi) wunderlih an, wie wills hinaus? (Vers 1). Freilich muß
ich8 wunderlich anlaſſen, joll Gott Wunder thun und fich herrlich
beweiſen; des Ausgangs wegen aber ki du unbefümmert (Vers 2).
Der Weg Gottes ıjt im Meer, und
und jpürt man doch den Fuß Gottes nicht (Vers 3). Man ſieht
und ſpürt ja oft wohl, wie fromme Chriſten im Angſt-, Kreuz—
eatur fchreit und nicht anders meint, ev werde dir noch ben Dir
t, er wirds fo ftattlich hinausbringen (Vers 9), daß du jeine
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unergründfiche Weisheit und — Macht gleich als
ingern taſten wirft und jagen: Fürwahr, du biſt ein verborgene
ott, du Gott Iſraels, der Heiland!“ * 10.) *
Beſonders der Anfangston hat unſrem Liede eine große Ber
HR erwedt: „Wunderanfang, herrlich Ende“, eine poetijche
berjeßung des prophetijchen Wortes: „Des Herrn Rath ijt wun—
derbar, und Mir Sl es herrlich hinaus.“
Chrijtian Mende, der originelle Nachtwächter in Berlin, hatte
einmal in Erfahrung gebracht, daß in einem gewiſſen Haufe eim
Mann neu eingezogen war, der jeine Frau erjt jeit Kurzer Zeit
verloren hatte und an jeinem Sohne Schande erlebte, der Zurüd-
etzung erfuhr jtatt Beförderung, durch einen Anverwandten fait um
ein ganzes Vermögen gekommen und in jolcher Lage des Trojtes
öchſt bedürftig war. Da jang er vor dem Haufe das Lied:
Wunderanfang, herrlichg Ende,
wo die wunderweijen Hände
Gottes führen ein und aus;
Wunderweislic iſt jein Nathen,
wunderherrlich jeine Thaten ;
und du ſprichſt: wo wills hinaus?
Er ins bis zu Ende. Der Tiefgebeugte hörte es zum erjtenmal
in jeinem Leben, und es war ihm, als ob mit jeder Stropf
das vierfache Kreuz von jeiner niederdrüdenden Schwere verlöre,
ja daß es ihm zum Beiten dienen müffe. Bon Stund an ward €
Mendes vertrauter Freund. (Chrijtenbote. 1843.)
Der Sänger des Liedes jelbjt mußte durch tiefe Waller de
Noth. Im Jahr 1701 gieng ihm jeine ganze Fojtbare Bibliothek
im euer auf, doch wurde ihm feine alte Handbibel, deren er ſich
gegen 34 Jahre in jenem heiligen Amte täglich bedient hatte, mitten
aus den Flammen unverjehrt gerettet. Da war es Zeit, an Verss
und 9 feines Liedes zu denken: |
Nollet er mit dir im Schreden So la dir doch nintmer grauen, °
durch die Dornen, durd die Hecken, lerne deinem Gott vertrauen,
über Stof und über Stein, jei getrojt und gutes Muths.
Berg und Thal und Feljenklüften, Er fürwahr, er wird es führen,
Feuer, Waller und in Lüften daß du's wirft am Ende ſpüren,
und was mehr kann ſchrecklich fein: wenn er dir thut lauter Cuts,
Der edle Sänger von der Treue Gottes, Johann Muthman
©. 414), hat diefen Ton von Stodfleth hernach auch angeſtimm
on jo mander Noth er zu erzählen wußte, von jo vieler E
vettung durfte er fingen; und jo heißt es denn in einem feiner Lieder
Herr, mein Helfer und Erretter!
wie jo manches grauje Wetter
at dein Arm von mir gewandt.
Ich kann zwar von vielen Plagen,
aber auch mit Freuden jagen: a
Wunderanfang, herrlichs End! >
Melodie: „Ah was joll ih Sünder machen“ oder: „Alles
an Gottes Segen.“ Br
Ar RE —— * FEUER, R HACT, TER SR
BER ee ai < 2 roſt im Strei 3 Nr. 1 7. I 501 X F *
EEE NINE | ae ——
| 177. So führf du doch recht felig, Herr, die Deinen. 2
Bon Gottfried Arnold, als Profeſſor der Gedichte zu Giehm
er: 6, 138 ff.) herausgegeben in den „Böttlichen
Vebesfunken aus dem großen Feuer der Liebe Gottes in Chriito
Jeſu. Frankfurt am Main 1697.“ mit dem Titel: „Der befte Führe.“ “
Freylinghauſen nahm es in jein Gefangbuch 1704 auf. Br
’ Der Ruhm des jeligen Albert Knapp, welcher unfer Lied das ec
„tiefſinnigſte, erfahrungsreichite, gedankenreichite Kirchenlid vol
Moiettätt er Weisheit“ genannt hat, ijt von ung nur in bedingter
Weije anzunehmen. Daß es ein Lied voll prächtiger Gedanken aus
Schrift und Erfahrung tft, muß freudig anerfannt werden. Allein ö
das Lob neigt jich zum Tadel, wenn wir das Lied als Kirchenlied in E
Anspruch nehmen. Es fehlt ihm in diefer Richtung die Einfachheit i
der Form, wie des Inhalts. Dan fieht den gewaltigen, auch poe- K:
tifch angelegten Geift Arnolds_ ringen mit dem Gedanken, und es =
ift ihm nicht gelungen, demjelben Grundgedanken, welchen das
vorige Lied behandelte: „Wunderanfang, herrlihs Ende“, einen
furzen, Haren und ſchlichten Ausdruck zu jchaffen. — Das nimmt %
dem Werthe des Lieds, wenn wir nach feiner Troftfraft fragen,
nichts; aber es weist das Lied aus dem Gotteshaus in's Kämmerlen.
Am beliebteſten ift jofort der erite Vers des Lied geworden.
— Als Miſſionar Mad in Indien mit. jeiner Gattin die Miffions- J
ation aus Geſundheitsrückſichten verlaſſen mußte, um in europät-
* Luft wieder Kräfte zu ſammeln, ſangen die Hindu-Mädchen,
60—70 an der Zahl, zum Abſchied:
So führſt du doch recht jelig, Herr, die Deinen,
ja felig und doch meijt verwunderlich.
Wie könntet du es böſe mit uns meinen,
da deine Treu nicht kann verleugnen ſich? =
Die Wege find oft krumm und doch gerad,
darauf du läßt die Kinder zu dir gehn;
da pflegt es wunderjeltiam auszujehn :
doch triumphirt zulegt dein. hoher Kath.
- Meinend und Schluchzend in tiefer Gemüthsbewegung führten fie >
den Gejang hinaus, der von indifchen Mädchenfippen in der That
nicht eine geringe Leiftung verlangte. (EChrijtenbote. 1873.)
y Die prächtigſten Gegenſätze hat Arnold zum Preife des Bundes» *
gottes im dritten Verſe vereinigt: *
Was unſre Klugheit will en
f theilt dein Verſtand in Dft und Weiten aus; =
Was mancher unter Joch und Lajt will biegen,
jept deine Hand frei an der Sternen Haus,
Die Welt zerreißt, und — du verfnüpfit in Kraft;
. ie bricht — du bauft, fie baut — du reißeſt ein; u,
# ihr Glanz muß dir ein dunkler Schatten jein; *
dein Geiſt bei Todten Kraft und Leben ſchafft.
Das find Nachllaänge von dent, was eine Hanna im Alten uud eine
aria im Frühroth des Nenen Bundes gefungen baben; fie als
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lichte Jüngerinnen des Herrn, er als ein gelehrter Mann, ber
ottes Wege im großen und im Heinen überjchaut, und eben auch
zum gleichen Biele fommt: Soli Deo Gloria! | {
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Der neunte Vers hat ſich im Leben des Sängers ſelbſt Deutlich
bejtätigt:
Alſo gehſt du nicht die gemeinen Wege;
bein Fuß wird jelten öffentlich gejehn,
Damit du fiehjt, was fi im Herzen rege,
wenn du in Dunkelheit mit ung willt gehn.
Das Widerjpiel legt fid) vor Augen dar
bon dem, was du in deinem Sinne haft.
Wer meint, er hab den Vorjat recht erfaht,
der wird am End ein Anders oft gewahr.
Arnold meinte Lange Zeit im Gegenjat gegen die verweltlichte Kirche
ven Rath Gottes erfaßt und darın jeinen Willen erfannt zu haben,
daß er die göttliche Sophia, die Weisheit Gottes, zu feiner einzigen
Braut erforen und das eheloſe Leben als das bejte gepriejen. Den—
noch trat er im Jahr 1701 von jeinem Separatismus zurüd und
in den Dienjt der Kirche ein und verheirathete jich mit Anna Maria,
der Tochter feines Freundes, des Hofdiafonus Sprögel in Quedlin=
burg. Das war ein jolches Widerjpiel vor den Augen feiner bis-
herigen Genofjen, der Gichtelianer, und feiner bisherigen Gegner,
der Kirchlichen, daß er darüber viele Anfechtung erfahren mußte,
als jet dies ein Abfall vom wahren Chriſtenthum. Allein er durfte
bei feiner Erläuterung diejes Schrittes, die er an das Miniſterium
zu Quedlinburg einjandte, unter Anderem Folgendes jagen: „Nur
wer einigen Anfang von den verborgenen und jeltjamen Führungen
Gottes an jeiner eigenen oder an anderen Seelen erfahren hat und
dem lautern, allerhetligiten Zug des Vaters zu jeinem Sohne offen
und untergeben bleibt, mag wiljen, wie viele und ganz verjchiedene
Zuftände und Beichaffenheiten einer Seele fich nach und nach wechſels—
weile ereignen und wie mancherlei jeltiame Aufgaben und Proben
oft nach einander von Gott vorgelegt werden.“
Eine DOriginalmelodie auf dieſes Lied findet fih in „Störls,
weiland württ. Kapellmeifters neu bezogenes Davidiiches Harpfen-
und PBjalterjpiel, herausgegeben von Stözel, Hofcantor. Stuttgart
1744", wahrſcheinlich von dem Stiftsorganiften Störl jelbjt ftam-
med: fbedbesdcedeb. — Sonit wird auf die Weife Des
27. Calviniſchen Pjalms: ge fggcebeag verwiefen; im
Freylinghauſenſchen Gejangbuch 1704 iſt als Melodie „Jehova ift
mein Licht und Önadenjonne“ aus Joachim Neanders Bundesliedern
gnannt:chagahcefgdefde
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178. Meine Seele fenket ſich. e Bir
Von Johann Joſef Windler, Diafonus am Dom zu Mag de⸗
burg ee vgl. 4, 383 ff.), in dem Anhang zu „Neu
Hebopfer zum Bau der Hütten Gottes. Wernigerode 1703“ heraı
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gegeben, und von Freylinghauſen in ſein Geſangbuch 1714 auf-
genommen. Ah * 3 f
, Das Thema des Liedes ift Palm 62, 1: „Meine Seele iſt
stille zu Gott“; aljo wie bei Schades Lied: „Meine Seel iſt Stille
u Gott, deſſen Wille.“ Dieje Stille wird entfaltet als ruhiges
arten ohne alle Ansprüche, Vers 1, al3 Gegenſatz zum Murren,
Vers 2, zum Sorgen, Vers 3, zum Sichgrämen, Vers 4, zum Klagen,
Vers 5, und mündet zuleßt in Lob und Preis Gottes aus, Vers 6:
„Bott, man lobet dich in der Stille zu Zion.“
Ein junger hoffmmgsvoller Theologe, John Madintojh, Schüler
bes trefflichen Chalmers, wurde während ſeiner Studien in Tübingen
am 11. März 1851 von der Shwindjucht hingerafft. Seine Mutter
und Schweiter waren noch aus Schottland herbeigeeilt; allein ihr
Eintreffen machte ihn mürriſch gegen jeinen Gott, umd er Hagte,
daß er vom jeiner zärtlihen Mutter geriffen werden jollte. Es
gilt ja ohnehin von dieſer Krankheit jo oft, was der Dichter jagt:
„Am Grabe noch pflanzt er die Hoffnung auf!“ Aber endlich
twichen dieſe Anfechtungen, und nun lernte er, feine Seele in Ge—
duld, ja in Gott zu faſſen. Unſer Lied, welches er wohl manchmal
bewundert, aber noch nicht ganz erfaßt hatte, war ihm jet wie
aus der Seele gejprochen :
Meine Seele jenfet fich
hin in Gottes Herz und Hände
Und erwartet ruhiglich
feiner Wege Ziel und Ende,
Liegt fein jtille, nadt und bloß
in des liebiten Vaters Schoß !
Sein Friede wurde Ihm nicht mehr genommen, und als die Seele
ſich Tosgerungen, konnte aud) Die Mutter jagen: „Ich bin glüdlich,
eines ſolchen Sohnes Mutter zu fein!“ (Chrijtenbote, 1851.)
Der —5 Dr. Hengſtenberg, welcher in ſeinen ſchriftlichen
Arbeiten vielfach erlennen ließ, wie tief er mit unfern Kirchen»
liedern verwachjen jei, ward auch noch auf feinem Sterbebette ihrer
Tröftungen froh. Schon am Himmelfahrtsfefte jubelte er: Wie
köſtlich, daß ich zum lieben Himmelfabrtstage „meine Nachfahrt
halten“ ſoll! Am Tag vor ſeinem Tode ſagte er, die Summe
fine Lebensaufgabe betonend, unter anderem: „Man muf; es ihnen
lar ah das iſt die Hauptjache, daß Chriftus ift, daß Chrifius
iſt.“ Und bezeugte: „Meine Seele iſt ftille zu Gott, ich hab großen
drieden,
ich bin wie ein ftilles Meer,
⸗ voll von Gottes Preis und Ehr.“
Endlih am 28. Mai 1869 um die Mittagsftunde kam fein Ende,
Er flüterte betend: Mad End, o Herr, mad Ende! Nimm mich!
In deine Hände befehle ich meinen Geift! und feine Ieten Worte
waren: „Man ift fo felig umd iſt im Himmel!“ — Ja das it
man, wenn man als eim Iſrael rechter Art gekämpft bat; dann
kommt wohl das Stündlein, da wir fagen dürfen, Vers 6:
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und der mächtig here
Meine Seel ift hm u Gott,
und die Zunge bleibt gebunden ;
So Sat id; allen Spott,
alle Marter überwunden:
Din gleich wie ein ftilles Meer
voll von Gottes Preis und Ehr. ;
m * „Jeſus, meine Zuverſicht“ oder: „Meinen Jeſum laß
ich nicht.“
179. Gott wills machen, daß die Sachen.
„.. Bon Kohann Daniel Herrnſchmidt, Diafonus in Bopfingen,
fpäter Profeſſor in Pin (1675 — 1723, vgl. 4, 349 ff.), gedichtet
und im Freylinghauſenſchen Gejangbuch 1704 erichtenen.
Ein echt vollsmäßiges Kernlied, das in förnigten Sentenzen
kräftig zum fejten Glauben ermuntert. Der Dichter deffelben, ein
treuer Schüler von Frande, Breithaupt und Anton, hatte al3 junger
Prediger in feiner VBaterjtadt Drangjale aller Art durchzumachei
als die Stürme des jpantjchen Erbfolgefriegs. in den Jahren 1702
und 1704 über feine Gegend zogen. Er jah damals in einem La—
aret voll Peſtkranker, die er geiftlich zu berathen hatte, dem Tod
unbertfach ins Angeficht. Auch jpäter mußte er mit einer Familie
vor acht Iebenden Rindern fich bis an fein Ende manchesmal küm—
merlich durchbringen. Aber er hielt Glauben und war ftille und
gelafjen gegen Gott und Menjchen, aljo, daß er mit Freudigfeit die
Treue des Herrn rühmen fonnte, die ihm jedesmal wieder heraus—
geholfen.
Das Lied ſchließt fih an das Evangelium des vierten Epi-
Be lonntage a" 8, 23—27 an; daher ift die Rede von
en tojenden Wellen zers 1), dem jchlafenden Herrn (Vers 2. 3.)
nbrechenden Hilfe (Bers 10). Diejes Thema
hat aber eine ganze Reihe von praftiichen Rathichlägen im Gefolge,
aus welchen fich die Beliebtheit des Lieds Leicht erflären läßt.
Johann Tobias Kießling, der gottesfürdtige Kaufmann
Nürnberg, war in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
auf jeinen Reifen eines Sonntags in eine Kirche gefommen, Ein
junger, eben von der Univerfität heimgefehrter Prediger Tegte Der
Gemeinde nicht Gottes Lebensfräftiges Wort und Gottes Wershen
die im Evangelium enthalten find, dar; jondern gefiel fich in fd on
Hingendem, aber unfräftigem Menfchenwort und Menfchentveisheit.
Da wurde der um die Ehre feines Herrn gar eifrige Mann herzlick
und innig betrübt und dachte: Was joll doch wohl noch mit unſern
evangelischen Gemeinden werden? Er konnte ji, als die Predigt
Ende war, der Thränen nicht enthalten. Da er aber mn ®
etrübt war, fieng die Gemeinde an, zu fingen: J
Gott wills machen, daß die Sachen
ehen, wie es heilſam iſt;
aß die Wellen ſich verſtellen,
wenn du nur bei Jeſu biſt!
RT SEE F BER — — ne * — Tr * m x
VIE Troſt im Kreutz. Nr. 179. 505
—* arauf w
Chr eich und Evangelium, und daß der Leuchter des hellen
- Lichtes doch Nicht möge von uns genommen werden. (Schubert,
Altes und Neues, 2.) | |
In der Geſchichte eines bräutlichen Lebens war der fünfte Vers
der rothe Faden, an welchem fich die Gedanken aufreihten:
Glaub nur Id daß das Beite
über dich beichloffen jet;
Wenn dein Wille nur tt ftille,
wirſt du von dem Kummer frei.
Und als aus dem bräutlichen Leben Das eheliche wurde, iſt das
Wort mit feiner Ermunterung und Verheißung nur noch mehr in
Übung gefommen. Denn wo würde eine Chriftenfeefe jein, welcher
der Herr Jeſus nicht zuriefe: „Fürchte Dich nicht, glaube nur?“ _
Zu Bers 7: Us die zweite Gattin des Pfarrer Karl Friedrid)
I Sofie Eliſabet, im März 1787 auf dem Todtenbette
Gi und unter dem Einfluß großer Fieberhige jehr unruhig wurde,
tröftete er fie mit dem Berje:
Willft du wanken in Gedanken,
. fall in die Gelaſſenheit!
Laß den forgen, der auch morgen
Herr ift über Leid und Freud.
Sie wurde bald ruhig und durfte in einem Lieblichen Traum Blicke
der Erquidung in Die andere Welt thun, zu welcher der Herr fie
berufen hatte. (Ehemann, Harttmanns Leben.)
Am allerbewährteiten ijt der zehnte Vers. Das Sprichwort jagt:
„wenn die Noth am größten, jo ift Gott am nächſten.“ Die Kirche ſingt:
Wann die Stunden fich gefunden,
bricht die Hilf mit Macht herein ;
Und dein Grämen zu bejchämen,
Y wird es underjehens jein
Ein Straßburger jchrieb in dem ſchweren entjcheidungsreichen Tagen
des Jahrs 1870: „Als am 27. September Abends 5 Uhr die weiße
Er auf dem Münſterthurm flatterte, quoll mir unwillkürlich der
usruf aus dem Herzen: Herr, mein Gott, ich kann's nicht fallen!
— Ich Hatte jeit Wochen frank gelegen. Die Nächte wurden immer
graufiger, die Bomben drangen je mehr und mehr in den Mittel»
unft der Stadt. Wir erwarteten mit Bangigfeit den Sturm auf
jiefelbe, als die einzig mögliche Errettung aus unferer furchtbaren
Lage. Da hat Gott Nine allmächtige Hand ausgeſtreckt und fein
‚Es iſt genug! geiprochen. — Ad) jagte zu meiner Frau, wenn ihr
während der Belagerung der Muth zu ſinken begann: Set getroit;
‚Gott wirds machen, da die Sachen geben, wie e8 heilſam it!
Er wird gewiß die Gebete feiner Kinder exhören, die nicht allein
im Eljaß, jondern auch in ganz Deutichland für umfre arıne Stadt
zu ihm emporſteigen.
Wann die Stunden ich gefunden,
bricht die Hilf mit Macht herein!
Und ſo iſts demm auch zu unferer Freude geſchehen.“ (Chriftenbote.)
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nude er Wieder ganz froh und konnte muthig beten für
J
2%
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*
—
daß Albert Knapp,
Gott, der da hilft. Vor ihren Augen lag die Erfüllung des Lieds:
Es war im Jahr 1828 (Albert Knapps Leben,
em eben noch die Freude an jeiner erjten Gedichte
fammlung das Herz erfüllte, durch eine töbtliche Krankheit feiner
Gattin in die ſchwerſte Trübfal verjegt wurde. Die Kojten der
langwierigen Krankheit fiengen an zu drüden, die Ausgaben übers
ftiegen die Einnahmen fat um's Doppelte, und gegen Weihnachten
in befannte ihm die Langjam fich erholende Gattin, daß im ihrer
— — nur noch Ein Kronenthaler ſei und dagegen
mehrere Jahresrechnungen auf ihre Erledigung warten. Das war
eine bange Zeit. Sie * ten brünſtig zu dem, der das Mehl im
Kad nicht ausgehen und dem Olkruge nichts mangeln läßt; und
fiehe da, fie hatten die Hilfe vor der Thür. Über Nacht erjchien,
über alles Bitten und Verftehen, eine herrliche Tröjtung. rz
vor der Zahlungszeit kam der Poſtbedienſtete mit einer großen
Schadtel. Was it das? fragten fie eritaunt. Und nun erjchien
zuerjt eine Lage der herrlichiten Feinbädereten und Basler „Lederli”,
unten aber mehrere Geldrollen, eine Abjchlagszahlung für den Er—
trag der Gedichte, nebjt einem gar herzlichen Brief von Oberjthelfer
Linder in Bajel, der die Gedichte brüderlich bejorgt hatte. Mit
Freudenthränen jtand die getröjtete Gattin da, und fie priefen den
Und dein Grämen zu beſchämen,
wird es unverſehens jein!
Ein herrliches Amen auf jede Gottesführung, eine innige Zus
ftimmung zu jedem ergebungswilligen Gebete finden wir in Dem
legten (17.) Berje:
Amen, Amen! In dem Namen
meines Sejur halt ich ftill ;
Es gejchehe und ergebe,
wie und wann und was er will!
ALS Melodie iſt im Freylinghanfenschen Gejangbuch angegeben:
„Seelenweide, meine Freude“, edehcehagis (A moll), Demnad)
eignet fich dazu auch: „Ringe recht, wenn Gottes Gnade.“ — Eine
elodie württembergiſchen Urfprungs, in Hallejchem Gejchmad, mit
freudigem feitem Glaubenzjchritt und munterer Bewegung, findet
ſich im Störlichen Choralbuch 1744 und in den folgenden. Palmer
ſchildert treffend den Gang der Melodie, wenn er fagt: „Die zwei
erjten Heilen muthig dreinrufend, die zwei letzten fich gleichjam
wiegend in der getrojten Sicherheit eines Kindes Gottes.“ Sie bes
gnnt:defsggadchag.
180. Gott lebt; wie kann ic traurig fein?
- Aus Benjamin Schmolds (1672—1737, vgl. 5, 463 ff.), Die
fonu3 zu Schweidnig, „Heiligen Flammen der himmliſch gefinnten
Du. in fünfzig Arten 1704“, mit der Überjchrift: „Gott macht
u zu *
Das Lied, eines von den früheſten Schmolcks (es war ſeine
erite Liederſammlung), ſtammt aus gründlicher Erfahrung. Konnte
j
ur ee Re N as *
1J VII. Pa im. ia
— a urn }
u *
be —
—— RE A A. re A |
er doch jagen: „Mein Geburtstag, der Thomastag, hat mich oft in
Be ee: und Kummer mit Vorhalt der Worte Thomä auf-
gerichtet: ‚Mein Herr und mein Gott!" Schon in jeinen ——
tät3jahren, aber auch hernach gar oft mußte er jagen: „Der alte
Gott lebt noch.“ Das führt er nun in dieſem Liede aus: Gott
lebt ©. 1, Gott hört V. 2, Gott fieht V. 3, Gott führt V. 4,
Gott gibt V. 5, umd faßt endlich das Ganze zujfammen in die
ſchöne Schlußfolge V. 6: £
Gott lebt! — wohlan, ich merfe das;
Gott Be — ich will ihm lagen;
Gott ſieht! — er jeßt den Thränen Maß,
Gott Führt! — ich darf nicht zagen.
Gott gibt und liebt, —
nur unbetrübt !
er wird mir endlich geben,
auch Dort mit ihm zu leben.
Ein Bürger, welcher Durch unverjchuldete Unglüdsfälle in feinem
Vermögensjtande ganz herabgefommen war, verfiel dadurch in die
tiefite Schwermuth, Die jein vechtichaffenes Weib durch alle Vor:
ftellungen und Tröftungen nicht zu heben vermochte. Es war das
Schlimmfte bei ihm zu befürchten. Da jtand das Weib eines Mor:
gens jehr traurig A: und als der Mann in fie drang, was denn
der Grund ihrer Traurigkeit jei, jagte fie ihm, es habe ihr geträumt,
unſer Herr Gott jei gejtorben, und die heiligen Engel wären zur
Leiche gegangen. Darüber lachte der Mann, der won lange nicht
einmal mehr gelächelt hatte, und fragte fie, ob jie denn nicht wiſſe,
daß Gott unsterblich jet. Wer denn daran zweifeln werde? Darauf
aber jagt ihm das Weib: „Das weißt du und verläßit dich doch
nicht auf ihn, der mie jtirbt, von dem jedes Haar gezäblet wird ?
Sott lebt! wie kann ich traurig jein,
als wär fein Gott zu finden ?
Er weiß gar wohl von meiner Bein,
die ich hier muß empfinden.
Er kennt mein Herz
und meinen Schmerz;
drum will ich nicht verzagen
und will ihm alles Hagen!“
Das war die Lektion, die in diefer Stunde der Mann zu lernen -
befam. Er gieng im fich, ſchämte fich feines Mleinglaubens und feiner
Zweifelung und fieng an, im Vertrauen auf Gott wieder zu arbeiten,
der ihn dann auch feine Hilfe bald erfahren lieh. (Aneldoten für
Ehrijten zur Stärkung des Glaubens. 1833.)
Das bat diefe Frau wohl Luthers treuem Ehegemabl abgelernt.
AS nemlich der vielfach angefochtene Glaubensmann längere Zeit
in Belümmerniß gewejen, wie Einer, der feinen verjöhnten Gott
im Simmel bat, was ex nur jeine „boben geijtlichen Unfechtungen *
IN nennen pflegte, joll er nach einer mehrtägigen Abwejenbeit im
Kirchengeſchäften jeine Käthe im ſchwarzen Tranerlleid in der Stube
figend traurig breinfebenb getroffen haben. Als er nun im fie
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gedrungen, warum ſie denn in traurig fei, habe fie erft eine Weile
zurücgehalten, dann aber endlich er ae „Sieh, Fieber Mann.
unjer lieber Herr Gott ift geftorben, und darum traure ich jo
Darüber foll dann Luther herzli geladt und fich der Weisheit
feiner Frau gefreut und entgegnet haben: „Haft Necht, Tiebe Käthe;
ich habe mic) recht durch meinen Kleinmuth verfündiget. at *
doch, als wenn fein Gott im Himmel wäre!“ Und darauf ſei D
finjtere Schwermuthsgeiſt von Luther gewichen und das alte Mare
Gottvertrauen wiedergekehrt.
Aus Anlaß des Schlußverjes, wo es heißt: „Gott gibt und
liebt“ it al3 Vers 6 ein Zuſatz eingejchoben worden, der aljo nicht
von Schmold jtammt (jondern von Knapp ?):
Gott liebt, ob ich die Vaterlieb
in Schlägen nicht gleich finde;
Wie er ein lieber Vater blieb
am Kreuze feinem Rinde,
So bleibt er mir
mein Vater hier,
der je und je mich liebet,
obgleich jein Kreuz betrübet.
Melodie: Was Gott thut, das ift wohlgethan.
181. Was von außen und von innen.
Erjcheint zum erjtenmal gedrudt als Anhang zu einer Leichen-
redigt, welche Auguft Hermann FSrande (1663—1727, vgl. 4, 305 ff.)
er Frau des Johann Heinrich Michaelis, Profefiors der Theologie
zu Halle, Eleonore, geb. Kubitz, in der St. Georgenkirche zu Glaucha
am 1. November 1711 über Pialm 62, 2 hielt, und wobei ſein
Thema war: „Das jtille Harren der Glaubigen auf die Hilfe ihres
Gottes." Das angehängte Lied hat die ———— „Pſalm 62.
Meine Seele iſt ſtille zu Gott, der mir hilft. Melodie: O Durch—
brecher aller Bande.“
Die Verſtorbene, eine Tochter des Stadtrichters und Apothekers
Kubitz in Sorau, war geboren 1670 und ſeit 1706 mit Michaelis
verheirathet, nachdem fie zuvor mit Dialonus Böje zu Sorau von
1691 — 1700 in der Ehe gelebt hatte. In demjelben Jahre, in
welchem fie ihren Eulen Mann verlor, brannte am 25. Auguſt bei
einer großen Feuersbrunſt, welche die Stadt Sorau fait ganz in
Aſche Legte, nicht nur ihres Vaters, ſondern auch ihr eigenes, von
ihrem Manne kurz zuvor erjt neu erbautes Haus ab, und Der
größte Theil ihres Vermögens gieng zu Grund; nicht lange dar—
nad) mußte fie ihren Vater zu Grab begleiten. Die Kinder, welche
fie in zweiter Ehe gebar, raubte ihr der Tod wieder. In dem
allem aber war jie ftille und hoffte auf Gott. Sie befließ ne
einer redlichen und ungefärbten Gottesfurdt und ließ fich allez
willig und bereit finden, jonderlid, dem nothleidenden Nächſten mit
unverdroffenem Fleiß aus allen Kräften zu dienen. Ihr Haupt»
anliegen trug fie Gott alle Tage in dem Gebetsvers vor: „Mein
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| Troſt im Krem. M 181. 509
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ater, zeuge mich, dein Kind, nach deinem Bilde!“ In der Todes-
Stunde war fie freudiger Hoffnung, doc kamen da auch von innen
Anfechtungen, ob folche ihre Freude auch Wahrheit ſei und fie ihr
eiland gewiß annehmen würde. Durch einigen Zuſpruch wur
aber ihr De bald wieder zufriedengeftellt, und ſie tröjtete Ni
öfters, daß ihr Heiland fie bald mit dem himmlischen Manna ı
en Wein der Freuden reichlich erguiden werde. Nach ihrem Tod,
bei Ya Pe amaben fie jich noch die zwei Lieder: „Jeſus, meine
Zuverſicht“ und „Chriftus, der iſt mein Leben“ hatte fingen Lafien,
ſand man im einem Schrank einen Zettel von ihrer Hand bejchrieben,
worauf Abjchieds- und Dankesworte an ihren Mann jtanden und fie
bezeugte: „Gott ift meine Zuverficht gewejen von Mutterleibe an
und hat mich in feiner Noth verlafjen, jondern ijt mir allezeit mit
- feiner Hilfe treulich beigeſtanden, dafür jein Name hochgelobet und
Zebenedeiet jei. Er hat alles wohlgemacht; ihm ſei allein die Ehre
unnd der Preis in Ewigkeit!“ — So war das Wejen und der Lebens-
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gang der Vollendeten, zu deren Gedächtniß Francke 1711 diejes Lied
gedichtet hat. Was von außen und von innen ihre Seele drückte,
trug fie in ftillem Karren auf die Hilfe des Herrn, dem fie es
| legt nachrühmen durfte: Er hat alles wohlgemacht. Diejen Sinn
H ilderte Frande, wie die Unterjchrift deutlich zeigt, Die jih am
chluß des Liedes befindet: „Aljo wollte den Sinn und Wandel
der jeligen Frau Profefforin dur den Inhalt des 62. Pjalms
ausdruden U. 9. 8.“
Bugleich aber ift diejes Lied auch ein jchöner, heller Spiegel
von Frande's eigenem Sinn und Wandel, Herzens- und Lebens-
erfahrungen. »
Bei Vers 1—4 iſt zu beachten, was Guerike im Lebenslauf
Francke's, Halle 1827, S. 358 über ihm berichtet: „Durch alle die
| vielen Anfechtungen und Streitigkeiten, welche Frande in Halle von
den Stadtgeiftlihen und auswärts von den Gegnern des Chrijten-
thums, die ihm mit Spott übergoßen umd fein edles Werk verdäch—
tigten, durchzumachen hatte, wurde jein Muth nicht gebeugt. Alle
Anfeindungen dienten ihm nur dazu, ſich dejto jorgjamer vor dem
Böjen zu hüten, deſſen jeine Gegner ihn fälſchlich beichuldigten, deſto
eifriger feinen Beruf und feiner Liebe zu leben, deſto inniger ſich
an den anzufchließen, defien Gnade alle Leiden dieſer Welt jo ums
endlich übertwiegt. Alle Machinationen feiner Widerjacher jcheiterten
am feiner innern Slaubensgewißheit und dem Frieden in ihm, dem
die Welt weder gibt noch nimmt; alle Schmähungen jeiner Feinde
jo an dem Zeugniffe, das ihm der Geijt Gottes ausftellte, auf
ie Urheber ſelbſt zurück.“
Bu Vers 5. Frande pflegte oft zu jagen: „Auf den Iebendigen
Gott kann man ſchon was wagen; er tt groß genug, es auszuführen,
und wird wohl feine armen Rinder, die das glauben, nich jteden
laffen.“ So wagte er ja auf dem lebendigen Gott den Bau des
großen Waijenhaufes mit ein paar Thalern, die alleim fein ei N
waren; und gerade wegen diejes Baues, da es oft am möthig
Geld gebrach, hatte er e8 reichlich zu erfahren, daß man mir an«
.e%
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510 1. Teoft im Kran. Mil
Hopfen darf beim Herrn, wenn Hilfe nöthig it. Er konnte in den
„Iegensvollen Fußſtapfen“ 1709 bereits dreißig Fälle aufgäblen, in
welchen ihm der Herr auf fein Gebet gerade zu der Stunde, da
ers brauchte, Geldunterjtügung zukommen lieh. So ee It er:
‚Um Michaelis war ich ım äußerjten Mangel, und da i i gar
Ähönem Wetter ausgegangen war und den Haren Himmel betradh-
tete, warb mein Herz jehr im Glauben gejtärket, alſo, daß ich bei
mir ſelbſt gedachte: Wie herrlich iſt es doch, wenn man nichts hat
und ſich auf nichts verlaffen kann, fennet aber den lebendigen Gott,
der Himmel und Erde erichaffen hat, und jegt auf ihn allein jein
Vertrauen, dabei man auch im Mangel jo ruhig fein kann! Slam
darauf nach Haufe, da ich Die Arbeiter bezahlen jollte. ‚Sit was
kommen? fragte der Zahlmeifter. ‚Nein! antwortete ich, aber ich
babe Glauben an Gott‘ Kaum hatte ich das Wort ausgeredet, jo
ließ fich ein Studiofus bei mir melden, welcher dreißig Thaler von
jemand brachte, den er nicht nennen wollte. Darauf gieng ich wieder
in die Stube und fragte den Verwalter, wie viel er zur Ausbezah-
lung brauche. ‚Dreißig Thaler‘, jagte er. — ‚Hier find fie; braucht
man nicht mehr ® — ‚Nein! — Ein andermal forderte der Haus-
vertwalter Geld für die Ausgaben der Woche, und es war nichts
mehr da. Da wollte ich gerade ins Kämmerlein gehen, um bei dem
roßen Waijenvater anzuflopfen, und noch ehe ichs thun Konnte,
am von einem Raufmanne ein Brief mit taufend Thalern fürs
Waiſenhaus. Da dachte ich an die Worte: ‚Ehe fie rufen, will ich
antworten; wenn jie noch reden, will ich hören! und gieng ins
KRämmerlein zum Zoben und Danten.“
Abermals war Frande im Gedränge. Er hatte eine jo große
Summe nöthig, daß er nicht abjah, wie er mit hundert Thalern
ausfommen würde, und gleichwohl wußte er nicht, wo nur zehn
Thaler hernehmen. Der Verwalter fam und forderte Geld. Frande
beichieb ihn auf den Nachmittag und betete unterdejlen. Nach dem
Mittageffen war noch nichts da, er beſchied ihn auf den Abend.
Mittlerweile befuchte ihn ein chriftlicher Freund; mit dem betete er
nun auch, und bei diefem Gebet erjchienen die merfwürdigiten Bei-
— der heiligen Schrift von Gottes Hilfe und Errettung durch
as Gebet wie in einem Brennpunkt geſammelt vor ſeiner Seele,
o daß er, ſtatt zu beten, Gott nur preiſen und im Loben vor i
ein Herz ausſchütten mußte. Der Freund gieng weg; Francke be—
gleitete ihn bis an die Hausthüre. Hier erblickte er auf der einen
eite zuerſt den Verwalter, welcher das Geld holen wollte, auf der
andern Seite aber einen Menſchen, der ihm in einem verſiegelten
Beutel 150 Thaler brachte. — Wieder einmal, als ſchon das Waiſen—
haus bezogen war, geſchah es, daß der Hausvater Francke'n anzeigte,
es ſeien nur noch ſechzehn Groſchen in der Kaſſe, und dabei ſehr
kleinlaut that. Da ſagte Francke: „Fürchtet Euch nicht; Gott lebet
noch, der wird ſchon für ſeine Kinder ſorgen.“ Drauf gieng er
Fenſter, ſah gen Himmel und betete: „Mein Vater! unſer J
orrath iſt aus, deine Kinder haben Fein Brot. Du biſt Vater,
und die Kinder find dein. In meiner Hand jtehet es nicht, ihnen
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Brot zu ſchaffen, aber bei dir iſt Rath und That, auch ein erbar—
mendes ae — Und fiehe da, nach einer halben Stunde
Tages kam wohl jechsmal jo viel von unbekannten, milden
erzen.
Diefer Vers ift in der That der aufmunterndjte im ganzen
Lied und darum auch für andere jchon überaus jtärfend geworden,
e3 ſei in Krankheitstagen oder in andern Nöthen. Er heißt:
Lieben Leute, traut bejtändig
auf ihn als auf euren Hort;
Er iſt Gott und heißt lebendig,
iſt euch nah an jedem Drt.
Wenn und wo eud Hilfe nöthig,
da Elopft an: Er iſt zu Haus,
| fommt und ift zur Hilf erbötig ;
jchütt’t das Herz nur vor ihm aus!
Zu Vers 6. Frande erzählt in „den jegensvollen Fußſtapfen“
1709; „ALS einmal wieder fait gar nichts mehr übrig war und der
Okonomus daritellte, es müffe, wolle man nicht großen Schaden
haben, Vieh gekauft und 20—30 Scheffel Korn gemahlen werden,
Ir fich eine Gelegenheit, daß einer damals gegenwärtigen Perjon
r fam ein Bote und brachte ein —— mit zehn Thalern; ja des
|
olher Mangel nur hätte fund gegeben werden dürfen, jo würde
iejelbe nach Vermögen beigefprungen fein. Aber man wollte lieber
Gott die Ehre geben, daß man nicht von feiner Thüre teggienge
vor eine andere, da er ja mächtig gemug iſt, jelbjt auf eine joldje
Weije zu helfen, daß man jeinen Finger Härer darunter merken
und ihm dejto fröhlicher danken könnte. Darauf gab Gott aufs
neue viel Frendigkeit zu beten und Gewißheit der — da er
auch das Geſchrei der jungen Raben höret. Als das Gebet ver—
richtet war und ich mich faum zu Tisch gejeßt hatte, Flopfet jemand
an die Stubenthür; da ich aufthat, war e8 ein wohlbefannter Freund,
welcher einen Brief und eine Nolle mit fünfzig Thalern brachte, die
von einem andern Ort her gejchiett waren, worauf noch zwanzig
andere folgten, daß aljo aller Mangel auf dasmal zur Genüge er»
jeßet ward und man deutlich erfannte, daß Gott gehöret, noch che
man gerufen, welches dejto mehr Lob und Preis feines heiligen
- Namens erweckt.“
Au Vers 7 und 8. Als Frande fo viele fpöttifche und jchänd-
| liche Berüchte wegen des Waijenhausbaues über ſich ergeben laſſen
|
|
mußte, ſprach ex ſich deßhalb in dem „jegensvollen Fußſtapfen“ gegen
die fpöttijchen Gerüchte jo aus: „Des Unglaubens Sprache it, das
Werk könne nicht auflommen, weil keine Mittel dazu vorhanden
wären; und-wenn gleich das Haus gebaut wiürbe, wo wäre dann
das Kapital, die Leute in demjelben zu erhalten? Es fünne das
Merk nicht beftehen, weil e8 Fein Firum oder gewiflen Fundum
Er gi denn Gott nicht gewiß genug? Iſt der Himmel micht
er, als der Menjchen ihr de daranf je fih fo 2 fun⸗
diren? Ich will ſolcher Sprache des Unglaubens die Sprache des
Glaubens entgegenjegen. So ipricht der Glaube: Gott iſt mei
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Bater, fo bin ih jein Wind, weihes er. im.Herzen. lich haks Darauf
jo N er * J fen aus allen meinen —2 —* ſeinen
lieben Sohn. Er wird mir ſo helfen, daß ſichs verwundern werden
alle meine Feinde und alle die, ſo es hören; fein Segen wird über
mich kommen reichlich und überichwenglich, daß ich ein werde in
allem, wie ein wafjerreicher Lujtgarten, Alles, was id) werbe an-
fangen, das wird wohl gelingen, wie kümmerlich und nährli
nl zuweilen geht und wie viele Winde und Wellen mein Sciff-
lein zuwider hat. ch werde noch meinen u nicht überjehen
fönnen, auf daß jedermann jchanen und merken könne, daß derjenige
nicht zu Schanden wird, der feine Dinge in Gott, mit Gott und
für Gott angefangen und fich auf feine unendliche Kraft, Liebe und
Treue Beten hat“ * 7). — Gegen die ſchändlichen Lügen und
Läſterungen aber, jelbjt von jolchen, denen er Gutes gethan, — als
reiche er den Waiſenkindern jchlechte Koſt, jorge für jein Intereſſe,
unterjchlage Gelder, ſei unbarmherzig, — ermahnte er jeine Wider-
wärtigen immer nur damit, dab fie nicht richten follten wor der
Zeit, da der Herr komme, wo eines jeglichen Werk werde offenbar
werden. „Sch bin, jagte er, der guten Buverficht zu dem, der
Himmel und Erde gemacht hat, daß er den Unglauben jamt allen
jeinen Lügen und Verleumdungen noch immer gewaltiger zu Schand
und Spott machen wird“ (3. 3). '
Gar herrlich ſchließt darum das Lied ab:
Breit, o Herr, doch deine Güte
über mich, nimm mich in dich;
Sp wird hinfort mein Gemüthe
jtille bleiben ewiglich.
Werde alles und in allen;
gib ung, daß wir dir allein
trachten allzeit zır gefallen, —
jo wird alles jtille jein.
152. Mein Herz, gib dich zufrieden.
Eines der werthoollen „Eier“ des Johann Anaſtaſius Frepling-
Eh zu Halle (1670— 1739, vgl. 4, 322 1); von welchen ſein
reund und Kollege Wiegleb, Pajtor in Glaucha, jchreibt: „Man
follte ſich allemal en wenn Freylinghauſen Zahnweh hat; denn
wenn die Hennen jchreien, jo hat man allemal ein Ei zum Beſten.“
Er dichtete nemlich diejes Lied im Jahr 1713, gerade, als er am
den heftigjten Zahnſchmerzen litt. — Gedrudt erſcheint es im zweiten
Theil jenes „Geiſtreichen Gejangbuchs, den Kern alter und neuer
Lieder in fich enthaltend. Halle 1714.” 5
Sn der That haben wir in diejem Liede einen artigen Nach
Hang der Palmen Paulus Gerhardts, vgl. 2, 1. 2. mit: Mit
Sorgen und mit Grämen zc.; 3, 1. 2. mit: Rreuz und Elende,
das nimmt ein Ende; 4, 2. 3. mit: auf den Nebel folgt die Sonn;
4, 4. 5. mit: wenn der Winter ausgejchneiet; und dergleichen. Die
Trojtworte Haben darum auch ihrerjeits in Chrijtenherzen fort⸗ I
geklungen. —
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Ders 8. Unter dem König Friedrich Wilhelm I. wurde ein
Candidat der Theologie, der ſeinem alten Vater im Amt folgen
ſollte, mit Gewalt zum Soldatenſtand gezwungen. In einer ſtürmi—
ſchen Herbſtnacht wurde er einfach — um den blauen Rock
anzuziehen. Es half kein Bitten und kein Jammer; die Familie
war troſtlos. Von einem Monat zum andern wartete der gebeugte
Vater auf ein Schreiben des Sohnes; zwei Jahre vertrichen, ehe
man etwas von ihm erfuhr, und dann brachte die erite Nachricht er
ſelbſt. Er erzählte: „Heute vor 14 Tagen ftand ich Poſten als
Grenadier au dem großen Rorridor des königlichen Schloffes in
Berlin. Sch dachte wie gewöhnlich an die — und unwillkürlich
ſang ich das Lied von Freylinghauſen: Mein Herz, gib dich zu—
frieden! Als ich an den Vers kam:
Kann's doch nicht ewig währen; Wenn's bei uns heißt: wie lange
oft hat Gott unſre — wird mir ſo angſt und bange!
eh man's meint, abgewiſcht. jo hat er Leib und Seel errrifcht,
öffnete ich zu meinem Schreden die Thüre umd eine Dame ſah
heraus. Nach einer Weile kam ein Bage mit den Worten: Schild-
wache, wenn du abgelöst wirjt, jollit du im diefe Thür zu Ihrer
Majeſtät der Königin fommen! Mit jehnlicher Angſt erivartete ich
den Stundenjchlag und zitternd trat ich ins Gemach der Königin.
Ihr mußte 16 alles erzählen; fie jelbft aber jagte: „ich kann zwar
nichts Für Dich thun; Doch will ich Sorge tragen, daß du morgen
von 11—12 Uhr hier abermals Wache jtebjt. Da wird der König
bei mir jein. Singe dann mit deiner hellen Stimme einen Vers
aus dem Lieblingslied des Königs: Wer mur den lieben Gott läßt
walten! Dann wollen wir weiter jehen!* Es gejchab. Ich ſang:
Es jind ja Gott jeher jchlechte Sachen
und iſt dem Höchiten alles gleich,
Den Reichen Hein und arm zu machen,
den Armen aber groß und reich:
Sott ift der rechte Wundermaun,
der bald erhöhn, bald ftürzen fanır,
Vergebens wartete ich, abgerufen zu werden. Uber am andern
any: mußte ich vor dem König ericheinen, erhielt eine goldne mit
Dulkaten gefüllte Tabatiere umd das Patent eines Generaljuperinten-
denten.“ — Die ganze Errettung beugte die Eltern zum tiefiten Dank;
das Patent hatte jeinen Grund in der Liebe eines adeligen Fräuleins,
welches man dem jungen Theologen zur Heirat anbot. (Frit Schwe—
rin, chriſtliche Setchichten.) — War auch diefer Ausgang nach dem
Geſchmack jener Zeit, jo war doc die Veranlaſſung zu dem plöß-
lichen Wechjel nach dem Wohlgefallen des Herrn. u
’ Vers 5 wurde einer ge Frau, Chrijtiane Luiſe, geb,
Spittler, der Gattin des feligen Dr, Bahnmaier in Kirchheim u. T,,
u unverhofftem Troſte. Diejelbe mußte iu ihren Rranfheitstagen
ie Waſſerſucht befürchten, was ihrem Herzen wie eine Gentrerlaft
richten. In diefen bangen Stunden ungewiſſer Furcht und Sorge
tauchte im ihrem Gedächtniß der im der Jugend gelernte Vers
wieder auf:
Ko, Kircenlleb. vu. 33
Rem. Mm 0 518
Kae
> bl VE Troſt im reuz. Mi
> . ”
Indeß ift abgemeffen Was aber nicht zu tragen,
die Laft, die uns joll prefien, darf ſich nicht an uns wagen,
auf daß wir werden Klein ; und ſollts aud) nur ein Quintlein fein.
E3 war zur rechten Stunde ein kräftiger Troſt.
183. Je größer Kreuz, je näher Himmel.
Aus Benjamin Schmolds (1672—1737, vgl. 5, 463 ff.) Gebet- —
büchlein: „Das in Seufzern mit Gott verbundene andächtige Herz,
vor den Thron der Gnade geleget. Breßlau und Liegnig 1715.“
Dem darin enthaltenen allgemeinen Kreuzgebet ift das über Jak. 1,
12 gedichtete Lied angehängt mit der Überjchrift: Kreuz und Troftlied,
Das Lied ift für die bilderliebende Dichtungsweije des Frucht»
baren Schlefierd ganz charakteriftifc) und macht den Eindrud, daß
08 ein poetiicher Umguß von den gleichnifreichen Gedanken Chriftian
Scrivers über das Kreuz im „Sotthold“ und im „Seelenſchatz“ jei.
Man vergleiche Seriver, Seelenſchatz 4, 1, 24: „Wir erfreuen uns
über den herrlichen Bet- Troſt- und Dankpjalmen des königlichen
en: wir Hi: uns in den Schriften der heiligen Männer 7
oties — —; wir haben aber billig dabei zu gedenten, daß diejer
Männer Herz gewejen tft, wie eine Traube, die zerqueticht umd in
der Kelter gepreßt wird und aljo ihren ſüßen Saft von ſich gibt. 7
Ich will fagen: das Kreuz, die mancherlei Trübjal, Anfechtung und
Verfolgung, damit fie find von Gott beläftiget, hat gemacht, daß fie
tröſtlich, ſaftig, Fräftig und erbaulich haben reden und jchreiben
können.“ — Deßgleichen iſt dabei eine offenbare Anjpielung an ein 7
vor Alters häufig vorfommendes Symbolum, das in einem Palm» 7
baum mit der Ueberjchrift bejteht: pressa valentior. Bei Geſſius
finden ſich die Worte: palma non cedit oneri, sed magis sub pon-
dere erescit. .
Aber gerade dieſe — Sprache iſt für troſtbedürftige
Kranke auf langwierigem Lager außerordentlich anziehend. — Wä
rend der langen Krankheit einer Förſtersfrau in der Pfalz las der
Ortsgeiſtliche derſelben zuweilen auch geiſtliche Lieder vor, und unter
andern eines Tages das Lied von Schmolck: „Je größer Kreuz, je
näher Himmel“, das ſie mit beſonderer Freude anhörte. Da de
beim Fortgehen den Wunjch äußerte, diejes Lied öfters zu hören,
ließ er ihr das Büchlein, aus welchem er es vorgelejen hatte. Und
wie es jcheint, ift das Lied auch an ihrem Manne nicht ohne Segen
eblieben. Als die Dulderin endlich zu ihrer Ruhe gefommen war,
am er bald nach der Beerdigung umd jagte: „Herr Pfarrer, id)
habe noch etwas von Ihnen; aber es fällt mir jchwer, mich davon
zu trennen. Es iſt das Büchlein, in dem das Lied ſteht: ‚Te größer”
Kreuz.‘ Darf ich Sie bitten, e8 mir zum Andenken zu laffen ?“
Das ganze Lied, bejonders aber Vers 5, iſt eine Zeihmung
des Liederlebens im Lebensleide: 5
Je größer Kreuz, je mehr Gebete: a
eriebne Kräuter riechen wohl; P%
enn um das Schiff fein Sturmwind wehte,
jo fragte man nidt nad) dem Bol.
J * — > 5
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£ Bu Fat “ r —— * — * —
a OR Be — en
VIE Troſt im Kreuz. Nr. 184. 515
Wo kämen Davids Palmen her,
| wenn er nicht auch verjuchet wär ?
Wozu man den Ausſpruch von Gervinus vergleichen mag, der jonft
jelten Geiftliches geiftlich zu richten veritand, aber doc jchrieb:
„Die ganze deutjche Kirchenpoefie ift durch nichts jo jehr gefördert
worden, al3 durch den Dreißigjährigen Krieg, der des David Noth-
zeit über die einzelnen verhängte.“
Noch Eins mag hier erwähnt werden. Es iſt ein jchöner Ge—
danke, zu jagen (Bers 7):
Das Kreuze, das die Gräber ziert,
bezeugt, man habe triumphirt.
Die alte Kirche fchrieb jet Conjtantinus Tagen um das Kreuz: In
hoc vinces. In dieſem Zeichen jollit du ſiegen! Schmold jagt mit
Recht, das Kreuz auf unjern Gräbern ſei ein Zeugniß davon, daß
wir überwunden haben. Seliges Perfektum!
Melodie: Wer nur den lieben Gott läßt walten.
184. Gott, den ich als Liebe kenne.
Der fromme Arzt, Chriſtian Friedrich Richter in Halle (1676
—1711, vgl. 4, 354 ff.), Dichtete diejes Lied, als jein letztes auf
dem Krankenbette, fich jelbjt zur jühen Arzenei. Erſt nad jeinem
Tod erſchien es zum erjtenmal im Freylinghaufenichen Gejangbud)
1714 mit der Überjchrift: „Eines Kranken.“ Auch in der Samm—
fung feiner Lieder, die der Schrift vom „Urjprung und Adel der
Seele. Halle 1718.” angehängt iſt, ſteht es als das letzte mit der
Überſchrift: „Krankheitslied.“
Es iſt ein brünſtiges Lied, dem man wohl anfühlt, daß es
aus einem Herzen gequollen iſt, welches im Tiegel der Trübſal lag.
Der Dulder bittet: brenne Doch das Böſe ab, Vers 1; in den
Schmerzen ſei mir ſüß, Vers 2; Leiden ijt jet men Gejchäfte,
Vers 3; ich nehm's aus deinen Händen als ein Liebeszeichen an,
Vers 4; laß nur nicht den Geiſt ermüden, Vers 5; hilf, daß ich
fanft leiden möge, Vers 6; dir empfehl ich denn mein Leben und
Leiden! Vers 7.
: Johann Friedrich Hutmacher, Buchbinder zu Mühlheim am
Rhein, der dort noch in gejegnetem Andenken jtebt (F 1797), hatte
| dieſes Lied in feiner Krankheit jich zum Lieblingslied erwählt. Als
es ihm ein Freund einmal vorgelejen. hatte, jagte er: „Hier ii
meine ganze Seelengeftalt, meine Sehnfucht und Verlangen jo voll»
kommen enthalten, daß ich nicht eine Silbe dazu ſetzen noch davon
thun könnte. Das find Läuterungstage. Gott meint es gut mit
mir. Sch Liege hier im Schmelztiegel. Doc) gottlob, der Schmelzer
iſt mein Freund" (Basler Sammlungen. 1798.) In der That,
die Stelle in Maleachi „Er ſitzet und jchmelzet die Kinder Levi“
hat hier eine verſtändnißvolle Anwendung gefunden, Vers 1:
Gott, den ich als Liebe kenne, Brenne doch das Bdje ab,
der du Krankheit auf mich legit das den Geiſt bisher gehindert,
Und des Leidens Flut erregit, das der Liebe Reyung mindert,
daß ich davon hitz und brenne: die id) öfters von dir hab!
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510du Troft im areuz. Me. 188.
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Der einzige Bruder des Prälaten Johann Albrecht Bengel,
der gottesfürchtige Erpebitionsrat umd Vogt Joſef Bengel zu —
am Neckar § 1752), deſſen letzte Krankheit viel mehr noch, als bei
el ein „Gefängniß“ zu nennen war, ergebte fi) am Tage jeiner
ehnlich gewwünjchten Erlöfung noch ganz befonders an dieſem Liede,
(Basler Sammlungen. 1831.)
Überaus gedantenreich ericheint uns Vers 3:
Leiden iſt jet mein Geichäfte; Leiden iſt jept mein Gewinnſt;
anders fann ich jeßt nicht thun, das iſt jet des Vaters Wille,
al3 nur in dem Leiden ruhn; den verehr ich janft und jtille:
leiden müſſen meine Kräfte. Leiden ift mein Gottesdienit.
Es iſt ſchon eim außerordentlich Fruchtbarer Gedanke, das Leiden
als einen Beruf zu bezeichnen, dem man ſich mit ebem berjelben
Treue widmen muß, wie irgend einem andern; in dem man nicht
müſſig ſein, jondern tüchtig feine Geijtesfräfte einjegen muß. Dann =
aber ıjt es eime köſtliche Steigerung: nicht bloß Gejchäft, ſondern
Gewinn; nicht bloß Gewinn, jondern Gottesdienit !
Die Melodie: eeeeahagise, iſt eine echte Halle'iche
Melodie und mit dem Liede im Freylinghanfen 1714 erichtenen. —
Im MWürttembergiichen Choralbuch 1744 iſt auf die Melodie: „Jeſu,
als du erftlich fameit“: aagfefygaa (D Moll), verwiejen,
wofür fich aber bei Freylinghaufen 1714 eine andere Melodie;
ahechagis e findet.
185. Der Himmel hängt voll Wolken ſchwer.
Aus Dr, Heinrich Möwes (1793—1834, vgl. 7, 247 fi.) „Se
*— Magdeburg 1836.“ mit der Überſchrift: „Gebet in Noth
und Tod.“ j
Möwes dichtete Diejes Lied am 9. Dftober 1831 unter ganz
bejonders jchwerer Heimjuchung und tiefer Todesnoth. Cr hatte‘
nemlich ein Jahr zuvor jein Predigtamt, an dem jein Herz bieng,
niederlegen müſſen, weil er wegen heftiger Blutungen und Bru
feiden zu jchtwach zum Prediger geworden war; und mun. lebte er
in Magdeburg ohne Mittel, ſich und jeine Familie recht zu ver—
forgen. Da befielen ihn nach einigen Monaten der Bejjerung JFJ
lich Schmerzen und Krämpfe, die über alle Beſchreibung furchthär
waren und wirklichen Todesleiden glichen. Daneben lag auch ſeine
ältejte Tochter Marie auf den Tod ran, Dieje Lage, in der er
das Lied dichtete, jchildert er jelbjt in einem Briefe an einen Freund
alio: „Sch bin durch ein dunkles Thal geführt, ein ——
Licht war hier nicht zu erwarten ; aber wenn Er will, jo muß. Der
Todte auferjtehen. Die Zeit des Sterbens für mich ſchien gekommen
Es war nicht eime Kurze, ſchnelle Stunde, da Tod und Leben
mit einander ftritten. Es war eine lange Woche, in der des Todes
Gewalt fich an mir verjuchte. Der Tod jtürnte mit wilden Schmer-
en auf mich ein, meinen Olauben und meine Treue zu prüfen,
Deine Seele rang mit aller Kraft, um ſich dem gefolterten Körper
zu entichwingen, und zerriß mit ihren Gebeten die Wolfen, um vom
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dem Herrn droben deu Befehl zum Aufbruch zu erflehen. Er fünne
nicht ausbleiben, dieſer Befehl, jo ſchien es jedem. Während aber
‚mein Leib erliegen wollte, ſchwang fich meine Seele auf, fie jang,
was ich Ihnen hiemit mittheile — 1 und 2):
Der Himmel hängt voll Wolfen jchwer,
ich jeh das blaue Zelt kaum mehr;
Doch über Wolken Hell und Har .
nehm ich ein freundlich Ange wahr.
Es tobt der Sturm mit wilder Madt:
fie wird jo dunfel oft, die Nacht;
Doc; wenn auch meine Seele bebt,
fie weiß, daß dort ein Heiland lebt.
Nun aber (er ſchrieb den Brief acht Wochen nach feiner Wieder-
enefung) jehe ich auf die Zeit der Noth nicht mit weinendem,
ondern mit frohlodendem Gefühl, rechne nicht, was ich gelitten,
ondern freue mich, daß ic) gejtritten — geitritten mit den Waffen
und in der Rüftung, die uns der reicht, der die Welt für uns über-
wunden hat. D, es jind umichägbare Proben des Glaubens und
Stärkungen des Glaubens, folche Leidensitunden. Darum jagt die
Schrift: jelig tjt der Mann, der die Anfechtung erduldet! Dieje
dunkle Zeit war eine große Zeit für mich, und ich danke dem Here,
der fie hereinbrechen ließ. Der Menſch muß durch viel Trübjal in
das Reich Gottes eingehen. Wie es dem Menjchen gebt, der am
Tage in einen Dunkeln, tiefen Schacht fteigt, er fieht, was zu der
Beit feiner jieht, die freundlichen Sterne des Himmels: jo habe ic)
auch, als der Herr mich in die Tiefe der Noth und des Wehs fallen
ließ, mitten. in der Finſterniß um mich, über mir die hellen Sterne
der ewigen Gnade des Vaters in Chrifto, unjerem Heilande, gejeben,
und diejer Stern war mein Leitjtern und gieng mir nicht unter und
Teuchtete immer heller; und ich weiß, wo er jteht, und ich kann ihn
- nicht aus den Augen verlieren, und wo ich bin, da tjt er über mir,
und wo ich gehe, da geht er vor mir her.“ (Möwes fämtliche
Schriften. 2. Theil.)
Gar ſchön und treffend, wenn auch etwas modern anklingend,
it das Bild, Vers 4 und 5:
Die Erd ift mir ein moriches Boot,
das unter mir zu ſinken droht;
Ic) steh, nad; oben hingewandt,
mit einem Fuß auf en Rand:
Gebeutſt du, Herr, mit Einem Blid,
jo ſchleudr' ich8 Hinter mich zurüch;
Und ſchwinge mich an deiner Hand
hinauf, hinauf, und jauchze: Yand!
- Eine Stelle aus einem Brief vom 19. November 1831 möge das
erläutern: „So manches Herz bittet den Herrn des Lebens um
längeres Bleiben für mich hier unten; ich ſelbſt, wenn er will,
bleibe noch gern. Aber das Weggeben hat er mir nun auch Teicht
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Kreuz. Nr. 185.
emacht; er hat mich vertraut gemacht mit dem, was andere jterben
beißen, vertraut gemacht mit dem Leben, zu dem er den Pilger er-
neut, daß ich — fröhlich wie ein Kind, das am Strande mit den
vorübergehenden Wellen jpielt, bi8 fein Bruder von drüben kommt,
um es auf jene jchöne Wieje abzuholen, — am diefjeitigen Ufer fiße
und wohlgemuth harre und ganz glüdlich zujehe, ob er von drüben
nun kommt, der Kahn, der mich einnehmen und hinüberführen joll.
Alſo fegnet der Herr, wenn er zu zürnen jcheint, ımd darum hab
ich Urjach, mich der Zeit der Noth und des Wehs dankbar zu freuen.“
Auguste Eijenlohr, Gattin des Rektord Dr. Eifenlohr in Nür-
fingen, wurde (Auguſte. Ein Lebensbild von Dttilie Wildermuth)
von dem Herrn durch eine längere Leidensſchule geführt. Doch zu-
leßt trug ſie die Überzeugung in jich: der Herr will mich nicht im
Sturm, jondern in einem janften jtillen Säufeln zu ſich nehmen.
Im Blid aufs eigene Herz Fam fie je länger je mehr zu Der Ueber-
zeugung: es bleibt am Leben und für das Leben nichts übrig als
Barmberzigkeit, jo daß fie eines Tags an der Stelle des ſchönen
Lieds von Harttmann: „Endlich bricht der heiße Tiegel* Anjtand
nahm: „Zu des Himmels höchſten Freuden werden nur durch tiefe
Leiden Gottes Lieblinge verflärt“; indem jie jagte: „ch will kein
bejonderer Liebling Gottes jein; wir find alle jeine Kinder.“ Aber
überaus tröjtlich wırrden ihr in dem Liede: „Der Himmel hängt voll
Wolfen ſchwer“ die Verſe 6 und 7:
Sch gienge gern, jo gern zu dir;
doch wenn du mid) noch länger hier
An Sturm und dunfeln Nächten läßſt,
jo halt du meine Seele feit;
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vn. Troſt im
Da fie in Sturm und Nächten treu
zu deiner Ehre wader jei,
Bis du mir rufit: nun iſt mirs recht,
nun kannſt du fommen, treuer Knecht !
„Ach nehmet mirs nicht übel, jagte fie, aber jeht, es ift mir, wie
einem Rinde, Das ſich auf eine Neije freut. Alles iſt eingepadt,
man hat fich angefleidet und wartet und wartet vor der Thür, und
der Wagen kommt immer noch nicht. Wenn es dann zuleßt hieße:
zieh dich nur wieder aus, du mußſt da bleiben! jeht, das wäre Doch
traurig." Darum wiederholte fie mit bejonderer Innigkeit:
Bis er dir ruft: nun ift mirs recht,
nun kannt du fommen, treuer Knecht!
Melodie: Herr Jeſu, Chriſt, wahr Menſch und Gott.
Drittes Bud).
Die lebten Dinge.
l. Schnjudt nah Erlöjung.
186. Ad Gott vom Himmel, fich darein.
Eine freie Bearbeitung des Pfalm 12 (Salvum me fac, Domine),
von Dr. Martin Luther gedichtet 1523 und gedrudt 1524, als das
fünfte in dem Nürnberger Gejangbüchlein mit den acht Liedern:
„Etlich Chriftlich Liver, Lobgefang vnd Pſalm“ und als das zwölfte
im Erfurter Endiridion deſſelben Jahres.
Cyriacus Spangenberg fchreibt davon 1569: „Sit Dies nicht
eine herzliche lage und eine ernite Bitte, auch ein gewilfer Troſt
wider die faljchen Lehrer und Heuchler, die die liebe Kirche Chriſti
jänmerlich betrüben? Sie werden mit allen ihren Farben, Lift und
Zroß ganz meifterlich abgemalet und wie es um ihr Herz und Mund,
um ihre Gedanken und Wort gelegen, offenbarlich vorgeitellet. Das
gegen wird auch Gottes gnädige üriorge, Rath und Wille, Macht
und Kraft mit chönen Worten ung zum Troſt bejchrieben und dann
der lieben Kirche Gefahr und Schuß in angeheftem Gebetlein ans
ezeiget.* Schamelius aber ſetzt ergänzend hinzu: „Zielet auf das
apitthum feiner Zeit. O daß mur aber auch die Evangelischen
ſich hiüteten, damit fie der alte Vers nicht beichämen könnte bei
Horatius:
Iliacos intra muros peccatur et extra.*
Der Gang des Liedes ift einfach dem Pſalm entiprechend. Zuerſt
eine Klage gegen Gott, Vers 1: Ach Gott, jich darein; es it eine
laubensloje, böje Welt. „Mit keinem Mörder und Dieb handelt
ie Welt jo unbarmberzig, als mit rechtichaffenen, frommen Ehrijten !*
jagt Spangenberg. Die Wahrheit haben wir wohl in Büchern, micht
im Leben! bemerkt Schamelins. — Daranf folgt eine Betrachtung
der verworrenen Be Vers 2: Menſchenwißz, zwieipältiges Wejen
in Herz und Gemeinde. Hier greift Luther für jeine Zeit auslegend
über den Wortfinn des Pſalms hinaus, aber treffend in die Wirk
lichkeit hinein. — Weiter ein Aufichrei bedrängter Gewiſſen, Vers 3,
„Bott woll ausrotten alle lar!“ lautet ſchon in der Straf
„Drdenung vnd ynnhalt Teutjcher Mei vnd Veiper 1524: „alle
gar.“ Es ift eim Nothruf gegenüber der Hierarchie in jeder Form,
here in der, auf weite Shanelius deutet mit der Bemerlung:
„Wer ift, der uns foll meistern ® Der Papſt ſoll infallibel fein,
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Sehnsucht nad)
wenn er gleich wider Chriftum und Paulum lehret. Ach Gott, ber
wahre für dieſem Dominat die liebe evangeliiche Kirche! — Nun
der Höhepunkt, Vers 4: die göttlihe Stimme: „Darum, fpri
Gott, ich muß auf ſein!“ — Nächſt dem dreingreifenden Gott fte
je Zeuge mit dem Ruhm des Worts, Vers 5. Gottes Wort auf
em Plan, nach Vers 4, muß verbreitet werden (meditatio) im Her:
zen und erprobt werden im Kreuz (tentatio). — Endlich Gebet: Hilf
aud) ferner deinem Worte unter und in dieſer argen Welt! Die
Gefahr bleibt auch jet noch, daß fich das Unfraut unter den Weizen
menge, „flechte“, einjchleiche wie Flechtengewächs im Felde. „Faliche
rincipia, jagt Spangenberg, machen loſe und faljche Chriften. Der
eufel kann einem wohl mit Einem Wort die ganze Schrift —*58
Es iſt ein Lied voll weltgeſchichtlicher Gedanken, ein Meiſterlied
unſers treuen Vaters Luther, die Zwillingsſchweſter von „Nun freut
euch, lieben Chriſten gmein.“ Während dieſes den frohen Ton er—
hebt im Blick auf Gottes Heilsthaten, führt jenes den ganzen, welt—
geichichtlichen Ernſt enticheidvender Tage in die Herzen ein. rer,
wie Bjalm 2, hält Pſalm und Zutherlied einen dramatischen Wechjel,
das lettere noch mehr und deutlicher als der Pſalm. So hat es
denn auch in Firchengeichichtlichen Wendepunften jene Kraft bewährt.
Mit diefem Pſalm hat fih das Volt an manchen Orten die
Einführung der Reformation erjungen.
Als im Jahr 1527 Johann Dldendorp und Lampe zu Et.
Magnus in Braunſchweig unter großem Zulauf des Volks anfiengen,
die päpjtlichen Geremonieen abzujchaffen, beichloß der Nath, einen
tüchtigen Doktor der Theologe aus der Magdeburger Domtirche
berbeizurufen, der Dieje Feuersbrunſt dämpfen jolle. Das war num
Dr. Sprengel, jonjt Sprüße genannt, der vorgegeben hatte, er wollte
mit drei Predigten alle Iutherifche Keberei in Braunſchweig jtürzen
und ausrotten. Mit freudigem Willfommen wurde er von den
Pfaffen und Mönchen in die Franzisfanerfirche aufgenommen, und
hielt dajelbjt am 22. Sonntag nach Trinitatis eine Predigt über
das Evangelium vom böjen Knecht mit der großen Schuld. Als er
nun mitten im Predigen war und einen Spruch aus dem Brief
er anführte, damit zu bewetjen, daß man durd gute Werfe die
eligfeit Gott abverdienen könne, jtand unter den Zuhörern ein
fremder Prediger aus der Stadt Lüneburg auf, mit Namen Johann,
ein Fühndreifter Mann. Der fiel dem auf der Kanzel prahlenden
Doktor in die Nede und jagte etlichemale laut: „Herr Doktor, Ihr
führet den Spruch nicht recht an!“ wies ihm fein Buch und ſprach:
„Herr Doktor, hier jteht anders gejchrieben!“ Dr. Sprengel, darüber
fichtlich beitürzt, amtwortete: „Guter Freund, Ihr möget vielleicht
eine andere Ueberjegung haben; in meinem iſt's jo —
Hierauf predigte er und machte den Schluß: „Hieraus iſt nun be—
wieſen, daß ein jeder Menſch durch ſeine guten Werke könne Gß
werden.“ Darauf hub ein Bürger, mit Namen Riſchau, an u
ſagte mit lauter Stimme: „Pfaffe, du leugſt!“ und fieng darauf
mit eben ſo heller Stimme an, den zwölften Pſalm zu ſingen,
welchen erſt neuerlich Dr. Luther in recht nachdenkliche deutſche Verſe
a
Erlöfung. Nr. 186.
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— BT REN RE
j — * 1 mr f .
— L. Sehnſucht nad)
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gebracht hatte. Alsbald fiel die ganze Gemeinde in diefen Geſang
em. Da jtieg Dr. Sprengel, der en Namen hatte, weil er
ſich ſonſt mit jeinem Sprengel und Weihwaſſer gar viel zu fchaffen
maͤchte, jehr bejchämt von der Kanzel herunter, konnte vor ſtarkem
Gedränge des Volks kaum aus der Kirche fommen, zog davon und
unternahm jich zu Braunschweig feines Predigens mehr. (Rehtmeyer
}
} antiquitates ecelesiae inclytae urbis Brunsvigae.
;
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ET ar
Erlöfung. Nr. 186. 523
—
2.
Ähnlich war es zu Lübeck. Im Jahre 1529 begab ſichs da—
ra daß ein armer, blinder Mann vor den Thüren deutſche
jfalmen fang. Der wurde darob von dem papijtiich gejinnten
Rat aus der Stadt vertiefen. Am nächſten Sonntag mun,
5. Dezember 1529, dem zweiten Advent, verrichtete zu St. Jakob
ein Kapellan, Namens Hillebrand, die Frühpredigt, und da er nad)
der Predigt damaliger Sitte zufolge angehoben, für die Todten
zu bitten, begannen zwei Kleine Knaben zu fingen: „Ach Gott, vom
Himmel jieh darein!“ und das Volk fiel ein und jang den ganzen
falmen mit bis zu Ende, jo andächtig, als ob es das Lied in der
chule gelernt zn Und das iſt der erjte deutiche Pſalm, der zu
Lübeck in der Kirche gejungen worden. Dadurch ward die ganze
Stadt zu Gunſten der evangelijchen Lehre beweget, und nad) diejem
Tag, wenn ein Mönch oder anderer Prediger auf die Kanzel fam
und etwas redete, jo den evangeliich Geſinnten micht anitand, haben
fie alsbald angefangen, zu fingen: „Ach Gott vom Himmel, ſieh
darein!* und der Prediger mußte von der Kanzel gehen. So ge
ſchah es, daß dieſes einzige, einfache Lied mehr ausrichtete, als viel
menschliche Kraft und Klugheit hätten ausrichten fünnen. (Startens
Lübeckiſche Kirchenhiitorie.)
Dieje Anwendung des Lieds iſt wohl begreiflih. Die Scil-
derung von den Erfindungen des Menſchenwitzes, den Spaltungen
der firchlichen Parteien in den Orden und dem Hochmuth des Papſts
und feiner Trabanten war ja jo treu der Zeit entiprechend wie mög»
lich; und die Neformation Tieß jich wie eine Erlöjung aus dem
Dienfthaufe anjehen: „Mein heilfam Wort joll auf den Plan!“
Die Feindſchaft der Römiſchen gegen das Lied iſt daher bes
—— Leiſentritt brachte 1567 eine Parodie, in welcher alle
ngriffe auf die evangeliſche hinübergewälzt werben: „Die alt
Bahr Lehr joll auf den Plan, die Ketzer weidlich greifen an, wie
vor Alters auch gſchehen!“ — Ja, Wadernagel führt in feinen
„Liedern Luthers 1847“ folgende Stelle von Caſpar Ulenberg,
„Pialmen Davids. Naijerswertb 1582.“ an, welche gen
Ders 2 und 3 aufs Korn nimmt: „Niemal einig Neger find jo
jemmerlich vnd jchendlich unter fich zutrennet 3 zuſpalten ge»
weſen (das freilich ein zeichen iſt br mom lehr) als eben dieje armen
ellenden leute. Ste haben wol an ihren irthumen, dem lengit ver»
worffenen Iumpenwerde, viele jar daber allerlei flichwerd gebrauchet,
haben daran gejchmiert, geffeiftert vnd getünchet, wolten gern vmb
des betrogenen gemeinen dvoldes willen, weil fie wol willen, daß
ware einigkeit nimmer vnter ihnen zunerboffen, einen Suncretismum
vnd jchein der eimigfeit anrichten. Aber da will ja nichts belffen,
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vnd ift alle mühe verloren.” Hier haben wir einen faffichen Aus 8
drud der bekannten Vorwürfe, welche wir in der Frage der Einige
feit der Kirche jo oft von den Römiſchen hören. Baderna el jagt
mit Recht: „Wie wahr, umd doc wie falſch!“ Daß die Eimi feit
der römischen Kirche eine nur geträumte jei, darf der Aufrichtige
ebenjowenig vertujchen, als daß im der evangelischen Kirche bie
Bertrennung eine leidige Thatjache getvorden ift. Sogar die Einig-
feit der äußeren Form und des hierarchiichen Zuſammenſchluſſes bat
in 3 Beit ſich durch den Altkatholicismus als eine trügertjche
eriviejen.
Darum Hatte Guſtav Adolfs Feldprediger fein gewifies Recht,
beim Einzug in Augsburg 1632 Pſalm 12, 6 zum Tert zu nehmen,
entiprechend unſrem Vers 4. — Uber e3 traten je und je Zeiten in
unjerer Kirche ein, wo das Lied intra muros feine Anwendung fand.
Zunächſt bei den Streitigkeiten über die Oftander’iche ug un
— Im Jahr 1553 ſtand zu Königsberg ein treuer Knecht
ottes, Dr. Joachim Mörlin, welcher ohne Anjehen der Perſon
Gottes Wort predigte. Herzog Albrecht aber hatte die von der ein-
fachen evangeliichen Wahrheit abweichende Lehre feines Hofpredigers
Dr. Andreas Oftander in Schuß genommen, welcher Mörlin ent-
fchieden und derb nad) der Art jeiner Zeit entgegentrat. Der letz—
tere wurde deßhalb von jeinem Amte verjtoßen. Da giengen vier-
hundert vom Adel und Bürgerjtand vor den Herzog und thaten
einen Fußfall, daß er den Prediger in jeinem Amte erhielt. Es
war umfonjt, der Herzog blieb umerbittlich. Nun giengen fie hinab
auf den Schloßplatz. Einige Fromme Jungfrauen und Matronen ſtimm—
ten das Lied an und Häglich tönte e8 durch die Menge: „Ad, Gott
vom Himmel, ſieh darein und laß dich dei erbarmen!“ Auch dieje
Sturmpetition blieb ohne Erfolg, und Mörlin zog von dannen. In
Braunjchweig war ihm eine Stätte bereitet; und in allen Arbeiten
und Kämpfen betete der jtreitbare und heftige, aber nur für die
Wahrheit des göttlichen Wortes eifernde Mann für das alte graue
Haupt, für den Herzog in Preußen. Und jo fam es, daß diejer
ihn noch zu Ehren jegte: er berief ihn zurüd als Biichof von Sam—
land 1587, und noch vier Jahre durfte er dort im Segen wirken.
Wiederum, hundert Jahre nachher, trat diejer Pjalm mit ein—
greifender Kraft hervor. Als Spener zu Frankfurt am Main voll
roßer Betrübnif über den traurigen Zujtand der Kirche in Die
etjtunde gieng, fang die Gemeinde bei jeinem Eintritt in die Kirche
den vierten Vers:
Darum fpricht Gott: ich muß auf fein,
die Armen find veritöret ;
Ihr Senfzen dringt zu mir herein,
ich hab ihr Klag erhöret.
Mein heilſam Wort joll auf den Plan,
getroft und friich fie greifen an
und jein die Kraft der Armen !
Dadurch ward er mit einem mal wunderbar getröftet und aufs
gerichtet. — Nun gefchah es, daß er nad) zwanzigjährigem, geſeg—
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er zur wichtigſten geiftlichen Stelle Deutjchlands, zum Oberhofprediger-
und
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im Juli 1686 nach Dresden zog, wohin
amte, berufen war. it gar ernſten Gedanken und in Erw
vieler innerlicher und äußerlicher Demüthigungen fuhr er Dresden zu.
Und fiehe da, bei jeiner Ankunft im erjten ſächſiſchen Dorf trat ein
Schuldiener mit ſechs Currentjchülern, ohne zu wiſſen, wen er em—
ee vor jeinen Wagen und jtimmte denjelben Vers an: „Darum
j
t Gott: ich muß auf jein!“ Abermals Hang er Spener, wie
einst & Sranffurt, als ein güttliches — entgegen. Ganz heiter
ott vertrauend jehte er jeinen Zug nach Dresden fort; blieb
aber von dem Worte jo bewegt, daß er fich diefen Vers gleich am
erjten Sonntag, den er in Dresden feierte, am jechsten nad Trini-
tatis, von den Schülern vor jeiner Thüre fingen ließ und dies noch
oft wiederholte, zu nicht geringem Aufjehen, weil ihm gegenüber
die Kurfürjtin Mutter wohnte. — E3 war diejer Vers das große
Loſungswort jeines xeformatorijchen Wirkens. (Spener und- jeine
Zeit, von Hoßbach. Berlin 1828.)
Und auch in unjern Tagen fehlt es an Gelegenheit für unfer
Lied leider nicht. — Dr. Mallet in Bremen verwendete die Gejchidhte
von Braunjchweig, welche wir oben erzählten, in dem Streite über
Seibel in der Weife, daß er jagte: „Wie einjt das päpftliche, wird
das Fräftige Volk Braunſchweigs das rationaliftische Joch abjchüitteln
und es kann fich im feiner Kirchengejchichte des 19. Jahrhunderts
jene Scene des 16. wiederholen. Lernen die Protejtanten das Lied
wieder fingen, wie viele Doktoren und Bajtoren müſſen dann die
Kirche verlaffen!* — Er hat Recht. Es iſt das Lied bis auf diejen
Tag ein zwerichneidiges Schwert nach rechts und links, und inner—
halb unferer Kirche gegen die proteftantiichen Nationaliften nicht
weniger, als gegen die Sekten.
In dem Erfurter Enchiridion 1524 findet fich bereits ein Gloria
patri, da dem ganzen Ausklang des Pjalms eine verjühnende Wen-
dung gibt:
Ehr jei Gott Vater allezeit,
auch Chrift dem Eingeboren,
Und dem Tröfter heiligen Geijt
gar hoch in Himmels GChoren,
Wie es im Anfang umd auch jept
gewejen iſt und bleibet ftets
in der Welt der Welt. nen.
Im Augsburger Geſangbuch 1530 tritt dafür die Deleriiche Pialm-
iteophe (1525) ein:
Er jei dem Vater und dem Sohn
und auch dem heilgen Geifte,
Als er im Anfang war und nun,
der uns fein Gnade leiite,
Daß wir wandeln in feinem Pfad,
daß uns die Sünd der Seel nit jchad;
wer das begehrt, jprech Amen!
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Achtliederbuch 1524 ijt als Melodie unfrem Lied, wie dem:
„Es fpricht der Unweifen Mund wohl“ und „Aus tiefer Noth* Die
Weiſe von „Es iſt das Heil uns kommen her“ vorgeſchrieben ge—
wejen. — Nun erjcheinen aber in demjelben er die vier unſerem
Lied eigenthümlichen Melodieen. Zunächſt im Erfurter Endiridion
1524: hehaeechpderabagddba im der phrygiſchen
Tonart und unbekannten Urjprungs. Martin Agricola hat dazu
1544 einen trefflichen Tonjaß gegeben. — Sodann im Chorgejang-
büchlen 1524: ge gdgabeag, in der verjeßten doriſchen
Tonart, wahrjcheinlih von Walther jelbit. Sie ijt im Straßburger
großen Kirchengejangbuch 1560 dem Liede des Wolfgang Musculus:
„Der Herr ijt mein getreuer Hirt“ zugeeignet und hat fich unter
diefem Namen in Norddeutichland forterhalten; auch nod in Den
Württembergiichen Ehoralbücern 1711 und 1744. — Bon Straß-
burg aus trat für unjer Lied, urjprünglich für Oelers Palm 1:
„Wohl dem Menfchen, der wandelt nit“ im „ZTeutichen Kirchenampt
1524” die mirolydiiche Werfe ein: gchagahyg, welde von
Mattheus Greitter jtammt. Dieje verbreitete ji) raſch in Süd—
deutichland und gieng nach Norddentichland über. Ein jchöner Sat
von Benedict Ducis findet jich 1544. — Endlich tritt auch noch eine
weitere phrygiſche Melodie hervor: hchahyg ah im Klugſchen
Geſangbuch 1535, welche jpäter allgemein, und zwar jchon bei Babjt
und Köpphl 1545, dem Liede Knöpkens: „Hilf Gott, wie geht das
immer zu” zugeeignet wird. — — Es ijt jomit Die eritgenannte
phrygiiche dem Lied wejentlid eigen. Hammerſchmidt bat einen
trefflihen Sab nach feiner Art gegeben, in welchem er die meumte
Strophe des Lieds „Gott hat das Evangelium“: „Wo bleibt die
brüderliche Lieb“ mit der erjten Strophe unſeres Lied zu einem
ergreifenden Gemälde von Bitte und erniter Weiffagung verflochten
at. — Selbit Mozart hat im zweiten Finale der „Zauberflöte die
otive unjers Choral zu verwenden gewußt.
1857. An Walerflüffen Sabylon.
Bon Wolfgang Dadjitein, welcher al3 Mönch Organiſt am
Münfter zu Straßburg war, 1524 die evangeliiche Lehre annahm
und von da an als Helfer an der St. Thomasfirche ſeine dichteri-
fchen und musikalischen Gaben in den Dienjt der Neformationskirche
"stellte. Es erjcheint im „Teutſch Kirchenampt“, dritter Theil 1525,
wurde von Luther ins Bapjtiche Geſangbuch 1545 aufgenommen
und gieng in alle deutjchen elangbücher über.
Der Grund davon lag wohl weniger im Inhalt. Es ijt eine
ziemlich wörtliche Bearbeitung des 137. Pjalm (Super flumina) mit
nicht wenigen ungelenten Stellen und ohne die volle neutejtament-
liche Verklärung. Doc ift der Inhalt recht, die Melodie noch befjer.
Diejelbe: e de ac b ba (F dur), bei uns gewöhnlich dem Liede
„Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ zugetheilt, ijt eine uns
gemein friſche, Kieblich dahinfließende Weije, dem Paſſionsliede Fir
entjprechend. Nach Mohnike joll der Gejang in der erjten Beile
EEE ERLEBEN —
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00005 Gehnfud! Erlöſung. Nr. 187
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em einer Lerche nachgebildet ſein; und Dr. Heinrich Müller in
Roſtoa erzählt in ſeiner „Evangeliſchen Schlußkette“ zum 15. Trini—
tatis, daß er eine Lerche gehabt babe, — —— alle Morgen die
herrliche Melodie dieſes Kirchenliedes aufs lieblichſte vorgeſungen.
— Gabriel Wimmer ſagt: „es hat dieſes Lied eine ſehr ſchöne Me—
lodey, gleichwohl aber wenig Liebhaber, weil es die wenigſten recht
verſtehen.“
Zu dieſen wenigen gehörte Martin Herberger, Kürſchnermeiſter
zu Frauſtadt, der treue Vater von Valerius Herberger. Gar oft
pflegte er bei feiner Arbeit zu fingen:
An Waflerflüffen Babylon,
da ſaßen wir mit Schmerzen;
Als wir gedachten an Zion,
da meinten wir von Herzen.
Wir —* auf mit ſchwerem Muth
die Harfen und die Orgeln gut
an du Bäum der Weiden,
Die drinnen find in ihrem Land;
da mußten wir viel Schmach und Schand
täglich von ihnen leiden.
In Polen mag es jchon damals Urjache gegeben haben, ſolch
wehmiüthig Lied anzujtimmen. Der Sohn, welcher erit neun Sc
alt war, als der Vater jtarb, und doch die inhaltsvolle Weiſe
lebenslang nicht mehr vergefien konnte, fand in jeinem Predigtamt
Gelegenheit, zu erkennen, day die Wafjerflüffe Babylon in Tagen
der ——— reichlich wiederkehrten. — Hieß doch ſchon die
erſte Überſchrift dieſes Lieds: „Ein Klag und Gelübdpſalm über die
Unterdrückung des wahren Gottesdienftes von den gottloſen Tyrannen
und ernfte Begierde, den wahren Gottesdienjt wieder anzurichten,*
Schamelius bemerkt zu „Die Harfen und die Orgeln gut“: „Der
Autor verjtehe gleich die Inſtrumente nach der damaligen Zeit oder
bloße Pfeifen ; — iſts doch nicht accurat geredet, wenn die Namen
nach jetziger Zeit Brauch behalten werden, da wir wahrhaftig Orgeln
haben. Käm ebenjo heraus, als wenn ich die Rüſtung des Saul
mit jepigen Namen des Soldatengewwehrs ausdrüden und jagen
wollte: ‚Saul ließ dem David ein Baiommet reichen u. dal.‘ Hätte
nur in genere das Wort ‚Pfeifen stehen können. Doch es mag
beißen: jetzt its Zeit zu weinen, micht zu lachen, zu webflagen,
re muſiciren und zu fingen. Sonſt tft der Tert jebr wohl
geratben.*
Serpilius erzählt, daß diejes Lied auf den zehnten Trinitatis
in —— Kirchen“ geſungen werde, da man von der Zerſtörung
Serufalems durch die Nömer predigt. — Am ergreifendjten war
aber jeine Verwendung in Magdeburg, wie Badius im feinem
— ——— berichtet. „Nach der grauſamen Zerſtörung unſerer
tadt Magdeburg am 10. Mat 1631 (durd Tilly), welche wohl
chrecklicher ift demm die von Troja und Jerujalem, ordnete der hohe
ath im Einverftändniß mit den Geijtlichen an, daf jedes Jahr an
diejem Tag ein feierliches Klag- Buß⸗ Bet» und Dankfeit joll ge»
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halten werden, wobei dieſes
o großen Jammers ni nehr ver ·
geſſen werden ſollte. An dieſem Gedächtuißtage ſtellt die Ge
meinde in großer Zahl, wie billig, im Hanje Öottes ein, ige
Gebete werden dem Herrn vorgetragen, und dann. fingt Die Ge—
meinde den tief wehmüthigen Pſalm 137 von ee Dachſtein
mit ſeiner herrlichen Melodie. Eine entiprechende Predigt ſchließt
ich an, und ſo geht dieſer Gottesdienſt nicht ohne viele reichliche
hränen, wie bei Iſrael, zu Ende.“ — Die Geſtalt der trauernden
Magdeburg auf dem Lutherdenkmal zu Worms, die Lage jo mancher
Guitav Adolf» Gemeinden mag wohl die beiden Verje und wiwerr
in Erinnerung rufen, 2 und 3: J
Die uns gefangen hielten lang Wie jollen wir in joldem Zwang
jo hart an jelben Orten, und Elend, jet vorhanden —
Begehrten von uns ein Gejang Dem Herren jingen ein Gejang
mit gar jpöttlihen Worten jo gar in fremden Landen ?
Und juchten in der Traurigkeit Serujalem, vergiß ich dein,
ein fröhlich Gſang in unſrem Leid: jo wolle Gott der Rechten mein
ac) lieber, thut uns jingen vergejien in meim Leben.
Ein Lobgejang, ein Liedlein jchon Wenn ich nicht dein bleib eingedenf,
von den Gedichten aus Zion, mein Zung fid oben anehäng
das fröhlich thut erklingen! und bleib am Rachen fleben.
Zn der melodia suavissima, wie Badius jagt, mag nod Fol—
endes bemerkt jein. — Als Johann Sebajtian Bad) 1722 fi) nad
en begab, um die Organijtentelle zu St. Jakob daſelbſt zu
erlangen, jpielte er auf der jchönen Orgel der St. Katharinenfirche
zwei Stunden lang. Der Glanzpunft war, als er auf Verlangen
über den Choral „An Wajjerflüffen Babylon“ in langen und kunſt—
vollen Bariationen phantafirte. Unter jeinen Zuhörern war der
99 Jahr alte aber rüjtige Neinten. As Bach jeine Phantafieen
geichlofien, trat der alte Meijter, welcher jelbjt auch Compoſitionen
über diejen Choral herausgegeben hatte, zu ihm und umarmte ihn
mit den Worten: „Sch dachte, dieje Kunſt wäre gejtorben; nun i
jehe, daß ste noch lebt, will ich mit Freuden heimgehen.“ Ba
erhielt aber den Preis nicht. Die Kirchenvorsteher fanden den Silber:
Hang der jchönen Thaler, welche ein Mitbewerber für jie in Die
Wagichale legte, noch muſikaliſcher als Bachs Orgeltöne; und Bachs
Gönner, der wadere Hauptpaftor zu St. Jakob, Dr. Erdmann Neu-
meijter, konnte jich nicht enthalten, fie kräftig zu betrafen, indem
er an Weihnachten predigte: „Wenn jelbjt von den bethlehemitischen
Engeln einer vom Himmel fäme, der göttlich jpielete, und wollte
Organist zu St. Jakob werden, hätte aber fein Geld, der mag nur
wieder Davonfliegen.“ (5, 619 f.)
188. Mag id) Unglück nit widerftahn.
Eines jener Lieder, bei welchen es jchwer wird, dem Verfaffer
auf die Spur zu kommen. Es erſcheint im Erfurter Gejangbüchlem
1531 (alſo jchon im Mlugichen 1529) ohne den Namen, dem es em
niederdeutjcher Einzeldrud und das Magdeburger Geſangbuch 1534
zuſchreiben, das letztere: „Dorch de Vörſtinnen tho Ungarn“, der
ra
— Sehnf * = E nad ti —
(öfung. 2
erſtere 2, Eme — — van der Königinnen van Ungarn, From
2 Naria- eier erem Gemahl Köninck Ludowich E er von ihr im
Streit zog wider den Türcken), vnde ys dat A e pm thone: ‚Mad;
id A nicht wedderjtan.‘* (Vgl. 1, 451 F.) — Wadernagel gibt
indefjen einen Einzeldrudf (3, 119): Sendern * Georg Wachter,
welchen er aufs Jahr 1525 oder 26 zurückdatirt, und two die Zeilen—
zahl der Strophen bereit3 verlängert erfcheint.
Die Urheberjchaft der — Maria von Ungarn und Böhmen
— — 1558) läßt ſich weder beſtreiten noch beſtätigen. Olearius,
Rambach und Bunjen, auch Wadernagel (Kirchenlied 3, 118 9
ge für Luther jelbit, und feinen Geiſt wenigjtens athmet das
ied. Maria war jchon frühe der evangelifchen Een zugethan, und
als fie ihren Gatten 1526 durch die Schlacht bei Mohacs gegen den
Zürfen verloren hatte, tröjtete fie Luther mit einem jchönen Troſt—
briefe und Überjendung feiner Auslegung des 37., 62., 94. und
109. Pjalms. Biele Analogieen würden dafür ftimmen, daß es
| gr v Lied genannt wurde als ihr Lieblingslied und Troftlied (vgl.
Wie's Gott gefällt —, Verzage nicht, — Schwierig bleibt
- endlich das Verhältniß zu dem weltlichen Lied gleichen ae
das in dem „Lautenbuch von Hans Neufiedler 1536“ ſich findet,
auch in einem älteren Einzeldrud, und das Afrojtihon Maria mit
dem geistlichen Lied gemein hat. Originalität jteht wohl dem geift-
lichen noch mehr zur Seite, al3 dem weltlichen.
Es iſt ein jtarfgläubiger Geift, der ich jofort in Vers 1
offenbart:
Zu. u A ie
4 u un See
Mag ich Unglück nit widerjtan,
muß Ungnad Han
der Welt für mein recht glauben,
{ So weiß ich doch, es ift mein Kunſt
Gotts Huld und Gunft:
1 die muß man mir erlauben.
Gott ift nicht weit; ein Kleine Zeit
er jid) verbirgt, bis er erwürgt,
die mich ſeins Worts beranben.
Schamelius bemerkt: „Die biutdürftigen ung ga ariſchen Biſchöfe hatten
1525. 1526 viel Perſonen um der reinen Lehre willen laſſen tor—
auiren und Hinrichten.“ Maria war eine VBorgängerin "an ie
- fürftlichen Dulderinnen für den rechten Glauben; man denfe am die
edle Erzherzogin Maria Dorothea, Palatinıs von Ungarn und
borene Hr von Württemberg (} 1855). — Ein feiner
danke iſt jedenfalls: „Es iſt mein Kunſt Gottes Huld und Gunſt.“
Vers 2 hat auch in anderen fürjtlichen Herzen Anklang gefunden:
Richt, wie i bet ikund mein Sad),
weil ich bin
und Dh ni —— läht finden;
Sp weiß ich, daß fein Gwalt bleibt feit,
iſts allerbeit,
das zeitlich muß verichwinden.
Koh, Kirbenften, VII 4
« 530 1 T. Sehnſucht nach r fung Mr. En), Be J
* E Be; |
Das ewig Gut macht rechten Muth; rar 3
dabei ich bleib, wag Gut und Leib: - >
Gott helf mir überwinden!
Ernft der Fromme, Herzog zu Sachen, ein Mufterbild nnter den
Fürſten, von welchen Tholuf in feinen „Zebenszeugen der Tutheris
chen Kirche“ jagt, es habe fich in ihm der eo ann und der
egent mit dem lauteren Chrijten auf eine jolche Weife zur Har—
monie verbunden, wie vielleicht bet feinem andern Fürften der eban—
gelijchen Kirche vor und nad) ihm, jagte einmal, als er zu Heldburg
auf der Jagd war, zu dem dortigen Superintendenten Buchröder:
„Was hat man doch von zeitlichen Ergekungen in der Welt! Nichts
als Beichwerung und Müdigkeit: das ewig Gut macht rechten Muth.“
Diefes hatte er von Jugend auf gejucht umd in Chrijto gefunden,
in vielen Früchten verherrlicht und bis ans Ende bewahrt.
Als Graf Wolf von Hohenlohe -Neuenftein, ein Geſinnungs—
und Scidjalsgenofje Ernits, im Dezember 1698 auf dem Todten-
bette lag, fragte ihn der Hofprediger Höber, ob er willig und
bereit wäre, nach Gottes Willen das Zeitliche zu fegnen. Da ant-
wortete er, er jtelle alles Gottes Willen anheim; denn es jet doch
alles eitel in der Welt, hingegen: „das ewge Gut macht rechten
Muth“. — Aucd) tröftete er fi) am heiligen Abend in der Frühe
des Wortes: „Ach Herr, wann ich dich mur habe, jag ich allem
andern abe. Legt man mich gleich in das Grab, ach Herr, wenn
ich nur Dich hab !* — ©o tft er am Stephanstage eingeichlafen und,
wie er oftmals gebeten: „Ach Gott, hilf mir überwinden!“ hat er
felig überwunden. (Braun, Graf Wolfgang von Hohenlohe.)
Der dritte Vers athmet Diejelbe Ergebung:
„AU Ding ein Weil!“ ein Sprichwort ift.
Herr Jeſu Ehriit,
du wirft mir jtehn zur Seiten
Und jehen auf das Unglüd mein,
als wär es dein,
das wider mich wird jtreiten.
Muß ich denn dran auf diefer Bahn,
Welt, wie dur willt! Gott ijt mein Schild,
der wird mich wohl begleiten ! \
Oft hat dieſer Vers eine ähnliche Verwendung gefunden, wie bei
Heinrich Müller, der in feinem „Dankaltar“ jagt: „Gottes Freunds
jchaft ijt der Welt Feindichaft. Aber unverzagt! Der in mir ift,
der ijt mächtiger als alle, die wider mich jind. Ich fürchte mich
nicht vor viel hundert Tauſenden, die ich) umher wider mich lagern.
‚Welt, wie du willt: Gott ift mein Schild! der helf mir über-
winden !“
Eine ebenfall3 afrojtichtiche Parodie unſeres Liedes auf den
Namen von „Margareta, geborne Gräfin zu Gleichen und Tonna,
Gräfin und Frau zu Waldeck“, Hat Philipp Nicolai herausgegeben
1596 in einer Streitchrift wider die Calvinijten. Das Lied ver
folgt denjelben Zweck; es heißt darin: „D Gottes Sohn, du wertfe #
Kron, dag du follt fein ihr Schülerlein, ijt mir ein Stein am Herzen.“
ee 4 — 3
2
—
I Zu
—* gu
*
Sehnſucht nach Erlöfung. Nr. 189. 331
Die Melodie: eg ga chha iſt aus dem weltlichen Volks—
geſang genommen. In Forfters „alten und neuen teutichen Lied—
ein“ finden wir (1, 51. 1, 102.) zwei Sätze; dem einen zum geiſt—
lichen Lied von Caspar, Bohemus mit einer Singweife, welche mit
der jest üblichen feine Ahnlichkeit befißt; den andern zum weltlichen
- Lied von Ludwig Senfl, und in deſſen Tenor ganz die obige, äoliſche
- Singweije des geijtlichen Lieds. Nach der mufikalifchen Arbeitsweife
jener Zeit muß indeſſen Senfl noc nicht nothwendig als Sänger
der Weife erkannt werden, deren Seber er iſt. — Von Johann
ee. haben wir aus dem Jahr 1589 einen fugirten Sat dieſer
elodie.
189. Ic armer Menfh gar nicdhtes bin.
Ein kurzer, aber gar inniger Gebetsjeufzer um Erlöjung von
Johann Heune, lateiniſch: Gigas BR vgl. 1, 369 F.),
Bone zu Freyſtadt in Niederjchlefien, welcher als Pfarrer zu
chweidnitz ſtarb. ES erjchten im feiner „Erflärung des alten
Chriftlichen Lieds Ein Kindelein jo Löbelih. Frankfurt a. d. O.
Eichorn 1564” mit Vorrede vom November 1563, auf der Rück—
feite des lebten Blattes.
Es ijt eine Überjegung des Gedicht von Philippus Melanch—
thon 1555:
| Nil sum, nulla miser novi solatia, massam
humanam nisi quod tu quoque, Christe, geris.
Tu me sustenta fragilem, tu Christe, guberna,
face ut sim massae surculus ipse tuae.
Hoc mirum foedus semper mens cogitet, uno
‘hoc est, ne dubita, foedere parta salus,
Dieſe Verje find ein echtes Spiegelbild des Mannes, welcher feine
Schwachheit erkannte, wie jelten einer, jeinem Heiland anbieng, wie
wenige, und von der Sehnfucht nach oben jo tief bewegt wurde,
daß er fchrieb: „Ich werde von Sehnjucht nach dem himmliſchen
Vaterlande verzehrt.“ — Er hat aber, da er jelbit nicht im deutichen
Verſen dichtete, einen trefflichen Dolmeticher an dem ehrwürdigen
- Heume befommen, deſſen Verſe jo lauten:
Ich armer Meuſch gar nichtes bin,
Gotts Sohn allein tft mein Gewinn.
Daß er Menſch worden, iſt mein Troſt,
der hat mich durch ſein Blut erlost.
O Gott Vater, regier du mich
‚mit deinem Geiſte ſtetiglich.
Laß deinen Sohn, mein Troſt und Leben,
allzeit in meinem Herzen jchweben.
Und wenn die Stund vorhanden it,
nimm mich zit die, Herr Jeſu Ehrift;
Denn du bift mein und ich bin dein,
wie gern wollt ich bald bei dir fein!
34*
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EN * J Wr ar 4 pre
ji ’ 8* F
Martin Moller fügte in ſeinem „Manuale de praeparatione mortis,
Görlitz 1596*, noch im Anſchluß an die mittlere Strophe des Dri-
ginal3 drei Berspaare hinzu:
Herr Jeſu Ehrifte, Hilf du mir,
daß ich ein Zweiglein bleib in dir
Und nachmals mit dir auferiteh,
zu deiner Herrlichkeit eingeh,
Mit deinen Engeln in deim Reich
dich lob und preife ewigleich!
Daraus wurde denn unſer Lied, indem man je ziwei Baare zuſammen—
nahm und das lebte Baar hinwegließ. 1611. 1615 (vgl. Wader-
nagel 4, 180).
Das einfache Gebetslied paßt gut auf den alten Mann, der es
durch jeine Ueberjegung zum Eigentum der Kirche gemacht hat.
Was er in Vers 1 und 2 ausfpricht, iſt auf feiner Grabichrift her-
nad als Lojung zu lejen gewejen:
Sanguis, Christe, tuus gloria spesque mea est.
Dein Blut, Herr Chrifte, ganz allein
ſoll meine Ehr und Hoffnung fein.
Was er aber in Vers 5 und 6 betet, das hat fich am Ende ſeines
Lebens als Fürbitte für ihm dargejtellt, wovon Valerius Herberger
in den „Trauerbinden 4* eine launige Gefchichte gibt. „Der alte
* Pelargus pflegte auf der Kanzel zu bitten für den alten Herrn
igantem, Gott wollte Ihm laſſen in Gnaden befohlen ſein einen
———— und lebensmüden gelehrten Mann, der herzlich begehrte
heimzufahren. Das hörte ein guter einfältiger Mann zu Schweid- 7
nitz alle Sonntage mit DBerwunderung und jagte: ‚Ehrwiürdiger 7
Herr, ich habe wohl. ſchwache Pferde; doch weils der alte gelehrte 7
Mann nicht bejjern kann, wollte ich mich über ihn erbarmen und
ihn zu Haufe führen. Wo Tiegt er zur Herberge ** Nun, der Herr
fam bald mit Elia Wagen und holte jeinen frommen Diener heim.
Bejonders oft wurde der Vers 5 und 6 angewendet, deſſen
Anfang „Und wenn die Stund vorhanden it“ fo jchön mit Dem
befannten Lied Nicolaus Hermans zujammenjtimmt, welches wenige
Sahre zuvor erjchten: „Wenn mein Stündlein vorhanden tft.“
Ein junger Bürger zu Frauſtadt, Johann Deutichländer, hatte
unſer Gebetlein bejonders lieb und führte gar gern die Worte am:
‚Denn du bift mein und ich bin dein; wie gern wollt ich bald bei
dir jein!* An einem Fingftmontag fam er zur Kirche und hörte
den Spruch: „Alſo hat Gott die Welt geliebet.” Da kam ſein
Ende; und die legte Predigt, die er gehört, und das lebte Wort,
das er in diefer Welt geredet, ſtimmten zufammen. Als er merkte,
daß fein Zeiger abgelaufen war, faltete er die Hände und betete:
„Ich armer Menſch gar nichtes bin!“ den Beihluß aber machte
er mit dem Wort: alte hat Gott die Welt geliebt. Hat fih alfo
des ewigen Lebens in feinem Heiland getröjtet umd ijt jelig von #
Dannen gefahren. (Trauerbinden. 1.) —
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SE aa 8 ee I
3 . d - .
2 RE a RE
Eiin ſchöner Nachklang find
lippus Nicolai feiner Theoria vitae aeternae 1606 anhängte und
- welches alſo lautet: „Komm, du Ewiger, du Hochgebenedeieter und
- du Allmächtiger, mit deinem Sohn und heiligen Geiſt und löſe uns
auf von diefer Welt, daß wir zu dir kommen in das felige Vater—
land des ewigen Lebens. Komm, Herr Jeſu, du Wurzel des Ge-
| Bee Davids, du Fürjt des Lebens und du heller Morgenitern.
omm bald, Herr, unjer A und DO, der Anfang und das Ende
unſers ewigen Heils und ewiger Seligfeit. Komm, Herr Jeſu, und
berzich nicht Ei Kein Tag vergeht, wir warten dem und —
wollten gern bald bei dir jein! Amen.“
Melodie: Herr Jeſu Chrijt, wahr Mensch und Gott, oder:
O Jeſu Chriſt, meins Lebens Licht.
u
190. Ad) bleib bei uns, Herr Jeſu Chriſt.
Erichienen in „Seiftliche Pialmen, Hymnen, Lieder und Ge-
bett zc. Zu Nürnberg in verlegung Georg Leopold Fuhrmanns 1611*
©. 722 und ebenda mit demjelben Titel: bei Abraham Wagenmann
1611 ©. 591 f. Bon da an in derjelben Form bei den Späteren.
Das Lied ijt (val. die Nachweilung bei Wadernagel 4, 286 f.
und Mübel 2, 545 ff.) eine Compofition mehrerer Beitandtheile. —
Vers 1 und 2 jind der Grunditod, von welchen wiederum Vers 1
felbjtändig erjcheint in einem Drud vom Jahr 1579 als Anha
von dem Liede Nicolaus Hermans: „Danket dem Herrn heut
allzeit,“ Er ijt eine Überjegung des Gebetverjes von Melanchthon:
Vespera jam venit, nobiscum Christe maneto,
extingui lucem nee patiare tuam —
natürlich in erjter Linie zurüdgebend auf das Wort der Emmaunti-
ben Sünger: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden! —
ers 2 ijt dem eriten angeſchloſſen in „Ehriftliche Gebet und Pſal—
men, welche die Kinder in der Jungfrau Schulen zu Freybergl zu
beten vnd zu fingen pflegen 1602“; und in ihm tritt uns nun bes
reits die Spur von Selneccer entgegen, denn in jeinem „Bialter*
1572. 78, fteht hinter dem 29. Pſalm der Vers:
Wir danken dir, o Gottes Sohn,
für dein liebs Evangelion ;
Dein Wort und heilig Sacrament
erhalt bei uns bis an das End!
4
}
.
\
Dieje beiden Verje find bei Schamelius, Liedercommentarius zum
Naumburger Geſangbuch 1724, dem oben berübrten Gratiasliede
er angehängt als 8. und 9, Vers. — Dazu fommt nun
ers 5 „Ad Gott, es geht gar übel zu!* welder aus —7—
Duelle ſtammt und dem zweiten Vers eines Gebetleins zu
149 bildet: „Wir danken dir, Here Jeſu Chriſt.“ — Die Verſe 8,
4. 6—9. jtehen als ein jelbjtändiges Lied im jeinem Pjalter
Pſalm 122, und finden fich als Schlufverje (26—31) an dem Lied:
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et fich in dem Gebet, welches Phi-
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„Bf, ber König, Herr Jeſu Chriſt“ in „Chriftlihe Pſalmen
duch on Selneccerum, Leipzig, Beyer A Fi
So find e3 denn zwei Liedesjtrömungen, welde dien zuſammen⸗
treffen und auseinandergehen. Die eine, durch den Namen Dr. Sel
neccer (1530— 92, vgl. 2, 191 1) bezeichnet, fieht in dem Lied
hauptſächlich eine lage über die böſe Zeit mit ihrem Kaltſinn umd
ihrer Seftirerei. Die andere, an den Namen des würdigen Cantors
von —— Nicolaus Herman, ſich anſchließend, — in
dem Liede ein ſtilles Gebet um Erhaltung im rechten Glauben und
heiligen Leben. Nach dieſer Richtung hat ſich in Württemberg wenig—
—— ein gar inniges Gebet zur Betglocke am Abend gebildet, welches
ie beiden erſten Verſe unſers Lieds mit den beiden letzten des Ge—
bets von Alberus: „Chrifte, dur biſt der helle Tag“ (ſiehe Seite 190)
durch einen dritten Vers verbindet:
Lab uns in guter, jtiller Ruh Und wenn das Leben neiget ſich,
das zeitlich Leben bringen zu; laß uns einjchlafen jeliglich.
In andern Familien jchließt das Gebet jtatt mit den Verjen von
Alber mit den folgenden:
Lab ung in Fried und guter Ruh Amen, Amen, du treuer Gott!
dies zeitlich Leben bringen zu verlaß uns nicht in Angft und Noth;
Und dort hernady in Ewigfeit So wollen wir im Namen bein
anſchauen deine Herrlichkeit. von Herzen jpredhen: „Amen!“ fein.
Daß das Lied aber urjprünglich nicht auf den Abend des Ta
“ bezogen worden ift, jondern auf den Abend diejer Weltzeit, gebt
aus allem hervor. Selneccer, eine ehrliche Friedensnatur, wurde
in den theologiichen Streitigkeiten jeiner Zeit bald als heimlicher
Calvinijt von den Flacianern, bald von den Bhilippiften als ftarrer
Zutheraner gehaßt und verfolgt. Dennoch hielt er an der reinen
Lehre und am treuen Gebete feit. „Sekten und Schwärmerei“
befämpfen, war ihm heilige Pflicht, und darum war er näd
u
Dr. Jakob Andreä, dem Württemberger, die Hauptperjon bei vun :
ftellung der Formula concordiae im Kloſter Bergen 1577. — Umd
wie er in unfrem Lied den Herrn der Gemeinde bittet, jo hat er
jelbjt auch einst jeine Gemeinde gebeten. Als er nemlich 1561 feine
Stelle al3 Hofprediger in Dresden verlafjen mußte, weil er Die
Wahrheit gegen die verjtedten Anhänger der Calviniichen Lehre im
Abendmahl unerſchrocken befannt hatte, ließ er noch eine kurze Er—
Härung des 141. Pjalms druden, über den er auch die Abjchieds-
predigt gehalten hatte, und jegte dem Schluß als Abjchiedswort an
feine Gemeinde einige Verje bei, und unter denjelben dieſe:
Für falſcher Lehre b'hüt Euch Gott,
dag Ihr nicht heimlicdy werdt zu Spott;
Für Kegerei im Saframent -
jeht Euch wohl für, es fonımt behend.
Gedenkt an mich und bhalt’t das Wort,
das Ihr Hier allzeit of gehort.
Gott jet bei Euch und jei bei mir;
wieder zujammen fomm’n wir jchier. se
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— 1. Sehnſucht nad) Exlöfung. Nr. 190. 535
4 ss. IB - “” . ’ ° 4 7
Auch im ſpäteren Tagen hat die Gemeinde aus den Verſen
ſeines Liedes Gewinn gezogen. —
Das Kirchdorf Pombſen in Schlefien, zwiichen der Katzbach
und Neifje gelegen, verlor unter öftreichiicher Herrichaft im Jahr
1654 feine lutheriſche Kirche und Schule, obwohl alle bis auf
wenige Intherifch waren. Da verjuchten es nach einiger Zeit, als
das Dorf unter das Patronat des Kloſters Leubus kam, zwei
Bejuitenpriejter, die Yutheraner vom Glauben ihrer Väter abwendig
zu machen und der Religion der neuen Grundherrichaft zuzuführen.
a dem Ende beriefen jie die ganze Lutheriiche Gemeinde in den
Gerichtskretſcham, und verjuchten da vom frühen Morgen bis zum
Mittag, ja nach mehreren Pauſen bis zum Abend, zuerjt mit jüßen
lodenden Worten, dann aber auch mit immer heftigeren Drohungen,
die Leute zu überreden. Als nun die Sonne untergegangen und
vielen der geängjteten Leute auch der Muth vergangen war, daß
die „Nacht mit Ermüdung ſie zu decken“ anfieng, da erflang vom
nahen, auf hohem Berge jtehenden Thurme die Abendglode, und
ein alter Bauersmann aus der Schar der Geängjteten Fällt auf
feine Kniee nieder und jtimmt an: „Ach bleib bei uns, Herr Jeſu
Chriſt!“ Nun dringt mit einem male des Glaubens Kraft durch Die
ganze Gemeinde, jie wirft jich wie Ein Mann auf die Kniee, ſtimmt
mit ein und fingt das Lied bis zu Ende. Umd als fie es gejungen
und von ihren Knieen fich erhoben, da waren die Sefuitenprieiter —
nicht mehr zu jehen weit und breit. (Heinrich, Thatjachen aus dem
Neiche Gottes. 1853.)
Als im Jahr 1697 am Feite St. Johannis des Täufers zu
Dresden in allen Kirchen wegen der neu erlangten polntjchen Kron—
wirde des Nurfürften Friedrich Auguſt von Sachſen, der deßhalb
fatholifch geworden war, ein Te Deum laudamus gefungen wurde,
ftimmte das um feinen Glauben bejorgte Volt ns auch Die
zwei erjten Verſe dieſes Lieds zum Beſchluß des Gottesdienites an.
Superintendent Rocholl in Hannover theilt in jeinem „Chriſto—
phorus, erſter Band* aus einer Pfarrchronik folgenden Eintrag mit:
Da nun zu jener Zeit der alte böje Feind mit feinem Schwarm
des Lärmens gegen die rechte Kirche Ehrifti viel gemacht, als hätte
er im Sinne, Lutheri Lehr gar auszureuten, fo befand ich mid) oft«
malen betrübt im Geifte. Gieng aljo eines Abends zu einem kranken
Herren war aber aljo befünmert, daß ich im Gehen fort bei mir
eufzte:
Ach Gott, es geht gar übel zu! Viel Selten und viel Schwärmerei
in diefer Welt ijt feine Ruh; auf Einen Haufen kommt herbei.
Wie ich num bei dem kranken Schäfer am Ofen fipe — feine Beine
waren dic geſchwollen und dabei that er ein graufig Dahen — fo
fümmt fein Hein —5 exein, hat Wachholderbüſche im Arm
um Räuchern. Fieng die Schäferſche an: ‚Mariechen bet einmal,
er Herr Pfarrer ijt e Alſo legt das Kind flugs die Buſche an
Ofen, ftreicht fi die Schürze glatt und die Mutter ihm jäuberlich
Be
290.
die Haare aus bem Geficht, und faltet demnach das Mi
mochte bei fünf Jahren ſein — die Hände und hebt an:
Ad), bleib bei uns, Herr Jefu Chrift, In diefer ſchweren betrübten Zeit
weıl es num Abend worden it; verleih uns, Herr, Beitändigkeit,
Dein göttlich Wort, das helle Liht, Daß wir dein Wort und Saframent
laß ja bei uns erlöfchen nicht! rein behalten bis an das End.
Über jolhem Beten wurde ich doch jo ae a daß ich hätte Taut
fingen mögen; denn nun wußte ich feitiglih, daß Jeſu Kirch mit
ihren Bekenntniß zu feinem wahrhaftigen Leib und Blut im Safra»
ment, wie die Väter Lutherus, Arndt und Paulus Gerhardt für
ſolch Belenntniß tapfer gejtritten — nimmermehr zu Grunde gienge,
wo jo die Heinen Kinder mit ihren hellen Stimmlein und Hä
falten dafür ftritten. Stund auf und gieng fröhlich von bannen.“
Auch im Jahr 1790 jchreibt ein treuer Prediger: „Wenn ih
die jehige Lage unfrer Kirche oder vielmehr diejenigen in derſelben
bejammere, die durch Schrift und Kanzellehre betrogen werben, jo
bet ich wohl von ganzem Herzen: „Ach bleib bei uns, Herr Jeſu
Chriſt!“ Doch getröjte ich mich auch Luthers und jeines ‚Scheb-
limini* (See dich zu meiner Rechten!), denn es heißt im Pſalm
110: ‚Herrjche unter deinen Feinden!“
Ders 1 hat der edle Tonjeger Johann Eccard zu Mühlhauſen
in jeinem Herzen bewegt, als er jein in Inhalt und Melodie gleich
inniges Lied um 1600 ſetzte: „Mein ſchönſte Zier und Kleinod bijt“,
deſſen legter (4.) Vers heißt:
Der Tag nimmt ab; adı jchönfte Bier,
Herr Jeju Chrift, bleib du mir,
es will nım Abend werden;
Laß doch dein Licht
auslöjchen nicht
bei ung allhie auf Erden!
Vers 2 ift ein liedhafter Ausdruck jenes Wortes der Nürn—
a Gejandten auf dem Neichstag zu Augsburg 1530: „Gott
wolle nunmehr Beitändigfeit verleihen!" und hat einen jchönen
Nachhall an dem 6. Vers in Joſua Stegmanns Lied: Ach bleib
mit deiner Gnade, wo es heißt: „Bejtändigteit verleihe, Hilf uns
aus aller Noth!*
Ber 4 und 9 „Erhalt uns nur bei deinem Wort“ zeigt und
Dr. Selneccers Art, die Liedesgedanten der eriten Generation in der
Reformationzzeit wieder aufzunehmen. — Vers 5 und 6 bejtätigen
fih in der Kirche Gottes je länger je mehr.
Melodie: van ung, Herr, bei deinem Wort. — E3 gibt aud)
eigene Weijen für Diejes Lied. Eine findet fich im Württembergiichen
roßen Kirchengeſangbuch 1711 umd geht aus GMoll:babedeba,
Eie findet fich auch aus E Moll im Freylinghauſenſchen Gejangbud)
1714 und ift jhon Selneccern zugeichrieben worden. Biel früher
erjcheint die jest noch in Norddeutſchland jehr übliche Melodie:
aacafgab, welde ſchon im Dresvener Geſangbuch 1594 jteht
mit dem Tert: „Dankt dem Herren heut und allezert.“ — Meldior
Trank und Bach haben Compofitionen über das Lied gegeben.
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F Valet will ich dir geben.
Gedichtet von Valerius Herberger (1562—1627, val. 2, 301 ff.),
dem treuen Pfarrer zu Frauſtadt in Großpolen, im Jahr 1613, a
daſelbſt die Peſt in 5 fürchterlihem Maße ausgebrochen war, daß
allein in den neun erſten Wochen 740, im ganzen aber 2135 Men-
fchen jtarben. Es entwich, was entweichen fonnte; Herberger blieb
mit den Seinen zurüd, bereitete die Erkrankten zum Tode und half
te fait alle beerdigen. „Da mußte ich mich, jagt er, weil wir den
od alle Augenhlide vor Augen jahen, in andere Gedanken richten
und meine ——— ausarbeiten und geiſtlich bewährtes Gicht-
pulver aus der Bibel fuchen. Im dieſer jchredlichen Peſt bewahrte
mein Herr Jeſus mich und mein ganzes Haus, daß uns nicht das
a Unglüdlein begegnete. Es war aber, als wenn ein Engel
mit dem blanfen Schwert mein Haus belagert hätte, daß mir fein
Leid durfte widerfahren.“ Im ſolch ftündlicher Todesgefahr und
unter ſolchem Gnadenſchutz des Herrn Dichtete er zu einer gefegneten
Stunde diejes Lied.
Es erjcheint zuerjt auf einem Einzeldrud: „Ein andechtiges
Gebet, damit die Evangeliiche Bürgerichaft zur Frawenjtadt Anno
1613 im Herbit Gott dem HERRN das her erweichet bat, daß
er jeine jcharffe Zornruthe, unter welcher bey zweytauſend Menſchen
—— ſind gangen, in Gnaden hat nidergelegt. So wol ein tröſt—
icher Geſang, darinnen ein frommes Hertz dieſer Welt Valet gibet.
Beydes geſtellet durch Valerium Herbergerum, Predigern beym Krip⸗
lin Chriſti. 4. Gedruckt zu Leipzig durch Lorentz Kober. An ver—
legung Thomä Schürers. Im Jahr 1614.“ Ein anderer Druck 1615
dem dritten Theil der Trauerbinden angefügt. — In die Geſang—
bücher wurde es eingeführt durch Clauders Psalmodia 1627.
Die Überſchrift lautet: „Valet Valerii Herbergeri, das er der
Welt gegeben Anno 1613, im Herbit, da er alle Stunden den Tod
für Augen gejehen, aber dennoch gnädiglich und ja jo winderlich
als die drei Männer im babylontichen Feuerofen erhalten worden.“
Te Jesum sitio, Terram detestor iniquam.
O coelum salve: Munde maligne, vale,
Die Überjegung bei Lauterbach: „Vita, Fama et Fata Val. Herb,
Leipzig 1708“ Tantet:
Jeſu, dur bift mein Verlangen; vor der Erde edelt mir.
Freudenhimmel, jei gegrüßet; arge Welt, nur weg mit dir!
Um Schluffe des Liedes findet fich wieder ein Vers:
Perfide munde vale: Salve Salvator ‚Jesu,
was jo hernach ins Deutiche überjeht wurde:
Fahre Hin, du falfche Welt! jei gegrüßet, o Jeſu, mein Erlöfer!
Das Gebetlein, welches fich Herberger zu feinem gewöhnlichen
Gebrauch am Sonnabend aufgeiebt batte, mag zeigen, wie un
Lied, auf Philipper 1, 21 gegründet, mit den jonftigen Ge
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Dig
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Me‘.
werden wie die Pfeifen in der Orgel zuſammenſtimmen und Gott
iu Ewigfeit preiien. Da werden ſie hüpfen und fpringen als die
Siraeliten, da fie aus Egypten gezogen waren. Das la mid,
Herr Jeſu, mit Freuden jehen. Amen.“
In der äußeren Form erjcheint das Lied als Afroftihon auf
feinen eigenen Namen „Balerius*, wie der Drud der einzelnen
DVerje zeigen wird.
Es ijt eines der Kleinodien unjeres Liederſchatzes und frühe
ſchon ein Liebling der Kirche geworden und geblieben bis auf diejen
Tag. Schon 1613 nahm Herberger den eriten Vers in die Predigt
auf, die er beim Tod jeiner Teiblichen Schweiter Clara gehalten.
(Zrauerbinden 5.) Im Jahr 1617 Tieß der Schulmeifter Hoffmann
zu Frauftadt das ganze Lied feines Schülers Herberger auf jeinem
Sterbebette fingen, und von einer chriſtlichen Fran, Margarete
Gaunersdörfer, erzählt er, ſie habe es jo eingerichtet, daß ihrer
Tochter Kinderlein alle Abend jeinen Sterbegejang gejungen haben:
„Balet will ich Dir geben.“
Es wurden mehrfache lateiniſche und polniſche Überſetzungen,
ja ſelbſt in die malabariſche Sprache, gemacht; und Ephraim Prä—
torius, Prediger in Danzig, hat im Jahr 1700 fünf Andachten über
daſſelbe geſchrieben unter dem Titel: „Die gottgefällige, geistliche
Seelentaube”, wo er in der Vorrede jagt: „Sch —*
zen, daß bei meinem künftigen Hintritt aus dieſer argen Welt ich
*
e von Her⸗
auch dieſes Valetliedleins mic zu erinnern die Gnade von Gott
haben möge. Denn ich habe mich recht darein verliebet; je mehr
ichs finge oder leſe, je mehr ich Urjache finde, es Lieb, hoch umd
werth zu halten. Es dienet in gefunden und Franken Tagen, im
Leben und Sterben.“ — So hat es fih an den verjchiedenjten
Seelen bewährt.
Es war zu —— zwiſchen Cannſtatt und Eßlingen b:
im jchönen Nedarthale, daß eines Montags, am 29. April 1727,
die Fran des dortigen Pfarrers Johann Ulrich Pregizer, Maria |
Dorothea Margareta, geb. Burk, ganz geſund diejes Lied mit ihrem
Mann und ältern Sohn anſtimmte. Sie jtarb bald darauf plöße
F
4
——— *
2 [rer ir —
FREIES * 7
ra“.
—
lich, — hat ſich alſo ſelbſt damit zu Grabe geſungen. (Pregizers
gottgeheiligte Poeſieen. 1727.)
Dr.
alentin Ernſt Löſcher, Paſtor an der h. age as umd
Oberconſiſtorialrath in Dresden, ließ, da er an allerlei Krankheits—
fällen merkte, daß die Zeit jeines Abſcheidens nahe jet, am dritten
Sonntag nad) Epiphanten des Jahrs 1749, als er noch mit Der
Gemeinde das heilige Abendmahl genoß, öffentlich nach der Predigt
diejes Lied fingen, al3 wäre es fern Abjchiedslied. Und wirklich
war das feine legte Predigt, denn zwei Tage darauf, am 28. Januar
1749, traf ihm der Schlag, eben als er feinen Leichentert im 57.
Kapitel Jeſajahs vor jich aufgejchlagen hatte.
Miſſionar Chriſtian Friedrih Schwarz, der von 1750 an 43
Sahre lang mit dem größten Segen in Oſtindien arbeitete, ließ ſich
ner bee jeiner legten Krankheit diejes Lied alle Tage nad) dem
Abendgebet von den englischen Schulfindern vorfingen, bis er damit
eingejungen war zur ewigen Ruh, am 13. Februar 1798.
Am gewaltigiten iſt in unjern Tagen das ganze Lied im jener
Bedeutung hervorgetreten zu Straßburg in den Belagerungstagen
1870. Mar Neichard, Pfarrer an der neuen Kirche dajelbjt, erzählt:
„sch hatte jeit langer Zeit einen Kreis von Liederpredigten begonnen,
und wurde am zehnten Sonntag nach Trinitatis * Auguſt) an
das Lied von Valerius Herberger geführt: ‚Walet will ich dir geben.‘
Ich erzählte die Lebensgejchichte des Dichters, jchilderte die Schreden
jener Bei, die er mit jeiner Gemeinde durchlebte, als über Frau—
ſtadt Die Peſt ausbrach, und er jein einziges aber jo wunderbar
ergreifendes Lied Dichtete, das ſchönſte aller Sterbelieder.“ Reichard
berichtete dann weiter von dem Feuer in Frauftadt, dejien Kommen
der ernite Adventöprediger geweiffagt, und von Dem geringen Bet—
hauje, das er Stripplein Jeſu hieß und wohin ev vor den Römiſchen
weichen mußte. — „Sch weiß nicht, wie es über mid) fam, während
* dieſe Züge aus des alten ‚Herzpredigers‘ Leben erzählte, — aber
plöglich jtand jene Vergangenheit wie ein Bild der Gegenwart vor
meinen Augen. ‚Feuer, Feuer kann auch über uns kommen; mir
ahnt, wir Hehen nicht am Ende, jondern am Anfang unſers größten
Sammers, und die Mitternachtsitunde könnte auch uns Schredens»
rufe bringen, Die uns im innerjten Herzen erbeben machten. — Wer
weiß, ob wir nicht auch noch in einem Kripplein unjern Gottesdienft
feiern müffen, in Feiner Gemeinde, in Sad und Aiche um die Trüm—
mer unfrer Stadt? Ach daß die Heimjuchungen uns allen dienten
ur Erwedung eines Glaubens, wie der des alten Herberger war,
a er jein Lied fang, todesmutbig: ‚Im meines Herzens Grunde
dein Nam und Kreuz allein funtelt all Zeit und Stundel' So
ungefähr jprach ich. Ach wie bald iſt meine Ausſage wahr ge
worden!" — Acht Tage darauf jchrieb er: „Sonntag tits 2
eute, gepredigt habe ich auch; aber keine Glocke hat uns mehr zus
ammengerufen, kein Orgelton hat uns mehr durch die Hallen ge
raust; unſre Kirche iſt ein ‚Rripplein: unter der Erde geweſen, ein
Gewölbe ini protejtantischen Gynmaſium.“ — — Seine Gattin aber
fchreibt in der verhängnißvollen Woche zwijchen beiden Sonntagen:
Pre EH \ — BZ * F X x, —* * Pe, 27 Be
Sehnſucht nach Erlöfung. A. 1. 0539
u
Em
eg Sehnſuc h 1
Jetst iſts elf ; da fängt die Kirche
Taulers, wo an Vater ſeit vierzig * das Wort Gottes ver⸗
kündet, in der mein Mann zum letztenmal gepredigt hat! Ja wohl:
Valet will ich dir geben!‘ du Liebe Liebe Kirche! — — Nun bremit
gewiß die Orgel! — war das nicht ein Orgelflang, der tief —
müthige Ton, der plötzlich durch das Praſſeln der Flammen hindu
gedrungen iſt? Dein herrlicher Geſang wird nicht mehr unter deines
alten Meiſters Hand durch die Hallen brauſen, du liebe ſchöne Orgel
mit den tiefen und an Tönen, die uns die Seele jo wunderbar
bewegten. Valet will ich auch dir geben!“ in Hoffnung anderer
Töne, die wir im Himmelreiche hören werden, wenn aller Streit
2
EN
ein Ende hat, und fein Krieg, fein Leid, kein Gejchrei mehr jein
wird.“ (Laupmann, Gedenfblätter 3, 119 f. 57 f.)
Jeder einzelne Vers iſt reich mit Proben der Geiftesfraft dieſes
Liedes gejegnet. —
1. Balet will ich dir geben,
du arge faliche Welt;
Dein fündlich böjes Leben
durchaus mir nicht gefällt.
Im Himmel ift gut wohnen,
hinauf jteht mein Begier;
da wird Gott ehrlich lohnen
den, wer ihm dient allhier.
Zum erjten Wort bemerft Schamelius: „Wale! Lebe wohl! als hie
e5: Nun Welt, ich mache Schicht; ich und du find 5 ute
Nacht! — Allein zu dieſem Valet gehört auch Herbergers Herz.“
Wie Philipp Nicolai geſungen hat: „So wünſch ich num ein qute
Nacht der Welt und laß ſie fahren.“ — Dem Schluß entiprechend
predigt Herberger jelbjt in jeinen „Trauerbinden“: „Mache dir Die
Rechnung: ijt der Himmel jo jchön von außen, wie jchön wird er
fein von innen! Man pflegt nimmermehr auf das Haus von außen -
fo viel zu wagen, als von innen. Uns wird zu Muthe ſein, wie
Petro auf dem Berge Tabor, da er jagt Mattb. 17: hier iſt gut
wohnen! Freilich it nirgends bejier wohnen, als im Simmel.“
In einem Krankenhauſe lag ein jchwer Leidender. Am Sterbe-
tage jagte er zur pflegenden Schweiter, objchon noch mehrere Kranfe
im Zimmer lagen: „Bleiben Sie bei mir; ich bin jo allem!” Er
fühlte jchon die Nähe des Todes. Da auf einmal rief er ganz
haſtig: „Singt doch!“ „Was jollen wir fingen?“ fragte Die
Schweſter. Raſch fiel er ein: „Walet will ich dir geben, du arge,
falſche Welt.“ Getroſt und frijch ſtimmte die Schweiter den Vers
an. Mit gebrochener Stimme jang der Kranke mit: „Dein ſündlich
böjes Leben durchaus mir nicht gefällt; im Himmel iſt gut wohnen;
hinauf fteht mein Begier.* Das war un 5 Uhr, und um 6 Uhr
war er droben. (Aus den Katjerswerther Jahresberichten.) 38
Sn der chlefiichen Gemeinde Wieja, an welcher der 1730 heim
egangene Pfarrer Schwedler jtand, wurde eines Tages vor Der
onumunion der erjte Vers gejungen.- Wie nun die Gemeinde an
die Worte zu fingen fam: „Dein eitel böjes Leben durchaus mir
FEN
— 7—
a TER * Er ER Fi ; — * EEE * *
* * X* Mr & I. Seh: fucht na ch Erloſun⸗ „er. 191. — 541
ae au
nicht gefällt“, gerieth Schwedler in einen folchen Eliaseifer, daß er
über Die Orgeltöne und über jo viel hundert Stimmen mit Donner—
ſchalle rief: „Um Gottes willen, was finget ihr? was gefällt euch
nicht? Der Herr Jeſus gefällt euch nicht. Saget * zu dem: ‚Du
gefällſt uns nicht!:, jo jaget ihr die Wahrheit. Ihr aber iprechet:
‚Die Welt” Iſts nicht Ächredliche Sünde, da ihr doch wiſſet, was
ihr Nachmittags vorhabt, dem allgegenwärtigen Gott jebt vorzus
ingen: ‚Der Welt ihr jündliches Leben durchaus mir nicht gefällt?“
achdem er ihnen nun dieſe Wahrheit auf eine jo durchgreifende
und eindringende Weije vorgehalten hatte, daß fie alle, von ihrem
Gewiſſen überzeugt, in Jammer und Thränen daſaßen, jagte er:
„Run, wenns jo wäre, wenns jo werden jollte, — wem die Welt und
ihr eitel böjes Leben zumwider worden, der mag e3 nun im Namen
Seju befennen!“ Da wurde endlich der Vers noch einmal anges
jtimmt, aber vor Angſt und Kummer mehr geweint als gejungen,
von ihrer vielen mit einem jolchen Vorſatz, der zum wenigſten zu
der Stunde ein jüßer Geruch Chriſti war. — Graf Binzendorf hat
es mit angelehen und mit angehört und äußerte einmal, als er das
in einem Geſpräch darüber, wie das Singen der Predigt helfen müffe,
erzählte: „Das iſt heroiſch und nicht zum Nachmachen.”
Johann Balthajer Beyichlag, Dekan in Schwäbisch Hall (F 1717),
verfaßte, wohl von unferem Verſe angeregt, ein gar fchönes Lied
von fünf Verſen nach unjerer Melodie, deren jeder beginnt: „Im
immel ift gut wohnen“ und jchließt: „im Himmel ift gut ſein.“
vgl. Pfälziſches Gejangbuch 1860.)
2. Math mir nad) deinem Herzen,
o Jeſu, Gottes Sohn;
Soll ich ja dulden Schmerzen,
hilf mir, Herr Ehrift, davon.
Verkürz mir alles Leiden,
jtärf meinen blöden Muth;
laß mich felig abjcheiden,
jeß mich in dein Erbgut.
Als der treue Hoflaplan Chriftian Store 1748 in Folge einer
fcharfen Predigt über den Carneval am herzoglichen Hofe zu Stutts
gart (vol. ©. 2 von Geheimrath Bilfinger aufgefordert worden
war, dergleichen Sachen in feinen Predigten nicht mebr zu bringen,
er aber bemerkt hatte, ein Knecht dürfe nicht für die Folgen jorgen,
wenn er mir feines Herrn Willen thue, wendete er fid) um Mat
an Johann Albrecht Bengel. „Ach mein Gott, jagte er, was jo
ich thun? Es ijt deine Sache und dein Amt, o Herr; bilf dur mir!
Und was denken Tiebwertbejter Herr Probſt? Ach wollte gerne
meines Theils keine Stunde bälder gehen, als e8 der Herr haben
will, jondern treu in der Verſuchung bis ans Ende erfunden wer
ben, es koſte was es wolle, anderntbeils aber das ‚Stehe auf und
fleuch zur vechten Zeit beachten. ch lann indeſſen freilich nichts
als bitten: ‚Math mix mach deinem Herzen, o Jeſu, Gottes Sohn
* verlangt mich auch ſehr nach Dero Gutachten. Der Herr Herr
=
—3*
Pr, ot a Aa * ———— * F * bo de r .
4% 542 u nad Erlöfung. Nr. 191. 2
3—
lege Denſelben das in Herz und Feder, was ſein wohl efälliger
ille iſt!“ (Bengels Leben von Burk.) kb
3. In meines Herzens Grunde
dein Nam umd Kreuz allein
Fünkelt all Zeit und Stunde;
drauf kann ich fröhlich fein.
Erſchein mir in dem Bilde,
zu Troſt in meiner Noth,
wie du, Herr Ehrift, jo milde
dich haft geblut’t zu Tod.
Diejer Vers iſt der Mittelpunkt des ganzen Liedes. Solche Ges
danfen bewegte der Sänger gar oft. Er jagt einmal: „Der Frau
Beronica zu gefallen joll der Herr Jeſus bei jeiner Ausführung ein
Bild jeines blutigen Angeficht3 in ein Tuch gedrudt haben. Fromme
Chriſten jollen das Bild des blutigen Herrn Jeſu allzeit im ——
ihres Herzens bei ſich tragen, ſo werden ſie in ſolchem Troſtbi
Noth und Tod überwinden, Darumb ſang ich in der Peſt 1613:
‚Erjchein mir in dem Bilde!“ (Trauerbinden.) — „Als St. Elifabet
ein jchön Cruzifix an der Kloſterwand ſah, ſprach fie zu den Ordens-
jungfrauen: ‚Liebe Schweitern, das Bild gehört ins Herz; fonft ifts
an der Wand verlorene Arbeit!" (Magnalta Dei.) — Schamelius
ruft aus: „O verflärtes —— darin durch das lebendige
Gedächtniß das Kreuz Chriſti, das iſt, ſein hohes Verdienſt, immer-
dar gleichſam glänzet und ſich zum Troſt und Erquickung darſtellet.
Wenn gleich der Tod ſchwarz ſiehet, dieſer Glanz, Chriſtus in uns,
deckt alles zu.“ — Die Worte am Ende ſind aus des h. Bernhards
Hymnus: Salve mundi salutare genommen, wo fie fo lauten:
Cum me jubes emigrare,
Jesu chare, tunc appare,
O Amator amplectende
temet ipsum tune ostende
in eruce salutifera,
Bergleihe S. 47. 48., wo Paulus Gerhardts Schlußvers von „O
Haupt voll Blut und Wunden“ als Nachklang unjeres Verjes und
des Bernhardihen Hymnus beiprochen ift.
Johann Caspar Schade hat diejen Vers zu einem Liede von
zwölf Verjen erweitert, um den Gedanken defjelben als jeine Lofung
zu fennzeichnen. Es beginnt: „In meines Herzens Grunde.”
Als der Oberjt Philipp Friedrich Nieger von Herzog Karl zu
Württemberg nach einer Haft von 1460 Leidenstagen voll Schmach
und Kummers wieder zu Gnaden gefommen war, trat er im jeinen
neuen Lebensabjchnitt mit chriftlihem Sinn ein. Vier Jahre her—
nach wurde er mit dem alten Vertrauen des Herzogs wieder geehrt
erinttet, Er
nnd der Orden, den man ihm genommen, ehrenvoll zurüd .
ALS man ihm aber denjelben anhieng, tönte es in jeiner Seele, wie
er jelbjt erzählte: „In meines Herzens Grunde dein Nam und Kreuz
allein funfelt all Zeit und Stunde.“
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Wit ausdrücklichem Bezug auf dieſen Vers ſchildert der Graf
——— ſeine ganze Predigtweiſe, indem er ſagt: „Wird Jeſus *
‚in dem Bilde, wie er fir unſre Noth am Kreuze ſich jo milde ge— >
bfutet hat ‚u todt‘ dem Menjchen vorgemalt, fo macht das einen
nicht von ihm wegfliehen, Be immer auf ihn zulaufen, woraus
endlich die jelige Hilfe und nachmalige Vertrautheit mit ihm wird. ?
Die Freundſchaft und Bekanntſchaft mit jeiner Berjon und die Ver— *
liebtheit in ihn kann alles effektuiren, ſie hilft vom Sündigen und
iſt das beſte, ja das einzige Mittel zur Seligkeit und Heiligkeit. 24
Daher habe ich allemal in meinen Predigten die Abficht gehabt, die >
armen Menjchen mit ihrem Heiland befannt zu machen und fie zur *
Gemeinſchaft mit ihm zu bringen; wenn das erreicht würde, ſo er— *
langten ſie mit ihm alles Gute, ſie würden in Liehe gegen ihn und
ihren Nächſten entzündet, und daraus flöße alles Übrige, was man 3
von Kindern Gottes erwartet.“
Es iſt auch das Lieblingswort von Ludwig Hofacker geweſen.
Unter manchen Stellen mag eine aus ſeiner Inveſtiturpredigt in c
Nielingshaufen das bezeugen: „Das Lamm Gottes, das geihlahtet
ift, muß ins Herz hinein. Das macht Menjchen Gottes, das shaft
Liebe, Freude, Demuth und Geduld, wenn man jagen kann: In —*
meines Herzens Grunde ꝛc.“ Ja das Lamm Gottes muß im unſer J
Herz hinein, wie er geſagt hat; ‚Wenn ich erlöſet ſein werde von *
der Erde, will ich ſie alle zu mir ziehen!“
4. Berbirg mein Seel aus Gnaden
in deiner offnen Seit,
Rück fie aus allem Schaden
zu deiner Herrlichkeit. *
Der iſt wohl hie geweſen, >
wer kömmt ins himmliſch Schloß; br
der iſt ewig genejen,
wer bleibt in deiner Schoß.
Dr. Heinrih Müller in Roſtock wurde eines Tags zu einer
ſchwermüthigen Frau gerufen, um fie zu tröften. Sie erzäblte ihm,
daß ihr bei den Worten im Evangelio des Tags: „Siehe, wir geben 3
hinauf gen Jeruſalem“ allerlei häßliche Gedanken über die Wunden .
des Heren Jeſu eingefommen feien, und fie müßte nun ſchließen,
daß fie an den jelgmachenden Wunden des Herrn feinen Theil
haben werde. Heinrich Miller fragte, ob fie denn nun, wenn fie
der Herr Jeſus wollte bei der Hand nehmen, im fein Leiden mit
ihm bineingehen würde. O ja, ſprach fie; doch wollte fie ſich vor
* zwei Dinge ausbitten: daß ſie keine ſolche Gedanken mehr be—
äme und daß ihr Traum ſich verwirklichte, den ſie gehabt. Ein —*
Engel habe, nemlich ihr im Schlafe das Herz aus dem Leibe ge—
nommen und zu den Füßen eines Kreuzes gelegt; das babe
ch aber am dem Kruzifix erhoben und als es bis zu dem Füßen
e3 Heren gefommen, babe es beide Füße umſchloſſen. Sie ſelbſt
ſei hinzugelaufen, um das Herz noch feſter um die Füße ihres
zu drüden, und darüber fer fie aufgewacht. Nun wollte fie bei Tag
und Nacht beten, daß diefer Traum fich erfüllte. Heinrih Müller
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Ku © — ni Aka >19. Kurz z 4 * y
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0 Sefufuct mach Erlöfung. Nr. 191.
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fragte, was ſie denn beten wollte. Da egte die Matrone: „Vers
birg mein Seel aus Gnaden in deine offne Seit ze." Num, jagte
der Seeljorger, das ſei ja jchon wahr geworben. In ihrem x
lichen Verlangen habe fie die Wunden des Herrn gefüßt und jeine
Füße umfaßt. Ans Kreuz aber jei ihr Herz erhoben in dem YUugen 7
blid, da fie betete:
Rück fie, rüd fie aus allem Schaden
in deine Herrlichkeit !
Darauf wurde die Angefochtene ganz jtile und gab ſich jehr wohl
zufrieden. (Seiffart, Chrijtholds Singularia evangelica.)
Zum Schluß. des Verjes: „Der iſt ewig gewejen“ macht Eras-
mus Francisci den Beiſatz: „Den Gefundbädern reijet man aufs
ungewifje viele Meilen nad), welche doch nur, wenn es wohl
linget, auf wenige Jahre uns das Leben verbeffern. Warum reijen
wir nicht den Weg, der zur unveränderlichen Gefundheit leitet, da
wir jollen fterbfrei werden ?“
Herberger jagt davon in den „Magnalia*: „Da Amatrictanus
in feiner Marter wehmüthig ward, jprad) ihm feine eigene Mutter
: Lieber Sohn, fieh doch den Himmel an; in diejes Schloß wirft
u alsbald eingehen! Auf dieſe Worte wurde er beherzter. —
Darım fag in deinem Todesjtündlein aljo: Gute Nacht, du böfe
MWeltherberge! Gott grüß dich, du neues himmlishes Haus, uns
durch Chriftum gebauet und erworben! Ihm jei Lob und Preis
für diefe Gnade in Ewigfeit. Amen.“
Bengel gieng einmal an der Richtjtätte zu Stuttgart vorüber
und jagte mit vieler Bewegung zu jeinem Begleiter: ‚Con manchem
wird e3 drüben heißen: ‚Er iſt wohl hie gewejen!‘* (Burf ©. 495.)
5. Schreib meinen Nam’n aufs beite
ms Buch des Lebens ein,
Und bind mein Seel gar feite
ins ſchöne Biündelein
Der, die im Himmel grünen
und für dir leben frei;
jo will ich ewig rühmen,
daß dein Herz treue jei.
Sm Original repetirt Herberger mit gelinder Variation:
Sp mill ich ewig rühmen,
daß dein Herz ſüße jei!
Eine echt Herbergerſche Wendung; aber der ganze Gedanke auf
Jeſu Wort und Abigails Nede (1 Sam. 25, 29) trefflich gegründet.
— Herberger bittet mit diefem Schlußvers, defien Anfangsbuchitabe
im Afroftihon jeinen Taufnamen Valerius vollendet, der Herr, der
ihn mit diefem Namen in der Taufe al jein Kind und Eigenthum
angenommen, möge vdenjelben nad) Luc. 10, 20 auch im Himm
angejchrieben jein lafjen. —
Zum Beſchluß des Büchleins Ruth in feinen „Magnalia Dei“
betet er: „Herr Jeſu! ich will deinen Namen in mein Herz ſchr
wie Ignatius, der tröftlichen Hoffnung, du werdejt meinen Namen
. —
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Ken | * ‚ H »r 3) a Be N
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— 1. Sehnſucht nach Erlöſung. Nr. 191. 545
in deine Hand und in Dame; ja ins a des Lebens jchreiben,
wie Davids und deiner Großväter Namen in der Bibel angejchrieben
ind. So wird meiner im Himmel nicht vergefjen werden, a ai
in der Welt über meinem Namen Gras wichje. ‚Herr Jeſu, ſchrei
meinen Namen aufs beite 2c.* Amen, o Amen, allerliebiter Herr
Jeſu!“ — So unterzeichnete er auch al3 „alter fünfundjechzigjähriger
Bater“ fein Pialterparadies, welches er der Prinzejjin Anna von
Schweden widmete, mit den jehnlichen Worten: „Valerius Herberger,
welcher fich von Herzen nach dem Worte Jeſu jehnet: „Heute wirft
du mit mir im Baradieje fein.” (vol. auch ©. 310 f.)
Mit diefem Vers jchloß hernach Valentin Preibiih, evan-
geliſcher Pfarrer zu a die Leichenpredigt, die er bei der Be-
erdigung des Dichters über Luc. 10, 20 am 21. Mai 1627 hielt.
Herberger hatte den Text jelbjt erwählt und dem Preibiſch, den er
Ni) als LZeichenredner an jeinem Grab, jo oft er in Glogau war,
erbeten hatte, vorgejchrieben, daß er predigen jolle: 1. wer der
Schreiber fei, jo im Himmel eimjchreibe; 2. welches die Tinte,
3. welches die Feder ſei, damit Gott einjchreibe; 4. welches das
Buch jei, darein Gott jcehreibe; und 5. was es für eine Schrift et.
— Bon ihm jelber jolle er alsdann nicht? Anderes rühmen, als
daß er feinen Herrn Jeſum herzlich geltebet, ihn jeinen Zuhörern
treulich vorgetragen und auf ihn und jein theures Verdienjt gelebt
* und ſelig geſtorben jei. — Das that denn auch Preibiſch und
etheuerte, daß jein Freund an dem Herren Jeſu feine größte Her:
zensluſt gehabt habe, jo daß man von ihm jagen fünne, was For:
tumatus von dem Bijchof Martinus gerühmt: Vir, cui Jesus amor,
Jesus timor, omnia Jesus — „ein Mann, dem ejus jeine Liebe,
Jeſus jeine Furcht, Jeſus jein Alles gewejen.“
In einer alten Familienbibel findet fich folgender Eintrag:
„Anno 1742 den 12. Februarii hat mich Gott der Herr noch die
Freude erleben laſſen, daß mir ein Entelfindlein ijt auf die Arme
gelegt worden, jo demnach folgenden Sonntag (Dom. VI. p. Epiph.),
da von der Verklärung Ehrifti ijt gepredigt worden, vor verjammelter
Kirche iſt getauft worden. Darnach die ganze Gemeinde bat ein»
Br amt- ‚Schreib meinen Nam'n aufs bejte Und iſt ihr der
ame ‚Margareta Elijabet‘ beigelegt worden.“ GJoſephſohn, Bro»
jamen. 2.) — Gewiß ein ebenjo treffender Schluß der Taufhandlung,
wie der mit: „Breit aus die Flügel beide!“
Die Melodie aus C Dur: eg gahee, von welcher nad
Wetzel Rapellmeifter Telemann erflärt bat, dab fie nach allen
Regeln der Compofition mit dem Text vollkommentlich accordire, tft
don Melchior Tefchner, Herbergers frommem Cantor an der Kirche
zum alien Chriſti in Frauftadt, ſpäterhin Pfarrer in Ober
Tritfchen bet Frauftadt, erfunden. Auf dem oben genannten Einzel»
druck vom Jahr 1615, der ſich in der Bibliothek des Hymmologen
Rambach zu Hamburg vorfand, jtehen zwei fünfſtimmige Tonjäge
Bine zu diefem Lied, einer aus der Äoliichen Tonart mit der
erichrift: prior compositio a 5. Auctore Melch. Teschnero auf
ine font nicht mehr gebräuchliche Melodie: ee fg ah gis, ber
Rod, Kirhenlied. VII. 35
andere aus ber —— Tonart, in C gejchrieben, auf die num
firchlid) gewordene Weije, und überjchrieben: posterior eompositio,
eodem auctore. — Sp haben denn beide, Prediger und Cantor, ad
Dichter und Sänger in dem Einzigen, was fie uns gegeben, eim
Meijterjtüc geliefert, der Gemeinde Ehrifti und ihrer lutheriſchen
Kirche zu bleibendem Troft.
192, Treu dich fehr, o meine Seele. 2
h Ein Kernlied unbefannten Urjprungs. Es wird bald Caspar
von Warnberg, um das Jahr 1626 jchlefiichem Landeshauptmann
gu Schweinitz und Sauer, zugejchrieben, bald, freilich mit Unrecht,
em Pfarrer Simon Graf, * u Schandau, der es in ſein
Gebetbuch 1632 aufgenommen hatte. In den „Threnodiae d. i. aus»
erlejene troftreiche Begräbnihgefänge für 4, 5 und 6 Stimmen.
Breiberg 1620.” von Sheiltop) Demantius, Cantor daſelbſt, ers
jcheint unjer Lied mit feiner bekannten Melodie, was einen längeren
vorherigen Gebrauch in der Gemeinde vorausjeben läßt.
Schamelius überjchreibt das Lied: „Fröhlicher Abſchied aus
den Jammerthale.“ Diejer Abjchied wird in Vers 1 angekündigt
al3 freudenreiche Erlöjung. — Vers 2—5 wird nemlich die Gegen-
wart nach ihrer Jammerjeite bejchrieben. Biel Kreuz V. 2, lauter
Gefahr und Beichwerden V. 3, von Teufel, Welt und Fleiſch B.4, |
vom Morgen bis zum Abend V. 5. — Darum fliehen wir zum
Erlöjer Jeſu Chriſto V. 6—9. Sei mir nicht ferne, Chrifte, lieber
Heiland B. 6; führe mich ins Paradies 3. 7; wenn die Sinne
— jet mein Licht V. 8; laß mich heimfahren wie Lazarus!
. 9. — Ufo gehen wir in Freude und Triumph aus dem
Sammerthal im die Heimat, Vers 10.
1. Freu dich ſehr, o meine Seele, Aus Trübjal und großem Leid
und vergig all Noth und Qual, follt du fahren in die Freud,
Weil dich nun Chriftus, dein Herre, Die fein Ohre hat gehöret
ruft aus diefem Jammerthal. und in Emigfeit auch währet. °
Hiezu bemerkt Schamelius: „Freu dich jehr! — Was hilft, wenn
man das eimem nach dem Tode nachſinget? Singe du bei Deinem
Leben jolche Lieder und mache dich dadurch mit dem Tode befannt,
verjüße damit jeine Bitterfeit.” — Ruft uns doc Chrijtus ſelbſt
heraus aus dem Jammer. „Der frommen Paula wars, wie Hie—
ronymus berichtet, im Tode, als hörete fie Chriſti Stimme: ‚Stehe
auf, meine Freundin, meine Schöne ; und fomm her!‘* Hoheslied 2, 10.
Mit diefem Verſe ſchloß Gottfried Mathejius, Paſtor zu Loms-
matzſch, an Oſtern 1680 jeine legte Predigt, um bald aus der Trübjal
heimzugehen. — Gräfin Ludämilie Elijabet von Schwarzburg-Rudol-
ſtadt erquidte fich daran auf ihrem jungfräulichen Sterbebette. Mit
feöhlichem Herzen nahm fie Abjchied von den Ihrigen, dankte ihrem
Verlobten, Chriftian Wilhelm, Graf von Schwarzburg -Sonders>
haufen, für feine Liebe und Treue; freute ich innig, daß fie Heute
ſchon mit den lieben Engeln das „Heilig, heilig, heilig!“ fingen
.
Sehnſucht nach Erlöfung. Nr. 192. 547
*
Ka
3
dürfe, und ftimmte nun in aller Schwachheit unfer Lied an: „Freu
di a o meine Seele!" Nach wenigen tröftlichen Abſchieds—
gefprächen (vgl. Seite 288) ſchied jie aus dieſem Leben am 12. März
1672.
Ein — ah Töchterlein hatte am Ende des vorigen Jahr»
hundert3 ein bejonders erbauliches Ende. Ihre Mutter, welche
ihren Chriftennamen nicht eben würdiglich zierte, Flagte und rief:
„wenn ich dic) nur könnte in deiner Krone jehen!" Darauf ant-
wortete das Kind: „wenn du dich wirjt zu Gott befehren, wirjt du
mich jeden; ſonſt aber nicht!" Unter ihren vielen Schmerzen aber
tröjtete fie fich jelbjt mit den Worten: „Aus der Trübjal, Angjt
und Leid jollt du fahren in die Freud!* (Basler Samml. 1790.)
3. Denn gleich wie die Roſen ftehen Wie die Meereswellen find
unter Dornenfpigen gar; und der ungejtüme Wind;
Alfo auch die Ehriften gehen alſo iſt allhier auf Erden
in lauter Angſt und Gefahr. unjer Lauf voller Beſchwerden.
Diefer Vers gibt die Kehrjeite des befannten Wortes: „Des
- Ehriftenherz auf Nojen geht, wenns mitten unter Dornen steht.“
E3 Stimmt in diefem Fall mit dem Wort von Simon Dach: „wir
haben feinen Rojengarten bie zu gewarten.” Aber die Dornen
werden doch nicht bloß Sehnjucht nach Erlöjung mweden, jondern
auch Schon jet Sinnbilder jein müſſen von dem geijtigen Triumph
des Chriften über allen Jammer der Zeit.
4. Die Welt, Teufel, Sind und Hölle, Wir find voller Angſt und Plag,
unjer eigen Fleisch und Blut lauter Kreuz find unſre Tag;
Plagen jtet3 hier unfre Seele, wenn wir nur geboren werden,
laffen uns bei feinem Muth. Jammer gnug findt fi) auf Erden.
Dr. Friedlieb zu Stralfund reiste einft mit einem Studenten
bon Hamburg nach Kiel. Während fie aber durch ein Dorf fuhren,
trug man gerade eine Leiche zu Grabe, und die Leute fangen: „Wenn
wir nur geboren werden, Jammer gmug findt fich auf Erden!" Es
Wo darüber ein Geſpräch, in welchem Friedlieb bemerkte,
daß man oft von eines Menschen Geburt in alle Welt binausschreibe,
und doch feien wir alle von Kindesbeinen an voll Sindhaftigkeit
und verdienten, allerlei Noth und Plage zu erleiden. Als mun der
Student jagte, da wäre es doch beifer, daß man nie geboren wäre,
und fein Gebetbüchlein herauszog, um an jenen Vers mit dem Blei—
ftift zu jchreiben: Verum est, dies ift wahr! ſprach Dr. Friedlieb:
„Ja, seribe, scribe et ora: Per nativitatem tuam juva nos, domine!
Sa wohl, jchreibe nur; bete aber auch: Durch deine heilige Geburt
hilf ung, lieber Herre Gott! | (Seiffart, Chriſthold Sing. Evang.)
Ticher ee und fein Geiſt —5* wieder nach Gemeinſchaft
Ö
35*
——— —
ZIEL
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„um de 17 De Zu a chin cn
N feiner Linfen an die Wand hieng. Nun war alles * 2
e einem
vr. Ich betete: ‚Freu dich ſehr, o meine Seele! Als ich zu dem
Berje kam:
6. Drum, Herr Chrift,du Morgenjterne, Hilf, dab ich mit Fried und Freud
der du ewiglich aufgehft, mög von hinnen fahren heut.
Sei von mir jegund nicht ferne, Ach jet du mein Licht und Straße,
weil mich dein Blut hat erlöst. mich mit Beiftand nicht verlaffel
jab er bald nach meinem Munde, bald nach dem Kruzifix, fieng mir
ie Worte ab und winkte fie gleichlam jeinem Heilande zu. Aus
dem Grund feiner Seele war ihm auch geſprochen der Berg:
7. In dein Seite will ich fliehen In das ſchöne Paradeis,
an meim bittern Todesgang ; drein der Schächer that jein Meif’,
Durch dein Wunden will ich ziehen wirſt du mich, Herr Chrift, einführen
ins himmliſche Vaterland ; und mit ewger Klarheit zieren.
Während jeine Brut nicht Schnell genug Athem holen konnte, waren
feine Augen feſt auf das Kruzifix gerichtet. Ganz verflärt Ich er
aus, und gieng, wie auf einer Leiter, von einer Stufe zur andern
in den Himmel.“ (Lauxmann, Gedenfblätter 3, 195.)
Die Melodie: fg ag fed e tft franzöfiichen Urjprungs. Es
findet ſich nemlich in der intereffanten Briefjanmlung der Herzogin
Eliſabet Charlotte von Orleans, Gemahlin des Bruders von Lırd-
wig XIV., Herzogs Philipps I. von Orleans, und Mutter des be>
rüchtigten „Negenten“ während der Minderjährigfeit Ludwigs XV,,
Philipps IL. von Orleans (1715—1721), einer Schweiter des Kurs -
fürjten Karl von der Pfalz, die, nur aus Politik fatholiich ges
worden, oft noch ihre reformirten Pjalmlieder in St. Cloud ge
fingen hat, folgende Stelle (Bibliothek des liter. Vereins. Stuttg.
- VI, 89): „An Amalie, Raugräfin von Degenfeld. Sch möchte wifjen,
welch liedt Man in der Lutheriſchen Kirch gejungen, wie Ihr Nein
feydt gangen Ich weiß nicht, ob ma tante (die Kurfürftin von Han-
nover) Euch gejagt, Daß mein john gefunden, daß die melodey:
„Bon gott will Ich nicht laſſen‘ Ein Entree Von balet geweßen ki
von Charle 7 (1430—1460).” Am Hofe König Franz I. von Frank
reich Re) brachte ſpäter Clement Marot die Sitte auf,
Pſalmen, die er überjegte, nach allerlei Volfsmelodieen zu fingen,
und jo pflegte der Dauphin, nachmaliger König Heinrich IL. (f 1559), °
feinen Lieblingspjalm 42: „wie der Hirſch jchreiet nach friſchem
Waſſer“ — ainsi qu’on oyt le cerf bruire — nach dieſem Entree,
Das fich allmählich zur Volfsmelodie gebildet hatte, zu fingen. Sp
erjcheint e3 dann erjtmals als Pſalmweiſe in dem befannten von
Calvin in der Kirche eingeführten franzöjtichen Pjalter: Octante trois
Pseaumes 1554 (Tübinger Bibliothef) und 1555 (Stuttgarter öffent
liche Bibliothef). Claude Goudimel, der Lehrer Palejtrina’s, ber
arbeitete dann Dieje Weije in dem Werfe: „Les Pseaumes mis en
rime francoise par Clement Marot et Theodore de Beze. Mis en
musique à quatre parties par Claude Goudimel. 1565.* vierftimmig
und motettenartig nach Art des in der Tutherifchen Kirche gebräud- —
nd aan Een WE EEE en
0 Sehnſucht nad) Erlöfung. Nr. 193. 549
2 fichen ZTonfaßes, wobei er aber die Volfsweife ganz unverändert
ließ und ihr nur die drei übrigen Stimmen anpaßte. Der erfte
Drud erfolgte vielleicht jhon im Jahr 1562, und der franzöftiche
Pialm, der darnac) gejungen wurde, lautet:
Comme un cerf alter& bräme
apres le courant des eaux,
Ainsi soupire mon äme,
Seigneur, apres tes ruisseaux.
Elle a soif du Dieu vivant
et s’ecrie en le suivant:
Mon Dieu, mon Dieu, quand sera ce,
que mes yeux verront ta face?
Als bald darauf Lobwaſſer die Pialmen ins Deutiche überjegt
atte, erhielt diefe Melodie in der deutjch-reformirten Kirche den
2. men: „
Überjegung des Pialm 42:
Wie nach einer Wafferquelle
ein Hirsch jchreiet mit Begier,
Alfo auch mein arme Seele
ruft und jchreit, Herr Gott, zu dir.
Wie nah einer Waflerquelle“ nad) der Lobwaſſerſchen
Nach dir, lebendigem Gott,
jie dürft und Verlangen hat.
Ah, wenn ſoll es dann gejchehen,
daß ich dein Antlig mög jehen?
Sobald diefer Choral mit dem gehörigen Rhythmus auf belebtere
Weiſe gefungen wird, treten die Klänge der franzöfiichen Vollsweiſe
jeßt nocd deutlich vor das Ohr. — Demantius hat in dem oben
angeführten Werk 1620 eine Compofition zu dem Lied gegeben;
ebenjo ſchuf Johann Stobäus 1639 einen trefflichen fünfjtimmigen
Tonſatz dazu.
193. Treuer Wächter Iſraels.
Bon Johannes Heermann, Pastor zu Köben (1585—1647, vgl.
3, 16 ff.). Erjchienen in „Devoti Musica Cordis, Hauß- vnd Hecke
Mufica, Leipzig» Breslau 1630“ unter den „Ihränenliedern, zur
Beit der Verfolgung und Drangſeligkeit frommer Chriſten“; bis im
die Mitte des letzten Jahrhunderts in allen Gefangbüchern vor-
handen.
Unter Heermanns Thränenliedern, welche ſchon als „die Dia»
manten im jeiner Dichterfrone“ bezeichnet worden find, ſteht unſer
Lied in der vorderjten Reihe. Den Lıchtenfteinischen Dragonern umd
ihrem ganzen Drangjal jtellte der in die Verbannung gejagte Hirte
den Wächter Iſraels gegenüber, der nicht jchläft noch ſchlummert.
Es iſt ein gewaltiges Lied, voll himmelſtürmender Gebetstrajt, ob
er nun im den beiben erjten Verſen ruft:
Treuer Wächter Iſrael, Schau, wie große Noth und nal
def fich freuet meine Seel, trifft deim Rolf jegt überall;
Der du weißeſt alles Leid Täglicd wird der Trübfaln mehr,
deiner armen Chrijtenheit ; bit, ach bilf, ihüg deine Lehr!
O du Wächter, der dur micht Wir verderben, wir vergehn,
jotaft noch jchlummerft, zu uns richt nichts wir fonjt für Mugen jehn,
ein hilfreiches Angeſicht! two du nicht wirft bei ung ftehn!
oder im fünften und fechsten an ihn, den Sohn Gottes, appellirt:
Kläglich Schreien wir zu dir, Zeig ihm deine Wunden rot,
Hopfen an die Gnadenthür, und von deinem Kreuz und Tot
Wir, die du mit —— Ruhm Und was du mehr haft gethban,
haft erfauft zum Eigenthum: ʒeig ihm unſertwegen an; Tr
Deines Vaters Zorn abwend, Sage, daß du unſre Echulb
der wie lauter eur jegt brennt haft u er in Geduld,
und fchier alle Welt durchrennt. und erlanget Gnad und Huld.
Am Fräftigiten aber hat ſich in die Geſchichte eingezeichnet ber
fiebente Vers, wie folgende drei Erzählungen zeigen. ;
Zu Augsburg wurde am 13. Auguſt 1704 das Bußfeſt gefeiert,
Am Nachmittagsgottesdienjt erflärte Gottfried Lommer die Worte
Thren. 2, 8: „Der Herr hat gedacht, zu verderben die Mauern
der Tochter Zion . . . die Mauer liegt jämmerlih!” und predigte
von dem über den Ruin ihrer Mauern tranernden Jeruſalem, wie
jolcher im Rathe der heiligen Wächter erivogen, was Gott dazu bes
wogen und wie er jolchen vollzogen. Der Prediger wies im Ver—
a! der Nede hin auf den Herrn, der zur Rechten Gottes fige und
are unter jenen Feinden herriche, umd zeigte, wie man beten
mühe:
Sefu, der du Jeſus heißſt,
als ein Jeſus Hilfe leiſt';
Hilf mit deiner jtarfen Hand,
Menjchenhilf hat jich gewandt.
Eine Mauer um uns bau,
daß dem Feinde dafür grau,
und mit Zittern fie anjchau !
Es jei der rechte Vortheil glaubiger Herzen, dem Vater im Himmel
ind Herz zu greifen, wenn wir uns auf jeinen lieben —* an
dem er Wohlgefallen habe und der der einzige Menjch in Gnaden
jei, berufen und aus Trieb des heiligen Geiſtes anhalten, wie Mey-
fart gebetet habe:
D großer Gott von Treu, So fieh doch an die Wunden fein, °
weil für dir niemand gilt, jein Marter, Angit und schwere Bein;
Als dein Sohn Jeſus Chrift, um jeinetwillen jchone
der deinen Zorn gejtillt, und nicht nah) Sünden lohne!
„Was will Gott machen, fuhr er fort, wenn wir ihn aljo umringen
und nicht lafjen, bis er uns jegne? Das Herz wird ihm br
daß er fich unjer wird erbarmen müfjen!“ Und * da, unter
folchem Beten, Seufzen und Thränen verlieh Gott zu Derjelben Stunde
auf dem Schlachtfeld bei Höchjtädt dem Kaiſer und feinen Verbün—
deten den herrlichiten Sieg. Gewiß find die Gebete der Glaubigen
mit im Gefecht geweſen, das der Herr zu ſolchem Ausgang wendete,
(Seiffart, Singularia evangelica,)
Im Anfang des Jahres 1814 jtanden Schweden, Koſaken und.
die ruffiich=Ddeutjche Legion nur eine Viertelmeile vor der Stadt
Schleswig. Die Bewohner der Stadt hörten jeden Tag neue
Schreckensnachricht von diejen feindlichen Haufen. Wie jollte es um
BY zn a
die Mitternachtsitunde des 5. Januar gehen, wo der Waffenftillftand
-abgelaufen war? — Am Eingang der Stadt Tag das Haus einer
armen Frau, welche mit ihrer Ben bejahrten Tochter und ihrem
Bmanzigjährigen Enteljohn zujammenwohnte. Dieje aber betete aus
ihrem Gejangbuch die Gefänge der Kirche in Noth und Drangjal.
Da kam jie betend zu den Worten:
Eine Mauer um ung bau,
daß dem Feinde davor grau!
Ah Großmütter, jagte der Enkel, es wäre wohl gut, wenn unjer
Herr Gott eine Mauer um uns bauen wollte; aber das iſt doch
nicht3 geredet! Ei wohl, jagte die Alte, er kann alles, er wirds
wohl fünnen. — Die Feinde zogen heran, man hörte ihr Gejchrei
durch die ganze Stadt; vor dem Haus der Großmutter aber blieb
alles still, kein Feind fam ins Häuschen. Am andern Morgen, als
fie fich vor die Thüre wagten, ſiehe, da finden jte die Straße nicht.
So lange das Haus war, lag ein Berg von Schnee da wie eine
Mauer; den hatte in der Nacht der Wind zufammengeweht. So
war der Feind an der Schneemauer, die der Herr vor Mitternacht
aufgebaut, voriibergezogen. Die alte Witwe aber lobte und preijete
Gott. (Basler Samml. 1815.) — Clemens Brentano hat, obwohl
Ben fein fonderlicher Chriſt, ein jchönes Lied zur Verherrlichung
iefer wunderbaren Bewahrung gejungen.
Aus Paris wurde im Frühjahr 1871 nad) dem Sturm der
Commune gejchrieben: „Gott der Herr hat wunderbar über ums
gewaltet. Während dreier Wochen waren wir Tag und Nacht der
Beſchießung ausgejebt. Unſer Kirchlein mit den anliegenden als
Lazaret verwendeten Schulen iſt unverjehrt geblieben, obgleich einige
Schritte davon zwei gewaltige Bomben niedergefallen find. Wir
haben keinen Sonntag ausgelegt; wir jangen im Kirchlein unter der
ümmerlichen Dede unjre Zıonslieder, und draußen donnerten die
Bomben und Ranonen. Auch unfer Haus war jehr ausgejeßt.
Allein ich konnte und wollte meine Gemeinde nicht verlaffen. In
die Meller durften wir uns wegen der fchlechten Gebäulichkeit nicht
flüchten; jo blieben wir denn und ergaben ung der treuen Fürjorge
des Herrn und feiner heiligen Engel. Vier Bomben fielen im ums
mittelbarer Nähe unſers Hauſes, und das Pfeifen der am ums vor»
überjaujenden Geſchoße danerte oft Stunden lang in der Nacht.
Gar oft fam mir das Liedeswort in Erinnerung:
Eine Mauer um uns ba!
und den Herrn erinnerte ich am die Verheißung feiner gnädigen
Aushilfe. In der That tft uns fein Leid widerfahren; wir Fönnen
nur Di bon der Gnade des Herr.“ (Lauxmann, Gedenlblätter
2, 109 f.)
ft doch auch der zweitlegte (12.) Vers unſers Liedes in jenen
Tagen bewährt worden:
Du bijt ja der Held und Manır,
der den Kriegen ftenern fann,
aſucht nad; Erlöfung. Nr. 198. 551
{)
Be ,)
EEE
Fu
EV re
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271; ng. Ri
Der da Spieß und Schwert zerbricht, rt
der die Bogen macht zumicht, * vr
Der die Wagen gar verbrennt
und der Menfchen Herzen wendt,
daß der Krieg gewinnt ein End.
Melodie: „Singen wir aus Herzensgrund.“ — Diejelbe :
gbagfsga ober: gfsgbaga, ober: fasgfefg,
im Dreitheiligen Takte, ıjt nad) E. Häußer eine uralte Melodie,
ebräuchlich zu dem im 14. Jahrhundert vorkommenden Lateinischen
eihnachtsgejang : |
In natali domini Virgo mater peperit,
gaudent omnes angeli virgo deum genuit,
Et cantant cum jubilo: virgo semper intacta,
gloria uni Deo!
in deutſch: „Da Ehrijtus geboren war, frenet fich der Engel Schar.”
it Diefer von Johann Roh, genannt Horn, dem Biichof der böhmi-
den rüber, für jein Brüdergefangbuc von 1544 gefertigten deut—
en Überarbeitung tritt fie in Die evangelische Kirche ein. In der
weiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde fie übergetragen auf
as im lutheriichen Gejangbuch von Frankfurt a. d. Oder 1569 ſich
vorfindende Tiichlied, welches Fälichlih Bartholomäus Ningwaldt
zugeichrieben wird:
Singen wir aus Herzensgrund, Wie er Thier und Vögel ernährt,
loben Gott mit unjrem Mund! fo hat er uns auch beichert,
Wie er jein Güt an ung beweist, welchs wir jegund hab'n verzehrt.
fo hat er ung auch geipeist;
Sonst benennt man die Weife auch nad) Gerhardts Lied: „Zweierlei
bitt ich von dir.“
194. Dion klagt mit Angft und Schmerzen.
Bon demjelben Verfaſſer, erjchienen in der dritten Auflage
feiner Devoti Musica Cordis 1636. Schamelius überjchreibt es:
„Seelenarzeney wider die Melancholey“ ; Heermann jelbjt: „Aus
dem jchönen Kerniprüchlein Eſaiä am 49. Cap.“
E3 mag im Jahr 1633 gewejen fein, daß Johannes Heermann
diejes Lied gedichtet hat. Viermal wurde in jenen Jahren die Stadt
Köben von den Feinden geplündert; aber, wiewohl er heftige
Drohungen genug von den Feinden hören mußte, hielt er jtand-
haft bei jeiner Gemeinde und in jenem Amte aus. Um das Maß
des Leidens voll zu machen, verbreitete fich Die Pejt über das ganze
Land. Allein im Jahr 1631 jtarben 550 Perſonen. Mocten andere
in jolchen Nöthen und Berfolgungen mitunter ——— jean, ü
entweder bis zum Verzagen oder bis zur Verleugnung der Wahre
beit, jo schloß ich Heermann an das „ihöne Kernſprüchlein“ Jeſajahs
an 49, 14—16. „Zion Äpricht: der Herr hat mich verlafien, der
Herr hat mein vergefien. Kann aud ein Weib ihres Kindleins vers
geſſen, daß fie Nic nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?
I FE de ut FE A En
> 1. Sehnſucht nad) Erlöfung. Nr. 194. 553
- Und ob fie defjelbigen vergäße, will ich doch dein nicht vergeffen.
Siehe, in die Hände Ser ich Dich gezeichnet. Deine Mauern find
immer vor mir.” — Diejem Zwiegeſpräch gemäß läßt der Dichter
in Berg 1 und 2 die Klage und in Vers 3—6 den Trojt in Liedes—
worten hervortreten.
Paſtor Georg Schimmer zu Wittenberg hat eine Reihe von
Predigten über dies Lied ir unter dem Titel: „Das bes
fümmerte und durch die Tröftung Gottes ergeßte Zion. Wittenberg
1696." Und als er im jeinen Montagspredigten die Klagelieder
Jeremia's erflärte, ließ er jedesmal Heermanns Lied fingen und be=
gann jede Predigt mit Vers 1:
Jin Hagt mit Angst und Schmerzen, Ach, jpricht fie, wie hat mein Gott
*
ion, Gottes werthe Stadt, mich verlaſſen in der Noth
ie er trägt in ſeinem Herzen, und läßt mich ſo harte preſſen:
die er ihm erwählet hat. meiner hat er gar vergeſſen!
Schamelius bemerkt noch: „Das liebe Lied ſingen ne nur
darum, weil es beweglich lautet. Aber wiſſet, es ſchickt ſich nicht
vor alle Berjonen, jondern vor die, die im vierten und lebten Vers
bejchrieben werden, auch nicht vor jedes gemeine Kreuz, jondern
—* I zweiten und fünften Vers benennet it. Prüfet euch hier—
na [7]
Wunderbar tröftlich find Die vier Verje, in welchen der Sänger
feinen Herrn reden läſſet; jo gleich Vers 3:
Bion, o du vielgeliebte ! Doc) jtellt alles Trauern ein!
jpricht zu ihr des Herren Mund, wo mag eine Mutter jein,
war du bift jet die betrübte, die ihr eigen Kind kann haffen
Seel und Geiſt iſt Dir verwundt; und aus ihrer Sorge laffen ?
Kein Wunder, daß Dr. Heinrich Müller in feinem „Geiſtlichen Dant-
altar“ 1669 diejes „Freudenliedlein“, wie er es nennt, mit den
Worten begleitet: „Wenn ich aljo bet und fing, wird mein Herz
recht guter Ding! Gelobet ſei der Herr täglich !*
Zum Teßten Vers. Eine chriftlich gefinnte Frau mußte der
Leichenöffnung eines Selbftmörders beiwohnen. Das erwedte in ihr
einen jolchen Widerwillen gegen das Leben, daß fie zehn Jahre lang
ich mit den jchwermüthigiten Gedanken trug. Diejelben verfolgten
ie überall bin, ſelbſt in die Kirche und zum heiligen Abendmahl.
roß anhaltenden Gebets wollten die Gedanken nicht weichen, zumal
ft eine Familie von fünfzehn Perjonen zu ernähren batte. Cbriit-
icher Troft wollte wenig verfangen, bis des Herrn Stunde fant,
Sie geht eines Tags an einem Haufen Auskehricht vorüber und
—9 a ein kleines überſchriebenes Blättchen liegen. Das hebt ſie
auf und findet mit großen Haren Buchſtaben den Vers geichrieben:
Du bift mir ftets für den Mugen, Did und mich kann feine Zeit,
du liegſt mir auf meiner Schoͤß, feine Noth, Gefahr noch Streit,
Wie die Kindlein, die noch ſaugen; ja der Satan felbjt nicht ſcheiden:
meine Treu zu dir ift groß. bleib getroft in deinem Leiden!
a a Er a En in el
Pas De u N
ee
Bi u 0 a ae en
te.
Bon der Stund an war alle Anfechtung und Noth vorüber; fie
war getrojt im Glauben und in der Hoffnung. (Karl Heinricd),
Erzählungen x. 2.) -
Eine herrliche Tochter ijt Diefem Heermannjchen Liede im Jahr
1664 zu Theil ig in dem Liede: „Zion, gib dich mur zus
frieden.“ Der Verfaſſer deffelben ijt Joachim Pauli, Candidat der
Theologie zu Berlin und poetifcher Schüler von Paulus Gerhardt.
Es erjchien in feiner „ATQ, Vorſchmack der traurigen und fröhs
lihen Ewigfeit. Berlin, Nunge 1664”; und ſodann in Crügers
Praxis pietatis melica 1666,
Es ſei erlaubt, auch von diefem einige Strophen anzuführen.
Vers 1 gibt die Antwort auf Zions Klage:
Bion, gib did nur zufrieden, Wann er jtraft, jo liebt er and,
Gott ijt noch bei dir darin; dies iſt fein beliebter Braud).
Du biſt nicht von ihm gejchieden, Zion, lerne dies bedenken,
er hat einen Vaterjinn. warum willt du dich jo kränken?
Zeile 5 und 6 jind in der chriftlichen Gemeinde eine jprichwörtliche
Nede geworden.
Zu Vers 2. Prediger Johann Friedrich Schmidt fuhr im Jahr
1769 nach Amerifa mit einem Freunde Dr. Hellmuth, wurde aber
auf der See jo leidend, daß man an jeinem Auffommen verzweifelte,
Da träumte dem tiefbetrübten Freunde, der Herr Jeſus gehe Durchs
Zimmer, höre ihn aber mit jeiner Bitte um das Leben des Freundes
kaum an. Voller Bejtürzung erwacht Hellmuth, greift nad) dem
nächiten beiten Buche und findet in dem Halliichen Geſangbuch beim
eriten Blid den Vers:
Treiben dich die Meereswellen Schweigt dein Heiland ftill dazu,
in der wilden tiefen See; gleich als in der janften Ruh:
Wollen fie did) gar zerichellen, Zion, la did nicht bewegen,
mußjt du rufen Ad und Weh! dieje Flut, die wird fich legen !
Er kommt auf den Einfall, dem Freunde Pillen einzugeben, und
nach) wenigen Stunden hatte ji) die Krankheit gelegt umd der
Freund durfte bald mit ihm auf dem Verdeck getröftet und dankend
dahingehen. (Chrijtenbote. 1840.) }
Auch Vers 4 zeichnet jich unter den 8 Verjen des Liedes aus:
Müſſen jchon allyier die Thränen Muß dein Purpur jein das Blut
deine jchönjten Perlen jein, und der Mangel Hab und Gut:
Muß das Seufzen und das Stöhnen Zion, laß dir doch nicht grauen,
fein das bejte Liedelein, du kannſt deinem Gott vertrauen! °
Urjprünglich iſt das Lied auf die Melodie gedichtet: „Wie nad
einer Waſſerquelle.“ — Allein „deſſen janft und heiter dahinfließende
Melodie jchien wohl dem Tone herber Klage nicht ganz gemäß,
welchen Heermann ın den beiden erjten Strophen anjtımmt.“ Und
jo hat Sohann Crüger 1640 mit zartem Sinn eine Weiſe des Can
tors an der Thomasjchule zu Leipzig, Johann Hermann Schein, für
unfer Lied aufgenommen. Diejer hatte nemlich zur Bejtattung ſeines
Töchterleins Suſanna Sidonia 1623 das Lied gedichtet: „Seligkeit,
RR BEE RT REN DNOR BE) ESIDIUNGT RES TOD. 999
14
N
I
#
4 Fried, Freud und Ruh“ und mit Melodie und Sab im feinem Can—
tional 1627 herausgegeben: daabagfis. Obwohl mın das Lied
ein abweichende: Metrum hat, wußte es doc Meifter Crüger jo zu ge-
ftalten, daß fie wie eine eigens für das Heermannjche Lied gejungene
Weiſe gelten fann: daacbagfis oder hfis fis ag fis e dis,
195. Ich bin ein Gaft auf Erden.
Bon Paulus Gerhardt (1607—1676, vgl. 3, 297 ff.) als Dia-
konus zu Berlin gedichtet, und zum erjtenmal erjchienen in Ebeling!
Ausgabe von P. Gerhardi geiftlihen Andachten, im zweiten Duzend,
aliv 1666. Bon Öejangbüchern enthält es zuerjt Die Praxis pietatis
melica 1690.
Sihtlih an Pialm 119, 19 anfnüpfend: „Ich bin ein Gaſt
auf Erden; verbirg deine Gebote nicht vor mir!“ (V. 1—3) greift
das‘ Lied in den neutejtamentlichen Gedanken hinüber: Ebr. 11, 13.
„Dieje alle find gejtorben im Glauben und haben befannt, daß jie
Säfte und Fremdlinge auf Erden find.“ (B. 4—6) und kommt auf
den Gedanken Ebr. 13, 14 hinaus: „Wir haben hier feine bleibende
Stadt, jondern die zukünftige juchen wir.“ (B. 7—14.) — — Der
Sänger bejchreibt nemlich ſein Leben als Gait auf Erden, Vers 13,
ermuntert jich dann durch das Vorbild der lieben Alten, Vers 4—6,
um den Entihluß zu offenbaren: ich will zufrieden jein, Vers 7,
nicht an der Welt hängen, Vers 8, jondern der Heimat im Himmel
mich zuwenden Vers 9. 10. — Es liegt das in der Natur diejer
Welt mit ihrem Übel, Vers 11, und ihrer Vergänglichkeit, Vers 12;
es zieht dahin aber auch der Herr, der mich zur Somue jeiner
Gnaden führen will, Vers 13. 14.
Wie jehr das Lied aus dem Herzen Gerhardts geflofjen, mögen
zwei Thatjachen zeigen. — Einmal die befannte Charaktertjtit unſers
Sängers, welche Hippels Mutter ihrem Sohne gegeben: „Nach dem
Luther muß ich gejtehen, keinen befjeren Liederdichter als Gerhardten
zu kennen. Er und Rijt und Dad) find ein Kleeblatt, das aus»
erwählte Riüftzeug Luther aber die Wurzel. Gerhardt dichtete wäh—
rend dem Klirchengeläute, könnte man * Ein gewiſſer Drud,
eine gewiſſe Beflommenheit, eine Engbrüftigteit war ıhm eigen. Er
war ‚ein Gaſt auf Erden‘, und überall in feinen 120 Liedern iſt
Sonnenwende gejäet, Dieje Blume dreht fich bejtändig nach der
Sonne, und Gerhardt nach der jeligen Ewigfeit.*
Sodann der Eingang feines Tejtaments, welches er am Ende
—— Lebens für ſeinen Sohn Paul Friedrich hinterlaſſen: „Nach—
em ich nunmehr das 70. Jahr meines Alters erreichet, auch dabei
die fröhliche Hoffnung babe, daß mein Lieber frommer Gott mich in
hurzem aus diejer böjen Welt exlöjen und in ein bejjeres Leben
führen werde, als ic) bisher auf Erden gelebt habe, — jo danfe
ich ihm zuvörderſt für alle feine Güte und Trene, die er mir von
meiner Mutter Leibe an bis auf die jeßige Stunde an Leib und
Seele und an allem, was er mir gegeben, erwieſen bat. Daneben
bitte ich ihn von Grund meines Herzens, er wolle mir, wenn mein
Bar BE
556 N Sehufucht mach Erlöfung. Mr. 105
Stündlein fommt, eine fröhliche Abfahrt verleihen, meine See
Be väterlichen Hände nehmen und dem Leib eine janjte Ruhe im
er Erden bis zu dem lieben jüngſten Tage beicheren, ba 2 m
allen Meinigen, die vor mir geweſen und auch künftig na
bleiben möchten , wieder —*2* und meinen lieben Herrn Jeſum
Chriſtum, an welchen a bisher gegläubet und ihn Doch noch nie
gelehen habe, von Angelicht zu Angeficht jchauen werde.“ Dieſer
ingang entjpricht unjrem Lied bis ins Einzelnfte hinein. r
An dem wiürttembergiichen Pfarrdorfe Altburg bei Calw Tebte
der jchon jeit mehreren Jahren in den Ruheſtand verſetzte wohl—
betagte Schulmeifter Schulz in jtiller Zurücdgezogenheit. Da geihah
es, daß er am eriten Maijonntag des aba 1852 auf die Bitte
feines Amtsnachfolgers, der an diefen Tage der Confirmation eines
nahen Berwandten in Calw beiwohnte, die Gejchäfte eines Organiften
und Vorjängers beim Gottesdienst zu übernehmen hatte. Darauf
freute er fi) denn auch recht wie ein Kind, daß es ihm nad) jo
langer Entbehrung einmal wieder vergönut fein jollte, mitten unter
der Gemeinde, die im äußern und innern Sonntagsihmud ſich ver—
ſammelte, feine liebe alte Orgel zu regieren. it heller fräftiger
Stimme, die ihm bis in jein hohes Alter eigen war, begann er,
als der freudig erfehnte Tag herangefommen war, mit der Öemeinde
das für den Gottesdienſt bejtimmte Lied:
Sch bin ein Gaft auf Erden Hier reif’ ih aus und abe,
und hab hier feinen Stand; dort in der ewgen Ruh
Der Himmel foll mir werden, iſt Gottes Gnadengabe;
da ift mein Vaterland. die ſchleußt all Arbeit zır.
Da folgte der zweite Vers, der ihn jo jtarf und nahe an jein ver—
flofjenes, von Dornen reich durchflochtenes Leben erinnerte:
Was iſt mein ganzes Wejen Hab id) jo manchen Morgen,
von meiner Jugend an fo manche liebe Nacht
Denn Müh und Noth gewefen? mit Kummer und mit Eorgen
So lang ich denfen kann, des Herzens zugebradt.
und Wehmuth zugleich verjegte Mann das Haupt aufs Choralbud),
— umd war verjchieden. Dafjelbe Lied hatte man auch bei der
Beerdigung jeines ihm vorangegangenen einzigen Bruders gejungen.
So ſchied der alte treue Lehrer im Haufe Gottes, in welchem er jo’
vielmal Handreihung gethan, jchnell und janft von hinnen, und mit
furzem leichtem Schritt, das Lob Gottes auf den erblaßten Lıppen,
trat er hinüber in die Hallen des Himmels, wo ihm nad Nr:
langen, mühevollen Bilgerichaft, nach einem Leben voll Kampf und
Streit, geführt im Dienſte des Herrn, der Friede Gottes blühte und
wohin fich im Gefühl der Fremdlingichaft auf Erden fein ſehnſuchts—
voller Blick ſchon längjt im Glauben gerichtet hatte. — In derjelben
Kirche hatte nicht lange vorher jein vieljähriger Pfarrer einen ähn-
lichen Tod gefunden, indem er ebenfalls während des Gottesdienjteg
auf der Kanzel vom Schlag getroffen wurde. — Wieler
u Steinenberg in der pädagogiſchen Monatsſchrift: „Die Volks—
ut Stuttgart 1852.“)
Aber fiehe da, mitten drin neigte der in die höchite Ko
0 Sehnſucht nad) Erlöfung. Nr. 195. 557
Ei E Vers 3 iſt recht aus Gerhardts Lebenserfahrung gefloſſen:
Mich hat auf meinen Wegen Verfolgung, Haß und Neiden,
mand harter Sturm — ob ichs gleich nicht verſchuldt,
Blitz, Donner, Wind und Regen hab ich doch müſſen leiden
hat mir manch Angſt erweckt; und tragen mit Geduld.
Als Ebeling das Lied herausgab, Tagen jene beiden Jahre confeſ—
ſioneller Kämpfe hinter dem zartfühlenden Knechte Gottes, welche
im Februar 1666 mit feiner Amtsentjegung endeten. Er erklärte
wohl: „Es ijt nur ein jolches ein geringes Berlinijches Leiden; ich
bin auch willig und bereit, mit meinem Blute die evangeliiche Wahr-
2 zu befiegeln und al3 ein Baulus mit Paulo den Hals dem
chwerte darzubieten.“ Allen Blig und Donner war es doch auf
feinem Wege; und jein Trojt blieb nur das: „nicht verjchuldt.“
Gar jhön führt er feiner Seele nun die Erempel der Alten
zur Ermunterung im Kreuze vor:
4. So giengs den lieben Alten, 6. Die frommen, heilgen Seelen,
an derer Fuß und Pfad die giengen fort und fort
Wir uns noch täglich Halten, Und änderten mit Quälen
wenns fehlt an qutem Rath; den erjt bewohnten Ort;
Wie mußte ſich doch jchmiegen Sie zogen hin und wieder,
der Vater Abrahanı, ihr Kreuz war immer groß,
eh als ihm jein Vergnügen bis daß der Tod jie wieder
und rechte Wohnstatt fam. legt in des Grabes Schoß.
5. Wie manche jchwere Bürde 7.3 habe mich ergeben
trug Iſaak, fein Sohn! in gleiches Glüd und Leid;
Und Jakob, dejlen Würde Was will ich beſſer leben,
in bis zum Dimmelsthron, denn jolche große Leut?
ie mußte der ſich plagen ! Es mu ja durchgedrungen,
in was I Weh und Schmerz, es muß gelitten ſein;
in was für Furcht und Hagen wer hat nicht wohl gerungen,
ſank oft jein armes Herz. geht nicht zur Freud hinein.
Bu Bers 11. Frau Mifftonar Flad in Abeſſynien jchreibt im
ihrem Tagebuch während der Gefangenschaft: „Am 21. April 1866
reiste mein Mann ab. Werden wir uns je wiederſehen? und wie
viel Angſt und Trübjal mag die Trennungszeit ın Sich bergen?
Unter jolchen Fragen gelangte ich in das Haus der Woiſoco Menen,
einer —— Königin, in Magdala. Leider war das trübe, düjtere
und überaus Imupige Dans durchaus ungeeignet, mich etwas beiterer
zu ſtimmen. Unter Thränen jagte ich mir den Vers:
Die Herberg iſt zu böfe, Komm, mac ein ſeligs Ende
der Trübjal ift zur viel; an meiner Wanderichaft;
Ach fomm, mein Gott, und löfe und was mich kränkt, das wende
mein Herz, wie dein Herz will. durch deinen Arm und Kraft!
Welch eine trübjelige Heimat für eine Königin!“ — Am Jahre
- drauf, 1. Sept. 1867, jchreibt fie abermals: „Wenn das Elend um
uns ber ung niederdrückte und die Hunderte von Jammergejtalten
unjer Mitleidven erwedten, konnten wir unjern Drud über dem all»
gemeinen vergeffen. ‚Ach, die Herberg it jo böje, die Trübjal fo
En ER a a SR nr a ee a Re Pe 5
9. Nr. 196.
Be Eh tn
558 1. Sehnſucht nad) Ertöfung. 2 -
ungewöhnlich, daß in mir oft der Wunſch ſehnlich auffteigt:
un ein in den fichern Friedenshafen zu dem Eh ae
entrüdet jein !‘“
Melodie: Herzlich thut mich verlangen.
196. Ruhe if das befle Gut.
Diefes Lied hat Johann Caſpar Schade (1666— 98, val. 3,
222 ff.), Diakonus an der Nifolaiticche zu Berlin, im Jahr 1691
gedichtet. Es erihien in Andreas Luppius „jingendem Chriſten—
mund“ 1692 und jteht in dem nach jeinem Tod erichienenen Fas-
eieulus Cantionum 1699 mit der Überichrift: „Bon der Seelenruh,
über Matth. XI.: Kommt her zu mir.“
Wenn man Schade's Lebenslauf überfchaut, von welchem das
Wort des Herrn gilt: „Der Eifer um dein Haus bat mid) ges
frefien !“ jo begreift man recht gut, daß ihm die Seelenruhe in *
ſonderem Maße ein Ideal geweſen, das Chriſten zu erringen und
zu bewahren ſtreben müſſen. Es iſt darum gerade der Vers, welcher
u den 19 Verſen des Lieds hinzugekommen iſt und nicht von Schade
a „Ach du Gott der wahren Ruh!” vollfommen aus Schade’3
Herzen geflojjen.
In dem Wortlaut des Lieds iſt jeit dem Berliner Gejangbud)
1829 die Anderung eingetreten, daß der Schlußreim mannigfaltiger
wurde. Er lautete zuvor im jedem Berg:
Hier und dort iſt feine Ruh
als bei Gott. Zu ihme zu!
Gott iſt die Kuh.
Seitdem jchreitet nun in dem Schlußgedanten jedes Verjes das Lied
weiter fort, und man bekommt den Eindrud größerer Inhaltsfülle,
Als Fliedner von Kaijerswerth auf dem Todtenbette lag, fangen
ihm feine Kinder in den legten Stunden unjer Lied. ALS fie zwei
erje geſungen, rief er: Welch herrlich Lied; ſinget noch einen Vers!
Auch nad diejem war er des Hörens nicht müde, umd er bat:
Singet mir no: „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?“ Es
war das Lied, das man nach jeiner Ordnung jang, wenn der Sarg
eines Anstaltsangehörigen auf dem Gottesader angelangt war.
Der Iehte Vers, welcher zuerjt in Georg Konrad Riegers „An-
dachtstempel“ 1734 und dann im Württembergtichen Gejangbuch 1741
fich findet, ift von vielen jchon als ein Ruf aus der Tiefe gebetet
worden. — Als ein hervorragender Geijtlicher Stuttgart3 nad) dem
Tode jeiner Gattin und nach jo manchen Herzens und Lebensnöthen
- zum erjtenmal wieder auf die Kanzel trat, bildete den Mittelpunkt
feiner tiefergreifenden Predigt das Wort: „Es ijt noch eine Ruhe
vorhanden dem Wolfe Gottes“ und das Gebet:
Ach du Gott der wahren Ruh,
go auch Ruhe mir;
as id) denfe, red und thu,
ftreb nah Ruh in dir.
fen, die der Sucht '
-
Gib Ruh dem Geift!
Schließt fi dann mein Auge zu,
fo führ Leib und Seel zur Ru
dem Himmtel zu!
Das waren Schade’s Gedanken auf feinem letzten Lager. Hatte er
* ſchon — „Es iſt genug, Herr, hole mich; mein Herz,
as wart und ſehnet ſich nach einer ſanften Himmelfahrt!“ jo rief
er in feinen legten Stunden: „Ach Herr Jeſu, ſpanne mid aus!
Es ijt genug, jo nimm nun meine Seele zu dir! Ad Herr Jeſu,
fein balde, fein balde!“
Melodieen finden ſich zwei zu dieſem Liede. Die eine:
fs dahg fe d jtammt von Johann Rudolf Ahle 1662 au dem
Liede von Ludwig Starke: „Seele, was iſt Schönres wohl“ und
it von Hofcantor Stözel in Stuttgart für unfer Lied bearbeitet
worden. Die andere: ce gaag fe iſt von demjelben 1777 aus
der Melodie: „Zeuch mich, zeuch mich“ herausgebildet worden. Wäh-
rend jene für Norddeutichland geblieben ijt, hat die letztere als eine
- dem Charakter des Lieds völlig entiprechende köſtliche Weile im
Württemberg und jonjt weit und breit Anklang gefunden.
197. Made dich, mein Geift, bereit.
Von Dr. Johann Burkhard Freyſtein, Hof- umd Auftizrath in
Dresden (F 1720, vgl. 4, 222), einem Jünger von Dr. Spener.
Es erſchien im Hallejchen geiftreichen Gejangbuch 1697, im Darm
tädter 1698 und in den Dresdener Gejangbüchern jeit 1718. Über—
chrift: „Bon der geiftlihen Wachjamfeit. Matth. 26, 41.*
Es iſt ein echt vollsmäßiges, Fraftvolles Mahnlied zur Wad)-
amfeit wider die drei Hauptfeinde jedes Chriften: Satan, ®. 4,
elt, ®. 5, und eigenes Fleiſch, V. 6. — Man fühlt dem Liede
das Herz feines Dichters an. Wie er durch feinen Beichtvater
Spener zum Wachen geführt wurde, jo ermuntert er feinen Geift,
daß er wach bleibe.
Gar fein iſt eine Slluftration zum vierten Vers in den „Achtzig
Kirchenliedern“, einem köſtlichen Büchlein mit Nandzeichmungen,
— bei Auguſt Gaber in Dresden erſchienen iſt. Der Vers
lautet:
Wace, dab did) Satans Lift
nicht im Schlaf umiftride,
Weil er ſonſt behende ift,
daß er dich berüde.
Und Gott gibt, die er liebt,
oft in feine Strafen,
| . wenn fte ficher ſchlafen.
- Dazu zeichnet der Künſtler nicht nur den böfen Feind, welder als
- Süemann dahingeht, um jeinen Unkrautſamen zu ſtreuen, während
die Leute auf ihrem Lager rubig jchlafen; jondern er zeichnet auch
. den Fuchs auf einem Alt, wie er ſeinen Dudelſack bläst, und unten
hört dem herrlichen Getöne eine alte Gans zu mit dummem Geficht,
5 muß man im Leben an den
uchs denken und die alte Gans mit dem pfiffigen Kichlein!
Der achte Vers ift im Munde des evangelifchen Volkes zu
einer chriftlichen Lebensregel geworden, wenn es da heißt:
Sa, er will gebeten jein,
wenn er was foll geben;
Er verlanget unfer Schrei’n,
wenn wir wollen leben
Und durch ihn unjern Sinn,
Feind, Welt, Fleifh und Sünden
fräftig überwinden.
Zu Vers 9. — Ein Prediger erzählt in den Basler Samm-
lungen 1812 Folgendes. „Dur Verfolgung meiner Widerſacher
ward ich meines Amtes fo ſchimpflich entiaſſen, daß mir bei Feſtungs⸗
* alles Lehren verboten ward und ich feine Kanzel betreten
urfte. Vielmals bat ich das Oberhaupt meiner Kirhe um Ber
gnabigung; allein dreizehn Jahre vergiengen, und ich gab es end-
ich ganz auf, ihm dies Anliegen vorzutragen, wandte mich aber
um jo brünjtiger und anhaltender im Gebet an das unfichtbare
Haupt der Kirche, umjern hochgelobten Herrn und Heiland, Alle,
die wider mich gewejen, jtarben, und ich blieb gleichwohl am Leben. °
Kaum wagte ich mehr, mich damit aufzurichten, daß doch wohl nod)
eichehen möchte, was feinen Anjchein mehr hatte, als der vor kurzer
Bett erſt herberufene Oberconfijtorialrath R. 9. ji) aufs Tiebreichite
meiner annahm und mit mir nad) dem Dorfe St. reifete, wo id)
am 23. April 1809 über den mir von ihm aufgegebenen Tert
Soh. A, 23. 24.: „Gott iſt em Geiſt, umd die ihn anbeten ꝛc.“
‚ predigte und zum erjtenmal wieder öffentlich die wichtige Lehre vom
Sebet vortrug. Dazu ließ ich dann das Lied fingen: ‚Mache Dich,
mein Geijt, bereit! worin mir unter diejen wunderbaren Umjtänden,
im Andenken alles dejjen, was ich bis dahin dDurchgangen, und wie
mich die Vaterhand durch das unabjehbare Wafjer geleitet hatte,
das mir gleich anfangs in einem Traume vorfam, der Vers ganz
unbejchreiblich eindringend wurde:
Doch wohl gut, es muß uns jchon
alles glücklich gehen,
Wenn wir ihn durd feinen Sohn
im Gebet anflehen ;
Denn er will uns mit Füll
feiner Gunſt bejchütten,
wenn wir gläubig bitten.
Alſo it endlich auch dieſes erhört worden, ja, ob e3 fich gleich ver-
309, war e3 doch jchon, Rune mein Wiſſen und Denken, auf das
erite Gebet zugejtanden und nach der Verheißung bejtätigt: nur
durch Warten die Geduld und Treue geübt.“
Melodie: Straf mich nicht in deinem Zorn.
198. 9 Ierufalem, du ſchoͤne.
Bon Friedrich Conrad Hiller (1662 — 1726, vgl. 5, 59 ff.),
Kanzleiadvofat in Stuttgart, herausgegeben in jeinem „Denkmal
der Erfenntniß, Liebe und Lob Gottes in neuen geijtlichen Liedern,
Stuttgart 1711.” mit der eat „Verlangen nach dem ewigen
Leben. Zum dritten Hauptartifel des zweiten Hauptjtüds im Rates
Hismus: Bom ewigen Leben.“ Aufgenommen in die Württembergis
ſchen Gejangbücher 1741. 1842. und jonjt.
Der Beginn des innigen, glaubensfräftigen und hoffnungs-
freudigen Liedes zeigt feine Anregung aus dem jechsten Verſe von
dem Liede: „Alle Menjchen müſſen jterben“, wo e3 heißt: „O Jerus
falem, du jchöne, ach wie helle glänzejt du!“
u Berd 1. — Der jüngere Sohn von dem edlen Pfarrer
Machtholf in Meöttlingen lag am 19. November 1793 im Sterben.
Da rief er den Seinen zu: „heute jterbe ich!" und begehrte, daß
man ihm unjer Lied finge. Sie begannen:
a,
O Jeruſalem, du Schöne,
da man Gott bejtändig ehrt
Und das engliiche Getöne:
heilig, heilig, heilig! hört.
Ach wann komm ich doch einmal
hin zu deiner Bürger Zahl!
Er ſelbſt jtimmte mit ein und bezeugte fich als ein Kind, das fich
an jeine Mutter hängt, voll Sehnſucht nach oben, wie das Lied es
ausdrüdt: „Sie jehen hinauf, der Vater herab!“
Der zweite Vers, welcher auf Pſalm 120 gegründet iſt, lautet:
Muß ich nicht in Meſechs Hütten,
unter Kedars Strengigfeit,
Da Schon mancher Chriſt gejtritten,
Hiller jegt hinzu: Pſalm 126, 5.
Die Thränenfaat läht in der That
die Ernte nicht mißlingen,
Bu Vers 6 und 7. — Das chriftliche Volksblatt aus dem
fränkischen Württemberg „Die Neue Erde* erzählt, wie eine neun—
jährige Auswandererstochter aus Freudenbah im Tauberthale zu
einer Schiffspredigerin geworden ift. Über das Schiff war zum
zweitenmal der Sturm losgebrochen, e8 wurde von jeiner Furcht»
baren Macht jammervoll hin und bergeichleudert; die Kiſten, ob»
leich —— ſtürzten hin und her; die Auswanderer aber,
ann und Weib und Kind, drängten ſich im Zwiſchendeck zuſammen,
zagten und bebten und wollten verzweifeln. Da faltete Ottilie ihre
Hände und fieng an zu beten:
Soll ich aber länger bleiben
auf dem ungeſtümen Meer,
Da mich Wind und Wellen treiben
durch jo mancherlei Beſchwer:
Ach ſo laß in Kreuz und Pein
Hoffnung meinen Anker jein.
Kob, Kirtenliet, VII,
führen meine Lebenszeit,
Da der herbe Thränenjaft
oft verzehrt die beite Kraft?
6. und das Neimlein:
Drum werden fie nad vieler Müh
die Freudengarben bringen.
Alsdann werd ich nicht ertrinfen,
ich bebalt den Glaubensſchild;
Christi Schifflein lann nicht finfen,
wär das Meer auch noch fo wild:
Ob gleih Maſt und Segel bridt,
läßt doch Gott die Seinen nicht.
36
N FE RTL ur 9. Wr, Tr
; , MT Sehnſucht ad dung. Nr. 199 J
2 * J air se J nee un > ir J
9—
9
hat ein Kind getban. —D wie gut iſt jold) ein Lied! US im Jah“
‚ an St. Sebald verjehenen Erbauungsſchrift: „Verlangen nad) einem
Liedestons der Väter innehält. J
Jammerthal“; und fie begleiteten ihn nach Hauſe und zu Bette.
— r ' i * Pan
Da betete mit, wer konnte, und alle wurden reichlich getröftet. Da
1850 ein Schiff von der berüchtigten Firma Slomann von Hamburg
untergieng, jchreibt ein geretteter Württemberger, ev habe wohl aus
dem Munde der Leute a Lieder beten hören; aber ihm je
um größten Verdruſſe mır das Lied eingefallen: „Auf dem Meer
in ich geboren.“ Was hat dem armen Denjchen diejes Matrojen-
lied nützen können ?
Um Schluß des Liedes jteht unter drei Sternchen der Reim:
D des Himmels Ichönfte Zier, wirklich ſollte jchmeden können:
keuſche Wolluft reiner Sinnen! Denn jo wollt ich dieje Zeit
Ad, daß ich dich jchon in mir tauschen mit der Emigfeit.
Melodie: Gott des Hinmels und der Erden. — Die herrliche
Melodie aus B Dur: fbagggebaf, ift von dem Kapell-
meijter und Stiftsorganiften Johann Georg Störl in Stuttgart zu
Hiller „Denkmal der Erkenntniß“ 1711 als Urie in C Dur come
ponirt und ericheint dann mit einigen leichten melodischen Anderungen
in dem Württembergiichen Choralbuch 1744. Groß ift die Wirkung,
die diefer Choral, mit Pojaunenbegleitung vorgetragen, macht; da
Hingt 3. B. — wie Palmer einmal treffend erwähnt — in der legten
Beile der Anfang im hohen F wie ein Siegesruf. -
199. Es halten eitele Gemüther.
Bon Dr. Leonhard Walter Marperger (1682 — 1746, val. 4,
390 ff.) als Prediger und Diakonus an der St. Sebalduskirche zu
Nürnberg im Jahr 1713 gedichtet, und erjchienen im Freylinghaufen
chen Gejangbuch 1714, in „Gläubiger Kinder Gottes Singeichule,
Ulm 1717.” und in jeiner mit einer Vorrede des Diafonus Hirih
feligen Tode. Nürnberg 1726.“ Br. 3
Ein feuriges Lied voll Himmelsſehnſucht, welches ganz den Geiſt
feines Verfaſſers athmet und darum auch vielen Anklang gefunden
bat, troßdem es in jeinem bewegten Gang nicht die Einfachheit des
Es war im Sommer 1874 an einem Samstag Abend, wo in
der Dämmerung allmählig der Lärm der Welt verhallt, um der
Nachtruhe vor dem Tieben Sonntag den Platz zu räumen. Da bes
fand fi) ein Landmann im Nedarthale noch auf dem Feld, um die
nöthige Arbeit zu vollenden. Als er ſich zum Heimweg anjchidte,
muthete ihn die tiefe Stille der Natur rings um ihn her gar wunders
bar an; und als er jein Auge zu dem vollen Mond erhob, welcher
in jilberhellem Glanze droben dahinwandelte, verglich er unwillkür-
lich das Gewühl und die Mühe hienieden auf der armen Erde mit
der majeſtätiſchen Ruhe der Sterne Gottes am Himmelszelt. EI
waren Gedanken wie die in Gerhardts Abendliede: „Alfo werd ih
auch jtehen, wann mich wird heißen gehen mein Gott aus diefem
Br
£
—
—
BF -
Er -
We er nun Morgens beim Erwachen noch im dieſer Gedanken-
reihe fich befand, fiel ihm, er wußte nicht wie, die Bahl zu: 365.
Das bewegte ihn den ganzen Morgen und er kam auf den Gedanken: ur
das will dich auf ein Lied aufmerkffam machen; er geht hin und
- findet im Württembergifchen Geſangbuch Nr. 365, wo e8 heit ©. 1:
Es halten eitele Gemüther Der fieht den ganzen Kreis der Erden
die Erde für ihr Vaterland; für eine fremde Hütte an “
Wer aber Jeſum hat erfaunt und jehnet ji, erlöst zu werden
h und die wahrhaftgen Himmelsgüter, von diefer rauhen Pilgerbahn.
Er fängt an zu leſen umd kann fich nicht jatt leſen bis zu Ende.
Das find ja feine Gedanken vom Samstagabend bi3 zum Sonntag—
morgen in den herrlichiten Liedesworten; und es iſt ihm Har, daß
der alte Marperger ganz Recht hat, den Ehrijten auf Erden jo im
Liede zu jchildern, wie Vers 3:
Ob jeine Füß' die Welt berühren,
jo ift das Haupt doch in der Höh;
er jucht den Wandel jo zu führen,
daß Herz und Sinn im Himmel steh!
Marperger hatte als jtudirender Jüngling ſich auf der Uni-
verſität Altorf von der Mathematit zur Theologie gewendet und
ſaß bejonders gerne zu den Füßen des Dr. Wegleiter, des frommen
Dichters von „Beichränft, ihr Weiſen dieſer Welt.” Da geſchah
e3, daß er am Lichtmeßfeiertag Abends beim Nachhaujegehen von
der Poſt bewußtlos zu Boden ie und längere Zeit unbemerkt
auf den falten Steinen liegen blieb. Endlich kamen Leute herbei,
welche ihn wie todt nach Hauje trugen. Es folgte eine ſchwere
Krankheit, in der er am Rande des Grabes jchwebte. Dies gab die
Stimmung jeines folgenden Lebens. Er nennt dieje Krankheit jelbit
„die rechte hohe theologiiche Schule“, und jagt, jo viel er auch von
feinen wadern Lehrern gelernt, jei ihm dieſe Kreuzesſchule doch uns
‚gleich müßlicher geworden, da er im derjelben für den Himmel ge
ſchult und mit einem bejtändigen Himmelsheimweh bejeelt worden
ei. Aus diefem Vorgang verjtehen wir jein neun Jahre nachher
gedichtetes Lied beſſer; jo insbejondere Vers 4:
Dies Heimweh gottverlobter Herzen Wenn fich die Trübialsilırt ergichet,
vermehrt ſich bei der Kreuzeslait ; jo wird der engen Bruit gar bang,
Man hat auf Erben feine Nait bis unsre Lebenszeit verfließet:
bei Seelen» oder Leibesichmerzei. ad) Bott, heißt e8, wie lang, wie lang!
Wenn die eriten vier Verſe das Eilen zur, die lebten vier das
Warten auf Die rer nad 2 Petri 3, 12 behandeln, jo jteht
in der Mitte der fünfte Vers mit den Vorbildern der heiligen Väter,
welche, wie Hebräer 11 als Männer des Glaubens, jo bier echt alt»
teftamentlich als Männer der Sehnjucht gezeichnet werden: i
Da F ein Paulus Luſt, zu ſcheiden, Elias wünſcht bei feinem Wandern
ein Abraham iſt lebensjatt; zu ſchließen den betrübten Lauf;
a wird ein Hiob müd und matt von einem Morgen bis zum andern
dor langen Sehnen in dem Leiden; ſieht David nad) der Hilfe auf,
36*
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564 1 ſuch ach Erlöfung
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.. So lernte Marperger, da er 1724 am die Spite der ſächſiſche—
Geiftlichkeit als Oberhofprediger in Dresden getreten war, in de
Kämpfen für und wider den Pietismus nad) der Hilfe ausjehen.
Der Friedengmann ward bald des Streitens müde, und der 9
ftillte 1746 jein „Verlangen nach einen jeligen Tode.“ \
Melodie: „Wo iſt mein Schäflein, das ich liebe“, ah cisdfishagfis,
Dieſe Weije ijt im Darmjtädter Gejangbuch 1698 urjprünglich auf
folgendes Lied gefertigt: v2
Wo iſt der Schönfte, den ich liebe? Sagt an, ihr Wiejen und ihr Matten,
wo it mein Geelenbräutigam ? ob id) bei euch ihn * ſoll,
Wo iſt mein Hirt und auch mein Lamm, daß ich mich unter ſeinem Schatten
um den ich mich ſo ſehr betrübe? kann laben und erquicken wohl.
Sie wurde im Herrnhutiſchen Choralbuch dem Bußlied von Fräu—
lein Juliana Patientia von Schultt zu Glaucha bei Halle: „Wo iſt
mein Schäflein, das ich liebe, das ſich jo weit von mir verirrt“
angeeignet.
200. Kommt, Kinder, laßt uns gehen.
Bon Gerhard Terjteegen (1697 — 1769, val. 6, 46 fi.), er=
ſchienen im „Geiſtlichen Blumengärtlein“, vierte Ausgabe in dem
vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, mit der Überſchrift
„Ermunterungslied für Pilger.“
+ Der edle, gottinnige Mann jagte einmal zu einigen Freunden,
die ihn an feinem Geburtstag bejuchten: „Freunde, wenn ich heute
jterben jollte, dann hätte ich euch nur drei Worte zu guter Lebt zu
lagen: 1. Sebet euer ganzes Vertrauen auf die Gnade Gottes m
Chriſto Jeſu; 2. liebet euch umter einander; 3. wachet und betet!“
Dies ift die Quintefjenz dieſes herrlichen Wanderliedes für chrifte
liche Pilgrime und Fremdlinge hienieden (1 Petr. 2, 11. 2 deren
Mandel ein Gang durch die Wüſte nach Canaan tft. — Aber aud)
der ganze Lebenslauf Teriteegens ift der Probierſtein für die Echt⸗
heit und Lauterkeit des Sinns, der durch diejes Lied weht. i
Es wird in der Regel von den 16 Verjen de3 Driginal® nur
eine Auswahl in den Gejangbüchern geboten, aber jeder einzeln
Vers ift voll ernjter Gedanken zur Ermunterung, mit manchen
Körnchen des Salzes der Wahrheit gewürzt.
Zum Schmud und zur Bier des Lieds mögen einige Gejchichten
des Segens defjelben mit Gedanken, Worten und Werken Terſteegens
jelbjt in bunter Reihe eingeführt werden: |
Vers 1. Fritz Krummacher, der unvergeßliche Prediger de
„Elias der Thisbite“, jchreibt in feiner Selbjtbiographie (Berlin
1869): „E3 währte fange, bis ich meinen Stol darın fand, Die
Geburtsjtätte Meurs am Rhein mit Gerhard Terjteegen ge theilen.
Jetzt vergeht jelten ein Tag, an dem nicht irgend ein Afford ſeines
Rilgerlieds ‚Kommt, Kinder, laßt uns gehen‘ in meinem Innerſten
widerklingt.“ — Es iſt ja der echte Petrusſinn, der glei am Em”
gang zu unjerer Stärkung hervortritt in den Worten: 5
h
r
u
J—
—2
Zu Vers 2—4. Hier iſt die Entſchiedenheit, welche aus der
reformirten Kirche früherer Zeiten in Terjteegens Lied herübertönt.
Wir hören die Stimme des von Under&yf erweckten Buchfelder
(6, 14 f.) hindurch, welcher 1642 fang: „Mein Herz, entſchließ dich
nun, ich muß es jego wagen, ich komm nicht eh'r zur Ruh. Sagſt
du hiemit der Welt, und das dem Fleisch gefällt, rein ab und Chriſto
an, jo ift die Sach gethan!* Diejer Ton lebt in dem Vers 2: „mit
anzer Wendung richte”, vgl. Lucä 9, 51., und in dem herrlichen
ort, Vers 4: „geht's der Natur entgegen, jo geht's gerad und
fein !* — Als einjt ein Freund von dem jterbenden Terjteegen Ab—
ſchied nahm, jagte er zu ihm in der ernjten Stunde, am Ziel jeines
Laufes, nahe bei der ftillen Ewigkeit: „ch will dich durch die Gnade
auf das Herz Jeſu legen. Laß dir aber auch dieſen Augenblick dazır
dienen, dich dem liebſten Heiland ganz zu ergeben und bet ihm um
Gnade anzuhalten, wie das Cananäiſche Weiblein. Dieje Gnade
muß erbeten werden mit Verlafjung alles BZeitlichen, weil es doch
weniger ift, als man glaubt. Und welches Glück wird es alsdann
Ken wenn wir es verlafien müſſen, einen gnädigen Gott in Chriſto
eju zu haben!“ — Zum Anfang von Bers 2 nod) die Bemerkung:
Auf dem jchönen wohlgepflegten Kirchhof zu Heilbronn am Nedar
liegt ein unjcheinbarer Grabftein, unter dem eine treue, ihrer Pflege
in den Lazareten 1870 unterlegene Jungfrau jchlummert. Aber
auf demjelben jieht man oben ein rothes Kreuz und darım die
Inſchrift: „ES reut mich nicht!“
Vers 6 und 7 find treffliche Rathichläge für die Erdenzeit:
Schmückt euer Herz aufs beite, Laßt uns nicht viel bejehen
fonjt weder Leib und Haus; das Kinderjpiel am Weg;
Wir find hier fremde Gäfte Durch Säumen und durd Stehen
und ziehen bald hinaus. wird man verjtridt und träg.
Gemach bringt Ungemad); Es geht uns all nicht an:
ein Pilger muß ſich ſchicken, nur fort durch dick und dünne!
ſich dulden und ſich bücken fehrt um die leichten Sinne,
die lurzen Pilgertag. es ijt jo bald gethan.
In einem Brief vom 1. November 1754 fchreibt er an cine
Freundin: „Ich kann es nicht ausdrüden, wie nichtig und gering»
ſchätzig mir dieſes Leben und die Dinge diefer Zeit je länger je
mehr vortonmen; und darum kann ich mich manchmal als ein Kind
darüber betrüben, daß die Menjchen, und auch fromme Menjchen,
jo viel mit Puppen jpielen und ihre köſtliche Zeit nicht befier ver-
wenden, und Gott, ho ein innig gegenwärtig und wejentlich ſatti—
gendes Gut, jo wenig gejucht, erkannt, geliebt und verberrlicht wird,
wie es fich geziemte.“
Vers 11 bietet die freumdliche Ermunterung vom Vater:
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Er F
Kommt, Kinder, laßt uns gehen, Er will uns machen Muth,
der Vater geht ja mit; geben, mit füheg Sonnenbliden *
Er ſelbſt will bei uns ſtehen uns lockeñ und erquicken:
in jedem ſauren Tritt; ach ja, wir haben's gut!
Ein liebes junges Weib, welches neben manchem Lieblichen d
auch die Sorgen des Lebens nad) Gottes Ordnung erfuhr, ſah f
bie und da gedrungen, zu jagen oder zu jeufzen: „Ach ja!" Weit
aber in diefem Seufzer doch ein wenig Schwachheit ſich zeigte und
fie die Liebe ihres Gottes unter allen Sorgen wohl fannte, lernte
fie, jedesmal das schöne Liedeswort hinzujegen: „Ach ja, wir haben's
ut!“ Auf dieſe Weife und in gejchicter Correftur des natürlichen
berüpts hatte jie die feine Kunft gefunden, Seufzen in Beten und
die Klage in ein Lob zu verwandeln. Sie übts noch fort, und jo
bald das Wort fommen will: Ach ja! flugs wird daraus: „Ach ja,
wir haben’3 gut!“ — Einige Jahre hernach, als eines Tags Die
größeren Kinder zu Bette gegangen waren, redete jie mit ihrem
Manne über das gegenwärtige Verhalten derjelben. Ste hatte
mancherlei lagen: in ihrem Benehmen find fie zu ungelenf, im
ihrer Gemeinschaft zu ftreitfüchtig, in der Zurechtweilung zu wenig
ergeben; Kurzum, es fehlte eben hier und da und überall. Ihr
Mann läßt ſie eine Weile Hagen und weist dann zunächſt dara
hin: Rinder find Kinder! Allein fie jtellt jich eben Kinder d
anders vor. Auf eimmal ertönt aus dem Sclafzimmer Daneben
durch Die angelehnte Thüre die Stimme des Kleinjten, der man
mal noch lange wachte, und fie hört den Schelm von dritth
Jahren jagen: „Ach ja, wir haben’s gut! Das ijt ja ta Loſungs⸗
wort; und was konnte ſie nach all den Klagen ſchließlich anderes
und beſſeres thun, als dem Worte folgen? „Wenn auch ein Kind
Dies jagen kann, jo hab ich jchon genug daran?“ Go lächelte fie
denn in ihrem Theil und flijterte am Hals ihres Gatten: „Ach ja,
wir haben’3 gut!“
Am Anschluß an Joſefs denfwürdiges Wort: „Zanket nicht auf
dem Wege!“ jagt Vers 14:
Kommt, Kinder, laßt uns wandern, Kommt, lat uns findlich jein,
wir gehen Hand in Hand; uns auf dem Weg nicht jtreiten;
Eins freuet fih am andern die Engel uns begleiten
in diefem wilden Land. al3 unjre Vrüderlein.
Die Ermahnung befolgte er jelbjt treulid. Seine Sanftmuth und
Friedfertigfeit gegen Widerwärtige war groß. Er mußte manchen
Widerſpruch, — und Feindſchaft erdulden, aber er wußte
jolchen Leuten mit jo großer Liebe zu begegnen, daß fie in jener
Gegenwart nicht vermögend waren, einige Heftigfeit bliden zu laſſen,
und oft Dadurch wirklich überwunden wurden. — So Iud ihn einmal
in Holland, wohin er öfters reiste, ein anjehnlicher Mann zu Saft.
Der warf ihm über der Mahlzeit hitzig und bitter allerlei vor, bes
jonders, daß er fich mit Werfen zu viel zu thun mache. ZTerjteegen
hörte alles gütig und mit Schweigen an, beim Schluß der Mahlzeit
aber ſprach er ein herzliches Gebet, worin er jeinen Öajtgeber dem |
—
*
J
*
Fritz Krummacher ſchreibt 1858 an ſeine Geſchwiſter: „Je mehr
ich mich zur letzten großen Reiſe rüſte, um ſo dringender möchte ich
mit dem alten Johannes ſprechen: Kindlein, liebet einander!“ mit
Be: Vergebet einer dem andern!“ und mit Terjteegen: ‚Kommt,
apt uns kindlich jein, uns auf Dem Weg nicht jtreiten !-“
Vers 15 iſt vornemlich Terjteegend Wandel gemäß geredet:
Sollt wo ein Schwacher fallen,
- fo greif der Stärkre zu!
Seine Geduld mit den Schwachen und Strauchelnden, ja jelbjt mit
gefallenen Seelen, war übergroß. Statt jtrenge zu jein, war er
mütterlich und ermahnte fie aufs Tiebevollite, daß fie auf pure
Gnade zu Jeſu kommen müßten, was den Seelen bejondern Muth
machte, e3 aufs neue zu wagen. Ein bedrüdtes Herz gieng nicht
ohne Troſt und Stärkung von ihm; er war dabei jo Hein, jo
demüthig, jo voll Liebe, Sof die Seelen ganz offenherzig wurden.
Hörte er, daß hie und da jemand von feinen Freunden aus der
Art jchlug oder einige Untreue in feinem Wandel begieng, jo ver—
urjachte ihm dies oft fchlaflofe Nächte und preßte ihm die —
müthigſten Seufzer aus. Es war, als wenn anderer Laſt ihm aufs
Herz gefallen wäre. Er ſagte einmal ſelbſt hierüber: „O, welchen
Druck, Angſt und Laſt machen mir die berufenen Seelen, welche
untreu dor dem Herrn wandeln! Es gibt mir jolche Noth, daß ich
mich oft auf mein Angeficht vor Gott niederlegen muß.“
Man trag, man helfe allen,
man pflanze Lieb und Ruh!
Die Leute nannten ihn nur „der Armen und Verlaſſenen Leibarzt.*
Ein vertrauter Freund bezeugt von ihm: „Er war ein Knecht aller
Knechte; vom Morgen bis an den Abend war feine ganze Beichäfs
tigung, Gott und dem Nächiten zu dienen, Bis zur Ermattung
unterwies er ganze Scharen von Heilsbegierigen, die zu allen Tages»
ſtunden ihn aufjuchten, im Wort des Lebens und ‚pflanzte Lieb umd
Ruh‘ Wie gering jein Einkommen auch jein mochte, jo bewies er
fi doch ausnchmend freigebig gegen die Armen. Zur Abendzeit,
wo er nicht un werden konnte, gieng er im die Häufer ber
Dürftigen und Kranken und theilte ihnen mit, was er entbehren
konnte.” — Auch vor Weltmenjchen drang e8 ibn, Hilfe zur leiſten
durch das Zeugniß vom Herrn. So traf er einmal auf einer Reiſe
nach Holland an einem Treck-Schuyt viele vornehme Herren ır
Kaufleute beifammen, die alerlei Spöttereien losließen und endlich
Karten zu Spielen anfiengen. Er that, als jchlafe er; nach längerer
Beit aber öffnete er feine Augen und fagte, er habe eine ſchöne Karte
im Sad. Auf Verlangen, dat er fie hervorziehen jolle, zog er fein
Neues Teftament heraus, das er allzeit bei ih trug. Als fie i
die Beit mit jo unnützen
‚eigenen Aufrichtigkeit bei allen Gelegenheiten.
5681 Sehnſucht nach Exlöfung. Nr. 20. 00
nun auslachten, hielt er Inn ihre eitlen Reden vor und daß fie
ingen verjchleudern. Da ließen fie ab
von ihrem Vorhaben, und manche gaben ihm noch Beifall. 1
Kommt, bindet feſter an!
ein jeder ſei der kleinſte,
doch auch wohl gern der reinſte
auf unſrer Liebesbahn!
Als ihn ſeine Freunde öfters „Vater“ nannten, ſagte er ein—
mal: „Ich achte mich von Herzen unwürdig und es beuget mich,
wenn mich ein Kind Gottes ‚Bruder‘ nennet, geſchweige, dab ich den
Vaternamen begehren jollte.* — Zu einer andern Zeit ſprach er: „Ich
wünschte von Herzen, daß der Name ‚Terjteegen‘ von allen Menſchen
vergefien, und hingegen der Name Jejus in aller Menjchen Herzen
tief eingeprägt werde.“. In demjelben Sinne konnte er auch einft
u einer Freumdin, die gegen ihn äußerte: „Wenn ich bete und
enke am euch, jo iſt es mir jo wohl!“ jagen: „Beten mußt du
und Gott fuchen, aber Terjteegen gebt Dich nicht an; den laß
Tiegen, wo er Liegt.“ — — Gar manchmal pflegte er, wenn er im
Geſellſchaft erwedter Seelen war, beim Abjchied zu jagen: „Kinder,
wenn ich unter euch fie, jo ift es mir jo, als ob ich defjen nicht
werth jet, und alfo muß es auch euch werden.“ Und als er einft
in Holland einen wegen feiner Gottjeligfeit berühmten Mann von
feinen jchweren Proben und eigenen Erfahrungen vieles erzählen
hörte, antwortete er mit großer Sittjamfeit: „Dat man denn jchon
vieles erfahren und gejchmedt, und ijt man bereit3 viele Prüfungen
durchgangen, jo muß doch endlich nichts anderes, als ein Heim,
nadend und unjchuldiges Kindlein daraus geboren werden.“ Solde
ungeheuchelte Demuth bewies er, der jo ernjtlich ſich bemühte, der
reinjte zu jein, ohne die mindejte Verſtellung, mit einer ihm ganz
Paitor von Bodelichwingh in Bielefeld erzählte 1873 aus feiner
Anſtalt für Epileptifche, wie arm diejelben jeien auch darin, daß fie
in Furcht vor ihren Anfällen dem Gotteshaus der Gemeinde ferne
bleiben müßten. Am Anftaltsfirchlein aber dürften fie nun Gottes
Wort haben ımd hören, welches auch den Gebundenen eine Er-
ledigung verheiße. „Da figen fie rubig und heiteren Antlites, und
wenn je ein Anfall kommt, flugs heißt es: ‚Sollt wo ein Schwacher
fallen, jo greif der Stärfre zu Da iſt alles im Nu vorüber. Und
wenn nun vollends die Diafoniffen im gleichen Kirchlein mit den
Fallſüchtigen figen, dann treten fie auch hier helfend ein, wie überall, ”
und die —— werben in zwiefachem Sinne das Wort Jen
bewährt finden: ‚Den Armen wird das Evangelium gepredigt.‘*
Zum Vers 16, der beginnt mit den Worten:
Kommt, laßt uns munter wandern,
der Weg Fürst immer ab;
Ein Tag, der folgt dem andern,
bald fällt das Fleifch ins Grab.
- möge folgende Mittheilung fich fügen. — Ein edler Jonathan, Kauf-
mann Mezger in Böblingen (F 1866), hat in feinem Leben oftmals
unſer Lied im Herzen bewegt. Schon in jeiner Jugend, als er in
der Lehre zu Neuenſtadt an der Linde fich befand, wurde er darauf
in ewiejen. Im Laden erichien ein Handeldmann, um einige Ein—
Aufe zu machen. Sonathan fragte ihn, ob er nicht auch noch diejes
und jenes zum Wiederverfauf brauchen fünne. Der antwortete: ja,
e3 würde jchon gehen. Als er aber doch nicht Faufte, fragte der
Lehrling: warım fauft Ihr denn doc nicht3? und jener jagte:
„Wer -will, der trag ſich todt!“ (Vers 7 Das Wort fuhr dem
- jungen Mann ins Herz, umd er ließ es fich wichtig werden, daß
1 ein Chriſt auf Erden nicht in gar zu viele Dinge einlafen
ürfe, damit feine Seele nicht Schaden nehme. — Ein andermal,
in jeinem jpätern Leben, bejtieg er den Straßburger Münjter, umd
als er nicht ferne von der Spibe war, mußte er jich ſetzen, weil es
ihm Ächtwindelich wurde. Der Thürmer aber rief: „Ei, ei! jo weit
oben und nicht vollends ganz hinauf? Das wär eine rechte Schande!“
Er fieht empor, und es find in der That nur nod) einige Stufen.
Da treten ihm die Worte entgegen:
Nur noch ein wenig Muth,
nur noch ein wenig treuer,
von allen Dingen San
gewandt zum ewgen Gut!
„Wie Schade wär es, dachte er num, wenn man jchon Jüngere Zeit
auf dem Wege zur Ewigkeit gegangen wäre, und erjt Das Ziel nicht
erreichen würde?“
In Vers 17 haben jchon viele Seelen eine Ermunterung in
ſchweren Stunden gefunden, wenn e3 hieß: „ach du Herr, wie jo
lange!” Und eine Stimme fagte etwa dann:
Es wird nicht lang mehr währen, Da wird man ewig ruhn,
alt’t noch ein wenig aus; wenn wir mit allen Frommen
8 wird nicht lang mehr währen, daheim beim Vater kommen;
fo kommen wir nad Haus; wie wohl, wie wohl wird's thun!
Als Kaifer Septimius Severus in Britannien auf feinen
Sterbebette lag, trat zu ihm der Befehlshaber des Heers binein
und bat ihn, Bi Heere noch ein Wort aus dem geliebten Munde
u jagen. Da ſprach der Kaiſer das Eine: laboramus (wir arbeiten).
° Diejes Teftament iſt nicht nur für Katjer und Heere, jondern auch
für Diener der Kirche Chrifti und Bekenner jeines Namens von
tiefer Bedeutung. Doc; gehört dazu Terjteegens Ausficht in dieſem
Vers und Chritki Wort: Johannis 9, 4. Gar ſchön bat Bengel
beides verbunden: „Seht laboramus, nicht aber quieseimus (wir ruben),
fo wird Glauben und Schauen recht abgetheilt jein.“
Mit Vers 18 hat der kräftige Zeuge Wilhelm Hofader in
Stuttgart am 23. Juli 1848 feine lehte Predigt geſchloſſen:
Drauf wollen wir’s denn wagen, Welt, du bift ums zu Mein;
es iſt wohl wagenswerth! wir gehn durch Jeſu Leiten
Und gründlich dem abjagen, bin in die Ewigleiten;
was aufhält und befchwert. es joll nur Jefins fein.
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% 570 0 Sehnfucht nad) Erloſung. Nr. 201. ——
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Wir haben Candidaten gehört, welche mit biefem Wort ihre
Erjtlingspredigt Ira haben, wie jener Meifter im Wort eine
legte. Es iſt ein frijches Wort zum erg des Netzes. — Aber
auch in bangen Trauerftunden, wenn eine theure Leiche zum Haufe
binausgetragen wurde, ift wohl jchon das Wort erflungen: „Welt,
. biſt uns zu Hein; wir gehn durch Jeſu Leiten hin in Die Ewig—
iten !“
Charafteriftiih genug wendet ſich nach ſolchem Abſchluß des
Ermunterungslieds Terjteegen von jeinen „Kindern“ und Brüdern
noch einmal zurück zu feinem Leiter und Freund Vers 19: „wir
freuen uns in dir!“
Melodie: Aus meines Herzens Grunde, oder: Bon Gott will
ich nicht Laffen.
*
201. Himmelan, nur himmelan.
Der Dichter Johann Gottfried Schöner (1749 — 1818, vgl. 6,
399 ff.) Diakonus und ſpäter Stadtpfarrer an St. Lorenz zu Nürn—
berg, eines der Hauptmitglieder der aſcetiſchen Geſellſchaft zu Baſel,
ließ diejes Lied zuerjt auf einem Einzeldrud, jodann in den „Sammz
lungen für Liebhaber chriftlicher Wahrheit. Baſel 1806.“ mit Der
Überjchrift ericheinen: „Unjer Wandel tijt im Himmel. Phil. 3, 20,
Aufruf an alle Ehrijten. Im Ton: ‚Was iſt Schöners wohl.‘“
Den föjtlihen Anfangston hat das Lied nicht als Original,
Es iſt et der alte Schmold, welcher denjelben angegeben —
in dem Schlußliede feines „Bochim und Elim 1731“, das in vielen
Gejangbüchern ſich Bürgerrecht erworben hat und zu deſſen erjtem
Vers wir folgende Erzählung finden. — In einem Dörflein Ungarns
ftarb in den vierziger Jahren eine Webersfrau von ihrem San
und fünf unmindigen Kindern hinweg. Ein neunjähriges Töchter:
lein lag dem Tode nahe neben ihr. Als die Mutter noch zum
Schluffe das heilige Abendmahl empfieng, faßte die Tochter jedes
Wort mit herzlicher Begierde auf, und fonnte darım am Begräbniße
tage jelbjt den Vater und die Geſchwiſter tröften. Uberaus erquidt
war das Rind von dem Gejang und Gebet vor dem Trauerhaufe,
Als nım der Water mit jeinen Watjen vom Friedhofe zurüdgefehrt
war, bat ihn die Todtkranfe, er möge ihr die Liebe erweijen und
den Herrn Lehrer bitten, daß er zu ihr käme. Der —— kam,
und das Kind bat ihm innig um Verzeihung für jede Betrübniß
die es ihm durch jeine Fehler bereitet habe, Nachdem der Lehrer
tief ergriffen von jeiner jterbenden Schülerin Abjchied genommen,
jteht dieſe von ihrem Bette auf, tritt am den Tijch auf ihren Pla,
wo fie beim Eſſen zu beten pflegte, faltet ihre Hände und fingt mit
fejter klarer Stimme:
Himmelan geht unjre Bahn,
wir find Gäjte nur auf Erden,
Bis wir dort in Kanaan
duch die Wüſte kommen werden.
Hier iſt unſer Pilgerſtand,
droben unſer Vaterland.
Chriſti B. 6, durch die Wüſte der göttlichen ——— V. 7 und
durch die Nacht des Todes V. 8. In den beiden letzten Verſen
wandelt ſich das Himmelan in Hallelujah, das Hoffen ins Haben,
das Bitten in Lob und Dank, Vers 9. 10.
In Württemberg hat beſonders der dem Sänger geiſtesverwandte
Stadtpfarrer Dann in Stuttgart dem Liede Bahn —— Er
nahm es 1832 in jeinen „Kern des alten Württembergiſchen Geſang—
buchs“ mit andern in demjelben Geift verfaßten neuern Liedern Er
ließ es im feinen Betjtunden zu St. Leonhard häufig fingen, bes
jonder8 am Abend des Eonfirmationstags. Die Abenditunde, welche
er regelmäßig an diejem Tage mit den Neuconfirmirten hielt, wurde
darum häufig die „Himmelanjtunde* geheißen.
Ein anderer Württemberger, der jelige Dr. Chriftian Gottlob
Barth, war für die Verbreitung des Lieds thätig. — Als derjelbe
in Dornhan Pfarrverwejer war (1822), jchloß er eine ergreifende
Predigt mit dem Liede: „Himmelan, nur himmelan joll der Wandel
gehn!” Das bewegte die ganze Zuhörerichaft jo mächtig, daß fie
nicht ruhten, bis fie das Lied in Abjchrift befamen. Dieſes Ver—
langen war dem jungen Mann ein Sonnenſtrahl in die ſonſt wenig
erfreuliche Dunkelheit der Herzen hinein. Originell, wie er war,
fand er einen Weg, welcher dem Liede bleibende Stätte in der Ge
meinde verſchaffte. Er lieh es drucken und Hebte es auf eine Menge
von Dojen aus Birkenrinde, und wo jemand mit ibm im geiltige
Verbindung trat, dem verehrte er eine Doje mit dem „Hinmelan.“
Ein gottesfürchtiger Kaufmann Lehrte auf feinen Geſchäftsreiſen
in Bayern eines Abends in einem Dorfwirthshauſe ein. Dort traf
er Bauern, die einen Muſikanten nöthigen wollten, ihnen zum
Tanze De Der aber weigerte fich, jo aut er Fonnte,
indem er ſagte: „Laßt mich in Frieden. ch weiß gewiß. ich diene
mit meinem Gejchäft, das ich ſchon lange ungern treibe, dem =‘
und ihr fahret zum Teufel, wenn ihr den Weg gebt, dem ich em
vorgeige." Allein die Bauern lichen nicht ab von ihm, Da legte
ſich der Kaufmann auch in den Handel, ftinnmte dem Muſilanten
bei und juchte die Bauern zu belehren. Die wurden jtille und
58. Cehufucht nach Erlöfung. Nr. ml.
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. 1
horchten ihm aufmerkfam zu, alfo daß er ihnen den g ne
aeigen fonnte. Und der der gab Gnade zu feinen —
o toll fie vorher gelärmt, jo gerührt waren fie nun, und ber
Mufitant verſprach * ſein Geſchäft nicht mehr zu treiben, wenn
er ihm nur dazu helfen wollte, ſein Brot auf ehrliche Weiſe ver—
dienen zu können. Freudig über ſolchen Erfol Bei hriftlichen
ap frönte mın der Kaufmann fein Wert damit, daß er
diefes Lied, das damals noch nicht lange erjchienen war, anftimmte:
immelan, nur himmelan auf Erden nid.
oll der Wandel gehn; Freude wechfelt hier mit Leid,
as die Frommen wünſchen, fann richt hinauf zur Herrlichkeit
dort erjt ganz geichehn, dein Angeficht!
Der Mufitant, der ebenfalls in jeinem Herzen recht fröhlich
eworden war, konnte jchon beim zweiten Vers den Gejang des
aufmanns mit feiner Geige begleiten, und die Bauern fangen all
mählich auch mit, wie es ihnen der Kaufmann voriprah, und in
ihren Derzen fieng fich etwas zu regen an von Himmelsjehnjucht.
ALS der Kaufmann einige Jahre nachher wieder durch diefen Ort
fam und dem Mufitanten längſt jchon für einen andern Nahrungs:
weig gejorgt hatte, erfuhr er, daß zwei diefer Bauern feit jenem
bend als befehrte Chriſten wandelten. (Heinrich, Thatſachen aus
dem Reiche Gottes. 1853.)
Neben die ermunternden Worte des zweiten Verſes:
Himmelan ſchwing deinen Geiſt Fleh täglich neu:
jeden Morgen auf; Gott, der mich zum Himmel jchuf,
Kurz, ad) furz ift, wie du weißt, präg ins Herz mir den Beruf;
unfer PBilgerlauf. mad) mich getreu!
halte man das Zeugnis Schubert3 über Schöner: „Der hat es auch
an ich jelber erfahren, daß das Gebet in Ehrijto des Chriſtenthums
‚ Anfang, Mittel und Ende jei. Darum ermahnte er auch immer jo
dringend und jo oft in jeinen Gejprächen, wie in jeinen Predigten,
um Gebet. Nicht lang vor jenem Tode noch jchrieb er eimer
Freundin die Worte ins Stammbuch: ‚Betet ohne Unterlaß; wer
beten kann, ijt jelig dran!“ Und ich habe kaum einen andern fennen
gelernt, der Das Beten ohne Unterlaß jo vermochte und übte, ad °
ver jelige Schöner, und dem man die Seligkeit, die Nube des Her
zens, welche ein bejtändiges Gebet gibt, jo durch und durch anmerken
konnte, als ihm. Diefe Ruhe und Seligkeit ergriff auch andere
Seelen, wenn fie beunruhigt und gebeugt von allerhand Schmerz
und Noth zu dem Greije famen“ V. 4. (Altes und Neues. 3.)
Zu Bers 8. In Cannſtatt am Nedar fpielte am Mittag des
10. Juli 1872 ein Mädchen jamt jeinem Schwejterlein vor einem
Haufe, das einem Abhang gegenüberliegt. Daneben Iernte e8 für
die Schule den Vers: J
Himmelan führt dich zuletzt Harr aus, harr aus:
ſelbſt die Todesnacht; auf die Nacht wirds ewig hell,
Sei's, daß fie dir ſterbend jet nach dem Tod erblidjt du jchnell
furze Schreden madt, des Vaters Haus.
EEru Chr 7 II. Eingang zur Ruhe. Nr. 202. 573
Zu gleicher Zeit führten die Knechte einer Brauerei große Bier-
fäffer in den auf dem Abhang liegenden Keller. Bem Abladen
entwand fich ihren Händen eines der Fäſſer und rollte mit wach—
—* Geſchwindigkeit auf die Kinder zu. Das Mädchen ergriff,
obald es die Gefahr ſah, das Schweſterlein und rettete es, wurde
aber von dem Faße noch ergriffen und mit ſolcher Wucht gegen die
Wand des Hauſes geworfen, daß ihr der Kopf zerquetſcht und fie
augenblidlich al3 todt aufgelefen wurde. Nach „kurzen Schreden“
atte fie die Todesnacht unverjehens himmelan geführt. (Greiner,
—
Schöner ſelbſt harrte aus, wie es einem guten Streiter Chriſti
geziemt. Schubert ſagt von Schöners Geduld und Sanftmuth in
allen Leiden, und allermeiſt in ſeinen letzten: „Da harrete er von
einer Morgenwache zur andern auf Gott, der da Hilft, und war
jtille zu jeinem Seren, der vom Tode errettet; nur der einzige
Seufzer entquoll oft jeinem Herzen: ‚Ach, wär ich doch dort oben!
Man jah feine verdriegliche Miene in jeinem Geſicht und vernahm
feine Klage über jeine Leiden. Er jtimmte in jeliger Hoffnung dem
Worte Pauli Röm. 8, 18 bei, daß die Leiden der Zeit der Herrs
lichkeit nicht werth find, die an uns joll offenbar werden.“
Dr. Barth) benüßte einmal in einer Predigt diejen Vers jeines
Lieblingslieds in jchöner Wendung: „Die Krone des Lebens ijt vers
iprochen dem Mann, der treu ijt bis in den Tod. Sch wollte, ihr
hättet eine jolche gejehen; dann könntet ihr euch etwas dafür ges
fallen lafjen. Harr aus, harr aus! Dieje Kronen jind droben ım
Vaterhaus und warten auf die Frommen. Es ijt der Mühe werth,
wenn man fich auch muß den Kopf abjchlagen laſſen: Jeſus fett
ihn wieder auf und — noch eine Krone darüber !*
I. Eingang zur Ruhe.
202. Mitten wir im Leben find.
Die durch Dr, Martin Luther im Erfurter Enchiridion und im
Waltherichen Chorgejangbüchlein 1524 herausgegebene UÜberjegung
und Bearbeitung der Antiphona de morte:
Media vita in morte sumus:
quem quaerimus adjutorem, nisi te, Domine ?
qui pro peccatis nostris juste imasceris,
sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors salvator :
amarae morti ne tradas nos.
Der Urſprung derjelben wird theils ins elfte Jahrhundert ber»
fegt, theils unmittelbar auf den Benediltinermönch ‚St. Gallens,
Notter Balbulus (850—912, vgl. 1, 94 ff.) zunüdgefübtt,
—
Kar Baal Sa nd 1 ET a a mars a he [
574 M. Eingang zur Rufe. Nr. 202. —
Die Sage behauptet, der berühmte Stammler, deſſen Sequenzen
und Antiphonen — —F das ganze Mittelalter —
ſind, habe dieſe Antiphone gedichtet, als er beim Martinstobel 4
geleben wie die Menjchen über einen tiefen Abgrund mit fr
ebensgefahr eine Brüde bauten. — Ein Berichterftatter, welcher
im Auguſt 1874 Durch die Schweiz reiste, erzählt im „Sonntags
blatt für innere Miſſion in Rheinland und Wertfalen”: „Gegenüber
von Wengen liegt auf dev andern Seite des Thals Mürren, das
höchſte Dorf im Berner Oberland. Aus dem —* erhebt ſich ſenk—
recht ein 2000 Fuß hoher Felſen, auf welchem oben ein neuerbautes
Gaſthaus steht. Wenige Tage vor meinem Eintreffen daſelbſt war
von diefer Höhe ein Fräulein von Buddenbrock beim Pflücken von
Blumen in die Tiefe hinabgejtürzt, einen Raum, der fait fünfmal
der Höhe des Straßburger Münjters gleichtommt. Grauen erfüllt
das Gemüth, wenn man dem jähen Felſen anjchaut und den Sturz
mit dem Auge mißt. BVierzehn Tage lang waren 7—8 Arbeiter
nöthig, um von unten einen Weg bis in die 500 Fuß über dem
Thal hervorjpringende, mit Tannen bejegte, Felsplatte zu bahnen,
auf welcher der Körper der Unglüclichen hängen geblieben ſein
mußte. Zwanzig Leitern übereinander, an den Felſen befeftigt,
fonnte man zählen. Endlich wurde Die zerichmetterte Leiche auf-
gefunden. Jetzt gedachte ich des Notkeriſchen Liedes und jeines Ur—
ſprungs nach Der Sage, und mein: Herz ward bewegt, zu rufen:
„Heiliger Herre Gott! Heiliger jtarfer Gott! heiliger barmberziger
Heiland, du ewiger Gott! laß uns nicht verfinfen in des bittern
Todes Noth. Kyrie eleiſon!“
Wir Haben feinen Grund, die Urheberichaft Notfers zu be—
zweifelt. Die beiden letzten Zeilen: Sancte Deus, sancte etc, find
eine Formel, die jchon in den ältejten Litaneien jich findet und aus
Palm 42, 3 und Jeſaja 6, 3., al3 dem hymno trisagio, genommen
iſt, und durch deren Gebet auch einmal im fünften Jahrhündert die
Peſt aufgehalten worden jein joll, wie denn überhaupt über die
Entjtehung des Gejangs diejer Worte: Sancte Deus ete. folgende
Legende ſich vorfindet: „Ber einem jchredlichen Erdbeben zu Kon—
itantinopel im Jahr 446 ſoll ein Knabe aus dem Wolf durch Gottes
Kraft bis an den Himmel aufgezogen worden fein und da gehört
haben, wie die Engel Gott mit dieſen Worten loben: „Heiliger Gott;
beiliger, jtarfer Gott; heiliger, unjterblicher Gott! Erbarme di
unjer!" Sobald der Biſchof Proclus das vernommen, joll er das‘
Volk diefe Worte auch haben anjtimmen laſſen, und der Kaifer
Theodofius habe befohlen, Diejelben nun im der ganzen Chriſtenheit
u jingen.“
: Te Antiphone wurde ein jehr beliebter Schladhtgefang, durch
deffen Singen vor und während der Schlacht Feind und Freund zu
fiegen hoffte. — So erzählt Gottihald, daß dieſelbe Anno 1234
auf dem Heerzug wider die Einwohner des Stedinger Landes an
der Wefer, in der Grafichaft Oldenburg bei Olneſch gejungen worden
jet. Dieje haben dem Eraeilhei von Bremen wegen des harten
Druds, den fie von den Vögten erlitten, Zehnten und Gehorjam
EWR «1
En x ua
; x
#8 © — — * — — — —
verweigert; u es fam ein Zug gegen fie durch eine Mreuzprdigt
— Da habe ſich die Geiſtlichkeit, die en in den Kampf ge
zogen, etwas fern geftellt und diefen Gejang während der Schlacht
- angeftimmt. — Da3 war auch der Fall im Jahr 1386, da 1400
Schweier, Bauern und Hirten mit jchlechten Waffen in ihren
- leinenen Kitteln den eijernen Rittern des Herzogs Leopold von
- Dftreich bei Sempach gegenüberjtanden für ihr gutes Necht. Als
der Angriff gefchehen jollte, ward bei der Schweizerichar dieſes Lied
angeſtimmt; darnach fielen fie auf die Kniee allefamt und beteten
mit ausgebreiteten Armen. „Schaut hin, rief einer der Ritter, fie
bitten um Gnade!” — „Ja, jagte ein anderer, der fich beſſer auf
das Menjchenherz veritand, ſie bitten um Gnade; aber nicht uns,
fondern Gott, und was das bedeutet, werden wir bald erfahren !*
Und jo geſchah es. Das Volf, das Gott feine Ehre gegeben hatte,
gewann den Sieg umd verrichtete Heldenthaten, welche die Welt
gefchichte nimmer vergeſſen wird.
Sehr häufig wurde aber dieſer Gejang als eine Art von
Zaubergejang gebraucht. Eine Synode zu Köln verordnete deßhalb
im Sahr 1316, daß niemand das „Media vita“ ohne Exrlaubniß
eines Biſchofs fingen jolle. Noch im fünfzehnten Jahrhundert
angen ihn die Nonnen zu Wenningen und Marienjee als Fluch—
gejfang, da Peter Jakob Busch die Reformation dieſer und aller
niederſächſiſchen Klöjter unternahm. — Seit man nun aber Ver—
deutjchungen davon hatte, wurde der Gejang im Volt meijt zum
geiſtlichen Schlachtlied im Kampf mit dem letzten Feind, dem Tod.
Im fünfzehnten —— entſtand, neben andern noch
ältern Übertragungen, folgende Verdeutſchung, wie ſie im Basler
„Plenarium ‚oder Evangelybuoch“ 1514 ſich findet:
In mittel unſers Lebens zeyt
im tod ſeind wir vmbfangen,
wen ſuochen wir, der vnß hilffe geyt,
von dem wir huld erlangen,
denn dich herr alleine,
der du vmb vnſer miſſethat
rechtlichen zürnen tueſt,
Heiliger herre gott,
Heiliger jtarder gott,
Heiliger vnd barmhergiger heiler ewiger gott,
laß vnß nit gewalt thuen
des bitteren tods not.
Sp nahm denn im Jahr 1524 Luther diefelbe mit einigen
nderungen aus dem deutichen geistlichen Wollsgejang in das Er—
—F Enchiridion auf und führte ſie, nachdem er noch zwei Verſe
frei hinzugedichtet, in den evangeliichen Kirchengejang ein.
5 Das Michael Vehejche Gejangbuch 1537 gibt diefen Vers nad
Luthers Weije, fügt aber als zweiten und dritten folgende an:
—
1 —* et s RE x: 4 4 —
a
Angang— ur Mude,
gang zur vu E
J —
Mr 909 ur
ir. Wa 24
ir. 20% *
—
Mitten in dem byttern todt Mitten in der feyndten handt 2
fchredet vns bein vrtheyll: thut die forcht vus treyben:
er will ons auf folder nodt er hilfft ons, denn der Heylland,
helffen zu der jelen heyl ? das wir gang ficher bDieyben?
O Herr, du bifts alleyne, Chriſte, du biſts alleyne, 2
der auf grofjer güttideyt denn du der gutt hyrtte bift,
vns beyjtandt thut alle zent. der vns woll bewaren ijt.
Heyliger Herre Gott, Heyliger Herre Gott,
Heyliger ſtarcker Gott, Heyliger jtarder Gott,
Heyliger barnıhergiger Heylland, Hehyliger barmhergiger Heylland,
du eiwiger Gott, du ewiger Gott,
Laß ons mit verzagen, Laß vns frydlich jterben,
ſo vns die Sünd thut nagen. mach vns deines reychs erben!
Kyrieeleyſon. Kyrieeleyjon.
Aller Wahrjheinlichkeit nach haben wir hier, wie jo oft bei Vehe
und Witzel, eine Fatholische Verhüllung der originalen Lutheriſchen
Arbeit. Und eine Vergleichung diejer beiden Strophen mit denen
von Luther mag zur Befeftigung jenes Urtheils dienen, das Wacker—
nagel in der Vorrede feines Kirchenlieds, zweiter Band, über die
mittelalterliche Kirche ausgejprochen hat. Er redet von einzelnen
madelfojen Liedern des Mittelalter8 und fagt: „aber fie find ein—
jeitigen Inhalts und bedürfen der Ergänzung. Man überjegte wohl
das ‚Media vita*, (und in demjelben) ‚denn Dich, Herr, alleine!
Wie einſam jtund dieſes Bekenntniß damals in der Kirche. Die
Lehre von der Rechtfertigung allein aus dem Glauben und von dem
Werken allein aus dem Glauben war jeit Augujtinus von Jahre
hundert zu Jahrhundert immer mehr in Vergeſſenheit gerathen.
Bevor fie wieder ins Leben gerufen wurde, war fein Dichter im
Stande, hinzuzufügen: ‚Mitten in der Höllen Angjt unjre Sind
uns treiben!“ — Die fatholiichen Strophen ſind Abſchwächungen
des reformatorischen Gedantens.
Luthers Lied redet zuerjt vom Tode, der durch unjere Mifjethat
zum bittern Tode wird, vgl. Pſalm 90, 8. Dann wendet er ſich
um jchredlichen Hintergrund des Todes, zur Hölle, und tröſtet
Ki daß umnjrer Neue Jeſu jammerndes Mitleiden entipreche,
- vgl. Seremia 31, 20. Und endlich greift er den verborgenen Stadjel
des Todes und die geheime Wurzel der Hölle jelbjt an: die Sünde,
um ihr das Blut Chrijti entgegenzuftellen, welches ım Glauben Troft
bietet. — Im Straßburger großen Kirchengejängbuch 1541 und 1568
erjcheint das Lied mit dem Titel: „Ein Klaglied über unjere Sinde,
Tod und Hölle, mit befanntni unver rew, göttlicher Barmberzige
feit und genügthuns für uns unſers Herren Jeſu Ehrifti, und an—
gehenfter bit vmb guad und hilff.“ Bündiger jest Laurentius Sti—
phelius den Titel: „Ein Klaglied wider Tod, Hölle und Sünde
und bei went man darin Troft finde”, wozu Erufius den Beiſatz
macht: „Kommts zum Tod, da werden wir mit Schreden dieje drei
Feinde gewahr, daran wir ſonſt nicht gedachten“; und Hiljcher
jchreibt: „Dies Kern- und Kraftlied jollten wir unabläſſig anſtimmen,
auf daß, werm wir auf dem Wege aus der Welt nach der Emwigfeit
unter Die Mörder fielen, wie uns in den drei Verſen dieſes Lid
9—
a A ar
AT REN
—
1. Eingang zur Ruhe. Nr. 202. 577
die drei Hauptmörder Tod, Teufel und Hölle vorgejtellt werben,
wir alsdann des Beijtands unſeres Jeſu verjichert wären.“
Was den Gebraud, des Lied betrifft, wird man noch heute
Serpilius zuftimmen können, welcher jagt: „Wie jehr viele ſterbende
Ehriften mit und unter diefem Liede ſelig entichlafen, will ich anjetzo
vorbeigehn; weil, ohne Ruhm zu melden, ich die Erempel zu Hun—
derten anführen könnte.“
Vers 1. Schamelius bemerkt: „Mitten wir im Leben find: —
aljo treffen wir den Tod nicht erjt bei dem Ende unjeres Lebens an;
fondern wir tragen ihn jtet3 um und an uns durch einen jchwachen,
fterblichen Zeib mitten im Leben. ‚Mit dem Tod umfangen‘ — mit
Zodesfurcht und Sorgen, ja mit dem Tode jelbit, der täglich an
uns naget, 2 Sam. 14, 14.” Dazu vergleiche man 1 Samuelis 20, 3.
— Über den Gegenjat im Verſe bemerkt Erasmus Alberus in einem
Schreiben an Caſpar Aquila: „Der vor Zeiten das feine Lied ge-
macht hat, der hat wohl verjtanden, daß dieje zwo Predigten zu—
— ——— Denn die Worte: ‚Mitten wir im Leben jind*
jind des Gejehes Predigt; darauf folgt das Evangelium: ‚das bift
du, Herr, alleine! das heißt: sola fides justificat.“
Am Wege von Kornthal nach Stuttgart jteht ein einfacher Stein
mit der kurzen aber inhaltsreichen Inſchrift:
Mitten wir im Leben find
mit dem Tod umfangen.
Er bezeichnet die Stätte, an welcher der ehrwürdige Vater Köllner
in der Karwoche 1853 aus diefer Welt genommen wurde. Abends
ſechs Uhr war er von Haufe weggegangen, um einen Heinen Weg
ins Freie zu machen. Friedlich und Sabbatlich gieng er dahin. Drei
Biertelftunden wachher traf ihn ein freund an einen Baum gelehnt,
heftig huftend und jeufzend: „Hilf, ach lieber Heiland, lieber Heiland!“
v hielt ihn und jtand ihm redlich bei in feinen Beengungen und
Krämpfen. Die Dämmerung brach herein, der Freund wollte nach
einem Wagen ſich umfehen, allein der immer ſchwerer Ningende Tief
ihn nicht lo8. Da kam ein Wagen daher gefahren. „Gottlob, rief
Köllner, nun kann ich ja heimfahren!“ Faſt ohne Unterſtützung
jtieg er hinauf und fagte: „Nun, mir schnell nach Hauſe!“ Da
wohl gieng e8 fchnell: an derjelben Stelle follte er Elia's Wagen
bejteigen. Noch ehe der Führer des Wagens die Bügel ergriffen,
neigte der theure Vater das Haupt und — war dahetm bet dem
Herrn. Am Karfreitag wurde fein Leib zur Ruhe gelent, wie der
jeines Herren. Köllner, Kornthal 1856.)
Bers 2. Rohann Karl Berkhan, eriter Prediger an der St.
Andreastirche in $ m ‚ verlangte, als er im Nahr 1782
dem Tode nahe war, daß ihm der Prediger Warnede, der an feinem
Bett jaß, ein Lied von Luther vorlefe. Der jchlug diefes Lied auf
und fieng an, e8 zu Iefen. Als er aber an die Worte fam:
Mitten in dem Tod anficdht
uns der Hölle Nachen !
unterbrach ihn der Sterbende und rief mit gar freudiger Stimme:
j Koh, Kirenfieb, VII 37
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Das ift carmen Lutheri heroicum !* — und ftarb, Er — den
Beift, für welchen ein Spott aus dem Tod ift worden. (Fedd ö
Nachrichten vom Leben und Ende gutgefinnter Menjchen. 6.)
Bers 3. Dorothea Elifabet Dunler, eines ſchwediſchen Ritt
meijters Tochter, glaubte, es jei fein geiftreicheres und herrlicheres
Lied denn diejes, zumal da diejer Vers aus der Maßen kräftig ſei
und citel Centnerworte in fich halte. — Georg NRollenhagen, Rektor
au aa. Wa als Dichter befannt, lag 1609 auf feinem Sterbes
ette. Da fragte ihn jein Beichtvater, ob er auch in jeinem Herzen
behalten wollte Jejum Chrijtum und bei demjelbigen bleiben. Er
aber antwortete: „Wo jollen wir denn ** bin, da wir mögen
bleiben ? Zu dir, Herr Ehrijt, alleine! — Magdalena von Schleiniß,
die Witwe des Alerander von Miltiz auf Schenfenberg, welche am °
6. Oktober 1614 jtarb, jagte, als man ſie auf ihrem jchweren Lager
viel herumtragen mußte: „Wo jollen wir denn fliehen hin, da wir
mögen bleiben? Zu Dir, Herr Chrijt, alleine!“ — — Als die
Sranzojen einjt im Speier jo ſchrecklich hausten, Flagten einem
Bürger, dem eben auch alles verbrannt war, die Seinen, fie würs
den nun ind Elend ziehen müfjen. Da fieng er an und fpradi:
„Liebe Frau und Kinder, fürchtet euch nur nicht. Wir müfjen wo
fliehen, aber nicht ins Elend, jondern an den Ort, wo wir ficher
vor Elend und Tod find. Habt ihr nicht oft mit mir gelungen:
Wo jollen wir denn fliehen hin, daß wir mögen bleiben? Zu dir,
Herr Ehrift, alleine Alſo find wir feine Erulanten, fondern wie
kommen durch jolh Erilium an den rechten fichern Ort, zu Chriſto
Jeſu.“ (Seiffart, Singularia evang.) — Die legten Worte ze
Verſes: „Heiliger Herre Gott... von des rechten Glaubens Troſt!“
waren das tägliche Morgen- und Abendgebet des Hejliichen Ger
heimenraths und Statthalter zu Darmitadt, Otto Hartmann von
Schlitz (F 8. Dftober 1657). (©. Wimmer. 4.) 4
Zu einer eigenthümlichen Parodie hat Luther jelbjt Veranlafjung °
gegeben. Er jagt in der Predigt am Tag Mariä Heimfuchung:
Wenn's am’3 Sterben geht, da muß ich jo geſchickt fein, daß J
ſage: Ei, mitten in dem Tode will ich das Leben finden; ich wi
ier ſterben, mein Herr iſt bei mir; wie auch der Prophet ii
jalm 4, 9 jagt. Aljo kehrt jich dann das Liedlein um, das mar
finget: Mitten wir im Leben jind mit dem Tod umfangen; und
man fingt jest: Mitten in dem Tode jind wir mit dem Leben ums
fangen!” — Darnach hat Michael Chriſtof Burf, Pfarrer in Owen,
1760 das Lied gedichtet:
Mitten in dem Tode hat
Leben uns umfangen.
Wer ijt, der uns Hilf und Rath
ließ durch Gnad erlangen?
Du Jeſu, bijts alleine.
Du tilgeft unſre Mifjethat,
die den Tod verjchuldet Hat.
Heiliger Menſch und Gott,
Netter in Noth und Tod!
barmherziger Heiland!
— er ER on
Du l nicht verfinfen
in des bittern Todes Noth.
Hallelujah!
Ebenſo dichtete er Die folgenden Verſe um: „Mitten in dem Tod
a uns der Hölle Rachen —“ und „Mitten in der Höllen
nojt könnt die Sind uns treiben; Doc wir fliehen nur zu Dir,
u wir ficher bleiben —“. (Chriftenbote. 1847.)
Die Melodie: gg a hecha iſt micht die der lateiniſchen
Antiphone: Media vita in — wie fie in der Psalmodia des
Lucas Lossius aufgezeichnet it. Sie hat mit derjelben, die phrygiſche
Tonart ausgenommen, keine Ähnlichkeit. Es iſt vielmehr die
mit der Verdeutſchung dieſes Hymnus: „In mittel unſers Lebens
zeyt“ entſtandene Weiſe, die alſo dem deutſchen geiſtlichen Volks—
nt angehört. — Das Erfurter Endiridion 1524 aab das Lied
noch ohne Melodie; dagegen ericheint fie unter den lutheriſchen Ge—
jangbüchern zum eritenmal in Walthers Chorgejangbüchlein 1524
in vierjtimmigem Satze, an welchen ſich in jenen Jahrzehnten noch)
eine Reihe von Sätzen anſchloſſen; fie gieng von Walther unver—
ändert auch in die Straßburger en üder über. Bemerfens-
werth ift, daß fich bei den Böhmiſchen Brüdern 1544, 1566 zu
dem Liede: „Wir waren in großem Leid“ dieſe Melodie im weſent—
lichen ebenjo, aber mit Anderungen im Versmaß und einigen ver—
chiedenen Wendungen in einer noch vollsmäßiger klingenden Geſtalt
indet. Auch der gleiche Anfang mit dev Weiſe: „Gott der Vater
wohn uns bei” ijt ein Zeichen volfsmäßigen Urjprungs.
Das fertige Spielen und Singen derjelben hat einjt einem
armen Nürnberger Lehramtscandidaten, der lange ein jpärliches
Brot der Sorgen und der Thränen_ gegeſſen, dabei aber zur fejten
Begründung feines Glaubens und jener Hoffnung Gottes werthes
Wort, jowie einen Schatz der ſchönſten chrijtlichen Lieder und ihrer
Weijen ſich einprägte, eine der beiten Schulmeifterjtellen in Franten
eingetragen. Den Bewerbern um dieſe Stelle wurde memlich aufs
egeben, dieſe fchwere, alte Melodie auswendig zu fingen und zu
been. Bon all den neumodiſch verbildeten, jungen Mitbewerbern
vachte aber feiner auch nur einen Ton bervor, nicht einmal der
Zert war ihnen befannt. Der Nürnberger jedod), der ich frommen
Sinnes oft damit erbaut hatte, fang und jpielte fie ohne Anſtoß
hinaus. Das entſchied für ihn, und er war nun der Sorgen für
immer los. (Schubert, Altes und Neues. 4, 1.)
203. Mit Fried und Freud ich fahr dahin.
Dr. Martin Luthers dichterifche Umſchreibung „des Lobgejangs
Simeonig, des AMltvaters. Lucä am 2. rt Nune dimittis servam
tuum.“ Zuerſt gedrudt im Waltherichen ———————— 1524;
jpäter von ihm unter die ſechs Begräbnißgejänge aufgenommen, die
er 1542 unter dem Titel: „chriftliche Gejeng Lateiniich und Deutſch
er Begräbniß* herausgab.
37°
9
Mit Fried und nd ich fahr dahin
in Gottes Will
Getroſt ift mir * Herz und Sinn,
ſauft und ſtille:
Wie Gott mir verheißen hat,
der Tod iſt mein Schlaf worden.
Das macht CHriftus, wahr Gottes
der treue Heiland, *
Den du mich, Herr, haſt ſehen lon
und macht bekannt,
Daß er ſei das Leben
und Heil in Noth und Sterben.
„Dieſer Schwanengeſang des glaubig Sterbenden iſt ſo alt auf
Der Text Luthers heißt in vier Verſen:
Den haſt du allen fürgeſtellt
Fi toßen Gnaden, 3
einem Neid) die ganze Welt
Se laden
Durch dein thener heilfam Wort,
an allem Ort erichollen. .
Er ift das Heil und felig Licht
für die Heiden,
Bu ’rleuchten, die dich kennen nicht
und zu weiden.
Er iſt deins Volks Iſrael
der Preis, Ehr, Freud und Wonne,
Erden, jagt Schubert, als das Bekenntniß eines ins Fleiſch gekom—
menen Hetlands der Völker. Als bei den Neſtorianiſchen Streitige
feiten unter der Regierung des Kaiſers Valens die Irrlehre eine
Zeit lang gefiegt hatte, daß Chriftus nur noch als ein Geſchöpf,
nicht Re al3 wahrhaftiger Gott, von Gott geboren, zu betrachten
fei, wollte ein en bon achtzig treuen Belek fi) weder
Durch das Gebot, noch durch die Drohungen des Kaiſers, noch durch
die Schrednifje de8 Todes abhalten laſſen, Jeſum Chriftum als
Gottes eingeborenen Sohn, ‚Gott von Gott geboren‘, zu befennem.
Sie blieben dabei jo beftändig und freudig, daß fie, als num das
Schiff, worauf jie gefangen jaßen, in Brand gejtedt wurde und im
Flammen aufgieng, mit lauter Stimme jenen LZobgejang des alten
Simeon anjtimmten. Die Zujchauer am Hafen, wohin das brennende
Schiff getrieben wurde, hörten den Gejang und jahen die Freudi
feit der achtzig Bekenner, umd viele jtaunten darüber; Denn folde
Freudigkeit * fie noch niemals mitten in ihrem Wohlleben und
in ihren Wollüften empfunden, als dieſe Männer in den Schmerzen
der heißen Flammen und im Anblid des nahen Todes fühlten.“
(Altes und Neues. 4, 1.)
Wie Luther hier mit Simeon ſingt, aljo hat er auch oft zu
Gott gebetet um eim jeliges Ende. Als 1542 jein Schwager Leon—
hardt gejtorben war umd er mit Bugenhagen an deſſen Grab vor—
übergieng, jprach er: „Der Mann iſt fein ſauft eingeſchlafen; er.
wußte nicht, daß er jtarb, denn er jchlief im Wort und Erfenutni
Ehrifti ein. Lieber Herr Chrijte, gib mir auch in Kürze ein ſolch
ittlles und ſeliges Todesitündlein und nimm mich alfo aus diefem
Elend und Jammerthal zu dir!” Diejes Gebet erhörte der Herr
in jchönftem Maße. Dr. Jonas und Magijter Celius, Die dis
jeines Sterbens, berichten von Luthers Heimfahrt, Folgendes: }
er jein Ende nahe fühlte, betete er: „O mein binnnliicher Bat
ein Gott und Vater unferes Herrn Jeſu Chriſti, du Gott a
Troftes! Sch danke dir, daß du mir deinen Sohn, Jeſum Chriftum,
offenbaret haft, an den ich glaube, den ich geprediget und befannt,
geliebt und gelobt habe, welchen der leidige Papſt und alle Gott
lojen fchänden, verfolgen und läſtern. ch bitte dich, mein Her 1
4 J
— U. Eingang zur Ruhe. Nr. 203. 581
Jeſu Chrifte, laß Dir mein Seelichen befohlen fein. O himmlifcher
Bater, ob ic) ſchon diejen Leib Lafjen und aus diefem Leben hinweg—
geriffen werden muß, jo weiß ich Doch gewiß, daß ich bei dir ewig-
ich bleiben joll und aus deinen Händen mich niemand reißen kann.“
Weiter ſprach er dann auf lateinisch: Joh. 3, 16 und Pi. 68, 21.
Und bald darauf jagte er dreimal jehr eilend auf einander: „Water,
in deine Hände befehle ich meinen Geiſt, du haft mich erlöjet, Herr,
du treuer Gott!“ Pi. 31, 6., worauf er anfteng, jtill zu jein. Da
ihm nun nad) einer Weile Jonas und Celius ftarf einriefen: „Ehr—
würdiger Vater, wollet Ihr auf Chrijtum und die Lehre, wie Ahr
fie gepredigt, beſtändig ſterben?“ fprach er noch, daß man es deut-
lich hören konnte: „Ja!“ womit er fich auf die Seite wandte und
anfieng, zu jchlafen. Allmählich erbleichte er unter dem Angeficht
und ward falt, thät dann eim tief, jedoch janft Athemholen, mit
welchem er jeinen Geift aufgab, mit Stille und großer Geduld,
daß er fein Glied mehr reget. Und fonnte niemand merken (das
zeugen wir — jeßen die Berichterjtatter ausdrüdlich hinzu — für
Gott und unjerem Gewifjen), einige Unruh, Quälung des Leibes
oder Schmerzen des Todes, jondern friedlich und janft entichlief er
in dem Herrn, wie Simeon finget — furz vor drei Uhr Morgens
den 18. Februar 1546. Daß wohl der Spruch Joh. 8, 51 an
ihm wahr wurde, welcher wohl eine der letzten Handſchriften
Dr. Luthers it, von ihm dem Hans Gasmann, Honſteinſchen Rent—
meijter zu Elrih, zum Andenken vorn in eine Hauspoſtille ges
ſchrieben, und bat diejen Spruch der Tiebite, herzliche Vater aljo
ausgelegt: „‚Den Tod nimmermehr jehen‘ Wie unglaublid it doch
das geredt und wider die öffentliche und tägliche Erfahrung! Den:
noch iſt es Wahrheit: wenn ein Menjch mit Ernjt Gottes Wort im
Fa betrachtet, ihm glaubet und darüber einjchläfet und jtirbet,
o ſinket und fähret er dahin, ehe er fich des Todes verfieht oder
gewahr wird, und iſt gewiß jelig im Wort, das er aljo geglaubet
und betrachtet, von binnen gefahren. Martin Luther Dr,, 1546
am 7. Tag Februarii.“ (Luthers Werke. Ienaer Ausgabe. 8.)
Eine ganze Wolke von Glaubenszeugen umgibt diejes Lied, die
And demfelben freudig überwunden haben und im Frieden entichlafen
ind.
Voran stehen drei Fürjtengeitalten. — Fürjt Karl zu Anhalt
Fat als er im Jahr 1561 auf dem Sterbebette lag, cine Viertel—
tunde vor feinem Ende fich noch einmal ermuntert und „wiewohl
mit erbärmlicher Stimme, doc mit freudigem Herzen“ diejes Lied
ganz —ãA en. (Erasmus Franeisci, brennende Yanıpe.)
Als Wolfgang, Fürft zu Anhalt, alle jeine Mitbefenner aus
leisen Seblüt überlebt hatte und 1565 an das Grab jeines
veundes Graf Wolfgang von Barby gejtellt war, da gieng er mit
dem Gedanken an die Ewigkeit beftändig um. Auf dem Heimweg
fagte er: „Nun find fie alle dahin, meine lieben alten Freunde!“
und fang zweimal Luthers Lied: „Mit Fried und Freud ich fahr
dahin in Gottes Willen!" Einige Tage hernach erkrankte er, wurde
aber nochmals errettet. Aber im Februar 1566 follte e8 ermjt werden,
Di Zu a Ha
Ny
- Sm Chor der Tübinger Stiftsfirche ruhen jeine Gebeine. (Mart,
Neformation, ein Kind des Friedens, über deſſen Thür die Worte
} |
2 M. Gimgamgzue Ruhe. Me
Als man ihm den 22, März die Worte des 118. — lag: Ich
werde nicht ig: fondern leben! erwiderte er: id) werde ——
und entſchlief am folgenden Tage in ſeinem Herrn. Fliedner,
der Märtyrer und Glaubenszeugen. 2.) 2
Ehriftof, Herzog zu Kürttemberg, äußerte oft auf feinem
Krankenlager 1568: „Ein kühl Erdreich wird mein Doktor fein,
und was ich thue, das muß ich darum thun, daß man micht jage,
ich jei ein Sonmderlicher und lebe nur meines eigenen Kopfes, ver—
achte die ordentlichen Mittel und verjuche Gott. ch weiß, mein
Leib it ein zujammengeflidtes Ding, em altes baufälliges Haus,
das niemand mehr vor dem baldigen Zujammenfallen bewahren
wird. Wenn die von Gott mir bejtimmte und von mir längjt ers
wartete Stunde kommen wird, dann tjt alles vergebens, denn wir
nrüffen gewiß einmal sterben; jelig aber find die Todten, die im
dem Herrn gejtorben find. Umjere Bürgerjchaft iſt im Himmel.“
Zu jenem treuen Ehgemahl, die durch ihre Sorgfalt und alle nur
erdenklichen Mittel ſein Leben jo gern noch länger gefriſtet hätte,
fagte er: „Wenn das erwartete Stündlein fommt, daß ich von
binnen jcheiven joll, jo begehre ich, daß man mit einhelliger Stimme
finge: ‚Mit Fried und Freud ich fahr dahin” Er hatte aber
lange zuvor jchon an feine Gruft und jeinen Tod gedacht und deß—
halb vielfältig mit Paulo gejprochen: „Sch habe Luft, abzujcheiden
und bei Ehrijto zu fein“, und dem beigefüget: „Wenn ich hundert
Sahre zu meinem zeitlichen Leben nur mit einem Heller kaufen
könnte, wollte ich es nicht thun. Wenn die Stunde meine Todes
fommen wird, jo glaubet mir, daß dies die Stunde jei, darauf
ich lange gewartet habe.“ Darum it er denn aud) in jeinen Todes
ichmerzen gar geduldig gewejen und hat gejagt: „Sa, gerne will ich
leiden, ja, gerne will ich geduldig jein!* und ijt als ein tapferer
Glaubensheld gar jeliglih hingefahren am 28. Dezember 1568,
Mylü apophtegmata morientium,
Den drei Fürjten mögen nf treue Knechte des Herrn in der
Kirche Chriſti folgen. {
Friedrich Myconius zu Gotha, eine der edeliten Gejtalten der
glänzten: beata tranquillitas, war 1541 durch Zuthers Gebet wie durch
ein Wunder von jeinem Kranfenlager erjtanden; folgte aber feinem
Vater im Glauben bald nad. Am 7. April 1546 lag er wieder,
wie fünf Sahre zuvor, in den legten Zügen. Umgeben von den
Seinigen und lieben Freunden, hielt er feſt am Trojt des Evans
elit, befahl unter Simeons Lobgejang: „Mit Fried und Freud ih
—* dahin!“ ſeine Seele dem großen Gott, und ſo entſchlief der
treue Mann ſelig in dem Herrn. Juſtus Menius predigte an ſeinem
Grab von dem Weizenkorn, das in die Erde fällt, um viele
zu bringen, und von dem Diener, der ſein ſoll, wo ſein Herr i
(Biper, Evangeliiches Jahrbuch. 1861.) j
Gerhard Münch, der Fromme 1671 heimgegangene Prediger in
Frankfurt a. M., ſchlug, nachdem er auf dem Sterbebette das heilige
Be. 000 BE Eingang zur Ruhe. Nr. 203. 583
Abendmahl genofien hatte, mit beiden abgematteten, jchon eisfalten
Händen auf jein Bett und jagte: „Lauter Freude, lauter Freude!“
und fang: „Mit Fried und Freud ich Fahr dahin.“ GFedderſen,
Nachrichten vom Leben und Ende gutgeſinnter Menjchen. 2.)
Dr. Philipp Jakob Spener, der treue Knecht des Herrn, fang
diejes Lied in gefunden Tagen, viele Jahre vor jeinem Sterben, am
Schluß feiner Abendbetitunden, und jeden Sonntag Motgen, um
ih aufs Sterben zu bereiten, und jang fich aljo jein Requiem,
Als num wirklich die lebten Tage und Stunden herbeifamen, hörte
man ihn in freudiger Weife gar viel von Simeons Heimgang im
Frieden reden, und gerade an einem Sonntag Morgen (15. Februar
1705) durfte er „gar geichwinde und janft jeine Seele in die Hände
des —— Vaters befehlen.“
Dr. Philipp Hahn, Domprediger in Magdeburg, ſchrieb das
Liedlein in ſeine Kirchenpoſtille und ſetzte darunter die Worte: da
mihi in hoc etiam carmine, Christe, mori. Das iſt zu deutſch:
Herr Chriſt, Hilf, daß ich meine Tag
mit diefem Sang auch jchliefen mag!
Solches iſt dann auch geichehen. Es war das Letzte Gebetlein, das
er jeinem Schwiegerjohn, Dr. Paul Röber, noch deutlich und ver«
nehmlich hat nachjprechen können, ehe er jeinen legten DOden aus—
hauchte. Darum ward es hernac auch zu jeinem Leichenterte er—
wählet. (Avenarius, Liederfatechismus. 1714.)
Am lebten Tage, den der jugendliche, geiitiprühende Hofprediger
Dr. Johann Reinhard Hedinger in Stuttgart hienieden zubringen
ollte (28. Dezember 1704), trat jein Freund und Amtsbruder Ober:
ofprediger Dr. Kohann Friedrich Hochitetter bei ihm ein, als er
ic) Ki auf der Harfe das Lied jpielen ließ: „Mit Fried und
Freud ich fahr dahin.“ Dem rief er a entgegen: Inter jubila
inoriar. (Bauchzend will ich jchlafen gehn!) Er hatte die Hoffmung,
Diejes würde das „Nun“ feiner ſehnlich verlangten Freudenfahrt fern.
Als nun aber das Lied zu Ende war und er noch micht vollendet
hatte, war er voller Ergebung in Gottes Willen und ſetzte hinzu:
„Man frage mic, nimmer nach meinem Zuftande, als wenn ich noch
länger zu leben wünſchte. Ach, ich jterbe von Herzen gern, ver«
lange auch nimmermehr juris in diejes zeitliche Leben, nachdem ich
den Kampf bis hieher gebracht habe und an die Thore der lieblichen
Ewigkeit gekommen bin.“
Aus dem Chor anderer glaubiger Chriften fügen wir zwei eble
Seelen hinan.
Hang Ungnad, ehemaliger Kaijerlicher Feldbauptmann, der aus
Liebe jur evangelischen Sache feine Amter aufgab und Oſtreich ver-
ließ, fan nad) Tübingen und wirkte dajelbit für das Evangelium.
Er wurde am 17. Juni 1565 in der berzoglichen Gruft in ber
St. Georgenlirche beigeſetzt. Herzlih hatte er ſich gefreut, als er
eine legte Stunde herannaben Fınfke tröftete jeine Frau und Rinder,
agte zu ihnen: „Wißgönnet mir die Freude nicht, Die mir ber Herr
hriſtus bereitet hat und die ich gewißlich erlangen werbe, da ich
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BE a FT u a dd 00 min,
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Be erwies fich dabei, daß er „das Leben ſei und Heil in Noth“
„Mit Fried und Freud ich fahr dahin.“ Die ganze Vollsmenge
U. Eingang zur
längſt jhon im Vorgenuß derjelben ſtehe!“ und fieng an, dieſes
Lied gar fröhlich zu ingen. — Die Frau des befannten Chronologen
Abrahanı Buchholz wartete auf ihren Tob mit großem Berlangen
und Lila 5 „D gütiger Gott, ſpanne an, nicht leibliche Roſſe und
Wagen, fondern Eltä, des Propheten, auf daß ich ın das ewige
Baterland verreifen möge. Wenn mein Wagen kommen wird, will
ich fröhlich fingen: ‚Mit Fried und Freud ich fahr dahin!““ (Titius
vermehrtes J
Doch nicht nur in der Todesnoth ſelbſt, auch in andern Leibes—
nöthen ward dieſes Lied als glaubiger Hilferuf angeſtimmt, und der
ers 2). — Der tapfere Graf Chriſtof von Oldenburg befahl 1547
einem Kriegsheere vor der Schlacht mit den Raiferlichen bei Drafen-
2. auf die Kniee zu fallen und Gott mit diefem Liebe um Sieg
u itten, der ihnen dann auc) geſchenkt ward. (Eggerif Bennige,
hronyk von DOoftfresland.) — Bei der großen Überſchwemmung
im Thüringer Lande am 29. Mai 1613 (vgl. ©. 103) in Lehnitett
bet Weimar hatten fich fiebzehn Perſonen auf einen Boden gerettet,
wo jie endlich bei der immer mehr anwachſenden Wafjerflut ihren
Diele Tod vor Augen hatten. Da ftimmten fie in der Todesangjt
dieſes Lied an und der Herr erbarmte ſich, daß das Waſſer fie nicht
erreichte und fie gerettet wurden. (Dlearius Liederſchatz. 1.)
Unter gar merfwürdigen Umftänden ward aber diejes Lied im
Sahr 1534 auf dem Nichtplaß zu Soeſt in Weftfalen angeftimmt.
In diefer Stadt hatten die Rathsherren um jene Zeit einen Gerber-
meilter Namens Schlachtorp, der ein Anführer der Evangeliichen
war, mit noch mehreren Genofjen unter geringen Vorwande ver-
haften Yafjen und zum Tode verurtheilt. Am Tage der Hinrichtung
wurden die VBerurtheilten unter einem großen Volkszulauf zur Richt
jtätte geführt. Dort angelangt, betheuerte Schlachtorp, daß er allein
um des Glaubens willen jterben müffe und jtimmte das Lied an:
fang mit; aber doch wagte e3 noch niemand, dem treuen Bekenner
der Wahrheit beizujtehen. — Als man nun den Verurtheilten die
Wahl ließ, wer zuerjt jterben wolle, erwählte Schlachtorp, das erjte
Opfer zu fein. Der Scharfrichter aber traf mit dem bloßen
Schwerte nicht feinen Hals, jondern nur den Rüden, jo daß
der Stuhl umſchlug. Als man diejen wieder aufrichten wollte,
damit der zweite Schlag geführet werde, fam der Verwundete zur
Belinnung und entriß dem Henfer das Schwert, welches er auch
fo lange fejthielt, bi$ er die Stride an den Händen mit den Zähnen
aufgemacht hatte. Nun jchlug er jo wüthend mit dem Schwerte um
ih, daß man ihm gar nicht ankommen konnte. Jetzt wurde das
itgefühl des Volkes laut, die Rathsherren befahlen, von ihm ab-
zulafien, und das Volt führte den Geretteten, der das eroberte
Schwert in Händen hielt, im Triumph nad Haus. Schlachtorp
ftarb zwar an der furchtbaren Wunde, aber nie ward in Soeſt ein
Leichenbegängniß gejehen, wie das feine; und bald darauf mußte
der Fatholiih gefinnte Rath die Stadt verlafien und Die ganze
a
ME Eingang zur Ruhe. Nr. 204. *
Bürgerſchaft fiel dem ae und dem Manne Gottes zu, der
das Volk fingen gelehrt: „Mit Fried und Freud ich fahr dahin.“
Die Melodie: daagdceha iſt 1524 zugleich mit dem
Lied erfunden und zum erjtenmal in Walthers Chorgejangbüchlein
edrucdt erjchienen, ohne Zweifel, obwohl nicht völlig verbürgt, von
Kuıtber. Ber der Faſſung dieſer Melodie, wie ſie im Allgemeinen
Kirchengeſangbuch ſich findet, iſt bloß eine rhythmiſche Schwierigkeit
der dritten Beile nad) alten Vorgängen auf kaum merkliche Weije
entfernt. Gebajtian Bad) hat fie in einer jeiner Feitcantaten, auf
das Felt der Neinigung Martä, mit einem jchönen Tonſatz geſchmückt,
wobei er nach jedem Vers einen andern auf deſſen Inhalt bezüg-
lichen Zonjag einwob. — Eine andere Melodie: fgfbdcha,
it von Knecht 1794 zu dem Liede ©. B. Funks: „Mir jchauert
nicht vor Dir, o Gruft“ erfunden, wie fie denn zuerjt im Württeme
bergijchen Choralbuch 1798 und dann 1828 erjcheint. Palmer äußert
fih im ſüddeutſchen Schulboten 1845 über dieje beiden Melodieen
treffend aljo: „Sie können ganz bejonders dazu dienen, um den
Charakter der alten, objektiv-Kirchlichen Choralzeit und der modernen,
empfindungsreichen Periode recht fühlbar zu machen. Beide Melo-
dieen find, jede in ihrer Art, Meiſterwerle; aber wie anders klingt
Knecht, als Luther! Luthers Weiſe fehlt es durchaus nicht an Barte
heit; man jehe nur die vierte Zeile: „janft und ſtille“ und die fol-
apa Aber doch, wie wird jchon durch die doriſche Tonart, durch
ie dadurch hervorgebrachten Beilenjchlüffe und Modulationen die
ganze Melodie viel männlicher! Es ijt der Glaube der Kirche, der
in jeiner ganzen Macht und Freudigkeit gerade in den Sterbliedern
der Alten ſich offenbart. Wie find dagegen Knecht Accorde und
Tonfolgen jo weich, jo arienmäßig! Bier iſt es das jubjektive,
fromme Gefühl, das von den Gräbern aus jehnjüchtig nach der
chriftlihen Wahrheit aufblidt; dort aber bei Quther it es die ber
reits oben auf der Höhe chriftlicher Wahrheit jtehende Glaubens—
geminbeit, die mit hoher, göttliher Nuhe auf Gräber und Sterbe—
etten herniederblickt.“
204, Nun laßt uns den Leib begraben.
Erjcheint zuerjt im „New Gefeng buchlen. Jungen Buntzel
durch Georgen Wylmjchwerer 1531.*, dem eriten Sefangbüchlein
der böhmijch-mährijchen Brüder, das Michael Weys, Prediger der»
elben zu Fulnek, herausgegeben hat; ſodann unter den — Eros
eſangbüchern zuerst in: „Geiſtliche lieder und Palmen durch D,
Mart. Luth. Gedrudt zu Magdeburg duch Michel Lottber 1540,*
Es ijt hier Luther zugeichrieben; wogegen er im „Babjtichen Ges
fangbuch 1545“ förmlich proteftirte mit den Worten: „Ich mus
aber das auch vermanen das lied, jo man zum grabe finget, Nu
laßt vns den leib begraben, füret meinen namen, aber es iſt micht
mein, vnd jol mein name binfurt dauon gethan fein, Nicht das ichs
verwerffe, denn es gefellet mir jehr wol, vnd bat ein quter Poet
gemacht, genannt Johannes Weis, on das er ein wenig gefchwermet
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hat am Sacrament, Sondern ich wil niemand fein erbeit, mir zu
eigen.“
( 1534 zu Landöfron,
teinischen von
Offenbar iſt ihm dabei auch ein Verſehen widerfahren
indent er jest Kohannes Weiß von der —— mit Deichael Weyj
| n, vgl. 2, 119 ff.) verwechielte,
Das Lied jelbit ijt eine Ueberjeßung und
urelius Prudentius aus %
aragofja in Spanien (348
—413, vgl. 1, 54 ff). Aus defien Hymnus in Ba defunetorum :
Deus ignee fons animarum, weldher 44 Strophen
at, wurden nem—⸗
lich einzelne Verje zu Gefängen gebildet, und der befanntejte ift unſer:
Jam moesta quiesce querela,
ir geben das Lateinische mit einer
dem Original direkt entjprechenden Ueberſetzung:
Jam moesta quiesce querela;
lacrimas suspendite, matres,
Nullus sua pignora plangat:
mors haec reparatio vitae est.
Quidnam sibi saxa cavata,
quid pulchra volunt monumenta,
Res quod nisi cereditur illis
non mortua, sed data somno?
Nam quod requiescere corpus
vacuum sine mente videmus,
Spatium breve restat, ut alti
repetat collegia sensus.
Veniant cito saecula, cum jam
socius ealor ossa revisat,
Animataque sanguine vivo
habitacula pristina gestet.
Quae pigra cadavera pridem
tumulis putrefacta jacebant,
Volucres rapientur in auras
animas comitata priores,
Sie semina sieca virescunt
jam mortua jamque sepulta,
Quae reddita cespite ab imo
veteres meditantur aristas,
Nune suscipe terra fovendum
gremioque hune coneipe molli:
Hominis tibi membra sequestro
generosa et fragmina credo,
Animae fuit haee domus olim
factoris ab ore creatae;
Fervens habitabat in istis
sapientia prineipe Christo.
Tu depositum tege corpus:
non immemor ille requiret
Sua munera fietor et autor
propriique aenigmata vultus,
Nun ruhet, ihr bitteren Klagen !
fein Mutterher; möge verzagen,
Kein Auge die Pfänder beweinen:
aus dem Tode wird Leben erjcheinen.
Was ihmücten wir Gräber aufs beite
und wölbten die Grüfte fo feite,
Wenn ewiglich bliebe verborgen,
was entjchläft zum befferen Morgen ?
Seht wandert zum nächtlichen Frieden
die Hülle, vom Geifte geſchieden;
Bald ijt ſie — wie fliehen dieStunden!
mit ihm droben wieder verbunden.
Im Fluge wird, wie wir erflehen,
ein Hauch die Gebeine durchwehen,
Und Blut wird die Adern durchwallen,
die, verjiegt, im Staube zerfallen.
Die Leiber, vom Tode verjchlungen,
vom Moder der Grüfte bezwungen,
Vom Geifte gehoben zum Leben,
werden adlergleich ſich erheben.
Sie grünen dem Himmel entgegen,
wie Körnlein, die troden gelegen
Und feimend im Raſen verlangen,
wie zuvor in Ahren zu prangen.
Nun weihen wir, Erde, dir wieder
in Stille die föftlichen Glieder;
O birg unter grünendem Mooje
dur das Pfand im traulihen Schoße.
Einjt war es zum Haufe der Seele F
geihaffen durch Gottes Befehle;
Drin glühten die himmlischen Flammen,
die dem König Chrijto entjtammen.
Und wie wir in dich e3 verjenfen,
wird jeiner der Schöpfer gedenken,
Aus irdenem Tiegel es heben
und des Himmels Siegel ihm geben.
——
— —— —
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earbeitung des Las
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Veniant modo 'tempora justa,
587
Wenn erwünscht fich die Stunde enthülfet,
quum spem deus impleat omnem, da der Herr unjer Hoffen erfüllet,
Reddas patefacta necesse est,
qualem tibi trado figuram,
Wird mit Freuden entiteigen dem Grabe
die mit Thränen gebettete Habe.
Wir geben nun unjer Lied in feiner ehriwürdigen und einfältigen
Form, wie e3 unjre Väter gejungen:
Nun laßt uns den Leib begraben,
daran gar fein Zweifel haben,
Er werd am jüngjten Tag aufitehn
und unverweslich herfür gehn.
Erd ift er und von der Erden,
wird aud zu Erd wieder werden
Und von der Erd wieder aufjtehn,
wenn Gottes Poſaun wird ergehn.
Sein Seel lebet ewig in Gott,
der fie allhie aus lauter Gnad
Von aller Sind und Mifjethat
durch feinen Sohn erlöfet hat.
Sein Jammer, Trübjal und Elend
it fommen zu eim jelgen End,
r hat getragen Chriſtus Joch,
iſt gejtorben und lebet mod).
Die Seel lebet ohn alle Klag,
der Leib jchläft bis an jüngiten Tag,
An welchem Gott ihn verklären
und ewger Freud wird gewähren.
Hie ift er in Angſt gewejen,
dort aber wird er geneien,
Sn ewiger Freud und Wonne
leuchten wie die helle Sonne.
Nun laffen wir ihn hie jchlafen
und gehen all heim unjer Straßen,
Schiden uns auch mit allem Fleiß,
denn der Tod kömmt ung gleicherweis.
Das helf uns Chriſtus unſer Troft,
der ums durch fein Blut hat erlost
Bons Teufels Gwalt und ewger Bein;
ihm ſei Lob, Preis und Ehr allein!
In dieſer Faſſung jteht das Lied in den lutheriſchen Geſang—
büchern.
Der lebte Vers ift nicht von Weys.
tan Lieder ©. 101): „Man wird wohl diefe Schlu
1 Stra
amt den übrigen Veränderungen des Lieds M. Luther zujchreiben
und hierin den Grund jehen dürfen, weßwegen man ihm das ganze
Lied zugeeignet age
ieſes ſelbſt
iſt der beliebteſte Grabgeſang geworden und
jogat in päpftlichen Gemeinden gebraucht. — Kurfuͤrſt Karl von
er Pfalz verbot den Lutheranern in Heidelberg, im ihrer eigenen
dajelbjt erbauten Kirche dieſes Lied bei den Begräbnifien zu fingen.
Am meisten leuchtet unter den Verſen der vierte hervor. —
Zum Anfan
jtunden“: „
mit meinem Leben.
defjelben jagt Heinrich Müller in feinen „Erquid«
elt, gute Nacht! Es ijt aus, Gott Lob, es iſt aus
Kein Körnlein ijt mehr im Glas, fein Tröpf—
lein im Faß. Das Lichtleim iſt aus und verlojchen.
Der Tag des
Todes ijt befjer, al3 der Tag der Geburt, Jener jeht in die Mühe,
diejer heraus in die Ruhe; jener fängt das Leiden an, diefer macht
es ein Ende. Leben aus, Leiden aus. Gottlob, mein Angjtbe .
lein ijt aus! Das Stündlein ift da, da man mir mit Freuden
nachjingen wird:
Sein Jammer, Trübjal und Elend
ift fommen zum jeligen End.
Welt, gute Nacht! Mein Sodom bift du geweſen und haft mit
deinen ungerechten Werten meine Seele oft bis auf den Tod ges
Be n kommt der Tod, des Herrn Engel, und führt mich
eraus.“
EM Gingamg zut Ruhe. Nr. 20% MR
Friedrich Mallet ſprach an Friedrich Adolf Krummachers
zu Bremen im Upril 1845 über das Wort:
Er hat getragen Chrifti Joch,
ift geftorben und lebet noch!
wobet er fagte: „Die Saiten feiner Harfe find nicht gefprungen;
je triumphirt. Wie viele werden noch ihren zarten heiligen Klängen
uſchen und jagen: das hat meine Seele erquidt und gehoben!“
An dem geijtreihen Schriftchen von Valentin Andreä: „Das
gute Leben eines rechtihaffenen Dieners Gottes 1619“ wird unter
anderem gejagt:
— — Sch denf der guten Tag,
da war an Glehrten wenig Klag.
Soll ic) die dapffer Leut all nennen,
ich glaub, ich würde vil nit fennen.
Die fein nun todt und leben nod,
nun leben vil und faulen doc.
Am jchönften aber tritt der Grundgedanfe des ganzen Lieds,
wie des vierten und jechsten Berjes, hervor in dem, was Dr. Hein-
rih Müller in jenem „Getjtlichen Dankaltar“ erzählt: „Ich kenne
einen Menjchen in —— dem auf ſeinem Krankenbett im Schlaf
folgendes Geſicht vorkam. Er ſahe und ſiehe, es ſtanden bei ihm
am Bette vier Engel, zween zur Rechten, zween zur Linfen. Der
eine hatte ein Tüchlein in der Hand, damit wijchte er ihm Die
Thränen ab von feinen Augen und ſprach: Absterget! Du haft
lange genug geweint, nun wird das Lamm abwijchen alle Thränen
‚von deinen Augen. Der andre reichte ihm einen Palmzweig dar
und fagte: Vicisti! Durch Jeſu Wunden haft du überwunden. Der
dritte hielt eine Krone über fein Haupt und ſprach: Coronaberis!
Du jollit eine jchöne Krone empfangen von der Hand des Herrn.
Darauf drückte ihm der vierte die Augen zu und jagte: Vidisti —
Dein Jammer, Trübjal und Elend
iſt fommen zu eim jelgen End.
Indem fuhr die Seele aus; die nahmen fie mit Freuden auf und
führten fie hin gen Simmel, erfüllten die Luft mit jauchzenden
Stimmen und riefen:
Dort ift fie in Angſt gewejen,
aber nun ijt fie genejen!
Hallelujah, Hallelujah.
Mein füßejter Herr Sefu, laß mir dies Geficht erjcheinen in meiner
legten Stunde! Ewig joll mein Herz dich loben, wenn ich wohnen
werde bei dir droben.“
As am 1. April 1653 die jugendliche Tochter Herzog Wil-
helms von Weimar, Wilhelmine Eleonore, ins Grab gejenkt wurde,
trug die Stadtfantorei unjer Lied vor, und ihr antwortete auf jeden
einzelnen Vers die fürftliche Kapelle gleichjam im Namen der ie
gegangenen mit einer Strophe, wovon wir nur die erjte und legte
ge Zum erjten Vers „Nun laßt uns den Leib begraben“
eißt es:
2
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MM. Eingang zur Ruhe. Nr. 20. 680
So traget mich denn immerhin,
da ich jo lang verwahret bin,
Bis Gott, mein treuer Seelenhirt,
mich wieder auferweden wird.
Auf den fiebten Vers: „Nun laſſen wir ihm hie jchlafen“ antwortete
die Kapelle:
So laßt mich denn in fanfter Ruh
und geht nad eurer Wohnung zu;
Ein jeder denfe Tag für Tag,
wie er auch jelig jterben mag.
Dann ſchloßen beide Kapellen im vollen Chore ab: „Das helf uns
der Herr Jeſus Chriſt.“ — Diefe Zuſatzſtrophen, von Georg Neu—
mark gedichtet, haben weitere Verbreitung in der Kirche gefunden,
.B. im Naumburgifchen Gefangbuch 1730 und im Freylinghaufen-
9*. 1741.
Als Melodie iſt im Brüdercantional 1531 die Weiſe des Lieds
genannt: „O Jeſu Chriſte, Gottes Sohn“: gasgbgasbg
— Dieſe Weiſe wurde im Bapſtſchen Geſangbuch 1545
angenommen. Allein ſchon 1543 wurde im Klugſchen Geſangbuch
demjelben eine mixolydiſche, und in den „123 Liedern für Die ges
meinen Schulen von Georg Rhaw 1544“ eine jonische Weiſe ge-
— Die leßtere: gag fg ahag, erſcheint dort von Jo—
yannes Stahl mit einem fünfjtimmigen Sat, ohne daß wir willen,
ob der Seßer auch der Erfinder derjelben gewejen ift. Dieje Weije
it dem Liede erg nachdem auch die böhmiſchen Brüder fie in
ihr Geſangbuch 1566 aufgenommen hatten.
205. 9 Welt, ich muß dich laſſen.
Allgemeiner Annahme zufolge von Dr. Johann Heſſe (1490
—1547, vgl. 1, 360 ff.), dem Neformator Schlefiens zu Breslau.
Es erjcheint erft ums Jahr 1555 in zwei Nürnberger Einzeldruden
bei Neuber und bei Gutknecht, dann in dem Nürnberger Geſangbuch
bei Fuhrmann 1569, von da an häufiger. Erit das Dresdener Ges
jangbuch 1622 führt es mit Heffens Namen auf. — Intereſſaut PN
ein Lied mit ähnlichem Anfang und verjchiedener Ausführung: 5”
Welt, wir müſſen Dich lafien, wolln wir auf Gottes Straßen uns
hie befinden Ian“; es erjchien 1555 bei Stödel in Dresden (vgl.
Wadernagel 3, 952 ff.).
Es beruht auf alter Tradition, daß Hefe das Lied als Sterbe—
lied für Miffethäter, die zum Tod geführt werden, gedichtet habe,
was ſowohl mit dem Anhalt des Lieds wie mit der Sorgfalt jtimmt,
welche Hefie jchon im Jahr 1526 für die Behandlung folder Un—
lücklichen bewiejen hatte. Wadernagel vermutbet indeilen, daß ber
terfaffer das Lied für einen bejonderen Fall gedichtet habe, woraus
jeine ſpäte Veröffentlichung, ſowie die Veränderungen in Bezug auf
die Schlußzeilen der Verje zu erflären wäre,
Aeden alls ift das Lied eine Umdichtung des Wanderlieds füd-
deutfcher Handwerksburſche, welches ſich 1539 in Forſters „Frifchen
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einigt. Serpilius jagt: „Hat denn nicht David geſeufzet: Herr,
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giedlein“ und in einer Heidelberger it im zweierlei Faffuugen
finet (vgl. Uhland, Volkslieder 1, Hm I Die erjtere und Fürzere
utet: _
Junsbruck, ich muß dich laffen, Ah lieb, nun laß mich armen
ich far dahin mein Straßen im Herzen dein erbarmen,
in frembde Land dahin; das ih muß von dannen fein.
Mein Freud iſt mir genommen,
; ? Mein troft ob allen weiben !
bie id) nit weiß befommen, dein thu ich ewig bleiben
wo id) im ellend bin. itet, trew, der ehren fromb.
Groß leid muß ich yetz tragen, Nun müß did; Gott bewaren,
das ich allein tu Klagen in aller tugendt jparen,
dem liebiten Bulen mein; bis daß ich wieder fonıb.
Die Heſſe'ſche Umdichtung ift mın jo beliebt geworden, daß man
fie nicht nur bei Miffethätern gebrauchte, jondern daß viele würdige
Ehriftenjeelen fich daran erfreuten. Bonifazius Stölzlein, Pfarrer
zu Kuchheim, hatte angeordnet, daß ihm diejes Lied in feiner Todes—
noth ſollte vorgefprochen werden, weil die Worte darin fo fräftig,
eh und Durchdringend ſeien. — wurde das Lied beim
Begräbniß der Herzogin Chriitiana von Sachſen 1659, der Kur—
fürjtin Sibylla und anderer fürjtlichen Berjonen angejtimmt. — In
Danzig gehörte e3 zu den gewöhnlichen Trauergejängen.
Der erjte Vers gab in jeinen erjten Worten unverjtändigen
Leuten hie und da Anſtoß. Er heißt:
D Welt, ih muß dich laſſen, Mein’n Geijt will ich aufgeben,
ih fahr dahin mein Strafen dazu mein Leib und Leben
ins ewig Vaterland ; jegen in Gottes (gnädig) Hand.
Sie fagten, ein Chriſt jterbe nicht gezwungen, jondern freudig umd
mit gutem Willen. Allein es iſt hier das „ich muß“ und das „id
will“, die Naturnothwendigkeit und die Willigfeit vortrefflich ver—
lehre doc mich, daß es ein Ende mit mir haben muß, daß mein
Leben ein Ziel hat und ich davon muß?“ — Dagegen befahl Jo—
re Ehriftian von Dölau auf Liebau, daß man diejes Lied bei
einem Begräbnig anjtinmen und ftatt „ich muß dich Lafjen“ fingen
ſolle: „ich will dich laſſen.“ So groß war jein Verlangen, dieje
eitle böje Welt zu verlafien.
Vers 3 iſt ein tiefes Bekenntniß der Sünde: 8
Ob mich gleich hat betrogen Will ich doch nicht verzagen,
die Welt, von Gott abzogen ſondern mit Glauben ſagen,
durch Schand und Büberei, daß mir (mein Sünd) vergeben jei.
Dieje Worte erwählte ſich 1679 eine Kindsmörderin, welche mit
dem Schwerte gerichtet wurde, für ihre Leichenpredigt, die man nad
Kurfürftlich Sächſiſcher Erlaubniß halten durfte. Johann Balthafar
Balduin, Paſtor zu Otrant, ftellte nach dem Verje dar: die be
—— und betrogene Welt, wie ſie 1. ſchändlich zu Fall bringt,
2. der Fall ſchändlich mißlingt, 3. der Gefallene aber ſich wieder
glaubig emporjchwingt. —
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Als ein gründliches reformatoriſches Bekenntniß betrachtete man
den fünften *
Die Sünd mag mir nicht ſchaden; Kein Werk kommt mir zu Frommen,
erlöst bin ich aus Gnaden, fo ih will zu ihm kommen,
umsonst, durch Chriſti Blut: allein der Aifttich Glaube gut.
Mit dem Schlußvers 10, in welchem er die „irdiichen Sachen“
(B. 9) von ſich weist und jagt:
Das ſchenk ich dir am Ende, Hüt dic) vor Pein und Schmerzen,
ade, zu Gott dich wende, nimm mein Abjchied zu Herzen,
zu ihm jteht auch mein Bgehr. meins Bleibens ijt (jegt hie) nicht mehr.
ftimmte ganz jein Abjchied aus diefem zeitlichen Leben. Wie er
ier ruft: „Ade! zu Gott Dich wende!“ fo rief er 1547 beim Ver—
heiden: „Ave domine Jesu, gegrüßet ſeiſt du, Herr Jeſu!“
Die Melodie: ffg ac ba iſt Die alte deutſche Volksweiſe
au3 dem 15. Kahrhundert, welche jich mit einem Tonjat von Hein—
rich Iſaak, Kapellmeister des Kaiſers Marimilian I., der fich ſchon
1475 al3 Kapellmeister an der Kirche St. Giovanni zu Florenz be—
rühmt gemacht hatte, in dem 1539 zu Nürnberg evichienenen „Auß—
ang deutjcher Liedlein“ auf das oben angeführte Wanderlied findet.
3 fie auf unſer Wanderlied zur jeligen Ewigfeit angetvandt wurde,
finden wir eine leichte Umbildung derjelben, bejonders im Rhythmus,
fo bei Geſius 1605 und M. Prätorius 1610. Während lebterer fie
in der beiten Form und einem trefflichen Tonſatz bietet, ericheint Ste
im Schein’ichen Cantional 1627 ſowohl in rhythmiſchen als melodi=
ihen Wendungen nicht zu ihrem Wortheil verändert. — Johann
Sebajtian Bach joll nad) der allgemeinen Kirchenzeitung 1836 fich
dahin ausgeiprochen haben, er wollte für dieje einzige Melodie gern
fein beſtes Werk geben. Er hat diefelbe, wie fie ji) mit Gerhardts
„DO Welt, jich hier dein Leben“ vermählt hat, mit Schönen Tonſätzen
geichmückt, in feine beiden Paſſionsmuſiken nach Johannes und Mat-
thäus eingefügt. — Nach Freiherrn von Tucher (Schat des evange—
Tischen Kirchengejangs 1840) joll fich auch der gefeterte Mozart ebenfo
geäußert haben.
206. Herr Jeſu Chrift, wahr Menfh und Gott.
Bon Dr. Baulus Eber, Profeffor zu Wittenberg (1511— 69,
vgl. 1, 271 ff.), gedichtet, und erjchienen zuerjt in dem polnischen
antional von Seflucyan 1559 zu Königsberg „Panie Jezu
ezlowieli Bog“, dann im niederdeutichen Drud des „Endiridion
eijtlifer Ieder und tagt Hamborc 1565.“ mit der Überfchrift:
„Ein gebedt tho Chrijto vmme ein ſalich affſcheid vth diſſem bes
dröueden Tenende*, und mit der Unterjchrift: D. Paulus Eberus
Filiolis suis faciebat 1557. Hernach hochdeutſch im Auhang zum
Brüdergeſangbuch 1566 und in „Pialmen, genitliche Lieder vnd
Geſänge, fambt etlichen Gebeten. Straßburg 1569.*
Das Lied iſt Findlich einfältig und doch berzbeweglich, wie wirs
von Eber gewohnt find. Ser mir gnädig, Chriſte! ruft er zum
— EEE en a
— * 20. RR ao 591 IR
* * J
Pr 592 * DATE 1. 6 # zur Ruhe Nr. 206. sau —*
Anfang, Vers 1. — Dann f
Gnade im Sterben, wenn die Sinnen vergehen, Vers 2, wenn ber
Verſtand zerrinnt, Vers 3, und wenn die Seele vom Leibe ſich
cheidet, Vers 4; hernadh in Vers 5—7 Bitte um eine jelige Ur»
tänd; befonders auf Grund der gnadenreichen Verheißung, Johannis
5, 24. — Endlih Abſchluß mit Vers 8.
Das Lied hat das Herz des evangeliichen Volkes aller Orten
tief getroffen; aber auch in der fatholithen Kirche erwarb es fi
das Bürgerrecht. Nachdem Leijentritt, Dechant in Bautzen, es im
feine „Setjtlichen Lieder und Palmen, Bubifjin 1567“ aufgenommen,
erichten es auf Anordnung des Biihofs Johann Philipp zu tan
berg in dem Fatholiichen Bamberger Geſangbuch 1606 mit der Über
chrift: „Ein gar uraltes katholiſches Gebet um ein chriftliches Ende
in Todesnöthen, auch Morgens und Abends zu beten aus dem Leifen-
tritt.“ Ut vidi, ut gavisus sum! jchreibt Dr. Cramer, da er Dies
gejehen.
Als Paulus Eber jelbit 1569 aufs Todtenbett gelegt wurde,
betete er fein Lied, deſſen Anfang gar jehnlich lautet:
Herr Jeſu Chrift, wahr rn und Gott,
der du littft Marter, Angjt und Spott,
Für mic) am Kreuz auch endlich ftarbit
und mir deind Vaters Huld erwarbit:
Sch bitt durchs bitter Leiden dein,
du wollt mir Sünder gnädig fein !
Zu den beiden lebten Zeilen bemerkt Schamelius: „Was foll ein
Chriſte denken oder jagen, wenn er ein Kruzifix fiehet? Hie ſtehet
die Antwort.“
Der berühmte Hugo Grotius erkrankte auf jeiner letzten Reife,
al3 er durch Schiffbrud an die Küſte der Kafjuben verichlagen und
von Schweden nad) Rojtod gefommen war, in dieſer Stadt. Der
- herbeigerufene Arzt verhehlte ihm fein herannahendes Ende nicht,
und Grotins bat den Theologen Johann Quistorp, ihn zu bejuchen.
Diejer jagte zu ihm, es hätte ihn jehr gefreut, wenn er ihn als ges
funden Mann hätte bejuchen dürfen. Er antwortete: So hat es
- Gott gefügt! Quistorp wünjchte ihm, daß jeine Buße fein möge,
wie die des Zöllners im Tempel, und daß jich Gott auf jein reu—
müthiges Gebet jeiner erbarmen möge. Darauf jagte er: „Der Zöll-
ner bin ih!* Als ihn aber Duistorp ferner erinnerte, jeine Zuflucht
zu dem Hetlande der Welt zu nehmen, denn außer ihm ſei fein Heil,
antwortete er: „sch ſetze alle meine Hoffnung allein auf Chriſtum!“
Hierauf ſprach er ihm das Lied: „Herr Jeſu Chrift, wahr Merid
und Gott!” von Wort zu Wort mut gefalteten Händen und leifer
Stimme nach und gab nach wenigen Minuten feinen Geiſt auf:
28. Augujt 1645. Und jo ift dieſer gelehrte Juriſt, obwohl er viel
Irriges in der Theologie gejchrieben, dennoch wahrhaft evangeliich
— im Vertrauen auf Jeſum Chriſtum, des lebendigen Gottes
ohn.
Vers 2 und 3 enthalten einen gewaltigen Schwung herzan—
dringenden Flehens, wie er fich ergibt für Stunden, wo das alte
JF
olgt zuerit in Vers 2—4 Bitte um
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*
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* u re
* ME. Eingang zur Ruhe. Nr. 206. 593
jafiige Sprihwort gilt: „Gerade zu! gibt gute Nenner.“ Man
höre Vers 2:
Wann ih nun fomm in Sterbensnoth
und ringen werde mit dem Tod;
Wann mir vergeht all mein Beficht
und meine Ohren hören nicht;
Wann meine Zunge nichts mehr jpricht
und mir vor Angſt mein Herz zerbricht —
jo fomm, Herr Ehrifte — —! Daraus erklärt fih, wie e8 das
Lieblingslied jo vieler Fürften und hoher Herren geworden ift; jo
von Herzog Friedrich Wilhelm von Altenburg, Fürjt Wolfgang zu
Anhalt } 1566), Ehriftian I, Kurfürjt zu Sachſen (F 1591), Erb-
prinz Johann Friedrich von Württemberg (F 1659). — Fürft Joachim
pi nhalt, der eine jo herzliche Luft und Liebe zu dem Lied gehabt,
m; er es, täglich zu beten, auswendig gelernet hat, verordnete,
daß man es des Sonntags auf der Kanzel nach der Predigt leſen
und im feiner ganzen Landichaft Deſſau alle Wochen fingen folle,
worauf er dann bald, am 6. Dezember 1561, ſelig ſtarb.
Zum dritten Verſe erzählt Chriſtian Seriver in feinem „Seelen-
ſchatz 4*: In einer berühmten Stadt unjeres Deutjchlands Tebte
vor wenig Jahren ein frommer und gottjeliger Bürger. Er war
jo gewifienhaft, daß er der MWelteitelfeit mit feiner Kunst nicht
diente, und lieber einen Verdienſt fahren ließ, als daß er zur
Pracht und Hoffart mitgewirkt hätte; er liebte Gott und jein Wort
berzlich, wandelte gar chriftlich und Tebte von jeiner Hantierung mit
den Seinigen ehrlich und redlich. Diejer verfiel nach Gottes hei-
ligem Rath und Willen in eine jchiwere Krankheit und wunderliche
Anfechtung. Er behauptete nemlih, daß er fein Menſch mehr jet,
und weil Chriftus fein Blut nur für die Menjchen vergofien hätte,
fo gienge ihn Ehriftus nichts an, und er hätte fein Theil an feinem
Verdienſt. Der Beichtvater, dem er das alles mit großer Entſchieden—
beit vorhielt, bemühte fich eine Weile, ihm die jonderbaren Ges
danfen auszureden und evangeliichen Troſt zu bringen. Als
aber nichts bei dem Kranken auszurichten war, hub er an: Wir
wollen uns um das alles nicht weiter befümmern und uns zum
Gebet wenden! Nun jprach er dem Kranken das Sterbelied vor:
„Herr Jeſu Ehrift, wahr Mensch und Gott!" Das betete diefer ihm
andächtig nach, und als fie zu den Worten kamen:
Wann mein Verjtand fich nicht verfinnt
und mir all menschlich Hilf zerrinnt,
So komm, Herr Chrifte, mir behend
zu Hilf an meinem legten End;
„Und führe mich aus dem Jammertbal,
verfürz mir auch des Todes Onal!
that der Kranke einen tiefen Seufzer, bob jeine Hände empor und
gab feinen Geiſt auf. h
Mit den auf Seite 581 angeführten Worten Luthers ſtimmen
num ganz herrlich Vers 6 und 7, welche Chrifti Worte Nobannis 5
umſchreiben:
Koch, Kircheulled. VIII. 38
b
ah
. FR ER PEST TE, ’ EN
. | vi Ein 20 ig 31 N Ruhe u} 20
Furwahr ‚euch ſage ich A
wer mein Wort hält und glaubt an mic, A
Der wird nicht fommen ins Gericht
und den Tod ewig ichmeden nicht;
Und ob er jchon hie zeitlich ftirbt,
mit nichten er drum gar verdirbt!
Sondern ich will mit ftarter Hand
Ipn reißen aus des Todes Band
nd zu mir nehmen in mein eich,
da ſoll er dann mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich;
dazu Hilf ums ja gnädiglich!
Diejer letztere Vers mag bejonders illuftrirt werden durch folgende
Stelle aus Herbergers „Trauerbinden“ 2: „Anna von Krekwiß hat
1610 Krankheit und Tod in Einer Stunde überwunden. Das mag
ein behender Tod heißen. Da mın Gott jo ſchnell, ift ihr Herz
bald bereit; denn beides iſt bei ihr richtig gewejen: der Glaube
und das Gewiſſen. Sie hat ſich denn alsbald mit dem jchönen
Gebetlein Ebert gefafjet: ‚Herr Jeſu Chriſt, wahr Menſch und
Gott! und geboten, man ſollte mir das ankündigen. — Vor wenig
Beiten jtirbt ein Abt. Der wird gefragt, was jein Trojt jei in
diejer Noth. Da ſpricht er: ‚Das Blut Jeſu Chriſti macht uns
rein von aller Sünde; und bleibt dabei. Darum redete hernad)
der Klofterprediger über Rahab in Jericho: ‚Wer will unfern Herrn
Abt Strafen? Er hat jein Herzenshaus mit dem rothen Schmürlein
des Blutes Jeſu Chriſti gezeichnet! — Eben aljo hat dieſe adelige
Frau es gemacht und — wohl getroffen.“
In den fünf evangelischen Dörfern des katholiſchen Eichfelds
war ehedem der Gebrauch, daß am jtillen Freitag oder an großen
Buß- und Bettagen nach vollendetem Wormittagsgottesdienit ra
Lied in der Kirche gefungen und während des Gejangs mit a
Glocken geläutet wurde.
Als Melodie it unſrem Liede meiſt vorgezeichnet der Ton:
„Vaterunſer im Himmelreich.“ Da aber das Lied ſehr beliebt war,
jo wurden auch andere Werfen ihm zugeeignet. Am früheſten er
iheint nad) Dörings Choralkunde 433 f. die jonische Melodie
gsggedagg fis im polnischen Cantional des Sefluchan (1559
bei Daubmann in Königsberg), und im Hamburger Endiridion
1565: fffccdde, welhe Matthäus Le Maiſtre 1566 zu
einem Sat verwendet hat. Weiterhin wurde aus dem Brüder-
canttonal 1531 die phrygiſche Weife von: „Nun loben wir mit
.
Innigkeit“ aaacab ea, melde 1545 auf „Nun laßt uns den
Leib begraben“ angewendet war, für unjer Lied von Vulpius, Can-
tiones sacrae 1603 (ee fge fg e), Haßler, Kirchengejänge 1608,
und Michael PrätoriuS, Musae Sioniae 1610 aufgenommen. Und
*
endlich hat Seth Calviſius in feiner Harmonia cantionum ecclesiasti-
carum 1597 die calviniſche Melodie des 117. Pſalms angewendet,
welche (mirolydiich) 1562 bei Goudimel eriheint: cechgahe. = ä
zz
Die letztere ift jechszeilig, wie das Lied jelbjt, die andern find vier=
2
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2
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ME Eingang zur Ruhe. Nr. 207. 595
*
A zeilig, wobei man das ganze Lied nach alter Unſitte in 12 vierzeilige
Strophen theilen, oder auch in den 8 jechszeiligen Strophen die
beiden Stollen des Aufgefangs repetiren muß.
Einen bejondern Schmudf haben emige diefer Melodieen dem
Umjtande zu danken, daß Markgraf Georg Friedrich von Branden-
burg - Ansbach, Aontnijtrator des Herzogthums Preußen, an dem
Lied ein befonderes Wohlgefallen hatte. Er ließ es in die meijten
—— Gebetbücher einſchreiben, um es ſtets bei der Hand zu haben;
ie ihm liebſten Strophen ſchrieb er in manche eigenhändig ein und
gedachte des Liedes noch im feinen letzten Stunden. So war der
roße Tonmeifter Johann Eecard zu Königsberg bewogen, jeinem
ern zur Erquidung die jonische Melodie: fffdefgagf
in feinen fünfjtimmigen Kirchengejängen 1597 zu bearbeiten. Diejer
Sat trägt den Charakter „Liebender Zuverficht und glaubigen Fries
dens“ an fih. Der Markgraf hatte ſich aber in jener Zeit bereits
nach Ansbach zurücdgezogen, wo er 1603 jtarb. Winterfeld, dem
wir in den leßteren Angaben folgen, vermuthet nun, daß der Hof—
organiit Martin Zeuner, welcher jeine „32 ſchöne geistliche Bialmen.
Nürnberg 1616.* der Witwe des Markgrafen gewidmet hat, noch
bet deifen Lebzeiten, aljo vor 1603, dieſem zu lieb den Sab er-
funden habe, welchem die phrugiiche Melodie der böhmischen Brüder
zu Grunde lag, und welcher noch mehr al3 der Eccardiche den Ton
inbrünftiger Bitte zu treffen wußte. Dadurch) tft die phrygiſche Weile
in befondere Aufnahme gefommen.
207. Im Chriſti Wunden fchlaf id ein.
Ein inniges und kindliches Gebetlein „um ein jeliges Ende“ ;
jo viel uns befannt (Wadernagel 4, 8. Mübel 2, 491.) er
chienen in: „Neu zugerichtetes Sejangbüchlein. Mit VBorrede vom
eremias Weber, Diakonus. Leipzig, Groſſer Erben 1638.“, ebenjo
im Erfurter Gejangbucd 1648, Drosbener 1656 und Grügers Praxis
pietatis melica, Frankfurt bei Caspar Nöteln 1656. Der Name
von Paulus Eber wurde ihm erjt im Nürnberger Gejangbuch von
Sohann Saubertus 1676 gegeben, worauf Webel und Schamelius
ohne weiteres zuftimmten und auch die Kritik unſerer Tage dem
Gedanken nicht abfällig geworden it. Daß das Lied viel älter iſt,
als die Zeit jeines Gricheinens, ſcheint deutlich; daß es Ebers find»
lichen Geift atmet, it gewiß. Mehr läßt fich nicht jagen. Es
lautet in zwei jechszeiligen Strophen:
In Christi Wunden jchlaf ich ein,
die machen mich von Sünden rein;
Ja Sei Blut und Herrlichkeit
it mein Ornat und Ehrenfleid;
Damit will ich für Gott bejtehn,
wenn ich zum Simmel thu eingehn.
Mit Fried und Freud ich fahr dabin,
ein Kind Gottes ich allzeit bin.
Dank hab, mein Tod, du fördert mic,
ins ewig Leben wander ich,
—
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brachte, jah eine Hofdame es anfommen und jagte es der Königin
Mit ChHrifti Blut gereinigt fein: N
Herr ai ftärt * PH mein. >
Bei Schamelius, Liedercommentarius 1724, lautet e8 bereits: „a
Chriſti Blut umd Gerechtigkeit, das ift mein Schmuck und Ehren
Heid.“ Und diefe Stelle mit den zwei folgenden Zeilen iſt als Kern
aus dem Heinen Gebetlein herausgejchält worden jeit der Mitte des
Htebzehnten Jahrhunderts, bis * unſre Tage ein Troſt für Jung
und Alt, im Leben und im Sterben. Wir geben eine Gallerie
lieblicher Fälle, in welchen das Verslein ſich bewährt hat; deſſen
wohl bewußt, daß es nicht neun- und nicht elf-, ſondern tauſendfach
ſich erprobt hat. |
uerjt als feiner Kinderfpruch, bald nach dem Abba in gotteg-
fürchtigen Häufern den Kleinen eingeflößt.
Ein Gärtner zu Berlin bejuchte mit feinem fünfjährigen Töch-⸗
terchen einen Oheim in Schönhaujen, der al3 Gärtner im Dienfte
der Königin Elifabet Chriftiane, Gemahlin Friedrichs IL., jtand. Die
Königin unterhielt fich im Garten mit dem Finde umd gewann es
fo lieb, daß fie es nicht aus den Gedanken verlieren Fonnte und
nach wenigen Wochen ausdrüdlich verlangte, es jollte wieder ein-
mal vor ıhr erjcheinen. Als der Vater es nah Schönhauſen
an, als dieje eben im Begriff war, fich zur Tafel zu ſetzen. Als-
bald ließ fie das Kind holen und in das Zimmer Pbren. Es er:
Tante die Königin wieder, Tief zu ihr Hin und Füßte ihr Kleid.
Nun stellte man es auf den Wunjch der Königin neben ihr auf
einen Stuhl, damit es die ganze Tafel überſehen könne; fie wollte
nemlich gern hören, was das naive Kind zu den jchönen Di n
und Kojtbarkeiten der Tafel jagen würde. Stille jah das Mädchen
alles an, warf einen Blid hier auf die fojtbaren Kleider der Tafel-
gäfte, dort auf die goldenen und porzellanenen Aufiäge und jchwieg
eine Zeit lang. Jetzt faltet es die Hände und betet:
Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ijt mein Schmud und Ehrenfleid,
Damit will ich vor Gott beitehn,
wenn ich in Himmel werd eingehn.
Die Anweſenden ftaunten und waren tief —— Eine der an—
weſenden Hofdamen ſagte unter Thränen zur Königin: „DO Das
glüdliche Rind; wie weıt jtehen wir zurück!“ 2
Ein gottjeliger Prediger hatte, wie Seriver im „Seelenſchatz“
(4, 14, 81.) erzählt, wenig Freude und Troſt in der Welt, ohme
ein einziges Söhnlein. E3 war jeiner Augen, ja jeines Herzens —
Luſt, und er konnte nicht zufrieden fein, wenn e3 nicht um und bei
ihm war. Es ward aber Frank, und man jah deutlih, daß es
feines Lebens Ziel fast erreicht hatte. Der Vater beflagte fi) vor -
feinem Gott, daß er ihm die einige Luft jeines Herzens nehmen
wollte, und bat nicht mit Beding, jondern fchlechthin * das Kind
au laſſen. Als er aufjtund vom Gebet und in die Stube Fam, wo
das Kind lag, fand er, daß es mın nicht mehr Leibes-, jondern 1
f5
Ye a —— * war re ih,
VRCHE 1. Eingang zur Ruhe. Nr. 207. 597
auch Seelenangjt und Schmerzen hatte. „Ich komm in die Hölle!“
rief es; und als ihm der Vater Das ausredete und es zum Beten
ermahnte, antwortete es: „ich kann und mag nicht beten; ich komme
in die Hölle!“ warf fich in jeinem Bettlein herum und wußte fich
vor Angjt nicht zu faſſen. Der betrübte Vater merkte bald, woher
das fan, eilte in fein Kämmerlein und bat jeinen Gott und Herm
um BVerzeihung, daß er jeinem allein guten Willen fich widerſetzt
hätte, legte ſich und fein Kind im die väterliche Verordnung Gottes
um Ehrijti willen, daß er ihm ein jeliges Ende beichere und ihn
dermaleins vor jeinem Angefiht es wolle wieder finden lafien.
Sobald er wieder in die Stube fam, rief das Knäblein: „Herzens-
vater, nun beten!“ fieng darauf von jelbjt freudig an: „Das Blut
le Ehrifti macht mich rein von aller Sünde. Chrijti Blut und
erechtigfeit, das iſt mein Schmud und Ehrenkleid ꝛc.“ Als der
Bater fragte, ob es fich noch vor der Hölle fürchte, antwortete es:
„Ach nein, ich fomme in den Himmel zu den heiligen Engeln!“ und
ftarb wenige Stunden nachher janft und jelig.
Sn den Sechziger Jahren fragte ein Geiftlicher Frankens in
der Dorfichule feiner Nachbargemeinde ein Kind nach dem Sprüd)-
fein, welches man in jener Gegend „das Blut“ zu heißen pflegt:
Chriſti Blut und Gerechtigkeit,
das iſt mein Schmuck und Ehrenkleid!
Das Kind wußte es nicht, und zwanzig andere wußten's auch nicht.
Tief betrübt gieng er nach Haufe; es wollte ihm als ein Zeichen
ericheinen, daß das Gebet zu Haufe und mit den lieben Kleinen
erlöfche,. — Nicht lange darnach in einer ftillen mondhellen Nacht
wacht er auf, und in dem Bettlein zu feinen Füßen fängt jein drei-
jähriger Knabe an, im Schlafe ſprechend:
Chriſti Blut und Gerechtigkeit,
das ift mein Schmud und Ehrenkleid !
Er betet den Vers jo deutlich bis zu Ende, daß der Vater innerlich
ganz ergriffen und erquidt war, während das Kind indeſſen rubig
weiter jchlief.
Uber nicht nur für die Kleinen ift das ein Herzenswort, jonbern
auch für die Großen.
Eine edle Fürſtin tröftete fich deffelben. Softe Charlotte, Gräfin
von Stollberg-Wernigerode, wurde im Jahr 1728 durch ein furcht—
bares Gewitter tief erichredt. Sie ftellte fich den Water im Himmel
vor als Richter auf den Wollen unter Blig und Donner und fragte
fi, wie fie vor Ihm erjcheinen könnte. Ohne alle Entichuldigung
ihrer manchfachen Blöfe Zr fie fich zu ihrem Herrn, in deſſen
Armen fie Ruhe fand. Da jchrieb fie im ihr Tagebuch: „Gott, du
bijt Liebreich, aber auch ſchrecklich allen, die noch nicht in dem Mod
ber Gerechtigkeit vor dir erjcheinen können. Selig und glüdlich it
aber der, Herr Jeſu, welcher dich zum Freunde bat, dem Du deine
Wunden» und Nägelmale zeigeit. Da fann fich das arme zitternde
Herze laben, da birgt es fi in deine Seite, und du vertrittit die arme
= 5 ds L . f . 5 F
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verlafjene Seele bei deinem Vater. Laß mir das nie aus meir J
erzen kommen, ſondern lehre mich immer freudiger jagen: Chriſti
lut und Gerechtigkeit, das iſt mein Schmuck und Ehrenkleid ꝛc.“
(Basler Sammlungen. 1816.)
Und wie die —5* jo der Diener Chriſti. — Auguſt Gott
lieb Spangenberg, der ehrwürdige Biſchof der Brüdergememe, ſchloß
im Jahr 1784, als achtzigjahriger, Greis, jein Leben mıt den Worten:
„Wenn ich bedenke, wie viel der Altejtenconferen; der Umität befohlen
ijt und wie wenig ich dabei habe helfen können, jo jtehe ich beichämt
vor meinem Herrn. Sch bitte ihn und meine lieben Brüder um die
Erlaſſung meiner Schulden. Weil überdem bei uns armen Menjchen
das viele Berjehen auch bei dem beiten Sinn ganz unabwendlich tft,
fo bitte ich auch um Bergebung meiner Sünden. Seht bin ich im
Streit mit den Leuten, Die das Evangelium verfälichen und es anders
predigen, als es Paulus gepredigt hat. ch flehe zu meinem Vater
im Himmel, daß er die Feinde jeines Sohnes zum Schemel feiner
Füße machen wolle. Meinen Herren und Heiland bitte ich, daß er
die Lijtigen Anjchläge des Satans und jeiner Gehilfen zur Eng
werden laſſe, und daß durch den heiligen Geiſt jein Evangelium ſich
beweijen möge als die Kraft Gottes zur Seligfeit allen, die daran
glauben. Das Häuflein jener Kinder, das jo gering und verachtet
it, nehme er ferner in jeinen Schuß, befenne fi zu ihm und gebe
ibm jeinen Frieden. ‚Chriſti Blut und Gerechtigkeit, das ijt mein
Schmuck und Ehrentleid. Damit will ic) vor Gott bejtehn, wenn
id in Himmel werd eingehn.‘ Das ijt der Grund meiner Hoffmng
und das ganze Lied drüdt meinen Sinn aus.“
Wie jchon in einzelnen diejer Fälle, jo hat es feiner urſprüng—
lihen Beziehung gemäß auch zum Sterbetrojt injonderheit gedient.
Bunächjt zur Vorbereitung. — Eine junge Dame, in der Eite-
feit der Sinnen von Jugend auf erzogen, kam wenige Tage nad)
ihrer Vermählung aufs Sterbebett. Nur durch einen auffallenden
Umweg wurde jie auf die Gefahr des Todes, von welcher jie nichts
hören wollte, aufmerkfjam gemacht. Ihrer Lieblingsluft auch jeht
noch zu fröhnen, wollte jie ihr Hochzeitkleid, in dem fie vor etlichen &
Tagen bei der Trauung geprangt hatte, bejchauen. Die Kammer-
frau aber, welche den Befehl befam, jolches zu bringen, eriwiderte:
„Ehrifti Blut und Gerechtigkeit, das tjt mein Schmudf und Ehren
Fleid, Damit will ich vor Gott beitehn, wenn ich in Himmel werd
eingehn.“ Doch auch) jegt wollte fie nichts hören, bis die Seele
nimmer fähig war, Gedanken und Kräfte zu jammeln und auf das
wahre Ziel des Lebens zu richten. (Basler Sammlungen. 1783.) —
Der Gedanke zur Vorbereitung war gut; ach der Leute gibts eben
noch viele, die ohne hochzeitlich Kleid zur Ewigkeit wandern. 4
Sodann zum lebten Bekenntniß. — Dem liebenswürdigen Super-
intendenten Wilhelm Hey zu Ichtershaufen, als Dichter der Spekter-
fchen Fabeln überall wohl gefannt, fam im Mai 1854 jein Stünd-
lein. Er hatte nicht nur unter den Kojen der Dichtung, jondern
auch unter den Dornen der Anfechtung jeines Bekenntniſſes durch ven
Nationalismus gewandelt; und es zog ihn zum himmlijchen Garten.
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— . Eingang zur Ruhe. Nr. 207. 599
3 Kurz vor * Tode wollte ihn ein Freund damit tröſten, nach
en
einem ſolchen Leben, wie er es durchlebt, könne man ohne Zagen
dem Tode entgegenſehn; er aber antwortete: „Chrifti Blut und Ge—
vechtigfeit, das ıjt mein Schmud und Ehrenfleid.“ Ausdrücklich ver-
bat er ſich auch vor der Gemeinde alles Lob, aber als letztes Ver—
mäcdhtni die Bitte, daß fie auf dem Tutheriichen Bekenntniffe im
Glauben verharren möge.
In das Lazaret der Turnhalle zu Heilbronn wurde neben
manchen DVerwundeten vom Tage bei Mar3-La- Tour auch em
Brandenburger gebracht, der an einer jo jchweren Wunde litt, daß
ihm ein Bein abgenommen werden mußte, umd der jo jchwer an
der Ruhr lag, daß jein Aufkommen nicht mehr möglich war. Er
war wohl im Leben feine durch tiefere Frömmigkeit ausgezeichnete
Natur, aber als er num in dem langen bangen Ringen noch das
heilige Mahl unjers Lieben Hetlandes zur Stärkung jeınes Glaubens
egehrte, Tonnte er doch mit dem Gebet frommer Lieder, die fein
Gedächtniß bewahrte, fich zum Ende bereiten. Und als in der letz—
ten Nacht jein Stündlein gefommen war, durften die Umitehenden
bemerken, wie jeine Lippen immer noch die Lieder der Bde be⸗
wegten. Seine Pflegerin ſagte ihm das Sprüchlein:
Chriſti Blut und Gerechtigkeit,
das iſt mein Schmuck und Ehrenkleid!
und als fie innehielt, fuhr er mit brechender Stimme fort:
Damit will ih vor Gott bejtehn,
wenn ich in Himmel werd eingehn,
Und nun warens noch einzelne Laute. „Morgen, morgen!" rief er,
als ob er ahnte, daß feine Seele jetzt nur noch wenige Stunden
weilen werde. „Wagen bejtellen !“ verlangte er; „Heim, heim, heims
fahren!“ rief er. Und die Wagen, von denen er da redete, waren
nicht jene, auf welchen die armen Verwundeten in Feindesland oft
Stunden weit unter den größten Schmerzen geführt wurden ; jondern
er hatte die Liedesgedanten in jeiner Seele, die beim Abſchied aus
dem Leben von Elia’8 Wagen reden und von der Engel Händen zur
Auffahrt in die Höhe und in Die ewige Heimat der Seelen. Wer
aljo jeine Seele verhaucht, der it er ohne Ausficht für eine befjere
Zukunft entichlafen. (Lauxmann, Gedenkblätter 2, 82 f.)
Auch noch an der Stelle, wo der Tod jeine Beute davonzutragen
jcheint, tt dies Sprüchlein mit feinem ee ann Troft eingetreten.
— Zwiſchen den Häufern des Zimmermeiſters Lange und des Drabts
ziehers Weidemann Io ein freter Fi zehn Schritte lang und breit,
und eine Hede hatte ihn jonjt vom Wege geſchieden. Eines Abends
geht der Drahtzieher bin und fällt, weil eben jein Holz alle war,
einen alten Heckenſtamm, der noch ſtehen geblieben. Der immer
meifter fchaut zu und fragt, warum er nicht lieber bei ihm Späne
hole, und erhält die Antwort: „Ich danke freundlich, jo Tange ich
jelbjt noch Habe." Da fprach jener: „Ihr babt aber jelber mit
nichten, denn die Hede iſt mein ſamt dem Grunde.“ Mit dieſem
Worte aber war der Friede zwifchen den beiden Nachbarn, der jo
Br
i
alt war, als der Heckenſtamm, auf einmal abgehauen. Der Schul. -
meilter des Orts ſuchte den Streit zu ſchlichten, allein umfonft.
Dean geht zu Gerichte, von Instanz zu Inſlanz, es finden
verhöre und Lofalbe icptigungen statt; fchon belaufen fic) die Koften
auf 129 Thaler, und der Prozeß ift noch nicht am Ende, und die
böjen Gefichter de8 Tages und der —* des Abends ſamt den
ter tächten dauern nod fort. Denn das Gericht in letzter
nitanz hatte dahin entichieven, daß der Plat gemeinfames Gut ber
beiden Nachbarn jei, und in Folge öffentlicher Verfteigerung dem
einen oder dem andern könne zugeichrieben werden, wodurd denn
der Zimmermann, der ohne den Platz feinen Ausgang aus feinem
Haufe gehabt hätte, im Falle war, fich jeden Preis — laſſen
müſſen, zu welchem ſein Nachbar ihn treiben würde. — Siehe,
a trat jemand ins Mittel, der ſchon manchen Prozeß mit einem
Schlage beigelegt hat. In dem Haufe des Drahtziehers ſtarb das
jüngjte Kindlein, und da es einmal jo Brauch im Lande, daß das
liebe Nachbarrecht fejtgehalten wird, auc wenn Prozeſſe zwiſchen
den Nachbarsleuten objchtveben, jo fommt der Nachbar Zimmers
mann, der zugleich die Schreinerei des Ortes bejorgte, in das
Sterbehaus, zu thun, was Brauch ift. Vor allem jagt er zu Dem
leidtragenden Nachbar: „Unjer lieber Herrgott hat Theilung mit
euch gehalten, laßt uns ein Vaterunſer beten!“ jtellt darauf Die
Hausuhr jtille, wie es Sitte ift, und geht dann, dem Finde Die
Händlein zu falten und das hölzerne Hemdlein anzumeljen. Dar—
nach, al3 es Abend geworden, kommen die Frauen, es zu entkleiden,
wachen fein Angeficht und jeine Hände, ziehen ihm das weiße
Leichenhemdlein über, legen einen Nosmarinzweig in jeine Hände
und tragen es aljo in den Sarg, wobei auch der Zimmermeifter
- behilflich ift. Nun ftehen fie alle um den Sarg ber und jehen, wie
das Kind jo janft und friedlich daliegt in jeinem Bettlein, umd
ſingen mit einander den Vers: „Chriſti Blut und Gerechtigkeit 2c.*
Als nun der Gejang zu Ende war, ſiehe, da reicht der Zimmer—
mann dem Drabtzieher die Hand und jpricht: „Damit, ja damit
kann man vor Gott bejtehen, aber mit unjerer Gerechtigkeit umd
Ungerechtigkeit und mit unjerem Prozeſſe geht es nicht. Hört,
- Nachbar, als ich die Todtenlade gejchreinert habe, dachte ich's gleich,
den Prozeß legen wir auch hinein zu eurem Kindlein und begraben
ihn auch, und der Sarg fojtet nichts, und das Kreuz auf den Hügel
it auch jchon fertig. Den Pla aber behalte ich, denn ihr wißt,
daß ich ihm nicht entbehren fan, und was ihr wollt, das will ich
euch geben.“ — Und der Drahtzicher erwidert mit Thränen: „Es
ift alles gut. Ich habe euch längſt alles abgebeten im Herzen umd
dem Herrn auch; der Pla aber joll nicht mein fein und gicht dein
jein, jondern unſer, wie er es bisher gewejen. Ihr gebt mir fein
Geld, und ich geb euch fein Geld, jondern wir wollen durch Liebe
und Freundichaft in Leben und Tod und auf Kindeskind wieder gut
machen, was wir einander Böjes gethan haben.“ Darauf reichten
fi die Nachbarn auf's neue die Hände, und niemand Fonnte unters
fcheiden, wer von beiden mehr geweint; ſowie auch niemand unter-
er M. Eingang zur Ruhe. M.20. 601
BT
ren fonnte, wem ihre Thränen am meiiten galten, ob dem ge—
ebenen Rindlein oder dem todten Prozeffe, oder der Tebendigen
Liebe. Die beiden Frauen aber jagen Hand in Hand neben einander
und fchauten auf ihre Männer und auf das Kindlein im Sarge,
und wiewohl auch ihre Augen waren voll Thränen, war es in
ihrem der en doc, als wäre es Weihnacht, und als höreten fie
den Lo * der Engel: „Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede
auf Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen!“
Es iſt ganz natürlich, daß das kurze Gebetlein aus den Tagen
der Väter andere gereizt hat, den Gedanken’ weiter auszuführen. —
Wir nennen in erjter Linie Erdmann Neumeifter (1671 — 1756),
den fampfesmuthigen Hauptpaftor zu St. Jakob in Hamburg. Im
feinem „Evangeliihen Nachklang, zweiter Theil 1729“ findet fich
am jechsten Sonntag nad) Trinitatis eine Gloſſe auf die vier
Beilen des Eberifchen Sprüchleins: „Chrifti Blut und Gerechtigkeit
it meines Glaubens Sicherheit.“ Wir führen nur den zweiten
Vers an:
‚Das iſt mein Schmud und Ehrenkleid‘
zu meiner größten Herrlichkeit.
Ic ziehe Jeſum Ehrijtum an,
wie er für mid genug gethan,
So ift zu feiner Gnade Ruhm
fein ganz Verdienſt mein Eigenthumt.
—* einer anderen Art iſt der Vers von Graf Zinzendorf benützt
worden. 1739 dichtete er darüber 33 vierzeilige Strophen, von
welchen die erite einfach das Original darftellt, während die fol
gebe förnige Gedanken darüber in Fülle enthalten. Etliche Verſe
araus mögen bier jtehen:
Ich glaube, daß jein thenres Blut
das allerunfchägbarite Gut,
Und daß es Gottes Schäge füllt
und ewig in dem Himmel gilt.
Sp will id, wann ich vor ihn komm,
nicht denfen mehr an „gut“ und „Fromm“;
Sondern: „da kommt ein Sünder her,
der gern fürs Lösgeld felig wär!“
Ich will nach meiner Gnadentwahl
bier fleißig jehn ins Wundenmal
Uud droben prangen in dem Kleid
deins Blutes und Gerechtigkeit.
Binzendorf legte auf diejes Lied einen jo hohen Werth, daß er auf
einem jpäteren Synodus um unveränderte Belafiung defielben bat,
weil er innerlich —— ſei, dieſes Lied vor vielen andern m
mittelbar nach dem Geiſte Ehrifti gefungen zu haben, Wenn nun
Albert Knapp von demfelben jagt, daß es an Luthers Geiſt grenze,
jo mag dies von den Gedanken einigermaßen gelten; als —
wiegen die 33 Verſe das eine Eberſche Gebetlein nicht auf.
Melodie für die ſechszeilige Strophe: Vaterunſer im Dimmtel«
reich; für Die vierzeilige: & Jeſu Christ, meins Lebens Licht.
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— * J ung ga zur ı e, Kr aD. * 4
208. Wenn mein Stündlein vorhanden il.
Bon Nicolaus Herman (F 1561, val. 1, 390 ff.), dem
men Cantor in Joahimsthal. Veröffentlicht im Jahr nad) jeinem
Tode in „Hiltorien von der Sindflut, Joſeph, Mofe, Helia ze.
Wittenberg 1562", aber mit einer Vorrede des ehrwürbigen Greifen
jelbft 1560, jowie von Mathefius. Das Lied hat die Ueberſchrift:
„Ein geiftlichs Lied, darin man bitt vmb ein feliges Stündlein,
Aus dem Spruch Auguſtini: Turbabor, sed non perturbabor, quia
vulnerum Christi recordabor,“
Der Gedankengang im Geiſte des Dichters iſt einfah. „Wenn
unfer Stündlein fommt“, thut der Sänger wie Stephanus und
bittet: Herr Jeſu, nimm meinen Geift auf! Vers 1. Er gedenft
feiner Sünden, die ihn kränken, aber nach Auguſtins Worten jucht
er die Wunden Chriſti als die Freiſtatt gegen alles Verzagen, Bers 2,
Er faßt feinen Herrn mit Glaubensarmen: ich bin ein Glied an
deinem Leib ! und ſpricht wie Paulus: wer mag uns jcheiden? Vers 3.
Er ſtützt fich endlich auf den Artikel von der Auferjtehung Chriſti
und hält fic) an feines Heilands Wort: wo ich bin, da ſoll men
Diener auch fein! Vers 4. — — Ms fünfter Vers jchliegt fih im
Bonniſchen Gejangbüchlein 1575 und im Leipziger 1582 die u
an: „Ich fahr dahin zu Jeſu Chrijt“, oder wie wir fie als Ab-
ſchluß nach der Lesart des Leipziger Geſangbuchs gewöhnlich haben:
„So fahr ich hin zu Jeſu. Chriſt.“
In manchen Gejangbüchern, von 1569 an durch zwei Jahr—
hunderte hindurch, hat das Lied einen Zuſatz von fünf oder ſechs
weitern Verjen, die von Eliä Himmelfahrt handeln und von Herz
man im Sahr 1559, aljo zwei Jahre vor jeinen Tod, als ein be—
ionderes Lied: „Da nun Elias jeinen Lauf“ gedichtet worden und
in feinen „Hiltorien“ evjchienen jind. Durch irgend ein Mifver-
ſtändniß, vielleicht bei einem oberflächlichen Nachdruck, find dieſe
beiden, wenn nicht im Inhalt, jo doc in der Form ganz verjchiedenen
- Lieder in eine jeltfame Verbindung gerathen. Als harakteriftiih
auch für die Stimmung unjers Lieds mag der legte Vers hier ftehen:
Der uns das Lied gejungen hat,
was alt und mwohlbetaget.
Diesmal fommt er nicht von der Statt,
das Podagra ihn plaget.
Oft jeufzt er und bat Gott im Sinn:
Herr, hol den Franken Herman hin,
da jet Elias wohnet!
ALS fachliche Parallele mag * die Stelle ſtehen, welche im
Württembergiſchen Kirchenbuch ſich als Schluß eines Grabgebetes
findet: „Herr Jeſu Chriſte, wann unſer Zeit und Stündlein kommt
(8. 1), jo nimm aud uns in Gnaden von diefem Jammerthal zu
dir in den Himmel, Mittler Zeit erhalte uns in wahrem Glauben
und gottjeligem Leben, bis wir hinfahren aus dieſem Elende. Du
bift die Aufertehung und das Leben (®. 4), wer an Did g - }
der wird leben, ob er gleich ftürbe, und wer da Iebet und glaubt —
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—— m Eingang zur Ruhe. Ne. 208, 603
an Dich, der wird ee jterben. Laß ums von unſerem
Schlaf fröhlich zum Leben aufitehen umd zur himmliſchen Freude
eingehen um deiner Liebe willen! Amen.“ (B. 5.) — Diejes Gebet
hatte der ehrwürdige Stadtpfarrer Dann in Stuttgart allezeit bei
den Begräbniffen gebraucht. Als er nun jelbjt zu Grabe getragen
wurde am Gründonnerjtag, den 23. März 1837, jang die Ges
meinde, welche ihn als geiitlihen Bater im Herzen trug, nach
feinem Wunjche vor der Einjenkung des Sarges Bers 3: „Sch bin
ein Glied an deinem Leib“; darauf jprach Wilhelm Hofader, der
geiſteskräftige Schüler und Freund des Seligen, noch einmal jenes
Gebet. Und als der Sarg eingejentt war, jchloß die Gemeinde mit
Vers 4: „Weil du vom Tod erſtanden bijt.“
Mit Fug und Necht nannte Dr. Chriſtoph Schleupner, welcher
eine Erflärung diejes Lieds im zehn Predigten unter dem Titel:
„Selige Himmelfahrt der Glaubigen. Leipzig 1619.“ herausgab,
daſſelbe „die Fröhliche Heerpauke des heiligen Getjtes, unter deren
lange jo viele Ehrijten ganz getrojt gejtorben find.” — Jeder Bers
gibt hiefür Zeugniß.
Bers 1. — Johann Martin Rebjtod, Pfarrer zu Zell unter
Aichelberg, hatte von dieſem Liede einſt eine ganz bejondere Kraft
an Leib und Seele zu verjpüren. Als er nemlicy im Jahr 1668
unter viel Mangel und Armut im Straßburg ftudierte, wo er ſich
fein Austommen durch Unterrichtsjtunden miühjam erwerben mußte,
weil ihm fein Vater bloß eine einzige Dufate mitgegeben, befiel ihn
ein hitziges Fleckfieber. Aus Mitleid durfte er in einem abdeligen
Haus ein Feines Kämmerlein bewohnen. Dieje Leute jcheuten aber
die Anſteckung fo ſehr, daß fie ihm in feiner jchweren Krankheit
ganz allein Liegen ließen, auch nicht einmal bei einigen Freunden
außer dem Haufe um Beiſtand und Pflege für ihn bitten wollten.
Da er fich nun jo von allen Menjchen verlafien ſah, wandte er ſich
mit inbrünftigem Gebet an den Herrn und fand in ihm feine Zu—
verficht, jenen Troft, feinen Arzt. Unter diejen Glaubensübungen
fühlte ex fich einmal gedrungen, aufzujtehen und zu betem.
raffte alle jeine noch übrigen Kräfte zujammen und gieng zu bem
nabejtehenden Klavier, auf dem er dam mit bebenden Händen und
Lippen jpielte und jang:
Meil mein Stündlein vorhanden ift
und foll Hinfahrn mein Straße,
So gleit du mich, Herr Jeſu Chrift,
mit Hilf mich wicht verlafie.
Mein Seel an meinem legten End
befehl ich dir in deine Händ,
- du wolljt fie mir beivahren,
Da ergriff ihn mit einemmale eine ungemeine Freudigleit, Die Krank»
= wich, die Kraft des Leibes wuchs merklich, und er genaß zum
under derer, die im Haufe waren, noch an demſelben Tage.
Abends konnte er bereits ausgehen und feinen Belannten jeine Not
und Gottes wunderbare Hilfe jelbit erzählen. Zwei Jahre Br
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604 U. Eingang zur . Nr. 208. 3
wurde er Pfarrer in Zaberfeld, dann in Ennabeuren auf der ſchwäbi⸗
ſchen Alb, jofort in Mönsheim, und endlich 1705 in Bell, wo er
1728 feinen Lauf beſchloß. (Basler Sammlungen. 1841.)
Bers 2 ift nun die Ausführung des Auguftiniihen Gedantens:
Mein Sind mic werden Fränfen jehr,
mein Gwiſſen wird mich nagen;
Denn ihr jind viel wie Sand am Meer,
doch will ich nicht verzagen ;
Gedenken will id an dein Tod,
Herr Jeju, und dein Wunden roth,
die werden mic erhalten.
Dieje Worte jeufzte der Kurfürjt Chriftian zu Sachen, der ſich
diejes Lied auf feinem Sterbebette fleißig fingen ließ, als man ihm
in der legten Stunde das heilige Abendmahl reichte. — Aber aud)
ein roher Sünder, welcher zuvor von feinem Prediger hören wollte,
wurde durch dieſen Vers, den er vor jeiner Thüre fingen hörte,
dergejtalt bewegt, daß er jogleich einen Prediger zu ſich rufen lie,
damit diefer am Werke jeiner Belehrung arbeite. (Sammlungen
zum Bau des Reichs Gottes. 8.)
Ein junger Student, aus dem Lüneburger Gejchlecht derer von
Dafiel, war in Koſt und Herberg bei dem jeligen Doktor Heinrich
Müller zu Roſtock. Als er nun 1665 todtkrank ward, erinnerte ihn
jein Beichtvater und Hauswirth an die Fürbitte jeines Erlöfers und
tröftete ihn damit. Da fteng der junge Herr laut und beweglid an
i fingen: „Gedenken will ih an dein Tod, Herr Jeſu, und dein
unden roth, die werden mich erhalten!" Dann faltete er jeine
Hände und rief: „Hilf, Herr Jeſu! Amen. Hilf Jeſu, Amen!“ —
und verſchied. (Rocholl, Ehrijtophorus. 2.)
Ber 3. — Am 26. Februar 1705 wurde die Ehefrau des
Satob Porzelius, Diafonus und Präceptors zu Lörrach im Baden-
Durlachſchen, Chriſtina Elijabet, die in gejegneten Umftänden war,
erade als fie in der Kirche die Sonntagspredigt anhörte, von einer
bien tödtlichen Angjt und Schtwachheit überfallen, daß es das
niehen hatte, als jei dies ihr leßter Lebenstag. Sie erflärte ſich
aber mitten im dieſer Angſt recht jchön und ſprach: „Nun, wenn es
Gottes Wille ift, daß ich jterben jolle, jo jterbe ich als eine gläubige
Christin und verlafje mich auf den Todesfampf umd blutigen Ver
dienjt meines Hetlandes.
Sch bin ein Glied an deinen Leib,
dei tröjt ich mich von Herzen;
Von dir ich ungejchieden bleib
in Todesuoth und Schmerzen.
Wenn ich gleich jterb, jo ſterb ich dir;
ein ewigs Leben haft du mir
mit deinem Tod erworben.
Und wenn ich glei) mein Kindlein nicht jollte lebendig zur Welt
bringen, jo weiß ich doch, daß es mit mir zur Schar der Aus-
erwählten fommt, und hat e3 jonft keinen Namen, fo hat es doch
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den Namen, daß es ein Chriſt iſt.“ Wenige Tage darnach, am
7. März, ſtarb fie. (Pregizers gottgeheiligte Poeſieen. 1734.)
Ein Straßburger Bürger, Elias Weber, hatte zu Dr. Dan—
auers Zeiten in ſein Gebetbuch bei jedem Gebetlein die Worte ge—
chrieben: „DO wie will ich noch reden!“ Jeſ. 38, 15. Befragt, was
dies zu bedeuten hätte, erzählte er, daß er in feinen ledigen Jahren
beim Heer in Spanien gejtanden umd dort mit Andern vor den
Richterftuhl der Inquiſition gefommen jei. Mit großem Schreden
und Entjepen habe er gejehen, wie einer um den andern befragt
worden jet: Wer bijt du? was glaubeit du? Als mın die Reihe
an ihn gekommen, jei dem Inquiſitor plößlich übel geworden, und
bis zur Wiederaufnahme des Verhörs ſei er in die Spanischen Nieder-
lande mit dem Heere verjeßt worden und aljo der Gefahr entgangen.
Danhauer fragte ihn nun, was er denn dem Richter geantwortet
hätte. Er aber jagte, er hätte vor Angſt und Schreden nicht ge
wußt, was reden; Doc hätte er fich vorgenommen, zu jagen, was
man bei feines Vaters Begräbniß gejungen: „Sch bin ein Glied an
deinem Leib, des tröft ich mich von Herzen; von dir ich ungejchieden
bleib in Todesnoth und Schmerzen!” — Hernach aber habe er beim
Friedensfeſt in Holland über die Worte predigen hören: O wie will
ich Bu reden! Die habe er —** und ſich vorgenommen, auch
ne Leben lang von jeınem Glauben zu reden und zu beten: „Dein
ort laß mich befennen vor Diejer argen Welt!“ (Seiffart, Chriſt—
holds Singularia evangelica.)
Diejer Vers war auch das Letzte, was dem jterbenden Dekan
Steinhofer zu Weinsberg am 11. Februar 1761 noch zugerufen
wurde. AUS der Vers bis zum Ende ihm vorgejprochen war,
lächelte ex ganz freundlich und jeßte noch mit gebrochener Stimme
ein herzliches „Amen“ dazu. Etliche Minuten darauf jchlief er
janft ein.
Vers 4. — Eine Gräfin B. in B. äußerte fich auf ihrem
Todtenbette gegen ihren Seelforger: „Wollt ihr mir ımter meinen
Schmerzen ja was jagen, jo jagt, wie Jeſus mir gefällt!" Um
Morgen ihres legten Tages nahm fich der Getjtliche vor, ihr den
Vers zu jagen:
Weil du vom Tod erjtanden bift,
werd ich im Grab nicht bleiben;
Mein höchſter Troft dein Muffahrt iſt,
kann Todesfurcht vertreiben.
Denn wo du bift, da komm ich bin,
daß ich ſtets bei dir leb und bin:
drum fahr ich bin mit Freuden!
Befonders die letzten herrlichen Worte hatte er im Auge. Raum
aber war er ins Zimmer getreten, jo redte die Gräfin beide Arme
aus umd rief ihm entgegen: „Ich jterbe mit renden, ja mit Freuden
fterbe ich!“ Erſtaunt iiber dieſe Frendigfeit erzäblte er, was er
bätte ihr zufprechen wollen; und fie antwortete: „Sie dürfen mir
glauben, mit Freuden fterbe ich!" Gegen Abend rief fie noch:
Eingang zur Rufe. Nr. 208. 605
u —
——
wa. al ————
*
—
606 Eingang zur Ruhe. Nr.
Sept kommt mein Heiland; nun bald, bald!" Dann neigte fie
das Haupt und verichied. (Basler Samminngen. 1783.)
Als bei dem Sterben der Herzogin Dorothea von Sachſen 1675
von dem heiligen Abendmahl geredet wurde und wie der Leib Chriſti
von einem griechiichen Kirchenlehrer eine Arzenei der Unsterblichlet
genannt würde, begann die Durchlaucht mit ſchwacher Stimme:
„Weil du vom Tod erjtanden bijt.“
Viele Jahre vor jenem Tod 1742 fieng einmal der fromme
Heſſen⸗Darmſtädtiſche Metropolitan und erjte Stadtprediger zu Nidda,
Sohann Conrad Binzer, Des Nachts im Traume diejen Vers zu
fingen an. ALS ihn jeine Frau darüber aufwedte und ihn Fa
was ihm fehle, gab er zur Antwort: „DO, bätteft du mich doch
ſchlafen lafjen und mir die Freude nicht gejtört, welche Gott mir
eben jeßo gegeben!" — woran wir ein lieblich Borjpiel davon
haben, wie jelig man mit ſolchem Bers in Herzen und Gedanten
zum Tod einjchlafen mag. (Bündlein der Lebendigen. 1748.)
Auch der fünfte, erſt hinzugefommene Vers ift mit reichen
Segen bethaut. — Avenarius erzählt im epiſtoliſchen Chriſtenſchmuck:
„Sch Kenne eine fromme Seele, welche ehemals zu mir jagte, fie
liebe diejes Lied dergeſtalt, daß fie es nicht genugjam fingen könne;
fo oft es in öffentlicher Verjammlung oder bei Leichen angejtimmt
werde, finde ſie eine beilige Bewegung bei ihr und lache ihr dad
Herz im Leibe darüber, und weil fie nicht wüßte, ob fie auch alles
zeit Die Nacht überleben würde, wenn jie ſich zu Bette begebe, jo
wäre diejes allezeit nach ihrem Abendgebet ihr letter Seufzer:
So fahr ich hin zu Jeſu Ehriit,
mein Arm thu ich ausitreden;
Co jchlaf ich ein und ruhe fein,
fein Menſch kann mich aufiweden,
Denn Jejus Chriftus, Gottes Sohn,
der wird die Himmelsthür aufthun,
uns führn zum ewgen Leben.
womit fie fich dann in den Schoß ihres Jeſu gelegt, fie möchte nun
eben oder jterben, daß jie verfichert wäre, ſie jet und werde des
Herrn Seju bleiben.“
ALS diefer Vers dem GSuperintendenten zu Gotha, Sohann
Ehrijtian Gotter, in feinem jchweren —— vorgebetet wurde,
ſtreckte er ſeine ſchwachen Arme zitternd aus und ſprach ihn mit
großer Anſtrengung nach, worauf er einen gar ſüßen Troſt empfand.
— Johannes Heinitzius, Prediger an der St. Marienkirche zu Schweid—
nitz, hatte über dieſes Lied dreizehn Predigten geſchrieben, weil er
erkannte, daß es ganz gefährlich ſei, zu ſterben, wenn man ſich
nicht zuvor wohl bereitet habe, und daß die Arzıei zu langſam be—
reitet werde, wenn der Tod jchon den Menjchen angreift und mit
ihm davon will. So wurde ihm denn auch in feiner Todesjtunde
any dies Lied gar tröftlich und er jagte den Umſtehenden noch
ort für Wort, was er über die letzte Zeile: „Drum fahr ih Hin
mit Freuden“ gejchrieben hatte. 1603 wurden dann dieſe Predigten
g * * * Et eK bi De a Ar ei”
IR Eingang zur Ruhe. Ne. 208. — De:
—— * 7
gedruckt unter dem Titel: „Euthanafin oder jelige Heimfahrt in dad
rechte Vaterland.“ *
Selbjt auf dem Schaffot ertönte diefer Vers aus dem Munde 2
einer Kindsmörderin, die Gott im Gefängniß zu grimdlicher Er— x
fenntniß und ernjtlichem Bereuen aller ihrer Sünden gebracht hatte. E
Sie konnte fich als ein ganz bejonderes Erempel der Gnade Gottes
ihrer Rettung vom ewigen Tode herzlich getröften und legte eines 1
zog? vor allen, die fie im ihrem Gefängniß bejuchten, das ſchöne —
Bekenntniß ab: „Ein Herz mit Reu und Leid getränkt, mit Chriſti
theurem Blut bejprengt‘ hat mir Gott gegeben, daher kommt meine
Freude und mein Muth, daß ic) mid nicht fürchte, morgen zu .
ſterben. DO, wie ift mir mum, jet ich dies neue Herz habe, das
Herz jo leicht. Sehet ihr, daß Chriftus die Sünder annimmt und l
mit ihnen iſſet?“ Als jie am andern Tag, da ſie hingerichtet wer— >
den jollte, erwachte, jprach fie: „Viele Freudigfeit hat mir geitern 3
Jeſus gegeben; heute ijt mein Freitag, Da er mir noch mehr gibt.“ 4
Dieſe Freudigkeit begleitete ſie auf den Richtplatz, und als zum Ab—
ſchied der treue Seelſorger noch zu ihr ſagte: „Jetzt ſpricht Jeſus: *
—— wirſt du mit mir im Paradieſe ſein!“ antwortete ſie mit
auter Stimme: „Ja, ſo fahr ich hin zu Jeſu Chriſt, mein Arme J
ſich ausſtrecken; ſo ſchlaf ich ein und ruhe fein, kein Menſch kann F
mich“ — als ſie ſo weit geſprochen, trennte das Richtſchwert
ihr Haupt vom Rumpfe und fie hatte vollendet. Glaſer, Erzäh— 7
lungen aus dem Neid) Gottes.) 2
Ein befonders kräftiger Nachklang des Ganzen iſt das Lied des =
erzogs Ludwig zu Württemberg „Dieweil mein Stund vorhanden
it.” Schon vier Jahre vor feinem Tod, auf den er bei Zeit er j
rüftete, hatte er fich durch die Steinmehen zu Tübingen jein Gra
in der St. Georgenfirche ausbauen laſſen und im Frühjahr 1598
jeinen Better Friedrich (B. 3) von Mömpelgard als den von ihm
verordnieten Thronfolger die Nechte und Freiheiten des Landes und
der evangeliichen Kirche feierlich beſchwören laſſen. Am Auguſt
darauf ſtarb er jchnell an einem Schlagfluß. An dieſen Iekten
Monaten entitand das Lied, das wir bier mittheilen als Bild, wie
fi) Herman’s Sterbelied in einem Fürſtenherzen fpiegelte:
Dieweil mein Stund vorhanden ift,
daß ich hinfahr mein Straßen,
So bitt ich dich, Herr Jeſu Ehrift,
due wolljt mich nicht verlaffen.
Mein Leib und Seel, mein Leut und Land
befehl ich dir in deine Sand;
du wirft e8 wohl bewahren.
—* mich dir nun ganz und gar;
wollſt mein Gemahl behüten
Vor allem Unfall und Gefahr
und vor des Feindes Wiüthen
Ich bitt den lieben Vater mein:
woll meiner Landichaft Schirnter fein,
in Noth und in Gefahren.
EI
’
er 608 " IL Eingang zu Mur NM. 209. —*
Mein’ Unterthanen arm und reich
will ih am lepten fchenten
Zum Fürften einen FFriedenreic,
mein dabei zu gedenken.
Ad Gott, wie ijts ein große Freud,
wenn Unterthan und Obrigfeit
mit Frieden find beiſammen.
Nach Gottes Willen fahr ich Hin,
denn Chriſtus tft mein Leben
Und Sterben ijt jept mein Gewinn:
ein Bejires wird mir werden;
Und für mein zeitlich Fürſtenthum
die ewig Freud ich überfomm;
das woll Gott ewig. Amen.
ALS Melodie hat Nicolaus Herman angegeben: „Im Thon:
Wie von der Sündflut; oder: Es ift das Heil uns kommen her.“
— Die Melodie: fe de fg a f wird gewöhnlich Herman jelbit
oder auch Johann Hermann Schein zugeichrieben. Allein beides
mit Unrecht. Sie ericheint zuerjt im Wolffichen Geſangbuch 1569,
und it dem Liede vollfommen angemefjen und darıım auch bejtändig
geblieben. — Merkwürdig iſt an der Originalgejtalt derjelben, wie
fie hier ſteht, eine eigenthümliche, font nie vorkommende Verſchränkung
des Auf und Abgejangs der Melodie. Die dritte Zeile tit —
urſprünglich nicht eine Wiederholung der erſten, ſondern hat die
Melodie der fünften Zeile, dann folgt die vierte Zeile mit der
Melodie der zweiten, dann aljo die fünfte wie die dritte gejtaltet,
und die beiden lebten Zeilen treten endlich al3 neu hinzu. Dies ai
noch jet Die verbreitetite Lesart. Die regelmäßige Geſtaltungswei
der Urmelodie, bei der die zwei erſten Heilen geradezu wiederh
werden, kommt jchon im Wiürttembergifchen Kirchengeſangbuch 1596
„in Wolders Katechismus-Gejangbuch 1598 vor, und jpäter in Crür
ers Praxis pietatis melica, bei P. Sohr u. dgl. — Eine zweite
elodie: e fe eg ag fe (phrygiich) findet fich bei Reichel 1573,
und M. Prätorius 1610. Lebterer gibt ihr die Überjchrift: „alte
Melodie“, fügt aber auch als dritte zu dieſem Liede Die Melodie:
„Herr Jeſu Chrift, du höchites Gut.“
Der alte ehrwürdige Fürſt August, Herzog zu Braunſchweig
und Lüneburg, ließ ſich alle Morgen beim Wiederantreten jeiner
Fürſtenarbeit Durch eine fünftliche Spiel- oder Singuhr in jeinem
Gemach dieſes Lied aufipielen. Sein einziger Wunjch ijt geivefen,
daß er nach) Simeons Erempel im Frieden abfahren und janft im
wahren Glauben auf jeinen Heiland einjchlafen möchte. Am 17.
September 1666, fait 85 Jahre alt, iſt ev „ieine Straße“ gefahren.
209. Ich hab mein Sach Gott heimgefellt. A
Wahrſcheinlich von Johaun Leon, Pfarrer bei Ohrdruff in
Thüringen (F 1597, vgl. 2, 256 f. Es erſcheint in einzelnen F
Verſen theils in einer Leichenpredigt 1582, theils in feinem Troſt— ——
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— I. Eingang zur Ruhe. Nr. 209. 609
büchlein 1589 gejammelt in „Pjalmen, Geiftliche Lieder, Nürnberg
bei Katharina Gerlahin 1589" und im Rhauiſchen Geſangbuch,
Frankfurt a. M. 1589. Es iſt nun aber im jiebzehnten Jahr—
Hundert auch vielfah dem Dr. Johann Pappıs zu Straßburg
le vgl. 2, 276 ff.) zugefchrieben, nachdem es in jenen
ejangbüchern anonym hervorgetreten war. Daß das Lied im die
Lebensführung eines Mannes wie Pappus taugen würde, welcher
als Wahlfpruch in die Stammbücher jchrieb: ad finem si quis se parat,
ille sapit („Wer ich bereitet auf3 End, der it weiſe allein“), kann
feinem Zweifel unterliegen. Aber für ihn find feine, für Leon
viele BZeugniffe vorhanden. Bielleicht ruht jein Verdienſt in der
Zufammenfügung der Berje.
Schon zuvor war 1554 ein Lied erjchienen: „ch hab meine
Id zu Gott gejtellt, der wirds wol machen, wie es jm gefällt.”
ber in der Dichtung Leons ift der Gedanke, welcher ſchon Die
beiden vorigen Lieder durchzogen hat, der Gemeinde allein, ein»
eprägt worden. — Schamelius gibt dem ganzen Lied die Uber:
Krift: Beigerfinger des Todes. In der That zielt der Sinn des
Liedes auf den Tod hinaus, aber jein ganzer Ton wirbt bei ung
um das Vertrauen in Gottes Macht überhaupt im Sinne Pauli:
Leben wir, jo leben wir dem Seren; jterben wir, jo jterben wir
dem Herrn.
Zur raſchen Aufnahme des Lieds trug mwejentlich feine Melodie
bei. Diefe: a gg fbag fis ift aus dem weltlichen Volksgeſang
enommen. Das Volkslied wird verjchiedentlich angegeben; bald:
8 iſt auf Erden fein ſchwerer Leid’'n (vgl. im Ambrajer Liederbuch
1582), bald: Es Tiegt ein Schloß in Oſterreich; bald und haupt»
ſächlich wird auf ein ins Geiftliche umgedichtetes Lied vertiefen :
„sch weiß ein Blümlein hübſch und fein, das thut mir wohl ge
fallen“, welches fich jchon in Trillers Singebüchlein, Breslau 1555,
findet. Die Melodie ſelbſt erjcheint in Wolders „Neu Katechismus—
gejangbüchlein, Hamburg 1598.* Eine Variante edbag fis
findet fich jchon in Johann Rau, Pfarrers zu Wetter, geijtlichem
Sefangbudh, Frankfurt a. M. 1589,
Das Lied in jeiner alten Weife wurde noch bis in unjer Jahr
hundert herein zu Eijenberg in Sachſen-Altenburg bei Begräbnifien
während des Zugs gejungen. Hofprediger Sachſe in Altenburg be
zeugt, dab ihm der Eindrud diejes Lieds und feiner wunderbar er»
greifenden Melodie von feinen Knabenjahren ber ungauslöſchlich ge
blieben ſei. Er dichtete darum auf dieje Weile und nach der Urt
unjeres Lieds jein Begräbnißlied: Wohlauf, wohlan, zum lebten
Bang! wofür im Württenrbergiichen Choralbuch wiederum eine mente
Melodie fih findet: x ae fs gheng
Frau Anna Maria Franlenitein batte 1698 mit ibrem zwei
Töchtern und zwei Brautleuten auf der Reife nad) Zeitz unſer Lied
gefungen, unmittelbar ehe fie bei der Überfahrt über die Eliter er—
tranfen. Da war e8 gut, zu jagen:
Koh, Kirkbenlieb, VI, 39
1: u u. ZA EG
610 1. Cingang zur Rufe. Re.
Ich Hab mein Sach Gott heimgeſtellt, —
er machts mit mir, wie's ihm gefällt; DE
Soll ich allhie noch länger leben, i
nicht widerftreben,
feim Willen thu ich mich ganz ergeben. ö
Anaftafius Freplinghaufen wurde im jechzigften Lebensjahr durch
einen Schlaganfall heimgejucht, als er eben die Worte micberfihrieb:
„Ich hab mein Sad Gott heimgeſtellt.“ Der gnädige Gott erhielt
ihn auch noch acht Jahre den Seinen.
Bekanntlich war noch Melanchthon des Glaubens, daß man
aus den Linien der Hand weiſſagen könne, während Luther eine
praktiſche Chiromantie vorzog und aus dem Öffnen und Schließen
der en auf den Wohlthätigkeitsiinn ſchloß. Nun bot einſt auch
ein Mann dem Aurfürjten Sohamı Georg II. an, er wollte ihm
jeine Lebenszufunft nach damaliger Sitte ee Der Kurfürft
ließ es geichehen, jagte aber ganz in Luthers Sinn lächelnd: „ES
hat mir fchon vor vielen Jahren ein frommer Mann eine Nativität
geftellt, die iſt beſſer denn eure; fie heißt (8. 2):
Mein Zeit und Stund iſt, wenn Gott will,
ich jchreib ihm nicht für Maß und Ziel;
Es find gezählt all Härlein mein,
beid groß und Flein,
fället feines ohn den Willen dein.
Beata Sturm, die gottjelige „Württembergijche Tabea“, welde
1730 zu Stuttgart jtarb, hat vierzehn Jahre zuvor ihren Lebens
lauf abgejchlofjen mit den Worten: „Mein lettes End betreffend
jage ih: ‚Mein Zeit und Stund iſt, wenn Gott will! Doch ruft
der arme Geist: ‚Komm bald, Herr Jefu, Amen; ad ja, fomm
bald, Herr Jeſu. Amen.‘” |
Vers 5 und 7 zeigen den förnigen Inhalt des Lieds an dem
ſprichwörtlichen Ausdrud: „Fürn Tod fein Kraut gewachjen iſt“
und: „Wohl aus den Augen, aus dem Sinn!“
Bu Vers 8 erzählt Seiffart in feinen Singularia evangeliea:
E3 war in den achtziger Jahren des ftebzehnten Jahrhunderts, daR
eine der Weltluft ergebene Hofdane im herzoglichen Schloſſe zu
Stuttgart es mit amjehen mußte, wie eine andere beim Tanz, vom
Schlag gerührt, zur Erde fiel. Sie eilte im größten Schre auf
ihr Zimmer und griff nach der Bibel. Da fand fie die Stelle
Hefek. 32, 14: „Wo ift nun deine Wolluſt? Hinunter und lege
dich zu den Unbejchnittenen.“ Diejen Vers brachte fie der frommen
Herzogin umd befannte ihr ihre Neue darüber, daß fie bisher nicht
fleißiger in der Bibel gelejen habe. Die Herzogin aber jagte:
„Man muß eben allezeit beten: ’3
Ah Herr, lehr uns bedenken wohl, R
daß wir find fterblich allzumal, 28 4
Und wir allhie kein Bleibens han, - ag
müſſen all davon, 9J
gelehrt, reich, jung, alt oder ſchön!
. Eingang zur Ruhe. Nr. 210. —
Dann wird man ſich der Weltluſt nicht jo ſehr ergeben.“ Die Hof-
dame fchrieb diefen Bers zu jenem Prophetenwort in ihre Bibel und
nahm das täglicdy zu ihrem Gebete.
Den 16. Vers:
Mein lieben Gott von Angelicht
werd ich anfchaun, dran zweifl’ ich nicht,
In ewger Freud und Herrlichkeit,
die mir bereit: -
ihm fei Lob, Preis in Emigfeit.
nennt Seiffart eine herrliche Augenjalbe, jo fromme Chriſten bei
ihren von Kreuz und Thränen dunkel, ja blind gewordenen Augen
gebrauchen und mit verflärten Glaubensaugen jchauen jollen.
210. Herzlich thut mid) verlangen. ’
Bon Chriſtof Knoll (1563 — 1621), Diakonus zu Sprottau in
Schlejien, dem treuen Amtsgenofien von Martin Moller. Im der
graujamen Peſtzeit des Jahres 1599 verfaßte er Kranken und
Sterbenden zum Troſt dies Lied, welches mit einem zweiten „m
Leben und im Sterben“ feinem „Troftbüchlein oder Praxi artieulorum
de resurrectione carnis et vita aeterna” angebeftet tft, wie Abraham
Teller in jeiner Vorrede zu der Güldenen Sterbekunſt von Johann
Ber, Beiß 1659, mitgetheilt hat. Sodann in Buchwälders
eſangbuch. Görlitz 1611.
Im ürnberger Geſangbuch 1625 lautet die Überſchrift: „Ein
ſchön Liedt, der Landgräfinnen zu Heſſen ſeliger Gedächtniß.“ Es
weist das ohne Zweifel auf eine Fürſtin bin, welche an dem Lied
eine bejondere Freude gehabt hat; wie denn Dr. Heinrid; Müller
u Roſtock auch fagte: „das einig Lied mag mir alle Todesfurcht
enehmen.“
Der Anfang des Lieds Mingt an das Waltherjche: „Herzlich
thut mich erfreuen“ ſehr beitimmt an; das Ganze hat bejonders
auch durch die Melodie, welche es fand, in der Chrijtenheit aufer-
ordentlichen Anklang gefunden. Die einzelnen Verſe find überaus
tröftlich.
Bers 1. — Heinrich Müller jagt in feinen „Erquickſtunden“:
„Welt, gute Nacht! Mein Ägypten biſt du gewejen, haft mit deinen
Drangfalen mir mand Seufzerlein aus dem Herzen, manch Thrän-
fein aus den Augen gedrungen. Der Tod, mein Erlöjer, tt da und
fordert mich heraus. Ach ja, du kommt zu rechter Zeit; ich bin
bereit. Wie oft hab ich dich mit Thränen gejucht, mit Thränen
gejungen:
Herzlich 7 mich verlangen Sch hab Luft abzuſcheiden
nad) eim jeligen End, von diefer argen Welt,
Werl ich IR bin umfangen ſehn mich nach ewger renden :
mit Trübjal und Elend. o Jeſu, fomm nur bald!”
Diezu bemerkt Serpilius: „ALS Kaiſer Rudolf II. jein heraunahendes
de merkte und von feinen Räthen gefragt ward, ob ihn auc dar—
nach verlange, antwortete er: „Liebe Herren, als ich in meiner Ingend
3y*
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Gar * —— J
N. Eingang zur Ruhe. ER
in Spanien war und mein Vater mir einen Botſchafter ſchite, mid
wieder herein in mein irdiſches Vaterland zu führen, war ich ber
deitung jo froh, daß ich dieſelbe ganze Nacht nicht ſchlafen tonnte,
i wie vielmehr jollt ich denn fröhlich fein, dieweil mich jetzo mein
himmliſcher Vater in das ewige unvergängliche Vaterland, das mir
jein Sohn durch fein eigen Blut erworben, heimfordert ?“
Beſonders treffend und glaubensträftig iſt Vers 3:
Wenn gleich füß ift das Leben, Ich weiß ein beſſres Leben,
der Tod fehr bitter mir, da mein Seel führet hin;
Will ich mich doch ergeben, dei freu ich mich gar eben:
zu jterben willig dir. Sterben ift mein Gewinn.
Hier werden die Eimwürfe wider die Willigfeit zu fterben beant-
wortet, vgl. 1 Sam. 15, 32. Sirach 41, 11. Zu dem „doch“ bes
merkt Schamelins: „Doch, doch, doch! Ach was iſt das für ein
Machtwort durch das ganze Lied hindurch. D ein gejunder Wer:
muth 1" — Scriver in feinen „Sottholds zufälligen Andachten“ jagt:
„Es füllt mir zu, was in den meißnischen Jahrbüchern erzählt wird
von Frau Agnes, aus königlich böhmischem Stamm, des Markgrafen
Heinrich zu Meißen erjter Gemahlin. Als diejelbe ſchwer frank ges
wejen, fer ihr im Schlaf ein Engel erichtenen, der aus einem giild-
nen Becher ihr einen Trunk gereicht. Als fie ihn aber gefojtet, habe
fie gejagt: ach wie eim herber und bittrer Trank it das! Dara
der Engel geantwortet: es wird bald eine große Süßigkeit darauf
jolgen. Solches hat fie, als fie erwachte, ihrem Herrn erzählt, und
it bald darauf ſanft und ſtille im Herren eingejchlafen.*
Zu Vers 7. Der berühmte Gottesgelehrte Dr. Jakob Weller,
h ſiſcher Oberhofprediger, bat an jeinem Sterbelager die Um—
tehenden, mit ihm dieſes Lied zu fingen. Als fie mın vor Weinen
und Betrübniß bei dem Verſe 7 jtodten:
Ob ich auch hinterlafie Will ich doch gerne jterben B
betriibte Watielein, und trauen meinem Gott;
Der Noth mich übermaßen er wird ſie wohl verjorgen,
jammert im Herzen mein, retten aus aller Noth — -
jung er allein frijch weiter ohne Stoden und Kummer, und flößte
jo den Seinen noch Troft und Vertrauen zu dem ewigen Erbarmer
ein. — Auch der befannte Nürnberger Theologe, Johann Saubert,
Prediger zu St. Sebald, ließ ſich am 2, November 1646 auf jenem
Sterbebette, al3 er nicht mehr jprechen konnte, dies Lied zum Balet
— damit ſein Herz zur Heimfahrt mit ſüßem Frieden erfüllt
würde, 3
Bers 9. Im Dezember 1702 jtarb in Eßlingen eine geiftes-
kräftige Mutter und Witwe, Anna Katharine Balm. Diejelbe hatte
schon etliche Jahre zuvor für ihre Kinder ihren mütterlihen Segen
niedergeichrieben, worin es heißt: „Nun, meine lieben Kinder, ih
bitte euch als eure getreue Mutter, die viel gelitten hat um euret-
willen, folget meinem Rath, liebet einander nach meinem Tod, jo
RR ih, daß der liebe Gott feinen Segen reichlich über euch us |
gießen wird. Ach Gott, ich bitte dich. um deines herzlieben Sohnes
* IL Eingang zur Ruhe. Nr. 210. 613
willen, laß deren feines verloren jein, die du mir gegeben haft,
Sondern laß mich und meinen lieben Mann jamt meinen —
lieben Kindern am jüngſten Tage vor deinem Angeſicht fröhlich er—
u. und mit einander dich in alle Ewigfeit loben und preiſen.
ch Amen, e3 werde wahr. Ach Tiebet einander, herzlieben Kinder.”
Wie herrlich jtimmt das zu dem Vers 9, von welchem Senior Ditsinger
* 7— Grabe bezeugte, daß ſie die Worte oftmals im Leben ge—
raucht:
Geſegn euch Gott der Herre, Beſtändig bleibt im Glauben;
ihr Vielgeliebten mein, wir werden in kurzer Zeit
Trauert nicht allzuſehre einander wieder ſchauen
über dem Abſchied mein. dort in der Emigfeit.
Mit demjelben Bers ſchloß Paſtor Pitterlin zu Elſterwerda
am Sohannistag 1667 jeine Predigt. Darnach will er das heilige
Abendmahl halten und geht zum Altar. Da trifft ihn der Schlag,
und er ift nach zwei Stunden zur Ewigkeit geführt worden.
Vers 11. Hofprediger Hedinger rief, als man ihm auf feinem
Todtenbette die Worte vorjagte:
Hilf, daß ich gar nicht wanke
von dir, Herr Jeſu Chriſt,
Den ſchwachen Glauben jtärfe
in mir zu aller Friſt!
„Ei, nicht Schwach, jondern jtark ijt mein Glaube — durch die
Gnade Gottes!“
Einen Bürger zu Meiffen, Chriſtof Hermann, befuchte fein
Seelforger, M. Wigand, vor feinem Ende am 24. Trinitatis, da
man predigt über Jairi Töchterlein. Als er nun jenes Wortes ge>
dachte: „Komm und lege die Hand auf fie, jo wird fie lebendig I*
und ihm hieraus Troft zujprach, auch endlich die Hand anflente,
fieng der Leidende an zu jeufzen:
Dein Hand mich halte feit,
daß ich mag fröhlich fingen
das Consummatum est.
Wozu der Prediger bemerkt: Hier haben wir ein Hares Beifpiel,
daß nicht meine, ſondern Chrifti Hand das Herz bei diefem Pa—
tienten lebendig gemacht habe. (Seiffart, Singularia evangelien.)
Die Melodie: eagfede 1 urjprünglich die Were eines
weltlichen Lieds von Hans Leo Hafler in Nürnberg (1d64— 1612,
vgl. 2, 361 f.). Die erjte Strophe des Lieds auf den Namen
„Marie* Tautet:
Mein Gemüth ift mir verwirret, Hab Tag und Nadıt fein Ruh,
das macht ein Jungfrau zart; führt allzeit große Klag,
Bin ganz umd gar verirret, ihn ſeufzen ſtets und weinen,
mein Herz, das fränft ſich hart. im Trauer ſchier verzag.
Sie erſcheint in feiner Liederfammlung: „Luftgarten neuer teuticher
Geſäng, Balleti, Galliarden und Intraden mt vier, fünf, ſechs und
ER? 19% EHRT VERRAT © * a al *
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614 1. Eingang zur Ruhe Nr. 211. — ———
J ⸗
acht Stimmen. Nürnberg bei Paul Kaufmann 1601.“ im fünfftims
weh * mit heiterer —** Tonart. — Schon in den Threuo—
diae des Chriftof Demantius 1611 iſt die Melodie auf unjer Lied
übergetragen; ebenfo in den Harmoniae sacrae, einer zu Görlitz bei
Rhamba 1613 erjchienenen Sammlung lateinifcher und deufſcher
geiitlicher Gefänge. Hermann Schein wandelte in jeinem Cantional
1627 den nen Sab in einen vierjtimmigen um, Johann
Stobäus aber von Königsberg, ein Genoſſe der ernitgejtimmten
Dichterjchule dajelbit, gab der heiteren Melodie einen erniten jtrengen
Anklang, indem er fie in die phrygiſche Tonart umſetzte. Eigen—
tfmmlicherweife geichah dies für ein Danflied, welches zur Feier des
wiſchen Polen und Schweden 1630 geſchloſſenen jehsjährigen Waffen-
ilttandes gelungen werden jollte. Es war aber die ſchwermüthige
Stimmung des Tonjeßers und der ganzen Zeit mächtiger, als Die
Freude des Augenblids. Und in der That ſchloß Stobäus durch
jene Wendung in der Melodie eine jolche bis dahin ungeahnte
Tiefe auf, daß fie unſrem Lied erjt recht entſprach und weiterhin
für Paſſionslieder, wie „O Haupt voll Blut und Wunden“, in Auf:
nahme kam.
211. Chrifus, der ift mein £eben.
Ein Lied, deſſen Verfafjer unbekannt ijt und das wir auch nicht
in der Driginalquelle bejigen. Es erjcheint bei Melchior Bulpius
in deffen: „Ein jchön geiſtlich Gefangbuch, darin Kirchengefänge und
geistliche Lieder Dr. M. Luthers 2c. Zum andernmal jehr vermehrt.
Erfurt 1609”; aber jchon in einer polirten Form, vgl. Mübel 3,
1059 ff. Am meisten geht die Tradition auf Anna, Gemahlin des
Grafen Heinrich von Stolberg, welche um 1600 dichtete. Simon
Graf, Pfarrer zu Schandau an der Elbe, welcher es in jeinem
„Geistlichen edel Herzpulver 1632* bringt, war erjt ſechs Jahr alt,
als es bei Vulpius erjchten, kann alfo nicht in Betracht Fommen.
Nah Schamelius citirt Valerius Herberger es jchon 1608 in jeiner
„Stoppelpoitille". — Eine Vergleihung mit: „sch hab mich Gott
ergeben“ zeigt, daß die Gedanken unjeres Lieds dazumal jozujagen
in der geijtlichen Luft lagen; es iſt auch dadurch als echtes Wolfe.
lied erwiejen: „man wußte nicht, woher es Fam.“
Vers 1 und 2 verbindet Bauli Wort: Chrijtus ijt mein Leben
und Sterben mein Gewinn! und Simeons Dank: im Frieden fahren!
mit Luthers Liedesgedanfen: Mit Fried und Freud ich fahr dahin;
st aber noch den Troſt hinzu: „zu Chriſt dem Bruder mein.” —
ers 3 ftellt fich bereits auf den Standpunkt des Siegs: ich habe
überwunden! — Berd 4—7 aber find ein Gebet: in den legten
Nöthen, Vers 4. 5., laß mid) einjchlafen nad deinem Rath und
aufleben in deiner Freude, Vers 6. 7. — Schamelius führt es mit
dem Titel ein: „Ein jchön troftreiches Lied um ein jeliges Simeons-
jtündlein. Phil. 1, 21.” und in Blumbergs Zwidauiihem Geſang—
buch steht zu leſen, eine gräfliche Matrone habe es den „Todes—
Truz“ genannt.
u. Eingang zur Ruhe. Nr. 211. 615
Das Lied ift in alten und neuen Tagen allerdings gegen den
Tod zum Troße geworden.
ofie Eltfabet, die Ehefrau de3 Dr. Nikolaus Clemens zu
Schmalfalden, fieng auf ihrem Todtenbett in Gegenwart ihres
Beichtvater8 mit lauter Stimme das Lied zu fingen an. Nachdem
fie geendigt, fragte fie die Antejenden, ob h, auch wohl die jchöne
Mut höreten, Die jetzo erichallete. Und da man jie fragte, wo fie
denn jolche vernehme, antwortete fie: „Zur rechten Seite“, worauf
fie auch jelig verjchieden. (Avenarti Sendjchreiben an M. Ludovicus.
1705.
13 Möwes, der glaubensmuthige eifrige Prediger von Alten-
haujen, acht Tage vor —— herannahenden Tode auf dem Sterbe—
bette das heilige Abendmahl mit den Seinigen feierte, ließ er den
Lehrer mit jenen Schülern fommen, daß jie ihm unjer Lied an-
jtimmten. Und al3 endlich jeine Todesſtunde am 14. Oktober 1834
hereinbrach, jangen ihm daſſelbe jeine Gattin und Kinder noch um
die Zeit feines Verſcheidens — denn es war allezeit jein Lieblings-
lid. Daran labte fich denn auch feine Seele aljo, daß er be-
zeugte, er jterbe freudig und getroft, denn jein Herr und Heiland
vertrete ihm im Gericht, und ließe es jeine Schwachheit zu, jo
gienge er mit einem Triumphlied auf Gottes Barmherzigkeit hinüber.
Friedrich Mallet, der reichgejegnete Prediger zu Bremen, hatte
vor jeinem am 5. Mai 1865 erfolgten Ende noch jchwere Leidens-
tage Durchzumachen. Sein Athem gieng jchwer aus, jeine Kräfte
brachen, und auch jein Herz fam im große Bangigfeit. Sagte man
ihm Schriftworte, jo wich die Angjt. Nach einer jchredlichen Nacht
betete er: „O Herr, komm, zerreiße alle Bande! wann kommſt dur,
lieber Herr?“ Hingewiejen auf Ehrijti Blut und Gerechtigkeit ſprach
er zwermal: „damit will ich vor Gott beſtehn!“ Herzzerreißende
Klagetöne wurden ihm durch die furchtbaren Bangigkeiten ausgepreßt.
Als er nun den Testen Kampf kämpfte, jang ihm ein Enkel im
Nebenzimmer zum Lebewohl das Lied: „Chrijtus, der ijt mein
Leben.“ Er ward ruhig, verjuchte mitzujingen und fliſterte: „Chris
ſtus, der iſt mein Leben.“ Noch immer jchlug leife das Herz:
endlich kam es zum ftillen Ende. Als am 11. Mat jein Sarg unter
der Kanzel von St. Stephani jtand und ein Trauerlied gejungen
werden le mußten die meiſten Umvejenden vor Thränen jchwei-
en; Die Orgel aber jpielte den Choral: „Chriftus, der ift mein
eben.“ (Greiner, Schulliederichak.)
In Feuerbach, einem größeren Dorfe bei Stuttgart, lag im
Jahr 1821, als eben Albert Knapp dort Gehilfe im Predigtamt
war, ein Steinbrecher krank, Erhard Veit. Er hatte auf feinem
Lager den Heiland im Glauben gefunden und freute fich herzlich
a feinen Deimgang. Da hörte er eines Morgens die Stimme:
‚Bereite dich, denn morgen Ei gebit du heim!“ Mit feierlicher
Verrgung fagte er dies den Seinen und freute fid wie ein Kind
auf Die dritte Stunde der Nacht. Abends lamen noch mehrere
riftliche Freunde zu ihm, die er bat, die Nacht vollends bei ihm
auszuhalten und ihm SHeintgangslieder bejonders von Hiller zu
a
BEER aa TE base Anl nase 2 u Dh N lan I up
616 11, Eingang zur Ruhe. Nr. 211.
fingen, den er ungemein liebte. Das thaten jie denn auc die Naht
hindurch in angemefjenen Paufen, und der Kranke ſtimmte freudig
mit ein. Da jprad) er zuleßt: „Nun, Brüder, finget mir jeßt mein
liebftes Lied: Chrijtus, der ift mein Leben!" Sie jangen es mit
ebämpftem Tone bis zum Scluffe bin. Da ſchlugs auf dem
rıme drei Uhr, und plöplicd erhob 1a der Kranke noch einmal
mit dem Ruf: „Sa, Chriſtus ijt mein Leben und Sterben mein
Gewinn!” Sank dann zurüd, kehrte fih zur Wand und war jelig
verichieden. (Albert Knapps Leben.)
Am 26. Juli 1853 fchifften einige Knaben auf einem Kleinen
Floße in einem See herum, der in der Nähe von Finfterroth, einem
Dorfe des in Württemberg gelegenen Matnhardter ——
ſich befindet. Zum Ergetzen einiger auf dem Felde arbeitenden
Weiber ſangen die Kinder dazu: „Chriſtus, der iſt mein Leben.“
Der beſte Sänger unter ihnen, ein neunjähriger guter Knabe, ſang
ſich damit ſein Grablied. Im Begriffe, dem in die Tiefe des Sees
eſtoßenen Floße nachzuſchwimmen, ſank er unter. Nach einer Viertel-
Kunde erft brachte man ihm ans Land, allein die Seele war — bei
ihrem Heilande. (Heilbronner Tagblatt. 1853.)
Auch zu einzelnen Verſen haben wir noch ergreifende geichicht-
liche Belege.
Der dritte Vers ift voll Glaubenskraft:
Nun Hab ich überwunden
Kreuz, Leiden, Angst und Noth.
Durd fein heilig fünf Wunden
bin ich verfühnt mit Gott.
Das letzte Wort des gottjeligen Johannes Arndt, Generaljuperinten-
denten von Lüneburg, der das „Wahre Chriſtenthum“ geſchrieben,
ſtimmt damit. Er rief: „Nun hab ich überwunden!” worauf er
ich jelber fein zurechte gelegt, nichts mehr geredet und nach andert-
Ib Stunden felig eingejchlafen am 11. Mai 1621.
ALS die edle Königin Elifabet von Preußen, welche mit —*
Gemahl Friedrich Wilhelm IV. die Königs- und die Dornenkrone
getragen hat, am 3. Advent 1873 zu Dresden jtarb, war unjer Lied
ihr Troſt. Hofprediger Heym erzählt: „Gegen 6 Uhr wurde ich
zu ihr gerufen. Nachdem ich ihr gejagt hatte, daß ich gekommen
jei, ihr gute Botjchaft zu bringen, nemlich das Wort des Herrn:
Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöjet, ich habe dich bei
deinem Namen gerufen, du bift mein!“ fieng ich mit bewegtem
Herzen zu beten an: ‚Chriitus, der ijt mein Leben, Sterben ift
mein Gewinn.‘ Bis zum Ende des Lied hatte jie geſchwiegen
jetzt aber öffneten ſich ihre Lippen: ‚Ad, das war ſchön!“ jo ſprach
he mit lauter Stimme und darnach leijer: ‚Nun * den Segen!
— Das waren die legten Worte, welche fie in diefer Welt geiprochen
hat. Nach Ertheilung des Segen: lag fie auf ihrem Sterbebette
ergeben umd ruhig athmend, wie ein Kind auf jeiner Mutter Schoß.
Ein lauter Athemzug um die Mitternachtsſtunde, und ihre Seele zog
in vollem Frieden Gottes ins exjehnte Vaterland, zum großen, jeligen
—— — a;
* U. Eingang zur Ruhe. Nr. 211. 617
Krönungsfefte, während die Kniee der hohen königlichen Familie
Sachſens, wie aller in dem Sterbegemache Anweſenden ſich beugten
und meine Lippen beteten: ‚Nun hat fie überwunden Kreuz, Seiben.
Angſt und Noth, Durch deine heilgen Wunden ift fie verjöhnt mit
Spott! Du haft ſie erlöfet, Herr; in deine Hände befehlen wir
ihren Geiſt!“
Zu Vers 4. Im Jahr 1870 hatte ein fiebenjähriger Knabe
in R. das Unglüd, eine Bohne in die Luftröhre zu bringen. Seine
Eltern brachten ihn jofort in die Stadt zum Arzte, welcher erklärte,
daß ein Schnitt in die Luftröhre das einzige Siremittet jei. Da
der Abend jchon hereingebrochen war, jo fonnte die Operation erit
am folgenden Tag vorgenommen werden. Als die Eltern mit dem
Kinde wieder zur Haufe waren, ſagte der Knabe: Seht wollen wir
aber auch beten! Die Ärzte famen am andern Tag und der Knabe
unterwirft fich unter Sammern und Stöhnen der ſchmerzhaften Opera-
tion. Auf einmal fängt er an zu beten: „Ehrijtus, der ift mein
Leben und Sterben mein Gewinn!" Als er aber an die Stelle fam:
Wenn meine Kräfte brechen,
mein Athen geht jchwer aus —
fühlt er, daß auch feine Augen brechen; ein vernehmliches Amen tit
fein letztes Wort geweien. Seine Gedanken vergiengen als ein Licht,
und nac wenigen Stunden trugen die Engel ſeine Seele der ewigen
Heimat zu. (Stuttg. Evangelifihes Sonntagsblatt. 1870.) Gewiß
erfüllte jich an ſolcher Stätte auch der Schluß des Verjes:
Und kann fein Wort mehr jprechen,
Herr, nimm mein Seufzen auf!
Zu Bers 7. Dem jeligen Chriftian Gottlieb Blumbardt, In—
peftor der Basler Miffionsanjtalt (1815 — 1838), war ımjer Lied
tet3 fein liebſtes, und jo wollte er ſich daran auch noch im der
Todesitunde erquiden. Nach mehrmwöchentlicher Krankheit im Spät-
ling 1838, in der jein Geiſt bei allen Stürmen auf die Leibeshütte
—* klar und ſeine Freude über die ae —* Jeſum Chriſtum
eſt blieb, hatte er endlich am 19. Dezember Morgens die klare
Sprache, nicht aber das klare Bewußtſein verloren. Bibelſprüche
und Liederverſe waren noch immer in ſeinem Munde. Nach ſeiner
Unordnung wurden mehrere Miſſionszöglinge herbeigerufen, die ihm
in jeinem legten Stündlein zur Erquickung etliche Verfe ans dieſem
Lied fingen jollten. Die Brüder jtanden um das Bett ber und
Inden in janftem Chor den eriten Vers. Danı noch: „Jeſus it
ür mich geftorben.“ Hierauf bat er mit gebrochener Stimme noch
um den ftebenten:
Und laß mich an dir Heben
wie eine Klett am Kleid,
Und ewig bei dir leben
in himmliſcher Wonn und Freud!
Unter vielen un fangen fie denjelben. Während des Geſangs
und des darauf folgenden Gebets war jeine Seele in ftiller An—
Ihauung der zukünftigen Herrlichkeit verjunfen. Dann ftanmelte er
Sad a Aa FA a Pr ar a a: At Neal er ie a ‚
518 1. Eingang zur Ruhe. Nr. 212.
mit gebrochener Stimme: „Es bricht herein, ———— — und
nun N ieh feine Seele um halb elf Uhr unter dem Gebet der Um—
jtehenden fanft und jchmerzlos, faſt unbemerkt, von der Leibeshülle,
Über das Bild in dieſem Verſe vergleiche Seite 286, — a
ein anderes biblifches Bild ıjt der Vers gewendet, wenn es heißt:
Laß an dir gleich den Reben
mich bleiben allezeit!
Die Melodie: fa gab ea, ſpäter: a fgfgebasg, Üt
vielleicht aus der weltlichen Volksweiſe: „Warum willſt du weg—
ziehen ?* entitanden, wenigjtens verweist Das Coburger Geſangbuch
1621 bei dem Lied auf dieje Volksweiſe. Allein das Braunjchweiger
1661 und das Dresdener 1676 führen noch andere Melodieen auf,
und eine von dieſen fünnte, al3 aus jener Volksweiſe entjtanden, im
Coburger Gejangbuch gemeint jein; eine davon mag Fink, der um
1558 Mufikus in Wittenberg war und dem die obige ſchon irrthim-
lich zugeschrieben wurde, erfunden haben. Melchior Vulpius, Cantor
zu Weimar, führt die obige 1609 zuerjt auf, und nach Winterfeld
(zur Gejchichte der heiligen Tonkunſt) ift an der Erfindung derjelben
durch ihn nicht zu zweifeln.
212, O Jeſu Chriſt, meins Febens Licht.
Aus der zweiten Ausgabe der Centuria secunda précationum
rhythmicarum des Martin Behem oder Böhme (1557—1622, vgl.
2, 227 ff.), Oberpfarrers zu Lauban in der Lauſitz, Wittenberg
1611. Hier steht es unter den angehängten Sterbegebeten „St.
Stephansjeufzer Ap.Geſch. 7, 59“ mit der Überichrift: „um eine
jelige Heimreife, gerichtet auf Chrijti Leiden.” Doc auch ſchon in
einem anonymen Gebetbuch „Chriftliche Gebete 1610.“
Sn diefem edeln Lied wird „der Seele das blutige Leiden des
jterbenden Erlöjers gleichjam als ein fruchtbarer Baum Hingejtellt,
von deſſen jedem Mitlein fie lauter unvergleichliche Früchte des
Troſtes und der Erquidung herabnehmen und genießen fann.“ Es
beginnt mit der Betrachtung des jchweren Gangs aus der Zeit in
die Ewigkeit Vers 1—? AUS Wegzehrung und Wallfahrtstrojt
nimmt jich nun der Sänger Vers 4—10 die einzelnen Stüde des
Leidens Chrifti, in Gethſemane, Vers 4; im peinlichen Gericht,
Bers 5; am Preuz auf Golgatha, Vers 6 und 7; im Sterben,
Bers 8; im Gartengrabe Joſefs, Vers 9 und in dem Geitenftich
und den Nägelmalen jeines heiligen Leibes, Vers 10. — Vers 11—14
zieht aus diefem Gang ins Leiden mit Jeju den Gewinn: Jeſu Auf- \
fahrt ift der Troſt meiner Heimfahrt, Vers 11; das Gericht am 4
jüngſten Tage für mich ein gnädiger Durchgang, Vers 12, auf den
Verklärung des Leibs, Vers 13, und ewige Freude, Vers 14, folgt. |
— Bu dieſen Verfen fügt fih in manchen ältern Gejangbühen,
ihon im Breslauer 1644, ein Vers zwiichen 6 und 7: {
Die Heiligen jünf Wunden dein
laß mir rechte Felslöcher fein,
MM. Eingang zur Ruhe. Nr. 212. 619
Darein ich flieh als eine Taub,
daß mich der höll'ſche Weih nicht raub.
Man merkt es dem.Liede an, daß es aus der Tiefe eines von
der Liebe zum Gefreuzigten ganz hingenommenen Herzens entitrömt
it, wie denn auch von dem Dichter erzählt wird, er habe fich jein
ganzes Leben hindurch in die Paſſion Chriſti vertieft, um fie ſich
und andern tief ins Herz zu prägen. E83 wurde darum auch bald
außerordentlich beliebt, und iſt vor vielen andern an Sterbebetten
* dazu brauchbar, daß es den in legten Zügen Liegenden vorgebetet
werde. Vielen, denen die Augen im Tode zu dunkeln anftengen,
ift dadurch ein Licht ins Herz gegeben jvorden, das fie auch durchs
dunkle Thal begleitete. — Die Alten wiſſen das Lied nicht gemu
gu ehren mit allerlei jchönen Titeln. Schamelius nennt es: „Troſt
er Sterbenden aus dem heiligen Leiden und Sterben Chriſti“;
Seremias Weber: „Reife durch den Tod ins ewige Leben“ ; Andere:
„Wallfahrt zum Grabe Christi“ ; eine „Zueignung des Leidens Chrifti
zum jeligen Sterben“, und der alte Gottesmann Fiedler zu Halber—
Itadt jagt davon: „Sch wollte wünjchen, daß das überaus jchöne
Sebetlein jedermann möchte auswendig wiſſen und im jeiner Todes-
noth gebrauchen.“
Peter Frank, ein Bruder des geijtlihen Sängers Michael Frank
und ſelbſt auch geiftlicher Dichter und Sänger, Pfarrer zu Gleuſſen
bei Coburg, ließ wenige Stunden vor jeinem Ende 1675 den Schul⸗
meister mit den Schulknaben vor fein Sterbelager kommen und ſich
dieſes Lied le wobei er feinem Weibe den von ihr empfan-
genen umd dreißig Jahre am Finger getragenen Trauring mit bes
weglichen Abjchiedsworten zurüdgab. (Thomä Licht am Abend.
Coburg 1722.
Der große Orgelmeifter Johann Pachelbel zu St. Sebald in
Nürnber dt ih), wie Mattheſon berichtet, am 3. März 1706 an
diefem Liede, das ſtets jein Lieblingslied gewejen, noch erquickt und
ift unter dem leifen Singen dejjelben verjchieden.
Auch Jeremias Flatt, der in Stuttgart noch bei manchen Fa—
milten in gejegnetitem Andenken jtehende fromme Hauslehrer, ſang
am 16. Januar 1822 in jeinen lebten Lebensjtunden mit einigen
Freunden, wiewohl ganz jchwach, noch diejes Lied und jegte dann,
nachdem dafielbe vollendet war, das jtille Gebet fort bis zum leiten
Athemzug, aljo daß er fich, wie Dr. Flatt an jeinem Grabe bezeugte,
eigentlich in den Himmel bineingebetet bat. Chriſtenbote. 1533.)
Bu Vers 1. Wenzeslaus Bergmann erzäblt in jeinen Tremendae
mortis horae P, I. von jenem Vater Michael Bergmann Folgendes,
Derjelbe war im Jahr 1624 um des evangeliichen Glaubens willen
aus Böhmen vertrieben worden und jtarb am 20. Dezember 1648
zu Breslau. Als er nun in feiner lehten tödtlichen Krankheit viel
zu leiden hatte, ließ er fich dem Bett gegemüber ein gemaltes Kruzifig
an die Wand heften und bat die Umſiehenden, unſer Lied zu fingen.
Sp jtimmten fie denn an:
u,
BE a Lie a Al a A Amar Zn Kuh
620 1. Eingang zur Ruhe. Ne
D Jeſu Chriſt, meins Lebens Licht,
mein Hort, mein Troft, mein Auverficht;
Auf Erden bin ih mur ein Gaſt
und drüdt mich jehr der Sünden Lait.
Sie jangen ihm das ganze Lied, damit er in feinen Schmerzen aus
den Schmerzen Chriftt am Kreuz Troſt jchöpfen konnte. Als er
hernach gefragt wurde, ob er ein Labjal — war ſeine Ant⸗
wort: „Chriſtus iſt mein Labſal!“ und ſeine Wallfahrt beſchloß er
mit den Worten: „Herr Jeſu, ich weiß gewiß, heute werde ich mit
dir im Paradieſe ſein!“ (V. 2.)
Zu Vers 2. — Als man einer frommen vierzehnjährigen Tochter
Karoline Luije Goldftein 1719 in der Sterbensitunde das Lied fang
und an die Worte des zweiten Berjes fam:
Ich hab vor mir ein ſchwere Reiſ' Da iſt mein rechtes Vaterland,
zu dir ins Himmels Paradeis; darauf du haft dein Blut gewandt!
rief fie: „Nein, nein! nicht eine jchwere, jondern eine leichte Reife!
— In Sefu Seite will ich mich legen; das ift eine ſüße Ruheſtätte.
Da fann einem weder Welt, noch Tod, noch Teufel etwas anhaben.
Der Teufel ift eine unmächtige Fliege geworden!“ (Gerber, Hiftorie
der Wiedergeborenen. 3.)
Bar finnig erjcheint uns der neunte Vers:
Dein Kreuz laß fein mein Wanderitab,
mein Ruh und Raſt dein heilig Grab;
Die reinen Grabetücher dein
laß meinen Sterbefittel jein!
Eine bejondere Gejchichte hat der zehnte Vers:
Laß mich durch deine Nägelmal Durch deine aufgeipaltne Eeit
erblidten die Genadenwahl; mein arme Seele heintgeleit!
Diefer Vers bildete in Verbindung mit Pi. 47, 5: „Er erwählete
uns zum Erbtheil, die Herrlichkeit Jakobs, Die er liebt“ bei der
Herrnhuter Brüdergemeine die Loſung auf den 14. Februar 1734.
Da geſchah es, dab man in des Grafen v. Binzendorf Zimmer acht
Tage hernach einige zufammengefaßte Papiere verbrannte; und Die
Anweſenden bemerkten ein Heines Zettelchen allein unverjehrt. Das
enthielt nun gerade diefe Worte, und der Graf jah diefen Umſtand
al3 eine bejondere äußere Berjieglung der innern Erfahrung an, die
er damals gerade ji machen begann über die Lehre vom Löfegeld
al3 dem Mittelpunkt des chrijtlichen Glaubens und dem Grund aller
wahren Lebensgemeinſchaft mit dem Heiland. Es wurde ihm da=
durch die Gewißheit feines Heiles Far, und er trieb von nun an
dieje Lehre vor allen andern. Bei diejer Veranlafiung hat er aber
auch jein Gefühl in einem Liede ausgedrückt, das er beim Antritt
feines geiftlichen Standes zu Tübingen am 21. Dez. 1734 druden ließ
und in welchem man feinen und der Gemeine Begriff von dem, was
Religion des einzelnen Ehriften genannt werden kann, zum erjtenmal
zufammengefaßt findet:
———
ME. Eingang zur Ruhe. Nr. 212. 621
Du unfer auserwähltes Haupt, Laß uns in deiner Nägel Mal
an welches unſre Seele glaubt; erbliden unjre Gnadenwahl.
Man vergleihe „Graf von Zinzendorf und die Brüdergemeine feiner
Zeit“, von 2. Fr. dv. Schrautenbah. Gnadau 1851.
Zum Gedanken des Verjes bemerkt Schamelius: „War Johannis
Staupitii Zuflucht und Doctor dubitantium, als ex in einer Dispu-
tation de praedestinatione jagte: Incipe a vulneribus Christi, et statim
diabolus cum suis tentationibus recedet, _ .
Bon dem zwölften Berje, welcher lautet:
Am jüngſten Tag erwed mein Leib;
hilf, daß ich dir zur Rechten bleib,
Daß mich nicht treffe dein Gericht,
welchs das erjchredlich Urtheil ſpricht —
erzählt Schamelius, daß er einjt in Berlin einen Mifjethäter, dem
das Todesurtheil geiprochen war, zur Befehrung getrieben habe.
Über den legten Vers (14) predigt Scriver: „D wie jelig und
fröhlich werden wir alsdann jein! Wenn im angehenden Frühling
die Bäume beginnen zu blühen, jo ift bekannt, wie heftig die Bienen
in denjelben ter und mit Freuden den jüßen Honig jammeln.
Sch pflege mich dabei zu erinnern der Freude des ewigen Lebens,
Sejus wird ein Baum fein voller Blüten, voll honigjüher Glück—
ſeligkeit. Um ihn werden die jeligen Seelen in höchſter Freude
ihweben und jeiner Seligkeit mit Singen und Jauchzen genießen.
Eia, wären wir da; eia, wären wir da!
Wie werd ich dann jo fröhlich fein, Und mit der Auserwählten Schar
werd fingen mit den Engelein, ewig ſchauen dein Antlig Kar!“
Zum Ganzen aber gehört die Geſchichte einer allererniteiten
und Doc „jeligen Heimreiſe“, welche in der Schrift von Borbis
„Die Martyrerkirche der evangelisch-Kutherifchen Slovaken. Erlangen
1863* bejchrieben wird. — Als die Jefuiten unter dem langjährigen
Regiment ihres Zöglings Kaiſer Yeopold I. (1657— 1705) ihr goldnes
eitalter in Ungarn feierten, brach über die lutherischen Slowaken
eine planmäßige Verfolgung herein. Beſonders ergreifend tritt uns
in derjelben der Märtyrertod zweier Edelmänner, Water und Sohn,
im Jahr 1687 zu Eperies entgegen. Bon dem Tode Sabriels von
Keczer, welcher am 22. März durch Hentershand jtarb und ſeinem
Vater ftandhaft nachfolgte, wird uns nemlich Folgendes berichtet.
Un re Todestag ließ er den Prediger Andritius zu ſich rufen,
um das —* Abendmahl zu empfangen. Von dieſem begleitet,
gieng er zum Richtplatz. Da eilt ſeine trauernde Schweſter auf ihm
Bu umarmt ihn und jpricht: „Bruder, du letzter liebſter Theil unſrer
eele, twie können wir ficher fein, wenn wir auch dich verlieren ?
Dur follteft unjer Vater fein; vom dem geliebten Vater iſt uns nichts
eblieben als das auf dem Gerüſte rauchende, gen Himmel jchreiende
Blut, das fich jetzt mit dem deinigen vermiichen joll. Nun wird
teder verwegene Wolf uns als wehrloje Schafe mit gierigem Zahne
anfallen !* aber antwortete: „Gott lebt im unjern Vätern. Ihn
2 | 1,5% ht ug 3 ur Nr. 213 pr Rs F sb a
hinterlaffe ih Euch. Mäßige . Thränen, halte die Freuden nicht 3
auf, zu welchen ich hineile. Nichts erwarte ich jehnlicher, als daß
die Stunde herannahe, die mich mit meinem und Eurem Chriſtus
vereinigt.” — Die Umftehenden aus der Stadt konnten fi der
Thränen nicht enthalten, die Wache aber ſtieß die Schweiter hinweg.
Da ſich nun die Hinrichtung verzögerte, bat er um Erlaubniß, in
der Stille und Einſamkeit beten zu dürfen. Man erlaubt ihm, in
den Hof einer Weinſchenke zu treten, und dort empfiehlt er auf den
Knieen feine Seele dem Vater als dem Schöpfer der Geifter, Chrijto
als dem Heiland und dem heiligen Geiſte als dem Ergnider der Er-
matteten. Man erinnert ihn jebt, daß feine Stunde da jei. Er
jteht auf und vernimmt das Todesurtheil. Als Antwort beginnt er
das Lied in ſlaviſcher Überjeßung :
O Jeſu Chrift, meins Lebens Licht,
mein Hort, mein Troſt, mein Zuverficht !
Die übrigen Mitverurtheilten jtimmten in den Gejang em und
weihten mit diefem Lied ihren Todesgang. Freudig miete Keczer
nieder, um den Todesitreich zu empfangen. Garafa, der Blut-
mensch, wurde vom König zum Feldmarjchall ernannt für jeinen
Feldzug gegen die Keger. — Die Märtyrer hatten Recht, ſich auf
jenen Lohn zu freuen, von dem fie jangen: |
Und mit der Auserwählten Schar
ewig jchauen dein Antlig flar.
Der withende Graf aber, welcher ſich dahin ausiprah: „Wenn ich
in meinem ganzen Leibe einen Blutstropfen wüßte, der den Ungarn
zu milde wäre, jo wollt’ ich mich lieber gleich zu Tode aderlafjen!*
zehrte bald nach dieſen jchlimmen Tagen ab und im Wahnfinn heulte
er fortwährend: „Eperies — Eperies!" So jtarb er am Säufer-
wahnfinn, gerade 6 Jahre nach diejem Blutgerichte.
Die Melodie: bbgbc ag ericheint zuerit in Glauders
Psalmodia sacra, Centuria I. 2. Auflage. 1630. Das Allgemeine
Kirchengeſangbuch gibt fie mit der Aenderung des Endes der
zweiten und des Anfangs der dritten Zeile theil3 nad Crügers
Praxis, theil3 nach jpäterer und jet verbreitetiter Yesart (eg geg
a fise). Der Sänger ijt unbekannt; irrthümlich wurde fie eine Zeit
lang dem Mich. Prätorius, der 1621 als Kapellmeifter zu Wolfen-
büttel ftarb, zugeichrieben. — Eine andere Melodie, die übrigens
weniger verbreitet it: g gahdg ha, findet ſich im Nürnberger
Gejangbuch 1677, und eine dritte: hhah g fis fis e, iſt unter
den Namen: „DO Jeſu, du mein Bräutigam“ in Kohann Sebajtian
Bachs „Choralgejängen“ mitgetheilt.
213. Ich hab mid Gott ergeben.
Bon. Johann Siegfried, Superintendenten zu Schleiz (1560
— 1637, vgl. 2, 257), erjchtenen in der Psalmodia sacra I. von
Elauder 1627, in Crügers Praxis pietatis melica 1656 und weiterhin.
Gr:
BG; — aa
{
Das Lied ruht vor allem auf den beiden Verſen des Johann
Leon (F 1597 zu Wölfis bei Ohrdruff, welche er in jeinem „Troſt—
büchlein“ 1589 gegeben hat als „Gebet, wenn einer in Krankheit
fällt.“ Die beiden Berje find im „kleinen Chriftenichild von Thomas
Dartman 1604“ aufgenommen; im Erfurter Geſangbuch: „394 chrift-
liche Lieder und Pſalmen 1624" erjcheinen fie, mit Vers 2, 3 und 7
von „Ehrijtus, der ift mein Leben“ verbunden, als ein Sterbelied
von fünf vierzeiligen — Ob die letzteren drei Verſe ur—
ſprünglich zu jenem Liede oder zu den Leon'ſchen Verſen ſich geſellt
a it ungewiß; Siegfried hat jedenfalls nur die beiden ——
chen Verſe aufgenommen, ſie in eine Strophe verbunden und mit
drei weiteren achtzeiligen Strophen ergänzt, ſo wie wirs im „Un—
verfälſchten Liederſegen, Berlin 1852“ leſen.
In das hellſte Licht tritt das köſtliche Lied durch folgende Er—
hlung aus dem „Leben des Friedrich Perthes“ von jeinem Sohne
lemens (im dritten Band ©. 586—594). — Friedrich Perthes, der
edle deutiche Mann und unter den Buchhändlern unſres Vaterlands
leicht eines Hauptes länger denn die andern, lag in der Diterzeit
1843 auf jeinem Sterbebette. Es war eine Stätte der Erquickung
für die Seinen. Denn er jagte am 21. April, jeinem Geburtstage,
u feinen Rindern und Enkeln: „Ich fterbe gern ımd ruhig und bin
ereit dazu; (Bers 1)
Ich Hab mich Gott ergeben, Der Tod fannn mir nicht ichaden,
dem liebiten Water mein; er it nur mein Gewinn;
Hier ift fein Immerleben, in Gottes Fried und Gnaden
es muß geichieden jet. fahr ich mit Freud dahin.“
ALS er achtzehn Tage hernach jein Tagebuch mit dem Worte jchließen
mußte: „ehe elend!“ und von nun am fich nicht mehr felber heben
und legen konnte, lag er, des Sterbens in nächiter Zukunft gewih,
matt und müde da; betete aber unzäbhligemale mit freudiger ficherer
Ruhe (Bers 3):
Ad jelge Freund und Wonne Was kann mir doch nun fchaden,
* mir der Herr bereit, weil ich bei Chriſto bin?
a Chriſtus iſt die Sonne, In Gottes Fried und Gnaden
Leben und Seligfeit. fahr ich mit Freud dabin.
Am Sonntag darauf war ein Tag großer Leiden. Die Worte:
„Herr, Herr, führe mich nicht in Verfuchung !* tönten immer wieder
durch die stille Nacht; aber Worte der Yuverficht brachen immer
wieder ram . Während die Umſtehenden glaubten, daß er be
täubt und bewußtlos jchlafe, begann er mit leijer rührender Stimme
zu beten (Vers 2):
Mein Weg gebt jept vorüber; Mich micht zu Schr beladen,
o Welt, was acht ich dein ? weil ich wenfertig bin:
Der Himmel ift mir lieber ; in Gottes tried und Gnaden
da muß ich trachten ein, fahr ich mit Freud dahin.
abgejchloffen hatte und des lehten arofen Augenblids barrte, blieb
Auch ni diefer ſchweren Nacht, in welcher er mit dem Leben ganz
: „Bott iſt mir armem Sünder gnädig um jeines lieben
er getro
PT ARE Ed a a SE hf
WM. Gimgang zur Ruhe. Nr. 218. 63
624
—* willen.“ Jetzt wurde es ſtiller. Am Donn e betete er
noch zuweilen laut, Nachmittags begann er mit ſicherer Stimme
(Bers 4):
Gejegn’ eucd Gott, ihr Meinen, Den rechten Port noch heute
ihr Biebiten allzumal ; nehmt ja fleißig in Acht!
Um mic jollt ihr nicht weinen, In Gottes Fried und Frreube
ich weiß von feiner Dual. fahrt mir bald alle nah!
So hatte ſich der liebe und jelige Mann in das ſchöne Lied hinein-
gefebt, und weil e3 aljo feine letzten Tage als ein Gottesband durch—
woben, war es gar jchön, daß die legten Laute dieſer Welt, melde
fein Ohr berührten, die Worte waren, von den Seinen gebetet:
Ja jelge Freud und Wonne
hat dir der Herr bereit,
Wo Chriftus ijt die Sonne,
Leben und Seligkeit.
Er that einen lebten, tiefen Athemzug; wie ein Blitz flog der Aus—
drud unendlichen Schmerzens über jein Geficht. Dann hatte er
überwunden. Milde und Friede lag jebt wieder auf der Leiche.
Am Montag aber, dem 22. Mai, ward fie Morgens auf dem Kirch—
hof zu Gotha unter dem Gejang ins Grab gelegt:
Was kann mir dody nun jchaden,
weil ich bei Ehriito bin?
In Gottes Fried und Gnaden
fahr ich mit Freud dahin!
Melodie: Herzlich thut mich verlangen.
214. Machs mit mir, Gott, nad deiner Gt.
Gedichtet von Johann Hermann Schein (1586—1630, val. 3,
83 ff. und 270 F.) und veröffentlicht nach jeinem Tode im jeinem
‘ „Gantional oder Gejangbuch Auasburgiicher Confeſſion. Leipzig,
zweite Ausgabe 1645.” Der treffliche Sänger an der Thomasſchule
zu Leipzig Dichtete das Lied zur Beerdigung von Frau Margarita,
Gattin des Rathsherrn und Baumeister Cajpar Werner in Leipzig,
16. Dezember 1628. Es verbreitete jich) durch Crügers Praxis pie-
tatis melica 1661 auch in viele jpäteren Geſangbücher.
Wenn man die beiden Stollen des Aufgejangs beachtet, jo geben
die vier eriten Verje den Namen: Margarita, und der fünfte das
W des Geichlechtsnamens „Werner“. Es iſt alſo ein Afrojtichon,
da3 den Namen der bejungenen Ehrijtin bewahren jollte; allein
manche Veränderungen haben dieje Abjicht nicht beachtet.
Das Lied iſt im lebten Kriege wieder hervorgetreten in folgender
Geſchichte. — Generallientenant von Gersdorff, welcher in der Schlacht
bei Wörth ſchon fich ausgezeichnet hatte, fiel bei Sedan. Er hielt
als Kommandeur das elfte Armeekorps nördlich von Sedan auf der
A *
Höhe von Floing, wo es ſehr heiß hergieng. Eben gab er den —
Befehl zum Vormarſch des 83. Regiments, da durchbohrte eine
feindliche Kugel ſeine Bruſt. Bewußtlos ſank er vom Pferde. Als
Macs mit mir, Gott, nach deiner Güt,
hilf mir in meinem Leiden!
Auf ich dich an, verjag mirs nit:
wenn jich mein Seel will jcheiden,
So nimm jie, Herr, in deine Händ;
iſt alles gut, wenn gut das End.
Der König jelbjt bejuchte den General auf jeinem Schmerzenslager.
Als nicht lange vor jenem Ende Diviftonspfarrer Sander zu ihm
fam, ſprach er: „Sch bin Schwach, Lieber Pfarrer. Aber ich weiß,
Sie fommen auch nicht, mich aufzuregen. Ein Bluterguß in meiner
Lunge kann mich tödten. Aber das jage ich Ihnen: ich weiß, daß
mein Gott mich in meinen Sünden getroffen hat. Doc, auch das
weiß ich, daß er mir gnädig ift, ich lebe oder ſterbe.“ — „Amen,
jagte der Pfarrer; ich habe Ihnen auch nichts weiter zu jagen.
Gott erhalte uns alle im jolchem Glauben. Darmıf können wir
(eben und jterben Durch Jeſum Ehriftum.* Wenige Tage jpäter iſt
er heimgegangen, nachdem noch jeine Gattin an jein Sterbelager
neeilt war, um ihm die Augen zuzudrüden. (Lauxmann, Gedenk—
bfätter 3, 177 5.) — Ja wohl: „it alles gut, wenn gut das End.*
‚Der zweite Vers, der den Verzicht auf das irdifche Leben aus—
ipricht, Tautet:
Gern will ich folgen, liebjter Herr,
dur wirft mid) nicht verderben.
Ad du bift doch von mir nicht fern,
wenn ich gleich hie muß fterben,
Berlaffen meine beiten Freund,
die's mit mir herzlich gut gemeint.
Hiezu bemerkt Schamelius: „‚Germ — das tit eine Pille, twelche
die Neichen in der Welt lange im Munde herummerfen, che fie
ſchmecken will. Ja ſelbſt der — Hiskia zappelte in Eſaj. 38,
13.“ — Ein Prediger aus dem Hennebergiſchen hat dieſes Lied
einmal einem todtkranten und reichen Bauern vorgeſprochen. Als
er mın an den andern Vers gekommen, ſtutzte der Bauer und wollte
nicht nachbeten. Der Prediger fragte ibn, warum er bier immo
halte. Der Bauer antwortete: „Ach, das ift gar ein fo ſchwer
Wort: ‚Gern will ich folgen, lieber Herr! wenn man alles, Haus,
Hof, Weib, Kinder, Güter mit dem Nüden anjehen und verlaffen
ſolle!“ Er habe diefes Lied vielmals mitgefungen, allein es ſei
ihm allezeit ſchwer zu Herzen gegangen, wenn er an dieje Worte
Koc, Sircbenfien. vin 40
626 M. Eingang zur Ruhe. ——
ekommen; daher wünſche er, daß ihn Gott noch einige Zei — Kg
eben lafien, damit er erjt lernen —— gern en wich ——
g zu ſterben.
Sein Wunſch wurde aber nicht erfüllt, ſondern er mußte —2* —
D wie wohl iſts der Seele, die weiß, daß es der Herr auch im
Tode mit uns herzlich qut meint !
Bu Vers 3. — Daniel Seiffart, Prediger zu Zwickau, erzählt
in jeinen „Chriſtholds Singularia evangelica*, wie er einjt auf einer
Reife an einem Sonntag eine prächtige Glode von Kirchthurm einer
berühmten Stadt gehört habe. Er fragt den Wirth, was das für
eine Glode wäre; und als dieſer antwortete: „Das ift unjre Sonn—
tagsglode!* Tag ihm diejer Name auch nod) ferner im Sinn. Er
beichloß, ſich auch Sonntagsgloden zu jeinem Troft und Freude zu
erwählen. Die eine, jo oft zum Hauje Gottes geläutet würde, wäre
die: „Herr Jeſu Chrift, dich zu uns wend!* Bei der andern ver-
langte er, daß ihm damit zu Grabe geläutet werde, die Worte:
Ruht doch der Leib janft in der Erd,
die Seel ſich zu dir ſchwinget.
In deine Händ fie unverjehrt
duch Tod in's Leben dringet.
Hier ift doc nur ein Thränenthal,
Angst, Noth und Trübjal überall.
‚ Der fünfte Vers ift ein trefflicer Abſchluß und aus dem
Sinne einer Jüngerin Chrifti, welche die rechte Perle errungen,
fein herausgejprochen::
Was wollt ich denn lang traurig jein,
weil ich jo wohl bejtehe,
Bekleidt mit Chrifti Unſchuld fein
wie eine Braut hergehe ?
Gehab dich wohl, du jchnöde Welt:
bei Gott zu leben mir gefällt.
Indeſſen hat Schein noch einen letzten Vers angefügt: „gu guter
Nacht, ihr lieben Freund; Gott woll euch wohl bewahren!”
Superintendent Bolyfarpus Leyſer hielt die Grabrede, zu welcher
Schein jo wohl gedichtet und gejungen hat. Denn die Melodie:
faaccbag wurde in fünfſtimmigem Sab nad) einem Einzel-
druck bei jener Beerdigung gejungen. Und obwohl Ddiejelbe von
dem Meifter nur aus einer älteren Melodie bei Bartholomäus Gefe:
„Ein wahrer Glaub Gottes Zorn ftillt“ in deſſen „Geiftlichen deut—
Ichen Liedern, Frankfurt a. d. D. 1607* frei —— worden iſt,
* er ſie doch durch ſeine Kunſt zu einer der herrlichſten und ge—
lungenſten des ganzen Kirchengeſangs gemacht. Wir ſingen darnach
beſonders gern die Lieder von Angelus Sileſius: „Mir nach, *
Chriſtus, unſer Held“ und: „Auf, Chriſtenmenſch, auf, auf zum
Streit!“
215. Du bift zwar mein und bleibeft mein.
Gedichtet von Paulus Gerhardt (1607—76, vgl. 3, 297 ff.)
zum 17. Februar 1650, als er noch Erzieher in der Familie des
Kammergerichtsadvofaten Barthold zu Berlin war. Es erſcheint
ee Sn 1 Kr RPE > TC AWR Kane
vw, er
+
HM. Eingang zur Ruhe. Nr. 215. 627
nemlich al3 Anhang zu „Troſtfrewd bei Kreuzleid über Kinder Ab-
jcheid. Aus St. Paulo 12. Kap. in der II. Epiſtel an die Corinther.
Zum Ehren- und Troftdenfmal des Herrn Joh. Bercovit (Predigers
an St. Marien) — jüngern Söhnlein Conſt. Andr. Bercovs
— von Georg Lilien. Berlin 1650.“ Dort führt es die Überſchrift:
„Der betrübte Vater tröjtet fich über feinen nunmehr jeligen Sohn.”
Aufgenommen iſt es in Ebelingd Ausgabe von Paulus Gerhardts
geiftlichen Andachten 1667, und dann in Praxis pietatis ınelica,
19. Ausgabe 1678.
Es mag den Verehrer Gerhardticher Lieder etwas jchmerzlic)
berühren, daß dieſes unvergleichlich jchöne Lied nach den Forichungen
Dr. Bachmanns in Berlin zu dem fremden Leid eines Collegen, und
nicht, wie man lange angenommen hat, zu dem Tode des eigenen
Sohnes, Andreas Ehriftian, 1665 gedichtet wurde. Allein denjelben
Gelegenheitsurfprung haben jo viele Sterbelieder ; das andere: „Mein
ber&er Vater, weint ihr noch“ wurde nicht ganz zwei Monate zuvor
zu einem andern Trauerfall gedichtet. Nur deito mehr bewundern
wir die dichteriiche Kraft, mit welcher fich der im Glauben gereifte
Hauslehrer in den Sinn eines Vater- und Mutterherzens binein-
verjegen fonnte; gewiß iſt es ihm bei den eigenen Erlebniſſen in
feinem Haufe jpäter zu großem Trofte geworden.
E3 hat jich unſer Lied auch zu allen Zeiten als ein fräftiges
Ermunterumgslied gegen des Elternleides Pitterfeit erwiejen. Jo—
— Albrecht Bengel, Guſtav Schwab und viele Andere haben ſich
einer getröſtet.
Vers 2. Ein Poſtbote, welcher in ſeinem Berufe eine Menge
Geldes auszutragen hatte, wurde gefragt, ob er denn nicht —
mal den Gedanken in ſeiner Seele habe: wenn nur all dies Geld
mir gehörte! Geld regiere eben doch die Welt, und in ſchweren
Zeiten meine man oft, wenn man nur Geld genug hätte, ſo wäre
geholfen. Einen Augenblick ſcherzte er, dann aber wurde er mit
einemmale ernſt und fieng an:
Ach gält es wünſchen, wollt ich dich,
du Sternlein meiner Seelen,
Vor allem Weltgut williglich
mir wünſchen und erwählen.
Ich wollte ſagen: bleib bei mir!
du ſollſt ſein meines Hauſes Zier;
an dir will ich mein Lieben
bis an mein Sterben üben.
Ganz erſtaunt blickten ihn die Umſtehenden an. Da erklärt er ihnen,
weit über Geld und Gut ſei ihm ein Töchterlein von zwei Jahren
— das habe der heilige Gott von ſeinen Händen gefordert.
eitdem jei e3 ihm nicht mehr um große Güter zu thun. In Ger—
hardts Lied und jenem zweiten Verſe habe er feinen Sinn und
jeinen Troſt wiedergefunden.
Einen andern diefer beredten Troftverfe mag folgende Stelle
aus dem Stuttgarter Evangelischen Sonntagsblatt (1872, Seite 331)
ins Licht ftellen. Dort erzählt ein Water feines Knaben Sterben
40*
628 | u. Eingang zur Rut * Nr. 216, * —
und am Schluß ſchreibt er: „Du weißt, lieber Bruder, wie oft wir
in der Lage ſind, andere zu tröſten; da iſt es von Werth, den Troſt
Gottes erfahren zu haben. Du magſt mirs glauben: wie ich im
Ningen der Woche mit dem wimmernden Kinde weinen mußte, jo
konnte ich jtark fein, als es jeine Augen geichloffen hatte, Aber
als fie mir den Leib des jeligen Emil zur Hausthüre hinaustrugen,
da faßte mich die Gewalt des Opfers mit aller Macht; und ich war
mr herzlich froh, im Kirchfein drinnen hernach mein Leid im Lichte
des Wortes Gottes auszujprechen, und dann mit gewiſſem Nahdrud
e3 Paulus Gerhardt nachzujagen (Vers 12):
Nun es jei Ja und bleibe jo,
ich will didy nicht mehr weinen;
Du lebjt und bijt von Herzen froh,
jiehit lauter Sonnen fcheinen,
Die Sonne ewger Freud und Ruh!
bier leb und bleid nun immerzu;
ich will, wills Gott, mit andern
auch bald hernacher wandern !“
Melodie: „Ermuntre Dich, mein jchwacher Geift“ vgl. „Du biit
ein Menſch, das weißſt du wohl.“
216. Alle Menfhen müſſen erben.
Sohann Georg Albinus (1624—79, val. 3, 392 ff.), der nach—
malige Nektor und Vfarrer an der St. Othmarskirche zu Naumburg,
dichtete diejes herrliche Lied in jeinen jüngern Jahren während feines
literarischen Aufenthalts zu Leipzig auf die Begräbnißfeier des Kauf-
manns Paul von Henßberg in Leipzig, bei der es am 1. Juni
1652 zum erjtenmal, auf bejondern Blättern gedrudt, gelungen
wurde. Später nahm er es dann in feine „Geiſtliche Nachtharfe“
auf unter dem Titel: „kurzer Abriß der Seligkeit.“ — Der Original—
aufjaß diejes Liedes war nad) Schamelius noch bis zum Februar
1713 vorhanden, da er mit andern in einem eijernen Rajten ver-
wahrten Raritäten und mit jonjtigen Schriften des Albinus bei
einem Brande verloren gieng. In demjelben befand ſich noch ein
Schlußvers mit Bezug auf den Fall, für welchen Albinus das Lied
gedichter hat:
Nun bier will ich ewig wohnen, Liebſte Kinder und Verwandten,
meine Lieben, gute Nacht! Brüder, Freunde und Bekannten,
Eure Treu wird Gott belohnen, lebet wohl zu guter Nadıt:
die ihr habt an mir vollbracht. Gott jei Danf, es iſt vollbracht!
„Welche Sterbeluft! ruft Schamelius über diefem Liede aus;
fo fterben wahre Chriſten. Ach, daß es alle wären, die den Tert
initjingen!* — Es haben jich an diefer Perle von Sterbenäfreude
viele Herzen aufgerichtet.
Der theure Gottesmann Dr. Philipp Jakob Spener hörte einjt
zu Frankfurt von feiner Studierjtube aus das Lied von einigen
Berjonen in jeinem Hausgarten fingen, worauf er ans Fenjter trat
J
*
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Be: LT Kar O i *
00 Eingang zur Ruhe * 629
und dadur er beweget wurde, daß er meinte, es wäre eine
Engelsmufif. fang es dann jpäter immer Sonntags nach dem
Mittagsmahl, aber die zwei legten Verſe wunſch- oder gebetsweife:
„Ach, warn gehet auf die Sonne; ad), wann gehet an der Tag!
V. 6.) Ad, daß ich doch bald erblidte — daß; mich bald mein
ſus ſchmückte!“ (8. 7.)
Ein zehnjähriges Töchterlein von Heinrih Andreas Walter,
Senior der Frankfurter Pfarrgeiftlichkeit, hatte fich daſſelbe zum
täglichen Gebetslied erlejen und bewegte es zwei Jahre lang vor
ee frühen Tode jtet3 hin und ber, jo daß es die Anfangsworte
iejes Liedes fchrieb, jo oft es eine Feder probierte. (Bündlein ber
Lebendigen. Nürnberg 1748.) — Samuel Beiel, ein Medikus, Sohn
des berühmten Ulmiſchen Theologen Dr. Elias Veiel, trug diejes Lied
u täglicher Erinnerung jeiner Sterblichkeit in einer eigenhändigen
ichrift jtet3 bei ſich. Er ftarb auch frühe, aber wohl bereitet
um Tode, erſt 27 Jahre alt, zu Ulm im Jahr 1695. — Ein
En Bürger zu Straljund ließ den Anfang deſſelben auf einen
hölzernen Todtenfopf graben und ftellte jolchen allezeit in der Kirche
vor jeine Augen. — Der jelige Johann Tobias Kießling zu Nürn-
berg bat fich wenige Tage vor feinem am 27. Februar 1824 er-
folgten Ende noch gar injtändig aus, daß man ihm diejes Lied ganz
fingen möchte. (Schubert, Altes und Neues. 2.)
Zu Bers 1. — Ein Mann in Norddeutichland, dem das Evan-
gelium von Ehrifto feine Derzensjache war, kam nad langer Zeit
um eritenmal wieder im die Kirche, als man gerade das Todtenfeit
Beierte. Er jah bei jeinem Eintritt, wie der Altar jchwarz bebangen
war und die Lichter auf demjelben brannten. In demjelben Augen»
bli hebt der Gejang an:
Ale Menjchen müſſen fterben, Diejer Leib, der muß verweien,
alles leifch vergeht wie Heu; wenn er ewig Toll genejen
Was da lebet, muß verderben, der fo großen SHerrlichteit,
foll e8 anders werden neu. die den Frommen iſt bereit.
Das machte einen jo gewaltigen Emdrud auf ihn, daß er von
Stund an in fich gieng und fortan bedenken lernte, daß er auc
jterben müſſe. Von nun an schaffte er im rechtichaffener Belchrumg
als ein Huger Mann feine Seligkeit mit Furcht und Zittern. (Dein-
rich, Erzählungen über evangeltiche Kirchenlieder. 1. 1846.)
Das Wort: „genejen der jo großen Herrlichkeit” iſt im Hinblid
auf die jetzt moch übliche Nedensart: „eines Kindes genejen“ ſo zu
faſſen: glüdlich davon fommen und die Herrlichleit, wie durch die
„ Geburt ein Kind, erlangen. „Genejen“ bedeutete ſchon im 9, Nabr-
— zunächſt: durch etwas erhalten werden, ſodann durch Be—
eiung von etwas erhalten werden, glücklich davon kommen, alſo
S geſund und verklärt wieder auferſtehen. — Der große Philoſoph
er jprach auf jeinem Todtenbette am 27. Jannar 1814 zu jeinem
ohne, der noch einmal mit Arzenei dem Bette nabte: „Yaht Das,
id) bedarf feine Arznei; ich fühle, daß ich geneſen bin!“
Vers 4 iſt ein Vers voll jeligen Triumpbes, welchen darum
auch viele ſchon mit Jubel gebetet haben. — Jalob Friedrich Hoch—
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ſtetter, Prälat von Murrhardt, ſchloß ſeinen Lebensabri mit den
orten: „Wie Er, der getreue und barmherzige Vater, es ferner
mit mir machen wird, jteht in jeinen Händen; ich hoffe aber, Er
werde es wohl machen und an meinem Ende durch Jeſum Ehriftum
in der Kraft des heiligen Geiſtes mich re von allem UÜbel und
mir aushelfen zu Seinem himmlischen Rei
Da wird jein das Frreudenleben, Da die Seraphinen prangen
da viel taujend Seelen ſchon und das hohe Lied anfangen:
‘ Sind mit Himmelsglanz umgeben, Heilig, heilig, heilig heißt
dienen Gott vor jeinem Thron; Gott der Vater, Sohn und Beift.
Eia, wär ich da! Ihm, dem dreieinigen Gotte, jei Ehre von Ewig—
keit zu Ewigfeit. Amen.“ — Als er mın am 3. Auguſt 1739 als
ein Töjähriger Greis zum Sterben kam, verſchied er ohne Zuden
eines Glieds unter den trojtvollen Worten Hermans: „So fahr ic)
hin zu Jeſu Chrift, mein Arm thu ich ausſtrecken; So ſchlaf ich, ein
und ruhe fein, fein Menſch kann mich aufweden als Jeſus Chriſtus,
Gottes Sohn, der wird die Himmelsthür aufthun, mich führn zum
ewgen Leben!" (Chrijtenbote. 1841.)
Hieher mag man auch die Worte von Johanna Urfula von
Geuſau ziehen, welche im Herbſt 1718 auf dem Todtenbette lag.
An einem der leßten Tage ihres Lebens brad fie, nachdem fie ſich
unjer Lied hatte vorlejen lafjen, in die Worte aus: „Ach Freude,
Freude, lauter Freude! D ich fann nicht bejchreiben, was das für
eine Herrlichkeit jet, wenn man die gewilje und endliche Berficherung
von Gott befommt, daß einem alle Sünden erlafien find!“ Und als
einige der Umjtehenden zu weinen anfiengen, jagte fie: „Ei, was
weinet ihr ? Sch wollte jebo fingen und jpringen!* und befahl, ihr
zur Bermehrung ihrer Freude einen Lauteniſten zu holen, daß er
ihr noch etliche Zoblieder muſicire. Als das gejchehen war, rief fie
entzüct aus: „DO wie "schön werden wohl erſt die Saiten der 24
AÄlteſten Klingen vor dem Throne Gottes!“
Zu Ber 7. Karl Friedrich von Dacheröden, Präjident der
Landesregierung und des Conſiſtoriums im Magdeburgijchen, an
in jeinen legten Stunden am 28. September 1742 längere Zeit ſti
da. Mit einemmale rief er in höchſter Entzüdung: „Prächtig, präch—
tig!* Und in himmliſcher Verklärung begann er mın zu beten:
Ach id) habe jchon erblidet Mit der güldnen Ehrenfrone;
alle dieſe Herrlichkeit; jtehe da vor Gottes Throne,
Jetzo werd ich ſchön geſchmücket ſchaue ſolche Freude an,
mit dem weißen Himmelskleid, die kein Ende nehmen kann.
Was hier aus dem „Bündlein der Lebendigen. Nürnberg 1748*
erzählt wird, empfängt ſamt dem Verſe neues Licht durch das Sterbe—
bett von Dr. Johannes Arndt, dem ehrwürdigen Vater unſerer Kirche.
Am letzten Abend ſeines Lebens nemlich, als ſein Ende ſchon ganz
nahe war, betete er die Worte des 143. Pſalm: „Herr, gehe nicht
ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir iſt kein Lebendiger ge—
recht!“ worauf man ihm antwortete, es ſtände Johannis 5 geſchrieben,
wer Chriſti Wort hörte und glaubte dem, der ihn gejandt hat, der
hätte das ewige Leben und fäme nicht ins Gericht. Bald darnad)
2
Die Stammelodie: ge gag fee ift die von Jakob Hinke,
den Berliner Mufifus, in jeiner 24. Ausgabe von Crügers Praxis
pietatis melica 1690 mit der Unterfchrift „IS. H.“ gegebene Über-
arbeitung der dem Johannes Roſenmüller zugehörigen: adahagfisfis,
welche fich bereit3 im der 19. Ausgabe jener Praxis p. m. Berlin
1678, jowie im Lüneburger Geſangbuch 1686 findet. — Nächit diefer
Weiſe gebraucht man für unfer Lied die aus dem Briegelichen Darm-
ftädter antional 1687 ftammende Melodie: aa gis fis e fis gisaa
oder gg fde fg g, welche jchon Joachim Neander zugejchrieben
wurde, und jonjt nach den Liedern benannt wird: „Jeſu, der du
meine Seele“ oder: „Jeſu, meines Lebens Leben.“ — Eine dritte
Melodie: gab dgg fis fis findet fich in Peter Sohrs „muſikali—
chem Vorſchmack“ 1683. In Vopelius Gejangbuch 1682 iſt einfach
as Lied aufgeführt mit Verweiſung auf jene „befannte Melodey“,
und das Nürnberger Gejangbuc mit Sauberts Worrede 1676- ver-
weist auf: „Du, o jchönes Weltgebände“: daddecha von
Johann Grüger.
217. Ad wie flüchtig, ad wie nichtig.
Bon Michael Frand, dem mittleren unter drei Brüdern diejeg
Namens, früher Bäder, dann Schulcollege zu Coburg (1609-1667,
vol. 3, 435 ff.), veröffentlicht in jeinem „Geiſtlichen Harpffenſpiel,
Coburg 1657.* Er hatte indefjen jeine Lieder größtentheils vereinzelt
herausgegeben umd erjt dann gejammelt und zum Druck befördert,
„nachdem jie da und dorthin in die Welt geflogen und chriitlichen
geraen, auch vornehmen Leuten, nicht jo gar unannehmlich geweſen.“
o iſt denn dieſes befanntefte feiner Lieder ſchon viel früber, viel»
leicht um 1645 gedichtet; denn Sigmund von Birken veröffentlichte
bereitS 1656 die von ihm gedichtete Parodie deflelben: „Ad, wie
a und untüchtig“, wobei er auf die Melodie des Frand’ichen
Liedes hinweist.
Frand überjchreibt das Lied: „Alles ift eitel. Prediger 1, 2,*
Die Eitelfeit und Nichtigkeit der Welt und all ihrer Sachen batte
der Dichter im eigenen Lebensgang erkennen gelernt. Als Knabe
ſchon vaterlos und darım bei den beiten Gaben zum Ergreifen
eines jr vet genöthigt, auf dem Handwerk nichts als allerlei
Unglüd, Beraubung durch Diebe und Nlünderung des Hauſes durch
Feb ———
u. Eingang zur Ruhe. ” ale Br m
Kriegsvolf, völlige Verarmung, — das war jein trauriges 2os. Seine
Lage war aber dody nur dem allgemeinen Jammer entipr y
welchen der dreißigjährige Krieg über das deutiche Land gebreitet
hatte; und wir Dürfen in diejem Lied Frands gerade jo wie im
90. Pialm bei Moje einen Nüdblid einer von Gott gezüchtigten
Nation jehen: „Das macht dein Zorn, daß wir jo vergehen.” —
Bu der äußern Form des Lieds iſt noch zu bemerfen, daß bei
Michael Frand jelbit der erjte Vers beginnt mit den Worten:
„Ad, wie flüchtig, ach, wie nichtig!“ der 2. Vers fortfährt: „Ach,
wie nichtig, ach, wie flüchtig!” Dieje Abwechslung geht damı
durchs ganze Lied hindurd).
Wie ſehr das Lied aus dem Geiſt der damaligen chriftlichen
Sänger und Pfleger der Nation herausgejungen war, beweist zu—
so der Umjtand, daß eine Schar von Parodieen ihm auf dem
Fuße folate. — Wie oben berührt, dichtete Sigmund Betulius, ge
nannt von Birken, das Lied: „Ach wie nichtig und untüchtig ijt Der
Menichen Denken“ von Gottes Fürjorge 1656 ; deſſen Bruder Ösriftion
Betulius ftellte dem Frandichen Lied von „der Nichtigkeit der Welt-
ſachen“ das Lied gegenüber: „DO wie tüchtig, o wie richtig iſt das
Hinmelsleben“ von der Richtigkeit der Himmelsjachen 1658; umd
Ehriftoph Arnold, Diafonus zu Nürnberg, verfaßte auf den Feit-
Buß- und Bettag am Afchermittwoc den Gejang: „Ach wie nichtig
und untüchtig find wir jchnöden Menſchen!“ Was dieje Nürnberger
gethan, haben andere fpäter wiederholt. Es mag darum von Werth
jein, die Parodie von Dr, Ehrijtian Eberhard Weismann, Diafonus
au Calw, jpäter — zu Stuttgart und endlich Profeſſor zu
Tübingen, zu vergleichen, welche im Freylinghauſenſchen Geſangbuch
1704, in Hedingers andächtigem Herzensklang 1705 erſcheint.
Franck 1657.
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
iſt der Menſchen Leben!
Wie ein Nebel bald entſtehet
und auch wieder bald vergehet,
ſo iſt unſer Leben, ſehet!
Ach wie nichtig, ach wie flüchtig
ſind der Menſchen Tage!
Wie ein Strom beginnt zu rinnen
und mit Laufen nicht hält innen,
ſo fährt unſre Zeit von hinnen.
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
iſt der Menſchen Freude!
Wie ſich wechſeln Stund und Zeiten,
Licht und Dunkel, Fried und Streiten,
ſo ſind unſre Fröhlichkeiten.
Ach wie nichtig, ach wie flüchtig
iſt der Menſchen Schöne!
Wie ein Blümlein bald vergehet,
wenn ein rauhes Lüftlein wehet,
ſo iſt unſre Schöne, ſehet!
Weismann 1704.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
iſt der Chriſten Leben!
Ob gleich Zeit und Welt vergehet,
alles oberſt unten ſtehet,
lebt doch unſer Leben, ſehet!
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
ſind der Chriſten Tage!
Laß des Lebens Lauf zerrinnen;
wann die Sinnen nicht mehr ſinnen,
fahren wir mit Freud von hinnen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
ift der Ehriften Freude!
Wenn fich wechjeln Freud in Leiden,
Sicht in Dunkel, Fried in Etreiten,
bleiben unjre Fröhlichkeiten.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
it der Ehriften Schöne:
Nur der Eeelen Glanz beitehet,
da, jobald ein Lüftchen mehet,
alle Pracht der Welt vergehet.
—
My wie Mächtig, ach wie nichtig
ift der Menjchen Stärke!
er jich wie ein Löw eriiejen,
überworfen mit den Niejen,
den wirft eine Eleine Drüſen.
Ach wie nichtig, ach wie flüchtig
iſt der Menſchen Glüde!
Wie fi eine Kugel drehet,
die bald da bald dorten jtehet,
fo iſt unfer Glücke, jehet!
Ah wie flüchtig, ach wie nichtig
ift der Menjchen Ehre!
Ueber dei, dem man hat müffen
heut die Hände höflich küſſen,
geht man morgen gar mit Füßen.
Ad wie nichtig, ach wie flüchtig
it der Menjchen Wiffen !
Der das Wort konnt prächtig führen
und vernünftig discuriren,
muß bald allen Wig verlieren.
Ah wie flüchtig, ach wie nichtig
ift der Menichen Dichten!
Der, lo Kunſt hat lieb gewonnen
und manch jchönes Wert erjonnen,
wird zuletzt vom Tod erronnen.
Ach wie nichtig, ach wie flüchtig
find der Menſchen Schätze!
Es kann Glut und Flut entjtehen,
dadurch, eh wir uns verjehen,
alles: muß zu Trümmern geben.
Ad wie flüchtig, ach wie nichtig
ift der Menſchen Herrichen!
er durch Macht iſt hoch geitiegen,
muß zuletzt aus Unvermügen
in dem Grab erniedrigt liegen.
Ad, wie nichtig, ach wie flüchtig
it der Menjchen Brangen !
Der in Purpur hoch vermeiien
ift gleich wie ein Gott geſeſſen,
deffen wird im Tod vergefien.
Ach wie fliichtig, ach wie nichtig
ind der Menihen Sachen!
les, alles, was wir jeben,
das muß fallen und vergehen:
wer Gott fürcht, wird ewig ftehen.
Weismann 1704.
Wohl recht wichtig und recht tüchti
ift der Ehriften Stärfe! u
Wunder! Schlachtſchaf, die als Rieſen
ſiegen, wenn wir ſterbend müſſen
Opferblut und Geiſt ausgiehen.
Wohl recht wichtig und recht tüchti
iſt der Chriſten Glücke! arg
Unſer Gott und Heil bejtehet,
da der Welt Glüd jchnell vergehet,
wie fid) eine Kugel drehet.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
iſt der Chriſten Ehre!
Den die Welt jet tritt mit Füßen,
wird, wenn fie vergehen müfjen,
dort die Himimelsglorie füllen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
iit der Chriſten Wiffen !
Wenn die Weiſen Wit verlieren,
pflegt uns ohne Discuriren
Ehrifti Wort zu Gott zu führen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
iſt der Chriſten Dichten!
Der die Liebe lieb gewonnen,
bat in Jeſu, feiner Sonnen,
mehr als alle Welt erronnen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
find der Chriſten Schätze!
Wenn bier Glut und Flut entitehen,
Erd und Himmel untergehen,
wird man unſern Neichthum jehen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
ift der Chriſten Herrichen!
Hier als ſchnödes Fegſal liegen,
dorten über alles jiegen,
fann das matte Herz vergnügen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
it der Chriſten grangen!
Die wir bier in Schmach gejellen,
werben alles Leid vergeſſen
und dort prangen unermellen.
Wohl recht wichtig und recht tüchtig
find der Chriften Sachen!
Alles, alles, was wir ſehen,
das muß fallen und vergeben:
wer Gott fürdt, bleibt ewig ſtehen.
Allein nicht bloß in der Form der Dichtung wurde dieſer
Grundgedanke ausgeführt und ergänzt, jondern auch ſonſt in anderen
Schriften.
Chriſtian Seriver bat
die Gedanten diejes Liedes im
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fünften Buch feines „Seelenſchatzes“ 1680 weiter ausgefü
Predigt von der „verjchmähten Eitelfeit gläubiger le wo er
meisterhaft davon redet. Es genüge indefien als Parallele unfres
Lieds eine Stelle aus demjelben Meifterwerfe im eriten —*
„Die Raketen ſteigen geſchwinde in die Höhe und geben einen be
leuchtenden Glanz von fih. Wenn fie aber aufs höchjte kommen
find, jo haben fie fich jelbit ausgezehret, und bleibet nichts, als ein
ausgebranntes Papier und bloßer Stod übrig, der herunterfällt und
ertreten wird. An dieſen Dingen pflegen ſich die hohen Häupter
er Welt, wenn fie jich vecht herrlich und fröhlich bezeigen wollen,
zu ergeben. Ach wen fie alle diejelben anjehen möchten, wie neu—
lich ein großer Potentat gethan, der fich mit einer Nafeten verglichen
und jeine guten Gedanken von der Eitelfeit der weltlichen Gen
jchriftlich hinterlaffen hat!“
Wie frühe das Lied auch feine Kraft in der Gemeinde geübt
babe, bezeugt Folgendes. Generaljuperintendent Sagittarius zu
Altenburg beobachtete um die Jahreswende 1659 an einen drei-
jährigen Söhnlein allerlei merkwürdige, bedeutungsvolle Reden.
Schon vor Weihnachten rief das Kind etlihemal: „Ad, dat Gott
erbarn, der Thurm fällt ein!“ In der Nacht vom 19. auf den
20. Februar aber jeufzte es öfters: „Ach, wie nichtig, ac), wie
flüchtig!" Und fiche da, am 21. Februar 1659 fiel der Bartholomäi-
tirchenthurm in der Nacht ein. Aber wiewohl die Wohnung von
Sagittarius in der unmittelbarjten Nähe war, gejchah doch ihm und
den Seinen fein Leid. (Dlearius, Liederſchatz. 4. 1707.)
Als dem Dr. Weißenborn einjt ein armer Student geklagt, wie
es doch wohl recht bei frommen Chriften heiße: „Ach wie nichtig,
ach wie traurig jind der Menjchen Tage!“ (Vers 2), antwortete er,
Chriſtus Ichre dagegen im Evangelio des 7. Sonntags nad Trini-
tatis viel anders jingen; nemlich:
Ach wie nichtig, ach wie richtig
jind der Chriſten Tage,
Sott hat alle abgezählet
und zum Trojte auserwählet. —
Dr. Blumberg berichtet 1710 in den Deliciae Cygneae, Diejes
Lied, bejonders der fünfte Vers defjelben, habe einjt einen Stu-
dioſum zu Jena, al$ er fich duelliven wollte und auf dem Weg zum
Duell es fingen hörte, von jeinem Vorhaben zurüdgehalten.
Gar Föftlich erjcheint der leiste Vers, in welchem das Facit aus
dem Ganzen gezogen wird. “Paulus Gerhardt hat in jeinem legten
Gedicht 1668 denjelben Gedanken aufgenommen, den er vielleicht
von Frand gefannt hat:
Lab alles fallen und vergehen:
wer Chrifto jtirbt, bleibt ewig itehen !
E3 war aber auch die Haupterfahrung eines ganzen Lebens, welche
Frank hier zujammengedrängt hat. Auf den Jammer des Kriegs
und der Noth war fire ihn die Erhebung auf eine Lehritelle 1644
und die Anerkennung jener Dichtergaben durch die Dichterfrone der -
hrt in der
*
* x -
Lohn feines Gottvertrauens; deſſen gedenkend, konnte er feinem
Lied den feiten Schlußjtein geben: „Wer Gott fürcht't, bleibt ewig
ftehen.“ — Auf einen bejonderen Zweig heiligen Thuns hat Johann
Rudolf Ahle, der berühmte jangeskundige Bürgermeister zu Mühl—
haufen a Thüringen, diejen Gedanken angewendet in einem Liede,
wo er jagt:
- Alles, was irdiſch, muß endlich vergehen,
Mujica bleibet in Ewigfeit ftehen.
Michael Frand hat jelbjit eine Weije zu jeinem Lied erfunden,
die er mit dem Lied im jeinem geistlichen Harfenjpiel 1657 veröffent-
licht hat, die ſich auch in Königs harmoniſchem Liederſchatz 1738
findet, nun aber nicht mehr gebräuchlich it. — Die gewöhnliche
Melodie: g ab b,b ed, wird häufig dem Joachim von Burgf
— ———— Cantor und Organiſt in Mühlhauſen) zugejchrieben.
r hätte dann dieſe Melodie nicht unmittelbar zu dem Franck'ſchen
Liede erfunden, da dieſes erit lange nad) jeinem Tod gedichtet wurde;
fie müßte erjt jpäter auf dafjelbe übergetragen worden jein. Allein
unjer Lied steht einzig da mit jeinem Metrum, jo daß Feine zu
einem anderen Lied erfundene Melodie für daſſelbe entlehnt werden
fonnte. Die Urheberihaft des Joachim von Burgk ijt jomit uns
wahrjcheinlih. Zuerſt ijt fie aus Sohann Crügers Praxis pietatis
melica 1661 befannt: g ab bee dd In der Gejamtausgabe
des Freylinghaujenjchen Gejangbuchs 1741 beginnt fie: ggbbecdd,
— Eine dritte Weiſe aus A moll iſt von Hammerſchmidt in den
„Belt Buß- und Danfliedern. Zittau 1658.” mitgetbeilt: echh
echh,eeddch Er gibt fie bier in einem jchönen concert=
mäßigen Sat mit einem Eng zwiſchen fünf- und dreijtimmigem
Chor, zwijchen welchem, von drei Poſaunen und zwei Flöten ohne
Gejang ausgeführt, die Melodie: „Mitten wir im Leben find“ er⸗
tönt, um jo auf den qlaubensfejten leßten Vers mit voller Stimms
führung vorzubereiten. — In Peter Sohrs „muſilaliſchem Vor—
ſchmack“ 1683 findet fich eine vierte Melodie: ehhhdchag.
— Auch die beiden letzteren haben gegen die Weije bei Crüger nicht
aufzufommen vermocht.
218, Wie Neucht dahin der Menfchen Beit.
Von Joachim Neander (1650—80, vgl. 6, 16 fi.), Neftor an
der lateinischen Schule zu Düfjeldorf und dann Paſtor zu Bremen,
veröffentlicht in „Glaub⸗ und Liebesübung, aufgemuntert durch eim-
fältige Bundeslieder. Bremen, 1679,“ mit der Überſchrift: „Der
feine Tage Zählende.“
Es ift auf reformirter Seite die Parallele zu: „Ach, wie flüch⸗
tig, ach, wie nichtig!“ und wird durch den Lebensgang des treff⸗
lichen Sängers felbjt am bejten beleuchtet.
Wenn er im eriten Verſe Hagend ruft:
Wie fleucht dahin der Menſchen Yeit,
wie eilet man zur Ewigfeit!
?
4
y 4
ara nu
4
u a Tan
⸗
Gh az ER. a ———
Wie wenig denken an die Stund
von Herzensgrund;
wie jchtweigt hievon der träge Mund!
jo zeigte fi die Flucht der Tage bei ihm befonders deutlich. Seine
eigene Zeit floh jchnell dahin, da er im der Hälfte feiner Tage, kaum
dreißig Jahre alt, jchon des Todes Beute wurde. — Aber er wußte
hievon wohl zu reden und die feite Burg, darauf er ſich ftügen
mußte, kannte er auch. — Wie er im dritten Verſe fingt:
Nur du, Jehovah, bleibejt mir
das, was du bift; ich traue dir.
Lab Berg und Hügel fallen Hin:
mir iſt Gewinn,
wenn id; allein bei Jeſu bin —
jo ſprag es ſein ſterbender Mund in der bängſten Stunde noch
aus: „Berge ſollen weichen und Hügel ſollen hinfallen, aber meine
Gnade ſoll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens
foll nicht hinfallen!“ — Ja er jehnte fich nach der Heimat. Wie
er im jechsten Vers ruft:
Weg, Eitelfeit, der Narren Luft,
mir iſt das höchite Gut bewußt.
Das ſuch ic nur, das bleibet mir;
o mein Begier,
Herr Jeſu, zeuch mein Herz nad) dir!
jo rief er am Tag vor feinem Sterben — e3 war das Pfingſtfeſt —,
al3 ein Gewitter am Himmel aufitieg und der Donner heftig rollte:
„Mein Bater läßt ſich hören. Sch wollte, daß er ſich einmal recht
hören ließe, daß es meines Vaters Eliaswagen jein möchte!“
Zu Bers 7. Ernſt Chriftoph Hohmann von Hohenau, einer
der vornehmiten Wittgenjteiniichen Separatijten aus hochadeligem
Geſchlecht, wurde 1692 zu Halle, als er dort die Kriegsgelehriam-
feit jtudirte, durch den frommen Profeſſor A. H. Frande erweckt.
Als er da eines Tages jagen gieng und durch eine Hede drang,
blieb das Gefäß jeines Degens an einem Holze jteden, jo daß es
mit demjelben die Gejtalt eines Kreuzes bildete. Hiedurch fühlte er
ih um jo mehr betroffen, als er früher wegen des Degentragens
und der Jagd Gewiſſensbedenken gehabt hatte. Er warf jenen
Degengürtel zu dem Degen mit den Worten: „nun binfort nie
mehr!“ entjagte allem weltlichen Treiben und ergab ſich ganz an
Gott und Ehriftum; entichlofien, Leib und Leben, Gut und Blut
um Chrijti willen zu wagen und dabei weder Schwert noch Feuer,
weder Galgen noch Rad um Chrijti willen zu jcheuen. Aus der
Zeit dieſer jeiner erjten Erwedung theilt jeine hohe Verehrerin, die
Frau Profeſſor Tabor, mit, dat Hochmann „zum. öftern in eine
jo große Freudigfeit des Geijtes gefommen jei, daß er von aufer-
ordentlicher Bewegung ſei wie in die Höhe gehoben worden, wo er
dann den lebten Vers anjtinmte:
Was wird das jein, wenn ich dich jeh
und bald vor deinem Throne jteh ?
MM Eingang zur Ruhe. Nr. 219.
Du unterdeffen lehre mich,
daß ftetig ich
mit klugem Herzen juche dic)!
Da wurde er mit himmlischer Freude erfüllt, jo daß er ganz außer
ſich war und jagte: ‚Ach, Kinder, feines ſoll zurücbleiben, ihr jollt
alle an meines Königes Hof fommen!* GGeiſtliche Liebesbroden
von dem liebevollen Jünger und Streiter Jeſu Ehrijti E. Chr. von
Hohenau. Handichrift von W. Wed. 1771.)
Melodie: Ich hab mein Sad) Gott heimgejtellt.
219. Wer weiß, wie nahe mir mein Ende,
Um die Urheberichaft diejes zuerit im Rudolſtädter Gejangbuch
1688 öffentlich und ohne Namensangabe erjchienenen Liedes iſt lange
Zeit eine Menge von Streitjchriften gewechjelt worden, in welchen
auch der Name Veit Ludwig von Sedendorf genannt wurde; vgl.
Webel, Hymnopöographie 1. 2. 3. und Analecta hymnica 2,
Nach dem Tode der Gräfin Amilie Juliane von Schwarzburg-
Rudolſtadt (1637—1706, vgl. 4, 56 ff.) wurde nemlich in dem
„Schwarzburgjchen Denkmal einer Ehrift-Gräflichen Lammes- Freundin
1707" die Erklärung gegeben, daß „es niemand anders als unfre
hochjelige Lammes- Freundin verfertigt hat.“ Gegen dieje offizielle
Behauptung erhob ſich Superintendent Georg Michael Pfefferkorn
(1646—1732, vgl. 4, 63 ff.) zu Gräfen-Tonna bei Gotha in einem
Schreiben an Diafomıs Avenarius zu Schmalfalden, welcher jofort
1714 in jeinem „Liederfatechismus* die Angaben öffentlich mit»
theilte, des Inhalts: Veit Ludwig von Sedendorf, von der Linie
Gut-Ende (F zu Halle 18. Dezember 1692), pflegte bei jeiner
täglichen Morgen» und Abendandacht zu ſeufzen: „Sch bitte Dich,
Gott, durch Ehrifti Blut, mach's mur mit meinem Ende aut!“ wo—
mit er ohne Zweifel auf jeinen Beinamen Gut-Ende geſehen und
aljo ein rechter Gut-End-ender fein und heißen wollte. Am 19,
September 1686 nun, aleich an dem Sonntage, auf welchen das
Evangelium vom Jüngling zu Nain fällt, ſtarb Herzog Johann
Georg zu Eijenach auf der Jagd plößlid am einem Schlag, nachdem
er Bormittags in der Predigt des Pfarrers Heuſſen zu Edartshauſen
gewejen und amdächtig zugebört, gegen vier Uhr des Nachmittags in
dem nahe gelegenen Forſte bei der Wildicheuer, als er cben einen
vorbeirauschenden Hirich zu fällen gedachte. Der Herr von Seden-
dorf, des plößlich veritorbenen Herzogs Geheimerratb, war von ber
— Witwe dieſes Falles wegen von Meuſelwitz mac Eiſenach
entboten worden, und kam nun ber jeiner Rückkehr im Oltober 1686
nach Gräfentonna, —— er einige Zeit im Löwen einkehrte. Dort
u De derſelbe ihn, den Superintendenten Pfefferkorn, rufen laſſen
und ſi
Vertheidigungsſchrift des Lutherthumes gegen den Jeſuiten Gallus
Maymburgus. Zuletzt ſei er dann auf des Herzogs \chnellen Todes.
fall gekommen und babe geſagt: „Der jelige Herzog bätte wohl nicht
gedacht, daß ihm auf der Nagd fein Ende jo nabe wäre. Wer weih,
mit ihm unterredet wegen einer gerade von ibm angefangenen _
“
u ae a Fe — m
——— u"
5 Superintendent, wer weiß, wie lange wir noch leben? Ach
abe vor einem Jahre, im 61. Jahre meines Lebens, mich verhei-
rathet an eine von Ende, weiß; aber nicht, wie nahe mir mein Ende
ift. Der Herr jet doch jo qut, weil ihm die Verje fließen, und mache
mir aus meinen Worten, die ich des Abends und Morgens bei meinem
Segen brauche: ‚ich bitt dich, Gott, durch Ehrifti Blut! eine Arie;
ich will fie bei meinen nunmehr hohen Jahren jelbft brauchen und
anderen empfehlen.“ Darnac habe er dieſes Lied aufgeſetzt, nebſt
noc) zwei anderen drucken laſſen und es feinem Gönner nach Meuſel—
witz geſchickt, „Tich nicht träumend laſſend, daß dieſes einfältige Lied
jo befannt werden würde.“
Hiegegen wurde nun in demjelben Jahr in der Vorrede zu der
aus dem Nachlaß der Gräfin herausgegebenen Schrift: „Der Freundin
de3 Lammes geiſtlicher Brautſchmuck“ offiziell proteftirt, weil 1. Die
Gräfin fich als Dichterin zu dem Liede befannt, 2. der Gemahl der-
jelben es bejtätigt, 3. der ganze gräfliche Hof davon gewußt habe
und 4. das Rudolſtädter Gejangbuc das erite geweſen, das es von
„Ihro Hochgräflichen Gnaden“ empfangen habe 1688. — Die Gräfin
elbjt, die im ihrem 69. Jahre am 3. Dezember 1706 ftarb, eine
ichtbare Dichterin, verjicherte jchriftlich gegen die Gräfin Magda-
lena Sophia zu Schönburg » Hartenjtein, daß fie die wahre Ver—
fafjerin dieſes Liedes ſei, und bezeichnete auch im Rudolſtädter Ge—
jangbuch 1704 diejes Lied nebit allen, die fie jelbit verfertigt, mit
den Buchjtaben FE J als ihr eigene Arbeit. Auch ihr Gemahl,
Graf Albrecht Anton von Schwarzburg-Rudolitadt, und viele andere,
bejonders auch die Mutter des Grafen Ehrijtian Ernjt zu Stolberg-
Wernigeroda, Ehrijtiana, in einem Schreiben an ihren Sohn vom
16. März 1745, bezeugen, daß niemand diejes Lied gedichtet, als
Amilie Juliane. — Der Streit wogte hin und ber. Während
Generaljuperintendent Ludwig in Rudolſtadt ſich jchriftlich gegen
den Hymnologen Webel und der dortige Pfarrer Gregorius 1719
öffentlich für die Ucheberjchaft der Gräfin erflärten, beharrte Pfeffer—
‚Zorn auf jeinen Recht, und Schamelius in jeinen Vindieiae cantionum
1. 2. trat, wenn auch nicht unbedingt, für ihn ein; jo daß das
„geiltlich neuvermehrte altenburgiiche Gejang= und Gebetbuch“ mit
der Borrede des Generalfuperintendenten C. U. Redel 1714 im
Autorenregiiter von der Autorjchaft Pfefferforns als einer aus—
gemachten Sache jpricht.
Caſpar Wezel jagt darüber: Die Urheberichaft des Lieds „bleibt
ein Zweifelöfnoten in der Liederhiftorie, welcher ſchwer aufzulöjen,
weil an einer Seite der Reſpekt für eine gottjelige und währheit—
liebende hochgräfliche Perſon, welche jich in ihrem Leben dazu be-
fennet hat, auf der anderen Seite aber der Kredit eines alten, ehr-
lichen und frommen Theologi, welcher jich jolches in Demuth zuge—
ichrieben, die Entſcheidung jehr jchwer, ja fajt unmöglich zu Kr ie
icheint“ (Anal. hymn, I, 2 An einer anderen Stelle (Hymnop. L)
jagt er: „So lange die Welt ſteht und jo lange dies Lied wird ge=
jungen werden, wird es wegen des Verfaſſers jtrittig jein und
bleiben — ein mirum exemplum synemptoseos.“
gegnerischer Seite höchitens jagen: „Was man vor Sie allegiret,
iſt ein zweideutiges Signum und Monogramma.“ — Auf der andern
Seite jagt derjelbe Schameltus in Betreff der Erklärung Pfefferkorus:
„Bekennet ſich annoch dazu. Hat ſich aber nie erklären wollen, ob
er nur jei autor publicationis oder compositionis”, wir möchten lieber
jagen, ob er das Lied gedichtet oder überarbeitet habe. Man konnte
von Piefferforn feine öffentliche Schrift darüber erlangen. — Darum
jcheint mir die Ausführung von Dr. Julius Leopold Paſig in jeiner
Vorrede zu den Geiftlichen Liedern der Gräfin, Halle 1855, alle
Beachtung zu verdienen, welcher zwei Bunfte zu Gunjten der Gräfin
mit Recht betont hat. 1. Das Manuscript des Lieds trägt das
Datum 17. Sept. 1786, der Tod des Herzogs von SachſenEiſenach
aber erfolgte am 19. Sept. 1786. Es ift demnach das Lied umab-
hängig von diejem Tode gedichtet, durch denjelben aber wunderbar
bejtätigt worden. 2. Das Lied iſt, ohne ſolchen äußeren Anlafjes.
zu bedürfen, nach Form und Inhalt mit den jonjtigen Liedern der
Gräfin ganz verwandt. Man leje das Einzelne bei Paſig nady; im
bejondern möge herausgehoben werden, daß der Kehrreim des Lieds
mit ähnlichen Gedanken auch jonjt bei Amilie Juliane fich berührt.
Zum Berjpiel:
Durch dein Leiden, Kreuz und Blut
machs mit meinen Ende gut.
oder an einer andern Stelle:
Mad nur durch meines Jeſu Blut
mein Leben und mein Sterben gut.
Es diirfte demnach die innere Kritik fo gut wie die äußere für die
Gräfin ſprechen.
Der Gedankengang des Lieds ijt im hurzem folgender. 8.1.2.
Die Ungewißheit der Todesftunde treibt zur Bitte: machs nur mit
meinem Ende gut! — V. 3—6: mach much bereit! Laß mich mein
Ende bedenken B. 3, laß mich mein Haus beftellen Vers 4, mad)
mir den Himmel jüß, Vers 5 und Dede meine Sünden zu, Vers 6.
— Ich bin bereit, V. 7—10. Ich bin in Jeſu wohl geborgen,
Vers 7, mit ihm ungertrennlich verbunden, Vers 8, durch die Taufe
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M. Eingang zur Ruhe. Nr. 219. re
Vers 9 und durch das Ubendmahl, Vers 10, in Gottes Bunde, —
So bin ich denn getroft im Sterben und im Leben, Vers 11 und 12,
Das Lied ftand feit alten Zeiten in großem Anfehen. Menander
oder Dr. David Chriftian Walther, der darüber erbauliche Betrach—
tungen herausgab, nennt es jein „über alles Irdiſche geliebtes Leib»
lied." — Bon Johann Martin Bäumler, Kaufmann in Nürnberg,
meldet Wezel, daß er Diejes Lied alle Tage zweimal nach dem
Morgen: und Abendjegen überlaut, es mochte zugegen gewejen jein,
wer da gewollt, vorm Tijche gebetet habe. (Ohynmopöographie. 3.)
Ergreifende Erfahrungen jchließen fich theils ans ganze Lied,
theil3 an einzelne Verſe, theils an den allen gemeinfamen Kehr—
reim an. —
Zuerſt it das Lied von dem plößlich hereinbrechenden Tode
. manchen zur Weijjagung ernſter Erlebnijie geworden.
Dr. Johann Ulrich Frommann, Diafonus zu Tübingen, ließ
nicht lange vor jeinem jchnellen Tod im November 1715 aus Ge;
legenheit der großen Negensburger Seuche, welche damals viele
enjchen wegrafite, dieſes Lied gar oft in der Kirche fingen, und
ſtimmte es auch noch mit einigen Anverwandten, die auf Bejuch bei
ihm waren, vor deren Abreife an, wozu er die Eurrentichüler, ge:
nannt Bauperes, die gerade vor feinem Haus fangen, herauffommen
fie. Er jagte zu jeinen Verwandten: „Wir find jetzt gottlob ge—
jund beijammen; wer weiß aber, ob nicht eines oder das andere
unter uns über kurz oder lang sterben wird!“ befahl darauf den
Knaben, diefes Lied anzuftimmen, und alle fangen mit. Die guten
Freunde reisten fort, und der redliche Nathanael jtarb bald darauf
jelig im Dem Herrn, unter der Abendpredigt, die er zu halten hatte,
von dem Schlag getroffen. (PBregizers gottgeheiligte Poeſieen. 1723.)
Am 25. September 1723 hatte ſich der Stadtrichter Jahn zur
Suhla in Kurfachien gegen Abend in den Wald hinausbegeben, ſich
mit Schießen zu erfreuen. Als er kaum in den Wald hineingetreten
war, fieng er dieſes Lied zu fingen an. Bald darauf fühlte er beim
Gehen eine große Schwachheit, jet fich einen Augenblid auf einen
alten Baumſtock und jinkt gleich darnach vom Schlag getroffen todt
darnieder. (Gottjchaldt, Liederremarquen. 3. 1738.)
Sn der wejtfäliichen Stadt Unna wüthete im Jahre 1726 ein
ichreflicher Brand, der die halbe Stadt in Aſche legte. Während
dejjelben mußten die lateinischen Schüler Tag und Nacht das Bet-
glöclein läuten. Balthajar Urbani hat damals fich jelbjt das Leichen-
geläute bejorgt. Derjelbe jtand am Abend des zweiten Brandtages
am Glockenſeile und jollte eben durch einen andern Schüler abgelöst
werden, als diejer ihm anjagte, der Brand ſei am Ende und morgen
wiirde die Schule wieder beginnen. Balthaſar freute ſich zwiefach,
daß das Feuer gelöjcht ſei und die Schule wieder ihren Anfang
nehnten folle, denn er rief: „Sch kann meine Lexe (Lektion), das
Lied: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.“ Kaum hatte er das
gejagt, war er todt; Die Betglode aber Täutete noch einmal und
itand dann stille. Der Stein im Gewölbe, durch den der Gloden-
ftrang gieng, war vom dem gar zu Fangen Läuten los geworden
are — ——
R IE Eingang zur Ruhe. Nr. 219,
und hatte, plöglich herniederftürzend, den jungen Glöckner augen=
bfidlich getödtet, der in der jähen Todesangjt das Seil feſthielt,
im Sterben zujammenjinfend noch einmal die Glocke anzog und
8 ſich ſelbſt ſeinen Leichenzug that. (Joſephſohn in Iſerlohn,
roſamen 1, 17.)
Während des graufamen Indianerkriegs in Nordamerila Tebte
ein Anftedler Namens Fr. Neichelsdorfer zu Neuhannover in Penn—
iylvanien mit zwei ermwachjenen Töchtern, die der ehrwürdige
ühlenbeck confirmirt und zur Frömmigkeit erweckt hatte. Die
drei giengen mit einander zum Ausdreſchen des Weizens auf ihr
einſames Gut hinaus, und als fie damit fertig waren, zogen ſie
fröhlich und guter Dinge wieder nah) Haus. Da wird es nad
ihrer Heimfunft den Töchtern mit einemmale gar bange ums Herz;
ſie jagen zum Vater, e3 wäre ihnen jo traurig zu Muthe, als o
jie bald jterben jollten, und verlangen diejes Lied. Das jangen fie
venn auch mit allen jeinen Verſen von Anfang bis zu End, ver-
richteten dann ihr Abendgebet und legten fich zur Ruhe. Des andern
Morgens fährt der Vater hinaus, den Weizen zu holen; als er aber
mit dem vollen Wagen jeinem Haus fich nähert, jo fieht er daſſelbe
jamt Scheuer und Stallung in Flammen, dab die Glut über Die
höchſten Bäume empor lodert. Die Indianer hatten alles angezündet.
Die älteite Tochter lag verfohlt am Boden, und die jüngite, von
oben bis unten mit einem Beile zerhadt und fcalpirt, konnte gerade
noch jterbend dem Bater den ganzen Hergang erzählen. Dann bat
lie ihn, jich zum Abſchiedskuſſe auf fie zu neigen, und verichted in
jeiner Umarmung. (Thatjachen aus dem Neiche Gottes auf dem
Gebiet des evangeliichen Kirchenlieds von Heinrich. Grimma, 1853.)
In dem zweiten Jahrzehent diejes Jahrhunderts zogen zwei
Studenten von Tübingen mit einander zum Duell aus, begleitet von
einigen ihrer Freunde. Da führte fie ihr Weg an den Pauperes
vorüber, die gerade unjer Lied vor einem Haufe fangen. Der eine
derjelben, erariffen von dem Sterbelied und in Ahnung deiien, was
da kommen Fünnte, bat darauf feinen Feind und Gegner, von jenem
Borhaben abzuftehen, und trug ihm bewegten Herzens Verſöhnung
an. Der aber jchlug-c8 aus, und das Duell gieng vor ſich, im
welchem jodann der, jo die Verſöhnung verweigert, fiel und feine
Schuld mit dem Leben bezahlte. (Mündliche Nachrichteit.)
Ein Bauersmanı, dem es, obne daß er wuhte warum, ſchon
jeit geraumer Zeit gar ſchwer ums Herz war, erwachte eines Mor
gens im Jahr 1835 und jagte zu jener Frau, er könne vor Angſt
und Bangigkeit den Tag nicht überjtehen. Ganz gegen feine Ge—
wohnheit betete er jehr laut und vernehmlich noch tm Bette diejes
Sterbelied, fo daß jener Frau, die eben in der Küche das Neuer
anmachte und ihren Mann laut und beweglich beten hörte, bie
Thränen über die Wangen rollten. Nachdem fie ihm erſucht hatte,
aufzuſtehen, jette er fich neben fie an den Herd und ſprach: „Ach,
wenn doch der Tag ſchon überjtanden wäre!" Darauf fuhr er
binaus, in dem Wald gefälltes Holz zu bolen; wie er aber auf
dem Heimweg mit dem Wagen einen Berg berabfabren mußte, riß
Koch, Kirchenlled. VII, 4
ein Zugftrid an einem der Pferde; indem er den en halten
twollte, fiel er, umd die ganze Lait gieng über ihn — er in
einigen Minuten todt war.
Ein Beweis von der Anziehungskraft dieſes Liedes mag auch
ein, daß man eine Neihe von lateiniſchen Uberjegungen verfucht
hat. Wir führen den eriten Ber in der von Wolfgang David
ehmelius gegebenen Überjegung ein:
Quis ultimam vitae scit horam ?
tempus fAuit, mors advenit,
Ah quam cito mors atra coram
ex orbe me vocaverit.
Te, mi Deus, per Filium,
faustum, rogo, des exitum,
Vers 1. Die zweite Zeile diejes Verjes findet ſich ſchon in
einem alten, ums Jahr 1510 gedichteten Lied von den zehn Geboten:
Hin geet die Zeit, her fompt der Tod,
thuo allzeit recht, das ift dir not.
Schubert berichtet ein denfwürdiges Ereigniß, das er in jeiner
Jugend während eines Aufenthaltes bei feiner Schweiter in Walden-
burg erlebt hat. „Ein Züngling, der dem Haufe meiner Schweiter
wohl bekannt war, der Sohn eines in der Nachbarſchaft wohnenden
Bürgerd, wurde bei jeiner Arbeit von der einjtürzenden Wand
einer tiefen Sandgrube erichlagen. Schon jeit etlichen Tagen hatte
man an dem Süngling bemerkt, daß er jehr ernſt und im fich
gekehrt war. Er It immer von Tod und Ewigkeit gejprochen
und mit rechter Sehnjucht die Seligkeit des Himmels gerühmt, da
man Gott preifen wird ohne Aufhören. Am Morgen jeines Todes-
tages war er früh auf gewejen, hatte jehr andächtig und mit Thränen
. fein Morgengebet verrichtet und dann das Lied gejungen:
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende! —
in geht die Zeit, her fommt der Tod.
Ach, wie geihwinde und behende
fann fommen meine Todesnoth.
Mein Gott, ich bitt durch Chrifti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut!
Die Mutter hatte ihn wollen zu Haus behalten von der Arbeit,
er hatte ſich aber nicht abhalten lafjen, mit feinem Vater zu gehen
und diefem zu helfen. Wie war da doc auch der Vers (2) an
ihm — ‚Es kann vor Abend anders werden, als es am
frühen Morgen war! Aber der Eluge Jüngling hatte jein Haus
1% rechter Zeit und auf die rechte Weije beſtellt.“ (Altes und
eues. 4, 2.)
Bers 2. Chriftian Leske, Paſtor in Alt-Dresden, pflegte unjer
Lied alle Nacht vor Schlafengehen zu jeiner Andacht zu fingen. So
jang er denn auch eines Abends:
Es kann vor Nacht leicht anders werden,
als es am frühen Morgen war;
e a a ra ar a EL a 7
M. Eingang zur Ruhe. Nr. 219. 643
Denn weil ich leb auf diejer Erden,
leb ich in ſteter Todsgefahr.
Mein Gott, ich bitt durch Chriſti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut!
Kaum hatte er dieſen Vers zu Ende gebracht, jo jtarb er jählings
an einem Schlagfluß. (Hirſchers Todtengejellichaft.)
Über Vers 5 diefes Liedes * einſt der ſelige Georg Conrad
Rieger in Stuttgart beim Evangelium vom reichen Mann und armen
Lazarus eine treffliche Predigt, deren Thema folgendes war:
1. Mach mir ſtets zuderfüß den Himmel
2. und gallenbitter dieje Welt;
3. Gib, daß mir in dem Weltgetümmel
die Emigfeit jei vorgeitellt.
4. Mein Gott, ich bitt durch Chrifti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut!
Den Sinn diejes Verſes mag ein Brief des —— Antiſtes
der Nürnberger Kirche, Dr. Johann Saubert, beleuchten, den er 1645
an einen Leidensgenofjen, Diafonus Dillig in Coburg, jchrieb: „Alter
Tu sum, Auch mic) de jeit einigen Wochen Podagra, Stein und
Kolik ans Lager gefejjelt. Gibt es etwas Schwereres, als dieſes
Dreigefpann? Ich habe in meiner Jugend Gott oft angerufen, er
wolle mir auf der Welt die Hölle und den Himmel geben. Bene
est. Sch werde erhört: Gott läßt mich die Hölle wohl verfuchen.
An allerhand Anfechtung ijt fein Mangel; und da ich nicht Gott
um Troſte hätte, müßte ich aus der Haut fahren. Lebe 4
ann Gottes; und weil ich dich doch nicht mehr ſehen kann, hoffe
ich dich im Himmel um jo gewiffer zu jehen, wie auch Johannem,
unjern Apofalyptiter, meinen Bruder und Mitgenoß an der Trübjal,
am Neich und an der Geduld Jeſu Chriſti.“ (3, 149.)
Vers 6. Es iſt mir oftmals, wenn ich in meiner erjten Ge
meinde eine Leichenpredigt hielt, wo ein jchneller Todesfall vielleicht
ohne fichtbare Todesbereitichaft eingetreten war, immer ein ergrei—
fender Zug meines Cantors gewejen, wenn er zum Schluß des
Sottesbientieg jtatt des Schlußverjes: „Ach leb indeh in dir ver-
gnüget” fingen ließ:
Ad Bater, ded all meine Sünde
mit dem Berdienjte Chrifti zu,
Darein ich mich feſt gläubig winde,
das gibt mir vecht erwünichte Ruh.
Mein Gott, ich bitt durch Chriſti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut!
Die ernjte Predigt von Tod und Gericht und Ewigkeit lief jo in
den, richtigen Gebetston aus. — Im Jahr 1871 traf id unter
den Pockenkranken im Krankenhauſe zu Heilbronn eine alte Frau,
welche unter dieſer fchmerzlichen Krankheit vollends ihre legten ge—
funden Säfte verlor. Die fagte, nun jei ihre Loſung diefelbe, mit
welcher ihre jugendliche Tochter vor Furzem aus dem Veben ge
gangen: „ch Vater, ded all meine Sünden!" Fürwahr, wo in
41*
are
ET RATTE IE r yon
44 11. Eingang zur Nude. Nr. 2uc.
jolher Plage alle natürliche Schöne und alle leibliche Kraft ver-
weltt, da bedarf man deffen erjt recht, der feinen Mantel über ung
breitet, daß wir auf ein Befleres hoffen dürfen im ewigen Leben.
Bers 7. Ein reis, der fiebenzig Jahre im Glauben und in
thätiger Liebe verlebt hatte, hielt eines Abends am erjten So
nad) Trinitatis des Jahres 1793 mit feinem Gefinde die gewohnte
Abendbetjtunde. Dabei ließ er im Blid auf den reichen Mann und
armen Lazarus diejes Lied fingen. Sie waren im Singen an den
Vers gekommen:
Ich weiß, in Jeju Blut und Wunden
hab idy mir recht und wohl gebett,
Da find ich Troft in Todesitunden
und alles, was ich gerne hätt.
Mein Gott, ich bitt dur Ehrifti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut! —
da ſank der wadere Greis von jeinem Stuhl und gieng, ohne ein
Glied zu regen, in die frohe Ewigkeit. Zwei Tage zuvor hatte er
einem Freund, der ihn bejuchte, beim Weggehen die Hand gedrückt
mit den Worten: „Heilig, jelig ift die Freundſchaft und Öemein-
ichaft, die wir haben und darinnen uns erlaben.“ (Basler Samm-
lungen. 1794.)
Bers 10. In Hermannsburg lag ein Tagelöhner, der eine
Fran und vier Kinder hatte, auf dem Todtenbette und begehrte noch
vor jeinen Ende das Mahl des Herrn. Als Paſtor Ludwig Harms
an fein Bette trat und mit den zahlreich verjammelten Freunden
und Nachbarn den Gejang anftimmte: „Wer weiß, wie nahe mir
mein Ende” jang er treulich mit, wie auch jeine Frau und jeine
Kinder. Als fie mit dem fünften Verſe aufbörten, traten ihm die
hellen Thränen in die Augen. Darauf jprach er mit andächtiger
Stimme die Beichte und empfieng nach der heiligen Abjolution den
Seib und das Blut Jeſu Chrifti. Seine Augen jtrahlten nun vor
Freunde. Als er den Segen empfangen, jangen jie noch die herr—
lichen Verſe am Schluß, voran den einen:
Ich habe Jeſu Fleiſch gegeſſen,
ich hab ſein Blut getrunken hier;
Nun kannſt du meiner nicht vergeſſen,
ich bleib in ihm und er in mir.
Mein Gott, ich bitt durch Chriſti Blut:
machs nur mit meinem Ende gut!
Jetzt giengen die Freunde und Nachbarn hinaus, und der treue
Seelſorger blieb. Er fragte den Sterbenden, warum er denn ge—
weint habe unter dem Singen, und ob er vielleicht betrübt geweſen
ſei über dem Scheiden von den Seinen. „Nein!“ davon war keine
Rede. „Nun, warum weintet Ihr denn?“ „Bor Freude! war Die
Antwort. Ich dachte: geht das Singen hier jo jhön, wie jchön
wird es erjt gehen, wenn die Engel fingen helfen!“ In der Nacht
darauf iſt er jelig entichlafen. („Goldene Apfel in filbernen Schalen.“)
Diefen 10. mit dem 11. Vers: „So fomm mein End“ fangen
fie zum Schluffe der ergreifenden Commumion, die der jterbende
#
1. Eingang zur Rube.
Prälat Dr. Johann Albrecht Bengel 1752 noch mit feiner Frau
und feinen Kindern und Rindesfindern vor jeinem Ende vollzog.
Biſchof Wullichlägel an der Brüdergemeine gieng nach ſchweren
Leiden im März 1864 zu jeines Herrn Freude ein. Nicht lange,
ehe jeine Kräfte zujammenbrachen, Hatte er fich gen die Brüder
dahin ausgejprochen: „Gottlob, Daß ich durch Jeju Gnade jagen kann:
Es fomm mein End heut oder morgen,
ich weiß, daß mirs mit Jeſu glüdt!“
Die ſchwediſche Armee joll vor dem Treffen bei Gadebuſch,
20. Dezember 1712, diejes Lied angejtimmt und unmittelbar vor
dem Angriff der Feinde den letzten Vers gejungen haben:
Sch leb indeh in dir vergmüget
und ſterb ohn alles Kümmerniß;
Mir gnüget, wie es mein Gott füget,
ih glaub und bin es ganz gewiß:
Durch deine Gnad und Ehrijti Blut
machſt du's mit meinem Ende gut!
Auch wird von dem ſächſiſchen Oberhofprediger Dr. Chriſtian Bude
u Dresden erzählt, er habe zwei Tage, ehe er am 19. Dftober 1723
uch einen Schlaafluß weggerafft wurde, am Ende jeiner lebten
Predigt noch dieſen letzten Vers gebetet.
Über den Refrain des Liedes, mit welchem jeder Vers jo gar
beweglich jchließt und der an das Spridwort: „Ende gut, alles
gut“ anknüpft, jagt Dr. Blumberg in jeinem Zwickauer Gejangbud)
1710: „Dieje Worte bei jedem Gefäße heiße ich den Kern aller
Gebete; und jo Gott dies erhöret, bin ich zufrieden.”
Er war der tägliche Seufzer des Königs Friedrich V. von Däne
mark, dem überhaupt nichts tröjtlicher war, als wenn man ihm
etwas von Jeſu Tod und Verſöhnung jagte. Sein letztes Wort,
womit er verjchied, war auch: „Mein Gott, ich weiß, du machits
durd deine Gnad und durch Chriſti Blut auch nun und jetzt mit
meinem Ende gut.“ (Basler Sammlungen, 1789.)
Herzog Karl Nudolf von Württemberg, der letzte von den
Helden der herzoglihen Nebenlinie von Württemberg » Neuenitadt,
befchäftigte fich, nachdem er ſich als Tijähriger Greis auf feinen
Nuhelig zu Neuenftadt an der Linde zurüdgezogen batte, damit er
in jolcher Ruhe auf den Übergang zur Ewigten ſich beſſer vorbereiten
könne, ſtets und viel mit dieſem Reim, indem er den Kindervers
noch dazu that: „Chriſti Blut und Gerechtigkeit, das iſt mein Schmud
und Ehrenfleid; damit will ich vor Gott beitehn, wann ich zum
Himmel werd eingehn.* Darauf entichlief er denn auch 1742 fanft
und getroit.
er grönländische Miſſionar Rudolph, welcher beinahe 26 Jabre
im Orönland am Werk des Herrn geitanden war, wollte 1804 nad)
Deutichland reijen. Allein er mit feiner Fran gerietben auf dem
Schiffe, das fie hinwegbringen follte, jo furchtbar zwiſchen die Eis
berge, daß alle Hoffnung des Lebens vernichtet ſchien. Auf einem
Boot befanden fie fich hilftos zwiſchen den Klippen und wurden
Nr. 219. —
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(Bu? J un
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vom Regen unaufhörlich beftrömt. Da fiengen die ſonſt jo
roben — an, ihr Angeſicht der —2* Mehr
Ein junger Matroje von 21 Jahren jagte unter anderem: „Wenn
man fo jung ift, denkt man micht viel über ſich nad), jondern Lebt
in den Tag hinein.” Nun aber betete er beitändig:
Mein Gott, ich bitt durch Eprifti Blut:
mads nur mit meinem Ende gut!
Wie fie aljo in der höchiten Lebensgefahr jchwebten, erbarmte ſich
ihrer Gott, und durch einige Grönländer wurden fie gerettet. (Basler
Sammlungen. 1813.)
Die Melodie: gegaagfee oder cogaagagfede if
die etwas überarbeitete: „Wer nur den lieben Gott läßt walten“,
welche ji) aus C Dur in Bronners Hamburger Geſangbuch 1715
findet und aus der heraus auch die Weije: „Dir, dir Jehova will
ich fingen“ gearbeitet worden tft, vgl. ©. 391. Freylinghaujen gibt
1714 zu unjerem Liede noch eine andere Melodie, die urſprünglich
zu: „Wer nur den lieben Gott“ erfunden wurde und ſonſt als:
„Mein Jeſus Lebt“ aufgeführt it: bAcbeabceb. An andern
Choralbüchern it dem Lied auch die Neumarkiiche Melodie: „Wer
mtr den lieben Gott“ gegeben. — Eine weitere Melodie: egbaa
bedd ijt aus Königs harmoniſchem Liederſchatz 1738 in das neue
Kurhefliihe Choralbuch übergegangen; und eine andere: bgfesb
ebasg iſt in Berlin gebräuchlich ‚ wobei die Worte der luß⸗
Bar „Mein Gott“ beidemal als abgejonderte Heilen wiederholt
werden.
Auch hiezu noch eine kurze Gejchichte. — Seminarlehrer Andreas
Suſchke (F 1843 in Uhyjt an der Spree) fam als mufifalifches Ta-
lent viel mit den Eltern jeiner Schulfinder in Verbindung. Zu—
weilen wurde er auch zu Familienfejten beigezogen, wo er nicht
jelten feinen chriftlichen Takt zu bewähren hatte. Einmal verlangte
man von ihm, er ſolle fich an's Klavier jegen und den jungen Leuten
zum Tanze jpielen. Obwohl er erklärte, er hätte feine Tänze ein-
gelernt, ließ man ihm feine Ruhe, zog jeinen Ernjt ins Lächerliche,
und jo mußte er hch endlich troß aller Weigerung an's Klavier
ießen. Er erhob die Hände zum Spiel; alles war zum Tan
bereit. Da jpielte Sujchfe den Choral: „Wer weiß, wie ao
mir mein Ende!” und — alle in der Verſammlung jtanden tief-
ergriffen. Nie wurde der junge Mann wieder aufgefordert, zum
Tanze zu jpielen, und die Achtung vor jeinen chrüitlichen Grund»
ſätzen war gewonnen. (Chrijtenbote. 1854.)
220. Auf meinen Iefum will ich fterben.
Aus des Lonfiftorialjefretärs Salomon Frand zu Weimar
1659— 1725, vgl. 5, 420 ff.) „Geistlichen und weltlichen Poeſieen.
weiter Theil, Jena 1716.“ Ueberjchrift: „Der auf Chriſtum jter-
bende Chriſt.“ Er hatte fich ſelbſt als Leichentert Luc. 10, 20 feit-
gejegt: „Frenet euch, daß eure Namen im Himmel angejchrieben
find“, woraus feine gute Hoffnung auf ein jeliges Einichlafen her-
vorleuchtet.
Die Grundlage des Liedes, eines köſtlichen Nachklangs des
vorigen, iſt 1 Thefi. 4, 14. Beim Refrain hat er in der erjten
Zeile eine ftete Abwechjelung angebradt: Bers 1. 2: mein Jeſus
it mein Troft allein; Vers 3: mein Herz und Schab joll Jeſus
fein; Vers 4: Sein Kreuz iſt mein Panier allein; Vers 5: Soll
Sefus Heil und Leben fein; Vers 6: Dein Blut joll mir das Leben
jein, fo leb und jchlaf ich jelig ein. — Zwei weitere Verje find im
Württembergiichen Gejangbuc 1842 aus dem Regensburger Gejandt-
ſchaftsgeſangbuch 1728 und dem alten Württembergijhen 1742 auf-
genommen als Vers 5 und 7, welche immerhin ohne Verluſt wieder
ausgejchieden werden könnten.
Als der Landjchaftsfonjulent Johann Jakob Moſer, ein vier-
undachtzigjähriger Simeon, von einem janften Schlagfluß getroffen
in feinem Behnteffef lag und fich zum Todesjchlaf neigte, ſprach ihm
jein Herzensfreund, Regierungsrath Bayer, den 1. 2. 3. umd legten
Vers diejes Liedes janft tröjtend ins Ohr. So hatte ers jich für
jein letztes Stündlein von demjelben ausgebeten, denn er jagte öfters
u ihm: „Wenn ich jterbe, jo beten Sie mir, aber allemal nur ein
Örtlein, was Ihnen der Herr in Sinn geben wird.“
Eine ganz andere Perjönlichkeit fand darin den Ausdrud ihres
Schächerglaubens. Am 5. März 1796 wurde „der arme Andres“
von Dettingen bei Heidenheim hingerichtet, weil er ein Mädchen
vergiftet hatte, das durch ihn zu Fall gefommen war. in jeinen
Ketten und Banden war er von den Sündenketten, die ihn jeither
ne hatten, [08 geworden und hatte fich gründlich befehrt.
18 er nun vor dem Schaffot anlangte, rief er, feiner göttlichen
Begnadigung gewiß, ganz freudig aus, Vers 1:
Auf meinen Jeſum will ich ſterben
etroft, mit Fried und Freudigfeit;
& feinem Blute will ich färben
mein allerichönftes Hochzeitfleid.
Mein Jeſus ift mein Trojt allein,
auf Jeſum leb und jchlaf ich ein.
Auch feine letzte Rede war noch Lob und Preis Gottes. Er rief:
„Ehre jei Gott dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geiſte!“
— und da er das Amen binzujeßen wollte, fiel jeın Haupt durch
das Schwert. (Basler Sammlungen. 1796.)
Als der am 7. Februar 1821 heimgegangene Dekan Magnus
Friedrich Zeller zu Herrenberg an einem jeiner jchiveriten leiten
Tage unter heftigen Krämpfen geraume Zeit jpradylos dagelegen
war, erhob er fich auf einmal und ſprach mit gehobener Stimme
weimal die Worte: „Auf Jeſum jchlaf ich ſelig ein!“ — „Gottlob,
aß ich's noch habe gen können!“ ſetzte er hinzu und ſprach dann
zu jeinen drei jüngiten Kindern: „Das Blut Jeſu Chriſti, Des
Sohnes Gottes, macht ung rein von allen Sünden — das bebaltet
mer recht, ihr lieben Kinder! Suchet mur euren Heiland recht frübe,
PEITERE e
gg. u % a 124 et Ba N
648 1. Eingang zur Ruhe. Nr. 221.
nur recht frühe!“ (Chriftenbote. 1832.) Gewiß wer i |
jucht, der kann mit — ſprechen, —* ae —
Auf meinen Jeſum will ich ſterben;
ach Jeſu, hilf in letzter Noth!
Laß mich das beſte Theil ererben,
verſüße mir den bittern Tod.
Dein Tod foll mir das Leben jein,
fo leb und jchlaf ich jelig jein.
Melodie: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende,
221 3 Nerbe täglich, und mein Teben.
Aus Benjamin Schmolds (1672—1737, vgl. 5, 463 ff.) Lieder-
werk: „Sreudenöl in Traurigkeit, oder gejammelte Klag- und Troſt—
lieder. Breslau 1720,” mit dem Titel: „Klägliche Gedanken wegen
eines jchnellen Todes." Abermals ein Nachflang von „Wer weiß,
wie nahe mir mein Ende“, doch noch unmittelbarer in die Gedanken
jenes Liedes eingreifend.
Ein leichtfinniger, junger Menſch, der jeine Jugendjahre in
Berftreuungen und eiteln Gejellichaften durchlebte, kam einmal um
Mitternacht von einem Schmauje nad) Haus. Che er ſich nieder-
legte, jah er noch zum Fenjter hinaus und hörte in jtiller Mitter-
nacht nicht weit von jeinem Haufe eine liebliche Stimme diejes Lied
fingen. Der wichtige, an's Herz jchlagende Inhalt diejes erniten,
fräftigen Geſangs, der Wohlflang der fingenden Stimme, die jtilfe
Nacht, der geitirnte Himmel, alles diejes machte einen tiefen Ein-
druck auf ferne Seele und rührte ihn bis zu Thränen; jeine Jugend»
fünden, fern bisher geführter eitler Wandel, jeine Sicherheit, fein
Leichtiinn — diejes alles jtellte jich ihm vor Augen, und Tod und
Ewigkeit wurden ihm wichtig. Da faßte er denn den feiten Ent-
ſchluß, jeine vorigen Sündenwege zu verlafjen und jich zu Gott zu
wenden. — Er fand Gnade. Aber nad einiger Zeit hat er mit
Demas die Welt wiederum liebgewonnen. (Basler Samml. 1804.)
Eine bejonders ergreifende Illuſtration des dritten Verſes finden
wir im Stuttgarter Evangeliichen Sonntagsblatt (1873 ©. 341), wo
in einem Bericht über die Cholera in Heilbronn Folgendes jteht:
„Es wird mir unvergeßlich jein, wie am Dienitag, dem 26. Auguft,
Abends, nachdem das Gerücht von Cholera und Todesfällen durch
die Stadt gezogen war, in unjern Kreis der Arzt eintrat, auf den
wir jchon lange gewartet hatten, und er auf unſre Frage: ift fie
es? noch unter der Thüre die Antwort gab: Sa, fie iſts! — Alſo
doch! Wir wolltens bezweifeln; man redete von Ruhr und Bred-
ruhr, den üblichen Krankheiten diejer Monate. Aber nein, die un—
heimlichite und gefährlichſte aller Krankheiten, die aſiatiſche Cholera,
war in unjre Pforten getreten:
Es jchiet der Tod nicht immer Boten,
er fommet oft unangemeldt
Und fordert uns ins Neid) der Todten ;
twohl dem, der Herz und Haus beitellt.
Denn ewig Unglüd oder Glück
hängt nur an Einem Augenblid.
Sa, ohne alle Anmeldung jchlägt dieſer Würgengel Gottes in einer
Nacht vier, in der nächiten fünf Opfer nieder, zerreißt junge und
ältere Ehebündniffe und macht eine jonjt dem Lebhafteiten Verkehr
offene Straße zu einem unheimlichen Laufgraben des Verderbens.“
Denjelben Vers hatte fich einjt der zehmjährige Knabe Jonas
Eilers zu Timmel in Oſtfriesland (vgl. ©. 16) zu feinem täglichen
Gebete erwählt. Er bat manchmal jeine Eltern, welche Berufs
halber öfters um den Mittag außer dem Haufe jein mußten, fie
möchten ihn jo lang in die Küche einjchliegen, damit er vor böjen
Gaſſenkindern gefichert jei. Da betete der jeltene Knabe jedesmal
fein Berslein und gieng mit jeinem lieben Gott um.
Melodie: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.
222. Ei, wie fo fanft entfchläfeh du.
Von Gottfried Neumann (1688—1782, vgl. 5, 336 f), Men—
burg’schem Fruchtichreiber, um die Zeit, als der aus Sachſen ver-
bannte Graf Zinzendorf für feine Familie auf der Ronneburg in
der Wetterau durch den Grafen Menburg-Meerholz-Marienborn
eine Zufluchtsitätte fand, auf den am 31. Mat 1736 auf der Nonne-
burg erfolgten Tod des jungen Ehrijtian Ludwig Theodor v. Zinzen-
vi eines dreijährigen Söhnleins des Grafen, den dieſer „ein
munteres Brophetenfnäbchen” nannte, 1736 gedichtet und im Herrn»
huter Gejangbuch 1778 mitgetheilt. (Hiftorische Nachricht vom Brüber-
geſangbuch. 1835.)
Der Dichter fchloß mit jeinem Liede an ein vom Grafen von
———— ums Jahr 1730 gedichtetes und bereits im Marcheſchen
eſangbuch 1731 und im alten Herrnhuter Geſangbuch 1735 ſich
vorfindendes Lied an, das jpäter auch bei Zinzendoris Beerdigung
gejungen wurde und deſſen eriter Vers jo lautet:
Ei, wie jo jelig ſchläfeſt du, Weil du erwählt zu deiner Ruh
du Braut, im jühen Traum, des Liebjten Marterraum!
Das Herrnhuter Geſangbuch 1778 änderte das Driginal in
feinem Anfang: „Ei, wie jo —* verſchläfeſt du den letzten ſchweren
Stand“, das Württembergiſche hat 1842 als weiteren Vers aus
dieſem Herrnhuter Gelangbud) einen Zinzendorf'ſchen eingeichaltet:
„Sein Leiden bat dich frei gemacht.“
Der Graf war gerade auf einer Neife nach Liefland in Riga,
als er durch Briefe femer Frau die Nachricht von der früben Boll
endung jeines Sohnes erhielt. Er hatte am 27. Juli 1786 die
Ronneburg verlaffen mit dem ftillen Wunſch und Hoffnung, daß
der Heiland fich dort eine Gemeinde janmeln werde, Nun war es
ihm gleich ausgemacht, die Leiche feines Heinen, auf der Nonneburg
begrabenen Ludwigs fei als ein Saatlorı in die Erde gelegt
den, das eine reiche Ernte für die Wetterau verſpreche. So
er deßhalb auc) in einem Grablied auf feinen Ludwig:
Re
wor:
fang
Ei, wie wollt ein Erdenkloß Daß dein Vater fommen fann
es nicht herzlich gerne leiden, und bei feines Sohns Gebeinen
Seinen Sohn dem Erdenſchoß Thun, was Jirael gethan
einer Gegend zu beicheiden, bei des Sohnes Jakobs feinen. —
Wo er pflanzen, jteden will, Thränen fallt auf diejes Grab,
um ein Ernterecht zu haben. bis jich alles dort verbindet,
Ludwig! laß dic in der Still und das Lamm den Hirtenjtab
in der Wetterau begraben: bei dem Grabe wiederfindet.
Umd fiehe, bald darauf, im Jahre 1738, fieng des Herrn Werk an,
in der Wetterau zu blühen, und in Herrnhaag, am Fuß der Ronne—
burg, jammelte jich eine Gemeinde unter dem Hirtenſtab des Heilands.
Der treue Knecht Gottes, Chrijtian Adam Dann, verlor zu
Möjlingen im württembergijchen Steinlachthale feine jor hy und
im Glauben bewährte Gattin im Jahr 1817. Dann —* ſchreibt
nun von dem letzten Augenblick: „Sie hob die Hand in die Höhe,
als ob ſie mir den Wunſch zu erkennen geben wollte, zu ihrem
Heimgang eingeſegnet zu werden. Ich that dies mit wenig Worten
und mit vielen Thränen. Nun ſchloß ſie die Augen, legte ſich wie
zum Schlafen zurecht — und war hinüber. Wie eine ausgeruhte
Streiterin lag fie jetzt friedſam da. Die Schmerzenszüge waren
verwijcht, und an ihrer Stelle trat das Tieblichite lichtejte Bild aus
der Schmerzensnacht hervor. — Seit ihrem Hinjcheiden ruht aud)
wirklich ein jo freundliches Bild des Todes in memer Seele, deß—
aleichen ich noch nie gehabt habe. Und wenn ich von meinem Garten
bimüberjehe auf ihre Begräbnißjtätte, jo iſt mirs, als ob fie in einem
Nebengemach fchliefe. Und jo rufe ich ihr denn zu (Bers 1):
"Ei, wie fo fanft entſchliefeſt dur
nach mandem jchweren Stand,
Und liegt nun da in ſüßer Ruh
in deines Heilands Hand!“
Als im Sommer 1820 der Herrnhuter Miffionar Glödler mit
jeiner Frau auf der Heimreije aus Weſtindien war, erkrankte fie
auf dem Meer am Fieber. Sie jelbjt ahnte, daß ſie heimziehen
dürfte, und in kurzem ftand ihr Odem jtille. In reinen weißen
Kleidern wurde jie in einen. Sarg gelegt und am andern Tag den
Wellen übergeben. Das Schiffsvolt umgab in fejtlicher Kleidung
den Sarg, und nun jangen fie (Vers 3 und 4):
Nun laß dich zur Verwandelung Verbirg did unjrem Angeſicht
in jeine Felder jä'n, im fühlen Meeresſchoß;
Mit Hoffnung und Verſicherung, Du haſt das Deine ausgericht
viel ſchöner aufzuitehn. und friegjt ein jeligs Los.
Ein inbrünjtiges Gebet und der Segen des Herrn weihten die Leiche
zur letzten Fahrt, und darauf verſank der Sarg in den Wellen.
(Basler Sammlungen. 1822.)
Melodie: Nun fich der Tag geendet hat.
. 0223. Aller Gläubgen Sammelplap.
Von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700 — 1760, vol. 5,
248 ff.) auf den Tod und das Begräbniß eines einzelnen Bruders
1746 gedichtet und erjchien zuerjt im „Seinen Brüdergefangbud).
London, 1755, zweiter Anhang der übrigen Bruderlieder von 1749
an." — Der Driginaltert lautet jo:
Deiner Kinder Sammelplag, Herze, weißt du, was ich mad,
allgnugjamer lieber Schatz, was ich denfe zu der Sad)?
Hat, wie ih nur jo vernomm’n, Hätte mich mein Herr gefragt,
wieder eins dahin genomm’n. weiß ich, was ich hätt gejagt.
Eine Seele, die jo da Uber da du nun jchon bift,
in den Füßen Jofua wo die ewge Heimat it,
Seint und bete um remiss Nun, jo Hab ich nichts zu thun,
der vieissitudinis, als zu jchweigen und zu ruhn.
Die ift auf Vocation Lämmlein, diejes Mitglied da
ausgeraucht aus ihrem Thon, gebt uns freilich jehre nah,
Von dem Seitenwundenblig ber bijt du uns nicht mehr,
eingejchmelzt in ihren Ri. als das eigne Leben wär?
Ehrijtian Gregor, der Hauptmuſikmeiſter der Brüdergemeine,
at diejen Tert umgearbeitet, an zweiter Stelle einen Vers einge—
gt und das Ganze im verflärter Gejtalt in das Herrnhuter Ge—
jangbuch 1778 aufgenommen. Es lautet:
Aller Gläubgen Sammelpla Aber wenn's nun jchon geichehn,
it da, wo ihr Herz und Schatz, und er fann nie was veriehn,
Wo ihr liebiter Jeſus Chrijt Hat man nichts dabei zu thun,
und ihr Herze bier jchon ilt. als zu jchweigen und zu ruhn.
Eins geht da, das andre dort Manches Herz, das nicht mehr da,
in die ewge Heimat fort, get ung freilich gar jehr nah.
Ungefragt, ob die und der ber Yamm, du bift uns mehr,
uns nicht hier noch nüglich wär. als das eigne Leben wär!
So iſt es nun das gewöhnliche Begräbnißlied der Brüdergemeine,
in welcher das Sterben ein Heimgehen zur himmlischen Gemeinde
enannt und über die Todten nicht getrauert wird. — Auch außer»
alb diejes Kreiſes wird es unzäbligemale an den Gräbern gejungen,
wo ein theures Glied aus dem Wolfe Gottes zur Ruhe acht. In
Württemberg hat zu dieſer Troſtkraft noch bejonders die dem Lie
ganz angemefjene, überaus lieblihe Melodie: s gebbu gg mubg
eigetragen, welche von Stiftsorganift Conrad Kocher in Stuttgart
für feine „Stimmen aus dem Neid, Gottes" zu Knapps Bicderiap
1837 erfunden wurde. Es weht durch diejelbe ein janfter Gottes-
ar — Sonſt fingt man das Lied nad der Weife: „Gott ſei
anf durch alle Welt.“ .
224. So gehts von Schritt zu Schritt,
Aus Gerhard Terjteegens (1697—1769, vgl. 6, 46 ff.) „Beift-
lihem Blumengärtlein inniger Seelen“, vierte Ausgabe ans ben
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| 652 r 1, Eingang zur Ruhe. Nr.
Das Lied von elf Verſen ift voll jener Gedanken, mit welchen
der Gottesmann Terfteegen bejtändig im Angefichte der Ewigkeit
umgieng. Man mag e3 mit dem Öerhardtichen: „ bin ein Gaſt
auf Erden“ vergleihen, gegen welches es allerdings an poetiſchem
Schwung —* iR; Man vergleiche mit den Verſen 8—12
von jenem Liede die Verje 3 und 4 aus Diejem:
Ih ſchließ die Augen bald Nun, ich verlaf die Welt
und jage gute Nacht und will zum Bater gehn;
der Eichtbarkeit, dem Traum, Hier bin ich nicht zu Haus,
damit ich auf der Wacht bier will ” nichts anjehn.
Mit Herzensinnigfeit Der kurze Reſt der Zeit
vor deinen Augen leb joll dir gewidmet fein,
und deinem Geijte Raum, zu werden, Water, dir
in mir zu wirfen, geb. und jener Welt gemein.
Bers 7 enthält Grundgedanken von Terſteegen:
Der Feind hat nichts an mir, das Herz in Jeſu ruht;
tief in mein Nichts verſenkt, ijt Jeſus all mein Gut!
Das jtimmt mit einem Brief, den er 1746 an einen Freund fchrieb:
„Wenn ich mit meiner Armut, mit meinem Unvermögen und jo, als
1d jujt in dem Augenblid bin, zufrieden jein kann, dann ijt es, als
ob ich daheim und in Ruhe bin; bleibe ich aber nicht auf dem Plätz—
chen meines Nichts oder juche und will etwas außer dem, worin ich
bin, jo werde ich in allem, was ich thue, wie vertwirret. Ich will
gern jchwach fein, um nicht ohne Gott zu laufen, damit jeine Kraft
und Herrlichkeit in meinem Nicht vollbracht werde. Ehre, Dank
und Liebe jet unjerem Gott, der uns die Wahrheit unjeres Nichts
und feines Alles je länger, je gründlicher lieb gewinnen läßt!“ —
In einem andern Brief 1755 beißt es: „Se ärmer, vernichtigter
und cntblößter, dejto ruhiger, freier und lauterer fünnen wir uns
mit Gott und jeinen Kindern vereinigen, und jo viel fähiger find
wir der göttlichen Gunst und Gnade. Mir wurde einmal ins H
gedrückt: Komm als ein nadtes Kindlein, dann wird dich mein Scho
aufnehmen !”
O D wie verdanf ichs dir, daß du zu mir gewandt
dein offnes Vaterherz und wurdeſt mir befannt !
Auch dieſe zweite Hälfte des Verſes ftimmt mit feinen jonjtigen
Worten. Er äußerte ſich einmal gegen einen Freund: „Wenn ic
in die Ewigkeit gehe, jo gehe ich hinein als ein Armer, Unmwürdiger,
der auf mehr, als gemeine Weije, aus Barmherzigkeit angenommen
zu werden verlanget, ja gänzlich vertrauet. Inzwiſchen danke id)
dem Herrn, DAR er mich jo lange leben laſſen, daß ich ihn habe
fennen lernen.“ Die letztern Danfesworte jprach er jo oft aus, als
e3 Gelegenheit dazu gab.
Bers 10 mag es gewejen fein, mit dem Terſteegen einſt einer
Freundin vor ihrem legten Athemzug noch zugeiprochen hat:
M. Eingang zur Ruhe. Nr. 225.
Ich lege meinen Geift im deine treue Hand,
mein Seiland, du bewahrjt Dies dir vertraute Pfand;
Mein — Athemzug laß reine Liebe ſein,
ausgehend geh mein Geiſt zu deiner Ruhe ein!
Er ſagt nemlich: „Mein Letztes, worauf ſie Ja und Amen jagte,
war das letzte Verschen aus dem Liede: ‚Sp gehts von Schritt.‘
Und danır jagte ich noch: ‚So nimm denn, o Herr Jeſu, in Gnaden
auf den Geiſt deines Kindes, das du erlöjet haft! Laß nun endlich
deine Magd im Frieden hinfahren und ihre Augen dich, ihren Hei—
land, anjchauen!: Ihre ruhige Gemüthsverfafjung und unmittelbar
findliches Vertrauen bis ans Ende bleibt mir zum bejtändigen und
roßen Troſt.“ Zu diejen Worten paßt der zehnte Vers vorkrefflich.
er lebte Vers (11) aber lautet allerdings ebenjo paſſend:
D Ruh der Ewigkeit! da wirds denn doch geichehn,
daß ich dich, höchſtes Gut, jo, wie du bijt, werd jehn
Und ewig bei dir jein mit jener jelgen Schar ;
ich bet gebüdet an: mein Gott, du bift es gar!
Terfteegens eigenes Lebensende jtimmt mit diefen Worten gar ſchön
zufammen. Es wird erzählt, obwohl er ſich äußerlich jehr ſchwach
Ir und Engbrüjtigfeit ihm große Noth verurjachte, jo daß er
47 Stunden in einem Lehnjtuhl figen mußte, babe er ſich doch
innerlich in vieler Ruhe in den allerliebjten Willen und Wohl-
gefallen Gottes gefunden. Auch hörte man nie das geringite uns
geduldige Wort von ihm, obwohl er oft winjelte vor übergroßer
Noth. Zu einem Freund, der Abjchied von ihm nahm, iprach er:
„Ich will dich durch Die Gnade auf das Herz Jeſu legen; laß dir
aber auch den gegenwärtigen Augenblid dazu dienen, dich dem Lieb-
iten Heilande ganz zu ergeben und bei ihm um Gnade anzubalten,
wie das kananäiſche Werblein. Dieje Gnade muß erbeten werben
nit Verachtung alles BZeitlichen, weil es doch weniger it, ala man
glaubt. Und welches Glück wird es alsdann nicht ſein, wenn wir
es einjt verlafien müflen, einen gnädigen Gott in Chriſto Jeſu zu
haben!“ Er verfiel zulebt in einen Schlaf, der immer tiefer und
tiefer wurde, und nur manchmal rief er anfangs Dazwischen hinein:
„O Gott, o Jeſu, o ſüßer Jeſu!“ So blieb er bis an den legten
Athemzug und gieng aus dem Schlaf in die ewige Ruhe hinüber.
Als Melodie it die Weiſe des Lieds von Joachim Neander
vorgezeichnet, deſſen erſte Strophe jo lautet:
D Sünder, denfe wohl: Der große Menicheniohn
dur laufſt zur Ewigkeit; ſteht Fertig vor der Thür;
nimm deine Zeit in Acht, der Herzenstündiger,
jet immerdar bereit ! der Richter bricht berfür.
Sie beginnt: a b a a g a, und iſt eine Halleiche Melodie aus dem
Freylinghauſenſchen Geſangbuch 1714.
225. Herr, meine Leibeshütte.
Aus Philipp Friedrich Hillers (1699—1769, vgl. 5, 107 —P
Pfarrers zu Steinheim bet Heidenheim, „Geiſtlichem Liederläſtlein.
v
0 bus an
NR a 5
RN, IE Eingang zur Ruhe. Nr...
2. Theil, 1767“; über 2 Betri 1, 14: „ich Bei daß ich meine Hütte
bald ablegen muß!“ mit dem Beiſatz: „Es dienet einem Chriſten,
daß er fich jeine legten Stunden vorftelle. Seine Hoffnung wird
dadurch geitärkt. Der Unchriſt muß mit Schreden daran denken.“
(Melodie: Chriftus, der it mein Leben.) — Der Berfafier Dichtete
diefes Lied im Jahr 1766, drei Jahre vor jeinem Tod, den er
ihon 1760 als ganz nahe erwartete, weßhalb er auch bereits da-
mals jeine Lebensumstände aufjete, damit fie zur alleinigen Ehre
Gottes bei jeinem Leichenbegängniß verlejen werden könnten.
» €8 hat fich auch die Bitte an dieſem ar das Kreuz Probirten
Freund des Heilandes“, wie er ji jchon im Frühling feines Lebens
nannte, herrlich erfüllt. Oftmals hatte er mit Vers 2 gebetet:
Gib mir ein ruhig Ende,
der Augen matten Schein
Und die gefaltnen Hände
laß janft entjeelet fein!
Da machte der Herr, nachdem er das fiebenzigjte Lebensjahr vollendet
hatte, eines Abends jeinem Leben ohne vorherige Krankheit durch
einen Schlagfluß ein jchmerzlojes, jtilles, janftes Ende, am 24. April
1769. — Das einzige Wörtlein, das die Seinen noch vernommen
haben, war: „es ijt mir weh!“ umd doc war in diefem Aırgenblid
das Weh verichlungen in das ewige Wohl.
Dr, Chriſtian Friedrih Schmid, jeit 1821 Frühprediger und
Profeffor der Theologie in Tübingen, deſſen Gedächtniß unter Den
Theologen Württembergs im Segen bleibt, hat auf jeinem Kranken—
lager, zehn Tage vor jeinem Tode 1852, in einem tief ergreifenden
Augenblit den Seinigen mit den Worten des Apojtels gejagt:
„Seht weiß ich, daß ich meine Hülle bald ablegen muß! — Es
iemt einem Chriften, daß er ſich jeine letzte Stunde vorjtelle.”
Das ſprach er, die ſchon gebrochene Stimme noch einmal zur alten
Kraft erhebend, jeine Augen blitten zum Himmel empor, jein ganzes
Weſen jchien von einem Vorſchmack der Verklärung —
Darauf ließ er ſich dieſes Lied leſen und verweilte mit beſonderem
Ernſt bei der Bitte des dritten Verſes:
Laß meine letzten Züge
nicht ſo gewaltſam gehn,
Und gib, daß ich ſo liege,
wie die Entſchlafenen!
So hat denn auch ihm, wie dem Dichter des Lieds, der Herr die
Bitte gewährt. Er hatte ausgekämpft, ehe ſeine Hütte abgebrochen
wurde. Wunderbare Fröhlichkeit nahm von jeinem in die Klarheit
des Herrn übergebeitben eiſte Beſitz. „Jetzt iſt e$ mir aber ga
Har, ganz helle!“ fo jprach er, ehe er den Seinen zum letztenma
gute Nacht wünſchte, legte fih dann nieder, athmete einige Züge
etwas ftarf, wendete jein Haupt auf Die Seite und entihlief als
ein jeliges Kind Gottes. Sein Sterben war fein Tod, jondern ein
Übergang ins Leben, ins himmlische, ewige Leben. (Chrijtenbote.
Stuttgart 1852.)
v en
+ j Wr:
— ⸗
In meinen „Gedenkblättern aus dem Heldenkampfe Deutſch—
lands" (Heilbronn 1871. 1872. II, 81.) wird erzählt: „Im den
Schanzgräben vor Straßburg war in den Septembertagen 1870
harte Arbeit. Sie waren in Folge des anhaltenden Regenwetters
Bm zu begehen, und die Uniformen wurden über und über mit
ehm bededt. Aber nichts konnte unjre wadern Landwehrmänner
ermüden; troß aller Mühjeligfeiten jangen die Leute munter umd
getrojt ‚die Wacht am Rhein.‘ Da war aud ein junger, kaum ein-
eübter Schübe zum erjtenmal in die Schüßengräben fommandirt.
[3 num die Ablöfung fam und während er aus den Gräben herauf:
ftieg, vief er froh und dankbar: ‚Gott hat mid) das erjtemal glüd-
ih — — Er wollte jagen: ‚beihüßt!‘ aber das Wort fam nicht
mehr über jeine Lippen. Eine feindliche Kugel durchbohrte ihm in
diefem Wugenblide den Linken Arm und jenkte fich jo tief im die
Brust hinein, daß er jofort jeinen Geift aushauchte. — Wer möchte
hier nicht die Worte des 5. Verſes in unfrem Liede anwenden:
Bleibft du mir in dem Herzen,
dein Name in dem Mund,
So find mir auch die Schmerzen
im Sterben noch gejund !*
IM. Ausblid in die Herrlichkeit.
226. Herzlich thut mich erfreuen.
Bon Johann Walther (F 1566, val. 1, 285 ff.), Kurfürſtlich
Ben Cantor zu Torgau und Dresden, dem treuen Gehilfen
uthers im muſikaliſchen Arbeiten. Erſchienen zuerit auf Einzel—
druden, Wittenberg 1552; Marburg bei Kolb 1555; Dresden 1557
mit der Überjchrift: „Ein jchöner Geiſtlicher vnd Chriftlicher newer
Berdreigen, Bon dem Jüngjten tage, und ewigen Leben, Auff die
Melodey vnd weiſe, Hertzlich thuk mich erfrewen, Durch Johan
Walthern, Inn yetziger betrübten zeit, jnn vnd allen Chriſten zu
troſt gemacht.“ Es ſind in den erſten Drucken 33, in dem Dresdener
34 Strophen, indem eine zweitlette eingejchoben wurde.
Die Anregung zu diefem Lied hat ein Mailied gegeben, das
nach den Bieinia zallica, latina et germanica. Vitebergne 1545 und
anderen Quellen jener Zeit bei Uhland, „Vollslieder 1*, abgedrudt
fteht und deſſen erſter und letter Vers jo lautet:
Herzlich thut mic erfreuen Darumb lob ich den Summer,
e fröhlich Sommerzeit, darzu den Maien qut,
AM mein Geblüt vernenen Der wendt und allen Kummer
der Mai viel Wollt geit; und bringt viel Freud und Muth.
Die Lerch thut ſich —— Der Zeit will ich genießen,
mit Fr * Schall, dieweil ich Pfennig hab;
lieblich die Vöglin fingen, und wen es thut verdrießen,
voraus die Nachtigall. der fall die Stiegen ab.
» ie 2 pi N —— f * b+ 2, er ie WX
I. Ausblick in die Herrlichfeit. Nr. 226. 655
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656 111. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 226,
Es iſt ein frisches Maien- und Liebeslied von fieben Strophen,
welches frühe zur Umbdichtung reiste. So gab es Dr. i
Knauſt in feinem Buch: „Gaſſenhawer, Neuter- und Bergliedlin,
Ehriftlich moraliter vnnd fittlich verendert. Frankfurt a, M. 1571.*
in einer jchönen Bearbeitung (Wadernagel, Kirchenlied 4, 785).
Johann Walther mun, der feine Hoffnung bereits eber dem
immlischen als dem irdischen Frühling zuwendete, entwarf auf
rund jener Anregung ein Lied vom Ewigen Leben, deſſen eriter
Theil, Vers 1—25, auf Grund der Zeichnung der Offenbarung
Johannis das ewige Leben ausmalt; in deffen ziveitem Theil, Vers
26—34, der Trojt und die Anwendung für die „betrübte” Gegen
wart gegeben wird. — Es ijt in der That jehr zu bedauern, daß
der Umfang des Liedes feinen Nahdrud und jeine Wirffamfeit in
der Gemeinde gejchwächt hat. Es findet jich bei Wadernagel (4,
1096) bereits vom Jahr 1562 ein Lied in 10 Verjen von Caſpar
Faber, Pfarrer in Eichsfeldt, wo die erjten drei Verje unjers Lieds
vorangejtellt jind und ihnen entiprechend jieben andere folgen.
Ein bejonderer Liebhaber diejes Lieds ijt der treffliche Sänger
und Seter Melchior Frank gewejen, der demjelben jeine muſikaliſche
Kunſt geweiht, aber e3 auch in eim fürzeres Lied zujammengezogen
bat aus Vers 31. 8. 9. 16. 18. 17. 13. mit dem Anfang: „Der
Bräutgam wird bald rufen.“ So in jeinem Rosetulum musicum
1628, darnach im Gothatichen Ganttonal 1651 und in manchen
Sejangbüchern, des 18. Sahrhunderts, ja nach Winterfelds Ver—
ficherung iſt das Lied in dieſer Gejtalt in Thüringen zum Theil
noch gebraucht. — Obwohl dieje Auswahl einen einheitlichen Grund—
gedanken in dem Gleichnig vom Bräutigam, der zur Dochzeit ein-
führt, aufweiſen fann (Matthät 25), jo iſt doch der Charakter des
geiſtlichen Sommerliedes ganz verwticht, jo daß man nicht mehr an
Johann Walther dachte, und Winterfeld einige Zeit Melchior Frank
jelbjt für den Verfafler hielt; auch ift der edle Kern des Lieds faum
gehörig herausgeichält. Dennoch ruht auf dieſem Lied eine Reihe
der jchönjten Lieder unſrer Kirche vom ewigen Leben, und es jelbit
it jo voll poetischen Gehalts, daß es dem Verfaſſer geitattet jein
mag, das Lied, unverändert in jeinem Wortlaut, aber verkürzt und
verjüngt in jeiner Geſtalt, an dieſer Stelle einzuführen:
Herzlich thut mich erfreuen Das Firmament gemeine
die liebe Sommerzeit, wird Gott auch jchmüden fein;
Wann Gott wird jchön verneuen das wird Er thun alleine
alles zur Ewigfeit; zur Freud den Kindern Sein. V. 2.
Den Himmel und die Erden
wird Gott neu jchaffen gar, Da werden wir mit Freuden
all Kreatur joll werden den Heiland jchauen an,
ganz herrlich, hübſch und Mar. B.1. Der durch fein Blut und Leiden
den Himmel aufgethan;
Die Sonn wird neu und reine, Die lieben Patriarchen, .
der Mond, die Sternen all Propheten allzumal, 7
Gar vielmal heller jcheinen, die Märtrer und Apojtel a
dab man ich wundern joll. bei ihm ein große Zahl. 2. 8. Eu
eh. ae Bee er DR LE a a Zu
————— IM. Ausblick in die Herrlichteit. Nr. 226, 657
- Er wird uns fröhlich leiten Sie werden Gott anfchauen
ins ewig Paradeis, von hellem Angeficht,
Die Hochzeit zubereiten leiblich mit ihren Augen
zu jeinem Lob und Preis. das ewig wahre Licht. 8. 19.
Da wird fein Freud und Wonne
in rechter Lieb und Treu Der Bräutgam wird bald rufen:
aus Gottes Schab und Bronne, fommt all, ihr Hochzeitgäft!
und täglich werden neu. 8. 17. Hilf Gott, daß wir nicht jchlafen,
in Sünden jhlummern feit;
Da wird man hören Flingen Bald han in unfern Händen
die rechten Saitenjpiel, die Lampen, Del und Licht,
Die Mufifa wird bringen und dürfen uns nicht wenden
in Gott der Freuden viel; von deinem Angeficht! V. 31.
Die Engel werden fingen,
all Heilgen Gottes gleich, Ad Herr, durch deine Güte
mit himmelifhen Zungen führ mic auf rechte Bahn;
ewig in Gottes Reich. V. 18. Herr Chriſt, mid) wohl behüte,
jonjt möcht ich irre gan;
Kein Ohr hat nie gehöret, Halt mich im Glauben fejte
fein menschlich Aug geſehn in diefer böfen Zeit,
Die Freud, fo den’ beicheret, hilf, daß ich mich ſtets rüjte
jo Gott ihm hat verjehn. zur ewgen Hochzeitfrend! V. 33.
Wie dies Lied auf die Prachtlieder unjrer Kirche: „Wachet auf,
ruft ung die Stimme!“ und „Nerufalem, du hochgebaute Stadt“
einwirkte, zeigt bei dem lebten Liede der Wortlaut, 3. B. in V. 8
und 18, ber dem erfteren ‘die vielen Anklänge in Nicolat’s „Freuden:
jpiegel des ewigen Lebens.” Der Bruder von Philipp Nicolai,
Jeremias, hat geradezu eine Parodie unjeres Liedes gegeben in dem
ihönen Gejang: „Herr Chriſt, thu mir verleihen!“ welcher ſich im
Anhang jenes Buchs findet und oft halbe Verſe von Walther ein-
fach herübergenommen bat.
Als Melodie gibt Philipp Wadernagel in jeinem „Heinen Ge—
ſangbuch“ 1860: db d fis da a vom Jahre 1542, ohne daß es
dem Verfaſſer bekannt wäre, welchen Urſprung diejelbe bätte, —
Bekannt it, daß die weltliche Melodie aller Wahricheinlichkeit nach
in der Weile „Aus meines Herzens Grunde: gg dhagfisga
(vgl. ©. 180) enthalten ij. — Sodann ericheint die Melodie:
agggbag von Jakob Meiland in „Sacrae quaedam cantiones.
Frankfurt a. M. 1575*; und eine von Moriz, Yandaraf von Helen:
eaagaba in dem von ibm herausgegebenen „Chriſtlich Ge
ſangbuch. Caſſel 1612.” — Bejonders 6 iſt, wie oben bemerft,
Melchior Frank auf dieſe Gedanken muſilaliſch eingegangen; er bat
in jeinem „Rosetulum musicum, Coburg 1627.” die Velobie gegeben:
ecedefe („Der Bräutgam wird bald rufen“), und im Gothaer
Eantional 1646 erjcheint eine zweite Melodie: gahchah, welde
ohne Zweifel ihm auch zugebört und bis auf den heutigen Tag mod)
theilweife im Gebrauch ſich befindet. — Somit fingt man es nach:
„Herzlich thut mich verlangen“ und „Balet will id dir geben.“
Koh, Kirkentich, VAT, 12
— Dr De Er
ah
227. Es iſt gewißlid an der Zeit.
Ein anonhmes Lied, erjchienen in einem Einzelbrud: „Bien
öne lieder. Das erjt von dem pracdht etlicher —
ägde. Im Thon: Es war ein wacker meidlein wohlgethan. Das
ander lied von der zukunfft vnſers HErrn Iheſu Chriſti. Im thon:
Nun frewt euch, Lieben Chriften gmein.* Ohne Ort und Jahr, von
Wadernagel ins Jahr 1565 geſetzt. Dafielbe erjcheint in „Kurke
Erflerung Vber den 91. Palm. Görlis, Fritih 1585* von Caſpar
Teucher, Pfarrer zu Weigjtorf. — Sodann findet es fich bei Bar-
tholomäus Ringwaldt (1530 — 1598, vgl. 2, 182 ff.) in feinem
„Handbüchlin. Geiftliche Lieder und Gebetlein. Frankfurt a. d. D.
1586*, doch mit einem Vorwort von 1582. Es hat hier theilweije
eine geänderte Form; daher die Uberjchrift: „Ein Lied vom Jüng—
ften tage, in jeinem eignen thon, von Barthel Ringwald gebeſſert.“
Seine Lesart hat neben der urjprünglichen fich in den Gejang-
büchern eingebürgert und fie theilweife verdrängt, ohne daß es das
Original verdient hätte.
Das Ganze iſt eine Bearbeitung der weltberühmten Sequentia
in die omnium animarum aus dem 13. Jahrhundert: Dies irae, dies illa.
Mit Unrecht nennt A. L. Follen als Dichter den Dominikaner-
mönch Latinus Mofinus Frangipani, auch „Malabranca” genannt.
Bartholomäus Albizzi aus Piſa in jeinen Liber eonformitatum 1385
und der Minoritermöncdh Waddingus in feiner Schrift unter dem
Titel: Seriptores ordinis Minorum 1650 bezeugen, daß es die An—
ficht vieler jei, Thomas von Celano (1, 125), ein Freund des
Stifters der Franziskaner, des Franz von Aſſiſi, und eines der
eriten Glieder dieſes Ordens, welcher 1249 den Lebenslauf des h.
Franziskus bejchrieb, habe dieſe Sequenz auf den Allerjeelentag ge—
dichte. — Sedenfalls find der Zurlammenjtellung der Sequenz Au—
Hänge, theilweife wortgetreu, vorausgegangen, welche num erit in
einen Brennpunkt gefammelt wurden.
Der Urtert, wie er fich jeit 1385 in dem Missale Romanum
findet und bald in firchlichen Gebrauch kam, lautet mit meiner
gegenüberjtehenden Bearbeitung aljo:
Dies irae, dies illa Tag des Zorns, die große Stunde
solvet saeclum in favilla, löst in Staub die Weltenrunde
teste David cum Sibylla, nad) dem Wort aus Scehermunde.
Quantus tremor est futurus, Welches Zittern wird entjtehen,
quando judex est venturus, wenn der Richter nun wird gehen,
cuncta stricte discussurus. allem auf den Grund zu jehen!
Tuba mirum sparget sonum Die Poſaune wird erjchallen,
per sepulera regionum, furchtbar durch die Gräber halfen,
coget omnes ante thronum, rufen zu dem Throne allen. |
Mors stupebit et natura, Tod und Leben wird erbeben, *
cum resurget creatura wenn die Welt jich wird erheben, E
judicanti responsura. Antwort ihrem Seren zu geben. F
Zr
Liber scriptus proferetur,
in quo totum continetur,
unde mundus judicetur,
Judex ergo. cum sedebit,
quidquid latet, apparebit,
nil inultum remanebit.
Quid sum miser tunc dieturus,
quem patronum rogaturus,
dum vix justus sit securus?
Rex tremendae majestatis,
qui salvandos salvas gratis,
salva me, fons pietatis.
Recordare, Jesu pie,
qua sum causa tuae viae,
ne me perdas illa die.
(Quaerens me sedisti lassıus,
redemisti erucem passus,
tantus labor non sit cassus,
Juste judex ultionis,
donum fac remissionis
ante diem rationis.
Ingemisco tanquam reus,
eulpa rubet vultus meus,
supplicanti parce, Deus.
Qui, Mariam absolvisti
et latronem exaudisti,
mihi quoque spem dedisti.
Preces ıneae non sunt dignae,
sed tu bonus fac benigne,
ne perenni cremer igne,
Inter oves locum praesta
et ab hoedis me sequestra,
statuens in parte dextra.
Confutatis maledietis,
flammis acribus addictis,
voca me cum benedictis.
‚Oro supplex et acclinis,
cor contritum quasi cinis :
gere curam mei finis,
Laerymosa dies illa,
qua resurget ex favilla
judicandus homo reus:
Und ein Buch wird vorgetragen,
da fich finden alle Klagen
auf des Weltenrichters Fragen.
Wenn der Richter aljo thronet,
wird, was im Geheimen mwohnet,
far und feine Schuld geichonet.
Was werd dann ich Armer jagen,
melden Anwalt mir erfragen,
wenn Gerechte jchier verzagen ?
König, ſtrahlend furchtbar helfe,
der du heilend hilfit der Seele,
hilf auch mir, du Liebesgquelle.
Denke, Jeſu, hocherkoren,
daß du einſt für mich geboren,
daß ich einſt nicht geh verloren.
Haft dich müd’ um mich geworben,
bift am Kreuz für mich geitorben,
laß dein Werf nicht fein verdorben.
Heilger Richter, ftatt zu rächen,
ichente Gnade dem Verbrechen,
eh du wirft ein Urtheil jprechenn.
Ach ich jenfze jchulderfüllet ;
fieh mein Antlitz ſchamverhüllet:
deine Gnade nur mic ftillet.
Haft Mariens Schuld erlafien,
hörteſt Schächer im Exblafien,
läßſt auch Hoffnung jept mich faſſen.
Mein Gebet kann nichts erwerben ;
aber laß mich Huld ererben,
lab im Feuer mich nicht fterben.
Zu den Schafen einft mid) leite,
von den Böden ganz mich jcheide,
ftelle mich zur rechten Seite.
Nahen den verſtummten Sundern
Höllenflammen ohne Lindern,
ruf mic zu den Segensfindern.
Knieend lieg ich, Flehn im Munde,
tief zerknirſcht im Herzensgrunde:
denke meiner legten Stunde.
Thränenreihe große Stunde,
da der Menſch fteigt aus dem Grunde
zum Gerichte fchuldbeladen :
42*
—
mit drei geheimnißvollen Reimklängen an die
SA A ———
660 1. Ausblid in die Herrlicfeit. Nr. 297.
Huic ergo parce, Deus. Scone fein, o Gott, aus Gnaden.
Pie Jesu Domine, Lieber Jeſu, Heiland du,
ıdona eis requiem. Amen. ichenfe ihnen eivge Ruh. Amen.
Auf einer Marmorplatte, welche zu Mantua bei einem Kruzifir
in der Franzisfanerficche aufgefunden wurde, fteht dieſe Sequenz
eingegraben. Bei diefem Mantuaniichen Tert, welcher als aus der
— eines ſpäter von der Trefflichkeit des Kirchenlieds zu weitern
etrachtungen geleiteten Mannes gefloſſen und zu feiner Privat-
erbauung angewandt anzujehen ift, fehlen die drei letzten Strophen
des firchlichen Tertes, während folgende Strophe den Schluß macht:
Consors ut beatitatis
vivam cum justificatis
in aevum aeternitatis.
Dagegen jtehen folgende vier, mehr den Charakter einer Privat-
betrachtung am fich tragenden Strophen an der Spitze:
Cogita anima fidelis, Dies illa, dies irae,
ad quid respondere velis quam conemur praevenire
Christo venturo de coelis, obviamque Deo ire,
Cum deposcet rationem Seria contritione,
ob boni omissionem, gratiae apprehensione,
ob mali commissionem. vitae emendatione.
Diefe Sequenz, in den alten Büchern oft auch unter dem Titel:
Meditatio vetusta et venusta de novissimo judieio aufgeführt, ift der
prophetiichen Stelle Zephanja 1, 15—17 nad) der lateiniſchen Ueber-
jeßung der Vulgata entnommen. Dr. Friedrid von Meyer äußert
fich über diejelbe im „Lichtboten 1806, April“ alſo: „Dies jchauer-
liche Gedicht, arm an Bildern, ganz Gefühl, —35— wie ein Hammer
enſchenbruſt. Mit
dem Unempfindlichen, der es ohne Schrecken leſen und ohne Grauen
hören kann, möchte ich nicht unter Einem Dache wohnen.“ Albert
Knapp ſagt: „Dieſes erhabene Lied iſt im lateiniſchen Original auch
dem Wortklange nach wie der Schall einer Poſaune der Auferitehung,
unnachahmlich in der Überjegung und doch wegen des heiligen Reizes,
ver darin liegt, von vielen überjeßt.“
Dr. Lisco, Prediger in Berlin, zählt in der bejondern Schrift,
welche er über diefen Hymmus unter dem Titel: „Dies irae, Hymnus
auf das Weltgericht. Berlin 1840.“ gejchrieben hat, nicht weniger
als 70 deutiche Bearbeitungen defjelben auf und theilt 40 metriſche
Überfegungen mit. Schon 1550 gab c3 eine folche von Freder,
1565 unjer Lied: „Es iſt gewißlich an der Zeit“, 1659 von Gry—
phius; in, der erjten Hälfte dieſes — allein entſtanden
etwa 52 Überarbeitungen, z. B. von Herder, Schlegel, von Meyer,
A. L. Follen, von Weſſenberg, Döring, Claus Harms, Bunſen,
A. Knapp (in den „chriſtlichen Gedichten. Baſel 1829.“ und in der
„Chriftoterpe. 1848.”) und H. U. Daniel in Tholufs literarischem .
Anzeiger. 1839. Nr. 67, 68. LXebterer, welcher jich in jeinem
DEN —
—
a BE sr Fe aa Ei u;
. Ausblid in die Herrlicfeit. Nr. 297. 661
Thesaurus hymnologieus, II. 1844. ©. 103— 131 jehr umfaſſend
über dieſe Sequenz ausſpricht, fand den —— zu dieſem
impoſanten, auch Hi uſik mufifaliichen Werke darin, daß die
unübertrefflich gewählten Vokalaſſonanzen beachtet werden, weßhalb
er auch in jeiner gelungenen Überfegung zum eritenmal den drei-
maligen Reimklang ——
Von dem wilden Bulgarenfürſten Bogoris wird erzählt, er
habe als ein eifriger Freund der Jagd dem Mönche Methoding,
einem geſchickten Maler, den ken zum Chriſtenthum übergetretene
Schweſter zur Befehrung herbeirief, aufgetragen, ihm für einen
feiner Baläjte ein Jagdgemälde zu machen. Statt dejien aber ent—
warf der Mönd) ein Gemälde des jüngjten Gerichts, deſſen Anblid
dann auf das Gemüth des Bogoris einen jo erjchütternden Eindrud
gemacht habe, daß er fich entichloß, ein Christ zur werden, und fich
auilsen 863 und 864 taufen ließ. Solchem Gemälde gleich iſt diejes
ied mit feiner ergreifenden Schilderung des jüngsten Gerichts, das
uns darin recht eigentlich vor Augen gemalt wird. —
Unjer Lied nun: „Es iſt gewißlich an der, Zeit“ entjpricht im
der originalen Lesart, wie fie unter einzelnen Anderungen umd mit
Auslafjung von Vers 3 im „Deutſch Evangelischen Kirchengeſang—
buch“ gegeben iſt, dem lateiniſchen Text ſo, daß Vers 1 mit dem
lateinijchen B. 1 und 2, Vers 2 mit 3 und 4, Vers 3 mit 5 und 6,
Bers 5 mit 7 und 8 zufammentrifft. Im Übrigen gibt jich in Vers 4
und den beiden leßten, wie im ganzen Umfang, unjer Lied als eine
jelbftändige ag Br der Gedanken vom Gericht.
Der erjte Vers lautet im Blid auf das Wort des Herr:
Siehe, ich fomme bald! aljo:
Es ift gewißlich an der Zeit,
daß Gottes Sohn wird kommen
In jeiner großen Herrlichkeit,
zu richten Bös und Frommen;
Da wird das Lachen werden theur,
wenn alles joll vergehn im eur,
wie Paulus davon zeuget.
Ringwaldt hat nach) 2 Petri 3, 12 an der lebten Stelle ſofort
„Petrus“ gejeßt. „War lapsus memoriae*, jagt Schamelius; welcher
auch behauptet, Spangenberg in der „Alten Üdamafprader welches
Büchlein 1555 Te jet, citire bereits die Stelle: „Da wird
das ug werden theur —“, woraus man den frübern Urſprung
unſers Lieds erkennen möge.
Bejonders viel Fam das Lied in den Zeiten des dreißigjäbrigen
Kriegs zur Verwendung, wo man in der Notb oft meinte, der
jün Ne ag Hopfe an die Thüre. Serpilius führt eine Reihe von
Ki en an, im denen dies Lied gleichjam als cin Geiſtergeſang im
der Luft jener Zeit gelegen und zu hören gewejen wäre, Nur
Einen Fall möchte ich bier beibringen, weil es zur Charalteriſtik
jener * gehört. Lorenz Bſcherer, Schulmeiſter zu Altenſtatt in
der Sulzbach * Pfalz, berichtet: „Anno 1628 Mittwochs den
6. Februarii, da ich zu Morgens frübe zum Gebet läuten wollen
— at Pk nz
3 —— Di Ti Need wm»
662 un. Ausblich in die derriichteit Nr. 397. he
und über die Kirchen hintergehe, hebt es oben auf der neuen Em-
pore an zu fingen: ‚Es it —— an der Zeit, daß Gottes So
wird kommen‘, daß ich die Worte gar deutlich verſtanden habe. Als
ich aber in den Thurm bineinfommen, kommt ich nur die Melobey
verjtehen; und da ich habe nn und wieder über die Kirche
berfürgehe, fingt e8 auf der andern Seite bei der Kanzel eben das
vorige Geſang: ‚Es ijt gewißlich an der Zeit! Bin im Namen
Gottes aus der Kirche gangen, habe aber nichts gejehen; allein nur
ehört. Diesmal iſt mir von der Obrigkeit verboten worden, ich
* nichts mehr davon ſagen.“ (Prüfung des Hohenſteiniſchen
Geſangbuchs ©. 316 f.)
Neben dem erſten Vers hat ſich der letzte als herzliches Gebet
der Gemeinde Chriſti eingeprägt. Er lautet in der urſprünglichen
Faſſung und nach Ningwaldt:
Herr Jeſu Chriſt, du machſt es lang O Jeſu Chriſt, du machſt es lang
in dieſen böſen Tagen; mit deinem jüngſten Tage;
Den Leuten wird auf Erden bang, Den Menichen wird auf Erben bang
laß ſie doch nit verzagen. von wegen vieler Plage.
Schick ihn’ den Tröfter, den heilgen Komm doc, komm doch, du Richter
Geiſt, gro
der ſie gleit in das Himmelreich und mach uns in der Gnaden los
durch Jeſum Chriſtum. Amen. von allem Übel! Amen.
; Dr. Gottfried Meißner, Superintendent zum Hayn, wurde in
der lebten Woche feines Lebens von einer ungemeinen Begierde nad)
feines Leibes Erlöjung erfüllt und jeufzte aus dem Liede: „Komm
doch, fomm doch, du Richter groß 20.” Ebenjo Dr. Conrad Dietrich),
Superintendent zu Ulm 1639. — Johann Schmidtgens, Hofgärtner
zu Soriſch-Conzendorf in der Oberlaufiß, jang das ganze Lied bei
einem Gewitter, umter- einer Eiche jtehend, am 8. Auguſt 1702.
Wührend er den Schluß des Liedes lang, jtredfte ihn ein Bliß-
ſtrahl bei dem „Amen“ todt zur Erde. (Schameltus.)
Die Melodie: gg hagaah tft die jüngere joniſche PBarallel-
melodie zu „Num freut euch, Lieben Chrijten gmein“, welche zu
diejem Lied 1535 im Klugſchen Gejangbuch (vielleicht jchon 1533
und 1529) gegeben ijt. Sie mag eine Ueberarbeitung der alten
Volksweiſe: „Wach auf, meins Herzen ein Schöne, zart Aller-
liebjte mein“ (Zriller 1555) jein, mit welcher jie viele Ahnlichkeit
Hat. Es geht die Sage, Luther habe fie von einem Reijenden ge-
hört und notirt. — Eine eigene Melodie gibt Erhard Bodenſchatz
in feinen Harmoniae angelicae cantionum ecelesiasticarum 1608:
fgfedfga, die aber nicht im Firchlichen Gebrauch fan. —
Mehrere Componiften, wie Hammerjchmidt, haben die Hauptmelodie
unjers Lieds zu Cantaten verwendet am 25. Sonntag nad) Trinitatis.
Einen treffenden Einblif in Lied und Weiſe gewährt Cajpari
in feiner Erzählung „Der Schulmeifter und jein Sohn“, wo in der
‘Einleitung zu einer ergreifenden Schilderung eines Schredenstags
im Dreißigjährigen Kriege Udalricus Gaſt, Schuldiener zu Sonmers-
haufen in Franken, berichtet: „Am zehnten Sonntag post trinitatis
1632 hatte unjer hochbetagter Pfarrherr M. Hieronymus Theodoriens
ar:
1 5
über das jonntägliche Evangelium gepredigt, das von der Zerftörung
Jeruſalems handelt. Er hatte gar jchön mit Jerufalem unſere evan-
eliiche Ehriftenheit verglichen, um die jetzt auch unſre Feinde eine
—5 geſchlagen, fie zu ängſtigen allerorten, und hatte es be—
weglich dem Volk ans Herz gelegt, zu wachen und zu beten, damit
es beſſer wie Jeruſalem die Zeit der Heimſuchung erkenne und be—
denken wolle zu dieſer ſeiner Zeit, was zu ſeinem Frieden dienet.
Geſungen hatten wir: ‚Es iſt gewißlich an der Zeit‘, und als ich
die Weile des Lieds auf der Orgel fpielte, hatte ich eine große
Angſt und Bewegung in meinem Herzen, jo daß mir die Thränen
über die Wangen liefen. Wahrlich die Orgel kann oft gerade jo
deutlich jprechen, wie das Geſangbuch; ja die Weiſe eines Lieds
kann oft Dinge jagen, die man in Worten gar nicht auszufprechen
vermag. it mir doch immer, jo oft ich die Weife zu diefem Lied
höre, wie wenn die Erde fich bewegte und die Todten fich rührten
in den Grüften, und die Stimme des Erzengels allem Fleiſche riefe:
5* der Bräutigam kommt; gehet aus ihm entgegen“ Das iſt
ein lutheriſch Dies irae, das fein Menjchentind jollte hören können,
ohne daran zu denken, wie wir alle müſſen offenbar werden vor
dem Richterjtuhl Chriſti.“
228. Wachet auf, ruft uns die Stimme.
Aus dem Anhang der von Dr. Philipp Nicolai, Paſtor zu
Unna in Wejtfalen (1556—1608, vgl. 2, 324 ff.), 1599 heraus-
grgehenen Schrift: „srewden-Spiegel dei ewigen Lebens“, mit der
eberjchrift: „Bon der Stimme zu Mitternacht und den Mugen
Sungfrauen, die ihrem himmlischen Bräutigam begegnen. Matth. 25.*
Ohne daß mit völliger Gewißheit die Dichtung in die Peſtzeit
u Unna zu jeßen wäre, gibt doch die Vorrede zu dieſem Buch, die
icolat 10. Auguſt 1598 jchrieb, wenn nicht den Schlüfjel, jo doch
die treffendite Lage zum völligen Verjtändnii des Liedes, Er be
richtet: „In jolchem Jammer und Elend, als es bier zu Unna im
allen Gaſſen rumorte, und oftmals etliche Tage an einander über
die zwanzig und bis im die dreißig Todten nicht weit von meiner
—— auf dem Kirchhof unter die Erde verſcharret worden, hab
ich mit Todesgedanken mich immer ſchlagen müſſen, und war mir
nicht nur Einmal zu Muth, wie Hisklia: Jeſaja 38, 11. 12. &&
überfiel die Peſt mit ihrem Sturm und Wüthen die Stadt wie ein
rg Platzregen und Ungewitter, ließ bald fein Haus ums
beſchädigt, brach endlich auch zu meiner Wohnung berein, und giengen
die Lente meiitentheils mit verzagtem Gemüth und erichrodenem
erzen als eritarret und halbtodt daher, dab einer bätte mögen
teherziehen das 5. Buch Moſe's 28, 65 — 67. Yu Lübel, Hams
* Liineburg, Göttingen, in Niederſachſen und in der Grafſchaft
Walded, meinem lieben Vaterlande, fehlet es auch nicht. Und was
einer an folchen Orten hin und wieder von befannten Freunden
batte, davon höret er fait nichts, denn von ihren Krankheiten und
tödtlihem Abjchied von diejem Leben. Inmaßen mir auch eitel
We LTE ey le — F — TE N . Tun u: Pd
Ausblick in die Herrlichteit. Nr. 298. 663.
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Akut ie na Si. u nt an
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664 IM. Ausblick in die Herrlichteit. Nr. 28. ”
traurige Zeitungen und traurige Botichaft zu Ohren kamen von
etlichen meinen Schweitern, Blutsfreunden und Schwägern, durch
die Peſt erwürgt und hingeriffen, welches mir meine Bekümmerniß
vermehrte und jo viel weitläufiger Anlaß gab, all mein Datum,
Herz und Gedanken von der Welt abzuwenden. — Da war mir
nichts Lieberes und Angenehmeres, als die Betrachtung des edlen,
ee Artikels vom ewigen Leben, durch Ehrifti Blut erworben.
ieß denjelben Tags und Nachts in meinem Herzen wallen, durch—
forjchte die Schrift, was fie hievon zeugete, und Auguſtini Tiebliche
Traftätlein (de eivitate —* brachte demnach meine Meditationes
von Tag zu Tag in die Feder, befand mich, gottlob! dabei jehr
wohl, von Herzen getroft, fröhlich im Geiſt und wohl zufrieden,
und gab meinem Seripto den Namen und Titel‘ eines Freuden-
jpiegel3 und nahm für, denjelben, da mich Gott von diefer Welt
abfordern würde, als ein Zeugniß eines friedlichen, fröhlichen,
chriſtſeligen Abjchieds zu hinterlajfen, oder aber, da er mich gejund
iparete, anderen Nothleivenden, welchen er auch die Peſt ins Haus
jenden würde, damit tröftlich zu dienen. Nun hat mich der gnädige
Gott mitten unter den Sterbenden vor der grauſamen Peſt bewahrt,
daß ich mit David nad) Palm 30 und 31 reden kann.“ So bringt
er dann feinen Gönnern jeine Gedanken dar von ewigen Leben,
„daß fie und alle Betrübten, jo ihrer nahen Freundichaft während
der Peſt beraubt worden, fich hierin ergeßen, den jeligen, freuden-
reihen Zuftand aller Auserwählten bei unjerem lieben Gott in
feinem Neich des Schauens daraus vernehmen, ſich deifen getröjten
und daher auch all ihre Gedanken von der Welt ab zu Gott im
Himmel und nach dem ewigen Vaterland hinwenden mögen.“
Darum jagt Carl von Winterfeld im evangelifchen Kirchen»
gelang I, 1843 geradezu: „Der Gedanke, daß der nächſte Augen-
lick ihn der furchtbaren Macht der Seuche überliefern fünne und
feinem Richter gegenüberjtellen, leitete ihn auf die Gleichnißrede
von den Fugen und thörichten Jungfrauen, auf die Nothwendigkeit,
fich ftetS bereit zu halten, wenn die abrufende Stimme unverjehens
ertöne. Wenn er dabei nun die Kraft des ewigen Worts an fich
empfand, wenn er bei jich erwog, daß eben jene Stimme, auch dem
Gleichniß zufolge, ihn nicht abrufe aus einem hellen, bewußten Da—
fein zu einem düſtern, dämmernden, jondern zu einem erhöhten,
einem wahren und ewigen Leben, jo jah er auch nicht ferner mit
bejorglicher Angſt, jondern jelbjt mit freudiger Sehnſucht ihr ent—
gegen, und das Gepräge einer ſolchen Sehmjucht, die nun ihr Ziel
gefunden, trägt diejes Lied.“
Man vergleiche noch ein Wort Nicolai's in jeinem „Frewden—
Spiegel": „Emm Chriſt joll jich getrojt darauf verlafien, jobald er
jefig in dem Herren heut oder morgen entidläft, daß jeine Seele
ann fortichtvebe mitten unter den heiligen freudenreichen Engeln,
fehe Gott von Angeficht zu Angeficht und werde verjammelt zu
ihrem Voll. Das ijt der rechte Anfang zu der unausſprechlich
großen Freude, Ehr und Herrlichkeit, Die ewig währen ſoll. Eben
als wo Hochzeitlente einer nach dem andern fih jammeln in ihr
A
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ni %, er a J AT N 1. m —* e ‚
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IM. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 238. 665
ſchön gebautes Haus, haben unter fich Liebliche und holdjelige Ge-
jpräche, bis die Gäjte alle bei einander find, alsdann halten Braut
und Bräutigam ihren Kirchgang en Gepränge, und
ihre Freude iſt dann erjt vollfommen. Aljo jammeln ſich auch) die
eelen der Auserwählten im himmlischen Paradies, und begehren
mit ihrem Bräutigam Jeſu Chrijto den Anfang ihrer hochzeitlichen
Freude und Herrlichkeit, bis der jüngjte Tag anbreche, da ſie werden
ihre Leiber aus der Erde wiederbefommen und in ihrem Fleiſch Gott
jehen, daß die Herrlichkeit und Freude dann erjt aus vollem Maße gehe.“
In die Grundlage des Lieds, Matth. 25, 1—13, find weiter
noch eingeflochten die Gedanken aus folgenden Schriftitellen: Offenb.
19, 6—9. 21, 21. 1 Kor. 2, 9. 15, 55. „Zion“ ift die Kirche
und jedes glaubige Glied derjelben, nah Pialm 125; und die
„Wächter“ Ad treue Lehrer nad) Ezech. 3, 17.
iejes Lied, als eine köſtliche Perle im —— der evan-
elischen Kirche von Albert Anapp das Ebenbild des Straßburger
üntters enannt, iſt vielleicht der letzte noch bis auf dem heutigen
Tag gebliebene Klang des alten Wächtergejangs, jener jeit Wolfram
von Ejchenbach in Gebrauch gekommenen Tagelieder oder Wächter:
fieder, welche ſchon im 14. Jahrhundert — als geiſtliche
Tageweiſen in die chriſtliche Kirche übergeführt zu werden, mit
unterlegtem chriſtlichen Ruf des Wachens und Merkens auf das
Wort Gottes oder zur Auferſtehung und zum Gericht am jüngſten
Tag. — Wäre dem jo, jo wäre in eine den mittelalterlichen Minne-
Liedern ebenbürtige Form ein Inhalt gelegt, an welchem wir gegen»
über dem Inhalt jener Lieder die neuſchaffende Macht des Evans
geliums in eminentem Maße bewundern müßten. — Es iſt wiederum,
wie feine Schweiter: „Wie jchön leuchtet der Morgenitern* ein
Akroſtichon: W 3 G, oder in der geänderten Aufernanderfolge:
Graf Zu Walded.
Spener jang das Lied gewöhnlid Sonntag Abends, und beis
ligte alfo den Sabbat durch das Andenken an den großen Ruhe:
tag, der bereitet ijt dem Volke Gottes.
V. 1. Einem englijchen Miffionar in Oftindien begegnete eines
Tages ein Samyafi, einer von den Heiligen, welche durch jahre»
lange Selbjtpeinigungen der Welt abjterben wollen, Der Miſſionar
Ört, wie —— in ausdrucksvoller Weiſe einen Liedervers vor ſich
— Er horcht genauer und hört aus dem Munde des Heiden:
Wachet auf! ruft uns die Stimme
der Wächter jehr hoch auf der Zinne:
wach ei, du Stadt Lern alem!
Mitternacht heißt dieſe Stunde,
ſie rufen uns mit hellem Munde:
wo ſeid ihr klugen Jungfrauen?
Wohlauf, der Bräutgam kömmt!
ſteht auf, die Lampen nehmt!
Hallelujah!
Macht euch bereit
au der Hochzeit !
hr müſſet ihm entgegengehn.
Eu
we TE Zn u ei
4
eu. det
ie a re [
666 IM. Ausblic in die Herrlichteit. Mr. 28.
So fragt er den Hindu: Woher haft du diefen jchönen Vers?
Ich hab ein Büchlein, jagt der Heilige; darinnen jtehen noch viele
ſolche jchönen Berje. — Was iſt es denn für ein Büchlen? —
Bier it 08; es heißt der „Herzichmelger.“ Damit rollt er ein
dides Tuch auf und entwidelt ein Büchlein chriftlicher Lieder im
Tamildialefte. Wie heist das Büchlein? fragte der Miifionar, in
dem er vergeblich ein Titelblatt jucht. „Herzensſchmelzer hab id)
es genannt!” antwortete der Heide. Es war ein Geſangbuch deut»
ſcher Kirchenlieder, von Biegenbalg, Plütſchau und Andern in die
indiſche Sprache überjeßt, wo denn auch diejes herzichmelzende Lied
dem Hindu das Herz abgewonnen hatte.
Graf Ludwig Gottfried von Hohenlohe, ein trefflicher Negent
feines Landes, lag im September 1728 in jeinem Schloffe zu Pfedel—
bach in den legten Zügen. Am Freitag Abend ließ er fich den Vor-
bang vor dem Fenjter aufmachen, indem er jagte: meinen Himmel
fehe ich gerne! Und da man ihn dabei des Freudenhinmels erin-
nerte, daß der Herr Jeſus denjelben ihm, wie einft dem Stephano,
eröffnen möchte, bezeugte er freundlich feine Zujtimmung. Auf ein
mal fieng er an: „Mein Bräutigam bleibt lange aus!“ welches er
zweimal wiederholte, worauf jeine Gemahlin das Lied anjtimmte:
Wachet auf, ruft uns die Stimme. Sie rief jodann: „Es heißt
num eben bei dir: Jeſus, Jeſus, nichts als Jeſus!“ Da befräftigte
er3 und jagte: Ja, jo ifts! Sanft und ſtille entichlief er denn aud
nach Gottes Willen.
Bers 2 wird durch folgendes Wort Dr. Heinrih Müllers in
jeinen „Erquicitunden“ (260) illujtrirt: „Hinauf! Was hängjt du
den Kopf und trauerft? Der dich zu richten kommt, ift eines Men—
ichen Sohn, dein Fleisch und Blut, dein Freund und Bruder. Was
bringt er dir mit? Das Neich Gottes, ein ewiges Neich, ein Reich,
darin Freude die Fülle ijt, Freude, die fein Auge gejehen, Freude,
die fein Ohr gehört, Freude, die in feines Menjchen Herz gekommen
it. Der Winter hat ein Ende, der Sommer geht an. Die Trauer-
nächte find aus, die Freudentage brechen ein. Mit Thränen haft
du gejäet, mit Freuden jollit Du ernten. Freu Dich von Herzen;
gekrönt jollit du werden nach dem Kampf. Braut, freue Dich; der
Bräutigam kommt, die Hochzeit joll angehen:
Bion hört die Wächter fingen,
das Herz thut ihr von Freuden jpringen,
ſie wachet und jteht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel prädtig,
von Gnaden jtark, von Wahrheit mächtig,
ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werthe Kron,
Herr Jeſu, Gottes Sohn!
Hoſianna!
wir folgen all
zum Freudenſaal
und halten mit das Abendmahl!
Amen, Herr Jeſu, komm doch bald! Ja komm, Herr Jeſu! Amen.“
Bon der Herzogin Magdalena Sibylla von Württemberg be-
richtet der Kanzler Wolfgang Jäger in feiner Trauerrede vor dem
afademijchen Senate zu Tübingen: „Es hat dieje Tochter Zions
* hier die Wächter fingen gehört. Das Herz that ihr vor
eude ſpringen; jie wachte und ſtund eilends auf. ES waren um
die Morgenzeit nur zwo Perſonen bei der Herzogin, die ganz jtille
und ruhig auf ihrem Sterbebett lag; und fiehe, ganz unvermuthet
ließ fi bei dem fürftlichen Kabinet eine überaus Liebliche Mufif
hören, die jich aber in einen Baterunjer lang als ein in der Quft
vorbeiftreichender Ton geendiget. Die eine damals gegenwärtige
und darüber fait eritaunte Beripn fragte den auch mit ihr wachenden
vornehmen und glaubwiürdigen Mann, ob er auc) dieſe Muſik am
Fenſter en was er jogleich mit jonderlicher Attention bejahte
und vor jeiner des Morgens geichehenen Abreiie auch andern ers
zählte und dieſe Begebenheit als ein Vorſpiel der auf die jeligjte
— wartenden himmlischen Muſik anzuſehen erinnert bat.“
5, 32 f.)
Vers 3. Georg Conrad Pregizer, Profefjor der Theologie in
Tübingen, der ge der „gottgeheiligten Poeſieen“, erzählt
von jenem Vater, welcher Regierungsrath in Stuttgart war und
dort am 2. Februar 1708 ftarb, Derjelbe habe in jener Todes—
ſtunde mit heller Stimme angefangen zu fingen:
Gloria jei dir gefungen
mit Menjchen- und engliichen Zungen,
mit Harfen und mit Cymbeln jchön.
Bon zwölf Perlen find die Pforten
an deiner Stadt, wir find Eonjorten
der Engel hoch um deinen Thron.
Kein Aug bat je geipürt,
fein Ohr bat mehr gehört
ſolche Freude.
Def; find wir froh:
0 D
ewig in dulei jubilo.
Er vollendete den herrlichen Vers mit großer Andacht und Be
wegung, während er vorher fein lautes Wort mehr reden konnte,
Die Form des Verjes ruht eimerfeits auf pauliniichen Ges
danken wie 1 Kor. 13, 1. 2, 9., amdererjeits auf jühen Klängen
aller Zeiten. Das Gloria ijt eine Engelsipradhe nad Luc. 2, 14;
Jo, Jo! ift das Wort der jauchzenden Menge, welche ben Kaiſern
und Feldherrn, wenn fie im Triumphe zu Rom einzogen, ent»
ge emiubel und In dulei jubilo! ift die Stimme der froblodenden
eihnachtsgemeinde, welche am großen Tage des Herrn ſich verflären
und neu erichallen wird, — Immerhin iſt aber durch dieſe ver»
hiedenartigen Neminiscenzen das Bedürfniß einer Ichonenden Bel
erung des Ausdruds nahe gelegt. Wir jehen eime joldhe im dem
jeht gewöhnlichen Wortlaut: „Von zwölf Perlen find die Thore an
einer Stadt, wir jtehn im Chore —; — folde freude; drum
jauchzen wir und fingen dir das Hallelujab für und für.“
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668 IM. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 2. O0
Die Melodie aus C dur: ceggggag ag, urjprüngli
in F dur, von Palmer mit Recht der König Der Ch —
iſt wahrſcheinlich von Nicolai ſelbſt zugleich mit dem Liede erfunden,
wie ſie auch von ihrem innigſten Zuſammenhang mit dem Liede
Beuonib gibt. Mehrere in dem zugleid) mit dem Lied im „Frewden—
tegel 1599" erſchienenen Original vorkommende rhythmiſche Un—
— die ſich kein Tonſetzer hätte zu Schulden fommen
aſſen, weiſen jedenfalls deutlich darauf hin, daß fein Tonkünſtler
vom Fach die Melodie erfunden oder auch nur bei der Aufzeichnung
eholfen hat. Gewöhnlich wird jie dem Jakob Prätorius zuge—
rieten, welcher zu gleicher Zeit mit Nicolat in Hamburg lebte
und fein Organijt war. In dem Hamburger Melodeyen-Gejangbud)
1604 jteht nemlich über diefer darın erjtmals in einem vierftimmigen
Sab ericheinenden Melodie die Überjchrift: Jacobus Praetorius com-
posuit. Dies bezieht fic) aber nach dem damaligen Spradgebraud)
bloß auf den Tonjag, welchen Prätorius dazu geliefert hat. Einen
noch ältern Tonſatz finden wir von Schott in deſſen „Pialmen- und
Geſangbuch. Zu vier Stimmen. Frankfurt a. M. 1603.” Beide
eben zwei verjchiedene Faflungen, die eben durch jene rhythmiſchen
ißſtände des Originals hervorgerufen wurden. Das lebtere hat
nemlich die Stellen: „auf! ruft uns die“ — „wohlauf! der Bräut-
gam“ und „auf! die Lampen“ ohne Punkt nach der halben Note,
jo daß überall eine Biertelönote zu wenig if. Da waren nun
beide bemüht, einen regelmäßigen Rhythmus herzuitellen, Schott
dadurch, daß er aus der halben Note mit den nachfolgenden Drei
Vierteln zweimal je eine halbe Note mit einem nachfolgenden Viertel
bildete, Prätorius aber dadurch, daß er einfach der halben Note
einen Punkt beiſetzte, wodurch fie die Zeitdauer von drei Biertels-
noten erhielt. Beide Faſſungen gibt Dr. Faißt in jeinen „25 Choral-
melodieen. Stuttgart 1850.” Melodiich tjt bei beiden nichts geändert.
— Gebaftian Bach hat dieje Weiſe in einer feiner Cantaten mit
einem jchönen Tonſatz geſchmückt, wobei nach jedem Vers noch ein
anderer auf deſſen Inhalt bezüglicher Sat eingewebt ift. — Felix
Mendelsjohn-Bartholdi hat den Choral zum Thema der Ouvertüre
Ki Dratoriums Paulus gemadt. ährend er im Oratorium
elbjt mit voller Kraft und Majeftät als laute Aufforderung er=
Ihallt: „Wachet auf!“ eröffnet er als janfte innige Anregung die
Einleitung, und wenn er bald zu verſtummen jcheint vor dem weh—
müthigen bejorglichen Fugato und dem immer bewegteren wachjenden
Raufchen und Braufen der thematijchen Arbeit, jo Klingt er ir
immer wieder durch, bis er fich zuleßt müchtig erhebt, alles jiegrei
übertönend. (Schletterer.)
229. Jeruſalem, du hochgebante Stadt.
Das vierte in dieſer Reihe, durch Gedanken und Worte mit
den Drei vorangegangenen innig verſchlungen, ijt gedichtet von
Dr. Johann Matthäus Meyfart (1590— 1642, vgl. 3, 117 ff.),
Brofefjor am Gymmafium zu Coburg, jpäter zu Erfurt. Es findet
fi in jeiner Tuba novissima, von den vier legten Dingen. Coburg
“> un Yan ES Byte a Dre dt HERE ET a
IM. Ausblid in die Herrlichteit. Nr. 229. 669
1626, als Schluß der Predigt vom ewigen Leben über Matthät 17.
sm Erfurter Geſangbuch 1646 jteht es unter der Abtheilung: „Be—
ſchlußlieder.“ Schamelius gibt dem Liede die Überjchrift: „Der
wunderfrohe Willkommen in dem himmlischen Jeruſalem.“
Das Lied ijt ein Kleinod unſres Liederjchaßes, dem man wohl
anjpürt, daß aus ihm das ganze Herz des Dichters uns anblidt.
Mehfart hatte jein Angeficht ganz in die Zukunft, auf die legten
Dinge, gerichtet, und mit einer phantafiereihen Myſtik voll tiefer
Glaubensfraft verband er einen flammenden Eifer für das Haus
de3 Herrn und gegen die Schäden jeiner Zeit. Während aber die
Edeliten jeiner Zeit, wie Saubert zu Nürnberg, Balentin Undreä
zu Stuttgart, Schmid zu — und Andere ihm zuſtimmten,
erlitt er von den meiſten viele und herbe Anfechtung. Im Jahr
1641 ſchreibt Saubert unſrem Valentin Andreä: „Meyfart wünſcht
eine andere Stelle.“ Das galt nicht allein von — irdiſchen Be-
rufsſtelle, ſondern auch von ſeiner zeitlichen Lebensſtelle; dieſer
Wunſch hatte ſchon zuvor in unſerem Lied ſeine vollendete Aus—
prägung erlangt, und im folgenden Jahre 1642 wurde er erfüllt.
Wir lafjen das Lied, welches, vielfach zurüdgejeßt, nicht hoch
genug gehoben werden kann, ganz abdruden, jo wie es bei Schame-
ins steht, der im Naumburger Liedercommentarius jagt: „Correct
nach dem erjten Aufſatz.“
ln re
Serujalem,
du hochgebaute Stadt,
wollt Gott, ih wär in dir!
Mein jehnlih Herz
jo groß Verlangen hat
und iſt nicht mehr bei mir.
Weit über Berg und Thale,
weit über blache Feld,
ſchwingt es ſich über alle
und eilt aus diejer Welt.
O ſchöner Tag
und noch viel ſchönſte Stund,
wann wirſt du kommen ſchier?
Da ich mit Luſt,
mit Freud und freiem Muth
die Seele geb von mir
In Gottes treue Hände
um auserwählten Pfand,
ah fie mit Heil anlände
in jenem Vaterland.
Im Aırgenblid
wird fie erheben ſich
bis an das Firmament,
Wenn fie verläßt
fo janft, jo wunderlich
die Stätt der Element;
Fährt auf Eliä Wagen
mit engeliicher Schar,
die fie in Händen tragen,
umgeben ganz und gar.
D Ehrenburg,
jei nun gegrüßet mir,
thu auf der Gnaden Port!
Die große Zeit
hat mich verlangt nad) dir,
eh ich bin kommen fort
Aus jenem böjen Leben,
aus jener Nichtigkeit,
und mir Gott hat gegeben
das Erb der Ewigkeit.
Was für ein Voll,
und was für ein edle Schar
tönmt dort gezogen jchon ?
Was in der Welt
von Anserwählten war,
ſeh ich, die beite Kron;
Die Jeſus mir, der Herre,
entgegen bat gejandt,
da ich noch war jo ferre
in meinem Thränenland,
Propheten aroß
und Patriarchen bodh,
auch Ehriften insgemein,
Die weiland dort
trugen des Kreuzes Noch
und der Tyrannen Bein,
Schau id in Ehren ſchweben
in freiheit überall,
mit Klarheit beil umgeben,
mit fonnenlichtem Strabl.
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670 II. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 29.
Wenn denn zuleßt Mit Jubelklang,
id) angelanget bin mit Inſtrumenten ſchon,
ins ſchöne Barabeiß, auf Chören ohne Zahl,
Bon höchſter Freud Daß von dem Klang
erfüllet wird der Sinn, und von dem fühen Ton
der Mund von Lob und Preis; erbebt der FFreudenjaal,
Das Hallelujah reine Mit hunderttauſend Zungen
jptelt man in Heiligkeit, mit Stimmen nod viel mehr,
das Hofianna feine wie von Anfang gelungen
ohn End in Ewigfeit. das himmeliſche Heer.
Bers 1 hat oft jchon zum Ausdrud des Heimwehs nad) der
Ewigkeit gedient. — Friedrich Mallet in Bremen bejuchte eines
Tages eine jterbende Schülerin und fragte: „Kind, wie iſ dir zu
Muͤthe?“ Sie antwortete: „Jeruſalem, du hochgebaute Stadt, wollt
Gott, ich wär’ in dir!” Das war dem treuen Lehrer eine königliche
Freude; es war ihm, als jähe er den Tod zu ihren Füßen. — —
Güßlaff, der Apoſtel China’s, jah im Spätherbit 1850 in Folge
feiner Anftrengungen, unter denen er nad) jeiner großen europätichen
Nundreije im Dienjt der Miſſion aufs neue wieder in China bei
Sturm und Regen und oftmals in Lebensgefahr rajtlos als Bote
des Evangeliums umberzog, vielleicht noch mehr aber in Folge des
verzehrenden Grams über die VBerunglimpfungen, die er von manchen
Brüdern erdulden mußte, feine Kraft plötlich zufammenbrechen. Er
ordnete noch mit großer Ruhe jeine amtlichen und häuslichen An-
gelegenheiten und diktirte jenen legten Willen. Nachdem er jein
Haus bejtellt, wurde fein Herz fröhlid. Er verficherte, daß ihn
nicht8 mehr an die Erde feſſle, jprach viel von dem obern Jeruſa—
lem, veeitirte Stellen aus unſrem Liede und ſchloß mit dem tief-
geholten Seufzer: „Wollt Gott, ich wär in dir!“ Als man ihn
noch fragte, was denn nun aus jeiner chinefiichen Herde werden
jolle, jprach er getrojt: „Sch habe jie dem Herrn des Weinbergs
anbefohlen und ihn gebeten, daß Er jie feinem Sohne zum Erbe
gebe.” (Die Sabbatglode von Fr. W. Krummacher. Berlin 1852.)
Vers 2. Als Vater Oberlin im Steinthal am 1. Januar 1816
als achtzigjähriger Greis zu jeines Herrn Freude eingegangen war,
äu welchem er ın feinem legten Worte gerufen: „Sa komm, Herr
Jeſu!“ herrſchte im Sterbezimmer eine feierliche Stille, welche die
trauernde Liebe nur durch niedergehaltene Seufzer zu unterbrechen
wagte, bis Luiſe Scheppler, die treue Magd und Pflegerin, in die
Worte ausbrah: „O bochbeglüdter Tag, vo lang eriehnte Stund!“
Vers 3. Eine Parallele zu dieſen Föftlichen Worten ift wohl
das Wort von Johann Heermann: | -
Ad jei getrojt, mein Sohn: der Wagen wird bald fommen,
der den Thesbiten hat hinauf zu Gott genommen;
Der wird auch führen dic zur auserwählten Schar,
wo du wirjt ewig fein von Dual frei und Gefahr!
Bers 7. Zu dem wunderjhönen Schluß ein Wort von Vale-
rius Herberger: „Am Sonntag hören wir eine jchöne Muficam in
der Kirche. Einmal tönt die Orgel, bald fingt der Chor, bald
a — er. ar ER eh Ya v
ME Ausblick in die Herrlichkeit. 671
ſchallet die ganze Gemeinde. Es geht zu wie im Himmel unter den
heiligen Engeln. Ach wie eine ſchöne Muficam werden wir am
ewigen Sonntag haben! Da wird man auf einem Chor hören
fingen die heiligen Engel, bald die auserwählten Kinder Gottes mit
ihren verflärten wohlgejtimmten Zungen, bald alle zujammen. Da
wird das Canticum laetitiae, der Freudengefang: Hallelujah! in un—
zählig viel taujend Stimmen gehört werden. Da wird man fingen:
Heilig, heilig, heilig tt unjer Gott, der Herr Zebaoth!“
Ein Freund dieſes Lieds iſt unter vielen andern auch der jelige
Eafpari gewejen, welcher am 10. Mai 1860 zu München heimgegangen
it. In jeinem vorlegten Gottesdienst ließ er das Lied noch einmal
fingen; und jchon jtieg in manchen Zuhörern der Gedanke auf, als
ob jeine Seele nach Auflöjung ſich jehnte. Er war ganz geriftet,
zu gehen auf jeines Heilands Auf. -
Auch im großen Kriegsjahr 1870 klang es einmal tröjtend und
jehnlich aus dem Munde der Gemeinde zum Himmel empor. Die
5* Gaſſenkehrer in Paris hatten ihr Hauptquartier auf dem
ogenannten kleinen Hügel in der Vorſtadt La Villette. Dort ſtand
mitten unter deutſcher Bevölkerung auf einer Anhöhe eine lutheriſche
Kirche, eine große Schule, eine Pfarre und ein Lehrerhaus. Eine
Neihe waderer Prediger hatte auf die Gründung der Anjtalten
diejes Heinen Hügels jo viele Mühe und Fleiß, Gebet und Thränen
getvendet, daß derjelbe allen parifer Lutheranern ans Herz gewachſen
war. Auf diefer Stätte wurde an dem Sonntag, an —— man
in der Chriſtenheit über die Zerſtörung Jeruſalems predigt, der
letzte Gottesdienſt gehalten. Im Anſchluß an Text und Vredigt
ſangen fie als Schlüßlied noch einmal im vollen Chor: „Jeruſalem,
du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wär in dir!“ — Tags darauf
verließen jämtliche Gemeindeglieder die Stadt der irdiichen Heimat.
Es machte einen wehmüthigen Eindrud, als man nad) der Entfermung
der fleigigen Helfen die großen Urbeiterwohnungen jo öde und leer
ftehen ſah, und als dann ſchließlich Kirche und Schule des Heinen
ügel3 ausgeräumt und für das Bombardement bereit gejegt wurden,
(Baurmann, Gedenfblätter 2, 104.)
Die herrliche, des Liedes volllommen würdige Melodie: eg ec,
eine der ſinnigſten des evangelischen Kirchengefangs, iſt allem Ber»
muthen nach von dem Kapellmeijter Melchior Frank zu Coburg, wo
inmig befreundet mit ihm der Dichter als Profefior am Gymnaſium
von 1617—1633 lebte. Das Gothaiſche Cantional 1646, das ſonſt
Frans Tonfähe enthält, hat fie übrigens nicht; und auch die älteſte
Quelle, im der fie bis jetzt aufgefunden wurde, das von Pfarrer
Nikolaus Stenger zu Erfurt 1633 herausgegebene Geſangbuch, ent»
bält feinen Namen nicht. Winterfeld jagt Über diefe Weiſe: „Die
letzte Melodie, welche er geichaffen, feine vollendetite, ichlägt einen
noc) tieferen, geheimnißvolleren Ton am (als bei: „Herzlich thut
mich erfreuen“); bier in der That Mlingt micht ein Schmen, em
Ahnen allein uns entgegen, jondern jelig propbetiiches Schauen,
Wie Nicolai's herrliche Melodie zu feinem Liede von dem himm—
liſchen Jeruſalem: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ in fräftigem
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672 IM. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 229. TERN ER
Aufihwung beginnt, jo verjenkt fich diefe in die Tiefe eines umer-
ündlichen Geheimniffes: aber nicht düſteres Träumen, jondern
* elige Hingebung, wahrhafte Verklärung tönt fie vor ums
aus." — Winterfeld bedauert insbejondere, daß wir den ur-
jprünglichen Tonſatz Franks noch nicht aufgefunden haben, „Ach
vermiſſe ihm mit um jo größerem Bedauern, als Sänger und Setzer
bei ihm auf jeltene Weife in einander verjchmolzen war, alſo er-
wartet werden kann, er habe die Bedeutung der herrlichen Töne,
die wir ihm verdanken und deren Entfaltung bisher fein Meijter
eriten Rangs ſich als Aufgabe gejtellt hat, auch durch jeine Har-
monie aufs tiefite gekündet.“ (Winterfeld, Ev. Kirchengejang 2,
77. 75.) — Bon dem Erfurter gieng fie mit einigen Abweichungen
in das Darmjtädter Geſangbuch 1698 über: ge de. Am Frey:
linghaufenjchen Geſangbuch 1741 ericheint fie mit Verſchmelzung
der beiden frühern Singarten, der ältern Erfurter und der jüngern
Darmitädter. Das Allgemeine Kirchengejangbuch gibt fie nach der
Erfurter Faſſung, jedoc mit Anderung der Schlußnote der erſten
Zeile de3 Abgefangs und der beiden allzu matten Schlußzeilen nad)
der Darmjtädter Faſſung, jonjt aber melodiich ganz übereinjtimmend
mit der Faſſung im Freylinghauſenſchen Geſangbuch 1741. — In
diefer findet jih auch noch eine andere Melodie aus G meoll:
baadb,esesdedce.
Eine ähnliche Illuſtration diejes Lieds, wie Frank auf mufifa-
tiichem Gebiet, hat Julius Schnorr von Carolsfeld auf dem bild-
lichen gegeben. Diejer große Meijter, welcher wie wenige in unjern
Tagen jein Herz und jeine Kunſt in den Dienjt des Herrn geitellt
hatte, hat in der Darſtellung unſres Lieds jeine letzte Arbeit, jenen
Schwanengejang geliefert. Eines langen irdischen Tagewerfs müde,
— er jtarb 1872 — zeigte er auf dieſer Illuſtration, welche das
chriſtliche Kunſtblatt 1875, 1. in gedrängtem Nachbild brachte, wie
ſich jeine Seele auf den legten Gang und für das höchſte Ziel zu
bereiten wußte. Er zeichnete jein Lieblingslied und brachte, man
darf jagen, Strophe um Strophe zu einem lebensvollen anſchau—
lichen Ausdrud. — Die Seele, geihmüdt als eine Braut, jchwebt,
mit dem Kranz der Freuden geziert, frei von irdischen Beſchwerden
und von Engeln getragen, empor ihrem Bräutigam entgegen. Was
fie hienieden gehen, jagen uns die Engel, welche mit irn Händen
ſie auf dem Schilde des Glaubens zum Schauen heben; das Schwert
des Geiſtes und den Panzer der Gerechtigkeit und den Helm des
Heils führen fie im Triumphe dahin. (B. 1—3.) Sie aber breitet
ihre Arme weit aus dem Bräutigam entgegen; denn, während in
der Mitte die Ehrenburg des Himmels ——— iſt und die Pro—
pheten und Heiligen mit Siegespalmen in den Händen zum Empfang
und zum frohen Willkomm bereit ſind, thront majeſtätiſch darüber
der Herr, umgeben von den Engeln, welche ſeine Marterwerkzeuge
als Grund der Erlöſung aufweiſen, und umſchwebt von anderen,
welche die Bücher der Offenbarung halten. Er ſelbſt breitet der
ſehnſüchtig aufſchwebenden Braut ſeine Arme in inniger liebevoller
Herablaſſung entgegen. (B. 4—6.) Und während über dem Portale
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IM. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 230. 673
der ———— Stadt die Harfenſpieler mit dem Hallelujah auf
den Lippen en und uns den Ausblik in die Ferne der Fichten
Ewigkeit eröffnen V. 7. 8, wölbt ſich für die ftreitende und jehnende
Gemeinde zum Troſt über dem Herrn und dem ganzen Bilde fein
Spruch: Eece ego vobiscum sum omnibus diebus usque ad consum-
mationem saeculi. (Siehe, ich bin „bei euch alle Tage bis an der
Welt Ende!) — — Wie er im Leben fi) an diefem Ausblid ge-
labt hatte, jo jangen fie auch no an jeinem Grabe dies Lied von
den leßten und ſüßeſten Dingen.
230. 2 wie felig feid ihr doc, ihr Frommen.
Simon Dad, der berühmte Königsberger Dichter (1605 — 59,
vgl. 3, 182 ff.), deſſen Herz von Sehnjucht nach der ewigen Heimat
tief Durchdrungen war, dichtete dieſes Lied 1635 auf den Tod Hiob
Lepners, Bürgermeifters der Königsberger Altitadt. „Ihr ſeid ent—
gangen aller Noth!“ ruft er bier dem ehrenwerthen Lepner ins
rab nah, von dem uns berichtet wird, daß jein Leben feine
andere Würze gekannt habe, als Arbeit, Mühjal, bejchwerliche Reiſen
und, was das Traurigjte gewejen, die Trauer um des Vaterlandes
nahen Untergang; aber auch diejes Bittere habe er zu würzen ger
wußt durch die himmlische Tonkunſt, deren er nie jatt werden konnte.
Mit dem Jahr 1650, in welchem es im „Nerv preufiichen Ge-
jangbuch“ zu Königsberg erjcheint, fieug ji das Lied in größern
Kreiſen zu verbreiten an und wurde 1723 jelbjt in die malabarifche
Sprache überjeßt. Heinrich Alberti hat es im 8. Folioband jeiner
muſikaliſchen Kürbishütte oder Arien“ 1650 veröffentlicht. — Es
* den Titel: „Ehrenpreis der Selig-Verſtorbenen. Offenb. 14,
13. 14,*
Auguſt Hermann Frande jtellte in einer Leetio paraenetica, Die
er den Studenten der Theologie zu Halle am 9. Jan. 1721 bielt,
das gejegnete Erempel des alten Theologen Dr. Johann Andreas
Hochſtetter, Prälaten zu Bebenhauſen, mit dem er in berzlicher
Freundſchaft jtand, zur Erwedung und Aufmunterung vor. Cr las
ihnen zunächit einen Brief jeines Sohnes Chrijtian Hochſtetter (6. Juli
1719) - vor, in welchem derjelbe von jeinem alten Water berichtet:
„In jeinem dreiundachtzigiten Jahre bat er fich in Begleitung jeimer
Familie zu den Gräbern feiner in dem Herrn ruhenden Voreltern
und Verwandten im die Kirche zu Bebenhaufen tragen laſſen und
vermeldet, er halte dafür, daß wenn der Herr geſagt: ‚Beitelle beim
Haus! Hei. 38, 1., und man ſich darnach verbunden achten folle,
das Haus, worin man eine kurze Heit fein Leben zugebracht, zu
bejtellen,, jo Ki e8 dem göttlichen Willen noch viel gemäher, das
Baus jeines Grabes zu Beftellen, worin der Leib bis zur Aufer
tehung am jüngjten Tag bleiben jolle. Darauf bat er das Haus
ſeines Grabes bezeichnet und daſſelbe gebeiliget mit dem Wort
Gottes und einer ernjtlichen Anrede an feine Kinder, Enlel und
dausgenoffen, jagend: ‚Ach! glaubet und lebet aljo, daf ihr mit
renden vor euer Grab treten und daſſelbe mit Freuden anjeben
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674 II. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 230. ——
dürfet als das Haus, daraus euch der Bräutigam zu feiner Zeit
heimholen wird, nicht aber davor erichreden müßt al3 vor dem
Gefängniß, darin ihr bis zum legten Urtheil und deſſen Erefution
als Übelthäter vertvahret Liegen jollt! Er bat auch noch ferner
geredet von der lebendigen Hoffmung der Auferjtehung, wie Chriſtus
unfer Leben, Sterben aber und Tod unjer Gewinn jet, und dabei aus-
gerufen: ‚Sehet, wie ich mich freue, in die Nammer meines Grabes
u kommen, denn bier iſt meine Brautfammer, daraus mich mein
eiland mit unausfprechlicher Freude ausführen wird" Zum Be-
ſchluß aber mußten fie fingen:
D wie jelig jeid ihr doch, ihr Frommen,
die ihr durch den Tod zu Gott gefommen:
Ahr jeid entgangen
aller Noth, die uns noch hält gefangen!
Und: ‚Chriftus, der iſt mein Leben.‘ Diejes iſt geichehen im Juli
Anno 1719.” — Das berichtete der Sohn von jenem alten Vater.
— Von da an hatte der ehrmwürdige Greis nur noch jechzehn
Monate auf die Erfüllung feines jehnlichen Wunſches zu warten.
Am 7. November 1720 nahm eine vorher leicht anfangende Kränk—
fichfeit auf einmal eine jo bevenklihe Wendung, daß man wohl be-
merfen konnte, es gehe jeinem Ende zu. Als die um das Sterbe—
bett verjamntelten Söhne ihn fragten, ob er auch lebendige Hoff-
nung zu Gott habe, ward der Geiſt dieſes alten Iſraels, ihres
Vaters, in ihm lebendig. Er nahm jeine Kräfte zufammen, um
deutlich und freudig bezeugen zu können das Werk des Geiſtes und
feiner Tröftungen, die mächtig ausgegofjen ſeien über feine Seele.
Er hatte drei Jahre zuvor, als Frande auf jeiner Reife durch
Württemberg ihn bejuchte und ihn zum Abſchied fragte, was er
wohl injonderheit wünjchte, daß er für ihn im jeiner täglichen Für-
bitte von Gott erflehe, geantwortet, er habe über jo große Unem—
pfindlichkeit des Trojtes und über jo große Dürre zu Hagen, aljo
wäre jein jonderbarer Wunſch, daß ihm Gott noch vor jeinem Ende
diesfalls Gnade erzeigen wolle. Das ward ihm vom Herrn ge-
währt, jo daß der Sohn dem treuverbundenen Frande jchreiben
konnte: „Das Ende des jeligen Mannes war jehr erbaulich, janft
und jtille, wie er jich oft gewünjcht. Und da er in jeinem Leben
ſehr oft befümmert gewejen, daß jeine Seele duritig, leer und dürre
war, jo bezeugte er an jeinem Ende, daß er voll lebendiger Hoff-
mung, der Kindſchaft Gottes gewiß und feine Seele des Trojtes des
heiligen Geiſtes voll ſei.“ War es doc, als jollten auch die trauern-
den Freunde, die um jein Sterbelager verfammelt waren, an diejen
Tröftungen ihren Theil haben. In der Nacht nemlich vor dem
Todestage des jeligen Greijes, 8. November 1720, zuerit Abends
um neun Uhr, dann früh um drei Uhr, vernahmen fie alle eine
tieblih und fanft lautende Muſik, wie wenn die herrlichiten Inſtru—
mente mit einer hellfingenden Stimme abwechjelten, und als ertüne
das außen vor den Fenstern des Zimmers. Das freudig leuchtende
Angeficht des Sterbenden bezeugte, daß er auch dieſe Töne ver-
nehme, worüber er dann zu den Umjtehenden jagte, mın, da
I. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 230. 675
feine Zunge Gottes Lob nicht mehr befingen könne, jo habe der
Engel Mufif begonnen, und er fühle nun die himmlische Erquidung,
nad) der er fich jo oft gejehnet. Das ftimmt als ein Vorjchmad
mit jenen Worten im Dachjchen Liede, Bers 4:
Chriſtus wijcht euch ab all eure Thränen;
u das jchon, wornach wir uns erjt jehnen.
ch wird gejungen,
twas durch feines Menjhen Ohr gedrungen.
Mittags um zwölf Uhr jchied feine Seele von hinnen und zog zu
den himmlischen Jubelklängen. (U. H. Frande’3 Gedächtniß- und
Leichenpredigten. Halle 1723.)
Sp wird denen, die Gott lieben, auch der innigite Seufzer er—
füllt, Bere 6:
Komm, o Ehrifte, fomm, uns auszuwipannen,
lös uns aus und führ uns bald von dannen.
Bei dir, o Sonne,
ift der frommen Seelen Freud und Wonne.
Benjamin von Mofer, badischer Regierungsrath und Sohn des
edlen J. 3. von Mofer, ftarb 17. September 1774. Als der ältere
Bruder dem Vater die Nachricht hievon gab, antwortete dieſer:
„Herzlich geliebtefter Sohn! So tft denn endlich erfolgt, was wir
ſchon lange vorausgejehen und nach den Umftänden als eine Gnade
von Gott erbeten haben. O wie jelig ſeid ihr doc, ihr Frommen,
die ihr durch den Tod zu Gott gefommen; Ihr feid entgangen aller
Dual, die uns noch hält gefangen!“ So rufe ich mit Freudenthränen
dem jeligen Benjamin nach.“ (edderhofe, 3. I. von Moſer.)
Im Seeolinghaufenichen Sefangbuh, Theil 2, 1714 und im
manchen andern Gefangbüchern der erjten Hälfte des vorigen Jahr
De befindet jich eine von Jakob Baumgarten (F 1722) ge
ertigte Parodie dieſes Lieds in der Art, dab nachdem ein Chor
der auf der Erde Hinterbliebenen je einen Vers des Dachſchen Lieds
ejungen hat, der zweite Chor der jelig WVerjtorbenen je mit einem
ers der Parodie: „Ja, höchſt jelig find wir, lieben Brüder“ ant-
wortet, worauf dann beide Chöre zufammen noch zwei Verſe an
ftimmen: „Nun wir wollen beiderjeits dann loben Gottes Lamm!“
V. 7. — „Robt, ihr Menschen, lobt, ihr Himmelschöre!” ©. 8.
Urjprünglich hatte der Kapellmeiſter Johaun Stobäus von
Königsberg für das Dach'ſche Lied, gleich nachdem es gedichtet war
(1635), damit e8 bei der Beerdigung des Bürgermeiſters Lepuer
gefungen werden konnte, die alte Choralweije Jeſus Ehriftus unfer
Heiland“ 1541 im einem fünfftimmigen jchönen Tonſatz zugerichtet,
und darnach wurde e8 längere Zeit gelungen: dacedfedeba. —
Sodann theilt H. Albert in feiner „mufikaliichen Kürbishütte 1650“
die Melodie: adcabagfg ff mit. Sie iſt von Griger ev»
funden und in feiner Praxis pietatis 1648 und „Beiltlichen Kirchen—
melodieen“ 1649 veröffentlicht. — In Württemberg finden wir die
Melodie: fabeedebacba im Gebrauh, wahrſcheinlich
von Hofcantor Stößel in Stuttgart, zum erftenmale in der von ihm
43*
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676 I. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 231. rs NE
bejorgten Ausgabe des Störl’ihen Württembergiichen Choralbuchs
1744. Auch necht hat eine Weiſe für dieſes Sieh ge
231. 9 Emigkeit, du Donnerwort.
Bon Johann Rift, Pfarrer zu Wedel an der Elbe bei Ham-
burg (1607—1667, vgl. 3, 212 ff.), herausgegeben im „Bierten
Behn, Betgefänge“ jener „Himmliſchen Lieder, Lüneburg 1642“
mit der Überſchrift: Ernjtliche Betrachtung der unendlichen Ewig-
keit. Schamelius jagt einfach: Weh der Ewigteit.
Es iſt ein Lied von 16 Verſen, wo leider die Länge dem Ein-
druck des Ganzen mehr Eintrag thut. Wadernagel hat darum
V. 1.2.3. 9. 13. 16, Preſſel in der „Evangeliichen Volksbiblio—
F V“ V. 1. 2. 3. 13. 14. 16, das Allgemeine —
.1. 2. 5. 11. 9. 10. 13. 16 ausgewählt; wir würden V. 1. 3.
2.5. 11. 9. 13. 16 vorjchlagen. Es stellt ſich darnad eine ziem-
ich klare Einigung über die jchönjten Verſe heraus und erit dann
zeigt fich die lebendige Kraft des Liedes.
Seine Kraft ruht vor allem in dem Worte „Ewigkeit“, von
dem Riſt jingt:
O Ewigkeit, du Donnerwort,
o Schwert, das durch die Seele bohrt,
o Anfang jonder Ende!
D Ewigkeit, Zeit ohne Zeit !
ich weiß vor großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hinwende.
Mein ganz erichrodnes Herz erbebt,
daß mir die Zung am Gaumen Hlebt.
Da die Ewigkeit ein Donnerwort fein kann, mag folgende Gejchichte
jeigen. — Eine junge Dame, welche ihre Nachmittage und Abende
- beim Kartenſpiel und weltlichen Gefellichaften zuzubringen pflegte,
traf einst beim Nachhauſekommen ihr Stubenmädchen, wie jie im
einem Erbauungsbuche las, und jagte: „Du arme, melancholijche
Seele, wie kann es dir doch Freude machen, über einem Buch, wie
das ift, jo lange zu liegen!“ Drauf gieng die Dame zu Bette,
fonnte aber nicht einjchlafen, ſondern lag jeufzend und weinend
noch nach Mitternacht da. Das nebenan jchlafende Mädchen hört
das, kömmt und fragt fie, was ihr wäre. Da bricht die Dame in
einen Strom von Thränen aus und jagt: „Sch? ich habe in Deinem
Buche ein Wort gejehen, das mir feine Ruhe mehr läßt, — das
Wort: Ewigkeit! O Ewigkeit, o Ewigkeit! — Das Wort hat
mir das Herz durchſtochen.“ Nun mies die Dienerin ihre Herrin
und Gebieterin zu dem, der uns alle in Ewigfeit bejeligen kann;
und die Frucht davon war, daß dieſelbe ihre Karten bei Seite legte
und ihren Gejellichaften den Abjchied gab und mit allem —— ir
daran machte, auf die Ewigkeit fich vorzubereiten.“ (Wölblings
chriſtliche Gejchichten. 1843.)
Zu Ver 11 Iejen wir in „Scriver, Gottholds zufällige An-
dachten” (297): Es fiel Gotthold ein, was er bei dem heiligen
I. Ausblickin die Herrlichteit. Nr. 231. 677
Auguftinus gelefen, welchem feine Gefährten einen langen Wurm
gebracht, beffen einzelne Stüde, als jie ihn etlichemal zerichnitten,
gleich wie der Wurm umbergefrochen, darin er fich nicht zu finden
wußte. Gotthold konnte ſichs nicht erflären, wie es zugieng, dab
die Seele, aljo zu reden, mit dem Leib zertheilt und zerſtückt würde.
Doc jagte er bald bei fich jelbjt: ich will mich hiebet erinnern, wie
die Gottlojen und Verdammten in der Hölle im ewigen Tode dod)
ewig leben werden. — Sie werden immer und nimmer jterben,
fondern im Tode ewig leben:
So lang ein Gott im Himmel lebt
und über alle Wolfen jchmwebt,
wird ſolche Marter währen ;
Es wird fie plagen Kält und Hitz,
Angſt, Hunger, Schreden, Feur und Blig,
und fie doch nicht verzehren.
Dann wird ſich enden dieje Pein,
wann Gott nicht mehr wird ewig fein.
Ah ewig, ewig! Dies ift das Allerjchredlichite in der Hölle. Was
ein Ende nimmt, da iſt noch Hofinung und Troſt dabei, wie jchred-
lid es auch ſonſt iſt. Aber wo ijt. ein Ende in der unendlichen
Ewigkeit zu finden? Zwar es haben fich Leute gefunden, die ver-
meinten, die Barmherzigkeit Gottes gebe nicht zu, daß er fein Ge-
ſchöpf in alle Ewigkeit zur Qual und Pein verftoßen ſollte. Allein
daß ich hierwider nichts anderes jage: wenn e8 möglich wäre, dab
in der Hölle Buße und Glauben jein könnte, jo bielte ich auch, daß
Barmherzigkeit würde da jein. Aber wie kann da etwas Gutes jein,
da die Teurel nad) allem ihrem Willen in Leib und Seele herrichen ?
— Mein Gott, wenn dein Wort von der ewigen Qual und der
ölle redet, jo geichieht es jehr kurz. Mas tft die Urſache?
weifelsfrei, daß es mit Worten nicht er it, was für
ual die Verdammten in Ewigfeit plagen wird. Das bejte Mittel,
der Hölle zu entgehen, tft: die Hölle oft betrachten.“
Vers 13 iſt im Lande Württemberg an vielen Orten bis au)
diefen Tag ein beliebter * des Nachtwächters, den Tag anzurufen.
Gewiß hat derjelbe jchon oft bei biefer Gelegenheit an ein jchlum
merndes Herz gepocdt:
Wach auf, o Menih, vom Sündenſchlaf;
ermuntre did), verlornes Schaf,
und befire bald dein Leben!
Wach auf, es ift doch hohe Zeit;
es fommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ift heut der lepte Tag;
wer weiß noch, wie man jterben mag?
Davon, was Gottes Gnade durch diejen Vers einft an eimem Men-
chenherzen gethan, erzählt Paftor Stobwafler in ber Predigt zur
hresfeier des Traktat-Vereins in Berlin 1851 Folgendes: „Bor
kurzem kommt ein Handwerksburſche an eime Thür, vor der ein
Kind fibt und eben ein Lied lernt, das ihm ſein Prediger auf
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68 ME. Wusblid in die Herrlichkeit. Nr. 231.
gegeben. Er bittet um eine Gabe; da gibt ihm das Kind fein Buch
und jagt: „halt mir das Buch, während ich hineingehe und bir
was hole!” Der Burfche nimmt das Buch und fieht dann aud)
hinein; da trifft fein Auge auf dieſen Vers. Plöglich ergreifts ihn,
er kann nicht weiter leſen, und als das Sind ihm eine Gabe bringt,
fann er fie faum nehmen vor Weinen. Das Kind will ihn nicht
gehen Lafjen und zieht ihn mit hinein zu den Eltern. Die nehmen
fich feiner Seele au, als fie hören, in welches Sündenleben er jchon
gerathen ift. Er ijt an demjelben Orte geblieben und hat fi von
Herzen zum Herrn befehrt.“
Die durchdringende Kraft des ganzen Liedes hat man öfters
jogar bei den verjtoctejten Mifjethätern verjpürt. So brachte damit
der zu Dresden 1715 biugerichtete berüchtigte Näuber Lips Tullian
viele von jeiner Diebsrotte beim Verhör zum Erfenntniß und Ge-
ſtändniß. Auch der ruchloje Räuber Damian Hefiel wurde dadurd
vor feiner Hinrichtung noch befehrt. — Seriver ließ es einit zu
Magdeburg 1686 bei der Beerdigung eines gottlojen Menjchen
fingen, der nicht3 glaubte, einsmals bei einem Donnerwetter jehr
fluchte und vom Donner erichlagen wurde; „that auch dabei —
jeßt Schamelins bei — eine Predigt, Die ein rechtes Donnerwetter
beißen Fonnte.“
Paſtor Tichirner zu Tichepplau in Schlefien wurde eines Tags
su eimem Kranken gerufen, der weder beten noch communiciren
wollte. Gleich im —— rief er dem Leidenden zu: „Wach auf,
o Menſch, vom Sündenſchlaf, ermuntre dich, verirrtes Schaf, und
beſſre bald dein Leben. Wach auf! Es iſt ſchon hohe Zeit, es naht
herbei die Ewigkeit, dir deinen Lohn zu geben.“ Aber der Kranke
wandte ſich voll Unwillen von ſeinem Seelſorger ab. Tſchirner
ſetzte ſich nun an das Bett, redete bald liebreich bald drohend mit
ihm und erhielt feine Antwort. Mit dem Ausdrude aufrichtigjten
Mitleids fiel darauf der Paſtor auf jeine Kniee, rief und jprad:
„D du guter Hirte, der du dein Leben für die Schafe gelaſſen halt,
entreiße doch diejes dem Wolfe! Lafje dieſen armen Menjchen nicht
ohne Frieden dahinfahren. Siehe, wie elend er it! Er kennt dich
nicht, wie würde er jonjt vn verijchmähen? Herr Jeſu, wenn es
möglich ift, vergib ihm jeine Sünden!” Schon während des Gebet3
wandte der Kranke jein Antlit dem Prediger zu, dann jagte er:
„Ja, warum hat mir der Baron meinen arten genommen! Seit
der Zeit kann ich nicht mehr glauben, daß ein Gott im Himmel
wohnt.“ Tſchirner entgegnete: „Wie? Deswegen habt Ihr an Gott
gezweifelt? Ihr elender Mann, wenn Ihr in die Kirche gekommen
wäret, jo hättet Ihr gehört, daß der fromme Abel von jeinem böſen
Bruder getödtet, der fromme Joſef von jeinen böjen Brüdern ver-
fauft und unjer Herr Ehrijtus jelbjt von böjen Menjchen auf Gottes
Zulaſſung gefreuzigt worden iſt, und daß der gerechte Gott alle
böjen Thaten, wenn nicht in diejem, jo doch in jenem Leben jtraft.
Auch die eurigen.“ Das gieng dem Kranken durch's Herz Mit
thränenweicher Stimme jammerte er: „Gott jei mir Sünder gnädig!“
Er begehrte num auch das Fahre Abendmahl und jtarb nicht lange
nachher ım Frieden. (Chriftliches Volksblatt von Stuber.)
Erasmus Finx, genannt Francisci, hat in feinem „Ehr- und
Freudenreihen Wohl der Ewigkeit. Nürnberg 1683.* eine Barodie
des Liedes gegeben, welche auch bei Schamelius jich findet unter
dem Titel: Wohl der Ewigkeit. Er begleitet Strophe um Strophe
die Riſt'ſche Dichtung und gibt das freudenreiche Gegenbild. Wir
führen nur den legten (16.) Vers daraus zur Bergleihung an:
D Emigfeit, du Freudenwort,
o Freude, die da gehet fort,
o Anfang jonder Ende!
O Ewigfeit, Zeit ohne Zeit,
ich weiß für großer Fröhlichkeit
nicht, wo ich mich hinwende.
Nimm du mich, warn es dir gefällt,
Herr Jeſu, in dein Freudenzelt!
Den Lied „DO Ewigkeit, du Donnerwort* hat Johann Schop
u Hamburg 1642 jofort eine eigene Melodie gegeben: edehchagis.
ein nicht dieje ijt dem Liede verblieben, jondern die Weije, welche
derjelbe Meijter an demjelben Orte dem Riſt'ſchen Lied „von den
fünf Wunden“: „Wach auf, mein Geiſt, erhebe dich!“ zugeiellt hat.
Diefe Melodie: fa he ce de f nahm ſodann Johann Crüger, der
große Berliner Tonmeiiter, nachdem er fie noch weiter ausgebildet
yatte, in jeine bei Runge 1653 herausgegebenen „Geiſtliche Lieder
und Pſalmen“ auf, und legte ihr als Text diejes Lied unter. Er
bebielt die eg 5 der Schop’ichen Melodie bei, gab ihr jedoch
eine beſtimmtere Öejtalt und Fräftiger ausgejprochene Wendungen,
jo daß fie mit eben jo viel Necht auch ihm zugejchrieben werden
darf, wie ihrem frühern Erfinder. Im diejer Form gieng jie demm
aud in alle übrigen Choralbücer über.
232. Die Zeit it nunmehr nah.
Bon Paulus Gerhardt (1607—1676, val. 297 ff.), veröffent-
licht im ſogenannten Rumgeichen Geſangbuch (Geijtliche Lieder und
Palmen), Berlin 1653, mut der Überjchrift: „Vom jüngiten Tage ;
von Schamelins überjchrieben: „Sühe Gedanken von dem Gingang
ins ewige Leben bei der legten Zukunft Chriſti.“
Es iſt dieſes Lied keiner von jenen Geſängen eriten Range aus
Gerhardts Munde, aber, wie die Bemerkung von Schamelins richtig
jagt, eine Perlenichnur jüher Gedanken von der Ewigkeit. So bat
es denn auch reichlich der Gläubigen Herz getröjtet, welche am ihm
fich erbauen wollten.
Seriver jagt in feinen „Sottholds zufällige Andachten“ (199):
„Als im Jahre 1662 nach unjers Erlöjers Geburt an etlichen Orten
die Bäume im Januar theils blühten, theils auszuſchlagen begannen,
—— Gotthoͤld an des Herrn Jeſu Wort: Sehet an ben eig .
aum umd alle Bäume, em ſie jet ——— ſo —* ihrs
an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe iſt. Alſo auch
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680 IM. Ausblid in die Herrlichfeit. Nr. 238,
ihr, wenn ihr dies Alles jehet angehen, jo wiſſet, daß das Wei
Gottes nahe iſt! Luck 21, 29. 30. Und brad darauf bei
jelbjt heraus und jagte:
Pr vırya
Die Zeit ift nunmehr nah, dein Ankunft follen deuten,
Herr Jeſu, du bift da. Die find, wie wir gejehen,
Die Zeichen, die den Leuten in großer Zahl geichehen.
Ich zweifle nicht, daß alles im Himmel gerüftet und fertig ift. Die
heiligen Engel haben die Pojaunen in den Händen und warten auf
des Herrn Wink, daß fie den großen und letzten Gerichtätag an-
blajen jollen. Die Menge der Auserwählten I ihon ihr weißes
Kleid angelegt und die Balmzweige in Händen, und ijt bereit, ihren
Erlöjer in jener legten Zukunft zu begleiten. Die vielen Wohnungen
im Hauje Gottes find aufgeräumt und zugerüftet, die Himmel krachen,
die Erde bebt, die Winde ftürmen, die Waffer braufen, alle Kreatur
* ſeufzt und ängſtet ſich. Mich däucht, mein Heiland, ich höre
ich jagen: ‚Sa, ich komme bald! und ich ſage: ‚Amen! Ja komm,
Herr Jeſu!“
Dr. Johann Albrecht Bengel (Wächter, Bengel3 Leben), da er
von der Ergebung in Gottes Willen redet, jagt einmal: „Je öfter
ein Wachs zwiſchen unjern Fingern bald in diefe bald in eime
andere Form gedrüct wird, je weicher wird es. So befommen wir
bald diejen bald jenen Eindrud von dem, in deilen Hand wir find,
wie der Thon in der Hand des Töpferd. Da weist er uns jeine
Macht, und als der Schöpfer wird er auch feine Treue bewähren,
wie es im Liede heißt (Vers 17):
Doc dur weißit deine Zeit, und jo einher zu gehen,
mir ziemt nur, ftet3 bereit Daf alle Stund und Tage
Und fröhli da zu ftehen mein Herz mich zu dir trage!“
Der lebens- und geiltesfriihe Ernst Gottlieb Woltersdorf zu
Bunzlau in Schlefien (4, 507) verzehrte fich raſch im Dienſte feines
Herrn. Als num jein Amtsbruder Järſchky am 13. Dezember 1761
tarb, nahm ihm die Wehmuth über diefe Heimſuchung vollends
eine lebte Kraft. Es war ein Sonntag. Abends hielt er noch mit
en Kindern jeine gewohnte Stunde in munterem Geifte, ſprach mit
denjelben herzlich von Tode und ließ fingen: „Die Zeit tft nun—
mehr nah; Herr Jeſu, du bijt da.” Am Mittwoch drauf war jein
Herr bereit3 mit ihm zu Ende, und der jechsunddreigigjährige Jünger
Chriſti zog zu jeines Herrn Freude unter den Worten:
Hallelujah, es jauchzet, es finget, es jpringet das Herz,
es weichet zurüde der traurige Echmerz !
Melodie: Auf meinen lieben Gott.
233. Is? oder it mein Geiſt entzückt?
Don Dr. Ahasverus Fritſch, Rudolitädtiihem Hof und Juſtiz-
rath (1629— 1701, vgl. 40, 40 ff.) veröffentlicht in „121 Neue
himmelsſüße Jejuslieder. Jena — Gera 1668“, jowie in der erbau-
lihen Schrift: „Himmelsluft und Weltunluft oder 41 himmliſche
e,
uhr» ai re
1. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 233.
u —— — B — a we
681
Seelengejpräche von der überjchwenglichen Herrlichkeit des zufünf-
tigen ewigen Freudenlebens. Jena 1670.“
Es iſt im dieſem Liede die Himmelsjehnjucht, welche bei Walther,
Nicolai, Meyfart jo prächtigen Ausdrudf gefunden, in neue Töne
gekleidet. Wir geben nur den eriten, zweiten, dritten und legten Vers:
Sits? oder iſt mein Geift entzüct ?
mein Auge hat jegt was erblidt,
ich jeh den Himmel offen.
Sc jehe Gottes Königsthron,
zur Rechten Jeſum, Gottes Sohn,
auf den wir alle hoffen.
Singet, klinget,
ſpielt auf ſcharfen Davids Harpfen,
jauchzt von Herzen,
Jeſus tillet alle Schnierzen.
Sc jeh, er machet alles neu;
die Braut führt zu ihm ohne Scheu
in reiner jchöner Seide;
Die Kleider find mit Gold durchſtickt,
der Bräutgam hat jie ſelbſt geſchmückt
mit theurem Salsgefämeie.
Meiiter, Geijter,
——— Seraphinen
wünſchen Glücke,
Jeſus gibt ihr Liebesblicke.
Der Braut iſt nichts als Luft bewußt,
Gott fieht an ihrer Schönheit Luit,
fie glänzet wie die Sonne.
Man führt fie in den Brautpalaft,
ins Freudenhaus, zur ftolzen Raſt,
zu ihres Königs Wonne.
Klagen, Zagen,
Sonnenhige, Donnerblige
jind verihmwunden ;
Gottes Lamm hat überwunden.
Wie herrlich iſt die neue Welt,
die Gott den Frommen vorbehält,
fein Menjch kann jie erwerben.
O Jeſu, Herr der Herrlichkeit,
du hajt die Stätt audy mir bereit,
hilf mir fie auch ererben.
Weiſe, preije
ihre Kräfte, ihr Geſchäfte
mir Elenden;
laß mid auf den Anblid enden.
Es jind die Farben theils aus dem herrlichen Pſalm 45, theils aus
dem Buch der Offenbarung 21, 2—3. 7, 15—17. 22, 1—5 gu
nommen, und jo iſt das Lied in feiner Weiſe eine treffliche Aus»
fiht aus dem Jammerthal in den Freudenjaal des ewigen Lebens
u nennen. — Jedenfalls ruht e8 auf grimdlicher Erfahrung des
Kommerthals, In dem Lebenslauf, der zu der Gedächtnißpredigt
für den einflußreichen Kanzler am 20. Auguſt 1701 (Dom. 14, p. Trin.)
gefügt wurde, heißt es: „Bon Kindesbeinen an, als auch zeitwäh
‚ renden Eheitandes bis an jein hobes Ulter, hat er viel Kreuz, Trüb
fal, Schreden und Verfolgung erbuldet, wie er denn an die zwanzig
Krankheiten, Fieber, Ruhr, Podagra und andere Zufälle mehr aus-
eftanden. In en zarten Jugend ift er jechsmal in der Feinde
ände gewejen, die ihn feiner Kleider beranbet und bis aufs Hemde
im falten Wetter ausgezogen. Mehr als zehnmal bat er mebit
anderen Leuten bei Tag umd Nacht vor dem Einfall der Feinde
Sa und dÖfters in wüſtem Gemäuer, Kellern und Büſchen aus
urcht und Schreden fich verkriechen müſſen. Etliche vierzig Jahre
hat er Krieg erlebt. Zu dreimalen gefährliche Fälle getban. Zwei—
mal hat ev bald nad) einander an jeinen Gütern groben Brand»
Ihaden erlitten. Viele große Mühe, Arbeit, öftere Beunrubigung,
Gefahr und Werdruß hat er Zeit —* ſchweren Dienſte ausſiehen
müſſen. Dabei auch vornemlich von Menſchen öfters betrübt, Ver—
folgung, Schmacd und Verachtung erlitten, worüber er viele Thränen
vergoſſen.“ So fehnte er fich denm nad der Ewigkeit. Im feinen
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682 IM. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. : TERN
„himmlischen Geſprächen“ jagt er: „Fahr hin, du unluftige, betrüg—
liche Weltlujt! Der Himmel iſt das Haus der Grenben, Dan ſich
mein Herz ſehnet, außer dem iſt alles nur Pein, Unruhe, Augſt,
Jammer und Herzeleid!“ und im ſeiner Praxis Christianismi: „Wenn
das Täublein Noä nirgends Ruhe gefunden, als da es wieder im
die Arche umgekehrt, jo findet eine glänbige Seele in diejer böfen
Welt nirgends Ruhe, als in Ehrijto, dem himmlischen Noah,”
Leicht begreiflich ijt indeflen, daß ein Lied, welches nicht in
einfachen Eindlichen Formen dahinfloß, zu einer Umarbeitung reiste.
Eine jolche, die jich jedoch bloß dem erſten und letzten Vers näher
anschließt, hat der Berliner Prediger Johann Samuel Diterich zuerſt
feiner neuen „Liederfammlung für den öffentlichen Gottesdienſt.
Berlin 1765.*, und dann in mehrfach verbefierter Redaktion zu
dem von ihm mit Teller und Spalding bejorgten „Geſangbuch zum
gottesdienitlichen Gebrauch in den k. preußiichen Landen 1780“ ge-
geben. Sie beginnt mit den Worten: „Mein ganzer Geift, Gott,
wird entzüct, wenn er hinauf gen Himmel blidt.* — Der Schluß-
vers der zweiten Redaktion, nach der fie, aber gleichfalls mit einigen
Anderungen und den Anfangsworten: „O Gott, wie wird mein Geiſt
entzückt“, in das neue Berliner Gejangbuc 1829 kam, lautet von
Zeile 3—12:
O Jeſu, Herr der Herrlichkeit, Laß mid) — eifrig — darnach jtreben
du hajt die Stätt audy mir bereit, und mein Leben — hier jo führen,
hilf mir fie auch ererben. daß ich dort kann triumphiren.
234. Ermuntert eud, ihr Frommen.
Aus den Evangelia melodica 1700 des Cantord Laurentius
Laurenti (1660— 1722, vgl. 4, 281) an der Domkirche zu Bremen,
wo e3 unter den „nach dem Sinn der ordentlichen Sonn- und Feit-
- tags = Evangelien eingerichteten” Liedern auf das Evangelium vom
27. Sonntag nad) Trinitatis (Matth. 25, 1—13) gedichtet iſt.
Das Lied, welches jofort ins Freylinghaufenihe Geſangbuch
1704 aufgenommen wurde, iſt das Meiiterjtüd von Laurenti. Er-
bat jein Evangelium in wirklich trefflicher Weiſe und blühender
Sprache mit den Gedanken von Offenbarung 19 und 21 gefüllt,
und es it jehr Schade, daß jelbjt diejes Lied durch Anderungen
aller Art in den Gejangbüchern um feinen vollen Gehalt verkürzt
worden iſt.
Sogleich der erite Vers mit dem zweiten geben denjelben Ton
an, wie „Wachet auf, ruft uns die Stimme“:
Ermuntert euch, ihr Frommen, Macht eure Lampen fertig
zeigt eurer Lampen Schein; und füllet jie mit DL,
Der Abend tft gefommen, Und jeid des Heil gewärtig,
die finjtre Nacht bricht ein. bereitet Leib und Seel.
Es hat ſich aufgemachet Die Wächter Zions jchreien:
der Bräutigam mit Pradt ; der Bräutigam ift nah!
auf, betet, kämpfet, wachet: begegnet ihm in Reihen
bald ijt es Mitternacht. und fingt Hallelujah !
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U. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 234. 683
Am tiefften hat das Lied eingegriffen in die Familie des Pfarrers
Sohann — Wigleb zu Glaucha, eines treuen Freundes und
Collegen von Auguſt Hermann Francke. Dieſer hatte einen hoff—
nungsvollen Sohn, Johann Andreas, welcher als junger Lehrer am
Pädagogium auch eine ſchöne Dichtergabe entfaltete. Mit 21 Jahren
fieng er an zu kränkeln und hatte auf ſeinem halbjährigen Lager an
den Liedern der Kirche großen Troft. Als er nun am 30. Oktober
1716 im Sterben lag, jangen ihm jeine Eltern unſer Lied. Sie
waren bis zum leßten Berje (10) gekommen:
O Jeſu, meine Wonne, O Jeſu, mad) ein Ende
fomm bald und mac did) auf; und führ ung aus dem Streit;
Geh auf, verlangte Sonne, wir heben Herz und Hände
und fördre deinen Lauf. nad) der Erlöjungszeit.
da Schloß er jeine Augen für das — Leben. — Zwei
darnach kam die Reihe an ſeine Mutter Anna Katharina. Sie
nahm die Krankheit aus den Händen Gottes an, ſang und betete
viel, jo daß fie einmal jagte: „sch werde ganz zum Kinde; doch
fann man ja auch nicht in den Himmel kommen, man werde denn
ein Kind.“ In der Stunde aber, da der Herr jie abrief, erinnerte
fie fich jenes ergreifenden Augenblids am Bette ihres Sohnes, Sie
fangen * Vers auch zu ihrem Troſt: „O Jeſu, meine Wonne.“
Und unter dieſen Tönen gieng ihr Geiſt von hinnen. — So war
das Lied ſchon zweimal in tiefer Sterbensnoth zum tröſtenden Engel
geworden. Es ſollte noch ein drittesmal ſeine Kraft bewähren.
m Jahre 1720 erkrankte ihr vierzehnjähriges Töchterlein Johanna
Eleonore. —26 ſie bald keine Hoffnung mehr vor ſich ſah,
fürchtete ſie ſich doch vor dem Tode nicht. Sie war eine recht lieb—
liche Jungfrau, die —* ſich gegürtet hatte, dem Lamme nachzufolgen.
Mit der ganzen Bibel hatte He ſich vertraut gemacht; an den Sonn»
tagen. hatte jie mit ihrem ältejten Bruder am liebſten geiitliche Lieder
nn Einſt fieng fie an, bitterlich zu weinen; man glaubte, fie
weine über ihren 2 Tod. „Nein, jagte fie, deßwegen weine ich
nicht, jondern weil ich mich noch nicht geſchickt genug zum Tode
fühle; ich will ja gerne ſterben.“ Oft ließ fie den Bater rufen,
daß er mit ihr bete. Wie ein Lamm lag jie da, auf ihren Tod
wartend. Endlich jaugen fie ihr das Lied, umter welchem Mutter
und Bruder verjchieden waren, und waren eben an den dritten Berg
gekommen:
Ihr klugen Jungfraun alle, Die Thür iſt aufgeſchloſſen,
hebt nun das Haupt empor die Hochzeit ift bereit, -
Mit Jauchzen und mit Schalle auf, auf, ihr Neichsgenofien:
zum frohen Engeldyor. der Bräutgam ift micht weit !
da ‚entjchlief jie umter dem Gejange. Auguft Hermann Francke aber
hielt ihr die Trauerrede über Matthät 9, 24: „Das Mägdlein ift
nicht — ſondern es ſchläft.“ (Aug. H. Francke's Gedächtniß⸗
und Leichenpredigten. 1723.)
Zum vierten Vers, welcher mit dem Worte beginnt:
Er wird nicht lang verziehen,
drum jchlafet nicht mehr ein!
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684 IM. Ausblick in die Herrlichteit. Nr. 235.
mag man vergleichen, was die Kaiſerin Maria Therefia in ihren
legten Zügen jagte. Man glaubte, der Schlummer werde für fie
wohlthätig jein, und Joſef II. fuchte fie zu bewegen, fich dem
Schlafe hinzugeben. Ste aber antwortete: „Wenn man vor dem
Richter erjcheinen fol, dann jchlummert man nicht!“
Melodie: Valet will ich dir geben. Bei Freylinghaufen 1741
ift dem Lied eine eigene Melodie gegeben: a cis aecheis a,
235. Ruhet wohl, ihr Todtenbeine.
Aus des Kanzleiadvokaten Friedrich Conrad Hillers (1662— 1726,
vgl. 5, 59 ff.) zu Stuttgart „Denkmal der Erfenntniß, Liebe und
Lob Gottes in neuen geiftlichen Liedern nad Anleitung des Katechis-
mus Lutheri. 1711.“
Es ijt hier zum dritten Hauptartikel: XI. „Won der ——
der Todten“ mitgetheilt, wurde bereits in Hiemers Württembergiſches
—— 1723 aufgenommen und gieng dann 1741 ins Würt—
tembergiiche Yandes-Gejangbuch über.
Es beginnt in Fräftigen Afforden V. 1 und 2:
Ruhet wohl, ihr Todtenbeine, Nur getroft, ihr werdet leben,
in der jtillen Einſamkeit; weil das Leben, euer Hort,
a bis das End ericheine, Die Verheigung hat gegeben
da der Herr euch zu der Freud durch fein theures werthes Wort:
Rufen wird aus euren Grüften Keiner joll im Tod verderben,
in die freien Himmelslüften. die in jeinem Namen fterben.
In Vers 3 und 4 erinnert uns das Lied an den Gejang der
Kurfürjtin: „Sefus, meine Zuverficht“; es ftüht ſich auf die pau—
linifchen Gedanken vom Leib als einem Qempel des Geiftes Gottes
und daß wir Fleiſch von feinem Fleisch und Bein von jenen Beinen
find. Sie heißen:
Und wie jollt im Grabe bleiben, Nein, die fann der Tod nicht halten,
der ein Tempel Gottes war, die des Herren Glieder find;
Den der Herr lieh einverleiben Muß der Leib im Grab erfalten,
feiner auserwählten Schar ; da man DR denn Aſche findt,
Die er jelbjt mit Blut und Sterben Wird doch Gott, was vor gewejen,
hat gemacht zu Himmelserben ? wieder nen zujammenlejen.
Bei dem vierten Vers iſt die Bibelitelle 2 Kor. 5, 1 angegeben und
auf dem Rand das Reimlein beigedrudt:
Wir haben einen Bau, wenn dieje Hütte bricht,
jo Gott nidyt mit der Hand im Himmel aufgericht't.
Als fih J. U. Bengel mit einigen andern hriftlichen Freunden
an dem Zodtenbett des Hofpredigers Grammlich zu Stuttgart be=
fand, jang man nad) den Willen des Kranken diejes Lied. Dabei
wiederholte dann Bengel demjelben jeden beſonders ergreifenden
Ausdrucd des Liedes und redete am Ende von der Herrlichkeit der
Stadt Gottes, die, wie er fagte, recht jchön fein müſſe, weil *
ſchrieben ſtehe: „Gott ſchämet Sich nicht, ihr Gott zu heißen.“ Auf
aazr
0 I Ausblid in die Herrlichkeit.
diejes drang dem Kranken die Majejtät Gottes dergejtalt ins Ge—
müth, daß er äußerjt über fein Elend gebeugt und beichämt wurde.
Bengel aber jagte: „Der Knecht muß eben abbitten.“ Als er dann
das mit vielem Weinen und ig gethan, fuhr Bengel fort:
„Wenn wir unjere Schuld und Armut recht befennen, jo Hein-
münzelt Gott auch nicht, es geht königlich zu; er ſchenkt zehntauſend
Talente auf einmal.” Auf dies fam der Kranke wieder zu mehr
Heiterfeit, die bis an jein Ende fortgewährt hat. Beim Abjchied
legte er umverjehens Bengeln die Hand auf den Kopf und Ddiejer
ihm, wobei ein jehr reichlicher Segenswunjc erfolgte. Zwei Tage
darauf entjchlief er und wurde durch Veranſtaltung von Beata
Sturm neben Hedinger begraben, durch welchen er eimjt erweckt
worden war. Denn jie jagte, er habe diejen Ort mit häufigem
Gebet und Thränen jchon längſt zu jeiner Ruheſtätte geweiht.
(Bengels Leben von Burf.)
Die beiden legten Verſe 5 und 6 lauten:
“ ke
Nr. 236, 685
Ja er will, wie er eritanden Ruhet demnach in dem Kühlen
jelber an dem dritten Tag, eine noch jo furze Zeit;
Gleichfalls ſeine Reichsverwandten Es will ſchon den Aufzug ſpielen
führen aus des Todes Klag die ſo nahe Ewigkeit,
Zu den hohen Hochzeitfreuden, Da ihr ſollt mit Haut und Beinen
die er ſeiner Braut beſcheiden. vor dem Stuhl des Lamms erſcheinen.
Dem 5. Vers ift auf dem Rand das Reimlein beigedrudt:
Weil du, unjer Haupt, den Himmel eingenommen,
fo werden auch gewiß die Glieder zu dir fommen.
Unter dem ganzen Liede jtehen nad drei Kreuzchen noch die
Worte:
Willt du wohl und ruhig jterben Schaue, dab du dich im Leben
und ererben, nicht ergeben
was uns Chrijtus hat bereit't, diefer Welt Ergeplichkeit.
Die Melodie aus F Dur: acffgebagtf, welde mit
ihrem Anfang an die Weife: „Meinen Jeſum ich erwähle“ und
wenigſtens in der zweiten Hälfte der eriten Zeile auch an die Weiſe:
„Sott will's machen, daß die Sachen“ anflingt, ift von dem Kapell—
meiſter und StiftSorgamijten I. ©. Störl zu Stuttgart 1710 erfunden
und eine der Arten, womit er Hillers Liederwerk 1711 aeichmüdt
bat. An den Wirttembergtichen Choralbüchern ericheint fie 1744
zum erftenmal, und zwar in A: hedggadchag, und
noch ganz im ihrem urjprünglichen arienmäßigen Charakter; jpäter
wurde fie choralmäßiger bearbeitet, und it nun in Württemberg
bei Begräbnifien äußerſt beliebt.
236. Es it noch eine Ruh vorhanden.
Diefes ſchöne Lied vom ewigen Sabbat über Hebräer 4, 9:
„es iſt noch eine Ruhe vorhanden dem Wolfe Gottes“ dichtete Jo—
hann Sigmund Kunth (1700 — 1779, val. 4, 454 f.) als Pfarrer
A Fee 0 En Rare wann EI ln 37. a aan a a ann
\ a arts ud Er) ER
686 I. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 236.
zu Pölzig im Altenburgifchen ums Jahr 1731 oder 1732 bei fol-
gender Veranlaffung. Der durch jeinen Eifer für das Neid) Gottes
vielbefannte Graf Erdmann — von Henkel, deſſen Ritterſitz
Pölzig war, hatte nach dem Ableben ſeines einzigen Bruderſohnes,
den er nach dent Tode des Waters in jeinem Haufe zum Jüngling
herangezogen hatte, von der Standesherrichaft Oberberg und andern
bedeutenden Gütern in Schlefien Befiß zu nehmen. Zu dieſer Neije
lud er feinen Pfarrer Kunth, der ein geborener Schlejier war, auch
ein. Unterwegs nun, als fie ſchon auf jchleftichem Grund und Boden
angelangt waren, zerbrach der Reijewagen, und die Reifenden waren
enöthigt, jo lange im nächſtgelegenen Dorfe zu verweilen, bis der
agen wieder hergerichtet war. Dem Grafen, der gern jo bald als
möglich in Oderberg eingetroffen wäre, war dieſer Aufenthalt höchſt
twiderlich, und er ließ mürriiche Klagen laut werden über die viel-
fache Unruhe, welcher der Menſch auf Erden ausgejegt jei. Da
ſprach Kunth: „Herr Graf, es folgt für die Frommen zu ſeiner
Zeit auch eine vollkommene Ruhe. Sie wiſſen ja ſelbſt, was die
chrift ſagt: ‚es iſt noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes!“
Dieſe Rede verfehlte ihre Wirkung nicht bei des Grafen frommem
Gemüth und ſeine Verſtimmung war im Augenblicke beſeitigt. Nun
gieng Kunth hinaus ins Freie und dichtete dieſes Lied, welches er
dann der Reiſegeſellſchaft zu ihrer gemeinſamen Erbauung vorlas.
— Im Jahr 1733 erſchien es dann gleich in der erſten Sammlung
der „Cöthniſchen Lieder“ gedruckt.
Es iſt in 7 Verſen eine beredte Zeichnung deſſen, was wir zu
erwarten haben in der Stadt des Friedens. Die einzelnen Verſe
fnüpfen an bekannte Schriftitellen an. Vers 1: „Es ift noch eine
Ruhe vorhanden dem Volke Gottes“ Hebräer 4, 9. — Vers 2 und 3:
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühjelig und beladen jeid; ich
will euch erquicken!“ Matth. 11, 28. 29. — Bers 4: „Wie ein
Knecht fich ſehnet nach dem Schatten und ein Tagelöhner, daß feine
Arbeit aus ſei.“ Hiob 7, 1-3. — Vers 5. „Die mit Thränen jäen,
werden mit Freuden ernten.” Pſalm 126, 5. 6. — Vers 6: „Sie
wird nicht mehr hungern noch dürjten ꝛc.“ Offenbarung 7, 16. 17.
— Vers 7: evolemus, evolemus! Monika.
Möwes, der treueifrige Pfarrer zu Altenhaujen, Dichter von
„Der Himmel hängt voll Wolfen ſchwer“, ward in jeinem legten
Augenbfik mit diejem Liede von feiner Frau zum Todesjchlummer
und zur ewigen Ruhe nach namenlojen Leiden eingebetet.
Wie troftreich das Lied in jolhen Fällen werden kann, mag
der erjte und der letzte Vers beweijen.
Der erjte Vers, der das Thema des Ganzen gibt, beginnt:
Es ijt noch eine Ruh vorhanden:
auf, müdes Herz, und werde Licht !
Du jeufzeit hier in deinen Banden,
und deine Sonne jcheinet nicht.
Sieh auf das Lamm, das di mit Freuden
dort wird vor jeinen Stuhle weiden,
wirf hin die Laft umd eil herz!
am ‚
in die Herrlichkeit. Nr. 237. 687
I. Ausblick
Der Schluß befam in folgendem Fall feine Bedentung. Gottlob
Thomas, ein redlicher Chrijt, wurde im blühenditen Alter aufs
ZTodtenbette gelegt. Er war getroft, daß er glauben fonnte, e3 fei
auch etwas aus, wenn der Herr einen Sünder frühe vollende.
Da rief ihm ein Freund das Wort zu:
Bald iſt der jchöne Kampf geendet.
bald, bald der jaure Lauf vollendet,
jo gehjt du ein zu deiner Ruh!
„sa, das kann ich glauben! jagte der Kranke mit heiterer Miene
und aufgehobenen Händen. Bor jechs Wochen glaubte ichs noch)
mit Zittern, da fojtete e3 noch viele Thränen. Aber nun glaub’
ich3 mit taufend Freuden, daß mich mein Heiland bald bald erlöjen
wird von allem Übel und mir aushelfen zu feinem himmlischen
Neiche.* Als ihm Schon die Sprache den Dienst verjagte, zeugten
noch jein beiterer Blid und jeine aufgehobenen Hände von dem
Frieden Gottes, den jein Herz genoß. Noch einmal rief er: „Rube,
Ruhe!” wies mit dem Antlig nach oben und verichted 1783. (Basler
Samml. 1784.) — Wie oft mag diejes „Bald, bald“ jchon feinen
Troſt ergofjen haben.
Ein Freund dieſes Liedes war auch Diakonus Schlipalius aus
Dresden. Ihm wurde in jeiner lebten halben Stunde der lebte
Vers tröftlich, welcher beginnt:
Da ruhen wir und find im Frieden
und leben ewig jorgenlos.
Ach faſſet diefes Wort, ihr Müden,
legt euch dem Lamm in feinen Schoß.
Da rief denn der Sterbende: „Ach, dies iſt ein tiefes Waſſer, wie
werde ich hinüber kommen? und doch — auf deinen Achſeln, mein
lieber Heiland!” Bald darauf bob er beide Arme fchnell im die
Höhe und rief:
„ech Flügel her, wir müffen eilen
und ung nicht länger hier verweilen,
dort wartet jchom die frohe Schar!
Ach, die ganze Schar der Auserwählten wartet auf mich. Laſſet
mich Los, ihr habt mich ja gebunden!
Fort, fort, mein Geift, zum Jubiliren,
begürte dich zum Triumphiren,
a auf, es fommt das Ruhejahr!
Ah, mein Heiland veicht mir ſchon die Krone!“ Mit dieſen
Worten ftredte er beide Hände aus und verjchied bald bernad) am
6. April 1764.
Melodie: Wie wohl ift mir, o Freund der Seelen. v
237. Unter Tilien jener Freuden.
Ein füßes Lied von der Etwigkeit von Johann Ludwig Conrad
Allendorf (1699—1773, vgl. 4, 441 fi.) als Hofprediger zu Götben
gedichtet und erjchienen in den Cöthniſchen Liedern, erite Sammlung
4 «rm, N dh) Dee! ei
‚Papa alla le Br 6 200 ve FE de ar
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688 IM. Ausblick in die Herrlichkeit. Nr. 237.
1736, mit der Stelle Pjalm 84, 3: „Meine Seele verlanget und
— ſich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib Seele
reuen ſich in dem lebendigen Gott.”
Die erjte Gattin von Jung Stilling jagte in ihren letzten
Stunden: „Nun hab ich überwunden. Jetzt ſehe ich die Freuden
jener Welt lebhaft vor mir; nichts hängt mir mehr an, — gar
nichts!" Und nun betete jie das ganze Lied, deſſen eriter Vers
mit prächtigen Klängen beginnt:
Unter Lilien jener Freuden ſollſt du meiden,
Seele, ſchwinge dich empor!
Als ein Adler fleug behende, Jeſu Hände
öffnen dir die PVerlenthor.
Stillings ganze Seele zerichmolz in Thränen. Er ſetzte jih ans
Bette und wartete den Abſchied jeiner Seelenfreundin ab. ft
drücdte jie ihm noch die Hand mit ihrem gewöhnlichen Ruf: „Mein
Engel und mein Alles!" Oft wiederholte fie aber auch die Worte:
„Du kannſt durch des Todes Thüren träumend führen!“ und freute
fih des Troftes. Ihr geihah nad) ihrem Glauben. (Stillings
Lebensgejchichte.)
E3 war ein Lieblingslied Wilhelm Hofaders, des geiſtvollen
Zeugen de3 Evangeliums zu Stuttgart. In der Stürmithen Beit
des Jahres 1848 erlag er jeiner Arbeit. Am 12. April wurde er
in jeiner Töchterjtunde mit der Heilsordnung fertig, nachdem er
berrlich geredet hatte von der Erlöjung aus allem Übel der Sünde,
des Teufels, der Noth und Angit der Welt und vom Drud des
Leibes und dem Tode. Dabei führte er aus unſerem Liede den
dritten Vers ein:
Löſe, eritgeborner Bruder, doc die Ruder
meines Schiffleins, laß mich ein
In den fihern Friedenshafen zu den Schafen,
die der Furcht entrüdet jein!
Er jagte: „Der Heiland gab fich für uns in die Todesfluten hinein.
Nun iſt der Tod für den Glaubigen fein Tod mehr, jondern auf-
gehoben und ein Schlaf. Simeon jagte: ‚Herr, nun läffejt du deinen
iener im Frieden fahren!“ Er jah gleichſam die Karoſſe vorfahren,
wie dort Jakob den Wagen, der ihn zu Joſef führen ſollte.“ Das
war die legte Stunde, die er gab.
Aber jchon im Jahr zuvor jchrieb er, am 20. Februar 1847,
unter anderem: „Voriges Jahr glaubte ich ein paarmal, ich werde
der erite aus der Familie fein, der durch den Vorhang gehen dürfe.
D wie bald kann Er es machen, dab mit Lachen
unjer Mund erfüllet jei;
Er kann duch des Todes Thüren träumend führen
und macht uns auf einmal frei. ®. 6.
Es iſt noch um ein Kleines, jo ift auch unjre Wallfahrt zu Ende
und wir werden verjammelt zu unfrem Volke, — Lies dem lieben
Oheim das Lied von Allendorf vor: ‚Unter Lilien jener Freuden!‘
Sch habe es in meiner legten Krankheit auswendig gelernt, auch im
U Ausblick in die Herrlichfeit. Nr. 238.
Blid auf eine jelige Heimfahrt.” — Er follte fie im nädjiten Jahr
halten dürfen: 10. Auguſt 1848. (Chriftenbote. 1855.
Ein ebenbürtiger Nachklang iſt das Lied von Knack:
Laßt mich gehen, laßt mid) gehen,
daß ich Jeſum möge jehen —
welches in unſerer Zeit als herzinniges Lied nach Inhalt und Weije
jehr beliebt geworden tft.
Melodie: faccdcbag 1738 vgl. Pfälziſches Gejang-
buch. — Sonst nach den beiden Liedern im Freylinghaufenjchen
Geſangbuch 1704: „Hüter, wird die Nacht der Sünden“ ah cd
echaa, und: „Meine Armut macht mich ſchreien“ gabedd
es de bg. für die letztere ijt im Württembergiſchen Choralbuch
von Störl-Stögel 1744 eine andere: gdgabayg aa gegeben.
238. Die Seele ruht in Iefu Armen.
Ein zweites der Cöthnifchen Lieder, von dem Herausgeber der-
elben, dem Hofprediger Allendorf zu Cöthen, frei gedichtet über das
ünfjtrophige anonyme ältere Lied: „Ich ruhe mın in Gottes Armen ;
mein Leib jchläft janft und ſelig ein“, welches in „Einhundert an-
mutbig und jonderbar geijtlichen Liedern. Dresden 1694.“, ſowie
in „Slaubiger Kinder Gottes — Singeſchule. Ulm 1717.“ ſteht.
Es erſchien zuerſt einzeln gedruckt, findet ſich dann in den zu Star—
gard erſchienenen „Stimmen aus Zion 1740* und in der vierten
Auflage „der „Cöthnilchen Lieder, zweiter Theil. Cöthen 1744.“
mit der Überſchrift: „Bon einer dort im Schauen begnadigten Seele.
Offenb. 22, 4. ‚Sie jehen fein Angeficht und jein Name wird an
ihren Stirnen jein.‘*
Das Lied, im Tone des Hohenliedes zum Preis des Seelen»
bräntigams und des bei ihm zu findenden Lebens gedichtet, hat in
feinen dreizehn Verjen zwar manche Ausführung, welche dem ein»
fach hehren Gang eines Kirchenlieds nicht angemeſſen ift, aber auch
eine Fülle köftlicher Gedanten.
Auf dem \ Önen, von langer Zeit ber als eine Friedensaue
gepflegten, Friedhof zu Heilbronn am Nedar iſt einer lieben Tochter
ang dem Bürgerſtande, welche im jugendlichen Alter, da fie zu
manchen jchönen Hoffnungen berechtigte, dahin gegangen tit, ein
einfacher Grabjtein gelegt, aber auf demjelben die Snfchrift: „Die
Seele ruht in Jeſu Armen.“ Das will viel heißen. Allendorf legt
es V. 1 weiter aus:
Die Seele at in Jeſu Armen,
der Leib jchläft janft im .Erdenichoh ;
Nun kann fid Herz an Herz erwarmen,
die Ruh iſt unausiprechlic groß,
A Die fie nach wenig Kampfesftunden
bei ihrem holden Freund gefunden,
fie Shwimmt im stillen Rriedensmeer,
Gott hat die Thränen abgewiichet,
ihr Geiſt wird durch und durch erfriichet,
des Lanımes Glanz iſt um fie ber.
Koch, Kirchenlied. VI. 4
u > i « 5 . Va * “Tr y ; * 2 .
— ——— re‘, ash eh Se si:
1 Aushlid im ) Her lichkeit. 9 4 238, 8 —* ‚er *
re
Am erften Tag des Jahrs 1764 fagte der Dinfoms Chlip-
lius an der h. Kreuzfirche zu Dresden zu feiner Frau, obwohl er
noch ganz gelund war: Br trete heute in das wichtigite Jahr
meines Lebens; du wirft es jehen, ich jterbe im dieſem Jahre.“
Seine darüber in Thränen faſt zerfließende Frau tröftete er dann
mit den Worten: „Ich will dir zur Beruhigung einen Vers weiien,
daß du nur wiſſeſt, wie mir da jein wird und was ich nach meinem
jeligen Tode genießen werde.” Auf das jchlug er ihr in den „Stim-
men aus Zion” den 7. Vers dieſes Liedes auf und las ihr den-
felben vor:
Das Lamm iſt nun bei jeinem Hirten, es muß von jeinem Biſſen eſſen,
der es mit jeinem Blut erlöst: es trinft von jeinem Becher mit;
Wie herrlich läßt es fich bewirthen, Es Liegt in feinem Schoß und Armen
wie jühiglic wird es getröft't! und jchmedt ein ewiges Erbarmen
Das Schönethun ift unermeſſen; deß, der den Kreuzestod erlitt.
„Siehe nun, fuhr er fort, das Alles werde ich nun bald, bald, in
furzem genießen. Willft du mir denn dieſe große Seligkeit nicht
gönnen? Du kannſt auch Vers 6 noch dazu nehmen:
Nun it die Taube eingenommen,
die jonften nirgends Ruhe fand;
Sie ift zu ihrem Noah kommen,
fie fußt in jeiner milden Hand.
Wie kann fie nım jo ficher jigen
in den verflärten Wundenrizen,
da ift ſie ſturm- und wetterfrei;
Sie wird gefrönt aus Mund und Herzen
des Freumdes, der mit jo viel Schmerzen
bewieſen, daß fie jeine jei.“
Dieje zwei Verſe las er dann jeiner Frau vielmal, fajt jeden Tag
des neuen Jahres vor, zeichnete jte bejonders an und jagte Dabei:
„Dies Alles werde ich genießen, was von V. 6—11 da beichrieben
it, jobald nur meine durch das theure Blut Jeſu erlöste Seele
wird vom Leibe gejchieden fein. Ach eile, wie ein Simeon, obſchon
nicht nach Jahren, doch nach dem Frieden, hie davon. Ich habe es
erfahren, nicht im Traum, nein, in der That, was man an feinem
Heiland hat: Gerechtigkeit und Stärke.“ So ward fein Herz ;
und mehr von einer unausſprechlichen Sehnjucht nach jener Vo
endung erfüllt, die er aus herzlicher, umbejchreiblicher Liebe und
Verlangen, feinen Heiland von Angeficht zu ſehen, begehrte. Wie
er am Nenjahrstage geahnet, geihah es; er jtarb unerwartet Schnell
am 6. April des Jahrs, nicht lange nachdem er wieder an dieſem
Liede ſich erguict hatte. (Basler Sammlungen. 1819.)
: Vielfach Klingt auch in kirchlichen Betrachtungen Vers 4 an;
tie denn der Verfaſſer fich erinnert, wie ergreifend der jelige Bal-
mer in Tübingen einmal eine Predigt über das Evangelium vom
Taubftunmen, wo das Volk jagt: „Der Herr hat alles wohl-
gemacht!” abichloß mit diefen Worten:
Ja wohlgemacht Durchs ganze Leben,
recht wohl in meiner Todespein.
re
=
Sein mütterliches Tragen, Heben
bracht mich heraus, hindurch, hinein:
Heraus aus diejer Erden Lüften,
hindurch duch die Verſuchungswüſten,
hinein ins jchöne Kanaan,
Da ich auf Milch und Honigauen
den rechten Joſuam kann ſchauen,
der große Ding an mir gethan !
Melodie: Wie wohl iſt mir, o Freund der Seele.
239. Wad einer Prüfung kurzer Tage.
Aus Chriſtian Fürchtegott Gellerts (1715—1769, vgl. 6, 283 ff.)
„Beiftlichen Oden und Liedern 1757*, das letzte Lied mit dem Titel:
„Troſt des ewigen Lebens.“ — Ein Lied, das ficherlich nicht zu den
irchenliedern gehört, das aber ich als ein Kernlied des vorigen
Sahrhunderts dennoch bewährt hat, indem es, bejonders in feiner
zweiten Hälfte, für vieler Herzen Gedanken das entiprechende Wort
geboten hat. Es iſt von Herzen und darum auch Fin Herzen gegangen.
Wenn, um nur Ein Beispiel zu geben, Gellert in Vers 3 jagt:
Bald ftören ihn des Körpers Schmerzen,
bald das Geräufche diejer Welt, —*
Bald kämpft in ſeinem eignen Herzen
ein Feind, der öfters ſiegt, als fällt.
Bald ſinkt er durch des Nächſten Schuld
in Kummer und in Ungeduld. N
jo wird man fich erinnern müffen, wie Gellert jtets eine ſchwächliche
—
*
Geſundheit hatte und von ſolch ſiechem Körper aus eine umiberr
windliche Dunkelheit und Schwermutb auf jein Gemüth drüdte, io
daß Cramer von ihm jagt, es werde jelten jemand jo viel traurige
Tage gehabt haben, ala Geller. Bis ans Ende feines Lebens mußte
er Hagen über jeinen ſchwachen Glauben, über die Dumntelbeit feines
Geistes und die Erjtorbenbeit feines Herzens zu frohen Empfindungen.
Im fiebenten Vers, der die Seele tröftet: E
Da werd ich das im Licht erkennen,
was ich auf Erden dunfel jah,
Das wunderbar und Beiig nennen, X—
was unerforſchlich hier geſchah; €
Da denft mein Geiſt mit Preis und Dart
die Schidung im Zuſammenhang. >
bat Gellert wohl das vorgejchwebt, was von Melanchtbon berichtet
wird, daß man mach feinem Tod Papiere bei ihm gefunden habe,
auf deren eines er noch vor feinem Sterben kurz die Urſache ge
fchrieben, warum er fich auf den Tod freue. Die erfte war: weil |
er dann von allen Sünden los fein werde; die zweiter weil ee
dann jo vieles auf Erden Dunkle im Lichte erfennen werde, — ——
Don manchem Grabe hinweg baben wir ſchon den Trojt gehört:
„Da werd ich das im Licht erlennen, was ich auf Erden dunkel
ſah!“ 1 Por. 13. J—
Dem 10. Vers iſt ein Brief Gellerts am den Grafen Brühl
4* J
we
—2——
lieben Freund an dem jungen Herrn von Häſeler verloren, ber in
der Oſterwoche zu Sole an einer Auszehrung gejtorben if. Er
bat mir noch auf feinem Sterbebett einen Brier geichrieben, der
mehr Ruhm für ihm ift, als ein ganzes Bud. Er ijt lange mein
—— geweſen, von vortrefflichem Herzen und großer Geſchicklich—
eit; und fein Brief jchließt mit der Stelle:
‚Da werd ich dem den Dank bezahlen,
der Gottes Weg mich gehen hieß,
Und ihn zu millionenmalen
noch jegnen, daß er mir ihn wies.‘
(Da —* ich in des Hand
den Freund, den ich auf Erden fand.)
Welche Belohnung iſt jo ein Dank, mein liebjter Graf !*
Der 11. Vers bewahrheitete jich wiederum an ihm rk auf
die ſchönſte Weiſe. Viele Seelen wies er durch Lehre und Schriften
auf den guten Weg, viele ftudirende Jünglinge namentlich lehrte er
durch jeine oralen Borlefungen, die er mit dem größten Segen
bielt, den Pfad der ir Sag manchem verirrten Jüngling gieng er
liebreich nach, bis er ihn wieder zurüdgebraht. Schon in diefem
Leben hat ihm deßhalb mancher dankbar zugerufen: „Seil jet Dir,
denn du haft mein Leben, die Seele mir gerettet du.” So Fam
einſt ein preußischer Feldwebel zu ihm nac Leipzig und jagte ihm:
„Lach 33 Jahren Kriegspdienjt fehre ich jetzt heim nad) Liefland
und bin fünf Meilen umgegangen, Ihnen mein dankbares Herz zu
zeigen, denn Sie haben mich durch Ihre Schriften oft vom Böjen
abgehalten und zum Guten ermuntert. Gott jegne Sie dafür, mit
langes und ewigem Leben!“ — Einjt Iernte Gellert in Leipzig
einen verführten Jüngling fennen, der, von der Wolluſt zur Frei-
geijterei und allen möglichen Ausjchweifungen bingeriffen, unter
einer jchmerzlichen und edelhaften Krankheit, ohne — und
Troſt, der Verzweiflung preisgegeben, dem Tod entgegenſiechte. Da
drang es ihn, ein Werkzeug ſeiner Rettung zu werden. Er ſuchte
ihn zuerſt ſeines Mitleids zu verſichern und that mit großen Opfern
von Zeit und Liebe alles, was zur Erleichterung ſeiner —
dienen konnte. Er ſaß an ſeinem Bette, jo oft es ihm nur möglich
war. Sp erweicdhte er das Herz des Unglüdlihen, der am Glauben
Schiffbruch gelitten, und brachte es dahın, daß er fich nach hrift-
lichem Unterricht und Troſt aus Gottes Wort jehnte und allmählig
in der Gnade wuchs. Eines Tages num betete Gellert ganz allein
mit dieſem feinem geiftlichen Sohn, als derjelbe plößlich ſchwächer
ward, Die Hand des väterlichen Freundes ergriff, ihm herzlich dankte
und dann jtarb. Darauf entfernte jich Gellert mit zitternder Freude
voll Lobens und Dankens für die Hoffnung, die er hatte, durch die
Gnade Gottes etwas zur Rettung einer Seele beigetragen zu haben.
(Dorpat’iche Blätter. 1832.)
In einer jener moralischen Vorlefungen (2, 7, 4.) rief er denn
auch einmal jeinen Schülern zu: „Möchte ich Doch in dieſer Stunde
auch nur Einen frühen Verehrer gewonnen haben — wie glüdlich
ETeR 3
beizufeßen, worin ec fehreibt: „ch Habe vor wenig Tagen einen
rl —
— 8
wollte ich mi — Dieſe einzige That, wäre ſie nicht ſchon
eines ganzen Lebens werth? Ja, ich, theuerſte Jünglinge, ich trete
menſchlichem he nach bald und viel eher von dem Schauplake
dieſes Lebens ab, als Ste; allein in wenig Jahren — denn was
find dreißig und fünfzig flüchtige Jahre! — vereinigt uns alle die
Ewigkeit wieder. Da dankt mir vielleicht einer unter Ihnen, jo
wie ich dem Freunde danken werde, der mich den Weg der Weis—
heit geleitet:
Da ruft, — o möchte Gott e8 geben! —
vielleicht auch mir ein Jüngling zu:
Heil jei dir, denn du haft mein Leben,
die Seele mir gerettet dur.
D Gott, wie muß dies Glüd erfreun,
der Retter einer Seele jein !*
Ein neuerer Gottesgelehrter berichtet: „Es erzählte mir einer,
der viel gereist war, daß er fajt niemals mit einer Reijegejellichaft
————— ſei, mit der er nicht ein erquickliches und hoffent-
lic) nachhaltiges Wort über die Reife nach dem himmlischen Vater:
lande 7— ſprechen können. Ich äußerte nun meinen Widerwillen
gegen die abſichtlich herbeigezogenen Bekehrungsgeſpräche, er aber
erwiderte gelaſſen: Ich ſuchte nicht eher zu —— als bis ich
gewiß war, daß ich liebte. Ich vergegenwärtigte mir, was man
nur zu oft vergißt, daß wir Menſchen wirklich alle — 35
Brüder find, die demſelben Vaterhauſe angehören, die aber jo Leicht
des rechten Weges dahin verfehlen. Ich dachte an Gellerts Worte:
‚Da ruft (o möchte Gott es geben) vielleicht auch mir ein Selger
zu ꝛc.‘ Bei dieſem Liederverje wurde mir das Herz jedesmal weich
und warn. War nur erjt die Liebe in meinem Herzen, To fand
ſich auch jchnell die Brücke ins fremde Herz: e8 war, als ob ein
Sotteshaud aus dem einen Herzen ins andere führte und fie dort
mit einander verknüpfte." (Pilger aus Sadjen. 1841.)
Melodie: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, — Im Jahr 1797
ertigte Schulmeister N. F. Auberlen in Fellbach bei Cannſtatt bie-
ür eine eigene Melodie aus G Dur: hededchch, welde
zuerft im Württembergijchen Choralbud 1798 und dann auch 1828
erichten. Sie wurde an manchen Orten Württembergs jebr belicht.
240, Auferftehn, ja auſerſtehn.
Dem bahnbrechenden edlen Dichtergeiit Friedrich Gottlieb Nlop-
tod (1724— 1803, vgl. 6, 322 ff.) war am 28. November 1758
eine geliebte Meta geb. Moller durch den Tod entrifien worden,
nachdem er ihre Gemeinſchaft nur vier Jahre genoſſen. In ihre
Grabdenkmal hatte er die Juſchrift eingraben laflen: „Saat, vom
Gott gejäet, dem Tage der Garben zu reifen. ———— Klopitod
erwartet da, wo der Tod nicht ift, ıbren Freund, ihren Geliebten,
ihren Dann, den fie fo jehr liebt und von dem fie jo jehr geliebt
wird. Aber bier aus bieten Grabe wollen wir mit einander au
erjtehen, du, mein Mlopjtod, und ich, unſer Sohn, den ich dir micht
ve an, ber auch geftorben, begraben un
gebären konnte. Betet
IE. Ausblick in die Herrfichteit. Pr. 20. 698
ü . 240.
gi v ur 7 ar R \ L * F Pr
6A IM. Ausblid in die Herrlichkeit. Nr. 0.
a ‚ - we . 7 m.‘
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er
auferjtanden iſt.“ Mit zeug darauf We ex nun di e ‚Die sn
er:
und ließ fie im eriten rar. „Geiſtlichen Lieder 17
icheinen, mit der Überjchrift: „Die Auferjtehung.“
Das Lied wurde — durch Graun 1759 mit der nicht lange
vor ſeinem Tode erfundenen Arie: geaghedfedch, ge
ſchmückt, die überall befannt ijt und ſchon an vielen hundert Gräbern
mit ihren fanften, tweichen Klängen gar tröjtlich ertönte, für den
Gemeindegeſang aber freilich nicht brauchbar iüft.
Sp wurde denn dem Dichter jelbjt auch dies Lied zur lebten
Ehre, als feine irdiiche Hülle unter feterlicher Begleitung von vielen
Humderten am 16. März 1803 zu Ottenſee bei Altona an die Seite
ſeiner Meta niedergelegt wurde. Perthes jchreibt: „Sein Leichen-
begängnig gab die Achtung zu erkennen, die Hamburgs und Altona’s
Bewohner für ihren Mitbürger gehabt. Als die —* aus der
Kirche zur Gruft getragen wurde, ſang ein Chor von Mädchen:
Auferſtehn, ja auferſtehn wirſt du,
mein Staub, nach kurzer Ruh;
Unſterblichs Leben
wird, der dich ſchuf, dir geben. Hallelujah.
Es war ein überans ergreifender Augenblid.“
Manche Melodieen find für das Lied erfunden worden; von
E. Ph. Em. Bach, mitgetheilt in den neuen Melodieen zum Ham—
burger Gejangbuch 1787 und in Nordveutichland heimiſch: de es
debab e; von Knecht, mit DREH harakter: cege ac
faag, und von Pfarrer Chriftmann, mit lieblichen Klängen:
dehdededceh, beide 1793 entitanden und im Wiürttem-
bergiichen Choralbuch 1798 mitgetheilt; von Conrad Kocher:
ecdefgahedg, jhon im Württembergiichen Choralbuch
1828, das er mitbejorgte, mitgetheilt. — Außerdem finden fich im
Choralbüchern der Neuzeit noch folgende zwei vor: es gbg as
be des von unbekannter Urheberſchaft, theilweife in Nord-
deutichland gebräuchlich, und: fi gaaaah cs d von J. W.
Stadler, Stadtcantor und Rektor in Bayreuth (F 1819), in Bayern
gebräuchlich. — Johann Gottfried Schicht hat eine ſchöne Melodie
in feinem Choralbuch mitgetheilt, die jpäter (1842) C. M. Kunz
für vier Männerjtimmen mit vier Pojaunen eingerichtet hat.
Wir ſchließen Lieder- und Melodieengejchichte mit dem Hallelujah
des legten Verſes:
Ad, ins Allerheiligite Führt mich
mein Mittler dann, lebt ich
Im Heiligthume
zu feines Namens Ruhme. Hallelujah.
x ’
%
|
Anhang.
D Herre Gott, dein göttlihs Wort.
L-
x
Eine hymnologiſche Studie zur württembergifchen Geſchichte.
Das geijtesfräftige Lied, das auf Seite 118 f. eine überficht-
liche Behandlung erfahren hat, gehört zu den Kernliedern der Re—
formationgzeit. Es erſcheint zuerjt im Erfurter Endiridion 1527,
welches die Stuttgarter Offentliche yore bejigt, und von da an in
den allermeijten Geſangbüchern des jechzehnten, ſiebzehnten und acht-
‚zehnten Jahrhunderts. Das „hübſch geyjtlich Lied“ it von Luther
in jeiner Anonymität jchon 1529 übernommen worden, und Die
Iutherifche Gemeinde hat ihm Zeugniß gegeben. Leonhard Ulrich
Buroner jchreibt — Serpilius von dieſem Lied: „Es gehöret
unter die heroiſchen Geſänge; es iſt ein Pſalm der Starkglaubigen,
welchen wir uns billig nicht nehmen noch zu ſingen wehren laſſen.“
Dr. Schleupner zu Baireuth rühmt von ihm, daß es aus freudigem
Geiſt und aber Großmüthigkeit componirt worden. Darum
wurde e8 auch gerade jo wie „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort!”
den Päpftlichen ein Dorn im Auge, welche 1604 zu Angolitadt eine
Parodie ausgehen ließen, deren Anfang jo lautet:
O Herre Gott, dein göttlih Wort
iſt lange aufrecht blieben,
Bis dur Ungnad fo großen Schad
daran die Ketzer trieben — —
a näher Liegt das Jntereffe, nad dem Dichter zu fragen. So
viel mir befannt it, bat nur Dlearius im feinem ——
Anfang des vorigen Jahrhunderts eine Vermuthung in dieſer Rich—
tung gewagt. Er bezieht ſich nemlich auf eine Stelle in Cyrialus
Spangenbergs Adelsſpiegel II, 7, 20. ©. 95b, wo dieſer von Paulus
Speratus jagt: „Er hat auch ein ernſt eifriges Lied gemacht wiber
der Bäpſtlichen vermeinten Braktiten und deren dem Papſtthum zus
gethanen weltlichen Fürjten Toben und Dräuen, auf dem Reichstag
wider die lutheriſch Lehr und Lehrer fürgenommen und zum Theil
aud) a ; darinmen er ihnen ne die Laudes recht lieſet
und die Unfrigen zu bejtändiger Bekenntniß vermabnet.“ Dlearius
meinte nun, dieſe Pe paſſe auf unfer Lied. Allein fie paßt
nicht. Unſer Lied ift vor dem Neichstag zu Augsburg abgefaht,
und es trägt nicht jemen jcharf bezeichneten Inhalt in ſich. Mag
man zugeben, daß es nach Form und Inhalt den Liedern von
Speratus nahe fteht, jo iſt doch feitzuitellen, dah Spangenbergs
Worte fich einzig und allein auf das Lied von Speratus beziehen:
Es iſt der Neichstag für,
und nichts beichlofien.
3
Dazır kommt, daß wenigitens Eine Spur auf einen
andern Verfaffer weist. Der Hymnologe Serpilius in Negensburg
nemlich berichtet in ſeiner „Prüfung_des Hohenfteiniichen Gejang-
buchs 1716“ ©. 497, er habe „das Original in forma patente mit
vier Stimmen eingejehen, darin der Autor mit den Buchitaben A
3 W erprimirt war.“ Er ijt nicht auf Entzifferung diejer Buch—
ftaben gekommen, jondern hat uns diefelben einfach binterlafien, jo
daß ich oben jagen mußte: „Bis jebt hat ſich dieſe Dede nicht
lüften laſſen.“ Aber jo wenig wir Grund haben, zu zweifeln, daß
die Angabe von Serpilius auf einen eriten Drud und auf einen
iftorischen Grund und Boden weist, jo jehr ijt der Verſuch einer -
ntzifferung diejer Chiffre bei einem Kernlied der Reformationgzeit
berechtigt. Eine Reihe von Erwägungen in diejer Richtung möchte
ich nicht zurüdhalten, dahin gehend, daß die Chiffre einen Fürften-
namen bezeichne, und bedeute: „Ulrih, Herzog zu Württemberg.“
Für einen Theil derjelben fand ich, nachdem meine Vermuthung
ichon länger feititand, die Zuſtimmung des bedeutenditen Meijters
auf unſrem Gebiete, Philipp Wadernagels. Derjelbe jagt nemlich im
„Kirchenlied“ II, 124: „Das könnte A. Herzog zu Württemberg
beißen.“ Dadurch bejtärkt, gebe ich num daran, meine Löjung des
Räthſels näher zu entwideln.
Daß fürftliche Perſonen je und je zur geiftlichen Liederdichtung
fich gezogen fühlten, iſt ja vielfach nachzuweiſen. Sind auch einige
Lieder in der unmittelbaren Umgebung des unfrigen, wie das
Markgraf Cafimir Lied: „Capitan Herre Gott“, das Markgraf
Georgen Lied: „Genad mir, Herr, ewiger Gott“ und das Lied der
Königin Maria von Ungarn: „Mag ich Unglüd nit widerjtahn“ nicht
aus fürftlicher Feder entiprungen, jondern nur dieſen zu Ehren ges
jungen, jo haben wir doch gerade im württembergijchen Fürſten—
bauje des jechzehnten Jahrhunderts mehrere Beiſpiele fürftlicher
EVEN Hr Wir befiten ein Lied von dem jüngeren Bruder
Herzog Ulrichs, Graf Jörg von Wirtemberg, das im „Nüw gjang-
büchle. Zürich 1540“ erjchten und (vgl. Wadernagel III, 800 f. 377)
jo beginnt:
Das ich nit fan ſünd lan,
it mir ein lajt, kränkt fat
beid Leib und Seel, darum ich will
meim Gott die Schwachheit Hagen.
Derjelbe hat in dieſes jein „Klaglied wider Fleiich und Blut“ feinen
Wahlipruch „D' Stund bringts End“ hineinverflochten, woran das
Ganze als Lied des frommen Grafen zu erkennen it (vgl. Heyd,
Herzog Ulrich 3, 594 ff.). Sodann haben wir von Ulrichs L,
- dem Sohne Chriſtofs, Herzog Ludwig von Wirtemberg, eine jehr
gelungene Dichtung: „Dieweil mein Stund vorhanden ift“, einen Nadj-
Hang von dem befannten Hermanſchen Lied: „Wenn mein Stündlem
vorhanden iſt“, welchen das Württembergiiche Geſangbuch von 1841
nit Recht als fürftliches Teitament bewahrt hat; vgl. S. 6075.
Auch Herzog Friedrich, jein Nachfolger, hat ſich in geiſtlicher Dich—
4 « 4 * —
Et u A re Faden h a”
O Here, Gott, dein göttliche Wort. 69
REN —
*
=
- bung verjucht. Es wäre alſo nichts Fremdartiges, wenn jenes id
von Herzog Ulrich jtammte. E
Auf den erjten Blid in jeine Geſchichte jcheint freilich Herzog 8*
Ulrich alles eher geweſen zu ſein, als Sänger eines geiſtlichen Lieds. f
Ein reichbegabter, aber durch frühe Selbjtändigfeit verwöhnter Fürſt,
unrubigen Geiſtes und unjtäten Lojes, verzehrte er jeine beiten Jahre
im Kampf und im Bejtreben, jein Reich un gergoatjum wieder zu
gewinnen, aus welchem ihn die mißregierte Landichaft ziehen ließ
und die öjtreichtiiche Gewalt trieb. Sp war er viel eher ein Mann
des Degens als der Feder, der That als des Worts. Dennoch la s
in ihm die Fähigkeit auch zu anderen Dingen, als zu Krieg u a
Sturm, Er war in _ Jugend nicht mur ein Freund der Mufik, |
jondern er bejaß auch eine wohlflingende Stimme und war jogar
componendi gnarus (vgl. Heyd, Herzog Ulrich I, 92). Wenn Heyd -
in den erjten Heften der Studien der württembergiichen Geiftlichkeit E
eine Abhandlung überjchreiben konnte: „Herzog Ulrichs Verdienſte *
um den Kirchengeſang“, ſo mögen dieſelben zwar nicht bedeutend *
eweſen ſein, aber jedenfalls geht daraus hervor, daß Sang und
Dichtung dem jugendlichen Fürjten nicht ferne lag. In ins .
Negentenjahren ijt jein Stil fürnig, wißig, rei an Bildern und
Sprihmwörtern, von jcharfem Gepräge, wofür jchon feine Wahl—
jprüche vor feiner Wendung zum evangelischen Bekenntniß zeugen:
„Sch habs im Sinn!“ und „Hindurch mit Freuden!“ Ja in dem
eben von Herzog Ulrich, das der Chronist Betz (bei Ayrmann, %
Sylloge) gejchrieben hat, wird uns berichtet, daß der fürjtliche >
Züngling, frühe ſchon an Sabine von Bayern verlobt, einer 7
Jugendliebe nachgegeben umd der jchönen Eliſabet, Tochter des —*
Markgraf Friedrich von Brandenburg, da fie in Nürtingen weilte, —
öfters nach dem Abendeſſen mit einem Trompeter, der ein ſehr
— Zinkenbläſer geweſen, ein Hofrecht habe machen (ein Ständchen
abe bringen) laſſen und ein Liedlein gemacht habe: „Ich jag mein
Kom ins Jammerthal.“ Scon Dieter Anfang deutet auf einen P
umigen Ausdrud einer ansfichtslojen Liebe; und es iſt manchen
Lefern vielleicht von Werth, das uns in Sebaftians Ochjenhin’s a
Tabulaturbuch, Heidelberg 1558 und ſonſt aufbebaltene Liedlein a.
fennen zu lernen, wie es im Uhlands VBollsliedern I, 1, 481 zu
leſen iit: N
1510,
Ich ichell mein horn ins jammertal, 4
mein Freud iſt mir verſchwunden; RXd
Ich hab gejagt, muoß abelon,
das wild lauft vor den bunden.
Ein edel tier in dieſem feld 2
hat ich mir außerkoren, ni
das ſchieht ab mir, als ich wol jpir,
mein jagen ift verloren.
Far hin, gewild, in waldes Inft! }
ich wil dir nimmer jchreden “
db in. ad Bu
700
Mit jagen dein ſchueeweiße bruft,
ein ander muoß dich weden
Mit jägers gihrei und Hundes bif,
daß du mit magit entrinnen;
halt did) in huot, mein tierle guot!
mit leid jcheid ich von binnen.
Rein 55 ich fahen kan,
das muo oft entgelten;
Noch halt ich ſtät auf jägers ban,
wie wol mir glück komt ——
Mag mir nit gbirn ein hochgwild ſchon,
ſo laß ich mich beniegen
an haſenfleiſch, nit mehr ich heiſch:
das mag mic nit betriegen.
Es iſt die achtzeilige Strophe, in welcher auch „O Herre Gott, dein
göttlih Wort“ gedichtet ift und welche damals für Jägerlieder fo
ut tie für geijtliche Lieder al3 beliebte Form verwendet wurde.
ch jehe feinen Grund ein, den Ausdrud, Ulrich habe dies Liedlein
gemacht, anzuzweifeln; es paßt in feinem Wehmuthston und aud)
in jeinem jcherzenden Gegenſatz zwischen dem „Hochgewild und Hajen-
fleiſch“ vortrefflich in des zögernden Herzogs Herz und Mund.
Bon dieſen idylliichen Dingen des, dreiundztwanzigjährigen Her—
3098 haben ihn jchon die nächſten Jahre weit hinweggetrieben. Es
traten Zeiten der höchſten Noth ein, wo das „Jammerthal“ und
das „Abelan“ im tiefiten Sinn ſich erfüllte, nicht ohne große Schuld
des Fürjten. Und auch da hielt er Gejang umd Wut jo lange,
wie nur irgend möglich, feit; Sänger und Jäger waren die legten,
welche der Verbannte zu Mömpelgard ziehen ließ, wenn er ſich in
der Geldflemme nicht mehr zu helfen wußte. Dieje Noth aber lehrte
ihn befanntlich beten und führte ihn der reineren Erkenntniß des
"Wortes Gottes zu. Wunderlicherweife war dies der einzige Punkt,
in dem Ulrih von Wirtemberg mit Sabina von Bayern —
ſtimmte. In Baſel durch den treuherzigen Hartmuth von Kronberg
—* mit dem Evangelium bekannt geworden, beſchützt er die Pre—
igt deſſelben durch Farel zu Mömpelgard und läßt bereits im
Jahre 1524 Luthern „Gnade von Gott zu mehrerer Erleuchtung“
wiünjchen, da er demſelben als Ausdrud feiner Hochachtung feine
Bittjchrift an den Reichstag zu Nürnberg in einem Abdrud über-
Ben ließ. Bon da an durfte ihn Luther, wenn er auch mit dem
iSherigen Gang Herzog Ulrichs nicht einverjtanden fein konnte, zu
den Fürjten Bd welche dem Evangelio geneigt waren. Iſt es
doch auch den Schweizern, befonders Zwingli, nicht anders ergangen.
Der letztere iſt vollftändig überraiht, daß er aus einem Saulus
ein Paulus geworden jet, und bezeugt jpäter 1530 von —— er
ſei perspieuo ingenio, consilio promtus, animo infractus. Landgraf
Philipp von Heſſen durfte ſchon 1526 auf dem Reichstag zu Speyer
den Gejandten Ulms mit Recht jagen: „Er ift gut auf dem Evan-
gelj!” So hat Kugler es als Thatjache in jeinem „Herzog Ulrich“
bingeftellt: „In den demüthigenden Jahren des Erils füllte er fi
P7 — 2
—— > — u * — Bett
we AB Te ns,
200 Berne Gott. dein göttliche Wort m
mit den tiefften und edeljten Gedanken, von denen die Zeit erregt 3
wurde; er wurde innerlicher, jelbitlofer, edler.” Als er ım Januar
1527 an den Hof feines Vetters Philipp von Heffen überjiedelte,
war e3 auch eine verhältnigmäßig gen Beit; er dachte zunächſt
an nichts Exrnitlicheres zur jofortigen Gewinnung jeines Ländcheng, va
war aber voll Hoffnung und von den reformatorischen Gedanken £
umgeben ımd gehoben. — — |
In dieje Zeit nun, jei e8 zu Mömpelgard oder zu Marburg,
müßten wir das Lied jegen, wenn es ihm zugehörte. & der That
eine hiſtoriſche Situation, in welche unſer Lied vortrefflich taugt,
wenn e3 beginnt in Vers 1:
O Herre Gott, dein göttlich Wort
ilt lang verdunfelt blieben,
Bis durch dein Gnad uns ijt gejagt,
was Paulus hat gejchrieben i
Und andere Apojtel mehr Br
aus deim göttlihen Munde: a
da3 danken dir mit Fleiß, daß mir J
erlebet han die Stunde. RANR
Vergleichen wir das Lied ſelbſt genauer mit unſerer Ver
muthung, jo heben wir zumächjt zwei Verſe heraus, welche Diele
in ganz überrafchender Weije jtügen. Ein Brennpunkt des Lieds jr
liegt im vierten Verſe, welcher jpäter, bejonders in der Interims— :
zeit, ein Stein des Anſtoßes der Widerjacher, für die ganze Refor- —J—
mationszeit aber ein Lieblingsgedanke geworden iſt. Er lautet:
Allein, Herr, du mußt jolches thun
aus ganz lauter genaden ;
Wer ſich dei tröjt, der ijt erlöst k
und kann ihm niemand jchaden : 6
Ob wollten gleich Bapit, Kaifer und Reid)
fie und bein Wort vertreiben,
iſt doch ihr macht gegen dir nichts geacht,
ſie werdens wohl laſſen bleiben.
Nicht bloß iſt dieſer —3 — ein treffendes Vorſpiel des berühmten
Verſes 3 und 4 von „Ein feſte Burg iſt unſer Gott“, ſondern auch die
Beziehung auf „Bapit, Kaiſer und Reich“ erjcheint mir als eine jo
nachdrücklich, daß ich nicht glauben kann, es ſei nur eine Veran—
— der Gefahren des Wortes in's Blaue hinein; es handelt
ich hier um den Ausdruck einer perſönlichen Erfahrung. Wer aber
atte es damals mehr mit Papſt und Kaiſer zu thun, als Luther?
nd wer mehr mit Kaiſer und Reich, als Herzog Ulrich? Dieſer
it der Vertriebene des Kaiſers und Reichs in bejonderem Maße
eweſen und Dadurch im feiner Leit fait iprihwörtlih geworben
Agrikola). ALS er nun in der Fremde auch dem Evangelium ſich 2
- zugewendet hatte, jo mußte ev noch den Haß der päpitlichen Bart
mit im den Kauf nehmen. Unſer Vers iſt aus feinem inmerjten
und feinem äußerlichen Leben berausgeiprocen. 7
Ein weiterer Brennpunkt liegt im dem jechsten Vers, Der
Herzog hatte fich Statt feiner früheren Wahlſprüche, jobald er ih
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702 Be en |
dem Evangelium zugewendet hatte, den neuen gewählt: „Gottes
Wort bleibt in Ewigkeit.“ Wenn ein Fürſt, der durch ferne all-
gemeine Lage nicht eben zum Dienjte der Muſen Muße beſitzt, ein-
mal vom Prang jenes en zu einer Dichtung getrieben wird,
jo erivarten wir fait, daß dent geiitlichen Liede jeine geiftliche Deviſe
nicht fehle, gerade jo wie wir es oben bei feinem Bruder gefunden
haben. Und nun lautet Vers 6:
Ich glaub ganz gar, daß es jei wahr,
was Paulus uns thut fchreiben:
Ehe muß geichehen, daß alls vergeh,
dein Göttlich8 wort Toll bleiben
In ewigfeit; wär es jchon leid
vielen harten veritocdten herzen:
fehren fie nicht um, wie wird am Trumm
der Teufel mit ihn'n ſcherzen!
Kann nun, frage ich, Ulrichs Wahlipruch deutlicher hervortreten,
als in diefem Verſe? Man vergleiche weiter unten Herzog Ulrichs
Worte vor jeinen Ende, wo der Wortlaut bi3 ins Einzelnjte jtimmt.
Selbit das Muttermal, das dem Gitat im Verſe anhängt, daß es
Paulus jtatt Iefajah (40, 8), Ehriftus (Matth. 24, 35) und Petrus
(I, 1, 25) zugeichrieben wird, iſt mir eine Andeutung, daß bier
nicht ein sEriltfunbiger Theologe, jondern ein vom pauliniichen
Geiſte der Freiheit (vgl. V. 1) angewebter Laie redet. Ein ſolches
freies Schalten jieht einem Manne des Schwertes gleich, nicht einem
Manne der Feder. — Ich glaube, diejen beiden Verſen iſt fir meine
Vermuthung das höchſte Gewicht beizulegen.
Aber jeder Vers gibt ung Züge, in welchen Saiten angejchlagen
find, die nach der jonjtigen Gejchichte im Gemüthe des Herzogs ge-
Hungen haben. Jene jchöne Stelle im Abgejang des friichen erjten
Verſes, welchen wir oben gaben: „Das danken dir mit Fleiß, daß wir
erlebet han die Stunde!“ erinnert uns mit bejonderer Kraft an jenen
wichtigen Augenblick in der Neformationsgeichichte Württembergs,
als am 2. Augujt 1534 im Schlofje zu Stuttgart Schnepf und
Blarer fih in Gegenwart des Herzogs mit einander über der
Abendmah Kr einigten, und dev letztere ausrief: „Das walte
Gott! Es ſoll eine gute Stunde fein; dabei jolls bleiben !* — Der
weite Vers ift ganz wie der erjte ein Jubellaut des Dankes für
en neuen Einblie in die göttliche Wahrheit:
Daß es mit macht an tag it bradt,
wie klärlich ift vor augen:
Ach Gott, mein Herr, erbarm dich der,
die dein it thun verleugnen
Und achten mehr auf menjchen leer, J
denn dein Göttlich geboten:
Gib ihn'n verſtandt, daß ſolcher tandt
ihn’ helf aus feinen nöten. ;#
Paßt das nicht trefflich in den Mund eines Fürften, dem nicht wie
Luther allmählich, jondern plötzlich durch jeine Leidensgenofjen Die
Klarheit des Evangeliums aufgegangen it? — Der dritte Vers,
——
Äh,
| ns bg a —
e DEE
— ‚ve Gott, dein göttlichs Wort. 703
a ».
. .
>
von welchen der alte Schamelius bemerkt: „das ganze wahre
Chriſtenthum in Einem Verſe!“ lautet:
Wilt du nun fein gut Chriften jein, 5
jo mußt dur erjtlich glauben: J
Setz dein vertrau, Ba feit bau 3
Hoffnung und lieb am glauben. *
Allein durch Chriſt zu aller friſt
dein nächſten lieb darneben: 3
Das gewiſſen frei, rein herz dabei, Fr
wird fein Creatur dir geben.
Wenn der Sänger hier jagt: „Seh dein Vertrau!“ Klingt diejes
Wort voll evangelifcher Kraft nicht als ein verflärter Widverhal
und Nachhall jenes Attempto jeines erlauchten Wetters Eberhard
im Bart? Ja ift es nicht die Verklärung feiner eigenen bisherigen
Loſung: Stat animo! „Ich habs im Sinn?“ Hi
Indem wir hier Vers 4 übergehen, begegnet uns Vers 5: b
Hilf, Herre Gott, im dieſer not, J
daß ſich die thun bekeren,
Die nichts betrachten, dein wort verachten
und wöllens auch nicht leren:
Sie ſprechen ſchlecht, es ſei nicht recht,
und habens nicht geleſen, — *
Auch nicht gehort das edle wort: —J—
iſts nicht ein teuffeliſch weſen? —J—
Spricht ſich nicht an dieſen Stellen neben dem Mitleiden mit den Ser
renden auch jener Troß aus, welcher in Ulrich Natur lag und n
der Schweizer und Basler Umgebung auf die Feinde des Evange-
liums bejonders gelenkt wurde? — Der jiebente Vers lautet:
Gott ift mein Herr, To bin ich der, “
dem sterben fommt zu gute,
Dadurch uns halt aus aller lait
erlöst mit deinem blute. —
Das dank ich dir, drum wirſt du mir
nach deiner verheißung geben. ,
Was ich dich bitt, verſagſt mir mit N
am tod und auch am leben.
Diefen ganzen Vers mit feinem Anfangston „Bott ijt mein Hewl®
finde ich in jenen denhvürdigen Worten wieder, welche diefem id
nicht nur im feinen Gedanken ebenbürtig, jondern auch entihieden
ähnlich find, da er zu Tübingen am Tag vor jeinem Tode, dem
5. November 1550, zu den Umjtehenden jagte: „Sehet zu, ihr
Diener, der ich viel Schmerzen umd Herzeleid zu meiner Zeit erlitten
hab und durch manchen Unfall und große Noth gejagt bin worden
‚und wohl geübt in dem Orden derer, die Chriſto das ni ya *
nachtragen; da lieg ich jetzt in Gottes Gewalt und will ſolcher.
—— das n mit dem Tod vertaujchen, daß mir Gott
adurch das ewig Leben foll geben und mich durch Ehriftum ers
hören. Denn Chriftus ift allein mein Hort, mein Schild und Hoff-
nung im Leben umd Tod, Der wird mich aus aller Noth erlöjen.
Denn Gottes Wort wird ewig —— und wird ehe der Himmel
und Erde vergehen. Das iſt mein Zeichen hie geweſen.“
Der Schlußvers ſtimmt gleichfalls mit dieſen Gedanken:
Herr, ich hoff je, du werdeſt die
in keiner not verlaſſen,
Die dein wort recht als treue knecht
im herz und glauben faflen.
Gibſt ihn’n bereit die feligkeit
und laft fie nicht verderben;
D Herr, durch dich bitt ich, laß mid)
fröhlich und willig jterben !
Dieje Strophe jcheint jich vielen bejonders eingeprägt zu haben.
Ein jterbender Mann jagte auf jeinem Lager: „Dies iſt meines
Bedünkens das allerichönjte und bejte Gejäh im ganzen Gejangbud).
Bon Herzen hab ich mich gefreut, jo oft es in der Kirche iſt ge-
jungen worden. Ich hab es vielmals mit allen Freuden gejungen,
auch daraus meinen beten Trojt und die gewiſſe Buverficht em⸗
pfangen, Gott werde mir die Bitte gewähren und mich fröhlich,
willig und ſelig ſterben laſſen.“ Der Ausdruck der Hoffnung aber,
welcher den Anfang des Verſes jo treffend jchmücdt, iſt auch der
Stimmung Herzog Ulrich in jenen Jahren der Entjtehung unſers
Lieds entiprechend. Er pflegte dazumal oft zu jagen: „Ich bin ein
armer vertriebener Fürjt. Wer mir dienen will, muß auf Hoffnung
dienen. Führt mich Gott wieder in mein Land zurüd, wer dann
meine Mühle mahlt, der joll dann die jeinige auch mahlen.“
Ich bin natürlich weit entfernt, den zuleht angeführten Paral—
fefen zu viel Beweiskraft zuzutrauen. Aber fie mögen vielleicht
noch mehr in ihrem Inhalt als in * Form beweiſen, daß der
Fürſt, welcher in ſeinen früheren und ſpäteren Lebenszeiten ſolches
ausſprach, in den Tagen ſeiner erſten Crfaffung des evangelischen
Glaubens wohl zu der Blüte jenes Liedes getrieben jein konnte. —
Es wäre eine aus dem Kreuz im Glauben gejproßte Blüte, eine Paral-
lele zu Luthers: „Nun freut euch, liebe Chriſten gmein“ und ein
Vorſpiel zu deſſen gewaltigem Heldengejang: „Ein fejte Burg ift
unjer Gott!“
Eine ganz neue Seite der Beweisführung für die Ucheberjchaft
unjeres Lied wäre gewonnen, wenn nachgewiejen werden könnte,
daß auch die Melodie unjres Liedes: e ce ag g ec de, welche dem-
jelben von Anfang an zugehört hat und ausjchließlich verblieben it, auf
den Herzog jelbit zurüdzuführen wäre. Daß die prächtige Weile,
aus welcher auch für andere Melodieen, bejonders „Nun lob, men
Seel, den Herren“, Motive geholt worden find, aus einem Boll
lied entjtanden jet, it ganz und gar ee Und wenn
nun Winterfeld I, 213 jagt: „Die Ban friiche Werje trägt durch
den in ihr vorwaltenden rhythmiſchen Wechjel, der da und dort im
unbedingt herrſchendes dreitheiligs Maß hinübergebildet worden,
ganz das Gepräge des Volksmäßigen;“ jo erhebt ſich die Frage, ob
nicht ebenjo, wie das Versmaß des getftlichen Liedes mit jenem
weltlichen Liebeslied zu Nürtingen ftimmt, auch die geiftliche Melodie
—* * Ang.
D Herre Gott, dein g
705
aus jener Jägermelodie heransgebildet worden ift? Wenn wir Die
beiden Süße für das weltliche —* in Forſters „Friſchen Liedlein,“
den einen von Ludwig Senfl, den andern von Ottmahr vergleichen,
fo finden wir charafteriftiiche Stellen mit unferer Melodie zuſammen—
jtimmen, und unjre Bermuthung wäre, daß vielleicht Senfl, der am
Hofe der Schwäger Herzog Ulxichs ſich befand, der Urheber nicht
nur des Sabes für die weltliche Weiſe, jondern auch der Umbildung
diefer zur geiitlihen Melodie gewejen jei. Doch hierüber unter-
fangen wir uns feiner jachtundigen Enticheidung.
Es bleibt mir nun übrig, noch meine Anficht über jenes U in
der Chiffre U 9 3 W auszufprechen, ohne welches die Hypotheſe
zur Evidenz gebracht wäre. An und für fich ließe fich eine abjichts-
(oje Verwechslung, d. h. ein Drucdjehler, im jogenannten Original
bei Serpilius wohl annehmen. Wie viele jolche Drudfehler find im
den alten Druden mit untergelaufen; und wer die Drude der da-
maligen Zeit, wie ſie in Luthers Werfen oder auch in dem mir
ph ee Erfurter Enchiridion ich daritellen, kennt, wird zwiſchen
A und B in der That einen kleinen Unterjchied finden. Allein
mindejtens ebenjo nahe liegt die andere Erklärung, daß nicht mur
abjichtlich bloß eine Ehiffre, jondern ebenjo abjichtlich eine räthſel—
hafte gegeben jei. Herzog Ulrich hatte Grund, mit dem Hervor—
treten jeines evangelischen Standpunftes wenigitens vorderhand vor-
fichtig zu fein, um fich nicht dem Kaiſer ur Reich gegemüber die
Schwierigkeiten ſeiner Stellung furchtbar zu häufen. Wäre er im
einer gar zu ausgeprägten Weiſe hierin bervorgetreten, jo wären
einzelne Fürften, die für jein herzogliches Necht eintraten, ſcheu ge
macht worden. Er gieng darum jchon in Mömpelgard bei der
Farehſchen Sache in einer für fein Temperament merbwürdig rubigen
Weiſe vor. So iſt denn fein Name in den Gejangbüchern über
haupt nicht genannt, und auch in dem Einzeldrud nur durch eine
verdedende Ehiffre angedeutet worden. — it das U eine Verbüllung
und nicht ein Drudfehler, jo it es im der That auch micht ganz
ohne Begründung. Könnte man nicht denken: „Autor, Herzog zu
Württemberg?“ Oder kann man nicht Melanchtbon zu Hilfe rufen,
der im Februar 1534 jcehreibt: De negotio Alariei plane in eo sum
ut arbitrer, eam rem, nisi Deus prohibeat, universae Germanine alla-
taram mutationem maximam, Indem Melanchtbon bier den Herzog
„Alaricus“ nennt, bezeichnet er ihn, mit unſrer Chiffre zu reden,
wirklich a8 AHZW. — Ob Luther je erfuhr, von wen dies Lieb
ſtammt, ijt ſehr die Frage. Er nahm daffelbe nicht als Original
in feine Geſangbücher auf; er befam es aus dem nicht von p
ſtammenden Erhurter Endiridion 1527, und das Lied ſprach für
I jelbjt. Der Herzog aber war fein Mann, der hernach auf eine
IA
öftlichs Wort.
olche Leijtung um jenes Namens willen einen bejonderen Werth
egte. So gieng es ohne den Glanz des fürjtlihen Namens im
jeiner eigenen Kernbaftigkeit feinen Weg und bewährte ſich an ben
Herzen der Gemeinde noch in den jpäteren Zeiten, — gleich feinem
Vertaffer, aber in befferem Sinne, ein Zeichen, dem wideriprochen
wurde,
Koch, Kirchenlieb. VII, 45
J⸗
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. 706 Anhang. D Herre Gott, dein göttlihs Wert
Es eint dem Verfaſſer dieſer Abhandlung nicht ohne Werth,
dem Lied * Stellung in der — wieder gegeben zu n.
Nach der Sage des Shtwäbifchen olts kam der vertriebene
manchesmal verkleidet in fein Land und wurde in den Burgen
Alb etwa eingelafien bei dem Rufe: „Der Mann ift da!” Ohne
Namen, aber als Mann 37 durch ſein Land; ohne Namen, aber
als Heldenlied wirkte ſein Geſang. — Und iſt es nicht von ſchöner
Bedeutung, daß wir nun aus ſeinem Leben zwei Lieder kennen, welche,
in der Form verwandt, im Inhalt yänzlich geichieden, die zwei Ub-
ſchnitte feines Lebens bezeichnen? Als er jenes weiche und weh—
muthsvolle Jägerlied machte, einer irdiichen Liebe zum Ausdrud,
da mar es eine Weiffagung voll trüber Zukunft: „Ich jaet mein
- Horn ins Jammerthal!* Hernach ergriff ihn, mie De
jagt, „Eine Neigung ſtark und innig, die zur evangeliichen Lehre.*
Diejer zweiten höheren Liebe diente das fräftige glaubensvolle Lieb
um Ausdruck, in dem der Ton nun auf befierem Grunde waltet,
en er men gerne ausſprach: „Hindurch mit Freuden!” — Sit
dem jo, und vielleicht werden Ru wenn ſich über die hier nieder-
gelegten Gedanken äußern fünnen, jo wird der von Bielen auf
rumd feindlicher Berichte, aber nicht ohne feine Schuld verfannte
alte Us in einem neuen Lichte erjcheinen. Die gegebene Ausführung
müßte nachgewiejen haben, daß die Reformation des Schwabenlands
frühe eine hymnologiſche Blüte egeitigt hätte, welche mit vollitem
Recht in einem kg en Gejangbuch ihren Ehrenplatz
wieder einnehmen dürfte. — Das Lied „O Herre Gott, dein gött-
lichs Wort“ iſt ein willfommener hymnologiſcher Beitrag zur würt-
tembergiſchen Geichichte.
Die Lieder des achten Bandes.
Ad bleib bei uns, Herr Jeſu Ehrift .
Ad bleib mit deiner Gnade .
Ah Gott und Herr, wie groß und ihwer H
Ah Gott vom Himmel, fieh darein
Ad Gott, wie manches Herzeleid .
Ad mein Herr Jeſu, dein Nahejein .
Ad mein Jelu, fieh ich trete
Ad was find wir ohne Jefus .
Ah was joll ih Sünder maden
Ad wie flüchtig, ach wie nichtig
Allein auf Ehrifti Himmelfahrt
Allein Gott in der Höh ſei Ehr
Allein zu dir, Herr Jeſu Chriſt
Alle Menihen müſſen jterben
Aller Gläubgen Sammelplag
An dein Bluten und Erbleichen
An Waſſerflüſſen Babylon
Auf, auf, ihr Neichsgenoffen .
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden
Auf, Chriftenmenjch, auf, auf zum Streit .
Auf diejen Tag, jo denten wir .
Auferſtehn, ja auferitehn .
Auf Gott und nicht auf meinen Rath
Auf meinen Jeſum will ich jterben
Auf meinen lieben Gott . :
Aus meines Herzens Grunde
Aus tiefer Noth laft uns zu Gott
Aus tiefer Noth ſchrei ich zu dir
Befichl du deine Wege . sr
Chriſt ift eritanden von der Marter alle
Ehrift lag in Todesbanden re
Chriſt unjer Herr zum Jordan fam .
Ehrifte, du bift der belle Tag
Ehriftus, der iſt mein Leben
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Die Seele Chriſti heilge mic)
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Du biſt ein Menſch, das weißt du oh.
Der am Kreuz ijt meine Liebe . A
Der Himmel hängt voll Wolken jhwer .
Der lieben Sonne Licht und Pracht
Der Mond ift aufgegangen . -
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
Die Seele ruht in Jeſu Armen
Dies ſind die heilgen zehn Gebot .
Die Zeit ift nunmehr da. .
Du bijt zwar mein und bleibejt mein
Durd Adams Fall ift ganz verderbt .
Eines wünsch ich mir vor allem andern
Ein fejte Burg ift unjer Gott .
Ein Kindelein jo löbelih . ?
Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
Eins iſt noth, ad) Herr, dies Eine
Ei wie jo janft entichläfeit du .
Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
Ermuntert euch, ihr Frommen . ;
Es glänzet der Chriſten inwendiges Leben j
Es halten eitele Gemüther ER
Es iſt das Heil uns fommen her .
Es ijt Etwas, des Heiland fein
Es ift gewißlich an der Zeit . 6%
Es ift nicht jchwer, ein Chrift zu jein
Es it noch eine Ruh vorhanden
Es koſtet viel, ein Chrijt zu jein
Es wollt uns Gott genädig jein
Fahre fort, fahre fort . i
Freu dich jehr, o meine Seele
Freuet euch, ihr Chriſten alle
Fröhlich joll mein Herze jpringen .
Gelobet ſeiſt du, Jeſu Chrijt re u ee
Gib dich zufrieden und jei ftille . 2 nn nme en
Gott, den ich al3 Liebe kenne
Gott, der du Allen gütig . ;
Gott der Vater wohn ung bei .
Gott des Himmels und der Erden
Gott ijt gegenwärtig
Gott ijt getreu, er jelbit .
Gott ijt getreu, jein Herz - .
Gott lebt; wie fann ich traurig fein?
i Botttob, ein. | Schritt ; ir Gmigteit
Mer
Gott wills machen, daß . .
Hallelujah! Lob, Preis und Ehr
Hallelujah, fhöner Morgen .
Heiligſter Jeſu, Heilgungsquelle
Herr, auf Erden muß ich leiden
Herr, dein Wort, die edle Gabe
Herr, es iſt von meinem Leben
Herr Gott, dich loben wir
Herr Jeſu Chriſt, dich zu uns werd k
Herr Jeſu Chriſt, du höchſtes Gut
Herr Zeiu ChHrift, wahr Menfc) und o Got i
derr, meine LZeibeshütte j
Herr, wie du willt, jo ſchicks mit mir
Herzlich lieb Hab ich dich, o Herr
Herzlich thut mic erfreuen
Herzlich thut mich verlangen
Herzliebſter Jeſu, was hajt du ..
Herzog unſrer Seligfeiten
Hilf, Herr Jeſu, laf gelingen
Himmelan, nur himmelan
Ich armer Menſch gar nichtes bin
Ih bin ein Gaft auf Erden .
Ich Hab mein Sad Gott Heimgeitellt .
Ic Hab mich Gott ergeben
Ih habe nun den Grund gefunden
Ich ruf zu dir, Herr Jeſu Chrift .
Ich finge dir mit Herz und Mund
Ich jteh an deiner Krippe bier .
Ich ſterbe täglich und mein Leben .
Je größer Kreuz, je näher Himmel
Jeruſalem, du hochgebaute Stadt
Jeſu, deine tiefen Wunden
Jeſu, geh voran auf der Lebensbahn
Jeſu, hilf fiegen, du Fürfte des Lebens .
Sefu, meine Freude . .
Jeſus Chriſtus gab ſich und .
Jeſus Chriſtus herricht als König .
Jeſus, meine Zuverſicht
Jeſus nimmt die Sünder an
In allen meinen Thaten . .
In Chrifti Wunden jchlaf ich ein j
In dich hab ich gehoffet, Herr j
156
BuSgENzES:
SAHTITETTETT Pe
Balzs535äsd
B
. .
203
Io dulei jubilo \
It Gott für mid, fo trete Pc
its? oder ift mein Geift entzüdt ?
Komm, heilger Geift, Herre Gott .
Komm, o komm, du Geift des Lebens
Kommt her zu mir, jpricht Gottes Sohn
Kommt, Kinder, laßt uns gehen
Laß mich dein fein und bleiben - .
Liebe, die du mich zum Bilde
Liebiter Jefu, wir find hier, Did)
Lobe den Herren, ben mächtigen
Lobe den Herren, o meine Seele
Lobt Gott, ihr Ehriften, alle gleich
Mache dich, mein Geift, bereit . h
Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt .
Mag id Unglüd nit wideritan .
Marter Gottes, wer kann dein vergefien.
Meinen Jefum laß ich nicht . h
Mein erit Gefühl fei Dank und Be
Meine Seele jenfet ſich l
Meine Seel ift ftille zu Gott
Mein Heiland nimmt die Sünder an .
Mein Herz, gib dich zufrieden a
Mein Salomo, dein freundliches Regieren
Mir nad, ſpricht Chriftus, unjer Held
Mit Ernit, o Menjchenkinder Di
Mit Fried und Freud ich fahr dahin .
Mitten wir im Leben find :
Nach einer Prüfung furzer Tage .
Nicht jo traurig, nicht jo ſehr
Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Nun bitten wir den heilgen Geilt .
Nun danfet alle Gott .
Nun freut euch, lieben Chrijten gmein
Nun gottlob, es ift vollbracht
Nun jauchzet, all ihr Frommen
Nun laßt uns den Leib begraben .
Nun laßt uns gehn und treten .
Nun laft ung Gott dem Herren
Nun lob, mein Seel, den Herren .
Nun ruhen alle Wälder
Nun ſich der Tag geendet hat
O dab ich taufend Zungen hätte
IE A: * Es
ale =:
er. — Re ——
O D RER aller Bande .
O Emigfeit, du Donnerwort .
D Gott, du frommer Gott
O Gott, o Geift, o Licht des Lebens .
D Haupt voll Blut und Wunden .
O Herre Gott, dein göttlich Wort
O Serufalem, du jchöne 2
O Jeſu Chriſt, mein jchönftes Licht
O Jeſu Chriſt, mein's Lebenslicht
O Jeſu, Jeſu, Gottes Sohn
O Lamm Gottes unſchuldig
O Traurigkeit, o Herzeleid
O Vaterherz, o Licht und Leben
D Welt, ich muß dich laſſen.
O Welt, ſieh hier dein Leben
O wie ſelig ſeid ihr doch, ihr en
O mie jelig find die Seelen . . .
Ninge recht, wenn Gottes Gnade .
Ruhe iſt das beſte Gut .
Nuhet wohl, ihr Todtenbeine .
Schmüde dich, o liebe Seele .
Schwing dich auf zu deinem Gott .
Seele, was ermüdſt du di .
Seelenbräutigam, Jeſu, Gottes Lamm
Sei Lob und Ehr dem höchjiten Gut .
Sei mir tauſendmal gegrüfet
Sieh, hier bin ich, Ehrenfönig .
So führſt du doch recht jelig, Herr
So gehts von Schritt zu Schritt
Sollt es gleich bisweilen jcheinen
Sollt ich meinem Gott nicht fingen
Sp wahr ich lebe, ſpricht dein Gott
Straf mic nicht in deinem Zorn .
Treuer Wächter Jiraels \
Unter Lilien jener Freuden .
Balet will ich dir geben
Vater unſer im Himmelreich
Verleih uns Frieden gnädiglich
Verzage nicht, o Hänflein Hein . J
Vom Himmel hoch, da fomm ich her .
Bon Gott will ich nicht laffen
Wach auf, mein Herz, und finge
Wachet auf, ruft ung die Stimme .
118.
28658
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Oo
—_
BEungSBSLESHESBEERENES:
Wär Gott nicht mit uns diefe Zeit .
Warum betrübft du dich, mein Herz .
Warum ſollt ich mic denn grämen
Warum willt du draußen ftehen
Was Gott thut, das ift wohlgethan }
Was mein Gott will, das gicheh allzeit .
Was von außen und von innen j
Weicht, ihr Berge, fallt, ihr Hügel
Weil ich Jeſu Schäflein bin .
Wenn ich mir auf viele Jahre .
Wenn ic), o Schöpfer, deine Macht
Wenn meine Sind mid kränken
Wenn mein Stündlein vorhanden it .
Wenn wir in höchiten Nöthen fein
Wer ausharrt bis ans Ende
Werde munter, mein Gemüthe .
Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut ,
Wer ift wohl, wie du . .
Wer nur den lieben Gott (äft wallen
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende .
Wie fleucht dahin dev Menichen Zeit .
Wie groß iſt des Allmächtgen Güte
Wie ſchön leuchtet der Morgenitern
Wie's Gott gefällt, jo gfällt mirs auh . «
Wie Soll ich dich empfangen , . . er
Wie wohl ift mir, o Freund der Seele ar
Wir glauben all an Einen Gott . .
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält
Womit joll ich dic) wohl loben .
Wo joll ich fliehen hin Ar
Wunderanfang, herrlich Ende .
Wunderbarer König
Zion es mit Angſt und Schmerzen.
ge
161
—⸗i
REN
Geſchichte
des
Kirchenlieds und Kirchengefangs
hriitliden,
insbejondere der
deutſchen evangeliichen Kirche
von
7 Eduard Emil Rod,
kan, ordentlichem Mitglied der hiſtoriſch-theologiſchen Gejellihaft zu Leipzig—
Dritte Auflage.
Allgemeines Negifter zu allen 8 Bänden.
Stuttgart.
Drud und Verlag der Chr. Beljer’ schen Berlagshandlung.
1877.
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Zehelis · erzeichni
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von 7 |
Kochs Kirdenlied, |
3. Auflage, 3
erfier bis adter Band, EN
| betreffend —
>
1. Die Dichter, Sänger und Tonmeijter. 2. Die Yieder.
Und die Sänger, mie am Reigen, werden |
alle in dir fingen, eins um's andere
Pfalm 87, 7.
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3 nd
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Stuttgart. 2
Drud und Verlag der Chr. Belfer’schen Berlagsbandlung. u
1877, ü
2
Urtomedes, Sebaftian 2, 272 fi.
Aſſaph 1, 4. 5.
Affeburg, Roſamunde Juliane von
6, 134 ff.
Affig, Hans von 4, 97 f.
Asichenfeldt, Ch. B. 3. 7, 156.
Altmann, Johann Karl 4, 237 f.
Athenogenes 1, 21.
Auberlen, S. ©. 7, 461. 467.
Ayrer, Nicolaus 2, 347.
Dad, Johann Sebaftian 5, 588.
614 ff. 637 ff. 8, 20.
Bad, Karl Philipp Emauuel 6, 274.
367. 455..462 ff.
Bad, Koh. ChHriftof Friedr. 6, 356.
Bad, Auguft Wilhelm 7, 451.
Bahmann, 3. F. 7, 62.
Br Cajpar 6, 114 f.
Bachoff dv. Echt, Ludw, Heinr. 6, 380.
Badmeiiter, Lucas 3, 134 ff.
Bähr, Chriftian Auguft 7, 255 ff.
Bähr, €. 7, 113. 459.
Bäßler, Johann Leonhard 6, 224.
Bagge, ©. 7, 443.
Bahnmaier, 3. 8. 7, 81 f.
Baier, Johann Wilhelm 5, 359 ff.
Baj, Thomafjo 6, 188.
Balbulus Notker 1, 94 ff.
Balduin, Gottlieb 3, 408 f.
Balper, E. 7, 407. 409 f.
Bapzien, Michael 3, 67.
Bardejanes 1, 21. 34.
Barſumas 1, 36.
Barth, Chrijtian Gottlob 7, 199 ff.
Barthel, 3. 5. 2. E. 7, 311 f.
Bald, Sigmund 4, 434. 441.
Baſedow, Johann pangeht 6,219f.
Baſilius, Magnus 1, 37.
Baumann, ©. 7, 43.
Baumeifter, Karl Augujt 6, 448.
Baumgarten, Jakob 4, 380 f.
Baumgarten, Sigm. Jak. 4, 384.570.
Baur, W. 7, 51. 60.
Bauriegel 7, 415.
Bed, Johann 5, 334.
Berker, Cornelius 2, 219 ff. \
Beder, Baul 4, 130.
Beder, 3. 6, 538.
Beder, E. 3. 7, 424. 452. 473.
Beh, Johann Joſef 3, 450 F.
Beda Venerabilis 1, 77 ff.
Beethoven, Ludwig 6, 274. 451.
Behen, Michael 1, 216.
Behen, Martin 2, 227 ff. 8, 618. |
1. Regifter der Dichter, Säng
: Böhmer, Juft. Henning 4, 373 ff.
—
Behm, Michael 3, WU f.
Behme, David 3,56 ff.
Beltz, Johann 2, 486,
Bengel, Johann Albrecht 5, 7
Benigna Maria v. Reuß 4,
Berkenmeyer, Nörg 2, 154 f. 8
Bernhard von Clairvaux 1, 1
Bernitein, Ei Andr. 4,
Berthold von Regensburg 1, 185.
Bertich, Albrecht Peter 6, 483. _
Betichtus, Kohann 5, 387.
Betulius, Chriftian 3, 485 f.
Beuerlin, Chrijtian ©. 2, 6, 483.
Beutler, Johann Georg 6, 481.
Beuttner, Nicolaus 2, 40.
Beyſchlag, Joh. Balthafar 5, 402 ff.
Deza, Theodor 2, 9 ff.
Biarowsky, W. E. J. von 7, 309 |,
Biel, Johann Daniel Karl 6, 235 7.
Bidembach, Balthafar 2, 291 f.
Bienemann, Caſpar 2, 248. 8, 370,
DBierbrauer, Sofie Charlotte 4, 438.
Biereige 3, 276.
Bilhuber, Johann Chriftof 5, 22,
Billroth, 7, 46. 424.
Bindois, Agydius 1, 163.
Birken, Sigmund 3, 467. 478 ff.
Biſchoff, Melchior 2, 266 f.
Blahoslav, Johann 2, 408.
Blarer, Ambrojius 2, 62 ff. 8, 359.
Blarer, Thomas 2, 55 ff.
Blech, E. U. 7, 68.
Blüher, U. 7, 479.
Blumhardt, J. Ch. 7, 304 ff.
Bodemanı, Fr. W. 7, 436.
Bodenichag, Erhard 2, 369 F.
Böhmer, Maria Magdalena 4,
Böhmiſche Brüder 1, 203 ff. 255 f.
2, 114 ff. 406 ff.
Böhniſch, Friedrich 5, 333 F.
Böfchenftein, Joh. 1, 219. 2,469 f.
Böttiger, Johannes 3, 404.
Bogatzky, Karl ya) von 4, 416.
434. 468 fi. 8, 452.
Bonaventura 1, 126 ff.
Bonin, Ulrich Bogislaus von 4, 416.
478 ff.
Bonnus, Hermann 1,4238 fi. 43 F.
Borchward, Ernſt Sam. Jak. 6, 231.
Bornmeiiter, Simon 3, 49.
Bornihürer, Johann 4, 430.
Boſſart, Johann Jakob 6, 447.
Bosheim, Johann 2, 58.
Boye, Niclas 1, 418 f. 2, 477 f.
Bratke, Johann Denen 4, 41.,
Brau, Chriſtian Ludwig 6, 447,
Brehme, Chriftian 3, 104.
Breidenftein, 9. E. 7, 464.
Breining, Jörg 1, 220.
Breitenau, von, ſiehe Genſch,
Breithaupt, Andr. Cyriacus 4, 500.
a Soahim Juftus 4, 289.
Brentano, Clemens 7, 1.
Bresler, ©. 9. 7, 68.
Bretel, Huldrich 1, 464.
DBrettel, Huldreih 2, 347.
Breyning, Nafob 2, 150.
Briegel, Wolfgang Karl 4, 153 f.
Brodes, Barthold Heinrich 5, 551 f.
Brud, Arnold de 1, 403.
Brüder vom gemeins. Leben 1, 206.
— 5* David 6, 231.
Bruiningk, Heinrich 6, 433.
Brummlen, Kohann Heinrich 6, 300.
Brunkhorſt, Chriftof 3, 423 ff.
Brunn, Friedrich 7, 438.
Bucer, Martin 2, 22 f. 25.
Buchfelder, Ernjt Wilhelm 6, 14
Buchka, Johann Simon 4,434. 467
Buchner, Auguſt 3, 70 ff.
Bucholtz, Andreas Heinrich 3, 528 ff.
Buchsbaum, Sirt 1, 217.
Büchler 7, 66.
Bürde, Sammel Gottlieb 6, 319 ff.
Bürger, Gottfried Auguft 6, 373.
‚Büttner, Georg Conrad 4, 273.
Bittner, Matthäus 4, 47 f.
Büttner, Johann Ehr. 6, 478,
Bugenhagen, Johann 1, 259.
Bunfen, Ch. dv. 7, 38
Burgk, Joachim bon 2, 245. 248.
34 ff
Burf, Wilip David 5, 202. 8, Mi.
Burmeifter, Franz Joachim 3, 448 f.
Busch, Peter 5, 562 ff.
Buttitatt, Franz Vollrath 6, 467.
Bythner, Crato 4, 147,
Idara 6, 188,
Salifius, Johann Heinrich 3, 535 ff.
Calvin, Johann 2,6 f. 9.
Calvifins, Seth 2, 222. 360 f.
Canig, Fr. Nud. Ludw. v. 4, 238 ff.
Capito, Wolfgang 2, 94 Js
Caprivi, Julius Leop. 4, 435. 494 f
1.2 u
4 55
Sänger und Tonmeiſter. 3
Carolus Magnus 1, 79 f.
Cafimir, von Brandenburg 1, 335 ff.
Celano, Thomas vou 8, 658.
Chelczicer Brüder 1, 201 fi.
Chiomufus ſiehe Schuefing.
a Friedrich 4, 441,
Ehriftian Ernft v. Stolberg 4, 490 f.
Chriſtine, Prinz. v. Medlenb. 4, 258.
Chriſtine Eleonore dv. Stolberg 4, 102,
Chriftmann, Johann Friedr. 6,4695.
Chryſoſtomus 1, 37 f.
Chythräus, Nathan 2, 297 f.
Clauder, Sirael 4, 248 ff.
Claudin le jaune 2, 393.
Claudius, Matthias 6, 417 ff. 8,207,
Clausniger, Tobias 3, 354 f. 8, 153,
Clemens von Alerandrien 1,19. 26,
Clemens, Gottfried 6, 447.
Enophius jiehe Knöpfen.
Cölln, Ludwig Friedricd von 6, 494,
Eolerus, Martin 4, 122.
Commerell, Johann David 5, 13.
Conrad von Gaming 1, 139.
Conrad von Dueinfurt 1, 197,
Conrad von Würzburg 1, 187.
Cornelius, Martin 2, 416.
Corner, David Gregor 2, 44H f.
Eojat, J. €. 7, 61.
Cramer, Caſpar 3, 276,
Cramer, Johann Andreas 6, 334 ff.
Erafjelius, Bartholomäus 4, 418 ff.
BALL:
Crato fiehe Kraft.
Ereußberg ſiehe Sinold,
Cronegt, Johann Friedr. v. 6, 278 ff.
Eruciger, Elifabet 1,281 ff. 247. 254.
Erüger, Johann 4, 99 ff.
Eung, F. A. 7, 54.
Cytlop aus Bwidau 1, 248 f
Ezepko, Daniel von 4, 21 ff.
Dad, Simon 3, 182 fi. 8, 678
Dadıitein, Wolfgang 1, 255. 2, 9.
113 ff. 8, 526.
Dadier, Jakob 2, 18. 9 Fi
Dänbof, Graf Philipp Otto p. 4, 438,
Däniter 6, 535.
Damaſus 1, 49. 68.
Damiani, Petrus 1, 105 fi.
Daniel, 9. 4. 7, 58.
Danneil, Johann Friedrich 6, BI,
Datheen, Veier 6,361
David 1,3 ff.
David, Chriftian d, 316 ff.
1 —
4
A E46; Dr
Decius, Nicolaus 1,419 ff. 464. | Ebeling, Ehriftian Ludwig 5,219 f.
471 i. 8,29, 104.
Deder, Joahim 2, 364.
Edelmann, Gottfried 5, 448 f.
Edingius, Nutger 2, 442.
Deggeler, Johann Caſpar 6, af. Euli, Heinrid 6, 535 ff.
Demantius, Chriftof 3, 276.
Demme, C. R. 7, 92.
Denide, David: 3, 235. 237 ff.
Denis, Noh. Mid). Cosmas 6, 545.
Derichau, Bernhard 3, 179.
Derj au, Friedrich von 4, 284 F.
By,
24;
Be Paulus 1, 81.
Dieffenbadh, G. Eh. 7, 314.
Diesfau, Charl. So
Dietrich, Bruder 1 226.
— Veit 1, 331 fi. 2, 474.
Dietrich, Sirt 1, 462.
Dilherr, Johann Michael 3, 508 ff.
Dilfiger 3, 276.
Dilthey, Iſaak Daniel 6, 518.
Dilthey, 8. 7, 78.
Diodorus 1, 37.
Dippel, Johann Conrad 6, 176 ff.
Diterih, Johann Samuel 6, 214.
228 ff. 240.
Dober, Anna 5, 324.
Dober, Leonhard Johann 5, 321.
Dober, Martin 5, 321.
Döring, Joh. Friedr. Samuel 6, 478.
Döring, E. U. 7, 28. 159 ff
Döring, ©. 7, 430. 458.
Doles, Johann Friedr. 6, 274. 452.
460 ff.
Dominicaner 1, 133. 186.
Dreger, 3. ©. 7, 317.
Dreie, Adam 4, 270 ff.
8, 295.
Druder, Thomas 2, 421.
Dryander 7, 53. 87.
Ducis, Benedikt 1, 462.
Dürr, Leonhardt Friedrich 6, 222 f.
Duffray, Michael 1, 163 f.
Duller, Eduard 7, 408 f.
Durante 6, 188.
Ebeling, Johann Georg 4, 110 ff
Eher Xu
Eberhard, Karl Otto 5, 609
Ebert, Jakob 2, 270 f.
Ebrard, JG. A. 7, 91. 101.306.
437. 476.
Ectar),
Eckhard, Melchior 2, 272.
Wolfgang Ehriftof 3, 531 ff.
3.
ie v. 4,434 5.441.
5, 575 ff.
Drollinger, Karl Friedricdy 6, 106.
aulıs 1,271 ff. 8,161. 591 ff.
—— 2,247. 371 ff. 8,536.
Egli, Raphael 2, 390,
Eichendorff, 3. von 7, 1.
Eijenberg, Friedr. Wilh. 4,435. 441,
Elerd 3, 331.
Elifabet Dorothen, v, Sachſen 3,548,
Ellwanger 7, 478.
Elmenhorſt, Seinri 5, 365 ff.
Elpiander fiehe Hoffmann.
Elsner, ©. 7, 39.
Englert, Johann Matthäus 5,410 f.
Engliih, Johann 2, 111 f.
Engitfeld, PB. $. 7, 296 ff.
Enkhauſen, 9. 7, 416.
Ephräm 1, 32 ff.
Erasmus von Rotterdam 2, 33,
Erhard, Johann Ulrich 5, 14, 667.
Erf, 2. Ch. 7, 426. 453. 459,
Erythräus, Gottfried 2, 363.
Eidyenburg, Jo “; Joachim 6, 237ff.
Eugenius 1, 6
Eyle 7, 57.
Eytel, Fr. 9. 7, 306.
' Eyth, Eduard 7, 306.
Ezzo 1, 175.
Faber, Cajpar 1, 378.
Faber, Benedikt 3, 276.
| Faber, Johann Ludwig 3, 492.
Faber, —3* 3, 85.
Fabricius, Werner 4, 128 ff.
Faißt, J. ©. Fr. 7, 435. 446. 476 f.
Falkner, Juſtus 4, 428,
Fedderſen, Jak. Friedrich 6, 296 ff.
Feldhoff, F. U. 7, 197 fi.
Seller, Joahim 4, 287.
Telner, Ignaz 6, 543. £
Feneberg, Johann Michael 6, 553.
re Albredit, v. Braunfchtweig
Feſta, Conftanzo 2, 459.
ı Flik, Fr. 7, 426. 452. 473.
Finx, genannt Francisci 3, 526
Fiſchart, Johann 2, 279 fi. 487
Fiſcher, Eberhard Kudw. 5, 30. 85 ff.
Fiſcher, M. ©. 7, 49.
vlagellanten 1, 193 ff.
Flavianus 1, 37.
Flavius 1, 39.
Flemming, Paul 3, 73 ff. 8, 378,
Flimmer, Johann 3, 278 f.
dlittner, Joh. 3, 4427. 4,128. 8, 232.
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1. —— der Dichten, Sänger und Tonmeifter. —
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Foltz, Hans 218.
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7 1, 57 f.
ouque, de la Motte, Fr. 7, 16 ff.
anc, Wilhelm 2, 10. 484.
ancisci, Erasmus 3, 526 ff.
and, Johann 3,378 ff. 8,151. 279.
Stand, Salomo 5, 420 ff. 8,.646. |
Srande, Auguft Hermann 4, 289.
305 fi. 8, 176. 508.
Stande, Johann Friedrid 5, 610.
ri bon Köln 1, 160.
rank, Cajpar 2, 486.
Frank, Melchior 3, 250 ff.
Frant, Michael 3, 435 ff. 4, 118.
8, 631.
Frant, eter 3, MI f.
rank, ebaftian 2, 147 ff.
auf, Sebajtian 3, 431 ff.
anfenberg, Abraham von 3, 287 ff.
rantz, Ignaz 6, 545.
rank, Wilhelm 7, 442,
Franz von Aſſiſi 1, 118 ff.
Bra Agnes 7, 323.
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Frenzel, Johann 3, 357 ff.
Fremdentheil, W. N. 7, 71 f.
— Haufen, Joh Raft 4,300 ff.
322 ff. 5, 586 if. 8, 296. 512.
Freyſtein, Joh. Burkhardt 4, 222.
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—— Johann Chriſtof 6, 262.
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Funkelin, Johann Jakob 2, 54.
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Seibel, Emanuel 7, 352 f.
Geibel, Johannes 7, 352 f.
Geier, Martin 3, 359 ff.
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Geißler in Zichopau 7, 415.
Geletzky, Johann 2, 414.
Gellert, Chr. 5. 6, 210 f.
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Genſch, Chriſtof 3, 463 ff
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263 ff.
Georg, von Brandenburg 1,337 fi.
Georgi, E. U. 7, 303.
Georgii, David Samjon 5, 64 ff.
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Gerhardt, Baulus 3, 297 fi. 8, 10f.
26 if. 40 ff. 68. 175. 181 ff. 192.
292. 329 ff. 392 ff. 468 it. 555.
626. 679.
Gerold, Johann Karl 6, 482.
Gersdorfi,denriette Cath.v.5,312 ff.
Gersdorf, Johanna M. 5, 2838 fi.
Geſe, Bartholomäus 2, 363 ff.
Geſenius, Juſtus 3, 230 fi. 8, 39.
Geßner, Georg 6, 513,
Geuck, Valentin 2, 403.
Geuder, 3. 3, 471.
Geufau, Johanna N. v. 4, 416 fi.
Gieſe, Adanı Ludwig 4, 13f. +1.
Gieſebrecht, H. Th. 2. 7, W.
Gigas, Johann 1, 369 # 8, 531.
Gilzky, E. 3. St. 7, 310.
Slajer, Friedrich Balthalar 6, 41.
Gleim, Johann Wilhelm 2. 6, 197.
Stint, Chr. €. 7, 321 f
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Söring, Chr. €. E. 7,Ö1f. 116, 118.
Göz, Chriftian Gottlieb 6, 309 fi.
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Graf, Simon 2, 34 f. 8, 546.
Graf, Johann Michael 5, 348.
Gramberg, Gebhard Anton 6, 206.
Grammlich, Johann Andr. 5, 66 ff.
Graumann, Johann 1,355 ff. 2,475.
8, 316.
Graun, Karl Heinrid) 5, 630 f.
Greding, Johann Graf
Gregor Maguns 1, 41. 65 ff.
Gregor von Nazianz 1, 29,
Gregor, Chriſtian 6, 436 ff. 484 ff.
8, 82.
Sreiff, Friedrich 5, 168.
Greitter, Matthäus 1, 255. 2,
104 f.
Grimm, Heinrich 2, 122,
Grimm, Johann Daniel 5, 610.
Groſſer, Samuel 5, 442 ff. 668.
Großmann, Burkhard 2, 270.
Grot, Joachim Chriftian 6, 292.
Grote, Ludwig 7, 313.
Gruber, Ludwig 6, 165 f. 173.
Grünbeck, Either 5, 348.
Grüneiſen, Carl 7, 59. 84 f. 113.
Srünmwald, Georg 8, 216.
Grünwald, Martin 5, 444 ff.
Grundler, Gottlob Immanuel 4,438.
Grynäus, Johann Jakob 2, 391.
Gryphius, Andreas 3, M ff.
Gryphius, Chrijtian 3, 53.
Gude, Friedrich 5, 332 ff.
Günther, Cyriakus 4, 268 f. 568.
Günther, Johann Martin 5, 401 f.
Guido 1, 157
f.
Guſtav Adolf v.Medlenburg 4,255 ff.
Hähne, Johann Friedrich 4, 438.
Händel, Gottfried 3, 447 f.
Hündel, Georg Heinrich 5, 672 ff.
Hantzſchel, Johann Gottfried 5, 278f.
Hürder, 3. 7, 76.
Haffner 7, 76.
Hagen, Peter 2, 275 f.
Hagenbach, C. R. 7, 61. 9 fi.
Hahn, Sohanı Michael 7, 385 ff.
Halmen, Gerhard Anton dv. 6, 2527.
Hamel, Wan 2, 298.
Hammer, Julius 7, 305,
Hammerſchmidt, Andreas 4,135 ff.
Hanne, J. ®. 7, 313.
Hans don Gottingen 1, 440.
t 5,411. 8,54.
27.
Sriefinger, Georg Friedrich 6, 249 F.
Gottſched, Luiſe Adelg. V. 5, 567. |
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Hardenberg, Friedrich von (Novalis)
7, & f. 107. 127. 409,
Hardmeier von Affoltern 6, 104.
Harleß, G. Chr. Ad. 7, 113. 119,
Harmonius 1, 22,
Harms, Claus 7, 24. 148 ff.
Harsdörffer, Philipp 4, 465. 471 ff.
jarimanı bon Göttweih 1, 176.
artmann, Gottlieb David 6, 3727.
Hartmann, Joachim Heinrich 4, 438.
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Harttmann, Carl Friedrid) 6, 409 ff.
Bien Hans Leo 2, 361 f.
F locher, Johann Adam 4, 279 ff.
Hauck, Virgilius 1, 463.
Haug, Balthaſar 6, 366.
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Hayn, ar Henriette von 6, 443 ff.
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Heder, Heinrich Cornelius 5, 516 Fi.
Hedinger, Reinhardt 5, 3. 12. 36 ff.
Hedluff, Heinrich Gottfried 6, 381.
Heeren, Heinrich Erhard 6, 235.
Heermann, Sohannes 3, 16 ff. 8
34 ff. 228 ff. 278. 324. 549 ff.
Hegenwald, Erhard 1, 247. 254. 2877.
Hegius, Alerander 1, 151.
Hegler, Jakob Gottfried 7, 477.
Hehl, Matthäus Gottfried 5, 348 f.
Heim, Georg 4, 279. 569.
Heinlein, Paul 4, 124 f.
Heinrich von Loufenberg 1, 213 ff.
Heinrid von Zütphen 1, 411 d;
Heinrich Ernſt dv. Stolberg 4, 4% ff.
Heing, Wolff 1, 463. 2, 173.
Held, Heinrich 3, 55 f. 8, 94.
Helder, Bartholomäus 3, 114 f. 248.
Selling, Lupus 1, 464.
Helmbold, Ludwig 2, 181. 234 ff.
8, 323. 365, >
Helmich, Samuel 4, 453 f.
Helmricus, Georg 2, 486.
Heman 1, 4f.
Yengftenberg, 3.9. €. 7, 351 E
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Henrici, Michael 2, 413.
Henrici, Chrijtian Friedrid) 5, 500 F.
Henſel, Luife 7, 127. 130. 324.
Henjel, Wilhelmine 7, 323 f.
Henticel, E. 8. 7, 452.
Herberger, Balerius 2, 182. 301 ff.
8, 537.
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Hefle, Joh 1,360 ff. 2, 475. 8,589.
Helle, U. Fr. 7, 416.
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Heydenreich, U. F. 7, 74.
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diler, art Conrad 5, 59 ff.
Siller x * Adam 6, 274. 289.
452. 460. 474 ff.
dien, Philipp Friedrich 5,11. 107 ff.
8, 80. 234. 455 ff. 659.
iltftein, Johann 1, 449.
inkelmann, Abraham 4, 407 ff.
ippel, Theod. Gottlieb v. 6, 301 ff.
ippen, Johann Heinrich v. 4, 39 f.
Dinge, Jakob 4, 109 f.
odenberg, Bodo von 3, 239.
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öfer, Gottfried 1 435. 42.
ölty, Ludwig 9. ‚Chr. 6, 24.
denigf, Subinig bon 3, 136.
Benkein, Michael 4, 66 f.
mann, Gottfried (Wirtt)5, a7 Fl.
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Hoffmann, Johann 2, 178,
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Horn, Johann 2, 115 f. 122. 416,
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Huber, Johann Subroig 6, 375 ff.
ubertus, Peter 2, 411. 114 f.
ubrig, Jeremias 5, 449 ff.
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ducke, Seor: 3, 259.
Hübner, —3 5, 592 ff.
Hübner, 3. 7, 489.
Hülſemann, W. 7, 66. 107.
Hunold, Michael 3, 404 f.
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Hut, Hans 2, 144.
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Kaldenbach, Chriſtof 3, 197 ff. 258 f.
Kalte, M. 7, 440.
Kanz, Cajpar 2, 347.
Karow, C. 7, 452.
Katerberg, Daniel Mauricius 6,33 F.
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Kepfel, Wilhelm 2, 14.
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Kester, Andreas 3, 121 ff.
Kettner, Leonhard 1,2275. 2,4727.
Keuchenthal, Zohann 2, 380.
Kiel, Tobias 2, 268 f.
Kindermann, Sohann Erasmus 4,
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Kirnberger, Johann Philipp 6, 464.
Kittel, Johann Chriftian 6, 466.
Klanttendorfer, Paul 2, 416.
Klay, Johann 3, jet 476 ff.
Klein, 9. B. 7,
Kleiner, — * 495 ff.
Klejel, Abraham 4, 34.
Kleß, Johann 5, 422 f.
Klettenberg, Sufanne Cath.v. 6,449.
Klod, Leonhard 6, 185.
Klopftod, Beier Gottlieb 6, 2127.
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Kluge, ‘oh. Daniel 5, 351 ff. 668.
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Knak, ©. Fr. 8. 7, 107. 19% f.
Knapp, U. 7,22. 42. 46. 76. 81. 93.
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König, Johann Balthafar 5, 602 f.
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Köpfen, Friedrid; von 6, 206.
Köpphel, Zotzang 2,22. 24.
Körner, ©. W. 7, 459.
Köthe, Sr. A. 257 ff. 409.
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Kohlhans, Johann Chriftof 3, 124f.
Koitich, Chrijtian Jakob 4, 370 fi.
Kolros, Johann 1, 250, 254. 2,53.
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Kongehl, Midjael 3, 500 f.
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Korthold, Ehriftian 4, 258 ff.
Kortlamp, Jakob 4, 119.
Korytansky, Johann 2, 415.
Koſegarten, Ludwig Theobul 6, 205.
Koſel, Nicolaus 1, 225.
Krafft, Johann Wilhelm 6, 81 ff.
Krafft, Juſtus Chrijtof 6, 83
Kraft, Adam 1, 289 ff.
Kraft, Iſaak Chrijtian 6, 69 ff.
Krah, Johann Gottlob 6, 222.
Krais, Friedrich Julius 7, 303 f.
Kramer, Mauritius 5, 370 f.
Krauje, Johann Gottfried 5, 525 f.
Krauje, Jonathan 5, 494 f. 8, 157.
Kraufe, 9. 7, 416.
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Krehl, Gottlob” Ludolf 6, 373.
Krenen, Heinrih 2, 421.
Krieger, Adam Philipp 5, 575.
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Kronberger, V. 7, 475.
Krojef, Johanna "Dorothen von 4,
434. 442.
Krüger, — —— b, 280 ff.
Krüger, E. 7,
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22. 29. 92. 120. 353 ff.
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Kühnau, Johann Chriſtof 6, 464 f.
Küſter, Eliefer Gottlieb 6, 237.
Küfter, S. Chr. ©. 7, 64. .
Kugelmann, Dans 1, 462. 471,
Kugelmann, Paul 1, 462.
Kugelmann, Meldior 1, 462.
Kuhlmann, Quirin 4, 176 ff.
Kuhn, Johann 2, 444.
Kunth, Johann Sigmund 4, 434.
454 f. 8, 685.
Kunze, Friedrich Ludwig AÄmilius
6, 344.
$abbadie, Jean 6, 7.
Labeo, Notker 1, 175.
Lachenmaier, Oberlehrer 7, 478.
Lackmann, Beter 4, 413 f. 8, 443.
Ladenmacher, Jörg 2, 14.
Langbeder, E. Chr. ©. 7, 40 f.
Lampe, Friedrich Adolf 6, 10. 35 ff.
Lang, Johann Jakob 5, 24 f.
Lange, Ernſt 4, 422 f.
Lange, Gottlieb Friedrich 4, 438.
Lange, Joachim 4, 289. 343 ff.
Lange, Johann Chriftian 4, 398.
Lange, yo Peter 7,46. 61. 361 ff.
Lange, Rudolf 7, 446,
Sappenberg, Samuel Chr. 6, 220 f.
Laſſenius, Johannes 5, 536.
Rau, Samuel 4, 455 ff.
Lauterbach, Johann Michael 5, 350.
Laurenti, Laurentius 4, 281ff. 8,682.
Lavater, Joh. Cafpar 6, 495 f. 499 f.
Layriz, Paul Eugen 5, 350 f.
Layriz, Friedr. 7, 58. 60. 115. 426.
430. 473. 492.
Lehmann, I. ©. 7, 4ö4.
Lehmus, Johann Adam 4, 412.
Lehner, 3. L. 7, 433.
‚ Leopold Franz Friedrich 4,
416. 434. 446 ff. 8, 208.
Leiningen, Gräfin von 4, 442.
Leifentritt, Iohann 2, 432.
Leisring, Vollmar 3, 276,
Lenz, Ludwig Friedrich 6, 380,
Reo 6, 188.
Reon, Johann 2, 256. 8, 608. 628.
Lech, Albrecht 1, 197.
Leichte, J. W. 7, 298.
Libanus, Lukas 2, 410.
Liebich, Ehrenfried 6, 391. 8, 416.
Lilius, Georg 3, 330.
Lindemann, Nohann 3, 278.
Lindner, Benjamin 4, 439.
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Sänger aid Tonmeifter. 9
| Link, Wenzeslaus 1, 328 fi. 372.
2,473
Liſtenius, Joahim 2, 347.
Lobethan, Johann Conrad 4, 433.
Lobwaſſer, Ambroſius 2, 394, 7
Kocher, Jakob Hieronymus 3, 196.
Kodenftein, Jodokus 6, 3.
Loder, Friedridy; Wilhelm 6, 226.
Löber, Friedemann 6, 239.
Löhe, Wilhelm 7, 492.
— Caſpar 1, 251.
Löhner, Johann 4, 127.
Lörs, Arnold 6, 31.
Lörs, Johann Chriftian 6, 31.
Löſcher, Johann Valentin 5, 338.
Löwe, Johann Friedrich 6, 221.
Löwenſtern, Matthäus Apelles 3,
57 ff. 249.
Lohenjtein, Daniel Cajpar 4, R.
Lohmeier, H. 7, 440.
Loskiel, Georg Heinrich 6, 47.
Loufenberg, Heinrich von 1, 213.
Lucas von Prag 1, 204.
ud, Johann Philipp Wilb. 6, 261.
Ludämilie EL, Gräfin 4, 50 ff. 567.
Ludoviei, Gottfried 5, 506.
Ludwig, Herzog d. Württ. 2, 288,
Sügel, 3. 9. 7, 437. 475 f. 489.
Luiſe Chriftiane, Gräfin 4, 492.
Luiſe Henriette, Churfürftin 4, 158,
8, 69.
Luppius, Andreas 4, 296.
Quther, Martin 1, 230. 249. 454.
473. 2, 2. 8, 18. .64. 86.96.
113. 119. 142. 159. 211. 301.
320. 420. 521. 573.
——— Sibylla, Herzogin 5, 4.
agdeburg, Joachim 1, 446 fi. 464.
Magdeburg, Johann 1, 449,
Mahu, Stefan 1, 68,
Maiftre, Matthias L. 1, 469. 2, 352.
Majersti, Samuel Ludwig 6, 495.
Major-Forienth, Charles 7, 381 f.
Mamertus 1, 53. 2, 462,
Manitius, Chriftian Theophüns 4,
434, 42,
Mann, Johann Karl 6, 5509,
Mann, d. 7, 302,
Mannbardt, J. W. 7, 400,
Marbod 1, 108. .
| Marcetto 1, 161.
Marees, Ludwig Eberhard 6, 4.
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Maria von Ungarn 1,451, 250, 255.
8, 529,
Maria Elifabet, Martgräfin 3, 447.
Marot, Clement 2, 7.
Marperger, Bernhard Walter 4,390.
8, 562.
Maricall, Daniel 2, Ar
Maſius, Heinridy 5, 548.
Maſius, Hektor ** 5,549,
atpe ine, Johann 1
* "Conrad 3, 459.
Matthejon, Johanır 5, 625.
Matthias von Kunwald 1, 205.
Maufiich, Johann 3, 365.
Mayer, Johann Jakob 6, 245.
Mecjtilvis 1, 187.
Megander, Veit Ludwig 4, 285 ff.
Mehner, David 5, 224 f.
Meier, Beter 4, 118 f.
Meisner, Gottfried 3, 368 ff.
Meißer, 2. 7, 371 f.
Meiiter, — 5 2, 143.
Meiiter, Chrijtof ©. %. 6, 498 f.
Meiiterfänger 1, 218 f.
Melanchthon, Philipp 1,258f.8,531.
Meliffander, Cajpar 2, 248 ff.
Meliſſus, Paul 2, 398. 491.
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Menger, Felir 2, 143.
26. 34 ff.
Menter, Johann 5, 220 ff. 8, 350.
, Merkel, Martin 5, 505 f.
Merold 3, 277.
Methodius 1, 22.
Mettner, E. 7, 489.
Metzenradt, Johann 2, 145.
Meußlin ſiehe Musculus.
Mevius, Chriſtof Julius 4, 439.
Meyer, Go Carl Chr. 6, 291 f.
Meyer, Johann Friedrich) 5, 361 ff.
Meyer, Johann Wilhelm 6, 91 ff.
Meyer, Simon 5, 351.
Meyfart, Joh. Matthäus 3, 117 fr.
8, 668.
Michael, Samuel 3, 277.
Miller, Martin 2, 121 f
Miller, Johann Martin 6, 204.
Minnefänger 1, 180.
Miichke, Johann 4, 434, 442.
Möck, Chriitian 6, 432.
Mödel, Johann Friedrid) 5, 523.
Mölling, Chriſtian Matthias 4, 439.
Mönd von Salzburg 1, 196.
‚380. 2, 475.
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I. Regiſter der Dichter, Sänger und Tonmeiiter.
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Molanus, Gerhard Walter 5, Sc ff.
Mold, x €. 9. 7, 436. 489.
Moller, Martin 2, 211 8, 165. Ben.
Molter, Philipp Heinrich 5, 609
Momber, 9. 7, 406.
Mooſer, %. 7, 416.
Moraht, U. 7, 296.
Moravus 1, 161.
Morig, Landgraf 2, Fa ff.
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Woſcheroſch, Joh. Micjael * 171.
| Moier, Friedrich Karl 5, 171 fi.
Moſer, Johann Jakob 5, 152 ff.
Mozart, Wolfgang Um. 6, 451.
Mupdre, Johann Fey, 6, 283 f.
Mühlenberg, H. M. 7, 91.
Müller, Heinrich 1 uk, 255. 2,477.
' Müller, Michael 1, 218.
Müller, Heinricd) 4, 67 ff.
Müller, Michael 4, 405 ff.
Müller, Johann Georg 5, 426 f.
ı Müller, Zur van Daniel 6, 538.
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Müller, Juſtus Balthafar 6, 233,
Müller, W. 7, 416.
Müller, ©. 7, 454.
Miülmann, Johann 2, 217.
Münter, Balthafar 6, 348 ff.
Münger, *2* 1, 20 2, 134 ff.
Mund, &. W. 7
Munz, Geor — 6, 399.
Mufänius, Otto 2, 300.
Mustatblut 1, 216.
Musculus, Andreas 1, 250. 255.
Musculus, Balthajar 3, 92.
Musculus, Wolfgang 2, 83 ff.
Muthmann, Johann 4, 435, 460 ff.
8, 414.
Muthmann, Johann Gottlob 4,439.
Mylius, Georg 3, 201.
Myliius, Martin 1, 221 f.
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7, 450.
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Nebel, Eis Eliſabet 4, 42.
Negidins, VRR 2, 487.
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Neifer, Friedrich Wenzel 5, 351. da, Johann 4, 151 f. 157.
Neuendo Ehr. WB. 7, 291 F.
Neuffer, Chriftian Ludwig 6, 207.
Neufich, Benjamin 4, 247.
—— Em 3, 279.
Neumann, Ca
203.
8, 384.
Neumeiiter, Erdmann 5, 371 #. 382.
8, 251.
Neunherz, Johannes 5, 450 ff.
Neuf, Heinr. 3 425 f. 5, 173.
Nicolai, U. 7, 31
Nicolai, eremias 2, 341 f.
Nicolai,
8, 271. 663.
Nicolaus v. Hof 1, 419 ff. 8,29. 104.
Nicolaus von Cojel 1, 225 f.
Niemeyer, Auguſt Hermann 6, 369 ff.
mann, Anna 5, 307 ff.
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Nitihmann, Johann 5, 351 ff.
Nö Ming ‘oh. Heinr. Wine, 6, 290 f.
Nötel, C. Fr. 9. 7, 319 f.
Notter —28 1, 94 ff. 97.
Notker Labeo 1, 175.
Novalis fiehe Hardenberg.
Qrington 1, 161.
do von Elugny 1, 96.
chslin, Johann 5, 52.
fer, Qudwig 1, 255. 2, 105 f.
mler (Ämilius), Georg 2, 487.
tinger, Friedrich Chriſtof b, 138 ff.
Dlegham, Johannes 1, 164.
Olearius, Adam 3, 79.
Dlearius, Gottfried 3,349 f.
Dlearius, 8 annes 3, 344 ff.
Olearius,
Olearius,
Dlearius,
Dlthof, Tatius 2, 354.
Dmeis, Magnus Daniel 3, 504,
Omeis, Maria Dorothea 3, 505.
Opitz, Martin 3, 6 ff.
Drigenes 1, 0.
Ortiob, x 3, 67 ff.
Ortloph, W 7, 431.
er, Fr. 9 7, 388,
der, Andreas 2, 292 fi.
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Chriſtian 5, 357
ald * Sigismmd 6, 395 f.
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par 5, 456 ff. 8, 80.
Neumann, Gottfried 5,336 f. 8, 649,
Neumark, Georg 3, 410 ff. 4, 146 F.
hilipp 2, 182. 324 ff. 377.
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Balmer, Chriftian 7, 61. 81. 429,
Pape, Heinrich 4, 119.
Papenheim von, Walp. Marſch. 2,
120. 145.
Pappus, Johann 2, 276 ff. 8, 600,
Patzke, Johann Samuel 6, 205
Pauli, Joachim 3, 342 ff. 8, 554.
Pauli, Georg Jalob 6, 497° #.
Bauli, Hermann Reinhold 6, 77
Paulmann, Johann Ludwig 6, Ba
Peter von Warwik 2, 144.
Beter, Ehrijtof 4, 139 f.
Peterſen, Fohann Wilheln 6, 191 f-
Petrus Damiani 1, 105 ff.
Petrus Dresdenfis 1, 211 ff.
Pfeffel, Gottlieb Conrad 6, 284
Pfefferkorn, — Michael 4, 637
567. 8, 637
Pfeiffer, Chriftof 5, 492 ff.
Pfeil von, Chriftof ®® 5, 176
B er 3 ‚Joh. Conrad 6, 512
Pranger, Johann Georg 6, 253.
Pfund, Georg 2, 488.
Philinien, Freiherr v. Wunnenberg
Pincier, Johann 6, 13.
Pitiscus, Barth. 6, 18.
Bius I. 1, 151.
PBlönnies, Luiſe von 7, 324.
Pöls, Carl 7, 123 f.
Pöſchel, N 5, 185 ff.
Bol, 3. 7, 21
Poliander, en 1, 355 ff. 2, 4%.
Bollio, Symphorian 2, 102 $.
Bolycarpıs, Martin 2, 413.
Bondo, Georg 2, 458,
Poſthius, Nobann 6, 13.
Porſch, Ehriftof 3, 501 f.
Borit, Johann 4, 297 f.
PBrätorius, Hieronymus 2, 364.
Prätorius, Jalob 2, 364. 4, 119 f.
Brätorius, Mich. 2,367 f.385.3,2
Prätorius, Stephan 2, 322 ff,
Prätorius, Benjamin 3, 308 fi
Bratje, Johann Heinrich 6, WO,
gr iger, Chr. &. 7, 306 }f
reiswert 7, 96,
Preſſobius, Ehriftian 5, 547 f.
Pretten, Nobannes 4, 221. |
reuß, Johannes 4, 188 f.
rudentins Aurelius 1, 54 ff. 8, 586.
Puchta, Chr. R. 9. 7,22. 116. 277.
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Namler, Karl Silhelm 6, 198 f.
Ramsauer, D. 9. D. 7, 385 f.
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Nantenberg, 3. W. 7, 292 f.
Nautenburg, E. W. 7, 448.
Nee, Johann Wilhelm 6, 259.
Rechenberg, Johannes 5, 544 ff.
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Regino 1, 156.
Nebberger, Andreas 6, 396 ff.
Neiber, Reichard Gottlob 6, 377 f.
Neibifch, Wolfgang 2, 348.
Neichardt, Sulfe 7, 461.
Neichel, Chriftof Auguft 6, 399.
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Reinhardt, Archidiakonus 3, 471.
Neinhardt, Johann 5, 585.
Reinhardt, $. U. D. 7, 311.
Neinmann, Georg 2, 274 f.
Neinmann, Joh. Balth. 5, 603 ff.
Neinthaler, E. 7, 439. 488.
Neinwald, Wilhelm Fr. 9. 6, 254.
156 ff.
Reisner, Adam 1, 255. 2,
8, 311.
Renau, E. 1, 450.
Nefinarius, Balthajar 1, 462.
Reuß, Fürjtin Eleonore 7, 326.
Reyher, Andreas 3, 421 T.
Rhabanus, Maurus 1, 90 ff. 84. 171.
Rhaw, Georg 1, 458. 461.
NRhodantracius, Johann 2, 53.
Richter, Chriſtian Friedrich 4, 296.
355 ff. 8, 246 ff. 297. 434. 515.
Riedel, Franz Xaver 6, 543.
Niedling, Johannes 3, 109 f.
Riedner, 3. 3, 471.
Rieger, it. dr. 5, 192 ff. 8, 44.
Nieger, Magdalena Sib. 5, 202 ff.
Ringmacher, Lorenz 2, 145.
Ringwaldt, Bartpolomäns 2, 181 ff.
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Rinkart, Martin 3, 86 ff. 8, 168
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Rift, Sohanıt 3, 212 ff. 8, 9. 61.
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Ritter, A. G. 7, 447.450.
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Rodigajt, Samuel 3, 420 ff. 8, 491.
Nöber, Paul 3, 82 ff.
Röding, Johann Heinrich 6, 365
Röling, Johannes 3, 461.
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Rojenthal, Johann 3, 428.
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Rothe, 32 Andr. 5, 240 ff. 8 -
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Rube, Johann Chriſtof 4, 404.
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Rudolf 7, 415.
Nüdert, Friedrid 7, 20 f. 107. 409.
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Ruob, Joh. Friedrich 4, 363 ff. 562.
Nutilius, Martin 2, 258. 8, 226.
acer, Gottfried Wilhelm 3, 398 ff.
Sachs, Hans 1, 317 ff. 248 ff. 254 f.
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Sade, Ehriſtian va 7, 22. 76.
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Sämann, C. 9. 7, 458, 479.
Sahme, Arnold Heinrid 5, 547 ff.
Sailer, Johann Michael 6, 552.
Sallmann, Gottfried Ernit 6, 483.
Salminger 2, 149.
Salzborch, Albert von 1, 440.
Sanfftdorffer 1, 446. 955.
Sattler, Eyydius Bai. 2, 2%.
Saubert, Johann 3, 146 ff.
Saubert, Johann 3, 520 ff.
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Scandelli, Antonio 2, 353. 458.
Schade, Johann Cajpar 4,22 fl.
568. 8, 496. 558.
So 3. Ch. 7, 448.
aff, Philipp 7, 103,
Schalling, Martin 2, 282 ff. 8, 265.
Schamelius, Joh. Martin 5, 526 ff.
Scharff, Gottfried Balth. 5, 480 ff.
S arit, Johann Georg 5, 491.
Schechs, Jakob Peter 3, 143 f.
ede, Paul 2, 398. 491.
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effler, ni 4; 20 ff. 8, 52.
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Scheid, Chriſtian Ludwig 4, fe |
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eidt, Samuel 3, 280.
horn, Johann Georg 6, 224,
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ent, Sam. Hart. 5, 510. .
enfendorf, Mar von 7, 11 ff.
er&rz, Sigismund 3,98 ff.
Scheren Friedrich 3, 103.
iebler, Daniel 6, 357.
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a Matthys 2, 5.
irmer, David 3, 550.
laffer, Hans 2, 143.
latter, Unna 7, 372 ff.
legel, Kath. Um. Dor. v. 4, 434 7.
442.
Schlegel, Sohann Adolf 6, 217 F.
Schlegel, Friedrich 7, 1 ff.
legel, Aug. Wilhelm van 3
Sn 6, 548.
fettner, G. M. 7, 435.
Schlicht, Ludolf Ernit 5, 352 f.
Schlicht, Levin Joh. 4,3727. 8, 206.
loffer, Ludwig Heinrich 5, 408 ff.
lojjer, Ludwig Heinrid 5, 410.
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midlin, Johannes 6, 115 ff.
midt, Bernhard 2, 384.
—* Johann Eujeb. 4, 402 ff.
Jakob Fr. 6, 228.
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Hmeid, Benjamin 5, 463 ff. 669.
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nur, Balthafar 3, 197 ff.
ei, Joh, Herm. 3, 83 ii. 8,624.
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— Georg Chriſtian 5, 594.
enf, Hartmann 3, Ep: 5, 154.
S Schink, — Friedrich 6, 363 f.
irmer, Michael 3, 333 ff. 8,8. 92.
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I. Regijter der Dichter, Sänger und Tonmeifter. 13
Scyöberlein, 2. 7, 61. 489.
Scömeter, Ehriftof 2, 348.
— Martin Gottlieb 4, 439.
Önbrun, Johann 1, 287. *
—— Joh. Gottfried 6, 399 ff.
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Schop, Sohann 3, 272 ff.
Schott Otto Emil 7, 322.
ottelius, Juſtus Georg 3,487 ff.
Schottin, 3. D.F.7
Schrader, Joh. — 5, 550
Schröder, Joh. Heinrich 4, 381
8, 426 ff.
Schröder, Trangquilla Sofia 4, 381.
Schröter, Leonhard 2, 354.
Schubart, Tobias Heinrih 5, 556,
Schubart, Chr. Friedr. Dan. 6, 3o6 ff
Schütz, Johann 2, 421.
Er Heinrich 3, 266.
Said, Joh. Jatob 4, 218 fi. 568.
zu Sgeiftian 6, 174.
Schultt, Juliane Pat. von 4, 368
Scultt, Rudolf Lud, von 4,368
Schultz, Valentin 2, 416,
Schulß, Chryſoſtomus 3, 66.
Sduie, Sammel Friedrih 6, 224.
Schulze, G. W. 7, 319 f.
Schumann, Ehrijtian 5, 5öl fi.
Schumann, Joh. Michael 5, 521 ff.
Schuppius, ob. Balth. 3, 451 ff.
Schwab, Guſtav 7, 86 f.
Schwämlein, Georg Chriſtof 3, 522.
—— Am. Juliane 4, 56 ff.
8,63
Schwarztopii, 9. Th. U. 7, 108. 306.
Schwedler, Joh. Chr. 5, 225 ff.
Schwedmann, Wilh. Gerhard 4, 434.
443.
Schweiniß, David von 3, 36 ff.
Schweinitz, Hans Chr. w 4,48.
Scweinper, Johann 2, 158 f.
wenmter, Deinrid 4, 124.
Schwente, 3. 8. 7, +16.
s wentfelder r 151 fi. 121.
wenter, \. 3, 471.
Schwerin, Otto von F m
Seriver, Chriftian +, 78 68
8, 201.
Scrutichte, Genturio 2, +18.
Sedendorf, Veit Ludw or 4, 22 fi.
Sebaitianı, Johann 5, 640.
Sedulius, Cölius 1, 40
Seebad, Ehriitof 6, 170,
Seidel, 9. U. 7 au fi.
Ber Ten a N RT Se
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Sanger und Tonineifter.
nz u" 0 4 *
14 I. Regiftet‘ der: Dichter;
Seiler, Georg Friedrich 6, 223 F.
Seiz, Johann Ferdinand 6, 406 ff.
= Organiſt 7, 478.
Selle, Thomas 4, 113 ff.
Selneccer, Nicolans 2, 181. 191 ff.
8, 145. 533,
Semper, Eruft Leberecht 6, 39.
Senf, 9. €. 2. 6, 323.
Senffel, Ludwig 1, 461.
Senfft, Ludwig Rud. von 4, 389 f.
Siebenadter, Gerhardt 2, 421.
Sieber, Juitus 3, 405 ff.
Siegfried, Johann 8, 622.
Sigel, Michael 3, 277.
Silber, Chriftof Aug. 9. 6, 29.
Silcher, Friedrid) 7, 420. 467.
Simeon von Seleucia 1, 25.
Sinold, Philipp Balthafar 5, 404 ff.
Stüter, Joachim 1, 442.
Sohr, Peter 4, 147 ff.
Solius, Chriftof 2, 112 f.
Sommer, Joh. Heinr. 4, 434 7. 443.
Sommer, Johann Sigmund 4, 443.
Sonntag, Chriftof 5, 419.
Sonntag, Karl Gottlob 6, 260.
Sophie Eleonore von Braunſchweig
|
Start, Johann Friedrich 4, 543 ff.
Starke, Gotthelf W. Chr. 6, 379 f.
Statler, Michael 2, 120. 143.
Steglicdh 7, 415.
Stegmann, Joſua 3, 128 ff. 8, 146,
Steiger, Earl 7, 382 $.
Steinbart, Johann Ehrijttan 4, 443.
Steiner, ... Ludwig 6, W.
Se udwig Ehriftian 5, 134.
Steinhojer, Maxim. r.Ehr. 5,126 ff.
Steinmeß, Sohanı Adam 4, 437.
Steinmeß, J. franz Ehr. 6, 293.
Steinmeger, Jörg 2, 144.
‚ Steuerlein, Job. 2, 248.267 f. m
| Stiefel, Michael 1, 399. 247. 250.
Spalding, Joh. Joachim 6,214. 241f.
Spalding, Georg Ludwig 6, 242.
Spangenberg, Cyriacus 2, 258 f.
Spangenberg, Aug. Gottlieb 5,337 ff.
Spangenberg, Johann 1, 372 ff.
Spee, Friedrich von 4, 185 ff.
Spener, Philipp Jakob 4, 198. 201 ff.
568
Spener, Chrijtian Mar. 4, 218.
Spengler, Lazarus 1, 308 fi. 247.
254. 8, 241.
Speratus, Paul 1, 345 f. 246. 254 f.
8, 236
Sperl, Joſef 6, 547.
Spervogel 1, 178.
Stier, Rudolf 7, 22. 42.50. 58. 93,
167. 177 f.
Stilfing, Jung 6, 527 fi.
Stobäus, Johann 3, 254 fi.
— Heinrich Arnold 3, 494 ff.
Stodmann, Ernjt 3, 409.
Stofmann, Baul 3, 85 f.
Stöber, U. 7, 130.
GStöberlein 3, 471 ff.
‚545. , Stöcken, Chritian 3, 461 ff.
Sophie Elifabet von Sadjen 4, 221.
Stölgel, Gottfried Heinrich 5, 632.
Störl, Johann Georg 5, 596 fi.
Stößel, J.®. me Eli 5,598 f. 601.
— Graf Fr. Leop. v. 6, 205.
427.
Stolz, Johann Jakob 6, 498.
Stolzer, Thomas 1, 463.
Storr, Joh. Chrijtian 5, 99 ff. 8,261.
Strabo 1, 93 f.
Strafier, Georg Chriftian 4, 439,
Strauch, Agidius 3, 407 F.
Strauß, Victor Fr. von 7, 270 fi.
Strauß, Fr. U. 7, 488.
Strebel, Johann Valentin 7, 472,
Strobel, Johann Friedrich 4, 278.
Stromberger, Chr. W. 7, 320 f.
Spitta, ©. 3. Ph. 7, 22. 76. 79. | Strube, ©. 9. 7, 416.
107. 131. 136. 232 ff. 406. Strutius, Thomas 3, 260.
Sporleder, Chriftof Aug. 4,434. 443.
Spreng, Johann Jakob 6, 105 fi.
Sta, Matthäus 5, 331 ff.
Stade, Sigmund Gottlieb 4, 116.
Stadler, Johann Wilhelm 6, 432.
Stäudlin, Gotthold Friedr. 6, 251 f.
Stagel, Elsbeth 1, 198: 2, 467 f.
Stamford, Heinrich W. vom 6, 206.
Stange, Earl Fr. 7, 301 ff.
Stark, Ludwig 3, 429 f.
Stübner, Conrad Gerh. 4, 536.
Sturm, Chriftof Chr. 6, 307.
Sturm, 3. €. R. 7, 22. 284 fi.
Sucro, Georg Wild. 6, 372.
Sucrow, Chrijtof 4, 439.
Sundermann, Daniel 2, 422 fi.
Sunderreitter 1, 39.
Sufo, 9. 1, 139. 193. 198. 2, 465 5.
Syloius, Aneas 1, 151.
Synejius 1, 31.
ur
a we ea Ne —F es,
1. Regifter der.
Taddel, Ehriftian Ludwig 5, 552.
Tafinger, . Gottlieb 5, 18. 2
Tauler, Zohannes 1, 189. 10°
Telemann, Georg Philipp 5, 626 f.
Teller, Abraham 3, 355 ff.
Teller, Johann 6, 214. 240 F.
Terfteegen, Gerhard 6, 10: 46 ff. |
113. 8, 95. 355. 564. 641.
Tertullian 1, 18.
Zeichner, Melchior 2, 378.
Tham, Michael 2, 411. 414. .
ebejius, Adam 3, 64 ff.
Theodulf 1, 82.
remin, Franz 7, 64 f.
eurer, B. 2, 264.
tele, Heinrich 7, 57.
Thieme, Clemens 4, 274 f.
ie, Johann Otto 6, 361.
Thilo, Valentin 3, 179.
Thilo, Valentin 3, 202. 8, 7.
Tholuck, U. 7, 26 f. 38. 93.
Thomann, Johann 6, 85.
Thomas von Aquino 1, 134 ff.
Thomas von Celano 1, 125 ff.
Thomas von Kempen 1,148 ff. 206.
Thüring 3, 277.
Thurn, E. 7, 40.
Tied, Ludwig 7, 1.
Tiedge, Cheittof Aug. 6, 205 f.
Sa Fiebe) Chriſtof 3, 523 ff.
Titius (Tieße). Joh. Peter 3, 208 ff.
Tode, Heinrich Julius 6, 258.
Töpfer, 3. ©. 7, 416.
Tribbechovius, Adam 4, 75 ff.
Tribbehovius, Johann 4, 377 ff.
Triller, Valentinus 1,469. 2, 160 ff.
Triller, Daniel Wilhelm 5, 533,
Trube 7, 415.
Tſcherlitzty, J. M. 7, 461.
Ticherning, Andreas 3, 60 ff.
Tucher, ey vb. 7,55 f. 425. 431. 485,
Tuotilo 1, 97.
Turin, Ernft Xaver 6, 543.
Teutichner, Tobias 4, 33.
(ber, Chriftian Sammel 6, 398,
lenberg, Gajpar 2, 442 f.
Uitich, Johann Sigmund 4, 439.
Ulmer, Johann Conrad 4, 383. 390.
Ulrich, Herzog dv. Württemb. 8, 697.
Umbreit, Carl Gottlieb 6, 467 f.
Ungelent, Andreas 4, 125.
Unger, Chrijtian Friedrich 6, 232.
Untereyf, Theodor 6, 9,
Br
Dichter, Sänger und Tonmeifter.
EEE NN ER
15
Urlsfperger, Samuel 5, 70 ff.
Na Sohann 6, 13.
Us, Johann Peter 6, 196 f.
Beer, J. de 7, 405 f.
FR Michael 2, 170 fi.
Veſpaſius, Hermann 2, 350 f.
Vetter, Daniel 5, 595:
Vetter, Georg 2, 415.
Fiese — 5, 585.
erling, Johann Gottfried 6, 465 f.
Viſcher, Chriftof 2, pe i
Boderodt, Johann 4, 142,
Vögelin, Jörg 2, 83.
Bogel, Johannes 3, 141 f.
Vogel, Michael 2, 348.
Bogelhuber, Georg 1, 464.
Boget, E. Dt. 7, 370 f.
Vogler, Georg 2, 441 f.
Vogler, Georg Joſef 6, 453, 548,
Vogt, Franz 4, 421.
Vogtherr, Heinrich 2, 109.
Voidius, Balthafar 3, 210.
Volkening, D. 7, 439.
Vollbredit, Ludwig 4, 75.
Vörkel, I. D. 7, 305 f. |
Vorberg, Georg Sigismund 3,377 ff.
Voß, Johann Heinrich 6, 204 f.
Bulpius, Meldior 2, 365 j.
28adenroder, W. 7, 1.
Wadernagel, Bh. 7,47 f. 113, 123,
Wagner, Jörg 2, 144.
Wagner, Johann Friedrich 4, 440.
Wagner, Johann Chriftian 6, 260.
Walafler, Adam 2, 436.
Waldau, Georg Ernit 6, 224 j.
Waldner, Martin 2, 348.
Walfried Strabo 1, WM if.
Wallifer, Chriitof Thomas 3, 45 Fi.
Walther, Johann 1,247. 285 f. 451}.
2, 471. 8, 656,
Walther, Johann 1, 287.
Walther von der Bogelweide 1, 181 ff.
Walther, Rudolf 2, 31
Warnberg, Caivar von 8, 546.
Warnfried 1, 81.
Watteville, Friedrich von 5, 3235 fi.
Watteville, Sohannes von 5, 320 ii.
Weber, Georg 3, 244 5. U,
Weber, U. 6, 867.
Weder, Georg Caipar 4, 126,
Wedinger, Johann 2, 150.
MWeddigen, Beter Florens 6,381. 292.
Weeber 7, #78.
— J
I. Regiſter der Dichter, Sänger umd Tonmeifter.
Sr ER
16
.
Wegelin, Joſua 3, 169 ff. 8, 78.
Wegleiter, iftof 8, 502 ff.
Werhmann, Johann 3, 259.
Weidmann, Joachim 5, 548.
Weigel, Valentin 2, 428 ff.
Weigel, Johann Baptift 6, 548.
Weihe, Friedrich Auguſt 4, 537.
Weimar, Georg Peter 6, 466 f.
Weimar, Wilhelm, Herzog zu Sachſen
3, 110. 8, 149.
Weingärtner, Sigismund 2, 300 f.
8, 37.
Weinmann, Johann 1, 463.
Weije, Chrijtian 5, 356. 427 ff.
Weismann, Chrijtian Eberhard 5,
50 ff. 8, 632.
Weiſſe, Chriftian Felix 6, 492 f.
MWeiffel, Georg 3, 180 F.
Weifenborn, Johannes 5, 418 ff.
Weiſſenſee, Philipp Heinrich 5, 79 ff.
Weihgerber, Chriftof 2, 391.
Weller, Johann Georg 6, 482.
Wenigt, Johann Ernjt 4, 536.
Wenzel, Johann Chriftof 5, 575.
Werder, Dietrich von dem 3, 125 ff.
' Zyloteftus, Johann 2, 53.
Werenfels, Sammel 6, 84.
Werkmeiſter, Benedikt Maria 6,5467.
Werner, Georg 3, 207.
Werner, Georg 3, 206.
Werner, Johann Gottlob 6, 478.
Wernher 1, 178.
MWespe, Hermann 2, 350 f.
Meile, Jakob von 1, 36.
Weſſenberg, Ignaz Heinr. v. 6,549 ff.
Wepel, Johann Caivar 5, 507 ff.
Weyermüller, Friedrich 7, 132 ff.
MWicelins, Georg 2, 166 ff. 173 F.
Widemann, Michael 5, 454 ff.
Wiegand, I. 7, 452.
Wiegleb, Johann Andreas 4, 366 ff.
Winkler, 9. € T. 7, 478, ri
Winter, Erasmus 2, 915.
Winterfeld, &. W. 8. Ho 7,429.
446. 459. 488, ELLE
MWipo 2,463." ‚ 4
Wiß, Chriſtian Ludwig 6, 239.
Witt, Chriſtian Friedrich 5, 601.
Witzel, Georg 2, 166 ff. 173 f.
Wipftadt, Hans 1, 255. 2, 141 ff.
8, 216.
Wobejer, Ernſt Watislaus dv. 6, 434.
Wolder, David 2, 296.
Wolder, Theodor 3, 205 f.
zul Jak. Gabriel 4, 375 ff. 8, 444.
Wolff, Salomon 6, 496 f.
Wolffrum, Vitus 2, 216 F. i
Wolkenſtein, David 2, 357.
Woltersdorf, Albrecht Friedr. 4,520.
Woltersdorf, Ernft Gottlieb'4, 501.
Wiülffer, Daniel 3, 14 ff. |
Würkert, Fr. 2. 7, 410 f.
bar nn Ulrich, Derzog zu 8
Wullfchlägel, 9. R. W. 7, 342 f.
Bahariä, Juftus Fr W. 6, 1M.
| Bachel 7, 415.
Bahn, 3. 7, 432. 435. 474 f. 492.
J Georg 3, 167 ff. *
Zehner, Samuel 1, 125.
De Bernhard Eberhard 4, 2777.
elfer, 9. Chriftian 7, 188.
Zeller, €. U. 7, 306 f.
| Belter 7, 488.
Weys, M. 2,115. 119.8, 222.585. |
Bejen, Philipp von 3, 239 ff.
Beumer, Martin 2, 377.
Ziegenſpeck, Michael 2, 270.
Wiegleb, Koh. Hieronymus 4, 366 f. |
Wiegner, Abraham 5,449.
Wieland, Johann Martin 5, 63 fi.
Wiener, ©. U. 7, 56. 488.
Wiejenmeyer, Burchard 3, 141.
Wigand, Karl Chrijtian 4, 40.
Wilhelm IF, Herzog zu Sadjen 3,
110 ff. 8, 149.
Wiliſius, Jakob 5, 59.
Wilke, Johann Caſpar 6, 291.
Wimmer, Gabriel 5, 497 ff.
Windler, Johann Joſef 4, 383 ff.
‚445. 502.
Winer, Georg 3, 277.
I
|
Biegler, Cajpar 3,.104 ff.
iegler, Werner Nicodemus 4, 498 f—
iegler, Johann Conrad 6, 86 ff.
iegler, Johann Rudolf 6, 108 ff.
ihn, Johann Friedrich 5, 419.
ilfe, M. U. 7, 305.
Zimmer, Fr. 7, 448.
immermann, Johann 2, 53.
“ * * *
Zimmermann, Johann Chriſtian 5,
566
immermann, Joh. Liborius 4, 440.
infeijen, Eucharius 2, 382.
Zinzendorf, Chriftian Nen. von 5,
312 fi. 8, 56.
Zinzendorf, Nicol. Ludwig von 5,
248 fi. 284 ff. 8, 156. 47. 651.
——— — & PER“ ERNT a a En 5
E : hehe r U Negifter der Lieder. _
üehlen, Eberh. Philipp 4, 296.
in —— — Dor.v.5,302 ff.
ollern, Friedrich von 1, 222. | uckſchwert, Julius Karl 6, 239.
oflitofer, Cafpar 6, 104 f. Ywid, Johannes 2,16 ff. 76 ff. 8,76.
ollifofer, Georg Joachim 6, 491 f. ‚mine, Beter 1, 97.
ichieihe, 9. W. 7, 60. 451. wingli, Huidreich 2, 29 ff.
be nl u DZ ur nn si J
*
———
ll. Die Lieder.
(Nah den Seitenzabfen.)
Ad coeli elara non sum 1, 45. Aures ad nostras deitatis 1, 138. x
Ad coenam agni providi 1, 52. | Aurora lueis rutilat 1, 52. Be
Ad dominum «clamaveram 1, 97. | Ave hierarchia 1, 152. 2, 450. *
Ades, pater supreme 1, 55. Ave Jesu Christe, qui 1, 152. x
Ad festum laetitiae 1, 152. . Ave manna angelorum 1, 140,
Ad laudes salvatoris 1, 138. Ave Maria gratiae plena 1, 138.
Adoro te devote 1, 137. Ave maris stella bis 1, 214. 480.
Ad perennis vitae fontem 1,52.107. | Ave maris stella dei 1, 480. 58,
Adversa mundi tolera 1,150,7,71. | Ave mundi conditor 1, 140.
Aeterna Christi munera 1, 51, Ave praeclara maris stella 1,134.
Aeterna coeli gloria 1, 51. 480.
Aeterne gratias tibi 1, 259. Ave quem desidero 1, 140.
Aeterne rerum conditor 1, 47, | Ave rosa, flos aestirae 1, 138.
Aeterni patris unice 1, 98. Ave, salve, gaude 1, 139.
Aeterno gratias patri 1, 259. Ave summa trinitas 1, 140.
Agnes beatae virginis 1, 47. Ave trinus in personis 1, 139.
Agni puschalis esu 1, 96. Ave virginalis forma 1, 152.
Ave virgo gratiosa 1, 128.
Ave virgo, lignum mite 1, 138.
Ave virgo nobilis 1, 139.
Ave virgo virginam 2, 450.
Ave vivens hostia 1, 162. 2, 450.
Abba, lieber Vater, höre 5, 488,
Agni pugna et draconis 6, 132.
Agnoscet omne seculum 1, 58.
Agnus dei 1, 235. 8, 29,
Agone triumphali 1, 97.
Ales diei nuntius 1, 55,
Alma Christi quando 1, 52.
Alma redemptoris mater 1, 101.
Alpha es et O ı, 109.
Angelus ad virginem 1, 138.
Angulare fundamentum 1, 75.
Anima Christi sanctifiea 8, 53,
Antra deserti teneris 1, 82,
A patre unigenitus 1, 107,
Apostolorum passio 1, 47,
Apostolorum supparem 1, 47.
Apparuit quem genuit 1, 140,
A sola mägnarum urbium 1, 56,
A solis ortus cardine 1, 50. 2,450.
Audi benigne conditor 1,78. 2,450,
Aufer immensam 8, 165,
Koch, Kirbenfied, 3, Aufl, Regifter,
Ach bleib bei mir, Herr
Abba, Bater, von uns allen 5, 488.
Abend heller ala der Morgen 5, 480.
Abend iſt es, Herr, die Stunde 7, 294
Abend ift es nunmehr worden 5, 195.
Abermal ein Jahr verfloffen 6, 9.
Aber wollen wir fingen 3, 458,
Abglanz aller Majeftät 5, 606.
Abgrund weſentlicher Liebe 5, 119
Abram glaubt dem verbeißen 1, 384.
ASS
Ad, Abba, ichent 6, 150.
Ad Alles, was Himmel 6, 2
6,38,
Ach bleib bei una 2, MO..B78, 8,
10. 538,
Ach bleib bei uns, Herr 8, 189,
2
18
where: bleib mit deiner 3, 133: 6, 488.
Kr mit deiner Gnade 4, 543.
U
daß doch mein Heiland 3, 330.
J daß nicht die letzte Stunde 5. 378.
u
daf; dich jo jpät 4, 548,
| du Menjchenblum 3, 430. 4,144.
Ad ein Wort von großer 4, 382,
Ad) es mag ja immer 4, 56.
Ach es jcheint, ich jei 3, 548,
ewigs Wort, wie bijt 1, 19.
10 | eyndes neydt 1, 289.
227
= frommer Gott, wo joll 3, 189.
Gnad über alle Gnaden 3, 553.
[
Pr
Kanne Gott, durch deine 2,
e
I
= 2
Gott, daß du uns haſt 218.
Gott, das wahre Chriftenthum
ur. der du im Himmel 5, 120.
H Gott, der du nach deiner 5, 514.
\ Gott, der Satan gibt 3, 426.
Ad) Gott des Himmels, laſſe 5, 121.
Ad, Gott, dejien Reich 3, 33.
NE Gott, die Peſt, dein 3, 109.
Ach Gott, dir muß ichs 3, 447.
Ad) Gott, erhör mein Seufzen 3,14.
Ad Gott, es hat mich ganz 4, 283.
Ad Gott, gib du uns 3, 125.
Ud Gott, id) denke 3, 520.
Ad Gott, in was für 4, 236.
Ad Gott, ijt noch dein 3, 549.
Ach Gott, laß dein Erbarmen 4, 431.
Ach Gott, laß dir befohlen jein 3,171.
Ad Gott, mag wohl in 2, 129.
Ah Gott, mein Hort, dein 1, 450.
Ad) Gott, mein Noth mich 2, 264.
Ach Gott, mid drüdt 4, 283.
Ach Gott, mein ewiger 1, 439.
Ach Gott,
U
4
nu laß uns fingen 1, 375.
N thu dich erbarmen 1, 307.
66.
Ach Gott und Herr 2, 258. 367. 378.
490. 3, 252. 8, 226.
A
1 Gott vom Himmelreiche 1, 256.
Ad) Gott vom Himmel, fieh darein
1, 241. 471. 2, 27. 8, 521.
Ad Gott vom Himmel, ſieh 3, 43.
Ad Gott, warum verläſſeſt 2, 417.
Ad Gott, was hat für 4, 18.
Ad) Gott, wen joll ichs Hagen 2, 343.
Ach Gott, wie bös ijt doch die 2, 227.
Ad Gott, wie lang vergiffeit 2, 104.
Ad) Gott, wie Tieblich und 1, 300. |
|
|
an eure Be ar
IE. Regifter der Lieder.
Ber Gott, wie manches 2, 218. 321.
u an. wie jchwer iſt zu 7, 316.
Ah Gott, wil my erhören 1, 440.
ı Ad Herr, —— ah 2, 88.
Ach dere, ach Herr, mein 4, 33.
Ad) der gi mid 5, 520.
u err, die Beiden 1, 375.
Ach Herr, dir iſt bewußt 5, 520.
Ad Herr, du allerhödjter 1, 450.
Ach Herre, dir gerechter 3, 407.
Ach Herre Gott, wir haben 1, 281.
Ad Herr, gib uns in 2, 208.
Ad Herr, ıd) liebe herzlich 3, 408.
Ad Herr, lehre mid 5, 480.
Ah Herr, mit deiner 1, 427.
A ) Herr, mit großen Schmerzen 2,
215.
Ad Herr, jtärfe meinen 4, 548.
Ad Herr, ftraf mich nit 2, 106.
Ad Herr, wenn kommt 4,421.
Ad Herr, wer ilt ein 7, 316.
Ad) Herr, wie ijt dein 3, 180.
Ach Herr, wie jind meiner 2, 106.
Ad Hilf mid) leid 1, 250. 254. 293.
Ad hilf mir, hilf 3, 426,
Ad) höchſter Gott, verleihe 3, 217.
274.
Ach ja, Herr Jeſu, deine 5, 516.
Ad, ich joll einjt aujerjtehen 6, 223.
| Ad), ich jted in tiefen 5, #7,
Ach Jeju, ach unjchuldigs 2, 455.
Ad) Jeſu Chrift, laß mid) 5, 231.
Ad Jeſu Chrift, mein Gott 2, vr
Ad) Jeſu, deine Sterbensnoth 5, 46
Ach Jeſu, defjen Treu 3, 33. 277;
Gott, verlag mich nicht 5, 426. |
Ad Jeſu, gib mir ſanften 3, 367.
Ad Jeſu, meiner Seelen 4, 30. 5,608.
Ad) in meinen ſchweren 2, 13.
Ad) fehre dich zu deinem 5, 516.
Ad fünnt ich doc) mit 6, 369.
Ad) fommet, ihr betrübten 5, 231.
a komm, füll unjre 7, 275.
laß dich jegt finden 5, 603.
Nr laß mid) deine 7, 393.
BF laß mid) weije werden 5, 120.
‚ Ad) lat uns doch einig 3, 189.
‚ Ad) liebe Chrijten jung und 2, 190.
Ach liebe Chrijten, jeid 1, 370.
Ad liebe Chriſten, trauret 2, 188.
Ach lieber Herr, du 3, 403.
"2 — Herre, Jeſu Eprift 1, 215.
uch ober Herr, ich bitte 2, —*
Ad liebſter Gott, wie trüb 2, 232.
Ü ’ Pi
Prsa 1 Fu
1. Regiſter der Lieder. 19
Ach ee Gott, wie munderbar
x liebfler Jeſu, ach wie 6, 34.
liebjter Jeſu, meine 5, 514:
liebſter Jeſu, rufe 5, 435."
meiner Sünden Lait 3, 344.
Kr mein. Gott, ſprich mir 2, 168.
mein Herr Sein 6, 442. 7, 473.
478.8, 82.
Fr mein Herze, gib dich 5, 480.
mein herzliebjtes Zeiulein 3, 85.
Ad mein Herz, was foll 5, 462.
Ah mein Jeſu, reich) 3, 492.
Ad = Jeſu, jieh 4, 373. 5, 592.
8
Ach mein Jeſu, meld 4, 402.
Ad mein Vater, Schöpfer 3, 167.
Ad) mein verwundtes Leben 5, 312.
möcht ich doch recht 3, 43.
Ach möcht id meinen 4, 373.
Ach jagt mir nichts 4, 18. 5, 588.605. |
Ad, jagt mir nichts 7, 134.
Ach Seele, jollte dich erfreuen 4, 484.
ri Seele, willt du ewgen 1, 215.
fehet, welche Lieb 4, 431.
2 fei gewarnt, o Seel 6, 158.
fei mit deiner Gnade 7, 342.
F ) fieh ihn dulden 6, 248. 471.
Ach ſtirbt denn jo 3, 403. 4, 149.
Ad) treib aus meiner Seele 5, 5.
Ach treuer Gott, barmherzigs 3, 318.
Ach treuer Gott, —— 5, 36. |
Ach treuer Gott ohn Ende 3, 57.
Ah unſer Vater, der du 2, 82.
Ach Vater, ich dies Hagen 5, 566.
Vater, im höchſten Thron 2, 148.
Ad Vater, unſer Gott 3, 98.
Ach Vater unjer, der du bift 1, 368.
wachet, wachet auf 6, 111.
Ach wär ich doch Schon droben 4, 18.
Ach wär ich wie ein Kindelein 7, 295.
A Pe joll e8 dann geichehen 3,
Ad wann werd ich dahin 3, 125.
Ad was bin ich, mein 6, 29.
au was fiir Bein 3, 260. 367,
Ad) was hab ich ausgerichtet 3, 408.
4, 562.
—8 zo; ift doch unfre Beit 4, 108.
Ach has if doch unfer Leben 3, 428.
öl
54 iſt unſer Leben 3, 392.
Ah was jind wir Menichen 6, 38.
Ach was find wir ohne 4, 414. 8, 449.
Ach was ſoll ich dir 1,446.
Ad) was foll ih Sünder 3, 445.
4, 128. 8, 232.
Ah was wollt ihr trüben 4, 9.
weh, ach weh, wo foll 4, 19.
A —* der Noth, die 3, 352."
Ad) we
Ad wende dich, o Gott 5, 444.
9 wenn ich dich, mein 5, 480.
wenn ich, dir getreuer 3, 426.
Ach wenn ich mich doch 4,62. 5, 662.
9 wenn werd ich dauen 4, 48
Ad wenn wird kommen 6, 85
Ah wer ſchon im Himmel 4, 56.
Ad wie betrübt ift mir 5, 503.
Ah a betrübt find fromme 4, 65.
Ach wiederum ein Jahr 6, 514.
Ad wie die Jahre ſchwinden 7, 276.
Ah wie einen Heinen 3,.83.
Ad) wie elend ift unfre 1,370. 4,158.
Ach wie flüchtig 2, 357. 489. 3, 40.
4, 115. 138. 8, 631.
Ad wie groß ift deine 3, 347.
Ach wie groß iſt der 3, 269.
Ah wie groß ift Gottes 2, 132.
Ah wie hat das Gift 3, 537.
Ah wie heilig tft der Ort 5, 482.
Ad; wie herrlich it das 6, 9.
Ach wie nichtig und untüchtig 3, 484.
Ach wie jehnlich wart ich 3,151. 4, 156.
Ad) wir armen Menichen 1,355. 466.
Ad) wo bleibft du fo lange 3, 34.
Ach wo findet meine Seele 4, 518.
Ach wo flieh ich Sünder 5, 424.
Ah wohin joll ich mich 3, 133,
Ah wo foll ich Ruhe 5, 407.
Ach wundergroßer Siegesheld 3,391.
Adam hat im Baradies 5, 462,
Ade dur fühe Welt, ich 4, 75.
Mde ich muß nun scheiden 7, 146.
Ude verfluchtes Thränenthal 3, 54.
Melteiter von allen 5, 382.
Ah döhterlin, min jel 1, 214
AL die ihr Gott zu ehren 8, 32.
Alle deine Herrlichleiten 7, 124.
Alle die Augen warten 1, 396.
An Ehr und Lob ſoll Sottes 1, 254,
Alle Jahre wieder fommt 7, 309.
Allein auf Ehrifti Himmelfabrt 8,
171, 8, 78.
Allein auf Gottes Wort 1, Ds,
Allein auf Gott im allem 3, 238.
Allein auf Bott mein 2, 401.
Allein auf Gott jei dein 2, 10.
2°
de Marter, welche 7, 243.
5 Bogen al BU Dan De te
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Allein Gott * * Höh J ein.
"421: 464. 8
Allein in Gott —— 440.
Allein nach dir, Herr Jeſu 2, 207.
Allein und doch nich ganz 5, 480.
Allein zu dir, Herr 1, 255. 878.
472, 2, 111.,4, 551. 8, 219.
Alle Menichen müſſen 3, 397.4, 110.
132. 156. 8, 628.
Allenthalben, wo id) gehe 4,48. 156.
ugen, o Herre Gott 2, 257.
Aller \
Allerdemüthigiter unter 5, 120.
Aller Engel himmliſch Heer 7, 275.
Aller Gläubgen Sammelplag 5, 301.
7, 465. 8, 651.
eher "got der gute 1, 185.
Allerichöniter Jeſu Chrijt 3, 351.
Alles iſt an Gottes Segen 4, 156.
d, 606. 8, 457.
Alles it euer, o Worte 6, 390.
Alles ungeduldge wBegen 7, 65,
Alle Welt joll billig 2 , 454.
Alle Welt jpringe 1, 375.
Ale Welt, was treu t 3, 384.
Alle werlet freuet ji 1, 227.
Allgegenwärtiger, ich bin 6, 197.
Allgenugſam Wejen 6, 67.
Algütiger, allein bei 6, 262.
Allmacht, Allmacht, Hilf 6, 378.
Allmächtic jchepfer 1, 188.
Allmächtiger, der jeinen 6, 199.
Allmächtiger Erbarmer 6, 517.
‚ Allmächtiger, eiviger Gott 3, 125.417.
Allmächtiger, gütiger Gott 1, 155.
2, 132.
Allmächtiger, ich hebe 6, 234.
Almächtiger, wir jagen 6, 495.
Alls mein gedenten 1, 218.
As Adam im Paradies 2, 129.
As Chriſtus gen Jerujalem 1, 355.
Als Chriſtus mit jeiner Lehr 1, 255.
2, 120. 132.. 143.
Als der betrübte- Tag zu 3, 54.
Als der gütige Gott ‚2,125. 129.
Als Gott den Moſe auserwählt 2,160.
Als Gottes Lammı und Leue 3, 318.
Als Gottes Sohn am Kreuze 3, 333.
Als Jejus am dem Kreuze 4, 425.
As: Jeſus Chrift geboren 2, "456.
ie age Chriſtus, Gottes 3, 129.
us — Chriſtus in der Nacht 3,34.
Als — Chriſtus unſer Herr 1, 327.
2
Als Jejus geboren war 1, 256.
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PP V we ee“ ee we
RAin MiT,TR J TE NS
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3
Hut. 2
der Lieder.
fo bat Gott die anze Welt 2,189.
Alſo de Sort die Welt 3, 320. 378.
2.
Alto heilig r a 1,210. 2,4886.
Alſo hoch hat Gott eltebt 3, 34.
AN unfre Zufludt 3, 210.
Um Aufang wart du 6, 29.
Am dritten Tag ein Hochzeit 2, 264.
Amen, Amen, lauter 5,
Amen, deines Grabes 7, 339.
Am Ende ifts doch gar 7, 241.
Amen,L2ob, Preis u. Herrlichteit 7, 2.
Amen, Lob, Preis und Stärte 6, 369.
Amen, wir bleiben all 7,:186.
Amen, wir werden überminben 7370.
Am Freitag muß ein jeder 1, .
Am Grab der Chriften finget p Br
Am Grabe jtehn wir. jti 1.
Am Kreuze hängſt du 7, 5
— — hängt verfchmachtet 7,
am Geil erblaßt 6, 234.
Am Morgen iſt ganz friih 2, 83.
Am Dlberg weiß, ich eine ‚283.
Am Sabbat früh Marieen 5, 434.
An allen Menjhen gar 1, 300.
An dein Bluten und Erbleichen ,,
224. 8, 35.
= sm Sabbat ſtehn die Kinder
7, 224
An den Tag der Zornesflammen
7, 103.
An des Mittlers Kreuz 7, 711.
An dir allein, an 6, 276. 465. 473.
Angenehme Morgenblide 5, 483.
Angenehme Seelenluft 5, 478.
Angenehmes Oſterfeſt 5, 495... ,
Angenehme Taube 5, 482,
An Gott will ich gebenfen 5,400. 480.
An Jeſu kann ich mid) 5, 380.
Anna, du anfenglichen 1, 219.
An jeiner Seite un: zu. 5, 316.
An Tod gedenf 3,
An Waſſerflüſſen Babylon 1, 25.
2, 28. 103. 8,.42,. 526.
Arbeit ift mein Roos 7, 19.
Auf, auf, betrübte Sinnen 5, 208.
Auf, auf, die rechte Zeit 3, 15,
Auf, auf, Gott will 4, 189.
auf, jest iſt nicht -5, 237, _
auf, ihr Gottesfinder 3, 369.
auf, ihr meine Lieder, 5, :542.
Auf, auf ihr Reichsgenoſſen 3, 219.
4, 114. 6, 115.
Auf, auf, mein Geiit, betrachte 5 5, 2%.
Ye a Ar 9
Auf, auf, mein Geift, brich 3, 440.
Au ‚auf, mein Gei ‚dan age 3, 367.
Auf, auf, mein eift, dem 7, 466.
Auf, auf, mein Seit. den. 4 334.
au auf, mein Geift, erhebe 6, 29.
u
dp: * Geiſt, ermuntre 5,
6, 45.
= et, * Geiſt, und bu 3, 484.
RL Han Herz, mit 3, 315.
auf, GE, ** Herz, und 3, 14.
ge? 4, 565. 6, 462.
a mein berz, zu 204.
di : ‚auf, o Menich, betracht 4, 269.
Auf, auf, o Seel, auf, auf 4, 19.
ur Bergen und auf 7, 302.
„Chriſten, laßt ung 6, 240.
Au SER 3 271. 4, 19.
‚424. 62
ohrift er Fra ‚171. 8,79.
deine Himmel gr 7, 254.
Auf deine Weisheit ſchaue 6, 284.
Auf den dunfeln Bergen 7, 365.
Auf den ewgen Felſen — 5, 301.
Auf den Nebel folgt 3, 318.
Auf did, Herr Jeſu Ehrift 3, 357.
Auf dich, Herr, ift mein 1,255. 2,106.
Auf did, mein Gott 7, 322.
au vi mein Seiland 7, 382.
Auf diefen Tag, jo denten 2, 28.
82. 8, 76.
Auf, du arıne Seele 5, 462.
Auf, empor mit Udlersflügel 7, 298.
Au N rien bier hl 8, 146. 484.
—* er tanden, auferſtanden 6, 361.
Auferjtehn, ia d, 631. 6, 333. 464.
470. 481. 7, 465. 8, 698.
Auf, ertvachet, meine 6, 372.
Auf, erweder euch zum 4, 442.
Auf ewig ift der Herr 6, 333.
Auf, frenet euch von 4, 564.
Huf Gott foll meine 6, 514.
=
5,0
Au
II. Regüfter | der Lieder.
—*
|
| Auf, meine
Auf Gott und nicht auf 6,276. 8,418.
Auf, hinauf, bedrängte 6, 497.
Auf, TEE zu deiner 4, 144. 236.
7,4
Auf, jauchze laut, du 7, 58,
Auf, Jeſu Jünger 6, 230,
Au ‚Jefum Ehrift 2. 301.
Auf, ie Chriſten, Chrifti 4, 422.
Auf, ihr Chriiten, Gott zur 3, 519.
Auf, in Chriſten, werdet 4, 66.
Auf, ihr nahverbundnen 5, "316.
Auf, junge Ehriften, auf 6, 367.
21
Lf Leiden folgt die 4, 414.
meinen Gott verläft 6, 222,
Auf meinen Herrn Jefum 3, 248.
Auf meinen Jefum 5, 425. 8, 646.
Auf meinen Tteben 2, 301: 380.
3, 271. 8, 364. 375.
af meine Seel, auf 4,
‚ meine Seel, auf 7,
meine Seele, fet 3,
Seel, mit 3,
meine Seel, und 5, 231.
meines Gottes 4, 376.
mein Geiſt und mein 3, 210.
mein Geift, wo iſt 5, 237.
mein Herz, dein 5, 188.
mein Derz, des Herren 5, 462.
, mein Herze, rüfte 5, 480:
mein Gerz, geh mit 5, 462.
mein Herz, laß 7, 16.
Menichentind, und 5, 446.
Menſch, mad) did 5, 536.
ſchicke dich recht 6, 276.
Seele, auf und 4, 407.
‚ Seele, Jeſus 5, 2%.
Seele, lab das 5, 547.
Seelen, auf, den 6, 89.
Seelen, laßt das 2, 14.
Seele, ichide dich 4, 533,
Seele, ſei gerüft 4, 279.
Seele, wie bift du 3, 69.
Seel, und danfe 4, 92. 5,579.
jingt heute Nubellieder 5, 536.
Auf, Tochter, auf, was 4, 446.
Auf, Triumph, es kommt 4, 400.
d, 579. 8, 82.
Auf will ih von Sünden 6, 471.
Auf, Zion, auf, auf 3, +41.
Auf, Zion, und höre 5, 337.
Auf zu dir, lieber 7, 304.
Aus der Nacht, ans Furcht 7, 126.
Aus der Tiefe meiner Ängiten 7,320.
Aus der Tiefe meiner Sinnen 3, 354,
Aus der Tiefe rufe ih 2, 367.
| Uns des Sottlofen Thun 2, 3.
Aus des Vaters Herzen ewig 1, 479,
Aus des Vaters Herzen it 2, 82.
Aus diefem Thal des Kurmmers 7,368.
Aus diefem tiefen Grunde 3, 16.
Ausgeftremt it nene Saat 7, WE.
Aus Gnaden ſoll ich ſelig 4, 489.
6, 471,
Aus —* weh flagt fih 1, 2M.
8, 114
Ans Iatobs Stamm ein 8, 116
mein Geift, und lobe 5, 231.
’
WE
en ar
u — Blös: — * ER
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PER ya PR
y
”
22
Ans irdiſchem Getümmel 7, 158.
Aus Lieb läßt Gott der 2, 275.
Aus meinem Herzen quillet 7, 302,
Aus meines Herzens 1, 385. 398,
8,179,
Aus meines Jammers 2, 14.
Aus Tiefen ruft mein 6, 494.
Ars tiefer Noth laft uns 1, 256.
8, 222.
Aus tiefer Noth ruf ich, Herr 3, 36.
Aus tiefer Noth ruf ich zu 2, 208. |
Aus tiefer Noth ſchrei ich 1, 241.
420. 2, 28, 8, 521.
8
Aus tiefer Noth ſchrei ih zu 2, 105. |
Aus viel taufend Seelen 7, 325.
Ave balſams creatur 1, 196.
Ave bis grüßt, du 1, 215.
Ave durchleuchte jtern 1, 226. 481.
Ave, Gott jchöpfer mein 5, 613.
Ave, lebendiges oblat 1, 196. 227. |
Ude, Maria, anti ros 1, 180.
Ave Maria, got in 1, 187.
Ave morgenfterne 1, 211. 8, 273.
ve muter, des mer 1, 480.
Ave viel liehtir 1, 178. 480.
Boata dei genitrix 1, 98.
Beata nobis gaudia 1, 51. 7,130.
Benedieamus 1, 235.
Benedicta semper sit 1,107. 2,450.
Benedictus 1, 14. 235.
Bald oder jpät des Todes 6, 348.
Barmherzger Vater, höchiter 3, 318.
Bedenk doch, o Herr Zebaoth 2, 233.
Bedente, Menſch, die 5, 500.
Bedenf, o Menjch, das 3, 388.
Bedent, o end die Angjt 3, 204.
Bedenk, o Menich, die große 1, 335.
Bedenk, o Menſch, ſtets ohne 3, 151.
Befiehl dem Herren deine 5, 217.
Berieft du deine Wege den 5, 556.
Befehl du deine Wege und 3, 318.
8 2 D
392.
Begleite mich, o Chriſt 6, 380.
Beglücdter Stand getreuer 4, 434.
Behalte mich in deiner 7, 360.
Beherricher aller Welten 6, 319.
Bei dir, Jeſu, will ich bleiben 6, 448.
Bei dir, Jeju, will ich bleiben, nicht
7, 241.
Bei Gott ift Rath und That 5, 388.
Bei jtiller Wa
Bekenn nun alfe Welte 1, 214. 479.
Beladner Geift, der Zorn 4, 532.
Er eriten 4, 189,
| Berge fallen,
Beſchirm uns,
I. Regifter der Lieber.
ei 7, 69.
t, das 1, 397.
err, bleib 7, 92.
eiſen 3,504. 5,612,
Beier uns,
Beſchrankt, ihr
Beſchwertes Herz, I ab 7, 475.
Belinne dich und ftehe 7, 392.
Beſitz ih nur 6, 465.
Beiprenge meines Herzens 7, 360.
Beitell dein Haus, denn 5, 480.
Bete nur, betrübtes Herz 5, 526.
Betet an den Gott 6, 381.
Betet an, laßt uns 6,340.
DBetgemeinde, Heilge dich 5, 188. ,
Betrachte, Menſch, dein 5, 533.
Betracht wir heut zu 2, 125. 130,
Betrogne Welt, behalte 4, 518.
Betrübtes Herz, bis mwohlgemuth
3, 110.
Bewahre mid), Gott 3, 55.
Bewahr mid) Gott, mein 3, 133.
Bewein, o Chriſtenmenſch 4, 30.
Bis gnädig, o Herr 1, 255.
Bis grüßt, Jeſu Chrift 1, 375.
Bis hieher hat mich Bott 4, 62.5, 662.
Bis hieher Fe uns Gott 7, 19.
Bis hieher hilft mir Gott 5, 231.
Bis hieher ijt mein Lauf 3, 403.
Bis hieher und nicht weiter: 7, 256.
Bis hin an des Kreuzes 4, 138.
Bi grüßt, jtern im 1, 480.
Bijt du betrübt bis in den 7, 319.
Bilt du für mid, jo 7, 72.
Bittet, jo wird euch gegeben 6, 138.
Bleibe bei mir, Jeſu, bleibe 6, 34.
Bleibe, es will Abend werden, Jeſu
5,128.
Bleibe, es will Abend werden, und
7, 188.
Bleib, Jeju, bleib 5, 380.
Bleibt bei dem, der 7, 241.
Bleibt, Schäflein, bleibt 4,518. 7,469.
Bleiches Antlig, ſei 1, 481. 3, 218,
4, 119.
Blid, o Gott, mit Wohlgefallen 6,551.
Blühende Jugend, du 4, 515.
Blutge Leiden meines 5, 316:
Blut und Wunden 5, 276.
Brecht, ihr Seufzer, fließt 5, 237.
Breite dich, mein Herz 3, 884.
Brich an, du lieber Morgen 2, 270.
Brich an, du ſchönes Morgenlicht 7,15;
Brich auf und werde Licht 3, 15. _
Brich durch, mein angefochtnes 4,375.
Brich entzwei, mein arınes 5, 604.
Bringt dem Herren 6, 448... 04
II. Regifter der Lieder. 23
Bringt her, bringt her 6, 134. —5 erwarten in allerlei 5, 220.
592 \
Bringt her dem Herrn 7, 342.
Bringt ihm, dem Herren 4,269.
Bringt Preis und Ruhm 6,229.
Brunn alles Heils, did 6, 68.
Brunnguell aller Güter 3, 384. 4,104:
Bürger unzählbarer Kreiſe 5, 191.
Caeli deus sanetissime 1, 73.
Caeli, terrae, maria 1, 140.
Carmina psallere voce 1, 93.
Cedit hiems eminus 1, 152.
Cerno lapsum servulum 6, 132,
Chorus noyae ‚Jerusalem 1, 99,
Christe eunetorum dominator 1,75.
Christe qui lux es et 1, 75. 8, 189.
Christe redemptor omnium 1, 52.
117.
Christe sanetorum deus 1, 93.
Christi caterva clamitat 1, 51.
Christi eorpus ave 1, 105.
Clare sanctorum senatus 1, 98,
Claram deeus jejunii 1, 73.
Coeli cives attendite 1, 150.
Coeli enarrant 'gloriam 1, 102.
Coelos ascendit hodie 1, 152.
Concentu parili hie 1, 97.
Conditor alme siderum 1,52. 2,450.
Confirmat_ hoc mysterium 1, 140.
Congaudent angelorum 1, 97.
Corde natus ex parentis 1, 65.
2, 462. 450. 4, 550.
Credo in 1, 235.
Cruce benedieta nicet 1, 58.
Crux fidelis inter 1,58. 2, 451.468.
Cultor dei memento 1, 55.
Cum recordor, quanta 1, 108,
Cur mundus militat 1,132. 4, 550.
Cabitan, Herre Bott 1,250, 255. 397.
Ehrift, Alles was dich fräntet 6, 234.
Chrift, der du bift Licht 1, 250.
Ehrift, du nadl! dich. jemer 7, 108.
Chriſte, der du biit Tag 1, 254. 2,92.
Chriſte, du anfengtiidhen 1, 325.
Ehrijte, du Beiftand deiner 3,59. 250.
pie, Di bift der helle Tag 1, 307.
h q
Chrifte, du biſt liecht und: 1, 196,
Ci, meiner Seele Leben 5, 330:
Chriſte, mein Leben, mein 4, 398.
Chriſtenherz, laß dich bewegen 3,523.
Chriſten find ein göttlich 5, 281.593.
Ehrijten, wenn das Kreuz 5, 124.
hei erjtanden bon dem 2, 62,
ei der wil 1, 216.
Chriſte, wahres Seelenlicht 4, 113.
Chriſte, warer jun gottes 1, 325.
C
C
Chriſtglaubig Meuſch, wach 2, 125.
—3 Blut und Öeretintek 5,301.
381. 8, 59.
riſt fure zu himel 1, 208,
Chrifti Mutter ftand in 2, 456,
| En rojinfarbnes Blut 3, 368,
Ehrift ift eritanden 1,177. 207. 465.
8, 62. 316.
Chriſti Tod ift Adams Leben 3, 292.
Chriſti Zukunft ift vorhanden 1,427.
Chriſt lag in Todesbanden I, 241.
465. 8, 64.
Chriſtlich leben, hriftlih 4, 287.
N mein Gott, erhör 3, 166,
Ehriit, jei achtſam, jei 6, 369.
Chriſt ſich ze marterenne 1, 178.
Chriſt jpra ar Menichenieel 2,454.
Chriſtum lieben ift beifer 3, 81.
Chriſtum über Alles willen 5,276.
Chriſtum vom Himmel ruf 1.325.466,
Chriſtum wir jollen loben 1,240.464,
Chriſt unjer Heil, di 2, 125.
F Aa Herr zum 1, 241. 467,
CHriftus, Chriftus, Chriſtus 3, 41
— der iſt mein 2, 344. 367.
8, 6ld.
Ehriftus, der uns felig 1, 256. 2,129,
8, 482
Chriftus fur auff gen 2, 113,
Ehrijtus, Gottes Sohn 1, 397,
Chriſtus J geleert 2, 82,
Chriſtus hot geiproden 1, 211.
Chriſtus iſt erſtanden, jauchzt 7, 3652.
Chriſtus iſt erſtanden 1, 185. 250.
254. 256, 2, 129, Abk
Ehriftus ift eritanden von 2, 270,
Ehrijtus mit jeinen Jüngern 2, 88,
ci tus unjer Herr ae. 1, 368,
Ehri * wahrer Gottesſohn 1, 266.
3, 129, Rt
Fr wird mich nicht 3, 225,
rilt, wenn die Armen 7,
— folge deines Jefu 6, 260,
it fur gen himel 1, 197, 254.
ie
PM
Da pacem domine 1, 76.
Da puer pleetrum 1, 55.
De casta'nobis oriens 1, 105,
De Stephani roseo 1, 138.
Deus creatöor ommium 1, 47.
Deus ignee fons 1, 56.
Deus pater gredentium 1, 105.
Deus, qui coeli lumen 1, 52,
Deus tuorum militum 1, 53,
Dicimus grates tibi 1,259. 7,228,
Dies absoluti praetereunt 1, 138.
Dies est laetitiae in festo 1, 140.
Dies est laetitiae in ortu 1, 140,
254. 466, 8, 13.
Dies est laetitiae, nam 1, 140.
2, 451.
Dies irae, dies 1, 125. 7, 103.
474. 8, 658.
Dixit dominus: 'ex 1, 102.
a yore geboren war 2, 125.
Da Chriſtus mit den Jüngern 1, 227.
Da Chriftus nun hat 2, 264.
Da Gheitns zu Jeruſalem 1, 250.
Da Gott zu ym in ewigfeit 1, 219.
Daheim if gut! da 7, 352.
Da Bud mich hier eingefunden 5, 378.
mid zur Ruh will 5, 378,
Er Auge an ae > Kreuze 1, 220.
300. 46
a Seins i in den Himmel 3, 410.
Da Sirael aus Egypten 2, 104.
Dank, Dank für jo viel 7, 166.
Dank dem milden 6, 348.
Dank dir für deine Boten 7, 304,
Dante dem Herrn, o Seele 6, 67.
Danket dem Herrn, denn 1,255. 2,132.
Danket dem Herrn, der den 4, 518.
Danfet dem Herrn heut 2, 378.
Dantet Gott mit Schalle 3, 57.
Danket um Alles, ihr 7, 379.
Dankſagen wir alle 1, 375.
Dantjaget nun nnd lobt 2, 14.
Dant jet Gott in der Höhe 2, 218.
Dank jei Gott mit reihem 6, 291:
Dankt dem Herren, ihr 4,430. 5, 575.
Dankt Gott an allen Enden 3, 205.
Dantt Gott für feine 7, 276.
Das äufre Sonnenlicht 6, 67.
Ay * Jahr iſt nun 2, 206. 268.
1
Das alte Jahr iſt nun vergahn 2, 271.
11.’ Negifter der Lieber)
Iherk ag nun vergangen
Das alte Jahr ift weg 3, Bu ®ı
Das alte Jahr vergangen ift 2, 268.
Das arm verwirrte 6, 6.
Das Auge, das kein 5, 350.
' Das Aug empor, des Herzend 7,199.
Das U und DO fih Jeſus 6, 33,
Das blinde Bolt der Heiden 3, 1a
Das’ Brimmlein auillt 4, 445.
\ Das Elend weißt du, Bott 4, 258,568.
\ Das
' Das
:
Das Gnadenlicht des 3, 15.
Das Grab ift da, hier 5, 488,
Das Grab ilt leer, das 6, 428,
Das große Halljahr bricht 7, 360.
Das helfen uns die Namen 1, 209,
Das hell aufflimmen 1, 196.
Das hohe Feyr der Himmelfart 3,229.
Das Jahr ist hingeſchwunden 6, 205.
Das Jahr ift nun zu Ende 7, 256.
Das Jeſulein foll doch 3, 115.248,
Das iſt der Gemeine 7, 97.
Das iſt die rechte Liebestreu 7, 241.
ift die Stund, jegt 3, 367.
Das ift eine jelge Stunde 4, 515.
in ein jelig Scheiden 7, 90.
ein theuer werthes 4,430,
es, Herr, warum 7, 266.
fürwahr ein föftlid) 3, 239,
je gewihlid) wahr 3, 357.
meine Freude 5, 500.
ift mein Troft, Herr 7,67.
Das if mir lieb, dat Gott 3, 318.
ift mir lieb, daß meine 4, 489,
iit mir lieb und bin 1, 300. -
iſt unbejchreiblich, wie 5, 301.
Das Kirhenjahr ift auch 3, 104.
Das Lamm am Kreuzesſtamme 5,124.
nn
it
iſt
iſt
iſt
iſt
Das Leben für uns 2, 267.
Das liebe neue Jahr geht 2, 254.
Das neugeborne Kindelein 2, 254.
Daß alle Menjchen fterben 3, 182.
Dat alle Menſchen jterblich 3, 194.
es auf der armen Erde 7,3 372.
Ben der Herr jo freunduch
3
—*—
| Daß id. ein armer Sünder 2, 244.
Daß id) in deiner Chriftenheit 6, 262.
Daß ich nit fan fünd Ian 1, 409.
Das find die heilgen 2,125. 130. 485,
Daß unſer Gott ums Leben '6, 205,
Daß wir micht gar aus 7, 270,
Da ſtehen wir, die Deinen 6, 389.
Da jteh ich wieder ftille 7, 291. —
Das wahre Chriſtenthum 5247
er a Br TE
24 malte Gott, der en: 5, 387;
8 wei Gott, der mich KR:
Das er Gott, die Morgenröthe
Pr walt Gott, F Vat 2
Das walt Gott, fo *
Das walt Gott A mil * 3,44
—— an die Kreuzgemeine 5, 831
Das walt Gott Vater
232 fi 5, 644. >;
Das was chriſtlich ift, > 15, 16.46,
Das was id) wünfce, ftirbet-d, 421.
Das Wort Ave lout uns 1, 228.
** — Hanf, Herr 1, 250, 254
Dein. bin ih, Herr, dir. 6, 342.
Dein Blut, Herr, iſt mein 6, 159,
Dein eigue Siehe zwinget 5, 592.
Deinem’ Heiland, deinem 7, 71.
Deinen Frieden gib uns 7, 339.
Dein Erbe, Herr, liegt 6, 158.
Name Kinder Sammelplag 5, 301.
Deiner Oſtern Sonne 5, 417.
Deines Gottes freue dich 6, 356.
Deine Todten werden leben 6, 226.
Dein Gott fit Majeität 6, 491.
Deim Heil-tommt, Zion 5, 1W.
Dein Heil, o Chriſt, nicht zu 6, 471,
Deim iſt das Licht 7, 224. 478.
Dein König kommt in 5,603.7,21.479.
Dein König fommt, wie 7, 296.
Dein Lob will ih erheben 1, 300,
Dein Mittler kommt, anf 4, 532.
Dein Morgen hat auch uns 7, 268.
Dein Nam ift groß 3, 382.
Dein Reich ijt wicht vom 7, 268.
Dein werthes Fleiich u. Blut 4, 258,
Dein Wille nur geichehe 7, 167.
Dein Wort iſt meines Weges 6, 292,
Dein Wort, o Herr, bringt 4,
Dein Wort, o Herr, iſt mi
Dein Wort, o Höditer, iſt 6, 0,
Den biutgen Lamm, das 5, 348.
Dem großen Gott jtirbt 7, 307.
Dem heilgen Blut des Herrn ö, 613,
Dem Herrn, der mich regiert 5, 533,
zu rein ſei Ehre, Preis 7, 67,
ſch von einer 2, 298,
en König und Regenten 2, 53.
Dem u ornen Kindelein 4, 227,
— Herz, Herr 5, 119.
Demuthsvoll fomm ih 6, 233.
und —*
IL. Regiſter der Lieder.
x
AR A ET tr a Dan
Den Blid empor und halte 7, 288.
Den die Engel droben 3, 108. 4,384.
5, 593.
Den die Hirten lobten jere 1, a.
Den Gott der Engel wollen 3, 243;
Den heilig, heilig, en 5, 190,0
Den Herrn meine Seel 3, 34.
Den Himmel ſoll ic offen 7, oo)
— öchſten öffentlich verehren %
Denfe, ven ei dente 5, 479, |
* doch, ihr Menſchenklinder 5)
Hk
Dent id) der Dornenfrone 5, 122;
' Den ai wöllu wir nu 2, Be
| Den Bater dort oben 2,
Den liebiten Herren, den 1, N
Dennoch bleib ic jtet3 4, 533.5, ii
Dennod! ijt ein ihönes 7,156.
Den fiebenten der Tage 7, 124.
125. 131.
Den Vater wolln wir loben 2, 1447
| Der Abend tonumt, die Sonne,6, 674
Der Abend fommt, jo komm 5, 378.
Der Abenditern blickt janft 6, 378
Der Alles füllt, von dem: 4. 364
Der alle Sünder zu fi 5, 661.,
Der Allmacht Donnerjtimme 6, 5i2.
Der am Kreuz ijt meine 5, 411, 608%
8, >.
Der auf Erden du erichienen 7,860,
Der beite Freund ift in dem 5, 480,
‚ Der Bräutgam wird bald 3, 282 |.
Der aka frreud u. BWonne 3,492
Der Ehriften Stand iſt bier 5, 280,
Der den Bau der Himmel 8, 54.
Der, den man durch den 5, 347.
Der du bit A umd-D 4, 34.
Der 3 biſt drei in 1, 240. 254,464.
7; 7% j
Der du das Daſein mir 6, 4M.
Der du das Loos von 6, 296.467
Der bu das Bolt regierit 7, 1067
Der du daz Liecht biit und 1, 228,430,
Der du dem Tode nah 6, Bo:
Der dur des Himmels Scptüffel 4,618,
Der du die Liebe jelber bift 6, 280,
Der du die Nacht des Todes 7,4
Der du die Wahrheit jelber 7,83%
Der du durch deine Almadt ‘6, Miök
Der du, Serr Jeſu, Ruh 3, 37, >
Der du in denHöhe mob 686
Der du in Todesnäcten‘ 7, —*
Der du noch in der leßten 5 —
Der du, © Hochiter. dem 7, 167, ,7
26
Der bu trugſt die Schmerzen 7, 379.
Der du uns als Vater liebſt 2, 2331.
ut — vom Vater ausgegangen 7,
Der du zum Heil erichienen 7, 225.
Der einzge Grund, der auf 7, 134.
Der Engel bringt wahren 2, 244,
Der Engel goldnes Heer 4, 548.
Der Engel zu Maria kömmt 3, 115.
Der erjten Unſchuld reines 7, 339.
Der Eritgeborne erjcheint 5, 336,
Der ewge Gott und höchite 6, 93.
Der falſchen Ehriften Schar 3, 531.
Der Frühling iſt erjchienen 6, 322!
Der Gerechten Seelen find 5, 192.
Der Glaube bleibt 7, 229.
Der Glaube bricht durch 5, 280.
Der Glaube fehlt und darum 6, 405.
Der Glaube hilft, wenn nichts 5, 192.
Der Glaube ijt ein Feuer 7, 383.
Der Glaube macht allein 3, 330.
Der Glaube jiegt und bricht 4, 434.
Der Glaub ijt eine Zuverjicht 5, 551.
Der Glaub it Gottes Wert 5, 548.
Der Gnadenbrunn fleußt 4, 30.
Der Gnadenbrunn thut 1, 450. 466.
2,354.
Der grimmig Tod mit 2,290.
Der große Drache zürnt 3,449. 4,144.
Der Heiden Heiland fomme 1, 228.
Der Heiden Heil fommt 6, 93.
Der Heiland hoch erhoben 2, 245.
Der Heiland ijt erhöhet 2, 245.
Der Heiland ijt gefommen 7, 318.
‚Der Heiland kommt mit 7, 29.
Der heilge Chriſt iſt kommen 7,147.
Der heilig Fronleichnam 1, 210.
Der heilig Geijt lab 2, 159.
Der Heilig Geijt vom Himmel 2, 244.
376
Der Henne folgt das 5, 280,
Der Herr, der aller Enden 3, 317.
Der Herr der Ernie winket 6, 207.
7,23.
Der Herr, der Herr fommt 7, 275.
Der Herr, Der zu ſich ommen 7,301.
Der Herr, erhör did) in 2 399.
Der Herr erhör uns in 1, 270.
Der Herr fährt auf mit 3, 180. 257.
Der Herr Führt ‚glorreich in 6, 9.
Der! Herr Gott ſei gepreifet 2,162,
Der Herr hat Alles wohl 3, 330.
Der Herr hat überwunden 6, 399.
Der’ Herr, in deſſen Güte 7, 339.
Der Herr iſt auferſtanden 7, 363.
II. Regijter der Lieder.
err iſt Gott und feiner 6, 341.
| Der rr iſt gut, ihr Himmel 6, 197.
Der Herr iſt gut, in defien 4, 538,
7, 465. 8,4937,
Der Herr iſt König für 7, 135.
| Der
| Der Herr ijt König u. herrlich 6, 170.
| Der Herr ijt König unverrüdt 1,300,
Der Herr iſt meine Zuverſicht * 434,
6,388
Der Herr iſt mein getreuer 1, 255.
471. 2, 92. 223: 297, 367; 369.
| Der Herr jprad in jeim 1,300,
| Der
Der Himmel Bau und Bradt 6,107,
Der Himmel hängt voll 7,252. 8,516.
Der Himmelkönig iſt geboren.1,211,;
Der hoch almedhtig ewig 1, 218.
Höchite kennet jeine 5, 424.
Der Höllen Pforten find: 3,34.
' Der hohe Himmel jauchzen 2, 245.
Der Hohepriefter, der jein 7, 382,
Der im Heiligthum du 7, 43;
Der in den finjtern Stunden 7,188;
Der König in der hohen Stadt 5, 98.
Der König font, der 6,89,
Der König ruft und ſchauet 5, 347.
' Der legte Blig jchlägt mir 3, 531.
Der legte meiner Tage 6, 355. 471.
Der letzte Tagmun1,125.481,2,213;
Der lieben Sonne Licht 4 92, 5, 589;
605. 8, 201.
Der hr iſt ja lobenswerth 3, 182.
Der Menſch derMenfchenfurdt6, 253
Der Dan hat Gottes Önade 3, 207;
5, 65
Der Meye, der Meye 1, 256. 2, 206.
Der Mittler jtirbt, die Qiebe 7,281.
Der Mond it aufgegangen 6, 428;
7, 478. 8, 207.
Der Morgen glänzt im 7, 267
Der Morgen kommt und -6, 369.
Der Pilger aus der Ferne 7,
Der rauhe Herbſt kommt 3, 196,
Der Sabbat iſt erſchienen 5,444: 668.
Der Sabbat ijt una Menjden, 613;
Der Sabbat iſt vergangen, 5,
Der jchmale Weg führt 4, 44.
Da Aicpmale Weg ilt 4, 363. 5, 589.
Der ipöne Tag bridt an 3, 72.
Der Ihwarze Flügel trüber 4, 9.
Der Segen iſt der beite 7, 84. @
Der Sonnen helles Brangen 3,501.
Der Sünde Trug und Schuld * 274
Der Tag bricht an und’ zeiget *
129. 366. 3, 42.
11. 'Regifter der Lieder. 27
Der Tag, der ift jofreitdenreich 1,227.
250. 254. 464. 2, 129. 8, 14.
Der Tag des Heils kommt 6, 33.
Der Tag geht num zum 5, 514.
Der Tag it ſich geneiget 2,293.
346. 37 |
Der Tag it da, ſei du 5, 497.
Der Tag ilt da ud weg 6, 516.
Der Tag ijt hin, der Sonnen 3, 219.
4, 404.
Der Tag iſt hin, mein Geijt 4, 334.
5, 589
Der Tag ift hin, mein Jefu 2, 13.
6, 29. 112. 7, 476,
Der Tag ift Hin, nun fommt 3, 344. |
Der Tag iſt nun verfloffen 3, 369.
Der Tag tit nun vergangen 3, 397.
Der Tag ijt vor der Thür 5, 478.
Der Tag iſt wieder hingegangen 7,283.
Der zug mit feinem Lichte 3, 322.
4, 112. 5, 64.
Der Tag vertreibt die 2, 125. 131.
5, 604.
Der Thron der®eltbeherricher 6,356.
Der Tod führt uns zum 4, 414.
Der Tod hat zwar verſchlungen 3,207.
Der Tod tit todt, das Leben 5, 480.
Der Tod kommt an, da 5, 85.
Der Törecht jpricht: es iſt 2, 28. 103.
Der Trennung Lait liegt 6, 391.
Der trübe Winter iſt vorbei 4, 189.
Der Überwinder Jefus Chriſt 5, 120. |
Der unjre Menfchheit an fich 6, 348.
Der Vater kennt dich, kenn 7, 72.
Der Vater IR gepriejen 7, 67,
Der Vater fiehts, Wind 5, 190.
Der Vater zürnt von Herzen 5, 192. |
Der vom Holze du regiereit 7, 360. |
Der wahre Gott u Gottesſohn 4,413. |
Der ur a Gott und Herre 2, 254.
Der wahren Chriften ganzes 4, 404.
Der Weg ift gut, der durch 5, 175.
Der 2 ijt ſchmal und 7, 69,
Der Weltfinn will vom 5, 124.
Der Winter ift vergangen 7, 276.
Der wurnderichöne Nakobsitern 3,367,
Der zum Schauplag feiner 7, 124,
Des Ewgen Saatgefilde 7, 167.
Ds Frühlings Hauch umſäuſelt 7,
—1
Des heilgen Geiſtes reiche 1, 1582,
‚2, 257. 378.
Des Herren zu beiteht 5, 348.
Des Herren Majejtät 6, 497.
Des Jahres ſchönſter Schmud 7, 276,
Des Königs ’yahnen gehn 1,226 f. 480,
Des Fühlen Maien, der mir 7, 470.
Des Morgens, wenn ich 2, 346.
Des Dlbergs martervolle 6, 226.
Des Tages laute Stunden 7, 159.
Des Todes Graun, des Grabes 6, 243.
Did bitten wir, deine 2, 404.
Dich bitt ich, treuer 3, 115,
2 ‚ framw von himel 1, 209, 219.
i
Did, Gott, loben wir 1, 227.
Dich, Gott, wir loben und 1, 479.
Did, Herr Jeſu Chrift, mein 3, 431.
Did Jeſum laß ich 6, 394,
Did, Jeſu, preifen ımjre 7, 64.
Die Abendſonne ſinket 6, 206.
Die allerhöchſt Barnıherzigteit 2,436.
Die auf der Erbe wallen 6, 348.
Die Augen aller Kreatur 1, 427.
Die Berge meines Gottes 7, 287.
Die Beſchwerden diefer Erden 5, 124.
Die Braut des Lammes 5, 351.
Die Chrijten gehn von Drt 5, 280.
Die Engel, die im Himmelslicht 4,283,
Die Erde, Meer und Himmel 1, 228.
Die Erd und was jid) auf 2, 223.
Die Ernt tft da, es winft 6, 377.
Die Ernt ift nun zu 5, 9.
Die Feinde deines Kreuzes 6, 356.
Die Gnade ift geichäftig 5, 124.
Die Gnade jei mit allen 5, 124
Die Gnade unjers Herrn 6, 486.
Die Gnade wird doch ewig 5, 124,
Die Gottes Serapbim 5, 613. 6, 442.
Die große Lieb dich trieb 2, 275,
Die güldiie Sonne fonımt 3, 206;
Die güldne Sonne voll 3,322. 4, 112,
8, 185.
Die Hände Jeſu ſegnen 5, 320.
Die Sandfeheift ift zerrifien 4, 518.
Die heilige Dreifaltigteit 2, 227.246.
Die heiligen drei König 1, 211: 875,
Die heiligite der Nädte 6, 207.
Die helle Sonne ift dahim 3, 516,
Die belle Sonn leucht jept 1,390,
Die Herrlichkeit der Erden 64
Die bier vor deinem ——
Die Himmel ruhmen 6,42384800
„Geiſt der Wahrheit, Geiſt 7,147.
Did) frönte Gott mit Freuden 6, 355.
| Di loben, Gott, wir alle 2, 219,
Dich, Mueter Gottes, ruf 1, 211.
Dich preife, Herr, Sejang 6, 254.
Dich preijet deine 7, 276,
Did) jeh ich wieder, Morgentlicht 6,234.
u
28
Die ihr bei Jeſu bleibet 5, 122, -
Die ihr den Heiland fennt 7, 351.
Die Br mit Sünden ganz #3, 204.
Die A Chrifti, die er beihüßt
Die KircheChrifti, die er gebaut 5,347.
Die Kraufheit, du gerechter 5, 79,
Die künglid paner gond 1, 222,
Die-Laft des Tages ift 6, 313.
Die Liebe darf wohl weinen 5, 122. |
Die Liebe leidet nicht 3, 530,
Die liebe Sonne treu und 7, 379.
Die lieblichen Blicke, die 4,355. 5,579.
Die Macht der Nacht entweichet 3, 475.
Die Menfchen ſuchen 4, 424,
Die Morgenjonne gehet 3, 475.
Die Mutter. jtund voll 1, 228.
Die Nacht gibt gute Nacht 5, 483.
Die Nacht ıjt hin, der Tag 1, 479.
51. 2 101.
Die Nacht ift hin, mein Geift 4, 334.
Die Nacht iſt wach 7, 382.
Die Nacht iſt kommen, da 2, 418.
Die Nacht iſt Niemands 5, 483.
Die Nacht iſt vor der Thür 3, 108.
5, 579. 599.
Die Propheten han geprophezeit 1,
255. 2,129.
Die Seele Chrifti heilge 4, 18. 8, 52.
Die Seele, die fid) von der 5, 247.
Die Seele ift dazu geboren 4, 363.
Die Seele ruht in Jeſu 4, 445. 7,
479. 8, 689.
Diefen Samen jegne 6, 198.
| Be er der Tag der Wonne 3, 384.
Dies ift der Tag, das find 5, 544. |
Dies ift der Tag, den Gott 6, 276. 537.
Dies iſt der Tag derFröhlichkeit 3,179,
Dies iſt der Tag, der guadenreid
2, 264,
Dies ift der Tag zum Segen 3, 504.
Dies ift die Nacht, da mir 3, 354.
Dies iſt ja-doch die legte 2, 214.
Dies, iit mein höchſter 3, 35.
Dies find die heilgen 1, 241. 465.
2, 28..130.. 8, 420,
Die Sonne wird mit ihrem 2, 125.
Die Sonn hat ſich mit ihrem 2, 13,
3, 133.
Die. jtille Abendſtunde 6, 321.
Die Sünden jind vergeben 5, 127,
Die Treue jiegt und wird 4, 439,
Die Tugend wird durchs 4, 365.
5, 589. 8, 264.
1. Begifer, der. Sicher
Dieweil ich auferitehe 4, 414,5, 589.
Dieweil mein Stund 5359
Dieweil ung uichts will 2, 50.
Diemweil wir jeind 2, 111.
Die Weisheit ‚diefer Erden 5, 124.
Die Welt fommt einſt zufammen
5, 124,
Die Welt thut ihre Augen 7, 147.
Die Welt berg t mit.ihrer 7, 96.
Die wir uns allfier 5,316.612, 8,57.
Die Woche geht zu, Ende 5, 483,
Die Zeiten Jind ſo trübe ‚7, 369,
Die Zeit flieht Hin und 7,243.
Die Zeit geht, an, da 4, 19,
Die Zeit ıjt nunmehr nah 3, 317.
8, 626. -
| Din, din ſoll ſyn 2, 48. 53.
Dir dank ich heute 6, 276, 465. -
Dir dankt mein Herz 6, AUS.
Dir, dir, du Geber aller 6, 394. -
‚ Dir, dir, Jehova, will 4,421. 5, 589.
8, 111
Dir ergeb ich mid) 5, 576.
Dir ewge Treue zu geloben 7, 4.
Dir, Emwiger, fi Bieter Tag 6, 368.
Dir, Gott, ſei Lob und Preis 4, 424.
Dir hab id) mid) ergeben 7, 119.
Dir, Herr, jei diejes Kind 6, 234:
Dir, Herr, will ih Lob 3, 171.
Dir jauchzet froh die 7, 166 f.
Dir, Iefu, tönt im Staube 6, 260.
Dir, o Herr, will ich 2, 53.
Dir jei es, heilger Geijt 3, 426.
Dir trau ich, Gott, und wanke 6, 238.
Dir, Vater, dankt mein Herz 6, 514.
Dir verföhnt in deinem 6, 355.
Dir will id danken 7, 196.
Dir wollt id gern, o Gott 6, 102.
Dis iſt der minnenden 1,.187,
Diz find div zehn 1, 185.
Drei Ding find hübſch und 3,.177.
Dreieinger Gott, wie ift 6, 9.
Dreieintigfeit, der Gottheit 3, 284.
4, 140,
Dreifaltig heilig großer 4, 98.
Du Abglanz von des Vaters. 7, 363.
Du Aufgang aus der Höhe 4, 536.
5, 483
5,
Du biſt auf unſern Wegen 3, 330.
Du biit der Gott, der Alles 6, 4.
Du biit ein guter Hirt 4, 283.
Du bijt ein Menſch, das 3, 275. 318.
8, 406
Du bift ja, Sefu, meine 4,372. 5,589.
| Dir bijt in die Welt gefommen 5, 380.
Du bift mein G , Herr 7,282,
Du AH Am y Se He
Du bift nicht men Art) 2297"
Du bijts allein, Macht 7, 274.
Dur bijts, dem Ruhm 6, 276,
Du bift zwar mein und 3,316. 8,626.
Du Brunnguell aller Liebe 5, 565.
Du Brunngnell alfer reinen 5, 488. >-
Dulde, Chrift, des Lebens 7, 71, -
Dir der Deinen Licht 5, 275. -
Du, der Herz und Nieren 6, 238.
Du, der fein Böjes Fi 6, 229.
Du, deijen Augen flogen 6, 374.
Du, deß ſich alle Himmel 6, 472,
Du, dei Zukunft einft 7, 243.
Du ewger Abgrund 5, 280.
Du ewges Liebesweien 5, 2381.
ewge Treu, du 7, 363.
Du fähreſt, Jeſu, himmelauf 5, 368.
Dur fährſt nun triumphirend 6, 83.
Du fährſt vom Himmel 3, 448.
Du feiges Herz, was zageſt 3, 486.
Du Friedensfürſt, Herr 2, 271. 7, 67.
Dir führft ja deine Lieben 4, 389.
Du geheit in den Garten 5, 222.7,470,
Du Geiit der Gnad und 7, 339.
Du Geiſt des Herrn, der 5,589, 6,161.
Du Gelegneter des Herrn 5, 478.
Du glänbigs Herz, ſo 2, 145.
Dur
Du deines Volkes 3 6, 555. .-
Du gnädigfter Erbarmer 5, 119.
Du, Gott, bift über Alles 6, 472, 491.
Dur, Gott, der unjre Zuflucht 6, 238.
Du Gott des Lichts, vor dem 4, 424.
Dit großer Allınadytsgott 5, 119,
Du großer König, unſer 5, 325.
Du, großer Schmerzensmann 3, 66.
Dir guter Hirt anf Yions 6, 102,
Dur Hältjt uns dennoch 5, 152,
Du, hailger hochgelopter 1, 217,
Dur Halfit bis dieſen 7, 307,
Dur haft ja diefes meiner 5, 59,
Dir ung aus dem Schlummer
7, 268.
Du, Haupt der Treuen 5, 302,
Du Heilig’S, heilig's 5, 223,
Dir heilige Dreieinigteit 7, 125.
Du. Herr der Seraphinen 5, 482.
Du, dar daft aus Barmberzigfeit
6, 289.
Du, Herr, haft bei mir 3, 507.
Du Hochgelobter Bott 4, 354.
Du eloptes himelprot 1, 217,
Du 8 ngmuth du 5, 560.
Du es Licht, ewiger 2, 83.
a ae
If. Regifter der Lieder.
| Du lieber
Dit. in blutger Dornentrone 7, 166.
Du tannteit ſchon und 6, 223, 472
Du kaunſt's nicht böje 5, 400. —
Du kennſt, o Herr, die Deinen 7, 331.
Du Teufche Seele du 4, 144..." ..
Du Kind der Welt, das alle 4, 441
Dir Hagft und fühleit 6, 64,
Dur fadeit, Herr, zu 7, 358,
Du Lebensbrot, Herr Jein 3, 219.
4, 149. 98
Du —— Herr Jeſu 3, 216.
5, 548. —
Du lenʒe guet, des 1,197, 2, 454.
8,6 .
mp
Dur liebe Einfatt dur 6, 174. ”°
Du lieber ber fromnter 7, 147.
Ion von Gottes Lichte 5, 121. |
erre Iefu 2,245,
Du liebes Bibelbuch 5, 485. T
Duliebes Sonntagsmor ER
Du liebe Tnfchutd DE 9, AIR, "=
Du, tiebjter Vater, führteft 7, 291,
Du, meine Seele, finge 3, 317. -
Du, meined Lebens Leben 6, 434.
Dunkel iſts, des Lebens 7, 379.
Du, o jhönes Weltgebäude 3, 384,
4, 104. 8, 631. f
Du Duell des Lichts, in dem 7, 7L,
Durch dich, o großer Gott 6, 277.
Durch Jeſum rein von 6, 226.
Durch Trauern und durch 3, 408,
4, 562.
Durch viele große Plagen 6, 300,
Du reicher Gott der Armen 5, 121,
Du en Wirth, dur 6, 393,
Du reineSonne meiner 3,534. 4,567.
Du jagt, ich bin ein Chrift 4, 281,
Du ſahſt das Kreuz 7, 301,
Du ſchauteſt auf iger 7, 338,
Du ſchenkſt voll Nachſicht 6, 358.
Du Schredlicher, wer fanıt 6, 197,
Du ſelbſt, o Herr, bift ja 7, 108.
Du jelge Armut du d, 397,
Du jelge Liebe du 5, 278,
Du Nee Menfch, wie 3, 189.
Du jollft es fein, den 7, 310,
Du jollit glauben, du 6, 378.
Dun jotit {m allen Sachen 3, 69.
Stern aus Yatob 3, S0L 7.
Stern in allen Nächten 7, 960,
Du, itirbft, o Herr, ber Welt 7,
Du, Tochter Zons, Freue did 5,
Dittrittit vorWott zu Ichmmören 6,
Dur unerforfälicht Meer 5, 484. °
Du unergründte Liebe 7, 296.
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Dir unſer auserwähltes 5, 282.
Du unfer Gott und Vater 6, 108.
Du uns gebornes Kind 3, 69.
Du unvergleichlichs Gut 4, 19.
Du Volk, das du getaufet 3, 322.
Div wähnft, dich liebe 6, 513.
Du weinejt für Jeruſalem 3, 32.
Du weſentliches Ebenbild 4, 533.
Du wejentliches Wort 4, 283.
Du willft, mein Heiland 4, 149.
Du Wort des Vaters, rede du 5, 98.
Du zartes liebes Jejulein 2, 258.
Du ziehit mit deiner Gnade 5, 417.
Du zuderfühes Himmelsbrot 5, 59.
Ecce jam aretis tenuatur 1, 73.
Eja recolamus 1, 97,
En martyris Laurentü 1, 55.
En trinitatis speeulum 1, 140.
2, 451.
Erit erit illa hora 5, 579. 6, 132.
8, 82.
Exultandi tempus est 1, 140.
Exultemus et laetemur 1, 140.
Exultet coelum laudibus 1, 117.
Ex more doctimystico 1,73. 2,463.
Eben jego jchlägt die Stunde 5, 47.
Eder Geiſt aus Himmels 5, 409.
Egypten, Egypten, gute 5, 576.
Eh die Berge jind gegründet 7, 282.
ER jei Gott in der Höhe 6, 374.
‚ Ehr und Dank jet dir 3, 220.
Ei der großen Liebe 1, 197.
Eile, ad) eile, dich bald 7, 393.
Eile, eile, meine Seele 4, 494.
Eilet fort, ihr Jammerjtunden 5, 13.
Eil mit Weil! vflegt 3, 348.
Eilt nur, Stunden, flieht 4, 440.
Eilt zu einander und 7, 166.
Ei, mein Herz, jei 4, 377.
Ein adler hoh han ich 1, 215.
Ein Andrer Helle jein 4, 169.
Ein Ausblick in die Ferne 5, 124.
Ein Blid im Geift auf 6, 447.
Ein Blid nach jenen 5, 667.
Ein blüendes veis 1, 219.
Ein Chriſt braucht feinen 7, 393.
Ein Eprijt, der Nam und 5, 188.
Ein Chriſt joll nicht der 3, 353.
Eine fröwd iſts dem 2, 75.
Eine Herde und ein Hirt 5, 601.
6, 524. 7, 479.
Einem jteht mein Herz 4, 439.
|
* 17 “SWS |
II. Regifter der Lieder.
Einen einzgen Bid 7, 321.
a Bee ampf hab 3, 195. 258.
Einer bleibt König, wenn 4, 478,
Einer ift der gute Hirte 5, 417.
Einer iſt König, Immanuel 4, 445.
b, 595.
Einer its, an dem wir 7, 225.
Einer nur ifts, den ich 7, 199.
Einer nur iſts ewig 7, 97.
Eines Chriſten Herz jehnt 4, 378.
Eines hab id), liebiter 4, 583.
| Eines wollen, Eines 7, 398.
Eines wünſch id) mir 7, 225. 8, 59.
‚ Eine von den 2ebensitunden 4, 476.
Ein ewger Fels ift unjer 7, 314.
Ein Tefte Burg ift unſer 1, 241. 470.
Ein Gärtner geht im Garten 7, 15.
Eingejargt zum leßten 7, 225.
Ein Herz, das Gott erfennen 4, 570.
Ein u und Eine Seele 7, 243.
Ein Jahr der Sterblichfeit 5, 218.
Ein Jahr gebt nad) dem 4, 535.
Ein jeder Menjch merkt 2, 160.
Einiges Herze, das joll 5, 613.
Ein jungfrau ſchön und 1, 24.
Ein Kindelein, jo löbelich 1,209. 8,13.
Ein Kind, geborn zu L, 227. 37
—
Ein Kind iS geboren 1, 434.
Ein Kind ift geboren 1, 214. 254.
Ein Kind ift uns geboren 2, 244.
4, 334.
Ein Kindlein ift geboren 1, 211.
Ein Königin in dem Himmel 1, 208.
Ein Lämmlein geht 3, 315. 5, 598.
Ein laute Stimm vom 2, 401.
Ein lerer ruft viel Iut 1, 214.
Ein lieblich Loos ift 7, 241.
Ein Lied will ih ihm 7, 353.
Einmal ijt die Schuld 5, 138.
Ein matterHirſch jchreit 3,207. 5,660.
Ein Meijter las troune 1, 182 f.
Ein Morgen ijt uns 7, 283.
Einmüthiglih im Stillen 6, 322.
Ein neuer Tag, ein 5, 484.
Ein neues Jahr ift angefangen 7,283.
Ein neues Lied fingt 7, 23...
Ein neues Lied wir heben 1,242.470.
Ein neugebornes Gottesfind 4, 533.
Ein Drt der Ruh ift mir 7,25.
Ein reines Herz, Herr 4, 431.0
— re |
up Da ———— a ae a na
* I. Regiſter der Lieder. 31
Eins ift —— Be 4,382. 6,111.
4J * JH 49 109
7, 474.
Eins ift noth, wer 5, 190.
er ftarfer Held iſt uns 2, 125.
in
Einſt geh ich ohne Beben 6, 367.
Einjt reift die Saat 6, 334.
Einſt jeli
Ein Täublein Elein 2, 216.
Ein Tag geht nad) dem 5, 484.
Ein Tröpflein von den Reben 3,530.
Ein Verbum bomum 1, 228.
Ein Wandersmann bin 2, 313.
Ein Weib, das Gott den 3, 318.
Ein Wetter jteiget auf 4, 62. 5, 662.
Ein Wohlitand ohne gleichen 7, 244.
Ein Wort ift mir ins 5, 480.
Ein Wirmlein bin ich 2, 191. 3, 252.
Eitelfeit, Eitelkeit, was 6, 111.
Eitle Selbjtgefälligfeit 4, 515.
Eitle Welt, ich bin dein 5, 380,
Ei wie jo janft verichläfeit 5, 337.
8, 649
Elend hat mich umfangen 1, 450.
Elia dem Propheten befiehlt 3, 35.
Elfendigklich ruf ich 1, 289.
Empor zu Gott, mein 6, 524.
Endlich bricht der heiße 6, 417.
Endlich, endlich muß 5, 480.
Endlich, endlich wirſt mid) 7, 379.
Endlich wird man fc 4, 438.
Enmitten in des 1, 227.
Entbinde mich, mein Gott 4, 415.
5, 593.
Entfernet euch, ihr 5, 579. 6, 155.
Entflohen aller 3 m 7, 208.
Entjlohen ift die finitre 6, 551.
Entichwinge dich, mein 6, 206.
Entitanden iſt der heilig 1, 227.
Entweiche nicht, mein 6, 283.
Entzieh, entzieh 3, 897.
Entzünde dich in Andacht 4, 247.
Erbarm dich, Herr, mein 6, 280.
Erbarın bi
288. 410. 472.
Erbarme dich, du Davids 5, 550,
Erfreite mic mit deiner 5, 522,
Er führt hinein, er muß 4, Böd.
Erfülle mich mit 6, 377,
Erfüllt find Stund und Zeiten 7, 282.
Erhabne Maieität 4, 533.
Ergeiftre dich, mein 3, 475.
Grhabne Gott, was reicht 2, 18.
Erhalte, Herr, durch deinen 7, 291.
Erhalt ums deine Lehre 3, 55.
Stern im Morgenland 2,245.
dort zu werden 6,348.
mein, o Herr 1, 204.
Erhalt uns, Here, bei 1,,242. 271.
464, 8, 131.
Erhalt uns, Herr, bei 2, 261.
Erhalt uns, Hevr, bei deiner 2, 206.
Erhalt uns, Herr, dein 3, 133.7
Er hat Alfes wohlgemadit 4, 407.
Erheb dein Herz, thu 2, 14. ;
Erheb, du werthe Chriftenheit 3,56.
Eder den Deren, der 4, 402.7
Erhebe dich aus deinem 7, 210:
Erhebe dic, mein froher 5, 400.
Erhebe dich, mein Geiſt 6, 518.
Erhebe dich, mein Herze 5,555. 6,514.
En di, o meine 4, 414,
Erheb, erheb, o meine 6, 340.
Erhebet Gottes Lieb und 7, 74.
Erhebe zum Himmel, du 6, 513.
Erheb, o Chriſt, dein Herz 6, 34.
Erheb, o Seele, deinen 6, 39.
Erhebt den Herrn, ihr 6, 230.
Erhebt die Häupter 7, 196.
Erhöhet euch, ihr meine 4, 561.
Erhöhter Siegesfürjt 6, 313.
Erhör mein Gebet, o Herr 2, WB.
Erhör mein Wort, mein 2, 106.
Erhör mich, wenn ich 2, 106.
Erhör, o Gott, das heiße 6, 237. 588.
Erhör, o Herr, mein Bitte 3, 384.
Erhör und, Vater, fieh wir 7, 67.
Erinnre dic, mein Geiſt 6, 276,
Er ift gefommen, er, auf 6, 342.
Er iſt gewaltic unde 1, 178.
Er iſt nicht bier, er iſt 7, 267.
Er kommt, er fommt, der 6, 357.
Er fommt, er fommt, geht 6, 234.
| Er kommt, er fommt von 7, 2090,
Er lebt, o frohe Poſt, er 6, IM.
Erleucht mich, Herr, mein 5,589. 6,16.
Erlöfe, ich bin war nicht 3, 530,
Ermuntert die Herzen 4, 440.
Ermuntert ench, tbr Frommend, 288.
8, 682.
Ermuntert euch, ihr milden 4, 125.
Ermuntre di, Herz, Muth 3, 517.
Ermuntre dich, mein ichwacher 3, 216.
27. 5, 568. 8, 408,
| Ermuntre dic, o fronmer 3, 418
| Ermuntre dich, veritodter 5, 516,
Ernenre mic, o ewige 4, Al.
' Eröffnet euch, ihe teüben 3, 201,
Erquicke mich, du Seil 4, 402. 5, 606.
8, %.
Errettet werden wollen 5, 613. 282.
Errett mid), o mein 2, 14,
Errett uns, lieber Serre 1, 389.
ann
y Ra
4
er
[7
a * en ir Due, * RE
Eri erwünſ Tag 4, 498.
Ericheine, ſüßer Seelengait 3, 368.
Er en iſt der herrli
reckt ıticht vor den ö, 124.
Er jei Gott im hödjiten 2, 56.
Erſtanden ijt der heilig 2, 436. 454
Eritanden iſt Herr Jeſus 2, 346.
Erſtaunlich reicher Herr 5, 119.
Erſt hinab und dann 7, 295.
Erwach am neuen 7, 377.
Erwache, meine Seele 3, 16.
Er ‚od Menſch,
Erwacht, ihr Todestinder 7, 316.
Erwecke, Jeſu, jtetS mein 5, 497.
Erweitert eure Pforten 3, 384.
Er wird es thun, der 4, 354.
Grwünfchte Zeit, wann 6, 487.
Erwirgtes Lamm, das die 4, 484.
Erzittre doch, o Menf enherz 3, 145.
Erziten dich nicht auf 2, 113.
Erzürn dich nicht, jet 1, 353.
Erzürne dich nicht über 2, 13.
Es bleibt dabei, daß nur 5, 307.
Es bleibt dabei, es it gethan 5, 85
Es dankt mein Herz 6, 405.
Es dommert jehr, o lieber 3,
Es eilt der legte von 6, 234.
Es fliehn die Schatten von 6, 238.
22.
or
1,396. 472.
erwache 4, 421.
|
|
|
11. Regifter der Lieder.
Er ruft die Som und 6, 277.
39 I
Es ift eim koſtlich Ding 5, 89
Es ijt ein Reis entforungen 1, Bit,
250. 254. 8, 404.
Es * ein Tag yo“ 7, 882,
Es der ſein * 417.
Es u etwas, des deilands 5, 107.
8,
Es * ganz —* jüngfte 1, 379.
Es ijt genug, Herr, hole 4, 237.
Es tft gemug, mun geh 3,449. 4, 144.
— jo nimm 3,449. 4 144
Y ift geſetzt, es iſt Ay 3, 128,
ci ftlich
s i
gewiß ein kö
t gewißlich an der Beit 1, Bart
2, 370. 8, 658.
Es iſt jegt um die Veiperzeit 2, 135,
Es iſt feın Menjch vor Gott 5, 548,
Es it mir lieb und. meine 3, 104
Es ih nicht genug am 5, 70. *
Es An: nicht *8 ein 4, 363. T,
465. 8, 434.
Es iſt noch — Ruh 4, 455. 6, 229.
7, 318. B.
Es noch —* verbrochen 7, 363,
Es iſt nun aus mit 3, 507. ö, 605.
Es iſt mir eins in 6,08,
Es iſt vollbracht, des Jammer36.381.
Es flog ein kleines twaltvögelein 1,224.
Es flog ein Täublein 2, 454.
Es floß ein Roje vom 2, 454.
Es fragt mein Herz, wo 5, 208.
Es gab und nahm 7, 23.
Es geht, als flögen wir 7, 228.
Es geht daher des Tages 1, 255.
Es gibt wohl feinen Sünder 7, 317.
E3 gingen drei Frawlin 1, 197,
Es glänzet der Chriften 4, 363. 5,
9.599. 8, 246,
Es Fer eitele 4, 398. 8, 562.
Es hat ein Menjch Gott 1, 223.
Es hat uns heißen treten 3, 418.
Es hat zwar Gottes Liebe 5, 548.
Es jammre, wer nicht 5, 122. 598.
Es jauchze heut 6, 406.
Es ift das Heil uns 1, 254. 353.
466. 8, 236,
Es iſt der alte treue Gott 7, 307.
re, Engel Herrlichkeit 1, 141.
Es ft der Reichstag für und 1, 351.
Es tft die Nacht nun 7,119.
Es it ein Freud dem 1, 283.
Es iſt ein Freud den Herzen 2, 223,
Es iſt vollbracht, Gott ift 5,424.7,470.
Es iſt vollbradt, gottlob 3, 55.
Es iſt vollbradit,io ruft 6,230. 7,166.
Es iſt vollbracht, weg ihr 4,403..0,593.
Es ift vollbracht, wer fanu?, 134
Es fennt der, Herr die 7, 243,
Es Elagt den Schmerz 7, 23,
Es fommt,ein Jeſus 4, 144.
Es iii viel, ein ChHrfft 4, 363.
589. 644. 8, 434.
681 (ebt ein Gott, der Menfchen 6, 206,
Es lebt ja noch der alte Gott 5, 404,
Es lebt fein Menſch auf 3, 418.
E3 liegt die Macht in’ 7, 379. 00°
Es mag, was auch will 4, 62.5, 66%
Es muß hindurchgebrochen 7. 366.
E3 naht der Tag, an dem 7, 67.
Es jaß ein edly maget 1, 215.
|
|
I
\
)
|
Es fingen drei Engel 2
E3 ja ein frommes Häuflein 6,103.
E3 jei, Herr, deine Gütigfeit 4, 218.
Es find doch jelig alle 2, 28. 104. 404.
Es find ſchon die legten —2 283,
Es jpricht ‚der Unweiſen 1, 241. 470,
| Es jtehn vor Gottes Throne 7, 353.
Es ſtrebt der Unweiſen Ders 2, 227,
Es taget minnenclihe 1 23.
Ha Fr —
RER! 14. Rediſter der Lieder. 4*
Es tagt im meiner 6, 406. Fortgefämpft u. fortgerungen 6, 518.
Es tönt von Mund zu 7, 384.
Es traure, was trauren 2, 274.
Es traure, wer da will 3,387. 5,579
63 alien Gottes Strafgerichte 3,
Es mwaltet ein gerechter 7, 72.
Es war die ganze Welt von 3, 351.
Es war ein arme Sünderin 2, 160.
Es war einmal eim reicher 1, 250.
Es wartet alles, Herr, auf 3, 219.
Es wird jchier der legte 1,255. 2,129.
Es wollt ein jäger jagen 1, 224.
Es wollt gut Jäger jagen 2, 455.
Es wollt uns Gott 1, 241. 467. 2,
28. 8, 113. 144.
Emge Liebe, mein 4, 533.
Ewge Wahrheit, deren 4, 533.
Ewge Weisheit, Jeju 6, 158.
Emwiger Gott, Vater und 2, 54.
Emiger Gott, wir bitten did) 1, 480.
Ewig, ewig bin id) 6, 342, 7, 467.
Ewig, ewig! heißt das Wort 5, 487.
Emwigfeit, wie freuft du 5, 171.
Emig Reicher, zu dem 7, 364.
Ewig jet dir Lob gelungen 3, 530.
Ewig treuer Hirt der Seelen 4, 443.
Emig wollen wir verlünden 7, 165.
Eya, Herre Gott 1, 197.
Festa Christi omnis 1, 97. 7, 71.
Festum nune eelebre 1, 93. 2,451.
3, 271.
Fili Mariae virginis 1, 105.
Fit porta Christi pervia 1, 51.
Fratres alacri. pectora 1, 82,
Fulgentis autor aetheris 1, 47.
De auf, du Siegesfürft 3, 81.
Fahre fort 4, 421. 5, 5%. 8, Il,
Fahre fort mit Qiebesschlägen 5, 407.
Fahr fort, vollende doch 7, 93.
Fa — du ſchnöde Welt 3, 480,
Fahr hin, o Eitelleit 5, 36.
Fahr nur Hin, du ſchnöde 4, 74.
Fall auf die Gemeinde 6, 391,
Falſcher Zeugen falſche 5, 566.
gt all mit mir zu 2, 270.
rt laut, o heilge 6, 261.
desLebens, jei willlommen 6,261.
Finſterniß entiteht auf 5, 270,
Fließet, ihr thränende Augen 3,301.
Fließt, ihre Augen, fließt 4, 280,
Folget mir, ruft 3, 217. 5, 50. 508,
fort fort, mein Herz, du 4, 492,
Koh, Kirbenlied, 3. Aufl, Negifter,
Fro
Frag deinen Gott, hör 6, 156.
w, von Herzen wir dich 1,227.
eilih bin ih arm und 6, 29.
Freu dich heut, o Jeruſalem 2, 125.
Freu dich, Seele, rühm 6, 3.
or ſehr, o meine 2, 14: 846,
Freudig will ich dich erheben 7, 175.
Freue bie, das * 4, 489. rd
Freuen wir uns all 2, 125. 132,"
Freuet euch der Schönen Erde 7, 241.
Freuet euch, ihr Brüder 4, 368.
Freuet euch, ihr Chriften alle 2,276.
377. 3, 207. 377, 4, 138.8, 28.
Freuet euch, ihr Gotteslinder 3, 347,
| Freuet euch, ihr lieben 2, 354:
Freuet euch, ihr Menſchenkinder? 100
Freunde, Brüder, freuet 7, 167.
rreundlicher Immanuel 5, 280.
Freundlichſter Immanuel 4, 533.
Freuet euch des Heren 3, 239.
Freut euch, freut 1, 255. 306: 467.
Freut eich, ihr Chriſten 1, 197.
Freut euch, ihr Chriſten, insgemein
Freut im Herrn euch 7, 241.
rreut, lieben Brüder 7, 295,
Frewe dich, dur werde 1, 211. 2,276.
Frewet euch, alle 1, 211.
Frid gib uns, Gere, uff 1, 222.
Friede, adı Friede, ach 4, 421. 5,5%,
Friede, Friede ſei mit 7, 328.
Frriedefürit, zu dem wir 6, 406,
Friede, hoher Gottesfriede 7, #3.
Fried gib ung, lieber 1, 496.
Friſch * meine Seele 8, 1839,
Friſch auf, mein er 4, 75,
Fri en) mein Seel 4, 236.
Friſch auf, mein Sinn 3, 145.
geil auf und laßt ung 8,219. 4,120.
friiher Muth hat halb 5, 18.
Friſch, friſch hinnach 3, 584. 4, 567.
Fröhlich, fröhlich, immer 4, 400.
Bi laft uns erheben 2, 298.
Jrd lich foll mein 3,318,4,10%. 8,26.
—* will ich Gott 7, 479.
Frölich wolln wir 1,250:255.281.478.
Fröm dich mit wunn 2, 66 75.
reohlode, du Erde 4, 520.
Frohlocket jept mit Händen 3 20.
—* mein Ders, weil 6, Old.
Frohloctt und triunwhiret 2, 209.
Frommes Herz, jet unbetrübet+4, 431.
Frommes Lamm, durch 4, 538.
3
4
4 ana il
24 IE Regifter der Lieder. *
Früh laß mich deine 7, 227 aus, mein Herz, und 1, 472,
Am fetert auf 7, 199,110 hr 318, 8, 141. | P
Frü
rühling ift da 7, 254.
een. da die Sonn 3,32.
ir alle Güte jei 6, 276.
Für alfen Dingen ehren 2, 45ö.
Fiir deinen Thron tret 3, 239.
Für dic) ſei ganz mein 6, 69.114. 8,96.
Für mich —* 6, 47.
Fürſt aller Seligteit 4, 495.
Fürſt der Füriten, Jeſu 4, 18.
Sn unſern Nächiten beten 6, 342.
Für ung gieng mein 5, 316.
Fürwahr, das ift ein großes 4, 570.
ürwahr, mein Gott, du 4, 270.
—5 ſie ſteht auf 7, 135.
Gaude mater eclesia 1, 150.
Gaude mater pietatis 1, 140.
Gaude virgo mater 1, 138.
Gaude virgo stella maris 1, 138.
Gloria in excelsis 1,15.235. 8, 104.
Gloria laus et honor 1, 83. 2,451.
Gloriam nato cecinere 1, 94.
Gloria vietoria 6, 76.
Grates nune omnes1,73.235. 8,18.
Gravi.me terrore pulsas 1, 107.
Ganz in did) verjenft 7, 298.
Bar luſtig jubiliren 3, 180.
Gar wohl, mein Herz 3, 180. 257.
Gebenedeiet ſei der Herr 1, 418.
Gebenedeit jei Gott 2, 112.
Gebenedeit jei unfer 2, 125.
Gebet iſt unjer tiefites 7, 103.
Geborn iſt Gottes Söhnelein 2, 369. |
Gebt dem Tode jeinen Raub 6, 254.
Gedenke, dab du Aſche 7, 175.
Gedenfe mein, mein 5, 411. —
Gedente mein, mein Gott 5, 480.
Geduld, die jollen wir tragen 3,133.
Geduld, die ſolln wir haben 2, 489.
Geduldges Lämmlein 4, 19.
Geduld iſt euch vonnöthen 3, 320,
Geduld ift noth, wenns 4, 334.
Geduld, mein Herz 5, 498.
Geduld ſoll han auf 2, 145.
Gegrüßet ſeiſt du, Gott 1,481. 3,318.
Gegrüßet ſeiſt dur, mein 1,481. 3,318,
Gegrüßet ſeiſt du, o 2, 456.
Gegrüßet ſeiſt du, wahrer 2, 216.
Gegrüßet ſeiſt du, heiliges 1, 228.
Gegrüßet ſei meresiterne 1,223.480,
Geh auf, meins Herzens 4, 18.
|
|
|
|
Sehe hin im Gottes Namen: 7, 244,
Gehe in deine Kammer 5, 508.
Gehe mit mir aus und 4, 543.
Gehet in die Chriſtenſchul 4, 125.
Geh, müder Leib, zu 5, 485.
Geht, ausgerihte Glieder 5, 126.
Seht, erhöht die Majeität 5, 349.
Geht Fröhlich nım dahin 7, 41.
Geht hin, ihr gläubigen 5, 505.
Seht hin und lehrer 2, 418.
Geht, ihr Streiter, immer 6, 68. 114.
ER traurigen Gedanten 3, 351.
Geht, Kinder, zum Altare 6, 367.
Geht nun hin und grabt 7, 147.
Seht, werft euch vor 5, 280.
Gen und ſäe Thränenjaat 7, 338,
Geh, vertrau nur Gott 7, 307.
Geh zum Schlummer 7, 229. 466.
Geiſt aus Gottes Höhe 7, 175.
Geiſt, dem reine Geiiter 7, 472.
Geiſt der Ban der Zucht 4, 533.
Geiſt der Wahrheit, Geift 6, 551.
Geiſt der Wahrheit, lehre 6, 321.
Geiſt des Glaubens 7, 242.
Geijt des Herrn, dein 7, 339.
Geiſt des Herrn, du biit 5, 275.
Geiſt des Lebens, heilge 7, 225.
Geiſt Gottes aus der Gottheit 7, 339.
Geiſt vom Vater und dem 5, 44.
eilt vom Vater und vom 6, 253.
Geiſt von oben, lente du 7,371.
Gefreuzigter, mein Herze 4, 403.
Geliebten Freund, was 2,189. 8,36.
Gelobet ſei der Herre 2, 62.
Gelobet ſei der Herr, mein 3, 347.
Gelobet jei die Majeſtät 5, 302.
Gelobet jei Gott ewiglich 2, 173.
Gelobet jet Gott, unier 1, 358:
Selobet jei Iſraels Gott 3, 34.
Gelobet jeilt du, großer 3, 219.
Gelobet jeijt du, Jeſu 1, 209. 240.
465. 8, 18.
Gelobet jeift du, Iein 4, 518 f
Gelobt ſei Gott, der Iſrael 3, 239.
Gelobt jei Gott, der feinen 7, 158.
Gelobt jei Gott, der unjre 2, 125.
Gelobt jei Gott der Vater 2, 455.
Gelobt jei Gott im höchſten 2,129.367.
Gemeinde, bringe Preis 7,53. °
Genad mir, Herr 1, 250. 255. 338.
Genädigiter Herr Jeſu 2, 126.
Gen Himmel aufgefahren 3, 252.
Gen Himmel fährt der Herre2, 24.
— A |8 WEITER,
Sen Simmel, ‚fuhr mein 7, 268.)
Gen Himmel ag geht 7, 261.
Genug, meint Herz, dev 3, 204,
Gere ter Gott, der dur won: 3,229.
Gerechter Gott der Jugend 6,83.
Gerechter Gott, ich bin 5, 523.)
Gerechter Gott, jo viel 3, 447.
Gerechter Gott, und liegt: 2, 254.
Gerechter Gott, vor dein 4, 534:
Serechter Gott, wann wird 3, 330.
Gerechter und getreuer 5, 444;
Geſegnet ift der Menich 4, 570,
elek und Evangelium 4, 534,
Geſtärkt duch ſüße Ruh 6, 373.
Getreuer Gott, wie viel 5, 569.
Setreuer Heiland, hilf 5, 493.
Getreuer Hirt u Gotteslanım 5,520.
Getroft, ihr Sünder, Jeſus 6, 89.
Gen aus, geuß aus 3, 69.
Gewagt in Sek Namen 5, 481.
Gewonnen, gewonnen 5, 604.
Gib, daf ich ewig treu 7, 326.
Gib deinen Frieden uns 7, 342.
Gib bi dahin in Gottes 7, 307.
Gib dich zufrieden 3, 322. 4, 110.
113. 8,:483.
Gib die Weisheit meiner 4,334. 6,231.
Gib Frieden, Herr, gib 7, 147.
Gib Fried, o frommer 2, 254.
Gib Fried zu unjrer Zeit 2, 101.
Gib mir ein fröhlich 5, 378. 6, 260.
Gib mir ein frommes 4, 549.
Gib mir, Herr, den wahren 3, 36.
Gib mir, o Gott, ein 6, 277,
Gib uns, guter Vater, heute 7, 398.
Gläub e8 micht, e8 find 4, 127,
——7 Jeſu, auf Vertrauen 5, 202.
ige Seele, ſchau 2, 125. 131.
Glanz der Ewigkeit 5, 276.
Glaube, Liebe, Hoffnung 5, 487.
Gleich als eine rim 1, 215.
op ein Hi * 3, 115
Gleichwie ein Hirſch mit 3, 15.
Gleichwie ein Steh nach 2, 282. 417.
Gleichwie ein Weizentörnelein 1,396.
Sleichtvie zwar klinget 5, 548.
Glückſelge Jugend, eile 4, 519.
Glückſelig ijt der Mann 2, 1,
Süd zu dev frommen 8, 136,
Std zu, Kreuz, von 4 402, 5, 580.
Gnade, gükiper | Herr 2, 45.
Gnade heißt das underwort 7, 310.
Gnade it sein schönes Wort 5, 348.
Gnadengeiſt, ach jet 3, 868,
al SET
IE, Regifter der Lieder.
ei Z nf A —— E —
35
Gnad und Fried und ir 2, 4
Göttlicher Nam, fin 2
Göttlich Weisheit 1, er
Gott, Allerhöcjiter, du haſt 5, 123.
Gott, Allweiier, was bin 7,339.
Gott, aus deſſen Gnadenfülle 6,284.
Gott aus ferner Ewigfeit 6, 261
Gott bei mir an jedem 7, 193.7.
Gott, deine Gnad ift-6, 229. ı
Gott, deine Güte reiht: 6, 276. ;
Gott dem Bater jei Lob 2, 486.
Gott dem Bater jei Lob 1, 250..355.
Gott, den ich als Liebe +, 363. 5,58.
8, 515.
Gott, der an allen Enden 5, 218.
Gott, der du aller gütig d, 120. Bra.
Sott,der du aller Himniel 3,403.4,562.
Gott, der du biſt das höchſte 5, 552.
Sott,der du bleibeft wie 3,434. 5,369.
Gott, der du die Leute liebit 5, 119.
Spott, der du durd) deine 5, Did, ı
Gott, der du Gnad u. Weisheit 5, 128.
Gott, der du groß von Gnad 5, 59.
Sott, der du Hepenstenne 6, 236.
Gott, der du ſelber biſt 3, 975.
Gott, der du jelbjt die Liebe 5, 228.
Gott, der Friede hat gegeben 3, 118.
Sott der Frommen, darf ich 6, 6
Gott dernaden ‚ichwerbeladen 7,282.
Sott der Herr iſt auf dem 5, 499.
Sott der Son min eiwiger 1, 211.
Gott der Herr regiert 6, 5830.
Gott der iſt jo wunmiflid, 1, 192,
| Gott der Juden, Gott der 5, 482.
Gott der Liebe, eiwger 6, 34.
Gott der Macht, in deinem 7, 339.
Gott der Neichthum deiner 4, 169.
Gott, der jegnend niederichaut 7,839.
Sottder Tage, Gott der Nächte 5, 618.
6, 5186.
Sott, der Vater, Sohn und 3,428.
Gott der Vater wohn 1, 2il. 241.
465. 2, 462. 8, 10.
Sott der Wahrheit und 5, 120. 6,472.
Gott, der wirds wohl machen 3, 410.
Bott bes Himmels amd der 3, 196.
Gott des Lebens und der 7, W.
Gott, deſſen Almacht jonder 6, i0b.
Gott, deilen Hand die Welt 5, 4)
Sott, defien ftarfe Sand Y 6, —38
Gott, dei; Gute ſich nicht
Gott, dei Scepter, Stuhl Li ale
Gott, diner teinitate 1,186
Gott, dir gefällt fein 6, 2,
5°
—
Bo
—
—
Bez
Ze N en Da a Pal a et ae
2
F
36
Gott, dir ſei Dank 3, 408, 4, 562.
@ott, dir jei.ewig Preis 3, 236, .
Gott, du bijt das höchſte Gut 3,426.
Gott, du bijt mein Gott, 7, 164.
tt, du biſts, der mich 4, 380,
Gott, du biſt jelbit die Liebe 5, 48.
Gott, du bleibejt doch 3, 548.
Gott, du, Brunnquell 5, 65. 456,
Gott, du führeſt unfre 7, 168,
Gott, du halt es jo beſchloſſen 3, 548.
Gott, du haft ‚in deinem 5, 462.
Gott, du Hirt Iſraels 1, 327.
Gott, du läſſeſt mich, erreichen 4, 247.
Gott, Du Licht, das ewig 5, 425.
Gott, Du liebejt deine 3, 63.
Gott, durch Deine Güte 1, 375.
Gott, du a aller 3, 409,
„Gott, du weißt e3, wie 5, 359.
Gott, Du weißt, in was 3,347.
Gott, du wohnst in einem 5, 484,
Gott, eile Rad zu retten 1,449.
Gott, Erd und Himmel 2, 125.
Gott, erleuchte meine 7, 283.
Gottes Führung fordert 5, 280.
Gottes Gnad und feine 2, 52 F.
Gottes Mund hat uns 5, 450.
Gottes Recht und Wunderthat 1,281.
Sottesruhe, Sabbatitille 6, 391.
Gottes Sohn hat, uns 5, 234.
‚Gottes Sohn ijt kommen 1,257.2,130.
Gottes Stadt fteht feit 7, 244.
Sottesitille, Sonntagsfrühe 7, 15.
Gottes und Marien Sohn 5, 462.
Gottes Winde wehen 7, 225.
Gott ewig ijt on endes 1, 220.
-Gott fähret auf gen 3,403. 4, 562.
Gott gab jein Wort und 7, 339.
Gott,geb uns allen. ein 1, 215.
Gott gewaltic, waz du 1, 188.
Gott, gib dem König 2, 282,
Gott, gib einen milden 5, 370.
Gott, gib Fried in deinem 5, 449.
Gott, gib mir deinen ‚5, 124.
-Gott, gib mir zu erkennen. 3, 56.
Gott gibt die Nahrung 5, 62.
Gott grüß dich, liter 1, 227. 481.
Gott hat alle Ding erihaffen 1, 355.
Gott. hab ich mich ergeben 6, 308.
Gott hat das Evangelion. 1, 304.
\ 307,.472.
Gott hat die, Welt 2, 276.
Gott hat einen, Weinberg 2,486.
Gott hat ein ewig Bünduih 2, 62.
Gott hat ein Wort geredt 5, 435.
Gott hat uns geben die 1, 326.
IE. Regiffer der Leder.
Golt ift mein Lied 6,276.
BE N
Sat heifger Geift, Hilf 2, 189.0
0) F — Schöpfer aller 1, 52.
Gottheit, du ar ein tief 1, 199,
Gott Herre, was du Wunders 1, 168
Gott, Hexrſcher über alleDinge5, 447,
Gott, Herricher über alle Thronen
6,'123.7,7477:
Gott Herricet und hält bei 3, 1M.
Sott, Hilf mir um are 2, 2882.
1, 173. 10)
Got, thir eigen
Bott, id bin und Erd 4, 287.
Gott, ich will mid 6, 355.
Gott ift auf Erden kommen 2, 458,
Gott ijt die Liebe, Tiebt 7, 1667
Gott ijt die wahre Liebe 4, 424,
Gott ift ein Licht und wohnt 5,237.
Gott iſt gegenwärtig 6, 67. 8, 355.
Gott ift getren, er meint 5, 436.
Gott ijt getreu, er jelbft 4, 467.
8, 318. 414.
' Gott it getreu, fein Herz 4, 144.
6, 394. 8, 416.
Gott iſt in Zion hochberühmt 6, 535.
Gott ijt mein Heil, mein 1, 450,
Gott ijt mein Hirt, ih 3, 16.
Gott ijt mein Hort 6, 276. 463.
477. 538. —8
Gott mein Licht, der 3,317.
Gott iſt mein Licht, verzage 7, 352.
64.476 f.
480. 538, 7, 461. X
Gott iſt mein Lied, wenn 7, 316.
Gott iſt mit mir, weg 3, 180. 5, 500.
Gott ijt nicht ein gebundner 3,142.
Gott iſts, der regiert 6, 535."
| Gott ijt fo gut dern Jirahel 2,105.
| Gott it un
\ Gott fermet mi
ı Gott lebet no
re Zuverjiht 6, 260.
Gott kanns nicht böfe 5, 422,
4, 56. iu
Gott, Tai vom Zorne 3, 376.
Gott lebet noch, Seele 5, 419.644.
und ftirbet 5,370,
Gott Lebet, fein Name gibt 5,’98.
Gott lebt, wie kann ich 5, 481. 8,506.
Gottlob, das Licht geht 7, 244.
Gottlob, bob Gottes Kind 5, 436.
Gottlob, daß uns jegt wird 1,300.
Gottlob, daß wir die Gotteskraft 1,300.
Gottlob, der meine Sünde 5, 231.
Gottlob, der Sonntag kommt 3,347.
Gottlob, der Tag ift glücklich 3, 206.
' Gottlob, der Tag iit hin 5, 458.
ı Gottlob, der Sad it
nun 3, 347.
Gottlob, die Hochgetwiinjchtegert 1,396.
— —
a a »
Gottlob, die Stund ift fommen 3, "24
Gottlob, die Sünden ſind 5, 444,
Gottlob, die Woch ift auch 3, 347.
Gottlob, die ‚Zeit ift nım 5, 434,,,
Gott Lob, Ehr und Preis 1, 375;
Gottlob, ein neues 5, 520.
Gottlob, ein Schritt zur 3, 167,
Gottlob, ein Schritt, 4,322. 8, 176.
Gottlob, e3 geht nunmehr 5, 433.
Gott loben wir in aller 1, 185. 226.
Gottlob, es iſt nun abermal 6, 35.
Gottlob, es iſt nunmehr der 4, 414.
Gottlob, es iſ bon meinem 5, 425.
Gottlob, es lebt der jtarfe 3, 67.
Gottlob für alles Kreuz 5, 453.
Gottlob, id) bin auf Gott 5, 231.
Gottlob, ich bin entbunden 5, 482.
Gottlob, id) habe den Weg 4, 489.
Gottlob, id) habe Jeſum 5, 231.
Gottlob, id) ſchließe meine 5, 485.
Gottlob, id) weiß ein 6, 226.
Gottlob, mein Jeſus macht 3, 347.
Gottlob, mein Jeſus 5, 436.
Gottlob, nun iſt Die Nacht 4, 334.
7, 475.
Gottlob, nun iſt erichollen 3, 318.
Gottlob, nur eine Stunde 5, 70,
Gottlob und Danf, der Tag 2, 233.
Gott macht ein großes 5, 380.
Gott, man lobt dich 7, 188.
Gott, meine ganze 6, 340.
Gott meines Vebens 4, 560.
Gott mein Gott, dir will 6, 483.
Gott mein Bott, du bijt 5, 240,
Gott mein —38 ich lieg 3, 365.
Gott mein König, dein 6, 117.
Gott mein Echöpfer, Herr 5, 36.
Gott mein Theil 6, 91.
Gott mein Troſt, wer 5, 478.
Gott mein Vater, gib 7, 227.
Gott mein Vater, Mei 3, 465.
Gott, mit us, Immanuel 5, 479.
Gott mit ung, mit ung 7, 368,
Gott regiert, was fi 6, 117.
Gott richtet inunerdar auf 7, 411.
Gott rufet noch, follt 6, 68,
Gott ruft der Sonn und 7, 470.
Gott jah zu jeiner Zeit 2, 125,
Mach Schöpfer aller 1, 214.
tt ſchuf Adam aus 1, 389,
Gott ſei Dank durch alle 3, 56. 5,
80, 7, 480, 8, 406,
Gott jei gebauft in Ewigkeit 2, 276.
Gott jei gedankt zu jeder 2, 275.
Bott ſei gelobet, der 3, 218.
14 Reiſtet ber Siebe, 37
Gott jei gelobet und 1, 210. 235.
241. 465,
Gott jei —5— mit Freuden 4, 283.
Gott jet Zob, der Tag 4, 63. 5,682.
Gott jei und gnädig 2, 417.
Gott jelbs ift unfer Schub 1, 406.
Goͤttſeligkeit kann's nicht 7, 394.)
Gott forgt Ian dich, was 3, 498,
Gott jorgt für mich, drum 5, 526.
Gott jorgt vor mid), was 5, 514.
Gott ſtadt in finer 2, 9.
Gott über alle Götter 5, 544.
Gott und Vater voller Gnaden 5,456.
Gott mir Robgefang 6, 241.
Gott unjre Stärk u. Zuberſicht 1,327.
Gott Bater aller Dinge Grund 7,297.
Gott Vater anf des Himmels 6, 288.
Gott Vater, der dur aller Ding £, 19,
Gott Bater, der dur deine Schar 2, 189.
Gott Vater, der bu deine Sonn 1,396.
Gott Bater der Natur 6, 206.
Gott Bater,Herr in himmelrich 1,215.
Gott Bater, Herr, wir danfen 2, 19.
Gott Vater in dem Himmel 6, 32,
Gott Bater in dem Himmelreich 1,
255. 427.
Gott Vater in der Trinitat 1, 215.
Gott Vater in des Himmels 2, 259.
Sott Vater mein im höchiten 2, 256.
Gott Vater, ſende deinen 3, 318.
Gott Vater, Sohn und heilger Geiſt
3, 286.
Gott Vater, Urfprung, Duell 2, 189.
Gott, verzeih dem ſchwachen 7, 321.
Gott, von dir hab ich mein 5, Mil.
Gott, vor deffen Angefichte 5, 569.
Gott ward an ein Kreuz 1, 200.
Gott, wel ein Kampf 6, 321.
Gott, welch ein Schag, Vergebung
4, 543
Gott, wenn ich diefen Allmachts-
zeugen 5, 65.
Gott, wer dich fennet, liebet 6, 68.
Gott, wie du bift, fo 6, 348.
Gott wil ze jungeſt 1, 188
Gott willd machen, daß 4, 354. 5,
599, 8, 504
Gott wird fügen mein 3, A582.
Gott wohnt in feiner SGimmelahöhe
4, 381.
Sott wollen wir loben, der 4, 417,
Bott woll und gmädig fein 4, 570,
Bott woll uns hoch begluden 7, 156.
Größter Morgen, da die 5, #8.
Große Freund tft do 1, 379,
38
Bundesengel 5, 302
T, 282.
Großer Gott, der mich 3, 530.
Großer Gott, Herr aller 6, 9.
Ge, Gott, hier fommt 5, 47.
Großer Gott, ih muß dir 4, 262.
Ar Gott, mein Vater 7, 156.
Großer Gott von alten 2; 5, 462.
Großer Gott von großen 5, 456.
Groͤßer Heiland, deine 4, 519.
Großer Hirte alfer Herden 5, 171.
Großer Jehova, du 4, 515.
oe Immanuel 4, 366.
Großer König, dem ich 4, 19.
Großer König, ich dein Knecht 5, 520.
Großer Künſtler, Herr 4, 536.
Großer Mittler, der zur Rechten
4, 534. 7, 474.
A— Prophete, mein 6, 29. 111.
4
Groͤßer Schöpfer, Herr der 6, 516.
Groß tft der Herr, die Berge 6, 206.
Groß iſt der Herr und 1, 300. 2, 282.
7, 302.
Groß ift der Herr und hoc) gepreist
2,223
Groß iſt des Höchſten Namen 6, 343.
at iſt Gottes Barmherzigkeit 2,
Groß it, Herr, deine Güte 3, 204.
Groß it, o großer Gott 3, 277.
Groß fit unjers Gottes Güte 6, 68.
Großmächtiger ewiger 2, 125.
Groß find die Werfe 2, 144.
Groß und hehr tit 1, 375.
Groß wird des Sünders Elend 6, 292.
Grüeßt ſeyſt du 1, 222.
Grüst ſeiſt — 1, 197.
Gſund, Herr, gſund 2, 36.
Guter, gnädiger, getreuer 5, 120.
Guter: Hirt, der feine 7, 290.
Guter Sämann, deine 5, 493.
Guter Seelenhirte 5, 190.
H dinig wow, 0 Qoc 1, 38.
Yıroduev 20000» vwWupag 1,32.
Haee dies est laetitiae 1, 138.
Heri. mundus -exultavit 1, 109.
Hie "est. dies verus dei 1,48.
Hoe in templo, summe deus 1,75.
Hodiernae lux diei 1, 117.
Hostis Herodes impie 1, 51.
ii 17%
Sry = Gott, der du im Himmel
2 7} _ 43
1. Regifter der Lieder.
|
| Heilger Vater deiner
Hujas diei gloria 1, 107. _
Hymnum canamus gloriae 1, 79.
Hyımnum canentes martyruml, 79,
Hymnum dicamus domino. 1, 51.
Hab Acht auf mid in 5, 409.
8 Dank, mein frommer 5, 412;
Habe deine Luſt am Herrn 5, 481.
Haben wir dic) im den 7, 66,
Hab Gott dein, Yebenlang 3,348.
Hätt ich nicht Gott zum 7, 175.
Hallelujah, auferitehen 6, 291.
Hallelujah, bringt ihm; 6, 110;
| Hallelujah, denn uns 2, 129. ;
Hallelujah, die Önadenzeit 4, 494.
Hallelujah, den Seren 7,326.
Hallelujah, Heil und Leben 5, 583.
Hallelujah, Gottes Gnade: 7, 309.:
Hallelujah, Gott jei 7, 316. |
Hallelujah, Jejus lebt: 5, 487, 6,
232. 368. la
Hallelujah, immer weiter 4, 460:
Hallelujah, ich bin genejen 5, 482:
Hallelujah, jauchzt 6, 348:
Hallelujah, lobet Gott 5; 371:
Hallelujah, Lob, Preis 4,421. 8,1417
Yallelujah, o erhöht 6, 535. (
Hallelıjah, Preis und Ehr 7, 159.
. Hallelujah, ſchöner Morgen 5, 495.
8, 157. .
Hallelujah, fte Hat geichlagen 6, 288.
Hallelujah, wie lieblich ſtehn 7, 2237.
Halt an, mein Herz 5, 481.
Halt aus, halt aus in 7, 315.
Halt aus, mein Herz,in 5, 435.
Halte dic) nicht länger 6, 343.
' Halte, was du haft enıpfangen4, 422,
Halt, halt, mein Herz 4, 1%.
Halt inn, o großer Gott 3,418. 4,563.
Haft du denn, Jeſu 4, 47. 148: 6, 1137
8 3 4 5 ER A
Hat3 Gott verfehn, wer 2, 346. —
Haupt und Beijtand deiner 3, 5E
Heb hoc) des Herren 3, 15. 13%
Heiland, deine Menfchenliebe 4, 534.
Heiland, denfe der Gemeine 7, 366.
Heiland, meine Seele 7, 377. G
Heil der Welt, du Liebesflamme7,325.
Heil euch u. Gottes hoher Lohn 6,547.
Heilge Einfalt,Onadenwunderd, 347.
Heilge Nacht, Engel 7, 175. 4
Heilger Geift, dir göttlich 5, 456.
Heilger Geiſt duHimmelslehrer 4,269,
Heilger Gott, der du begehreſt 3, 447.
nder 7,775.
Seil, Sefüß Chriſtus iſt erſtanden —
gene dir deine Beute 5, id.
ERUer, Geiſt, du Tröfter er 10;
eliger Seit, Herre 1, 100. 2, 126.
eiliger geift, ſtewr mich 1, 2ı8.
eiliger, heiliger 5, 278. 6, 442.
eilig ſoll ung immer 7, 366.
Heiligiter Jeſu, Seilgungsauelte 4,
421, 6,6. 8, 437.
Heiligiter, nach deinem 6, 551.
Heiligit und nerechtes Wejen 5, 120.
eiligt euch, ihr Menſchen 3, 449.
Sei ihr euch, meine 5, 192.
eil ihm, dem Todesübertwinder 6, |:
499.
eil jet dir, du ewigs 7, 297.
eil uns, des Vaters Ebenbild 6, 524.
elft mir Gottes Güte 1, 276. 278.
380. 8, 370.
“ uns in dem Namen 1, 440.
3 mir, vom der Seuche 7, 72.
erodes, du gottlojer Feind 1, 226.
erodeg, o du Böſewicht 1,51. 2,126.
err, aller Liebe Spiegel 5, 119,
aller Weisheit Quelle 3, 320.
alles was id) habe 7, 166.
allwiſſend und alliehend 5, 416.
auf deine Güte 6, 395.
Herr, auf dein Wort joll 3, 408,
Herr, auf dich will ich feit 3, 361.
err, bei jedem Wort und 5, 190.
Herr, binde du zuſammen 7, 228.
Herr Ehrift, der einig 1, 254. 282.
285. 472. 8,40,
err Chriit, der Engel Bier 2, 297.
err Chriſt, die Lob ich 2 2 DA.
er Kae du Heiland 2, 256.
err Chriſt, du Schöpfer 2, 287.
err Chrifte, thu mir geben 2, 244.
oe Ehrijte, treuer Heiland 1, 74.
Herr — unjer 1, 409.
err Ghrift, mein Leben und 3, 142.
er Chriſt, thu mir verleihen 2,348,
er Chriſt, wenn ich bedeute 2, 232,
jan Dant jei dir und Ehre 7, 19.
tr, deine Allmacht reicht 4, 54.
6
‚D ‘
err, deine Necht und Gebot 3,239,
err, deiner Himmel 6, 158.
or, deines Volles Gott 7, 186,
yerr, dein Wort, die 5, 275. 8, 156.
rer, der du als ein jtilles 6, 218
dem ein genger, Leidenstag 7, 7 Sal,
* es i
Herr, der du biſt vormals 3, 69.
err, der du den reis der 2 9.
err, der du gnädig uns 6, 232,
Herr, der du Gott ijt, hod) ‚7, 276.
Ser der du feinen je 6, 2BL.
err, der du mich erwählet 4, 494.
„der du. mir das Leben 6, a7.
Herr, ‚der dupriefterlich u. hehr 7, 281.
Herr, der du Tod und Leben 6, 117.
err, der du vormals große 2, 254,
Herr, der du vormals haſt 3, 317.
Herr, der du würdig bijt 5, 225...
Herr der Könige auf Erden 7, 377.
gem der du deinen Namen 6, 399.
| Herr der lichten Seraphinen 3,
err des Himmels, Bott 7, DR
Herr des Himmels u. ber Erden 5,47,
Herr, deſſen Thron die Hinımel 7,229,
Herr, deſſen Weisheit ewig 7, 166.
Herr des Todes, Fürjt des 6, 47.
Herr, die Erde iſt gejegnet 7, 288.
Herr, die Stund iſt — 4,97.
Herr, dir gelob ich neue 6, 367.
err, dir ijt Niemand zu 6, 340, 472,
ver dir trau ich all 3, 317.
Herr, du bijt meine Zuverficht 6, 368,
err, du erforicheit meinen 3, 322,
Herr, du erforjchejt mich 5,593.6, MO,
Herr, du fährjt mit Olanz und 5 462,
er, du gibit Speiſe in 7, —
Herr, du Gott der Zeit und 5, 492,
Herr, du hajt für alle Sünder 5, 462,
Herr, du haſt 1 deinem Reid) 5, 462,
Herr, du hörjt der Deinen 7, 168,
Herr, du mein Licht-und 7, 147,
Herr, du wollejt lehren 3,630.
Herr, du wolljt he vorbereiten u 33.
rre Bot, erbarme dich 1,
err, erhöre mein Gebet 8, 67.
Herr, es geicheh dein. Wille 6, 280.
dert, es ih ein Tag eridienen 5, 62,
t von meinem Qeben 5,462,
-3 —* mein Lebensende 7,382.
er, es find Heiden in 1, 385.
Herr, es will wicht befier 5, HM. \ı
* führe mic, auf auter 7,340,
derr, führe mic auf rechtem b,
ib, ad) gib mir 4, 476.
Verl dort bet gutem g Frieden 2, anal |
Herr Gott,der — den —E 3
6, 108, ol
—* — der du erfarice ma
3
au
Herr Gott, der bu: Dimmel , Erde
4, 425 U 4768.
gear dort der dıt meitt Water 15389
t Gott, dich loben alle 1, 259.
278. 2, 14. 7, 76.
Ser: — loben wir 1,240.
44
loben wir 7, 176.
gen Gott,
tr! Eos, dich loben wir, regier
ri
Herr dit, du bift der Kriegesmann
Herr Gott, du bift ja für u. für 3, 322.
Herr Gott, du bijt in Ewigteit 5, 402.
dert Sntt, du biſt unfre Zuflucht
2,29
Herr Gott, dir erforicheit mich 2, 105.
Here Gott, du großer Vater 2, 243.
Herr Gott, du haft des Tages 2, 232.
Herr Gott, du haſt mir geben 2, 244.
err Gott, div kenneſt meine 4, 390.
err Gott, durd) deine Güte 2, 214.
err Gott, du Schöpfer aller 1, 300.
Herr Gott, du unſre Zuflucht 2, 297.
ver Gott, du wolljt uns 1, 300.
206.
ed Gott, erhalt uns für und für
2, 245.
Herr Gott, ich trau allein auf 2, 105.
Herr Gott, in deinem hödjiten 1, 300.
a2 ott, ins: Himmels Throne 2,
28
Herr Gott, meine Seel 3, 204
Herr Gott, mein Hort, mein 2, 206.
Herr — nun ſchleuß den 2, 270.
3, 24
Herr Gott, nun jei gepreijet 2, 105.
Herr Öott, "Vater, ich glaub an 3, 249.
Herr Gott, Vater, wir preifen dich
2, 254
Herr Gott vomhimmelsthrone 7, 313.
Herr Gott, vor deinerMajejtät 6, 232.
Herr Gott, wann fommt mein 5, 388.
Herr Gott, went jollichs klagen 1,440.
Herr, habe Acht auf mich 4,445. 5, 591.
Herr, hadre mit den Hadrern'3, 252.
Herr, hör, ad) höre mein Gebet 4, 140.
Herr, höre, Herr, erhöre 5, 484.
Herr, höre, was mein Mund 3, 315.
Herr, ic) bin dein. Eigenthum 6, 356.
Herr, ih bin. ein Gaſt auf 3, BD.
Herr, sich denk an jene — 3, 206
Herr, © Kr eb mein: Seel 2, 54:-
ve. — 2, 357.
n⸗ MRegiſter der Lieder.
ep anzubeten 7, 309
or meine Glieder” 5, 2.
a ee a
ehe ana Be enabergigteit 3.848.
ech! Che bein Erb wir 1,268.
der def Chriſt/ dein theures Blut
der ac Ehrift, der Heiden Licht
on Se Ch Chriſt, dich zu uns 3,113.
Herr Jeſu — dir ſei bereit 4, 559.
—— Jeſu Chriſt/ du Gott der Ruh
dert dc „Eee, du boqnes Gut
—— FR —— 124.
Herr ar Chriſte, Brunm der Güt
Herr * uChriſte, Gottes Sohn 7, 186.
Herr Jeſu Ehrifte, Gottes Sohn 3, 57.
Herr Jeſu Ehrift, ein Menſch 2, 297.
Herr JeſuChriſte, mein getreuer 332.
HerrejuChrifte, mein Prophet 6,67.
Herr Jeſu Chriſt, erbarme Dich 1,287.
Herr Jeju Chriite,Weltheiland 3,330.
— —* hriſt, ich ſchrei zu bir
den Se —* ich weiß 2, 188.
378. 3,
Herr — mein Herrn. 2, 256.
Herr JeſuChriſt, mein höchſtes 5, "379.
Herr JeſuChriſt/ meinslebens 8,618.
HerrJeſuChriſt, mein Troftn.3,218.
Herr JeſuChriſt, Nenſch u.Gott3, 36.
Herr JeſuChriſt, wahr Menſch 1,276.
278. 2,.131.'361:376 f 404: &
652. 8, 591:
Herr Jeſu Chrift, zieh ung 4, 425.
Herr Jeſu, deiner Ölieder 5, 120:
Herr Jeſu, deine Treue 7, 159:
.. Seju, der du Sriedensboten: 2
187.
Herr Jeſ u, der du ſelbſt von Gott 5, 8.
Herr Jeſu, dir jei Preis und 3, 180.
Herr Jeju, dur haft einjt mit: 7, 210.
er Jeſu, emigs Licht 4 421.
vr Jeſu, Gnadenſonne 4,402. 8,40.
ver „seht, großer Wundermann >
* Se ich bin fündenvolk 4, 258.
Herr Jefu, Licht der Heiden 3, 385.
Herr Jeſu, meine Liebe 3,3 EP> IE: i
Herr Jeſu, meines Lebens 5, 379.
er di
L *
n Regiſter der Lieder. 2
jerr Jeſu, nur deim Blut 3, 259.
r Jeſu, —e— Armen 3, 868.
eh Troſt in aller Roth 3,260.
im Himmel, Gott auf 5, 486.
— den ſchwerſten Stunden 7,
‚laß mich deine Heiligung 7;398
err, lehre du mid) 6, 516.
| err, leite mich in deinem}ort 2,251.
err, leite mid) in jener 7, 67:
errlich ift& in deinem: Reich 6,259.
—— Majeſtät, hnm ſches 6,
etr, madje meinen Sount 7, 125.
err, meine Leibeshütte 5,124. 8,653.
err, mein Erlöjer, nur von 6, 34
err, meines Lebens Fürft 5, 225.
—— Gott, lehre mich 4, 63.
21
err, mein Gott, wer tft dir 7, 266.
tr, mein Wirth, ich bin 5, 486.
tt, mir reichte deine — 7, 298.
err, nicht ſchicke deine Rache 3, 15.
‚nimmt hin aus meinen: 7, 324.
ert, nu laß in Friede 3, 57.
err, nun heb den Wagen 2, 40. 44.
, Öffne mir bie Herzensthür 8,
E°.
err, ohne Glauben kann 5, 566.
ſchaff und wie bie Heinen 2,62,
ext, ſchaue auf ung nieder 7, 358.
ſcher dir, der mächtig 6, 205.
etr, ſend bein heilge 2, 189.
tr, ſo du wirſt mit mir 1, 397.
5,.590,
t, ſoll ichals Pilgrim wallen 4,438.
ürte mich, dein 6, 277.
traf mich wicht in 2, 106.
er ut. Altjter deiner Sreuzgemeine
“5, 612.
err u. Gott der Tag u. Nächte 4,3:
err unſer Gott, Beherrſcher 3,
err er Gott, Jehovah 7, 194.
derr unjer Gott, laß nicht 3, 38.
err = er Gott, wenn ich betracht
err unſ er Gott, wann fonımt 6,268.
err unſer Gott, wir —* 6, 289.
er unſerHerr wie herrlich ift 2,106.
ve unſre Zuflucht hr, u.
err Vater, din ſun ———
vr von unendlichen 5, aha
‚dor dein Antlitz 7, MD.
Jert, dor deinen Angeficht 6, 36T.
err, wann wirft dir Zion 4, Bas,
en
|
E
|
|
Herr, was haft du im Sinne 3, 322.
Herr, —* dieſe Schule hier 7,863.
=: elch Heil lann ich 6, 334.
* ee ich dich nur habe 3 44.
‚Herr, wenn ich nur dich hab 3, 348.
Herr, wer wird wohnen 1, 255. 826.
Herr, mie bejeligft du die 7 298.
rer, wie du führft, jo 7, —
err, wie du willt, jo 2,28. 1
378. 3, 248. 257. 8, 370. ’
err, wie du willt und 2,2357:
err, wie lange willit 3, 385. 4,109.
| Der wie lang willt vergeilen 1, 256.
6,
1% wie mancherleißebrechen 5,067.
tr, wie tönt jo janft 7,:866,97
Herr, willſt dır nicht den Deinen 3
244. 4, 561. je
err, wir jind allhier 4, 222.
der —* ſingen deiner Ehre 6, 2
15
Jerr, wohin ſoll ich mid) 3, 190.
err Bebaoth, du ftarter 3, 359,
Herr, zur Zucht in deinem 2, 18.
Herz, betradhte, Herz, veradyte 8, 581.
Herz, brich ausinHuldigungen 7, 301.
Herz, du haſt viel 7, 380.
Herz, du hörſt jept in den 5, 547,
yerzensfündger, du mein 7, 24.
Herzen, wallt mit froben 7, 840,
Herz, Ken dich der Ewigfeit 5, 14,
Herz, freue did; joldier 4, 440.
Herzlich gerne wollt id) &, 220.
Nerli Iteb hab ich dich, mein d B.
—* lid) lieb hab ich dich, 0 2, 287,
B7S. 8, 205.
Herzlidy thut mich erfreuen 1, 286,
2, 404. 8, 6855,
Herzliebjter Nein, was 2, 354. 3,82,
‚ 1082. I 34.
v4, mein Herz, du mußt 7, BOR,
va, mein Herz, lab ab 7, 201.
rzog der erlösten Sünder 7, 470,
* unſrer Seligleiten 6 158,
Herz, fet getren in 5, 598:
berg und Gera, bereint 5, 275. GIE,
ute fährt der Heiland 5, 40.
ute ntir, morgen D, nr
je fährt Gott a nd
ut geht ung 534 7.120,
pin Kindelein 2, 227,
—* iſt dans rechte Inbelfeſt A, gan.
Heut ift der geboren 3, —
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EAN N PET WY
18, Regiften ber Sieber,
—— iſt der Tag der Freuden 3, aa Dil, 9% va laß gelingen 3, 217,
gen! in Get Tag der heilgen 5, 547.
t iit uns der Tag 3, 385. b, 493,
eut öffnet fich die neue 6, 369.
gem fingt die liebe 1, 472,
Heut joll Jeſus ruhn 5, 411.
Heut triumphiret Gottes 2,346.379.
Hier auf Erden muß 5, 462. 8, 80,
ter) bin ich, Herr, du 4, 534.
Sier bin ich, Sefu 6, 231.
Hier fall ich, treuer 4, 494.
Hier faß ich Gottes 6, 202. 381.
Hier Gottes Kinder und dort 7, 244,
Hier grünt des Aarons 3,449. 4,144.
- * ihr frommen Ehriſten 3,
—* it der Herr zugegen 5, 668.
Hier ift gut jein! aljo 4, 549.
Bier tt rl 5, 669.
- Hier ift meines Bleiben 4, 439,
Hier ijt mein Herz, Herr 3,435.4,520.
Hier ijt mein Herz, mein 6, 395.
Hier ijt mein Herz, o Seel 3, 534.
4, 567.
Hier legt mein Sinn 4, 363.
Hier lieg —— armes 2, 227. 240,
246.
Hier leg * nun, mein 4, 92.
Hier lieg id nun, o Herr 4, 494.
Hier Tiegt, den meine 3, 330.
Hier liegt mein ‚Heiland 5, 36.
Hier —* ic) ein in 6, 448.
Hier ſinkt, o Lamm 5, 352.
"Hier jtehen wir von nah 7, 225.
Hier ſteh ich unter Gottes 6, 207.
e will ich jingen 1, 217.
Sir, : und D, Anfang 6, 103.
Hilf, Frau von Ad 1, 219.
Si Gott, aus deinem Gnadenthron
206.
sin, Gott, daß mirs 1, 255. 412.
417. 2, 482. 8, 4,
Hilf, Gott, laß mirs 3, *
Hilf, Gott, mein Herr, wo 2, 298.
Hilf, Gott, wie geht es 1, 250. 255.
.439. 471.
Hilf, Gott, wie geht's jo 2, 190.
Hilf, Gott, wie iſt der Menjchen L, |
254: 351. 853.)
Hilf, großer König Jeſu 2, 210.353,
ri Helfer, hilf in 2,194. 364: 5,15,
Hilf, Herre Gott, dem deinen 2,104,
Hilf, Herr Gott, hilf in 2, 36:
Hilf, Herr, meim Gott; in 2, 210.353,
8
Hi ’ zehn * —— 5, 441,
ip, lieber Go ‚was Schmad) 3, 446.
lieber Gott, wie groß 4, 364.
mir, Gott, durch deinen. 1,449.
mir, Gott, in deinem 2, "93,
mir, mein ‚Gott, hilf 8, 32.
uns, Herr, in allen 3, 98.
‚vollenden, hilf 7, 318.
ys Godt de Bader 1, 421.
Yimmelriche, i freue |, 198.
Himmelan das Her gewendet 7, 166,
— geht Bahn 5, 487,
8 9
Himmelan, nur himmelan 6, 406,
8, 570.
Himmel, Erde, Luft und 6, 29, 112,
Himmel, höre meine Lieder d, 52.
Simmel und Erde, jchau. 2, 456.
Himmlifcher Bater, frommer 2,207,
Hinab geht Chriſti Weg 3, 500,
Hinan, Hinan, ermüde 7, 199.
ira hinauf, die Flügel 7, 292,
Hinauf, mein Geiit, zu Gott.6, 259.
Hinauf, mein Herz, vor 7, 316..
Hinunter ijt derSonnen 4, dal, 5,653,
Hinweg, hinweg 3, 517.
Hinweg, ihr iroichen Hindernifje 5,
605.
Hinweg mit Allem, was 7, 135.
Hinweg mit Furcht 4, 18. —
Hinweg, verwöhnte Big, 5, 132.
Hirte deiner Schafe 5,
Hoch aus den Pride Air 7, 360.
Hochbegnadigt von dem Herrn‘ 6,342,
Hocherhabener, ich trete 6, 262... |
Dede jei unjer Öott 5, 453. 542,
gejegnet jeid ihr Boten 7, 244
— Dreieinigkeit 2,125, 4,19.
590.
Soc über Erd und Welt und 6, 396, .
Söciite Luſt u. Herzvergrrügen4, 414.
Hödjiter, denk ich an die 3, 447.6, 230.
Hödjiter Formirer der 4, 30. 151. 156,
| Hacker Gott, durch deinen. 5, 379.
Höchſter Gott, wir danfen 4, 281. |
| gagter König, Jeſu Chriſt 7, 47h,
Höchſter Priejter, der du 4,19. 3,590.
Höchſter Tröfter, komm 6, 3,
Höchſt erwünjchtes Seelentebert 6, #5,
Höchſtes Wejen, reinfte 4, 534.
De ve nimm die 5, 552.
Hör an, mein Herz, die 3, 318; lol
Höre. meinen Glauben 519...
Br)
— a —— a * ae
TE RE
doch den —— x
ör ai a
Be liebe Seel, dir Hg eu 526,
örſt dur die Btocen fanden 7, age
ört an, ihr Völker, hört 3, B18
Ört das Wort voll Ernſt 7
4 ein Wort vom Himmel 7, M
ört es, ihr verlornen Sünder 7 309.
ört Gott liebt mich mi 1, 192,
ört heut der Weiſen grofie 5, 1%.
Hört, ihr Chriſten, und merfet1, 389,
Hört, ihr Eltern, Jeſus 2, 243. 357.
Hört, i F liebſten Kinderlein 1, 396.
Hört, Sünder, wollt sn 6, 77.
Hört zu, ihr römmenE riſten 1, 328.
Holdſelges Gotteslamm 6, 156.
Holdſelig mit vergnügter 5, 175.
Hoſianna, Davids Sohn 3, 377. 5,
82. 606. 7, 478.
ofianna in der Höh 7, 158. 383,
N una unſer Hort 3, 229,
üll in deine Gra estücher 7, 188.
Sat tit das Negiment 1, 300.
üter, iſt die Nacht verichwunden
7, 208.
Hüter, wird die Nacht 2,13. 4, 363.
5, 590. 8, 689.
Jam Christe sol justitiae 1, 53.
Jam Christus astra 1, 48.
‚Jam lueis orto sidere 1, 51.
Jam moesta quiesee 1, 56. 7, 108.
282. 8, 586.
Jam ter quaternis 1, 75,
Jerusalem et Sion 1, 109.
u dulee medicamen 1, 138.
a dulcis memoria 1, 116. 4,
550. 7, 377. 8, 466.
Jesu nostra redemptio 1,52. 2,462.
‚Jesu perpetuo 6, 133.
Jesu quadragenariae 1, 52.
Jesu salvator seculi 1, 75. 107,
Jesus Christus nostra 1,147. 2,451.
Immensi eoeli conditor 1, 73.
Imperätrix clementine 1, 128,
In Aulcı jubilo 1, 198. 250, 254.
8,
16,
In hoc anni eireulo 1,140. 2,451,
4, 50.
Inluminans — * 48.
Inluxit orbi jani dies '1y 52.
In majestatis solio 1, 140. —
In natali domini 1, 140. 2, 451,
8, 552. — 3— c
In passione domini 1, 128.
Intende qui regis 1, 48. *
Inventor rutili dux 2, 481.. —
Judas herum tradit 1, 151. 10°
Ya er, des Vaters Ebenbild 6, 524:
Ja er its, das Heil 3, 460. 4, 1406
8, 154. /
| Ja furwahr, uns führt 6, 524. 1917
Fa, Jefus nimmt die 4, 314. 8, 250.
Jakobs Stern, du Licht 5, 606.
Ja jei nur dur mir 7, 360. vll
Ta, Br des Herrn, du follit 6, MER
54 au ihr Frommen 7, 47
Jauchzet all mit Macht 4,383. 5, 590,
Jauchzet dem Herrn, alle 2, 14.
Sauchzet Gott in allen 5, 380. ICH
Jauchzet Gott und ſchweiget 5, 493,
Jauchzt dem Herri in allen 7, 276,
Jauchzt dem Höchſten 6, 232, j
Sanczt Gott mit Herzensfrend 3
—— ihr Erlösten 6, 465.
Jauchzt, ihr Himmel 6, 68.
Pe I lobt und finget 3, 56.
auchzt unjrem Gott 6, 341.
Sch alter Menſch betrug 1, Arge
Ren armer Erdentkloß 2, 232
Na armer Menich gar 1, 370. 8, 531.
N armer ren id) arıner 3 525,
482. 7, 478
— Menſ mein Herr 257.
armer Men 6, unjelig 2,2%,
N armer Sünder Mag 2, 76.
armer Sünder komm 3, 32,
N armer Sünder weil, o 8, 3,
Ich armes Menichentind 4, 430.
R Arms und Bloßer koum 4, 476,
R arm verirrt verloren 8, 387.
3 begehr nicht mehr zu leben 418,
Sa Be an die Macht 6, 69. 7, 46L,
Ich bin bei allem Kummer 5, 879,
% bin bei euch alle Tage 7, 14,
bin bei Bott im Gnaden 83, 10
8 bin dein Gott und 5; 556: '
N bin dein r und Bott 3, MHZ
Nr)
bim dein Kiud in deinem 7, DU
- * —* jatt,; du g 180. IN)
Er der Angie eutronnemG6, GL,
“ —* Erde mude 5. Im
44
IH
bin ein Menſchvon Gottes 5,485.
Sr ein Heines Kindelein 5, 280.
ch
bin ein Schäflein deiner 5, 498. |
Ich bin erlöst, es floh 6, 260.
bin gerecht durch Ehrifti 7, 318.
bin getauft auf deinen 4, 534.
Ich bin getauft, ic) fteh 4, 549,
bin getauft, o große 5, 550.
J biu ‚gewiß in meinem 5, 487.
da bin, Herr Ehrift, ein Wanders⸗
man 3, 31.
3 bin ja, ‚Herr, in deiner 3,190. 258.
Ich bin im Simmel angeichrieben
4,536. 5,425.
dh bin in Allem wohl zufrieden
4,63. 5, 662.
Ich bin in des Starken Hand 7, 340. |
Ich bin in die und du in 7, 231.
Ich bin in lauter Angjt 3,244. 4,561.
Ich bin in meinen Gott 5, 218.
Sch bin ins Fleifch zum 2, 101.
Ic bin mit dir, mein Gott 3, 500.
Ich bin müde, mehr zu leben 3, 418.
4, 563.
bin müde von der Neife 4, 418.
bin nicht mehr 7, 168.
bin’3 gewiß, mid) fann 3, 347.
bin jo rei, als Gott 7, 360.
bin vergnügt in meinem 5, 478.
bin vergnügt und halte 4, 275.
bin vergnügt, weil 4, 439.
bleib bei dir, wo 7, 296.
blide nad) der Höhe 5, 614.
bli in jene Höhen 6, 406.
danf dir, herrlicher 2, 232.
sg —* dir, lieber Herre 1, 255.
131.
3 ont dir Fig 2, 367. 369. 379.
490. 8, 189.
39 danke dir demüthiglich 3, 318.
Ich danfe dir für deinen 4, 18.
Ich danfe dir, Sott,1, 427. 2, 370.
Ich danke dir in glaubensvoller 5,120.
Ich danke div, liebwerther 3, 33.
Ic) danke dir, mein Gott 3, 347.418.
Ich danke dir mit Freuden 3, 323.
Sch danke dir, o Gott 2, 369.
Sc danke dir, o treuer 3, 321.
DELL EEE ZIRER
——
Ich danke Gott in Ewigkeit 5, 531.
Ic denk an dein Gericht 5,483,
Sch, der ic) oft in tiefes Leid 3, 323.
Ich eile meiner Heimat 4, 438.454. |
I. Regifter der Lieber:
% ein Fürſt der Engelichar 3, 449.
u Gabe, was erfühn 3,878. 4, 1
ER zu dir 3, 315.
erhebe mein —— 497, D1A.
Ich ermahn dic, Herr Jeſu 2, 321.
‚⏑
LIENERQER 2222222222 — —
fahr und weiß gottlob 3, 358.
faſſe, Vater, ‚beine 6, 395.
fleh in tiefſter Reue 6, 107,
—* nichts nach Gut 5, 6523.
olge dir, mein: 7, 166
Due Jeſu nad) 4, 549,
reue, freue mich im: 5,.231.
jreue mid) der großen 2, 244.
freute mic) im Herrn 3, 115. 248.
freue mid) in dir 3, 108.
Ya diene mich, mein Gott 3, 397.
reue mich mit Beben. 7,225.
Ai mic von Herzensgrund
"fühle Schmerz, du 7, 333.
— an deine Wunden 5,8.
auf dunkelm Pfade 7, 280.
SE zu deinem Grabe 5, "484.
glaub an den allmächtig 1, 327.
glaub das feit und bins 1, 439.
glaube, daß die Heiligen 5, 121.
N glaube, lieber Herr 7, 166.
Ic glaub in Gott den Vater 2, 55.
83. 3, 526.
4 glaub, o Herr, hilf 6, 103.
urn I ⏑—
N= 8: 822
2*
grüß dich gerne 1, 197. 481.
grüß dich, Jeſu 3, 167,
ch grüß did), jewdiges 1, 227.
grüße dich, du frömmfter 1,481.
cab Beicheih, zu ſcheiden 3, 508.
habe deu gefunden 7,
habe dic, du jühes Leben 7, 360.
habe dic) gefunden. 7, 261,
hab ein Bett gefunden 3, 448.
hab ein groß Geihäft 5, 232.
hab ein guten Kampf 3, 478.
hab ein herzlich Freud 3, 276.
habe Luſt zu ſcheiden 5, 481.
habe mid) an Gott 5, 231;
habe nun den Grund 5, 247.
* vernommen 1, 211.
habe viel gelitten 7, 17.
hab gottlob das Mein 3, 207.
3% hab in Gottes gi erz und J 315.
hab in guten zn 6, 277.
Ich hab mein. Sad) Gott 2, 163.
257. 278. 3, 517. 8, 608.
£3
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Br; Fe}, {> nn 4 * ri 2* “
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IL: Regiſter der Lieder, 45
30 4 b mein Sad ; zul, 450: ©7,
I — Gott‘ ergeben 2 *
Ian nun hinbracht 2, —
—* oft ber mir ebit‘ BJ: a1,
habs verdient, was 3,819."
hab von ferne 6, 379.7, 197. 476.
halte dich 1, Wei Jeſu 5,278,
alte Bo in allen 5,424.
er die ur mir 1, 293,
3
han geleſen 1, 916,
hebe meine Augen 3,85.
2 De meim Augen’ 2,220. 223.
J
J
ie deine Stimme 7,242,
‚ 14 bin euer Tröjter 2, 244.
irr um traurige 6, 197.
fenne dich, bei deffen 7, 360.
Hag dir, lieber Herre 1, 197.
lage, großer Gott 3, 500,
fomme, Heil der Welt 6, 322.
fonıme, Herr, und ſuche 6, 277.
fomme dor dein Angeficht 6, 277.
komm jeßt als ein armer 3, 467.
y Tommt, v höchſter Gott, zu dir
, 295.
bios in einer Nacht 1, 211.
Sc ta die nicht, du mußt 3, 534.
5,
If Gott in allem walten 3, 420.
Ton Dt nicht, der ſich 3, 193.
[2
lebe nicht re Erden 6, 248.
lebe noch! das find 4, 445.
lebe nun nicht mehr 4, 18.
N lebe, wo ich liebe 5, 481.
8* (ge nich in Jeſu Wunden 4, 549.
Iege e mich, mas ſoll ich 5, 126.
N ebe dich, mein Here und 8, 361.
N 5 Streit und widerftreb |
® fieg und schlafe ganz 7, 41.
2 den junckfrewlichen 1, 218.
ed Tobe dich von ganzer Seelen 5,62.
möchte heim 5, 170.
2
muß die ereaturen 1, 191.
nahe mid) dem Mahl 7, 20.
pit 3* obriſtin chraft 1, 178.
preiſe —* der du B4
preiſe di 86 6 220.
preife.di "md fage 3, 319
* e dich von Herzen 8, F
hir, iffopfer dir 2, |
9 den Herrn allein 6, D3o.
N
I
R
aber doch nicht ich 6, 396. |
möcht nitch jelber feinden 3, D16. |
Ich ruf di u ron Jeſu 5
* in
Ich ruf, o ieſer 4
ruf zu dir, dreieinger Gott‘, —3
ruf zu dir, Herr 1,250. 255. 21.
18353. 473. 8, 308,
ſag dir Dant, Herr Jeſu 350.
ſag dir Lob und Ehr 1, 217.
08 es jeden, daß er lebt N.
age: wie Gott will 5, ash,
—— mich des Heuands 6, 2
ſchäme mid) vor deinem 6,18.
jhäme mid) vor meinen‘, 484.
ichrei aus meiner Sünde ‘6,65.
ichrei zu Gott mit meiner 2793.
ſchrei zu meinen lieben 2, 223.
je) dein ſchmachvoll 7, 29507
ſehe meinen Himmel offen 6,260.
Ne mich auf Bergen um 2) 254.
ehe nurauf Gottes Willens, 436.
fei am welchem Ort id) 5, 61.
ſenke mich in deine Wumden 7,176.
[rufe und Hag viel 2, 93. 7.
inge dir mit Herz 3,817,6,
481. 538. 7, 315. 8, 829,
finte hin im jtiller Ruh 6, 32.
fol mich ehren laſſen
foll zum Leben dringen 6, 842.
ch jorge nicht, jeitdem 7, 369,
ch
8,
J
ſteh an deiner Krippen 8, 319.
a8,
ar in Angit und Beim, 258,
teh in meines Herren 7. 212.
N jteh vor deinem Angeficht 7, 363.
ch iterbe täglich und mein 5, 486.
648
8,
Ad) ſtund an einem Morgen 1, 23.
208.
| ſuche dich, Herr, laß 6,801.
\ ſuche dich im diefer Ferne 7, 478.
hide dich in meinem 5b, 484.
uche did) don ganzem 7, 3m.
trau auf ihn, er it 7, 301.
trete friſch zu Gottes Tiſch 5,561.
und mein Haue, wir ſind 7,.
und mein Haus wir wollen 7,822,
var zu dir, Marin rein I, 28.
wachter ſoll erweden 1,7197,
ch wandle wie mein Vater 7, 829.
rl a auf dich und ſehae 3 ba.
3 We hin 380. 6, 308, 375.
weiß, daß Bott ih! dr 218,
weil, daf meit 2, >44. 202.
3503,20 5A 1ER.
Ich weiß ein Wrlinteim 2,16
46
Ich weiß ein lieblich engelſpiel 1,215
8 weiß ein ſtolze maget 1, 214
Ich weiß, es fan mir nichts 5, 425
ch weiß, es wird mein Ende 5,425.
weiß, an 4, 403.
3 weiß, i
werde jelig 7, 244,
ch weil,
Ad) wei, mein Gott, daß 3, 277.319.
Ich weiß, mein Gott verlähit 3, 451.
| weiß min eim feine 1, 224.
Ich weiß noch feinen beifern 4, 519.
Ich weiß von feinem andern 4, 476.
Ich weiß von feinen Plagen 4, 516.
J
N
J
wende mich von allen 4, 498.
weiß, was mich erfreut 7, 380.
weiß, woran ich glaube 7, 147.
Sch werde dich als Richter jehen 7,20.
werd mich über mein 6, 442.
werfe mich in deine 6, 395.
Fr
:
| 136
werfe mich vor deinem 7, 318.
will bei der Lehre bleiben 5, 351.
will den Herren ewigloben 3, 275.
ch will dem Herren loben 3, 219.
4:
Sch will dich lieben, meine 4, 18.
5, 590. 598.
J
will dich noch im Tod 6, 238.
will die Hand und Ruthe 5, 379.
R
J
F
will mit Magdalenen 7, 326.
will ein Opfer werden 7, 197.
will einſam und gemeinſam 6,6.
will erhöhen immer fort 3, 319.
will ganz und gar nicht 6, 29.
will gar gerne jterben 3, 330.
will meine Stimm erheben 3, 16.
will mit Danfen fommen 3, 319.
will mit deinem Kreuz 7, 175.
‚will mit getrojtent Muth 3, 530.
will nicht alle Morgen 7, 404.
y
J
wills wagen, ich wills 5, 613.
wölt, daz ich doheime 1, 214.
wohne unter euch 4, 439.
will, o Herr, gib Flügel 4, 477.
ch will, o Herr, in ſchwerer 7, 109.
will ſtill und geduldig fein 3, 89.
will jtreben nad) dem 5, 124. 613.
will von bloßheit jingen 1, 192.
will von meiner Miffethat 4, 169.
wünſche mir alle Stunden 5, 316.
Jeder Schritt der Zeit 7, 340.
Seder Tag hat jeine Plage 7, 85.
Se gehen euz, je näher 5, 484,
8, 5A
— — dein Regieren macht 5, 550.
Sehova
dir dir willichjingen 4,438,
Jehovah, dır unendlich herrliche 4,445.
u u 4 u wu » "or * — je —
u Regiſter der ————
Jehovah, Herr und König 5, 120
Seena, * Gott von Macht 4,
Jehobah, Jehovah, Jehovah 6, 288,
473.482,
Jehovah ift mein Dirt und 4, 334.
Sehobah ift mein Licht und 5, 580.
Le Heiter ich, je größer du 7, 296.
fe wir Jahre zählen 3, 54.
Serufalent, du hochgebaute 3, 121.
253. 8, 668.
Jeruſalem, du Königsitadt 7, 208.
Jeruſalem, du Mutterjtadt 6, 159.
Serufalem, heilig genannt 1,:78.
480. 2, 159
Serujalem, mein Vaterland 6, 162.
J
iſalem, neu formiret 2, 160.
Sefajah dem Bropheten 1, 235. 240.
470.
Jeſu, alferliebiter Bruder 3, 320,
Jeſu, als du erſtlich famejt 5, 599.
Jeſu, als du wieberfehrteit 7, 83.
Jeſu Blut komm über mic) 4, 56.
Jeſu, Bräutigam der Deinen 7,393.
Jeſu Ehrifte, geitern, heut 7, 109.
Jeſu Chriite, Gottes Sohn 5, 119.
Jeſu Chrifte, Menſch u. Gott 7,29.
Jeſu Chrifte, Überwinder 7, 187.
Jeſu Chrift unjre Löjung 2,14,
Jeſu, darfs ein Sünder. wagen 5,85.
Jeſu, dein betrübtes Leiden 3, 355.
Jeſu, deine Paſſion 2, 367.3, 434.
Sefu, deiner zu gedenken 5, 280.
Jeſu, deine tiefen Wunden 3,34. 8,37.
der du deinen Lieben 5, 453.
der dur meine Seele 3, 216.
275. 279.4, 156.
Jeſu, der du jelbiten wohl 3, 67.
Jeſu, der du Thor und Riegel 5, 462.
Jeſu, du allein ſollſt 5, 191. /
Jeſu, du du biſt mein Leben 3, 39.
Jeſu, du Gotteslämmelein 3, 249.
Jeſu, dur Hajt Blut geichwiget 5, 566.
a du Kron der Jungfräulein 2,
sein. dur mein fiebites Leben 3, 217.
275.
Jeſu, dur Sohn der unendlichen 5, HS.
Jeſu, dur wirſt Alles macheır 4, 494.
eſu ommerMenfchenherden3,434.
eſu, ‚9 voran 5, 277. 8, 7.
Jeſu
eſu, * Wunderjtern 5, 381.
i üte Hat fein Ende 4,68;
Jeſu, heil den alten
a Herzensfreud und
eju hilf beten und bete 5, 85.
Jeſu Hilf, daß ich mit 3, 359.
Seh hilf, hau doc 4, 383.
efu, va ſiegen, du 4, 382,
I er% befehle dir 3, 428.
Jeſu, Brunn des Lebens 6,103.
in Jeſu, deine Liebe 5, 5ll,
Sen Jeſu, du mein Reben 3, 554.
hen meine Freude 3, 429,
sehn, komm — * ſelbſt zu 4, 18.
5, 604. 6,
zn komm, “ wviſt 5, 483.
eſu, komm in unſre Mitte 5, 191.
‚ fomm mit deinem 4, 368,
del rn der blöden Herzen 4,31.
* a Leiden und Bein 2, 367.
eſu, laß mic) nicht dahinten 5, 64.
eju Leiden, Bein und Tod 3, 86,
ulein, du bift 3, 151.
ejulein, man Hat geleien 5, 282,
F liebſter Herzensfreund 4, #8.
u, liebiter Seelenfreund 4, 222.
u Lieb und Leben 3, 409.
di liebite Seele 3, 388.
it, meine Freude, id) 5, 379,
def, ri Freude, meines 3, 385.
279
‚485.
u, meine greub und 3, 59, 3, 250.
In meine Liebe, die 3, 330, 5, 604.
u, mein Erbarmer, höre 6, 68.
Jeſu, meiner Freude Freude 3,408.
[2
di — Freude, Troſt 5
‚962.
Jeſu, meiner Seele Leben 4, 92, 568.
eſu, meiner Seelen Ruh 3, 135,
e
=
ji meiner Seelen Licht 3, 56.
ott mit ung 4, 494.5, 666.
der 4, 156.
orte 4, 49.
d, 580.
u, den Seelen Seele 3, 31.
* Seelen Weide 3, 446.
meiner Seelen Wonne 4, 33.
meines Glaubens Bier 3, 409.
def, mei meines At u Freud 2, 357.
128.
ML Regifter der Lieber
x eund betrübter Seelew4, 438.
BERNER EN rt N
47
Jeſu, meines Herzens Wonne 3, 49.
Jeſu, —— Leben 3, 391.
451. 4, 156. 5, 604.
Jeſu, meine Stärke 3, 54, 8, **
Jeſu, mein Jeſu, mein 4 48.
Jeſu, mein König und J 5
Jeſu, mein Treuer, lah 4, 3%; 181.
Jeſum lieb ich ewiglich 5, 419.
Jeſu muter des mer ein 1, 227. 480.
aa nun jei gepreifet 2, 346. 367.
— ruf mich von der Welt 4, 274.
Jeſu, Ku der Seelen 4, 48. 4.
Jeſu, Ruhe meiner Seelen 4; 402.
Jeſus bleibet mein 4, 388,
_ ——— gab sich und 5, 124.
344 Chriftug, Gottes Lamm 2, 348.
Jeſus Chrijtus hat vollbradyt 5, 124.
Jeſus Chriſtus herrſcht als Köonig
5, 126. 8, 80.
Kefus Chriftus it erftanden 2, 456.
Jeſus Ehriftus, unjer Heiland, den
uns 2, 173.
Jeſus Chriftus, unjer Heiland, der
den 1, 242. 2,132. 354
Jeſus Chriſtus, unfer Heiland, ber
| Jeſu⸗ iſt
Seins {
für 2, 435.
Jeſus Chriftus, unjer Heiland, der
jeines 1, 48. 2, 295.
Jeſus Chriftus, unfer Heiland, der
von 1, 235. 240. 471.
Jeſus Chriftus, unireSeligkeit 2,465.
Sejus Chriitus, wahr Gottesjohn 1,
435.
eſus der her trug jein 1, 222,
ng die erlösten Sünder 6, 515.
u Seelenfreund der Deinen 7,393.
Seht. jei gelobt 5, 36.
3 ein Schatz voll 4, 18,
Jeſus geitern, Jeſus 5, 191,
Serns abe Acht auf mich 7,226;
ac hat ein Wort 5, 277,
Sefus, Jefus, nichts als 4, 56.
Jefus it das Ichönfte Licht 5, 5.
Jefus iſt der beite freund 4, 18.
Neius iſt der Ichönfte Ram 4, 18.
Tefus ift ein fiber 1, 2il. &, Add.
Neins ift eritanden 4, Bk
Neins iſt lommen, Grund 4, 44h.
mein einig Leben 4, 4
mein frreudenleben 4, 47.
Seas ift vom Tod erwacht 7, 282.
Jeſus it mein Aufenthalt 3, —
Yefs tommt, von allem 6,
I. Regiſter der Lieder,
us lebt, Chriften hört 7, 166. - R du Chriften nen
& tr me
us wc Zuverſicht er 169. die —* euch von Chriſt —38
‚die ihr los zu fein ee 1%.
x, die ihr nun Dienet 5, 124.
t der 6, 515.
* mein Licht, mein 3, 347.
us, mit Karen
ünder an, drum
pl Hang Inch
Ser nt Be Sünder an, jaget
25
Jefus nur Se ich be lüden 6, 76.
eſus, nur um deine Gnade 6, 513.
eſus ruft dir, o Sünder 2, 456.
A guest, der Feinde Ringen
jus ſoll die Loſung jein 5, 487.
eiu, dee deine Finder 3, 370.
eſu, jtärfe meinen Glauben 3, 553.
us unjer Troft und Leben 3, 391.
eju, unjer Heil uud Leben 4, 373.
Sein, vertrautejter Hirte 5, 47.
Jeſu, warın ich deinen Namen 5, 14.
yelu, wann ich gedenke 1, 227,
Jeſu, weg der warheit 1, 215.
ef, Weiuſtock edler Trauben 6,93.
Jeſu, wie ſüß ift deine Liebe 5, 580.
3 u,wollit ung weijen 2, 255. 3, 278.
hr zeuch mein ie zu 4, 41.
Jetzo komm ich an die Pforte 4, 460.
Sept fahr ich aus der Welt 2, 343.
Sept ift böfe Zeit 5, 124.
yet leb ich, ob ich morgen 6, 308.
t reis ich aus in Jeſu 3, 33.
Sept widelt ji) der Himmel 4, 189.
° Se zumeilen einjam jein 5, 107.
Sa in Erlöjung gar 1, 147.
Ihn, der das Licht entitehen 6, 477,
Ihm nach! jo heißt 7, 371.
Ir alle, die ihr Feſum 5, 604.
Ihr Alten mit den Jungen 3, 206,
Ihr Alten pflegt. zu ſagen 2, 376.
r armen Sünder, kommt 4, 283.
Ihr aufgehobnenSegenshände 7, 340.
J r Augen, weint beim Kreuz 6, 95.
Ihr Mugen, meint, der Meniden-
freumd 6,.199,
Ihr Auserwahllen, freuet euch 2,
125 132:
— x Bäume, gönnt mir 5, 14.
r Chriſten, ——— 3, 207.
hr Ehrilten, fürchtet Gott: 6,95.
rChriften, kommt und freuet 7, 73,
Chriſten, laßt uns fröhlic) 4, 559.
r Chrijten, rühmt, erhebt 6, 89.
dl. EEE 2
——
J
r Aa gebet euch zufrieden 5,
—— ir was Chri Mae
r Frommen, freuet euch dei
Geſtirn, ihr Ka 3,
r SE bringt 5*
hr ‚Herzen. voller Sünde 3, 54
h Himmel, öffuet 7, Vi
irten auf, * en ‚7,
Ehen Berg, ihr lehret 3,5
l —— des Höchſten, wie 4,3
5,5
hr Kinder, kommt herzu 3, god,
hr Kinder, lernt von Anfang, 7,228.
hr Kinder, jeht das Kindleind, 445.
hr Feat des Herren allzugleih
ar et Chriſten, freuet end 1,
zn. Heben Kinder, freuet euch 2,244.
Ihr Menſchen, hört, jo ſpricht 6, 321.
Ihr Mitgenofjen, auf zum Stveit
6, 334. '
or [made Knie, iegt 1, 481,
218.
F Seelen; jintt, ja finfet 6, 436,
F ſollt loben die reine meydt 1,225.
Ihr tapfern Streiter unſers 5, 362.
Ihr TöhterZions geht heraus 3 359.
Ahr Wunden, trieft 5, 119.- j
Im Abend blinkt der Worgentern
4, 425.
Im allerhöchſten Grade», 124
je finſtern Stall, o Wunder 3, 180.
257.
J
J
I
J
J
J
J
J
J
Im Glauben nur iſt Seligleit 7,168
Im Himmel iſt gut wohnen 5
Im Leben und im Sterben 2, 202,
3, 385.4, 562:
Immanuel, Blic auf-uns 6, 103,
Immanuel, der Herr iſt hier 5,520.
Immanuel, dei Güte 5, 217; 580.
Immanuelis Land 5, 614
Immer fröhlich, immer 3,,508.
Immer noc) ftrahlit dir 7, 166.
Im Mittag jtand die Sonne 7, 188,
Im Namen des Herrn Seju6, 433,
Im Diten flammt ar 7, 242,
Im ſüßen Jubilo 2,
In Aengiten vuf ie, derre 7, 119,
IT. Negifter der Lieder. 49
Rn meinen Taten 3, 81. | In Ofterfrenden darf ich * 7,308.
au ler fahr, © übfel v2
nA er rt um eh, 8.
ü is ich
Harfe hunen ſchla 1, 276.
E 5: * Gab ich Aujgben 1% 318.
J
hriſto will ich ſterben 3, 442.
nelita Ing mundi 1, 178.
n deinem Namen * ende 3, 133.
n deinen Namen, Jeſu Chrift 7, 377.
n deiner Stärke frene 6, 341.
in deines Vaters Hände 7, 268. 315.
u dem Leben hier auf 8, 57.
n den erſten Glabentagen 5, 312.
n den Schönen Maientagen 7, 254.
n der Angjt der Welt will 7, 242.
der Krippe liegt 7, 821.
n der Schöpfung regem 7, 338.
it der Stillen Abendftunde 7, 317.
n der ſtillen Einſamkeit 6, 29,
In des jares zirclifeit 1, 297.
dich hab ich gehoffet 1, 255. 465.
2, 158. 379. 3, 257, 8, 311.
N die Ba möcht ich ziehen 7, 15.
2
n die Segel fanft und Iinde 7, 19.
ir ri Gräbern ſchlafen 7, 363.
In diefer Abendſtunde 2, 111. 219.
N diefer Morgenftunde 3, 236. 397.
In dir ift Freude 2, 346. 3, 278.
J einem finſtern Thal, 0 3, 201.
n einem krippflh tod ein 1, 215,
N einem fühen Ton 1, 198, 2, 168.
nm Freuden frey, jei wie 1, 406.
Run Freuden dein, o Herre 5, 112,
Ar gotes namen "barn wir 1, 184.
211. 389. 8, 423.
W Gott des Vaters und des Sohns
545.
An Goues Namen fang ich an 3, 387,
1 Bottes Namen fiheiben wir 1,450.
N Gottes Namen ſpann ich an 1,389.
n Gottes Reich geht Niemand 4, 536.
Xır Sott gelaub ich 1, 254. 358.
RM Bott iſt meinte Seele 6, 596,
Xi Gott mein Hoffnung jteht 3, 109.
In Gott mein Seele ruhet 8, 171.
An roßer Kraft, Here Jefu 3, 115.
3 arter Klag führ ich mein 2, 274.
n Jeſu aufgeipaltuer Seit 3, 48.
* amen 1, 254.
In. de u hoill ich bleiben 5, 124.
Su rim m ns Grunde 4, 236,
yı meiner or 3, *
Nnmittelunfers ebens 1,227. 8,576,
Koh, Kirchenlled. 3, Aufl. Regifter.
n Reu mb Schmerz tret 7, 316.
n tiefen Ängften fchrei'n 2 406.
uns ſahe durch Geſicht 3, 323.
Be thırt * ———— 1, 402.
r er in to Jeſu 1,
frael, befehre dich 5, MR
di den zeucht Hin zu 7, 322.
denn der Herr ber Herrlichkeit
8 a Grab auch noch 3, 450,
Bein nicht des Höchiten 1, a.
a Ephraim nicht meine ron 3, 317.
Sit es eine Freude 7, 403,
Fit vr für mid, fo trete 3, 519.
84
Iſt Gott für uns in aller Pein 7, 478,
Sit Gott für uns, wer fann 6, 293,
Sit Gott mein Hort 7, 323.
it, Jeſu, e8 dein Wille 3,4, -
ft meine Wallfahrt nun 3, 378.
jt mir Verleumdung, Spott 7, 26.
ſts? oder iſt mein Geiſt 4,48. 8,680,
ft uns doch das Wort gegeben 7,188,
u in erde leite Aron 1, 118.
uchz Erd und Himmel did 2
?
CHILE
MKiyrie eleison 1, 235,
Kann der arme Schächer glauben
b, 275.
Kehre wieder ein zu deinerRiuh 4, 485.
Kehre wieder, fehre wieder 7,242.467.
Kein Chriſt fol ihm die Rechnung
8, 1X.
Keinen hat Bott je verlaffen 4, 156.
Reigen hat Gott verlafien 2, 970.
124.
PR Schönheit hat die Welt 4, 18.
KeluFrucht dasWeizenförnlein 2,214.
Keine Kirche unfee Kirche 7, 159,
Kein Gotteswort 1, 2M.
| Sehe um, fehr um 1, 255, 2, 129.
Kein größere Lieb auf Erden 2, 2
Kein größer Troft farın fein in 9, 32.
pn Stündlein gebt dahin 8, 40,
115
be Jeſu, hoch von Mel 4, 881.
— Schäufter, 0 behliger "seit
Kinder des Oörtften, laft 7, 84.
Kinder, Tiebet und beträbet 6, 68.
Kinder, lernt die Ordnung kaffen
4, 519,
4
u,
= —
50
Kirche Chriſti, breite, breite 7,168;
= e, Jeſu Chriſti Braut 7, 254.
r
hof, heilge Stätte 6, 395.
Klag deine Noth dem lieben 7, 307,
Klare Quellen, grüne Wälder 6, 77.
König, Chrifte, Schöpfer 1, 74. 480.
2, 140
König, dem fein König 4, 534.
König, dem wir alle dienen 5, 302.
König der Ehren zieheit 7, 324.
König der Könige, ſei ung 7, 229.
Königin der Hinmtel, freu 1, 482.
König, Briefter und Prophet 7, 229.
König, fieh auf deinen Samen 5, 135.
Könnt ich deine Liebe preifen 5, 83.
Könnt ich doch mit Worten 1, 187.
Könnt id in meiner Noth 6, 519.
Köftliher Edjtein in Zion 7, 228.
a Nun dem Herrn vertrauen
Komm an, du ſanftes Braujen 3,368.
Komm, beug did) tief 6, 159.
Komm, die du Jeſu Kreuz 7, 340.
Komm, du angenehmer Gajt 5, 478.
er A heilge Himmelsflamme
KRonmm,du janfterÖnadenregen 4,543.
Komm, du werthes Löſegeld 3, 352.
Komm, erlöjfer aller Leute 1, 227.
Konmet, fommet, ruft das Leben
5, 231.
Komm, ang Tag, brich 4, 455.
Komm, Geiſt der Verheißung 6, 117.
‚ Komm, Gnadenthau, befeucht 5, 368.
Komm, Gottesgeijt, komm 4, 536.
Komm, Gott Schöpfer, heilger 1,
240. 464.
Komm,Heidenheiland,Löjegeld 3, 385.
Komm, heilger Geift, dein Hilf 3,179. |
257 ' Kommt,helft mir denSchönften 4,440.
Ol.
Kommt, heilger Geiſt, du heller Schein
4,189
‚189.
Kommı,heilgerGeift, du Höchiter 1,410.
KRomm,heilgerGeift, du höchſtes 4,445.
Komm, heilger Geiſt, Herre 1, 227.
240. 464. 8, 86.
Komm, heilger Geijt, mit Wonne
1, 100. 2, 232.
Komm, heilger Geiſt, wahrer 2, 125.
— heilger Geiſt, zeuch 1, 480.
3, 60
3, 60.
Komm her, du frohe Jugend 6, 366.
Komm, Herr Chriſte, fomm 2, 214. |
— Herr Jeſu Chriſt, ſei unſer
2
r =J.
II. Regiſter der Lieder,
wi, AR ERTR
Komm, und lerne jchauemd,497;
Komm, Sein, tonım doch 4, 150.
Konım, komm, du Licht, in 7,28,
Komm, fomm, Himmelstaube 3, 385.
Komm, Kraft des Höchſten, komm
7, 24. 340.
Komm, laß uns gehn, mein 6, 68.
Komm, Liebiter, fomm 5, 591.
Kann "a Herz, in Jeſu Leiden
„510
Komm, o heilger Geiſt, herein 1,227,
Komm, o Herr, komm bald 7, 168
Komm, o komm, du Geiſt 3, 66
5, 580. 6, 112. 8, 94, 291.
Komnı, o Seele, fleuch die Welt 5, 388.
Komm, o Sonne meiner Seelen 4,
40. 561.
Komm, verheigner Gottesgeijt 7, 166,
Komm, Segen, aus der Höh 4, 489,
Komm, jegne dein Volf 5, 525.
Komm, Seele, Chriſtum zu beſchauen
D, Ya
Komm, Seele, geh in Gott zur 5, 248.
Konm, Seele, Jeju Leiden 5,369.
Komm, Seele, jege dich 3, 450.
Komm,Seele, juche Ruh u.Rait 5,237.
Kommt dur, Bräutigam 7, 326,
Kommſt du hergezogen 7,282;
Kommſt du, kommſt du 3,391. 4,155.
Kommit du nun, Jefu, vom: 3, 354.
Kommit du, ſüßes Morgenlicht 7, 260.
Komm, Sterblicher, betrachte mic)
3, 403.
Komm, Sündentilger, fomm 7, 298.
Komm,Sünder, ſchau die Plagens,71.
Kommt Alle zu mir, kommt 3, 239.
Kommt, Chriften, fommt 6, 290.
Kommt, die ihr matt 7, 328.
Kommt doc, o ihr lieben 4, 519.
Kommt her,denn Alles iſt bereit 7,197.
Kommt her, ihr Chriften voller 3,519.
Kommt her, ihr hochbetrübten 2, 265.
Kommt her, ihr Menſchenkinder 4,120.
Kommt ber, ihr ſeid geladen 7, 147.
Kommt her, o ihr ölter, fommt
2, 125. 485.
Kommt her und jchaut, kommt 3, 67,
Kommt her zu mir, jpricht 1, 255.
467. 2, 142. 155. 8, 141. 216.
Kommt heut an eurem Stabe 6, 389.
Kommt, ihr Armen, ſchwer 7, 9.
Kommt, ihrChriſten, kommt umd 3,35.
Kommt, ihrKinder diejerErden 5,533.
Kommt, ihr lieben Gotteskinder 4354.
WEN
Kommt, ihr lieben Kinderlein 2,
Kommt, ihr Menſchen, laßt —
Kommt, ihr traurigen Gemüther 3,
Kommt im Reich der Siebe 4, 516;
Kommt, Kinder, anzubeten 6, 395.
Bot) 8 ‚Kinder, laßt uns gehen 6,68.
Kommt, fommt, den Herrn zu 6, 342.
Kommt, laßt euch den Herren 3,35.
Kommt, laßt uns doch anhören 3, 230.
Kommt, laßt uns fnieen 6, 313.
Kommt, laßt uns unjer ‘efulein
3, 135.
Kommt, Menſchenkinder, rühmt 2,
14. 5, 401.
Kommt nun — ihr Chriſten 2,206.
_. Tröiter, fomm hernieder 4,
Kommt, Seelen, diefer Tag 5, 401.
Kommt, feid gefaßt 4, 31. 151.
Kommt, ünder, und blidet 5, 302.
Kommt und eßt das Brot 6, "498.
Kommt und hört den Herren der 7,75.
Kommt und laft uns beten 6, 39.
Kommt und laßt uns Chriſtum 2,
163. 369. 3, 323. 5, 604.
Kommt, verlorne Kinder 6, 76.
Kommt vom Himmel hoch herunter
Kommt wieder aus der finftern 5, 401.
Komm dom — Throne 7, 199.
Komm, wert eilige WGeiſt 3, 391.
Komm. zu deiner gläubgen Schar 7,71.
Komm zum Kreuze, fomm 7, 314.
... San uns, o heilger Geiſt i 480.
deine Schmerzen 5,191.
Kron u. Lohn behergter Ringer 5, 277.
Kürzlich hab ich vernommen 2, 1-44.
Kumb mit güte, heilger 2, 66. 75.
See ber, erlöfer volfes 1, 214.
——— Zeit 1, 197.
Kum, ichepfär, heiliger Beil, 186,
Kum, a Ab Troft 1, 197
Kunig, Chrifte, Ma aller 1, 197.
Kyrie, Gott aller Welt 1, 24.
Laetabundus exultet fidelis 1,116.
Lauda mater ecclesia 1, 98.
Lauda Sion salvatorem 1, 1397,
| 2,451, 7, 71.
2 ——— Lieder.
51
Laudes crucis attollamus 1, 109,
2, AST.
Laudes salvatori voce 1, 107,»
Laus domino resonet 1, 152,
Laus tibi, Christe, qui 1, 103, 141.
Laus sit regi gloriae 1, 141.
Lignum erueis mirabile 1, 78, '
Lucis ereator optime 1, 51.
Lucis largitor splendide 1, 44.
Lumen clarum rite fulget ı, 98,
Lumen inclytum refulget 1, 94. ,
Luminis fons 1, 81. 7, 71, 9
Lustra sex qui Jam peracta 1,58,
Lux eece surgit aurea 1, 55...
Lux jucunda, lux insignis 1, 10
Lux quae luces 1, 105,
Lamm, das gelitten, und Löwe, 380.
Lamm Gottes, das geduldig 6, 222,
Samım Gottes, das zur © (nchtbant
5, 566. .
Lamm, Lamm, o Lamm 5, 614
La deinen Geift mich ftets 7, 41,
Laß dein VBaterantlit fehen 4, 75.
Lab dich Gott, du Verlaffner 3, 548.
Laß dich mein Geſchrei erweden 4,424.
Laß did) nicht den Frühling T, 86,
Laß du in allen Sadıen 7, 313."
Laffet ab, ihr meine Lieben 3, 383.
Laſſet die Kındlein fommen 2, 228,
Laſſet mich voll Freuden 5, 380.
Laflet ruhn die Tranerflage 7, 382.
Laſſet und den Herren 3, 216. 275,
429. 4, 372. 8, 384.
Laffet uns mit Iefu ziehen 3, 484.
Lab fahren deine Sorgen 7, 288.
Laß, Herr, dies Hans uns 7, 352.
La, Sehovah, dir gefallen ,®
Laß in meinen Bilgerfieide 7, 176.
a2 irdiſche Gefchäfte ftehen 5, 379.
Lak mich dein fein und 2, 204. 208,
8, 145
Laß mich diefe Welt verſtehen 7,368.
| Lab mich, Herr, wie du geſtritten
Laß
| 2a
| La
b, 276,
Laß mich Liebe willig 5, 2308,
mich ruhn an deinem 7, 296.
mir alle Wochen jein 5, 561.
mir die feier deiner 6, 4M.
San wenn meine Augen 5, 316.
Ya yelfer unirer Seelen d, 536.
La r, bein Obr fich A, 16.
Sah, \ 7 ef, meine Yu en 6, 8.
La o Nefn, mir 6, 442 -
je
J
Ul
52
Laß fterben, was bald fterben 3, 190.
Laßt ab von Sünden alfe 3,'218;
Sa Freudenlieder Hingen 3, 368.
mi
Se ni ehn, ihr eiteln 5, 437.
Laßt mi —2 laßt mich 7, 15.
or
I. Regifter der Lieder.
{
I
I
1
— laßt mich 7,197. |
Laßt mich weinen, ach fie haben 6,260.
Laßt nur die Kindlein gehen 7, 295.
Laßt ums beftändig tradjten 3, 487. |
Laßt uns, Chriſten, hocherfreuet 7,71.
—3 den Herrlichen ‚erheben: 6,
Laßt uns erfreuen herzlich ſehr 2,455.
Laßt uns fröhlich u. einträchtig 2,131.
Sant nr jauchzen, laßt uns 3, 391.
Lat uns, ihr Chriften, fingen 3, 218.
Laßt ung mit Danten treten 6, 356.
Laßt uns mit Ernſt betrachten 3, 220.
Laßt uns mit Luft und Freud 2,13. |
Laßt uns ihreien alle gleich 2, 132.
Laßt uns fingen, ae Stimmen
Laßt uns volgen St. Paulus 1, 388.
Bat Ep don Herzen fingen all 1, 51.
6 4
Laß uns doch nicht begehrten 3, 451.
Laß ung glauben und nicht jorgen
7, 284.
Laß uns mun alle vorjichtig 1, 52.
2, 140
Lebensfonne, deren Strahlen 6, 46.
Lebſt du in mir, du wahres Leben
5, 407.
Lebt Chrijtus, was bin ich 3,32. 4,237.
Lebt doch unjer Herr Gott nod) 4,402.
r 9, F
Lebt Gott, warum quält ſich mein
5, 388.
Lebt jemand jo wie ich, jo 4, 75. 5,14.
Lehre mich doc) Jeſum preiſen 5, 444.
Lehre mich,Herr, recht bedenken 6,231.
Lehr mich glauben, lehr mic) 7, 296.
Lehr mich, Herr, die Worte wägen
5, 124,
Lehr, unterrichte Bir mein 5, 231.
Leiden ift jegt mein Geſchäfte 5, 171.
Lenz u. Sommer find vorüber 7,304.
Yerne, Seele, ſchon auf Erden 6, 395.
Leutfeligiter Herr Jeſu Chriſt 5, 120.
„Licht, das-in die Welt gefommen 7,
187. 340,
‚Licht und Sonne ſchlafen ein 4,247. |
Licht vorn Licht, erleuchte mich 4, 484.
Liebe, die ans Kreuz für uns 7, 340.
Liebſter Jefu, laß mid)
|
|
|
|
Lieblt
® wer "I
ı%S i 1 ’ u 5 u ET
Liebe, die du mid) 4,18.5,580 5.8,290.
Liebe, bu der Gottheit Spiegel 6,417.
Lieben Chriſten, nun endet 1,479.
8,877,
Lieber Gott und Vater, ſieh 7, 304.
* Gott, wöllſt uns Frieden 2,
Lieber Bater, frühe 7, 304.
Lieber Vater, ſoll ich dulden 3, 349.
Liebes ge bedente doch 4,372.
Liebe und ein Kreuz dazu 6, 554;
Seen bat fich en 1,1287.
5* iſt des Abends Schweigen
iſt die Morgenſtunde 7, 226.
Lieblichſter Jeſu, herzlichſte 4, 149.
Liebreicher Gott, dein Segenswort
5, 2. / |
Liebiter Gott, wann werd id) 5,462.
5, 595.
Liebjter Gott, mie wird es gehen
4, 493. d
Liebſter Heiland, nahe dich 6, 67;
Liebiter Jeſu, du wirft fommen 5,580.
micht 4,89.
EUER Seju, Tiebites Leben 5,85.
134
Liebfter Jeſu, fei gegrüßiet 1,481.
3, 218
Liebiter Jeſu, ſei willtommen 5, 444.
Liebiter Jeſu, ic die Kinder 5,89.
Liebiter Jeſu, Troft der Herzen 3,461.
Liebſter Jeju, wie joll ich 5, 54.
Liebiter Jen, wir find hier, deinem
5, 481.
Liebjter Jeſu, wir find’ hier, dich
3, 355. 4, 145. 6, 483..8,)153.
Liebjter Immanuel, Herzog 4,50.156.
Liebſter Vater, ich dein Kind 3, 525.
Liebſter Vater, ſoll es jein 4, 268.
Liebite Seel, ertenne doch 4, 122.
Liegt denn auf einmal 3, 403.
Lob, du mıteter derChriftenheit 1,227.
Lobe den Herren, den 4,148. 6, 29.
112. 8, 340.
Lobe den Herren, o 4, 354. 5, 59.
8, 353.
Lobe den Herren, o Chriftgemeinde
1,00,
Rob, Ehre, Preis und Dank 6,230.
Rob, Chr und Preis dem wahren
1, 480. 2, 214.
Qobe, Tobe, meine Seele 6,81, "
Lobend will ich ſchlafend gehn 5, 170.
1730.32 5
Lobet den Herren, alle Heiden 2, 279.
—— erren, ‚denn er if 2,347.
Lobet — alledie3,317. 4,108.
en Herrn aus berzensgrund
Lobet den Herrn mit ewigem 124.
Lobet den Herrn, weit und fern 4,195.
—— Gott in ſeinem Heiligthum 3,
got, o liebe Ehrijten 1, 250.
2
Lobet Gott, unfern errn, in 2,489.
Lobe Zunge, Chriſti Leichnam 1, 227.
Lob Soft, dur Chriftenheit 1, 257.
Lob 2 getroft mit Singen 1, 257.
1
Lobjauchzt und mehret Gottes 7, 276.
Lob, o Syon, den Schöpfer 1, 197.
ob, Preis, Gewalt 6, 381.
8b mi —* ginachügen 1, 256.
* Ir —* ütiger Gott 2, 418.
Lob jei dir, u Ehrijte 2, 105.
Lob jei dir, mein Gott,
NR, AR:
"Rob jei Gott, denn der Samen 2,131.
Lobſinge, Gott, erhebe 6, 341. 470.
Lobjinge, meine Seele 6, 234.
Lobſinget Gott und ichtweiget 1, 255.
Lobſing heut, o —e 2, 125.
Lobjing, o frohes Erntefeit 7, 340.
Lobjingt den Herrit mit Herz 7, 363.
Lob jollen wir fingen 1, 227.
Lobt all Zungen des eren 1, 197.
—*— den Herrn der Geifterheere 7,
iD.
"lobt den ‚Seren; ihr Sottestinder
8
Lobt den Heren und dankt ihm 2,190.
Lobt Gott, ihr Chriſten alle gleich
“1, 397. 472.8, 24.
Lobt Bott, ihr feine Knechte 5, 520.
Lobt Bott in allen Landen 2, 232.
Loht Gott im feinem SHeiligthum 1,
300. 2,228.
Lobt Goil mit Schall,
2, 223;
Lobt Gott mit vollem Schalle 5, 402.
Lobt u erhöht des großen Gottes
Ö, *
Lob und Dant ag ich dir 3, 460.
Lob’ und Dank fer dir, mein Netter
6, 515.
Lob u. Dank. Ruhm u. Ehre 7,274.
gelungen
ihr Heiden
EZ
n. nenner der Lieber.
en
|
|
at Fi Bu u RE —
370 n
Lob und ere jey dir gefaget 1, 297.
Lob und Preis, Pk 2, 120.
ec un uns Allen dem mächtigen
Sören, Inpt euch wiederfinden Bi 164.
Luſtig, ihr Gäſte, feid fröhlich 4 >
| Mlagnae Deus potentiae 1, 58.
Magnificat te Maria 1, 141.
Magno salutis gaudio 1, 73,
Magnum nomen domini 1, 141.
2, 451,
Mane prima sabbati 1, 141. n
Maria templum domini 1,: 195.
Martyris ecce dies 1, 49,
ı Matutina dei tempora 1, 151.
Media vita in morte 1, 97. 8,573,
' Mittit ad virginem 1, 112. 304.
2, 451.
Modulemur die hodierna 2, 451.
Mundi renoyatio 1, 109,
Mach did) auf, mad did 7, 197.
| Mad) did) auf und werde 7, 57, 299.
*3 doch den engen Lebeusiveg 4,
Made dich, mein Geiſt, bereit 4, 132.
222. 568. 8, 5809. 487.
' Mac meine Seele ftille 7, 268.
Machs mit mir, Gott 3,85. 271.
8, 624.
Macıt zn das Thor der Ghrechtigfeit
a t Babı dem Go
eift 7
acht hod) die Thür 3, 181.
34 hur und Thore hoch 4, 495.
Macht weit die Pforten in der "Welt
7.226.
Mächtig lanuſt du und 6, 259,
Mag aud) die Liebe weinen 6, 524.
7, 473. 479
Mag ih dem Tod nit 2, 20. 75.
Ma id) Unglüd nit 1,.250. 256.
450. 467, 8, D28.
Mag ich Unglüd nit 2, 323. 40,
Mag ER, Rotte 7, 276,
Maut betet, Herr, in Zione 6, 107.
Man krönt dich mit ber Dotnen-
frone 4,.478.
Man lobt did in der Sg pt
Manng meiner Vchens 5, ‘
Man ſpürt an alle Orten 7, 187.
5, "BL.
54 -
Maria, aller clarhait wiml 1, 217.
Maria, das Jungfräulein, ihr 2,276.
Maria, das Jungfräulein zart 2,276.
Maria, gegrotet jeyftu 1, 481.
Maria guet, won bey mir 1, 219.
Maria, höchite creatur 1, 216:
Maria klar, vil hochgeloptin 1,188.
Maria kommt zur Reinigung 2, 275.
Maria, Muter von guaden 1, 181.
Maria rein, gib uns daz 1, 181.
Maria Schon, du Himelich fron 1, 219.
° Maria ftund in fwieden ſchmerzen
‚24,197,
Maria, verleih mir jyn und 1, 225.
Maria wallt zum Heiligthum 7, 477.
Maria wart ein bot gejant 1,197.
Maria zart, ein Jungfrau 2, 257.
Maria zart, geheiligt wart 1, 219.
Maria zart, bon edler art 1, 219.
Marter Gottes, wer fann 5, 316.
612. 8, 56.
Matter Leib, geh num zur Ruh 5,479.
Mei’m lieben Gott ergeb 1, 397.
Mein Alles, was ich liebe 5, 121.
Mein Alter tritt mit Macht 2, 14.
4, 172.
Mein’ Augen jchließ ich jegt 3, 60.250.
Mein’ Augen jehen ftets nad) 3, 423.
Mein banges Herz, jet jtille 6, 375.
Mein beiter Trojt in diefem 6, 233.
Anabı brftee Freund ijt mir gejtorben
5, .
Mein Dankopfer, Herr, ich bringe
8,. 196.258:
Meine Armut macht mich 4, 363.
5, 591. 600. 8, 689.
Meine Hoffnung läßt mich nicht 5,478.
Meine Hoffnung: jtehet feite 6, 29.
Mein eigen Lehn und alles 1, 192.
Meine Lebenszeit veritreicht 6, 277.
Meine Liebe hängt am Kreuz 4, 77.
Meine Liebe lebet noch 3, 409.
Meine Lieb ijt Jeſus Chriſt 3, 245.
Meinen Frieden geb ich euch 7, 257.
Mein Engel weiche nicht 7, 156.
Meinen Jeſum ich erwähle 3, 523.
5, 600.
Meinen Jejum laß ich nicht 3, 377.
4, 139. 7, 478. 8, 286.
Ras: Jeſum laß ich nicht, ad
5 481.
Meinen Jejum laß ich nicht, meine
‚ 365.
Meinen Jeſum will ich lieben 5, 407.
Mein Erlöjer, auch fir mid) 6, 367.
fd Er um, F wer mr Ad — — — tm,
a ⸗ J
II. Regiſter der Lieder.
Mein Erlöjer, Gottes Sohn 6, 229,
Mein Erlöjer, ſchaue do 6, 67.
Meiner Seele höchſte Freude 7,816.
Mein erft Gebet an diefem 7, 369.
Mein erit Gefühl jei 6, 277. 472.
8, 189,
Meine Seele Gott erhebt 3, 377.
4, 138.
Meine Seele in der Höhle 5, 209.
Meine Seele iſt ganz ſtille 6, 88.
Meine Seele läßt Gott walten 5,371.
Meine Seele, nimm zu Herzen 3,520.
Meine Seel, ermuntre dich 4,237.568.
Meine Seele, jei zufrieden 3, 423,
Meine Seele jentet ji hin 4, 388.
8, 502.
Meine Seele, was betrübjt du dich
2, 256.
Meine Seele will ihr Leben 3,504.
Meine Seele, willt du ruhen 4, 19.
153. 5, 578.
Meine Seel ijt in der Stille 3, 323.
Meine Seel iſt jtille 4, 237. 8, 496.
Meine Seel ijt jtill in meinem 2, 213.
Meines Herzens reinjte rende 6,321.
Meines Lebens bejte Freude 3, 387.
Meines Lebens legte Zeit 5, 644
Meines Leibes matte Glieder 5, 79.
— Stund iſt noch nicht kommen
Meine Taufe freuet mich 5, 124.
Meine Zeit ijt nun dahin 5,420.
Meine Zufriedenheit jteht in 5, 14.
Mein Feinde als ein ſcharfes Schwert
1, 427. |
Mein Fels hat überwunden 6, 46.117.
Mein Freund ift mein und ich 3, 5583.
4, 477. 5, 453. 7, 134: 403.
Mein Freund, wie dank ich 5, 277.
Mein Freund zerihmilzt aus 5,591.
Mein frommer Gott, nun will’ ich
dich 3, 388. |
Mein ganzer Geijt, Gott, wird ent-
züdt 6, 230.
Mein Geijt, aus Gottes Hand 7,268.
Mein Geijt erjtaunt, Allmächtiger
6, 199.
Mein Geijt hat ſich ergangen 1, 192.
Mein Geijt, o Herr, nad) dir 4, 334.
I 5; Gemüth muß freudig werden
‚501.
Mein Gemüth, wie fo betrübt 4, 65.
Mein Glaub iſt meines 6, 356. 472.
* Gmüth iſt mir verwirret 8,
61: „ F
EN.
Mein. Got; mein ſchöpfer 1, 217.
Mein Gott, an deiner Gnade 5,124.
Tan —* das Herz 4 237. *
Mein Gott, der du mich her ich 3, 447.
Mein Gott, dich will ich loben 2, 144.
Mein Gott, die Sonne gehtzur 5,488.
Mein Gott, du biſt an allen Enden
.. Alb, 46
Mein Gott, du bift mein Gott 7,319.
Mein Gott, du biſt und bleibit 5 487.
* —— du haſt mir zu befehlen
Mein Gott, du weißt am allerbeiten
4, 266:
Mein BER,
4, 534
Mein Gott, fürwahr du bift 4, 439.
- Mein Gott hat mid) getröftet 1, 192,
Mein Gott ich allzeit preis 2, 298.
Mein Gott, ic) armer Menic 5, 492.
Mein Gott, id) bete an für dir 4, 258.
Mein Gott, ich danke dir für 5, 232,
Mein Gott, ich dent an deinen 5, 246.
Mein Bons ic) habe dir oft Frömmig-
teit 5 ‚440,
Mein Gott, ich habe mir 3, 316.
Mein Gott, id) Hopf an deine 5,481.
Mein BER ‚ich leb in fchiweren Sorgen
5,
erleuchte mein Geſicht
Mein rg ‚icd) wart aufdeine Stunde
Mein Gott; ich weiß wohl, daß 5,481.
Mein Gott, in deine Hände 5, 124.
—* Gott iſt unbeſchreiblich gut 7,
19.
Mein Gott, mein Gott, o Vater 2,367
Mein Gott, nun bin id) abermals
8, 218. 4, 186.
Mein Gott, num ijteswieder Morgen
Mein Gott u. Herr, dir bringe 7, 322.
—28 und meines Lebens Kraft
Mein * und Bater, denfe meiner
Ben 0 Bott und Vater, ſteh mir. bei
231
Mein Bott, weil ich in meinem 5,488.
ce Gott, wie bit du fo verborgen
425.
weh Gott, wie ſoll ich deiner Tren
562.
Mein Gott, wie joll ich fingen 5, 500.
Mein Gott, zu dem ich weinend 7,470.
Mein Haupt tft müd und matt 7, 316.
gr Heiland, du bift von der Erden
Be ir Seiland, du haft mich gezogen
Mein — laß mic an dir 4, 477.
Mein Heiland nimmt die 4,
5, 595. 600.6, 472. 8, 258.
Mein iron was werd ich, —
Php: Herr Jeſu, laß mich wiſſen
3, 418.
Mein Herr Jeſus mich erfreut 4,48.
Mein Herr iſt überſchwenglich gut
4, 519.
Mein Herr und Gott, def gute Hand
7, 244,
Mein Herr u. Haupt, du veine 7, 340,
Mein Herr, vergi mein nicht 7, 310,
Mein Herr und Gott, o Jeſu 3, 408,
4, 562.
Mein herk, das mag nit 1, 218:
Mein herper Vater, weint 3, 316.
Mein Herz, das gute Wort 2, 159.
Mein Herz, deöweg mit 1, 418.
Mein Herz dichtet ein feines 2, 282.
Mein Herz, du ſollſt den Herren va
Mein Herze, denfan deine Buf 5,237
Mein Herz, ermuntre 5, 219,
Mein Herze, ip dich 4,
Mein —55 zufrieden 465.
Mein dene wallt, jo oft's am ben
5, 247.
* De gib dich zufrieden 4, 394.
Mein — iſt dennoch wohlgemuth
4, 516. 3.
Mein Herz iſt frob, mein Geiſt 4, 28.
Mein Herz iſt ganz beichloflen 4, 50,
Mein Das, o Gott, jpricht 8, 426,
a; Herz, jei friich und wohlgermuth
Mein * ſei Gottes Lobethal 4, GB,
d, 662. 6, 477,
Mein Herz u Seel den Herren 9, 239,
Mein Herz, warn betrübft dur, 379.
Mein Herz, was hilft deim Sorgen
47
Mein Herz, was foll dein Sorgen
‚371.
Mein Herz, was jorgeft du 5, Did.
Mein Herz, wirf alle * 4, 570.
Mein Hirte, wie jo treulich 5, —9
Mein Hirt iſt Gott der Herre 2,92.
Mein Hirt, mein Jeſus rufer 3, 448.
U RE
56 I. Regifter ber, Lieder
Mein erfreutes Herz 6, 308 Mein he Seel, verzage niht 3, 124.
are 2 er , meitt 4, Mein li ————
Mein des Lamm, N was t it4, 485. | Mein lie han eilaud, Jeſu 5, 402.
Mein Jeſu, dem die Seraphint 3,534.
4, 567. 591. 5, 644.
Mein Jeſu, der dur allezeit 3,-054.
Mein Fein, der du mich 4, 400, 5,591.
Dein Sehr Det Mi vor 4,534. 5, OR
n er fich mir zu gut 6
Mein Jeſu, du mein Au 4, 422,
Mein Sr du willſt jederman 5, 520.
Mein Zefu, Hier find deine 5, 591.
— Seht, ich hab dir geihworen
ehren, fontm, ich bin bereit 3,502.
Mein Jeſus fuhr gen Himmel 5, 453.
Meinfefus geht mir über alles 5, 232.
Mein Jeſus hat jein Blut 5, 435.
Mein Sl iſt das Leben 5, 66.
Mein Seins iſt getreu 3, 135. 392.
‚407
Mein Jejus ift mein, bin ic) 6, 76.
Mein Sefus ift mir Mlles worden
5, 42.
Mein Jeſus fommt, mein 3, 405.
Mein Jeſus lebt, was joll 5,481.602.
MeinJeſus, liebſterBräutigam 5,523.
Mein Jeſus, meines Lebens Licht 5,
487.
Mein: Jejus ſieht mid an 4, 442.
Mein Sehne, jteht mir bei im 5, 507.
Mein sel us, ſüße Seelenluft 4, 400.
‚4
Mein Jeſus wird ein Fluch 5, 569.
Mein Deus, zieh mich 7, 314.
Mein Jeſu, vor dein Angeficht 3, 368.
Mein Sef, wie du willt 5, 478.
Mein König, jchreib mir dein Geſetz
6, 156.
Mein König und mein Gott 6, 535.
Mein Leben ift ein Pilgrimftand 2,
15. 6, 46.
Mein Lebensfitcft, mein auserfornes
6, 46.
Mein Licht und Heil ift Gott 2, 223.
3, 269.
Mein lieber Gott, bewahre mich 3,229.
Mein lieber Gott, der iſt mein Hort
2, 256.
Mein. lieber Gott,
0.30%
Mein lieber Gott mag walten 5, 382.
Mein Fieber Herr, id) preiſe dich 1,
307.2, 379.
Mein lieber Menſch, nimm eben 2,257,
gedenke meiner
aan tes Derz, ber obesſchmer⸗
J Mund ſoll fröhlich preiſen 3,
Mech Name fteht in Jeſu 5, 495.
Mein Briefter, heilge di für 5, 320.
39 —* hab ich zu PA geitellt
Mein FAN dein, freumdliches 4,
363. 5, 593. 600. 8, 249,
Dein, (hönker und liebjter Freund
Mein IMönfte Bier und Kleinod 2,
376. 8, 536.
Mein Schöpfer, der mit Huld 6, 482.
Mein Schöpfer, jteh mir bei 4,535.
Mein Seel, dich freu 3, 104.
man Seel, erhebt den derren 2,8
I erhebt zu diefer Friſt
Mein Seele ſoll aus Hergenägrund
Mein Seelichen ihwing 3,403. 4,562.
Mein eg lobt Gott zu aller Frift
1,
Mein Set o Gott, muß loben 2, 364.
Mein’s Herzens Sefu, meine 4, 149.
400. 8, 179.
Mein fiegend Haupt 7, 166. |
Mein Sterben ijt ein@ang zum 5,191.
Mein Sohn, dem ich mit: 7, 230.
Mein Sind mid) kränkt 2 274.
Mein ſüßer Troft, Herr Jefu 2, 322.
Mein treuer Gott, dein gutes 4 534.
Mein treuer Gott, was joll ich 5, 523.
Mein treuerHirt, wie komm ich 4, 388.
Mein a und Anker in aller Roth
4, 51
Mein Troſt in Zweifelsnãchten 7,165.
Mein Vater, der durch Jeſu 7, 382,
Mein Vater, durch — 5129.
Mein Vater, zeuge mich 4,366. 5,591.
Mein Wahlſpruch heißt: ich liebe 5,
532.
nr in Wallfahrt ich vollendet hab 3,
ReindReg kommt von derWiege7,363. 0
ee Zung erkling und 1, 228,255. |
1.72. f
— nach deinem Bilde |
6, 375.
WERE,
Ka,
IE en der TR
u ulm m
Wenſcheuhilf ift’wichtig 3, 445.
Mic ldenfub) ee Di 3
Wenjdentu, mer eben T, 27
2 130.
Menichen, unfer Leben eilt 6, 218,
Menjch, führe Gottes Güte 3. 410.
Meni geborner Gottesjohn 5, 119,
N, ‚ laß dein Eigenwilfigfeit. L
Menjch, jırche ſtets durch Wort 6,495.
Sei, willft du ewig jelig 5, 449,
Men — dur. leben feliglich L,
4 * * ri hör 4, 561.
Merk, Seele, dir das große 8, 497.
Merktauf, ihr Menfchentinder 5, 381.
Merft auf, merkt, Himmel 3, 323.
dürjtet! welche Stunde 7, 268.
Mich luſt von Herzen preifen 1, 215.
Mid Staub vom Staube 7, 176. 466.
Min richer Gott, min herre 1, 215.
Mir iſt ein Feines geiſtliches 3, 69.
—* 4 Erbarmung widerfahren 5,
* u fpricht Chriſtus 3, 271.
19. 8, 423. 626.
ni schauert-nicht 6, 472.
Mir vergeht zu teben länger 3, 530.
Mir wird ums Herz ’ bang 7, 289,
Mit allen meinen Sünden 7, 252.
Mit Angſt u. Noth ruf ich did) 2, 144.
Mit deiner Glut erhige mich 7, 333.
a Hanfen deiner Frommen 6,
Mit dir hier, Sein, will ich 5, 79.
sa Be nme frommem 7,
Mit zn ihr Menjchenlinder 3,
204. 8,7.
Mit —33 will ich fingen 3, 167.
Mit Freuden wollen wir 1, a1. 2,
131. 144.
Mir Fried und Freud ich fahr 1,
241. 470, 8, 579.
Mit ron Semüthe 6, 218. 481.
Mit Got, To wölln wir's heben an
15219,
Mit Gott gehen wir getroft 7, 25.
Mit Gott jer edangefangen 5, 426.
Mit Bott, jo wöllen wir loben 1,211.
Mit Gott will ichs anfangen 5, 469.
Mit Jeſu fang ich an 6, 90.
8 Kant, der Fin wird, tft und war
Mit ihren dunkeln Flügeln 6, 364 |
ar YET 2a
57
Mit juchen in Chriſto 2, 297.
| Fa jo will ich fingen 1, 2965:
mit —* ich ſuchen will 1, 116.
wit HR und mit Stangen.
7, 269.
Mitten in der Woch bin und leb 7, 3%,
Mitten wirim Leben find 1, —* J r
2, 130. 8, 573.
Mitten wir im Tage find ‚3, Fat
Mit tiefer Ehrfurdt trete ich a,
Mittler, alle Kraft der Worte 5, 3
Mit Todsgedanfen gif um. 1,397;
Mit welhen Dau ott 6, 89.
Mit welder Zunge, welchem 6, Bias?
Möcht hier eine Gotteshütte 6, 554
Möge deine ſelge Liebe 7, 333.
Monarche aller Din une. 4, 334, AT
Morgenglanz der Ewigleit 4, 31.
5,.591. %
Morgenitern und Abendſtern 7, 15.
Must du denn, Jeſu, dich 3, 448.
Nate patri coaequalis 1, 109.
Nate summe rex utero 1, 105,
Natus ante secula 1, 97.
Nil sum, nulla miser 1,259. 8,531.
Nobis est natus hodie 1,152, 2,452.
Nocte surgentes vigilemus 1, 73.
Nova nobis gaudia 1, 152,
Nox atra rerum contegit 1, 73,
Nox et temebrae et nubila 1, 56.
Nune angeloram gloria 1, 141.
2, 252. 254. 466.
Nune sancte nobis spiritus 1, 48.
Nune tempus acceptabile 1, 73.
Nune tibi virgo virginum 1, 75.
Nachdem die Sonn beichlofien 2, 274.
Nach dir, o Gott, verlangt 3, 548,
Rad dir, o Herr, verlanget 2, 264.
‚ 316.
Rad einer anrüfung hurzer 6, 277,
470. 8,
2. Fre uf in Grabeenacht 7,
Nach —X Seelen Seligleit 6,229.
Nacht umbüllte Enge die Erde 7, 166,
Nacht u Schlaf ift jept zurucke d, 126,
Nacht tt. Stile ren nieder 6, 365,
Nach Zions Bergen 1 u 6,4,
Nähert ench immer, Schmerz 's, 7.
58
a ich der Morgenröthe 6, 298.
—8* biſt du, Jeſu, Allen 7, 159.
oder fern, ihr Schweſtern 7,252.
Naht heran zur armen 7, 34.
Naht mit Andacht im Semüth 6,380.
Nam über alle Namen 5, 192.
Nehmt gläubig an, was Gott 7, 168.
Nein, ich warte feines Andern 5, 209.
Nein, ich will nicht jorgen 6, 375.
Neugebornes und von Ewi leitz 5,276.
nr Abrahams Geſchlecht t allein 7,
Nicht Yahic es ergriffen hätte 7, 307.
Nicht der Anfang, nur das Ende 5,488.
Nicht eine Welt, die in ihr 7, 466.
472. 477.
Nicht ins Gericht, gerechteiter 5, 550.
Nicht mehr als meine Kraft 6, 321.
Nicht menschlicher Rath, nicht 7, 226.
Nicht nur ftreiten, überwinden 6, 334.
ai nur tree Menſchenſeelen 7, 72.
Nicht Opfer und * Gaben 7, 366.
Nichts als Jeſus ſüßer Name 4, 66.
Nichts Betrübters iſt aufErden 3,405.
Nichts Gewißres als das Eine 5, 494. |
Nichts ijt auf der Erden 4, 567.
Nichts iſt Schöner, edler, größer 4,533.
Nichts ift von ungefähr 6, 197.
Nicht jo traurig 3, 316. 4, 103.
5, 593. 600. 604. 8, 468.
Nicht um ein flüchtig Gut 6, 234.
Nie bijt du, Hödjiter, von uns 6, 368.
Niemand liebet Gott zu viel 5, 348.
Nimm deine Pialter 6, 222.
Nimm Gottes Wort für dich, ſich's
1, 328.
Nimm hin den Dank 6, 492. 7, 470.
Nimm jie Hin zum Eigenthum 7, 167.
Nimm von mir, Herr Jeſu 5, 47.
Nimm von uns, Herr, du treuer
2, 213.18, 165.
Nit uns, nit uns, o ewger Gott 2,104.
Noch dennoc mußt du 3, 319.
Noch diejes Bett, dann feines 7, 226.
Nocd) einmal bliid ich auf 6, 239.
Noch ein wenig Schweiß 7, 380.
Noch geht der Ne hierieden 7, 291.
Noch irren viele Nationen 6, 205.
Voch fing ich hier aus dunkler '6, 235.
Noch wallen wir im Thränenthal 6,
S1öl
Noch wall ich hier auf 7, 74.
Nu frewe dich,liebeChriftenheit1,211.
Nu fröw dich, Hrijtenliche 1, 211.
11. Negifter der Lieder.
| Nu it bie bettevart fo her 1, 194.
Nu muß ich dich erfennen 1, 217.
Nun ade, du Weltgetümmel 4 149.
Nun begehen wir das Feſt 3, 85.
‚ Run bitten wir den heiligen 1, 185,
208. 235, 241. 466. 8, 89.
Nun zont bie finftwe Nacht herein
5, 468:
Nun bringen wir den Leib 6, 395.
Nun damfet alle Gott 3, 98. 4, 108.
8, 168.
Nun dantet alle Gott, dies 7, 156.
Nun dantet all und bringet 3, 316.
4, 106. 8, 169.
Ru — Gott ms Herzenägrumd
6
Nun danfet Gott, ihr Chriften 4,19.
Nun hunde Gott mit Herz und Mund
5, 369.
Nun danket herzlich euremGott 3,171.
Nun das alte Jahr it hin 4 407.
Nun das Heil getommen 7, 1.
Nun die müden Glieder 6, 108.
Nun dieSonne geht zu Schatten 3,143,
2 re end, Gottesfinder, all
)
Nun freut euch hier u. überall 3, 319.
Nun freut euch, lieben 1, 242. 466.
471. 8, 3.
Nun geht friſch drauf, € ageht 3,319.
Nun geh uns auf, du Morgenitern
7, 289.
Nun gibet der Höchſte 4, 14.
Nun gibt mein Jeſus gute 4, 114.
Nun giengit aud) du 7, 275.
Nun gottlob, es iſt vollbracht 3, 428,
5, 632.8, 154.
Nun gottlob, es ijt vollbracht und
5, 481:
Nun Gott mit ung, die wir noch7, 23.
Nun habe Dant für deine Liebe 6,492,
Nun hab ich dich, hier Haft 7, 326.
Nun ed ich erit in jeinen Wunden
Nun —* ich Ruh gefunden 7, 384.
Nun hab ich überwunden 4, 97.
Nun hat das heilge Gotteslamm 3,
299,
ı Nun hat fich angefangen 3, 1354
Nun höret zu, ihr Ehriften all 2,76.
m. horet zu, ihr Chriſtenleut 1, 255.
142.
—* —* —— ihr Frommen 3
341. {
| Nun —* dem frohe 3,239.
rt EP POT OFTEN TE
ri P) v
BE
Nun, ihr abgelehten Glieder 3, 522.
Nun iſt auferitanden 4, 218. dos
Nun iſt der halbe Tag derfloſffen 5; 234.
Nun ijt der Regen hin 3, 317.
Nun N der Tag vergangen 5, 1542.
Nun it die angenehme Zeit 1,427.
Nun I die Mahlzeit 8,220.
Nun ijt die Welt vom Aorne 7,363.
Nun it es alles wohlgemacht 4, 283.
Bun Hi. iſt 8 Zeit, zu fingen hell 2,
Nun ift Ei, Kraft, Gewalt 5, 575.
Im. a vollbracht der Lebenslauf 3,
game komm der Heiden 1, 240. 464.
8, 456.
Nun komm, du Geijt desLebens 7,318.
Nun Sarım herzu, du junge Schar
Nun konımt das neue Kirchenjahr
3, 348.
Nun —— du mich im Frieden fahren
an laſſen wir das alte Jahr 3, 171.
Nun ie Gottes Güte 3, 517.
Nun laſſet uns zur Andacht 3, 142.
Nun lat uns alle 2, 245.
Nun laßt uns Eprijtum loben fein
1, 307.
Nun laßt uns den Leib begraben
1, 465. 2, 124. 131. 8, 585.
Nun laßt uns gehn und treten 3,317. |
8, 10.
Nun laßt uns Gott den Herren 2,245.
357. 8,383:
Nun laßt uns jubiliven 2, 233.
Nun laßt uns mit den Engeln 2 2,276.
3, 267.
Nun leg ich mich in JefuNamen 5,511. |
Nun liebe Seel, nun ijt es Zeit 3,519.
Nun lieg ich armes Würrmelein 3, 341.
Nun loben wir mit Innigleit 2, 131.
8, 594,
Nun lobet alle Gott 3, 217.
Nun lobet alle Gottes Sohn 6, 68.
Nun lobe wir minen trehtin 1, 178.
Nun lob, mein Seel, den Herren
1, 206. 359. 471. 8, 316.
Nun lob, mein Seel, den Herren,
den 2, 264,
Nun, lobt den Herrn mit Andacht
1, 449
Nun lobt, ihr Knecht, den derru 2,119.
Nun lobt und dankt Gott allzuſamen
2,16,
Be A a
u ed eu :
IL. Regiſter der Lieder. 59
Nun mach dich auf und werde 7,29.
Nun meine Seel erhebet 3, 475.
Nun, o Jeſu, iſts vollbracht 8, 368.
Nun preijetalle Gottes Barmıherzig-
feit 3, 60. 250.
Nun preis mein Seelden Herren2,14.
Nun ruhen alle Wälder 3,316. 8, 192.
Nun ruht dod) alle Welt 5, DR
Nun ſchläfet man 6, 69.
Nun teinget roſt und unbetrübt 3,320.
Nun ſich * Tag geendet hat 3, 363.
5, 575. 8, 200.
Nun ſich der Tag geendet 6, 69.
Nun ſich die Nacht geendet hat 5, 523.
Nun fieh, wie fein und lieblich 2, 111.
Nun find weg die ſchweren Sünden
3, 245.
Nun find wir entgangen 3, 206.
Nun fing das neu Jeruſalem 3, 225.
Nun Hindet Gott zu Yob 2, 55. 6, 98,
Nun finget Lob mit Innigleit 2,162.
Nun finget und jeid froh 8, 18.
Nun fintt die Sonne nieder 6, 247.
Nun jo gehe mit mir aus 5, 666.
Nun b fomme mein Berlangen 5,36.
Nun jo will ich dann mein Leben 6, 68.
Nun treten wır ins neue Jahr 3,208,
Nun tret id) wieder aus der Ruh
Nun was zerquälit du dic) 3, 128.
Nun weiß ichs, nun 5, 192,
Nun wird des Menſchen Sohn 7,282.
Nun wölle®ott, daß unſer glang 2,83.
Nun wohlanf,ihr meineSinnend; 418.
Nun zeuch hin, Du auserwählte 3,377.
Nun zieh ich bin im Frieden 4, 500.
Nur dein Wille, Gott, geichehe 7, 393,
Nur du allein 7, 298.
Nur Einer ift aus aller Jahl 5, 325.
Nur ein ungewiſſes doßen 7, 298.
Nur Flügel her, dern Himmel 5, 408,
Nur friſch hinein, es wird B, 501.
ö, 579.
Nur immer nach durch Dich und AS1.
Nur unbetrübt, ber holde 4, 287.
Nur gr diejes Leben jorgen 5, 124.
Nur Jeſus, nichts als Jeſus 5, 228.
Nur in Jeſu Blut u. Wunden 5,191.
Nur unfer Gott bejipt 6, 107.
Nur unverzagt, betrübtes 5, 628.
Nur wie Gott will, jo mag es 6, 426.
Nu tretend herzue die buoken 1, 196.
Nu weldhe bier ihr bofimung gar
2, 28: 104,
Nu zu dieſer feier Mar 1, 228,
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* Fr yet P We — 2
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Anwvriwv errexewa rı yao 1,80.
Ö adorandum ens entium 6, 133.
Obduxere polum nubila. 1, 48.
beéata beatorum 1, 138.
OÖ. Christe, proles ‚virginis 1, 105.
OÖ digna erux sublimis 1, 152.
O gloriosa domina 1, 59,
O lux beata trinitas 1,51. 2,452.
O miranda vanitas 1, 116.
Ömnes sancti seraphim 1, 97.
Omnis mundus jocundetur 1, 141.
2, 452.
O,nimis felix meritique 1, 82,
Ö pater sancte, mitis 1, 141.
O qualis quantaque laetitia 1, 150.
OÖ quam praeclara regio 1, 150.
O regina Dei mater 1, 151.
O salutarıs hostia 2, 452.
O sanceta mundi domina 1, 76.
O ad) betrübte Zeit 5, 575.
D Adams Fall und Miffethat 3, 435.
D allerhöchſter Gott 3, 427.
O allerhöchiter Menſchenhüter 6, 29.
D — Freudentag 4, 389.
D allmächtiger Herre Gott 2, 92. 144.
D Anfang et Ende 5, 483.
D Angſt u. Leid, o Traurigkeit 3, 385.
O Angit und Weh 4, 287,
D auferjtandner Siegesfürjt 4, 375.
Ob Berge weichen, Hügel fallen 7, 84.
Obereſtiv magenchraft 1, 178.
Obgleich die Harpff ift gut 2, 149.
O Blut, o Wunden, das Herze 5, 336.
D Chriſte, der dur uns zu gut 2, 126.
O Chrijte, Gottes einger Sohn 1,375.
D Chriſte, Morgenftern 2, 347.
D Ehriftenthum, du Schönes Liebes-
band 7, 266.
D Chriſte, ſchepper köningk 1,296,480.
O Chriſte, Schöpfer aller Ding 1,375.
O Chriſte, Schußherr deiner Glieder
3, 190. 258.: 5, 604.
O Chriſte unſre Seligkeit 2, 125.
O Chriſte, wahrer Gottesjohn 2,131.
O Chriſte, Wahrheit u. Leben 2,132.
O Chriſte, wo war dein gejtalt 1,325.
D Chriſt, wy danken Diner güde 1,418.
Dh wy armen jünders 1, 434.
O daß doch die faulen Chrijten 4,516.
O Da fönute Thränen 3,403.
4. 562
O daß ichs oft und tief 6, 254.
O000 00 9 00000
11, ‚Regifter der Lieder,
D. bob ich taufend 5, 223. 591, 605 f.
O baf von meinen Qebenstagen 6,372.
D der Alles hätt verloren 5, 576.
D der’ hat deines Lichtes 7, 276.
O der trüben Tranertage 5, 197.
D, des Segens, o der Giite 6, 34.
O dreintalig jelig 3, 397. 9
D.drüdten Jeſu 5, 316. 6, 442. 447.
D du allergrößte Freude 3, 245. 261.
D dur allerfüßite Freude 3, 316.
dır armer Judas, was'2, 5.
D du betrübter Jeju Chrift 2, 158.
du betrübte Seele mein 3, 517.
dıt der einft im Grabe lag 6, 516.
du dreieinger Gott 5, 644.
du Geift der —— 4, 519.
—5 Sirael 4, .‘d, 008.
u Liebe meiner Liebe 4,5274.
577. 618, —*
mehr als todtes Leben 4, 258.
urchbrecher aller Bande 5, 591.
156. 8, 432. )
reicher Herr der Armett 7, 244.
u ihönes Weltgebände 7, 242,
u Schöpfer aller Dinge 3, 537.
du jelig Tiebreiches ders 2, 322.
O du, von dejjen Macht 6, 260.
D du, vor dem die Stürme 7, 358.
O du Wunder aller Wunder 7, 309.
D edle Wunden, was joll 3, 460,
Offne mir die Berlenthore 5, 524.
4, 567.
Offne mir mein Herzensthor 5, 454.
Öffnet e — 7,317.
gIESBTtauN
O Elend, Jammer, Angſt und &, 18.
O Elend, wer von Adanı ſtammt 5,448.
O ewiger Vater, bis gnädig und 2,455.
O Ewigkeit, du Donnerwort 3, 217.
275. 8, 676.
O Ewigteit, du Freudenwort 3, 531.
-8, 679.
O Ewigfeit,oEwigfeit, wie lang 3,145.
D ewig Wort, Herr Jeſu 6, 9.
O Se, des Heils am Kreuzesſtamm
6, 46. B.87 1320
O Steude über Freude 2, 275, 377.
5,223.
D freu dich, Jeruſalem 2, 126. -
O Freud, ung ijt ein Kindelein 3,229.
4, 559. ee
D froher Anferjtehungstag 5, 566.
O frommer Chrift, nimm eben wahr
3, 208.
3 undgetreuer Gott 2,188.
O frommter Bater, deine Kind J
Al a Ba * Er BERNER Zr 7,.199,
08 abids Stamm
D Geber du Be Heide T, 325,
D gefegnetes egieren 5, 61
Be Herz, gebenebei. A, *
O Godt, wy danken diner —* 1,419.
—— ir ‚ol, 2,120.
DO Gott, bin gar in deiner DUB 3 4,190.
DO Gott, da ich gar feinen Rath 3, 430.
O Gott, der du aus Nichts 4, 519.
D Gott, der du das Firmament 3, 34.
OGott, der du die Meuſchenlind 2,190.
O Goll der dit ein Heerfürſt biſt 2,14.
O Gott, der du mein Bater bit 4, 424.
DO Gott, der du mit eigner. Hand 4,118.
O — der du ſelber biſt das Licht
D Gott des Friedens, nimm uns an
7,767.
9 Gottbeskfriebeng, jei mitung 3, dir
Gott, dich kennt die Welt 6
O Gott, die Chriftenheit dir Ber
Ba:
Gott, du biit die Liebe 6, 230,
‚Gott, du frommer Gott 3, 33.
277. 1, 103. 5, 578. 644. 8, 324.
DO Gott, du EB 2,111.
O Bott, du Tiefe jonder&rund 4, 425.
D Gott, einſt läſſeſt du mich hin 3, 190.
D Gotteslamm, mein Element 4,519.
O Sottesiohn, Herr Jeſu Chriit, daß
man 39.
O Sottesjohn, Herr Jeſu Chrift, die
$) Sorkesfogn bon Ewigfeit 4,342.
OGottesſtadt, o HimmliichLicht 3,275.
O Gott, e8 fteht dein milder Regen
d, 42.
» Sort, es wird wo Be it 427.
86 hilf doch, daß deine Kind 2,189.
© Gott, geh jeht aus dem Haus
O 34 thu dir danken 2, 190.
O Gott, Lo ‚Dani jet dir gejagt 2,54.
O Gott, man dankt dir weit 2, 238.
O &ott, mein Gott, mein Heil 6,535.
OGott meinbo jo wie VOR 7,2.
D Gott, meh Schler ler 3,316.
QO Gott, mein Vater und mein 4,430.
OGott, oGeiſt, oLicht 5,605.6,69. 8,99.
n negiſter der Vieder
o frommer Jefu Chrift, der du 3,31.
|
8 gellges Abendmahl,
61
D Gott, o Herr, o großer Bott 3,517.
D. 88 reich von varmdergigten
O Gott, ſehr reich von Gut 3, 975.
OGott, Rater der Ewigkeit 2 272,32.
Sort, Bat Bater, du haft Gewalt 1, 250.
D Gott, Batet. ich glaub an dich 3, 1m.
D Gott, verleih mir deine ®&nad 1,446.
D Gott voll Gnad u. Bütigfeit 3,348.
D Gott, von dem wir Alles haben
3,
DO Gott, was wird von dieſem Leib
b, 562.
oO Gott, wenn ich bei mir betracht
3, 155.
D Gott, wenu idy ſoll icheiden ö, 170.
D Gott, wie dank ich allegeit 3, 218.
O — wie ſchleicht herzu der Tod
O hr, wie wohl thuft 6,
O Grab, du finjtre — etenstiähe
7, 334,
O grofer@eift, def Wefen Alles 4,532.
O gro Geiſt, du Urjprung aller
4, 532,
O großer Gott, du reines Wefen 3,349.
D grober Gott in Himmel! Thron
Ogroßer Sott von Macht 3,138, 258,
658,
| D eoßer König, Jeſu 59 4, 289.
D großes Wert, geheimnipvoll 9,217.
D guter Gott in Ewigleit 1, 256. 331.
D Haupt voll Blut und 3,319. 8, 46.
O De voller Gnaden 7, 70.
D das fein Verſtand 6, 108.
O A ut, o fräftig Blut 3, 554.
O heilger Geiſt, du höchftes Gut 2,189.
O heilger Geiſt, Fehr bei 3, 341. 8, 9.
wie theuer
D Nr Dreieinigfeit, du große
D Beilige Dreieinigfeit, erhalt 4, 68.
D heilige Ph ar berbind 5,320,
2 geltige Dreifalt gteit 2,291.8,28.
b,
O heiliger Er erviger Wott 9, 115.
eiliger Seit o hi er 5, BB.
D, beiliger, 0 ——“ 3526
Ohelliger Schöpfer aller 1, 7.
O helles Wort, wie, jelig ift 5, *
O Herr, bis du mein Iuverficht ®,
62
D Herr, dah du als Lebensſonne
7, 304
O Herr, dein Ohren neig zu 2,190.
O Eee ie he Wort 3,
O Herr, dem Alles muß 4, 364.
O Per Sonne der Gerechtigkeit
O Herre Gott, begnade mich 1, 255. |
2, 28. 105.
O Herre Gott, dein göttlich 1, 250.
254. 473. 7, 187. 8, 118. 697.
O Herre Gott, erbarme dich 2, 9.
O Herre Gott, wie heftig jchlug 2,43.
O Herr, erhalt mich bei deim 2, 252.
O Herr, Erlöfer alles Volks 1, 48.
2, 140.
D Herr, gedenf in Todespein 3, 135.
D Herr Gott, Schöpfer aller Ding
1, 92.2, 264.
D Herr Jeſu Chrift, Gottes Sohn
2, 435
O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit
4, 269
O herrliche Stunde, o herrliche Zeit
3, 220. 4, 114.
D Herrlichkeit, o Lichtweltfonne 7,
394.
O Herr, mein Fels und meine 7, 164.
D Herr, mein Gott, du bijt 6, 239.
D Herr, mein Gott, ich Hab zwar 3, 32.
O Herr, mein Gott, verlaf 7, 256.
D Herr, nun läſſeſt du 3, 462,
D Herr,o Herr, wie bijt dur treu 7, 252.
“BD a Praha mich durch dein Wort
, 252.
D Herricher in dem Himmmelszelt 3,
323
O Herr, um deinen Troft 7, 366.
D Herr und Gott der Sabaoth 2,58.
D Herr, verjammelt find wir hier
7,19.
O Herr, wer wird wonunge 2, 104.
O per5 S Königs alfer Welt 1, 481.
31
O Hirte, du Getreuer 7, 464.
D Hirt und Heiland Iſrael 2, 417.
Ohne Kummer, ohne Sorgen 6, 262.
Ohne Rast u. undermeilt 6, 218. 472.
O hochbeglüdte Seele 7, 242.
O Hochgelobter Davidsjohn 7, 125.
D hochgelobter Gottesgeiit 5, 454.
O Höchiter Gott, ich ruf zu dir 3, 169.
— Gott in deinem Thron
2, 154.
IT. Regiſter der Lieder.
O höchſter Gott, o unser lieber 2,13,
O ich Sott von Ewigkeit 2, 257.
O höchites Werk der Gnaden 3, 220,
D ich fühle Dank und Preis 6, 406,
O Jeruſalem, du Schöne 5, 62. 600,
8, 561.
= — du Stadt 5, 331.
eſu Ehrift, dein ipplein iſt
3, 319. 4, 104. Erin
D Jeſu Ehrift, dein Leiden ift 1, 219.
D Jeſu Chriſt, der Heiden Licht 2,125.
O zehn Chrift, der Name dein 2,379.
29.
D Jeſu Chriſte, Gottesfohn 2, 131.
3, 32. 344. 8, 589. )
D Jeſu Chriſt, ein lieblichs Gut1,192,
O Jeſu Chriſt, Erlöfer mein 1, 410,
O Jeſu Chriſte, wahres Lidht 3, 33.
D Jeſu Chriſt, ich preife dich 4, 372,
O Jeſu Chrift, mein Gott und Herr
2, 154.
D Jeſu Ehrift, mein jchönftes 3, 319.
8, 292
D Jeſu Chriſt, meins Lebens Licht
2, 231. 233. 3, 277. 8, 618.
O ———— wahr Gottes Sohn
1, 38
D Jeſu, der du jelig machſt 2, 145.
O Jeſu, dur bijt mein und ich 4, 430.
5,570.
O Sefu, du edle Gabe 3, 404.
O Jeſu, dur haft mich berufen 5, 448.
O Dee, be Hoffnung der leidenden
4,4
O Jeſu, du mein Bräutigam 3, 32.
O Jeſu, einig wahres Haupt 5, 223.
O Jeſu, Gott der Ehren 6, 29.
O Seju, Gottes Lämmelein 2, 347.
O Jeſu, Gottes Lamm 3, 348.
O Sefu, Gottes Sohn, in deine 3, 36.
O Jeſu, Herr der Herrlichkeit 6, 236.
Jeſu Jeſu, Gottes Sohn 3, 32.
6, 487. 8, 278.
D Sefu Jeſu, laß dich 7, 326,
O Sefu, König, hoch zu ehren 6, 67.
O Jeſulein fü 5, 578.
O Jeſu, Licht und Heil 6, 240.
D Jeſu, liebſtes Leben 3, 429.
D Jeſu, mein Bräutigam 5, 580.
O Jeſu, meine Luſt 3, 431.
O Jeſu, meiner Seele Leben 4, 430.
5, 875.
O Jeſu, meines Lebens Licht 6, 67.
O Jeſu, meine Sonne 7, 242.
Jeſu, meine Wonue 3,220.
3118 ‚, meine Wonne, gefzeuzigt
I ‚mein Verlangen 5, 463, -
Je — des Lebens 4, 494,
hau, ein Sünder 6, 68.
Se As rer mein Leben 7, 381.
Kine Ehrijtus, wachs im mir 6,
ur ſiehe dreim und Hilf 6, 185.
Jeſu, ſüßes Licht, nun 4,349.
O zei jüß, wer dein gedentt 2, 215.
O 3— treuer Seelenhirt 5, 511.
O Jeſu, wahrer Arzt der Seelen 4,430.
O Jeſu, wann ſoll ich erlöſet doch 4, 49.
O Jeſu, wie ijt dein Geitalt 3, 252,
O Jeſu zart, göttlicher Art 1, 325.
D Jeſu zart, in neuer Art 3 130.
O * ak, die ihr euch dem Herrin
Di en ausermäßiten Kinder 5, 5%.
D König aller Ehren 2, 232.
D König, deſſen Majeität 5, 401.
O Königin, gnädigite Frau 3, 456.
O fomm,du Geiſt derWahrheit 7, 242,
D komm du heilger Zeugengeiſt 7,311.
O komm, mein Heiland, komm 7, 284.
919
00. 00000 08
22
DO Kreuz im blutgen Glanz 7, 324.
O Künigin, mueter Maria 1, 217.
D Lamm, das keine Sünde 4, 334.
D Lamm, das meine Schuldenlajt
4, 334,
D Lamm Gottes, im Staube 6, 258.
O Be Gottes, hocherhaben +, 342.
D Lammı Gottes, unschuldig 1, 235.
421. 472. 8, 29.
O Lebensbrünnlein, tief und 2, 219.
O Lehrer, dent fein andrer 4, 534.
D Licht, geboren aus dem 3, 16. 5,604.
‘DO Licht, heilig Dreifaltigkeit 1, 226.
2, 125. 404.
O Liebe, die den Himmel 4, 363.
O Liebe, die in fremde Noth 5, 277.
D Liebe, die jterbend amı Kreuz 4,516.
D Liebe du, für mich giengit 7, 333.
D lieber Gott, du biit alleın 7, 319.
D liebe Seel, wo E ich Ruh 3, 516,
DO Liebesglut, die Erd. Yinmel6, 46.
IL. Regifter der Lieder.
63
D mein,Herz, gib did zufrieden 7, 274
D mein Seel, Gott den Herren 3 159.
O Menſch bedenk zu dieferigrift 1,367.
O Menſch, beflag dein Sündall 2,160:
O Menſch, betracht, mie dich dein 1,
132. 257.
— bewein dein 1,327. 2,28;
16
RER der Herre Jeſus meint
517
O Menichen, dieje furze Beit 4, x
O Menjcdienfreund, o Jeſu 6,
O Menſch, gedenf ans Ende 5, 1.
DO Menſch, ſchau JeſumChriſtum 3,42,
O Menſch, ſchau, welch ein 3, 42.
O Menſch, ſteh hier, beſieh mit 3, 210,
O Menſch, thu heute hören 2, 126.
O Menſch, wie tjt dein Hera 4, 283,
D Menſch,
O Menſch, willt du für Gott beitan
3, 8.
O Menſch, willt du Gottes Reich 3,42.
D milder Gott, allerhöcjiter Hort
2, 125.
D nimm mid hin 7, 301.
D Opfer für die ganze e Welt
O reiher Gott im Throne i, 255,
D reicher Gott von Sütigfeit 4, 342.
O D rühmt euch eurer Weisheit 6, 235.
Oruh in deines®&ottesfgrieden 7,341.
O Sabbat, den der Herr gemacht 7,27.
O janfter Jen, ftilles Yamım 4, 516.
O Schmerzensmann, du unjer 7,125.
Schöpfer, welch ein Ebenbild 7, 228.
O ſchwerer Fall, der Adam hat 3,221.
D Seele, laß es 6* 3, 407.
D Seelen, die ihr Chriſto lebet 7, 366.
D Seele, ihane Jeſum an 5, HR.
D Seele, willt du fiegen +4, 492.
D felige Nacht, die uns gebracht 7,828.
Djelig Haus, wo man dich 2,1 3.7242.
D jelig ift, wer böje Näthe 6, 107.
5 Seligteit, der nichts zur gleichen
4, 493. 5, 660,
O
10 Eeligmacher, Jeſu Chrift 2, 32.
D Liebesglut, wie joll ich dich 6, 46.
D Liebe über alle Liebe 5, 485.
D Majejtät, wir fallen nieder 6, 69.
D Maria, du bit von einem 1, 211.
jelig muß ich diefen 2, 13,
eligs Kind, fo führt 5, 48h.
elig, wer in deiner Zucht 7, 267.
fo hängt denn meine Liebe 5, 71.
O Sonn, du fchöne Ereatur 3, 151.
O ftarfer Gott, all unire Noth 1, 197.
— itarfer Gott, du läffeit recht 4, 118.
D Narler Gott im Huͤnmelsthron 2,
ar.
OÖ
Ö
D
2
EB» itarfer Gott, o Serlentraft 6, WM.
wie ſuchſt dur deine 5, 437.
a 3 Zr
2 wa ir Zei
Bi 7 0 A
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2 Er u
[ns
>
an) Me
64 IL. Regiſter der Lieder.
8 Vaterherz, o ſüße Liebe 4,
8
O Bater, vo
D ftarfer Zebaoth 5, 604.
Dfterfreude, Dfterfreube 7, 135.
RED, Frü lingöwehen 7, 7,15.
O ſtilles —An mein Bräutigam 4,
449.
Oſtilles Lamm, o fanftes Wefen 6,91.
D Sündenlaft, o ſchwere 4, 28.
O Sünder, denfe wohl 5,593, 8, 653.
ünder, tracht mit fieiß 1, 999.
üßer Jeſu 5 3, 34.
füßer Stand, o Selig Geben 4, 388.
ſüße Ruh, die du, Herr 4,493.5,666.
ſüßer ter, erre Gott 2, "436.
füße Seelenweide in Jeſu 5, 316.
(nee der Namen all 6, 517.
üßes Wort, das Gott 5, 219.
O fühes Wort das Jeſus ſpricht 3,141.
O Tag des Heils, De, fegne 7, 73.
Dtheurer Tröfter, heilgerGeiſt 4;; 375.
O theures Blut, o rothe Flut 3, 190.
O theures Evangelium 6, 89.
D tiefe Demuth, wer kann dich 3,35.
Mt, wer fann dich ergründen 3,
DOOHDHOO
O Tod, o Tod, du greulichs 3, 313.
D Tod, 0 Tod, ſchreckliches
D tönte doch, mein Gott 7, 310.
O Traurigkeit, o Herzeleid 2, 456.
3, 216. 274. 8, 61.
O Zranrigteit, N) Herzensſehnen 4
O ee liebes Sejulein 3, 115.
D treuer Freund der Sünder 4, 494.
D treuer Gott und Vater mein 2,251.
D treuer Jeſu, der dur biſt 4, 18.
D Urfprung des Lebens, o 4, 372.
D Vater aller Frommen 2, 227.
D Vater aller Gnaden 3, 391.
D Vater, allmächtiger Gott 1, 375.
D Vater der Barmherzigkeit, der du
4, 431.
O Vater der Barmherzigkeit, ich falle
3, 239.
D Vater der Barmherzigkeit, wir
bitten 2, 125. 132.
O Bater der Barmherzigkeit,
danken 2, 115.
D Vater, der du mich zum 4,
O Bater, der fo viel zur gut 4, 535.
D Bater, Gott von Emigfeit 3, 387.
O Vaterherz das Erd * Himmel
228.
O Vaterherz, o Licht, o Leben 4, 477.
8, 452.
wir
519.
id 3,83. |
D Tod, wo iſt dein Stachel 3, 136. |
|
|
\
|
|
|
|
4, 492.
ter, findlid beten wir 6, 197.
ter, Schöpfer diefer Melt 6, 197.
oller Lieb und Huld 6, 548,
D verderbter Sündengrund 3, 245.
D Wächter, wach u. bewahr 2, 155.131.
D wahrer Gott, der du vegierft 3,403.
D wahrer Gott, Herr Jeſu Ehrift 2,
D un für ein herrlich Wejen 4, 377.
D was jind wir in dir, Jeju 4, 489.
O was wären meine Freuden 6,372,
O weh, war fint verfivunden 1, 182.
D Weisheit, Gottes Vaters zart 1,298.
O * ein Troſt für meine Seel 6,
O * ein unvergleichlich Gut 3,220;
O wi dich laſſen 1, 367.
O — ſieh "hier dein Leben 3, 316.
D wen der jämerlichen not 1, 224.
D wer Alles hätt verloren 6, 159.
D mer gibt mir Adlersflügel 6, 46.
O gi J Geiſt im höchſten Thron
O werthes Licht der Chriſtenheit 3,60.
D mejentliche Liebe 6, 103.
O wie freun wir uns ber Stunde
7, 244.
D wie fröhlidh, o wie jelig 5, 497.
D mie heilig tit die Hütte 5, 188,
D wie ijt das Wort und Lehre 6, 93.
D wie mächtig, groß u. prächtig 7, 316.
D wie michs J iſch umweht 7, 187.
O mögen wir doch unſre Zeit
9.
D wie nichtig und wie wichtig 4,404.
D wie jelig ift die Seele Fr 377.
D wie jelig jeid ihr doc), ihr 2, 132.
3, 1%. 4, 103, 5, 600. 8, 673.
D wie jelig Find die Seelen 4,363.
5, 592. 8, 297.
D wie jo glüdlid) wären wir 5, 302.
D wie jo niederträdhtig 3,403. 4,562.
D wie tüchtig, o wie richtig 3, 486.
D wie unausipredli ki 6, 230.
en
O Dreck: ein wahrer geboren
O wüjter Sünder, denfit du 5, 522.
O —— groß, Marien Schoß 3,
DO Wunder ohne Maßen 7, 188.
O wunderreiche Gnadenzeit 5, 444.
D Zeit, o längit bewährte Zeit 3, 210.
— INA
Pacem L, 14, \
Panem coeli fae habere 1, 11.
Pange lingua gloriosi eorporis 1.
137.
Pange lingua gloriosi proelium 1,
58. 2, 462.
Parvulas nobis naseitur 1, 152.
Paschalis festi gaudium 1, 107.
Pater noster 1, 235.
Pater, qui coelos contines 1, 53.
Patrem 1, 235.
Patris ingeniti filius 1, 152.
Patris sapientia veritas 1, 141.
2, 452. 8, 482.
Paule doctor egregie 1, 107.
Pax domini 1, 235.
Petre pontifex 1, 98.
Plasmator luminis deus 1, 75.
Plausu chorus laetabundo 1, 109.
Praefulgens sol justitiae 1, 105.
Primo dierum omnium 1, 73.
Proles patris omnipotentis 1, 151.
Psallat ecelesia 1, 97.
Psallat' plebis sexus omnis 1, 53.
Psallite regi nostro 1, 103.
Psallite unigenito 1, 152.
Puer natus in Bethlehem 1, 141,
2, 452.
Puer natus tft uns gar ſchon 1, 215.
Puer nobis naseitur 1, 142.
nr mit deinem Wallen 5,
or rußt, Maria 1, 217.
ig ſinkt die Abendröthe 6,377.
Brue, Welt, mit deinem Wiſſen
4,
Prediger der jühen Lchre 4, 516,
IR Todesüberwinder 6, 334.
ni daß durch der Taufe Bad
eis dir in Ewigkeit 7, 342.
eis dir, o Vater und o Sohn 7,218.
* Gott, mein ganz Gemtüthe 5
Bee Ey und Andacht opfern wir
cher "Er und Lob jei dir 7, 85.
Preis ihm, dem Allregierer 6, Er}
en ihm, er ſchuf 6, 388.
b, Ehr, Ruhm 5, 580.
Koh, Kircbenfied, 3. Aufl, Regifter,
—
6
Preis, Lob und Ben A
Preis, Lob und Dant fei 354
* meine Seele, deinen Seren
Bee. jei. dem Vater, der verheißt
27 jet Gott, er ift vollbracht 7, 308.
ei Nr! Bun höchſten Thron
N N Fi der unverganglich
Reit 8 Herrn, ihr Völler 7,
e dich, o Seele, wohl.6,
e, Herr, wenn ich dich liebe &
Prü tr Jeſu, meinen 7,
Qua dilecta tabernacla 1, IR
Quando tandem venies 6, 138.
' Quas laudes tibi nos 1, 259.
Quem pastores laudavere 1, 142.
2, 369. 452.
Quem terra pontus aethera 1, 58.
Quicungue Christum quaeritis1,58.
' Quid tibi tandem scelerate 1, 151.
Quis furor est contra 1, 259.
Qui sunt isti qui volant 1, 138.
| Quod chorus vatum. venerandus
1, 93.
Quälende Gedanken 4, 516.
Duälet mich nicht lange 6, 396.
Qualt mich Ungit 7, 196,
Qualvoll, Bott, iſt dieſes 6, 262.
Quelle der Roltommenbeiten 6, 356.
BRecordare sunctae crucis 1, 128,
Zar
Regina coeli laetare 1, 142.
Regina eoeli, terrne - 238.
Rerum creator optime 1, 73,
Rerum Deus tenax vigos 1, 48.
Resonet in lamlibus 1, 142. 254.
2, 452.
Resurrexit dominus 1,152, 2,452.
Rex aeterne domine 1, 62,
' Rex Uhriste faotor omamum I 2
2, 452.
Rex gloriose martyrum 1, 54
' Rex rem, dei agne 15 101.
| Rex sanctorum angelorum 1, 53.
5
Fr Er
«
—
a‘
4
— a ————
—
—
* ia
66
Nath, Kraft und Held und Wunder |
“bar 5, 282.
ra ie ſtand gebauet |
REN DSB" denn dein Knecht höret
‚9, 402,
Rede, liebfter Jeſu, rede 3, 554.
Beginn mein; Jeſu, meinen Schritt
2
Reich * Herrn, Reich des Herrn
34
Reich- und getreuer Vater 5, 119.
Reit Engel, ıtugejehen 6, 548.
einer Bräutgam meiner 5, 278.
Reit durch, befräufte Seele 3, 403. |
Keist denn nun.ab mein 3, 403.
Religion, von Gofi gegeben 6, 361.
Rett, o Herr, tett deine Ehre 3, 33. |
Richte, Gott, mir meinen Willen |
‘4, 485.
Richtet auf des Heilands Leiden 6,158.
Richt mir, daß ichs möcht 2, 62.
Ringe recht, wenn Gottes Gnade
4, 388. 5, 576. 8, 445.
Rings um mid) her ift 6, 219.
Ruſtet euch, ihr Chriftenleute 4, 389.
Ruhe hat uns Gott verheißen 5, 125.
Ruhe ijt das beite Gut 4, 144. 237.
601. 8, 558. |
Ruhe janft beitattet 6, 205. 7, 125.
Ruhet ah DE Todtenbeine 5, 62.
Ruhig ſtehſt du da, Lamm 7, 334.
Ruhm, Ehre, Preis und Lobgejang
7, 342,
Ruhm, Ehr und Lobgefang 7, 342.
Ruh, müde Leiche, nun 7, 304.
Ruht — in Gott, ihr Frommen
7, 28.
Iirov apderov wovaoynv 1,30.
Irouov nwAov adumv 1,19.
Sacris solemniis juncta 1, 138.
Salve, bis ‚grüßt, sancta 1, 215.
Salve--caput cruentatum 1, 116.
8; 46,
Salve'erux beata 5, 580. 6, 133.
Salve festa dies 2, 452.
Salve, Jesu, summe bonus 1, 116.
Salve mater salvatoris 1, 109.
Salve, 'mea 0 'patrona 1, 139.
Salve mundi salatare 1,116. 8, 45.
eg
U. Regiſter der Lieder.
Salve natalis Jesu 1, 151.
Salve regins misericordiae 1, 98.
"4, 550.
Salve salıs mea deus 1, 116,
Salve, salve, Jesu,bone 1, 116.
4. 550
Salve, salve, rex sanetorum 1, 116,
' Salve, sancta facies 1, 142.
Salve, saneta parens 1,50.
Salvete flores martyram' 1, 56.
2, 462.
Sancta coelorum eonditrix 1, 215.
Sancti &piritus assit 1, 97.
Sanctorum meritis inelyta 1, 76,
Sedenti super solium 1,152.
Sidus ex claro veniens'L, 151°
Sol casto nascens utero: 1, 105,
‘ Spiritus sancti gratia 1,152. 2,458.
Splendor paternae gloriae 1, 48.
Squalent arva soli pulvere 1, 48,
Stabat mater dolorosa 1, 132.
7, 480.
Stephano coronae martyrum 1, 48.
Stirpis humanae sator 1, 181.
Summae deus clementiae 1, 48,
Summi largitor praemi 1, 74.
Summi regis archangele 1, 81.
Summi regis cor aveto 1, 116.
Surgentes ad te, domine 1, 97.
Surrexit Christus dominus 1, 142,
Surrexit Christus hodie 1.142.
2, 453. S
Säe deine Thränenſaat 6,499.
Saft von Feljen, Blut. des Hirten
5, 46. 6, 117.
Sag an,o Menſch, wer ift wohl 4,334.
Sag, Iſrael, min lyb uud 2, 754°
Sagt mir dod Nichts von 6, 8°
Sagt, was hat die weite Welt 7, 341,
—— hilft alle Welt 3, 121.253.
Sammelt Schäße nicht auf Erden
7, 393 id
Sanınıle, Gemeinde des n7,4L.
Sanft, o Chrift, it Jeſu Jod) 6, 342.
Santt Paulus die Corinthier 1,397.
Sant Anna preis ich 1, 219,
Sant Mari, muoter-1, 184. S
— eure Seligkeit allezeit õ, 237:
ae, ichaffet, Menjchentinder 4,
II. Regifter der Lieder.
— in mir, Gott, ein veines 4, 56.
aß über alle Schäße:3, 387. 2
Schau an, wie fein und lieblich 6,93.
© er ihau. vom Himmel
Schaue, — 0 ſchaue 3,468.
au ic auf jene Tage 6, 224.
au, Jeſus kommt mit Heil 4, 445.
< au jet auf uns ausdeiner 6, 218.
au, liebe Seel, wie Gott 3, 487.
ea meine Armut an 4, 334.
en, auf, blidt in das Erutefeld
aut die Mutter voller 7, 480.
Schau, trener Gott 4, 279. 569.
aut, chat, was ijt für 3, 323.
eite nicht, o meine Seele 4 278.
ide dich, erweckte Seele 5, 416.
laf, dir liebes Kind 7, 334.
Schlaf, liebes Kindelein 4, 439.
Ha liebes’ Kind, mit der 5, 614.
Ange denn, gebeugter Sünder 7,
Schlage, Jeſu, an mein Herz 4, 286.
Schlecht und morſch ijt meine 6, 5ö4.
merzen find des Todes 5, 79.
Schmerz und Klage füllt das 6, 224.
müde dich, o liebe Seele, (af 3,
385. 4, 104.8, 151,
be did), o liebe Seele, jalbe
Schmürt das Feſt mit Maien 5, 434.
mückt, ſchmuckt das Feſt 4, 139.
Öner Simmelsjaat,
90. 7, 473.
Sn Sonne, Himmelszier 3, 368.
aterland 3,
Seolchen, gehe fort 3, 4M.
a enichenfinder 3, 484.
8 deſſen Wundergüte 8, Bu
er, Herr und Gott 2, 14. 6,38
öpfer meines Lebens 7, 228.
Schon deines Nantens Süßigteit 7,
77.
Schon ift der Tag von Gott beſtimmt
6,
relich ifts, den Horn ſich 5, er
Saite deities Lichtes Strahlen 4,
at dir die ur die nach dir
S Schuld role find erlaffen 5, 129,
ott, deſſen arte Rechte ö, 1m:
veige, bange Trauerklage 7, 108.
& a bange Zweifel 6, 18.
|
B
|
6
Rn. vom Gtüde und Geſchide
m dich auf, d meine 4, 364.
Ar Ar auf zur deinen 3, 317.
113. 6, 473. 8, 479.
— Sawingt, heilige Gedanten 6, 115.
Seele, dein Heiland iſt 6, 551.
Seele, dem Water befiehl 4, 445..
Seele, du mußt munter werden 4, 347.
Seele, erjtmal3 warft du 7, 355...
Seele, geb auf Golgatha 5, 484.
| Seele, daft du wohl veritanden 5 5,275.
| Seele,
omm md ehre deinen 5,329.
Seele, laß dich richt na ‚218.
Seele, laß * Speiſe 3
Seele, man} hr eilig 4, 34.
Seele, ma munter 5, 511.
— Kein 4,274.5, Er
„dB 295.
Seelenbräutigam, o du 5, 277.
Seelengaft, ericheine 5, 478.
Geelen, laßt uns Gutes thun 5, 125.
Seelenruhe beſtes Gut 6, 313.
Seelenmweide, meine Freude 4, 274.
5, 576. 8, 447,
Seele, ruh in jederNacht 6,406. 7,463.
Seele, fei vergnügt 5, 478.
Seele, fei zufrieden 5, 481.
Seele, fieh am Marterpfahl 7, 20.
Seele, wach ob deiner Hier 5, 71.
Seele, was betrübft du dich 7, 388.
Seele, was ermitdit du dich 4, 377.
8, 444.
Seele, was ift außer Gott 6, 254.
Seele, was ift Schönres wohl 8, 40.
4, 48. 144.
Seele, wenn du ftets 4, 404
Seele, willſt du ſelig ruhn 7, 167.
Segnend ſchied er, 44 7, 48.
Segnet uns zu guter Dept 5, 11.
ne, Vater, Sohn u. Weiit 7, 187.
Se et, feet. welche Liebe 7, 2m.
Seht groß ift Sottes &ütigfeit 1,256.
&, 125
Seht anf, ihr Brite an > — 5,419,
Seht, da fit eier Gott 4
er ihr auf den —S gruen 7,15.
Seht ihr vor dem Stu Bl.
Seht, us Min Biubpbesubd 4
* welch ein Menic) iſt das 5,440:
cr ie Wottes Saaten Iproflen J
Seid fröhlich, alle Chriſtenleut 3,375
5*
hr
68 —
Seid froh, die ihr in Sorgen 7, 453.
Seid getüßt, ihr Jeſubande 5, 85.
Seid insgejamt dem Herrn '6, 442.
Seid ihr denn ftumm, daß ihr 2,282.
Sei du in unſrem reife 7,1210.
Sei du, mein Freund 7, 363.
Sei du Richter, o Herre Gott 2, 207.
Seid zufrieden, lieben 4, 363,
ne freudig, arnıe Chriſtenheit 3,179.
57.
Sei —6 Alles weit u. breit 3,319.
‚ Sei fröhlich im Herrit 4, 403. 5, 592.
Sei gegrüßet, Jeſu, gütig 3, 377.
Sei gegrüßet, ſchönſte Blum 3, 166.
Sei gegrüßt, dur Heiliger Tag 1, 375.
Sei gegrüßt, Jeju, dır 1,375. 7, 474.
Sei gegrüßt zu taujendmalen 5, 320.
Sei getreu bis an das Ende 3, 368.
Sei getreu bis in den Tod 5, 485.
Sei getreu, o Chrijtenjeel 3, 365.
Sei getreu, o meine Seele 3, 1%.
4, 556.
Sei getreu und weiche nicht 7, 167.
Sei Gott getreu, halt ſeinen 3, 440.
Sei gnädig, Herr, nad) deiner 6,494. |
Set hochgelobt, barmherzger Gott 4,
402
‚Sei Tob dem Gotte Iſrael 7, 187.
Sei Lob, Preis, Ehr und 2, 404.
Sei Lob und Ehr dem höchſten 4, |
220. 568. 7, 303. 8, 334.
Sei mein Alles, Jeſu Chrifte 5, 234.
Sei, meine Seel, in dich geitellt 3,191. |
‘ Sei mir gegrüßt, du Himmelslicht
7, 284.
Sei mir gnädig, ſei mir 7, 325.
Sei mir taufendmal gegrüft 1, 481.
3, 319. 8, 44.
Sei mit deinemGott vergnüget 3,463.
Sei nicht ſtolz, o liebe Seele 3, 330.
Sein Kampf war nun geendet 6, 365.
Sei nur getroft u. unverzaget 3, 418.
4, 563.
Sei, o guter Hirt, gegrüßt 3, 229.
, 959.
Sei jtille, müdgequältes 6, 406.
Sei ftille, Sinn und Getjt 5, 400.
Sei jtille, Welt, und laſſe mich 5, 400.
Sei tauſendmal willkommen 3, 354.
Set underzagt, o frommerChrift 6,90.
Sei wohl gegrüßet,gutter 1,481. 3,319.
| — ehlaguth, laß Trauern 3,130.
Sei wohlgemuth, o Chriſtenſeel 3,319.
Sei zufrieden, mein Gemüthe 5, 488.
90313 790
se u
11. Regifter der Lieder.
Sei zufrieden, treuer Gott 3, 7.
Selb diu gotes wishait 1, 178;
Selbjtäudig Wort von Gott erlejen
6,46;
Selger Tag und jelige Erde 7, 289.
Selig der Mann zu preifen iſt 2,296.
Selig, die in Einfalt wandeln 6, 551.
Seliger Freiheit vollfommenes5,150.
Selige Seelen, die treu 7,841;
Seid; je jelig, wer willig 3, 445.
4
Selig, Jefu, find die Seelen 7, 197.
Selig ijt die Seele 4, 74,
Seligfeit, Fried, Freud und 3, 272.
8, 554.
Seligs Chor der Kinder 5, 349,
Selig, jelig tft, wer da glaubt 4, 438.
Selig, jelig find die Todten 5, 603.
Selig jind des Himmels Erben 6,333.
Selig ! joll die Loſung bleiben 5,209.
Seligjtes Wejen, unendliche 4, 413.
5, 592.
Selig, wen der Herr erwählet 7, 316.
Selig, wer dich ewig liebt 7,228.
Selig, wer zu Gott fi ichwingt 7,158.
Sende, Bater, deinen Geift 5, 552,
| Sende, o Vater, herab 7, 41.
Sebe dich, mein Geift, ein 6, 51.68.
Sey gegrüßt, wahrer Leichnam 1,228.
Eid) hat gebildet in mein hercy 1,215.
Sichrer Menſch, noch iftes Zeit 6,369.
Siegesfürjte, Ehrentönig 6,68.
Siegeskranz und Sternenglanz 6, 76.
Siegreich führt mein Heiland 7, 16.
Sieg, Sieg, mein Kampf 5, 606.
Sieh an, o Menich, wie Gott 3, 348.
Sieh, dein König fommt 5, 125.
ı Siehe, das iſt Gottes Lamm 4,570.
Siehe, es iſt Gottes Segen 4, 549.
Sieh, ein weites Todtenfeld 7, 193.
Siehe, mein getreuer Knecht 3, 320.
Sieh,es will ihon Abend werden7,313.
‚ hier bin ich, Ehrenkönig 5,580.
. 6, 30. 8, 345.
Sieh, Lobgeſänge jtrömen 6, 406.
Sieh ung, deine Gäjte, nahen 7,341.
Sieh, wie ganz lieblich und 1, 439.
Sieh, wie lieblich und wie fein 4, 406.
Sie tit bewahrt, die feſte Stadt 2, 206.
Sie ift mir lieb, die werthe 1, 241.
2, 380.
Sie jind dahin, des Unterrichtes 7, 268.
Sind wir denn dazu, dab wir 5,307.
Singen wir aus Herzensgrund2,130.
347. 3, 42. 8, 552.
Sie
6
a — ER oT, * KAT “ En
l an0sj2 ud
Singet Gott, denn Gott ift Liebe
15, 123,01 ugrr macarıluz ©
Einget Gottes Majeftät 6,497.
. Sing heut und freu did 2, 126.
Ent Deu Herrn in allen Landen
Singt dem Heren, Lobt feinen 7,302.
ze dem Herrn, nah und fern 4,
195. 354. -
Singt dem Schöpfer, fingt 6, 309.
Singt, frohlodt, erlöste 7, 342.
Singt mit freier Stimm 2, 14.
Singt neue Lieder in der Welt 4, 424.
Singt, fingt Jehovah 6, 526.
Sinn wer fann fröhlich 3, 225.
Sin id einſt in jenen Schlummer
6, .
Sink in deines Gottes Frieden 7, 229.
rw des großen Sabbats3 Nadıt
35!
So begrabet mich denn 3, 419.
So bin ich nun fein Kind 4, 454.
So bin idy num nicht mehr 4, 403.
So bift du nun zugegen 3, 501.
er —* dennoch ein gut Gewiſſen
3, 501.
So bleibt e8 ewiglich dabei 4, 439.
So fahr ich Hin mit Freuden 3, 85.
So führft du doch redjt jelig 5, 600.
6, 156. 8, 501.
So geb idy mich zufrieden 3, 344.
* gehft, div nun, mein Jeſu 3, 354.
So Bei dir nun, o Jeſu, Hin 4,
262. 568.
Sp gehts von Schritt zu Schritt 6, 69.
‚8, 651.
So gib denn, fromm nn 6,258.
&o In ich deinen Leib u. Blut 7,813.
So hab id nun den Fels erreicht
454
i $
So hab ich nun vollendet B, 34.
So den ich obgefteget 3, 408.
Sp
6, 279.
So onen fpricht: ich liebe Wott
>, .
So ift denm men die Hütte 5, 278.
593. 8, 250.
Sp tjt die Woche nun geſchloſſen 5,379,
So iſt von meiner kurzen 6, 46
So klaget Zion fich und weinet 3,377.
IL Regiſter der Lieder.
sine
yoff ich demm mit feiten Muth |
Sp fomm, geliebte Todesitund 4,221. |
69
Co fomm ich denn, mein Gott, ein
5, 569,
= lang als Erd und Sonne jtehn
Solange Chriſtus Chriftus ift 7,341.
Solange Jeſus bleibt der Herr 5,302.
So lang es Gott gefällt, daß 6, 442.
So lang ih hier noch 5, 125.
So laßt uns den Leib behalten 2, 128.
Solche Leute will der König 5, 329.
a und jeid wohlgentuth |
Soll id denn noch mehr ausjtehen
6, 24
Soll ich mein Haupt im Tode 5, 79.
Soll id) offenbar vor dir 5, 520.
Soll mein Betehren weiter 7, 39.
Soll mein Geiſt gebüdet gehen 3, 191.
—* Menſchen, meine Brüder 6,
349
Sollt es gleich bisweilen jcheinen 3,
525. 4, 155. 5, 598, 602. 627.
8, 487.
Sollt id) aus Furcht vor Menichen-
findern 4, 389.
Sollt id) jegt noch, da mir jchon 6,356.
Sollt id) meinem Gott nicht fingen
8, 275. 320, 8, 331.
Sollt ich meinem Gott nicht trauen
3, 348.
Sollt ich meinen Gott nicht lieben 4,74.
Sollt ih mich denn täglich kräufen
4, 218.
Sollt ich nicht gelaflen jein 6, 4.
So oft ein Blid mic — führt
6, 156.
So oft als ich nur meine Notb 5, 508.
Sorge doc) für meine Kinder 5, 413.
Sorget nicht für euer Leben 5, 497,
Sorge, Vater, jorge du, jorge 4, 56.
So rubeit du, o meine 5, 424. 6, 588.
8, 61.
So ruh id} denn getroit, mein Heil
5, 240 aü
So ruht mein Geiſt in Ehrifti 4, 440.
Sp ruht mein Muth in Jeſu 4, 489,
So ſcheid fid) Tag und Nacht 3, L7I.
Sp find wir denn von Herzen froh
d, 498.
So tret id denmocd an 4, WW).
Souveräner Derzendtönig 5, 307,
So verliegelt der Gerechte 4, 08,
Sp wahr der —— lebt 108,
So wahr id) lebe, ſpricht dein #8, 32.
8,20,
So will ich, Dein, dich nicht laſſen
4, 56.
70:
& an wir's aber heben an 2, 142
gi nn ih nun ein gute Nacht
© winje pr nun eim gute Nacht
Co zeud; denn ein, so ſoll 7, 187.
So gieht Die, Gemeine dem Lamme
55.:804.
Spar deine Buße nicht von 4, 549.
Spiegel aller Tugend 4,19. 5,580.592.
Stärt mich durch deine: 6, 204.
Stärt uns, Mittler, dein find 6, 356.
473.
Stand uf und ſih Iheſum vil 1, 215.
Stant uf, du Sünder, laß 1, 215.
—— armer Menſch, befinne dich
— 200, Seele, jteh doch 3, 145.
Ch * bei meinem Gott 4, 354.
Fü auf, ihr tiebeußinderlein 1 ‚307.
Steig auf, du Lied im höhern 7, 297.
Steig auf mit Gott, du junges 7. 227.
Steil und dornigt iſt der Prad 6,321.
Stell,o Herr, nad) deinemSinn 7,231.
Stell, o Herz, dein Trauern ein 5, 369.
Sterbich mit, werd ich mit leben 4,460.
Stille halten deinem Walten 7, 96.
StillesLamım und Friedefürit 4, 363.
5, 593
Stimm an das Lied vom Sterben |
7,242,
Straf mid) nicht in deinem Grimme |
Straf mic) nicht, in deinem Zorn
3, 398. 4,132. 7, 309. 8, 485,
Sud, 0 Seele, Gott den Herrn 7, 352.
Sud), wer da will, einander 3, 181.
257. 7, 472,
Sünder, du folt an die großen not
1, 184.
Sünder, freue did) von. Herzen 4, 520.
Sünder, willft du ſicher ſein 4 534. |
Sünde und der Sünden Sold 5 5, 302.
a Menſch, jchau 2, 131.
= Ehrift, du du bilt 3,407.
er Heiland, unjer Leben 3, 229.
er. Jeſu, deine Liebe 7, 377.7,
Sike Seju, deiner Gnade 5, 543.
Süßer Jeſu, meine Sonne, 5,311.
Süßer Jeſu, jei gepriejen«ö, 234
Süßer — der matten Herzen 4,285.
Süſſer Vater, Herre Gott: 1,211.
IE. Regiſter ber Lieber,‘
” An die Woche nun ———
|
E
Süßes Evangelium 5, 484, or
Süßes Lanım, gib mieiner@eelöd 448,
Site Speife meiner Seelen 3,409,
Süßes: Seelenabendmahl: 5, 605. J
- ui, für ein ewig Leben 7, 226.
Sühter Sein, höchſter Hort 3, 548.
Tnv ayoavror eızova oov 1,38,
Te credimus ex origme 1, 705: °
Te Deum laudamas 1/48, 8, 301,
Te homo laudet, alme T, 81!
Telluris ingens conditor 1, 74,
Tellus, ac aethra jubilent 14,59,
Te, lucis ante. terminum- 1, 48.,
Te lucis auctor. personant, 1,52%
Te maneat, semper\1, 259
Tibi laus perennis auetor' 1,59,
Totum, deus, in te'spero 1/1709,
' Totus mundus sit jueundus 1, 142,
Tu Christe nostrum gaudiam 1, 51.
Tu qui velatus facie 1, 128.
Tu trinitatis. unitas 1, 74,
Tu verbi cella, du Öotesmmoter
1, 214,
Tanjend Ängiten, tauſend Sorgen
3, 405.
Zanfend wandeln hier auf 7, 69.
Thaz mih mit jinn nide 1, 172}
Theuerjter Immanuel 5, 494.5,601.
— iſt der Tod der Deinen 7,380.
Theurer Bräutigant, du mein 4 543.
ge hier ijt mein derz
Theures Wort aus Gottes Munde
5,
Thih, Cot, lopemes 1, 169. 8, 30%
Thu auf die heilgen Piorten. 7, 24
Thut Buß, thut Buß, o lieben 2, 125.
au es auf, ihr Himmelspforten
gputn Er auf die ſchöne Piozke 5 5,488,
Tief anbetend, tief im 6, 340.
Tief zwar beugt die Noth 7,167.
Tod, wo ift dein Stachel 7, 359.)
| Töbdte, Herr, die Sündengliever 5, 16.
Trag mid) Armen mit Erbarmeu 4,
485,
Frau auf Gott in allen Sachen 3, #07.
155.
Trauernd und mit bangem Sehnen
5, 454: J du
2 a Fe ea Ara
m) 4J
Trauet dem! Worte, ihr 4, 494—
Traulich nimmit, vo guter 2 210. -
Traurige Seele, was auäleſt 7, 480.
Traurig hier stehen wir 7, 304:
Traurigkeit, Weh und Leid 3,41%.
Tretet her zum Tijch des Herrn 5,497.
Treuer Gott, ih muß dir Hagen 3,38.
Treuer Gott, in deine Hände 5, 436.
— Heiland, wir ſind hier 7, 193.
Treuer Hirte deiner Herde 5, 217.
Treuer Vater, deine Liebe 4, 402,
Treuer Wächter Jirael 2,130, 3, 33;
8,.549.
Treu ijt Gott, nehmts doch 6, 284,
Treufter Jeſu, Ehrenfönig 4, 383,
Treuſter Jeſu, laß mich nicht 5, 66,
Treufter Meifter, deine Worte 4, 19.
Tritt hin, o Seel, ımd dank dem 4, 19.
—— der Sieg iſt mein 7, 147.
Triumph, ihr Himmel 3,450. 4,144.
Triumphire, Gottes Stadt 6, 342,
Triumph, Triumph dem Lamm 6,134;
et: ‚ Triumph, der Herr 5, 581.
Triumph, Triumph, es kömmt 3, 369,
5, 581. 6, 121.
Triumph, Triumph, Gott hat 3, 522.
Triumph, Triumph, mag 3, 210.
Triumph, Triumph und Yob 6, 357.
Triumph, Triumph, Viktoria 3, 377.
4, 66. 5, 43.
— deines Jammers Thräne 6,
Tröſter blöder Herzen 4, 534.
Tröjtet, tröftet meine Lieben 3, 348.
Tröjt, Herr Gott, tröft 2, 36.
Trost der Heiden, nimm ums mit
5, 614.
Troft, der mich fehr Hoc 5, 228.
Trojt im Leben, Troit im Grabe
11. Negifter der Lieder!
71
Über Wolfen, über Sternen 6,35;
Um die Erd und ihre Kinder 6, 548
Unſchließ mich ganz 6, 447.
reiflich Gut 2, 14. 6, 21.
Unbefannt und doch befannt 7, 383,
Und ob id) jegt noch nicht 7,296;
ned! lich jei mir immer-6, 341,
Uner a ne Gotteslieb 6, 158
Unerichaffne Lebensionne 5, 52,
Unerſchöpfter Liebesbrunn 6, 83. _
Ungnad begehr ih nit 2, 143. 170°
Unter trohtin hat farjalt 1, 174. -
Unjer Gott ift groß ı. mächtig’6, 296;
Unjer Haupt geht vor ung hin 3,201.
tale Heiland jteht gebunden 4, 247,
2
(2%
Unjer Heil ift fomımen 3,,196.278;
Unjer Herricher, unfer König 6, 30;
112, 8, 413, E92
Unjer Lamm ift gar zu Iaen 5, 349.
Unjer feiner lebt ihm jelber 5,85.
Unjer Sabbat geht zu Ende 5; 468.
Unfers Gottes große Gut 3, 201
Unſers Lammes Wunden 5, 8331.
un Wandel ift im Himmel 8, 69.
‚ 232. 605. 6, 262. *
Uns iſt ein Kind geboren 2, 276. 357,
5, #78. 2
Uns fompt ein Schiff gevaren 1, 191.
2, 455.
Unfre Ausjaat jegne 6, 198. 460:
Unſrem Gott allein die Ehre 7, 388,
Unjre müden Augenlieder 3, 388,
Unjrer Seele Licht und Leben 7,260,
Unjrer Wiege gleicht das Grab 7, 260.
Uns jagt die gichrifit 1, 219
Unter denen großen Gütern 4, AM.
' Unter Grauen und Erbangen 7, 254.
Tritt, Teufel, Welt und Tod 2, 298. |
Universae creaturae 1, 108,
Universalis ecclesia 1, 152,
Universi, populi 1, 153,
Urbs benta Jerusalem 1, 75.
ueant laxis 1, 82,
t
ber ein Kleines, I ſprach er 7,380. »
Sräbern wohnt Friede 6, 548,
Übergroße Himmelsfreude d, 400.
Ubergroße Wundergüte 8, 229.
Überwinder, nimm die Palmen 5,562.
Unter Jeſu Kreuze ſtehen 5, 125,
Unter Oitien jener frreuden 4, 445.
7, 475. 8, 087.
Untheilbare Dreifaltigkeit 5, 119.
Unumfchränfte Liebe 4, SH.
Unveränderlihe Hüte 6, 30.
Unveränderlihe Liebe 4, 534.
Unverwandt auf Chriftum ichen 5,
248
Under zagt und friſch gewagt 6, BEL.
ren. (hnell entfliehen
6, J
zz aller Seligteiten 8, 30.
: 0, 1*
Urſprung wahrer Freude 8, 330.
Us dein väterlichen Serzen 1,227.
55. 2, ax ıE mh
Us hohem ratb, us Vaters 1,216.
a ET a
Kat
*
.R2 11. Regiſter
Veni creator spiritus 1,74. 2,458,
Veni praecelsa domina 1, 158,.
Veni redemptor gentium 1, 48.
468. 2, 453; 7,.71.
Veni sancte spiritus et 1, 100.
235. 2, 453,
Veni sanete spiritus, reple 1, 143.
4, 550. 8, 86.
Venit deus factus homo 1, 93.
Verbum bonum et suave 1, 117.
Verbum caro factum est 1, 132.
Verbum supernum prodiens 1, 52.
„138.2, 463.
Vexilla regis prodeunt 1,59.2,453.
Vietimae paschali laudes 1, 117.
2, 453. 464.
Vietor, Nabor, Felix 1, 48.
Virginis proles opifexque 1, 97. |
Vita sanctorum decus1,107.2,453. |
Vos ad se pueri primis 1, 259.
Vox clara ecce intonat 1,52.2,462.
Balet will ich dir geben 2, 307. 310.
378. 8, 537.
Bater aller Ehren 3, 382. 8, 280
Vater aller Gnaden 6, 46.
Bater, deine Ruth hab
—
Vater unjer, wir bitten 103.
rn u
2 borgen 5,488, 1 + J
Verborgner Gott, du wohnſt 4, 404.
—
mein nicht, >
Bertlärte eität 4, 532,
ab mic mein Gott 6, 395.
Berleih uns Frieden 1, 240. 465.
3, 177.8, 188. 159;
Verliebtes Lujtipiel 6, 159.
Vernimm in deinen Hi
Berninm, o Bater, unjern 7, 371
Verr von der junne
Verſchwunden ift die
Berfiegelt immerhin den Stein 6,93.
Verftodtes Herz, erwacht du nicht
5, 56:
mmtes Lamm, das vor 5,71.
Verjuchet euch doch jelbit 4, 342.
Verwirf mich nicht im Alter 5, 125.
Berzage nicht, du kleine Schar 7, 257
Berzage nicht, o frommer Chrift 1,
| 392. 3:27
Vater, ach, laß Troſt ericheinen 3,369.
Bater, deines Geiſtes Wehen 6, 534.
Bater, deut an deinen Namen 4, 258. |
* den uns Jeſus offenbaret 6,
Vater, der du deine Lehren 5, 456.
—— Ewigkeit, Erbſohn der Liebe
di }
Bater, dei die Langmuth ift 3, 197.
Bater, deſſen Huld das Leben 6, 551.
Bater, dir jei Dank gebracht 2, 485.
Vater, dir jei Preis gejungen 5, 456.
Vater droben in der Höhe 3, 382.
Vater, heilig möcht ich leben 6, 515.
Vater, hier im Erdenihoß 7, 231. |
Vater, fröne du mit Segen 7, 67.
Bater, laß dein Herze brechen 5, 478.
Bater, liebites Vaterherze 3, 330.
Vater, nimm zum Bunde 7, 67.
Bater, jieh auf unfre Brüder 5, 125.
unter, der du bift 1, 255.
——— der du im Himmel biſt
Vater unſer i
471. 8, 320
Berzage nicht, o Häuflein flein.3, 17,
8, 138
Verzaget nicht, ihr Chriftenherzen
ih 3, 259. | 4, 285
Biel beijer, nie geboren 5, 125.
Viel zu gering bin ich 6, 374.
Bil laut jo rufft ein: lerer 1, 224.
Bil jüeze wäre minne 1, 184
Bil wol gelobter Got, wie jelten 1,
184.
Viktoria, Gott Lob, der Sieg 5, 231.
Viktoria, mein Lamm iſt da 4, 446,
Volk des Herr, dur Halt hienieden
1,97
Vollbracht ift nun die heilge 6, 260,
Bollendet hat derZag die Bahn 7, 244,
Bollendet ift dein Werk 6, 516...
Boller Wunder, voller Kunſt 3, 323.
Bolltommenheit, du Hauptdert,424.
— iſt unfres Geiſtes 4,
Volltommnes Bild der wahren 6,83.
Vom anf- u. nidgang der junn 1,228.
Vom Geräuſch der Welt geſchieden
6, 238
Kom Grab, an dem wir walfen 6, 369;
Simmelreich 1,241. |
vom Himmel hoch, da komm ich her
1, 241. 467. 470.2, 404. 8, 21.
Pe:
Anden
— —* ——
Vom Himmel fam der ei, we |
"467.08, 240 et F
Bon Adam ber io e Zeit 1,255
Bon Adam laft fe Sit 7 6 297.
Bon allen Menchen abgewandt
"257. 439.
Bon anegang der ſunne Har 1, 197.
Bon deiner Himmel Thron 7, 342.
Bon dem Grab jtand Jejus 6, 377.
Bon dem Staub, den ich bewohne
6, 470,
Bon den Gräbern hier 7, 125.
Bon den Himmelsbergen fließt 7, 257.
Bon den Todten ftehit du 6, 377.
Von der Erde Moderjtaube 6, 207.
Von des ewgen Vaters Thron 2,453.
Bon des Himmels Thron 7, 64.
Bon ut du Gott der Einigleit 6,
225. 7, 466.
Bon dir, mein Gott, kommt 6, 298.
—* dir, o Vater, nimmt 6, 515.
478
Bon dir will ich nicht weichen 7, 176.
Von edler art, auch reyn 1, 289.
—— Jungfrau auserforen 2,
Bon Furcht dahingeriffen 6, 356.
Bon ganzen Herzen dant ich 2, 9.
3, 462.
Bon ganzen Herzen glauben 5, 525.
Bon Gott die Güter fließen 6, 33.
Bon Gott dieStund ist fommen 3,350,
Bon Gott will ich nicht laſſen 2, 236.
245. 380. 4, 102. 8, 365.
Bon Grund des Herzens mein 3, 278. |
Von Grund meins Herzens 1, 449.
Bon meines Jeſu Treu 3, 368.
Von neuem eilt 7, 168.
Bon neuem fehn wir offenbar 6, 204.
Bon wunderlichen Dingen 1, 221.
Bor dein Geficht jtell Tag 6, 38.
Vor dir, o Gott, ſich findlich 6, 230.
Vor dir, Todesüberwinder 7, 2.
Bor Gricht, Herr Jeſu, jteh ich 3,516,
Borlößer, Herr Jefu Chriſt 1, 296.
Bor Seinen Augen jchweben d, 280,
Bor Trmtrigfeit im Herzen 4, 190.
Vor wahrer Herzensänderung d, 47.
Vorzeit des alten Teftaments 1, 300.
Vroume aller vröude 1, 188,
ch auf, wach auf 8, 150. 522,
4, 127. 5, 606.
Rad) Aut du Seift der eriten 4, 477.
a ET
m · Gegiſter · det Sieden
73
Bee
zu auf, mein Geift, erhebe dich
ud af mein Gerz, der voehſte
* en mein Herz, die Nacht 4,284.
Wad) au mein Herz, und 3, 316.
auf, mein Seel 2, 160.
* 5* wach — du fichre 3,218.
Wach auf, va ul vom Schlaf 2, 55.
Wach auf, w vom fi —
Wachet auf, erhebt bie Blide 7
Va ren ihr Ehriften alle 2, m
Balet auf, ihr faulen 4, 402,
Wachet auf, ihr meine Sinne 3,
Wachet auf im Schoß der Exde 7,
DNS auf, ‚341. 377,
34. 663.
ruft uns die 2
Bacher do, erwacht, ihr Schläfer
Per * ihr Gotteslinder 4, 570.
Wachet, wachet, ihr Jungfrauen 4,
570.
—* uff, wach uff, es ift 2, 76.
Wach uf, mein hort, jo ichöne 1, 226.
Wär Gott nicht mit 1, 241. 2, 28
8, 115.
Wärit du für mich nicht Menſch 7,196.
= jt du vor Gottes Thron 6,
re freiheit ift der Adel 4, 500.
Bahrhafig iſt das Wort des derrn
hr jag ih dir, im Paradieſe
when walte nab und fern 7, B4.
Walts Gott, mein Wert ıh 2, 970,
Wandle leuchtender u. ichöner 7; 248.
Wann deine Chriftenheit 3, 204.
Wann dein herzliebfter Sohn s
Wann die liebe Sonne finft 7, E
Wann endlich, ch es Biom 4, 238. 407.
Wanu grünt dein gauger Erdentreis
6, Bu.
Bann meine Seel den Tag bedenkt
8, bu
Wann ichlägt die angenehme Stunde
7, 308,
Rann werd ich dein Abendmahl 1,49.
Warten wird doch nicht gereuen 6,
408. 47
.4
Warum betrübft du dich, mtein 1, 326.
2, 491.5, 68. 8, 458.
Barum betrübjt du dich, mein‘ 8, 43.
X machet ſolche Schmerzen 3,
Warum jhlägt den Tyrannen 3,334.
Warum follt ich befümmert 3, 517.
Barum jollt ic denn Hagen 7,316.
Warum ſollt ich mich denn 3, 317.
4, 113. 5, 598. 7, 476418,1:471.
Warum tobet der Heiden Hauf 2,106.
Warum willit du doch 4, 284.
sr willjt du draußen 3, 317.
1
Warum willft dır ewig jterben 3, 491.
Warum verjtößeit du, o Herr 2, 14.
Was alle Weisheit in der Welt 3, 320.
Was betrübſt du dich 4, 39.
Was bewegt mein Herz 7,244.
Was bin id) dir nicht ſchuldig 4, 258.
en ein Kind zu jorgen 7,
Was den Leib erhält u. nährt 6, 239.
Was dir, mein Öott, beliebt 3, 534.
4, 567.
Was du vor taujend Jahren 7, 19.
123.
Was fliehejt du 5, 85.
Was fordert Gott der Herr von dir
7, 334.
Was ——— ich nad) der ganzen Welt |
' Was oft die Menichen denfen ‘3, 210.
ans frag ich — der Welt 3, 534.
„68.
Was ee mic) noch, wenn 5, 123.
Was fürchtit du, Feind 1, 240. 465.
5, 652.
ie für Marter, Spott u.Hohn 4,66.
as Bin jo Herrlich, hoch 7, 371.
Be laube thut, ift wohlgethan 7,
wusch oki Schutz u. Schirm bewacht
228.
Was ige gefällt, mein frommes 3,
Was Gott thut, das iſt gut 5, 514.
Was Gott thut, das ijt wohlgethan,
er 5, 485.
Was Gott thut, das ijt mohlgethan,
es 3, 421. 8, 491.
Was Gott thut, das > mwohlgethan,
fein 3, 117.
Was Gott thut, up it ——
io 5, 486.
Was —— dir dich 6, 30.
' Was jchimmmert au
Waſſerſtröme will ic)
11: Regiſtet dev Lieder‘!
jE-
F * ich, hätt ich Jeſum nicht
ter hat gethan der heilig Cheift
Was nit es mir, ein Chrift zu fein
zus Hin & Hintet ihr, betrogne Seelen 4,
da ich nur Gutes habe 6, 230,
Was in und aufder Erde lebt 3, 142.
Was —* des Kindes größtes Gtüc 7,
209, r
Was iſt des Kindes Leben 7, 194.
Was ijt des Menſchen Leben 7,341. -
Was 5 doc dieje Zeit ‘4, 218.0 *
Was ift doc) höher wohl 5, 36
Was ijt mein Leben auf der B, 331.
Was ift unjer Leben 3, 525.1
ee daß ich mich 5,379. 6, 277.
473. |
Was kann denn meine Seele 3; 201.
Was kann id) doc für Danf 3, 239,
Was kann uns fommen am: 1, 439,
Was liebjt du, großer Seelenmann
5, 307.
Was Lobes joll man dir 3, 237.
Was macht ihr, daß ihr weitet 7,243.
Was mein Gott will, geicheh 1, 342 f.
2, 482. 8, 361.
a; — was Fleiſch 1,
IC
Was mic; auf diefer Welt 3, 440}
Was pranget ihr auf Erde 3, 177.
Was quälet mein Herz 3, 45.4 128.
Was quälſt du. dich, dur 6; 50:6:
Was quält dich jpät 7, 270: |
Was rührt jo mächti Sinn 7,84.
den 3, 397.
— 7, 326.
Was jeufzeit du, o Menſch 7, 75.
Was jind die Leiden Bier 7, 295. \
Was find wir armen Menſchen 5,125.
Was find wir mit dir, o Jeſu 5,56.
Was joll ein Ehrift ich frefien 3, 191.
Was joll ich ängftlich Elagen:6, 368!
' Was joll ih,
Was joll ic) dody, o Ephraim 3, 320.
liebiter Jeſu 8, 461.
5, 641
Was joll ich, liebjtes Kind’ 3, 450.
Was joll ich mich mit taujend 5, >44;
Was joll ich Sünder machen 3, 526:
Was joll ich troſtlos ſorgen 65 222;
Was joll, Fein, meine Liebe: 4,34:
ı Mas jollte mich, Jeſu, auf 4,92.
— Er 4 Sr Ze ZZ Ri = 22 e a4
J Ik Regiſter der Lieder!‘
ea ft du ängſtlich für dein 6,467.
as ftehn und weinen wir 3103, 191.
Was ſtürmſt du Frieden ohne 3, 531:
Was ſuch id, Himmelskind %, 258.
Was ſuchſt du, thöricht 7, 266..."
Was ſündlich ift verfluchen ‘6, 38.
Was toben doch die Heidem 2; 299.
— traureſt du, mein Angeſicht 3,
Was traur’ich doch? Gott lebt 3, 141.
Was trotzeſt du, ftolgerTyrann 3, 324.
Was von außen und von innen 4,
322. 8,508.
Was wär ich ohne dich geweien 7,8.
—* willt du, armes Leben 3, 191.
Was willt du dich betrüben 3, 33. |
7, 148.
Was willt du dich, o 3, 128.
Was willt du doch, o Gott 5, 306.
|
\
Was willt du, Seele, trauern 5, 46.
Was zagſt du doch, dur Volt 7, 299.
Was zagjt du, Gott regiert 6, 218.
Weg, ihr eiteln Eitelfeiten 5, 542.
Weg, mein Herz, mit dem Gedanken
’ .
Weg mit Allem, was da jcheinet 6,30. |
Weg, Traurigkeit, weich, Ungeduld
3, 348.
Weg, weg mit‘ dix, du ſchnöde Welt
3, 460
Weh des Gerichts 7, 275.
mir, daß ich jo oft 3, 32.
Weh uns, wenn Gott nicht beige»
-ftanden 6, 110.
Weiche, Todesfurdt, entweiche 5,
444. 668.
Weiche, Todesichreden, weiche 6, 517.
Weicht, ihralten Bundesichatten 5,66.
icht, ihr Berge, fallt ihr, Hügel
ö, 125.8, 413.
Weicht, ihr Berge, fallt, ihr Hügel
5, 487. 8, ala.
Weicht, I eiteln Sorgen 4, 516.
Weicht, ihr ‚Sorgen, weicht 5, 44.
t, unglänbige Gedanken 4, IM.
666
Weicht don mir, ihr 5, 79.
Weil ich Jeſu Schäflein 6, 47.7,
(470.1. 8,299.
Weil ich nun ganz verlafien 3, 491.
Weil id) ſchon ſeh die goldnen d, 19.
Weil Marta ſchwauger gieng 1, 267.
Weine nicht, Gott lebet ö, 407. 48H.
Weinen in der erften Etunde 3, 201.
75
Weinet nicht mehr um die 7, 67.
Veit durh die Infeln und dur
— ä 23
eld) eine Sorg und’ Furcht 5, 47.
Weldye Lieb, o Bater 1, 452."
Welcher das Elend bauten 1,211,2,53.
Welcher hier ſelig werden will 2,282,
Welch hoher Ruhm, dich 7, 373
Welt, ade! ich bin dein 3, 397.4,
132. 155. |
Welt, gute Nacht, mein Weg 5, 482.
Welt, gute Nacht, mit Deiner 3,440.
Weltlich Ehr und zeitlich Gut 1,255!
2, 130. 366. ie:
Welt, pade dich, ich ſehne 3,407..4,48:
Weltſchöpfer, Herr Bott 1,52.2,111.
Welt tobe, wie du willt 3,244: 4,561.
FR — ein ehlich Weib beſchert
wem Got ein fröhlich Herz beſchert
Wend ab dein Born, lieber Gott g,
354. 8, 386. 3
Ben haft du dir geladen 7, 27.0"
Wenn alle untreu werden 7,8.
Wenn alle von mir ſcheiden 7, 167.
Er vor deiner Thür einmal
‚ 266.
en aus dem Dunkeln ich mid)
‚147.
Wenn Chriftus feine Kirche ſchutzt
6, 277
' Wem das nagende Gewiſſen 4, 389.
Wenn der Engel goldnes Heer 7, 176.
7 der Herr, der aus dem Grab
‚al. j
Wenn der Herr einft die Gefanguen
6, 321. 7, 192. 3
Wenn der Stifter der Geſchlechter
6,281, ;
Denn dich Unglüd bat betreten 3,348,
Wenn dich Unglüd thut greifen 2,7.
Wenn die Sonne jteigt 7, 869.
Wenn dort des Allerhödhiten Sohu
4, 284.
Wenn dır je wieder zagſt 7, 266:
Wenn einer alle Din nb 3, 20.
Wenn einer alle Kunit undalle 3, 186,
————
Wenn es jollt der Welt nachgeben
— Bott: einft-Mifen.anieh- nd.
Wenn, Herr, AnftdieBofaumed, 300%
i
76
man —9— als in dem Geiſt eutzückt
Wenn id deuf. in. meinen Herzen
Wenn ich die heilgen zehn Gebot
3, 239
Wenn id
ein gut Gewiſſen 6, 498.
Wenn i
226
einst entichlafen werde 7,
Wenn i einst von jenem Schlunmer
Wenn ich es je vergefle 7, 266.
Wenn. ic), Herr, auf deinen Tod
und, 289.
Wenn ich, Herr, dein Wort nicht
Hätte 7, 4,
Wenn ich: ihn nur habe 6, 478.
7, 8.464.
Wenn ic in Angit und Nöthen bin
1, 297. 300.
Wenn ic in Angft und Noth mein
60. 250
Wenn ich in heißen Thränen 6, 321.
Wenn ich in Sorg und Ängften bin |
7, 316. .
Wenn ic) in Todesnöthen bin 3, 114.
‚Wenn id) meine Sinnen lenke 4, 47.
Wenn ich mic) mit Gedanfen 3, 517.
Wenn id) mic jchlafen lege 7, 20.
Wenn ic) mir auf viele Jahre 5, 125.
‚8, 456.
Wenn ich nur Gott gefalle 6, 519
— A nur hab, Herr Chriſte
1, 305.
Wenn ic, o Echöpfer, deine Macht
6, 277. 8,397.
bradt 3, 403.
Wenn, Jeſu Chriſt, erwachet 7, 275.
Wenn kleine Himmelserben 5, 248.
Wenn krieg ich mein Kleid 5, 348.
Wenu meine legte Stunde 7, 243.
J
Wenn mein erfreutes Herz bedenkt
5,:66.
"Wenn meine Seele traurig ift 7, 147. |
Wenn meine Sünd mid) 3, 236.
4, 149. 8, 39.
Wenn meine Zeit berflogen 7, 229.
Wenn Menichenhilf jcheint 3, 549.
Wenn mic) mein guter Hirte 5, 416.
Wenn mit der Sonne frühen 7, 168.
Wenn, Mittler, meine Pilgerzeit 6,
ar
u. Regifter, der. Lieder.
Wenn ſich alles widrig ftellet 3, 349.
Wenn fi die Sonn erhebet 6, 69,
Wenn Sorg u Gram dein Herz 7,261.
—* SIEHT von Chrifti Leiden
6, i
Wer auf Gott den. Seren 7, 383,
* ak bis ans Ende 5, 125.
‚std.
* Ey Schutz und Hilfe jucht
Wer bin id, arnıer Menih 3, 525.
* Dt id, armer Sündenwurm
‚30.
Wer bin ih? welde wichtige Frage
Er dot ge Frag
Wer Chriſtum recht will lieben 3, 217.
Wer das Kleinod will erlangen 5,223,
Wer da will warlid geiften 1, 192.
Werde licht, du Stadt der ‚Heiden
— —* a" B 2
erde licht, du Vo iden 6
284. 7, 466. —
Werde munter, meine Seele 3, 537.
Werde munter, mein Gemüthe 3,217.
275. 8, 1%.
ver den Ehitand will erwählen 3,
348.
Wer denfet au der Hölle Glut 4, 556.
Wer des Lebens Güter hat 6, 247.
Wer einſam jigt in jeiner 7, 8.
Wer feiert rechte Dfterfreude 5, 176.
Wer folgen will, muß ernſtlich 3,498.
Wer Geduld und Demuth übet 3,549.
Wer geht froh durchs Erdenleben7,67.
Wer Gott das Kerze gibet 3, 16.
1 ; | Wer Gottes Diener werden will 2,
Wenn ich, was heimlich ijt, voll- |
' Wer Gottes Huld und Gnade 5, 533.
125.
Wer Gott's Wort hat und bleibt 1,
304. 307.
Wer Gott vertraut, Hat 1, 449.
2, 255. 347. 8, 373.
' Wer hat ein Ohr, der hör 5, 189.
|
|
|
|
|
Wer Jelum bei jih hat, kann 5,
419. 598.
Wer Jeſum Ehrijtum 3, 555.
Wer im Herzen will erfahren 4, 284.
Wer in dem Schuß des Höchſten 1,327.
Wer in des Allerhöchjiten Hut 2, 399.
Wer iſt der Braut desLammes 4,520.
Wer ijt der, der jeine Noth 3, 520.
Wer ijt der Herr, der alle Wunder
342. 5, 3
Wenn Seelen ſich zujammenfinden | Wer iſt der Mann von großer That
f 62
r - .
—— F —— be ne wg
: * m Bhegiken We
ar idee ec jo Het 9,20. |
—— 6,470.
Wer kann dich. nach Würden g 108
13 NOS
‚dit Ein
{ wie du 4,
PN in *
Wer iſt we
Wer kann die Leiden
fallen, 6, 49.
Wer fann mich zur Jehu 16,103. |
Wer Iyden kann und duldig fin 1, 215.
Wer nacht mich im Betenntnif 7,269.
Wer nicht wieder ijt geboren 4, 549.
Wer mır in ſchnöder Wolluſt 6, 373.
Wer mır den lieben Gott läßt 3, 419.
4, 147. 5, 602. 6, 482. 8, 384.
Wer nur mit feinem Gott 5, 482.
Wer, o Jeſu, deine Wunden 3, 259.
RE o mein Sott, aus dir geboren
Be eich bauen will 1, 256.
—* ſich des Feten Schirm ver⸗
traut 2, 223.
er ig des Maien wölle 1, 198.
Wer —* im Geiſt beſchneidet 4, 284.
Mer ſind die vor Gottes Throne 4,
5,407.
536.
Wer überwindet, j oll vom Hol
jten 2,
EN unterm Shhtem des 9
89. 93. 188. 3, 320.
Wer vermag uns wohl zu ſchaden
Wer war in jeiner Jugend 7, 228.
Wer ‚weiß, wie nahe 4, 68. 5, 602.
7, 480. 8, 637.
a weiß, wie nahe mir 5, 501.
E will die auserwählte Schar 3,
39.
Wer will, was Gott auserwählet
8,
330.
Mer wird nach dieſem eben 3, 209.
Wer er auf ift und geſund 3,320.
Wer wollte deun nun Bott 5, 669.
Wer zählet zu der jEngel € 6, 348.
Wer zilndet an in finjtrer Nacht 7, 67.
De A Gottes 39 gehen —5* —*9*
das Seit, , 228.
“ auf Chriſti 7,269.
Wie Angenblide fi 28.
Wie bift du doch au ni 3, h.
Wie bift du Heiland mit der 7, 304.
Wie bift du mir jo fern 7, 324.
|
Wie bift du mir fo innig 6, 51.
Wie bift du, Seel, in mir 4 33,
Wie bijt du fo wunderbar 5, a7.
Wie > Hirſch in großen Dürften
Bie die Wellen hin und wieder 6, 38.
Wie ein Hirfch die Onellen 6, 24.
wir = iff die Wellen *
Wie ertönt um mich fo 6,
u 7* dahin der — 6, =
Wie freuet fich mein Herz 4
De freundlich blidt der Abenöfern
' Wie nn ich fo gebüdt 4, 191.
| Wie Gott mid)
Wer vi Ara feine Schwachheit fteurt | 292.
6, 343. Wie = und heiter 6, 235.
wer zen die Pfingſten feiern till |
Wie
Mie
öttlich find doch Ref 6, 108.
Öott es fügt, fo joll eg 6, 1M.
hr, fo will 4, 415.
Wie Gott will, alſo will 5, 3%,
Wie groß ift deine Herrlichfeit 4,404.
-- groß ift des Allmächtgen 2, 14.
277. 464. 473. 8, 268.
wi groß ift doch, o Gott 3, 31.
* groß, o Gott, ift deine Macht
Br ee) wie angebetet 6, 8.
Wie gut its doch im Gottes 4, IM.
Wie gut iſts, von der Sünde frei
5, 123
Wie hat mans doch bei dir 7, 299.
Wie heilig ift doch diefer Ort 5, 400.
Wie herrlich ift, o Bott 6, m.
Wie herrlich its, ein Kind 4, 477.
re herrlich iſts, ein Schäflein Ihrift: |
4, 5383.
Wie herrlich ſiheſt dm 7, 226,
Wie herrlich zeigt ſich u. 6 8.
Wie jauchzt mein Geiſt 7,
oe 3 nn “. es möglich, Eau *
Wie iſt es fo lieblich wenn 4, 402.
Wie ift mein Her » Be 6,348.
Wie tft mir 7, RM.
Wie 2 2 groß 3 —*
3,
Wie ta 2 ich geraten preiien 4,549
m A
an fan und man ich
‚2x2
* fanın und ſoll ich Dich a
Mie könnt ich fein vergelien ‚213.
Wie Pöltlich find doch Bedaufen
4, MU
a: En
7
78
Wie kurz iftdoch des Menfchen 4,39.
Wie lange’ steht dur hinterm 5, 516.
Wie lang,oderr, wielangejoll 3,320.
Wie lang ſchlagt ihr mich, ihr 3, 534.
"4, 667.
Wie leuchten, wie jtrahlen 7,341.
Wie lieblich iit dein Wort 4, 549.
Wie Tieblich sit der Boten 7,348.
Wie Tieblih ift der Maien 2, 232.
Wie Iteblich ist die Stille 5, 402.
Wie lieblich iſt mein Los gefallen
5, 486.
Wie lieblich —5* den Ohren 5, 121.
Wie lieblich find die Wohnungen 4,19.
Wie lieblich find doch deine Füße 4,562.
Wie lieblich und wie ſchöne 2, 245.
Wie lieblich winkt fie mir 6, 265.
Wie mächtig jpricht in 6, 282.
Wie mein gerechter Gott nur 3, 419.
Wie muß, o Jeſu, doch 6, 108.
Wie nad) einer Wallerguelle 2, 14.
399, 8,549.
Wie reich an Freud, an 6, 364.
Wiereizend ſchön, Herr Zebaoth 6,526.
BR jehn wir den Frommen 6,
3
Wie fauer iſt doch das menfchliche 5,
614
Wie ſchaumt ſo feierlich 7, 19.
—* As iſts doch, Herr Jeſu Chrift
Wie ſchön iſt unſers Königs 6, 156.
Wie ſchön und lieblich iſt es anzuſehn
‚7, 103:
Wie ſchön leuchtet der Morgenftern
2, 340. 377. 8, 271.
Wie | ön leuchtet der Weifen 3, 171.
Wie ſchön leucht’t uns der Morgen-
ftern 3,7342.
Wie ſchwer, wie ſchwer 5, 223.
Wie eh ich dich mit Jeſu Blut 5, 369.
Wie jehnet fich mein Geift 4, 439.
Wie jelig bin ih, wenn 6, 342. 473.
Wie ſelig iſt der Mann 4, 121.
Wie jelig ift ein gut Gewiſſen 5, 478.
Wie jelig ift ein Ort zunennen 5,432.
Wie ſelig iſt hienieden 7, 75.
Wie’s Gottgefällt, das iſt mein d, 278.
ae gefällt, jo gfällts 2,71. 75.
.
Wie Simeon verſchieden 5, 125
Wie jo bekümmert, liebe Seele 5, 225.
Wie follen wir dir, Vater 6,515.
=. —* ich dich empfangen 3, 317.
|
|
|
|
u Regiſter der Lieder.
Wie ſoll ich, mein Gott, dir 3, 348.
Wie jolft ich jemals Mangel 7, 805.
Wie —* ich meinen Gott nicht 5, 47.
Wie ſo wenig gibts der Seelen 7, 196.
Wie ſtrahlt im Feierkleid die 7, 363.
Wie jüh in früherMorgenftund 7,229.
Wie fü ift dein Gebot 4, 19.
Wie ſüß it ar Neid) 4, 543.
Wie ſüß, mein Water, ift die 6, 226,
Wie fhöricht handelt doc; ein 4, 485.
Wie tief gebeugt auch durch 7, 358,
Wie tren, mein guter Hirte 5, 237,
Wie Zroft aus Engeld Munde 7, 381,
Wie unausſprechlich biſt 6, 406.
Wie vergnüget Gott die Frommen
5, 435.
Wie wenig wird im guten 6, 517.
Wie wichtig iſt doch der Beruf 6, 279,
Wie wird mir dann 6, 333.
Wie wird mir fen, wenn 7,41.
Wie wirds im etvgen Frühling 4, 269.
Wie wird uns ſein, wenn endlich7,243.
Wie —* haſt du gelabet 3, 218.
Wie wohl iſt mir, daß ich 4, 498,
Wie wohl ift mir in meiner 4, 478,
Wie wohl ijt mir, o freund 3, 534.
5, 581. 592. 6, 462. 8,243.
Wie wohl ift mir, went ich 5,407.594,
-
‚ Wie mol id) bin von Herzen mein 2,55,
Wie twirnderbar, o Herr, iſt 7, 245,
Will jemand Chriſti Jünger 5, 569,
Willtommen, du Sonne 3, 245.
— großer Gottesſohn 5,
Willkommen, Held im Streite 5, 483.
Willtommen,holdesMorgenroth7,83.
Willkommen, Jeju, Gottes Sohn 4,
493. 5, 666. *
Willkommen, lieber lieber Tag 7,381.
Willkommen, meitt Heiland 3, 487.
Willkommen, o geweihter Tag 5, 234.
en jei die fröhlich Zeit 1,59,
‚401. -
Willie du der Weisheit Duelle 6,492.
Sur du in der Stille fingen 3, 210.
Wilfft dur recht wohl u. chriſtlich 3, 348.
Willt du dir meine Seel 3,237.
Willt du, daß deine Ned jer 2, 297.
Winter herricht noch weit auf 7, 372.
Wir bitten dich um deinen Segen7,103.
Wir Chriſten all yg frofih 1, 335.
Wir Chriftenleut2,216.354.379.488.
| Wir danken dir für deinem Tod2, 207. -
Wir danken dir, Herr Jeſu Chriſt
2, 207. 210. 232. 266. 3, 115.
a er DT aa Fe.
danken Dir, Herr 2, 276,
danten. dir, lieber Herre 1, 209.
B:
202, za 1iokl) 1arithr (hr Illot Muh
Wir “ en dir, o Herr 7, 228
Wir danken dir, o treuer. 2; 208
Wir daufen Gott, dem heilgeit 5, 302.
Wir danken, Gott, für deine’ 2, 367.
Wir danken Gott für, jeine 2, 18.
Wir daufen Gott ‚mit hohen 2,,76.
Wir danten Gott von Herzen 2, 144.
Wir danken für, die Lehren 5, 454.
Wir danfen, treuer Heiland 7, 244.
Wird das nicht Freude jein 4, 84.
Wir denfen, Gott, der Lieben 4, 549.
Wirf ab von miv das jchwere 5, 592.
Wir] alle deine Noth auf 5, 231.
Wirt alle Sorgen hinter did) 4, 377.
Birf,blöderSiun,den Kummer 4,534.
Wir flehn um deine Guade 7, 167.
Wir geben unsdarauf die dand 6, 76.
Wir gehn auf ernjten Gang 7, 302,
Bir gehn zujammen Hand 7, 384.
Wir glauben all an 1,235. 240. 326.
465. 3,355. 5, 602. 6, 478. 8, 96.
Bir glauben alf und befennen 2, 125.
Wir glauben an den 6, 467.
Wir glauben an.den heitgen 7, 282.
Wir glauben an Gott deu Vater 2,132.
Wir glauben in einen Got 1, 226.
Bir haben auch ein Ojterlamm 3, 44.
Wir haben eine feite Stadt 3, 98.
Wir haben GottesWort gehört 2,245,
Bir haben ihn zur Nu) 6, 322,
WB Megifker: ber Lieder.
Wir habens oft, o Herre Bott 2,295. |
Wir haben jündig Fleiſch 2, 120.
Wir Hindlein danten Gottes 2, 279.
Wir fommen, deine Huld zu 6, BM.
Wir leben und ſchweben 3, 66.
Wir legen uns und ſchlafen 3, 330,
Wir liegen hier zu d, 488.
Wir liegen täglich tu den Streit 3,475.
Wir Mi find. in Adam 4, 34.
Wir Menſchen find zu dem 8, 239.
Wir preifen deine Huld 7, Bl.
Wir rufen, frommer Gott 3, 2830,
Wir rufe zu dir, lieber derr 2, 261.
Wir jhimen ums des 7, 288.
Bir ſchwoͤren, Herr, aufs neue 7,91.
Wir ſehn den laf 6, 870,
Wir find noch von der Heimat 5, 120,
Wir find ungegogne Leute ö, 277.
Wir jind vereint, Here Jeſu 7, 158,
Wir fingem allımut 2; 275.
Wir jingen dir, Immanuel 1, 472.
⸗
79
Wir fingen ere und lobe 1,1185.
Bir julm Gottes Güte 1,1855
Wir trauen, Herr, auf did) '7, 318.
Bir treten in das neue Jahr 7,97.
Wir wandeln hier auf Erden 7, 208.
Wir waren in großem Leib ‘1, 255.
(2, 126.130. —
Wir werden bei den Herrn fein 7, 381.
Wir wiſſen nicht, Herr 3,22: 8,98,
Wir wollen bei dir bleiben 7, 334.
Bir wollen dich nicht halten 7, 229.
Wir wollen fingen heut vor 2, 163.
Wir ziehen hier zur Ruh 4, 500.
Wölt ihr nich mörfen eben 1, 221.
Wo der Herr das Hans nicht 5, 416.
Wo find ih Hilfiund Rath 4, 33.
Wo Gott der Herr nicht bei uns L,
254. 265. 270.473. 8, 117. ©
Wo Gott ein Haus nicht jelber 5, 417.
Wo Gott wicht julfis dat Huß 1, 296,
Wo Sottzum Hans nicht 1, 254.2,54.
Woher fommts, daß der Tod 4, 278.
336 die Erde wartet 7, 24:
Wohlan, nun preistdenherren 2,282
Wohlan, wir jchlagen Hand 7, 97.
Wohlauf, du jühes Saitenfpiel 3,208.
d, 660, =»
Wohlauf, ich bin entfahren 3, 260.
Wohlauf, ihr Bahnbereiter 7, 348.
Wobhlauf, ihr hohlen 4, 159.
Wohlauf, mein Herz, den 7, 408
Wohlauf, mein Herz, zu Bott 3, 347.
et mein Ders, verlah 7, 407.
Wohlauf, ſteht auf, ihr todten 2, 208.
——— zum legten? ,24.480.
Wohlauf, wohlauf, du 4, 689,
Wohlauf zur guten Stunde 3, 333.
Wohl dem, dem Gott all feine 2, 10.
Wohl dem, der allewege 7, 108.
Wohl dem, der bald von 3, 51
Wohl dem, der den Herren 3, 307.
Wohl dem, der feit im Glauben 4, 284.
Wohl dem, der Bott verchret 6, 526.
Wohl dem, der Bott vertraut 4, 549.
Wohl dem, der Wort zum freunde
4, 277. 5,608.
Wohl dem, der Jakobs Bott 5, 217.
Wohl dem, der Iefum lieber 3, 554.
Wohl dem, der in 1, Mi.471.
Wohl dem, der ohne 3, 208. 5, 660.
Wohl den, der * wandelt 6,231.
Wohl dem; der ru wor
Wohl det, der fich mit 4,500.
Wohl dem Menichen, der 3,317. 435.
Wohl dem Menichen, der 2, 27. 106.
80
Wohl dem, welcher überwunden 7,322
Wohl einem Haus, wo 5, 191.
Wohl fliegen, wie vom Strom 7, 280
|
J
*
Wohl mir, JeſuChriſtiwunden 4,526,
Wohl mir, Jeſus meine Freude 3, 369.
Wohl mit Fleiß das bitter 2, 343.
Wohl recht wichtig u. recht 5,56. 8,632.
Wohl ung, der Bater hat uns 7, 243.
Wo ich liege, wo ich jtehe 7, 341.
Vo ich nur geh und wo ich fteh 3,517.
Wo ijt der Schönfte, den ich 5, 581.
Wo iſt meine Sonne blieben 4, 363.
Wo ijt mein Schäflein, das 4, 370.
5, 581. 8, 564.
Wol dem, der Gott heymitellt 1, 297.
Wol denen, die mit Sorg 2, 54.
Wol drey gejellen 1, 217.
Wollt ihr den Herren finden 4, 19.
Wollt ihr wiſſen, was mein 5,232.606.
Wo mein Schaf liegt, ift 6, 158.
Womit ſoll ich dic 4, 402. 6, 473.
7, 470. 8, 348.
Woran fehlt es immermehr 4, 372.
Wort aus unjers Königs 7, 370.
Wort des höchſten Mundes 5, 520.
Wort des Lebens, lautre Quelle 7,243.
Wo joll ich fliehen hin? 3, 33. 271.
4, 151. 8, 228.
Wo joll ich Hin? ein müder 7, 360.
Wo ſoll ich hin? wer 6, 30.
Wo willt du hin, weils 4, 19. 5, 605.
Wunderanfang,herrlichs 3,496.8,499.
Wunderbarer Gnadenthron 3, 348.
Wunderbarer König 5, 606. 6, 30.
112. 8, 343.
Wunderbar warſt du gekommen 7,90.
Wundergroß iſt dieſer 3, 219.
Wunderlich Ding hat ſich 2, 131.
Wunderlich iſt Gottes Schicken 5, 419.
Wurze des mwaldes 1, 178.
ählt den Sand am 7, 319.
age nicht, betrübte Seele 4, 247.
Zaget nicht, wenn Dunfelheiten 6,259.
— Kind, doch großer Gott 5, 344
eige dich uns ohne Hülle 6, 334
euch einher, du Dfterfonne 7, 284.
ein zu deinen 3, 317. 4, 105.
bin, mein Rind, denn 5, 42.
euch, Iſrael, zu deiner Ruh 5, 667.
Zeuch meinen Geift, o Herr 6, 158.
An
— mein Geift 4, 414. 5, 581.
| 8
II. Negifter der Lieder.
meinen Geiſt, treff 4,31. 5, 581.
mid) dir nad) 4, 19. 56. 467.
euch mich, zeuch mich 5, 581.6, 30.
8, 291.
euch mir aus mein ſterblich 7, 254.
euch und nad) dir 3, 446.
euch deine Hand von mir nicht 7,244.
ieht im Frieden eure Pfade 7, 197.
ion, gib dich nur 3, 344. 8, 554.
Zion Hagt mit Angft und 3, 33. 272,
4, 108 8, 46. 552.
air Fürft von Davids 4, 145.
ton jpricht: ich bin verlaffen 3, 16.
Zu den. Höhen aufzufehen 6, 313.
u den Sündern ift er fommen 5,497.
u diejem neuen Jahre zart 1, 227.
u diejer öjterlihen Zeit 2, 376.
u dir aus Herzenägrunde 3, 42.
u dir hab ich mein Augen 1, 449,
u dir, Herr Jeſu, flehe ich 4, 366.
u dir, Herr Jefu, komme 4, 334.
u dir ift meine Seele jtille 6, 399,
u dir mein Herz erhebe 2, 13.
Zu dir, o Fürſt des Lebens 4, 39.
nr dir, oGott imhimmeldroben 3,42.
Zu dir jchrei ih, Gott Vater 2, 54.
Zu dir von Herzensgrunde 2, 14.
Zu dir will ih mich nahen 7, 196.
Zürne nicht auf freche 5, 417.
Zu eſſen das Dfterlemmelin 1, 227.
Zu Gott ift meine Seele ftille 7, 243.
Yu Gott, o Seele, ſchwing 6, 289.
Zu Gott ſchwingt unjer Geift 6, 380.
gi Jeſu fomme doch und thu 5, 231.
Zuletzt gehts wohl 4, 366.
Zum andern Leben wall 7, 226.
Zum Ende geht das alte Jahr 7, 194.
Zum Ernit, zum Ernſt ruft 6, 69.
Zum Fleife ward das Leben 6, 373.
Zum Tiſch des Herrn will ich 5, 125.
um Trojt in unjern 6, 254.
ur Arbeit winkt mir 7, 341.
ur Grabesruh 5, 424. 8, 61.
Zur Jungfrau ward 1,74. 2, 227.
— Mettenzeit gefangen ward 1,228.
Zu fingen will ich heben an 2, 144.
u taufend guter Nacht 5, 447.
weene Jünger gehn mit 5, 454.
Zwei Ding, o Herr, bitt 1, 278.
weierlei bitt ich von dir 3, 316.
mweierlei, o Herr, bitt id) 2, 105.
wei Ort, o Menjch, haft du 3, 519.
wei Stüd bitt id, Herr 4, 97.
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